Das Invalidenversicherungsgesetz von 13. Juli 1899: Handausgabe mit Anmerkungen [Reprint 2021 ed.] 9783112605509, 9783112605493


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Das Invalidenversicherungsgesetz von 13. Juli 1899: Handausgabe mit Anmerkungen [Reprint 2021 ed.]
 9783112605509, 9783112605493

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1899.

vom

Handausgabe mit Anmerkungen von

Dr. jur. Richard Freund, Vorsitzendem der Jnvaliditäts- und Altersvcrsicherungsanstcilt

Berlin.

Berlin I899 I. I. Heines Verlag.

II

Vorbemerkung. Die vorliegende Handausgabe des Invalidenversicherungs­ gesetzes soll dein Praktiker als Hilfsmittel bei Anwendung des

Gesetzes dienen.

Es kam vor Allem darauf an, die umfang­

reichen Abänderungen, welche das bisherige Gesetz erfahren

hat, zu erläutern und auf dieselben hinzuweisen: deswegen sind auch im Text des Gesetzes die Abänderungen durch Druck hervorgehoben.

fetten

Im Uebrigen sind die Materialien des

Gesetzes in ausgedehntem Maße zur Erläuterung herangezogen worden.

Als Einleitung ist eine kurze zusammenfassende Dar­

stellung des Gesetzes vorangeschickt.*) Eine umfassende Kommentirung des Gesetzes, wie sie bereits

für das bisherige Gesetz von mir in demselben Verlage erschienen

ist, bleibt Vorbehalten. Berlin im September 1899. Dr. Freund.

*) Diese Darstellung ist in erweiterter Form als besomderes Büchlein unter dem Titel „Wegweiser durch das Invalidenversicher ungs­ gesetz" in demselben Berlage erschienen.

in

Inhalt Seite

Vorbemerkung.......................................................................... II Einleitung.................................................................................... 1 Jnvalidenverficherungsgesetz vom 13. Juli 1899 . . . 17

I. Umfang und Gegenstand der Versicherung. Bersicherungspflicht............................................................................................17 Besondere Kasseneinrichtungen......................................................................25 Freiwillige Versicherung................................................................................ 29 Gegenstand der Versicherung......................................................................31 Aufbringung der Mittel................................................................................ 39 Voraussetzungen des Anspruchs................................................................ 39 Wartezeit............................................................................................................39 Beitragsleistung................................................................................. 40 Höhe der Beiträge........................................................................................... 42 Gemeinlast. Sonderlast................................................................................ 43 Lohnklassen...................................................................................................... 45 Berechnung der Renten.................................................................................48 Erstattung von Beiträgen........................................................................... 52 Erlöschen der Anwartschaft........................................................................... 55 Entziehung der Invalidenrente................................................................ 57 Ruhen der Rente............................................................................................58 Verhältniß zu anderen Ansprüchen...........................................................59 Unpfändbarkeit der Ansprüche......................................................................61

II. Organisation. A. B.

Mitwirkung der Landesverwaltungsbehörden .... 63 Versicherungsanstalten. 1. Errichtung........................................................................... 67 2. Statut.................................................................................70 3. Vorstand................................................................................. 72 4. Ausschuß........................................................................... 74 5. Rentenstellen......................................................................75 6. Allgemeine Bestimmungen..................................... 80

Ehrenämter........................................................................... 82 Haftung der Mitglieder der Organe................................ 82 Ablehnung der Wahlen..................................................... 82 Abstimmung........................................................................... 83

IV Unbehinderte Ausübung der

Funktionen ....

Beamtenpersonal............................................. 83 Rückversicherungsverbände............................. 84 7. Veränderungen....................................... 84 C. Schiedsgerichte........................................................ 86 D. Reichs-Bersicherungsamt und Landes-Berstcherungsämter. Reichs-Bersicherungsamt........................................................ 88 Landes-Bersicherungsämter .................................................................

83

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III. Verfahren. Feststellung der Rente............................................................................ 91 Auszahlung der Renten...................................................................... 98 Rechnungsstelle ...................................................................................... 99 Bertheilung der Renten.............................................................................100 Erstattung von Beiträgen............................................................................. 102 Entscheidung durch Rentenstellen ............................................................ 103 Marken.............................................................................................................105 Quittungskarte.................................................................................................. 105 Entrichtung der Beiträge durch die Arbeitgeber..................................109 Entrichtung der Beiträge durch die Versicherten................................. 112 Unwirksame Beiträge..................................................................................114 Einziehung der Beiträge............................................................................ 116 Abrundung....................................................................................................... 119 Streitigkeiten.................................................................................................. 119 Kontrole.............................................................................................................122 Vermögensverwaltung..................................................................................123

IV. Schluß-, Straf- und Uebergangsbestimmungen. Krankenkassen..................................................................................................126 Besondere Bestimmungen für Seeleute................................................. 126 Beitreibung....................................................................................................... 126 Zuständige Landesbehörden....................................................................... 127 Zustellungen....................................................................................................... 127 Gebühren und Stempelfreiheit................................................................. 128 Rechtshülfe....................................................................................................... 128 Besondere Kasseneinrichtungen.......................................................................129 Strafbestimmungen.......................................................................................131 Übergangsbestimmungen............................................................................ 138 Gesetzeskraft.......................................................................................................143 Anlagen I bis VI.......................................................................................144 Alphabet. Sachregister..................................................................................155

Einleitung.*) Erster Abschnitt. Welche Personen müssen versichert werden und welche können sich freiwillig versichern? Nach dem Gesetz koinmen folgende Arten der Versicherung in Betracht: 1. Bersicherungspflicht und zwar: a) auf Grund ausdrücklicher gesetzlicher Bestimmung, b) auf Grund von Beschlüssen des Bundesraths; 2. Selbstversicherung; 3. Weiterversicherung. I. Bersicherungspflicht auf Grund ausdrücklicher gesetzlicher Bestimmung. Die Bersicherungspflicht tritt nur für diejenigen Personen ein, welche das 16. Lebensjahr vollendet haben und deren Be­ schäftigung gegen Gehalt oder Lohn (Naturalbezüge, Tantiemen) erfolgt. Wird für die Beschäftigung nur freier Unterhalt ge­ währt, wie z. B. öfter bei Lehrlingen, so ist Bersicherungspflicht nicht vorhanden. Auch sind nicht versicherungspflichtig bereits invalide Per­ sonen. Es sind versicherungspflichtig: a) ohne Beschränkung auf eine bestimmte Lohnhöhe, also auch bei Lohnsätzen, welche jährlich 2000 Mk. übersteigen: 1. Arbeiter, Gehülfen, Gesellen und Lehrlinge. Ausgenommen von der Bersicherungspflicht sind Per­ sonen des Soldatenstandes, welche dienstlich als Arbeiter be­ schäftigt werden. 2. Dienstboten (über die sog. höheren Hilfskräfte des Haushalts vergl. unten b 3). 3. Personen der Schiffsbesatznng deutscher Seefahrzeuge und von Fahrzeugen der Binnenschifffahrt (über die Schiffsführer vergl. unten b 5). *) Die fettgedruckten Worte im Texte bezeichnen die durch das neue Gesetz erfolgten Abänderungen.

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Einleitung.

b) mit Beschränkung auf eine bestimmte Lohnhöhe, d. h. nur dann, wenn der Jahresarbeitsverdienst 2000 Mk. nicht übersteigt: 1. Betriebsbeamte, Werkmeister und Techniker. 2. Handlungsgehülfen und Lehrlinge (ausschließlich der in Apo­ theken beschäftigten Gehülfen und Lehrlinge). 3. Sonstige Angestellte, deren dienstliche Beschäftigung ihren Hauptberuf bildet. Ausgenommen sind unter bestimmter Voraussetzung Beamte des Reichs, der Bundesstaaten, der Kommunalver­ bände, der auf Grund dieses Gesetzes errichteten Versicherungs­ anstalten und zugelassenen Kasseneinrichtungen. 4. Lehrer und Erzieher (beiderlei Geschlechts). Ausgenommen von der Versicherungspflicht sind Lehrer und Erzieher an öffentlichen Schulen oder Anstalten, so­ lange sie lediglich zur Ausbildung für ihren zukünftigen Beruf beschäftigt werden oder sofern ihnen eine Anwartschaft auf Pension im Mindestbetrage der Invalidenrente nach den Sätzen der ersten Lohnklasse gewährleistet ist; desgleichen Personen, welche Unterricht gegen Entgelt ertheilen, sofern dies während ihrer wissenschaftlichen Ausbildung für ihren zukünftigen Lebensberuf geschieht. Ueber Befreiung von der Versicherungspflicht auf Antrag vergl. unten. 5. Schiffsführer. Auch vorübergehende Beschäftigung macht versicherungspflichtig; doch bestimmt der Bundesrath die Ausnahmen hiervon. Auch ist der Bundesrath befugt zu bestimmen, daß Ausländer, welchen der Aufent­ halt im Jnlande nur für eine bestimmte Dauer behördlich gestattet ist und die nach Ablauf dieser Zeit in das Ausland zurückkehren muffen, der Bersicherungspflicht nicht unterliegen. Auf ihren Antrag sind von der Versicherungspflicht zu be­ freien : 1. Personen, welchen vom Reiche, von einem Bundesstaat, einem Kommunalverband, einer Bersichernngsanstalt oder zngelaffenen Kaffeneinrichtung Pensionen, Wartegelder oder ähnliche Bezüge im Mindestbetrage der Invalidenrente nach dem Satze der ersten Lohnklasse bewilligt sind. 2. Personen, welchen auf Grund ihrer früheren Beschäftigung als Lehrer oder Erzieher an öffentlichen Schulen oder Anstalten Pensionen u. s. w. (wie zu 1) bewilligt sind. 3. Personen, welchen auf Grund der reichsgesetzlichen Bestimmungen über die Unfallversicherung der Bezug einer jährlichen Rente von mindestens demselben Betrage wie zu 1 zusteht.

Einleitung.

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4. Personen, welche das 70. Lebensjahr vollendet haben. 5. Personen, welche Lohnarbeit nur in bestimmten Jahreszeiten für nicht mehr als 12 Wochen oder überhaupt für nicht mehr als 50 Tage im Jahr iibernehmen, im Uebrigen aber ihren Lebens­ unterhalt als Betriebsnnternehmer oder anderweit selbständig er­ werben, oder ohne Lohn oder Gehalt thätig sind, so lange für dieselben nicht bereits 100 Wochen lang Beiträge entrichtet sind. 2er Antrag auf Befreiung von der Bersicherungspflicht kann zurückgenommen werden, alsdann tritt die Bersichernngspfiicht wieder in Kraft. II. Brsicherungspflicht auf Grund eines Beschlusses des Bundesraths. Durch Beschluß des Bundesraths kann die Bersicherungspflicht für befimmte Berufszweige allgemein oder mit Beschränkung auf ge­ wisse Sezirke erstreckt werden: 1. auf Gewerbetreibende und sonstige Betriebsunternehmer, welche nicht regelmäßig wenigstens einen Lohnarbeiter beschäftigen, 2. auf Hausgewerbetreibende ohne Rücksicht auf die Zahl der von ihnen beschäftigten Lohnarbeiter. III. Selbstversichernng. folgende Personen sind befugt, freiwillig in die Versiche­ rung ;inzu tret en, solange sie das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben: 1. Die unter I b genannten Personen, sofern ihr Jahresarbeitsverdienst mehr als 2000 Mk. aber nicht über 3000 Mark beträgt. 2. Gewerbetreibende und sonstige Betriebsunternehmer, welche nicht regelmäßig mehr als zwei versichernngspflichtige Lohnarbeiter be­ schäftigen, sowie Hansgewerbetreibende. 3. Personen, welche der Bersichernngspfiicht nicht unterliegen, a) weil sie nur gegen freien Unterhalt beschäftigt werden. b) weil ihre vorübergehende Beschäftigung durch Beschluß des Bundesraths für nicht verfichernngspflichtig erklärt worden ist. IV. Weiterversicherung. Pasonen, welche aus einem die Bersicherungspflicht (vergl. I und II) oba* die Selbstversicherung (vergl. unter III) begründenden Verhält­ nisse aisscheiden, sind befugt, die Versicherung fortzusetzen. Begeben sich Bersichrte ins Ausland, so find sie berechtigt, die Versicherung dort sortzuschen. Zweiter Abschnitt.

Wo hat die Versicherung zu erfolgen? De Versicherungsanstalten und ihre Organisation. 2ie Versicherung erfolgt bei den Versicherungsan­ staltei, welche vom Staate für größere Bezirke errichtet

1*

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Einleitung.

worden sind. Es sind int Ganzen 31 solcher Anstalten errichtet, in Preußen zumeist für jede Provinz eine Anstalt, so für die Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Westfalen und den Stadtkreis Berlin je eine Anstalt. Andere Provinzen sind mit benachbarten Bundesstaaten zu einer gemein­ samen Anstalt vereinigt. Es sind folgende Anstalten errichtet worden: (Die eingeklammerten Namen bezeichnen den Sitz der Anstalt.) 1. für die Provinz Ostpreußen. (Königsberg.) 2. „ „ Provinz Westpreußen. (Danzig.) 3. „ „ Provinz Brandenburg. (Berlin.) 4. „ „ Provinz Pommern. (Stettin.) 5. „ „ Provinz Posen. (Posen.) 6. „ „ Provinz Schlesien. (Breslau.) 7. „ „ Provinz Westfalen. (Münster.) 8. „ den Stadtkreis Berlin. (Berlin.) 9. „ die Provinz Schleswig-Holstein und das Fürstenthum Lübeck. (Kiel.) 10. „ Rheinprovinz, die Hohenzollernschen Lande und das Fürsten­ thum Birkenfeld. (Düsseldorf.) 11. „ Provinz Sachsen und das Herzogthum Anhalt. (Merseburg.) 12. „ Provinz Hannover und die Fürstenthümer Pyrmont, Schaumburg-Lippe und Lippe. (Hannover.) 13. „ Provinz Hessen-Nassau und das Fürstenthum Waldeck. (Kassel.) 14. den Regierungs-Bezirk Oberbayern. (München.) 15. „ Reg.-Bez. Niederbayern. (Passau.) 16. „ „ „ Pfalz. (Speyer.) 17. „ „ „ Oberfranken. (Bayreuth.) 18. „ „ „ Oberpfalz und Regensburg. (Regensburg.) 19. „ „ „ Mittelfranken. (Ansbach.) 20. „ „ „ Unterfranken und Aschaffenburg. (Würzburg.) 21. „ „ „ Schwaben und Neuburg. (Augsburg.) 22. das Königreich Sachsen. (Dresden.) 23. „ Königreich Württemburg. (Stuttgart.) 24. „ Großherzogthum Baden. (Karlsruhe.) 25. „ Großherzogthum Hessen. (Darmstadt.) 26. „ Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin undMecklenburgStrelitz. (Schwerin.) „ Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach, die Herzogzogthümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg-Gotha, sowie die Fürstenthümer Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Reuß ä. L., Reuß j. L. (Weimar.)

Einleitung.

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28. für das Herzogthum Oldenburg. (Oldenburg.) 29. „ „ Herzogthum Braunschweig. (Braunschweig.) 30. „ die Freien und Hansastädte Lübeck, Bremen und Hamburg. (Lübeck.) 31. „ „ Reichslande Elsaß-Lothringen. (Straßburg.) Eine Zusammenlegung, Theilung oder Aufhebung bestehender Berstcherungsanftalten bedarf der Zustimmung des Reichstages. Die Versicherung erfolgt bei derjenigen Versicherungsanstalt, in deren Bezirk die betr. Person beschäftigt wird. Ein anderer als der jeweilige Beschäftigungsort hat als Ort der Versicherung zu gelten: 1. bei Gewerbebetrieben, deren Natur es mit sich bringt, daß einzelne Arbeiten an wechselnden Orten außerhalb der Betriebsstätte ausgeführt werden, wie etwa bei dem Gewerbebetrieb eines Zimmermeisters oder eines Schornsteinfegers; hier soll immer der Sitz des Gewerbebetriebs als Beschästigungsort gelten; 2. bei Betriebsverwaltungen, in denen einzelne Arbeiten an wechselnden, in verschiedenen Gemeindebezirken ge­ legenen Orten auszuführen sind, z. B. öffentliche Wasser- oder Wege­ bauten, Telegraphenverwaltungen, sowie Privatbetrieben ähnlicher Art, wie Privatbahnen; hier soll vorbehaltlich besonderer Regelung durch die höhere Verwaltungsbehörde derjenige Ort als Beschäftigungsart gelten, an welchem die mit der unmittelbaren Betriebsleitung betraute Stelle ihren Sitz hat; 3. bei land- und forstwirthschastlichen, über mehrere Gemeindebezirke sich erstreckenden Betrieben. Hier gilt bei Arbeitern, welche für den Gesammtbetrieb ohne Beschränkung auf dessen einzelne örtliche Theile angenommen sind, als Beschästigungsort der Sitz des

Betriebs gemäß § 44 des Unfallversicherungsgesetzes für Land- und Forstwirthschaft. Die vorstehenden Bestimmungen gelten auch dann, wenn die verschiedenen Beschäftigungsorte nicht innerhalb des Bezirks der gleichen Versicherungsanstalt liegen. Abgesehen hiervon ist, soweit die Beschäftigung in einem Betriebe stattsindet, dessen Sitz in dem Bezirk einer anderen Versicherungsanstalt belegen ist, die Bersichernng des gesammten Betriebs bei der Versicherungsanstalt des Betriebssitzes nur mit Zustimmung der betheiligten Versicherungsanstalten zulässig. Eine billige Rücksichtnahme auf begründete Wünsche der betheiligten Unter­ nehmer ist hierbei zu erwarten. Ein Recht, die Durchführung der ge­ summten Versicherung am Sitze seines Betriebs zu beanspruchen, ist aber dem Unternehmer für den Fall Vorbehalten worden, daß die von ihm an verschiedenen Orten beschäftigten Personen Mitglieder einer für seinen Betrieb errichteten Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse sind. Findet aus einem inländischen Betriebe eine vorübergehende Be­ schäftigung im Auslande statt, so erfolgt die Versicherung bei der Versicherungsanstalt des Betriebsbesitzes.

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Einleitung.

Neben den Versicherungsanstalten kann der Bundesrath unter be­ stimmten Voraussetzungen besondere Kasseneinrichtungen insbesondere für Betriebe des Reichs, des Staats und der Kommunalverbände zu­ lassen, bei welchen alsdann die Versicherung unter Befreiung von der Versicherungspflicht bei der Versicherungsanstalt erfolgen kann. (Zu­ gelassene Kasseneinrichtnngen.) Die Organisation der Versicherungsanstalten ist folgender­ maßen geordnet: An der Spitze der Versicherungsanstalt steht ein aus Beamten (Staats- bezw. Kommunalbeamten) gebildeter Vorstand. Neben den Beamten müssen dem Vorstände Vertreter der Arbeitgeber und der Versicherten angehören. Für jede Versicherungsanstalt wird ferner ein aus Vertretern der Arbeitgeber und Versicherten bestehender Aus schuß gebildet. Die Mitglieder des Ausschusses werden gewählt von den Beisitzern der unteren Verwaltungsbehörden und der Renten­ stellen (vergl. unten). Zu den Obliegenheiten des Ausschusses gehört insbesondere die Feststellung des Voranschlages für die Versicherungs­ anstalt und die Wahl der dem Vorstande angehörigen Vertreter der Arbeitgeber und Versicherten. Die gesammte Verwaltung der Versicherungsanstalt, insbesondere die Entscheidung über Rentenansprüche (vergl. jedoch unten), und die Vertretung der Anstalt nach außen liegt den: Vorstande ob.

Die bislang nlögliche Bildung eines Anfsichtsraths ist in Fortfall gekommen. Desgleichen ist die Einrichtung der Vertrauensmänner weg­ gefallen; an deren Stelle treten die vollkommener ansgestalteten unteren Verwaltungsbehörden bezw. die Rentenstellen. Der unteren Verwaltungs­ behörde werden Vertreter der Arbeitgeber und Versicherten beigegeben, welche von den Krankenkassen-Vorständen gewählt werden. Die Haupt­ funktion der unteren Verwaltungsbehörde ist die Entgegennahme von Renten-Anträgen und die Begutachtung derselben, sodann der An­ träge auf Entziehung von Renten, die Benachrichtigung des Vorstandes der Versicherungsanstalt über geeignete Fälle für die Einleitung der Krankenfttrsorge (vergl. unten S. 14) und die Ausknnftsertheilung über alle die Invalidenversicherung betreffenden Angelegen­ heiten. An Stelle dieser unteren Verwaltungsbehörden können nun zur Wahrnehmung der denselben obliegenden Geschäfte besondere Rentenstellen errichtet werden. Die Rentenstelle besteht aus einem ständigen Vor­ sitzenden und Vertretern der Arbeitgeber und Versicherten als Beisitzer; sie ist ein Organ der Versicherungsanstalt und hat die Eigenschaft einer öffentlichen Behörde. Der Vorsitzende wird von dem Kommunalverbande bezw. der Landeszentralbehörde bestellt, die Beisitzer werden von den Krankenkassen-Vorständen gewählt. Der Rentenstelle kann von der

Einleitung.

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Landesregierung statt der bloßen Begutachtung der Rentenanträge die Entscheidung über dieselben in erster Instanz an Stelle des Vor­ standes der Versicherungsanstalt übertragen werden. Die Aufsicht über die Versicherungsanstalten führt das Reichs­ versicherungsamt bezw. das betr. Landesversicherungsamt. Die Einrichtung des Staatskommiffars bei den Bersichernngsanstalten ist in Wegfall gekommen. Jede Versicherungsanstalt verwaltet ihre Einnahmen und ihr Ver­ mögen selbstständig. Die durch die Bewilligung der Renten (vergl. Vierter Abschnitt) entstehende Belastung wird zum großen Theile von allen Versicherungsanstalten gemeinschaftlich getragen (Gemeinlast). Um diese Gemeinlast zu decken, werden vom 1. Januar 1900 ab von jeder Versicherungsanstalt 40 Prozent der eingehenden Beiträge buch­ mäßig ansgeschieden.

Dritter Abschnitt.

In welcher Weise erfolgt die Versicherung bezw. die Beitragsleistung? Die Quittungßkarte. Die Marken. Mit dem Eintritt einer Person in eine versicherungspflichtige Be­ schäftigung (siehe oben unter I und II) beginnt die Pflicht zur Beitrags­ leistung. Die Beitragsleistung erfolgt durch Einkleben von Marken in eine Quittungskarte. Die Quittungskarte enthält für das Einkleben der Marken 56 Felder, sie wird von den durch die Landesregierung bestimmten Be­ hörden (Ausgabestelle), z. B. in Berlin von den Polizei-Revieren, aus­ gestellt. Die Eintragung eines Urtheils über die Führung oder die Leistungen des Inhabers, sowie sonstige Vermerke sind unzulässig; auch ist die Einbehaltung der Quittungskarte nach Einkleben der Marken wider den Willen des Inhabers untersagt. Ist die Quittungskarte vollgeklebt, so ist sie bei der Ausgabestelle zum Umtausch einzu­ reichen; über den Inhalt der eingereichten Karte (Zahl der Marken in den einzelnen Lohnklassen u. s. w.) erhält der Inhaber von der Aus­ gabestelle eine Bescheinigung. Verlorene, unbrauchbar ge­ wordene oder g e st o h l e n e Quittungskarten werden durch neue ersetzt, in welche dann die nachweisbar in der alten Karte geleisteten Beiträge übertragen werden. Eine Quittungskarte verliert ihreGültigkeit, wenn sie nicht innerhalb zweier Jahre nach dem auf der Karte ver­ zeichneten Ausstellungstage zum Umtausch eingereicht wird. Die Marken sind bei allen Postanstalten und sonstigen von der Versicherungsanstalt eingerichteten Verkaufsstellen käuflich. Jede Ver­ sicherungsanstalt giebt ihre besonderen Marken aus und es müssen

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Einleitung.

Marken derjenigen Versicherungsanstalt verwendet werden, welche für die Versicherung der betr. Person zuständig ist (vergl. Zweiter Abschnitt). Bei freiwilliger Versicherung haben die betr. Personen Marken der­ jenigen Versicherungsanstalt zu verwenden, in deren Bezirk sie be­ schäftigt sind oder, sofern eine Beschäftigung nicht stattfindet, sich aufh alt en. Versicherte, die im Ausland die Versicherung fortsetzen, haben Marken derjenigen Versicherungsanstalt zu verwenden, in deren Bezirk sie zuletzt beschäftigt waren oder sich aufgehalten haben. Bis jetzt wurden nur Wochenmarken ausgegeben, d. h. Marken, welche den Beitrag für eine Woche darstellten. In Zukunft bestimmt das Reichsversicherungsamt die Zeitabschnitte, für welche Marken aus­ gegeben werden sollen, so daß z. B. auch Vierwochen-Marken ausgegeben werden können. Die Marken sind nicht alle gleichwerthig. Die sämmt­ lichen Versicherten werden nämlich in fiinf Lohnklassen eingetheilt und für jede Lohnklasse werden besondere Marken ausgegeben. Es werden nach der Höhe des Jahresarbeitsverdienstes folgende Lohnklassen ge­ bildet :

Klasse I bis zu 350 Mk. einschließlich „ II von mehr als 350 Mk. bis 550 Mk., 550 850 „ III 850 1150 „ IV 1150 „ V

Es ist aber zu beachten, daß für die Zugehörigkeit der Versicherten zu den einzelnen Lohnklassen nicht der that­ sächliche Jahresarbeitsverdienst maßgebend ist, sondern ein Durchschnitts betrag, welcher ins besondere nach folgen­ den Bestimmungen berechnet wird: a) für diejenigen Versicherten, welche Mitglieder einer Orts­ krankenkasse, Betriebskrankenkasse, Bau- oder Fabrikkranken­ kasse sind, gilt als Jahresarbeitsverdienst der 300fache Betrag des für ihre Krankenkassenbeiträge maßgebenden durch­ schnittlichen Tagelohns. b) Für solche Versicherte, welche nicht einer unter a genannten Krankenkasse angehören, gilt als Jahresarbeitsver­ dienst der 300 fache Betrag des für den Beschäftigungsort maßgebenden ortsüblichen Tagelohns gewöhnlicher Tage­ arbeiter. Doch kann von der höheren Verwaltungsbehörde für einzelne Berufszweige ein anderer Jahresarbeitsverdienst festgesetzt werden. Lehrer und Erzieher gehören zur IV. Lohnklasse, sofern nicht ein Jahresarbeitsverdienst von mehr als 1150 Mk. nachgewiesen ist. Der Arbeitgeber wird nach diesen Bestimmungen zu berechnen

Einleitung.

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haben, in welche Lohnklasse seine Arbeiter, Gehülfen und Dienstboten gehören iittb alsdann die für diese Lohnklassen ausgegebenen Marken zu beschaffen haben. Es können jedoch Arbeitgeber und Versicherte vereinbaren, daß die Versicherung in einer höheren Lohnklasse erfolgen soll, als sich nach den obigen Bestinlmungen ergeben würde. Der Ver­ sicherte kann aber auch verlangen, daß die Versicherung in einer höheren Lohnklasse erfolgt; in diesen! letzteren Falle ist jedoch der auf den Arbeitgeber entfallende Theil des Beitrages nicht nach der höheren, sondern nach der maßgebenden Lohnklasse zu berechnen. Freiwillig Versicherten steht die Wahl der Lohnklasse frei, die Zusatzmarke kommt in Wegfall.

Der Einheitssatz für den Beitrag ist der Wochenbeitrag; die Beiträge werden nicht für Tage, sondern nur für Wochen geleistet. Der Wochenbeitrag beträgt in Lohnklasse I . . 14 Pfg II . . 20 „ III . . 24 „ IV 30 „ V . . 36 „ Zur Leistung der Beiträge sowie zum Einkleben der Marken ist der Arbeitgeber verpflichtet. Der Versicherte ist verpflichtet, fiir die Ausstellung der Quittungskarte Sorge zu tragen und dieselbe behufs Einklebens der Marken vorzulegen. Ist der Versicherte mit einer Karte nicht versehen oder lehnt er die Vorlegung der Karte ab, so ist der Arbeitgeber berechtigt, für Rechnung des Versicherten eine solche anzu­ schaffen. Die Entrichtung der Beiträge erfolgt nun in der Weise, daß der Arbeitgeber bei der Lohnzahlung für die Dauer der Be­ schäftigung die entsprechende Anzahl Marken einklebt. Doch kaun auch die Berficherungsanstalt bestimmen, daß die Marken zn andern alS den Lohnzahlungs-Terminen beiznbringen sind, z. B. erst bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Zeiten der mit Erwerbsunfähigkeit verbundenen Krankheit oder­ militärischer Dienstleistung werden, ohne daß Beiträge ent­ richtet zu werden brauchen, mit folgenden Maßgaben in An­ rechnung gebracht:

a) Bor den in Rede stehenden Zeiten muß die betr. Person eine die Versicherungspflicht begründende Beschäftigung nicht lediglich vorübergehend ausgenommen haben. b) Es kommen nur volle Wochen zur Anrechnung. c) Die Anrechnung der Krankheitszeit geschieht nur bis zur Dauer eines Jahres. d) Die an eine Krankheit anschließende Genesungszeit wird der

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Einleitung.

Krankheit gleich geachtet; ebenso das Wochenbett für höchstens 6 Wochen von der Entbindung an gerechnet. Das Einkleben der Marken erfolgt der Reihe nach in die Felder der Quittungskarte. Marken für einen zwei Wochen übersteigenden Zeitraum müssen entwerthet werden, also z. B. jede 4 Wochen-Marke. Findet die Beschäftigung nicht während der ganzen Woche bei demselben Arbeitgeber statt, so ist von demjenigen Arbeitgeber, welcher den Versicherten zuerst beschäftigt, der volle Wochenbeitrag zu entrichten. Hat dieser Arbeitgeber seinen Verpflichtungen nicht genügt, oder hat der Versicherte nicht etwa selbst die Marke eingeklebt (vergl. unten), so hat derjenige Arbeitgeber, welcher den Versicherten in der­ selben Woche weiterhin beschäftigt, den Beitrag zu entrichten, doch steht ihm gegen den ersten Arbeitgeber ein Ersatzanspruch zu. Wenn auch der Arbeitgeber zunächst zur Leistung der vollen Bei­ träge verpflichtet ist, so ist der Versicherte verpflichtet, sich die Hälfte der Beiträge bei den Lohnzahlungen einbehalten zu lassen. Die Arbeit­ geber dürfen nur auf diesem Wege des Lohnabzugs den auf die Versicherten entfallenden Betrag wieder einziehen. Sind Abzüge bei einer Lohnzahlungsperiode unterblieben, so dürfen sie nur noch bei der nächsten Lohnzahlung nachgeholt werden. Bersicherungspflichtige Personen sind auch befugt, an Stelle der Arbeitgeber die Beiträge selbst zu entrichten; in diesem Falle steht ihnen gegen den Arbeitgeber Anspruch auf Erstattung der Hülste der geleisteten Beiträge zu, die Marken müssen aber entwerthet sein. Der Anspruch auf Erstattung ist bei der Lohnzahlung geltend zu machen; ist das bei einer Lohnzahlung unterblieben, so kann der Anspruch nur bei der nächstfolgenden Lohnzahlung nachgeholt werden. Wenn Personen, welche der Versicherungspflicht nicht unterliegen, weil sie nur gegen freien Unterhalt oder vorübergehend beschäftigt sind sich während der Beschäftigung freiwillig versichern, so steht ihnen gegen den Arbeitgeber, welcher zur Beitragsleistnng verpflichtet wäre, Anspruch auf Erstattung der Hälfte der Bei­ träge zu. Die nachträgliche Entrichtung von Beiträgen für eine versicherungs­ pflichtige Beschäftigung ist nach Ablauf von zwei Jahren seit der Fällig­ keit unzulässig. Durch Nichtleistung der Beiträge tritt ein Erlöschen der Anwartschaft auf Rente u. s. w. (vergl. unter Abschnitt IV) ein,

und zwar a) bei versicherungspflichtigen Personen dann, wenn während zweier Jahre nach dem auf der Ouittungskarte verzeichneten Ausstellungstage nicht wenigstens 20 Beitragswochen auf

Einleitung.

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Grund einer versicherungspflichtigen Beschäftigung oder der Weiterversicherung geleistet sind, b) bei selbstversicherten Personen dann, wenn während der genannten Frist nicht wenigstens 40 Beiträge entrichtet worden sind.

Vierter Abschnitt. Welche Ansprüche erwachsen dem Versicherten aus der Versicherung? Invalidenrente. Altersrente. Rückerstattung von Beiträgen. Krankenfürsorge. Sonstige Leistungen. I. Invalidenrente. Anspruch auf Invalidenrente hat derjenige Versicherte, a) dessen Erwerbsfähigkeit dauernd auf weniger als ein Drittel herabgesetzt ist, b) welcher wahrend 26 Wochen ununterbrochen erwerbsunfähig gewesen ist, für die weitere Dauer der Erwerbsunfähigkeit. Ist die Erwerbsunfähigkeit durch einen Unfall hcrbeigesührt, so besteht ein Anspruch auf Invalidenrente nur insoweit, als die zu gewährende Invalidenrente die Unfallrente übersteigt. Ein Anspruch auf Invalidenrente steht dem Versicherten nicht zu, wenn er die Erwerbsunfähigkeit vorsätzlich herbeigeführt hat. Es kann ferner die Gewährung der Invalidenrente ganz oder theilweise versagt werden, wenn der Versicherte sich die Erwerbsunfähigkeit bei Begehung eines durch strafgerichtliches Urtheil festgestellten Verbrechens oder vorsätzlichen Vergehens zugezogen hat. An Stelle der Rente kann dem Rentenempfänger auf seinen An­ trag Aufnahme in ein Jnvalidenhans gewährt werden. Ist der Rentenberechtigte ein Ausländer, so kann er, falls er seinen Wohnsitz im Deutschen Reiche aufgiebt, mit dem dreifachen Be­ trage der Jahresrente abgefunden werden. Voraussetzung für jeden Anspruch auf Invaliden­ rente ist, daß der Versicherte bereits eine Zeit lang Beiträge geleistet hat (Wartezeit, Karenzzeit). Die Wartezeit beträgt a) 200 Beitragswochen, wenn mindestens 100 Beiträge auf Grund der Berficherungspflicht geleistet sind, b) 500 Beitragswochen in allen anderen Fällen. Als Beitragswochen gelten auch die Krankheits- und Militär­ dienstzeiten (vergl. S. 9). Die Höhe der Invalidenrente wird in folgender Weise berechnet:

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Einleitung.

Zum Grundbetrage wird für jede verwendete Marke ein bestimmter Betrag (Steigerungssatz) zugerechnet. Der Grundbetrag beläuft sich für die Lohnklaffe I auf 60 Mk. „ „ „ II ,, 70 „ „ „ III „ 80 „ . . IV „ 90 ,, ,, ,, V „ 100 Der Steigerungssatz beträgt für jede Woche der Lohnklaffe I 3 Pf. H tf ft ft ff II 6 H ff ft ff ff UI 8 TV 10 ft tf ft tf ft x ’ v1 12 ft tf ft tt tf Für Krankheits- und Militärdienstzeiten (v'rrgl. S. 9) wird der Steigerungssatz der Lohnklasse II berechnet. Zu dem Grundbetrage und dem Steigerungssatze tritt ein fester Zuschuß des Reichs für jede Rente in Höhe von 50 Mk. (ReichsZuschuß). Die Invalidenrente beginnt mit dem Tage, an welchen: der Ver­ lust der Erwerbsfähigkeit eingetreten ist. Für Zeiten die länger als ein Jahr vom Eingänge des Rentenantrages an zurückliegen, wird je­ doch Rente nicht gewährt. Die Rente kann dem Empfänger wieder entzogen werden, wenn er nicht mehr als erwerbsunfähig auzusehen ist. Außerdem ruht das Recht auf Bezug der Rente in gewissem Umfange und unter bestimmten Voraussetzungen für Personen, welche Unfall­ rente, Pensionen oder Wartegelder beziehen, für Personen, welche eine Freiheitsstrafe von längerer Dauer als 1 Monat verbüßen, für Personen, welche nicht im Jnlande ihren gewöhnlichen Aufenthalt

haben. Den Gemeinden oder Armenverbänden, welche den Rentenempfänger während der Zeit unterstützt haben, für welche dem­ selben ein Anspruch auf Rente zustand, ist durch Ueberweisung von Rentenbeträgen Ersatz zu leisten. Die Uebertragung von Rentenansprüchen auf Dritte, sowie deren Verpfändung oder Pfändung kann nur in be­ schränktem Maße und unter ganz bestimmten Voraussetzungen rechts­ wirksam erfolgen. II. Altersrente.

Anspruch auf Altersrente hat derjenige Versicherte, welcher das 70. Lebensjahr vollendet hat, ohne Rücksicht auf das Vorhandensein

Einleitung.

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von Erwerbsunfähigkeit. Für die Altersrente ist gleichfalls eine Wartezeit vorgeschrieben, sie beträgt 1200 Beitragswochen. Auf diese Wartezeit werden jedoch unter bestimmten Voraussetzungen Versicherten, welche zur Zeit, als die Bersicherungspflicht für sie in Kraft trat, das 40. Lebebensjahr vollendet haben, für jedes volle Jahr, um welches ihr Lebensalter zu diesem Zeitpunkte das vollendete 40. Jahr überstiegen

hat, 40 Wochen in Anrechnung gebracht. Die Altersrente setzt sich zusammen aus dem festen Reichszuschuß von 50 Mk. und einem Betrage, welcher sich beläuft in der Lohnklasse I auf 60 Mk. II n 00 „ III „ 120 „ IV „ 150 „ ISO „ V Hat ein Versicherter während der Dauer seiner Versicherung in verschiedenen Lohnklassen Beiträge geleistet, so wird der Durchschnitt der diesen Beiträgen entsprechenden Altersrente gewährt. Die Altersrente beginnt frühestens mit dem ersten Tage des 71. Lebensjahres; auch hier wird für länger als 1 Jahr zurückliegende Zeiten Rente nicht gewährt. Bezüglich der Unterbringung in ein Jnvalidenhaus, des Ruhens der Rente, des Ersatzes an Armenverbände und der Uebertragung von Rentenansprüchen, gelten dieselben Bestimmungen wie bei der Invaliden­ rente (siehe S. 11 und 12). III. Rückerstattung von Beiträgen. a) Weiblichen Personen, welche eine Ehe eingehen, steht ein Anspruch auf Erstattung der Hälfte der für sie ge­ leisteten Beiträge zu, wenn mindestens für 200 Wochen Bei­ träge geleistet sind.

b) Versicherten, welche durch einen Unfall dauernd erwerbs­ unfähig werden, denen in Folge dessen (siehe S. 11) ein Anspruch auf Invalidenrente nicht zusteht, ist auf ihren Antrag die Hälfte der für sie geleisteten Beiträge zu er­ statten. c) Wenn ein männlicher Versicherter, für welchen mindestens für 200 Wochen Beiträge entrichtet sind, verstirbt, so steht der Wittwe bezw. den ehelichen Kindern unter 15 Jahren Anspruch auf Erstattung der Hälfte der für den Verstorbenen geleisteten Beiträge zu.

d) Wenn eine weibliche Versicherte, für welche mindestens für 200 Wochen Beiträge entrichtet worden sind, verstirbt, so

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Einleitung.

steht den hinterlassenen vaterlosen*) Kindern unter 15Jahren ein Anspruch auf Erstattung der Hälfte der für die Betstorbene entrichteten Beiträge zu.**) Die Bestimmungen zu c und d finden keine Anwendung, venn den Hinterbliebenen aus Anlaß des Todes des Versicherten Unfrllrenten gewährt werden, wenn ferner eine die Invaliden- oder Alcersrente bewilligende Entscheidung dem Verstorbenen bei seinen Lebzeiten bereits zugestellt war. IV. Krankenfürsorge. Die Versicherungsanstalt ist befugt, für einen erkrankten Ver­ sicherten zur Verhütung der einen Rentenanspruch begründenden Er­ werbsunfähigkeit das Heilverfahren eintreten zu lassen. Die Unter­ bringung des Erkrankten in einem Krankenhause oder in einer Rokonvaleszenten-Anstalt ist zulässig; ist aber der Erkrankte verheirathet oder hat er eine eigene Haushaltung, oder ist er Mitglied der Haus­ haltung seiner Familie, so bedarf es hierzu seiner Zustimmung. Die Krankenkasse hat der Versicherungsanstalt aus dem dem Ver­ sicherten etwa zustehenden Krankengelde Ersatz zu leisten. Während des Heilverfahrens ist an die Angehörigen des Versicherten, deren Unterhalt er bisher aus seinem Arbeitsverdienste bestritten hat, eine Unterstützung zu zahlen. Entzieht sich der Versicherte dem Heilverfahren, so kann ihm später die Rente auf Zeit ganz oder theilweise versagt werden, falls nachgewiesen wird, daß die Invalidität durch sein Verhalten veranlaßt ist. Die Versicherungsanstalt kann auch das Heilverfahren für eine Person einleiten, welche bereits Invalidenrente bezieht, falls nämlich begründete Annahme vorhanden ist, daß der Rentenempfänger bei Durchführung des Heilverfahrens die Erwerbsfähigkeit wieder er­ langen werde. Entzieht sich der Rentenempfänger dem Heilverfahren, so kann ihm die Rente mit den obigen Maßgaben entzogen werden. V. Sonstige Leistungen. Die Versicherungsanstalt kann Ueberschüffe ihres Berutögens zu andern als den unter I—IV genannten Leistungen im wirthschastlichen Jntereffe der der Versicherungsanstalt angehörenden Rentenempfänger, Versicherten, sowie ihrer Angehörigen, verwenden. Hierzu bedarf es aber eines übereinstimmenden Beschlusses von Vorstand unb Aus­ schuß der Versicherungsanstalt, sowie der Genehmigung des Bundes­ raths.

*) Ebenso, wenn der Ehemann sich von der häuslichen Gemein­ schaft ferngehalten und sich der Pflicht der Unterhaltung der Kinder entzogen hat. **) War die weibliche Person wegen Erwerbsunfähigkeit des Ehe-

Einleitung.

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Fünfter Abschnitt. In welcher Weise werden die Ansprüche geltend gemacht?

I. Rentenansprttche. Der Antrag auf Bewilligung einer Rente ist bei der für den Wohnort oder Beschäftigungsort des Versicherten zuständigen unteren Verwaltungsbehörde oder Rentenstelle (falls eine solche entrichtet ist vergl. S. 6) anzumelden. Der Anmeldung sind die zur Begründung des Anspruchs nothwendigen Beweisstücke beizufügen, so insbesondere die letzte Quittungskarte nebst Aufrechnungsbescheinigungen, Geburtsurkunde (für die Altersrente), ärztliches Attest (für die Invaliden­ rente). Die untere Verwaltungsbehörde bezw. Rentenstelle hat die zur Klarstellung des Sachverhalts erforderlichen Ermittelungen vorzu­ nehmen und demnächst den Rentenantrag mit ihrer gutachtlichen Aeußerung an den Vorstand der Versicherungsanstalt zur Entscheidung zu übersenden. Ist sie der Ansicht, daß die gutachtliche Aeußerung gegen die Gewährung der Rente abzugeben ist, so hat sie vor Ab­ gabe des Gutachtens den Rentenantrag in einer mündlichen Verhand­ lung unter Zuziehung je eines Vertreters der Arbeitgeber und der Versicherten zu erörtern. Der Rentenbewerber ist in jedem Falle von dem Termin zur mündlichen Verhandlung zu benachrichtigen. Die mündliche Verhandlung unter Zuziehung der Beisitzer unter­ bleibt, wenn das Gutachten für die Bewilligung der Rente lautet; wenn aber in diesem Falle der Vorstand der Versicherungsanstalt diesem befürwortendem Gutachten nicht entsprechen zu können glaubt, so ist der Rentenantrag vom Vorstand nochmals an die untere Ver­ waltungsbehörde bezw. Rentenstelle zwecks Anhörung der Bei­ sitzer zurückzugeben. Wird der Rentenansprnch vom Vorstand der Versicherungs­ anstalt anerkannt, so ist die Höhe und der Beginn der Rente sofort festzustellen und dem Rentenbewerber hierüber ein schriftlicher Bescheid zu ertheilen, aus welchem die Berechnung der Rente hervor­ geht. Wird der Rentenanspruch nicht anerkannt, so ist ein schriftlicher mit Gründen versehener Bescheid dem Rentenbewerber zuzustellen. Der Rentenbewerber kann den ablehnenden Bescheid sowie die Feststellung der Höhe oder des Beginns der Rente durch Berufung an das Schiedsgericht anfechten. Die Berufung muß binnen einem Monat nach Zustellung des Bescheides bei dem Schiedsgerichte eingelegt werden. Gegen die Entscheidung des Schiedsgerichts steht dem Renten­ mannes Ernährer der Familie, so steht ein gleicher Erstattungsanspruch dem hinterlassenen Wittwer zu,

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Einleitung.

Bewerber und dem Borstand der Versicherungsanstalt das Rechtsmittel der Revision zu. Die Revision ist beim Reichsversicherungsamt binnen einem Monat nach Zustellung der schiedsgerichtlichen Entscheidung

einzulegen. Eine rechtskräftige Eutscheidung über einen Rentenanspruch kann nur nach Maßgabe der Vorschriften der Civilprozeßordnung über die Wiederaufnahme des Verfahrens angefochten werden. Der Rentenstelle, (nicht der unteren Verwaltungsbehörde) kann auch von der Landesregierung statt der bloßen Begutachtung die Entscheidung über die Rentenanträge übertragen werden. Wird von der Landesregierung eine diesbezügliche Bestimmung getroffen, so wird der Rentenantrag nicht an den Vorstand der Versicherungsanstalt abge­ geben, sondern die Rentenstelle entscheidet selbst in erster Instanz. Das Verfahren gestaltet sich dann folgendermaßen: Die Versagung der beantragten Rente oder die Gewährung eines geringeren Renten­ betrages kann nur durch die Rentenstelle in der Besetzung von 3 Mitgliedern (Vorsitzender und je ein Vertreter der Arbeitgeber und Versicherten) erfolgen. Wird der Rentenanspruch ganz oder zum Theil anerkannt, so hat der Vorsitzende der Rentenstelle nach Ertheilung des Bescheides die Akten dem Vorstände der Versicherungsanstalt zu übersenden, welcher gegen den Bescheid Berufung beim Schiedsgericht

einlegen kann. Die Auszahlung der Rente geschieht durch diejenige Post­ anstalt, in deren Bezirk der Empfangsberechtigte seinen Wohnsitz hat. Verlegt der Empfangsberechtigte seinen Wohnsitz, so hat aus seinen Antrag der Vorstand der Versicherungsanstalt die Rente der Postanstalt des neuen Wohnsitzes zur Auszahlung zu überweisen. II. Erstattung von Beiträgen. Der Anspruch auf Erstattung von Beiträgen ist bei der unteren Verwaltungsbehörde bezw. Rentenstelle (falls eine solche errichtet ist, vergl. S. 6) des Wohnorts oder des letzten Beschästigungsorts anzu­ melden. Dem Anträge sind die zur Begründung desselben erforder­ lichen Beweisstücke beizufügen, so insbes. die letzte Quittungskarte, die Aufrechnungsbescheinigungen, Heirathsurkunde, Geburtsurkunden der Kinder, Sterbeurkunde des Versicherten. Die untere Verwaltungsbehörde bezw. Rentenstelle sendet die Verhandlungen dem Vorstände der Versicherungsanstalt, welcher über den Anspruch einen schriftlichen Bescheid zu ertheilen hat. Gegen diesen Bescheid steht dem Erstattungsberechtigten die Beschwerde an das Reichsverficherungsamt binnen einem Monat nach der Zustellung des Be­

scheides zu. Auch die Entscheidung über

die Erstattung von Beiträgen in

Versicherungspflicht.

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erster Instanz kann durch die Landesregierung den Rentenstellen übertragen werden. Eine Mitwirkung von Beisitzern findet hier nicht statt. Gegen den Bescheid der Rentenstelle, wodurch der Anspruch auf Beitragserstattung ganz oder zum Theil anerkannt wird, steht dem Borstande der Versicherungsanstalt die Beschwerde an das Reichsver­ sicherungsamt zu.

III. Krankenfürsorge. Der Antrag auf Uebernahme der Krankenfürsorge für einen Ver­ sicherten ist bei dem Vorstand der Versicherungsanstalt zu stellen; doch kann auch der Antrag an die untere Verwaltungsbehörde bezw. Renten­ stelle gerichtet werden. Dem Anträge sind beizufügen die letzte Quittungs­ karte, die Aufrechnungsbescheinigungen sowie ein ärztliches Attest, in welchem bescheinigt wird, daß als Folge der Krankheit der Eintritt der Invalidität zu besorgen ist, und daß durch ein geeignetes Heilverfahren diese Folge verhütet werden kann. Eine Beschwerde gegen die Ab­ lehnung des Antrags findet nicht statt.

Ziivalirenvcrslcheruligsgesctz. Vom 13. Juli 1899.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen rc. verordnen im Namen des Reichs, nach er­ folgter Zustimmung des Bundesraths und des Reichstags, was folgt: An die Stelle des Gesetzes, betreffend die Jnvaliditätsund Altersversicherung, vom 22. Juni 1889 (Reichs-Gesetzbl. S. 97) und des Gesetzes, betreffend die Abänderung des § 157 des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes, vom 8. Juni 1891 (Reichs-Gesetzbl. S. 337) treten die nachstehenden Be­ stimmungen.

I. Umfang und Gegenstand der Versicherung. § 1. Versicherungspflicht. Nach Maßgabe der Bestimmungen dieses Gesetzes werden vom vollendeten sechzehnten Lebensjahr ab versichert: 1. Personen, welche als Arbeiter, Gehülfen, Gesellen, Lehr­ linge oder Dienstboten gegen Lohn oder Gehalt beschäftigt werden; 2. Betriebsbeamte, Werkmeister und Techniker, Handlungs­ gehülfen und -Lehrlinge (ausschließlich der in Apotheken beschäftigten Gehülfen und Lehrlinge), sonstige Angestellte,

Versicherungspflicht.

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erster Instanz kann durch die Landesregierung den Rentenstellen übertragen werden. Eine Mitwirkung von Beisitzern findet hier nicht statt. Gegen den Bescheid der Rentenstelle, wodurch der Anspruch auf Beitragserstattung ganz oder zum Theil anerkannt wird, steht dem Borstande der Versicherungsanstalt die Beschwerde an das Reichsver­ sicherungsamt zu.

III. Krankenfürsorge. Der Antrag auf Uebernahme der Krankenfürsorge für einen Ver­ sicherten ist bei dem Vorstand der Versicherungsanstalt zu stellen; doch kann auch der Antrag an die untere Verwaltungsbehörde bezw. Renten­ stelle gerichtet werden. Dem Anträge sind beizufügen die letzte Quittungs­ karte, die Aufrechnungsbescheinigungen sowie ein ärztliches Attest, in welchem bescheinigt wird, daß als Folge der Krankheit der Eintritt der Invalidität zu besorgen ist, und daß durch ein geeignetes Heilverfahren diese Folge verhütet werden kann. Eine Beschwerde gegen die Ab­ lehnung des Antrags findet nicht statt.

Ziivalirenvcrslcheruligsgesctz. Vom 13. Juli 1899.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen rc. verordnen im Namen des Reichs, nach er­ folgter Zustimmung des Bundesraths und des Reichstags, was folgt: An die Stelle des Gesetzes, betreffend die Jnvaliditätsund Altersversicherung, vom 22. Juni 1889 (Reichs-Gesetzbl. S. 97) und des Gesetzes, betreffend die Abänderung des § 157 des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes, vom 8. Juni 1891 (Reichs-Gesetzbl. S. 337) treten die nachstehenden Be­ stimmungen.

I. Umfang und Gegenstand der Versicherung. § 1. Versicherungspflicht. Nach Maßgabe der Bestimmungen dieses Gesetzes werden vom vollendeten sechzehnten Lebensjahr ab versichert: 1. Personen, welche als Arbeiter, Gehülfen, Gesellen, Lehr­ linge oder Dienstboten gegen Lohn oder Gehalt beschäftigt werden; 2. Betriebsbeamte, Werkmeister und Techniker, Handlungs­ gehülfen und -Lehrlinge (ausschließlich der in Apotheken beschäftigten Gehülfen und Lehrlinge), sonstige Angestellte,

Versicherungspflicht.

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erster Instanz kann durch die Landesregierung den Rentenstellen übertragen werden. Eine Mitwirkung von Beisitzern findet hier nicht statt. Gegen den Bescheid der Rentenstelle, wodurch der Anspruch auf Beitragserstattung ganz oder zum Theil anerkannt wird, steht dem Borstande der Versicherungsanstalt die Beschwerde an das Reichsver­ sicherungsamt zu.

III. Krankenfürsorge. Der Antrag auf Uebernahme der Krankenfürsorge für einen Ver­ sicherten ist bei dem Vorstand der Versicherungsanstalt zu stellen; doch kann auch der Antrag an die untere Verwaltungsbehörde bezw. Renten­ stelle gerichtet werden. Dem Anträge sind beizufügen die letzte Quittungs­ karte, die Aufrechnungsbescheinigungen sowie ein ärztliches Attest, in welchem bescheinigt wird, daß als Folge der Krankheit der Eintritt der Invalidität zu besorgen ist, und daß durch ein geeignetes Heilverfahren diese Folge verhütet werden kann. Eine Beschwerde gegen die Ab­ lehnung des Antrags findet nicht statt.

Ziivalirenvcrslcheruligsgesctz. Vom 13. Juli 1899.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen rc. verordnen im Namen des Reichs, nach er­ folgter Zustimmung des Bundesraths und des Reichstags, was folgt: An die Stelle des Gesetzes, betreffend die Jnvaliditätsund Altersversicherung, vom 22. Juni 1889 (Reichs-Gesetzbl. S. 97) und des Gesetzes, betreffend die Abänderung des § 157 des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes, vom 8. Juni 1891 (Reichs-Gesetzbl. S. 337) treten die nachstehenden Be­ stimmungen.

I. Umfang und Gegenstand der Versicherung. § 1. Versicherungspflicht. Nach Maßgabe der Bestimmungen dieses Gesetzes werden vom vollendeten sechzehnten Lebensjahr ab versichert: 1. Personen, welche als Arbeiter, Gehülfen, Gesellen, Lehr­ linge oder Dienstboten gegen Lohn oder Gehalt beschäftigt werden; 2. Betriebsbeamte, Werkmeister und Techniker, Handlungs­ gehülfen und -Lehrlinge (ausschließlich der in Apotheken beschäftigten Gehülfen und Lehrlinge), sonstige Angestellte,

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Bersicherungspflicht.

deren dienstliche Beschäftigung ihren Hauptberuf bildet, sowie Lehrer und Erzieher, sämmtlich sofern sie Lohn oder Gehalt beziehen, ihr regelmäßiger Jahresarbeitsver­ dienst aber zweitausend Mark nicht übersteigt, sowie 3. die gegen Lohn oder Gehalt beschäftigten Personen der Schiffsbesatzung deutscher Seefahrzeuge (§ 2 des Gesetzes vom 13. Juli 1887, Reichs-Gesetzbl. S. 329) und von Fahrzeugen der Binnenschiffahrt, Schiffsführer jedoch nur

dann, wenn ihr regelmäßiger Jahresarbeitsverdienst au Lohn oder Gehalt zweitausend Mark nicht über­ steigt. Die Führung der Reichsflagge auf Grund der gemäß Artikel II § 7 Abs. 1 des Gesetzes vom 15. März 1888 (Reichs-Gesetzbl. S. 71) ertheilten Ermächtigung macht das Schiff nicht zu einem deutschen Seefahrzeug im Sinne dieses Gesetzes. 1. Werkmeister und Techniker sind nach dem neuen Gesetz nur dann versicherungspflichtig, wenn ihr Jahresarbeitsverdienst 2000 Mark nicht übersteigt; sie sind nach dem Vorgänge der Gewerbe­ ordnung und des Krankenversicherungsgesetzes den Betriebsbeamten gleichgestellt worden. 2. Sonstige Angestellte, deren dienstliche Beschäfti­ gung ihren Hauptberuf bildet; hierunter fallen alle diejenigen Personen, bereit Thätigkeit in wirthschaftlicher und sozialer Beziehung diejenige des Arbeiters übersteigt und derjenigen des Betriebsbeamten gleich oder nahe steht, die aber bisher der Versicherung nicht unter­ lagen, weil ihre Beschäftigung nicht in einem „Betriebe" erfolgte, so z. B. die höheren Hilfskräfte des Haushalts wie Haus­ damen, Privatsekretäre, ferner städtische Beamte ohne Pensions­ wartschaft, die in einem Zweige der regiminellen Thätigkeit der Stadt­ verwaltung beschäftigt werden. Alle diese Personen sind jetzt ver­ sicherungspflichtig, sofern ihr Jahresarbeitsverdienst 2000 Mark nicht übersteigt. Eine fernere Voraussetzung ist, daß die dienstliche Beschäftiguna den Hauptberuf bildet. Ausgenommen sind z. B. pÄtische Fleischbeschauer oder Gemeindeschreiber, welche das kommunale Amt nur nebenher gegen geringfügiges Entaeld betreiben, deren wirlhschaftliche Existenz im Uebrigen in einer anderen, nicht versicherungs­ pflichtigen selbstständigen Thätigkeit begründet ist; ebenso Privatsekretäre, welche dies Amt nur für einige Stunden am Tage gegen geringfügiges Entgeld nebenher betreiben, deren Hauptberuf eine andere Thätigkeit bildet, (vgl. Motive 239). 3. Neueinbezogen in die Bersicherungspflicht sind Lehrer und Erzieher und zwar sowohl männliche wie weibliche Personen. Es handelt sich hier nur um Lehrer uno Erzieher an Privatanstalten oder in Privathäusern, denn Lehrer und Erzieher an öffentlichen Schulen unterliegen der Bersicherungspflicht nicht, sobald bestimmte Voraussetzungen vorhanden sind (vgl. § 5 Absatz 1). Privatlehrer, welchen auf Grund ihrer ftüheren Thätigkeit an öffentlichen Schulen Pensionen oder ähnliche Bezüge bewilligt sind, können auf Antrag

Bersicherungspflicht.

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von der Bersicherungspflicht befreit werden (vgl. § 6 Absatz 1). Der Bersicherungspflicht unterliegen nicht Personen, welche während ihrer wissenschaftlichen Ausbildüng für ihren zukünftigen Lebensberuf Unterricht gegen Entgeld ertheilen, also z. B. Studenten oder Candidaten. Für die Bersicherungspflicht ist es unwesentlich, ob der Lehrer die Stunden in einer Privatanstalt, in einem Privatyause oder in seiner eigenen Behausung giebt. Bei Lehrern, welche aus der Ertheiluna von Unterricht in verschiedenen Häusern ein Gewerbe machen, ist zur Leistung der Beiträge derjenige Arbeitgeber (Haus­ haltungsvorstand) verpflichtet, bei welchem die Beschäftigung zuerst in oer Woche erfolgte (vgl. § 140 Absatz 2). Die Bersicherungspflicht tritt nur dann ein, wenn die Lehrthätigkeit gegen Lohn oder Gehalt erfolgt und wenn der Jahresarbeitsverdrenst 2CXJ0 Marr nicht übersteigt. Mitglieder geistlicher Genossenschaften, welche sich der Lehrthätigkeit widmen, unterliegen der Versicherungspflicht nicht, wenn ihre Lehrtätigkeit nicht gegen Entgelt erfolgt. Für Lehrer und Erzieher ist ausdrücklich bestimmt, daß ihre Ver­ sicherung mindestens in der Lohnklasse IV. zu erfolgen hat. Wird ein höherer Jahresarbeitsverdienst als 1150 Mark nachgewiesen, so erfolgt die Versicherung in der Loynklasse V (vgl. § 34 Absatz 3). 4. Schiffsführer unterliegen gleichwie die Betriebsbeamten der Bersicherungspflicht nur dann, wenn ihr Jahresarbeitsverdienst 2000 Mk. nicht übersteigt. § 2

Durch Beschluß des Bundesraths kann die Vorschrift des § 1 für bestimmte Berufszweige allgemein oder mit Be­ schränkung auf gewisse Bezirke auch 1. auf Gewerbetreibende und sonstige Betriebsunternehmer, welche nicht regelmäßig wenigstens einen Lohnarbeiter be­ schäftigen, sowie 2. ohne Rücksicht auf die Zahl der von ihnen beschäftigten Lohnarbeiter auf solche selbständige Gewerbetreibende, welche in eigenen Betriebsstätten im Auftrag und für Rechnung anderer Gewerbetreibenden mit der Herstellung oder Be­ arbeitung gewerblicher Erzeugnisse beschäftigt werden (Haus­ gewerbetreibende), erstreckt werden, und zwar auf letztere auch dann, wenn sie die Roh- und Hülfsstoffe selbst beschaffen, und auch für die Zeit, während welcher sie vorübergehend für eigene Rechnung arbeiten.

Durch Beschluß des Bundesraths kann bestimmt werden, 1. daß und inwieweit Gewerbetreibende, in deren Auftrag und für deren Rechnung von Hausgewerbetreibenden (Abs. 1 Ziffer 2) gearbeitet wird, gehalten sein sollen, rücksichtlich der Hausgewerbetreibenden und ihrer Gehülfen, Gesellen und Lehrlinge die in diesem Gesetze den Arbeitgebern auf­ erlegten Verpflichtungen zu erfüllen,

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Versicherungspflicht.

2. daß und inwieweit Gewerbetreibende, in deren Auf­ trage Zwischenpersonen (Ausgeber, Faktoren, Zwischen­ meister rc.) gewerbliche Erzeugnisse Herstellen oder be­ arbeiten lassen, gehalten sein sollen, rückfichtlich der von den Zwischenpersonen hierbei beschäftigten Haus­ gewerbetreibenden (Abs. 1 Ziff. 2) und deren Ge­ hülfen, Gesellen und Lehrlinge die in diesem Gesetze den Arbeitgebern auferlegten Verpflichtungen zu erfüllen. 1. Allgemein oder mit Beschränkung auf gewisse Be­ zirke: hiernach braucht die Erstreckung der Berstcherungspflicht durch oen Bundesrath nicht nothwendig das ganze Reichsgebiet zu umfassen, sondern es kann mit Rücksicht auf die örtliche Verschiedenheit in oen Betriebsbedingungen desselben Berufszweiges eine Beschränkung auf einzelne Bezirke erfolgen. 2. In vielen Zweigen der Hausindustrie wird der Geschäftsverkehr zwischen den Fabrikanten uno den Hausgewerbetreibenden durch Zwischenpersonen (Ausgeber, Faktoren, Zwischenmeister rc.) vermittelt. Häufig sind diese Geschäftsvermittler nur Angestellte oder Beauftragte des Fabrikanten und bewirken für letzteren die Abrechnung mit den Hausindustriellen. In diesen Fällen versehen die Zwischen­ personen als Stellvertreter oder bevollmächtigte Betriebsleiter des Fabrikanten dessen Obliegenheiten auch hinsichtlich Des Arbeitgeberbeitrags. Ist aber die Stellung der Zwischenpersonen eine solche, daß sie aus der Arbeitsvermittelung ein selbständiges Gewerbe machen, indem sie zwar im Auftrag anderer Gewerbetreibender, aber für eigene Rechnung gewerbliche Erzeugnisse herstellen oder bearbeiten lassen und diese dann in mehr oder weniger fertigem Zustand an den Fabrikanten (Konfektionär u. s. w.) abliefern, dann find sie selbst diejenigen Ge­ werbetreibenden, für deren Rechnung und in deren Auftrage von den von ihnen beschäftigten Hausgewerbetreibenden gearbeitet wird, und dann können nach dem bisher geltenden Gesetze nur sie zur Zahlung der Arbeitgeberbeiträge für ihre Hausgewerbetreibenden verpflichtet werden, nicht aber die Fabrikanten selbst, welche doch die Arbeit für ihren Ge­ schäftsbetrieb in Bestellung gegeben haben. Dem Bundesrathe ist nun die Möglichkeit gegeben, in solchen Fällen die Fabrikanten selbst, in deren Auftrage die Zwischen­ personen arbeiten lassen, zu den Verpflichtungen der Arbeit­ geber, insbesondere den Arbeitgeberbeiträgen für die hier­ bei beschäftigten Hausgewerbetreibenden heranzuziehen. Der Fabrikant wird dadurch in erwünschter Weise in ein näheres Ver­ hältniß zu den für ihn, wenn auch nur indirekt durch Bermittelung von Zwischenpersonen, arbeitenden Hausgewerbetreibenden gebracht. Es erscheint nur billig, daß Fabrikanten (Konfektionäre rc.) auch dann, wenn sie durch Geschäftseinrichtungen der bezeichneten Art eine direkte Beschäftigung zahlreicher Versicherter, deren Arbeit sie für ihren Ge­ schäftsbetrieb gleichwohl bedürfen, vermeiden, wenigstens zu deren Ver­ sicherung beitragen, so daß die Lasten der Arbeitgeber nicht den in der Regel in einer weniger günstigen Lage sich befindenden Zwischenpersonen aufgebürdet zu werden brauchen. (Mot. S. 243.)

Versicherungspflicht.

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3. In Gemäßheit des Abs. 1 Ziffer 2 hat der Bundesrath bisher die Bersicherungspflicht erstreckt a) aus Die Hausgewerbetreibenden in der Tabakfabrikation durch Bekanntmachung vom 16. Dezember 1896, b) auf einen großen Theil der Hausgewerbetreibenden in der Textil-Jndustrie durch die Bekanntmachungen vom 1. Äcärz 1894 und 9. November 1895. Die Bekanntmachungen des Bundesraths sind in der Anlage abgedruckt.

§ rr.

Als Lohn oder Gehalt gelten auch Tantiemen und Natural­ bezüge. Für dieselben wird der Durchschnittswerth in Ansatz gebracht; dieser Werth wird von der unteren Verwaltungs­ behörde festgesetzt. Eine Beschäftigung, für welche als Entgelt nur freier Unterhalt gewährt wird, gilt im Sinne dieses Gesetzes nicht als eine die Versicherungspflicht begründende Beschäftigung.

8 4. Durch Beschluß des Bundesraths wird bestimmt, inwieweit vorübergehende Dienstleistungen als versicherungspflichtige Be­ schäftigung im Sinne dieses Gesetzes nicht anzusehen sind. Der Bundesrath ist befugt, zu bestimmen, daß Aus­ länder, welchen der Aufenthalt im Jnlande nur für eine bestimmte Dauer behördlich gestattet ist und die nach Ab­ lauf dieser Zeit in das Ausland zurückkehren müssen, der Bersicherungspflicht nicht unterliegen. Sofern eine solche Bestimmung getroffen wird, haben Arbeitgeber, welche solche Ausländer beschäftigen, nach näherer Bestimmung des ReichsVerficherungsamts denjenigen Betrag an die Versicherungs­ anstalt zu zahlen, den sie für die Versicherung der Aus­ länder aus eigenen Mitteln würden entrichten müssen (§ 27 Abs. 3), wenn deren Bersicherungspflicht bestände. 1. Bon der Befugniß, vorübergehende Beschäftigung als nicht versicherungspflichtig zu erklären, hat der Bundesrath bereits Gebrauch gemacht. Vgl. die in der Anlage abgedruckten Bekanntmachungen vom 24. Dezember 1891, 24. Januar 1893 und 31. Dezember 1894. 2. Für die in Deutschland beschäftigten ausländischen Arbeiter, welchen der Aufenthalt in Deutschland nur für eine bestimmte Zeit ge­ stattet ist, liegt eine gewisse Härte darin, daß sie zu den Lasten der Versicherung beitragen müssen, wiewohl sie aller Wahrscheinlichkeit nach in den meisten Fällen einen Anspruch an die Versicherungsanstalt nicht geltend machen werden. Um diese Härte zu mildern, ist dem Bundes­ rath die Befugniß ertheilt, zu bestimmen, daß solche Ausländer der Bersicherungspflicht nicht unterliegen. Um aber dre Arbeitgeber solcher ausländischen Arbeiter nicht vor Den Arbeitgebern inländischer Arbeiter

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Bersicherungspflicht.

zu bevorzuAen oder um die Beschäftigung ausländischer Arbeiter nicht zu begünstigen, ist gleichzeitig bestimmt, daß die betreffenden Arbeit­ geber den Theil der Beiträge, welcher bei der Versicherung der aus­ ländischen Arbeiter auf sie entfallen würde, an die Versicherungsanstalt zu zahlen haben. Ausländische Arbeiter können übrigens nach dem neuen Gesetz die Versicherung im Auslande freiwillig fortsetzen (vgl. § 145 Absatz 1).

§ 5. Beamte des Reichs, der Bundesstaaten und der Kommunal­ verbände sowie Lehrer und Erzieher an öffentlichen Schulen oder Anstalten unterliegen der Versicherungspflicht nicht, so­ lange sie lediglich zur Ausbildung für ihren zukünftigen Beruf beschäftigt werden oder sofern ihnen eine Anwart­ schaft auf Pension im Miudestbetrage der Invalidenrente nach den Sätzen der ersten Lohnklaffe gewährleistet ist. Beamte der Versicherungsanstalten und zugelafsenen besonderen Kaffeneinrichtungen unterliegen derVerficherungspflicht nicht, sofern ihnen eine Anwartschaft auf Pension in der im Abs. 1 bezeichneten Höhe gewährleistet ist. Der Versicherungspflicht unterliegen ferner nicht Personen, welche Unterricht gegen Entgelt ertheilen, sofern dies während ihrer wiffenschaftlichen Ausbildung für ihren zu­ künftigen Lebensberuf geschieht, Personen des Soldaten­ standes, welche dienstlich als Arbeiter beschäftigt werden, sowie Personen, welchen auf Grund der reichsgesetzlichen Be­ stimmungen eine Invalidenrente bewilligt ist. Der Versicherungspflicht unterliegen endlich nicht diejenigen Personen, deren Erwerbsfähigkeit in Folge von Alter, Krankheit oder anderen Gebrechen dauernd auf weniger als ein Drittel herabgesetzt ist. Dies ist dann anzunehmen, wenn sie nicht mehr im Stande find, durch eine ihren Kräften und Fähigkeiten entsprechende Thätigkeit, die ihnen unter billiger Berücksichtigung ihrer Ausbildung und ihres bisherigen Berufs zugemuthet werden kann, ein Drittel desjenigen zu erwerben, was körperlich und geistig gesunde Personen derselben Art mit ähnlicher Ausbildung in der­ selben Gegend durch Arbeit zu verdienen pflegen. 1. Anwartschaft auf Pension; der Pensionsanspruch braucht also noch nicht erworben zu sein, es genügt die Anwartschaft auf Er­ werbung des Pcnsionsanspruchs. Hiernach sind Kommunalbeamte, welche erst nach Vollendung einer gewissen Dienstzeit den Pensionsanspruch er­ werben, schon von Antritt ihres Amts an von der Versicherung befreit. 2. Im Mindestbetrage der Invalidenrente nach den Sätzen der ersten Lohnklasse; die Fassung ist ungenau, da die

Bersicherungspflicht.

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Höhe der Invalidenrente in den einzelnen Lohnklassen von der Anzahl der Steigerungssätze abhängt, so sollte es wohl heißen: Pension in Höhe des Mindestbetrages u. s. w. Dieser Mindestbetrag ist 50+60+200x3 = 116 Mark. 3. Gewährleistet ist; der Pensionsanspruch der Kommunal­ beamten braucht also nicht nothwendig gegen die Anstellungs-Gemeinde zu bestehen, sondern es genügt z. B. ein Anspruch gegen eine Kasse, welcher die Beamten beizutreten verpflichtet sind, und deren Sicherheit nicht in Frage gestellt ist. 4. Die Beamten der Versicherungsanstalt und der zugelassenen Kasseneinrichtungen sind oen Kommunalbeamten gleichgestellt; es ist aber zu beachten, daß bei diesen Beamten die Be­ freiung von der Bersicherungspflicht während der Ausbildungszeit nicht stattfindet. 5. Das neue Gesetz beseitigt die bisher bestandene Verschiedenheit in der Bestimmung desjenigen Maßes von Erwerbsunfähigkeit, welches die Bersicherungspflicht ausschließen und desjenigen, welches den An­ spruch auf Invalidenrente begründen soll (vgl. §15 Absatz 2). Die bisherige komplicirte Berechnung des Mindestverdienstes ist in Wegfall gekommen. Das Gesetz setzt den Versicherten, dessen Erwerbsunfähigkeit festzustellen ist, in Verhältniß zu einem körperlich und geistig gesunden Lohnarbeiter derselben Art. Es wird nicht von einem abstrcmen „Normalarbeiter" ausgegangen, sondern von Personen gleicher Art mit ähnlicher Aus­ bildung, also von einem Versicherten, der im Wesentlichen die gleichen Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt, welche der Rentenbewerber nach menschlicher Voraussicht haben würde, wenn er sich im Vollbesitze seiner geistigen und körperlichen Gesundheit befände. Es ist dabei das bis­ herige Arbeitsfeld des Rentenbewerbers nicht allein maßgebend, viel­ mehr kommt es darauf an, was ihm, allerdings unter billiger Berück­ sichtigung seiner Ausbildung und bisherigen Berufsthätigkeit, an Lohn­ arbeit auf dem gesammten wirtschaftlichen Erwerbsgebiet füglich noch zugemuthet werden kann. Auch die Bedenken der Aerzte gegen eine ziffernmäßige Berechnung der Invalidität sind durch die neue Bestimmung beseitigt (vgl. Mot. 247).

8 6. Auf ihren Antrag sind von der Bersicherungspflicht zu be­ freien Personen, welche vom Reiche, von einem Bundesstaat, einem Kommunalverband, einer Versicherungsanstalt oder zugelassenen besondere» Kaffeneinrichtung, oder welchen auf Grund früherer Beschäftigung als Lehrer oder Eiyieher an öffentlichen Schulen oder Anstalten Pensionen, Wartegelder oder ähnliche Bezüge im Mindestbetrage der Invalidenrente nach den Sätzen der ersten Lohuklaffe bewilligt sind, oder welchen auf Grund der reichsgesetzlichen Bestimmungen über Unfallversicherung der Bezug einer jährlichen Rente von mindestens demselben Betrage zusteht. Dasselbe gilt von solchen Personen, welche das fiebenzigste Lebensjahr voll­ endet haben. Ueber den Antrag entscheidet die untere Ber-

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Bersicherungspflicht.

waltungsbehörde des Beschäfttgungsorts. Gegen den Bescheid derselben ist die Beschwerde an die zunächst vorgesetzte Behörde zulässig, welche endgültig entscheidet. Bei Zurücknahme des Antrags tritt die Verficherungspflicht wieder in Kraft. In der gleichen Weise find auf ihren Antrag von der Verficherungspflicht zu befreien Personen, welche Lohnarbeit im Laufe eines Kalenderjahrs nur in bestimmten Jahres­ zeiten für nicht mehr als zwölf Wochen oder überhaupt für nicht mehr als fünfzig Tage übernehmen, im Uebrigen aber ihren Lebensunterhalt als Betriebsunternehmer oder anderweit selbständig erwerben, oder ohne Lohn oder Ge­ halt thättg find, solange für dieselben nicht bereits einhundert Wochen laug Beittäge entrichtet worden sind. Der Bundes­ rath ist befugt, hierüber nähere Bestimmungen zu erlassen. 1. Im Mindestbetrage der Invalidenrente; vgl. Anm. 2 -u § 5. 2. ähnliche Bezüge; die Praxis des Reichsversicherungsamts hat nur solche Bezüge den Pensionen und Wartegeldern gleich behandelt, welche in allen Beziehungen die gleiche Gewähr an Sicherheit bieten, wie die nach diesem Gesetz zu bewilligenden Renten, also in erster Linie auf einem Rechtsansprüche beruhen. Diese Beschränkung ist nicht überall erforderlich; es können pensionsähnliche Bezüge, auch ohne auf einem Rechtsanspruch zu beruhen, thatsächlich in ihrer Fort­ dauer so weit gesichert sein, daß dem Empfänger ohne Gefährdung seiner Interessen die Befugniß gegeben werden kann, aus der Versicherungs­ pflicht auszuscheiden (Mot. 249). Um dies zum Ausdruck zu bringen, sind die Worte „ähnliche Bezüge" eingeschaltet. 3. bewilligt; es genügt die Bewilligung der Pension u. s. w., wenn dieselbe auch aus besonderen Gründen nicht „bezogen" wird. 4. Bisher unterlagen Personen, welche Altersrente bezogen, der Bersicherungspflicht, wenn sie eine versicherungspflichtige Beschäftigung ausübten; die sich hieraus ergebende Beitraaspflicht blieb den Betheiliaten vielfach unverständlich, entsprach auch in vielen Fällen nicht der Billigkeit. Sine obligatorische Befreiung dieser Personen von der Versicherungspflicht empfahl sich deswegen nicht, weil dieselben ost das Interesse und den Wunsch haben können, durch weitere Beitraaszahlung die höhere Invalidenrente demnächst zu erwerben und deshalb die Bei­ tragszahlung unter Beihilfe der Arbeitgeber fortzusetzen. Es ist ihnen deshalb nur die Möglichkeit gegeben, sich von der Bersicherungspflicht zu befreien. Diese Möglichkeit sollen aber alle Personen haben, welche das 70. Lebensjahr vollendet haben, ohne Rücksicht darauf, ob sie schon Altersrente beziehen (vgl. Mot. 249). 5. Das neue Gesetz hebt zur Beseitigung von Zweifeln ausdrück­ lich hervor, daß die Zurücknahme des Befreiungs-Antrages zulässig ist und daß alsdann die Versicherungspflicht wieder in Kraft tritt Die von der Verwaltungsbehörde des Beschäftigungsorts ausßrochene Befreiung von der Bersicherungspflicht wirkt auch beim hsei des Beschäftigungsorts fort.

Besondere Kasseneinrichtungen.

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6. Im Absatz 3 handelt es sich um ganze Kategorien selbständiger Personen, welche, ohne dadurch Berufsarbeiter zu werden, für mehrere aufeinander folgende Wochen in ein Lohnarbeitsverhältniß treten, um nach Beendigung dieser vorübergehenden Arbeit für den großen Rest des Jahres wieder zu ihrer bisherigen selbständigen Beschäftigung zurück­ zukehren. Es handelt sich dabei regelmäßig um eine unter bestimmten örtlichen Verhältnissen zu bestimmten Jahreszeiten sich wiederholende Arbeitsgelegenheit oder Arbeitshäufuna, während welcher die bezeichneten Personen die Gelegenheit zu einem Verdienst „mitzunehmen" pflegen. Dies trifft z. B. zu beim Holzschlag in großen Forstbezirken im Winter, bei der Ernte im Sommer und Herbst, während der Badesaison in einzelnen Badeorten (Mot. 244). Sind aber für diese Personen bereits min­ destens 100 Wochen lang Beiträge entrichtet — sei es in einer frü­ heren anderen oder in der jetzigen Thätigkeit — so kann eine Befreiung auf Antrag nicht mehr eintreten. Diese Einschränkung ist in der zweiten Berathung des Gesetzes durch den Reichstag beschlossen worden.

8 7. Durch Beschluß des Bundesraths kann auf Antrag be­ stimmt werden, daß und inwieweit die Bestimmungen des § 5 Abs. 1 bis 3 und des § 6 Abs. 1 auf Beamte, welche von anderen öffentlichen Verbänden oder von Körperschaften ange­

stellt sind, sowie auf Lehrer und Erzieher an nicht öffent­ lichen Schulen oder Anstalten, sofern diesen Personen eine Anwartschaft auf Pension tut Mindestbetrage der Invaliden­ rente nach den Sätzen der ersten Lohnklasse gewährleistet ist, und auf Personen Anwendung finden sollen, welchen auf Grund früherer Anstellung bei solchen Verbänden oder Körperschaften, Schulen oder Anstalten Pensionen, Warte­ gelder oder ähnliche Bezüge in dem genannten Mindest­ betrage der Invalidenrente bewilligt find. § 8.

Besondere Kasseneinrichtungen.

Berficherungspflichtige Personen, welche in Betrieben des Reichs, eines Bundesstaats oder eines Kommunalverbandes be­ schäftigt werden, genügen der gesetzlichen Bersicherungspflicht durch Betheiligung an einer für den betreffenden Betrieb be­ stehenden oder zu errichtenden besonderen Kasscneinrichtung, durch welche ihnen eine den reichsgesetzlich vorgesehenen Leistungen gleichwerthige Fürsorge gesichert ist, sofern bei der betreffenden Kaffeneinrichtung folgende Voraussetzungen zutreffen: 1. Die Beiträge der Versicherten dürfen, soweit sie für die Invalidenversicherung in Höhe des reichsgesetzlichen An­ spruchs entrichtet werben, die Hälfte des für den letzteren nach 8 32 zu erhebenden Beitrags nicht übersteigen. Diese Bestimmung findet keine Anwendung, sofern in der

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Besondere Kasseneinrichtungen. betreffenden Kaffeneinrichtung die Beiträge nach einem von der Berechnungsweise der §§ 32, 33 abweichenden Ver­ fahren aufgebracht und in Folge dessen höhere Beiträge erforderlich werden, um die der Kasseneinrichtung aus Invaliden- und Altersrenten in Höhe des reichsgesetzlichen Anspruchs obliegenden Leistungen zu decken. Sofern hier­ nach höhere Beiträge zu erheben sind, dürfen die Bei­ träge der Versicherten diejenigen der Arbeitgeber nicht übersteigen.

2. Bei der Verwaltung der Kassen müffe« die Ver­ sicherten mindestens nach Maßgabe des Verhältnisses ihrer Beiträge zu den Beiträgen der Arbeitgeber durch in geheimer Wahl gewählte Vertreter betheiligt sein. 3. Bei Berechnung der Wartezeit und der Rente ist den bei solchen Kasseneinrichtungen betheiligten Personen, soweit es sich um das Maß des reichsgesetzlichen Anspruchs handelt, unbeschadet der Bestimmung des § 46 die bei Versicherungsanstalten (§ 65) zurückgelegte Beitragszeit in Anrechnung zu bringen. 4. Ueber den Anspruch der einzelnen Betheiligten auf Ge­ währung von Invaliden- und Altersrente muß ein schiedsgerichtliches Verfahren unter Mitwirkung von Ver­ tretern der Versicherten zugelassen sein. 5. Wenn für die Gewährung der reichsgesetzlichen Leistungen besondere Beiträge von den Versicherten erhoben werde» oder eine Erhöhung der Beiträge derselben eingetrete» ist oder eintritt, so dürfen die reichsgesetzlichen Renten auf die sonstigen Kassen­ leistungen nur insoweit angerechnet werden, daß der zur Auszahlung gelangende Theil der letzteren für die einzelnen Mitgliederklassen im Durchschnitte minde­ stens den Reichszuschuß erreicht.

Der Bundesrath bestimmt auf Antrag der zuständigen Reichs-, Staats- oder Kommunalbehörde, welche Kassenein­ richtungen (Pensions-, Alters-, Jnvalidenkassen) den vorstehenden Anforderungen entsprechen. Den vom Bundesrath anerkannten Kafseneinrichtungen dieser Art wird zu den von ihnen zu leisten­ den Invaliden- und Altersrenten der Reichszuschuß (§ 35) ge­ währt, sofern ein Anspruch auf solche Renten auch nach den reichsgesetzlichen Bestimmungen bestehen würde.

Besondere Kasseneinrichtungen.

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1. Ueber freiwillige Versicherung bei den Kasseneinrichtungen vgl. § 14. 2. N ach Maß gab e des Verhältnisses ihrer Beiträge zu den Beiträgen der Arbeitgeber; es handelt sich hier nicht nur um die Beitragsleistung für die Renten nach dem Jnvalidenversicherungsgesetz, sondern um die sämmtlichen Beiträge zu der Kassen­ einrichtung (vgl. St. B. 2202).

§ 0. Bom 1. Januar 1891 ab wird die Betheiligung bei solchen vom Bundesrathe zugelassenen Kasseneinrichtungen der Versicherung in einer Versicherungsanstalt gleich geachtet. Wenn bei einer solchen Kasseneinrichtung die Beiträge nicht in der nach §§ 130 ff. vorgeschriebenen Form erhoben werden, hat der Vorstand der Kasseneinrichtung den aus der letzteren ausscheidenden Personen die Dauer ihrer Betheiligung und für diesen Zeitraum die Höhe des bezogenen Lohnes, die Zugehörig­ keit zu einer Krankenkasse sowie die Dauer etwaiger Krankheiten (8 30) zu bescheinigen. Der Bundesrath ist befugt, über Form und Inhalt der Bescheinigung Vorschriften zu erlassen. Die Vorschriften der §§ 6 und 7 finden auch auf die besonderen Kasseneinrichtungen Anwendung (vgl. Mot. 251).

§ 10.

Durch Beschluß des Bundesraths kann auf Antrag bestimmt werden, daß die Bestimmungen der §§ 8, 9 auf Mitglieder anderer Kasseneinrichtungen, welche die Fürsorge für den Fall der Invalidität und des Alters zum Gegenstände haben, An­ wendung finden solle». Die frühere Fassung „oder des Alters" Redaktionsversehen (vgl. Mot. 251).

beruhte auf einem

§ 11. Durch Beschluß des Bundesraths kann der auf Grun­ des Gesetzes vom 13. Juli 1887 (Reichs-Gesetzbl. S. 329) errichteten See-Berufsgenoffenschaft gestattet werden, unter ihrer Haftung eine besondere Einrichtung zu dem Zwecke zu begründen, die Jnvalidenverficherung nach Maßgabe dieses Gesetzes für diejenigen Personen zu übernehmen, welche in den zur Genoffenschaft gehörenden Betrieben oder einzelnen Arten dieser Betriebe beschäftigt werden, sowie für die­ jenigen Unternehmer, welche gleichzeitig der Unfallverficherung und der Jnvalidenverficherung unterliegen. Eine solche Einrichtung darf jedoch nur gestattet werden, wenn für die Hinterbliebenen der darin verficherten Personen von der Genoffenschaft zugleich eine Wittwen- und Waisenversorgung

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Besondere Kasseneinrichtungen.

begründet wird. Werden solche Einrichtungen getroffen, so find in denselben diejenigen Personen, für welche sie be­ stimmt sind, kraft Gesetzes versichert. Werden die Versicherten zu Beiträgen herangezogen, so sind dieselben in gleicher Weise wie die Arbeitgeber bei der Verwaltung zu betheiligen. Der Theil der Beiträge, welcher auf die Arbeitgeber entfällt, darf im Durchschnitte nicht niedriger sein als die Hälfte der Beiträge, welche auf Grund dieses Gesetzes (§ 32) z« zahlen find. Die Beiträge der Versicherten dürfen nicht höher sein als die der Arbeitgeber. Werden die Beiträge der Versicherten abgestuft, so find auch die Renten für die Hinterbliebenen im gleichen Verhältniß abzustufen. Die Wartezeit darf weder für die Invalidenversiche­ rung noch für die Wittwen- und Waisenversorgung höher bemeffen werden, als im § 29 vorgesehen ist. Den Versicherten muß, wenn sie zeitweilig auf aus­ ländischen Schiffen Beschäftigung nehmen, ihre Familien aber in Deutschland verbleiben, oder wenn sie aus anderen Gründen aus der versicherungspflichtigen Beschäftigung aus­ scheiden, die Weiterverficherung gemäß den Bestimmungen dieses Gesetzes nicht nur hinsichtlich der Invalidenversiche­ rung, sondern auch in Bezug auf die Wittwen- und Waisen­ versorgung gestattet sein. Der § 11 ist durch die Kommission in das Gesetz hineingebracht worden (vgl. Kommissionsbericht S. 27 ff.). Hierfür war die Erwägung maßgebend, daß die Seeleute von der Invalidenversicherung nicht den Nutzen haben, wie die anderen Arbeiter; cs habe sich ergeben, daß die Invalidität in diesen Kreisen eine geringere sei im Vergleich mit den Todesfällen, von denen die Seeleute tn ihrem Beruf betroffen würden. Die Hinterbliebenen derjenigen Seeleute gingen leer aus, welche zwar ihr Leben im Beruf aber nicht in Folge eines Unfalls, sondern in Folge von Krankheit eingebüßt hätten; deswegen fei eine Wittwen- und Waisenverfichernng für den Beruf der Seeleute viel wichtiger und wirkungsvoller. Demgemäß knüpft auch der § 11 an die Uebertragung der Invalidenversicherung auf die See-Berussgenoffenfchaft die Be­ dingung, daß gleichzeitig für die Hinterbliebenen der Bersicherteu eine Wittwen- und Warfenversorgung begründet wird.

8 12. Auf die im § 11 bezeichneten Einrichtungen finden die Bestimmungen der 8, 9 entsprechende Anwendung; sie unterliegen der Beaufsichtigung durch das Reichs-Versiche-

Freiwillige Versicherung.

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rungsamt nach Maßgabe der §§ 108 bis 110 dieses Ge­ setzes. Die für die Unfallversicherung errichtete« Schiedsgerichte find auch für die von der See-Berufsgenossenschaft über­ nommene Invalidenversicherung sowie für die von ihr ein­ gerichtete Wittwen- und Waisenversorgung zuständig. 8 13. Beschlüsse der Genossenschaft, durch welche die im § 11 bezeichneten Einrichtungen getroffen werden, die hierfür erlaffenen Statuten und deren Abänderungen bedürfen der Genehmigung des Bundesraths. Der Bundesrath beschließt, nachdem zuvor die im § 91 des Gesetzes vom 13. Juli 1887 bezeichneten, für die Versicherten berufenen Beisitzer der Schiedsgerichte gehört worden find. Der Bundesrath bestimmt den Zeitpunkt, mit welchem die Einrichtung in Wirksamkeit tritt. § 14. Freiwillige Versicherung Folgende Personen find befugt, freiwillig in die Ver­ sicherung einzutreten, solange sie das vierzigste Lebensjahr nicht vollendet haben (Selbstversicherung): 1. Betriebsbeamte, Werkmeister, Techniker, Handlungs­ gehülfen und sonstige Angestellte, deren dienstliche Be­ schäftigung ihren Hauptberuf bildet, ferner Lehrer und Erzieher sowie Schiffsführer, sämmtlich sofern ihr regelmäßiger Jahresarbeitsverdienst an Lohn oder Gehalt mehr als zweitausend Mark, aber nicht über dreitausend Mark beträgt; 2. Gewerbetreibende und sonstige Betriebsunternehmer, welche nicht regelmäßig mehr als zwei versicherungs­ pflichtige Lohnarbeiter beschäftigen, sowie Hausgewerbe­ treibende, sämmtlich soweit nicht durch Beschluß des Bundesraths (§ 2 Abs. 1) die Verficherungspflicht auf sie erstreckt worden ist; 3. Personen, welche auf Grund des § 3 Abs. 2 und § 4 Abs. 1 der Verficherungspflicht nicht unterliegen. Diese Personen find ferner berechtigt, beim Ausscheiden aus dem die Berechtigung zur Selbstversicherung begründen­ den Verhältnisse die Selbstversicherung fortzusetzen und nach den Bestimmungen des § 46 zu erneuern. Personen, welche aus einem die Verficherungspflicht begründenden Verhältniß ausscheiden, find befugt, die Ver-

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Freiwillige Versicherung.

ficherrmg freiwillig fortzusetzen oder zu erneuern (Weiter­ versicherung). Die in Betrieben, für welche eine besondere Kaffen­ einrichtung (88 8, 10, 11) errichtet ist, beschäftigten Per­ sonen der im Abs. 1 Ziffer 1 bis 3 bezeichneten Art find berechtigt, sich bei der Kasseneinrichtung freiwillig zu ver­ sichern (Abs. 1). Die in solchen Betrieben beschäftigten verficherungspflichtigen Personen find ferner beim Ausscheiden aus dem die Berficherungspflicht begründenden Arbeits- oder Dienstverhältnisse befugt, sich bei der besonderen Kaffen­ einrichtung weiter zu versichern (Abs. 2), solange sie nicht durch ein neues Arbeits- oder Dienstverhältniß bei einer anderen besonderen Kaffeneinrichtung oder bei einer Ver­ sicherungsanstalt verficherungspflichtig werden. Solange die Voraussetzungen für die freiwillige Versicherung bei einer besonderen Kasseneinrichtung gegeben find, findet die frei­ willige Versicherung bei einer Versicherungsanstalt nicht statt. 1. Die freiwillige Versicherung besteht entweder in dem frei­ willigen Eintritt in ein Bersicherungsverhältniß (Selbstversicherung) oder in der freiwilligen Fortsetzung nach dem Austritt aus einem die Berficherungspflicht als die Selbstversicherung begründenden Ver­ hältniß (Weiterversicherung). Die freiwillige Versicherung ist nach dem neuen Gesetz erheblich erweitert worden. 2. Nur der freiwillige Beainn der Selbstversicherung soll aus­ geschlossen sein, sobald das 40. Lebensjahr vollendet ist; hat aber die Selbstversicherung vor der Vollendung des 40. Lebensjahres be­ gonnen, so ist die weitere Fortsetzung der Selbstversicherung nach Voll­ endung des 40. Lebensjahres zulässig. Die Weiterversicherung ist von dem Lebensalter gänzlich unabhängig. 3. Zur Selbstversicherung sind berechtigt: a) diejenigen Personen, deren Bersrcherunaspflicht gemäß ß 1 Ziffer 2 und 3 davon abhängig ist, daß ihr Jahresarbeits­ verdienst 2000 Mark nicht übersteigt, sobald ihr Jahres­ arbeitsverdienst mehr als 2000 aber nicht über 3000 Mark beträgt. b) Gewerbetreibende und sonstige Betriebsunternchrner, welche nicht regelmäßig mehr als zwei versicherungspflichtige Lohn­ arbeiter beschäftigen sowie Hausgewerbetreibende, sämmtlich, soweit nicht durch Beschluß deS Bundesraths gemäß § 2 Absatz 1 dre Berficherungspflicht auf sie erstreckt ist. c) Personen, welche der Bersicherungspflicht nicht unterliegen, weil sie nur gegen freien Unterhalt beschäftigt werden oder weil ihre vorübergehende Beschäftigung durch Beschluß des Bundesraths für nicht verficherungspflichtig erklärt worden ist. Den vom Bundesrath für nicht verficherungspflichtig er­ klärten vorübergehend beschäftigten Ausländern steht da­ gegen die Selbstversicherung nicht zu.

Gegenstand der Versicherung.

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4. Den freiwillig Versicherten steht die Wahl der Lohnklasse frei. Die frühere Zusatzmarke kommt in Wegfall. Gegenüber der weiteren Ausdehnung der freiwilligen Versicherung sind Cautelen geschaffen durch Verlängerung der Wartezeit (vgl. § 29) und durch Bestimmungen über das Erlöschen der Anwartschaft (vgl. 8 46).

H 15.

Gegenstand der Versicherung.

Gegenstand der Versicherung ist der Anspruch auf Ge­ währung einer Rente für den Fall der Erwerbsunfähigkeit oder des Alters. Invalidenrente erhält ohne Rücksicht auf das Lebensalter derjenige Versicherte, welcher im Sinne des § 5 Abs. 4 dauernd erwerbsunfähig ist. Eine durch einen Unfall herbeigeführte Er­ werbsunfähigkeit begründet unbeschadet der Vorschriften des § 113 den Anspruch auf Invalidenrente nur insoweit, als die zu ge­ währende Invalidenrente die gewährte Unfallrente übersteigt. Altersrente erhält ohne Rücksicht auf das Vorhandensein von Erwerbsunfähigkeit derjenige Versicherte, welcher das siebenzigste Lebensjahr vollendet hat. 1. Ueber den Begriff der Erwerbsunfähigkeit vgl. die Anm. zu § 5. 2. Es ist jetzt, im Gegensatze zu der früheren Fassung, klargestellt, daß dem Unfallrentenempfänger, welcher in Folge eines Unfalls Invalide geworden ist, em Anspruch auf denjenigen Betrag zusteht, um welchen die Invalidenrente die Unfallrente über­ steigt. Uebersteigt die Invalidenrente die Unfallrente nicht, so ist dem Versicherten auf Antrag die Hälfte der Beitrage zu erstatten (vgl. § 43). 3. Es ist zu beachten, daß der Anspruch aus § 15 Absatz 2 auch dem Unfallrentner zusteht, welcher mehr als 26 Wochen ununterbrochen erwerbsunfähig ist (vgl. den folgenden § 16).

§ 16. Invalidenrente erhält auch derjenige nicht dauernd erwerbs­ unfähige Versicherte, welcher während sechsundzwanzig Wochen ununterbrochen erwerbsunfähig gewesen ist, für die weitere Dauer seiner Erwerbsunfähigkeit. Die Dauer der Erwerbsunfähigkeit, welche zum Bezüge von Invalidenrente berechtigen soll, ist von 1 Jahr auf 26 Wochen !>erabgesetzt worden. Dadurch wird, wenn auch nicht vollständig, o doch in erhöhtem Maße ein Anschluß an die Leistungen der Kranken­ versicherung erreicht. Es ist zu beachten, daß durch die Gewährung der Invalidenrente die Verpflichtung der Krankenkasse zur Gewährung ihrer Leistungen — falls dieselben statutarisch eine längere Dauer als 26 Wochen haben — nicht berührt wird. Auch hat die Jnvaliditätsversicherung keinen Ersatzanspruch gegen die Krankenversicherung. Vielmehr bestehen beide Leistungen neben einander, der Versicherte hat auf beide Leistungen Anspruch.

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Gegenstand der Versicherung.

§ 17. Dem Versicherten steht ein Anspruch auf Invalidenrente nicht zu, wenn er die Erwerbsunfähigkeit vorsätzlich herbei­ geführt hat. Die Gewährung der Rente kann ganz oder theilweise versagt werden, wenn der Versicherte die Erwerbs­ unfähigkeit bei Begehung eines durch strafgerichtliches Urtheil festgestellten Verbrechens oder vorsätzlichen Vergehens sich zugezogen hat. In Fällen der letzteren Art kann die Rente, sofern der Versicherte eine im Jnlande wohnende Familie besitzt, deren Unterhalt er bisher aus seinem Arbeitsverdienste bestritten hat, ganz oder theilweise der Familie überwiesen werden. 1. Nach den neuen ^Bestimmungen muß die Rente nur in dem Falle versagt werden, daß der Versicherte die Erwerbsunfähigkeit vor­ sätzlich herbeigesührt hat. In dem anderen Falle des ß 17 kann die Rente versagt werden — also ganz nach Ermessen derjenigen Stelle, welche die Rente festsetzt — uno zwar ganz oder theilweise. Es kann also eine beliebige Kürzung der Rente eintreten; in diesem Falle ist der Reichszuschuß wie der bei unverkürztem Betrage der Rente auf die Gemein- und Sonderlast entfallende Antheil im Verhältnisse der ganzen Rente zu dem bewilligten Theilbetrage zu kürzen. 2. In Fällen der letzen Art, d. h. in Fällen in welchen die Rente versagt werden kann; selbstverständlich erlischt mit dem Tode des Versicherten auch die Ueberweisung der Rente an die Familie.

8 18. Ist ein Versicherter dergestalt erkrankt, daß als Folge der Krankheit Erwerbsunfähigkeit zu besorgen ist, welche einen Anspruch auf reichsgesetzlichc Invalidenrente begründet, so ist die Versicherungsanstalt befugt, zur Abwendung dieses Nachtheils ein Heilverfahren in dem ihr geeignet erscheinenden Umfang eintreten zu laffen. Die Versicherungsanstalt kann das Heilverfahren durch Unterbringung des Erkrankte» in einem Krankenhaus oder in einer Anstalt für Genesende gewähren. Ist der Er­ krankte verheirathet oder hat er eine eigene Haushaltung oder ist er Mitglied der Haushaltung seiner Familie, so be­ darf es hierzu seiner Zustimmung. Läßt die Versicherungsanstalt ein Heilverfahren ein­ treten, so gehen bei Versicherten, welche der reichs- oder landesgesetzlichen Krankenfürsorge unterliegen, vom Beginne dieses Heilverfahrens an bis zu dessen Beendigung die Ver­ pflichtungen der Krankenkasse gegen den Versicherten auf die Versicherungsanstalt über. Dieser hat die Krankenkaffe

Gegenstand der Versicherung.

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Ersatz zu leisten in Höhe desjenigen Krankengeldes, welches der Versicherte von der Krankenkasse für sich beanspruchen konnte. Wahrend des Heilverfahrens ist für solche Angehörigen des Versicherten, deren Unterhaltung dieser bisher aus seinem Arbeitsverdienste bestritten hat, eine Unterstützung auch dann zu zahlen, wenn der Versicherte der reichs- oder landesgesetzlichen Krankenversorgung nicht unterliegt. Diese Angehörigenunterstützung beträgt, sofern der Versicherte der reichs- oder landesgesetzlichen Krankenfürsorge bis zum Ein­ greifen der Versicherungsanstalt unterlag, die Hälfte des für ihn während der gesetzlichen Dauer der Krankenunter­ stützung maßgebend gewesenen Krankengeldes, tut Uebrigen ein Viertel des für den Ort seiner letzten Beschäftigung oder seines letzten Aufenthalts maßgebenden ortsüblichen Tagelohns gewöhnlicher Tagearbeiter. Wenn der Versicherte Invalidenrente erhält, kann dieselbe auf die Angehörigen­ unterstützung angerechnet werden. 1. Ist ein Versicherter dergestalt erkrankt; die Krankenfürsorge der Bersicherungsanstalt kann also für alle Versicherte eintreten, ins­ besondere auch für solche, welche der reichsgesetzlichen Kranken­ fürsorge unterliegen (vergl. Anm. 4). Ueber Krankenfürsorge für Personen, welche bereits eine Invaliden­ rente beziehen, vgl. § 47 Absatz 2. 2. In dem ihr geeignet erscheinenden Umfang; also ohne Be­ schränkung in Bezug auf Maß und Dauer, insbesondere auch durch Ge­ währung eines Badeausenthaltes oder irgend einer Spezial-Kur oder beliebiger Heilmittel (ohne Beschränkung auf die Leistungen desßv Absatzl Ziffer 1 des Krankenversicherungsgesetzes). 3. Der Bersicherungsanstalt ist ausdrücklich das Recht gegeben, den Erkrankten in einem Krankenhaus oder in einer Anstalt für Genesende unterzubringen. In den im Absatz 2 genannten Fällen bedarf es hierzu der Zustimmung des Erkrankten; sonst kann die Unterbringung auch gegen seinen Willen verfügt werden mit der Maß­ gabe, daß im Falle der Weigerung die Bestimmung des § 22 in Be­ tracht kommt. 4. Um die Unzuträglichkeiten einer Theilung der Fürsorge zwischen Bersicherungsanstalt und Krankenkasse zu vermeiden, bestimmt oer Ab­ satz 3, daß bei Uebernahme des Heilverfahrens für einen der reichs­ gesetzlichen Krankensürsorge unterliegenden Versicherten, sämmtliche der Krankenkasse obliegenden Leistungen (Arzt, Arznei, Kranken­ geld, Familienunterstützung), auch die statutarisch weiterqehenden, von der Versicherungsanstalt zu gewähren sind, welcher die betreffende Krankenkasse Ersatz zu leisten hat aber lediglich in Höhe des Krankengeldes, welckes der Versicherte von der Krankenkasse beanspruchen konnte. Hat daher die Versicherungsanstalt für einen nicht erwerbsunfähigen Erkrankten die Krankenfürsorge eingeleitet, — wie es z. B. öfter bei Tuberkulösen vorkommt

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Gegenstand der Versicherung.

— so hat die Krankenkasse keinen Ersatz zu leisten, da ein Anspruch des Erkrankten auf Krankengeld gegen die Kasse nicht besteht. Im Allgemeinen ist festzuhalten, daß Versicherte, welche der reichs­ gesetzlichen Krankenfürsorge unterliegen, während des von der Versicherungs­ anstalt durchgeführten Heilverfahrens alle diejenigen Leistungen erhalten, welche sie von ihrer Krankenkasse zu beanspruchen gehabt hätten. Mit dem Tage, wo nach dem Statut der Krankenkasse ihre Ver­ pflichtung aushört, wo also der Versicherte der reichsgesetzlichen Kranken­ fürsorge nicht mehr unterliegt, kommen die Bestimmungen des Msatz 4 zur Anwendung (vgl. die folgende Anm. 5). 5. Der Absatz 4 trifft Bestimmungen für diejenigen Versicherten, welche der reichsgesetzlichen Krankensürsorge nicht (z. B. Dienstboten, landwirthschaftliche Arbeiter) oder nicht mehr (vgl. Anm. 4) unter­ liegen. Zn diesen Fällen soll während der ganzen Dauer des von der Versicherungsanstalt durchgeführten Heilverfahrens — also nicht lediglich im Falle der Krankenhauspflege — eine Angehörigen-unterstützung ge­ leistet werden. Die Angehörigen-Unterstützung beträgt a) für Versicherte, welche der reichsgesetzlichen Krankenfürsorge nicht mehr unterliegen, (gleichgültig, ob die Versicherungs­ anstalt schon vorder — vgl. Anm. 4 — das Heilverfahren eingeleitet hatte ober nicht) die Hälfte des während der ge­ setzlichen Dauer der Krankenunterstützung maßgebend ge­ wesenen Krankengeldes. Hat also die Krankenunterstützung über die gesetzliche Dauer hinaus auf Grund statutarischer Bestimmungen noch länger angedauert und hat der Erkrankte während dieser letzten Heit — wie dies nach manchen Statuten der Fall ist — ein geringeres Krankengeld bezogen, so erhält er gleichwohl die Hälfte des h ö h e r e n Krankengeldes, welches er während dergesetzlichenDauer(13 Wochen) der Kranken­ unterstützung bezogen hat. b) Für Versicherte, welche der reichsgesetzlichen Krankenfürsorge nicht unterliegen (Dienstboten, landwirthschaftliche Arbeiter) ein Viertel des ortsüblichen Tagelohns. Eine generelle Erhöhung der Angehörigen-Unterstützung ist gemäß § 45 zulässig. 6. Die Invalidenrente kann aus die Angehörigen-Unterstützung angerechnet werden. Nachdem die Dauer der Erwerbsunfähigkeit, welche zum Bezüge einer Invalidenrente berechtigt, auf 26 Wochen Herahzesetzt ist (vgl. § 16) werden die Fälle, in denen während des Heilverfahrens Invalidenrente bewilligt werden muß, häufiger werden. Als­ dann kann die Invalidenrente auf die Angehörigen-unterstützung an* gerechnet werden und zwar ganz oder theilweise; auch kann die Anrechnung dann stattfinden, wenn die Invalidenrente erst nachträg­ lich bewilligt worden ist. Eine Anrechnung der Invalidenrente im Falle des Absatzes 3 (bei Versicherten, welche der reichsgesetzlichen Krankenfürsorge unterliegen), findet nicht statt. Vgl. auch Anm. zu § 16.

Gegenstand der Versicherung.

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8 19. Die Versicherungsanstalt, welche ein Heilverfahren ein­ treten läßt, ist befugt, die Fürsorge für den Erkrankten der Krankenkasse, welcher er angehört oder zuletzt angehört hat, in demjenigen Umfange zu übertragen, welchen die Versicherungs­ anstalt für geboten erachtet. Werden dadurch der Kaffe Leistungen auferlegt, welche über den Umfang der von ihr gesetzlich oder statutarisch zu leistenden Fürsorge hinaus­ gehen, so hat die Verficherungsanstalt die entstehenden Mehr­ kosten zu ersetzen. Bestand eine Fürsorgepflicht der Kranken­ kasse nicht mehr, so ist ihr von der Verficherungsanstalt bei Ge­ währung der im 8 6 Abs. 1 Ziffer 1 des Krankenversicherungs­ gesetzes bezeichneten Leistungen das halbe, bei Unterbringung des Versicherten in ein Krankenhaus oder in eine Anstalt für Genesende das einundeinhalbfache Krankengeld zu ersetzen, sofern nicht höhere Aufwendungen nachgewiesen werden. Die Bersicherungsanstalt kann sich der Krankenfürsorge der Kranken­ kassen anfchließen und höhere Aufwendungen für den Erkrankten, als sie gesetzlich oder statutarisch vorgesehen sind, verlangen. Die Ver­ sicherungsanstalt kann auch nach Beendigung der Fürwrgepflicht der Kasse dieser das weitere Heilverfahren übertragen. Zur Vermeidung von Streitigkeiten sind für beide Fälle Pauschalsätze für den Erstattungs­ anspruch der Kasse festgesetzt, sofern die Kasse nicht nachweisen kann, daß sie höhere Aufwendungen gemacht hat.

8 20. Als Krankenkassen im Sinne der Bestimmungen in den 88 18. 19 gelten auch diejenigen Hülfskaffen, welche hie im 8 75a des Krankenverficherungsgesetzes vorgesehene amtliche Bescheinigung besitzen. 8 21.

Ist die Krankheit, wegen deren das Heilverfahren ein­ geleitet wurde, auf einen nach den Reichsgesetzen über Unfallverficherung zu entschädigenden Unfall zurückzuführen, und ist durch das Heilverfahren der Eintritt der Erwerbsunfähig­ keit (88 15, 16) verhindert und zugleich eine Entlastung des entschädigungspflichtigen Trägers der Unfallverfichernng herbeigeführt worden, indem die Unfallentschädigung ganz oder zum Theil nicht zu bewilligen war oder in Wegfall gekommen ist, so hat die Verficherungsanstalt gegen diesen Träger Anspruch auf Ersatz der Kosten des Heilverfahrens in dem im 8 19 Satz 3 vorgesehenen Umfange. Ein Er­ satz für Kosten des Heilverfahrens, welche vor dem Beginne 3*

3C>

Gegenstand der Versicherung.

der vierzehnten Woche nach dem Unfall entstanden sind, kann nicht beansprucht werden. Für die Ansprüche des Versicherten an den Träger der Unfallversicherung ist die Uebernahme des Heilverfahrens durch die Versicherungsanstalt der Uebernahme durch den Träger der Unfallversicherung gleich zu achten. Die Bestimmung beruht aus Beschlüssen der Kommission (vgl. K. B. S. 48 f.), nach Analogie des § 113.

§ 22. Wird der Versicherte in Folge der Krankheit erwerbsun­ fähig, so kann ihm, falls er sich den gemäß §§ 18, 19 von

der Versicherungsanstalt getroffenen Maßnahmen ohne ge­ setzlichen oder sonst triftigen Grund entzogen hat, die Invaliden­ rente auf Zeit ganz oder theilweise versagt werden, sofern er auf diese Folgen hingewiesen worden ist und nachgewiesen wird, daß die Erwerbsunfähigkeit durch sein Verhalten ver­ anlaßt ist. 1. Die Versagung der Rente ist facultativ; außerdem kann die Versagung auf Zeit erfolgen, ferner entweder ganz oder theilweise. 2. Vorausetzung für die Versagung ist, a) daß sich der Versicherte den Maßnahmen ohne gesetzlichen oder sonst triftigen Grund entzogen hat. Gesetzlich beAründet ist z. B. die Weigerung des verheiratheten Versicherten, m ein Krankenhaus zu gehen, b) daß der Versicherte vorher auf die Folgen hingewiesen worden ist, c) daß nachgewiesen wird, daß die Erwerbsunfähigkeit durch sein Verhalten veranlaßt ist.

8 23. Streitigkeiten, welche aus den Bestimmungen in den §§ 18 bis 20, 22 zwischen den Versicherungsanstalten und den Versicherten entstehen, werden, soweit sie nicht bei der Rentenfeststellung zum Austrage gelangen, von der Auf­ sichtsbehörde der Versicherungsanstalten entschieden. Streitigkeiten, welche aus den Bestimmungen in den §§ 18 bis 20, 22 zwischen den Versicherungsanstalten und den Krankenkassen entstehen, werden, sofern es sich um die Geltend­ machung der den Versicherungsanstalten eingeräumten Be­ fugnisse handelt, von der Aufsichtsbehörde der betheiligten Kranken­ kasse, sofern es sich aber um Ersatzansprüche handelt, im Ver­ waltungsstreitverfahren, oder, wo ein solches nicht besteht, ebenfalls durch die Aufsichtsbehörde der betheiligten Krankenkasse ent­ schieden. Die Entscheidung dieser Aufsichtsbehörde ist im

ersteren Falle endgültig; im letzteren Falle kann sie inner-

Gegenstand der Versicherung.

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halb eines Monats nach der Zustellung im Wege des Rekurses nach Maßgabe der §§ 20, 21 der Gewerbeordnung angefochten werden. Streitigkeiten über Ersatzansprüche in den Fällen des § 21 Abs. 1 werden durch das Reichs-Versicherungsamt ent­ schieden. Durch Kgl. Preuß. Verordnung v. 23 VIII. 1899 ist für das Ver­ waltungsstreitverfahren der Bezirksausschuß für zuständig erklärt worden, gegen dessen Entscheidung nur das Rechtsmittel der Revision zulässig ist.

§ 24. Durch statutarische Bestimmung einer Gemeinde für ihren Bezirk oder eines weiteren Kommunalverbandes für seinen Bezirk oder Theile desselben kann, sofern daselbst nach Herkommen der Lohn der in land- oder forstwirthschaftlichen Betrieben be­ schäftigten Arbeiter ganz oder zum Theil tu Form von Natural­ leistungen gewährt wird, bestimmt werden, daß denjenigen in diesem Bezirke wohnenden Rentenempfängern, welche innerhalb desselben als Arbeiter in land- und forstwirthschaftlichen Be­ trieben ihren Lohn oder Gehalt ganz oder zum Theil in Form von Naturalleistungen bezogen haben, auch die Rente bis zu zwei Dritteln ihres Betrags in dieser Form gewährt wird. Der Werth der Naturalleistungen wird nach Durchschnittspreisen in Ansatz gebracht. Dieselben werden voll der höheren Verwaltungs­ behörde festgesetzt. Die statutarische Bestimmung bedarf der Ge­ nehmigung der höheren Verwaltungsbehörde. Solchen Personen, welche wegen gewohnheitsmäßiger Trunk­ sucht nach Anordnung der zuständigen Behörde geistige Getränke in öffentlichen Schankstätten nicht verabfolgt werden dürfen, ist die Rente in derjenigen Gemeinde, für deren Bezirk eine solche Anordnung getroffen worden ist, auch ohne daß die Voraus­ setzungen des Abs. 1 vorliegen, ihrem vollen Betrage nach in Naturalleistungen zu gewähren. Der Anspruch auf die Rente geht zu demjenigen Betrag, in welchem Naturalleistungen gewährt werden, auf den Kommunal­ verband, für dessen Bezirk eine solche Bestimmung getroffen ist, über, wogegell diesem die Leistung der Naturalien obliegt. Dem Bezugsberechtigten, auf welchen vorstehende Be­ stimmungen Anwendung finden sollen, ist dies voll dem Kommunalverbande mitzutheilen. Der Bezugsberechtigte ist befugt, binnen zlvei Wochen nach der Zustellung dieser Mittheilung die Entscheidung der Kommunalaufsichtsbehörde anzurufen. Auf demselben Wege werden alle

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Gegenstand der Versicherung.

übrigen Streitigkeiten entschieden, welche aus der Anwendwg dieser Bestimmungen zwischen dem Bezugsberechtigten und dem Kommunalverband entstehen. Sobald der Uebergang des Anspruchs auf Rente endgültig feststeht, hat auf Antrag des Kommunalverbandes der Vorstand

der Versicherungsanstalt die Postverwaltung hiervon rechtzeitig in Kenntniß zu setzen. 8 25. Auf Grund statutarischer Bestimmung der Verficherungsanstalt kann der Vorstand einem Rentenempfänger auf seinen Antrag an Stelle der Rente Aufnahme in ein Invaliden­ haus oder in ähnliche von Dritten unterhaltene Anstalten auf Kosten der Versicherungsanstalt gewähren. Der Aufgenommene ist auf ein Vierteljahr und, wenn er die Erklärung nicht einen Monat vor Ablauf dieses Zeitraums zurücknimmt, jedesmal auf ein weiteres Vierteljahr an den Verzicht auf die Rente gebunden. 1. Für die Anwendbarkeit des § 25 ist es erforderlich, daß in das Statut der Versicherungsanstalt entsprechende Bestimmungen aus­ genommen werden. Die Vorschrift des § 25 bezieht sich auf Jnvalidenund Altersrentner. 2. Die Bersicherurmsanstalten können entweder selb st Invaliden­ häuser errichten (Motive 258) oder sich fremder Anstalten bedienen. Bei den zur Zeit noch niedrigen Rentenbeträgen würden den Versiche­ rungsanstalten durch die Anwendung des § 25 nicht unerhebliche Mehr­ kosten erwachsen; die Motive heben aber ausdrücklich hervor (Motive 258), daß bei der sozialpolitischen Bedeutung dieser Maßnahmen und der günstigen Finanzlage vieler Anstalten, diese Mehr­ kosten zugelassen werden dürfen. 3. Bon besonderer Bedeutung wird die Errichtung von beson­ deren Jnvalidenbäusern für Tuberkulöse sein, weil diese in er­ höhtem Maße hinfällig und der Pflege bedürftig finbz weil sie aber auch einen Infektionsherd und eine ständige Gefahr für die andere Bevölkerung bilden. Es liegt daher im eigensten Interesse der Versicherungsanstalten, auf eine Jsolirung dieser Rentenempfänger bedacht zu sein. 4. Die Aufnahme in das Jnvalidenhaus kann nur mit Zustimmung des Rentenempfängers erfolgen. Zur Vermeidung künftiger Streitig­ keiten über den Austritt aus dem Jnvalidenhaus (vgl. die folgende Anm.) wird es sich empfehlen, den Rentenempfänger zur Vollziehung eines Antragsformulares zu veranlassen. 5. Wenn auch der Aufgenommene auf ein Vierteljahr gebunden ist, so ist doch eine freie Vereinbarung zwischen Vorstand und Rentenempfänger über ein Ausscheiden zu einem beliebigen Zeitpunkte zulässig. (Motive 258.) Der Vorstand hat überdies das Recht, auch ohne Zustimmung des Rentenempfängers von der freiwillig gewährten Auf­ nahme in das Jnvalidenhaus zurückzntreten und die gesetz­ liche Rente wieder zu gewähren (Motive 258).

Aufbringung d. Mittel. Voraussetzung, d. Anspruchs. Wartezeit. 39 § 26. Ist der Berechtigte ein Ausländer, so kann er, falls er seinen Wohnsitz im Deutschen Reiche aufgiebt, mit dem drei­ fachen Betrage der Jahresreute abgefunden werden. Durch Be­ schluß des Bundesraths kann diese Bestimmung für be­ stimmte Grenzgebiete oder für die Angehörigen solcher auswärtiger Staaten, durch deren Gesetzgebung deutschen Arbeitern eine entsprechende Fürsorge für den Fall der Erwerbsunfähigkeit oder des Alters gewährleistet ist, außer Kraft gesetzt werden. § 27. Aufbringung der Mttel. Die Mittel zur Gewährung der in diesem Gesetze vor­ gesehenen Leistungen werden vom Reiche, von den Arbeit­ gebern und von den Versicherten aufgebracht. Die Aufbringung der Mittel erfolgt seitens des Reichs durch Zuschüsse zu den in jedem Jahre thatsächlich zu zahlenden Stenten ($ 35), seitens der Arbeitgeber und der Versicherten durch laufende Beiträge. Die Beiträge entfallen auf den Arbeitgeber und den Ver­ sicherten zu gleichen Theilen (§§ 142, 144, 154) und sind für jede Beitragswoche (§ 30) zu entrichten. § 28. Voraussetzungen des Anspruchs. Zur Erlangung eines Anspruchs auf Invaliden- oder Alters­ rente ist, außer dem Nachweise der Erwerbsunfähigkeit beziehungs­ weise des gesetzlich vorgesehenen Alters, erforderlich: 1. die Zurücklegung der vorgeschriebenen Wartezeit; 2. die Leistung von Beiträgen. § 29. Wartezeit. Die Wartezeit beträgt: 1. bei der Invalidenrente, wenn mindestens einhundert Beiträge auf Grund der Bersicherungspflicht geleistet worden find, zweihundert Beitragswochen, anderen­ falls fünfhundert Beitragswochen; 2. bei der Altersrente eintausendzweihundert Beitrags­ wochen. Die für die freiwillige Verficherung (§ 14) geleisteten Beiträge kommen auf die Wartezeit für die Jnvalidenrente nur dann zur Anrechnung, wenn mindestens ein­ hundert Beiträge auf Grund eines die Verficherungspflicht oder die Berechtigung zur Selbstverficherung begründenden Berhältniffes geleistet worden find. Die Vorschrift des Abs. 2 findet keine Anwendung

40

Beitragsleistung.

auf Beiträge, welche von den Versicherten innerhalb der ersten vier Jahre, nachdem die Berficherungspflicht für ihren Berufszweig in Kraft getreten ist, freiwillig geleistet worden find. 1. Der Begriff eines besonderen Beitragsjahres von 47 Bei­ tragswochen ist als entbehrlich in Wegfall gekommen. Die Wartezeit wird vielmehr jetzt nach einer Summe von Beitragswochen berechnet. 2. Die W a r t e z e i t für die Invalidenrente, welche früher 235 Wochen betrug, ist auf 200 Wochen, die Wartezeit für die Altersrente, welche 1410 Beitragswochen betrug, auf 1200 Wochen herabgesetzt worden. Jedoch beträgt die Wartezeit für die Invalidenrente nur dann 200 Wochen, wenn mindestens 100 Beiträge auf Grund der Versicherungs­ pflicht geleistet sind. In allen anderen Fällen, wenn also weniger als 100 oder gar keine Pflichtbeiträge geleistet sind, beträgt die Wartezeit 500 Wochen. Diese Bestimmung soll ein Gegengewicht gegen die erhebliche Ausdehnung der freiwilligen Versicherung bilden (vgl. Anm. 5 zu 8 14). 3. Die Bestimmung des Abs. 2 will verhüten, daß Jemand nur ganz kurze Zeit in ein die Berficherungspflicht oder die Selbstverficherung begründendes Arbeitsverhältniß lediglich zu dem Zwecke eintritt, um dann durch freiwillige Weiterversicherung einen Rentenansprucb zu er­ werben; es müssen deswegen zur Erfüllung der Wartezeit mindestens 100 Wochen auf Grund der Berficherungspflicht oder der Selbstver­ sicherung geleistet sein. Diese Vorschrift findet auf die während der ersten vrer Jahre nach Inkrafttreten der Versicherung für den be­ treffenden Berufszweig fteiwillig geleisteten Beiträge keine Anwendung.

§ 30. Beitragsleistung. Für jede Woche, in welcher der Versicherte in einem die Berficherungspflicht begründenden Arbeits- oder Dienst­ verhältnisse gestanden hat, ist ein Versicherungsbeitrag zu entrichten (Beitragswoche). Die Beitragswoche beginnt mit dem Montag einer jeden Kalenderwoche. Als Beitragswochen werden, ohne daß Beiträge ent­ richtet zu werden brauchen, diejenigen vollen Wochen in Anrechnung gebracht, während deren Versicherte 1. behufs Erfüllung der Wehrpflicht in Friedens-, Mobilmachungs- oder Kriegszeiten zum Heere oder zur Marine eingezogen gewesen sind, 2. in Mobilmachungs- oder Kriegszeiten freiwillig militärische Dienstleistungen verrichtet haben, 3. wegen bescheinigter, mit zeitweiser Erwerbsunfähigkeit verbundener Krankheit au der Fortsetzung ihrer Berufs­ thätigkeit verhindert gewesen sind. Diese Anrechnung erfolgt jedoch nur bei solchen Personen, welche vor den in Rede stehenden Zeiten be­ rufsmäßig eine die Versicherungspflicht begründende Be­ schäftigung nicht lediglich vorübergehend ausgenommen haben.

Beitragsleistung.

41

Die Dauer einer Krankheit ist nicht als Beitragszeit in Anrechnung zu bringen, wenn der Betheiligte sich die Krankheit vorsätzlich oder bei Begehung eines durch strafgerichtliches Urtheil festgestellten Verbrechens, bitrdj schuldhafte Betheiligung bei Schlägereien oder Raufhändeln oder durch Trunkfälligkeit zugezogen hat. Bei Krankheiten, welche ununterbrochen länger als ein Jahr währen, kommt die über diesen Zeitraum hinausreichende Dauer der Krankheit als Beitragszeit nicht in Anrechnung. Die an eine Krankheit sich anschließende Genesungs­ zeit wird der Krankheit gleich geachtet. Dasselbe gilt von einem regelmäßig verlaufenden Wochenbette für die Dauer der dadurch veranlaßten Erwerbsunfähigkeit, aber höchstens für sechs Wochen von der Entbindung an gerechnet. 1. In Gemäßheit der schon jetzt bestehenden Praxis wird bestimmt, daß die Beitragswoche mit dem Montag beginnt. 2. Der Spruchpraxis des Reichsversicherungsamts folgend bestimmt der Abs. 2., daß nur volle Wochen (vom Montag bis zum nächsten Sonntag) zur Anrechnung kommen, also nicht diejenigen Wochen innerhalb welcher die Krankheit begonnen hat oder beendet war. 3. Die redaktionelle Aenderung, insbesondere die Fassung des Abs. 3 ermöglicht es — wie das auch bisher schon nach der Spruch­ praxis des Rerchsversicherungsamts geschehen ist — die Anrechnung von Krankheits u. s. w. -Zeiten vorzunehmen, auch wenn sich dieselben nicht unmittelbar an die Arbeitszeit angeschlossen haben. 4. In der Bestimmung des Abs. 4 sind die Worte „oder durch geschlechtliche Ausschweifungen" in Wegfall gekommen, so daß die auf dieser Ursache beruhenden Krankheiten nunmehr anrechnungsfähig sind. 5. Obgleich nach § 16 für den Anspruch auf vorübergehende Invalidenrente fortan der Nachweis einer nur 26 Wochen bestehenden Erwerbsunfähigkeit genügen soll/mußte die Bestimmung des Absatz 5 über die Anrechnungsfähigkeit einer mit zeitweiser Erwerbsunfähigkeit verbundenen Krankheit bis zur Dauer eines Jahres beibehalten werden. Die Invalidenrente des § 16 kann nämlich, abgesehen von dem Nachweise der 26 Wochen dauernden Erwerbsunfähigkeit, nur ge­ währt werden, insoweit die allgemeine Wartezeit von 200 Beitrags­ wochen (§ 29 Ziffer 1) spätestens am Schluffe Der 26. Krankheitswoche zurückgelegt ist. Ist dies aber nicht der Fall, so ermöglicht es die Bestimmung im Abs. 5, daß auch der übrige Theil des ersten Krankheitsjahrs auf die Wartezeit angerechnet und diese hierdurch unter Umständen noch erfüllt wird. (Motive 263.)

8 31. Zum Nachweis einer Krankheit (§ 30) genügt die Be­ scheinigung des Vorstandes derjenigen Krankenkasse (§ 166) be­ ziehungsweise derjenigen eingeschriebenen oder auf Grund landes-

42

Höhe der Beiträge.

rechtlicher Vorschriften errichteten Hülfskasse, welcher der Ver­ sicherte angehört hat, für diejenige Zeit aber, welche über die Dauer der von den betreffenden Kassen zu gewährenden KrankenUnterstützung hinausreicht, sowie für diejenigen Personen, welche einer derartigen Kasse nicht angehört haben, die Bescheinigung der Gemeindebehörde. Die Kassenvorstände sind verpflichtet, diese Bescheinigungen den Versicherten sofort nach Beendigung der Krankenunterstützung oder der Fürsorge während der Genesnngszeit von Amtswegen auszustellen und können hierzu von der Aufsichtsbehörde durch Geldstrafe bis zu einhundert Mark angehalten werden. Für die in Reichs- und Staatsbetrieben beschäftigten Personen können die vorstehend bezeichneten Bescheinigungen durch die vorgesetzte Dienstbehörde ausgestellt werden. Für diese Fälle ist die Krankenkaffe durch die Aufsichtsbehörde von der Ausstellungspflicht zu entbinden. Der Nachweis geleisteter Militärdienste erfolgt durch Vor­ legung der Militärpapiere. Der neue Zusatz, wonach den Versicherten sofort nach Beendigung der Krankenunterstützung die Bescheinigung von Amtswegen auszu­ stellen ist, verfolgt den Zweck, die Versicherten vor Schwierigkeiten und Weiterungen zu bewahren, welche aus verspäteter Ausstellung von Krank­ heitsbescheinigungen entstehen können. § 32. Höhe der Beiträge.

Die für die Beitragswoche zu entrichtenden Beiträge werden »ach Lohnklassen (§ 34) im voraus auf bestimmte Zeiträume, und zwar zunächst für die Zeit bis zum 31. De­ zember 1910, demnächst für je zehn weitere Jahre durch den Bundesrath einheitlich festgesetzt. Die Beiträge find so zu bemessen, daß durch dieselben ge­ deckt werden die Kapitalwerthe der den Versicherungsanstalten znr Last fallenden Beträge der Renten, die Beitrags­ erstattungen und die sonstigen Aufwendungen der Ver­ sicherungsanstalten. In den verschiedenen Löhnklassen sind die Beiträge für die einzelnen Versicherten gleich zu bemessen und lediglich nach der durchschnittlichen Höhe der in denselben von den Versicherungsanstalten zn gewährenden Renten abzustufen. Bor Ablauf der im Abs. 1 bestimmten Zeiträume hat das Reichs-Verficherungsamt die Zulänglichkeit der Bei­ träge zu prüfen. Dabei sind Fehlbeträge oder Neberschüsse, welche sich aus der Erhebung der bisherigen Beiträge heraus­ gestellt haben, in der Weise zu berücksichtigen, daß durch die

Gemeinlast.

Sonderlast.

43

neuen Beiträge unter Beachtung der Wirkungen des § 125 eine Ausgleichung eintritt. Bis zur Festsetzung eines anderen Beitrags sind in jeder Versicherungsanstalt an wöchentlichen Beiträgen zu er» heben: in Lohnklasse I . . . . 14 Pfennig, II - ... 20 „ III . ... 24 „ „ iv . ... 30 y

...

36



.

Eine anderweite Festsetzung der Beiträge bedarf der Zustimmung des Reichstags. 1. Die Beiträge sollen in Aukunft für alle Versicherungsanstalten, für das ganze Reich, einheitlich festgesetzt werde». Die bisher be­ standene Befuaniß der einzelnen Anstalten, die Beiträge für ihren Bezirk festzusetzen, ist in Wegfall gekommen. Bis zum 31. Dezember 1910 sind Die Beiträge im Absatz 5 festgesetzt; eine anderweite Festsetzung kannnurdurch denBundesrath unterZustimmung desReichstags (vgl. Abs. 6) erfolgen. 2. Die Bildung eines Reservefonds ist in Wegfall gekommen; die bisher als Reservefonds angefammelten Kapitalien fließen zum Ver­ mögen der Anstalt zurück. 3. Eine Abänderung der Beitragssätze — wie sie ursprünglich der Entwurf vorsah — hat nicht stattgesunden. Gemäß der Einführung einer neuen fünften Lohnklasse (vgl. § 34) ist der Beitrag für diese Lohnklasse auf 36 Pfg. festgesetzt. § 33.

Gemeinlap.

Sondrrlast.

Jede Berficherungsanstalt verwaltet ihre Einnahme« und ihr Vermögen (Gemeinvermögen und Sondervermögen) selbständig. Aus denselben find die von allen Berficherungsträgern gemeinsam aufzubringende Last (Gemein­ last) und die den einzelnen Verficherungsträgern verbleibende besondere Last (Sonderlast) zu decken. Die Gemeinlast wird gebildet durch drei Viertel sämmtlicher Altersrenten, die Grundbeträge aller In­ validenrenten, die Rentensteigerungen in Folge von Krankheitswochen (8 40 Abs. 1) und die Rentenab­ rundungen (§ 38). Alle übrigen Verpflichtungen bilden die Sonderlast der Versicherungsanstalt. Zur Deckung der Gemeinlast werden in jeder Ber­ ficherungsanstalt vom 1. Januar 1900 ab vier Zehntel der Beiträge buchmäßig ausgeschieden (Gemeinvermögen). Dem Gemeinvermögen find für seinen buchmäßigen Bestand von der Versicherungsanstalt Zinsen gutzuschreiben. Den Zinsfnß bestimmt der Bundesrath für die im § 32 Abs. 1

44

Gemeinlast.

Sonderlast,

bestimmten Zeiträume einheitlich für alle Versicherungs­ anstalten. Ergiebt sich bei Ablauf der im § 32 Abs. 1 bezeich­ neten Zeiträume, daß das Gemeinvermögen zur Deckung der Gemeinlast nicht ausreicht oder nicht erforderlich ist, so hat der Bundesrath für den nächstfolgenden Zeitraum über die Höhe des für das Gemeinvermögen buchmäßig auszuscheidenden Theiles der Beiträge zwecks Ausgleichung der entstandenen Fehlbeträge oder Ueberschüffe zu be­ schließen. Eine Erhöhung des für das Gemeinvermögen buch­ mäßig auszuscheidenden Theiles der Beiträge bedarf der Zustimmung des Reichstags. Das am 31. Dezember 1S99 angesammelte gesammte Vermögen der Versicherungsanstalten und weiter das bei Ablauf der im § 32 Abs. 1 bezeichneten Zeiträume ange­ sammelte Vermögen der Versicherungsanstalten, soweit es nicht buchmäßig für die Gemeinlast ausgeschieden ist, darf zur Deckung der Gemeinlast nicht herangezogen werden. Die finanzielle Lage der einzelnen deutschen Versicherungsanstalten ist zur Zeit eine sehr verschiedene. Während zwei Anstalten nicht ein­ mal das zur Deckung des Kapitalwerthes der Renten nothwendige Ver­ mögen angesammelt haben, viele Anstalten nur geringe Ueberschüsse über diesen Kapitalwerth erzielt haben, sind bei einer Anzahl von An­ stalten sehr erhebliche Ueberschüsse vorhanden. Die Motive (Dgl. S. 196) geben zu, daß die Gründe für die Verschiedenheit der finanziellen Lage Der Anstalten zu einem geringen Theile auf dem Verhalten der ein­ zelnen Anstalten bei Erhebung der Einnahmen und Leistung der Aus­ gaben beruhen; in der Hauptsache soll aber die Verschiedenheit hiervon unabhängig auf Thatsachen beruhen, die ihre Erklärung allein in der Verschiedenheit der örtlichen Verhältnisse finden. Inwieweit diese An­ nahmen der Motive zutreffen, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls soll nach den Bestimmungen des neuen Gesetzes, zwecks Ausgleichung dieser Verschiedenheit die Rentenlast zum großen Theil von allen Versicherungsanstalten gemeinsam getragen werden. Die gemeinsame Last (Gemeinlast) besteht aus: a) drei Viertel sämmtlicher Altersrenten, b) den Grundbeträgen der Invalidenrenten, c) den Rentensteigerungen in Folge von Krankheitswochen, d) den Rentenabrundungen. Es verbleiben mithin für die von den einzelnen Versicherungsanstalten zu tragende Sonderlast: a) ein Viertel der Altersrenten, b) die Steigerungssätze der Invalidenrenten, abgesehen von denen für Krankheitswochen, c) die Beitragserstattungen, d) die Krankenfürsorge,

Lohnklassen.

45

e) die besonderen Aufwendungen aus den Ueberschüssen (vgl. § 45). Zwecks Deckung der Gemeinlast weroen von jeder Versicherungsanstalt vom 1. Januar 1900 an vier Zehntel (4Oa/o) der Einnahme an Bei­ trägen als Gemeinvermögen ausgeschieden, aber nur buchmäßig. Zur Deckung der Gemeinlast darf nur dieses Gemeinver­ mögen heranßezogen werden einschließlich der aus demselben er­ wachsenen Zinsemnahmen. Die übrigen sechs Zehntel (60°/o) der Einnahme an Beiträgen gehen zum Sondervermögen der Anstalt. Das bis zum 1. Januar 1900 angesammelte Vermögen der Anstalten bleibt ihnen unverkürzt als Sondervermögen, dasselbe darf zur Deckung der Gemeinlast nicht herangezogen werden, ebensowenig das weiterhin an­ gesammelte Sondervermöaen. Ergiebt sich, daß die Gemeinlast aus dem Gemeinvermögen nicht gedeckt werden kann, so kann nur nach Ab­ lauf der im § 32 festgesetzten Beitragsperiode eine stärkere Heranziehung der laufenden Einnahme an Beiträgen für die Gemeinlast vom Bundesrath unter Zustimmung des Reichstags beschlossen werden. Gemein- und Sondervermögen wird von jeder Versicherungsanstalt selbständig verwaltet. Nur bestimmt der Bundesrath den Zinssatz, welcher dem buchmäßigen Bestand des Gemeinvermögens gutzuschreiben ist. Erzielt die Versicherungsanstalt bei der Verwaltung einen höheren als diesen vom Bundesrath festgesetzten Zinssatz, so fließt das Plus zum Sondermögen. Daß die Zinsen aus dem Sondervermögen diesem Sondervermögen verbleiben, ergiebt sich nach dem Gesagten von selbst.

§ 34.

Lohnklassen.

Nach der Höhe des Jahresarbeitsverdienstes werden für die Versicherten folgende Lohnklassen gebildet: Klasse I bis zu 350 Mark einschließlich, „ II von mehr als 350 bis zu 550 Mark, „ III von mehr als 550 bis zu 850 Mark, „ IV von mehr als 850bis zu 1150 Mark, „ V von mehr als 1150 Mark. Für die Zugehörigkeit der Versicherten zu den Lohn­ klaffen ist mit den aus den nachfolgenden Bestimmungen sich ergebenden Abweichungen nicht die Höhe des that­ sächlichen Jahresarbeitsverdienstes, sondern ein Durch­ schnittsbetrag maßgebend. Im Einzelnen gilt als Jahresarbeitsverdienst: 1. für Mitglieder einer Orts-, Betriebs- (Fabrik-), Bau­ oder Innungs-Krankenkasse der dreihundertfache Betrag des für ihre Krankenkassenbeiträge maßgebenden durch­ schnittlichen Tagelohns beziehungsweise wirklichen Arbeits­ verdienstes (§§ 20, 26 a Abs. 2 Ziffer 6 des Kranken­ versicherungsgesetzes) ; 2. für die in der Land- und Forstwirthschaft beschäftigten Personen, soweit sie nicht einer unter Ziffer 1 be-

46

Lohnklassen. zeichneten Krankenkaffe angehöre«, ein Betrag, -er für sie von der höheren Vewaltungsbehörde unter Be­ rücksichtigung des § 3 als durchschnittlicher Jahres­ arbeitsverdienst festzusetzen ist; bei Betriebsbeamten wird jedoch der für jeden von ihnen nach 8 3 des Gesetzes vom 5. Mai 1886 (Reichs-Gesetzbl. S. 132) maßgebende Jahresarbeitsverdienst zu Grunde gelegt; 3. für die auf Grund des Gesetzes vom 13. Juli 1887 (Reichs-Gesetzbl. S. 329) versicherten Seeleute und anderen bei der Seeschiffahrt betheiligten Personen der Durch­ schnittsbetrag des Jahresarbeitsverdienstes, welcher gemäß 88 6 und 7 a. a. O. vom Reichskanzler beziehungsweise von der höheren Verwaltungsbehörde festgesetzt worden ist; 4. für Mitglieder einer Knappschaftskasse der dreihundertfache Betrag des von dem Kassenvorstande festzusetzenden durch­ schnittlichen täglichen Arbeitsverdienstes derjenigen Klaffe von Arbeitern, welcher der Versicherte angehört, jedoch nicht weniger als der dreihundertfache Betrag des orts­ üblichen Tagelohns gewöhnlicher Tagearbeiter des Be­ schäftigungsorts (8 8 des Krankenversicherungsgesetzes);

5. im Uebrigen der dreihundertfache Betrag des ortsüblichen Tagelohns gewöhnlicher Tagearbeiter des Beschäftigungs­ orts (8 8 des Krankenversicherungsgesetzes) , soweit nicht für einzelne Berufszweige von der höheren Ver­ waltungsbehörde ein anderer Jahresarbeitsverdienst festgesetzt wird. Lehrer und Erzieher gehören, soweit nicht ein Jahres­ arbeitsverdienst von mehr als 1150 Mark nachgewiesen wird, znr vierten Klaffe. Sofern im Voraus für Wochen, Monate, Vierteljahre oder Jahre eine feste baare Vergütung vereinbart und diese höher ist, als der nach Abs. 2 für den Versicherten maß­ gebende Durchschnittsbetrag, so ist diese Vergütung zn Grunde zu legen. Der Versicherte kann die Versicherung in einer höheren als derjenigen Lohnklaffe, welche nach den vorstehenden Bestimmungen für ihn maßgebend sein würde, beanspruche». In diesen Fällen ist jedoch der auf den Arbeitgeber ent­ fallende Theil des Beitrags, sofern nicht die Versicherung in der höheren Lohnklaffe von dem Arbeitgeber und dem Versicherten vereinbart ist, nicht nach der höheren, sondern

Lohnklassen.

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nach der für den Versicherten maßgebenden Lohnklasse zu bemessen. Die Landes-Zentralbehörde kann anordnen, daß die nach Abs. 2 für die einzelnen Orte maßgebenden Lohn­ klassen und Beiträge (§ 32) sowie die Klassen von Ver­ sicherten, welche an dem betreffenden Orte in die einzelnen Lohnklassen entfallen, von der Versicherungsanstalt in jedem Orte ihres Bezirkes bekannt zu machen find. 1. Neu hinzugekommen ist eine fünfte Lohnklasse, um hochge­ lohnten Arbeitern und Betriebsbeamten den Erwerb einer ihren Ver­ hältnissen entsprechenden Rente gegen Entrichtung höherer Beiträge zu ermöglichen. 2. Der Znsatz im Abs. 1 enthält keine Neuerung, sondern bringt nur das bisherige Prinzip klar zum Ausdruck. 3. Der Zusatz in Ziffer 5 soll die Berücksichtigung besonderer Perhältnisse in einzelnen Berufszweigen ermöglichen, ber denen der ortsübliche Tagelohn einen geeigneten Maßstab nicht abgiebt: der Jahresarbeitsverdienst kann höher oder niedriger als der 300 fache Betrag des ortsüblichen Tagelohns festgesetzt werden. Lehrer und Erzieher gehören mindestens in die IV. Lohn­ klasse ; auf sie finden also die Bestimmungen in Ziffer 1—5 keine Anwendung. Wird für sie ein höherer Verdienst als 1150 Mark nach­ gewiesen, so gehören sie in die V. Klasse. 4. Der neue Absatz 3 beruht auf Beschlüssen der Kommission (vgl. K.B. S. 85 f.); er soll bewirken, daß nach Möglichkeit der Individual­ lohn für die Einschätzung in die Lohnklassen maßgebend sein soll. Für die Anwendbarkeit des Absatzes 3 kommt nur in Betracht die feste baare Vergütung, es bleiben also außer Betracht: Natural­ leistungen und Tantiemen; sie muß ferner im Voraus vereinbart fein, so daß Accordlöhne in der Regel nicht unter die Bestimmung fallen werden. Es muß endlich die Vereinbarung für mindestens Wochen getroffen sein, vereinbarte Tagelohnsätze fallen nicht unter die Bestimmung. Wenn z. B. ein Arbeiter aeaen einen festen Wochenlohn von 30 Mark beschäftigt wird, der nach Ziffer 1 maßgebende Tagelohnsatz aber nur 3 Mark beträgt, so gehört er in die V. und nicht in die IV. Lohnklasse. 5. Die Versicherung in einer höheren als der maß­ gebenden Loünklasse war bisher nur auf Grund einer Vereinbarung zwischen Versicherten und Arbeitgebern zulässig. Nach der neuen Be­ stimmung kann der Versicherte die Versicherung in einer höheren Lohn­ klasse beanspruchen. In diesem Falle trägt aber der Arbeitgeber nur die Hälfte des Beitrages für die nach dem Gesetze maß­ gebende Lohnklasse, den Rest des Beitrages hat der Versicherte zu zahlen — sofern nicht etwas anderes ausdrücklich vereinbart ist. Ist also der Versicherte nach dem Gesetze in der IV. Lohnklasse zu ver­ sichern und beansprucht der Versicherte die Versicherung in der V. Lohn­ klasse, so hat von dem Beitrage in Höhe von 36 Pf. der Arbeitgeber nur 15 Pf. (die Hälfte des Beitrags für die IV. Lohnklasse) der Ver­ sicherte 21 Pf. zu zahlen.

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Berechnung der Renten.

§ 35. Berechnung der Renten. Die Renten werden nach den Lohnklaffen (§ 34) und nach Jahresbeträgen berechnet. Sie bestehen aus einem in der Höhe verschiedenen Betrage, welcher, vorbehaltlich der Vorschrift des § 40 Abs. 2, von den Versicherungsanstalten aufzubringen ist, und aus einem festen Zuschüsse des Reichs, der für jede Rente jährlich fünfzig Marl beträgt. Die Aenderungen beruhen auf der im folgenden Paragraphen festgesetzten anderweiten Rentenberechnung, sowie aus der anderweiten Bertheilung der Rentenlast.

8 36. Die Berechnung des von den Versicherungsanstalten auf­ zubringenden Theiles der Invalidenrenten erfolgt in der Weise, daß einem Grundbetrage die der Zahl der Bei­ tragswochen entsprechenden Steigerungssätze hinzugerechnet werden. Der Grundbetrag beläuft fich: für die Lohnklaffe I . . . auf 60 Mark, II . 70 „ III . 80 „ „ IV . 90 „ „ . V . . ♦ „ 100 Der Berchnung des Grnndbetrags der Invalidenrente werden stets fünfhundert Beitragswochen zu Grunde ge­ legt. Sind weniger als fünfhundert Beitragswochen nach­ gewiesen, so werden für die fehlenden Wochen Beiträge der Lohnklaffe I in Ansatz gebracht; find mehr als fünf­ hundert Beitragswochen nachgewiesen, so find stets die fünfhundert Beiträge der höchsten Lohnklaffen zu Grunde z« legen. Kommen für diese fünfhundert Wochen ver­ schiedene Lohnklaffen in Betracht, so wird als Grnudbetrag der Durchschnitt der diesen Beitragswochen entsprechenden Grundbeträge in Ansatz gebracht. Der Steigenmgssatz beträgt für jede Beitragswoche: in der Lohnklasse I . . . 3 Pfennig, „ „ „ II . . . 6 „ „ „ III . . . 8 „ „ „ IV . . . 10 „ „ „ V . . 12 Für die Beitragswoche kann nur ein Steigeruugssatz tit Anrechnung gebracht werden. Sind mehr Beitragsmarken verwendet, als hiernach Beitragswochen in An-

Berechnung der Renten.

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rechnung gebracht werden dürfen, und können Unrecht beigebrachten Marken nicht mehr ermittelt so find die Beiträge durch Ausscheidung der niedrigeren Lohnklassen entrichteten Marken bis zulässige Höchstzahl zu mindern.

die zu werden, für die auf die

1. Während der Grundbetrag bisher für jede Invalidenrente 60 Mark betrug, ist jetzt für jede Lohnklasse ein besonderer Grundbetrag festgesetzt. Desgleichen sind die Steigerungssätze abgeändert; sie betrugen bisher in Lohnklasse I 2 Pf., II 6 Pf., III 9 Pf. und IV 13 Pf. Die jetzige Art der Berechnung der Invalidenrente mag in folgen­ den Beispielen klargemacht werden:

Ein Versicherter hat geleistet: 200 Beiträge in Lohnklasse IV und 100 Beiträge Lohnklasse III. Da nur 300 Beitragswochen nachgewiesen sind, so kommen bei der Berechnung des Grundbetraaes gemäß Abs. 2 für die an 500 Wochen noch fehlenden 200 Wochen, Beiträge der Lohnklasse I in Ansatz. Der Grundbetrag berechnet sich also für die 200 Beitrage Lohnklasse IV auf 200x90=:18000 M. „ III „ „ 100 „ ” „ 100x80 — ~ = 8000 „ „ _____________________ I „ 200x60=12000 „ für die ergänzten 2OO „ 38000 M' mithin für 500 Beiträge..................... auf ... . Der Durchschnitts-Grundbetrag berechnet sich mithin , 38000 auf —5oö == 76 M. Zu diesen 76 M. kommt der Reichszuschuß mit 50 M. Steigerungssätze: für 200 Wochen Lohnklasse IV: 200x10 Pf. „ 100 „ „ HI: lOOx 8 „ Summa . . mithin Gesammtbetrag der Rente: 76+50+28 = 154 M.

und folgende = 20,00 M. = 8.00 „ . 28,00 M.

Ein Versicherter hat geleistet: 600 Beiträge Lohnklasse II, 200 Beiträge Lohnklasse III und 100 Beiträge Lohnklasse 5. Da 900 Bei­ träge nachgewiesen sind, so kommen für Berechnung des Grund­ betrages nur die 500 höchsten Lohnklassen in Betracht also: 100 Wochen Lohnklasse V. 200 „ . III. 200 „ „ II. Der Grundbetrag berechnet sich hiernach wie folgt: 100x100+200x80+200x70 Qn --------------------- 500---------------------= 80 St. Hierzu der Reichszuschuß mit 50 M. und folgende Steigerungssätze: 600x6+200x8+100x12=64 M. mithin Gejammtbetrag der Rente: 194 M. 2. Die Bestimmung im Abs. 5 ist erforderlich, um beut Miß­ brauche vorzubeugen, daß zur Erzielung einer höheren Rente mehrere Marken für dieselbe Kalenderwoche beigebracht werden. Dies kann nicht blos bei der freiwilligen Versicherung, sondern auch im Pflichtverhältniß, insbesondere dann vorkommen, wenn es sich um un­ ständige, nach einander bei verschiedenen Arbeitgebern beschäftigte 4

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Berechnung der Renten.

Personen handelt, welchen aus Irrthum oder in Folge einer Täuschung vielleicht jeder dieser Arbeitgeber eine Beitragsmarke für dieselbr Woche einklebt. Die Zahl der hiernach für ein Kalenderjahr insgesanmt in Anrechnung zu bringenden Steigerunassätze wird höchstens 52 bis 54 betragen. In einzelnen Jahren werden nämlich außer den vollen Kalenderwochen noch Bruchtheile einer 53. Woche m Betracht zr ziehen sein und in denjenigen Schaltjahren, bei denen der 1. Jamar auf einen Sonntag fällt, wird sogar eine 54. Woche in das Kalerderjahr hineinreichen. Mit Rücksicht auf diese verschiedenen Möglichkeiten sieht der Abs. 5 abweichend von der bisherigen Bestimmung vor einer zahlenmäßigen Bestimmung der zulässigen Gesammtzahl der für ein Kalenderjahr anzurechnenden Steigerungssätze ab. Die Bestimmung des Abs. 5 darüber, welche Beitragsmarken anzurechnen sind, sofern deren mehr verwendet sind, als zulässig ist, füllt eine Lücke in den bisherigen Vorschriften aus (Motive 269).

8 37. Der von den Versicherungsanstalten aufzubringende Theil der Altersrente beträgt: in der Lohnklasse I ... 60 Mark, II . . . SO „ III . . . 120 „ IV . . . 150 „ V . . . 180 „ Kommen Beiträge in verschiedenen Lohnklassen in Betracht, so wird der Durchschnitt der diesen Beiträgen entsprechenden Altersrente gewährt. Sind mehr a's ein­ tausendzweihundert Beitragswochen nachgewiesen, so sind die eintausendzweihundert Beiträge der höchsten Lohnklassen der Berechnung zu Grunde zu legen. 1. Die Berechnung der Altersrente ist abweichend von ter bis­ herigen Bestimmung geregelt. Die Altersrente besteht nunmehr, abgesehen von dem Reichszuschuß, aus einem festen Betrage, der für jeb» Lohn­ klasse verschieden normirt ist. Kommen Beiträge verschiedenerLohnk lass en in Betracht, so wird der Durchschnitt genommen. Snd also z. B. geleistet: 600 V. Lohnklasse, 400 HI. Lohnklasse, 800 II. Lohn­ klasse, insgesammt also 1800 Wochen, so kommen für die Berechnung zunächst nur die 1200 höchsten Wochen in Betracht also: 600 V., 400 III. und 200 II. Der Durchschnittsbetrag berechnet sich danach wie folgt: 600x180+400x120+200x90 1200 “ 140 mithin der Gesammtbetrag der Rente: 195 M.

8 38. Die Renten sind auf volle fünf Pfennig für den Monat nach oben abzurunden «nd in monatlichen Theilbeträgen im voraus zu zahlen. Für denjenigen Kalendervwnit, in welchem die den Wegfall oder das Ruhen des Renten-

Berechnung der Renten.

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anspruchs bewirkende Thatsache eintritt, ist der gezahlte Monatsbetrag der Rente zu belassen. In der Praxis werden die jetzigen Bestimmungen des Gesetzes so verstanden, daß beim Wegfall einer Rente entsprechende Theil­ beträge einer Monatsrate berechnet und wieder ein gezogen werden. Ein solches Berfahren liegt nicht im Sinne des Gesetzes, ist mit Rücksicht darauf, daß die volle Monatsrate mit dem Beginne des Monats fällig, also von dem Berechtigten erworben wird, nicht un­ bedenklich und erfordert zudem einen unverhältnißmäßig großen Auf­ wand an Zeit und Arbeit bei den beteiligten Stellen. Biel bedenk­ licher aber als dieser Arbeitsaufwand ist der nicht unberechtigte Unwille, welcher bei den meist unbemittelten Erben eines verstorbenen Renten­ empfängers entsteht, wenn sie die über den Todestag hinaus gezahlten Theilbeträge der Monatsrate wieder herauszahlen sollen; die Kosten eines etwaigen Einziehungsverfahrens sind oft höher als die wieder einzuziehenden Rentenbetrüge und werden, sofern der Versuch der Ein­ ziehung wegen Mittellosigkeit des Schuldners fruchtlos bleibt, von der Versicherungsanstalt nutzlos aufgewendet. Dieser Umstand hat bei ein­ zelnen Versicherungsanstalten bereits dahin geführt, grundsätzlich von der Wiedereinziehung, die das Reichs-Versicherunasamt neuerdings dem pflichtmäßiaen Ermessen der Vorstände überlassen hat, Abstand zu nehmen. Der § 38 bestimmt nun ausdrücklich, daß bereits gezahlte ober doch fällige Monatsbeträge in allen Fällen belassen werden müssen. Auf Fälle, in denen der Endpunkt des Rentcnbezugs schon beim Erlasse des Rentenbescheids feststeht, findet diese Vorschrift, entsprechend ihrem Wortlaute, keine Anwendung (Motive 2(59).

8 39. Für eilten Versicherten, welcher bei einer der nach §§ 8, 10, 11 zugelassenen Kasseneinrichtungen betheiligt gewesen ist, wird bei Berechnung der Rente für jede Woche der Betheiligung nach dem 1. Januar 1891 diejenige Lohnklasse in Rechnung gebracht, welcher derselbe nach dem von ihm wirklich bezogenen Lohne angehört haben würde, wenn er bei einer Versicherungs­ anstalt versichert gewesen wäre. Hat der Versicherte gleichzeitig einer Knappschaftskasse oder einer Orts-, Betriebs- (Fabrik-), Bau- oder Jnnnngs-Kraiikeiikasse angehört, so bestimmt sich die in Rechnung zu bringende Lohnklasse nach den Bestimmungen des § 34 Abs. 2 Ziffer 1 beziehungsweise 4 und des § 34 Abs. 3.

8 40. Für die nach § 30 als Beitragszeit geltende Dauer be­ scheinigter Krankheiten und militärischer Dienstleistungen wird bei Berechnung der Rente die Lohnklasse II zu Grunde gelegt. Den auf die Dauer militärischer Dienstleistungen entfallen­ den Antheil der Rente übernimmt das Reich (§ 125).

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Erstattung von Beiträgen.

§ 41. Die Invalidenrente beginnt mit dem Tage, an welchem der Verlust der Erwerbsfähigkeit eingetreten ist. Als dieser Zeitpunkt gilt, sofern nicht ein anderer in der Entscheidung fest­ gestellt wird, der Tag, an welchem der Antrag auf Bewilligung der Renke bei der zuständigen Behörde eingegangen ist (§ 112 Abs. 1). Die Altersrente beginnt frühestens mit dem ersten Tage des einundsiebenzigsten Lebensjahrs. Für Zeiten, die beim Eingänge des Antrags ans Be­ willigung einer Rente länger als ein Jahr zurückliegen, wird die Rente nicht gewährt. Stirbt ein Versicherter, dessen Rentenantrag noch zu seine» Lebzeiten bei der zuständigen Behörde eingegangen war, so ist zur Fortsetzung des Verfahrens und im Falle der Bewilligung der Rente zum Bezüge der bis zum Todes­ tage fälligen Rentenbeträge an erster Stelle der Ehegatte berechtigt, sofern derselbe mit dem Rentenberechtigten bis zu dessen Tode in häuslicher Gemeinschaft gelebt hat; wenn ein solcher nicht vorhanden ist, tritt die Rechtsnachfolge nach den Besttmmungen des bürgerlichen Rechtes ein. 1. Die neue Bestimmung des Abs. 3 soll die verspäteten Renten­ anträge treffen und verhüten, daß Versicherten die Rente nachträglich für mehrere Jahre auf einmal ausgezahlt wird. Eine solche Nachzahlung soll höchstens für ein Jahr, vom Eingänge des Antrages an gerechnet, zulästig sein; darüber hinaus wird eine Nachzahlung nicht mehr gewährt. 2. Dre neue Bestimmung des Abf. 4 soll der bisherigen, vom Reichsversicherungsamt gebilligten Praxis, nach welcher die Renten­ ansprüche ebenso wie andere vermögensrechtliche Ansprüche einerRechtsnachfolge beim Tode des Versicherten unterliegen, eine ausdrückliche gesetzliche Grundlage geben (Motive 270). Erforderlich ist aber, daß der Rentenantrag noch bei Leb­ zeiten des Versicherten bei der zuständigen Behörde ein­ gegangen war. Diese Anmeldung kann von den Erben nicht nach­ geholt werden. Eine andere Stellung wird in dieser Beziehung den ersatzberechtigten Gemeinden und Armenverbänden eingeräumt (vgl. 8 50 Abs. 2).

§ 42.

Erstattung von Beiträgen.

Weiblichen Personen, welche eine Ehe eingehen, bevor ihnen die eine Rente (§§ 15, 16) bewilligende Entscheidung zu­ gestellt ist, steht ein Anspruch auf Erstattung der Hälfte der für sie geleisteten Beiträge zu, wenn die letztere» vor Ein­ gehung der Ehe für mindestens zweihundert Wochen ent­ richtet worden sind. Dieser Anspruch muß bei Vermeidung

Erstattung von Beiträgen.

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des Ausschlusses vor Ablauf eines Jahres nach dem Tage der Berheirathung geltend gemacht werden. Der zu erstattende Betrag wird auf volle Mark nach oben abgerundet. Mit der Erstattung erlischt die durch das frühere Ver­ sicherungsverhältniß begründete Anwartschaft. 1. Bevor ihnen die eine Rente bewilligende Entscheidung zugestellt ist; vgl. hierzu die Annr. zu § 44. 2. Die Mindestzahl der entrichteten Beiträge ist von 235 auf 200 Wochen herabgesetzt. Um jeden Zweifel auszuschließen, ist ausdrücklich bestimmt, daß diese Beiträge vor Eingehung der Ehe ge­ leistet sein müssen. 3. Die Frist für die Geltendmachung des Anspruchs ist von 3 Monaten auf 1 Jahr verlängert.

8 43. Werden Versicherte Personen durch einen Unfall dauernd erwerbsunfähig int Sinne dieses Gesetzes und steht ihnen nach § 15 Abs. 2 Satz 2 für die Zeit des Be­ zugs der Unfallrente ein Anspruch auf Invalidenrente nicht zu, so ist ihnen auf ihren Antrag die Hälfte der für sie entrichteten Beiträge zu erstatten. Der Anspruch muß bei Vermeidung des Ausschlusses vor Ablauf von zwei Jahren nach -em Unfälle geltend gemacht werden. Die Bestimmungen des 8 42 Abs. 1 Satz 3 und Abs. 2 finden Anwendung. 1. Nach § 15 Abs. 2 begründet eine durch einen Unfall herbei­ geführte Erwerbsunfähigkeit einen Anspruch auf Invalidenrente nur insoweit, als die zu gewährende Invalidenrente die gewährte Unfall­ rente übersteigt. Uebersteigt also die Invalidenrente die Unfallrente nicht, so erhält der Unfall-Invalide von der Invalidenversicherung keine Gegenleistung. Die hierin liegende Unbilligkeit soll durch die Be­ stimmung des § 43 theilweise beseitigt werden. Es ist zu beachten, daß der 8 43 nur Anwendung findet bei dauernder Erwerbsunfähigkeit (§ 1’5 Abs. 2 Satz 1). 2. Voraussetzung für den Erstattnngsanspruch ist, daß der An­ spruch auf Invalidenrente an sich begründet ist.

8 44. Wenn eine männliche Person, für welche mindestens für zweihundert Wochen Beiträge entrichtet worden sind, verstirbt, bevor ihr die eine Rente (88 15, 16) bewilligende Ent­ scheidung zugestellt ist, so steht der hinterlassenen Wittwe oder, falls eine solche nicht vorhanden ist, den hinterlassenen ehelichen Kindern unter 15 Jahren ein Anspruch auf Erstattung der Hälfte der für den Verstorbenen entrichteten Beiträge z». Wenn eine weibliche Person, für welche mindestens für zweihundert Wochen Beiträge entrichtet worden sind, verstirbt,

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Erstattung von Beiträgen.

bevor ihr die eine Rente (§§ 15, 16) bewilligende Ent­ scheidung zugestellt ist, so steht den hinterlassenen vaterlosen Kindern unter 15 Jahren ein Anspruch auf Erstattung der Hälfte der für die Verstorbene entrichteten Beiträge zu. Ein gleicher Anspruch steht unter denselben Voraussetzungen den hinterlassenen, noch nicht fünfzehn Jahre alten Kindern einer solchen weiblichen Person zu, deren Ehemann sich von der häuslichen Gemeinschaft ferngehalten und sich der Pflicht der Unterhaltung der Kinder entzogen hat. War die weibliche Person wegen Erwerbsunfähigkeit ihres Ehe­ manns die Ernährerin der Familie, so steht ein gleicher Erstattungsanspruch dem hinterlassenen Wittwer zu. Der Erstattungsanspruch muß bei Vermeidung des Aus­ schlusses vor Ablauf eines Jahres nach dem Tode des Ver­ sicherten erhoben werden. Der zu erstattende Bettag wird auf volle Mark nach oben abgerundet. Schwebt beim Tode des Versicherten bereits ein Rentenfeststellungsverfahren, so schließt der Erstattungs­ anspruch den Anspruch der Erben auf die rückständigen Rentenbeträge aus, solange nicht eine den letzteren an­ erkennende Entscheidung zugestellt ist. Vorstehende Bestimmungen finden keine Anwendung, soweit den Hinterbliebenen aus Anlaß des Todes des Versicherten auf Grund der Unfallversicherungsgesetze Renten gewährt werden. 1. Die neue Fassung: bevor eine die Rente bewilligende Entscheidung zugestellt ist will den vom Reichsversicherungsamt in seiner Spruchpraxis anerkannten Rechtszustand sanktioniren. Es sind folgende Fälle möglich: Stirbt ein Versicherter vor demAntrag auf Rente, so ist sein Rentenanspruch nicht vollständig zur Ent­ stehung gelangt und nicht vererblich (§ 41 Abs. 4), so daß auf das Bersicherungsverhältniß nur ein Erstattungsanspruch gegründet werden kann. Stirbt ein Versicherter nach Empfang einer die Rente bewilligenden Entscheidung, so ist er damit in den Ge­ nuß der Rente gelangt und daher ein Erstattunqsanspruch nicht ent­ standen, so daß aus dem Berstcherungsverhültnisse nur der auf die Erben überaegangene Rentenanspruch selbst hergeleitet werden kann. Tritt aber Der Tod in der Zeit zwischen Anmeldung und An­ erkennung des Rentenrechts ein, so ist an sich sowohl der An­ spruch auf die Rente in der Person der Erben, als auch der Anspruch auf Beitragserstattung für die nach § 44 Berechtigten entstanden (Motive 272). Im letzteren Falle soll aber gemäß der neuen Be­ stimmung des Abs. 4 der Erstattungsanspruch den Anspruch der Erben auf rückständige Rente ausschlreßen, solange nicht eine den letzteren anerkennende Entscheidung zugestellt ist. 2. Durch den Hinweis auf § 16 ist ausdrücklich anerkannt, daß

Erlöschen der Anwartschaft.

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auch eine Rente für vorübergehende Erwerbsunfähigkeit den Er­ stattungsanspruch ausschließt. 3. Für die Geltendmachung des Erstattunysanspruchs ist durch das neue Gesetz eine Frist von einem Jahr feit dem Tode des Ver­ sicherten festgesetzt.

8 45. Durch übereinstimmenden Beschluß des Vorstandes und des Ausschusses kann bestimmt werden, daß die Überschüsse

des Sondervermögens einer Versicherungsanstalt über den zur Deckung ihrer Verpflichtungen dauernd erforderlichen Bedarf zu anderen als den im Gesetze vorgesehenen Leistungen im wirthschaftlichen Interesse der der Ver­ sicherungsanstalt angehörenden Rentenempfänger, Versicher­ ten sowie ihrer Angehörigen verwendet werden. Solche Beschlüsse bedürfen der Genehmigung des Bundesraths. Die Genehmigung kann widerrufen werden, wenn das Sondervermögen der Versicherungsanstalt zur dauernden Deckung ihrer Verpflichtungen nicht mehr aus­ reicht. 1. Die Hauptleistuugen des Gesetzes insbesondere die Renten dürfen auf Grund des § 45 nicht verändert werden. Dagegen ist die Aenderung von Nebenleistungen zulässig, so z. B. Erhöhung der Angehörigenuntersttttzung (§ 18), Erhöhung des zulässigen Höckstbetrages beim Zusammentreffen von Invalidenrente mit Unfallrente oder Pensionen (§48 vgl. Motive 273f.). Bon anderen Leistungen im wirth­ schaftlichen Interesse der Versicherten erwähnen die Motive die Hingabe von tilgbaren Hypotheken zur Erwerbung eines eigenen Heims durch die Arbeiterbevölreruna, um dieselbe mehr wie bisher seßhaft zu machen. Auch würde man auf Grund des § 45 für Arbeiter-Wohlfahrts-Veranstaltungen Hypotheken bis zur vollen Höhe des Erwerbs­ preises oder zu einem besonders niedrigen Zinsfüße hergeben können. Im Uebriaen kommen je nach den örtlichen Bedürfnissen die verschieden­ artigsten Veranstaltungen und Leistungen in Betracht, sofern sie nur im wirthschaftlichen Interesse der der Versicherungsanstalt angehörenden Rentenempfänger, Versicherten sowie ihrer Angehörigen liegen. 2. Der Widerruf gemäß Abs. 2 kann sich selbstverständlich nicht auf die den einzelnen Versicherten bereits zugebilligten Leistungen be­ ziehen (K. B. 91).

§ 46. Erlöschen der Anwartschaft. Die aus der Versicherungspflicht sich ergebende Anwart­ schaft erlischt, wenn während zweier Jahre nach dem auf der Quittungskarte (§ 131) verzeichneten Ausstellungstag ein die Verficherungspflicht begründendes Arbeits- oder Dienst­ verhältniß, auf Grund dessen Beiträge entrichtet sind, oder die Weiterverficherung (§14 Abs. 2) nicht oder in weniger als insgesammt zwanzig Beitragswochen bestanden hat.

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Erlöschen der Anwartschaft.

Den Beitragswochen im Sinne des vorigen Absatzes werden gleich behandelt die Zeiten, 1. welche nach § 30 als Beitragszeiten angerechnet werden, 2. während deren der Anwärter eine Unfallrente für eine Verminderung der Erwerbsfähigkeit um mindestens zwanzig Prozent oder aus Kassen der in den §§ 8, 10, 11, 52 bezeichneten Art Invaliden- oder Alters­ renten bezog, ohne gleichzeitig eine nach diesem Ge­ setze verficherungspflichtige Beschäftigung auszuüben. Bei der Selbstverficherung und ihrer Fortsetzung (§ 14 Abs. 1) müssen zur Aufrechterhaltung der Anwartschaft während der im Abs. 1 bezeichneten Frist mindestens vierzig Beiträge entrichtet werden. Die Anwartschaft lebt wieder auf, sobald durch Wieder­ eintreten in eine verficherungspflichtige Beschäftigung oder durch fteiwillige Beitragsleistung das Bersicherungsverhältniß erneuert und danach eine Wartezeit von zweihundert Beitrags­ wochen zurückgelegt ist. 1. Die Mindestzahl der Zwecks Erhaltung der Anwartschaft bei­ zubringenden Marken ist von 47 auf 20 für die Versicherungspflicht, auf 40 für die Selbstversicherung (vgl. Abs. 3) herabgesetzt worden. Dagegen ist die Zett, innerhalb der die Marken beigebracht sein müssen, von 4 auf 2 Jahre herabgesetzt worden, so daß in dieser Be­ ziehung eine Verschärfung der früheren Bestimmung eingetreten ist. 2. Die Bestimmung des Abs. 2 Zister 1, wonach als Beitrags­ wochen im Sinne des Abs. 1 auch Krankheits- und Militärdienstzeiten gelten, entspricht dem schon bestehenden Rechtszustande. Die Bestimmung in Ziffer 2 ist neu hinzugekommen; sie ist eine Ausgestaltung des bisherigen § 37. Es erschien zunächst unbedenk­ lich für Mitglieder der zur selbständigen Durchführung der Invaliden­ versicherung zugelassenen besonderenKasseneinrichtungen, welche auf Grund oer Kassenstatuten andere als die in diesem Gesetze vor­ gesehenen Renten (z. B. Renten bei Berufsinvalidität) beziehen, oie Be­ stimmungen des § 46 in gleicher Weise außer Kraft zu setzen, wie dies bisher im § 37 für Mitglieder der im § 52 bezeichneten Zuschußkassen vorgesehen war. Hierdurch werden auch die Interessen der zugelassenen besonderen Kaffenemrichtungen insofern gefördert, als sie hinfort nicht mehr der Gefahr ausgesetzt sind, daß ein Mitglied, welches die statuta­ rische Rente erhält, seinen Anspruch auf reichsgesetzliche Rente gemäß § 46 verfallen läßt und dadurch die Kasseneinrichtung außer Stand setzt, nach dem Eintritte der Voraussetzungen einer reichsgesetzlichen Rente den auf die statutarischen Leistungen anzurechnenden Reichszuschuß zu erlangen. Sodann erschien es gerechtfertigt, das Erlöschen des Bersicherungsverhältnisses auch für den Fall auszuschließen, oaß der An­ wärter eine Unfallrente bezieht. Für sämmtliche unter Zister 2 behandelten Fälle ist aber die Erhaltung der Anwartschaft an die Vor-

Entziehung der Invalidenrente.

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aussetzung geknüpft, daß der Anwärter nicht etwa, was häufig der Fall fein wird, trotz des Bezugs der Rente eine verficherungspslichtiqe Beschäftigung ausübt. Im letzteren Falle ist er naturgemäß zur Entrichtung der Bersicherungsberträge verpflichtet, soweit er nicht auf Grund des § 6 hiervon befreit ist (Motive 275). § 47. Entziehung der Invalidenrente.

Tritt in den Verhältnissen des Empfängers einer Invaliden­ rente eine Veränderung ein, welche ihn nicht mehr als erwerbs­ unfähig (§§ 15, 16) erscheinen läßt, so kann deinsclben die Rente entzogen lvcrden. Ist begründete Annahme vorhanden, daß der Empfänger einer Invalidenrente bei Durchführung eines Heilverfahrens die Erwerbsfähigkeit wieder erlangen werde, so kann die Verficherungsanstalt zu diesem Zwecke ein Heilverfahren eintreten lassen. Dabei finden die Bestimmungen des § 18 Abs. 2 bis 4, §§ 19 bis 21, 23 mit der Maßgabe An­ wendung, daß an Stelle der Angehörigenunterstützung die Invalidenrente treten kann. Hat sich der Rentenempfänger solchen Maßnahmen der Verficherungsanstalt ohne gesetz­ lichen oder sonst triftigen Grund entzogen, so kann ihm die Rente auf Zeit ganz oder theilweise entzogen werden, sofern auf diese Folgen hingewiesen worden ist und nach­ gewiesen wird, daß er durch sein Verhalten die Wieder­ erlangung der Erwerbsfähigkeit vereitelt hat. Die Entziehung der Rente tritt mit Ablauf des Monats in Wirksamkeit, in welchem der die Entziehung aussprechende Bescheid zugestellt worden ist. Wird die Rente von neuem oder wird an Stelle einer nach § 16 gewährten Invalidenrente eine Rente für dauernde Erwerbsunfähigkeit (§ 15) bewilligt oder wird eine Altersrente bewilligt, so ist die Zeit des früheren Renten­ bezugs dem Versicherten ebenso wie eine bescheinigte Krankheits­ zeit (§ 40 Abs. 1) anzurcchncn. Die Vorschriften des § 30 Abs. 5 und des § 46 Abs. 1, 3 finden auf diese Zeit keine Anwenduug. 1. Durch den Hinweis aus § 16 im Abs. 1 soll zum Ausdruck ge­ bracht werden, daß auch die Entziehung einer vorübergehenden Invaliden­ rente nur mittelst bernfungsmäßigen Bescheides erfolgen soll. 2. Die neue Bestimmung des Abs. 2 ermöglicht es, auch gegen­ über Rentenempfängern ein Heilverfahren durchzusühren; sie findet auch Anwendung auf Personen, denen bereits unter der Herrschaft des gegenwärtigen Gesetzes eine Rente bewilligt worden ist Motive 276). 3. Die Bestimmung des Abs. 3 ist eine Konsequenz der Bestimmung von § 38.

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Ruhen der Renten.

§ 48.

Ruhen der Rente.

Das Recht auf Bezug der Rente ruht: 1. für diejenigen Personen, welche auf Grund der reichs­ gesetzlichen Bestimmungen über Unfallversicherung eine Rente beziehen, solange und soweit die Unfallrente unter Hinzurechnung der ihnen nach dem gegenwärtigen Gesetze zugesprochenen Rente den fiebenundeiuhälbfachen Grund­ betrag der Invalidenrente (§ 36 Abs. 2, 3) übersteigt; 2. für die in den §§ 5, 6 Abs. 1, § 7 bezeichneten Personen, solange und soweit die denselben gewährten Pensionen, Wartegelder oder ähnlichen Bezüge unter Hinzurechnung der ihnen nach dem gegenwärtigen Gesetze zugesprochenen Rente den in Ziffer 1 bezeichneten Höchstbetrag über­ steigen; 3. solange der Berechtigte eine die Dauer von einem Monat übersteigende Freiheitsstrafe verbüßt oder solange er in einem Arbeitshaus oder in einer Besserungsanstalt unter­ gebracht ist; 4. solange der Berechtigte nicht iin Jnlande seinen gewöhn­ lichen Aufenthalt hat. Durch Beschluß des Bundes­ raths kann diese Bestimmung für bestimmte Grenzgebiete oder für solche auswärtige Staaten, durch deren Gesetzgebung deutschen Arbeitern eine entsprechende Fürsorge für den Fall der Erwerbsunfähigkeit und des Alters gewährleistet ist, außer Kraft gesetzt werden. Hat in den Fällen der Ziffer 3 der Rentenberechtigte eine im Jnlande wohnende Familie, deren Unterhalt er bisher aus seinem Arbeitsverdienste bestritten hat, so ist dieser die Rente zu überweisen. Während des Bezugs von Invalidenrente ruht -er Anspruch auf die Altersrente. Auf diesen Fall findet die Bestimmung des § 38 Satz 2 keine Anwendung. 1. Der feste Betrag von 415 Mk., welcher bisher die Grenze bildete, über die hinaus der Versicherte Unfallrente, Pension u. s. w. und Invaliden- bezw. Altersrente nicht beziehen durste, ist durch einen be­ weglichen Betrag — 7'/.2 fache des Grundbetrages der in Betracht kommen­ den Invalidenrente — ersetzt. 2. Die Aenderung in Ziffer 4 soll zum Ausdruck bringen, daß nicht der rechtliche Wohnsitz maßgebend ist. 3. Durch die veränderte Fassung in Abs. 3 soll zum Ausdruck gebracht werden, daß beim Zusammentressen der Altersrente mit der höheren Invalidenrente nicht etwa der Anspruch auf die erstere sortfällt, sondern nur deren Bezug ruht und daß die Altersrente ohne Weiteres wieder auflebt, wenn dem Rentenempfänger die Invalidenrente entzogen wird.

Verhältniß zu anderen Ansprüchen.

§ 49.

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Verhältniß zu anderen Ansprüchen.

Die auf gesetzlicher Vorschrift beruhende Verpflichtung von Gemeinden nnd Armenverbändcn zur Unterstützung hilfsbedürftiger Personen, sowie sonstige gesetzliche, statutarische oder auf Vertrag beruhende Verpflichtungen zur Fürsorge für alte, kranke, crwerbsunfäbige oder hülfsbedürftige Personen werden durch dieses Gesetz nicht berührt. Wenn von einer Gemeinde wder einem Armenverband an hülfÄedürstige Personen Unterstützungen für einen Zeitraum ge­ leistet werden, für lvelchen diesen Personen ein Anspruch auf Invaliden- oder Altersrente zustand oder noch zusteht, so ist ihne» hierfür durch Ueberweisung von Rentenbeträgen Ersatz zu leisten. Ist die Unterstützung eine vorübergehende, so können als Ersatz höchstens drei Monatsbeträge der Rente, und zwar mit nicht mehr als der Hälfte, in Anspruch genommen werden. Ist die Unterstützung eine fortlaufende, so kann als Ersatz, wenn die Unterstützung in der Gewährung des Unter­ halts in einer Anstalt besteht, für dessen Dauer und in dem zur Ersatzleistung erforderlichen Betrage die fortlaufende Ueberweisung der vollen Rente, im Uebrigen die fortlaufende Ueberweisung von höchstens der halben Rente beansprucht werden. 1. Durch die Abänderung in Abs. 2 soll zum Ausdruck gebracht werdm, daß den Gemeinden und Armenverbänden gegen die Versiche­ rungsanstalt eine Ersatzforderung zusteht, die durch Ueberweisung von Rentenbeträgen ohne Beschränkung aus die bereits fällig ge­ worrenen Rentenzahlungen, erfüllt werden sollen (Motive 278). 2. Die Bestimmungen in Abs. 3 und 4 sind neu. Durch dieselben soll tie Lage der Rentenempfänger gegenüber den ersatzberechtigten Körperschaften günstiger als bisher gestaltet werden insofern, als dem Rentmenipfänger in der Regel die Hälfte der Rente belassen werden soll.

8 50. Der Antrag auf Ueberweisung von Rentenbeträgen (§ 4$ Abs. 2 bis 4) ist bei einer der im § 112 Abs. 1 bezeichieten Behörden anzuinelden; soweit es sich um den Ersatz für eine vorübergehende Unterstützung handelt, ist der Anspruch bei Vermeidung des Ausschlusses spätestens binnm drei Monaten seit Beendigung der Unterstützung geltend zu machen. Den Gemeinden und Armenverbänden steht die Geltendmachnng des Ersatzanspruchs auch dann zu, wenn die hülfs-

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Verhältniß zn anderen Ansprüchen.

bedürftige Person, welcher ein Anspruch auf Invaliden­ oder Altersrente zustand, vor Stellung des Rentenantrags verstorben ist. Die Bestimmung im § 44 Abs. 4 findet ent­ sprechende Anwendung. Streitigkeiten, welche zwischen den Betheiligten über den Anspruch auf Ueberweisung von Entschädigungsbeträgeu entstehen, werden im Verwaltungsstreitverfahren oder, wo ein solches nicht besteht, durch die dem Ersatzberechtigten vorgesetzte Aufsichtsbehörde entschieden. Die Entscheidung der letztere« kann innerhalb eines Monats nach -er Zu­ stellung im Wege des Rekurses nach Maßgabe der §§ 20, 21 der Gewerbeordnung angefochten werden. 1. Bei Streitigkeiten über den Rentenübergana bedarf es der Hinterlegung der fälligen Rentenbeträge nicht mehr, weil die Be­ friedigung auch aus den später fällig werdenden Renten erfolgen kann (Motive 279), vgl. Anm. 1 zu § 49. 2. Den Gemeinden und Armenverbänden steht nach Abs. 2 ab­ weichend von den Erben (vgl. § 41 Abs. 4), der Erstattungsanspruch auch daun zu, wenn der Versicherte vor Stellung des Rentenantrages verstorben ist Der § 44 Abs. 4 findet auch hier Anwendung; bei einem Zusammentreffen der Ersatzansprüche mit einem Beitrags-Er­ stattungsanspruch auf Grund des § 44 geht der letztere Anspruch dem ersteren vor. 3. Durch Kgl. Preuß. Verordnung vom 23. VIII. 1899 ist für das Berwaltungsstreitverfahren der Vezirwausschuß für zuständig erklärt worden, gegen dessen Entscheidung nur das Rechtsmittel der Revision zulässig ist.

§ 51. Die Bestimmungen der 88 49, 50 gelten auch für Be­ triebsunternehmer und Kassen, welche die den Gemeinden oder Armenverbänden obliegende Verpflichtung zur Unterstützung Hülfsbedürstiger auf Grund gesetzlicher Vorschrift erfüllen. 8 52. Fabrikkassen, Knappschaftskassen, Seemannskassen und andere für gewerbliche, landwirthschaftliche oder ähnliche Unternehmungen bestehende Kasseneinrichtungen, welche ihren nach den reichs­ gesetzlichen Bestimmungen versicherten Mitgliedern für den Fall des Alters oder der Erwerbsunfähigkeit Renten oder Kapitalien gewähren, sind berechtigt, diese Unterstützungen für solche Personen, welche auf Grund der reichsgesetzlichen Be­ stimmungen einen Anspruch auf Invaliden- oder Altersrenten haben, um den Werth der letzteren oder zu einem geringeren Betrage zu ermäßigen, sofern gleichzeitig die Beiträge der Betriebsunternehmer und Kassenmitglieder oder im Falle der Zustimmung der Betriebsunternehmer wenigstens diejenigen der

Unpfändbarkeit der Ansprüche.

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Kassenmitglieder in entsprechendem Verhältnisse herabgemindert werden. Auf statutenmäßige Kassenleistungen, welche vor dem betreffenden Beschlusse der zuständigen Organe oder vor dem 1. Januar 1891 aus der Kasse bewilligt worden sind, erstreckt sich die Ermäßigung nicht. Die hierzu erforderliche Abänderung der Statuten bedarf der Genehmigung der zuständigen Landesbehörde. Die letztere ist befugt, eine entsprechende Abänderung der Statuten ihrerseits mit rechtsgültiger Wirkung vorzunehmen, sofern die zu den er­ wähnten Kasseneinrichtungen beitragenden Betriebsunternehmer oder die Mehrheit der Kassenmitglieder die Abänderung bean­ tragt haben, die letztere aber von den zuständigen Organen der Kasse abgelehnt worden ist. Der Ermäßigung der Beiträge bedarf es nicht, sofern die durch die Herabminderung der Unterstützungen ersparten Beträge zu anderen Wohlfahrtseinrichtungen für Betriebsbeamte, Arbeiter oder deren Hinterbliebene verwendet werden sollen und diese anderweite Verwendung durch das Statut geregelt und von der Auffichtsbehörde genehmigt ivird, oder soweit die Beiträge in der bisherigen Höhe erforderlich sind, um die der Kasse ver­ bleibenden Leistungen zu decken. 8 53. Die Bestimmungen des § 46 Abs. 2 Ziffer 2 und des § 52 finden auch auf die zur Fürsorge für Invalidität und Alter bestehenden Kassen Anwendung, hinsichtlich deren auf Grund ortsstatutarischer Bestimmungen eine Verpflichtung zum Beitritte besteht. 8 54. Insoweit den nach Maßgabe der reichsgcsetzlichen Be­ stimmungen zum Bezüge von Invalidenrenten berechtigten Per­ sonen ein gesetzlicher Anspruch auf Ersatz des ihnen durch die Invalidität enfftandenen Schadens gegen Dritte zusteht, geht derselbe auf die Versicherungsanstalt bis zum Betrage der von dieser zu gewährenden Rente über. § 55.

Unpfändbarkeit der Ansprüche.

Die Uebertragung der aus den reichsgesetzlichen Be­ stimmungen fich ergebenden Ansprüche auf Dritte sowie deren Verpfändung oder Pfändung hat nur insoweit recht­ liche Wirkung, als fie erfolgt: 1. zur Deckung eines Vorschusses, welcher dem Berechtigten auf seine Ansprüche vor Anweisung der Rente von seinem Arbeitgeber oder einem Organe der Verfiche-

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Unpfändbarkeit der Ansprüche.

rungsanstalt oder dem Mitglied eines solchen Organs gegeben worden ist; 2. zur Deckung der im § 850 Abs. 4 der Civilprozeßordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 20. Mai 1898 (Reichs-Gesetzbl. S. 369) bezeichneten Forderungen; 3. zur Deckung von Forderungen der nach §§ 49, 51 ersatzberechtigten Gemeinden und Armenverbände sowie der an deren Stelle getretenen Betriebsunternehmer und Kassen. Die Rentenforderungen dürfen nur auf Ersatzforderungen für bezogene Unfallrenten und Entschädigungen, soweit der Anspruch auf diese nach 54, 113 Abs. 2 auf die Ver­ sicherungsanstalt übergegangen ist, auf geschuldete Beiträge, auf gezahlte Vorschüße, auf zu Unrecht gezahlte Renten­ beträge, auf die zu erstattenden Kosten des Verfahrens und auf die von den Organen der Versicherungsanstalten ver­ hängten Geldstrafen aufgerechnet werden. Ausnahmsweise darf der Berechtigte den Anspruch auf die Rente ganz oder zum Theil auf Andere übertragen, so­ fern dies von der unteren Verwaltungsbehörde genehmigt wird. 1. Die bisher zugelassenen Ausnahmen von der Unübertragbarkeit und Unpfändbarkeit der Rentenansprüche sind erweitert worden durch die in Ziffer 1 erfolgte Einbeziehung der Vorschüsse, welche dem Be­ rechtigten von seinem Arbeitgeber ooer der Versicherungsanstalt auf die künftige Rente gegeben worden sind. 2. Der Hinweis in Ziffer 2 aus § 850 Abs. 4 der Civilprozeßordnung bedeutet, daß auch für die von dem Vater eines un­ ehelichen Kindes zu leistenden Unterhaltungsbeiträge die Pfändbarkeit zugelassen ist (Motive 281). 3. Nach § 394 des Bürgerlichen Gesetzbuches findet die Ausrechnung einer Forderung dann nicht statt, wenn deren Pfändung gesetzlich ausgeschlossen ist. Es bedarf daher Bestimmungen für die Fälle, in denen die Aufrechnung gegen Rentenforderungen gleichwohl zulässig sein soll. 4. Der Abs. 3 wird z. B. Anwendung finden können, wenn der Rentenempfänger durch Übertragung seines Rentenanspruchs sich die Aufnahme in ein Siechenhaus, eine Versorgungsanstalt u. dgl. ermög­ lichen könnte (Motive 281).

II. Organisation. 8 56. Die Durchführung der Invalidenversicherung erfolgt unter Mitwirkung der Landesverwaltungs- und der Post­ behörden durch Versicherungsanstalten und ihre Organe

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Unpfändbarkeit der Ansprüche.

rungsanstalt oder dem Mitglied eines solchen Organs gegeben worden ist; 2. zur Deckung der im § 850 Abs. 4 der Civilprozeßordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 20. Mai 1898 (Reichs-Gesetzbl. S. 369) bezeichneten Forderungen; 3. zur Deckung von Forderungen der nach §§ 49, 51 ersatzberechtigten Gemeinden und Armenverbände sowie der an deren Stelle getretenen Betriebsunternehmer und Kassen. Die Rentenforderungen dürfen nur auf Ersatzforderungen für bezogene Unfallrenten und Entschädigungen, soweit der Anspruch auf diese nach 54, 113 Abs. 2 auf die Ver­ sicherungsanstalt übergegangen ist, auf geschuldete Beiträge, auf gezahlte Vorschüße, auf zu Unrecht gezahlte Renten­ beträge, auf die zu erstattenden Kosten des Verfahrens und auf die von den Organen der Versicherungsanstalten ver­ hängten Geldstrafen aufgerechnet werden. Ausnahmsweise darf der Berechtigte den Anspruch auf die Rente ganz oder zum Theil auf Andere übertragen, so­ fern dies von der unteren Verwaltungsbehörde genehmigt wird. 1. Die bisher zugelassenen Ausnahmen von der Unübertragbarkeit und Unpfändbarkeit der Rentenansprüche sind erweitert worden durch die in Ziffer 1 erfolgte Einbeziehung der Vorschüsse, welche dem Be­ rechtigten von seinem Arbeitgeber ooer der Versicherungsanstalt auf die künftige Rente gegeben worden sind. 2. Der Hinweis in Ziffer 2 aus § 850 Abs. 4 der Civilprozeßordnung bedeutet, daß auch für die von dem Vater eines un­ ehelichen Kindes zu leistenden Unterhaltungsbeiträge die Pfändbarkeit zugelassen ist (Motive 281). 3. Nach § 394 des Bürgerlichen Gesetzbuches findet die Ausrechnung einer Forderung dann nicht statt, wenn deren Pfändung gesetzlich ausgeschlossen ist. Es bedarf daher Bestimmungen für die Fälle, in denen die Aufrechnung gegen Rentenforderungen gleichwohl zulässig sein soll. 4. Der Abs. 3 wird z. B. Anwendung finden können, wenn der Rentenempfänger durch Übertragung seines Rentenanspruchs sich die Aufnahme in ein Siechenhaus, eine Versorgungsanstalt u. dgl. ermög­ lichen könnte (Motive 281).

II. Organisation. 8 56. Die Durchführung der Invalidenversicherung erfolgt unter Mitwirkung der Landesverwaltungs- und der Post­ behörden durch Versicherungsanstalten und ihre Organe

Unpfändbarkeit der Ansprüche.

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(88 65 ff.), durch Schiedsgerichte (88 103 ff.) sowie durch das Reichs-Versicherungsamt und die Landes-Verficherungsämter (88 108 ff.). Die neue Bestimmung hat nur redaktionelle Bedeutung. In der Organisation sind in Wegfall gekommen: der Staatskommissar, die Vertrauensmänner und der Auf­ sichtsrath.

A. Mitwirkung der Landesverwaltungsbehörden. 8 57. Außer den übrigen aus diesem Gesetze fich ergebenden Aufgaben liegt den unteren Verwaltungsbehörden (8 169) insbesondere ob: 1. die Entgegennahme und Vorbereitung von Anträgen auf Bewilligung von Invaliden- nnd Altersrenten (§ 112) oder auf Beitragöerstattungen (§ 128) sowie die Be­ gutachtung der Anträge auf Rentenbewilligungen; 2. die Begutachtung der Entziehung von Invalidenrenten (88 47, 121); 3. die Begutachtung der Einstellung von Rentenzahlungen (88 48, 121); 4. die Benachrichtigung des Vorstandes der Versicherungs­ anstalt über die zur Kenntniß der Verwaltungsbehörde kommenden Fälle, in welchen Grund zu der Annahme vorliegt, daß Versicherte durch ein Heilverfahren vor baldigem Eintritte der Erwerbsunfähigkeit werden be­ wahrt werden (818), daß Emfänger von Invalidenrenten bei Durchführung eines Heilverfahrens die Erwerbs­ fähigkeit wiedererlangen werden (8 47 Abs. 2), daß die Invalidenrente zu entziehen ist (8 47 Abs. 1) oder Rentenzahlungen einzustellen find (8 48); 5. die Auskunftsertheilung über alle die Invalidenver­ sicherung betreffenden Angelegenheiten. 1. Die Funktionen der unteren Verwaltungsbehörden, bei welchen Vertreter der Arbeitgeber und Versicherten mitwirken (vgl. 59, 61), sind durch das neue Gesetz erheblich erweitert worden. Zu den neuen Funktionen gehört: a) eine intensivere Thätigkeit der Vorbereitung der Anträge aus Bewilligung von Renten (vgl. § 58); b) die Entgegennahme und Vorbereitung von Anträgen auf Beitragserstattungen; c) die Begutachtung der Einstellung von Rentenzahlungen; d) die Anzeigepflicht an die Versicherungsanstalt über geeignete Fälle für Krankenfürsorge, Entziehung von Renten und Ein­ stellung von Rentenzahlungen; e) die Auskunftsertheilung.

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Unpfändbarkeit der Ansprüche.

Der Vorstand der Versicherungsanstalt kann die untere Ver­ waltungsbehörde auch noch in anoeren Fällen zur gutachtlichen Aeußerung heranziehen (vgl. § 59 Abs. 2). 2. Die sämmtlichen Funktionen der unteren Ver­ waltungsbehörde können auf besondere örtliche Organe der Versicherungsanstalten, Rentenstellen, übertragen werden (vgl. § 79).

8 58. In den Fällen des § 57 Ziffer 1 hat sich die Begut­ achtung auf die Versicherungspflicht (§§ 1 bis 7) oder das Verficherungsrecht (§ 14), auf das Maß der Erwerbsfähig­ keit des Rentenbewerbers (§§ 5, 15, 16) sowie darauf zu erstrecken, ob und inwieweit von den Befugnissen der §§ 17, 22 Gebrauch zu machen ist. In den Fällen des § 57 Ziffer 2 hat sich die Begut­ achtung auf das Maß der Erwerbsfähigkeit des Renten­ empfängers (§ 47 Abs. 1) sowie darauf zu erstrecken, ob und inwieweit von der Befngniß des § 47 Abs. 2 Satz 3 Gebrauch zu machen ist. Die Begutachtung muß ferner über alle diejenigen Fragen sich verbreiten, welche für die Entscheidung des Vor­ standes der Versicherungsanstalt von Belang erscheinen. Die unteren Verwaltungsbehörden haben bei der Vorbereitung der Rentenanträge nunmehr eine weit intensivere Thätigkeit zu entfalten als bisher; sie haben insbesondere für die nachträgliche Beibringung aller für die Begründung der Rentenanträge nothwendigen Beläge Sorge zu tragen und alle in Betracht kommenden Fragen zu prüfen und zu erörten (Abs. 3), so daß der Vorstand der Ver­ sicherungsanstalt auf Grund des von ihnen vorgelegten Materials in der Lage ist, ohne weitere Rückfragen sofort zu entscheiden. Bei der Begutachtung des Maßes der Erwerbsfähigkeit werden sie einer ärztlichen Unterstützung nicht ent­ behren können; die Kosten hierfür hat die Versicherungsanstalt zu tragen (vgl. § 64 Abs. 3).

8 59. Ist die untere Verwaltungsbehörde in den Fällen des § 57 Ziffer 1 und 2 der Ansicht, daß das Gutachten gegen die Gewährnng einer Rente oder für die Entziehung einer Invalidenrente abzugeben sei, so hat sie vor Abgabe ihres Gutachtens die im § 58 bezeichneten Fragen unter Zu­ ziehung je eines Vertreters der Arbeitgeber und der Ver­ sicherten (§ 61) in mündlicher Verhandlung zu erörtern. Auf seinen Antrag oder wenn es die Aufklärung des Sach­ verhalts erfordert, ist der Rentenbewerber oder Renten­ empfänger zur mündlichen Verhandlung zuzuziehen; in jedem

Unpfändbarkeit der Ansprüche.

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Falle ist derselbe von dem Termine zur mündlichen Verhaadlung zu benachrichtigen. Aus dem Gutachten muß er­ sichtlich sein, wie jeder der beiden Vertreter gestimmt hat. Der Vorstand der Verfichernngsanstalt ist berechtigt, auch in anderen als den in den §§ 57, 58 angegebenen Fällen und über andere Fragen das Gutachten der untere« Verwaltungsbehörde in der im Abs. 1 angegebenen Form zu verlangen. 1. Gegen die Gewährung von Renten; die Zuziehung ist also nicht erforderlich, wenn es sich nur um die Gewährung emes ge­ ringeren als des beantragten Rentenbetrages handelt oder wenn die Rente erst von einem späteren als dem beantragten Zeitpunkt an zu­ gebilligt werden soll. 2. Die Verhandlung muß mündlich stattfinden, eine schriftliche Abstimmung ist unzulässig. Der Rentenbewerber ist in jedem Falle von dem Termin zu benachrichtigen.

8 60. Die höhere Verwaltungsbehörde (§ 169) kann nach Anhörung oder auf Antrag des Vorstandes für den Bezirk einer Versicherungsanstalt oder Theile desselben bestimmte Gemeindebehörden als untere Verwaltungsbehörden im Sinne des § 57 bezeichnen und mit der Wahrnehmung der in den §§ 57, 58 vorgesehenen Geschäfte betrauen. Gemäß § 169 werden im Uebrigen die zuständigen Behörden von der Zentralbehörde bestimmt.

8 61. Für den Bezirk jeder unteren Verwaltungsbehörde

Verjährung der rückständigen Bei­ träge 127 (und Anm.). Verlorene Quittungskarten 7, 107 (§ 136). Vermerke in Quittungskarten 7,108. Bermögensauseinandersetzung bei Auflösung einer Anstalt durch Veränderung 85, 86. Vermögensverwaltung der Ver­ sicherungsanstalten 123—125. Vermuthung für Bersichcrungsverhältniß 115 (und Anm.) Vernichtung von Quittungskarten 108; von Marken 151—153. Verpfändung des Anspruchs 61; auf Invalidenrente 12; auf Altersrente 13. Versagung des Anspruchs durch die Rentenstelle 16; der Invaliden­ rente wegen Ungehorsams 36 (§ 22). Versicherte, Vertreter, Zahl, Wähl­ barkeit und Wahl 80, 81; un­ gehinderte Ausübung der Funk­ tionen 83; für den Vorstand 6, 73 (und Anm. 2); für den Aus­ schuß 6, 74; für die Rentenstellen 78, 104; für die untere Ver­ waltungsbehörde 65—67; für die Schiedsgerichte 86; für das Rerchsversicherungsamt 90; Be­ theiligung an der Verwaltung der Kassen besonderex Kassenein­ richtungen 26, 27 (Anm. 2), der Kassen der Seeberufsgenossenschaft 28; Verpflichtung zur Be­ schaffung der Quittungskarte 105, 106 (Anm.); Selbstentrichtung von Beiträgen 10, 112; Pflicht zur Auskunftsertheilung 122; An- und Abmeldung von V. 116, 133. Versicherungsanstalt, Zuständigkeit und Organisation 3—7, 62ff.; Errichtung 67—69; gemeinsame B. 68; Sitz 69; Befugnisse 69 (8 68); Haftung für Verbind­ lichkeiten 69 (8 68); Statut 70 bis 72; Vorstand 72, 73; Kontrole

über Entrichtnng ber Beiträge 122, 123 (Anm. 1); Vermögens­ verwaltung 123—125. Versicherungsanstalten, Versiche­ rungspflicht ihrer Beamten 2, 22, 23 (Anm. 4). Bersichernngspflicht, gesetzliche 1—3, 17—19; auf Grund eines Be­ schlusses des Bundesraths 1, 3, 19—25. Bersichernngsrecht 29, 64. Bertheilung der Renten 100,101. Vertrag über Ausschließung oder Beschränkung der Anwendung der Bestimmungen des Gesetzes 134. Vertrauensmänner 6, 92 (Anm. 2); Vertreter der Arbeitgeber und Ver­ sicherten, Zahl, Wählbarkeit und Wahl 80, 81; Ablehnung der Wahl 82; Wiederwahl 83; un­ gehinderte Ausübung der Funk­ tionen 83; für den Vorstand 6, 73 (und Anm. 2); für den Aus­ schuß 6, 74; für die Rentenstellen 78; für die untere Verwaltungs­ behörde 65—67; für die Schieds­ gerichte 86; für das Reichsver­ sicherungsamt 90. Vertretung der Versicherungsanstalt 6, 72. Verwendung, rechtswidrige, der Lohnabzüge 135. Verzicht auf Ersatz der zurücker­ statteten Beiträge 102, 103 (Anm. 5). Voranschlag, Ausschuß 6, 70 (und Anm. 2), 71 (und Anm. 3). Borenthaltung der Quittungskarte 135. Vorläufige Rentenbeträge 95, 97. Vorsätzliche Herbeiführung der Er­ werbsunfähigkeit 11, 32 (und Anm. 1). Vorschüsse der Postverwaltung 99; Erstattung 101. Vorschuß, Übertragbarkeit der Ren­ tenansprüche 61, 62 (Anm. 1). Vorsitzender des Vorstandes 72, 73 (Anm. 1 und 8 75); des Aus­ schusses 75; der Rentenstelle 77, 78 (Anm. 2), 79. Vorstand der Versicherungsanstalten;

Sachregister. Zusammensetzung 6, 72, 73; Be­ fugnisse und Pflichten 72; Ent­ scheidung über Ansprüche auf Rente 15; auf Rückerstattung der Beiträge 16; auf KrankenfürSe 17. ergehende Beschäftigung, Ver­ sicherungspflicht 2, 21 (Anm. 1); Befreiung 150, 153; Selbstver­ sicherung 3, 29, 30 (Anm. 3 c\ Vorübergehende Invalidenrente 31, 41 (Anm. 6). Vorübergehende Unterbrechung des Arbeitsverhältnisses bei vorgesetz­ licher Wartezeit 141 (und Anm. 2).

Wahlen zu Ehrenämtern 80, 81;

Ablehnung 82, 83; Wiederwahl 83; für die untere Verwaltungs­ behörde 65; für den Ausschuß 74; für die Rentenstellen 78. Wartegelder, Befreiung von der Bersicherungspflicht 2,23,25 (§ 7); Ruhen der Invalidenrente 12.

Wartezeit als Voraussetzung des Rentenanspruchs 39 (§ 28, 29), 40 (Anm. 1); bei Invalidenrente 11, 39, 40 (Anm. 2), 138, 139 (Anm. 5); bei Altersrente 13, 39, 40 (Anm. 2), 139, 140 (Anm. 4); beibesonderenKasseneinrichtungen 26; bei Versicherung der See­ berufsgenossenschaft 28; vorgesetz­ liche W. 130—140. Wechselnder Beschäftigungsort 5,68. Weibliche Personen, Rückerstattung von Beiträgen bei Eheschließung 13, 52, 53; W. Versicherten, An­ spruch vaterloser Kinder auf Er­ stattung von Beitrügen 13, 14, 53 54 Weiterversicherung 1, 3, 29—31; Erlöschen der Anwartschaft auf Rente 10,11; W. bei Mitgliedern der Seeberufsgenossenschaft 28. Werkmeister, Versicherungspflicht 1, 17,18(Anm.l); Selbstversicherung 3, 29. Wiederaufnahme des Verfahrens 16, 97 (§ 119). Wiederbewilligung der Rente 57.

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Wiederholung des Antrags auf In­ validenrente 97 (§ 120). Wittwe, Anspruch auf Rückerstat­ tung der Beiträge des Mannes 13, 53. Wittwen- u. Waisenversorgung durch die Berufsgenossenschast 27, 28 (und Anm.), 29. Wochenbeitrag als Einheitssatz 9. Wochenbettals Krankheitszeit 10,41. Wohnort des Versicherten bei Gel­ tendmachung des Anspruchs 15, 91, 92 (Anm. 1); bei Auszah­ lung der Rente 16, 98; bei Rück­ erstattung von Beiträgen 16. Zahlungsunfähigkeit von

Arbeit­

gebern, Lohnabzüge 111. Zettverlust, Ersatz anoieVertreter82. Zeitweise Beschäftigung der Be­ triebsunternehmer, Befreiung von der Versicherungspflicht 2, 3, 24, 25 (Anm. 6). Zerstörte Quittungskarten 7, 107. Zeugen vor der unteren Verwal­ tungsbehörde 67; vor Renten­ stelle 79. Zinsen des Gemeinvermögens 43, 44, 45 (Anm.) Zugelassene Kasseneinrichtungen, Berslcherungs^fllcht chrerBeantten Versicherung bei z. ft. 6; Weiter­ versicherung 30; Berechnung der Rente 51. Zurückbehaltung der Quittungskarte 108. Zurücknahme des Antrags auf Be­ freiung von der Versicherungs­ pflicht 3, 24 (Anm. 5). Zurückverweisung des Rentenan­ trages 92 (Anm. 4). Zusammenlegung von Versicherungs­ anstalten 5, 68 (Anm. 1), 85. Zusatzmarke 9, 31 (Anm. 4). Zustellungen 127. Zwischenmeister,Bersicherungspflicht der Hausgewerbetreibenden 20 (Anm. 2). * Zwischerwersonen, Versicherungs­ pflicht der Hausgewerbetreibenden 20 (Anm. 2).

Druck von A. Rietz