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German Pages 640 [644] Year 2006
Adolf Köhnken Darstellungsziele und Erzählstrategien in antiken Texten
w G DE
Adolf Köhnken
Darstellungs ziele und Erzählstrategien in antiken Texten Herausgegeben von Anja Bettenworth
Walter de Gruyter · Berlin · New York
® Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
ISBN-13:978-3-11-018250-7 ISBN-10: 3-11-018250-5 Bibliografische Information Der Deutschen
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Die Dcutschc Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über < http://dnb.ddb.de > abrufbar.
© Copyright 2006 by Walter de Gruytcr GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Kinspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Einbandentwurf: Christopher Schneider, Berlin Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co., Göttingen
Vorwort Das vorliegende Buch enthält eine Sammlung meiner Aufsätze zu Darstellungszielen und Erzählstrategien in literarischen und literaturkritischen Texten der Antike; nicht aufgenommen wurden Lexikon-Artikel, forschungsgeschichtliche Beiträge und Literaturberichte sowie Rezensionen. Von den insgesamt vierundvierzig hier vorgelegten und nach der Gattungszugehörigkeit der zugrundeliegenden griechischen und lateinischen Texte in sechs Kapitel eingeteilten Interpretationen wird eine an dieser Stelle zum ersten Mal publiziert (s. unten S. 4 9 0 - 5 0 5 : ,Aktuelle Aspekte der Geschichtsschreibung des Thukydides'). Jedes der sechs Kapitel (Homerisches Epos; Hellenistische Dichtung; Lyrisches Erzählen; Drama; Geschichtsdarstellung; Darstellungstheorie) habe ich durch Vorbemerkungen ergänzt und aktualisiert. Sie nehmen zu Entwicklungstendenzen der neuesten Forschung in der Zeit seit der Erstveröffentlichung der betreffenden Aufsätze Stellung. Die Einleitung des Buches skizziert die den hier gesammelten Beiträgen gemeinsamen übergreifenden Aspekte und die wesentlichen methodischen Voraussetzungen, Grundsätze und Ziele der Interpretation. Das Layout der Aufsätze entspricht soweit wie möglich dem der Erstveröffentlichung (für die Zustimmung zum Nachdruck danke ich den Herausgebern und Verlagen). Die ursprünglichen Seitenzahlen werden in diesem Buch im Haupttext in eckigen Klammern hinzugefügt, der originale Seitenumbruch wird in den Anmerkungen durch einen senkrechten Strich markiert. Technische Versehen im Original wurden stillschweigend berichtigt. Fußnoten werden innerhalb eines Aufsatzes durchgehend gezählt. Ursprünglich gesondert verzeichnete Literatur wird hier in den jeweiligen Aufsatztext integriert. Für die mustergültige Herausgabe und Betreuung des Bandes und für die drei Indices, die seinen Inhalt erschließen, danke ich zuerst und vor allem Dr. Anja Bettenworth. Sie hat die Aufgabe, die sich als sehr viel aufwendiger erwiesen hat als ursprünglich vorausgesehen, mit exemplarischer Geduld und Umsicht zum Abschluß gebracht (,παΰροι δ' έυ π ό υ ω πιστοί β ρ ο τ ώ ν καμάτου μεταλαμβάνειν', Pindar, Nem. 10,78f.). Für kompetente Hilfe beim Korrekturlesen gilt mein Dank außerdem Dr. Claudia Schindler, Anna Scodel, Paul Sengalski, Maria Vrysa und Roswitha Wethkamp, für sachkundige Beratung und Unterstützung bei der Vorbereitung für den Druck Dr. Sabine Vogt vom Verlag de Gruyter, dem ich für die Aufnahme meines Buches in sein Verlagsprogramm dankbar bin. Adolf Köhnken
Inhaltsverzeichnis Vorwort
V
Inhaltsverzeichnis
VII
I. Einleitung
1
II. Homerisches Epos
6
Vorbemerkungen
6
Die Rolle des Phoinix und die Duale im I der Ilias [Glotta 53 (1975) 25-36]
12
Noch einmal Phoinix und die Duale [Glotta 56 (1978) 5-14]
22
Der Endspurt des Odysseus. Wettkampfdarstellung bei Homer und Vergil [Hermes 109 (1981) 129-148]
30
Die Narbe des Odysseus. Ein Beitrag zur homerisch-epischen Erzähltechnik 49 [A&A 22 (1976) 101-114 Ndr. mit einem Nachtrag in: J. Latacz (Hrsg.): Homer. Die Dichtung und ihre Deutung (WdF 136) Darmstadt 1991, 491-514] Perspektivisches Erzählen im homerischen Epos. Die Wiedererkennung Odysseus - Argos [Hermes 131 (2003) 385-396]
65
III. Hellenistische Dichtung: Epos und Kleinformen
76
Vorbemerkungen
76
Der Schrei des Hylas (Zu FRANKELS Versumstellung A.R. 1,1250-52 hinter 1242) [RhM 113 (1970) 69-79]
82
VIII
Inhaltsverzeichnis
Der Status Jasons: Besonderheiten der Darstellungstechnik in den Argonautika des Apollonios Rhodios [M.A. Harder, R.F. Regtuit, G.C. Wakker (Hrsgg.): Apollonius Rhodius (Hellenistica Groningana 4) Leuven 2000, 55-68] Herakles und Orpheus als mythische Referenzfiguren („Identifikations-" bzw. „Integrationsfigur") im hellenistischen Epos [B. Aland, J. Hahn, Chr. Ronning (Hrsgg.): Literarische Konstituierung von Identifikationsfiguren in der Antike (Studien und Texte zu Antike und Christentum 16) Tübingen 2003, 19-27]
90
102
Apoll-Aitien bei Kallimachos und Apollonios [D. Accorinti, P. Chuvin (Hrsgg.): Des Geants ä Dionysos. Melanges offerts ä F. Vian (Hellenica 10) Alessandria 2003, 207-213]
110
Der Argonaut Euphemos [M.A. Harder, Μ. Cuypers (Hrsgg.): Beginning from Apollo. Studies in Apollonius Rhodius and the Argonautic Tradition (Caeculus 6) Leuven 2005, 70-75]
116
Komatas' Sieg über Lakon [Hermes 108 (1980) 122-125]
122
Theokrits Polyphemgedichte [M.A. Harder, R.F. Regtuit, G.C. Wakker (Hrsgg.): Theocritus (Hellenistica Groningana 2) Groningen 1996, 171-186]
127
Paradoxien in Theokrits Hylasgedicht [Hermes 124 (1996) 442^162]
142
,Sola ... tua carmina' (Vergil, ecl.8,9f.) [WJA 10 (1984) 77-90]
162
Apollo's Retort to Envy's Criticism (Two Questions of Relevance in Callimachus, Hymn. 2,105ff. [AJPh 102 (1981)411-422]
176
Τ Τ η λ ο γ ό υ ω ν έ λ α τ ή ρ : Kallimachos, Zeushymnos V. 3 [Hermes 112 (1984) 438-445]
185
Artemis im Artemishymnos des Kallimachos [M.A. Harder, R.F. Regtuit, G.C. Wakker (Hrsgg.): Callimachus II (Hellenistica Groningana 7) Leuven 2004, 161-172]
192
Inhaltsverzeichnis
IX
,Callimachi hymni et epigrammata'. Wilamowitz' Interesse an hellenistischer Dichtung 202 [W.M. Calder et al. (Hrsg.): Wilamowitz in Greifswald: Akten der Tagung zum 150. Geburtstag Ulrich von Wilamowitz-Moellendorffs in Greifswald, 19.-22. Dezember 1998 (Spudasmata 81) Hildesheim 2000, 605-615] Schlußpointe und Selbstdistanz bei Kallimachos [Hermes 101 (1973)425^141]
210
Gattungstypik in kallimacheischen Weihepigrammen [J. Dalfen, G. Petersmann, F. F. Schwarz (Hrsgg.): Religio Graeco-Romana, FS W. Pötscher (Grazer Beiträge Suppl. 5) Graz 1993, 119-130]
226
IV. Lyrisches Erzählen: Pindar
238
Vorbemerkungen
238
Hieron und Deinomenes in Pindars erstem Pythischen Gedicht [Hermes 98 (1970) 1-13]
245
Pindar as Innovator. Poseidon Hippios and the Relevance of the Pelops Story in Olympian 1 [CQ 24 (1974) 199-206]
259
Gods and Descendants of Aiakos in Pindar's Eighth Isthmian Ode [BICS 22 (1975)25-36]
268
Hemerasien- oder Pythiensieg? (Zu Bakchylides, ep. 11) [WJA 2 (1976) 49-51]
282
Gebrauch und Funktion der Litotes bei Pindar [Glotta 54 (1976) 62-67]
285
Perseus' Kampf und Athenes Erfindung (Bemerkungen zu Pindar, Pythien 12) [Hermes 104 (1976) 257-265]
291
Two Notes on Pindar [BICS 25 (1978) 92-96]
300
Time and Event in Pindar Ο. 1.25-53 [ClAnt 2 (1983)66-76]
306
χ
Inhaltsverzeichnis
Mythical Chronology and Thematic Coherence in Pindar's Third Olympian Ode [HSPh 87 (1983) 49-63] ,Meilichos Orga'. Liebesthematik und aktueller Sieg in der neunten Pytischen Ode Pindars [Pindare, Huit Exposes suivis de discussions, Entretiens prepares et presides par Andre Hurst, Vandoeuvres - Geneve, 21-26 aoüt 1984 (Entretiens sur l'Antiquite Classique 30) Genf 1985, 71-116]
318
331
Lyrisches Erzählen: [Der Stilbegriff in den Altertumswissenschaften, Universität Rostock: Institut für Altertumswissenschaften, Rostock 1993, 55-60]
360
Narrative Peculiarities in Pindar's Fourth Pythian Ode [Scripta Classica Israelica 12 (1993) 26-35]
370
Wortlaut, Wortstellung und Textzusammenhang: Pindar, Ο. 1 und P. 12.. [Collectanea Philologica II in honorem Annae Mariae Komornicka, Lodz 1995, 149-158]
379
V. Aspekte dramatischer Darstellung
388
Vorbemerkungen
388
Götterrahmen und menschliches Handeln in Euripides' Hippolytos [Hermes 100 (1972) 179-190]
391
Der Wolkenchor des Aristophanes
403
[Hermes 108 (1980) 154-169] VI. Methoden und Ziele historischer Darstellung
419
Vorbemerkungen
419
Herodots falscher Smerdis [FS H. Erbse, WJA 6a (1980) 39-50]
423
Der dritte Traum des Xerxes bei Herodot. [Hermes 116 (1988) 24-40]
436
Inhaltsverzeichnis
Der listige Oibares: Dareios' Aufstieg zum Großkönig
XI 452
[RhM 133 (1990) 115-137]
Antike und moderne Thukydideskritik. Der Redensatz Thuk. 1,22,1 in seinem Kontext
471
[R. Kinsky (Hrsg.): Offenheit und Interesse, FS G. Wirth, Amsterdam 1993, 5-30]
τ ω ν μ ε λ λ ό ν τ ω ν ... ά ρ ι σ τ ο ς είκαστής. Aktuelle Aspekte der Geschichtsschreibung des Thukydides
490
[Originalbeitrag]
Das Problem der Ironie bei Tacitus
506
[ΜΗ 30 (1973) 32-50]
VII. Darstellungstheorie und Beurteilungskriterien in Poesie und Prosa....
526
Vorbemerkungen
526
Terminologische Probleme in der ,Poetik' des Aristoteles
530
Hellenistic Chronology. Theocritus, Callimachus, and Apollonius Rhodius
552
[Hermes 118 (1990) 129-149]
[Th. Papanghelis, A. Rengakos (Hrsgg.): A Companion to Apollonius Rhodius. (Mnemosyne Suppl. 217) Leiden u. a. 2001, 73-92]
Licht und Schatten bei Pseudo-Longin
569
[W. Blümer, R. Henke, M. Mülke (Hrsgg.): Alvarium. FS Chr. Gnilka (JbAC Erg.-Bd. 33) Münster 2002, 211-218]
VIII. Register Stellenregister Register zitierter moderner Autoren Sach- und Namensregister
579 579 600 608
I. Einleitung Im vorliegenden Band werden insgesamt 44 Interpretationen aus der Zeit von 1970 bis 2004, die ursprünglich ζ. T. an entlegenen Orten veröffentlicht wurden, systematisch zusammengeordnet und durch Vorbemerkungen ergänzt. Themen sind das homerische und das hellenistische Epos, die bukolische, hymnische und epigrammatische Dichtung des Hellenismus, die Chorlyrik Pindars und des Bakchylides, Dramen des Euripides und des Aristophanes, Aspekte der Schriften Herodots, des Thukydides und des Tacitus sowie schließlich die vergleichende Beurteilung poetischer Texte in der Literaturtheorie der Antike einerseits (Aristoteles' ,Poetik' und Ps.-Longins ,de sublimitate') und in der modernen Forschung zur hellenistischen Dichtung andererseits (Abhängigkeitsverhältnisse und Chronologie). Drei Gesichtspunkte sind für die hier wieder vorgelegten Beiträge von übergreifendem Interesse: Perspektive', ,Intertextualität' und Funktionalität', von denen die beiden ersten die moderne Literaturtheorie, insbesondere die Narratologie, der letzten Jahrzehnte in zunehmendem Maße beschäftigt haben 1 und in diesem Band vor allem in den Aufsätzen zum homerischen und zum hellenistischen Epos (s. unten S. 6ff. und 76ff.) sowie (für den Aspekt der ,Intertextualität') in denen zu hellenistischen Kleinformen (s. unten S. 122ff. mit Vorbemerkungen S. 76ff.) im Vordergrund stehen. Der dritte der o. g. Gesichtspunkte aber, die Funktionalität', ist ein durchgehender Leitbegriff. Immer wieder steht in den hier vorliegenden Beiträgen die Frage nach der Funktion, besonders von Personen, 2 aber auch von sachlichen, sprachlich-stilistischen oder textkritischen Details innerhalb eines größeren Text- oder Handlungszusammenhangs, im Vordergrund der Aufmerksamkeit (vgl. Vorbemerkungen zu II-VI). Allen Interpretationen gemeinsamer Gegenstand ist die Kunst der Darstellung. In jedem Fall geht es um die möglichst genaue und vollständige Analyse von Textzusammenhängen, die Auswertung von Signalen und Indizien, denen sich die spezifischen Darstellungsziele entnehmen lassen. Dabei muß man sich
1
V g l . T h . SCHMITZ' W ü r d i g u n g d e r v e r s c h i e d e n e n t h e o r e t i s c h e n P o s i t i o n e n u n t e r d e m G e s i c h t s p u n k t ihres N u t z e n s f ü r d i e Interpretation a n t i k e r T e x t e : , M o d e r n e L i t e r a t u r u n d a n t i k e T e x t e : E i n e E i n f ü h r u n g ' , 2 0 0 2 , bes. S. 5 5 - 7 5 z u r . N a r r a t o l o g i e ' u n d S. 9 1 - 9 9 z u r .Intertextualität'.
2
Ζ. B. . P h o i n i x ' in d e r , I l i a s ' , , O d y s s e u s ' in ,Ilias' u n d . O d y s s e e ' (s. V o r b e m e r k u n g z u II, S. 6 f f . ) ; , J a s o n ' , . H e r a k l e s ' , . O r p h e u s ' , , E u p h c m o s ' in den . A r g o n a u t i k a ' (s. V o r b e m e r k u n g zu III, S. 7 6 f f . ) ; . P o l y p h e m ' in T h e o k r i t id. 6 u n d 11 (s. V o r b e m e r k u n g zu III, S. 7 8 f . ) ; . A r t e m i s ' bei K a l l i m a c h o s u n d in E u r i p i d e s ' . H i p p o l y t o s ' (s. V o r b e m e r k u n g e n zu III, S. 81 u n d V , S. 388f.).
2
Einleitung
immer aufs neue über die methodischen Voraussetzungen und Kriterien der Interpretation Klarheit verschaffen, die in der einschlägigen Forschungsliteratur oft zu sehr als quantite negligeable angesehen werden. So nehmen ζ. B. in modernen Veröffentlichungen zum homerischen Epos entstehungsgeschichtliche Hypothesen und Vermutungen über die Bedingungen mündlicher Improvisation und das Gewicht vorgeprägter Formeln und Traditionen mehr Raum ein als die methodisch vorrangige Auswertung der in den uns überlieferten Texten vorgegebenen Daten (s. Vorbemerkungen zu II). In allen hier gesammelten Arbeiten habe ich mich deshalb bemüht, meiner Argumentation jeweils am Text nachprüfbare Beobachtungen zugrunde zu legen. Diese Beobachtungen beziehen sich auf Besonderheiten des Wortlauts und der Wortstellung, des Rhythmus und des Effekts ebenso wie auf den funktionalen Gebrauch formelhafter Wendungen und die Funktionalität von Wort- und Motivwiederholungen überhaupt (signifikante und nicht-signifikante Wiederholungen), weiter auf Funktion und Stellung von Gleichnissen, Technik und Funktion der Unterbrechung von Erzählsequenzen z.B. durch eingeschobene Exkurse oder durch ,dramatische' Dialoge handelnder Personen. Erörtert werden Fragen der Konsistenz von Handlungsführung, Charakterzeichnung und Darstellungszielen, die Unterschiede von epischer und (chor)lyrischer Erzählweise, Rahmentechnik und strukturelle Kompositionsmuster (ζ. Β. ,Ringkomposition') sowie die Bedeutung von Prooimien und anderen einleitenden Werkteilen für die Beurteilung des Werkganzen (s. die Vorbemerkungen zu den Kapiteln II—VI). Prooimien oder Einleitungen erzählender Texte (ζ. B. die des homerischen und des hellenistischen Epos oder der ,Historien' Herodots und des Thukydides) sollten naturgemäß primäre Kriterien für das Verständnis der Zielsetzung der jeweiligen Werke sein. Tatsächlich aber werden sie oft, ζ. B. noch in jüngsten Untersuchungen zum Epos des Apollonios, erstaunlich wenig oder gar nicht beachtet 3 . Auffällig ist überdies, daß in der modernen Forschungsliteratur nicht selten Thesen den Ausgangspunkt bilden, bevor überhaupt der jeweils zur Diskussion stehende Text analysiert worden ist, statt daß der Text und die sich aus ihm ergebenden Fragen zum Anlaß fur eine These zu ihrer Lösung genommen
3
S. ζ. B. S. STEPHENS, S e e i n g D o u b l e : Intereultural P o e t i c s in P t o l e m a i c A l e x a n d r i a , 2 0 0 3 , d i e in i h r e m K a p i t e l ü b e r A p o l l o n i u s ' , A r g o n a u t i c a ' bei ihrer T h e s e v o m . ä g y p t i s c h e n S u b s t r a t ' d e s E p o s (s. d a z u d i e R e z e n s i o n v o n S. GOLDHILL, G n o m o n 7 7 , 2 0 0 5 , 9 9 - 1 0 4 , b e s . 103) d i e P r o o i m i e n u n d d a m i t d i e E r z ä h l e r p c r s p e k t i v c g ä n z l i c h a u ß e r a c h t läßt; s. a u c h P. DRÄGER, D i e A r g o n a u t i c a des A p o l l o n i o s R h o d i o s : D a s z w e i t e Z o r n - E p o s d e r g r i e c h i s c h e n Literatur, 2 0 0 1 , d e r e b e n f a l l s k e i n e R ü c k s i c h t a u f die s e i n e r T h e s e v o m P r i m a t e i n e s , Z o r n s d e s Z e u s ' in d e n , A r g o n a u t i c a ' n i c h t g ü n s t i g e n P r o o i m i e n n i m m t ; vgl. a u c h G. BERKOWITZ, S e m i - P u b lic N a r r a t i o n in A p o l l o n i u s ' A r g o n a u t i c a , Hell. G r o n i n g . 8, 2 0 0 4 , d e r d i e F u n k t i o n d e r P r o o i m i e n zu B u c h 1, 3 u n d 4 f ü r d a s V e r s t ä n d n i s d e r H a n d l u n g u n d i h r e R e l a t i o n z u e i n a n d e r eb e n s o w i e d i e B e z i e h u n g d e r M u s e n zu A p o l l in Arg. 1 , 1 - 2 2 v e r n a c h l ä s s i g t z u g u n s t e n s e i n e r T h e s e n v o n „ t h e M u s e s as Interpreters in B o o k s I a n d II" u n d „ E r a t o as I n f o r m e r in B o o k III a n d I V " , S . 6 2 f f . u n d 7 9 f f . , vgl. 5 3 f f . (vgl. d i e B e h a u p t u n g e n in d e r „ I n t r o d u c t i o n " , S. 1 - 9 , die d e m S t a n d d e r F o r s c h u n g n i c h t g e r e c h t w e r d e n ) , s. d a z u u n t e n V o r b e m e r k u n g z u K a p . III
Einleitung
3
werden 4 . Ein besonders eklatantes Beispiel für dieses Verfahren ist die Behandlung der Frage nach der Identität des anonymen Adressaten der in das Prooimion von Vergils 8.Ekloge eingeschobenen Widmung (V.6-13), bei der in der Regel auch in den jüngsten Beiträgen die Probleme des Textverständnisses (Wortsinn, Satzstruktur und Zusammenhang), die methodisch den Ausgangspunkt der Analyse bilden müßten, für ihre entgegengesetzten Thesen gleichermaßen wenig berücksichtigen. 5 In den fünf Aufsätzen zum „hellenistischen Epos" (Apollonios Rhodios) und den zehn Beiträgen zu „hellenistischen Kleinformen" (Theokrits und Vergils Bukolik; Hymnen und Epigramme des Kallimachos), die in diesem Band zusammengestellt sind (s. unten III Α und B), knüpfe ich an mein Buch über ,Apollonios Rhodios und Theokrit' (1965) an. 6 Die chronologische Priorität Theokrits vor Kallimachos und Apollonios halte ich nach erneuter Prüfung des uns zur Verfügung stehenden Belegmaterials heute noch mehr als damals für sicher (s. Vorbemerkungen zu III und VII) 7 Die hier gesammelten dreizehn Aufsätze zu den Epinikien Pindars (und des Bakchylides) setzen die Untersuchungen meines Buches über ,die Funktion des Mythos bei Pindar' (1971) fort. Je drei von ihnen gelten Aspekten der PelopsErzählung in der ersten olympischen Ode (die ich in meinem Buch noch nicht berücksichtigt hatte: s. unten IV 2, IV 8 und IV 13) bzw. zentralen Details des Perseus-Mythos in der zwölften pythischen Ode (die meine Interpretation des Gedichts in ,die Funktion des Mythos' ergänzen und in einzelnen Punkten modifizieren: s. unten IV 6, IV 7 und IV 13). Zwei weitere Beiträge beschäftigen sich mit der Argonautenerzählung in der vierten pythischen Ode, Pindars längstem Siegeslied, das besonders stark auf die hellenistische Dichtung eingewirkt hat (s. unten IV 11 und 12; zu P. 4 als Hypotext für die ,Aitia' des Kallimachos und die ,Argonautika' des Apollonios s. Vorbemerkungen zu III A und B). Von den übrigen Beiträgen analysieren j e einer Gegenstand und Struktur einer spezifischen mythischen Erzählung in Relation zur jeweils aktuellen Siegesthematik (s. unten IV 3, 4, 9 und 10 zu Pindar, Isthm. 8, Bakch. ep. 11
4
V g l . a u ß e r d e n o. A n m . 3 g e n a n n t e n A r b e i t e n z.B. a u c h S. HORNBLOWERS K o m m e n t a r zu T h u k y d i d c s ( 1 9 9 I f f . ) , w o r i n a u f G r u n d der a n a l y t i s c h e n F o r s c h u n g s p o s i t i o n d e s A u t o r s d i e e x p l i z i t e n m e t h o d i s c h e n V o r g a b e n d e s T h u k y d i d e s in den E i n l c i t u n g s k a p i t e l n ( 1 , 1 - 2 3 , b e s . im M e t h o d e n k a p i t e l n 1,22) bei d e r K o m m e n t i e r u n g v o n D e t a i l s d e r a u s g e f ü h r t e n D a r s t e l l u n g o f t n i c h t h i n r e i c h e n d b e r ü c k s i c h t i g t w e r d e n (dies gilt b e s o n d e r s f ü r d a s V e r h ä l t n i s v o n R e d e n u n d F a k t e n im W e r k d e s T h u k y d i d c s , s. u n t e n V o r b e m e r k u n g e n zu VI).
5
S. ζ. B. d i e K o m m e n t a r e v o n R.COLEMAN ( 1 9 7 7 : . A d r e s s a t P o l l i o ' ) u n d W.CLAUSEN ( 1 9 9 4 : . A d r e s s a t O c t a v i a n ' ) , z. St.; vgl. u n t e n V o r b e m e r k u n g zu III Β u n d s. III 4 , S o l a . . . t u a c a r m i na'.
6
S. a u c h m e i n e F o r s c h u n g s b e r i c h t c zu T h e o k r i t in L u s t r u m 3 7 , 1 9 9 5 ( 1 9 9 8 ) , 2 0 4 - 3 0 7 , u n d L u s t r u m 4 1 , 1 9 9 9 ( 2 0 0 1 ) , 9 - 7 3 u n d 1 9 7 - 2 0 4 ( M i t a r b e i t e r R. K i r s t e i n u n d A . B e t t e n w o r t h ) .
7
S. b e s o n d e r s S. 5 5 2 f f . „ H e l l e n i s t i c C h r o n o l o g y " , in: C o m p a n i o n to A p o l l o n i u s R h o d i u s , e d d . PAPANGHELIS/RENOAKOS, 2 0 0 1 , 7 3 - 9 2 ( i r r e f ü h r e n d M . ASPER, K a l l i m a c h o s W e r k e , 2 0 0 4 , 3 A n m . 5, d e r A.CAMERON u n d m i r zu U n r e c h t d i e A n s i c h t z u s c h r e i b t , d a ß „ d i e D i s k u s s i o n ü b e r r e l a t i v e D a t i e r u n g e n ... k a u m s i c h c r e E r g e b n i s s e e r b r a c h t " h a b e ) .
4
Einleitung
sowie Pindar, Ol. 3 und Pyth. 9); zwei weitere schließlich untersuchen ein besonderes Problem (Frage des Adressaten) in der mythenlosen ersten pythischen Ode (s. unten IV 1) sowie die für Pindars Stil generell charakteristische Verwendung der Figur der Litotes (s. unten IV 5; vgl. im übrigen die Vorbemerkungen zu IV ,Lyrisches Erzählen'). Wie wichtig für das Verständnis gerade von Pindars anspruchsvollen und voraussetzungsreichen Kompositionen die sorgfältige Beachtung des Wortlauts, sowie der Satz- und Gedichtstruktur, ist, zeigen schon die oft ungenauen und manchmal nachweislich unzutreffenden Übersetzungen 8 . Die Analyse des Wortlauts auffällig formulierter Aussagen in prominenter Stellung und die Beachtung struktureller Besonderheiten kann aber ζ. B. auch für Interpretationsprobleme in dramatischen Texten aufschlußreich sein. Beispiele dafür enthalten die beiden Aufsätze zum Drama im vorliegenden Band, die einerseits Wirkung und Funktion der beiden den ,Hippolytos' des Euripides ringförmig umschließenden und programmatisch aufeinander bezogenen Götterszenen (Aphrodite-Prolog und Schlußauftritt der Artemis) in ihrem Kontext sprachlich analysieren und aus ihnen Kriterien für die Beurteilung des Hippolyten und der Phaidra zu gewinnen suchen und andererseits im Fall der , Wolken' des Aristophanes aus der Beschreibung der Wolkenmasken und aus Besonder8
Vgl. ζ. B. zu P. 9 , 7 6 - 7 8 die Übersetzungen von F. NISETICH (1980: „Great successes always c o m c with stories in great n u m b e r s - highlighting a few brings delightful listening to the wise, for a d e f t selection captures the essence", doch V. 77 έν μακροΐσι u n d V . 7 8 όμοίωξ w e r d e n ganz ausgelassen, V. 78 άκοά kann nicht heißen „brings delightful listening" u n d das , f o r ' Kolon ist im Pindartext ü b e r h a u p t k a u m wiederzuerkennen) oder W. H. RACE ( 1 9 9 7 : „Great a c h i e v e m e n t s arc always worthy of m a n y words, but elaboration of a f e w themes amid lengthy ones is what wise men like to hear, for deft selection conveys the essence of the w h o le j u s t as well", mit Bedenken ebd. 348 A n m . l . RACE übersetzt z w a r a u c h das, was NISETICH ausgelassen hatte, sc. „ a m i d lengthy o n e s " und , j u s t as well", doch πολύμυθοι b e d e u t e t nicht „worthy of m a n y w o r d s " , vgl. dagegen NISETICH, und βαισ ... ποικίλλειν άκοά σοψοΐς darf m a n schwerlich mit „elaboration...is what wise men like to hear" übersetzen, weil die Tätigkeit des ποικίλλειν nicht auf den Hörer bezogen werden kann. Deshalb ist ζ. B. a u c h R. NÜNLISTS A u f f a s s u n g (Poetologische Bildersprache in der f r ü h g r i e c h i s c h e n D i c h t u n g , 1998, 118 zu P. 9 , 7 6 - 7 8 ποικίλλειν „.Große Leistungen bieten i m m e r viel Stoff. Kleines aber in G r o ß e s hincinzusticken, ist O h r e n s c h m a u s f ü r die K u n s t s a c h v e r s t ä n d i g e n ' " ) logisch nicht möglich. Wie k a n n nämlich das, was A u f g a b e des Künstlers ist, (s. V o r d e r s a t z .hineinsticken'), ein . O h r e n s c h m a u s für den Z u h ö r e r ' sein? B e z e i c h n e n d e r w e i s e übersetzt dshalb BRUNO GENTILI den Text (Pindaro: Le Pitiche, 1995, 255), als s t ü n d e d a nicht der a b h ä n g i g e Infinitiv ποικίλλειν, sondern ein selbständiger objektiver Relativsatz der Form όστις βαιά ποικίλλει... (,,...ma i saggi prestano orecchio a chi orna con arte pochi argumenti..."). Das eigentliche Problem des uns vorliegenden Textes ist der schon von U. v. WLLAMOWITZ (s. Pindaros, 1922, 263f.) hervorgehobene Widerspruch zwischen Vordersatz (bezogen auf die Tätigkeit des Künstlers) und N a c h s a t z (Tätigkeit des Hörers), s. dazu IV 10. Vgl. ζ. Β. auch die V o r b e m e r k u n g zu IV zu Textverständnis und Ü b e r s e t z u n g von P . 1 2 , 6 - 1 2 . - W i e sehr andererseits eine u n z u r e i c h e n d e Vertrautheit mit Wortlaut u n d Stil des Pindartextcs das V e r s t ä n d n i s beeinträchtigen kann, zeigt ζ. B. das kürzlich publizierte B u c h von J. T. HAMILTON, Soliciting Darkness: Pindar, Obscurity, and the Classical Tradition, H a r v a r d 2 0 0 3 (s. dazu m e i n e d e m n ä c h s t in IJCT erscheinende Rezension).
Einleitung
5
heiten von Metrik und Sprache der Lieder des Wolkenchors bei seinem ersten und letzten Auftritt Schlüsse auf die ,Substanz' der Wolkengötter und ihrer Stellungnahmen in der Komödie ziehen (s. V 1 und 2 mit Vorbemerkungen). Im sechsten Kapitel des Buches schließlich stehen sechs Aufsätze zur griechisch-römischen Geschichtsschreibung, von denen fünf die markanten und signifikanten, aber in der modernen Forschung oft und manchmal geradezu erbittert bagatellisierten Unterschiede zwischen Herodot und Thukydides, im Hinblick auf Themenbeschreibung und Zielsetzung ebenso wie in der Sachdarstellung, an ausgewählten Textanalysen beleuchten (s. VI 1-5), während der sechste, ausgehend von der auffällig inkongruenten und in der Forschung immer noch kontrovers diskutierten Übersteigerung von Leitbegriffen der Prinzipatsideologie in der Schlußrede des Maternus in Tacitus' ,Dialogus', Besonderheiten und Funktion taciteischer Ironie untersucht (s. VI 6; vgl. zu allen sechs Aufsätzen die Vorbemerkungen zum Kapitel). Hinzu kommt ein hier zuerst veröffentlichter Beitrag aus dem Jahr 2005 (siehe unten VI, 5). Das siebte und letzte Kapitel des Buches ergänzt die genannten Textinterpretationen durch drei Beiträge zu Aspekten antiker und moderner Literaturkritik, in denen Termini, Kriterien und Methoden der vergleichenden Textanalyse, die Verschiedenheit der von antiken und modernen Theoretikern und Interpreten angelegten Beurteilungsmaßstäbe und die Rolle ästhetischer Vorurteile in das Zentrum der Aufmerksamkeit rücken (vgl. Vorbemerkungen zu VII).
II. Homerisches Epos
Vorbemerkungen In der modernen Homerforschung ist bis in die jüngste Zeit die Kunst des Erzählens - in der Handlungsftihrung, in der Charakterisierung von Personen und in der Darstellung von Situationen - ebenso wie die Frage nach der Funktion spezifischer Details im Zusammenhang des Ganzen, erstaunlich stiefmütterlich behandelt worden, 1 obwohl schon Aristoteles und andere antike Literaturkritiker ,Ilias' und ,Odyssee' in all diesen Punkten als musterhaft angesehen haben. 2 Die Erklärung für diesen merkwürdigen Sachverhalt liegt darin, daß die Forschung seit dem 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart sich lieber mit der (verschieden rekonstruierten) Entstehungsgeschichte der Epen und den ihnen vorausgehenden Entwicklungsstadien oder mit den Besonderheiten mündlicher ,Traditionen' beschäftigt hat, als mit den oft als mehr oder weniger loses sekundäres Konstrukt angesehenen Texten wie sie uns vorliegen. 3
1
S. s c h o n d i e F e s t s t e l l u n g ANN AMORY PARRYS, , H o m e r as A r t i s t ' , C Q 2 1 , 1 9 7 1 , 1: „ H o m e r i c s t u d i e s t o d a y a r e f l o u r i s h i n g , b u t a d m i r e r s o f H o m e r as p o e t r y are a r a t h e r b a f f l e d lot. H o m e rists m a y d e v o t e t h e m s e l v e s to L i n e a r B, M y c e n e a n w a r f a r e a n d w e a p o n r y , f o r m u l a r y m o d i f i c a t i o n s , l i n g u i s t i c f e a t u r e s , Y u g o s l a v parallels, a n d o t h e r s u c h t o p i c s ; b u t a n y o n e w h o p r e fers to c o n c e n t r a t e o n H o m e r h i m s e l f a n d o f f e r s an i n t e r p r e t a t i o n of s o m e p a r t of t h e Iliad Odyssey
or
is liable to m e e t w i t h the r e j o i n d e r that literary s t a n d a r d s m u s t n o t b e a p p l i e d to a n
oral p o e t " ( m i t H i n w e i s a u f A . LORD). Die
Situation
hat
sich
auch
heute noch
nicht
grundsätzlich
geändert,
vgl.
ζ.
B.
die
z a h l r e i c h e n A r b e i t e n d e s e i n f l u ß r c i c h c n , o r a l - p o c t r y ' - S p e z i a l i s t e n G. NAGY, Ζ. B. s e i n e n B e i t r a g , T h e L a n g u a g e of H e r o e s . . . ' in ΕΠΕΑ Π Τ Ε Ρ Ο Ε Ν Τ Α : B e i t r ä g e z u r H o m c r f o r s c h u n g , FS W . KULLMANN, 2 0 0 2 , 1 4 1 - 1 4 9 ( m i t e i n e r e r s t a u n l i c h e n B i b l i o g r a p h i e S. 150). E n t sprechend
wird
Homer
nicht
selten
von
ncuphilologischer
Seite
überhaupt
aus
dem
G e g e n s t a n d s b e r e i c h , n a r r a t i v e T e x t e ' a u s g e k l a m m e r t , s. ζ. Β . K . - H . HARTMANN, W i e d e r h o l u n g e n im E r z ä h l e n : Z u r Literarität n a r r a t i v e r T e x t e , 1 9 7 9 ( 1 9 8 4 ) 70 (zu d e n „ e p i s c h e n F o r m e l n " , m i t H i n w e i s a u f A. LORD). 2
S. ζ. B. A r i s t . P o e t . 8, 1451 a 2 2 f . ό δ' " Ο μ η ρ ο ς ώ σ π ε ρ καΐ τ α ά λ λ α διαφέρει κα'ι τ ο Ο τ ' εοικευ κ α λ ώ ς ίδεΐν (sc. d i e N o t w e n d i g k e i t e i n e r e i n h e i t l i c h e n H a n d l u n g s s t r u k t u r ) , vgl. u n t e n A n m . 10 u n d 14); vgl. ζ. B. H o r a z , a.p. 1 4 0 f f . o d e r Q u i n t i l . 1 0 , l , 4 6 f f . u. ö.
3
S. ζ. B. m o d e r n e A u f s a t z s a m m l u n g e n zu H o m e r , ζ. B. J. LATACZ ( H r s g . ) , H o m e r : T r a d i t i o n u n d N e u e r u n g ( W d F 4 6 3 ) 1 9 7 9 ; I. MORRIS/B. POWELL, A N e w C o m p a n i o n to H o m e r , 1 9 9 7 ( n u r v e r e i n z e l t e n a r r a t o l o g i s c h e B e i t r ä g e ) ; FS W . KULLMANN, O. A n m . 1 ( v o n 18 B e i t r ä g e n b e s c h ä f t i g e n sich n u r z w e i o d e r drei mit c r z ä h l t e c h n i s c h e n F r a g e n , d i e ü b r i g e n s i n d m o t i v o d e r t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e r o d e r l i n g u i s t i s c h e r Art); vgl. ζ. B. a u c h d i e „ S O D e b a t e " in S O 74, 1 9 9 9 , 5 - 8 3 ( B e i t r a g MINNA SKAFTE JENSEN, D i v i d i n g H o m e r : w h e n a n d h o w w e r e the Iliad
a n d t h e Odyssey
D i v i d e d into S o n g s , m i t den B e i t r ä g e n v o n elf H o m e r p h i l o l o g e n u n d ,
Vorbemerkungen
7
Lange Zeit galt es und ζ. T. gilt es immer noch als ausgemacht, daß ,Ilias' und ,Odyssee' nicht analog zu einem Roman als erzählerische Gesamtkunstwerke analysiert werden könnten: die Forschung zur sog. ,homerischen Frage' im 19. und 20. Jahrhundert ging von dieser Voraussetzung im Grunde ebenso aus wie heute vor allem die auf die Formelhaftigkeit der homerischen Sprache fixierten Publikationen zur ,Oral Theory'. 4 Erst in jüngster Zeit scheint man sich neu auf das Urteil des Aristoteles zu besinnen, 5 auch die Erzählforschung nimmt sich, z. T. angeregt durch E. A U E R B A C H S provozierende These von der Perspektivlosigkeit der homerischen Erzählung, 6 gelegentlich wieder Homers an und versucht, die Frage nach der Konzeption von ,Ilias' und ,Odyssee' ebenso wie die nach der spezifischen Präsentation' der Ereignisse i n n e r h a l b ' der uns vorliegenden epischen Erzählungen ohne Rückgriff auf Entstehungshypothesen neu zu stellen. 7 Von den im vorliegenden Band wieder abgedruckten fünf Homeraufsätzen gelten drei signifikanten Teilelementen der Iliashandlung (der G e s a n d t s c h a f t bei Achill' im neunten und den ,Leichenspielen für Patroklos' im dreiundzwanzigsten Buch), die beiden übrigen haben markante Wiedererkennungsszenen innerhalb der nach Aristoteles konstitutiv aus ,Wiedererkennung' bestehenden 8 Odysseehandlung zum Thema (die Wiedererkennung des Odysseus mit seinem
4
S. 84-91, einschlägiger Bibliographie); s. aber auch J. LATACZ (Hrsg.), Homer: Die Dichtung und ihre Deutung (WdF 634), 1991 (worin neben einer Fülle von vorwiegend analytischen Beiträgen auch die Erzählkunst zu Wort kommt, u. a. im lesenswerten Aufsatz von O. TAPLIN, The Shield of Achilles within the Iliad, 227-253, zuerst 1980, der auch deutlich macht, warum die in der Homerforschung gängigen Urteile über die Schildbeschreibung unbefriedigend sind, s. 231 f.). S. dazu R. FRIEDRICHS überzeugende kritische Bestandsaufnahme der Schwachpunkte der ,Oral Theory': ,Oral Composition-By-Themc and Homeric Narrative: The Exposition of the Epic Action in Avdo Medjedovics Weddding of Meho and Homer's Iliad', in: Omero tremila anni dopo, a cura di F. MONTANARI, Storia c Lctteratura 210, 2002, 41-71; vgl. ζ. Β. die „Introduction" zu ,Homer: Beyond Oral Poetry: recent trends in Homeric interpretation' (ed. b y J . M . B R E M E R , I . J . F . DE JONG, J. KALFF), 1 9 8 7 , V I I - I X .
5
6 7
8
Vgl. Ζ. Β. den aristotelischen Ansatz bei T.A. STROUD, E. ROBERTSON, Aristotle's Poetics and the Plot of the Iliad, CW 89, 1995, 179-196, die allerdings nur cnglischsprachigc Sekundärliteratur berücksichtigen und deshalb nicht den neusten Forschungsstand repräsentieren. Mimesis, 1946, Kap.l, vgl. unten Anm. 9. Vgl. insbesondere die sich am .narratologischen Modell' G. GENETTES und M. BALS orientierenden Untersuchungen I. DE JONGs, die zu Recht weithin Beachtung gefunden haben: s. unten Anm. 9 und vgl. ihre Bemerkungen in .Horner: Beyond Oral Poetry', 1987, 105ff.; s. auch .Horners Ilias, Gesamtkommentar', hrsg. v. J. LATACZ, 2000, Bd. 1, Fasz. 2 ,Homerische Poetik in Stichwörtern: narratologischer Begriffskatalog' (R. NÜNLIST/I. DE JONG) und vgl. dazu die kritischen Bemerkungen von W. KULLMANN, Rez. LATACZ, Gnomon 73, 2001, 649f. zur Terminologie DE JONGs, die allerdings die Nützlichkeit des narratologischcn Ansatzes und die mutatis mutandis vergleichbare Erzähltechnik in Epos und modernem Roman nicht in Frage stellen. Poet. 24, 1459 b 15 άναγνώρισι; ... διόλου.
Epische Texte: Homerisches Epos
8
alten Hund Argos im siebzehnten und mit seiner alten A m m e Eurykleia im neunzehnten Buch). In allen genannten Beiträgen spielt Odysseus eine tragende Rolle: In den beiden ersten (.Phoinix') geht es um die handlungstechnische Funktion und den Status des dem Hörer vor dem 9. Iliasbuch noch nicht präsentierten Phoinix in Relation zu den beiden bekannten und renommierten Heroen Odysseus und Aias; im dritten Beitrag (,Endspurt') steht die Profilierung und die Art der Charakterisierung des Odysseus gegenüber seinen Konkurrenten, dem kleinen Aias und Antilochos, in der dramatischen Darstellung des Laufwettbewerbs im Blickpunkt der Aufmerksamkeit, und im vierten und fünften Homerbeitrag schließlich (,Narbe des Odysseus' und perspektivisches Erzählen') geht es vor allem um den Erzählstandpunkt (auktoriale Erzählung und ,point of view' des Odysseus oder Perspektive der Eurykleia oder des Argos?). Beobachtungen des ersteren der beiden Odyssee-Aufsätze (,Narbe des Odysseus') sind von IRENE DE JONG aufgegriffen und modifiziert worden, 9 der letztere (Perspektivisches Erzählen') nimmt zu dieser Modifikation Stellung. Er greift außerdem die auch für die Interpretation der homerischen Wettlaufdarstellung im ,Endspurt'-Aufsatz aufschlußreiche ,Kommentierung' des Geschehensablaufs durch die beteiligten Personen auf (Stellungnahmen des kleinen Aias und des Antilochos; eingeschobene Dialoge des Odysseus mit Eumaios), die der Erzähler als Mittel zur Verdeutlichung des Darstellungsziels einsetzt. 10 Der ,Argos'- wie der , Endspurt'-Aufsatz beschäftigen sich darüber hinaus mit der erzähltechnisch-formalen Trennung gedanklich und zeitlich paralleler Erzählelemente. Der ,Endspurt'-Aufsatz illustriert schließlich am gegebenen Beispiel die funktionale Verwendung der oft als nur formelhaft angesehenen ,epitheta constantia' und enthält Beobachtungen über die immer wieder diskutierte göttliche und menschliche Motivation in der homerischen Darstellung menschlichen Handelns. Methodisch und sachlich werden die hier zusammengestellten Arbeiten zu Homer durch den Aufsatz .Terminologische Probleme in der Poetik des Aristoteles' ergänzt, der sich u. a. mit Aristoteles' aufschlußreicher Analyse des generellen Strukturkonzepts (,Logos') der ,Odyssee' beschäftigt (s. unten Kap. VII, S. 538ff.). Diese Analyse und die in der ,Poetik' überhaupt als vorbildlich dargestellte Handlungsstruktur (σύστασι$ τ ώ υ π ρ α γ μ ά τ ω ν ) der homerischen
9
I. DE JONG, N a r r a t o r s a n d F o c a l i z e r s , 1987, 2 3 u n d . A u e r b a c h a n d H o m e r ' , E u p h r o s y n c , F S MARONITIS, 1 9 9 9 , 1 5 5 f f . ; vgl. DIES.: A N a r r a t o l o g i c a l C o m m e n t a r y on t h e O d y s s e y , 2 0 0 1 , 476f.
10
In d e r F u n k t i o n v e r g l e i c h b a r s i n d die , a n o n y m e n P u b l i k u m s k o m m e n t a r c '
in J l i a s '
. O d y s s e e ' : vgl. I. DE JONG, T h e V o i c e of A n o n y m i t y : t i s - S p e e c h e s in the Iliad, 1 9 8 7 , 6 9 - 8 4 ; Η. SCHNEIDER, D e r a n o n y m e P u b l i k u m s k o m m e n t a r 1996.
und
E r a n o s 85,
in Ilias u n d
Odyssee,
Vorbemerkungen
9
E p e n , " deren Bestandteile für Aristoteles strikt funktional sind, wird selbst in narratologischen Untersuchungen zu wenig beachtet und, wie die Unterscheidung von ,einfachen' und ,komplexen' sowie ,einsträngigen' und ,zweisträngigen' Handlungen in der ,Poetik', gelegentlich mißverstanden. So vernachlässigt ζ. B. IRENE DE JONGS These, Aristoteles' Charakterisierung des „plot" der ,Odyssee' als „,double' (διπλή)" und ,„complex' (πεπλεγμένου)" in Poet. 13 und 24 beziehe sich nur darauf, daß „the Odyssey has a double outcome" und „that this story ,hinges around nodal moments of tragic revelation and paradox'" (nach einer Formulierung S. HALLIWELLS), lasse aber noch keine Differenzierung der ,Odyssee' von der ,Ilias' im Hinblick auf die Handlungsführung erkennen, 12 nicht nur die ausdrückliche handlungstechnische Kontrastierung von ,Ilias' und ,Odyssee' in Poet. 24 1 3 (s. auch Vorbemerkungen zu Kap. VII) ,sondern auch den die Zweisträngigkeit der Odysseehandlung hervorhebenden Wortlaut des .Logos' der ,Odyssee' im Verhältnis zur szenischen Ausführung (,Epeisodia') in Poet. 17. 14 Aristoteles hat die beiden homerischen Epen als planvoll und vorbildlich konzipierte Handlungsgefüge verstanden, 15 und sein funktionales Verständnis ist auch für die Interpretation einzelner Erzählsituationen und spezifischer Details innerhalb von Handlungssequenzen in ,Ilias' und ,Odyssee' durchaus fruchtbar. In der modernen Homerforschung aber wird die Frage nach der Funktion auffälliger und erklärungsbedürftiger Erzählelemente oft nur oberflächlich berührt oder gar nicht erst gestellt. Dies gilt ζ. B. in der immer noch anhaltenden Diskussion um die Rolle des im 9. Buch der Ilias zur Verhandlung mit dem zürnenden Achill zum ersten Mal auftretenden alten Phoinix (s. unten ,Die Rolle des Phoinix' S. 12ff. und ,Noch einmal Phoinix' S. 22ff.) für ein merkwürdiges Detail der Erzählung: Weshalb ,nickt' vor Beginn der eigentlichen Verhandlung ,Aias dem Phoinix zu, Odysseus aber bemerkt dieses Nicken und
11
S. ζ. B. Poet. 8, 1451 a 2 2 - 3 5 (...'Οδύσσειαν ... π ο ι ώ υ ... περί μίαν πράξιυ οϊαν λέγομευ την Όδύσσειαν συνέστησεν, ομοίως δέ και τήν Ίλιάδα..,); s. zum Verständnis der Partie jetzt K. NICKAU, Einiges oder Eines: Zu Stoff und Struktur der Dichtung in Aristoteles' Poetik c. 8,1451 a 25, R h M 146, 2003, 138-159.
12
DE J O N G in F S K U L L M A N N 7 8 .
13
1459 b 13-15 συνέστηκεν ή μέυ Ίλιάς άιτλοΰν κα'ι πσθητικόν, ή δέ 'Οδύσσεια πεπλεγμένου α ν α γ ν ώ ρ ι σ η γ ά ρ διόλου - και ηθική. Zum Begriff ,Szene' s. ebd. S. 8 - 2 1 ; zu Aristoteles und Homers . O d y s s e e ' v g l . jetzt bes. K. NLCKAU, o. Anm. 10 (zu Poet. 17 dort S. 156). 1455 a 3 4 - b 23, vgl. auch den Anfang des Kap. 17, 1455 a 22f. τούζ μύθους συνιστάναι und s. meinen Aufsatz zu ά π λ ο ϋ ς / δ ι π λ ο ϋ ς μΰθος und ά π λ ή / π ε π λ ε γ μ έ ν η σύσταση; zum Begriff επεισοδίου ,Szene' s. ebd.
14
15
S. Poet. 26, 1462 b lOf. τ α ΰ τ α τ ά ποιήματα (sc. ,Ilias' und ,Odyssee') συνέστηκεν ώξ ενδέχεται άριστα καϊ οτι μάλιστα μιας πράξεως μίμησις; vgl. außer Poet. 17,1455 b 1 5 - 2 3 und 24, 1459 b 12-16 ζ. Β. auch 24,1460 a 5ff.
10
Epische Texte: Homerisches Epos
fängt an zu reden'? Dazu schreibt ζ. B. O. T S A G A R A K I S : 1 6 „In v. 223 he (sc. Aias) nods to Phoenix when he apparently thought it was time to get down to business, but the sharpeyed and keenwitted Odysseus was quick to take command of the situation..." Statt nach der Funktion des auffällig inszenierten und erklärungsbedürftigen Umwegs in der Erzählung zu fragen, begnügt sich der Interpret mit einer erweiternden Textparaphrase, die zur Erklärung des vorliegenden Arrangements nichts beiträgt (warum sagt der Erzähler nicht einfach: ,Odysseus hielt die Zeit zur Eröffnung der Verhandlung für gekommen und begann' oder allenfalls ,Aias gab Odysseus ein Zeichen und dieser begann'?). Weshalb die folgenlose Zwischenschaltung' des Phoinix!17 Der unbekannte Phoinix, der sichtlich für die besonderen Zwecke der Gesandtschaftsszene in die Iliashandlung eingeführt wird, stellt sich folgerichtig im Unterschied zu den beiden anderen, dem Hörer seit langem vertrauten prominenten Gesandtschaftsmitgliedern Odysseus und Aias 18 in seinem eigenen Appell an Achill zunächst einmal selbst vor und betont dabei zugleich die Vorrangstellung der beiden profilierten άριστοι, mit denen zusammen er zu Achill ausgesandt worden ist. 19
Versteht man also die in den fünf vorliegenden Homeraufsätzen analysierten epischen Szenen im Sinne des Aristoteles als funktionale Bestandteile jedes der beiden Epen, dann wird deutlich, daß sie alle durch kunstvolle Strategien des Erzählers, ζ. B. sorgfaltig geplante retardierende Unterbrechungen auf dem Höhepunkt der Erzählung (,Narbe des Odysseus' und ,Argos'), überraschende ,dramatische' Peripetien (,Endspurt') oder pointiert ambivalente Informatio-
16
M n e m o s y n e 32, 1979, 235 (in einer Auseinandersetzung mit m e i n e m ersten Phoinix-Bcitrag, den zweiten, von 1978, kennt er nicht).
17 18
S. dazu ,Dic Rolle des P h o i n i x ' 13ff. A u f diese m u ß der Hörer n a t u r g e m ä ß die auch in j ü n g s t e r Zeit i m m e r noch diskutierten b e r ü h m t - b e r ü c h t i g t e n D u a l e in der dem W e g der Gesandten u n d ihrer A n k u n f t bei Achill geltenden Partie II. 9 , 1 8 2 - 2 0 0 beziehen, s. unten meine , P h o i n i x ' - A u f s ä t z c u n d vgl. R. S c o DEL, Arethusa 30, 1997, 2 1 1 - 1 6 , u n d .Listening to H o m e r ' , 2 0 0 2 , 1 6 0 - 7 2 [jeweils mit Zus a m m e n s t e l l u n g e n der verschiedenen in der Forschung vertretenen Positionen z u m Status des Phoinix u n d zu den Dualen). Sie akzeptiert, daß die Hörer alle D u a l e auf die beiden „ m a j o r heroes" O d y s s e u s u n d Aias bezogen haben werden, und daß „Phoenix w a s to ,lead' by putting Achilles in a m o o d to listen" (Arethusa, s. o. 214: vgl. meine Interpretation von Nestors Auftrag, II. 9,168 Φοίνιξ μέν π ρ ώ τ ι σ τ α ... ή γ η σ ά σ θ ω , unten ,Rolle des P h o i n i x ' 5 - 7 u n d , N o c h einmal P h o i n i x ' 1 2 - 1 8 ) . Sie betont j e d o c h , daß „there m u s t be s o m e uncertainty about the f u n c t i o n of P h o e n i x " , der möglicherweise eine aus der Tradition ü b e r n o m m e n e , dem Hörer m e h r oder w e n i g e r bekannte Figur gewesen sei, s. dazu unten A n m . 20.
19
S. II. 9 , 5 2 0 - 2 3 u n d unten . P h o i n i x ' 12ff.; wie ζ. B. O. TSAGARAKIS, o. A n m . 14, 2 2 1 - 2 4 , die g e n a n n t e Partie versteht, ist mir nicht klar (er scheint zunächst gegen den Wortlaut des Textes Phoinix auf eine Stufe mit den beiden anderen G e s a n d t e n stellen zu wollen, schreibt aber später, 2 3 7 - 3 9 , der ,soziale Status' des Phoinix sei , f u r das Ziel der G e s a n d t s c h a f t ' belanglos).
Vorbemerkungen
1\
nen, die neugierig machen und das Verlangen nach Aufklärung provozieren (,Phoinix'), 20 zielbewußt auf die Spannung des Hörers angelegt sind und immer mit seiner Erwartungshaltung rechnen.
20
Vgl. auch R. SCODEL, .Listening to H o m e r ' , ο. A n m . 18, ζ. Β. 171: „there is good reason for readers to find the duals c o n f u s i n g - because they are c o n f u s i n g . T h e y increase the mystification a r o u n d Phoenix. T h e y could be perplexing even to s o m e o n e w h o already k n o w s quite well w h o Phoenix is" (vgl. ebd. 165: „Phoenix himself m a y be objectively traditional"), doch g l a u b e ich, d a ß die .mystifizierende' E i n f ü h r u n g des Phoinix und seine retardierte Vorstellung t e x t i m m a n e n t verstanden werden können. Daß die Person des Phoinix j e d e n f a l l s aus der ,Presbcia' nicht w e g z u d e n k e n ist (s. die W i r k u n g seines Appells auf Achill), wird heute wohl k a u m noch bestritten.
Die Rolle des Phoinix und die Duale im I der Ilias [Glotta 53 (1975) 2 5 - 3 6 ] In seiner Rede an Achill sagt Phoinix über die Gesandten A g a m e m n o n s und der achaiischen Geronten folgendes (II. 9,520-523): ά ν δ ρ α ς 5ε λίσσεσθαι έ π ι π ρ ο έ η κ ε ν ά ρ ι σ τ ο υ ς (sc. Agamemnon) κ ρ ι ν ό μ ε ν ο ς κ α τ ά λ α ό ν Ά χ α ι ϊ κ ό ν οϊ τε σοι α ΰ τ φ φ ί λ τ α τ ο ι Ά ρ γ ε ί ω ν τ ώ ν μή σύ γ ε μΰθον έλέγξης μηδέ π ό δ α ς - π ρ ι ν δ' οϋ τι ν ε μ ε σ σ η τ ό ν κ ε χ ο λ ώ σ θ α ι .
Die zitierten Verse sind in der Diskussion u m die Probleme der Bittgesandtschaft an Achill, die sich vor allem auf die Person des Phoinix und die Erklärung der Duale in den Versen 182-198 konzentrieren,' verhältnismäßig wenig beachtet worden. Schon Aristarch 2 aber meinte zu Vers 520: oü σ υ μ π ε ρ ι λ α μ β ά νει ε α υ τ ό ν ό Φοίνιξ ώ ς ά ν μηδέ χ ώ ρ α ν έ χ ω ν πρεσβευτοΰ. Einen ähnlichen Schluß zogen in [26] neuerer Zeit A. ROEMER3 und (ohne B e z u g n a h m e auf Aristarch und ROEMER) P. V. D. MÜHLL,4 beide in kurzen Feststellungen ohne genauere Analyse der Verse. Zurückgewiesen wurde die Folgerung von M. NOE (gegen ROEMER)5 und F. FOCKE (gegen V. D. MÜHLL).6 M. NOE stellt als Gegenargument nur die Frage: „Sollte sich Phoinix nicht mitbeteiligt fühlen, weil er sagt ά ν δ ρ α ς έπιπροέηκεν statt ήμάς ο. ä.?" - Läßt sie damit aber nicht gerade den wesentlichen Begriff in der Aussage des Phoinix ( ά ν δ ρ α ς ... ά ρ ι σ τ ο υ ς ) außer acht? Hätte Phoinix wirklich sagen können ή μ ά ς έπιπροέηκεν ά ρ ι σ τ ο υ ς ? FOCKE andererseits wendet ein: „So etwas (sc. daß Phoinix sich nicht zur Gesandtschaft rechnet) müßte ausdrücklich und unmißverständlich gesagt sein." Ist aber die Aussage des Phoinix nicht ganz ,unmißverständlich'? Der für die Beurteilung der Rolle des Sprechers Phoinix aufschlußreiche Punkt liegt nämlich eben darin, daß er die von Agamemnon ausgeschickten Gesandten als ,her-
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4 5 6
Zum Stand der Diskussion s. A. H E U B E C K , Die homerische Frage, Erträge der Forschung 27, 1974, 71 ff.; 0 . T S A G A R A K I S , Phoenix and the Achaean Embassy, RhM 1 16, 1973, 193ff.; vgl. auch A. L E S K Y , Homeros (Separatdruck aus RE Suppl. 11), 1967, 103f. [Vgl. oben S. 9f. und ζ. B. R. S C O D E L , Arethusa 30, 1997, 211-16, und .Listening to Homer', 2002, 160172], Scholia Gracca in Homcrum 182 mit H. E R B S E S Hinweisen im Apparat z. St., a. O. 437. I Homerische Aufsätze, hrsg. von E. BELZNER, 1914, 16, aus V. 520-521a („womit er, sc. Phoinix, sich doch ganz unzweideutig außerhalb der eigentlichen Gesandtschaft stehend bczcichnct. So und nicht anders wird jeder Junge in der Schule interpretieren"; er verweist dann auf Aristarch). Kritisches Hypomnema zur Ilias, 1952, 168 (vgl. 177): „520ff. rechnet sich Phoinix nicht zur Gesandtschaft"; vgl. dazu aber u. Anm. 11. Phoinix, Ilias und Homer. Untersuchungen zum neunten Gesang der Ilias, 1940, 19. Zum / der Ilias, Hermes 82, 1954, 259 Anm. 3.
Die Rolle des Phoinix und die Duale im I der Ilias
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vorragende Krieger' des Achaierheeres (άριστους) bezeichnet. Diesen Rang aber, der dem des angeredeten Achill entspricht, nehmen in der an sich funfköpfigen Gesandtschaft nur Odysseus und Aias ein. Wie dagegen die Stellung des Phoinix einzuschätzen ist, geht aus seiner eigenen Rede (II. 9,432ff.) am besten hervor. Man hat oft darauf aufmerksam gemacht, daß Phoinix bei seinem ersten Auftreten in der Ilias in der Einleitung der Gesandtschaftsszene (II. 9,168) mit keinem Wort vorgestellt wird (Nestor führt ihn nur als Φοίνιξ ... ΔΓι φίλοξ ein), obwohl doch eigentlich der Hörer gerade bei dieser ihm bisher unbekannten Person darüber informiert werden müßte, weshalb Nestor sie für die Gesandtschaft an Achill auswählt. Dies ist jedoch vor allem dadurch gerechtfertigt (wie besonders K. REINHARDT7 gezeigt hat), daß Phoinix sich selber in seiner Rede an Achill (II. 9,434ff.) ausführlich vorstellt und die Vorstellung bis zu dieser Stelle aufgeschoben wird, weil sie zeigt, wie nahe Phoinix dem Achill steht und wie groß deshalb gerade die Wirkung seines Appells [27] an diesen sein muß und ist. Die Beteiligung des Phoinix an der Mission wird also zwar bei ihrem Beginn gemäß den Formgesetzen der Ilias angekündigt 8 und der Hörer so darauf vorbereitet, vorgestellt aber wird Phoinix erst dort, wo er für die Handlung wichtig wird. Seine Selbstcharakterisierung ist Bestandteil seines Versuchs, Achill zur Wiederaufnahme des Kampfes zu bewegen, und erfolgt deshalb erst im Rahmen dieses Versuchs (ganz ähnlich wird ζ. B. Glaukos schon IL 2,876 beim Auszug seines Kontingents in den Kampf zum erstenmal erwähnt, aber erst II. 6,119 und besonders 144ff. in seiner Selbstcharakterisierung gegenüber Diomedes vorgestellt, d. h. dort, wo er für die Handlung wichtig wird). Der ganze erste Teil von Phoinix' langer Rede dient nur dazu, seine eigene enge Beziehung zu Achill herauszustellen (II. 9,434-495), und damit dem erst im zweiten Teil folgenden Appell zur Aussöhnung mit Agamemnon (II. 9,496-605) Hintergrund und Nachdruck zu geben. Phoinix, der ein alter Mann ist (IL 9,432 γ έ ρ ω ν ίπττηλάτα Φοίνιξ), stellt von vornherein klar, daß die Treue zu Achill für ihn Vorrang vor allen anderen Erwägungen hat (IL 9,434-446). Er ist von Peleus, dem Vater Achills, diesem als Erzieher und Berater mitgegeben worden. Schon daraus folgt, daß sein Wort besonderes Gewicht bei Achill haben muß. Doch Phoinix leitet nicht nur aus dem Auftrag des Peleus eine besondere Verantwortung für Achill ab, sondern er ist darüber hinaus auch dem Haus des Peleus in hohem Maße zur Dankbarkeit verpflichtet (IL 9,447-484). Für Achill aber hat er, schon als dieser noch ein ganz kleines Kind war, wie ein Vater gesorgt (IL 9,485-495). Ein Mann, der so eng mit der Familie Achills und mit Achill selber verbunden ist, kann wohl erwarten, daß sein Rat bei seinem Zögling besondere Beachtung findet. Die Funktion der au-
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Die Ilias und ihr Dichter, hrsg. v. U. HÖLSCHER, 1961, bes. 235ff. I Vgl. T. KRISCHER, Formale Konventionen der homerischen Epik, Zctcmata 56, 1971, 103ff. und 128f. zur Bedeutung der orientierenden Ankündigungen bei den Handlungsvcrzweigungen. I
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Epische Texte: H o m e r i s c h e s Epos
ßerordentlich ausfuhrlichen Selbstvorstellung des dem Hörer der Ilias bisher unbekannten Phoinix erst an dieser Stelle der Handlung ist demnach deutlich. In den Versen 515 ff. aber begründet Phoinix, warum er Achill zur Versöhnung mit Agamemnon rät: die Achill angebotenen Geschenke sind reich, die Gesandtschaft ist so vornehm, daß sie seine verletzte Ehre wiederherstellt, und die Gesandten stehen ihm selber so nahe, daß sie ihn geradezu zur Nachgiebigkeit verpflichten. Insbesondere aus den oben zitierten Versen 5 2 0 - 5 2 3 geht klar hervor, daß Phoinix sich selber nicht auf eine Stufe mit Aias und Odysseus stellt, denn die άνδρες ... άριστοι, von denen er sichtlich distanziert [28] spricht, sind die vornehmsten und tüchtigsten Krieger. Unter sie kann Phoinix sich selber nicht rechnen, wie seine vorhergehende Selbstvorstellung zur Genüge zeigt, einmal, weil er ein alter Mann ist, der kaum noch als aktiver Einzelkämpfer auftreten kann, und zum anderen, weil er ein Vasall von Achills Vater ist und nur zu den Unterfuhrern zählt. Phoinix kommt außerhalb des I noch fünfmal in späteren Büchern der Ilias vor, jedesmal in enger Beziehung auf Achill: 16,196 wird er im Katalog der Myrmidonen genannt, die Achill unter Führung des Patroklos den Achaiern zu Hilfe schickt (Phoinix befehligt die vierte der fünf Abteilungen von Achills Truppen); 17,555 und 561 treibt Athene in der Gestalt des Phoinix die griechischen Fürsten im Kampf um die Rettung der Leiche von Achills Freund Patroklos an; 19,311 versucht Phoinix zusammen mit den Atriden, Odysseus, Nestor und Idomeneus den Achill in seinem Schmerz über den Tod des Patroklos zu trösten; und 23,360 schließlich bestellt Achill bei den Leichenspielen für Patroklos den alten Phoinix zum Kampfrichter beim Pferderennen ( π α ρ ά δέ σκοπού εΤσεν / άντίθεον Φοίνικα, ό π ά ο ν α π α τ ρ ό ς έοΐο, / ώ ς μεμυέωτο δρόμους και άληθείην άποείποι). An der zuletzt genannten Stelle wird in Übereinstimmung mit der Selbstcharakterisierung des Phoinix im 9. Buch noch einmal deutlich gesagt, welche Stellung ihm zukommt: Er ist .Gefolgsmann' ( ό π ά ω ν ) von Achills Vater Peleus, nicht von Achill selbst. Dieser Sachverhalt läßt ihn zwar trotz seiner zweitrangigen sozialen Stellung verhältnismäßig selbständig gegenüber Achill erscheinen, 9 bestätigt aber zugleich die Folgerung, die man schon aus seiner
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Vgl. auch u. A n m . 20. - Die für einen G e f o l g s m a n n verhältnismäßig u n a b h ä n g i g e Stellung des Phoinix erleichtert dem Dichtcr die Vorstellung seiner A n w e s e n h e i t im achaiischen Gerontenrat, die an sich Schwierigkeiten m a c h t (,wie k o m m t ein Vertrauter Achills, der z u d e m nur die Position eines Unterführers hat, in den R a t der v o r n e h m e n Geronten in Agam e m n o n s Zelt?'). Für den Dichter ergab sich hier o f f e n b a r ein Konflikt zwischen inhaltlichen Erfordernissen (er brauchte in der V e r h a n d l u n g mit Achill den eindringlichen Appell des alten Vertrauten) und epischer Konvention (Phoinix durfte nicht erst bei Achill plötzlich neu e i n g e f ü h r t werden, sondern er m u ß t e schon zu Beginn der Prcsbeia mit seiner besonderen A u f g a b e . a n g e k ü n d i g t ' , also trotz seiner untergeordneten Stellung a u c h unter den Geronten in A g a m e m n o n s Zelt a n w e s e n d gedacht werden, denn .nachträgliche K o o r d i n a t i o n ' wird bei H o m e r i m m e r gemieden: s. T. KRISCHER, vorige Anm.). Diese t e c h n i s c h e n Schwierigkeiten bedingen o f f e n b a r auch das Fehlen einer Vorstellung des Phoinix in V. 168 (sie hätte sofort
D i e R o l l e d e s P h o i n i x u n d die D u a l e im I d e r Ilias
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Rede im 9. Buch ziehen kann: Im Rahmen der vornehmen [29] und hochoffiziellen Gesandtschaft zu Achill, an der zwei der größten und ,ranghöchsten' Helden der Ilias (Odysseus und Aias) teilnehmen, kann Phoinix auf Grund der G e sellschaftsordnung' nur eine untergeordnete Stellung haben. 1 0 Die zitierten Worte des Phoinix zeigen, in Übereinstimmung mit dem Wert, der auch sonst in der Ilias auf die Ehrenstellung der Fürsten gelegt wird, daß er nicht als gleichberechtigter Gesandter neben den beiden Königen Odysseus und Aias gelten kann. Diese Feststellung bedeutet nicht, daß nicht auch Phoinix (wie die beiden Herolde) Mitglied der Gesandtschaft ist, 11 wohl aber, daß auf Grund ihres Ranges im griechischen Heer Odysseus und Aias die eigentlichen Gesandten sind, vor denen auch Phoinix zurücktreten muß. Nur nach Odysseus und Aias bemißt sich die außerordentliche Bedeutung der Gesandtschaft, deren Repräsentanten sie sind. Diese beiden, so meint Phoinix, hat Agamemnon als Bittgesandte ausgeschickt (λίσσεσθαι έπιπροέηκεν), weil sie zu den ranghöchsten Vorkämpfern der Achaier gehören (άριστους / κρινόμενος κ α τ ά λαόν Άχαιϊκόν) und weil sie besonders enge Freunde Achills sind (οι τε σοι α ύ τ ώ / φίλτατοι Άργείοον, was Achills eigenen Worten entspricht: II. 9,197, vgl. 204). Wenn Achill sich den Bitten und Bemühungen solcher Abgesandter widersetze, so Phoinix, dann lade er den doppelten Vorwurf auf sich, die Ehre so vornehmer Krieger mißachtet und ihre Freundschaft verletzt zu haben (dies ist der Sinn der Aufforderung II. 9,522f. τ ω ν μή συ γε μϋθον έλέγξης / μηδέ πόδας- πρ'ιν δ' ου τι νεμεσσητόν κεχολώσθαι, d. h. nach einer derartigen [30] Genugtuung wirst du kein Verständnis mehr finden, wenn du weiter zürnst). Wenn diese Interpretation der Verse II. 9,520-523 richtig ist, dann ergeben sich Folgerangen insbesondere für zwei Hauptprobleme der Bittgesandtschaft. Das erste betrifft das Verständnis der Verse 11. 9,168-172, in denen Nestor mit dem Einverständnis Agamemnons die Gesandtschaft an Achill zusammenstellt. die
Frage
nach
dem
Grund
seiner
Anwesenheit
im
Gerontenrat
provoziert)
und
sein
2
1959,
a u f f a l l e n d e s Z u r ü c k t r e t e n im T e x t bis z u m A u f r u f d u r c h A i a s in V . 2 2 3 . I 10
V g l . d i e A n d e u t u n g bei F. DORNSEIFF, K l e i n e S c h r i f t c n I, A n t i k e u n d A l t e r O r i e n t , 150 ( z u e r s t 1 9 5 0 ) : J
182 ... 2 + 1 A b g e s a n d t e - A i a s u n d O d y s s e u s h a b e n n o c h d e n U n f r e i e n
P h o i n i x m i t g e n o m m e n , u m a u f d a s G e m ü t des A c h i l l e u s E i n f l u ß zu g e w i n n e n - ..."; vgl. u . S. 18 m i t A n m . 2 0 . - U n r i c h t i g ist d e s h a l b d i e h e u t e ü b l i c h e B e h a n d l u n g d e r drei A b g e s a n d t e n als g l e i c h r a n g i g : so ζ. B. CH. SEGAL (s. u. A n m . 2 1 ) 111 (der A i a s u n d P h o i n i x „ t h e o t h e r t w o h e r o e s " n e b e n O d y s s e u s n e n n t ) o d e r Ο. TSAGARAKIS, T h e A c h a e a n E m b a s s y a n d t h e W r a t h of A c h i l l e s , H e r m e s 9 9 , 1971, 2 5 7 - 2 7 7 , bes. 2 6 0 f . (er s p r i c h t v o n drei g l e i c h r a n g i gen „kings" und „ambassadors"). 11
I n s o w e i t ist F. FoCKEs E i n w a n d g e g e n P. v . D. MÜHLL (s. o. S. 12) b e r e c h t i g t . Z u U n r e c h t g l a u b t er j e d o c h (a. O. 2 5 9 ) m i t d e r c o m m u n i s o p i n i o (ζ. Β. Μ . ΝΟΕ, P h o i n i x 7 - 9 ; D . L . PAGE, H i s t o r y a n d the H o m e r i c Iliad, 1959, 2 9 7 f f . ; vgl. P. V. D. MÜHLL, Krit. H y p o m n e m a 168), d a ß N e s t o r d e n P h o i n i x „ i n n e r h a l b d e r G e s a m t g e s a n d t s c h a f t ... b e v o r z u g t " ( π ρ ώ τ ι σ τ α m ü s s e „ i m vollen S i n n von .allererst, o b e r s t ' v e r s t a n d e n w e r d e n " u n d n i c h t „als b l o ß e s , z u n ä c h s t ' " ; vgl. e b d . 2 5 8 : „ P h o i n i x als ä l t e s t e m u n d ... v o n N e s t o r ( 1 6 8 ) a n erster Stelle v o r g e s c h l a g e n e m G e s a n d t e n " ) . E b e n dies aber w i r d d u r c h P h o i n i x ' e i g e n e W o r t e a u s g e s c h l o s sen. V g l . a u c h u. A n m . 15 u n d 17. I
16
Epischc Texte: Homerisches Epos
Umstritten ist hier vor allem die auf Phoinix bezogene Verbform ήγησάσθω in Vers 168 (Φοίνιξ μέν π ρ ώ τ ι σ τ α ΔΓι φίλος ήγησάσθω). Nestors Rollenverteilung scheint im Widerspruch zu Vers 192 (ήγεϊτο δέ δΐος 'Οδυσσεύς, vgl. 180) zu stehen und ist deshalb (und auf Grund der Duale in Vers 182ff: dazu s. u. S. 18) oft zu analytischen Schlüssen verwendet worden. 12 Wenn man jedoch die oben interpretierten Verse 520-523 und die Stellung des Phoinix unter den Helden der Ilias berücksichtigt, dann zeigt sich, daß Nestors Formulierung Φοίνιξ ... ήγησάσθω nicht heißen kann: ,Phoinix soll die Leitung der Gesandtschaft übernehmen', wie man oft geglaubt hat.13 Dies würde den in der Ilias geltenden gesellschaftlichen Konventionen widersprechen. Da aber auch die sonst für ήγησάσθω vorgeschlagenen Lösungen nicht recht überzeugen, 14 müssen wir zwischen dem Rang der die Gesandtschaft bildenden fünf Personen und der Aufgabe, die sie übernehmen sollen, sorgfältig differenzieren. Nur auf die letztere kann sich die Angabe Φοϊνιξ ... ήγησάσθω beziehen: ,Phoinix soll zuerst [31] ( π ρ ώ τ ι σ τ α ) die Führung (in der Verhandlung mit Achill) übernehmen': 15 ,Phoinix soll zuerst der Wortführer sein, im übrigen aber Aias und Odysseus', d. h. die beiden Leiter der Delegation (V. 169 αϋτάρ επειτ' Α'ίας τε μέγας και δίος 'Οδυσσεύς sc. ήγησάσθων). 1 6 Diesen beiden wird dann in ihrer offiziellen
12 13
Vgl. bes. M. NOE, Phoinix 18, und D.L. PAGE, History 298. Der .Analytiker' D.L. PAGE, a. 0 . 299 („the verb used of Phoenix in 168, ήγησάσθω, could not mean that he went on in advance of the others, but only that he was their leader") trifft sich in diesem Punkt mit dem ,Unitaricr' K. REINHARDT, Ilias 233 ( „ W i e kann er, sc. Phoinix, an Rang über Aias und Odysseus stehen? Denn Nestors Vorschläge stufen sich nicht in der Reihenfolge: a plus b plus c, sondern: a (Phoinix) plus: b und c, Aias und Odysseus stehen als nachgeordnetes Paar, die Hochbcrühmten hinter dem Unbekannten"). Daß die Verbform ή γ η σ ά σ θ ω nur heißen könne „he was their leader", folgt aber nicht aus dem von PAGE 325 A n m . 3 angeführten Bclegmaterial.
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Vgl. D. MOTZKUS, Untersuchungen zum 9. Buch der Ilias unter besonderer Berücksichtigung der Phoinixgestalt, Diss. Hamburg 1964, 84ff., bes. 101. - Die Interpretation des Verbs und der Funktion des Phoinix bei O. TSAGARAKIS (o. Anm. 1) 199ff. (Phoinix solle vor und getrennt von der Gesandtschaft zu Achill gehen, damit Achill nichts von seinem Engagement für die Sache A g a m e m n o n s erfahre) ist nicht nur mit der sonstigen Bedeutung von ήγεΐσθσι, sondern auch mit dem Kontext unvereinbar (vgl. nur 9 , 4 2 7 - 4 2 9 und 612ff., w o Achill sich durchaus über die Beteiligung des Phoinix an der Gesandtschaft informiert zeigt, vgl. auch V. 690; TSAGARAKIS' Deutung von V. 617, a. O. 202 Anm. 33, ist durch den Kontext ausgeschlossen). I
15
D.L. PAGE, History 325, schreibt: „the verb is applied to that one of the persons who takes the lead; and it is always apparent or to be presumed that the other person or persons referred to in the context are subordinate (in respect of the action described) to the subject of the verb ήγεΐσθσι, unless the context plainly dictates otherwise" (Hervorhebung von mir). Daraus ergibt sich j e d o c h noch nicht „that Phoenix is intended to be ... the principal person in this c o m p a n y of ambassadors", denn die „action described" ist der Versuch, Achill zu überreden, wie der Kontext zeigt (vgl. Nestor V. 111-113 und V. 181, vgl. 184 und A g a m e m n o n 1 5 7 161; V. 165f. ist folglich impliziert, daß die Abgesandten zu Achill gehen sollen, um ihn zu überreden). Für diese Aktion hat Nestor dem Phoinix eine führende Rolle zugedacht. - Zu π ρ ώ τ ι σ τ α - έ π ε ι τ α vgl. Ο . TSAGARAKIS (ο. A n m . 1) 198f. ( m i t P a r a l l e l e n ) .
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D i e R o l l e d e s P h o i n i x u n d die D u a l e im I d e r Ilias
Funktion noch j e ein Herold zugeordnet, um die Gesandtschaft formgerecht zu machen (V. 170 κηρύκων δ' Ό δ ί ο ς τε και Εύρυβάτης σμ' έπέσθων).' 7 Diese Nominierung der Gesandten durch Nestor dient insofern als Ankündigung des folgenden Geschehens, als Phoinix, Aias und Odysseus dann auch tatsächlich die Sprecher in der Unterredung mit Achill sind. Weshalb aber Nestor den Phoinix den beiden offiziellen Gesandten vorordnet und ihn mit der Eröffnung der Mission betrauen will, bleibt zunächst ebenso offen wie die Frage, wer Phoinix eigentlich ist (beides wird erst durch die schon besprochene Selbstcharakterisierung des Phoinix vor Achill deutlich). Die Ausführung der Mission aber verschiebt sich gegenüber ihrer Ankündigung und dem Plan Nestors dadurch, daß Odysseus auf Grund des freundlichen Empfangs der Gesandten durch Achill als erster das Wort ergreift. 18 Daß dieses Vorgehen ein Abweichen von der [32] ursprünglichen Intention Nestors bedeutet, macht der Dichter durch Vers 223 klar (..., νεΰσ' Αϊας Φοινίκι- νόησε δέ δΐος 'Οδυσσεύς, ...): 19 Aias will hier dem Vorschlag Nestors gemäß handeln und Phoinix zur Eröffnung der Verhandlung veranlassen (Φοίνιξ ... ήγησάσθω), doch Odysseus kommt dem Phoinix mit seiner Initiative zuvor (V. 223bff.; hier ist im übrigen, ebenso wie später Vers 4 2 7 f f , bemerkenswert für die untergeordnete Stellung des Phoinix,
16
D i e s e d u r c h d e n K o n t e x t n a h e g e l e g t e E r g ä n z u n g des P r ä d i k a t s ( ή γ η σ ά σ θ ω ν ) v e r d i e n t , trotz NOE, P h o i n i x 7ff., u n d D. MOTZKUS, U n t e r s u c h u n g e n 102, d e n V o r z u g vor ι ό ν τ ω ν o d e r g a r έττεσθςον.
17
V g l . F. FOCKE (O. A n m . 6) 2 5 8 („ein , P a a r ' also w i e O d y s s e u s u n d A i a s ( 1 8 2 . 192) u n d zu ihnen - für diese Gelegenheit - auch gehörend"). Schon diese Z u o r d n u n g der Herolde zu A i a s u n d O d y s s e u s a b e r läßt e r k e n n e n , d a ß d e r f ü r sich g e n a n n t e P h o i n i x d e m R a n g e n a c h n i c h t a u f d e r g l e i c h e n S t u f e s t e h t (zu U n r e c h t s c h l i e ß t FOCKE 2 6 0 a u s d e m F e h l e n e i n e s Herolds
f ü r P h o i n i x , d a ß d i e s e r bei d e r N o m i n i e r u n g
der A b g e s a n d t e n
nicht
zugegen
g e w e s e n sei: d e m w i d e r s p r i c h t s c h o n V. 167 έπιόψομσι). 18
In d e r d u r c h d e n f r e u n d l i c h e n E m p f a n g e n t s t a n d e n e n S i t u a t i o n f ü h l t er sich als L e i t e r d e r G e s a n d t s c h a f t , d e r d e m A c h i l l g e g e n ü b e r s i t z t , w o h l a u c h d a z u v e r p f l i c h t e t , als erster g e g e n ü b e r d e m G a s t g e b e r d a s W o r t zu n e h m e n . I
19
V g l . s c h o n A. ROEMER, H o r n . A u f s . 2 1 u n d 2 4 , d e r d a r a u f a u f m e r k s a m m a c h t , d a ß d e r D i c h t e r m i t d i e s e m V e r s a u s d r ü c k l i c h a u f e i n e A b w e i c h u n g v o n d e r ( i m P l a n N e s t o r s lieg e n d e n ) n a t ü r l i c h e n R e i h e n f o l g e h i n w e i s t . - D e r V e r s , mit d e m n a c h B e e n d i g u n g d e s M a h l e s die eigentliche
Verhandlung
eingeleitet
wird,
ist
oft behandelt
und
ganz
verschieden
i n t e r p r e t i e r t w o r d e n (vgl. D. MOTZKUS, U n t e r s u c h u n g e n 106ff.). E r k a n n a n s e i n e r Stelle im Text und wegen der Reaktion des Odysseus nur bedeuten, daß Aias den Phoinix E i n l e i t u n g d e r e i g e n t l i c h e n V e r h a n d l u n g a u f f o r d e r t ( M . NOE, P h o i n i x
18: „ D e r
zur
Dichter
b r i n g t h i e r bei B e g i n n d e r V e r h a n d l u n g e n d e m L e s e r n o c h m a l s in E r i n n e r u n g , d a ß e i g e n t l i c h P h o i n i x als E r s t e m d a s W o r t g e b ü h r t h ä t t e " , j e d o c h n i c h t , w i e NOE g l a u b t , weil N e s t o r ihn z u m , C h e f d e r G e s a n d t s c h a f t bestellt hätte; vgl. ζ. B. F. FOCKE, a. O . 2 5 8 ; K. REINHARDT, Ilias 2 3 3 m i t A n m . 11 - a n d e r s ζ. B. S c h o l . exeg. Z u H o r n . II. 9 , 2 2 3 , II 4 4 8 ERBSE, u n d D . MOTZKUS, U n t e r s u c h u n g e n
107f.: A i a s h a b e n u r f r a g e n w o l l e n , o b d e r r i c h t i g e
Moment
g e k o m m e n sei; d o c h w i e s o k o m m t ein N i c k e n e i n e r F r a g e g l e i c h , u n d w e s h a l b h ä t t e d a f ü r P h o i n i x e i n g e s c h a l t e t w e r d e n m ü s s e n ? ) . D a r a u s folgt j e d o c h g e r a d e n i c h t ( w i e ζ. B. FOCKE e b e n s o w i e REINHARDT will), d a ß P h o i n i x ein im R a n g ü b e r g e o r d n e t e r o d e r e h r w ü r d i g e r . G e s a n d t e r ' ist.
besonders
18
Epischc Texte: Homerisches Epos
daß er erst das Wort nehmen kann, nachdem er von den ranghöheren Helden, Aias bzw. Achill, V. 427-429, dazu ermuntert worden ist).20 [33] Die zweite Folgerung aus der Aussage des Phoinix in den Versen 520-523 betrifft die berühmt-berüchtigten Duale der Verse 182-198. Sie können sich danach nur auf Odysseus und Aias beziehen und nicht etwa, wie neuerdings CH. 21 S E G A L vorgeschlagen hat, auf die beiden in Vers 170 genannten Herolde Odios und Eurybates. Nur Odysseus und Aias erfüllen zudem die beiden methodischen Voraussetzungen, die für eine Erklärung der Duale gelten müssen, wenn man nicht auf analytische Lösungen zurückgreifen will: (1.) Die Duale müssen sich konsistent in der ganzen Passage immer auf dieselben beiden Personen beziehen, 22 und (2.) die Identität der mit den Dualen bezeichneten Personen muß für die Hörer Homers klar gewesen sein. Auch die letztere Voraussetzung trifft kaum für die beiden von S E G A L vorgeschlagenen Herolde zu, wohl aber für Odysseus und Aias, die für jeden Hörer der homerischen Zeit auf Grund ihrer Stellung die beiden zentralen Figuren unter den fünf von Nestor ausgesuchten Mitgliedern der Gesandtschaft sein mußten. S E G A L interpretiert zwar zu Recht die Gesandtschaftsszene des neunten als Umkehrung der entsprechenden Szene des ersten Buches (V. 320ff: Aussen-
20
Vgl. auch Aias' Worte II. 9,624ff,, die ausdrücklich nur an seinen Mitgesandten Odysseus gerichtet sind (wäre Phoinix tatsächlich , C h e f der Gesandtschaft gewesen, hätte er wohl kaum so sang- und klanglos übergangen und Achill überlassen werden können). Überdies zeigt auch Achills Kritik an Phoinix wegen seiner Fürsprache zugunsten A g a m e m n o n s (9,61 Iff., bes. 615), ebenso wie das folgende Angebot Achills, den Phoinix auf eine königliche Ehrenstellung gleich seiner eigenen zu erheben, wenn er ihm folge (V. 616), daß Phoinix eben nicht auf der gleichen gesellschaftlichen Stufe wie Achill (oder Odysseus und Aias) steht. - M. NOE, Phoinix 18, sagt zu Recht gegen ihre eigene Interpretation: „Man könnte den Einwand machen, die beiden anderen Gesandten seien βσσιλΕύτεροι als Phoinix, deshalb gebühre ihnen zuerst das Wort." Ihre beiden Gegenargumente gegen diesen Einwand (Höflichkeit gegenüber dem Alter müsse vorgehen und „warum spricht Phoinix dann nicht auch nach Aias?") überzeugen nicht. Höflichkeit gilt in der Ilias nur unter Gleichen (der alte Gefolgsmann rangiert nicht vor dem König). Das zweite Argument läßt den Plan Nestors und die Ermunterung durch Achill unberücksichtigt. Phoinix spricht vor Aias, weil die nach der ersten Antwort Achills entstandene Situation es erfordert (V. 4 3 0 - 4 3 3 ) und weil Nestor es für den heiklen Sonderfall dieser Mission vorgesehen hatte, nicht aber, weil Alter oder Rang in der Gesandtschaft ihn dazu berechtigt hätten. I
21
The Embassy and the Duals of Iliad 9 , 1 8 2 - 9 8 , Greek Roman and Byz. Studies 9, 1968, 101 — 114; vgl. auch Α. HEUBECK, Homerische Frage, 1974, 73. SEGALs These erfüllt diese Voraussetzung nicht (vgl, ihn selbst a. O. 104: „My suggestion is that they, sc. the duals, refer to the heralds, a! least as far as line 196", Hervorhebung von mir), da er allenfalls nur die Duale in den Versen 182-185 auf die beiden Herolde beziehen könnte. Schon V. 192 nämlich wird ausdrücklich Odysseus erwähnt (vgl. u. Anm. 27), und die Duale in den Begrüßungsversen 196-198 beziehen sich mit Sicherheit auf Odysseus und Aias. SEGAL hält deshalb auch die Duale in den Versen 197f. für besonders schwierig (a. O. 108f.). Sie sind für ihn „clearly the most troublesome in the entire passage". Sein Ausweg, hier sei „the content of his (sc. Achilles') address . . . at variance with its f o r m " (109; vgl. 110 mit Anm. 23: d. h. die Duale können nicht mehr als Duale verstanden werden) ist nicht gangbar.
22
D i e R o l l e d e s P h o i n i x u n d die D u a l e im I d e r Ilias
19
dung der beiden Herolde Agamemnons, Talthybios und Eurybates, zu Achill, um die Briseis einzufordern): 2 3 dieser Umstand [34] beweist jedoch nichts für seine Behauptung, die Duale in 9,182ff. bezögen sich wie die in l,327ff. auf die beiden Herolde (diesmal Odios und Eurybates). 24 Vielmehr ist der Umschlag der Situation vom ersten zum neunten gerade deshalb besonders wirkungsvoll, weil sich statt der beiden Herolde in Buch 1, deren Aussendung eine Beleidigung für Achill war, jetzt in Buch 9 die beiden Helden Odysseus und Aias als Gesandte Agamemnons (und der Geronten) in gleicher Funktion, aber in umgekehrter Mission, zu Achill begeben müssen (an die Stelle zweier niederer Chargen, durch deren Delegierung Agamemnon seine Macht und seine Mißachtung für Achill demonstrieren wollte, treten also zwei der vornehmsten Achaierfürsten, um Achill im Auftrag Agamemnons Genugtuung für die ihm angetane Beleidigung anzubieten). 25 Hier wie sonst in der aristokratischen Ilias spielen Ehren- und Formfragen eine besondere Rolle und die Grenzen zwischen ,vornehm' und ,gering' sind streng gezogen. Von SEGAL nicht berücksichtigte signifikante Einzelheiten, in denen die beiden parallelen Szenen im ersten und im neunten Buch voneinander abweichen, zeigen gerade dies sehr deutlich. So besteht nicht umsonst ein großer Unterschied in der Art, wie Achill die beiden Herolde in Buch 1 und wie er die beiden Könige in Buch 9 empfängt: in Buch 1 (V. 329-332) sitzt Achill und bleibt sitzen, während die Herolde zitternd und ehrfurchtsvoll vor ihm stehen bleiben; in Buch 9 dagegen (V. 192-196) springt Achill (und mit ihm Patroklos) erstaunt auf, als er Odysseus und Aias vor sich erscheinen sieht, und bewirtet sie nach der Begrüßung zunächst mit allen Ehren (V. 196-221). 2 6 [35] Aus dem gleichen Grund aber wendet sich Achill in seiner
23
In d e r P a r a l l e l i s i e r u n g d e r G e s a n d t s c h a f t s s z e n c n des 9. u n d d e s 1. B u c h c s f o l g t C h . SEGAL F. BOLL ( Z u r h o m e r i s c h e n P r c s b e i a , Z e i t s c h r . f. öst. G y m n . 6 8 , 1 9 1 7 , I f f . , vgl. 69,
1918-20,
4 1 4 f f . ) u n d s c h r e i b t (a. O. 103): „BOLL'S e s s a y ... h a s n o t g e n e r a l l y r e c e i v e d t h e a t t e n t i o n it d e s e r v e s " . BOLLS A u f f a s s u n g ist j e d o c h d u r c h a u s n i c h t so w e n i g b e a c h t e t w o r d e n (vgl. a u ß e r W . SCHADEWALDT u. a., C h . SEGAL 103 A n m . 14, d i e a u s f ü h r l i c h e n S t e l l u n g n a h m e n bei M . NOE, P h o i n i x 1 2 - 1 4 , u n d D . MOTZKUS, U n t e r s u c h u n g e n 8 8 - 9 1 , s o w i e d i e B e r ü c k s i c h t i g u n g bei P. V.D. MUHLL, H y p o m n e m a 168). Z u r S a c h e vgl. a u c h F. DORNSEIFF, Kl. S e h r . I 150; G. KURZ, D a r s t c l l u n g s f o r m e n m e n s c h l i c h e r B e w e g u n g in d e r Ilias 1 9 6 6 ,
128 A n m . 2 5 ;
0.
TSAGARAKIS, A c h a e a n E m b a s s y (ο. A n m . 10) 2 7 5 f . ( d o c h vgl. d e n s e l b . , P h o i n i x , o. A n m . 1, 196, w o d i e B e z i e h u n g a u f d a s 1. B u c h f ü r d e n e i g e n t l i c h e n W e g d e r G e s a n d t e n u n d d i e D u a l e o h n e G r u n d bestritten w i r d ) . I 24
SEGAL 103 ff.
25
SEGAL, a. Ο. 106, m e i n t , d i e D u a l e in V. 182ff. m ü ß t e n sich a u c h d e s h a l b a u f d i e b e i d e n H e r o l d e b e z i e h e n , weil sie d u r c h g e n a u e W i e d e r h o l u n g d e r S i t u a t i o n d e s 1. B u c h c s d i e A c h i l l z u g e f ü g t e B e l e i d i g u n g w i e d e r in E r i n n e r u n g b r i n g e n sollten ( „ t h e m o t i v e p o w e r
behind
A c h i l l e s ' w r a t h lies s e v e n full b o o k s a n d s o m e f o u r t h o u s a n d lines b e h i n d us. W e n e e d to h a v e b r o u g h t h o m e to u s o n c e m o r e h o w d e e p an o f f e n s e A c h i l l e s h a s s u f f e r e d . " ) . SEGAL berücksichtigt j e d o c h nicht, d a ß schon Nestor kurz vor Beginn der Presbeia an Achill gerade diese Z u s a m m e n h ä n g e gegenüber A g a m e m n o n nachdrücklich rekapituliert hat ( 9 , 1 0 6 - 1 1 3 ) : d a z u b e d a r f es n i c h t erst d e r D u a l e .
Epische Texte: Homerisches Epos
20
Begrüßung auch nur an die mit ihm gleichrangigen Kriegskameraden Aias und Odysseus (IL 9,197f. χ α ί ρ ε τ ο ν ή φίλοι άυδρες ίκάνετον - ή τι μάλα χ ρ ε ώ - / οϊ μοι σκυζομένω περ ' Α χ α ι ώ ν φίλτατοί έστον); Phoinix tritt dahinter zurück und wird ebensowenig offiziell begrüßt wie die beiden Herolde Odios und Eurybates (in Buch 1 dagegen bestand die Gesandtschaft nur aus den beiden Herolden und ihnen galt deshalb naturgemäß die, viel distanziertere, Begrüßung Achills, V. 334f. χαίρετε, κήρυκες, Διός ά γ γ ε λ ο ι ήδέ κα'ι ά ν δ ρ ώ ν / δσσον ϊτ(ε) Wenn man also die gesellschaftliche' Stellung des Phoinix, sein Verhältnis zu Achill und die Formulierung der Verse IL 9,168-170 (zunächst Phoinix mit einer begrenzten Sonderrolle, dann das Paar der Gesandten Aias und Odysseus und schließlich das Paar der ihnen zugeordneten Herolde) beachtet, dann wird man die Duale in den Versen 182-198 nicht mißverstehen und annehmen können, daß jeder Hörer der Zeit Homers sie richtig bezogen hat. Sie gelten natürlicherweise dem Paar Aias und Odysseus, die schon auf Grund ihrer Stellung die Verantwortung für Gelingen oder Mißlingen der Mission zu Achill tragen (vgl. die ausdrückliche Hervorhebung des Odysseus in V. 180 und das Gebet ,der beiden' an Poseidon in V. 183f.). Von diesen beiden hat Odysseus den Vortritt vor Aias (V. 192 τ ώ δε β ά τ η ν π ρ ο τ έ ρ ω , ή γ ε ΐ τ ο δέ δΐος 'Οδυσσεύς: ,die beiden aber gingen voran, und es führte der göttliche Odysseus', d. h. ,und Odysseus ging vor Aias', 2 7 vgl. auch V. 657 und Agamemnons Wendung an Odysseus, V. 673; der angebliche Widerspruch zu V. 168 löst sich damit auf). So erklärt es sich auch, daß Achill sich dem Odysseus gegenübersetzt (V. 218) und daß Odysseus als erster das Wort nimmt (V. 225ff.). Die beiden Herolde sind für Durch- [36] fuhrung und Ziel der Bittgesandtschaft ohne Bedeutung. Auch deshalb darf man die prominenten Duale nicht auf sie beziehen. Phoinix dagegen soll zwar eine führende Rolle bei der Versöhnung Achills übernehmen, als Füh26
F ü r d a s . E r s t a u n e n ' A c h i l l s ü b e r den v o r n e h m e n B c s u c h u n d f ü r die e h r e n v o l l e B e w i r t u n g vgl. 1 1 , 7 7 6 - 7 8 1 ( E m p f a n g N e s t o r s u n d d e s O d y s s e u s d u r c h A c h i l l im H a u s e d e s P e l e u s ) ; z u r T y p i k d e r B e s u c h s - u n d E m p f a n g s s z e n e n vgl. W . AREND, D i e t y p i s c h e n S z e n e n bei H o m e r , P r o b l c m a t a 7, 1 9 3 3 , 3 4 f f . ( m i t T a f e l 3), i n s b e s o n d e r e s e i n e F e s t s t e l l u n g e n ü b e r d i e A n p a s s u n g d e r T y p i k a n d i e j e w e i l i g e S i t u a t i o n u n d ü b e r die a u f f a l l e n d p r ä c h t i g a u s g e f ü h r t e B e w i r t u n g im 9. I l i a s b u c h ( e b d . 3 5 f . ) ; vgl. a u c h K. ROTER, O d y s s e e i n t e r p r e t a t i o n e n , h r s g . v. K. MATTHIESSEN, 1 9 6 9 , 1 2 1 . 1
27
V g l . G . KURZ, D a r s t e l l u n g s f o r m e n 128: „Bei einer G e s a n d t s c h a f t g e h t d e r L e i t e r v o r a n . " - ήγεϊσθαι bei z w e i P e r s o n e n w i e IL 2 4 , 9 5 f . (Iris vor T h e t i s ) . - D e r z w e i t e Teil d e s V e r s e s 192 ( ή γ ε ΐ τ ο δέ δΤοξ Ό δ υ σ σ ε ύ ζ ) d a r f n i c h t v o m ersten ( τ ώ δέ β ά τ η ν π ρ ο τ έ ρ ω ) isoliert w e r d e n , w i e es h ä u f i g g e s c h i e h t . D i e A n l a g e des V e r s e s zeigt, d a ß es h i e r n u r u m z w e i P e r s o n e n g e h t , v o n d e n e n d i e cine, O d y s s e u s , (vor d e r a n d e r e n ) d i e , F ü h r u n g ' hat. - A u s g e s c h l o s s e n ist a u c h d i e L ö s u n g SEGALS (a. Ο . 109): , „ T h e t w o ( h e r a l d s ) a d v a n c e d f o r w a r d , a n d brilliant O d y s s e u s led t h e m ; t h e y s t o o d b e f o r e A c h i l l e s , a n d h e rose up in w o n d e r ...' O d y s s e u s d o c s n o t , o f c o u r s e , lead only t h e t w o h e r a l d s here. At this m o m e n t t h e h e r a l d s s t a n d f o r t h e e n t i r e e m b a s s y " . Diese E r k l ä r u n g ist s c h o n in s i c h i n k o n s i s t e n t , da SEGAL d a s τ ώ in V . 192 u n d d a s τ ώ in V . 196 v e r s c h i e d e n a u f f a s s e n m u ß ( V . 192 m ü ß t e n ,die b e i d e n ( H e r o l d e ) ' d i e G e s a n d t s c h a f t schließlich Odysseus). 1
Odysseus
repräsentieren,
V.
196 d a g e g e n
die
Gesandtschaft
aus-
einschließlich
Die Rolle des Phoinix und die Duale im I der Ilias
21
rer der Gesandtschaft aber ist er nicht nur deshalb nicht geeignet, weil Achill in diesem Fall mit seinem eigenen engen Vertrauten, einem ,Gefolgsmann' seines Vaters, über das Angebot Agamemnons hätte verhandeln müssen, 28 sondern vor allem, weil nach der in der Ilias geltenden Rangordnung eine Gesandtschaft, zu der Odysseus und Aias gehören, ihn zwangsläufig in deren Schatten rückt.
28
Vgl. ζ. B. W. SCHADEWALDT, Iliasstudien 138f. („Phoinix steht als Achills Vertrauter in der Gesandtschaft nicht auf gleicher Stufe mit Odysseus und Aias, auch in seiner Rede nimmt er eine mehr vermittelnde Stellung ein ...", Hervorhebung von mir) und A. HEUBECK, Horn. Frage 72: „Phoinix ... Gefolgsmann des Achill" (mit weiteren Angaben; vgl. ebd. 71: „Und doch wirkt die Tatsache seltsam, daß Achills engster Vertrauter, ..., aus dem Zelt des Agamemnon zu Achill entsandt wird und in dieser Funktion als Deputierter geradezu gleichwertig neben Odysseus und Aias rückt"); vgl. o. Anm. 9.
Noch einmal Phoinix und die Duale [Glotta 56 (1978) 5 - 1 4 ] Jede Interpretation der umstrittenen Duale in der Verspartie II. 9 , 1 8 2 - 1 9 8 sollte zumindest zwei methodische Voraussetzungen erfüllen: 1 Einmal müssen sich alle in der genannten Partie vorkommenden Dualformen konsistent auf die gleichen Personen beziehen lassen, und andererseits muß die Identität der mit den Dualen gemeinten Personen den Hörern Homers deutlich gewesen sein. A. THORNTON betont im vorstehenden interessanten Beitrag zu Recht die eigenartige Mittlerrolle des Phoinix zwischen den Lagern Agamemnons und Achills 2 und schlägt vor, die Duale nicht von zwei Personen, sondern von zwei Personengruppen zu verstehen (einerseits Phoinix, andererseits Odysseus, Aias und die beiden Herolde). Genügt dieser Vorschlag den beiden genannten Voraussetzungen? Für die erste könnte man dies zunächst glauben, doch wachsen die Zweifel, wenn man THORNTONS Auffassung an den einzelnen Dualformen des Textabschnitts zu verifizieren sucht und schließlich zur Begrüßung der Gesandten durch Achill gelangt (V. 196-98): ,Seid mir gegrüßt, ihr beiden (Gruppen?). Ihr beiden (Gruppen?) kommt mir wirklich als liebe Freunde ..., ihr beiden (Gruppen?), die ihr mir ... unter den Achaiern die liebsten seid'. - Wendet Achill sich hier wirklich an zwei .Parteien' und nicht vielmehr an zwei Individuen? Ist es wahrscheinlich, daß Achill mit der qualifizierenden Anrede (ή φίλοι άνδρες ίκάνετου ... οϊ μοι ... Ά χ α ι ώ υ φ ί λ τ α τ ο ί έστου) nicht seine beiden nächsten Kampfgefährten Odysseus und Aias meinen soll (vgl. V. 192f.), sondern außer Phoinix auch die beiden Herolde mit einbezieht? Ergäbe die Annahme des unpersönlichen ,Gruppenduals' nicht einen merkwürdigen Kontrast zu den inhaltlich ganz persönlich-herzlichen Begrüßungsworten Achills? Wozu sollte Achill die Gesandten über- [6] haupt als .Gruppen' ansprechen? Gibt es eine Parallele für eine Begrüßung im Dual, die nicht zwei Personen, sondern zwei Parteien gilt? 3
1
S i e h e V e r f . , D i e R o l l e d e s P h o i n i x u n d die D u a l e im I d e r Ilias, G l o t t a 5 3 , 1 9 7 5 , 2 5 - 3 6 , bes. 3 3 (im f o l g e n d e n zitiert als , R o l l e des P h o i n i x ' ) . D i e f o l g e n d e n B e m e r k u n g e n sollen d i e s e n Aufsatz ergänzen.
2
A. THORNTON, O n c e a g a i n , t h e D u a l s in B o o k 9 of the Iliad, G l o t t a 5 8 , 1 9 7 8 , 1 - 4 . H e r v o r z u h e b e n ist v o r a l l e m ihr H i n w e i s a u f II. 9 , 4 3 1 , in V e r b i n d u n g m i t 2 , 7 7 9 , z u r F r a g e
,Wic
k o m m t P h o i n i x in A g a m e m n o n s Z e l t ? ' (S. 3: „ T h e g r e a t c o n c c r a of P h o e n i x f o r t h e s u f f e r i n g A c h a e a n s ... w o u l d c e r t a i n l y lead hirn into the a s s e m b l y a n d t h e c o u n c i l " ) ; vgl. a u c h ihren Vergleich der E i n f ü h r u n g des Phoinix mit der allmählichen E n t h ü l l u n g der B e d e u t u n g des P a t r o k l o s , S. 2. I 3
U n t e r d e n f ü n f v o n THORNTON a n g e f ü h r t e n Parallelen f ü r d e n , G r u p p e n d u a l ' (11. 2 , 1 2 3 f . ; 5 , 4 8 5 f f . ; 1 6 , 3 7 1 ; 1 7 , 3 8 7 ; 2 3 , 4 1 3 ) f i n d e t sich kein einer s o l c h e n . B e g r ü ß u n g ' v e r g l e i c h b a r e r B e l e g ( e b e n s o w e n i g u n t e r d e n bei W . AREND, D i e t y p i s c h e n S z e n e n bei H o m e r , 1 9 3 3 , b e s . 3 4 f f . u n d 4 0 f f . , vgl. a u c h M . W . EDWARDS, T A P h A
105, 1 9 7 5 , 5 5 ,
zusammengestellten
23
N o c h einmal Phoinix und die D u a l e
Doch wie steht es mit der zweiten Voraussetzung? Konnte der Hörer aus der der Dualpartie vorausgehenden und den Ausgangspunkt der Gesandtschaftsszene bildenden Berufung der Gesandten durch Nestor (V. 168-70) entnehmen, daß er es im folgenden mit einem einzelnen und einer Gruppe von Gesandten zu tun haben werde? THORNTON schreibt zu den Versen 168-70:" „The embassy consists of one individual and a group ... (Nestor) says that Phoinix ,first of all' is to ,lead', and that ,next' Aias, Odysseus and the two heralds are to ,go with him' ..." Sie ergänzt also in V. 169 (αύτάρ επειτ' Αϊας τε μέγας και δϊος 'Οδυσσεύς als Prädikat έπέσθων aus dem folgenden Vers (170 κηρύκων δ' Όδίος τε και Εύρυβάτης αμ' έπέσθων). Sie erreicht so, daß dem Phoinix auf der einen Seite die vier übrigen Mitglieder der Gesandtschaft auf der anderen gegenüberstehen. 5 Diese Auffassung ist syntaktisch zunächst sicher nicht auszuschließen, 6 sie ist aber nicht die einzig mögliche und wohl auch nicht [7] die wahrscheinliche. Da nämlich der auf die Berufung der Gesandten unmittelbar folgende Vers 171 (φέρτε δέ χερσιν ϋδωρ, εύφημήσαί τε κέλεσθε) sich nur auf die beiden zuletzt genannten Herolde bezieht (s. V. 174) und dieses Paar demnach für sich steht, wird der Satz vielmehr primär durch die Partikeln μέν (168 Φοϊνιξ μέυ ...) und δέ (170 κηρύκων δέ ...) gegliedert. Sachlich unterscheidet Nestor offenbar nicht in erster Linie zwischen ,Phoinix' und ,den anderen', sondern zwischen aktiven und passiven Mitgliedern der Gesandtschaft (V. 168f. μέν: Phoinix, Aias, Odysseus; V. 170 δέ: die beiden Herolde Odios und Eurybates). Die ersten drei sollen mit Achill verhandeln (und sie werden demgemäß in den Versen
Begrüßungen).
Entspricht
außerdem
der
von
THORNTON
fur
unseren
Zusammenhang
postulierte . G r u p p e n d u a l ' (Phoinix - die anderen Abgeordneten) wirklich d e m
dualischen
P r i n z i p d e r „ p a a r w e i s e n Z u s a m m e n g e h ö r i g k e i t " ( K Ü H N E R - G E R T H 1 , 6 9 , zit. v o n THORNTON, a, Ο . ) , d a s a l l e n ihren P a r a l l e l e n z u g r u n d e l i e g t ? D i e P a r a l l e l e n b e t r e f f e n ü b e r d i e s j e w e i l s n u r e i n e n e i n z e l n e n D u a l , d e r d u r c h d e n K o n t e x t k l a r b e s t i m m t w i r d , w ä h r e n d w i r e s 11. 9 , 1 8 2 f f . mit einer Kette von sieben Dualformen
z u tun h a b e n .
aufeinander folgenden und Vergleichbare
.Häufungen'
sachlich
gleich zu
von Dualen
beurteilenden
über einen
längeren
Tcxtabschnitt scheinen sich i m m e r a u f ,Paare' von eindeutig b e s t i m m t e n Einzelpersonen zu b e z i e h e n ( v g l . ζ. Β . II. l , 3 2 0 f f . d i e b e i d e n H e r o l d e A g a m e m n o n s ; l l , 7 6 7 f f . , b e s . 7 7 6 f f . d i e drei P a a r e . N e s t o r - O d y s s e u s ' , , A c h i l l - P a t r o k l o s ' u n d , P e l c u s - M e n o i t i o s ' o d e r 5,541— 577, w o mehrere klar definierte K ä m p f c r p a a r c nacheinander durch D u a l f o r m e n
bezeichnet
werden). 4
A . O. 2.
5
D . h. s i e g l i e d e r t d e n S a t z f o l g e n d e r m a ß e n : Φ ο ϊ ν ι ξ μέν π ρ ώ τ ι σ τ α
... ή γ η σ ά σ θ ω , / α ύ τ ά ρ
Επειτ' Α ί α ; . . . 'Οδυσσεύς, . . . Ό δ ί ο ς . . . Ε ύ ρ υ β ά τ η ζ σ μ ' έ π έ σ θ ω ν , m i t K o m m a statt S e m i k o l o n n a c h V . 1 6 9 'Οδυσσεύς. D a s δέ in V . 1 7 0 ( κ η ρ ύ κ ω ν δ έ ) hält s i e d e m n a c h f ü r a d d i t i v . -
Vgl.
M . N O E : s . u. A n m . 8. 6
F ü r d i e s y n t a k t i s c h e A n t i t h e s e π ρ ώ τ ι σ τ α μέν - α ύ τ ά ρ έ π ε ι τ α k ö n n t e m a n ζ. Β . II. 4 , 4 2 4 f f . v e r g l e i c h e n ( d i e W o g e π ό ν τ ω μέν τ ε π ρ ώ τ α κ ο ρ ύ σ σ ε τ α ι . I α ύ τ ά ρ έ π ε ι τ α / χ έ ρ σ ω ρ η γ ν ύ μ ε ν ο ν μ ε γ ά λ α β ρ έ μ ε ι , . . . ) ; f ü r d i e V e r b i n d u n g α ύ τ ά ρ έ π ε ι τ α ... αμ' έ π έ σ θ ω ν II. 1 3 , 4 9 1 f . ( α ύ τ ά ρ έπειτ α / λαοί επονθ'). D e r A u s s a g e f o r m nach viel näher liegen j e d o c h die Parallelen für d i e synt a k t i s c h e A l t e r n a t i v e : s. w e i t e r u n t e n .
24
Epische Texte: Homerisches Epos
2 2 2 - 6 5 5 in der Reihenfolge Odysseus, Phoinix, Aias aktiv), die beiden letzten sind Statisten; sie geben der Gesandtschaft die öffentlich-rechtliche Form. 7 Der μέν-Satz aber ist seinerseits untergliedert durch π ρ ώ τ ι σ τ α (168) und α ύ τ ά ρ έπειτα (169). Der Erzähler läßt Nestor also eine Differenzierung zwischen Phoinix (168) und Aias/Odysseus (169) treffen. Das einzige Verbum im μένSatz ist jedoch ή γ η σ ά σ θ ω im Phoinix-Kolon: dieses Verbum wird deshalb natürlicherweise auch im Aias/Odysseus-Kolon zu ergänzen sein (und nicht das erst mit dem δέ-Satz folgende Verbum έπέσθων, wie T H O R N T O N annimmt). 8 Zwei syntaktisch nahestehende Parallelen sollen diese Auffassung verdeutlichen: (1) II. 2,404^408 (Agamemnon:) κίκλησκεν ... Νέστορα μ ε ν π ρ ώ τ ι σ τ α και Ίδομενήα ά ν α κ τ α , α ύ τ ά ρ επειτ' Αϊαντε δ ύ ω και Τυδέος υίόν, έκτον 8' α ύ τ ' Ό δ υ σ ή α Διΐ μήτιν ά τ ά λ α ν τ ο ν . α υ τ ό μ α τ ο ς δέ οί ήλθε βοήν ά γ α θ ό ς Μενέλαος. Der Satz wird primär durch μέν (V. 405: die von Agamemnon Gerufenen) und δέ (V. 408: der von sich aus K o m m e n d e ) gegliedert, und innerhalb des μέν-Satzes sekundär durch π ρ ώ τ ι σ τ α (V. 405: Nestor und Idomeneus als die beiden ältesten Helden) und α ύ τ ά ρ έπειτα (V. 406: die beiden Aianten und Diomedes als die mutigsten Aristoi). 9 Das vorgezogene [8] Prädikat (V. 404 κίκλησκεν) gilt für alle folgenden Teile des μένSatzes, und erst mit dem δέ-Satz folgt ein neues Verbum (V. 408 ήλθε); (2) Od. 3 , 5 7 - 6 1 (Athene = Mentor fleht zu Poseidon:) Νέστορι μ έ ν π ρ ώ τ ι σ τ α και υίάσι κΰδος δπαζε, α ύ τ ά ρ επειτ' άλλοισι δίδου χαρίεσσαν άμοιβήν σύμπασιν ΤΤυλίοισιν άγακλειτής εκατόμβης. δός δ' έτι Τ η λ έ μ α χ ο ν κα'ι έμέ π ρ ή ξ α ν τ α νέεσθαι, οϋνεκα δεΰρ' ίκόμεσθα ... Auch in diesem Fall wird das Satzgefüge primär durch μέν (V. 57: Nestor und alle, die zu ihm gehören) und δέ (V. 60: Telemach und Mentor) gegliedert, sekundär dann im μέν-Satz durch π ρ ώ τ ι σ τ α (V. 57: Nestor und seine Söhne) und α ύ τ ά ρ έπειτα (V. 58f.: alle anderen Pylier). Das Verständnis wird hier, anders als II. 9 , 1 6 8 - 7 0 , dadurch erleichtert, daß j e d e s der beiden Kola des μέν-Satzes ein eigenes V e r b hat (V. 57 ό π α ζ ε ; V. 58 δίδου). - Vgl. z. B. auch Od. 9,224-29.
Entsprechend müssen wir wohl auch die syntaktischen ,Signale' μέν - δέ einerseits und π ρ ώ τ ι σ τ α - α ύ τ ά ρ έπειτα andererseits im Satzgefüge II. 9,168-70 verstehen: Einschnitt und Pause liegen nach V. 169 ( α ύ τ ά ρ έπειτ' Αίας τε μέγ α ς και δΐος 'Οδυσσεύς) und nicht schon nach V. 168 (Φοίνιξ ... ή γ η σ ά σ θ ω ) . Die Hörer Homers konnten der Ankündigung Nestors also kaum entnehmen, daß die Gesandtschaft aus einem einzelnen (Phoinix) und einer Gruppe (Aias, Odysseus und die Herolde) bestehen und die Duale V. 182ff. diesem Sachver-
7 8
V g l . S c h o l . e x e g . z u I 170a, II 4 3 6 ERBSE: 'ίνα δ η λ ω θ η ÖTI δημοσία ή π ρ ε σ β ε ί α . U n d z. Β. s c h o n v o n Μ . Ν ο έ , P h o i n i x , Ilias u n d H o m e r . U n t e r s u c h u n g e n z u m
neunten
G e s a n g d e r Ilias, 1940, 8f. u n d 8 A n m . 1 e r w o g e n w i r d . 9
D a z u k o m m t h i e r a u ß e r d e m n o c h ein d u r c h έκτον δ' α υ τ έ a n g e s c h l o s s e n e s d r i t t e s G l i e d ( V . 407: der kluge Odysseus). I
Noch einmal Phoinix und die Duale
25
halt Rechnung tragen sollten. A . T H O R N T O N S scharfsinniger Lösungsvorschlag ist also auch mit der zweiten methodischen Voraussetzung nur schwer zu vereinbaren. Außer den methodischen stehen dem Vorschlag jedoch auch inhaltliche Bedenken im Wege. A. T H O R N T O N steht, da sie Phoinix wieder zum ,Leiter der Gesandtschaft' macht, 1 0 vor den beiden alten Schwierigkeiten: (1) Phoinix übernimmt tatsächlich nirgendwo die Aufgabe des Delegationsleiters, weder auf dem W e g zu Achill noch in Achills Zelt (es ergibt sich also der bekannte Widerspruch zwischen Nestors Ankündigung und der Durchführung der Mission; an der Spitze der Gesandtschaft steht immer Odysseus: s. V. 180; 192; 218ff.; vgl. 657 und 673ff.; erst bei der Eröffnung der eigentlichen Verhandlung kommt Phoinix ins Spiel: V. 223) und (2) Phoinix steht im Rang weit unter Odysseus und Aias: Mit welchem Recht sollte er ihnen in diesem Fall übergeordnet werden? Diesen Einwänden sucht T H O R N T O N mit einer subtilen Unterscheidung zu begegnen (S. 3): „Nestor had been bound to declare [9] Phoenix the leader officially. But the fact that, in the presence of Achilles, Odysseus takes the lead implies that the particular instructions made by Nestor to Odysseus ( 1 7 9 - 8 0 ) were concerned with Odysseus, actually, taking the lead." - Welchen Sinn aber hätte eine solche Differenzierung von offizieller' und .faktischer' Führung, für die sich im Text kaum Anhaltspunkte finden lassen und die wohl kaum ein Hörer hätte verstehen können? Nestors Nominierung der Gesandten und seine Instruktionen fur Odysseus (und die übrigen) sind doch Teile desselben Gerontenrats (worauf T H O R N T O N a. Ο. selbst aufmerksam macht): Wieso hätte Nestor erst Phoinix zum ,offiziellen' Delegationsleiter machen müssen ( T H O R N T O N a. Ο.: „he must be expected to lead, for he is going ,home', as it were") und gleich darauf, in Anwesenheit des Phoinix, Odysseus die .faktische' Leitung der Gesandtschaft übertragen sollen?" Der Erzähler würde ihn damit doch seine gerade gegebenen Anordnungen ohne erkennbaren Anlaß sogleich widerrufen lassen. Die erwähnte Differenzierung, bei der die Ankündigung Nestors wirkungslos .verpuffen' würde, befriedigt deshalb nicht. Wir müssen in diesem und anderen von der Norm abweichenden Fällen bei Homer zwei Fragen methodisch voneinander trennen: (1) Kann ein mit den Konventionen des homerischen Epos vertrauter Hörer den Text, so wie er uns vorliegt, verstehen, und wie wird er ihn verstehen?
10 11
Vgl Ζ. B. THORNTON (S. O. Anm. 2) 2: „he is proclaimed as the leader of the Embassy at 9, 168" und 3: „Nestor's appointment of Phoinix as the leader". I Vgl. schon die antike Kontroverse zu V. 180: einerseits das Aristonikos-Seholion 1 180a, II 436 ERBSE (ÖTI π α ρ ό ν τ ο ς τοϋ Φοίνικοξ ετι τ α ϋ τ α ό Ν έ σ τ ω ρ ΤΤΟΙΕΪ), andererseits das exegetische Scholion I 180b, Π 437 ERBSE (ού γ ά ρ τταρήν Φοίνιξ, ΕΊΓΕ'Ι καταισχύνεται διά τοΰ ,Όδυσσήϊ δε μάλιστα').
Epische Texte: Homcrischcs Epos
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(2) Lassen sich dem Text Gründe dafür entnehmen, warum der Erzähler seiner Darstellung gerade die (ungewöhnliche) Form gegeben hat, die uns vorliegt? Konkret bedeutet die erste Frage: wie muß der Hörer auf Grund des bisherigen Handlungsablaufs die Anordnungen Nestors (bes. in V. 168 Φοίνιξ ... ήγησάσθω) verstehen, und kann er mit ihnen die Duale V. 182ff. in Einklang bringen? M. NOE hat zu ήγησάσθω (V. 168) mit Recht daraufhingewiesen, daß dieses Wort an dieser Stelle vor allem durch seine Unbestimmtheit auf fällt. 12 Wir müssen [10] also zunächst fragen: Worin soll Phoinix ,die Führung' übernehmen? In der Gesandtschaft? Das widerspricht dem Folgenden und ist mit dem Status des Phoinix unvereinbar. 13 Oder soll Phoinix der [11] Gesandt-
12
M . NOE, a. O. 8: „ D i e Unsicherheit (sc. der D e u t u n g von ή γ η σ ά σ θ ω ) entsteht 1. durch d a s Fehlen eines O b j e k t s zu ή γ η σ ά σ θ ω , 2. durch d a s Fehlen eines V e r b u m s z u m nächsten S a t z . " - A u c h a u s V . 170 σμ' έπέσθωυ kann man nicht schließen, daß die V e r s e 1 6 8 - 7 0 sich a u f den , G a n g zu A c h i l l ' beziehen m ü s s e n , επεσθαι ist e b e n s o w e n i g a u f die B e d e u t u n g ,hinter- I hergehen' b e s c h r ä n k t w i e ήγεΐσθαι a u f , v o r a n g e h e n ' , σμ' επεσθαι braucht nicht mehr als . b e g l e i t e n ' , ,zur Seite stehen' zu heißen (bes. deutlich ζ. Β . II. 9 , 5 1 2 , vgl. 5 1 3 f . ; 1 0 , 2 8 5 , vgl. 2 9 0 f . ; 1 1 , 7 8 1 : , m i t k o m m e n ' , .teilnehmen') und wird e b e n s o w i e ήγεΐσθαι durch die Art der H a n d l u n g näher b e s t i m m t , u m die es geht (zu ήγεΐσθαι s. die B e l e g e bei D . L . PAGE, History and the H o m e r i c Iliad, 1959, 3 2 5 A n m . 3). Außerdem sind die V e r s e 1 6 8 - 7 0 Teil einer wörtlichen R e d e N e s t o r s : eine B e s t i m m u n g über die R e i h e n f o l g e ' der G e s a n d t e n
,beim
G e h e n ' aber w ä r e in N e s t o r s M u n d irrelevant. - Z u anderen D e u t u n g e n von ή γ η σ ά σ θ ω - σμ' έπέσθων s. D . MOTZKUS, Untersuchungen z u m 9. B u c h der Ilias, D i s s . H a m b u r g 1 9 6 4 , 8 4 f f . , b e s . 93 und 101; vgl. , R o l l e d e s P h o i n i x ' 30 A n m . 14. 13
Siehe dazu
.Rolle des Phoinix' 25ff. -
Phoinix ist relativ s e l b s t ä n d i g und sicher
kein
. U n f r e i e r ' (DORNSEIFF), d o c h die B e s c h r ä n k u n g a u f die W i d e r l e g u n g der Antithese ,frci unfrei' bei einigen Intelpreten droht die eigentliche B e d e u t u n g der S t a t u s f r a g e zu verdecken. S o läßt n e u e r d i n g s vor allem D. LOHMANNS A u f f a s s u n g von der R o l l e d e s Phoinix ( D i e K o m p o s i t i o n der R e d e n in der Ilias, 1970, 2 4 8 : „ G a n z offensichtlich denkt der Dichter selbst bei
der
Phoinixgestalt
an
einen
Fürsten
mit
allen
adeligen
Rechten,
nicht
an
einen
, U n f r e i e n ' " ) den in der Ilias immer betonten Statusunterschied z w i s c h e n ranghöheren und rangniedrigeren Fürsten außer Betracht, a u f den es in unserem Fall a n k o m m t . D i e V e r s e II. 9 , 5 2 0 - 2 3 in der R e d e d e s Phoinix vor Achill zeigen, daß Phoinix sich selber nicht zu den von A g a m e m n o n zu Achill gesandten Aristoi rechnet (d. h. die eigentlichen G e s a n d t e n
sind
O d y s s e u s und A i a s ; v g l . ζ. B . auch Achill V. 4 2 1 f. und 4 2 7 ύμεΐς μέν, d. h. O d y s s c u s / A i a s Φοίνιξ δέ und V. 6 1 7 zu Phoinix: ούτοι δ' άγγελέουσι. σύ δέ). LOHMANN j e d o c h athetiert die V e r s p a r t i e 5 1 5 - 2 3 (a. O. 2 5 2 f . ) mit d e m H i n w e i s a u f d a s von ihm a n g e n o m m e n e Strukturs c h c m a , in d e m die genannte Partie keinen Platz h a b e (a. O. 2 5 3 : „ D i e athetierten V e r s e 5 1 5 / 2 3 zerstören deutlich den Z u s a m m e n h a n g ... Ü b e r d i e s bringt die starke B e t o n u n g der G e s c h c n k c , sc. V. 5 1 5 f f . , ... eine f r e m d e N u a n c e in die übersichtliche und ö k o n o m i s c h e Ged a n k e n f ü h r u n g " ) . D i e s e Athetesc wird aber g e r a d e durch die Stellung der V e r s e im Z u s a m m e n h a n g a u s g e s c h l o s s e n , w i e ζ. T. aus LOHMANNS eigenen A u s f ü h r u n g e n hervorgeht. D i e G c s c h e n k c A g a m e m n o n s nämlich, die innerhalb der Phoinixrede nur an dieser Stelle a u s drücklich erwähnt werden, dürfen a u s vier Gründen nicht fehlen: (1) In d e m a u f die inkriminierte Partie unmittelbar f o l g e n d e n ο ϋ τ ω - S a t z (V. 5 2 4 f f . , s o m a c h t e n es auch die zürnenden Helden der Vorzeit: sie ließen sich durch G e s c h e n k e und Bitten b e s ä n f t i g e n ' ) hängen die . G e s c h e n k e ' ( V . 5 2 6 δ ω ρ η τ ο ί TE ττέλοντο) b e z i e h u n g s l o s in der L u f t , w e n n V . 5 1 5 f f . (ε! μέν γ ά ρ μή δ ώ ρ α φέροι . . . ) gestrichen werden; (2) In d e m a u f die Situation der G e s a n d t e n vor Achill zugeschnittenen M e l e a g e r - P a r a d c i g m a des Phoinix, V. 5 2 9 f f . , haben . G e s c h e n k e ' eine
N o c h e i n m a l P h o i n i x u n d die D u a l e
27
schaft auf dem Weg zu Achill ,vorangehen'? Auch das widerspricht dem Folgenden (V. 192) und ergäbe überdies unter der eben begründeten Voraussetzung, daß auch im Aias-Odysseus-Kolon (V. 169) ή γ η σ ά σ θ ω υ zu ergänzen ist, wenig Sinn. Worin also soll die ,Führerrolle' des Phoinix bestehen? Die Antwort ergibt sich, wenn man den Zweck bedenkt, für den Nestor die Gesandten auswählt und den der Erzähler zum Abschluß des Gerontenrats, vor der Partie mit den Dualen, ausdrücklich noch einmal hervorhebt: Die Gesandten sollen den Versuch machen, Achill zum Wiedereintreten in den Kampf zu überreden (V. 179-81 τοΤσι δέ π ό λ λ ' έπέτελλε ... Νέστωρ, ..., πειρσν ώ$ πεπίθοιεν ... Πηλείωυα; um das Gelingen dieses Versuchs beten die mit den Dualen bezeichneten Personen V. 183f.). Auf diese Aufgabe muß sich folglich auch die ,Führungsrolle' des Phoinix beziehen. Er soll ,zu allererst' (V. 168 π ρ ώ τ ι σ τ α ) die ,Leitung' der Verhandlung mit Achill übernehmen, ,aber dann' (V. 169 α ύ τ ά ρ έπειτα) selbstverständlich die beiden Aristoi Odysseus und Aias, die in der Gesandtschaft die Führung des bedrängten Achaierheeres repräsentieren. 1 4 Folgerichtig kommt [12] Phoinix auch erst wieder nach der Begrüßung und Bewirtung der Gesandten durch Achill ins Spiel, als Aias ihn, dem Plan Nestors entsprechend, zur Einleitung der Verhandlung auffordert, 1 5 die Duale im
w i c h t i g e R a h m e n f u n k t i o n (vgl. LOHMANN selbst, 2 5 5 : „ M o t i v d e r r e i c h e n G c s c h e n k e , versprochen
-
nicht
erfüllt
576:
598f."):
durch
LOHMANNS
Athetcse
der
,Gcschenke
A g a m e m n o n s ' V . 5 1 5 f f . w i r d d i e s e m M o t i v die B a s i s e n t z o g e n ; (3) D i e A u f f o r d e r u n g d e s I P h o i n i x a m S c h l u ß s e i n e r R e d e (V. 6 0 2 f f . ά λ λ ' έ-iri δ ώ ρ ω ν / έρχεο - ει δε κ' ά τ ε ρ δ ώ ρ ω ν π ό λ ε μ ο ν ... δύης •·•) b e t o n t n i c h t n u r d i e Parallelität z u m M e l e a g e r - P a r a d e i g m a (V. 5 7 6 u n d 5 9 8 f . ) , s o n d e r n setzt a u c h v o r a u s , d a ß P h o i n i x s e i n e A r g u m e n t a t i o n g a n z w e s e n t l i c h a u f d e m T h e m a . G e s c h e n k e ' ( A g a m e m n o n s ) a u f g e b a u t hat, u n d d a s tut er n u r in d e n V e r s e n 5 1 5 f f . ; (4) D e r H i n w e i s a u f d i e . G e s c h e n k e ' , mit d e n e n die G e s a n d t s c h a f t A c h i l l zu v e r s ö h n e n h o f f t , ist ein H a u p t b e s t a n d t e i l n i c h t n u r d e r R e d e des O d y s s e u s ( V . 2 6 0 f f . ) , s o n d e r n s o g a r d e r k n a p p e n S c h l u ß r e d e d e s A i a s ( V . 6 3 2 f f , bes. 6 3 8 f ). A u c h in d e r P h o i n i x r e d e m u ß d i e s e s M o t i v d e s h a l b s e i n e z e n t r a l e B e d e u t u n g b e h a l t e n . Alle drei S p r e c h e r h e b e n d a s h e r v o r , w a s sie A c h i l l b i e t e n k ö n n e n u n d sollen: die G c s c h e n k e A g a m e m n o n s s i n d v o n A n f a n g an d a s .Fundament'
d e r B i t t g e s a n d t s c h a f t (vgl. N e s t o r V.
111-13; Agamemnon
V.
119ff. und
N e s t o r s R e a k t i o n V. 164). - A u ß e r d e m aber ist LOHMANNs A t h e t c s e d e r P a r t i e V . 5 1 5 - 2 3 a u c h d e s h a l b n i c h t m ö g l i c h , weil a u c h d e r H i n w e i s V. 5 2 0 - 5 2 2
( ά ν δ ρ α ς δέ
έ π ι π ρ ο έ η κ ε ν ά ρ ι σ τ ο υ ; ... οϊ τε σο'ι α ύ τ φ φ ί λ τ σ τ ο ι Ά ρ γ ε ί ω ν ) sein P e n d a n t i m
λίσσεσθαι Meleager-
P a r a d e i g r m a h a t (V. 5 8 5 f . π ο λ λ ά δ' εταίροι, sc. έλλίσσονθ', / οϊ oi κ ε δ ν ό τ α τ ο ι και φ ί λ τ α τ ο ι η σ α ν ά π ά ν τ ω ν ) . D i e s e s M o t i v ist also e b e n f a l l s u n e n t b e h r l i c h (vgl. a u c h d i e Z u s a m m e n o r d n u n g b e i d e r M o t i v e , , R a n g d e r G e s a n d t e n ' u n d . G e s c h e n k e ' d u r c h T h e t i s 18, 4 4 8 f . : vgl. n ä c h s t e A n m . ) . Bei d e r W a h l z w i s c h e n LOHMANNS „ S t r u k t u r a n a l y s e " u n d d e m u n s v o r l i e g e n den T e x t w i r d m a n also d e m letzteren d e n V o r z u g g e b e n . 14
Vgl.
die
das
Prestige
der
Gesandtschaft
hervorhebende
Rekapitulation
der
Thetis
vor
H e p h a i s t (II. 1 8 , 4 4 8 f . τ ό ν δέ, sc. Achill, λ ί σ σ ο ν τ ο γ έ ρ ο ν τ ε ς / Ά ρ γ ε ί ω ν , d. h. O d y s s e u s u n d A i a s als V e r t r e t e r d e r a r g i v i s c h e n F ü h r u n g , και π ο λ λ ά π ε ρ ι κ λ υ τ ά δ ώ ρ ' ό ν ό μ α ζ ο ν : P h o i n i x ist z w a r . a l t ' , a b e r er g e h ö r t n i c h t zu den γ έ ρ ο ν τ ε ς Ά ρ γ ε ί ω ν = 2 , 4 0 4 γ έ ρ ο ν τ ε ς ά ρ ι σ τ η ε ς Π α ν α χ α ι ώ ν ; I vgl. a u c h 9 , 5 7 4 f . ) . D a d i e G e s a n d t s c h a f t Achill b e e i n d r u c k e n u n d i h m im A u f t r a g A g a m e m n o n s S a t i s f a k t i o n b i e t e n sollte, k a m es a u f d e n R a n g i h r e r M i t g l i e d e r e b e n s o a n w i e auf die Geschenke. 15
V. 2 2 2 f . α ύ τ ά ρ έπε'ι π ό σ ι ο ς και έδητύος έξ έρον εντο, / νεϋσ' Α'ίας Φοίνικι: vgl. d a z u u n d z u m f o l g e n d e n E i n g r e i f e n d e s O d y s s e u s , R o l l e des P h o i n i x ' 31 f. - A. THORNTON (ο. A n m . 2 ) 3
28
Epische Texte: Homerisches Epos
vorhergehenden Textabschnitt aber (V. 182ff.) können sich nur auf das der Gesandtschaft überhaupt erst Gewicht verleihende Gerontenpaar Odysseus und Aias (169) beziehen. Die Verse 179-81 zeigen also, daß Nestors Ankündigung V. 168-70 im Hinblick auf die Aufgabenverteilung bei der Verhandlung mit Achill vorgenommen wird: die Verse machen deutlich, daß Nestor mit der Auswahl gerade dieser Abgesandten eine ganz bestimmte Strategie verfolgt und daß nur innerhalb dieser Strategie dem Phoinix eine ,Hauptrolle' zugedacht ist. Vielleicht kann man die Bedeutung von ή γ η σ ά σ θ ω in V. 168 und die Schwierigkeit, vor der der Erzähler an dieser Stelle stand, noch durch folgende hypothetische Überlegung veranschaulichen. 16 Nimmt man einmal an, Odysseus allein hätte die Verhandlung mit Achill leiten sollen (d. h. er wäre der Sprecher und hätte die beiden Herolde als Komparsen bei sich), dann hieße der Text: 'Οδυσσεύς μέν ή γ η σ ά σ θ ω - κηρύκων δέ ... έπέσθων. Oder: nimmt man an, nur Odysseus und Aias sollten mit Achill verhandeln (d. h. zwei Sprecher und zwei Komparsen), dann hieße der Text: 'Οδυσσεύς μέν και Αϊας ή γ η σ ά σ θ ω υ - κηρύκων δέ ... έπέσθωυ. Wie aber sieht die Sache aus, wenn drei Leute, Phoinix, Odysseus, Aias, aktiv verhandeln, d. h. nacheinander die Leitung des Gesprächs mit Achill übernehmen sollen (also drei Sprecher und zwei Komparsen), diese drei Sprecher aber nicht gleichgeordnet werden können, weil sie nicht den gleichen Rang haben? Könnten wir unter dieser Voraussetzung nicht genau das [13] erwarten, was unser Text bietet: Φοίνιξ μέυ π ρ ώ τ ι σ τ α ... ή γ η σ ά σ θ ω , / αύτ ά ρ έπειτ' Α'ίας τε μέγας και ... 'Οδυσσεύς- / κηρύκων δ' Ό δ ί ο ς τε και Εύρυβ ά τ η ς αμ' έπέσθων (,Erst Phoinix, dann Aias und Odysseus, leiten die Verhandlung, von den Herolden begleiten sie Odios und Eurybates')? Odysseus aber bildet unter den von Nestor aufgerufenen κλητοί (165) mit Aias zusammen das Paar der Aristoi, und Odysseus ist das unmittelbar vor dem Einsetzen der Duale zuletzt namentlich genannte und hervorgehobene Mitglied der Gesandtschaft (V. 180). Der mit den Konventionen des Epos und der aristokratischen Hierarchie vertraute homerische Hörer wird demnach keine Schwierigkeit gehabt haben, die Duale mit dem Paar Odysseus/Aias zu identifizieren. Die zweite oben gestellte Frage aber bedeutet in unserem Zusammenhang: Gibt es besondere Gründe dafür, daß der Erzähler den Phoinix zwar ankündigt, aber seine Identität zunächst unbestimmt läßt, und daß er von der an sich fünfköpfigen Gesandtschaft bis zur Begrüßung bei Achill nicht im Plural spricht, sondern durch Duale nur ihre beiden vornehmsten Mitglieder herausgreift? Für beide scheint e i n z u r ä u m e n , d a ß Aias hier entsprechend der A n o r d n u n g Nestors h a n d e l n will (V. 168 Φοίνιξ ... ή γ η σ ά σ θ ω ) , trotzdem aber meint sie, der u n d i p l o m a t i s c h e Aias habe die eigentlichen Intentionen der Diplomaten Nestor und Odysseus nicht verstanden („Aias takes Nestor's a p p o i n t m e n t of Phoenix as the leader at its face-value"). Doch Nestors Instruktionen V. 1 7 9 - 8 1 galten j e d e m der Abgeordneten (τοΐσι δέ π ό λ λ ' έττέτελλε ... Ν έ σ τ ω ρ , / δ ε ν δ ί λ λ ω ν ές εκαστον, Ό δ υ σ σ ή ϊ δέ μάλιστα, / πειραν ώς πεπίθοιεν ... Π η λ ε ΐ ω ν α ) . W o gibt u n s der Erzähler einen A n h a l t s p u n k t f ü r die A n n a h m e , daß Aias nicht zugehört hat? 16
M e i n e Antwort auf die briefliche Frage M.D. REEVES, „wie zuerst Phoinix, d a n n die anderen .führen' können?" I
N o c h e i n m a l P h o i n i x u n d die D u a l e
29
Besonderheiten lassen sich Gründe erkennen: Die Person des in der llias bisher nicht erwähnten Phoinix ist von der ihr zugedachten Mittlerstellung bei Achill nicht trennbar: seine Vorstellung bleibt deshalb seiner Rede in Achills Zelt vorbehalten. 17 Der Hörer erfährt zur ersten Orientierung nur, daß einem Mann dieses Namens zusammen mit Aias und Odysseus eine fuhrende Aufgabe beim Versuch, Achill zu versöhnen, zukommen soll. - Der Grund für die Verwendung der Duale aber liegt in der sicher beabsichtigten Parallelität mit der Gesandtschaft des ersten Iliasbuches (V. 327ff.), wie besonders D. L O H M A N N gezeigt hat. 18 Die Parallelisierung der Szenen hat den Erzähler zwar nicht dazu verführt, „Unstimmigkeiten" in Kauf zu nehmen (wie L O H M A N N glaubt), 19 sie erklärt jedoch die zunächst überraschende Reduktion der Gesandtschaft des neunten Buches auf die beiden Aristoi Aias und Odysseus, die von vornherein für diesen Zweck als ein Paar zusammengeordnet [14] worden waren (V. 169): die Achill ehrende Aussendung der beiden Geronten in Buch 9 steht im Kontrast zu der Achill beleidigenden Mission der beiden Herolde in Buch 1. Beide Gründe aber sind schließlich nicht unabhängig voneinander: Wenn der Erzähler für den Hörer erkennbar die Gesandtschaftsszene des neunten Buches formal als Parallele, inhaltlich als radikale Umkehrung der Gesandtschaft des ersten darstellen wollte, dann mußte ihn, beim sorgenvollen Gang der Abgesandten ebenso wie bei ihrer Begrüßung durch Achill, die Figur des Phoinix (und auch die beiden Herolde Odios und Eurybates) stören, weil sie die , leitmotivischen' Entsprechungen zwischen den beiden Szenen beeinträchtigt hätte. Die Beteiligung des Phoinix an der Verhandlung mit Achill mußte nach den Gesetzen des Epos angekündigt werden, 20 die bemerkenswert knappe Einführung aber, die seine Identität zunächst im unklaren läßt, bis er sie durch seine ausführliche Selbstdarstellung in Achills Zelt selber aufdeckt (V. 437ff.), ermöglicht zusammen mit der herausragenden Stellung des Gerontenpaares Odysseus/Aias seine zeitweilige Nichtberücksichtigung in der Dualpartie. Vielleicht könnte man auf das Verhältnis von Nestors Ankündigung zur Durchführung der Bittgesandtschaft das horazische Urteil über Homers Prooimientechnik anwenden (A.P. 143): ,ex fümo dare lucem cogitat'. 21 ,Nestors Strategie' (V. 179-81) enthüllt sich erst in Achills Zelt.
17
Siehe .Rolle des P h o i n i x ' 2 6 f .
18
LOHMANN, a. 0 . (o. A n m . 13) 2 2 7 - 3 1 n a c h F. BOLL U. a.; vgl. , R o l l e d e s P h o i n i x ' 3 3 f f .
19
Α. O. 2 2 9 f . : „In d i e s e m Fall n u n s c h e i n t d i e k o m p o s i t o r i s c h e W i r k u n g allzu t e u e r b e z a h l t . E n t s p r e c h e n d d e r P a r a l l e l e im 1. B u c h w i r d im 9. r e g e l m ä ß i g im D u a l g e s p r o c h e n , o b w o h l s i c h n i c h t w e n i g e r als 3 b z w . 5 P e r s o n e n a u f den W e g g e m a c h t h a b e n . . . D i e U n s t i m m i g k e i ten - a n d e r e n S c h w e r e es n i c h t s zu d e u t e l n g i b t - s i n d F o l g e n d e r s p e z i f i s c h h o m e r i s c h e n Spiegelungs- und Verklammcrungstechnik". I
20 21
Vgl. .Rolle des P h o i n i x ' 2 7 . G e n a u g e n o m m e n z e i g e n a l l e d r e i P r o t a g o n i s t e n in d e r G e s a n d t s c h a f t erst d u r c h i h r e R e d e n vor Achill (V. 222ff.), unter wclchem Gesichtspunkt jeder von ihnen für die schwierige A u f g a b e d e r V e r s ö h n u n g A c h i l l s a u s g e w ä h l t w o r d e n ist.
Der Endspurt des Odysseus * Wettkampfdarstellung bei Homer und Vergil [Hermes 109 (1981) 129-148] Die im 23. Buch der Ilias erzählten Wettspiele, die Achill zu Ehren seines gefallenen Freundes Patroklos veranstaltet, werden in der Iliasforschung relativ selten behandelt. 1 Selbst Spezialarbeiten zu diesem Buch konzentrieren sich gewöhnlich auf seinen ersten Teil, die Bestattung des Patroklos. 2 Man hat manchmal den Eindruck, daß die Nachbildung der homerischen Leichenspiele durch Vergil im fünften Buch der Aeneis mehr Interesse gefunden hat als das Urbild. 3 Die Art der Wettkampfdarstellung im vorletzten Iliasbuch verdient jedoch wohl größere Aufmerksamkeit, nicht nur, weil sie repräsentativ für den Status der Haupthelden ist, die hier mit Ausnahme Achills alle zum letzten Mal im Rahmen der Ilias auftreten, 4 sondern auch, weil sich an ihr exemplarisch auf kleinem Raum Beobachtungen machen lassen zu bekannten und in ihrer Bedeutung umstrittenen Eigentümlichkeiten der homerischen Darstellung. Wie weit läßt sich ζ. B. eine funktionale Verwendung des epitheton constans nachweisen (das zu den auffälligsten Charakteristika der stark formelhaften mündlichen Erzählkunst gehört, in deren Tradition Homer steht), 5 wie [130] stellt Homer komple-
*
E r w e i t e r t e F a s s u n g e i n e s V o r t r a g s , den ich z u e r s t im R a h m e n d e s S t u d i u m U n i v e r s a l e d e r Universität B o n n am 20.6.1979 (dies academieus) gehalten habe.
1
S. a b e r d e n S p e z i a l k o m m e n t a r von P. CHANTRAINE/H. GOUBE, H o m e r e , Iliade C h a n t X X I I I , Coll. E r a s m e , P a r i s Μ 9 7 2 , u n d M . M . WlLLCOCK, T h e F u n e r a l G a m e s o f P a t r o c l u s , B I C S 2 0 , 1 9 7 3 , 1 - 1 1.
2
S. ζ. Β. P. MAZON, N o t e s s u r q u e l q u e s p a s s a g e s d u X X I I I e c h a n t d e l ' I l i a d e , R E A 4 2 , 1 9 4 0 , 2 5 4 - 2 6 2 ; P. V. D. MÜHLL, E i n i g e G e d a n k e n z u m ψ d e r Ilias, M H 18, 1 9 6 1 , 1 8 8 - 2 0 3 ; v o n arc h ä o l o g i s c h e r S e i t e M . ANDRONIKOS, T o t e n k u l t , A r c h . H o r n . W , 1 9 6 8 , I f f . , b e s . 3 4 - 3 7 , vgl. 133, u n d A. SCHNAUFER, F r ü h g r i e c h i s c h e r T o t e n g l a u b e , 1 9 7 0 , 7 I f f . u n d 173f. ( j e w e i l s k u r z e W ü r d i g u n g d e r L c i c h e n s p i e l e als Teil d e s T o t e n k u l t s ) . - D i e e i n z e l n e n W e t t s p i e l e s e l b e r w e r d e n in d e r R e g e l n u r u n t e r a n a l y t i s c h e n A s p e k t e n b e r ü c k s i c h t i g t : vgl. ζ. B. G . S . KJRK, H o m e r a n d t h e E p i c , 1965, 164f. (vgl. dens. in B . C . FENIK, H o m e r . T r a d i t i o n a n d I n v e n t i o n , 1978, 3 6 ) ; vgl. CHANTRAINE, C h a n t X X I I I , 15ff.
3
V g l . ζ. B. a u ß e r d e n K o m m . R. HEINZE, Virgils e p i s c h e T e c h n i k , 1 9 1 5 , 4. K a p . : . W e t t s p i e l e ' , 1 4 5 - 1 7 0 ; B. OTIS, V i r g i l . Α S t u d y in C i v i l i z e d P o e t r y , 1963, 4 1 - 6 1 ( , W e t t l a u f u n d . W e t t f a h r t ' i m V e r g l e i c h m i t H o m e r ) ; M . C . J . PUTNAM, T h e P o e t r y of the A e n e i d , 1 9 6 5 , 6 4 f f . ( . G a m e a n d R e a l i t y ' ) ; G . MONACO, II libro dei ludi, 2 1 9 7 2 .
4
WlLLCOCK (o. A n m . 1 ) 3 .
5
Z u m P r o b l e m vgl. ζ. B. W . HLNTERLECHNER, T y p i s c h e u n d u n t y p i s c h c V e r w e n d u n g h o m e r i s c h e r E p i t h e t a , D i s s . W i e n 1953, b e s . 6 2 f f . ; W. WHALLON, T h e H o m e r i c E p i t h e t s , Y C I S t 17, 1961, 9 7 - 1 4 2 ; d e n s . , F o r m u l a , C h a r a c t e r , and C o n t e x t , 1 9 6 9 , bes. 1 - 2 6 u n d 6 3 - 7 0 ; J. Β. I HAINSWORTH, T h e F l e x i b i l i t y of the H o m e r i c F o r m u l a , 1 9 6 8 , 9f. (vgl. d e n s , in: B. FENIK, H o m e r , 1 9 7 8 , 4 7 ) . - Z u r u m f a n g r e i c h e n Literatur ü b e r d a s E p i t h e t o n c o n s t a n s seit M . PARRYS b e r ü h m t e r D i s s e r t a t i o n ( L ' e p i t h c t c traditionelle d a n s H o m e r e , 1 9 2 8 = T h e T r a d i t i o n a l E p i t h e t in H o m e r , in: M . PARRY, T h e M a k i n g of H o m e r i c V e r s e cd. b y A. PARRY, 1 9 7 1 , 1 190; vgl. b e s . 1 1 8 - 1 2 6 , a u c h in: H o m e r . T r a d i t i o n u n d N e u e r u n g , hrsg. v. J. LATACZ, W d F 4 6 3 , 1979, 2 4 4 - 2 5 1 ) v g l . i m ü b r i g e n A . HEUBECK, D i e h o m e r i s c h e F r a g e , 1974, 131 ff.
Der Endspurt des Odysseus
31
xe Handlungen dar, wieweit führt er herausragende Taten seiner Akteure auf göttliche Eingriffe zurück? Diese letzte Frage betrifft die oft diskutierte Art des Zusammenwirkens von göttlicher und menschlicher Motivation im homerischen Epos. 6 B. SNELL hat gesagt, 7 es gebe wohl „persönliche Erfahrung" bei Homer, ,jedoch keine persönlichen Leistungen", da der homerische Mensch letztlich immer auf Einwirkungen von außen, zumeist von Göttern, ,reagiere', nicht aber aus sich heraus handle. Gilt dieser Satz für die ,Leistungen' homerischer Helden in den sportlichen Wettkämpfen zu Ehren des Patroklos? Geht die unbestreitbare Allgegenwart der Götter bei Homer so weit, daß sie fur menschliche Eigeninitiative keinen Raum mehr läßt? Von den acht Wettkämpfen, die Achill für seinen toten Gefährten veranstaltet, sind der erste und der vierte, das Wagenrennen und der Wettlauf, dadurch besonders hervorgehoben, daß in ihnen eigentlich Achill selber der natürliche Sieger gewesen wäre, hätte er nicht auf die Teilnahme überhaupt verzichtet. In beiden Fällen stellt der Erzähler diesen Sachverhalt nachdrücklich heraus: beim Wagenrennen läßt er Achill zu Beginn (V. 273ff.) feststellen, daß normalerweise ihm selber hier der Preis sicher wäre, niemand könne nämlich mit seinen unsterblichen Pferden (die jetzt um Patroklos trauerten, V. 283f.) konkurrieren. Beim Wettlauf aber sagt im Anschluß an den Kampf einer der Unterlegenen (V. 790ff.), nur der ,schnellfüßige Achill' selber hätte mit dem Sieger konkurrieren können. Bei den Wettkämpfen liegt also die Si- [131] tuation zu Grunde, die bis zum Tode des Patroklos das Geschehen in der Ilias überhaupt bestimmt hatte: das Fehlen Achills ermöglicht es anderen Helden, sich zu profilieren. Die Eigenschaft aber, die in den beiden genannten Wettbewerben zunächst einmal unter Beweis gestellt werden soll, ist die Schnelligkeit. Sie ist für homerische Helden generell wichtig, kommt aber einigen von ihnen in besonders hohem Maße zu. Welche Helden tun sich
6
V g l . d i e Ü b e r s i c h t bei A. HEUBECK, a. 0 .
177ff., bes. 188ff., u n d G. PETERSMANN, D i e
E n t s c h e i d u n g s m o n o l o g e in d e n h o m e r i s c h e n E p e n , G r B t r 2, 1 9 7 4 , 1 4 7 f f . , u n d FENIK in: FENIK, H o m e r , 1 9 7 8 , 70f. 7
Entdeckung des Geistes,
4
1 9 7 5 , 71 f.; vgl. e b d . 3 5 : „... m e n s c h l i c h e s H a n d e l n h a t k e i n e n
w i r k l i c h e n u n d e i g e n s t ä n d i g e n A n f a n g ; w a s g e p l a n t u n d g e t a n w i r d , ist Plan u n d T a t d e r G ö t t e r " u n d 3 6 : „ E s f e h l t bei H o m e r d a s B e w u ß t s e i n v o n d e r S p o n t a n e i t ä t d e s m e n s c h l i c h e n G e i s t e s , d. h. d a s B e w u ß t s e i n d a v o n , d a ß im M e n s c h e n selbst W i l l e n s e n t s c h e i d u n g e n o d e r überhaupt
irgendwelche
Regungen
und
Gefühle
ihren
Ursprung
haben.
Was
für
die
G e s c h e h n i s s e i m E p o s gilt, gilt a u c h f ü r d a s m e n s c h l i c h c F ü h l e n , D e n k e n u n d W o l l e n : es hat s e i n e n A n f a n g bei d e n G ö t t e r n " ; vgl. a u c h B. SNELL, D e r W e g z u m D e n k e n u n d z u r W a h r heit. S t u d i e n z u r f r ü h g r i e c h i s c h e n S p r a c h e , 1978, 3 0 (zu O d y s s e u s ) . - D i e seit 1928 (B. SNELL, A i s c h y l o s u n d d a s H a n d e l n im D r a m a , P h i l o l o g u s S u p p l . 2 0 , 1) a n h a l t e n d e K o n t r o v e r s e ü b e r d i e H a n d l u n g s f r e i h e i t des M e n s c h e n bei H o m e r , Teil d e r F r a g e , w a s H o m e r ( n o c h n i c h t ) s a g e n u n d ( n o c h n i c h t ) d e n k e n k o n n t e , spitzt s i c h seit g e r a u m e r Zeit a u f d a s P r o b l e m d e r E n t s c h e i d u n g s f r e i h e i t zu (vgl. v o r i g e A n m . ) . D a s V e r s t ä n d n i s w i r d d a d u r c h e r s c h w e r t , daß die Interpreten unter Begriffen wie .Denken und H a n d e l n ' , .Freiheit' und . E n t s c h e i d u n g ' nicht i m m e r das Gleiche zu verstehen scheinen. I
Epische Texte: Homerisches Epos
32
hervor, wenn ,der schnelle Achill' nicht mitkämpft? Wie stellt Homer den Verlauf des Kampfes dar, wer ist der Sieger und auf welchen Umständen oder Eigenschaften beruht sein Sieg? Sehen wir uns daraufhin insbesondere den Laufwettbewerb an, der die Verse 7 4 0 - 7 9 7 umfaßt, und in Aufbau und überraschendem Ablauf in mancher Hinsicht ein verkleinertes Abbild des Wagenrennens ist. Ich gebe zunächst einen Überblick und möchte dann im Vergleich mit dem homerischen Wagenrennen einerseits (II. 23,262-652) und der vergilianischen Laufdarstellung andererseits (Aen. 5,315ff.) einige Besonderheiten der homerischen Wettlaufschilderung hervorheben. 8 Die homerische Laufdarstellung besteht im ganzen aus sechs deutlich voneinander abgegrenzten Teilen: Beschreibung der Siegespreise (V. 740-751), Aufruf Achills zum Wettkampf (V. 752f.), Vorstellung der Bewerber (V. 7 5 4 756), Aufstellung der Konkurrenten an der Startlinie und Festlegung der Strecke (V. 757), dann der eigentliche Wettlauf (V. 758-779: er scheint durch das Eingreifen einer Gottheit entschieden zu werden) und schließlich die Reaktionen auf das Ergebnis (V. 780-797). Dieser Aufbau wiederholt sich mutatis mutandis in allen übrigen Wettkampfdarstellungen des 23. Iliasbuches (am genauesten ist die strukturelle Übereinstimmung mit der Darstellung des Wagenrennens, V. 262ff.) - Vergil dagegen baut jede seiner ,homerischen' Wettkampfschilderungen anders auf; vgl. ζ. B. die Wettfahrt der Schif- [132] fe, Aen. 5,114ff., mit dem Wettlauf, Aen. 5,29Iff.; im ersteren Fall beschreibt Vergil ζ. Β. die Kampfpreise erst am Ende, im zweiten dagegen schon zu Beginn). Um die drei von Achill ausgesetzten Preise, von denen der erste und kostbarste (ein Mischkrug) durch seine Geschichte hervorgehoben wird (Patroklos hatte ihn einst gegen einen von Achill gefangenen Priamossohn eingetauscht), 9
8
D e r V e r g l e i c h bei BROOKS OTIS (o. A n m . 3) 4 1 - 5 1 ist u n b e f r i e d i g e n d , d a er d i e F u n k t i o n homerischer Götter und die besonderen Voraussetzungen mündlicher Erzählung nicht berücksichtigt (vgl. ζ. B. S. 4 2 : „ A t h e n e is rather a q u i t e e x t r a n e o u s f i g u r e w h o is i n t r o d u c e d to d e c i d e the e v e n t b y . f o r c e m a j e u r e ' . . . " : s. d a z u u. S. .33ff.; „ N o r is t h e r e m u c h d r a m a t i c susp e n s e ; w e k n o w that O d y s s e u s w a n t s to w i n " ( ä h n l i c h S. 4 6 A n m . 6; d o c h d a s w i s s e n w i r a u c h v o n A i a s ) „ a n d that his a p p e a l to A t h e n e will b e h e e d e d ... V i r g i l ... h a s w r i t t e n a , p s y c h o - d r a m a ' ; H o m e r a s i m p l e n a r r a t i v e " ; S. 46 A n m . 4 u n d 6: „... t h e e p i t h e t s are strictly t r a d i t i o n a l . P h r a s e s like ρ ί μ φ α θ έ ω υ a n d μ ά λ σ δέ σ π ε ύ δ ο υ τ ι m e r e l y a c c e n t t h e , s p e e d ' of the racc, n o t t h e e m o t i o n o f the r u n n e r s " : d o c h s. d a z u u. S. 3 4 f . ) u n d in E i g e n t ü m l i c h k e i t e n H o m e r s v o r w i e g e n d U n v o l l k o m m e n h c i t c n sieht (vgl. ζ. Β. S. 4 5 f . : „ H o m e r d o c s n o t a t t e m p t to p r e s e r v e a n y logical s u c c e s s i o n of s u b j e c t s ... T h e s i m i l e ( 7 6 0 - 7 6 3 ) b r e a k s t h e n a r r a t i v e b u t O d y s s e u s is t h e g r a m m a t i c a l s u b j e c t of 7 6 5 t h o u g h o u r a t t e n t i o n is e q u a l l y
divided
b e t w e e n h i m a n d A j a x " : u n r i c h t i g , s. u. S. 3 4 f . ; 4 6 A n m 5 „ T h e r e is o b v i o u s l y n o e x a c t t e m p o r a l d e m a r c a t i o n o f the n a r r a t i v e " ; 4 7 zu II. 2 3 , 7 7 5 f . u n d A e n . 5 , 3 2 9 f . : „ T h e s l a y e r o f the c a t t l e is a n u n i m p o r t a n t detail w h i c h w o u l d m e r e l y d i s t r a c t t h e r e a d e r ' s a t t e n t i o n " : d o c h der H i n w e i s a u f A c h i l l u n d P a t r o k l o s bei H o m e r erinnert d e n H ö r e r an A n l a ß u n d F u n k t i o n d e r Spiele). I 9
D i e G e s c h i c h t e d e s M i s c h k r u g s , d i e d i e Stelle e i n e r B e s c h r e i b u n g s e i n e r S c h ö n h e i t e i n n i m m t (vgl. V . 7 4 2 f . ) , hat e i n e d o p p e l t e F u n k t i o n : (1) d e r K r u g e r i n n e r t an d e n toten P a t r o k l o s , zu
Der Endspurt des O d y s s e u s
33
bewerben sich drei Wettkämpfer: der kleine Aias, Odysseus und Antilochos, der Sohn Nestors. Für alle drei ist dies der letzte Auftritt in der Ilias. Eine ausdrückliche Begründung gibt der Erzähler nur für die Bewerbung des dritten, Antilochos: Er war Jugendmeister im Schnellauf (V. 756 ό γ ά ρ αυτέ νέους ποσι π ά υ τ α ς ένίκα: Schon II. 15,568ff. hatte Menelaos von Antilochos gesagt, er sei der jüngste und schnellste unter den Achaiern). Für die beiden anderen Bewerber aber genügen zur Qualifikation offenbar die epitheta constantia: Dabei entspricht das Auftreten des Aias der Erwartung, denn sein stehendes Beiwort ist die Schnelligkeit' (V. 754 Ό ϊ λ ή ο ς τ α χ ύ ς Αϊας: „Niemand war so schnell wie er in der Verfolgung der Feinde", hieß es von ihm z. B. schon II. 14,520ff.). Aias ist also für einen Laufwettbewerb geradezu prädestiniert, ähnlich wie sonst wohl nur noch der schnelle Achill selber. Die Bewerbung des Odysseus dagegen (V. 755 αν δ' Όδυσεύς πολύμητις) überrascht zunächst. Odysseus hatte jedoch schon am unmittelbar vorausgehenden Ringkampf teilgenommen. Dort war er gegen den großen Aias angetreten (V. 708 μέγας Τελαμώυιος Αϊας), auch dort war er, noch nachdrücklicher als hier, mit seinem am meisten charakteristischen Epitheton πολύμητις vorgestellt worden (V. 709 αν δ' Όδυσεύς πολύμητις ά υ ί σ τ α τ ο κέρδεα ε'ιδώς) 10 und hatte sich, der Ankündigung entsprechend, mit einer List gegen Aias behauptet (V. 725: der kluge Taktiker bewährt sich gegen den an Kraft [133] und Größe überlegenen Kämpfer). Angesichts der homerischen Formelökonomie heißt die Frage also genau genommen weniger, warum erhält Odysseus hier das Beiwort πολύμητις, als vielmehr, warum stellt der Erzähler gerade den ,Odysseus π ο λ ύ μ η τ ι ς ' neben die beiden s c h n e l l e n ' Kämpfer? Wenn der Hörer beim Laufwettbewerb im unmittelbaren Anschluß an den Ringkampf gleich zum zweiten Mal vom Auftritt des ,Odysseus πολύμητις' hört, wird er dann nicht schon darauf gefaßt sein, daß auch im Laufen nicht unbedingt die größere Schnelligkeit der Füße den Ausschlag geben muß? Der Hörer, der die Bedeutung von Ankündigung und Vorbereitung im homerischen Epos kennt, darf mit einer Überraschung rechnen und auf den Ausgang des Kampfes gespannt sein.
dessen Ehren die Spiele stattfinden (V. 746f., vgl. 748) und (2) H e r k u n f t u n d G e s c h i c h t e des Krugs (V. 7 4 3 - 7 4 7 ) veranschaulichen, wie kostbar er war, o h n e d a ß der Erzähler eine B e s c h r e i b u n g von seinem Aussehen zu geben brauchte. Die Verspartie ist ein Beispiel fur die schon von G. E. LESSING (Laokoon, 1766, bes. Kap. X V I - X I X ) b e o b a c h t e t e f ü r H o m e r charakteristische U m s e t z u n g von B e s c h r e i b u n g in H a n d l u n g (dazu T. KRISCHER, E i n e Eigenheit homerischer Darstellung. LESSINGS B e o b a c h t u n g e n u n d ihre D e u t u n g , A n t i k e u n d A b e n d l a n d 23, 1977, 7 7 - 9 5 , der den m n e m o t e c h n i s c h e n Aspekt stärker hervorhebt als den der W i r k u n g auf die Zuhörer). 10
Das Attribut πολύμητίξ k o m m t unter den homerischen Helden ausschließlich d e m O d y s s e u s zu u n d ist sein h ä u f i g s t e s Beiwort, besonders eindrucksvoll erläutert in seiner Vorstellung durch Helena 11. 3,200ff. In der ersten Vershälfte, wie hier, aber tritt es selten auf, und die V e r b i n d u n g αν δ' Ό δ υ σ ε ύ ς πολύμητίζ erscheint, außer hier in R i n g k a m p f u n d Wettlauf, nur noch einmal, II. 3,268. Vgl. auch WHALLON, Epithets (Ο. A n m . 5), bes. 123 u n d 125 („The epithets of O d y s s e u s are often highly accurate descriptions of him in the individual instance ..."); HAINSWORTH, F l e x i b i l i t y (o. A n m . 5) 9f. u n d 27. I
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Epische Texte: Homerisches Epos
Wird aber die hier geweckte Erwartung einer technischen Finesse des Odysseus durch die folgende Handlung, ebenso wie im vorhergehenden Ringkampf, auch tatsächlich eingelöst? Nach der Ansicht der meisten Interpreten scheint das nicht der Fall zu sein. So schreiben ζ. B. CHANTRAINE-GOUBE," Odysseus habe beim Laufen „gräce ä Athena comme souvent" über den kleinen Aias triumphiert und WlLLCOCK sagt in seinem schon erwähnten Aufsatz 1 2 lakonisch „Odysseus wins with Athene's help". Diese Interpretation aber setzt voraus, daß das Epitheton des Odysseus, πολύμητίζ in V. 755, im Unterschied zu dem des Aias, V. 754 Ό ϊ λ ή ο ς τ α χ ύ ς Α'ίας, und trotz der nachdrücklichen Begründung der Bewerbung des Antilochos in V. 756 als rein konventionell im Sinne M. PARRYs verstanden werden muß. Der Dichter hätte dann zwei der drei Bewerber unter sorgfältiger Berücksichtigung persönlicher Qualitäten ausgewählt, einen dagegen, Odysseus, eher willkürlich, nur, um an ihm die Bedeutung göttlicher Hilfe zu demonstrieren. Ist dies aber nach der anschaulichen Vorführung der besonderen Qualitäten des Odysseus im vorhergehenden Ringkampf wirklich glaubwürdig? Welche Anhaltspunkte liefert nun die eigentliche Kampfdarstellung, die die Verse 7 5 7 - 7 7 9 umfaßt? Die drei Läufer haben sich nebeneinander am Start aufgestellt und sobald Achill die Strecke festgelegt hat, stürmen sie los. Sie sollen bis zu einer Wendemarke laufen und von dort zurück zum Ausgangspunkt. Start und Ziel sind also identisch. Die Einteilung der Strecke hat ihr Pendant im Wagenrennen (V. 358ff.), 1 3 nur die Entfernungen sind verschieden. Der Aufteilung der Strecke in Hin- und Rücklauf entspricht die Ein- [134] teilung der Kampfdarstellung in zwei Phasen, wobei genau wie beim Wagenrennen die an sich kritische Umquerung der Wendemarke in der Erzählung ausgespart ist. 14 Der Lauf entwickelt sich von Anfang an zu einer scharfen Auseinandersetzung zwischen Aias und Odysseus, doch führt zunächst vom Start weg seiner Qualifikation entsprechend der kleine Aias (V. 758-767). Odysseus aber folgt dichtauf. Wie dicht er dem Aias auf den Fersen sitzt, veranschaulicht der Erzähler durch ein Gleichnis: Odysseus stürmte so nahe hinter Aias her, wie der Brust einer Weberin die Weberlade nahe ist, wenn sie sie an sich gezogen hat, um den Querfaden durch die Längsfäden des aufgespannten Gewebes zu ziehen (V. 761-763). Das Gleichnis illustriert nicht den rhythmischen Anprall der
11
C h a n t X X I I I , Introd. 14; vgl. Ζ. B. HLNTERLECHNER (O. A n m . 5) 6 6 (der , s c h n e l l e A i a s ' „ u n t e r l i e g t n u r d u r c h d i e List d e r A t h e n e " ) ; B. OTIS, Virgil 4 2 (s. o. A n m . 8);
W.B.
STANFORD, T h e U l y s s e s T h e m e . Α S t u d y in the A d a p t a b i l i t y of a T r a d i t i o n a l H e r o , 2 1 9 6 8 , 16 ( O d y s s e u s ' „ v i c t o r y in t h e f o o t - r a c e b y s h e e r f a v o u r i t i s m on A t h e n e ' s p a r t . . . " ; vgl. 2 8 f . m i t weitreichenden Folgerungen). 12
WlLLCOCK (ο. A n m . 1) 2.
13
Z u τ έ ρ μ α τ α ( V . 7 5 7 ) u n d νύσσα (V. 7 5 8 ) vgl. V. 3 3 2 f . (νύσσα, - τ έ ρ μ α τ α ) m i t CHANTRAINEs B e m e r k u n g zu V . 3 3 2 u n d AMEIS-HENTZE, K o m m , zu V. 758. I
14
S. d a z u u. S. 4 5 m i t A n m . 4 2 - 4 4 .
Der Endspurt des Odysseus
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Läuferbeine, wie H. F R A N K E L gemeint hat, sondern die Situation gespannten Gleichgewichts in dieser ersten Phase des Rennens (viermal wird der Zustand der Nähe betont: zweimal im Imperfekt fur Odysseus in der Erzählung, zweimal im Präsens für die Weberin im Gleichnis: V. 759f. ,hinterher stürmte der göttliche Odysseus sehr nahe', ά γ χ ι μάλ'; V. 760f. ,sehr nahe ist die Weberlade der Brust', ά γ χ ι μάλ' ... / στήθεός έστι καυώυ; V. 762f. ,sie hält sie nahe der Brust', άγχόθι δ' ϊσχει / στήθεος; und V. 763 ,so lief Odysseus ganz nahe a u f , θέευ έγγύθεν). Zwei weitere Einzelheiten ergänzen diese Situationsbeschreibung: einmal, , Odysseus tritt in die Fußstapfen des Aias, bevor sich der von diesem aufgewirbelte Staub rings herum erheben kann' (V. 763-764), 1 6 und zum anderen, ,der Atem des Odysseus saß dem Aias im Nacken' (V. 765 κάδ δ' άρα οί κεφαλής χέ' άϋτμέυα δΐος 'Οδυσσεύς). Diese letztere Einzelheit hat wieder ihre Entsprechung im Wagenrennen, wo der zunächst führende Rennfahrer Eumelos den Atem der Pferde seines Verfolgers Diomedes in seinem Nacken spürt (V. 378-381). Die erste Phase des Wettlaufs schließt V. 766f. mit einem Blick auf die Zuschauer, in deren Reaktion sich die Dramatik des Kampfes spiegelt. Durch ihre Einbeziehung in die Szene erhöht der Erzähler zugleich die dramatische Wirkung seiner Erzählung auf seine Zuhörer und vermittelt wie mit einem Zeitraffer den Eindruck eines gleichbleibenden Verlaufs des Rennens bis zum Eintritt in die Schlußphase. Auffällig an der Reaktion der Zuschauer ist jedoch, daß sie nur Odysseus anfeuern und daß nur von Odysseus' Verlangen nach dem Sieg die Rede ist: ϊαχου δ' έπι πάντες 'Αχαιοί / νίκης ιεμένω (V. 766f.). Wie bemerkenswert das ist, zeigt wieder der Vergleich mit dem Wagenrennen, wo Homer vom Herzklopfen der siegeshungrigen Teilnehmer spricht (V. 370f. π ά τασσε δε θυμός εκάστου / νίκης ίεμένοον)', dort aber bezieht sich die Formel auf alle beteiligten Wettkämpfer. Warum wird sie hier auf Odysseus beschränkt? Diese Frage hat schon die alexandrinischen Philo- [135] logen beunruhigt. 17 Antike und moderne Kommentatoren heben gewöhnlich hervor, daß die Verse 766f. die Beliebtheit des Odysseus und die Unbeliebtheit des kleinen Aias beim Publikum zeigen. Doch diese Feststellung erklärt nur die anfeuernden Zurufe, nicht aber, warum der Erzähler mit der gleichen Einseitigkeit nur vom Siegesverlangen des Odysseus spricht (obwohl doch auch Aias um den Sieg kämpft). Vielmehr müssen wir wohl auf die darstellerische Wirkung der seit V. 759 immer mehr verstärkten Vereinzelung des Odysseus achten. 18 Die 1 5
15 16 17
H. FRANKEL, Die homerischen Gleichnisse, 1 9 2 1 , 2 1 9 7 7 , hrsg. V. E. HEITSCH, 79. Zur Erklärung von V. 7 6 4 vgl. G. KURZ, Darstellungsformen menschlicher B e w e g u n g in der Ilias, 1966, 155 mit Anm. 96. I S. die antike Konjektur ίεμενοι statt ίεμένω in V. 767: vgl. Schol. II. 2 3 , 7 6 6 - 7 und 767 (Bd. V 4 8 6 ERBSE).
18
Das Element der Wirkung, das gerade in der mündlichen Erzählung eine große Bedeutung hat, wird in der Homerforschung nicht immer genügend berücksichtigt, obwohl schon LES-
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Epische Texte: H o m e r i s c h e s Epos
Aufmerksamkeit des Hörers konzentriert sich ebenso wie die des Zuschauers immer ausschließlicher auf das Verhalten des Verfolgers Odysseus, auf seine gleichbleibende Geschwindigkeit (V. 766 σίε'ι ρίμφα θέωυ), auf sein Siegesverlangen (V. 767 νίκης ίεμενω) und auf seinen besonderen Eifer (V. 767 μάλα ... σπεύδουτι). Der Erzähler erreicht so, daß der Hörer gespannt darauf wartet, was Odysseus unternehmen wird, um den vor ihm liegenden Aias auszumanövrieren. Die so vorbereitete entscheidende Schlußphase des Kampfes setzt auf dem Rückweg, kurz vor dem Ziel, mit einem heimlichen Gebet des Odysseus ein (V. 768-772): άλλ' οτε δή π ύ μ α τ ο υ τέλεου δρόμον, αύτίκ' 'Οδυσσεύς εϋχετ' Ά θ η υ α ί η γ λ α υ κ ώ π ι δ ι ου κ α τ ά θυμόυ· ,,κλΰθι, θεά, ά γ σ θ ή μοι έπίρροθος έλθέ ποδοΐιν." ώ ς εφατ' εϋχόμευος· τ ο ΰ δ' εκλύε Π α λ λ ά ς Άθήυη, γ υ ϊ α δ' εθηκεν ελαφρά, π ό δ α ; και χείρας ϋπερθευ.
Doch diese zunächst scheinbar etwas unverbindliche Stärkung ist nicht die einzige Hilfeleistung, die Athene dem Odysseus zuteil werden läßt. Der Dichter sagt nämlich weiter (V. 773-777): άλλ' οτε δή τ ά χ ' εμελλον έπαΐξασθαι άεθλον, ευθ' Αίας μέυ δλισθε θέωυ - βλάψευ γ ά ρ Άθήυη τ η ρα β ο ώ υ κέχυτ' όυθος ά π ο κ τ α μ έ υ ω υ έριμύκωυ, ους έπ'ι Π α τ ρ ό κ λ φ πέφυευ π ό δ α ς ώκύς Άχιλλεύςέυ δ' δυθου βοέου π λ ή τ ο σ τ ό μ α τε ρΐυάς τε.
Diese Partie wirft eine ganze Reihe von Fragen auf: Weshalb greift Athene gleich zweimal ein? (V. 771 f. ,sie machte Odysseus die Glieder leicht' - V. 774 ,sie brachte Aias zu Fall'). Genügt nicht an sich der Rindermist [136] (V. 775-777) als Ursache für den Sturz des Aias? Weshalb macht der Erzähler nicht dieses, wie es scheint, ausschlaggebende Element zum Ausgangspunkt seiner Erzählung? Wozu braucht er außerdem noch Athene? Wenn aber die Gottheit für den Ausgang des Kampfes verantwortlich gemacht werden soll, ist dann nicht das Gebet des Odysseus eigentlich überflüssig, zumal, da es für sich genommen gar nichts Entscheidendes zu bewirken scheint? Wäre die Situation nicht genau die gleiche, wenn man die Verse 768-772, also Gebet und Erhörung, ausließe? Auf die Aussage ,Odysseus lag dichtauf hinter Aias, die Zuschauer spornten ihn an' würde dann unmittelbar folgen: ,als sie aber ganz kurz vor dem Ziel waren, kam Aias auf Betreiben der Athene im Rindermist zu Fall, und Odysseus gewann'. Diese hypothetische Fassung wäre durchaus homerisch. Weshalb hat sich der Erzähler nicht mit ihr begnügt? Welche Funktion hat das Gebet des Odysseus?
SING (Laokoon, Kap. X X - X X I I ) an H a n d des Helena-Auftritts II. 3,154ff. gezeigt hat, wie sehr die Darstellung von diesem Aspekt bestimmt w e r d e n kann. I
Der Endspurt des Odysseus
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Methodisch müssen wir (in Abwandlung von A. LESKYs Frage, 19 ob ,das Fehlen einer Bezeichnung im Epos auch das Fehlen der entsprechenden Sache mit Sicherheit erweise') unterscheiden zwischen den einzelnen sprachlichen Aussagen einerseits und dem Sachverhalt oder Vorgang, den sie in ihrer Aufeinanderfolge evozieren, andererseits. Welches Bild sollen sich die Zuhörer nach der Intention des Erzählers vom geschilderten Vorgang machen? Die letztere Frage würde für unseren konkreten Fall zunächst bedeuten: wie sähe der Wettlauf aus, wenn man das göttliche Eingreifen eliminierte? Die Antwort hat Vergil gegeben, der die homerische Wettlaufhandlung im Buch der Spiele zu Ehren des Anchises folgendermaßen umgesetzt hat (Aen. 5,327ff.): ,Schon waren die Läufer unmittelbar vor dem Ziel, als Nisus, der Unglückliche (der bis dahin gefuhrt hatte), im glatten Blut zu Fall kommt, wie es sich zufällig nach der Schlachtung der Opferstiere auf den Boden ergossen und das frische Gras oben befeuchtet hatte. Hier konnte der junge Mann, der schon fast als Sieger triumphierte, seine wankenden Füße im eingedrückten Boden nicht mehr halten, sondern stürzte vornüber mitten hinein in den Schmutz des geweihten Opferblutes'. - Wenn man diesen Sturz des Nisus mit dem homerischen Sturz des Aias vergleicht, dann treten zwei bezeichnende Unterschiede sogleich hervor: an die Stelle des göttlichen Eingreifens setzt Vergil die Kategorien ,Glück' und ,Zufall' (,Nisus infelix' und j*orte')20 und eben deshalb wird auch das Opferblut, das dem homerischen Rindermist entspricht, 21 zum [137] allein handlungsauslösenden Faktor. 22 Hat aber Vergil alle Aspekte seiner Vorlage bei seiner Umsetzung berücksichtigt? Wenn wir ihm folgen, müßten wir unsere
19 20
21
22
A. LESKY, Göttliche und menschliche Motivation im homcrischcn Epos, SB Heidelberg 4, 1961, 9. Vgl. ζ. B. M.W.M. POPE, Athene's Development in Homeric Epic, AJPh 81, 1960, 121: „Homer can, if he likes, leave a happening unexplained. What he cannot do is to attribute it to accidcnt. As is well known there is no such word as τύχη in his vocabulary. If explanation is wanted, it must be divine": vgl. jedoch u. S. 39. Die Umsetzung des ,Mists' der zu Ehren des Patroklos geschlachteten Rinder in das ,Blut' der zum Gedächtnis an Anchises geopferten Rinder ist für Vergil charakteristisch. Der krasse I Realismus des homerischen ,Rindermists' war für ihn ebensowenig akzeptabel wie etwa die ,Nacktheit' des auf Scheria gestrandeten Odysseus (Od. 5,45 Iff.; der gestrandete Aeneas tritt immer noch im hcroischcn Dekor auf, Aen. l,170ff.: vgl. dazu Arcadia 13, 1978, 312). In Vergils Epos des erhabenen Stils durfte allenfalls ,mit Schmutz vermischtes Opferblut' (s. das Hendiadyoin Aen. 5,333: immundoque fimo sacroque cruore) den Fall des Nisus verursachen: Auch das banalste Detail muß wenigstens einen Anflug von Weihe haben. Daß sich einem Krieger ,Mund und Nase mit Rindermist füllen' (II. 23,777) ist für Vergils Epos nicht vorstellbar. Während Homer den ,Sturz des Aias' und seinen unmittelbaren Anlaß, den ,Rindermist', innerhalb der Darstellung des Rennens nur einmal anfuhrt, variiert Vergil den Sachverhalt ,Sturz des Nisus' gleich dreifach: (1) V. 328f.: levi ... sanguine Nisus / labitur; (2) V. 331 f.: vestigia presso / haud lemiil titubata solo; (3) V. 332f.: promts in ipso / concidit immundoque fimo sacroque cruore. Opferblut und glatter Boden treten so bei Vergil, im Unterschied zu Homer, als entscheidendes Moment in den Vordergrund.
Epischc Texte: Homerisches Epos
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Homerstelle, auf ihren sachlichen Kern reduziert, folgendermaßen paraphrasieren: ,Als sie aber kurz vor dem Ziel waren, rutschte Aias plötzlich im Mist der zu Ehren des Patroklos geschlachteten Rinder aus, und Odysseus ging als Sieger durchs Ziel'. In dieser Fassung aber würde wieder nur die zweite Erwähnung der Athene berücksichtigt (V. 774 βλάψεν y a p Άθήνη). Käme es jedoch nur auf den Zufall an (oder homerisch: das willkürliche Eingreifen der Götter), wozu dann das Gebet des Odysseus? Macht der Vergleich mit Vergil nicht noch deutlicher, daß der eigentliche Schlüssel zum Verständnis der homerischen Darstellung das Gebet des Odysseus ist? Bei Odysseus, und nicht bei Athene, liegt in der homerischen Fassung die Initiative. Sem Gebet und nicht der Rindermist ist der die Handlung auslösende und entscheidende Faktor. Scheint es also nicht, als signalisiere dieses Gebet eine von Odysseus ausgehende Aktion, deren Folge letzten Endes auch der Sturz des Aias ist? ,Der homerische Sänger', so schreibt G.S. KLRK,23 b e s c h r e i b t niemals die Art, in der ein Kämpfer alle Kräfte zu einer letzten großen Anstrengung zusammenreißt, ...': „The Homeric equivalent might be the prayer to a god and the consequent lightening of a warrior's limbs". Ein solches Gebet und eine solche Erfüllung liegen an unserer Stelle vor. Welcher Art aber könnte die ihnen zu Grunde liegende Anstrengung des Odysseus sein, und weshalb greift Athene in unserem Fall gleich zweimal ein (V. 772 und V. 774)? Schon Aristarch hat V. 772 wegen der weiteren Bevorzugung des Odysseus in V. 774 für unecht gehalten. Darin folgt ihm ζ. B. der Kommentar von AMEIS-HENTZE,24 und noch CHANTRAINE-GOUBE halten seine Begründung für erwähnens- [138] wert. 25 Aristarchs Argumentation lautet: 26 ,Für den Sieg des Odysseus genügte der Sturz des Aias' (ήρκει προς την νίκηυ τ ό πεσεϊυ Αϊαντα); ,wozu dann noch die Hilfe der Athene fur Odysseus (V. 772 ,sie machte ihm die Glieder leicht'), die schon für sich allein genommen den Sieg zur Folge gehabt haben müßte' (εί οΰυ τ ά γυΐα ελαφρά έποίησευ, έυίκα αν π ά ν τ ω ς ) . Odysseus hätte dann den Aias sofort überholt, doch dies ist, wie die folgenden Verse zeigen, nicht der Fall; also sei V. 772 mit dem Kontext unvereinbar. Haben wir es aber wirklich mit zwei ganz verschiedenen Momenten des Rennens und mit einem zweimaligen sukzessiven Eingreifen Athenes zu tun? Werden hier nicht die beiden Äußerungen über Athene zu wörtlich genommen und zu sehr voneinander isoliert?
23
H o m e r a n d t h e E p i c , 1965, 9 3 .
24
AMEIS-HENTZE, K o m m , zu V. 7 7 2 : „ O d y s s c u s w a r n a c h V. 7 5 9 f f . d e m A i a s so d i c h t a u f d e n Fersen, d a ß , w e n n A t h e n e i h m die G l i e d e r leicht m a c h t e , er s o f o r t d e n s e l b e n ü b e r h o l e n m u ß te, w ä h r e n d V. 7 7 3 zeigt, d a ß in d e m V e r h ä l t n i s b e i d e r z u e i n a n d e r k e i n e r l e i
Veränderung
e i n g e t r e t e n w a r " ; A r i s t a r c h s A t h e t e s e des V. 7 7 2 sei d e s h a l b b e r e c h t i g t . I 25
CHANTRAINE-GOUBE, K o m m . z. St.: A r i s t a r c h h a b e V. 7 7 2 a t h e t i e r t , „ p u i s q u e d e t o u t e fa β α ρ υ π ε ν θ έ σ ι ν ... μ ά χ α ι ς (in a g e n e r a l c h a r a c t e r i z a t i o n of war). Pyth.
11,18 έκ δ ό λ ο υ ... δυσπενθέος r e f e r s to
C l y t c m n e s t r a ' s (cf. 11.22 νηλής γ υ ν ά ) " d r e a d f u l " or " g r u e s o m e p l o t " a g a i n s t A g a m e m n o n ' s life ( c o m b i n c φονευομένου π α τ ρ ό ς ... έκ δ ό λ ο υ δυσπενθέος: sec Mythos 81). T h u s P e r s e u s ' s t r u g g l e a g a i n s t the G o r g o n s in Pyth. πενθής κ ά μ α τ ο ς " e i n K a m p f a u f L e b e n u n d T o d " ) . Medusa's
bei Pindar
134 with n.
12 is p r e s e n t e d as d e s p e r a t e (δυσfate, o n the o t h e r h a n d , d o e s n o t
m u c h c o n c e r n P i n d a r : T h e s t o r y is p r e s e n t e d in t e r m s of P e r s e u s ' s t r u g g l e a n d P e r s e u s ' s u e ccss, a s in Pyth.
10,46ff.
Two Notes on Pindar
301
μέρος being entangled with the preceding part of the sentence (11 όποτε τρίτου άϋσευ ... μέρος ... μοΤραυ άγωυ). 3 On the other hand, άϋσευ (11) has either been emended to άυυσσευ, 4 a rather colourless word not very apt in this context 5 (it has the additional disadvantage of splitting apart even further the μέρος - μοίρα antithesis), or has been taken to mean "he uttered a cry of triumph",6 which is difficult to parallel and does not fit the situation suggested by the context. 7 If one adds the rather strange "aloofness" of Athena from the struggle of Perseus suggested by the traditional interpretation,8 which is, in fact, contradicted by the resume at the end of the myth, where Athena's intervention on behalf of Perseus is explicitly stated (18f. άλλ' έπει έκ τ ο ύ τ ω ν φίλου άυδρα πόυωυ / έρρύσσατο παρθένος, ...), 9 one is led to question the order of words generally assumed in 1. 11. τρίτου should, I think, be detached from κασιγυητσυ μέρος and be taken as a temporal adverb ("for the third time") with its neighbour σϋσευ. The nature of the "cry" in verbs like άύω, ίαχέω, β ο ά ω and so on is usually determined by 3 4
5
6
7 8
9
it is, in fact, only the intrusion of τρίτον that destroys the otherwise perfect balancc of the participle clausc (κασιγνητάν μέρος ... μοϊραν ά γ ω ν ) . Α. BOECKH post Schol., accepted by O. SCHROEDER, ed. mai. 1900 (1922), C.M. BOWRA 1947, and A. TURYN 1952; cf. for instance, SCHROEDER'S commentary, Pindars Pvthien, 1922, 111 ("confecit") and L. ILLIG, Zur Form derpindarischen Erzählung, 1932, 94 with n. 1. For other still more improbable conjectures cf. D.H. GERBER, Emendations in Pindar, 1976, 96. άνυσσεν, which 1 formerly accepted, would case only the first of the above mentioned difficulties of τρίτον μέρος. Cf. R.W. BURTON, Pindar's Pythian Odes, 1962, 29 ("the colourless άνυσσεν = confecit"); "The true sense is colloquial", A.J. BEATTIE (letter, 21.xii.1976, examining the Homeric parallels), "The verb is unlikely to be used in lyric narrative, even with reference to the loathsome Medusa". Moreover it should be noted that άνυσσεν does not fit well with the preceding lines: the "wailing of the Gorgons" (11. 7 - 1 0 ) points to a time when Medusa has already been slain, not to the actual slaying itself. W. SCHADEWALDT, Der Aufbau des pindarischen Epinikion, 1928, 50 n. 1, accepted by BURTON, loc. cit. 29: "... the translation 'Perseus cried out aloud (in triumph) when he brought the third Gorgon as a doom to Seriphos' suits the style better than the colourless σνυσσεν ..." It should be noted, however, that the action of the subordinated όπότε-clause (άϋσεν ... ά γ ω ν ) is linked to that of the main άϊε-clause; therefore άϋσεν cannot refer to a different (i. e. later) occasion than that of the άϊε-clause. Cf. ILLIG, loc. cit. 94 n. 1; L.R. FARNELL, Pindar, 1932, Commentary 235 on 1. 1 If. It has led astray, for instance, E. SCHLESINGER, Hermes 96 (1968) 275ff. (283: "Dem finsteren Wesen der Gorgonen ... steht die ruhige Gelassenheit der Göttin gegenüber, die unberührt von all dem Aufruhr ihn einfach in Musik verwandelt etc."): cf. Mythos bei Pindar 118f. SCHLESINGER^ theory, however, still has supporters: cf. for instance C. SEGAL, RhM 117 (1974) 37f. I should now prefer to take (with E. WÜST, Pindar als geschichtschreibender Dichter, 1967, 78: cf. Mythos bei Pindar 142 n. 114) the flute-music (and not "Athena") as subject of the όφρσ-clause (1. 20f.): while the έπεί-clausc (1. 18f.) gives the reason for Athena's invention (sec Hermes 114, 263 with n. 37), the όφρσ-clause states the purpose for which the flute is designed ("because Athena had saved her mortal friend from this laborious struggle, she invented the music of the flute, in order that it should represent instrumentally the loud lament that emerged from the ... jaws of Euryalc. This music of the flute the goddess invented ...").
302
Lyrisches Erzählen: Pindar
the context (compare the examples quoted in n. 10 below). In this case the desperate struggle o f Perseus (10 δυσπενθέϊ σϋν καμάτω) from which he was "rescued by Athena" (18f.) points definitely to a "cry for help" to the goddess. The sense o f τρίτον άϋσεν (sc. αύτήυ) will then be: "for the third time he cried to Athena for help". 1 0 The "third call" marks success," and the phrase should therefore mean in its context: "Athena heard the Gorgon's lament at the time when Perseus, engaged in a desperate struggle (against the remaining Gorgon-sisters), had successfully cried to her a third time to rescue him, being about to carry o f f part o f the sisters to the Seriphians as their portion". This interpretation would remove the doubts on the one hand about σϋσεν (which is in itself unlikely to be corrupt) 12 and on the other meet the objections raised against the participle-clause mentioned above: i f separated from τρίτον, the antithesis κασιγνητδν μέρος - μοϊραν ά γ ω ν would be unobjectionable. The solution suggested here would, moreover, provide the missing link between Athena and the struggle o f Perseus 13 and would fit in with 1. 13 (ήτοι τ ό τε θεσπέσιον ΦόρκοΓ άμαύρωσεν γένος) 14 and 1. 18f. (έκ [93] τ ο ύ τ ω ν φίλον άνδρα πόνων / έρρύσσατο παρθένος): Perseus won his "dreadful struggle" (10 δυσπενθής κάματος ~ 18 πόνοι, compare 28 κάματος) against the Gorgons by appealing successfully to Athena. Finally, the resemblance o f Pindar's allusive lines to the struggle o f Perseus as "depicted" on the "Shield o f Herakles" (Hes. scut. 228ff.) 1 5 would become even more apparent.
10
For άύω or άπύω with a personal object expressed or implied sec, for instance, II. 11,46Iff. (Odysseus' cry for help) que S' Εταίρους- / τρ'ις μέν έπειτ' τίϋσεν (sc. εταίρους) ..., / τρίς δ' άϊEV ί ά χ ο ν τ ο ς ... Μ ε ν έ λ α ο ς ; c f . Od.
11
9 , 6 5 τ ω ν δ ε ι λ ώ ν έ τ ό ρ ω ν τ ρ ι ς ε κ α σ τ ο ν άΟσαι, / ο'ί θ ά ν ο ν . . . ;
Pindar, Ol. l,72f. (Pclops) οίος έν όρφνα / άπυεν βαρύκτυττον / Εύτρίαιναν- ό δ' αϋτώ / παρ ττοδι σχεδόν φάνη; for the situation cf. also Pyth. 6 , 3 5 - 3 7 (Nestor) βόασε παϊδα öv, / χαμαιπετές δ' άρ' Επος ούκ άπέριψεν. For adv. τρίτον cf. Nem. 3,72; Bacch. 4,4, and see next note. For "three" as a success-number, the third time being decisive, cf. II. loc. cit.; Pindar, Ol. 2,68 (έστρίς); Ol. 8,37ff. ("three snakes", the third being successful, cf. 1. 45f.); Cf. also II. 8,488 (τρίλλιστος έττήλυθε νϋξ έρεβεννή); Hcs. Fr. 76,21 M.-W. (Hippomcncs - Atalante) ό δέ τά τρίτον ήκε χαμαζε, sc. μήλον. / σύν τώ δ' έξέφυγεν θάνατον; Α. Ch. 655 (Orestes) τρίτον τόδ' έκπέραμα δωμάτων καλώ (at that the call is answered, 1. 657); E. Hel. 1417 (Thcoklymcnos conceding Helen's request): αύθις κελεύω και τρίτον γ', ει σοι φίλον; cf. also Ar. Ra. 1176 (Dionysos): τεθνηκόσιν ... ελεγεν ... / οίς ουδέ τρις λέγοντες έξικνούμεθα.
12 13
Cf. intransitive άντ-άϋσε Pyth. 4,197. Otherwise it would not make much sense to continue "Athena" as subject from the first into the second stanza of the poem (cf. Mythos bei Pindar 132 and the alternative possibilities I considered in Hermes 104, 26If.).
14
As 1. 13 (ήτοι) evidently refers back to 11. 9 - 1 1 the verb in 1. 11 should, however indirectly, express the success of Perseus' fight against the Gorgons: SCHROEDER, Pyth.-Komm, on 1. 13; Cf. Hermes 104, 261 with n. 27. 2 2 8 - 3 1 αυτός δέ σπεΰδοντι και έρρίγοντι έοικώς / Περσεύς Δαναΐδης έτιταίνετο· / τα\ δέ μετ' αυτόν Γοργόνες αττλητοί ΤΕ και ού φαταϊ έρρώοντο / ίέμεναι μαπέειν ... 2 3 5 - 3 7 λίχμαζον δ' άρα τ ώ yE ... έπ'ι δέ δεινοϊσι καρήνοις / Γοργείοις έδονεΐτο μέγας φόβος: cf. Mythos bei Pindar 136f.
15
Two Notes on Pindar
303
II. Isthmian 8,46f.: έπέωυ δέ καρπός / ού κατέφθιυε- φαυτι y a p ξύυ' άλέγειυ / και γ ά μ ο υ Θέτιος άυακτε (άυακτε Triklinios : άυακτα Β D : άυακτας BERGK). Translate: "And the fruit of Themis' words did not wither; for, they say, the two mighty gods (i. e. Zeus and Poseidon) jointly cared also for the marriage of Thetis". The lines quoted are the closing sentence of the story of Zeus' and Poseidon's rival love for Thetis (Isthm. 8,26a-47). 1 6 Modern editors either print Triklinios' άνακτε (Ο. SCHROEDER, ed. mai. 1900 [1922]; C.M. BOWRA 1947), or BERGK's conjecture άυακτας (A. TURYN 1952; B. SNELL 1964) although the latter introduces a metrical anomaly into the text. The manuscript reading άυακτα has, however, been defended by P. VON DER MÜHLL18 and, following him, b y E. THUMMER.19
VON DER MÜHLL thought άυακτα should refer to Peleus, to whom Thetis is to be given in marriage (11. 3 8 f f ) , and took the sentence to mean: "The warning of Themis was successful because even Peleus himself, in agreement with the decision of the gods, cared for marrying Thetis". 20 Such a statement, he argues, would be a fitting conclusion to the story because "to praise Peleus was the purpose of this part of Pindar's narrative, to Peleus therefore it was also designed to lead ,..". 2 1 Two questions must be asked here: Does VON DER MÜHLL account sufficiently for the γ ά ρ in 1. 46a and the position of καί in 1. 47 (φαυτι γ ά ρ ξύυ' άλέγειυ / και γ ά μ ο υ ... άυακτα)? And is Peleus really in the centre of Pindar's story, as VON DER MÜHLL takes him to be? Both VON DER MÜHLL and THUMMER translate the sentence as if Pindar wrote και άυακτα ("auch Peleus seinerseits", VON DER MÜHLL; "der Herrscher auch seinerseits", THUMMER), but, in fact, we have και γ ά μ ο υ "the marriage al-
16
There should be a full stop after 1. 47 άνακτε (SCHROEDER ed. mai.; BOWRA; TURYN), not a c o m m a (SNELL).
17
18 19 20
21
The conjecture would produce the only long syllabic (-ας καί) at this place of the metrical system (six instances against, in the seven stanzas of the poem's strophic composition). The problem is underrated by P. VON DER MÜHLL, ΜΗ 22 (1965) 50 = Ausgewählte Kleine Schriften, 1976, 239f. (see next note). "Weitere pindarischc Notizen", MH22 (1965) 4 9 - 5 2 = Ausgew. Kl. Sehr., 2 3 8 - 2 4 2 . Pindar. Die isthmischen Gedichte II, 1969, 137 on I. 46f. (cf. his translation, loc. cit. I, 1968, 195). VON DER MÜHLL 51: "Und nun heisst es, dass der Themis warnender Rat, dem die Kronidcn zugestimmt hatten, fruchtete ..., weil (γάρ), wie erzählt wird, auch Peleus seinerseits ξυνά, d. h. in Gemeinschaft mit jenem Götterwillcn (this paraphrase of ξυνά is hardly justified by the text), auf die Heirat mit Thetis ... bedacht war..."; - cf. THUMMER 137: "Peleus habe sich um das gemeinsame Anliegen (ξυνά) gekümmert und Thctis ... zu seiner Frau gemacht". But why should this not very surprising outcome have been stressed in such a strange way? VON DER MÜHLL, loc. cit.: "Den Peleus zu verherrlichen, war der Sinn dieses Stücks der pindarischen Erzählung, auf seine Person sollte sie auch hinauslaufen"; similarly THUMMER, loc. cit.
304
L y r i s c h e s Erzählen: Pindar
s o " (that is, "someone cared for the marriage as well as for something else"). Moreover, VON DER MÜHLL and THUMMER take the γάρ-clause to mean that the fulfilment o f Themis' advice depended on the collaboration o f Peleus ("der Themis ... R a t . . . fruchtete, weil ( y a p ) ... auch Peleus seinerseits ... auf die Heirat mit Thetis ... bedacht war", VON DER MÜHLL). But are we really to believe that, according to Pindar, Themis' plan could be successful only if Peleus was ready to co-operate? Should we not rather expect from the consent o f the two gods (Zeus and Poseidon) mentioned in 1. 45af. that they would take charge of the marriage? N o w VON DER MÜHLL objected to reading άνακτε in 1. 47 exactly because "die ... Zustimmung der beiden Kroniden zum Vorschlag der Themis im Gedicht j a schon ausgesprochen ist (45a). φαυτι γ α ρ ... καί sind danach gänzlich überflüssig". But this is not true. In 1. 45a it is only said that Zeus and Poseidon consented to the plan of Themis, whereas in 1. 46af. we are told (if άνακτε is read) that the two gods themselves presided over the marriage of Thetis. VON DER MÜHLL's objection to άνακτε is thus not really justified. The decisive question, however, is: who is in the centre o f the story as told in Isthmian 8? The line o f the argument leading up to lines 46af. does not support the idea that it could be Peleus. In 11. 38f. Themis suggests to Zeus and Poseidon (compare 35a and 45 Κρονίδαις έννέποισα) that they should give Thetis to Peleus (Πηλέϊ γέρα$ θεόμορον / όπάσσαι γάμου Αίακίδα); in 11. 4 I f f . she says that the gods themselves should arrange for this marriage (she even proposes a date: 44f. έν διχομηνίδεσσιν δέ έσπέραις έρατόν / λύοι κεν χαλινόν ύφ' ή ρ ω ϊ παρθενίας. There is not the slightest hint of Peleus having a say in this arrangement. The implication rather seems to be that he will gladly accept anything the gods think fit for him). When Themis' speech has ended, we are informed that Zeus and Poseidon agreed to her suggestion [94] ( 4 4 - 4 6 ώς φ ά τ ο Κρουίδαις / έννέποισα θεά· τοι δ' έπι γλεφάροις / νεΰσαυ άθαυάτοισιν), and subsequently ( 4 6 - 4 6 a ) we are told that her words came true (έπέων δέ καρπός / ού κατέφθινε). T o this statement the sentence in question is added as an explanation (46a φαντί γ ά ρ ξύν' άλέγειν / και γάμον ...) . From the context outlined here it is apparent that the subject o f the infinitive άλέγειν cannot be " P e l e u s " or " Z e u s " alone 2 2 or "all of the g o d s " 2 3 but only "Zeus and Poseidon", the divine pair of competitors for the love of Thetis to whom Themis addressed herself (35ff.), whom she urged to give Thetis to Peleus (38f.), who gave their consent (45af.), and whose relationship to Thetis has been the dominant theme throughout this part of Pindar's narrative (since 1.
22
" Z e u s " w a s understood a s early as ER. SCHMID ( 1 6 1 6 : cf. SCHROEDER, cd. mai. on 11. 4 6 - 4 7 ) ; cf., for instance, FARNELL, C o m m . 3 8 2 on 1. 56; the interpretation is rejected by VON DER MÜHLL, loc. cit.
23
T h e " a s s e m b l y o f the g o d s " (1. 2 6 a f . , cf. 3 0 f . ) only figures as " f o i l " for " Z e u s and P o s e i d o n " ; see a l s o n. 17 a b o v e .
T w o N o t e s on Pindar
305
27). 24 Thus άυακτε should be read in 1. 46a. The final statement ("the two gods jointly cared also for the marriage of Thetis") points back to the beginning of Pindar's narrative (27 "Zeus and Poseidon competed for the marriage of Thetis"). The joint competition of the two gods for Thetis is in the end transformed into a joint patronage over her marriage to Peleus (as they had cared for Thetis they also cared for her marriage, kcu γάμου). 2 5 Peleus himself, however, is not given an active part in this version of the story. The essential fact is that the marriage of Thetis is in Isthmian 8 presented as being conferred upon Peleus as a divine favour (1. 38f. γέρας θεόμορου).
24
For the p r o m i n e n c e of " Z e u s and P o s e i d o n " in Isthm. 8 and the s i g n i f i c a n c e of their striking " t w i n - p r e s i d e n c y " in the myth see BICS 22 (1975) 2 6 - 2 9 .
25
άλέγειυ does not m e a n " f ü r sich betreiben", as VON DER MÜHLL suggests (loc. cit. 50, cf. 51) but "to take care o f ' or " h o n o u r " : cf. Ol. 1 l , 1 4 f . (the poet "taking care o f ' the victor and his city) κελαδήσω. / Ζεφυρίων Λοκρώυ γενεάν άλεΥων. " R i n g - c o m p o s i t i o n s " like this one in Isthm. 8 (27 άμφ'ι Θέτιος ... γ ά μ ω ~ 47 γ ά μ ο ν Θέτιο;) m a r k i n g o f f narrative units are a well k n o w n device in Pindar (for a closing return to the beginning m o d i f i e d , as here, by the course of events in the narrative cf. for instance Ol. 13,63f. and 8 4 - 8 6 or Pyth. 3 , 1 - 5 and 6 3 - 6 7 ) .
Time and Event in Pindar O. 1.25-53* [ClAnt 2 (1983) 66-76] The meaning and relevance of the έπεί-clause in O. 1.26 (του, sc. Πέλοπος, ... έ ρ ά σ σ α τ ο Γαιάοχοζ / Ποσειδών, έπεί υιυ καθαρού λέβητος εξελε Κ λ ω θ ώ / έλέφαυτι φαίδιμον ώ μ ο υ κεκαδμέυον) have been the subject of much controversy ever since U. v. WLLAMOWLTZ in 1922 and J. TH. KAKRIDIS in 1930 argued for taking έπεί in a causal sense.' Most recently the question has been taken up by [67] W.J. SLATER2 and D.E. GERBER,3 the former trying to reestablish the
1
2
This articlc will be concerned only with the first part of the Pelops story in Ο. 1. For its connection with the other two parts (lines 54-64 "Tantalos"; 65-95 "Pelops-Hippodameia-Oinomaos") and for the coherence of the ode as a whole see my paper "Pindar as Innovator: Poseidon Hippios and the Relevance of the Pelops Story in Olympian 1," CQ 24 (1974) 199-20 [dieser Band S. 259-267], U. v. WlLAMOWlTZ, Pindaros (1922) 234f.; J. ΤΗ. KAKRIDIS, "Die Pclopssage bei Pindar," Philologus 85 (1930) 463-77 = Pindaros undBakchylides, Wege der Forschung 134, ed. W. Μ. CALDER and J. STERN (1970), 175-90 (quotations infra arc from the latter); cf. his earlier articlc "Des Pelops und Iamos Gebet bei Pindar," Hermes 63 (1928) 417 n. 2 = Pindaros und Bakchylides 161 n. 7. KAKRIDIS convincingly argues for the Ganymcdcs-story, Hy. Horn. Aphr. 200-217, as Pindar's model (as Zeus fell in love with beautiful Ganymedes and abducted him to Olympus, Poseidon in Pindar falls in love with beautiful Pelops and carries him off to Olympus; cf. O. 1.43-45). KAKRIDIS ("Pclopssage" 188ff.) has been an influential exponent of causal έπεί (although he somewhat weakens his own argument by unjustly charging Pindar with "cine ziemlich grosse Verwirrung": sec infra n. 39), but he did not "in 1930 ... put forward a radically different interpretation" from that "generally held" until 1930 (D.E. GERBER, Pindar's Olympian One: A Commentary [henceforth referred to as GERBER, citing page nos.], Phoenix Supplementary Volume 15 [1982] 55 on line 26). KAKRIDIS himself ("Pclopssage" 188 nn. 48, 49) refers to L. DISSEN (Pindari carmina commentario perpetuo illuslravit D., [1830] ad loc.) and WlLAMOWlTZ (sec supra). DISSEN, although keeping temporal έπεί, held that O. 1.26 could only refer to Pelops' birth (Pindarus censet natum esse piterum cum eburneo humero). His interpretation (which had Poseidon fall in love with a newborn baby, but was nevertheless acccptcd, e. g., by L.R. FARNELL, Pindar: A Commentary [1932] 6 on lines 26-27) was modified by R. RAUCHENSTEIN, Commentationes Pindaricae II (1845) 7: immo έπεί est quia, et omnino hoc dicitur. Neptunus eum amavit, quia pulcher erat et inde a prima infantia humero eburneo, i. e. eboris splendorem referente, Parcae dono insignis (accepted, e. g., by F.G. SCHNEIDEWIN in his 1847 revision of DLSSEN's commentary, p. 16, who draws attention to Schol. O. 1.40f, p. 30 DR. - see infra n. 4 - and by F. I MEZGER, Pindars Siegeslieder [1880] 90 on line 26). Basically the same interpretation is in WlLAMOWlTZ (see above, without reference to predecessors): '"In Pelops verliebte sich Poseidon, denn ihn hatte aus der reinen Wanne Klotho herausgenommen; da strahlte seine Schulter elfenbeinern'. Wie mussten sie staunen, als sie das hörten."; cf. B. GlLDERSLEEVE, Pindar: the Olympian and Pythian Odes (1890) 131 on line 26: "έπεί: 'since' (causal)." For more recent work on the ode see L. LEHNUS, Pindaro: Olimpiche (1981) 5 (cf. GERBER, bibliography, 18Iff.). It is not clcar to me how LEHNUS understands the situation described by the opening statement, O. 1.25-27 (he translates έπεί by "quando," p. 9, and explains, p. 18, "pare insomma ehe tradizione (paiolo) c innovazione (Poseidon) debordino l'una nell'altra, producendo sorprcsa e tensione," thus combining in the same sentence an invention of Pindar's with a tradition rejected by Pindar). "Pindar's Myths," in Arktouros: Hellenic Studies Presented to B.M.W. KNOX, ed. G.W. B0WERSOCK, W. BURKERT and M.C.J. PUTNAM (1979) 63-70.
Time and Event
307
temporal meaning of έπεί 4 by a theory of temporality that he thinks holds good for the beginnings of Pindar's longer lyric narratives and the latter seeking to support temporal έπεί by a reinterpretation of the first part of the P o s e i d o n Pelops myth in Ο. 1 along temporal lines. As the ideas of both scholars are of considerable interest in themselves and, if true, could serve as a basis for farther investigation of the intricacies of Pindaric myths, they deserve to be examined in some detail. SLATER, restricting himself to the beginnings and ends of Pindaric myths, which he examines "from their temporal aspect only," 5 distinguishes three types of lyrical narrative in Pindar: "simple lyric narrative" ("where the end and the beginning are chronologically the same"), "complex lyric narrative" ("the end of the myth is posterior to its beginning"), and "epic narrative" ("straightforward narration of events in time"). According to SLATER (who adopts for his purpose observations of W. SCHADEWALDT on Homer), 6 "simple" and "complex lyric," as opposed to "epic," have in common that they start at a "crucial point" in the middle of a story, then move backward in time to its beginning 7 and eventually "return to the same point in time at which [they] began and to the same theme, whether [they] finish there (sc. "simple") or not" (sc. "complex"). SLATER classifies Ο. 1 (along with O. 10, P. 2, 3, 10, 11, 12) as "complex lyric," and, assuming that in all "complex lyric narratives" the "backwards movement is announced by the almost formulaic relative ... followed by either a temporal clause ... or an equivalent aorist participle," 8 he believes that "structural con- [68] siderations alone would be sufficient to show that έπεί in 1. 26 was temporal, not causal, as τ ό τ ε in 1. 40 in the event proves." But is SLATER'S rule of temporal beginnings and expectation a valid concept for classifying Pindaric narratives? Is O. l a "complex lyric narrative" in 3 4 5 6 7
8
GERBER, xiff. and 54ff. On p. 56 he refers to SLATER'S theory as supporting his own interpretation. Cf. also T. GANTZ, RivStudClass 26 (1978) 31ff. See already Schol. Ο. 1.40b, d, and c on line 26; contrast 40f. οίου άφ' oö αύτόν. oi δέ επειδή αύτόν (ρ. 30 DR.). SLATER (supra n. 2) 64 (the following quotations are from 64f.). SCHADEWALDT, Iliasstudien (1943 2 ), 1966 3 84. SLATER (supra n. 2) seems to use the term "crucial point" (p. 64) as synonymous with "crucial m o m e n t " (p. 65: "The ancient reader was ... made aware of the temporal form immediately and apprized of what the narrator considered to be a crucial moment"). But see, e. g., P. 2 (listed by SLATER as "complex lyric"), where the mythical narrative starts with a statement of Ixion's eternal penalty (lines 2 I f f . ) and continues with a causal sentence (line 25 γ α ρ ; cf. O. 8, which is hardly "epic": SLATER, p. 65, where the relative demonstrative clause, line 31 τόν, is followed by a causal one, line 33 ην ÖTI). But where docs the "backwards movement" begin in P. 12 (according to SLATER a "complcx lyric")? Strictly speaking, the narrative in P. 12.6-8 begins with a relative demonstrative (τάν ποτέ) I followed by a non-temporal participle (διαπλέξαισα, sc. Athena), and continues with a second relative (line 9 τόυ) followed by a temporal clause (line 11 οπότε, sc. Perseus). SLATER naturally prefers the former sequence (cf. p. 64 n. 5: "in P. 12 the heroine is Athena"), although the latter is nearer to his definition, and Perseus' claim to be called the hero in P. 12 is at least as well founded as that of Athena.
308
Lyrisches Erzählen: Pindar
his definition of the term? According to his theory, the narrative in O. 1.25ff. should run as follows: "Pelops ... with whom [formulaic relative] Poseidon fell in love, when [temporal clause] Klotho took him from the pure cauldron [in which he had been brought back to life by the gods after the Tantalos-meal], his gleaming shoulder distinguished by ivory" - "Tantalos had once offered a banquet to the gods at which he had murdered and cooked his son Pelops and served him to them as a dish. But the gods had recooked Pelops and restored him to life" - "It was then that Poseidon fell in love with him and carried him o f f ' [return to the initial time and theme] - "Further exploits of Pelops or Poseidon or both" (the lyric being "complex"). 9 But this is not what Pindar tells us (it is, rather, what SLATER and GERBER seem to think was the pre-Pindaric tradition - see below - although it is suspiciously close to Apollodorus' late compilation, Bibl. epit. 2.3ff.; cf. the scholiasts' explanations of O. 1.26, above, fn. 4). Pindar's narrative does return to the theme of Poseidon's love for Pelops but not to the time "when Pelops was reborn," as SLATER'S theory demands. Pindar explicitly tells us that the whole story of the cooking of Pelops had been the invention of an envious neighbour (47), and if there was no cooking there could not have been any recooking. The advocates of temporal έπεί are therefore forced to take the gnomic passage (lines 2 8 - 3 5 ή θ α ύ μ α τ α π ο λ λ ά ...), which intervenes between the introductory statement (lines 2 5 - 2 7 : the kephalaion, in L. ILLLG's terminology) 1 0 and the detailed execution of the story in lines 36ff. (U'LE Τ α ν τ ά λ ο υ , σέ ... ), as an implicit rejection of the second part of the kephalaion: "Pindar is in effect saying: Ί refuse to believe that Poseidon fell in love with Pelops when he was taken from the cauldron with an ivory shoulder. I shall tell you a different story, that Poseidon [69] fell in love with Pelops when he saw him at a well-ordered banquet.'" 1 1 But this interpretation, which does away with Pelops' ivory shoulder for good 1 2 and seeks to reduce Pindar's own contribution to a mere manipulati-
9
Cf. P. 11, which SLATER takes as his model (lines 16f. τόν δή "Arsinoa saved Orestes," followed by a temporal clause, 19ff.: όποτε "Klytaimestra murdered Agamemnon and Kassandra"; 22-30: discussion of Klytaimestra's motives and general considerations; 3 Iff.: return to time and place of Agamemnon's and Kassandra's murder; 35ff.: return to Orestes, further exploits of Orestes). SLATER'S (supra n. 2) statement, however, that "in P. 11 the ancient reader sees that the crucial moment is the arrival of Orestes in Delphi" (p. 65), is not quite exact, as Pindar (P. 11.15f.) only says that "Thrasydaios [the addressee] had been victorious in the rich fields of Pyladcs, the guestfriend of Spartan Orestes" (cf. SLATER himself, p. 63). The "arrival of Orestes in Delphi" is not mentioned until the end of the mythical narrative (lines 34ff.).
10
Zur Form der pindarischen Erzählung (1932) 20 (κεφάλαιον = "knappe Inhaltszusamnienfassung zu Beginn der eigentlichen Erzählung"); cf. SLATER (supra n. 2) 64 n. 2. I GERBER, 56 on line 26, arguing that lines 37-40 όττότε... τότε correct line 26 έττεί. Ibid. GERBER tries to avoid this consequence: "Pindar docs not ... explicitly deny the existence of an ivory shoulder, but only the dismemberment which in the traditional version necessitated its creation. Whether he actually believed in an ivory shoulder or not is left unclear, perhaps intentionally so, and if he did believe in it, it is equally unclcar how he explained it."
11 12
Time and Event
309
on of the timetable, effectively precludes any return to the starting point, as it has to assume that the starting point is immediately discarded by the author. It follows that SLATER'S chronological assumptions (see above) are not valid for Ο. 1, i. e. Ο. 1 does not comply with his definition of "complex lyric." We are left with the choice between either a temporal beginning of the mythical narrative (theme + temporal έπεί) to which Pindar does not return, or a non-temporal beginning (theme + causal έπεί) to which Pindar adds the temporal details only when returning to it.13 Now, all other odes with kephalaion-ring (HAMILTON),14 which along with Ο. 1 form the basis of SLATER'S classification, have one point in common: the introductory statement (kephalaion), often beginning with a relative demonstrative (sometimes followed by ποτέ), 1 5 is always true from the point of view of the narrator. The implicit rejection of part of this statement, as is advocated by GERBER for Ο. 1 (έπεί-clause temporal, subsequently abandoned) would be unparalleled. 16 GERBER's assertion that "Pindar elsewhere adopts the practice [70] of introducing and then abandoning a myth he finds offensive" 1 7 is misleading, as this "practice" does not apply to kephalaia and the rejection is always expli-
This will not do. One cannot reject the επΕΪ-clausc while keeping its most prominent element. In fact, the ivory shoulder argues against G E R B E R ' S assumption that Pindar abandoned the έπΕί-part of his opening statement; sec already D I S S E N (supra η. 1) on line 25: Etenim eburneum humerum Pelopi fuisse tarn vulgala traditio fuit, ut non probabile sit hoc a Pindaro my this tantum auctoritatis tribuente negari potuisse. 13
Whereas the temporal element is naturally quite common in introductions of stories from the mythical past, it is not exclusive in this position. SLATER himself admits (supra n. 2) 65, that of his six "simple lyrics" (O. 3; P. 6, 8, 9; N. 7, 10), three do not conform to his rule (P. 9; N. 7, 10), and although he claims "all complcx lyric narratives show this hallmark," of the six odes besides Ο. 1 in this category, only three {P. 10, 11, and 12) actually support his theory, while in P. 2 . 2 I f f . (the beginning of the Ixion-narrativc) there is neither a formulaic relative nor an initial temporal clause or equivalent participle (see supra n. 7, and cf. infra n. 32), in P. 3 it is not clear where SLATER puts the beginning of the mythical narrative (lines Iff.: Chiron; 5ff.: Asklepios, or 8ff.: Koronis, to all of whom Pindar returns in the end in inverse order - 31ff.: Koronis; 38ff.: Asklepios; 63ff.: Chiron), and in O. 10.26 έπεί is causal as well as temporal (cf. line 56: Herakles founded the Olympic games "because" he wished to celebrate his victory over Augias and his men). Thus there arc too many exceptions to SLATER'S rule. Moreover, the basis for his classifications is too small: he explicitly, but for no good reason, excludes from his survey such odes as O. 7, /. 6, and P. 4 (p. 64 n. 3), and he leaves out altogether substantial myth odes such as O. 2 and 6, N. 5 and 9, and 1. 4 and 5.
14 15
R. HAMILTON, Epinikion: General Form in the Odes of Pindar (1974) 57, 61ff. Sec E. DES PLACES, Le Pronom chez Pindare (1947) 4 8 - 5 0 ; cf. my Funktion des Mythos bei Pindar (1971) 129 with η. 67, 132-35, 159ff.; GERBER, 53f. on line 25. But there are various other deviccs for introducing a mythical narrative (c. g., in O. 7.20ff.; P. 2 . 2 ί f f . ; Ν. 7.1 Iff. and 20ff.; I. 4.30ff.).
16
Cf. DISSEN in DISSEN-SCHNEIDEWIN (supra η. 1) 15: Inest huic loco laus Olympiae et Pelopis, in qua re certa et vera exspectamus, nec potest una pars laudis vera esse [του ... γαιάοχοζ], altera falsa [έπεί ... κεκαδμένον], tibi serio laudes, nec licet vera et falsa continua oratione iungereA
17
GERBER, 56.
Lyrisches Erzählen: Pindar
310
cit, 18 and his claim that "the harshness" - of partly retaining and partly rejecting an opening statement - "is more apparent than real" 1 9 begs the question. From the evidence of the other opening statements of mythical narratives in Pindar one would not expect the introductory sentence O. 1.25-27 to be only partly true. There are other considerations which make the interpretation even less likely. First, there is the peculiar phrasing of the έπεί-clause. Pindar does not say: "Poseidon fell in love with Pelops after Pelops had reappeared from the cauldron restored to life," but "Klotho took [or, had taken] him out of a pure basin, 20 his beautiful shoulder distinguished by ivory." Everything in this sentence is chosen for its positive effect: the basin was "pure," Pelops was "distinguished by ivory," his shoulder was "gleaming with beauty." If the έπεί-clause is intended to be part of a story rejected by Pindar, why is it cast in such a positive form, which by itself suggests approval rather than disapproval? Moreover, Pindar in lines 26f. studiously avoids any direct reference to the gruesome story of the cooking (and recooking) of Pelops; even the ivory shoulder, far from being called a replacement for the missing original, is presented as a mark of beauty. If this is simply an allusion to the traditional story Pindar is going to reject, why is it expressed in such a strange way? Would one not, rather, have expected an unambiguous allusion? As it stands, the i-rrsi-clause must have left the audience completely baffled; unlike all other instances where Pindar abandons a story to which he objects, 21 it calls not for rejection but for explanation. Why is the λέβης called καθαρός, 2 2 and, especially, why is Klotho, instead of one of the gods or goddesses present at the traditional banquet, 2 3 made the subject of the sentence? "Klotho" does not suggest rebirth 24 but birth, the Moirai determining the fate of a human being at its inception (see, e. g., their presence, along with Eileithyia, at the auspicious birth of Iamos, O. 6.4If., where we also find a κάλπις ά ρ γ υ ρ έ α , line 40,
18
See GERBER'S parallels, 69f. on line 35.
19
GERBER, 5 6 .
20
λέβηζ may designate a kettle or cauldron as well as a basin: see LSJ s. v., I and II; cf. GERBER, 56f. (but that it is "the same cauldron as that implied in ν 48" is excluded by the attribute καθαρός: see infra n. 22).
21 22
Cf. especially O. 9.35f. (Herakles against gods), and GERBER, 69f. on line 35. The emphasis on this word is striking and seems to imply a contrast with the "impure" λέβη; o f the traditional story (see, e. g., MEZGER (supra n. 1) 90; GILDERSLEEVE, Comm. 132 ad loc.). GERBER, 57, is rather noncommittal; he does not consider the effect o f the attribute in its context and pays little attention to the peculiar phrasing o f the sentence.
23
Hermes (Schol. ter (Schol. 40c, GERBER, 57 on n. 1) 243: "wer 6.42)"; cf. Hcs.
24
40a and c, p. 30 DR.), Rhea (Bacch. fr. 4 2 = Schol. Pind. Ο. 1,40a), or D e m e p. 30 DR.). line 2 6 Κλωθώ (but his parallels argue against him). Cf. WLLAMOWITZ (supra nachdenkt, sagt sich, dass die Moira nur bei der Geburt etwas zu tun hat (Ol. Theog. 218f. and WEST'S note ad loc. I
Time and Event
311
which is [71] not unlike the καθαρός λέβης in Ο. 1.26). 25 Therefore, the second part of the introductory sentence, Ο. 1.25-27, seems to have a double purpose. On the one hand, the "ivory shoulder" and the λέβης implicitly recall the traditional story of the dismemberment and resurrection of Pelops. On the other, the presence of Klotho, the surprising attribute of the λέβης ("undefiled" or "pure," contrary to the hearer's expectation), and the overall positiveness of the phrasing point to a reinterpretation of the traditional elements of the myth and suggest that in Pindar's view the ivory shoulder was not a replacement, as in the original story, but a peculiar birthmark and element of distinction. 26 In this case the έπεί-clause would be causal rather than temporal ("since fate had endowed Pelops with an ivory shoulder as a mark of beauty") and would not be part of the rejected tradition but, like the preceding main clause ("Poseidon fell in love with Pelops"), would be part of Pindar's new version, although phrased in such a way as to remind the audience of the abandoned tradition {P. 3.27-30 is an undisputed example of this technique of presenting a new story in terms of the old). 27 If this is correct, the έπεί-clause does not contain the time when but the reason why Poseidon fell in love with Pelops ("exceptional beauty"), 28 and the two parts of the sentence (main clause and subordinate clause) are linked to one another as cause is to effect - both being true, as one would have expected of an introductory summary. But what is the relationship of the introductory sentence to the actual story as told in lines 36ff. (υιέ Ταντάλου, σέ δ' άντία π ρ ο τ έ ρ ω ν φθέγξομαι, / ό π ό τ ' έκάλεσε π α τ ή ρ 2 9 ... / ές έρανον ... I άμοιβαΐα θεοϊσι δεΤπυα π α ρ έ χ ω ν , [72] / 25
The actual words of Ο. 1.26 (νιν καθαροΰ λέβητο; εξελε Κ λ ω θ ώ ) do not suggest that the Moira acts in any way outside her normal function (there is no hint that she aids in a "revivificatio n " : GERBER, 57).
26
27
Cf. WlLAMOWITZ (supra n. 1) 235: "Die Moira hat den Neugeborenen gebadet ..., und als er da herauskam, trug er an der Schulter das Mal, das er seinem Gcschlechte vererbt hat, ein Zeichen jener blanken Schönheit, in die sich ein Gott verlieben konnte"; cf. RAUCHENSTEIN quoted supra n. 1. P. 3.27 ούδ' έλαθε σκοττόν is phrased in such a way as to remind the audience of the original (Hcsiodic) story of the raven watching Koronis (cf. Hes., fr. 60 M.-W.), but the following lines ( 2 7 b - 3 0 ) m a k e it clear that the "watchcr" is not the raven but Apollo's own omniscient mind (κοινανι π α ρ ' ε ύ θ υ τ ά τ ω γ ν ώ μ α ν πιθώυ, -πάντα ισάντι ν ό ω ) , for no one is able to escape Apollo's notice. Thus Pindar at the same time evokes and rejects a traditional account (which, as in Ο. 1, credits a god with less than is his due) by reinterpreting its most conspicuous element. See, c. g., O. ScHROEDER, Pindars Pythien (1922) 28, on lines 28ff.: "den Seitenblick auf den Raben der Eoic ... fühlt jeder durch."
28
Cf. Ganymedes (whose fate Pindar parallels with that of Pelops, lines 4 3 - 4 5 ) , Hy. Horn. Aphr. 202f. ξανθόν Γανυμήδεα ... Ζεύξ / ηρπασεν öv διά κάλλο; (Pindar's model - see KAKRIDis [supra n. 1] 175ff.). If we follow GERBER, we would nowhere be told what m a d e Pelops so attractive for Poseidon, as the only explicit reference to Pelops' beauty would belong to a "version rejected by Pindar," line 26f.
29
GERBER, C o m m . 73 on line 34, prefers "the traditional explanation which supplies θεού; from the following θεοϊσι" to A.J. BEATTIE's suggestion (see CQ 24 [1974] 201 n. 2) to take σέ as the object of έκάλεσε. But in an ode designed for oral performance the grammatically indispensable term of reference is much more likely to be found in what has already been said and
Lyrisches Erzählen: Pindar
312
τ ό τ ' Ά γ λ α ο τ ρ ί α ι υ α ν ά ρ π ά σ α ι , / δαμέντα φρέυας ίμέρω)? In SLATER'S and GERBER'S view the temporal meaning of line 26 is proven by Pindar's insistence on the time of Pelops' abduction by Poseidon in lines 37 and 40 (όττότε / τ ό τ ε : "the temporal emphasis in vv. 37 and 40 is clearly intended to correct the temporal reference in v. 26"). 3 0 GERBER'S interpretation presupposes two dates: the date he believes to be traditional ("Poseidon fell in love with Pelops after Pelops had been murdered and resurrected") and the new, Pindaric, one ("Poseidon fell in love with Pelops before any murder could have taken place"). But distinctions such as these are missing from our text. Pindar gives us only one date, the time of Tantalos' banquet ("Poseidon fell in love with Pelops when he saw him at Tantalos' banquet," lines 3 7 - 4 1 ) . The έπείclause (26), if taken temporally, would still refer to the time and circumstances of this banquet ("Poseidon fell in love with Pelops, after the latter had been slaughtered, cooked and recooked," sc. at the eranos of Tantalos). This is made even clearer by an inconsistency in GERBER'S own paraphrase: "It was at the time of a 'well-ordered' banquet (37-38) rather than at the time of Pelops' resurrection after a cannibalistic feast that Poseidon fell in love with him." 3 1 In this statement the time factor is mixed up with the question of whether Tantalos' banquet was "well-ordered" or "cannibalistic." But as the "well-ordered banquet" and the "cannibalistic feast" are not different in time, G E R B E R ' S claim that ό π ό τ ε / τ ό τ ε (37 / 40) is intended to correct έπεί (26) cannot be true. Our text does not support his idea that Pindar's innovation "pertains to the time and circumstances of Poseidon's love rather than to the love itself," 32 i. e., that it simply consisted in pre-dating Poseidon's love for Pelops. 33
30
heard (36 υιέ Ταντάλου, σέ) than to be supplied from a syntactically different clause yet to come (39 άμοιβαΐα θεοϊσι δεϊπνα π α ρ έ χ ω ν ) . Besides, the emphatic initial position of the pronoun σέ (Pelops) argues for I its being the object of έκάλεσε as well as of φθέγξομαι, άρπάσαι, and μεταβάσαι. The scntcnce seems to imply that Tantalos "summoned his son to Sipylos" to serve as a cup-bearer to the gods; cf. KAKRIDIS (supra η. 1) 182. GERBER, Introd. p. xii; similarly p. 56 (with reference to M.C. VAN DER KOLF, "Quaeritur quomodo Pindarus fabulas tractavcrit," [Diss. Rotterdam 1923] 112f.
31
GERBER, Introd. p. xii.
32
Ibid. As Professor R. RENEHAN (in a written communication) points out, "έπεί and οτε are not normally synonymous, έπεί = "when" in the sense of "after"; οτε and όπότε = " w h e n " in the sense of "at the same time as"; "prior to" vs "contemporaneous with". This is why έπεί is often causal, οτε rarely so." Vv. 37ff. όπότε ... τότε do not support a temporal sense of v. 26 έπεί. With Ο. 1.26f. τοϋ ... έράσσατο ... Ποσειδάν, έπεί νιν ... λέβητοξ έξελε Κ λ ω θ ώ R. RENEHAN contrasts P. 2.26f. μακρόν ούχ ύπέμεινεν όλβον. μαινομέναι; φρασ'ιν / "Ηραξ 6τ' έράσσατο (sc. Ixion): "Here οτε is causal, or approaches that sense: note that έράσσατο is in the subordinate clause, not in the main clause. This has something to do, I believe, with the difference between έπεί and οτε."
33
But see, e. g., GERBER'S note on line 44, p. 79, where he says that the Ganymedes-parallcl "helps to win belief for his [Pindar's] new version" and that it seems to have been "the model for Pindar's account of Pelops' removal to Olympus," thus implying that Pindar's innovation amounts to more than a change of "time and circumstanccs." I
Time and Event
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The poet's intentions and the scope of his innovation will become more apparent if we take a closer look at his narrative (lines 36-51), which is framed by two corresponding statements stressing the obligation of mortals to speak well of the gods. The first of these, immediately preceding the abduction-sentence, gives the general idea (35 έστι δ' άυδρι φάμεν έοικός άμφι δαιμόνων καλά· μείων γ ά ρ [73] αιτία); the second, directly following Pindar's retelling of the cannibalistic feast, contains the particular application (52f. έμοι δ' ά π ο ρ α γ α στρίμαργον μακάρων τιν' ειπείν- άφίσταμαι. / άκέρδεια λέλογχευ θαμινά κακαγόρους). 3 4 The balance of these two framing sentences shows that the narrative in between is concerned with the πρέπον of man toward god. Now Pindar in this narrative gives us two mutually exclusive stories: one he rejects, because it is άπρεπες (47-51), and one he endorses (36-42). The latter (which comes first in the narrative) is introduced by the announcement άντία π ρ ο τ έ ρ ω ν φθέγξομαι (36) followed by an accusative-cum-infinitive construction: σέ ..., ό π ό τ ' έκάλεσε π α τ ή ρ ... τ ό τ ' Ά γ λ α ο τ ρ ί α ι ν α ν άρπάσαι, / δαμέντα φρένας ίμέρω, χρυσέαισί τ ' άν' ϊπποις / ϋ π α τ ο ν εύρυτίμου ποτ'ι δ ώ μ α Διός μεταβάσαι. The principal emphasis in this clause is not on the time of Pelops' abduction (37f. όποτε) but on the abduction itself, as is shown by the amount of space and prominence the poet has given to it: the fact of the abduction, which is here mentioned for the first time, is stressed twice (by the two infinitives ά ρ π ά σ α ι and μεταβάσαι enclosing Poseidon's motive, δαμέντα φρένας ίμέρω, already known to the hearer from the introductory statement, lines 25f.) and given even more weight by the following comparison with the abduction of Ganymedes by Zeus (43-45). 3 5 The abduction is clearly the element on which Pindar focuses the attention of his audience, and it takes precedence over everything else in the φθέγξομαι-sentence, including the time factor. Syntax therefore argues against GERBER, in whose paraphrase (see above p. 312) the order of priorities is reversed, the time factor being given precedence over the abduction itself. "I am going to announce against earlier authors," the poet says, "that at the time of Tantalos' banquet Poseidon, overcome by desire, carried you off, Pelops, and in a golden chariot transferred you to the house of Zeus." Pindar in this sentence does not oppose a previous statement of his own but "earlier authors," and, far from correcting the kephalaion, he supplements it by adding the date and occasion of Poseidon's love. There is no indication whatsoever of an alternative time for this event. There is, however, an alternative presentation of events for this very time: "But when you [sc. Pelops] disappeared [sc. were carried off by Poseidon] there was a rumor that you had been slaughtered and cooked" ( 4 6 f f ) . We can only conclude that what Pindar "announces against
34 35
The second halves of the two gnomai (35b and 53) also correspond in thought: see GERBER, 90f. on line 53. For the significance of the Ganymedcs-parallcl see KAKRIDIS (supra n. 1).
314
L y r i s c h e s Erzählen: P i n d a r
earlier poets" is not a shifting of times but a change of events, the new story of the abduction taking the place of the traditional cooking. 3 6 But to make his innovation plausible Pindar had to explain how the traditional version could have come into being. Therefore he links his own account to the traditional one by the idea of Pelops' άφανισμός introducing the story of the [74] cooking (46ff. ώ ς δ' ά φ α ν τ ο ς επελες, ούδέ ματρ'ι π ο λ λ ά μαιόμευοι φ ώ τ ε ς ά γ α γ ο ν , / εννεπε κρυφά τις αϋτίκα φθονερών γ ε ι τ ό ν ω ν , / ... οτι ...).37 This ώς-sentence, which, as far as Pindar's method of innovation is concerned, is perhaps the most interesting element in the narrative, refers to the same time as the preceding abduction-story, balancing its φθέγξομσι-with-accusative-cuminfmitive clause (36 "what the poet is now going to say about that past event") by an εννεπε, οτι-clause (47f. "what people said at the time of the event"). The ώς-statement (46f.) makes it clear how the two stories are related and how Pindar envisaged the original situation: Pelops, who had been summoned to Tantalos' banquet 3 8 given in honor of the gods, suddenly disappeared. When he could not be found again there was a malicious rumor, invented by some hostile neighbor, that he had been cruelly murdered and cooked and offered as a dish to Tantalos' divine guests (and when Pelops reappeared after some time they said he had been recooked and resurrected by the gods, and his shoulder, which one of them had inadvertently eaten, had been replaced by an ivory one). 39 The true reason for Pelops' disappearance, however, Pindar says - giving his own version (36ff.) - was that Poseidon had fallen in love with Pelops when he set eyes on him at this very banquet (Pelops having been distinguished by a beautiful ivory shoulder ever since his birth) 40 and had carried him off to Olympus
36
Cf. Schol. 5 8 b on line 36 σε δ' ά ν τ ί α π ρ ο τ έ ρ ω ν φ θ ε γ ξ ο μ α ι : oi μεν y a p σε εθεντο τ ε θ υ ε ώ τ α , έ γ ώ δέ κ λ α π έ ν τ α (cf. also Schol. 58d, p. 33 DR.). I
37
GERBER h a s n o c o m m e n t on this ώ ς - c l a u s e , a n d his p a s s i n g r e f e r e n c e to it, Introd. p. xiii ( " T h e d i s a p p e a r a n c e o f P e l o p s p r o v i d e s P i n d a r with an o p p o r t u n i t y to e x p l a i n h o w the traditional version of P e l o p s ' d i s m e m b e r m e n t arose"), is m i s l e a d i n g , b e c a u s e it t a k e s the " d i s a p p e a r a n c e o f P e l o p s " f o r granted, instead of p r o b i n g into a n d e x p l a i n i n g its f u n c t i o n in Pind a r ' s narrative. GANTZ ( s u p r a n. 3) 33FF., w h o thinks the u n d e f i n e d s u b j e c t of the ÖTi-sentence is " t h e g o d s , " d o e s n o t take into c o n s i d e r a t i o n that the w h o l e story is p u t into the m o u t h of the " e n v i o u s n e i g h b o r , " w h o is not very likely to be e n v i o u s of g o d s . T h u s the u n i d e n t i f i e d " t h e y " is a i m e d at T a n t a l o s m o r e than at his guests. P i n d a r has given the s e n t e n c e the f o r m of an i n s i n u a t i o n to c h a r a c t e r i z e the w a y s of the e n v i o u s (cf. line 4 7 κρυφρ).
38 39
See s u p r a n. 29. T h e w o r d s in b r a c k e t s are the logical c o n t i n u a t i o n of P i n d a r ' s story of the e n v i o u s n e i g h b o r . KAKRIDIS' d o u b t s in his o w n a r g u m e n t f o r c a u s a l έπεί ( [ s u p r a η. 1] 187 n. 4 4 ) , result f r o m a failure to u n d e r s t a n d the f u n c t i o n of the cbs-clause, a n d his c r i t i c i s m s o f P i n d a r (p. 190: " v e r w o r r e n e A n o r d n u n g d e r E r e i g n i s s e , " a n d cf. 188: " e i n e z i e m l i c h g r o s s e V e r w i r r u n g " ) , w h i c h h a v e b e e n u s e d to discredit his c o n c l u s i o n s (see SLATER [ s u p r a n. 2] 65 n. 7; GERBER, 55 on line 2 6 ) are u n j u s t i f i e d .
40
See lines 26f.
Time and Event
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(from where he was sent back to earth later on because of the crimes of his father Tantalos). 41 Pindar thus achieves a coherent argument justifying his innovation. It is based on the principle "speak well of the gods" (35, and cf. 52f.) and centers on the idea of Pelops' άφανισμό; (46), which the traditional murder-story and the abduction-story invented by Pindar to replace it have in common. There is no distinction between old and new on temporal lines. The poet, rather, presents the [75] two stories as two different explanations - one false, one true - of the same basic fact: the disappearance of Pelops at the time of Tantalos' banquet. And if Pelops' abduction is not traditional, Poseidon's love, which caused it, is not likely to be traditional either. Love and abduction are linked in the Zeus-Ganymedes-story (Aphrodite [ H y . Horn. Aphr. 200ff.] compares her own love for Anchises with Zeus' love and abduction of Ganymedes and Eos' love and abduction of Tithonos; cf. Theog. 1345^48), whence Pindar has apparently taken over both elements for the purpose of replacing the story of the cooking (cf. above, fnn. 1, 28, 33). Poseidon (see below, fn. 49) and his love for Pelops are as alien to the original murder-story as the abduction resulting from it. 42
41
See lines 65f. This idea of giving Pelops, unlike his counterpart Ganymedes, only temporary immortality again confirms that the abduction-story cannot be traditional: sec CQ 24 (1974) 202 [dieser Band S. 262ff.]. GERBER'S statement, 109 ("There is no indication that Pelops was actually made immortal, nor do 1 know of any instance in Greek mythology of someone who is granted immortality and then loses it"), is misleading and beside the point. Is there any other instance in Greek mythology of someone who is first accepted among the immortals and then sent back to the mortals, as Pelops is in Pindar's 0. 1? GERBER does not pay attention to function and significance of this unique arrangement. I
42
And it is as alien to it as the Hyperborean olive trees are to the traditional chasc of Hcracles for the hind of Artemis in O. 3.28-32. The analysis of Pindar's narrative in Ο. 1 is confirmed by the fact that there is no positive evidence for Poseidon's love and abduction of Pelops before Pindar (cf. WILAMOWITZ [supra η. 1] 234: "Von Poseidons Liebe hatte doch nie etwas verlautet ..."). GERBER, however, claims (Introd. p. xii) that "there is indirect evidence for a relationship between Poseidon and Pelops before Pindar and this relationship may have been amatory." His assertion is based on the "winged horses" Pelops receives from Poseidon in the second part of Pindar's narrative (lines 86f.), combined with the information in Pausanias that Pelops had winged horses in his race against Oinomaos as depicted on the Kypsclos-chcst, dated to the sixth century B.C. (Paus. 5.17.7; cf. Pherecydes, FGrHisl 3 F 37b; and GERBER, 134-36 on line 87 esp., 135: "In the earlier accounts Pelops must have received his winged horses from someone, and who would be a more natural source than Poseidon?"). But these are hazardous conjccturcs to make. For (1) if Pelops had winged horses before Pindar, he need not have received them from Poseidon (see, c. g., the divine horses given to Tros by Zeus in exchange for Ganymedes, Hy. Horn. Aphr. 211 'ίππους άρσίποδας, τοί τ άθανάτους φορέουσι; cf. 217 ϊπποισιυ άελλοπόBEOOIV). (2) Even if Pelops received winged horses from Poseidon before Pindar, there is no need to assume an amatory connection between the two (sec, e. g., Achilles' divine horses, which his father Pcleus had received from Poseidon, II. 23.277f., and cf. 17.443f., without any indication of a love-affair). More importantly, (3) winged horses, if used to win the race against Oinomaos, arc difficult to reconcile with the treachery of Oinomaos' charioteer Myrtilos, which is likely to have been an essential element of prc-Pindaric tradition (cf. GERBER himself, 136). GERBER's argument (ibid.) that "Pherecydes combined both elements" (sc.
316
Lyrisches Erzählen: Pindar
Thus Pindar from the very beginning of his narrative in Ο. 1 (the kephalaion, [76] lines 25-27) surprises his audience with two new facts: 43 Poseidon's love for Pelops (main clause), and Pelops' strange mark of beauty, the ivory shoulder (έπεί-clause). This introductory sentence is obviously designed to arouse the hearer's curiosity. 44 Its implicit rejection of the well-known traditional account causes the explanatory gnomic passage (28-35), in which the poet stresses the astonishing tenacity of implausible but attractively told stories. In this passage Pindar nowhere goes back on his own preceding statement or the latter part of it, but in a general way he criticizes people's views (28 β ρ ο τ ώ ν φάτις) 4 5 and the deceptiveness of traditional stories (30-32 Χάρις ... και άπιστον έμήσατο πιστόυ / εμμευαι τ ό πολλάκις), thus motivating his introductory statement and emphasizing the fact that it is at variance with a cherished tradition. This gnomic transition in turn prepares the way for the explicit rejection of the traditional dismemberment of Pelops (36-53). 4 6 Pindar now adds the details of his remodeling of the Pelops story: "It was at the time of Tantalos' famous banquet, which [far from being παράυομος] was perfectly
"winged horses" and "Myrtilos") does not help, as we do not know how Pherecydes combined the two (and his may have been the first attempt to reconcile the prc-Pindaric Myrtilos-tradition with Pindar's innovation). Incidentally, it should be pointed out that Pindar in Ο. 1 does not concern himself with the actual race at all and does not even explicitly state that Pelops won with the help of Poseidon's winged horses (sec lines 75-85: Pelops asks Poseidon to bring him [from Lydia; cf. 24] to Elis on a quick chariot and to support him against Oinomaos; 86f.: request granted, gift of winged horses; 88: outcomc summarized: έ'λεν δ' Οίνομάου βίαυ τταρθενου τε σύνευνον; in the next line, 89, GERBER, 138, rightly refers ετεκε to Pelops, without drawing the obvious conclusion that the following λαγετας is nominative singular, i. e., Pelops, not accusative plural, i. e., his sons, as the communis opinio has it). Pindar thus avoids open conflict with traditional accounts of the famous race. Finally (4), we do not have the Kypselos-chest, and Pausanias is not always a reliable witness. He tends to incorporate in his descriptions reminiscences from other sources (thus, in his account of the Pelops-Zeus-Oinomaos tableaux on the cast pediment of the temple of Zeus at Olympia he includes Myrtilos 5.10.6, which is contradicted by the archaeological evidence: see, e. g., E. SIMON, "ZU den Giebeln des Zeustempels von Olympia," AM 83 [1968] 154f. with n. 24; cf. L. LACROIX, "La legende de Pelops et son iconographie," BCH 100 [1976] 341 n. 126; cf., e. g., 1.17.3, where Pausanias replaces the description of the painting on the third wall of the Attic sanctuary of Theseus by a paraphrase of Bacch. dith. 17, without identifying his source). Thus we cannot be at all sure that the horses of "Pelops" on the Kypselos-chest were indeed winged. I 43
44
45
46
GERBER'S objection (Introd., p. xii: "I think it unlikely that Pindar would begin his myth with two closely related details, one of which the audience had never heard and one with which it was familiar") is misleading. Comparable in its effect is the surprising unreal condition at the outset of P. 3.Iff. (cf. 63ff.). M. LEFKOWITZ, Viclorv Ode (1976) 82, compares the introduction of the Ixion myth in P. 2.21ff. Read full stop after nominative φάτις (see Schol. 44a, p. 31 DR., and cf. O. SCHROEDER, Pindari carmina, [ed. mai., 1900], ad 28b), followed by explanatory asyndeton (28f. ύπέρ τόν άλαθή λόγον, etc.). For the correspondence between the last sentence of the transition (35) and the final rejection (52 άφίσταμαι) sec above, p. 313 with fn. 34.
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ευνομος, 47 that Poseidon fell in love with Pelops and carried him off." The temporal reference is essential because it is the starting point for both the new story (36ff.) and the traditional one (46ff.). For this reason, and not for the purpose of correcting an earlier conflicting statement, the time of the event had to be stressed along with the event itself. Contrary to GERBER'S view, which amounts to a rather pointless duplication of traditional accounts rejected by Pindar, 48 Pindar has kept the time of the original event throughout but changed the event right from the beginning. Poseidon's love is the "crucial point" (SLATER'S adaptation of SCHADEWALDT's "Bedeutsames") not because of its timing but because it is the basis of Pindar's whole innovative account. 4 9
47
48 49
For the force of the article ("that famous banquet") and the implications of εύνομώτατον cf. GLLDERSLEEVE, Comm. 133: "τόν is deictic, and εύνομώτατον gives an anticipatory refutation of the γαστριμαργία." One is the story of the cooking and eating of Pelops - explicitly rejected by Pindar (52) - the other is the original timing of Poseidon's love (conjectured by GERBER). I. e., of the first as well as the second part of the Pelops-narrativc, the Pelops-Hippodameiastory (lines 65-89). Pindar's choice of Poseidon as Pelops' lover is motivated by the god's patronage of horse-riding and the ode's being conceived as a 'ramos νόμο; (line 101): see CQ 24 (1974) 199-206 [dieser Band S. 259-267],
Mythical Chronology and Thematic Coherence in Pindar's Third Olympian Ode* [ H S P h 87 (1983) 4 9 - 6 3 ] T h e coordination or subordination of events in time is a c o m p l e x p r o b l e m in G r e e k p o e t r y since H o m e r . W h a t are the interrelations of time and tense, tense and action, tense and level of time? H o w are we, the listeners or readers, to distinguish a m o n g d i f f e r e n t levels of time? W h y does an author deviate f r o m straightforward c h r o n o l o g y in a lyric narrative, and b y w h a t m e a n s d o e s he indicate such deviations to his audience? Questions like these m a y t r o u b l e the reader in m o r e than one of the m o r e intricate stories told b y Pindar. 1 O n e o f these is the Herakles-narrative in the center o f O. 3 ( 1 3 - 3 4 ) , which I shall in w h a t follows first consider b y itself and then within the f r a m e w o r k o f the ode as a w h o l e . I
P i n d a r ' s story m a y provisionally be s u m m a r i z e d as follows ( p r o v i d e d w e arrange the events m e n t i o n e d in chronological order): " W h e n H e r a k l e s established the festival of the O l y m p i c G a m e s on the banks o f the [50] river A l p h e i o s (where P e l o p s o n c e d e f e a t e d O i n o m a o s ) 2 he f o u n d that there w e r e no trees. T h e place w a s thus e x p o s e d to the piercing rays of the sun. T o m a k e u p f o r this d e f i c i e n c y H e r a k l e s w e n t to the Hyperboreans, the p e o p l e of A p o l l o living b e y o n d the N o r t h w i n d at the sources of the river Istros, a s k e d t h e m f o r a selec-
T h i s articlc w a s first read in F e b r u a r y 1982 at a s y m p o s i u m ( N e w D i r e c t i o n s in P i n d a r i c Crit i c i s m ) held at t h e U n i v e r s i t y of P e n n s y l v a n i a . 1 s h o u l d like to t h a n k P r o f e s s o r RUTH S c o DEL, H a r v a r d U n i v e r s i t y , for h e r m o s t h e l p f u l c o m m e n t s . 1
W . J . SLATER, " P i n d a r ' s B.M.W.
Myths: Two Pragmatic Explanations"
in Arktouros
Festschrift
KNOX ( 1 9 7 9 ) 6 3 ff., d i s t i n g u i s h e s t h r e e types of m y t h i c a l n a r r a t i v e in P i n d a r " f r o m
their t e m p o r a l a s p e c t o n l y " (64): " c o m p l e x l y r i c " ( " t h e e n d o f the m y t h is p o s t e r i o r to its b e g i n n i n g " ) , " s i m p l e l y r i c " ( " t h e end a n d the b e g i n n i n g are c h r o n o l o g i c a l l y t h e s a m e " ) , a n d " e p i c n a r r a t i v e " ( " s t r a i g h t f o r w a r d n a r r a t i o n of e v e n t s in t i m e " ) , a n d h e c l a s s i f i e s O. 3 a s " s i m p l e l y r i c " ( 6 5 ) . I shall try to s h o w that the m y t h i c a l n a r r a t i v e in O. 3 is n e i t h e r " s i m p l e " n o r " c o m p l c x " n o r " e p i c " in SLATER'S s e n s e of the t e r m s a n d t h a t it will n o t d o to c l a s s i f y P i n d a r ' s n a r r a t i v e s f r o m t h e c h r o n o l o g i c a l r e l a t i o n s h i p o f their b e g i n n i n g s a n d e n d s only: cp, n. 18 b e l o w . I 2
Line 2 3 χώρος
... Π έ λ ο π ο ς , cp. Ο. 10.51 άς Ο ι ν ό μ α ο ς ήρχε; in Ο. 3 . 2 3 χ ώ ρ ο ; εν β ά σ σ α ι ς
Κρονίου Π έ λ ο π ο ς , Κρονίου a n d Π έ λ ο π ο ς b e l o n g a p a r t ( A r i s t a r c h u s , S c h o l . ad loc., 4 1 b DR.; cp. GLLDERSLEEVE, Comm.
on line 2 3 ) χ ώ ρ ο ς Π έ λ ο π ο ς and έν β ά σ σ α ι ς Κρονίου g o i n g toge-
ther; f o r Κρόνιον ntr. cp. O. 1 . 1 1 1 , 0 . 6 . 6 4 , N. 6 . 6 1 , see also 0 . 10.49 a n d O. 9.3. T o u n d e r s t a n d Κρονίου Π έ λ ο π ο ς ( S c h o l . ad loc., 4 1 a a n d c - e DR.; sec F. NTSETICH, Pindar's Songs
[ 1 9 8 0 ] 9 5 : " t h e g r o u n d in the valley of K r o n i a n P e l o p s , " a n d L. LEHNUS,
Olimpiche
Victory Pindaro,
[ 1 9 8 1 ] 5 9 a n d 65 on line 2 3 ) w o u l d m a k e χ ώ ρ ο ς o t i o s e a n d i m p l i e s a r a t h e r
d u b i o u s g e n e a l o g y n o t f o u n d e l s e w h e r e in P i n d a r (Paean
2 2 . 7 is n o parallel, as t h e c o n t e x t is
m i s s i n g a n d S c h o l . ad loc. [see a p p . in SNELL's e d i t i o n ] s h o w that there, too, τ ό Κρόνιον, n o t ό Κρόνιος w a s i n t e n d e d ) .
Mythical Chronology and Thematic Coherence
319
tion of their beautiful olive trees, and planted these trees near the race course at Olympia." This chronological rearrangement of the data given in Pindar's account 3 is, however, deficient in more than one respect. My summary does not explain whence Herakles had obtained his knowledge of the olive trees in the land of the Hyperboreans, and I have left out so far Pindar's reference to Herakles' chasing the golden-horned hind of Artemis as far as the Hyperboreans (lines 26-32), which is the main stumbling-block in Pindar's tale. For one of the first questions to turn up when one reads Pindar's own account of the facts, which is far from being chronological, will be: how often did Herakles visit the land of the Hyperboreans? Critics are divided on this issue: On the one hand there are, e. g., U. v. Wl· LAMOWITZ,4 L. ILLIG,5 a n d m o r e r e c e n t l y CH. SEGAL, 6 S. RADT, 7 a n d L. LEH-
who believe either that there is basically only one journey to the Hyperboreans, or that Pindar, more or less successfully, contrived to blend two journeys into one. On the other hand we find, e. g., F. MEZGER,9 B. GLLDERSLEENUS,8
VE, 10 L . R . FARNELL," a n d A . JAUFMANN 12 [51] a n d F. NISETICH, 13 w h o t h i n k
that there are in O. 3 two journeys of Herakles clearly separated from each other in time. Syntactically, the problem is one of times and tenses: are the past tense forms in the second part of the narrative (the aorists lines 27 δέξατο, 30 εγραψευ, 31 ϊδε, and the imperfect tenses 28 εντυ' ά υ ά γ κ α and 32 θάμβαινε) on the same or on a different level from those in the first part (the aorists lines 14 ευεικεν, 20 άντέφλεξε, 22 θήκε, 24 εδοξευ, and the imperfect tenses 17 αιτεί, 23 εθαλλεν, and 25 θυμός ώ ρ μ α ) , and especially: what is the relation of the aorist εσχεν (33 τ ώ υ νιυ γλυκύς ϊμερο; εσχεν: "sweet desire for these [trees] seized him") in the closing lines of the myth to the immediately preceding lines describing the chase after the hind (31 ϊδε "he saw" or "had seen the land of the Hyperboreans", and 32 θάμβαιυε "he admired" or "had admired the trees": the
3 4 5 6
For which see below, p. 320. Pindaros (1922) 237ff. Zur Form der pindarischen Erzählung, Diss. Kiel (1932) 58. "Pindar's First and Third Olympian Odes," HSCP 68 (1964) 228-252, 265 n. 97.
7
Mnemosyne
8 9
Pindaro, Olimpiche (1981) 65f. on lines 26ff. (referring to SEGAL). Pindars Siegeslieder (1880) 176 (wir "erfahren ..., dass Herakles, als er den Oelbaum zum ersten Mal sah, voll Staunen stehen geblichen sei und nach der Gründung der Olympienfeier den weiten Weg zum zweiten Mal machte, um ihn als Schatten für den Festplatz und Lohn für den Sieger zu bekommen"). Pindar 's Olympian and Pythian Odes (1890) on line 27. I Critical Commentary to the Works of Pindar (1932) 26 (although he calls Pindar's narrative "rather obscurc"). In J. B. Bismarck-Gymnasium Karlsruhe (1977-78) 34-41. Pindar's Victory Songs, tr. with intro. and prefaces (1980) 92.
10 11 12 13
3 2 ( 1 9 7 9 ) 4 0 0 ( r e f e r r i n g t o ILLIG).
320
Lyrisches Erzählen: Pindar
Greek is ambivalent in all these cases, as Greek tenses do not so much refer to time levels as to kinds of action)? 14 If we consider the answers to these questions with the help of the context we realize that the same tenses here must refer to quite different levels of time, and we note a number of signals set up at the turning points of the narrative and designed to help our understanding (relative and demonstrative connectives, asyndeta, motif repetitions, ring composition). Paying attention to these signposts we may analyze Pindar's narrative into seven elements (I shall first give a survey and then return to the controversial details): 1. lines 13-18 (the beginning of the narrative is marked by 13 τ ά υ T T O T E referring to the olive wreath for the Olympic victor mentioned in the preceding lines, 11-13a): "this olive Herakles once fetched for Olympia from the Hyperboreans''''', 2. lines 19-24 (19 ήδη γ ά ρ introduces the reason for his journey): ' for there were no shading trees when Herakles founded the games at Olympia"; 3. lines 25f. (25 δή τότε links the situation at the time of the first games in Olympia to the initial journey): "therefore Herakles wanted to go to the Hyperboreans"' (Pindar at this point rounds off the first part of his account by a ringcompositional device: 25f. έξ ycuav ... Ίστρίαυ return to 14 "Ιστρου ά π ό ... π α γ δ ν ) ; [52] 4. lines 2 6 - 2 9 (26 asyndetic ενθα introducing a new element): "Herakles when chasing the hind with golden antlers from Arkadia came to the Hyperboreans"; 5. lines 29f. (29 αν ποτε referring back to an even earlier time): Pindar explains the significance of the hind which had once been dedicated to (Artemis) Orthosia by Taygeta; 15 6. lines 3If. ( τ ά υ μεθέπωυ returning to the hind and to Herakles): "when chasing this hind Herakles also (among other countries) came to the Hyperboreans and saw there lovely (olive) trees"; 7. lines 33f. (33 demonstrative τ ώ υ υιυ asyndetic, referring to the olive trees and marking the return to the initial theme): "these Herakles longed to plant at the winning post of the Olympic race course.'" It appears from this survey that we have to distinguish between two journeys of Herakles to the Hyperboreans: he came there first when chasing the hind in the service of Eurystheus (line 28), and again when fetching the olive trees he wanted for Olympia. But Pindar has reversed the chronological sequen14
15
Cp. KÜHNER-GERTH, Griech. Gramm. 2.1 (1898) 169.14 (aor. in pluperf. sense); (impf, in pluperf. sense); only grudgingly admitted as a possibility by LEHNUS (above, n. 8) 65 on line 26ff. (cp. his note on 0 . 1.26 εξελε, p. 18). I In line 30 άντι-θεΐσα should perhaps be preferred to άν-τιθεϊσα, cp. Schol. ad loc., 53c and d DR.: Taygeta s e e m s to have " g i v e n " the hind "in e x c h a n g e " (cp. Eur. Hipp. 6 2 0 f f . ) for herself. O n the other hand άν-τιθεΐσα ("dedicating") looks rather pointless beside εγραψεν ίεράν.
Mythical Chronology and Thematic Cohcrcnce
321
ce of the two events: the second journey (on which he focuses his attention) is dealt with first (he refers to it three times, at the beginning, lines 13ff., in the middle, lines 25f., and at the end of his narrative, lines 33ff.), and the first in time comes second. This first journey is linked to one of the traditional labors of Herakles, the chase for the golden-horned (Kerynitic) hind, and the allusive way in which Pindar deals with this story shows that he took knowledge of it for granted. Basically, Pindar in the narrative of O. 3 modifies a device well known from Homer (the Niobe story, II. 24.602ff., or the story of Odysseus' scar, Od. 19.393ff: from a given point the author unravels a present state of affairs backwards in time until he gets to its ultimate causes, and then moves forwards again step by step in reverse order until the starting point is reached once more). 16 Pindar, however, differs from Homer in two respects: he forgoes the regularity in the reversal of the steps and, above all, splits his story in two, tackling each of the two parts separately, in a double regression, first with regard to the situation existing when Herakles founded the Olympic Games, and then concerning [53] Herakles' knowledge of the Hyperboreans. 1 7 At each of the three turning points of his narrative Pindar emphasizes his main theme (line 13 τ ά υ π ο τ ε ... ενεικεν: "Herakles once brought the olive from the Istros to Olympia"; line 25 τ ό τ ε ... πορεύευ θυμός ώ ρ μ α ... υιυ: "thus, Herakles' heart urged him on to go to the Istros at the time of the first Olympic Games"; line 33 τ ω ν υιν γλυκύς ϊμερος εσχευ: "Herakles was seized by a sweet desire for the olive trees growing in the Hyperborean land, in order to plant them at the Olympic race course"). The three references are again in inverted order, the last being the first in time: (1) 33f. "he desired ..."; (2) 25f. "he set out ..."; (3) 13ff. "he fetched the trees ...": i. e., we are first told of the "accomplishment" and end up with the "desire." 1 8 16
For this "regressive" technique in Homer see esp. T. KRISCHER, Formale Konventionen der homerischen Epik (1971) 136ff.; for Pindar cp. 1LLIG (above, η. 5) 56ff., J. DUCHEMFN, Pindare, Pythiques (1967) 97 (on P. 4): "les lois de la composition regressive, cherc ä Pindare"; D.C. YOUNG, Three Odes of Pindar (1968) 103f. (on O. 7: "regress in time," with further references). I
17
The initial backward movement basically agrees with the Homeric technique ( 1 3 - 1 5 starting point: Herakles fetched the olive; 16 first step back: he had persuaded the Hyperboreans; 17f. second step back: he had asked them for the plant; 19-24 third step back: for when he instituted the games at Olympia there were no trees), but after that Pindar takes only one return step to his starting point (25f. "therefore at that time his heart urged him on to the Hyperboreans") and then starts moving even further backward in time (26ff.: the chase for the hind and its antecedents), until he finally returns to the original theme (33f. "olives for Olympia"). RUTH SCODEL reminds me of the Melcagcr excmplum in Iliad 9 . 5 2 9 - 5 9 9 , which because of its succession of "flashbacks" is more like O. 3 than the two Homeric examples 1 mention in the text above.
18
According to SLATER (above, η. 1) Pindar's lyric narrative (whether "simple" or "complex") begins like H o m e r ' s at a crucial point, goes back "to its earliest point," and "then in normal fashion proceeds to its end", in such a way that it "will have to return to the same point in time at which it began and to the same theme, whether it finishes there" (sc. "simple") "or
Lyrisches Erzählen: Pindar
322
The layout of the narrative in O. 3, which seems at first view to move forward and backward irrespective of chronology, has always caused difficulties. Thus, L. ILLIG, for one, thought that Pindar had worked two Herakles stories into one but "did not really attempt to blend the two in every detail." "This," he says, "is clear from the fact that Herakles comes from Arcadia in line 27, while lines 19ff. presuppose that he sallies forth from Olympia." iLLlG's view has recently been endorsed by S. RADT,20 although A. DE JONGH21 and following him F. MEZGER and B. [54] GlLDERSLEEVE in their commentaries 22 had already pointed out that the evidence referred to by ILLIG, in fact, makes it clear that there are two different visits of Herakles to the Hyperboreans, one from Olympia in Elis and an earlier one from Arkadia. Pindar never thought of blending the two; on the contrary, he adds line 27 έλθόντ' 'Αρκαδίας ά π ό δειραυ for clarification. DE JONGH also pointed out that the contrast between line 25 θυμός ώ ρ μ α (referring to the journey from Olympia) and line 28 εντυ' ά υ ά γ κ α (characterizing the journey from Arkadia) further stresses the difference between the two expeditions (that from Olympia was spontaneous, that from Arkadia compulsory,23 Herakles being in the service of Eurystheus; the two imperfect tenses thus refer to quite different times). A further difficulty regarding the chronology of Herakles' journeys occurs in the final part of Pindar's narrative (lines 31ffi): "chasing the hind Herakles came to the Hyperboreans; there he stopped and admired the trees: these he wished to plant at the Olympic race course." With respect to these lines R. HAMILTON writes: "The first part of this sentence definitely refers to the trip on which he first saw the olive (given the narrative sequence), and the second seems to but could not since the race course had not been built yet. We have suddenly returned to the Kephalaion. A marvelous confusion ..." But 1 do not think there is a confusion. The sentence about the race course, lines 3 3 f f , marked off from the preceding lines by the emphatic asyndetic demonstrative τ ω ν υιν ("these trees he desired to plant ..."), has nothing to do with the chase after the hind. Pindar abruptly terminates his reference to Herakles' previous trip from Arkadia and returns to the later one from Olympia.
19 20 21 22 23
not" (sc. "complex"). He puts O. 3 down as "simple lyric" (loc. cit. 65), but it is in fact neither "simple" nor "complex," and contradicts his view on two counts: (1) there is not just one movement backward and forward but two, Pindar coming back to his original theme (13ff. "Hypcrhorean olives for Olympia") not once but twice (25f. in the middle, and 33f. at the end); (2) the end of the narrative is chronologically prior to its beginning (33f. "desire"; 13ff. "fulfillment"), whereas SLATER'S theory only allows for a return to the starting point or a later one. Form der Erzählung 58 η. 2; 66 η. 2. Above, η. 7. Α. DE JONGH, Pindari carmina Olympia cum ... commentario (1865) ad loc. I Above, nn. 9, 10. D E JONGH, l o c . c i t . : " t u m c u m i m p u l e r a t n e c e s s i t a s et i m p e r i u m E u r y s t h c i : n u n c animus."
24
Epinikion: General Form in the Odes of Pindar (1974) 61.
impellebat
Mythical Chronology and Thematic Coherence
323
Pindar's reason for presenting his story in this peculiar order becomes clear when one examines the narrative more closely. He seems to start from the question: why is the olive wreath, with which the victorious athletes are crowned at Olympia, such a noble gift? 25 Answer: Because it comes from the olive trees which Herakles once fetched from the Hyperboreans. This answer, however, suggests two further questions. First: what made Herakles think of trees? Answer. At the time of the foundation of the Olympic games the scene of the athletic competitions was, for lack of trees, exposed to the heat of the sun. Second. but from where did [55] Herakles know about the Hyperborean olive trees? Answer. He had once seen and admired them when chasing the goldenhorned hind as far as the Hyperboreans in the extreme north beyond the experience of ordinary mortals (Herakles remembered26 the olive trees from one of his earlier labors). Pindar's allusive account of the chase (lines 26-32) is thus an explanatory "flashback," the postponement of which is fully justified by its function. As a whole Pindar's narrative is artfully designed to stress the key role of the Hyperborean olive and convey the impression (and this seems to be the reason why Pindar ends his account with the "desire" the olive arouses) that the olive wreath still inspires the enthusiasm it once inspired in the heart of Herakles (cp. 33 τ ω ν νιυ γλυκύς ϊμερος έσχεν and 25 θυμός ώ ρ μ α ... νιυ in the case of Herakles with 38 έμέ... θυμός ότρύυει of the poet himself; see also 6f. στέφανοι / πράσσουτί με ... χρέος and again 1 Off., where we are told that it is the crowning with the olive wreath which ignites victory songs). This is a feature peculiar to O. 3. Nowhere else in Pindar's Olympian odes is the victory wreath said to inspire the song or songs, and it is difficult to find anything comparable in the Pythian, Isthmian, or Nemean Odes. 27 Apart from the extraordinary design of the narrative in O. 3, however, there is the problem of "tradition and originality" that deserves comment. Which elements in his story did Pindar invent, and which did he take over from earlier authors? Traditional are, obviously, the foundation of the Olympic Games by Herakles (which is also told in O. 10), the blessed Hyperboreans, Apollo's people, 28
25
26
27 28
Cp. MEZGER (above, n. 9) 176: Pindar "schildert ... die Bekränzung des Siegers so ausführlich ..., dass man unwillkürlich fragt: worin besteht denn der hohe Werth dieses einfachen Kranzes?"I Cp., e. g., FARNELL, Comm. 20, and NLSETICH (above, η. 13) 92: "Later ... he remembered that beautiful olive forest far to the north." It is hardly a coincidence that the "flashback" comes in right after the reference to Herakles' θυμό; (25 θυμό; ώρμα). The nearest parallel seems to be N. 3.8 άεθλονικία 5e μάλιστ' άοιδάν φιλεΐ, / στεφάνων άρεταν τε δεξιωτάταν όπαδόν. For which cp. esp. Hes. Fr. 150.21 M.-W.; Alk. Fr. 307 L.-P.; Pind. P. 10; Bakch. ep. 3.58ff.; cp. Hdt. 4.32ff.
Lyrisches Erzählen: Pindar
324
and Herakles' adventure with the hind of Artemis. 29 The Hyperborean origin of the olive wreath, on the other hand, and the second visit of Herakles to the Hyperboreans are, no doubt, Pindar's own invention. But he may well have been the first to bring Herakles to the Hyperboreans at all: 30 "No one has explained satisfactorily why [56] Pindar, alone of all the poets and mythographers of antiquity, brings the hind to the Hyperborean region." 31 Herakles' chase for the hind is elsewhere always confined to Arkadia and Argos. 3 2 There seems to be no evidence for an original connection of this adventure with the Hyperboreans, 3 3 nor is there reason to believe that Herakles before Pindar had anything to do with the Hyperboreans at all. Moreover, the layout of the narrative in O. 3 plainly shows that the sole reason why Pindar makes Herakles pursue the hind to the Hyperborean region is the olive trees (31 f. τ ά ν μεθέπωυ ϊδε και κείναυ χθόυα ... τόθι δέυδρεα θάμβαιυε σταθείς). These, however, are clearly alien to the story of the chase. They make sense only in the context of Pindar's peculiar version, and the significance it gives to the Olympic victory wreath. Therefore we may safely conclude that Pindar for the purpose of O. 3 invented the Hyperborean ancestry of the victory garland, extended Herakles' chase for the hind of Artemis to include the Hyperborean region, and finally added a second visit of Herakles to the Hyperboreans to fetch the olive trees for Olympia. If this is correct Pindar's method of composition in O. 3 is similar to what we find in Ο. 1: the poet associates two well-known but previously unrelated myths (the Pelops-Hippodameia story and the Zeus-Ganymedes myth in Ο. 1; the Hyperboreans and Herakles' chase for the hind of Artemis in O. 3) and joins them together by inventions of his own (Poseidon's love for Pelops in O. 1; the aetiology of the olive wreath in O. 3). But there is a further problem. The introduction of the Olympic victory crown made from olive leaves, which is the starting point of Pindar's mythical narrative, is obviously ascribed to Herakles because he is traditionally the foun-
29
See esp. F. BROMMER, Vasenlisten zur griechischen Heldensage (I960 2 ) 60ff., and BROMMER, Herakles. Die zwölf Taten des Helden in antiker Kunst und Literatur ( J 1972) 20ff., and
30
Pausanias' account (5.7.7, introduced by φασιν) is probably derived from Pindar, to whom he is also indebted elsewhere (cp., e. g., 1.34.2; 2.15.1; or 3.12.2). I F a r n e l l , Comm. 27. BROMMER, Herakles 20: "Die Verfolgung bis nach Istrien ist einzigartig." The view that Pindar's linking of the hind to the Hyperboreans may reflect his knowledge of an older "Nordic" version of the myth, which was about a reindeer instead of a hind, the female reindeer alone among all female Cervidac having antlers (see esp. K. M e u l i , "Scythica Vcrgiliana" [1960] in Ges. Sehr. II [1975] 7 9 7 - 8 1 3 ) is based on insufficient evidence. There is hardly anything in Pindar's narrative to justify MEULI's assertion about an "alten Mythos, von dem Pindar dieses Bruchstück bewahrt hat" (805). MEULI does not even consider the possibility that Pindar in O. 3 may have had reasons of his own for connccting Herakles' chase for the golden-horned hind (which he took over ά π ό ιστορίας: Schol. Ο. 3.50b, cp. 52 D r . ) with the Hyperboreans. I
82.
31 32 33
Mythical Chronology and Thcmatic Coherence
325
der-hero of the Olympic Games. But why did Pindar choose the Hyperboreans, of all magic lands, to be the country from which the Olympic olive trees came from? Why not the Garden of [57] the Hesperides, 3 4 or the Isle(s) of the Blest? 35 According to the etymology given by Pindar himself the "geographical" position of the Hyperboreans is "beyond the cold north wind" (3 If. πνοιαΐς όπιθεν Βορέα / ψυχροΟ). "It was thoughtless of him," FARNELL tells us, 36 "to place the olive in their region." One does not normally expect to find olives in the extreme north. Why is it that Pindar makes Herakles import the olive trees for Olympia from the Hyperboreans? There are two answers to this question, corresponding to the double purpose for which Herakles got the trees (18 σκιαρόν τε φύτευμα ... στέφανόν τ ' άρετ α ν ) : the first answer is implicit in σκιαρόν ... φύτευμα in this line, as well as in 14 "Ιστρου ά π ό σκιαραν π α γ δ ν , and, by contrast, in 23f. χ ώ ρ ο ς ... Πέλοπος ... έδοξεν γυμνός α ύ τ ώ ... όξείαις ύπακουέμεν αύγαΐς άελίου): Herakles went to the "shady" region of the Hyperboreans at the source of the Istros to fetch a "shady" plant, because the ground of Pelops at Olympia did not yet grow trees and was thus exposed to the heat of the sun. "Shade" and "coolness" belong together. Pindar apparently contrasts the burning sun at Olympia with the pleasant coolness of the Hyperborean region (which is presented as a "locus amoenus": with 14 "the shady springs of Istros" and 31 "the cool breeze of Boreas" cp. the juxtaposition of ψυχρός and σκιερός in Theognis 125 If. λειμώυά τε καλόν / κρήνην τε ψυχρήν άλσεά τε σκιερά; ψυχρός in Ο. 3.31 has no negative connotation). 3 7 Because the far north is cool by definition Herakles is made to fetch the shady olive trees from there. Thus the surprising stress on etymology in lines 3 I f . ("hyperboreans" meaning πνοιαΤς όπιθευ Βορέα / ψυχροΟ) is not without point. Of all the magic lands one could think of, that of the Hyperboreans best fits the poet's purpose in O. 3. The second answer to our question is implied in στέφανόν ... άρεταν, the second element in the double motivation of line 18 (the olive wreath is to become the "crown of achievements" and, line 15, "the most beautiful reminder of the competitions at Olympia"). However, in the first part of his ode, before the mythical narrative, Pindar says (10), "whoever is crowned with the olive wreath will be praised among mankind by god-given songs." Thus victory song and victory crown are associates in keeping alive the memory of the victory and the victorious athlete. Here [58] the Hyperboreans are appropriate, as is shown by passages like Bakchylides, ep. 3.57ff. (where Kroisos is transferred to the
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Pindar may even have replaced the Garden of the Hesperides of an earlier version by his Hyperborean region, cp. WILAMOWITZ, Pindaros 23 8f. Cp. 0 . 2.70f. (μακσρων υασος). Comm. 26. Cp. DOVER'S note on Theocr. id. 5.33 (a "locus amoenus") ψυχρόν ίίδωρ (Theocr. Select Poems, cd. K.J. DOVER [1971] 132): "The colder the better, in a Mediterranean summer, cf. id. 11.47." I
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Hyperboreans) and especially Pindar, P. 10.27ff. (where Perseus visits the Hyperboreans, and Pindar extols their life of permanent bliss). In P. 10, as in O. 3 the Hyperborean myths are directly preceded by references to the victory wreath symbolizing the highest achievement for any mortal (cp. P. 10.26, where the victor's father is called εύδαίμωυ because his son had won Pythian laurels; cp. also 57f., where the victor is said to be θαητός with the help of Pindar's song and because of his victory garlands). The implications for O. 3 are clear: The victor by means of olive wreath and victory song is to win lasting fame. The Hyperboreans stand for timeless bliss. Therefore Pindar makes the olive crown come from the Hyperboreans. WlLAMOWlTZ (who did not distinguish between Herakles' first and second visit to the Hyperboreans and did not pay attention to the reasoning underlying Pindar's peculiar aetiological narrative) said: 38 "Some [sc. of the Sicilians listening to this Sicilian ode] may have been wondering why nothing but a wreath of the wild olive tree was given as a prize; therefore it was as well to inform them that the tree was not the ordinary wild olive but came from the garden of the gods and had been fetched by Herakles himself... What Pindar says (about its divine origin) may ... pass for his invention." WlLAMOWlTZ was certainly right in pointing out that the olive by the origin ascribed to it by Pindar is given a special value and that the idea is Pindar's own, but it was surely not the amazement of Pindar's Sicilian audience at so modest a victory prize that caused Pindar's account, 39 but the poet's intention to stress the significance of the victor's achievement, the olive wreath because of its divine origin being the symbol of lasting fame. (That is why Pindar right from the beginning of the ode emphasizes the divine source of victory garlands and songs: 6f. στέφανοι / π ρ ά σ σουτι ... τ ο ϋ τ ο θΕόδματον χρέος and 1 Off. θεόμοροι υίσοντ' έπ' ά υ θ ρ ώ π ο υ ς άοιδαί, / ω τιυι ... Έλλαυοδίκαζ ... άμφι κόμαισι β ά λ η γ λ α υ κ ό χ ρ ο α κόσμου έλαίας ...). II Up to now I have been concerned with the central narrative of O. 3 only. It is clearly a story perfectly suited to any ode celebrating an Olympic victory. But is it particularly relevant for the 476 BC chariot victory of Theron of Akragas, for which O. 3 (along with its companion piece O. 2) was written? B.A. VAN GRONINGEN40 selected O. 3 among [59] other odes to prove his view that the artistic coherence of a Pindaric ode depends on the momentary condition of the "unconsciously creating soul of the artist" and is, in fact, nothing but a chance result. For O. 3 VAN GRONINGEN comes to the conclusion that "the ode is no
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WlLAMOWlTZ, Pinclaros 338. WlLAMOWlTZ may have been thinking of the surprise of the Persians in Hdt. 8.26. B.A. VAN GRONINGEN, La composition archaique grecque (1958) 352. I
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coherent whole: the Herakles myth ("la vision") and Theron's victory ("la realite") exist independently from each other. There is only a superficial connection between the two parts but no integration." 41 Ancient critics 42 discuss a similar problem: why is it that Pindar in the beginning of O. 3 appeals to Kastor and Polydeukes, sons of Tyndareos and brothers of Helen (line 1 Τυνδαρίδαις τε φιλοξείνοις ... κ α λ λ ι π λ ο κ ά μ ω θ' Έ λ έ ν α ) , whose relevance in the context of an Olympian ode is not very obvious, instead of to Zeus or Herakles (as he does in O. 2. Iff.)? Of the different answers ancient commentators suggested to their problem only one is of interest for us here, the only one that seeks to find the answer in the text itself: 43 "Pindar addresses the Tyndarids because, as he himself points out, Herakles made them supervisors of the Olympic Games when he himself became a god." The reference is to lines 3 4 f f , immediately after the myth, where Pindar brings together Herakles, the main figure of his central narrative, and the Tyndaridai with whom he started the ode: 34 ... και νυν ές τ α ύ τ α ν έορτάν ϊλαος άντιθέοισιν νίσεται 35 σύυ β α θ υ ζ ώ ν ο ι ο διδυμοις παισι Λήδας. τοις γ α ρ έ π έ τ ρ α π ε ν Οϋλυμπόνδ' ι ώ ν θαητόν ά γ ώ ν α νέμειν ά ν δ ρ ώ ν τ ' ά ρ ε τ α ς πέρι και ριμφαρμάτου δίφρηλασίας. έμέ δ' ώ ν π α θυμός ότρύνει φάμεν Έμμενίδαις Θ ή ρ ω ν ί τ ' έλθεΤν κϋδος ε ύ ί π π ω ν δ ι δ ό ν τ ω ν Τυνδαριδαν, οτι πλείσταιαι β ρ ο τ ώ ν 40 ξεινίαις α υ τ ο ύ ς έποίχονται τ ρ α π έ ζ α ι ς , 41 εύσεβεΤγνώμα φυλάσσοντες μ α κ ά ρ ω ν τελετάς. 4 4 [60] Pindar uses the name "Tyndaridai" only in lines 39 and 1 of this ode, whereas in line 35 he refers to them by "twin sons of Leda." 45 As Pindar's use of proper names is extremely economical and usually strictly functional 46 the two 41
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VAN GRONINGEN 3 5 2 : "L'ode ne constitue pas une unite: la realitc ct la vision subsistent indcpendemmcnt Tunc de l'autre; le fil qui les reticnt est purement exterieur; il n'y a qu'enehamement; il n'y a pas d'integration." Schol. O. 3.1A-d DR. Schol. O. 3.1a: oi δέ οτι Ηρακλής άποθεούμενος τούτοις επέτρεψε τ ό ν ά γ ώ ν α , ώ ς και α υ τ ό ς ό Πίνδαρος φησι. Line 34 ές τ α ύ τ α ν έορτάν is often said to refer to the Theoxenia offered by Thcron and his family (cp. 39f.), c. g., by Schol. ad loc., 61 D DR., and the commentaries of MEZGER, GILDERSLEEVE, and FARNELL. LEHNUS rightly disagrees (Comm. on line 34: "Molto meglio: 'all' Olimpiade', e cfr. vv. 3 6 - 3 8 ..."). The Theoxenia are, in fact, excluded by the following γ ά ρ (36 τοϊς γ ά ρ έπέτραπεν ... ά γ ώ ν α νεμειν ...), by which the έορτά is identified with the Olympic contest ( ά γ ώ ν ) ; cp. O. 6.69 (έορτά referring to the festival at Olympia). I "Tyndaridai" and "twin sons of Leda" are the only names used for the twins in O. 3. They arc not called "Kastor and Polydeukes" (as P. 11.61f.; N. 10.49f.) or "Dioskuroi" (not in Pindar, butcp. N. 10.80). See Ο. 1 ("Hieron", 11 and 107, once before and after the myth; "Pelops", 2 4 and 95, beginning and end of myth); O. 2 ("Theron" 5 and 95), cp. "Theron" in O. 3.3 and 39; O. 7 ("Diagoras" 13 and 80; "Tlapolemos" 2 0 and 77), or O. 10 ("Hagesidamos" 18 and 92; Ά ρ χ ε σ τ ρ ά TOU π α ϊ δ α 2 and 99).
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passages where the Tyndarids (and Theron, 3 and 39) are named should be taken together. The poet by repeating the name in line 39 seems to return to the initial invocation (Iff.)· This is confirmed by the fact that the attribute ψιλόξειvoi in line 1 (Τυνδαρίδαις τε φιλοξείνοις ...) is taken up and explained by a οτι clause following the reference to the Tyndaridai in lines 39f. (οτι πλείσταισι β ρ ο τ ώ ν / ξεινίαις αυτούς έποίχονται τραπέζαις): The Tyndarids showed themselves φιλόξεινοι (i. e., "favourable to their guest friends") by granting Theron's victory, because Theron and his family, the Emmenidai, always generously entertain them at the feasts in honor of the gods (39f. ξεινίαις ... τραπέζαις). As is shown by the generalizing expression πλείσταισι β ρ ο τ ώ υ ... τ ρ α π έ ζ α ι ς and the present tense έποίχουται, Pindar's statement must not be limited to a particular Theoxenia. 4 7 But why are the Tyndarids able to grant a victory in the chariot race? The answer is indicated by their attribute εύιπποι in line 39 ( ε ύ ί π π ω ν δ ι δ ό ν τ ω ν Τυνδαριδδν). The divine twins are, like Poseidon (e. g., in Ο. 1) though on a lower level, patrons not only of athletic excellence in general but especially of horsemanship. This is already implied by their epithets in Homer (II. 3.237 Κάστορά θ' ί π π ό δ α μ ο ν και πυξ ά γ α θ ό ν Πολυδεύκεα) and, in Pindar, can be illustrated by N. 10.49-51 (where the athletic achievements of a family are explained by their close connection with Kastor and Polydeukes), P. 1.66 (where both twins are referred to as models of horsemanship), or P. 5.9 (where Kastor alone is said to be responsible for a victory in a chariot race). Thus the prominent role of the Tyndarids in O. 3, the subject of which is a victory in the chariot race, would seem to be sufficiently justified. But VAN G R O N I N G E N might still object that there is a lack of coherence between the Tyndarids and the main story of Herakles' fetching the olive trees. Their joint patronage of the Olympic Games (36ff.), [61] which is not attested elsewhere, 48 may have been devised to ease the transition but still does not quite answer the objection. What is the connection between olive trees (Herakles) and horse races (Kastor and Polydeukes)? But Pindar has indeed managed to supply the missing link and to give his Herakles story a more immediate relevance for the Olympic chariot competitions. On the one hand, there is the place for which the Hyperborean olive trees are designed: first (17f.) we are told that Herakles wanted the olive for the precinct of Zeus at Olympia (Διός α'ίτει π α ν δ ό κ ω / άλσει ... φύτευμα), then (23) we hear that it is "the ground of Pelops in the valley of the Kronion," which was in need of trees (χοίρος έν βάσσαις Κρονίου Πέλοπος: 4 9 χ ώ ρ ο ς ... Πέλοπος is a reminder of the chariot race between Pelops and Oinomaos dealt with in O. 1,67-88; cp. O. 10,49-51 where Pindar says the Kronion had been 47 48 49
For the mss. subtitle of the ode, εις θεοξενια, see Η. FRANKEL, "Schrullen in den Scholien zu Pindars N. 7 und O. 3", Hermes 89 (1961) 385-397. I But comm. refer to Paus. 5.15.4 (altar of the Dioskuroi near the Hippodrome at Olympia). Cp. above, n. 2 and O. 10.24 σάματι π α ρ Πέλοπος.
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without a name previously "under the reign of Oinomaos"), and finally (33f.) the poet informs his audience unambiguously that Herakles wanted the Hyperborean olive trees to grow "at the winning post of the Olympic riding competitions" (δωδεκάγυαμπτου περ'ι τέρμα δρόμου /ϊππωυ). 5 0 Pindar, in the course of his narrative, is gradually leading away from a generaI evaluation of the Olympic olive wreath (15 μναμα ι ώ ν Οϋλυμπία κάλλιστου άέθλωυ cp. 17f. Διός ... παυδόκω / άλσει) towards its specific relevance for the victory celebrated in the ode: line 23 alludes to horse-racing, and at the end of the narrative, 33f., the attention of the audience is actually focused on the finishing mark of the race course (τέρμα δρόμου / ϊππων). This is the point where Hyperborean olives, Herakles, and horse-racing, the victor's discipline, finally come together. By this focusing device Pindar not only establishes a special relationship between the Hyperborean victory wreaths and the victors in the Olympic horse races but also between Herakles and the Tyndarid twins, the divine patrons of horsemanship. On the other hand, there are two additional references to chariot and horses within the mythical narrative that should not be overlooked. The evening after Herakles had founded the Olympic Games the scene of events is illuminated by the radiant light of the full moon, in O. 3 as well [62] as in Ο. 10.51 But whereas in O. 10 (73-75) we find a relatively straightforward statement ("the lovely light of beautiful-eyed Moon brightened the evening": έυ δ' έσπερου / έφλεξευ εύώπιδος / σελάυας έρατόυ φάος), in Ο. 3 (19f.) this detail is given a peculiar twist: the Moon makes her appearance in a golden chariot ("already month-dividing Mena in her golden chariot at evening time had flashed at Herakles her full eye": ήδη ... αύτώ ... διχόμηυις ολου χρυσάρματος / εσπέρας όφθαλμόυ άυτέφλεξε Μήυα). It is difficult to avoid the conclusion that the epithet χρυσάρματος (which is used of Kastor in P. 5.) has been chosen for the sake of the chariot victory celebrated in the ode. The second additional reference to horses occurs in line 26 at the beginning of the "flashback": When first coming to the Hyperboreans Herakles had been received by Artemis ίπποσόα, "driver of horses" (26f. έυθα Λατοΰς ίπποσόα θυγάτηρ / δέξατ' έλθόυτα ...: the aorist δέξατ(ο) in plusperfect sense), who is a few lines later again referred to by the name "Orthosia" (30 Herakles was after the hind, αυ ποτε Ταϋγέτα ... Όρθωσίας έγραψευ ίεράυ). The first epithet (ίπποσόα) is unusual with Artemis, 52 the second one (Όρθωσία) is generally sup50
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As is shown by O. 6.75 (δωδέκατου δρόμου), cp. Ο. 2.50 (τεθρίππων δυωδεκαδρόμωυ); P. 5.33 (δώδεκα ... δρόμων); /. 1.57 (έν γναμπτοΐς δρόμος) Ο. 3.33 δωδεκάγναμπτον περί τέρμα δρόμου should be taken as a hypallage for δωδεκαγνάμπτου περί τέρμα δρόμου: cp. LEHNUS' translation, 61: "meta dei dodici giri." I Cp. Schol. 0 . 3 . 3 5 a - o , pp. 115-117 DR. Cp. FARNELL, Comm. 28: "Her association with horses is very slight; it is hard to explain why Pindar chooses this epithet." Cp. perhaps Pindar, Fr. 89a, 3. GlLDERSLEEVE compares II. 6.205 (χρυσήνιος Άρτεμις) and Pindar, P. 2.9. In the latter passage, however, Artemis is not invoked as goddess of horsemanship but as patron-goddess of Hieron's home city Syracuse.
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posed to be synonymous with "Orthia", her cult title in Sparta, whereas scholiasts explain it either as "goddess of Mt. Orthion in Arkadia" or as "she who restores women after childbirth." 53 Modern scholars have added a few more suggestions, 54 but none of them actually accounts for her being called by [63] this name in this very ode and place. In fact, the only justification for Artemis (who is traditional in the story of the hind) in O. 3 to be called ί π π ο σ ό α (an epithet which is alien to the story of the hind) seems to be the ode's commemorating a victory in the horse races. Thus the epithet is functional only within the larger context of the poem. As for "Orthosia", the most likely explanation of Taygeta's dedication is that the goddess in this capacity όρθοΤ εις σ ω τ η ρ ί σ υ (as one of the scholiasts has it). 55 In the context of O. 3, however, "Orthosia" is probably linked to "Hipposoa", the latter epithet determining the area in which Artemis is said to "set straight" or "exalt" (όρθοϊ). 56 Artemis who favorably "receives" 5 7 the Olympic founder-hero Herakles in the Hyperborean region, where he first sees the amazing olive trees which he is later on to bring to Olympia for the victory wreaths of Olympic victors to come is by her epithets auspiciously presented as "goddess who gives success in horse racing." Both epithets are strictly functional in the context of O. 3. As in Ο. 1, the key theme of "chariot and horses" runs through the ode (3f. ά κ α μ α υ τ ο π ό δ ω υ ϊ π π ω ν ά ω τ ο ς ; 19f. χ ρ υ σ ά ρ μ α τ ο ς ... Μήυα; 23 χ ώ ρ ο ς ... Πέλοπος; 26 ΛατοΟς ί π π ο σ ό α θ υ γ ά τ η ρ ; 33f. δρόμος ϊ π π ω ν ; 37f. ριμφάρματος διφρηλασία, and finally 39 ευιπποι ... Τυυδαρίδαι). Ο. 3 is clearly a perfectly coherent whole.
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He could not have won without her favor (lines 7 - 9 ) , that of Hermes (standing for "luck in athletics", line 10) and that of Poseidon (patron of horsemanship, line 12). Schol. 0 . 3 . 5 4 a - c DR. Cp., e. g., H.J. ROSE, "The Cult of Artemis Orthia" in The Sanctuary of Artemis Orthia at Sparta, excavated and described by members of the British School at Athens (1929) 403 (on the meaning of Orthosia). SEGAL (above, n. 6), whose symbolistic interpretation of O. 3 is endorsed by LEHNUS (above, n. 8) 54, believes he can fit in Artemis ί π π ο σ ό α and Ό ρ θ ω σ ί α with his idea of O. 3 as a "fertilization" ode, loc. cit. 235: Herakles "would seem to have forgotten the hind and brings back instead a gentler, less dangerous, less ambivalent form of the fertility of nature" (i. e., the olives: SEGAL docs not distinguish between the two journeys of Herakles). Artemis, he thinks (232), is "worshipped as a tree- or fertility goddess." But in the text of the ode there is neither a link between Artemis and olive trees nor anything that could suggest "fertility" or "fertilization." Fetching the olives from the Hyperboreans is no "fertilizing act" (SEGAL 250) but serves the purpose of "shading" (18 σκισρόν τε φύτευμα) and "crowning victorious athletes" (ibid, στέφανου τ' άρεταν). I
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Schol. Ο. 3.54a, p. 121 DR. Cp. O. 3.3f. Τυνδαρίδαις ... άδεΐυ ... εύχομαι, / Θήρωνος Όλυμπιονίκαν υμνον όρθώσαις, άκαμ α ν τ ο π ό δ ω ν / ϊ π π ω ν α ω τ ο υ ("glorifying in an Olympian victory song T h e r o n ' s most noble horses of unwearying feet", cp. R. RENEHAN, Studies in Greek Texts [1976] 5 0 - 5 4 ) ; cp., e. g., P. 4.60 (σέ ... χρησμός ώρθωσεν μέλισσας Δελφίδος); /. 4.38 ("Ομηρος ... α ύ τ ο ϋ π α σ α ν όρθώσαις ά ρ ε τ ά ν ...); I. 6.65 (τόν τε Θεμίστιου όρθώσαντες οίκον ...); cp. also P. 1.56 (Ίέρωνι θεός ό ρ θ ω τ ή ρ πέλοι).
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For δέξατο = εϋφρων δέξατο cp., e. g., P. 9.9 and 56, cp. 73, and see SLATER, Lex. s. v. δέκομαι b. There is no "ambiguity" in O. 3.27 (as assumed by G. DEVEREUX, RhM 109 [1966] 2 8 9 - 2 9 8 ; cp. LEHNUS, Comm. 66 on line 27).
,Meilichos orga' Liebesthematik und aktueller Sieg in der neunten Pythischen Ode Pindars [Pindare, Huit Exposes suivis de discussions, Entretiens prepares et presides par Andre Hurst, Vandoeuvres - Geneve, 2 1 - 2 6 aoüt 1984 (Entretiens sur lAntiquite Classique 30) Genf 1985, 71-116] Die neunte pythische Ode, eines der bekanntesten und am häufigsten interpretierten Lieder Pindars, ist unter verschiedenen Gesichtspunkten ein ungewöhnliches Epinikion. Kompositionstechnisch ζ. B. fällt schon die vollständige Siegesproklamation in den ersten vier Versen auf („ich will das Glück des Pythiensiegers im Waffenlauf, Telesikrates, mit Hilfe der Chariten in einem Kranzlied für Kyrene als Siegesbote verkünden"), 1 die in ihrer relativen Schmucklosigkeit und Unmittelbarkeit (kein Prooimion oder sonstiger Vorspann, kein Musenoder Götteranruf) 2 fur Pindar ebenso bemerkenswert ist wie der dreifache [72] Wechsel von mythischen und nicht-mythischen Partien im Verlauf des 125 Verse langen Liedes: Der Ehrung des aktuellen Sieges des Telesikrates am Anfang (V. 1 - 7 5 Telesikrates - Kyrene-Mythos - Telesikrates) korrespondiert die Würdigung eines Sieges seines Vorfahren Alexidamos am Ende (V. 103— 125 Alexidamos - Danaiden-Mythos - Alexidamos), und im Zentrum (V. 7 6 103) steht, eingeleitet durch eine programmatische Sentenz, ein Katalog früherer Erfolge des Adressaten Telesikrates an geringeren Festspielen, an dessen Anfang sich ein dritter kurzer thebanischer Mythos findet. Wenn wir also die auf den Sieger und seine Familie bezogenen Partien mit Α bezeichnen und mit Β die mythischen Teile, dann erhalten wir das Schema A - B - A in dreifacher Folge, eine Aufbauform, die bei Pindar nicht ihresgleichen hat. 3 Ähnlich interessant ist das Lied quellengeschichtlich (da die Kyrene-Geschichte in der ersten Liedhälfte auf eine hesiodeische Ehoie zurückgeht, 4 provoziert sie die Frage nach dem Verhältnis Pindars zu dieser Quelle) oder auch sprachlich-exegetisch (die Bedeutung der Sentenz V. 76ff. ζ. B. ist ebenso umstritten wie Sinn und Funktion des folgenden thebanischen Kurzmythos). 5
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στεφάνωμα innerer Akkusativ zu γΕγωνεΐυ: s. 0 . SCHROEDER (ed.), Pindari carmina, cd. mai. (Leipzig 1900), Proll. II 98, pp. 44-45; E.L. BUNDY, Studio Pindarica (Berkeley 1962), 21; zur Bedeutung von στεφσνωμσ vgl. ζ. Β. P. 12,5 στεφσυωμα τόδε (vgl. VERF., Die Funktion des Mythos bei Pindar [Berlin 1971], 142 mit Anm. 115). Zu Pindars gewöhnlicher Praxis vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen von H. LLOYDJONES, „Pindar: Lecture on a Master Mind 1982", in PBA 68 (1982), 150 („The odes commonly start with an elaborate prelude,..."). I R. HAMILTON, Epinikion: General Form in the Odes of Pindar (The Hague 1974), 73 vgl. 75, klassifiziert P. 9 zusammen mit P. 3, P. 4 und P. 12 unter die „really aberrant" der „Variant Odes". Seine Kurzanalyse, S. 73, wird jedoch dadurch beeinträchtigt, daß er V. 80 viv nicht auf den Sieger bezieht (s. dazu Glotta 54 [1976], 64-66) und den Katalog früherer Siege des Adressaten erst mit V. 97 beginnen läßt. Hcs. fr. 215-217 M.-W. S. unten S. 354f. mit Anm. 91. I
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Lyrisches Erzählen: Pindar
Dominierendes Merkmal der Ode jedoch und zugleich wohl auch der Schlüssel zu ihrem Verständnis ist die Kette erotischer Motive, die sie von Anfang bis Ende durchzieht. Sie hat schon immer die besondere Aufmerksamkeit der Interpreten erregt und soll auch in den folgenden Über- [73] legungen Ausgangspunkt und Leitthema sein. Liebesverbindungen bilden den Kern aller drei Mythen des Liedes, 6 und ,Vermählung' (γάμος) erscheint im Anfangs- und im Schlußmythos j e zweimal als heißerstrebtes Ziel (V. 13 und 66, sowie V. 112 und 114 vgl. V. 3 6 - 3 7 und 109-111; von insgesamt zwölf Belegen fur das Wort γ ά μ ο ς in Pindars Epinikien stehen allein vier in P. 9). Was hat diese beherrschende erotische Thematik mit der Siegesfeier für den Wettkampfsieg des Telesikrates zu tun? 7 V o n L . DISSEN, A . BOECKH, F . G . WELCKER u n d G . HERMANN in d e r e r s -
ten Hälfte des 19. Jahrhunderts 8 über F. MEZGER (1880) 9 bis hin zu J. DUCHEMIN (1967)'° und, in neuester Zeit, L. WOODBURY und G. KLRKWOOD ( 1 9 8 2 ) " haben die Interpreten immer wieder nach erotischen Anlässen im Leben des Siegers Telesikrates gesucht (Liebe, Ver- [74] lobung, Aussicht auf Hochzeit, Hochzeit), die das Vorherrschen des Motivs der Liebesverbindung in P. 9 erklären könnten. Bedenkt man jedoch, wie oft Pindar gerade Begriffe mit erotischen Konnotationen in übertragener Bedeutung gebraucht (ζ. Β. μείγυυμι von der Verbindung, die der Sieger mit dem Sieg oder dem Siegeskranz eingeht, O. 1,22 oder N. 1,18, oder γλυκύς 'ίμερος für das Verlangen des Herakles nach Ölbäumen, O. 3,33) und wie sehr andererseits die biographischen Deutungen angesichts des Fehlens konkreter Anhaltspunkte im Text bloße Spekulationen bleiben müssen, dann wird man sich mit der wörtlichen Auffassung von ,Liebe' und ,Vermählung' nicht begnügen. Nach unserer heutigen Kenntnis von Pindars Sprache und Darstellungstechnik werden wir vielmehr damit rechnen können, daß das auffällige Hervortreten der erotischen Mo-
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Mythos 1: Apoll-Kyrene; Mythos 2: Alkmene-Amphitryon/Zeus (vgl. 84 μιγεΤσα mit 13 μιχθέντα und 68 μίγεν); Mythos 3: Danaiden-Freier (innerhalb der Geschichte von Alexidamos und der Libyerin aus Irasa: vgl. 117-118 οίίτω δ' έδίδου Λίβυ; αρμόζων κόρα / υυμφίον άνδρα mit 13 [Αφροδίτα] ... άρμόζοισα ... γάμον, vgl. 51 und 56 πόσι; und νύμφαν). Angesichts der konsistenten, geradezu systematischen, Herausstellung des Liebes- und Hochzeitsthemas ist R.W.B. BURTONs Feststellung (Pindar's Pythian Odes [Oxford 1962], 59), „the theme of love and marriage" sei Pindar durch seinen Stoff vorgegeben gewesen („inherent in his material") keine Lösung. Selbst bei der unwahrscheinlichen Annahme, daß alle drei Mythen dem Dichter durch seinen Auftraggeber vorgeschrieben waren, bleibt die Art der Ausgestaltung als zentrales Problem bestehen: Weshalb insistiert Pindar mit solchem Nachdruck und in immer neuen Variationen auf dem erotischen Thema? L. DISSEN (ed.), Pindari carmina ... comm. perpetuo illuslr. (1830; M847 cur. F.G. SCHNE1D E W I N ) ; A . B O E C K H , i n Berliner
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Jb. f . wissensch.
Kritik
( 1 8 3 0 ) , II 5 9 9 f f . ; F . G . W E L C K E R , i n
Kleine Schriften II, 1845 (1834), 198ff.; G. HERMANN, in Opuscula 7 (1839), 161ff. Pindars Siegeslieder (Leipzig 1880), 249-251. Pindare, Pythiques (III, IX, IV, V), Coll. Erasme 11 (Paris 1967), 62 mit Anm. 1. L. WOODBURY, in ΤΑΡΑ 1 12 (1982), 245-258; G. KlRKWOOD (ed.), Selections from Pindar, cd. with introd. and comm., Amcric. Philol. Ass. Textbook Ser. 7 (Chico 1982), 216. I
,Mcilichos Orga'
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tive in P. 9 mit dem eigentlichen Thema des Liedes, der Feier von Telesikrates' Sieg, zusammenhängt. Worin aber liegt dieser Zusammenhang, und in welcher Hinsicht ist die Liebe für P. 9 programmatisch? Trifft die kürzlich von E. ROBBINS angedeutete Antwort zu, Telesikrates' Braut sei der Sieg, 12 und reicht sie zur Erklärung der erotischen Thematik aus? Der Hauptmythos des Liedes, die Geschichte von Apoll und Kyrene, setzt unmittelbar nach der Eingangsproklamation des Siegers ein und beansprucht die Verse 5 - 7 0 , also etwas mehr als die Hälfte der Ode. Weshalb Pindar sich gerade die Kyreneerzählung für sein Lied ausgewählt hat, [75] sagt er schon in den Anfangsversen deutlich genug (V. 1-4): das Lied für Telesikrates ist zugleich ein Lied für seine Heimatstadt Kyrene (V. 4 διωξίττπου σ τ ε φ ά ν ω μ α Κυράυας). 1 3 Stadt und Stadtnymphe aber werden identifiziert, und so ist der Sieg des Telesikrates auch ein Sieg Kyrenes, von der der Mythos erzählt. Diese Beziehung hebt Pindar in den auf den Mythos folgenden Versen ( 7 1 - 7 5 ) noch einmal in unverkennbarem Rückgriff auf den Anfang hervor: An die Stelle des Namens „Telesikrates" (V. 3) tritt in V. 71-72 die ergänzende Umschreibung Καρνειάδα υιός, statt V. 1 Πυθιονίκαν heißt es in V. 71 und 73 έυ Π υ θ ώ ν ι . . . ένθα νικάσαΐξ, der Name „Kyrene" aber wird nachdrücklich wiederholt (V. 4 Kuράνας; V. 73 Κυράναν) 1 4 und noch deutlicher als zu Beginn herausgestellt, wie sehr der Sieg des Telesikrates auch ihr Sieg ist (V. 72 „er ließ sie die Verbindung mit dem Siegesglück eingehen": εύθαλεΤ συνέμειξε τ ύ χ α , ' 5 und V. 73 „er stellte durch seinen Sieg Kyrene heraus": νικάσαΐζ άνέφανε Κυράναυ); 1 6 „sie wird ihn geneigten Sinnes empfangen, weil er ihr heißersehnten Siegesruhm aus Delphi verschafft hat" (V. 75 δόξαυ ίμερτάν ά γ α γ ό ν τ ' ά π ό Δελφών): alles Erläuterungen zur Proklamation des Siegers in Begriffen, die an Liebesbezie-
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E. ROBBRNS, in Phoenix 32 (1978), 103 Anm. 38: „Telesikrates' bride is victory, which he brings back to Libya just as Apollo brought his bride back to North Africa... Just as Libya will welcome Apollo and Cyrene (δέξεται ... ιτρόφρων, 58-58 b) so will Cyrene welcomc Telesikrates and his bride (εΰφρων δέξεται, 76) ..." (die Anmerkung fällt aus dem Rahmen von ROBBINS' Aufsatz, der im übrigen dem „contrast between nature and culture", 102 u. ö., gilt, der dem Lied zugrunde liegen soll); vgl. auch CHR. CAREY, A Commentary on Five Odes of Pindar (New York 1981), 86f. zu V. 78 und 102f. „Argument": „a victory he describes (75ff.) in terms designed to suggest the winning of a bride." I
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Vgl. oben Anm. 1. Zu diesen beiden namentlichen Erwähnungen in den nicht-mythischen Rahmenteilcn kommt eine dritte innerhalb des Mythos (V. 18 Κυράναν, in der Vorstellung des Mädchens). Zur „Beschränkung im Gebrauch des nomen proprium" in P. 9 vgl. L. ILLIG, Zur Form der pindarischen Erzählung (Berlin 1932), 34 Anm. 6 (nach C. RITTER, De variatione nominum, [Diss. Straßburg 1885]). Vgl. z.B. O. 1,22 κράτει δέ προσέμειξε δεσπόταν (Hicrons Rennpferd Phercnikos „ließ seinen Herrn die Verbindung mit dem Sieg eingehen"). D. h. wohl „er enthüllte die Leistungskraft Kyrenes": vgl., außer P. 4,62 (σε ... πεπρωμένου / βασιλέ' άμφανευ Κυράνς