Das Invalidenversicherungsgesetz vom 13. Juli 1899: Handausgabe mit Anmerkungen nebst den Ausführungsverordnungen der Reichsbehörden und der Preußischen Landeszentralbehörden sowie einer Übersicht über die zuständigen Landesbehörden [3., verm. und verb. Aufl. Reprint 2020] 9783112380505, 9783112380499


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German Pages 339 [344] Year 1906

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Das Invalidenversicherungsgesetz vom 13. Juli 1899: Handausgabe mit Anmerkungen nebst den Ausführungsverordnungen der Reichsbehörden und der Preußischen Landeszentralbehörden sowie einer Übersicht über die zuständigen Landesbehörden [3., verm. und verb. Aufl. Reprint 2020]
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Invali-enverstcherungsgesetz vom 13. Juli 1899.

Handausgabe mit Anmerkungen nebst den Ausführungsverordnungen der

Reichsbehörden und der Preußischen Landeszentralbehörden sowie einer Übersicht über die zuständigen Landesbehörden

von

Dr. jur. Richard freund, Vorsitzendem der Landes-BersicherungSanstalt Berlin.

Dritte, vermetzrte un» »ervefierte Anflaoe.

Berlin 1906.

3. Gttttrntag, Vrrtagsbuchhaudluug, G. m. b. H.

Vorbemerkung. Die vorliegende Handausgabe des JnvalidenverficherungSgeseheS soll

dem Praktiker als Hilfsmittel bei Anwendung des Gesetzes dienen.

ES kam

vor allem darauf an, die umfangreichen Abänderungen, welche daS bis­

herige Gesetz erfahren hat, zu erläutern und

auf dieselben hinzuweisen.

Im übrigen find die Materialien deS Gesetzes in ausgedehntem Maße zur Erläuterung herangezogen worden.

Als Einleitung ist eine kurze zusammen-

faffende Darstellung des Gesetzes vorangeschickt.

Eine umfassende Kommentierung des Gesetzes, wie fie bereUS für das bisherige Gesetz von mir in demselben Verlage erschienen ist, bleibt vor­

behalten. Berlin im September 1899.

Dr. Freund.

Vorbemerkung zur zweiten Anfluge. Der schnelle Absatz der starken ersten Auflage darf mir als Beweis gelten, datz die Handausgabe den beabfichtigten Zweck erreicht hat, nämlich:

dem Praktiker als Hilfsmittel bei Anwendung des Gesetzes zu dienen.

ES

ist deshalb bei der Bearbeitung der zweiten Auslage lediglich mein Bestreben gewesen, die Handausgabe nach der praktischen Seite hin möglichst zu ver­

vollkommnen.

Zu diesem Zwecke find in den Anlagen die AuSführungS-

Berordnungen der Reichsbehörden

und

der

Preußischen Landeszentral­

behörden zum Abdruck gelangt unter Hinweis auf dieselben bei den betr. Gesetzes-Bestimmungen.

Des weiteren find die bis jetzt vom ReichSver-

ficherungSamt zur Auslegung des neuen Gesetzes ergangmen RevisionsEntscheidungen und die in der ^Arbetterversorgung" und in der ^JnvaliditätS-

und Altersversicherung" erschienenen.Auflätze über einzelne ftreiüge Fragen

berückfichttgt.

Die vom ReichSverficherungSamt aufgestellte Übersicht über

die zuständigen Landesbehörden ist gleichfalls zum Abdruck gelangt.

Berlin im April 1900.

Dr. Freund.

4

Borbemerkung.

Vorbemerkung zur dritten Auflage. Seit Erscheinw der zweiten Auflage find zahlreiche Abänderungen von Ausführungs-Bestimmungen zum JnvalidenverficherungSgesetz ergangen, vor

kurzem ist insbesondere die neue ^Anleitung" des ReichSverficherungSamtS erschienen.

In der vorliegenden dritten Auflage ist alles Veraltete auS-

gemerzt, die neuen Verordnungen usw. find zum Abdruck gelangt, so daß das Handbuch seinen Zweck: als Hilfsmittel für die prakttsche Handhabung des Gesetzes zu dienen, wieder erfüllen kann. Die Entscheidungen und Beschlüfie des ReichSverficherungSamtS find, soweit sie nicht schon in der

„Anleitung" enthalten find, in umfangreichern Maße berücksichttgt.^) Berlin im Februar 1906.

Dr. Freund. *) Die Entscheidungen usw. des Reichsversicherungamts (R.B.A.) sind wie folgt zitiert: A.N. (Amtliche Nachrichten des Reichsversicherungsamts), Nr. ^Ziffer der Entscheidung) oder S. (Seite).

Inhalt. Sette

Serkwetteeg............................................................................................8 •ialeiteeg................................................................................................ 9 J»»alwe»»erstcher««g-gesetz sew 13. Juli 1899.................................. 28 «üb Aezeastaad ö« Herstchmm«

I.

§§ 1—7.......................................................................................... 28

BersicherungSpflicht.

§§ 8—18................................................................... 88

Besondere Kasseneinrichtungen.

§ 14.......................................................................................... 41

Freiwillige Versicherung.

§§ 16—26................................................................... 48

Gegenstand der Versicherung.

§ 27.......................................................................................... 61

Ausbringung der Mittel.

Voraussetzungen des Anspruchs.

§ 28......................................................................... 61

Wartezeit. § 29.................................................................................... Beitragsleistung. 88 80, 81 ...........................................................................................

61 62

Höhe der Beiträge. § 82................................................................................................ 66 Gemeinlast. Sonderlast. § 88.......................................................................................... 66 2ohnklaffen.

§ 84................................................................................................................ 67

§§ 86—41.............................................................................. 69

Berechnung der Renten.

Erstattung von Beiträgen. Erlöschen der Anwartschaft.

§§ 42—46

Entziehung der Invalidenrente. Ruhm der Rente.

....................................................................

64

§ 46.................................................................................... 67 § 47......................................................................... 68

§ 48..................................................................................................... 70

Verhältnis zu anderen Ansprüchen.

§§ 49—64

...................................................

71

§ 66...............................................................................74

Unpfändbarkeit der Ansprüche.

II. Argaaisatiin. § 66............. is A. Mitwirkung 8er Lan6eS»erWaltungstttzör6e« §§ 67—64 ... 75 B. Versicherungsanstalten. §§ 66—69

.............................................................................

80

2. Statut. §§ 70-72 .................................................................................. 8. Vorstand. §3 78—76 ....................................................................................

81 88

8§ 76—78 ....................................................................................

86

1.

Errichtung.

4. Ausschuß.

6.

Rentenstellen.

6.

Allgemeine Bestimmungen.

§3 79—86 .......................................................................

86

3§ 87—91............................................... 90

Ehrenämter. §92.......................................................................................... 91 Haftung der Mitglieder der Organe. 3 98 ........................................ 92

Ablehnung der Wahlm. Abstimmung.

5 96

55 94, 96

...................................................

92

.....................................................................................

98

8 97 ..................................

98

Unbehinderte Ausübung der Funktionm.

Beamtenpersonal. 8 98.............................................................................. 98 RückverficherungSverbände. 599 .............................................................. 94 7.

Veränderungen.

38 100—102

............................................................

94

6

Inhalt.

C. Schiedsgerichte §§ 108-107 ............................................................................ D. Reichs verftcher»»sSs«t vü Ln»deS'verstcheru»sSa»ter ...

Sette 96

98

RetchS-BerficherungSamt. §§ 10fr—110..................................................... 98 LandeS-Berficherungsämter. § 111........................................................... 100

HL Herfahrerr. Feststellung der Rente. §§ 112—122.......................................................................... 100 Auszahlung der Renten. § 128.......................................................................................108 Rechnungsstelle. § 124........................................................................................................ 109 Berteilung der Renten. §§ 125, 126 ...................................................................... 109 Erstattung der Vorschüsse der Postverwaltungen. § 127........................................ 111 Erstattung von Beiträgen. § 128................................................................................ 111 Entscheidung durch Rentenstellen. § 129..................................................................... 118 Marken. § 180................................................................................................................... 114 Qutttungskarte. §§ 181—139....................................................................................... 114 Entrichtung bet Beiträge durch die Arbeitgeber. §§140—148 ........................... 117 Entrichtung der Beiträge durch die Versicherten. §§ 144,145 ........................... 120 Unwirksame Beiträge. §§ 146, 147 .............................................................................. 122 Einziehung der Beiträge.§§ 148—158 ................................................................... 124 Abrundung. § 154............................................................................................................. 127 Streitigkeiten. §§ 166—160 .......................................................................................... 127 Kontrolle. §§ 161—168............................................................................................. Vermögensverwaltung. §§ 164—166 ..................................................................... 181

IV. Schloß-, Straf- und Hber-augsbeftimmungm. Krankenkassen. § 166........................................................................................................ 188 Besondere Bestimmungen für Seeleute. § 167......................................................... 188 Beitreibung. § 168.............................................................................................................. 184 Zuständige Landesbehörden. § 169................................................................................ 184 Zustellungen. § 170..............................................................................................................186 Gebühren und Stempelfreiheit. § 171...........................................................................186 Rechtshilfe. § 172............................................................................................ 186 Besondere Kasseneinrichtungen. §§ 178, 174 .......................................................... 136 Strafbestimmungen. §§ 176—188 ........................................................................... 188 Übergangsbestimmungen. §§ 189—198 144

Gesetzeskraft

§ 194.............................................................................................................. 160

Aalagen. I. Anleitung, betr. den Kreis der nach dem Invalidenversicherungsgesetz vom 13. Juli 1399 versicherten Personen. Vom 6. Dezember 1905 . 161 II. Bekanntmachung, betr. die Erstreckung der BersicherungSpflicht nach dem Jnvaliditüts- und Altersversicherungsgesetz auf die Hausgewerbetteibenden der Tabakfabrikatton. Vom 16. Dezember 1891................................ 216 III. a) Bekanntmachung, betr. die Jnvaliditäts- und Altersversicherung von Hausgewerbetreibenden der Textilindustrie. Vom 1. März 1894 . 217

7

Inhalt.

Sette

b) Bekanntmachung, betr. die JnvalidttätS- und AlterSverficherung von

Hausgewerbetreibenden der Textilindustrie. IV.

Bom 9. November 1896

220

Bekanntmachung, betr. die Befreiung vorübergehender Dienstleistungen

von der Bersicherungspflicht gemäß § 4 Abs. 1 deS JnvalidenverficherungSgefetzes.

V.

Bom 27. Dezember 1899 .........................................................

Grund

des

221

betr. die Befteiung von der DerflcherungSpfiicht auf

Bekanntmachung,

§ 6

Abs. 2

des

Dom

JnvalidenversicherungSgefetzes.

24. Dezember 1899 ................................................................................................ VI.

222

Geschäftsanweisung für die Vorstände der auf Grund des Jnvaliden-

versicherungsgesetzes bestehenden Versicherungsanstalten, betr. die Aus­

zahlungen durch die Post. VII.

Beitragsmarken. VIII.

Bom 9. November 1901

228

.....................

Bekanntmachung, betr. die für die Invalidenversicherung zu verwmdenden Bom 27. Oktober 1899 ...........................................

227

a) Bekanntmachung, betr. die Einrichtung der Quittungskarlen für die Invalidenversicherung.

b)

Bekanntmachung,

Dom 10. November 1899 ..........

229

betr. die Entwertung der Marken und die Ein­

richtung der Quittungskarten für die Invalidenversicherung.

Bom

280

3. Juli 1906 ............................................................................................... c)

Bekanntmachung, betr. die nach dem JnvalidenversicherungSgesetz für die Selbstversicherung zu verwendenden besonderen QuittungSkarten.

Dom 4. Januar 1900 ..................................................................................... d)

Vernichtung von QuittungSkarten.

IX.

betr.

Bekanntmachung,

Bom 21. Juli 1901

.

.

281

.

die Entwertung und Vernichtung der Marken

bei der Invalidenversicherung. X

281

Bekanntmachung, betr. die Einrichtung von Sammelkarlen und die

Bom 9. November 1899 ...............

284

Anweisung, betr. daS Verfahren bei der Ausstellung und dem Umtausch

sowie bei der Erneuerung (Ersetzung) und der Berichtigung von QuittungS­ karten.

XI.

Vom 17. November 1899

...........................................................

Bom 16. November 1904 ...........................................................................

XII.

XIII.

249

Verordnung, betr. das Verfahren vor den Schiedsgerichten für Arbeiter­ versicherung.

Dom 22. November 1900

Verordnung,

betr.

versicherungsamtS. XIV.

286

Anweisung, betr. daS Verfahren vor den unteren Verwaltungsbehörden.

a)

...........................................

266

den Geschäftsgang und daS Verfahren deS ReichSVom 19. Oktober 1900 ..................................

272

Grundsätze, betr. die Besetzung der Subaltern- und Unterbeamtenstcllen bei den Kommunalbehörden usw. mit MilitäranwLrtern .

.

281

b) Auszug aus den Grundsätzen für die Besetzung der Subaltern- und

Unterbeamtenstellen bei den Reichs- und Staatsbehörden mit Mili­

täranwLrtern

...................................................................................... 286

c) Erläuterungen zu den Grundsätzen................................................................. 286 XV. Übersicht über die gemäß § 169 des JnvalidenversicherungSgefetzes von

den Zentralbehörden der Bundesstaaten bestimmten zuständigen LandeS-

behörden usw.......................................................................................................... 287 XVI.

Bekanntmachung, betr. die Entrichtung der gemäß §4 Abs. 2 Satz 2 deS Jn-

validenversicherungSgesetzes zu zahlenden Beiträge. Vom 81. März 1902

«lphahetischeS Sachregister......................................

299

801

Einteilung.

Erster Abschnitt

Welche ^erse»en miflsat versichert werden und welche können

sich freiwillig versichern? Nach dem Gesetz kommen folgende Arten der Versicherung Betracht: 1. BersicherungSpflicht und zwar: a) auf Grund ausdrücklicher gesetzlicher Bestimmung, d) auf Grund von Beschlüssen deS Bundesrats; 2. Selbstversicherung; 3. Weiterverficherung.

I.

in

BerficherungSpfltcht auf Grund ausdrücklicher gesetzlicher Bestimmung.

Die BersicherungSpflicht tritt nur für diejenigen Personen ein, welche das 16. Lebensjahr vollendet haben und deren Beschäftigung gegen Gehalt oder Lohn (Naturalbezüge, Tantiemen) erfolgt. Wird für die Beschäftigung nur freier Unterhalt gewährt, wie z. B. öfter bei Lehrlingen, so ist BersicherungSpflicht nicht vorhanden. Auch sind nicht versicherungspflichtig bereits invalide Personen. Es sind versicherungspflichtig: a) ohne Beschränkung auf eine bestimmte Lohnhöhe, also auch bei Lohnsätzen, welche jährlich 2000 Mk. übersteigen: 1. Arbeiter, Gehilfen, Gesellen und Lehrlinge. Ausgenommen von der BersicherungSpflicht sind Personen deS Soldatenstandes, welche dienstlich als Arbeüer beschäftigt werden. Dienstboten (über die sog. höheren Hilfskräfte deS Haushalts vgl. unter b 3). 3. Personen der Schiffsbesatzung deutscher Seefahrzruge und von Fahrzeugen der Binnenschiffahrt (über die Schiffsführer vgl.

2.

b)

unter b 5). mit Beschränkung auf eine bestimmte Lohnhöhe, d. h. nur dann, wenn der Jahresarbeitsverdienst 2000 Mk. nicht übersteigt:

1. 2.

BetriebSdeamte, Werkmeister und Techniker. Handlungsgehilfen und Lehrlinge (ausschließlich der in Apotheken beschäftigten Gehilfen und Lehrlinge).

3. Sonstige Angestellte, deren dienstliche Beschäftigung ihren Haupt­ beruf bildet. Ausgenommen sind unter bestimmter BorauSsetzuag Beamte des Reichs, der Bundesstaaten, der Kommunak>erbäade, der auf Grund dieses Gesetzes errichteten BersicherungSanstalten und zugelassenen Kaffeneinrichtungen. 4. Lehrer und Erzieher (beiderlei Geschlechts). Ausgenommen von der BerficherungSpflicht sind Lehrer und Erzieher an öffentlichen Schulen oder Anstalten, so lange sie lediglich zur Ausbildung für ihren zukünftigen Beruf beschäftigt werden oder sofern ihnen eine Anwartschaft auf Pension im Mindestbetrage der Invalidenrente nach den Sätzen der ersten Lohnklasse gewährleistet ist; desgleichen Personen, welche Unter­ richt gegen Entgelt erteilen, sofern die» während ihrer wiffenschafttichen Ausbildung für ihren zukünftigen Lebensberuf ge­ schieht. Über Befreiung von der BersicherungSpflicht auf An­

trag vgl. unten. 5. Schiffsführer. Auch vorübergehende Beschäftigung macht versicherungspflichtig; doch bestimmt der Bundesrat die Ausnahmen hiervon. Auch ist der Bundesrat befugt zu bestimmen, daß Ausländer, welchen der Aufenthalt im Inland« nur für eine bestimmte Dauer behördlich gestattet ist und die nach Ablauf dieser Zeit in das Ausland zurückkehren müffen, der BersicherungSpflicht nicht unterliegen.

Auf ihren Antrag sind von der BersicherungSpflicht zu befreien: 1. Personen, welchen vom Reiche, von einem Bundesstaat, einem Kommunaloerbande, einer DersicheruagSanstalt oder zugelaffeneu Kaffeneinrichtung Pensionen, Wartegelder oder ähnlich« Bezüge im Miadestbetrage der Invalidenrente nach dem Satze der ersten Lohnklaffe bewilligt sind. 2. Personen, welchen auf Grund ihrer früheren Beschäftigung als Lehrer oder Erzieher an öffentlichen Schulen oder Anstalten Pensionen usw. (wie zu 1) bewilligt sind. 3. Personen, welchen auf Grund der reichsgesetzlichen Bestimmungen über die Unfallversicherung der Bezug einer jährlichen Rente von mindestens demselben Betrage wie zu 1 zusteht. 4. Personen, welche das 70. Lebensjahr vollendet haben.

5. Personen, welche Lohnarbeit nur in bestimmten JohreSzeüen für nicht mehr als 12 Wochen oder überhaupt für nicht mehr als 50 Tage im Jahr übernehmen, im übrigen aber ihren Lebens­ unterhalt als BetriebSunternehmer oder anderweit selbständig er­ werben, oder ohne Lohn oder Gehalt tätig find, so lange für dieselben nicht bereit» 100 Wochen lang Beiträge entrichtet find. Der Antrag auf Befreiung von der BerficherungSpflicht kann zurückgenommen werden, alsdann tritt die BersicherungSpflicht wieder in Kraft.

Einleitung.

10

II. versicher»»»sPsttH1 «efgnml eine» veschlufieS M 8«aMttU. Durch Beschluß des Bunde-rot- kau« die Lerficherungspflicht für bestimmte BerufS-weige allgemein oder mit Beschräukuug auf gewiffe Bezirk« erstreckt werden: 1. auf Gewerbetreibende und sonstig« Betrieb-unternehmer, welche nicht regelmäßig wenigstens einen Lohnarbeiter beschäftigen, 2. auf Hausgewerbetreibende ohne Rücksicht auf die Zahl der von ihnen beschäftigten Lohnarbeiter.

III. Telbftuerstcherung. Folgende Personen sind befugt, freiwillig in die Versicherung einzutreten, so lange sie daS 40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben: 1. Die unter Ib genannten Personen, sofern ihr JahreSarbeitSoerdienst mehr als 2000 Mk., aber nicht über 3000 Mk. beträgt. 2. Gewerbetreibende und sonstige Betriebsunternehmer, welche nicht regelmäßig mehr als zwei versicherungspflichtige Lohnarbeiter be­ schäftigen, sowie Hausgewerbetrerbende. 3. Personen, welche der BerficherungSpflicht nicht unterliegen, a) weil sie nur gegen freien Unterhalt beschäftigt werden, b) weil ihre vorübergehende Beschäftigung durch Beschluß deS BundeSratS für nicht versicherungspflichtig erklärt worden ist.

IV. Weiter»erfich«r«»>. Personen, welche aus einem die BerficherungSpflicht (vgl. I und II) oder die Selbstoersicherung (vgl. unter III) begründeten Verhältnisse auSscheiden, sind befugt, die Versicherung fortzusetzen. Begeben sich Versicherte ins Ausland, fortzusetzen.

so sind sie berechtigt,

die Versicherung dort

Zweiter Abschnitt.

Wo hat die 'Derftcheruug zu ersolgm? Iie ^erstcherungsanstalteu und ihre Argauisation. Die Versicherung erfolgt bei den Versicherungsanstalten, welch« vom Staate für größere Bezirke errichtet worden sind. ES sind im ganzen 31 solcher Anstalten errichtet, in Preußen zumeist für jede Provinz eine Anstalt, so für die Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Westfalen und den Stadt­ kreis Berlin je eine Anstalt. Andere Provinzen sind mit benach. barten Bundesstaaten zu einer gemeinsamen Anstalt vereinigt. Es sind folgende Anstalten errichtet worden: (Die eingeklammerten Namen bezeichnen den Sitz der Anstalt.) 1. Ostpreußen (Königsberg). 2. Westpreußen (Danzig). 3. Berlin (Berlin). 4. Brandenburg (Berlin).

5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

Pommern (Stettin). Posen i Posen). Schlesien (LreSlau). Sachsen-Anhalt (Merseburg). Schleswig-Holstein (Kiel). Hannover (Hannover). Westfalen (MLnfter). Hessen-Naffau (Kassel). Rheinprovinz (Düsseldorf). Oberbayern (München). Niederbayern (Passau). Pfalz (Speyer). Oberpfalz (Regensburg). Oberfranken (Bayreuth). Mittelfranken (Ansbach). Unterfranken (Würzburg). Schwaben (Augsburg). Königreich Sachsen (Dresden). Württemberg (Stuttgart). Baden (Karlsruhe) Großherzogtum Hessen (Darmstadt). Mecklenburg (Schwerin). Thüringen (Weimar). Oldenburg (Oldenburg). Braunschweig (Braunschweig). Hansestädte (Lübeck). Elsaß-Lothringen (Straßburg).

Eine Zusammenlegung, Teilung oder Aufhebung bestehender BersicherungSanstalten bedarf der Zustimmung des Reichstages. Die Versicherung erfolgt bei derjenigen Versicherungsanstalt, in deren Bezirk die bett. Person beschäftigt wird. Ein anderer als der jeweilige Beschäftigungsort hat als Ort der Versicherung zu gelten: 1. bei Gewerbebetrieben, deren Natur eS mit sich bringt, daß einzeln« Arbeiten an wechselnden Orten außerhalb der BetriebSftätte auSgeführt werden, wie etwa bei dem Gewerbebetrieb eines Zimmermeisters oder eines Schornsteinfegers; hier soll immer der Sitz des Gewerbebetriebs als Beschäftigungsort gelten; 2. bei BetriebSoerwattungen, in denen einzelne Arbeiten an wechselnden, in verschiedenen Gemeindebezirken gelegenen Orten auszuführen sind, z. B. öffentlichen Waffer- oder Wegebanten, Telegraphenverwattungen, sowie Privatbetrieben ähnlicher Art, wie Privatbahnen; hier soll vorbehaltlich besonderer Regelung durch die höhere Verwaltungsbehörde derjenige Ort als BeschäftigungSort gelten, an welchem die mit der unmittelbaren Betriebsleitung betraute Stelle ihren Sitz hat; 3. bei land- und forstwirtschaftlichen, über mehrere Gemeindebezirke sich erstteckenden Betrieben. Hier gilt bei Arbeitern, welche für den Gesamtbetrieb ohne Beschränkung auf

beffen einzelne örtliche Teile angenommen find, als BeschSstigungSort der Sitz des Betrieb» gemäß § 44 be» UnfallverfichernngSgesetze» für Lanb- unb Forstwirtschaft. Die oorstehenben Bestimmungen gellen auch bann, wenn bie verschobenen Beschäftigungsorte nicht innerhalb be» Bezirk» bet gleichen Versicherungsanstalt liegen. Abgesehen hiervon ist, soweit bie Beschäftigung in einem Betriebe stattfinbet, besten Sitz in bem Bezirk einer aaberen Versicherungsanstalt belegen ist, bie Ver­ sicherung be» gesamten Betrieb» bei bet Versicherungsanstalt be» Betriebsfitze» nur mit Zustimmung bet beteiligten Versicherungsanstalten zulässig. Eine billige Rücksichtnahme auf begrünbete Wünsche ber be­ teiligten Unternehmer ist hierbei zu erwarten. Ein Recht, bie Durch­ führung bet gesamten Versicherung am Sitze seines Betriebs zu bean­ spruchen, ist aber bem Unternehmer für ben Fall vorbehalten worben, baß bie von ihm an verschiebenen Orten beschäftigten Personen Mitglieber einer für seinen Betrieb errichteten BetriebS-(Fabrik>)Kranken» kaffe sinb.

ginbet aus einem inländischen Betriebe eine vorübergehende Be­ schäftigung im AuSlanbe statt, so erfolgt bie Versicherung bei bet BetsicheruugSanstalt beS Betriebssitzes. Reben ben Versicherungsanstalten kann bei Bundesrat unter be­ stimmten Voraussetzungen besondere Kaffeneinrichtungen insbesondere für Betriebe beS Reichs, des Staats und der Kommunalverbände zulaffeu, bei welchen alsdann die Versicherung unter Befreiung von der BersicherungSpflicht bei der Versicherungsanstalt erfolgen kann. (Zu» gelassene Kaffeneinrichtungen.)

Die Organisation der Versicherungsanstalten ist folgendermaßen geordnet: An der Spitze der Versicherungsanstalt steht ein au» Be­ amten (StaatS- bezw. Kommunalbeamten) gebildeter Vorstand. Reben den Beamten müssen dem Vorstände Vertreter der Arbeitgeber unb ber Versicherten angehören. Für jebe Versicherungsanstalt wird ferner ein aus Vertretern ber Arbeitgeber unb Versicherten bestehenber Aus­ schuß gebilbet. Die Mitglieder be» Ausschusses werben gewählt von ben Beisitzern ber unteren Verwaltungsbehörden unb ber Rentenstellen (vgl. unten). Zu ben Obliegenheiten beß Ausschusses gehört ins­ besondere bie Feststellung beS Voranschlages für bie Versicherungs­ anstalt unb bie Wahl bei bem Vorstande angehörigen Vertreter ber Arbeitgeber unb ber Versicherten. Die gesamte Verwaltung ber Versicherungsanstalt, inSbesonbere bie Entscheibung übet Rentenansprüche (vgl. jedoch unten), unb bie Vertretung ber Anstalt nach außen liegt bem Borstanbe ob. Die bislang mögliche Bilbung eine» Aufsicht-rats ist in Fortfall gekommen. Desgleichen ist bie Einrichtung ber Vertrauensmänner weggefallen; an beten Stelle treten bie vollkommener ausgestalteten unteren LerwaltungSbehörben bezw. bie Rentenstellen. Der unteren BetwaltungSbehörbe werben Vertreter ber Arbeitgeber unb Versicherten beigegeben, welche von ben Krankenkaffen-Borstänben gewählt werben.

Die Hauptfunktion der unteren Verwaltungsbehörde ist die Entgegen­ nahme von Rentenanträgen und die Begutachtung derselben, sodann der Anträge auf Entziehung von Renten, die Benachrichtigung deS Vorstände» der Versicherungsanstalt über geeignete Fälle für die Ein­ leitung der Krankenfürsorge (vgl. unten S. 19) und die Auskunft­ erteilung über alle die Invalidenversicherung betreffenden Angelegen­ heiten. An Stelle dieser unteren BerwastungSbehörden können nun zur Wahrnehmung der denselben obliegenden Geschäfte besondere Renten­ stellen errichtet werden. Die Rentenstelle besteht auS einem ständigen Vorsitzenden und Vertretern der Arbeitgeber und Versicherten als Bei­ sitzer; sie ist ein Organ der Versicherungsanstalt und hat die Eigenschaft einer öffentlichen Behörde. Der Vorsitzende wird von dem Kommunal­ verbande bezw. der Landeszentralbehörde bestellt, die Beisitzer werden von den jkrankenkaffenoorständen gewählt. Der Rentenstelle kann von der Landesregierung statt der bloßen Begutachtung der Rentenanträge die Entscheidung über dieselben in erster Instanz an Stelle deS Vor­ standes der Versicherungsanstalt übertragen werden. Die Aufsicht über die Versicherungsanstalten führt das ReichsVersicherungsamt bezw. das betr. LandeSverficherungSamt. Die Ein­ richtung de» StaatSkommiffar» bei den Versicherungsanstalten ist in

Wegfall gekommen. Jede Versicherungsanstalt verwüstet ihre Einnahmen und ihr Ver­ mögen selbständig. Die durch die Bewilligung der Renten (vgl. Vierter Abschnitt) entstehende Belastung wird zum großen Teile von allen BerficherungSanstasten gemeinschaftlich getragen (Gemeinlast). Um diese Gemeinlast zu decken, werden vom 1. Januar 1900 ab von jeder Versicherungsanstalt 40 Prozent der eingehenden Beiträge buchmäßig auSgeschiede».

Dritter Abschnitt.

Ja welcher Weise erfolgt die ^erftcherang bezw. die HleUra-sleiftaag? Jie Kaittaa-skarle. Jie Warte«. Mit dem Eintritt einer Person in eine oersicherungSpstichtig« Be­ schäftigung (siehe oben unter I und II) beginnt die Pflicht zur Beitrags­ leistung. Die Beitragsleistung erfolgt durch Einkleben von Marken in

eine OuittungSkarte. Die OuittungSkarte enthält für das Einkleben der Marken 52 Felder, sie wird von den durch die Landesregierung bestimmten BeHörde» (Ausgabestelle), z. B. in Berlin von den Polizei-Revieren, ausgestellt. Die Eintragung «ine- Urteils über die Führung oder die Leistungen des Inhabers, sowie sonstige Vermerke sind unzulässig; auch ist die Einbehastung der OuittungSkarte nach Einkleben der Marken wider den Willen d«S Inhabers untersagt. Ist die OuittungSkarte

14

Einleitung.

vollgeHebt, so ist sie bei der Au-gabestelle zum Umtausch eiuzureicheu; über den Inhalt der eingereichten Karte (Zahl der Marken in den einzelnen Lohnklassen usw.) erhält der Inhaber von der Ausgabestelle eine Bescheinigung. Berlorene, unbrauchbar gewordene oder gestohlene Quittung-karten werden durch neue ersetzt, in welche dann die nachweisbar in der alten Karte geleisteten Beiträge übertragen werden. Eine Quittung-karle verliert ihre Gültigkeit, wenn sie nicht innerhalb zweier Jahre nach dem auf der Karte verzeichneten Aus­ stellungstage zum Umtausch eingereicht wird. Die Marken sind bei allen Postanftalten und sonstigen von der Versicherungsanstalt eingerichteten Verkaufsstellen käuflich. Jede Ver­ sicherungsanstalt gibt ihre besonderen Marken aus und eS müffen Marken derjenigen Versicherungsanstalt verwendet werden, welche für die Versicherung der betr. Person zuständig ist (vgl. Zweiter Abschnitt). Bei freiwilliger Versicherung haben die betr. Personen Marken der­ jenigen Versicherungsanstalt zu verwenden, in deren Bezirk sie be­ schäftigt sind oder, sofern eine Beschäftigung nicht stattfindet, sich auf. halten. Versicherte, die im Ausland die Versicherung fortsetzen, haben Marken derjenigen Versicherungsanstalt zu verwenden, in deren Bezirk sie zuletzt beschäftigt waren oder sich aufgehalten haben. Bis jetzt wurden nur Wochenmarken ausgegeben, d. h. Marken, welche den Beitrag für eine Woche darstellten. In Zukunft bestimmt das ReichSverficherungSamt die Zeitabschnitte, für welche Marken ausgegeben werden sollen. Rach der inzwischen getroffenen Bestimmung des ReichsversicherungSamtS gelangen Wochen», Zweiwochen» und DreizehnwochenMarken zur Ausgabe. Die Marken sind nicht alle gleichwertig. Die sämtlichen Versicherten werden nämlich in fünf Lohnklassen eingeteilt und für jede Lohnklaffe werden besondere Marken auSgegeben. ES werden nach der Höhe des Jahresarbeitsverdienstes folgende Lohn­ klaffen gebildet:

Klaffe I bis zu 350 Mk. einschließlich , II von mehr als 350 Mk. bis 550 Mk., , III ,, , „ 550 . . 850 . , IV , , , 850 „ „ 1150 , . V , , „ 1150 . Es ist aber zu beachten, daß für die Zugehörigkeit der Ver­ sicherten zu den einzelnen Lohnklassen nicht der tatsächliche Jahresarbeitsverdienst maßgebend ist,') sondern ein Durch­ schnitt-betrag, welcher insbesondere nach folgenden Bestim.

mungen berechnet wird:

a) für diejenigen Versicherten, welche Mitglieder einer OrtSkrankenkaffe, Betriebskrankenkaffe, Bau- oder Fabrikkrankenkaffe sind, gilt *) Der tatsächliche JahreSarbeitsverdienst ist nur maßgebend, sofern int voraus für Wochen, Monate, Vierteljahre oder Jahre eine feste bar« Vergütung vereinbart und diese höher ist als der in folgendem näher erörterte DurchschnittSbetrag.

als Jahresarbeit-verdienst der ZlXlfache Betrag des für ihre Arankenkaffenbeiträge maßgebende» durchschnittliche» TagelohnS. b) Für solche Versicherte, welch« nicht einer unter a genannten Kranken­ kasse angehören, gilt al» JahreSarbeitSoerdienst der 300fache Betrag des für den BeschäftiguagSort maßgebenden orts­ üblichen TagelohnS gewöhnlicher Tagearbeiter. Doch kann von der höheren Verwaltungsbehörde für einzelne Berufszweige ein anderer JahreSarbeitSoerdienst festgesetzt werden.

Lehrer und Erzieher gehöre» zur IV. Lohnklaffe, sofern nicht eia JahreSarbeitSoerdienst von mehr als 1150 Mk. nachgewiesen ist. Der Arbeitgeber wird nach diesen Bestimmungen zu berechnen haben, in welche Lohnklaffe seine Arbeiter, Gehilfen und Dienstboten gehören und alsdann die für diese Lohnklaffen auSgegebenea Marken zu beschaffen haben. Es können jedoch Arbeitgeber und Versicherte vereinbaren, daß die Versicherung in einer höheren Lohnklaffe erfolgen soll, als sich nach den obigen Bestimmungen ergeben würde. Der Ver­ sicherte kann ober auch verlangen, daß die Versicherung in einer höheren Lohnklaffe erfolgt; in diesem letzteren Falle ist jedoch der auf den Arbeitgeber entfallende Teil deS Beitrages nicht nach der höheren, sondern nach der maßgebenden Lohnklaffe zu berechnen. Freiwillig Versicherten steht die Wahl der Lohnklaffe frei, die Zusatzmarke kommt in Wegfall. Der Einheitssatz für den Beitrag ist der Wochenbeitrag; die Bei­ träge werden nicht für Tage, sondern nur für Wochen geleistet. Der

Wochenbeitrag beträgt in Lohnklaffe I . . .14 Pfg. „ II . . 20 , , III ... 24 , IV ... 30 . . V ... 36 , Zur Leistung der Beiträge sowie zum Einkleben der Marken ist der Arbeitgeber verpflichtet. Der Versicherte ist verpflichtet, für die Ausstellung der Quittung-karte Sorge zu tragen und dieselbe behufs Einklebens der Marken vorzulegen. Ist der Versicherte mit einer Karte nicht versehen oder lehnt er die Vorlegung der Karte ab, so ist der Arbeitgeber berechtigt, für Rechnung deS Versicherten eine solche anzu­ schaffen. Die Entrichtung der Beiträge erfolgt nun in der Weise, daß der Arbeitgeber bei der Lohnzahlung für die Dauer der Beschäftigung die entsprechende Anzahl Marken einklebt. Doch kann auch die BerficherungSanstalt bestimmen, daß die Marken zu anderen al» den Lohn­ zahlungsterminen beizubringen sind, z. B. erst bei Beendigung deS ArbeitSverhältniffeS.

Zeiten der mit Erwerbsunfähigkeit verbundenen Krankheit oder militärischer Dienstleistung werden, ohne daßBeiträge entrichtet zu werden brauchen, mit folgenden Maßgaben in Anrechnung gebracht:

16

Einleitung.

a) Lor den in Rede stehenden Zeiten muh die betr. Person eine die BersicherungSpflicht begründende Beschäftigung nicht lediglich vor­ übergehend ausgenommen haben und eS müssen für diese Be­ schäftigung auch Beitragsmarken verwendet sein. b) ES kommen nur volle Wochen zur Anrechnung. c) Die Anrechnung der KrankheitSzeit geschieht' nur bis zur Dauer eines Jahres. d) Die an eine Krankheit sich anschließende Genesung-zeit wird der Krankheit gleich geachtet; ebenso das Wochenbett für höchstens 6 Wochen von der Entbindung an gerechnet. Das Einkleben der Marken erfolgt der Reihe nach in die Felder der OuittungSkarte. Jede Marke muß entwertet werden.

Findet die Beschäftigung nicht während der ganzen Woche bei demselben Arbeitgeber statt, so ist von demjenigen Arbeitgeber, welcher den Versicherten zuerst beschäftigt, der volle Wochenbeitrag zu entrichten. Hat dieser Arbeitgeber seinen Verpflichtungen nicht genügt, oder hat der Versicherte nicht etwa selbst die Marke eingeklebt (vgl. unten), so hat derjenige Arbeitgeber, welcher den Versicherten in der­ selben Woche weiterhin beschäftigt, den Beitrag zu entrichten, doch steht ihm gegen den ersten Arbeitgeber ein Ersatzanspruch zu. Wenn auch der Arbeitgeber zunächst zur Leistung der träge verpflichtet ist, so ist der Versicherte verpflichtet, sich der Beiträge bei den Lohnzahlungen einbehalten zu lassen. geber dürfen nur auf diesem Wege des Lohnabzugs Versicherten entfallenden Betrag wieder einziehen. Sind einer LohnzahluugSperiode unterblieben, so dürfen sie nur nächsten Lohnzahlung nachgeholt werden.

vollen Bei­ die Hälfte Die Arbeit­ den auf die Abzüge bei noch bei der

Versicherungspflichtige Personen sind auch befugt, an Stelle der Arbeitgeber die Beiträge selbst zu entrichten; in diesem Falle steht ihnen gegen den Arbeitgeber Anspruch auf Erstattung der Hälfte der geleisteten Beiträge zu, die Marken müssen aber entwertet sein. Der Anspruch auf Erstattung ist bei der Lohnzahlung geltend zu machen; ist daS bei einer Lohnzahlung unterblieben, so kann der Anspruch nur bei der nächstfolgenden Lohnzahlung nachgeholt werden. Wenn Personen, welche der Versicherungspflicht nicht unterliegen, weil sie nur gegen freien Unterhalt oder vorübergehend beschäftigt sind, sich während der Beschäftigung freiwillig versichern, so steht ihnen gegen den Arbeitgeber, welcher zur Beitragsleistung verpflichtet wäre, Anspruch auf Erstattung der Hälfte der Beiträge zu. Die nachträgliche Entrichtung von Beiträgen für eine versicherungs­ pflichtige Beschäftigung ist nach Ablauf von zwei Jahren seit der Fälligkeit unzulässig.

Durch Nichtleistung der Beiträge tritt ein Erlöschen wartschaft auf Rente usw. (vgl. unter Abschnitt IV) ein,

der An­ und zwar

a) bei versicherungspflichtigen Personen dann, wenn während zweier Jahre nach dem auf der OuittungSkarte verzeichneten AusstellungS-

tage nicht wenigstens 20 Beitrag-wochen auf Grund einer ver­ sicherung-pflichtigen Beschäftigung oder der Weiterverficher ung ge­ leistet find, b) bei selbstverficherten Personen dann, wenn während der genannten Frist nicht wenigstens 40 Beiträge entrichtet worden sind. Vierter Abschnitt.

Welche Anspriiche erw«chse« dem "Aerficherteu «s der Herftchening? Im»«kdear«tte Attersreule. ASckerß«ttm»g vo« Aei­ trigen. Arankenfürsorge. Sonstige Leistnnge«. I. Znoalidenrenle. Anspruch auf Invalidenrente hat derjenige Versicherte, a) dessen Erwerbsfähigkeit dauernd auf weniger als ein Drittel herabgesetzt ist, b) welcher während 26 Wochen ununterbrochen erwerbsunfähig ge­ wesen ist, für die weitere Dauer der Erwerbsunfähigkeit. Ist die Erwerbsunfähigkeit durch einen Unfall herbeigeführt, so besteht ein Anspruch auf Invalidenrente nur insoweit, als die zu ge­ während« Invalidenrente die Unfallrente übersteigt. Ein Anspruch auf Invalidenrente steht dem Versicherten nicht zu, wenn er die Erwerbsunfähigkeit vorsätzlich herbeigeführt hat. E» kann ferner die Gewährung der Invalidenrente ganz oder teilweise versagt werden, wenn der Versicherte sich die Erwerbsunfähigkeit bei Begehung eines durch strafgerichtliches Urteil festgestellten Verbrechens »der vor­ sätzlichen Vergehens zugezogen hat. An Stelle der Rente kann dem Rentenempfänger auf seinen Antrag Aufnahme in ein JnvalidenhauS gewährt werden. Ist der Rentenberechtigte ein Ausländer, so kann er, falls er seinen Wohnsitz im Deutschen Reiche aufgibt, mit dem dreifachen Betrage der Jahresrente abgefunden werden. Voraussetzung für jeden Anspruch auf Invalidenrente ist, daß der Versicherte bereits eine Zeit lang Beiträge ge­ leistet hat (Wartezeit, Karenzzeit). Die Wartezeit beträgt a) 200 Beitragswochen, wenn mindesten- 100 Beiträge auf Grund der Versicherung-pflicht geleistet find, b) 500 Beitrag-wochen in allen anderen Fällen. Als Beitrag-wochen gelten auch die Krankheit-» und Militärdienst-

zeiten (vgl. G. 15). Die Höhe der Invalidenrente wird in folgender Weife berechnet: Zum Grundbetrage wird für jede verwendete Marke ein bestimmter Betrag (Steigerung-satz) zugerechnet. Der Grundbetrag beläuft fich für die Lohnklaffe I auf 60 Mk.

n n n

n „ n n

n » " n

„ III „ IV ii V „

70 80 90 100

Freund. Jnvalide«»ersicheruag?gejes. Handaud-abe. III. Hust.

„ „ „ ,, 2

Der SteigerungSsav beträgt für jede Wocheder Lohnklafse

I

3 Pf. II 6 „ III 8 ,, „ „ ,, „ IV 10 „ ,, „ „ „ „ v 12 „ Für Krankheit»- und Militärdienftzeiten (vgl. S. 15) wird der Steigerung-satz der Lohnklafse II berechnet. Zu dem Grundbetrage und dem Steigerung-satze tritt ein fester Zu­ schuß de- Reichs für jede Rente in Höhe von 50 Mk. (Reich-zuschuß). Die Invalidenrente beginnt mit dem Tage, an welchem der Ver­ lust der Erwerb-fähigkeit ««getreten ist. Für Zeiten, die länger als ein Jahr vom Eingänge des Rentenantrages an zurückliegen, wird jedoch Rente nicht gewährt. Die Rente kann dem Empfänger wieder entzogen werden, wenn er nicht mehr als erwerbsunfähig anzusehen ist. Außerdem ruht das RechtaufBezugderRentein gewissem Umfange und unter bestimmten Voraussetzungen für Personen, welche Unfallrente, Pensionen oder Wartegelder beziehen, für Personen, welche eine Freiheitsstrafe von längerer Dauer als einen Monat verbüßen, für Personen, welche nicht im Jnlande ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben. Den Gemeinden ober Armenoerbänden, welche den Renten­ empfänger während der Zeit unterstützt haben, für welche demselben ein Anspruch auf Rente zuftand, ist durch Überweisung von Stenten» betrügen Ersatz zu leisten. Die Übertragung von Rentenansprüchen auf Dritte, sowie bereit Derpfänbung ober Pfänbung kann nur in be­ schränktem Maße und unter ganz bestimmten Voraussetzungen rechts­ wirksam erfolgen. u H

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II. Altersrente.

Anspruch auf AUerSrente hat berjenige Versicherte, welcher bas 70. Lebensjahr vollenbet hat, ahne Rücksicht auf baS Dorhanbenfein van Erwerbsunfähigkeit. Für bie Altersrente ist gleichfalls eine Wartezeit vorgeschrieben, sie beträgt 1200 Beitragswochen. Auf diese Warte­ zeit werden jedoch unter bestimmten Voraussetzungen Versicherten, welche zur Zeit, als die DersicherungSpflicht für sie in Kraft trat, das 40. Lebens­ jahr vollendet haben, für jedes volle Jahr, um welches ihr Lebens­ alter zu diesem Zeitpunkte das vollendete 40. Jahr überstiegen hat, 40 Wochen in Anrechnung gebracht. Die Altersrente setzt sich zusammen aus dem festen Reichszuschuß von 50 Mk. und einem Betrage, welcher sich beläuft inder Lohnklafse I auf 60 Mk. „ „ „ II „ 90 „ HI „ 120 „ „ „ „......... IV „ 150 „ „ „ „ V „ 180 „

Einleitung.

19

Hat ein Versicherter während der Dauer seiner Versicherung in verschiedenen Lohnklassen Beiträge geleistet, so wird der Durchschnitt der diesen Beiträgen entsprechenden Altersrente gewährt. Die Altersrente beginnt frühestens mit dem ersten Tage des 71. Lebensjahres; auch hier wird für länger al» ein Jahr zurückliegende Zeiten Rente nicht gewährt. Bezüglich der Unterbringung in ein JnoalidenhauS, des Ruhens der Rente, des Ersätze» an Armenverbände und der Übertragung von Rentenansprüchen, gelten dieselben Bestimmungen wie bei der Invaliden­ rente (siehe S. 17 und 18).

III. Rückerftattnn» von Beiträgen. a) Weiblichen Personen, welche eine Ehe eingehen, steht ein Anspruch auf Erstattung der Hälfte der für sie geleisteten Beiträge zu, wenn mindesten» 200 Wochen Beiträge geleistet sind. b) Versicherten, welche durch einen Unfall dauernd erwerbsunfähig werden, denen infolgebeffen (siehe S. 17) ein Anspruch auf Invalidenrente nicht zusteht, ist auf ihren Antrag die Hälfte der für sie geleisteten Beiträge zu erstatten. c) Wenn ein männlicher Versicherter für welchen mindestens für 200 Wochen Beiträge entrichtet sind, verstirbt, so steht der Witwe bezw. den ehelichen Kindern unter 15 Jahren Anspruch auf Erstattung der Hälfte der für den Verstorbenen geleisteten Beiträge zu. d) Wenn eine weibliche Versicherte, für welche mindestens für 200 Wochen Beiträge entrichtet worden sind, verstirbt, so steht den hinterlassenen vaterlosen') Kindern unter 15 Jahren Anspruch auf Erstattung der Hälfte der für die Verstorbene entrichteten

Beiträge zu?) Die Bestimmungen zu c und d finden keine Anwendung, wenn den Hinterbliebenen aus Anlaß des Todes des Versicherten Unfallren len gewährt werden, wenn ferner eine die Invaliden» oder Altersrente bewilligende Entscheidung dem Verstorbenen bei seinen Lebzeiten bereits zugestellt war.

IV. Krauteufürsorge Die Versicherungsanstalt ist befugt, für einen erkrankten Der» sicherten zur Verhütung der einen Rentenanspruch begründenden Er­ werbsunfähigkeit das Heilverfahren eintreten zu lassen. Die Unter­ bringung des Erkrankten in einem Krankenhause oder in einer Rekon» valeszentenanstalt ist zulässig; ist aber der Erkrankte verheiratet oder hat er eine eigene Haushaltung, oder ist er Mitglied der Haushaltung seiner Familie, so bedarf eS hierzu seiner Zustimmung. Die Uranien» ’) Ebenso, wenn der Ehemann sich von der häuslichen Gemeinschaft sernkehalten und sich der Pflicht der Unterhaltung der Äinbet entzogen hat. 2) War die weibliche Person wegen Erwerbsunfähigkeit des Ehemannes Er­ nährer der Familie, so steht ein gleicher SrstattungSanspruch dem hinterlasienen Witwer zu.

lasse hat der Berficherungsanstalt auS dem dem Versicherten etwa zusteheuden jkrankengelde Ersatz zu leisten. Während des Heilverfahrens ist an die Angehörigen deS Versicherten, deren Unterhalt er bisher aus seinem Arbeitsverdienste bestritten hat, ein« Unterstützung zu zahlen Entzieht sich der Versicherte dem Heilverfahren, so kann ihm später die Rente auf Zeit ganz oder teilweise versagt werden, falls nach» gewiesen wird, daß die Invalidität durch sein Verhalten veranlaßt ist. Die Versicherungsanstalt kann auch das Heilverfahren für eine Person einleiten, welche bereits Invalidenrente bezieht, falls nämlich begründete Annahme vorhanden ist, daß der Rentenempfänger bei Durchführung des Heilverfahrens die Erwerbsfähigkeit wieder erlangen werde. Entzieht sich der Rentenempfänger dem Heilverfahren, so kann ihm die Rente mit den obigen Maßgaben entzogen werden. V. Sonstige Leistungen

Die Versicherungsanstalt kann Überschüsse ihres Vermögens zu anderen als den unter I—IV genannten Leistungen im wirtschaftlichen Jntereffe der der Versicherungsanstalt anqehörenden Rentenempfänger, Versicherten, sowie ihrer Angehörigen, verwenden. Hierzu bedarf es aber eines übereinstimmenden Beschlusses von Vorstand und Ausschuß der Versicherungsanstalt, sowie der Genehmigung des Bundesrats.

Fünfter Abschnitt. In welcher Weife werde» die Ansprüche geltend gemacht? I. Rentenansprüche.

Der Antrag auf Bewilligung einer Rente ist bei der für den Wohnort oder Beschäftigung-ort des Versicherten zuständigen unteren Verwaltungsbehörde oder Rentenstelle (falls eine solche errichtet ist, vgl. S. 13) anjumelben. Der Anmeldung sind die zur Begründung des Anspruchs notwendigen Beweisstücke beizufügen, so insbesondere die letzte OuittungSkarte nebst Aufrechnungsbescheinigungen, Geburts­ urkunde (für die Altersrente), ärztliches Attest (für die Invalidenrente». Die untere Verwaltungsbehörde bezw. Rentenstelle hat die zur Klar­ stellung des SachverhaUs erforderlichen Ermittelungen vorzunehmen und demnächst den Rentenantrag mit ihrer gutachtlichen Äußerung an den Vorstand der Versicherungsanstalt zur Entscheidung zu übersenden. Ist sie der Ansicht, daß die gutachtliche Äußerung gegen die Gewährung der Rente abzugeben ist, so hat sie vor Abgabe des Gutachtens den Rentenantrag in einer mündlichen Verhandlung unter Zuziehung je eines Vertreters der Arbeitgeber und der Versicherten zu erörtern. Der Rentenbewerber ist in jedem Falle von dem Termin zur mündlichen Verhandlung zu benachrichtigen. Die mündliche Verhandlung unter Zuziehung der Beisitzer unter­ bleibt, wenn das Gutachten für die Bewilligung der Rente lautet; wenn aber in diesem Falle der Vorstand der Versicherungsanstalt

diesem befürwortenden Gutachten nicht entsprechen zu können glaubt^ so ist der Rentenantrag vom Vorstand nochmal- an die untere Ver­ waltungsbehörde bezw. Rentenstelle zwecks Anhörung der Beisitzer zurückzugeben.

Mrd der Rentenanspruch vom Vorstand der Versicherungsanstalt anerkannt, so ist die Höhe und der Beginn der Rente sofort fest­ zustellen und dem Rentenbewerber hierüber ein schriftlicher Bescheid zu erteilen, aus welchem die Berechnung der Rente hervorgeht. Wird der Rentenanspruch nicht anerkannt, so ist ein schriftlicher mit Gründen versehener Bescheid dem Rentenbewerber zuzustellen. Der Rentrnbewerber kann den ablehnenden Bescheid sowie die geststellung der Höhe oder des Beginns der Rente durch Berufung an das Schiedsgericht an­ fechten. Die Berufung muß binnen einem Monat nach Zustellung des Bescheides bei dem Schiedsgerichte eingelegt werden. Gegen die Entscheidung des Schiedsgerichts steht dem Renten­ bewerber und dem Vorstand der Versicherungsanstalt das Rechtsmittel der Revision zu. Die Revision ist beim Reichsversicherungsamt binneir einem Monat nach Zustellung der schiedsgerichtlichen Entscheidung ein­ zu legen.

Eine rechtskräftige Entscheidung über einen Rentenanspruch kann nur nach Maßgabe der Vorschriften der Zivilprozeßordnung über die Wiederaufnahme des Verfahren- angefochten werden. Der Rentenstelle (nicht der unteren Verwaltungsbehörde) kann auch von der Landesregierung statt der bloßen Begutachtung die Ent­ scheidung über die RentenantrSge übertragen werden. Wird von der Landesregierung eine diesbezügliche Bestimmung getroffen, so wird der Rentenantrag nicht an den Vorstand der Versicherungsanstalt abgegeben,, sondern die Rentenstelle entscheidet selbst in erster Instanz. Das Verfahren gestaltet sich dann folgermaßen: Die Versagung der bean­ tragten Rente oder die Gewährung eines geringeren Rentenbetrage» kann nur durch die Rentenftelle in der Besetzung von drei Mit­ gliedern (Vorsitzender und je ein Vertreter der Arbeitgeber und Ver­ sicherten) erfolgen. Wird der Rentenanspruch ganz oder -um Teil anerkannt, so hat der Vorsitzende der Rentenstelle nach Erteilung deS Bescheide- die Akten dem Vorstände der Versicherungsanstalt zu über­ senden, welcher gegen den Bescheid Berufung beim Schiedsgericht ein­ legen kann. Die Auszahlung der Rente geschieht durch diejenige Postanstalt, in deren Bezirk der Empfangsberechtigte seinen Wohnsitz hat. Verlegt der Empfangsberechtigte seinen Wohnsitz, so hat auf seinen Antrag der Vorstand der BersicherungSanftalt die Rente der Postanstalt de» neuen

Wohnsitzes zur Auszahlung zu überweisen.

II. Erstattung »vu veUrii-e». Der Anspruch auf Erstattung von Beiträgen ist bei der unteren Verwaltungsbehörde bezw. Rentenstelle (fall» eine solche errichtet ist.

22

Einleitung.

vgl. S. 13) de» Wohnorts oder de» letzten BeschäftigungSortS an­ zumelden. Dem Anträge sind die zur Begründung desselben erforder­ lichen Beweisstücke beizufügen, so insbesondere die letzte OuittuogSkarte,

die Aufrechnung-bescheinigungen, Heiratsurkunde, Geburtsurkunden der Kinder, Sterbeurkunde de» Versicherten. Die untere Berwaltung-behörde bezw. Rentenstelle sendet die Verhandlungen dem Vorstände der Versicherungsanstalt, welcher über den Anspruch einen schriftlichen Bescheid zu erteilen hat. Gegen diesen Bescheid steht dem Erstattungsberechtigten die Beschwerde an das Reichsversicherungsamt binnen einem Monat nach der Zustellung de» Bescheide» zu. Auch die Entscheidung über die Erstattung von Beiträgen in erster Instanz kann durch die Landesregierung den Rentenstellen über, tragen werden. Eine Mitwirkung von Beisitzern findet hier nicht statt. Gegen den Bescheid der Rentenstelle, wodurch der Anspruch auf Beitragserstattung ganz oder zum Teil anerkannt wird, steht dem Vor» stände der Versicherungsanstalt die Beschwerde an das ReichSoer» ficherungSamt zu. III. Srankenfürsorge. Der Antrag auf Übernahme

der Krankenfürsorge für einen Ver-

sicherten ist bei dem Vorstand der Versicherungsanstalt zu stellen; doch kann auch der Antrag an die untere Verwaltungsbehörde bezw. Stenten» stelle gerichtet werden. Dem Anträge sind beizufügen die letzte OuittungSkarte, die Aufrechnungsbescheinigungen sowie ein ärztliches Attest, in welchem bescheinigt wird, daß als Folge der Krankheit der Eintritt der Invalidität zu besorgen ist, und daß durch ein geeignetes Heilverfahren diese Folge verhütet werden kann. Eine Beschwerde gegen die Ablehnung des Antrag» findet nicht statt.

Invalidenversicherungsgrsetz. Som 18. Juli 1899. Wir

Wilhelm,

von

Gottes

Gnaden

Deutscher Kaiser,

König

von

Preußen re-, verordnen im Ramen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des BundeSrathS und des Reichstages, was folgt:

An die Stelle des Gesetzes, betreffend die JnoaliditätS- und AlterSoerßcherung, vom 22. Juni 1889 (ReichS-Gesetzbl. S- 97) und des Gesetzes, betreffend die Abänderung des § 157 des JnoaliditätS- und AltersverficherungSgesetzeS, vom 8. Juni 1891 (ReichS-Gesetzbl S. 337) treten die nach­ stehenden Bestimmungen.

I. Umfang und Gegenstand der Berftchernng. s i. KerftcherungsPfitcht.

Rach Maßgabe der Bestimmungen dieses Gesetze» werden vom vollendete»

sechzehnten Lebensjahr ab verfichert:

1. Personen, welche als Arbeiter, Gehülfen, Gesellen, Lehrling« oder Dienst boten gegen Lohn oder Gehalt beschäfttgt werden,

2. Betriebsbeamte,

Werkmeister und Techniker, HandlungSgehülfen und

-Lehrlinge (ausschließlich der in Apotheken beschäftigten Gehülfen und

Lehrlinge),

sonstige Angestellte,

deren

dienstliche Beschäftigung

chren

Hauptberuf bildet, sowie Lehrer und Erzieher, sämmtlich, sofern sie Lohn

oder Gehalt beziehen, ihr regelmäßiger JahreSarbeitSverdienft aber zwei­

tausend Mark nicht übersteigt, sowie 3. die gegen Lohn oder Gehalt beschäftigten Personen der Schiffsbesatzung deutscher Seefahrzeuge (§ 2 des Gesetze» vom 13. Juli 1887, ReichS-

Gesetzbl

S. 329) und von Fahrzeugen der Binnenschiffahrt, Schiff»-

führer jedoch nur dann,

wenn ihr regelmäßiger JahreSarbeitSverdienft

an Lohn oder Gehalt zweitausend Mark nicht übersteigt.

Die Führung

der Reichsflagge auf Grund der gemäß Artikel II § 7 Abs. 1 de» Gesetze» vom 15. März 18»8 (ReichS-Gesetzbl. S. 71) ertheilten Ermäch­ tigung macht das Schiff nicht zu einem deutschen Seefahrzeug im Sinne dieses Gesetzes.

1. Sgl. die tn Anlage I abgedruckte Anleitung betr. den SretS der nach Sem Jnvaltdenversicherungsgesetz vom 18. Juli 1899 versicherte» Personen vom 6. Dezember 1906 (vgl. auch hierzu den Aufsatz von Rosin tn

Invalidenversicherungsgrsetz. Som 18. Juli 1899. Wir

Wilhelm,

von

Gottes

Gnaden

Deutscher Kaiser,

König

von

Preußen re-, verordnen im Ramen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des BundeSrathS und des Reichstages, was folgt:

An die Stelle des Gesetzes, betreffend die JnoaliditätS- und AlterSoerßcherung, vom 22. Juni 1889 (ReichS-Gesetzbl. S- 97) und des Gesetzes, betreffend die Abänderung des § 157 des JnoaliditätS- und AltersverficherungSgesetzeS, vom 8. Juni 1891 (ReichS-Gesetzbl S. 337) treten die nach­ stehenden Bestimmungen.

I. Umfang und Gegenstand der Berftchernng. s i. KerftcherungsPfitcht.

Rach Maßgabe der Bestimmungen dieses Gesetze» werden vom vollendete»

sechzehnten Lebensjahr ab verfichert:

1. Personen, welche als Arbeiter, Gehülfen, Gesellen, Lehrling« oder Dienst boten gegen Lohn oder Gehalt beschäfttgt werden,

2. Betriebsbeamte,

Werkmeister und Techniker, HandlungSgehülfen und

-Lehrlinge (ausschließlich der in Apotheken beschäftigten Gehülfen und

Lehrlinge),

sonstige Angestellte,

deren

dienstliche Beschäftigung

chren

Hauptberuf bildet, sowie Lehrer und Erzieher, sämmtlich, sofern sie Lohn

oder Gehalt beziehen, ihr regelmäßiger JahreSarbeitSverdienft aber zwei­

tausend Mark nicht übersteigt, sowie 3. die gegen Lohn oder Gehalt beschäftigten Personen der Schiffsbesatzung deutscher Seefahrzeuge (§ 2 des Gesetze» vom 13. Juli 1887, ReichS-

Gesetzbl

S. 329) und von Fahrzeugen der Binnenschiffahrt, Schiff»-

führer jedoch nur dann,

wenn ihr regelmäßiger JahreSarbeitSverdienft

an Lohn oder Gehalt zweitausend Mark nicht übersteigt.

Die Führung

der Reichsflagge auf Grund der gemäß Artikel II § 7 Abs. 1 de» Gesetze» vom 15. März 18»8 (ReichS-Gesetzbl. S. 71) ertheilten Ermäch­ tigung macht das Schiff nicht zu einem deutschen Seefahrzeug im Sinne dieses Gesetzes.

1. Sgl. die tn Anlage I abgedruckte Anleitung betr. den SretS der nach Sem Jnvaltdenversicherungsgesetz vom 18. Juli 1899 versicherte» Personen vom 6. Dezember 1906 (vgl. auch hierzu den Aufsatz von Rosin tn

24

I. Umfang und Gegenstand der Berstcherung.

der „Arbeiterversorgung" XVI Nr. 80ff.). Der Gebrauch erleichtert durch das nachfolgmde, der Anleitung hinzufügte

Sckch-

der

Anleitung

wird

mm* vernfSVerzetchnis.

Die Zahle» verweise» auf die Ziffern (Abschuitre) der Aulettuntz. die lateinischen Buchstabe» auf deren Unterabschnitte.

Abdecker............................................ 11, 56 Abreiber..................................................... 66 Ackerbauschullehrer................................... 24 Ackerbestellung mit Gespann ... 36 Administrator......................................... 36 Arzt...........................................................26 Agent..........................................84 g, 46 AUordant.................................... 16, 31, 82 Akkordaußenarbeiter............................. 88 Attordlohn.......................................18, 81 Aktenhefter.......................................11, 29 Almoseneinsamuller................................... 19 Altersgrenze........................ 6, 57, 68c Altersrentner........................................... 5 AlterSzulage............................................... 10 Altsitzer (Altgedinger, Auszügler, Austrägler).................................. 18c AmtSvorsteher......................................... 26 Andreher.........................................83 a, 41 Angestellte .... 2,23,25,58 a Anstellungsentschädigung ... 10 Anstreicher . . «.....................48 AnteilSsischer...................................... 40 Anwartschaft auf Ruhegehalt . . 9 Appretierung..................................... 88a Arbeiter . ............................................... 19 Arbeiterkolonien........................ 11, 18e Arbeiter, städtischer.......................... 10 Arbeiterunterstützung der Heeres­ verwaltung .................................... 10 Arbeitsgelegenheit............................8 Arbeitshäuser............................... 18d Arbeitslehrerin ....... 24 Arbeitsvertrag........................ 29, 84 f Architekt............................................ 21 Armenhäuser..................................... 18e Armenpflege..................................... 18e Artist.................................................. 66 Assessor........................ ... 25 Assistent............................................ 21, 26 Aufbäumer..................................... 88a Aufsichtsmann .. . . 84d,m, 86 Aufwartefrau............................. 11, 68 Aufwärter...................................... 68 Aufwärter auf Schissen .... 27 Ausgeherin...................................... 68 Ausland...............................................3, 68 Ausländer im Inland . . . . 8,7 Auslandsreisen........................................... 8 Ausläufer.....................................................22 AuSschankpächter......................................... 47 Ausstrahlung eines Betriebs nach dem AuSland.......................................8

Austräger ............................................... 46 Autzenarbeiter..........................................83

Backwarenausirägerin ... 34 f, 46 Badeanstalt................................................24 Bademeister................................................ 19 Badewärterin..........................................55 Balgentreter (Kalkant).............................. 19 Bandputzen............................................. 33a Barmer Artikel . ................................. 38a Bauarbeiter................................................ 48 Baugewerkschullehrcr............................. 24 Bauhandwerker......................................... 48 Baumwart............................. 34 a, m, 86 Bauschreiber..................................................9 Bautechniker............................................... 20 Bauten im Ausland................................ 8 Bauweingärtner.............................. 34 a, 86 Bauwesen.......................................... 41 Bauzeichner............................................... 21 Beamte, Bedienstete von B. im Aus­ land .............................. . . 4 Beamter mit Ruhegehaltsanwanschaft........................................ 9, 58a Beamter während der Ausbildung 0 Beamter während der Probezeit 9 Beaufsichtigung von Kindern . . 84b BeerdigungSwesen................................... 62 Begleiter eines Drehorgelspielers . 19 Begräbniskommissar . . . . 13, 62 Begräbniswesen......................................... 62 Behandlung kranker Tierc ... >89 Beherbergung......................................... 47 Beikossät..................................................... 32 Bereich, örtlicher B. der Versicherung 3 Bereich, zeitlicher B. der Versicherung 2 Bergbau..................................................... 41 Bergkapelle, weiter einer B. . . 20 Berufsgenossenschaften............................. 20 Berussinvalidität......................................8 Besatzung von Schiffen .27 Besenbinder................................................44 Besserungsanstalten........................... 18d Betrieb...................................................... 20 Betriebsbeamter.... 20, 26, 68a BetriebSzugehörigkeit........................... 84a Bezirkspflegling....................................... 18e Bienenpfleger......................................... 89 Binder..................................................... 42 Binnenlotfe............................................... 50 Blinder............................................. 8, 18e Blindenanstalten................................. 18fr Blumensammler......................................... 81

Faktor.......................................... 84i, 46 Fallsucht....................................................... 8 Familienangehörige.... 18b,c, 32 Familienstand........................................... 6 Farbkochmeister......................................... 20 Fechtlehrer............................................... 24 Federreißen............................................... 44 Fehngesellschast.................................. H, 20 Feldblumensammler ............................. 87 Feldhüter.............................................. 11, 19 Feuerwehrmann..........................................19 Fischerei..................................................... 40 Fischermaat............................................... 40 Chemiker...................................................... 21 Flachshecheln............................................... 44 Chorsänger ....................................26 Flammen................................................... 88» Flechtarbeiten......................................... 44 Dachdecker.............................. 48 Fleischausträger......................................... 46 Darlehnskassen.......................................... 20 Fleischbeschauer .... 28, 29, 56 Detchbauarbeiter.................................... 48 Flickerin..................................................... 44 Deputatempfänger..................................15c Flickschneider............................................... 42 Detachierter Arbeiter............................. 38 Flurhüter (Flurwächter) . . . 11, 19 Diatonisien.............................................. 18k Forstarbeiter........................ 30, 34m, 8b Diätar.............................................................. 9 Dienstbereitschaft.................................... 19 1 Förster......................................................9, 20 Forstgelduntereinnehmer . ... 20 Dienstbote:................................................ 19 Forstwirtschaft......................................... 88 Dienstmann..................................... 51, 68b Freier Unterhalt .... 16, 58o Dienstmännerverein..............................36 Freigebigkeit.............................. 17, 18c Dienstpragmatik . . . . 9 Freimann..................................................... 82 Diplomatische Vertreter, Bedienstete Fremdenführer................................. 61, 58 d. B. im Auslande........................... 4 Fruchtmesier............................................... 48 Diretttonsmitglied ein. Privatsparkasie 86 Fürsorgezögling....................................... 18d Direktor einer Betriebsgesellschaft . 26 Fuhrwerker.................................... 84a, 49 Dispositionsfonds, Kaiserlicher . . 10 Distriktsbautechniker.............................. 20 Gärtner.............................................. 80, 87 DistriktSstratzenwärter..............................48 Gastwirt..............................................47, 58 Domanialbeamter.................................... 10 Gebühren ............................................... 16 Drechsler...................................................... 42 Gefangenaufseher.............................. 9, 19 Drescher........................................... 18, 15c Gefangener.....................................186, 59 Droschkenkutscher.................................... 30 Gehalt........................................................... 18 Drucker................................................ 9, 19 Gehilfe.............................................. 19, 25 Geisteskrankheit........................................... 8 Shesrau 6,11,15c, 16, 18b, 19, 82, 68b Geistlicher..................................................... 26 Ehefrau eines Beamten .... 9 Geldetnsammler......................................... 11 Eheleute.......................................... 18b, 82 Gemeindediener.................................. 11, 19 Ehrenamt....................................................18g Gemeindeforsten......................................... 20 Eichamtsvorsteher.................................... 19 Gemeindehebamme................................... 65 Eichmeister................................................ 19 Gemeindepflegerin..................................18t Eisenbahnstation im Ausland . . 8 Gemeinderechner................................... 23 Elektriker...................................................... 21 Gemeindeschlachthaus............................. 20 Erheber...................................................... 28 Gemetndeschmied............................ 29, 42 Erstwärterin................................................ 66 Gemeindeschreiber ...... 28* Erwerbsfähigkeit............................................ 8 Gemeindestraßenwärter .... 48 Erwerbsunfähigkeit........................8, 57 Gemeindevorsteher................................... 26 Erzieher . .2, 9, 10, 24, 25, 26, 68 Gemeinnütziges Unternehmen . . 20 Expedient...................................................... 28 Genoffenschaften, eingetragene . 20, 85 Expedition-gehilfe.................................... 22 GenoffenschaftSkasfierer .... 85 Expert.......................................... 29, 84 Z GenoffenschaftSvorstand .... 85 Aacharbeiter................................................ 20 Gepäckträger............................................... 61 GerichtSschreibergehilfe............................... 9 Fachschulen......................................... 24 Bluteqelsetzer...................................... 65 Böttcher............................................ 42 Bootsleute...................................... 27 Bote.......................................... M, 68b Botenfrau............................... 84g, 61 Brandversicherunnokannner ... 29 Brotausträgerin......................... 34 f, 46 Brunnenbauer................................ 42 Buchhalter............................... 11, 22, 26 Bühnenkünstler.......................................... 26 Bureau beamter............................... 8, 28 Bürgermeister.......................................... 25

i I I

26

I. Umfang und Gegenstand der Versicherung.

Geschäftsführer . . . . 11, 22 Geschäftsreisender . 22, 846, t, g, 45 Geschlecht . . . 6 Geselle. . . . 19, 22 Gesellschafterin . 28 Gesundheitspflege 55 Getreidemakler . 84 m, 45 Gewerke als Häuer der Gewerkschaft 85 42 Glaser...................................................... Goldschmied.......................................... 29 Gouverneure, Bedienstete von G. im Ausland........................ 4 Grabpflegerin . . . . 84g, 87 Gräberpflege . . . . 34 m Gratifikationen . . 17 Gummiflechterei . . . 88a Gurtweberei 38a Gutsgärtner .... 37 GutSschmied . . . •20, 29,r 42 GutSverwalter . . . . . 20,, 36 Gymnastiker........................ 56 Haarflechterei....................... 83a Häkelei. .............................. 88a Hälfteschifser........................ 32 Händler............................. 58b Häusliche Dienste . . 58 Hasenarbeiter . . . . 84g Haftpflichtentschädtgung 10 Hamsterfänger . . . . 36 Handarbeitslehrerin . . . . 11, 24 Handel und Verkehr . . . . 45 ff. Handelsschullehrer . . . . 24 Handlungsgehilfe . . 22, 23, 26, 45 Handlungslehrling . . 19, 22, 58a HandlungSreisender. . . . 346, 45 Handwerker .... . . 84 e, 68b Haspeln........................ . ... 38a Hauderer .... . . 34a, 49 Häupter 50 HauSdame ... ... 28 Hausdiener .... . ... 22 Hausgeistlicher . . . Hausgewerbetreibender 8, 83, 68b Haushalt........................ . ... 20 Hausindustrie 38 . . 46, 68b Hausierer........................ Hauslehrer .... . ... 24 Hausmeisterarbeiten ... 82 HauSreinigerin . . . . ... 15c HauSschlächter . . . .11, 89 HauSschneider . . . . ... 42 HauSvater .... . . . 28, 24 Hebamme........................ 29, 66, 68 : Hetldiener .... . ... 55 Heilgehilfe........................ . ... 55 Heimarbeiter .... . ... 88 Heizer.............................. . ... 27 Heuerling........................ . 11, 12, 86 1

Heumacher........................ 13 HilfSgesangenaufseher . . 9 HilfSgerichtSschreiber . . 9 Hilfslehrer........................ 9 HtlfSlehrerin........................ 9 HilfSpostunterbeamter . . 9 Hilfssteuerausseher . . . 9 Htlfswäger........................ 48 18, 19, 89 Hirt.................................... . . 21, 24.26, 58a Höhere Tütigkeit Hofbediensteter 10 Hofgänger 32 Hofrechnungssührer.... 28 Holzabfuhr.............................. 88 Holzarker.................................... 48 Holzdrahtweberei........................ 38a Hühneraugenschneider . . . . 55 Hundehändler und Hundezüchter 11 Aahresarbeitsverdienst . 26 Jdiotenanstalten . 18e Individuallohn . . 8 41 Industrie .... Jndustrielehrerin 11. 24 Ingenieur . . . 21 Inland, Ausland 8 Inländer im Ausland . 3,4 Inspektor einer Versicherungsgesell. schäft.............................. . 20 Jnstmann........................ 16, 82 Instrumentenstimmer . . 42 Invalidenrentner . . . 8 Irren anstalten . . . . . 18e Irrenpstegerin . . . . 10 Jüdischer Kultusbeaulter . . 26

Kahnbauer . . . ............................. 42 19 Kalkanten ... Kalkulator .............................23 Kammerjäger. . . ............................. 58 Kanzleidiener. . . ............................. 19 Kanzleigehilfe ............................... 9 Kanzlist .... ............................. 19 Kapitän .... ............................. 27 . . . 84h, 47 Kafinowirtin . . Kaffenbeamter . . ............................. 21 Kasienbote . . . ............................. 19 11, 20, 22, 28, 86 Kassierer . . . Kastellansftau . . .............................82 . . . 84a, 89 Kaftrierer ... ............................. 82 Katenmann . . . .......................... 58b Kaufleute .... Kehrftatt .... ...........................34g Kellner .... 18, 16, 19,22, 47 Keflelflicker . . . ............................. 42 18, 29, 88 Kiefernzapfensammler . . Kirchendiener . . ............................. 19 Sirchenrechner . . .............................21

Leichdornschneider............................. .66 Ltrchenschweizer.................................. 11, 19 Leichenbestattung................................... 62 Lleemeister........................................ 11, 66 Leichenbttterin......................................... 62 Sletnattordant.................................. 16, 81 Leichenfrau........................ 29, 3 4 a, 62 Steinmeister.....................................84e, 42 Leichensägerin......................................... 62 Sleurpner..................................................... 42 Leichenschauer......................................... 62 Slöppeler................................................... 88a Logenschließer................................. 18, 19 Kneter............................................................56 Lohn..................................................18—17 Koch.................................................... 22, 68 Lohn von Dritten, an Drttte . . 16 Sochfrau..................................... 19, 47, 68 Lohnarbeiterstellung............................. 28 Sochunterricht......................................... 24 Lohndiener........................ 61, 68, 68b Sosterträger............................................... 61 Lohnform.................................... 18, 841 Sohlenzieher............................................... 27 Lohnfuhrwerker........................ 84a, 49 Soksfucherin............................................... 41 Lotse.......................................... 60, 68b Solonien................................................... 8,4 Solorist..................................................... 20 Solporteur............................................... 61 Magistrat-mitglieder............................. 26 Somulis.................................... 22, 34 g Makler..................................................... 46 SommtsstonSfabrikant . . . 88a, 41 Marktschreiber......................................... 28 Kommission-werkmeister . . 38a, 41 Maschinenftrickerei ..... 88a Kommunalbeamter................................. 2, 9 Maschinist..................................................... 27 Kommunalverband......................................9 Masseur..................................................... 66 Sommunalverwaltung..............................20 Matrosen..................................................... 27 Konfektion............................................. 88a Maulwurffänger . . . 11,34m, 86 Konstrukteur............................................... 21 Maurer..................................................... 48 Konsulent. . .......................................... 64 Maurerpolier......................................... 19 Konsuln, Bedienstete von S. . . . 4 Melkefrau................................................ 11 Kontra übeamter......................................... 19 Mester (Fruchtmester usw.) . 84 t, 68b Kontrolleur eine- Vergnügung-lokals 19 Meß- und Marttwächter .... 19 Kontrolleur einer Sparkasse ... 20 ‘ Milchfahrerin......................................... 46 Konzipient............................................... 64 Militärdienst............................................. 18a Korbflechter....................................... 42, 44 Militärmusiker....................................... 18a Sornmeffer(-Sompagnie) . 86, 48, 68b Militärpädagogium................................... 24 Korrespondent......................................... 22 Mttreeder............................................. 86, 50 Kostgeld................................................... 16a Mitunternehmerschaft ............................. 36 Sosttischgeberin......................................... 47 Modellsteher.......................................19, 66 Krämer......................................... 68b Molkereigenoffenschaft . . 11, 22, 86 Krankenkassen.............................. 20 Monteur............................................ 18, 21 Krankenpflegerin. v 18f, 19, 66, 68b Morgenfrau............................................... 68 Krankenwärter.............................. 66 Mühlarzt..................................................... 42 KreiStaxator....................................841 Mühlenflicker............................................... 42 Kriegsschiffe, ausländische.... 8 Musikaufführung................................... 19 Krieg-zulage.....................................10 Musiker............................. 11, 25, 66 Küfer................................................... 86, 42 Musikkapelle............................................... 36 Küster................................................ 28 Musiklehrer............................................... 24 Kulturarbeiter . . . . 81,34m, 86 Mustereinlesen....................................... 88a SultuSbeamter,jüdischer . ... 26 KunftauSübuug................................. 26, 66 Nachtwächter............................. 9, 11, 19 Näherin.............................. 84 c, 44, 68 b NasenkrebS..................................................8 Lähmung........................................... 8 Naturalbezüge................................. 14, 16 Läuter.............................. ...... 19 Naturalien............................................... 14 Laichsttzer......................................... 18c Noppen................................................... 88a LandratSgehtlfe.............................. 28 NotariatSgehilfe................................... 9, 28 Landwirte.......................................... 68 Notenschreiber................................. 88, 56 Landwirtschaft.............................. 86 Notstandsarbetten................................. 18e Latrtnenwarterin........................ 80 Leben-alter................................. 6, 67, 68 Lehrer .... 2, 9, 10, 24, 26, 26 Lehrling...........................................16a, 19

Dberschwetzer......................................... 20 Öffentliche Verdingung .... 81

28

I. Umfang und Gegenstand der Versicherung.

. . 24 Ofenreinjger . ... . . . 84 g, 48 ; Reitschule.... Religionsausübung . . 18k Offiziere, Bedienstete von O. im Rendant .... 11, 20 Ausland.................................... Reporter .... . . 19 Repräsentantin . . . . 23 Pachtverträge........................................ 30 Reservewäger . . . 29, 48 Packer..........................................................22 RettungShäuser . . . 28, 82 Pächter..................................................68b Riemendreherei . . . . 83a Palmkorbarbeiter-Gen osienschait. . 86 Riemer .... . . 42 Parisischer.............................................. 40 Rittman .... . 50 PartSleute.............................................. 50 34c, m, 86 Roder........................ Pension 9, 10 Rollkutscher . . . . . 22 Pensionat.................................................... 20 . . 81 Rübenunterneymer . Penstonsähnlicher Bezun .... 10 . 9, 10 Ruhegehalt . . . Pensionsberechtigung............................... 9 Ruhegehaltsempfängcr . . 10 Pfändersammlcr........................................ 45 Pflücken.............................................. 38a Pförtner Ibe Iachverständiger............................. 341 Psörtnersrau............................ 32 Sackflicken....................................................44 Plätterin......................................... 34c, 44 Sänger....................................................25 Polizeibeamter...........................................9 Sattler....................................................42 Polizeidiener.............................................. 19 Schächter....................................................54 Polnische Arbeiter..................................... 7 Schäfer.................................................... 14 Portier .................................................. 15c Schätzer....................................................29 Portierfrau.............................................. 32 Schankwirt 47, 58b Posamentenfabrikation.......................... 38a Scharwerker...................................... 16, 82 Postagent . ... 9, 18, 19, 20, 23 Schauspieler............................. 26 Postanwärterin.......................................... 9 Schaustellungen................................ 19, 56 Postaushelfer 9 Schenkung.....................................18e Postbote...................................................... 9 Scherenschleifer................................42 PosthilfSbote................................................ 9 Schererei.......................................... 33a Postillion...................................................... 9 Scheuerfrau......................................68 Postunterbeamter.....................................9 Schiffahrt.... 8, 4, 18,27, 50 PräzisionSmechanikcr............................. 19 Schiffahrtsbetriebe, ausländische. . 8 Privatförster.............................................. 20 Schiffer............................... ... .27, 85 Privatlehrer.............................................. 24 Schiffsbesatzung................................27 Privatschulen................................... 9, 24 SchiffSsührer 2, 8, 18, 27,34d, i,50, 68 Privatsekretär........................................ 28 Schiffsjunge ...... 27 Privatsparkafse.................................20, 85 SchiffSknecht..................................... 27 Probezeit von Beamten .... 9 Schiffsmannschaft..........................27 Provision.................................................... 13 Schiffsoffizier................................27 ProvisionSreisender............................. 45 Schiffspächter................................30, 60 Prozeßagenten.................................. .54 Schlackenschläger................................81, 41 Pumpenmacher........................................ 42 Schlächter........................................... 89 Schleifer............................................31, 88 Schlichterei.................................... 38a Nadfahrlehrer........................................ 24 Schmiede........................................... 42 Ratschreiber........................................ .28 Schmiedegeselle................................ 41 Rauhen.................................................. 88a Schneider........................................... 42 Rechnungsfahrer...........................20, 28 Schneiderin......................... 44, 68b RechtSanwaltsbureau.............................20 Schneidereiunterricht..... 24 Reepschlägerei...................................... 38a Schrankenwärterin...........................9 Regiebauten.............................................. 48 Schreiber........................................... 19 Regiminelle Aufgaben.............................20 Schreiberin.................................... 34c Registrator . . ...................................28 Schuhmacher..................................... 42 Reichsbeamter...........................................9 Schuldtener...................................... 9 Reinmachefrau............................. 63 Schuldienerfrau............................... 82 Reisender........................ 22, 84d, g, 46 SchulhauSmann................................ 9 Reisekosten, Reisespesen .... 13 Schulschwester.............................. 18k Reitlehrer.................................................... 24

Schulvorsteher........................ 24, 58b Schutzgebiete............................................. 8,4 Schweizer...................................................... 20 Schwerhörigkeit............................................ 8 Schwimmlehrer.......................................... 24 Seeleute...................................................... 27 Seelnonne.................................... 62 Seelotse . . . .................................. 50 i Seeschiffe................................................... 8,4 l Seilerei................................................... 88a Sekretär......................................................28 Selbständigkeit..........................................28 Selbstversicherung.................................... 68 Signalist......................................................25 Soldatenstand, Personen des S. . 18a Souffleur......................................................25 Spanndienste............................................... 86 ; Sparkaffe......................................................20 Spezialitäten 56 Spielen auf Teilung.............................. 35 Spinnen . . . . . 38a, 84c, 44 Sprachlehrer............................................... 24 Spulerei .......................................... 88a i Staatsbeamter.................................... 2,9 I

Tallymann............................................... 48 Tantieme............................................. 14, 26 Tanzlehrer................................................24 Tapezierer................................................42 Taschengeld............................................. 16b Tarator............................................. 29, 48 Techniker........................ 21, 25, 26, 68a Technikum....................................... 24 Telegraphenanwärterin .... 9 Textilindustrie................................ 83a Tierheilkundiger................................. 89 Tierzucht.............................................. 39 Tischler.............................................. 42 Totengräber................................... 34m, 52 Topfbinder........................................44 Torfmakler . . . . .45 Traiteur.............................................. 24, 68 Treiberei............................................ 88a Trichinenschauer................................. 66 Trinkgeld.............................................. 16, 17 Tüncher............................................. 43 Turnlehrer....................................... 24

Uhrmacher....................................... 42 Staatsangehörigkeit........................ 4, 7 Unfreiheit.......................................18d StaatSfabriken..........................................20 Unparteiischer................................. 341 Dtadtrechner............................................... 28 Unständige Arbeit.......................... 84g Ltadtreisender........................ 34g, 45 Unteragent......................................... .45 Stadtschreiber 23, 68a Unterbeamter................................. 19 Ltadtwäger . . . ................................... 48 Unterhalt, freier............................ 15, 68 Stallmeister................................................ 24 Standesbeamter........................ 25 Verdienstgrenze.................................... 8, 26 Steinbrecher . . . .18, 31, 84e, 41 i Verdingung, öffentliche ... 81 Lteinklopser............................ 81, 84e, 41 i Verfügung-fähigkeit...................... 29 Stellmacher................................................42 Verkäufer.............................................. 22, 46 Steuerbote 9 | Derkoppelungsarbeiten......................48 Steuerleute................................................27 Verpflegung-stationen..................... 18e Stickerei................................................... 88a Versicherungsagent............................45 Stiftungsverwalter. ..............................28 Versicherungsanstalten......................20 .............................. 42 Störhandwerkcr . Versicherungsgesellschaft .... 20 Störnäherin . . . ..............................44 Berstcherungsrecht...............................67 ff. . . 18 d, 59 Strafgefangener . . . Vertretung....................................... 12, 28 Straßen baualkordant 13, 31, 84m, 43 Verwalter.............................. 20, 28, 86 84e,g Straßenkehrer Verwalter einer QuittungSkarten48 Stratzenwärter ausgabeftelle..................................... 19 85 Strickereibetrieb Verwaltungskandidat................................ 9 88a, 44, 58b Stricken . Verwandtschaft....................................... 18c 18 Stücklohn Biehaufkäufer......................................... 46 88a Stückputzen Biehkastrierer.................................... 84a, 89 24 Studierender Biehmakler................................... 84m, 46 63 Stundenfrau Dtehschneider .............................. 84a, 89 10 Suftentation Biehwäscher.................................... 84a, 89 Dolksbank ........................................11, 20 Tabakfabrikation................................. 38a ; Vorarbeiter............................................... 21 Tabakpflanzerin ..... 34m, 86 Vorbeter, Vorsänger..............................25 Tänzer...................................................... 25 Vorhalten von Gerätschaften . . 84b Tafeldecker................................................68 Vorrichter............................................. 88a Tagelohn...................................................... 13 Dorschußverein......................................... 20

30

I. Umfang und Gegenstand der Versicherung.

Vorstandsmitglied einer VolkSbank . 20 Vorübergehende Dienstleistungen 11,38a

MarenauSträger ... 46 Dachfrau..................................................... 55 i Wächter..................................................... 22 ! Wäger .... 19, 29, 841, 48, 58b j Wägergenosienschaft............................. 85 Wäscherin, Waschfrau . . . 34c, 44 Wagner..................................................... 42 Walken................................................... 83a Wartefrau............................................... 55 Wasserträger............................................... 53 Weberei................................................... 38a Wegewärter ........ 48 Weifen.........................................................38a Weihnachtsgratifikationen ... 17 Weingärttier.................................... 346, 36 Weißen 34g, 48 Weiterversichenmg................................... 59 Werkmeister . . . . 8, 21, 26. 58a Werkstattschl o'ser..................................... 9 Wiesenarbeiter ..... 86 Wildheuer........................ 13, 34m, 38 Winzer............................ 18, 84a, d, 36 Wirkerei................................................... 38a

1

Wirtin...................................................... 82 WirtfchaftSgefinde.................................... 19 Witwengeld........................................10, 82 Wochenpflegerin................................. 19, 55 Wohltätigkeit........................................ 18e WollauSgeberin......................................... 45 Wollkämmer . 89 Wollspinner................................................89 Wundarzneidiener................................... 55

Zahntechniker......................................... 21 Zeichenlehrer................................................ 24 Zeichner......................................................21 • Zeitungsausträger .... 51 .... 19 : Zettungsberichterstatter Zeitungskolporteur................................... 51 , Zichorienbrenner....................................36 Ziegler............................................. 13, 81 Zimmermann..........................................43 Zugeherin................................................53 Zulage für Nichtbenutzuug des ZivilVersorgungsscheins.............................. 10 Zuschneider............................... 21, 2*2, 45 Zwangslotse................................................27 Zwangszögling........................................ 186 Zwirndrehen............................................. 88a

la. Werkmeister und Techniker sind nach dem neuen Gesetz nur dann ucrsicherungspflichtig, wenn ihr Iahrcsarbeitsverdienst 2000 Mark nicht übersteigt; sie sind nach dem Borgange der Gewerbeordnung und des Krankenversicherungsgesetzes den Betriebsbeamten gleichgestellt worden. Bgl. Anleitung Ziffer 21 7 den 1.

2. 3 4.

Außer den übrigen aus diesem Gesetze sich ergebenden Aufgaben liegt unteren Verwaltungsbehörden (S 169) insbesondere ob: die Entgegennahme und Vorbereitung von Anträgen auf Bewilligung von Invaliden- und Altersrenten (§ 112- oder auf Beitragserstattungen (§ 1*28) sowie die Begutachtung der Anträge auf Rentenbewiüigungen,' die Beglltachtung der Entziehung von Invalidenrenten (§§ 47, 121); die Begutachtung der Einstellung von Rentenzahlungen (§§ 48, 121); die Benachrichtigung des Vorstandes der Versicherungsanstalt über die

Unpfändbarkeit der Ansprüche.

SS 53—57.

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Beiträge, auf gezahlte Vorschüsse, auf zu Unrecht gezahlte Rentenbeträge, auf -ie zu erstattenden Kosten deS Verfahrens und auf die von den Organen der Versicherungsanstalten verhängten Geldstrafen ausgerechnet werden. Ausnahmsweise darf der Berechttgte den Anspruch auf die Rente ganz oder zum Thell auf Andere übertragen, sofern dies von der unteren Ver­ waltungsbehörde genehmigt wird. 1. Die bisher zugelassenen Ausnahmen von der Unübertragbarkeit und Unpfänd­ barkeit der Rentenansprüche und erweitert worden durch die in Ziffer 1 erfolgte Einbeziehung der Borschüsse, welche dem Berechtigten von seinem Arbeitgeber oder der Bersicherungsanstalt auf die künftige Rente gegeben worden sind. 2. Der Hinweis in Ziffer 2 auf § 860 Abs. 4 der Zivilprozeßordnung bedeutet, daß auch für die von dem Vater eines unehelichen Kindes zu leistenden Unterhaltungsbeiträge die Pfändbarkeit zugelaffen ist (Mot. 281). 8. Nach § 394 des Bürgerlichen Gesetzbuches findet die Aufrechnung einer Forderung dann nicht statt, wenn deren Pfändung gesetzlich ausgeschlossen ist. Es bedarf daher Bestimmungen für die Fälle, in denen die Aufrechnung gegen Rentenforderungen gleichwohl zulässig sein soll. 3a . Die Worte des Abs. 2 „auf zu Unrecht gezahlte Rentenbeträge" beziehen sich mir auf Invaliden- und Altersrenten (A.N. 1900 Nr. 848). Die Aufrechnung überhobener Rentenbeträge mit der laufenden Rente kann durch fönnlichen Bescheid der Bersicherungsanstalt ausgesprochen und dadurch zum Gegenstand der Prüfung im Rechtsmittelverfahren gemacht werden. Ein geschäftliches Versehen des Feststellungsorgans schließt die Ausrechnung aus (A.N. 1900 Nr. 848). 4. Der Abs. 3 wird z. B. Anwendung finden können, wenn der Renten­ empfänger durch Übertragung eines Rentenanspruches sich die Aufnahme in ein Liechenhaus, eine Versorgungsanstalt u. dgl. ermöglichen könnte (Mot. 281).

II. Organisation. 8 5«. ' der und das

Tie Durchführung der Invalidenversicherung erfolgt unter Mitwirkung Landesverwaltungs und der Postbehörden durch Versicherungsanstalten ihre Organe (§§ 65ff.), durch Schiedsgerichte (§§ 103ff.) sowie durch Reichs-Versicherungsamt und die Landes-VerficherungSämter (§§ 108ff.).

Die neue Bestimmung bat nur redaktionelle Bedeutung. In der Organisation sind in Wegfall gekommen: der Ltaatskommissar, die Bertranensmänner nnd der Aufsichtsrat.

A. Mitwirkung der Landesverwaltungsbehördrn. S >7 den 1.

2. 3 4.

Außer den übrigen aus diesem Gesetze sich ergebenden Aufgaben liegt unteren Verwaltungsbehörden (S 169) insbesondere ob: die Entgegennahme und Vorbereitung von Anträgen auf Bewilligung von Invaliden- und Altersrenten (§ 112- oder auf Beitragserstattungen (§ 1*28) sowie die Begutachtung der Anträge auf Rentenbewiüigungen,' die Beglltachtung der Entziehung von Invalidenrenten (§§ 47, 121); die Begutachtung der Einstellung von Rentenzahlungen (§§ 48, 121); die Benachrichtigung des Vorstandes der Versicherungsanstalt über die

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II. Organisation.

zur Kenntnib der Verwaltungsbehörde kommenden Fälle, in welchen Grund zu der Annahme vorliegt, dah Versicherte durch ein Heilverfahren vor baldigem Eintritte der Erwerbsunfähigkeit werden bewahrt werden (§ 18), daß Empfänger von Invalidenrenten bei Durchführung eines HellverfahrenS die Erwerbsfähigkeit wieder erlangen werden (§ 47 Abs 2), daß die Invalidenrente zu entziehen ist (§ 47 Abs 1) oder Rentenzahlungen einzustellen find (§ 48); 5. die Auskunstsertheilung über alle die Invalidenversicherung betreffender! Angelegenheiten. 1. Die Funktionen der unteren Verwaltungsbehörden, bei welchen Ver­ treter der Arbeitgeber und Versicherten mitwirken (vgl. 69, 61), und durch da§ neue Gesetz erheblich erweitert worden. Zu den neuen Funktionen gehört: a) eine intensivere Tätigkeit der Vorbereitung der Anträge aus Bewilligung von Renten (vgl. tz 68); b) die Entgegennahme und Vorbereitung von Anträgen aus Beitragoerslattungen; c) die Begutachtung der Einstellung von Rentenzahlungen; d) die Anzeigepflicht an die Versicherungoanftalt über geeignete Fälle für Kranken sürsorge, Entziehung von Renten und Einstellung von Rentenzahlungen; e) die Auskunftserteilung. Der Vorstand der Versicherungsanstalt kann die untere Verwaltungsbehörde auch noch in anderen Fällen zur gutachtlichen Äußerung herauziehen «vgl. § 59 Abs. 2). Vgl. auch den Aufsatz: „Die untere Verwaltungsbehörde und dao Renten: feststellungsverfahren" in der „Arbeiteroersorgung" XVI Rr. 36. 2. Die sämtlichen Funktionen der unteren Vermaltungobehörde können aus besondere örtliche Organe der Der sichernngoanstalten, Rentenstellen, übertragen werden (vgl. § 79).

# 58. In den Fällen des § 57 Ziffer 1 bat sich die Begutachtung auf die Derficherungspflicht (§§ 1 bis 7) oder das Versicherungsrecht (£ 14, auf das Masi der Erwerbsfähigkeit des Rentcnbewerbers 5, 15, 16) sowie darauf zu erstrecken, ob und inwieweit von den Befugnissen der 17, 22 Gebrauch zu machen ist. In den Fällen des 8 57 Ziffer 2 bat sich die Begutachtung auf das Matz der Erwerbsfähigkeit des Rentenempfängers (§ 47 Abs. 1) sowie darauf zu erstrecken, ob und inwieweit von der Befugnitz des § 47 Abs. 2 Satz 3 Gebrauch zu machen ist. Die Begutachtung mutz ferner über alle diejenigen Fragen sich ver­ breiten, welche für die Entscheidung des Vorstandes der Versicherungsanstalt von Belang erscheinen. Die unteren Verwaltungsbehörden haben bei der Vorbereitung der Renten^ anträge nunmehr eine weit intensivere Tätigkeit zu entfalten als bisher; sie haben insbesondere für die nachträgliche Beibringung aller für die Begründung der Renten anträge notwendigen Beläge Sorge zu tragen und alle in Betracht kommenden Fragen zu prüfen und zu erörtern (Abs. 8), so daß der Vorstand der Ver­ sicherungsanstalt auf Grund des von ihnen vorgelegten Materials in der Lage ist, ohne weitere Rückfragen sofort zu entscheiden. Bei der Begutachtung des Maßes der Erwerbsfähigkeit werden sie einer ärztlichen Unter­ stützung nicht entbehren können; die Kosten hierfür hat die Versicherungsanstalt zu tragen (vgl. tz 64 Abs. 8).

S 59. Ist die untere Verwaltungsbehörde in den Fällen des § 57 Ziffer 1 und

2 der Anficht, daß da- Gutachten gegen die Gewährung einer Rente oder für die Entziehung einer Invalidenrente abzugeben sei, so hat sie vor Ab­ gabe ihres Gutachtens die im § 58 bezeichneten Fragen unter Zuziehung je eines Vertreters der Arbeitgeber und der Versicherten (§ 61) in münd­

licher Verhandlung zu erörtern.

Auf seinen Antrag oder wenn es die Auf­

klärung des Sachverhalts erfordert,

ist der Rentenbewerber oder Renten­

empfänger zur mündlichen Verhandlung zuzuziehen:

in jedem Falle ist der­

selbe von dem Termine zur mündlichen Verhandlung zu benachrichtigen.

AuS dem Gutachten muh ersichtlich sein, wie jeder der beiden Vertreter ge­

stimmt hat. Der Vorstand der Verficherungsanftalt ist berechtigt, auch in anderen als den in den §§ 57, 58 angegebenen Fällen und über andere Fragen das

Gutachten der unteren Verwaltungsbehörde in der im Abs. 1 angegebenen Form zu verlangen. 1. Gegen die Gewährung von Renten; die Zuziehung ist also nicht erforderlich, wenn es sich nur um die Gewährung eines geringeren als des bean rragten Rentenbetrages handelt oder wenn die Rente erst von einem späteren als dem beantragten Zeitpunkt an zugebilligt werden soll. 2. Die Verhandlung muh mündlich ftattsinden, eine schriftliche Abstimmung ist unzulässig. Der Rentenbewerber ist in jedem Falle voll dem Termin zu benach­ richtigen. 3. Die Akten müssen darüber Auffchluh geben, ob das Gutachten der unteren Verwaltungsbehörde in der vorgeschriebenen Weise zustande gekommen ist (A.N. 1901 Nr. 912). 4. Das Gutachten der unteren Verwaltungsbehörde ist nicht lediglich von den Vertretern der Arbeitgeber und der Versicherten, sondern von jener Behörde in ihrer Zusammensetzung aus dem beamteten Mitgliede und diesen beiden Vertretern zu erstatten (A.N. 1901 Nr. 911). 5. Die Frage, ob die Erwerbsunfähigkeit durch einen Unfall verursacht worden sei, gehört zu den in den §§ 68 Abs. 1, 112 Abs. 8 bezeichneten Gegenständen und dars daher nur nach vorgängiger mündlicher Verhandlung zuungunsten des Renten­ bewerbers beantwortet werden (A.N. 1902 Nr. 1012).

S 60. Die höhere Verwaltungsbehörde (8 160) kann nach Anhörung oder auf

Antrag des Vorstandes für den Bezirk einer Versicherungsanstalt oder Theile

desselben bestimmte Gemeindebehörden als untere Verwaltungsbehörden im

Sinne deS § 57 bezeichnen und mit der Wahniehnrung der in den §§ 57, 58 vorgesehenen Geschäfte betrauen. Gemäh § 169 werden im übrigen die zuständigen Behörden von der Zentral­ behörde bestimmt.

6 6L Für den Bezirk jeder unteren Verwaltungsbehörde (§ 57) werden Ver­ treter der Arbeitgeber und der Versicherten gewählt;

deren Zahl beträgt,

solange nicht durch diejenige Behörde, welche die Wahlordnung erlassen hat

{§ 63), eine größere Zahl bestimmt ist, auS der Klasse der Arbeitgeber und

78

II. Organisation.

der Versicherten je vier.

Die Bestimmungen der §§ 87 bis 94, 97 finden

entsprechende Anwendung Es ist zu beachten, dah Ersatzmänner für die Vertreter nicht zu wählen sind. Bei größeren Bezirken der unteren Verwaltungsbehörden wird es sich daher empfehlen, eine größere Anzahl als vier Vertreter zu wählen; die Bestinrmung hierüber steht der nach § 68 zuständigen Behörde zu.

S 62. Die Vertreter der Arbeitgeber und der Versicherten werden von den Vorständen der im Bezirke der unteren Verwaltungsbehörde vorhandener: OrtS-, Betriebs- (Fabrik-), Bau- und JnnungS-Krankenkasserr, Knapvschaftskassen, Seemannskassen und anderen zur Wahrung von Interessen der See leute bestimmten, obrigkeitlich genehmigten Vereinigrrngen von Seeleute,: sowie von den Vorständen derjenigen eingeschriebenen oder auf Grund landes­ gesetzlicher Vorschriften errichteten Hülfskassen gewählt, welche die im § 75 a des Krankenversicherungsgesetzes vorgesehene Bescheinigung besitzen und deren Bezirk sich über den Bezirk der unteren Verwaltungsbehörde nicht hinaus erstreckt. Soweit die im $ 1 bezeichneten Personen solchen Kassen nicht angehören, ist nach Bestimmung der Landesregierung den Vertretungen der weiteren Kommunalverbände oder den Verwaltungen der Gemeinde-Kranken­ versicherung beziehungsweise landesrechtlichen Einrichtungen ähnlicher Art eine der Zahl dieser Personen entsprechende Betheiligung an der Wahl ein­ zuräumen. Soweit die Vorstände der bezeichneten Kassen und Vereinigungen aus Vertretern der Arbeitgeber und Vertretern der Arbeitnehmer zusammen­ gesetzt find, nehmen bei der Wahl die den Arbeitgebern angehörenden Mit­ glieder des Vorstandes nur an der Wahl der Vertreter der Arbeitgeber, die den Versicherten angehürenden Mitglieder des Vorstandes nur an der Wabt der Vertreter der Versicherten Theil. Vorstände, in denen Arbeitgeber nicht vertreten sind, nehmen nur an der Wahl der Vertreter der Versicherten, Vor­ stände, in denen Arbeitnehmer nicht vertreten sind, nehmen nur an der Wahl der Vertreter der Arbeitgeber Theil Vorstände solcher Krankenkassen, für deren Mitglieder eine besondere

Kasseneinrichtung im Sinne der §S 8, 10, 11 besteht, sind nicht berechtigt, an den Wahlen Theil zu nehmen. Die Vertreter der Arbeitgeber und der Versicherten müssen im Bezirke der unteren Verwaltungsbehörde und mindestens zu Hälfte an deren Sitze oder in einer Entfernung bis zu zehn Kilometer von demselben wohnen und dürfen nicht Mitglieder des Vorstandes (£ 73) oder eines Schiedsgerichts (§ 103) sein 1. Die Vorschriften über die Wahl lehnen sich eng an die bisherigen WahlVorschriften des $ 48 über die Wahlen der Mitglieder des Ausschusses an. Diele Mitglieder des Ausschusies werden aber jetzt nicht mehr direkt durch die Kaffcnvor stände, sondern durch die von den Kasienvorständen gewählten Beisitzer der unteren Verwaltungsbehörden und der Rentenstellen gewählt (vgl. § 76). 2

Als Wahlkörper

neu

hinzugekommen sind die Vorstände der Hilfskassen.

8. Die Bestimmung des Abs. 8 ist zu einem Teile für die untere Verwaltungs­ behörde Berlin nicht anwendbar. Hier fällt nämlich der Bezirk der unteren Verwaltungsbehörde mit dem Bezirk der Versicherungsanstalt zusammen. Da nun

A. Mitwirkung der 2andeSverwaltungSbehörden.

gfi 62—64.

79

gemäß § 88 wählbar zu Vertretern nur im Bezirk der Versicherungsanstalt wohnende Personen sind, ist es nicht zulässig, daß die im Abs. 8 erwähnte Hälfte der Vertreter 10 Kilometer von dem Sitze der unteren Verwaltungsbehörde, d. i. von Berlin entfernt wohnt.

8 63. Die Wahl der Vertreter erfolgt nach näherer Bestimmung einer Wahl­ ordnung, welche von der für den Sitz der DerficherungSanstalt zuständigen Landes-Zentralbehörde oder der von dieser bestimmten Behörde zu erlassen ist, unter Leitung eines Beauftragten dieser Behörde. Bei gemeinsamen Verstcherungsanftalten wird die Wahlordnung, sofern ein Einverftändniß unter den betheiligten Landesregierungen nicht erzielt wird, durch den Reichs­ kanzler erlassen, und die Wahl durch einen von demselben ernannten Beauf­ tragten geleitet. Zum Zwecke der Wahl der Vertreter kann der Bezirk der unteren Ver­ waltungsbehörde in kleinere Wahlbezirke getheilt werden. Streitigkeiten über die Wahlen werden von derjenigen Behörde ent­ schieden, welche die Wahlordnung erlassen hat.

S 64. Die Vertreter der Arbeitgeber und der Versicherten sind auf die gewisienhafte ErMung ihrer Obliegenheiten durch die untere Verwaltungsbehörde zu verpflichten. Durch die höhere Verwaltungsbehörde sollen über die Reihenfolge, in welcher die Vertreter zu den Verhandlungen zuzuziehen sind, Bestimmungen getroffen werden. Die den Vertretern zustehenden Bezüge (§§ 61, 92) sowie die sonstigen durch das Verfahren entstehenden baaren Auslagen find vor: der Versicherungs­ anstalt zu erstatten. Die untere Verwaltungsbehörde ist befugt, Zeugen und Sachverständige uneidlich zu vernehmen. Der Vorstand der DerficherungSanstalt ist befugt, auf Antrag der unteren Verwaltungsbehörde den Betheiligten solche Kosten des Verfahrens zur Last zu legen, welche durch Muthwiüen oder durch ein auf Verschleppung oder Irreführung berechnetes Verhalten derselben veranlaßt worden findIm Uebrigen wird das Verfahren vor der unteren Verwaltungsbehörde durch die Landes-Zentralbehörde geregelt.

1. Dgl. die in Anl. XI abgedrucktc Anweisung der Preußischen ^andeSzentralbehörde, betr. das Verfahren vor den unteren Verwaltungsbehörden, vom 16. November 1904. 2. Zu den „baren Auslagen' können — wie dies die Preußische Anweisung (Ziffer 206) bestimmt — die Kosten für Formulare nicht gerechnet werden. DaS „Formular" vertritt lediglich das Papier, welches mit Tinte und Feder be­ schrieben ist. Mit demselben Rechte könnten auch die Kosten für Vervielfältigungs­ apparate, Schreibmaschinen usw. als bare Auslagen angesehen werden. Die Be­ stimmung der Preußischen Ausführungsanweisung ist nicht für die Versicherungs­ anstalten bindend- Streitigkeiten werden im Prozeßwege auszutragen fein.

80

II. Organisation.

B. Versicherungsanstalten.

B. Versicherungsanstalten

1. Errichtung. S 65. Die Versicherungsanstalten werden nach Bestimmung der Landesregie­ rungen für weitere Kommunalverbände ihres Gebiets oder für das Gebiet des Bundesstaats oder Theile desselben errichtet. Auch kann für mehrere Bundesstaaten oder Gebietstheile derselben sowie für mehrere weitere Kommunalverbände eines Bundesstaats eine gemeinsame Versicherungsanstalt errichtet werden. In der Versicherungsanstalt sind alle diejenigen Personen zu versichern, welche in deren Bezirke beschäftigt werden. Auf die Bestimmung des Beschäftigungsorts finden die Vorschriften des 8 5 a des Krankenversicherungs­ gesetzes Anwendung. Soweit die Beschäftigung in einem Betriebe stattfindet, dessen Sitz in dem Bezirk einer anderen Versicherungsanstalt belegen ist, kann mit Zustimmung der betheiligten Versicherungsanstalten die Versiche­ rung auch bei der Versicherungsanstalt des Betriebösitzes erfolgen. Diese Zustimmung lnutz auf Antrag des zur Beitragsleistung verpflichteten Arbeit­ gebers ertheilt werden, wenn die beschäftigten Personen Mitglieder einer für den Betrieb errichteten BetriebS-(Fabrik-)Krankenkasse sind. Findet die Beschäftigung vorübergehend im AuSlaild, aber in einem Betriebe statt, deffen Sitz im Jnlande belegen ist, so erfolgt die Versicherung bei der Ver­ sicherungsanstalt des Betriebssitzes. Bei ausländischen Binnenschiffen gilt als Beschäftigungsort des Personals der Sitz derjenigen Versicherungsanstalt, in deren Bezirke das Schiff bei Ueberfahren der Grenze zuerst eintritt. 1. Bei der Bestimmung dco Abs. 1 ist die neue Bestimmung des § 100 Abs 2 zu beachten, wonach eine Zusammenlegung, Teilung oder Auflösung der zur Zeit bestehenden Versicherungsanstalten der Zustimmung des Reichstags bedarf. 2. Während früher für die Zuständigkeit der Versicherungsanstalt der Betriebs­ sitz maßgebend war, ist es nach der neuen Bestimmung des Absatz 3 der Be­ schäftigungsort, d. h. die Arbeitsstätte. Ausnahmen sind soweit zugelasien, als sie im § 5a des Krankenversicherungsgesetzes zugelassen sind, welchen Fällen hiernach ein anderer als der Beschäftigungsart als Ort der Versicherung zu gelten hat, darüber vgl. die Einleitung. 8. stimmt die Dienstherrschaft Zommeraufenthalt in dem Bezirke einer anderen Versicherungsanstalt, so sind gleichwohl für die Dienstboten Marken der ersten Versicherungsanstalt zu verwenden (A R. 1900 Nr. 864). 4. Zu Ab'. 4 vgl. Rundschreiben des R.V.A. vom 80. Zanuar 1900 (A.N. 1900 VIII).

8 66. Die Errichtung der Versicherungsanstalten bedarf der Genehmigung des BundeSraths. Soweit die Genehmigung nicht ertheilt wird, kann der Bundes­ rath nach Anhörung der betheiligten Landesregierungen die Errichtung von Versicherungsanstalten anordnen.

S 67. Der Sitz der Versicherungsanstalt wird durch die Landesregierung bestimmt.

Ist die Versicherungsanstalt für mehrere Bundesstaaten

oder SebietS-

theile derselben errichtet, so bestimmt den Sitz, falls eine Vereinbarung der betheiligten Landesregierungen nicht zu Stande kommt, der Bundesrath. Über

die

zur Zeit

bestehenden BersicherungSanstalten und ihren Sitz vgl. die

Einleitung.

8 68. Die Versicherungsanstalt kann unter ihrem Namen Rechte erwerben und Verbindlichkeiten eingehen, vor Gericht klagen und verklagt werden.

Für

ihre Verbindlichkeiten haftet den Gläubigern das AnstaltSoermögen. soweit

dasselbe zur Deckung der Verpflichtungen der Versicherungsanstalt nicht auS-

reicht, der Kommunalverband, für welchen die Versicherungsanstalt errichtet

ist, im Falle seines UnvermögmS oder wenn die Versicherungsanstalt für den Bundesstaat oder Theile desselben errichtet ist, der Bundesstaat. Ist die Versicherungsanstalt für mehrere Kommunalverbände oder Bundes­ staaten oder Theile solcher errichtet, so bemißt sich deren im Falle der Unzu­

länglichkeit des Anstaltsvermögens eintretende Haftung nach dem Derhältniffe der auf Grund der letzten Volkszählung festgeftellten Bevölkerungsziffer der­ jenigen Bezirke, mit welchen sie an der Versicherungsanstalt beiheiligt find. Die Mittel der Versicherungsanstalt dürfen für andere als die in diesem

Gesetze vorgesehenen Zwecke nicht verwendet werden.

Ihre Einnahmen und

Ausgaben find gesondert zu verrechnen, ihre Bestände gesondert zu verwahren. Die Versicherungsanstalt darf andere als die in diesem Gesetz ihr über­

tragenen Geschäfte nicht übernehmen.

8 69. Die durch die erste Einrichtung der Versicherungsanstalt ensitehenden Kosten find von dem Kommunalverband oder dem Bundesstaate, für welchen

fie errichtet wird, vorzuschieben.

Für gemeinsame Versicherungsanstalten sind

die Vorschüsse beim Mangel einer Vereinbarung nach dem im § 68 Abs. 2

vorgesehenen Derhältniffe zu leisten. Die geleisteten Vorschüsse find von der DerficherungSanftalt aus den zunächst eingehnldm Versicherungsbeiträgen zu erstatten.

2. Statut. 8 76. Für jede Versicherungsanstalt ist ein Statut zu errichten, welches von dem Ausschüsse (§ 76) beschlossen wird

Dasselbe muß Besttmmung treffen:

1. über die Zahl der dem Vorstand angebörenden Vertreter der Arbeit­ geber und der Versicherten:

2. über die Zahl der Mitglieder,

die Obliegenheiten und Befugniffe sowie

die Berufung deS AuSschufles,

über die Bestellung seines Vorsitzenden

und über die Art der Beschlußfassung:

3. über die Form, in welcher der Vorstand seine Willenserklärungen kund­

zugeben und für die Versicherungsanstalt zu zeichnen hat, sowie über Freund, JuvaUdenversicheruu-Sgesetz. Handaurgabe. UL Aufl.

6

82

II. Organisation.

B. Versicherungsanstalten.

die Art, in welcher die Beschlußfassung des Vorstandes intb seine Ver­

tretung nach außen erfolgen toll;

4. über die Vertretung der BerstcherungSanftalt gegenüber dem Vorstände; 5. über die Zahl der Beisitzer der Schiedsgerichte, welche aus der Klasse

der Arbeitgeber und der Versicherten mindestens je vier betragen muß, und über die Reihenfolge, in welcher die Beisitzer zu den Verhandlungen

zuzuziehen find;

6. über die Höhe der nach § 74 Abs 3, § 92 zu gewährenden Vergütungen, 7.

über die Aufstellung des Voranschlags;

8. über die Aufstellung und Abnahme der Jahresrechnung, soweit hierüber nicht von der für den Sitz der Versicherungsanstalt zuständigen LandesZentralbehörde Bestimmungen getroffen werden;

9. über die Veröffentlichung der Rechnungsabschlüsse, 10. über die öffentlichen Blätter, durch welche Bekanntmachungen zu er­

folgen haben;

11. über die Voraussetzungen einer Abänderung des Statuts. 1. Gemäß § 74 Abs. 2 müssen nunmehr den Vorständen Vertreter der Arbeit­ geber und Versicherten angehören. Das Statut muß deshalb auch hierüber Be­ stimmung treffen. 2. Gemäß § 71 Ziffer 2 muß dem Ausschuß vorbehalten bleiben die Fest­ stellung des Voranschlags. Deshalb muß das Statut (vgl. Ziffer 7) hierüber Bestimmungen treffen. 8. Durch das Statut sollen auch über die Reihenfolge, in welcher die Beisitzer der Renten stellen zu den Verhandlungen hinzuzuziehen sind, Bestimmungen ge­ troffen werden (§ 83 Abs. 2).

8 71

Dem Ausschüsse müssen vorbehalten werden.

1. die Dahl der nichtbeamteten Mitglieder des Vorstandes sowie die Wahl der Beifitzer der Schiedsgerichte;

2. die Feststellung des Voranschlags, 3. die Prüfung der JahreSrechnung und die Aufftellung von Erinnerungen

gegen dieselbe; 4. die Zustimmung zu Beschlüssen des Vorstandes, welche die Erwerbung,

die

Veräußerung

oder

die

von

Belastung

Grundstücken

der

Ver­

sicherungsanstalt betreffen, sofern nicht nach dem pflichtmäßigen Ermeffen deS Vorstandes Gefahr im Verzug ist; 5. die Beschlußfassung über die Bildung von Rückversicherungsverbänden

(§ 99); 6. die Abänderung des Statuts; 7.

die Ueberwachung der Geschäftsführung deS Vorstandes.

Der Entwurf deS Voranschlags (Ziffer 2) ist spätestens zwei Wochen vor der zur Festsetzung desselben anberaumten Sitzung deS AuSschuffes der

AuffichtSbehörde in Abschrift vorzulegen.

Diese ist befugt,

Anstände zu

erheben, insoweit der Voranschlag oder Theile desselben den gesetzlichen oder

statutarischen Bestimmungen nicht entsprechen.

Der Vorsitzende deS Vor­

standes ist verpflichtet, den Beschluß des Ausschusses, durch welchen die An-

stände der Aufsichtsbehörde nicht berücksichtigt werden, beanstanden

gemäß

§ 75 zu

1. Zu Ziffer 1 und 2 vgl. die Anm. 1 und 2 zu § 70. 2. Die Vorschrift der Ziffer 4 ist gleichfalls neu, wenngleich dieselbe schon bisher vielfach befolgt wurde. 8. Bei der neuen Vorschrift des Abs. 2 ist zu beachten, daß das ReichSversjcherungsamt nur Anstände erheben darf, insoweit der Voranschlag den gesetzlichen oder statutarischen Bestimmungen nicht entspricht, während der ursprüngliche Ent­ wurf dem Reichsversicherungsamte das Recht beilegen wollte, Anstände jeder Art zu erheben.

8 72. Das Statut bedarf zu seiner Gültigkeit der Genehmigung des ReichSDerficherungSamtS- Dem letzteren find die von dem Ausschuß über das Statut gefaßten Beschlüsse mit den Protokollen durch den Vorstand binnen einer Woche einzureichen. Gegen die Entscheidung deS Reichs-BerficherungsamtS, durch welche die Genehmigung versagt wird, findet binnen einer Frist von vier Wochen, vom Tage der Zustellung an den Vorstand ab, die Beschwerde an den Bundesrath statt. Wird innerhalb dieser Frist Beschwerde nicht eingelegt oder wird die Versagung der Genehmigung des Statuts vom BundeSrath aufrecht erhalten, so hat das ReichS-VersicherungSamt innerhalb vier Wochen eine abermalige Beschlußfassung anzuordnen. Wird auch dem anderweit beschloffenen Statute die Genehmigung endgülttg versagt oder kommt ein Beschluß des AuSschuffeS über das Statut nicht zu Stande, so wird ein solches vom Reichs-Berficherungsamt erlaffen. In letzterem Falle hat das ReichS-BerficherungSamt auf Kosten der VerficherungSanstalt die zur Ausführung des Statuts erforder­ lichen Anordnungen zu treffen. Abänderungen des Statuts bedürfen der Genehmigung des ReichSDerficherungSamtS. Gegen die Versagung der Genehmigung findet binnen vier Wochen, vom Tage der Zustellung ab, die Beschwerde an den BundeS­ rath statt. Nach Feststellung deS Statuts find durch den Vorstand im Reichsanzeiger und in dem für die Veröffentlichungen der LandeS-Zmtralbehörde bestimmten Blatte der Name, Sitz und Bezirk der BerficherungSalrftalt sowie der Name deS Vorsitzenden des Vorstandes bekannt zu machen. Veränderrrngm find in gleicher Weise zur öffentlichen Kenntniß zu bringen.

8. Vorstand. 6 78. Die Versicherungsanstalt wird durch einen Vorstand verwaltet, soweit nicht einzelne Angelegenheiten durch Gesetz oder Statut anderen Organen übertragen sind. Der Vorstand hat die Versicherungsanstalt gerichtlich und außergericht­ lich zu vertreten. Die Vertretung erstreckt sich auch auf diejenigen Geschäfte und Rechtshandlungen, für welche nach den Gesehen eine Spezialvollmacht erforderlich ist.

84

II.

B. Versicherungsanstalten.

Organisation.

8 74. Der Borstand der Versicherungsanstalt hat die Eigenschaft einer öffent­

lichen Behörde.

Seine Geschäfte werden von einem oder mehreren Beamten

des weiteren KommunalverbandeS oder Bundesstaats, für welchen die Ver­

sicherungsanstalt errichtet

ist, wahrgenommen.

Die beamteten Vorstands­

mitglieder, von denen eines als Vorsitzender -u bezeichnen ist, werden nach

Maßgabe der landesgesetzlichen Vorschriften von dem Kommunalverbande

beziehungsweise von der Landesregierung bestellt.

Erstreckt sich der Bezirk

der Versicherungsanstalt über mehrere weitere Kommunalverbände, so werden

die Beamten von der Landesregierung bestellt: diese kann die Bestellung auf einen der weiteren Kommunaloerbände übertragen.

Erstreckt sich der Bezirk

der Versicherungsanstalt über Gebiete mehrerer Bundesstaaten, so entscheidet

über die Bestellung der Beamten, theiligten

Landesregierungen

falls ein Einverständniß unter den be-

erzielt

nicht

wird,

der Reichskanzler.

Die

Bezüge der Beamten und ihrer Hinterbliebenen sind von der- Versicherungs­

anstalt zl! vergüten. Neben den vorgenannten Beamten müssen dem Vorstande Vertreter der Arbeitgeber und der Versicherten angehören.

Besoldung wird ihnen

nicht gewährt.

Durch das Statut kann bestimmt werden,

daß dem Vorstande neben

den vorgenannten noch andere Personen angehören sollen.

Dieselben können

nach Bestimmung des Statuts besoldet oder unbesoldet sein.

Sofern ihnen

Besoldungen zu gewähren sind, hat der Ausschub (§ 76) die Anstellungs­ bedingungen festzusetzen. 1. Dem Vorsitzenden des Vorstandes werden durch das neue Gesetz mehr fach besondere Obliegenheiten übertragen. Deswegen bestimmt nunmehr der Abs. 1 ausdrücklich, daß der Vorsitzende unter den beamteten Vorstandsmitgliedern von der Anstellungsbehörde zu bezeichnen ist. 2. Nach den bisherigen Bestimmungen war die Ausnahme von Vertretern der Arbeitgeber und Versicherten in den Vorstand fakultativ: war eine solche Auf nähme nicht erfolgt, so mußte ein Aufsichtsrat bestellt werden. Alle Berncherungsr anstalten haben nun vorgezogen, die Vertreter in den Vorstand aufzunehmen und von der Bestellung des AufsichtSrats abzusehen. Das neue Gesetz beseitigt jetzt den AuffichtSrat und macht die Aufnahme von Vertretern der Arbeitgeber und Versicherten in den Vorstand obligatorisch Die Vertreter werden vom Ausschuß gewählt (vgl. § 71 Ziffer 1). 3. Die Führung der Geschäfte liegt nach dem klaren Wortlaut des Satz 2 Abs. 1 lediglich in den Händen der beamteten Mitglieder des Vorstandes, die Vertreter der Arbeitgeber und Versicherten können nicht zur Geschäftsführung herangezogen werden und das R.V.A. hat es z. B. für unzulässig erklärt, einen Vertreter der Arbeitgeber mit der Dornahnre der ordentlichen monatlichen Kaffenrevisionen zu betrauen.

8 Der Vorsitzende des Vorstandes hat Beschlüsse der Organe der Ber-

sicherungsanstalt, welche gegen die gesetzlichen oder statutarischen Vorschriften verftohen,

standen.

mit auffchiebender Wirkung unter Angabe der Gründe zu bean­ Die Anfechtung erfolgt mittelst Beschwerde an die Aufsichtsbehörde.

1. Die neue Bestimmung ist erfolgt in Anlehnung an die für die kommunalen Selbstverwaltungskörperschaften in Preußen bestehenden Bestimmungen. Die Auf-

stchtsbehörde hat auf die Beschwerde in der Besetzung von mindestens 4 Mitgliedern zu entscheiden (vgl. § 110 Ziffer 1). 2. Im Satz 2 bedeutet „Anfechtung-: Beanstandung. Der Vorsitzende des Vorstandes hat also gegen den Beschluß des Ausschuffes Beschwerde beim R B.A. zu führen.

4 . AuSschutz. S 76. Für jede Bersicherungsanstalt wird ein Ausschuß gebildet, welcher aus mindestens je fünf Vertretern der Arbeügeber und der Versicherten besteht.

Die Zahl der Vertreter wird bis zur Genehmigung des Statuts durch die für den Sitz der Versicherungsanstalt zuständige Landes-Zentralbehörde,

später durch das Statut bestimmt.

Diese Vertreter werden von den Vertretern der Arbeitgeber und der Versicherten

bei den unteren Verwaltungsbehörden (§ 61) sowie von den

Beisitzern der Rentenstellen (8 81) je getrennt von den Arbeitgcbenr und den Versicherten gewählt. 3n dem Bezirk einer Versicherungsanstalt können entweder nur Ver­ treter der Arbeitgeber und Versicherten bei der unteren Verwaltungsbehörde vor­ handen sein, — dies wird wohl bei der erstmaligen Wahl bei allen Anstalten der Fall sein — oder nur Beisitzer der Rentenstellen, oder es sind beide Kategorien vertreten. Die Wahl erfolgt durch die vorhandenen Vertreter und Beisitzer. Bisher wurden die Mitglieder des Ausschuffes direkt von den Kaffenvorständen gewählt.

8 77. Die Wahl der Vertreter erfolgt nach näherer Bestimmung einer Wahl­

ordnung, welche von der für den Sitz der Versicherungsanstalt zuständigen Landes-Zentralbehörde oder der von dieser bestimmten Behörde zu erlassen ist, unter Leitung eines Beauftragten dieser Behörde.

Bei gemeinsamen Ver­

sicherungsanstalten wird die Wahlordnung, sofern ein Einverftändniß unter den betheUigten Landesregierungen nicht erzielt wird, durch den Reichskanzler erlassen, und die Wahl durch einen von demselben ernannten Beauftragten

geleitet. Für jeden Vertreter sind mindestens ein erster und zweiter Ersatzmann

zu wählen, welche denselben in Behinderungsfäüen zu ersetzen und im Falle

des Ausscheidens für den Rest der Wahlperiode in der Reihenfolge ihrer Wahl einzutreten haben.

Streittgkeiten über die Wahlen werden von derjenigen Behörde, ent­ schieden, welche die Wahlordnung erlassen hat. Um die nötige Zahl von Ausschuffe stets zur Verfügung Nachwahlen zu vermeiden, soll zweiter Ersatzmann zu wählen über diese Mindestzahl hinaus erfolgen (Mot. 290).

Vertretern der Arbeitgeber und der Versicherten im zu haben und die beträchtlichen Umständlichkeiten von für jeden Vertreter „mindesten-- ein erster und ein sein. Die Bestimmung der Zahl der Ersatzmänner kann durch die im Abs. 1 vorgesehene Wahlordnung

8 78. Den Vorsitz im Ausschüsse führt bis zur Genehmigung des Statuts der

Vorsitzende des Vorstandes der Versicherungsanstalt.

Derselbe beruft die

86

II. Organisation.

B. Versicherungsanstalten.

Mitglieder deS AuSschuffes- Für diejenigen Mitglieder, welche am Erscheinen behindert find und dies dem Borfitzenden deS Vorstandes rechtzeitig mit­ theilen, find die Ersatzmänner zu laden. Die Mitglieder des über das Statut berathenden AuSschuffes erhalten für ihre Theilnahme an diesen Berathungen Vergütungen, welche von der für den Sitz der Berficherungsanftalt zuständigen Landes-Zentralbehörde zu bestimmen find-

5. «enlenftetlen. 8 79 Für die Wahrnehmung der den unteren Verwaltungsbehörden nach 88 57 bis 59 obliegenden Geschäfte können für den Bezirk der Versicherungs­ anstalt oder Theile desselben vom Vorstande der Versicherungsanstalt Renten­ stellen errichtet werden. Erforderlich ist jedoch die Zusttmmung des Ausschusses der Versicherungs­ anstalt, außerdem bei Versicherungsanstalten, für welche die beamteten Mit­ glieder deS Vorstandes von einem Kommunalverbande zu bestellen find, auch die Zustimmung des mit der Verwaltung der Angelegenheiten dieses Kommu­ nalverbandes betrauten Organs, bei Derficherungsanstalten aber, für welche die beamteten Mitglieder des Vorstandes von der Landesregierung zu be­ stellen sind, die Zustimmung der Landes-Zentralbehörde oder, sofern mehrere Landes-Zentralbehörden betheiligt sind und ein Einverständniß unter ihnen nicht erzielt wird, die Zustimmung des Reichskanzlers. Die Landes-Zentralbehörde kann im Falle deS geschäftlichen Bedürfnisses, insbesondere in Gegenden mit dichter Bevölkerung, nach Anhörung von Vor­ stand und Ausschuß der Versicherungsanstalt sowie des mit der Verwaltung der Angelegenheiten deS zuständigen weiteren Kommunaloerbandes betrauten Organs für Bezirke unterer Verwaltungsbehörden oder für einzelne Ge­ meinden, in welchen nicht gemäß § 60 die Wahrnehmung der im Abs. 1 vor­ gesehenen Geschäfte den Gemeindebehördm übertragen ist, die Errichtung von Rentenstellen anordnen. Sollen solche Stellen für Bezirke errichtet werden, welche sich auf die Gebiete mehrerer Bundesstaaten erstrecken, so kann der Reichskanzler, falls ein Einverständniß unter den betheiligten Landes­ regierungen nicht erzielt wird, ihre Errichtung anordnen. Die Rentenstelle ist Organ der Versicherungsanstalt und hat die Eigmschast einer öffentlichen Behörde. 1. Die Einrichtung der Rentenstellen ist nach dem neuen Gesetz fakultativ. Der ursprüngliche Entwurf hatte die Rentenstellen als obligatorische Einrichtung vor­ gesehen unter Wegfall der entsprechenden Tätigkeit der unteren Verwaltungsbehörden. AuS den Beschlüsien des Reichstages sind dann die Bestimmungen des neuen Gesetzes hervorgegangen, wonach die unteren Verwaltungsbehörden weiter ausgestaltet werden insbesondere durch die Zuziehung von Vertretern der Arbeitgeber und Versicherten (vgl. §§ 62 ff.), und die Errichtung von Rentenstellen, an Stelle dieser unteren Verwaltungsbehörden, grundsätzlich in das Ermessen des Vorstandes der Ver­ sicherungsanstalt gestellt wurde. 2. Die Rentenstellen können für den ganzen Bezirk der Versicherungs^ anstatt oder für Teile desselben errichtet werden, so daß in dem Bezirke einer Bersichentngsanstalt in einem Teile Rentenstellen, in dem anderen untere Ver-

waltungSbehörden fungieren. Ist für einen Teilbezirk eine Rentenstelle errichtet, so tritt für diesen Bezirk die untere Verwaltungsbehörde außer Tätigkeit. Für die Abgrenzung der Bezirke der Rentenstellen find Vorschriften nicht gegeben; es wird hier lediglich auf daS geschäftliche Bedürfnis nach den besonderen örtliche« Verhältnissen ankommen, wobei die Dichtigkeit der Arbetterbevölkerung eine Rolle spielen wird. Die Bezirke der Rentenftellen können sich, wie die Motive (S. 292) auSführen, an bestehende Verwaltungs- oder Gerichtsbezirke irgend welcher Art anlehnen, sofern dies nach den besonderen Berhältnisien des Falles angezeigt er­ scheint; eS würde aber auch nichts entgegenstehen, ihre Bezirke aus Teilen anderer Verwaltungsbezirke besonders zu bilden. 3. Die Funktionen der Rentenstellen bestehen zunächst in den Funktionen der unteren Verwaltungsbehörden gemäß §§ 67 bis 69, also insbesondere in der Ent­ gegennahme und Vorbereitung der Rentenanträge. Daß die Vorschrift des § 69 Abs. 1, betreffend die Zuziehung von einem Vertreter der Arbeitgeber und Derficherten bei Abgabe von ablehnenden Gutachten Anwendung findet, ist noch auSdrücNich im § 84 bestimmt. Über weitere Funttionen der Rentenstellen vgl. § 80. Endlich kann auch bat Rentenstellen gemäß § 86 von der Landeszentralbehörde statt der bloßen Begut­ achtung die Beschlußfassung über die Rentenanträge usw. überttagen werden. 4. Die Errichtung von Rentenstellen erfolgt grundsätzlich durch den Vor­ stand der Versicherungsanstalt unter Zustimmung deS AuSschuffes und unter lveiterer Zustimmung des KommunalverbandeS bezw. der Landeszenttalbehörde, für deren Bezirk die Anstatt errichtet ist. Ausnahmsweise kann im Falle des geschäftlichen Bedürfniffes insbesondere in Gegenden mit dichter Bevölkerung die Landeszentralbehörde nach An­ hörung von Borstand und Ausschuß sowie des Kommunalverbandes die Errichtung von Renlenftellen anordnen (Abs. 8). 6 Die Rentenstelle ist Organ der Versicherungsanstalt, unterliegt daher auch ihrer Aufsicht. Über die Stellung des Vorsitzenden vgl. § 81 Abs. 4.

8 SO. Außer den im § 79

Abs 1

bezeichneten Aufgaben kann der Borftand

der VerficherungSanftalt unter Zustimmung deS Ausschusses der Rentenstelle die Kontrolle über die Entrichtung

der Beitrage übertragen;

in gleicher

Weise und mtt Genehmigung der für den Sitz der Rentenstelle zustandigeu LandeS-Zentralbehörde können der Rentenftelle durch

den Borftand

noch

weitere Obliegenheiten übertragen werden. Die Kontrolle über die Entrichtung der Beiträge kann der Rentenstelle selbständig durch den Vorstand der Versicherungsanstalt unter Zustimmung deS Aus­ schußes überttagen werden. Weitere Funktionen können der Rentenstelle nur mtt Zustimmung der LandeSzenttalbehörde übettragen werden, z. B. die Einziehung der Beittäge gemäß § 148 (Mot. 298) oder der Markenverkauf.

8 81. Jede Rentenftelle besteht aus einem ständigen Borfitzenden, mindestenS einem Stellvertteter und aus Beisitzern; ihr werden die erforderlichen HülfS-

beamten beigegeben. Die Festsetzung der AmtSdauer

und der Bezüge des Borfitzenden und

der Stellvertteter erfolgt durch den Vorstand der BerficherungSanftalt. Die

Ernennung des Borsttzenden und der Stellvertteter erfolgt nach Anhörung

des Vorstandes durch die mit der

Verwaltung der Angelegenheiten des

II.

88

Organisation.

B. Versicherungsanstalten.

weiteren KmmmmalverbandeS betraute Behörde, für diejenigen Anstalten aber, in welchen die beamteten Mitglieder des Vorstandes von der LandesZentralbehörde zu ernennen find (§ 74 Abs 1), durch die letztere.

Name und Wohnort des Vorsitzenden und seiner Stellvertreter find in

dem

Bezirke der Rentenftelle vom Vorstände der BerstcherungSanstalt zu

veröffentlichen. Wird die Stelle des Vorsitzenden

baren

oder

unmittelbaren

der Rentenftelle von einem mittel­

Staatsbeamten

im

Nebenamte

verwaltet,

so

unterliegt er hinsichtlich seiner Thätigkeit als Vorsitzender der Rentenftelle

nur

der

Disziplinargewalt

der

ihm

im Hauptamte

vorgesetzten Dienst­

behörde. Die HülfSbeamten der Rentenftelle find Beamte der Derficherungsanstalt:

ihre Bestellung erfolgt durch den Vorstand der Versicherungsanstalt

nach

Anhörmlg des Vorsitzenden der Rentenstelle. 1. Bei der Organisation der Rentenstelle ist diejenige Grundlage vorgesehen, welche sich bei den Schiedsgerichten sowie den Gewerbegerichten bewährt hat: Mit­ wirkung einer gleichen Anzahl von Arbeitgebern und Arbeitnehmern unter einem be­ amteten Vorsitzenden (Mot. 167). 2. Kür den Vorsitzenden der Rentenftelle setzt die Versicherungsanstalt nur die Bezüge und die Amtsdauer fest; die Ernennung des Vorsitzenden erfolgt durch den Sommunalverband bezw. die Landeszentralbehörde. DaS Gesetz hat der Anstellungsbehörde darüber, ob der Vorsitzende der Rentenstelle aus den öffentlichen Beamten zu ernennen und welche Zkategorie von öffentlichen Beamten hierzu vorzugsweise heranzuziehen sei, sowie darüber, ob der Vorsitz unter Umständen auch anderen Persönlichkeiten zu übertragen sei, welche nicht Beamte sind, aber für diese eigen­ artige Aufgabe Verständnis und Befähigung besitzen, völlige freie Entschliehung Vorbehalten, damit die besonderen Berhältniffe, die im Bezirk der Rentenftelle etwa bestehen, in vollem Umfange berücksichtigt werden können (Mot. 294). Der Vorsitzende kann insbesonders im Haupt- oder Nebenamt bestellt werden (vgl. Abs. 4). Ist er StaatS- oder Sommunalbeamter, so unterliegt er der Dis­ ziplinargewalt seiner vorgesetzten Dienstbehörde. Hinsichtlich der Geschäftstätigkeit unterliegt sowohl der Vorsitzende wie die Rentenftelle als solche der Aufsicht und Sontrolle des Vorstandes der Versicherungsanstalt. 8. Auch die Hilfsbeamten der Rentenstelle sind Beamte der Versicherungs anstalt, eS finden deshalb auf sie insbesondere auch die Bestimmungen des § 98 Anwendung.

8 82.

Die Zahl der Beisitzer beträgt, solange nicht durch die Verficherungtzanftalt eine größere Zahl bestimmt ist,

aus der Klasse der Arbeitgeber und

der Versicherten je vier. Auf die Wahl der Beisitzer finden die Vorschriften der §§ 62, 63

ent­

sprechende Anwendung. 8 83. Der Vorsitzende, dessen Stellvertreter und die Beisitzer

find auf die ge­

wissenhafte Erfüllung der Obliegenheiten ihres Amtes zu verpflichten,-

das­

selbe gilt für die HülfSbeamten der Rentenftelle, insoweü sie nicht bereits als Beamte der BerstcherungSanstalt einen Diensteid geleistet haben.

Die

Verpflichtung des Vorsitzenden erfolgt durch die ernennende Behörde (§ 81

Abs 2) oder einen von ihr hiermit betrauten öffentlichen Beamten, die Ber-

pflichtung der anderen Personen durch den Borfitzenden. Durch das Statut sollen über die Reihenfolge, in welcher die Beisttzeo zu den Verhandlungen zuzuziehen find, Bestimmungen getroffen werden.

Der Borfitzende

fest.

setzt die den Beisitzern zu gewährenden Bezüge (§ 92)

Ihm steht die unmittelbare Dienstausficht über die Hülfsbeamten der

Rentenstelle &u; Disziplinarstrafen gegen

dieselben verhängt jedoch, sofern

fie bei der Rentenftelle im Hauptamt angestellt find, der Vorstand der BerficherungSanftalt,

im Uebrigen die ihnen im Hauptamie vorgesetzte Dienst­

behörde.

8 84. Auf die Zuziehung je eines Vertreters der Arbeitgeber und der Ver­ sicherten bei Erstattung von Gutachten finden die Vorschriften deS § 59 Abs 1

entsprechende Anwendung Die Rentenftelle ist befugt,

Zeugen und Sachverständige uneidlich zu

vernehmet!.

8 85. Die Kosten der Rentenstelle einschließlich

der Bezüge des Vorsitzenden,

der Beisitzer und der Hülfsbeamten sowie die Kosten des Verfahrens vor der Rentenstelle trägt die Versicherungsanstalt.

Die Bestimmung des § 64 Abs. 5 findet entsprechende Anwendung. Im Uebrigen wird das Verfahren der Rentenftelle durch den Vorstand ber Versicherungsanstalt geregelt. 1. Der § 64 Abs. 5 betrifft die Auferlegung von Kosten auf die Beteiligten. Im übrigen ist das Verfahren für den Rentensucher kostenlos. 2. Wird den Rentenstellen die Beschlußfassung gemäß § 86 übertragen, so wirb daS Verfahren von der Landeszentralbehörde geregelt (vgl. § 86 Abs. 2).

8 86. Die LandeS-Zentralbehörde kann Rentenstellen, welche ihren Sitz im Gebiete deS Bundesstaats haben, statt der Begutachtung

der Anträge auf

Bewilligung von Invaliden- und Altersrenten und statt der Begutachtung der

Entziehung

zahlungen

die

von

Jnvalidenrmten

und

der Einstellung

über

diese

Anträge,

Beschlußfaffung

von Renten­

Entziehungen

und-

Zahlungseinstellungen sowie die Beschlußfassung über Anträge auf BeitragS-

erstattungen übertragen.

An Weisungen des Vorstandes ist die Rentenftelle

bei Beschlüssen dieser Art nicht gebunden.

pflichtet,

über die Entziehung der Rente

zahlungen einen Bescheid zu erlassen,

Jedoch ist die Rentmstelle ver-^

und die Einstellung von Renten­ sofern dies vom Vorstände bean­

tragt wird.

Die im 8 64 Abs. 5 dem Vorstände der Versicherungsanstalt ringe*

räumte Befugniß steht in diesem Falle der Rentenstelle zu.

Im Uebrigen

wird daS Verfahren von der für den Sitz der Versicherungsanstalt zuständi­ gen Landes-Zentralbehörde, bei gemeinsamen Versicherungsanstalten aber.

90

II.

B. Versicherungsanstalten.

Organisation.

sofern ein Emoerständnitz unter den beteiligten Landesregierungen nicht er­

zielt wird, durch den Reichskanzler geregelt. 1. Ist der Rentenstelle von der Landeszentralbehörde die Beschlußfassung über die Anträge übertragen, so finden die Vorschriften des § 129 An­ wendung. 2. Bei der Verpflichtung der Rentenstelle, auf Antrag deS Vorstandes einen Bescheid über die Entziehung der Rente oder die Einstellung von Rentenzahlungen zu erlassen, handelt es sich um Fälle, in welchen seitens der Rentenstelle dahin entschieden worden ist, daß die Entziehung einer Rente oder die Einstellung einer Rentenzahlung nicht stattfinden soll. Für die Befugnis des Vorstandes, eine solche Entscheidung durch Berufung oder Beschwerde anzufechten (vgl. § 129 Abs. 4), bedarf es der Zustellung dieser Entscheidung in Gestalt eines mit Gründen zu versehenden schriftlichen Bescheides an den Rentenempfänger (Mot. 297).

8 87. v. Allgemeine Bestimmungen. Die Anzahl der Vertreter der Arbeitgeber und der Verficherterl in den

Organen der Versicherungsanstalt muß gleich sein.

8 SS. Wählbar zu Vertretern der Arbeitgeber und der Verficherten find nur deutsche, männliche, volljährige, im Bezirke der Verficherungsanstalt wohnende

Personen.

Nicht wählbar ist, wer zum Amte eines Schöffen unfähig ist (§ 32

des GerichtsverfassungSgesehes).

Wählbar zu Vertretern der Arbeitgeber find nur die Arbeitgeber der nach Maßgabe dieses Gesetzes verficherten Personen und die bevollmächtigten Leiter ihrer Betriebe, zu Vertretern

der Verficherten die auf Grund dieses

Gesetzes verficherten Personen. 1. Das Wort „volljährig" entspricht dem im Bürgerlichen Gesetzbuch ver­ wendeten Ausdruck. 2. Unfähig zu dem Amte eines Schöffen sind: a) Personen, welche die Befähigung infolge ftrasgerichtlicher Verurteilung ver­ loren haben; b) Personen, gegen welche das Hauptverfahren wegen eines Verbrechens oder Vergehens eröffnet ist, das die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte oder der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter zur Folge haben kann; Personen, welche infolge gerichtlicher Anordnung in der Verfügung über ihr Vermögen beschränkt find. Daneben kommen in Betracht die Bestimmungen deS Strafgesetzbuchs über den Verlust und die Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter, unter denen der

c)

Schöffendienst mitbegriffen ist.

Vgl. §§ 81, 38, 84, 86 und 86 (Mot. 299).

8 89. Diejenigen Versicherten (§§ 1, 2, 14), welche als Arbeitgeber verfiche-

rungSpflichtige Personen nicht blos vorübergehend beschäftigen, werden bei der Bildung der Organe der VersicherlmgSanstalt den Arbeitgebern zu­ gerechnet.

8 90. Die Wahl der Vertreter der Arbeitgeber und der Verficherten erfolgt ewaus dem Gebiete der Unfgllv^rsichergngLelsenhen Grund­ sätzen (zu vgl. Handbuch der Unfallversicherung Anmerkung 66 Abs. 6 bis 7 zu § 1 U.V.G.) demjenigen zuzurechnen, beni sie nach ben Verhältnissen bes Ge­ samtbetriebs hauptsächlich zu bienen bestimmt sind. (Spulen für eine Posamentenfabrik, Rev.E. 679 Abs. 4, A.N. 1898 L. 560; Spulen für die Gurtweberei eines Seilerwarenfabrikanten, Rev.E. 427, A N.J. u. A.V. 1895 S. 218; Zwirndrehen für einen hauptsächlich Weberei und Wirkerei, nebenher auch Riemendreherei und Garnhandel betreibenden Auftraggeber, Rev.E. 489, A.N.J. ii. A.V. 1895 S. 281). Der Abs. 2 a der Z. 1 des Bundesratsbeschlusfes bezieht sich nicht nur, wie es nach den Eingangsworten scheinen könnte, auf Nebenarbeiten, die von den und für die im Abs. 1 bezeichneten Personen verrichtet werden, sondern schlechthin auch auf die Tätigkeit für Fabriken. Im Abs. 2a ist die Bersicherungspflicht auch nicht, wie im Abs. 2 b, an die Bedingung geknüpft, daß die Arbeit in den Betriebsstätten der Hausweber oder HauSwirker nebenher ausgeführt werde.

VI. In der Faffung der Bekanntmachung vom 1. März 1894 ersaßt der BundeSratsbeschluß die Vorarbeiten nur dann, wenn die durch sie vorbereiteten Hauptarbeiten zur Weberei oder Wirkerei zu rechnen sind, also ist z. B. das Spulen für die Maschinenstrickerei oder die Rieurendreherei nicht versicherungs­ pflichtig (Rev.E. 485, 679, A.N. 1896 S. 177, 1898 S. 660). Nun wird aber die Spulerei im Hausgewerbe von denselben Personen nicht nur für Zwecke der Weberei und Wirkerei, sondern auch für andere Betriebszweige verrichtet (be­ sonders bei den sogenannten Barmer Artikeln); diese Spuler sind also je nach der Verwendung, die ihr Arbeitserzeugnis findet, bald verficherungspfiichtig, bald nicht; es läßt sich aber häufig nicht im voraus beurteilen, welches diese Verwendung sein wird. Der Bundesrat hat deshalb in der Bekanntmachung vom 9. November 1896 dem Beschluß eine Faffung gegeben, durch die auch die zur Herstellung von anderen Erzeugniffen der Textilindustrie, als von Geweben und Gewirken, er­ forderlichen Nebenarbeiten der Bersicherungspflicht unterworfen werden. Damit ist nicht die hauSgewerbliche Tätigkeit in sämtlichen Zweigen der Textilindustrie

Aul. I.

Anleitung, betr. den SreiS der versicherten Personen.

189

selbst für verficherungSpfiichtig erklärt, vielmehr ist nur der -reis der VersicherungsPflichtigen Nebenarbeiten erweitert worden, und auch daS nicht durch das Htnzutreten neuer Arten von Nebenarbeiten, sondern lediglich durch die Ausdehnung der Verwendungszwecke, die die Anwendung der Bestimmung begründen (Rev.G. Ö22, 648, 679, A.N. 1896 S. 369, 1897 S. 188, 1898 S. 660). Die Vor­ arbeiten der Riemendreherei sind also jetzt versicherungspflichtig, während bezüglich der Riemendreherei selbst keine Änderung des RechtSzustandeS eingetreten ist; auch die Spinnerei ist nach wie vor nicht versicherungspflichtig. Die Bekanntmachung vom 9. November 1896 stellt sich nicht alS eine authentische Deklaration der Bekanntmachung vom 1. März 1894 dar; demgemäß bewendet es für die zeitlich vor dem Tage ihreS Inkrafttretens, d. i. dem 1. Januar 1896, liegenden Be­ schäftigungen bei dem durch die ursprüngliche Faffung des Beschlusies geschaffenen Rechtszustande. VII. Die Bersicherungspflicht erstreckt sich ferner auf die weitere Bearbeitung und Verarbeitung der Gewebe und Wirkwaren; der Bundesratsbeschluv erwähnt als Beispiele die Appretierung und Konfektion. Es gehören ferner hierher daS Zusammennähen gewirkter Handschuhteile, das Rauhen von Barchentgeweben, daS Ltückputzen oder Pflücken von Seidengeweben, das Bandputzen, das Noppen, daS Walken (Rev.E. 426, 462, 644, 766, 887, 988, N.N.J. u. A.V. 1896 S. 216, 244, 1897 S. 188, 1899 S. 687, 1900 S. 721, 1902 S. 601). Die Begriffe „Gewebe" und „Wirkwaren" sind in dem oben erläuterten Sinne zu verstehen; demgemäß sind z. B. Nacharbeiten zu Erzeugnissen der Riemendreherei, wie das Haspeln (Aufmachen zu versandfähigen Stücken) nicht versicherungspflichtig (Rev.E. 426, A.N.J. u. A B 1896 S. 216). Es handelt sich hier um Verrichtungen, die mit der Weberei und Wirkerei an sich nichts zu tun haben und auch über­ wiegend nicht von den mit dem Weben und Wirken beschäftigten, sondern von anderen Personen ausgeführt werden; ein Bedürfnis zur Erstreckung der Ber­ sicherungspflicht besteht also nur insofern, als die Hausweber und -Wirker selbst nebenher jene Nacharbeiten besorgen oder sie durch das von ihnen beschästigte Personal fertigen laffen. Deshalb ist die Bersicherungspflicht der Nacharbeiten an die Bedingung geknüpft worden, daß sie in den Betriebsftätten der Hausweber oder Hauswirker nebenher, d. h. neben der Tätigkeit des Webens oder Wirkens, ausgeführt werden (Rev.E. 426, 544, A N I. u. A.B. 1896 S. 216, 1897 L. 188). Diese Bedingung ist da nicht erfüllt, wo die Nacharbeit die einzige gewerbliche Tätigkeit deS Beschäftigten bildet (Rev.E. 426, 644, 766, 887, 988, A.N.J. u. A.B. 1896 S. 216, 1897 S. 188, 1899 S. 687, 1900 S. 721, 1902 S. 601). Andererseits ist der Umstand, daß eine an sich als Nacharbeit anzusehende Verrichtung in der BetnebSstätte eines Hauöwebers oder -Wirkers ausgeführt wird, unerheblich, wenn sie nicht mit besten Tätigkeit im Zusammen­ hänge steht, vielmehr auf einem unmittelbaren Arbeitsverhältniste zum Fabrikanten beruht (Rev.E. 644 a. a. £>.).

VIII. Die Bestimmungen in den beiden ersten Absätzen der Z. 1 des BundeSratsbeschluffeS sollen nach Abs. 8 daselbst unter gewiffen Voraussetzungen auf die in geringfügigeul Unlfange betriebene hauSgewerbliche Tätigkeit keine Anwendung finden. Danach unterliegen der Bersicherungspflicht nicht: a) Personen, welche das Geschäft regelmäßig für eigene Rechnung betrewen und nur gelegentlich von anderen Gewerbetreibenden für deren Rechnung be­ schäftigt werden. Unter einer nur gelegentlichen Tätigkeit für fremde Rechnung wird eine solche zu verstehen sein, auf deren Wiederholung nach der Lage der Sache nicht gerechnet werden kann (vgl. Z. 11 dieser Anleitung unter IV, im übrigen auch unter II dort). b) Bersicherungsfrei find Personen, welche in dem Betriebe des Hauögewerbes nur gelegentlich, oder zwar in regelmäßiger Wiederkehr, aber nur nebenher und in so geringem Umfange tätig sind, daß der hieraus erzielte Verdienst zum Lebensunterhalte nicht auSreicht und zu den Versicherungsbeiträgen nicht in ent­ sprechendem Berhältniste steht. Diese Bestimmung entspricht, wenn auch nicht wortgetreu, der in Z. Id des Buudesratsbeschlustes, betreffend die Befreiung vorübergehender Dienstleistungen von der Bersicherungspflicht, Dom 27. Dezember

190

Anl. I.

Anleitung, bett, den SreiS der versicherten Personen.

1899; es sind deshalb die bei deren Auslegung ausgestellten Grundsätze auch hier zu verwerten. Über den Begriff der gelegentlichen Beschäftigung vgl. den vorigen Absatz. Die in regelmäßiger Wiederkehr verrichteten hauSgewerblicheu Arbeiten find nur dann verßcherungSfrei, wenn die Erforderniffe der Geringfügigkeit der Tätigkeit und der Geringfügigkeit des Arbeitsverdienstes beide gegeben find. Auch bedingen sich diese Erforderniffe nicht gegenseitig, sondern stehen unabhängig nebeneinander. WaS als geringfügige Tätigkeit und waS als geringfügiger Arbeits­ verdienst anzusehen ist; läßt sich nur unter Würdigung aller Umstände des Einzelf alls bestimmen; einen Anhalt bietet hinsichtlich des Arbeitsverdienstes der Vergleich mit dem dritten Teile des üblichen Lohnes; dabei kommt es für die mit Weberei und Wirkerei beschäftigten Personen nicht auf den von gewöhnlichen Tagelöhnern, sondern auf den von Webern und Wirkern, und zwar einschließlich der in Fa­ briken arbeitenden, in derselben Gegend verdienten Durchschnittslohn an (E. 1167, Ä.N. 1904 S. 629). Ein berufsmäßiger Hausgewerbetreibender, der ohne feinen Beruf als solchen aufzugeben, zeitweise nur in einem geringfügigen Umfang und gegen ein geringfügiges Entgelt hausgewerblich tätig ist, ist auch für diese Zeit versicherungspflichtig (Rev.E. 766, A N. 1899 S. 687). Da in Z. 1 Abs. 8 b des Bundesratsbeschlusses vom _ das in Z. 1 des Bundesratsbeschlusses V. xovcniDcr i