Briefwechsel: Band IV: 1905–1911 [1 ed.] 9783666302022, 9783525302026


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Briefwechsel: Band IV: 1905–1911 [1 ed.]
 9783666302022, 9783525302026

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Wilhelm Dilthey

Briefwechsel Band IV: 1905-1911

Vandenhoeck & Ruprecht

Wilhelm Dilthey

Briefwechsel Band IV 1905–1911 Herausgegeben von Gudrun Kühne-Bertram und Hans-Ulrich Lessing

Vandenhoeck & Ruprecht

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. © 2022 Vandenhoeck & Ruprecht, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, Verlag Antike und V&R unipress. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Satz: textformart, Göttingen | www.text-form-art.de Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-666-30202-2

Vorwort der Herausgeber

Der vierte und abschließende Band unserer Ausgabe von Wilhelm Diltheys Briefwechsel enthält die Korrespondenzen aus den letzten Jahren seines Lebens. In dieser Zeit zwischen seiner Emeritierung im Juli 1905 und seinem Tod in Seis am Schlern (Südtirol) am 1. Oktober 1911 entfaltete der über siebzigjährige Dilthey noch einmal eine geradezu Staunen erregende Produktivität. In diesen letzten Lebensjahren publizierte Dilthey einige seiner wichtigsten Werke. So erschienen u. a. Die Jugendgeschichte Hegels (1905), die berühmt gewordene Sammlung seiner wichtigsten literaturgeschichtlichen Arbeiten Das Erlebnis und die Dichtung (1906, 2. ergänzte Auflage 1907, 3. erweiterte Auflage 1910), der große Aufsatz Das Wesen der Philosophie (1907), die bedeutende Akademie-Abhandlung Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften (1910) und die wirkungsreiche Schrift Die Typen der Weltanschauung und ihre Ausbildung in den metaphysischen Systemen (1911). Der vorliegende Band enthält Briefwechsel mit Freunden und Kollegen, wobei vor allem die kurze Korrespondenz mit Edmund Husserl, die veranlasst wurde durch dessen programmatischen Logos-Aufsatz Philosophie als strenge Wissenschaft (1911), von besonderem philosophischen Interesse ist. Sodann finden sich hier – neben Briefen, die Berliner Berufungsangelegenheiten betreffen, umfangreiche Briefwechsel im Zusammenhang der Akademie-Ausgabe der Werke Kants. Im Zentrum des vierten Bandes stehen aber vor allem drei Publikationspläne Diltheys, bei denen er sich jeweils auf die Assistenz von jüngeren Mitarbeitern stützt. Es handelt sich einerseits um die Endredaktion der Ende 1905 als Akademie-Abhandlung erscheinenden Jugendgeschichte Hegels, bei der Dilthey von Herman Nohl unterstützt wird, andererseits um das Großprojekt der Studien zur Geschichte des deutschen Geistes, bei dem Dilthey mit Paul Ritter zusammenarbeitet, und schließlich um den Plan einer überarbeiteten Neuauflage des ersten Bandes seines Leben Schleiermachers, für die Dilthey die Mitarbeit Eduard Sprangers gewinnen kann. Während sich zu diesen Projekten zahlreiche Briefe erhalten haben, liegen überraschenderweise zu seinen späten systematischen Arbeiten, insbesondere zu den Studien zur Grundlegung der Geisteswissenschaften (1905–1910) sowie zum Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften und seiner geplanten Fortsetzung, kaum Briefe vor. Aber trotz größter Anstrengungen scheitern letztlich beide Projekte – ebenso im Übrigen die geplanten Fortsetzungen der Jugendgeschichte Hegels und des

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Vorwort der Herausgeber

Aufbaus der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften: Weder die Studien noch die zweite Auflage der Schleiermacher-Biographie können von Dilthey trotz der großen Unterstützung durch seine jungen Mitarbeiter realisiert werden. Daher liegt über Diltheys Spätwerk auch eine gewisse Tragik. Die entsprechenden Briefe an und von Ritter bzw. Spranger geben Aufschluss über Diltheys weitgespannte Arbeitspläne, die Aufgabenverteilung zwischen den Beteiligten, die gemachten Fortschritte und die Enttäuschungen über das letztliche Misslingen der Pläne. Die Briefe führen eindringlich vor Augen, mit welcher Intensität und Hingabe sich Dilthey seinen unterschiedlichen, z. T. gleichzeitig verfolgten, Arbeitsprojekten gewidmet hat. Sie zeigen einen Dilthey, der permanent der Gefahr der Überarbeitung ausgesetzt ist. Dilthey, dessen ganzes Leben offenbar allein von den Gedanken an seine Arbeit beherrscht wird, arbeitet, wie seine Briefe eindrucksvoll offenbaren, jahrelang oft bis zur totalen körperlichen und geistigen Erschöpfung und muss daher immer wieder längere, z. T. monatelange, Erholungsurlaube oder Kuren, vorzugsweise in Südtirol, einlegen, um seine Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen. Die größte Kraft und Zeit hat Dilthey in seinen letzten Lebensjahren in das sehr ambitionierte Projekt der Studien zur Geschichte des deutschen Geistes investiert, wie nicht zuletzt die überwältigenden Manuskriptmassen in seinem Nachlass dokumentieren, die diesem Unternehmen gewidmet sind. Hervorgegangen ist das Projekt der Studien aus einer Artikelserie, die Dilthey aus Anlass der Zweihundertjahrfeier der Gründung der Berliner Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften 1900/1901 in der Deutschen Rundschau publiziert hatte. Überarbeitet und erweitert sollten diese Artikel den Grundstock bilden für ein Buch unter dem Titel Drei Epochen deutschen Geisteslebens und die Berliner Akademie, das im Berliner Paetel-Verlag, der auch die Deutsche Rundschau publizierte, erscheinen sollte. Von diesem Buch waren mit der Datumsangabe „1901“ schon über dreihundert Seiten Aushängebogen ausgedruckt. Um seine Darstellung zu verbessern und zu vertiefen, ließ Dilthey schließlich den Druck ganz stoppen und versucht in immer neuen Anläufen unter tatkräftiger Mithilfe Paul Ritters den beständig weiter gefassten Plan der Studien, die schließlich mehrere Bände umfassen sollten, zu verwirklichen. Das Buchmanuskript der Drei Epochen wurde von Paul Ritter, z. T. stark verändert, in Band III der Gesammelten Schriften herausgegeben; weitere Arbeiten aus dem Umkreis des Projekts erschienen in dem von Herman Nohl und Georg Misch herausgegebenen Band Von deutscher Dichtung und Musik (1932), und der große Aufsatz Das allgemeine Landrecht wurde im Band XII der Gesammelten Schriften veröffentlicht. Auswahl und Kommentierung der Briefe erfolgten nach denselben Regeln

Vorwort der Herausgeber

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wie in den vorausgegangenen drei Bänden dieser Ausgabe. Wie schon zuvor, wurden auch in diesem Band sowohl Diltheys Briefpartner als auch die in den Briefen begegnenden Personen, soweit sie in den bisherigen Bänden eingehender erläutert wurden, nur noch in abgekürzter Form vorgestellt. Unser Dank gilt zunächst den Leitern und Mitarbeitern der zahlreichen in- und ausländischen Handschriftenabteilungen von Bibliotheken und Archiven, die uns Briefe überlassen und unsere Editionsarbeit durch wichtige Informationen gefördert haben. Im Besonderen bedanken wir uns bei dem Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Berlin) und der Handschriftenabteilung der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek (Göttingen) sowie bei Prof. Dr. Peter Kuhlmann (Georg-August-Universität Göttingen) und Dr. Stefan Luckscheiter (Leibniz-Edition, Arbeitsstelle Potsdam). Außerdem danken wir dem Verlag Vandenhoeck & Ruprecht für die verlegerische Betreuung unserer Brief-Edition als Ergänzung zur Ausgabe von Diltheys Gesammelten Schriften sowie dem Rektorat der Ruhr-Universität Bochum für die Finanzierung einer wissenschaftlichen Hilfskraft. Schließlich sagen wir Prof. Dr. Frithjof Rodi und Prof. Dr. Gunter Scholtz unseren besonderen Dank für ihre kontinuierliche Förderung und Unterstützung unserer Arbeit sowie Miriam Gahmann für ihre unentbehrliche Hilfe bei der digitalen Betreuung unserer Ausgabe. Mit diesem letzten Band der Brief-Edition kommt die fünfzigjährige DiltheyForschung an der Ruhr-Universität Bochum zu ihrem Abschluss. Am Anfang stand Karlfried Gründer, der von 1970 bis 1979 in Bochum lehrte. 1962 führte er auf Anregung von Dr. Arnold Fratzscher vom Vandenhoeck & Ruprecht Verlag Gespräche mit dem Ehepaar Misch und dem Verlag über die Möglichkeit einer Fortführung von Diltheys Gesammelten Schriften über die Bände I bis XII hinaus. Die ersten acht Bände der „Werkstattausgabe“ (K. Gründer) waren 1914 bis 1931 erschienen und wurden 1934, 1936 und 1958 fortgesetzt durch vier weitere Bände, die von Otto Friedrich Bollnow, Erich Weniger und Herman Nohl herausgegeben wurden. Als Bände XIII und XIV wurde 1966 und 1970 Diltheys Schleiermacher-Biographie veröffentlicht, die unter Zugrundelegung des Nachlasses erheblich erweitert wurde. Zwischen 1970 und 2006 wurden dann unter der Leitung von Karlfried Gründer und seit 1977 in Zusammenarbeit mit Frithjof Rodi, der seit dem Wintersemester 1970/71 an der Ruhr-Universität Bochum lehrte, zwölf weitere Bände der Gesammelten Schriften vorgelegt, die zum großen Teil Diltheys handschriftlichen Nachlass zugänglich machten. Abgeschlossen wurde die Ausgabe der Gesammelten Schriften mit den Bänden XXV (2006) und XXVI (2005), die einerseits eine Rekonstruktion von Diltheys geplanter Sammlung literaturhistorischer Auf-

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Vorwort der Herausgeber

sätze „Dichter als Seher der Menschheit“ (um 1895) und andererseits eine historisch-kritische Edition von Das Erlebnis und die Dichtung enthielten. In diesen Zusammenhang der Bochumer Dilthey-Forschung gehören auch die zwölf Bände des von 1983–2000 von Frithjof Rodi herausgegebenen Dilthey-Jahrbuchs für Philosophie und Geschichte der Geisteswissenschaften, das sich vor allem auch als Plattform der internationalen Dilthey-Forschung verstand und in dem eine Vielzahl von Forschungen aus dem Umkreis Diltheys und seiner Schule publiziert wurde. Außerdem stehen weitere Ausgaben in unmittelbarem Zusammenhang mit der Bochumer Dilthey-Forschung, die seit 1983 ihren institutionellen Ort in der von Frithjof Rodi gegründeten „DiltheyForschungsstelle im Institut für Philosophie der Ruhr-Universität Bochum“ hatte. Zu diesen Editionen zählen u. a. Georg Mischs Göttinger Logik-Vorlesungen (1994 und 1999), der Briefwechsel Josef König – Helmuth Plessner (1994), zwei Plessner-Vorlesungen (2002 und 2019) und ein Band mit Aufsätzen Helmuth Plessners (2001) sowie die zwölfbändige Otto Friedrich Bollnow-Studienausgabe (2009–2021). Flankiert werden diese Editionen durch zahlreiche Monographien, Forschungs-Kolloquien, Tagungsbände und eine große Anzahl von Aufsätzen. Endlich gehört in diesen Kontext die von ­Rudolf A. Makkreel und Frithjof Rodi herausgegebene sechsbändige amerikanische Ausgabe der Selected Works (1989–2019). In enger Kooperation mit der Bochumer Forschergruppe entstanden darüber hinaus französische, russische, polnische, italienische, brasilianische und spanische Übersetzungen der Schriften ­Diltheys.                        Schließlich bleibt mir noch, eine traurige Pflicht zu erfüllen. Am 6. Februar 2021 starb nach langer schwerer, tapfer ertragener Krankheit meine langjährige Kollegin und Freundin Dr. Gudrun Kühne-Bertram. Mit ihrem Tod verliert die Dilthey-Forschung eine ihrer herausragenden Gestalten. Gudrun Kühne-Bertram hat nicht nur den Band XXIV der Gesammelten Schriften herausgegeben, sondern war auch Mitherausgeberin der Logik-Vorlesungen von Georg Misch, der Bollnow-Studienausgabe und einer Reihe von Sammelbänden. In ihren Forschungsarbeiten hat sie sich neben begriffsgeschichtlichen Arbeiten vor allem der Problematik einer hermeneutischen Logik gewidmet. Ihre wichtigsten Arbeiten dazu hat Gudrun Kühne-Bertram in dem Band Konzeptionen einer lebenshermeneutischen Theorie des Wissens. Interpretationen zu Wilhelm Dilthey, Georg Misch und Graf Paul Yorck von Wartenburg (2015) zusammengestellt. Ihre wahre Forschungsleidenschaft galt seit Jahren vor allem unserer Edition von Diltheys Briefwechsel, an dem sie mit Ausdauer und großem Fleiß

Vorwort der Herausgeber

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gearbeitet hat. Diese Edition war seit Jahren gleichsam ihr Lebensinhalt, und sie hat bis zuletzt trotz schwindender Kräfte am Abschlussband dieser Ausgabe gearbeitet; umso tragischer ist es, dass sie das Erscheinen dieses Bandes nicht mehr erleben kann. Dortmund, im Juni 2021

Hans-Ulrich Lessing

Inhalt

Vorwort der Herausgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V Briefwechsel 1905–1911 [1388] Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1389] Dilthey an Friedrich Theodor Althoff . . . . . . . . . . . . [1390] Dilthey und Frau an Maria von Wildenbruch . . . . . . . [1391] Dilthey an Hermann Usener  . . . . . . . . . . . . . . . . [1392] Dilthey an Friedrich Leopold Gundelfinger . . . . . . . . . [1393] Dilthey an Arthur Warda . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1394] Dilthey an Adolf von Harnack . . . . . . . . . . . . . . . [1395] Dilthey an Friedrich Theodor Althoff . . . . . . . . . . . . [1396] Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1397] Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1398] Oskar Walzel an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1399] Dilthey an Herman Nohl  . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1400] Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1401] Dilthey an Lujo Brentano . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1402] Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1403] Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1404] Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1405] Hermann Diels an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . [1406] Bernhard Fürst von Bülow an Dilthey . . . . . . . . . . . [1407] Reinhold Lepsius an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . [1408] Dilthey an Jakob Minor  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1409] Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1410] Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1411] Dilthey an Lujo Brentano . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1412] Conrad von Studt an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . [1413] Martha Cohnheim an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . [1414] Dilthey an Ludwig Stern  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1415] Adolf Wilbrandt an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . [1416] Adolf Frey an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1417] Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . [1418] Anton Thomsen an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . [1419] Dilthey an Gustav von Schmoller  . . . . . . . . . . . . . .

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Dilthey an Friedrich Theodor Althoff . . . . . . . . . . . . Edwin Tausch an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl  . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Julius Rodenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Anton Thomsen . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Reinhold Lepsius . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Friedrich Theodor Althoff . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Carl Stumpf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Richard von Schaukal . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Robert Vischer . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alois Riehl an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wilhelm Ebstein an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Adolf von Harnack an Dilthey  . . . . . . . . . . . . . . . A[dolf ] Friedrich Hoffmann an Dilthey . . . . . . . . . . Richard M. Meyer an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Moritz Jakoby an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . Herman Nohl an Dilthey  . . . . . . . . . . . . . . . . . . August Pauly an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Vaihinger an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Robert Wilbrandt an Dilthey   . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Stein an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt Breysig an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Pfänder an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Raoul Richter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Barth an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jakob Minor an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . August Schmekel an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Wilhelm Schuppe  . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Joël an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

29 30 32 33 34 35 36 37 38 38 40 41 42 42 43 44 45 45 47 48 49 50 51 52 52 53 54 54 55 56 58 58 59 60 61 62 62 63 65 66

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Ludwig Stein an Dilthey  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Sissi Brentano . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alfred Dove an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eugen Kühnemann an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . Wilhelm Schuppe an Dilthey  . . . . . . . . . . . . . . . . Max Heinze an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Emil Lask an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinrich Maier an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Jacob Freudenthal an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Georg von Below an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Bernheim an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Groethysen an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . Clara Hegel an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Robert Vischer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Laura Koepp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie von Bitter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Isidor von Halpern an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Lujo Brentano  . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Joseph Joachim . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Jodl an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Friedrich Theodor Althoff  . . . . . . . . . . . . Dilthey an Konrad Burdach . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an unbekannte Frau . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Alfred Dove . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Maria und Ernst von Wildenbruch . . . . . . . Dilthey an Jakob Zucker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst von Wildenbruch an Dilthey . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Richard M. Meyer an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Rühl an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Franz Rühl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Marie Althoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Friedrich Jodl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Alfred Giesecke an Dilthey . . . . . . . . . . . .

XIII 67 68 69 69 70 71 72 73 74 74 75 76 78 79 80 81 82 83 84 84 85 86 87 88 88 89 91 92 93 93 94 95 96 97 97 98 99 100 100 101

XIV [1500] [1501] [1502] [1503] [1504] [1505] [1506] [1507] [1508] [1509] [1510] [1511] [1512] [1513] [1514] [1515] [1516] [1517] [1518] [1519] [1520] [1521] [1522] [1523] [1524] [1525] [1526] [1527] [1528] [1529] [1530] [1531] [1532] [1533] [1534] [1535] [1536] [1537] [1538] [1539]

Inhalt

Dilthey an Karl Bücher  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Jakob Minor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Lujo Brentano . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Hugo von Hofmannsthal . . . . . . . . . . . . Dilthey an Ernst von Wildenbruch . . . . . . . . . . . . . Herman Nohl an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Bernhard Groethuysen . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Erich Schmidt . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Sabine Lepsius . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Köhnke an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Köhnke an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Maria von Wildenbruch . . . . . . . . . . . . . Alois Riehl an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Conrad von Studt an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Friedrich Theodor Althoff . . . . . . . . . . . . Alexius Meinong an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Alexius Meinong  . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Hugo von Hofmannsthal . . . . . . . . . . . . Dilthey an Friedrich Theodor Althoff . . . . . . . . . . . . Dilthey an Hermann Diels . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Edward Schröder . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herrmann Diels . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Alexius Meinong . . . . . . . . . . . . . . . . . Alois Riehl an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Otto Köhnke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Conrad von Studt . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Friedrich Theodor Althoff . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Alexius Meinong . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Friedrich Theodor Althoff . . . . . . . . . . . . Hugo Renner an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Wilhelm Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . Hugo Renner an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Reinhold Lepsius . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Friedrich Theodor Althoff . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Julius Fischer . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alfred Heubaum an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Hermann Amandus Schwarz  . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Erich Schramm . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Wilhelm Böhm . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Ritter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Georg Misch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Friedrich Theodor Althoff . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Erich Schmidt . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Ernst von Wildenbruch . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Eduard Zeller . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Zeller an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Ernst von Wildenbruch . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Erich Schmidt . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erich Schramm an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Ernst von Wildenbruch . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Koepp an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Hermann Diels . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Hermann Diels . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Hermann Diels . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff . . . . . Funk & Wagnalls Company an Dilthey . . . . . . . . . . .

XV 139 140 142 143 143 144 145 145 146 147 148 149 150 151 152 153 153 154 155 156 157 158 160 161 161 162 163 166 166 167 169 170 171 172 174 175 175 176 179 180

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Dilthey an Paul Ritter  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Friedrich Theodor Althoff . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Friedrich Theodor Althoff . . . . . . . . . . . . Dilthey an Gustav von Schmoller . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Graf Heinrich Yorck von Wartenburg . . . . . . Dilthey an Graf Heinrich Yorck von Wartenburg . . . . . . Dilthey an Julius Rodenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Graf Hermann Keyserling . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Julius Rodenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Hermann Diels . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Hermann Diels . . . . . . . . . . . . . . . . . Clara Misch an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Friedrich Leopold Gundelfinger . . . . . . . . . Dilthey an Hermann Diels . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Richard Pietschmann . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Wilhelm Lang . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Richard Pietschmann . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an seine Tochter Clara Misch . . . . . . . . . . . . Dilthey an Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff . . . . . Bernhard Groethuysen an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Otto Köhnke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Marie und Friedrich Theodor Althoff . . . . . . Dilthey an Clara Misch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie Joachimi-Dege an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Hermann Diels . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Julius Rodenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Julius Rodenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Julius Rodenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Erich Schmidt . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Dilthey an Erich Schmidt . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Spranger an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Eduard Spranger . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Christian Alfred Giesecke . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erich Adickes an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Eduard Spranger . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an seine Frau Katharina . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Fritz Jonas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Spranger an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Arthur von Auwers an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl  . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Bernhard Fürst von Bülow . . . . . . . . . . . Dilthey an Artur Kutscher . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Eduard Spranger . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Wangerin an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Eduard Spranger  . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Spranger an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XVII 222 223 224 224 225 225 226 226 227 228 228 229 230 230 231 232 233 233 234 235 236 237 239 239 240 241 241 242 246 247 248 249 250 251 251 253 254 255 256 258

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Eduard Spranger an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Eduard Spranger . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Spranger an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Spranger an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Maria von Wildenbruch . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Erich Schmidt . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Georg Jellinek . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Spranger an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an die Mitglieder der Kant-Kommission . . . . . . Dilthey an Paul Heyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Arthur Liebert . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Hermann Graf Keyserling . . . . . . . . . . . . Dilthey an Friedrich Leopold Gundelfinger . . . . . . . . . Arthur Liebert an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Adolf von Harnack . . . . . . . . . . . . . . . Alfred Kober an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey  . . . . . . . . . . . . . . . . Heinrich Maier an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . .

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Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Wilhelm Münch . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Johannes Vahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Eduard Spranger . . . . . . . . . . . . . . . . Marie Joachimi-Dege an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Erich Schramm . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Erich Schramm . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Erich Schramm . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Erich Schramm . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Arthur Stein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey und Frau an Marie Althoff . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Eduard Spranger . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Eduard Spranger . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Gustav von Schmoller . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Eduard Spranger . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Alfred Dove . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Richard Hamann an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Spranger an Dilthey  . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Eduard Spranger . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Otto von Gierke . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Hugo von Hofmannsthal . . . . . . . . . . . . Dilthey an die Kant-Kommission . . . . . . . . . . . . . . Eduard Spranger an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Julius Rodenberg . . . . . . . . . . . . . . . . .

XIX 298 299 300 301 301 302 302 303 304 305 306 307 307 308 309 310 311 311 312 312 313 315 316 316 317 318 319 319 321 322 325 326 326 327 328 329 329 330 332 332

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Inhalt

Georg Reimer an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Julius Rodenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Julius Rodenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Arthur Stein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Hans Vaihinger . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Johannes Vahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an die Königl. Preuß. Akademie der Wissenschaften Eduard Spranger an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Erich Schramm . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Erich Schramm . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Erich Schramm . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Spranger an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Julius Rodenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Erich Schramm . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Eduard Spranger . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Anna Kekulé von Stradonitz . . . . . . . . . . . Dilthey an Gustav von Schmoller . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Edmund Husserl . . . . . . . . . . . . . . . . . Edmund Husserl an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an die Kant-Kommission . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Heinrich Wölfflin . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Edmund Husserl . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an die Kant-Kommission . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Paul Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Spranger an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Arthur Stein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Rudolf Unger . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Walter de Gruyter . . . . . . . . . . . . . . . . Walter de Gruyter an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . Hotelier an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Herman Nohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Zeek an Dilthey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dilthey an Eduard Spranger . . . . . . . . . . . . . . . . . Todesanzeige Diltheys an Paul Ritter . . . . . . . . . . . .

333 334 334 335 335 336 337 339 340 340 341 342 345 345 346 346 347 348 348 349 354 358 359 360 361 363 363 364 365 366 366 367 368 368 369 370

Siglen- und Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371 Register der Briefpartner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 374 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 378

[1388] Dilthey an Paul Ritter 1 Berlin W[est], Burggrafenstr[aße] 4, den 7. Juli 1905 Mein lieber Freund, ich wollte Ihnen gleich mittheilen daß ich nun zu Herbst von den regel­ m[äßigen] Fak[ultäts]verpflichtungen entbunden bin u nur noch so viel lese als in meiner Ankündigung steht. Zunächst werde ich ganz m[ir] eigen leben. Also nun lebe Bd I!2 Beifolgende 300 M[ark] haben sich ungebührlich durch die beständige Jagd der letzten Wochen verzögert u. ich bitte nun dieselben freundlich aufzu­ nehmen. Sie bedürfen tiefer Ruhe u. Sie am wenigsten gedeihen bei journalistischer Arbeit.

Tausend Grüße v[on] Ihrem Dilthey

Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. VII, Nr. 10. 1 Der Philosoph Paul Ritter (1872–1954), enger Schüler und Mitarbeiter D. s. 2 Die geplante Neuausgabe des ersten Bandes der Einleitung in die Geisteswissenschaften.

[1389] Dilthey an Friedrich Theodor Althoff 1 8. Juli [19]05 Ew. Excellenz werden den Vorschlag der Fakultät erhalten haben[,] der Riehl als die ge­ eignetste Persönlichkeit empfielt.2 In Bezug auf das neuliche Gespräch muß ich nur, um ein Mißverständniß zu vermeiden, bemerken, daß Herr Stumpf die Leitung des experimentellen Instituts behalten will.3 Nach sorgfältiger Prüfung der Sache und neuer Durchmusterung aller Schriften der drei in Frage kommenden Persönlichkeiten haben wir drei Vertreter der Philosophie4 die Überzeugung gewonnen[,] daß Riehl für uns der rechte Mann ist. Sollten

2

Dilthey und Frau an Maria von Wildenbruch

gegen diese Ansicht der Fakultät Bedenken entstehen, so möchte ich nur Ew. Excellenz bitten, nicht ohne mich gehört zu haben sich in einer anderen Richtung entscheiden zu wollen.

Ew. Excellenz treulich ergebener Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; GStA PK Berlin, I. HA . Rep. 92, NL Friedrich Theodor Althoff, B Nr. 29 Bd. 2, Bl. 147–147 R.; Erstdruck in: Gerhardt / Mehring / Rindert, S. 186. 1 Friedrich Theodor Althoff (1839–1908), seit 1897 Leiter des Unterrichts- und Hochschulwesens im preuß. Kultusministerium. 2 Für die Neubesetzung von D.s Professur waren von der Fakultät zunächst drei Kandidaten „ohne Rangordnung nebeneinander“ vorgeschlagen worden: Benno Erdmann ­(1851–1924), Alois Riehl (1844–1924) und Wilhelm Windelband (1848–1915). Vgl. hierzu Gerhardt / Mehring / Rindert, S. 186 ff. 3 Der Philosoph und Psychologe Carl Stumpf (1848–1936). – Das 1894 von Stumpf, der 1893 auf den neugeschaffenen dritten philosophischen Lehrstuhl in Berlin berufen worden war, begründete Seminar für experimentelle Psychologie, wurde 1900 zu einem e­ igenen psychologischen Institut umgewandelt, das Stumpf bis zu seiner Emeritierung leitete. 4 Friedrich Paulsen (1846–1908), Carl Stumpf und D.

[1390] Dilthey und Frau1 an Maria von Wildenbruch2 Rh[einsberg] 3 d[en] 9. 7. 1905. Liebe Frau von Wildenbruch, wir sind in Rheinsberg, u. es ist so schön, hier wieder in den tiefen Eichenwäldern u. auf den lichtblauen Seen, daß es doch reizend wäre, Sie kämen an einem schönen Tag herüber. Mein Mann bleibt bis Dienstag Abend, fährt dann allein nach Berlin, wo er Klärchen4 findet u. kehrt dann mit ihr Freitag noch einmal auf 3 Tage hierher zurück. Damit wird dann wohl unser diesjähriger Aufenthalt in Rheinsberg beendet sein. An einem schönen großen Marktplatz, der ganz voll von großen schattigen Kastanien steht, unter denen man frühstückt u. zu Mittag ißt, liegt ein ganz nettes Hôtel, für märkische Verhältnisse groß, der „Rathskeller“, wo man gut mal eine Nacht logieren kann. Gleich daneben ist das Rococoschlößchen mit dem schönen alten Park u. den grün gewordenen Sphinxen. Und nun die Seen, die kleinen verschlafe-

Dilthey und Frau an Maria von Wildenbruch

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nen Dörfer. Jetzt, wo das Getreide noch hoch steht und überall die Korn- u. Mohn­blumen dazwischen, ist’s gar reizend zum Spazierengehen u. Abends genießen wir den Sonnenuntergang vom Boot aus, das wir selber rudern. Dazwischen sind wir fleißig, mein Mann diktirt u. zum Ausruhen las ich ihm einen Roman von Polenz5 vor. – So vergehen die Tage hier immer nur allzuschnell. Ich weiß, Sie haben Sinn für’s Land und lieben unsere märkische Landschaft mit dem weiten Horizont. Da reden Sie Ihrem lieben Manne zu, und kommen Sie, wir wollen recht froh zusammen sein. Herr Prof. Frenzel6 und vielleicht auch Rodenbergs7 hatten doch auch Lust zu dem Ausflug. Das Wetter ist herrlich und die Luft, die hier immer über das weite Mecklenburg’sche8 Seenplateau streicht, ist so erquicklich, daß wir immer aufatmen,9 wenn wir von Berlin kommen. Es geht Morgens ein Zug 8.40 vom Stettiner Bahnhof ab, ein anderer günstiger 3.36 Nachmittags, sodaß Sie nach 6 Uhr hier wären. Man kann es ja auch in 1 Tag machen, Abends 7.45 geht der Zug nach Berlin zurück[,]10 aber s’ ist doch ziemlich anstrengend dann:11 u. man kommt um den schönen Abend auf dem See. Wenn Sie schreiben bestelle ich Ihnen ein gutes Zimmer im Rathskeller, telegraphieren reicht auch aus. Neulich schrieb unser Max12 aus Freiburg noch ganz begeistert, wie schön es bei Ihnen gewesen u. wie gut u. reizend Sie zu ihm gewesen, sodaß ihm die Stunden unvergeßlich seien. Da möchte ich Ihnen, liebe Frau von Wildenbruch und Ihrem verehrten Manne noch meinen wärmsten Dank aussprechen. Sie sehen Ihre Güte ist da auf einen fruchtbaren Boden gefallen. Und wenn ich nun an den wundervollen Abend neulich denke, an die Lieder des Euripides13 die meinen Mann u. mich fortgesetzt innerlich beschäftigen, so überkommt mich das Bewußtsein, wie viele köstliche u. seltene Stunden wir Ihnen verdanken, u. wenn ich sehe, wie mein Mann, bei Allem, was er arbeitet, nach Ihrem Manne verlangt mit ihm darüber zu reden, seine Meinung zu hören, so empfinde ich es wie ein seltenes Glück [–] dieses geistige Zusammengehen unserer Männer. Gott erhalt’s noch lange. Nun ist die Arbeitspause aber aus, in der ich schnell geschrieben u. nun geht’s mit unserer Arbeit weiter, füge nur noch die herzlichsten Grüße von uns beiden für Sie Beide hinzu. Und erfreuen Sie uns mit einem „Ja“.

Ihre vielgetreuen Käthe u. Wilhelm Dilthey.14

Original: Hs. von der Hand Katharina D.s; ABBAW, Wildenbruch-NL , Nr. 142, ohne Signatur und unpaginiert; 5 Bl. – Eine Abschrift des Briefes von der Hand Maria von Wildenbruchs ist hinterlegt in: GSA Weimar 94/169, 11, Bl. 1–3.

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Dilthey an Hermann Usener  

1 Katharina („Käthe“) Dilthey (1854–1932). 2 Maria von Wildenbruch (1847–1920), seit 1885 Ehefrau des Dichters Ernst von Wildenbruch (1845–1909). 3 Stadt im Ruppiner Land in Brandenburg, bekannt durch das Schloss Rheinsberg. 4 D.s älteste Tochter Clara (1877–1967). 5 Wilhelm von Polenz (1861–1903): Heimatschriftsteller, Romancier und Novellist. 6 Der Schriftsteller, Redakteur und Theaterkritiker Karl Frenzel (1827–1914). 7 Der Journalist und Schriftsteller Julius Rodenberg (1831–1914) und seine Ehefrau Justina, geb. Schaff (1837–1923). 8 In der Briefabschrift: „Mecklenburgische“. 9 In der Briefabschrift: „aufathmen“. 10 In der Briefabschrift fehlt: „zurück“. 11 In der Briefabschrift fehlt: „dann“. 12 D.s Sohn Maximilian („Max“) (1884–1962). 13 E. von Wildenbruch: Die Lieder des Euripides. Schauspiel in drei Akten, mit Musik von Max Vogrich: österr. Pianist und Komponist (1852–1916). – Geschrieben 1904, wurde das Werk am 14. November 1905 im Hoftheater in Weimar uraufgeführt. – Vgl. Litzmann. Bd. II, S. 300–302. 14 In der Briefabschrift: „Käthe und Wilhelm Dilthey.“

[1391] Dilthey an Hermann Usener1  [Mitte / Ende August 1905] Liebster Hermann, Du wirst gesehn haben[,] daß, so wie Du auch richtig fandest, nun Riehl berufen ist.2 Es war eben entscheidend daß Erdmann nach seinen Vorlesungen u der Betonung die sie bei ihm haben sich ganz, aber auch ganz mit Stumpf deckt. Die wissenschaftliche Überlegenheit von Erdmann haben wir voll anerkannt u erklärt, handle es sich um einen systematischen Philosophen, so hätten wir ihn zweifellos als den richtigen Mann für uns gesichert. Ich selber bin dann diesen letzten Sommer noch so mit amtlichen Arbeiten bis zum letzten Tag überlagert, daß ich an Arbeit nur stückweise gekommen bin. Wir gehn nach Tyrol südlich und hoch, wohin noch unsicher. Noch eine Bitte: hast Du etwa meinen Aufsatz über Grimms Goethe3 aus [der] Zeitschrift für Völkerpsychologie,4 so wäre mir sehr erwünscht, Du könntest ihn gleich senden. Die Aufsätze5 sollen gedruckt werden u ich möchte ihn vor der Abreise durchsehen. Viele viele Grüße Euer Wilhelm

Dilthey an Friedrich Leopold Gundelfinger  

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Original: Hs.; ULB Bonn, HA , Usener-NL , S 2102, 3, Nr. 52. 1 D.s Freund und Schwager, der klass. Philologe und Religionswissenschaftler Hermann Usener (1834–1905). 2 A. Riehl war im Sommer 1905, kurz nach D.s Emeritierung, als dessen Nachfolger berufen worden. Vgl. hierzu den Brief von H. Diels an E. Zeller vom 7. August 1905, in: Ehlers. Bd. II, S. 362: „Die Berufung Riehls […] ist sehr schnell durch alle Stadien erfolgt.“ 3 Der Kunst- und Literaturhistoriker Herman Grimm (1828–1901). – Goethe. Vorlesungen gehalten an der Königl. Universität zu Berlin. 2 Bde. Berlin 1877. 4 D.: Ueber die Einbildungskraft der Dichter. (Mit Rücksicht auf Herman Grimm, Goethe. Vorlesungen), in: Zf V 10 (1878), S. 42–104; veränd. WA in: GS XXVI, S. ­113–172. 5 Vgl. D.: Das Erlebnis und die Dichtung. Lessing – Goethe – Novalis – Hölderlin. Vier Aufsätze. Leipzig 1906; WA in: GS XXVI.

[1392] Dilthey an Friedrich Leopold Gundelfinger1 St. Ulrich i[n] Gröden.2 4. Sept[ember] [19]05 Nehmen Sie, sehr verehrter Herr Doktor, meinen allerergebensten Dank für Ihre so sehr gütigen Mitteilungen über Shakespeare etc., sowie auch für das so sehr freundliche Geschenk Ihrer Schrift.3 Dafür, daß Sie mir so freundlich in Aussicht stellen, dasjenige was Maeterlinck4 an zerstreuten Stellen über Shakespeare gesagt hat, mir in inhaltlichem Auszug mitzuteilen, muß ich noch besonders dankbar sein, da ich die Sachen hier nicht erreichen kann. Den „­Trésor des humbles“5 lasse ich mir kommen. Ihre gütige Mitteilung, wenn Sie Zeit dazu finden, bitte ich zu senden: Bozen, postlagernd.

In größter Dankbarkeit der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand Clara D.s; University of London, Institute of Germanic Studies, Reference code: GB 0367, FGH. – Dieser, wie auch zwei weitere Briefe D.s an Gundolf, die in diesem Band ediert sind, wurden uns freundlicherweise von Martin Liebscher, University of London, Institute of Germanic & Romances Studies, zugesandt. 1 Friedrich Leopold Gundelfinger, gen. Gundolf (1880–1931): Literaturwissenschaftler und Dichter; 1903 Promotion in Berlin, 1911 Habilitation in Heidelberg, 1920 o. Prof. ebd.

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Dilthey an Arthur Warda  

2 Dorf im Grödnertal (Dolomiten) in Südtirol. 3 Vermutlich: Caesar in der deutschen Literatur. Berlin 1904. 4 Maurice Maeterlinck (1862–1949): belg. Schriftsteller und Dramatiker. 5 Le Trésor des Humbles (Paris 1896) ist eine Sammlung von dreizehn philosophischen Essays M. Maeterlincks. Offenbar ging D.s Brief ein Schreiben von F. Gundolf voraus, das nicht überliefert ist.

[1393] Dilthey an Arthur Warda1 Sankt Ulrich in Gröden Süd-Tirol[,] d[en] 6. 10. [19]05   Sehr geehrter Herr Assessor, nehmen Sie meinen ergebensten Dank für Ihr so sehr gütiges u. selbstloses Anerbieten.2 Ich möchte nun, wenn ich in einigen Wochen nach Berlin zurückkehre[,] der Akademie vorschlagen: da es immer richtig sei[,] bei einer Edition mit dem Briefwechsel einzusetzen als der Vorbedingung der Herausgabe der Werke, so sei wohl richtig[,] um die Hamann-Ausgabe3 zu fördern u. unliebsame Eindringlinge abzuhalten, wenn Ihnen die Akademie die Vorbereitung der Briefedition einstweilen übertrüge. Für unser Literaturarchiv 4 ist die Bedingung des Beitritts nur ein Jahresbetrag ich glaube von 5 M[ar]k, u. es würde uns eine große Ehre sein, wenn Sie zutreten würden. Sie setzen sich am besten in Verbindung mit Herrn Bibliothekar Dr. Meißner. Adresse: Königl[iche] Bibliothek.

In größter Hochachtung der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand Katharina D.s mit eigenhändiger Unterschrift D.s; Rice University, Houston / Texas, The Fondren Library: Nadler Collection. – Eine Kopie des Brieforiginals nebst einer Abschrift von unbekannter Hand wurde der Dilthey-Forschungsstelle von Prof. Dr. Jörg-Ulrich Fechner zur Verfügung gestellt. 1 Arthur Warda (1871–1929): Amtsrichter und Kantforscher; 1900 Amtsrichter in Schippenbeil / Polen, 1907 Amtsgerichtsrat in Königsberg. – A. Warda bereitete eine Ausgabe

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Dilthey an Adolf von Harnack  

des Briefwechsels des Philosophen und Schriftstellers Johann Georg Hamann ­(1730–1788) vor, die jedoch unvollendet blieb. 2 Dem Brief D.s ging offenbar ein Schreiben A. Wardas an D. voraus, das nicht überliefert ist. 3 Johann Georg Hamann (1730–1788): Philosoph und Schriftsteller. – Die geplante Hamann-Werkausgabe kam ebenso wenig zustande wie die Brief-Edition. 4 Die Berliner „Literaturarchiv-Gesellschaft“ wurde 1891 auf Anregung D.s als Sammelstelle für Nachlässe und Autographen deutscher Schriftsteller und Wissenschaftler gegründet.

[1394] Dilthey an Adolf von Harnack1 Bozen, d[en] 19. Okt[ober] [19]05 Freiberger Hof. Hochverehrter Herr Kollege, indem ich die Gelegenheit benutze, Ihnen meine treu gemeinten Wünsche für Ihre neue so wichtige Stelle auszusprechen,2 gestatte ich mir eine Bitte. Ich lasse meinen Lessingaufsatz erweitert wieder abdrucken.3 Die theologische Partie desselben lasse ich tunlichst unverändert, da sie eben aus einer früheren Lage der Lessingforschung hervorgegangen ist und zeigt, wie ich damals in diese einzugreifen suchte. Indess ist die Situation der theologischen Forschung selbst eine so durchaus andere geworden seit den darüber hingegangenen 40 Jahren und ich selbst stehe diesen Studien jetzt leider so fern, dass ich Ihnen sehr dankbar wäre, wenn Sie diese Blätter durchblicken wollten, um zu sehen, was etwa heute nicht in Bezug auf die Lessingforschung, sondern auf die daran geknüpften theologischen Äusserungen als veraltet in Wegfall kommen müsste oder wo etwa ein Zusatz unvermeidlich wäre. Besonders betrifft dies das über Lessings Evangelien-Hypothese4 Gesagte. Sie werden von der Verlagshandlung Teubner5 einen Abzug erhalten und wenn Sie ihn mit Ihren Bemerkungen versehen haben, wollen Sie ihn freundlich in meine Wohnung in Berlin, Burggrafenstr[aße] 4 gelangen lassen, da ich dann gewiss zurückgekehrt sein werde.

In alter Verehrung u. treuster Gesinnung

der Ihrige Wilhelm Dilthey

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Dilthey an Friedrich Theodor Althoff  

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand W. Kabitz’ 6 mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , Autograph Harnack, NL 217, 29, Bl. 4–5. 1 Der ev. Theologe und Kirchenhistoriker Adolf von Harnack (1831–1930). 2 Von 1905 bis 1921 war Harnack Generaldirektor der Königl. Bibliothek in Berlin. 3 In D.s Sammelband Das Erlebnis und die Dichtung. 4 Vgl. GS XXVI, S. 75 f. 5 Der Fachverlag B. G. Teubner wurde 1811 von Benedikt Gotthelf Teubner (­ 1784–1854) gegründet. 6 Der Philosoph und Pädagoge Willy Kabitz (1876–1942), Leibniz-Forscher und -­Editor sowie Schüler D. s.

[1395] Dilthey an Friedrich Theodor Althoff Berlin, den 8. 11. [1905] Ew. Excellenz1 möchte ich eine eilige Sache trotz Ihrer Geschäftsüberhäufung kurz vorlegen. Frau Löschke2 in Bonn hat die Bibliothek Mommsen gekauft und der dortigen Universität geschenkt, und dasselbe hatte sie die Absicht in bezug auf die wohl eben so wertvolle Bibliothek des verstorbenen Prof. Usener3 zu tun. Sie ist nun in diesem Vorhaben zweifelhaft geworden, weil der für die Unterkunft der Mommsenschen Bücher vorgesehene Raum nicht in den Etat aufgenommen ist. Bei dem Interesse, das für diese für die Religionswissenschaft höchst bedeutsame Bibliothek besteht, bitte ich ergebenst, die Dame baldigst bei der Aufstellung der Bücher zu beruhigen. Ich bin gern bereit den Briefträger für diese Dame zu machen.

In altgewohnter Verehrung

der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers4 mit eigenhändiger Unterschrift D.s; GStA PK Berlin, I. HA . Rep. 92, NL Friedrich Theodor Althoff, B Nr. 29 Bd. 2, Bl. 148–148 R.

Dilthey an Herman Nohl  

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1 Im Brieforiginal rechts daneben: „Nb: Univ[ersitäts]bibl[iothek]: welche Zusage hat Fr[au] Waldthausen bek[ommen]? Wird H[er]r Coll[ege] Schöne [vermutlich der Archäologe und Kunsthistoriker Richard Schöne (1840–1922), der 1873–1905 Vortragender Rat im Kultusministerium und 1880–1905 Generaldirektor der Königl. Berliner Museen war] wissen.“  – Helene („Ellen“) Wilhelmine Waldthausen, geb. Honsberg (1851–1909); Mäzenin und Sammlerin. 2 Im Brieforiginal darüber: „Waldthausen“. 3 D.s Schwager Hermann Usener verstarb am 21. Oktober 1905 in Bonn; der Berliner Historiker Theodor Mommsen, geb. 1817, war bereits 1903 gestorben. – Georg Loeschcke (1852–1915), klass. Philologe und Archäologe und seit 1889 o. Prof. und Leiter des Akademischen Kunstmuseums in Bonn, erwarb 1905 mit Hilfe von Ellen Waldthausen, der Ehefrau des Kaufmanns und Stadtverordneten Peter August Heinrich von Waldthausen (1846– 1904), die Bibliotheken Th. Mommsens und H. Useners. 4 Jacob Zucker (1883–1960): Student der Philosophie, Geschichte und Literaturgeschichte in Berlin, der für D. langjährig als Sekretär tätig war.

[1396] Dilthey an Herman Nohl1 Burggrafenstr[aße] 4, Berlin W[est], im Nov[ember] [19]05 Tausend Dank, mein lieber Freund, Ihnen und Ihrer hochverehrten Frau2 für Ihr freundliches Erinnern. Die Orchideen stehen immer vor mir. Ihr freundliches Anerbieten mir bei dem Hegel behilflich zu sein[,]3 nehme ich dankbar an. Die Aufsätze werden in diesen Tagen abgeschlossen.4

In treuer Gesinnung der Ihrige Wilh. Dilthey

Original: Hs.: Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl, Nr. 18. 1 Der Philosoph und Pädagoge Herman Nohl (1879–1960), Famulus und enger Schüler D. s. 2 Nohl hatte 1905 die Wiener Pianistin Bertha („Betty“) Oser (1878–1936) geheiratet. 3 Nohl hatte im Mai 1905 offenbar D. angeboten, ihn bei der Redaktion der Abhandlung Die Jugendgeschichte Hegels zu unterstützen. 4 Gemeint ist D.s Sammlung Das Erlebnis und die Dichtung.

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Dilthey an Herman Nohl  

[1397] Dilthey an Herman Nohl [November 1905] Lieber Freund, Ihrem freundlichen Erbieten gemäss habe ich mir gestattet, die Correctur an Sie gelangen zu lassen, zumal ich augenblicklich noch ganz von den Aufsätzen occupiert bin. Ich schlage nun aber vor, eine grössere Menge zusammen­ kommen zu lassen, damit man die Gliederung übersieht, bevor wir die Correcturen conferieren. Demgemäss habe ich auch der Druckerei Anweisung gegeben.    Also auf dahin! Mit besten Grüssen auch an Ihre verehrte Frau der Ihrige Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand Clara D.s; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Nr. 49.

[1398] Oskar Walzel 1 an Dilthey  [November 1905] Verwegen gestatte ich mir hier wie in dem Aufsatz über Novalis2 ein paar formale Ratschläge, um derenwillen ich noch besonders um Verzeihung bitte. Ich selbst lasse gern m[eine] Arbeiten von anderen durchsehen und bin da besonders Frau Dr. Dege-Joachimi3 verpflichtet, die sehr gut heraushört, wo der unvorbereitete Leser stocken kann. In dem Sinne wage ich es, an verschiedenen Stellen (S. 254. 262. 268. 291. 293. 335. 413) Veränderungen stilistischer Art nachzulegen, die das rechte Verständnis erleichtern. Das ist ja sehr pedantisch und schulmeisterlich von mir; aber ich weiß auch, wie gern eine große Mehrzahl der aufmerksamen Leser an solchen Stellen hängen bleibt. Die unaufmerksamen Leser bleiben weg. Aber das soll doch auch nicht sein.

Dilthey an Herman Nohl    

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Um den Druck nicht länger aufzuhalten, lasse ich das Druckmanuskript gleichzeitig an Ihre werte Adresse zurückgehen, behalte mir aber vor, zu Hölderlin4 noch einige Bemerkungen zu machen. Ich lese den Aufsatz Anfang nächster Woche noch einmal durch. Er ist ja so reich und so schön, dh, wenn man ihn nach längerer Zeit wieder liest, man zu sehr gefesselt ist, um kritische Randbemerkungen zu machen. Im Sinn des Eingangs dieses Briefes muß ich mein Verständnis noch herunterschrauben, um Einwände machen zu können. Vielleicht aber komme ich auch dann nicht so weit. Genehmigen Sie freundlichst, hochverehrter Herr Geheimrat, alle diese offenen Geständnisse und nehmen Sie sie auf, wie sie gemeint sind, als ­einen ehrlichen Anspruch, der Aufgabe nachzukommen, die Sie mir gestellt haben. In ausgezeichneter Hochachtung ergebenst Oskar Walzel Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 223, Bl. 128–130. 1 Der österr. Literaturwissenschaftler Oskar Walzel (1864–1944). 2 D.: Novalis; Erstveröffentlichung in: PJ 15 (1865), S. 596–650; WA in: GS XXVI, S. 173–223. 3 Marie Joachimi-Dege (1875–1966): Dr. phil.; Literaturwissenschaftlerin; Hg. einer Werkausgabe von Hölderlin (1908). 4 D.: Friedrich Hölderlin; Erstveröffentlichung in: Das Erlebnis und die Dichtung; WA in: GS XXVI, S. 224–296.

[1399] Dilthey an Herman Nohl   4. 12. 19051 Lieber Freund, herzlichen Dank für Ihre Zeilen und Ihre Absicht. Der Einlauf der Cor­ rekturen der Aufsätze zieht sich so hinaus, daß mir sicherer scheint, wenn wir erst Donnerstag zu der von Ihnen vorgeschlagenen Zeit – 5h – uns besprechen. Erst 7h muß [ich] in die Sitzung. Diese Verschiebung ist auch darum prak­ tischer, weil ich erst aus der Reichsdruckerei den 2. Teil des Manusc[ripts]2 ab-

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Dilthey an Paul Ritter  

holen muß, wo er zur Einschätzung war. Die Bücher gehen heute an Sie mit der Packetpost ab.    Mit besten Grüßen auch an Ihre verehrte Frau Gemahlin der Ihrige Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s, StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 19. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Der Abhandlung Die Jugendgeschichte Hegels.

[1400] Dilthey an Paul Ritter

Lieber Freund!

Berlin W[est], den 4. Dec[ember] [19]05. Burggrafenstr. 4

In etwa 10 Tagen werden dicht vor Weihnachten die Aufsätze1 ausgegeben werden, leider so spät. Da wäre es nun sehr wichtig, wenn in der einen oder anderen Zeitung eine wenn auch kurze Besprechung erscheinen könnte. Da besonders der längste Aufsatz über Lessing im Bezirk Ihrer Beschäftigung liegt und die anderen, Goethe,2 Novalis, Hölderlin, in dem von Doktor Kabitz, so könnte vielleicht einer oder beide dem Buch diesen Dienst erweisen. Ich weiß ja, daß Sie mit einer Hannoverschen Zeitung Verbindung haben.3 In der Vossischen wird es vom Redakteur selbst gemacht werden.4 Ich sende Ihnen also durch den Verlag die vorhandenen Aushängebogen und die anderen werden folgen. Können Sie nicht, dann senden Sie mir ruhig die Bogen zurück und erhalten dafür das Ihnen zugedachte Exemplar.

Eiligst mit besten Grüßen Ihr getreuer Wilh Dilthey

Original: Hs. Diktat D.s von der Hand J. Zuckers; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. VII, Nr. 15. 1 Gemeint ist D.s Aufsatzsammlung Das Erlebnis und die Dichtung, die als Erscheinungsdatum die Jahreszahl 1906 trägt, aber bereits ca. Mitte Dezember 1905 ausgegeben wurde.

Dilthey an Lujo Brentano  

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2 Goethe und die dichterische Phantasie, in: GS XXVI, S. 113–172. 3 Vgl. W. Kabitz: Das Erlebnis und die Dichtung, in: Zweites Blatt des Hannoverschen Couriers, 17. 12. 1905 morgens, S. 5. 4 Nicht nachweisbar.

[1401] Dilthey an Lujo Brentano1

  Lieber Freund,

Berlin W[est], den 7. 12. 1905 Burggrafenstr. 4

ich bin mit literarhistorischen Aufsätzen für diese Weihnachten nach meiner leidigen Arbeit zu corrigiren so in Rückstand geblieben, daß dieselben erst in einigen Tagen ausgegeben werden können. Damit sie nun nicht ganz ins Wasser fallen, sähe ich sie gern irgendwo besprochen, gutartig oder bösartig  – gleichviel: nur daß das Publikum weiß[,] daß sie da sind. Da Sie nun mit den Münchener Neuest[en] Nachr[ichten] auf nachbarlichem Fuße stehen, schreiben Sie vielleicht eine Zeile an den Redakteur, ob ihm das Buch oder die Aushängebogen gesandt werden dürften und er geneigt wäre, eine tunlichst baldige Besprechung herbeizuführen und melden mir, daß ich ev[entuell] meinen Verleger Teubner informieren kann. Bei uns steht’s nicht schön. Meine Frau hat bis jetzt in Bozen krank gelegen u. kehrt erst in diesen Tagen zurück. Clara liegt an einer Halsentzündung. Hoffentlich geht bei Ihnen alles gut. Geben Sie nicht mal wieder hier eine Gastrolle? Dann, bitte, lieber Freund avertiren2 Sie mich vorher, damit ich Sie wieder einmal sprechen kann. Über so vieles Sociale und Politische wäre auch zu plaudern.    Viele Grüße an Sie alle, Ihre liebe Frau und Sissi3 Ihr getreuer Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, SSAA , NL 1 (Familienarchiv Brentano), 4. 1 Der Nationalökonom Lujo Brentano (1844–1916), langjähriger Freund D. s. 2 Benachrichtigen. 3 Valeska Brentano, geb. Erbreich, (1851–1918), mit der Brentano seit 1874 verheiratet war, und deren Tochter Sophie, genannt Sissi (1874–1956).

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Dilthey an Paul Ritter  

[1402] Dilthey an Paul Ritter Berlin W[est], den 7. 12. 1905 Burggrafenstr. 4 Mein lieber Freund, ich freue mich sehr auf Ihren Weihnachtsbesuch, der nun schon zu einer höchst erfreulichen Gewohnheit geworden ist. Ich bin so vollgeladen durch die Aufsätze mit Ideen über die Entwickl[un]g unsrer Litteratur, daß ich beschlossen habe, sobald in der Akademie 12 Bogen Hegels Jugendjahre1 gedruckt sind, sogleich an die Fortsetzung der Epochen zu gehen u. hoffe in wenigen Monaten jetzt die Sache abschließen zu können.2 Wenn Sie ein paar Worte über die Aufsätze sagen können, wie Sie hoffen, so wird mich das sehr freuen. Sie finden sich ja da überall auf bekanntem Boden. Sehr wichtig wäre mir, wenn die „Tägl[iche] Rundschau“ ein paar Worte brächte,3 da ich außer der Voßischen hier in Berlin nirgend Zugang habe. Ist Paetow, der dort als Feuielletonist tätig ist, unser Paetow von der „D[eu]tsch[en] Rundschau“?4 Glauben Sie, man könne ihn dafür interessieren? Er mag schimpfen oder toben – gleichviel; nur daß vor Weihnachten davon die Rede ist.

Tausend Grüße von Ihrem Wilh. Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. VII, Nr. 16. 1 Gemeint ist D.s Akademieabhandlung Die Jugendgeschichte Hegels. 2 Gemeint ist das Buch Drei Epochen deutschen Geistesleben und die Berliner Akademie, welches die überarbeiteten Aufsätze Die Berliner Akademie der Wissenschaften, ihre Vergangenheit und ihre gegenwärtigen Aufgaben, Die deutsche Aufklärung im Staat und in der Akademie Friedrichs des Großen und Das 18. Jahrhundert und die geschichtliche Welt, die D. in der DRS 1900/01 veröffentlicht hatte, enthält. Das Buch von über dreihundert Seiten (Berlin. Verlag der Gebrüder Paetel, 1901), das im Umbruch in D.s Nachlass liegt, wurde von ihm zurückgezogen und bildete die Keimzelle seines Projekts der Studien zur Geschichte des deutschen Geistes, das nicht abgeschlossen werden konnte. 3 Eine Rezension ist nicht nachweisbar. 4 Walter Paetow (1869–1914): Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Kritiker. – Eine Besprechung D.s Das Erlebnis und die Dichtung veröffentlichte Richard Weißenfels in Bd. XXXVII (April–Juni 1906) der DRS, S. 400–409.

Dilthey an Herman Nohl  

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[1403] Dilthey an Herman Nohl Berlin W[est], Burggrafenstr. 4 den 10. 12. [1905]. Hier, lieber Freund, die gewünschten Zeilen mit erneutem Dank für Ihre Bemühung, ohne die ich jetzt wirklich nicht im stande wäre die Abh[and]l[un]g1 herauszubringen. Vielleicht hören Sie, ob die Handschriften in Dänemark gewesen sind, oder ob sie von den Dänen hier eingesehen sind.

Beste Grüße, auch an Ihre liebe Frau von Ihrem ergebensten Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StUB Göttingen, HA , cod. ms H. Nohl 94, Bl. 20. 1 Gemeint ist D.s Akademieabhandlung Die Jugendgeschichte Hegels.

[1404] Dilthey an Herman Nohl Berlin W[est], den 14. 12. 1905 Burggrafenstr. 4   Besten Dank, lieber Freund. Ich hoffe[,] daß die beifolgende Correktur die von Ihnen gewünschte ist. Die Correkturen in dem Revisionsexemplar sehe ich eben durch und werde dasselbe morgen schicken. Beste Grüße Ihr Wilh. Dilthey. Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey 45, Autographenmappe Clara Misch, Bl. 21.

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Hermann Diels an Dilthey

[1405] Hermann Diels1 an Dilthey Berlin 16/12 1905 Besten Dank, verehrter Freund, für die schöne Sammlung,2 deren Ziel mich lebhaft interessiert, da ich grade diese Wochen mit einem Freunde in e­ inem literarischen Kampfe um Bielschowskys3 Auffassung von Hermann u Dorothea4 war, worin ich das Recht der Phantasie gegenüber den schul­meisternden Empiristen betonte. So werden mir Ihre Aufsätze gerade zur richtigen Zeit gebracht, um mir als Leitstern zu dienen. Was Usener betrifft, so wäre es schön, wenn Sie Zeit hätten selbstbiographisch diese denkwürdige Epoche darzustellen, wo Sie im Studium der Romantik sich zusammenfanden. Aber freilich Sie haben jetzt soviel sonst unter der Feder!   Mit besten Grüßen und Wünschen zum Fest Ihr treu ergebener H Diels Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey 45, Autographenmappe Clara Misch, Nr. 13. 1 Der klass. Philologe Hermann Diels (1848–1922). 2 D.s Aufsatzsammlung Das Erlebnis und die Dichtung. 3 Albert Bielschowsky (1847–1902): Literaturwissenschaftler, der durch seine Monographie Goethe. Sein Leben und seine Werke. 2 Bde. München 1895–1903 Bekanntheit erlangte. 4 Epos in neun Gesängen von J. W. von Goethe, Erstdruck 1797.  – Vgl. A. Bielschowsky: Goethe, a. a. O., Bd. 2, Kapitel 7.

[1406] Bernhard Fürst von Bülow1 an Dilthey Der Reichskanzler

Berlin, den 23. Dezember 1905. Hochverehrter Herr Professor Herzlich danke ich Ihnen für die liebenswürdige Zusendung Ihrer Aufsätze „Das Erlebnis und die Dichtung“. Ich werde das anstehende Buch mei-

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Reinhold Lepsius an Dilthey

ner Frau2 auf den Weihnachtstisch legen und hoffe, während der Feiertage Zeit ­ oethe zur Vertiefung in die Gedanken unseres Freundes über Lessing und G zu finden.     Mit besten Wünschen für ein ungetrübtes Fest Ihr treu ergebener   Bülow Original: Hs.; von Schreiberhand mit eigenhändiger Unterschrift Fürst von Bülows; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey 45, Autographenmappe Clara Misch, Nr. 11. 1 Der Jurist und Politiker Bernhard Fürst von Bülow (1849–1929) war seit 1900 deutscher Reichskanzler und Ministerpräsident. 1909 trat er von seinem Amt zurück. 2 Maria Anna Zoё Rosalie Fürstin von Bülow, geb. Beccadelli di Bologna, Marchesa di Altavilla, Principessa di Camporeale (1848–1929).

[1407] Reinhold Lepsius1 an Dilthey 24 Dec[ember] 1905 Reinhold Lepsius sendet mit dem Dank für das wundervolle Buch seinen Holzschnitt St[efan] George.2 WestendAtelier Ahornallee 42 Kurfürstenstr. 126 Original: Hs.; Visitenkarte; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey 45, Autographenmappe Clara Misch, Nr. 22. 1 Der Berliner Porträtmaler Reinhold Lepsius (1857–1922). 2 Stefan George (1868–1933): Lyriker. – Der Holzschnitt, der George im Profil zeigt, entstand 1900.

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Dilthey an Jakob Minor  

[1408] Dilthey an Jakob Minor1  Berlin, den 25. 12. [19]05   Sehr verehrter Herr College, Sie erhalten mit diesem Briefe Aufsätze2 von mir, die ich freundlich anzu­ nehmen bitte. Fast allen Gegenständen, von denen ich in denselben spreche, haben Sie eindringende Arbeit gewidmet. Ergebnisse von Ihnen in bezug auf die Romantiker mußte ich mir versagen aufzunehmen, um die Einheit des alten Aufsatzes über Novalis wie er nun einmal war nicht zu zerreißen. Indem ich die Aufsätze Ihnen übersende, zahle ich ein wenig von einer alten Schuld ab, die mich die ganzen Jahre gedrückt hat, so oft ich Ihrer gedachte. Es ist jetzt über fünfzehn Jahre her, daß Sie mir den ersten Band Ihres Schiller freundlich zusandten.3 Ich brauche nicht zu sagen, wie stark der Eindruck des Buches auf mich gewesen ist[,] mit dem gewiß wenig Biographisches in seiner Gründlichkeit und seinem tiefen Eindringen in die ersten Anfänge seines Helden verglichen werden kann. Ich weiß nicht mehr, was damals mich ganz in Beschlag nahm, so daß ich die richtige Zeit Ihnen zu danken versäumt habe. Wie sollte ich das aber nachträglich gutmachen? Heute endlich, nach so vielen Jahren, bietet sich mir dazu die Möglichkeit. Am meisten Interesse hat vielleicht für Sie das[,] was ich als einen zweiten Teil der Ästhetik, der dem allgemeinen Teil folgt, im Verlauf von No. 4 des Aufsatzes über Goethe gesagt [habe]4 und vielleicht das eine und andre Allgemeine über Lyrik, das bei Gelegenheit der Gedichte Hölderlins nur halb gesagt ist.

In größter Hochachtung der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; Archiv der Universität Wien, NL Jakob Minor, Sign.: K 152, Teil 1, Mappe 7 f., Nr. 37. 1 Jakob Minor (1855–1912): österr. Literaturwissenschaftler; 1884 a. o. Prof. in Prag, 1885 in Wien, 1888 o. Prof. in Wien. 2 Das Erlebnis und die Dichtung. 3 J. Minor: Schiller. Sein Leben und seine Werke. 2 Bde. Berlin 1890. 4 Vgl. GS XXVI, S. 127 ff.

Dilthey an Herman Nohl  

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[1409] Dilthey an Herman Nohl 25. 12. 19051 Lieber Freund, wundern Sie sich nicht, daß Sie nichts bekommen. Der Druck stockte etwas wegen Überhäufung der Druckerei. Jetzt ist flotter Gang versprochen: Die Revision der ersten Bogen2 brauche ich Ihnen nicht zu schicken, da sie nur mit der Corr[ektur] zu vergleichen ist. Das Folgende bekommen Sie mit dem Manusc[ript] u. ich bitte dann Ihre Correktur an mich gelangen zu lassen, damit ich sie mit der meinigen vergleiche. Das eingeflochtene Capitel ist in Übermüdung geschrieben u. so noch etwas dürftig. Indes werde ich auch inhaltlich daran bessern. Ihnen u. Ihrer l[ieben] Frau beste Wünsche für Ferien u. Neujahr. Lassen Sie mich ja mit einem Worte wissen, wie lange Sie zu bleiben gedenken, damit nicht durch Sendung, wenn Sie schon fort sind, Stocken eintritt.

Mit besten Grüßen der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 22. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Der Jugendgeschichte Hegels.

[1410] Dilthey an Herman Nohl Berlin W[est], Burggrafenstr. 4 den 30. 12. [19]05 Lieber Freund, ich sende doch noch die Revision und zwar wegen Bogen 5: der Wortlaut der Briefe bei Rosenkranz1 weicht in manchen Punkten von dem bei Karl Hegel2

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Dilthey an Herman Nohl  

ab, ferner bietet das Gedicht Eleusis3 manche Abweichung von Ihren Correkturveränderungen. Die Briefe sind corrigirt nach der Ausgabe von K[arl] ­Hegel, die später ist als die Rosenkranzsche. Haben Sie ein anderes Material benutzt u. haben Sie für das Gedicht noch anderswo Vergleiche gemacht? Da Sie die Anmerkungen haben, so können Sie vielleicht aus diesen u. Ihrer Erinnerung entnehmen, ob das unter dem Titel ‚Volksreligion‘ Gegebene, nämlich die späteren Aufzeichnungen über die griechische Religiosität u. ihre Conception etc.,4 wie sie Haym5 hinter dem Text abdruckte, in dem unter ‚Volksreligion‘ angegebenen Zusammenhang ganz sicher nach den Handschriften eingeordnet w[er]d[en] muß. Sonst müßte ich hier noch einmal nachsehen. Die Überschrift habe ich dem Inhalt entsprechend abgeändert. Haben Sie noch Abänderungen oder Zweifel, so bitte ich dieselben umgehend zu senden, da nur bis Dienstag früh die vier ersten Bogen im Satz bleiben. Könnte ich die Redaktion der Anmerkungen bald erhalten, so wäre das nützlich für die Ausarbeitung des noch fehlenden großen Schlußcapitels, mit der ich beschäftigt bin. Das Cap[itel] nach dem Gedicht, das zunächst folgt, werde ich noch sehr zu revidiren u. an einigen Punkten zu ergänzen haben.    Herzl[iche] Grüße u. Wünsche zum neuen Jahr, auch für Ihre liebe Frau der Ihrige Wilh. Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 23. 1 Der Philosoph Karl Rosenkranz (1805–1879). – Georg Wilhelm Friedrich Hegels Leben. Berlin 1844, S. 64 ff. 2 Karl Hegel, ab 1891 Ritter von Hegel (1813–1901): Sohn G. W. F. Hegels, Historiker; 1841 a. o., 1848 o. Prof. in Rostock, 1856 in Erlangen. – Georg Wilhelm Friedrich Hegel’s Werke. Vollständige Ausgabe durch einen Verein von Freunden des Verewigten, Bd. 19, Theil 1: Briefe von und an Hegel. Hg. von K. Hegel. Leipzig 1887. 3 G. W. F. Hegel: Eleusis. An Hölderlin (August 1796), in: G. W. F. Hegel: Werke in zwanzig Bänden. Hg. von E. Moldenhauer und K. M. Michel. Werke 1: Frühe Schriften. Frankfurt a. M. 1971, S. 230–233. 4 Vgl. G. W. F. Hegel: Volksreligion und Christentum, Fragment 1–5, in: H. Nohl (Hg.): Hegels theologische Jugendschriften nach den Handschriften der königl. Bibliothek in Berlin. Tübingen 1907, S. 1–72; in: Werke 1, a. a. O., S. 9–103. 5 Der Philosoph und Literaturwissenschaftler Rudolf Haym (1821–1901).  – Hegel und seine Zeit. Vorlesungen über Entstehung und Entwickelung, Wesen und Werth der Hegel’schen Philosophie. Berlin 1857, S. 474–483: Unterschied zwischen griechischer Phantasie- und christlicher positiver Religion; H. Nohl (Hg.): Hegels theologische Jugendschriften, a. a. O., S. 219–230; Werke 1, a. a. O., S. 202–214.

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Dilthey an Lujo Brentano  

[1411] Dilthey an Lujo Brentano [Anfang 1906] Lieber Freund, Sie haben mich sehr durch die Nachrichten von sich erfreut und es ist schön, daß Sie den Ärzten entronnen sind. In Rom mit Ihnen zusammen[zu]ziehen würde mich sehr locken, nun ist das Befinden meiner Frau noch nicht so, daß sie mit einiger Sicherheit jetzt hinkönnte u ich selber muß zunächst, wenn ich zwischen dem 5. und 20. fortkomme irgendwo steigen, um mich von einem fürchterlichen Buch über Hegels Entwicklung aus den hiesigen Manuscripten, dessen Druck noch fertig werden soll zu erholen. Aber wir wollen jedenfalls in Verbindung miteinander bleiben, und Ihre beiden lieben Damen1 haben gewiß die große Güte, sobald Sie in Rom installirt sind über Wohnung, Witterung etc. Nachricht zu geben. Zu einem Protest, wie Sie ihn wünschen ist es jetzt wo alle in Frage kommenden Persönlichkeiten sich festgelegt haben zu spät, und auch früher würden Harnack und andre gewichtige Personen nicht zu haben gewesen sein, denn ich habe vergebens inbezug auf Simultanschulen2 meine Überzeugung geltend gemacht. Das Compromiss ist unaufhaltsam.3

Viele herzliche Grüße von uns allen Ihr getreuer Wilh. Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; BA Koblenz, L. Brentano-NL , NL 1001, Nr.14, Bl. 98–98 R. 1 Brentanos Frau und Tochter. 2 Schule für Schülerinnen und Schüler aller Bekenntnisse; Gemeinschaftsschule. 3 Die geplante verbindliche Einführung der Simultanschule in Preußen führte zu erbittert geführten Diskussionen, die durch einen Kompromiss beendet wurden, wonach Simultanschulen weiterhin zulässig blieben, aber jede Konfession das Recht erhielt, Schulen ihrer Glaubensrichtung zu betreiben bzw. zu errichten.

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Conrad von Studt an Dilthey

[1412] Conrad von Studt 1 an Dilthey Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten U I Nr. 8764.

Berlin W[est] 64. den 2. Januar 1906. Euer Hochwohlgeboren sage ich für die gefällige Übersendung eines Exemplars Ihrer Schrift „Das Erlebnis und die Dichtung. Lessing – Goethe – Novalis – Hölderlin“ von welcher ich mit lebhaftstem Interesse Kenntnis genommen habe, hierdurch meinen besten Dank. Studt An den Königlichen ordentlichen Professor, Herrn Geheimen Regierungs-Rat Dr. Dilthey Hochwohlgeboren Hier.

Original: Hs. von Schreiberhand mit eigenhändiger Unterschrift von Studts; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey 45, Autographenmappe Clara Misch, Nr. 206. 1 Der preuß. Kultusminister Conrad von Studt (1838–1921), der das Amt von 1899– 1907 innehatte.

[1413] Martha Cohnheim1 an Dilthey Stuttgart. 5. 1. 1906. Verehrter lieber Herr Geheimrath! Wie Sie mich erfreut haben und wie Sie mir so recht im innersten wohl thaten  – das wissen Sie doch nicht. Die Tage vor dem Fest war ich recht von Schmerzen geplagt und so elend und muthlos. Da kam mir auf einmal Ihr schönes Buch. Als ob Sie mir über all die langen Jahre hinweg so gütig und freundlich die Hand gäben. Solche Freude war in mir und alles so lebendig was immer, zu jeder Stunde wie hinter dem Vorhang mit meinem Leben ist. So un-

Martha Cohnheim an Dilthey

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zertrennlich sind Sie mir von all den heiteren freundlichen Gedanken an blaue Tage, die immer noch belebend und erwärmend zu mir herüber glänzen. Mein erster Gedanke war: wie würde Er sich freuen, daß der Professor so gut zu mir ist! – wie hatte er immer gern[,] wenn Sie mich so lieb verwöhnten. Sie wissen – ich bin so sehr auf Treue gegründet – wie empfand ich, daß Sie mir so Liebes erwiesen. Dann hab’ ich mich mit meinem großen Jungen,2 mit dem ich ja so ungetheilt und intensiv lebe, daß ich nicht weiß wie’s werden soll[,] wenn er heuer fort muß, gleich mit solchem Genuß in Ihr klares feines Buch vertieft. Mit Bewunderung lese ich’s – ach und manchmal fast mit Neid. Wir Frauenzimmer sind doch benachtheiligt. Wie so natürlich Sie einem gleich zeigen die innern Zusammenhänge, das gewachsen sein, die ganzen Wechselwirkungen im Leben – man versteht alles immer so abrupt und subjektiv und herausgerissen. Gerade meine Lieblinge Novalis und Hölderlin zu lesen! Ich bekam mit vielen Büchern (so ein angenehmes Lese[-]Weihnachten) auch die schöne neue Hölderlin-Ausgabe.3 Ich hab’ oft eine rechte Sehnsucht nach Ihnen. Sie sind ja nun frei – kommen Sie denn gar nicht einmal her? Oft denk’ ich mir aus[,] Euch in Berlin zu überfallen, aber es bleiben schöne Pläne. Auf ’ner flüchtigen Durchreise im Herbst sah ich wenigstens Ihr Bild mit großer Freude. Ein herrliches Fest hatten wir – viel festliche Freude, Unruhe, Vorbereitungen und die nöthige bunte Pracht – so feierlich alles und Gott Lob die Kinder noch Kinder. Die lieben Freundinnen Hass4 […]. Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey, 14 k, Bl. 1–4. 1 Martha Cohnheim (geb. 1852), geb. Lewald, war die Witwe des Mediziners Julius Friedrich Cohnheim (1839–1884), der als o. Prof. für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie 1868 nach Kiel berufen wurde und 1872 einem Ruf nach Breslau folgte. – D. lehrte gleichzeitig, zunächst in Kiel und später in Breslau, an beiden Orten und war mit dem Ehepaar Cohnheim befreundet. 2 Otto Kestner, geb. Cohnheim (1873–1953): Arzt und Psychologe; 1896 Promotion in Heidelberg, 1898 Habilitation ebd., 1903 a. o. Prof. in Heidelberg, 1904 Gastprof. in Boston, 1906 in Moskau, 1913 a. o., 1919 o. Prof. in Hamburg. 3 Friedrich Hölderlins gesammelte Werke. Hg. von W. Böhm und P. Ernst. 3 Bde. Jena und Leipzig 1905. 4 Nicht ermittelt.

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Dilthey an Ludwig Stern  

[1414] Dilthey an Ludwig Stern1  Berlin, d[en] 6. 1. 1906   Hochverehrter Herr Generaldirektor!2 Herr Prof. Dr. Adickes,3 welcher die Ausgabe des handschriftlichen Nachlasses in der Kantausgabe der Akademie redigiert, bedarf zum Abschluss seiner Arbeiten für den Druck eine Vergleichung der Handschrift Kants aus seinen verschiedenen Lebensjahren. Er hat sich deshalb an mich mit der Bitte gewendet, für ihn die Erlaubnis der Benutzung der im Besitz der Königlichen Bibliothek befindlichen Kantmanuscripte zu erwirken. Eine direkte Benutzung der Handschriften ist durchaus notwendig, da es sich um chronologische Bestimmungen auf Grundlage der Eigentümlichkeiten der Handschrift zu Kants verschiedenen Lebenszeiten handelt. Die Akademie hat seiner Zeit für die feuersichere Aufbewahrung von Handschriften im Hause des Herrn Adickes Sorge getragen und seine Arbeit würde ungemein erleichtert werden, wenn ihm die Erlaubnis erteilt würde, die Manuskripte auch zu Hause benutzen zu dürfen. Nach den Mitteilungen des Herrn Adickes wird diese letzte Prüfung nicht allzu lange Zeit in Anspruch nehmen. Sollte die Benutzung im Hause nicht zugestanden werden können, so müsste sie auf der Tübinger Bibliothek stattfinden.4 Herr Adickes wird an die Königliche Bibliothek sein eigenes Gesuch richten, in welchem das für die Arbeit Erforderliche genauer formuliert werden wird. In Verehrung Ihr ergebenster Wilhelm Dilthey   Vorsitzender der Kantcommission

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand P. Menzers5 mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , Sammlung Autographen: Dilthey, Nr. 2, Bl. ­267–269. 1 Ludwig Stern (1846–1911): Ägyptologe, Koptologe, Keltologe und Bibliothekar; 1873 Bibliotheksleiter in Kairo, später Assistent des Direktors der Königl. Museen in Berlin, 1886 Habilitation ebd., ab 1. Oktober 1905 Leiter der Handschriftenabteilung an der Königl. Bibliothek in Berlin. – Neben anderem sammelte Stern in dieser Funktion KantAutographen. 2 Im Brieforiginal von fremder Hand darüber: „H[er]rn Dir[ektor] Stern“ sowie eine Notiz Sterns rechts daneben: „Dieser Wunsch wurde schon Ende 1902 an uns gerichtet und damals erfüllt. Stern 8/1 [19]06.“

Adolf Wilbrandt an Dilthey

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3 Der Philosoph Erich Adickes (1866–1928), Mithg. der Kant-Akad.-Ausg. 4 Erich Adickes lehrte seit 1904 in Tübingen. 5 Der Philosoph und Pädagoge Paul Menzer (1873–1960), Sekretär D.s im Rahmen der Kant-Akad.-Ausg.

[1415] Adolf Wilbrandt1 an Dilthey Rostock i[n] M[ecklenburg], Schnickmann-Str. 25 den 15. Jan[uar] 1906 Lieber Freund, Durch Robert2 auf Dein „Erlebnis und Dichtung“ hingewiesen und froher Käufer geworden, habe ich mich zunächst auf Deinen Hölderlin geworfen und aus dieser geistgefüllten Darstellung viel gelernt, danke Dir’s von Herzen. Dir ist wahrscheinlich unbekannt, daß ich auch einmal (1870) über Hölderlin geschrieben hab; meine kleine Schrift ist dreimal, zuletzt in Bettelheims „Führenden Geistern“ erschienen.3 Man könnte Dich und mich, was die Behandlung des Problems betrifft, Gegenfüßler nennen; nein, schon was die Stellung des Problems betrifft. Ich betitelte meine Schrift: „Hölderlin, der Dichter des Pantheismus“; die Deine könnte man etwa benennen: „Hölderlin als Bestandteil der poetisch-philosophischen Bewegung des 18. und 19. Jahrhunderts“. Das befriedigt das Bedürfnis der Geister, die Zusammenhänge zwischen dieser Erscheinungsform und der großen, allgemeinen Entwicklung der Zeit und des Volkes zu erfassen; Du zeigst die Verbindungsfäden auf, einen nach dem andern, und legst sie gleichsam in die Hand des Lesers. Mich reizte umgekehrt, dieses einzelne, einzige, nie wiederkehrende Ich in seiner tiefsten Besonderung so plastisch darzustellen, wie es dem Menschen und dem Wort gegeben ist; suchte ich ihn herauszuheben, abzulösen, und die letzten Wurzeln seines Schicksals, d. h. seines organischen Lebens zu entblößen. Jeder das ihm Gemäße! – Ich finde eben noch ein Exemplar meines Hölderlin und schick es Dir. Und nun will ich mich, genußfroh im voraus, an Deinen Lessing, Deinen Goethe machen. Mit herzlichsten Grüßen, Dir und Deinem ganzen Haus,  Dein Adolf Wilbrandt

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Adolf Frey an Dilthey

Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey 45, Autographenmappe Clara Misch, Nr. 32. 1 Der Schriftsteller und Übersetzer Adolf Wilbrandt (1837–1911). 2 Vermutlich ist der Kunsthistoriker und Ästhetiker Robert Vischer (1847–1933) gemeint. 3 A. Wilbrandt: Hölderlin, der Dichter des Pantheismus. München 1870; Anton Bettelheim (1851–1930): österr. Literaturwissenschaftler; Hg. von: Geisteshelden. Führende Geister. Eine Sammlung von Biographieen. Bd. 2: Hölderlin. Berlin 1894.

[1416] Adolf Frey1 an Dilthey Zürich V Gloriastr. 68 16. 1. [19]06   Verehrter Herr College, ich erlaube mir, Ihnen unter Kreuzband2 meine kleine Arbeit über Lessings Laokoon3 zuzusenden. Ich lege Wert darauf, Ihnen zu sagen, daß mir Ihr ­schöner Aufsatz über Lessing 4 völlig unbekannt war. Sonst würde ich angeführt haben, was Sie S. 34/35 Ihres Buches5 sagen, das mir eben in die Hand kommt. Hochachtungsvoll   Adolf Frey Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 242, Bl. 430–430 R. 1 Der schweiz. Literaturhistoriker Adolf Frey (1855–1920). 2 Sendung von Drucksachen gegen ermäßigte Gebühr. 3 A. Frey: Die Kunstform des Lessingschen Laokoon mit Beiträgen zu einem Laokoonkommentar. Stuttgart und Berlin 1905. 4 Erstveröffentlichung von D. s. Ueber Gotth. Ephr. Lessing in: PJ 19 1867, S. 117–161 und S. 271–294. 5 D.: Das Erlebnis und die Dichtung; vgl. GS XXVI, S. 34 f.

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Dilthey an Paul Ritter   

[1417] Dilthey an Paul Ritter  Berlin, 23. 1. [19]061 Diktat[,] Dienstag, Abend. Lieber Freund, Graf Yorck,2 der nur morgen noch hier ist, wünscht Sie wegen einer Veröffentlichung zu sprechen u. Sie würden mich sehr verpflichten[,] könnten Sie ihm diesen Wunsch erfüllen. Sie finden den Grafen im Herrenhause,3 Leipziger str[aße], zwischen 1 u 2 1/2 Uhr. Mit herz1ichen Grüßen Ihr   Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand Katharina D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. VIII, Nr. 4. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Graf Heinrich Yorck von Wartenburg (1861–1923), Sohn von D.s 1897 verstorbenem Freund Graf Paul Yorck von Wartenburg; prom. Jurist und erbliches Mitglied des Preuß. Herrenhauses. 3 Ab 1855 Erste Kammer des Preuß. Landtags.

[1418] Anton Thomsen1 an Dilthey DR. ANTON THOMSEN. SKINDERGRADE 29. KØBENHAVN Tel. 19677

28/1 1906.

Hochgeehrter Herr Geheimrath! Erst heute habe ich in Erfahrung gebracht, daß Ew. Hochwohlgeboren in der Berlinerakademie im2 November–December v[origen] J[ahres] zwei Vorträge

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Dilthey an Gustav von Schmoller  

über die Entwickelung der Hegelschen Philosophie auf Grundlage der ungedruckten Manuskripte3 der Berlinerbibliothek gehalten haben.4 Da ich dasselbe Thema behandelt habe und auch versucht habe einen Beitrag zur Ordnung der Manuskripte5 im6 VIII[.] und XI[.] Band des Nachlasses zu geben (Pag. 327– [3]31 cahr7 1–36) erlaube ich mir Ihnen mein Buch, welches September 1905 erschienen ist8 und jetzt in’s Deutsche9 übersetzt wird, zu übersenden.

Ich verbleibe in grösster Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren verehrungsvoll ergebener Anton Thomsen

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 272–272 R. 1 Anton Ludvig Christian Thomsen (1877–1915): dänischer Philosoph. 2 Im Brieforiginal: „in“. 3 Im Brieforiginal: „Manuskripten“. 4 D. hielt seine Akademie-Vorträge über Die Jugendgeschichte Hegels am 23. 11. und 14. 12. 1905. 5 Im Brieforiginal: „Manuskripten“. 6 Im Brieforiginal: „in“. 7 Nicht zu ermitteln. 8 A. Thomsen: Hegel. Udviklingen af hans Filosofi til 1806. København 1905. 9 Im Brieforiginal: „in Deutschen“. – Eine deutsche Übersetzung ist offenbar nicht erschienen.

[1419] Dilthey an Gustav von Schmoller1    Lieber Freund,

B[erlin], 31. 1. [19]06

Riehl hat mit mir ebenfalls die Sache2 besprochen und wir tragen beide Bedenken, wenn nicht eine ansehnliche Summe seitens kapitalkräftiger Personen schon geliefert ist[,] zu unterzeichnen, da ein Fiasko ebenso wahrscheinlich als unangenehm sein wird. Stumpf ist garnicht gefragt worden, da er sich schon früher ablehnend zur Sache verhalten hat.

Mit herzlichen Grüßen der Ihrige Wilhelm Dilthey

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Dilthey an Friedrich Theodor Althoff  

Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand H. Nohls mit e­igenhändiger Unterschrift D.s; GStA PK Berlin, Rep. 92, NL G. von Schmoller, Nr. 198, Bl. 13–13 R. 1 Der Nationalökonom Gustav von Schmoller (1838–1917). 2 Um welche „Sache“ es sich handelt, ist nicht mehr zu ermitteln.

[1420] Dilthey an Friedrich Theodor Althoff 17. Febr[uar] 1906 Meine treuesten Glückwünsche, verehrte Excellenz, sende ich zu Ihrem Geburtstag.1 Ich freute mich sehr von Ihrer Frau Gemahlin2 zu vernehmen, daß Sie sich viel wohler fühlen: möge das kommende Jahr die alte körperliche Frische zurückbringen. Bei uns her[r]scht anhaltend das graue Elend. Wir sind eine Versammlung Anfälliger, Leidender. Das zweite aus meiner Muße erwachsene Buch3 hoffe ich Ihnen bald senden zu können. Mit ergebensten Grüßen und besten Wünschen verehrungsvoll Ihr Wilhelm Dilthey Original: Hs.; GStA PK Berlin, VI. HA , FA u. NL , NL Friedrich Theodor Althoff, B Nr. 71, Bd. 2, Bl. 1–2. 1 F. Th. Althoff hatte am 19. Februar Geburtstag. 2 Marie Althoff, geb. Ingenohl (1843–1925). 3 D.: Die Jugendgeschichte Hegels.

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Edwin Tausch an Dilthey

[1421] Edwin Tausch1 an Dilthey Ohio University Athens, O[hio] U. S. A. den 24. Februar 1906. Sehr geehrter Herr Professor, Ich war eben im Begriff mich nach den Hegelschen Manuskripten zu erkun­ digen, als ich in der Deutschen Literaturzeitung die Nachricht fand, daß Sie augenblicklich die Jugendgeschichte Hegels bearbeiten.2 Ich möchte Sie nun bitten, mir auf einer Postkarte mitzuteilen, wann und wo Sie Ihre Studien über Hegel veröffentlichen werden. Zur Erklärung möchte ich folgendes hinzufügen. Nach langem Suchen (studierte Theologie u Philosophie von [18]87–[18]93) bin ich zu der Überzeugung gekommen, daß für mich die Lösung aller metaphysischen Fragen auf dem Gebiete der Psychologie liegt. Darum habe ich begonnen, das innere Leben von Denkern und Dichtern aller Art zu analysieren. Meine erste längere Studie über Tolstoys Entwicklung wartet leider noch auf Veröffentlichung in den Columbia University-Archives of Philosophy, Psychology and Scientific Methods.3 Eine kleinere Arbeit über einen amerikanischen Philosophen erlaube ich mir Ihnen in besonderem Umschlag zuzuschicken (The interpretation of a system from the point of view of developmental psychology).4 Meine nächste Studie, dachte ich, sollte wieder einmal das Rätsel der Hegelschen Dialektik angreifen, aber diesmal mit Hilfe von Individualanalysen und Thatsachen gewonnen aus dem inneren Leben von Denkern aller Länder, Rassen, Zivilisationen und Temperamente: z. B. Goethe, Schiller, Lessing, Hölderlin, Schelling, Carlyle,5 H[erbert] Spencer,6 Amiel,7 Renan,8 Pascal,9 Emerson,10 Shelley,11 Coleridge,12 Jacob Böhme,13 Plato, Giordano Bruno, Cardinal Newman,14 R. Jeffries,15 und viele weniger bekannte Schriftsteller, die den eingeschlos­ senen Fragebogen bisher beantwortet haben. Mit diesem Fragebogen hoffe ich zu erfahren, in welchem Alter, wegen welcher mutmaßlicher Gründe und unter welchen Umständen spekulative Köpfe aller Bildungsgrade ihre meta­ physischen Anschauungen geändert haben. Die Einzelstudien und die Antworten zu dem Fragebogen, hoffe ich, werden mich in den Stand setzen, eine Naturgeschichte des Denkers vom Standpunkte der Entwicklungs-Psychologie zu schreiben: eine Arbeit, die dazu beitragen soll, die Erklärung theologischer und philosophischer Systeme auf eine feste, wissenschaftliche Basis zu stellen. Natürlich bin ich sehr gespannt, Ihr neustes Werk ‚Erfahrung und Dichtung‘ zu lesen und es für das Columbia University Journal of Philosophy, Psy-

Edwin Tausch an Dilthey

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chology and Scientific Methods zu rezensieren.16 Wenn Sie meinen kleinen Artikel für tüchtige Arbeit halten, möchte ich Sie bitten mir zu sagen, ob ich mich wohl später für eine Lehrstelle in der Heimat bemühen könnte. Verzeihen Sie, daß ich Sie mit diesen Zeilen bemühe, und gestatten Sie mir, Herr Professor, den Ausdruck der Ergebenheit und Hochachtung Ihres früheren Schülers. Edwin Tausch, Dr. phil. Professor in Ohio University, Special lecturer on Psychology of Religion at Meadville, P[ennsylveni]a, Theological School and Corresponding Member of the Instituto de Coim­bra, Portugal.

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 269–270. 1 Edwin Tausch (gest. 1912): Psychologe; Prof. an der Ohio University in Athens und Salem. 2 Vgl. DLZ 26. Jg., Nr. 50 (16. 12. 1905), S. 3105; 27. Jg., Nr. 1 (6. 1. 1906), S. 7 f. 3 Der Aufsatz ist offenbar nicht erschienen. 4 E. Tausch: The Interpretation of a System from the Point of View of Developmental Psychology, in: Journal of Philosophy, Psychology and Scientific Methods Vol. 3, No. 4 (15. Feb. 1906), S. 90–100. 5 Thomas Carlyle (1795–1881): schott. Schriftsteller, Essayist und Historiker. 6 Herbert Spencer (1820–1903): engl. Philosoph und Soziologe. 7 Henri-Frédéric Amiel (1821–1881): schweiz. Schriftsteller, Philosoph und Tagebuchautor. 8 Ernest Renan (1823–1892): franz. Schriftsteller, Historiker, Religionswissenschaftler und Orientalist. 9 Blaise Pascal (1623–1662): franz. Mathematiker, Philosoph, Physiker und Literat. 10 Ralph Waldo Emerson (1803–1882): amerik. Philosoph und Schriftsteller. 11 Percy Bysshe Shelley (1792–1822): engl. Schriftsteller. 12 Samuel Taylor Coleridge (1772–1834): engl. Dichter. 13 Jakob Böhme (1575–1624): Mystiker und Philosoph. 14 John Henry Newman (1801–1890): kath. Kardinal. 15 Richard Jeffries (1848–1887): engl. Schriftsteller. 16 Eine Rezension von E. Tausch über D.s Das Erlebnis und die Dichtung ist nicht erschienen.

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Dilthey an Herman Nohl   

[1422] Dilthey an Herman Nohl  Lieber Freund,

[Februar 1906]

gestern habe ich den letzten Strich gemacht u. es handelt sich nun nur noch um Correkturen u. Anmerkungen. Sie erhalten heute oder morgen, Donnerstag, die Correkturen bis Fahne 56.1 Auf F[ahne] 56 tritt dann nach meiner Ansicht eine Skizze des Plans, gegründet auf Berufung auf die Einleitung u. ihren Zusammenhang mit der jüd[ischen] Geschichte u. das System der Verweisungen, ein. Hierauf Darlegung der Gründe, aus denen die einzelnen Fragmente vorausgeschickt werden. 1. Die Manuscripte entstehen Hegel bei seinem Denken selbst, es sind noch keine ersten Ausführungen, sondern nur Materialien, bei denen er sich ganz dem Zug seiner Gedanken überläßt, immer tiefer gräbt, sich verliert. Dies ist überall. Besonders aber die fünf Darlegungen, die vorausgesandt werden[,] erstrecken sich in ihrer Tragweite jede auf verschiedene Punkte der geschichtlichen Darstellung u. ebenso auf das Systematische. Im Schicksalsfragment ist die erste Darstellung davon, daß die Lebenszüge, die das System der Sittlichkeit darzustellen hat, alle moralischen Begriffe hinter sich lassen, cf. meine Darstellung von Hölderlins Empedokles.2 In Menschen- und Gottessohn ist seine Metaphysik. In den zwei ersten sein System der Sittlichkeit. Daher diese Fragmente verstümmelt würden, wenn sie der Religionsgeschichte eingeordnet würden, für die sie gearbeitet sind, über die sie aber ganz hinausgehen. 2. Hiermit hängt zusammen die Bildung der Ideen Hegels von dem Gegensatze des Judentums u. Christentums u. der durch ihn bedingten neuen Auffassung des Christentums. Diese centrale Auffassung ist darzustellen[,] da von ihr aus die Religionsgeschichte entworfen ist. 3. Nur indem sie vorausgeschickt werden, kann der Zweck erreicht werden, die innere Struktur des geschichtlichen Denkens von Hegel um diese Zeit anschaulich zu machen. Zerschlägt man sie, abstrahirt man das für Geschichte Erforderliche, so wird die Verbindung von Geschichte, mystischem Pantheismus u. Ideal, in der Hegel webt, zerstört. Nach diesem setze ich dann eine Seite etwa ein über Kants Religions­ geschichte als Grundlage für das ganze Unternehmen Hegels. Dann würden die Normen folgen. – So denke ich mir die Sache. Wenn es Ihnen nicht zu unbequem wäre, würde ich vorschlagen, daß Sie übermorgen – Freitag – sich noch einmal zu mir bemühten, um alle Verände-

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Dilthey an Herman Nohl  

rungen im Ganzen durchzusprechen. Der Druck drängt jetzt sehr, da der Band herauskommen muß. Ich werde dann mit meinen Zusätzen fertig sein u. Sie würden die Correkturen gelesen haben u. zu F[ahne] 56, was Sie einsetzen wollen, gegeben haben. F[ahne] 56 einzusetzen, nicht später, halte ich für ratsam, um den Leser gleich ganz ins Klare zu setzen über den Plan der Darstellung.    Mit herzl[ichen] Grüßen, auch an Ihre l[iebe] Frau der Ihrige W. Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 51. 1 Der Abhandlung Die Jugendgeschichte Hegels. 2 D.: Das Erlebnis und die Dichtung; WA in: GS XXVI, S. 266 ff.

[1423] Dilthey an Herman Nohl Lieber Freund,

[Februar 1906]

besten Dank für die Correkturen; ich kann nur nicht erst verlangen, daß das Ganze neu umbrochen wird, was mit großen Kosten verbunden ist. Ich denke also: 1) Weglassung p 13 von No 4 sehr wünschenswert. Dann müßte aber entsprechend eingesetzt werden zur Ausfüllung. Etwa so: „Eben in diese J[ahre] von 1788–1793, in denen Hegel[,] Schelling u. Höld[erlin] sich im Stift zusammenfanden, fielen nun die beiden weltgeschichtlichen Vorgänge[,] welche …“.1 Dann würde auch die Rückbeziehung auf den ersten Absatz von 3 deutlicher werden. 2) p. 16 bitte nach Ihrem Vorschlag zu corrigieren, nur daß keine Vermehrung der Zeilen dadurch eintritt. 3) p 18 müßte die Dauer von 3 Jahren irgendwie untergebracht werden[.] 4) p 20 u. 21, 22 wird Wegfall u. Zusatz sich etwa ausgleichen. 5) p 25: von hier ab bitte ich ihre Correkturen einzutragen. Die wenigen Correkturen, die ich nicht aufgenommen habe, erschienen mir aus irgend welchen sachlichen Gründen, die meist zugefügt sind, nicht ratsam. Ich bitte nun freundlich ohne weiteres das von Ihnen hergestellte Exemplar

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Dilthey an Herman Nohl  

an die Druckerei, Oranienstr[aße] 91 zu senden[,] und da noch einmal eine Revision erforderlich sein wird, diese mit Correkturvorlage an sich einzufordern und ohne Mitteilung an mich zu erledigen. Es wird nur notwendig sein, in einem Zettel an die Druckerei zu bemerken: wenn Umbrechungen sich als erforderlich erweisen sollten[,] möchte lieber Mitteilung gemacht werden, damit dieselben durch irgend eine Einrichtung vermieden würden, wenn irgend möglich. Mit bestem Dank für soviel Bemühung, die allerdings notwendig ist, weil meine Kräfte ganz zu Ende sind, wozu auch der Aerger mit Teubner2 beiträgt, und herzlichen Grüßen an Ihre liebe Frau

der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand Clara D.s mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 60. 1 Vgl. GS IV, S. 12. 2 Der Verlag B. G. Teubner, in dem D.s Jugendgeschichte Hegels gedruckt wurde.

[1424] Dilthey an Herman Nohl [Februar 1906] L[ieber] Fr[eund] hierbei die Revision nebst den Correcturvorlagen die ich bei mir finde.1 Ich lege auch für den Falle daß Sie keinen Abzug hätten den Anfang bis S. 24 bei, an den sich dann [S.] 25–41 anschließt die zu corrigiren sind. Ich bemerke: 1. p. 162 die Stelle zur Volksreligion. Vermuthlich ist der Bogen noch nicht gedruckt, aber das Imprimatur ist schon ertheilt u. es ist umbrochen, sonach müßte etwaige Verweisung auf Periode 2 etwa durch Ausstreichen der Stelle ‚soll – bringen‘ oder Verkürzen bei gleichem Raum hergestellt werden. 2. S. 25–41 sind ohne Vergleichung zur Correktur durchgesehen = die ich daher so weit ich sie habe beilege. 3. Die Einfügung des neuen M[anu]sr[iptes] über Volksreligion überlasse ich

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Dilthey an Paul Ritter  

Ihrem Ermessen.3 p. 30 liegt etwas Unangemessenes darin, das nach dem dort über den Plan Gesagten p 31 zurückgreift in die Geschichte. Vielleicht 30 herausheben[,] daß p. 31. 32 die Lehre von der Volksreligion vor­bereiten durch die histor[ische] Darstellung der Auflösung der Phantasiewelt einer ächten Volksreligion in folge des Imports sei.4 36 unten würde dann das neue M[anu]scr[ipt] zu combiniren sein? Oder kann man sagen, daß alles von p 31–36 eine spätere Schicht ist, welche die dritte Stufe vorbereitet? Jedenfalls muß hier etwas Durchgreifendes geschehen, die Unklarheit zu heben. Ich bitte dann direkt an die Druckerei (Reichsdruckerei Oranienstraße 91) als eingeschriebenen Brief zu senden. Ich schwitze an den Manuscripten.

Beste Grüße auch an die verehrte Frau Ihr W D.

Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 58–59 R. 1 Die folgenden Seitenangaben beziehen sich auf das Korrekturexemplar der Jugend­ geschichte Hegels. 2 Vgl. GS IV, S. 14 f. 3 Vgl. GS IV, S. 27 ff. 4 Vgl. GS IV, S. 27.

[1425] Dilthey an Paul Ritter Berlin 2. 3. 19061 Lieber Freund, würde es Ihnen passen, Montag um 11h mit Herrn Nohl u. mir auf dem Handschriftenzimmer zusammenzutreffen u. dort die politischen Manuscripte zu besprechen? Wenn Sie mir gleich antworten, kann ich, da ich gleichzeitig an Herrn Nohl geschrieben habe,2 sehen, ob Sie beide können u. schreibe dann definitiv.

Beste Grüße Ihr W. D

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Dilthey an Julius Rodenberg  

Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand Clara D.s; ABBAW, NL ­Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. VIII, Nr. 6. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Nicht überliefert.

[1426] Dilthey an Julius Rodenberg1 Berlin W[est], Burggrafenstr. 4 5. 3. [19]06 Verehrter Herr Professor Mein Freund, Herr Dr. Bitter,2 besucht Sie, um mit Ihnen zu besprechen, ob Sie die Veröffentlichung von sechs Briefen Kaiser Wilhelms3 an den Grafen York4 und den General von Willisen5 in Ihrer Zeitschrift angemessen finden. Die Briefe sind im Besitz meines verehrten Freundes des Grafen Heinrich York auf Klein-Oels,6 und da er sie veröffentlicht zu sehen wünscht, hat Herr Dr. Ritter, der bei der Leibniz-Ausgabe der Akademie mitwirkt, sich zur Edition bereit erklärt. Ich habe seiner Zeit diese Briefe in Klein-Oels selbst durchgesehen und glaube, daß sie auf ein starkes Interesse im Publikum rechnen können. Ich habe deshalb auch gleich an die Deutsche Rundschau gedacht. Herr Dr. Ritter kann Ihnen zur Bestätigung dieser meiner Ansicht den einen oder andren Brief ja vorlegen oder vorlesen.7

Mit meinen besten Grüßen in aufrichtiger Hochachtung der Ihrige

Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.; GSA Weimar, 81/II, 5, 7, Bl. 8–8 R. 1 Der Journalist und Schriftsteller Julius Rodenberg, der seit 1874 die Deutsche Rundschau herausgab. 2 Nicht zu ermitteln. 3 Friedrich Wilhelm Ludwig von Preußen (1797–1888), seit 1861 König von Preußen und seit 1871 Deutscher Kaiser (Wilhelm I.). 4 Johann David Ludwig Graf Yorck von Wartenburg (1759–1830): preuß. Generalfeldmarschall; Begründer des gleichnamigen Adelsgeschlechtes.

Dilthey an Anton Thomsen  

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5 Karl Wilhelm Freiherr von Willisen (1790 –1879): preuß. Generalleutnant und Militärschriftsteller. 6 Schloss Klein-Oels, seit 1814 Stammsitz der Grafen von Wartenburg. 7 Vgl. P. Ritter: Vier Briefe des Prinzen Wilhelm von Preußen (Kaiser Wilhelm I.), in: DRS 134 (Januar – März 1908), S. 187–217. In dem Aufsatz kamen nur die Briefe des Prinzen Wilhelm an General von Willisen aus den Jahren 1827–1833 zum Abdruck.

[1427] Dilthey an Anton Thomsen Berlin W[est] Burggrafenstr. 4 [vor 8. März 1906]1 Sehr geehrter Herr Doktor, nehmen Sie meinen besten Dank für die freundliche Sendung Ihrer Schrift über Hegel.2 Meine Arbeit, die mich seit einer Reihe von Jahren zeitweise beschäftigt hat, wird seit Beginn dieses Jahres gedruckt in den Abhandlungen der Akademie und jetzt nähert sich der Druck dem Abschluß.3 Ich werde mir erlauben sie, sobald sie ausgegeben wird, was von der Ausgabe des ganzen Bandes abhängt, Ihnen zu übersenden. Es hätte mich sehr interessiert, das Verhältnis Ihrer Ansicht zu der meinigen kennen zu lernen. Doch verstehe ich leider kein Wort dänisch und muß also schon auf die Übersetzung, von welcher Sie sprechen, warten. Mit meinen ergebensten Empfehlungen, auch an Herrn Prof. Höffding,4 wenn Sie ihn sehen, der Ihrige Wilh. Dilthey. Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers; Königliche Bibliothek Kopenhagen, ohne Signatur und unpaginiert. 1 Am linken unteren Rand des Brieforiginals von der Hand des A. Thomsens: „empfangen 8. 3. [19]06“. 2 A. Thomsen: Hegel. Udviklingen af hans Filosofi til 1806. København 1905. 3 Die Abhandlung Die Jugendgeschichte Hegels erschien im Jg. 1905 der Abhandlungen der Königl. Preuß. AdW zu Berlin, philos.-histor. Klasse, Nr. IV, Berlin 1905, S.1–212; WA in: GS IV, S. 1–187. 4 Der dän. Philosoph Harald Höffding (1843–1931).

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Dilthey an Reinhold Lepsius  

[1428] Dilthey an Reinhold Lepsius [ca. 22. März 1906] Lieber Freund, Herr Schütze von der Photographischen Gesellschaft1 (An der Neustraße 1) beruft sich auf Sie inbezug auf die Reproduktion meines Bilds.2 Ich habe ihm nämlich gesagt, daß das zunächst von Ihnen abhänge: Er wird mit Ihnen darüber sprechen. Ich meinerseits möchte meine Einwilligung nur geben, wenn die Reproduktion des Bildes in meinem Hause vorgenommen werden kann und das Bild nicht, wie Herr Schütze will, zur Herstellung derselben in seinen Kunstverlag transportirt zu werden braucht. Die Aufnahme könnte ja bei zu trübem Lichte auf dem Balkon gemacht werden. Wenn das Bild nach Brüssel gehen soll,3 was hoffentlich ohne Schaden abläuft, und in Ihr Atelier vor seiner Reise kommt, so könnte vielleicht dort die Aufnahme gemacht werden. Viele herzliche Grüße. Ich bleibe noch bis Anfang nächster Woche u. gehe an den Gardasee. Meine besten Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin. Der Ihrige Wilh. Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StUB Göttingen, HA , 2 cod. ms. W. Dilthey 182: Dilthey, 4 (Briefe an Unbekannt), 2 Bl. 1 Die „Photographische Gesellschaft“ wurde 1894 von Arthur Schwarz (1862–1943) in Schöneberg gegründet und bestand bis 1948. – Schütze: Nicht nachweisbar. 2 Reinhold Lepsius hatte 1904 ein Porträt D.s gemalt. 3 Die Weltausstellung „Brüssel International 1910“ fand vom 23. April–1. November 1910 statt.

[1429] Dilthey an Friedrich Theodor Althoff Berlin, den 26. III. [19]061 Ew. Excellenz   lege ich, Ihrem Wunsch entsprechend, die nachfolgende Stelle aus dem Briefe meines Bruders2 vor, welche sich auf sein Bedürfnis eines einmaligen Geldzuschusses für die ihm unterstellte archäologische Sammlung bezieht.

Dilthey an Friedrich Theodor Althoff  

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Mein Anliegen geht auf einen einmaligen Zuschuß an die Archäologische Sammlung (oder Archäologisches Seminar) von 2–3000 Mark, für Vermehrung und Vervollständigung der Sammlungen, die sehr ärmlich und zurückgeblieben sind, und mit dem jährlich zur Verfügung stehenden Gesamtbetrag von c. 2000 M[ark], der auf die verschiedenartigsten Bedürfnisse (einschließlich Heizung, Bedienung und Reinigung etc.) zu verteilen ist, auch nicht in halbwegs befriedigenden und genügenden Stand zu versetzen sind. – Es bietet sich augenblicklich die Gelegenheit, aus einem in Göttingen befindlichen Restbestand einer aus Athen stammenden Antikensammlung unsere kleine Collektion aufs glücklichste zu ergänzen. Die zur Verfügung stehenden regelmäßigen Mittel würden hierfür nicht ausreichen; um so weniger, da die immerfort wachsende Menge neuer wichtiger Publikationen zu beträchtlichen Mehrausgaben für die kleine Bibliothek nötigt. Andrerseits darf auch in der Ergänzung der noch äußerst dürftigen Sammlung der Abgüsse ein Stillstand nicht erfolgen. Abgüsse wie die der Laokoongruppe,3 der Niobe4 fehlen und können nicht länger entbehrt werden. Schritte zur Anschaffung sind getan. Ohne eine außerordentliche Beihilfe würde ich zu einer Etatsüberschreitung mich gezwungen sehen. – Ich habe im Lauf der letzten Jahre wiederholt um einen einmaligen Zuschuß beim Herrn Kultusminister5 nachgesucht, ohne eine Antwort zu erhalten. Ich erbat damals 5–6000 M[ark], indem ich einen umfassenden Plan der Vervollständigung unsrer Sammlung der Gipsabgüsse zu Grunde legte. Aber angesichts der gegenwärtigen weniger günstigen Finanzverhältnisse muß ich, wie es scheint, auf diesen Plan Verzicht leisten.

Ex. Excellenz verehrungsvoll ergebener Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; GStA PK Berlin, VI HA , FA und NL , NL Friedrich Theodor Althoff, B. Nr. 29, Bd. 2, Bl. 149–150. 1 Am oberen linken Rand des Brieforiginals von fremder Hand: „Dilthey: Zuschuß für die Archäologische Sammlung Göttingen.“ – Darunter: „Am 22. Mai 1906 ein außerordentl[icher] Zuschuß von 1200 M[ark] der Univ[ersität] Göttingen überwiesen. Krüger 28. III“. 2 Der klass. Philologe und Archäologe Karl Dilthey (1839–1907). – Der Brief ist nicht überliefert. 3 Skulptur der Bildhauer Hagesandros, Polydoros und Athanadoxos aus Rhodos, vermutlich um 200 v. Chr. 4 Hellenistische Skulptur der Bildhauer Praxiteles oder Skopos. 5 Conrad von Studt.

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Dilthey an Herman Nohl  

[1430] Dilthey an Herman Nohl [28. März 1906] Lieber Herr Doktor, im Begriff abzureisen teile ich mit daß außer den Anmerkungen nunmehr alles in Revision vorliegt. Ich nehme die sechs letzten Bogen mit und werde sie von der Reise aus zurücksenden. Meine Augen gestatten nur[,] sie flüchtig durchzusehen. Meine Tochter1 wird inzwischen sie auf Druckfehler durchgehen, ich bitte dann sie ebenfalls Ihrerseits noch einmal durchsehen zu wollen, meine Tochter wird mitteilen, sobald von mir Revision da ist. Veränderungen möchte ich[,] da alles umbrochen[,] tunlichst vermeiden besonders aber[,] da der Band ausgegeben w[erden] muß, die Sekretäre darauf warten. Es wird nicht nötig sein, die Bogen noch einmal an mich gehen zu lassen, zumal mein dauernder Aufenthalt noch von Logis [abhängig ist] u. ich bitte das also nach Ihrem Ermessen abzumachen, was etwa noch fraglich wäre. Die Anmerkungen werden Sie ja mit Herrn Z[ucker] abmachen u. wenn Ihnen der Anfang besser gestaltet werden zu können scheint, bitte ich das nur zu tun. – Die Vorrede liegt auch in Revision vor u. hier allein könnte[,] wie es scheint[,] die Frage auftreten, ob mit mir etwas darüber zu besprechen wäre. Ich nehme an, daß Ihnen die Ankündigung Ihrer Ausgabe2 recht ist, sonst bitte ich dieselbe zu streichen. Es wird sich empfehlen gleich die Vorrede anzusehen u. etwa zweifelhafte Veränderungen mir nach Maderno, Gardasee, poste restante3 zu senden, damit ich sie nach meiner Ankunft sogleich erledigen kann. Eiligst vor der Reise mit recht angegriffenen Augen, viele Grüße an Ihre l[iebe] Frau der Ihrige Wilh. Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 24. 1 Clara Dilthey. 2 Vgl. GS IV, S. 4. – Nohls Edition Hegels theologische Jugendschriften erschien 1907. 3 Postlagernd.

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Dilthey an Herman Nohl  

[1431] Dilthey an Herman Nohl Christliches Hospiz München Mathildenstrasse 4 u. 5 Telefon 7208.

Lieber Freund,

den 30ten März 190[6]

ich sende zu meinem vorgestrigen Brief aus Berlin einen Nachtrag[:] p. 191. 192 über positiv,1 kann nicht so bleiben, da es die frühere Ausführung über positiv (Bog[en] 20 oder 21?) wieder aufnimmt ohne klares Verhältnis zu ihr. Positiv ist damals 1) Verlegung d[er] Religion in das Zufällige 2) Religion sofern in Widerspruch mit Bildung. Es muß nun irgendwie diese doppelte Bedeutung u daß hier nur von der zweiten die Rede ist[,] klar gemacht werden. Vor Allem wol [ist] an die frühere Stelle anzuknüpfen. Leider umbrochen. Da mir d[ie] früh[eren] Stellen v[on] Pos[itiv] fehlen[,] bin ich rathlos u bitte nach Ihrem Ermessen es zu machen. D[ie] frühere Stelle ist von mir schon in Revision verbessert. Corr[ectur] kann ich erst Morgen oder übermorgen aus Trient schicken, da durch [ein] Reisemißgeschick die Augen schlecht [sind]. Vielleicht ist gar nicht nöthig daß ich noch etwas nach Maderno erhalte. Verfügen Sie doch ganz wie’s Ihnen richtig scheint. Indem ich zurückblicke auf Alles[,] was Sie für diese Arbeit gethan, drängt mich Ihnen auch brieflich für Alles zu danken[,] womit Sie so liebenswürdig mir zu Hilfe gekommen sind. Ohne Sie hätte ich die Arbeit mit den mir verfügbaren Kräften nicht zu Ende führen können. So danke ich nur Ihnen daß sie zu Stande kommen konnte.2 Ist Ihnen an der Art[,] wie ich dafür öffentlich gedankt habe etwas nicht recht, oder an der Art der Ankündigung Ihrer Ausgabe, so bitte ich, ganz nach Ihrem Sinn zu ändern.    Herzl[iche] Grüße an Ihre liebe Frau auch v[on] Ihrem W. Dilthey Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey 45, Autographenmappe Clara Misch, Nr. 38. 1 Vgl. GS IV, S. 173 f. 2 Vgl. GS IV, S. 4.

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Dilthey an Herman Nohl  

[1432] Dilthey an Herman Nohl Imperial Hôtel Trento, vis-a-vis de la Gare Grand Hôtel des Alpes Trient (Südtirol)

[31. 3. 1906]

Lieber Freund, Da wäre der Schluß. Stelle über positiv habe ich provisorisch verändert. Überlasse Ihnen [alles Weitere]. Sonst mit Tinte[,] was mir nöthig schien[,] geändert: mit Bleistift Vorschläge gemacht. Meinen gestrigen Brief aus München haben Sie hoffentlich richtig erhalten. Heute nach Maderno! Beste Grüße, auch der lieben Frau[.]  Treulichst Ihr W Dilthey Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey 45, Autographenmappe Clara Misch, Nr. 39.

[1433] Dilthey an Herman Nohl 1. 4. 19061 Maderno Besten Dank, l[ieber] Fr[eund.]2 Bitte was etwa noch an mich kommen soll zu senden: Maderno Gardasee Hôtel Lignet. Die Anmerkung R[itter]’s über die Handschrift der Schrift über Deutschland3 wird am besten mit den Bleistiftsätzen in ihrem ganzen Umfang aufgenommen. Den Zusatz der Vorrede, den Sie dem Ihrigen ungefähr entsprechend eingefügt finden, bitte ich ganz so wie er da steht aufzunehmen.

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Dilthey an Paul Ritter  

Original: Hs.; Postkarte; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 25. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Im Brieforiginal darüber am oberen linken Rand: „Ich sende gleichzeitig die Correktur des Vorworts.“ 3 G. W. F. Hegel: Die Verfassung Deutschlands, in: Werke 1, a. a. O., S. 461–581.  – Vgl. GS IV, S. 126 ff.

[1434] Dilthey an Paul Ritter Maderno, 2. 4. [1906] Lieber Freund, ich habe an Herrn Diels1 u. Herrn Stumpf eben in dem von Ihnen angegebenen Sinne[,] aber ohne scharf präcisierte Anträge u. ohne nähere Begründung geschrieben,2 also nur um Ihnen zuzustimmen. Ich glaube, daß es durchaus angemessen ist[,] wenn Sie Ihre Vorschläge Herrn Diels zu freiem Gebrauch in der Sitzung3 übergeben, indem Sie ja dann[,] was er etwa nicht mitteilt u. acceptiert[,] in der Sitzung vorbringen. Dies empfiehlt sich vielleicht mehr als wenn Sie es der Commission einreichen. Doch habe ich aus der Entfernung kein Urteil darüber, welches Verfahren richtiger sei, daß Sie indeß überhaupt etwas tun, will mir als durchaus angemessen erscheinen. Ich eile mit dem Brief zur Post u. hoffe nur, daß sie nicht zu lange laufen [wird]. Mit besten Grüßen auch v[on] der Sekretärin (hier ist herrl[icher] Frühling!)

der Ihrige W Dilthey

Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand Katharina D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. VIII, Bl. 9. 1 Hermann Diels war seit 1895 Sekretar der philos.-histor. Klasse der AdW. 2 Siehe den nachfolgenden Brief [1435] an C. Stumpf. – Der Brief an H. Diels ist nicht überliefert. 3 Der Leibniz-Kommission der Königl. Preuß. AdW.

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Dilthey an Carl Stumpf  

[1435] Dilthey an Carl Stumpf Maderno, d[en] 2. 4. [19]06 Lieber Freund, ich hatte jeden Tag vor, Ihnen adieu zu sagen, aber die Korrekturen drängten einander so u. meine Augen waren von ihnen u. den Handschriften so angegriffen, daß ich ohne jeden Abschied von irgend jemandem die Flucht ergriffen habe. Hier ist ein unbeschreiblicher Frühling. Eben habe ich an Diels wegen der Leibniz-Ausgabe geschrieben.1 Der Druck des Katalogs2 scheint mir nur dann nötig[,] wenn aus der Ausgabe nichts wird. Dennoch ist rathsam, wenn die große Summe nicht verschwendet werden soll, daß sich die Akademie zunächst klar macht, daß sie unter allen Umständen, mögen die Franzosen mittun oder nicht, die politisch[-]kirchliche Abteilung u. den Briefwechsel zum Druck bringen will. Jemanden, der das so wie Dr. Ritter macht, werden wir nie wieder finden u. für die erstere Aufgabe hat er mehr als die Hälfte der Arbeit schon getan, sodaß es eine sehr schlaffe Ökonomie wäre, ihn nicht nun das Übrige auch ohne Zögern tun zu lassen. Meine Ansicht über die philosophische Abteilung kennen Sie. So wie heute die Forschung liegt[,] könnte nur ein sehr bedeutender Kopf dieselbe auf dauerhafte Weise machen. Die Partie im Katalog wird gewiß sehr ordentlich sein, aber ein besonderes Gewicht ist gewiß nicht darauf zu legen, daß sie zum Druck kommt. Daher die Frage einfach so steht: man verwende doch das Geld, das der Druck des Katalogs kosten würde[,] auf die politisch-kirchliche Abteilung, deren Edition so ziemlich davon bestritten werden kann. Wird uns der Briefwechsel, in den Ritter sich gründlich eingearbeitet hat, zu teuer, so müssen wir uns mit weiteren Akademien über die gemeinsame Herausgabe verständigen, da er eines der wichtigsten Dokumente des 17. Jahrhunderts ist, wird sich das gewiß machen lassen. Denn lasse man den Katalog ungedruckt, u. warte auf die günstige Lage, welche einmal die philosophische Abteilung herauszugeben möglich machen wird. Soviel müssen wir tun, da die ganze Welt auf die abgesprochene Ausgabe gespannt ist, wir können nicht kläglich endigen mit ­einem Katalog; nur wenn die Akademie mit der Ausgabe den Rückzug antreten würde, was mir ganz unmöglich scheint, müßte die geleistete Arbeit soviel als möglich in einem Katalog gerettet werden. Soviel eilig, damit die Briefe noch richtig zum Schiff kommen. Mit den herzlichsten Grüßen (auch von mir, der Sekretärin) an Sie u. die Ihrigen, treu ergeben Ihr   Wilh. Dilthey

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Dilthey an Herman Nohl  

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand Katharina D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. VIII, Bl. 1–2 R. 1 Nicht überliefert. 2 Der Leibniz-Manuskripte.

[1436] Dilthey an Herman Nohl L[ieber] F[reund]

[3. 4. 1906]1

Corr[ektur] d[er] Anmerkungen bis heut Dienstag nicht erhalten. Verloren? Nur d[ie] Vorrede war hier u ist von mir zurückgesandt worden. Hier wunderbarer Frühling u Blüthenpracht. Ihr   W Dilthey2 Original: Hs.; Postkarte; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 26. 1 Datierung nach Postzustellungsstempel in Berlin: „5. 4. 1906“. 2 Zwei Tage später schreibt D. an H. Nohl: „ Maderno, Lago di Garda, Hôtel Lignet, Donnerstag Nachm[ittag], [5.4.1906]: L[ieber] Fr[eund]. Keine Correktur seit dem Blatt der Vorrede hier erschienen. Bitte ja sie eingeschrieben zu senden. Eiligst m[it] b[e]st[en] Gr[ü]ßen W. Dilthey. Sollten Sie dort die Correkturen zu erledigen die Absicht gehabt haben, so bin ich auch einverstanden.“ (Hs.; Postkarte; StUB Göttingen, HA, cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 27.)

[1437] Dilthey an Herman Nohl   Lieber Freund,

11 April [1906]

ich bedaure lebhaft daß es Ihrer Frau Gemahlin nicht gut geht: legen Sie die Arbeit bei Seite u. pflegen Sie sie recht sorgsam. Anmerkungen und Inhaltsverzeichniß eben erhalten und [ich] sende sie mit folgenden Bemerkungen zurück:1

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Dilthey an Herman Nohl  

p. 207 muß die Unterabtheilung unter: 3 Schriften zurückgesetzt werden. 208: Taschenbuch. Ist im Citat Rosenkr[anz] mehr als im M[anu]scr[ipt]? Sonst dürfte es, als im M[anu]scr[ipt] enthalten wol nicht citirt werden. Das2 M[anu]scr[ipt] d[er] Schrift etc. muß conform den sonstigen Citaten reducirt werden u. geht dann ohne Abs[atz] in die beiden Concepte etc. Das Folgende über deutsche Verf[assung] möchte ich doch, außer wenigen Veränderungen so belassen. Denn während sonst bei Haym u Rosenkr[anz] nur Stücke herausgerissen [sind], ist bei Mollat3 die Hauptmasse abgedruckt, und da dies vorliegt, ist doch praktisch[,] sich auf diese Ausgabe zu beziehen. Wo Sie außer den von angedeuteten Veränderungen andere zweckmäßig finden bitte ich es zu thun u. das Ganze zu belassen. Dies wäre das Wenige das ich aus der Entfernung über die Anmerkungen zu sagen hätte: ich kann Ihnen nur überlassen dieselben zu formiren und thue es zuversichtlich und gern. Die Inhaltsübersicht muß schon den freien Charakter behalten[,] in dem einmal die Anordnung gedacht ist. Die beiden Abschnitte müssen in stärkerem Druck sich herausheben und im zweiten Abschnitt müssen alle untergeordne­ ten Theile eineinander gleich im Druck behandelt werden: also: Hauslehrerjahre etc. theolog[isch-]polit[ische] Fragmente conform. Aber Sie sehen das so gut als ich, u. ich bitte nur[,] mit Allem nach Ihrer Einsicht zu verfahren. Was dann die restirenden4 Bogen des Textes betrifft, so kann ich so aus der Entfernung kaum eine wirklich nützliche Veränderung vornehmen, da mir alles Handwerkszeug dazu fehlt. Ich möchte nur nicht daß umbrochen würde; wenn es auch nur wenige Seiten betrifft, ist es doch sehr kostspielig. In diesem Rahmen bitte ich beliebig zu ändern. Sendung an mich hält auf ohne daß es nützen könnte.

Mit den besten Wünschen für Ihre liebe Frau der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 53. 1 Die folgenden Bemerkungen beziehen sich auf D.s Anmerkungen zur Jugendgeschichte Hegels. Berlin 1905, S. 207 ff., die beim Wiederabdruck der Abhandlung in GS IV weggefallen sind. 2 Im Brieforiginal: „Die“. 3 Kritik der Verfassung Deutschlands von G. W. F. Hegel. Aus dem handschriftlichen

Dilthey an Richard von Schaukal  

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Nachlaß des Verfassers herausgegeben von Dr. Georg Mollat. Nebst einer Beilage. Kassel 1893. – Georg Mollat (1863–1947): Hg. zahlreicher, nicht nur philosophischer, ­Ausgaben. 4 Übrig sein, noch ausstehen.

[1438] Dilthey an Richard von Schaukal 1 Sehr geehrter Herr Doktor!

[Mitte April 1906]

Sie haben mir mit Ihrer gütigen Zustimmung zu meinem Buche2 unter Übersendung einiger Ihrer Schriften eine sehr große Freude bereitet.3 In den letzteren habe ich bis jetzt im Gedränge der Arbeit vor einer Reise nach dem Süden die Biographie E. T. A. Hoffmann’s und die Gedichte gelesen4 und ich begreife nun wohl, daß Sie meiner Schrift Ihre Sympathie entgegen bringen mußten, da mir eine so große Verwandtschaft der Ansichten in Ihren Arbeiten begegnet. Von den Gedichten sind manche mir schon sehr wert geworden. Die entschiedenste Kraft[,] das Individuelle in Anschauung und Stimmung herauszuholen tritt in denselben entgegen. Die Biographie und Charakteristik finde ich ganz vortrefflich und auch hier macht sich diese Ihnen eigene Gabe auf das glücklichste geltend. Besprechungen von Ihnen habe ich schon öfters mit Freude gelesen. Also nehmen Sie nochmals meinen ergebensten Dank für Ihren freund­ lichen Anteil an meiner Arbeit. Sie ist noch wenig beachtet worden und wenn Sie gelegentlich etwas tun können, das Verständnis derselben zu fördern, so würden Sie derselben damit einen Dienst erweisen. Demnächst werde ich mir erlauben, Ihnen als Gegengabe eine Schrift über Hegels Jugendgeschichte zu senden, die in ähnlichen Wegen geht.

In größter Hochachtung der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand H. Zeecks5 mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 356, unpaginiert, 2 Bl. 1 Richard von Schaukal (1874–1942): österr. Jurist, Dichter und Kritiker; 1898 Promotion in Wien, 1899 Verwaltungsjurist in Mährisch-Weißkirchen (heute Tschechien), 1903 juristische Tätigkeit im Ministerratspräsidium in Wien, 1908 Ministerialsekretär, 1909 Sektionsrat, 1913 Ministerialrat in Wien.

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Dilthey an Robert Vischer  

2 R. von Schaukal: Rezension von D.s Das Erlebnis und die Dichtung, in: Wiener Abendpost 1906, Nr. 116. 3 Das Schreiben R. von Schaukals ist nicht überliefert. 4 R. Schaukal: E. T. A. Hoffmann. Berlin und Leipzig 1904. – Ausgewählte Gedichte. Leipzig 1904. 5 Hans Zeeck (1883–1951): Schüler und Mitarbeiter D.s; ab 1930 Kunst- und KulturArchivar in der Pressestelle des Auswärtigen Amtes in Berlin, Autographensammler.

[1439] Dilthey an Robert Vischer Lieber Freund,

[Mitte April 1906]

haben Sie besten Dank für Ihr schönes Geschenk.1 Ich habe das Buch gleich an meine Frau abliefern müssen, die es mit wahrer Begeisterung liest. Zudem drucke ich an dem Hegel von dem ich Ihnen sprach und ergänze zugleich verschiedene Capitel, so daß der Tag keine Stunden hat. Sie würden mich verpflichten, wenn Sie mir mitteilen könnten, ob Aussicht ist, daß der junge Mann, von dessen vermutlicher Arbeit für den Hegel-Preis Sie mir schrieben, wenn der Termin verlängert würde, seine Arbeit fertigstellen könnte. Die Sache liegt so, daß eine solche Verlängerung vielleicht bei der Akademie erreichbar wäre.2 Nur müßte ich bald die Nachricht davon haben. Mit den herzlichsten Grüßen und den treuesten Wünschen für Sie und ihre beiden Damen3 treugesinnt   Ihr Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Briefkarte; Diktat von der Hand G. Mischs4 mit eigenhändiger Unterschrift D.s; UB Tübingen, HA , Md 788 m – 36. 1 Vermutlich R. Vischer: Peter Paul Rubens. Ein Büchlein für unzünftige Kunstfreunde. Berlin 1904. 2 Bei dem „jungen Mann“ handelt es sich um den Privatgelehrten und Hegel-Forscher Hugo Falkenheim (1866–1935), der 1890 in Heidelberg promoviert hatte und ein Schüler und Freund K. Fischers war. – Nach der Ausschreibung der Preisaufgabe einer Darstellung der Entwicklungsgeschichte des Hegelschen Systems durch die AdW zu Berlin im Jahre 1900 – als Abgabetermin war der 31. Dezember 1902 festgesetzt – wurde die Schrift eines ungenannten Verfassers eingereicht. Allerdings konnte dieser „bei aller Anerkennung des

Dilthey an Paul Ritter  

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vom Verfasser Geleisteten“ der Preis nicht zugesprochen werden. – H. Falkenheim reichte trotz intensiver Arbeit am Thema keine Arbeit zum gesetzten Termin ein. Die Preisaufgabe wurde daraufhin Anfang 1903 nochmals ausgeschrieben und als neuer Einreichungstermin der 31. Dezember 1905 festgesetzt (vgl. Abhandlungen der Königl. Preuß. AdW zu Berlin aus dem Jahre 1903, S. XVIII–XX). – Wie aus den Abhandlungen der AdW aus dem Jahr 1906 (S. XVIIIf.) hervorgeht, wurde zum Jahresende 1905 wiederum anonym eine Schrift eingereicht, die „indeß unvollendet war“. Deshalb wurde die Abgabefrist ein zweites Mal, und zwar um ein Jahr, verlängert. Abgabetermin sollte der 31. Dezember 1906 sein (vgl. Sitzungsberichte der Königl. Preuß. AdW zu Berlin vom 1. Februar 1906). Zum gesetzten Termin ging wiederum eine Schrift ein; doch konnte ihr trotz der im Gutachten „herausgehobenen Vorzüge“ der Preis nicht zuerkannt werden (vgl. Abhandlungen der Königl. Preuß. AdW zu Berlin aus dem Jahre 1907, S. XVII). Die Akademie zog daraufhin die Preisaufgabe endgültig zurück. – Inzwischen aber hatte D. in den Akademiesitzungen vom 23. November und 14. Dezember 1905 seine Jugendgeschichte Hegels vorgetragen, die, in stark überarbeiteter Form, in den Abhandlungen der Königl. Preuß. AdW zu Berlin aus dem Jahr 1905 im Frühjahr 1906 erschien. Der Ausgabetermin war der 24. April 1906. D. hatte, wie H. Nohl berichtete, bereits 1903 mit eigenen Untersuchungen zu Hegel im Rahmen seiner geplanten Studien zur Geschichte des deutschen Geistes begonnen (vgl. H. Glockner: Beiträge zum Verständnis und zur Kritik Hegels sowie zur Umgestaltung seiner Geisteswelt. Bonn 1965 [= Hegel-Studien. Beiheft 2], S. 486). 3 Helene Vischer (1856–1928), geb. von Flattich, die Ehefrau R. Vischers, und deren Tochter. 4 Der Philosoph Georg Misch (1878–1965), Schüler, enger Mitarbeiter und Schwieger­ sohn D. s.

[1440] Dilthey an Paul Ritter Berlin, 5. 5. [19]061 Lieber Fr[eund], das war blinder Lärm.2 Ich habe in der Eile mich im Datum verlesen und eine Sitzung findet zunächst nicht statt. Den Vorsitz habe ich ablehnen müssen. Von den Franzosen habe ich das so erwartet, hoffe aber, dass wir fest bleiben. Ich bitte, recht sehr den Herrn Grafen Yorck u. die ganze Familie von mir zu grüssen treulichst Ihr   W D

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Alois Riehl an Dilthey  

Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand Maximilian D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. VIII, Bl. 11. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Diesem Brief ging ein Telegramm D.s an P. Ritter vom 4. Mai voraus, der sich im Schloss in Klein-Oels aufhielt: „Sonnabend Leibnitz[-]Sitzung [–] sofort Brief was zu tun. Dilthey“ (Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. VIII, Bl. 10).

[1441] Alois Riehl an Dilthey W[est] d[en] 8. Mai 1906.   Verehrter Freund! Für die Übersendung Ihrer Schrift: die Jugendgeschichte Hegels muß ich Ihnen augenblicklich Dank sagen. Mit dem Rechte des Genießenden habe ich mir gestattet, ein Werk im Fluge durchzusehen, das Sie in sorgfältiger Arbeit geschaffen haben. Und da drängt es mich, Ihnen zu sagen, daß die Zusammenhänge in der Entwicklung der auf Kant folgenden Philosophie unmöglich praeciser, schlagender und sachgemäßer dargestellt werden können, als Sie dieselben dargestellt haben. – Ich hatte schon öfter das Glück, ein neues Stück dort aufzuschlagen, wo seine für mich anziehendsten Partien zu finden waren. So geschah es mir heute mit Ihrem Buch. Die Stelle (S[eite] 55) „Aus der Forderung Bedingungen zu denken, welche das Zusammenwirken der Individuen zu allgemeingültiger Erkenntnis möglich machen, war ein Princip des reinen Ich geworden“1 fesselte sogleich meine Aufmerksamkeit und zwang mich weiter zu lesen. Sie bereiteten also mir, und gewiß noch vielen anderen, mit Ihrem Buche eine große intellektuelle Freude, für die ich Ihnen nochmals danke.    Mit den besten Empfehlungen an Ihre verehrte Frau Gemahlin und herzlichen Grüßen von Haus zu Haus Ihr   A. Riehl Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 307–307 R. 1 Vgl. GS IV, S. 50.

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Wilhelm Ebstein an Dilthey

[1442] Wilhelm Ebstein1 an Dilthey Göttingen, 9. Mai 1906. Lieber, sehr verehrter Freund, Ihr freundliches Gedenken hat mir eine große Freude gemacht und auch werde ich mich demnächst an das Studium der Arbeit machen, indem ich heut zunächst meinen besten Dank ausspreche. Wir haben uns sehr lange nicht gesehen. Ich komme sehr selten nach Berlin und die wenigen Male, wo ich dort war, waren Sie nicht da. Indes müßen wir uns doch einmal wiedersehen. Im Oktober dieses Jahres geht mein klinisches Lehramt zu Ende. Ich bin im November am Ende meines 70. Lebensjahres. Unsere Kinder sind sich näher getreten und haben unsere Beziehungen äußerlich aufrecht erhalten, denn gedacht und gesprochen haben wir natürlich viel von Ihnen und Ihrer Familie. – Ich habe häufig unserer Diskurse in unserem Garten über Ihre Gesundheit gedacht. Dieselbe hat sich körperlich und geistig doch recht gut bewährt und wird es hoffentlich noch recht lange tun. Ich schicke Ihnen gleichzeitig unter Kreuzband meine Medizin im Neuen Testament und im Talmud2 und habe den Verleger Herrn Enke3 in Stuttgart angewiesen, Ihnen auch die Medizin im Alten Testament4 zuzusenden. Nun noch herzliche Grüße von Haus zu Haus! Sagen wir „Auf Wieder­ sehen“. Ihr stets getreuer W. Ebstein Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 289–289 R. 1 Wilhelm Ebstein (1836–1912): Internist, Pathologe und Medizinhistoriker; 1869 Habilitation in Breslau, 1874 o. Prof. in Göttingen. – D. war mit W. Ebstein seit den frühen 1860er Jahren befreundet. 2 W. Ebstein: Die Medizin im Neuen Testament und im Talmud. Stuttgart 1903. 3 Alfred Enke (1852–1937), Sohn des Verlagsgründers Ferdinand Ernst Jakob Enke (1810–1869). 4 W. Ebstein: Die Medizin im Alten Testament. Stuttgart 1901.

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Adolf von Harnack an Dilthey   

[1443] Adolf von Harnack an Dilthey 

Sehr verehrter Herr College!

W[est] 15 9. 5. 1906.

Bis S[eite] 61 Ihres „Hegels“, den ich gestern dankbar empfing, bin ich heute Nachmittag gekommen. Nun muß ich das Buch niederlegen, da andre Pflichten rufen; aber lassen Sie mich aus der geistigen Freude u. Wärme heraus, in die Sie mich versetzt haben, Ihnen den doppelten Dank aussprechen. Man wünschte sich jetzt einen neuen Schiller, der ein neues Gedicht „Götter Griechenlands“ dichtete, aber mit der Anwendung auf die Periode 1795ff! Ob wir so etwas wieder erleben werden! und wie? nachdem uns methodische Kritik geschliffen u. polirt hat! Aber den Doppelquell, aus dem Metaphysik quillt, kann sie doch nicht verschütten! Also hoffen wir! Und streben wir wieder nach Prima, nachdem wir gelernt, was in Secunda zu lernen war! Dazu wird Ihr neuentdeckter „Hegel“ mithelfen in Ihrer Beleuchtung. Verehrungsvoll Ihr   A. Harnack. Original: Hs.; Postkarte, ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 287.

[1444] A[dolf ] Friedrich Hoffmann1 an Dilthey 9/5 [19]06.   Hochverehrter Herr Geheimrat. Gestatten Sie, daß ich Ihnen für die freudige Überraschung, die Sie mir durch die Zusendung Ihres neuen Werkes bereitet haben, meinen ehrerbietigsten und tiefgefühltesten Dank ausspreche. Ich kann es Ihnen kaum in Worten aus­ drücken, wie froh ich darüber wurde, von Ihnen, dem ich mit die tiefsten philosophischen Anregungen verdanke, einer solchen Aufmerksamkeit für wert gehalten zu werden. Es sind eigenartige, aber ganz charakteristische und bestimmte Gefühle, die in mir, bei dem Studium Ihrer Schriften ausgelöst werden.

Richard M. Meyer an Dilthey

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In vergangenen Jahren und auch jetzt noch bereitete es mir eine der schönsten intellektuellen Freuden, mich in eine umfassende mathematische Theorie zu vertiefen, und so gleichsam nachzuerleben das Triumpfgefühl der überragenden Intelligenz ihrer Erfinder, wie es ihren titanischen Kräften gelang, die verwickeltsten mathematischen Formen zu meistern und zu beherrschen. Eine ähnliche Empfindung ergreift mich bei der Lektüre Ihrer Abhandlungen, wenn ich gewahr werde, wie die umfassenden Mittel Ihres analy­tischen Verfahrens es Ihnen gestatten, die tiefsten und innerlichsten Probleme, vor denen ein anderer zurückscheut, zu zergliedern und in ihre Komponenten zu zerlegen, und wie Sie es so auch dem schwächeren, und historisch und psycho­logisch weniger geschulten Geiste durch diese im echtesten Sinn mathematische Methode ermöglichen, einen klaren Einblick in geistige Probleme zu gewinnen, die in ihm sonst nur einen dunkelen und verworrenen Eindruck hinterlassen. Indem ich Ihnen nochmals für Ihre große Freundlichkeit meinen innigsten Dank ausspreche, verbleibe ich in ausgezeichneter Hochachtung

Ihr treu ergebener Schüler A. Hoffmann

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 286–286 R. 1 Adolf Friedrich Hoffmann: Philosoph; Schüler D. s.

[1445] Richard M. Meyer1 an Dilthey B[erlin] 9. 5. [19]06   Verehrter Herr Geheimrath, Das schöne Zeugniss Ihrer neu erblühten Jugend, das Sie die Güte hatten mir zu senden, hat mich ausserordentlich gefreut und ich bin froh, unter solcher Führung in Hegels Anfänge eindringen zu dürfen, die mir immer ein merkwürdiges Problem war[en]. Mit bestem Dank und besten Empfehlungen hochachtend Ihr ergebener Richard M. Meyer

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Eduard Moritz Jakoby an Dilthey

Original: Hs.; Postkarte; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 257–257 R. 1 Richard Moritz Meyer (1860–1914): Literaturwissenschaftler; 1886 PD, 1901 a. o. Prof. in Berlin.

[1446] Eduard Moritz Jakoby1 an Dilthey W[est] Fürtherstr[aße] 2 9. Mai [1906] Sehr geehrter Herr Geheimrat, seien Sie versichert, daß ich die Ehre zu schätzen weiß, die mir durch Ihre gütige Zusendung zu teil wurde. Nehmen Sie für die wertvolle Gabe den verbindlichsten Dank Ihres hochachtungsvoll ergebenen

Moritz Jakoby

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 280. 1 Eduard Moritz Jakoby (1845–1909): dän. Arzt und Politiker.

[1447] Herman Nohl an Dilthey  Grunewald-Berlin Beymestr[aße] 7. 9. 5. [19]06 Hochverehrter Herr Geheimrat, Vielen Dank für die Zusendung des Hegel und die1 Worte, die Sie auf ihn geschrieben, und an denen ich mich von Herzen freue. Daß ich Ihnen habe helfen können, wird immer eine schöne Erinnerung für mich sein. Möchten Sie recht viel Freude mit dem Buch erleben und recht bald ein neues von den vielen Schätzen in Ihren Manuskriptschränken in Buchgestalt erscheinen. Ich

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August Pauly an Dilthey

habe solche Sorge, daß das Colleg Ihnen soviel Zeit nehmen wird,2 zumal Sie das zweiseitige Arbeiten so schlecht vertragen. Und ich bin doch fest überzeugt, daß es für unsere geistig wissenschaftlichen Verhältnisse nichts fruchtbareres geben kann, als daß Ihre Sachen jetzt in breitem Zuge herauskommen. Nochmals herzlichen Dank mit den besten Empfehlungen auch von meiner wieder ganz munteren Frau

in tiefer Verehrung Herman Nohl

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 273–274. 1 Im Brieforiginal folgt nochmals: „die“. 2 Im Sommersemester 1906 hielt D. „privatim“ ein Colleg über das System der Philosophie in Grundzügen ab, und zwar mittwochs und sonnabends von 11.00–12.00 Uhr; vgl. hierzu GS XXIV, bes. S. 1–59.

[1448] August Pauly1 an Dilthey München, 9. Mai 1906 Aumüllerstr[aße] 10/III. Verehrter Herr Geheimrat! Empfangen Sie meinen besten Dank für Ihre Schrift über Hegel. Sobald es meine Zeit erlaubt, werde ich Ihre interessante Arbeit lesen. Im Augenblick bin ich mit der Abwehr eines Angriffes auf meine Theorie2 beschäftigt[,] welcher gestern in der Beilage zur Allgem[einen] Z[ei]t[un]g erschien und von ­einem mir Unbekannten, Namens Bernhard Wities herrührt.3 Er scheint mir jener Richtung der Psychologie anzugehören, welche Sie bekämpfen, die keine Ahnung von dem prinzipiellen Wert des Psychischen für unsere Welterklärung hat.   In alter Verehrung   Ihr ergebener A. Pauly Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 288–288 R.

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Hans Vaihinger an Dilthey

1 August Pauly (1850–1914): Zoologe und Philosoph; 1896 o. Prof. für Forstzoologie in München. 2 A. Pauly: Darwinismus und Lamarckismus. Entwurf einer psychophysischen Teleologie. München 1905. 3 Bernhard Wities: Werbepsychologe. – Darwinismus und Lamarckismus, in: Beilage zur Allgemeinen Zeitung (München), Jg. 1906, Nr. 106 (8. 5. 1906), S. 241–244.

[1449] Hans Vaihinger1 an Dilthey Halle a. S. Reichardtstr[aße] 15. d[en] 9. Mai 1906   Hochzuverehrender Herr Geheimrath! Gestatten Sie den Ausdruck meines ganz verbindlichsten Dankes für die gütige Übersendung Ihres neuesten Opus[,] durch das Sie einerseits unseren, leider schwer erkrankten Freund Heinze2 hoch ehren als andrerseits „meinem Landsmann dem Hegel“3 ein sehr ehrenvolles Denkmal setzen. Leider bin ich durch ein schweres Augenleiden – grauer Staar an beiden Augen – so im Lesen behindert[,] daß ich mich vorerst nur auf flüchtiges Blättern beschränken muß. Mein Augenleiden hindert mich nun zwar am Lesen – und auch meine Vorlesungen habe ich einstellen müssen  – zum Glück aber noch nicht am Schreiben, und so bin ich wenigstens noch im Stande Ihnen meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Mein Blick fiel zufällig auf der ersten Seite auf Ihr Lob, daß Hegel sich in seinem eigenen Leben „unberührt von dem Zweifel an der protestantischen Sitte und Lebensregel seines Vaterhauses erhalten habe.“4 Nicht zur Ehre Hegels – ich denke über solche Dinge nicht philisterhaft – aber vielleicht zu Ihrer Unterhaltung möchte ich Sie auf die in weiteren Kreisen ganz unbekannte Thatsache hinweisen, daß Hegel in seiner Jenaer Zeit sich einen unehelichen Sohn geleistet hat.5 Hierauf hat mich auch der Ihnen wol auch bekannte, nun verstorbene Oberbibliothekar Hartwig 6 aufmerksam gemacht, der ja in solchen Dingen wie in so Vielem anderen unheimliche Kennt­ niß hatte. Hartwig wies mich auch auf die Quelle hin: Im Goethejahrbuch, in einem der ersten Jahrgänge, findet sich die Notiz[,] daß später Goethe sich dieses etwas abenteuerlichen jungen Mannes sehr angenommen habe.7 Aus dem Regi-

Hans Vaihinger an Dilthey

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ster läßt sich diese Notiz leicht herausfinden, ich habe sie vor Jahren selbst eingesehen. Ich nehme persönlich hieran keinen Anstoß: ich habe auch gelegentlich einmal in den „Kantstudien“, Band III, S. 3558 unten darauf angespielt und daran erinnert, daß Cartesius, Hobbes, Leibniz und Schopenhauer dasselbe Schicksal gehabt haben.9 Mir bringt diese interessante Thatsache den sonst so rein „sachlichen“ Mann, wie Sie ihn nennen, unendlich näher. Hegel ist also in dem romantischen Jena der damaligen Zeit auch seinerzeit der Romantik des Lebens nicht fern geblieben.

Mit wiederholtem Dank Ihr ganz ergebenster H. Vaihinger

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, BL . 284–285 R. 1 Der Philosoph und Kant-Forscher Hans Vaihinger (1852–1933). 2 Der Philosoph Max Heinze (1835–1909).  – Die Autorenexemplare sowie die zum Verkauf bestimmten von D.s Jugendgeschichte Hegels trugen auf einem besonderen Blatt die Widmung: „Max Heinze zum siebzigsten Geburtstag 13. Dezember 1905“. Vgl. GS IV, S. 576. 3 Anspielung auf das Gedicht Guano von Joseph Viktor von Scheffel (1826–1886), in dem es heißt: „Der Böblinger Repsbauer spricht: „Gott segn’ euch, ihr trefflichen Vögel/ An der fernen Guanoküst’, –/ Trotz meinem Landsmann, dem Hegel,/ Schafft ihr den gediegensten Mist!“ – J. V. von Scheffel: Guano, in: Gesammelte Werke in sechs Bänden, Bd. 6. Stuttgart o. J., S. 176. 4 Im Brieforiginal: „gehalten“; vgl. GS IV, S. 5. 5 Am 5. Februar 1807 wird Hegels unehelicher Sohn Georg Ludwig Friedrich Fischer geboren. 6 Otto Hartwig (1830–1903): 1876 Leiter, 1884 Oberbibliothekar und 1885 Bibliotheks­ direktor der Universitätsbibliothek Halle. 7 Vgl. Goethe-Jahrbuch 15 (1894), S. 265. 8 H. Vaihinger: Rezension von E. Grisebach: Schopenhauer, in: Kant-Studien 3 (1899), S. 355. 9 Francine, die uneheliche Tochter René Descartes’, wurde 1635 geboren. Ob Thomas Hobbes ein uneheliches Kind hatte, ist nicht erwiesen. Gottfried Wilhelm Leibniz hatte ein uneheliches Kind mit einer Magd, und auch Arthur Schopenhauer soll mindestens ein uneheliches Kind gehabt haben.

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Robert Wilbrandt an Dilthey    

[1450] Robert Wilbrandt an Dilthey   Berlin, 9. 5. [19]06 Hochverehrter Herr Geheimrat! Ich danke Ihnen herzlich für die freundliche Übersendung Ihres Hegel. Sie haben mir dadurch eine große Freude bereitet. Ich freue mich auch schon darauf, ihn zu lesen. Und ich freue mich auch, wie jetzt Werk auf Werk von Ihnen herauskommt; bei jedem denke ich: vivat sequens!1

In herz1icher Verehrung Ihr dankbar ergebener Robert Wilbrandt

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 282–283. 1 Lat.: Es lebe der Folgende!

[1451] Ludwig Stein1 an Dilthey Bern 10. Mai 1906   Hochverehrter Herr Geheimrath. Soeben geht mir Ihr „Hegel“ zu. Ich vertiefe mich sogleich in Ihre an neuen Aufschlüssen überraschend reiche Arbeit, die ein Seitenstück zu Ihrem „Schleiermacher“2 geworden ist. Über Hegels Aufenthalt in Bern will ich hier arbeiten lassen. Ich denke an einen jungen Patrizier, jener Klasse also, von welcher Sie S. 18 prächtig singen: Hegel studirte in dieser Umgebung das hippokratische Antlitz der absterbenden Berner Oligarchie.3 Ihren Hegel werde ich noch aus einem anderen Grunde gründlich studiren müssen. Ich bereite ein Buch vor „Philosophische Strömungen der Gegenwart“, in welchem ich mich mit sämtlichen führenden Philosophen unserer Zeit auseinanderzusetzen gedenke.4 Die über Sie in der „Deutschen Rundschau“ veröffentlichte Arbeit wird herangezogen,5 aber natürlich weiter ausgebaut und durch die jüngeren Publikationen Ihrer Feder ergänzt. Es wird Sie und Frau Geheimrath mit interessiren, daß ich demnächst den

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Kurt Breysig an Dilthey

Antrag stellen werde, Fräulein Tumarkin den Professor-Titel zu verleihen6 (die Zustimmung der Regierung habe ich mir schon in aller Stille zuvor gesichert). Augenblicklich herrscht große Aufregung in den akademischen Kreisen Berns, man hat die neue Universität gebaut und siehe – sie erweist sich jetzt schon als zu klein. Für Philosophie ist ein beispielloses Interesse vorhanden. In der „griechischen Philosophie“, die ich dreistündig lese, sind 350, in der „Soziologie“ 300, in der öffentlichen Vorlesung aber gegen 600 Hörer, so daß sich die Aula als zu klein erwies. Darob ein gewaltiges Murren in der Presse, daß man die Hörsäle nicht groß genug gebaut habe, ja selbst die Aula zu klein sei. Ich mische mich grundsätzlich nicht in die Debatte, trotzdem sie sich eigentlich nur um meine Vorlesungen drehte. Aber merkwürdig bleibt dieser Zug zur Philosophie immerhin. Die Aufnahme der Arbeit des Herrn Dr. Köhler7 habe ich verfügt, weiß aber nicht, ob Dr. K[öhler] sein Manuskript schon abgeliefert hat. Im Herbst hoffe ich mit Frau und Tochter nach Berlin zu kommen um sie allesamt zu begrüßen.

Ihr verehrungsvoll und dankbar ergebener Ludwig Stein

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 291–292. 1 Der Philosoph und Soziologe Ludwig Stein (1859–1930). 2 Das Leben Schleiermachers. 1. Band. Berlin 1870; WA in: GS XIII/1. 3 Vgl. GS IV, S. 16. 4 L. Stein: Philosophische Strömungen der Gegenwart. Stuttgart 1908. 5 L. Stein: Wilhelm Dilthey. Zu seinem 70. Geburtstag, in: DRS 117 (1903), S. 222–233. 6 Die russ.-schweiz. Philosophin Anna Tumarkin (1875–1951), Schülerin D.s, wurde 1909 a. o. Prof. für Philosophie und Ästhetik in Bern. 7 Der Philosoph Max Frischeisen-Köhler (1878–1923), D.-Schüler.

[1452] Kurt Breysig1 an Dilthey

den 11. Mai 1906

Schmargendorf b[ei] Berlin, (Sulz[aer]-Str[aße]7)

Verehrter Herr Geheimrat, haben Sie Dank für die reiche Gabe, mit der Sie mir Ehre und Freude zugleich bereitet haben. Ich habe sie mir noch nicht ganz zu eigen machen können, aber

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Alexander Pfänder an Dilthey

ich sehe schon jetzt wie wesentlich diese Jugend das Bild des ganzen Mannes des ganzen Werkes bestimmt und verändert. Meine grosse Ueberraschung war das Ueberwiegen geschichtlicher Bestrebungen. Es bestärkt mich in meiner alten Ueberzeugung von der Wichtigkeit der Philosophie der Geschichte ­Hegels – ein Werk, das ich in bestimmten Zwischenräumen regelmäßig in meinem Seminar auslege. Ich halte es freilich nicht eigentlich für eine Philosophie der Geschichte sondern für eine Weltgeschichte in philosophischer Paraphrase. Immer wieder darauf hinzuweisen gebietet mir – dem grossen Bann zum Trotz, den die Geschichtsschreiber seit Ranke daraufgelegt haben – meine ganze wissenschaftliche Stellungnahme. Hegel ist für mich die beste Ermutigung wieder nach einer Philosophie der Geschichte – Geschichtswissenschaft im betonten Sinn nenne ich sie – zu streben. Darüber freilich auch nur eine vorbereitende Vorlesung zu halten, werde ich schwerlich vor zehn Jahren unterrichtet und reif genug sein. Aber ich weiss, was ich will.

Es empfiehlt sich Ihnen verehrungsvoll und ergeben K Breysig

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 277. 1 Kurt Breysig (1866–1940): Historiker; 1896 a. o., 1923 o. Prof. für Universalgeschichte und Gesellschaftslehre in Berlin.

[1453] Alexander Pfänder1 an Dilthey München d[en] 11. Mai [19]06. Sehr verehrter Herr Professor! Gestatten Sie mir, Ihnen hiermit für die liebenswürdige Zusendung Ihrer Akademie-Abhandlung über Hegels Jugendgeschichte meinen besten Dank auszusprechen. Ich habe das Exemplar für einige Tage einem Freunde von mir überlassen, der sich speziell für das Thema interessiert. Doch ich werde es ebenfalls durchstudieren und ich erwarte mir davon eine genußreiche Erweiterung des intellektuellen Horizontes. Grade in dem letzten Jahr habe ich der Lektüre Ihrer feinfühligen, geistvollen Pionier-Arbeiten auf schwer zu erobernden Gebieten der Philosophie manche wertvolle und nachhaltige Anregung zu verdanken gehabt.

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Raoul Richter an Dilthey

Ich fühle mich Ihnen daher zu besonderem Danke verpflichtet und verbleibe mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebener A. Pfänder.

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 275. 1 Alexander Pfänder (1870–1941): Philosoph; 1901 PD, 1908 a. o., 1930 o. Prof. in München.

[1454] Raoul Richter1 an Dilthey Leipzig, Nonnenstr[aße] 2b. 12/Mai [19]06 Sehr verehrter Herr Geheimrath Vor einigen Tagen traf bei mir Ihre „Jugendgeschichte Hegels“ ein; sollte ich die Übersendung Ihrer persönlichen Initiative verdanken, so sage ich Ihnen meinen gehorsamsten Dank. Ich habe mich gleich an die Lektüre gemacht und mit hohem Genuss den Inhalt der religionsphilosophischen Manuscripte und deren lehrreiche Bearbeitung auf mich wirken lassen. Vermutlich werde ich durch dieses Werk endlich den lang gesuchten Eingang zu Hegels System finden, weil man vom allgemeinmenschlichen und Concreten hier mählich2 zum Allvernünftigen und Abstracten hinübergeführt wird.

In dankbarer Ergebenheit Ihr Raoul Richter

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 276–276 R. 1 Raoul Richter (1871–1912): Philosoph; 1893 Promotion in Leipzig (bei Wilhelm Wundt), 1898 Habilitation ebd., 1898–1905 PD, 1905 apl. Prof. ebd. 2 Gehobener Ausdruck für „allmählich“.

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Paul Barth an Dilthey

[1455] Paul Barth1 an Dilthey Hochverehrter Herr Geheimrat für die freundliche Zusendung Ihrer Abhandlung über Hegels Jugendgeschichte erlaube ich mir meinen verbindlichen Dank auszusprechen. Ich gestatte mir die Abhandlung als Rezensionsexemplar für die Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie zu betrachten und werde in dieser darüber referieren.2 Mit dem Wunsche daß es Ihnen wohl gehe bleibe ich

Ihr in steter Ehrerbietung ergebener P. Barth.

Leipzig, Kronprinzstr[aße] 42 13. Mai 1906 Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 259. 1 Der Philosoph Paul Barth (1858–1922); Hg. der im Brief genannten Zeitschrift. 2 Eine Rezension von P. Barth ist in der Vierteljahrsschrift nicht erschienen.

[1456] Jakob Minor an Dilthey Prof. D R. J. Minor  Wien, IV/2, Johann Straussg[asse] 33.

Wien 13. V. [19]06   Hochverehrter Herr, neuerdings haben Sie mich durch eine wertvolle Zusendung geehrt, die ich sogleich mit dem größten Interesse gelesen habe. Daß nach Haym und Rosenkranz noch so bedeutendes über Hegels Jugendentwicklung zu leisten möglich war, hätte wol niemand geglaubt. Auf die Beziehungen zwischen Hegel und Hölderlin hat mich vor zehn Jahren ein Programm von Emil Petzold (Hölder-

August Schmekel an Dilthey

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lins Brot war Wein, Sommer 1897)1 aufmerksam gemacht, das für einen Anfänger keine schlechte Arbeit ist. Möchten Sie noch recht oft Gelegenheit finden, auf dem Grenzrain zwischen Philosophie und Literatur Ihre Meisterschaft zu entfalten, damit auch wir davon profitiren können, die wir ja leider meistens nur mehr die Stimme der kaum flüggen Jugend vernehmen und aus Dissertationen unsere Belehrung schöpfen. Trotzdem aber möchte ich Sie doch auf ein nicht uninteressantes Programm von Olshausen über Novalis’ naturwissenschaftliche Fragmente (Leipzig 1905)2 aufmerksam machen, wenn Sie es nicht schon kennen. Neben manchem Fraglichen enthält es sehr viel Gutes, besonders über Ritter.3 Ich plage mich mit dem Text der Fragmente von Novalis, einer unmöglichen Aufgabe, da die Fragmente gar nicht vorliegen, sondern nur die Studienhefte, aus denen Novalis seine Fragmente genommen hatte.4 Und daneben hunderte von Kolloquien und Dutzende von Prüfungsarbeiten. Die schreckliche Überfütterung unserer Universität wird mich noch umbringen. In altgewohnter Verehrung und mit wiederholtem Dank Ihr ergebenster   J. Minor Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 262–263 R. 1 Emil Petzold (1859–1932): Philologe und Literaturhistoriker; 1914 PD in Lemberg, 1918/19 provisorischer Dozent in Warschau. – Hölderlins Brot und Wein. Ein exegetischer Versuch. Sambor 1896. 2 Waldemar von Olshausen (1879–1859): Germanist.  – Friedrich von Hardenbergs (Novalis) Beziehungen zur Naturwissenschaft seiner Zeit. Leipzig 1905. 3 Johann Wilhelm Ritter (1776–1810): Physiker und Philosoph der Frühromantik. 4 Vgl. J. Minor (Hg.): Novalis. Schriften. 4 Bde. Jena 1907. Bd. 2 und 3: Fragmente.

[1457] August Schmekel 1 an Dilthey Greifswald d[en] 13. V. [19]06. Sehr geehrter Herr Geheimrat! Herzlichen Dank für die gütige Übersendung Ihrer Abhandlung über ­Hegel! Sie werden sich gewiß gewundert haben, daß ich, trotzdem ich bei unserer letz-

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August Schmekel an Dilthey

ten Zusammenkunft den Plan eines Werkes Ihnen vortrug, doch noch nichts von mir habe hören lassen. – Hierüber will ich nur ein Wort der Aufklärung sagen. Wie es bei Forschungen natürlich ist, war Philosophisches u. LitterarischPhilologisches miteinander vermischt: denn ohne Beweise Ansichten vorzutragen ist zwecklos u. Beweise verlangten auch Quellen, Quellenuntersuchungen. Zu diesem Zweck hatte ich einen Teil des Sextus Empiricus2 untersucht u. nach meiner Meinung erledigt. Nun sprach ich mit dem Verleger u. mit Herrn Geh[eim]-R[ath] v[on] Wilamowitz3 u. der Unterredung Folge war, daß ich das mehr Philologische, d. h. die Quellenforschung u. das Philosophische getrennt veröffentlichen sollte u. zwar auf Wunsch des Verlegers (Dr. Vollert  / ​ Weidmann)4 d[as] Philologische in den Untersuchungen, die v[on] Wilamowitz herausgiebt,5 weil sonst der Absatz sehr gering ist. V[on] Wilamowitz ging unter bestimmten Bedingungen darauf ein: ich meinte, die Quellenuntersuchungen zu Sextus würden 20 Bogen nicht überschreiten – ich sollte die Darstellung möglichst kurz halten. – Andererseits wollte ich nun doch, wenn schon ein eigenes Werk über d[ie] Quellen des Sextus erscheinen sollte, doch vollständig sein u. nur das nicht behandeln, was von anderen gut erledigt war. Leider giebt es derartiges nicht. Auch Natorps Forschungen6 protzen in dieser Hinsicht von Fehlern, u gerade hatte ich ursprünglich gemeint, die Schriften des Sext[us] adv[ersus] Logicos I u. II und Hypot[yposen] II7 nicht untersuchen zu müssen, da Natorp über sie s[eine] Untersuchungen angestellt hatte. So mußte ich diese Arbeit noch mit aufnehmen. Ich hoffe nun in kurzer Zeit endlich fertig zu sein u. die letzte Hand anzulegen. Sextus wird ganz untersucht sein u als Philosoph – verschwinden. Daß ich durch die äußeren Verhältnisse in der nachhaltigsten Weise gehindert werde, ist natürlich. Ich habe kaum soviel oder nicht viel mehr Einkommen wie ein Briefträger u. Bibliotheksdiener: das Übrige brauche ich nicht zu sagen. Dazu habe ich auch noch sonst manche Liebenswürdigkeit zu schlucken. Daß das nicht förderlich ist, ist selbstverständlich. Doch ich wollte nicht klagen, sondern Ihnen danken u. die obige Aufklärung geben.

Mit herzlichsten Grüßen Ihr treu ergebener A. Schmekel

Daß d[ie] Quellenuntersuchungen zu Sext[us] viel umfassender als 20 Bogen sind, fürchte ich nicht ohne Grund. Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 260–260 R.

Dilthey an Wilhelm Schuppe  

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1 Der klass. Philologe und Philosophiehistoriker August Schmekel (1857–1934). 2 Sextus Empiricus: griech. Arzt und Philosoph, lebte Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. 3 Der klass. Philologe Ulrich von Wilamowitz-Möllendorff (1848–1931). 4 Ernst Vollert (1855–1931): Verlagsbuchhändler, seit 1891 Mitinhaber der Weidmann­ schen Buchhandlung, Berlin. 5 Philologische Untersuchungen. Hg. von A. Kießling und U. von Wilamowitz-Möl­ lendorff. 30 Bde. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung 1880–1925. – Die geplante Arbeit von A. Schmekel ist nicht erschienen. 6 Der Philosoph und Pädagoge Paul Natorp (1854–1924). – Untersuchungen über die Skepsis im Altertum, in: Rheinisches Museum für Philologie 38 (1883), S. 28–91; Forschungen zur Geschichte des Erkenntnisproblems im Altertum. Berlin 1884. 7 Sextus Empiricus: Adversus Logicos [gegen die Logiker]; Pyrrhoniae Hypotyposen [Kompendium, Entwurf, Darstellung].

[1458] Dilthey an Wilhelm Schuppe 1 B[erlin] 14. 5. [19]06 Hochverehrter Herr College, von einer längeren Reise zurückgekehrt, vernehme ich, daß Sie Ihren siebzigsten Geburtstag gefeiert haben,2 und so sei mir gestattet, zwar nachträglich, doch nicht minder herzliche Glückwünsche zu diesem Tage auszusprechen. Wir haben alle von Ihnen gelernt. Als Ihre Logik 1878 erschien,3 war sie nicht nur höchst wirksam zur Zerstörung der damals in so genialen Köpfen wie Lotze4 und Fechner5 fortdauernden Metaphysik: sie hatte auch die Halbheiten des erneuerten Kantianismus bis in ihre letzten Voraussetzungen verfolgt und aufgelöst. Nehmen Sie dazu, was Sie besonders auf dem Gebiet einer allgemeinen Rechtswissenschaft6 geleistet haben, so dürfen Sie auf ein wirkungsvolles Leben zurückblicken, das in der Geschichte der philosophischen Bewegung unsres Zeitalters seinen Platz behauptet. Mögen Sie noch lange in frischer Kraft tätig sein dürfen und zugleich auch, was schon in Ihrem Alter, dem ich ein ganzes Stück voraus bin, zur Geltung kommt, mit beschaulicher Ruhe und Gelassenheit das Getriebe der Welt betrachten – der eigene Vorzug des Alters.

In aufrichtigster Hochschätzung und Ergebenheit der Ihrige Wilhelm Dilthey

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Karl Joël an Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; UB Krakau, HA , ohne Signatur und unpaginiert, 2 Bl. 1 Der Philosoph Wilhelm Schuppe (1836–1913). 2 Am 5. Mai 1906. 3 W. Schuppe: Erkenntnistheoretische Logik. Bonn 1878. 4 Der Philosoph Rudolf Hermann Lotze (1817–1881). 5 Der Philosoph, Physiker und Physiologe Gustav Theodor Fechner (1801–1887). 6 W. Schuppe: Grundzüge der Ethik und Rechtsphilosophie. Breslau 1882; Der Begriff des subjektiven Rechts. Breslau 1887; Das Gewohnheitsrecht zugleich eine Kritik der beiden ersten Paragraphen des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetzbuches für das deutsche Reich. Breslau. 1890; Das Recht des Besitzes zugleich Kritik des Entwurfes eines bürgerlichen Gesetzbuches für das deutsche Reich. Breslau 1891.

[1459] Karl Joël 1 an Dilthey Basel d[en] 14. 5. [19]06   Hochverehrter Herr Geheimrat! Lassen Sie mich in Kürze herzlich danken für die ebenso wertvolle wie willkommene Gabe Ihres jungen Hegel, in den ich mich bald zu versenken begonnen habe, und ich fand auch bald da, wie erwartet einen Führer, der ebenso fern von der Apologetik Rosenkranz’ wie von der pathologischen Kritik Hayms mit vornehmster Objektivität und zugleich mit stimmungsvollster subjektiver Feinfühligkeit schöne, klare, oft verborgene Wege weist. Ich wüßte nicht, was für eine genetische Erkenntnis des 19. Jahrhunderts einerseits und der Metaphysik andererseits wichtiger wäre als solche Erkenntnis der Entwicklung Hegels. Namentlich aus dem zuletzt gelesenen Abschnitt über die Grundlagen seines mystischen Pantheismus2 habe ich viel gelernt. So weit Ihre Erkenntniskritik Sie von ihm trennt, es liegt etwas in jener abgeklärten Mischung von objektiver Weite und subjektiver Tiefe, von Altersreife und Jugendwärme, von Kunst und Weisheit, Anschauen und Denken, Geschichte und Philosophie, das Sie anzieht und zu seinem geborenen Historiker macht. Wenn Sie es auch weiterhin würden! Nicht mit dem Anspruch einer Gegengabe noch auch mit dem einer Lektüre, nur als Zeichen der Versöhnung wird Ihnen eine früher schon als hiesiges Lektoratsprogramm übersandte, jetzt im Verlagsneudruck erschienene Arbeit zugehn.3 Da ich in einer der hinzugefügten Anmerkungen Einwände des

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Ludwig Stein an Dilthey   

Ihnen wohl nahestehenden Dr. H[erman] Nohl in seinen von mir geschätzten Studien berühre,4 wollte ich ihm ein weiteres Exemplar zusenden, bin aber ohne alle Kenntnis seiner Adresse.

In treuer Verehrung Ihr Sie hochschätzender Karl Joël

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 264–265. 1 Der Philosoph Karl Joёl (1864–1934). 2 Vgl. GS IV, S. 138 ff. 3 K. Joёl: Ursprung der Naturphilosophie aus dem Geiste der Mystik. Mit Anhang: Archaische Romantik. Jena 1906. – Die Schrift war im November 1903 als „Programm zur Rektoratsfeier der Universität Basel“ erschienen. 4 In der ausführlichen Anm. 1 zum Buch (S. 189) setzt sich K. Joёl kritisch mit H. Nohls Berliner Diss. Sokrates und die Ethik (Tübingen und Leipzig 1904) auseinander.

[1460] Ludwig Stein an Dilthey  Prof. Dr. Ludwig Stein Villa Schönburg Bern

14. Mai 1906 Hochverehrter Herr Geheimrath! Im letzten Augenblick konnte ich noch die Disposition treffen[,] Herrn Köhler’s Abhandlung im Maiheft zu bringen.1 Für Ihren Aufsatz ist das Augustheft reserviert.2 Wollen Sie, bitte, Mitte Juli Reimer3 das M[anu]skr[ipt] abliefern. Beide Archive4 sind für 11/2 Jahre mit Arbeiten versorgt. Das Ausland, besonders England und Amerika beteiligt sich lebhaft. Es freut mich, daß Ihnen mein Vorhaben, die philosophischen Strömungen der Gegenwart zu behandeln, einleuchtet, ich bin schon tapfer dabei. Mit schönsten Empfehlungen an Frau Geheimrath bin ich Ihr verehrungsvoll ergebener   Ludwig Stein

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Dilthey an Sissi Brentano  

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 293–293 R. 1 M. Frischeisen-Köhler: Über die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung, in: Archiv für systematische Philosophie 12 (1906), S. 225–266 und S. 450–483; 13 (1907), S. 1–21. 2 Ein Aufsatz D.s ist in dem betreffenden Band des Archivs nicht erschienen. 3 Der Verlag Georg Reimer, Berlin, der 1897 von Walter de Gruyter übernommen wurde. 4 Das Archiv für Geschichte der Philosophie und das Archiv für systematische Philosophie, die die beiden Abteilungen des Archivs für Philosophie bilden. Vgl. BW III, S. 314, Anm. 2 zu Brief [1221].

[1461] Dilthey an Sissi Brentano1 Berlin, 15. 5. [19]062 Liebes Fräulein Sissi, ich muss mich sehr entschuldigen, habe ganz im Augenblick vergessen, dass ich schon für heute (Dienstag) Abend ein Billet für Fidelio3 hatte. Mit hinzugehen habe ich Sie nicht aufgefordert, weil die Aufführung schlecht ist u. ich sie eben nur für meine musikalische Beschäftigung nötig habe. Mit herzlichen Grüssen  Ihr Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Postkarte, Diktat D.s von der Hand Maximilian D.s; FDH Frankfurt, Goethe-Museum, Sign. 13063, 3.  1 Sissi Brentano: Tochter Lujo Brentanos. 2 Datierung nach Poststempel. 3 Oper Ludwig van Beethovens, Uraufführung am 20. November 1805 im T ­ heater an der Wien.

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Alfred Dove an Dilthey

[1462] Alfred Dove1 an Dilthey Herzlichen Dank für die Jugendgeschichte Hegels, l[ieber] D[ilthey], wie liebenswürdig, daß Sie mich durch diese Gabe zu erfreuen gedachten! Ich bin auch nun Gott sei Dank wieder im Stande, sie dankbar zu genießen, nachdem ich zwei Jahre lang unter den Schatten gewandelt bin. Soweit war es mit mir gekommen, daß ich nicht einmal mehr einen Scherz verstand. Jetzt sind die abgerissenen Fäden des Denkens so ziemlich alle wieder aufgenommen, die alte Gewandtheit im Ausdruck stellt sich allmählich wieder ein, und auch an diesen Schriftzügen werden Sie kaum etwas krankhaftes wahrnehmen, es müßte denn ihre zu ängstliche Regelmäßigkeit sein. So kann denn vielleicht noch etwas recht Vernünftiges aus mir werden. – Leben Sie wohl und grüßen Sie Ihre liebe Frau[,] zugleich sag’ ich schönste Grüße von der meinen.   Ihr A. Dove. München, Kaulbachstraße 10.

17. Mai 1906

Original: Hs.; Postkarte; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 296. 1 Der Historiker und Publizist Alfred Dove (1844–1916).

[1463] Eugen Kühnemann1 an Dilthey Posen, 17. Mai 1906.   Hochverehrter Herr Geheimrat! Lassen Sie mich Ihnen den allerherzlichsten Dank sagen für das wundervolle Geschenk Ihrer Jugendgeschichte Hegels. Ich bin wahrhaft stolz darauf, daß Sie mich zu dem Kreise derer zählen, die Sie mit eigener Hand zu Ihren Thaten führen. Ich verfolge mit großer Freude Ihr fortschreitendes Werk. Im Augenblick beschäftigen mich zu weit abliegende Arbeiten, und ich bin auch sonst tief in mancherlei Unruhe drin. Ich habe daher erst wenig so, wie

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Wilhelm Schuppe an Dilthey   

man solche Arbeit lesen muß, in ihr lesen können. Aber schon nach dem wenigen freue ich mich unendlich darauf, mich ganz in sie zu vertiefen. Ja, ich muß sagen, hätte ich einmal die Hände frei, so möchte ich in nichts selber so gerne weiter arbeiten als in diesen Dingen und Problemen. Nochmals sage ich meinen freudigen und innigen Dank und bleibe stets in wahrhafter Verehrung Ihr ergebenster E. Kühnemann Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 297–298 R. 1 Eugen Kühnemann (1868–1946): Philosoph und Literaturwissenschaftler; 1895 PD, 1901 a. o. Prof. in Marburg, 1903 Gründungsrektor der Königl. Akademie zu Posen, 1906 o. Prof. in Breslau.

[1464] Wilhelm Schuppe an Dilthey  Greifswald den 19ten Mai 1906 Hochverehrter Herr Kollege Ihre freundlichen Worte haben mir unendlich wol getan u. ich sage meinen wärmsten Dank dafür.1 Als Sie Ihren 70sten Geburtstag feierten,2 wußte ich gar nichts davon. Ich wünsche lebhaft u. hoffe, daß Sie mir durch Langlebigkeit Gelegenheit geben, mein damaliges Versäumniß gut zu machen. Ich habe jetzt manches derart gut zu machen und mich vor solchem Versäumniß in Acht zu nehmen. Die schönste Gabe des Greisenalters, „mit beschaulicher Ruhe u. Gelassenheit das Getriebe der Welt zu betrachten“ ist mir leider noch nicht zu teil geworden. Noch leide ich, wie vor je, an ungewöhnlicher Unruhe u. Hast, u. habe ein Talent, mir alles mehr zu Herzen zu nehmen, als nötig ist. Aber ich gebe mir Mühe, wenigstens für die letzten Lebensjahre, mir noch den erfreulichen senius […]3 anzueignen. Mit vorzüglicher Hochachtung u. herzlichem Gruße ergebenst Schuppe

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Max Heinze an Dilthey  

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 290–290 R. 1 Vgl. Brief [1458]. 2 Am 19. November 1903. 3 Nicht zu entziffern.

[1465] Max Heinze an Dilthey Leipzig 21/5 1906 Verehrter, teurer Freund! Sie haben recht, auf mich erzürnt zu sein und mich für rücksichtslos und undankbar zu halten, aber Sie werden vielleicht verzeihen, wenn Sie erfahren, wie es mir ergangen. Seit 61/2 Monaten hüte ich fast ununterbrochen das Bett und habe sehr viel Schmerzen auszustehen gehabt, so daß es mir nicht möglich war irgend etwas ernstliches zu arbeiten zumal mir das Schreiben physisch fast unmöglich war. Jetzt geht es etwas besser, aber ich bin noch sehr schwach, so daß ich noch nicht einmal im stande gewesen bin Ihre Arbeit über Hegel genauer zu lesen, soviel habe ich aber doch gesehen, daß Sie über den jungen Hegel nun volles und klares Licht vermöge Ihres tiefgehenden Forschens verbreiten. Die philosophische Welt wird Ihnen dafür aufrichtig Dank wissen, und ich vor Allen, dem Sie das wertvolle Buch dediciert haben!1 Mit dem Wunsche, daß Sie weiter im stande sein mögen, geistig so frisch zu schaffen, wie dies Ihr letztes Werk zeigt,

Ihr treu ergebner M. Heinze.

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 295–295 R. 1 Vgl. Brief [1449], Anm. 2.

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Emil Lask an Dilthey

[1466] Emil Lask1 an Dilthey Heidelberg d[en] 23. 5. [19]06. Hochgeehrter Herr Geheimrat! Haben Sie meinen ergebensten Dank für die Zusendung Ihres Buches „die Jugendgeschichte Hegels“! Es ist nicht Zufall oder Nachlässigkeit, wenn ich erst heute, zwei Wochen nach Empfang des Geschenkes, für die Güte, daß Sie auch meiner gedacht haben, meinen Dank abstatte. Denn ich hatte mir sogleich vorgenommen, nicht vor der erstmaligen Lektüre der Schrift eine Antwort zu geben. Ich darf aber auch jetzt meinen bisherigen Genuß Ihres Buches nur einen flüchtigen und vorläufigen nennen. Denn grade weil ich mich schon mit Hegel beschäftigt habe, war Ihre Darstellung für mich höchst überraschend und aufregend und zwang mich fortwährend, der neuen Eindrücke Herr zu werden. Scheinbar Vertrautes hat sich mir jetzt erst erschlossen. So sehr ich mich auch stets bemühte, Hegels Stellung zum objektiven Ethos des Griechentums und zur substantiellen Sittlichkeit gerecht zu werden, ganz nachfühlbar ist mir diese tiefsinnige Kulturphilosophie erst jetzt geworden. Hegels politische Spekulation habe ich dadurch in viel weitere Zusammenhänge umzustellen gelernt. Die bisherigen Darstellungen Hegels haben sich mit wenigen Ausnahmen auf geschickte Paraphrasen sowie eine Kennzeichnung der äußerlich wirksamen und leicht faßbaren Bestandteile seiner Lehre beschränkt. Erst Sie haben die traditionelle Behandlungsart überall durchbrochen und uns die ewige Jugendlichkeit des Hegelschen Denkens nacherleben lassen. Es ist erstaunlich, welcher Gewinn dabei für das Verständnis der schwierigsten Gedanken des späteren Hegel – man braucht allein an die Phänomenologie2 zu denken – aus diesen Jugendschriften gezogen werden konnte. Ich wünsche Ihnen von Herzen Glück zur Fortführung Ihres Werkes und bin mit der Versicherung meiner Verehrung und Dankbarkeit

Ihr ganz ergebener Emil Lask

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 269–270. 1 Emil Lask (1875–1915): Philosoph; 1901 Promotion bei Heinrich Rickert in Freiburg i. Br., 1905 Habilitation bei Wilhelm Windelband in Heidelberg, 1910 a. o. Prof., 1913 etatmäßiger a. o. Prof. in Heidelberg.

Heinrich Maier an Dilthey

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2 G. W. F. Hegel: System der Wissenschaft. Erster Theil, die Phänomenologie des Geistes. Bamberg und Würzburg 1807.

[1467] Heinrich Maier1 an Dilthey Tübingen, Gartenstr[aße] 1, 23. V[.] [19]06   Hochverehrter Herr Geheimrat! Für die liebenswürdige Übersendung Ihrer „Jugendgeschichte Hegels“ herzlichen Dank! Das Buch hat mir große Freude gemacht. Sie können sich denken, daß es mir, dem Schwaben und ehemaligen Stiftler, schon ein lokales Interesse geweckt hat. Noch in meiner Studienzeit war im Stift2 eine Hegeltradition lebendig, die direkt allerdings nur bis zu den Stiftshegelianern (Baur, Strauß, Vischer, Schwegler u. s. f.)3 zurückreichte, aber noch mancherlei auch über Hegels Stift[l]erszeit zu berichten wußten. Der ‚kritische Geist‘ hatte damals die Freude an solchen Erinnerungen noch nicht zurückgedrängt. Vielleicht darf ich Ihnen hierüber, sowie über mancherlei Notizen, die in den Archiven des Stifts über Hegel liegen, später einmal einiges mitteilen. Das Bild, das Sie von Hegels Jugendgeschichte entworfen haben, wird dadurch freilich nicht im mindesten verändert werden. Die ganze Stimmung, die über diesem Werke liegt, haben Sie, wie mir scheint, meisterhaft getroffen. Ich freue mich über Ihr Buch aber namentlich deshalb, weil ich hoffe und überzeugt bin, daß es der gegenwärtigen Philosophengeneration das Verständnis Hegels wieder erschließen und den Anstoß zu einer gerechteren Würdigung der Hegelschen Philosophie geben werde.

Mit verehrungsvollem Gruß Ihr ergebenster Heinrich Maier

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 267–268. 1 Heinrich Maier (1867–1933): Philosoph; 1892 Promotion (bei Chr. Sigwart), 1896 Habilitation, 1900 a. o., 1901 o. Prof. in Zürich, 1902 in Tübingen, 1911 in Göttingen, 1918 in Heidelberg, 1922 in Berlin. 2 Das Tübinger Stift, Studienhaus der ev. Landeskirche Württemberg.

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Jacob Freudenthal an Dilthey

3 Der ev. Theologe Ferdinand Christian Baur (1792–1860), der Philosoph und ev. Theologe David Friedrich Strauß (1808–1874), der Literaturwissenschaftler und Ästhetiker Friedrich Theodor Vischer (1807–1887), der ev. Theologe Albert Schwegler (1819–1857).

[1468] Jacob Freudenthal1 an Dilthey Berlin 24. V. [19]06 Kürenstr[aße] 12

Hochverehrter Herr Geheimrat.

Bis heute habe ich mit der Abstattung meines Dankes für die gütige Zusendung Ihrer neuesten Schrift gezögert, weil ich sie zuvörderst erst gelesen haben wollte. Leider aber bin ich in diesen Wochen zu eingehender Lektüre nicht gekommen, und solange Ebbinghaus2 nicht ersetzt ist und Examina, Sitzungen und Beurteilung von Arbeiten der Studierenden sich häufen, werde ich in der Zeit der Vorlesungen auch nicht dazu kommen. Hoffentlich aber bringen die Pfingstferien die Muße zu gründlichem Studium. Ich freue mich schon heute auf den Genuß, den jede Ihrer Schriften mir gewährt, und bin mit herzlicher Empfehlung an Sie und Ihre Frau Gemahlin Ihr treu ergebener Freudenthal Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 266. 1 Der Philosoph Jacob Freudenthal (1839–1907). 2 Der Psychologe Hermann Ebbinghaus (1850–1909) verließ 1894 die Universität Berlin und wechselte an die Universität Breslau.

[1469] Georg von Below1 an Dilthey Freiburg i. B. d[en] 25. 5. [19]06. Hochverehrter Herr Geheimrat! Gestatten Sie, daß ich Ihnen für die liebenswürdige Zusendung Ihrer Schrift „die Jugendgeschichte Hegels“ meinen aufrichtigen Dank ausspreche. Sie haben

Ernst Bernheim an Dilthey

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mir damit eine große Freude bereitet. Ich verdanke Ihren Schriften zu e­ inem wesentlichen Teil die nähere Bestimmung und Befestigung meiner wissenschaftlichen und allgemeinen Anschauungen, und so heiße ich denn auch jene Ihre neue Untersuchung sehr willkommen. Neben dem unmittelbaren Erkenntniszweck, dem sie dienen will, fällt auch noch vieles von allgemeiner Bedeutung für jeden, mag er Philosoph sein oder nicht, ab. Ich benutze die Gelegenheit, um Ihnen für den hohen Genuß zu danken, den mir Ihr im letzten Semester erschienenes Buch über Novalis, Hölderlin u. s. w.2 gewährt hat. Ihre Schrift über Hegel wurde mir über Tübingen hierher geschickt. Ich habe nämlich im letzten Herbst Tübingen verlassen und bin hierher übergesiedelt. Freiburg hat sich allmählich so entwickelt, daß die akademische Wirksamkeit hier größer als in Tübingen ist. Doch denke ich an Tübingen und an Württemberg sehr gern zurück, und so habe ich auch mit besonderer Freude Ihre Schilderung der württembergischen Landschaft in Ihrem Hölderlin gelesen.

In aufrichtiger Verehrung Ihr ergebener G. v. Below.

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 306–306 R. 1 Georg von Below (1858–1927): Verfassungs- und Wirtschaftshistoriker; 1886 a. o. Prof. in Königsberg, 1891 o. Prof. in Münster, 1897 in Marburg, 1901 in Tübingen, 1905 in Freiburg i. Br. 2 Das Erlebnis und die Dichtung.

[1470] Ernst Bernheim1 an Dilthey Greifswald, den 26. Mai 1906 Sehr geehrter Herr Geheimrat! Nehmen Sie meinen ergebensten Dank für die Übersendung Ihrer Abhandlung über Hegel und die Freude, die Sie mir dadurch gemacht haben! Es ist eine seltene Freude, den Werdegang eines großen Geistes aus allen Wurzeln und allen befruchtenden Einflüssen der Zeit so intim dargelegt zu sehen, daß man

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Bernhard Groethysen an Dilthey

sein Erwachsen gewissermaßen nachzuerleben vermag. Und es erfreut mich noch besonders, meine Vermutung bestätigt zu finden, daß die Vertiefung ­Hegels in die historischen Prozesse, wie Sie nun zeigen, speziell in die religionsgeschichtlichen, einen ganz wesentlichen Anteil an dem Aufbau seiner systematischen Gedanken gehabt hat. Den Grundsatz, es müsse der Historiker mit dem Philosophen gehen, hätte ich nicht schöner bestärkt finden können, als durch Ihre Schrift und deren freundliche Zusendung.

Mit ganzer Ergebenheit der Ihre Ernst Bernheim.

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 294–294 R. 1 Ernst Bernheim (1850–1942): Historiker; 1875 Habilitation in Göttingen, 1883 Prof. für mittelalterliche Geschichte und geschichtliche Hilfswissenschaften in Greifswald.

[1471] Bernhard Groethysen1 an Dilthey Hochverehrter Herr Geheimrat!

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Vor wenigen Tagen hat mir meine Mutter auf meine Bitte hin Ihre „Jugendgeschichte Hegels“ übersandt. Herzlichen Dank! Ich kann nicht bestimmen, welchen Einfluß diese erste Darstellung eines metaphysischen Erlebnisses vor aller Erkenntnistheorie und exakter Wissenschaft auf uns Jüngere haben wird aus der Zeit, die uns unsere Aufgaben stellt. Ich möchte Ihnen heute kurz Rechenschaft über meine Arbeit geben.2 Ich habe damit angefangen, die Pamphlete und Zeitschriften von 1793 und 1794 durchzusehen und bin dann noch einmal auf die Pamphlete und Zeitschriften von 1789–1793 von teilweise meinen Gesichtspunkten aus zurückgegangen. Kurz deute ich die Resultate an. Der Ausgangspunkt der Revolution ist: Eine Form zu finden, in der alle staatlichen Handlungen rechtlich begründet sind. In dem absoluten Rechtsbewußtsein liegt ein revolutionärer Bruch, die Verfassung wird als Mittel angesehen[,] die absoluten Rechtsforderungen zu verwirklichen. Die absolute Rechtsgrundlage der Gesetze kann nur in dem Kollektivwillen liegen. In der Ausübung seines Rechtes erfüllt der Kollektivwillen das Kollektiv im Interesse, in der Erfüllung des Kollektivinteresses liegt

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Bernhard Groethysen an Dilthey

die Erfüllung des Nationalwillens. Die teleologische Aufklärungsphilosophie, das Moment der auf das Kollektivinteresse gerichteten Leidenschaft, der mystisch-gefühlsmäßige Kollektivismus, das absolute Rechtsbewußtsein finden ihre Vereinigung in dem Begriff der Rechtsausübung des auf das Kollektivinteresse gerichteten aufgeklärten Nationalwillens. Da aber die Kollektivität aus Individuen mit selbständigen untereinander divergierenden Wollungen besteht, so ist ein Problem, den Kollektivwillen zu erfassen. Durch Aufklärung gelangt das einzelne Individuum zur Erfassung des Kollektivwillens und des Kollektivinteresses: Girondisten;3 unmittelbares, universalisches des Volkswillens und Volksinteresses bei ihnen, die geschichtliche Entwicklung bringt es mit sich, daß sich der Ausgangspunkt von dem frei geäußerten Kollektivwillen zum Kollektivbewußtsein verschiebt, das bei Robespierre4 seine Grundlage in dem Kultus […]: Terroristen. Ich hoffe bis zum 1. Juli – natürlich vorläufig – mit meinen Arbeiten hier fertig zu sein[,] um dann nach Berlin zurückkehren zu können. Das Wertvolle an meinem diesmaligen Aufenthalt in Paris war ein […] Miterleben der politischen Vorgänge durch persönliche Beziehungen, durch gewisse öffentliche Vorgänge, die mir einen Einblick in gewisse Tendenzen und Probleme und gewisse Aufschlüsse über eine zukünftige Gestaltung der Dinge verschafft haben. Ich spare es mir auf, Ihre Ansicht darüber mündlich zu erbitten. Indem ich Sie bitte, Ihrer Frau Gemahlin meine besten Grüße höflichst übermitteln zu wollen, verbleibe ich ihr dankbar ergebener

B. Groethuysen.

Meine Anschrift ist jetzt Paris. Rue Boutebrie 16 (V. Arr.) Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 61, Bl. 15–16 R. 1 Der Philosoph und Historiker Bernhard Groethuysen (1880–1946); Schüler und Mitarbeiter D. s. 2 Gemeint sind Groethuysens Vorarbeiten zu seiner (unveröffentlichten) Habilitationsschrift von 1907 über Das Naturrecht als Grundlage des Privat- und Staatsrechts im Anfang der Revolution. Diese Schrift war Teil eines größeren, in Arbeit befindlichen Werks, das die in der Französischen Revolution wirksamen philosophischen Ideen zum Gegenstand hatte. – Vgl. die späteren Publikationen: L’origine de l’esprit bourgeois en France. 1. L’Eglise et la bourgeoisie. Paris 1927; Die Entstehung der bürgerlichen Welt- und Lebensanschauung in Frankreich. 2 Bde. Halle a. d. Saale 1927/1930 und Philosophie de la Révolution française. Précédé de Montesquieu. Paris 1956; dt. Übersetzung: Philosophie der Französischen Revolution. Mit einem Nachwort von E. Schmitt. Neuwied und Berlin 1971 (vermutlich die Ausarbeitung der von Groethuysen im WS 1907/08 an der Universität Berlin gehaltenen Vorlesungen).

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Clara Hegel an Dilthey

3 Mitglieder einer Gruppe von Abgeordneten während der Französische Revolution, die erstmals am 1. Oktober 1791 in der Gesetzgebenden Nationalversammlung auftraten. 4 Maximilien de Robespierre (1758–1794): franz. Revolutionär, führender Politiker der Jakobiner, die die politische Linke repräsentierten.

[1472] Clara Hegel1 an Dilthey   Hochverehrter Herr Professor!2 Sie haben mir eine große Freude gemacht durch die Übersendung der interessanten Schrift über die Jugendgeschichte meines Schwiegervaters. Ich lese darin u. freue mich, wie schön der Stoff behandelt ist. Herzlich leid hat es mir gethan Ihren Freund Dr. Nohl gestern nicht sprechen zu können u da ich im Begriff bin sobald es meine Kräfte erlauben zu verreisen, möchte ich Sie bitten Herrn Dr. Nohl an den Enkel des Philosophen[,] Herrn Regier[ungs-]Rath Dr. Hegel[,] Ansberger Str[aße] 7[,], meinen Neffen,3 zu verweisen. Mit herzlichem Dank u. vorzüglicher Hochachtung Ihre ergebene Clara Hegel geb. v[on] Flottwell Berlin 30/5 [1906] Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl, 815: 3, Bl. 46–46 R. 1 Clara Hegel (1853–1924): Tochter von G. W. F. Hegels Sohn Thomas Immanuel Christian Hegel (1814–1891), preuß. Jurist und Beamter, und seiner ersten Ehefrau Friederike von Flottwell (1822–1861). 2 Im Brieforiginal darüber von der Hand D.s: „Hier, l[ieber] F[reund,] ein Bescheid, der Hoffnung giebt daß Sie von dem Enkel Auskunft erhalten. Mit herzl[ichem] Gruß auch an Ihre liebe Frau Ihr Dilthey“. 3 Der Sohn von G. W. F. Hegels Sohn, dem Historiker und Geheimen Rat Karl Hegel (1813–1904): Georg Hegel (1856–1933).

Dilthey an Robert Vischer   

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[1473] Dilthey an Robert Vischer 

Lieber Freund,

Rheinsberg Datum unbekannt [Mai 1906]

Herzlichen Dank für den gütigen lehrreichen Brief.1 Vor Allem bitte ich den Ungenannten,2 ja seine Arbeit fortzusetzen. Hegels Entwicklungsgeschichte reicht bis zur Feststellung seiner Logik; was ich gebe macht die Lösung der Aufgabe erst möglich. Denn das Wesentliche meiner Arbeit, die Reconstruktion der in Fetzen daliegenden herrlichen Jugendwerke, ist das Ergebniß so langer Versuche, daß dazu den Bearbeitern keine Zeit gewesen wäre: sie haben nun festen Grund u. auf diesem einen langen Weg. Meinen besten Dank auch an den Ungenannten über seine freundlichen Mittheilungen.3 Auch ich habe mich brieflich u. auch Dr. Nohl mit der Witwe des Präsid[enten] Hegel und ihrem Neffen in Beziehung gesetzt; zunächst ohne Erfolg: daß Briefe u. Papiere noch da sind habe ich trotzdem Grund anzunehmen; die in verschiedenen Redaktionen umlaufende Erzählung vom Autodafé4 schließt für mich das nicht aus. Den beiden anderen Spuren (Rosenkranz,5 Gabler)6 können durch einen günstigen Zufall vielleicht einmal zu was führen. Dr. Nohl, der die von mir behandelten Bruchstücke herausgeben wird, ist eben nach Erlangen gereist, wo Falckenberg7 schon für mich Nachforschungen ergebnißlos angestellt hat. Der Ungenannte – dies noch zuzufügen – findet eine eben so schwere Arbeit, als die älterer Bruchstücke forderten, an dem was von systematisch philosophischen Handschreiben vorhanden ist. Möge viribus unitis8 diese schwierige Entwicklungsgeschichte aufgeklärt werden. Ich schreibe diese Zeilen in Rheinsberg u. zurückgekehrt werde ich der verehrten Schwiegermama9 das freundliche Mitgetheilte zurücksenden. Und Sie lieber Freund? Woran arbeiten Sie? was wird im Herbst? Mit herzlichem Gruß Ihnen a[uch] der verehrten Frau u. Tochter Ihr  Dilthey Original: Hs.; StA Fürth, Autographensammlung Hermann Glockner,10 ohne Signatur und unpaginiert, 3 Bl.; Erstdruck unter Auslassung der beiden letzten Briefabschnitte in: H. Glockner: Beiträge zum Verständnis und zur Kritik Hegels, a. a. O., S. 488.

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Dilthey an Laura Koepp  

1 Nicht überliefert. 2 Nicht zu ermitteln. 3 Nicht überliefert. 4 Verbrennung von Büchern und Schriften. 5 Der Philosoph Karl Rosenkranz (1805–1879). 6 Georg Andreas Gabler (1786–1853): Philosoph; Nachfolger G. W. F. Hegels als Philosophieprofessor in Berlin; Rechtshegelianer. 7 Der Philosoph und Philosophiehistoriker Richard Falckenberg (1851–1920). 8 Lat.: Mit vereinten Kräften. 9 Marie-Luise von Flattich (1829–1916): Schwiegermutter R. Vischers. 10 Hermann Glockner (1896–1979): Philosoph und Hegel-Forscher; 1924 PD, 1930 Prof. in Heidelberg, 1933 in Gießen, 1951 in Braunschweig.

[1474] Dilthey an Laura Koepp1

Liebste Laura,

[ca. Mai 1906]2 Rheinsberg

mit unserer Familiengeschichte hast Du mir eine sehr, sehr große Freude gemacht.3 Das ist ja wundervoll daß Du bis vor 1571 unsere Vorfahren in einer nicht abbrechenden Reihe hast nachweisen können. Daß wir einen Ketzer und Wiedertäufer in der Familie gehabt haben, wenn wir auch nicht das Glück haben[,] direkt von ihm abzustammen, macht mir besonderes Vergnügen und ich hoffe, mich durch die Verwegenheiten im zweiten Band des Schleiermachers,4 von dem Du sprichst und auch sonstwie seiner würdig zu erweisen. Wie interessant war mir die Stelle aus Onkel Wilhelms5 Brief! Ebenso aus dem des Großvaters an den Vater.6 Den Vater hast Du vortrefflich und wahr dargestellt. So lange ich erinnern kann, war er außer Stande ein theologisches Buch zu lesen, so unerträglich war ihm die Theologie: er hatte ein großes Gefühl für die Realitäten der Welt. Als eigener Zug tritt in den mir bekannten Diltheys, dem Onkel Wilhelm, dem Bruder Karl7 ein tiefes Sorgen und Leiden mit der Familie hervor. Das eigene Porträt kann man ja nie beurtheilen: nur soviel sehe ich[,] daß man wohl so aussehen möchte, daß es aber sehr geschmeichelt ist. Und nun nochmals den herzlichsten Dank, meine liebe Laura, für dies uns allen von der Familie so werthvolle Buch. In alter Treue   Dein Onkel Wilhelm

Marie von Bitter an Dilthey

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Original: nicht überliefert; Erstdruck in: Der junge Dilthey. Ein Lebensbild in Briefen und Tagebüchern 1852–1870. Zusammengestellt von C. Misch, geb. Dilthey. Stuttgart 1933, 2. Aufl. Stuttgart und Göttingen 1960, S. 294–295. – Nachfolgend ist hier die Chronik der Familie Dilthey wiedergegeben, in „Stammbaumform gebracht“ sowie mit Auslassungen und Zusätzen, hier S. 295–304. 1 Laura Koepp: Nichte D.s; Tochter seiner Cousine Karoline Koepp. 2 Das Vorwort der Familien-Chronik ist mit „April 1906“ datiert. 3 L. Koepp: Die Familie Dilthey, in: Nassovia: Zeitschrift für nassauische Geschichte und Heimatkunde 7 (1906), S. 66–68, 78–80, 94–96, 108–109. – Sonderdruck unter dem Titel: Die Familie Dilthey. Allen ihren Mitgliedern zugeignet. Wiesbaden o. J. (1906). 4 Der zweite Band des Leben Schleiermachers ist nicht erschienen. 5 Wilhelm Dilthey, gest. 1862, Bruder von D.s Vater Maximilian Dilthey. – Vgl. L. Koepp: Die Familie Dilthey, a. a. O., S. 17. 6 Samuel Dilthey an Maximilian Dilthey, vgl. L. Koepp: Die Familie Dilthey, a. a. O., 19. 7 D.s Bruder Karl.

[1475] Marie von Bitter1 an Dilthey Oranienstr[aße] 95[,] S[üd] 10 13. 6. [19]06.   Sehr verehrter Herr Geheimrath, Mit der Zusendung Ihres schönen Buches „Die Jugendgeschichte Hegels“ haben Sie mir eine sehr große Freude gemacht, und spreche Ihnen meinen verbindlichsten Dank aus! Alles was ich von Dr. Nohl über die Handschriften meines Großvaters und über die neuesten Erforschungen gehört habe, interessirt mich lebhaft. Wenn Dr. Nohl in Nürnberg mit dem Freiherrn Friedrich von Tucher Simmelsdorf 2 sprechen könnte und sich erkundigen, ob in dem Familien[-] Archiv, das von dem jetzigen Verwalter der Tucherschen Güter in Simmelsdorf angelegt ist, vielleicht irgend eine Hegelsche Handschrift zu finden ist, würde ich dazu rathen. Jedenfalls hat meine Mutter3 die Briefe meiner Urgroßmutter4 an das Ehepaar Hegel auf Wunsch des Tucher für ihr Familienarchiv hingegeben.

In größter Verehrung Ihre ergebene Marie v. Bitter geb. Hegel

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Isidor von Halpern an Dilthey

Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Beilage 25. 1 Marie von Bitter (1848–1925): Enkelin G. W. F. Hegels, seit 1872 verheiratet mit dem Richter und Ministerialbeamten Rudolf von Bitter, dem Jüngeren (1846–1914). 2 Friedrich Freiherr Tucher von Simmelsdorf (1846–1924): Gutsbesitzer und Forstmeister. – Mitglied der Patrizierfamilie der damaligen Reichsstadt Nürnberg. 3 Friederike Flottwell, geb. Hegel (1822–1861). 4 Maria Magdalena Louisa Hegel, geb. Fromm (1741–1783).

[1476] Isidor von Halpern1 an Dilthey Berlin-Wilmersdorf Uhlandstr[aße] 129 III 14. 6. [19]06 Hochzuverehrender Herr Professor!   Für Ihre gütige Zusendung der „Jugendgeschichte Hegels“, die ich erst vorgestern nach meiner Rückkehr von einer Reise empfing, sage ich Ihnen meinen herzlichsten Dank. Ich bin eifrig bei der Lektüre des Versuchs, den Ihre umsichtige Methodik so imposant gestaltet und der eine erneute Probe Ihres höchst frischen, vorbildlich eindringenden und gerechten Geistes liefert. Mögen Sie unserer jungen zerstreuten und kleinlichen Generation recht lange noch vorleuchten! Ich werde am Sonnabend mit meiner Ansicht über Ihr Werk bei Ihnen erscheinen.

Mit ehrerbietigem Gruß I. Halpern

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 299. 1 Der poln. Philosoph Isidor von Halpern (1876–1932).

Dilthey an Lujo Brentano   

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[1477] Dilthey an Lujo Brentano  Lieber Freund,

Berlin, 26ten Juni [1906?]

seitdem Sie mir schrieben und dann durch die Erkrankung Ihrer lieben Frau,1 und die dadurch bedingte Abreise von Dresden auch der Gegenstand Ihrer Zeilen [war], die Betrachtung mit ihr hinfällig wurde, habe ich oft daran gedacht Ihnen zu antworten, aber die drängenden Aufgaben jedes Tages, die Sorge um Leni,2 das Unwohlsein von Max – all das nahm die Tage weg. Sissy3 geht eben von mir, wir haben auf dem Balcon gesessen[, über] meine Arbeit miteinander geplaudert. Ich finde daß Sie mit ihrem hießigen Aufenthalt gut gethan haben. Sie fühlt sich offenbar sehr wohl in dieser ersten freien Verfügung über sich selbst von Morgen bis Abend; sie ist sehr fleißig u. für ihre Arbeit interessirt; ihr ganzes schönes, still gescheidtes, begabtes Wesen kommt dabei voller heraus; auch körperlich erscheint sie mir viel elastischer, wohler aussehend als sie am Gardasee war. Das volle Gefühl davon[,] was sie an ihren Eltern hat[,] spricht sich jederzeit ganz natürlich und gesund aus. Ich habe die herzlichste Freude an dieser kinderreinen im Grunde sehr lebensfreudigen Natur. In ihr geht Alles davon aus daß sie bei vielem Geist keiner selbsthätigen Energie erliegt, ihr Leben und ihre Ideen sich selbst zu gestalten, sondern ächt weiblich das Bedürfniß gebietet, in ihren Intentionen verstanden und Anderer Schicksale u. Leben theilzunehmen besitzt. So ist ihr geschehen daß sie bei der Dame4 selbständige Kraft eingeübt hat u. auch findet, wol auch Alles aufgenommen, ja vielleicht geschickt noch gemacht ist. Möchte ihr doch der Mann begegnen, der durch wirkliche Kraft sie anzieht, ohne ihre außerordentliche Sensibilität in sich zurückzuschieben. Inzwischen dürfen Sie[,] glaube ich[,] dieser Frauenfreundschaft, die in neueren seltsamen Zeiten von mir gerade auch an vortrefflichen Mädchen öfters so gesehen ward, zusehen, wenn Sissy weiter durch entschiedene Thätigkeit in sich selbständiger wird. Soviel heute[,] lieber Freund, mit tausend Grüßen in Treue Ihr W. Dilthey Original: Hs.; Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, SSAA , NL 1 (Familien­ archiv Brentano), 4. 1 Valeska Brentano. 2 Leni Dilthey (geb. 1888): D.s jüngste Tochter. 3 Brentanos Tochter. 4 Nicht ermittelt.

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Dilthey an Joseph Joachim  

[1478] Dilthey an Joseph Joachim1 B[erlin] d[en] 28. 6. [19]06.   Hochverehrter Herr Professor, lassen Sie mich heute, an dem Tag, an dem Sie Ihr 75tes Lebensjahr vollenden[,] Ihnen aussprechen, was Sie auch mir gewesen sind, ohne daß ich bisher Worte davon gemacht hätte. Bald ist es ein halbes Jahrhundert, das[s] ich Sie zu kennen das Glück habe, seit der Zeit, in welcher wir uns in dem Hause von Herman Grimm begegnet sind. Und ungesehen von Ihnen empfing ich durch Sie das Verständniss sovieler Kunstwerke insbesondere der späten Quartette von Haydn u. Beethoven, der letzten Symphonien Beethovens. Unaussprechliche Förderung u. Genuss ist mir so aus Ihrer immer jugendlichen Kraft bis heute zu Teil geworden u. ich wünsche innig dass Sie noch recht viele Jahre der Mittelpunkt der Musik in Berlin sein mögen. So lange Sie leben wird Ihre Jugend Ihnen immer treu bleiben.

In tiefer Verehrung der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand Katharina D.s; Württembergische LB Stuttgart, cod. theol. 4° 631.13. – Eine Abschrift des Briefes von fremder Hand ist hinterlegt in: DLA Marbach, NL Karlfried Gründer, ohne Signatur. 1 Joseph Georg Maria Joachim (1831–1907): österr.-ungar. Violinist, Dirigent und Komponist.

[1479] Dilthey an Herman Nohl   Lieber Freund!

Berlin, 11. 7. [19]06

Ich gebe doch noch einmal zur Erwägung, ob die neuen Fragmente p.161 richtig stehen. Sie würden damit sicher und begrenzt in Hegels Universitätszeit gestellt. Dies ist mir nun höchst problematisch. Dagegen könnte man ohne

Dilthey an Herman Nohl  

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Gefahr so verfahren, daß man p. 35 Anfang 2 des Absatzes nach „gründen“ einschöbe. Die Lösung dieser Aufgabe hat seit der Universitätszeit etc. eine Anzahl von Fragmenten von verschiedener Weise (nur das zu S. 16 geschriebene). Endlich geht nun aber aus den Klammern hervor, daß auf Grund dieser Vorarbeiten Hegel beabsichtigte etc. Wir fassen daher an dieser Stelle zurückgreifend alles zusammen. Damit käme p. 16 nur eine Vorausverweisung. Großer Vorteil in Bezug auf Umfang darf nicht bestimmend sein. Mit besten Grüßen der Ihrige  D. Original: Hs.; Rohr-Postkarte; Diktat D.s von der Hand Clara D.s; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 29. 1 Vgl. GS IV, S. 14 f. 2 Vgl. GS IV, S. 33.

[1480] Dilthey an Herman Nohl L[ieber] Fr[eund]

Berlin W[est], den 16/7/1906

ich fahre eben nach Dresden (Fräulein Jansen Palais-Straße 3) u. denke bis Mittwoch Abend (spätestens Donnerstag Mittag) zu bleiben. Bleibt es bei ihrer Absicht am 20ten (das wäre Freitag) zu reisen? Ich möchte Sie gern vorher noch sehen? Bitte schreiben Sie mir doch an die angegebene Adresse eine Zeile? M[it] best[em] Gruß auch an d[ie] verehrte Frau   Ihr W Dilthey Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 31.

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Friedrich Jodl an Dilthey

[1481] Friedrich Jodl1 an Dilthey Wien XIX Reithlegasse 13. 18. Juli 1906.   Hochverehrter Herr Geheimrat! Schon längst wäre es meine Pflicht gewesen, Ihnen für das überaus interessante u. wertvolle Geschenk zu danken, welches Sie mir mit Übersendung Ihrer Studien über die Jugendgeschichte Hegels gemacht haben. Allein nachdem ich zu wissenschaftlichen Zwecken mehr als ein halbes Jahr von Wien entfernt gewesen war, brachen nach meiner Rückkehr zu Beginn des Sommersemesters amtliche u. außeramtliche Geschäfte in solcher Fülle u. mit solcher Wucht über mich herein, daß ich oft die Zeit zum Notwendigsten kaum finden konnte. Aber viele langweilige Fahrten zur Stadt haben mir die Schätze verkürzt, welche Sie mit entsagungsvoller Arbeit aus vergessenen Handschriften gehoben haben, u. es gewann nicht nur einer der in scheinbar dogmatischer Abgeschlossenheit starrsten Denker der Neuzeit eine lebendige Gestalt als werdende u. ringende Persönlichkeit, sondern es kommen auch viele Ideen zum Vorschein, die das spätere System teils völlig umgebildet teils fallen gelassen hat. Ich bin ketzerisch genug den jungen Hegel mehr nach meinem Geschmack zu finden als den Verfasser der Wissenschaft der Logik. Was Ihre Arbeit für die Erkenntniß der Gedankenzusammenhänge zwischen dem 18. u. dem 19. Jahrhundert leistet, erscheint mir ebenfalls sehr bedeutend. – Für die neue Auflage des I. Bandes meiner Geschichte der Ethik,2 mit welcher ich während des letzten Halbjahres beschäftigt war, haben mir Ihre Studien zur Geistesgeschichte des 15. u. 16. Jahrh[underts] im „Archiv“3 ausgezeichnete Dienste geleistet. Ich benutze sehr gerne diese Gelegenheit, um meinen Dank für die Förderung welche ich durch Ihre Forschungen erfahren habe u. von dem mein Buch an vielen Stellen Zeugniß ablegen wird, auch Ihnen persönlich zum Ausdruck zu bringen. Mit dem Ausdruck meiner wärmsten Verehrung bleibe ich Ihr aufrichtig ergebener Fr. Jodl Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 300–301 R. 1 Der österr. Philosoph und Psychologe Friedrich Jodl (1849–1914).

Dilthey an Friedrich Theodor Althoff   

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2 F. Jodl: Geschichte der Ethik als philosophischer Wissenschaft. 2 Bde. Stuttgart 1882–1889, 2. Aufl. 1906–1912. 3 D.: Auffassung und Analyse des Menschen im 15. und 16. Jahrhundert, in: AGPh 4 (1891), S. 604–651 und 5 (1892), S. 337–400; WA in: GS II, S. 1–89.

[1482] Dilthey an Friedrich Theodor Althoff 

  Ew Excellenz

Berlin, den 30. Juli [1906] Burggrafenstr[aße] 4

erlaube ich mir eine Bitte zu äußern. Unter den vier für das Extraordinariat der Philosophie in Bonn Vorgeschlagenen befindet sich auch Herr Menzer, Privatdozent an der hießigen Universität und mein von der Akademie besoldeter Sekretär bei der Kantausgabe.1 Dies hat Herr Erdmann an Menzer mit­ getheilt. Da ich wegen Menzer’s Verhältniß zur Kantausgabe u. wegen dessen was er für diese geleistet hat ein sachliches Interesse am Verlauf dieser Angelegenheit habe, kurz gesagt seinen Verdiensten das Beste wünsche, andrerseits wenn er hier Extraordinarius werden könnte, dies natürlich wegen der Kant­ ausgabe sachlich viel wünschenswerter halten müßte, gestatte ich mir ausnahmsweise die Bitte, bevor die Sache entschieden wird, über dieselbe gehört zu werden. Meine Frau ist eben mit Max abgereist, dessen Befinden leider noch viel zu wünschen übrig läßt. Ich selbst folge frühestens Freitag. Da Sie u. Ihre verehrte Frau Gemahlin nun auch reisen, füge ich meine ergebensten u. herzlichsten Wünsche hinzu.

Ihr treu ergebener Wilh. Dilthey

Original: Hs.; GStA PK Berlin, VI HA , FA u. NL , NL Friedrich Theodor Althoff, B Nr. 29 Bd. 2, Bl. 159–160 R. 1 Paul Menzer war seit 1900 PD in Berlin; 1906 wurde er a. o. Prof. in Marburg, 1908 o. Prof. in Halle a. d. Saale.

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Dilthey an Konrad Burdach  

[1483] Dilthey an Konrad Burdach1 [Ende Juli 1906]

Verehrtester Freund,

Haben Sie für Ihre freundliche Absicht besten Dank. Meine Tochter u. ich sind leider seit der Dresdener Reise von launigem Mißgeschick verfolgt, wir haben uns beide schwere Erkältungen geholt von so hartnäckiger Art, daß meine Tochter immer noch nicht abends ausgeht, ich mich aber auf absolut notwendigste Gänge in die Stadt einzuschränken gezwungen bin. Wie gern hätte ich Ihren Vortrag gehört2 u was für ein Gegenstand von Gesprächen! Ich bin einmal wieder im Stadium beständiger Resignationen. Aber sehen könnten wir uns doch bald einmal. Wenn Sie um 4 zu einem kurzen Spaziergang Zeit haben; denn in den Abend hinein darf ich nicht. Also hoffentlich bald auf Wiedersehn.

In treuer Gesinnung der Ihrige W. Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL K. Burdach, 2 Bl., ohne Signatur und unpaginiert. 1 Der Germanist und Literaturwissenschaftler Konrad Burdach (1859–1936). 2 Nicht nachzuweisen.

[1484] Dilthey an unbekannte Frau

Sehr geehrte gnädigste Frau,

Berlin W[est], Burggrafenstr. 4 den 3. 8. [1906]

in Erwiderung auf Ihre freundlichen Zeilen1 bemerke ich, daß aus den Briefen Schleiermachers an Eleonore2 schlechterdings alles von einiger Bedeutung in die Ausgabe3 aufgenommen ist, inbezug auf das übrige müssen die dort im Auftrag der Familie festgestellten Bedenken selbstverständlich respektirt wer-

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Dilthey an Alfred Dove  

den. Ich bedaure, in dieser Sache Ihnen nicht dienen zu können und bin nach wie vor zu allem bereit, was ich sonst im Interesse Ihrer schriftstellerischen Tätigkeit tun kann. Indem ich bitte, mich auch Fr[äu]l[ein] Becher4 bestens empfehlen zu wollen, bin ich

Ihr ganz ergebener Wilh. Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand G. Mischs mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , Hss. Sammlung Autographa: Wilhelm Dilthey, Nr. 3. 1 Nicht überliefert. 2 Eleonore Grunow, geb. Krüger, (1769/70–1837), mit der Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher 1801–1805 eine unglückliche Liebesbeziehung unterhielt. 3 Aus Schleiermacher’s Leben. In Briefen. 3. Bd. Schleiermacher’s Briefwechsel mit Freunden bis zu seiner Uebersiedelung nach Halle a. d. Saale, namentlich der mit Friedrich und August Wilhelm Schlegel. Zum Druck vorbereitet von Ludwig Jonas, Dr. theol., nach dessen Tode hg. von W. D. Berlin 1861. 4 Nicht zu ermitteln.

[1485] Dilthey an Alfred Dove Diktat!

[Anfang Oktober 1906?] Meran, Labers

Lieber verehrter Freund, darf ich fragen ob Sie der Akademie u. ihrer Kantausgabe eine Stunde widmen wollen? Sie würden uns damit sehr verbinden. Der Münchener Antiquar Emil Hirsch, Karlstr[aße] 6 bietet einen Kantbrief in seinem Katalog für 350 M[ark] an. Er ist an Hufeland1 gerichtet 6. Februar 1798 (Anfang: hier haben Sie, geehrter Freund, die versprochene Abhandlung etc.)2 Der geforderte Preis ist so hoch daß wir eine Bibliothek zum Ankauf nicht bewegen können. Es bleibt also nur Diplomatie übrig, die den Verkäufer überredet, in eine Abschrift für uns zu willigen. Hierbei winkt demselben als Lohn nur eine ehrenvolle Anerkennung in den Denkschriften der Akademie u. in der Ausgabe selbst. Es wäre nun möglich daß Jemand, den Sie kennen, durch

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Dilthey an Alfred Dove  

seine Beziehung zu dem Antiquar besonders geeignet wäre das diplomatische Kunststück auszuführen, welches uns oftmals gelungen ist. Ist dies nicht der Fall, so wäre es schön, wenn Sie sich selbst der Aufgabe unterziehen wollten. Ist dies gelungen dann kann irgend ein zuverlässiger Schreiber oder Student eine buchstabengetreue Abschrift machen, mit Unterschrift, Datum u. eventueller Adresse. Ebenso wären die 5 Zeilen von Hufeland beizufügen in denen dieser auf dem Brief selbst die Diagnose u. die Mittel sich angemerkt hat. Wir leben hier im Kampf mit Wind Wolken u. Regen.

Viele herzliche Grüße auch an Ihre liebe Frau von uns beiden. In treuer Gesinnung der Ihrige Wilhelm Dilthey3

[Im Brieforiginal folgt ein Zusatz von D.s Hand:] Lassen Sie mich, liebe Freunde, Ihnen beiden auch meine herzlichsten Grüße hinzufügen. Wie schön wäre es wenn Sie hier wären! Und wie viel leichter wäre mir mein Müßiggang geworden, wenn wir hätten zusammen Mahlzeiten mit Geplauder u. Sitzen in der Sonne hätten theilen können. Endlich durfte ich jetzt zur zusammenhängenden Arbeit zurückkehren. Wie geht’s Ihnen? Herzlichste Grüße Ihr Dilthey Original: Hs.; Briefkarte; Diktat D.s von der Hand Katharina D.s mit eigenhändiger Unterschrift D.s; UA Freiburg, NL A. Dove, Bestand C 0104, Nr. 18: Kor­ respondenz A–H.: Dilthey, 4 Bl. 1 Christoph Wilhelm Hufeland (1762–1836): Arzt, königl. Leibarzt und Sozialhygie­ niker. 2 I. Kant an Chr. W. Hufeland: Brief „Königsberg den 6. Febr. 1798“, in: I. Kant: Akad.-Ausg. Bd. XII: Briefwechsel 1795–1803. Berlin 1902, S. 232. 3 Im Brieforiginal am linken Rand des ersten Blattes: „Besondere Grüße von der Sekretärin, die zu sehr bedauert hat, Sie damals nicht haben besuchen zu können.“

Dilthey an Maria und Ernst von Wildenbruch  

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[1486] Dilthey an Maria und Ernst von Wildenbruch Donnerstag [Meran, Labers, Anfang Oktober 1906) Liebe verehrte Freunde, durch einen Fall auf einer engen Treppe angegriffen u. behindert, bin ich l­ eider daran schuld, daß unser Wiedersehen sich verzögert hat. Ich kann nicht sagen wie leid mir das thut.1 Nun will ich also nur mittheilen,2 daß ich morgen, Freitag oder besser noch die folgenden Tage auf unsrem abgeschiedenen Sitz Sie erwarte, wenn ich auch nicht herunter kann u. daß Ihr Kommen uns eine unendliche Freude wäre. Welcher Stoff zu Gesprächen! Denn ich lebe diese Ferien soweit sich Muße ergiebt, auch einer neuen Correktur[,] die mir den Anfang kostete[,] ganz in Goethe und in Fragen die von ihm aus sich aufthun. Wie freue ich mich, mit Ihnen verehrtester Freund zu reden! Sie brauchen nur Vormittags telefoniren3 zu lassen daß Sie kommen wollen: jeder4 Tag u jede Tageszeit ist uns das5 hochwillkommen.

Treulichst mit vielen best[en] Grüß[en]6 d[er] Ihrige W. Dilthey

[Im Brieforiginal folgt von der Hand Katharina D.s darunter:] Herzliche Grüße. Es war gestern recht schlecht, daß mir Angst wurde, aber heute geht’s besser, viel besser u. wenn Sie morgen kämen, wäre es sehr schön. Wir sind ja noch an’s Haus gebunden.   Ihre Katharina D.7 Original: Hs.; ABBAW, NL Wildenbruch, Nr. 142, 3 Bl.; eine leicht abweichende Abschrift des Briefes von der Hand Maria von Wildenbruchs ist hinterlegt in: GSA Weimar, 94/169, 11. 1 In der Briefabschrift: „tut“. 2 In der Briefabschrift: „mitteilen“. 3 In der Briefabschrift: „telefonieren“. 4 In der Briefabschrift: „Jeder“.

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Dilthey an Jakob Zucker  

5 In der Briefabschrift: statt „das“: „nur“. 6 In der Briefabschrift: „mit bestem Gruß von Herzen“. 7 Der Zusatz von der Hand Katharina D.s fehlt in der Briefabschrift.

[1487] Dilthey an Jakob Zucker Meran, 4. 10. 19061 Lieber Herr Zucker,2 besten Dank für das eben angelangte Paket. Ich vermisse nur Bielschowskj3 und mein Manusc[ript]. Es wäre mir lieb, Sie senden beide. Was die Händel­ feier4 betrifft, so habe ich Dr. Nohl gebeten für mich zu bestellen, und zwar möchte ich je 1 Billet für alle Aufführungen. Fehlen noch welche[,] sind die Plätze zu ihnen ungleich, so würde ich einen billigeren Platz für die noch mehr gestellten Aufführungen, eventuell für die Proben vorziehen. Ich bitte mir mitzutheilen[,] was wird an welchen Tagen aufgeführt5 (u wovon ich Plätze habe).

T[au]s[en]d Dank Ihr Dy

Original: Hs.; Korrespondenz-Karte; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl, 94, Beilage 21. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Im Brieforiginal darüber: „Natürlich verbleibt es bei dem[,] was damals Dr. Nohl bestellt hat, da das sehr gute Plätze waren.“ 3 Die Goethe-Biographie von A. Bielschowsky. 4 Das Berliner Händelfest vom 25. – 28. Oktober 1906. 5 Im Brieforiginal: nachfolgend ist „wird“ wiederholt.

Dilthey an Herman Nohl  

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[1488] Dilthey an Herman Nohl

L[ieber] Fr[eund]

Meran Schloß-Pension Labers d[en] 9. Oct[ober][1906]

es ist ein Band I einer Ausgabe der Hegelmanuscripte von dem Franzosen [Paul] Roques in deutschem Verlag laut Zeitungsnachricht erschienen.1 ­Roques ist nicht Philosoph, sondern Philolog, Gruyth[uysen] theilt mit daß er verworren, ehrgeizig u. kaum der Sache gewachsen [ist]. Ich wartete auf diese Nachricht, Ihnen die Mittheilung zu machen, die in d[er] Zeitung confus ausgedrückt war. Sie werden vor Abschluß den Band ansehen müssen. – Sie wollen also, wie verabredet, so gütig sein, zu allen Aufführungen des Händelfestes je ein Billet für mich zu nehmen. Wo etwa ohne Schädigung des Eindrucks ein billigerer Platz möglich ist, wollen Sie diesen nehmen, falls Sie die Bestellung noch nicht ausgeführt haben. Ich freue mich unendlich darauf. Hoffentlich [ist] bei Ihnen alles gut. Mit best[em] Gruß an Ihre liebe Frau   Ihr Dilthey Original: Hs.; Korrespondenz-Karte; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey 45, Autographenmappe Clara Misch, Nr. 34. 1 G. W. F. Hegel: Das Leben Jesu. Harmonie der Evangelien nach eigener Übersetzung. Nach der ungedruckten Handschrift in ungekürzter Form hg. von P. Roques. Jena 1906. – Vgl. die Rezension von H. Nohl in der DLZ (1907), Nr. 3, S. 150 f.

[1489] Dilthey an Herman Nohl L[ieber] Fr[eund]

11. 10. 19061

eben die Nachricht [erhalten,] daß die Billets freundlichst durch Sie besorgt [wurden]. Bitte dieselben so belassen. Ich freue mich gar sehr auf die Festspiele. Eben schreibe ich an H[errn] Zucker wegen Chrysanders Händel2 u. Gervinus’

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Ernst von Wildenbruch an Dilthey  

Händel.3 Schon da man sie doch haben muß. Wenn er sie nicht bekommt soll er Ihnen mittheilen ob etwa durch Musikschule erhältig. Ganz in Goethe. Scheint mir zuweilen unendlich zu werden. H[er]zl[iche] Grüße von Ihrem Dilthey Original: Hs.; Korrespondenz-Karte; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey 45, Autographenmappe Clara Misch, Nr. 35. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Friedrich Chrysander (1826–1901): Musikwissenschaftler und Hg. der Werke Händels. – Georg Friedrich Händel. 3 Bde. Leipzig 1858–1867. 3 Der Historiker und Politiker Georg Gustav Gervinus (1805–1871). – Händel und Shakespeare. Zur Ästhetik der Tonkunst. Leipzig 1868.

[1490] Ernst von Wildenbruch an Dilthey Werter Freund

Park-Hôtel 11. 10. 1906

soeben nach Haus kommend, finden wir einen Brief meines Bruders1 aus Berlin vor, der eine Nachricht enthält, die ich Ihnen sogleich, so betrübend sie ist, mitteilen muß, weil ich weiß, wie sehr Sie an der Sache teilnehmen werden: Mein Bruder schreibt, daß er gestern ein Telegramm meiner Schwester2 aus Klein-Oels erhielt, wonach der junge Wolf Kalckreuth,3 der als EinjährigFreiwilliger bei der Artillerie in Ludwigsburg diente, im Dienste tödlich verunglückt ist. Ein Telegramm, das von Leopold u. Bertha Kalckreuth bei der Gräfin Babette4 in Berlin eingegangen ist, bestätigt den Tod. Genauere Angaben fehlen. Ich schreibe an Sie, verehrter Freund, weil ich es Ihrem Ermessen anheimstellen möchte, ob und wann Sie es, beim leidenden Zustand Ihrer Gattin, für angebracht halten, ihr Kenntniß von dem Vorfall zu geben. Der Vorgang erscheint mir so traurig, daß ich kein Wort weiter dazuzusetzen finde. Herzlichst  Ihr Ernst v. Wildenbruch

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Dilthey an Herman Nohl  

Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey 45, Autographenmappe Clara Misch, Nr. 37. 1 Ludwig von Wildenbruch (1846–1930): preuß. Generalleutnant. 2 Gräfin Louise Yorck von Wartenburg (1838–1918), geb. von Wildenbruch, Witwe des Grafen Paul Yorck von Wartenburg. 3 Graf Wolf von Kalckreuth (1887–1906), ältester Sohn des Ehepaars Gräfin Bertha von Kalckreuth (1864–1928) und Graf Leopold von Kalckreuth (1855–1928).  – Gräfin Bertha von Kalckreuth war Graf Paul Yorck von Wartenburgs Tochter. 4 Gräfin Babette von Kalckreuth (1835–1916), geb. Meyer, zweite Ehefrau von Graf Stanislaus von Kalckreuth (1821–1894).

[1491] Dilthey an Herman Nohl [15. Oktober 1906]

Lieber Freund,

Wieviel habe ich an Sie gedacht! Wie mags mit Ihren Arbeiten u. Plänen stehen! Ich habe sehr schwere Zeiten hinter mir. Auf der Reise haben wir dann auch wenig Erholung gehabt: da mancherlei Mißgeschick uns verfolgt. Lassen Sie ein Wörtchen vernehmen, doch erst wenn ich über unsren Auf­ enthalt Nachricht gegeben habe, der noch unbestimmt [ist]. Nur grüßen möchte ich Sie heute, ehe wir wahrscheinlich südwärts gehen  – leider bepackt mit der Mühsal v[on] Correkturen u. Änderungen u. Zusätzen zur 2. Aufl[age]1 u. den dazu gehörigen Büchern und Papieren.

Herzl[iche] Grüße auch Ihrer lieb[en] Frau v[on] Ihrem W. Dilthey

Labers Meran. Montags 15 Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl, 94, Nr. 56. 1 Der Einleitung in die Geisteswissenschaften.

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Richard M. Meyer an Dilthey  

[1492] Richard M. Meyer an Dilthey B[erlin] 18. 10. [19]06 Sehr geehrter Herr Geheimrath, Ich kenne bloss das Buch von Eloesser [„]Das bürgerliche Drama, seine Geschichte im 18. und 19. J[ahr]h[undert“] (Berlin [18]98 Hertz),1 aber kein entsprechendes Werk über den bürgerlichen Roman oder dergleichen. Hierher gehöriges findet sich bei R. Fürst[:] Die Vorläufer der modernen Novelle im 18. J[ahr]h[undert]2 und natürlich den beiden Büchern von Mielke3 und ­Rehorn 4 über den deutschen Roman. Ein moderner Aufsatz über den „Familienblattmann“ von Kretzer5 erschien im […] I, 977.6 Ich fürchte, all dies ist nicht was Sie meinen! Mit besten Empfehlungen und herzlichstem Glückwunsch zum 70[.] Geburtstag Ihres verehrten Schwagers7

Ihr ergebener Richard M. Meyer

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 67, Bl. 254 R–255. 1 Arthur Eloesser (1870–1938): Literaturwissenschaftler, Journalist und Dramaturg. – Das Bürgerliche Drama. Seine Geschichte im 18. und 19. Jahrhundert. Berlin 1898. 2 Rudolf Fürst (1868–1922): österr. Germanist und Literaturhistoriker. – Die Vorläufer der modernen Novelle im 18. Jahrhundert. Halle a. d. Saale. 1897. 3 H. Mielke: Der deutsche Roman des 19. Jahrhunderts. Braunschweig 1890. 4 K. Rehorn: Der deutsche Roman. Geschichtliche Rückblicke und kritische Streiflichter. Köln & Leipzig 1890. 5 Max Kretzer (1854–1941): Schriftsteller. 6 Nicht zu ermitteln. 7 D.s Schwager H. Usener, geb. 1834, war am 21. Oktober 1905, zwei Tage vor seinem 71. Geburtstag, verstorben.

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Dilthey an Herman Nohl  

[1493] Dilthey an Herman Nohl Lieber Freund

Meran 21.10.19061

ich komme nun erst den 24ten zurück – u auch das ist mir nur sehr wahrscheinlich. Ich bitte daher die Billets noch einzubehalten: falls ich den October 25ten oder 26[.] nicht kann, telegraphire ich u. bitte an Dr. Misch oder Dr. Wilbrandt oder Zucker mein Billet von mir mit best[em] Gruß zu geben. M[it] best[em] Gr[uß]  Ihr W Dilthey Original: Hs.; Postkarte; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey 45, Autographenmappe Clara Misch, Nr. 36. 1 Datierung nach Poststempel.

[1494] Franz Rühl 1 an Dilthey Königsberg, 8. Nov[ember] 1906 Königsstrasse 39   Hochgeehrter Herr College! Für Ihr gefälliges Schreiben vom 3. d[es] M[ona]ts,2 das meine an Herrn Prof. Diels gerichteten Anfrage beantwortet, sage ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank. Ich habe Herrn Prof. Simon3 von seinem Inhalt Mittheilung gemacht. Ob er daraufhin etwas thun wird, & eventuell was, vermag ich zur Zeit nicht mit Sicherheit zu beurtheilen. Jedenfalls hat ihn Ihre gütige Auskunft nach allen Seiten hin sehr interessiert. Den Fernerstehenden bleibt allerdings in Ihren Mittheilungen Einiges nicht vollkommen klar. Herr Dr. Misch scheint die Absicht zu haben an seiner Arbeit4 hie & da einige Verbess[e]rungen anzubringen & gewisse Partien zu vervollständigen, & es sieht so aus, dass er wegen Ueberhäufung mit Arbeiten, von denen er seinen Lebensunterhalt bestreiten muss, nicht die nöthige Musse dazu finde. Wer nun die obwaltenden Ver­hältnisse

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Dilthey an Franz Rühl  

nicht näher kennt, könnte dabei zunächst auf die Vermuthung kommen, dass ihm durch die Erwirkung eines Privatdocentenstipendiums zu helfen wäre. Denn dass er, sobald die Arbeit gedruckt ist, zu der ersten für sein Fach vacant werdenden Professur in Betracht kommt, scheint doch nach dem Urtheil der Akademie selbstverständlich. Allein es ist freilich sehr möglich, das diese oder eine andere Unterstützung aus öffentlichen Mitteln zur Zeit aus irgend welchem Grunde nicht angängig ist.    Ich verbleibe mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr  ergebenster   F. Rühl Original: nicht überliefert; eine von „Prof. Kethy,5 Berlin“ angefertigte maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit zahlreichen handschriftlichen Korrekturen ist hinterlegt in: ULB Bonn, HA , NL Rühl, S 2616 a. 1 Franz Rühl (1845–1915): Historiker; 1876–1911 Prof. in Königsberg. 2 Nicht überliefert. 3 Walter Simon (1857–1920): Bankier, Mäzen, Prof. und ehrenamtlicher Stadtrat in Königsberg. 4 G. Misch: Geschichte der Autobiographie. Erster Band: Das Altertum. Leipzig und Berlin 1907. 5 Nicht zu ermitteln.

[1495] Dilthey an Franz Rühl Hochgeehrter Herr Kollege!

Berlin, d[en] 10. 11. [19]06

Mit bestem Dank für Ihre gütige Mitteilung teile ich zu näherer Aufklärung sofort mit, daß der Privatdozent, Herr Dr. Misch[,] zu gunsten eines sehr bedürftigen und ausgezeichneten anderen jungen Privatdozenten, der sich vor ihm habilitiert hatte, von der Bewerbung um das Privatdozentenstipendium absieht. Wie ich schon andeutete, liegt auch in der vornehmen Gesinnung, die ihm unerwünscht macht, irgend in eine dem Bittsteller ähnliche Lage zu kommen, ein weiteres Hindernis. Dies war es, was mich ermutigte, Herrn Prof. Simon meinen persönlichen Wunsch vorzulegen. Er möchte auf eine sehr zarte

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Dilthey an Marie Althoff  

Weise, die er nicht gut ablegen kann, die Vollendung seiner Arbeit, die eine völlige Umarbeitung des Eingelieferten in den Hauptteilen ist, ihm möglich gemacht werde.1 Etwa ohne Benennung des Gebers, sodaß er es garnicht abweisen kann. Er würde lieber hungern, als etwas tun, das dem Begriff seiner persönlichen Würde nicht entspräche. Mit vorzüglicher Hochachtung und meiner ergebensten Empfehlung an Herrn Prof. Simon der Ihrige Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms 2 mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ULB Bonn, HA , NL Rühl, S 2616 a. 1 Im Brieforiginal: statt „werde“: „werden“. 2 Erich Schramm: Schüler und seit Sommer 1906 Privatsekretär D. s.

[1496] Dilthey an Marie Althoff 17 Nov[ember] [19]06 Gnädigste Frau und verehrteste Freundin, An das Zimmer fortwährend gefesselt, drängt es mich, wenigstens brieflich auszusprechen, wie meine Gedanken stündlich bei Ihrem verehrten Herrn Gemahl sind.1 Sein Wirken ist uns allen unentbehrlich, und mir persönlich ist es seine Existenz, an der ich nun so lange Jahre freundschaftlichen Antheil nehmen durfte.   In treuester Gesinnung Ihr W. Dilthey Original: Hs.; StB PK Berlin, Autograph Althoff, Bl. 3–4 R. 1 Friedrich Theodor Althoff litt noch immer an einer schweren Magenkrankheit, die er bereits im August 1906 in einem Sanatorium behandeln ließ. Vgl. Ehlers II, S. 376 und 384.

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Dilthey an Herman Nohl  

[1497] Dilthey an Herman Nohl 17 Nov[ember] [1906]

Lieber Freund,

Sie werden sich gewundert haben, daß ich nicht meiner Absicht gemäß erschienen bin, zu sehen wie’s Ihrer lieben Frau geht u etwas [über] Musik zu hören. Ich bin aber nun schon längere Zeit durch auf einen kurzen Spatziergang um die Mittagszeit eingeschränkt. Alle schöne Musik geht vorüber ohne daß ich etwas davon genießen könnte. Herr Roques hat Hegel gesandt mit einem sonderbaren Brief 1 in dem er sich nur entschuldigt m[einen] Namen nicht genannt zu haben: da als er m[eine] Abh[andlung] gesehen sein Buch schon im Druck gewesen sei. Als wäre sonst nichts zu sagen.

Herzliche Grüße v[on] Ihrem W. Dilthey

Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey 45, Autographenmappe Clara Misch, Nr. 37. 1 Nicht überliefert.

[1498] Dilthey an Friedrich Jodl 9 Dec[ember] [19]06 Hochverehrter Herr College, nehmen Sie meinen herzlichsten Dank für Ihre neue Auflage des ersten Bandes der Geschichte der Ethik.1 Und besonders verbunden bin ich Ihnen für Ihr Interesse an meinen historischen Arbeiten und Ihre freundlich anerkennenden Worte in dem Buch u. Ihrem Brief. Ihre Schrift kommt mir höchst erwünscht, denn ich bin an der 2[.] Aufl[age]

Christian Alfred Giesecke an Dilthey

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des seit einem Dutzend Jahren vergriffenen ersten Bandes der Geisteswissenschaften u. der Niederschrift am zweiten, zunächst in einzelnen Stücken!2

In größter Hochachtung der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Wienbibliothek im Ratshaus, HS -Sammlung, Sammlung Wilhelm Börner.3 Interne ID -Nr.: LQH 004 4961. 1 F. Jodl: Geschichte der Ethik als philosophischer Wissenschaft. Band 1, 2. Aufl. Stuttgart 1906. 2 Der zweite Band der Einleitung in die Geisteswissenschaften wurde ebenso wenig fertig gestellt wie die zweite Auflage des ersten Bandes. 3 Wilhelm Börner (1882–1951): österr. Philosoph, Moralpädagoge und Schriftsteller, Jodl-Herausgeber und Autor der Monographie: Friedrich Jodl. Mit einer Charakteristik Fr. Jodl’s von Dr. phil. et med. Hugo Spitzer als Anhang. Stuttgart-Berlin 1911.

[1499] Christian Alfred Giesecke1 an Dilthey

Leipzig, Poststrasse 3 Fernsprecher 344 Berlin W. 8, Mauerstrasse 34 Fernsprecher I 2343 Telegramm-Adresse: Verlag Teubner Leipzig

Leipzig * Berlin, den 15. Dez[ember] 1906.

Herrn Geheimen Regierungsrat Professor Dr. W. Dilthey. Berlin.   Hochgeehrter Herr! Gestatten Sie mir Ihnen nochmals meinen verbindlichsten Dank auszusprechen für die freundliche Aufnahme, die Sie mir bei meinem Besuche am vergangenen Donnerstag zu teil werden liesse. Ich hoffe, Ihnen baldigst im neuen Jahre Mitteilung von der Notwendigkeit des Neudruckes2 machen zu können.

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Dilthey an Karl Bücher  

Ihren Wünschen wegen der Ausstattung der zweiten Auflage sehe ich jederzeit gern und mit besonderem Interesse entgegen, wie ich dieser Frage auch meinerseits gern besondere Aufmerksamkeit zuwenden werde. Indem ich mir auch hier zu wiederholen gestatte, dass ich es mit besonderer Freude begrüssen würde, wenn Sie mir früher oder später auch den Verlag Ihrer weiteren Sammlung von Aufsätzen zu übertragen geneigt wären, zeichne ich in ausgezeichneter Hochachtung ganz ergebenst Chr. Giesecke Teubner Original: Typoskript mit eigenhändiger Unterschrift Chr. Gieseckes; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 61, Bl. 583. 1 Der Verleger Christian Alfred Giesecke (1868–1945), seit 1892 Leiter des TeubnerVerlages, der 1811 von Benedikt Gotthelf Teubner gegründet wurde. 2 Die 2. Aufl. von Das Erlebnis und die Dichtung erschien 1907.

[1500] Dilthey an Karl Bücher1  Verehrtester Herr Kollege!

Berlin, d[en] 20. 12. [19]06

Da Sie auf beifolgender Liste stehen, sende ich Ihnen die folgende Aufforderung.2 Ich selbst habe sie beim besten Willen nicht unterschreiben können. Denn ich habe weder Overbeck3 noch wissenschaftliche Arbeiten von ihm gekannt, und seine Tat an dem verstorbenen Freunde4 ist mir durchaus nicht sympathisch gewesen. Mit bestem Gruß der Ihrige Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; UB Leipzig, HA , NL Karl Bücher, K 21, 2 Bl. 1 Karl Bücher (1847–1930): Nationalökonom; 1881 PD in München, 1882 o. Prof. in Dorpat, 1883 in Basel, 1890 in Karlsruhe, 1892 in Leipzig.

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Dilthey an Jakob Minor  

2 Der Hintergrund von D.s Brief ist ein Artikel von Leo Berg, der 1906 unter dem Titel Nietzsches Freundschaftstragödien in der Täglichen Rundschau (Nr. 221–223) erschienen war. Gegen diesen Artikel verfassten ehemalige Kollegen Franz Overbecks, da sie diesen durch L. Berg verunglimpft sahen, eine Protesterklärung, zu deren Unterzeichnung auch D. aufgefordert wurde. (Die Zusendung dieses Briefes sowie die Informationen zu demselben verdanken wir Erwin Schullerus, Leipzig.) 3 Franz Overbeck (1837–1905): ev. Theologe; 1864 PD in Jena, 1870–1897 o. Prof. für neutestamentliche Exegese und ältere Kirchengeschichte in Basel; Freund und Briefpartner Nietzsches. 4 Vermutlich eine Anspielung auf das Gerücht, Overbeck habe öffentlich gemacht, dass Nietzsches Geisteskrankheit auf eine oder zwei syphilitische Infektionen zurückzuführen sei.

[1501] Dilthey an Jakob Minor Sehr verehrter Herr Kollege!

Berlin, d[en] 27. 12. [19]06

Es interessiert mich sehr zu vernehmen, daß Sie damit beschäftigt seien, eine neue Ausgabe von Novalis zu machen. – Die Ausgabe von Heilborn1 gibt erst einen Begriff von der großen Manuskriptenmasse, die vorliegt. Aber der Aufgabe, diese Handschriften in eine chronologische Ordnung zu bringen, ist der Herausgeber nicht gewachsen gewesen. Wie wichtig wäre es nun für das Verständnis von Novalis, wenn Sie sich wirklich der Aufgabe unterzögen! Vielleicht haben Sie die Güte, mir mitzuteilen, ob die Nachricht richtig war, wie ich hoffe.

In größter Hochachtung der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; Archiv der Universität Wien, NL Jacob Minor, 152. 1. 7 f., Signatur: 39–40. 1 Ernst Friedrich Heilborn (1867–1942): Schriftsteller, Kritiker und Publizist. – Novalis: Schriften. Kritische Neuausgabe auf Grund des handschriftlichen Nachlasses. 2 Bde. Hg. von E. Heilborn. Berlin 1901.

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Dilthey an Lujo Brentano  

[1502] Dilthey an Lujo Brentano 31. 12. [19]061 Besten Dank, lieber Freund, für den schönen Artikel2 und den Aufruf.3 Ob für letzteren Stimmung besteht, werde ich nach Kräften suchen. Leider [bin ich] im Augenblick durch e[ine] zweite langwierige Erkältung ins Zimmer auf längere Zeit gesperrt. Viele beste Grüße u Neujahrswünsche Ihrer Familie v[on] Ihr[em] getreuen   W. Dilthey Original: Hs.; Postkarte; Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, SSAA , NL 1 (Familienarchiv Brentano), 4. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Nicht ermittelt. 3 Nicht ermittelt.

[1503] Dilthey an Hugo von Hofmannsthal 1 Verehrtester Herr von Hofmannsthal,

31 Dec[ember] [1906] Berlin

herzlichen Dank für den kleinen Dialog über Keller,2 in dem Sie wie immer, einen wichtigen Punkt getroffen haben, den noch Niemand so sah – und wie immer vollendet ausgesprochen. Herzliche Neujahrswünsche u möge uns das neue Jahr wieder zusammenführen!

In größter Hochachtung der Ihrige W. Dilthey

Original: Hs.; FDH Frankfurter Goethe Museum, Sammlung Rudolf Hirsch, unpaginiert, 2 Bl. 1 Hugo von Hofmannsthal (1874–1929): österr. Schriftsteller, Dramatiker und Lyriker.

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Dilthey an Ernst von Wildenbruch  

2 H. von Hofmannsthal: Unterhaltung über die Schriften von Gottfried Keller, in: Die Zeit, 5. Jahr, Wien, 3.6.1906; Buchausgabe: H. von Hofmannsthal: Die prosaischen Schriften 2. Band Berlin 1907.

[1504] Dilthey an Ernst von Wildenbruch Sylvester 19061 Welche Freude, lieber hochverehrter Freund, haben Sie mir und meiner Frau mit dem schönen Bild gemacht. Es tritt in meine Krankenstube zwischen die Bücher und Papiere der Dichter und ruft mir Verse, Sonnenlicht, eine Laube mit dunkeln hangenden Trauben und Freundschaft vor die Seele. Wir hatten in Labers im Herbst uns oft Rendezvous in Reifthal2 bei der Kindelbäuerin gegeben[,] da war eine Laube die hing voll blutrother Trauben durch welche die Nachmittagsonne schien. Da sprachen die Männer bis zum sinkenden Abend, wir Frauen hörten wie immer ganz still zu. Köstlichste Lebensstunden. Haben Sie Dank, lieber Freund! treulichst Ihr Dilthey. Auch ich muß meine Freude über das schöne[,] schöne Bild Ihnen, lieber verehrter Freund, aussprechen. Hätten Sie doch nur sehen können, mit welchem Jubel es bei uns aufgenommen [wurde]! Es steht zwischen Blumen auf unserm Tisch u. erzählt von schönen gewesenen u. so Gott will von vielen solchen noch kommenden Tagen. Soviel Freude haben Sie uns in unsern stillen u. etwas trübseligen Sylvester hinein gebracht! Im Geiste werden wir heute bei Ihnen sein[,] jede uns so wolbekannte Stunde. Grüßen Sie auch die Freunde, die mit Ihnen sind u. treusten Dank Ihnen Beiden! Die Ihrige Kat. Dilthey Original: Hs.; ABBAW, NL Wildenbruch, Nr. 142. – Der letzte Absatz des Briefes von D. fehlt im Brieforiginal. – Eine komplette Abschrift des Briefes von der Hand Maria von Wildenbruchs ist hinterlegt in: GSA Weimar 94/169, 11. 1 Im Brieforiginal: nachträgliche Datierung von fremder Hand. 2 Reiftal im Waadt; Waadt, Kanton in der Romandie, Schweiz.

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Herman Nohl an Dilthey  

[1505] Herman Nohl an Dilthey Grunewald-Berlin Beymestr[aße] 7. 31/12 [19]06 Hochverehrter Herr Geheimrat Zum neuen Jahr wünsche ich Ihnen und Ihrer Familie, vor allem Fräulein Leni, von ganzem Herzen alles Gute. Meine Frau trägt mir auf, dasselbe von ihr zu sagen. Hoffentlich haben Sie gute Nachrichten aus Gossensaß,1 das Weihnachtsfest wird Ihnen recht einsam ergangen sein. […] Gern wüßte ich, was Sie zu dem Unternehmen Halpern u Co. sagen; ein modernes Geschäft, das ins Große geht!2

Mit ergebensten Grüßen In Dankbarkeit und Verehrung Herman Nohl

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 271–3, Bl. 52, 263–264. 1 Hauptort der Marktgemeinde Brenner in Südtirol. 2 Nicht ermittelt.

[1506] Dilthey an Herman Nohl Lieber Freund,

[Anfang 1907]

  herzlichen Dank u. beste Erwiederung guter Wünsche! Ihr Blütenstrauch steht auf m[einem] Tisch u. erhellt die ganze Krankenstube: denn seit dem 22. habe ich nach kurzer Pause eine neue Erkältung, Halsentzündung. Glücklicherweise hindert sie mich nicht an der Arbeit. Der philos[ophische] Verein?1 Ich weiß nichts von ihm als was in der Zeitung steht u. habe[,] als Halpern wegen Ehrenpräsidium fragte, gesagt ich würde thun was Riehl thäte, auf den sie sich beriefen: was mir collegialisch schien.

Dilthey an Bernhard Groethuysen  

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Eben kündigt mir der Lic.2 Jakoby,3 den Sie viell[eicht] b[ei] mir gesehen, ein Buch über die Ästh[etik] v[on] Herder u. Kant an.

Herzl[iche] Grüße an Ihre liebe verehrte Frau u. Sie von Ihrem W Dilthey

Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 57. 1 Gemeint ist die im Dezember 1905 von jüngeren Gelehrten gegründete „Gesellschaft für Philosophie“. 2 Ein Lizenziat ist der Inhaber des akademischen Grades „Licentia docendi“, d. h. der Erlaubnis zu lehren. 3 Friedrich Günther Jacoby (1881–1969): Theologe und Philosoph.  – Herders und Kants Ästhetik. Diss. Berlin 1907.

[1507] Dilthey an Bernhard Groethuysen [Anfang 1907] Sie haben bis jetzt an der Geschichte der Revolution bis zum Abschluß der ersten Periode, dem Schluß der assemblée nationale 1791 gearbeitet, in welcher noch der Gedanke einer neuen Monarchie bestehen blieb.1 Wenn ich Sie recht verstehe, so sind die Ergebnisse eine viel tiefere Auffassung der zwei zusammenwirkenden Faktoren der Bewegung. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die gerade in den Provinzen sich besonders stark geltend machen mußten, führen zu der Erkenntnis, daß die bestehende Regierung denselben gegenüber ohnmächtig ist. So entstehen lokale Schutzverbände, die in ihrer Absicht konservativ sind, aber als Organisationen zum Mittel werden, Frankreich unabhängig von der Staatsgewalt durch ein Netz von2 aus der öffentlichen Meinung hervorgegangenen politischen Körpern aktionsfähig zu machen. Sie konnten nur entstehen, weil die Vorgänge in Paris den Glauben an die Kraft der Regierung, selbst zu helfen u. die Macht in der Hand zu behalten, zerstörten. Man muß dazu nehmen, daß die doktrinären Verhandlungen in der ass[emblée] nat[ionale] inmitten so starker praktischer Schwierigkeiten das Bedürfnis in den Provinzen nach Selbsthilfe steigern mußten. Und nun kommt es darauf an, die Art, wie aus dem Zusammenwirken hiervon mit der großen politischen Bewegung in Paris, die doch wesentlich auf dem Gegensatz des dritten Standes zu den beiden andern beruhte, die reale Macht entstand, welche von Frankreich

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Dilthey an Bernhard Groethuysen  

Besitz ergriff. Eine Frage von der höchsten Bedeutung für das, worauf doch alles ankommt in der Geschichte, die Entstehung großer wirkender Kräfte auf methodische Weise zu erfassen. Taine hat diese Frage vollständig verschoben. Er hat nur eine Scheinlösung gegeben. Es ist mir nun ganz einleuchtend, daß Sie wirklich auf dem Wege sind, eine Antwort zu finden, welche zugleich die Antwort auf eines der größten geschichtsphilosophischen Probleme ist. Denn die quellenmäßige exakte Methode, die Probleme von der Umsetzung der historischen Kräfte in der Geschichte aus einer Form in die andere zu erkennen, liefern: das heißt die neue Geschichtswissenschaft begründen. Der Gang Ihrer Arbeit mußte Sie zu dieser Vertiefung in das Konkrete führen. Ich möchte dem Problem die folgende allgemeinste Fassung geben; denn es ist ja in einer andern Sphäre dasselbe, mit dem ich in der Arbeit über die Reformation3 gerungen habe. Wie entsteht eine Totalkraft in der Nation, welche herrschend in ihr wird und eine neue Ordnung in der Welt der Objektivitäten, eine neue Kirche, einen neuen Staat und, mehr noch als das, ein neues Verhältnis jedes Einzelnen zur Organisation des ganzen herbeiführt? Durch eine Umsetzung einzelner Energien von verschiedenen Formen in eine Totalkraft. Man wird immer finden, daß ein Zusammenwirken von zwei Arten der Kräfte stattfindet. Die einen sind Spannungen, die aus mannigfacher Art von Defizits, von durch das Gegebene nicht erfüllten Bedürfnissen, von einer Ohnmacht in diesem Gegebenen, von Reibungen und Kämpfen, von Sehnsüchten hervorgerufen sind. Die anderen sind in der Ideenwelt gegründete Ideale allgemeiner Art. Man nennt sie wohl auch Theorien, verkennt aber schon durch diesen Ausdruck ihren wahren Charakter. Sie beruhen auf den Erlebnissen bedeutender Naturen, u. wie diese Erlebnisse aus der Totalität unseres Wesens hervorgehen, aus der Vergangenheit wachsen, auf die Zukunft sich hinrichten, sich ihr entgegenwenden, sind sie Kräfte. Die Form derselben ist der Enthusiasmus. Es wohnt in diesem eine besondere Macht, sich mitzuteilen. In der Reformationszeit liegt der eigene Fall vor, daß aus vorhandenen Doktrinen und Lebensverhältnissen die Faktoren des neuen Bürgertums in den Städten, des Lebens in den Klöstern etc. sich bilden, verschiedene nebeneinanderstehende Verbindungen zu ideellen Totalkräften sich bilden: Luther, die Spiritualisten, die Reformierten. Aber der Untergrund für sie, die elementare Macht, auf der ihre Wirkung ruht, liegt in jenen Einzelspannungen, die nun durch sie ausgelöst werden. Ich begreife wohl, welche Gärung diese Erweiterung und zugleich Zentralisierung Ihrer Arbeit in Ihnen hervorruft. Auf dem Boden des Landes, dessen größte Schöpfung Sie darstellen, unter dem Einfluß der Künstler, die, wie Balzac auf dem Boden der Poesie das Problem der Wirklichkeit dieses Landes zu lösen versucht haben, fühlen Sie einen mächtigen Antrieb, den Vorgang, der

Dilthey an Bernhard Groethuysen  

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das ganze heutige Frankreich bestimmt, in seiner Wirklichkeit zu ergreifen – durch neue Organe gleichsam, in einer neuen Anschauungsweise der menschlichen Seele, welche diesem Problem gewachsen wäre. Aber fürchten Sie nichts hierbei für Ihre philosophischen Lebensaufgaben! Was Sie tun, ist Philosophie, u. eine neue Philosophie muß hierbei immer weiter sich ausbilden. Und darf ich nun auch sagen, was erkenntnistheoretisch deren Grundzug ist? Sie sagen, die Annäherung an die Wirklichkeit wird mir immer mehr zum eigentlichen historischen Problem. Der Schein von aus der Subjektivität stammenden Kategorien, welche die Wirklichkeit formen, schwindet vor der Vertiefung in diese, vor dem Erleben der Formung in uns aus der Wirklichkeit, nach ihrer Selbigkeit in uns, in der Gesellschaft um uns u. in der Historie. Wohin ich blicke, ist überall Sehnsucht: zurück zur Realität aus allen mög­ lichen Sorten subjektivistischer Erkenntnistheorien. Da liegt der Weg zur neuen Philosophie. … [Briefschluss fehlt] Original: Hs.; Brief-Fragment; Abschrift eines Briefes D.s von der Hand E. Schramms; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 53, Bl. 3–13 R. – Eine weitere, leicht abweichende Abschrift des Briefes von der Hand S. von der Schulenburgs4 ist hinterlegt in: ABBAW, NL Ritter, B: S. von der Schulenburg, III. Nr. 31, 2 Bl. – Ein Typoskript des Briefes, gemäß der Transkription S. von der Schulenburgs ist zudem hinterlegt in: DLA Marbach, Gründer-NL , ohne Signatur und unpaginiert.  – Erstdruck in: H. Böhringer: Bernhard Groethuysen. Vom Zusammenhang seiner Schriften. Berlin 1978, S. 42–44. – Alle Abschriften sind bis auf unwesentliche Abweichungen fast identisch. Hier ist die ursprüngliche und damit authentischste Abschrift, diejenige aus dem Dilthey-NL , ediert. 1 Darüber von der Hand E. Schramms: „Brief an Groethuysen. Abschrift“. – Nach seiner Promotion bei C. Stumpf und D. im Jahre 1904 begann B. Groethuysen mit den Vor­ arbeiten für eine Geschichte der Französischen Revolution. 1907 habilitierte er sich in Berlin mit einem ersten Kapitel des geplanten Buches über das Naturrecht in Frankreich. Die Schrift gilt als verschollen. Noch in demselben Jahr wurde B. Groethuysen zum PD in Berlin ernannt. 2 In den Abschriften, die in den Nachlässen Paul Ritters und Karlfried Gründers hinterlegt sind, sowie im Erstdruck fehlt „von“. 3 D.: Auffassung und Analyse des Menschen im 15. und 16. Jahrhundert, in: AGPh IV (1891), S. 604–651 und V (1892), S. 337–400; WA in: GS II, S.1–89. 4 Sigrid von der Schulenburg (1885–1943): Philosophin und Editorin; seit dem 14.10. 1926 verheiratet mit Paul Ritter.

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Dilthey an Erich Schmidt  

[1508] Dilthey an Erich Schmidt 1 3 [Januar 1907]2 Donnerstag Lieber verehrter Freund, die Aufsätze3 sind vergriffen u. ich soll gleich die neue Ausgabe machen. Dr. W. Böhm4 schrieb mir daß er kleine Bemerkungen zur Verbesserung des Hölderlin5 habe: wollen Sie gütig seine Adresse auf beiliegende Karte setzen? U. wenn Ihnen selber Corrigenda bei Ihrer Lektüre aufgefallen sind: wollen Sie mich mit diesen gelegentlich beschenken? Ich habe wieder seit 22 Dec[ember] Stubenarrest wegen Erkältung! In treuer Gesinnung Ihr W. Dilthey Originalangabe: Hs.; DLA Marbach, Sign. A: Schmidt, Erich, Inventar-Nr. 61.885, 9. 1 Der Literaturwissenschaftler Erich Schmidt (1853–1913). 2 Im Jahr 1907 war der 3. Januar ein Donnerstag. 3 Gemeint ist die Aufsatzsammlung Das Erlebnis und die Dichtung, eine zweite Auflage erschien 1907. 4 Wilhelm Böhm (1877–1957): Germanist, Hölderlin-Forscher; von 1906–1924 Lehrer im höheren Schuldienst, danach Privatgelehrter. 5 Gemeint ist der Aufsatz Friedrich Hölderlin aus D.s Sammlung Das Erlebnis und die Dichtung.

[1509] Dilthey an Sabine Lepsius1 Gnädigste Frau,

Berlin d[en] 5 Jan[uar] [19]07

lassen Sie beide sich zunächst die besten Glückwünsche zum neuen Jahre sagen! Wir beide sitzen seit dem 22 Dec[ember] in der Stube an einer starken Erkältung, so mußten wir uns die Freude versagen, in Bach selig zu sein. Es geht

Otto Köhnke an Dilthey

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indeß almälig wieder gut, u wir freuen uns sehr darauf Sie Dienstag 71/2 Uhr bei uns in einem kleineren Kreise zu sehn. Nach Tisch will ich ein paar Gedichte vorlesen und dabei auch f[ür] St[efan] George Propaganda machen. Wie herrlich wäre es wenn Sie sich entschließen könnten etwas zu spielen! Etwas Bach, etwas Chopin! In Hoffnung freundliche Grüße mit den besten Grüßen an Ihren lieben Mann. Der Ihrige Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Postkarte; BSB München, HA , Autograph Dilthey, Sign.: 79/154. 1 Sabine Lepsius (1864–1942): Porträtmalerin und Salonniere, seit 1892 verheiratet mit Reinhold Lepsius, Anhängerin Stefan Georges.

[1510] Otto Köhnke1 an Dilthey Königlich Preußische Akademie der Wissenschaft

Berlin W[est] 35, Potsdamer Str[aße] 120 8. Januar 1907   Hochgeehrter Herr Geheimrat, es ist eine einzige Bewerbungsschrift um den Miloszewsky[schen] Preis (Entwickelungsgeschichte des Hegelschen Systems) eingelaufen. Im Einverständnis mit dem Herrn vorsitzenden Sekretar lasse ich sie Ihnen beifolgend zugehen, da die Beurteilung in erster Linie Ihnen obliegt. Ihr Urteil wird seinerzeit bei den übrigen Mitgliedern der philosophisch-historischen Klasse zirkulieren, und in einer Sitzung des Monats Mai wird über die Bewertung Beschluss zu fassen sein. In ausgezeichneter Hochachtung ganz ergebenst Köhnke Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 77, Bl. 352.

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Otto Köhnke an Dilthey   

1 Otto Köhnke (1864–1918): Archivar und Bibliothekar, zunächst an der UB der Friedrich-Wilhelms-Universität, ab 1896 Reorganisator der Bibliothek der Königl. Preuß. AdW zu Berlin.

[1511] Otto Köhnke an Dilthey  Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften

Berlin W[est] 35, Potsdamer Straße 120 16. Januar 1907   Hochverehrter Herr Geheimrat, für die Beantwortung der Frage, in welcher Form Anerkennung zugesprochen werden könnte, wenn es nicht möglich sei, den Miloszewsky[schen] Preis zu erteilen, kommt in Betracht § 4. 4 des Reglements für die akademischen Preisverteilungen (Statuten und Reglements1 S. 43): „Wenn eine Preisschrift die gestellte Aufgabe nur teilweise löst, im übrigen aber preisfähig erscheint, so kann sie trotz dieses Mangels als preisfähig bezeichnet werden, wenn keine andere ebenfalls preisfähige und die Aufgabe vollständig lösende Preisschrift vorliegt, auch gekrönt werden, vorher indes die unvollständige Lösung in der öffentlichen Motivierung[?] hervorzuheben ist.“ In ausgezeichneter Hochachtung ganz ergebenst Köhnke An Herrn Geheimen Regierungsrat Professor Dr. Dilthey hochwohlgeboren hier

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 77, Bl. 351. 1 Statuten und Reglements der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, sowie der ihr angegliederten Institute und Stiftungen. Berlin 1896.

Dilthey an Maria von Wildenbruch  

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[1512] Dilthey an Maria von Wildenbruch Gnädigste Frau u. verehrte Freundin,

Mittwoch d[en] 23 Jan[uar] [1907]

Mitten zwischen drängenden Geschäften bekam ich Ihr Buch, und es hat mich so festgehalten daß ich schon den größten Theil gelesen habe. Sie haben dem Andenken Ihres Vaters1 einen großen Dienst erwiesen, und das muß der Tochter die schönste Genugthuung sein. Und das Buch wird höchst wohlthätig[,] und das wie ich hoffe in weitere Kreise wirken. Besten Dank daß Sie es mir, u. in so freundschaftlicher Art, geschenkt haben. Der Artikel Ihres verehrten Gatten ist vorzüglich. Er fügt ein Gewicht zu den anderen moralischen Gewichten, die wenn nicht vor der Wahl, dann nach ihr das Centrum soweit niederdrücken daß es nachgiebt.

Herzliche Grüße der Ihre W. Dilthey

Original: Hs.; ABBAW, Wildenbruch-NL , Nr. 142, unpaginiert, 2 Bl. 1 Max Maria von Weber (1822–1881): Eisenbahndirektor; österr. Hofrat und preuß. Ministerialrat; Vater Maria von Wildenbruchs. – Aus der Welt der Arbeit. Hg. von M. von Weber (später: von Wildenbruch). Berlin 1907.

[1513] Alois Riehl an Dilthey d[en] 28. Jan[uar] 1907   Lieber Freund! Die Stelle, in der Goethe über die Weltanschauung der verschiedenen Lebensalter spricht, findet sich nicht in den „Wanderjahren“. Sie steht unter den „Sprüchen in Prosa“ und beginnt mit dem Satz: „Jedem Alter des Menschen antwortet eine gewisse Philosophie. Das Kind erscheint als Realist; denn es findet sich so überzeugt von dem Dasein der Birnen und Äpfel als von dem seinigen. Der Jüngling, von innern Leidenschaften bestürmt, muß auf sich selbst merken, sich vorfühlen: er wird zum Idealisten

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Conrad von Studt an Dilthey  

umgewandelt. Dagegen ein Skeptiker zu werden hat der Mann alle Ursache; er tut wohl zu zweifeln, ob das Mittel, das er zum Zwecke gewählt hat, auch das rechte sei. Vor dem Handeln, im Handeln hat er alle Ursache, den Verstand beweglich zu halten, damit er nicht nachher sich über eine falsche Wahl zu betrüben habe. Der Greis jedoch wird sich immer zum Mysticismus bekennen; er sieht, daß so vieles vom Zufall abzuhängen scheint: das Unvernünftige gelingt, das Vernünftige schlägt fehl, Glück und Unglück stellen sich unerwartet ins Gleiche; so ist es, so war es, und das hohe Alter beruhigt sich in dem, der da ist, der da war, und der da sein wird.“1 Mit herzlichem Gruße   Ihr   A. Riehl. Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 63, Bl. 26–26 R. 1 Vgl. J. W. von Goethe: Maximen und Reflexionen. Aus dem Nachlass. Über Literatur und Leben, 1806, in: Ders.: Sämtliche Werke. ND der Artemis-Gedenkausgabe zu Goethes 200. Geburtstag am 28. August 1949. Hg. von E. Beutler, 2. Aufl. Zürich 1961–1966. Zürich 1977. Bd. 9, S. 607 f.

[1514] Conrad von Studt an Dilthey Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Berlin W[est] 64, den 30. Januar 1907. Ew. Hochwohlgeboren übersende ich nebst einer Anlage Abschrift einer Eingabe des Geschäftsführenden Präsidiums der hierselbst neubegründeten „Gesellschaft für Philosophie“ vom 11. Januar d[es] J[ahre]s, in welcher um die Förderung der Bestrebungen der Gesellschaft gebeten wird.1 Es ist mir erwünscht, über die Gesellschaft, ihre Zusammensetzung und die Aussichten ihrer Entwicklung näher unterrichtet zu sein. Ew. Hochwohlgeboren ersuche ich, mich in dieser Beziehung mit einer gefälligen Äußerung zu versehen. In Vertretung.  Wever.2

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Dilthey an Friedrich Theodor Althoff  

An den Königlichen Ordentlichen Professor Herrn Geheimen Regierungsrat Dr. Dilthey Hochwohlgeboren hier.

Original: Typoskript; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey, 14 n, 6. 1 Die im Dezember 1905 von jüngeren Gelehrten begründete „Gesellschaft für Philosophie“. 2 Hermann Wewer (1853–1911): Jurist und Staatsbeamter; 1876 Referendar, 1881 Assessor und Tätigkeit im preuß. Justizministerium, 1884 im Kultusministerium, 1890 Geheimer Regierungsrat und Vortragender Rat, 1893 Geheimer Oberregierungsrat, 1900 Staatssekretär, 1907 Nachfolger F. Th. Althoffs im Kultusministerium für das höhere Schulwesen.

[1515] Dilthey an Friedrich Theodor Althoff 2. Febr[uar] [19]07 Hochverehrte Excellenz, haben Sie herzlichen Dank für Ihre gütige Theilnahme; es geht ja täglich langsam vorwärts, aber immer noch ist andauerndes klares Bewußtsein nicht vorhanden, der Fall hat offenbar eine Läsion in der Großhirnrinde zur Folge gehabt; mein Bruder1 befand sich schlecht[,] er ließ sich noch zur Wahl fahren, dann plötzlich war der Proceß soweit vorgeschritten, daß er in der Nacht zu phantasieren begann. Jetzt geht der Prozeß langsam, aber sehr langsam zurück, der Nachtschlaf wird besser, die Augen klarer, Bewußtsein macht sich mehr geltend. Der Arzt verbietet andauernd daß ich hinkomme damit er nicht, wenn auch angenehm, irritirt werde.

In treuer Verehrung W Dilthey

Original: Hs.; GStA PK Berlin, VI. HA , FA u. NL , NL Friedrich Theodor Althoff, B Nr. 29 Bd. 2, Bl. 151–151 R. 1 Karl Dilthey.

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Alexius Meinong an Dilthey

[1516] Alexius Meinong 1 an Dilthey Graz, 5. Februar 1907. Hochgeehrter Herr Geheimrat! Entschuldigen Sie gütigst, wenn ich Sie heute mit einer Bitte bemühen muss. Der Anlass dazu ist Herrn Geheimrat Riehl’s Erklärung in Nr. 5 der D[eutschen] L[iteratur] Z[eitung], Sp. 279.2 Als mir im Dezember das Ehrenpräsidium der „Gesellschaft f[ür] Philos[ophie]“ angeboten wurde, unter der ausdrücklichen Versicherung, dass Sie, hochgeehrter Herr Geheimrat, sowie Geheimrat Riehl die Wahl bereits angenommen hätten, konnte ich es nur für eine Ehre halten, mit Ihnen Beiden ein Kollegium auszumachen. Und noch am 15. Jänner wurde mir eine Art Vorlesungsprogramm mit der Bemerkung vorgelegt, dass Sie Beide es bereits gebilligt hätten. Sie können sich darauf hin vorstellen, wie wenig ich mir jetzt die erwähnte „Erklärung“ zu deuten weisz und wie schwierig zugleich meine Lage geworden ist einer Vereinigung gegenüber, mit deren leitenden Persönlichkeiten ich schon der grossen Distanz wegen keine nähere persönliche Fühlung gewinnen konnte. Bisher meinte ich mich durch die Zustimmung der beiden Berliner Ehrenpräsidenten durchaus gesichert. Wie aber nun, wo der Dissens in so scharfer Form an die Oeffentlichkeit gekommen ist? Hinsichtlich der Intention der „Erklärung“ hoffe ich nun allerdings auf eine Orientierung durch den Autor selbst. Natürlich ist mir aber auch Ihre Auffassung der Sachlage von grösztem Interesse, sowie die Frage, wie Sie sich nunmehr der „Gesellschaft“ gegenüber zu verhalten gedenken, resp. welches Verhalten meinerseits Ihnen angemessen erschiene. Der Gegenstand meiner Bitte sind nun ein paar Worte freundlicher Orientierung, für die sich zu lebhaftem Danke verpflichtet fühlen würde Ihr   hochachtungsvoll ergebener Meinong Original: Typoskript, StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey, 14 k, 6, Beilage 1, 3 Bl. 1 Alexius Meinong Ritter von Handschuhsheim (1853–1920): österr. Philosoph und Psychologe, Brentano-Schüler; 1878 PD in Wien, 1882 Extraordinarius, 1889 o. Prof. in Graz. 2 A. Riehl: Erklärung, in: DLZ Nr. 5 (2. Feb. 1907), Sp. 279: Erklärung. Die Nr. 4 der DLZ bringt auf Sp. 217 unter den „Notizen und Mitteilungen“ einen Bericht über eine im

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Dilthey an Alexius Meinong   

Dezember v. J. in Berlin gegründete Gesellschaft für Philosophie, in welchem es u. a. heißt: das Ehrenpräsidium der Gesellschaft besteht gegenwärtig aus den Proff. Dilthey, Riehl und Meinong. Diese – nb. aus dem von der Gesellschaft versandten Prospekt wörtlich übernommene (Red.) – Angabe ist, soweit sie meine Person betrifft, unrichtig, und um ihrer Weiterverbreitung entgegenzutreten, sehe ich mich zu der Erklärung veranlaßt, daß ich dem Ehrenpräsidium der genannten Gesellschaft nicht angehöre. Berlin. A. Riehl.

[1517] Dilthey an Alexius Meinong  Hochgeehrter Herr Kollege!

Berlin, d[en] 7. 2. [19]07

Ich habe für die „Gesellschaft“ ein Ehrenpräsidium angenommen in der Erwartung, daß eine gesellschaftliche Verbindung der jungen Leute hier nützlich sein würde, ohne genügende Kenntnis der weitergehenden Ziele. Als ich durch das Statut überrascht wurde, das mir garnicht vorgelegt worden war, ja von dessen Erscheinen ich erst durch andere Professoren Mitteilung erhielt, habe ich sofort das Ehrenpräsidium niedergelegt mit Kollegen Riehl zusammen. Denn an so uferlosen Plänen, wie fester Anstellung von Dozenten und gar Erteilung von Ehrengaben für verdiente philosophische Leistungen, durften wir uns nicht beteiligen. Da wir nun, allerdings ohne Schuld der Leiter der Gesellschaft, von neuem in der D[eutschen] L[iteratur-]Z[eitung] als Ehrenpräsidenten genannt wurden,1 beschlossen wir, dies gemeinsam zu verifiziren. Meine Mitteilung an die Literaturzeitung, daß mein Name eingefügt werden sollte, kam zu spät. Sie erscheint aber nunmehr in der neuen Nummer.2 Es war uns beiden ein angenehmer Gedanke, mit Ihnen zusammen im Ehrenpräsidium zu sein. Aber der dargelegte Verlauf der Sache hat es uns unmöglich gemacht. Wie Sie sich nun der Angelegenheit gegenüber verhalten wollen, stelle ich anheim. Da keiner der Kollegen hier sich beteiligen wird, entsteht hieraus allerdings eine erhebliche Schwierigkeit, da Sie aus der Ferne dem Gang der Dinge schwer werden folgen können. Da möchte ich in keiner Weise Ihren Entschluß beeinflussen. Rückkehr zur systematischen Arbeit, wenn auch sehr unterbrochen, hat mich neuerdings vielfach zu Ihren Arbeiten zurückgeführt, und ich darf Ihnen für mannichfache Förderung danken.

Mit meinen besten Grüßen der Ihrige Wilhelm Dilthey

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Dilthey an Hugo von Hofmannsthal  

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; UB Graz, Sondersammlungen, Nachlässe, NL A. Meinong, K LXVII, Ms. 2065, B 1118. 1 DLZ Nr. 5 (2. Feb. 1907), Sp. 279. 2 DLZ Nr. 6 (9. Feb. 1907), Sp. 345.

[1518] Dilthey an Hugo von Hofmannsthal   Sehr verehrter Herr von Hofmannsthal,

Berlin, d[en] 1. 3. [19]07

Es hat mich gefreut, ein Wort von Ihnen zu vernehmen, und für das Freundliche, das Sie aussprechen, bin ich von Herzen dankbar.1 Möchte der Aufsatz in irgend einer Rücksicht Ihren Erwartungen entsprechen! Die von Ihnen angegebenen Probleme behandelt er nicht. Näher daran reicht ein anderer über Phantasie, eine Rede, die in der Pepinière gehalten [wurde].2 Ich will sie suchen lassen und Ihnen senden. Den Aufsatz über Individualität3 muß ich mir leider, wenn Sie ihn gelesen [haben werden], zurückerbitten, da ich nur ein Exemplar habe und andere nicht mehr zu erhalten sind. Längst wollte ich Ihnen für die Mitteilung der neuen Ausgabe Ihrer kleinen Dramen4 herzlichst danken und Ihnen dabei über dieselben schreiben. Ich habe viel nachgedacht über diese an Goethes Jugenddichtungen anknüpfende dramatische Form, der Sie nun ein neues, aus Ihrem eigensten Wesen kommendes Leben gegeben haben. Eine Form, die direkter als jeder andere Sinn, Wert, Bedeutung des Lebens auszusprechen möglich macht und doch dabei rein poetisch bleibt. Aber davon ein anderes Mal, wenn wir uns hoffentlich bald wiedersehen! Unsere erste Begegnung war allzu flüchtig.

In treuer Gesinnung

der Ihrige Wilhelm Dilthey

Sie sehen, ich muß um lesbar zu sein, ebenfalls darauf verzichten selbst zu schreiben. Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; das Postskriptum ist von der Hand D.s; FDH Frankfurt, Sammlung

Dilthey an Friedrich Theodor Althoff  

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Rudolf Hirsch, unpaginiert; 5 Bl. – Erstdruck unter Weglassung von D.s Postskriptum mit einer Einleitung des Herausgebers Herbert Steiner5 in: Neue Zürcher Zeitung. Jg. 179. Morgenausgabe Nr. 2681 (Freitag, 19. September 1958), Bl. 1. 1 H. von Hofmannthals vorausgegangener Brief ist nicht überliefert. 2 Die Pépepinière wurde 1795 als Institution zur Aus- und Weiterbildung von Militärärzten in Preußen von dem General-Chirurgen Johann Goercke (1750–1822) in Berlin gegründet. 1895 wurde die Anstalt in „Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen“ umbenannt. – Anlässlich deren Stiftungsfeier hielt D. im „Königlichen Medicinisch-Chirurgischen Friedrich-Wilhelm-Institut“ am 2. August 1886 die Festrede Dichterische Einbildungskraft und Wahnsinn; WA in: GS VI, S. 90–102. 3 D.: Beiträge zum Studium der Individualität, in: Sitzungsberichte der Königl. Preuß. AdW Berlin 1896, S. 295–335; erweiterter WA in: GS V, S. 241–316. 4 H. von Hofmannsthal: Kleine Dramen. 2 Bde. Leipzig 1907. 5 Herbert Steiner (1923–2001): österr. Historiker.

[1519] Dilthey an Friedrich Theodor Althoff 5. 3. [19]07

Excellenz Althoff Breitestraße

Herzliche Abschiedsgrüße. Heute früh Nachricht daß Karl Dilthey gestorben.1 Original: Hs.; Telegramm; GStA PK Berlin, VI. HA , FA u. NL , NL Friedrich Theodor Althoff, Nr. 896, Bl. 49 VS . 1 D.s Bruder Karl war am 4. März 1907 in Göttingen gestorben.

[1520] Dilthey an Hermann Diels

Verehrter lieber Freund,

Freitag früh, Wiesbaden, Pension Frank, Abeggstraße 8. 3.19071

es ist mir Bedürfniß Ihnen selbst zu schreiben[,] da2 Sie innerlich mit Hermann3 und uns Brüdern verbunden sind für mich. Gestern Abend sind wir an-

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Dilthey an Edward Schröder  

gekommen, ein Stück habe ich die Leiche meines lieben Bruders nach Bibrich wo er begraben sein wollte begleitet, dann war ich zu erschöpft u Dr. Walther Usener4 hat sie Nachts halbeins nach Bibrich gebracht. Morgen Sonnabend 4 Uhr wird er nahe bei der Mutter,5 fast zu ihren Füßen beigesetzt. Während entschiedene Besserung nach allen Seiten sich geltend zu machen anfing u ich erwarten durfte daß mir endlich gestattet wurde ihn zu sehen: trat plötzlich hohes Fieber ein: ein weitverbreiteter Eiterherd wurde Montags gefunden, er wurde sofort operiert und starb wenige Stunden danach. Dienstag früh erhielt ich die Nachricht von dem neuen schweren Zwischenfall, wollte reisen u. eine Stunde danach kam das Telegramm mit der Todesnachricht. Wie schwer ich daran trage ihn nicht mehr gesehen zu haben[,] kann ich nicht aussprechen. Sein Tod war sanft, er hatte keinen Gedanken an denselben.

In Treue Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; StB PK Berlin, HA , Sammlung Darmstädter, 2 a 1870 (8): Dilthey, Bl. 11–12. 1 Der 8. März 1907 war ein Freitag. 2 Im Brieforiginal folgt: „das“. 3 D.s Schwager und Freund Hermann Usener. 4 Der Karlsruhrer Chirurg Walther Usener (geb. 1875), Neffe D. s. 5 Maria Laura D. (1810–1887), geb. Heuschkel.

[1521] Dilthey an Edward Schröder1 12. 3. [19]072 Wiesbaden Abeggstraße Pension Frank   Hochverehrter Herr College. Bei der großen Theilnahme die Sie meinem lieben Bruder und den Seinen erwiesen haben darf ich Ihnen von der Beerdigung in unserer Heimath berichten. Am Sonnabend um vier Uhr fand das Begräbnis statt. Dieterich u. seine Frau3 und die Geschwister Köpp4 waren auch gekommen. Da ein heftiger

Dilthey an Herrmann Diels  

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Schneesturm war, hatten außer den Familienangehörigen nur wenige Personen in der Leichenhalle des Kirchhofs [sich] versammelt. Der Geistliche sprach würdig und selbst bewegt[,] da das Gedächtniß unseres Vaters5 immer noch in der hießigen Geistlichkeit sehr lebendig ist. Dann geleiteten wir ihn zu seiner Ruhestätte. Es hatte sich gefügt[,] daß wir dicht bei unserer theuren Mutter ein Grab[,] das eine hießige Familie angekauft hatte, hatte erwerben können. So ruht er nun fast zu Füßen der Mutter. Von der Anhöhe des Friedhofs blickt man in die Rheinebene hinab. Für die Hingebung[,] mit der Sie die Anordnungen in Göttingen getroffen und eine so würdige schöne Todtenfeier ihm erwiesen haben, bin ich Ihr dankbarster Schuldner, für den Entschlafenen wie für mich und die Meinen. Da meine ohnehin schlechte Gesundheit zur Zeit so ist[,] daß die traurigen Geschäfte in Göttingen mir auch unerfüllbar sind, muß ich meinen neuer­ lichen Dank noch hinausschieben.

Dankbar ergeben der Ihre Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , NL E. Schröder 193, Nr. 3. 1 Edward Schröder (1858–1942): Germanist; 1885 PD, 1887 a. o. Prof. in Berlin, 1889 o. Prof. in Marburg, 1902 in Göttingen. 2 Im Brieforiginal: Datumsangabe von fremder Hand. 3 Der klass. Philologe und Religionshistoriker Albrecht Dieterich (1866–1908) und seine Ehefrau Marie (1867–1934), Tochter H. Useners. 4 Der Münsteraner Archäologe Friedrich Koepp (1860–1944) und seiner Schwester Laura Koepp, Neffe und Nichte D. s. 5 Maximilian August Franz D. (1804–1867): Pfarrer, Kirchenrat und Oberhof­prediger in Wiesbaden.

[1522] Dilthey an Herrmann Diels Wiesbaden 18 März [1907] Hochverehrter lieber Freund, die Erledigung dieses Vertragsentwurfs ist durch meine plötzliche Abreise gehindert worden. Es wäre aber wünschenswerth wenn Reicke jun. nach lan-

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Dilthey an Paul Ritter  

ger mühsamer Verhandlung noch vor den Ferien der Akademie festgehalten werden könnte.1 Für Herrn Menzer würde ich dann etwa 800 Mark angemessen finden: es ist eine ungeheure Arbeit: dies aber kann später erledigt werden. Herr Menzer wird mündlich Ihnen die nöthigen Erläuterungen2 zu geben bereit sein. Ich bin noch hier; mein lieber Bruder ist hier in Biebrich beerdigt worden u es fand sich daß eine Stelle erworben werden konnte, die fast zu den Füßen unserer Mutter ist. Meine Gesundheit ist so tief erschüttert daß ich weder zurück reisen noch weiter fahren konnte. In ein paar Tagen denken wir abreisen zu können, und zwar nach Labers bei Meran.

Mit besten Grüßen der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; StB PK Berlin, HA , Sammlung Darmstädter, 2 a 1870 (8): Dilthey, Bl. 21–22 R. 1 Im Brieforiginal: „können“. 2 Im Brieforiginal: „Ihnen“ ist wiederholt.

[1523] Dilthey an Paul Ritter

Lieber Freund,

18. 3. [19]071 Wiesbaden

Mein Bruder ist nach der Gedächtnißfeier in Göttingen in Biebrich, unsrer Heimath bestattet worden. Seit dieser Zeit bin ich hier in der Nähe in Wiesbaden, unfähig zurückzureisen. Wir haben inzwischen unsre Sachen und ich meine zur philos[ophischen] Abh[andlung]2 u. der 2ten Auflage3 nothwendigen Manuscripten hierherbestellt, und wenn diese richtig herausgesucht werden konnten, wollen wir in diesen Tagen über München, wo wir bei Brentanos ein oder zwei Tage ausruhen[,] nach Schloß Labers bei Meran (Südtirol) fahren, wo wir Logis bestellt haben u hoffentlich erhalten. Für die Wochen dort bis Anfang Mai bin ich für m[eine] jetzigen Verhältnisse mit Arbeit reichlich versehen, da der Zusatz zu Novalis ebenso schwierig ist als nach der Lage der Fragen unvermeidlich u. die philos[ophische]

Dilthey an Paul Ritter  

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Ab­handlung4 eben weil sie alle meist ausgesprochenen Ideen zu gründlicher Durch­führung bringen u. den Bd 2 würdig eröffnen soll recht schwierig sein wird.5 An dem Bd I[,] 18 Jahrh[undert]6 werde ich nichts thun können als etwa ein paar Bücher über Reformation und noch Entwicklung nach ihr lesen u. durchdenken. Sobald ich aber zurückkehre, kann ich mich ganz dieser Arbeit widmen. Es wäre schön wenn Sie Zeit fänden in den Ergänzungen für die ausfallenden Bogen fortzuschreiten. Wenn Sie Manuscripte wünschen, so hat mein Sohn die Schlüssel zu ihnen. Und nun, lieber Freund lassen Sie mich vernehmen wie die Dinge in Cöln verlaufen sind. Lenz7 ließ mich schon wissen daß das Ergebniß befriedigend sei. Und wie Sie leben. Und wie sich nun die Leibnizarbeit gestaltet. M[eine] Adresse ist am sichersten, wenn Sie gleich schreiben können, München per Adr[esse] Prof. Lujo Brentano München Mandlstraße 3.8 Später dann Schloß Labers über Meran Südtirol.

Viel Gutes Ihr getreuer Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1, Bd. IX , Bl. 9–10. 1 Im Brieforiginal: nachträgliche Datierung von der Hand P. Ritters. 2 D.: Das Wesen der Philosophie, in: Die Kultur der Gegenwart. Ihre Entwicklung und ihre Ziele. Hg. von P. Hinneberg. Teil I Abt. VI: Systematische Philosophie. Berlin und Leipzig 1907, S.1–72; WA in: GS V, S.339–416 (mit Zusätzen aus den Handschriften). 3 Von Das Erlebnis und die Dichtung. 4 Das Wesen der Philosophie. 5 Gemeint ist offensichtlich eine nicht realisierte Ausgabe von Abhandlungen. 6 Der Studien zur Geschichte des deutschen Geistes. 7 Max Albert Wilhelm Lenz (1850–1932): Historiker; 1876 PD, 1881 Extraordinarius, 1885 o. Prof. in Marburg, 1888 in Breslau, 1890 in Berlin. 8 Im Brieforiginal: „Mandelstraße“. – Während D. hier als Hausnummer von L. Brentanos Wohnung: München / Schwabing Nr. „3“ angibt, schreibt er im folgenden Brief an A. Meinong Nr. „5“.

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Dilthey an Alexius Meinong  

[1524] Dilthey an Alexius Meinong München 23 März [19]07 Sehr verehrter Herr College, Sie werden auch den Vorschlag der Erklärung der philosophischen Gesellschaft erhalten haben. Ich kann demselben nicht beistimmen und habe das sogleich Collegen Riehl mitgetheilt. Der Sachverhalt ist daß wir aus zwei Gründen ausgeschieden sind. Bestimmend [war] vor Allem weil uns die Zwecke der Gesellschaft über das Richtige u. der Philosophie Angemessene hinauszugehen scheinen (so vor Allem die ständige Privatdocentur u der Anspruch Ehrenpreise zu vertheilen). Zweitens dann auch weil wir persönlich die so anwachsenden Aufgaben … .1 Da aus den Erklärungen der Herren Professoren Dilthey[,] Meinong u Riehl falsche Schlüsse gezogen worden sind, sehen wir uns genöthigt zu erklären: Die Herren Dilthey[,] Meinong u Riehl haben das von Ihnen seiner Zeit angenommene Ehrenpräsidium niedergelegt, weil sie nach eingehender Durchsicht u. Erwägung der Satzungen zu der Überzeugung gelangten, daß sie die Voraussetzung für die weiten Ziele und die nach den Statuten ihnen zufallende Arbeit, welche nur bei genauester Personalkenntniß geleistet werden kann, nicht übernehmen können. Alle sonstigen Schlüsse aus den Erklärungen sind sonach irrig. Sie haben Ihr Einverständniß mit dem Inhalt dieser unserer Mittheilung und mit deren Veröffentlichung ausgesprochen. …2 sowie dem was wir gegenseitig sowie den Herren der Gesellschaft geäußert haben. Und es würde nach außen[,] wo Alles unsre Überzeugung ­theilt[,] nur blamiren. Ich sende Ihnen die Erklärung mit[,] welche ich entworfen habe:3 Stimmen Sie dem Sinn nach ihr bei, so wollen Sie das, wenn nöthig telegraphisch, nach Berlin4 an Riehl u. die Gesellschaft mittheilen. Es ist traurig[,] daß aus unserem guten Willen solche verdrießlichen Geschäfte uns erwachsen. Meine Adresse ist bei Brentano in München, Mandlstraße 5, von da gehe ich nach Labers über Meran. Es wäre schön wenn wir uns begegneten. In treuer Verehrung der Ihrige Wilhelm Dilthey

Alois Riehl an Dilthey  

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Original: Hs.; UB Graz, Sondersammlungen, Nachlässe, NL A. Meinong, K ­L XVII, Ms. 2065, B 1119. 1 Die Fortsetzung des Satzes fehlt. 2 Der Beginn des Satzes fehlt. 3 Dem Brieforiginal ist folgende Erklärung D.s beigelegt: „Da aus den Erklärungen der Herren Professoren Dilthey und Riehl falsche Schlüsse gezogen worden sind, sehen wir uns genötigt zu erklären: Die Herren Professoren Dilthey, Meinong und Riehl haben das Amt der Ehrenpräsidenten niedergelegt, weil ihnen bei genauerer Durchsicht der Satzungen das Amt eine zu hohe Verantwortung auferlegte, der nur bei genauester Personalkenntnis genüge getan werden konnte. Alle sonstigen Schlüsse aus den Erklärungen sind damit irrige. [–] Obiger Erklärung schliessen sich an:“. 4 Im Brieforiginal: „Berlin“ ist wiederholt.

[1525] Alois Riehl an Dilthey Berlin W[est] v[on] d[er] Heydstr[aße] 11 d[en] 28. März 1907.   Lieber Freund! Einverstanden! Ich würde ohnehin meine Unterschrift nur im Einvernehmen mit Ihnen gegeben haben und verstehe nicht, wie Renner1 den Anschein er­ wecken konnte, ich sei für eine Erklärung bereits gewonnen. Ich habe sein Schreiben erst vorgestern erhalten und noch bis zur Stunde nicht beantwortet. Was Sie vorschlagen ist ebenso für uns das Richtige, wie es für die Gesellschaft f[ür] Philosophie ausreicht, um ihre Interessen nicht zu schädigen. Was aber Renner vorgeschlagen hat entspricht den Tatsachen nicht  – und kann schon darum von uns nicht angenommen werden. Was R[enner] von gemeinsamer Durchsicht der Satzungen redet, ist falsch, Sie haben die Satzungen überhaupt nicht zur Durchsicht erhalten und mir wurden sie vorgelesen, ohne daß das Manuscript zu meiner Verfügung gestellt ward. Und was den Zusatz „bei neuster Personalkenntnis“ betrifft, so drückt sich hier nur Renners Unterschiebung eines uns nicht bewußten Motives aus. Ich werde also hinhaltend schreiben, die Unterschrift zu der uns vorgelegten Erklärung aber nicht erteilen. Einen Ausschnitt unserer (beziehungsweise meiner) Erklärung in der D[eut­ schen] Literatur Zeitung vermag ich nicht zu senden; ich habe unterlassen mir einen Abdruck davon aufzubehalten, da mir der Wortlaut ohnehin gegenwärtig ist.

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Dilthey an Walter de Gruyter  

Was Sie Ihrem Schreiben noch Persönliches hinzufügten hat mich sehr bewegt, obschon ich nichts anderes erwarten durfte, als daß Sie durch den Tod Ihres Bruders tief erschüttert sein werden. Ich wünsche Ihnen in dem schönen Meran, wohin Sie sicher wollen, beste Erholung und neue Freude am Leben und Schaffen.     Ihnen und Ihrer lieben Frau von uns Beiden die herzlichsten Grüße. Ihr   A. Riehl Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey, 14 n, 6, Beilage 2. 1 Hugo Renner (geb. 1876) Philosoph; Kantianer; 1906–1908 Hg. der Philosophischen Wochenschrift.

[1526] Dilthey an Walter de Gruyter1

Hochgeehrter Herr de Gruyter,

9. April [1907] Labers

indem ich Sie ergebenst bitte, den Druck des schwierigen Manuscriptes von Prof. Adickes2 zu unternehmen, sichere ich Ihnen zu, daß ich dafür eintreten werde, die etwa entstehenden höheren Kosten möge die Akademie übernehmen. Versuchen wir, wie sich dieselben bei diesem Verfahren stellen[,] dann können wir uns klar machen wie wir aus dieser sehr großen Schwierigkeit uns herausziehen.

Mit meinen ergebensten Empfehlungen der Ihrige Wilhelm Dilthey3

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand Katharina D.s mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17 Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert, 2 Bl. 1 Walter de Gruyter (1862–1923): Germanist und Verleger. 2 D. meint offensichtlich den von Adickes in den Bänden 14–19 der AA edierten handschriftlichen Nachlasses Kants.

Dilthey an Otto Köhnke  

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3 Im Brieforiginal darunter eine handschriftliche Notiz W. de Gruyters: „Dieser undatierte Brief wurde mir von Prof. Menzer mit Begleitkarte vom 12. 4. [19]07 zugestellt. De Gruyter“. – Das Begleitschreiben P. Menzers ist nicht überliefert.

[1527] Dilthey an Otto Köhnke1 Hochgeehrter Herr Archivar, Wollen Sie gütigst das beifolgende Gesuch bei den Mitgliedern der Kantcommission so schnell als thunlich circuliren lassen u. dann die Abschrift an das Ministerium gelangen lassen. Eine Unterschrift meinerseits ist bei der Eile der Sache unausführbar u. es genügt[,] wenn die Unterschrift der Kantcommission dasteht. Auch an die Akademie die Sache gelangen zu lassen ist nicht Zeit. Ist es indispensabel,2 so wird der Herr Sekretar der Classe3 die Güte haben, die Sache in die Wege zu leiten. Ergebenst Prof. Dilthey Maderno Gardasee 22. April [19]07 Original: Hs.; ABBAW, Bestand PAW (1812–1945), Sign.: II-VIII-155, 2 Bl. 1 Im Brieforiginal darüber von der Hand O. Köhnkes: „Eingeg[angen] und in Gang gebracht 24. 4. [19]07. K[öhnke]“. 2 Unerlässlich. 3 Sekretar der philos.-histor. Klasse der Königl. Preuß. AdW zu Berlin war Hermann Diels (1848–1922) neben dem klass. Philologen Johannes Vahlen (1830–1911).

[1528] Dilthey an Conrad von Studt   Ew. Excellenz

22 April 19071

ersucht die unterzeichnete Akademie gehorsamst um nachfolgende gütige Förderung der von ihr unternommenen Kant-Ausgabe.

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Dilthey an Conrad von Studt  

Durch den Hingang des Oberbibliothekar Dr. Reicke in Königsberg 2 ist die Abtheilung der Briefe unvollendet geblieben. Nach langen schwierigen Unterhandlungen ist eine Vereinbarung mit dem Bibliothekar Dr. Reicke in Göttingen3 zu Stande gekommen, nach welcher dieser aus den Papieren seines Vaters zusammen mit Prof. Menzer den letzten Band herstellt. Die Anmerkungen und der Index sind eine höchst zeitraubende Arbeit. Daher scheint uns die von Reicke gestellte Bedingung billig. Er findet einen theilweisen Urlaub vom 1[.] Mai bis 15. August erforderlich, der ihn die Nachmittage in dieser Zeit vom Bibliotheksdienst freimacht. Er hätte dann statt 34 in dieser Zeit nur 24 Stunden für die Bibliothek zu arbeiten. Die unterzeichnete Akademie ersucht nun gehorsamst, die Bewilligung dieses partialen Urlaubs zu gewähren, welchem auch der Bibliotheksdirektor Pietsch in Göttingen4 geneigt zu sein scheint. An diesem Urlaub hängt die ganze in jeder Rücksicht unentbehrliche Verständigung mit Herrn Reicke. Falls Ew. Excellenz die Kosten der Vertretung nicht aus den Fonds der Bibliotheksverwaltung oder außerordentlicher wirtschaftlicher Bewilligungen übernehmen können, so wird die Akademie aus den Mitteln der Kantausgabe sie übernehmen.

Ew. Excellenz ganz ergebenste Commission der Akademie der Wissenschaften für die Kantausgabe.

Original: Hs.; ABBAW, Bestand PAW (1812–1945), Sign.: II-VIII-155, 3 Bl. 1 Im Brieforiginal darunter von fremder Hand: „Berlin 27. April 1907“ sowie am oberen linken Rand: „An den H[er]rn Min[ister] der geistlichen u. s. w. Angelegenheiten“.  – Wahrscheinlich wurde eine Abschrift von D.s Schreiben am 27. April 1907 an C. von Studt übermittelt. 2 Rudolf Reicke, geb. 1825, starb am 16. Oktober 1905. 3 Johannes Reicke (1861–1848) war der älteste Sohn R. Reickes. 4 Richard Pietschmann (1851–1923): Bibliothekar, Orientalist und Ägyptologe; 1874 Promotion in Leipzig, 1894 Oberbibliotheker an der UB Göttingen, 1889 a. o., später o. Prof. für Ägyptologie und Altorientalische Geschichte, 1899 Direktor der UB Greifswald, 1902 Abteilungsdirektor an der Königl. Preuß. Bibliothek zu Berlin, 1903 Direktor der UB Göttingen.

Dilthey an Friedrich Theodor Althoff  

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[1529] Dilthey an Friedrich Theodor Althoff

Hochverehrte Excellenz u werter Freund,

Maderno Lignet-Hôtel [nach 22. April 1907]

es war mir sehr leid, daß unsere plötzliche Abreise durch das schlechte Befinden meiner Frau mich gehindert hat, mich von Ihnen zu verabschieden. Ich hätte auch gern zwei Angelegenheiten mit Ihnen besprochen, obwol ich nicht weiß, ob sie wichtig genug sind, Ihre Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen. Zunächst handelt es sich um die Bibliothek meines Bruders. Für Religionsgeschichte, besonders für Volkssitten, Rechtsbräuche hat durch liebevolles Zusammenbringen seltener Dinge zu großer Vollständigkeit in Deutschland nicht ihresgleichen. Als Ganzes umfaßt sie die ganze Altertumskunde, nähere weitere Mitteilung kann dem Ministerium am besten der Göttinger Ober-Bibliothekar, oder Professor Schröder1 oder Prof[essor] Meyer2 geben. Es wäre nun die Frage, ober der Staat Neigung hätte, dieselbe anzukaufen. So würde gewiß sehr erwünscht sein, wenn dieselbe für die Bibliothek in Münster oder ein dortiges Institut für Altertumskunde erworben werden könnte u ich weiß daß dort der lebhafte Wunsch besteht, es möchte das geschehen können. Es wäre gewiß sehr zu bedauern, wenn die Bibliothek durch ein Antiquariat zersplittert würde oder ins Ausland käme, es ist heute kaum möglich u nur mit außerordentlichen Kosten zu erreichen, eine solche Sammlung von Volkssitten, alten Rechten, Bräuchen, mythischen Vorstellungen so wieder zusammenzubringen. Vieles ist überhaupt nicht mehr zu erreichen. Die zweite Angelegenheit kann ich Ihnen überhaupt nur vorlegen, auf Grund Ihres alten Interesses für die Kant-Ausgabe, deren erster Förderer in ihren frühesten Anfängen Sie ja gewesen sind. Der Bibliothekar Reicke in Göttingen setzt die Briefabteilung aus den Papieren seines Vaters fort, u. da er langsam arbeitet wünscht er für die Nachmittage vom 1. Mai bis 15. August Urlaub sodaß er in dieser Zeit statt 34 nur 24 Dienststunden hätte. Ich sende ein Gesuch, welches dieses seitens der Akademie befürwortet an das Ministerium, u ersuche Sie, dasselbe freundlich befürworten zu wollen. Will das Ministerium die Vertretungskosten nicht selbst übernehmen, so muß die Akademie dies tun. Möchten diese Zeilen Sie u Ihre liebe Frau in gutem Wohlsein antreffen u Ihre Kur jeden erwünschten Erfolg haben.

In herzlicher Verehrung der Ihrige Wilhelm Dilthey

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Dilthey an Paul Ritter  

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand Katharina D.s; GStA PK Berlin, VI. HA , FA und NL , NL Friedrich Theodor Althoff, B Nr. 29 Bd. 2, Bl. 157–158 R. – Der zweite Briefabschnitt, die Kant-Ausgabe betreffend, ist als handschriftliche Abschrift von unbekannter Hand hinterlegt in: GStA PK Berlin, VI. HA , FA und NL , NL Friedrich Theodor Althoff, B Nr. 29 Bd. 2, Bl. 153; darunter, vermutlich von der Hand eines Ministerialbeamten, die Notiz: „Durch Erlaß vom 19. 4. [19]07 nach den Anträgen der Akademie entschieden. Ak[ademie] hat die Vertretungskosten zu tragen. Eilsberger 4/6 [1907]“. 1 Edward Schröder. 2 Wilhelm Meyer (1845–1917): klass. Philologe; 1886 o. Prof. in Göttingen.

[1530] Dilthey an Paul Ritter Maderno Gardasee Hôtel Lignet, 24. April 19071

Lieber Freund,

wie schade! es wäre mir eine unendliche Freude gewesen! Wir sind von Labers hierher in unser altes Hôtel Lignet Maderno Gardasee gegangen, wo ich still und fleißig arbeite. Wenn es in Ihren Plänen läge, uns hier an dem wunderbaren See zu besuchen, so machen Sie mir die Freude ein paar Tage hier in unsrer einfachen Pension mein Gast zu sein. Sie nehmen dann ein Retourbillet nach Riva das schon am See oder nach Gardone (es gilt 7 Tage). Auch meine Frau würde sich so sehr freuen. Verschweigen darf ich nicht, daß es hier schon sehr warm ist. Sie brauchen nur in einer Postkarte Ihre Ankunft anzukündigen u wir nehmen Sie mit tausend Freuden in Empfang.

Treulichst und immer dankbar der Ihrige W Dilthey

Original: Hs.; Postkarte; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. IX , Bl. 11. 1 Datierung nach Poststempel.

Dilthey an Alexius Meinong  

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[1531] Dilthey an Alexius Meinong [Ende April / Anfang Mai 1907] Verehrtester Herr College, eben von der Reise zurückgekehrt finde ich Ihre Schrift,1 die Sie mir freundlich haben mittheilen wollen. Da ich eben eine Abhandlung wieder aufnehme, welche über die Grundlegung der Geisteswissenschaften weiter handeln soll, kommt sie mir gerade recht. Ich las wol die Abh[andlun]g aus d[er] Z[eitschrift] f[ür] Ph[ilosophie],2 freue mich aber sehr auch diese selbst erhalten zu haben. Sie werden an mir einen sehr aufmerksamen u dankbaren Leser finden. Meine Abh[andlun]g ü[ber] Phil[osophie]3  – eine Art Weltanschauungslehre nach meinen lange zurückliegenden Anfängen – haben Sie doch erhalten? Treu gesinnt   Ihr W. Dilthey Original: Hs.; UB Graz, Sondersammlungen, Nachlässe, NL A. Meinong, K ­ XVII, Ms. 2065, B 1120. L 1 A. Meinong: Über die Stellung der Gegenstandstheorie im System der Wissenschaften. Leipzig 1907. 2 A. Meinong: Über die Stellung der Gegenstandstheorie im System der Wissenschaften, in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 129 (1906), S. 48–94, S. ­155–207, 130 (1907), S. 1–46; separat: Leipzig 1907. 3 Das Wesen der Philosophie.

[1532] Dilthey an Friedrich Theodor Althoff [Mitte Mai 1907] Verehrter Herr Geheimerath, Da wir unter derselben Regendecke heute geduldig sitzen müssen, die sich von Friedrichsroda nach Oberhof,1 in die höheren herschenden Regionen zieht,

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Dilthey an Friedrich Theodor Althoff  

wollen wir wenigstens ein Zeichen von Antheil aufwärts, den Göttern näher senden. Die Zeilen Ihrer lieben verehrten Frau2 haben einige innere Kämpfe in uns hervorgerufen. Der Gedanke Ihnen so nahe zu sein war so verlockend. Doch machten es zunächst die Verhältnisse nicht möglich, u. dann hat sich der Himmel so entschieden gegen Oberhof ausgesprochen, daß wir täglich hoffen, Sie an der sehr angenehmen Mittagstafel des Hôtel Schauenburg3 zum angenehmsten Gegenüber zu erhalten. Noch sind Menschen genug in Friedrichsroda, sogar können wir außer uns selber Ihnen noch mehrere Untergebene präsentiren. Die schönsten, ja üppigsten Logis[,] um jeden von Ihnen zu nennenden Preis. Wer sich in einen Wagen setzt, erhält beinahe eine Pränumeration4 dafür. Die sehr verlockende Musik im Kurhaus erhebt keine Ansprüche mehr, nimmt dankbar Zuhörer entgegen. Soweit hat uns das Ende der Saison gebracht. Kommen Sie also aus Ihren milden Gegenden zu uns hernieder gestiegen. In der Hoffnung [eines] Wiedersehens, in stets gleichdankbarer Gesinnung der Ihrige W. Dilthey [von der Hand Katharina D.s:] Liebste Frau Althoff, wir sitzen selbst hier in den niedrigeren Bergregionen in einer geheizten Stube u. ich schiebe ganze Tannenbäume in den Ofen. Da ist der Gedanke, noch höher hinauf u. noch kälter etwas gruselig, so verlockend Ihre Nähe ist. Kommen Sie doch Liebste, unter solchen Umständen doch lieber zu uns herunter, wo die Luft auch künftig genug. Ich suche Ihnen vorher ein schönes Logis nach der warmen Seite. Sie brauchen mir nur Ihre Wünsche zu äußern. Eine heute unternommene Parthie hinauf nach Oberhof halt im Regen wieder. Und denken Sie, in Tyrol, wo meine Mama5 u. Leni6 sind, schönstes Wetter! Mit f[reundli]st[en] Grüßen auch Ihrem verehrten Gatten Ihre K. D. Original: Hs.; GStA PK Berlin, VI. HA , FA und NL , NL Friedrich Theodor Althoff, B Nr. 29, Bd. 2, Bl. 174–175 R. 1 Friedrichroda und Oberhof: Orte im Thüringer Wald am Rennsteig. 2 Nicht überliefert. 3 Damaliges Kurhotel. 4 Vorauszahlung. 5 Clara Püttmann (1829–1915). 6 D.s jüngste Tochter Leni.

Hugo Renner an Dilthey  

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[1533] Hugo Renner an Dilthey Gesellschaft für Philosophie Geschäftsstelle: Charlottenburg, Kantstraße 49. Fernspr[echer] Charl[ottenburg] 11474.

Hochzuverehrender Herr!

Charlottenburg, den 30.Mai 1907

Auf Beschluss der Geschäftsleitung der Gesellschaft für Philosophie übersenden wir Ihnen ergebenst eine Freikarte zu der Vorlesung, die Herr Prof. Dr. Melchior Palagyi, von der Universität Kolozsvar in Ungarn1 in unserer Gesellschaft über das Thema „Vitalismus und Psychologismus“ halten wird. Es finden 6 Vorlesungen statt und zwar, je zwei am Dienstag von 7–9, je eine am Freitag von 7–8 Uhr. Beginn Freitag den 31. Mai. Prof. Palagyi hat s[einer] Z[ei]t bei Veröffentlichung der logischen Untersuchung von Husserl2 durch sein Werk „Die Logik auf dem Scheidewege“ ein beträchtliches Aufsehen erregt.3 Die dort angedeuteten Gedankengänge hat er inzwischen systematisch ausgebildet und will die Grundzüge seines Systemes in der hiesigen Gesellschaft vortragen. Es versteht sich von selbst, dass die Gesellschaft für den sachlichen Wert der Vorlesungen keinerlei Garantie übernehmen kann. Immerhin gilt Prof. Palagyi als der bedeutendste Philosoph Ungarns der Gegenwart und ist auch s[einer] Z[ei]t von Rudolf Eisler4 als einer der originalsten Denker bezeichnet worden. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass uns wirklich neue philosophische Errungenschaften geboten werden. Prof. Palagyi will gegen den Geist des englischen Psychologismus für den deutschen kritischen Geist kämpfen. Es soll nach den Vorlesungen in der Ortsgruppensitzung der Gesellschaft eine Diskussion stattfinden. Im sachlichen Interesse der Philosophie bitten wir Sie daher, sich an den Vorlesungen zu beteiligen. Wir bemerken, dass das Publikum bei unseren Veranstaltungen nicht ein sogenanntes „freie Hochschule-Publikum“ ist, wie wir ja überhaupt prinzipiell die Entwickelung des freien Hochschulwesens als eine Angelegenheit des Staates betrachten. An den Vorlesungen von Prof. Palagyi beteiligen sich bereits angesehene philosophische Schriftsteller, mehrere jüngere Doktoren und und auch Herr Generalarzt Prof. Dr. Kern.5 Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist durchaus zwanglos und soll zu weiter nichts verpflichten. Wir nehmen die Gelegenheit wahr, Ihr Interesse auch sonst für die Gesellschaft für Philosophie in Anspruch zu nehmen. Unsere Absicht ist es, die verschiedensten philosophischen Richtungen zu Worte kommen zu lassen, und u. a. auch die Kenntnis der ausländischen Philosophie uns näher zu führen. Nach dieser Richtung hin haben wir Aussicht im kommen-

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Hugo Renner an Dilthey  

den Winter die Vorträge einiger der bedeutendsten französischen Philosophen der Gegenwart zu hören. Die nächste Ortsgruppensitzung findet am Montag den 10. Juni, abends 8 Uhr, im Restaurant Koch am Savignyplatz statt. Es wird über den Vortrag des Herrn Prälat Fischer – Würzburg über „die Grenzen des Individualismus“ diskutiert werden.6 In der Beilage überreichen wir Ihnen einen Überblick über unsere Organisation mit der Bemerkung, dass unsere Statuten nur als vorläufige zu gelten haben, es kommt uns mehr darauf an in den Statuten hervorzuheben, dass wir mit allen Mitteln die Förderung der wissenschaftlichen Philosophie erstreben, es ist aber nicht genügend in denselben betont, dass die Geschäftsleitung nur eine bureaumässige, nicht eine wissenschaftliche Centralisation der Philosophie erstrebt. Aus diesem Grunde werden diejenigen Stellen, dem Ratschlage einiger von uns geschätzten Gelehrten entsprechend, geändert werden, die sich auf die Frage der Geschäftsleitung, des Ehrenpräsidiums und der Dozenturen beziehen. Für alle Ratschläge, die eine Verbesserung unserer Satzungen herbeiführen können, sind wir Ihnen dankbar.

Wir zeichnen in ergebenster Hochachtung Das Geschäftsführende Präsidium Dr. Hugo Renner

Original: Typoskript mit eigenhändiger Unterschrift H. Renners; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey, 14 n/6, Beilage 5. 1 (Menyhért) Melchior Palágy (1859–1924): ungar.-jüd. Philosoph, Mathematiker, Physiker und Literaturtheoretiker. 2 Im Brieforiginal: „Husserel“. – Edmund Husserl (1859–1938): österr.-dt. Philosoph und Mathematiker; 1887 PD in Halle, 1901 a. o. Prof, 1906 o. Prof. in Göttingen, 1916 in Freiburg i. Br. – Logische Untersuchungen. 2 Bde. Halle a. S. 1900/01. 3 M. Palágy: Die Logik auf dem Scheidewege. Berlin 1903. 4 Rudolf Eisler (1873–1926): österr. Philosoph, Privatgelehrter. 5 Berthold Kern (seit 1903: von Kern) (1848–1940): Sanitätsoffizier, Hochschullehrer und Philosoph; 1903 Subdirektor der Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen, Generalmajor und o. Prof. der Staatsarzneikunde. 6 Engelbert Lorenz Fischer (1845–1923): Kath. Theologe, Philosoph und Gemeindepfarrer im Bistum Würzburg.

Dilthey an Wilhelm Herrmann  

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[1534] Dilthey an Wilhelm Herrmann1 Berlin, d[en] 31. 5. [19]07 Verehrter Herr Kollege! Nehmen Sie besten Dank für die freundliche Mitteilung der neuen Auflage Ihrer „Sittlichen Weisungen“.2 Mit dem was Sie über die Stellung Luthers in dieser Frage sagen, finde ich mich vollkommen einverstanden. Gern spräche ich einmal mit Ihnen über die Stellung, in die ich mit meiner Auffassung der Reformatoren zwischen Sie und Troeltsch3 geraten bin. Möchte sich bald einmal Gelegenheit dazu bieten. Mit alter herzlicher Verehrung der Ihrige Wilh. Dilthey Originalangabe: Hs; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; UB Marburg, HA , Ms. 691/262, 2 Bl. 1 Wilhelm Herrmann (1846–1922): Pfarrer und ev. Theologe; 1871 theol. Examen in Halle a. d. Saale, 1874 Gymnasiallehrer und 1875 Promotion ebd., 1877 PD ebd., 1879 o. Prof. für systematische Theologie in Marburg. 2 W. Herrmann: Die sittlichen Weisungen Jesu. Ihr Mißbrauch und ihr richtiger Gebrauch. Göttingen 1904. 3 Ernst Troeltsch (1865–1923): protest. Theologe, Kulturphilosoph und liberaler Poli­ tiker; 1891 PD in Göttingen, 1892 o. Prof. für Systematische Theologie in Bonn, 1894 in Heidelberg, 1909–1914 Abgeordneter in der Ersten Kammer der Badischen Ständeversammlung, 1915 o. Prof. für Religions-, Sozial-, Geschichtsphilosophie und christliche Religionsgeschichte in Berlin.

[1535] Hugo Renner an Dilthey [31. Mai 1907] Da Ihre Erklärung u. die des Herrn Prof. Riehl in weiteren Kreisen besonders in der Gelehrtenwelt den Eindruck gemacht hat, als ob wir Ihren Namen in betrügerischer Absicht verwendet hätten u. dadurch unser moralisches Ansehen stark erschüttert u. unsere Gesellschaft schwer geschädigt ist, sind wir leider

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Hugo Renner an Dilthey  

gezwungen den objektiven Tatbestand aufzuklären. Ich weiß wol daß derartige Auffassungsweisen Mißdeutungen Ihrer Erklärungen enthalten, aber wir müssen leider im praktischen Leben mehr mit dem Eindruck der Handlungen als mit ihren Absichten rechnen. Ich möchte nun den ganzen Zwischenfall aus der Welt schaffen die den Beteiligten keinen Schaden bringt u. vor Allem jenen unliebsamen Streit abschneidet. Ich habe mit Herrn Geh[eimrat] Riehl darüber gesprochen u. wir haben uns dahin geeinigt eine gemeinsame Erklärung zu veröffentlichen die derartigen Mißdeutungen die Spitze abbricht. Im Präsidium war zwar die Meinung vorhanden, aktenmäßig unsere bona fides1 darzulegen, nach vielen Bemühungen ist es mir aber doch gelungen die Zustimmung zu einer milderen Form zu finden. Da aber noch in neuster Zeit von einem Berliner Universitätsprofessor die Ansicht ausgesprochen wurde, daß wir Ihren Namen mit der neu gegründeten Gesellschaft für Philosophie in Verbindung gesetzt, obwol diese ja nichts damit zu tun hätten u. da ferner das Publikum stets glaubt, daß man solche Dinge nur dann macht wenn man materielle Vorteile für sich gewinnen will u. somit die Gefahr einer moralischen Schädigung der Gesellschaft vorliegt, so ist die Angelegenheit für uns jetzt dringend geworden u. möchte ich Sie daher bitten, sich der beiliegenden Erklärung anzuschließen. In ergebenster Hochachtung das Geschäfts-Präsidium   Renner2 Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey, 14 n/6, Beilage 3. 1 Der Begriff bezeichnet ein redliches und zuverlässiges Verhalten im Rechtsverkehr („guter Glaube“). 2 Auf einem gesonderten Blatt ist dem Brieforiginal folgende Erklärung beigelegt: „Erklärung: Da aus den Erklärungen der Herren Professoren Dilthey und Riehl falsche Schlüsse gezogen worden sind, sehen wir uns genötigt zu erklären: Die Herren Professoren Dilthey, Meinong und Riehl haben das von ihnen seiner Zeit angenommene Amt der Ehrenpräsidenten niedergelegt, weil ihnen bei genauerer Durchsicht der Satzungen und unter Berücksichtigung der weiten Ziele und des Anwachsens unserer Gesellschaft das Amt eine zu hohe Verantwortung auferlegt, der nur bei genauester Personalkenntnis genüge getan werden konnte. Alle sonstigen Schlüsse aus den Erklärungen sind damit irrig. Die Gesellschaft für Philosophie. Obiger Erklärung schliessen sich an:“ (Original: Typoskript; StUB Göttingen, HA, cod. ms. W. Dilthey, 14 n/6, Beilage 3 / Anlage). – Vgl. auch Brief [1524], Anm. 3.

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Dilthey an Reinhold Lepsius  

[1536] Dilthey an Reinhold Lepsius Sonntag [2. Juni 1907] Besten Dank, l[ieber] Fr[eund] für Ihre freundlich zustimmenden Worte zur Abhandlung.1 Würde Ihnen u Ihrer lieben Frau passen, wenn ich Dienstag Nachmittag käme, etwas Bachmusik bei Ihnen zu hören. Am liebsten Kammermusik wenn sich das machen lässt. Ich war in Eisenach auf dem Bachfest,2 u bin daran, für das Capitelchen über Bach und Händel den Stoff zu sammeln,3 der das Gehörte ergänzen könnte. Paßt es Ihnen Dienstag nicht, so können wir vielleicht an Mittwoch denken?   Mit freundlichsten Grüßen Ihnen Beiden, der Ihrige Wilhelm Dilthey Original: Hs.; BSB München, HA , Autograph Dilthey, Sign.: 79/154. 1 Nicht überliefert. 2 Anlässlich der Eröffnung des Bach-Museums in Eisenach am 27. Mai 1907 wurde ein Konzert mit dem Thomanerchor, der Großherzoglichen Hofkapelle Weimar und dem Komponisten und Violinisten Joseph Joachim gegeben. 3 Vgl.: Die große deutsche Musik des 18. Jahrhunderts, in: D.: Von deutscher Dichtung und Musik. Aus den Studien zur Geschichte des deutschen Geistes. Hg. von H. Nohl und G. Misch. Leipzig 1932, S. 189–298: Johann Sebastian Bach, S. 205–248; Händel, S. 249–258.

[1537] Dilthey an Friedrich Theodor Althoff Ew. Excellenz und hochverehrter Freund,

23. 6. [19]07

nach nochmaliger gründlicher Überlegung komme ich doch darauf zurück, ob Sie mir erlauben, die Angelegenheit in dem zuerst bezeichneten Sinne (mit Nennung des Namens und Besprechung wie die Sache ins Werk zu setzen sei)

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Dilthey an Paul Ritter  

zu behandeln.1 Es wäre so sehr schön, wenn meine geringe diplomatische Kunst etwas erreichen würde.

In treuster Verehrung Wilhelm Dilthey

[p. s.:] um eine Zeile Antwort, die ich erwarte, bittend. Original: Hs.; GStA PK Berlin, VI. HA , FA und NL , NL Friedrich Theodor Althoff, B Nr. 29, Bd. 2, Bl. 154–155. 1 Vgl. Brief [1529].

[1538] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund!

Berlin, d[en] 28. 6. [19]07

Eben kommt ein desperater Brief von Paetel, der das Vorhandene drucken will.1 Ich fahre hin, ihn zu beruhigen, aber die Sache brennt nun doch aufs äußerste. Herzliche Grüße WD Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand E. Schramms; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. IX , unpaginiert. 1 Georg Paetel (1871–1936): seit 1907 Besitzer des Verlags „Gebrüder Paetel“, in dem D.s Studien zur Geschichte des deutschen Geistes erscheinen sollten.

[1539] Dilthey an Julius Fischer Hochgeehrter Herr Rechtsanwalt,

Berlin d[en] 7. 7. [19]07

mit tiefer Betrübniß habe ich die Nachrichten über das lange, dauernde Leiden Ihres entschlafenen Vaters1 vernommen. Und so darf ich wol anneh­men,

139

Dilthey an Paul Ritter  

daß es eine Erlösung für Ihn war, daß sie nun zu Ende gegangen sind. Ich danke Ihrem hochverehrten Vater die entscheidende Einwirkung, die mich schon früh bestimmte[,] der Philosophie mich zu widmen. Ich habe ihm meine Verehrung stets treu bewahrt, sein Name wird mit der bedeutenden Bewegung des vorigen Jahrhunderts, in welcher die Philosophie Gegenstand der histo­ rischen Forschung wurde – einer Bewegung, deren Ergebnisse in ihrer Bedeutung sich immer mehr geltend machen werden – allezeit ehrenvoll verbunden bleiben. Ihr   ganz ergebener W. Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand Katharina D.s mit eigenhändiger Unterschrift D.s; UB Heidelberg, HA , H. Hs. 2610, Cod. Heid. 395, 11. 1 Der Heidelberger Philosoph Kuno Fischer (1824–1907) starb am 5. Juli 1907 in Heidelberg.

[1540] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund!

Berlin, d[en] 9. 7. [19]07.

Darf ich Sie morgen Nachmittag 6 Uhr erwarten? Leider bin ich, obwohl ich recht fleißig gewesen, mit dem Goethe noch nicht ganz fertig.1 Mit besten Grüßen   W D Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. IX , Bl. 14. 1 Gemeint ist der Goethe-Aufsatz aus Das Erlebnis und die Dichtung.

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Alfred Heubaum an Dilthey

[1541] Alfred Heubaum1 an Dilthey 14. Juli 1907   Verehrter Herr Geheimrat, Hier sende ich Ihnen eine Liste der Literatur, die sich mit dem Bildungswesen Frankreichs und Englands beschäftigt und außerdem eine Ergänzung meiner Massow-Aufsätze, die ursprünglich für die zu Ihrem 70sten Geburtstag geplante Festgabe bestimmt war und die ich dann, als daraus leider nichts wurde, in den Mitteilungen unserer Gesellschaft veröffentlichte.2 Die handschriftlichen Kapitel und Stücke werde ich Ihnen bringen, wenn Sie den Teil Ihres Buches3 in Angriff nehmen. Indem ich Ihnen für Ihre freundlichen Wünsche auch im Namen meiner Frau4 herzlichst danke und Ihnen zu meiner Freude mitteilen kann, daß es Mutter und Kind recht gut geht, bin ich Ihr   verehrungsvoll ergebener  Heubaum Frankreich 1.) Albert Duruy:5 L’instruction publique et la Révolution. [o. O.] 1882, besonders für die Zeit vor den Revolutionen, vom klerikalen Standpunkt, aber gut wegen des Tatsächlichen. 2.) Louis Grimaud: Histoire de la liberté d’enseignement en France [depuis la chute de l’ancien regime ju’squ à nos jours]. Paris 1898 (Az 27168) für die Zeit vor der Rev[olution] nur ganz kurz und im wesentlichen im Anschluß an A[lbert] Duruy. 3.) Louis Liard:6 L’enseignement supérieur en France 1789–1889. Paris 1888 ff. 2 Bde. (sehr gut) 4.) [Louis] Baurilly: Les Cahiers de l’instruction publique en 1789[, étude documentaire. Paris 1901] (Az 27178) enthält die Maßnahmen der Regierung. 5.) Paul Natorp: Condorcet’s Ideen über Nationalerziehung. Ein Schulgesetzentwurf vor hundert Jahren, in: Monatsheften der Comeniusgesellschaft Bd III[.] Heft 4 u. 5. 1894.7 6.) [Hyppolyte Adolphe] Taine: Les Origines de la France contemporaine. Le régime moderne [–] Bd II für die Reform Napoleons.8 7.) Oscar Mey: Frankreichs Schulen in ihrem organischen Bau und in ihrer

Alfred Heubaum an Dilthey

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historischen Entwicklung mit Berücksichtigung der neuesten Reformen. Leipzig 1901. Der historische Teil darin nur kurz, besonders Charakteristik der Zustände im 19. J[a]hrh[undert]. 8.) M. A[dolphe] Legorju: La crise de 1’enseignement secondaire,9 l’éducation et le droit social. Lyon 1906. 9.) Louis Liard: Pages éparses. [Paris] 1902[.] Sammlung von Aufsätzen, darin besonders: La fondation des universités françaises und les fonctions de 1’enseignement supérieur. 10.) Der gute Artikel „Frankreich“ in K[arl] A[dolf] Schmids Encyclopädie.10 England 1.) Das ausgezeichnete Werk von Victor Aimé Huber:11 Die englischen Universitäten. [Eine Vorarbeit zur englischen Literaturgeschichte.] 2 Bde. Kassel 1839 f. 2.) L[udwig] Wiese:12 Deutsche Briefe über englische Erziehung[, nebst ­einem Anhang über Belgische Schulen. Berlin] 1852 charakterisiert sehr gut den Geist der engl[ischen] Erzieh[un]g. Im übrigen ist es um die hist[orisch]-pädagog[ische] Literatur für Engl[an]d dürftig bestellt. Die moderne Staatsschulgesetzgebung in Engl[an]d hat eine große Zahl von Broschüren gezeitigt, von denen ich einige angebe. Sie haben meist auch einen historischen Überblick. 3.) [Harry] Thiselton Mark: The New Movement in Education [with special reference to elementary education]. London 1904.13 4.) R[obert] E[dward] Hughes: The democratic Ideal in Education. London 1904. 5.) B[enno] Röttgers: Das engl[ische] Schul- und Erziehungswesen[, in: England in deutscher Beleuchtung. Einzelabhandlungen. Hg. von Thomas Lenschau. H. 6.]. Halle a. d. S. [1906/07].14 Die gegenwärtigen Stundenpläne der einzelnen Staaten hat zusammengestellt: Ewald Horn:15 Das höhere Schulwesen der Staaten Europas[. Zusammenstellung der Stundenpläne.] Berlin 1907. Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 35, Bl. 519–521 R. 1 Der Philosoph, Pädagoge und D.-Schüler Alfred Heubaum (1863–1910). 2 Nicht zu ermitteln. 3 Die geplanten Studien zur Geschichte des deutschen Geistes. 4 Nicht zu ermitteln. 5 Albert Duruy (1844–1887): franz. Schriftsteller und Journalist.

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Dilthey an Hermann Amandus Schwarz  

6 Louis Liard (1846–1917): franz. Philosoph. 7 Der Philosoph und Pädagoge Paul Natorp (1854–1924).  – Condorcets Ideen zur National­erziehung. Ein Schulgesetzentwurf vor hundert Jahren, in: Monatshefte der Comenius-Gesellschaft III (1894), H. 4 und 5, S. 128–146; WA in: P. Natorp: Gesammelte Abhandlungen zur Sozialpädagogik. 1. Abtlg.: Historisches. Stuttgart 1907, S. 37–56. – Im Brieforiginal: statt „zur“ „über“. 8 Der franz. Kunst- und Kulturhistoriker Hippolyte Adolphe Taine (1828–1893). – Les Origines de la France contemporaine (1890–1893). Vol. 9: Le regimé moderne. Tome 1er. Paris 1890. 9 Im Brieforiginal: „recondaire“. 10 Karl Adolf Schmid (1804–1887): Pädagoge. – Hg.: Encyclopädie des gesammten Erziehungs- und Unterrichtwesens. 11 Bde. Gotha 1859–1878. 11 Victor Aimé Huber (1800–1869): Sozialreformer, polit. Denker, Reiseschriftsteller und Literaturhistoriker. 12 Ludwig Adolf Wiese (1806–1900): Pädagoge und Ministerialbeamter. 13 Im Brieforiginal: „1903“. 14 Im Brieforiginal: „Halle 1906“. 15 Ewald Horn (1856–1923): Biologe und Universitätshistoriker.

[1542] Dilthey an Hermann Amandus Schwarz1  Hochverehrter Herr Kollege!

23. 7. [19]07

Eben erhalte ich den ersten Bogen der Abteilung der Kant-Ausgabe, welche die Handschriften umfaßt. Da die Abteilung respektvoll mit der Mathematik beginnt, so erlaube ich mir, Ihnen den ersten Bogen zu kommunizieren, da ich weiß, welches Interesse Sie an der Kant-Ausgabe nehmen. Wenn Sie denselben einer Durchsicht freundlich unterziehen wollen, so wäre mir dies eine wichtige Probe für die Sachkenntnis und Sorgfalt des Herausgebers in mathematicis. Herausgeber ist der Professor der Philosophie Adickes in Tübingen, der mathematische Beihilfe dabei gehabt hat. Sie werden auch beurteilen, ob das S. 11/12 vom Herausgeber über Kants mathematische Begabung und Fertigkeit Gesagte richtig ist, und ob angemessen erscheint, es so scharf auszusprechen. Die Worte „sind für die mathematische Wissenschaft völlig bedeutungslos“ bleiben wohl besser weg. Es gestattet ja kein Urteil über Kants mathem[atische] Begabung, daß diese einzelnen Fetzen für die math[ematische] Wissenschaft bedeutungslos sind. Nehmen Sie im voraus meinen herzlichen Dank dafür, daß Sie mich in e­ iner Sache, die jenseit meiner Kompetenz liegt, freundlichst unterstützen. Ich be-

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Dilthey an Paul Ritter  

merke noch, daß der Bogen ein Probebogen ist, sonach in nächster Zeit noch nicht so bald ein zweiter in Aussicht steht.

In größter Verehrung der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL H. A. Schwarz, Nr. 857, 6 Bl. 1 Hermann Amandus Schwarz (1843–1921): Mathematiker; 1867 a. o. Prof. in Halle, 1869 o. Prof. am Polytechnikum in Zürich, 1875 in Göttingen, 1892 in Berlin.

[1543] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund,

Berlin 27. 7. [19]07

Goethe ist fortgeschickt,1 und ich würde mich jetzt sehr freuen, wenn Sie morgen zur gewohnten 5 Uhr–Stunde mich besuchen wollten. Mit besten Grüssen  Ihr WD Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand Clara D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. IX , Bl. 16. 1 Vgl. Brief [1540]. – Der Goethe-Aufsatz der Sammlung Das Erlebnis und die Dichtung.

[1544] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund!

Berlin, d[en] 30. 7. [19]07.

Ich war gestern nach einer schlaflosen Nacht und dem Kantverdruß nicht nur ganz erschöpft, sondern auch sehr niedergeschlagen. Verzeihen Sie also meine

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Dilthey an Paul Ritter  

konfuse Auseinandersetzung. Ich fange heute an, das Pädagogische in dem Schlußkapitel der Einleitung aus meinen Papieren durchzugehen1 und hoffe, Ihnen bald etwas Ordentliches zusenden zu können. Herzl[iche] Grüße und beste Wünsche für Ihre Besserung!

Der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand E. Schramms; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. IX , Bl. 17. 1 Diese Bemerkung bezieht sich auf das Großprojekt der Studien zur Geschichte des deutschen Geistes.

[1545] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund,

Globsow, 3. 8. 19071

ich habe hierher nach Globsow2 gehen müssen mich erst etwas [zu] erholen. Da ich den Paulsen3 nicht bekommen konnte, u. auch sonst sehr erschöpft war[,] ist es mit der Arbeit wenig geworden. Ich möchte also rathen[,] einstweilen an einer anderen Parthie zu arbeiten, bis ich es durchgehen kann, besonders am Politischen wo es sei. T[au]s[en]d Grüße und beste Wünsche für Sie treulichst Ihr Dilthey Original: Hs.; Postkarte; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. IX , Bl. 18. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Kleiner Ort in der Mark Brandenburg, zu der der „Große Stechlinsee“ gehört. 3 F. Paulsen: Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deutschen Schulen und Universitäten vom Ausgang des Mittelalters bis in die Gegenwart. Mit besonderer Rücksicht auf den klassischen Unterricht. 2 Bde. Leipzig 1885.

Dilthey an Erich Schramm  

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[1546] Dilthey an Erich Schramm1 3. August 1907

Lieber Herr Studiosus.

Wollen Sie sehen[,] Paulsen Gesch[ichte] des gelehrten Unterrichtswesens, 2 Bände irgendwo zu bekommen. 1) Biblioth[ek]. 2) oder fahren Sie zu Prof. Heubaum[,] Friedenau[,] Wielandstr[aße] 18[;] 3 oder wenn auch das nichts, aus einer Buchhandlung, damit[,] wenn ich zurückkomme[,] ich das Buch vorfinde. Bester G[ruß] Dilthey Original: Hs.; Postkarte; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. IX , un­ paginiert. 1 Datierung nach Poststempel.  – Über der Anschrift von der Hand E. Schramms: „Neu-Globsow b[ei] Fürstenberg[,] Mecklenb[urg,] Haus Stechlin, Kr[eis] Ruppin“.

[1547] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund!

Halensee, d[en] 7. 8. [19]07

Anbei sende ich eine neue Broschüre über Luther und Troeltschs und meine Auffassung.1 Sie erinnerte mich wieder an meine Auseinandersetzung des Begriffs der unsichtbaren Kirche in Luthers ersten Schriften. Dieser muß zu dem Ihnen gestern Auseinandergesetzten2 hinzugenommen werden, um das Verhältnis von Staat und Kirche vollständig zu machen. Sie werden gut tun, Loofs Dogmengeschichte3 hinzuzunehmen. Nach genauerem Nachdenken finde ich, daß es das Beste wäre, wenn Sie jetzt so bald als möglich nach Hannover gehen und dann etwa den 11. zurück sein könnten. Ich würde dann die Korrekturen hintereinander abmachen und das Kapitel schreiben bis Sie zurückkommen. Melden Sie mir freundlichst gleich, ob das so geht!

Herzl[iche] Grüße v[on] Ihrem W Dilthey

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Dilthey an Wilhelm Böhm  

Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand E. Schramms, Grußformel und Unterschrift von der Hand D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. IX , Bl. 20. 1 F. Loofs: Luthers Stellung zum Mittelalter und zur Neuzeit. Rede gehalten beim Antritt des Rektorats der Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg am 12. Juni 1907. Halle a. S. 1907. 2 Am 5. August 1907 hatte D. von Berlin aus an P. Ritter geschrieben: „Lieber Freund, ich bin zurückgekehrt und schlage vor[,] daß Sie Morgen Dienstag entweder zwischen 8 und 12 Uhr Vorm[ittags] oder Nachm[ittags] 5 Uhr zu mir kommen. Mit besten Grüßen Ihr W. Dilthey“ (Original: Hs.; Postkarte; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. IX, Bl. 19). – Der 6. August 1907 war ein Dienstag, und offenkundig hat P. Ritter D. an diesem Tag aufgesucht. 3 Friedrich Armin Loofs (1858–1928): ev. Kirchenhistoriker; 1882 PD, 1886 a. o. Prof. in Leipzig, 1887 in Halle, 1888 ebd. o. Prof. – Leitfaden zum Studium der Dogmengeschichte. Halle a. S. 1889, 4. völlig umgearbeitete Aufl. 1906.

[1548] Dilthey an Wilhelm Böhm1 Hochverehrter Herr Doktor!

Berlin, d[en] 14. 8. [19]07

Gestatten Sie, daß ich jetzt auf meinen Wunsch zurückkomme, Sie möchten mir, was Ihnen etwa an meinem Aufsatz über Hölderlin unsicher scheint, mitteilen. Die Stelle über sein Verhältnis zu Schelling habe ich nach der Schrift von Zinkernagel2 revidiert. Es wäre mir sehr erfreulich, wenn Sie mir einen Besuch schenken wollten, da ich lange wünsche, Sie kennen zu lernen. Ich bin jedenfalls bis künftigen Montag noch hier und möchte gern die Korrektur des Hölderlin bis dahin für die 2. Auflage absenden.3 Mit der Bitte, mir Nachricht zu geben, ob diese Zeilen Sie getroffen haben,

in aufrichtiger Hochachtung der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; DLA Marbach, Autographensammlung, A. Kelletat, Hs. 1997. 0018, 2 Bl.

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Paul Ritter an Dilthey  

1 Wilhelm Böhm (1877–1957). Germanist; 1902 Promotion in Berlin (bei E. Schmidt), 1906–1924 Lehrer im höheren Schuldienst und anschließend Hochschullehrer für Philosophie und Kulturwissenschaften. 2 Franz Zinkernagel (1878–1935): Germanist und Literarhistoriker; Hölderlin-Forscher. – Die Entwicklungsgeschichte von Hölderlins Hyperion. Straßburg 1907. 3 Von Das Erlebnis und die Dichtung.

[1549] Paul Ritter an Dilthey 24. 8. [19]07   Hochverehrter Herr Geheimrath! Hier die beiden Verzeichnisse Ihrer bei mir befindlichen Manuscripte. In das erste habe ich auch diejenigen aufgenommen, für welche ich Ihnen heute vormittag schon eine Liste hinterließ. Die Einleitung liegt aber bei mir. Dagegen habe ich nicht das Manusc[ript] über Politische Verhältnisse und Publicistik, welches zum 2. Band gehört. Es muß bei Ihnen sein: wollen Sie doch gleich nachsehenlassen u. Herrn Schramm eine Postkarte an mich schicken lassen. Und nun noch einmal den herzlichen Dank Ihres treuen Schülers für den anregenden Verkehr in der letzten Woche und meine aufrichtigen Wünsche für Ihre Reise! Ihr Sie verehrender Ritter In meinem Besitz befinden sich heute (24/8 [19]07) folgende Herrn Geh[eimen] Rath Dilthey gehörende M[anu]s[cripte]:   Geschichte des deutschen Geistes   I. Band 1) Einleitung 1. Teil (Idee des Werkes) 2. Teil (Reformation) 2) Bemerkungen betr[effend] Organisation der Wissenschaft (2 Blätter H[and]sch[rift] Dilthey 1 Bogen Dictat (H[and]sch[rift] Schramm) 3) Der gedruckte Teil des Werkes (Bogen 1–21)1 [(] Mit einzelnen Notizen für die zu ersetzenden Teile u. deren Verbindung mit den bleibenden)

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Dilthey an Paul Ritter  

4) Organisation des Bildungswesens im friedericianischen Staat (Schemata, Notizen u. Teile älterer Diltheyscher M[anu]s[ripte]) 5) Entwicklung des Bildungswesens zur Humanität (Schemata u. Notizen) 6) Organisation im friedericianischen Staat (Ritter’sches M[anu]scr[ript]) 7) Organisation des friedericianischen Staats (Ältere Ritter’sche Collectionen, zum Teil bis 1806 reichend) 8) Hermeneutik des 18. Jahrh[underts] (Ernesti, Baumgarten etc) Älteres Dilthey’sches M[anu]sc[ript] in einer sauberen Abschrift, 26 Seiten) 9) Gesch[ichte] d[er] Akademie im 19. Jahrh[undert] 1) Ritter’sche Anzeige an Harnack 2) Ritter’sche Anzeige an die Akademie-Akten 10) 2 Blätter Dilthey’scher Notizen betr[effend] Akademie 1804–1811 Außerdem: 11) Rest der Druckvorlage zu den ersten (gedruckten u. bleibenden) Bogen des Werkes (9 Blätter) Dr. Paul Ritter Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 58, Bl. 128–130. 1 D. hatte die schon ausgedruckten Teile des Werkes vor der Publikation zurückgezogen. – Vgl. Brief [1402].

[1550] Dilthey an Paul Ritter Lans bei Insbruck Seehôtel. 27. S[e]pt[ember] 19071 Lieber Freund, ich bin recht begierig von Ihnen etwas zu vernehmen. Vor allem wie lange Sie in Berlin zu bleiben gedenken. An den Termin meiner Rückkehr habe ich noch nicht gedacht, da ich doch viel erschöpfter war als ich in der Bemühung der Arbeit empfand. Dazu kamen dann die Correkturen[,] die gestern erst zu

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Dilthey an Georg Misch  

Ende gegangen sind. Da ist mir nun sehr wichtig, zu vernehmen[,] wie lange Sie in Berlin zu bleiben gedenken, damit ich mich danach richte. Wir haben hier in Lans bei Insbruck herrliches Wetter und angenehme Verhältnisse gehabt; jetzt aber ist hier der Föhn eingetreten, er ist an sich unangenehm genug u. es werden ihm Regentage folgen. Es ist gut daß ich durch den Abschluß der Correkturen in ein paar Tagen ganz frei bin. Um so wichtiger ist mir[,] ehe ich eventuell den Ort wechsle[,] ein Wort von Ihnen zu vernehmen. Ich bin müßig u. zuweilen spiele ich mit Gedanken über die allgemeine Theorie der Organisation der Gesellschaft – über das[,] was zum Abschluß der Poetik noch fehlt. Noch meldet sich kein Wunsch zu folgerichtiger Thätigkeit. Also ein Wörtchen recht bald, und auf angenehmes Wiedersehen. Treulichst Ihr   W Dilthey Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. IX , Bl. 22–23. 1 Im Brieforiginal: Die Jahreszahl wurde von der Hand P. Ritters nachgetragen.

[1551] Dilthey an Georg Misch [16. Oktober 1907]   Lieber Herr Kollege[,]1 Ich muß nochmals bedauern, daß ich Sie neulich nicht habe sprechen können; aber meine Tochter Clara wird Ihnen mitgeteilt haben, daß die Art, wie die Frage, die nach meinem Gefühl durchaus zwischen ihr u. mir zunächst hätte erörtert werden müssen, an mich herantrat, mich in eine so furchtbare Auf­ regung versetzt hat, daß ich außer Stande war, Sie zu sprechen.2 Meine Tochter hat mich nun darüber aufgeklärt, wie die Dinge kamen. Es wird mich freuen, wenn Sie mir nun in Berlin öfter Ihren Besuch schenken. Ich kenne Sie ja im Grunde bisher nur aus dem wissenschaftlichen Verkehr. Über die Frage selbst in mir klar zu werden, muß ich Sie schon um Zeit bitten. Nehmen Sie nochmals meinen Dank dafür, daß Sie meinen Namen mit Ihrem Werk haben verbinden wollen.3 Ich bin um so mehr stolz darauf, da ich

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Dilthey an Paul Ritter  

jetzt in das[,] was Sie geleistet haben, wenigstens einen Einblick erhalten habe. Denn der Zustand meines Kopfes hat mir bisher leider nur eine teilweise und sehr unvollkommene Lektüre möglich gemacht. Ich bin erstaunt, wie Sie der ganzen philologischen Technik in so eingeschränkter Zeit sich bemächtigt haben. In der Darstellung des Gregor und des Augustin haben Sie Meisterstücke geliefert.4 Und vor allem sind Sie zu einer so überzeugenden Anschauung des Zusammenhanges gelangt, in welchem die Geschichte der Selbstbiographie steht, daß ich Sie hier auf dem Weg zu einer tieferen Analysis der Entwicklung des europäischen Geistes sehe, als wir bisher besessen haben. Also nochmals meinen Dank dafür.

Mit bestem Gruß der Ihrige Wilhelm Dilthey5

Original: Hs.; Diktat D.s vermutlich von der Hand J. Zuckers; StUB Göttingen, HA , cod. ms. G. Misch, 296, Nr.1. – Der Brief ist in einer Mappe hinterlegt, zusammen mit Briefen von G. Misch, die Clara D. mit der Aufschrift versehen hat: „Briefe Sommer 1907“. 1 Im Brieforiginal darüber von der Hand G. Mischs: „Mein liebes gutes Schmuckli! Diesen Moment von Ihm [= D.] folgender Brief aus Bozen, 16. X. [1907]“. 2 Clara Dilthey hatte D. offensichtlich eröffnet, Georg Misch heiraten zu wollen. 3 G. Misch hat den Ersten Band: Das Altertum seiner Geschichte der Autobiographie, der im Herbst 1907 in Leipzig und Berlin erschien, „Wilhelm Dilthey gewidmet“. 4 Vgl. ebd., S. 383–402 und S.402–440. 5 Im Brieforiginal darunter von der Hand G. Mischs: „Heute auf dem Cuvert schreibt Klara: ‚ich fahre eben wieder nach München. Er [war] wirklich sehr nett‘“.

[1552] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund, das ist mir ja eine sehr liebe u werthe Botschaft daß Sie bis Neujahr in Berlin bleiben. Immer freut mich Sie in meiner Nähe zu wissen. Und die gemeinsame Arbeit wird mich, da ich immer noch unter einer schweren Müdigkeit leide[,] hoffentlich mit neuer Lust und Kraft zu arbeiten erfüllen. Seit dem Tod meines lieben Bruders bedarf ich das so sehr, und so sehr auch einer Freundschaft mit dem Jung-Aufstrebenden wie Sie mir sie entgegenbringen.

Dilthey an Friedrich Theodor Althoff  

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Ich bringe freilich leider von geleisteter Arbeit nichts nach Berlin. Nur im Leeren Gedachtes, was nachher dem Material gegenüber kaum einen Werth hat. Jedenfalls kehre ich in diesem Monat zurück, also auf gutes Wiedersehen und gute gemeinsame Arbeit! Treulichst   Ihr Wilhelm Dilthey Schenna bei Meran d[en] 19. Okt[ober] [1907] Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. IX , Bl. 24–25.

[1553] Dilthey an Friedrich Theodor Althoff Hochverehrte Exellenz u. Freund, es ist mir Bedürfniß, nachdem Sie aus dem Amt geschieden sind1 und[,] wie ich aus den Andeutungen der Zeitungen sehr wohl ersehe[,] neue und bedeutende Aufgaben sich Ihnen eröffnen, die eine größere Freiheit für die Pflege Ihrer Gesundheit gestatten, meine Freude Ihnen auszusprechen, daß so eine Lage für Sie geschaffen ist, in der Sie noch recht lange Ihre tief eingreifende Wirksamkeit in unsrem Staatswesen fortsetzen können, wie ich nun sicher hoffe. Ich bedaure nur daß die Trennung von Cultus u. Unterrricht zu vollziehen Ihnen nicht als Abschluß Ihrer Ministerialthätigkeit beschieden gewesen ist.2 Mögen Sie in Ihrer freien Stellung für diese große Sache zu wirken Gelegenheit finden. Meine Gesundheit will seit meines Bruders Tod sich nicht wieder herstellen u. so lebe ich in einer erzwungenen völligen Muße – zum ersten Mal seit vielen Jahren. Indeß denke ich nun zurückzukehren u. zu versuchen was ich mir zumuthen darf. Auch meine Frau schließt sich an und beide empfehlen wir uns Ihrer verehrten Frau Gemahlin. Verehrungsvoll der Ihre Wilhelm Dilthey Schenna bei Meran 21. Oct[ober] [1907]

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Dilthey an Paul Ritter  

Original: Hs.; GStA PK Berlin, VI. HA , FA und NL , NL Friedrich Theodor Althoff, B Nr. 29 Bd. 2, Bl. 176–177 R. 1 F. Th. Althoff schied, nachdem er bereits 1904 und 1906 wegen gesundheitlicher Probleme Abschiedsgesuche beim Kultusminister Conrad von Studt eingereicht hatte, die jedoch wegen dessen Unentbehrlichkeit abgelehnt wurden, am 1. Oktober 1907 aus seinem Amt aus. – Auch C. von Studt gab in demselben Jahr sein Amt auf. 2 Seine Pläne, eine Neugliederung des Kultusministeriums in ein Kultus- oder Schulministerium und ein Wissenschaftsministerium vorzunehmen, konnte F. Th. Althoff nicht mehr realisieren; vgl. hierzu: Berlinische Lebensbilder. Wissenschaftspolitik in Berlin. Minister, Beamte, Ratgeber. Hg. von W. Treue und K. Gründer. Berlin 1987, S. 195–214, bes. S. 203 f.

[1554] Dilthey an Paul Ritter Schenna [Ende Oktober 1907]1 Lieber Freund, hoffentlich haben sie aus Upsala meinen von mir vertauschten Brief an Sie erhalten. Mein Befinden ist immer noch so schlecht, daß ich von den Meinen ermahnt werde hier in Schenna in der Höhenluft noch auszuhalten. So werde ich erst bis zum 10. Nov[ember] zurückkehren wie ich denke. Welch ein Verlust für unsere Arbeit! Ich muß mich den Nothwendigkeiten fügen. Mögen Sie nur gut voranschreiten! Ich will Ihnen jetzt täglich Resultate meines Nachdenkens über äußere Organisation etc. zusenden, damit eine Verbindung zwischen uns eingeleitet werde. Eben lese ich Jac[ob] Burckh[ardt] über Geschichte[,]2 der ähnliche Themata behandelt. Nur in der griech[ischen] G[e]sch[ichte] in merkwürdiger Mischung tiefer bedeutender Anschauungen mit mir: Willkür u Begränzung – die größte daß er keine Anschauung von großem Staatsleben hatte  – von Unterrichts­ wesen – von prot[estantischer] Religiosität in ihrer Wirkung auf große Staaten. Herzliche Grüße auch von meiner Frau! Wollen Sie ja nach Bedürfniß in meinem Zimmer unter meinen Papieren arbeiten. M[eine] Tochter Clara hat die Schlüssel. Ihr getreuer W Dilthey

Dilthey an Paul Ritter  

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Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. IX , Bl. 26–27. 1 Im Brieforiginal darüber die Notiz P. Ritters: „beant[wortet] 3/11 [19]07“. – Diese Antwort P. Ritters ist nicht überliefert. 2 Der schweiz. Kultur- und Kunsthistoriker Jacob Burckhardt (1818–1897). – Welt­ geschichtliche Betrachtungen. Hg. von J. Oeri. Berlin und Stuttgart 1905.

[1555] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund,

Schenna 2. Nov[ember] [1907]

mein Befinden ist noch so schlecht daß ich keinen Rath weiß als daß Sie [ver-] suchen ohne mich die Bogen zu Ende zu führen. Ich bin trostlos über diese Sachlage. Ich muß noch hier bleiben. Treulichst  Ihr   Dilthey Original: Hs.; Korrespondenz-Karte; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. IX , Bl. 28.

[1556] Dilthey an Paul Ritter Schenna bei Meran 8[.] Nov[ember] [19]071 Mein lieber Freund, wie beunruhigen mich Ihre Andeutungen über Ihre Gesundheit. Da sei Gott vor daß es sich um ein ernstes Leiden handle. Thun Sie ja alles genau was der Arzt Ihnen räth. Vor Allem überarbeiten Sie sich nicht. Keine Art von Arbeit[,] welche es auch sei[,] ist werth daß Sie sich irgend schaden. Es ist rührend wie Sie unserer gemeinsamen Arbeit gedenken, aber mir wäre fruchtbarer zu denken daß Sie vielleicht besser jetzt faulenzen! Wer hätte das mehr verdient als Sie? Sind es denn dieselben Symptome? Ich bin leider nun noch arbeitsuntüchtig. Selbst mein Versprechen Allgemei-

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Dilthey an Erich Schmidt  

nes[,] über das ich viel nachdenke, zusammen zu fassen[,] stößt auf einen inneren Widerstand den ich nicht überwinden kann. Nach langem elenden Wetter ist es jetzt hier wunderbar, u. so will ich noch etwas bleiben. Der verwechselte Brief ist eingetroffen, aber er enthielt auch nichts als Klagen – ein mir fremder Zustand. Vom Grafen Yorck2 hatte ich einen Brief in diesen Tagen, er ist in Kleinöls, hat aber offenbar viel Geschäfte. Die herzlichsten treuesten Wünsche! Schonen Sie sich für Alles das[,] was Sie noch zu leisten haben! In Treue Ihr   W Dilthey Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. IX , Bl. 29–30. 1 Im Brieforiginal: nachträgliche Ergänzung der Jahreszahl durch P. Ritter. 2 Graf Heinrich Yorck von Wartenburg, der älteste Sohn Graf Paul Yorcks.

[1557] Dilthey an Erich Schmidt  8. Nov[ember] [1907] Schenna1 bei Meran Südtirol Lieber Freund, ich bin mit Ihnen u. Stumpf in Bezug auf die Fichtereden2 ganz einverstanden. Sie werden die neue Auflage der Aufsätze3 erhalten haben. Die Charakteristik des Dichters Goethe war ein Wagniß: mögen Sie nicht unzufrieden sein. Da ich an einen bestimmten Umfang durch Vertrag mit dem Verleger gebunden war, ist hieraus besonders in der letzten Parthie allzu große Kürze entstanden. Das Kapitel über Nathan4 hat hoffentlich Ihren Beifall. Mein Befinden nötigt mich immer noch in der Fremde auszuhalten. Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus   Ihr Dilthey Original: Hs.; Korrespondenz-Karte; DLA Marbach, Sign.: A: Schmidt, Erich, 10, Nr. 2. Inventar-Nr. 61. 885/2.

Dilthey an Ernst von Wildenbruch  

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1 Im Brieforiginal schreibt D.: „Schönna“. 2 Nicht zu ermitteln. 3 D.: Das Erlebnis und die Dichtung. Lessing – Goethe – Novalis – Hölderlin. Vier Aufsätze, 2. erweiterte Aufl. Leipzig 1907. 4 Vgl. ebd., S. 109–130.

[1558] Dilthey an Ernst von Wildenbruch Schenna b[ei] Meran d[en] 9. Nov[ember] [1907] Lieber verehrter Freund, Selten ist noch ein so langer Zwischenraum in unsrem Verkehr eingetreten. Ich bin sehr leidend gewesen und bin es noch. Zu arbeiten erwies sich als ganz unmöglich: der Kopf versagte: weder wo wir zuerst waren, noch Stubai1 noch jetzt das herrliche Schenna über Meran haben viel daran geändert. Aus meiner Arbeit herausgerissen, an der mein Herz hing, verbringe ich zum ersten Mal so lange Wochen in totalem Müßiggang. Was soll man da Freunde mit seiner melancholischen Person behelligen. Ich schreibe2 heute, um Sie zu bitten, mein Buch in seiner neuen Gestalt, das Ihnen3 inzwischen an Sie gelangt sein wird, freundlich aufnehmen zu wollen. Neu ist darin zunächst Nathan der Weise, von dem ich gute Hoffnung habe daß seine Auslegung aus der damaligen Zeit, die neu ist[,] Ihren Beifall haben werde; sie hat sich aus anderen Studien in den letzten Jahren ergeben. Aber die neue umfangreiche Darstellung des Goethe? Eine solche Art[,] einen Dichter ohne Biographisches in den Hauptmomenten seiner Existenz vom Menschen aus bis in die dichterische Form sehen lassen zu wollen, ist ein Wagniß das kein völliges Gelingen zuläßt. Und dazu kommt, daß ich, um den Preis niedrig zu halten mit dem Verleger einen Contract gemacht hatte, der mich auf eine bestimmte Bogenzahl einschränkt: so mußte der letzte Theil allzu zusammengedrängt und aphoristisch werden. Und wo mögen Sie sein? Noch im eigenen Hause in Weimar? Wo es auch sei, möge es Ihnen gut gehen: das wünscht Ihnen von Herzen allen Beiden

Ihr getreuer Wilhelm Dilthey

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Dilthey an Paul Ritter  

Original: Hs.; ABBAW, NL Wildenbruch, Nr. 142; eine Abschrift des Briefes mit wenigen Abweichungen vom Brieforiginal von der Hand M. von Wildenbruchs ist hinterlegt in: GSA Weimar 94/169, 11, 2 Bl. 1 Stubai, oder auch Stubaital liegt in Tirol. 2 In der Briefabschrift folgt: „Ihnen“. 3 In der Briefabschrift: statt „Ihnen“: „sicher“.

[1559] Dilthey an Paul Ritter 22 Nov[ember] 19071 Labers bei Meran, Südtirol. Mein lieber Freund, es ist ganz schrecklich: aber mein Befinden ist so elend daß ich noch gar nicht an Rückkehr [denken] darf u. selbst hier nichts arbeiten kann. Ich habe Diels bitten müssen, in der Kantcom[m]iss[ion] einen Vertreter für den Vorsitz zu wählen u. einen Ersatzmann für m[einen] Vortrag in der Akademie. Der beständige Druck auf den Kopf u. fast völlige Schlaflosigkeit machen zusammenhängende Arbeit ganz unmöglich. So bleibt nur Zweierlei möglich: daß Sie zunächst allein das vom Anfang des Gedruckten ab zu Leistende fertig machen und daß wir den Verleger beruhigen. Sie theilen mir vielleicht freundlich Ihre Ansicht u Ihre Pläne mit. Vor Allem aber: wie gehts mit Ihrer Gesundheit? Schreiben Sie mir darüber. Mit herzlichen Grüßen Ihr tiefbetrübter W Dilthey Adresse: Schloß Labers bei Meran[,] Südtirol. Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. IX , Bl. 31–31 R. 1 Im Brieforiginal: Die Jahreszahl wurde nachträglich von P. Ritter ergänzt.

Dilthey an Eduard Zeller  

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[1560] Dilthey an Eduard Zeller

Hochverehrter theurer Freund,

24 Nov[ember] [1907] Labers bei Meran (Südtirol)

das war ein langes Schweigen. Und da ich es jetzt unterbreche[,] weiß ich Gutes auch nicht zu berichten. Seit dem Tod meines Bruders ist meine Gesundheit gänzlich erschüttert. Ich glaubte durch angestrengte Arbeit überwinden zu können u habe die Sache damit nur schlimmer gemacht. Nun bin ich jetzt drei Monate gänzlich unfähig zu arbeiten, u jage in der Fremde meiner Gesundheit vergebens nach. Ich habe von Zeit zu Zeit mit großer Befriedigung vernommen, daß Sie sich so wohl als man in höchstem Alter erwarten darf befinden, Diels, Erich Schmidt, Graf Yorck haben mir von Ihnen berichtet.1 Von meiner Thätigkeit in der letzten Zeit ist wenig zu berichten. In der Kantausgabe nähern die Werke sich der Vollendung, und endlich ist nun die Arbeit am Nachlaß fertig u der Druck hat begonnen. Es waren auch da sehr unangenehme Conflikte. Über die ersten Bogen des mathematischen Nachlasses von Kant ergingen sich die Berliner Mathematiker[,] denen ich sie vorlegte[,] mit den schärfsten Invektiven über Kants mathem[atische] Begabung: sie fanden die Bruchstücke schülerhaft, voll von groben Schnitzern, und die Veröffentlichung schien ihnen Kants Andenken zu schädigen. Nun war von d[er] Commission (gegen meine Bedenken) der Druck des ganzen Nachlasses beschlossen. – Ich habe mich gefreut mitwirken zu können daß die Leibnizausgabe nun gesichert u. das Zusammenwirken mit den Franzosen gegen alles Erwarten gesichert ist – meine eigenen Arbeiten habe ich wie ich denke Ihnen alle zukommen lassen. Für Sie näher interessant kann neben den ‚Jugendjahren Hegels‘ nur der Aufsatz über Philosophie im systematischen Bande der Philosophie in der Kultur der Gegenwart sein.2 Ich habe da meine philosophischen Hauptgedanken, besonders die Grundzüge meiner Weltanschauungslehre, mit der ich seit fast zwanzig Jahren beschäftigt bin[,] entwickelt. Daß die Strukturpsychologie, die mir einst den gemeinen Angriff von Ebbinghaus eintrug[,] jetzt steigend Beachtung u Anerkennung findet[,] ist mir eine große Freude. Ein erster Band Geschichte des deutschen Geistes seit d[em] 17 Jahrh[undert] ist dem Abschluß nahe: in diesem suche ich für das Bewußtsein der Bedeutung von Akademie u. Universitäten u. ihr[er] vom Staat unabhängigen Entwicklung zu wirken: eine Herzenssache für mich: in gewissem Sinne mein Testament.3

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Eduard Zeller an Dilthey  

Möge ich[,] hochverehrter Freund[,] auch künftig gute Nachricht v[on] Ihnen u. den Ihrigen erhalten. In treuster Verehrung Ihr   W. Dilthey Original: Hs.; UB Tübingen, HA , NL Zeller, Md 747–145, 6 Bl. 1 Nicht überliefert. 2 Das Wesen der Philosophie. 3 Der Band ist nicht erschienen.

[1561] Eduard Zeller an Dilthey Diktat !

Stuttgart 1. Dez[ember] [19]07 Reinsburgstr. 56.

Mein lieber u. verehrter Freund! Wenn einer von uns Beiden sich bei dem andern wegen seines langen Schweigens zu entschuldigen hat, so bin ich dies, denn längst hätte ich Ihnen meinen Dank für das freundliche Geschenk Ihrer gesammelten Aufsätze abstatten sollen.1 Aber es ging mir, wie es mir schon öfter gegangen ist[:] ich wollte mich über den Inhalt des Buches wenigstens einigermaßen unterrichten, ehe ich schrieb u. da kam immer irgend ein Hinderniß dazwischen u. so ist es bis auf diesen Tag ganz unterblieben. Nehmen Sie mirs nicht übel u. beschenken Sie uns recht bald mit noch mehr so schönen u. interessanten Arbeiten. Wie sehr Ihnen dies freilich durch den unersetzlichen Verlust erschwert wird, welchen Sie in Ihrem Herrn Bruder erlitten haben, kann ich lebhaft mitfühlen u. doch gibt es kaum ein anderes Mittel, um sich über so schwere Lebens­erfahrungen[,] so weit dies überhaupt möglich ist, zu beruhigen als die Arbeit u. je wertvoller die Aufgabe ist, mit der wir uns beschäftigen[,] um so geeigneter ist sie, unser ganzes Interesse in Anspruch zu nehmen u. uns wenigstens eine Zeit lang von allem Anderen abzuziehen. Über Kant’s mathematische Begabung habe ich kein Urteil; ob aber bei der Geringschätzung Ihrer Berliner Collegen nicht auch Mißverständnisse unterlaufen?

Eduard Zeller an Dilthey  

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Was Sie mir über die Leibniz-Ausgabe u. die Verständigung mit den Franzosen schreiben, ist mir sehr erfreulich: für den Fortschritt der Cultur u der Menschheit ist es ja nur zu wünschen, daß die reichen geistigen Schätze, über die jedes dieser beiden Völker verfügt, sich gegenseitig ergänzen statt sich zu bekämpfen. Etwas hübsches ist mir in der letzten Zeit von dem König v[on] Württemberg 2 berichtet worden. Einige Stunden v[on] hier lebt ein Bauer Namens Chr. Wagner,3 dessen Gedichte ihm einen, wie es scheint, nicht unverdienten guten Namen in seiner näheren Umgebung verschafft haben. Dieser konnte sich nun bisher durch Bearbeitung seiner Felder leidlich fortbringen, jetzt aber haben ihm die fortschreitenden Jahre diese nicht mehr möglich gemacht u. von dem Pachtzins, den sie ihm eintragen, kann er nicht mehr leben. Er bewarb sich daher um eine Aufseherstelle der k[öni]gl[ichen] Villa Wilhelma,4 die ihm etwa 1000 M[ark] eingebracht hätte. Dazu erschien er aber doch nicht recht geeignet, da bewilligte ihm der König eine lebenslängliche Pension v[on] 1000 M[ark]. Mit meinem eigenen Ergehen, nach dem Sie sich freundlich erkundigen, kann ich zufrieden sein. Was sich nicht ändern läßt, in das suche ich mich möglichst zu finden u. dies wird mir durch die treue Teilnahme meiner Freunde auch der entfernten in der dankeswertesten Weise erleichtert. Indem ich auch Ihnen u Ihrer l[ieben] Frau diesen Dank ausspreche bin ich in alter Freundschaft Ihr treu ergebener Zeller. Auch von mir freundliche Grüße A Z.5 Original: Hs.; Diktat E. Zellers von der Hand seines Sohnes Albert mit eigenhändiger Unterschrift E. Zellers; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey 45, Autographenmappe Clara Misch, Nr. 41. 1 D.: Das Erlebnis und die Dichtung. Lessing – Goethe – Novalis – Hölderlin. Vier Aufsätze, 2. erweiterte Aufl. Leipzig 1907. 2 Wilhelm II. (1848–1921), von 1891–1918 der vierte und letzte König im Königreich Württemberg. 3 Christian Wagner (1835–1918): Schriftsteller und Kleinbauer in Warmbronn / ​L eon­ berg. – Weihegeschenke. Sttuttgart 1893; Ein Blumenstrauß. Gedichte. Schwäbisch Hall 1906; Späte Garben. Gedichte München 1909. 4 Die um 1842 im Auftrag von König Wilhelm I. von Württemberg (1781–1864) in Cannstatt errichtete maurische Villa.

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Dilthey an Ernst von Wildenbruch  

5 Der Chirurg Albert Zeller (1853–1923), Sohn E. Zellers. – Vermutlich hat A. Zeller diesen Brief nach Diktat geschrieben.

[1562] Dilthey an Ernst von Wildenbruch Labers bei Meran 26. Dec[ember] 1907. Mein lieber hochverehrter Freund, Herzlichste Wünsche zum kommenden Jahre. Wie zuversichtlich darf man dieselben aussprechen! Sie haben mit Ihrem eigenen Wesen und Können in der Rabensteinerin1 einen großen seltenen Erfolg errungen; fortschreitend auf Ihrer Bahn dürfen Sie sich mit Sicherheit sagen, daß Sie starker und großer Wirkungen gewiß sind; Ihr Name repräsentiert eine Stellung in den Kämpfen des Tages, Ihre Stimme wird immer beachtet; Sie haben sich ein eigenes Heim geschaffen[,] in dem Sie bodenständig, mit Behagen und Sicherheit in die Welt um Sie her blicken und eingreifen können, in heiterer Gemeinschaft mit Ihrer lieben Frau. Also Glückauf! Wie entbehren wir in diesem Winter den Verkehr mit Ihnen Beiden! Aber noch immer bin ich zur Arbeit unfähig; was ich immer entweder bemitleidet oder verachtet habe: hinter der Gesundheit herzugehen von Ort zu Ort, ist nun mein eigenes Schicksal. Ich lebe als ein unwirklicher Schatten unter Schatten. Ihre guten freundschaftlichen Worte über mein Buch sind mir in dieser Zeit unschätzbar gewesen.2 Ihr Roman3 hat mich aufs lebhafteste u angenehmste beschäftigt. Ein Schlachtruf gegen die Frauenrechtlerinnen zur rechten Zeit. Ich finde herrlich wie Sie die stillen Siege der wahren Frauen im prachtvollen Gespräch mit der Mutter geltend machen. Wie freue ich mich auch über das Philosophische darin mit Ihnen zu reden. Heut nur Ihnen Beiden treueste Grüße von meiner Frau und mir. Treulich Ihr   Wilhelm Dilthey Original: Hs.; ABBAW, NL Wildenbruch, Nr. 142, 2 Bl.; eine Abschrift des Briefes mit leichten Abweichungen vom Brieforiginal von der Hand M. von Wildenbruchs ist hinterlegt in: GSA Weimar, 94/169, 11, 2 Bl.

Dilthey an Herman Nohl  

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1 E. von Wildenbruch: Die Rabensteinerin. Schauspiel in vier Akten. Berlin 1907. 2 Das Erlebnis und die Dichtung. 3 E. von Wildenbruch: Lukrezia. – Der Roman wurde im Winter 1906/07 g­ eschrieben und erschien 1907 in Berlin.

[1563] Dilthey an Herman Nohl [1907] Das haben Sie wirklich ausgezeichnet gemacht  – ich glaube nicht, daß Sie ­einem andern noch innerhalb Ihrer Fragestellung etwas Nennenswertes zu tun übriggelassen haben. Sie konnten sich wirklich nicht besser mit einer größeren historischen Arbeit einführen, als in dieser Schrift geschehen ist. Jetzt werden Sie mit verdoppelter Freude der Lust an historischem Darstellen sich überlassen. … . Original: nicht überliefert; dieser Auszug aus einem Brief D.s an H. Nohl anlässlich des Erscheinens seiner Edition Hegels theologische Jugendschriften nach den Handschriften der Königlichen Bibliothek in Berlin, die 1907 in Tübingen erschienen war, wird zitiert von Nohls Göttinger Schüler, dem Pädagogen Erich Weniger (1894–1961), in: Herman Nohl zum Gedächtnis. Rede bei der akademischen Gedenkfeier für Professor Dr. phil. Dr. jur. h. c. Herman Nohl am 4. Februar 1961, in: Göttinger Universitäts-Reden 32. Göttingen 1961, S. 7; Erstdruck des Briefauszuges in: E. Blochmann: Herman Nohl in der pädagogischen Bewegung seiner Zeit 1879–1960. Göttingen 1969, S. 37.

[1564] Dilthey an Erich Schmidt Meran Labers [Anfang Januar 1908] Herzliche Glückwünsche mein lieber Freund zum neuen Jahre! Sie haben mit Ihren Zeilen mir eine große Wohlthat erwiesen.1 Der Arbeitsunfähige in der Fremde verliert allen Glauben an sich selbst. Und arbeitsunfähig bin ich immer noch[,] wenn auch ein Aufsteigen bemerkbar wird. Denn der Sonnenschein in Schnee u Höhen muß ja schließlich wirken.

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Erich Schramm an Dilthey  

Ich lebe ganz einsam, mich tröstend an Dichtern u Historikern über den elenden Müßiggang.

Tausend Grüße von Ihrem getreuen W. Dilthey

Original: Hs.; DLA Marbach, Sign. A: Schmidt, Erich, Inventar-Nr. 61. 885/10. 1 Nicht überliefert.

[1565] Erich Schramm an Dilthey

Hochverehrter Herr Geheimrat!

Halensee, d[en] 11. 1. [19]08 Ringbahnstr[aße] 119.

Zunächst bitte ich um Verzeihung wegen der langen Verzögerung der Sendung.1 Ich habe erst ganz kürzlich an unvermuteter Stelle (großer Schrank am Ofen unten) noch wichtige Manuskripte gefunden, die notwendig abzuschreiben waren. Ich gebe nun eine Liste des Vorgefundenen: 1.) Altertümlicher Schrank, Fach „Ästhetik“ (neben „Poetik“, woher das genommen, was Sie bereits mitgenommen): ältere Entwürfe zu „Einbildungskraft“ und „Drei Epochen“, eine große Menge, aus der ich ein paar Blätter ausgewählt [habe], die mir wichtig schienen. 2.) Großer Schrank am Ofen, unten bei den Werturteilen, aber nicht zu diesen gehörig: einige Blätter Poetik etc., geschrieben, wie ich glaube, vor der Abreise Ostern 1907 und dann mit Werturteilen u. a. dort zusammengelegt. Hab ich recht verstanden, so wäre dies das zuletzt Geschriebene gegenüber dem früher Abgeschriebenen und Mitgenommenen. Das Mitgenommene ist die vollständige Abschrift a) alles dessen, was unter Fach „Poetik“ im altertüml[ichen] Schrank lag, b) einiger ganz kürzlich aufgezeichneter Bemerkungen, die sich unter der von Ihnen mit „3.) weitere Notizen“ bezeichneten Abteilung befinden müssen. 3.) Großer Schrank am Ofen, an derselben Stelle wie das vorige: grauer Papp­ umschlag, enthaltend „Zu verteilende Niederschriften“. Ich habe das in Betracht Kommende abgeschrieben. Einiges hab ich noch nicht ganz entziffert und sende es nach, da ich diese Sendung nicht länger verzögern wollte. Sollte sich überhaupt noch weiteres finden, lege ich es dann bei.

Dilthey an Ernst von Wildenbruch  

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4.) Kleiner Schrank am Ofen (mit Dürerapostel), ganz oben: ein Konvolut „Aus Notizbüchern“ (Nicht von Herrn Zucker, sondern älter!) Einige Blätter von Ihrer eigenen Hand bezogen sich auf Poetik und liegen bei. Direkt aus Notizbüchern habe ich noch nichts ausgezogen, da mir Herr Zucker sagte, er hätte bereits von allen Auszüge gemacht. Nun habe ich dieselben nirgend finden können und bitte Sie daher, mir gütigst mitteilen zu wollen, falls Sie etwas über den Verbleib wissen sollten. Herr Dr. Ritter, der sich übrigens empfehlen läßt und baldigst schreiben wird, hat sie auch nicht. Sollte Ihnen nichts erinnerlich sein, so würde ich natürlich so schnell wie möglich die Auszüge selbst machen und nachschicken. Zugleich bitte ich um Nachricht, falls sonst noch über irgend ein genauer zu bestimmendes Thema Abschriften von Ihnen vermißt wird. Besonders über vergleichende Literaturgeschichte des Individuellen habe ich weiter nichts Eingehendes finden können. Endlich wollte ich noch fragen, ob Sie die Abhandlung der Deutschen Rundschau über „Die drei Epochen“ mitgenommen haben oder ob ich sie vielleicht nachsenden soll. – Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit und den gehorsamsten   Empfehlungen Ihr ergebener Erich Schramm Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 55, Bl. 353–356. 1 D. hatte Anfang Januar 1908 bereits in zwei Briefen an den „Studiosus“ E. Schramm von Meran aus Bücher- und Manuskriptpakete aus Berlin angefordert.

[1566] Dilthey an Ernst von Wildenbruch Lieber Freund, wie traurig dass ich meine1 treuen freundschaftlichen Wünsche an Ihrem Geburtstag Ihnen mit diesen elenden Worten aussprechen muß: anstatt den schönen Tag mit Ihnen zu feiern. Und wie fröhlich u. zukunftssicher dürfen Sie diesmal denselben mit den Freunden begehen! Es wird überall sichtbar wie unsre Literatur wieder aufwärts geht, und Sie dürfen sich dessen freudig bewußt sein, was Sie mitgethan [haben]. Vieles, auf die verschiedenste Art – was zu jeder eingreifenden Wirksamkeit gehört – in aller Verschiedenheit der Formen mit Einem unverrückbaren Ziel, das in Ihrem starken deutschen Lebens-

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Dilthey an Ernst von Wildenbruch  

gefühl gegründet ist –, zuletzt u. vielleicht am stärksten jetzt in der Raben­ steinerin.2 Wenn in diesem Vorgang die Herren vom Verdandibund3 mitwirken wollen, so muß es doch anders geschehen als im ersten Heft. Außer Ihrem schönen Gedicht Predigten und flache Leitartikel. Daß Sie mit der Veröffentlichung Ihres Festspiel4 u. mit der vielsagenden Vorrede Voß5 das Plaisir an seiner höfischen Geschicklichkeit versalzen haben, hat mich sehr ergötzt. Mir geht’s endlich besser. Ich hoffe noch einmal mit meinen Nerven fertig zu werden – werde aber jetzt mir dieses Memento zu Herzen nehmen. Ich fange wieder dies und jenes zu arbeiten an. Dabei habe ich die Nibelungen von Neuem gelesen. Man kann nicht umhin immer an die Ilias dabei zu denken. Es sind eben doch die zwei größten nationalen Epen. Die Nibelungen verlieren dabei nichts. Dort ein enger Schauplatz: das Meer mit der griech[ischen] Flotte, das Lager der Griechen, die Mauern Trojas. Hier da weite Bereich der Völkerwanderung mit ihren Stämmen und Heerkönigen. Dort eine kurze Zeit, hier zwei Menschenalter. Dort mäßigste Heere, u. hier ungeheure Massen, weit von einander entfernt vier mächtige Her[r]schaften mit ihren Heeren. Welche historischen Größe hat dabei das Nibelungenlied voraus. Wie es nun die Helden die in den verschiedenen Stämmen ihren Heldenliedern besungen worden waren in sagenhafte Zusammenhängen erfaßt, entsteht hieraus ein Gleichgewicht der Werthe, in denen dieselben auftreten: man erblickt die Gipfel unermeß­licher Landschaften vom hohen Norden bis Ungarn: Sigfried, Gunther, Etzel, Dietrich von Bern: jeder behauptet trotzig u. stark seine Stelle im Gedicht: indem sie einer dichterischen Einheit unterworfen werden, bringt diese keine Subordination hervor; denn die Art u. Weise der Heldenlieder sie zu sehen bleibt erhalten. Dieser eigentliche Charakter der nationalen Epik ist im Nibelungen­lieder grandioser als in irgend einem anderen nationalen Epos. Es hat einen stärkeren Erdgeruch der Geschichte. Und zugleich ist doch die Einheit in seinem Grundgefühl grandioser: die Verstrickung die aus der Verletzung der Treue entsteht; das Gewebe um sich greifender Trugs: grandioseste Katastrophe: aus der Heiterkeit des Heldenlebens entsteht durch die Leidenschaften selber[,] die im Heldenleben liegen[,] ein Netz von Trug: keiner bleibt rein: selbst Sigfried hat an Brunhild gefrevelt: die Stärke des Lebensdranges läßt Alle die Treue, welche der Kern des Zusammenlebens ist[,] verletzen. Die Katastrophe ergreift sie alle, allein der in sich durch Leid gebändigte Dietrich von Bern steht aufrecht und unverletzt am Schluß der ungeheuren Katastrophe. Es scheint mir in dieser Struktur des Stoffs in Zeit, Raum, Selbstständig­ keiten der Theile schon beinahe die Unmöglichkeit gelegen zu haben, ihn

Dilthey an Ernst von Wildenbruch  

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episch, künstlerisch zu formen. Und über unsrem Epos walteten dann unglückliche Sterne. So entstand die traurige Form der Nib[elungen], während Homer! aber auch hier muß man unterscheiden. Die Erfindung selber ist im6 zweiten Theil bis in jeden kleinen Theil von einer seelischen Mannigfaltigkeit u. Tiefe, die dem Homer nicht nachgiebt. Aber die Darstellungsweise! Ist Ihnen auch die Nibelungenstrophe, die mit der Verlängerung der letzten Zeile des Verses, die auffordert im Gefühl oder Anschauung zusammenzufassen, ebenso unerträglich als mir im Fluß der Erzählung? Sie paßt wohl vortrefflich wo in einem kleinen ganzen die einzelnen Verse im Gefühl ausklingen können. Ich denke lebhaft an Ihren Vortrag über die Ilias im Kränzchen u. ich möchte wol wissen was Sie über diese meine Auffassung der Nibelungen denken. Tausend Grüße von mir u. m[einer] Frau Ihnen beiden. Unsre Gedanken werden viel an Ihrem Geburtstag bei Ihnen sein. Freundschaftlichst Ihr Dilthey Labers bei Meran, 1. Febr[uar]. Original: Hs.; GSA Weimar, 94/169, 11, 6. Bl. 1 Im Brieforiginal: „meinen“. 2 Vgl. Brief [1562]. 3 Der Name „Werdandi-Bund“ geht auf die Göttin Verdhandi aus der nordischen Mythologie zurück.  – 1906 gründete der Architekt und Wagnerianer Friedrich Seeßelburg (1831–1910) den völkischen Bund oder Verein, dem bald zahlreiche namhafte Dichter und Gelehrte, wie Wilhelm Raabe (1831–1910) oder Houston Stuart Chamberlain (1855–1927) u. a., Komponisten, die Worpsweder Maler Hans am Ende (1864–1918), Otto Modersohn (1865–1943), Fritz Overbeck (1869–1909), Heinrich Vogeler (1872–1942), Hermann Hendrich (1854–1931) u. v. a. zugehörten. – Der Bund gab die Zeitschrift Werdandi. Monatsschrift für deutsche Kultur und Wesensart heraus. 4 E. von Wildenbruch: Das Hohelied von Weimar. Festspiel. Berlin 1908. 5 Richard Voß (1851–1918): Schriftsteller. 6 Im Brieforginal: „ihm“.

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Dilthey an Paul Ritter  

[1567] Dilthey an Paul Ritter Diktat!

8. Februar 19081

Lieber Freund ich muß noch länger hier bleiben, habe aber begonnen an der Einleitung2 zu schreiben u. hoffe dieselbe in einigen Wochen zu Stande zu bringen. Wie geht’s bei Ihnen?3 T[au]s[en]d Grüße (auch von der Sekretärin)   Ihr getreuer W Dilthey Meran, Schloß Labers Original: Hs.; Korrespondenz-Karte, Diktat D.s von der Hand Katharina D.s mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 3. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Zu den Studien zur Geschichte des deutschen Geistes. 3 Bereits am 7. Januar 1908 schrieb D. an P. Ritter: „Mein lieber Freund[,] sehr unruhig von Ihnen keine Nachricht zu erhalten. Wie Befinden? Arzt verlangt daß noch 3 Wochen ich bleibe. T[au]s[en]d Neujahrswünsche[.] Ihr Dilthey.“ (Original: Hs.; Korrespondenz-Karte, ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 1). – Am 9. Januar 1908 folgt ein weiterer Brief D.s an P. Ritter: „Mein lieber Freund, lassen Sie mich doch umgehend wissen wie es Ihnen geht. Ich bin so besorgt Ihretwegen. Und wollen Sie mir zugleich freundlich mitteilen wie lange Sie noch in Berlin zu bleiben gedenken. Mit herzl[ichen] Grüßen Ihr W. Dilthey.“ (Original: Hs.; Korrespondenz-Karte, ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 2).

[1568] Dilthey an Paul Ritter

Lieber Freund,

Meran d[en] 2. 3. [19]08 Schloß Labers

ich kann mich, wie Sie denken können der Broschüre aus dem Jahre 19061 u. meines Urteils über sie, fern von der Broschüre selbst, nicht mehr erinnern. In-

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Friedrich Koepp an Dilthey  

deß kann ich überhaupt nur Herrn Pätel, dem ich mich bestens empfehle, raten, eine solch erkenntnißtheoretisch-psychologische Schrift nur dann in Verlag zu nehmen[,] wenn der Verfasser für die Unkosten einsteht. Denn es ist höchst zweifelhaft, daß der Verkauf die Unkosten deckt. Und dies ist doppelt dann der Fall bei solchen fachmäßigen Schriften[,] wenn ihr Verfasser nicht durch eine Universitätsstellung den Verkauf unterstützt, u. dreifach[,] wenn es sich um erkenntnißtheoretische Arbeiten handelt für die wenig Teilnahme mehr besteht. Natürlich bitte ich Herrn Pätel diesen meinen Rat als streng vertraulich zu behandeln. Es ist mir leid, daß Sie mit dieser Frage geplagt worden sind. Ich glaube daß ich Herrn Pätel die Offenheit meiner Antwort schuldig bin. Leider ist auf den Beginn meiner Arbeit ein neuer Rückschlag gefolgt; ich muß wieder verzichten u. bin sehr betrübt darüber. Mit besten Grüßen auch von der Sekretärin der Ihrige W. Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand Katharina D.s mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 4–5. 1 Nicht zu ermitteln.

[1569] Friedrich Koepp an Dilthey

Lieber Onkel.

Münster i[n]W[estfalen] Raesfeldstraße 13 5. III. [19]08

Endlich habe ich heute, an einem der ersten Ferientage, einige Stunden auf die Durchsicht des um Weihnachten von Göttingen hierhergesandten und auf der Bibliothek verwahrten Materials verwenden können und beeile mich danach, Dir zu schreiben. Denn nach diesem Einblick muß ich sagen, daß es mir ganz unmöglich ist, die Veröffentlichung zu übernehmen.1 Ich könnte das mir und den Meinigen gegenüber nicht verantworten und glaube auch nicht, daß es im Sinn des Verstorbenen wäre, daß ich ein solches Opfer brächte. Es wird mir nicht leicht, mich der Sache ganz zu versagen. Aber es muß sein. Gewiß

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Friedrich Koepp an Dilthey  

würde ich bereit sein, der Pietät Opfer zu bringen; aber dieses würde bedeuten – mich zu opfern! Das wäre zu viel. Der Notizen sind so viel geschrieben, so viel unübersichtlicher, so viel schwerer lesbar als ich ahnen konnte, daß die Arbeit sehr viel größer wäre als ich ahnen konnte, obgleich ich sie mir gering nicht vorgestellt hatte. Selbst die kleinen Aufsätze würden Tage angestrengter Arbeit fordern, die Cydippa2 und einiges Andere Wochen und Monate. Und gerade der Arbeit die diese Hauptschrift verlangen würde, oder auch die Ausgabe des Musaios,3 fühle ich mich auch nicht im mindesten gewachsen. Mit dem Material zu der Bunnenarbeit4 ist, soviel ich sehe, kaum etwas anzufangen. Ein Entwurf eines Teils der Arbeit, ein paar Zeichnungen und sonstige Abbildungen und eine ungeheure Menge Zettel der verschiedensten Art und Form, die aber fast alle nur Citate enthalten – sehr wertvolle Hinweise natürlich für den, der die Arbeit machen wollte, aber doch nichts was man herausgeben kann. Und auch die Skizze eignet sich m. E. dazu nicht. Unfertiges zu veröffentlichen würde ja am allerwenigsten den Wünschen des Verstorbenen entsprechen. Fertiges sehe ich nicht unter dem Material. Ich habe das Bedürfnis, meinen Entschluß Dir gegenüber doch noch durch wenige Gründe zu rechtfertigen. Dazu muß ich etwas weiter ausholen. Wie Du weißt habe ich mir den Weg zur akadem[ischen] Laufbahn nur durch meine Beschäftigung beim Institut bahnen können. Diese, so willkommen und unter manchen Gesichtspunkten vorteilhaft sie auch für mich war, nahm mich doch in den wichtigsten Jahren zu sehr in Anspruch als daß ich mich meinen wissenschaftlichen Arbeiten und der Vorbereitung der akademischen Lehrtätigkeit mit der wünschenswerten und eigentlich nötigen Freiheit hätte widmen können. Die Berufung hierher5 brachte mir diese Freiheit – aber leider nur für sehr kurze Zeit, da schon nach weniger als drei Jahren mir in den durch „Haltern“ bezeichneten Arbeiten6 eine ganz erhebliche Belastung erwuchs. Dabei wäre mir freie Bewegung um so nötiger gewesen als ich den Anforderungen eines doppelten Lehrauftrags genügen sollte und bei der miserablen Behandlung die ich Jahre lang erfuhr – jetzt soll das ja endlich anders werden –, den Anforderungen, die Haus und Familie stellten, nicht ohne Sorgen gerecht werden konnte und durch litterarische Arbeiten meine Einkünfte gern etwas gehoben hätte, statt meine Zeit dem „Ehrenamt“ der Ausgrabung von Haltern und der ganzen Geschäftsführung der Altertumskommission für Westfalen zu widmen. Nun hat sich ja, Gott sei Dank, meine Lage endlich gebessert, indem ich … [Briefschluss fehlt.] Original: Hs.; Brief-Fragment, StUB Göttingen, HA , cod. ms. W Dilthey, 14 k, 4 Bl.

Dilthey an Hermann Diels  

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1 Offenbar wollte D., dass Schriften und Manuskripte aus dem Nachlass seines Bruders, des Altphilologen und Archäologen Karl D. (geb. 1839), der seit 1877 in Göttingen gelehrt hatte und am 4. März 1907 gestorben war, von beider Neffen, dem Münsteraner Altphilologen und Archäologen Friedrich Koepp (1860–1944), herausgegeben werden. 2 K. Dilthey: De Callimachi Cydippa. Gratulationsschrift des Bonner Seminars zu O. Jahn’s 25jährigem Doktorjubiläum. Leipzig 1863. 3 Musaei grammatici carmen de Hero et Leandro, ed. Carolus Dilthey. Bonn 1874. 4 Nicht ermittelt. – Die Ortschaft Bunnen liegt im Kreis Cloppenburg, die im Zeitraum ca. 2000 v. Chr. von den Germanen besiedelt und später von den Römern bewohnt wurde. Dort fand man 1875 bei Ausgrabungen im Moor eine kupferne Knabenfigur aus der Zeit der römischen Besiedelung. 5 F. Koepp, seit 1891 PD in Berlin, wurde 1896 als Lehrbeauftragter für Archäologie und Geschichte nach Münster berufen. 6 Gemeint sind die am 19. 6. 1899 begonnenen archäologischen Untersuchungen der römischen Militäranlagen in Haltern am See im Münsterland, an denen später auch F. K ­ oepp beteiligt war.

[1570] Dilthey an Hermann Diels Meran, Labers 27. März [1908] Lieber verehrter Freund, Sie werden sich gedacht haben wie mich Zellers Hingang1 erschüttert hat, als letzter Abschluß vieljähriger freundschaftlicher Gemeinschaft. Auch können Sie sich denken[,] wie ich selbstverständlich als meine Pflicht, und eine schöne Pflicht es angesehen haben würde unter anderen Umständen, am Leibniztag 2 über ihn zu sprechen. Ich habe diese beiden Tage und leider auch – wie es jetzt geschieht – noch die Nächte überlegt, ob ich zu Ihrer Aufforderung ja sagen dürfe. Aber es ist ganz unmöglich. Ich kann wohl ab u. zu etwas aufschreiben. So habe ich auch zu Zellers Gedächtnis einige Blätter aus dem Gedächtnis, einem inneren Bedürfniß folgend, niedergeschrieben, und habe sie eben der neuen freien Presse zugeschickt,3 damit auch in Oestreich seiner ausführlicher gedacht werde; aber wenn mich schon in gesunden Zeiten eine solche Rede sehr aufgeregt haben würde, so kann ich mir jetzt gar nicht vorstellen wie ich das unternehmen sollte: ich würde in Spannung sein bis es getahn wäre; und gerade das muß ich jetzt gänzlich vermeiden. Ich weiß nicht einmal ob ich bis dahin nach Berlin zurückkehren kann, ja es ist mir recht zweifelhaft. Doch über­ genug über das Elend meines Befindens. Sie sehen schon aus dem Gesagten

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Dilthey an Hermann Diels  

wie unmöglich es ist die Aufgabe zu übernehmen, ja wie gerade so, wenn ich dann zuletzt doch nicht könnte, größere Schwierigkeiten entstehen könnten. Und nun sage ich gar nichts darüber wie Sie als sein Nachfolger in der her[r]­ schenden Position innerhalb der Geschichte der alten Philosophie der sind von dem wir alle am liebsten diese Aufgabe behandelt sehen. Auch liegt ja der religionsgeschichtliche Standpunkt, wie ihn Baur4 u. seine Schule eingenommen haben, im Gegensatz zu dem theologischen der Ritschlschen5 Schule Ihren Forschungen so nahe. Von mir schweige ich lieber in Bezug auf mein Ergehen, meine etwaigen Pläne äußeren Lebens, da von einem inneren wenig die Rede sein kann. In treuester Ergebenheit   der Ihre   Wilhelm Dilthey Original: Hs.; StB PK Berlin, HA , Sammlung Darmstädter 2 a 1870 (8): Dilthey, Bl. 23–24 R. 1 Der ev. Theologe und Philosoph Eduard Zeller (geb. 1814) starb am 19. März 1908. 2 Der 1. Juli. 3 D.: Eduard Zeller, in: Neue freie Presse (Wien), Nr. 15670 vom 5. 4. 1908, S. 31–35; WA in: GS IV, S. 433–450. 4 Der ev. Theologe Ferdinand Christian Baur (1792–1860). 5 Der ev. Theologe Albrecht Ritschl (1822–1889).

[1571] Dilthey an Hermann Diels 7 April Labers [1908] Lieber verehrter Freund, Es ist mir Bedürfniß Ihnen nochmals auszusprechen wie ich sowol in Bezug auf die Denkrede auf Zeller als in Bezug auf die Kantausgabe darunter leide, daß ich diesen Aufgaben, der ersten überhaupt nicht, der anderen zur Zeit nicht nachkommen kann, und damit Sie mich ganz verstehen, worauf ich den denkbar größten Werth lege, theile ich Ihnen, natürlich ganz im Vertrauen und nur für Sie mit[,] daß ein Leiden in diesem Winter eine solche Stärke angenommen hat, daß wenn nicht mein Leben, so doch die bisher noch bewahrte Arbeitsfähigkeit so bedroht sind, daß nur gänzliche Enthaltung von jeder ir-

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Dilthey an Herman Nohl  

gendwie intensiven Arbeit mir vielleicht ermöglichen eine Besserung herbeizuführen. Das Leiden geht vom Nervensystem aus, das durch Überanstrengung, Schlaflosigkeit etc. äußerst herabgebracht ist. Sollte eine Besserung in einiger Zeit nicht eintreten, dann müßten wir wohl daran denken, wie die Leitung der Kantausgabe anders eingerichtet werden könne. Wol war eine Zeitlang eine Besserung eingetreten, und ich hatte den Versuch gemacht, leichtere Arbeiten vorzunehmen, aber die Besserung ist nicht von Dauer gewesen. Was ich an einzelnen Tagen, die günstiger waren, aufgeschrieben hatte u. in der N[euen] fr[eien] Presse habe eben abdrucken lassen, sende ich Ihnen in diesen Tagen; es bedarf[,] wie Sie nach den Umständen begreifen werden, im äußersten Grade der Nachsicht.

Treu ergeben der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; StB PK Berlin, HA , Sammlung Darmstädter 2 a 1870 (8): Dilthey, Bl. 19–20 R.

[1572] Dilthey an Herman Nohl [Mitte April 1908]1 Lieber Herr Nohl, ich würde gerne ein Wörtchen von Ihnen vernehmen, wie es mit Ihrer Arbeit geht. Ich selbst bin durch verschiedenes Mißgeschick hier sowohl an Erholung als Arbeit gehindert. Da jetzt die Ostertage kommen, wo gewiss Aufführungen von Bach und Händel stattfinden, möchte ich Sie bitten Ihre Kenntnisse dabei aufzufrischen, damit die wenn auch kurzen Partien über die Musik vorbereitet werden. Es ist besonders die vollständige Entwicklung der musikalischen Formen in ihrem Verhältnis zu dem deutschen Geiste u. dem verwandten Vermögen desselben architektonisch alle Verhältnisse von Begriffen zueinander zu entwickeln, was mir hier in meinem Zusammenhang als ein Neues hinzuzufügen erforderlich scheint. Gerade der zeitgenössische Leibniz ist trotz seiner fragmentarischen Äusserungen der Höhepunkt architektonischen Vermögens in der Philosophie des Jahrhunderts. Und auch sonst haben Sie2 vielleicht Gelegenheit oder suchen dieselbe in meinem Interesse auf die

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Dilthey an Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff  

Beziehungen der Musik von Haydn ab zur klassischen Dichtung durch Anhören näher aufzufassen. Lassen Sie es sich gut gehen u. seien Sie vielmals gegrüsst von Ihrem Wilhelm Dilthey. Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand W. Kabitz’ mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 43–43 R. 1 Ostern fiel im Jahr 1908 auf den 19. und 20. April. 2 Im Brieforiginal: „sie“.

[1573] Dilthey an Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff 1 [19/20. April 1908]2 Hochverehrter Herr College, Besten Dank für Ihre freundlichen Worte über das zu Zellers Gedächtniß3 Gesagte. Ich glaubte dem Freunde das schuldig zu sein, und so habe ich es in sehr schlechtem Gesundheitszustande und ohne alle Bücher, nur mit Hilfe von ein paar Zahlen aus dem Conversationslexicon niedergeschri[e]ben; selbst meine frühere Rede[,] die Zellers Jugendjahre behandelte[,] war mir nicht zur Hand.4 So muß ich nachträglich um Nachsicht für das Zugesandte bitten. Aber berichtigen möchte ich doch Ihre Auffassung meiner Worte nach welcher ich der ‚Tübinger Schule exacte philologische Methode nachgerühmt hätte‘, und darum erlaube ich mir diese Zeilen zu senden, um den Vorwurf eines so gröblichen Versehenes über einen Gegenstand[,] dem ich in meiner Jugend und auch später zeitweise viel Zeit gewidmet habe[,] nicht auf mir sitzen zu lassen. Ihre Auffassung konnte leicht – wenn ich meinerseits eine Vermuthung wagen darf –, daraus entstehen, daß Sie etwa p. 1. unten u. p. 2. oben in den Satz ‚Verbindung einer exakten philologischen Methode‘ etc.5 die Worte ‚Tübinger Schule‘ im vorhergehenden Satze als Subjekt in Gedanken hinübertrugen. In Wirklichkeit sondere ich gerade seine ‚eigenthümliche Stellung‘ in der Schule darin von Baur u. den anderen Freunden ab. Baur ging ausschließlich von historischen Apercü’s aus, unterstützt durch religionsgeschichtliche Vergleichungen. Ich habe das früher in einem größeren Aufsatz ausführlich dargelegt.6 Was

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Zeller selbst betrifft, so glaube ich, als ich die entsprechenden Aufsätze in seinen Jahrbüchern und die Apostelgeschichte7 durcharbeitete, doch das[,] was ich in meinem früheren aus der Rede entstandenen Aufsatz in der Rundschau8 näher dargelegt und jetzt in dem Nachrufe wieder angedeutet habe, richtig gesehen zu haben, wenn man seine Richtung auf ‚exacte,9 philologische Methode‘ eben in den Schranken der Zeit nimmt. Der Grundzug seines Verfahrens bleibt ja immer, auch in der griechischen Philosophiegeschichte die Systematisierung nach einem festen Schema, und ich habe, so wie man das in diesem Momente durfte, darauf hingewiesen, wie ‚geniale Leistungen‘, die aus einer hochentwickelten Philologie kamen, von ihm theils verwerthet wurden, theils hat er in der ihm eigenen Continuität seiner Arbeit sich mit ihnen abzufinden gewußt, ohne daß er doch selbst Philologe in diesem großen Sinne gewesen wäre. Das wird man bei aller Verehrung für seine große Leistung zugestehen müssen. Und nun verzeihen Sie diese Weitläufigkeit über etwas[,] das[,] wenn Sie meine Zeilen erhalten[,] schon hinter Ihnen liegt. Aber gerade bei Ihnen möchte ich doch nicht gern im Verdacht eines solchen Schnitzers stehen. Ich hätte das mündlich gesagt – aber mein Gesundheitszustand ist leider so erbärmlich[,] daß ich an eine Rückkehr nach Berlin noch lange nicht denken kann. In herzlicher Verehrung   der Ihrige Wilhelm Dilthey Meran[,] Schloß Labers Ostern Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. Wilamowitz – 273, Nr. 1, 7 Bl.; Erstdruck in: William M. Calder III: Drei Briefe Wilhelm Diltheys an Ulrich von Wilamowitz-Moellendorf (1908–1910), in: Keimpe A. Algra / Pieter W. van der Horst / David T. Runia (ed.): Polyhistor. Studies in the History and Historiography of Ancient Philosophy. Presented to Jaap Mansfield on his Sixtieth Birthday. Leiden / ​New York / Köln 1996, S. 407–418; hier: S. 413–415. 1 Der klass. Philologe Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff (1848–1931). 2 Im Erstdruck: „[±19 April 1908]“. 3 Im Erstdruck: „Gedächtnis“.  – D. hatte anlässlich des Todes Eduard Zellers am 19. März 1908 einen Nachruf auf denselben veröffentlicht. Vgl. Brief [1570], Anm. 3. 4 D.: Aus Eduard Zellers Jugendjahren, in: DRS 90 (Februar 1897), S. 280–295; WA in: GS IV, S. 433–450. 5 Im Erstdruck: „nicht“, mit dem Hinweis, dass die „Lesung … nicht sicher“ sei (ebd. S. 414, Anm. 32).

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Dilthey an Paul Ritter  

6 D.: Ferdinand Christian Baur, in: WM (1865), Nr. 8 (September), S. 581–599 [Pseu­ donym: Wilhelm Hoffner]; WA in: GS IV, S. 403–432. 7 E. Zeller gab seit 1847 zusammen mit seinem Lehrer und Schwiegervater, dem ev. Kirchenhistoriker Ferdinand Christian Baur, die Theologischen Jahrbücher heraus, dem seit 1842 bestehenden Organ der jüngeren „Tübinger Schule“. – 1843 begründete E. Zeller die Jahrbücher der Gegenwart. – E. Zeller: Die Apostelgeschichte nach ihrem Inhalt und Ursprung kritisch untersucht. Stuttgart 1854. 8 Siehe Anm. 4. 9 Im Erstdruck: „exakte“.

[1574] Dilthey an Paul Ritter [Mai 1908]1 Lieber Freund, Besten Dank für Ihren Brief.2 Wie leid ist mir daß Sie wieder die Arbeit d[er] Franzosen reduzieren müssen. Also wir wollen nun unter allen Umständen das Buch jetzt durchsetzen, sobald Sie Muße haben. Meine Rückkehr wird sich, ­ ugust wol in Folge der Verzögerungen des Umzugs3 wahrscheinlich bis Mitte A hinausschieben. Aber vielleicht können wir vorher in Klein-Oels zusammen sein. Ich leide sehr unter all diesen Unsicherheiten. Und es ist mir nur lieb daß Sie guten Muth haben. Wollen Sie doch bei Gelegenheit der Arbeit Alles was Sie über die mittel­ alterlichen Universitäten finden, sich notiren u. überlegen: es ist für die Einleitung ein wichtiger Punkt. Weg d[er] Ehrengabe ist schon erfreulich: aber Ihre feste Anstellung als Hilfsarbeiter. Ich muß mit Grafen Y[orck] u[nd] Lenz4 gemeinsame Operation verabreden. Ich finde die Sache unverantwortlich.

Treueste Grüße Ihr W[ilhelm] Dilthey

Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 6–7. 1 Nachträgliche Datierung von der Hand P. Ritters. 2 Nicht überliefert. 3 In die Siemensstraße 37, Berlin Grunewald. 4 Der Historiker Max Lenz (1850–1932).

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Dilthey an Paul Ritter  

[1575] Dilthey an Paul Ritter Mein lieber Freund,

[Mai 1908]1

ich habe wieder schwere Zeiten gehabt in denen die Arbeit von Neuem diktirt war; ich fange nun wieder an: gelesen habe ich sehr viel, und die Einleitung wird eine vollständige zusammengenommene Übersicht über die ältere Geschichte des deutschen Geistes, welche nun auch meine Auffassung der Reformation überzeugend rechtfertigt. Sie werden von Grafen Hein[rich] Yorck vernommen habe[n] über Pläne[,] daß wir beide zusammen in Kl[e]in-Oels sind u. da zusammenarbeiten. Schreiben Sie mir doch die Disposition Ihrer Zeiten u. wie weit Sie sind – u. besonders wies Ihnen geht. Wenn Sie baldigst schreiben trifft Ihr Brief hier mich noch sicher. Eiligst   Ihr getreuer   W Dilthey Schloß Labers bei Meran Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 9–10. 1 Nachträgliche Datierung von der Hand P. Ritters.

[1576] Dilthey an Paul Ritter

Meran 14.V. [19]081

Lieber Freund, etwas genauer: ich kann nach m[einem] Befinden kaum vor dem 28 Mai in Kleinöls sein. Die Frage wäre, wann Sie könnten nach Klein-Oels herüberkommen. Ungefähr am 15ten reist Yorck wieder weg. Da der Entwurf C theilw[eise] Schema der Einleitung und einzelne Ausführungen fertig sind, so könnten wir dann sogleich an die Zusätze zum Gedruckten bis Schluß gehen, in dem Maße als Sie fertig sind. Es wäre diese Möglichkeit mit Ihnen dort dann in dieser so

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Dilthey an Hermann Diels  

umgränzten Zeit zusammenzusein sehr wichtig[,] da wegen unsres Umzuges vom 1[.] Juli ab ich vor Mitte Juli nicht zurückkehren kann.   Mit den herzlichsten Grüßen    u. Wünschen    Ihr Dilthey Original: Hs.; Korrespondenz-Karte; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 11. 1 Datierung nach Poststempel.

[1577] Dilthey an Hermann Diels Meran Schloß Labers [nach dem 18. Mai 1908] Lieber verehrter Freund, Auf Umwegen kommt eben eine Zeitungsnotiz an mich daß Sie Ihren 60[.] Geburtstag neuerdings gefeiert haben.1 Lassen Sie mich wenn auch nachträglich die treuesten Wünsche aussprechen. Sie gelangen erst auf die Höhe Ihres Wirkens und die Wissenschaft hat nach großen Leistungen noch viel von Ihnen zu erwarten u. zu wünschen. Sie stehen da wie ein fester Thurm im Kampf für eine ruhige gediegene Objektivität der Erkenntniß. Und auch in Bezug auf die Universitäten  – an denen unser beider Herz hängt – werden Sie eintreten für ihre freie Entwicklung, zugleich aber auch gegen die neue große Gefahr – den raschen Gelderwerb durch Vorträge u. populäre Schriften, Heraustreten in gesellschaftlichen Genuß u Ehrgeiz – Gefahren welche gerade den Anspruch der Universitäten auf größere corporative Selbständigkeit im Interesse der Freiheit ernster Wissenschaft bedrohen. Meine Gesundheit ist leider nur schlechter geworden. Ein beständiger Kampf, wenigstens durch leichtere Beschäftigung das Gefühl teuren unnützen Lebens zu überwinden u. dem Versagen auch hierin. Schwere Sorgen dieses Winters, von denen Sie ja vernommen haben werden, haben natürlich auf m[einen] erschütterten Gesundheitszustand ebenfalls eingewirkt. Zu der Verbindung meiner mir so besonders nahestehenden Tochter Clara mit Dr. Misch

Dilthey an Hermann Diels  

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habe ich gleich nach dem ersten Gespräch mit ihr meine Einwilligung gegeben;2 aber ich mußte mir vorbehalten[,] daß er erst durch ein Extraordinariat oder eine äquivalente Stellung ihr die sociale und wirthschaftliche Lage schaffe, die ich als indispensabel4 ansehe. Die Unmöglichkeit für mich nach Berlin zurückzukehren nach dem gefährlichen Zustand m[einer] Gesundheit schuf auch noch andere Unzulänglichkeiten an denen ich schwer litt. Meine Überzeugung der Verkehrtheit des jetzigen Verlaufs, m[eine] Sorge darüber bleibt unerschütterlich dieselbe; aber die Verbindung steht ja nun nahe bevor und ich muß nun hoffen[,] wünschen[,] thun was ich kann damit das Äußere – denn das innere Glück beider ist ja sicher – sich günstiger gestalte als ich fürchte. Daß Sie mit der Kantsache immer noch beladen sind bedaure ich lebhaft. Entweder bringen die nächsten Monate eine entscheidende Besserung meiner Gesundheit oder wir müssen überlegen, was zu thun sei. Denn kann ich die Geschäfte nicht ordentlich führen, dann muß es eben ein Anderer thun. Im Augenblick halte ich für das Dringendste[,] daß Heinze die Vorlesungen an Menzer abgiebt[,] der bereit ist. In freundlicher Verehrung m[it] besten Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin5 von m[einer] Frau Wilhelm Dilthey Original: Hs.; StB PK Berlin, HA , Sammlung Darmstädter 2 a 1870 (8) Dilthey, Bl. 25–26 R. 1 H. Diels wurde am 18. Mai 1908 60 Jahre alt. 2 Am 15. Mai 1908 fand die Verlobung von Clara D. mit Georg Misch in Meran statt: „Von der Verlobung Ihrer Tochter Clara mit dem Privatdozenten Georg Misch, geben Kenntnis Professor Dr. Wilhelm Dilthey und Frau, geb. Püttmann. Meran, den 15. Mai 1908“. (Original: gedruckte Anzeige; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 8.) – Die Eheschließung beider war bereits kurz nach der Verlobung, am 4. Juni 1908. – So unproblematisch, wie D. seinem Kollegen H. Diels über die geplante Heirat seiner Tochter Clara, kurz nach deren Verlobung mit Georg Misch, schreibt, war die Sache in verschiedener Hinsicht offenkundig nicht, wie z. B. an Äußerungen Lujo Brentanos und Clara D.s erkennbar ist: Im Frühjahr 1908 vermutlich schreibt L. Brentano in seinen Lebenserinnerungen: „Während ich in Griechenland war, hat meine Frau mir geschrieben, die Tochter eines alten Freundes habe sich zu ihr geflüchtet, mit der Bitte, sie aufzunehmen; was sie tun solle. Ich antwortete: Aufnehmen. Das junge Mädchen liebte einen talentvollen Schüler ihres Vaters, der ihn für den tüchtigsten seiner Schüler erklärt hatte. Aber er war Jude, und ihre Mutter war gegen eine Verheiratung mit einem Juden. Da hörte ich, daß Althoff, der eben aus seinem Amte geschieden war, an einem dem derzeitigen Aufenthalte des Vaters des Mädchens benachbarten Orte sich aufhalte. Ich schrieb ihm, wenn er noch im Amte wäre, würde ich mich nicht an ihn wenden; nun aber stehe nichts im Wege, daß ich in Erinnerung an unsere

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Dilthey an Hermann Diels  

frühere Freundschaft und daß wir stets darin einig gewesen seien, daß man einen Freund davon abhalten müsse, etwas zu tun, was er später bereuen werde, ihn bitte, den Vater aufzusuchen und ihn zu überreden, die Heirat zu gestatten. Und nun zeigte sich Althoff in seiner ganzen Herzensgüte. Er hat meine Bitte sofort erfüllt und nicht nur bei dem Vater erreicht, daß er in die Heirat willige, sondern, da die Mutter nach wie vor grollte, dem Brautpaar auch die Hochzeit bereitet und sogar eine beträchtliche Summe, die ihm für die Unterstützung von Studienreisen gestiftet worden war, dem jungen Manne gewährt, damit das Paar eine Hochzeitsreise machen könne.“ In: L. Brentano: Mein Leben im Kampf um die soziale Entwicklung in Deutschland. Jena 1931, S. 264–265. – Ebenfalls wohl im Frühjahr 1908 wendet sich Clara D. in dieser Angelegenheit in einem Brief vertrauensvoll an ihren Freund H. Nohl: „Lieber Herr Nohl, ich bitte Sie recht herzlich darum, nicht so, wie Sie wollten, an den Papa zu schreiben, wie Georg mir schreibt[,] dass Sie wollten. Sehen Sie, der Papa ist furchtbar elend; wirklich, er geht an der Sache fast zu Grunde. Und das darf er doch nicht, nicht wahr? Nun ist ja aber das Schlimmste überstanden, er hat sich mit dem Gedanken, dass ich heirate, dass da nichts zu machen ist, abgefunden, und zwar so schnell Dank dem Grafen Yorck. Vorläufig hat das Ding nun noch den Namen: Heirat ohne Einwilligung der Eltern. Aber, nicht wahr, Sie kennen doch den Papa auch gut genug, um zu wissen, dass der Papa dabei nicht bleibt. Es wird grad so kommen, wie Sie in Ihrem Briefe schrieben: wenn er sieht, dass wir wirklich ganz entschlossen sind (und davon ist er jetzt, hoff[e] ich, endgiltig überzeugt) so wird er auch nicht immer beiseite stehen wollen. Man muss ihm nur ein bischen Zeit lassen. Es war eben alles so dumm, dass Papa nicht, wie wir im Herbst verabredet hatten, nach Berlin kam, dass er Georg so lange Jahre fast nicht gesehen und menschlich doch eigentlich niemals gekannt hat, dass er mit all den Leuten, die jetzt in Berlin von Georg was halten, nicht hat sprechen können, immer da einsam in seinem Labers gesessen hat, zu krank zum arbeiten, immer das grosse „Unglück“ wie einen unübersteiglichen Berg vor sich. Und als es damals so furchtbar schlimm mit ihm war, hab[e] ich ihm ja so einen heuchlerischen Brief schreiben müssen, nun möge er sich doch krummlegen, die Professur sei ja nur doch die einzige Möglichkeit einer Heirat für uns, und das würde doch vielleicht nie passieren und schade ja auch nicht so viel – ach, es war so entsetzlich, wie Sie sich’s gar nicht denken können. All die Dinge könnt ich Ihnen ja auf 24 Bogen nicht schreiben. Aber dann hab ich’s natürlich erst zurücknehmen wollen, und sagen, dass das auf so schreckliche Briefe von Mama hin war, wenn’s nötig war, wenn was Positives dazu veranlasste. Und da hat er denn 2 Monat[e] sich in Illusionen gewiegt, u. nun sagt er immer wieder: „Ich kann mich gar nicht zurechtfinden.“ Wenn Sie ihn so sehen würden, wie ich ihn vorgestern gesehn hab[e], so würde er Ihnen gewiss auch furchtbar leid thun. Er ist wie unter einer schweren dunkeln Wolke von lauter Unglück, und die ganze Familie ist so, ein Glück nur, dass wenigstens die Leni dort ist. Ich durfte ja nicht bleiben, er wollte es nicht haben, obgleich ich versprach, gar nicht über die Dinge zu sprechen. Und kein Mensch, der ihm sagt, ich meine keiner von den älteren, denen er glauben würde: „Aber es ist doch kein Unglück!“ Wenn Sie ihm Ihr Buch widmen [H. Nohl: Die Weltanschauungen in der Malerei. Mit einem Anhang über die Gedankenmalerei. Jena 1908: „Wilhelm Dilthey gewidmet“. – Am 15. Juli 1908 bedankt sich D. für die Absicht Nohls, ihm das Buch widmen zu wollen (s. Brief [1585]; das Vorwort zum Buch ist datiert auf „August 1908“)], das würd[e] ihn so freuen. Und wenn Sie ihm was recht Gutes, Warmes dazu schreiben könnten, das thäte ihm gewiss so gut! Aber nichts Scharfes, Hartes, bitte[,] bitte nicht. Er ist wie ein Kranker, den man durch die Kri-

Dilthey an Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff  

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sis bringen muss. Sie verstehn mich gewiss und werden schon das rechte Wort finden. Mit vielen herzlichen Grüssen, und alles Gute für Ihre Frau und das Kind, Ihre Clara Dilthey“ 3 (Original: Hs.; StUB Göttingen, HA, cod. ms. H. Nohl 94, Beilage 11, 4 Bl.). 4 Unerlässlich. 5 Berta Diels, geb. Dübell (1847–1919).

[1578] Dilthey an Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff Hochverehrter Herr College, Nehmen Sie meinen besten Dank für die aufrichtigen Worte die Sie Ihrem Glückwunsch zur Verlobung meiner Tocher hinzugefügt haben. Sie begreifen sicher, daß es mir Bedürfniß1 ist, einige Worte darauf zu erwiedern.2 Sie wissen wie stark und lebhaft ich zu jeder Zeit für meinen künftigen Schwiegersohn eingetreten bin. Und meine Überzeugung von seinen hervorragenden geistigen Gaben und einer seltenen Energie und verzichtenden Ausschließlichkeit in der wissenschaftlichen Arbeit war immer verbunden mit der von seinem Charakter. Daher habe ich, als seine Anfrage kam, nach eingehendem Gespräch mit meiner Tochter meine Einwilligung gegeben, aber mir die Bedingung vorbehalten, daß er ein Extraordinariat oder eine demselben äquivalente Stellung erst erwerbe. Und ich habe meine Überzeugung, daß diese Bedingung nach der Lage der Dinge erforderlich sei, wie sie auf langem aufreibendem Nachdenken beruht, selbstverständlich auch nicht aufgeben können. Meine sehr geliebte und innigst mit mir verbundene Tochter hielt aus Gründen, die ich zwar anerkenne, die mich jedoch durchaus nicht überzeugen können, ein möglicher Weise langes Warten nicht für richtig. Entstand nun hieraus zwischen uns Beiden eine Differenz, so ist doch unsere Liebe zueinander unversehrt aus ihr hervorgegangen, meine Achtung für Misch ist unverändert, und mein Herz und meine Fürsorge sind ganz bei der Verlobung, Ausstattung, Verbindung meiner Tochter, wenn auch mein sehr bedenklicher Gesundheitszustand mich von Berlin fest fernhält. Ich bin schon seit Jahren sehr leidend und in diesem Winter hat mein Gesundheitszustand eine gefährliche Form angenommen: zu arbeiten werde ich natürlich immer wieder versuchen, wie sehr es mich auch schädigen mag: ich könnte sonst nicht leben, das muß ich besser wissen als die Ärzte. Ich habe keinen Grund von diesem ganzen Verlauf irgend etwas zu verhehlen, nachdem gegen meinen Willen durch Unberufene ein thörichtes Gerede entstanden ist.

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Funk & Wagnalls Company an Dilthey

Nehmen Sie nochmals für Ihren Brief besten Dank.3   In aufrichtiger und treuer Verehrung der Ihrige Wilhelm Dilthey Meran. Labers Südtirol d[en] 21ten Mai [1908]. Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. Wilamowitz – 273, Nr. 2, 4 Bl.; Erstdruck: William M. Calder III, a. a. O., S. 415–417. 1 Im Erstdruck: „Bedürfniss“. 2 Im Erstdruck: „erwidern“. 3 Nicht überliefert.

[1579] Funk & Wagnalls Company1 an Dilthey Prof. Wilh. Dilthey. Burggrafen Strasse 4. Berlin W., Germany.

May 28, 1908.

Dear Sir: We shall be very grateful to you if you will kindly let us have a copy of the latest photograph you have had printed for us in our announcement of the forth­coming English condensation of the „Realencyklopadie“ which we have had in preparation for some years. We expect to publish the first volume of this work under the title „The New Schaff-Herzog Encyclopedia“ about May 1.2 Thanking you in anticipation of receiving the same in course,

Yours very truly, FUNK & WAGNALLS COMPANY

Original: Typoskript; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 205, unpaginiert.

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Dilthey an Paul Ritter   

1 Amerik. Verlag. 2 The New Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge. 13 Vols. 1908–1914. Diese Enzyklopädie basiert auf der 3. Aufl. der Realencyclopädie für protestantische Theologie und Kirche, 1896–1909. In der ersten Aufl. der Enzyklopädie hatte D. seine frühesten wissenschaftlichen Artikel veröffentlicht.

[1580] Dilthey an Paul Ritter 

Mein lieber Freund,

[Ende Mai 1908]1 Labers

Alles wieder durch Verschlechterung meines Gesundheitszustandes umgeworfen. Es ist unnütz zu schreiben. – Ich kann nur wünschen daß es Ihnen gelingt rüstig vorwärts zu schreiten. Ich benutze jede gute Stunde. Mit tausend Grüßen u Wünschen   Ihr W. Dilthey Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 12. 1 Nachträgliche Datierung von der Hand P. Ritters: „1908[.] Juni?“.

[1581] Dilthey an Friedrich Theodor Althoff

Hochverehrte Excellenz

3 Juni [1908] Brixen

Haben Sie u. Ihre liebe verehrte Frau den innigsten treuen Dank für die Güte welche Sie Clara in diesen Tagen, in denen wir fern sein müßen erweisen. Wie gern würde ich über Schmoller an seinem 70. Geburtstag1 sprechen: aber mein Gesundheitszustand fährt fort so schlecht, um nicht zu sagen so gefährlich zu sein, daß ich nur in elendem traurigem Müßiggang dahinlebe, mit einer schwachen Hoffnung auf bessere Tage.

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Dilthey an Paul Ritter  

In alter treuer Verehrung und treuer Dankbarkeit mit besten Empfehlungen von uns beiden an Ihre verehrte Gemahlin

Wilh. Dilthey

Original: Hs.; GStA PK Berlin, FA und NL , VI. HA , NL Friedrich Theodor Althoff, B Nr. 29 Bd. 2, Bl. 173–173 R. 1 Der Nationalökonom Gustav von Schmoller, geb. 1838, feierte am 24. Juni 1908 seinen 70. Geburtstag.

[1582] Dilthey an Paul Ritter Sommerfrische Wildbad Möders am Brenner Station Freienfeld

28. Juni 19081

Mein lieber Freund, ich will nur ein Lebenszeichen von mir geben u. möchte auch von Ihnen etwas vernehmen. Von meiner Gesundheit ist wenig zu loben, aber ich arbeite doch täglich regelmäßig einige Stunden, u auch während des übrigen Tages kommen mir die Gedanken nicht aus dem Kopf. Wenn nur nicht seit ich von Labers weg der Büchermangel so schlimm wäre. So schleicht die Arbeit nur vorwärts, und gänzlich fertig ist sie wegen des Büchermangels doch auch nicht. Hoffentlich ist es Ihnen besser ergangen, mit der Gesundheit und mit Muße für das arme Buch, das so viel Schicksale zu bestehen hat. Die Ereignisse der letzten Monate zeigen wieder, wie wichtig die Behandlung der […] Organisationen unter dem richtigen Gesichtspunkt sein wird. Persönliches habe ich Ihnen wenn wir uns wiedersehen viel zu erzählen. Vor Allem wie steht es aber mit Ihrer Gesundheit? Und wenn ich nun doch in der Mitte Juli zurückkehre finde ich Sie? Also ein Wörtchen, lieber Freund. Meine Frau erwiedert herzlich Ihre Grüße. Treulichst  Ihr   Wilhelm Dilthey

Dilthey an Friedrich Theodor Althoff  

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Groethuysen hat mir das große Opfer gebracht u ist von Paris aus 6 Wochen hier gewesen. Ich erwarte viel von s[einer] Arbeit über d[ie] Philos[ophie] der französ[ischen] Rev[olution], auch zur Geschichte des französ[ischen] Naturrechtes, das er weit zurück verfolgt. Original: Hs.; Hotel-Briefpapier; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 13–14 R. 1 Im Brieforiginal: Die Jahreszahl wurde von der Hand P. Ritters ergänzt. – Am linken oberen Rand von der Hand P. Ritters die Notiz: „beantw[ortet] 6/7 [1908].“

[1583] Dilthey an Friedrich Theodor Althoff Möders bei Freienfeld an der Brennerbahn Süd [Anfang Juli 1908] Werteste Exzellenz und hochverehrter Freund, Nehmen Sie zunächst mit Ihrer verehrten Frau Gemahlin meinen innigsten Dank für Ihrer beider immerfortdauernden Güte für meine liebe Clara, wozu nun auch noch die zu Leni hinzutritt. Clara ist von dem Gedanken ganz erfüllt es könnte der Plan der Weltreise sich realisieren.1 Wertvoller wäre freilich wenn die Sache mit Posen sich verwirklichen liesse.2 Wie bin ich für solche Bemühungen Ihnen verpflichtet auch wenn die Schwierigkeiten sich nicht überwinden lassen. Es wäre mir eine grosse Freude, könnte ich für den Jubilar3 irgend etwas leisten. Aber auch ein Aufsatz über ihn geht weit über meine Kräfte. Ich bin zu jeder wirklichen geistigen Anstrengung nach dem Zustand meines armen Kopfes zur Zeit ganz unfähig. Und ohne dass ich sein Buch4 und seine so wichtigen Arbeiten über Wirtschaftsgeschichte u. Verwaltungsgeschichte Preussens läse, durchdächte, wäre, da ich das Buch bei seinem Erscheinen gelesen und nicht wieder, die Abhandlung aber gar nicht, auch nicht das kürzeste zu sagen. Für den Aufsatz über Zeller brauchte ich nichts, und doch hat die Erfüllung dieser Pflicht gegen den Toten eine Reihe schlafloser Nächte und unangenehmer Kopfzustände zur Folge gehabt. Dazu bin ich gegenwärtig durch meine[n] Zustand genötigt, einen sehr angreifenden Brunnen zu trinken bei welchem der Arzt jede geistige Beschäftigung verbietet. Aber ich habe mir schon vorgenommen, wenn meine Arbeitsfähigkeit auch

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Dilthey an Gustav von Schmoller  

nur einigermassen zurückkehrt, die neue Auflage von Schmollers Handbuch zu besprechen,5 um dessen universalen philosophischen Geist herauszuheben. Das bin ich dem Freunde schuldig. In dankbarer u. treuster Verehrung mit meinen besten Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin der Ihrige Wilhelm Dilthey Original: nicht überliefert; maschinenschriftliche Briefabschrift; GStA PK Berlin, FA und NL , VI. HA , NL Friedrich Theodor Althoff, B Nr. 29 Bd. 2, Bl. 193–194. 1 G. Misch wurde wenig später vom Kultusministerium ein Reisestipendium gewährt: „Der Privatozent an der Königlichen Friedrich Wilhelms-Universität in Berlin Dr. Georg Misch unternimmt mit Hilfe eines Stipendiums aus der Stiftung für Auslandsreisen von deutschen Gelehrten und Lehrern in den Jahren 1908/1909 eine Reise nach Indien, China und Japan. Es wird hiermit bescheinigt, daß diese Reise des Dr. Misch wissenschaftlichen Zwecken dient und seine Forschungen von hier aus gefördert werden. Die Gewährung ­einer Fahrpreisermäßigung an Dr. Misch wird deshalb befürwortet. Berlin den 30. August 1908[.] Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.“ (Original: StUB Göttingen, HA, cod. ms. G. Misch, 196, Nr. 1.) 2 Vermutlich die Aussicht auf eine Universitätsstelle. 3 Gemeint ist G. von Schmoller. 4 G. von Schmoller: Grundriß der allgemeinen Volkswirtschaftslehre. 2 Bde. Leipzig 1900–1904. 5 Eine Rezension der neuen, 1908 erschienenen, ergänzten und vermehrten Auflage von Schmollers Grundriß ist nicht erschienen.

[1584] Dilthey an Gustav von Schmoller Nehmen Sie, lieber verehrter Freund, den herzlichsten Dank für die Mittheilung von der großen Ehre, die mir das Ordenscapitel des Pour le mérite er­ theilt hat, sowie für den gütigen Antheil, den sie daran genommen haben[,] daß mir diese Ehre zu Theil geworden [ist].1 Wären meine Manuscripte zu Büchern geworden: dann würde ich wol eher glauben dieselbe voll zu verdienen. Indeß ich muß mich damit getrösten daß ich vielleicht noch Einiges aufs Trockene bringe, das meinen Anspruch einigermaßen vermehrt. Ja[,] was auf eine solche Einwirkung auf das deutsche Leben u. die Wissenschaft zurückblicken

Dilthey an Herman Nohl  

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könnte wie Sie. Herzlich habe ich mich über alle Ehrungen gefreut[,] die Ihnen so wohl verdient zu Theil geworden sind. Meine Gesundheit bessert sich so stätig, daß ich, hier unter sehr günstigen Bedingungen, wirklich, nach so vielen vergeblichen Versuchen, im Zusammenhang weiterschreiben kann; u. ich bin sehr glücklich darüber. In der zweiten Hälfte dieses Monats werde ich dann auch zurückkehren können. Sehr beunruhigt mich die Zeitungsnachricht über eine neue Erkrankung Althoffs. Ich will gleich an seine Frau schreiben: vielleicht findet sie doch Zeit zu einer Zeile. Mit herzlichen Grüßen auch an Ihre verehrte Frau2 u. Ihre liebe Tochter3 Ihr treu ergebener Wilhelm Dilthey Möders Bei Freienfeld an der Brennerbahn 8 Juli 1908 Original: Hs.; GStA PK Berlin, IV HA , FA und NL , NL Gustav von Schmoller, Nr. 174, Bl. 130 v–131. 1 D. wurde 1908 der Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste verliehen. 2 Lucia von Schmoller, geb. Rathgen (1850–1928). 3 Cornelia von Schmoller (1879–1932).

[1585] Dilthey an Herman Nohl 15. Juli [19]08 Lieber Herr College, ich freue mich daß ich Sie nun so nennen kann.1 Alles was Sie im Leben äußerlich für dessen Gang zu thun haben, liegt ja nun hinter Ihnen. Sie treten in das schöne Stadium wo man mit voller Kraft seinen Vorlesungen leben u. in Verbindung mit Ihnen literarische Pläne fördern kann. Daß Sie Ihre Habilitationsschrift mir widmen wollen, freut mich von Her­

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Dilthey an Herman Nohl  

zen,2 es sei ein Ausdruck dafür wie Sie von meiner Theilnahme an Ihren ersten Schritten in die akademische Laufbahn überzeugt sind. Sie fragen freundlich nach dem Gang meiner Arbeiten. Davon ist denn leider nichts Erfreuliches zu berichten. Meine Kräfte reichen bei meiner Schlaflosigkeit u. dem Zustand meiner Nerven nicht weiter als zum Lesen meiner geliebten Dichter und zum Träumen über sie. Da schreibe ich denn manchmal etwas nieder[,] das in die Geschichte des deutschen Geistes Bd. I gehört. Anderes das in einer Ergänzung der Poetik3 Platz finden würde – doch wirklich fertig wird Nichts das ich so niederschreibe. Dr. Groethuysen hat mit rührender Aufopferung seit einer Reihe von Wochen sich meiner Gesundheit gewidmet, und der wichtigste Theil davon war daß er durch sein Interesse für das was ich arbeite und seine fördernden Gespräche mich wieder zusammenhängenderer Beschäftigung zugeführt hat. Almälig geht es mir auch wirklich etwas besser. So reist er Morgen mit dem angenehmen Bewußtsein nach Paris zurück daß das große Opfer welches er gebracht nicht umsonst gewesen ist. Lassen Sie es sich weiter gut gehen – sich u. Ihrer verehrten Frau Gemahlin u. den Kindern,4 u empfehlen Sie mich ersterer. Treulichst d[er] Ihre W. Dilthey Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Nr. 41, 4 Bl. 1 H. Nohl hatte sich in Jena bei Rudolf Eucken mit seiner Arbeit Die Weltanschauungen der Malerei. Mit einem Anhang über die Gedankenmalerei am 4. Juli 1908 habilitiert und wurde zum PD ernannt. 2 Vgl. Brief [1577], Anm. 2. 3 D.: Das Schaffen des Dichters, in: Philosophische Aufsätze, Eduard Zeller zum 70. Geburtstag gewidmet. Leipzig 1887, S. 304–481; WA unter dem Titel Die Einbildungskraft des Dichters. Bausteine für eine Poetik in: GS VI, S. 103–241. 4 Bertha Nohl, geb. Oser, sowie Nohls beide ersten Töchter Johanna (geb. 1906) und Kläre (geb. 1908).

Dilthey an Graf Heinrich Yorck von Wartenburg  

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[1586] Dilthey an Graf Heinrich Yorck von Wartenburg Möders bei Freienfeld an der Brennerbahn Südtirol 19. Juli [1908] Hochverehrter Graf und lieber Freund, Besten Dank für Ihre Notizen über die Internationalität des Ritterthums … . Ich arbeite soviel die ungünstigen Umstände1 und die immer noch schwankende Gesundheit gestatten. Mit der Poesie des 12. und 13. Jahrhunderts werde ich endlich in diesen Tagen fertig, und es bleibt dann nur das Wichtigste über sie Geschriebene durchzublättern um zu sehen ob ich nicht wichtige Gesichtspunkte übersehen habe und dann das Manuscript noch einmal gründlich zu revidiren und theilweise umzuschreiben. Dann kommt, sehr viel kürzer und für mich wenn ich unter meinen Papieren bin ohne Schwierigkeit seit dem Untergang der Hohenstaufen die höchst interessante Zeit, in welcher die Kirche die Vormacht errungen hat und nun ihrerseits auch wissenschaftlich philosophisch die Her[r]schaft ihres Dogma über alles weltliche Wissen erringt um gleichsam der Welt in jedem Sinne Herr zu sein: hier aber bildet sich nun die Sonderung eines allgemeingiltigen Wissens vom Dogma als Grundlage der Theologie, als ein zweiter Ausgangspunkt geistigen Fortschreitens: wobei besonders die Sufficienz eines eingeborenen sittlichen Bewusstseins für eine natürliche Sittlichkeit und Moral sehr wichtig ist. Der Begründer dieses Systems ist der Deutsche, Albertus Magnus.2 Wie das mit den Fortschritten des weltlichen Bewusstseins zusammenhängt, wie Poesie und Mystik in Verbindung stehen, wie alle diese Momente ineinandergreifen, wie an diesem Punkte sehr interessante Aufschlüsse für vergleichende Weltanschauungslehre  – mein altes Thema – und für die inneren Zusammenhänge des mittelalterlichen deutschen Geistes in seinen verschiedenen Äusserungen wie andrerseits für die Antinomien in ihm sich ergeben – darüber mündlich. Da das 12. 13. Jahrhundert so umfangreich geworden [ist,] kann ich nun meine ganze gedruckte Darstellung der Reformation, in Auseinandersetzung mit dem was Harnack Tröltsch Her[r]mann3 u. a. Theologen über meine Auffassung bemerkt haben, beibehalten. … [Briefschluss fehlt] Original: nicht überliefert, Brief-Fragment; Abschrift von der Hand S. von der Schulenburgs, ABBAW, NL Ritter, B: Sigrid von der Schulenburg III, Nr. 29, Bl. 16–17.

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Dilthey an Graf Heinrich Yorck von Wartenburg  

1 In der Briefabschrift: darunter mit Bleistift geschrieben von der Hand S. von der Schulenburgs: „Gasthofleben, Umzug in Berlin (v[on] der Burggrafenstr[aße] nach dem Grunewald)“. – D. war am 1. Juli 1908 in den Grunewald, Siemensstraße 37 umgezogen. 2 Albertus Magnus auch Albert der Große bzw. Albert der Deutsche (um 1200–1280): Gelehrter und Bischof. 3 Wilhelm Herrmann (1846–1922): ev. Theologe, Schüler Albrecht Ritschls; 1877 PD in Halle, 1879 o. Prof. für Systematische Theologie in Marburg.

[1587] Dilthey an Graf Heinrich Yorck von Wartenburg [Anfang August 1908] Ich arbeite jetzt die Einleitung der Geschichte,1 die sich zu einem dünnen Bande auswächst, von Anfang an durch zum Druck. Meine Schreiberei im Winter war sehr unbedacht und thöricht, als hätte ich noch ein Leben vor mir. Es war im Grunde nur das Bedürfniss, an grossen Objecten, an Poesie, die keine starke geistige Anstrengung fordert eine mich beruhigende Beschäftigung zu finden. Nun muss ich sehen durchzukommen. Das Beste dabei ist, daß ich dabei meine Arbeiten über Reformatoren, 16. und 17. Jahrhundert aus dem Archiv2 nun in extenso einfügen kann. Bis Ende October muss all diese Arbeit gethan sein, da ich dann an die neue Ausgabe der Geisteswissenschaften und den systematischen Theil gehen muss.3 … [Briefschluss fehlt.] Original: nicht überliefert, Brief-Fragment; Abschrift von der Hand S. von der Schulenburgs, ABBAW, NL Ritter, B: Sigrid von der Schulenburg, III, Nr. 29, Bl. 18–19. 1 In der Briefabschrift darunter von der Hand S. von der Schulenburgs: „Geschichte des deutschen Geistes“. 2 Auffassung und Analyse des Menschen im 15. und 16. Jahrhundert, in: AGPh 4 (1891), S. 604–651 und 5 (1892), S. 337–400; WA in: GS II, S.1–89. – Das natürliche System der Geisteswissenschaften im 17. Jahrhundert, in: AGPh 5 (1892), S. 480–502 und 6 (1893), S. 60–127, S. 225–256, S. 347–379, S. 509–545; WA in: GS II, S. 90–243. – Die Autonomie des Denkens, der konstruktive Rationalismus und der pantheistische Monismus nach ihrem Zusammenhang im 17. Jahrhundert, in: AGPh 7 (1893), S. 28–91; WA in: GS II, S. 246–296. 3 Gemeint ist die neue Auflage des ersten Bandes und der geplante zweite Band der Einleitung in die Geisteswissenschaften; beides wurde nicht realisiert. – In der Briefabschrift darunter von der Hand S. von der Schulenburgs: „In diesem Brief wird die Weltreise von Clara und ihrem Mann erwähnt“.

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Dilthey an Julius Rodenberg  

[1588] Dilthey an Julius Rodenberg Meran Obermais Pension Minerva V. VIII. [1908]1

Verehrter Herr Doktor,

besten Dank[,] daß Sie die Correkturen noch ermöglichen. Sie haben wol die Güte zu veranlassen[,] daß die mir zugedachten Abdrucke an meine Berliner Wohnung, Grunewald[,] Siemensstr[aße] 37 gesandt werden. Ich selbst kehre bald zurück, nachdem ich hier herrliche Wochen genossen.

Mit bestem Gruß u Dank treu ergeben Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Korrespondenz-Karte; GSA Weimar, 81/ II, 5,7. 1 Datierung nach Poststempel.

[1589] Dilthey an Paul Ritter Freienfeld 11. 8. [19]081 L[ieber] Fr[eund] eben gehe ich nach Brixlegg 2 wo ich nur noch kurze Zeit bleibe u dann zurückkehre. M[eine] Adresse in Berlin: Grunewald, Siemenstr[aße] 37I. Ich komme mit viel Manuscri[pten] u mit leidlicher Arbeitsfähigkeit. So hoffe ich daß wir sehr bald zu drucken anfangen können. Ich sende an Ihre alte Adresse, da mir, weil ich gepackt habe die alte nicht zur Hand ist. Schreibe aber von Brixlegg aus nochmals.3 Meine neue Adresse ist: bei Frau Baronin von Lipperheide,4 [Schloß] Matzen bei Brixlegg. Eiligst treulichst  Ihr   W. Dilthey

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Dilthey an Paul Ritter  

Original: Hs.; Korrespondenz-Karte, ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 15–15 R. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Brixlegg: Gemeinde in Tirol. 3 Am 19. August 1908 schrieb D. nochmals an P. Ritter aus Brixlegg: „Lieber Freund, nur eiligst daß ich denke nächsten Dienstag Abends (24ten) in Berlin einzutreffen. Ich schreibe nochmals genau[,] auf frohes Wiedersehen d[er] Ihrige W. Dilthey“ (Original: Hs.; Korrespondenz-Karte, ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 21). 4 Elisabeth Freifrau von Lipperheide, geb. Rouge (1867–1932), zweite Ehefrau von Franz Joseph Freiherr von Lipperheide (1838–1906).

[1590] Dilthey an Paul Ritter Gr[unewald], d[en] 25. 8. [19]08. Lieber Freund! Gestern Abend hier angelangt, bin ich nun natürlich sehr begierig, zu vernehmen, ob Sie hier sind, wie es Ihnen geht, und Sie möglichst bald wiederzusehn. Ich hoffe, daß dieser Brief Sie trotz der alten Adresse erreicht; die neue liegt in einer Frachtsendung. Sie finden mich morgen Nachmittag von 6 Uhr ab in meiner Wohnung: Grunewald, Siemensstr[aße] 37. Haben Sie nicht den Schlüssel für den Schrank aus Göttingen mit den Papieren für das Buch, oder für einen andern Schrank? Ich bitte, ihn dann mitzubringen. Mit bestem Gruß der Ihrige W Dilthey1 Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 16–17. 1 Im Brieforiginal darunter von der Hand D.s: „Wie freue ich mich Sie wiederzusehn!“

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Dilthey an Graf Hermann Keyserling  

[1591] Dilthey an Graf Hermann Keyserling1 Grunewald, 29. 8. [19]08 Siemensstr[aße] 37. Verehrtester Graf! Eben von einer fast einjährigen Abwesenheit zurückgekehrt, finde ich Ihr neues Buch2 vor und säume nicht, Ihnen sofort meinen besten Dank dafür abzustatten. Sie müssen sich ja sehr gewundert haben, kein Wort des Dankes von mir zu empfangen. Da ich nun nicht weiß, wo Sie gegenwärtig sich aufhalten, sende ich diese Zeilen an den Verleger, damit er sie Ihnen sogleich übermittele. Im Drang der nach der Rückkehr auf mich eindringenden Geschäfte, die noch durch mancherlei Folgen meines Umzugs in den Grunewald (Siemensstr[aße] 37) vermehrt werden, muß ich mich auf diese Zeilen beschränken, in der Hoffnung, Sie bald einmal wieder persönlich zu sehn.

Ganz ergebenst der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; das Brieforiginal sowie eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes sind hinterlegt in: ULB Darmstadt, Historische Sammlungen und Musik, NL Hermann Graf Keyserling, Mappe 094, unpaginiert. 1 Graf Hermann Keyserling (1880–1946): dt.-balt. Philosoph und Schriftsteller. 2 Graf H. Keyserling: Unsterblichkeit. Eine Kritik der Beziehungen zwischen Naturgeschehen und menschlicher Vorstellungswelt. München 1907.

[1592] Dilthey an Paul Ritter [Ende August 1908]1 Lieber Freund, seit Dienstag bin ich nun wieder nach so langer Abwesenheit in Berlin. Sie können denken wie vielerlei ich vorfand das zu erledigen ist: doch habe ich gleich

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Dilthey an Julius Rodenberg  

daneben angefangen[,] Bücher zusammenzubringen u. wenigstens etwas täglich zu diktieren. Ich bin glücklich wieder zu Hause, unter Büchern u. Papieren zu sein. Ich bitte Sie nun herzlich Ihre Rückreise nicht um eine Stunde früher als in Ihrem Interesse liegt anzusetzen. Hoffentlich geht bei dem jetzigen warmen Wetter der Kath[arrh] schnell weg: für die Nerven ist freilich Reichenhall ein ungünstiger Ort. Im Ganzen habe ich in der letzten Zeit die Arbeit recht gefördert. Aber ich habe noch ordentlich zu thun, bin aber in ziemlicher Begeisterung über den Gegenstand. Denken Sie also ja nicht hier baldigst nothwendig zu sein. Näheren Bericht statte ich lieber mündlich ab: er wäre zu umständlich u. doch unzureichend. Von Ihren Angelegenheiten zu vernehmen u. zu überlegen was zu thun sei, bin ich verlangend. U. nun herzliche Grüße u beste Wünsche von Ihrem   Wilh. Dilthey Berlin Grunewald Siemensstr[aße] 37 Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 23–24. 1 Im Brieforiginal: nachträgliche Datierung von der Hand P. Ritters: „1908 Aug[ust]“.

[1593] Dilthey an Julius Rodenberg Grunewald d[en] 20 [September 1908] Verehrter Freund, so gerne ich in die Rundschau die Rede gegeben hätte, so ist sie doch zu sehr, nur auf die momentane Situation der trauernden Freunde berechnet gewesen, als daß sie nach so langer Zeit noch hätte erscheinen können.1 Original: Hs.; Diktat D.s von fremder Hand mit eigenhändiger Unterschrift D.s; GSA Weimar, NL Rodenberg, 94/169, 11, Bl. 12–12 R.

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Dilthey an Paul Ritter  

1 D. hatte einen Nachruf auf E. Zeller, der am 19. März 1908 verstorben war, in der Neuen Freien Presse veröffentlicht. Vgl. Brief [1573], Anm. 3.

[1594] Dilthey an Paul Ritter September 19081 Welche große wahre Freude, mein lieber Freund, macht mir die Nachricht von Ihrer Verbindung!2 Das war[,] was Ihnen zur Vollständigkeit Ihres Daseins fehlte. Eine Gelehrtennatur wie die Ihre – die wahrste ächte deutsche [–] bedarf ein Heim, ein mit Behagen u. Friede erfülltes Heim. Nehmen Sie mein lieber Freund meine innigsten Glückwünsche. Und sagen [Sie] dieselben auch Ihrer lieben Frau. Wir kennen uns so lange, u. so habe ich wol ein Recht auszusprechen, daß Ihr sanfter lauterer gütiger, rechtschaffenster Charakter jede Frau begeistern muß. Ihre Frau hat ein Glücksloos gezogen. Wie wird auch m[eine] Frau die in dieser Woche zurückkehrt sich freuen! Hoffentlich sehen wir Sie beide baldigst bei uns. Bis dahin Alles Beste.

In treuster Gesinnung d[er] Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 25–25 R. 1 Im Brieforiginal: nachträgliche Datierung von der Hand P. Ritters: „1908 Sept[em­ber]“. 2 Nicht zu ermitteln.

[1595] Dilthey an Hermann Diels Grunew[ald], d[en] 2. 10. [19]08 Siemensstr[aße] 37. Verehrter Freund! Ich habe darüber nachgedacht und auch bei de Gruyter, bei dem ich wegen ­eines unangenehmen Konfliktes, den er mit Adickes hatte, zu verhandeln hatte, auf den Busch geklopft, wie er sich die Aufgabe denkt, und welche die

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Dilthey an Hermann Diels  

pekuniären Aussichten sein würden. Ich habe natürlich ihm gegenüber nichts von einem Wunsch blicken lassen, daß die Sache zustande käme, um so mehr als er in dem neuen Konflikt sich wieder sehr wenig liberal in Geldsachen gezeigt hat. Aber ich würde in der Tat eine solche Ausgabe1 für verdienstlich in höchstem Grade, ja für ein Bedürfnis halten, und es wäre für die Akademie sehr würdig und schicklich, wenn sie ihrem Sekretar2 diesen Dienst leisten würde. Die Werke selbst wären nur zu revidieren in ihrem Text inbezug auf Schreibnachlässigkeiten und Druckfehler: denn der Nachlaß enthält nur ein durchschossenes Exemplar der Glaubenslehre, in welches die Zusätze der zweiten Auflage eingetragen sind.3 Für die Vorlesungen, die im Durchschnitt sehr schlecht herausgegeben sind, werden kaum für Nachträge Nachschriften von Wichtigkeit noch aufzutreiben sein. Anders steht es mit den Briefen und dem der Masse nach geringen, inhaltlich aber sehr bedeutenden ungedruckten Nachlaß. Von den Briefen haben die Familie und dann ich4 weder alle gedruckt noch die gedruckten ganz. Es waren Rücksichten zu beobachten. Auch heute würde ich bei dem Besitzer, unserm Literaturarchiv, nicht befürworten können, daß alles gedruckt wird. Aber es sind nur wenige Blätter, von denen ich überzeugt bin, daß kein Recht besteht, sie zu veröffentlichen. Ich habe bisher Versuchen gegenüber, aus dem Nachlaß, besonders den Briefen, Einzelnes zu veröffentlichen, immer Zurückhaltung empfohlen, in der Hoffnung, es werde einmal zu etwas Ganzem und Rechtem kommen. Schöner kann sich das nun nicht realisieren, als wenn die Akademie diese Aufgabe übernehmen würde, deren Lösung von tiefgreifender Bedeutung sein würde, und wenn Harnack sich bereit erklären würde, die Leitung zu übernehmen, so wäre das ja das Günstigste, was für die Sache sich ereignen könnte. Ich selbst kann natürlich trotz meines tiefen Gemütsverhältnisses zu Schleiermacher nicht mehr wagen, so etwas zu unternehmen. Mit herzl[ichem] Gruß   der Ihrige Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , Sammlung Darmstädter 2 a 1870 (8) Dilthey, Bl. 48–51 R. 1 Geplant war offensichtlich eine Schleiermacher-Ausgabe, die aber nicht zustande kam. 2 H. Diels war derzeit neben Johannes Vahlen (1830–1911) Sekretar der philos.-histor. Klasse der Königl. Preuß. AdW zu Berlin.

Dilthey an Hermann Diels  

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3 F. D. E. Schleiermacher: Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt. 2 Bde. Berlin 1821–22; 2. umgearbeitete Aufl. Berlin 1830–31. 4 Aus Schleiermacher’s Leben in Briefen. Hg. von L. Jonas und W. D. 4 Bde. Berlin 1858–1863.

[1596] Dilthey an Hermann Diels

Verehrter Freund,

26 Oct[ober] [1908] Siemensstr[aße] 37

zwischen unserem Verleger der Kantausgabe und dem Herausgeber des Nachlasses de Gruyter ist ein sehr unangenehmer Streit ausgebrochen. Der Verleger verlangt daß das ganze M[anu]script der fünf Bände etwa abgeschrieben ihm eingeliefert werde. Ich habe nun den Verleger aufgesucht und bei ihm erreicht[,] daß er den Willen hat uns entgegenzukommen, indem ich ihm nicht verhehlte, daß seine Stellungnahme zu einem Conflikt mit der Kommission der Akademie wahrscheinlich führen würde, da sie wohl ebenso wie ich das Manuscript, wenn man den Maßstab einer so complicirten Edition anlege[,] nicht so schlimm finden könne. Adickes seinerseits erklärte wenn diese Forderung aufrecht erhalten würde, müsse er zurücktreten. Daß wir, die Akademie[,] nicht pro Bogen 40 M[ark] Mehrkosten tragen können fünf Bände hindurch ist ebenfalls selbstverständlich. Nach dem Gespräch erhielt ich nun vom Verleger einliegenden Brief.1 Ich habe die Sache lange und gründlich überlegt, und ich finde keinen anderen Ausweg. In der Ankündigung der Ausgabe, die bei den Akten in der Akademie liegt und nicht an mich gesandt werden durfte, ist nach dem Bescheid des Herrn Archivars nichts über den Preis der Bände enthalten, sodaß von dieser Seite soviel ich sehe nichts im Wege steht. Ich werde mich darüber aber noch vergewissern. Im übrigen bin ich in Bezug sowohl auf die Anforderungen an Handschriften nur damit bekannt daß meine Verleger mir keine Schwierigkeiten gemacht haben! In Bezug auf Verträge mit Buchhändlern bin ich ganz incompetent. Ich möchte Sie also um Rath fragen, ob nicht eine Sitzung der Kantkommission auf nächsten Donnertag etwa 31/2 Uhr anzusetzen ist: mir scheint daß diese so wichtige Frage nicht durch Circular2 abgemacht werden kann. Zugleich aber erlaube ich mir Ihrem erfahrenen Blick das mir vom Verleger übersandte Manuscript beizulegen,3 ob Sie es denn so schlimm

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Clara Misch an Dilthey  

finden. Ich habe dem Verleger gesagt daß ein geübter Setzer, der dabei bleiben kann[,] sich wohl in die Handschrift einleben kann. Ist es Ihnen also recht, so würde ich auf Donnerstag 31/2 Uhr eine Sitzung einberufen, bei der Sie natürlich unentbehrlich sind. Das Adickessche Manuscript haben Sie wol die Güte, dem Verleger wieder zustellen zu lassen durch den Boten der Akademie. Bei dem Gespräch mit dem Verleger habe ich auch über die SchleiermacherAusgabe [ge]sprochen. Ich verspare den Bericht darüber auf ein Gespräch.

Ganz der Ihrige W. Dilthey

Original: Hs.; ABBAW, Bestand PAW (1812–1945), Sign.: II-VIII-115, Bl. 105– 107. 1 Nicht überliefert. 2 Rundschreiben. 3 Nicht beigelegt.

[1597] Clara Misch an Dilthey   Mein lieber Papa

Tokyo, d[en] 26. Okt[ober] 1908

zu Deinem Geburtstage1 wünsche ich Dir alles Gute, Gesunde u. arbeitsfrohe Zeiten! Es sind nun 7 Wochen, dass ich nicht weiss[,] wie es zu Hause steht, hoffentlich finde ich in Peking endlich Nachrichten, und gute Briefe nach Peking gehen ja über Sibirien nur 14 Tage. Japan hat unsre höchsten Erwartungen noch übertroffen, und schon diese 10 Tage hier allein sind alle Mühsal der Reise wert gewesen. Das frische klare Herbstwetter macht einen doppelt leistungs- und genussfähig, alle äußeren Dinge werden den Fremden hier ausserordentlich bequem gemacht, und so haben wir in der kurzen Zeit eine Menge sehen können. Zuerst waren wir in Kioto, der alten Kaiserstadt, bis vor 40 Jahren die Residenzstadt Japans. Das war unstreitig von allem das Schönste, die sehr große Stadt ist noch rein japanisch, das Strassen- und Strässchengewirr der japanischen Holzhäuschen, die klein und zierlich wie ein Spielzeug und von innen reinlich wie nicht das reinlichste Schwitzerhaus sind, wird noch von keinem

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einzigen grossen hässlichen Bau unterbrochen, deren es hier in Tokyo eine Unmenge giebt. Und im Gegensatz zu dieser zierlichen Kleinheit nun die riesigen Anlagen der Tempel. Über 900 soll es in Kioto geben. Ein grosser Tempel ist jedesmal eine Welt für sich, er besteht aus einem grossen Park mit wundervollen alten Bäumen[,] breite Steintreppen, schöne Eingangstore, und ein ganzer Complex von Gebäuden. Denn an den eigentlichen Tempel, der immer entweder Schinto- oder Buddhatempel ist, schliesst sich jedesmal eine Art Tempel, die meist ganz leer ist, sodass man alles ansehen kann. Und characteristisch ist es für die heitere Anmut, die über diesem ganzen Japan, über seiner Landschaft, seinen Menschen, seiner Kunst liegt, u. die vielleicht das allerschönste an Japan ist, dass die Mönchszellen die hellsten[,] freundlichsten u. für jap[anische] Begriffe weite u. luftige Räume sind, die Wände mit den wundervollsten Blütenzweigen, großen wunderbaren Vögeln[,] kleinen schlafenden Vögelchen auf schneeigen Kirschenbäumen oder Landschaften mit Dörfchen und vielen Menschen besteht. Diese Räume sind die Hauptart der jap[anischen] Malerei, die Gebäude selbst sind das schönste der jap[anischen] Architectur, und wenn man dazu nimmt, dass der Japaner, wenn er spazieren geht, eben in einen Tempel geht, dort seine Freunde trifft, schwatzt und herumgeht, dazwischen ein bischen betet u. ein paar Kupferstücke opfert, dann wieder raucht u. Tee trinkt, so hat man in einem solchen Tempel, wenn es schön ist, ein so lebendiges concentriertes Bild von Japan, wie ich gar nicht wusste, dass man es bei uns irgendwo an einem einzigen Ort bekommen könnte. Nur eins fehlt noch, das2 man unbedingt sehen muss, das jap[anische] Theater. Darum sind wir hauptsächlich nach Tokyo gefahren, 14 St[un]d[en] Eisenbahn. Allerdings hatten wir uns von Tokyo selbst mehr versprochen, das3 wirklich eine traurige u. höchst unerfreuliche Mischung von Japan u. Europa ist. Aber die Oper! Denke Dir einmal alles weg, was bei dem Worte Oper Dir sonst in die Vorstellung kommt. Denke Dir ein Türchen, durch das Du nur gerade durchkommst, an dessen Schwelle Du Deine Schuhe ausziehen musst, und tritt nun in einen ziemlich grossen sehr schlichten Saal aus dunklem Holz, von drei Seiten durch die Papier-verklebten Fenster matt und angenehm das Tageslicht verdunkelt (sie spielen den ganzen Tag). Das jap[anische] Publikum – ein sehr gebildetes welthaft aussehendes Publikum, meist Männer – hockt auf dem Boden, auf den schönen feinen jap[anischen] Matten, bereitet Thee, raucht, isst aus Holzschächtelchen sein Mittagsmahl, kurz, verlebt diesen Tag im Theater. Die Bühne nimmt ein gutes Drittel des ganzen Saales ein, eine grosse Ecke. Das Podium nur wenig erhöht, ohne künstliche Beleuchtung, ohne Culissen, ohne Vorhang, aber mit einem sehr langen und bis zum Ende sichtbaren Gang

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zum Hereinkommen u. Abgehn der Schauspieler. Dieses Hereinkommen ist nämlich eine ganz besondre Kunst, geschult ganz ganz langsam und feierlich, wie es zu den weit abstehenden aus kostbaren alten Brokatstoffen bestehenden Kostümen passt. Man hat das Gefühl, jede Falte des Kleides, jede kleinste Bewegung ist vorgeschriebene Tradition. Der Chor besteht aus 6–8 Sängern, 2 Trommlern, einem Flötenbläser, sie spielen zumeist allein, u. die Musik ist so wunderlich, dass man sie sehr oft hören müsste, um ein klares Bild davon zu bekommen. Dann kommen die Schauspieler herein, u. das Stück beginnt. Sie singen nicht eigentlich, es ist ein r[h]yt[h]misches, meist von Musik begleitetes Recitatio. Oft singt auch der Chor allein. Die Schauspieler bewegen sich nur sehr wenig, die Frauen werden von Männern mit Masken dargestellt, die durchaus nicht den Schein der Wirklichkeit geben sollen. Aber Wert wird auf die Stellungen, dass die Bühne immer ein schönes Bild giebt, gelegt, und dann auf eine sehr laute, sehr scharf betonte ausdrucksvolle Sprache, die aber nicht mit der natürlichen, sondern mit einer gequetschten merkwürdigen Stimme herausgebracht wird, an der sie jahrelang lernen. (Nicht blos die Sänger, auch die Schauspieler sollen so sprechen[.]) Eine sehr einfache Handlung geht nun so sehr sehr langsam vor sich, zuweilen geht langsam, langsam, Schritt vor Schritt, nach dem Tacte der Musik, ein Schauspieler ab, ein andrer kommt auf eben solche Weise herein. Es geht auf der Bühne fast gar nichts, im Streit aber sehr viel vor sich, während die Schauspieler in einer Reihe in schönen ruhigen Stellungen auf der Erde hocken, d. h. sitzen, geht eine grosse Reise durch’s Gebirge mit den Fährlichkeiten4 vor sich, wird nur vom Chor gesungen, und dass sie ein Unterkauern suchen u. schliess­ lich beim Berggeist finden, wird nur durch ein Aufstehen u. wieder Niedersetzen angedeutet. Dann wieder aber wird die Handlung ganz und gar und ganz langsam ausgeführt: Der Berggeist, die Gestalt einer steinalten Frau mit einer grimmigen Maske mit weissen bis zur Erde gehenden Haaren, lehrt die junge nach Kioto wallfahrende Tänzerin, die dort bei Amida (Buddha) Reini­gung suchen will, den echten Yamanba (auch Notanz5 genannt, ein sehr berühmter religiöser Tanz). Damit ist das Stück aus, die Schauspieler gehen langsam ab, es sieht wundervoll aus. Dann kommt eine Posse, mit Clown u. Gelächter, auch alle, die wir aber nicht verstanden. Nun wieder ein ernstes Stück: Eine Frau bekommt von ihrem Diener die Nachricht, dass ihr Mann gestorben u. ihr Sohn in ein Kloster eingetreten sei. Sie macht sich auf, um den Sohn noch einmal zu sehen, was der Oberpries­ ter nach langem Flehen, Geschenken, Verkleidungen schliesslich zulässt. Sie

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macht vor, wie sie gegangen, den weiten mühevollen Weg, durch die Liebe zu ihrem Sohn geführt, halb wahnsinnig vor Schmerz nun vor, nun rückwärts, verirrt, sich wieder zurechtfindend – eine Art Tanz giebt es wieder, feierlich und wunderbar ergreifend in seiner grossen Zurückhaltung. Dann wieder eine Posse, ein ernstes Stück u. so fort. Der gute Matui,6 der wirklich ein lieber, kluger Mensch ist, war mit uns und hat uns alles wundervoll erklärt; wie nett er ist, sieht man erst hier, die meisten Japaner sind recht unsympathisch, nur die Frauen sind angenehm. Die Männer haben nichts offenes, freies, klares, nur selten, u. nur in den oberen Ständen sieht man Vertrauen-erweckende Gesichter. Der Matui aber hat etwas direct Vergeistigtes, was freilich wohl auch damit zusammenhängt, dass er schwer schwindsüchtig ist. Er ist hier Professor, u. ist Dein getreuer Schüler geblieben, u. ist glücklich, mit meinem Mann mal ordentlich reden zu können. Heute nachmittag gehen wir zusammen mit ihm zu Huawari[?]7 u. Shimi­zu,8 das wird Muttchen9 u. Onkel W[alther],10 interessieren. Zu den andern werden wir wohl nicht mehr können, wir sind ja nur 2 Tage hier in Tokyo, es gefällt uns hier gar nicht, und wir sehnen uns danach, auf der Durchfahrt noch einen Tag in Kioto bleiben zu können u. die alte Tempelstadt Nara11 noch anzusehen, die dicht an unsrem Abfahrtshafen liegt. Die colorierten Photographien, die ich Dir schicke, sind von Nikko,12 5 sind von Tokyo, die wegen ihres Reichthums, ihrer Pracht berühmtesten Tempel von Japan. In Kioto war alles dunkles Holz, mächtige Säulen, mit der schönen natürlichen Holzmaserung, eine grosse[,] ruhige[,] sehr einfache Architectur, nur innen Gold u. bunt. Aber Nikko ist vollständig anders, so etwas von Gold, Schnitzereien, schwarzem u. roten Lack hätte man unter freiem Himmel nicht für möglich gehalten. Die color[ierten] Photos geben immerhin ein besseres Bild als nur schwarze, sie sind zwar nicht exact, aber recht geschmackvoll gemacht. Hoffentlich machen sie Dir Freude. Die Drucke sind neu, aber gute Reproductionen alter Meister, die Landschaft Kano-Schule.13 Die Figur chinisiert. Nun hoffe ich, dass Du Deinen Brief noch rechtzeitig bekommen wirst. Grüsse Mama, Muttchen[,] Onkel Walther, u. alles was sonst noch mit Dir zusammen Deinen Geburtstag feiert, recht schön von mir. Hoffentlich verlebst Du Deinen Geburtstag recht froh und gesund, das wünscht sich

Deine Clara

Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. G. Misch, Nr. 296 (Personen- und Familienbriefe unbearbeitet), unpaginiert, 11 Bl.

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Dilthey an Walter de Gruyter  

1 D. feierte am 19. November 1908 seinen 75. Geburtstag. 2 Im Brieforiginal: „dass“. 3 Im Brieforiginal: „dass“. 4 Veralteter Ausdruck für: Gefährlichkeiten. 5 Dieser Tanz ist ein wesentliches Element des japanischen Nō-Theaters, das tradi­ tionell nur von Männern getanzt und von Musik begleitet wird. 6 Schüler D. s. 7 Nicht zu ermitteln. 8 Nicht zu ermitteln. 9 Vermutlich ist Katharina D.s Mutter, Clara Püttmann (1829–1915), gemeint. 10 Vermutlich ist Katharina D.s Bruder, der Magistratsbaurat Walther Püttmann, gemeint. 11 Im Süden der jap. Hauptinsel Honshū. Von 710–784 Hauptstadt Japans. 12 Berühmte Stadt in der Nähe Tokyos. 13 Die Kanō-Schule ist eine Schule der jap. Malerei.

[1598] Dilthey an Walter de Gruyter Grunewald, d[en] 27. 10. [19]08. Siemensstr. 37. Hochgeehrter Herr De Gruyter! Mit bestem Dank für Ihren Brief 1 und das Entgegenkommen in demselben teile ich mit, daß eine Entscheidung über Ihren Vorschlag durch einen Beschluß der Kantkommission der Akademie herbeigeführt werden wird. Ich werde versuchen, denselben tunlichst zu beschleunigen. Eine Frage bleibt zurück, ob die Akademie oder der Verlag nicht auf irgend eine Art nicht rechtlich, aber doch moralisch den Abnehmern gegenüber eine Preiserhöhung der Nachlaßbände in den Ankündigungen ausgeschlossen habe. Sie würden mich verbinden, wenn Sie mir umgehend die in Frage kommenden Aktenstücke, Ankündigungen oder Erklärungen irgend anderer Art, die im Druck erschienen sind, umgehend mitteilen wollten, da wohl schon Donnerstag eine Sitzung über die Angelegenheit stattfindet.

In größter Hochachtung ganz ergebenst der Ihrige Wilhelm Dilthey2

Dilthey an Walter de Gruyter  

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Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, Bl. 10–11 R. 1 Nicht überliefert. 2 Im Brieforiginal links darunter von der Hand W. de Gruyters: „beant[wortet] 28/x. [19]08“.

[1599] Dilthey an Walter de Gruyter Grune[wald], 31. 10. [19]08. Hochgeehrter Herr De Gruyter! In der Sitzung der Kantkommission der Akademie ist beschlossen worden, in Verhandlung über die Erhöhung des Preises einzutreten und Sie zu ersuchen, einen Vorschlag hierüber auf Grund der Darlegung eines Rechnungsmodus machen zu wollen. In bezug auf die Typen des petit cursive1 spricht die Kommission den Wunsch aus, es möchten so viel Typen angeschafft werden, daß 6 Bogen zugleich im Satz stehen können.

Ganz ergebenst der Vorsitzende der Kantkommission W. Dilthey2

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, Bl. 12–12 R. 1 Im Brieforiginal: „cursif“. 2 Eine maschinenschriftliche Abschrift des Antwortschreibens W. de Gruyters vom 3. November 1908 auf diesen und den vorigen Brief D.s vom 27. Oktober 1908 ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA, 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter) R 2: Dilthey, Bl. 51. – Diese auf Durchschlagpapier geschriebene Abschrift ist aufgrund der schlechten Papierqualität nicht lesbar.

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Dilthey an Friedrich Leopold Gundelfinger  

[1600] Dilthey an Friedrich Leopold Gundelfinger Grunewald, Siemensstraße 37, d[en] 3.11. [19]08. Hochgeehrter Herr! Mit dem größten Interesse habe ich den ersten Band Ihrer Ausgabe und eine Vermehrung der Übertragungen Shakespeares gelesen.1 Sie haben in dem ersten Bande einen schönen Anfang gemacht, sich der Sprache Shakespeares in ihrer überquellenden Kraft u. Energie zu nähern, und ich bin auf die Fortsetzung sehr gespannt.

Mit meinem besten Dank der Ihrige Prof. W. Dilthey

Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; University of London, Institute of Germanic Studies, Reference code: GB 0367, FGH. – Dieser Brief wurde der Dilthey-Forschungsstelle freundlicherweise von Martin Liebscher, University of London, Institute of Germanic and Romances Studies, zugesandt. 1 Shakespeare in deutscher Sprache. 10 Bde. Hg. und zum Teil neu übersetzt von F. Gundolf. Berlin 1908–1918.

[1601] Dilthey an Hermann Diels Grunew[ald], d[en] 4. 11. [19]08 Hochverehrter Herr Sekretar und lieber Freund! Hier De Gruyter’s Vorschlag.1 Ich habe Abschrift gleichzeitig an Menzer geschickt, da dieser mit den Druckverhältnissen der Kantausgabe sich viel hat beschäftigen müssen, und werde Ihnen dann dessen Mitteilung mit dem, was ich selbst etwa zu bemerken habe, zusenden. Da der Druck durch die Aufschiebung der Vorlage an die Akademie eine Verzögerung nicht leidet, würde ich vorschlagen, auf 14 Tage diese Vorlage hinauszuschieben, damit alles gründ-

Dilthey an Walter de Gruyter  

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lich überlegt werden kann. Zudem bin ich durch eine starke Hämorrh[o]idenblutung gehindert, an der Sitzung der Akademie teilzunehmen, da ich doch an der Kommissionssitzung für die außerordentlich schwierig gewordene Frage des Nachfolgers für Paulsen2 nicht fehlen möchte. Man könnte wohl der Akademie nur das Allgemeine des Vorschlages bis „abgerundet werden soll“ vorlegen zur Einwilligung und sich die Vollmacht für die Einzelheiten geben lassen. Doch scheint mir nicht wünschenswert, daß die Akademie sich bindet, bevor wir über das Detail mit De Gruyter im reinen sind.

Ihr dankbarst ergebener Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unter­ schrift D.s; ABBAW, Bestand PAW (1812–1945), Sign. II-VIII-155, Bl. 108–109 R. 1 Nicht beigelegt. 2 Friedrich Paulsen war am 14. August 1908 im Alter von 62 Jahren gestorben. – Nachfolger wurde Benno Erdmann.

[1602] Dilthey an Walter de Gruyter [Berlin] Grunew[ald], d[en] 4.11. [19]08 Hochgeehrter Herr De Gruyter! Besten Dank für Ihre eben erhaltene Mitteilung1 deren Empfang ich hiermit bestätige. Es bedarf kaum der Bemerkung, daß ich versuche, den Druck ohne Unterbrechung fortlaufen zu lassen. Mit größter Hochschätzung   der Ihrige   Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, Bl. 14–14 R. 1 Nicht überliefert.

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Dilthey an Paul Ritter  

[1603] Dilthey an Paul Ritter 6. 11. [19]08 Lieber Freund! Meine Darstellung ist nun beinah fertig u. für den Abschluß muß ich nun wissen, wieviel Raum für mich vorhanden ist. Wenn es Ihnen recht ist, so geben Sie mir zunächst darauf schriftliche Antwort u. schlagen mir einen Tag vor, an welchem wir bei mir zusammen arbeiten. Von Montag ab bin ich zu Ihrer Verfügung.1 Treulichst  Ihr   W Dilthey Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhän­ diger Unterschrift D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 28. 1 Am 8. November 1908 schrieb D. nochmals an P. Ritter: „Lieber Freund[,] mein Manuscript ist auf zwischen anderthalb u zwei Druckbogen angewachsen. Wir müssen dringend sprechen u. überlegen. Jeden Tag zur Verfügung. Viele Grüße Ihr W. Dilthey“ (Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 29). – Ein weiterer Brief D.s an P. Ritter folgte am 13. November 1908: „Lieber Freund, herzliche Theilnahme für die nun hoffentlich überstandene Gefahr: möge nun die Genesung gut fortschreiten! Ist es Ihnen thunlich, bald einen Nachmittag oder früh Abend zu kommen, damit wir alles durchsprechen, so wäre mirs große Erleichterung. Senden Sie dann ja vorher Nachricht. Dienstag verhindert. Beste Grüße u Wünsche von Ihrem W Dilthey“ (Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. X, Bl. 30).

[1604] Dilthey an Richard Pietschmann Berlin-Grunewald, d[en] 14. 11. [19]08 Siemensstr[aße] 37. Hochverehrter Herr Oberbibliothekar! Gestatten Sie nachfolgenden Wunsch. Sie wissen, daß meine Absicht war, die Arbeit meines Bruders mit den nachgelassenen Korrekturen und Zusätzen zur

Dilthey an Richard Pietschmann  

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Herausgabe zu bringen und selber eine biographische Skizze auszuschicken. Ich hatte darauf gerechnet, daß mein Neffe Prof. Koepp die Herausgabe übernähme. Derselbe hat aber vor einiger Zeit erklärt, daß er dazu doch nicht imstande sei. Nun aber hat sich doch eine neue Aussicht eröffnet, die Sache zu Stande zu bringen, an der mir so sehr viel liegt. Nach Rücksprache mit Herrn v[on] Wilamowitz u. Herrn v[on] Kekule1 finden dieselben wünschenswert, als Vorbereitung hierzu, daß Herr Prof. Leo2 die philologischen Arbeiten mit den Zusätzen und Herr von Kekule die archäologischen mit dem handschriftlichen Material einer Durchsicht in Rücksicht darauf unterziehe, ob der Druck aller Arbeiten wünschenswert sei oder besser eine Auswahl getroffen würde. Ich werde diesen Wunsch gleichzeitig Herrn Prof. Leo vortragen. Die archäologischen Arbeiten aber möchte ich bitten, an Herrn Kekule von Stradonitz ­(Berlin W[est] 62. Landgrafenstr[aße] 19) hierher senden zu wollen. Eben an diesen ersuche ich auch die Programme und Gelegenheitsreden senden zu wollen, da grade bei diesen jedenfalls eine Auswahl getroffen werden muß, woraufhin Herr v[on] Wilamowitz diese letzteren ansehen wird. Die Freundesbriefe meines Bruders sind mir vorläufig für die biographische Skizze notwendig. Sobald ich von Herrn Prof. Leo die Nachricht erhalte, daß derselbe zu dieser Durchsicht bereit ist, werde ich Ihnen sogleich Mitteilung machen, damit Sie das betreffende Material ihm gütigst übersenden. Indem ich Ihnen meinen ergebensten Dank für frühere Güte und die jetzige Mühwaltung ausspreche, bin ich in größter Hochachtung   der Ihrige Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StUB Göttingen, HA , cod. ms. Pietschmann, 25, Nr. 122. 1 Der klass. Archäologe Reinhard Kekulé von Stradonitz (1839–1911). 2 Der klass. Philologe Friedrich Leo (1851–1914).

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Dilthey an Wilhelm Lang  

[1605] Dilthey an Wilhelm Lang 1 Berlin-Grunewald 16. 11. [19]08. Siemensstr[aße] 37. Verehrtester Herr Doktor! Nehmen Sie meinen besten Dank, daß Sie mir gütig über das Ergebnis Ihrer Durchsicht des Nachlasses von Baur Mitteilung machen.2 Ich bin ganz damit einverstanden, daß das rein Persönliche auszuscheiden ist. Aber von den schwäbischen Aufrichtigkeiten und Derbheiten müßte doch nach meiner Ansicht ein sehr erheblicher Teil beibehalten werden. Und zwar weil ich neben Niebuhr3 u. Hegel Baur für den dritten Begründer der modernen Geschichtsschreibung halte, sodaß er und seine Schule einen wichtigen Teil der Geschichte der histo­ rischen Wissenschaft bietet. Daß ein solcher Beitrag für die Geschichte der Tübinger Schule sehr lückenhaft sein würde, habe ich erwartet. Aber Ihre Mitteilung zeigt mir allerdings noch deutlicher und härter die in dem Material gelegenen Mängel. Nun war meine Ansicht von vornherein, der Herausgeber müßte Nachforschung halten, was von der Korrespondenz, insbesondere von Schwegler,4 dann aber auch von Köstlin,5 Planck,6 Hilgenfeld,7 Volkmar8 etwa noch erreichbar wäre. Es ist die letzte Gelegenheit, eine Einsicht in die intimen wissenschaftlichen Beziehungen der Tübinger Schule aus Briefen zu erreichen. Daß eine solche Korrespondenz kaum die Druckkosten bringen wird und nur einen ausgewählten wissenschaftlichen Leserkreis interessiert, schadet durchaus nichts. Es sind historische Dokumente. Sollte sich herausstellen, daß die Kosten nicht gedeckt würden, so würde zweifellos die Akademie gern hierfür Unterstützung geben. Daß Sie nun diese Aufgabe nicht mehr übernehmen wollen, bedaure ich sehr. So muß man unternehmen, einen andern geeigneten Herausgeber zu gewinnen. Dieser muß zweifellos jahrelang um die Erreichung noch vorhandener Briefe und die Ordnung des Ganzen sich bemühn. Es ist für die Geschichte der Geschichtsschreibung wie der Theologie eine hochwichtige Aufgabe. Wie schade, daß Sie dieselbe nicht übernehmen können. Es hat mich gefreut, bei dieser Gelegenheit Ihre Bekanntschaft zu machen. Mit meinen ergebensten Grüßen der Ihrige Wilhelm Dilthey

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Dilthey an Richard Pietschmann  

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; Württembergische LB Stuttgart, HA , NL Wilhelm Lang, cod. hist. 8° 156, Bl. 1–7. 1 Wilhelm Lang (1832–1915): Journalist und Schriftsteller. 2 Nicht überliefert. 3 Der Althistoriker Barthold Georg Niebuhr (1776–1831). 4 Der ev. Theologe Albert Schwegler (1819–1857). 5 Der ev. Theologe und Musiktheoretiker Heinrich Adolf Köstlin (1846–1907). 6 Der ev. Theologe und Kirchenhistoriker Gottlieb Jakob Planck (1751–1833). 7 Der ev. Theologe Adolf Hilgenfeld (1823–1907). 8 Der Altphilologe und ev. Theologe Gustav Volkmar (1809–1893).

[1606] Dilthey an Richard Pietschmann 18. 11. [19]081 Hochverehrter Herr Ober-Bibliothekar.   Herr Prof. Leo erklärt sich bereit, die Durchsicht der philologischen Arbeiten meines Bruders & der Zusätze zu denselben zu übernehmen, & so bitte ich ergebenst, dieselben ihm zu diesem Zwecke zu senden zu wollen.

Mit meinem ergebensten Dank der Ihrige Wilhelm Dilthey2

Original: Hs.; Diktat D.s von unbekannter Hand mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StUB Göttingen, HA , cod. ms. Pietschmann, 25, Nr. 123. 1 Nachträgliche Datierung, vermutlich von der Hand R. Pietschmanns. 2 Über dem Brieforiginal von der Hand R. Pietschmanns: „19/11 [19]08 geschrieben, dass erst G[eheim-]R[at] Leo auswählen und dann G[eheim-]R[at] Kekule das Übrige zugestellt erhalten wird. P[ietschmann].“ – Dieser Brief R. Pietschmanns an D. vom 19. November 1908 ist nicht überliefert.

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Dilthey an seine Tochter Clara Misch  

[1607] Dilthey an seine Tochter Clara Misch [Ende November 1908]1 Meine liebste Clara, herzlichen Dank für Deinen Brief, er kam gerade zu meinem Geburtstag.2 Die Photographien sind noch nicht angekommen, es wäre sehr schade wenn sie verloren gingen, aber es läßt sich da schwerlich etwas thun. An meinem Geburtstag war nach Professorensitte Niemand da. Nur der kleine Köhler brachte einen Aufsatz den er in der Voßischen über meinen Standpunkt veröffentlicht hatte3 und der wirklich sehr hübsch war, viele Blumen wurden sonst geschickt oder gebracht, und zu Tisch waren dann in gewohnter Art Muttchen4 u. Onkel Walther5 da, Lina Koepp hat mit Laura6 viel Sorgen weil diese in einer schweren nervösen Abspannung sich befindet, Hermann Usener7 u. Frau kamen nach Tisch[,] und den ganzen Mittag u. Abend war das liebe Fräulein Hansen8 aus Dresden da, die mir sehr anhänglich ist u. bei der Leni9 zwei so schöne Wochen verlebt hat. Muttchen fand ich sehr elend, sie hatte Tags vorher vom Aussetzen des Herzens einen Schwindelanfall gehabt, es scheint aber wieder besser zu gehen. Wir haben hier einen unbeschreiblich schönen Herbst gehabt, und ich habe ihn in der sonnigen luftdurchströmten Wohnung sehr genossen. Seit dem Sommer haben wir nur ein paar regnerische Tage u. eine mäßige Zahl sonnenloser Tage gehabt. Bei der Kürze der Tage habe ich[, wenn ich] nach Waschungen[,] Übungen und Frühstück halb acht Uhr in mein Arbeitszimmer komme[,] auf dem Platz in dem Erker immer schon ganz helles Licht[,] während man sonst noch nicht lesen kann. Es sind jetzt für meine schlechten A ­ ugen die schlimmsten Wochen für die Arbeit, wir enden um halbdrei, und nach der Mittagsruhe ist an keine Arbeit ohne Licht mehr zu denken. Befinden u Arbeitsfähigkeit sind sehr mäßig u. wechselnd, immer wieder hoffe ich bei der Besserung nun, so auch jetzt denn wieder, möchte sie diesmal doch von Dauer sein: die kleinsten Umstände, irgend eine geistige Arbeit Nachmittags, ein lebhaftes Gespräch Abends, etwas Unangenehmes, eine verspätete Schlafenstunde rauben mir die Nachtruhe. So rücke ich denn nur sehr langsam vorwärts. Zur Zeit bin ich vorzugsweise an der Geschichte des deutschen Geistes. Vom Gedruckten sind mehrere Bogen umzudrucken u. es ist sehr schwer den Ersatz in den engen Raum zu pressen – schwer und kann immer nur mit Schaden für Anordnung u. Inhalt gemacht werden. Die Einleitung zum Ganzen schreitet dabei auch vorwärts, u

Dilthey an seine Tochter Clara Misch  

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wird nun auch zu einem dünnen Bande. Wenn ich etwas desparat über die Sache bin[,] tröstet mich das Anwachsen der Aufzeichnungen über die Probleme der Geisteswissenschaften, welche aus der historischen Arbeit selber hervorgehen – und die eben auf keine andere Art entstehen können. Viel Zeit nimmt auch die große Frage zur Nachfolge Paulsens. Es wird Misch interessiren davon zu hören und ich bitte nur darüber, besonders ­Pischel10 gegenüber, der auf Erdmann eingeschworen ist[,] zu schweigen. Zunächst dachte Stumpf mit seinem Bedürfniß[,] mindestens die Hälfte der Leitung des psychologischen Instituts abzugeben zu combiniren: der eine Ordinarius sollte so gewählt werden daß er dies übernehmen könnte. Er hat nun im Prinzip aufgeben müssen, aber noch immer möchte er irgendwie diese Gelegenheit be­nutzen[,] in dieser Rücksicht einen Schritt für sich zu thun. Ich meinerseits habe in dem Plenum u der Commission von Anfang an den Standpunkt vertreten: die elende Einförmigkeit von Gesch[ichte] u Philos[ophie], Logik u. Erk[enntnis]th[eorie], die seit Paulsens Tod das philosophische Vorlesungsverzeichniß beherrscht[,] darf nicht fortdauern: die praktischen Disciplinen müssen vertreten sein: die Pädagogik muß mindestens den künftigen Lehrern die Begeisterung für ihren Beruf, die Kenntniß der leitenden Ideen aus der Geschichte u die experimentell u. statistisch feststellbaren Einsichten in die Entwicklung des Kindes, die Hilfsmittel des Unterrichts, die Probleme der möglichen Ökonomie in der Anstrengung des Kindes durch die Schule etc. mittheilen. Das Wünschenswerthe aber wäre einen Mittelpunkt für die neue pädagogische Bewegung in Berlin zu erhalten. Nur Naumann11 ist aber in dieser Richtung vorhanden. Nun ist aber ein großer Theil der Facultät dafür einfach ohne solche Rücksicht eine bedeutende philos[ophische] Persönlichkeit zu wählen. Und unter denen[,] die das wollen[,] ist die Neigung zu Erdmann[,] der schon einmal vorgeschlagen[,] stark; stärker noch scheint sie bei der Regierung. Ich meinerseits halte sowohl Husserl als Lipps12 für bedeutender. Aber zumindest halte ich an m[einem] Standpunkt fest.        Und nun die besten Grüße u. Wünsche Euch beiden zum Weihnachtsfest u. Neujahr. Ob der Brief Euch erreicht?    Dein getr[euer] Papa. Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Beilage 19/1, 8 Bl.; Erstdruck des letzten Absatzes des Briefes in: H. Nohl: Wilhelm Dilthey über Friedrich Paulsens Nachfolge, in: Eduard Spranger. Bildnis eines geistigen Menschen unserer Zeit. Zum 75. Geburtstag dargebracht von Freunden und Weggenossen. Hg. von H. Wenke. Heidelberg 1957, S. 438–440; hier: S. 439–440. – H. Nohl datiert hier D.s Brief an seine Tochter in China auf das Jahr 1909.

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Dilthey an Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff  

1 Im Brieforiginal von fremder Hand: „Januar 1909“. 2 D. hatte am 19. November Geburtstag. 3 Gemeint ist vermutlich Max Frischeisen-Köhler. Der Aufsatz nicht zu ermitteln. 4 Katharina D.s Mutter, Clara Püttmann. 5 Katharina D.s Bruder. 6 Karoline („Lina“) Koepp, Cousine D. s., Mutter Laura Koepps. 7 Hermann Useners Sohn Walther (geb. 1875). 8 Nicht zu ermitteln. 9 D.s jüngste Tochter. 10 Richard Pischel (1849–1908): 1875 a. o., 1877 o. Prof. für Vergleichende Sprachwissenschaft in Kiel, 1885 in Halle, 1902 in Berlin. 11 Der Ministerialdirektor der Hochschulabteilung im preuß. Kultusministerium Otto Naumann (1852–1925). 12 Der Philosoph und Psychologe Theodor Lipps (1851–1914).

[1608] Dilthey an Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff [Ende November 1908] Grunewald – Siemensstr. 37.   Hochverehrter Herr Kollege. Beifolgenden Brief Leos hatte ich Ihnen in der Sitzung vorlegen wollen, da ich nun aber vernehme, daß sie verschoben ist, erlaube ich mir, denselben zu übersenden.1 Die archäologischen Arbeiten und Gelegenheitsschriften sind wie ich voraussetze an Herrn von Kekule gesandt. Hat auch dieser sein Urteil abgegeben, dann hätten Sie vielleicht die Freundlichkeit, die beiden Äußerungen Ihrem Herrn Schwiegersohn2 vorzulegen. Damit derselbe sich äußere, ob er geneigt sei, die Herausgabe zu übernehmen. Man würde dann auch einigermaßen den Umfang abschätzen können und auf Grund davon mit dem Verleger in Verhandlung eintreten.

In Verehrung ergeben der Ihrige Wilhelm Diltey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand H. Nohls mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StUB Göttingen, HA , cod. ms. Wilamowitz – 273, Nr. 3, 3 Bl.; Erstdruck: William M. Calder III, a. a. O., S. 418.

Bernhard Groethuysen an Dilthey  

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1 Nicht überliefert. 2 Friedrich Hiller von Gaertringen (1864–1947): Epigraphiker und Archäologe; 1886 Promotion in Alter Geschichte in Berlin, anschließend weitere Studien in Göttingen, 1904 Beamter der Königl. Preuß. AdW zu Berlin, 1917–1933 Honorarprof. ebd. – F. Hiller von Gaertringen war seit 1905 mit der Tochter seines Göttinger Lehrers, U. von WillamowitzMoellendorff, Dorothea (1879–1972), Enkelin Th. Mommsens, verheiratet. – Hörer D.s in Berlin.

[1609] Bernhard Groethuysen an Dilthey Lieber Herr Professor. Wir kommen heute etwas später, so erst nach 6 Uhr; natürlich, bitte, nicht mit den Ihren auf uns zu warten. Weiß1 kann nur keinesfalls zum Abendessen bleiben. Ihr sehr ergebener B. Groethuysen. 7. 12. [19]08 [Auf derselben Seite folgt nachstehender Text, der von vermutlich von Groe­ thuysen geschrieben wurde.] Was ist Leben? Leben ist eine Impression. Was ist die Lebensimpression? Sie ist ebenso Erleben, wie Leben sein, wie Leben schaffen. Sie ist wie ein Bild, das zugleich Sehen des Bildes, Schaffen des Bildes Dasein des Bildes wäre. Alle diese Sonderungen, ebenso wie Erkenntnis, Seele, Bewusstsein, Subjekt und Objekt sind nur Sonderungen an der Lebensimpression selbst. Methode der Bestimmung der Lebensimpression. Positivität der Lebensimpression. Beispiel der Methode. Das „war“ als eine Seite der Lebensimpression. Das „war“ nicht als etwas zu betrachten als etwas was gewesen ist und jetzt nicht mehr ist, das „war“ [ist] vielmehr eine positive Eigenschaft, so wie Ferne eines Gegenstandes im Baumeindruck. Anderer Fehler: Auffassung, das „war“ sei etwas was nicht mehr ist und in der Erinnerung ist, dass die Erinnnerung ist, das „war“ nunmehr subjektiv in ein Sein umzusetzen. Weder hinter noch vor gewissermassen der zeitlich bestimmten Lebensimpression etwas. Die Methode soll also sein, das Lebensbild zu beschreiben, dem Vergangenen den Vergangenheitscharacter zu lassen, den Traum Traum, die „Erinnerung“ Erinnerung sein zu lassen. Das ist ein Vergessen und Wiederkommen, das ist

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Bernhard Groethuysen an Dilthey  

ein Anklingen und ein Verklingen, das ist Nähe und ist die Ferne, die Welt der Zeit, unsere Welt. Zeitbestimmung der Lebensimpression. Das Leben ein zeitliches Geschehen, nicht nur ein Geschehen in der Zeit, ein Zeitbild, in dem alles zeitlich ist, wie im Raumbild jeder Körper wieder räumlich ist. Qualität der Lebensimpression. Das was man Lebensinhalte nennt, seelische Vorgänge, Seele, Mensch u. dgl. m[ehr] ist nicht etwas, was in der Zeit vor sich ginge, oder in der Zeit wäre u. dgl. m[ehr], d. h. etwas, was in sich, für sich wäre, nur dass es ensteht und vergeht, sondern das alles ist nur die qualitative Seite der Lebensimpression. Die Lebensimpression ist Qualität an sich, nicht etwas an dem die Qualität wäre. Das Lebensbild hat keine Leinewand gewissermassen, keine Materie genau so wie das Leben nicht ein Geschehen in der Zeit, sondern ein zeitliches Geschehen ist. So gibt es nichts, was man in der Lebensimpression für sich teilen könnte, sondern es gilt die Qualitäten selbst zu gliedern. Die Lebensimpression hat als Teile immer nur wieder Lebensimpressionen, wie ein Bild seiner Qualität nach als Teile wieder nur Bilder hat. Ich nenne einen qualitativen Teil eine Bedeutungseinheit. Bedeutung und Sinn des Lebens. Jede Lebensimpression hat neben ihrer zeitlichen und qualitativen Seite eine Bedeutungs- und Sinnseite. Gliedere ich eine Lebensimpression, expliciere ich sie, verfahre ich analytisch, so erhalte ich den Begriff der Bedeutng. Suche ich zu einer Lebensimpression andere Lebensimpressionen, so dass ein Gesamtbild entsteht, verfahre ich synthetisch, so erhalte ich den Begriff des Sinns. Hier muss wieder der Irrtum abgelehnt werden, als gäbe es eine Lebensimpression ohne Bedeutung und Sinn, es gibt keine Buchstaben, sondern nur Worte des Lebens. Das Leben ist gewissermassen eine Musik ohne Töne, Bedeutung ohne Bedeutungsträger, Sinn ohne Symbol. Bilden wir aus diesen Lebensimpressionen, aus diesen qualtivzeitlich bestimmten Bedeutungs- und Sinneinheiten, Teilbedeutungseinheiten, Teillebensimpressionen oder Gesamtbedeutungseinheiten, Gesamtlebensimpressionen, so sind wir handelnd, künstlerisch bildend, verstehen zugleich. Wir schaffen dem Früheren einen Sinn durch Zwecksetzung; Wir haben Lebensimpressionen in der Form des Möglichen und verstehen daraus die Bedeutung des Früheren. Sinn verstehen, Sinn bilden, Sinn setzen ist alles; Leben verstehen, Leben bilden, Leben schaffen. Aber nicht sind sie getrennt. Leben bildend sind wir Leben verstehend; Leben wirkend sind wir Leben bildend. Die transcendente Seite der Lebensimpression (Moment, Präsenz, Sein). Sie ist als Moment transcendente Einheit und transcendentes Differencierungsprincip des noch nicht Seins und nicht mehr Seins. Sie ist die Transcendenz des „war“ als Gewesensein und des Werdens als Seinwerden; sie ist als Präsenz

Bernhard Groethuysen an Dilthey  

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transcendenter Qualität, sie ist als Sein transcendent dem Sinn des Lebens als Sinnserfüllung, als Sinnsein. Wert des Lebens. Um eine Lebensimpression, um das Leben werten zu können, muss ich es verstanden haben. Nur Bedeutungseinheiten, Sinnstotalitäten kann ich werten. Diese Sinngebung ist ein fortlaufender Process im Leben der Einzelnen, wie im geschichtlichen Leben: Teilimpression die zu Sinnsganzen gebildet werden: das Leid im Christentum, Leidenschaft, Vernunft, Sentimentalität, das Seelische in späteren Jahrhunderten, das Erlebte. Erleben heisst etwas zu einem Leben, d. h. zu einem Sinnsganzen machen. Ihre Frage nach dem Werte der subjektiv-organischen Processe und des objektiv-theoretischen Aufnehmens könnte ich so nicht beantworten. Die Frage wäre, wie weit sie zum Verständnis gebracht worden sind. Ich würde bei der ersten Frage z. B. an das Leben der Kinder denken, an das Leben der Naturvölker, an den Gesamtzusammenhang aller organischen Wesen. Nachdem ich so den subjektiv-organischen Process mir zum Erlebnis gemacht habe ihn so als ein Ganzes verstanden habe, würde ich suchen daraus die Teilimpressionen2 zu verstehen. Unzählige Wertungsversuche liegen dafür vor: Wert des Körpers, der Krankheit, der Gesundheit, des Sinnlichen, des natürlichen Menschen. Alle diese Ausdrücke bezeichnen Erlebnisweisen der subjektiv-organischen Processe. Analog verhält es sich mit der Wertgebung des Denkens. Hier ist das Problem des Wertes des meditativen Lebens, unser eigenstes Problem. Wiederum ist nun der Wert der Fassung, Wert der Zeugung, Bilden von Bedeutungseinheiten nach Wertgesichtspunkten, Zwecksetzung. Damit ist natürlich über die Posivität oder Negtivität der Werte nichts gesagt. Verstandenes wird abgelehnt, neue positive Wetbilder entstehen. Das Frühere und Spätere erhält in einer neuen Sinneinheit einen positiven Wert u. s. w. Wenn ich von dem Werte des Lebens spreche, so drückt das nur den Glauben an das Leben aus, den Glauben an einen immer wieder sich bildenden Gesamtsinn der Lebensimpressionen. Dieses [ist] nicht etwas Einmaliges – das Leben, das wertvoll ist, ist immer diese Gesamtimpression, die schon über sich hinaus weist, wieder Teilimpression einer Gesamtimpression. Der Philosoph und das Leben. Der Philosoph hat das Leben gewissermassen selbst als Lebensimpression. Er liebt das Nahe und Ferne des Lebens. Er liebt das Vergangene als Vergangenheitsein; er liebt den Traum als nur erträumt. Er liebt das rauschende Tönen, das leise Verklingen, das Wiedererklingen des Lebens. Fremde Lebensweisen klingen in sein Leben; er liebt das Fremde; Lebensweisen vergangener Zeiten, Lebensweisen derer die mit ihm sind. Und sinnvoll klingt ihm das Ganze. Sein Leben[:] eine Welt der Leben. Und Lebensträume ohne Zahl klingen herein, und ohne Grenzen wird ihm seine Lebenswelt. Uebermächtig wird ihm sein Leben, das Leben, das ihm geworden[,] und fremd

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Dilthey an Otto Köhnke  

steht er vor seinem Werk. Und geahnt nur schwebt vor ihm das Leben, das noch nicht geworden, das noch ungeboren und doch sein Leben ist. Und unfassbar, nie zu begreifen, ist ihm das Göttliche, der Moment, das Sein. Er will es fassen und es wird ihm ein Bild. Doch dass es werde, dass es geschehe, dass es gewesen sei[,] ist sein Verlangen. Einsam ist er in seinem Leben, doch einsam in einer Welt der Leben. Sein Gott, er wäre ein Wesen alle Leben liebend, Sinn gestaltend in allem Leben, höchste Einheit des Lebenssinns, Leben, die einander Sinn geben, Lebensweisen, die ineinander klingen, zu einer göttlichen ewigen Lebensweise, göttlicher Sinn alles Lebens. Er selbst nur eine Lebensweise vieler Lebensweisen, Lebensweise selbst im fremden Leben. Original: Mitteilung an D.: Hs.; Typoskript des nachfolgenden Textes wahrscheinlich von B. Groethuysen; DLA Marbach, Margarete Susman-NL (s 160): Briefe von und an Bernhard Groethuysen, 4 Bl.  1 Nicht zu ermitteln. 2 Im Brieforiginal: „teilimpressionen“.

[1610] Dilthey an Otto Köhnke Grunew[ald] d[en] 27. 12. [19]08   Hochverehrter Herr Oberbibliothekar! Hierbei gelangen an Sie die 29 Convolute des Schleiermacher’schen Nach­ lasses. Die Nummer 29 umfaßt 18 lose Kalender. Ich darf wohl um die Bestätigung bitten, daß diese 29 Nummern richtig in Ihre Hände gelangt sind, u. wenn Sie das Übergebene mit der früheren Aufnahme verglichen haben, um die weitere Bestätigung, daß alles in richtiger Ordnung ist.

Mit bestem Dank der Ihrige W. Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , Autograph Dilthey, 2 Bl.

Dilthey an Marie und Friedrich Theodor Althoff  

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[1611] Dilthey an Marie und Friedrich Theodor Althoff 31 Dec[ember] [1908] Liebe Excellenz und verehrteste Freundin, Einen Neujahrsgruß in treuster Gesinnung! Wir wären schon zu Ihnen herausgekommen, wenn nicht totale Erschöpfung nach 15 Monat[en] ununterbrochener Arbeit mir bisher überhaupt jeden Besuch bei irgend Jemandem unmöglich gemacht hätte. Möge das kommende Jahr Ihnen Gesundheit und weiter solche Freude an der beständig zunehmenden Verehrung für Ihren Gatten bringen[.] Möchte ich bald die schönen Erinnerungen1 zu besprechen Kraft haben. Eben erhalte ich eine Freudennachricht aus Göttingen. Dort ist Misch2 neben Maier3 aus Tübingen an erster Stelle vorgeschlagen (in zweiter dann Cassirer).4 Nun hängt Alles nur von der Regierung ab.5 In treuester Verehrung u mit den besten Grüßen m[einer] Frau der Ihren Wilhelm Dilthey Original: Hs.; StB PK Berlin, HA , NL Althoff, Bl. 5–6. 1 M. Althoff: Aus Friedrich Althoffs Jugendzeit. Erinnerungen für seine Freunde. Als Manuskript gedruckt. Jena 1910. 2 Der Philosoph Georg Misch, der sich 1906 in Berlin habilitiert hatte, blieb bis 1911 PD in Berlin. Erst 1916 wurde er a. o., 1919 o. Prof. in Göttingen. 3 H. Maier nahm 1911 einen Ruf nach Göttingen an. 4 Der Philosoph Ernst Cassirer (1874–1945): 1899 Promotion in Marburg bei P. Natorp, 1906 Habilitation in Berlin, PD ebd. bis 1919. 5 Im Sommer 1908 war in Göttingen ein zusätzliches Ordinariat für Philosophie zu besetzen. Vorgeschlagen wurden von der Fakultät an erster Stelle Paul Natorp, an zweiter Stelle Heinrich Maier und an dritter Stelle Ernst Cassirer. Am 30. Juli 1908 reichte der Mathematiker David Hilbert gegen diese Liste ein Separatvotum ein: Der Philosoph und Mathematiker Edmund Husserl (1859–1938), der seit 1906 in Göttingen persönlicher Ordinarius gewesen war, sollte auf das etatmäßige Ordinariat berufen und das so freigewordene persönliche Ordinariat für die Geschichte der Philosophie reserviert werden. Als deren Vertreter schlug Hilbert Ernst Cassirer und Georg Misch vor. – Das Ministerium vertagte die Angelegenheit und verlangte erst im November 1910 von der Göttinger Fakultät eine neue Liste. – Zum WS 1911/12 wurde der dann an erster Stelle stehende H. Maier berufen. (Vgl. hierzu: V. Peckhaus: Hilbert-Programm und kritische Philosophie. Das Göttinger Modell interdiziplinärer Zusammenarbeit zwischen Mathematik und Philosophie. Göttingen 1990, S. 209.) – David Hilbert (1862–1943): Mathematiker; 1885 Promotion, 1886 Habilitation in Königsberg, 1892 a. o., 1893 o. Prof. ebd., 1895 o. Prof. in Göttingen.

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Dilthey an Clara Misch  

[1612] Dilthey an Clara Misch [Anfang Januar 1909]   Liebste Clara, ich will Dich und Deinen Mann doch auch in Peking begrüßen. Wie beneide ich Euch um die Eindrücke! Freilich nur in frühem Leben u. Zeit haben sie noch Werth: jetzt handelt sichs für mich nur darum[,] was ich habe[,] zu completiren u. zusammenzunehmen. Glücklich[,] wer sich noch ausbreiten kann. Daß ich nun draußen im Grunewald wohne, Luft und Licht freien Zutritt haben, Stille mich umgiebt, das macht es wirklich allein möglich daß ich noch ein paar Jahre fortarbeite. Und so bin ich Dir sehr dankbar daß Du die Mühen des Umzugs auf Dich genommen und tapfer durchgemacht hast, und nun Leni die wirklich Alles sehr schön gemacht hat, aber auch mehr Nachdenken u. Mühe hineingelegt hat als ihre Gesundheit eigentlich erlaubt. Auch mit meiner Gesundheit gehts doch nur So so. Der Schlaf will sich nicht wieder finden. So arbeite ich zwar, und so viel Zeit als die ewigen Noth­ wendigkeiten von Spaziergängen, Waschungen, Ruhen, Mittagsschlaf eben zulassen: aber noch ist das Ergebniß sehr dürftig, ja gering. Meine Hoffnung ist daß die ruhige Existenz in der schönen gesunden Wohnung almälig ihre Wirkung thut. In die Stadt komme ich fast gar nicht. Lieber entbehre ich die Musik als den großen Zeitverlust zu erleiden. Und Geselligkeit ist mir ja kein Bedürfniß. Bis jetzt hatten wir herrliches Wetter, heute ist der Umschlag eingetreten, und man wintert sich nun ein. Davon wißt Ihr dort nichts.

Tausend Grüße und Wünsche Dir u Deinem Mann vom getreuen Papa

Original: Hs.; StUB Göttingen, cod. ms. H. Nohl 94, Beilage 18, 4 Bl. 

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Marie Joachimi-Dege an Dilthey  

[1613] Marie Joachimi-Dege an Dilthey Marie Joachimi-Dege, Dr. phil. Frankfurt a. M., Bahnhofstr[aße] 16

d[en] 12. I. [19]09

   Hochverehrter Herr Geheimrat Gestatten Sie mir, daß ich mit dem Ausdruck herzlicher Ergebenheit u. Dankbarkeit Ihnen die mir besorgte Hölderlin-Ausgabe übersende.1 Sie ist eine bescheidene Frucht von dem, was Sie gepflanzt haben, u. es könnte mir nichts Lieberes begegnen, als wenn Sie, hochverehrter Herr Geheimrat Spuren von Ihrem Geiste darin entdecken könnten; denn indem ich Ihre Hölderlin-Auf­ fassung mir zu eigen machte u. Ihre Darstellung vor Augen hatte, ist mir die Arbeit eine Quelle großer Freude geworden. Da mein Mann2 vielleicht während der nächsten Monate mustern muß, so habe ich die Hoffnung, während unserer Anwesenheit dort, einmal in eine von Ihren Sprechstunden kommen zu dürfen, um Ihnen den tiefen Dank auszusprechen, den ich für so viel Bleibendes, Grundlegendes, was mir durch Ihre3 Worte u. Werke geworden ist, Ihnen schulde. Vielleicht darf ich Ihnen dann auch ein paar Worte über mein persönliches Leben sagen, da Sie vor 4 Jahren so freundlichen Anteil daran nahmen. Ich bin, hochverehrter Herr Geheimrat, in herzlicher Ergebenheit Ihre Marie Dege, geb. Joachimi. Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 242, Bl. 120–120 R. 1 F. Hölderlin: Werke. Vier Teile. Hg. von M. Joachimi-Dege. Stuttgart o. J. (1908). 2 Nicht zu ermitteln. 3 Im Brieforiginal: „ihre“.

[1614] Dilthey an Hermann Diels Verehrter Freund, Das Manuskript für die Abhandlung der Akademie nähert sich dem Abschluß; leider schätze ich es auf mindestens 12 Bogen = 100 Seiten etwa. Aber

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Dilthey an Julius Rodenberg  

da es nun in der That wie ich denke für eine „Kritik der historischen Vernunft“ sichere Grundlagen legt, so rechtfertigt sich hoffentlich der Umfang dadurch.1 Der Hegel belief sich ja seiner Zeit auf 25 Bogen, u es rechtfertigte sich dann doch daß ihm dieser Umfang bewilligt worden war. Sagen Sie mir ein tröstliches Wort, und bedarf es bei der Akademie[,] so erwirken Sie wol zunächst dieselbe! Einer Verschiebung der Wahlverhandlung kann ich zustimmen; ich bin zwar wegen widriger Gesundheitsumstände noch hier, aber ist gut wenn einige Zeit verstreicht und die Stimmung sich klärt. Einem Zurückziehen des Wahlvorschlages für Erdmann kann ich nach den von mir entwickelten Gründen natürlich nicht auch anschließen.

Herzliche treueste Grüße von Ihrem Wilhelm Dilthey

14 Jan[uar] [1909] Siemensstr[aße] 37 Grunew[ald] Original: Hs.; StB PK Berlin, HA , Sammlung Darmstaeder, 2 a 1870 (8): Dilthey, Bl. 16–16 R. 1 Gemeint ist D.s Abhandlung Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissen­ schaften. Studien. Erste Hälfte in: Abhandlungen der Königl. Preuß. AdW, philos.-histor. Klasse, Jg. 1910. Berlin 1910, S. 1–123; WA in: GS VII, S. 79–188.

[1615] Dilthey an Julius Rodenberg Grunewald d[en] 17. Jan[uar] [19]09. Siemensstr[aße] 37. Verehrter Freund, es ist selbstverständlich, dass ich Ihnen die Rede1 am liebsten gebe; nur müsste sie baldigst erscheinen können. Ich bitte also um Mitteilung, in welchem Heft sie dieselbe bringen könnten. Da es nur ein paar Seiten sind, so können

Dilthey an Paul Ritter  

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diese ja leicht angefügt werden. Ich retouchire gern noch ein paar Stellen; das kann aber, wenn es nötig ist, in wenigen Stunden geschehen. Mit den besten Grüssen   der Ihrige   Wilhelm Dilthey Ich darf wohl um umgehende Benachrichtigung bitten, da Ansuchen für den Druck vorliegen. Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand Maximilian D.s mit eigenhändiger Unterschrift D.s; GSA Weimar, 81/II, 5, 7. 1 In der DRS erschien im Jahre 1909 kein Beitrag D. s.

[1616] Dilthey an Paul Ritter

Lieber Freund!

Grunewald, den] 23. I. [19]09 Siemensstr[aße] 37

Schreiben Sie mir doch nochmals, welche Bogen in dem Buch „Leibniz und sein Zeitalter“1 umgedruckt werden. Mit besten Grüßen   der Ihrige gez. Wilhelm Dilthey. Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand A. Heubaums; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 2. 1 Die Abhandlung Leibniz und sein Zeitalter, eine Umarbeitung von D.s Aufsatz Die Berliner Akademie der Wissenschaften, ihre Vergangenheit und ihre gegenwärtigen Aufgaben (DRS 103 [1900], S. 416–444, 104 [1900], S. 81–118), erschien postum in Bd. III. der GS, S. 3–80. Die geplante Umarbeitung des Buchs Drei Epochen deutschen Geisteslebens und die Berliner Akademie trug lediglich den Arbeitstitel Leibniz und sein Zeitalter.

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Dilthey an Julius Rodenberg  

[1617] Dilthey an Julius Rodenberg

Verehrter Freund!

Grunewald, d[en] 25. Jan[uar] [19]09. Siemensstr[aße] 37.

Ich würde gern bei Ihnen besprechen: [W.] James „Die religiöse Erfahrung in ihrer Mannigfaltigkeit“ übersetzt von Wobbermin, Leipzig (Hinrichs) 1907. Es würde sich dann bei der Durchsicht zeigen, ob es in einem kleinen Aufsatz oder in einer Rezension1 geschähe, wobei sich auch fragte, wie Sie darüber denken. Ob Ihnen nun das überhaupt wünschenswert ist, darüber ersuche ich um eine Zeile. Treu ergeben   der Ihrige Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand A. Heubaums mit eigenhändiger Unterschrift D.s; GSA Weimar, 81/II, 5, 7, Bl. 2. 1 Die Rezension ist nicht erschienen.

[1618] Dilthey an Julius Rodenberg

Verehrter Freund!

Grunewald, d[en] 27. Jan[uar] [19]09 Siemensstr[aße] 37

Danke bestens für das Einverständnis, ersuche das Buch bestellen und mir senden zu lassen: bitte zugleich auch die eben erschienene Übersetzung des neuesten Buches über Pragmatismus der Philosophie1 mitzubestellen und zu senden, da es mit jenem in Zusammenhang steht. Verehrungsvoll   der Ihrige Wilh Dilthey

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Dilthey an Erich Schmidt  

Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von unbekannter Hand mit eigenhändiger Unterschrift D.s; GSA Weimar, 81/II, 5, 7, Bl. 17. 1 W. James: Der Pragmatismus. Ein neuer Name für alte Denkmethoden. Übersetzt von W. Jerusalem. Leipzig 1908.

[1619] Dilthey an Erich Schmidt Lieber verehrter Freund.

27. 1. [19]09

Es ist mir der Gedanke gekommen, ob nicht ein Aufruf für ein Denkmal Wildenbruchs auf seinem Grabe gemacht werden sollte.1 Ich habe noch mit niemandem darüber gesprochen, selbstverständlich auch noch nicht mit der Witwe,2 bevor ich erfahren habe, wie Sie darüber denken u ob Sie sich daran beteiligen würden. Denn gerade darauf käme es an, daß ein solcher Aufruf aus einer objektiven Würdigung der bedeutenden Persönlichkeit, die über den Gegensatz der poetischen Richtungen erhaben wäre, hervorginge. Dies scheint mir doch die einzige männliche u historische Art, zu Toten sich zu stellen. Es käme dabei hinzu, da wenn etwa Hildebrand3 eine Büste mit architekto­nischer Umrahmung, Cypressen darum machen würde, dadurch ein bedeutendes Kunstwerk, gerade in Weimar entstehen würde, als Zeugnis neuer Schätzung des schriftstellerischen Beruf[s], dadurch ein verdienstliches geschähe. Das liegt ja auch Ihnen nahe. Es ist unzweifelhaft, daß die Vervollständigung der Summe durch Frau v[on] Wildenbruch freudig geleistet werden würde. Auch Kaiser u. Großherzog böte sich eine Gelegenheit, alte Verschuldung zu tilgen. – Die äußeren Dinge müßte natürlich irgend ein Dritter, etwa Glasenapp,4 gänzlich übernehmen. Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus   Ihr getreuer Wilh. Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand W. Kabitz’ mit eigenhändiger Unterschrift D.s; DLA Marbach, NL E. Schmidt, 10, Nr. 2, 3 Bl.; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes ist hinterlegt in: ABBAW, NL E. Schmidt, Nr. 7.

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Dilthey an Erich Schmidt  

1 Der Schriftsteller Ernst von Wildenbruch war am 15. 1. 1909 gestorben. – Ein Wildenbruch-Brunnendenkmal wurde erst 1914 vom Bildhauer Richard Engelmann in Weimar geschaffen. 2 Maria von Wildenbruch. 3 Der Bildhauer Adolf Ritter von Hildebrand (1847–1921). 4 Der Wagner-Forscher Carl Friedrich Glasenapp (1847–1915).

[1620] Dilthey an Erich Schmidt

Lieber Freund!

Grunewald, d[en] 31. Jan[uar] [19]09 Siemensstr[aße] 37.

Ich bin wieder zweifelhaft geworden durch eine Nachricht, deren Mitteilung ich als ganz vertraulich zu behandeln bitte. Der Großherzog1 hat die Absicht ausgesprochen, in Weimar für Wildenbruch ein Denkmal zu errichten. Nun find’ ich jeden solchen Plan immer soviel wichtiger für das Andenken als ein noch so feierliches Kirchhofdenkmal. Und ich halte für so wahrscheinlich, daß wenn jetzt der Plan ausgeführt würde, man sich des ersteren überhoben fühlen würde, so daß es nun, die ernste Absicht vorausgesetzt, richtiger scheint, von dem Ihnen angelegten Plan abzusehen. Dies nur vorläufig, bis wir uns nächsten Donnerstag sehen.    Mit den herzlichsten Grüßen von Haus zu Haus.   In Treue Ihr Wilhelm Dilthey Ich habe mit Niemand darüber gesprochen u thus auch nicht damit wir freie Hand haben auch den Plan fallen zu lassen. Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand A. Heubaums mit eigenhändiger Unterschrift D.s sowie dem Postskriptum von D.s Hand; DLA Marbach, NL E. Schmidt, 10, Nr. 2, 2 Bl.; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes ist hinterlegt in: ABBAW, NL E. Schmidt, Nr. 7. 1 Der Großherzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach (1876–1923).

Eduard Spranger an Dilthey

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[1621] Eduard Spranger1 an Dilthey Charlottenburg 2, Kantstr. 140 den 4. Februar 1909 Hochgeehrter Herr Geheimrat! Verzeihen Sie gütigst, wenn ich es wage, Sie mit einer Anfrage zu belästigen. Bei den Arbeiten für die Briefabteilung der Humboldtausgabe, mit denen ich z. Z. im Auftrage der Akademie auf dem Geh[eimen] Staatsarchiv beschäftigt bin2 sind mir auch die Gutachten in die Hand gekommen, die Schleiermacher als Direktor der Wissenschaftlichen Deputation 1810 über den Religionsunterricht und den deutschen Unterricht verfaßt hat. Soviel mir bekannt ist, sind diese Aktenstücke bisher nicht publiziert. Wenn ich in der Annahme nicht irre, daß sie für Schleiermachers pädagogische Anschauungen von großem Interesse ist, so möchte ich sie gelegentlich mit einer kurzen Charakteristik seiner Wirksamkeit in jenem Amt herausgeben. Dieser Plan würde aber sofort hinfällig werden, falls Sie selbst, hochgeehrter Herr Geheimrat, die betreffenden Stücke in der Fortsetzung Ihres Schleiermacherwerkes mitteilen wollten, oder falls Sie andere Bedenken geltend machen.3 Im ersten fall gestatte ich mir die weitere Frage, ob Sie die Abschriften von den Gutachten bereits besitzen, oder ob ich sie Ihnen liefern darf? Mit der Bitte, hochgeehrter Herr Geheimrat, diese Bemühung verzeihen zu wollen, und mit den Versicherungen meiner höchsten, dankbaren Verehrung ganz ergebenst Eduard Spranger. Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes ist hinterlegt in: BA Koblenz, Sign. NL 1182, Aktenbd. Nr. 434, unpaginiert, 1 Bl. 1 Der Philosoph, Pädagoge und Psychologe Eduard Spranger (1882–1963), enger Schüler D. s. 2 Spranger habilitierte sich 1909 mit der Arbeit Wilhelm von Humboldt und die Humanitätsidee (Berlin 1909). Humboldt-Briefe hat Spranger nicht ediert. 3 Weder Spranger noch D. haben diese Gutachten herausgegeben.

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Dilthey an Paul Ritter   

[1622] Dilthey an Paul Ritter  Grunewald, d[en] 7. II. [19]09. Siemensstr[aße] 37. Lieber Freund! Verzeihen Sie, wenn ich Sie nochmals dränge; wir müssen durchaus bald zu Ende kommen, da ich im Verlauf der zweiten Hälfte des Monats oder Beginn des folgenden meine Reise antrete. Das Manuskript des Bandes1 müßte dann doch unbedingt fertiggestellt sein, da weder ich noch Sie an fremdem Orte diese Fertigstellung erwirken können. Der Druck muß ja dann durchaus anfangen. Also bitte lassen Sie uns alles tun, baldmöglichst dies Ziel zu erreichen. Mit tausend herzlichen Grüßen auch an Ihre verehrte Frau   Ihr getreuer Wilh Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand A. Heubaums mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 4. 1 Gemeint sind die Studien zur Geschichte des deutschen Geistes, die nicht publiziert ­wurden.

[1623] Dilthey an Eduard Spranger Lieber Herr Doctor.

8. 2. [19]091

Würde es Ihnen passen, morgen abend Thee bei mir zu trinken. Ich bäte Sie dann, schon um 1/2 7 Uhr zu kommen. Über die von Ihnen aufgeworfene Frage können wir dann sprechen. Sollten Sie nicht können, bitte um telephonische Nachricht. Unser Amt Wilmersdorf. 771. Mit bestem Gruß der Ihrige Wilh. Dilthey

Dilthey an Christian Alfred Giesecke  

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Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand W. Kabitz’; BA Koblenz, Sign.

NL 1182, Aktenbd. 159, unpaginiert. 1 Datierung nach Poststempel.

[1624] Dilthey an Christian Alfred Giesecke1

Verehrtester Herr Doktor Giesecke.

Grunewald, d[en] 13. 2. [19]09 Siemensstr[aße] 37.

Ich danke bestens für die Probe und bitte noch einige Zeit den Plan überlegen zu dürfen.2 Darf ich mir den Band der Kultur „Staat und Gesellschaft der neueren Zeit“3 ausbitten. In größter Hochachtung der Ihrige Prof. W. Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Un­terschrift D. s.; Museum für Tschechische Literatur, Prag, ohne Signatur und unpaginiert. 1 Christian Alfred Giesecke (1868–1945): Verleger und klass. Philologe; 1891 Promotion in Leipzig, 1892 Führung des Verlages B. G. Teubner zusammen mit seinem Vetter Alfred Ackermann-Teubner, später mit seinem Bruder Konrad und seinem Vetter Martin ­Giesecke. 2 Offenbar ging es um D.s mögliche Beteiligung an einem Band der vom Teubner-Verlag herausgegebenen Reihe „Die Kultur der Gegenwart“. 3 F. v. Bezold / E. Gothein / R. Koser: Staat und Gesellschaft der neueren Zeit. Berlin und Leipzig 1908.

[1625] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund!

15. 02. 09

Lieber wäre mir wenn Sie am Freitag kommen könnten, da unsicher ist, ob ich Sonnabend kann u. wir es nicht bis Montag verschieben dürften. Wenn ich

226

Dilthey an Paul Ritter  

Sie recht verstehe, so hätte ich nun also, wenn im Buch von Seite 66–78/31 alles wegfällt u. Sie 12 Seiten haben, bis 78/3, 18 Seiten zu meiner Verfügung. Bitte schreiben Sie mir gleich damit ich tunlichst zusammenziehe. Bestens grüßend  treulichst Dilthey Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand E. Schramms; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1., Bd. XI, Bl. 5. 1 Die Seitenzahlen hier und im Folgenden beziehen sich auf die Aushängebogen des Buches Drei Epochen deutschen Geisteslebens und die Berliner Akademie.

[1626] Dilthey an Paul Ritter Grunewald, d[en] 23. II. [19]09

Lieber Freund!

  Schreiben Sie mir doch nochmals, welche Bogen in dem Buch „Leibniz und sein Zeitalter“ umgedruckt werden.

Mit besten Grüßen der Ihrige gez. Wilhelm Dilthey.

Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand A. Heubaums; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 2.

[1627] Dilthey an Walter de Gruyter

Verehrtester Herr De Gruyter!

Grunewald, 5. 3. [19]09. Siemensstr. 37.

Ich beeile mich mitzuteilen, daß von dem zweiten Bande1 ab nunmehr die Handschriftenabteilung sehr rasch hintereinander und mit Anmerkungen, die

Dilthey an Paul Ritter  

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einen geringen Raum einnehmen, erscheinen werde. Im weiteren Verlauf von Band I wird Prof. Adickes nach Möglichkeit zu kürzen suchen. Einen großen Vorteil werden wir nicht davon haben. Ich fühle mich sehr erleichtert durch diese Erledigung der Sache. In größter Hochachtung   der Ihrige   Wilh. Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, Bl. 15–15 R. 1 Der Akademie-Ausgabe Kants.

[1628] Dilthey an Paul Ritter Grunewald, d[en] 6. März [19]09. Siemensstr[aße] 37 Lieber Freund! bedauere lebhaft, daß es Ihrer lieben Frau weniger gut geht und lasse gute Besserung wünschen. Die Übersendung des Manuskriptes1 würde nicht helfen, wenn Sie nicht kommen können, denn es handelt sich darum den Raum anzupassen vom Anfang des Gedruckten ab. Wenn es also das Befinden Ihrer Frau Gemahlin erlaubt, bitte ja einen Tag zu kommen. Inzwischen wollen Sie mir schreiben, wieviel Platz ich für die deutsche Philosophie und die von Leibniz zwischen Seite 108 Absatz und dem Beginn Friedrichs des Großen habe. Was davon abhängt, wie weit dieser Anfang vorrückt. Bestens grüßend und Besserung wünschend der Ihrige Dilthey Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand A. Heubaums; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 6. 1 Gemeint ist das Manuskript des nicht fertig gestellten Bandes Studien zur Geschichte des deutschen Geistes.

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Dilthey an Paul Ritter  

[1629] Dilthey an Paul Ritter Grunewald, d[en] 7. III. [19]09 Siemensstr[aße] 37 Lieber Freund! Ich wollte nur bitten, vor dem Friedrich nach Seite 108 mir einen möglichst großen Raum verfügbar zu lassen, da ich noch über die Geschichtsschreibung, besonders aber über die ganze Philosophie der Zeit, Leibniz eingeschlossen, viel sagen muß, um das Bild vollständig zu machen. Nach langem Suchen habe ich den richtigen Weg gefunden. Möchte es bei Ihnen besser gehen und wir uns recht bald bei mir sehen können. Mit besten Grüßen an die liebe Frau und Sie gez. Wilhelm Dilthey. Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand A. Heubaums; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 7.

[1630] Dilthey an Paul Ritter Grunewald[,] Siemensstraße d[en] 8. III. [19]09 Lieber Freund, ich bitte sehr, doch zu überlegen, ob sich nicht Bogen 8 Friedrich 4 Seiten gewinnen lassen. Ich werde mit dem Leibniz so lange pausieren, bis ich Ihre Antwort habe, um nicht vergebliche Arbeit zu tun.    Eiligst mit besten Grüßen   Ihr W. Dilthey Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von unbekannter Hand mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 8.

Erich Adickes an Dilthey  

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[1631] Erich Adickes an Dilthey Abschrift

Tübingen 8/3 [19]09.   Hochgeehrter Herr Geheimrat! Auf Ihre freundlichen Mitteilungen über die Verhandlungen der Kantkommission gestatte ich mir zu erwidern, daß ich in den nächsten Tagen mit Herrn Prof. Gans1 das hier noch lagernde M[anu]s[kript] zu Bd. I2 sachlich durchgehen und dabei mit ihm zugleich beraten werde, ob und wo event[uell] Kürzungen vorzunehmen sind. Den Rest der Anmerkungen zu Bd. I. werde ich nach Möglichkeit kurz halten. Was die späteren Bände von Bd. II ab betrifft, so werden die Anmerkungen in ihnen, wie ich schon ausführte, nur einen sehr geringen Raum einnehmen. Genaue Berechnungen lassen sich kaum machen. Darum sandte ich als Probe einen Theil des Anthropologie-M[anu]s[kripts] ein, dem die späteren Bände durchaus ähneln werden. Sie haben sich ja mittlerweile überzeugt, daß Ihre ursprüngliche Berechnung des Verhältnisses zwischen Text und Anmerkungen auf irrigen Voraussetzungen beruhte. Anmerkungen werden von Bd. II ab nur gebracht werden, um den Text sicher zu gestalten, Mitteilungen über das M[anu]s[kript] zu machen, die Datirung zu begründen, litterarische Beziehungen und Abhängigkeiten festzustellen und zu erläutern, wie die häufig vorkommenden Stichworte (mit denen Kant sich Anekdoten etc. für Scherzzwecke machte) zu erläutern. Verweise auf die Werke Kants fallen, abgesehen von Ausnahmefällen, weg. Alles Material zur sachlichen Erläuterung u. zur Entwicklungsgeschichte Kants, das mir bei der weiteren Arbeit zuwächst, werde ich zu besondern Abhandlungen vereinigen und getrennt veröffentlichen.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster (gez.) E. Adickes

Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes ist hinterlegt in: ABBAW, Bestand PAW (1812–1945), Sign. II-VII-155, unpaginiert, 2 Bl. 1 Der in Straßburg lehrende Physiker Richard Martin Gans (1880–1954). 2 Der von E. Adickes herausgegebene Bd. XIV der Akademie-Ausgabe Kants (1. Bd. der 3. Abtheilung: Kants’ handschriftlicher Nachlaß) erschien 1911.

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Dilthey an Paul Ritter  

[1632] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund!

9. 3. [19]09.

Ich irre doch nicht, daß ich p. 108 Nr. 5 bis 112 41/2 Seiten habe. Ferner ist leicht möglich, die Darstellung des Reichsrechtes ohne Verlust des wesent­ lichen Gehaltes zu verkürzen. Endlich mache ich mir nichts daraus, die Rückseite des Titelblatts „Friedrich“ ev. zu bedrucken. Dagegen haben Sie darin sicher recht, daß an Bog[en] 8 ich nicht viel mehr als 2 Seiten gewinnen kann. Mehr als 8 Seiten im Ganzen, höchstens 9 brauche ich nicht. Wir wollen alles daran setzen, den Band druckfertig zu bringen, ehe Sie abreisen, wenn es irgend mit der Gesundheit Ihrer lieben Frau verträglich ist. Ich bleibe selbstverständlich so lange, als die Aufgabe dies fordert. Denn wir sind ja sonst, wenn die Langmut des Verlegers endigt, zu plötzlicher Rückkehr genötigt u. müssen uns dann mit großem Zeitaufwand erst wieder hineindenken. Mit besten Grüßen u. Wünschen für die Besserung im Befinden Ihrer lieben Frau     treulichst Ihr W Dilthey Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 9.

[1633] Dilthey an Paul Ritter  Charlottenburg 26. 3. [19]091 Lieber Freund, Sehr erfreut daß Sie Morgen Sonnabend kommen. Je früher desto besser da viel zu besprechen [ist]. Beste Empfehlungen d[er] verehrten Frau der ich gute Besserung wünsche Ihr W Dilthey

Dilthey an Paul Ritter  

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Bitte ja den noch nicht gedruckten, sondern gesetzten Bogen, ich denke 21, Schluß des Abgesetzten mitzubringen, da ich ihn bei mir vermisse. Sie bringen ja aber Ihr ganzes Exemplar mit. Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 10. 1 Datierung nach Poststempel

[1634] Dilthey an Paul Ritter [Ende] März 19091 Lieber Freund, ich habe eine unsägliche Mühe darauf verwandt, das was noch über Leibniz gesagt werden mußte, damit sein Bild abgerundet u vollständig sei, zusammenzuziehen. Ich glaube daß das Buch nun dadurch in sich vollendet ist. Aber ich weiß auch wie ich überlegen mag nichts mehr zu sparen und – es sind 9 Seiten, eher einige Zeilen darüber. Verzeihen Sie! Das ist ja nun die letzte Qual! In den Friedrich wollte ich nur bringen wenn es angeht 1) über seine Lustspiele u. Operntexte zu p 146 etwas mehr. 2[)] Etwas über seine Freundschaften mit preußischen Jugendfreunden u. deren feste Ächtheit im Gegensatz zu den Verhältnißen zu Voltaire etc. 3) Über die eigene Art von auf innerster Übereinstimmung beruhendem Zusammenwirken und die darauf beruhende Freundschaftsform in der deutschen Aufklärung, im Gegensatz zu der späteren auf individuellen Wahlanziehung beruhenden Freundschaft[,] cf. Erlebniß u. Dichtung p 118 f.2 Dann aber ein Cardinalpunkt; Einiges über das Landrecht das die Linie des Gedankens weiterzieht: Die Berufsgliederung der deutschen Gesellschaft setzt in dem Recht statt Besitz u. Her[r]schaftsverhältnißen lauter Beziehungen gegenseitiger Bindung: Ausdruck davon: der Amtsbegriff. Wollen Sie nun eine Zeile schreiben, in welcher Form Sie diese Zusätze wünschen, wo u. in welchem Umfang Sie dieselben wünschen. Der letzte Abschnitt der auf Friedrich folgt muß als Buch etwa den Titel haben: die deutschen Universitäten und die Wissenschaft. Hier in dies[em]

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Dilthey an Paul Ritter  

Zus[ammen]h[ang] Thomasius3 u. die ganze Wolf[f]ische Schule.4 Ebenso aber auch wie ich mich doch wieder überzeugt habe, vorbereitet vorher u dann in Göttingen concentrirt die Historie u. die historisch gefaßten Geisteswissenschaften. Wann darf ich auf Ihr Kommen hoffen? Tausend herzl[iche] Grüße auch an die Gattin von   Ih[rem] ge[treuen]   W Dilthey Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 11–12. 1 Im Brieforiginal: nachträgliche Datierung von der Hand P. Ritters. 2 D.: Das Erlebnis und die Dichtung. Lessing – Goethe – Novalis – Hölderlin. Vier Aufsätze, 2. erweiterte Aufl. Leipzig 1907, S. 118.; GS XXVI, S. 86 f. 3 Christian Thomasius (1655–1728): Jurist und Philosoph. 4 Gemeint ist die sich an den Aufklärungsphilosophen Christian Wolff (1679–1754) anschließende philosophische Strömung des Wolffianismus.

[1635] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund,

[Ende] März 19091

inzwischen haben Sie meinen zweiten Brief erhalten. Ich denke er enthält das Richtige. Ihr Manuskript von Bogen 8 bleibt; u. wenn ich mit meinem Leibniz fertig bin, so sehen wir, ob nicht Kürzung des deutschen Staatsrechts ausreicht. Ich versuche also nun, so kurz als möglich zu sein, Sie Ihrerseits arbeiten ruhig am Friedrich weiter, ohne Bogen 8 zu kürzen. Und bin ich fertig so treten wir in Kombination untereinander unter Mithilfe von Schramms Rechenkunst. Meine Augen waren die letzten Wochen so schlecht, daß ich langsam vorwärts kam[,] übermäßig mich anstrengte dabei u. nervös wurde. So schrieb ich im ersten Schrecken, da ich abends nicht genau lesen u. die Bogen vergleichen durfte. Jetzt denke ich, daß sich alles ganz gut machen wird, nur muß ich die Augen noch sehr schonen.

In treuster Gesinnung der Ihrige Wilh. Dilthey

Dilthey an Paul Ritter  

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Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von unbekannter Hand mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 13–14. 1 Im Brieforiginal: nachträgliche Datierung von der Hand P. Ritters.

[1636] Dilthey an Paul Ritter

Lieber Freund,

Grunewald Siemensstr[aße] 37 2. 4. [19]091

mein Befinden ist so kläglich, Arbeit so unmöglich, daß ich Mittwoch oder Donnerstag spätestens reisen will – oder muß. Friedrich über Literatur habe ich geschrieben. Sonst nichts Rechtes. Es geht eben nicht. Könnten Sie Montag kommen, damit wir nochmals Alles besprechen? Bei uns essen? (Meine Hoffnung ist dann daß ich Sie rückkehrend noch hier finde.) Dienstag ists unruhig, muß aber im Nothfall auch gehn. Grüße [an] die verehrte Frau auf Wiedersehn Ihr Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Postkarte; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 15. 1 Datierung nach Poststempel.

[1637] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund,

4/4 [19]091

anbei über d[en] Literaturbrief Friedrichs (braucht wol nur verkürzt zu werden), Bemerkungen über Freundschaften mit Deutschen, u eine Verweisung über die Verhältnisse der aufgeklärten Beamten, Schriftsteller etc zu einander als gegründet auf Gemeinsamkeit der Landziele[?], Ideale u. der Arbeit für sie. Bemerkenswerth das Verhältniß zwischen Carmer,2 Svarez3 u Klein,4 zwischen Lessing[,] Nicolai5 u Mendelssohn6 etc.

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Dilthey an Eduard Spranger  

Also hoffentlich am Montag. Sonntag [wäre] mir natürlich auch recht. Ich bin tief beschämt daß m[eine] Gesundheit mich nöthigt, die Arbeit aufzugeben. Es ist erstlich ein vollständiger Zusammenbruch meiner Kräfte.   Beste Grüße, auch an die verehrte Frau!  Ihr   Dilthey Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 16–16 R. 1 Im Brieforiginal: nachträgliche Datierung von der Hand P. Ritters. 2 Johann Heinrich von Carmer (1720–1801): preuß. Justizreformer. 3 Carl Gottlieb Svarez (1746–1798): preuß. Jurist und Justizreformer. 4 Ernst Ferdinand Klein (1744–1810): preuß. Jurist und bekannter Vertreter der Ber­ liner Aufklärung. 5 Friedrich Nicolai (1733–1811): Schriftsteller und Verleger; Hauptvertreter der Berliner Aufklärung, Freund Lessings und Mendelssohns. 6 Moses Mendelssohn (1729–1786): Philosoph; Freund Nicolais und Lessings.

[1638] Dilthey an Eduard Spranger1

Lieber Herr Doktor,

Neuenahr, Rheinprovinz Hotel Kaiser Wilhelm 21. April 1909

Ihr Brief ist nun später angelangt, da ich inzwischen nach Neuenahr zunächst (Rheinprovinz, Hotel Kaiser Wilhelm) abgereist bin, von wo ich dann nach etwa 14 Tagen weitergehe. Gewiß bin ich mit Ihrer Habilitation einverstanden. Auch scheint mir Ihr Humboldt eine ausreichende Grundlage dafür zu sein. Ich rate aber bis nach Pfingsten zu warten: da ich nicht viel vor dieser Zeit zurück sein werde, und ich meine Anwesenheit in manchem Betracht wünschenswert finde. Halten Sie nur alles bereit dazu, ich melde gleich meine Rückkunft. Ich weiß nicht wieviel an sonstigen Arbeiten noch vorliegt? Heut nur eiligst diese Zeilen. Mit besten Grüßen Ihr W. Dilthey Lassen Sie mich doch vernehmen, ob Sie Gründe gegen das Warten haben.

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Dilthey an Paul Ritter  

Original: Nicht überliefert; Erstdruck in: E. Spranger: Gesammelte Werke, Bd. VII: Briefe 1901–1963. Hg. von H. W. Bähr. Tübingen 1978, S. 43. 1 Diesen Brief D.s teilte E. Spranger der Malerin und Zeichnerin Käthe Hadlich (1872–1960) vollständig in einem Brief vom 27. April 1909 mit.

[1639] Dilthey an Paul Ritter Mein lieber Freund,

[Ende] April 19091

ich muß nun doch plötzlich u. früh abreisen, unfähig noch etwas zu thun. Sie finden mit Aufschrift Ein Fach wo Alles liegt was Sie brauchen u etwa brauchen können. Den Schlüssel sende ich hierbei, und bitte denselben immer wieder mitzunehmen nach gutem Verschluß. In diesen Dingen (da auch über Geldangelegenheiten darin liegt, traue ich völlige Genauigkeit nur mir u. Ihnen zu). Sollten Sie abreisen ehe ich zurück bin, dann senden Sie ihn eben an mich: wir bleiben ja immer in Verbindung. Wir haben ja Alles besprochen u. es bleibt nur zu sagen, daß ich Ihr Manuscript in Bezug auf Landrecht u. wissenschaftliche Leistungen der Universitäten ergänze. Nun haben Sie für alle Liebe u Treue tausend, tausend Dank. Grüßen Sie die liebe Frau vielmals. Meine Adresse ist Bad Neuenahr, Rheinprovinz postlagernd. Sie melden wohl richtige Ankunft des Schlüssels mit einem Wort. So geschrieben zwischen hundert Abreisemiseren, aber nächster Tage schreibe ich vernünftig. In Treue Ihr   W Dilthey Studiosus Schramm ist Ihnen gerne behilflich. Seine Adresse ist Halensee, Ringbahnstr[aße] 119.2 Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 17–18. 1 Im Brieforiginal: nachträgliche Datierung von der Hand P. Ritters.

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Dilthey an Paul Ritter  

2 Dieses Postskriptum ist ein Diktat D.s von fremder Hand. – In zwei Schreiben vom 16. und 24. April 1909 hat D. von seinem Schüler und Sekretär E. Schramm eine Reihe von Büchern aus verschiedenen Bibliotheken, auch seiner eigenen, angefordert, die Schramm ihm in Paketen nach Bad Neuenahr, Rheinprovinz, Hotel Kaiser Wilhelm, schicken sollte, u. a. Schwänke und Lieder von Hans Sachs; Leopold von Rankes Französische Geschichte, 5 Bde. Stuttgart und Tübingen 1852–1861; Walther von der Vogelweide: Gedichte in altem Deutsch; Literatur über Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel u. v. m. (Original: ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, unpaginiert).

[1640] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund, Nur um ein Lebenszeichen von mir Ihnen zu geben und wo möglich von Ihnen eins zu empfangen, schreibe ich diese Zeilen. Bad Neuenahr ist mir bisher gut bekommen, jetzt bin ich sehr niedergedrückt durch eine Art Rückfall von Max, der ihn noch längere Zeit mit meiner Frau in Berlin zurückhält u. seine Kur verschiebt; dazu kommt gänzlicher Mangel an jeder Gesellschaft, da ich doch nicht arbeiten darf – es ist noch ganz leer hier – und abscheu­liches Wetter – wodurch meine Gedanken gar keine Hinlenkung zu irgend etwas Erfreulichem haben. Vier Wochen werde ich wol im Ganzen hierbleiben u. dann ist eine Nachkur nöthig, soll ich recht frisch zurückkehren. So kommt die Pfingstwoche darüber herbei. Wie aber steht es nun in diesem Fall mit Ihnen? Ich denke oft daran. Lassen Sie ein Wörtchen vernehmen was die Arbeit macht, wie das Befinden Ihrer verehrten Frau Gemahlin ist u. welche Pläne Sie haben. Ich hoffe immer, es ergeben sich Momente, die Sie länger in Berlin zurückhalten. Ich lese Rankes französ[ische] Geschichte – mit größtem Entzücken über die Form. Tausend Grüße auch der verehrten Frau[.] In Treue Ihr Wilhelm Dilthey Bad Neuenahr Rheinprovinz Hôtel Kaiser Wilhelm 1. Mai [1909] Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 19–20.

Dilthey an seine Frau Katharina  

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[1641] Dilthey an seine Frau Katharina

Liebste Käthe,

Sonnabend [8. Mai 1909]

ich habe mit meinem ausgezeichneten Arzt hier Ende der Kur eine Nachkur besprochen. Er ist mit dem Abschluß der Kur nach Ende der 4 Wochen, Dienstags, einverstanden. Er verlangt aber unbedingt bei der Natur meiner Krankheit eine Nachkur in der Höhenluft, nur eine Annäherung bei 0 konnte nicht erreicht werden, und Enthaltung von Milch u. Compot[;] er findet die Ursache in meinem nervösen Zustand, der sich einmal in den ersten 14 Tagen besserte, dann aber zurückkehrte. Die Kur würde ohne eine Zeit in höherer Luft fast unnütz sein. Seine Forderung von Hochgebirgsluft, damit die Wirkung irgendwie dauere, ist peremtorisch1 u. er läßt keine Vorschläge über Mittelgebirge zu. Ich brauchte constante Sonne und Höhenluft. Ich müßte also nach Tirol oder Südschweiz? Da ist Tirol natürlich vorzuziehen. Auch ist die Sache[,] da ich nachher doch für Berlin ostwärts muß ziemlich gleich. Nach meinen Geschäften ist höchst wünschenswerth daß ich den 8ten Juni zurückbin, und nur wenn ich nicht erholt bin, werden wir erst den 14. Juni zurücksein; dieser Termin kann aber aus vielen Gründen nicht überschritten werden, wenn es nicht zum 8ten gelingt. Ich denke an Klobenstein2 oder Oberbozen.3 Dem Arzt ist freilich nicht ganz recht wenn ich über 1000 Meter gehe. Er verlangt ferner Übergang in Brixen oder Ort gleicher Höhe. Da Leni jedenfalls einige Tage Ruhe nach Dienstag braucht, denken wir bei Lily 4 in Bonn zwei Nächte zu bleiben. Hierdurch erhält nun deine Frage wegen der Leute eine präcisere Form u. bestimmt sich im Ganzen wol die Sache. Die Leute würden also nur 8 höchstens 14 Tage länger allein sein, als wir ihnen Lohn und Kostgeld geben müßten. Auch wäre es doch wol nur thunlich wenn sie selbst kündigen, da sie gerade auf diese Ruhezeit besonderes Gewicht legten u. Leni ihnen beim Miethen ausdrücklich gesagt hat, daß wir unsere Leute nicht vor den Reisen entlassen. Nun kommt die Schwierigkeit wie Du selbst schreibst daß wir die Leute nicht in unsrer Abwesenheit ausziehen lassen können. Und im Übrigen entsteht bei unserer Rückkehr – und Leni möchte ich nicht voraus gehen lassen, wo jetzt Alles so sehr auf die Überwachung meiner Diät ankommt – die Schwierigkeit, wer die neuen Leute miethen soll. Ich habe keine andere Möglichkeit als daß Du zum 8 oder 15 die Leute so miethen müßtest daß sie vom 1 ab bis dahin Kostgeld u. Lohn bekämen u. dann mit bei unserer Rückkehr einziehen könn-

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Dilthey an seine Frau Katharina  

ten. Und da nun Leni so wenig von der Küche versteht, müßte es schon eine sehr gute Köchin wegen meiner Diät sein. Damit hast Du natürlich recht daß die Leute zunächst nur mit dieser Zeit rechnen u. es ist fraglich ob sie noch längere Zeit danach bleiben. Das ist also die Sachlage. Unmöglich scheint mir nur ohne Kündigung durch die Leute selbst[,] sie zu entlassen u. eben so weiß ich nicht wie man es einrichten könnte erst bei unserer Rückkehr neue Leute zu miethen. Ich beauftrage gleichzeitig die Bank, Dir nicht 500, sondern 700 Mark zu senden. Denn es scheint mir klug, Dr Hauser5 sogleich um die Rechnung zu bitten, da er jetzt noch darauf rechnet unsere Kundschaft zu behalten. Wir leben hier ganz für uns und mit großer Vorsicht, auch so sparsam als hier irgend möglich ist. Als wir kamen war kein nützlicher Verkehr als mit einem katholischen Priester u. Professor, mit dem Leni religiöse Gespräche führte, u. jetzt wo viel neue Leute seit 1 Mai kommen, lohnt es sich nicht mehr. Die Reise werden wir uns auch möglichst sparsam einrichten. Eine oder die andre Stadt will ich wegen meiner Arbeit sehen. Wie sehne ich mich danach allmälig mir wieder nächstens zweckentsprechende Lektüre und einiges Nachdenken gestatten zu dürfen. Ich hoffe, wenn jetzt die Nachkur glückt doch dann nicht in diesem Jahre mehr als ein paar Tage einmal in der Nähe weg zu müssen. Bis Anfang August bin ich ja überhaupt durch die Examina u. Geschäfte gebunden u. wir haben ja den Vortheil unsre Wohnung auszunutzen, worin ich mit Dir völlig einverstanden bin. Die guten Nachrichten über Max u. auch daß Du dich erholst – das thut mir auch gesundheitlich sehr gut. Und nun Euch beiden tausend Grüße. Max soll nur ganz regelmäßig arbeiten. Ich brauche sonst k[einen] Brief von ihm – nur über seine Arbeitseinrichtung schreiben. Lieb wäre mir endlich Deine Ansicht: ich möchte wenn den 1 Juni Möders6 eröffnet wird dorthin die letzte Zeit, die dann noch übrig ist[,] gehen. Weißt Du vorher einen guten Ort 1000 Meter? Seiß,7 das gewiß um diese zeit nicht schwül sein kann? Du schickst wol eine Zeile nach Bonn, auch ob das Geld richtig angekommen ist. Tausend Grüße Euch beiden u. Freunden die Du etwa siehst von D[einem] Wilhelm Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey, 13 f, Anlage. 1 Widerspruch ausschließend. 2 Luftkurort in Südtirol. 3 Ort in Südtirol.

Dilthey an Paul Ritter  

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4 D.s Schwester Caroline Wilhelmine Friederike, gen. Lily (1846–1920); Ehefrau von D.s Freund H. Usener. 5 Nicht zu ermitteln. 6 Wildbad Möders am Brenner, Südtirol. 7 Seis am Schlern, Dorf in Südtirol.

[1642] Dilthey an Paul Ritter 16. V. 19001 München Herzlichen Dank, mein lieber Freund für die schöne Einrichtung die Sie getroffen, die mir zugleich Erholungsruhe u. ruhigen gemeinsamen Abschluß sichert. Ganz besonders aber der lieben Frau die ein solches Opfer bringt. Ich bin eben auf dem Weg nach Tirol. Adresse noch unmöglich.

In Treue Ihr W. Dilthey

Original: Hs.; Postkarte; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 21. 1 Datierung nach Poststempel.

[1643] Dilthey an Paul Ritter den 21. Mai [1909] Salegg bei Seis Lieber Freund, nach beendeter Kur bin ich nach langsamer Reise und Übergangssituation in Brixen nach Seis über Waidbruck Pension Salegg (mit eigener Post) (Südtirol) gegangen wo ich nun die Nachkur halten will. Es ist hier wunderschön. Der Zweck der Kur ist erreicht, aber ich bin noch sehr angegriffen von derselben. Meine Frau u Max sind abgereist; der Diener u seine Frau, werden, wenn

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Dilthey an Paul Ritter  

Sie bei mir arbeiten wollen für Sie sorgen u Mittagessen bereiten. Befehlen Sie nur wie zu Hause. Ich bin des Nichtthuns recht satt, muß mich aber fügen. –    Tausend herzl[iche] Grüße an Sie u Empfehlung an die liebe Frau. Treulichst  Dilthey Original: Hs.; Postkarte; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 22.

[1644] Dilthey an Paul Ritter 29. Mai [1909] Hotel Salegg Bei Waidbruch. Süd-Tyrol Lieber Freund. Ich würde es für meine Erholung für richtiger halten, wenn ich erst am 16. Juni zurückkehrte. Indeß könnte ich es auch zum 9. Juni schließlich einrichten, wenn es nach Ihren Reiseplänen erwünschter wäre. Ich bin mit meinen Fortschritten sehr zufrieden u. hoffe recht arbeitskräftig zurückzukehren. Wenn Sie mir nun gleich eine Seite hierher schreiben (:Hotel Salegg bei Waidbruck. Süd-Tyrol!) so trifft diese mich noch hier (ich weiß nicht, ob ich nicht noch übersiedele) u. kann mich danach einrichten. Beste Grüße auch an die liebe Frau von Ihrem getreuen Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von unbekannter Hand mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 23.

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Dilthey an Fritz Jonas  

[1645] Dilthey an Fritz Jonas1 Nehmen Sie, verehrtester Herr Schulrat, meinen ergebensten Dank für die freundliche Übersendung Ihres sehr interessanten Artikels, der mich auf die Schrift selbst,2 von der Sie sprechen, sehr begierig macht. Mit besten Grüßen Ihr Gez. W. Dilthey. Grunew[ald] 17. 6. [19]09 Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms; StB PK Berlin, Dep. 4 (Fritz Jonas), K. 5, Nr. 1031. 1 Der Gymnasiallehrer und Literarhistoriker Fritz Jonas (1845–1920), Sohn des Theologen und Schleiermacher-Schülers Ludwig Jonas (1797–1859). 2 Nicht zu ermitteln.

[1646] Dilthey an Paul Ritter

Lieber Fr[eund]

Berlin, 17. 6.19091 Donnerstag

vorgestern Nachmittags programmäßig angekommen. In diesen ersten Tagen durch eine Habilitationssache occupirt. Aber jeden Tag bereit in die Arbeit einzutreten. Mit herzl[icher] Theilnahme für die verehrte Frau [–] Todesnachricht vernommen u spreche ihr mein Beileid aus.2 Bitte nun sobald Sie da mir ein Lebenszeichen zu geben. Noch eins. Haben Sie doch die Güte, den Schlüssel zu meinem Schrank mir gleich zu senden, da ich sonst nicht an diesen heran kann. T[au]s[en]d Grüße v[on]   Ihrem getreuen  Dilthey Original: Hs.; Postkarte; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 24.

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Eduard Spranger an Dilthey  

1 Datierung nach Poststempel. 2 Nicht zu ermitteln.

[1647] Eduard Spranger an Dilthey

Hochgeehrter Herr Geheimrat!

Charlottenburg 2, Kantstr[aße] 140. Den 21. Juni 1909.

Sie wollten die große Güte haben, mir zu gestatten, daß ich die gestern vertretene Auffassung des Verhältnisses Humboldt – Schelling, die ich S. 71 meines Buches und chronologisch noch genauer S. 193/5 formuliere, durch einige ausgewählte Stellen näher belege.1 Zunächst die Frage: Subjekt – Objekt. Hier stütze ich mich außer auf die gestern angeführten Äußerungen noch auf folgende: W. W. III,2 168. „Objektivität und Subjektivität  – an sich Eins und dasselbe – werden nur dadurch verschieden, daß die selbständige Handlung der der Reflexion sie einander entgegensetzt.“ WW III, 139. Dem Sinne nach: wie erst in der Reflexion Subjekt und Objekt einander gegenübergestellt werden, so mußte auch die „Kraft des Universums“ sich in Individualitäten spalten, „um sich selbst klar zu werden.“ III, 297. „Daß Ich und Du nicht bloß sich wechselseitig fordernde, sondern, wenn man bis zu dem Punkte der Trennung zurückgehen könnte, wahrhaft identische Begriffe sind.[“] Für die ontologische Identität, außer den gestern genannten: III, 209: Natur und Idee … sind Eins und dasselbe. III, 139. das All = Eine III, 191. „Alles im Universum ist Eins und Eins Alles.“ III, 167. – mit einseitiger Beziehung auf die Natur: S. 140. 149. 363. Übrigens gibt auch Haym zu, daß H[umboldt] sich bezüglich der Identität von Subjekt und Objekt Fichte näher steht als Kant (S. 459 ff.).3 Aus den sprachphilosophischen Werken ließe sich noch eine Fülle von Stellen anführen. Daß Schellings systematische Formulierung bei der Ausbildung von Humboldts zweitem philosophischen Standpunkt eine Rolle spielt, möchte ich weniger durch Wiederholung von Einzelheiten, als durch Berufung auf allgemeine Tatsachen begründen.

Eduard Spranger an Dilthey  

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Humboldt verläßt Deutschland 1797 mit dem voll ausgebildeten ­K antischen Standpunkt, der alles, was er von Herder und Goethe in sich trägt, mindestens unterdrückt. Er lernt in Paris Fichtes System kennen und findet sich davon angezogen. Von 1798–1803 entfremdet er sich der Beschäftigung mit der Metaphysik; (eigner Bericht;) auf seine Kantische Periode blickt er mit einem Gefühl der Fremdheit zurück. (an Schiller.) Sein inneres philosophisches Leben aber geht natürlich weiter; er nimmt romantische Strömungen in sich auf, läßt die alte Shaftesbury 4  – Goethe  – Herder Naturauffassung ungehinderter durchbrechen. Aber die so aus den Materialien seines eigenen Lebens entstehende Metaphysik wächst wild; man sieht ihn (einen philos[ophischen] Dilettanten) ringen nach begrifflichem Ausdruck dieses „Letzten des Letzen“. In dieser Situation schreibt er wieder lange philosophische Briefe an Brinckmann5 (benutzt) und an Schiller. Schiller an Goethe 1803: „Humboldt hat wieder geschrieben u. läßt Sie schönstens grüßen. Es ist ordentlich Krankheit, wie er mitten in Paris nach dem Übersinnlichen und Unsinnlichen schmachtet, so daß Schellings Schriften jetzt seine heftigste Sehnsucht sind.“6 Der Originalbrief H[umboldt]s ist in diesen Tagen entdeckt worden, wird aber der Benutzung vorenthalten. Endlich bekommt er die „Methode des akad[emischen] Studium“.7 Den Eindruck habe ich S. 194 geschildert: Gegensatz gegen die übertriebene Apriori-Spekulation, Freude am systematischen Ausdruck der romantischen Geistesverfassung. Von nun an erhält sein Denken ein festeres Gefüge: Parallelität von Organismus – Kunstwerk – Charakter, Anklänge an die Potenzlehre, Organismus-Idee, Schellingsche Kategorien in der Griechenauffassung, Philosophie der „Urideen u. Grundkräfte“ (III, 345 f.) u. s. w. Gewiß konnte er das alles bei Goethe ähnlich finden; warum aber zeigt sich diese Denkweise dann nicht schon früher? Und Goethe selbst hat doch auch vieles von Schellings Systematisierung seinen eignen Gedanken sich einverleibt. Ich zweifle nicht, daß Haym ebenso wie ich geurteilt hätte, wenn ihm das betr[effende] Material bekannt gewesen wäre. Hat er doch, als Prof. Leitzmann8 den Brief an Körner v[om] 8. Juni 1805 fand (Briefw[echsel] Schiller – Humboldt S. 325),9 selbst zu ihm geäußert, er finde darin Schellingsche Anklänge. Verzeihen Sie, hochgeehrter Herr Geheimrat, daß ich Ihre Zeit schon wieder so unziemlich lange in Anspruch genommen habe. Aber ich mußte beweisen, daß ich nicht leichtsinnig argumentiert habe. Genehmigen Sie für alle mir gestern und heut erwiesene Güte meinen tiefempfundenen Dank und empfehlen Sie mich bitte Ihrem hochgeehrten Fräulein Tochter.10

In höchster Verehrung und Dankbarkeit ganz ergebenst Eduard Spranger.11

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Eduard Spranger an Dilthey  

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 82, Bl. 46–47 R. 1 E. Spranger hatte ein Exemplar seiner im November 1908 erschienenen Habilitations­ schrift Wilhelm von Humboldt und die Humanitätsidee sogleich D. zu dessen Geburtstag am 19. November 1908 geschickt (vgl.: E. Spranger: Meine Studienjahre 1900 bis 1909, in: Eduard Spranger. Aspekte seines Werks aus heutiger Sicht mit einer bisher unveröffentlichten autobiographischen Skizze von Eduard Spranger. Hg. von G. Meyer-Willner. Bad Heilbrunn / OBB. 2001, S. 196–231, hier S. 228). – Der Habilitationsvortrag mit Kolloquium fand nach der Erinnerung Sprangers „etwa am 23. Juli 1909“ statt (vgl. ebd., S. 230) – gemäß dem hier edierten Brief könnte der Termin auch der 20. Juli 1909 gewesen sein. 2 Wilhelm von Humboldts Gesammelte Schriften. Hg. von der Königl. Preuß. AdW zu Berlin. Bd. III. Hg. von A. Leitzmann. Berlin 1904. 3 R. Haym: Wilhelm von Humboldt. Lebensbild und Charakteristik. Berlin 1856. 4 Antony Ashley Cooper, dritter Earl of Shaftesbury (1671–1713): engl. Philosoph. 5 Karl Gustav Freiherr von Brinckmann (1764–1847): schwed. Diplomat und Dichter. 6 F. Schiller–J. W. Goethe: Der Briefwechsel. Historisch-kritische Ausgabe. Hg. von N. Oellers. Bd. 1. Stuttgart 2009, S. 1078. 7 F. W. J. Schelling: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübin­ gen 1803. 8 Carl Theodor Albert Leitzmann (1867–1950): Germanist und Literaturhistoriker; 1898 a. o., 1923 o. Prof. in Jena. 9 Briefwechsel zwischen Schiller und Wilhelm von Humboldt, 3. vermehrte Aufl. mit Anmerkungen von A. Leitzmann. Stuttgart 1900. 10 D. Tochter Clara. 11 Im Dilthey-Nachlass der ABBAW ist im Fasz. 58, Bl. 187–201 ein Manuskript D.s hinterlegt mit der Überschrift: „Abschrift: Spranger: „Humboldt“, bei dem es sich vermutlich um ein Gutachten D.s handelt. (Diktat D.s, geschrieben von der Hand E. Schramms): „In dem Abschnitt des Buches Sprangers über Humboldt, welcher die systematische Bedeutung der Humanitätsidee behandelt, wird zuerst der Begriff eines Bildungsideals entwickelt. Es ist „die anschauliche Phantasievorstellung von einem Menschen, in dem die allgemein menschlichen Merkmale so verwirklicht sind, daß nicht nur das Normale, sondern auch das teleologisch Wertvolle derselben in der höchsten denkbaren Form darin ausgeprägt ist“. Unter den historischen Formen des Bildungsideals erhält nun diejenige ihre Stelle, welche in der Humanitätsidee ihren Mittelpunkt hat. Sie ist die Schöpfung unseres klassischen Zeitalters. Wie nun dies neue Ideal aus dem Leben selbst entsteht, in der großen Dichtung zum Ausdruck gelangt, eine moralische Kraft in der deutschen Gesellschaft wird, werden zugleich mit diesem schaffenden Vorgang die Kategorien entwickelt, in denen dieses zu philosophischem Bewußtsein sich erhebt. Unter denen, welche das unternahmen, nimmt Humboldt die erste Stelle ein. So wird H[umboldt] systematisch lehrreich als der bisher gründlichste Bearbeiter der Aufgabe, die historischen Kategorien zu entwickeln, in denen die ethische Produktivität, aus der ein Bildungsideal entsteht, zu denkendem Bewußtsein erhoben wird. Und ebenso muß nun in Sprangers Buch ihm zum Thema werden, welcher der historische Zusammenhang in dem Zeitalter unserer klassischen Literatur war, der aus Leben und Gesellschaft diese produktive ethische Idee hervorbrachte, in der Kunst ihr Ausdruck gab u. im Denken sie in Formeln ausdrückte. Hayms Humboldt hat mit dem Verständnis, das aus einem verwandten Standpunkt entspringt, in einem großen künstlerischen

Eduard Spranger an Dilthey  

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Wurf die allgemeinen Züge im Bilde Humboldts höchst eindrucksvoll u. im ganzen richtig hingestellt. Mit diesem Buch versucht Sprangers Werk nicht zu wetteifern. Es dient vielmehr einem anderen u. engeren Bedürfnis. Haym hatte darauf verzichtet, den Nachlaß Humboldts zu benutzen. Eben dieser, wie er nun in der Humb[oldt]-Ausg[abe] unserer Akademie veröffentlicht wird, bildet die Grundlage von Sprangers Arbeit. Zugleich hat sich seit Hayms Schrift das briefliche Material außerordentlich vermehrt. So konnte sich nun Spr[anger] eine Aufgabe stellen, für deren Lösung Haym noch die Grundlagen fehlten. Er unternimmt die philosophische Gesamtanschauung Humboldts zu rekonstruieren. Sonach beschränkt er sich auf die Darstellung der allgemeinen wissenschaftlichen (philosophischen) Gedanken Humboldts, das staatsmännische Wirken desselben u. seine sprachphilosophischen Arbeiten schließt er aus. Diese Einschränkung war auch durch die Umstände gefordert: denn die Frage, was von den leitenden Ideen der Unterrichtsreform H[umboldt] angehöre, welchen Anteil insbesondere Süvern [Johann Wilhelm Süvern (1755–1829): Lehrer und Politiker] u. Schleiermacher haben, ist noch nicht spruchreif, u. über die Bedeutung der sprachwissenschaftlichen Arbeiten sind unter den Sprachforschern die Ansichten so geteilt, daß sich hier der Nichtfachmann unmöglich einmischen kann. Innerhalb dieses eingeschränkten Gebietes unternimmt Spranger aber, aus den einzelnen Entwürfen, Bruchstücken, Briefen, Schriften, die philos[ophische] Gesamtanschauung u. die Stadien ihrer Entwicklung herzustellen. Haym hatte hierauf verzichtet. Er behandelte nur Inhalt u. Wert einzelner Schriften. Daß aber ein solcher Zusammenhang besteht, dafür spricht schon, daß Humb[oldt] selbst gelegentlich von seiner „Theorie“ od[er] seinem „System“ gesprochen hat. Er war kein Philosoph im strengen Verstande; aber seine geistige Entwicklung war von Anfang bis zu Ende durch dieselben Grundideen bestimmt: sie war auf die Lösung derselben Probleme gerichtet, u. die neuen Wege, die er für diese Lösung aufsuchte, so verschieden deren Ausgangspunkte auf den ersten Blick erscheinen, bilden doch einen inneren Zusammenhang. Sollte der auf Einzelarbeiten, Skizzen, Bruchstücken u. Briefen gewonnene Zusammenhang nachgeprüft werden können, so müßte Sprangers Buch auf künstlerische Darstellung verzichten. Er müßte die verschiedenen Versuche Humboldts, seine Probleme zu lösen, nebeneinanderstellen u. überall die Quellenbelege u. das Detail vorlegen. Es muß besonders lobend hervorgehoben werden, wie Spranger Vorgänger und Zeitgenossen Humboldts in Philosophie, Literatur u. Einzelwissenschaften immer genau präsent hat bei der historischen Erklärung u. Abschätzung seiner Gedankenreihen. Nur wo er die Philologie behandelt, welche die Auffassung Humboldts über Griechen u. Römer beeinflußt hat, mangelt die Bestimmtheit u. Genauigkeit der Darstellung. Die Ergebnisse seiner Arbeit führen an verschiedenen Punkten über Haym hinaus. Unter diesen ist der wichtigste der Nachweis einer erheblichen Wandlung, die sich unter dem Einfluß der Romantik u. Schellings in Humboldts Standpunkt vollzogen hat. Hierin tritt er Haym entgegen, welcher, seiner eigenen Denkart entsprechend, die kant-schillersche Position Humboldts im Ganzen unverändert fortdauernd bis zu Humboldts Tode annahm. (Vgl. indeß Haym[, S.] 459.) Durch alle Gebiete der Lebensarbeit Humboldts hindurch geht Spranger diesem Wechsel des Humboldtschen Standpunktes nach. Ich habe dieser neuen Auffassung Sprangers zunächst großes Mißtrauen entgegen­ gebracht. Aber genaue Prüfung des Materials hat mich doch von der Richtigkeit derselben überzeugt. Die Tatsache der Veränderung seines Standpunktes ist von ihm selber am 22. Ok­t[ober] 1803 an Brinckmann ausgesprochen (Spranger[, S.] 190): „Die Ideen, in denen sich in jedem Menschen das Letzte zusammenknüpft, u. die man also wenigstens reine Metaphysik nennen kann, haben sich bei mir seit einiger Zeit beträchtlich verändert, u. ich

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Arthur von Auwers an Dilthey

bin beinah zu einem ganz andern System gekommen.“ Sein Ausgangspunkt ist hierbei der Gegensatz gegen das „abstrakte erfahrungsfremde Apriori“ Kants u. Fichtes. „Das wahre Apriori müßte, glaube ich, die Kraft im Menschen sein, die den eigentlichen, aber [ – die Konjektur Sprangers „oder“ statt „aber“ ist irrig – ] vollen Menschen reproduziert, aber ohne Anwendung auf diesen oder jenen Gegenstand, u. als bloße Energie.“ Das transzendentalphilosophische Apriori war die Bedingung der Möglichkeit allgemeingiltiger Urteile; Humboldt versetzt es nun durch die Anschauung der Menschheit als einer Kraft [Energie], „die einzig u. allein an der Handlung hängt, die sie in jedem Moment ausübt“, und „mit jedem Wirken Vermehrung erhält.“ Wie der Mensch sich nur durch Reflexion deutlich wird u. diese nur durch Gegenüberstellung eines Objekts u. Subjekts geschehen kann, so muß „auch die Kraft des Universums, auf der Stufe, auf der wir sie kennen, sich in Vielheit zerspalten, um sich selbst klar zu werden.“ [Bruchstück „Latinum u. Hellas“, etwa 1806 – H[umboldt]. W[erke] III, [S.] 139 ff.] Von hier aus postuliert er nun die Identität von Subjekt u. Objekt, des Einzelnen u. des All, des Ich u. des Du. [W[erke] III, [S.] 168, 139, 191, 297.] Ohne Zweifel sind solche Sätze Shaftesbury, Herder, Goethe, Hemsterhuis [Frans Hemsterhuis (1721 –1790): niederl. Philosoph und Schriftsteller] verwandt u. berühren sich zugleich mit den späteren Lehren Fichtes. Daß aber Schelling einen bedeutsamen Einfluß auf diese Fortentwicklung Humboldts geübt hat, geht teils aus der Terminologie Humboldts, teils aus seiner Lebensgeschichte hervor. [Schiller an Goethe über Humboldts Sehnsucht nach den Schriften Schellings. Dann dessen Eindruck von der Vorlesung Schellings über die Methode des akademischen Studiums, u. danach eine erhebliche Zahl von Übereinstimmungen mit Schelling in Ideen u. Sprachgebrauch.] Auf den Zusammenhang, in welchem Spr[anger] in Humboldts Weltauffassung Anthropologie, Geschichte, aesthetische Erziehung u. Humanitätsideal zueinander setzt, gehe ich nicht näher ein, da derselbe durchaus einwandfrei aufgezeigt ist. Mit dem weiten Umfang, in dem Spr[anger] den Ausdruck „aesthetisch“ gebraucht, bin ich nicht einverstanden. Das Schlußkapitel „Die Humanitätsidee u. die Gegenwart“ wäre besser weggeblieben, ebenso wie die Darstellung der gegenwärtigen Auffassung des Griechentums, da die hier gegebenen Andeutungen ungenügend sind u. unsere gänzlich veränderte Stellung zum Griechentum u. dem Humanitätsideal nicht genügend zum Ausdruck bringen.“

[1648] Arthur von Auwers1 an Dilthey An den Vorsitzenden der Kant-Commission H[er]rn Geh[eimen] Reg[ierungs-]Rat Prof. Dr. W. Dilthey Grunewald Siemensstr[aße] 37

  Hochgeehrter Herr Kollege,

Berlin, 2. Juli 1909

dem Prof. Dr. P. Menzer in Halle ist unter dem 2. März d[es] J[ahr[e]s die Ausfertigung des von ihm und der Kant-Kommission verabredeten Vertrages be-

Dilthey an Paul Ritter   

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treffend die ihm übertragene Leistung der Herausgabe der Vorlesungen Kant’s in zwei Exemplaren übersandt worden. Er sollte beide unterzeichnen und demnächst an das Bureau der Akad[emie] zurücksenden, auch der Sendung den Betrag des Mangels (3 Mark) beifügen. Trotz einer inzwischen an ihn durch den Archivar der Akad[emie] gerichteten Erinnerung hat er dies bisher nicht getan, und ich sehe mich daher zu der Bitte an Sie genötigt, die Vollziehung des Vertrages durch H[er]rn Menzer veranlassen zu wollen. Zugleich benutze ich die Gelegenheit daran zu erinnern, daß die Abrechnung über die Kant-Ausgabe für das Etatjahr 1908 noch nicht eingereicht worden ist. Hochachtungsvoll A. v. A. z.Zt. vorsitz[ender] Sekretar Original: Hs.; Schreiberhand, ABBAW, Bestand PAW (1812–1945), Sign. IIVIII-115, Bl. 121. 1 Arthur von Auwers (1838–1915): Astronom; seit 1878 Sekretar der physik.-math. Klasse der Königl. Preuß. AdW zu Berlin.

[1649] Dilthey an Paul Ritter  Lieber Freund!

20. 7. [19]09.

Wir müssen nun doch einmal wieder zusammenkommen, wenn ich auch mit dem Landrecht immer noch nicht fertig bin. Bis zum 23. vormittags muß Koser „Friedr[ich] d[er] Gr[oße] u[nd] [die] Univers[itäten]“1 zurückgegeben sein, weil aus dem Lesesaal. Wenn Sie also morgen, Mittwoch, kommen könnten, so könnten wir das zu Benutzende besprechen. Donnerstag leider Sitzung. Es wäre schon in jedem Betracht sehr gut, könnten Sie morgen kommen. Ist’s Ihnen möglich, so bekomme ich wohl eine Zeile. Wo nicht, so werde ich ohnehin von morgens 11 Uhr ab zu Ihrer Verfügung sein. Mit besten Grüßen   W.  D.

248

Dilthey an Herman Nohl   

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, unpaginiert. 1 Nicht zu ermitteln.

[1650] Dilthey an Herman Nohl  21 Juli (1909)1 Grunewald Siemensstr[aße] 37   Lieber Freund, Das Semester geht zu Ende, u. ehe Sie abreisen, würde ich so gern eine Nachricht über Ihrer Aller Befinden, darüber[,] wie Sie mit Ihrer Universitätsthätigkeit zufrieden sind u was Ihre Arbeiten machen[,] erhalten.2 Hier leben wir sehr unter dem Eindruck der traurigen politischen Lage. Zum Schlimmsten gehört daß der Einfluß des Centrums auf Baiern u. Würtemberg ein Hauptmoment für den Sieg der jetzigen ‚Finanzreform‘ gewesen ist: eine ganz neue Constellation; Spaltung in den Bundesregierungen kommt zu denen des Reichtstags. Die preuß[ischen] Universitäten gehen einer bedenklichen Zeit entgegen! Ich denke in m[einem] ersten Bande[,] der nun doch wol endlich in diesem Winter fertig wird[,] über die Notwendigkeiten in der Existenz der Universitäten mich klar u. rund, mit histor[ischer] Begründung aus[zu]sprechen. Hier hat sich nun auch Spranger habilitirt. Es ist mir eine Freude gewesen, das Meinige noch dafür thun zu können. Vorgestern waren Vortrag, Discussion u. definitive Zulassung.3 Der arme Hoffmann4 ist nicht zur Habilitation gekommen, und ich weiß nicht was aus diesem philosophischen Grübler, dem die Mittel für dies bescheidenste aller Metiers fehlen, werden soll. Mit besten Grüßen an Sie alle, auch von Leni treulichst Wilh Dilthey Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Nr. 45. 1 Im Brieforiginal: Das Jahr ist nachträglich von der Hand H. Nohls ergänzt. 2 Nohl habilitierte sich 1908 mit seiner Arbeit Die Weltanschauungen der Malerei (Leip-

Dilthey an Paul Ritter  

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zig 1908, Jena 1908) in Jena und lehrte dort bis zu seinem Eintritt in den Krieg im Sommer 1915. 3 Vgl. Anm. 1 zu Brief [1647]. 4 Ernst Hoffmann (1880–1952): Philosophiehistoriker; 1905 Promotion bei H. Diels; 1922 o. Prof. in Heidelberg.

[1651] Dilthey an Paul Ritter Grunewald, d[en] 28. 7. [19]09. Lieber Freund! Zunächst Ihre Fragen. Es war ein Irrtum von mir, daß meine Tochter1 in Wyck auf Föhr gewesen wäre; sie hat nur von Bekannten davon gehört. Und dies bezieht sich nur auf das Sanatorium daselbst. Es steht unter Leitung des Dr. ­Gmelin2 über welchen aber das Urteil verschieden ist. Das Sanatorium selbst soll sehr hübsch eingerichtet sein. Nur wird es in den Schulferien überfüllt sein. Über die Hotels oder möblierten Wohnungen weiß sie nichts. Schade, daß ich nicht mit mehr aushelfen kann. Ihr Entschluß ist gewiß richtig, daß Sie das gute Befinden Ihrer Gattin benutzen. Es ist ja eben jetzt für die Nordsee die beste Zeit. Ich lasse ihr das Allerbeste wünschen. Daß wir uns vor der Reise noch einmal sehen, scheint mir nicht erforderlich. Dagegen weiß ich noch nicht, ob nicht sehr erwünscht wäre, das Manuskript der Universitäten in einiger Zeit zu haben. Doch würde es freilich nur dann helfen, wenn es möglichst, wenigstens für die ersten Partien, zum Abschluß gebracht wäre. Und nun reisen Sie beide glücklich, mein lieber Freund, u. erholen sich auch selber! Ihre Adresse schreiben Sie mir wohl gleich. Beste Empfehlungen an die liebe Frau!

Herzlich der Ihrige W. Dilthey3

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, 29–30. 1 Gemeint ist D.s jüngste Tochter Leni. 2 Carl Gmelin (1863–1941): Arzt; 1898 Gründer des Sanatoriums „Haus Tübingen“ in Wyk auf Föhr.

250

Dilthey an Bernhard Fürst von Bülow  

3 An demselben Tag schrieb D. an P. Ritter: „Lieber Freund. Darf ich Sie noch bitten, mir die Abhandlung: Koser: ‚Friedr[ich] d[er] Gr[oße] u. die Universitäten‘ zuzuschicken. Beste Grüße W. D. 28. 7. [19]09.“ (Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand E. Schramms; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 28.)

[1652] Dilthey an Bernhard Fürst von Bülow

Ew. Durchlaucht

Berlin-Grunewald Siemensstr[aße] 37 30 Juli 1909

gestatten, nachdem das Gedränge der sich Verabschiedenden um Sie her etwas nachgelassen haben wird, daß ich Ihnen ausspreche, wie ich Ihr Ausscheiden aus der ersten Reichsstellung als ein nationales Unglück ansehe, wie ich aber fest davon überzeugt bin: wir werden Ew. Durchlaucht bald wieder bedürfen, dann wird gegen die Macht Ihres großen und reinen Namens kein Widerstand möglich sein, und Sie werden sich der Aufgabe die dann kommt nicht entziehen, welche Abneigung Sie dagegen auch gegenwärtig haben mögen.1 Die Zeit der Muße, die Ew. Durchlaucht jetzt beschieden ist, wird Sie doch vielleicht almälig zu Aufzeichnungen reizen. Sie allein können das politische Buch schreiben, das aus genial aufgefaßten Erfahrungen und Geschichte darlegt, unter welchen Bedingungen allein das alte Preußen fortbestehen kann, das für Deutschland im europäischen Machtkampf eine Nothwendigkeit ist.2 Und darf ich auch noch von Persönlichem reden? Welcher Verlust für meine Existenz darin liegt, daß Durchlaucht Ihre Frau Gemahlin und Sie mir nun entrückt sind, können Sie beide nicht ahnen. Es waren unbeschreiblich genußreiche Stunden, die ich bei Ihnen verleben durfte. Unauslöschlich ist für mich der Eindruck zweier Persönlichkeiten, die im höchsten Wirkungskreis und in den größten Weltverhältnißen sich zu schöner reiner Menschlichkeit gebildet haben. Ich würde es als eine besondere Gunst des Schicksals ansehen, Ihnen beiden noch einmal in dem kurzen Rest meines Leben zu begegnen: jetzt bleibt mir doch nur, die treuesten Wünsche für Ihrer beider Wohl auszusprechen. Wollen Sie dieselben auch ihrer Durchlaucht vermitteln. In treuester unwandelbarer Verehrung Ew. Durchlaucht zugethan

Wilhelm Dilthey

Dilthey an Artur Kutscher  

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Original: Hs.; BA Koblenz, NL Bernhard Fürst von Bülow, Sign.: N 1016, Bl. ­11–17. 1 B. v. Bülow zog sich nach seinem Rücktritt 1909 nach Rom zurück und war 1914–15 Sonderbotschafter in Rom. 2 Er schrieb die postum veröffentlichten Denkwürdigkeiten. 4 Bde. Berlin 1930–31.

[1653] Dilthey an Artur Kutscher1 Hochgeehrter Herr Kollege!

Grunewald, d[en] 14. 8. [19]09.

Nehmen Sie meinen ergebensten Dank für die Mitteilung Ihrer Schrift,2 die ich mit großem Interesse gelesen habe. Es hat mich sehr gefreut, daß Sie die Zustimmung mit einigen meiner Sätze so freundlich herausgehoben haben. Ganz ergebenst   der Ihrige gez. W. Dilthey Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand E. Schramms; DLA Marbach, HS , Sign.: A. Kohl, Karl Kutscher, Nr. 211. 1 Artur Kutscher (1878–1960): Literaturwissenschaftler; 1907 Habilitation in Berlin, dann PD in München, 1915 a. o. Prof. ebd. 2 A. Kutscher: Die Kunst und unser Leben. Grundstein zu einer Kritik. München 1909.

[1654] Dilthey an Eduard Spranger

Hochgeehrter Herr Kollege!

Grunewald, d[en] 21. 8. [19]09. Siemensstr[aße] 37.

Ich habe Ihnen die Bücher geschickt, die ich besitze, über Herrnhutertum, Reden u. Monologen. Ein Exemplar des Schleiermacher1 selbst habe ich zugefügt,

252

Dilthey an Eduard Spranger  

das ich freundlich von mir anzunehmen bitte. Das ältere Exemplar behalten Sie nur vorläufig da u. sehen, was Sie aus dem Zugeschriebenen lesen u. benutzen können. An meiner Darstellung, die doch vor der Einzelarbeit über die Periode liegt, kann ich infolge davon an keinem Punkte hangen. Die Einwirkung der Zeitgenossen muß überall ins richtige Verhältnis gesetzt werden zu seinem eigenen Erlebnis. Fundamentaler als dargestellt ist das Erlebnis der herrnhutischen Zeit. Damals tritt zuerst hervor als sein Wesen konstituierend ein Trieb, sich aufzuschließen, sich mitzuteilen. Das hängt mit der ganzen Phase der Aufklärungszeit doch auch zusammen. Die Hauptsache aber ist die Wirkung der herrnhutischen Atmosphäre. Diese ist darin so eigen, daß die Äußerung der Religiosität nicht in den Gottesdienst als ein Abgeschnittenes, Gesondertes verlegt wird, sondern die ganze Lebenseinrichtung in Gespräch, Musik, freien Versammlungen darauf gerichtet ist, gleichsam den Blick beständig auf das Unsichtbare zu fixieren. Es ist eine Technik, die Seele am Unsichtbaren festzuhalten. Eben dies, das Künstliche darin, was in seiner Umgebung damals zu einer der äußeren, manchmal heuchlerischen, stets weltlicher Kultur feindlichen Methode geworden war, das Dumpfe, das so entstand, die äußere Technik der Abschließung als ein gemeines Hilfsmittel zu diesem Zweck, hat ihn damals abgestoßen u aus der Gemeinde getrieben. Aber das ursprünglich Geniale in dieser totalen Durchdringung des Lebens vom Blick auf das Unsichtbare, in diesem Intimen, Stillen, Unmerklichen der religiösen Beziehung, dieser Einheit von Gesellschaft u. Religion, Freundschaft u. Liebe u. Religion, Musik u. Religion, Poesie u. Religion ist ein dauernder Erwerb für ihn geworden, wird zu dem, was er fortan als Religion erlebt. Insofern ist für ihn Grunderlebnis das Herrnhutertum. Lange Herrschaft seines starken logischen wissenschaftlichen Bedürfnisses. Er ist lange für sich allein. Dann aber kommt eine Zeit, in der das alles durch eine neue Art von Gemeinschaft in ihm aufgeweckt wird. Es bildet sich eine Gemeinschaft derer, die ein neues Verhältnis zum Leben haben: Schlegel, Novalis, Schelling, Hülsen2 etc. Und wie er dies nun als seine Religion fühlt, erhält diese Religion alle Züge der Mitteilungsart der herrnhutischen Zeit. Grundzug darin ist Bedürfnis der Aussprache, Aufhebung der Sonderung der weltlichen Existenz vom religiösen Leben etc. gegenüber dem Umgang mit Christus, in der Mystik, die sich an diesen Punkt anschließt, in der Glückseligkeit als Ziel dieses Umgangs. Der Aufklärungsgedanke des Vorbildes u. diese religiöse Lebensform haben eine gewisse Verwandtschaft. Man könnte nun verfolgen, wie in den Predigten Schleiermachers in der älteren Zeit schon eine eigentümliche Verbindung dieser Momente vorliegt. Bis dann diese Mystik in der letzten Periode sich voll entwickelt.

Albert Wangerin an Dilthey

253

So viel im Augenblick, da ich gleichsam aus weiter Ferne mich diesen alten Gegenständen wieder nähere. Sobald Sie sich die Dinge ein wenig zurechtgelegt haben, wollen wir in den nächsten Tagen uns sehn. Kündigen Sie sich nur an, wann Sie wollen. Wenn Sie meinen Hegel3 nicht schon in Privatbesitz haben, bitte um Mitteilung. Ich sende dann ein Exemplar.

Mit besten Grüßen der Ihrige W. Dilthey.

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; BA Koblenz, Sign.: N 1182, Aktenbd. Nr. 434, unpaginiert, 6 Bl. 1 D.: Leben Schleiermachers. Erster Band. Berlin 1870. 2 August Ludwig Hülsen (1765–1809): frühromantischer Philosoph und Pädagoge. 3 D.: Die Jugendgeschichte Hegels. Berlin 1905.

[1655] Albert Wangerin1 an Dilthey Halle a/S. den 25. August 1909   Hochgeehrter Herr Geheimer Ober-Regierungsrat! Beiliegend beehre ich mich Ihnen einen Probedruck einer halben Seite des Kataloges2 zu übersenden. Hoffentlich3 hat der Satz Ihren Beifall. Sollten Sie aber auch irgend welche Wünsche auf Veränderung haben, so bitte ich die Verhandlungen mit der Druckerei durch das Bureau der Akademie zu führen. Ich selbst bin in den nächsten Wochen verreist. Sobald die typographischen Fragen zu Ihrer Zufriedenheit geregelt sind, kann der Druck beginnen.

Mit hochachtungsvoller Empfehlung Ihr ergebener A. Wangerin.4

Original: Hs.; Diktat A. Wangerins von unbekannter Hand mit eigenhändiger Unterschrift Wangerins; ABBAW, Dilthey-Nachlass, Fasz. 354, unpaginiert.

254

Dilthey an Eduard Spranger   

1 Albert Wangerin (1844–1939): Mathematiker; 1866 Promotion in Königsberg, 1876 a. o. Prof. in Berlin, 1882 o. Prof. in Halle, 1908 geheimer Regierungsrat. 2 Nicht zu ermitteln. 3 Im Brieforiginal: darüber von der Hand A. Wangerins: „kühne Annahme!“. 4 Im Brieforiginal: darunter von der Hand A. Wangerins: „Probe zur Correctur zurück 31/8 AW“.

[1656] Dilthey an Eduard Spranger  Grunewald, d[en] 31. 8. [19]09. Lieber Herr Doktor! Ich sende hier einen Vorschlag, wie etwa der Zusammenhang hergestellt werden könnte. Die Aufgabe ist, gleichsam eine große Induktion herzustellen, in welcher das Verständnis der Reden u. Monologen1 realisiert wird. Es ist aber nur ein Vorschlag zu Ihrer Erwägung mit Gesichtspunkten für die Durcharbeitung des Materials. Die Herrnhuter betreffend wäre wohl am meisten künstlerisch, wenn man in einem kurzen vierten Kapitel mit einer Überschrift, welche die dauernde Bedeutung der herrnhutischen Erziehung bezeichnet, die entsprechenden Hauptpunkte darstellte. Aus dem Absatz p. 26 unten bis 27 „hatte“2 würde man dann das Überflüssige herübernehmen. Ich sende zugleich mit einen Abdruck des Aufsatzes über Philosophie, den ich freundlich von mir anzunehmen bitte.3 Ich habe ein größeres Manuskr[ipt] über Shaftesbury,4 das Sie bei mir einsehen können. Es ist wichtig. Sie können dann einen eben angekommenen Aufsatz von Walzel darüber hinzunehmen.5 Überhaupt liegen bei mir Manuskripte der Fortsetzung,6 welche für den Übergang ins Systematische vielleicht viel hergeben. Mit herzlichen Grüßen   W. Dilthey N.B: Es wäre aber auch eine Anordnung möglich, welche p. 297 das allgemeine Kapitel gäbe, dann 297–3187 zuerst die Deskription der Mystik Schleiermachers, dann ihr Verhältnis zu den andern Richtungen Schleiermachers, dann Entstehung von Reden u. Monologen.

Eduard Spranger an Dilthey  

255

Nachschrift: Ich habe jetzt guten Mut, daß ohne lange Zusätze, aber durch eingesetzte Verbindungsglieder u. einzelne Umstellungen ein befriedigender Zusammenhang erreicht werden kann. Man muß auf dem von mir eingeschlagenen Wege bleiben, durch die Fülle des Detail, das immer auf Schleiermacher bezogen ist, das Bild zu erzeugen. Es wäre sehr schön, könnten Sie mir einen Tag vorschlagen, an dem wir nachmittags u. abends die Dinge durchgingen. Den Brief über Herrnhuter etc. bringen Sie vielleicht freundlich mit.   Beste Grüße W. D. Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; BA Koblenz, Sign.: N 1182, Aktenbd. Nr. 434, unpagniert, 3 Bl. 1 F. D. E. Schleiermacher: Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern. Berlin 1799; Monologen. Eine Neujahrsgabe. Berlin 1800. 2 D.: Leben Schleiermachers. Erster Band, a. a. O., S. 26 f.; WA in: GS XIII, S. 32 f. (mit Zusätzen aus den Handschriften). 3 D.: Das Wesen der Philosophie, in: Die Kultur der Gegenwart. Ihre Entwicklung und ihre Ziele. Hg. von P. Hinneberg. Teil I Abt. VI: Systematische Philosophie. Berlin und Leipzig 1907, S. 1–72, 2. durchgesehene Aufl. ebd. 1908; WA in: GS V, S. 339–416 (mit Ergänzungen und Korrekturen D.s für die geplante 2. Aufl.). 4 Eine geplante Gesamtdarstellung Shaftesburys ist nicht zustande gekommen. Vgl. GS II, S. 522; vgl. auch GS II, S. 521 f.: Bruno und Shaftesbury. 5 Nicht zu ermitteln. 6 Des Leben Schleiermachers. 7 D.: Leben Schleiermachers. Erster Band, a. a. O., S. 297–318; WA in: GS XIII, S. 313– 334 (mit Ergänzungen und Korrekturen D.s für die geplante zweite Aufl.).

[1657] Eduard Spranger an Dilthey

Hochgeehrter Herr Geheimrat!

Charlottenburg 2, Kantstr. 140 den 3. September 1909

Genehmigen Sie für die mannigfachen und wertvollen Gesichtspunkte, die Sie mir zugehen ließen, meinen verbindlichsten Dank. Was mir selbst dunkel als notwendig vorschwebte, rückt dadurch in helles Licht. Unter den beiden

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Walter de Gruyter an Dilthey  

Möglichkeiten, die Sie, hochgeehrter Herr Geheimrat, bezeichnen, scheint mir doch unbedingt die vorzuziehen, die erst die Mystik und dann die philosophischen Reflexionsbegriffe bringt. Eine andere Reihenfolge würde m. E. die wesentlichste Eigentümlichkeit Schleiermachers verdecken. In dem philosophischen Teil würde ich dann, anknüpfend an die charakteristische Stellung zu Jacobi beginnend aber mit Schl[eiermacher]s Spinozismus und seiner eigentümlichen Umwertung durch den transzendentalen Gesichtspunkt, alle diejenigen Punkte bringen, die Sie mir in Ihrem gütigen Schreiben bezeichnen. Möglichkeit und Gang dieser Entwicklung ist mir durchaus klar. Doch will ich, um der Schärfe willen, die entscheidenden Schriften von Fichte und Schelling noch einmal nach den auf Schl[eiermacher] bezüglichen Gesichtspunkten im Original durchsehen. Hierfür erbitte ich einige Zeit. Ich hoffe noch in diesem Monat Ihnen den Entwurf des betr[effenden] Abschnittes vorlegen zu können. Den Aufsatz von Walzel kenne ich. Um das weitere betr[effend] Shaftesbury darf ich wohl s[einer] Z[eit] persönlich bitten. Für das gütige Geschenk Ihres Aufsatzes über Philosophie, mit dem Sie mich unendlich erfreut haben, sage ich Ihnen, hochgeehrter Herr Geheimrat, meinen tiefgefühlten Dank. Ich bin mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit in höchster Verehrung Ihr dankbar ergebender Eduard Spranger Original: Hs.; BA Koblenz, Sign.: N 1182, Aktenbd. 434, unpaginiert, 2 Bl.; Erstdruck: E. Spranger: Gesammelte Schriften VII: Briefe 1901–1963, a. a. O., S. 46.

[1658] Walter de Gruyter an Dilthey Berlin, den 28. September 1909. Herrn Geheimrat Professor Dr. Wilhelm Dilthey, Grunewald-Berlin Siemensstraße 37

Hochverehrter Herr Geheimrat! Wegen der Kantausgabe gestatte ich mir Ihnen dies zu unterbreiten:

Walter de Gruyter an Dilthey  

257

Die Zahl der Exemplare, die ich in Ausübung der mir durch den bisher zur Ausgabe gelangten Bände habe herstellen lassen, beträgt 700, über deren Absatz bis zum 1. Januar 1909 die nachstehende Tabelle Aufschluß gibt. Absatz

1900/01 [19]02 [19]03 [19]04 [19]05 [19]06 [19]07 [19]08 Summe

Band X 250 40 27 50 40 62 23 25 16 532 XI 214 53 30 44 50 38 28 35 14 506 I – – 274 46 58 72 44 69 50 613 XII – – 260 55 53 36 22 40 15 481 IV – – – 308 56 72 42 52 43 578 III – – – – 344 59 56 64 56 578 II 366 61 57 41 525 VI – – – – – – – 360 56 416 VII – – – – – – – 399 43 442 V – – – – – – – – 418 418

Nachdem inzwischen der Absatz des laufenden Jahres an den Beständen weiter gezehrt hat, rückt die Frage der Veranstaltung einer Neuauflage oder eines Neudruckes bei den Bänden I, III und IV an die Schwelle der Entscheidung, die ich in gemeinsamer Erwägung mit der Kantkommission gern herbeiführen möchte. Es wird in erster Linie von der Kantkommission darüber zu beschließen sein, ob die aufs neue herzustellenden Bände, die samt und sonders auch neu gesetzt werden müssen, eine Aenderung erfahren oder ob sie einen diplomatisch getreuen Abdruck der ersten Fassung darstellen sollen[,] zum andern wird darüber zu befinden sein, ob und in welcher Weise der § 5 unseres Verlagsvertrages auf diese Neudrucke Anwendung finden soll. Ich bitte Sie, hochverehrter Herr Geheimrat, die obige Mitteilung in gütige Erwägung zu ziehen und finde mich, wenn es Ihnen erwünscht ist, zu einer Besprechung gern bei Ihnen ein. Mit dem Ausdrucke größter Hochschätzung   ganz ergeben W de Gruyter Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigenhändiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R2: Dilthey, unpaginiert, 2 Bl.

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Dilthey an Paul Ritter  

[1659] Dilthey an Paul Ritter Mein lieber Freund,

Sept[ember] 19091

wohin mögen Sie gerathen sein? Ich fange an recht unruhig zu werden, u bitte mir doch freundlich gleich Nachricht von sich zu geben. Ich bin ungeheuer fleißig gewesen: aber die Schwierigkeiten sind unermeßlich wegen der Verschiedenheit der Geschichte: aber ich sehe an allen Hauptpunkten ein Ende ab. Sind Sie in Berlin, so bestimmen Sie mir doch gleich am besten einen Tag, an dem Sie kommen. Mit herzl[ichen] Empfehlungen u besten Wünschen für die liebe Frau treulichst Ihr   W Dilthey Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I.1. Bd. XI, Bl. 33–33 R. 1 Im Brieforiginal: nachträgliche Datierung von der Hand P. Ritters.

[1660] Eduard Spranger an Dilthey

  Hochgeehrter Herr Geheimrat!

Charlottenburg 2, Kantstr[aße] 140 den 5. Oktober 1909.

Für den im „Schleiermacher“ einzuschaltenden philosophischen Teil habe ich einen Entwurf von ca 15 Folioseiten gemacht. Falls es Ihre Zeit gestattet und Ihre gegenwärtigen Arbeiten dadurch nicht unliebsam gestört würden, möchte ich um die Erlaubnis bitten, Ihnen den Aufsatz gelegentlich vorlesen zu dürfen. Andernfalls arbeite ich in derselben Linie weiter. Sollten Sie, hochgeehrter Herr Geheimrat, mich zu sich bestellen, so bitte ich gütigst, nicht den Donnerstag wählen zu wollen. Sehr dankbar wäre ich, wenn ich vielleicht Nachmittags kommen dürfte, da ich abendliche Ausgänge z. Z. aus Gesundheitsgründen tunlichst vermeiden muß.

In höchster Verehrung und Dankbarkeit ganz ergebenst Eduard Spranger

Dilthey an Walter de Gruyter  

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Original: Hs.; BA Koblenz, Sign.: N 1182, Aktenbd. Nr. 434, unpaginiert, 1 Bl.

[1661] Dilthey an Walter de Gruyter Grunewald, d[en] 29. 10. [19]09 Siemensstr. 37. Sehr verehrter Herr de Gruyter! Entschuldigen Sie gütig die lange Verzögerung einer Antwort auf Ihr Schreiben vom 28. Sept[ember].1 Vor einer definitiven Antwort muß ich mit den Hauptmitgliedern der Kommission die Sache besprechen. Da ich aber durch einen Rheumatismus im Fuß zur Zeit sehr behindert bin u. nach der Übersicht des bisherigen Absatzes die Sache ja auch keine Eile hat, so muß ich Sie bitten, auch jetzt noch die Antwort aufschieben zu dürfen, da die Besprechung mir bisher nicht möglich war. Haben Sie also nicht einen besonderen Grund, Beschleunigung zu wünschen, so werde ich mir Muße lassen, gelegentlich mit den Herren die Sache zu erörtern. Wir können dann zugleich über den Fortgang der Vorlesungsabteilung uns aussprechen, was mir sehr angenehm sein wird.   Mit meinen ergebensten Empfehlungen der Ihrige Wilh. Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s, StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R2: Dilthey, Bl. 18–19. 1 Vgl. Brief [1658].

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Walter de Gruyter an Dilthey  

[1662] Walter de Gruyter an Dilthey [Berlin], den 30. Oktober [19]09 Hochgeehrter Herr Professor! Ich danke Ihnen für Ihren freundlichen gestrigen Brief, las zu meinem Bedauern, daß Sie von rheumatischen Schmerzen heimgesucht sind und wünsche Ihnen baldigste und gründliche Befreiung davon. Wenn sich die Erledigung unserer Angelegenheit noch ein paar Wochen verzögert, so unterliegt das keinem Bedenken; aber freilich wäre es gut, wenn die Entschließung sich nicht über das Ende d[e]s J[ahre]s hinaus verzögerte. Mit verbindlicher Empfehlung in größter Hochschätzung Ihr ganz ergebener W de Gruyter. Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigenhändiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R2: Dilthey, unpaginiert, 1 Bl.

[1663] Dilthey an Paul Ritter Mein lieber Freund

[Oktober 1909]1

Ein Wörtchen wenigsten. Diese Reise in spätherbstlicher Witterung ist leider mir nicht gut bekommen. Ich habe mich – bei mir etwas fast Unerhörtes – schwer erkältet, und will froh sein wenn ich Morgen leidlich nach Hause gelange – Erholung bringe ich leider keine mit. Aber auch so muß es voran gehen. Ich rechne darauf in 14 Tagen mit dem Landrecht fertig zu sein u. auch für das letzte Buch2 die Grundlagen u viele Parthien fertig zu haben. Lassen Sie uns Allem zu Trotz Alles zu erwünschtem Ende führen. Möge es bei Ihnen besser gehn. Mit tausend Grüßen   Wilhelm Dilthey

Dilthey an Eduard Spranger  

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Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 35–36. 1 Im Brieforiginal darüber von der Hand P. Ritters: „Weiß[er] Hirsch. Okt[ober] 1909 (cf Allg[emeines] Landrecht 20. 7. [19]09)“. – Vgl. Brief [1649]: D. an P. Ritter vom 20. Juli 1909. 2 Der Studien zur Geschichte des deutschen Geistes.

[1664] Dilthey an Eduard Spranger Grunewald, d[en] 1. 11. [19]09. Lieber Herr Kollege! Ich habe inzwischen mehrfach einzelne Stunden u. Tage der Frage gewidmet, wie der festere Zusammenhang herzustellen sei. Immer mehr bestätigt sich mir, daß dieses weniger durch größere Ergänzungen als durch kleine Zusätze, Änderungen, Umstellungen am besten erreicht werde. Der Zusammenhang ist in dem Vorhandenen da, ausgenommen 1.) Herrnhutische Religiosität, 2.) Aufsuchung der Religiosität in den Predigten, die noch nicht gedruckt waren, 3.) eine kurze Übersicht der Entwicklung der Transzendentalphilosophie. Zusätze aber sind hauptsächlich nötig, wo die Quellen damals unvollständig waren, so Predigten, Fragmente, Friedr[ich] Schlegel etc. Nicht quantitativ vieles ist da nachzutragen, nur was zur Vollständigkeit des Bildes nach dem jetzigen Stande der Quellen nötig ist. Es wird mir interessant sein, mit dieser meiner Ansicht die Ihrige, wie sie sich nun weitergebildet haben wird, zu vergleichen. Es wird sich dann ein Einverständnis leicht ergeben. Und auch die Ausführung fordert ja nur eine rasche Durchsicht des Neuerschienenen daraufhin, was zur Vervollständigung oder Berichtigung nötig ist. Auf beigelegten Blättern1 versuche ich deutlicher zu machen, wie ich mir die Verdeutlichung des Zusammenhangs denke. Es wäre nun wohl ratsam, wenn wir nach Überlegung Ihrerseits einen Nachmittag u. Abend zusammen wären, um zu einer definitiven Feststellung der Anordnung u. der Verteilung der erforderlichen Zusätze zu gelangen. Auch die Streichungen im Kant lege ich Ihnen dann vor. Wie geht’s mit der Vorlesung? Beste Grüße! W. D.2

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Eduard Spranger an Dilthey  

Nachschrift: Ich habe jetzt guten Mut, daß ohne lange Zusätze, aber durch eingesetzte Verbindungsglieder u. einzelner Umstellungen ein befriedigender Zusammenhang erreicht werden kann. Man muß auf dem von mir eingeschlagenen Wege bleiben, durch die Fülle des Detail, das immer auf Schleiermacher bezogen ist, das Bild zu erzeugen. Es wäre sehr schön, könnten Sie mir einen Tag vorschlagen, an dem wir nachmittags u. abends die Dinge durchgingen. Den Brief über Herrnhuter etc. bringen Sie vielleicht freundlich mit. Beste Grüße W. D. Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms; BA Koblenz, Sign.: N 1182, Aktenbd. 159, unpaginiert, 5 Bl. 1 Nicht überliefert. 2 Es folgt eine Nachschrift, die sich schon wortgleich im Brief [1656] D.s an Spranger vom 31. 08. 1909 findet.

[1665] Eduard Spranger an Dilthey Charlottenburg 2, Kantstr[aße] 140 den 6. November 1909.   Hochgeehrter Herr Geheimrat! Genehmigen Sie meinen verbindlichsten Dank für Ihren gütigen ausführlichen Brief und Ihre neuen Anweisungen zum Schleiermacher. Wenn ich mir gestatten darf, meine Ansicht dazu zu äußern, so bin auch ich ganz der Überzeugung, daß es sich im allgemeinen nur um kleine Zusätze und Änderungen auf Grund der neu erschlossenen Quellen etc. handeln kann. Ich bin daher fortdauernd damit beschäftigt, in meinem Exemplar zu notieren, was mir bei der Lektüre von dieser Art begegnet. So habe ich eben erst den Briefwechsel zwischen F. Schlegel und W. Schlegel (den Sie, hochgeehrter Herr Geheimrat, bereits im M[anu]s[kript] benutzt haben), durchgesehen,1 die Citate danach paginiert, aber nur ein Datum abzuändern gefunden. Gern möchte ich nun erst die älteren Predigten auf ihre Mystik etc. untersuchen. Ihre Entschließungen im einzelnen nehme ich sämtlich zur Richtschnur

Eduard Spranger an Dilthey  

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und habe dazu weiter nichts [zu] bemerken. Nur einen Punkt möchte ich auch diesmal wieder hervorheben. Sie haben gewünscht, hochgeehrter Herr Geheimrat, daß ich die neu erschienene Literatur lese und verwerte. Dies ist geschehen, und der Ertrag besteht weniger in Einzelheiten, als in der Überzeugung, die ich pflichtmäßig aussprechen muß, daß die Beziehungen zur zeitgenössischen Philosophie einer mindestens gleich ausführlichen Darstellung bedürfen, wie die zu Spinoza. Die technische Schwierigkeit, dies einzufügen, ohne die Komposition zu zerstören, bereitet mir nach wie vor Kopfzerbrechen. An dieser Stelle scheint mir mit einem Zusatz oder einzelnen Änderungen nicht auszukommen. Nur p. 318–3292 werden hiervon betroffen, diese aber, glaube ich, in ihrem ganzen Bestande. Es müßte leicht sein, daraus 2 Abschnitte zu machen: 1) die ältere philosophische Schicht (Spinoza, in Schl[eiermacher]s Auffassung) 2) Die Transcendentalphilosophie. (etwa 4 Druckseiten.) Dann die Spezifizierung S. 329–3643 mit unerheblichen Abänderungen. – Meine Bedenken gegen Leibnitz, hochgeehrter Herr Geheimrat, habe ich noch immer nicht zu beschwichtigen vermocht. Sie selbst haben die Güte, mich auf Denkmale S. 73 Nr. 55 hinzuweisen. Außerdem ist mir die Stelle da[selbst] S. 68 Mitte4 immer sehr vielsagend erschienen. Es wird mir eine große Ehre sein, Ihre Ansichten und Entscheidungen persönlich entgegennehmen zu dürfen. Wollen Sie bei der Bestimmung des Tages, hochgeehrter Herr Geheimrat, gütigst berücksichtigen, daß ich Dienstag und Mittwoch Abend Kolleg, am Freitag Sprechstunde habe. Sehr dankbar wäre ich, wenn ich vielleicht wieder am Sonnabend kommen dürfte. Sollten Sie Wert darauf legen, hochgeehrter Herr Geheimrat, über die Ergebnisse aus den Predigten bereits etwas zu hören, so müßte ich allerdings bitten, den Termin noch einige wenige Tage hinauszuschieben, da der 10. November mir neben dem übrigen auch die Pflicht einer kl[einen] Schillerrede auferlegt.5 Indem ich mich Ihrer weiteren Güte, hochgeehrter Herr Geheimrat, gehorsamst empfehle und Ihrem hochgeehrten Fräulein Tochter meine Ehrerbietung auszudrücken bitte, bin ich

in höchster Verehrung dankbar ergebenst Eduard Spranger

Original: Hs.; BA Koblenz, Sign.: N 1182, Aktenbd. Nr. 434, unpaginiert, 3 Bl.; dem Brieforiginal ist eine zweiseitige maschinenschriftliche Abschrift des Briefes beigelegt. 1 Friedrich Schlegels Briefe an seinen Bruder August. Hg. von O. Walzel. Berlin 1890.

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Eduard Spranger an Dilthey  

2 D.: Leben Schleiermachers. Erster Band, a. a. O., S. 318–329; WA in: GS XIII, S. 334–344 (mit Ergänzungen D.s für die geplante 2. Aufl.). 3 D.: Leben Schleiermachers. Erster Band, a. a. O., S. 329–364; WA in: GS XIII, S. 344–382 (mit Ergänzungen D.s für die geplante 2. Aufl.). 4 D.: Denkmale der inneren Entwicklung Schleiermachers, erläutert durch kritische Untersuchungen, in: D.: Leben Schleiermachers. Erster Band, a. a. O., Anhang, S. 1–145. 5 Nicht zu ermitteln.

[1666] Eduard Spranger an Dilthey

Hochgeehrter Herr Geheimrat!

Charlottenburg 2, Kantstr[aße] 140 den 18. November 1909.

Mit den Gefühlen der tiefsten dankbaren Verehrung nahe ich Ihnen beim Fest Ihres Geburtstages und bitte Sie, meine ehrfurchtsvollen Glückwünsche gütigst annehmen zu wollen. Möge alles Gute über Ihrem Wege walten und Ihnen noch viele, lange Jahre die heutige Frische und Arbeitsfreude erhalten bleiben, zum Segen der Wissenschaft und aller derer, die von Ihnen lernen. Mit den ergebensten Empfehlungen auch an Ihr hochgeehrtes Fräulein Tochter In steter Verehrung u. Dankbarkeit Eduard Spranger.1 Original: Hs.; BA Koblenz, Sign.: NL 1182, Aktenbd. Nr. 434, unpaginiert, 3 Bl. 1 Im Brieforiginal folgen zwei weitere unpaginierte Blätter, geschrieben von der Hand E. Sprangers: „Ich bin jetzt bei den Predigten. Vollständig ausgeführte sind seit der Ausgabe d[er] Werke nicht mehr publiziert worden; nur Entwürfe, wozu noch die die handschriftlich im Besitz der Literaturarchivgesellschaft befindlichen Skizzen kommen, über die übrigens Joh[annes] Bauer eben arbeitet [J. Bauer (1860–1930): Theologe; 1900 a. o. Prof. in Marburg, 1907 o. Prof. in Königsberg, 1910 in Heidelberg. – Schleiermacher als patriotischer Prediger. Ein Beitrag zur Geschichte der nationalen Erhebung vor hundert Jahren. Mit einem Anhang von bisher ungedruckten Predigtentwürfen Schleiermachers. Gießen 1908]. Einige Stichproben zeigen, daß diese Fragmente keinen sicheren Schluß auf mystische Momente gestatten werden; Dazu sind sie zu sehr bloße Überschriften. Die Grundaufgabe wird also sein, zu untersuchen, ob die Behauptung von Bauer, daß die Sammlung von 1801 den „Reden“ inhaltlich nahestehn, gerechtfertigt ist. Bisher habe ich in den Landsberger Predigten, auch denen in W W II, 7 [Sämmtliche Werke Abtheilung II: Predigten. Bd. 7: Predigten in den Jahren 1789 bis 1810. Hg. von A. Sydow. Berlin 1836], nichts derartiges gefunden, sondern nur die Bestätigung Ihres Kapitels dessen Auffassung sich ja auch O[tto] Ritschl, obwohl von anderen Interessen aus, angeschlossen hat. D[er] O[bige].“

Dilthey an Walter de Gruyter  

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[1667] Dilthey an Walter de Gruyter Hochgeehrter Herr De Gruyter! Ich habe nunmehr die Fragen, die sich an den Neudruck der Kantbände anknüpfen, mit Herrn Geheimrat Diels besprochen, und ich bin zur Besprechung mit Ihnen jetzt gern an jedem Ihnen passenden Tage nachmittags zwischen 5 und 7 Uhr bereit, wenn die Stunde Ihnen genehm ist, von Donnerstag ab. Nur bitte ich ergebenst, am Tag vorher mir Mitteilung1 zu machen, daß und zu welcher Stunde Sie zu kommen gedenken. Dies können Sie ja auch telefonisch tun. Meine Telefonadresse: Wi. 771. In größter Hochachtung   der Ihrige    Prof. W. Dilthey2 Grunewald, 30./11. [19]09. Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von unbekannter Hand mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R2: Dilthey, Bl. 20. 1 Im Brieforiginal: „Mitteillung“. 2 Am 1. Dezember 1909 antwortete W. de Gruyter D.: „Hochverehrter Herr Geheimrat! Ich danke Ihnen für Ihre freundliche gestrige Karte und werde morgen Donnerstag Nachmittag zwischen 5 und 7 Uhr bei Ihnen vorzusprechen mir erlauben. Mit verbindlicher Empfehlung in größter Hochschätzung Ihr ganz ergebener W. de Gruyter.“ – Am 2. Dezember 1909 sagt W. de Gruyter sein Treffen mit D. ab: „Hochgeehrter Herr Geheimrat! Ich sagte Ihnen mit meinem gestrigen Briefe zu heute Nachtmittag meinen Besuch an, werde an seiner Ausführung aber leider heute verhindert und setze mich wegen meines Kommens in den nächsten Tagen durch den Fernsprecher mit Ihnen ins Einvernehmen. Mit dem Ausdrucke größter Hochschätzung Ihr ganz ergebener W. de Gruyter.“

[1668] Dilthey an Maria von Wildenbruch   Gnädigste Frau u. liebe verehrte Freundin, nehmen Sie herzlichen Dank für die eben angekommenen Gedichte.1 Wie mir die geliebten Verse immer gegenwärtig sind, mich in meinen stillen Zimmern umgeben u. ich mit Ihnen verkehre, so vergeht auch kaum ein Tag, an dem

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Dilthey an Paul Ritter  

nicht bei meiner Arbeit ich mich frage, was Wildenbruch wol in meiner Lage gesagt haben würde u. wo ich sein Gespräch schmerzlich vermisse.2 Ich bin noch schwerfällig[;] wir fahren zur Stadt; hoffentlich trinken wir bald wieder einmal hier den Thé zusammen. Treulichst  Ihr W. Dilthey 2 Dec[ember] 1909 Original: Hs.; ABBAW, Wildenbruch-NL , Nr. 142, unpaginiert, 2 Bl. 1 E. von Wildenbruch: Blätter vom Lebensbaum. Vorwort von B. Litzmann. Berlin 1910 2 E. von Wildenbruch war am 15. Januar 1909 gestorben.

[1669] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund! Wie steht es? Ist die Zeit nicht gekommen zu einer Besprechung? Natürlich setzt dies voraus, daß Sie weit genug fortgeschritten sind. Da ich in der ersten Hälfte des Januar gern abreisen möchte, wenn es geht, so wäre es recht wünschenwert. Hoffentlich geht es Ihrer lieben Frau einigermaßen zufriedenstellend. Grüßen Sie sie. In treuer Gesinnung Ihr   Wilhelm Dilthey Grunewald, d[en] 4/12 [19]09 Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von unbekannter Hand; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 37.

Dilthey an Erich Schmidt  

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[1670] Dilthey an Erich Schmidt Verehrter Freund! Ich komme noch einmal auf die Musik bei dem Jubiläum zurück, weil mir in Bezug auf die Oper noch ein Einfall gekommen ist, der vielleicht Aussicht auf Verwirklichung hat. Es wäre eigentlich recht stilvoll, wenn die Oper aus der Zeit der Universitätsgründung selbst gewählt werden könnte. „Orpheus“ ist 1774, „Die Zauberflöte“ 1791, der „Fidelio“ 1805 komponiert, 1806 aufgeführt und 1814 zu seiner jetzigen Gestalt umgearbeitet und auf­geführt.1 Dies könnte wohl auch geltend gemacht werden. Die Hauptsache bleibt freilich, daß die große deutsche Musik, durch die Deutschland die Welt beherrscht und deren Innerlichkeit auch dem höchsten in unserer damaligen Wissenschaft verwandt ist, den Abgesandten der Universitäten, als zu diesem deutschen Fest gehörig, dargeboten wird.2 Diese Gesichtspunkte stammen so aus der Sache selbst, daß sie gewiß geneigtes Gehör finden werden. Die kirchliche Feier im Dom könnte solchen Eindruck verstärken, wenn die Vereinigung von Domchor und Singakademie etwa eine der kürzeren Cantaten von Bach zur Aufführung bringen. Durch diese Vereinigung könnte die Aufführung höchst bedeutend werden. Der deutsche Geist ist überall nur einer, und es kann uns schon stolz machen, wenn er bei einer solchen Gelegenheit nach verschiedenen Seiten erscheint. Ich schreibe Ihnen das zu beliebigem Gebrauch und grüße Ihre liebe Frau3 und Sie bestens. Treulichst Ihr Wilhelm Dilthey Grunewald, den 4. 12. [19]09 Original: Hs.; Diktat D.s von unbekannter Hand mit eigenhändiger Grußformel und Unterschrift D.s; DLA Marbach, HS , NL Erich Schmidt, Nr. 1; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes ist hinterlegt in: ABBAW, NL Schmidt, Nr. 7. 1 Orphée et Euridice, Oper von Chr. W. Gluck; Die Zauberflöte, Oper von W. A. Mozart; Fidelio, Oper von L. van Beethoven, Uraufführung der ersten Fassung am 20.11.1805, Uraufführung der zweiten Fassung am 29.3.1806, Uraufführung der dritten Fassung am 23.5.1814. 2 Die Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität wurde im Sommer 1809 vom preuß. König Friedrich Wilhelm III. als „Universität zu Berlin gegründet“ und nahm im Herbst 1810 ihren Lehrbetrieb auf. 3 Walborg („Wally“) Schmidt, geb. Strecker (1857–1936).

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Walter de Gruyter an Dilthey  

[1671] Walter de Gruyter an Dilthey Herrn Geheimrat Professor Dr. Dilthey Grunewald bei Berlin Siemenstraße 37.

Berlin, den 7. Dezember 1909.

  Hochverehrter Herr Geheimrat! Unserer Verabredung gemäß schreibe ich in den eingefaltenen Zeilen nieder, was wir bei unserer gestrigen Unterhaltung und in Anknüpfung an meinen Brief vom 28. September 19091 über die Veranstaltung einer Neuauflage derjenigen Bände der großen Kantausgabe, deren Vorräte zur Neige gehen, besprochen haben. Danach sollen jene Bände, beginnend mit Band I, III, IV, äußerlich in vollkommener Uebereinstimmung mit der ersten Ausgabe, innerlich nur soweit davon unterschieden, als dies durch die Berichtigung etwaiger Irrtümer oder die unumgängliche Berücksichtigung der jüngsten Forschung notwendig wird, in einer neuen zweiten Ausgabe erscheinen, und für diese Neuausgabe der zwischen der Preußischen Akademie der Wissenschaften und meiner Firma Georg Reimer geschlossene Vertrag vom 14. Februar 1898 in allen Teilen gültig bleiben. Die einzige Abänderung soll darin bestehen, daß der Verleger, in Ansehung der für die Herstellung dieser Neuausgabe erleichterten und verbilligten Satzbedingungen, außer dem in § 5 jenes Vertrages festgesetzten Honorare noch eine Abgabe zu zahlen auf sich nimmt in Höhe derjenigen Vergütung, die die Akademie an den mit der Ueberwachung des Druckes zu beauftragenden Herrn zu leisten hat und über die sich die Akademie und meine Firma Georg Reimer unschwer verständigen werden. Sodaß ich, wenn ich beispielsweise die Neuausgabe von Band I auf 1000 Exemplare bemesse, ich bei ihrem Erscheinen an die Akademie ein Bogenhonorar von Mark 25.- zuzüglich jenes noch näher festzustellenden Satzes zu zahlen hätte. Ihren gütigen weiteren Mitteilungen in dieser Angelegenheit sehe ich gern demnächst entgegen und zeichne mit dem Ausdrucke größter Hochschätzung als Ihr ganz ergebener   Walter de Gruyter.

Walter de Gruyter an Dilthey  

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Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigenhändiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R2: Dilthey, unpaginiert, 2 Bl. 1 Vgl. Brief [1658].

[1672] Walter de Gruyter an Dilthey Herrn Geheimrat Professor Dr. Dilthey, Grunewald bei Berlin Siemensstraße 37.

Berlin, den 7. Dezember 1909

Hochgeehrter Herr Geheimrat! Bei meiner gestrigen Anwesenheit in Ihrer Wohnung ließen Sie mich zu meiner Freude wissen, daß Sie jetzt die Zeit gefunden hätten, an Ihre SchleiermacherArbeiten wieder heranzutreten und daß es nun Ihre feste Absicht sei, Ihre große Biographie mit Hülfe eines jungen Gelehrten, den Sie sich zu diesem Ende zugesellen würden, vom Anfang an aufs Neue aufzubauen und in absehbarer Zeit zu vollenden.1 Da der erste Band vergriffen sei, die Schleiermacher-forschung aber in dem langen Zwischenraume, der das Erscheinen jenes Bandes von der Gegenwart trennt, nicht gerastet habe, so sei es Ihr Wunsch, zunächst den ersten Band neu zu bearbeiten und etwa in Jahresfrist, wenn ich richtig verstanden habe, im Manuskript zu vollenden. Im unmittelbaren Anschluß daran wollten Sie den zweiten Band in Angriff nehmen und in jedem Falle auch dafür Fürsorge treffen, daß der zweite Band, wenn wider Erwarten Ihre eigenen Kräfte dazu nicht mehr ausreichen sollten, durch Ihren Mitarbeiter des ersten Bandes zur Vollendung gebracht und herausgegeben würde. Ich stimmte diesen Vorschlägen gern zu und erbot mich dann, die alten vertraglichen Bedingungen in der Weise zu ändern, daß ich Ihnen bei einer Auflage von 1500 Exemplaren ein Honorar von Mark 100.– für den Druckbogen zahle. Mit der Maßgabe, daß, wenn durch die von uns Beiden ins Auge gefaßte Wahl einer größeren Type das Ausmaß des Bogens verkleinert werden sollte, der Rauminhalt der ersten Auflage der Honorarbemessung zu Grunde zu legen ist. Auch erklärte ich mich zu einem weiten Entgegenkommen bezüglich der Autorkorrekturen mit der Maßgabe bereit, daß sie vom Verlage getragen wer-

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Dilthey an Paul Ritter  

den sollen, solange ein Satz von Mark 15.– pro Bogen im arithmetischen Mittel nicht überschritten wird. Der Höchstumfang des ersten Bandes soll 44 Druckbogen umfassen. Ich möchte hierzu jedoch die Bitte aussprechen, nach Möglichkeit hinter dieser Zahl zurückzubleiben und den Band nicht über 40 Bogen anschwellen zu lassen. Damit er nicht unhandlich werde und diejenige Preisgrenze nicht überschreite, die für den Absatz einer so relativ hohen Auflage die Voraussetzung bildet. Mit verbindlichem Gruß in größter Hochschätzung Ihr   ganz ergebener   W. Gruyter Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigen­händiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R2: Dilthey, unpaginiert, 2 Bl. 1 Die mit Hilfe E. Sprangers geplante Neuauflage und Vollendung der SchleiermacherBiographie kam nicht zustande.

[1673] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund! Sie können denken, wie mich Ihre Nachricht erschreckt hat, denn ich selbst hatte ja vor, am 10. 1. spätestens abzureisen und hoffte, daß bis dahin die Universitäten erledigt seien. Aber Ihre berufliche Arbeit geht ja natürlich vor und so muß ich nun damit rechnen, daß Sie am 1.1. zur unterbrochenen Arbeit zurückkehren können, und ich suche womöglich noch etwas länger zu bleiben. Die Nachricht über Capitz1 hatte ich schon gehört; er wird also wohl doch den Weg gehen, den ich schon früher Capitz vorgeschlagen habe, daß er sich der Pädagogik und ihrer Geschichte zuwendet. Nicht darin liegt die Schwierigkeit, daß ich das letzte Buch nicht vorher fertig machen könnte, obwohl ja auch das fatal ist, sondern darin, daß ich bis in den Mai bleibe, wofür ich Ihnen die Gründe ja mitgeteilt habe, und wer weiß,

Dilthey an Walter de Gruyter  

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wie wir dann zusammensein können, was ja schlechterdings notwendig ist, da auch Sie auf Reisen gehen. Mit herzlichen Grüßen auch an die liebe Frau   der Ihrige Wilhelm Dilthey Grunewald, d[en] 9. 12. [19]09 Original: Hs.; Diktat D.s von unbekannter Hand mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XI, Bl. 38 –38 R. 1 Nicht zu ermitteln.

[1674] Dilthey an Walter de Gruyter Hochgeehrter Herr Degruyter! Mit Ihrer Darlegung unseres mündlichen Übereinkommens bin ich ganz einverstanden. Ich werde ungefähr in Jahresfrist mit Hilfe eines jüngeren Gelehrten1 das Manuskript der zweiten Auflage des ersten Bandes vollenden. Nach dem Druck des ersten Bandes will ich die Arbeit am zweiten Bande, womöglich mit Hilfe desselben Herrn, jedenfalls aber eines dazu durchaus befähigten Mannes in Angriff nehmen und, wenn meine Kräfte nicht mehr ausreichen sollten, dafür Fürsorge treffen, daß dieser zweite Band auch durch diesen Mann vollendet und herausgegeben wird. In Bezug auf den Höchstumfang hat bei unserer Besprechung ein Irrtum stattgefunden. Der gegenwärtige Umfang des Bandes beträgt 42 Bogen und 14 Seiten, wie ich denke. Eine Vermehrung über den jetzigen Band hinaus von 3 Bogen im Maximum würde nun doch, wenn der Band den jetzt fehlenden Zusammenhang und die dadurch größere Wirkung erreichen soll, in Aussicht genommen werden müssen. Ich werde alles tun, diesen Umfang zu reduzieren, auch durch Streichungen, welche aber freilich nicht viel betragen können. Nur möchte ich mich bei Zusätzen nicht beständig beengt fühlen. Hier würde also eine Änderung Ihres Schreibens an mich im Vertrag Platz haben müssen. Für die völlige Zuverlässigkeit auf dem heutigen Standpunkt wird eine Durcharbeitung der neu erschlossenen Quellen und der neuen Literatur statt-

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Dilthey an Georg Jellinek  

finden. Ich werde mich aber bemühen, die Änderungen oder Zusätze, die hieraus entstehen, auf das durchaus Erforderliche einzuschränken. Sie Ihrerseits haben sich bereit erklärt, die alten vertraglichen Bedingungen in der Weise zu ändern, daß Sie mir bei einer Auflage von 1500 Exemplaren M[ark] 100.– für den Druckbogen zahlen, mit der Maßgabe, daß wenn die durch uns Beide ins Auge gefaßte Wahl einer neuen Type das Ausmaß des B ­ ogens verkleinert werden sollte, der Rauminhalt der ersten Auflage der Honorarbemessung zu Grunde zu legen ist. Auch erklärten Sie sich bereit bezüglich der Autorkorrekturen, daß diese von Ihnen getragen werden sollen, solange ein Satz von M[ark] 15.– pro Bogen im arithmetischen Mittel nicht überschritten wird.    Mit besten Grüßen und in größter Hochschätzung Ihr ganz ergebener Prof. Wilhelm Dilthey Grunewald, 12. Dezember 1909. Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand A. Heubaums mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R2: Dilthey, Bl. 21–23. Eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes ist dem Brieforiginal beigelegt (Bl. 25–26). 1 Gemeint ist Eduard Spranger.

[1675] Dilthey an Georg Jellinek1

Hochverehrter Herr Kollege.

Grunewald-Berlin, Siemensstr[aße] 37. 16. 12. 19092

Herr cand. jur. Ernst Georg Sand3 hat an Sie geschrieben u. Ihnen sein Anliegen vorgetragen. Er bittet um ein Thema zur Doktorarbeit aus dem Gebiet des modernen Strafrechts, u. möchte gern sein mündliches Examen dann noch Anfang Juli ablegen. Sehr traurige Familienverhältnisse machen es ihm erforderlich, in dieser Zeit sein Doktorexamen zu erledigen um möglichst bald danach die Referendar-Prüfung ablegen zu können. Binnen Jahresfrist hat er seine Mutter verloren u. sein Vater ist geisteskrank geworden. Von die-

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Walter de Gruyter an Dilthey  

sen Schicksalen furchtbar angegriffen, ist er zugleich durch seine Lage genötigt, die Vorbereitungen zu den beiden Prüfungen zu absolvieren. Er rechnet, wenn er das Thema bis Ende December, womöglich vor Weihnachten erhielte, u. die Arbeit bis Mitte März abliefere: dann werde vielleicht möglich sein, daß er nach Annahme derselben zu Anfang Juli in die mündliche Prüfung einberufen würde. Ich darf diese seine Bitte befürworten, da ich ihn seit langer Zeit als einen von Charakter ganz ausgezeichneten jungen Mann kenne u. die größte Teilnahme für sein trauriges Schicksal habe. Wollen Sie also diese meine Empfehlung freundlich aufnehmen. Seine Art zu arbeiten ist ernsthaft u. gediegen. Diese ganze Zeit liegt Ihr Staatsrecht auf meinem Pult4 u. ich darf Ihnen vielleicht aussprechen, welchen außerordentlichen Nutzen ich für mein Studium des 18. Jahrhunderts von einem Werke gehabt habe, welche es ermöglicht, die staatsrechtlichen Begriffe in der Geschichte von Staat u. Recht zu verwerten. In höchster Hochachtung der Ihrige    Prof. Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand W. Kabitz’ mit eigenhändiger Unterschrift D.s; BA Koblenz, NL Jellinek, Sign.: N 1136, Aktenbd. 5, unpaginiert, 4 Bl. 1 Georg Jellinek (1851–1911): österr. Staatsrechtler; 1879 PD, 1883 a. o. Prof. in Wien, 1889 o. Prof. in Basel, 1891 in Heidelberg. 2 Im Brieforiginal am oberen linken Rand, vermutlich von der Hand G. Jellineks: „16/12 [19]09“. 3 Nicht zu ermitteln. 4 G. Jellinek: Das Recht des modernen Staates. 1. Bd.: Allgemeine Staatslehre. Berlin 1900, 2. durchgesehene und vermehrte Aufl. 1905.

[1676] Walter de Gruyter an Dilthey Herrn Geheimrat Professor Dr. Dilthey, Grunewald bei Berlin Siemensstraße 37.

den 16 Dezember 1909

Hochverehrter Herr Geheimrat! Ich danke Ihnen für Ihren gütigen Brief vom 12. d[e]s M[ona]ts, entnahm daraus, daß Sie meinem Wunsche der Komprimierung des ersten Bandes nach

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Dilthey an Walter de Gruyter  

Möglichkeit entsprechen wollen, daß Sie sich aber vorbehalten, unter Umständen seinen Umfang um 3 Bogen gegenüber demjenigen der ersten Auflage, d. i. also bis auf 46 Bogen, zu vermehren. Doch soll diese letztgenannte Zahl die Höchstgrenze darstellen. Auch bringe ich gern nochmal zum Ausdruck, daß, wo immer in unseren neuen Abmachungen der Begriff eines Druckbogens es sei dem Raumumfange oder dem Honorare zu Grunde gelegt ist, damit ein Druckbogen vom Ausmaß der ersten Auflage gemeint ist. Mit verbindlichem Gruß in ausgezeichneter Hochschätzung Ihr ganz ergebener   W de Gruyter Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigen­händiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R2: Dilthey, unpaginiert, 1 Bl.

[1677] Dilthey an Walter de Gruyter Berlin 19. 12. 1909. Hochgeehrter Herr De Gruyter Mit bestem Dank für Ihren Brief bestätige ich, daß wir für die neue Auflage des ersten Bandes übereingekommen sind, daß eine Vermehrung desselben um drei Bogen die Höchstgrenze seiner Erweiterung ist. Hierbei ist, wie für das Honorar, so auch für den Raumumfang der Druckbogen der älteren Auflage der Maßstab. Wenn Sie die Form eines förmlichen Vertrags überflüssig finden sollten, was ich Ihnen ganz anheimstelle, so bitte ich, von meinem letzten ausführlichen Brief an Sie mir eine Abschrift zustellen lassen zu wollen.

In ausgezeichneter Hochschätzung Ihr ganz ergebener Prof. Wilh. Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von unbekannter Hand mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R2: Dilthey, Bl. 27.

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Walter de Gruyter an Dilthey  

[1678] Walter de Gruyter an Dilthey Herrn Geheimrat Professor Dr. Dilthey, Grunewald bei Berlin Siemensstraße 37.

den 24. Dezember [19]09

Hochverehrter Herr Geheimrat! Im Besitze Ihres geschätzten Briefes vom 19. Dezember überreiche ich Ihnen in der Anlage höflichst: 1. die von Ihnen gewünschte Abschrift Ihres Briefes vom 12. Dezember;1 2. den Entwurf zu einem Verlagsvertrage, um dessen Prüfung und Begutachtung ich Sie freundlichst bitte.

Mit dem Ausdrucke größter Hochschätzung Ihr ganz ergebener W de Gruyter

Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigen­händiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R2: Dilthey, unpaginiert, 1 Bl. mit 2 Bl. Anlage.2 1 Vgl. Brief [1674]. 2 In der Anlage zu diesem Brief folgte der Entwurf eines Verlagsvertrages von W. de Gruyter an D.: „Verlagsvertrag: Zwischen Herrn Geheimrat Professor Dr. Wilhelm Dilthey, Grunewald – Berlin und der Verlagsbuchhandlung von Georg Reimer in Berlin ist heute unter Aufhebung der im Jahre 1866 zwischen den beiden Parteien brieflich geschlossenen Vertragsabmachungen und der im Jahre 1898 verabredeten Zusätze der nachstehende Verlagsvertrag geschlossen worden. § 1. Nachdem der im Jahre 1870 erschienene I. Band des Werkes ‚Leben Schleiermachers‘ vergriffen ist, gibt Herr Geheimrat Dilthey eine Umarbeitung jenes ersten Bandes im Verlage von Georg Reimer heraus, vollendet sie im Manuskript mit Hilfe eines jüngeren Gelehrten bis etwa zum Schlusse des Jahres 1910, nimmt sogleich nach seiner Druckvollendung die Arbeit am 2. Bande mit Hilfe des gleichen Mitarbeiters oder eines anderen dazu befähigten Mannes auf und trifft Fürsorge, daß, sofern seine eigenen Kräfte nicht mehr ausreichen sollten, dieser 2. Band durch jenen Mitarbeiter vollendet und im Verlage von Georg Reimer spätestens innerhalb 5 Jahren vom heutigen Tage an, herausgegeben wird. In jedem Falle hat auch der 2. Band den Namen Wilhelm Dilthey als Verfasser zu tragen. § 2. Die Höhe der Auflage beider Bände beträgt 1500 Exemplare, welche Zahl sich um 25 Freiexemplare für den Autor und um eine angemessene Zahl von Ex-

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Eduard Spranger an Dilthey  

emplaren zu Besprechungszwecken vermehrt. Das Honorar wird bei dieser Auflagenhöhe auf M[ark] 100.- für den Druckbogen mit der Maßgabe festgesetzt, daß, wenn für die neue Auflage, wie die Vertragschließenden dies ins Auge fassen, eine größere Type gewählt wird, oder wenn der Satzspiegel eine Aenderung erfährt, der Rauminhalt eines Druckbogens der 1. Auflage der Honorarbemessung zu Grunde gelegt werden soll. § 3. Der erste Band soll einen Umfang von 46 Bogen im Rauminhalt des Druckbogens der 1. Auflage keinesfalls überschreiten; über den Umfang des 2. Bandes haben sich Autor und Verleger bei seinem Druckbeginn zu verständigen. § 4. Der Satzbeginn an jedem der beiden Bände soll erfolgen, sobald das Manuskript des betr[effenden] Bandes zum größten Teile vollendet und sein Abschluß in greifbarer Nähe ist. § 5. Hinsichtlich der Auto[r]korrekturen, d. h. derjenigen BleiKorrekturen, die durch Aenderungen des Autors vom ersten Korrektursatz an notwendig werden, ist der Verleger in der Weise entgegenkommend, daß er die Kosten dafür trägt, solange ein Satz von M[ark] 15.- pro Druckbogen im arithmetischen Mittel nicht überschritten wird. Etwaige darüber hinausgehende Kosten fallen dem Autor zur Last. Grunewald – Berlin und Berlin Dezember 1909.“

[1679] Eduard Spranger an Dilthey Dezember 1909   Hochgeehrter Herr Geheimrat! Da Sie bisher nicht die Güte gehabt haben, über mich zu verfügen, so erlaube ich mir, Ihnen die folgenden Mitteilungen schriftlich zu machen. Die Frage der Predigten Schleiermachers in ihrem Verhältnis zu den Monologen etc. hat mich lange beschäftigt; meine Ansicht hat verschiedentlich geschwankt, und auch jetzt kann ich noch keine definitive Erklärung geben. Seit 1870 neu gedruckte Predigten, wie Herr Geheimrat vermuteten, liegen nicht vor. Das Material besteht vielmehr aus Der 1. Sammlung der „Predigten“ von 1801 (= [Sämmtliche] Werke. II. [Abtheilung. Predigten.] B[an]d 1 [. Berlin 1834]) 51 Predigtentwürfen aus dem Jahre 1800, her[ausgegeben] v[on] Zimmer,1 Gotha 1887) 6 Predigtentwürfen aus den Jahren 1796 (1) und 1797 (5), mitgeteilt bei Bauer „Schleiermacher als patriotischer Prediger“, S. 309 ff. Die Entwürfe gestatten bei ihrem rein schematischen Charakter natürlich nur unsichere Schlüsse auf die Gedankenführung im einzelnen; doch bestätigen sie das Überwiegen der moralisierenden Themata. Von weiteren ausgeführten Predigten habe ich keinerlei Kenntnis.

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Die Untersuchung bleibt also im wesentlichen auf die s[einer] Z[eit] schon bekannten Predigten der Sammlung v[on] 1801 beschränkt. Es fragt sich, ob in ihnen deutliche Spuren von Mystik, vielleicht von pantheistisch gerichteter Mystik im Sinne der „Reden“ vorliegen, oder welches Verhältnis sonst zwischen „Predigten“ und „Reden“ anzunehmen ist. Herr Geheimrat haben s[einer] Z[eit] die Disparität zwischen beiden hervorgehoben. „Und so würde man mit größerem Recht die an die Verächter der Religion gerichteten Reden als vorbereitend betrachten, die an die Christen als unverändertem Abdruck seines innersten Lebens.“ – „Von ihnen (den Predigten) fällt ein nachträgliches Licht auf die Reden.“2 Diese Ansicht ist in einer Weise gedeutet, dass[elbe] fortgeführt worden, die m. E. die Reden überhaupt in eine sekundäre Stellung drängt, was doch ohne Zweifel nicht gemeint sein kann. Otto Ritschl 3 betrachtet nämlich beide Darstellungsformen  – Reden und Predigten  – als exoterische Äußerungen von Schleiermachers Religiosität, die eine berechnet auf ein philosophisches Publikum, die andere auf die christliche Gemeinde, dadurch sei die jeweilige rhetorische Ausdrucksform und die begriffliche Formulierung bedingt. – Ist dies so, so haben wir den echten Schleiermacher überhaupt nirgends, und die unverkennbare Originalität der Reden, ihr genialer Schwung, neben dem die Predigten doch schwer einherschreitende traditionelle Form zeigen, sinkt zu einer zeitgeschichtlich bedingten Apologetik herab. Dies wäre dann in der Tat eine „Ehrenrettung“ Schleiermachers, wie der V[er]f[asser] seine Schrift so schön bezeichnet;4 denn der Verdacht, vom theologischen Geleise ernstlich abgezweigt5 zu sein, fiele dadurch von Schleiermacher ab. Eine Gleichwertigkeit der Reden und Predigten kann ich unter keinen Umständen annehmen. Die Frage bleibt, ob wenigstens eine Gleichartigkeit der Grundanschauungen besteht, oder eine Disparität. Hier bin ich nun zunächst der Auffassung Schl[eiermachers] L[eben] S. 421/36 gefolgt. Auf dem beigelegten Bogen steht,7 wie ich mir damals die Sache zurechtlegte, und ich wüßte noch heut keinen anderen Weg. Aber schon damals mußte ich die Predigt über die „Gemeinschaft der Menschen mit Gott“8 ausnehmen. Herr Geheimrat finden darin nur Kants Religionsansicht gespiegelt. Ich kann zu wenig Vergleiche mit Predigten von Kantianern ziehen, um mir ein Urteil zu erlauben. Doch scheint mir hier wirkliche Mystik vorzuliegen, wovon ich unten die stärksten Stellen anführe. „Der Gedanke an Gott begleitet den frommen überall hin, nicht bloß der Gedanke, er sieht und empfindet überall das ewige Wesen; und weil er alles in unmittelbarer Beziehung auf diesen einen und großen Gedanken thut und denkt, so ist in ihm und um ihn her nichts unbedeutend und geringfügig, und neben dem irdischen Leben, welches er mit andren gemein hat, führt

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er noch ein anderes himmlisches und göttliches. Alles legt hier von ein Zeugniß ab etc.“9 „Beneidet diejenigen nicht, welche durch Gewöhnung an ein künstliches Nachdenken, durch Beschäftigung des Verstandes mit den Gründen und dem Zusammenhang auch der gemeinschaftlichen Erkenntnisse es dahin gebracht haben, daß sie hierüber in vielen und regelmäßigen Worten ihre Meinung ausdrükken etc. … diese unnüzen Grübeleien, diese leeren Worte haben noch keinen auf den Weg der Gottseligkeit geführt. etc.“10 „Immer reichhaltiger und erfreulicher seine unmittelbare Erfahrung von dem Dasein eines göttlichen Reiches auf Erden; u[nd] so wird auch der darauf beruhende [eigenthümliche] Friede seines Herzens immer fester gegründet. Leitet diesen, ich bitte euch, von nichts anderem ab, als von dieser Art der Erkenntniß Gottes und der Gemeinschaft mit ihm.“11 „… es kommt daher, weil es euch an dem unmittelbaren Gefühl von Gott fehlt, weil ihr ihn nicht überall suchet und alles in ihm sehet, weil euer Leben nicht eben so fromm und gottselig ist als bürgerlich tugendhaft.“12 u. s. w. Während hier das Thema Veranlassung gibt, den mystischen Grundgedanken so eindringlich auszusprechen, als es in christlicher Sprache nur überhaupt wiedergegeben werden kann, sind in den übrigen Predigten ähnliche Stellen selten.13 Erst wenn man sie herausschreibt (wie ich es getan habe) oder sie zu einem Zusammenhang verdichtet (wie es Emil Fuchs,14 Schleiermachers Religionsbegriff, 1901[,] S. 90–103 getan hat),15 kommt man allmählig zu der Ansicht, daß tatsächlich doch kein Widerspruch zwischen den Predigten und den Reden16 besteht. Allerdings überwiegt in den Predigten der moralische und paränetische17 Ton. Ich neige also jetzt mehr zu der Ansicht, daß Predigten und Reden sich zur Not vereinigen lassen (so auch Bauer und Fuchs), wobei ich jedoch die Reden immer für das Esoterische und in Schl[eiermacher]s Entwicklung Epochemachende halten würde. Die Predigten enthalten im besonderen folgende mystisch gefärbte Wendungen: Man soll nicht auf das Außen, sondern auf das Innere der Begebenheiten sehen, im Kleinen wiedererkennen, was im Großen geschieht und umgekehrt. Das Unveränderliche drückt sich in allen seinen Werken ab: alles sind nur Entwicklungen derselben göttlichen Gedanken – es geschieht nichts Neues unter der Sonne. In Gott kann kein neuer Gedanke, kein neuer Entschluß entstehen[.] Das Gebet ändert nichts am Lauf der Dinge, gibt nur innere Kraft. Wir sind nur ein kleiner Teil im Ganzen – auch dieses Vertrauen gibt Ruhe. Daneben stehen freilich anthropomorphe Wendungen wie „Ebenbild Gottes“. „Wir können nicht anders als menschlicher Weise von Gott denken und reden; …ebenso weiß auch die Schrift nicht anders als in Gleichnissen und Bildern von uns zu reden.“ „Wie viel Menschliches und Unwürdiges findet sich nicht

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in den Vorstellungen der meisten Christen von der Liebe und Weisheit Gottes.“ Weitere Wendungen dieser Art aber würden sich kaum nachweisen lassen. Sie sind also vermieden oder noch nicht durch das moralische Interesse durchgebrochen. (vgl. die frühere Ausarbeitung.) Hingegen lassen sich die Grundgedanken der „Monologen“ so gut wie sämtlich wiederfinden. Vor allem der der Eigentümlichkeit (W. W. II, S. 87 f. 104. 111. 116. 118. 133. 147.), angewandt auch auf die Individualität der Religionsvorstellungen. (S. 41.); ferner der Gedanke, daß die Tugend ein Ganzes ist, daß es moralisch irrelevante Handlungen nicht gibt u. s. w. (dies auch bei Zim­ mer[,] a. a. O. S. 12.) Selbstanschauung (Zimmer[,] S. 62). Für die Predigtentwürfe scheint zu gelten, daß der Kantische Moralismus noch ausschließend herrscht. Das wird verständlich, da sie fast sämtlich den Gottesdiensten in der Charité und im Invalidenhause entstammen. – Alles zusammengenommen vermag ich daher meine frühere Auffassung noch nicht ganz zu verwerfen.18 Eine Zusammenstellung der Schleiermacherliteratur der letzten 20 Jahre auf Grund der besten bibliographischen Hilfsmittel hat ergeben, daß neue Quellenpublikationen nicht vorliegen und daß ich die darstellende Literatur jetzt, so weit sie es verdient, vollständig gelesen habe. Doch fehlen mir die „Mitteilungen der Literaturarchivgesellschaft“, die manches ad Schleiermacher zu enthalten scheinen. Aus der Ausgabe von Friedrich Schlegels „Jugendschriften“19 ist für die Fragmente etwas nachzutragen. Über denselben Gegenstand hat Runze eben in den Comeniusheften etwas publiziert;20 doch kann ich diese umfassende kritische Frage erst in den Ferien verfolgen, weil nur bei zusammenhängender Lektüre die Stileigentümlichkeiten sich einprägen. Das Kapitel über die bildende Sittlichkeit denke ich demnächst auszuführen. Einzelheiten habe ich im Exemplar selbst notiert. … [Briefschluss fehlt.] Original: Hs.; Brief-Fragment oder -Entwurf; Dilthey-Forschungsstelle im Institut I für Philosophie der Ruhr-Universität-Bochum, unpaginiert, 5 Bl.; eine Photokopie des Brieforiginals sowie eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes ist hinterlegt in: BA Koblenz, Sign.: NL 1182, Aktenbd. Nr. 434, unpaginiert, 5 Bl.; Erstdruck in: E. Spranger: Gesammelte Schriften. Bd. VII, a. a. O., S. 47–50. 1 Karl Friedrich Zimmer (1855–1919): ev. Theologe; 1800 PD in Bonn; Pfarrer in Ostpreußen; 1890 Direktor des Predigerseminars in Herborn. – Hg.: Predigtentwürfe von Friedrich Schleiermacher aus dem Jahre 1800. Gotha 1887. 2 D.: Leben Schleiermachers. Erster Band, a. a. O., S. 423 und S. 421; WA in: GS XIII, S. 435, Anm. 99 (bei der Überarbeitung von D. gestrichen) und S. 433. 3 Otto Ritschl (1860–1944): ev. Theologe, Sohn des ev. Theologen Albrecht Ritschl; 1889 Prof. für Kirchengeschichte in Kiel, 1894 a. o. Prof. für Dogmatik, 1897 o. Prof. in Bonn.

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Dilthey an Walter de Gruyter  

4 O. Ritschl: Schleiermachers Stellung zum Christentum in seinen Reden über die Religion. Ein Beitrag zur Ehrenrettung Schleiermachers. Gotha 1888. 5 Im Brieforiginal: „abzweigen“. 6 Im Erstdruck: „Schl. S. 421/ 3.“ – D: Leben Schleiermacher’s, a. a. O., S. ­421–423; WA in: GS XIII, S. 433–438 (mit D.s Ergänzungen für die geplante 2. Aufl.). 7 Nicht überliefert. 8 In: Sämmtliche Werke. II. Abtheilung. Predigten. Erster Bd.: Erste Sammlung. Berlin 1834, S.154–169. 9 Ebd., S. 155. 10 Ebd., S. 157. 11 Ebd., S. 163. 12 Ebd., S. 168. 13 Im Brieforiginal von fremder Hand am rechten Rand: „Predigten der Mystiker“. 14 Emil Fuchs (1874–1971): ev. Theologe; 1905–1931 Pfarrer; 1931–1933 Prof. in Kiel; 1949–1959 Prof. für Systematische Theologie und Religionssoziologie in Leipzig. 15 E. Fuchs: Schleiermachers Religionsbegriff und religiöse Stellung zur Zeit der ersten Ausgabe der Reden (1799–1806). Gießen 1901. 16 Im Brieforiginal wurde von fremder Hand das von E. Spranger verwendete Wort „Monologen“ gestrichen und am rechten Rand durch „Reden“ ersetzt. 17 Ermahnend. 18 Im Brieforiginal von fremder Hand am linken Rand: „Daher also als Anforderungen an eine geringere Bildungsstufe von Schl[eiermacher] mit Recht ausgeschlossen und sonach nicht zu verwerfen.“ 19 F. Schlegel: Seine prosaischen Jugendschriften 1794–1802. 2 Bde. Hg. von J. Minor. Wien 1892. 20 Georg Runze (1852–1938): ev. Theologe; Prof. in Berlin. – G. Runze: Eine Charakteristik Schleiermachers aus dem Kreis, in: Monatshefe der Comenius-Gesellschaft für Kultur und Geistesleben 17 (1908), S. 283–300.

[1680] Dilthey an Walter de Gruyter Hochgeehrter Herr De Gruyter! Nach eingehender Rücksprache schlage ich Ihnen als durchschnittliches Honorar, das auf Korrekturen und die etwaigen Änderungen der Herausgeber entfällt, 10 Mark pro Bogen vor. Sind Sie hiermit einverstanden, so wollen Sie nur den Vertrag nunmehr entwerfen, den ich dann der Kommission und darauf der Akademie vorzulegen habe.

In ausgezeichneter Hochachtung der Ihrige Wilhelm Dilthey

Dilthey an Paul Ritter  

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Grunewald, den 12./1. 1910 Original: Hs.; Diktat D.s von unbekannter Hand mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter) R 2: Dilthey, Bl. 29.

[1681] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund! Klagen hilft nichts und so gilt es nur, die erforderlichen Maßregeln zu treffen, damit die Verzögerung nicht zu groß wird. Ich kehre hierher Ende April oder Anfang Mai zurück. Bleibe dann, soweit man voraussehen kann, den Sommer hier und es muß dann schlechterdings das M[anu]skr[ipt] zu Ende gebracht und der Druck rasch durchgeführt werden. Ich bitte also recht dringend und herzlich, es so einzurichten, daß wir, wie Sie auch annehmen, im Mai und Juni zusammen sein können. Wenn Sie Bibl[iotheks-]Bücher von mir noch haben, so bitte ich, diese mir bald zuzusenden, damit sie mit den anderen abgegeben werden können. Und nun beste Wünsche für Sie und Ihre liebe Frau, und lassen Sie, sobald Ihre Pläne feste Gestalt haben, von sich hören. Treulichst  Ihr   Wilhelm Dilthey Grunewald, den 15. Januar 1910 Original: Hs.; Diktat von der Hand A. Heubaums mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XII, Bl. 1–1 R.

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Dilthey an die Mitglieder der Kant-Kommission  

[1682] Dilthey an die Mitglieder der Kant-Kommission An die Herren Mitglieder der Kant[-]Kommission Indem ich die erfreuliche Mitteilung mache, daß in der Abteilung der Werke demnächst die zweite Auflage unserer Bände beginnen kann und Hoffnung ist, daß allmählich auch von den anderen Bänden eine neue Auflage nötig werden wird, lege ich einen Vertragsentwurf für die zweite Auflage ergebenst vor. Soweit nicht die Bearbeiter der ersten Auflage Veränderungen wünschbar finden oder Druckfehler bemerkt worden sind, wird die zweite in einem Neudruck der ersten bestehen. Ein Vertrag mit einer wissenschaftlich zuverlässigen Persön­ lichkeit, welche für 8 Mark pro Bogen die Durchsicht besorgt, wird zunächst für den ersten Band baldigst abgeschlossen werden. Der Honorarvertrag der Auflage mit 25 Mark pro Bogen für 1000 Exemplare würde der Kasse der Kantausgabe zufallen. Ebenso der etwaige Rest aus den für die Korrektur vom Verleger gezahlten zehn Mark. Ich ersuche um Beistimmung zu dem Vertragsentwurf, den ich dann am 3. 2. in der Akademiesitzung zur Genehmigung vorlegen würde.

Wilhelm Dilthey Vorsitzender der Kantcommission

In der Beilage lege ich den alten Vertragsentwurf bei.1 Grunewald, 21/1. 1910 Siemensstr[aße] 37. Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand W. Kabitz’ mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, Bestand PAW (1812–1945), Sign.: II-VIII 155, Bl. 129–129 R. 1 Nicht beigelegt.

[1683] Dilthey an Paul Heyse1 In jeder Gattung der Poesie liegen gränzenlose Möglichkeiten. Wo eine derselben ächt dichterischen Ausdruck findet, geschieht einer Seite des Lebens Genüge, aber es kommt doch immer die Zeit, in der einem nachlebenden Ge-

Dilthey an Arthur Liebert  

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schlecht die Stärke der Richtung, die stets zugleich Gränze und Endlichkeit ist, sich als Druck fühlbar macht, und eine andre Seite des Lebens sucht nach Ausdruck. Aber man muß nur alt genug werden, um zu sehen, wie was man in der Jugend wollte als ein lebendiges Moment neben dem, was sich einem dann entgegensetzte, zu neuen Richtungen wirksam wird. Das ist die einzige Wiederkunft dessen, was einmal wirklich da war, die uns die Geschichte vergönnt. – Sie aber, mein lieber Freund, genießen noch einer vollkommeneren Fortdauer, die Werken von edler Schönheit unabhängig vom Wandel der Zeiten u. Richtungen zu Theil wird. 25 Jan[uar] 1910 Berlin

Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; BStB München, Heyse-Archiv V, 103 a, Bl. 74, A/72/9. 1 Paul Heyse (1830–1914): Schriftsteller. – D. schrieb P. Heyse diesen Text zu dessen 80. Geburtstag am 15. März 1910. – Er erschien in einem Autographen-Album mit dem Titel Paul Heyse zum 15ten März 1910 von Freunden und Verehrern gewidmet, an dem 200 Dichter, Maler, Musiker und Gelehrte beteiligt waren. – D. schrieb diese Gratulation vermutlich so früh, weil er sich seit Mitte Februar 1910 in Meran aufhielt und anschließend den gesamten März bis in den April hinein in Interlaken / Schweiz verbrachte; vgl. hierzu die Postkarte D.s an E. Schramm vom 31. März 1910: „Adr[esse] Dilthey[,] Beatenberg bei Interlaken. Schweitz[,] Haus Blümlisalp. Lieber Herr Doktor, bitte die für mich vorhandenen Briefe zu adressieren: Beatenberg, Hôtel Blümlisalp bei Interlaken[,] Schweitz (NB Hôtel Blümlisalp). Es geht gut. Viele Grüße. Ich hoffe daß die Briefe an mich in der Wohnung sind. Ihr Dilthey.“ (Original: Hs.; Archiv der Freireligiösen Gemeinde Offenbach / Main, NL E. Schramm, ohne Signatur, unpaginiert.)

[1684] Dilthey an Arthur Liebert1 Grunewald, den 27. Januar 1910 Sehr geehrter Herr Dr. Arthur Liebert! Ich bin mit Ihnen darin einverstanden, dass Sie bei der Herausgabe des ersten zu druckenden Bandes der neuen Auflage der Werke Kants durch die Akademie der Wissenschaften die Durchsicht des Textes vor dem Druck übernehmen[,] die genaue Vergleichung des Neudruckes mit dem Druck der ersten Auflage & lesen, falls es notwendig erscheint, eine Revision.

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Dilthey an Paul Ritter  

Ferner übernehmen Sie die Verpflichtung, die zur ersten Auflage erschiene­ nen Bemerkungen durchzusehen, daraus sich ergebende Verbesserungen & Änderungen2 zusammenzustellen & zur Prüfung Herrn Prof. Menzer vorzu­legen. Sie erhalten für diese Tätigkeit ein Honorar von 8 Mark pro Bogen. Wir treffen zunächst diese vorläufige Verabredung, um das ganze Verhältnis besser überschauen zu können, worauf dann ein Vertrag über die zweite Auflage der Werke Kants überhaupt mit grösserer Sicherheit abgeschlossen werden kann. Professor Wilhelm Dilthey Vorsitzender der Kantcommission Original: Hs.; Diktat D.s von unbekannter Hand mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, Bestand PAW (1812–1945), Sign.: II-VIII-155, Bl. 131–132 R. 1 Arthur Liebert (1878–1946). Philosoph, Hörer D.s, Vertreter der Marburger Schule des Neukantianismus; 1925–33 a. o. Prof. in Berlin; 1933 Exil in Belgrad; 1939 Übersiedlung nach England; 1946 Rückkehr nach Berlin und Prof. an der Humboldt-Universität. 2 Im Brieforiginal: „Aenderungen“.

[1685] Dilthey an Paul Ritter Sehr geehrter Herr Dr.!

1. Februar 19101

Herr Geheimrat Dilthey läßt Ihnen sagen, Sie möchten Schmeizel: Rechtschaffener Akademikus2 u. Pütter, Selbstbiographie,3 die sich wahrscheinlich in Ihrer Verwahrung befinden u von der K[önig]l[ichen] Bibl[iothek] zurückverlangt werden, entweder der K[öni]gl[ichen] Bibliothek oder ihm (was Ihnen bequemer ist) wieder zurücksenden. Ebenso werden Sie gebeten, dasselbe nunmehr auch mit den anderen der Königl[ichen] Bibliothek entliehenen Büchern so machen zu wollen, da diese Angelegenheit nunmehr in den nächsten Tagen vor Abreise des Herrn Geheimrat geordnet werden muß.   Hochachtend u erg[ebenst] i. A. Zeeck Original: Hs.; Postkarte; im Auftrag D.s geschrieben von H. Zeeck; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XII, Bl. 2.

Dilthey an Hermann Graf Keyserling  

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1 Datierung nach Poststempel. 2 M. Schmeizel: Rechtschaffener Academicus, oder Gründliche Anleitung, wie ein Academischer Student seine Studien und Leben gehörig einzurichten habe. Halle 1738. 3 J. S. Pütter: Selbstbiographie zur dankbaren Jubelfeier seiner 50jährigen Professor­ stelle zu Göttingen. 2 Bde. Göttingen 1798.

[1686] Dilthey an Hermann Graf Keyserling Lieber Graf, Es geht mir in den letzten Tagen wieder so wenig gut daß ich mich nun definitiv entschließen muß, Sie diesmal nicht zu sehen. Ich entbehre sehr u. hoffe[,] daß wir uns das nächste Mal wieder recht ordentlich aussprechen können. 14. Febr[uar] [19]10

Mit herzlichen Grüßen der Ihre Wilh. Dilthey.

Original: Hs.; eine maschinenschriftliche, leicht vom Brieforiginal abweichende Abschrift dieses Briefes ist beigelegt; ULB Darmstadt, Historische Sammlungen und Musik, NL Hermann Graf Keyserling, Mappe 094, ohne Signatur.

[1687] Dilthey an Friedrich Leopold Gundelfinger Hochverehrter Herr! Nehmen Sie meinen ergebensten Dank für die gütige Mitteilung des Jahrbuches für die geistige Bewegung.1 Im Moment von einer dringenden Arbeit in Anspruch genommen, die kein Ausruhen in Lektüre gestattet, freue ich mich sehr auf die Abhandlungen, denen ich nach meiner Liebe zu Stefan George von vornherein mit den schönsten Erwartungen entgegensehe.

Mit ergebensten Grüßen der Ihrige Wilhelm Dilthey

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Arthur Liebert an Dilthey  

Grunewald, b / Berlin 7./ III. 1910. Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand W. Kabitz’ mit eigenhändiger Unterschrift D.s; University of London, Institute of Germanic Studies, Reference code: GB 0367, FGH. – Dieser Brief wurde uns freundlicherweise von Martin Liebscher, University of London, Institute of Germanic & Romances Studies, zugesandt. 1 Jahrbuch für die geistige Bewegung. 3 Bde. Berlin 1910–1912. Hg. von F. Wolters und F. Gundolf. – Zeitschrift des George-Kreises.

[1688] Arthur Liebert an Dilthey Berlin, den 6. April 1910   Hochverehrter Herr Geheimrat! Zu meinem grössten Bedauern bin ich morgen, Donnerstag und auch am Freitag Vormittag beschäftigt. Unterrichtserteilung an einem grossen Pensionat nimmt meine Zeit in Anspruch. Dagegen bin ich am Sonnabend Vormittag frei und würde dann gern gegen ½ zehn Uhr zu Ihrer Verfügung stehen, falls keine Absage erfolgt. Im Uebrigen habe ich die Fichte-Stelle gefunden, die Schleiermacher in der Hermeneutik1 vorgeschwebt haben dürfte, wenn er bemerkt, man könne einen Autor besser verstehen als er sich selbst verstanden habe. Die Stelle steht in den „Reden an die deutsche Nation“ in dem drittletzten Absatz der vierten Rede (Reclam-Ausgabe S. 63 unten).2 Diese Bemerkung Fichte[s] weist zurück auf Kritik der reinen Vernunft, transzendentale Dialektik, Kapitel: „Von den Ideen überhaupt“, Schlusssatz des dritten Absatzes.3 Mit vorzüglicher Hochachtung und Ehrerbietung Ihr ganz ergebener   Arthur Liebert. „Ich merke nur an, dass es gar nichts Ungewöhnliches sei, sowohl im gemeinen Gespräche als in Schriften durch die Vergleichung der Gedanken, welche ein Verfasser über seinen Gegenstand äussert, ihn sogar besser zu verstehen, als

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er sich selbst verstand, indem er seinen Begriff nicht genugsam bestimmte u. dadurch bisweilen seiner eigenen Absicht entgegen redete oder auch dachte.“ (Kant, Kr[itik] d[er] rein[en] Vern[unft]. Akademie-Ausgabe Bd. III S. 246). Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 48/1, Bl. 403–404. 1 F. D. E. Schleiermacher: Hermeneutik und Kritik mit besonderer Beziehung auf das Neue Testament. Aus Schleiermachers handschriftlichem Nachlasse und nachgeschriebenen Vorlesungen. Hg. von F. Lücke. Berlin 1838, S. 32, S. 45 und u. ö. 2 J. G. Fichte: Reden an die deutsche Nation, in: Sämmtliche Werke Band VII: Dritte Abtheilung. Populärphilosophische Schriften. Zweiter Band: Zur Politik, Moral und Philosophie der Geschichte. Hg. von I. H. Fichte. Berlin 1846, S. 326. 3 Im Brieforiginal folgt: „Siehe folgende Seite“. Vgl. hier den Schluss des Briefes.

[1689] Walter de Gruyter an Dilthey Herrn Geheimrat Professor Dr. Wilhelm Dilthey Grunewald Siemensstr[aße] 37

Berlin, den 26. April 1910

Hochverehrter Herr Geheimrat! Eine Unterredung die ich heute vormittag, mit Herrn Dr. Liebert hatte, veranlaßt mich, nach Abrede mit dem Genannten, zu der Niederschrift dieser Zeilen. Ich habe Herrn Dr. Liebert noch einmal die Gründe dargelegt, die es mir ratsam erscheinen lassen, die nach und nach zum Neudruck gelangenden Bände von Kant’s gesammelten Schriften nicht unter der Bezeichnung von neuen Auflagen auf dem Büchermarkt und in die Literatur einzuführen, und ich möchte nicht unterlassen, jene Gründe schriftlich noch einmal kurz zusammenzufassen. Wann das ganze Werk in seinen sämtlichen Bänden vollendet vorliegen wird, ist heute noch nicht zu ersehen; wohl aber wissen wir, daß, wenn dies der Fall sein wird, für einen großen Teil seiner Bände ein zweiter, ja vielleicht ein dritter Nachdruck notwendig geworden sein und daß diese Erscheinung des Ueberholens und Zurückbleibens der einzelnen Bände über- und hintereinander in dauerndem Fluß bleiben wird. Wir würden, wollten wir die Neudrucke als neue Auflagen bezeichnen, niemals zu einem Punkt gelangen, an

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dem die Kant-Ausgabe der Akademie der Wissenschaften sich bibliographisch als ein Werk aus einem Gusse darstellen würde. Diejenigen, die von vornherein Subskribenten des Gesamtwerkes geworden sind, würden es als einen Nachteil empfinden, schon innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne und weit vor Vollendung des ganzen Werkes einzelne Teile davon in einer Gestalt zu besitzen, die bibliographisch bereits als veraltet anzusehen wäre, diejenigen aber, die neu in den Bezug der Gesamt-Ausgabe eintreten wollen, werden den Mangel empfinden, daß sich in ihrem Besitz Teile der ersten und zweiten, ja vielleicht der dritten Auflage miteinander mischen. Das aber würde ohne Zweifel für das Empfinden vieler Bibliophilen einen Nachteil dieser von der Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Ausgabe bedeuten und darum möchte ich mit lebhafter Fürsprache dafür eintreten, daß auf dem Titel eine solche Unterscheidung vermieden wird. Es würde nach meinem Ermessen vollauf genügen und der Wahrheit weder widersprechen noch sie verschleiern, wenn wir die Tatsache des Neudruckes und der Verändung, die der Band etwa dabei erfahren hat, nur durch die Jahreszahl auf dem Titelblatt und durch ein kurzes orientierendes Vorwort zum Ausdrucke brächten. Zur Not könnte man auf dem Untertitel noch die Worte „Zweiter Druck bezw. dritter Druck etc.“ sagen. Aber hierin möchte eine ganz strenge Kritik vielleicht einen irreführenden Fingerzeig erblicken. Wenn ich das in diesen Zeilen Dargelegte Ihrer Erwägung unterbreite, so brauche ich nicht ausdrücklich zu sagen, daß es nicht nur das geschäftliche Interesse des Verlegers ist, das ich damit vertrete, sondern auch das Interesse der Kant-Ausgabe, an derer Geschick ich auch außerhalb der merkantilen Sphäre des Verlegers einen begreiflichen Anteil nehme.   Mit dem Ausdrucke verehrungsvollen Ergebenheit  Ihr W. de Gruyter. Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigen­händiger Unterschrift W. de Gruyters, ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert, 2 Bl.

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[1690] Dilthey an Walter de Gruyter Verehrtester Herr Degruyter! Nach gründlichem Nachdenken finde ich 1) unmöglich wegzulassen, daß doch tatsächlich eine neue revidierte Ausgabe vorliegt. Der Abnehmer hat ein Interesse daran, zu wissen ob er eine ältere oder neuere Ausgabe kauft und dies ist umso wichtiger, als wir noch garnicht wissen, wieweit sich in späteren Bänden die Veränderungen erstrecken werden. Sie werden bei einigen Bänden erheblich sein. Zweiter Druck würde, wie Sie auch bemerken, diesen Sachverhalt nicht decken. So möchte ich Ihnen vorschlagen, was dem Ausdruck zweiter Druck am nächsten kommt: zweite Ausgabe. Ein Ausdruck, der zwischen Druck und Auflage in der Mitte steht und doch einen Irrtum nicht veranlassen kann. Haben Sie ein starkes Mißgefühl dabei, so müßten wir noch etwas warten, bis ich mit Diels die Sache besprechen könnte.   Ganz ergebenst der Ihrige Wilhelm Dilthey Grunewald, den 2. Mai 1910. Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand A. Heubaums mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, Bl. 31–31 R und Bl. 33.  – Auf Bl. 33: eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit der Notiz von der Hand W. de Gruyters am oberen linken Rand: „Durchschlag hiervon nebst meiner Antwort sandte ich an Menzer“.

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[1691] Walter de Gruyter an Dilthey Herrn Geheimrat Dr. Wilhelm Dilthey Grunewald Siemensstr[aße] 37

den 7. Mai 1910.

Hochverehrter Herr Geheimrat! Ich danke Ihnen für Ihren gütigen Brief vom 2. Mai. Wenn bei späteren Bänden, worauf Sie als möglich hinweisen, die Abweichungen des zweiten Druckes gegenüber dem ersten Drucke sehr erheblich sein können, so ergeben sich daraus für die Verwirklichung meines Vorschlages freilich beachtenswerte Schwierigkeiten. Immerhin ist mir auch bei der Benennung „Zweite Ausgabe“ aus den in meinem jüngsten Briefe dargelegten Gründen nicht ganz wohl zu Mute, und Sie haben vielleicht die Freundlichkeit, bis zur Drucklegung des Titels der Wahl der endgültigen Fassung Ihre Aufmerksamkeit zu schenken.   Mit verbindlichem Gruß in größter Hochschätzung Ihr ganz ergebener W. de Gruyter Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigenhändiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert, 2 Bl.

[1692] Dilthey an Walter de Gruyter Sehr verehrter Herr De Gruyter!

Grunewald, d[en] 9. 5. [19]10.

Ich ersehe aus einem Brief des Herrn Kollegen Erdmann,1 daß derselbe mit Ihnen über das Schicksal des Archivs, den eventuellen Zurücktritt von Mitherausgebern mit Ihnen gesprochen hat. Es wäre mir sehr erwünscht, könnten wir mündlich einmal die Frage zusammen besprechen. Vielleicht ergibt es sich

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in den nächsten Tagen, daß Sie hier draußen einmal etwas zu tun haben u. es Ihnen daher nicht zu lästig ist, bei mir vorzusprechen. Jeder Tag u. jede Stunde ist mir recht, u. eilig ist ja die Sache auch nicht. Sollte eine solche Möglichkeit sich also ergeben, so bitte ich nur, es mir mitzuteilen. Mit den ergebensten Empfehlungen   der Ihrige W. Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, Bl. 34–35.  – Bl. 36 enthält eine maschinenschriftliche Abschrift dieses Briefes, versehen mit dem Stempel: „Walter de Gruyter Archiv Berlin“. 1 Nicht überliefert.

[1693] Walter de Gruyter an Dilthey den 10. Mai 1910. Hochverehrter Herr Geheimrat. Für den in Ihren gütigen gestrigen Zeilen zum Ausdruck gebrachten Wunsch, in der kritischen Angelegenheit der „Archive“1 eine mündliche Aussprache mit mir zu haben, danke ich Ihnen aufrichtig. Morgen Abend verreise ich – halb in Geschäften, halb zu Feiertagszwecken – für etwa zehn Tage nach Strassburg und in den Schwarzwald, will aber, wenn es mir nur eben möglich ist, versuchen, noch vorher bei Ihnen anzuklopfen.2 Geschieht dies nicht, so sind es zwingende Hinderungsgründe, die mich so kurz vor meiner Abreise davon abhalten. In diesem Falle würde ich alsbald nach meiner Heimkehr gewiss den Weg zu Ihnen finden.    Mit verbindlichem Grusse in grösster Hochschätzung   Ihr ganz ergebener W. Gruyter Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit dem Vermerk „Dilthey“ von der Hand W. de Gruyters am oberen linken Rand ist

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hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42, (Verlagsarchiv de Gruyter) R 2: Dilthey, unpaginiert. 1 Gemeint sind die von D. mitherausgegebenen Zeitschriften Archiv für Geschichte der Philosophie (1887–1894), ab 1895: Archiv für Philosophie. 1. Abt.: Archiv für Geschichte der Philosophie (1895 ff.), und Archiv für Philosophie. 2. Abt. Archiv für systematische Philosophie (1895–1924). 2 Am 12. Mai 1910 notierte W. de Gruyter nach dem Gespräch mit D. am 11. Mai 1910 folgende „Verlagsnotiz“: „am 11. Mai 1910 besuchte ich Herrn Geheimrat Dilthey auf Veranlassung des Briefes, den er unterm 9. Mai an mich gerichtet hatte. Er hob damit an, dass er sich hinsichtlich der Titelfassung für die Neudrucke der Kantausgabe meinem Vorschlage und seiner Begründung doch mehr und mehr genähert habe, dass er insbesondere das Argument der „Monumentalität“ gelten lassen müsse und dass es auch ihm scheine, dass die Kantausgabe der Akademie der Wissenschaften gewissermassen als eine einheitliche und „zeitlose“ dastehen müsse. Unbedingt notwendig sei auch, dass der eigentliche Kanttext in jedem Druck dieselben Seitenzahlen und die gleichen Zeilenziffern trage, damit allen Verweisungen die Kantausgabe als solche und ohne Unterschied der Drucke zu Grunde gelegt werden könne. Er wolle sich darüber insbesondere auch noch mit Professor Menzer benehmen. Einige weitere vertrauliche Mitteilungen galten alsdann der etwaigen Neuregelung, der die Redaktion der Kantausgabe in persönlicher Beziehung unterworfen werden müsse. In der Angelegenheit St[ein] leitete er die Unterredung damit ein, dass er schon vor Jahren zu wiederholten Malen mit mir die Misere an den beiden Archiven und die Lösungsnotwendigkeit besprochen habe. Ich stellte das sogleich richtig, sagte ihm, dass er sich irre, dass er mir nur ein einziges Mal durch Herr Professor Menzer habe nahelegen lassen, meinerseits den Bruch mit St[ein] zu vollziehen, dass ich aber damals erwidert habe, solches sei mir unmöglich. Weil ich, solange die Namen Dilthey, Erdmann, Natorp als nominelle Mitherausgeber die Wissenschaftlichkeit der Archive verbürgten, ich solche nicht unter Anklage stellen und als Vorwand oder Anlass zu einer Loslösung benutzen könne. Es käme hinzu, dass meine Beziehungen zu St[ein] weit davon entfernt, enge und freundschaftliche zu sein, doch auch jeder Spannung und Unfreundlichkeit entbehrten, dass ich persönlich Herrn Professor St[ein] gegenüber gar keinen unmittelbaren Anlass zur Beschwerde hätte, dass ich insonderheit für seine älteste Tochter und für seinen Schwager Cahn [nicht zu ermitteln] eine hohe Schätzung hätte und dass ich darum einer Kränkung, die mir nicht durch die Sache als unbedingt notwendig erschienen wäre, begreiflicherweise aus dem Wege gegangen sei. Professor D. erkannte die Tatsache und die Dichtigkeit meiner Argumente an und eröffnete, mir dann, dass ihm das Vorgehen von Professor E[rdmann] in der Form zu hart scheine, insbesondere, da er Herrn Professor St[ein] gegenüber aus fast den gleichen persönlichen Beweggründen wie ich gesellschaftliche Rücksicht schulde. Es müsse also seines Erachtens bei der beabsichtigten Lösung Alles gemieden werden, was nach einer Aechtung und gesellschaftlichen Blossstellung von St[ein] aussehen könne. Das sei um so notwendiger, als diejenigen Tatsachen, die neben den wissenschaftlichen Lösungsgründen etwa zum Abbruch auffordern könnten, allzu vage und unbeglaubigte seien, um sich auf sie beziehen und stützen zu können. Er wolle darum mit Herrn Professor E[rdmann] nochmals Rücksprache nehmen und meine, es sei das Beste, dass die drei Mitherausgeber und Verleger, indem sie sich ausschliesslich auf die Tatsache der wissenschaftlichen Untüchtigkeit der Archive beriefen

Dilthey an Walter de Gruyter  

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gleichzeitig und uno acto das Band lösten. Wogegen ich einwandte, dass mir diese Gleichzeitigkeit und dieses Zusammenwirken im Beginne besonders sympathisch erschienen sei, dass es aber seine gute Begründung verliere, sobald wir, dem Anscheine nach wenigstens, die ganze treibende Kraft unserer Aktion auf das wissenschaftliche Gebiet verlegten und verlegen müssten. In diesem Falle müssten die drei Herren Mitherausgeber schon vorangehen und meinetwegen den Verleger von ihrem Vorhaben in der Weise in Kenntnis setzen, dass sie ihn beauftragten, Herrn St[ein] davon zu verständigen in welchem Falle dann St[ein] wenigstens die Möglichkeit übrig bliebe, durch seinen freiwilligen Rücktritt den schlimmsten äusseren Wirkungen einer solchen Massregelung die Spitze abzubrechen. Schliesse sich aber der Verleger von vornherein und in einer Reihe mit dem Herausgeber stehend, jenem Schritte an, so wäre der Effekt eines solchen Schrittes endgültig und m. E. noch härter als die von Herrn Professor E[rdmann] befürwortete Form, und der Verleger würde von St[ein] vielleicht vor die vorwurfsvolle Frage gestellt, warum er nach 14 jähriger Nachbarschaft den Herausgeber nicht wenigstens vor dem Aergsten geschützt habe. Ich schied von Herrn Professor D. mit der Abrede, dass er nun zunächst seinerseits mit Herrn Professor E[rdmann] Rücksprache nehmen wolle, dass dies in den allernächsten Tagen geschehen solle und dass ich erst dann, dies war der ausdrückliche Wunsch von Professor D[ilthey], meinerseits wieder mit Herrn Professor E[rdmann] in Verbindung treten würde. Berlin, den 12. Mai 1910. W. de Gruyter“. (Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigenhändiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA, 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert.)

[1694] Dilthey an Walter de Gruyter Grunew[ald] d[en] 21. 5. [19]10. Sehr verehrter Herr Doktor! Ich habe eben meine Unterschrift vollzogen und möchte nun noch für Sie zwei Bemerkungen daran knüpfen. Erstlich bleibt es doch bei unserer Verabredung, daß Sie unsere Erklärung in mündlicher Zwiesprache dem Adressaten übergeben, damit er immer noch der Hand hat, durch sein Zurücktretreten dem Perfektwerden unserer Willenserklärung seinerseits zuvorzukommen u. so den etwaigen nachteiligen Wirkungen für ihn vorzubeugen. Zweitens erlaube ich mir die Mitteilung, daß ich abermals Gelegenheit hatte, bei einem hochangesehenen und wohlunterrichteten Schweizer, Nachricht einzuziehen, u. auch diese darauf hindeutet, daß vor allem die wachsende Unbeliebtheit den für unsere Kenntnis erreichbaren Hintergrund bildet: so ist für mich wenigstens die Basis der Erklärung eben das, was ihren Inhalt ausmacht, der Niedergang der Zeitschrift u. die Unmöglichkeit, dem untätig zuzusehen, während mein Name auf

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Dilthey an Adolf von Harnack  

dem Titel derselben steht. Ich bemerke noch als selbstverständlich, daß alles in tiefstem Geheimnis bleibt, u. ich setze voraus, daß auch Herr Kollege Natorp von dieser Notwendigkeit unterrichtet ist. Sie haben vielleicht die Güte, sich dessen zu vergewissern. Ganz ergebenst   der Ihrige W. Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, Bl. 37–38.

[1695] Dilthey an Adolf von Harnack Grunewald, den 3. Juni 1910 Verehrtester Freund und College! Es ist mir in diesen Tagen Anfrage darüber nahegetreten, wie ich darüber denke, dass Hegel aus einer Aufstellung der berühmtesten Berliner Universitätgelehrten ausgeschlossen worden sei. Ich lebe, wie Sie wissen, ganz ausserhalb der Welt und so tritt mir auf diese Weise nach unbestimmten Aeusserungen hier eine festere Mitteilung entgegen. Die Verhandlungen sind, als ich noch nicht nach Berlin zurückgekehrt war, wie ich höre, geführt worden. Ich möchte doch, wenn es nicht schon zu spaet ist, zur Erwägung geben, ob das nicht geändert werden kann. Vielleicht hat überhaupt kein in den Geisteswissenschaften wirkender Gelehrter der Universität einen solchen Einfluss auf die grossen geschichtlichen Bewegungen geübt als Hegel. Sein Ausschluss erscheint mir als eine völlige Unmöglichkeit. Verzeihen Sie, dass ich ohne jede äussere Aufforderung und ganz in Unkenntnis über den wirklichen Tatbestand, nur dem Gefühl einer Verpflichtung folgend, ihnen diese Zeilen schreibe. Ist es etwa so, was ich garnicht weiss, so ist es nie zu spaet noch eine Aenderung zu versuchen. Ich stelle mir die Verwunderung vor, mit welcher Engländer, Amerikaner, Italiener Dänen, Russen bei dem Jubiläum Hegel vermissern würden. Mit herzlichem Gruß   der Ihrige   Wilhelm Dilthey1

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Alfred Kober an Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von unbekannter Hand mit eigenhändiger Unterschrift D.s: Dilthey-Forschungsstelle im Institut für Philosophie I der Ruhr-Universität Bochum (=Kopie des Brieforiginals aus dem Privatbesitz Prof. Walter Rueggs, Bern). 1 Im Brieforiginal am oberen linken Rand von der Hand A. Harnacks: „S[eine]r Magnificenz im Original gehorsamst übersandt. Ich weiß von der Sache, die H[er]rn Collegen Dilthey bewegt, nichts. 5./6. [1910]“ – Im Brieforiginal am oberen rechten Rand von der Hand E. Schmidts: „An den Herrn Decan d[er] Philos[ophischen] Facultät. Es bezieht sich das wohl auf die von d[er] Facultät für Ehrentafeln in der Univers[itäts-]Bibliothek gemachten Vorschläge. Um Auskunft bittet ergebenst 5./6. [19]10 E. Schmidt“.

[1696] Alfred Kober1 an Dilthey Kober C. F. Spittlers Nachfolger, Basel Verlags- und Sortimentsbuchhandlung, Schlüsselberg 5 Postadresse für Briefe aus Deutschland: Leopoldshöhe, Großherzogtum Baden



Basel, den 4. Juni 1910

Hochgeehrter Herr Geheimrat,

In meinem Verlag erschien soeben ein Buch mit dem Titel: Wissenschaft und Philosophie Ihr Wesen Und ihr Verhältnis Erster Band: Wissenschaft von Dr. Paul Häberlin2 geheftet M 6. – gebunden M. 8.

Da der Verfasser, der an der hiesigen Universität Privatdozent ist, mir mitteilt, die in seinem Werke niedergelegten Gedanken stünden Ihren Ansichten, wie sie in Ihrem „Wesen der Philosophie“ niedergelegt sind, innerlich nahe, seinen jedenfalls teilweise von Ihnen beeinflusst, so wage ich es, an Sie die ergebene Bitte zu richten, obiges Werk in irgend einer Ihnen zugänglichen Zeitschrift oder Tageszeitung zu besprechen.3 Ich lasse mit gleicher Post Rezensionsexemplar als Drucksache an Sie abgehen. Ich kann mir allerdings denken, dass Ihre Zeit stark in Anspruch genommen ist, aber ich hoffe wirklich, dass Sie in dem Buche manches Anregende finden werden.

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Walter de Gruyter an Dilthey   

Für Ihre Bemühungen in jedem Falle schon im voraus ergebenst dankend, verbleibe ich mit vollkommener Hochachtung ppa.4 Kober C. F. Spittlers Nachfolger Dr. Alfred Kober Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 201, Bl. 150 R–151. 1 Alfred Kober (1885–1963): schweiz. Verleger und Journalist. 2 Paul Häberlin (1878–1960): schweiz. Philosoph, Psychologe und Pädagoge; 1912 Prof. in Bern, 1922 in Basel. 3 Eine Besprechung durch D. erfolgte nicht. 4 Per procura (in Vollmacht).

[1697] Walter de Gruyter an Dilthey  den 7. Juni 1910.   Hochverehrter Herr Geheimrat! Die in Abschrift eingefaltene Postkarte1 gab mir die erwünschte Gelegenheit zu der gleichfalls in Kopie beiliegenden Antwort. Darf ich in Verbindung hiermit freundlichst darauf hinweisen, daß die Arbeit an den Bänden VIII, XIV und XV der Kantausgabe wieder garnicht von der Stelle rückt? Und ist es garnicht möglich, auf Herrn Professor Maier und Herrn Professor Adickes einzuwirken?    Mit verbindlichem Gruß in verehrungsvoller Ergebenheit   Ihr W. de Gruyter Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigenhändiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert, 1 Bl. 1 Nicht überliefert.

Heinrich Maier an Dilthey  

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[1698] Heinrich Maier an Dilthey

  Hochverehrter Herr Geheimrat!

Tübingen, den 10. Juni 1910. Gartenstraße 1.

Ich hatte bereits die Absicht gehabt, Ihnen wegen der Verzögerung des Drucks, die mir zur Last fällt, zu schreiben und Sie um Entschuldigung zu bitten, als Ihre Karte ankam.1 Ich bitte den Grund der Verzögerung nicht in einem Mangel an gutem Willen auf meiner Seite zu suchen. Die Sache ist nämlich die: ich bin gegenwärtig mit der Besorgung der 4. Auflage der Sigwart’schen Logik beschäftigt.2 Der Druck ist bereits im Gang, und das Manuskript wird Bogen für Bogen, sowie es aus meinen Händen kommt, abgesetzt. Der Verleger drängt. Denn das Buch ist bereits vergriffen, und Siebeck3 meint, es könne für eine posthume neue Auflage eines Werkes verhängnisvoll werden, wenn dasselbe längere Zeit im Buchhandel fehle. So habe ich mit der Sache alle Hände voll zu tun. Zwar verfahre ich natürlich durchaus konservativ. Aber die Revision selbst verursacht ziemlich viel Arbeit, zumal mein Schwiegervater während der Bearbeitung der 3. Auflage krank wurde und sich für einen größeren Teil des 2. Bandes auf einen Wiederabdruck der 2. Auflage beschränken mußte. Dazu waren dann noch einige amtliche Geschäfte (Referate) gekommen, die mich seit Pfingsten stark in Anspruch nahmen und z. T. noch nehmen. Das alles wird mich, dessen bin ich gewiß, in Ihren Augen entschuldigen. Aber ich habe die feste Absicht, die Kantarbeit wieder aufzunehmen, sobald ich einigermaßen wieder freier bin, und das wird hoffentlich bald eintreten. In jedem Fall gedenke ich den Druck meines Kantbandes4 in diesem Semester noch um ein beträchtliches vorwärts zu bringen. Es liegt auch mir sehr viel daran, mit dieser Arbeit baldigst zu Ende zu kommen. Mit verehrungsvollem Gruß   Ihr ergebenster (gez.) Heinrich Maier. Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert, 2 Bl. 1 Nicht überliefert.

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Dilthey an Walter de Gruyter  

2 Chr. Sigwart: Logik. 2 Bde. 4., durchgesehene Aufl. besorgt von H. Maier. Tübingen 1911. 3 Paul Siebeck (1855–1920): Verleger. 4 Der hauptsächlich von H. Maier herausgegebene Band VIII der Akademie-Ausgabe Kants erschien 1912.

[1699] Dilthey an Walter de Gruyter Verehrtester Herr De Gruyter!

Grunewald, d[en] 13. 6. [19]10.

Anbei die Antwort von Maier auf mein Drängen. Ich habe sogleich geschrieben, daß ich durchaus bitten müßte, daß neben der Logik der Druck weiter ginge. Die Zeilen von St[ein]1 zeigen, daß meine Ansicht inbezug auf das Gespräch richtig war u. uns sehr unerfreuliche Erörterungen bevorstehen. Mit ergebensten Grüßen   Wilhelm Dilthey An Adickes geschrieben,2 aber noch keine Nachricht. Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, Bl. 39–39 R. 1 Nicht überliefert. 2 Nicht überliefert.

[1700] Walter de Gruyter an Dilthey Hochverehrter Herr Geheimrat!

den 14. Juni 1910.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre gütigen gestrigen Zeilen und reiche Ihnen eingefalten den mir damit zur Kenntnisnahme anvertrauten Brief von Herrn Profes-

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Dilthey an Walter de Gruyter  

sor Maier wieder zurück. Nach meiner Auffassung macht sich Herr Professor Maier seine Selbstentschuldigung wegen der durch ihn verschuldeten Stockung im Fortgange des VIII. Bandes der „Werke“ allzu leicht. Wenn der Verleger der Sigwart’schen Logik drängt und Herr Profesor Maier einem solchen Drängen gegenüber Rechnung zu tragen sollen meint, darf dies dann in einem solchen Grade auf Kosten seiner anderen Verpflichtungen geschehen, wie dies Herausgeber und Verleger der Kantausgabe in diesem Falle erfahren? Und hat Herr Professor Maier nicht die Verpflichtung gefühlt, dem Verlage und der Druckerei von denjenigen Umständen, denen er den Vorrang schuldig zu sein glaubte, ungefragt und mit der Bitte und Entschuldigung Nachricht zu geben? Der Verleger würde ihm dann geantwortet haben, daß der Fortgang der ganzen Kantausgabe darunter leidet und leiden muß, wenn ein so großes Quantum Schrift, wie es jetzt bei Band VIII ungenutzt liegt, dem Betriebe entzogen wird. Wenn ich, hochverehrter Herr Professor, meinem Unmute hierüber in diesen Zeilen Ausdruck gebe, so tue ich es, weil ich ohne Ihre Einwilligung nicht das Recht habe, mich an Herrn Professor Maier direkt in dieser Angelegenheit zu wenden. Ich wäre Ihnen recht dankbar, wenn Sie entweder Herrn Professor Maier diese Zeilen in Urschrift übersenden, oder wenn Sie mir erlauben wollten, mich auf Grund seines an Sie gerichteten Briefes direkt mit ihm ins Einvernehmen zu setzen.    Mit verbindlichem Gruß in verehrungsvoller Ergebenheit  Ihr W. de Gruyter Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigenhändiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert, 1 Bl.

[1701] Dilthey an Walter de Gruyter Grunewald 14. 6. [19]10.1 Ich bin sehr einverstanden, verehrtester Herr Degruyter, wenn Sie sich mit Herrn Prof. Maier als Verleger selbst in Beziehung setzen und ihm die Gründe, welche rasche Förderung erfordern, auseinandersetzen; ich selbst habe ihm

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Walter de Gruyter an Dilthey  

nochmals geschrieben,2 bin aber auf diese nicht eingegangen. Auf seinen Brief an mich bitte ich nicht Bezug zu nehmen, da wir es mit einem sehr erregbaren Herrn zu tun haben, der sehr gern zurücktritt.

Mit besten Grüßen der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand A. Heubaums mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, Bl. 40. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Nicht überliefert.

[1702] Walter de Gruyter an Dilthey Hochverehrter Herr Geheimrat!

den 16. Juni 1910.

An Herrn Professor Maier habe ich soeben geschrieben, falte einen Durchschlag meiner Zeilen ein1 und hoffe, daß Sie mit Inhalt und Fassung einverstanden sind.

Mit verbindlichem Gruß Ihr verehrungsvoll ergebener W de Gruyter

Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigen­händiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert, 1 Bl. 1 Nicht überliefert.

Dilthey an Walter de Gruyter  

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[1703] Dilthey an Walter de Gruyter Grunewald, Siemensstr[aße] 37 23/6 [19]10 Verehrtester Herr Doctor.1 Habe nochmals dringend an Adickes geschrieben2 und halte für sehr wünschenswert, daß Sie mit recht starkem Geschütz ihn bombadieren. Menzer kann Ihnen wohl einiges dazu liefern.

Mit ergebensten Grüßen der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand B. Groethuysens mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, Bl. 41. 1 Im Brieforiginal: am oberen rechten Rand von der Hand W. de Gruyters: „Ein­ geg[angen] 24/6 [19]10“. 2 Nicht überliefert.

[1704] Dilthey an Walter de Gruyter Verehrtester Herr Doktor!1 Von Adickes habe ich eine Karte erhalten,2 daß er den Druck einer Abhandlung erst abwarten müsse. Diese Karte habe ich an Menzer geschickt,3 der Sie Ihnen senden soll, damit Sie zusammen überlegen, was am besten zur Beschleunigung des Druckes zu tun ist, da ich verreise. Mit ergebenen Grüßen   der Ihrige W Dilthey d[en] 15/6 [19]10

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Walter de Gruyter an Dilthey  

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand A. Heubaums mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, Bl. 42–42 R. 1 Im Brieforiginal: am oberen rechten Rand von der Hand W. de Gruyters: „Ein­ geg[angen] 25/6 [19]10“. 2 Nicht überliefert. 3 Nicht überliefert.

[1705] Walter de Gruyter an Dilthey Hochverehrter Herr Geheimrat!

den 25. Juni 1910

Ich danke Ihnen für Ihre beiden gütigen Karten von vorgestern und gestern und habe mit dem Original der beiden eingefaltenen Abschriften den erneuten Versuch gemacht, auf Herrn Professor Adickes und Herrn Professor Maier einzuwirken. An Herrn Professor Menzer sende ich gleichfalls Kopien dieser beiden Briefe. Mit verbindlichem Gruße und dem Ausdrucke verehrungsvoller Ergebenheit Ihr   W. de Gruyter Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigenhändiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert, 1 Bl.

[1706] Dilthey an Wilhelm Münch1 Grunewald – Siemensstr[aße] 37 [Anfang Juli 1910] Sehr geehrter Herr College!   Mit inniger Teilnahme habe ich gestern gehört, daß unser junger College, Herr Spranger, eine Bronchitis habe, welche Besorgnisse auslöste. Da ich

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Dilthey an Johannes Vahlen  

zugleich vernahm, daß Sie Näheres wissen, vielleicht auch den Arzt gesprochen haben, so würden Sie mich sehr durch nähere Mitteilung verpflichten. Ich möchte auch gern wissen, was man etwa jetzt für ihn tun kann u. ob vielleicht die Umstände schon jetzt richtig erscheinen lassen, einen Antrag an die Regierung zu bringen, daß ihm eine ausgiebige und in jeder Rücksicht zureichende Kur bis zu seiner völligen Herstellung gesichert wird: Ich müsste dann diesen Antrag abfassen aufgrund Ihrer Information und Sie nebst den philosophischen Collegen um Unterstützung desselben ersuchen. Könnte der Arzt über den Zustand und das für den trefflichen Collegen Erforderliche Mitteilung machen, so wäre mir dies persönlich und im Interesse der Sache sehr erwünscht. Da ich weiß, wie Sie für unseren Collegen sich interessieren, so hoffe ich auch, daß Sie die Bemühung in dieser Sache verzeihen.

In größter Hochschätzung der Ihrige Wilhelm Dilthey2

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand B. Groethuysens mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL W. Münch, Nr. 42, Bl. 1–2 R. 1 Wilhelm Münch (1843–1912): Pädagoge; Gymnasialprofessor in Berlin, 1897 Honorarprof. ebd. 2 Am 6. Juli 1910 antwortete W. Münch auf D.s Brief: “Luitpoldstr[aße] 22, B[erlin] W[est]. Hochgeehrter Herr Kollege! Dem Dr. Spranger geht es neuerdings wesentlich besser. Er will bald zur Erholung verreisen. Kann ich in Sachen seiner finanziellen Unterstützung durch das Ministerium noch irgend etwas tun? […] In ausgezeichneter Hochschätzung Ihr ganz ergebener W. Münch.“ (Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL, Fasz. 60, Bl. 246.)

[1707] Dilthey an Johannes Vahlen

  Hochverehrter Herr Sekretar und Freund,

8 Juli [19]10 Siemensstr[aße] 37

Ich habe mit tiefem Bedauern vernommen, daß die Sache Adickes Ihnen in der Sitzung Aerger gemacht hat. Ich leide schon seit Wochen an einer Darm- und Magenaffektion, [in] deren Folge ein großer Schwäche entstand[en] ist. Da ich

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Walter de Gruyter an Dilthey  

nun mich zur Vertretung von Stumpf auf Wunsch des Dekans in den Doktorprüfungen bereit erklärt hatte und annahm, daß1 die Adickesangelegenheit, in Bezug auf welche ich eine ganze Correspondenz mit Adickes hinter mir hatte, ganz formell erledigt werden würde in der Sitzung, habe ich, unfähig bei den Sitzungen beizuwohnen, wie auch schon die Eine über meine Kräfte ging, auf die Akademie verzichtet. Ich habe aber wieder erfahren müssen, daß man an solchen Dingen immer auf Unerwartetes gefasst sein muss, worüber mich schon die Wahl etc. [von] Erdmann hätte belehren können.2 Ich bin den immer neuen Aufregungen, welche das Zusammenwirken mit schwierigen Persönlichkeiten seit einer Reihe von Jahren mir macht, nicht mehr gewachsen, und sehne mich danach die Leitung der Kantausgabe einem jüngeren Akademiker überlassen zu können. Herzlichen Dank also für Ihre Rettung des Antrags3 und Bitte, die verursachte Bemühung in gewohnter Güte entschuldigen zu wollen.

In treuester Verehrung der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; StB PK Berlin, HA , NL J. Vahlen, Bl. 3–4 R. 1 Im Brieforiginal: „das“. 2 Benno Erdmann wurde 1909 zum Rektor der Berliner Universität gewählt. Nach D.s Tod leitete er die Akademie-Ausgaben von Kant und Leibniz. 3 Nicht zu ermitteln.

[1708] Walter de Gruyter an Dilthey Hochverehrter Herr Geheimrat!

den 18. Juli 1910.

Wie wir es vorgestern besprochen, habe ich heute an Herrn Professor Stein handschriftlich denjenigen Brief geschrieben, von dem ich eine Maschinenabschrift zu Ihrer Kenntnisnahme diesen Zeilen beifüge.1 Mit freundlichem Gruß und dem Ausdrucke verehrungsvoller Ergebenheit Ihr W. de Gruyter

Walter de Gruyter an Dilthey  

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Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigenhändiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert, 1 Bl. 1 Nicht beigelegt.

[1709] Walter de Gruyter an Dilthey Herrn Geheimrat Professor Dr. Dilthey Grunewald. Siemensstr[aße] 37

Berlin, den 30. Juli 1910.

  Hochverehrter Herr Geheimrat! In der Angelegenheit der beiden Archive hat es zwischen Herrn Professor Stein und mir doch noch zu einem Austausch neuer Briefe geführt, die ich Ihnen, wenn Sie es wünschen, gern im Wortlaut zur vertraulichen Kenntnis unterbreite, aus denen ich Ihnen aber aus einem bestimmten Grunde das Nachstehende schon heute mitteile. Herr Professor Stein sieht die Möglichkeit voraus, daß Mitarbeiter, deren Arbeiten zur Aufnahme in den nächsten Bänden bestimmt sind, Schwierigkeiten erheben würden, wenn er jetzt die Journale eingehen ließe. Er möchte sich darum für den Fall seiner Wiedergesundung die Möglichkeit vorbehalten, die Archive in einem anderen Verlage und selbstverständlich ohne Nennung der Mitherausgeber fortzusetzen und fragt mich, ob ich ihm die Erklärung abgeben könne, daß die Herren Mitherausgeber damit einverstanden seien. Ich habe Herrn Professor Stein geantwortet, daß nach meiner Kenntnis der Umstände den betr[effenden] Herren gar kein Rechtstitel zu irgend einem Einspruche zustünde, daß ich aber gleichwohl nicht unterlassen wolle, sie zu befragen. Fast ebenso gewiß sei ich freilich auch in der Annahme, daß, wonach sich Herr Professor Stein fragend erkundigte, die drei Herren nicht geneigt sein würden, eine den eventuellen Verlagsübergang motivierende Erklärung mit zu unterschreiben. Ich erführe nun gern von Ihnen, hochverehrter Herr Professor, ob Sie diesen meinen vorläufigen Bescheid billigen und wiederhole, daß Ihnen der gesamte Notenaustausch zwischen Herrn Professor Stein und mir gern zur Verfügung steht.

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Dilthey an Walter de Gruyter  

  Mit freundlichem Gruß und dem Ausdrucke verehrungsvoller Ergebenheit Ihr   W. Gruyter Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigen­händiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert, 2 Bl.

[1710] Dilthey an Walter de Gruyter Verehrtester Herr Dr. Degruyter! Mit Ihrer Antwort an Herrn Professor Stein, daß mir kein Rechtstitel zusteht, gegen die Fortsetzung des Archivs in einem anderen Verlag Einspruch zu erheben, und daß dementsprechend die einen solchen Verlagsübergang motivierende Erklärung ebenfalls außer Beziehung zu meiner mit der Änderung des Verlags wegfallenden Mitherausgeberschaft steht, bin ich einverstanden. Die gesamte Correspondenz mir mitzuteilen ist überflüssig. Darf ich nun aber eine Frage hinzufügen, die eine andere Sache betrifft? Aus Aufsätzen in der Rundschau ist ein Buch hervorgegangen, von dem eine Anzahl von Bogen gedruckt sind, natürlich im Verlag von Paetel.1 Nun höre ich von einer Zeitungsnotiz, nach welcher Paetel in Liquidation sei. Ich hoffe, dies geht nicht auf die Gebrüder Paetel, Verleger der „Rundschau“, sondern auf eine andere Verlagshandlung. Es wäre mir aber doch sehr wertvoll, von Ihnen zu vernehmen, wie es sich mit der Sache verhält. Mit den ergebensten Grüßen   der Ihrige Wilhelm Dilthey 1. Aug[ust] 1910 Siemensstr[raße] 31 Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand A. Heubaums mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, Bl. 43–43 R. 1 Der Verleger Georg Paetel.

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Walter de Gruyter an Dilthey  

[1711] Walter de Gruyter an Dilthey Hochverehrter Herr Geheimrat!

den 2. August 1910.

Ich danke Ihnen für Ihren freundlichen gestrigen Brief und werde, nachdem sich Herr Geheimrat Erdmann im gleichen Sinne geäußert hat, Herrn Professor Stein nunmehr endgültig bescheiden. Die Firma Gebr[üder] Paetel steht mit dem traurigen Vorkommnis, das die Firma Hermann Paetel1 getroffen hat, in gar keinem Zusammenhange. Der Verlag Gebr[üder] Paetel und ihr Inhaber Dr. Georg Paetel gelten nach wie vor und in jeder Beziehung als unantastbar. Mit verehrungsvollem Grusse    Ihr ganz ergebener   W. de Gruyter. Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigen­händiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert, 1 Bl. 1 Die 1884 von Hermann Patel (gest. 1906) gegründete Verlagshandlung.

[1712] Dilthey an Eduard Spranger Lieber Freund! Ich sehne mich sehr nach Nachricht, wie es ihnen geht und da ich nun am 21. oder 22. Aug[ust] abreise, bitte ich mir ein Wort zukommen zu lassen. 18. 8. [19]10

In treuer Gesinnung Der Ihrige W Dilthey

Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand W. Kabitz’ mit eigenhändiger Unterschrift D.s; BA Koblenz, Sign.: 1182, Aktenbd. 159, unpaginiert.

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Marie Joachimi-Dege an Dilthey  

[1713] Marie Joachimi-Dege an Dilthey

   Hochverehrter Herr Geheimrat,

Sophienhof bei Ilfeld1 d[en] 19. 8. [19]10

hoffentlich kommt die heutige Sendung nicht zu spät & ist soweit brauchbar, daß ich vorkommenden Falles wieder helfen darf. Text-Änderungen scheinen mir nicht notwendig; in keinen der beiden Bücher sind neue Tatsachen wirklich bewiesen. Ich lasse aber der kurzen Charakteristik derselben immer eine detaillierte Inhaltsangabe folgen, damit etwaige interessante Stellen zu Ihrer Kenntnis kommen. Lange2 wendet sich immer indirekt & mal direkt polemisierend gegen „Erlebnis & Dichtung“. Darauf einzugehen von Ihrer Seite scheint mir aber ganz überflüssig. Sie werden aus der Inhaltsangabe seinen Gesichtswinkel erkennen. – Und selbst wenn man ihm alles & alles zugeben wollte, was er über „normal & anormal“ über „Ursachen & Wirkungen der Geisteskrankheiten“ & über „Vererbung“ sagt – wozu man nie & nimmer sich mit gesundem Verstande entschließen wird, umsoweniger als er gerade bei den springenden Punkten immer erklärt, „daß hier seine Wissenschaft im Dunkeln tappt“  – also selbst wenn man alles zugeben würde, so ergäbe sich nur die Anschauung, daß Hölderlin an angeborener Nervosität gelitten (notgedrungen, da erst seine Dichterqualitäten vom Normalmenschen abgezogen sind!), daß seine Geisteskrankheit von Erschöpfungen physischer Art (L[ange] schließt unter großem Pathos psychische aus) verursacht & daß Vererbung möglich war. Als Beweis für diese Möglichkeit (L[ange] meint „Wahrscheinlichkeit“) wird auf die „Brustwassersucht“3 des Urgroßvaters („es ist dieselbe Krankheit, an der auch Hölderlin gestorben ist“, sagt L[ange]!) Eingewiesen & besonders auf einen noch lebenden Nachkommen eines Vetters Hölderlins (im 3ten Grade vom Urgroßvater her verwandt), der Epileptiker & seit seinem 18ten Jahre verblödet ist. Auch er soll ganz die Hölderlinsche Krankheit haben. Die Geisteskrankheit soll schon in Homburg gleich nach 1800 eingesetzt haben. Ich habe Langes Buch zur Besprechung für die [Deutsche] Literaturz[ei-] t[un]g & plane eine ausführliche Auseinandersetzung mit ihm.4 Was in den Zeitungen über Hölderlin erschienen ist, war so weit ich es zu Gesicht bekommen habe, nicht erwähnenswert. Nicht verschaffen konnte ich mir leider Riethmüller: Hegel & Hölderlin im Tübinger Stift (Rechenschaftsbericht des Schwäbischen Schillervereins. 1908.)]5

Dilthey an Paul Ritter  

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  Mit ergebenstem Gruß, hochverehrter Herr Geheimrat[,] bin ich in steter Dankbarkeit & Verehrung

Ihre Marie Joachimi-Dege.

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 242, Bl. 126–127. 1 Kleiner Ort im Harz. 2 Wilhelm Lange(-Eichbaum) (1875–1949): Psychiater.  – Hölderlin. Eine Pathographie. Stuttgart 1909. 3 Hydrothorax: Ansammlung wässriger Flüssigkeit im Brustraum zwischen Lungenund Rippenfell. 4 Die Rezension erschien in: DLZ 36 (1915), Nr. 46 vom 13. 11. 1915, S. 2347–2351. 5 R. H. Riethmüller: Hegel und Hölderlin im Tübinger Stift, in: Rechenschaftsbericht des Schwäbischen Schillervereins 12 (1907/08), S. 28–33.

[1714] Dilthey an Paul Ritter Grunew[ald] d[en] 25. 8. [19]10. Mein lieber Freund!1 Ich habe mich sehr gefreut, daß nunmehr Ihre Stellung in Richtigkeit ist.2 Ich ließ nichts von mir hören, da ich unablässig an der systematischen Arbeit beschäftigt war. Gestern das Letzte in die Druckerei, morgen reise ich ab. Paetel habe ich nun definitiv auf seine Anfrage schreiben müssen, daß den Herbst der Druck werde anfangen können. Ich kann dies nun sehr gut einhalten, wenn ich mit Sicherheit auf Ihr Kapitel über Universitäten rechnen darf. Die Bücher über Universitäten bleiben bei mir stehen u. das Haus ist offen. So viel in größter Eile. Dazu mit einem Augenkatharrh behaftet. Tausend Grüße an Sie u. Ihre liebe Frau. Getreulichst Ihr Wilh Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XII, Bl. 3–4.

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Dilthey an Erich Schramm  

1 Im Brieforiginal: darüber von der Hand P. Ritters: „beantw[ortet] 28/8“. – P. Ritters Brief ist nicht überliefert. 2 Paul Ritter wurde am 7. 7. 1910 von der philosophisch-historischen Klasse der Akademie zum wissenschaftlichen Beamten gewählt.

[1715] Dilthey an Erich Schramm 6. September 19101 Lieber Herr Schramm, haben Sie die große Güte, in m[einer] Wohnung die Adresse von Dr. Lieberts Sommerwohnung in Schlachtensee2 im grünen Buch nachzusehen: sonst in s[einer] Stadtwohnung Fasanenstr[aße] 48 zu erfragen u. ihm sogleich beiliegenden Brief 3 mit der Sommerwohnungsadresse zu übersenden. (Sehen Sie dann auch freundlich nach Briefen.) [Den] Grund sehen Sie aus den Zeilen an Liebert, auch über m[eine] Situation. Alles bitte [nach] Interlaken, post­ lagernd. Viele herzl[iche] Grüße u. Wünsche an Sie. Schreiben Sie doch auch Lieberts Landadresse u was sonst mich interessiert.

W D.

Abs. Dilthey Interlaken Schlosshotel Unspunnen Wilderswil bei Interlaken Original: Hs.; Postkarte; Freireligiöse Gemeinde Offenbach / Main, NL E. Schramm, ohne Signatur, unpaginiert. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Badesee in Berlin-Zehlendorf. 3 Dieser Brief an A. Liebert liegt dem Brieforiginal nicht bei.

Dilthey an Erich Schramm  

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[1716] Dilthey an Erich Schramm Wilderswil, 9. September 19101 Lieber Herr Schramm, bitte was von Briefen kommt, sofern nicht Anzeige etc. an mich zu senden: Interlaken postlagernd. Auch wenn Frischeisen-Köhlers Schrift2 da ist. Max wird verreist sein.

M[it] best[en] Gr[üßen] W. Dilthey

Original: Hs.; Postkarte; Freireligiöse Gemeinde Offenbach / Main, NL E. Schramm, ohne Signatur, unpaginiert. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Vermutlich ist gemeint: Ch. Joh. Deter: Abriß der Geschichte der Philosophie, 9. neu bearbeitete Aufl. von M. Frischeisen-Köhler. Berlin 1910.

[1717] Dilthey an Erich Schramm Mont-Pélerin üb[er] Vervey am Genfer See, 23. September 19101 Lieber Herr Schramm, ich bin jetzt 900 Meter ü[ber] dem Genfer See, Adresse Mont Pélerin über Vervey2 (Genfer See, postlagernd), u. es geht mir hier endlich gut. Senden Sie doch was von Briefen da ist hierher. U. haben Sie die Güte sich zu erkundigen, ob die Billete für mich da sind, u. aus ihnen oder von der Universität schreiben Sie mir die Tage der Festlichkeit. Wie stehts in der Wohnung? Ist die Schrift von Frisch[eisen-] Köhler da, so senden Sie dieselbe. Sind sonst interes[sante] Bücher angekommen? (ich will aber außer [Frischeisen-]Köhler keine). Wie gehts mit der Arbeit? Ihr W Dilthey

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Dilthey an Erich Schramm  

Original: Hs.; Postkarte; Freireligiöse Gemeinde Offenbach / Main, NL E. Schramm, ohne Signatur, unpaginiert. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Höhenrücken am Nordostufer des Genfer Sees nördlich von Vervey im Kanton Waadt / ​Schweiz.

[1718] Dilthey an Erich Schramm

Lieber Herr Schramm,

Mont-Pélerin über Vervey Genfer See 1. Oktober 19101

mein Gesundheitszustand erlaubt mir leider noch nicht zurückzukehren u am Jubiläum2 theilzunehmen. Ich bitte Sie also was von Karten für mich in meiner Wohnung befindlich ist, in dem Bureau d[er] Univ[ersität] für Jubi­ l[äum] abzugeben, zu sagen[,] daß ich am Diner nicht theilnehme. Die Damenkarten behalten Sie noch. U. senden freundlich hierher[,] Mont Pélerin[,] die vorh[andenen] Briefe.

Mit treuen Grüßen Dilthey

Original: Hs.; Postkarte; Freireligiöse Gemeinde Offenbach / Main, NL E. Schramm, ohne Signatur, unpaginiert. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Gemeint ist die Jahrhundertfeier der Berliner Universität.

[1719] Dilthey an Arthur Stein1 Sehr geehrter Herr Stein,

Park-Hôtel-Mooser Vevey

Sie haben mir mit Ihrem Artikel im Logos2 eine große Freude gemacht. Denn Sie haben die Ansicht und den Charakter meiner geistesgeschichtlichen Arbeiten in demselben schön und wa[h]r ausgesprochen. Entschuldigen Sie die Ver-

Dilthey und Frau an Marie Althoff  

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zögerung, ich mußte wegen Überarbeitung, welche ich bei einer Geschichte der deutschen Aufklärung mir zugezogen habe[,] mich einige Zeit alles Schreibens enthalten, und auch jetzt muß ich der Versuchung widerstehen, auf Ihren Aufsatz einzugehen. Dass meine Arbeiten Ihnen etwas gewesen sind ist mir eine große Freude. Wenn Sie Berlin besuchen, wird mir ein großes Vergnügen sein, Sie kennen zu lernen. Mit bestem Gruße   der Ihrige   Wilhelm Dilthey Vevey, 1 Nov[ember] [1910]. Original: nicht überliefert; Hs.; eine Fotokopie des Brieforiginals ist hinterlegt in der Dilthey-Forschungsstelle im Institut für Philosophie I der Ruhr-Universität Bochum, ohne Signatur, unpaginiert, 2 Bl. 1 Arthur Stein (1888–1978): schweiz. Philosoph, Rickert-Schüler und Sohn Ludwig Steins; 1920 PD, 1931 a. o. Prof., 1946–1955 o. Prof. in Bern für Philosophie, theoretische Pädagogik und Geschichte der Pädagogik. 2 A. Stein: Über D.s Werk in: Logos I (1910/11), S. 286–287. – Vgl. hierzu F. Rodi: Die Anfänge der Dilthey-Ausgabe, gespiegelt in Mitteilungen und Dokumenten von Arthur Stein, in: Dilthey-Jahrbuch für Philosophie und Geschichte der Geisteswissenschaften 5 (1988), S. 167–177; hier: S. 168.

[1720] Dilthey und Frau an Marie Althoff Diktat von meinem Mann!

Vevey, d[en] 6. 11. [1910]

   Hochverehrte Excellenz u. liebe Freundin! Welche Freude haben Sie uns mit den Jugenderinnerungen von dem unvergeßlichen Freund1 gemacht u. welch ein Geschenk für Alle, die ihn gekannt haben! Die Einheit dieses Lebens wie es auf dem Boden der Heimat u. der Familie erwachsen ist tritt nun erst ganz hervor. Das Büchlein ist vortrefflich gemacht u. es ist in höchstem Grade fesselnd. Auch tritt nun das Grunddasein des Entschlafenen aus ihm in lichten[?] Grundlinien hervor. Festigkeit in bodenstän-

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Dilthey und Frau an Marie Althoff  

digen Grundüberzeugungen, die ihm alle inneren Kämpfe erspart u. ihm so völlige Freiheit für machtvolles Wirken giebt, in gewissem Sinne eine römische Lebensgestaltung, die von seiner Vorliebe für das Latein zum Studium des römischen Rechts u. von da in bestimmende Grundbegriffe geht. Noch einmal tausend Dank u. die Hoffnung, ihnen persönlich über all die Eindrücke, die so in mir wach gerufen sind, mich auszusprechen.

In treuester Verehrung der Ihrige Wilhelm Dilthey

Liebste Frau Althoff, Gerade an meinem Geburtstag 2 kam hier das Büchlein an u. Ihr mir so schöner[?] lieber Gruß von Ihnen. Ich habe es meinem Mann vorgelesen u. es hat ihn so sehr interessiert. Mich aber hat es mit tiefer Rührung erfüllt, da ich all die Züge, die ich immer an ihm erlebt [habe], hier wieder finde, schon aus seiner frühesten Kindheit. Wie wenig hat er sich doch verändert, alle Züge der Kindheit u. Jugend, die Menschen oft ganz abstreifen im Laufe des Lebens[,] sind ihm geblieben. Diese Menschenliebe, diese kindliche Güte, diese Impulsivität des Handelns, wie man sie bei jedem Zusammensein erfuhr u. wie ich sie nie, nie vergessen werde. Sie glauben ja gar nicht wieviel ich an ihn denke u. wie ich’s immer wieder nicht fassen kann, daß er wirklich fort ist von dieser Welt. Eine Individualität, bei der ich immer fühlte, daß sie nie verloren gehen kann, weil sie nur einmal auf dieser Welt war u. sein wird. Daß Sie die Schweizerreise mit hineingetan, das ist so anziehend für Ihre Familie, weil auch Ihr Verhältnis zu einander sich so lebendig darin ausspricht. Und eine Menge von herrlichem Humor steckt noch zwischen den Zeilen für solche, die ihn wirklich kannten, wie ich das Glück gehabt habe. Welche Freude muß es für Sie gewesen sein, das Büchlein zu schreiben u. zusammenzustellen, ganz in der Erinnerung werden Sie dabei gelebt haben. Sie hatten mir nie erzählt, daß Sie ein solches Reisetagebuch mit Lupe[?] geführt [haben]. So war mir dies eine große u. […] Überraschung. Und wie schön, daß Sie’s erscheinen ließen […], ein rührendes Denkmal Ihrer Liebe. Auch meinen innigsten Dank daß Sie uns dabei nicht vergessen [haben]. Seit unserer letzten Karte aus […] an Sie nach Meran habe ich nichts mehr von Ihnen gehört u. das war mir oft schmerzlich. Hoffentlich geht es Ihnen gesundheitlich gut, das wünsche ich innig. Die Gesundheit meines Mannes läßt viel zu wünschen übrig, der Aufenthalt am Genfer See so wunderschön er war, er hat ihm lange nicht die Erholung gebracht wie der in Meran. Das Klima dort ist unvergleichlich zünftiger, weil sonniger u. trockener.

Dilthey an Eduard Spranger  

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Max geht es Gottlob sehr gut und er ist3 völlig hergestellt u. wird es auch bleiben wenn er verständig lebt.

Mit vielen Grüßen Ihre getreue Käte Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand Katharina D.s mit eigenhändiger Unterschrift D.s sowie nachfolgender Brief Katharina D. s., StB Berlin, PK , HA , Autograph Althoff, Bl. 7–10. 1 Aus Friedrich Althoffs Jugendzeit. Erinnerungen für seine Freunde. Zusammengestellt von M. Althoff, a. a. O. – F. A. Althoff war 1839 in Dinslaken geboren worden und starb am 20. Oktober 1908 in Berlin. 2 Katharina D. hatte am 25. Oktober Geburtstag. 3 Im Brieforiginal: „und ist er“.

[1721] Dilthey an Eduard Spranger   Lieber Freund! Tausend Dank für Ihren Brief!1 Es kam zu keiner Antwort, da ich mich sehr wenig wohl fühlte. Nun bin ich hier angekommen, aber zunächst noch nicht in der Verfassung, Sie zu mir zu bitten.

Mit herzlichen Grüßen der Ihrige Dilthey

12. 11. [19]10.2 Original: Hs.; Postkarte; Diktat D.s von der Hand E. Schramms; BA Koblenz, Sign.: N 1182, Aktenbd. 159, unpaginiert. 1 Nicht überliefert. 2 Mit ähnlicher Aussage und ebenfalls am 12. November 1910 schrieb D. an P. Ritter: „Lieber Freund! Melde, daß ich hier angekommen bin, aber doch sehr wenig wohl. Ich will daher die Bitte, zu mir zu kommen, noch ein wenig aufschieben. Hoffentlich geht bei Ihnen alles gut. Mit tausend Grüßen Ihr Dilthey. 12. 11. [19]10“. (Original. Hs.; Diktat D.s von der Hand E. Schramms; Postkarte; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XII, Bl. 5.)

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Dilthey an Eduard Spranger  

[1722] Dilthey an Eduard Spranger Lieber Herr College! Nehmen Sie verspäteten Dank für Ihren Brief,1 der mir in vielen Beziehungen sehr wohl getan hat. Mein Befinden war sehr schlecht infolge der Ueberarbeitung, zu der dann übertriebenes Steigen gekommen war, sodaß ich gar keine Briefe schrieb. Und auch jetzt bin ich noch sehr angegriffen. Ich kann Sie also garnicht bitten, mir jetzt schon Ihren Besuch zu schenken, da ich mich noch vor jedem Verkehr fernhallten muß. Aber nach ihrem Brief ist der Schleiermacher auf so gutem Wege, daß Sie getrost auf demselben allein weiter gehen können. Von den drei Fragmenten habe ich nur bei dem letzten: „Es ist nicht selten –“ ein ganz entschiedenes Gefühl Schleiermacherischen Ursprungs.

1 Nicht überliefert.

Einstweilen mit den besten Grüßen der Ihrige Wilhelm Dilthey

Grunewald, den 13. 11. [19]10. Original. Hs.; Diktat D.s von unbekannter Hand mit eigenhändiger Unterschrift D. s.; BA Koblenz, Sign.: N 1182, Aktenbd. 159, unpaginiert, 2 Bl.

[1723] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund,

[Ende November 1910]

Die Wochen vergehen, und noch sehe ich auf Wunsch Goldsch[midt’s]1 Niemanden. Möchte es Ihnen doch möglich sein, den Abschnitt über Universitäten zu beenden! Ihre schönen Aufsätze über Lenz’ Buch habe ich mit großer Freude gelesen;2 sie geben d[er] Universitätsgeschichte einen historischen und systematischen Hintergrund. Mehr mündlich! Ich denke nun daß ich in wenigen Tagen Sie sehen kann. Ich muß nun sehr

Dilthey an Gustav von Schmoller  

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darauf rechnen, rasch zu Ende zu kommen, und so rechne ich denn gar sehr darauf daß Sie die wesentliche Materie des Universitätscapitels abschließen. Ich besorge täglich daß Pätel es nicht mehr aushält. Könnten Sie doch schon ein Stück mitbringen! Meine lange Arbeitsunfähigkeit hat mich furchtbar zurückgebracht. Und über das Alles hinaus: mein lieber Freund, ich freue mich unendlich Sie nach so langer Zeit wiederzusehen! In treuer Gesinnung   Ihr W Dilthey Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XII, Bl. 6–7. 1 Vermutlich D.s Arzt. 2 Max Lenz (1850–1932): Kunsthistoriker. – Geschichte der Universität Berlin. 5 Bde. Halle/S. 1910–1918. – P. Ritter: Hundert Jahre Berliner Universität, in: DRS 36 (1910), S. 203–220 und S. 376–391.

[1724] Dilthey an Gustav von Schmoller Herzlichen Dank lieber Freund, für die guten Worte,1 die ich in meinem Zustand von Erschöpfung nur zu gut gebrauchen kann. Zu Ihrer Arbeit ü[ber] Meth[ode] d[er] Volksw[irtschaftsl[ehre]2 kommt wol noch m[eine] Arbeit über Geistesw[issenschaften] zurecht, in der ich durch eine große Anstrengung einen Theil der Bemühung vieler habe zusammengefaßt[,] u mir so den Weg zu der Forts[etzung] d[er] Geistesw[issenschaften] frei gemacht habe. Ein gut Stück Forts[etzung] liegt auch fertig. In wenigen Tagen soll es herauskommen3 u. nehmen Sie es freundlich auf. Können Sie mir [ein Wort] sagen über die Wahlen für d[en] Orden Pour le Mérite? Das Wichtigste wäre Klinger4 abermals zu denominieren; aber geht das? Sonst dürfte ich an d[en] Grafen Kalkreuth [erinnern], wenn Mehrere für ihn sind, aber Bildhauer? Und nun gar ein Militär?5 […] In treuer Freundschaft Ihr W. Dilthey 6 Dec[ember] [19]10

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Dilthey an Eduard Spranger  

Original: Hs.; GStA PK Berlin, I. HA , Rep. 92, NL Schmoller, Nr. 202, Bl. ­194–195. 1 Nicht überliefert. 2 G. Schmoller: Die Volkswirtschaft, die Volkswirtschaftslehre und ihre Methode, in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften. Bd. 6. Jena 1894, S. 527–563; WA in: G. Schmoller: Über einige Grundfragen der Socialpolitik und der Volkswirtschaftslehre. Leipzig 1898, 2. vermehrte Aufl. Leipzig 1904, S. 263–364. 3 Gemeint ist die Akademie-Abhandlung Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, die am 5. Dezember 1910 veröffentlicht wurde. 4 Max Klinger (1857–1950): Bildhauer, Maler und Graphiker. – M. Klinger wurde erst im Jahre 1917 der Orden Pour le Mérite verliehen. 5 Im Jahre 1911 wurde dem Kriegswissenschaftler Colmar Freiherr von der Goltz (1843–1916) der Orden Pour le Mérite verliehen.

[1725] Dilthey an Eduard Spranger Lieber Herr College u Freund, Endlich ist mein Befinden so, daß ich Sie sehen kann. Es ist mir das nicht nur für die gemeinsame Arbeit sondern auch überhaupt ein großes Bedürfniß, und da nun die Weihnachtsferien herankommen, so kann ich bitten, daß Sie einen Vormittag wählen und unsere Manuscripte mitbringen: wo dann ein weiteres besprochen werden kann. Hoffentl[ich] treffen diese Zeilen Sie in gutem Wohlsein. In treuer Gesinnung Ihr   W Dilthey 21 Dec[ember] [1910] Original: Hs.; BA Koblenz, Sign.: N 1182, Aktenbd. 159, unpaginiert, 2 Bl. 

Dilthey an Alfred Dove   

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[1726] Dilthey an Alfred Dove  29. Dec[ember] 1910 Ein gutes neues Jahr, lieber Freund, Ihnen u. Ihrer verehrten Frau, und besten Dank für Ihren Brief 1 der mich gar sehr erfreut hat, sowie die Aufsätze,2 unter denen der über J[ürgen] B[ona] Meyer auch durch die treffende Charakterik, zu der auch Manches zwischen den Zeilen gehört[,] besonders anziehen mußte. Mit tausend Dank nehme ich Ihr freundliches Erbieten der ausgewählten Schriftchen (1898) u. der Ausgabe Campagne an.3 Ich habe was Sie über Ranke, als erste Autorität über ihn geschrieben[,] immer zu lesen gesucht: gerade dieser Aufsatz ist mir entgangen. Die Campagne habe ich mit großer Belehrung seinerzeits gelesen, freue mich aber sehr sie besitzen [zu] dürfen. Also beides hochwillkommen. Tausend Grüße v[on] Ihrem getreuen   W Dilthey. Original: Hs.; Postkarte, UA Freiburg, NL A. Dove, Bestand C 0104, Nr.18: Korrespondenz A–H: Dilthey, unpaginiert. 1 Nicht überliefert. 2 Nicht zu ermitteln. 3 A. Dove: Ausgewählte Schriftchen vornehmlich historischen Inhalts. Leipzig 1898; Goethes Sämtliche Werke (Jubiläums-Ausgabe). 28.  Bd.: Kampagne in Frankreich. Belagerung von Mainz. Mit Einleitung und Anmerkungen von A. Dove. Stuttgart und Berlin [1910].

[1727] Richard Hamann1 an Dilthey

  Hochverehrter Herr Geheimrat!

Steglitz, Südendstr. 30 d[en] 30. XII. [19]10

Ihre mich von Herzen erfreuende Zusendung des „Aufbaues der geschicht­ lichen Welt in den Geisteswissenschaften“ trifft mich gerade bei der Lektüre von Münsterbergs Psychologie,2 der mich bei seinem verschämten Spiritualismus romantischer Herkunft recht unbefriedigt läßt und die Sehnsucht nach

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Richard Hamann an Dilthey

einer vorurteilslosen, auf die im Bewußtsein thatsächlich vorgefundenen Inhalte gegründeten wissenschaftlichen Betrachtung weckt. Schon ein flüchtiger Blick in diese Ihre neue Schrift hinein zeigt mir, wie viel Klärung und Anregung zur Durchdenkung eigener Probleme ich daraus gewinnen werde. Der Irrtum Münsterbergs und der Immanenzphilosophen liegt doch darin, daß sie, den Psychologismus bekämpfend, die eigentlichen Psychologisten sind, wenn sie Natur und Wirklichkeit als gegeben und nur als Gegenstand der wissenschaftlichen Beschreibung für objektiv halten, für die Geisteswissenschaft aber auch Aktionen und Funktionen restauriren, die weder erlebt noch gegeben sind. Zu einer Klarheit ist aber doch nur zu kommen, wenn man ausgeht von dem Erlebnis, das verstanden und auch beschrieben wird und von dem aus wir durch Erklärung und Schlüsse zum Wirklichen, das nicht gegeben, also transcendent ist, gelangen. Die Erlebnisse als psychische Inhalte sind also Gegensatz zur Natur nur durch die Methode des Verstehens (u. bloßen Beschreibens) und des Erklärens und Substituirens. Will man also diese Erlebnisse in ihrer Eigenart verstehen, wissenschaftlich begreifen, so darf man ihnen nicht wieder etwas substituiren. Denn dann werden sie eben Natur, aber eine sinnlose, weil nicht auf gesetzmäßigen Beziehungen beruhend, sondern nach Analogie zum Naturbegriff erschlossen. Eine objektivirende Psychologie, d. h. eine, die vom Erlebnis zur transcendeten Wirklichkeit fortschreitet, kann es nur durch Begriffe wie Seele, Charakter, das Bewußtsein, Funktionen etc. [geben]: Diese sind in der That für die Praktiken des Lebens (Pädagogik, Kritik, Ethik) genau so notwendig wie die Naturbegriffe, aber nicht für das geisteswissenschaftliche Verständnis dieser Praktiken. Für dieses ist der Grundbegriff das Erlebnis und das Ziel der Zusammenhang der Erlebnisse als Inhalte, die in der Form des Erlebnisses betrachtet doch über das „wirkliche“ Individuum hinausgreifen. Für dieses geisteswissenschaftliche Verständnis ist dann die Natur selbst eine Praktik, d. h. ein Gegenstand der Geisteswissenschaft, bei dem wir fragen, wie wir vom Erlebnis durch Erlebnisse zu Naturbegriffen gelangen. So wenigstens würde ich es fassen und hoffe damit, dem Verständnis dessen nahe zu kommen, nach dem ich wie gesagt erst einige Fühler habe ausstrecken können. Leider wird das neue Jahr für mich zunächst allerlei Verpflichtungen häufen, die einer ruhigen Besinnung nicht günstig sind. Aber das Ziel bleibt unverrückt eines und dasselbe. Ihnen aber, hochverehrter Herr Geheimrat, wünsche ich ein recht schaffenskräftiges und schaffensfreudiges Jahr!   Mit besten Grüßen und Empfehlungen an die verehrten Ihrigen auch von meiner Frau Ihr getreuer R. Hamann

Eduard Spranger an Dilthey   

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Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey, 14 k, Hamann/1–3, unpaginiert, 6 Bl. 1 Richard Hamann (1879–1961): Kunsthistoriker, Schüler D.s; 1911 Prof. an der Königl. Akademie zu Posen, 1913 o. Prof. in Marburg. 2 Hugo Münsterberg (1863–1916): dt.-amerik. Psychologe; 1888 PD, 1892 a. o. Prof. in Freiburg, 1897 o. Prof. in Harvard. – Grundzüge der Psychologie. Bd. 1: Allgemeiner Teil, die Prinzipien der Psychologie. Leipzig 1900.

[1728] Eduard Spranger an Dilthey  Charlottenburg 2, Kantstr. 140. den 31. Dezember 1910. Hochgeehrter Herr Geheimrat! Zum Jahreswechsel erlaube ich mir, Ihnen und Ihrer hochgeehrten Familie meine besten Glückwünsche auszusprechen. Ich denke in dieser Stunde an die Fülle von Güte, die Sie auch im vergangenen Jahr über mich ausgeschüttet haben, und bitte Sie, meiner steten ehrfurchtsvollen Dankbarkeit gewiß zu sein. In der letzten Woche habe ich mich ganz auf Schleiermacher S. 297–354 konzentriert, und ich glaube, daß die Vorschläge, die ich beiliegend überreiche,1 auf der eingehendsten Versenkung in diese schwierige Frage beruhen. Jedenfalls wüßte ich nun keinen weiteren Weg, es sei denn völlige Umschmelzung des ganzen Abschnitts die doch wohl vermieden werden muß. Ich habe meine Reise verschieben müssen und werde erst am 2. I. früh auf einige Tage, die ich dringend zur Erholung brauche, fortfahren. Daher gestatte ich mir, hochgeehrter Herr Geheimrat, für die Umgestaltung des Abschnittes Herrnhutertum noch zweierlei in Erinnerung zu bringen: Das Buch von E. R. Meyer, Schleiermachers und [C. G. von] Brinkmanns Gang durch die Brüdergemeine; L[ei]pz[i]g 1905 ist Ihnen ja bekannt. Außerdem sind im letzten Heft der Z[eit]schr[ift] für Kirchengeschichte (XXXI, 4) von Bauer Briefe von Schleiermacher aus der Nieskyer Zeit 1784/5 veröffentlicht worden.2 Es ist mir aber trotz mannigfacher Bemühungen nicht möglich gewesen, ihrer habhaft zu werden, da die Hefte gerade auf allen Bibliotheken zum Binden gegeben sind. (Falls etwas Eiliges vorliegen sollte, gestatte ich mir m[eine] Adresse anzugeben: Cassel, Augusta-Str. 4, Frl. Th. Hadlich.)

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Dilthey an Eduard Spranger  

Genehmigen Sie, hochgeehrter Herr Geheimrat, nochmals meine ergebensten Wünsche für Ihr Befinden und den Fortschritt Ihrer Arbeiten im neuen Jahr. Ich bleibe in höchster Verehrung ganz ergebenst Eduard Spranger. P. S. Soeben schreibt mir mein Freund Oesterreich,3 daß ich heut Abend mit ihm zu Ihnen kommen dürfte. Ich bitte sehr um Verzeihung, wenn ich mit Rücksicht auf meinen Vater, den ich gerade heut nicht gut allein lassen kann, fernbleiben muß. Genehmigen Sie aber auch hierfür meinen herzlichen Dank. Original: Hs.; BA Koblenz, Sign.: 1182, Aktenbd. 434, unpaginiert, 2 Bl.; dem Brieforiginal ist eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes beigelegt. 1 Nicht überliefert. 2 Briefe von Schleiermacher aus der Nieskyer Zeit 1784/5. Hg. von Bauer, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 31 (1910), H. 4. 3 Traugott Konstantin Oesterreich (1880–1949): Philosoph; 1910 PD, 1922–1933 a. o. Prof. für Philosophie und Psychologie, 1945–1947 o. Prof. in Tübingen.

[1729] Dilthey an Eduard Spranger Hochgeehrter Herr Kollege!

[Anfang Januar 1911]

Besten Dank und treue Erwiderung Ihrer Wünsche für uns zum Neuen Jahr! Ich nahm an, Sie würden sich bei Erledigung eines Kapitels melden. Nun schlage ich vor, daß wir uns in ein paar Tagen sehen. Erforderlich ist nämlich noch für die Sicherheit des Ergebnisses, daß Sie in der Schleiermacher-Sammlung unserer Archiv-Gesellschaft (Königl[iche] Bibliothek bei Prof. Meißner,1 dem Vorsteher der Landkartenabteilung) sich vergewissern, daß unter den Predigten auch sicher aus dieser Zeit keine mehr sind. Ich habe nun die Predigt über die Gemeinschaft mit Gott,2 auf die es besonders ankommt, von neuem gelesen. 1. Mit Ihnen einverstanden, daß die Reden natürlich die Originalschöpfungen sind. Ritschls Behauptung, daß sie exoterisch seien, weil sie das religiöse Erlebniß absondern, ist natürlich eine theologische Umdeutung.

Dilthey an Eduard Spranger  

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2. Meine Äußerung 4233 „und so würde“ ist mißverständlich. Reden und Predigten liegen garnicht auf derselben Fläche. Die Reden suchen in der Verwebung des Seelenlebens den selbständigen aus nichts anderem ableitbaren religiösen Prozeß. Sie eine antropomorphe Darstellung der Religion zu nennen hat keinen Sinn. Was sie im Zuhörer zur Besinnung bringen, ist da, wie sie es aufrufen. Es sind Realitäten, die ins Bewußtsein gehoben sind; also welcher Nonsens, was sie zeigen, als exoterisch zu bezeichnen. Wenn man die Selbst­ besinnung darüber als eine philosophische Operation in dem weitesten von mir aufgestellten Sinn bezeichnen kann, so bezieht sich das nur auf die Verfahren, einen Zugang zu finden. Die gefundene Realität selbst steht in den Reden so da, wie sie ist. Die Konfusion Ritschls liegt darin, daß er diesen Unterschied nicht bemerkt. Mein Ausdruck (‚vorbereitend‘) bezeichnet das Verfahren, das aufschließt, im Unterschied vom Walten des religiösen Prozesses selbst und seinem Ausdruck. Aber es ist solcher Mißverständnisse wegen besser, ihn zu vermeiden. 3) Was ich Seite 423 nun darüber sage, daß die Predigten auf dem Boden des konkreten christlichen Bewußtseins stehen, in welchem das Ethos Gestaltung aus der Religiosität ist, scheint mir nicht anfechtbar und aufklärend für die Sache. 4. Die Aufklärung wäre vollständiger, wenn auf die Stellen der Reden Bezug genommen würde, in welchen von der höheren Gestalt der Moral vom Centrum der Religion aus die Rede ist. Dies ist nachzuholen. 5. Ferner aber fehlt 423 die andere Seite der Predigten. Sie sind in der Tat exoterisch, und es wäre eine Schönfärberei, das leugnen zu wollen. Die Mystik der Reden, der pantheistische Zug (pag 158), die bildende Ethik der Monologen ist in ihnen, aber jeder Satz beinahe ist zugleich eine Anpassung an die christliche Verfassung des aufgeklärten Zeitalters mit seiner äußerl[ichen] Teleologie etc. Und hier nun folgender Hauptpunkt: Der Predigtstil Schl[eiermachers] bleibt in allen Perioden derselbe. Er steht von seinen Predigtübersetzungen ab im Zusammenhang mit dem christl[ichen] Predigtstil des ganzen 18. Jahrh[underts]. Der Redner richtet sich an die Reflexion, in welchem die Besinnung des ­Christen über sich selbst sich vollziehen soll. So ist dieser Stil durch und durch reflektierend; ebenso sind es die Verstandesbegriffe der äusser[lichen] Teleologie, wie sie in der Bibel selbst vorliegen, in denen der Redner sich bewegt. Zu untersuchen ist nun, da sein Predigtstil derselbe bleibt, ob dies nicht auch in den späten Predigten so bleibt. Damit wäre dann der Nachweis geliefert, daß wir es in diesem Redestil nicht mit einer Stufe Schl[eiermachers], sondern mit einer Predigtform zu tun haben, die vielleicht überhaupt dem christl[ichen] Prediger nicht vermeidlich ist. Ich schreibe gleichzeitig an Professor Meißner, dass Sie kommen würden, in meinem Auftrag und ich für Sie jede mögliche Vergünstigung erbitte. Bitte

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Dilthey an Eduard Spranger  

dann um Mitteilung nach dieser Arbeit, damit wir Ihren freundlichen Besuch vereinbaren. Mit bestem Gruß der Ihrige Wilhelm Dilthey. Ich füge nach einem Einblick in die weiteren Predigten noch folgendes hinzu: der Stil der Predigten ist in allen Sammlungen derselbe. Sie wollen das christliche Bewußtsein der Zeit in den Hörern zur Besinnung erheben. Daher gehen sie aus für die Frage die sie behandeln u. die meist vor den Bibeltext gestellt wird, in ihrem Haupttypus von dem gewöhnlichen Verhalten den herrschenden Auffassungen im Leben, zeigen deren Ungenüge u. führen auf das in den Hörern enthaltene christliche Bewußtsein zurück, in welchem die Schwierigkeiten gelöst sind. In dieser ersten Sammlung ist es in der Regel der Blick auf den Zusammenhang der Dinge wie er aus der Gegenwart Gottes hervorgeht, auf das Ganze als ein göttlich-sinnvolles durch welchen die Frage gelöst wird. Diese Stellung des Redners zum Gemeinde-Bewußtsein  – die schon die künftige Dogmatik in sich schließt  – fordert die Ablösung von der persön­ lichen Religiosität. Die christliche Religiosität ist objektiv geworden in der Gemeinde u in einer bestimmten Zeit derselben in einer bestimmten Art. Sie hat ihren Sprachgebrauch, der durch ihre ganze Vergangenheit bestimmt ist. Dieser ist inadäquat, anthropomorph, das liegt aber in der Natur der Religiosität selbst, sobald sie in die Reflexion eintritt um sich mitzuteilen. In diesem Sinne sind die Predigten exoterisch u dem religiösen Bewußtsein des Redenden gegenüber, besser, sie sind Ausdruck des Gemeinde-Bewußtseins. Der Hauptpunkt wäre: Die Stellen in den Reden, welche die Gestaltung der Moral durch Religiosität behandeln zu vergleichen mit dem Sittlichkeitsbegriff der Monologe u der Predigten, was von mir auf der letzten Seite über die Predigten unzureichend geschehen ist. Ich habe die erste Auflage der Reden nicht hier, bitte diese u die Bearbeiter Ritschl, Fuchs etc. mitzubringen. Ebenso was ich Ihnen über das Herrenhutertum schrieb. Paßt es Ihnen Freitag nachmittags 5 Uhr?

Mit bestem Gruß der Ihrige Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand W. Kabitz’ sowie J. Zuckers mit eigenhändigen Unterschriften D.s; BA Koblenz, Sign.: N 1182, Aktenbd. 159, unpaginiert, 9 Bl.

Dilthey an Otto von Gierke  

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1 Nicht zu ermitteln. 2 F. D. E. Schleiermacher: Die Gemeinschaft des Menschen mit Gott, in: Sämmtliche Werke. II. Abtheilung. Predigten. 1. Bd. Berlin 1834, S. 154–169. 3 Die Seitenzahlen im Brief beziehen sich auf D.: Leben Schleiermachers. Erster Band, a. a. O.

[1730] Dilthey an Otto von Gierke1 Mein lieber Freund, Es ist mir Bedürfniß ehe ich Morgen Ihnen flüchtig die Hand drücken darf, Ihnen mit meinen Glückwünschen2 meinen Dank für all das auszusprechen was Sie mir gewesen sind. Unvergeßlich sind Ihnen und uns die schönen Breslauer Jahre mit so viel frischem u. fröhlichem Streben – Sie haben Allem Erfüllung gegeben, ich der Zögernde, Sinnirende, immer von Lebensstimmungen Abhängige sehe mit einem freundschaftlichen Neid auf Ihren Lebensgang. Lassen Sie uns getreue Weggenossen miteinander verbunden bleiben, in innerem wahlverwandten Verstehen. Und wenn ich immer mehr[,] um etwas von meinem Lebenswerk zu vollenden[,] mich in mich selber habe zurückziehen müssen, so wollen Sie beide dem alten Freund nicht darob zürnen. Also Alles Gute u Beste Ihnen u den Ihren. Meine Frau die einige Tage im Thüringer Schnee ist schließt sich herzlich solchen Wünschen für Sie beide an. In treuer Freundschaft Ihr   Wilhelm Dilthey 8 Jan[uar] [19]11 Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. O. von Gierke, 15:9, unpaginiert, 4 Bl. 1 Der Rechtshistoriker und Politiker Otto von Gierke (1841–1921). 2 Otto von Gierke feierte am 11. Januar 1911 seinen 70. Geburtstag.

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Dilthey an Hugo von Hofmannsthal  

[1731] Dilthey an Hugo von Hofmannsthal [nach Januar 1911]

Lieber Herr von Hofmansthal.

Wie freue ich mich daß Sie mich besuchen wollen! Paßt Ihnen Donnerstag u. Sie trinken Nachmittags wann’s Ihnen recht ist bei mir Thé? Am schönsten wäre wenn Sie auch etwas Neues von Ihnen vorlesen können; vielleicht das andre neue Lustspiel?1 Denn der Rosenkavalier,2 den ich besonders gern von Ihnen höre, wird Ihnen durch Proben und Aufführungen zu wenig wieder fremd geworden sein, was man bei seinen Arbeiten immer abwarten muß.   Also auf erfreulichstes Wiedersehen. Freundschaftlich  Ihr   Wilhelm Dilthey Original: Hs.; FDH. Frankfurter Goethe Museum, Sammlung Rudolf Hirsch, ohne Signatur, Brief 1, 2 Bl. 1 H. von Hofmannsthal: Christinas Heimreise. Komödie. Berlin 1910. 2 H. von Hofmannsthal: Der Rosenkavalier. Komödie für Musik (in drei Akten) (1909/1910). Musik von Richard Strauss. Berlin 1911. – Die Uraufführung fand am 26. Januar 1911 in Dresden statt.

[1732] Dilthey an die Kant-Kommission Mittwoch d[en] 15 Febr[uar] 1911 Grunewald1        An die Commission der Kantausgabe           der Akademie in Berlin. Es ist in der Commission bekannt, daß ich seit dem vorigen Sommer den Übergang der Leitung der Kantausgabe in eine andere Hand angestrebt habe. Mein jetziger Gesundheitszustand macht mir nun ganz unmöglich, die Geschäfte weiter zu führen. Bis also die Schwierigkeiten beseitigt sind, welche der Erledigung dieser Angelegenheiten noch entgegenstehen, ersuche ich die Com-

Eduard Spranger an Dilthey  

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mission um die Wahl eines Stellvertreters. Da Herr Stumpf bei seiner Überhäufung mit Geschäften kaum für die Übernahme der neuen Last zu gewinnen sein wird, schlage ich Herrn Professor Menzer in Halle vor. Derselbe ist als Leiter der Vorlesungsabtheilung wie ehedem M. Heinze auch Mitglied der Commission.

Wilhelm Dilthey2

An die Herren: Vahlen Einverst[anden] [mit Unterschrift] Diels Einverst[anden] [mit Unterschrift] Stumpf Erich Schmidt einverst[anden] [mit Unterschrift]

Original: Hs.; ABBAW, Bestand PAW (1812–1945), Sign.: II-VIII-155, Bl. ­140–140. 1 Im Brieforiginal von fremder Hand darüber: „Vorgelegt in d[er] Classe am 16. Fe­ br[uar] – von der Classe genehmigt.“ 2 Vorsitzender der Kant-Kommission wurde zunächst kommissarisch Paul Menzer; nach D.s Tod dann Benno Erdmann, der das Amt bis 1921 innehatte.

[1733] Eduard Spranger an Dilthey Charlottenburg, den 17. II. 1911. Hochgeehrter Herr Geheimrat Ihre gütige Nachricht hat mich sehr erfreut, da ich daraus entnehmen darf, daß Sie wieder völlig zur Arbeit sich frisch fühlen. Auf der Karte1 steht: „bis zu den Predigten der Aufklärungszeit“, und ich bin im Zweifel, ob S. 142ff des Textes oder S. 421ff 2 gemeint ist. Der erste Abschnitt ist nie Gegenstand der Diskussion gewesen; über den zweiten existiert die beiliegende Redaktion, die ich nach Ihren Angaben gemacht habe. Den betreffenden Brief von Ihnen lege ich gleichfalls bei. Diese Auffassung ist jedoch durch eine spätere Besprechung umgestoßen worden. Stattdessen ist die Deutung angenommen worden, die sich in dem großen Manuskript bei Ihnen befindet, in Abschrift auch bei mir. Die dort gegebene Darstellung stimmt m. E. allein mit dem tatsächlichen Befund überein, während jene frühere Auffassung nur in dem Vorwort zu der Sammlung 1801 eine Stütze findet, sonst aber von Ihnen selbst neulich abgelehnt wurde.

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Dilthey an Herman Nohl  

Ich stehe zu Ihrer Verfügung, hochgeehrter Herr Geheimrat, am Mittwoch von 11 ab und Donnerstag und Sonnabend den ganzen Vormittag. Sollte es ­eilig sein, so würde ich mich auf Ihren Wink auch Sonntag Vorm[ittag] frei machen. Mit den ehrerbietigsten Empfehlungen an Sie und die hochverehrten Ihrigen in höchster Verehrung Ihr dankbarer Eduard Spranger. Original: Hs.; BA Koblenz, Sign.: N 1182, Aktenbd. 434, unpaginiert, 2 Bl.; dem Brieforiginal ist eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes beigelegt. 1 Nicht überliefert. 2 Die Seitenzahlen im Brief beziehen sich auf D.: Leben Schleiermachers. Erster Band, a. a. O.

[1734] Dilthey an Herman Nohl Lieber Freund,

20. 2.19111

die Erschöpfung von der systemat[ischen] Arbeit (von der auch noch eine Anzahl Bogen ungedruckt liegen)2 u dem Aufklärungsbuche3 ist noch immer nicht überwunden. So habe ich mir als leichte Arbeit die Neuausgabe des Schleier­macher vorgenommen. Auch habe ich den Zusammenhang der Zusätze im Kopf und auch die Ausarbeitung schreitet langsam vorwärts: so habe ich nun immer auf Ihren Aufsatz nebst Abdruck der von Ihnen gefundenen Geselligkeitstheorie gehofft.4 Können Sie das nicht beschleunigen. Vor April kann ich ja nicht denken den Druck zu beginnen, aber dann hätte ich gern Ihre Veröffentlichung und auch was Sie fürs Verständniß des Tagebuchs gefunden haben. Haben Sie eine Idee wo ich verkürzen könnte? Da der zweite Band als in tüchtiger Gemeinschaft möglich erscheint, hat die Darstellung Kants als auch dessen Grundlage eine centrale Bedeutung und Groethuysen u andere plädieren überhaupt sehr für Sie5 ihres Stils wegen.    Viel herzliche Grüße an Sie u Ihre liebe Frau   Ihr Wilhelm Dilthey

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Dilthey an Paul Ritter  

Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , cod. ms. H. Nohl 94, Bl. 46–46 R 1 Nachträgliche Datierung von fremder Hand. 2 Gemeint ist wahrscheinlich die Abhandlung Die Typen der Weltanschauung und ihre Ausbildung in den metaphysischen Systemen, in: Weltanschauung. Philosophie und Religion in Darstellung. Hg. von M. Frischeisen-Köhler. Berlin 1911, S. 3–51; WA in: GS VIII, S. 75–118. 3 Gemeint ist die Überarbeitung der Drei Epochen des deutschen Geisteslebens und die Berliner Akademie im Rahmen der Studien. 4 H. Nohls Edition von Schleiermachers Versuch einer Theorie des geselligen Betragens erschien erst 1913 in: F. Schleiermacher: Werke. Auswahl in 4 Bänden. Hg. von O. Braun und J. Bauer. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 3–31. Vgl. Nohls Vorbemerkungen zur Herausgabe des „Versuchs einer Theorie des geselligen Betragens“ ebd. S. XXIII f. 5 Im Brieforiginal: „sie“.

[1735] Dilthey an Paul Ritter Februar 19111 Lieber Freund, besten Dank für die Aufsätze,2 die ich vortrefflich finde. Wie bedaure ich Ihre Nervenermüdung! Reisen Sie nur mit gutem Erfolg, u. dann erwarte ich nach Ihrer Rückkunft recht sicher die ‚Universitäten‘, nach denen das Buch recht dringend verlangt, treulichst Ihr   W Dilthey Original: Hs.; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XIV, Bl. 2–2 R. 1 Nachträgliche Datierung von der Hand P. Ritters. 2 Vgl. Brief [1723], Anm. 2.

[1736] Dilthey an Paul Ritter Lieber Freund,

[Februar 1911]

ich wollte die Frage der Benutzung der Schleiermacherpapiere durch Lenz mit Ihnen besprechen und schrieb darum nicht. Jetzt sehe ich aber, daß Sie

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Walter de Gruyter an Dilthey  

noch nicht nach Berlin zurückkehren. Ist das so, dann bitte ich über den Sachverhalt mir doch gleich ein paar Zeilen fr[eund]lich zu schreiben. College Lenz teilte mir mit, daß er von Ihnen Aufsätze aus dem Schleier­ macher[-]Nachlaß erhalten habe unter Vorbehalt meiner Genehmigung u. dieselben zunächst in seinem Seminar benutzen wolle, dann für das Buch.1 Selbstverständlich habe ich hierauf hin meine nachträgliche Einwilligung gegeben. Ich hoffte in wenigen Tagen mit Ihnen die Sache besprechen zu können u. es wäre mir wirklich sehr angenehm, wenn das möglich wäre. Kommen Sie jetzt nicht, so bitte ich doch um umgehende Nachricht, was an Collegen Lenz gegangen ist, welche Art von Arbeit darin steckt u. jedenfalls bitte ich in dieser Sache schlechterdings nichts zu thun, bevor wir uns mündlich darüber gesprochen haben.

Mit besten Grüßen, in der Hoffnung, Sie bald zu sehen der Ihrige Wilh. Dilthey2

Original: Hs.; Diktat Ds. von der Hand J. Zuckers; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XIV, Bl. 3–3 R. 1 Vgl. M. Lenz: Geschichte der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Bd. 2, 1. Hälfte. Halle a. d. Saale 1910, S. 220 ff. 2 Kurz darauf schrieb D. ein weiteres Mal denselben Brief an P. Ritter. Abweichend in dem zweiten Schreiben sind lediglich die Grußformel und Unterschrift: „Mit besten ­Grüßen der Ihrige W. D.“ (Original: Hs.; Diktat Ds. von der Hand J. Zuckers; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XIV, Bl. 4–4 R.)

[1737] Walter de Gruyter an Dilthey Berlin, den 3. März 1911. Hochverehrter Herr Geheimrat! Ich gehe wirklich nur mit äußerstem Widerstreben an die Niederschrift dieser Zeilen, die sich auf die Stockung in der Herstellung der Bände VIII und XIV der Kantausgabe beziehen. Aber ich weiß mir wirklich keinen Rat und sehe Monat auf Monat verrinnen, ohne daß wir uns ihrer Vollendung einen sichtbaren Schritt näherten. Ich habe mich im Herbste vorigen Jahres persönlich an

Walter de Gruyter an Dilthey  

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Herrn Professor Adickes und Herrn Professor Maier gewandt, von jenem einen persönlich höchst verbindlichen, von diesem einen mehr abweisenden Brief bekommen und kann nun von Verlagswegen nicht aufs neue an die beiden Herren herantreten. Was aber soll geschehen? Wird jetzt die Gunst der Osterferien wiederum versäumt, so schwindet mir die Hoffnung, auf den allendlichen Abschluß der beiden Bände vollständig. Und freilich auch die Geduld. Ich spreche darum die herzliche und lebhafte Bitte aus, die Kantkommission möchte ohne Säumen auf die beiden Herren noch einmal einzuwirken versuchen und bei ihnen vorstellig werden, daß sie, wenn nicht der Kantkommission, so doch dem Verleger allzuviel zumuten. Und sei es auch auf die Gefahr, daß Herr Professor Maier, der mir in einem Briefe angedeutet hat, daß er lieber zurücktrete als seinem Vertrage treu bliebe, die Arbeit niederlegte. Denn schlimmer kann es nicht werden. Ich bitte um Ihre freundliche Nachsicht, hochverehrter Herr Geheimrat, daß ich Sie mit diesen Zeilen beunruhige, aber es steht mir kein anderes Mittel mehr zu Gebote. Mit verehrungsvollem Gruße   Ihr ganz ergebener W De Gruyter Hochverehrter Herr Geheimrat! Darf dieser Briefumschlag auch noch der Träger einer anderen Frage sein? Etwa Ende 1910, so hatten Sie s[einer] Z[ei]t gemeint, könne das Manuskript zu Band I Ihres Schleiermacher fertig sein. Läßt sich über den Zeitpunkt seiner Vollendung heute schon irgend etwas sagen? Mit verbindlichem Gruß Ihr verehrungsvoll ergebener   W De Gruyter Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes ist mit eigenhändiger Unterschrift W. de Gruyters hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert, 3 Bl.

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Dilthey an Walter de Gruyter  

[1738] Dilthey an Walter de Gruyter Sehr verehrter Herr de Gruyter,

Sonntag d[en] 5. März 19111

Sie haben vielleicht gehört, daß ich in Folge von Überarbeitung in einen Zustand von Erschöpfung gerathen bin der nur langsam schwindet. Ich mußte mich entlasten und habe so für unbestimmte Zeit die Stellvertretung in der Kantausgabe durch Menzer von der Akademie erbeten u. erreicht. Wären die Schwierigkeiten nicht so groß, so würde ich die Ausgabe in andere jüngere Hände geben, was viel besser wäre. Ich habe sogleich an Coll[egen] Maier geschrieben.2 Die Corr[ectur] mit mir würde ich lieber Prof. Menzer überlassen, wenn Sie nicht Gründe haben daß ich es auch bei ihm versuche. Mit der zweiten Aufl[age] des Schleierm[acher] u dem Schema der Fortsetzung bin ich seit dem December, seitdem ich wieder arbeiten konnte, ganz ausschließlich beschäftigt, wenn ich von der Erholungsreise zurückkomme, hoffe ich bald abschließen zu können. Es ist durch die vielen Veröffentlichungen u. Untersuchungen sehr schwer u. zeitkostend. Mit meinen ergebensten Grüßen   der Ihre Wilh. Dilthey Original: Hs.; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, Bl. 45–46. 1 Nachträgliche Datierung von fremder Hand darüber: „5. III. 1911“. 2 Nicht überliefert.

[1739] Dilthey an Julius Rodenberg Verehrter Herr Doktor, ich habe in der Akademie einen kurzen Aufsatz ganz populärer Art: ‚Anfänge der historischen Weltanschauung Niebuhrs’ gelesen.1 Ich will sie drucken lassen, und frage natürlich zunächst ob sie Ihnen passen. Da ich jetzt für

Georg Reimer an Dilthey  

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m[eine] Arbeiten recht hohe Honorare erhalte u. sie mir seit ich mich zurückgezogen [habe] erwünscht sind, bitte ich freundlich mir mitzutheilen was die Rundschau eventuell giebt. Der Artikel über James: Religions[philosophie]2 kann auch in einiger Zeit Ihnen zugehen: ich will ihm eine allgemeinere Wendung geben. Mit besten Empfehlungen   freundlichst W Dilthey Grunewald, 5/3. [19]11. Siemensstr[aße] 37 Original: Hs.; GSA Weimar, 81/II, 5, 7, Bl. 17–17 R. 1 D.: Über die Entstehung der historischen Weltanschauung Niebuhrs in seiner Jugendzeit, gelesen in der Königl. Preuß. AdW zu Berlin am 16. 2. 1911; vgl.: SB der Königl. Preuß. AdW zu Berlin. Jg. 1911, 1. Halbbd., Sitzung der philos.-histor. Classe am 16. 2. 1911, S. 173: „H[er]r Burdach verlas die von H[er]rn Dilthey eingesendete Abhandlung ‚über die Entstehung der historischen Weltanschauung Niebuhr’s in seiner Jugendzeit‘. Sie behandelte besonders den Einfluss Kant’s, Rheinhold’s und Jacobi’s auf Niebuhr.“ (Unveröffentlicht). – Unter dem Titel Anfänge der historischen Weltanschauung Niebuhrs erschie­ nen in: DRS 37 (Mai 1911), S. 294–299; WA in: GS III, S. 269–275. 2 Vgl. Brief [1617]. Vgl. hierzu GS VI: Das Problem der Religion (1911), S. 288–305, besonders S. 293 und 302.

[1740] Georg Reimer an Dilthey den 6. März 1911. Hochgeehrter Herr Geheimrat! Ihr geehrtes Schreiben vom 5. d[e]s M[ona]ts1 trifft soeben hier ein. Herr Dr. De Gruyter ist am Sonnabend für einige Wochen nach dem Süden gereist. Nach seiner Rückkehr lege ich ihm Ihr wertes Schreiben sofort zur Kenntnisnahme vor. In vorzüglicher Hochachtung sehr ergeben Ihr Georg Reimer Cotheilhaber [?]

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Dilthey an Julius Rodenberg  

Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigenhändiger Unterschrift G. Reimers ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert, 1 Bl. 1 Vgl. Brief [1738].

[1741] Dilthey an Julius Rodenberg [nach 5. März 1911]

Verehrter Freund!

Trostlos über den schlechten Stil des Aufsatzes; er ist viel zu schnell gemacht. Trostlos auch daß so viel Änderungen nöthig waren einigermaßen zu glätten. Sehr bedürftig Ihrer Nachsicht u. Verzeihung deßwegen.

So der Ihre W. Dilthey

Original: Hs.; GSA Weimar, 81/II, 5, 7, Bl. 18–18 R.

[1742] Dilthey an Julius Rodenberg

Verehrter Herr Doktor,

Grunewald, den 8/3. [19]11 Siemensstr[aße] 37

Indem ich Ihnen den Aufsatz sende, der etwa 6 Seiten betragen wird, ersuche ich ergebenst um Mittheilung über die richtige Ankunft des Manuscripts. Mit verbindlichstem Gruß   verehrungsvoll ergeben   Ihr Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Postkarte; GSA Weimar, 81/II, 5, 7, Bl. 20.

Dilthey an Arthur Stein  

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[1743] Dilthey an Arthur Stein Sehr geehrter Herr Studiosus! Ich bin immer noch in einem Zustand von Erschöpfung, in dem ein eigentliches Gespräch mich sehr angreift. Dennoch würde es mir Freude machen, Sie wenigstens kurze Zeit zu sehen, wenn auch sonst noch nur meine nächste Umgebung nach dem Wunsch des Arztes zu mir kommt. Ich schlage Ihnen vor, daß Sie Montag den 13./3. um 6 Uhr mir Ihren Besuch schenken. Mit besten Empfehlungen der Ihrige Wilhelm Dilthey B[erlin] 11./3. [19]11 Original: nicht überliefert; Hs.; Diktat D.s von der Hand Katharina D.s mit eigenhändiger Unterschrift D.s; eine Fotokopie des Brieforiginals ist hinterlegt in: Dilthey-Forschungsstelle im Institut I für Philosophie der Ruhr-Universität Bochum; Erstdruck in: F. Rodi: Die Anfänge der Dilthey-Ausgabe, gespiegelt in Mitteilungen und Dokumenten von Arthur Stein, a. a. O., S. 167–177, hier S. 168.

[1744] Dilthey an Hans Vaihinger

Verehrtester Herr College!

Grunewald, 16./3. [19]11 Siemensstr[aße] 37

Ich habe in meinen Vorlesungen die Verwendung hypot[h]etischer Hilfs­ begriffe in der Metaphysik vielfach behandelt. Ich erinnere mich aber nicht, daß ich den Ausdruck „bewußter Subjektivismus“ dabei gebraucht hätte. Gestatten Sie, daß ich Ihnen dabei herzlich danke für die freundlichen Äuße­rungen über meine Publikationen,1 vor allem aber, daß ich Ihnen meine Freude ausdrücke, daß wir ein systematisches Werk von Ihnen zu erwarten ­haben.

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Dilthey an Johannes Vahlen  

Sie werden an mir einen dankbaren Leser haben.2 Ganz ergebenst   der Ihrige   Wilhelm Dilthey Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand P. Menzers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StUB Bremen, HA , Autograph XXI, 6: h, Nr. 15. 1 Nicht überliefert. 2 H. Vaihinger: Die Philosophie des ALS OB. System der theoretischen, praktischen und religiösen Fiktionen der Menschheit aufgrund eines idealistischen Positivismus. Mit ­einem Anhang über Kant und Nietzsche. Berlin 1911.

[1745] Dilthey an Johannes Vahlen Hochverehrter Herr Sekretar und Freund,1 Als ich die Antwort an die Classe über Competentabgränzung der Vertretung für mich niederschrieb, empfand ich aufs Neue, welcher Schaden für die Kant­ ausgabe daraus erwächst, daß nicht schon im vorigen Sommer die Ernennung eines Nachfolgers für mich hat herbeigeführt werden können und wie dringend nothwendig die Erledigung dieser Angelegenheit ist. Seien Sie überzeugt, wenn nicht jetzt mein Gesundheitszustand mir die Erledigung der mannichfachen, stets prompte Besorgung fordernden und oft aufregenden Geschäfte unmöglich machte, ich die Schwierigkeiten, die leicht eintreten können, und die Belastung der Commission vermieden hätte. Und glauben Sie mir, daß nach der Stimmung, welche bei Adickes durch die zunehmende Schwierigkeit seiner Aufgabe entstanden ist, seiner Unentbehrlichkeit, da kein Anderer die Aufgabe übernehmen würde, nach dem sehr schwierig gewordenen Verhältniß zwischen ihm und Menzer, jede nähere Competenzbestimmung einen Conflikt herbeiführen würde. In größter Verehrung der Ihrige Wilhelm Dilthey 23 März [19]11 Original: Hs.; ABBAW, Bestand PAW (1812–1945), Sign.: II-VIII-155, Bl. ­143–144.

Dilthey an die Königl. Preuß. Akademie der Wissenschaften  

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1 Im Brieforiginal darüber eine abgekürzte und unleserliche Notiz J.  Vahlens vom 24. März 1911.

[1746] Dilthey an die Königl. Preuß. Akademie der Wissenschaften Grunewald, 23. 3. 1911 Siemensstr[aße] 37 Die Anfrage der Klasse, wie die Kompetenzen des Herrn Professor Menzer zu regeln seien, beantworte ich, indem ich von der gegenwärtigen Geschäftslage der Kantausgabe ausgehe. Die Ausgabe der Werke, die sich ihrem Abschluß nähert, habe ich persönlich geleitet und die leitenden Geschäfte derselben hat Herr Professor Menzer besorgt. Indem ich nun aus dem Geschäftsgang austrete, fällt ihm zu, bei eintretenden Bedenken und Schwierigkeiten selbstständig eine Verständigung mit den einzelnen Herausgebern zu führen und, wenn ihm das nicht gelingt, eine Entscheidung der Kommission herbeizuführen. Er hat ferner die Leitung bei dem Abdruck der vergriffenen Bände, den Herr Dr. Liebert besorgt. U. Ausgabe des letzten Bands des Briefwechsels, welcher die Anmerkungen u. den Index enthält und der dem jüngeren Reicke1 übertragen ist, ist schon bisher durch Professor Menzers Rat und Mitarbeit erheblich unterstützt worden. Und nun erhält derselbe auch hier die oberste Leitung. Ist das Manuskript fertiggestellt, dann muß allerdings die Prüfung derselben an die Kommission oder den neu gewählten Leiter der Ausgabe gelangen. Die Herausgabe der Vorlesungen bildet eine weitere Abteilung, und diese untersteht Professor Menzer, welcher auch die Hauptarbeit für die Ausgabe selbst leitet. Indem er mich nunmehr vertritt, ist er auch hier selbstständig, nur daß er bei wichtigeren Fragen, die in der nächsten Zeit nicht zu erwarten sind, sich an die Kommission zu wenden hat. Eben diese hat auch, wenn in Bezug auf die Benutzung der Manuskripte zwischen ihm und Herrn Professor ­Adickes Schwierigkeiten entstehn. In der Abteilung des Nachlasses, die Professor Adickes unterstellt ist, hat dieser die ganze Arbeit zu leisten. Da er dieser Aufgabe sein Leben gewidmet hat und ein sehr starkes Gefühl des damit gebrachten Opfers hat, schließlich2 auch die ganze Verantwortung tragen muß,3 weil doch kein Leiter der Ausgabe diese vieljährige Arbeit fern von den Manuskripten mit durchmachen kann, und da andrerseits4 er und Professor Menzer bei dem Ineinandergreifen von Vorlesungen und Nachlaß auf ein wohlwollendes Einvernehmen angewiesen

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Dilthey an die Königl. Preuß. Akademie der Wissenschaften  

sind, das zugleich eben nach diesem Verhältnis leicht getrübt wird und öfters getrübt worden ist, so wird sich im Interesse des Unternehmens für die Zeit der Vertretung empfehlen, daß hier ein Versuch der Abgrenzung von Rechten und Pflichten nicht gemacht wird, der leicht Conflikte herbeiführen könnte. Herr Professor Menzer hätte dann hier nur die Aufgabe, Adickes mit seinem Rat und der Vertretung der Wünsche und Bedürfnisse desselben zur Seite stehen. Erst später wird hier ein inniges Ineinandergreifen der obersten Leitung und der Tätigkeit der beiden Herren zum Zweck einer einheitlichen Regelung der hier auftretenden Fragen nötig werden. Eine äußerliche Anordnung ist noch zu treffen. Während bisher außer der Korrespondenz mit Menzer zunächst wichtigere Briefe, besonders von dem Verleger und Adickes an mich gegangen sind, muß nun Professor Menzer d. h. ein Circular den in Frage kommenden Personen mitteilen, daß während der Zeit seiner Vertretung die Briefe, welche nicht direkt an die Kommission gehen, an ihn zu richten sind. Hiernach würde ich die folgende Fassung einer Antwort an Prof. Menzer vorschlagen: „Derselbe wird mich in der Oberleitung der Abteilung der Werke, des Briefwechselbandes und der Abteilung der Vorlesungen vertreten. Treten bedeutendere Fragen auf oder entstehen Schwierigkeiten, so hat er sich an die Commission zu wenden. In Bezug auf die Abteilung von Adickes erscheint es nach der Sachlage genügend, wenn er diesem mit seinem Rat und der Vertretung der Wünsche und Bedürfnisse desselben zur Seite steht, ohne daß5 hier ein Versuch der Abgrenzung von Rechten und Pflichten gemacht wird. Ferner wird Herr Menzer ersucht, durch ein Cirkular den in Frage kommenden Personen mitzuteilen, daß Briefe, sofern sie nicht direkt an die Commission gehen, an ihn zu richten sind.[“] Ich bin überzeugt, daß eine genauere Abgrenzung der Competenzen teils unausführbar ist, teils anstatt Conflikte auszuschließen eher solche herbeiführen würde. Ohnehin ergibt6 sich ja aus dem Dargelegten, daß eine solche Stellvertretung, die leider durch meinen Gesundheitszustand unvermeidlich geworden ist, nicht von langer Zeit sein kann, wenn nicht das Unternehmen ernstlich leiden soll.

Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand P. Menzers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, Bestand PAW (1812–1945), Sign.: II-VIII-155, Bl. 145–147 R.; Erstdruck der zweiten Hälfte des Briefes in: W. Stark: Nachforschungen zu Briefen und Handschriften Immanuel Kants. Berlin 1993, S. 93.

Eduard Spranger an Dilthey  

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1 Georg Reicke (1863–1923): Politiker und Autor, Sohn des Historikers und Kant­ forschers Rudolf Reicke (1825–1905).  – Den letzten Band des Briefwechsels gab 1922 P. Menzer heraus; G. Reicke trat nicht als Editor in Erscheinung. 2 Im Erstdruck: „schliesslich“. 3 Im Erstdruck: „muss“ 4 Im Erstdruck: „andererseits“. 5 Im Erstdruck: „dass“. 6 Im Erstdruck: „ergiebt“.

[1747] Eduard Spranger an Dilthey

Hochgeehrter Herr Geheimrat!

Charlottenburg 2, Kantstrasse 140. den 25. März 1911.

Beifolgend erlaube ich mir, Ihnen den 1. Abschnitt über die „Predigten“ im Entwurf zu übersenden. Ich habe mich bemüht, möglichst kurz zu sein und doch alles Wesentliche, ev. mit Citat belegt, zu berühren. Aus Ihrem M[anu-] s[kript] habe ich alle wichtigen Wendungen z. T. wörtlich hineingeflochten und meine dazu gefundenen Stellen damit verbunden. Ich fürchte, daß die Notwendigkeit, so Verschiedenes zu gleicher Zeit zu berücksichtigen, auf den Stil sehr ungünstig gewirkt hat. Aber wenn sachlich alles in Ordnung ist, läßt sich dieser Fehler ja leicht beseitigen. Für den weiteren Abschnitt  – die Predigten 1796–1800  – habe ich alles Mate­rial beisammen, nach denselben Gesichtspunkten wie hier gesammelt und geordnet. Gleichzeitig möchte ich Ihnen mitteilen, hochgeehrter Herr Geheimrat, daß ich in der nächsten Woche nach   Charlottenburg 4. Pestalozzi-Str. 9a verziehe, und Sie bitten, dies vom 30. III. ab als meine Adresse zu betrachten. Ich freue mich, daß ich das Beiliegende vor dieser unruhigen Zeit noch fertigstellen konnte. Hoffentlich erfreuen Sie sich, hochgeehrter Herr Geheimrat, des besten Wohlbefindens und sehen Ihre Arbeiten nach Wunsch fortschreiten. Mit den ergebensten Empfehlungen in höchster Verehrung Ihr dankbarer ergebener Eduard Spranger.

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Dilthey an Erich Schramm  

Original: Hs.; BA Koblenz, Sign.: N 1182, Aktenbd. 434, unpaginiert, 2 Bl.; dem Brieforiginal ist eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes beigelegt.

[1748] Dilthey an Erich Schramm 11. April 19111

Lieber Herr Schramm,

bitte mir jetzt das Postpaket zu 10 Pfund zu schicken. Unbedingt brauche ich: über Novalis (ideal[istischer] ästh[etischer] Begr[iff]) von Havenstein2 (dünnes grau u hellblaues Heft) und die Bergson’s. Sonst[,] was vom Zusammengelegten noch dazu geht. Meine Adresse: Meran (Meran) bei Bozen (­Tirol). Obermais (Obermais) Pension Minerva (Minerva)

m[it] best[em] Gruß Dilthey

Bitte ja Absender: Frau Professor Dilthey nicht vergessen! Original: Hs.; Postkarte; Freireligiöse Gemeinde Offenbach / Main, NL E. Schramm, ohne Signatur, unpaginiert. 1 Datierung nach Poststempel. 2 E. Havenstein: Friedrich von Hardenbergs ästhetische Anschauungen. Verbunden mit einer Chronologie seiner Fragmente. Berlin 1909.

[1749] Dilthey an Erich Schramm Lieber Herr Schramm,

23. April 19111

ich brauche schnell mein[en] Schleierm[acher] B[an]d I. M[ein] eigenes Exemplar ist Manusc[ript] der zweiten Aufl[age], es kann mir also nicht geschickt werden. Ich muß eines entleihen. Woher? Bitte zunächst bei beiden Bibliotheken [es] zu versuchen. Ist es da nicht, so wissen Sie vielleicht einen anderen Weg. Wo nicht so bitte ich an Herrn Spranger dies sofort mitzutheilen, ich schreibe ihm heute, daß er mir für diesen Fall sein Exemplar schickt. Ich ersu-

Dilthey an Erich Schramm  

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che möglichst schnell die Sache ins Werk zu setzen, da ich nicht mehr lang hier bleibe. Viele Grüße. Was macht die Arbeit?

Ihr W. D.

Original: Hs.; Postkarte; Freireligiöse Gemeinde Offenbach / Main, NL E. Schramm, ohne Signatur, unpaginiert. 1 Datierung nach Poststempel.

[1750] Dilthey an Erich Schramm [25. April 1911]1

Lieber Herr Schramm,

ich bat Sie vorgestern, mir aus einer der Bibliotheken mein Leben Schleiermachers zu senden, oder sonst woher; wenn dies nicht gelingt, es Herrn Dr. Spranger mitzutheilen, damit er mir sein Exemplar sende, worüber ich ihn schon verständigt habe.2 Mein eigenes Exemplar kann nicht versandt werden, da es als Druckvorlage eingerichtet ist, daher Verschickung zu gefährlich. Heute füge ich den Wunsch hinzu, Sie möchten mir ein Exemplar meiner Hegel[-]Jugendgeschichte senden. Mit jenem oder für sich, wie es am zweckmäßigsten [ist]. Meine Adresse[:] Meran Obermais Pension Minerva (Tirol).

Mit b[e]st[em] Gruß Ihr W. Dil[the]y

Original: Hs.; Postkarte; Freireligiöse Gemeinde Offenbach / Main, NL E. Schramm, ohne Signatur, unpaginiert. 1 Datierung nach schlecht lesbarem Poststempel. 2 Nicht überliefert.

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Eduard Spranger an Dilthey  

[1751] Eduard Spranger an Dilthey

Hochgeehrter Herr Geheimrat!

Charlottenburg 4, Pestalozzi-Str. 9a 2. Mai 1911

Meinen herzlichen Dank für Ihre sehr gütigen Zeilen.1 Ich freue mich außerordentlich, daß Sie mit dem Aufenthalt in Meran zufrieden sind und erlaube mir, weiter gute Erholung zu wünschen. Herr Schramm sagte mir gestern, daß er kein Exemplar hätte beschaffen können. Ich schicke also gleichzeitig meines ab; ich habe es eigens deswegen nicht einbinden lassen, damit es s[einer] Z[eit] für den Druck verwandt werden kann; denn ein weiteres wird kaum aufzutreiben sein. Was nun die Neubearbeitung betrifft, so fühle ich allerdings auch, hochgeehrter Herr Geheimrat, daß die Herstellung der Kontinuität sehr tief in die Komposition des Buches eingreifen wird. Immerhin ist die neue Auffassung so wichtig, daß darauf nicht verzichtet werden kann. In dem Abschnitt über die „Entstehung der Reden und Monologen“ müßte also wohl diese neue Ansicht noch durchgeführt werden. Da es sich hier m[einer] M[einung] nicht um äußere Zeugnisse handeln kann, sondern nur um Aufdeckung der verborgenen inneren Kontinuität, so ist diese Aufgabe wohl weder umfangreich noch – da der Gedanke in Ihrem M[anu]s[kript] bereits entwickelt ist – sehr schwierig. Hingegen halte ich es doch für sehr bedenklich, eine Änderung der Partien über die Romantik vorzunehmen. Ich kenne die Romantik und speziell die Lage der Novalisforschung nicht intim genug, um zu wissen, ob wesentlich neues Quellenmaterial vorliegt. Sie selbst, hochgeehrter Herr Geheimrat, werden aber bei der Neubearbeitung Ihres Novalisaufsatzes schon den Eindruck gewonnen haben, daß diese Verschiebungen die Schleiermacherbiographie nicht betreffen können, und daß eine solche Änderung nur den Gesamtduktus des Buches zerstören würde, den Sie selbst unangetastet zu erhalten wünschten. Sie haben immer wieder betont, hochgeehrter Herr Geheimrat, – und die Wünsche aller, die Ihren „Schleiermacher“ lieben und verehren, stimmen damit zusammen, daß die Veränderungen und Zusätze auf das Notwendigste beschränkt bleiben sollen. Dies scheint mir schon deswegen notwendig, weil weder Sie selbst noch irgend ein anderer wieder so tief in den Zusammenhang des Materials hineinkommen können, wie Sie s[einer] Z[eit] bei der Entstehung des Buches darinstanden. An den Stellen, wo ich eine genaue philologische Nachprüfung vorzunehmen hatte, also z. B. bei den Athenäumsfragmenten oder den Beziehungen zur gleichzeitigen Philosophie, habe ich immer wieder bestätigt

Eduard Spranger an Dilthey  

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gefunden, daß das, was zu leisten ist, mit höchster Sicherheit und auch Vollständigkeit schon geleistet ist. Sie haben den Schlegelschen Briefwechsel z. B. nur im M[anu]s[kript] benutzt. Aber ein Vergleich der Walzelschen Ausgabe zeigt, daß daraus – ad Schleiermacher – nicht mehr zu schöpfen ist, als Sie bereits geschöpft haben.2 Und so wird es überall sein. Ich erlaube mir also, noch einmal die Bitte auszusprechen, nur folgende Kapitel umzuarbeiten: 1. Herrnhutertum. 2. P  redigten I und II. 3. Spinozismus II und daran anschließend die Beziehungen zur zeitgenössischen Philosophie. 4. Herstellung der Kontinuität zwischen den Rhapsodien und „Reden“, soweit diese tatsächlich vorliegt und die Romantik nicht eine neue, mystische Richtung bei Schl[eiermacher] erzeugt. 1. und 2. sind so gut wie erledigt. Nr. 3 ist sehr schwer, aber ich glaube, Ihnen darüber an Hand meiner früheren Ausarbeitung Vortrag halten zu können und dann die Punkte zu bezeichnen, über die Sie selbst die Entscheidung fällen werden. Sollte es durchaus nötig sein, auch den Abschnitt über Romantik umzugestalten, so beträfe dies erst Bogen 17 und könnte bis dahin schon immer gedruckt werden. Was mich betrifft, kann ich leider wenig Gutes berichten; es ist mir ein fataler Zwischenfall begegnet, der mich auch des Schleiermacher wegen beunruhigt. Es ist mir nämlich vom Ministerium am 1. Osterfeiertag – also zu ­einer Zeit, wo über meine Zeit im Sommersemester schon völlig disponiert war, der Auftrag geworden, noch 3 Stunden Vorlesung über Pädagogik in den Kursen für Seminarlehrer zu übernehmen. Trotz mancher Winkelzüge konnte ich nicht ablehnen, da die Anregung von Herrn Geheimrat Elster3 selbst ausging und jeder Ablehnungsgrund (Rücksicht auf meine Gesundheit, unzulängliche Vorbereitung o. ä.) mich notwendig beim Ministerium diskreditieren müßte. Schon die 4stündige Pädagogik an der Universität und das Publikum über politische Theorien erfordern eigentlich meine ganze Arbeitskraft, da ich als Anfänger natürlich die Vorlesung nicht fertig habe und in manche Gebiete mich neu hineinarbeiten muß. Ich habe nun mit älteren Verpflichtungen im ganzen wöchentlich 13 Stunden, und da ich an und für sich stark nervös bin, habe ich das Semester mit förmlichen Angstzuständen begonnen. Wenn ich es überhaupt durchführen kann, so jedenfalls nur in der unzulänglichen Art, die einen nie zur Zufriedenheit mit sich selbst kommen läßt. Natürlich komme ich durch diese zersplitterte Arbeitsweise auch immer wieder aus der Kontinuität der Schleiermacherarbeit heraus. In den Weih-

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Eduard Spranger an Dilthey  

nachtsferien habe ich von S. 297–354 jede Stelle im Kopf gehabt. Aber alles verwischt sich wieder, wenn ganz heterogene Sachen kommen, und wenn ich in den Pfingstferien zu dem Stoff zurückkehre, verliere ich einige Tage schon mit der Orientierung in den Einzelheiten der Darstellung. Ich muß daher um Ihre Nachsicht bitten, hochgeehrter Herr Geheimrat, wenn ich Sie bei meinen kleinen Handreichungen nicht intensiver unterstützen kann. Doch soll es mein Bestreben sein, wenigstens Ihre Anweisungen möglichst pünktlich durchzuführen, und es wird ja auch spätestens im Juli eine ruhige Zeit kommen. Ich wollte noch fragen, hochgeehrter Herr Geheimrat, ob Sie s[einer] Z[eit] F. Schlegels Jugendschriften schon berücksichtigt haben?4 Da sie sämtlich gedruckt waren, doch wohl ohne Zweifel. Und für den ersten Band kämen m[einer] E[inschätzung] nur die Anschauungen über das Verhältnis der Geschlechter in Betracht. In dieser Hinsicht ist ja wohl der Einfluß Schlegels und des romant[ischen] Kreises auf Schl[eiermacher] nicht zu bezweifeln. Für den 2. Band kommt noch mancher andere Zug hinzu. Doch ist das gewiß von Ihnen schon dargestellt. Verzeihen Sie, hochgeehrter Herr Geheimrat, diese umfangreiche Nachricht. Ich bitte, mich Ihrem hochverehrten Fräulein Tochter zu empfehlen und bin mit den besten Wünschen für Ihr Befinden und Ihre Reise

in höchster Verehrung Ihr dankbarer Eduard Spranger

Original: Hs.; BA Koblenz, Sign.: 1182, Aktenbd. 434, unpaginiert, 5 Bl.; dem Brieforiginal ist eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes beigelegt; Erstdruck in: E. Spranger: Gesammelte Schriften. Bd. VII, a. a. O., S. 51–54. 1 Nicht überliefert. 2 Vgl. Brief [1665], Anm. 1. 3 Ludwig Elster (1856–1935): Nationalökonom und Verwaltungsbeamter; von 1897 bis 1916 Referent für das Hochschulwesen am Preuß. Ministerium der geistlichen, Unterrichtsund Medizinalangelegenheiten. 4 Vgl. Brief [1679], Anm. 19.

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Dilthey an Julius Rodenberg  

[1752] Dilthey an Julius Rodenberg

Verehrter Herr Doktor

Meran Obermais Pension Minerva 3. Mai 19111

besten Dank daß Sie die Correktur noch ermöglichten. Sie haben wol die Güte zu veranlassen daß die mir zugedachten Abdrücke an meine Berliner Wohnung, Grunewald Siemensstr. 37 gesandt werden. Ich selbst kehre bald zurück, nachdem ich hier herrliche Wochen genossen.   Mit bestem Gruß u Dank treu ergeben   Wilhelm Dilthey Original: Hs.; GSA Weimar, 81/II, 5, 7. 1 Datierung nach Poststempel.

[1753] Dilthey an Erich Schramm Lieber Herr Schramm,

3. Mai 19111

ich hatte zwei Karten (allerdings mit falscher Nummer der Ring[bahn]str]aße]) an Sie geschrieben, mit [der] Bitte auf [der] Bibl[iothek] meinen Schleiermacher zu bestellen; da mein Ex[emplar] als M[anu]sc[ript] nicht verschickbar ist. Ich habe aber weder Buch noch Nachricht erhalten. Ist das Buch nicht unterwegs, so bitte ich es nicht mehr zu senden, dagegen bitte ich um umgehende Mittheilung, ob Sie [die] Karten erhalten [haben] etc. Auch was für Wetter in Berlin [ist]. Beste Grüße Ihr W. Dil[the]y Original: Hs.; Postkarte; Freireligiöse Gemeinde Offenbach / Main, NL E. Schramm, ohne Signatur, unpaginiert. 1 Datierung nach Poststempel.

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Walter de Gruyter an Dilthey  

[1754] Walter de Gruyter an Dilthey Hochverehrter Herr Geheimrat!

den 11. Mai 1911

Ihre unter den Akademie-Schriften kürzlich veröffentlichte Arbeit über den Aufbau der geschichtlichen Welt1 war alsbald nach der Ausgabe vergriffen und ist gegenwärtig noch Gegenstand einer lebhaften, aber ergebnislosen Nachfrage. Herr Dr. Köhnke, dem ich hiervon Kenntnis gab, ließ mich wissen, daß ein Nachdruck von der Akademie nicht beabsichtigt sei. Ich wollte nicht unterlassen, Ihnen von diesem Zustande Kenntnis zu geben und damit die bescheidene Frage verknüpfen, ob nicht Wunsch und Möglichkeit bestünde, jenes Begehren des Büchermarktes auf irgend eine Weise zu befriedigen. Mit freundlichem Gruß Ihr verehrungsvoll ergebener W De Gruyter Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigenhändiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert, 1 Bl. 1 D.: Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften. Studien. E ­ rste Hälfte, a. a. O.

[1755] Dilthey an Eduard Spranger Lieber Herr College,

21. Mai 19111

  etwa den 24 Mai denken wir zurückzukehren. Ich bin am Schleier­ m[acher] nicht unthätig gewesen und habe nun über den wirklichen Zusammenhang der Jugendzeit klaren Grund und Boden. So kann gleich an die Fortsetzung des Druckmanus[ripts] gegangen werden. Daß ihre Zeit so besetzt ist, das ist ja sehr schmerzlich. Ich habe so sehr gehofft[,] Sie würden in einem Zuge, vorbereitet durch die bisherige Beschäftigung, an der Hand m[einer] Papiere in den zweiten Band eintreten können, damit Sie möglichst wenig Zeit

Dilthey an Anna Kekulé von Stradonitz  

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verlören. Wir müssen, nun wenn wir uns wiedersehen, überlegen, wie die Zeit einzutheilen [ist]. Ich habe mich recht gut erholt, u freue mich sehr darauf Sie bald zu sehen. Mit herzlichen Grüßen Ihr W. Dilthey Original: Hs.; Postkarte; Dilthey-Forschungsstelle im Institut für Philosophie I der Ruhr-Universität Bochum; eine Fotokopie des Brieforiginals ist hinterlegt in: BA Koblenz, Sign.: 1182, Aktenbd. 159, unpaginiert, 2 Bl. 1 Datierung nach Poststempel aus Brixen.

[1756] Dilthey an Anna Kekulé von Stradonitz1 Gnädigste Frau, mit großer Betrübniß hat mich der Hingang Ihres lieben Mannes2 erfüllt. Eine lange schöne Vergangenheit war uns gemeinsam. Ich erinnere mich wie von heute, wie ich ihn zuerst kennen lernte in Wiesbaden, wo mich mein Bruder in sein Museumszimmer brachte. Wie ich dann mit ihm in Italien schönste Tage verlebt [habe], bald mit meinem Bruder, bald mit meiner Frau. Immer lag die stille Freude an der Schönheit über ihm. Immer war [er] ein Lehrer, die Antike zu sehen. Es war mir sehr schwer, bei der Todtenfeier nicht gegenwärtig sein zu dürfen: aber in diesem für mich durch Arbeitserschöpfung so harten Winter hat mich nun schließlich eine Hals- und Ohrenaffektion noch gefaßt. Was könnte der Theilnehmende Ihnen zum Trost sagen? Wer so von Liebe getragen war, der kann eben nur in der Erinnerung an das Besessene sich selbst festhalten. In treuer Theilnahme von mir u. meiner Frau 26 May [19]11

der Ihrige Wilh. Dilthey

Originalangabe: Hs.; Kasten 9, Deutsches Archäologisches Institut Berlin, Archiv der Zentrale, NL Reinhard von Kekulé von Stradonitz, Bl. 56–57.

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Dilthey an Gustav von Schmoller  

1 Anna, geb. Helmentag (1859–1931), seit 1877 mit dem klass. Philologen Reinhard Kekulé von Stradonitz verheiratet. 2 Reinhard Kekulé von Stradonitz war am 22. Mai 1911 gestorben.

[1757] Dilthey an Gustav von Schmoller Lieber Freund, besten Dank! Ich wünsche mir so sehr Sie bald zu sehen, nachdem ich eben gestern von der Reise zurückgekehrt [bin], auf der ich mich sehr gut erholt habe. Ich bin selbst erstaunt, daß ich den Erschöpfungszustand des Winters so durchgreifend überstanden habe. Jedenfalls sehn wir uns in einer der nächsten Sitzungen. Mit den besten Grüßen auch an Ihre liebe Frau der es hoffentlich gut geht. Wir selbst sind jetzt endlich wieder vollständig zusammen. Treu freundschaftlich Ihr   Wilh. Dilthey 26 Mai [1911] Original: Hs.; GStA PK Berlin, I. HA , Rep. 92, NL Gustav von Schmoller, Nr. 203 a.

[1758] Dilthey an Walter de Gruyter

Sehr verehrter Herr Doktor!

Grunewald b/ Berlin 17/6 [19]11.

Besten Dank für Ihre Nachricht! Da die Abhandlung zum größten Teil in die Fortsetzung der „Geisteswissenschaften“1 hineinkommt, scheint mir richtiger, von weiteren Abdrücken abzusehen.

Mit meinen besten Empfehlungen der Ihrige Wilh. Dilthey

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Dilthey an Edmund Husserl  

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand H. Zeecks mit eigenhändiger Unterschrift D.s; StB Berlin PK , HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, Bl. 47. 1 Gemeint ist der geplante zweite Band der Einleitung in die Geisteswissenschaften.

[1759] Dilthey an Edmund Husserl Hochverehrter Herr College!

29. Juni 1911

Ich will den kleinen Aufsatz über Niebuhr,1 der aus einem neuerlichen Akademievortrag entstanden ist, nicht abgehen lassen, ohne mich endlich auf ihre Abhandlung im „Logos“2 zu äussern. Offen gestanden war mir unter dem ersten Eindruck eine solche Äußerung schwer, denn Ihre Charakteristik meines Standpunktes als Historizismus, dessen legitime Konsequenz Skeptizismus sei, musste mich billig wundern. Ein großer Teil meiner Lebensarbeit ist einer allgemeingiltigen Wissenschaft gewidmet, die den Geisteswissenschaften eine feste Grundlage und inneren Zusammenhang zu einem Ganzen schaffen sollte. Dies war die ursprüngliche Conzeption meiner Lebensaufgabe im ersten Band der „Geisteswissenschaften.“ Wir sind darin einig, dass es ganz allgemein angesehen, eine allgemeingiltige Theorie des Wissens gibt. Wir sind weiter darin einverstanden, daß der Zugang zu ihr erst durch Untersuchungen eröffnet wird, die den Sinn der Bezeichnungen aufklärt, deren zunächst eine solche Theorie bedarf, und die weiterhin allen Teilen der Philosophie notwendig sind. In dem weiteren Aufbau der Philosophie trennen sich dann unsere Wege. Mir erscheint eine Metaphysik unmöglich, welche den Weltzusammenhang durch einen Zusammenhang von Begriffen in giltiger Weise auszusprechen unternimmt („Type“3 S. 6). Dieser Standpunkt kann, wenn ich Ihre Definition von Historizismus (S. 323)4 recht verstehe, kaum als Historizismus bezeichnet werden. Und wenn nach dem allgemeinen Sprachgebrauch der Skeptiker die Möglichkeit der Erkenntnis ganz allgemein leugnet, so kann ich unmöglich als Skeptiker angesprochen oder überhaupt in irgendein Verhältnis zum Skeptizismus gebracht werden. Ich schliesse mich eben an die Bewegung an, welche seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Leugnung der Metaphysik, das Wort im oben angegebenen Sinn genommen, fortgegangen ist. Es scheint mir aber auch nach dem angegebenen Zusammenhang nicht bil-

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Dilthey an Edmund Husserl  

lig, aus einigen Sätzen aus der Introduktion meiner „Typen“, die nur aus dem Satz von der Relativität der Weltanschauungen die Bedeutung des Problems von deren Wahrheitsgehalt sichtbar machen wollte, um das Interesse des Lesers hervorzurufen, eine Interpretation meines Standpunktes abzuleiten, nach welcher die bewusste oder unbewusste Consequenz meines Standpunktes der Skeptizismus sei. Ich bin an dem Missverständnis nicht ohne Schuld. Der Aufsatz im Weltanschauungsbuch war teils Zusammenziehung, teils Erweiterung eines Manu­ skriptes über Weltanschauungslehre, aus dem ich vor vielen Jahren einen Vortrag in der Akademie5 gehalten. Und zwar der ersten Hälfte desselben. Die Enge des mir gestatteten Raumes nötigte mich abzubrechen, und es war mir nicht unerwünscht, zu weiterem Nachdenken die zweite Hälfte zurück zu behalten. Wie ich nun in dieser Sammlung freier Aufsätze das zu sagen nicht nötig fand, konnte die Ansicht leicht entstehen, die mir (Logos, S. 326, Anm.5)6 zu Grunde zu liegen scheint, als sei schon im Mitgeteilten die Begründung der Relativität und der sie überwindenden höheren Ansicht enthalten. Ich habe damals gleichzeitig mit der Veröffentlichung eine Verabredung mit dem Verleger getroffen, das Ganze der „Weltanschauungslehre“ separat in einiger Zeit zu edieren. Aber wie jene Sätze gemeint sind, das erläutert ja der kurze Entwurf meiner Weltanschauungslehre, dargelegt nach ihrer Stellung im Ganzen der Philosophie, wie in der Abhandlung über das Wesen der Philosophie vorliegt („Kultur der Gegenwart“, „Systematische Philosophie“, S. 37 ff.).7 Und ich habe auch (Typen, S. 287)8 auf diese Abhandlung hingewiesen. Aus der Abhandlung wird ja ganz klar, dass mein Standpunkt nicht auf Skeptizismus führt; sie schließt Ihre Interpretation meiner Sätze aus. Denn ich berufe mich dort für den Nachweis der Unmöglichkeit einer allgemeingiltigen Metaphysik auf „die seit Voltaire, Hume und Kant entwickelten Gründe“. Ich schließe (pag. 60/61)9 nicht etwa aus dem bisherigen Misslingen der Metaphysik, sondern aus dem allgemeinen Verhältnis zwischen ihren Aufgaben und unseren Mitteln der Lösung. Auch ist dort das Resultat der Analyse von Wert und Zweck benutzt. Der Widerstreit der Systeme, das bisherige Mißlingen der Metaphysik, treten hier nur als die historischen Tatsachen auf, welche das philosophische Denken zur Auflösung der Metaphysik geführt haben, nicht als die Begründung ihrer Unmöglichkeit. Diese wird im Wesen derselben aufgesucht. Und mit dieser Darstellung ist die Ihren Argumentationen zu Grunde gelegte Äusserung (S. 6)10 ganz zusammenstimmend. Ihre Flüchtigkeit erklärt sich aus ihrem vorbereitenden Charakter. Ich definiere dort die metaphysischen Systeme, von denen ich rede, dadurch, „daß sie den Weltzusammenhang in zwingender Weise durch einen Zusammenhang von Begriffen darzulegen unternommen haben“, ich

Dilthey an Edmund Husserl  

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ordne solche Systeme, die eine Weltanschauung als Religion oder Metaphysik enthalten, unter die geschichtlichen „Lebensformen“, wie Verfassungen und Religionen solche sind; sie haben ein besonderes Verhältnis zum Leben, unterschieden von allgemeingiltigen Wissenschaften: ein Verhältnis, das in der Akademieabhandlung durch die Stellung von Wertgebungen und Zwecksetzungen in den Weltanschauungen expliziert wird; endlich behaupte ich, daß diese Lebensformen, wenn man nun das Verständnis der Entwicklung des Geistes hinzunimmt, sich als relativ erweisen. Diese Andeutungen der flüchtigen Introduktion weisen also auf eine in der Geschichte gegründete, den ganzen Zusammenhang meiner philosophischen Gedanken benutzende systematische Untersuchung hin, und diese soll dann auch die Auflösung des Problems, das uns die Relativität aufgibt, in eine höhere Auffassung leisten (vgl. dazu Philosophieabhandlung, S. 61).11 Ich bin hiernach weder ein Anschauungsphilosoph, noch ein Historizist, noch ein Skeptiker, und ich meine auch, dass die Argumentation Ihrer Abhandlung (S. 324–328)12 nicht erweist, daß die Konsequenz jener Sätze (S. 6) zum Skeptizismus führt. Sie schließen (S. 324/25)13 daraus, dass nicht nur Weltanschauung historisch bedingt und Wandlungen unterworfen sei, sondern auch die strenge Wissenschaft; man müsse historische Bedingtheit ganz von der Giltigkeit sondern: wenn jene historische Bedingtheit der Wissenschaft ihre Giltigkeit aufheben würde, so verlöre die Idee des Wissens selbst ihre Geltung, und nicht einmal der Satz, dass eine solche Idee keine Giltigkeit habe, bleibe bestehen. Ich bin damit ganz einverstanden. Ebenso bejahe ich selbstverständlich, dass man jede Aussage aus dem Weltanschauungsgebiet (etwa eine religiöse) ebensogut auf ihre Giltigkeit untersuchen kann, wie eine wissenschaftliche. Die Leistung der Aufklärung hat ja gerade hier ihren Mittelpunkt. Was Sie dann von S. 325 unten ab (der Mathematiker etc.)14 bis Ende des Absatzes sagen, unterschreibe ich ebenso. Es ist ja das alles in dem Standpunkt meiner Grundlegung enthalten. Aber wenn Sie dann weiter (von Seite 325 ab „Haben wir aber“ etc.)15 aus der allgemeinen Geltung der Idee des Wissens die Möglichkeit folgern, eine „giltige Religion oder Kunst“ anzunehmen, und wenn Sie zwischen einer solchen und der historischen Religion das Verhältnis von Idee und getrübter Erscheinungsform möglich finden, so glaube ich allerdings, dass die Methode, welche in dem dargestellten Begründungszusammenhang meiner philosophischen Gedanken die historische Analyse von Weltanschauung, Religion, Kunst, Metaphysik, Entwicklung des menschlichen Geistes etc. verwertet, die Unmöglichkeit jener Begriffe aufzeigen und die Frage nach dem Wahrheitsgehalt der Weltanschauung auflösen kann.

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Dilthey an Edmund Husserl  

Und wenn sie letzteres nun nicht könnte? Dann folgte eben daraus, daß die Frage nach der Möglichkeit einer Metaphysik in dem von mir definierten Sinne unentschieden bleiben müsste, bis eine Entscheidung sich herbeiführen ließe. Wie aber sollten aus solcher Einsicht in die zeitweilige Unentschiedenheit der Frage Konsequenzen auf einen in meinem Standpunkt enthaltenen Skeptizismus gezogen werden können, wie Sie diese (S. 326)16 ziehen? Ebensowenig trifft mich Ihre Beweisführung (S. 326 Abs[atz] bis S. 327 Abs[atz] 6).17 Auch ich betrachte ja die Instanz gegen Metaphysik aus dem bisherigen Misslingen nicht als entscheidend. Und weiter soll ja nicht historische Empirie, sondern „Ausbildung des geschichtlichen Bewußtseins“, eine von geistes­wissenschaftlicher Analyse ausgehende systematische Untersuchung, die Unmöglichkeit der Metaphysik dartun. Ich endige hier, da ich nur meinen Standpunkt klarlegen wollte. Wie ich schon oben sagte, hoffe ich in absehbarer Zeit die andere Hälfte einer Weltanschauungslehre liefern zu können. Sie geht erheblich über das in der Philosophie-Abhandlung Gesagte hinaus. Sie sehen: wir sind wirklich nicht so weit voneinander entfernt, als Sie annehmen, wir sind in sehr umstrittenen Hauptpunkten Bundesgenossen. Und für Ihr neues Werk18 werden Sie, falls ich so lange lebe, keinen unbefangeneren Leser unter den Älteren als mich haben. Solchen Zusammenarbeitens sich zu freuen ist besser, als unser freundschaftliches Verhältnis Kraftproben zu unterwerfen, wie Ihre Polemik im Logos eine ist. In treuer Gesinnung   der Ihrige   Wilhelm Dilthey Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes im Auftrag Husserls, angefertigt von Ludwig Landgrebe, ist hinterlegt im: HusserlArchives: Center for Phänomenology and Continental Philosophy. KU Leuven. Institute of Philosophy, Sign.: R II C-E 0001-33–35 und 59–60. Nach Angabe Husserls, wie der Hg. mitteilt, wurde der Brief teilweise eigenhändig von D. geschrieben, teilweise habe es sich um ein Diktat D.s gehandelt; eine weitere maschinenschriftliche Abschrift des Briefes ist hinterlegt in: StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey, 13 p; Erstveröffentlichung in: W. Biemel (Hg.): Dilthey-Husserl. En torno a la Filosofia como Ciencia estrieta y al alcance del historicismo, in: Revista Filosofia de la Universidad de Costa Rica I (1957), S. 108–112 (zweisprachig) sowie in W. Biemel (Hg): Der Briefwechsel Dilthey-Husserl, in: Man and World I (1968), S. 434–438; WA in F. Rodi und H.-U. Lessing (Hg.): Materialien zur Philosophie Wilhelm Diltheys. Frankfurt a. M. 1984, S. 110–114; WA in:

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Husserliana. Dokumente. Bd. III: Briefwechsel. Bd. VI: Philosophenbriefe. Hg. von K. Schuhmann, zusammen mit E. Schuhmann. Dordrecht/ Boston/ London 1994, S. ­43–47. – Die Orthographie weist in den drei Veröffentlichungen leichte Unterschiede auf. Der Brieftext ist hier nach der Husserliana a. a. O., S. 43–47 wiedergegeben. – Zwei Entwürfe zu diesem Brief von der Hand D.s sind hinterlegt in: ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 138. Der erste Entwurf ist vorläufig und unabgeschlossen (Bl. 26–25) und mit vielen Streichungen D.s versehen; der zweite Entwurf (Bl. 8–13) ist vollständig und entspricht von einigen abweichenden, inhaltlich unwesentlichen Formulierungen abgesehen, weitestgehend dem an Husserl abgeschickten Brief. 1 Vgl. Brief [1739], Anm. 1. 2 E. Husserl: Philosophie als strenge Wissenschaft, in: Logos I (1910–1911), S. 289– 341; WA in: Husserliana. Bd. XXV: Aufsätze und Vorträge (1911–1921). Hg. von Th. Nenon und H. R. Sepp. Dordrecht/ Boston/ Lancaster 1987, S. 3–62. 3 D: Die Typen als Weltanschauung und ihre Ausbildung in den metaphysischen Systemen, in: Weltanschauung. Philosophie und Religion in Darstellungen, a. a.O, S. 1–51; WA in: GS VIII, S. 73–118. 4 Vgl. Husserliana. Bd. XXV, S. 41. 5 Gemeint ist wohl der Akademievortrag Ideen zu einer Bildungslehre und Klassifikation der philosophischen Systeme vom 20.7.1899. 6 Vgl. Husserliana. Bd. XXV, S. 45. 7 D.: Das Wesen der Philosophie, a. a. O., S. 1–72; WA in: GS V, S. 339–416. 8 GS VIII, S. 97. 9 GS V, S. 404 f. 10 GS VIII, S. 77 f. 11 GS V, S. 405. 12 Husserliana. Bd. XXV, S. 45. 13 Ebd., S. 43. 14 Ebd., S. 44. 15 Ebd. 16 Ebd., S. 44 f. 17 Ebd., S. 45 f. 18 Vgl. ebd., S. 37: „Ich hoffe die inzwischen allseitig gefestigten und zu umfassenden systematischen Einheiten gediehenen Forschungen zur Phänomenologie und phänomenologischen Kritik der Vernunft in nicht zu ferner Zeit der weiteren Öffentlichkeit vorlegen zu können.“

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Edmund Husserl an Dilthey  

[1760] Edmund Husserl an Dilthey 5./6. Juli 1911 … wie ich aus Ihren Zeilen zu entnehmen glaube, im Wesentlichen auch ihre wirkliche Auffassung getroffen.1 Ich danke Ihnen, hochverehrter Herr Geheimrat, für all Ihre näheren Ausführungen, die mir als entschieden und scharf ausgeprägte Äusserungen Ihres Geistes lieb und wert sind. Aber Sie müssen sich davon durchaus überzeugen, daß die Voraussetzung, von der Sie ausgehen, nicht zutrifft: nämlich als ob meine Argumentationen gegen Sie gerichtet wären. Ich will auch sogleich im Logos eine Note veröffentlichen, um weiteren Missdeutungen vorzubeugen.2 Ich komme nun zu Ihrem Versuche auf Grund der freilich allzuknappen Andeutungen meines Artikels die Grenzen zu bezeichnen, bis zu welchen unsere philosophischen Anschauungen zusammengehen, um sich von da ab zu trennen. Alles wohl erwogen, möchte ich diese Grenzen lieber nicht anerkennen, und wirklich will es mir scheinen, dass ernstliche Differenzen zwischen uns gar nicht bestehen. Ich glaube, daß ein ausführliches Gespräch zu voller Verständigung führen würde. Alle objektive Giltigkeit, also auch die der Religion, Kunst usw. weist auf ideale und damit auf absolute (in einem gewissen Sinn „absolute“) Prinzipien hin, auf ein Apriori, das als solches also in keiner Weise durch anthropolo[gisch] historische Faktizitäten beschränkt ist. Genau so weit, als dieses Apriori reicht, dessen allseitige Herausstellung in ontologischer und specifisch phänomenologischer Hinsicht die grosse Aufgabe ist, genau so weit reicht der Sinn der betreffenden Art objektiver Giltigkeit. Das schliesst aber keineswegs Relativitäten aus. So ist – apriori – die Gesamtsphäre der körperlichen Natur eine Sphäre von Relativitäten. Körperliches Sein ist Sein in einem Zusammenhang endloser Relativitäten. Aber sofern es „Sein“, ist, also Correlat empirischer Giltigkeit, steht es unter Idealgesetzen, und diese Gesetze umgrenzen den Sinn dieses Seins (bezw. den Sinn naturwissenschaftl[icher] Wahrheit) als eines prinzipiell Relativen und doch in seinen Relationen Identischen. Alle objektive Giltigkeit im Aposteriori hat ihre Prinzipien im Apriori. Analog mag eine Religion „wahre Religion“ sein und ihre „Wahrheit“ eine „bloß relative“ – nämlich mit Bezug auf eine „Menschheit“, die im Zusammenhang mit einer „Natur“ lebt, sich in einem gewissen Entwicklungsstadium befindet usw. Die Wahrheit hängt hierbei von ideal zu fassendem Inhalt Ihrer Voraussetzungen [ab] – (Idee der spezifisch so und so bestimmten „Menschheit“, Idee einer so und so gearteten „Natur“, Idee so und so zu charakterisierender individuel-

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ler oder socialer Motivationen usw.). Dächten wir die Voraussetzungen geändert, ihrem Wesensgehalt nach, so wäre eine andere oder gar keine Religion die „wahre“. Also Wahrheit einer Religion wäre etwas Relatives und doch wie alle Wahrheit ein Ideales, nämlich bezogen auf Relationen, die durch ihren Wesensgehalt Prinzipien apriori bestimmen als Bedingungen der Möglichkeit solcher Wahrheit überhaupt. Es ist die Aufgabe einer phänomenologischen Theorie der Natur, das Natur-konstituierende Bewusstsein nach allen seinen Gestaltungen und Correlationen einer Wesensforschung zu unterziehen, so weit, daß alle Prinzipien, unter denen Sein im Sinne der Natur apriori steht, zu letzter Klarheit kommen und alle Probleme, welche in dieser Sphäre die Correlationen von Sein und Bewusstsein angehen, ihre Auflösung finden können. Genau ebenso wäre es die Aufgabe einer Theorie der Religion (Phänomenologie der Religion) mit Beziehung auf mögliche Religion überhaupt das Religion-konstituierende Bewusstsein in entsprechendem Sinne zu durchforschen. („Mögliche“ Religion verstanden wie Kants „mögliche Natur“,3 deren Wesen reine Naturwissenschaft auseinanderlegt.) Phänomenologische Theorie der Religion fordert also, bzw. ist einem Hauptteile nach, genau das, was Sie immer wieder fordern, Rückgang auf das innere Leben, auf die im Nacherleben der innerlichen Motivationen allererst zu wirklichem Verständnis kommenden „Lebensformen“. Dieses Nacherleben und Verstehen ist das konkrete, intuitive Bewusstsein, aus dem wir Religion als ideale Einheit schöpfen, bezw. die Unterschiede vermeintlich und wirklich gültiger Religion und die dazugehörigen Wesenszusammenhänge zur Klarheit und begründe[n]den Ausweisung bringen sollen und können. Das Historisch-Faktische dient dabei als Exempel, wenn wir auf das rein Ideale gerichtet sind. Beurteilen wir aber das historische Faktum selbst hinsichtlich seiner Giltigkeit, so liegt darin: dies faktische religiöse Verhalten ist das richtige, weil überhaupt, aus idealen Gründen, ein religiöses Verhalten so gearteten Motivationsgehalts bezogen auf so geartete „Voraussetzungen“ giltig, berechtigt ist. Ich glaube nicht, dass die Überzeugungen, die mich hier leiten, und dass die Ziele, die ich4 speziell einer phänomenologischen Philosophie der Kultur stelle, von dem, was Sie, hochverehrter Herr Geheimrat, fordern, eigentlich abweichen, dass prinzipielle Differenzen uns wirklich trennen. Es will mir also auch scheinen, das, was Sie als Metaphysik bekämpfen, nicht dasselbe ist wie das, was ich als Metaphysik zugestehe und treibe.5 5./6. Juli. Jede Daseinswissenschaft, z. B. Wissenschaft von der physischen Natur, vom menschlichen Geiste usw. wandelt sich eo ipso in „Metaphysik“ (nach meinem

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Begriffe), sowie sie auf die phänomenologische6 Wesenslehre bezogen wird und aus ihren Quellen letzte Sinneserklärung, also letzte Bestimmung ihres Wahrheitsgehaltes erfährt. Das so herausgestellte, z. B. naturwissenschaftlich Wahre im letzten Sinne, wie beschränkt und relativ es in anderer Hinsicht sein mag, ist ein Bestand „metaphysischer“ Wahrheit, seine Erkenntnis metaphysische Erkenntnis, nämlich letzte Daseinserkenntnis. Dass es einer Metaphysik in diesem Sinne prinzipiell bedarf, gegenüber den in der grossen Arbeit der Neuzeit erwachsenen Natur- und Geisteswissenschaften, hat darin seine Quelle, dass im Wesen der Erkenntnis eine Schlichtung, und damit zusammenhängend eine doppelte Erkenntniseinstellung begründet ist: die eine rein auf das Sein gerichtet, dass bewusstseinsmässig gemeint, und so gedacht und erscheinungsmässig gegeben ist, die andere aber gerichtet auf die rätselhaften Wesensbeziehungen zwischen Sein und Bewußtsein. Alle natürliche Daseins­ erkenntnis, alle Erkenntnis innerhalb der ersten Einstellung, lässt eine Dimension von Problemen offen, von deren Lösung die letzte endgültige Sinnes­ bestimmung des Seins und die letzte Auswertung der in der „natürlichen“ (1ten) Einstellung schon erreichten Wahrheit abhängt. Ich glaube einsehen zu können, dass es hinter den vollständigen, d. h. die „Constitution“ des Seins im Bewusstsein mit einbeziehenden Seinsproblemen,7 sinnvoll keine mehr geben kann, dass also hinter der phänomenologisch erweiterten und fundierten [universalen]8 Daseinswissenschaft (die in ihre Arbeit alle natürlichen Daseinswissenschaften einbezieht) keine Wissenschaft mehr liegen kann, bezw. dass von einem noch dahinter liegenden, prinzipiell unerkennbaren Sein zu sprechen, Widersinn ist. Das schliesst jede sich an Kant anlehnende Ding-an-sich„Metaphysik“ aus, ebenso wie jede ontologistische, aus einem System reiner Begriffe Daseinswissenschaft herausholende Metaphysik à la Spinoza. – Sollten wir in all dem nicht au fond dasselbe meinen? Wenn Sie hier von geisteswissenschaftlicher Analyse sprechen (durch welche Sie den Beweis einer Unmöglichkeit der Metaphysik führten), so deckt sich das vielfach mit dem, [was ich]9 – nur nach gewissen methodischen Gesichtspunkten begrenzt und gestaltet – als phänomenologische Analyse ansehe. Und natürlich: die Unmöglichkeit einer Metaphysik  – sc. in jenem falschen insbesondere ontologistischen Sinne – kann nur solche „geisteswissenschaftliche Analyse“ dartun. Was wir, von verschiedenen Studien herkommend, durch verschiedene histo­rische Motive bestimmt, durch verschiedene Entwicklung hindurchgegangen – erstreben und erforschen, stimmt zusammen und gehört zusammen: die phänomenologische Elementaranalyse und phänomenologische Analyse im Großen,10 an der Hand der von Ihnen erschlossenen Morphologie und Typik der großen Kulturgestaltungen. …11

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Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes im Auftrag E. Husserls von seiner Tochter Elli mit handschriftlichen Zusätzen von der Hand E. Husserls ist hinterlegt in: Husserl-Archives: Center for Phänomenology and Continental Philosophy. KU Leuven. Institute of Philosophy, Sign.: R I C–D, 59–63. Eine zweite identische maschinenschriftliche Abschrift des Briefes von L. Landgrebe ist hinterlegt in: StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey, 14 k, – Erstveröffentlichung durch W. Biemel (Hg.) in: Revista Filosofia, a. a. O., S. 114 –119; Ders. (Hg.), in: Man and World, a. a. O., S. 47–51; WA in: F. Rodi und H.-U. Lessing (Hg.): Materialien zur Philosophie Wilhelm Diltheys, a. a. O., S. 114– 117. – Der Brieftext ist hier nach der Husserliana, a. a.O, S. 47–51 wiedergeben. 1 Über dem Briefanfang auf einer der maschinenschriftlichen Abschriften des Briefes von der Hand E. Husserls die Notiz: „Antwort von E. Husserl 5/6 Juli 1911 auf W. Dilthey’s Brief vom 29/6 [19]11[.] Die vorliegende Copie ist eine genaue Wiedergabe der Abschrift meiner Tochter, das Anfangsblatt ist nicht vorhanden, so fängt, was mir geblieben ist[,] mitten im Satze an[.] E. Husserl.“ 2 Die versprochene Notiz ist nicht erschienen. 3 Der Hg. merkt an: Vgl. Kant: Prolegomena; Titel von § 36: „Wie ist Natur selbst möglich?“ 4 „ich“ wurde nachträglich in der maschinenschriftlichen Abschrift von der Hand E. Husserls ergänzt. 5 Eingefügt in eine der maschinenschriftlichen Abschriften des Briefes folgt von der Hand E. Husserls die Notiz: „Ich weiß nicht warum die Copie hier einen Abstand macht und warum die Datierung gerade da steht. E. H.“ 6 Ebd. darüber von der Hand E. Husserls „[Konstitution]“. 7 Ebd. eine Korrektur der Abschrift von der Hand E. Husserls: statt „einbezogene Seins­ probleme“: „einbeziehenden Seinsproblemen“. 8 Ebd. darüber von der Hand E. Husserls ergänzt: „[universalen]“. 9 Ebd. darüber von der Hand E. Husserls ergänzt: „[was ich]“. 10 Ebd. von der Hand E. Husserls ergänzt: „im Grossen“. 11 Darunter von der Hand E. Husserls: „[der Schluß fehlt. E Husserl]“. – E. Husserl bringt seine philosophische Verbundenheit und seine Wertschätzung D.s, nachdem dieser am 1. Oktober 1911 im Hotel Salegg in Seis am Schlern (Südtirol) verstorben war in folgendem Kondolenz-Schreiben an D.s Witwe Katharina zum Ausdruck: „Göttingen 5. X. 1911. Hochverehrte Frau Geheimrat! Ist es wahr, muß ich es glauben, daß er Ihnen und Ihren Kindern, daß er seinen Freunden und Schülern, daß er der wissenschaftlichen Welt entrissen worden ist, deren Stolz er war? Ich lese die unbarmherzige Notiz wieder und wieder in der Zeitung. Ich frage mich, ob und wie es möglich ist, da er doch noch jüngst gesund und im Vollbesitz seiner schöpferischen Kräfte war, erfüllt von großen Plänen, im Zuge die neuerlichen Publikationen, Niederschläge abgeklärtester Weisheit fortzuführen. Wie sollen seine Freunde, und alle, die von seiner reinen und großen Persönlichkeit tiefste Eindrücke empfangen haben, den Gedanken ertragen, daß Er nicht mehr auf Erden weile, an dem Halt zu finden, dem als Führer zu folgen uns allen innerstes Lebensbedürfnis war? Ich bin tief betrübt. Ich werde ganz mutlos: denn ich bin eben dabei, größere Arbeiten abzuschließen, bei denen ich immerfort und in erster Linie an Ihn gedacht habe, in der Hoffnung Ihn zu er-

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Dilthey an die Kant-Kommission  

freuen, mit dem ich mich im Kampf um eine neue Philosophie vereint fühlte. Doch was bedeuten all solche Klagen, Klagen um den großen Forscher und Führer, um versiegte Quellen großer Ideen und selbst um den Freund und Gönner gegenüber Ihrem großen Schmerze um den edlen Gatten! Verzeihen Sie meine Ergüsse. Nehmen Sie gütig den Ausdruck meiner innigsten und dankbarsten Verehrung entgegen und den meiner Theilnahme, die so tief und bewegt ist, wie Sie es nur noch bei Ihren nächsten und ältesten Freunden voraussetzen dürften. Und nicht minder herzlich empfindet meine Frau, in deren Namen ich zugleich aufrichtige Theilnahme Ihren Kindern ausspreche. Ihr verehrungsvoll ergebener E Husserl[.] Soeben empfange ich die traurige Bestättigung der Zeitungsnotiz durch Ihre Anzeige.“ (Original: Hs.; StUB Göttingen, HA, cod. ms. W. Dilthey, 12 b, Nr. 6; Erstdruck in: Husserliana, a. a. O., S. 53)

[1761] Dilthey an die Kant-Kommission Die Kommission kann dem Schreiben des Herrn Professor Menzer gegenüber von ihrem Standpunkt nicht abgehen, daß sie in Ausgaben, die aus ihrer Gesamtausgabe besonders interessante Schriften herausnehmen, eine Schädigung ihrer Gesamtausgabe erblickt. Hiergegen ist die Erinnerung Herrn Professor Menzers daran, daß trotz umlaufender billiger Ausgaben einige Bände der Akademieausgabe in zweiter Auflage erscheinen konnten, die dieselben Schriften enthalten, keineswegs beweiskräftig.1 Aber die Darlegung des Plans und der besonderen Verhältnisse, die Herr Menzer nunmehr erst vorlegt, läßt richtig erscheinen, von der Anwendung dieses Prinzips im vorliegenden Fall eine Ausnahme zu machen.2 Wir können doch nach der Sachlage die beabsichtigte Sammlung nicht finden, da Herr Vaihinger bereits ins Auge gefaßt hat, dieselbe an die Mitglieder der Kantgesellschaft zu verteilen. Dazu kommt, daß es sich nur um kleinere Schriften oder Teile von größeren handelt, die durch die verschiedenen Bände der Ausgabe zerstreut sind. Endlich ist die Auswahl selbst sehr ansprechend. Nach dieser Sachlage scheint es richtiger, den zweifellosen Erfolg der Sammlung bei unserem als einem fremden Verleger zukommen zu lassen, und richtiger, daß der Text unserer Ausgabe zu Grunde gelegt werde, als wenn ein fremder Herausgeber durch irgendwie angebrachte Veränderungen seine Sammlung äußerlich zu unterscheiden und zu rechtfertigen suchen würde. Demnach schlage ich vor, Herrn Professor Menzer seinen Antrag gewiß zu gestatten, die Sammlung in einer Textgestaltung zu veranstalten, die sich an die Akademieausgabe anschließt, sowie diese ausdrücklich zu nennen.3

Grunewald b[ei]/ Berlin 7. 7. 1911. Wilhelm Dilthey 4

Dilthey an Heinrich Wölfflin  

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Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, Bestand PAW (1812–1945), Sign.: II-VIII-155, Bl. 186–187. 1 Im Brieforiginal am linken Rand von der Hand H. Diels’: „Hier [ist] nun die Begründung wol zuzufügen, ‚da die Akademie an den Einnahmen vertragsmäßig teil nimmt‘. So ist doch wol die Lage? D[iels]“. 2 Im Brieforiginal am linken Rand von der Hand H. Diels’: „Ich schlage vor noch zuzufügen, daß die Commission gerade ihm, dem sie so viel Dank schuldet, geneigt ist, entgegenkommen will. D[iels]“. 3 Kants populäre Schriften. Hg. von P. Menzer. Berlin 1911. 4 Im Brieforiginal am linken Rand darunter von der Hand E. Schmidts: „Gelesen […] 8. VII. [19]11[.] E. Schmidt“ sowie von der Hand H. Diels’ mit dessen Unterschrift und Datum „11/7“.

[1762] Dilthey an Heinrich Wölfflin1 Verehrter Freund, lassen Sie mich meine große Freude darüber aussprechen, daß Sie uns erhalten bleiben. Ich darf nicht daran denken, was unsere Universität verloren hätte. Mich aber lassen Sie hoffen daß meine Gesundheit und Ihre Neigung es gestatten mögen, daß ich aus dem Glück mit Ihnen an demselben Orte nun weiterhin sein zu können, besseren Nutzen möge ziehen können in kommender Zeit. Treu ergeben   W Dilthey 8 Juli [19]11 Original: Hs.; Öffentliche Bibliothek Universität Basel, NL Wölfflin, IV 247, 2Bl. 1 Der schweiz. Kunsthistoriker H. Wölfflin (1864–1945) lehrte seit 1901 in Berlin, bevor er 1912 nach München wechselte.

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Dilthey an Edmund Husserl  

[1763] Dilthey an Edmund Husserl Verehrter Freund!

10. Juli

Haben Sie vielen Dank für Ihren wohltuenden und eingehenden Brief und für die Aufklärung meines Missverständnisses. Vorab mögen Sie überzeugt sein, dass mich Ihre gütigen Äußerungen nie verleiten werden, das Verhältnis meiner Lebensarbeit zu Ihrem frischen Schaffen falsch abzuschätzen. Ich verehre in Ihnen ein Genie philosophischer Analyse. Nur die Freude nehme ich für mich aus diesen Äußerungen, dass meine Arbeit für Sie nicht ohne Nutzen war. Dass Sie es fühlen, wie wir beide, und ich zu einer Zeit wo einiger Muth dazu gehörte, von verschiedenen Seiten her gemeinsam gegen die Herrschaft der Naturwissenschaften über die Philosophie kämpfen, dass wir in der Bemühung um eine allgemeingültige Grundlegung der realen Wissenschaften, im Gegensatz gegen construktive Metaphysik, gegen jede Annahme eines1 An-sich hinter der uns gegebenen Wirklichkeit einig sind. Unsere Differenz, wie ich sie in meinem früheren Brief andeutete, mag dabei in Geltung bleiben, bis zu näheren Veröffentlichungen von Ihnen, von denen ich nur hoffen will, dass sie für mich nicht zu spät kommen. Ich habe mich mit den Ausführungen Ihres Briefes die Tage über immer wieder aufs lebhafteste beschäftigt; aber, verehrter Freund, Sie wissen nicht, und es ist natürlich, dass Sie es nicht wissen, wie schwer es auch nach denselben ist, in eine so ganz andere Gedankenwelt einzudringen. Dass Sie beabsichtigen, in einer Notiz im nächsten Heft des Logos das Miss­ verständnis zu berichtigen, als seien Ihre Argumentationen den Historicismus betreffend, gegen mich gerichtet, nehme ich mit aufrichtigem Dank an. Denn das Missverständnis ist nicht nur das meinige, es ist von verschiedenen und beachtenswerthen Seiten geteilt worden. Vielleicht gibt Ihnen meine Arbeit über den Aufbau der Geisteswissenschaften2 einen natürlichen, unauffälligen Anlass, da ja in ihr meine Richtung auf eine allgemeingiltige Grundlegung der Geisteswissenschaften und auf Darstellung der Objektivität der geschichtlichen Erkenntnis so deutlich hervortritt. Mit aufrichtigem Antheil habe ich Ihre Mittheilungen über Ihre gegenwärtige Situation vernommen. Von Tübingen aus befragt,3 habe ich sogleich auf Sie hingewiesen, und zwar zunächst, da ich ja von Ihrer Neigung zu gehen nur Unbestimmtes wusste, in Verbindung mit anderen Möglichkeiten. Sobald ich näher von Ihrer Absicht fortzugehen vernahm, habe ich dorthin erklärt, es gebe für Tübingen nur die eine Wahl, Sie unter allen Umständen zu gewinnen. Seit

Dilthey an die Kant-Kommission  

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Wochen ist ja nun diese Aussicht geschwunden. Die Kaiser-Wilhelmsgesellschaft4 beschränkt sich leider wenigstens zunächst auf Naturwissenschaften. Aber gewiß wird sich doch bald eine andere Aussicht eröffnen, eine Lage zu verlassen, die Ihnen nun einmal so unangenehm geworden ist. In treuer Gesinnung   der Ihrige   Wilhelm Dilthey Original: eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes im Auftrag E. Husserls ist hinterlegt in: Husserl-Archives: Center for Phänomenology and Continental Philosophy. KU Leuven. Institute of Philosophy, Sign.: R II C–E 0001, 61– 62; eine zweite identische maschinenschriftliche Abschrift des Briefes ist hinterlegt in: StUB Göttingen, HA , cod. ms. W. Dilthey, 13 p, – Erstdruck in: W. Biemel (Hg.): Revista Filosofia, a. a. O., S. 120; Ders. (Hg.), in: Man and World, a. a. O., S. ­441–442; WA in: F. Rodi und H.-U. Lessing (Hg.): Materialien zur Philosophie Wilhelm Diltheys, a. a. O., S. 118–119, WA in: Husserliana, a. a. O., S. 51–52. – Ein Entwurf D.s zu diesem Brief ist hinterlegt in: ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 241, Bl. 309–315. – Der Brieftext ist hier nach der Husserliana wiedergegeben. 1 Schreibweise in der Husserliana, S. 51: „eine[s]“. 2 Der Hg. K. Schuhmann merkt an: „Wilhelm Dilthey: Der Aufbau der geschicht­ lichen Welt in den Geisteswissenschaften. 1 Hälfte. Berlin 1910 (in Husserls Bibliothek, mit handschriftlicher Widmung: ‚In freundschaftlicher Gesinnung Wilhelm Dilthey. 21. De­ c[ember] 1910‘“. 3 K. Schuhmann merkt an: „Der Tübinger Heinrich Maier ging zum Winter 1911 als Professor nach Göttingen. Sein Nachfolger wurde Karl Groos.“ 4 K. Schuhmann merkt an: „Gegründet am 11. Januar 1911 als Trägerin der KaiserWilhelm-Institute (Vorläuferin der Max-Planck-Gesellschaft).“

[1764] Dilthey an die Kant-Kommission1 Herr Adickes schlägt vor: 1.) Von Band XV ab sollen statt der verabredeten 700 Exemplare der Handschriften-Abteilung 1 000 gedruckt werden. 2.) Dafür jede 100 Exemplare Mehrdruck über 600 fünf Mark vom Verleger gezahlt werden, und da diese nach dem Vertrag [mit] der Akademie auch Adickes[,] dem Herausgeber[,] zufließen, so will er auf diese Auszahlung jetzt verzichten und erst wenn etwa innerhalb zwölf Jahren 700 Exemplare der

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Dilthey an die Kant-Kommission  

Auflage vergriffen sind, soll die Auszahlung durch den Verleger an ihn erfolgen; 3.) Dafür könnte dann der Verleger den Ladenpreis der neuen Handschriftenbände verringern. Dieser Vorschlag des Herrn Adickes ist ja anerkennenswert, da er einen pekuniären Nachteil für ihn einschließt. Auch wäre im Interesse der Verbreitung der Nachlaßabteilung eine Verminderung des Preises sehr wünschenswert. Aber nach der obigen Erklärung des Verlegers erscheinen diesem die Umstände nicht dazu angetan, unter den von Adickes vorgeschlagenen Bedingungen auf eine Verminderung des Verkaufspreises in bindender Weise einzugehen. Hiernach kann natürlich auch die Akademie sich nicht ihrerseits binden. Man wird beiderseits abwarten müssen, wie sich der Verkauf des veröffentlichten und des nächstfolgenden Bandes stellt. Zudem würde ja auch die Preisermäßigung den ersten Band, der für die Zahl der Abnehmer besonders wichtig ist, garnicht treffen. Ich lege ferner Wert darauf, daß – wenn nach einem Jahrzehnt etwa – die jetzt vorgesehenen 700 Exemplare vergriffen sein sollten, alsdann eine neue Auflage die Möglichkeit gewähren würde, die etwaige Vermehrung der Handschriften und die eventuellen Nachuntersuchungen zu berücksichtigen. Diese Bedenken machen mir zweifelhaft, ob die Commission auf den Vorschlag des Herrn Adickes eingehen soll.

Berlin, den 14. Juli 1911. W. Dilthey2

Original: Hs.; Diktat D.s von der Hand J. Zuckers mit eigenhändiger Unterschrift D.s; ABBAW, Bestand PAW (1812–1945), Sign.: II-VIII-155, Bl. 190 R–191. 1 Diesem Brief geht folgendes Schreiben C. Stumpfs an die Mitglieder der Kant-Kommission, D., J. Vahlen, H. Diels und E. Schmidt, vom 12. Juli 1911 voraus: „Anbei übersende ich einen Brief des Herrn Adickes mit der Bitte um Äusserung dazu. Ich habe auf den Rat des Herrn Diels die Sache zunächst mit dem Verleger besprochen. Dieser erklärte vor allem, dass die Initiative dazu nicht von ihm ausgegangen sei. Doch habe er, falls A[dickes] seinen Vorschlag der Akademie unterbreiten wolle, dafür die auf S[eite] 2 des Briefes von mir rot angestrichene Formulierung vorgeschlagen. Er würde allerdings mit Rücksicht auf die uns bekannten Druckschwierigkeiten dieser Bände, auf die Langsamkeit des bisherigen Fortschreibens und auf die im nächsten Jahre zu erwartende Erhöhung der Satzkosten die Erlaubnis, 1000 Exemplare unter den angegebenen Modalitäten zu drucken, dankbar annehmen. Aber er könne sich nicht etwa schon jetzt binden, die nächsten Bände zu billigeren Preisen abzugeben, als sie sich nach der im Oktober 1909 mit der Akademie (bereits mit Hinblick auf die besonderen Schwierigkeiten dieser Bände) vereinbarten Formel erge-

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ben, nach welcher auch der Preis von B[an]d XV festgestellt sei. Er hoffe und wünsche selbst, dass er eine Verbilligung unter den angegebenen Bedingungen eintreten lassen könne, aber versprechen könne er es nicht. Stumpf“ (Original: Hs.; ABBAW, Bestand PAW (1812–1945), Sign.: II-VIII-155, Bl. 190–190 R.). 2 Im Brieforiginal darunter von fremder Hand mit eigenhändiger Unterschrift C. Stumpfs: „Abschrift meiner Antwort an H[er]rn Adickes einliegend. Stumpf“.

[1765] Dilthey an Paul Ritter 21. Juli 19111 Mein lieber Freund, zurückgekehrt? Es wäre sehr schön u gut, wenn Sie sich bei mir sehen ließen wegen des Universitätsabschnitts – aber auch sonst! Prof. Erdmann wird sich wegen einer Leibnizfrage an Sie wenden. Er ist in d[ie] Akademie gewählt u wird jedenfalls bald in d[ie] Leibnizcommission eintreten.

Herzl[ichen] Gruß auch an die liebe Frau Ihr Dilthey2

Original: Hs.; Postkarte; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XIII, Bl. 3. 1 Datierung nach Poststempel. 2 Auf der linken Seite der Postkarte die Notiz von P. Ritter: „Letzte Zeilen von D’[s] Hand! Darauf hin Ende Juli letzter Besuch bei ihm!“

[1766] Eduard Spranger an Dilthey Charlottenburg 4, Pestalozzi Str[aße] 9 a. Den 30. Juli 1911.   Hochgeehrter Herr Geheimrat! Da ich am Mittwoch früh verreise, erlaube ich mir die höfliche Anfrage, ob ich am Dienstag Nachm[ittag] um 5 Uhr noch einmal auf kurze Zeit kommen darf, um Ihre Entschließungen über Schleiermacher zu hören. Falls ich keinen

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Dilthey an Arthur Stein  

Bescheid erhalte, nehme ich an, daß Tag und Stunde Ihnen genehm sind, und empfehle mich bis dahin Ihnen, hochgeehrter Herr Geheimrat, und Ihrem sehr verehrten Fräulein Tochter in höchster Verehrung Ihr ganz ergebener Eduard Spranger. Original: Hs.; BA Koblenz, Sign.: 1182, Aktenbd. 434, unpaginiert, 1 Bl.

[1767] Dilthey an Arthur Stein Lieber Herr Stein! Ich wüßte nichts in den „Monatsheften“ als den Artikel über Schleier­ machers Weihnachtsfeier.1 In der „Nationalzeitung“ habe ich einmal über Baumgartens spanische Geschichte geschrieben.2 Dort oder in der „Berliner Allgemeinen“ einen Artikel über Jacob Burckhardts Renaissance einen sehr eingehenden Artikel (sic!).3 Auch in letzterer einmal über Scherers Kulturgeschichte.4 Amüsante Quellenanalyse. Auch daselbst einen Artikel über Rousseaus „Confessions“5  – alles aber verlohnt nicht die Mühe, es aufzusuchen. Charakteristik Hegels in der Literaturzeitung6 kennen Sie wohl. Ebenso Zellers Tod in der „Neuen Freien Presse“.7 Abhandlung über Realität folgt. Beste Grüße auch an Herrn Dr. Mehlis.8 Gr[unewald] 7/8. [19]119

W. Dilthey

Original: nicht überliefert; Diktat D.s von der Hand H. Zeeks mit eigenhändiger Unterschrift D.s; eine Fotokopie des Brieforiginals ist hinterlegt in: Dilthey-Forschungsstelle im Institut für Philosophie I der Ruhr-Universität Bochum; Erstdruck in: F. Rodi: Die Anfänge der Dilthey-Ausgabe, gespiegelt in Mitteilungen und Dokumenten von Arthur Stein, a. a. O., S. 167–177, hier S. 169. 1 D.: Schleiermachers Weihnachtsfeier, in: Westermanns Monatshefte 47 (1879), Nr. 279, S. 343–364; WA in: GS XIII/2, S. 146–174. 2 D.: Geschichte Spaniens, in: Nationalzeitung 14 (1861), Nr. 429 vom 14. 9. 1861, S. 1–3; WA in: GS XVI, S. 57–66. 3 D.: Rezension von J. Burckhardts Kultur der Renaissance in Italien, in: Berliner Allgemeine Zeitung. Morgenausgabe Nr. 420 vom 10. 9. 1862; WA in: GS XI, S.70–76.

Dilthey an Rudolf Unger  

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4 Nicht zu ermitteln. 5 D.: Rousseaus Entwicklungsgeschichte, in: Berliner Allgemeine Zeitung, Nr. 259 vom 7. 6. 1863, S. 1–3; WA in: GS XVI, S. 429–435. 6 D.: Das Hegel-Buch Kuno Fischers, in: DLZ 21 (1900), Nr. 1 vom 1. 1. 1900, Sp. 20–25, Beilage Sp. 1–8; WA in: GS XV, S. 343–355. 7 D.: Eduard Zeller, in: Neue Freie Presse (Wien), Nr. 15670 vom 5. 4. 1908, S. 31– 35; WA in: GS XV, S. 267–278. 8 Georg Mehlis (1878–1942): Philosoph; 1906 Promotion in Heidelberg bei W. Windelband, 1909 Habilitation in Freiburg i. B., 1910 PD ebd.; Mitbegründer und bis 1924 Mitherausgeber des Logos. Internationale Zeitschrift zur Philosophie der Kultur. 9 Im Erstdruck: „Bl. 7./8. 11“.

[1768] Dilthey an Rudolf Unger1 Hochgeehrter Herr College! Nehmen Sie meinen ergebensten Dank für die gütige Übersendung Ihres Werkes über Hamann.2 Ich habe einen Teil desselben bereits gelesen und ich glaube, daß Sie sehr richtig in Gegensatz und Verbindung der beiden irrationalistischen Kräfte des Sensualismus und des Pietismus den Grundzug seines Wesens bezeichnet haben. Ich werde mit großer Freude das Buch, wie gerade meine Arbeit es gestattet, weiterlesen. Mit nochmaligem Dank und Grunewald, 13/8. [19]11 Siemensstr[aße] 37

in größter Hochachtung Wilhelm Dilthey

Original: Hs.; Diktat D.s von unbekannter Hand; StUB Göttingen, HA , cod. ms. NL R. Unger, Nr. 23. 1 Rudolf Unger (1876–1942): Germanist und Literaturhistoriker, Schüler D.s; 1905 PD, 1911 a. o. Prof. in München, 1915 o. Prof. in Basel, 1917 in Halle, 1920 in Zürich, 1921 in Königsberg, 1924 in Breslau, 1925–1942 in Göttingen. 2 R. Unger: Hamann und die Aufklärung. Studien zur Vorgeschichte des romantischen Geistes im 18. Jahrhundert. Bd. 1. Jena 1911; der Bd. 2 erschien 1925.

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Dilthey an Walter de Gruyter  

[1769] Dilthey an Walter de Gruyter Hochgeehrter Herr Doktor, In Begriff abzureisen auf 4–5 Wochen will ich Ihnen doch vom Stand der Arbeit am Schleiermacher Rechenschaft geben. Ich habe seit meiner Zurückkunft im Herbst an dem Bande gearbeitet, um das Buch ganz auf den Stand der gegenwärtigen Forschung zu bringen, wobei besonders schwer war es nicht viel über das besprochene Maß zu erweitern, ohne doch durch Knappheit schwer zu werden. Ich brauche nach meiner Rückkehr etwa noch 5 Wochen zur Fertigstellung des Manuscripts. Viel über zweiten Band auch nachgedacht u. gelesen. Und bei dieser Gelegenheit zeigt sich wie viel schon fertig, und daß Vorarbeiten für Alles da sind. So steht es.

Mit ergebensten Grüßen der Ihrige Wilhelm Dilthey

16. August 1911 Grunewald, b / Berlin Siemensstr[aße] 37. Original: Hs.; StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, Bl. 48–49; eine maschinenschriftliche Abschrift des Verlages ist dem Brief­ original beigelegt; ebd., Bl. 50.

[1770] Walter de Gruyter an Dilthey den 22. August 1911 Hochverehrter Herr Geheimrat! Gestern von einer zweiwöchigen Urlaubsreise heimkehrend, fand ich auf der Sonnenseite meines Pultes Ihren sehr freundlichen und verheißungsvollen

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Hotelier an Dilthey  

Brief vom 16. August, danke Ihnen auf das herzlichste dafür und bin voll Erwartung auf die Ausfahrt von Band I und den Stapellauf von Band II. In verehrungsvoller Ergebenheit   Ihr Walter de Gruyter Original: nicht überliefert; eine maschinenschriftliche Abschrift des Briefes mit eigenhändiger Unterschrift W. de Gruyters ist hinterlegt in: StB PK Berlin, HA , 17. Dep. 42 (Verlagsarchiv de Gruyter), R 2: Dilthey, unpaginiert, 1 Bl.

[1771] Hotelier an Dilthey Hotel zum Elefanten Brixen, Südtirol1

Brixen, am 28. VIII. 1911

Hochverehrter Herr Geheimrat! In Beantwortung Ihres sehr geschätzten Schreibens2 gestatte ich mir, Ihnen mitzuteilen, dass das Wetter seit 4 Tagen wirklich prachtvoll genannt werden kann. Gestern & heute war kein Wölklein am Himmel. Der Thermometer zeigt 20 R.3 im Schatten um 1 Uhr Mittags. Nachmittags trifft gewöhnlich eine Ora4 von den Zillertalern kommend ein, die angenehm erfrischend wirkt. Wie würde ich mich freuen, die Herrschaften wieder hier begrüssen zu können! Nächster Tage wird in meiner Dependence ein Stock frei & da könnte ich gleich zwei gegen den Garten gelegene Durchgangszimmer reservieren, die ganz gewiss den Beifall des Herrn Geheimrat finden würden. Ich erwarte Ihre freundlich-geneigten Nachrichten & bin indessen, hochverehrter Herr Geheimrat, mit Handküssen an Fräulein Tochter Ihr ganz ergebener   [Unterschrift unlesbar] 1 Das heutige 4-Sterne Hotel „Elephant“ in Brixen (Südtirol) besteht seit 1773 und wurde bereits 1500 erbaut. 2 Nicht überliefert.

368

Dilthey an Herman Nohl  

3 R = Reaumur: heute ungebräuchliche Gradeinteilung zur Temperaturangabe, benannt nach dem franz. Naturforscher und Physiker René-Antoine Ferchault de Réaumur (1683–1757). 4 Ora: Südwind auf der Nordseite des Gardasees / Italien.

[1772] Dilthey an Herman Nohl [Ende August/ Anfang September 1911] Herzliche Glückwünsche, lieber Freund[,] zu Ihrem ausgezeichneten Artikel.1 Sie können denken wie es mich freut daß Sie diese Stellung eingenommen haben.2 Es ist sehr wichtig für die Wahl der d[eu]tsch[en] Bewegung. Viele Grüße der verehrten Frau

In treuer Gesinnung Ihr W. Dilthey

Original: Hs.; StUB Göttingen, HA , 2 cod. ms. philos. 182: W. Dilthey, 2 Bl. 1 H. Nohl: Die Deutsche Bewegung und die idealistischen Systeme (1911), in: Logos II (1911/12), S. 350–359; WA in: H. Nohl: Die Deutsche Bewegung. Vorlesungen und Aufsätze zur Geistesgeschichte von 1770–1830. Hg von O. F. Bollnow und F. Rodi. Göttingen 1970, S. 78–86. 2 H. Nohl war von 1908–1919 PD in Jena.

[1773] Hans Zeek an Dilthey  Sehr verehrter Herr Geheimrat! Wäre ich in dieser letzten Woche mehr über meinen Urlaub im klaren gewesen und über den ganzen Berg von Arbeiten und Besorgungen, hätte ich Ihren Brief, für den ich sehr danke,1 schon ein paar Tage früher beantwortet. Nun geht’s am Dienstag wirklich nach Kopenhagen und eine Woche darauf nach Rügen! Und wenn ich so auch nicht zu Ihren Notizbüchern komme, ist es doch gut, daß ich Ende September ungefähr in derselben Zeit mit Ihnen wieder in Berlin bin.

Dilthey an Eduard Spranger  

369

Die Bibliothek hat ungefähr zehn Bücher zurückverlangt und Herr Schramm hebt die Zettel für die Wiederbestellung nach ihrer Rückkehr auf. Das Wetter, das jetzt hier herrscht, würde Ihnen gefallen. Günstiger freilich noch ist freilich die frische Luft zum Reisen und ich freue mich schon sehr darauf, nach den immerhin anstrengenden Monaten aufzuatmen und noch mehr, Deutschland auch einmal vom Ausland aus zu betrachten. B[er]l[i]n 10/9 [19]11

Mit besten Grüßen Ihr treu ergebener Hans Zeek

Original: Hs.; ABBAW, Dilthey-NL , Fasz. 250, Bl. 43–44. 1 Nicht überliefert.

[1774] Dilthey an Eduard Spranger Sommer-Hotel Salegg, Seis am Schlern1 Ihr Bericht, lieber Herr College hat mir die herzlichste aufrichtigste Freude gemacht.2 Ihre von so manchen Schwierigkeiten umgebene Laufbahn bewegt sich jetzt ungehindert ihren Zielen zu. Für mich selbst ist es ja ein schwerer Verlust den Ihr Fortgang verursacht.3 Über die so entstandene Situation wollen wir nach meiner in wenigen Tagen bevorstehenden Rückkehr reden. Heute möchte ich nur den Wunsch aussprechen, wenn es mit Ihrer Arbeitslage vereinbar ist, daß wir an der Arbeit festhielten, das von Ihnen Zusammengeschaute4 u. Gedachte mit meinen Ergebnissen u meinem Concept zu vergleichen damit der drängende erste Band5 thunlichst vor Ihrer Abreise so weit als möglich gefördert werden könne. Ich reise vielleicht schon Morgen von hier ab, und sobald ich ankomme werde ich Ihnen gleich Nachricht geben. 20 Sept[ember] [19]11

Mit herzlichen Grüßen der Ihrige Wilhelm Dilthey

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Todesanzeige Diltheys an Paul Ritter  

Original: Hs.; Dilthey-Forschungsstelle im Institut für Philosophie I der Ruhr-Universität Bochum, 2 Bl. 1 Dieser letzte überlieferte Brief D.s ist auf Briefpapier des Hotels, in dem er am 1. Oktober 1911 unerwartet nach kurzer Krankheit an der Ruhr starb, von ihm geschrieben ­worden. 2 Der von E. Spranger an D. vorausgegangene Brief ist nicht überliefert. 3 Im Jahre 1911 wurde E. Spranger a. o. Prof. in Leipzig, ab September 1912 o. Prof. ebd. 4 Im Brieforiginal: „zusammengeschaute“. 5 Der erste Band des Schleiermacher.

[1775] Todesanzeige Diltheys an Paul Ritter Seis am Schlern, den 2. Oktober 1911. Gestern Abend entschlief ruhig nach kurzem Krankenlager unser lieber Gatte und Vater Wilhelm Dilthey Geh. Regierungsrat, Professor der Philosophie an der Universität in Berlin, Mitglied der Akademie der Wissenschaften in fast vollendetem 79. Lebensjahre.





Katharina Dilthey, geb. Püttmann. Klara Misch, geb. Dilthey. Maximilian Dilthey. Helene Dilthey.

Die Beerdigung findet in Biebrich am Rhein am Sonnabend den 7. Oktober, 4 Uhr nachmittag, ausgehend von der Leichenhalle, auf dem alten Friedhof statt. „Pietät“ Bozen, Adolf-Pichler-Straße 7.

Vereinsbuchdruckerei Bozen.

Original: gedruckte Karte; ABBAW, NL Ritter, A: Paul Ritter, I. 1. Bd. XIII, Nr. 1.

Siglen- und Abkürzungsverzeichnis

AA Akademie-Ausgabe a. a. O. am angegebenen Ort ABBAW Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Berlin Abtlg. Abteilung a. d. S. an der Saale AdW Akademie der Wissenschaften AGPh Archiv für Geschichte der Philosophie. Hg. von Ludwig Stein. Berlin 1883 ff. Akad. Akademie amerik. amerikanisch Anm. Anmerkung a. o. / o. außerordentlich / ordentlich apl. außerplanmäßig Aufl. Auflage Ausg. Ausgabe BA Bundesarchiv balt. baltisch BAZ Berliner Allgemeine Zeitung Bd./Bde. Band / Bände Bl. Blatt BSB Bayerische Staatsbibliothek München BW III Wilhelm Dilthey: Briefwechsel. Bd. III: 1896–1905. Hg. von Gudrun Kühne-Bertram und Hans-Ulrich Lessing. Göttingen 2019 cod. ms. codex manuscriptum cod. theol. codex theologicus D. Dilthey Diss. Dissertation DLA Marbach Deutsches Literaturarchiv Marbach DLZ Deutsche Literaturzeitung für Kritik der internationalen Wissenschaft. Hg. von Max Roediger u. a. Berlin 1880–1993 Dr. Doktor DRS Deutsche Rundschau. Hg. von Julius Rodenberg. Berlin 1874 ff. dt. deutsch ebd. ebenda Ehlers Hermann Diels, Hermann Usener, Eduard Zeller: Briefwechsel. 2 Bde. Hg. von Dietrich Ehlers. Berlin 1992 engl. englisch

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Siglen- und Abkürzungsverzeichnis

ev. evangelisch Fasz. Faszikel FDH Freies Deutsches Hochstift Frankfurt franz. französisch geb. geboren gen. genannt Gerhardt / Mehring /  Berliner Geist. Eine Geschichte der Berliner Universitätsphilo‑ Rindert sophie bis 1946. Mit einem Ausblick auf die Gegenwart der Humboldt-Universität. Hg. von Volker Gerhardt, Reinhard Mehring und Jana Rindert. Berlin 1999. GS Wilhelm Dilthey: Gesammelte Schriften. 26 Bde. Leipzig und Berlin, Stuttgart und Göttingen 1914–2006. GSA Goethe- und Schillerarchiv Weimar GStA PK Geheimes Staatsarchiv. Preußischer Kulturbesitz, Berlin-Dahlem H Heft HA Handschriftenabteilung Hg. / hg. Herausgeber(in) / herausgegeben histor. historisch Hs. / Hss. Handschrift / Handschriften jap. japanisch Jg. Jahrgang jüd. jüdisch kath. katholisch klass. klassisch(e) königl. königlich KU Leuven Katholische Universität Löwen lat. lateinisch LB Landesbibliothek Lic. theol. Lizenziat der Theologie Litzmann Ernst von Wildenbruch. 2 Bde. Hg. von Berthold Litzmann. Bd. 1: 1845–1885. Berlin 1913; Bd. 2: 1885–1909. Berlin 1916 math. mathematisch ND Nachdruck NL Nachlass / Nachlässe österr. österreichisch PD Privatdozent philos. philosophisch physik. physikalisch PJ Preußische Jahrbücher. Hg. von Rudolf Haym u. a. Berlin 1858 ff. preuß. preußisch Prof. Professor R. Rückseite

Siglen- und Abkürzungsverzeichnis

373

russ. russisch S. Seite schott. schottisch schweiz. schweizerisch Sign. Signatur StB PK Staatsbibliothek zu Berlin. Preußischer Kulturbesitz StUB Göttingen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Abteilung Spezialsammlungen und Bestanderhaltung stud. phil. Student der Philosophie theol. theologisch u. a. unter anderem UA Universitätsarchiv UB Universitätsbibliothek ULB Universität- und Landesbibliothek Bonn ungar. ungarisch vgl. vergleiche WA Wiederabdruck WS Wintersemester Zf V Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft. Hg. von Moritz Lazarus und Heymann Steinthal. 20 Bde. Berlin 1860–1890

Register der Briefpartner Die normalen Ziffern verweisen auf die Nummern der Briefe von Dilthey, die kursiven auf Briefe an Dilthey.

Adickes, Erich (1866 –1928): Philosoph ​ 1631 Althoff, Friedrich Theodor ­(1839–1908): preuß. Kulturpolitiker  1389, 1395, 1420, 1429, 1482, 1515, 1519, 1529, 1532, 1537, 1553, 1581, 1583, 1611 Althoff, Marie (1843–1925): Ehefrau F. Th. Althoffs  1496, 1611, 1720 Auwers, Arthur von (1838–1915): ­A stronom ​1648 Barth, Paul (1858–1922): Philosoph; Hg. der Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie ​ 1455 Below, Georg von (1858–1927): Verfassungs- und Wirtschaftshistoriker ​ 1469 Bernheim, Ernst (1850–1942): Historiker ​ 1470 Bitter, Marie von (1848–1925): Enkelin von G. W. F. Hegel ​1475 Böhm, Wilhelm (1877–1957): Germanist ​1548 Brentano, Lujo (1844–1916): Nationalökonom ​1401, 1411, 1477, 1502 Brentano, Sissi: Tocher L. Brentanos ​​ 1461 Breysig, Kurt (1866–1940): Historiker ​ 1452 Bücher, Karl (1847–1930): National­ ökonom ​1500 Bülow, Bernhard Fürst von (­1849–1929):

dt. Reichskanzler und Ministerpräsident ​1406, 1652 Burdach, Konrad (1859–1936): Germanist ​1483 Cohnheim, Martha (geb. ​1852): Ehefrau des Mediziners J. F. Cohnheim 1413 Diels, Hermann (1848–1922): klass. Philologe und Philosophiehistoriker ​ 1405, 1520, 1522, 1570, 1571, 1577, 1595, 1596, 1601, 1614 Dilthey, Katharina (1854–1923): Ehefrau D.s ​1641 Dove, Alfred (1844–1916): Historiker ​ 1462, 1485, 1726 Ebstein, Wilhelm (1836–1912): Internist, Pathologe und Medizinhistoriker ​ 1442 Fischer, Julius: Rechtsanwalt  1539 Freudenthal, Jacob (1839–1907): Philosoph ​ 1468 Frey, Adolf (1855–1920): schweiz. Literaturhistoriker ​ 1416 Funk & Wagnalls Company: amerik. Verlag. ​ 1579 Gierke, Otto von (1841–1921): Rechtshistoriker und Politiker ​1730 Giesecke, Christian Alfred (1868–1945): Verleger ​1499, 1624

Register der Briefpartner

Groethuysen, Bernhard (1880–1946): Philosoph und Historiker; Schüler D.s ​ 1471, 1507, 1609 Gruyter, Walter de (1862–1923): Germanist und Verleger ​1526, 1598, 1599, 1602, 1627, 1658, 1661, 1662, 1667, 1671, 1672, 1674, 1676, 1677, 1678, 1680, 1689, 1690, 1691, 1692, 1693, 1694, 1697, 1699, 1700, 1701, 1702, 1703, 1704, 1705, 1708, 1709, 1710, 1711, 1737, 1738, 1754, 1758, 1769, 1770 Gundelfinger (Gundolf), Friedrich ­L eopold (1880–1931): Literaturwissenschaftler und Dichter ​1392, 1600, 1687 Halpern, Isidor von (1876–1932): poln. Philosoph ​ 1476 Hamann, Richard (1879–1961): Kunsthistoriker ​ 1727 Harnack, Adolf von (1831–1930): ev. Theologe und Kirchenhistoriker ​ 1394, 1443, 1695 Hegel, Clara (1853–1924): Enkelin von G. W. F. Hegel ​1472 Heinze, Max (1835–1909): Philosoph ​ 1465 Herrmann, Wilhelm (1846–1922): ev. Pfarrer und Theologe ​1534 Heubaum, Alfred (1863–1910): Philosoph und Pädagoge; Schüler D.s ​ 1541 Heyse, Paul (1830–1914): Schriftsteller  1683 Hoffmann, Adolf Friedrich: Philosoph ​ 1444 Hofmannsthal, Hugo von (1874–1929): österr. Schriftsteller, Dramatiker und Lyriker ​1503, 1518, 1731 Hotelier ​ 1771 Husserl, Edmund (1859–1938): österr.dt. Philosoph und Mathematiker ​ 1759, 1760, 1763

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Jakoby, Eduard Moritz (1845–1909): dän. Arzt und Politiker ​1446 Jellinek, Georg (1851–1911): österr. Staatsrechtler ​ 1675 Joachim, Joseph Georg Maria ­(1831–1907): österr.-ungar. Violinist, Dirigent und Komponist ​1478 Joachimi-Dege, Marie (1875–1966): Literar­historikerin ​1613, 1713 Jodl, Friedrich (1849–1914) österr. Philosoph und Psychologe ​1481, 1498 Joël, Karl (1864–1934): Philosoph ​1459 Jonas, Fritz (1845–1920): Gymnasial­ lehrer und Literarhistoriker ​1645 Kant-Kommission ​1682, 1732, 1761, 1764 Kekulé von Stradonitz, Anna: Ehefrau des klass. Philologen Reinhard ­Kekulé von Stradonitz  1756 Keyserling, Graf Hermann (­1880–1946): dt.-balt. Philosoph und Schriftsteller ​ 1591, 1686 Kober, Alfred (1885–1963): schweiz. Verleger und Journalist ​1696 Koepp, Friedrich (1860–1944): Archäologe; Neffe D.s ​1569 Koepp, Laura: Nichte D.s ​1474 Köhnke, Otto (1864–1918): Archivar und Bibliothekar ​1510, 1511, 1527, 1610 Königl. Preuß. Akademie der Wissenschaften ​1746 Kühnemann, Eugen (1868–1946): ­Philosoph und Literaturwissenschaftler ​ 1463 Kutscher, Artur (1878–1960): Literaturwissenschaftler ​1653 Lang, Wilhelm (1832–1915): Journalist und Schriftsteller ​1605 Lask, Emil (1875–1915): Philosoph ​1466 Lepsius, Reinhold (1857–1922): Porträit­maler ​1407, 1428, 1536

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Register der Briefpartner

Lepsius, Sabine (1864–1942): Porträtmalerin und Salonnière ​1509 Liebert, Arthur (1878–1946): Philosoph ​ 1684, 1688 Maier, Heinrich (1867–1933): Philosoph ​ 1467, 1698 Meinong, Alexius Ritter von Handschuhsheim (1853–1920): österr. Philo­soph und Psychologe ​1516, 1517, 1524, 1531 Meyer, Richard Moritz (1860–1914): Literatur­wissenschaftler ​1445, 1492 Minor, Jakob (1855–1912): österr. Lite­ raturwissenschaftler ​1408, 1456, 1501 Misch, Clara (1877–1967): älteste Tochter D.s ​1597, 1607, 1612 Misch, Georg (1878–1965): Philosoph; Schüler und Schwiegersohn D.s ​ 1551 Münch, Wilhelm (1843–1912): ­Pädagoge ​1706 Nohl, Herman (1879–1960): Philosoph und Pädagoge; Famulus und enger Schüler D.s ​1396, 1397, 1399, 1403, 1404, 1409, 1410, 1422, 1423, 1424, 1430, 1431, 1432, 1433, 1436, 1437, 1447, 1479, 1480, 1488, 1489, 1491, 1493, 1497, 1505, 1506, 1563, 1572, 1585, 1650, 1734, 1772 Pauly, August (1850–1914): Zoologe und Philosoph ​1448 Pfänder, Alexander (1870–1941): Philosoph ​ 1453 Pietschmann, Richard (1851–1923): ­Bibliothekar, Orientalist und Ägyptologe ​1604, 1606 Renner, Hugo (geb. 1876): Philosoph ​ 1533, 1535 Reimer, Georg ​1740

Richter, Raoul (1871–1912): Philosoph ​ 1454 Riehl, Alois (1844–1924): österr. Philosoph ​ 1441, 1513, 1525 Ritter, Paul (1872–1954): Philosoph; ­enger Schüler D.s ​1388, 1400, 1402, 1417, 1425, 1434, 1440, 1523, 1530, 1538, 1540, 1543, 1544, 1545, 1547, 1549, 1550, 1552, 1554, 1555, 1556, 1559, 1567, 1568, 1574, 1575, 1576, 1580, 1582, 1589, 1590, 1592, 1594, 1603, 1616, 1622, 1625, 1626, 1628, 1629, 1630, 1632, 1633, 1634, 1635, 1636, 1637, 1639, 1640, 1642, 1643, 1644, 1646, 1649, 1651, 1659, 1663, 1669, 1673, 1681, 1685, 1714, 1723, 1735, 1736, 1765, 1775 Rodenberg, Julius (1831–1914): Jour­ nalist und Schriftsteller ​1426, 1588, 1593, 1615, 1617, 1618, 1739, 1741, 1742, 1752 Rühl, Franz (1845–1915): Historiker ​ 1494, 1495 Schaukal, Richard von: (1874–1942): österr. Jurist, Dichter und Kritiker ​ 1438 Schmekel, August (1857–1934): klass. Philologe und Philosophiehistoriker ​ 1457 Schmidt, Erich (1853–1913): Germanist ​ 1508, 1557, 1564, 1619, 1620, 1670 Schmoller, Gustav von (1838–1917): Nationalökonom ​1419, 1584, 1724, 1757 Schramm, Erich: Mitarbeiter D.s ​1546, 1565, 1715, 1716, 1717, 1718, 1748, 1749, 1750, 1753 Schröder, Edward (1858–1942): Germanist ​1521 Schuppe, Wilhelm (1836–1913): Philosoph ​1458, 1464 Schwarz, Hermann Amandus ­(1843–1921): Mathematiker ​1542

Register der Briefpartner

Spranger, Eduard (1882–1963): Philosoph, Pädagoge und Psychologe; Schüler D.s ​1621, 1623, 1638, 1647, 1654, 1656, 1657, 1660, 1664, 1665, 1666, 1679, 1712, 1721, 1722, 1725, 1728, 1729, 1733, 1747, 1751, 1755, 1766, 1774 Stein, Arthur (1888–1978): schweiz. Philosoph; Sohn von L. Stein ​1719, 1743, 1767 Stein, Ludwig (1859–1930): Philosoph und Soziologe ​1451, 1460 Stern, Ludwig (1846–1911): Ägyptologe, Koptologe, Keltologe und Biblio­ thekar ​1414 Studt, Conrad von (1838–1921): preuß. Kultusminister ​1412, 1514, 1528 Stumpf, Carl (1848–1936): Psychologe und Philosoph ​1435 Tausch, Edwin (gest. ​1912): Psychologe 1421 Thomsen, Anton Ludvig Christian (1877–1915): dänischer Philosoph. ​ 1418, 1427 Unbekannt ​1484 Unger, Rudolf (1876–1942): Germanist und Literaturhistoriker ​1768 Usener, Hermann (1834–1905): klass. Philologe; Schwager D.s ​1391 Vahlen, Johannes (1830–1911): klass. Philologe ​1707, 1745 Vaihinger, Hans (1852–1933): Philosoph ​ 1449, 1744 Vischer, Robert (1847–1933): Kunsthis­ toriker ​1439, 1473

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Walzel, Oskar (1864–1944): österr. Literaturwissenschaftler ​1398 Wangerin, Albert (1844–1939): Mathematiker ​1655 Warda, Arthur (1871–1929): Amtsrichter und Kantforscher ​1393 Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von (1848–1931): klass. Philologe ​1573, 1578, 1608 Wilbrandt, Adolf (1837–1911): Schriftsteller und Übersetzer ​1415 Wilbrandt, Robert ​1450 Wildenbruch, Ernst von (1845–1909): Dichter; Schwager Graf Paul Yorcks von Wartenburg  1486, 1490, 1504, 1558, 1562, 1566 Wildenbruch, Maria von (1847–1920): Ehefrau E. von Wildenbruchs ​ 1390, 1486, 1512, 1668 Wölfflin, Heinrich (1864–1945): schweiz. Kunsthistoriker ​1762 Yorck von Wartenburg, Graf Heinrich von (1861 –1923): Jurist und Gutsherr; Sohn Graf Paul Yorcks ​1586, 1587​ Zeek, Hans (1883–1951): Mitarbeiter D.s ​1773 Zeller, Eduard (1814–1908): Philosophiehistoriker und ev. Theologe ​ 1560, 1561 Zucker, Jacob (1883–1960): Student der Philosophie, Geschichte und Literaturgeschichte; Mitarbeiter D.s ​ 1487

Personenregister

Ackermann-Teubner, A.  225 Adickes, E.  24, 126, 142, 193, 195 f., 227, 229, 296, 298, 301–303, 331, 336–338, 361 f. Albertus Magnus  187 f. Algra, K. A.  173 Althoff, F. Th.  1, 8, 29, 38, 87, 99, 115, 119, 129, 131, 137, 151 f., 177, 181, 183, 185, 215, 315 Althoff, M.  29, 87, 99, 129, 132, 183, 215, 313 Am Ende, H.  165 Amiel, H. F.  30 Athanadoxos 39 Auwers, A. von  246 Bach, J. S.  110 f., 137, 171, 236, 267 Balzac, H. de  108 Barth, P.  62 Bauer, J.  264, 329 Baur, F. Chr.  73 f., 170, 172, 206 Baurilly, L.  140 Beethoven, L. van  68, 84, 267 Below, G. von  74 f. Berg, Leo  103 Bernheim, E.  75 Bettelheim, A.  25 Beutler, E.  114 Bezold, F. von  225 Bielschowsky, A.  16, 92 Biemel, W.  352, 357 Bitter, M. von  81 Blochmann, E.  161 Böhm, W.  23, 110, 146 f. Böhme, J.  30 f. Böhringer, H.  109 Börner, W.  101 Bollnow, O. F.  VII f., 368 Braun, O.  329

Brentano, F.  116 Brentano, L.  13, 21, 68, 83, 104, ­122–124, 177  f. Brentano, S.  13, 21, 68, 83 Brentano, V.  13, 21, 83, 122 Breysig, K.  59 f. Brinckmann, K. G. Freiherr von  ­243–245 Bruno, G.  30 Bücher, K.  102 Bülow, B., Fürst von  16 f., 250 Bülow, M. A. Z. R., Fürstin von  17, 250 Burckhardt, J.  152 f. Burdach, K.  88, 333 Calder, W. M. III.  173, 180, 210 Carlyle, T.  30 f. Carmer, J. H. von  233 f. Cassirer, E.  215 Chamberlain, H. S.  165 Chopin, F.  111 Chrysander, F.  93 f. Cohnheim, J. F.  23 Cohnheim, M.  22 f. Coleridge, S. T.  30 f. Descartes, R.  57 Diels, B.  177 Diels, H.  5, 16, 43 f., 97, 119, 121, 127, 156 f., 169 f., 176 f., 193–195, 202, 217, 249, 265, 289, 327, 362 Dieterich, A.  120 f. Dieterich, M.  120 f. Dilthey, Clara  2 f., 4 f., 10, 13, 34, 36, 40, 85, 143, 149 f., 152, 176 f., 179, 181, 183, 243 f. Dilthey, Karl  38 f., 80 f., 115, 119 f., 122, 126, 129, 150 f., 157 f., 169, 204, 207, 347

Personenregister

Dilthey, Katharina  2–4, 6, 13, 21, 27, 43, 45, 48, 84, 87, 90–92, 94, 105, 126, 129 f., 132, 139, 166 f., 177, 236 f., 239, 315, 335, 347, 357, 370 Dilthey, Leni  83, 88, 106, 132, 183, 208, 216, 237 f., 248 f., 370 Dilthey, Maria Laura  120–122 Dilthey, Maximilian  3 f., 50, 68, 83, 87, 123, 219, 236, 238 f., 315, 370 Dilthey, Maximilian August Franz  81, 121 Dilthey, Samuel  80 Dilthey, W.  80 f. Dove, A.  69, 89, 319 Duruy, A.  140 Ebbinghaus, H.  74, 157 Ebstein, W.  51 Ehlers, D.  5, 99 Eisler, R.  133 f. Eloesser, A.  96 Elster, L.  343 f. Emerson, R. W.  30 f. Enke, A.  51 Enke, F. E. A.  51 Erdmann, B.  2, 4, 87, 203, 209, 218, 290, 292, 304, 307, 327, 363 Ernst, P.  23 Eucken, R.  186 Falckenberg, R.  79 f. Falkenheim, H.  48 Fechner, G. T.  65 f. Fechner, J. U.  6 Fichte, I. H.  287 Fichte, J. G.  154, 242, 246, 256, 286 Fischer, E. L.  134 Fischer, G. L. F.  57 Fischer, J.  138 Fischer, K.  48, 138 f. Flattich, M.-L. von  79 f. Flottwell, F. von  78, 81 f. Fratzscher, A.  VII Frenzel, K.  3 f.

379

Freudenthal, J.  74 Frey, A.  26 Friedrich der Große  227 f., 230–233 Friedrich Wilhelm III.  267 Frischeisen-Köhler, M.  59, 67 f., 208, 210, 311, 329 Fuchs, E.  278, 324 Funk & Wagnalls  180 Fürst, R.  96 Gabler, G. A.  79 Gaertringen, F. H. von  210 Gahmann, M.  VII Gans, R. M.  229 George, S.  17, 111, 285 Gerhardt, V.  2 Gervinus, G. G.  93 f. Gierke, O. von  325 Giesecke, Chr. A.  101 f., 225 Giesecke, K.  225 Giesecke, M.  225 Glasenapp, C. F.  221 f. Glockner, H.  49, 79 f. Gluck, Chr. W.  267 Gmelin, C.  249 Goercke, J.  119 Goethe, J. W. von  4, 12, 17 f., 25, 30, 56, 91 f., 94, 113 f., 118, 139, 143, 154 f., 243, 246 Goltz, C. Freiherr von  318 Gothein, E.  225 Grimaud, L.  140 Grimm, H.  4, 84 f. Groethuysen, B.  76 f., 93, 107, 109, 183, 186, 211, 214, 301, 303, 328 Groos, K.  361 Gründer, K.  VII, 109, 152 Grunow, E.  88 Gruyter, W. de  68, 126 f., 193, 195, 200–203, 226, 256 f., 259 f., 265, 268–271, 273–275, 280, 287–293, 296, 298–302, 304–307, 330–333, 346, 348, 366 f. Gundelfinger, F. L.  5 f., 202, 285

380

Personenregister

Hadlich, K.  235 Hadlich, Th.  321 Häberlin, P.  295 f. Hagesandros 39 Halpern, I. von  82, 106 Hamann, J. G.  6 f., 365 Hamann, R.  319, 321 Händel, G. F.  92–94, 137, 171, 236 Harnack, A. von  7 f., 21, 52, 148, 187, 194, 294 f. Hartwig, O.  56 f. Havenstein, E.  340 Haydn, J.  84, 172 Haym, R.  20, 46, 62, 66, 242–245 Hegel, C.  78 Hegel, G. W. F.  9, 14, 20 f., 28, 30, 32 f., 37, 43, 47 f., 50, 52–58, 60–63, 66, 69, 71–73, 75 f., 79–82, 84, 86, 93, 100, 111, 157, 161, 206, 218, 253, 294, 341, 364 Hegel, K.  19 f., 78 Hegel, M. M. L.  81 f. Hegel, T. I. Chr.  78 Heilborn, E. F.  103 Heinze, M.  56 f., 71, 177, 327 Hemsterhuis, F.  246 Hendrich, H.  165 Herder, J. G.  107, 243, 246 Herrmann, W.  135, 187 f. Heubaum, A.  140 f., 145, 219 f., 222, 224, 226–228, 272, 281, 289, 300, 302, 306 Heyse, P.  282 f. Hilbert, D.  215 Hildebrand, A. Ritter von  221 f. Hilgenfeld, A.  206 f. Hinneberg, P.  123, 255 Hirsch, E.  89 Hobbes, T.  57 Höffding, H.  37 Hoffmann, A. F.  52 f. Hoffmann, E.  248 f. Hoffmann, E. T. A.  47 Hofmannsthal, H. von  104, 118 f., 326

Hölderlin, F.  11 f., 18, 23, 25, 30, 32, 62, 75, 110, 146 f., 217, 308 Homer 165 Horn, E.  141 Horst, P. W. van der  173 Huber, V. A.  141 Hufeland, Chr. W.  89 f. Hughes, R. E.  141 Hülsen, A. L.  252 f. Humboldt, W. von  223, 234, 242–246 Hume, D.  350 Husserl, E.  V, 133 f., 209, 215, 349, 352–354, 357, 360 f. Husserl, Elli  357 Jacobi, F. H.  256 Jakoby, E. M.  54 Jakoby, F. G.  107 James, W.  220 f., 333 Jeffries, R.  30 f. Jellinek, G.  272 f. Joachim, J.  84, 137 Joachimi-Dege, M.  10 f., 217, 308 f. Jodl, F.  86 f., 100 f. Joël, K.  66 f. Jonas, F.  241 Jonas, L.  89, 195, 241 Kabitz, W.  8, 12 f., 172, 221, 225, 273, 282, 286, 307, 324 Kalckreuth, Gräfin Babette von  94 f. Kalckreuth, Gräfin Bertha von  94 f. Kalckreuth, Graf Leopold von  94 f. Kalckreuth, Graf Stanislaus von  95 Kalckreuth, Graf Wolf von  94 f. Kant, I.  V, 4 f., 24, 32, 50, 57, 87, 89, 107, 127–129, 142 f., 156–158, 170, 177, 195, 200–202, 229, 242, 246 f., 256, 261, 265, 268, 277, 279, 282 f., 287 f., 296 f., 299, 304, 326, 328, 330, 332, 336 f., 350, 355 f., 358, 361 Kekulé von Stradonitz, A.  347 f. Kekulé von Stradonitz, R.  205, 210, 347 f.

Personenregister

Keller, G.  104 Kern, B.  133 f. Kestner, O.  23 Keyserling, Graf Hermann  191, 285 Kießling, A.  65 Klein, E. F.  233 f. Klinger, M.  317 f. Kober, A.  295 f. Köhnke, O.  111 f., 127, 214, 346 Koepp, F.  120 f., 167, 169, 205 Koepp, K.  81, 208, 210 Koepp, L.  80 f., 120 f., 208, 210 König, J.  VIII Köstlin, H. A.  206 f. Koser, R.  225, 247 Kretzer, M.  96 Kühne-Bertram, G.  VIII Kühnemann, E.  69 Kuhlmann, P.  VII Kutscher, A.  251 Landgrebe, L.  352, 357 Lang, W.  206 f. Lange, W.  308 f. Lask, E.  72 Legorju, M. A.  141 Leibniz, G. W.  8, 36, 43–45, 57, 123, 157, 159, 169, 171, 227 f., 231 f., 263, 363 Leitzmann, A.  244 Leitzmann, C. T. A.  243 f. Lenschau, T.  141 Lenz, M. A. W.  123, 174, 316, 329 Leo, F.  205, 207, 210 Lepsius, R.  17, 38, 111, 137 Lepsius, S.  110 f., 137 Lessing, G. E.  7, 12, 17, 25 f., 30, 233 f. Lessing, H.-U.  352, 357, 361 Liard, L.  140 Liebert, A.  283 f., 286 f., 310, 337 Liebscher, M.  5, 202, 286 Lipperheide, E. Freifrau von  189 f. Lipperheide, F. J. Freiherr von  190 Lipps, T.  209 f.

381

Litzmann, B.  4, 266 Loeschke, G.  9 Loofs, F.  145 f. Lotze, R. H.  65 Luckscheiter, S.  VII Lücke, F.  287 Luther, M.  108, 135, 145 Maeterlinck, M.  5 Maier, H.  73, 215, 296–300, 302, 331 f., 361 Makkreel, R. A.  VIII Mark, H. T.  141 Melis, G.  364 f. Mehring, H.  2 Meinong, A.  116 f., 123 f., 131 Meißner  6, 322 f. Mendelssohn, M.  233 f. Menzer, P.  24 f., 87, 122, 127 f., 177, 202, 246 f., 284, 289, 292, 301 f., 327, 332, 336–338, 358 Mey, O.  140 Meyer, E. R.  321 Meyer, J. B.  319 Meyer, R. M.  53 f., 96 Meyer, W.  129 f. Meyer-Willner, G.  244 Michel, K. M.  20 Mielke, H.  96 Minor, J.  18, 62 f., 103, 280 Misch, Clara (geb. Dilthey)  VII, 15–17, 22, 26, 41 f., 81, 93–95, 97, 100, 159, 196, 199, 208, 216, 370 Misch, G.  VI–VIII, 48 f., 89, 97 f., 137, 149, 176 f., 179, 184, 209, 215 Modersohn, O.  165 Moldenhauer, E.  20 Mollat, G.  46 f. Mommsen, Th.  8 f., 211 Mozart, W. A.  267 Münch, W.  302 f. Münsterberg, H.  319, 321 Napoleon 140

382

Personenregister

Natorp, P.  64 f., 140, 215, 292, 294 Naumann, O.  209 f. Nenon, Th.  353 Newman, J. H.  30 f. Nicolai, F.  233 f. Niebuhr, B. G.  206 f., 332, 349 Nohl, B.  12, 45 Nohl, H.  V–VII, 9–11, 15, 19, 29, ­32–35, 40–42, 45, 49, 54 f., 67, 78 f., 81, 84 f., 92 f., 95, 97, 100, 106, 137, 161, 171, 185 f., 209 f., 248, 328, 368 Nohl, J.  186 Nohl, K.  186 Novalis  10, 12, 18, 23, 63, 75, 103, 122, 252, 340, 342 Oeri, J.  153 Oesterreich, T. K.  322 Olshausen, W. von  63 Oser, B.  9, 186 Overbeck, F.  102 f. Overbeck, Fritz  165 Paetel, G.  138, 167, 306 f., 309 Paetel, H.  307 Paetow, W.  14 Palagyi, M.  133 f. Pascal, B.  30 f. Paulsen, F.  2, 144 f., 203, 209 Pauly, A.  55 f. Peckhaus, V.  215 Petzold, E.  62 f. Pfänder, A.  60 f. Pietschmann, R.  128, 204, 207 Pischel, R.  209 f. Planck, G. J.  206 f. Platon 30 Plessner, H.  VIII Polenz, W. von  3 f. Polydoros 39 Praxiteles 39 Pütter, J. S.  284 Püttmann, C.  132, 199 f., 208, 210 Püttmann, W.  199 f., 208

Raabe, W.  165 Ranke, L. von  236, 319 Rehorn, K.  96 Reicke, G.  337, 339 Reicke, J.  128 Reicke, R.  121, 128 f. Reimer, G.  67 f., 268, 275, 333 Renan, E.  30 f. Renner, H.  125 f., 133–135 Richter, R.  61 Rickert, H.  72, 313 Riehl, A.  1 f., 4 f., 28, 50, 106, 113, 116 f., 124–126, 135 f. Riethmüller, R. H.  308 f. Rindert, J.  2 Ritschl, A.  170, 188 Ritschl, O.  264, 277, 322–324 Ritter, P.  V f., 1, 12, 14, 27, 35 f., ­42–44, 49, 63, 109, 122, 130, 138 f., 143–145, 147 f., 150, 152 f., 156, 163, 166, 174 f., 181 f., 189–191, 193, 204, 219, 224–228, 230–233, 235 f., ­239–241, 247, 249, 258, 260, 266, 270, 281, 284, 309, 315 f., 329, 363, 370 Robespierre, M. de  77 Rodenberg, J.  3 f., 36, 189, 192, 218, 220, 332, 334, 345 Rodenberg, Justina  3 f. Rodi, F.  VII f., 313, 335, 352, 357, 361, 364, 368 Röttgers, B.  141 Roques, P.  93, 100 Rosenkranz, K.  19 f., 46, 62, 66, 79 f. Ruegg, W.  295 Rühl, F.  97 f. Runia, D. T.  173 Runze, G.  279 f. Sachsen-Weimar-Eisenach, W. E. von ​ 222 Sachs, H.  236 Sand, E. G.  272 Schaukal, R. von  47

Personenregister

Scheffel, J. V. von  57 Schelling, F. W. J.  30, 33, 146, 242 f., 245 f., 252, 256 Schiller, F. von  18, 30, 52, 243, 263 Schlegel, A. W.  89, 262 f., 343 Schlegel, F.  89, 252, 261 f., 279, 343 f. Schleiermacher, F. D. E.  VI, 58, 80, 88 f., 194, 196, 214, 223, 251 f., ­254–256, 258, 262, 269, 276, 278, 286, 316, 321, 328, 330 f., 341–343, 345, 363 f., 366 Schmeizel, M.  284 Schmekel, A.  63 f. Schmid, K. A.  141 Schmidt, E.  110, 147, 154, 157, 161, 221 f., 267, 327, 362 Schmidt, W.  267 Schmitt, E.  77 Schmoller, C. von  185 Schmoller, G. von  28, 181 f., 184, 317 f., 348 Schmoller, L. von  184 f. Schöne, R.  9 Scholtz, G.  VII Schopenhauer, A.  57 Schramm, E.  99, 102 f., 109, 118, 135, 138 f., 143–147, 162 f., 190 f., 194, 201–205, 207, 214, 225–227, ­230–232, 235 f., 241, 248 f., 251, 253, 255, 259, 262, 291, 294, 298, 309–312, 315, 340–342, 345, 369 Schröder, E.  120 f., 129 f. Schuhmann, E.  353 Schuhmann, K.  353, 361 Schulenburg, S. von der  109, 187 f. Schullerus, E.  103 Schuppe, W.  65 f., 70 Schwarz, A.  38 Schwarz, H. A.  142 f. Schwegler, A.  73, 206 f. Seeßelburg, F.  165 Sepp, H. R.  353

383

Sextus Empiricus  64 f. Shaftesbury, A. A. C. dritter Earl of ​ 243, 246, 254, 256 Shakespeare, W.  5, 202 Shelley, P. B.  30 f. Siebeck, P.  297 f. Sigwart, Chr.  73, 297, 299 Simmelsdorf, F., Freiherr Tucher von  81 f. Simon, W.  97 f. Skopos 39 Spencer, H.  30 f. Spinoza, B. de  263, 356 Spitzer, H.  101 Spranger, E.  V f., 223 f., 234, 242–246, 248, 251, 254 f., 258, 261–264, 272, 276, 302, 307, 315 f., 318, 321 f., 327, 339–342, 344, 346, 363, 369 Stark, W.  338 Stein, A.  312 f., 335, 364 Stein, L.  58 f., 67, 304–307 Steiner, H.  119 Stern, L.  24 Strauß, D. F.  73 Strauss, R.  326 Studt, C. von  22, 39, 114, 127, 152 Stumpf, C.  1, 4, 28, 43 f., 109, 154, 209, 304, 327, 362 f. Svarez, C. G.  233 f. Sydow, A.  264 Taine, H. A.  108, 140 Tausch, E.  30 f. Teubner, B. G.  7 f., 13, 34, 102, 225 Thomasius, Chr.  232 Thomsen, A.  27 f., 37 Tolstoy, L.  30 Treue, W.  152 Troeltsch, E.  135, 145, 187 Tumarkin, A.  59 Unger, R.  365 Usener, H.  4 f., 8 f., 16, 96, 119–121, 210, 239

384

Personenregister

Usener, Lily  237, 239 Usener, W.  120, 208, 210 Vahlen, J.  127, 194, 303, 327, 336, 362 Vaihinger, H.  56 f., 335, 358 Vischer, F. T.  73 Vischer, H.  48 f. Vischer, R.  25 f., 48, 79 Vogeler, H.  165 Vogrich, M.  4 Volkmar, G.  206 f. Vollert, E.  64 f. Voltaire  231, 350 Voß, R.  164 f. Wagner, Chr.  159 Waldthausen, H. W.  9 Waldthausen, P. A. H.  9 Walther von der Vogelweide  236 Walzel, O.  10 f., 254, 256, 343 Wangerin, A.  253 f. Warda, A.  6 f. Weber, M. von  113 Weißenfels, R.  14 Weniger, E.  VII, 161 Wenke, H.  209 Wewer, H.  114 f. Wiese, L.  141 f. Wilamowitz-Möllendorf, U. von  64 f., 172 f., 179, 205, 210 Wilbrandt, A.  25 f. Wilbrandt, R.  58, 97

Wildenbruch, E. von  4, 91, 94, 105, 155, 160 f., 163, 165, 221 f., 266 Wildenbruch, L. von  94 f. Wildenbruch, M. von  2–4, 91, 105, 113, 156, 221 f., 265 Wilhelm I.  36 Wilhelm II.  159 Willisen, K. W., Freiherr von  36 f. Windelband, W.  2, 72, 365 Wities, B.  55 f. Wölfflin, H.  359 Wolff, Chr.  232 Wundt, W.  61 Yorck von Wartenburg, Graf Heinrich  27, 36, 49, 154, 157, 174 f., 187 f. Yorck von Wartenburg, Graf Johann David Ludwig  36 Yorck von Wartenburg, Gräfin Louise  94 f. Yorck von Wartenburg, Graf Paul  27, 95 Zeeck, H.  47 f., 284, 349, 364, 368 Zeller, A.  159 Zeller, E.  5, 157–159, 169 f., 172 f., 183, 193, 364 Zimmer, K. F.  276, 279 Zinkernagel, F.  146 f. Zucker, J.  8 f., 12–15, 18–21, 33, ­36–40, 66, 88, 92 f., 97, 150, 163, 324, 330, 359, 362