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German Pages 229 [232] Year 2015
Beute und Triumph
Florens Deuchler
Beute und Triumph Zum kulturgeschichtlichen Umfeld antiker und mittelalterlicher Kriegstrophäen Ein Nachtrag zur “Burgunderbeute”
DE GRUYTER
ISBN 978-3-11-041431-8 ISBN (PDF) 978-3-11-041440-0 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-041443-1 Library of Congresss Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied at the Library of Congress. Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2015 Walter de Gruyter GmbH, Berlin / Boston Satz: LVD GmbH, Berlin Umschlagbild: Gemma Augustea (Ausschnitt). Römische Legionäre errichten ein Tropaion in Gegenwart germanischer Gefangener. Zweischichtiger Sardonyx, nicht signiert. Rom, um 10 n. Chr. (Werkstatt in der Nachfolge des Steinschneiders Dioskurides?). Wien, Kunsthistorisches Museum (Photo James Steakley). Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen
♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
Inhaltsverzeichnis
VORBEMERKUNG IX EINLEITUNG 1 Frauenraub – Der Raub der Sabinerinnen BEUTEGATTUNGEN 5 Belagerungen – Feld- und Seeschlachten – Privates Räubertum BELLUM IUSTUM 8 KRIEGSBEUTE – EIN MORALISCHES PROBLEM? 10 Spolia iusta – die gerechte Beute KUNSTRAUB 11 ERSTER TEIL ANTIKE SCHLACHTEN, BELAGERUNGEN UND BEUTEN 15 FRÜHE ZEUGNISSE 15 Megiddo – Qadesch – Das Alte Testament NEBUKADNEZAR II. ZERSTÖRT JERUSALEM, 586 V. CHR. 19 KROISOS II. 20 GRIECHENLAND UND PERSIEN 21 Marathon – Plataiai PHILIPP VON MAKEDONIEN 25 Chaironeia – Die Schlacht an den Hundsköpfen (Kynokephaloi) ALEXANDER DER GROSSE 26 Granikos und Issos – Gaugamela und Persepolis – Alexanders Truppen – Alexanders Überlebensstrategien ITALISCHE UND RÖMISCHE SCHAUPLÄTZE 35 DIE PUNISCHEN KRIEGE. DER KAMPF UM DEN BESITZ SIZILIENS 35
VI – Inhaltsverzeichnis HANNIBAL 36 Die Schlacht am Trasimenischen See, 217 v. Chr. – Cannae – Die Eroberung von Carthago Nova – Zama – Haliartos (Böotien) Die Zerstörung von Korinth, 146 v. Chr. – Numantia, 133 v. Chr. – Die Beute von Asculum, 86 v. Chr. CAESAR 42 Caesars Bemühungen um den Getreidenachschub – Philippi AUGUSTUS 48 La Turbie – Die Schlappe im Teutoburger Wald, 9 n. Chr. EROBERUNG UND FALL VON JERUSALEM, 70 N. CHR. 50 DIE RÖMISCHE BEUTE AUS DAKIEN, 106 N. CHR. 51 SEEKRIEG UND PIRATERIE 52 RÖMISCHE TRIUMPHE 56 Der Triumph des Aemilius Paulus (167 v. Chr.) – Triumphzüge ZWEITER TEIL MITTELALTERLICHE BEUTEN 63 DIE EINNAHME ROMS DURCH ALARICH 63 IUSTINIAN 65 KARL DER GROSSE 66 Roncevalles DIE KREUZZÜGE (1096–1270) IN DER ÜBERSICHT 68 Erster Kreuzzug 1096–1099 – Zweiter Kreuzzug 1147–1149 – Dritter Kreuzzug 1189–1192 – Vierter Kreuzzug 1202–1204 – Fünfter Kreuzzug 1217–1221 – Sechster Kreuzzug 1248–1254 – Siebenter Kreuzzug 1270 WENDEPUNKTE IM HEILIGEN LAND 73 Die Einnahme von Antiocheia, 1098 – Die erste Erstürmung Jerusalems – Die Eroberung von Konstantinopel, 1204 – Abt Martins Reliquienbeute KULTURGESCHICHTLICHE AUSWIRKUNGEN DER KREUZZÜGE 76 Folgen der Kreuzzugsgeschichte EUROPÄISCHE SCHAUPLÄTZE 78 Zerstörung Mailands, 1162 – Die Normannen in Thessalonike, 1185 – Fréteval, 1194 – Sizilien unter Friedrich II. – Friedrich II. verliert Siegel und weibliche Begleitung bei Parma, 1248 – Montaperti, 4. September 1260 – Eine nicht stattgefundene Eroberung: Florenz, Herbst 1402 DIE EROBERUNG KONSTANTINOPELS, 1453 83
I nhaltsverzeichnis – VII DRITTER TEIL CASUS DER BURGUNDERBEUTE 87 KARL DER KÜHNE 87 Historisches Umfeld und Nebenschauplätze – Folgen der Burgunderbeute – Die Reliquienbeute von Grandson – Das Los der Beute – Grandson und Murten als moralische Menetekel HISTORISCHE VERGLEICHE UND WERTUNGEN 96 VIERTER TEIL DAS ENDE DES MITTELALTERS 99 Der deutsche Bauernkrieg, 1524–1525 – Albrechts Dürers Gedächtnissäule, 1525 MACHIAVELLI 101 DER SACCO DI ROMA 102 MONTAIGNE, CERVANTES, HUGO GROTIUS UND DAS 17. JAHRHUNDERT 103 Montaigne – Cervantes – Grotius – Die Türkenbeute EXKURS I 111 SKLAVEN ALS BEUTEGUT 111 Versklavung – Sklavenmärkte – Neue Bevölkerungsschichten – Soziale und intellektuelle Aspekte – Sklavenkriege – Sklaven als Söldner – Romanisierung der peregrini
EXKURS II 119 ANTIKE SIEGESDENKMALE UND ALTARBAUTEN 119 Chronologien zwischen individueller memoria und kollektiver religio – Das Löwendenkmal in Chaironeia – Schatzhäuser – Großbauten – Triumphbogen – Ehrenbogen als staatliche Machtsymbole – Sieges- und Ehrensäulen
PERGAMON 130 Pergamenische Siegesdenkmäler CHRONOLOGIE EINIGER TRIUMPH- UND EHRENBOGEN 133 NACHWORT UND DANK 135
VIII – Inhaltsverzeichnis BIBLIOGRAPHIE UND REGISTER 137 BIBLIOGRAPHIE 137 ZITIERTE ANTIKE AUTOREN UND TEXTE 139 ZITIERTE MITTELALTERLICHE, BYZANTINISCHE UND RENAISSANCE-LITERATUR 141 ZITIERTE BAROCKLITERATUR 142 ZITIERTE UND WEITERFÜHRENDE FORSCHUNGSLITERATUR 143 PERSONENREGISTER. PERSONENBEZÜGE 157 VÖLKERSCHAFTEN, RELIGIONEN, TIERWELT; SACHEN, EINZELNE DENKMÄLER; BEGRIFFSDEFINITIONEN 177 GEOGRAPHISCHES UND TOPOGRAPHISCHES REGISTER. ORTSBEZÜGE 204 CHRONOLOGIE DER WICHTIGSTEN ERWÄHNTEN BEUTEN UND BEUTEZÜGE 216
Vorbemerkung
Die hier zu einer Synthese gebündelten Notate setzen insofern ein seit langem gehegtes Vorhaben in die Tat um, als die folgenden Überlegungen und Fakten eigentlich als Einleitung zum Burgunderbeute-Katalog (Deuchler 1963) hätten dienen sollen – vor mehr als einem halben Jahrhundert. Damals war dies jedoch auf Grund zeitlicher Zwänge nicht möglich. Die aufwendige Registrierung der überlieferten Objekte aus den Schlachten bei Grandson und Murten 1476 sowie die Erfassung der zugehörigen Schriftquellen schlossen vergleichende Darlegungen zur frühen, das heißt vornapoleonischen Kriegsbeute aus. Themenrelevante Materialien sowie Angaben zu religiö sen, kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Grundlagen und Folgen wurden indessen über die Jahrzehnte hin weiter gesammelt; als Produkt eines vorgerückten “Ruhestandes” ist das Wagnis einer fortschreitenden Darstellung nunmehr geboten.1 Das inhaltsreiche Phänomen der K r i e g s b e u t e ist von der Forschung mehrfach – in historisch begrenzten Rahmen – erkannt, aufgenommen und kritisch behandelt worden. Vor allem die antike Geschichte bietet Anregungen und Stoffe, sich über Trophäen und deren Verwendung Gedanken zu machen. Ich nenne hier lediglich die Studie von Margaret C. Miller (2004), die Untersuchungen von Martine Julia van Ittersum (2009) sowie den von Marianne Coudry und Michel Humm herausgegebenen Sammelband Praeda (2009) oder die Forschungen von Hans W. Blom (2009). Das nun vorgelegte Ergebnis erweist sich facettenreicher als eine lediglich etwas andere Geschichte großer Siege, Niederlagen und Eroberungen. Es geht nicht um Schlachten, Arglist und Taktik, sondern sozusagen um postoperative Aspekte kriegerischer Handlungen: das Geschäft mit dem geplünderten Gut. Die in Texten überlieferten Beuten bieten die Leitmotive. Ich möchte dabei den im Untertitel verwendeten Begriff des “Umfelds” richtig verstanden wissen. Beuten werden in der militärgeschichtlichen Literatur zwar erwähnt, doch als k u l t u r geschichtliche Phänomene und deren Folgen erhielten sie eine eher bescheidene Aufmerksamkeit; hier seien nun einige aussagekräftige Beispiele zusammengestellt und erläutert – ohne dem Zwang der Vollständigkeit unterliegen zu wollen.2 * → bedeutet: siehe, vergleiche. 1
Ein früherer Versuch blieb Skizze: Deuchler 1976, S. 58. Zum deutschen Wort Beute und seinen Bedeutungen, → Grimm I, Sp. 1749–1750 und ibid., Sp. 1755. → Pfeifer 1912, S. 128–129. – Was den Begriff der Plünderung anbetrifft, so ist daran zu erinnern, dass sich das Wort von Plunder ableitet und ursprünglich das Hausgerät (plunderware) und Hausrat und Kleider meint; daher auch alter Plunder. Plundern (Mittelhochdeutsch = plündern, ist erst seit dem 14. Jh. belegt. → Kluge, 1963, S. 556. Zu Beute: ibid. S. 71–72. – Beute war Besitzergreifung einer vermeintlich herren losen Sache. – Was das griech. u. latein. Vokabular allgemein anbetrifft, so wurde auf Benselers Griechisch2
X – Vorbemerkung Quintilian nannte das Schreiben einmal: res amplificare et ornare. Darunter verstehe ich hier das Gebot, nicht nur das Hauptthema in den Brennpunkt der Ausführungen zu rücken, sondern ebenso das unmittelbare Umfeld, wenn bisweilen auch nur beiläufig, zu erkunden oder zumindest so anzudeuten, daß sich beim Leser mögliche historische Erinnerungs- und Echoräume zu öffnen vermögen. Denn, wer sich mit der Geschichte der Kriegsbeute beschäftigt, wird schwerlich darum herumkommen, Fragestellungen – auf den ersten Blick lediglich als amplificare-würdige Randthemen vermutet, in der Folge jedoch in ihrem Aussagegewicht erkennbar und zwingend –, mit einzubeziehen und sich Gedanken zu machen über Begleiterscheinungen und deren Auswirkungen. Im Vordergrund stehen vor allem der materielle Umfang und die vermeintlichen oder erkennbaren Werte des geraubten Gutes; in der Regel quantifizieren sie die Bedeutung und Tragweite eines militärischen Erfolges – mehr als die Toten auf Feindesseite. Kriegsbeuten, leia bei den Griechen – gleicherweise heute noch – und skyla (Miller 2004, S. 29), bei den Römern praeda oder spolia genannt, vermochten in Gesamtrechnungen antiker Volkswirtschaften beträchtliche Rollen zu spielen und zu Buche zu schlagen. Sie bewirkten nicht nur monetäre Kursschwankungen, sondern generierten ebenso gelegentlich Abwertungen der Edelmetalle. Beute wird zum Syno nym von Kommerz. Im Verlauf der Redaktion der einzelnen Kapitel traten unerwartete Aspekte aus dem Dunkel ins Rampenlicht, wie etwa der mit kriegerischen Erfolgen eng verknüpfte Sklavenhandel. Ebenso rückten die nie abbrechenden Kämpfe gegen den Hunger der Truppen, denen Heerführer jederzeit ultimativ ausgesetzt waren, als zusätzliche und periodisch wiederkehrende Gesichtspunkte in den Vordergrund. Nicht minder brisant ist die seit Cicero diskutierte Frage des “gerechten Kriegs”. Die damit verknüpften Probleme drängen sich in jedem Zeitalter immer wieder auf, und sie sind erneut in unserer Gegenwart von beklemmender Aktualität. ✳ Was die Zeugnisse aus antiken und mittelalterlichen Schriftquellen anbetrifft, so habe ich mich auf eine Dokumentation anhand der besten Übersetzungen beschränkt; dies trifft vor allem auf Herodot, Thukydides, Caesar, Plutarch, Quintilian, Tacitus und Polybios zu.3 Auf die Wiedergabe griechischer Texte habe ich verzichtet; unter den Deutsches Schulwörterbuch, erweitert von Adolf Kägi (Leipzig/Berlin 131911) sowie das Lateinisch-Deutsche Handwörterbuch von Karl Ernst Georges in der verbesserten 8. Auflage von Heinrich Georges. Hannover 1913/1918, zurückgegriffen. 3 Ich bin mir des ceterum censeo von Jacob Burckhardt bewußt: «Man weiß nie zu viele Sprachen. Und so viel oder wenig man gewußt habe, darf man die Übung nie völlig einschlafen lassen. Gute Übersetzungen in Ehren – aber den originalen Ausdruck kann keine ersetzen, und die Ursprache ist in Wort und Wendung schon selber ein historisches Zeugnis höchsten Ranges» (Burckhardt 1949, S. 40).
Vorbemerkung – XI auch hier verwendeten Verdeutschungen finden sich virtuose und bewundernswerte Leistungen, in die ich, im Vergleich mit den originalsprachlichen Versionen, nur dort mit allfälligen Varianten eingegriffen habe, wenn es die Lesbarkeit meiner Texte förderte. Nachweise aus der neueren Literatur – teils herausragende Zeugen moderner Historik – sind gleichwertig und unangetastet zitiert.4 Von kritischen Auseinandersetzungen mit Meinungen und einzelnen Theorien habe ich abgesehen. Vollständigkeit zu erreichen, war ohnehin nicht das Ziel. Die behandelten Beutethemen sollen indessen als Prolegomena zu weiteren Untersuchungen verstanden werden. Pascal schrieb einmal: «Qu’on ne dise pas que je n’ai rien dit de nouveau, la disposition des matières est nouvelle.» Danksagungen an hilfreiche Zeitgenossen, diesem Ziel näher zu kommen, finden sich im Nachwort formuliert.
4 So etwa Johann Gustav Droysen, Edward Gibbon, Ernst Kantorovicz, Stephen Runciman, Jakob Seibert: Autoren, die Beuten erwähnen und ihrerseits antike oder mittelalterliche Aussagen heranziehen. Zusätze oder Abweichungen in den Übersetzungen sind mit [eckigen] Klammern gekennzeichnet. – «Große Historiker waren in der Regel hervorragende Schriftsteller, und ebenso gibt es viele Schriftsteller mit hervorragendem historischem Sinn und Verständnis» (Révész 1952, S. 78).
Einleitung5
Raub und Besitzergreifung fremden Eigentums, in Haus, Hof und auf dem Feld, gelten als Verbrechen; sie werden geahndet. Anders die aleatorischen Kriegsbeuten; Krieg ist kein Willkürakt: selbst ohne causa belli ist jedoch zumindest eine Beute sicher. Feinde, die man, gebunden an vorgängig geleistete Treueeide und Gebete, meist im unbekannten Nirgendwo, außer Gefecht zu setzen sich verpflichtet hat, die man zu verwunden und umzubringen bereit ist, ihnen Waffen, Feldzeichen und ihr privates Gut (meist namenlos), jetzt einem Wehrlosen oder Toten zu entreißen, erfolgen als Reaktion eingeschworener Rache sowie eines als ultimativ empfundenen Schicksals, noch einmal davongekommen zu sein, noch einmal überlebt zu haben. Die Akteure, ob im Angriff oder in der Abwehr: sie sind selbst Gefangene, gar Opfer ihrer vorgängig gemachten Bekenntnisse und ihrer den Göttern geleisteten Versprechungen. Krieg galt in jeder Beziehung als Gottesgericht. Hinzu tritt die vorprogrammierte und überlebenswichtige Beutegier; und all dies vor einer aufgeheizten, oft ohrenbetäubend infernalischen Lärmkulisse (belli tumultus); auf den aufpeitschenden akustischen Druck weisen zeitgenössische Texte immer wieder hin.6 Es ist berauschendes, betäubendes Getöse, dem nicht nur beklemmende Stille folgt, sondern gleichermaßen die Frage, ob dies nun auch ein bellum iustum gewesen sei (→ Keller 2012). Beutehunger und entsprechende Begehrlichkeiten gelten als Mittel gerechtfertigter Belohnung für im Kampf eingegangene, lebensbedrohende Gefahren; das Rauben wird professionalisiert. Es gehört zum Handwerk und zum geltenden Tagesgeschäft. 5 In [eckigen] Klammern finden sich die Seiten der jeweiligen deutschen Übersetzungen der zitierten Texte. 6 Nicht zu überhören ist in vielen Berichten der Waffenlärm, das Rasseln der Rüstungen, das Geschrei der Kämpfenden und das Klagen der Verwundeten, das Wiehern der Rosse; Horn- und Trompetensignale, als psychologisch wirkungsvolle akustische Steigerungen eingesetzt, um Befehle zu übermitteln, um Mut oder Angst zu schüren: signa «sunt quae per tubam aut cornu aut bucinam [Signalhorn] dantur», wie Vegetius in seinem Handbuch der Militärwissenschaft (mil. 3, 5) sagt (Pauly V, Sp. 183). – Plutarch (Crassus 23 [II, S. 274–275]) schreibt von dem dumpfen Getöse und schaudererregenden Dröhnen: «Denn die Parther erregen ihren Schlachtenmut nicht mit Hörnern und Trompeten [wie die Römer es tun], sondern sie spannen mit Fellen bezogene hohl über eherne Schallkörper und beginnen überall zugleich darauf zu schlagen; die geben einen tiefen, fürchterlichen Ton, verwandt dem Gebrüll wilder Tiere und dem Krachen des Donners. Sie haben eben wohl erkannt, daß von allen Sinnesorganen das Gehör am meisten befähigt ist, die Seele zu erschüttern, und daß die Erregungen des Gehörs am schnellsten und am stärksten den Menschen um seine Besonnenheit bringen.» – Siehe auch Plutarch, (Sulla 16 [III, S. 68]): «Den Lärm und das Schlachtgeschrei so vieler Völker, die gleichzeitig zum Kampf antraten, vermochte der Luftraum gar nicht zu fassen.» → Militärmusik.
2 – Einleitung Manche Schlachten wurden allein aus der Hoffnung und in Erwartung großer, einträglicher Plünderungen geschlagen: denn Beuten vermochten, neben dem regulären Sold, zusätzliche Einnahmen zu bieten. Das bisweilen von der Heeresleitung verordnete Beuteverbot konnte für die Soldaten ein empfindlicher Schlag sein, da es massiven Lohnausfall bedeutete. Plutarch überliefert einen Beleg aus dem Jahre 396 v. Chr.: «Als die Soldaten, welche die Stadt Falerii7 zu plündern gehofft hatten, mit leeren Händen nach Rom zurückkehren mußten, klagten sie [den römischen Feldherrn] Camillus bei ihren Landsleuten als einen Volksfeind an, der ihnen, den Notleidenden, die Gelegenheit, sich zu bereichern, mißgönnt hätte» (Plutarch, Camillus 11 [I, S. 442]). Anschließend wurde selbst wegen Unterschlagung von Beutestücken prozessiert, ja Camillus gar der heimtückischen Hinterziehung bezichtigt, da «einige eherne Türen aus der Beute bei ihm zum Vorschein gekommen seien» (ibid. 12 [I, S. 443]).8 Plünderung war Erfolgserlebnis für den einen, Unglück für den anderen. Begleiterscheinungen sind Brandschatzung, Zerstörung der Felder, Verseuchung der Quellen, Unterbruch der Wasserzufuhr, Vergiftung oder Zuschüttung der Brunnen, Menschenraub, Versklavung sowie Notzucht; ebenso die nicht selten überlieferten Grabschändungen – und weitere Formen der damnatio memoriae. Sie ordnen sich auf der verwerflichsten Stufe einer außer Kontrolle geratenen Dynamik und Gesetzlosigkeit ein. In der Neuzeit gelten Gewaltanwendungen als Mißbrauch militärischer Überlegenheit – zumindest auf dem Papier; sie waren in der mittelmeerischen Antike und im europäischen Mittelalter jedoch verbreitet: «silent enim leges inter arma»; Gesetze verstummen, sie schweigen unter Waffen, wie Cicero es formulierte. (pro Milone 4, 11; Bartels 1992, S. 166; → Quintilian, Institutio oratoria, V, 14, 17). Frauenraub. Die gewaltsame Entführung einer Frau kann aus unterschiedlichen Gründen begangen werden. Wie das raptus-Beispiel der Sabinerinnen lehrt, ging es dort um die überlebenswichtige Sicherung des Fortbestandes der Sippe oder der sozialen Gruppe. Als geraubtes Gut können Frauen jedoch genauso wie Männer auf dem Sklavenund Arbeitsmarkt in Münze umgesetzt werden oder durch Freikauf Geld einbringen; etwa wenn “böse” Räuber – beliebte Märchengestalten seit der Antike – ihrem Metier 7
Pauly/Atlas, S. 67 [D3] und/oder S. 75 [C3]. Nahm Camillus diese Tür(flügel?) ihres materiellen Wertes mit sich, dachte er an eine Wiederverwendung (als Spolien?) oder wollte er sie als feindliches Gut einschmelzen lassen? Siehe ferner: Plutarch, Camillus, 7–8 [I, S. 438–440]. – Vgl. den späteren Beleg Friedrichs II., der 1241 aus Ravenna u.a. Onyx-Säulen nach Palermo schaffen, gleichzeitig jedoch alle Steine und Marmor der Porta Aurea zu Kalk brennen und für kaiserliche Befestigungen verwenden ließ (Esch 1996, S. 204); dieser Transfer von Baumaterial fand, wie Einhard überliefert, ebenso unter Karl dem Großen von Rom und Ravenna nach Aachen für die Pfalzkapelle statt: «Ad cuius structuram cum columnas et marmor alunde habere non posset, Roma atque Ravenna devehenda curavit» (Vita Karoli Magni, c. 26). – Beutegier bezeugt Plutarch auch für Marius: er hoffte, Mithridates in einen Krieg verwickeln zu können, «um sein Haus mit der pontischen Beute und den königlichen Schätzen [zu] füllen» (Plutarch, Marius 31 [VI, S. 94]). Die pontische Beute machte indessen → Sulla. 8
Einleitung – 3 nachgingen. Da Frauen bereits in Griechenland und Rom sowie in sogenannten “Naturvölkern” als unschätzbare Wirtschaftskräfte erkannt und entsprechend ausgenutzt wurden, kann an die Stelle der gewalttätigen Entführung der Brautkauf treten. Zu guter Letzt vermag wohl in manchen Fällen eine entbrannte Zuneigung zur Tat verlockt haben. Homers Ilias beginnt mit einem Streit um entführte Frauen: er bricht vor Troia zwischen Achill und Agamemnon aus. Er hatte sich nämlich geweigert, seine Lieblingssklavin Chrysëis, «die er einst im harten Kampf erbeutet hatte, als er mit Macht Lyrnessos und Thebens Mauern zerstörte» (Ilias 2, 690–691), dem Vater gegen Lösegeld zurückzugeben. Er forderte als Ersatz Brisëis, die als Sklavin in Achills Besitz war. Doch dieser flehte zu Apoll, den Griechen die Pest zu senden. Nun mußte Agamemnon nachgeben; er entführte Achilleus die Brisëis. Aufs tiefste gekränkt, weigerte sich Achill, weiter zu kämpfen; er überließ die Griechen vorerst ihrem Schicksal. Am Ende des Krieges raubte Agamemnon außerdem Kassandra, die von Apollo mit Sehergaben verliehene Tochter des Priamos, deren Prophezeiungen indessen – als göttlicher Fluch – niemand Glauben schenken wollte: nach dem Fall Troias, den sie vergeblich vorausgesagt hatte, fiel sie als Beute an Agamemnon.9 Das Thema wiederholte sich im Raub der Töchter des Leukippos, als die Söhne des Zeus und der Leda, Castor und Pollux, sie entführten. Die Sage ist dank Rubens in der Erinnerung geblieben.10 Theseus «war schon fünfzig Jahre alt, so berichtet Hellanikos, als er Helena entführte, eine Tat, die sich wenig für sein Alter schickte. […] Der Bericht aber, der am wahrscheinlichsten klingt und die meisten Zeugen für sich hat, ist der folgende: Theseus und Peirithus kamen beide nach Sparta, sahen das Mädchen im Heiligtum der Artemis Orthia tanzen, raubten sie und entflohen. Da die zu ihrer Verfolgung Ausgesandten ihnen nicht weiter als bis Tegea nachsetzten, fühlten sie sich alsbald sicher, durchzogen den Peloponnes und machten miteinander aus, derjenige, den das Los träfe, sollte die Helena bekommen, aber auch verpflichtet sein, dem andern zu einer andern Frau zu verhelfen» (Plutarch, Theseus 31 [I, S. 95–96]). Der Raub der Sabinerinnen. Die Sage vom raptus der puellae aus den Sabinerbergen berichtet, daß es den Römern an Partnerinnen fehlte (penuria mulierum). Romulus bemächtigte sich handstreichartig bei einem Festspiel der als Gäste anwesenden Mädchen aus der Umgebung.11 9
Sie wurde mit ihm in Mykene ermordet. Im Agamemnon des Aischylos erlebt Kassandra den Tod visionär voraus. 10 Peter Paul Rubens, Raub der Töchter des Leukippos, um 1618. München, Alte Pinakothek. – Nach Theokritos Idyllen (XXII, 34, 135 ff.). Für eine Beschreibung: Renger 2005, S. 332 und 333 (Farbtafel). → Simson 1986, S. 233–244. – Weitere Materialien zum raptus in der Weltliteratur hat Frenzel 1980 zusammengestellt. 11 Benutzt wird die Ausgabe Nardi 1857, S. 15–17; der Anfang des Textes lautet (I, 9): «Iam res romana adeo erat valida, ut cuilibet finitimarum civitatum bello par esset: sed, penuria mulierum, hominis aetatem duratura magnitudo erat, quippe quibus nec domi spes prolis, nec cum finitimis connubia essent. Tum ex
4 – Einleitung Livius (I, IX) berichtet darüber: Aus Mangel an Frauen drohte das Volk nur ein Menschenalter zu leben. Romulus schaute sich mittels Legaten bei seinen Nachbarn um, die sich allerdings wenig geneigt zeigten, ihm Frauen zuzuführen. Romulus mußte zu anderen Mittel greifen: Vorwand war das Neptun-Fest, zu dessen Feierlichkeiten die neugierigen Anrainer zusammenströmten, um die vom Gastgeber gegründete und erbaute Stadt mit eigenen Augen von innen zu sehen. Dies war der Moment der Ausführung des Planes. Die Eltern der geraubten Mädchen flohen; Widerstand gegen die Entführer bildete sich. Als die Sabiner zur Rache gegen Rom zogen, trennten die Frauen unter Führung der Hersilia12 die Kämpfer, die sich aussöhnten.13 Seither regierte Romulus zusammen mit dem Sabinerkönig Titus Tatius14 (Livius I, X). Ausführlicher schildert Plutarch den gewagten Frauenraub, den er als Zeichen von Romulus unbändiger Lust an noch größerer Machtfülle deutet. Ich fasse zusammen: Im vierten Monat nach der Stadtgründung hätte der gewagte Übergriff stattgefunden; Romulus raubte nur dreißig Mädchen, «weil er vielmehr nach Krieg als nach Frauen verlangte». Im Kampf gegen die Sabiner würde diese Beute ein sicheres Unterpfand darstellen. Er lud zu einem von ihm veranstalteten Opferfest mit Wettkämpfen ein. Viele Menschen kamen zusammen, und er selbst führte mit den Edelsten den Vorsitz, mit einem Purpurmantel angetan. Das verabredete Zeichen für den Zugriff war, daß er aufstehe, den Purpurmantel auseinanderfalten und ihn dann wieder umlegen sollte. Als dies geschah, zogen viele ihre Schwerter, stürzten mit Geschrei los und raubten die Töchter der Sabiner. Die Zahlen schwanken. Die einen überliefern 30, nach Valerius Antias angeblich 527, nach Juba sollen es 683 gewesen sein; alles Jungfrauen. Das war die beste Entschuldigung für Romulus: sie hätten doch keine verheiratete Frau geraubt außer der einen Hersilia, und diese ja nur versehentlich, da sie nicht aus Übermut und mit bösem Willen den Handstreich unternommen hätten, sondern unter dem guten Vorsatz, die Sippen durch die stärksten Bande fest miteinander zu verbinden (Plutarch, Romulus 14 [I, S. 118–119]). Doch Krieg brach aus, Romulus siegte und befahl den Geschlagenen, ihre Häuser einzureißen, ihm als vollberechtigte Bürger in die Stadt zu folgen. «Nichts hat so sehr zur Vergrößerung Roms beigetragen wie dieses Verfahren, stets die Besiegten sich anzugliedern und bei sich aufzunehmen» (Plutarch, ibid. 16 [I, S. 121]). Nur den Vätern der geraubten Mädchen ließ er ihr Land; der Rest wurde aufgeteilt (ibid. 17 [I, S. 123]). Auch Plutarch berichtet von den Frauen, die sich unter der Wortführerin Hersilia mit ihren Kindern zwischen die Kämpfenden warfen, um dem Blutvergießen ein Ende zu setzen.
consilio Patrum Romulus legatos circa vicinas gentes misit, qui societatem connubiumque novo populo peterent» (Übersetzung in: Hillen1991, S. 29. – Das Thema durchzieht die röm. Literatur (vgl. Cicero, De re publica, 2, 7). 12 Zu Hersilia: Pauly II, Sp. 1112. 13 Diesen dramatischen Moment, als sich Hersilia zwischen die Kämpfenden stürzte, wählte JacquesLouis David 1799 für sein großformatiges Gemälde Les Sabines (Paris, Louvre). – Als Textbruchstück auch bei Cassius Dio: Tafel / Möller 2012, S. 17. 14 Siehe: Pauly V, Sp. 533.
Beutegattungen – 5 In der Version der Christine de Pizan (Le Livre de la Cité des Dames, 1405) lautet dieser dramatische Schluß in der Übersetzung von Margarete Zimmermann, wie folgt: «Daraufhin löste die Königin [Hersilia] ihr Haar, und alle Frauen taten es ihr gleich; die, die Kinder hatten, trugen diese auf dem Arm und nahmen sie mit, so daß die Zahl der Kinder und der schwangeren Frauen groß war. Die Königin ging voraus, und der gesamte beklagenswerte Zug folgte ihr. Genau in dem Augenblick, als der große Zusammenprall beider Heere stattzufinden drohte, erreichten sie das Schlachtfeld […], so daß diese sich nur über die Frauen und Kinder hinweg bekämpfen konnten. Nun kniete die Königin nieder, und alle anderen Frauen folgten ihr; dabei riefen sie mit lauter Stimme: “Überaus teure Väter und Verwandtet und Ihr über die Maßen geliebte Ehemänner schließt um Gottes willen Frieden! Und wenn nicht, dann wollen wir alle unter den Hufen Eurer Pferde sterben!” Die Männer, die ihre weinenden Frauen und Kinder sahen, waren sehr überrascht und einigermaßen verlegen, und wahrscheinlich liefen sie zu ihnen. Desgleichen rührte und bewegte es die Herzen der Väter sehr, ihre Töchter in dieser Lage zu sehen. Aus Mitleid mit den Frauen, die sie so demütig baten, sahen einander an, und ihre Wut verwandelte sich in liebendes Mitgefühl, wie es zwischen Vätern und Söhnen existiert. Dies führte dazu, daß sich beide Seiten gezwungen waren, ihre Waffen fortzuwerfen, aufeinander zuzugehen, um sich zu umarmen und Frieden zu schließen. Romulus geleitete seinen Herrn, den König der Sabiner, in seine Stadt und ließ ihm wie seiner ganzen Begleitung große Ehren zuteilwerden. Und auf diese Weise, dank der Klugheit und der Durchsetzungsfähigkeit jener Königin und ihrer Frauen, blieb den Römern und den Sabinern die Ausrottung erspart» (Christine de Pizan 1990, S. 179–180).
Beutegattungen Unter militärgeschichtlichen Gesichtspunkten ist für einzelne spolia-Typen zu unterscheiden zwischen: 1. Beuten als Ergebnis hinterhältiger Überrumpelung der Feinde (Fréteval); 2. als Krönung einer siegreichen Feldschlacht und Besitznahme der gegnerischen Lager (Qadesch, Issos, Marathon, Grandson); 3. als Gewinn anläßlich der Belagerung einer Stadt durch Plünderung (Byzanz, Syrakus, Korinth, Prag, Heidelberg). In der Antike – und wohl auch später – waren oft selbst «Einrichtungsgegenstände aller Art» (gewöhnlicher Hausrat, somit “Mischbeuten”) willkommen (Polybios VIII, 34 [S. 622]). Traditionelle Trophäen bildeten – neben Naturalien, Tragtieren und Transportkarren – vor allem Feldzeichen, Fahnen, Waffen und, im Seekrieg, ganze, wenn immer möglich wiederverwendbare Schiffe. Wurde indessen eine ganze Hofhaltung samt mobiler Infrastruktur (Sakristei, Kapelle und Verwaltungskanzlei) erobert, wie in den Burgunderkriegen bei Grandson und Murten, kamen Herrschaftsinsignien, Siegelstempel, codices, Bargeld, die Kriegskasse, Gegenstände in Gold und Silber sowie Geschmeide, Reliquien, Textilien und Juwelen hinzu.
6 – Einleitung Der Dichter Horaz stellte sogar einschneidende zivilisatorische sowie kulturelle Veränderungen und Entwicklungen von Volksgemeinschaften fest. Sie lassen sich auf Grund ungleichen Ursprungs und Bildungsstandes mit errungenen Siegen und entsprechend “gehobenen” Beuten in Verbindung bringen: Athens Aufstieg und Verfeinerung nach dem Triumph über die Perser bei Salamis 480 v. Chr.; Roms Wendepunkt nach dem Sieg über die Karthager im Ersten Punischen Krieg 264–241 v. Chr. (de arte poetica, 202–219). Kriegsbeuten, die aus einer vergleichsweise höhergestellten und raffinierteren Zivilisation stammten, regten zur Entstehung eines Kulturaustausches an und bewirkten gar einen Zusammenprall von Kulturen. Margaret C. Miller hat hierfür, am Beispiel Athens und Persiens im 5. Jahrhundert v. Chr., maßgebliche Grundzüge gefunden und erläutert. Belagerungen. Die Griechen kannten bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. vor allem die Blockade. Des Feindes Festung oder Stadt wurde so lange eingekesselt, bis Hunger, Durst, Seuche oder Verrat zur ultimativen Übergabe zwangen; darüber handelte im 4. vorchristlichen Jahrhundert Aineias Taktikos, der älteste überlieferte Militärschriftsteller der Antike; erhalten ist das Buch über Städteverteidigung. Erst im Peloponnesischen Krieg (431–404 v. Chr.) scheinen die Hellenen dazu übergegangen zu sein, Breschen in das feindliche Mauerwerk zu schlagen, Tore aufzustemmen und den Gegner intra muros herauszufordern und zu plündern. Ent sprechend entwickelten sich Kriegsmaschinen, etwa die auf Rollen bewegbaren, oft mehrstöckigen Angriffstürme mit Fallbrücken. Sturmböcke und großkalibrige Steinschleudern sowie Torsionsgeschütze15 von bemerkenswerter Triebkraft erweiterten das bedrohliche offensive Arsenal.16 Griechische Errungenschaften übernahmen die Römer. Ihre Geschütze (tormenta, auch catapultae oder ballistae genannt) schleuderten Geschosse, Brandpfeile, Balken und Steine.17 Denn die Hoffnungen auf Beute nach der Besetzung einer Feste oder einer Siedlung mit zivilem und urbanem Unterbau (Erntevorräte, Kornspeicher, Weinkeller, Brunnen, Wasserleitungen und Zisternen für Trinkwasser, aquaeductus) verlockten: hier winkte jedenfalls aussichtsreiche Beute, falls nicht in letzter Minute alles zum Raub noch gierigerer Flammen wurde.18
15 Archimedes galt als Schöpfer solcher Maschinerien, mit denen er seiner Vaterstadt Syracus im Zweiten Punischen Krieg half, sich gegen die Römer zu verteidigen. 16 Vorerst nur in der Belagerungstechnik, seit der Kaiserzeit auch als Feldartillerie genutzt. – Ähnliche, doch kleinere Modelle waren auf Kriegsschiffen angebracht, → Viereck 1996, S. 103–117 (mit Skizzen); in Seeschlachten “griechisches Feuer” genannt, das mit Hilfe einer Röhre (siphon) feindliche Schiffe in Brand setzte, was schon Archimedes mit Brennspiegeln gelungen war. – Gute Beschreibung des “griechischen Feuers” in: Ploetz 2008, S. 640. – Zu karolingischen Kriegsmaschinen: La Chanson de Roland, § 8 und die Bemerkungen von Jonin 1979, S. 389. 17 Unter den antiken Autoren sind namentlich Philon von Byzanz mit seiner Belopoiika (Pauly IV, Sp. 776 [6]) und Heron von Alexandreia (Pauly II, Sp. 1106–1109, vor allem Sp. 1108) zu nennen. 18 «Daraufhin gab Kallimachos die Stadt [Amisos] auf und steckte sie in Brand, sei es, daß er den Römern die Beute mißgönnte, sei es, daß er sich damit eine Erleichterung für seinen Rückzug schaffen wollte» (Plutarch, Lucullus 19 [II, S. 61]). – Vgl. Caesar, De bello gallico II, 33, 4–6.
Beutegattungen – 7 Cicero mahnte in De officiis so etwas wie Spielregeln an: «Was Zerstörung und Plünderung von Städten angeht, so ist eingehend zu überlegen, damit nichts verwegen, nichts grausam geschehe» (I, 24 [82]). Doch Gegenbeispiele sind ebenso bekannt: «Die Stadt war kaum in römischer Hand, als sich die Eroberer auch schon zum Plündern zerstreuten und Beutestücke wegzuschleppen begannen. Da steigerte sich der Zorn des Gaius Marcius [ihres derzeitigen Anführers]: Es sei eine Schande, herrschte er sie an, daß sie herum strolchten und sich den Beutel stopften oder gar Beutegier nur vorschützten, um der Gefahr aus dem Wege zu gehen […]» (Plutarch, Marcius 9 [II, S. 308]). Der Kritiker wurde am darauffolgenden Tag aufgefordert, aus der Beute an Kostbarkeiten, Waffen, Pferden und Sklaven den zehnten Teil vorwegzunehmen, ehe die allgemeine Verteilung begänne – was Marcius ausschlug und nur ein prächtig aufgezäumtes Pferd als Ehrenpreis annahm (ibid. 10 [II, S. 310]). Bescheiden verhielt er sich, als seine Truppen im Gebiet von Antium «große Getreidevorräte aufspürten und Vieh und Sklaven in Menge erbeuteten. Doch behielt Marcius nichts für sich, so daß seine Leute auf dem Rückweg [nach Rom] an der gewaltigen Beutemasse schwer zu schleppen hatten» (ibid.,13 [II, S. 314). – Ein späterer Streifzug des Marcius – diesmal für die Volsker gegen Rom – «brachte Beute ein, so daß die Volsker gar nicht imstande waren, alles fortzutreiben und wegzuschleppen oder im Lager zu verbrauchen» (ibid. 27 [II, S. 330]). Besitznahme von Ländereien war Teil der Staatsbeute. «Die Römer pflegten das Land, das sie ihren Nachbarn im Kriege abnahmen, zum Teil zu verkaufen, zum andern in öffentlichen Besitz überzuführen (ager publicus) und bedürftigen Bürgern – oder solchen ganz ohne eigenen Boden – gegen geringe Abgabe an die Staatskasse zur Nutzung zu überlassen» (Plutarch, Tiberius Gracchus 8 [VI, S. 243]).19 Feld- und Seeschlachten. Nachrichten über Feldschlachten und entsprechende Beuten überwiegen in der Überlieferung, weil bei maritimen Auseinandersetzungen – da “fließend” und daher oft schwierig zu orten – die materiellen Zeugen auf Grund liegen; indessen informiert die Unterwasserarchäologie über verschiedene Typen der Wasserfahrzeuge und ihre mitgeführten Waren.20 Nach Seeschlachten konnten havarierte feindliche Schiffe wieder hergestellt, benutzt oder in Teilen auf öffentlichen Plätzen zur Schau gestellt werden. Römische Rednerbühnen, an der Grenze zum Forum gelegen, die rostra, waren benannt nach den Schnäbeln erbeuteter feindlicher Boote.21 19 Unbebautes Land ist verlorenes Land, → Lucretius I, 208: «postremo quoniam incultis praestare videmus culta loca et manibus melioris reddere fetus […]». – Zu ager publicus und ager divisus et adsignatus: Cassirer 1987, Bd. II, S. 124. 20 → Casson 21995. – Zu Rom als Seemacht zusammenfassend: → Viereck 1996. → Pickford 1994, S. 12–13. – «Allein 21 römische Wracks ruhen in den Tiefen rund um die spanische Insel Mallorca» (Viereck 1996, S. 121). – Am berühmtesten sind die 1928 im Nemisee gefundenen Prunkschiffe (wohl aus der Zeit Caligulas), 1944 verbrannt; Modelle im Museo Nemorense in Genzano di Roma. 21 Gekaperte Schiffe gehörten zu den höchsten Trophäen röm. Feldherren. – Augustus schreibt in seinen Res gestae, § 3), er hätte insgesamt 600 Schiffe gekapert, «abgesehen von denen, die etwa unter der Größe eines Dreiruderers waren.» → Alkibiades.
8 – Einleitung Privates Räubertum. Abzugrenzen ist ferner zwischen militärisch geführten und taktisch koordinierten Seeschlachten und dem allgegenwärtigen wilden Seeraub22 der Piraten (S. 52–54). Räubertum zu Wasser (und zu Land) spielte im Mittelmeer zu allen Zeiten eine politische und implizite nicht minder bedeutsame wirtschaftliche Rolle. Von diesen antiken Beuten – ob nun “privat” oder offiziell – ist wenig materiell überliefert. Da es sich bei der Piraterie vor allem um schnell wieder versetzbares Gut handelte, sind von den aufgebrachten Waren keine Spuren übriggeblieben. Getreide spielte als Nahrungsmittel in diesem Bereich eine maßgebliche Rolle, da ohnehin immer knapp vorhanden; während der Antike mußte der Bedarf für die Bevölkerung der Großstädte durch Importe (Ägypten, Sizilien, Sardinien, Schwarzes Meer) ergänzt werden.23 Zur Sättigung der Truppen im Feld sammelte man sich das Notwendigste am jeweiligen Ort ein. Besonders für Caesar spielten ausreichende Getreiderücklagen in Städten und Kornreserven in der Nähe der Kampfgebiete entscheidende strategische Rollen, ja sie bildeten überhaupt die primären Grundlagen seiner militärischen Unternehmungen – und Siege.
bellum iustum Fragen nach dem gerechten Krieg durchziehen als problemgeladene Diskussionsfiguren, oft wie von Anflügen uneingestandenen schlechten Gewissens geplagt, die Geschichte der Kriegsbeute in Antike und Neuzeit. Es handelt sich um das Dilemma, inwieweit und ob es sich jeweils überhaupt um einen gerechten, rechtmäßig geführten und somit um einen zu rechtfertigenden Krieg gehandelt hat; denn Kriege sind keine willkürlichen Akte wie Naturkatastrophen, sondern von Menschen provozierte Prozesse.24 Das bellum iustum-Problem ist Teil des Völkerrechts. «Wenngleich dessen Ursprünge in die Antike und in das kanonische Recht zurückgehen, war [im Mittelalter] das Rittertum doch das treibende Ferment, das die Entstehung eines Kriegsrechts ermöglicht hat. Dem Begriff eines internationalen Rechts wurde vorgearbeitet durch das ritterliche Ideal eines von Ehre und Loyalität bestimmten Lebens.»25 Die diesbezügliche, bis auf den heutigen Tag aktuelle Debatte geht, was die Antike anbetrifft, auf Cicero zurück, der erstmals den lateinischen Ausdruck bellum iustum verwendet und definiert.26 Er hat in De officiis – “vom pflichtgemäßen Handeln” – die Spiel- und Verhaltensregeln auf Kriegsschauplätzen wie folgt umschrieben: «In der 22
→ Pauly V, Sp. 64–65. – «Seeraub, von alters her ein beliebtes Gewerbe, wird immer frecher und roher, weil die Großmächte die Seepolizei nicht durchführen, in ihren Kriegen auch kein Bedenken trugen, die Seeräuber in Dienst zu nehmen» (Wilamowitz-Moellendorff 1959, Bd. II, S. 385). 23 Das stets wiederkehrende Problem zusammengefaßt in Pauly V, Sp. 217–219 (sitos, Weizen). → auch ibid. II, Sp. 620–623 (frumentum). – Zur Lage der Anbaugebiete, → Pauly/Atlas, S. 201. 24 Siehe in der Polybios-Ausgabe von Hans Drexler (Sachregister): Gerechter Krieg, S.1444–1445. → Siebenborn 1991. 25 Huizinga in: Borst 1989, S. 26. 26 → bellum iustum. → Keller 2012, S. 13, Anm. 1. – Zum Forschungsstand: ibid., S. 14–19.
Beutegattungen – 9 Politik ist besonders das Kriegsrecht (die iura belli) zu beachten.27 Denn da es zwei Arten der Entscheidung gibt, die eine durch Rechtsabsprache (disceptatio), die andere durch Gewaltanwendung (vis), und da jene dem Menschen, diese den Tieren eignet, so ist zu letzterer Zuflucht zu nehmen, wenn erstere anzuwenden nicht möglich ist. Daher darf man Kriege zwar auf sich nehmen zu dem Zweck, daß man ohne Unrecht im Frieden lebt, nach Erringung des Sieges aber sind diejenigen zu begnadigen, die im Kriege nicht grausam und nicht unmenschlich waren» (Cicero, De officiis, I, 11, 34–11, 35). So ist auch die Beute gleichmäßig zu verteilen (ibid. II, 11, 40): aequabilis praedae partitio. Die Gerechtigkeit, aequitas, beherrscht auch hier seine Vorstellungen von iustitia. Er greift zu einem Vergleich aus der nichtstaatlichen Gerichtsbarkeit: «Und sogar diejenigen, die verkaufen und kaufen, mieten und vermieten und sich auf Handelsgeschäfte einlassen, haben zum Handeln Gerechtigkeit nötig. Ihr Einfluß ist so groß, daß nicht einmal jene, die durch Untat oder Verbrechen ihr Leben fristen, ohne einen Funken von Gerechtigkeit leben können. Denn wer einem von denen, die mit an dem Raub beteiligt sind, etwas stiehlt oder entreißt, der läßt für sich nicht einmal in einer Räuberbande einen Platz, jener aber, der als Räuberhauptmann [archipirata] bezeichnet wird, wird wohl, wenn er die Beute nicht gleichmäßig verteilen sollte, von seinen Spießgesellen umgebracht oder verlassen. Ja, es soll sogar Gesetze der Wegelagerer geben, denen sie sich beugen, die sie beachten. Deshalb hatte dank gleichmäßiger Verteilung der Beute jener illyrische Räubergeselle Bardylis […] großen Reichtum und noch viel größeren der Lusitaner Viriathus, dem ja sogar unsere Heere und Feldherren unterlegen sind» (Cicero, De officiis II, 11, 40).
Was hingegen das Niederbrennen der Felder anbetrifft, schreibt Cicero bereits Romulus die Einsicht zu, daß seine Bürger ohne Verwüstungen und Beute, nämlich durch Bestellung der Äcker Überfluß haben könnten (De re publica, II, 14, 26). Auch Polybios findet es nicht in Ordnung, die Feldfrüchte der Gegner zu vernichten: «Ich kann die Einstellung derer nicht gutheißen, die sich im Zorn gegen Stammverwandte dazu hinreißen lassen, ihren Feinden nicht nur die Ernte des Jahres zu rauben, sondern auch die Bäume und die Gehöfte mit allem Zubehör zu vernichten, und ihnen damit keinen Raum zum Einlenken, zur Reue übriglassen. Wer so handelt, befindet sich meines Erachtens in einem schweren Irrtum» (XXIII, 15 [S. 1091]).
Cicero verurteilte in De officiis (so u. a. in III, 11) das brutale Vorgehen seiner Landsleute als vielsagende, ja verwerfliche Bestätigung des römischen Imperialismus. Es ging dabei um die schwer zu rechtfertigende Zerstörung Korinths. Wie Heinz Gunnermann in dem entsprechenden Kommentar sagt, handelt es sich «hier um einen 27 Cicero unterscheidet ebenso zwischen gerechten und ungerechten Kriegen: «illa bella iniusta sunt, quae sunt sine causa suscepta.» – Grotius wird im 17. Jh. darauf zurückkommen: «Unde rex Alexander, si justas belli causas in Asia non habuit, recte a pirata tractus est in criminis societatem, ita ut Lucanus terrarum praedonem, Seneca latronem illum dixerit. Idem de Crassi bello in Parthos dici potest (…) Nam qui tres statuunt justas bellorum causas, defensionem, recuperationem et punitionem…» (Hamaker 1868, S. 69; vgl. unten S. 104–105). – Vgl. Machiavelli, Il Principe, cap. XXVI: «iustum enim est bellum quibus necessarium, et pia arma ubi nulla nisi in armis spes est.»
10 – Einleitung Durchbruch der römischen superbia, die gegen den Grundsatz der aequitas, mit der auch gegen Besiegte zu verfahren ist, verstößt, somit der römischen Herrschaft den moralischen Anspruch entzieht (dazu Cicero, De haruspicum responso 19), der Grundforderungen des bellum iustum widerspricht.»28 Pomponius Mela faßte das Schicksal Korinths wie folgt zusammen: «Einst berühmt durch seine Schätze, später noch bekannter durch seinen Fall»: olim clara opibus, post clade notior (II, S. 108 und 109).
Kriegsbeute – Ein moralisches Problem? Spolia iusta – die gerechte Beute. Ein gerechter Krieg impliziert nach römischer Vorstellung und Auslegung eine gerechte Beute. Beute entschädigt für eingesteckte Verluste – moralisch und materiell. Was dann den eigentlichen Triumphzug und das Vorzeigen des eroberten und eingeheimsten Gutes anbetrifft, so ist sie ebenso religiöser Akt und Dank an die hilfreichen Götter. Je prachtvoller die Beutestücke, je exotischer die vorgeführten Feinde, desto entzückter war das weltliche gaudium des Volkes. Propagandistisch veranschaulichen sie gleichsam ad oculos die wachsende Machtstellung des Imperiums und des jeweiligen Siegers. Und war der vorausgegangene Krieg in der Vorstellung der Beteiligten ein bellum iustum, so bekamen die Schaulustigen jetzt spolia iusta zu sehen. Die besiegten Gefangenen hingegen waren, als spektakulär gedemütigte, bloßgestellte Verlierer, Beweise in vivo für begangenes Fehlverhalten und Unmenschlichkeit. Denn nach Erringung eines Sieges sind nur jene zu begnadigen, die, wie Cicero oben schreibt, im Kriege nicht grausam und nicht inhuman gewesen waren. Dabei scheint man sich bewußt gewesen zu sein, daß Beuten eben nur unter “gerechten” Kriegsbedingungen möglich und hinterher vertretbar waren; es wird dabei überblendet, daß der Akt des Raubens jedoch, als menschliches Urgefühl und instinktiver Trieb der Selbsterhaltung, heimlich in jedermanns privatem Alltag steckt und in Extremsituationen zum Durchbruch gelangt. Tiere gehen zwar in Rotten, mit ähnlichen Bewegungsmustern, meist nur auf Beute, um den Hunger zu stillen; dies allerdings erweist sich ebenso als ein Aspekt, der die Truppe im Felde beschäftigt. Beutende Soldaten gehen sozusagen in Rudeln über blutige Felder oder durch zerfetzte Lager; sie sind nicht Alleingänger, sondern befinden sich unter potentiellen Konkurrenten mit konvergenten Intentionen, selbst wenn das Raubgut später in vielen Fällen “angemessen” unter alle Soldaten verteilt wurde – auch unter diejenigen beispielsweise, die während der Schlacht im Lager Wache hielten.
28 Vgl. auch Isidor von Sevilla, Etymologiae, 18, 2, 3 sowie später Grotius, De iure belli et pacis 3, 12, 1.2.3 und De jure praedae, S. 58: omnis praeda iusta est, quae justo ex bello oritur; siehe unsere Anm. 27.
Kunstraub – 11
Kunstraub «Seit dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. plündern römische Feldherren an der Spitze ihrer Heere systematisch Städte sowie Heiligtümer in Süditalien, Griechenland, dem hellenistischen Orient. Sie verschleppen Kunstschätze als Teil ihrer Kriegsbeute nach Rom. Fabius Maximus erbeutet bei der Plünderung von Tarent im Jahre 209 v. Chr. unter anderem einen monumentalen Herakles des Lysipp. Sulla transportiert nach der Eroberung Athens 86 v. Chr. Kunstwerke und eine ganze Bibliothek ab. Octavianus Augustus belädt nach dem Sieg bei Actium seine Schiffe mit Statuen, Bildern und Edelmetallgerät aus Griechenland; Rom schmückt er mit ägyptischen Obelisken» (Maier 1998, S. 25). «Der Schritt von der öffentlichen Verwendung von Beutekunst als monumentum imperatoris hin zum privaten Schmuck der eigenen Residenz war für römische Führungseliten nicht weit – zumal eine wachsende Zahl in Rom zur Schau gestellter, oftmals bedeutender griechischer Monumente allmählich Interesse und Verständnis für die Kunstqualität von Beutestücken und Trophäen weckte. […] Die Fülle erbeuteter oder erworbener Kunstwerke war oft so groß, daß geradezu eine Art privater Kunstsammlungen entstand. Ein Beispiel dafür sind die ob ihres reichen Statuenschmucks berühmten, dem Publikum zugänglichen Gärten des Lucullus in Rom» (Maier 1998, S. 26–27). In Zeiten unentwickelten Geldwesens spielten auch für den Staat die Horte von Gold- und Silberbarren und von Kunstwerken aus Edelmetall sogar eine wichtige ökonomische Rolle. «Wenn die Athener sich in Kriegsnot befanden, zögerten sie nicht, die Weihegeschenke ihrer Tempel zur Bestreitung der Kriegsführung beizusteuern. Die Anschaffung der Kriegsschiffe, die bei Salamis die Perser besiegten, war teilweise durch solche Mittel ermöglicht worden, und Perikles gab in einer seiner Reden während des Peloponnesischen Krieges seinem Volke den Freibrief, in äußerster Not sogar das Gold der Statue der Göttin Athene zu benützen» (Wittlin 1952, S. 680; Thukydides II, 13).
Erster Teil
Antike Schlachten, Belagerungen und Beuten
Frühe Zeugnisse «Kriege sind in der Antike immer als eine legitime Gelegenheit zum Erwerb betrachtet worden. So beginnt Odysseus ohne jede Problematisierung den Bericht von seinen Irrfahrten mit der Zerstörung der Kikonen-Stadt Ismaros und der Verteilung der Beute an Frauen und Gütern zu gleichen Teilen» (Ungern-Sternberg 2009, S. 247). Voß übersetzte: «Gleich von Ilion trieb mich der Wind zur Stadt der Kikonen / Ismaros hin. Da verheert’ ich die Stadt, und würgte die Männer. / Aber die jungen Weiber und Schätze teilten wir alle / unter uns gleich, daß keiner leer von der Beute mir ausging» (Odyssee, IX, 39–42). Frühe Überlieferungen zu Kriegsbeuten, Plünderungen, Unterjochung sowie Meldungen von Versklavungen ganzer Völkerschaften führen geographisch an die Küsten der Türkei (Troia)29 und nach Palästina. Diese Gebiete beanspruchte und bekämpfte seit Urzeiten der übermächtig gewordene südliche Anrainer: Ägypten. Die begehrenswerten Landstriche, deren Besitz Assyrer, Babylonier, Perser, Alexander der Große, Römer, Kreuzfahrer und Osmanen anstrebten, besetzten und wieder verloren, ziehen sich bis Syrien (Phönikien) und in die Türkei (Kilikien); sie reichen ostwärts nach Mesopotamien, weit in das Zweistromland hinein. Megiddo. Seit 1481 v. Chr. war Pharao Thutmosis III. Alleinherrscher am Nil. Unter ihm erlangte das ägyptische Reich seine größte geographische Ausdehnung und reichte vom Euphrat (den bereits Thutmosis I. überschritten hatte) bis zum vierten Nilkatarakt bei Napata.30 Die Festung von Megiddo bildete in diesen Machtkämpfen ein Schlüsselbollwerk der Levante. Der Bericht über die Einnahme der Zitadelle, südöstlich des Karmelgebirges im heutigen Israel gelegen, ist Teil kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Thutmosis III. und den syrisch-palästinensischen Ländern, die unter Führung
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Eine bemerkenswerte Beute gelang erst 1873 Heinrich Schliemann, als er den “Schatz des Priamos” entdeckte. → Troia; → Schliemann. – Für die Lokalisierung: Pauly/Atlas, S. 15 [Karte A, B2]. 30 Für Napata: Pauly/Atlas, S. 121 [Karte A, B8]. Vgl. auch zur visuellen Vergegenwärtigung die Kartenskizze in: Wilson 1986, S. 431.
16 – Antike Schlachten, Belagerungen und Beuten des Fürsten von Qadesch standen. Der Waffengang und die eingefahrene Beute bilden erste historisch greifbare Höhepunkte.31 Sie fand 1457 v. Chr. statt.32 Ein ägyptisches Sandsteinflachrelief in Karnak (Amun-Tempel, um 1450 v. Chr.) zeigt, in Registern übereinander gereiht, wie Thutmosis die Beute aus syrischen Feldzügen und Strafexpeditionen, mit Weihegeschenken anderer Herkunft, dem Sonnengott Amon darbringt.33 Hans Erich Stier kommentierte das Relief wie folgt: «Diese Darstellung ist reizvoll und wichtig, weil sie durch die Vielfalt der Gold- und Silberarbeiten, die Schönheit der Gefäßformen und der Prunkgeräte einen lebendigen Eindruck des ägyptischen Reichtums und der kunstgewerblichen Arbeit des Neuen Reichs vermittelt». Es wird allerdings nicht erkennbar, welche Objekte tatsächlich aus Kriegsbeuten stammten. Die Ägypter nahmen bei Megiddo den Feinden, laut literarischen Quellen, 340 Gefangene, 2041 Pferde, 191 Fohlen, 6 Hengste, einige Jungpferde, 2 Streitwagen mit Goldbeschlag, 922 weitere Streitwagen, ein Panzerhemd aus Bronze, 200 Schutzhemden aus Leder, 502 Bogen, 7 Zeltstangen mit Silberbeschlag, 1929 Stück Rindvieh, 2000 Ziegen, 20 500 Schafe sowie 207 300 Säcke mit Weizen ab.34 Es geht jedenfalls um vier Beute-Gattungen, die sich in Zukunft immer wieder ähneln werden, nämlich um unverhoffte Reichtümer, um erwartete Gefangene (für den Sklavenmarkt), um Ausrüstungen, Lagermaterialien, Transporttiere und vornehmlich um Viktualien im täglichen Kampf gegen den Hunger.35 «Der erbeutete Reichtum enthüllte Palästina-Syrien als einen Schauplatz kosmopolitischen Prunks. Die asiatischen Prinzen schliefen in Intarsienbetten, reisten in Intarsiensänften, trugen geschnitzte Spazierstöcke und benutzten Gold- und Silbergefäße. Sie zogen in die Schlacht mit Standbildern der Fürsten, die aus Ebenholz gearbeitet und mit Gold überzogen waren und Augen aus Lapislazuli hatten» (Wilson 1986, S. 432). 31 Megiddo (im Alten Testament mehrfach erwähnt [Richter 5, 19; 1. Könige 9, 15; 2. Könige 9, 27 und 23, 29; 2. Chronik 35, 22]) wurde stets wieder aufgebaut mit insgesamt zwanzig ergrabenen Besiedlungsschichten. Salomo erweiterte die Stadt zur Hauptstadt eines seiner zwölf Gaue. Erhalten sind Grundmauern der Stallungen (Grollenberg 1958, Abb. 209 und 210), was auch auf die Bedeutung der Festung als Etappenstation hinweisen mag. – Pauly, III, Sp. 1154–1155. – Herbert Haag, Megiddo. In: LThK VII, Sp. 238–239. – Pauly/Atlas, S. 13 Karte B [3B]. Die schwierige topographische Lage der Festung widerspiegeln die Annalen Thutmosis’ III. Für die überlieferten strategischen Diskussionen siehe die Auszüge in: Wolf 1978, S. 200–202. – Wilson 1986, S. 429 ff. Die Datierungen der Schlacht sind in der Forschung nicht einheitlich. → Faulkner 1942; Elbern 2012, S. 17. – Hornung 2011, S. 84, nennt die Jahreszahl 1468 v. Chr. – → Redford 2003. 32 Casperson 1986, S. 139–150. 33 Foto u. Umzeichnung sowie erklärende Auflistung der Gegenstände (nach Wreszinski) bei Stier 1935, Falttafeln nach S. 148. –Blumenthal 1984. – Die Objekte sind in zehn Reihen nach Kostbarkeit der Materialien geordnet: 1–88 aus Gold, 89–138 aus Silber, 139–169 aus Halbedelsteinen oder Glasflüssen, 170–184 aus Bronze, 187–190 aus Kupfer; der Rest aus verschiedenen Stoffen. 34 Im Hinblick auf die in späteren Beispielen immer wieder erwähnten Engpässe in der Getreideversorgung, ist dies ein bemerkenswerter Beleg. 35 Was Angaben zu Truppenstärken und Gefallenenzahlen betrifft, übertreiben Chronisten im Allgemeinen – dies läßt sich ebenso auch für alle später genannten Beispiele zumindest vermuten. Ebenso fragwürdig sind Berechnungen der Geldmengen, der Finanzierung und des jeweiligen Kostenaufwands; siehe dazu die Beiträge in: Müller 2009.
Frühe Zeugnisse – 17 Die sofortige Eroberung Megiddos verhinderte die spontan ausgebrochene Plünderung des feindlichen Lagers (ein wiederkehrender Topos). Die Einnahme der Stadt gelang erst später mit der Unterbindung des Nachschubs: «Eine langwierige Belagerung, die nun folgte, endete nach 7 Monaten mit dem freien Abzug der Belagerten, die jedoch Waffen, Pferde und über 900 Streitwagen den Ägyptern überlassen müssen.»36 Megiddo war ein erster Schritt in der Rückgewinnung verlorener Territorien. «Wohl zwanzigmal mußte der König nach Syrien ziehen, bis Mitanni gezüchtigt, das feste Qadesch am Orontes erobert und das gesamte Gebiet, über das einst Thutmosis I. gebot, sich wieder in ägyptischer Hand befand» (Stier 1935, S. 147–148). Qadesch. Die Stadt am Orontes hatte in der Abwehr der Ägypter seit 1500 v. Chr. eine strategische Aufgabe zu erfüllen. Um 1275/74 oder bereits 1285 (so Hornung 2011, S. 104) fand hier eine Entscheidungsschlacht um den Besitz von Nordsyrien zwischen dem hethitischen König Muwatallis II. und dem ägyptischen Pharao Ramses II. statt.37 Beide Herrscher boten außerordentliche Truppenmengen auf (Cornelius 1973, S. 229–232). Dabei gelang es Muwatallis, den heranrückenden Feind in eine Falle zu locken – und mit einem plötzlichen Angriff auf seinen Troß – die eine Hälfte des Ägypterheeres zu zersprengen, während die andere Hälfte noch auf dem Marsch war. Ramses konnte zwar eine völlige Niederlage verhindern, mußte jedoch sein Vorrücken abbrechen (Hornung 2011, S. 104). Die Kraftprobe ist laut Überlieferung insofern von Bedeutung, als das Hethiterheer, kurz vor einem militärisch möglichen Siege, die Ägypter entweichen ließ und ihnen nicht nachsetzte, da es mehr an der vielversprechenden Plünderung des feindlichen Lagers interessiert war; so geschah es ja schon bei Megiddo. Das Alte Testament «Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute davonträgt.» Psalm 119, 162
Im 5. Buch Moses liest man, wie Sihon, König zu Hesbon (Pauly/Atlas, S. 45, Karte A, C4) auszog, um sich Moses und dessen Zug aus Ägypten in den Weg zu stellen. «Aber der Herr, unser Gott, gab ihn dahin vor uns, daß wir ihn schlugen mit seinen Kindern und seinem ganzen Volk. Da gewannen wir zu der Zeit alle seine Städte und verbrannten alle Städte, Männer, Weiber und Kinder und ließen niemand übrigbleiben. Allein das Vieh raubten wir für uns und die Ausbeute der Städte, die wir gewannen» (Moses 5, 2, 32–35). 36 37
Hornung 2011, S. 84; Wolf 1978, S. 107. Zur Schlacht von Qadesch/Kinza: → Fecht 1984. – Pauly/Atlas, S. 23 [G4].
18 – Antike Schlachten, Belagerungen und Beuten «Wenn du vor eine Stadt ziehst, um wider sie zu streiten, so sollst du ihr den Frieden anbieten. Geht sie auf den Frieden ein und tut sie dir auf, so soll alles Volk, das sich darin befindet, dir fronpflichtig sein und soll dir dienen. Will sie aber nicht friedlich sich mit dir vergleichen, sondern mit dir Krieg führen, so belagere. Und wenn der Herr, dein Gott, sie dir preisgibt, so sollst du alles, was darin männlich ist, mit der Schärfe des Schwertes schlagen. Die Frauen und Kinder aber, das Vieh und alles, was sich in der Stadt an Beute findet, magst du als Raub für dich behalten und die Beute deiner Feinde, die dir der Herr, dein Gott, gegeben hat, geniessen» (Moses 5, 20, 10–14).
Das Buch Josua berichtet über die Eroberung des Westjordanlandes und vor allem über den Fall Jerichos: «So nahmen sie die Stadt ein […] mit der Schärfe des Schwertes, an Mann und Weib mit allen ihren Angehörigen. […] Die Stadt aber verbrannten sie und alles, was darin war; nur das Silber und Gold und die ehernen und eisernen Geräte taten sie in den Schatz im Hause des Herrn» (Josua 6, 21–24). Bei Nietzsche findet sich in den Vorreden zu fünf ungeschriebenen Büchern (Der griechische Staat) der Satz: «Dem Sieger gehört der Besiegte, mit Weib und Kind, Gut und Blut. Die Gewalt gibt das erste Recht, und es gibt kein Recht, das nicht in seinem Fundamente Anmaßung, Usurpation, Gewalttat ist» (Nietzsche 1955, S. 280). Der Stadt Ai erging es nicht besser: «Nur das Vieh und die Beute dieser Stadt nahm Israel für sich. […] Und Josua äscherte Ai ein und machte es zu einem T rümmerhaufen für ewige Zeiten, zu einer Wüstenei, die noch heute da ist» (Josua 8, 27–28). «Und alle Beute dieser Städte und das Vieh nahm Israel für sich; nur die Menschen alle schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes bis zur Vernichtung, nichts Lebendes ließen sie übrig» (Josua 11, 14). «Kehret nun zurück zu euren Zelten mit reichen Schätzen und mit sehr viel Vieh, mit Silber, Gold, Erz, Eisen und Kleidern in großer Menge; teilt mit euren Brüdern, was ihr von euren Feinden erbeutet habt» (Josua 22, 8).
Solch blutige tabula rasa-Lösungen, hier anläßlich der Eroberung des Landes Kanaan, sind in Zukunft allerdings eher selten. Es erwies sich später als lukrativer, besiegte Völker gesamthaft oder individuell als Sklaven zu vermarkten. Der Prophet Jesaja klagt später: «Euer Land [Israel] ist wüst, eure Städte sind mit Feuer verbrannt, Fremde verzehren eure Äcker vor euren Augen, und es ist wüst wie das, so durch Fremde verheert ist.»38 Beiläufig erwähnte Beuten werden lediglich “ins Lager”, also in Sicherheit gebracht (von Erffa 1995, S. 364), ohne daß Einzelheiten erwähnt würden: «Da kamen gerade die Knechte Davids mit Joab von einem Streifzug heim und brachten reiche Beute mit.» Oder: Als David die Ammoniter besiegt hatte «führte er sehr reiche Beute aus der Stadt hinweg» (2. Samuel 12, 30). In 1. Samuel 30, 26 heißt es: «Als David nach Ziklag kam, sandte er von der Beute an die
38
Jesaja 1, 7. – Für den historischen Zusammenhang: Kuhl 1956, S. 71.
Nebukadnezar II. zerstört Jerusalem, 586 v. Chr. – 19 Ältesten von Juda in den einzelnen Städten und ließ ihnen sagen: Da habt ihr ein Geschenk aus der Beute der Feinde des Herrn […].»39 Nach alttestamentlichen Vorstellungen sind Kriege vorwiegend heilige Kriege, in denen Israel jedoch nicht – wie der Islam – für den Glauben, sondern um sein eigenes Überleben kämpfte. Der Krieg wurde zur Sache Jahwes selbst (1 Samuel 18, 17); er war a priori “gerecht”, also ein bellum iustum. Das Volk in Waffen war das Volk Gottes; die Feinde demnach Gottes Feinde. Als Folgerung sollten Beuten grundsätzlich Jahwe zufallen.40 Bemerkenswert ist der Bericht über den Krieg der vier Könige. Abraham kehrte als Sieger heim. Er verweigerte aber die Annahme des ihm gebührenden Beuteanteils, den ihm der König von Sodom angeboten hatte. «Bei seinem Gott schwört er, daß er sich nicht am Gut des sündhaften Sodom bereichern wolle (Genesis 14, 13–24). Diese Zurückweisung der Beute ist gelegentlich bildlich dargestellt worden, weil sie ein besonderes Licht auf Abrahams Charakter wirft.»41 Oftmals überliefert das Alte Testament Deportationen ganzer Völkerschaften. Zweck und Sinn lagen im Prinzip, wie Kuhl für die Assyrer feststellte, «einen Staat politisch dadurch auszulöschen, daß man große Teile seiner Bevölkerung entwurzelte und wo anders ansiedelte, wobei man nicht vergaß, den ursprünglichen Staat durch die gleiche Maßnahme zu überfremden. So hatte es Tiglat-Pil’eser mit Galiläa gemacht und Sargon II. von Assyrien mit Samarien; so tat es ebenso Nebukadnezar mit Juda» (Kuhl 1956, S. 114).42 Als Juda von ihm abfiel, antwortete er 597 und 587 v. Chr. mit Eroberungen Jerusalems und der Aussiedlung der Bevölkerung.43
Nebukadnezar II. zerstört Jerusalem, 586 v. Chr. In den Kämpfen in Syrien und Palästina sah sich der König von Babylon gezwungen, das jüdische Reich zu beseitigen und dessen Hauptstadt Jerusalem zu zerstören, worüber die Bibel ausführlich berichtet. Es seien hier Stellen aus Jeremia zitiert (vgl. auch 2. Könige 25), die dann ebenfalls Beuten nennen:
39 Die Samuel-Stelle wird im 17. Jahrhundert von Grotius wiederverwendet. – Siehe auch Josua 22, 8: «Kehrt nun zurück zu euren Zelten mit reichen Schätzen und mit sehr viel Vieh, mit Silber, Gold, Erz, Eisen und Kleidern in großer Menge; teilt mit euern Brüdern, was ihr von euren Feinden erbeutet habt.» 40 Erffa 1995, Bd. II, S. 57. – Zu späteren Vorstellungen und Definitionen des “gerechten” Krieges siehe das Stichwortverzeichnis. 41 So in der Wiener Genesis; im Freskenzyklus in Saint-Savin-sur-Gartempe (Vienne), um 1100. Zitat: Erffa 1995, ibid. 42 Unter den Tiglat-Pil’eser (mehrere assyrische Könige trugen diesen Namen) ist der bekannteste Tiglat-Pil’eser III. (745–726 v. Chr.). Er verpflanzte Israeliten nach Assyrien (2. Könige 15, 29). 43 Diese Einstelllung wird sich im hellenischen Bereich erst unter Alexander, im röm. unter Augustus ändern. «Auswärtige Völker, denen man ohne Bedenken Verzeihung gewähren konnte, habe ich lieber erhalten als ausrotten wollen» (Augustus, Res gestae, § 3).
20 – Antike Schlachten, Belagerungen und Beuten «Da begab es sich im neunten Jahr seiner Regierung, am zehnten Tag des zehnten Monats, daß Nebukadnezar, der König von Babel, mit all seiner Heeresmacht wider Jerusalem heranzog: und sie belagerten es und bauten ein Belagerungswerk rings um die Stadt. […] Im vierten Monat aber, am neunten Tag des Monats, als die Hungersnot in der Stadt schon groß war und das Landvolk nichts mehr zu essen hatte, da wurde die Bresche in die Stadtmauer gelegt» (Jeremia 52, 4–7).
Der König floh Richtung Jordansteppe, wurde jedoch mit seiner Gefolgschaft abgefangen und niedergemacht. Dann folgte die Eroberung der Stadt; Tempel und Königspalast brannten nieder. «Alle Mauern Jerusalems aber riß das ganze Chaldäerheer ein. […] Und den Rest des Volkes, der in der Stadt noch übriggeblieben war, und die Überläufer, die zum König von Babel gegangen waren, und den Rest der Werkleute führte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, in die Verbannung. Nur von den Geringeren im Lande ließ er etliche als Weingärtner und Ackerleute zurück. Aber die ehernen Säulen am Tempel des Herrn und die Kesselwagen und das eherne Meer beim Tempel zerbrachen die Chaldäer und führten alles, was daran aus Erz war, nach Babel. Auch die Töpfe, Schaufeln, Messer, Sprengschalen und Schüsseln, kurz, alle ehernen Geräte, mit denen man den Dienst versah, nahmen sie hinweg. Auch die Becken, Räucherpfannen, Sprengschalen, Töpfe, Leuchter, Schüsseln und Becher, alles, was von Gold, und alles, was von Silber war, nahm der Oberste der Leibwache mit fort. Die beiden Säulen, das “Eine Meer” und die zwölf ehernen Rinder unter dem Meer, die König Salomo für den Tempel des Herrn hatte machen lassen – das Erz all dieser Geräte war nicht zu wägen» (Jeremia 52, 14–20). Dies gilt als ein früher Hinweis auf diese materielle Kategorie von “wiederverwendbarer” Beute, denn Metalle konnten, vor allem für Waffen, eingeschmolzen und neu geschmiedet werden. Und das Volk der Judäer wurde in der Folge in die Verbannung geführt – im ganzen 4600 Seelen (Jeremia 52, 28–30).
Kroisos II. Im Verlauf der Völkerverschiebungen des 6. Jahrhunderts und im Rahmen der politischen Um- und Neuordnungen in Kleinasien eroberte 546 v. Chr. Kyros, der erste selbständige König der Perser, die Stadt Sardes44, «das goldreiche Sardes» des Aischylos (Die Perser, Eingangschor).45 Er nahm Kroisos (Krösus), den letzten König der Lyder gefangen, begnadigte ihn jedoch und ließ ihn vom bereits brennenden Schei44 Sardes, eine der ältesten und bedeutendsten Städte Kleinasiens, wurde 546 v. Chr. Sitz des Satrapen von Lydien, 498 v. Chr. von den aufständischen Ioniern niedergebrannt, dann 218 v. Chr. von Antiochos III. wieder aufgebaut; befand sich später in syrischem, pergamenischem und röm. Besitz. Endgültiger Verfall um 1400 unter dem Mongolen Timur Lenk (Tamerlan). 45 Noch Philostratos spielt in seinen Eikones auf das Gold des Kroisos sowie die nachfolgend zit. Herodot-Szene an: Pantheia füllt das Grab des Abradagtes: «[…] reiche assyrische und lydische Gaben läßt Kyros für den tapferen Mann bringen, darunter einen Wagen voll Goldsand aus den ungenützten Schätzen des Kroisos» (S. 199 und 201; vgl. Kommentar, S. 403–407).
Griechenland und Persien – 21 terhaufen wieder heruntersteigen.46 Herodot beschreibt die aufschlußreiche Szene und den wahrlich bewunderungswürdigen Dialog: Die beiden Herrscher sitzen nun nebeneinander, und, als Kroisos sah, wie die Perser die Beute aus der Stadt trugen, sagte er, Kyros zugewandt: «“Mein König. Darf ich zu dem, was ich wahrnehme, etwas sagen oder muß ich schweigen?” Kyros befahl ihm, getrost zu sagen, was ihm beliebe. Er fragte also: “Was treibt das viele Volk mit so großem Eifer?” – “Es beraubt deine Stadt und verdirbt deine Güter.” Kroisos antwortete: “Es beraubt weder meine Stadt noch meine Güter – denn davon ist nichts mehr das Meinige, sondern sie rauben das, was nun dir gehört.” Diese Worte verursachten bei Kyros ein Nachdenken. (…) Läßt du es nun geschehen, daß sie große Güter rauben und behalten, so hast du wahrscheinlich diese Folgen zu befürchten: Von dem, welcher unten ihnen am meisten besitzt, mußt du erwarten, daß er sich gegen dich empöre. Gefällt dir also meine Rede, so mache es so: Stelle von deinen Trabanten einige Wächter an alle Tore, welche denen, die Güter heraustragen, diese abnehmen und sagen, es sei notwendig, dem Jupiter den Zehnten zu geben. Auf diese Art wirst du ihren Haß nicht auf dich laden, wenn du ihnen die Güter mit Gewalt abnimmst, und weil sie erkennen, daß du gerecht handelst, werden sie es willig tun» (Herodot I, 80–81). Kroisos wurde begnadigt und unter die Begleiter des Perserkönigs aufgenommen.
Eine Stelle in der Offenbarung des Johannes läßt erahnen, welche Güter eine damalige Großstadt zu bergen vermochte; es geht hier um das Ende Babylonias, um die Räumung einer gigantischen Schatztruhe: «Und die Kaufleute der Erde weinen und trauern über sie [die verwüstete Stadt]; denn ihren Vorrat kauft niemand mehr, den Vorrat an Gold und Silber und Edelsteinen und Perlen und Linnen und Purpur und Seide und Scharlach, und allerlei wohlriechendes Holz und allerlei Elfenbeingerät und allerlei Gerät von kostbarstem Holz und von Erz und Eisen und Marmor, und Zimt und Haarbalsam und Räucherwerk und Salbe und Weihrauch und Wein und Öl und Semmelmehl und Weizen und Lasttiere und Schafe, und die Menge der Pferde und Wagen und Sklaven – sogar Menschenseelen» (Offenbarung 18, 11–13).
Griechenland und Persien Zwischen 490 und 449 vor unserer Zeitrechnung ereigneten sich im östlichen Mittelmeergebiet entscheidende Schlachten zwischen Hellenen und Persern (Marathon 490; Thermopylen, die Seeschlacht bei Salamis47 – mit der Vernichtung der persischen Flotte –, Himera 480 und Plataiai in Böotien 479) –, sekundiert von kleineren Geplänkeln zu Land und zur See. Diese Waffengänge trugen den Hellenen entschei46
Auf diese eindrucksvolle Begebenheit hat schon Seneca hingewiesen (Seneca/Zimmermann, S. 66). In Salamis stand ein Siegesdenkmal, dessen Zustandekommen Verdienst des Themistokles war. Zur Schlacht: Kirsten/Kraiker 1957, S. 146–150. – Zur Übersicht: Pauly/Atlas, S. 89. 47
22 – Antike Schlachten, Belagerungen und Beuten dende Siege ein. Es ging um den «großen weltgeschichtlichen Zusammenstoß zwischen Persien und Griechenland» (Nestle 1944, S. 237). Dieser Konflikt, unter dem Gesichtswinkel der gegenseitigen Auswirkungen von Kriegsbeuten auf die jeweils andere Kultur, ist von Margaret C. Miller präzise erkannt und anhand von Bruchstücken aus der Perserbeute beschrieben worden. In unserem Zusammenhang geht es namentlich um das Kapitel Infusion and diffusion of alien goods: spoils of the Persian Wars (S. 29–62).48 Doch mag dabei nicht übersehen werden, daß das gering überlieferte archäologische Material eigentlich nur an wenigen, aus dem historischen Kontext herausgerissenen Einzelstücken nachgewiesen werden kann. Marathon. Der Dichter Aischylos war im September 490 bei Marathon und 480 bei Salamis als Mitkämpfer und Augenzeuge vor Ort: Er gestaltet überhaupt nicht Sage oder Mythos, sondern politische Geschichte der nahen Vergangenheit. «[Die Perser]49, das älteste überlieferte “historische Drama” der Weltliteratur und das einzige Beispiel dieser Gattung aus der griechischen Tragödie. «In jeder Hinsicht das Kernstück des Ganzen ist für ihn [Aischylos] die Schlacht von Salamis, die er durch einen Boten ausführlich berichten läßt.» Noch überhört man in der Trauer und Verzweiflung des persischen Kuriers den großartigen Siegesjubel der Griechen nicht: «dem griechischen Dichter wird der Schmerz des geschlagenen Gegners zur Ausdrucksmöglichkeit seines eigenen Stolzes als Sieger.»50 Was die Beute von Marathon anbetrifft, so schreibt Plutarch: «Bei Marathon wurde Aristeides mit seiner Phyle [seinen Landsleuten] als Wächter über die Gefangenen und die Beute zurückgelassen, und er machte seinem Ruf keine Unehre, sondern, obschon Silber und Gold in Massen da war und allerlei Gewänder und sonstige Güter in unbeschreiblicher Fülle in den Zelten und den eroberten Schiffen lagen, verlangte er doch weder selbst, etwas zu berühren, noch gestattete er es anderen, außer wenn manche sich hinter seinem Rücken bereicherten» (Plutarch, Aristeides 5 [I, S. 317]).51
48
Die Untertitel lauten: Infusion and diffusion of alien goods: spoils of the Persian Wars. – Infusion: Persian War spoils Iranian objects discovered in Greece. – Diffusion: division of the spoils. – Tracing the booty after capture. – Spoils and cultural exchange. 49 Es handelt sich um den Mittelteil einer Trilogie von 472 v. Chr., → Stoessel 1945. 50 Zitate von Stoessel 1945, S. 159 und S. 155. – Zur Schlacht: → Kirsten/Kraiker 1957, S. 143–145. 51 Für einen assyrischen Bronzehelm aus der Perserbeute in Olympia, siehe: Mallwitz 1972, Abb. 33 und Miller 2004, Abb. 5. – «Es war allgemeiner und keineswegs auf Zeus allein beschränkter Brauch, den Göttern aus der Kriegsbeute einen Anteil, den Zehnten, zu weihen. Aber nirgendwo, selbst in Delphi nicht, sind so zahlreiche Waffen gefunden worden, wie in alten Anschüttungen und Brunnen von Olympia. Die große Bedeutung, die die Griechen ihrem Gott Zeus am Ausgang einer Schlacht beimaßen, kann archäologisch nicht klarer bewiesen werden» (Mallwitz 1972, S. 24). – Die wenigen Beutestücke, die ohne Zweifel mit Marathon in Verbindung gebracht werden können, lassen gelegentlich vermuten, daß die Beute an sich gering war (Miller 2004, S. 31). Möglicherweise wurde Phidias’ Athena Promachos auf der Akropolis aus Marathon-Beutegewinnen finanziert (Miller 2004, S. 32). – Gauer 1968, S. 22–23.
Griechenland und Persien – 23 Auf dem Schlachtfeld von Marathon wurde vermutungsweise das erste in der Literatur erwähnte Tropaion52 vom Sieger Miltiades errichtet; davon legt nur noch der Grabhügel, in dem angeblich 192 gefallene Athener bestattet sind, ein Zeugnis ab. Die Maler Panainos und Polygnotos schmückten um 450 v. Chr. die Stoa Poikile in Athen mit Wandgemälden aus; Panainos malte die Schlacht von Marathon, die noch in lebendiger Erinnerung war. Im Jahr 480 konnte Xerxes, nach dem Sieg am Paß der Thermopylen53, Athen einnehmen und die Burg zerstören. Die Perser erbeuteten unter anderen Kunstwerken die Bronzegruppe Antenors von Harmodios und Aristogeiton, den beiden Freunden, die 514 aus Anlaß der Großen Panathenäen mit Messern den Tyrannen Hipparch ermordet hatten. Das Werk, ursprünglich auf der Agora zu sehen, soll nach Persien verschleppt, später von Antiochos den Athenern zurückgegeben worden sein.54 Teile der Basis mit Inschrift sind in der Gegend, in der sie nach Pausanias’ Reisebeschreibung gestanden haben müssen, wieder gefunden worden.55 Plataiai. In Böotien errangen die Griechen unter dem Befehl des spartanischen Feldherrn Pausanias im September 479 einen Sieg über die Perser unter Mardonios.56 Letzterer versuchte noch, Nachschub und Wasserversorgung der Feinde zu unterbinden, weil ihm selbst die Vorräte ausgingen, «[…] da er nur noch für wenige Tage Lebensmittel hatte…» (Plutarch, Aristeides, 15 [I, S. 329]). Die Griechen siegten, Mardonios fiel. Auf dem Schlachtfeld wurde geopfert, Trophäen verteilt und den Göttern Dank dargebracht. Laut Plutarch mußte die Zeltstadt der Gegner riesig gewesen sein.57 Entsprechend immens war die Beute (Miller 2004, S. 34). «Das gesamte Lager […] erstreckte sich längs des Asopoflusses in so gewaltiger Ausdehnung, daß es keine festen Grenzen hatte, nur um das Gepäck und die wertvollsten Sachen herum hatten sie eine viereckige Mauer gebaut, jede Seite zehn Stadien [etwa 1800 m] lang» (Plut-
52 Vom griech. trépein: wenden. Tropé ist Wende, Flucht. Das Tropaion steht als Symbol an der Stelle, wo der Feind den Rücken kehrte und zu fliehen begann. Das Tropaeum Alpium in La Turbie (siehe S. 48–49) hingegen ist nicht Denkmal einer einzelnen Episode, sondern erinnert an mehrere Ereignisse. – Pauly V, Sp. 986–987. Tropaion beinhaltet auch Herabwürdigung des Besiegten (so am Mal von → Adamklissi), wie es schon Thukydides beschreibt: Den gefallenen Feinden werden die Rüstungen abgenommen und damit ein Siegeszeichen errichtet (V, 10). 53 Pauly/Atlas, S. 88 (Nebenkarte [A1]). – Cartledge 2006. 54 Pausanias, S. 62. Angaben nach Meyer, S. 554. – Antenor, tätig in Athen um 530–um 480. Von der durch Kritios und Nesiotes 477/76 zum Ersatz geschaffenen Gruppe befindet sich eine Marmorkopie aus dem 5. Jh. in Neapel, Nationalmuseum. → Azoulay 2014. 55 Die sog. Wasserträgerin, eine Bronzefigur, die Themistokles in Sardes in einem Tempel als Beutegut entdeckte, kam hingegen nicht mehr nach Athen zurück. Es handelte sich um eine zwei Ellen hohe Mädchenfigur, die er, Themistokles, seinerzeit selbst geweiht hatte, als er in Athen Aufseher über die Wasserleitungen gewesen war. So berichtet es Plutarch (Themistokles 31 [I, S. 427]). Das athenische Beutestück konnte bislang nicht nachgewiesen werden. 56 Pauly/Atlas, S. 89 [C2]. 57 Den Hellenen standen bei Plataiai 60 000 bis 70 000 Mann des Großkönigs gegenüber. – Ebenso gigantisch war die höfische Infrastruktur: Miller 2004, S. 37.
24 – Antike Schlachten, Belagerungen und Beuten arch, Aristeides 11 [I, S. 325]); Herodot berichtet, daß die Landbevölkerung in Kisten Gold und Silber sowie “andere Schätze” fand (IX, 81). «Pausanias ließ ausrufen, daß sich niemand an der Beute vergreife, und er befahl, daß die Heloten dieselbe zusammentragen sollten. Diese verteilten sich im Lager und fanden mit Gold und Silber ausgeschmückte Zelte, mit Gold und Silber beschlagene Betten, goldene Becher, Schalen und andere Trinkgeschirre; auf den Wagen fanden sie Säcke, in welchen man goldene und silberne Kessel durchschimmern sah. Den toten Körpern nahmen sie Hals- und Armbänder und Schwerter ab, weil alles von Gold war; denn die bunten Kleider wurden gar nicht beachtet. Die Heloten entwendeten vieles und verkauften es den Äginetern, vieles aber, das sie nicht verstecken konnten, zeigten sie öffentlich. Daher erlangten die Ägineter einen großen Reichtum, indem sie Gold so wohlfeil, als ob es Kupfer wäre, von den Heloten kauften» (Herodot, IX, 78).
Nachdem die Beute zusammengetragen worden war, «nahmen sie den Zehnten für den Gott zu Delphi [Apollon]», «Gold, mit welchem der Dreifuß gefertigt wurde, der [in Delphi] auf der dreiköpfigen ehernen Schlange in nächster Nähe des Altars steht» (Thukydides I, 132).58 «Sie nahmen auch diesen Zehnten für den Gott zu Olympia [Zeus] heraus, von welchem sie einen zehn Ellen hohen Jupiter von Erz aufrichteten, desgleichen für den Gott auf dem Isthmus, von welchem ein Neptun sieben Ellen hoch, ebenfalls von Erz, gemacht wurde. Nachdem sie dieses herausgenommen hatten, teilten sie das übrige, und jeder bekam das, was er wert war, persische Kebsweiber, Gold und Silber sowie andere Güter und Lasttiere. Was aber denen, die sich bei Plataiai am besten gehalten haben, besonders gegeben worden ist, wird nicht gemeldet; ich glaub aber doch, daß ihnen etwas im Voraus gegeben wurde. Pausanias bekam von allen Arten der Beute zehn ausgesuchte Weiber, Pferde, Talente, Kamele und so auch von allen anderen Gütern» (Herodot, IX, 79). «Man erzählt auch, als Xerxes aus Griechenland geflohen sei, habe er Mardonius sein ganzes Feldlager hinterlassen. Als Pausanias diese Ausstattung des Mardonius, welche aus Gold und Silber sowie aus bunten Tapeten angefertigt war, gesehen habe, sei von ihm der Befehl erteilt worden, daß ihm die Bäcker und Köche eine ebensolche Mahlzeit wie für Mardonius zubereiten sollten; als dieses geschehen war und Pausanias die goldenen und silbernen wohlgepolsterten Lagerbetten und die goldenen und silbernen Tische und die ganz prächtige Anstalt zu der Mahlzeit gesehen hatte, sei er über die 58 1856 in Konstantinopel ausgegraben. Drei sich umeinanderschlingende Schlangen mit Inschrift, welche die Namen der gegen die Perser verbündeten griech. Staaten enthält. Die von ihnen getragene Schale ist verloren. – Das aus erbeuteten Bronzewaffen gegossene Mal wurde in Delphi dem Apollo geweiht und vor dessen Tempel errichtet; von Konstantin dem Großen nach Konstantinopel zurückgebracht, wo er sie im Hippodrom aufstellen ließ. Heute noch an diesem Ort; ein von Gaspare Fossati gefundenes Schlangenkopffragment im Istanbuler Archäologischen Museum. → Herodot IX, 81 – Die von Plutarch erwähnte Athena «auf einem bronzenen Palmbaum», gestiftet von Athen «aus der medischen Siegesbeute», auf den zur Zeit des Nikias, als warnendes Zeichen vor dem Syrakus-Abenteuer, Raben flogen und die goldene Frucht der Palme zerhackten und zur Erde warfen, paßt wohl in diesen Zusammenhang (Plutarch, Nikias 13 [II, S. 218]).
Philipp von Makedonien – 25 Schätze erstaunt gewesen, habe aber seinen Dieners befohlen, ihm eine lakedämonische Mahlzeit zuzubereiten; als nun diese viel schlechter war, soll Pausanias gelacht und die griechischen Kriegsobersten rufen haben lassen und bei Vorzeigung der zwei verschiedenen Mahlzeiten gesagt haben: “Ihr Freunde, ich habe euch rufen lassen, euch die Torheit des medischen Königs zu zeigen, der auf eine so herrliche Art leben kann und doch kommt, um uns, die wir so eine armselige Lebensart führen, zu überwinden.” Das soll er zu den griechischen Feldherren gesagt haben» (Herodot, IX, 80).
Im gleichen Jahr fand die Schlacht bei Mykale statt: Eroberung des Lagers und Vernichtung aller Schiffe. Es folgte, unter Kimons Führung, 465 der Doppelsieg am Eurymedon in Pamphylien (Pauly/Atlas, S. 39 [D3]); er bezwang Flotte und Landheer der Perser;59 es war eine entscheidende Schlacht des “Ersten Athenischen Seebundes”. Darauf folgte das Doppeltreffen bei Salamis auf Zypern (ibid., S. 197 [C3]); Sieg über die phönikisch-kilikische Flotte und die persischen Truppen, 449 v. Chr. Man vermutet, daß durch Einfuhr von persischen Beutestücken und Stoffen die Seide als Textil erstmals in Athen bekannt wurde (Miller 2004, S. 77–79). Es wird zudem diskutiert, ob in der Inszenierung der Panathenäen insofern persische Erinnerungen weiterleben, als sie den “höfischen”, das heißt in gleicher Weise den “göttlichen” Charakter des Athener Festes zu unterstreichen helfen (Miller 2004, S. 54).
Philipp von Makedonien Philipp (um 382–336 v. Chr.) wurde 359 König von Makedonien, ein Amt, das er bis zu seiner Ermordung innehatte. Er verwirklichte ein stehendes Heer und führte den fünf Meter langen Speer (sarissa) ein, der sich als Waffe noch in der Diadochenzeit dokumentieren läßt, selbst wenn er bei der Truppe nicht sonderlich beliebt war (da hinderlich beim Plündern). Die geographische Ausbreitung seiner Herrschaft erfolgte der thrakischen Küste entlang (348 Eroberung von Olynth; die Einwohner wurden als Sklaven verkauft). Im Süden griff Philipp in das Bundesgebiet der Athener ein. Auf einer Nationalversammlung zu Korinth (Korinthischer Bund) ließ er sich zum uneingeschränkten Feldherrn der Griechen gegen die Perser (sowie gegen Athener und Thebaner) wählen. Chaironeia. Seine territorialen Ambitionen rechtfertigte Philipp mit dem Sieg bei Chaironeia. Am Rande der westlichsten Stadt Boiotiens – der Heimat Plutarchs – holte er sich im Verlauf der Expansionspolitik den entscheidenden Triumph über das Koalitionsheer der Thebaner und Athener (1. August oder 1. September 338).60 Der 59
Aus Beutemitteln wurde, nach dem Sieg am Eurymedon, die Südwand der Athener Akropolis befestigt (Miller 2004, S. 40). – Beutegelder benutzte der Staat öfters für sonst nicht budgetierte oder budgetierbare öffentliche Aufgaben (Miller 2004, S. 44). 60 Pauly/Atlas, S. 99 [C3].
26 – Antike Schlachten, Belagerungen und Beuten junge Alexander, damals siebenundzwanzig Jahre alt, kämpfte neben seinem Vater. Die weiter unten eingefügte Szene, von Plutarch überliefert, bezieht sich auf diese Schlacht. Für Chaironeia wird allerdings keine Beute überliefert, doch die Erwähnung des Schauplatzes empfiehlt sich insofern für einen kulturgeschichtlichen Hinweis, als ein Schlachtendenkmal erhalten ist: der Löwe von Chaironeia, auf dem Grab der Thebaner wachend (Exkurs II, S. 121). Die Schlacht an den Hundsköpfen (Kynokephaloi) in Thessalien, die Philipp V. gegen Flaminius – trotz einer Armee von 26 000 Mann und einer Elephantentruppe – im Jahr 197 v. Chr. verloren hatte, beendete nicht nur die makedonische Herrschaft in Griechenland, sondern wird in der Überlieferung auf Grund einer Beute genannt. Nach dem Sieg der Römer «ging Philipp in Richtung auf das Tempe-Tal zurück. […] Die Römer verfolgten die Fliehenden ein Stück, zogen dann den Toten die Rüstungen aus oder sammelten die Gefangenen ein, die meisten machten sich daran, das feindliche Lager zu plündern. Dort aber fanden sie bereits die Aetoler vor, die ihnen zuvorgekommen waren. Sie fühlten sich um die ihnen zukommende Beute betrogen und beklagten sich beim Feldherrn über die voreiligen Plünderer: ihnen persönlich mute er die Gefahren zu, jenen überlasse er jedoch die Beute. Für jetzt kehrten sie in ihr eigenes Lager zurück, wo sie übernachteten; dann brachten sie die Gefangenen zusammen und sammelten die übrigen Rüstungen und marschierten dann weiter auf Larisa. Von den Römern waren etwa siebenhundert gefallen, von den Makedonen im Ganzen gegen achttausend und nicht weniger als fünftausend in Gefangenschaft geraten.»61
Alexander der Grosse Die geschichtliche Überlieferung stützt sich teils auf die klassischen spätantiken Historiographen, teils auf ein halbliterarisches und anonymes Werk: Leben und Taten Alexanders von Makedonien, eine viel gelesene Unterhaltungslektüre, an der im Laufe der Zeit mehrere Redakteure ihre Spuren hinterlassen haben. «Nach der Bibel ist der Alexanderroman das weitestverbreitete Werk der Weltliteratur gewesen.»62 Alexander genoß bereits zu Lebzeiten gottähnliche Verehrung (→ Balsdon 1978). Um die Mitte des 4. Jahrhunderts entbrannten innergriechische Streitigkeiten in der Folge des sich territorial stetig ausdehnenden Emporsteigens Makedoniens, das mit Alexanders Vater Philipp II., seinen Anfang genommen hatte. Nennenswert ist eine Begebenheit aus dem Dritten Heiligen Krieg (355–346) gegen die Phoker, denen, wegen Nutzung des Apollo geweihten Landes in der delphischen Hafenstadt von Kirrha (beim heutigen Itea), von den Amphiktyonen auf Betreiben Thebens, im Jahre 356 eine unerschwingliche Geldbuße auferlegt worden war. Unter Philomelos’ Füh61
Polybios XVIII, 27 [S. 962–963]. Alexanderroman/Thiel, S. XXXII. Als möglicher Ur-Autor wird bisweilen der Pseudo-Kallisthenes genannt. → Ausfeld 1907. → Weinreich 1911. 62
������������������� – 27 rung besetzten sie Delphi, worauf der Dritte Heilige Krieg gegen sie beschlossen wurde. Die Phoker, in deren Gebiet das Apollo-Heiligtum lag, gewannen anfangs durch eine “Anleihe” beim delphischen Tempel, später durch handgreifliche Plünderung der dortigen Schätze, welche der notwendigen Anwerbung großer Söldnermassen dienten (angeblich 10 000 Mann).63 Doch Theben verlor; die Stadt wurde erobert und dem Erdboden gleichgemacht (Plutarch, Alexander 11 [V, S. 19–20]). Alle Einwohner verkaufte man als Sklaven (servi): «Es waren etwa 30 000 Menschen; gefallen waren über 6000» (Plutarch, ibid.). Der gleiche Schriftsteller überliefert etwas später eine Begebenheit, gleichsam ein Nachspiel zu Chaironeia: «In all diesem Unglück und diesen Greueln […] geschah es, daß ein Haufen Thraker in das Haus einer vornehmen und tugendhaften Dame namens Timokleia eindrang. Die Soldaten plünderten die Habe, ihr Anführer vergewaltigte die Frau und fragte sie dann, ob sie irgendwo Gold und Silber versteckt habe. Sie bejahte dies und führte ihn allein in den Garten und zeigte ihm einen Brunnen. Dort habe sie bei der Eroberung der Stadt ihre wertvollsten Schätze hineingeworfen. Der Thraker bückte sich und spähte hinunter, da stieß ihn die Frau von hinten in den Brunnen hinab und warf so viele Steine auf ihn, bis er tot war. Die Thraker schleppten sie gefesselt vor Alexander […]. Als der König sie dann fragte, wer sie sei, antwortete sie: “Ich bin die Schwester des Theagenes, der für die Freiheit Griechenlands gegen Philipp gekämpft hat und als Feldherr in der Schlacht von Chaironeia gefallen ist.” Voller Bewunderung über ihre Antwort und ihre Tat gab Alexander Befehl, Frau und Kinder freizulassen» (Plutarch, Alexander 12 [V, S. 20]).
Auf Grund solcher Überlieferungen vermochte sich Alexander, dank besonnener Menschlichkeit, im Mittelalter unter die verehrten und gefeierten “Neun Helden” einzureihen.64 Die gleiche Tonlage, die seine guten Charakterseiten vorteilhaft hervorhebt, findet sich beispielsweise in einer späteren Szene, in der Dareios’ Boten um 63
Diodorus Siculus, Bibliotheke 16, 28 ff. – Zum «Tempelraub in großem Stil»: Burckhardt 1952, Bd. III, S. 190. – Später eignete sich auch Sulla Tempelschätze Griechenlands an und ließ aus Epidauros und Olympia die kostbarsten Weihgaben abtransportieren (Plutarch, Sulla 12 [III, S. 62–63]). – Vgl. auch Livius XXVIII, 36 f. – In Ciceros de legibus wird festgehalten: «Für den Tempelräuber ist eine Strafe festgelegt, und zwar nicht allein für den, der ein heiliges Gerät, sondern auch für den, der an heiliger Stätte aufbewahrtes Gut entwendet. Dies kommt auch jetzt noch in vielen Heiligtümern vor. Alexander soll in Kilikien in der Stadt Soloi Geld im Heiligtum verwahrt haben, und Kleisthenes aus Athen soll der Hera von Samos die Mitgift seiner Töchter anvertraut haben, da er als berühmter Mann um sein Vermögen fürchten mußte» (II, 40–41). Der Übersetzung liegt die Ausgabe von Karl-Heinz Ziegler 21950 zugrunde. – Auf dem Zug durch Kleinasien gegen Attalos wütete Philipp V. von Makedonien besonders grausam vor Pergamon gegen die Götter. Die Stadt wehrte sich erfolgreich, «aus dem Land aber war keine Beute zu holen, da Attalos in dieser Hinsicht alle Vorkehrungen getroffen hatte. Infolgedessen ließ er seine Wut an den Götterbildern und heiligen Bezirken aus, ein Frevel, den er, wie ich meine, nicht sowohl an Attalos wie an sich selbst beging. Nicht nur riß er die Tempel und Altäre nieder oder legte sie in Schutt und Asche, sondern zertrümmerte sogar die Steine, um einen Wiederaufbau der zerstörten Anlagen unmöglich zu machen» (Polybios XVI, 1 [S. 899]). – In der röm. Geschichte dürfte die größte Tempelplünderung unter Nero nach dem Brand von Rom (64 n. Chr.) stattgefunden haben, um den Wiederaufbau der Stadt zu finanzieren. 64 Wyss1957, S. 73 –106. – Rorimer/Freeman 1953. → “Neun Helden”. – Zu den Bildnissen Alexanders → Schwarzenberg 1976.
28 – Antike Schlachten, Belagerungen und Beuten ihr Leben bangen: «Alexander sagte zu ihnen: “Jetzt fürchtet ihr die Strafe und fleht um euer Leben, darum gebe ich euch frei. Denn ich habe nicht die Absicht, euch zu töten, sondern den Unterschied zwischen einem griechischen und einem Barbarenkönig aufzuzeigen. Fürchtet also kein Übel von mir, denn ein König tötet keinen Boten”» (Alexanderroman/Thiel, S. 55 und 57). Alexander, Antigonos Gonatas und dessen Sohn Demetrios – Enkel des Demetrios Poliorketes (des “Städtebelagerers”) – brachten es in der Tat fertig, das üblicherweise sinnlose Morden einzudämmen und dem Feind gegenüber mehr Ritterlichkeit walten zu lassen. Früher war es ja üblich, nach der Eroberung einer Stadt, die Männer zu töten, sowie Frauen und Kinder zu verkaufen; Sklavenhandel (negotiatio venaliciaria) blieb ein blühendes, da einträgliches Geschäft; wir kommen im Exkurs I darauf zurück. Zu Alexanders Zeit wird dies in einen allgemeinen Verkauf aller Gefangener gemildert (Polybios 2, 58 [S. 170–171]). Man eroberte eine Stadt, um Gewinn aus ihr zu ziehen, nicht um sie in eine Wüste zu verwandeln. Als 279 v. Chr. die Gallier in Griechenland einfielen, beklagten sich griechische Städte bitter über die wiederkehrende, primitiv anmutende “Grausamkeit”, die sich nach Alexander erneut durchzusetzen begann (Polybios 18, 3 [S. 939–940]; 23, 15 [S. 1091–1092]). Auch wurden früher “heilige Stätten” – Tempel und ihre Umgebung – vom Krieg ausgenommen und verschont. Städte warben geradezu um diese rettende Gunst, “heilig” zu sein, voran die Insel Delos, dann im Jahr 240 Magnesia am Mäander, Milet und Chalkedon (nach Tarn 1966, S. 94–95). Als Antiochos III. vergebens versucht hatte, Xanthos einzunehmen, erklärte er die lykische Stadt rundheraus für “heilig”, um sein Gesicht zu wahren, als er sieglos und unverrichteter Dinge wieder abziehen mußte (Tarn 1966, S. 96). Granikos und Issos. Nach den Erfolgen Alexanders am Granikos im Mai/Juni 334 und bei Issos 333, verlor der Perserkönig Dareios, wie vor allem Plutarch berichtet, in seinen Lagern Tausende von Rüstungen, Trinkgefäße, Purpurkleider, Zelte sowie zahllose Kostbarkeiten. Droysen faßt die Situation zusammen: «Das reiche persische Lager fiel in Alexanders Hände, die Beute des Sieges teilte er mit seinen Bundesgenossen; seiner Mutter Olympias schickte er von den goldenen Bechern, purpurnen Teppichen und anderen Kostbarkeiten,65 die in den Zelten der persischen Fürsten gefunden waren; er gebot, zum Andenken der fünfundzwanzig Ritter, die zuerst im Kampfe gefallen waren, ebenso viele Bronzestatuen von dem Bildhauer Lysippos gießen und in Dion aufstellen zu lassen. Er sandte dreihundert Schilde nach Athen mit der Aufschrift: “Alexander, Philipps Sohn, und den Griechen mit Ausnahme der Lakedemonier von den Barbaren in Asien» (Droysen 1952, S. 128: nach Plutarch, Ale xander 16 [V, S. 25]). «Die Beute, die man [bei Issos] machte, war, außer dem üppigen Prunke des Lagers und den kostbaren Waffen der persischen Großen, an Geld und Geldeswert nicht bedeutend, da die Schätze, die Feldgerätschaften, die Hofhaltungen des Großkönigs und der Satrapen nach Damaskos gesendet waren» (Droysen 1952,
65
So auch der Alexanderroman/Thiel, S. 41.
������������������� – 29 S. 171).66 Parmenion bemächtigte sich ihrer jedoch etwas später. «Aber die Königinmutter Sizygambis, die Gemahlin des Dareios und deren Kinder fielen mit dem Lager, in dem sie über der Verwirrung der Flucht vergessen worden waren, in des Siegers Hand.67 Als Alexander, von der Verfolgung der Fliehenden zurückgekehrt, mit seinen Offizieren im Zelte des Dareios abends speiste, hörte er das Wehklagen und Jammern weiblicher Stimmen in der Nähe und erfuhr, daß es die königlichen Frauen seien, die Dareios für tot hielten, weil sie sahen, wie sein Wagen, sein Bogen und Königsmantel im Triumph durch das Lager gebracht worden waren» (Droysen 1952, ibid.). Nach der Schlacht bei Issos schickte Alexander Truppen nach Damaskus und bemächtigte sich der Schätze, des Gepäcks, der Frauen und Kinder der Perser. «Die größte Beute machten dabei die thessalischen Reiter. Denn diese Männer, die sich in der Schlacht ganz besonders ausgezeichnet hatten, sandte er mit Absicht dorthin mit dem Willen, daß sie sich bereichern sollten. Aber auch das übrige Heer belud sich mit Beute, und die Makedonen, die jetzt zum ersten Mal das Gold und Silber, die Frauen68 und den üppigen Lebensstil der Barbaren zu kosten bekamen, machten sich eilends daran, wie Hunde, die eine Fährte gefunden haben, ihr nachzugehen und den persischen Reichtum aufzuspüren» (Plutarch, Alexander 24 [V, S. 35–36]).
Erwähnung verdient die Nachricht von dem Kästchen, das den Beutemeistern als besonders kostbares Stück erschien; sie überbrachten es Alexander. «Da fragte er seine Freunde, welcher Wertgegenstand ihrer Meinung nach am besten hineingelegt werden sollte. Da nun vielerlei Vorschläge gemacht wurden, sagte er selbst, er werde die Ilias hineinlegen und darin bewahren. Das haben nicht wenige glaubwürdige Gewährsmänner bezeugt» (Plutarch, Alexander 26 [V, S. 38–39]). Jacob Burckhardt kommentierte: «… hellenischer Geist sollte in orientalischen Reichtum hineingefaßt werden» (Burckhardt 1952, Bd. III, S. 265). Es folgten die blutigen Einnahmen von Tyros und Gaza im Juli 332 v. Chr., wo den Siegern, nach Metzeleien, üppige Beute gelang.69 Es handelte sich dabei vor allem um kostspielige arabische Spezereien, für die Gaza Stapelplatz und Umsatzhafen war. Plutarch fügt an seinen Bericht nachstehende Überlieferung an: «Unter den Beutestücken von Gaza […] sandte er [Alexander] auch seinem Pädagogen Leonidas fünfhundert Talente Weihrauch und hundert Talente Myrren [ein Gewichtstalent = 26 kg] in Erinnerung an eine in seiner Knabenzeit gefaßte Hoffnung. Denn Leonidas hatte einmal, als Alexander bei einem Opfer mit beiden Händen in das Räu66 Plutarch berichtet allerdings, der größte Teil des Trosses sei von Dareios in Damaskus zurückgelassen worden (Plutarch, Alexander, 20 [V, S. 31]). 67 Dareios’ Gattin starb kurz darauf bei der Geburt eines Kindes. Alexander bereute hinterher, eine so schöne Gelegenheit vertan zu haben, ihr gegenüber nicht genügend Großmut bewiesen zu haben (Plu tarch, Alexander, 30 [V, S. 44]). 68 Erwähnt wird gelegentlich Alexanders Harem, so der Alexanderroman/Thiel, S. 95. Von Eunuchen und Haremswächtern ist die Rede bei Plutarch, Alexander 30 [V, S. 44]. 69 Dazu: Burckhardt 1952, Bd. III, S. 265.
30 – Antike Schlachten, Belagerungen und Beuten cherwerk griff und es aufs Feuer warf, zu ihm gesagt: “Wenn du Herrscher über das Gewürzland sein wirst, Alexander, kannst du so verschwenderisch räuchern; jetzt gehe sparsam mit dem um, was da ist!” Daher schrieb Alexander jetzt an ihn: “Wir haben dir Weihrauch und Myrren im Überfluß geschickt, damit du aufhörst, den Göttern gegenüber zu knausern”» (Plutarch, Alexander 25 [V, S. 38]).
Gaugamela und Persepolis.70 Weitere Beute konnte nach der Schlacht auf der Ebene von Gaugamela am 1. Oktober 331 eingebracht werden – ein bemerkenswerter Sieg Alexanders insofern, als Dareios angeblich mit einer Million Mann im Anmarsch war (Plutarch, Alexander 31 [V, S. 46]). In Gaugamela setzten die Perser, soweit die Quellen dies vermuten lassen, zum ersten Mal Elefanten ein. Für die Anwesenheit dieser Tiere (meist aus Indien importiert und von vielen Menschen damals noch nie mit eigenen Augen gesehen), lese man die Anekdote bei Plutarch (Pyrros 20 [VI, S. 33]). Im Kampf scheuten vor allem die Pferde vor den unbekannten Kolossen zurück. Elefanten wehrten sich ihrerseits, ein Nachteil dieses Kampfmittels, reißende Ströme und Bäche zu durchschreiten.71 Dareios verlor seinen Wagen, Bogen und Schild, sein eigenes und seiner Großen Feldgerät. «Mit diesem Ausgang der Schlacht galt die persische Macht als vernichtet. Alexander ließ sich zum König von Asien proklamieren, hielt Opferfeiern für die Götter ab und beschenkte seine Freunde mit Schätzen, Häusern und Statthalterposten» (Plutarch ibid., 34 [S. 51–52]). Nach dem Sieg bei Gaugamela (Arbela) 331 «besaß Alexander, was ihm Mittel zur Weltherrschaft werden konnte, die Schätze Persiens und damit eine unbeschränkte Möglichkeit der Truppenwerbung» (Burckhardt 1952, Bd. III, S. 267). Auf dem Zug nach Persepolis, im Jahr 330, fanden seine Armeen, am Ziel angekommen, noch Tausende von Talenten Gold und Silber. Unzählige Prachtgewebe sowie hier angehäufte Kostbarkeiten wurden den schon eingeheimsten Trophäen hinzugefügt. «Man erzählt, daß zehntausend Paar Maultiere und dreitausend Kamele nötig gewesen [waren], um sie von dannen zu bringen» (Droysen 1952, S. 230). «In Susa fanden sich im Königspalast 40 000 Talente gemünzten Geldes und unbeschreibliche Mengen an Einrichtungsgegenständen und sonstigen Kostbarkeiten. Er soll 5000 Talente Hermionischen Purpurs72 aufgespürt haben, der seit 190 Jahren dalag, aber immer noch seinen frischen Glanz bewahrt hatte. 70
Pauly/Atlas, S. 113 [D2] und ibid. [E3]. → Kromayer/Veith 1928, S. 140. – Verbände konnten bis zu 500 Kriegselefanten umfassen. Sie wurden von den Römern vereinzelt noch in Gallien eingesetzt; berühmt die Alpenüberquerung Hannibals mit Elephanten, von denen jedoch nur ein einziger überlebt haben soll. – Poros hat in seiner Armee am Ganges angeblich über 6000 Kriegselefanten verfügt (Plutarch, Alexander, 62 [V, S. 84]); von 80 000 Reitern und 8000 Streitwagen ist die Rede (ibid.). – Kurz vor dem Kampf gegen Poros verlor Alexander sein Lieblingspferd an Altersschwäche, Bukephalos, zu dessen Andenken er Bukephala am Hydaspes gründen wird (Pauly/Atlas, S. 113 [G2]). 72 Hermione, Stadt in der Argolis (vgl. Pauly II, Sp. 1077–1078). Wichtig für Purpurfischerei (Tritonshörner, Stachel- und Purpurschnecken). Setzt man deren Saft der Sonne aus, so ändert sich die Farbe bis zu einem unvertilgbaren Violett. 71
������������������� – 31 Deinon [von Kolophon] berichtet, die persischen Könige hätten außer anderem auch Wasser aus dem Nil und aus der Donau herbringen und in ihrem Schatz aufbewahren lassen, gleichsam als Bestätigung für die Größe ihres Reiches und ihre Herrschaft über alle Völker» (Plutarch, Alexander 36 [V, S. 54]). In der Folge wird außerdem von einem überwältigenden Geldsegen in Persepolis berichtet (ibid.). Reichtümer verteilte man an Freunde und Leibwächter. Alexanders Truppen. Philipps Armee zählte bei ihrer Übernahme durch seinen Sohn «20 000 Männer, 8000 gepanzerte Reiter, 15 000 Fußsoldaten, 5000 Thraker, 30 000 Amphiktyonen, Spartaner, Korinther und Thessaloniker. Als er [Alexander] alle Anwesenden zusammenzählte, ergaben sich 70 000 Mann, dazu 6590 Bogenschützen» (Alexanderroman / Thiel, S. 39).73 Das Heereswesen «war von Alexander auf eine höchste Stufe der Vollkommenheit gebracht worden, und eine stolzere Truppe als sein Agema [die makedonische Leibwache], welches nun ungefähr einem ersten Garderegiment entsprach, und seine berittenen Genossen (hetairoi [Freunde und Gefährten]) gab es nicht, wie auch die von Philipp vererbte Phalanx, die an Manövrierfähigkeit unübertroffen war; Makedonier, Söldner und eingedrillte Orientalen waren hier zu einem großen Heeresorganismus vereinigt» (Burckhardt 1952, Bd. III, S. 324). Alexander ging höchst umsichtig mit Truppen und Offizieren um. «Vor der Überschreitung des Hellespont erkundigte er sich nach den Verhältnissen seiner Kampfgefährten und vermachte dem einen ein Grundstück, dem andern ein Dorf, einem dritten die Erträge einer Gemeinde oder eines Hafens […]. Als schon fast alle königlichen Güter vergeben und verschrieben waren, sagte Perdikkas: “Und was behältst du für dich übrig, König?”, und als er erwiderte: “Die Hoffnungen”, sagte Perdikkas: “Werden wir daran nicht ebenso teilhaben, die wir mit dir ins Feld ziehen?” und lehnte den ihm überschriebenen Besitz ab. Das taten daraufhin auch einige der anderen Freunde. Aber denen, die annahmen und baten, schenkte der König freigebig und gab durch diese Verteilung den größtem Teil seines Vermögens in Makedonien weg» (Plutarch, Alexander 15 [V, S. 23]).
Nach der Schlacht von Gaugamela ließ sich Alexander zum König von Asien ausrufen, «veranstaltete prachtvolle Opferfeste für die Götter und schenkte seinen Freunden Reichtümer, Paläste und Statthalterschaften» (ibid., 34 [S. 51]). «Er sandte ferner den Krotoniaten nach Italien einen Teil der Siegesbeute, um den hohen Mut und die Tapferkeit des Athleten Phayllos zu ehren, der zur Zeit der Perserkriege, als die anderen Griechen in Italien das Mutterland aufgegeben hatten, auf selbstausgerüstetem Schiff [von Kroton] nach Salamis gefahren war, um an der Gefahr teilzunehmen» (ibid. [S. 52]). 73
Burckhardt spricht, sich auf Plutarch beziehend (siehe folgende Fußnote), von einer Truppenreduktion auf 30 000 Mann zu Fuß und 5000 Reiter. «Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, es mit Söldnern bedeutend zu vermehren, aber er nahm deren nur 5000 mit, weil die Verpflegung mit wenigen sicherer war» (Burckhardt 1952, Bd. III, S. 201).
32 – Antike Schlachten, Belagerungen und Beuten Alexanders Streitmacht war nicht nur eine militärisch gut laufende Maschine.74 «Sie umschloß noch andere Elemente, andere Funktionsträger; sie bildete eine höchst eigentümliche Welt für sich: Das Feldlager war zugleich Hoflager, umschloß die zentrale Verwaltung des ungeheuren Reiches, dessen obersten Zivildienst, das Kassenwesen, die Intendaturgeschäfte, die Vorräte für Bewaffnung und Bekleidung der Armee, für Unterhalt der Menschen und Tiere, den Lazarettdienst mit Feldärzten.»75 Das Heer begleiteten Händler, Techniker, Schanzarbeiter, Lieferanten und Kleinhandwerker, Spekulanten aller Art sowie nicht wenige Literaten, «die nicht bloß als Lehrer der jungen Herren vom Adel bestimmt waren, sondern auch als Chronisten».76 Ebenso gab es Gäste, hellenische und Asiaten, Laien und priesterliche, Übersetzer und Dolmetscher. An einem Troß von Weibern wird es nicht gefehlt haben. «Kurz, dies Feld- und Hoflager war gleichsam die bewegliche Residenz des Reichs, der mächtige und mächtig pulsierende Schwer- und Mittelpunkt desselben, der sich von einem Lande zum andern schob und weilend wie weitereilend sein Machtgewicht wirken ließ» (Droysen 1952, S. 277–278).77 Aus einer späteren römischen Situationsbeschreibung weiß man, daß Lucullus in seiner Armee neben den kombattanten Truppen noch «Wege- und Brückenbauer, Flußreiniger, Holzfäller und Werkleute für andere Arbeiten hatte […], die, hinter der kämpfenden Truppe aufgestellt, dem Ganzen zugleich ein bedeutenderes Aussehen und Stärke verliehen» (Plutarch, Lucullus 26 [II, S. 74]). Doch mußte Lucullus seinen Feldzug aufgeben: die Truppen folgten ihm nur widerwillig, da die Soldaten «schon infolge des erworbenen Reichtums [an Beutestücken] und ihres Wohllebens den Kriegsdienst als Last empfanden und nach Ruhe verlangten» (ibid., S. 80). Überwältigende Beuten zeitigten schon unter Alexander gefährliche Auswirkungen: «Er [Alexander] mußte nun sehen, daß seine Umgebung in jedem erdenklichen Luxus schwelgte und in unwürdiger Weise verschwenderische Pracht in ihrer Lebensweise und all ihrem Aufwand an den Tag legten. So trug Hagnon, ein Mann aus Teos, Nägel aus Silber in den Schuhen, Leonatos ließ sich für seine sportlichen Übungen Sand aus Ägypten auf Kamelen herbeischaffen, Philotas hatte sich zu den Jagden Netze von 100 Stadien Länge beschafft. Zum Salben und Baden benötigten sie jetzt mehr Myrrhenöl [aus Baumharzen] als früher einfaches Öl, und Masseure und Kammerdiener gehörten zu ihrem Gefolge. Da wies er sie in aller Ruhe zurecht und appellierte an ihre Vernunft, 74 Als Alexander gegen Dareios zog, wird «seine Truppenstärke von denen, die die geringste Zahl nennen, mit 30 000 Fußsoldaten und 4000 Reitern angegeben, diejenigen aber, die die höchste Zahl angeben, sprechen von 43 000 Fußsoldaten und 5000 Reitern» (Plutarch, Alexander 15 [V, S. 22]). Dareios’ Truppenstärke wird auf 600 000 Mann veranschlagt (Plutarch, ibid. 18 [V, S. 28]). 75 Für ein röm. Beispiel: Settis 1988, S. 316. 76 Droysen denkt wohl an die Bematisten: Beamte in Alexanders Stab, die Tagebuch zu führen hatten mit Beschreibungen der vom Feldzug berührten Gebiete (FGrHist Nr. 119–123). Bei Plutarch erfährt man, daß Xerxes vor der Schlacht von Salamis «eine große Zahl von Schreibern um sich versammelte, deren Aufgabe es war, das Kampfgeschehen aufzuzeichnen» (Plutarch, Themistokles 13 [I, S. 407]). – Nicht zu vergessen sind die Botaniker, die von der Wüstennatur Gedrosias auf dem Rückmarsch von Indien fasziniert waren (→ Pauly/Atlas, S. 87 [F/G3]. 77 Zu Alexanders persönlicher Ausrüstung: Plutarch, Alexander, 32 [V, S. 49].
������������������� – 33 indem er sagte, er müsse sich wundern, einmal darüber, daß sie nach so vielen schweren Kämpfen, die sie bestanden hätten, dieses eine vergessen hätten: daß nämlich die, die andere überwältigt hätten, besser schliefen als die Überwältigten. Und dann darüber, daß sie bei einem Vergleich ihrer Lebensart mit der persischen nicht sähen, daß nichts sklavischer sei, als im Luxus zu ersticken, nichts aber königlicher, als sich anzustrengen. Ja, wie kann wohl einer noch darangehen, selbst sein Pferd zu versorgen oder Lanze und Helm zu putzen, wenn er es nicht mehr gewöhnt ist, selber Hand an das zu legen, was doch jedem das Liebste ist, nämlich der eigene Leib?» (Plutarch, Alexander 40 [V, S. 58–59]).
Solche Überlegungen hatten Auswirkungen: «Alexander war nun im Begriff, den Zug nach Indien anzutreten, und er stellte fest, daß sein Heer mit einer Menge von Beutestücken bepackt war und nur schwer vorwärts kam. Daher ließ er bei Tagesanbruch, als die Wagen schon beladen waren, zuerst seine eigenen und die seiner Freunde in Brand stecken, dann befahl er, selbst die Wagen der Makedonen anzuzünden.78 Diesen Plan zu fassen, war ein größeres Risiko als seine Ausführung. Denn nur wenige machte es dadurch verdrossen, die meisten erhoben ein lautes Beifallgeschrei und gaben denen das Notwendigste ab, die etwas brauchten, das Überflüssige aber warfen sie selbst in die Flammen und vernichteten es. Das erfüllte Alexander aufs Neue mit Mut und Tatkraft» (Plutarch, ibid., 57 [S. 77–78]).79
Alexanders Überlebensstrategien. Zu den logistischen Problemen jeder großen Armee gehört der nie enden wollende Kampf gegen einen besonders beharrlichen – heimlichen und nicht einmal sichtbaren! – Begleiter: gegen den knurrenden Magen. Seine Sättigung drängte selbst strategisch geplante Kalkulationen in den Hintergrund und zwang die Verantwortlichen zu sofortigem Handeln; entsprechend improvisierte Anstrengungen, meist zu militärischer Unzeit, vermochten die Ernährung der Truppe im letztmöglichen Augenblick zu sichern.80 Wir werden bei Caesar auf das Problem zurückkommen. Das Heer Alexanders nährte sich von den Angeboten der jeweiligen Landschaft; Versorgung aus Makedonien gab es nicht, selbst wenn General Antipatros genannt wird, der sich während Alexanders Perserzug als Reichsverweser namentlich um den Nachschub zu kümmern hatte. Als der Eroberer die Küste des Schwarzen Meers erreichte, gingen den Truppen die Nahrungsmittel aus, 78
Plutarch findet dieses Vorgehen so lobenswert, daß er in der Vita des Aemilius (12 [IV. S. 140]) nochmals darauf zu sprechen kommt. Die Szene dient ihm dazu, die Geldgier des Perseus von Makedonien zu geißeln. 79 Von Lucullus’ Truppen meldet Plutarch einmal, daß die Römer nach einer erfolgreichen Schlacht «nicht nur des Mordens, sondern auch des Fangens und des Wegschleppens von Beute jeder Art müde wurden» (Plutarch, Lucullus 31 [II, S. 83]). 80 Siehe beispielsweise Mardonios (492 v. Chr., zu Beginn der Perserkriege), der angreifen mußte «nicht in Hoffnung und Siegeszuversicht, sondern aus Mangel am Nötigsten» (Plutarch, Aristeides 15 [I, S. 330]), denn er verfügte nur noch für wenige Tage über notwendige Lebensmittel – eine Beute war überfällig.
34 – Antike Schlachten, Belagerungen und Beuten «so daß sie alle vor Hunger zu sterben drohten. Da ersann Alexander in seiner Klugheit einen unerhörten Ausweg: Er ließ alle Reitpferde zusammenholen, schlachten, abhäuten, braten und verzehren, und sie sättigten sich und erholten sich vom Hunger. Sie sprachen aber: “Wie kann Alexander unsere Pferde töten? Für den Augenblick haben wir uns zwar an Nahrung gesättigt, doch in einer Reiterschlacht sind wir wehrlos”. Das hörte Alexander; er ging in das Lager und sprach: “Kameraden, wir haben die Pferde, obwohl sie zum Kriege dringend nötig sind, geschlachtet, um uns mit Nahrung zu sättigen. Ein Übel, das durch ein geringeres aufgehoben wird, verursacht weniger Kummer. Sobald wir ein anderes Land betreten, werden wir leicht andere Pferde finden; wenn wir aber vor Hunger umkommen, werden wir vorerst keine anderen Makedonen finden.” Er beruhigte das Heer und zog zu einer anderen Stadt» (Alexanderroman/Thiel, S. 67).
Auf dem Rückmarsch aus Indien ereilte Alexander bereits westlich der IndusMündung die bekannte Not: «Er erlitt so schwere Mannschaftsverluste, daß er nicht einmal ein Viertel seiner Streitmacht aus Indien zurückbrachte. Dabei hatte das Fußvolk hundertzwanzigtausend, die Reiterei an fünfzehntausend Mann betragen. Aber schwere Krankheiten, schlechte Verpflegung, trockene Hitze und vor allem der Hunger rafften den größten Teil von ihnen dahin […]» (Plutarch, Alexandros 66 [V, S. 88]). Hunger war indessen auch ein “ziviles” Problem. Plutarch schildert andernorts etwa die Notlage der Athener unter Sulla: Menschen verschlangen das um die Akropolis wuchernde Jungfernkraut und weichgekochte Schuhsohlen, während die Römer schamlos praßten (Plutarch, Sulla 13 [III, S. 65]). ✳ Wenn in der vorhergehenden Übersicht die arabische Welt kaum Berücksichtigung findet, so bedeutet dies nicht, daß es dort keine exempla für Kriegsbeuten gegeben hätte. Unter dem Propheten Mohammed fand 624 im Badr-Tal, südwestlich von Medina (al-Madina), eine siegreiche Schlacht statt, die ebenfalls große Beute einbrachte. Sie blieb insofern im mohammedanischen Gedächtnis haften, als ihre Teilung zum Vorbild wurde in den späteren arabischen Eroberungen (Ronart / Ronart 1959, S. 87). Ebenso günstig verlief die Schlacht von Hunayn (Honein bei Mekka). Laut den Biographen des Propheten kamen die meisten Feinde um; 6000 Frauen und Kinder sowie ganze Kamelherden fielen den Siegern in die Hände. Im Koran (Sure IX, 26) wird der Erfolg mit einem Eingreifen Gottes erklärt: «Da zeigte Allah […] den Gläubigen seine fürsehende Allgegenwart und sandte Heere, die ihr nicht sehen konntet […], und strafte die Ungläubigen.» Die Schlacht von Mu’tha (bei Karak, Jordanien) hingegen wurde verloren: die Moslem-Krieger litten unter dem Ausbleiben des Waffennachschubs (Ronart/Ronart 1959, S. 89).
Italische und römische Schauplätze
Tarent wurde im Jahre 272 v. Chr. «dem römischen Heere zur Plünderung preisgegeben, dreitausend Talente an die Staatskasse abgeliefert. Als man die Beute fortschaffte, soll sich der Schreiber bei Fabius erkundigt haben, was mit den Göttern geschehen solle. (Er dachte dabei an Gemälde und Statuen.) Fabius erwiderte: “Lassen wir den Tarentinern ihre erzürnten Götter!” Dennoch ließ er die Kolossalstatue des Herkules wegführen und auf dem Kapitol aufrichten, daneben stellte er sein eigenes Reiterstandbild aus Erz» (Plutarch, Fabius Maximus 22 [II, S. 187]).81 Nach der Schlacht von Pydna (168 v. Chr.)82 wurden die Einwohner von 70 Städten in Epeiros versklavt. Die Beute war so gewaltig, daß seitdem die Kopfsteuer ausgesetzt werden konnte. Unter den 1000 achäischen Geiseln, die nach Italien deportiert wurden, befand sich der Historiker Polybios. Dort blieb er in Rom im Hause des Siegers von Pydna, des Aemilius Paulus. Dieser sechzehn Jahre dauernde Aufenthalt wurde für ihn wie auch für Scipio Africanus, den jüngeren Sohn des Aemilius Paulus, der sich ihm anschloß, bedeutsam. «In der Freundschaft Scipio–Polybios treffen sich bestes Griechentum und bestes Römertum» (Büchner 1952, S. 379). Cicero sagt von ihm: «Polybius noster hospes» (de re publica, IV, 3).
Die punischen Kriege. Der Kampf um den Besitz Siziliens Yann Le Bohec erinnert ausdrücklich daran, daß sich in den Jahren von 264 bis 146 vor unserer Zeitrechnung eines der größten Dramen der Menschheitsgeschichte abgespielt hat – «un des conflits majeures qu’a connu l’histoire de l’humanité» (Le Bohec 2014, S. 9). Es ging in diesem hundertjährigen Krieg um nichts Geringeres als um die Vormacht im Mittelmeer und die Beherrschung der merkantilen Seerouten. Die Kontrahenten waren Karthago und die Griechen Siziliens, dann Karthago und Rom. Der Erste Punische Krieg war in erster Linie ein Wirtschafts- und Handelskrieg, dessen Demarkationslinien geographisch die Küsten des Mittelmeers setzten; religiöse oder rassische Komponenten spielten hier noch keine entscheidenden Rollen. Aus der Zeit des Zweiten Punischen Krieges sei hier ein Waffengang erwähnt, der seiner Beute wegen Beachtung verdient und zu unserem Hauptthema zurückführt. 81 82
Für weitere “Beutekunst” nach Stadteroberungen: → Syracus 212; → Korinth 146. Pauly/Atlas, S. 151, Nebenkarte [B1].
36 – Italische und römische Schauplätze Im Kampf um Sizilien landeten im Jahr 218 v. Chr. Hasdrubal und Hamilkar sowie ihr karthagisches Heer in Lilybaion (Pauly/Atlas, S. 139 [E3]). Laut Plutarch waren es siebzigtausend Mann mit tausend Frachtschiffen, welche Kriegsmaschinen, Streitwagen, reichliche Verpflegung sowie weiteres Kriegsmaterial heranführten. Doch der erste Waffengang zwischen Landenden und Griechen endete zu deren Gunsten dank eines losbrechenden Gewitters mit Regengüssen; die Karthager blieben mit ihrem Troß und schweren Rüstungen im Schlamm stecken (Plutarch, Timoleon 28 [IV, S. 201–202]). Den Siegern wurde die Vornehmheit der Gefallenen erst aus den eingesammelten Beutestücken kenntlich. «Denn um Gegenstände aus Erz und Eisen kümmerten sich die Plünderer kaum noch: eine solche Fülle von Silber, eine solche Fülle von Gold war da. Denn auch das Lager mitsamt dem ganzen Troß hatten sie erobert. Von den Gefangenen wurden die meisten von den Soldaten heimlich beiseite gebracht; die Menge der offiziell angegebenen betrug fünftausend. Auch zweihundert der vierspännigen Streitwagen wurden erbeutet. Den schönsten und großartigsten Anblick bot aber das feindliche Feldherrenzelt, rings umhäuft mit Waffenstücken aller Art, unter denen tausend Panzer von hervorragend schöner Arbeit und zehntausend Schilde zur Schau gestellt wurden. Und da wenige Sieger viele Besiegte ausplünderten und überreiche Beute fanden, so kamen sie mit Not am dritten Tage nach der Schlacht dazu, ein Siegesmal zu errichten» (Plutarch, ibid. 29 [IV, S. 203]). Timoleon brachte die schönsten Stücke aus der Waffenbeute nach Korinth, um sie seinen Landsgenossen zeigen zu können. Auf einer Inschrift war zu lesen: «Die Korinther und ihr Feldherr Timoleon stifteten nach der Befreiung der in Sizilien wohnenden Griechen diese Weihegaben aus der karthagischen Beute den Göttern zum Dank.» (Plutarch, ibid.).
Hannibal Jakob Seibert (1993) und Pedro Barceló (2012) zeigen auf Grund der literarischen Quellen den Lebensweg dieses genialen, doch nachläßigen Heerführers auf. Seibert geht vor allem den Beweggründen nach, warum Hannibal in drei Schlachten gegen die Römer als überlegener Sieger aufzutreten vermochte – und doch den Krieg verlor: vincere scis, Hannibal, victoria uti nescis (Bartels 1992, S. 190–191). Karthagos Ansprüche weiteten sich nach Sardinien, Korsika und Spanien (238 bis 236) aus. Auf der iberischen Halbinsel gelangte die afrikanische Macht zu neuer Blüte. Die Eroberung der mit Rom verbündeten spanischen Stadt Saguntum (nördlich von Valencia) durch Hamilkars Sohn, löste den Zweiten Punischen Krieg aus; Hauptakteur war Hannibal. Er bleibt die unbestrittene Leitfigur in der römischen Geschichte des Zweiten Punischen Krieges, ja des ganzen 3. Jahrhunderts v. Chr. Der Sohn des Hamilkar Barkas und von diesem zum fanatischen Römerhasser erzogen, brach 218 von Spanien aus nach Osten auf, überschritt mit 50 000 Mann Fußvolk, 9000 Reitern und 37 Elefanten die östlichen Pyrenäen, dann die Alpen; welchen Übergang er dabei benutzte, konnte noch nicht mit Sicherheit festgestellt wer-
Hannibal – 37 den. Er gelangte nach Strapazen und mit nur noch 26 000 Mann nach Oberitalien, wo die siegreiche Schlacht an der Trebia, einem Zufluß des Pos, stattfand. Im Frühjahr 217 erreichte er Etrurien, die Landstriche zwischen Tiber, Arno und dem Apennin. Die Schlacht am Trasimenischen See, 217 v. Chr. Hannibals Feldzug und sein Kampf gegen die Römer unter Flaminius83 spitzte sich erstmals in der heutigen Toskana und Umbrien zu. Anfänglich hielt sich der Eindringling an die anspruchsvolle Devise, als Befreier von römischer Herrschaft aufzutreten. So hielt er, trotz überbordend reichen Ländereien84, seine Soldaten anfänglich vom Plündern zurück, widerrief jedoch den Befehl und folgte der Strategie der verbrannten Erde (Livius, XXII, 3, 6). Beim Trasimenischen See, am 24. Juni 217, kam es zur offenen Schlacht (Seibert 1993, S. 152–156); Nebelschwaden erschwerten einen strategisch zuverlässigen Durch- und Überblick. Das Ergebnis war ein Desaster für die Römer, die außerdem in einen folgenschweren Hinterhalt gerieten. Unter den 15 000 Gefallenen befand sich Flaminius. An die 10 000 Gefangene85 kamen in die Hände Hannibals (Seibert 1993, S. 154). Die Toten wurden nach Wertgegenständen und noch brauchbaren Waffen abgesucht. Vor allem keltische Verbände sollen namhafte Beute bekommen haben, in der Absicht, sie durch diesen Zusatzgewinn noch stärker an die Karthager zu binden (Appianos, Annibaiké, 10, 44). Wie sehr Hannibal zwischen Glück und Pech hin- und hergetrieben wurde, berichtet Plutarch in einer Nebenepisode aus diesen Jahren. Um Futter für seine Tiere zu gewinnen, wollte er offeneres Land erreichen: «Deshalb befahl er den Wegweisern, das Heer nach dem Essen unverzüglich nach Casinum zu führen. Sie verstanden ihn aber wegen seiner fremdländischen Aussprache nicht genau und brachten ihn irrtümlich nach Casilinum, einem Städtchen an der campanischen Grenze, welches der Volturnus (so nennen die Römer den Fluß) durchströmt» (Plutarch, Fabius Maximus 6 [II, S. 165]).86 Wie schwerwiegend die Wirkungen dieses Mißverständnisses waren, ist nicht bekannt. Hannibal ging seinem größten Sieg entgegen, die Römer ihrer schmerzlichsten Niederlage: die Cannensis calamitas (Cicero, De officiis III, 11, 47). Cannae.87 Die Konfrontation erfolgte in Unteritalien am 2. August 216 v. Chr.; es war die größte Kesselschlacht der Antike (Seibert 1993, S. 191–204). Florus nannte das Ergebnis «ultimum vulnus imperii» (II, VI, 15). Die numerisch weit überlegenen Römer – angeblich 80 000 Mann – wurden eingekreist und fast vollständig niedergerungen – man zählte 40 000 Tote der nobilitas (→ Livius, XXII, 50). Groß war eben83
Gaius Flaminius, Konsul, Volkstribun und Feldherr (280/75–217). «regio erat in primis Italiae fertilis. Etrusci campi, qui Faesulas inter Arretiumque iacent, frumenti ac pecoris et omnium copia rerum opulenti» (Livius, ab urbe condita XXII, 3, 3). 85 Die hohe Zahl besagt hier und an vergleichbaren Stellen, daß bei der Gefangennahme die obligatorische Abgabe der eigenen Waffen gehörte – somit ein “passiver”, doch eminenter und wieder brauchbarer Bestandteil der Feindesbeute. 86 Casinum in Latium (Montecassino); Casilinum in Campanien bei Capua. Pauly/Atlas, S. 195 [C4] und S. 155 [Nebenkarte]. 87 Pauly/Atlas, S. 139 [F2]. 84
38 – Italische und römische Schauplätze falls die Zahl der Gefangenen, die man gleich Sklavenhändlern übergab, welche sie wohl, laut Livius, erst Verwandten anboten, um höhere Preise zu erzielen, ehe man sie dann auf den griechischen Sklavenmarkt brachte.88 Gefangene wurden übrigens Mann gegen Mann ausgetauscht, so wie zwischen Hannibal und Fabius vereinbart: «…wenn auf einer Seite Überzählige zurückblieben, sollte die Gegenpartei 250 Drachmen für jeden Mann erlegen» (Plutarch, Fabius Maximus, 7 [II, S. 168]). Die Geschichte nimmt eine überraschende Wende, denn es blieben überzählige Römer, für die der Senat in Rom keine Lösesumme freizumachen gedachte – diese Gefangenen seien auf Grund ihrer Feigheit verloren gegangen, hieß es –, worauf Fabius das Geld selbst aufbrachte, indem er seine Güter verkaufte.89 Nach der Niederlage bei Cannae sammelten die Karthager goldene Fingerringe der 40 000 gefallenen Feinde, um sie als Beweisstücke nach Karthago zu schicken. Die Betonung liegt auf goldene Fingerringe, denn nur Ritter, also begüterte und besonders tapfere Kämpfer aus der Oberschicht, durften welche tragen. So wird der unerhörte Sieg noch unfaßbarer; es ging um das schmachvolle Ende einer stolzen Elite. Als nach wie vor kritisch war hingegen die Versorgungslage Hannibals in Italien. Mit einem geregelten Nachschub konnte er nicht rechnen. «Vor der Schlacht [bei Cannae] hatte Hannibal keine Stadt, keinen Handelsplatz, keinen Hafen Italiens in seiner Hand; mühselig, durch Raub und Plünderung, verschaffte er seinen Truppen, was sie zum Überleben bedurften. Er führte den Krieg ohne feste Basis und zog mit seinem Heerlager wie mit einer großen Räuberbande kreuz und quer durch das Land – jetzt fiel ihm fast ganz Italien zu» (Plutarch, Fabius Maximus 17 [II, S. 180]). Die Eroberung von Carthago Nova. Gleichzeitig zu diesen soeben geschilderten Ereignissen kam ebenso Bewegung in die iberischen Schauplätze. Im zehnten Jahr der Punischen Kriege (209 v. Chr.) ist die Eroberung und Plünderung dieses wichtigen Hafens durch Publius Cornelius Scipio nicht unwichtig.90 Nach der Besitznahme der Stadt «wurde das Gepäck der in karthagischen Diensten stehenden Soldaten und das Hab und Gut der Bürger und Gewerbetreibenden auf dem Markt zusammengebracht und durch die Tribunen an die eigenen Soldaten verteilt, so wie das bei ihnen Sitte ist» (Polybios X, 16 [S. 705]). Polybios liefert hier eine aufschlußreiche Beschreibung der römischen Beutegewohnheiten: «Das Verfahren der Römer bei der Einnahme einer Stadt ist nämlich wie folgt: Je nach Größe der Stadt werden manchmal einzelne Leute aus jedem Manipel, manchmal ganze Manipeln zum Sammeln der Beute bestimmt, aber niemals mehr als die Hälfte 88
Siehe Sklaverei in: Pauly V, Sp. 230–234. So Cicero, De officiis III, 114–115. 90 Für den Zusammenhang: Seibert 1993, S. 350–357. – Carthago Nova (beim heutigen Cartagena, Provinz Murcia), 225 v. Chr. von Hasdrubal gegründet. Besaß den einzigen Hafen an der iberischen Mittelmeerküste, der auch größeren Flotten Schutz bieten konnte. Stützpunkt für Verkehr und Handel mit Karthago. Zentrale Kriegskasse; Waffenschmieden. In der Nähe bedeutende Silbergruben (Seibert 1993, S. 351, Anm. 61; Pauly I, Sp. 1063). → Pauly/Atlas, S. 145 u. 149. 89
Hannibal – 39 des ganzen Heeres. Die übrigen bleiben als Rückhalt und Schutz für die Plündernden in Reih und Glied, manchmal außerhalb, manchmal innerhalb der Stadt, wie es die jeweilige Situation angezeigt erscheinen läßt. Da ein Heer bei ihnen in der Regel aus zwei Legionen und zwei gleich starken bundesgenössischen Verbänden besteht – gelegentlich, aber nur selten, sind beide konsularischen Heere vereinigt –, tragen alle, die zum Beutemachen bestimmt sind, was sie einbringen, zu ihrer eigenen Legion, und wenn es dann verkauft ist, verteilen die Tribunen den Erlös gleichmäßig unter alle, nicht nur an die, welche in Reserve geblieben waren, sondern auch an die Bewachung der Zelte, die Kranken und die anderswohin Abkommandierten. Daß aber keiner etwas von der Beute beiseite bringt, sondern jeder den Eid gewissenhaft hält, den alle schwören, wenn sie zum ersten Mal im Lager versammelt sind, um ins Feld zu rücken, darüber habe ich oben in dem Buch über die römische Verfassung ausführlich gesprochen.91 Weil also immer nur höchstens die Hälfte sich ans Plündern macht, die andere Hälfte als Reserve in Reih und Glied stehen bleibt, kommen die Römer niemals aus Habsucht in die Gefahr der vollständigen Vernichtung. Da nämlich hinsichtlich der Beuteaussichten kein Mißtrauen unter ihnen herrscht, sondern alle den gleichen Anspruch haben, die als Reserve Zurückgebliebenen wie die Plünderer selbst, verläßt keiner seine Einheit, wie dies anderen schon oft zum Verhängnis geworden ist» (Polybios X, 16, 2–9 [S. 705–706]). «Da ja die meisten Menschen nur des Gewinns wegen Strapazen und Gefahren auf sich nehmen, lassen sich natürlich die in der Reserve oder im Lager Zurückgelassenen, wenn der Augenblick zum Plündern gekommen ist, nur schwer davon abhalten, da bei den meisten das Erbeutete dem gehört, der es erbeutet hat. Denn wenn ein fürsorglicher Herrscher oder Feldherr noch so sehr den Befehl gibt, die Beute an die Allgemeinheit abzuliefern, so halten doch alle, denen es gelingt, irgendetwas heimlich beiseite zu bringen, dies für ihr rechtmäßiges Eigentum. Da also die Führer der Menge nicht Herr sind, die wie wild hinter der Beute her ist, kommt es sehr leicht zu einer Katastrophe. Schon viele sind nach einem schönen Erfolg, der Erstürmung des feindlichen Lagers oder der Einnahme einer Stadt, nicht nur wieder hinausgeworfen, sondern sogar völlig vernichtet worden, aus keinem anderen als dem genannten Grund. Daher muß die Führung dieser Frage ganz besondere Aufmerksamkeit widmen, damit die Truppe soweit irgend möglich die Gewißheit hat, wenn Beute gemacht werden kann, daß dann alle den gleichen Anteil erhalten» (Polybios, ibid. X, 17 [S. 706]).
Polybios verfaßte, wie diese Zitate bescheinigen, Geschichtsdarstellung «für politische Praktiker, die aus der Geschichte lernen wollen und sollen», wie es Wilhelm Nestle formulierte (Nestle 1944, S. 432). Anzufügen ist diesbezüglich die kurze Einleitung zum XI. Buch, das Polybios mit der Schlacht und dem Tod Hasdrubals am Metaurus in Umbrien beginnt. Die Römer siegten 202 und plünderten sogleich das Lager, «wo sie viele Kelten berauscht auf der Streu schlafend fanden, die sie wie Schlachttiere totschlugen. Dann brachten sie die Beute an Gefangenen zusammen, die sie hatten leben lassen: aus ihrem Verkauf konnte man mehr als dreihundert Talente an die Staatskasse abführen. Von den Kar91 Sechstes Buch [S. 554–569]. – Hier ferner Texte über röm. Lagertechnik: Aufschlagen des Lagers, Anordnung des Lagers, Lagerwache (VI, 27–34).
40 – Italische und römische Schauplätze thagern waren zusammen mit den Kelten in der Schlacht nicht weniger als zehntausend gefallen, von dem Römern etwa zweitausend» (Polybios XI, 2 [S. 748]). Zama.92 Mit dem Ausgang der Schlacht von Zama, südwestlich von Karthago, wurde der Schlußstrich unter die punisch-römischen Auseinandersetzungen gesetzt (202 v. Chr.): Karthago besaß kein Heer mehr, Rom hingegen errang einen entscheidenden Sieg und sammelte wiederum eine Fülle an Trophäen.93 Scipios Erfolge erreichten bald Rom. «Gewaltige Beute folgte nach und bestätigte die Wahrheit der Berichte» (Plutarch, Fabius Maximus 26 [II, S. 191]). Für Cato, der seinerseits 195 und 194 die iberische Halbinsel unter römische Gewalt brachte, überliefert Plutarch, er habe trotz gewaltiger Beuten «noch Mann für Mann ein Pfund Silber verteilen [lassen] und sagte dazu, es sei besser, daß viele Römer im Besitz von Silber als daß wenige im Besitz von Gold zurückkehrten; auf ihn selbst bezogen, sagte er, sei von der Beute nichts gefallen, als was er getrunken und gegessen habe» (Plutarch, Cato 10 [I, S. 359]). Erst im Dritten Punischen Krieg wird Karthago im Jahre 146 nach sechstägigem Straßenkampf und einem 17 Tage dauernden Brand eingenommen, eingeäschert und zerstört. Der Rat Catos, den Plutarch überliefert (Cato Maior, 27 [I, S. 380–381]): ceterum censeo Karthaginem esse delendam erfüllte sich. Die überlebenden Einwohner wurden als Sklaven verkauft. «Mit der Auslieferung der Kriegsgefangenen und Deserteure ging die Verpflichtung einher, künftig auf den Einsatz von Kriegselefanten zu verzichten» (Barceló 2012, S. 208). Später bauten die Römer Karthago wieder auf (Pauly/Atlas, S. 73 [Karte B]) – so wie ebenfalls das 146 von ihnen zerstörte Korinth, von dem gleich die Rede sein wird. Auf beide Städte konnte man, da an strategisch und handelspolitisch wichtigen Orten gelegen, auf die Länge nicht verzichten. ✳ Haliartos (Böotien).94 Im Jahre 171 v. Chr. belagerten und eroberten die Römer unter dem Prätor Lucretius die Stadt. Livius berichtet ausführlich darüber (XLII, 63, 3–11 [S. 389–390]): Techniken der Mauerbrecher, Sturmleitern, Reisigbündel und Fackelwürfe werden beschrieben. Zu guter Letzt: «Im ersten Durcheinander bei der Einnahme der Stadt wurden die alten Leute und die Kinder, auf die man zufällig stieß, überall erschlagen. Die Bewaffneten flohen auf die Burg, und am nächsten Tag ergaben sie sich, da ihnen keine Hoffnung mehr blieb, und sie wurden in die Sklaverei verkauft. Es waren ungefähr 2500. Die Kostbarkeiten der Stadt, Standbilder und Ge92
Pauly/Atlas, S. 147 [B1]. Siehe Seibert 1993, Karte 7 sowie ibid., S. 466–475 für die Beschreibung der Schlacht. – Vgl. auch die Darstellung der Schlacht bei Polybios (XV, 11–15 [S. 866–870]). → Pauly/Atlas, S. 139 [D3]. 94 Pauly/Atlas, S. 151, Nebenkarte [B2]. 93
Hannibal – 41 mälde und was es an wertvoller Beute noch gab, brachte man zu den Schiffen hinab. Die Stadt wurde bis auf die Grundmauern zerstört» (ibid.). Die Zerstörung von Korinth, 146 v. Chr. «Bei seiner Lage auf dem Isthmus war Korinth von jeher ein brillanter Handelsplatz. Da die Griechen in alter Zeit mehr zu Lande als zur See verkehrten und der ganze Handel von und nach dem Peloponnes über Korinth ging, so wurde dies eine reiche Stadt, wie es ja schon bei den alten Dichtern das reiche Korinth heißt» (Thukydides I, 13). Den Römern war die Stadt, Haupt des romfeindlichen achaiischen Bundes, ein Dorn im Auge. Nach militärischen Leistungen als Praetor und Heerführer in Spanien, wurde Lucius Mummius 146 Konsul und besiegte als Oberbefehlshaber die Achaier in Griechenland. Er nahm Korinth ein (Pausanias 7, 16)95, zerstörte die zweitgrößte Stadt Griechenlands auf Grund eines Senatsbeschlusses; er verkaufte die Einwohner in die Sklaverei. Bedeutende Kunstschätze ließ er zum Teil abtransportieren, vieles fiel der Zerstörung anheim.96 Unter dem Raubgut befanden sich auch die echeia des Theaters, die nach Rom geschafft wurden. Als Lautverstärker waren sie aus wertvoller korinthischer Bronze; anderswo bestanden sie meistens nur aus Tonerde. Laut Senatsbeschluß wurde die Plünderung nicht Lucius Mummius persönlich angelastet. In Rom feierte er einen glänzenden Triumph; Kunstwerke aus der Beute stiftete er im Jahr 142 uneigennützig verschiedenen Städten; Plinius berichtet darüber.97 Das Land wurde teils an Sikyon gegeben, teils zum römischen ager publicus geschlagen. Numantia, 133 v. Chr. In dem anfänglich verhängnisvoll verlaufenden Feldzug gegen Numantia98 verloren die Römer ihre Zelte. «Was hier vorgefunden wurde, behielten die Numantiner für sich und vernichteten das Lager. Unter der Beute befanden sich Akten des Tiberius mit Abrechnungen und Berichten über seine Tätigkeit als Quaestor. Da ihm daran lag, sie zurückzuerhalten, kehrte 95
Corinthus: «Achaiae caput, Graeciae decus, inter duo maria, Ionium, & Aegeum, quasi spectaculo exposita» (Florus II, XXVI, 1). 96 Polybios beklagt die Achtlosigkeit der Soldaten gegenüber Kunstwerken und Weihgeschenken. Er habe mit eigenen Augen Bilder gesehen, die auf den Erdboden geworfen waren und den Soldaten als Unterlage für Würfelspiele dienten: Polybios XXXIX, 2 (13; 40, 7 [S. 1334]); die Textstelle ist nur indirekt und auf Grund späterer Zitate bekannt. – Im Beutegut befanden sich Geräte und Statuetten aus einer besonderen Art Bronze (Corinthium aes). Mit der Zerstörung der Stadt ging auch das Geheimnis der Legierung verloren (Zusatzmengen von Gold und Silber). Röm. Kenner zahlten für echte Corinthia hohe Preise; daher gab es auch bereits in der Antike Fälschungen. – Noch Iuvenal macht sich über einen Soldaten lustig, der griechische Trinkgefäße zerstörte und daraus Verzierungen der Trense seines Pferdes und seines eigenen Helms machte (Barelli übersetzt mit “borchie per il suo cavallo”): «Tunc rudis et Graias mirari nescius artes / urbibus eversis praedarum in parte reperta / magnorum artificum pocula miles, / ut phaleris gauderet ecus [= equus] caelataque cassis / Romuleae simulacra ferae mansuerscere iussae / imperii fato, geminos sub rupe Quirinos, / ac nudam effigiem clipeo venientis et hasta / pendentisque dei perituro ostenderet hosti» (Satiren, XI, 100–105). 97 Plinius, Naturalis historia XXXV, 8, 24. 98 Numantia am Durius (Duero) in Keltiberien (Altkastilien). Erst 133 v. Chr., am Ende des Numantinischen Krieges, gelang es dem jüngeren Scipio, die Stadt auszuhungern und zu zerstören. – Pauly/Atlas, S. 149 [D2].
42 – Italische und römische Schauplätze er, als das Heer schon abmarschiert war, noch einmal zur Stadt zurück, nur von drei oder vier Kameraden begleitet. Er ließ die Behörden herausrufen und bat sie, ihm die Schriftstücke zu übergeben: Nur wenn er sich über seine Verwaltung ausweisen könne, sei seinen Feinden die Möglichkeit, ihn zu verleumden, entzogen. Die Numantiner freuten sich, daß ihn dieses Anliegen zurückgeführt hatte, und luden ihn ein, in die Stadt zu kommen. […] Darauf übergaben sie ihm die Schriften mit der Aufforderung, aus den übrigen Beutestücken auszuwählen, was ihm beliebe. Er nahm jedoch nichts außer dem Weihrauch für das Staatsopfer, verabschiedete sich dann freundlich von den Leuten und ging zum Heer zurück» (Plutarch, Tiberius Gracchus 6 [VI, S. 241–242]).
Tatsächlich fand mit der Übergabe und der Zerstörung von Numantia die endgültige Unterwerfung Spaniens durch Rom statt – bis auf die widerspenstigen nördlichen Bergvölker. Scipio erhielt den Beinamen Numantinus. Mit der Tilgung von Karthago und Numantia waren, wie Cicero es ausdrücken wird, die «entsetzlichen Gefahren» (terroribus depulsis), die von den Karthagern und Iberern ausgingen, endlich gebannt (De re publica 47, 71). Die Beute von Asculum, 86 v. Chr. Die Begebenheit im Rahmen des Ersten Mithridatischen Kriegs (88–84) ist insofern zu erwähnen, als im chaotischen Zusammenhang der Ereignisse von einer Beute die Rede ist; Gerüchte von hinterzogenen Gegenständen machten die Runde. «Pompeius, der Sieger, bekam eine Klage wegen Unterschlagung öffentlicher Gelder. Aber er stellte fest und wies den Behörden nach, daß einer der Freigelassenen namens Alexandros das meiste entwendet hatte. Ihm selbst warf man vor, daß er Jagdnetze und Bücher aus der Beute von Asculum99 in Besitz genommen habe. Diese hatte er jedoch von seinem Vater nach der Einnahme von Asculum bekommen, aber wieder eingebüßt, weil Leibwächter Cinnas, als er zurückkehrte, in sein Haus eingedrungen waren und es ausgeplündert hatten» (Plu tarch, Pompeius 4 [III, S. 160]).100
Caesar «Multum cum in omnibus rebus, tum in re militari potest Fortuna»: «Das Glück ist in allen Dingen, besonders im Krieg, von Bedeutung.» Caesar, De bello Gallico VI, 30, 2.
Für die Geschichte der antiken Kriegsbeute finden sich aufschlußreiche Nachrichten in Caesars Rechenschaftsbericht De bello Gallico, der die Ereignisse und Eroberungen 99
Asculum war Hauptstadt von Picenum und Zentrum des Aufstandes der Italiker 91 v. Chr.; zwei Jahre später von Pompeius Strabo nach langer Belagerung erobert. 100 Für eine bildliche Darstellung von Plünderern in einer eroberten Stadt, siehe die Traianssäule: Settis 1988, S. 494.
Caesar – 43 der Jahre 58 bis 50 v. Chr. betrifft.101 Es geht dabei nicht nur um den Kampf gegen die gallischen Stämme und die römische Fußfassung in Britannien, sondern, mit zwingender Regelmäßigkeit, um die Basisernährung der unter seiner Verantwortung stehenden Truppen. Die ständige Sorge des Feldherrn – wie auch diejenige seiner Gegner –, die Nahrung von Mensch und Tier zu sichern, durchzieht den gesamten Text. Die Aussicht auf Beute schloß daher wohl immer das erhoffte, doch zufallsbedingte Auffinden von Viktualien ein. Beim Einsammeln von Trophäen ging es oft lediglich um das nackte Überleben, da es sich in erster Linie um die Beschaffung zusätzlicher Nahrungsgüter handelte.102 Caesars Bemühungen um den Getreidenachschub. Als die Helvetier ihre Auswanderung ins Auge faßten und ihren Zug logistisch vorbereiteten, standen nicht nur Zugvieh und Transportwagen im Vordergrund der Überlegungen: man intensivierte die Aussaaten, um die Getreideversorgung (res frumentaria) für den kommenden Marsch zu sichern (De bello Gallico I, 3, 1).103 Um dies zu verhindern, verwüsteten die Gegenspieler im Feindesgebiet liegende Äcker; Ernten konnten so verhindert und Nachschubwege unterbrochen werden (I, 48, 2; IV, 30, 2). Oder man schnitt das Getreide als Raubgut direkt auf den Feldern selbst (IV, 19, 1). Ein versehentlich noch nicht abgeerntetes Feld konnte in Britannien einmal gar einem erfolgreichen Hinterhalt dienen: «Da überall sonst das gesamte Getreide schon geschnitten war, hatten die Feinde vermutet, daß unsere Soldaten an diese letzte, noch nicht benutzte Stelle kämen, und hatten sich nachts in den anliegenden Wäldern verborgen.» Als die Römer die Waffen abgelegt hatten und, «in einzelnen Gruppe verstreut, damit beschäftigt waren, das Korn zu mähen, hatten sie sie plötzlich angegriffen […]» (IV, 32, 4–5). Ein anderes Mal mußten die Truppen, auf mehrere Standorte verteilt, die Winterpause überstehen, da zu wenig Getreide für ein Gesamtlager vorhanden war, «da in diesem Jahr die Getreideernte in Gallien wegen der Trockenheit unzureichend ausgefallen war» (V, 24, 1). In Germanien verfolgte Caesar die Sueben nicht weiter in die Wälder hinein: «Er fürchtete nämlich, das Getreide werde ausgehen, da sich die Germanen insgesamt sehr wenig um Ackerbau kümmern […]» (VI, 29, 1). Das sechste Buch Caesars endet mit dem Satz: «Sobald er [Caesar] für Getreidenachschub gesorgt hatte, brach er [bei Winterbeginn] wie gewöhnlich nach Italien auf, um dort Gerichtstage abzuhalten» (VI, 44, 3); das Bild des umsichtigen, vorausschauenden und verantwortungsbewußten Heerführers wird mit dieser Getreide-Thematik stets in Erinnerung gerufen. Als Caesar den Helvetiern auf der Spur zu bleiben suchte, wiederholte er täglich seine Forderungen nach Getreide, dessen Lieferung die Haeduer ihm zugesagt hat101
Siehe Pauly/Atlas, S. 165. Zusammenfassend: Stallibrass / Thomas2008. – Soldaten Traians bei der (räuberischen?) Ernte: Settis 1988, S. 460; Lagerhäuser an der Donau: ibid., S. 262 und 263. 103 Alle folgenden Zitate stammen aus der gleichen Quelle. Die längeren Texte beruhen weitgehend auf den Übersetzungen von Marieluise Deißmann. 102
44 – Italische und römische Schauplätze ten. «Denn da Gallien, wie schon gesagt, recht weit nördlich liegt, war wegen des kalten Klimas das Getreide auf den Feldern noch nicht reif, und ebenso wenig stand ein ausreichender Vorrat an Pferdefutter zur Verfügung. Hinzu kam, daß Caesar von dem Getreide, das auf dem Arar (heute Saône, Nebenfluß der Rhône) herangefördert wurde, keinen Gebrauch machen konnte, da die von ihm in den Augen behaltenen Helvetier vom Arar abgebogen waren, Caesar jedoch mit ihnen in Berührung bleiben wollte» (I, 16, 1–4).104 Doch wurde die Verfolgung tatsächlich unterbrochen, da die Verteilung der Getreideration an die Truppe pflichtgebietend kurz bevorstand. Störungen des Nachschubs konnten so zu wirkungsvollen Kampfmitteln werden (vgl. I, 23, 3; I, 37, 5). Die Versorgung der Soldaten und Tiere stand imperativ vor jeder Einleitung kriegerischer Handlungen im Brennpunkt strategischer Planung (II, 2, 2 und II, 2, 6; IV, 7, 1). Bisweilen wurden Waffengänge zeitlich verschoben und in den heimischen Gebieten ausgetragen: «da sie [in diesem Zusammenhang: die Belger] in der Heimat auf die dort gelagerten Kornvorräte zurückgreifen konnten, wollten sie die Entscheidung lieber im eigenen als im fremden Land herbeiführen» (II, 10, 4). Einzelne Soldaten, Cohorten, gar eine ganze Legion (IV, 32, 1) konnten sich um dem Nachschub sorgen. Galba hingegen kümmerte sich wenig um diesen vitalen Aspekt der Vorbereitung, als er bei Martigny Stellung bezog: er wurde von der Nachschubversorgung abgeschnitten. Es bestand für ihn noch wenig Hoffnung auf Rettung im Wallis. «Daher machten einige den Vorschlag, daß man den Troß zurücklassen und versuchen sollte, sich schnell durch einen Ausbruch über denselben Weg, auf dem das Heer gekommen war, in Sicherheit zu bringen. Die Mehrheit beschloß jedoch, diesen Plan für den äußersten Notfall zurückzustellen […]» (ibid. III, 3, 1–4). Eine Alternative war unter Crassus – im Gebiet der Vasates (der heutigen Gironde) – die Einsicht, daß der Transport von Getreide und Nachschub schwierig wurde, da die Römer, zahlenmäßig den Gegnern unterlegen, die Nachschubwege sperrten: «Wenn die Römer sich dann aus Mangel an Getreide allmählich zurückzögen, planten sie, den Gegner in aller Ruhe anzugreifen, weil dieser auf dem Marsch behindert und wegen der Belastung durch das Gepäck unterlegen wäre» (III, 24, 2–59). Andererseits lud ein Ort mit vielen Vorräten zu unvorhergesehenen Rasten ein. Caesar blieb mehrere Tage in Avaricum (Bourges), und da er dort in den Besitz einer Fülle von Futter und anderen Versorgungsgütern gelangte, ließ er das Heer sich nach Anstrengungen und Entbehrungen wieder erholen (ibid. VII, 32, 1); er nutzte damals schon die reichen Ernten des fruchtbaren Berry. Plutarch vermutet im Zusammenhang des Numidien-Feldzuges mehrfach, Caesars Macht könnte ins Wanken geraten, da er über ungenügende Geldmittel verfügte und
104 Der Legionär sättigte sich mit Weizen. Pro Tag rechnete man mit einem Verbrauch von etwa einem Kilogramm. Die Abstände der Zuteilungen schwankten zwischen zwei Wochen und einem Monat; unter Umständen erfolgten sie täglich.
Caesar – 45 chronisch an Nahrungsmangel litt.105 So schwanden in Afrika die Ernährungsmöglichkeiten für die Soldaten und das Futter für die Zugtiere bedenklich. «Den Pferden mußte man gar Seemoos zu fressen geben, mit Süßwasser abgespült und mit ein wenig Gras vermischt, um es schmackhaft zu machen, denn die Numider, deren Schwärme immer wieder überraschend auftauchten, beherrschten weithin das Land» (Plutarch V, Caesar 52 [S. 157]) und störten den Nachschub. Caesar wurde ebenfalls auf dem Marsch nach Pharsalos, wo am 8. August 48 v. Chr. die Schlacht stattfand, mit ähnlichen Engpässen konfrontiert. Von nirgends her erhielt er Komestibilien, «da man ihn nach der letzten Niederlage allgemein verachtete» schreibt Plutarch ibid. «Als er aber die thessalische Stadt Gomphoi erobert hatte, konnte er nicht nur das Heer reichlich versorgen, auch die inzwischen ausgebrochene Epidemie nahm ein überraschendes Ende. Die Soldaten stießen nämlich auf große Mengen Weines und tranken sich voll davon; ja noch unterwegs zechten sie fröhlich weiter. Der Rausch trieb die Seuche aus ihrem Körper heraus und machte sie zu neuen, gesunden Menschen» (Plutarch, Caesar 41 [V, S. 147]. Ebenso überlebenswichtig waren die Wasserversorgung, der Unterhalt der Brunnen (ibid. S. 155)106 und die Kenntnis von Quellen, die im Rufe standen, ständig zu fließen. Was zu den Rahmenbedingungen einer weitgehend standardisierten, soliden militärischen Basisausrüstung und zur humanen Grundsicherung – auch der Lebensmittelversorgung – gehörte, beschreibt Plutarch anderswo (Aemilius 8 [IV, S. 135]): «[Philippos] brachte landeinwärts eine bedeutende Streitmacht zusammen, füllte die Festungen, Burgen und Städte im Binnenland mit Waffen, reichlichem Kriegsmaterial und junger Mannschaft und bereitete so den Krieg vor, indem er ihn aber gleichsam unter Verschluß hielt. Denn 30 000 Waffenrüstungen waren ungebraucht eingelagert, acht Millionen Scheffel Getreide in festen Plätzen gespeichert und an Geld eine solche Menge, daß sie ausgereicht hätte, um 10 000 Söldner zehn Jahre lang zur Verteidigung des Landes zu unterhalten.» Voraussetzungen für diesen Idealzustand konnten freilich nur dort geschaffen werden, wo sich die in Frage kommenden Territorien schon in makedonischer, beziehungsweise in römischer Hand befanden.107 ✳
105
Um die Beweglichkeit der Truppenverbände nicht zu beeinträchtigen, befahl Sertorius den Soldaten, Proviant für fünf Tage mitzunehmen (Plutarch, Sertorius 13 [V, S. 195]). 106 Aemilius ließ am Olymposgebirge zwischen Pythion und der Festung Petra nach Quellen graben, da sein Heer unter Wassermangel litt (Plutarch, Aemilius, 14 [IV, S. 141–142]). Für die Örtlichkeiten → Pauly/ Atlas, S. 151, Nebenkarte [B1]. 107 In einem anderen Zusammenhang beschreibt Plutarch, was man in einer Burg alles finden konnte: «Denn es befanden sich dort nicht wenige Pferde, jegliche Art von Kriegsmaschinen und eine unübersehbare Menge von Geschossen; auch lagen da 70 000 Rüstungen, seit langer Zeit aufgestapelt, und 2000 Soldaten des Dionysios [von Syrakus] waren noch da […]» (Plutarch, Timoleon 13 [IV, S. 185]).
46 – Italische und römische Schauplätze Caesar wird laut Sueton nachgesagt, in Gallien habe er die mit Weihgeschenken gefüllten Heiligtümer und Tempel ausgeraubt und öfters Städte der Lusitani schleifen lassen «mehr um der Beute willen als wegen eines Vergehens (Sueton, Caesar, LIV).108 Den Sold seiner Legionen verdoppelte er allerdings für alle Zeiten, und sooft Getreide vorhanden war, verteilte er es unter sie ohne Rücksicht auf das festgesetzte Maß; zuweilen gab er aus der Beute jedem Mann einen Sklaven zum Leibeigenen (ibid.; vgl. ibid. XXXVIII). Durch große Freigiebigkeit wollte er beweisen, «daß er die Reichtümer, welche der Krieg ihm zuwarf, nicht an sich raffte, um selber in Üppigkeit und Luxus zu schwelgen, sondern daß er sie in treue Obhut nahm als allen gehörigen Lohn für tapfere Taten und für sich nur das Recht beanspruchte, sie an verdiente Soldaten verteilen zu dürfen» (Plutarch, Caesar 17 [V, S. 118–119]). So geschah es 52 v. Chr. nach der Eroberung von Alesia (Pauly/Atlas, S. 165 [C2]). Hier sammelten die Römer «massenhaft silber- und goldbeschlagene Schilde, blutbesudelte Panzer, Trinkgeschirre und gallische Zelte» (Plutarch, Caesar 27 [V, S. 131]). Ein in den Kämpfen gegen die Kimbern erbeuteter Schild mit dem Bild eines Galliers diente einem stadtrömischen Händler auf dem Forum als Aushängeschild und Blickfang (Cicero, De oratore, II, 266). «Als Caesar aus Afrika zurückgekehrt war [im Jahr 46], sprach er vor dem Volk in stolzen Worten von der Größe seines Sieges [von Thapsos109]. Er habe ein Gebiet von solcher Ausdehnung erobert, daß daraus dem Staat alljährlich zweihunderttausend Scheffel Korn und drei Millionen Pfund Öl zufließen würden. Dann feierte er seine Triumphe: über Gallien, Ägypten, Pontus und Afrika. Für den afrikanischen Triumph gab der besiegte […] König Iuba den Namen her.110 Im Zuge wurde dessen Sohn mitgeführt, ein Knabe noch, der ebenfalls Iuba hieß. Ihm sollte die Gefangenschaft zum größten Glück ausschlagen, denn aus dem numidischen Barbaren wurde später einer der gelehrtesten Historiker griechischer Zunge; Völkerkunde und Geographie waren seine Hauptinteressensgebiete (→ Iuba). Als die Triumphzüge vorüber waren, verteilte Caesar den Soldaten reiche Geschenke und ergötzte das Volk durch Speisungen und Schauspiele. Die ganze Bürgerschaft war geladen und wurde an 22 000 Tischen bewirtet. Anschließend veranstaltete er zu Ehren seiner vor Jahren verstorbenen Tochter Julia Gladiatorenkämpfe und bot der Menge das Schauspiel einer Seeschlacht» (Plutarch, Caesar 55 [V, S. 159–160]).
Die Römer pflegten, wie bereits erwähnt, das Land, das sie ihren Nachbarn in Kriegen gewaltsam abnahmen, zum Teil zu verkaufen, zum andern in Staatsbesitz (ager publicus) überzuführen und zu verteilen (Plutarch, Tiberius Gracchus 8 [VI, S. 243]). Tiberius Gracchus überzeugte das Volk vor allem mit dieser Rede: «Die wilden Tiere, welche in Italien hausen, haben ihre Höhle, und jedes weiß, wo es sich 108 Gelder, die aus dem Verkauf eines Beuteteils stammten und dem Feldherrn als Erlös zustanden, hießen manubiae. Vgl. Cicero, Rep. 2, 31. → Pauly III, Sp. 981: ursprünglich die in einer Schlacht gewonnene Beute (manu habere). Manubiae wird im übertragenen Sinn zur Bezeichnung ungesetzlicher Gewinne. 109 Pauly/Atlas, S. 169 [D3]. 110 Zu Iuba Vater und Sohn, → Pauly II, Sp. 1493–1494.
Caesar – 47 hinlegen, wo es sich verkriechen kann – die Männer aber, die für Italien kämpfen und sterben, sie haben nichts außer Luft und Licht. Heimatlos, gehetzt irren sie mit Weib und Kind durch das Land» (ibid., S. 245–246). ✳ Neben der Nahrungsbeschaffung steht auch der Kampf gegen die Kälte, vor allem zur Winterzeit, in der die Kampfhandlungen nicht ausgesetzt werden konnten. Das oft behandelte Thema wiederholte sich bei den Römern selbst im Mittelmeerraum: Als Gaius Gracchus in Sardinien stationiert war, fiel ein besonders harter Winter über die Insel her, zufolge dessen der Feldherr von den sardinischen Städten warme Kleidung für seine Soldaten einfordern mußte. «Diese aber schickten eine Gesandtschaft nach Rom, welche um Befreiung von der Abgabe zu ersuchen hatte. Der Senat entschied zugunsten der Sardinier, und er wies den Konsul an, seine Leute anderweitig mit Kleidern zu versehen. […] Da machte sich Gaius auf in die Städte und brachte sie so weit, daß sie von sich aus durch Kleidersendungen den Römern über die schlimme Zeit hinweghalfen» (Plutarch, Gaius Gracchus 23 (2) [VI, S. 261]). Dieser Erfolg führte jedoch zu einem Nachspiel: Gaius’ Vorgehen interpretierte man in römischen Senat als Ankündigung möglicher zukünftiger Demagogentätigkeiten; es wurde dementsprechend als unangebracht ausgelegt. Tacitus berichtet von einem frühen Wintereinbruch (praematura hiems) in Germanien, der die Sorgen der Soldaten noch verstärkte – mit Regenfällen (imbribus continuis), «die so heftig wüteten, daß man die Zelte nicht verlassen, sich nicht treffen, kaum die Fahnen sichern konnte, die von Sturm und Wassermassen mitgerissen zu werden drohten» (Annales I, 30 [1]). Man zog dann in ein festes Winterlager um. ✳ Philippi. Im Oktober und Mitte November 42 v. Chr. besiegte in Makedonien Antonius111 in der berühmten Doppelschlacht die Caesar-Mörder Brutus und Cassius; Octavian wurde jedoch geschlagen.112 Der Dichter Horaz, der sich 43 Brutus angeschlossen hatte, kämpfte 42 als tribunus militum bei Phiippi. Die Kämpfe fanden in der Ebene, nordwestlich des heutigen Cavalla statt. «Sehr starke römische Heere stießen damals aufeinander. An Zahl war das Heer des Brutus den Streitkräften Caesars [Antonius] erheblich unterlegen, zeichnetet sich aber durch Glanz und Pracht der Waffen aus, denn Gold und Silber war an den meisten ihrer Waffen verschwenderisch angebracht, obwohl im Übrigen Brutus seine Offiziere zu einer vernünftigen und maßvollen Lebensweise anhielt. Aber der Reichtum, den sie in den Händen und am 111
Die vita bei Plutarch, Antonius (V, S. 301–391). Doch Antonius’ Name wurde später verfemt (damnatio memoriae). Er erscheint nicht in den Res gestae Augustus’, ebenso wenig wie auch die Namen anderer politischer Gegner des Kaisers. 112
48 – Italische und römische Schauplätze Leibe trügen, meinte er, erhöhe noch Mut und Stolz der Ehrgeizigen, und die Gewinnsüchtigen mache er so kampftüchtiger, weil sie sich an ihre Waffen als Vermögensstücke klammerten» (Plutarch, Brutus 38 [IV, S. 101–102].113
Augustus Augustus hält in den Res gestae die eigenen Leistungen und erhaltenen Auszeichnungen fest: «Zweimal habe ich den Triumph gefeiert in Form der Ovation und dreimal in Form des kurulischen Triumphs; einundzwanzigmal wurde ich zum Imperator ausgerufen.114 Der Senat hatte noch mehr Triumphe für mich beschlossen, die ich jedoch alle zurückwies» (§ 4). Ferner ordnete der Senat fünfundfünfzigmal Dankfeste an. «Bei meinen Triumphzügen wurden vor meinem Wagen neun [besiegte] Könige oder Kinder von Königen mitgeführt» (ibid.). Weihegeschenke an die Götter wurden aus der Kriegsbeute finanziert. Der Kaiser betont außerdem, daß er nur gerechte Kriege geführt hat (§ 26: feci nulli genti bello per iniuriam inlato).115 Für seine großzügigen Geldgeschenke an das Volk von Rom – aus der Kriegsbeute zugewiesen – siehe § 15. Dazu kamen Spenden «aus meinem ererbten Vermögen» (ibid.). «Weihgeschenke aus der Kriegsbeute ließ ich auf dem Kapitol, im Tempel des vergöttlichten Julius, im Apollotempel, im Heiligtum der Vesta sowie im Tempel des Mars Ultor darbringen, die mich etwa auf 100 Millionen Sesterzen zu stehen kamen» (§ 21). Seine Herrschaft verklärte sich zur Pax Augusta, selbst wenn mehrere Kriege – doch ohne Beuten – geführt worden sind. Außergewöhnlich bleiben in seiner Erbmasse die Ara Pacis in Rom und das über Monaco gelegene Siegesmonument mit Denkmalcharakter von La Turbie (Alpes-Maritimes) – zwei Werke von kommunikativer Leistungskraft. La Turbie. Im Jahre 7/6 v. Chr. ließ der Senat zu Ehren Augustus’ auf der dortigen Paßhöhe, an der ehemaligen Grenze zwischen dem römischen Italien und Gallien gelegen, ein Siegeszeichen – Alpium Tropaea – errichten. Es erinnert an die Unterwerfung von 45 Alpenvölkern zwischen Adria und Tyrrhenischem Meer. Augustus hatte zwischen 25 und 14 v. Chr. die Stämme zum Teil selbst bekriegt, zum Teil freiwillig in den Besitz des Imperiums gebracht – eine politische Leistung, von der er in seinem Testament sagen konnte: “Ich habe die Alpen befriedet, ohne gegen eines der Völker dort einen ungerechten Krieg (per iniuriam) geführt zu haben.” (§ 26) Gleich nach Beendigung der militärischen Unternehmungen wurde 12 v. Chr. mit dem Bau 113 Über die erste Schlacht ibid., S. 103–111. Über die zweite Schlacht ibid., S. 113–117. – Knappere Beschreibung auch bei Plutarch, Antonius 22 (V, S. 320–321). 114 Jeder siegreiche Feldherr, den seine Truppen zum Imperator ausgerufen hatten, besaß Anrecht auf einen Triumphzug in Rom. 115 Dazu Alföldi 1978, S. 403–422.
Augustus – 49 der Via Iulia Augusta begonnen, die in Küstennähe die Verbindung einerseits nach Spanien herstellt, andererseits, der Rhône entlang, vom Mittelmeer nach Nordgallien sowie Germanien führt; bislang schwer erreichbare Gebiete konnten so leichter zugänglich gemacht und unter Kontrolle gehalten werden.116 Augustus ließ am ambrakischen Meerbusen Apollo einen Tempel zur Feier des Seesieges bei Aktion (Actium) – am 2. September 31 v. Chr. – errichten. In dieser Schlacht117, die den Krieg zwischen Octavian und Antonius beschloß, floh Kleopatra mit sechzig Schiffen, Antonius, der ihr folgte, ergab sich ohne Kampf; beide nahmen sich das Leben. Ägypten wurde in der Folge römische Provinz. Nach seiner Heimkehr aus Gallien und Spanien und der Befriedung dieser Landschaften ließ Augustus 13 v. Chr. den Friedensaltar (Ara Pacis Augustae) in Rom errichten.118 Die Schlappe im Teutoburger Wald, 9 n. Chr. Der germanische Sieg über drei Legionen gelang Arminius, dem Fürsten der Cherusker, dank seines römischen Insiderwissens119, seines strategischen Könnens und auf Grund genauer Kenntnisse der geographischen sowie topographischen Bedingungen der höchst unwirtlichen Gegend; nach drei Tagen war der Feind überwunden. Der Feldherr Publius Quinctilius Varus ließ, als legatus Germaniae unter Augustus, nach einer ersten Niederlage im Morast der Wälder, den steckengebliebenen Troß hinter sich – ein taktischer Irrtum, der sich unter die weiteren Fehlentscheidungen der Römer einreihte, den verzweifelten Verlierer an Ort in den Selbstmord trieb und die Truppen, an die 20 000 Mann120, völlig vernichtete. Unerwartete Mitspieler waren die drei oder vier Tage lang dauernden starken und stürmischen Regen, die schon Caesars Truppen zu schaffen gemacht hatten.121 Im Teutoburger Wald erlagen die Legionen den Wassergüssen. Der Ausspruch Kaisers Augustus: «Quinctilius Varus gib mir meine Legionen wieder» (Quinctili Vare, legio116 Ich benutze hier den Überblick Fegers 1967, S. 733–739 (mit Beschreibung und Rekonstruktion nach Formigé 1949). – Der monumentale Rundbau auf dem Gipfel des Monte Orlando bei Gaeta ist das private Grab des erfolgreichen Lucius Munatius Plancus, → Fellmann 1957. – Was das röm. Straßennetz in Südeuropa anbetrifft, siehe z. B.: van Sickle 1929, S. 77–88. 117 Plutarch, Antonius 65–68 [V, S. 365–370]. 118 Für eine neuere Biographie des Kaisers, → Bleicken 1998. – Zur Ara Pacis: → Simon 1967, → Zanker 1987. 119 In röm. Diensten zum amicus populi Romani ernannt. Der german. Name des Arminius ist unbekannt, siehe: Lamer 1950, S. 51. 120 Es waren die XVII., XVIII. und XIX. Legion mit Auxilien und Troß. – Siehe auch Tacitus, Germania, cap. 37 für die Zusammenhänge. 121 In den Kriegsberichten Caersars ist die Rede von pluviis impeditus (durch Regen verhindert) oder von gewitterartigen Regengüssen und Unwettern, die Arbeiten und Kampfeinsätze verunmöglichten und zum Abbruch zwangen (z. B. in: de Bello Gallico III, 29, 2; VII, 24, 1; IV, 34, 4: «secutae sunt complures dies continuae tempestates, quae et nostros in castris continerent et hostem a pugna prohiberent» (so nach der ersten Invasion in Britannien). – VII, 27, 1: «Plötzlich brach ein heftiger Regen los» (magno coorto imbri). – Für einen plötzlichen Sturm: VII, 61, 1 (magna subito erat coorta tempestas). – Wegen Stürmen wurde die Seeschlacht vor Actium um vier Tage verschoben.
50 – Italische und römische Schauplätze nes redde)122 ist bezeichnend für das Echo auf die niederschmetternde Niederlage in Rom. Die spolia bestanden für die Germanen – vor allem Cherusker und Chatten – aus Waffen, Helmen, Brustpanzern und Beinschienen, die den Tausenden von Toten abgenommen worden waren: Metalle, vor allem Eisenteile der Rüstungen, stellten in der Tat höchst willkommene, einschmelzbare und so wieder verwendbare Beutepartikel dar. Silber wurde offensichtlich nur in Form von Münzen, neuerdings bei archäologischen Grabungen entdeckt, gefunden; es handelt sich wohl um das “Taschengeld” der erschlagenen Soldaten.123 Germanicus besuchte nach sechs Jahren das verhängnisvolle Schlachtfeld. Er ließ die Gebeine der drei Legionen bestatten, «ohne daß einer wußte, ob er die Überreste eines Freundes oder von Angehörigen mit Erde bedeckte; vielmehr behandelten sie alle wie Nahestehende, wie Blutsverwandte, mit wachsender Erbitterung gegen den Feind, traurig zugleich und empört» (Tacitus, Annales, I, 62 [1]). Germanicus verwickelte sich seinerseits von 14 bis 16 n. Chr. in Kämpfe gegen den Cherusker-Fürsten Arminius. Kaiser Tiberius beendete dann die aussichtslos gewordenen Kämpfe; der Rhein blieb Grenze, so wie es Augustus bereits nach der Niederlage vom Jahre 9 n. Chr. verfügt hatte.
Eroberung und Fall von Jerusalem, 70 n. Chr. Die Belagerung der Stadt begann im Jahr 70 n. Chr. unter Titus, Feldherr im Dienste seines Vaters Vespasian. Der perfid gewählte Zeitpunkt war das jüdische Pessachfest (Ostern). Fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung Judäas hatte sich zu den Feiern in Jerusalem versammelt. Der Belagerer ließ eine zweite Ringmauer errichten, die den somit Eingeschlossenen jegliches Entrinnen verunmöglichte. Es seien in diesem gigantischen Kerker über 600 000 Menschen qualvoll verhungert. Die Zahl der Opfer wird mit 1 100 000 angegeben; nur 97 000 sollen überlebt haben. Über die damals unter Titus eroberte Beute unterrichtet ausführlich Flavius Josephus in seinem Augenzeugenbericht De bello Judaico. «Während nun der Tempel in Asche sank, raubten die Soldaten alle Judäer aus, denen sie habhaft werden konnten und metzelten jeden Juden nieder, der ihnen in die Hände geriet; es waren ihrer Tausende» (S. 504 [VI, 5, 1]). «Dann äscherten sie auch die Schatzkammern ein, wo ungeheure Mengen geprägten Goldes, zahllose Stoffe und andere Wertsachen, kurz, sämtliche Schätze der Juden zuhauf gelagert waren, weil die reichen Leute dort ihre Habe in Sicherheit gebracht hatten» (S. 505–506 [V, 5, 2]). «Die Soldaten hatten alle so viel erbeutet, daß das Maß Gold nur noch halb so viel wert war wie zuvor» (S. 509 [VI, 6, 1]). 122 Suetonius, Augustus 23. → Bartels 1992, S. 155 – Jedes Jahr soll der Kaiser den Tag dieser Niederlage in Trauer und Niedergeschlagenheit begangen haben. 123 Die Prägungen datieren aus der Zeit kurz vor 9 n. Chr.
Die römische Beute aus Dakien, 106 n. Chr. – 51 Sie fielen über den Königspalast her, «denn dorthin hatten viele Juden, weil er als äußerst stark befestigt galt, ihre Wertsachen gebracht» (S. 514 [VI, 7, 1]. «In den gleichen Tagen traf auch ein Priester namens Jesus ein, der Sohn des Thebuthi. Diesem hatte der Caesar [Titus] nämlich eidlich Schonung zugesichert, wenn er ihm einige der heiligen Geräte ausliefern würde. Jesus holte aus der Tempelmauer zwei Leuchter heraus, die nämlichen, wie sie im Tempel selbst aufbewahrt wurden, Tische, Mischkrüge und Schalen, alles aus purem, massivem Gold. Dazu übergab er noch die Tempelvorhänge, ferner den Ornat der Hohepriester samt den Steinen und zahlreiche andere Gerätschaften, wie sie beim Gottesdienst gebraucht wurden» (S. 518 [VI, 8, 3]). Außerdem spricht man von einer großen Menge an Purpur- und Scharlachgeweben, die zur Ausbesserung der Tempelvorhänge dienten, sowie von vielen wohlriechenden Essenzen, Wertsachen und heiligen Kleinodien. Titus spendete seinen Soldaten – der eigenen Schatulle entnommen – goldene Kränze, goldene Halsketten, Speere und Feldzeichen aus Gold und Silber. «Aus der übrigen Kriegsbeute verschenkte er dazu noch weiteres Gold, Silber und wertvolle Kleidung» (S. 526 [VII, 1, 31]). Dann begab er sich mit seinem Heere nach Caesarea am Meer und ließ dort die ungeheuren Schätze bergen. Des aufziehenden Winters wegen konnte er es jedoch noch nicht wagen, nach Rom aufzubrechen; von November bis März war das Mittelmeer “geschlossen”.
Die römische Beute aus Dakien, 106 n. Chr. Über die Kriege Traians entlang der Donau, vor allem in Dakien, unterrichten schriftlich Dio Cassius in seiner Römischen Geschichte124 und, als einzigartiges ikonographisches Dokument, bildlich die Traianssäule in Rom. Dargestellt werden, als kontinuierliches und sich nach oben entwickelndes Band die beiden Dakerfeldzüge in den Jahren 101–102 und 105–106 n. Chr. Die dramatische Szenenfolge der colonna gipfelt in der Unterwerfung der aufmüpfigen Feinde unter Führung des Decebalus, ihrem kollektiven Selbstmord und der Beute, die allein schon den Feldzug als gerechtfertigt erscheinen ließ. Das Land war reich an Goldgruben, Silber- und Bleivorkommen; Salzwerke sind überliefert; Eisen wurde verhüttet. Der den Kaiser nach Dakien begleitende Arzt Criton berichtet von der unermeßlich scheinenden Menge an Gold und Silber, gemünztem Geld, Schmuck sowie Kunstwerken.125 Die entscheidenden Stellen auf dem Säulen-rotulus, welche darauf Bezug nehmen, beginnen mit der Szene, in der Gold in Säcke abgefüllt wird (Settis 1988, S. 494). Später wird weitere Beute auf Maultiere gepackt (Settis 1988, S. 513). In einem Bach versteckte Reichtümer fanden sich außerdem und wurden ebenfalls nach Rom geschickt. Seit dem Jahr 106 ist Dacia römische Provinz (Pauly/Atlas, 124 Die wichtigsten Abschnitte (68, 6 – 68, 15) liegen in italienischer Übersetzung vor in: Settis 1988, S. 13–17) als Beitrag von La Regina. → Strobel 1984 und 2010. 125 Crawford 1986, pp. 147–151.
52 – Italische und römische Schauplätze S. 184). Schon seit 102 ist Traians Siegerbeiname Dacicus. In der Folge der Barbareneinfälle von 248 vermocht sich die Provinz jedoch nicht mehr zu erholen; unter Aure lian wurde sie aufgegeben. Aus dem Erlös der Daker-Beute wurde in Rom das Traiansforum – mit der Säule – finanziert. In dem dicht überbauten Gebiet zwischen Kapitol und Quirinal hatte der Kaiser den Sattel zwischen den Hügeln abtragen lassen; so öffnete er einen Durchbruch von der zwischen Erhebungen eingeschlossenen Kolosseumssenke zur Weite des Marsfelds. Das Programm der Überbauung schloß zwei Bibliotheken ein, eine griechische und eine römische.
Seekrieg und Piraterie Für die frühen Seekriege gelten als Merkmale und Leitlinien: «Küstennähe, nicht operativer Selbstzweck, sondern Abwehr feindlicher Nachen mit Landungstruppen, nicht Kampf gegen das Schiff, sondern gegen dessen Besatzung, und zwar erst durch Wurfgeschosse, dann durch Entern und Nahkampf.»126 Bei Homer werden keine Gefechte zur See geschildert; das homerische Wasserfahrzeug diente ausschließlich als merkantiles Beförderungsmittel. Thukydides schildert die Anfänge der griechischen Seefahrt wie folgt: «Zuerst sollen die Korinther die Schifffahrt schon annähernd in jetziger Weise betrieben haben, in Korinth auch die ersten Trieren in Griechenland gebaut worden sein. Angeblich hat ein Schiffbauer aus Korinth, Ameinokles, den Samiern vier Schiffe gebaut […]. Die älteste Seeschlacht, von der wir wissen, hat zwischen Korinthern und Kerkyräern stattgefunden. […] Als dann der Verkehr zur See bei den Griechen zunahm, legten die Korinther mit ihren Schiffen den Seeräubern das Handwerk, und so wurde ihre für den Land- und Seehandel gleich günstig gelegene Stadt noch reicher und mächtiger» (Thukydides I, 13; in der Übersetzung von Theodor Braun). Erstes seestrategisches Ziel hellenistischer und römischer Flotten war in den meisten bekannt gewordenen Fällen die Vernichtung der schwimmenden Einheiten des Gegners sowie die Unterbindung der Überseeversorgung feindlicher Armeen. Karthagische Truppen unternahmen beschwerliche, zeitraubende und verlustreiche Landmärsche, da die römischen Flotten Hannibal die Beförderung zur See verwehrten. Die Bedrohung der Freiheit auf See spielte in den Auseinandersetzungen um das Mittelmeer und an seinen Küsten eine dominierende Rolle. Kämpfe, ja Schlachten gegen Korsaren – «piratae sunt praedones maritimi», wie sie Isidorus von Sevilla127 nennt –, gehören zu den perennierenden Elementen in der Geschichte des antiken und mittelalterlichen mare nostrum, wobei jeder etwas anderes unter “unser Meer” 126 Seekrieg: → Pauly V, Sp. 62—64; für das Zitat: ibid., S. 62. → Rost 1968. → Gelzer 2005 (für die Piraten). 127 Etymologiae X, 220.
Seekrieg und Piraterie – 53 verstand.128 Nach der Kaperung fiel die Beutewahl demjenigen zu, der als Erster das Schiff enterte. Schon die Odyssee (Thukydides III, 73) kannte Seeraub als Gewerbe, wobei es meist um marodierende Landgänge ging; eine griechische Piratenflotte versuchte im Jahre 349 v. Chr. Küstenplätze in Latium anzugreifen; sie konnte nur durch Bodentruppen an einer Landung gehindert werden. Die überbordende Seeräuberplage spitzte sich 67 v. Chr. in Hellas unter Pompeius Magnus offensichtlich erneut dramatisch zu. Plutarch faßt die Situation wie folgt zusammen: «Als er [Pompeius] nun einigen der Piratenverbände, die noch zusammenhielten und draußen [vor Athen] kreuzten, auf ihre Bitten hin Milde bewies, ihre Schiffe nebst Mannschaften sich übergeben ließ und ihnen weiter nichts Böses tat, suchten [einige Flotten] anderer Admirale zu entkommen, strebten zu Pompeius und lieferten sich ihm mit Weibern und Kindern aus. Er verschonte sie alle, und namentlich mit ihrer Hilfe spürte er diejenigen auf, die sich noch verborgen hielten, fing sie und bestrafte sie als Leute, die sich wohl unverzeihlicher Verbrechen bewußt waren» (Plutarch, Pompeius, 27 [III, S. 187–188]).129 Dieser Bericht führt im Text über zum nachfolgenden Abschnitt: «Die meisten und mächtigsten der Seeräuber hatten ihre Familien, ihre Habe und alles unbrauchbare Volk in Burgen und festen Plätzen im Taurosgebirge in Sicherheit gebracht, bemannten nun ihre Schiffe und nahmen [67 v. Chr.] bei Korakesion in Kilikien den Kampf mit dem heran segelnden Pompeius auf.130 In der Schlacht wurden sie geschlagen und darauf belagert. Doch schließlich schickten sie Bittgesandtschaften und übergaben sich selbst und die Städte und Inseln, die, noch in ihrer Hand und wohlbefestigt, schwer zugänglich und nicht so leicht mit Gewalt zu nehmen waren» (Plutarch, ibid., 28 [III, S. 188]).
Dieser Krieg nahm vorderhand ein Ende mit der Vertreibung der Freibeuterflotten; die Gefahr war jedoch nicht gebannt. Pompeius bekam neunzig Boote mit eherner Panzerung in seinen Besitz. Der Sieger ließ Milde walten, doch die Gefangenen wurden nicht freigelassen; er siedelte sie in kleinen und teils verlassenen Städten Kili kiens an. Den meisten wies er Dyme131 in Achaia als Wohnsitz zu, «das damals entvölkert war und dabei viel fruchtbares Land besaß» (Plutarch, ibid. [S. 189]).
128
→ Seeraub in: Pauly V, Sp. 64–65. Mit Hinweisen auf Vasendarstellungen. Philostratos überliefert in seinen Eikones ein Gemälde mit einem Festschiff und einem Raubschiff; «das eine lenkt Dionysos, das andere haben Tyrrhener, Räuber auf ihrem eigenen Meer, bestiegen. […] Das Piratenschiff also fährt wie ein Kriegsfahrzeug einher; denn es ist mit Sturmbalken und Rammsporn ausgerüstet, hat eiserne Enterhaken, Lanzen und Sicheln an Speerschäften; und damit es die Begegnenden schrecke und ihnen als Ungeheuer erscheine, ist es mit blauer Farbe angemalt und starrt an seinem Bug gleichsam mit grimmen Lichtern, das Heck aber ist schlank und halbmondartig gebogen wie Fischschwänze» (S. 137 und 139 sowie S. 338–341 für Erläuterungen von Otto Schönberger). 130 Korakesion: Pauly/Atlas, S. 161 [C2]. 131 Dyme: Pauly/Atlas, S. 196 [Karte B: B2]. 129
54 – Italische und römische Schauplätze Um 75 v. Chr. fiel der junge Caesar in die Hände von Piraten, und er gelangte nur nach Zahlung eines hohen Lösegeldes wieder auf freien Fuß; er verschaffte sich Schiffe, nahm die Räuber gefangen und ließ sie an Kreuze schlagen. Im östlichen Mittelmeer wird sich später Byzanz mit den arabischen Seeräuberflotten und deren Unwesen (cursa) auseinanderzusetzen haben, vor allem nach den arabischen Eroberungen in Ägypten und der Einnahme Alexandreias im Jahr 641.132 Eine neue Welle der Zwistigkeiten zeichnet sich im 9. Jahrhundert ab, ein Zweifrontenkrieg, geführt im Schwarzen Meer gegen die Russen sowie im Mittelmeer gegen die Araber (Ahrweiler 1966, S. 105–107).133 Für die kombattanten Flottenverbände Roms hat Viereck die Materialien zusammengestellt.134 Der Verfasser unterscheidet zwischen Kriegs- sowie Hilfskriegsschiffen. Es folgen Angaben zur Bewaffnung, Strategie und Taktik sowie eine Chronik der Marineoperationen. Ausführlich werden die einzelnen Schiffstypen mit ihrer Bewaffnung beschrieben und graphisch dargestellt. Einzelflotten, Stützpunkte und Hafenanlagen finden eine nicht minder minutiöse Beachtung. Die Flotteneinheiten teilen sich strategisch in die Misenische mit Mutterhafen Misenum und einer Reihe von Stützpunkten (Viereck 1996, S. 253) und die für die Adria zuständige Ravennatische. Die Stärke dieser beiden Verbände wird auf höchstens je 250 Schiffe geschätzt. Es folgen die Provinzialgeschwader, wie die classis Britannica und die classis Germanica im Norden, im Süden und Osten die Alexandrinische, Moesische (Schwarzes Meer), die Pannonische (Donau und Nebenflüsse), die Thrakische, Pontische, Syrische, Mauretanische Lybische). Überraschend sind außerdem die Fluß-Flotten auf der Saône und der Rhône, der Seine, der Somme sowie seit 114 v. Chr. die EuphratFlotte (Viereck 1996, S. 253–258). Wasserstraßen wurden, selbst auf vergleichsweise kurzen Strecken, für Güter- und Personenverschiebungen den Landrouten stets vorgezogen.135
132 → Butler 1902. – Eickhoff 1966, S. 11–13 (Seeschlacht bei Phoenix [Lykien] von 655, in der die byzant. Flotte geschlagen wurde). 133 Zwar rühmte sich schon Augustus, dem Meer Ruhe vor den Seeräubern verschafft zu haben: «Mare pacavi a praedonibus» (Res gestae, § 25), doch die Piraterie war nicht auszumerzen – bis in die Neuzeit. Auf Grund des Aufbaus regionaler Kriegsflotten wird weder im Hoch- noch im Spätmittelalter keine der beteiligten Mächte mehr eine einseitige Überlegenheit für sich in Anspruch nehmen können. Selbst später noch kannten die Venezianer die keineswegs überwundene Freibeuterplage, vor allem entlang der dalmatinischen Küste, durch die vielen vorgelagerten Inseln höchst unübersichtlich und an Schlupfwinkeln reich. 134 Viereck 1996. → Flottenwesen in: Pauly II, Sp. 582–584. 135 Die von Viereck 1996 behandelten Hafenanlagen umfassen Puteoli, Constantinopolis, Fréjus, Portus Iulius, Misenum, Ravenna, Ostia, Portus Romae, Alexandreia, Caesarea Palaestinae, Trapezuz, Caesarea Mauretaniae, Antium, Centumcellae, Terracina, Carthago und Leptis Magna. – Pläne folgender Seeschlachten liegen außerdem bei: Eknomos; die Blockade von Lilybaeum; Drepanum (Trapani); Karthago. Seeschlacht gegen die Veneter (Bucht von Quiberon); Hafen von Oricum (dalmatinische Küste); Seegefecht im Hafen von Alexandreia; Seegefecht bei Tauris (dalmatinische Küste); Flottenkonzentration vor der Schlacht von Actium. – Liste der aus antiken Quellen bekanntgewordenen Reisen (Route, Entfernung in
Seekrieg und Piraterie – 55 Unbilden und Auswirkungen der Wetterlage. In nachalexandrinischer Zeit ist vor allem der gigantische Schiffbruch der Flotte des Pyrrhos erwähnenswert. Er ließ viele Boote «zur Pferdebeförderung, verdeckte Schiffe [wohl Lastkähne] und Fahrzeuge aller Art, von Tarent gestellt, vorbereiten und ließ zwanzig Elefanten, dreitausend Reiter, zwanzigtausend Mann Fußvolk, zweitausend Bogenschützen und fünfhundert Schleuderer an Bord gehen. Nachdem alles bereit war, legte er [im Frühjahr 280 v. Chr.] ab und stach in See, wurde aber mitten auf dem Ionischen Meer von einem für die Jahreszeit ungewöhnlich losbrechenden Nordsturm erfaßt. […] Die Flotte wurde zersprengt und teils von Italien abgetrieben, ins Lybische und Sizilische Meer verschlagen, teils vermochten sie nicht um das iapygische Vorgebirge [Kap Santa Maria di Leuca] herumzukommen; die Nacht überfiel sie, und ein wilder und starker Seegang warf sie auf Klippen von Messapia, auf Untiefen und vernichtete sie alle bis auf das königliche Boot» (Plutarch, Pyrrhos 15 (VI, S. 25–26]). Pyrrhos sprang über Bord und schwamm an Land. Einige gerettete Wasserfahrzeuge kamen angesegelt, «auf denen sich ganz wenige Reiter, nicht ganz zweitausend Mann Fußvolk und zwei Elefanten befanden» (ibid.). Dies ist nur ein Beispiel von vielen Katastrophen, die auf extreme Witterungen und Wetterumschläge zurückzuführen sind. Unwetter, Stürme, Schneefall oder Sturzregen vermochten militärische Aktionen zu verhindern. Gewitter mit außergewöhnlich heftigem Regenguß ließen die Karthager nach ihrer Landung in Sizilien (am Kap Lilybaion) im Morast versinken. Beim ersten Aufeinandertreffen der Heere nämlich «krachten plötzlich von den Bergen her furchtbare Donnerschläge, und feurige Blitze zuckten dazwischen. Dann senkte sich das dunkle Gewölk um die Hügel und Bergspitzen zum Schlachtfeld herab, vermischt mit Regen, Sturm und Hagel, umströmte aber die Griechen von hinten und im Rücken, während es den Barbaren ins Gesicht schlug, die Blitze ihre Augen blendeten und Regenstürze und Flammen ununterbrochen aus den Wolken fuhren» (Plutarch, Timoleon 28 [IV, S. 201–202]). In De bello Gallico III, 29, 2; ibid. VI, 43, 3 verhindert Regen das Abernten der Kornfelder. – Kälte und anhaltender Regen (frigore et absiduis imbribus): ibid., VII, 24, 1; magno coorto imbri: ibid. VII, 27, 1. Traian gab des schlechten Wetters wegen eine Belagerung auf. Cassius Dio berichtet darüber: «Sooft seine Leute aber einen Angriff machten, erdröhnte der Himmel von Donner; Regenbogen zeigten sich, Wetterleuchten, Sturmwinde heulten, und Hagel und Blitze verfolgten sie» (LXVIII, 31). Für ein Unwetter, das die römische Seite im Kampf gegen die Quaden begünstigte, siehe Cassius Dio, LXXI, 10 sowie das Unwetter bei Plutarch, Galba 23 [VI, S. 402], das als schlechtes Omen gedeutet wurde. Noch in der Schedelschen Weltchronik von 1493 werden Wetterkatastrophen und Himmelserscheinungen erfaßt und als Sintflutdrohungen gedeutet. Ebenso gefährlich war das Hochwasser in Rom «Im gleichen Jahr [nicht datierbar] schwoll der Tiber nach andauernden Regenfällen an und hatte die tiefer gelegenen Stadtteile überschwemmt. Als er wieder zurückging, ergab sich als Folge, daß Seemeilen, Dauer der Reise in Tagen, Durchschnittsgeschwindigkeit in Knoten (Viereck 1996, S. 135). Casson hat außerdem die Geschwindigkeit von Kriegsflotten unter Segel dargestellt (Viereck 1996, S. 29).
56 – Italische und römische Schauplätze Häuser eingestürzt und Menschen umgekommen waren» (Tacitus, Annales, I, 76 [1]). Livius berichtet für das Jahr 401 v. Chr. von einem bemerkenswert kalten Winter mit viel Schnee, «so daß die Straßen unbenutzbar und der Tiber unbefahrbar wurde. Der Getreidepreis änderte sich aber nicht, weil man zuvor Vorräte angelegt hatte» (ibid., V, 13).136 Dann gab es die mythisch anmutenden Vulkanausbrüche und Erdbeben (1650 v. Chr. Sodom und Gomorra?). Vor allem Vesuv ist das entsprechende Stichwort: der Ausbruch am 24./25. August 79 n. Chr. vernichtete die Städte Pompeii, Herculaneum und Stabiae. Plinius der Jüngere schildert die Katastrophe in seinen epistulae an Tacitus (Briefe 6, 16 und 20). Etwa 12 000 bis 15 000 Einwohner fanden den Tod.137 Während der Schlacht von Roncevalles (778) bricht in Frankreich ein gewaltiger Sturm aus: «Pendant ce temps en France éclate une tourmente qui tient du prodige: ouragans, tonnerre et vent, pluies et grêles extraordniaires; la foudre tombe à coups redoublés: un véritable tremblement de terre […]» (La Chanson de Roland, § 110).
Römische Triumphe Sueton zählt in der Einleitung zur vita des Tiberius auf, welche Ehren in einer kaiserlichen Karriere möglich und erstrebenswert waren (am Beispiel der gens Claudia): von den Konsulaten bis zum Triumph, «consulatus, dictaturas, censuras, triumphos, ovationes» (Sueton, Tiberius, 2). Den Triumph gewährte der Senat dem Imperator nach einem entscheidenden Sieg über einen rechtmässigen äußeren Gegner, wenn in einer Schlacht mindestens 5000 Feinde gefallen waren. Der Festzug bewegte sich vom Marsfeld durch die Porta triumphalis auf das Capitol. Voraus gingen Schaustücke der Beute und Gefangene, dann folgte die Quadriga des Feldherrn in der Tracht des Iupiter mit Purpurtoga, Lorbeerkranz und mit Mennig rotgefärbtem Gesicht. Der Triumph des Aemilius Paulus (167 v. Chr.) stellte, nach dem Ende des makedonischen Reiches (Pydna, 22. Juni 168 v. Chr.), alle früheren in Rom inszenierten Triumphzüge in den Schatten. Das Spektakel dauerte vom 27. bis 29. November. Folgende Einzelheiten sind dank Plutarch von Interesse: Der erste Tag reichte kaum aus, um die erbeuteten Statuen und Gemälde vorzuführen, welche die Sieger auf 250 Wagen zur Schau boten. Am nächsten Tag zeigte man die schönsten und kostbarsten makedonischen Waffen. Dahinter trugen 3000 Männer das erbeutete Silbergeld in 750 Gefäßen.138 Dann folgten, wohl auf mehrere Wagen verteilt, silberne Mischkrüge, 136
Tiberpegel des 15. und 16. Jh.: Bartels 2000, S. 74, 96, 97, 123, 133. Zu Sodom: «das im Nu zerstört ward, ohne Zutun von Menschenhand» (Klagelieder 4, 6). Zu den Winden, Windrosen und Winddämonen: Pauly V, Sp. 1375–1381. → Lucretius, De rerum natura I, 271 bis 279. Siehe ibid. auch V, 1211–1240. 138 Alle Mengenangaben sind nicht nachprüfbar. Schon Diodorus Siculus (Universalgeschichte, 31, 8, 10–12 und Plutarch, Aemilius 32–34 [S. 164–167] weichen in ihren Beschreibungen erheblich voneinander ab. 137
Römische Triumphe – 57 Trinkhörner, Schalen und Becher. Am dritten Tag zogen voll ausgewachsene Opfertiere vorbei, dann in 77 Gefäßen Goldmünzen sowie die heilige Schale, die Aemilius aus zehn Talenten Gold hatte anfertigen lassen; sie war mit Edelsteinen verziert. Dann die goldenen Geräte aus dem makedonischen Königsschatz, endlich der Wagen des Perseus mit seinen Waffen. Vor dem Triumphwagen des Paulus sah man 400 goldene Kränze, welche ihm die Gemeinden durch Abordnungen als Siegespreise übersandt hatten. Mit Abstand folgten die Gefangenen, darunter Perseus’ Frau, seine drei Kinder, dann der Besiegte selbst, gefolgt von 250 vornehmen Makedonen. «Paulus brachte den ganzen Schatz der Makedonen, der überaus groß war, in seine Hand: Omni Macedonum gaza, quae fuit maxima, potitus est Paulus» (Cicero, De officiis II, 22). So viel Geld führte er der Staatskasse zu, daß eines einzigen Feldherrn Beute der Besitzsteuer ein Ende setzte. Dagegen hätte dieser Mann nichts in seinen eigenen Besitz fließen lassen. Cicero fügte bei, daß er lieber Italien als sein Privathaus zu verschönern bestrebt war. Die Moral der Geschichte: keine Spur von avaritia (Habsucht), die damals als das destruktive Element der römischen Gesellschaft und besonders des patrizischen Adels an den Pranger gestellt wurde. Sie ist zu meiden: «Vitanda tamen suspicio est avaritiae» (Cicero, ibid. II, 17). ✳ Triumphzüge späterer Zeit mußten mit den vorgeführten Trophäen ähnlich konzipiert gewesen sein. Plutarch überliefert: «Als nun der Senat dem Marcellus allein einen Triumph bewilligte, hielt er seinen Einzug, einzig bewundert schon wegen der sonstigen Pracht, des mitgeführten Reichtums, der Waffenbeute und der Riesengestalten der Gefangenen139; als das erfreulichste und neuartigste Schauspiel von allen aber führte er sich selber vor, wie er dem Gott die volle Waffenrüstung der Barbaren darbrachte [als Tropaion]. Denn er hatte den geraden und hohen Stamm einer wohlgewachsenen Eiche fällen und in die Form eines Siegesmals bringen lassen. Daran ließ er die Waffenstücke befestigen und aufhängen, jedes in der rechten Ordnung wirkungsvoll angebracht. Als sich jetzt der Zug in Bewegung setzte, bestieg er selbst, das Beutestück geschultert, das Viergespann und führte dieses herrlichste aller Siegesmale im Triumph durch die Stadt. Das Heer folgte, mit den schönsten Waffen geschmückt, und sang dazu Lieder, die man zu dem Zweck eigens gedichtet hatte, und Siegesgesänge auf den Gott und den Feldherrn. So zog er einher, und als er in den Tempel des Iuppiter Feretrius gekommen war, stellte er das Beutestück auf und weihte es, und zwar als dritter und letzter bis zum heutigen Tage. Denn der erste, der eine solche Beute darbrachte, war Romulus als Sieger über Acro von Caenina, der zweite Cornelius Cossus als Sieger über den Etrusker Tolumnius, nach ihnen Marcellus als Sieger über den Gallierkönig Britomatos, nach Marcellus keiner mehr» (Plutarch, Marcellus 8 [III, S. 309–310]). 139 Gemeint sind (im Gegensatz zu den eher kleingewachsenen Italikern) die hochgewachsenen Gallier, die im Allgemeinen einen Kopf größer waren und oft als “Riesen” beschrieben worden sind. – Der T riumph fand 212 v. Chr. statt.
58 – Italische und römische Schauplätze Die visuell-theatralische Darbietung der Beute spielte im triumphalen Umzug eine wesentliche Attraktion, war ein pures Spektakel. Neben eroberten Waffen und Feldzeichen zeigte man dem Volk, gleichsam ad oculos demonstriert, Kunstschätze, Modelle eingenommener Festungen und Schiffe sowie bildliche Darstellungen der unterworfenen Länder oder Szenen aus bedeutenden Schlachten. Lebende Beweise waren zudem die vornehmsten Gefangenen, oft Könige und Fürsten – so wie der erwähnte Perseus von Makedonien nach der Schlacht von Pydna (168 v. Chr.) –, die als körperlich und seelisch gebrochene Zeugen mit-, das heißt: vorgeführt wurden. Dies war auch das Schicksal des Iugurtha, der in Marius’ Triumph am 1. Januar 104 v. Chr. als Gefangener marschierte – denn kein Römer hatte je zu hoffen gewagt, der Feinde in Numidien (111–105 v. Chr.) eines Tages überhaupt Herr zu werden (so Plutarchs Meinung). Erstaunlich sind die Mengen an Edelmetallen, die Marius nach seinen Erfolgen zur Schau stellte. Plutarch notiert: «Im Triumphzug sollen 3007 Pfund Gold mitgeführt worden sein, dazu 5775 Pfund ungemünztes Silber und an gemünztem Gelde 287 000 Drachmen (Marius 12 [VI, S. 69–70]). Den im Jahr 71 n. Chr. stattgefundenen Triumphzug für Titus und dessen Vater Vespasian in Rom beschreibt mit Einzelheiten Flavius Josephus (S. 538–542 [VII, 5, 4]). Hervorgehoben wird der siebenarmige, goldene Leuchter aus dem Tempel, die Menora, «von einer Art, wie sie bei uns nicht bekannt ist; in der Mitte eines Sockels war nämlich ein Schaft in der Form einer Säule befestigt, aus dem dünne Stängel sproßten, die jeweils eine Form hatten ähnlich wie ein Dreizack, und an jedem war am Ende eine eherne Lampe angebracht, also sieben im ganzen, wodurch die Heiligkeit, die diese Zahl bei den Juden genoß, symbolisiert wurde» (S. 541 [VII, 5, 5]). Die Darstellung auf dem Titus-Bogen in Rom zeigt den goldenen Tisch der Brote, die silbernen Trompeten und den siebenarmigen Leuchter.140 Diese Beute war so bemerkenswert – auch hinsichtlich der Symbolik –, daß sie Eingang in die Darstellungen des Triumphbogens fand. Nach der Befreiung Griechenlands führte Titus im Triumphzug im Jahre 49 griechische Helme, makedonische Schilde und Lanzen mit. «Die Masse der Reichtümer war gleichfalls nicht gering. Nach Antias’ Angaben wurden 3713 Pfund eingeschmolzenes Gold, 43 270 Pfund Silber, 14 514 goldene Philippstaler, nicht gerechnet die tausend Talente, welche der König [Philipp von Makedonien] noch schuldete, mitgeführt und vorgezeigt. Vor allem auf Betreiben des Titus ließen sich die Römer später bewegen, ihm diese Schuld zu erlassen, sie erklärten Philipp sogar zum Bundesgenossen und gaben ihm seinen Sohn zurück, der als Geisel nach Rom gebracht worden war» (Plutarch, Titus 14 [VI, S. 330–331]).
140 Nicht alle Bögen belegen militärische Siege. Der Arco di Traiano in Benevent, 114 errichtet, erinnert an die Eröffnung der via Traiana calabra (108–110, auf älterer Trasse neu angelegt), an deren caput in Beneventum der Bogen stand. Diese Straße diente als Variante zur via Appia (die über Tarentum führte) und verband Benevent mit den Hafenstädten Barium (Bari) und Brundisium (Brindisi); siehe die Zusammenstellung S. 133–134.
Römische Triumphe – 59 Im Jahr 17 n. Chr. triumphierte Germanicus Caesar am 26. Mai über die Cherusker, Chatten und Angrivarier sowie über die anderen Stämme, die bis zur Elbe hin siedelten. «Mitgeführt wurden erbeutete Waffen, Gefangene, Abbildungen von Bergen, Flüssen und Schlachten. […] Die Augen der Zuschauer ließen seine herausragende persönliche Erscheinung und der mit seinen fünf Kindern besetzte Wagen leuchten» (Tacitus, Annales II, 41, 2).
Zweiter Teil
Mittelalterliche Beuten
Die Einnahme Roms durch Alarich Die Einnahme Roms durch Alarich im Jahre 410 bedeutet insofern ein epochales Ereignis, als es einerseits die mittelmeerische Antike ins Wanken brachte, andererseits das europäische Mittelalter erahnen läßt.141 Schon 408 und 409 n. Chr. stand der Westgote vor Rom, zog jedoch gegen Lösegeldzahlungen wieder ab. Alarich, der christliche – zwar arianische – König gab sich mit 5000 Pfund Gold und 30 000 Pfund Silber zufrieden; «er verlangte außerdem 3000 in Purpur getränkte Felle, 4000 seidene Wämser und 3000 Pfunde Pfeffer, eine Forderung barbarischer Luxusbedürfnisse. Um die große Summe des baren Geldes aufzubringen, reichte eine Zwangssteuer nicht aus; man griff demnach die verschlossenen Tempelschätze an; man schmolz Bildsäulen von Gold und Silber ein, und dies beweist, daß noch genug kostbare Statuen in Rom zu finden waren. […] Sobald Alarich die Geldsumme empfangen hatte, gestattete er den hungernden Römern einige Tore zum Ausgange, einen dreitägigen Markt und die Zufuhr vom Hafen. Er selber entfernte sich und schlug im Tuszischen ein Lager auf; mit sich führte er nicht weniger als 40 000 Barbarensklaven, welche nach und nach aus der Stadt und den Palästen ihrer Herren zu ihm geflohen waren» (Gregorovius 1953, Bd. I, S. 61). Die Einnahme und Plünderung der Stadt fand vom 24. bis 27. August 410 statt. Alarich ermahnte die bunt zusammengewürfelten Truppen, menschlich zu bleiben und Kirchen zu schonen. Die Plünderung beschränkte er auf wenige Tage, und er verbot zu töten und Brände zu setzen; nicht jedermann hielt sich an seine Befehle. In der Zusammenfassung von Gibbon lautet dies: «He encouraged his troops boldly to seize the rewards of valour, and to enrich themselves with the spoils of a wealthy and effeminate people; but he exhortes them at the same time to spare the lives of the unresisting citizens, and to respect the churches of the apostles St. Peter and Paul as holy and inviolable sanctuaries» (Gibbon, Bd. II, S. 163).142 Mit Alarich endet die Größe des antiken Roms; das unerbittliche Versinken der gesamten, immer bedrohlicher unterspülten antiken Welt brach an. Mobile Reiterhorden der Völkerwanderung, vorerst ohne feste Besiedlungsabsichten, konnten sich 141 Ausgezeichnete Darstellung der komplexen Vorgeschichte und der Folgen bei Gregorovius 1953, Bd. I, S. 70–80. → Kulikowski 2009. 142 Gibbon bezieht sich u. a. auf Orosius (um 375 bis um 418), Isidor von Sevilla sowie Augustin (De Civitate Dei). – Die weiteren Raubzüge (Mitte des 5. Jh. bis 472) sind bei Piganiol 1964, S. 114–120 zusammengestellt.
64 – Mittelalterliche Beuten allerdings keine bedeutenden Beuten mehr sichern. Sie zerstörten und brannten vielmehr nieder, was ihnen in die Quere kam. Sie hätten, wie etwa die Mongolen, über die enormen Distanzen, die sie von ihren Herkunftsländern trennten, kaum sperriges Beutegut nach Hause transportieren können; es gab kein Zuhause mehr – man erinnert sich an die vergleichbare Lage Alexanders des Großen, als dieser nach Indien zog. Dieser Aspekt beleuchtet ein generelles Thema: Beuten waren volumenmäßig Grenzen gesetzt, da sie eben fortgeschafft werden mußten. Für Alarich war die Plünderung Roms de facto eine Niederlage – «ein katastrophales Versagen. Alles, was er sich erhofft hatte, wofür er mehr als fünfzehn Jahre lang gekämpft hatte, wurde zusammen mit der Hauptstadt der antiken Welt von den Flammen verzehrt. Eine offizielle Position in kaiserlichen Diensten, ein legitimer Platz für sich und seine Anhänger im Römischen Reich – dies war jetzt für immer unerreichbar. […] Die Plünderung Roms löste keines seiner Probleme, und als der Raubzug vorbei war, hatten seine Männer immer noch keinen Platz zum Leben und noch schlechtere Zukunftsaussichten als zuvor» (Kulikowski 2009, S. 178–179). Alarich zog anschließend nach Unteritalien, um von dort nach Sizilien und dann nach Afrika überzusetzen. Er starb jedoch unterwegs, wohl an Malaria; er wurde im Busento, einem Flüßchen bei Cosenza in Kalabrien beigesetzt. Hier suchte man später (vergeblich) nach möglichen Resten aus der Rom-Beute. Rom wurde 455 nochmals heimgesucht (2.–6. Juni). Zwar sahen die Vandalen von Feuer und Schwert ab, plünderten jedoch die Stadt umso gründlicher. Geiserich gab seinen Truppen eine Frist von vierzehn Tagen. «Was Goten verschont oder was Römer seither [seit 410] ersetzt hatten, in Palästen, Kirchen und öffentlichen Gebäuden, fand nun seine Räuber. Die Ausleerung Roms konnte nach einem System betrieben werden. Man sah zu gleicher Zeit in allen Straßen der Stadt plündern und Hunderte von beladenen Wagen aus dem Tor von Portus [Richtung Ostia] hinausfahren, um den Raub nach den Schiffen zu bringen, die den Tiber bedeckten. […] Auf dem Kapitol plünderten sie den noch unzerstörten Tempel des Jupiter; Geiserich raffte nicht allein Statuen zusammen, welche dort noch verschont geblieben waren und mit denen er seine afrikanische Residenz zu schmücken gedachte, sondern er ließ auch das Tempeldach zur Hälfte abdecken und die Ziegel von vergoldeter Bronze auf die Schiffe laden» (Gregorovius 1953, Bd. I, S. 99–100). Unter den Gegenständen befanden sich noch, laut Gregorovius, jüdische Objekte des Salomonischen Tempels; sie stammten aus den Vespasian- und Titus-Beuten. «Das seltsame Wanderschicksal der jüdischen Tempelschätze endete damit nicht. Noch achtzig Jahre später fand sie Belisar in Karthago, worauf sie mit der vandalischen Beute im feierlichen Triumph durch Konstantinopel geführt wurden» (ibid., S. 100). Unter Justinian sollen sie in einer christlichen Kirche Jerusalems hinterlegt worden sein. Das Los Roms erinnert in Wahrheit in mehrfacher Hinsicht an dasjenige Jerusalems. Viele tausend Römer jeden Standes und Alters schleppte Geiserich als Kriegssklaven nach Libyen mit sich. «Die Einnahme Roms durch Geiserich hinterließ keine nachdrücklichen politischen Folgen. Sie war nichts gewesen als eine afrikanische Razzia» (ibid., S. 103); so erging es bereits Alarich.
Iustinian – 65
Iustinian Dem oströmischen Kaiser (von 527 bis 565) und vielen seiner Generationsgenossen war es ein Anliegen, die alten Grenzen des gesamten römischen Reichs wieder herzustellen (Restitutio Imperii). Iustinian selbst, «der gebildetste Mann seiner Zeit» (Hiltbrunner 1946, S. 228), war allerdings kein Soldat, doch fand er in Belisarios und Narses begabte Feldherren, die sich dieser Aufgabe widmeten. Nach der Sicherung der Ostgrenze gegen die Perser vernichtete Belisarios das Vandalenreich in Nordafrika (533 n. Chr.). Iustinian und Narses bereiteten dem Ostgotenreich in Italien den Untergang vor.143 Der Versuch, die Westgoten aus Spanien zu vertreiben (544), mißlang allerdings. Auch die Donauprovinzen konnten nicht wieder zurückgewonnen werden. Gegen die Perser gelang ihm ein Sieg ganz anderer Art. Im Jahre 552 brachten christliche Missionare einige Eier von Seidenraupen nach Westen: so wurde hier die Seidenraupenzucht heimisch. Dadurch entzogen die Byzantiner den Persern Einnahmen aus einem damals wichtigen Zwischenhandelsartikel. Neben der Reorganisation der Reichsverwaltung und der Kodifizierung des Rechts (Corpus iuris civilis) diente vor allem die kaiserliche Bautätigkeit der renovatio römischer Größe – jetzt in christlichem Gewande. Neben zahlreichen Festungen, die das Land gegen Einfälle von außen sicherten, errichtete er eine Reihe außergewöhnlicher Kirchenbauten, wie die Hagia Sophia in Konstantinopel (532–537) und San Vitale in Ravenna (526–547).144 Vor allem für die riesige Sophienkirche war sozusagen präfabriziertes Baumaterial notwendig: Justinian ließ in Asien und Europa griechische Städte plündern. «So mußte auch Athen Säulen und Marmorsteine hergeben.»145 Dies ist denn die einzige nennenswerte Beute der justinianischen Epoche, doch als Vorläufer Karls des Großen von Interesse, da ja unter den Karolingern antike Bauteile aus Italien in den Norden Europas gebracht und hier als Spolien wieder verwendet wurden. Gleichzeitig wurden die letzten Zufluchtsstätten des Heidentums beseitigt (Schließung der Athener Philosophenschule, 529). Iustinian erstrebte für die Kirche die Einheit des Glaubens, und er versuchte, dogmatische Fragen persönlich zu regeln; er trat am 5. Ökumenischen Konzil (553) als Verteidiger der Orthodoxie auf, obwohl er mit den Monophysiten sympathisierte.
143
Mit der Schlacht bei den Busta Gallorum (552) beginnt das Ende des Ostgotenreiches. Hier das Mosaik mit den Bildnissen Iustinians und seines Bischofs Maximian: Talbot Rice 1959, Tafel 58. 145 Gregorovius 1962, Bd. I, S. 60–61 mit Nachweis. – Hier auch Beispiele für die Verwandlung athenischer Tempel in christliche Kirchen (ibid., S. 63–72). 144
66 – Mittelalterliche Beuten
Karl der Grosse Schlachten und Beuten artikulieren nach der Völkerwanderung ebenso die karolingische Geschichte – seit Karl Martels Kampf und Sieg in der siebentägigen blutigen Auseinandersetzung zwischen Tours und Poitiers (732), als er gegen die unbotmäßigen Großen des Reiches und 753 gegen die widerspenstigen Sachsen aufzutreten genötigt war. Einhard berichtet in seiner Vita Karoli Magni (um 830/33) mehrere Vorkommnisse, die Teile unseres Themenkreises sind.146 Als Widukind der Sachse sich 782 erneut erhoben hatte, ließ Karl in Verden an der Aller an einem Tage 4500 Aufmüpfige köpfen. «Nachdem er dann alle, die ihm Widerstand geleistet hatten, besiegt und unter seine Herrschaft gebracht hatte, führte er zehntausend Sachsen, die an den beiden Elbufern gewohnt hatten, mit Frauen und Kindern aus ihrer Heimat und siedelte sie in verschiedene Gruppen zerstreut in Gallien und in Germanien wieder an. Der lange Krieg [von 772 bis 804] wurde erst endgültig beendet, als die Sachsen die Bedingungen des Königs annahmen: sie mußten ihren religiösen Bräuchen und dem Götzendienst abschwören [abiecto daemonum cultu], die christliche Religion und die heiligen Sakramente annehmen und sich den Franken zu einer Volkseinheit zusammenschließen» (Einhard, § 7); ein Friedensvertrag wurde jedoch nie unterschrieben. Roncevalles. Auf Aufforderung des Emirs von Barcelona, der sich gegen den omajjadischen Emir von Córdova erhoben hatte, unternahm Karl der Große einen Spanienfeldzug. Zwar gelang die Eroberung von Pamplona, doch Saragossa wurde vergeblich belagert.147 Im Tal von Rocevallles in den Pyrenäen erlitt sein Heer außerdem einen empfindlichen Schlag; Hruodland (Roland), Karls Vertrauter, kam dabei ums Leben.148 Diese in der Erinnerung haftende Niederlage (778) im Kampfe gegen die ortskundigen Basken, dann gegen die Mauren – erst die Roland-Sage verlegte den Überfall in das Tal von Roncesvalles nordöstlich von Pamplona149 – wird in Einhards Vita wie folgt beschrieben: «Auf dem Rückmarsch über die Pyrenäen mußte er [Karl] allerdings doch noch die Treulosigkeit der Basken erleben. Diese Gegend ist wegen ihrer dichten Wälder für Überfälle aus dem Hinterhalt sehr geeignet. Als die Armee – die engen Gebirgspfade ließen es nicht anders zu – in einer lang ausgestreckten Reihe daherzog, griffen die Basken, die sich auf einer sehr hohen Bergspitze versteckt hatten, hinten die Gepäck146 Ich zitierte nach der Übersetzung der Vita Caroli und den Anmerkungen von Evelyn Scherabon Firchow 1968. – Zu Einhards Benutzung von Sueton siehe ebenda im Nachwort, S. 89–90. 147 In La Chanson de Roland ist noch die Rede vom Fall der Stadt (§ 265):«Il [Charlemagne] fait abattre la porte de Saragosse. Maintenant il sait bien qu’elle ne sera plus jamais défendue! Il s’empare de la ville et y fait entrer ses hommes.» 148 Die nachfolgenden Zitate aus La Chanson de Roland nach der Ausgabe von Jonin. 149 Für den Grenzverlauf siehe dtv-Atlas, S. 122
�������������� – 67 kolonne und die sie schützende Nachhut an und drängten sie, von oben herabstürzend, ins Tal hinunter. In dem darauffolgenden Gemetzel wurden die Franken bis auf den letzten Mann niedergemacht. Die Basken plünderten das Gepäck und zerstreuten sich dann unter dem Schutz der hereinbrechenden Nacht schnell in alle Richtungen. Durch ihre leichte Bewaffnung und wegen der günstigen Beschaffenheit des Kampfplatzes waren sie in diesem Gefecht sehr im Vorteil; die Franken dagegen waren wegen ihrer schweren Bewaffnung und des für sie ungünstigen Terrains in jeder Hinsicht benachteiligt. Bei dem Überfall fielen der königliche Truchseß [regiae mensae praepositus] Ekkehard, Pfalzgraf Anselm, Markgraf Roland von Bretagne [Hruodlandus Britannici limitis praefectus] und noch viele andere» (Einhard, § 9). «Mit Ausnahme des Sachsenkrieges war der nun folgende Kampf gegen die Awaren oder Hunnen [791–799] wohl das größte kriegerische Unternehmen, das Karl jemals führte (…). Der gesamte hunnische Adel und damit auch sein Ruhm gingen dabei zugrunde. Das Geld und die Schätze, die sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten, wurden in Beschlag genommen. Man kann sich nicht erinnern, daß sich die Franken je in einem andern Krieg durch erbeutete Schätze und Reichtümer mehr bereicherten. Bis dahin hatte man die Hunnen allgemein als ein armes Volk betrachtet. Im Palast des Khans fand man jedoch so viel Gold und Silber, und in den Schlachten wurde so viel erlesene Beute erobert, daß man mit Fug sagen kann, die Franken hätten den Hunnen rechtmäßig das weggenommen, was diese früher anderen Völkern unrechtmäßig geraubt hatten» (Einhard, § 13).150
Karl ließ sich für den Bau der Palastkapelle in Aachen Baumaterial (Säulen, Kapitelle) aus Italien kommen; er folgte dem Beispiel Geiserichs und Justinians. Nach der entscheidenden Schlacht Otto des Großen gegen die Slaven auf dem Lechfeld (am Laurentius-Tag, dem 10. August 955) gab es keine Beute – außer den herrenlos gewordenen Pferden der eingefallenen Ungarn.151 Beim Weiler Keferloh sollen die Männer des Grafen Eberhard von Ebersberg die Tiere, angeblich 17 531 Stück, zusammengetrieben und verkauft haben, wodurch der örtliche Roßmarkt ins Leben gerufen wurde, zu dessen Rechten ihnen Otto I. verhalf; in den folgenden Jahren fand er jeweils am Laurentius-Tag statt.
150 Durch den plötzlichen Zufluß der großen Mengen von Gold und Silber soll der Wert des edlen Metalls um ein Drittel gesunken sein (→ Scherabon Firchow 1968, Anm. 42). 151 → Springer 2001; → Bowlus 2012.
68 – Mittelalterliche Beuten
Die Kreuzzüge (1096–1270) in der Übersicht Der Kampf gegen die Sarazenen im heutigen Syrien begann lange vor den sogenannten Kreuzzügen.152 An vorderster Stelle steht nicht nur der Westen, sondern auch Konstantinopel, das dem aggressiven islamischen Druck entgegenzuwirken trachtete. Romanos III., Kaiser seit 1028, zog gegen Aleppo, nahm Antiocheia ein, wurde aber kurz darauf empfindlich geschlagen und verlor sein gesamtes Lager. Der byzantinische Historiker Michael Psellos beschreibt die Beute: die Araber eroberten erst das kaiserliche Zelt, das mindestens so wertvoll wie der Kaiserpalast am Goldenen Horn war, angefüllt mit Halsketten und Armbändern, Diademen, Perlen und Edelsteinen. Die Fülle dieser Schätze zu schildern, meint der Chronist, wäre keine leichte Aufgabe gewesen, denn der Überfluß an Luxus und Herrlichkeiten, den die Sieger wegschleppten, war beachtlich. Eine Marientafel, die byzantinischen Truppen begleitend und beschützend, wurde von den Feinden nicht geraubt.153 Diese Episode sowie andere Gerüchte über Drangsalierungen der Christen – heimkehrende Jerusalem-Pilger berichteten davon – mögen westliche Herrscher zu Kriegszügen nach Palästina bewegt haben. Die ernsten Gefahren, die augenscheinlich der abendländischen Kultur durch das Vordringen des Islam drohten, besonders durch die um das Jahr 1000 stattgefundene Gründung eines Seldschukenreichs in Kleinasien, rechtfertigten und beschleunigten die Bewegung.154 Die Kirche bot bei Teilnahme an einem Kreuzzug vollständigen Ablaß. Die Kreuzfahrer gelobten, das Erbe Christi wieder zu erlangen. Ein Kreuzzug war unter solchen Prämissen außerdem a priori ein gerechter Krieg, ein bellum iustum. Papst Gregor VII. faßte bereits 1074 den Plan zu einem Kreuzzug; erst Urban II. verwirklichte ihn nach einem alle Anwesenden überzeugenden Appell anläßlich des Konzils von Clermont-Ferrand 1095. Erster Kreuzzug 1096–1099.155 Die unmittelbare Folge des tollkühnen, logistisch schwer zu bewerkstelligenden Unterfangens, war die erstrittene Gründung des Kö152 «Nul ne sait quand et grâce à qui le mot “croisade” est apparu pour la première fois, mais ce ne fut pas avant les années 1700, et encore de manière très épisodique, sans retenir l’attention. L’usage habituel date des dernières années du XIXe siècle. “Croisade” est bien une invention de nos fabricants de manuels d’histoire, et ce choix, que rien ne justifiait, tient bien évidemment aux intentions de ceux qui ont voulu forger une sorte de pensée unique» (Heers 2014, S. 17). – Insofern ist in der Buchreihe L’Univers des Formes der Romanik-Band mit dem Titel Le Temps des Croisades abwegig und irreführend – selbst wenn der Name von André Malraux dahinter stecken mag. – In Deutschland findet sich das Wort Kreuzzug, laut Grimm XI, Sp. 2201, erstmals in den Wörterbüchern von Christoph Ernst Steinbach (1698–1744). Für die Vorgeschichte: → Erdmann 1989. – Die Kreuzzüge wurden schon von den Kirchenvätern als bellum iustum gerechtfertigt. 153 Ich verkürze den Bericht nach der englischen Übersetzung von Sewter, → Psellos, Fourteen Byzantine Rulers, S. 69–70. 154 Die Seldschukenherrschaft wurde 1092 wieder aufgeteilt; Sultanate befanden sich im Iran, in Karman im östl. Persien, Aleppo, Damaskus und Ikonion. – Schon 1095 bat Kaiser Alexios I. Komnenos auf dem Konzil von Piacenza um Hilfe gegen den seit 1071 nach Westen vordringenden türkischen Stamm. 155 Für die ersten drei Kreuzzüge 1096–1192 siehe: Pauly/Atlas, S. 249. – Eine glänzende neue Übersicht gibt Heers 2014, S. 55 ff. – Älteren Datums, doch höchst lesenswert: Rousset 1945. – Die Zählung der
Die Kreuzzüge (1096–1270) in der Übersicht – 69 nigreichs Jerusalem. Als Hauptakteure wirkten unter Raimund von Toulouse, Robert II. von der Normandie, Gottfried von Bouillon und Stephan von Blois. Die Teilnehmer rekrutierten sich namentlich aus Franzosen, Vlamen, Normannen aus Italien und Lothringern; angeblich sollen es über 200 000 Mann gewesen sein.156 Zufällig vorgefundene, reich bestellte Felder bei Ikonion, dem heutigen Konya, luden zu einer längeren, doch improvisierten Rast ein, um die erschöpften Truppen zu kräftigen. Gottfried von Bouillon, wenige Tage vorher von einem Bär verwundet, konnte hier behandelt werden.157 Nach ersten Siegen (bei Nikaia und Dorylaion) sowie einem verlustreichen Marsch durch Anatolien und Armenien wurde nach siebenmonatiger Belagerung Antiocheia eingenommen. Das Heer erreichte 1099 Jerusalem. Auf die Eroberung folgte ein Blutbad unter den Einwohnern. Die hauptsächlichen Schwachstellen des Kreuzzuges waren, trotz gemeinsamer Zielvision, ein offenes Zeitkonzept, die nicht zu realisierende einheitliche und koordinierte Führung sowie die fehlende verläßliche Infrastruktur für den Nachschub; einige eher zufällige Beuten stillten nebenbei den Hunger und halfen zum Teil über Engpäße in der Versorgung hinweg; so am 1. Juli 1097 nach dem Sieg der Kreuzfahrer bei Dorylaion158 über den Sultan von Ikonion: «…accepimus spolia multa, aurum, argentum, equos, asinos, camelos, oves et boves et plurima alia» (Bréhier 1924, S. 50). Oder: Zu Beginn der Belagerung von Antiocheia: «…acceperunt spolia multa, equos, camelos, mulos, asinos onustos frumento et vino [Esel bepackt mit Getreide und Wein]» (ibid., S. 66); so ebenfalls Ende Dezember 1097 auf einer Expedition zur Nahrungsbeschaffung: «[…]nostrique ceperunt equos eorum et alia spolia» (ibid., S. 72). Beim Rückzug der Seldschuken am 28. Juni 1098 hinterließen diese ihre Zelte, Gold, Silber und reichlich Mobiliar, Schafe, Ochsen, Pferde, Maulesel, Kamele, Esel, Korn, Wein, Mehl und viele andere Dinge, die für uns von Nutzen waren («[…] et alia multa que nobis erant necessaria» (Bréhier 1924, S. 156). Diese Beuten deuten darauf hin, wie entscheidend geraubte Viktualien und Tragtiere waren, da es keine geordnete Verproviantierung gab; man lebte offensichtlich von der Hand in den Mund. – Bei der Einnahme von Marra am 11. Dezember 1098 befahl Bohemund von Tarentum den ausgeschickten Plünderern eines Palastes, das Beutegut nur ihm auszuhändigen, «videlicet aurum, argentum aliaque ornamenta» (ibid., S. 176); die einen Gegner ließ er umbringen, die andern in Antiocheia als Sklaven verkaufen. Diese Hinweise verdeutlichen, welche Rollen für die Führungskräfte individuelle Vorteilnahmen bei Beuten und einzelgängerischen Bereicherungen spielten.159 Aus den folgenden Schlachten ist vor allem diejenige – wieder bei Azas –, am 11. Juni 1125, hervorzuheben. Die Seldschuken wurden diesmal in die Flucht geschlagen, ihr Lager gestürmt und geplündert; Balduin machte dabei genügend Beute, croisades ist neuzeitlich und hebt vor allem die Kreuzzüge unter königlicher Ägide hervor; sie vernachlässigt kleinere Unternehmungen im Umfeld. 156 → Anna Comnena, Alexias II [Paris 1945, S. 6 ff.]. 157 Für die Zusammenhänge: → Ducellier/Kaplan/Martin 1978, S. 186–187. – Runciman 1965, Bd. I, S. 189. 158 Dorylaion: Pauly/Atlas, S. 249 [D2]. – Siehe auch die Karte in: Runciman 1965, Bd. I, S. 129 159 → Bréhier 1924, S. 215–219 für Ascalon am 12. August 1099. – Chalandon 1925.
70 – Mittelalterliche Beuten um Gefangene von den Feinden zurückzukaufen. Die politischen und administra tiven Voraussetzungen für ein Königreich Jerusalem wurden geschaffen. Zweiter Kreuzzug 1147–1149. Veranlaßt durch den Verlust Edessas an die Seldschuken, 1144, waren die Teilnehmer vor allem Deutsche und Franzosen; entsprechend geteilt war die Führung: Konrad III. deutscherseits (von Regensburg aus) und Ludwig VII. von Frankreich, den seine Gattin, Eleonore von Aquitanien, begleitete (→ Turner 2012, S. 95–130); das Unternehmen blieb ohne Erfolge; die Heere erlitten schwere Niederlagen bei Dorylaion, Laodikeia und Antalya. – Konrad kehrte im September 1148, Ludwig im April 1149 nach Hause zurück. Das Scheitern des Kreuzzugs vertiefte die Spannungen mit Byzanz.160 Der Zweite Kreuzzug wurde zu einem Fehlschlag, der Frankreich einen hohen Zoll kostete. «Sondersteuern, die vor der Abreise der Kreuzfahrer verhängt wurden, konnten die Kosten des Zugs nicht decken. Endlich nach Jerusalem gelangt, mußte Ludwig sich Mittel vom Templer- und vom Malteserorden leihen, in Erwartung frischen Geldes aus Frankreich. […] Die ernste Frömmigkeit, mit der er die vielen Prüfungen und Rückschläge durchstand, schien sein Versagen irgendwie zu kompensieren und stärkte seinen Ruf als christlicher König» (Turner 2012, S. 130). Dank der klugen Reichsverwesung des Abtes Suger von Saint-Denis hatte das Königreich im Verlauf der langen Abwesenheit keinen Schaden genommen – im Gegenteil: Suger blieb nach der Rückkehr Ludwigs VII. als weiser Verwalter im Amt. Vermutlich kamen nach dem Zweiten Kreuzzug Kenntnisse armenischen Kirchenbaus in den Westen. Beispiele böten hierfür beispielsweise im Narthex des Doms S. Evasio in Casale Monferrato die Gewölbe, die an Lösungen in Kirmizi Kilise (St. Etschmiadsin) erinnern.161 Dritter Kreuzzug 1189–1192. Äußere Anstöße waren territoriale Erfolge Saladins, des Begründers der Dynastie der Ejubiden in Ägypten. Er schlug die Christen in der Schlacht bei Hittin (Tiberias) am See Genezareth und nahm Jerusalem 1187 ein. Hauptrollen spielten Kaiser Friedrich I. Barbarossa, König Richard Löwenherz von England sowie Philipp II. August von Frankreich. Ihnen gelang die Rückgewinnung von Antiocheia, Tripolis (Libanon, nördlich von Beirut), Tyros (Tyre) und Akkon (Acre).162 Nach einem Sieg bei Ikonion (1190) ertrank der Kaiser im Saleph.163 Sein Sohn, Herzog Friedrich V. von Schwaben, führte das sich auflösende Heer vor das seit 1189 belagerte Akkon. Dort landeten im Mai/Juni 1091 Philipp August und Richard Löwenherz nach Überwinterung auf Sizilien und der Eroberung Zyperns. Friedrich starb während der Belagerung, Philipp kehrte nach der letztendlich gelungenen Eroberung Akkons nach Frankreich zurück. Richard Löwenherz versuchte erfolglos Jerusalem zurückzugewinnen; mit Saladin schloß er einen Waffenstillstand (1192). 160
Über die zeitgenössische byzant. Politik: Runciman 1965, Bd. II, S. 274–276. – Heers 2014, S. 124. Doch nicht unbedingt von hier abgeleitet werden können, siehe: Conant 1959, S. 240. 162 Heers 2014, S. 176–178. 163 Saleph. Fluß, der bei Seleukeia ins Mittelmeer mündet (→ Pauly/Atlas, S. 249 [D2]). 161
Die Kreuzzüge (1096–1270) in der Übersicht – 71 Vierter Kreuzzug 1202–1204. Nach der Eroberung Konstantinopels fand die Gründung des Lateinischen Kaisertums statt (1204–1261). Hauptakteur war Balduin, der Kaiser am Goldenen Horn wurde (gest. 1273 in Italien). Die Eroberung Konstantinopels war eine ultimative Forderung Venedigs, das weitgehend die Kreuzfahrerflotte stellte.164 Auf die Plünderung während dieses fehlgeleiteten Abenteuers wird zurückzukommen sein. – Viele Inseln gerieten außerdem in den Besitz der Venezianer (Korfu, Zante, Kandia sowie ein großer Teil Moreas.165 1212, Frühsommer. “Kinderkreuzzug”; die meist jugendlichen Teilnehmer aus Frankreich (Sammelort: Cloyes bei Vendôme) und Deutschland (Sammelort: Köln) kommen, da schon beim Aufbruch schlecht ernährt, weitgehend um, werden zur Rückkehr genötigt oder in Nordafrika als Sklaven verkauft, da sie bereits in Genua verheißungsvolle angebliche Überfahrtsangebote ins Heilige Land erhielten und dabei Piraten in die Hände fielen. – Als visionäre Anführer gelten Stephan von Cloyes und ein Nikolaus von Köln; beide waren möglicherweise charismatische Wanderprediger. Da keine Zeitzeugen darüber berichten, bleibt dieses wahnwitzige Abenteuer im Dunkeln.166 Fünfter Kreuzzug 1217–1221. Hauptakteure waren der ungarische König Andreas II. und Herzog Leopold VI. von Österreich. Sie brachen 1217 von Split (Spalato) auf und unternahmen erfolglose Expeditionen gegen die Sarazenen. Nach der Rückkehr des Ungars wurde Damiette, im Nildelta, nach verlustreicher Belagerung erobert, doch bereits 1221 wieder aufgegeben. Jerusalem konnte für kurze Zeit zurückgewonnen werden (bis 1244). Zeitlich gleich anschließend fand der Kreuzzug Friedrichs II. statt (1228–1229).167 Als Resultat gelang es ihm, mit dem ägyptischen Sultan einen Vertrag auf zehn Jahre abzuschließen, laut dem Jerusalem (ohne Tempelplatz mit Felsendom und Al-AksaMoschee), Bethlehem und Nazareth samt einer Verbindung zur Küste zurückgewonnen werden konnten. 1244 Eroberung Jerusalems durch die Chowaresmier im Auftrag des Sultans von Ägypten; die Stadt ging den Christen endgültig verloren. Sechster Kreuzzug 1248–1254. Erfolge blieben aus. Hauptakteur: Ludwig IX. der Heilige von Frankreich. Erfolgloser Zug nach Ägypten (Damiette, Frühjahr 1249) und nach Kairo: Ludwig und das französische Heer gerieten im April 1250 in Gefangenschaft; Rückgabe von Damiette und enorme Lösegeldzahlung. Ludwig, nach Palästina zurückgekehrt, befestigte Akkon sowie andere Küstenstädte und begab sich 1254 wieder nach Frankreich. – 1268 eroberte Sultan Bibars von Ägypten Antiocheia. 164 Heers 2014, S. 198–230 mit der vielsagenden Schlußfrage:«La quatrième croisade: déviation ou dislocation?» (S. 221). 165 Augenzeugenberichte liegen vor: → Robert de Clari, → Villehardouin. 166 Die Materialien zusammengestellt von Gray 2009. 167 Kantorowicz 1963, Bd. I, S, 154–194; Bd. II, S. 64–75. – In seinem Testament von 1250 bestimmte der Kaiser 100 000 Goldunzen zur Unterstützung des Heiligen Landes (Heinisch 1994, S. 27). Der Wortlaut des Testaments ist mehrfach überliefert: → Heinisch 1994, S. 326, Anm. 39.
72 – Mittelalterliche Beuten Siebenter Kreuzzug 1270. Ohne Erfolge. Hauptakteur: Ludwig IX. von Frankreich; stirbt 1270 vor Tunis; Ausbruch der Pest.168 1291 Akkon von den Mamelucken erstürmt; die letzten Besitzungen der Christen (Tyrus, Beirut, Sidon) mußten geräumt werden. Die Begebenheiten von 1096 bis 1270 verdeutlichen die sich wiederholenden und somit gleichbleibenden Probleme, die vor allem in der mangelnden Logistik liegen: die langen Transportwege über Land und Meer; vor allem die mühselige Durchquerung Anatoliens mit Geplänkeln und verlustreichen Schlachten auf Nebenschauplätzen. Außerdem war für die Kämpfer die zahlenmäßige Belastung durch Mitläufer und Pilger – diese anfänglich noch unter der Obhut der Templer – erdrückend; die militärischen Einheiten hatten allein schon einen Umfang von rund 20 000 Mann. Ungenügender Nachschub führte zu Hungerkatastrophen, so um Weihnachten 1097.169; Krankheiten und Seuchen (1270 in Tunis) ließen keine kohärente Politik und schlagkräftige Taktik aufbauen. Als belastend erwiesen sich außerdem der Sprachenwirrwarr sowie der Mangel an Übersetzern und Dolmetschern. Die ungleiche Behandlung von Gefangenen und deren Verkauf schürte Meinungsverschiedenheiten unter den westlichen Anführern170; unzählige erbeutete Sklaven belasteten die ohnehin karge Verproviantierung zusätzlich. Solche Umstände schürten Spannungen, nicht nur unter den einzelnen westlichen Lagern, sondern auch zwischen dem Westen und Byzanz. Konflikte unter den geistlichen und weltlichen Führern sowie Privatinteressen erschwerten die militärischen Operationen.171 Dazu kamen abgebrannte Landstriche, um örtlichen Nachschub zu verhindern, vergiftete Brunnen, um Besatzungen fester Plätze verdursten zu lassen; zu guter Letzt der Raub von Lasttieren, was den Güternachschub zum Stillstand brachte, und von Rindern, was geordnete Fleischrationen vereitelte.172 Bisweilen waren die Straßen und Pfade, selbst die Hauptverkehrsader zwischen Konstantinopel und Antiocheia – noch bis zum Seldschuckeneinfall benutzbar – durch Regengüsse dermaßen aufgeweicht, daß die mit Stricken untereinander verbundenen Lasttiere reihenweise in die Abgründe des Antitaurus-Gebirges stürzten; an Reiten war nicht zu denken, und manch einer entledigte sich unterwegs seiner schweren Waffen.173
168 Heers 2014, S. 247 ff. für den Umweg über Ägypten und die Eroberung sowie den Verlust von Damiette. 169 Runciman 1965, Bd. I, S. 219–221. 170 Runciman 1965, Bd. I, S. 275. 171 Zu Rivalitäten zwischen Franzosen und Normannen, z. B.: Runciman 1965, Bd. I, S.260. 172 Runciman 1965, Bd. I, S. 156. 173 Runciman 1965, Bd. I, S. 192.
Wendepunkte im Heiligen Land – 73
Wendepunkte im Heiligen Land Einzelne Begebenheiten seien noch herausgegriffen, die zur Geschichte der Kriegsbeute Materialien bereitstellen; die Beute nach der Schlacht bei Dorylaion wurde oben bereits erwähnt.174 Die Einnahme von Antiocheia, 1098. Die Stadt wurde seit Oktober 1097 belagert. Hunger verhinderte ein rascheres Vorgehen (Runciman 1965, Bd. I, S. 219–221). Nur langsam rollte Nachschub heran – im besten Fall über das Meer aus Zypern.175 Ein nicht voraussehbares Problem bot der Mangel an Bauholz, um die bei Belagerungen notwendigen Angriffstürme und Wurfmaschinen zu konstruieren. Es fehlten außerdem die Ingenieure, die solche, teils technisch komplizierten Geräte, hätten bauen können (Anna Comnena, Alexias, XI [Paris 1945, S. 27–32]).176 Die erste Erstürmung Jerusalems erfolgte am 15. Juli 1099 mit einer dezimierten Armee, die noch über rund 12 500 Mann verfügte. Ein Blutbad war der Preis der Eroberung.177 Die Brunnen waren vergiftet, die Herden von den Verteidigern in die Stadt getrieben; Hunger und Durst waren erneut die hartnäckigsten Begleiter der Kreuzfahrer. Das christliche Königreich Jerusalem richtete man als Lehensstaat nach französischem Vorbild ein. Antiocheia, Edessa und Tripolis bildeten kleinere Lehensstaaten; Patriarchen saßen in Jerusalem und Antiocheia.178 Ein Erfolg war 1153 der Sieg über den fatmidischen Sultan von Ägypten und nach langer Belagerung die Einnahme der Handelsstadt Askalon179 an der Küste Palästinas, begleitet von einer beachtenswert großen Beute. Im ägyptischen Gepäck fanden sich wertvolle Steine und Schmuck. Dazu kamen Geld, Waffen und Herden von Schlachtvieh (Bréhier 1924, S. 218).180 Am 25. Juli fiel die nördlich gelegene Hafenstadt Haifa. Die Eroberung von Konstantinopel, 1204. Nach dem zweiten mißlungenen Kreuzzug rief Papst Innozenz III. zu einem neuen Versuch auf. Die potentiellen Teilnehmer sammelten sich in Venedig – das die Schiffe stellte – im Jahre 1202. Eine weitere Be174 Am Schnittpunkt wichtiger Straßen gelegen; offenbar geeignet, um umfangreiche Transporte zu bewerkstelligen, worauf die großen Lagerkapazitäten der Seldschuken hindeuten. → Pauly/Atlas, S. 249 [D2]. – Für den Kontext: Heers 2014, S. 78. 175 Nachschub aus Zypern: Runciman 1965, Bd. I, S. 226. Aus Konstantinopel kamen Belagerungsmaterialien und -maschinen (ibid., S. 227). 176 Für den Zusammenhang: Heers 2014, S. 81–86, mit Hinweis auf die umfangreiche Antiochener Beute. 177 Runciman 1965, Bd. I, S. 285–288. – Heers 2014, S. 91–94. 178 Für den Überblick: Pauly/Atlas, S. 249 [D/E2/3]. 179 Die Hafenstadt ist bekannt seit der ägyptischen Eroberung unter Thutmosis III. (siehe oben S. 15). Sie wurde 1270 endgültig zerstört. Ausgrabungen zeigten Funde aus kanaanäischer, philistäischer, römischer und arabischer Zeit: Pauly/Atlas, S. 249 [D3]. 180 Die zeitgenössische Quelle bietet Wilhelm von Tyrus, Historia rerum in partibus transmarinis gestarum, 17. Buch, Kap. 21–30 (um 1170 geschrieben). Hier auch eine Darstellung der Eroberung Jerusalems.
74 – Mittelalterliche Beuten dingung der Venezianer war, um das Unternehmen finanzieren zu können, die Forderung, das in ungarische Hände gefallene Zara an der dalmatinischen Küste (die Venedig weitgehend beherrschte) zurückzuerobern. Über die Verteilung der in der wichtigen Hafenstadt gemachten Beute entstand damals Streit.181 Andererseits geriet Konstantinopel aus Gründen der stockenden kaiserlichen Sukzession in den politischen Blickpunkt. Der hochbetagte und erblindete, doch allerorts intrigierende Doge Enrico Dandolo favorisierte Alexius Angelus. Nach der Einnahme von Zara segelte die Flotte mit angeblich 480 Einheiten im Jahre 1203 Richtung Konstantinopel. Erfolglose Bemühungen in der Nachfolgefrage brachten die Kreuzfahrer zur Entscheidung, vor den Festungsmauern ihre Lager aufzuschlagen und die Stadt zu erobern; einer ihrer Teilnehmer sollte auf den Thron gehoben werden. Die Wahl wird auf Baudouin von Flandern fallen (Runciman 1965, Bd. III, S. 124–125).182 Im Verlauf der Belagerung gab es Meinungsverschiedenheiten über die Vor- und Nachteile der zu wählenden Eroberungstechnik und -taktik. Edward Gibbon erwähnt diesen Aspekt auf Grund von Angaben bei Villehardouin183: «In the choice of the attack the French and Venitians were divided by their habits of life and warfare. The former affirmed with truth that Constantinopel was most accessible on the side of the sea and the harbour. The latter might assert with honour that they had long enough trusted their lives and fortunes to a frail bark and a precarious element, and loudly demanded a trial of knighthood, a firm ground, and a close onset, either on foot or horseback» (Gibbon, Bd. III, S. 526–527). Im April 1204 begannen die entscheidenden Angriffe (Gibbon, Bd. III, S. 526– 541). Scheiterten früher andere und keine unbegabte Belagerer – Goten, Hunnen, Slaven, Perser, Araber, Bulgaren, Russen, Magyaren, Normannen und Serben –, so gelangten die Kreuzfahrer diesmal ins Innere der Stadt und plünderten sie aus. «The Sack of Constantinopel has no historical parallel.»184 «Erst als alle Feinde besiegt waren, wurde die Erlaubnis erteilt, nach Beute zu laufen, vorher aber nicht; denn es war bei Todesstrafe verboten worden, daß es sich einer herausnehme, vor dem völligen Siege ans Beutemachen zu denken. Und so fanden sie überall und in Fülle solche Summen an Gold und Silber, solchen Glanz an Edelsteinen und Gewändern, ein solches Übermaß an köstlichen Waren, einen solchen Überfluß an Lebensmitteln, so prächtige, mit allen möglichen Gütern gefüllte Häuser, daß sie mit einem Schlag allesamt aus ärmlichen Ankömmlingen zu reichen Bürgern wurden» (Gunther von Pairis, S. 82). 181
Runciman 1965, Bd. III, S. 115. Die einzelnen Etappen der Eroberung Konstantinopels sind insofern detailreich überliefert, als der französische Historiker und Chronist Geoffroy de Villehardouin als Augenzeuge die Ereignisse in seiner Histoire de la conquête de Constantinople, 1198–1207 beschreibt. Siehe Pauphilet/Pognon 1952, S. 97–202. Nach dieser Ausgabe die Zitate. – Für den Text des Robert de Clari, ebenfalls Augenzeuge, siehe ibid., S. 17–91. – Außerdem liegt der Bericht von Gunther von Pairis in deutscher Übersetzung vor: Assmann 1956 – Zusammenfassend: Bréhier 1924, S. 362–367. 183 Pauphilet/Pognon 1952, S. 174. – Es ging vor allem um den taktischen Einsatz der verschiedenen Flottteneinheiten. 184 So faßt Steven Runciman (1965, Bd. III, S. 123) das tumultartige Geschehen zusammen. 182
Wendepunkte im Heiligen Land – 75 Die Plünderung begann am 13./14. April 1204 und fand erst am 16. April durch eine Mondfinsternis ihr Ende. Niketas Choniates schreibt in seiner Geschichte vom Fall Konstantinopels «Den ganzen Tag schwärmten die Eroberer umher, tranken ungemischten Wein und fraßen. […] Als sie ihre Beute aufteilten, machten sie keinen Unterschied zwischen heiligen Geräten und weltlichen, sondern gebrauchten alles in gleicher Weise für ihre Bedürfnisse, ohne sich um Gott und Gerechtigkeit zu kümmern, ja sie nahmen sogar Bilder Christi und der Heiligen und machten sich aus ihnen Sessel und Schemel» (Grabler 1958, S. 173–174). Bei der Beuteteilung erhielten nach Robert de Clari die Venezianer die Gold-, Silber- und Elfenbeinarbeiten; die Gallier [Franzosen] die Heiligenreliquien. Ob das Grabtuch Christi, das Robert de Clari in der Marienkirche des Kaiserpalastes gesehen haben will (S. 78), dasjenige in Turin ist (seit 1351 in Frankreich nachweisbar), bleibt umstritten.185 Jedenfalls war die Beute seiner Ansicht nach, die mächtigste «seit Alex ander und Karl dem Großen» (S. 72), – «vorher und nachher», wie er betont. Das herausragendste noch vorhandene Beutestück, das 1204 Byzanz verließ, ist die Staurothek im Domschatz (Diözesanmuseum) von Limburg an der Lahn. Es handelt sich um das Reliquiar für das Wahre Kreuz, aus Gold und Email cloisonné geschaffen. Gegen 960 entstanden, stellt es wohl «das bedeutendste und vollständigste Beispiel byzantinischer Goldschmiedekunst [dar], das uns erhalten ist. […] Nach der Vollendung wurde das Reliquiar Teil des kaiserlichen Schatzes in Konstantinopel – bis zum Angriff des Vierten Kreuzzuges 1204. Es wurde dann von dem Eifler Kreuzritter Heinrich von Ulmen in dem Westen gebracht und 1208 dem Nonnenkloster in Stuben an der Mosel geschenkt, wo seine Schwester Oberin war. Nach der Auflösung des Klosters 1789 gelangte es in das Karmeliterkloster in Koblenz und von dort erreichte es schließlich 1827 Limburg an der Lahn».186 Das gleiche Schicksal teilen wohl verschiedene Werke der Glas-, Gold- und Silberschmiedekunst, die sich heute im Schatz von San Marco, Venedig, befinden.187 Den Siegern fielen neben kleinformatigen Kunstwerken ebenso monumentale Stücke in die Hände, für die sich vornehmlich die Venezianer interessierten. Die bekanntesten Beutestücke sind die vier antiken Bronze-Pferde, die Enrico Dandolo für Venedig beanspruchte und San Marco schenkte. Sie beherrschen seit 1250 (außer von 1797 bis 1815, dem napoleonischen Beute-Exil in Paris) die Fassade der Kirche.188 185 Zu Tunika Christi und anderen Passionsreliquien: Robert de Clari, S. 73; darunter befanden sich zwei Stücke des Kreuzes, «aussi grosses comme la jambe à un homme et aussi longues comme une demie toise» [ungefähr 1 Meter]. 186 Die Herkunft ist lückenlos belegbar. – Talbot Rice 1959, S. 67–68 [mit Ergänzungen]; Tafeln 124, 125 und Farbtafel X. – Kuhn 1984. – Angenendt #2007, S. 160. 187 Talbot Rice 1959, S. 71 [Nr. 139: Kelch aus Sardonyx, 11. Jh.] – Auf Grund der hervorragenden Qualität dürfte ähnliche Herkunft für das sogenannte Harbaville-Elfenbeintriptychon (10. Jh.) im Louvre sowie im Pariser Cabinet des Médailles in Frage kommen (Talbot Rice 1959, Tafeln 100–102; Tafel 97 [Christus krönt Kaiser Romanos und Eudoxia, um 950]). → auch Talbot Rice 1959, S. 23 und Tafeln 137, 138, 139, 141 für weitere Werke in der Schatzkammer von San Marco. 188 Die ursprünglich vergoldeten Pferde sind wohl hellenistisch oder kaiserzeitlich und nicht genauer datierbar. Wahrscheinlich standen sie zuerst auf den Triumphbogen des Nero, dann auf demjenigen Traians in Rom. Konstantin veranlaßte ihre Aufstellung im Hippodrom von Konstantinopel auf einem Sockel
76 – Mittelalterliche Beuten Abt Martins Reliquienbeute. Gunther von Pairis personalisiert in der Folge seinen Bericht mit einer Hauptfigur und erzählt, wie Abt Martin vom Kloster Pairis in den Vogesen nach der Eroberung von Konstantinopel, wohl noch zur Zeit der oben erwähnten Beutesperre, sich auf die Suche nach Reliquien machte (S. 85) und fündig wurde. Er beging wissentlich ein sacrum sacrilegium, einen heiligen Kirchenraub, füllte sich Kutte und Taschen mit Reliquien; unauffällig eilte er dann zu seinem Schiff (S. 86). Dem Kloster bescherte er einen bedeutenden Zuwachs.189 Am Ende seiner Geschichte zählt er die Beutestücke auf (S. 104–107): Tropfen vom Blut Christi; Holz vom Kreuz; «ein nicht geringer Teil des heiligen Johannes, des Vorläufers des Herrn»; Arm des Apostels Jakobus; von der Stätte der Geburt des Herrn; von der Kalvarienstätte; vom Grabe des Herrn; von dem umgewälzten Stein und andere Sachreliquien.190 Zwei Einträge lassen aufhorchen: «Von der Stätte, an der der Herr Moses das Gesetz gab. Von den heiligen Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob.»191 Diese Nachrichten gehören zu den seltenen Erwähnungen alttestamentlicher Reliquien; sie sind im Hinblick auf die spätere burgundische Reliquienbeute von 1476 nicht ohne Belang. «Wie in anderen großen Kirchenschätzen in Deutschland, in Aachen, Bamberg, Halberstadt, Quedlinburg und Siegburg, gehören auch zum Welfenschatz mehrere Werke byzantinischer Herkunft. Byzantinische und orientalische Kunstarbeiten in allen Materialien, illuminierte Handschriften und vor allem Seidenstoffe, waren seit dem frühen Mittelalter im Abendland hoch geschätzt. Seit der Zeit Karls des Großen kamen sie als Geschenke der oströmischen und orientalischen Herrscher an abendländische Kaiser, Könige, an weltliche und geistliche Fürsten. Byzantinische Kunstwerke gelangten vor allem als Kriegsbeute im Jahre 1204 nach der Eroberung und Plünderung Konstantinopels in das Abendland» (Kötzsche 1973, S. 20). Die erwähnte Staurothek in Limburg stellt hierfür das kostbarste Zeugnis dar.
Kulturgeschichtliche Auswirkungen der Kreuzzüge Auf die Tätigkeit westlicher Künstler und Handwerker im Heiligen Land kann hier nicht eingegangen werden.192 Das beachtlichste Werk, das im Westen Europas an die Epoche der Kreuzzüge erinnert, ist die Pariser Sainte-Chapelle. Sie wurde unter Lud-
oberhalb der Rennwagenboxen. – Siehe den Katalog Perocco 1979. – Sie gehörten laut Vertrag von Campoformio (17. Oktober 1797) im folgenden Jahr zur Beute Napoleons und wurden bis zu ihrer Rückgabe 1815 in Paris (erst im Jardin des Tuileries, dann auf dem Arc de Triomphe du Carrousel) aufgestellt. 189 In der Apostelkirche konnte er kaum Wertvolles erbeutet haben, da 1203 Kaiser Alexios III. wegen akuten Geldmangels die Gräber seiner Vorgänger schon geplündert hatte. 190 Diese könnten allerdings ebenso gut aus dem Heiligen Land stammen. 191 Siehe die im Zusammenhang mit der Burgunderbeute gemachten Bemerkungen zu alttestamentlichen Reliquien. 192 Siehe dazu: Buchthal 1957, Enlart 1925, Boase 1938 und Folda 1995.
Kulturgeschichtliche Auswirkungen der Kreuzzüge – 77 wig dem Heiligen Ludwig errichtet und 1248 geweiht, um die zum Teil aus Konstantinopel stammenden Reliquien in einem monumentalen Schrein zu bewahren.193 Da Reliquien sich Identifizierungen entziehen und, schriftlich bezeugt und bestätigt, nur auf deren Behältern und Schreinen erscheinen – somit ebenfalls höchst aleatorische Bestimmungen –, kann nicht gesagt werden, ob welche aus der Zeit der Kreuzzüge tatsächlich in die Sainte-Chapelle gelangten. Vielmehr ist folgende Überlieferung vergleichsweise gut bezeugt: als 1237 der byzantinische Kaiser Baudouin II. de Courtenay Frankreich besuchte, begann Ludwig der Heilige Gespräche mit dem in Geldnöten steckenden Gast über den Erwerb von Passionsreliquien. 1239 gelang der Kauf der Dornenkrone Christi für die Summe von 135 000 Pfund.194 Es folgten, ebenfalls von Baudouin erworben, ein Teil des Heiligen Kreuzes, ein Stück der Heiligen Lanze, der Schwamm, der Purpurmantel Christi sowie des Grabtuchs; sie trafen am 14. September 1241 in Paris ein. Wieweit diese Objekte allerdings aus Kriegsbeuten stammen, ist nicht in allen Fällen geklärt. ✳ Folgen der Kreuzzugsgeschichte. Wenn auch in politischer Hinsicht eine Sequenz von Mißerfolgen, so liegt eine positive Bedeutung der Kreuzzüge vor allem in der Tatsache, daß es sich hier, trotz Hader, persönlicher Ränkespiele und Unstimmigkeiten zwischen der römischen Kirche und unter den einzelnen Staaten, um das erste gemeinsame abendländische Unternehmen überhaupt gehandelt hat. Sie förderten kulturelle Beziehungen der europäischen Nationen unter sich, zum Teil getragen von den Netzwerken klösterlicher Orden, so der Zisterzienser. Man muß sich dabei immer vor Augen halten (was unser distanzlos gewordenes Zeitalter oft übersieht), daß diese Züge, im Anmarsch tausende von Kilometern messend, zu Fuß bewerkstelligt wurden. Nur eine Elite verfügte über Reitpferde, nicht alle über Tragtiere; erst im 3. Kreuzzug reisten Richard I. Löwenherz von England und Philipp August II. von Frankreich mit Flotten zur See ins Heilige Land, der eine von London, der andere von Genua aus. Dabei wurden zu Land wie auf dem Meer vorhandene, bekannte und erprobte Handelsrouten benutzt. Für den privat betriebenen Kommerz erschlossen sich in der Folge neue und profitable Märkte mit im Westen noch wenig oder kaum bekannten Genußmitteln und Gewürzen – Reis, Pfeffer, Zucker, Muskat, Weihrauch195 – sowie mit Erzeugnissen der morgenländischen Industrie – Kattun, Damast, Musselin, Atlas – und mit neuen 193
Grodecki 1962. – Saint-Louis 1960. – Angenendt 2007, S. 160. Bei Grodecki 1962, S. 12, findet sich der Bericht zur Überführung der Reliquie von Venedig nach Frankreich. – Was die “Dornenkrone” anbetrifft, so handelt es sich um einzelne Dornen (spina una). Siehe Saint-Louis 1960, Nr. 223–232.; zur Geschichte der Dornenkrone: von Witzleben, RDK IV, Sp. 299–331. 195 Solche Waren gelangten den Kreuzrittern schon früher in die Hände, als sie für den Tagesgebrauch orientalische Karawanen überfielen (→ Heers 2014, S. 102). 194
78 – Mittelalterliche Beuten Farbstoffen (Indigo). Das alltägliche Leben bereicherten orientalische Möbel – Sofa, Diwan, Matratze – und Bekleidungsstücke, wie etwa die Pantoffeln. Die berühmteste architektonische Leistung im Heiligen Land ist unter den zahlreichen Kreuzfahrerfestungen die Burg Krak des chevaliers (heutige Anlage um 1200, doch im Laufe der Zeit stark verbaut).196 Die oben genannte mögliche Beziehung zwischen einem armenischen Vorbild und dem Narthex des Doms in Casale Montferrato – was zwar nur die Rippenbildung anbetrifft – läßt sich vorsichtig in Conants Bemerkung zusammenfassen: «At most, oriental contacts may have stirred the originality of Western builders, and led them to develop their own essentially Roman inheritance» (unsere Anm. 142, ibid., S. 240. – Für die “armenische” Frage allgemein siehe den Klassiker von Samuel Guyer).
Europäische Schauplätze Zerstörung Mailands, 1162. Im Streit des Kaisers mit dem Papst über die weltlichen Rechte in Rom und die Kirchenspaltung unter den Hohenstaufen (1138–1254) wird auch gegen Mailand Krieg geführt.197 Auf Befehl Friedrichs I. Barbarossa wird die lombardische Metropole durch Einwohner der Nachbarstädte, unter anderen Pavia, Cremona und Lodi, verwüstet. Politisch und diplomatisch profilierte sich des Kaisers Kanzler, Rainald Graf von Dassel. Er kehrte 1164 über Vercelli, den Mont-Cenis und Burgund wieder nach Deutschland zurück; am 24. Juli traf er in Köln ein. Im Gepäck führte er in Mailand erbeutete Reliquien mit: die corpora trium magorum, die Reliquien der Heiligen Drei Könige.198 Die Gebeine gelangten laut Vita des Mailänder Bischofs Eustorgius I. im 4. Jahrhundert von Konstantinopel nach Mailand – auf welchen Wegen ist unbekannt.199 Sie wurden 1158 in Mailand in der Kirche Sant’ Eustorgio entdeckt. Die genauen Fundumstände sind nicht mehr zu rekonstruieren. Nach der Eroberung der Stadt fielen die Reliquien in die Hände Barbarossas, der sie an Rainald von Dassel verlieh.200 196 Siehe zum Krak: Conant 1959, S. 206 und Abb. 121B. Zur Grabeskirche in Jerusalem, ibid., Abb. 121. (Transept geweiht 1149). – Langé 1965. – Ferner zu Bildhauerei und Buchmalerei: Barasch 1971. –Buchthal 1957. – Den wissenschaftlichen Grundstock bietet noch immer → Enlart 1925. – Für reiches Bildmaterial siehe den Katalog der Ausstellung in Rom, Palazzo Venezia (1997): Rey-Delqué 1997. 197 Mehrere Züge nach Italien unter Friedrich I. Barbarossa: 1154/1155, 1158/1162 (Mailand und die lombardischen Städte unterwerfen sich), 1163, 1166/1168, 1174/1178 (1176 Schlacht bei Legnano, Barbarossa unterliegt; 1177 Aussöhnung zwischen Kaiser und Papst in Venedig); friedlicher Verlauf in den folgenden Jahren; Barbarossa vermählt in Mailand seinen Sohn Heinrich mit Konstanze; Einheit und Macht des deutschen Reiches wurden allgemein anerkannt. Die Züge nach Italien gehen unter Heinrich VI. weiter bis zur kaiserlichen Herrschaft über ganz Italien (1194). 198 Föhl1935, S. 234–259; 20, 1938, S. 238–260. – Grebe 1974, S. 1–14. 199 Rainald von Dassel war 1159–1167 Erzbischof von Köln. – Floß 1864. – Ob die Reliquien mit den Kreuzzügen in Verbindung stehen, ist fraglich, da ungeklärt. 200 Ferner Reliquien der heiligen Felix und Nabor. – Als Heilige werden die Drei Könige nicht offiziell verehrt, ihr Kult ist indessen kirchlich geduldet. Am ausführlichsten: Floß 1864.
Europäische Schauplätze – 79 Am 23. oder 24. Juli 1164 kamen sie in Köln an (Floss 1864, S. 35–36). Die kirchliche Sprachregelung geht von “nach Köln übertragen” bis “heimlich von dort [Mailand] entführt” (Floss 1864, S. 39); heute spräche man zweifellos von Reliquienraub.201 Die Normannen in Thessalonike, 1185. Auf Grund des Augenzeugen Bischof Eustathios vermag sich die Nachwelt ein Bild von dieser Eroberung und Verwüstung zu machen.202 Der schreibgewandte Geistliche macht den Leser vertraut mit der Belagerung, der Eroberung der Stadt – «nicht eine gewöhnliche Stadt, sondern ein Land der Seligen» (so Eustathios) – und der Mißhandlung der Bewohner. Es sei hier auszugsweise eine bezeichnende Passage aus dem Ende des Berichts (§ 134–136) zitiert: «Die Wildlinge [die Normannen] drangen also in das Kirchenspital ein, um sich im Kampf gegen Schatten als Helden zu bewähren, ließen zuerst die Schwerter sprechen und räumten dann das ganze Gebäude aus, alle Heilmittel und auch die Decken der armen Teufel. […] Denn nicht einmal ein Tröpfchen oder ein Stäubchen Arznei kann man dort oder sonstwo in unserer verödeten Stadt auftreiben, da die Rohen, Erbarmungslosen alles vernichteten. So sammelten sie, nicht ohne [untereinander] zu streiten, viele schöne, wertvolle Gegenstände in Leinensäcke und Lumpen. Dann öffneten sie den Verschluß der Säcke, leerten den Inhalt aus und zertrampelten ihn, die unbrauchbare Hülle, zumeist nur ein Heller wert, steckten sie ein. So benahmen sich die meisten zunächst beim Höhepunkt der Plünderung. Nach ihnen kamen andere und dann wieder andere. Diese nahmen die ausgestreuten Wertgegenstände mit und sammelten sich so einen Reichtum. Aber auch sie waren nur gemeine Bauernlümmel, die von nichts Besserem eine Ahnung hatten. Es kamen nämlich Händler zu ihnen, die auf feinere Art nach Gewicht zu kaufen verstanden. Ihnen gaben sie wirklich kostbare Stücke gegen eine Kleinigkeit. Man kann sich erzählen lassen, daß sie Gold in doppelter, Silber in vielfacher Menge [des normalen Preises] gegen schlechte Kupfermünzen hergaben. Bücher, deren Verlust man sein Leben lang nicht verschmerzen könnte, Kleidungsstücke, wie sie vor allem die Serer203 lieben, und andere Erzeugnisse des Webstuhls, in ihrer Feinheit Spinnengeweben vergleichbar, sowie die vom Seidenwurm, dem Erzeuger eines zarten Fadens, herstammenden Stoffe – nicht einmal das waren Verlockungen für Menschen, die nichts Schönes kannten; sie warfen sie um einen Spottpreis hin (§ 135). Auch den alten Wein schätzten sie wegen seiner geringen Süßigkeit so niedrig ein, als ob er schlechte Medizin wäre. Dabei bot dieser Wein die besten Verwendungsmöglichkeiten, besonders für Verwundete. Sie ließen also das edle Naß gleichsam ins Wasser laufen. Daher ging der Wein völlig aus und mit ihm ein Linderungs- und Heilmittel. Es lagen nun nicht nur die Leichen rings um die Mauer und auf der ganzen Ebene davor, ohne bestattet zu werden, sondern die Verwundeten erhöhten die Einnahmen des Hades und ließen den Totengräbern Arbeit zukommen» (§ 136).
201 Ein späteres Beispiel ist im Dom von Casale Monferrato der überlebensgroße romanische silberbeschlagene hölzerne Kruzifix (um 1175), der 1404 vom visconteischen Condottiere Facino Cane de Casale aus der Kathedrale von Alessandria geraubt und in der Kirche seiner Geburtsstadt aufgestellt wurde. 202 Hunger 1955. – Für den Zusammenhang, → Chalandon 1907, S. 406–412. 203 Anm. Hunger 1955, S. 163: «Die Serer, ein ostasiatisches Volk, wahrscheinlich die Chinesen. Durch die Handelsbeziehungen wußte man schon im Altertum von der chinesischen Seidenerzeugung.»
80 – Mittelalterliche Beuten Fréteval, 1194. Es war im frühen Mittelalter üblich, daß Herrscher auf längeren Kriegszügen ihre Administration samt Sekretariat und Bank mit sich führten – eine Unvorsichtigkeit, die den französischen König Philipp-August teuer zu stehen kam: bei Fréteval (Loir-et-Cher) fielen seine ganze Kanzlei und Kapelle in die Hände der Engländer. Es war das erste militärische Aufeinandertreffen von Richard Löwenherz mit Philipp-August. Aus dem Hinterhalt bemächtigten sich die englischen Feinde, nach kurzem Geplänkel, der Pferde und der Wagen, der mitgeführten Fässer voll gemünzten Geldes (aerarium bellicum), der Truhen mit goldenem und silbernem Tafelgeschirr, mit Urkunden, Steuerlisten und dem königlichen Siegel. Da der Monarch mit seinen Truppen vorauseilte, war der Troß so gut wie unverteidigt. Im Frieden von Louviers 1196 gab Löwenherz einen Teil der Beute zurück. Eine Folge des Zwischenfalls war, daß Philipp-August den Brauch abschaffte, das königliche Archiv mit sich zu führen; er verzichtete in Zukunft auf eine ambulante Hofhaltung und richtete im Pariser Palais de la Cité eine zentrale Urkunden- und Aktensammlung ein, womit die Grundlagen für die späteren Archives nationales (seit 1790) gelegt wurden. Nach dem Sieg über Kaiser Otto IV. bei Bouvines (1204) gründete Philipp-August als Dank für den Sieg die bei Senlis gelegene Abtei Notre-Dame de la Victoire, welcher er ebenso einen Teil der Bouvines-Beute zukommen ließ.204 Sizilien unter Friedrich II. Im Rahmen territorialer oder politischer Besitznahmen, die im Verlauf der Geschichte stattgefunden haben, kommt die Eingliederung Sizi liens in das Reich Kaiser Friedrichs II., neben kriegerischen und auch grausamen Einsätzen205 einem kalkulierten und erfolgreichen Beutezug gleich. «Auf Grund des Privilegiengesetzes entzog er den fremden Seemächten ihre Vorrechte und verjagte sie aus den Häfen der Insel. Amalfi [1135 durch Normannen verwüstet und aus dem mediterranen Handel ausgeschieden], Pisa, Genua sowie Venedig hatten sich einst zahlreiche Handelsrechte auf der fruchtbaren Insel erworben. […] Siziliens Häfen waren wichtige Stapelplätze und Zwischenstationen der Levantefahrer, die hier auf dem Hinweg die Heimats-, auf dem Rückweg die Orientwaren absetzten oder gegen sizilisches Korn vertauschten» (Kantorowicz 1963, Bd. I, S. 114). Für Friedrich war es somit eine gebotene Aufgabe, seine Länder von ausländischen Gewalten zu reinigen; vor allem Syrakus war eine «Piratenburg unter dem Schutze Pisas» (ibid., S. 115). Die Vertreibung der fremden Seemächte nötigte Friedrich zu einer Neuschöpfung: er mußte sich selbst eine sizilische Flotte zulegen.206 «Auch hier diente zunächst 204
Siehe zur Schlacht vor allem den Augenzeugenbericht von Wilhelm Brito in: Delisle 1878, S. 95–101. – Die Klosteranlage ist heute Ruine. 205 Man denke beispielsweise an die Niederringung der Sarazenen (Heinisch 1994, S. 239 [Collenuccio 1543]) oder an die Unterwerfung Messinas 1233, als der Kaiser den Einwohnern Straflosigkeit in Aussicht stellte, sie dann jedoch in schimpflicher Weise hinrichten oder in den Kerker werfen ließ (Heinisch 1994, S. 22 [Kleine sizilische Chronik]). 206 Geschichte scheint sich zu wiederholen. Vor dem gleichen Problem standen die Römer, als sie 261 v. Chr. zum ersten Mal auf geliehenen Schiffen nach Sizilien übersetzten. Polybios berichtet «wie, wann und aus welchen Gründen die Römer sich erstmals auf das Meer begeben haben» (I, 20). Karthago hatte als
Europäische Schauplätze – 81 das Privilegiengesetz: bisherige Vergünstigungen wurden nicht wieder bestätigt und dadurch die alte normannische Seemannsordnung erneuert, welche bestimmten Ortschaften die Gestellung von Matrosen, andern sowie den Baronen die Lieferung von Schiffsbauholz auferlegte.207 Sehr bald errichtete der Kaiser staatliche Werften. […] Doch mit Handelsschiffen allein war es nicht getan: diese bedurften zu ihrem Schutze der Kriegsfahrzeuge, der Galeeren, und auch deren Bau begann der Kaiser alsbald zu betreiben» (ibid., S. 116 und 117). Diese Bestrebungen dienten der inneren Landeseineit und äußeren Landeshoheit. Macht zur See gehörte allen mittelmeerischen Anrainern zu den fundamentalen Bedürfnissen des eigenen Staatswesens, dessen Sicherheit und dessen Funktionieren. Friedrich II. verliert Siegel und weibliche Begleitung bei Parma, 1248. In den bereits genannten Geschlechterzwisten und Streitigkeiten zwischen Papst und Kaiser, den Guelfen und Ghibellinen, bekämpfte Parma die Nachbarn in der Emilia-Romagna (Fidenza, Piacenza, Cremona) und erhielt daher kaiserliche Truppen unter Führung Friedrichs II.208 In der entscheidenden Schlacht verlor er indessen den Kampf und büßte seine ganze Habe ein.209 Die Beute war in den Worten des Lokalchronisten Salimbene ungeheuer: die Parmenser trugen den ganzen kaiserlichen Schatz heim, «der reich war an Gold, Silber und Edelsteinen, an Gefäßen und Gewändern; sie gewannen ferner all seinen Schmuck und seine Hausrat und sogar die Krone des Reiches, die schwer war an Gewicht und Wert, ganz aus Gold und mit wertvollen Edelsteinen besetzt, mit vielen getriebenen und erhabenen Bildwerken geschmückt, so daß man sie für das Werk eines Bildhauers hätte halten können. Sie war übrigens groß wie ein Kochtopf; denn sie diente mehr als Zier- und Schaustück denn zum Schmucke des Hauptes […]. Jedem fiel zu, was er erraffen konnte» (Heinisch 1994, S. 188). Und es gab keinen Streit! Es wurde geteilt und jeder durfte die Hälfte behalten und die andere an die Kommune abtreten. Die Heiligenbilder und Reliquien aus dem Besitz des Kaisers wurden in der Sakristei der Kirche der Heiligen Jungfrau zur Aufbewahrung übergeben. «Man beachte aber, daß von den Schätzen, die in Vicoria [Friedrichs Feldlager vor Parma] gefunden wurden, nur wenige in Parma blieben, weil die von allen Seiten hereinströ-
schiffstüchtige Nation auf dem → mare nostrum das Sagen; die Römer auf dem Land. Über das Einexerzieren von Ruderern (in Form von Trockenübungen) und den Schiffsbau: Polybios I, 20–21[S. 23–25]. Dank der röm. Erfindung der Enterbrücken konnten die Neulinge auf dem Wasser auch Siege einfahren; so bei → Mylae im Jahr 260, zu deren Erinnerung die → columna rostrata auf dem Römer Forum aufgestellt wurde. Polybios I, 22 [S. 26–27] beschreibt diese «Leitern mit Hacken». – Am bekanntesten ist die 256 v. Chr. stattgefundene Seeschlacht bei Eknomos an der südwestl. Küste Siziliens (Polybios I, 26–28 [S. 31–35]). 207 Dazu: Cohn 1978, S. 119–121; hier auch Angaben zur Verwendung von Pech und Eisen. 208 Siehe zu den Wirren um Parma (von Friedrich Victoria genannt) die Texte der Zeitgenossen in: Heinisch 1994, S, 152–156 (Chronik des Matthäus von Paris); ibid., S. 187–189 (Chronik des Minoriten Salimbeni von Parma 209 Somit auch sein Siegel: «sigillum regni nostri cum camera nostra perditum fuerit» berichtet im Februar 1248 ein kaiserliches Mandat (Heupel 1959, S. 110).
82 – Mittelalterliche Beuten menden Kaufleute sie aufkauften und sie wohlfeil erhielten und sie mit sich davontrugen» (ibid., S. 189). Friedrich verlor ebenso seine umfangreiche weibliche Begleitung, deren Reichtum nochmals die Phantasie der damaligen Welt beschäftigte. «Denn zu der Hofkammer gehörten auch Sarazeninnen und Eunuchen, wie man oft genug bemerkte, wenn der Troß durch die Städte Italiens zog. Nichts lag dann näher […], als in diesen verschleierten Mädchen die Favoritinnen, den damals schon legendären Harem des Kaisers zu sehen. […] Im Übrigen gehörten sie einfach zur Hofkammer, waren also jedenfalls Mägde und Sklavinnen, vielleicht auch Tänzerinnen und Singmädchen, wie das dem orientalischen Auftreten des Kaisers durchaus gemäß war.»210 In einer Anweisung Friedrichs liest man außerdem: «Betreffs der Mägde Unseres Hofes, die in Unserem Palast zu Palermo untergebracht sind und, ohne Dienste zu leisten, von Unserem Hofe ihren Lebensunterhalt beziehen, befehlen Wir Dir, daß Du sie zu irgendwelchen Diensten anhältst, sei es zum Spinnen oder irgendwelchen anderen Arbeiten, damit sie ihr Brot nicht umsonst essen» (Heinisch 1968, S. 332). Heinisch kommentiert: «Hier handelt es sich zweifellos um jene so häufig erwähnten sarazenischen Buhldirnen und Konkubinen oder Haremsfrauen, von denen Papst Innozenz IV. später behauptete, der Kaiser “beflecke sich durch ihren Umgang in schamloser Weise”, worauf der sizilianische Großrichter Thaddäus von Suessa vor dem Konzil von Lyon in seiner geistreichen Verteidigungsrede zu erwidern wußte: “Die sarazenischen Mädchen aber hält er nicht zum Beischlafe, – wer könnte das beweisen? – sondern wegen ihrer Gewandtheit und wegen einiger anderen weiblichen Kunstfertigkeiten.”»211 Montaperti, 4. September 1260. Hier prallten die Guelfen (30 000 Mann aus dem papsttreuen Florenz) auf die sienesischen Ghibellinen (20 000 Mann) unter Führung von Provenzan und Farinata degli Umberti.212 Nach einem heftigen und blutigen Kampf kam es zum Sturz und Verlust des Florentiner Banners; eine schmähliche Niederlage. Die Schlacht und ihr Verlauf soll laut Überlieferung von einem sonst unbekannten Cerreto Ceccholini vom Turm des Palazzo Chigi-Saracini (dem heutigen Sitz der Accademia Musicale Chigiana) in Sichtweite beobachtet und der in den Straßen harrenden Bevölkerung berichtet worden sein. Auf dem Schlachtfeld blieben 10 000 tote Guelfen zurück, 15 000 gerieten in Gefangenschaft. Die Florentiner Fahne wurde am Schwanz eines Esels durch die Straßen Sienas geschleift – eine hochgradige, perfide Erniedrigung des Rivalen. Dank der Hilfe Mariens im Kampf wurde die Sena vetus in Civitas Virginis umgetauft.213 210
Kantorowicz 1963, Bd. I, S. 287; Bd. II, 137 mit Belegen. Heinisch 1968, S. 323–333. Hier auch die kaiserliche Anweisung, die weiblichen Bediensteten in Lucera mit angemessenen Kleidern zu versehen. 212 → Ascheri 2010. Darunter waren auch deutsche Soldritter (Kantorowicz 1963, Bd. I, S. 604–605; Bd. II, S. 244). → Soldi Rondinini 2010. 213 Dante, Inferno XXXII, 76–111. – Inferno X, 86. 211
Die Eroberung Konstantinopels, 1453 – 83 Unter den Gefangenen befand sich der in Florenz tätige Maler Coppo di Marcovaldo (Coppus dipintore), der beste Vertreter der toskanischen Malerei in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Da er 1261 die Madonna del Bordone in der Sieneser Kirche Santa Maria dei Servi malte, scheint die Vermutung nicht abwegig, daß der Künstler sich mit diesem Werk freikaufte (Bologna 1964, Tafel 62; Oertel 1953, S. 41; Smart 1978, S. 11–12 und Abb. 11). Eine nicht stattgefundene Eroberung: Florenz, Herbst 1402. Geschichte kann sich von Grund auf anders entwickeln, als sich dies die involvierten Akteure ursprünglich vorgestellt haben. Im Lauf der Expansion Mailands in Norditalien war es das politische Kalkül Giangaleazzo Viscontis, die Lombardei mit der Toscana zu vereinen («quod Tuscia cum Lombardia fiet unum et idem», wie die Losung hieß). Das unter Mailänder Führung stehende Heer lagerte bei Bologna, um den Appenin zu überschreiten und vor Florenz zu ziehen. Aus nicht mehr genau erkennbaren Gründen zögerte Giangaleazzo. Da beschleunigte ein ungebetener Rivale das Geschehen: die Pest brach aus und der Eroberer in spe wurde am 3. September 1402 Opfer der Seuche. Dieser unverhofft eingetretene Tod war das unmißverständliche Signal aller inzwischen von Mailand besetzten Städte zur offenen Revolte – die mailändischen Territorien schrumpften wieder zurück auf die ohnehin schon lombardischen Gebiete rund um die Stadt. Jan Huizinga hat einmal davor gewarnt, Geschichte zu schreiben mit Vermutungen, was geschehen wäre, “wenn…”. Es gibt jedenfalls keine Florentiner Beute.214
Die Eroberung Konstantinopels, 1453 Am 23. März brach Sultan Mehmet II., osmanischer Herrscher, mit einem gewaltigen Heer von Edirne in Richtung Bosporus auf. Am 5. April lagen seine Truppen vor Konstantinopel; die riesige Zeltstadt soll 160 000 bis 300 000 Mann Unterkunft geboten haben.215 Bei der Belagerung wurden wohl erstmals Feuerwaffen eingesetzt.216 Die Türken verfügten über eine Kanone, zu deren Bewegung und Positionierung 60 Ochsen vorzuspannen waren. Nach erfolgreicher Durchbrechung der theodosianischen Stadtmauer versprach Mehmet seinen Soldaten drei Tage Plünderung, Raub und Beutejagd. In den Straßen wurden Männer, Frauen und Kinder umgebracht, dann ging die Soldateska dazu über, Gefangene zu machen; diese konnten in Münze umgeschlagen werden. Religi-
214
Für die Zusammenhänge sowie die politischen und kulturellen Konsequenzen: → Baron 1966, S. 28–42. 215 Die besten Gesamtdarstellungen der Eroberung Konstantinopels von Runciman 1965. 216 In einer Feldschlacht wohl schon 1346 bei Crécy.
84 – Mittelalterliche Beuten öse Würdenträger verschonte man nicht: Sklaven und wertvolle Beutestücke aus den Kirchenschätzen waren in der Tat einträglicher (Barbaro / Cornet 1856, S. 55).217 An einem der folgenden Tage ließ der Sultan die ganze Beute vor sich ausbreiten. Er bestimmte, was jenen Soldaten zustand, die sich nicht an der Plünderung beteiligen konnten.218 Mehmet selbst sicherte sich als persönliches Eigentum den Zuschlag aller Mitglieder aus den angesehensten Familien der Metropole – selbst für ihn gewinnbringende Handelsware (Runciman 1965, S. 149). Wenig zimperlich ging er mit italienischen Gefangenen um. Die einen wurden hingerichtet, für andere enorme Lösegelder gefordert. Griechische Kinder überbrachte man als Geschenke den drei größten muslimischen Potentaten: dem Sultan von Ägypten sowie den Königen von Tunis und Granada (Barbaro / Cornet 1956, S. 57–61). Die Eroberung der Stadt am Bosporus durch den Islam war ein weltbewegendes Ereignis, um einen strapazierten Begriff für einmal mit der wahren Fülle seiner tatsächlichen Tragweite zu unterfüttern. Rom erstand wieder aus den Trümmern und überlebte dank nicht untergegangener Traditionen als Sitz einer globale Ansprüche stellenden Kirche. In Istanbul veränderten sich nicht nur urbane Silhouetten, sondern auch Sprache und Religion.
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Gute Zusammenfassung über «The Fate of the Vanquished» bei Runciman 1965, S. 145–159. Gibbon, Bd. III, S. 747–785.
Dritter Teil
Casus der Burgunderbeute
Der Begriff casus (im Singular und Plural) bedeutet in unserem Zusammenhang eine Reihe von Aspekten, die deskriptiv auf die Burgunderbeute und ihr Schicksal zutreffen: Fallen, Herabfallen, Einstürzen, Umstürzen; sich darbietende Gelegenheit, Zufall, Sinken oder Untergang. Mit den Siegen von Grandson und Murten (1476) rücken die hier zusammengestellten beuteträchtigen Ereignisse in die Mitte des Kontinents. Die jüngere Geschichte der Schlachtentrophäe spielt auf zentral- und nordeuropäischen Bühnen. Neue Protagonistengenerationen kämpften nun auf anderen Schauplätzen um territorialen Geländezuwachs, Ruhm, Beute und Ehre; auch sie heimsten diesbezüglich Schätze ein, plünderten und brandschatzten. Die Burgunderbeute ist für die Schweizer in der Tat das Ergebnis von unerwarteten Verknüpfungen und höchst ungewöhnlichen Umständen. Keiner der an den Schlachten teilnehmenden Eidgenossen vermutete 1476, daß, im Falle eines Sieges, mehr zu erhoffen und zu holen war als die üblichen Waffen und Feldzeichen sowie Restbestände aus Feldküchen und Futterlagern. Diese klassischen Beutekategorien sah die damals noch geltende, doch nicht allgemein verbindliche Beuteordnung vor, die sich auf Abmachungen und Bestimmungen des Sempacher Briefs von 1393 berief. Letzterer enthielt Vorschriften, wie sich die Truppen im Felde dem Feinde gegenüber zu verhalten hatten. Erst mit Erlaubnis der Hauptleute durfte geplündert werden. Diese hatten zudem die Beute gerecht zu verteilen. Gotteshäuser und Frauen sollten verschont werden.219
Karl der Kühne Der burgundische Téméraire stand, vor seinem Tod bei Nancy am 5. Januar 1477, fast drei Jahre ununterbrochen im Feld. Vom 30. Juni bis 10. Juli 1474 weilte er zum letzten Mal kurz in Brüssel. Allein dieser Umstand erklärt, warum der Kriegstroß stetig 219 Für den historischen Zusammenhang siehe Nabholz 1932, S. 202–203. Dietrich W. H. Schwarz in: Bern 1969, S. 17–21. – Zu den Protagonisten, ibid. S. 35 sowie Zeittafel zur Vorgeschichte, ibid. S. 37–40. – Der Sempacher Brief betont ebenfalls, daß keines der Bundesglieder und auch kein einzelner Bewohner auf eigene Faust Krieg führen dürfe. Ein Zusatz aus dem Jahre 1401 stellte auch diejenigen unter Strafe, «die als Söldner in den Krieg loufen.» Der Sempacher Brief ist zu guter Letzt insofern aufschlußreich, als «er die erste Übereinkunft darstellt, an der alle eidgenössischen Orte samt Solothurn gleichmäßig beteiligt waren» (Nabholz 1932).
88 – Casus der Burgunderbeute anstieg und in einen meilenlangen, gewaltigen und entsprechend schwerfälligen Zug ausartete. Die Transportwagen der Schatzkammer, der herzoglichen Kanzlei und der Verwaltung waren nur einige der tausend Glieder einer endlos anmutenden Kette von Karren, Kanonen, Tragtieren und ihrer Begleiter – viele zu Fuß.220 Karls eigentliches Heer, mit der modernsten Artillerie der Zeit ausgerüstet, die wendige “Feldschlangen” umfaßte, bestand aus rund 20 000 Mann, mit Kavallerie, Bogenschützen und lanzentragenden Infanterieverbänden. Sie machten sich dem Rhein entlang an die unruhig gewordene Südgrenze auf; sie verloren Hab und Gut auf den Schlachtfeldern – bei Grandson am 2. März und bei Murten am 22. Juni 1476.221 Dem waghalsigen Mitführen weltlicher und kirchlicher Reichtümer ins Feld lagen auch taktisch-propagandistische Vorsätze zugrunde. Karl wollte mit seinem prunkenden Hofstaat potentielle Gegner beeindrucken und einschüchtern. Anläßlich des Treffens mit Kaiser Friedrich III. in Trier, 1473, beschreibt der burgundische Chronist Philippe de Commynes, welche Anstrengungen der Herzog unternahm, um sein Gegenüber zu faszinieren, ja zu blenden. Die Deutschen hätten sein Gehabe aber als puren Stolz ausgelegt, die Burgunder hingegen die – im Vergleich ärmlich wirkenden Kleider des Kaisers und dessen Gefolge – gar bemitleidet und bemängelt.222 Feldzüge von solch langer zeitlicher Dehnung, wie im Falle Karls des Kühnen, fanden im Mittelalter schon aus Gründen der aufwendigen Logistik selten statt. Sie können, was Planung und Realisierung anbetrifft, lediglich mit einzelnen Kreuzzügen und deutschen Kaiserfahrten nach Italien und Rom verglichen werden. Karls politische Strategie läßt sich aus dem Vorhaben definieren, neben den bestehenden burgundischen Gebieten noch Lothringen, die Bistümer Lüttich, Utrecht, Tournai und Cambrai, die heutige Westschweiz und Savoyen in sein Reich einzugliedern; der dortige Adel stand zum Teil bereits in seinen Diensten. Die empfindlichsten Lücken in diesem angestrebten Zwischenreich, das bis an die Küsten des Mittelmeers hätte gehen sollen, bildeten Lothringen und die Eidgenossenschaft.223 Man erinnere 220
Die Materialien erneut zusammengestellt in: Karl der Kühne. → Kurz 1962 und 1969. – Nach Grandson war das Heer Karls «nicht vernichtet, sondern nur in die Flucht geschlagen und zersprengt» (Kurz 1969, S. 96). Die erbeutete Artillerie (angeblich über 400 Stücke, teils mit justierbaren Lafetten) wurde bei Murten gegen die Burgunder eingesetzt (Kurz 1962, S. 95). Beispiele in: Deuchler 1963, S. 302–332, vor allem Nr. 235, eine sog. “Feldschlange”. 222 Karls demonstrative und provozierende Prunksucht erinnert an diejenige des Themistokles, der in Olympia «mit seiner üppigen Tafel, seinen Prunkzelten und dem sonstigen Glanz seines Auftretens Kimon auszustechen suchte» (Plutarch, Themistokles 5 [I, S. 396]). – Laut Commynes machte Karl der Kühne «merveilleuse despence, pour monstrer son triomphe», doch die Deutschen «mesprisoient la pompe et parole dudit duc, en l’attribuant à orgueil. Les Bourguignons mesprisoient la petite compagnie de l’empereur, et les pauvres habillemens» (Commynes, Mémoires, S. 1036 und 1037). 223 Letztere setzte sich damals aus den Acht Orten (Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Zürich, Glarus, Zug und Bern) zusammen; als Bundesgenossen traten – im heutigen Gebiet der Schweiz – Basel, Schaffhausen, Abt und Stadt St. Gallen, Appenzell, Feiburg, Solothurn, Biel, Neuenburg, Gruyères und das Oberwallis hinzu (dtv-Atlas, S. 192). 221
Karl der Kühne – 89 sich an das offensichtlich nachwirkende historische Vor- und Leitbild: der Verduner Vertrag von 843 und das herauskristallisierte – und damals schon nicht haltbare – Wunschbild eines “Mittelreichs”.224 In den Kampf gegen Burgund eintreten, dem unheimlichen und unbequem gewordenen Rivalen die Stirne bieten! So lautete 1474 die Aufforderung Kaiser Friedrichs III. an die Eidgenossen, auch sie (noch bis 1499) Glieder des Heiligen Römischen Reiches. Auf Grund eines Allianzvertrages mit der “éternelle araignée” (der ewigen Spinne, so Commynes), das heißt mit dem französischen König Ludwig XI., erhielt Bern den Auftrag, im Namen der schweizerischen Verbündeten, Karl dem Kühnen am 25. Oktober den Krieg zu erklären. Bern war als westlichster Ort des Bundes – und als Stadt (1353 der Eidgenossenschaft beigetreten) – unmittelbar von der drohenden burgundischen Umklammerung, ja möglichen Vereinnahmung, betroffen. Karl, bis Mai 1475 mit der erfolglosen Belagerung der Stadt Neuss225 beschäftigt (die dort aufgestellte, gewaltige Wagenburg beeindruckte die Zeitgenossen), gab, durch militante Vorgänge an der Südgrenze aufgeschreckt, die Unternehmungen am Niederrhein auf, unterwarf im Winter Lothringen und brach mit gleichen Zielen im Januar 1476 weiter nach Süden auf. Historisches Umfeld und Nebenschauplätze. Beunruhigend waren tatsächlich die zum spätmittelalterlichen, vor allem oberrheinischen (und europäischen) Alltag gehörenden Raub- und Verwüstungszüge, selbst kleinster privater Gruppierungen. «Wenn wir nach den Hintergründen solcher Unternehmen fragen, stoßen wir auf eine ganze Reihe von oft irrationalen Motiven. Verletzter Stolz, Geltungssucht, Selbstbestätigung und traditionelle Feindschaften mischten sich mit Beutegier, Zerstörungswut und blinden Haßausbrüchen.»226 Am Vorabend der Schlachten bei Grandson und Murten war das gesamte Gebiet am Oberrhein ein brodelnder Hexenkessel. Im Elsaß fanden erbitterte Kleinkriege zwischen regulären Truppen (soweit der Ausdruck überhaupt angemessen erscheint) und marodierenden Banden statt; anfänglich waren die Armagnaken in diese Ränke verwickelt, von den Eidgenossen in der Schlacht bei Sankt Jakob an der Birs 1444 jedoch aufgehalten und verjagt. Sie plünderten darauf im Elsaß weiter, bis der Kurfürst von der Pfalz sie endgültig von der unübersichtlich gewordenen Bühne vertrieb. Der Basler Kanonikus und Chronist Knebel berichtet von Scharmützeln und gegenseitigen Racheakten. Nachdem die Schweizer die Umgebung von Héricourt verunsichert hatten, wo am 13. November 1474 eine kleinere Schlacht stattfand – und auf burgundischem Gebiet – wurde die Situation brandgefährlich; die Freiburger aus dem Üchtland erbeuteten hier erstmals Artillerie (Deuchler 1963, S. 303). Kleinere 224 Kaiser Lothar erhielt damals Italien und Mittelfranken, Ludwig der Deutsche Ostfranken mit weitgehender germanischer Bevölkerung und Karl der Kahle das überwiegend romanische Westfranken. – Vgl. die Karten vom Vertrag in Verdun 843 und vom burgundischen Mittelreich in: dtv-Atlas, S. 124 und S. 192. 225 Hierzu: Stadtarchiv Neuss 1975. 226 Meyer 1985, S. 342. – Für die Zusammenhänge: → Nabholz 1932, S. 268–274. – Sieber-Lehmann 1995.
90 – Casus der Burgunderbeute Orte wurden dem Feuer übergeben, Tiere weggeführt, Landwirte vertrieben oder umgebracht. Streifzüge von Basel aus waren teils erfolgreich mit eingebrachten Beuten. Aus dem Sundgau kamen 1000 Schafe, 600 Schweine, 300 Pferde und Rinder sowie elf Gefangene in die Stadt. Letztere boten, wie Knebel berichtet, 900 Gulden Lösegeld, wurden aber nicht freigelassen. Erwähnungen von geraubten Tierherden, so bei den Chronisten, deuten darauf hin, daß es bei derartigen Handlungen oft um baren Viehdiebstal ging, was wiederum nahelegt, daß im Hintergrund Engpäße in der Nahrungsversorgung lauerten; politische Unruhen waren öfters von akuten Nachschubproblemen und Hungersnöten flankiert oder durch sie gar ausgelöst. Die geschilderte oberrheinische Situation erinnert an Begebenheiten aus dem Peloponnesischen Krieg sowie an eine Stelle in Caesars De bello Gallico, wo er über die Germanen schreibt: «Raubzüge, die außerhalb der Stammesgrenzen unternommen werden, betrachten sie nicht als Schande. Sie vertreten den Standpunkt, daß sie erfolgen, um die Jugend zu üben und vom Müßiggang abzuhalten. Sobald in einer Versammlung einer der führenden Männer verkündet, er werde einen solchen Zug anführen, und wer ihm folgen wolle, solle sich melden, stehen die auf, denen das Unternehmen und sein Leiter gefallen, und versprechen Unterstützung» (VI, 23, 6–7). Knebel schreibt, Elsass und Schwaben seien Räuberspelunken und man könne selbst von der Türkei und jedem Weltteil unbestohlen herkommen, hier aber bei uns würde man aufgehängt und ausgeplündert werden. Die Obrigkeiten verboten in der Folge Freischärlerzüge – vor allem, um Pulver nicht planlos zu verpuffen. Die Stadt Basel erließ diesbezügliche und verbindliche Interdikte: bei Eidespflicht durften sich seine Bürger nicht aus dem Land entfernen: «Alles [muß] so für jeden Augenblick zu den Waffen und zum Abmarsch gerüstet sein. Andere [Stadtbürger] sind zu Hilfstruppen designiert für einen späteren Nachzug, falls die Sache es erfordert» (Knebel; Deuchler 1963, S. 102–103. – Bern 1969, S. 56–57). Diese oberrheinischen Unruhen waren nur örtliche Teilaspekte paneuropäischer Spannungen, politischer Verunsicherungen, nachhaltiger Umwälzungen sowie Machtverschiebungen, welche die Zeitgenossen schon über ein Jahrhundert in Atem hielten.227 Gleichzeitig dazu brachen Seuchen und Pest über den Kontinent herein. Vor diesem düsteren Hintergrund spielte sich, wie in Frankreich, die aufkeimende 227 Die teils mörderischen Auseinandersetzungen begannen – das sei hier lediglich kurz in Erinnerung gerufen – bereits 1312 mit der infamen Verfolgung und Vernichtung des Tempelordens. Es folgte der Hundertjährige Krieg (1328–1453) mit den Schlachten bei Crécy (1346), der Eroberung von Calais durch England (als letzte kontinentale Bastion bis 1558 englisch), Azincourt (1415) und Castillon-la-Bataille (1453). Gleichzeitig wüteten die Bauernaufstände in Frankreich (Jacquerie, 1358) und in England (1381). Von 1380 bis 1422 bekämpften sich Orléans und Burgund. 1431 starb Jeanne d’Arc als Ketzerin auf dem englischen Scheiterhaufen in Rouen. Gleichzeitig zogen die Armagnaken eine Blutspur quer durch den Kontinent. 1419–1436 tobten die Hussitenkriege in ganz Mitteleuropa; 1450 der Krieg der Rosen in England (Lancaster gegen York). – Der Eidgenossenschaft traten 1332 Luzern, 1351 Zürich, 1352 Glarus und Zug, Bern 1353 bei. 1386 siegten die Eidgenossen bei Sempach über Leopold III. von Österreich, bei Näfels befreite sich Glarus 1388 von dem österreichischen Joch. 1415 fand die Einnahme des Aargaus statt; 1460 eroberten die Schweizer den österreichischen Thurgau, und am Ende dieses bewegten, ja aufgewühlten
Karl der Kühne – 91 nationalstaatliche Entwicklung ab; England griff auf das Festland über, in den deutschsprachigen Gebieten setzten sich vor allem Habsburger und Bayern durch. Burgund richtete, Schritt für Schritt, sein “Mittelreich” auf, dessen Vollendung nicht stattfand.228 Folgen der Burgunderbeute. Zurück zur Lokalgeschichte: Für die Beteiligten gingen die Trophäen, die in die Hände der Schweizer fielen, allein ihres materiellen Wertes wegen in die nationale und dann in die abendländische Geschichte ein. Ein Bauernvolk “aus den Bergen” entblößte, im wahrsten Sinne des Wortes, einen Herrscher, damals der reichste Europas; zwei Kulturen, die kaum hätten verschiedener sein können, prallten mit Brisanz aufeinander – wie seinerzeit in Thessaloniki im Jahre 1185, als die Normannen über die Stadt herfielen. In den antiken und frühmittelalterlichen Kriegen ging es meist um Auseinandersetzungen sozial gleichgestellter Potentaten, die Machtansprüche anmeldeten, um territoriale Besitzungen und Erweiterungen stritten und kämpften – hier, am Fuße der Jurakette, stießen indessen kulturell höchst ungleiche Kräfte aufeinander. Antipoden trafen sich zum Waffengang. Was diese Aspekte anbetrifft, so war die Überraschung der Sieger groß, als sie sahen, daß es wahrhaftig Zeitgenossen gab, die, was man sonst höchstens aus Sagen oder Märchen kannte, von silbernen Tellern speisten, sich vergoldeter Trinkbecher bedienten und mit Messer und Gabel umzugehen wußten; zu Hause löffelte man aus Holzgeschirr die Grütze und alles Konsistentere bewältigten die Finger. Commynes beschreibt diesen Aspekt: «Les despouilles de son ost enrichirent fort ces pauvres gens de Suisses, qui de primeface ne connurent les biens qu’ils eurent en leurs mains, et par espécial les plus ignorans. Un des plus beaux et riches pavillons du monde fut desparti en plusieurs pièces. […] Son gros diamant (qui estoit un des plus gros de la chrestienté) où pendoit une grosse perle, fut levé par un Suisse, et puis remis en son estuy, puis rejeté sous un chariot; puis le revint quérir, et l’offrit à un prestre pour un florin. Celuy-là l’envoya à leurs seigneurs, qui luy en donnèrent trois francs. Ils g agnèrent trois balais pareils, appelés les trois frères; un autre grand balai appelé la hotte; un autre, appelé la balle de Flandre […].»229
Mit den Schätzen von Grandson gelangten erstmals Lockungen nicht nur höherer, sondern allerfeinster höfischer Kultur greifbar in Sichtweite des einfachen Mannes. Diese heimtückisch aufkeimende Dynamik hielten bereits Zeitgenossen haftbar für den unabwendbaren Niedergang uralter sowie betont einfacher Schweizer Sitten. Die Bestürzung auslösende Sensation des Zusammenpralls zweier unterschiedlicher Kulturen dürfte unmittelbar nach Grandson geradezu zu einer «verkehrten Welt» geführt haben – ein beliebter Topos des Zeitalters: hier der burgundische Adel, sein Jahrhunderts stehen 1499 der “Schwabenkrieg” und, als Nachhall, doch als Paukenschlag, der Deutsche Bauernkrieg (1525). 228 → Sieber-Lehmann 2003, S. 95–111. 229 Commynes, Mémoires, in: Pauphilet / Pognon 1952, S.1170.
92 – Casus der Burgunderbeute nacktes Leben rettend; dort die Eidgenossen, höfisch verkleidet heimwärts ziehend, mit herzoglichem Prunk und Gut im Gepäck. Der Berner Chronist Diebold Schilling hält rückblickend fest, daß infolge der Überfülle an kostbaren Stoffen, zu Stadt und zu Land, jedermann gleicherweise in seidenen und damastenen Wämsern – in burgundischer Mode als im dernier cri geschneidert – einhergehen wollte.230 In den Burgunderkriegen liegen militärhistorisch die Anfänge des sich verbreitenden Rufes der kriegerischen Tüchtigkeit der Schweizer – auch ein casus. Sie waren käuflich und für die Teilnehmer ein gutes Geschäft – dies konnte im Sempacherbrief noch nicht vorausgesehen werden. Sie erwarben sich solches Ansehen und militärischen Ruhm, daß in Europa – wie Guillaume Paradin 1566 in seinen Annales de Bourgogne vermerkte – kein wichtiger Waffengang mehr stattfand, bei dem Eidgenossen nicht entscheidende Helfer und Akteure im vordersten Rampenlicht gewesen wären. Sie hätten sich daher, so Paradin, den Ehrentitel von Prinzenbändigern, von Domitores Principum, zugelegt; das ging gut bis zum Debakel von Marignano 1515. Zur Zeit der Auseinandersetzungen mit Burgund zogen die Schweizer ohne Hintergedanken auf Beute und materielle Bereicherung in den Kampf; sie sahen sich stets in der Rolle der Verteidiger ihrer eigenen Ländereien. Es ging um Erhaltung des Bestehenden, nicht um Zugewinne.231 Das wird sich jedoch ändern. Durch ihre Erfolge zu selbstbewußt geworden, widersetzten sie sich der Reichsreform Maximilians I. Der “Schwabenkrieg” endete mit dem 1499 in Basel geschlossenen Frieden: die, jetzt “verwandte” Schweiz, gewann politische Unabhängigkeit und löste sich vom Reich; die Erweiterung zum Bund der Dreizehn Orte sowie Expansionsgelüste südlich der Alpen prägten, allerdings nur für kurze Zeit, die Außenpolitik – eben bis zum fatalen casus im Jahre 1515. Die spätmittelalterlichen “Landsknechte”, seit 1486 in eidgenössischen Abschieden so benannt, kämpften ausschließlich zu Fuß. Sie waren mit der Pike bewaffnet. «Der Ruf ihrer kriegerischen Tüchtigkeit war ins Unanfechtbare und ins Einzigartige gestiegen; das bedeutete Schutz und sollte auch Nachfrage bedeuten, es begünstigte entscheidend die Blüte eines Wirtschaftszweiges, der vielen schweizerischen Orten bald unentbehrlich wurde: des Reislaufs» (Helbling 1963). Auch Werner Meyer erinnert 230 Bezeichnend ist der sogenannte “Burgunderrock” aus roter Seide, der wohl in Bern aus einem erbeuteten Stoffballen geschneidert wurde und im Schnitt die Mode um 1480/90 widerspiegelt. → Lemberg 1959–1960, S. 189–196. – Eine erwähnenswerte Parallele findet sich in einem Entschluß Alexanders des Großen, als er auf dem Weg nach Indien mahnende Worte an seine Truppen sprach: siehe oben S. 32–33. – Die erbeuteten Stoffe waren in Ballen gebunden und gehörten wohl mitfahrenden burgundischen Kaufleuten. – Händler im Troß großer Armeen sind seit der Antike überliefert. – Allerdings soll auch in Erinnerung gerufen werden, daß Bern als zähringische Gründung durchaus “großstädtischen” Zuschnitt hatte, als reich galt und sich eben ein neues Münster (seit 1421) bauen ließ – in altmodischen gotischen Formen. 231 Schlachten am Morgaten 1315; bei Sempach 1386; 1388 bei Näfels (gegen Herzog Leopold III. von Österreich). Nach diesen Schweizer Siegen verzichtet Österreich auf die Unterwerfung der Eidgenossenschaft. Die Schweizer eroberten jedoch den Aargau (1415; als erstes Untertanenland) und 1460 den Thurgau.
Karl der Kühne – 93 daran: «Das unstaatliche Kriegertum des Spätmittelalters mit seiner ganzen Eigen dynamik und brauchtümlichen Wildheit hat im Söldnerwesen seine Vollendung gefunden. Alle privaten Raufereien in Dorf und Stadt oder eigenmächtige Raub- und Plünderzüge blieben letztlich Episoden, die wie ein Gewitter losbrachen und wieder abzogen. Das Reislaufen aber hat die Gewalttätigkeit zur Lebensform verfestigt und damit all die irrationalen Gebräuche und Anschauungen des Kriegertums zur Grundlage eines Berufsstandes gemacht» (Meyer 1985, S. 377).232 Die Reliquienbeute von Grandson soll im jetzigen Zusammenhang nochmals besonders hervorgehoben werden. Denn es gibt in der gesamten historischen Überlieferung keinen anderen so ausführlichen Nachweis für eine mittelalterliche Reliquienbeute wie diejenige im Jahre 1476, wenn zweifellos Reliquien immer wieder zum eigenen Schutz und dem der Truppe in Schlachten mitgenommen worden sind oder, wie in Jerusalem, Byzanz oder beim Sacco di Roma, bei Stadt- und Kirchenplünderungen in die Hände der Eroberer fielen. Reliquienbesitz stellte die vertrauenswürdigste Verbindung zu Heiligen sicher. Als Gegenstände, die man greifen und mit eigenen Augen prüfen konnte, überzeugten sie mehr als Heiligenviten und -legenden. Dank ihrer realen Präsenz konnte im Kampf und in Todesnähe mit ihrem Beistand gerechnet werden.233 Patrick J. Geary (Geary 1978) zog, da er sich auf das frühe Mittelalter beschränkte, in seiner Untersuchung Furta sacra keine Kriegsbeuten für Bereicherungen an Reliquienbesitz in Betracht. Hingegen legt er eine beeindruckende Liste von Beispielen vor, die den Reliquienraub belegen. Reliquien- und Devotionalienbesitz nahm im mittelalterlichen Herrscherhaushalt seit Karl dem Großen eine beachtliche Stellung ein.234 In der Geschichte des Reliquiendiebstals sind – neben Passionsreliquien – am bekanntesten die Gebeine der Heiligen Drei Könige, wie oben erwähnt. Was die Burgunderbeute anbetrifft, so handelt es sich einerseits um primäre Reliquien (Teile vom Leib eines Heiligen235) oder sekundäre Reliquien (Sachreliquien), die zahlenmäßig überwiegen. Der burgundische Reliquienschatz bestand vermutungsweise aus Schenkungen an die Herzöge. Auf Grund der Aufzählungen der 232 Zum Thema siehe auch Schaufelberger 1993, vor allem das Kapitel Geld und Gut, S. 73–75. – Machiavelli warnte im Principe vor Söldnern. Ludwig XII. von Frankreich hätte damit begonnen, sein Heer mit Schweizer Reisläufern aufzufüllen; das sei ein dreifacher Irrtum gewesen «perché, avendo dato reputazione a’ Svizzeri, ha invilito tutte l’arme sua; perché le fanterie ha spento in tutto e le sue genti d’arme ha obligato alle arme d’altri; perché, sendo assuefatte a militare con Svizzeri, non par loro di potere vincere senza essi. Di qui nasce che Franzesi contro a Svizzeri non bastano, e senza Svizzeri, contro ad altri non pruovano» (Machiavelli, cap. XIII). 233 Vgl. im Alten Testament die Szene nach dem Sieg der Philister über Israel. Nach der Niederlage ließen die Ältesten Israels die Lade «unseres Gottes in unsere Mitte» kommen «daß [sie] uns aus der Hand unsrer Feinde errette» (1 Samuel 4, 1–5). Die Philister eroberten die Lade und brachten sie nach Siloe. – Für den Brauch, Reliquien in die Schlacht zu führen: Wormald 1937/1938, S. 31–45, vor allem S. 43. – → Angenendt 2007, S. 159 für die Rolle der Heiligen Lanze als Kriegsreliquie. 234 Angenendt 2007, S. 159–162. → Toussaint 2011. 235 So wurden in Karthago auch die Gebeine des heiligen Ludwig auseinandergenommen, gereinigt und vergeben: Schädel (Sainte-Chapelle), Finger, Rippen, Schlüsselbein. Verteilerliste (um 1308) in: SaintLouis 1960, Nr. 168 (wie Anm. 194).
94 – Casus der Burgunderbeute Chronisten, so vor allem im Luzerner Schilling und bei Knebel, vermag man Einblicke in dieses einzigartige Heiltum zu gewinnen; allerdings hat nichts davon die Zeiten nachgewiesenermaßen überlebt.236 Neben Passionsreliquien fanden sich in der Feldsakristei vor Grandson solche der heiligen Andreas und Georg: Karl schwor auf den Namen des heiligen Ritters. Die Georgsfahne in Solothurn237 ist vermutlich ein Porträt des Herzogs – eine Tradition, die sein Schwiegersohn Maximilian I. übernehmen wird.238 Das Andreaskreuz ist Grundbestandteil burgundischer Staatsheraldik. Die Beuteliste beginnt mit zwei alttestamentlichen Reliquien: von Moses’ Ge setzestafeln – in der Überlieferung eine absolute Rarität, die der Berner Schilling notiert. Ebenso einmalig ist ein Rest vom Stabe Aarons (Deuchler 1963, Nr. 56 und 57).239 Die Schweizer Chronisten dürften diese reliquiae nicht einfach phantasievoll erfunden, doch möglicherweise auf Grund der unleserlichen Texte auf den Identifikationszettelchen in den Behältern (Reliquiaren) mißverstanden haben: nicht ein Fragment von Moses’ Gesetzestafel selbst, sondern vielleicht nur ein Stein «von der Stätte, an der der Herr Moses das Gesetz gab», wie das im Reliquieninventar von Gunther von Pairis heißt (S. 106) – eine Liste übrigens, in der auch Reliquien «von den heiligen Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob» verzeichnet waren. In den schweizerischen Beuterödeln folgen ein Rest vom Abendmahltuch, Passions reliquien (Geißel, Rute, Dornenkrone), ein Fragment vom Rocke Christi, von der Lanze des Longinus, Kreuzpartikel sowie eine, nur von Knebel überlieferte, Kreuznagelreliquie (Deuchler 1963, S. 165–170). Aus der Sakristei stammten wohl die vom Berner Schilling erwähnten «guldin Bücher»; doch kann keine illuminierte Handschrift in Schweizer oder ausländischem Besitz mit der Burgunderbeute überzeugend in Verbindung gebracht werden. Das Los der Beute. Die Anziehungskraft des burgundischen Lagers war größer als die taktische Notwendigkeit, Karls fliehende Truppen zu verfolgen; so geschah es schon bei Megiddo. Der Téméraire verlor die Schlachten; geschlagen, gar vernichtet war er jedoch noch nicht. Für die Teilung der eroberten Güter wurden ad hoc Beutemeister bestellt; erst in den späteren Strukturen der Landsknechte gab es gewählte Beutemeister. Sie wachten prüfend über die Inventarisierung und hafteten als Heerespolizei für die Überführung nach Luzern, seit 1332 dem ersten städtischen Mitglied des 1291 geschmiedeten 236 Deuchler 1963, S. 165–170. – Einige Reliquien sollen dem Kloster in Einsiedeln übergeben worden sein; Spuren fehlen. 237 Deuchler 1963, S. 234–236. 238 Maximilian als Herkules und heiliger Georg: Deuchler 1983, S. 129–149. 239 Der Stab Aarons verwandelte sich vor dem Pharao zur Schlange und vertilgte die Stäbe der ägyptischen Wahrsager. – Im Reliquienschatz Friederichs des Weisen (Wittenberger Heiltumsbuch 1509) und ebenso im Schatz von Kloster Weissenau bei Ravensburg (Acta Sancti Petri in Augia, 1220) werden alttestamentliche Reliquien erwähnt: in Weissenau eine virga Mosis, die extra altare aufbewahrt wurde. Im Schatz des Topkapi-Palastes in Istanbul befindet sich ebenfalls ein 122 cm langer Holzstab, mit dem Moses Wasser aus dem Fels geschlagen haben soll.
Karl der Kühne – 95 Bundes. Hier wurden die noch vorhandenen Trophäen hinterlegt.240 Bezeichnend ist die Miniatur im Luzerner Schilling – ein einzigartiges Bilddokument. In einem kammerartigen Innenraum wird der Kernbestand der Trophäen gezeigt. Die einzelnen Gegenstände verstehen sich – wie die Fahnen und das Kleidungsstück – als partes pro toto, als Hinweise auf ganze Beutegruppen.241 Textilien wurden kurzerhand auseinandergeschnitten, so der Tausendblumenteppich von Jehan le Haze, heute in Bern, der ursprünglich zu einer Serie gehörte; nur noch Abbildungen in Fahnenbüchern242 und Inventaren überliefern die einzigartige millefleurs-Serie (Deuchler 1963, S. 177–179). Die erbeuteten Güter und das viele Gold säten Zwist und Hader unter den Gewinnern. Die Auseinandersetzungen schlichtete erst Niklaus von Flüe243 auf der Tagsatzung der Acht alten Orte (1481, in Stans): dem “Stanser Verkommnis”. Er rettete die Eidgenossenschaft vor einem Bürgerkrieg, ebnete schwelende Gegensätze zwischen Städten und Landschaften ein; er überwand die drohende Staatskrise nach den Burgunderkriegen. Grandson und Murten als moralische Menetekel. Die Domitores Principum lebten im europäischen Bewußtsein weiter. Die moralisierenden Folgerungen, die aus Grandson, Murten und Nancy zu ziehen waren, lauteten: Das Ende Karls des Kühnen, im Januar 1477 auf dem Schlachtfeld in Lothringen gefallen, bot ein überzeugendes Beispiel, den Zeitgenossen ad oculos demonstriert, für eine als gerecht empfundene Bestrafung. Überbordend in Szene gesetzter Hochmut sowie waghalsige politische und kriegerische Risiken hatten keine Zukunft. In den Erinnerungen des Chronisten Philippe de Commynes finden sich zwei Feststellungen, welche die Lage nach Grandson aus burgundischer Sicht umreißen: «Or faut voir maintenant comme changea le monde après cette bataille» – es gilt jetzt zu sehen, wie sich die Welt nach dieser Schlacht gewandelt hat, die all den jungen Herrschern ein schönes Beispiel abgibt, die sich tollkühn ins Unternehmen stürzen, ohne zu wissen, was ihnen daraus werden wird: « […] et sera bel exemple pour ces seigneurs jeunes, qui follement entreprennent sans connoistre ce qui leur en peut advenir.»244
240
Größere erbeutete Artilleriebstände kamen nach La Neuveville (Museum). Siehe oben S. 91–92. 242 Für die Bedeutung der Fahnenbücher als Geschichtsquellen: Neubecker/Deuchler, RDK VI, Sp. 1168–1183. – Siehe auch den Katalog: Bern 1969, S. 89–166. 243 “Bruder Klaus” (1417–1487), der 1669 selig- und 1947 heiliggesprochene Eremit, lebte – Vater von zehn Kindern – mit Einwilligung seiner Frau seit 1467 in der Ranftschlucht im Melchtal. Seine Visionen entsprechen der oberrheinischen Mystik. Er warnte seine Landsleute vor Pensionen, Reisläuferei und Einmischung in fremde Händel. – Zum Basler Kleinodienhandel (hinter dem Rücken der Eidgenossen): → Deuchler 1963, S. 106–109. – Für die Beuteverzeichnisse und Beuteverordnungen: Deuchler 1963, S. 75–96. 244 Commynes, Mémoires. In: Pauphilet/Pognon 1952, S. 1167. – Dieser Meinung war ja schon Polybios: «Oft führt übermäßige Kühnheit zu Verblendung und ins Nichts» (IV, 34 [S. 359]). 241
96 – Casus der Burgunderbeute
Historische Vergleiche und Wertungen Die Burgunderbeute gliedert sich, nach diesem historischen Überblick, unter jene Beuten ein, die nach einer Feldschlacht im feindlichen Lager getätigt worden sind. Vor allem die Ereignisse bei Grandson lassen sich in die Tradition von Granikos, Gaugamela oder Dorylaion einreihen. Große militärische Anlagen mit einer reichen, auch zivilen Infrastruktur, boten nicht nur die Besitznahme militärischen Kriegsmaterials an, sondern ebenso, zumindest wenn einer der Protagonisten zum engeren Kreise der vermögendsten Potentaten zählte, von Edelmetallen und Luxusgütern. Letztere mögen allerdings nicht nur den an den Kriegen beteiligten Armeen, sondern auch dem mitziehenden Troß von Kaufleuten und Händlern gehört haben – wie schon unter Caesar überliefert. Die bei Grandson vorgefundenen, bemerkenswert üppigen textilen Beutemengen (offenbar zum Teil in noch frischen Ballen als Handelsware geschnürt) unterstützen diese Vermutung. Stadteroberungen wie Sardes, Athen, Tyros, Persepolis, Korinth, Numantia oder Jerusalem (70 n. Chr.) boten vergleichsweise andere Beuten, in denen sich alltäg liches, ziviles Gebrauchsgut mit Kunstraub vermengte (Mischbeute), wie in Jerusalem, Rom (410 und später 1527 anläßlich des Sacco) oder Konstantinopel (1204 und 1453). Dabei sind die Plünderer in zwei Gruppen zu teilen: einerseits die Kenner kultureller Schätze (Syrakus, Korinth), andererseits die Barbaren (die Normannen in Thessalonike 1185), die in zerstörerischer Wut wahllos über den Reichtum der Städte herfielen und die materiellen Werte des Beutegutes nicht einzuschätzen vermochten.
Vierter Teil
Das Ende des Mittelalters
Bauernerhebungen und Bauernkriege bilden seit dem frühen Mittelalter eine nicht abreißende Kette von blutigen Episoden; in Europa reichten sie im 15. Jahrhundert von Katalonien bis Salzburg (1462) und Kärnten (1478), von England (→ Dobson 1970) bis Ostpreußen. 1431/32 konspirierten die verschuldeten Bauern von Worms. Unruhen, Aufstände, Verwüstungen und Brandschatzungen mehrten sich um 1500 und entzündeten Flächenbrände. Die wachsenden und sich zum Ausbruch steigernden Animositäten gegen den Adel lassen sich in dem aus England überlieferten Lied zusammenfassen: «Als Adam grub und Eva spann, wer war da der Edelmann?» (Brandt 1925, S. 5). Der deutsche Bauernkrieg, 1524–1525. Die religiöse Generalkulisse im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts bildete die Reformation; Luther setzte sich für die von Höfen und Städten ausgebeuteten Landwirte ein (unzeitgemäße Naturalwirtschaft; beschränktes Eigentumsrecht an Grund und Boden; gegen den unablösbaren Zehnten der Kirche). Der Reformator distanzierte sich indessen von Gewalttaten und mahnte zum Frieden. Der Kampf ging gegen Marktgebühren, Zölle, Geldsteuern und neue Formen der Verwaltung und Rechtsprechung, gegen starke Einschränkungen in der freien Benutzung der Allmenden, um Holzung, Jagd und Fischfang. Zwischen 1493 und 1517 kam es in Süddeutschland zu umfangreichen, als Bundschuh245 bezeichneten Erhebungen, die teils von Thomas Münzer, dem Gegner Luthers, angezettelt worden waren. Standgerichte und grausame Bestrafungen der Führer schlugen die Bewegung nieder. Teils errungene Konzessionen, Erleichterungen und hohe Verluste bewogen die Bauern schließlich zum mürrischen Einlenken. Vor allem die Erste und Zweite Kriegsordnung des fränkischen Heeres sind aufschlußreich.246 Im Mittelpunkt stehen Überlegungen zu Organisation und Handlungsweise von bäuerlichen Truppen; es ging also nicht um ritterlich organisierte Heere, sondern um zusammengerottete Haufen von nicht adligen und daher wenig waffenkundigen Landbewohnern. Es war der Versuch, im Sinne eines straffen Regiments diesen Truppen Disziplin und Schlagkraft beizubringen. In der Ersten Ordnung findet man beispielsweise die Bestrafung von Diebstahl und Untreue. Keiner soll alten Haß oder Neid nähren. Keine gemeine Dirne soll im Lager gelitten werden. Zutrinken ist verboten. Um eine gewisse Disziplin durchzusetzen, erfährt man in der Zweiten Ordnung, entworfen zu Ochsenfurt in Unterfranken, daß neben jedem neu 245 Bundschuh: Bezeichnung der lokalen Bauernrevolten in Süddeutschland. Bundschuh nannte man, im Unterschied zum gespornten Stiefel des adeligen Herrn, den mit Schnüren gebundenen Bauernschuh. 246 Hier zitiert nach Brandt 1925, S. 237–242. – Zu Luther und zum Bauernkrieg: ibid. S. 259–267.
100 – Das Ende des Mittelalters errichteten Lager «von Stund an» ein Galgen errichtet werden soll (Brandt 1925, S. 239). In diesen Anweisungen findet sich außerdem der Zusatz, daß jedes Fähnlein einen Beutemeister bestellen soll, damit gleichmäßig ausgegeben und «niemand verkürzt» oder übervorteilt werde.247 Im Amorbacher Artikel wird die Abschaffung der Leibeigenschaft gefordert; sie soll «kraftlos sein und nit mehr gelten» (Brandt 1925, S. 275). «Ferner ist beschlossen, daß keiner ohn Bescheid oder glaubwürdigen Schein keinen, wer es auch sei, beleidigen, schatzen, plündern, noch aufmahnen darf, fort vom Haufen [der Truppe] zu ziehen. Wer aber das übertritt, soll mit Leibesstraf belegt werden» (Brandt 1925, S. 276). Kriegerische Brennpunkte der Auseinandersetzungen waren die Schlachten bei Böblingen, Frankenhausen in Thüringen, Königshofen an der Tauber (2. Juni 1525) sowie bei Sulzdorf zwei Tage später, wo von erbeuteten Geschützen und dem geplünderten Troß die Rede ist. Ansonsten berichten die Zeitgenossen von Bauernverschwörungen, Bauernrotten, die in Klöster, Pfaffenhäuser, in die Kasten und Keller der Obrigkeit einfielen, schlemmten und praßten, «dieweil etwas da was» – somit eine, zwar schnell schwindende Beute, denn: «Und sonderlich gefiel ihnen diese neue Bruderschaft wohl, daß sie zu zechen, zu essen und zu trinken hatten und nichts dafür geben brauchten» (Brandt 1925, S. 249–250). Das Kloster Amorbach fiel am 30. April 1525 einer Plünderung anheim. Der Bildersturm wütete; so in Rothenburg am 17. April 1525. Über die Vorgänge in Süddeutschland unterrichtet, Tag für Tag, mit beklemmenden Einzelheiten, das Tagebuch des Herolds Hans Lutz (Brandt 1925, S. 124–177; vgl. dtv-Atlas I, S. 232). Albrechts Dürers Gedächtnissäule, 1525. Bildliche Zeugnisse historischer Ereignisse sind meist retrospektiv geschaffene Phantasien. Einsame Spitze ist diesbezüglich der Holzschnitt mit der Gedächtnissäule für den Bauernkrieg von Dürer, der einen hochaktuellen Zustand festhält. Ein Landwirt sitzt auf dem umgekehrten – also leeren – Topf, darunter ein kapitellartiger Gitterkorb mit Hahn und Henne. Unter ihm, nach Trophäenart, statt Waffen und militärischen Zeichen, die eingebundene Garbe Korn mit den für ihn lebensnotwenigen Instrumenten (Schaufel, Hacke, Dreschflegel und Forke). Dieses Ganze balanciert auf übereinandergestellten Gefäßen für Wasser, Wein und Milch – ein Gleichgewichtsakt der besonderen Art. Auf dem Sockel Körbchen mit Butter oder Käse sowie Eiern; darunter lagern Kühe und Schafe, Böcke sowie Wildschweine, eine Katze und ein Hund; somit alles, was man sich unter einem bäuerlichen Inventar vorstellt – jetzt als herrenlose Beute der Sieger. Wilhelm Waetzoldt meinte in Dürer und seine Zeit: «Bezeichnend für das Gutmütige, fast Liebevolle des Dürerischen Spottes über die Bauernwelt ist jener merkwürdige Holzschnitt von 1525, der den Entwurf zu einem “Denkmal” darstellt. Im dritten Buch der Unterweisung der Messung hat Dürer dieses Siegeszeichen beschrieben. […] Das Monument verspottet mehr den Sieger als den Besiegten. Dürer hat den Plan harmlos humoristisch gemeint, wie sich auch daraus ergibt, daß er unmittelbar ein Denkmal für einen 247 Brandt 1925, S. 241. – Vgl. dazu ergänzend den Amorbacher Artikel vom 4. Mai 1525 in: Brandt 1925, S. 275–277.
Machiavelli – 101 Trunkenbold anschließt, ein Konstrukt aus Biertonnen, Krügen und Schüsseln mit Essen.»248 Dieser gelegentlich geäußerte Gedanke, daß der Entwurf «wahrscheinlich als Satire zu deuten» ist, scheint indessen diskussionsbedürftig.249 Es geht vielmehr um ein Bekenntnis zur weitgehend aussichtslosen Sache der Bauern. Dürer stellt sich auf die Seite der Verlierer; der Krieg soll an die 70 000 bis 100 000 Opfer gefordert haben. Das schwer zu deutende Werk gehört in die Reihe der namenlosen Ereignisdenkmäler, auch wenn es nicht ein bestimmtes Ereignis, sondern die komplexe Auseinandersetzung mit vielen Tatorten memoriert. Der Künstler beabsichtigt, die Erinnerung an eine Volksbewegung und ihr Datum – in der Kartusche: Anno domini / 1525 – sicherzustellen. Was er mit seinem Entwurf vorzuschlagen und darzustellen meint, ist eine AntiTrophäe, nicht mit aufrecht stehendem Sieger, gar einer Viktoria – oder einem Löwen –, sondern mit dem vom Schwert niedergestochenen, in Trauer hockenden, in sich zusammengesunkenen Betroffenen. Er posiert in der gleichen Weise wie Christus in der Rast im Titelblatt der Kleinen Holzschnittpassion, die 1511 erschien. 1523 stellte Grüne wald für ein Tauberbischofsheimer Tafelbild Christus als gepeinigten Bauern dar. Die Leiden Jesu sind die Leiden der Landleute.
Machiavelli Der Florentiner Philosoph und Geschichtsschreiber (1469–1527) war von 1488 bis 1512 Sekretär der Staatskanzlei (Rat der Zehn) seiner Heimatstadt. Auch wenn er nie ein führendes politisches Amt bekleidete, so wurde er doch vielfach mit wichtigen Aufträgen betraut, nach Frankreich zu Ludwig XII., zu Kaiser Maximilian I. sowie zu Cesare Borgia gesandt. 1512/13 saß er in Haft, weil er angeblich an einer Verschwörung gegen die seit 1512 wieder in Florenz herrschenden Medici teilgenommen hatte. Darauf lebte Machiavelli zurückgezogen auf einem Landgut in Percussina bei San Casciano und widmete sich der Schriftstellerei. Am Beginn seiner Arbeiten steht eine Krisenanalyse seiner Zeit im Gewande eines Livius-Kommentars: I tre libri de discorsi sopra la prima decade di Tito Livio (1531 gedruckt), wo er den zielsichersten Weg aufzeigt, einen Staat stark und entsprechend mächtig zu machen. Seine unmittelbaren politischen Ratschläge bevorzugen die Republik. Machiavellis Vorstellungen sind auf einer an Polybios geschulten Geschichtsphilosophie aufgebaut. Die Discorsi, grundlegend für die Entwicklung der Idee der Staatsräson, anerkennen den Aufstieg der Staaten als das Werk großer Führer. Was er darunter im Einzelnen verstand, hat er in seinem bekanntesten Werk Il Principe festgehalten (1512 bis 1514 geschrieben, 1532 gedruckt). Er widmete es dem jüngeren Lorenzo de Medici. Der Grundgedanke ist, Italien aus den Händen landfremder – 248 Wien 1935, S. 217–218. – Das Denkmal für einen Trunkenbold bei Hütt 41971, S. 1456. – Übermäßige Trunksucht war ebenfalls ein Problem der Zeit. 249 Hütt 41971, S.1450. – Ferner: Mittig 21998.
102 – Das Ende des Mittelalters spanischer (Königreich beider Siziliens im Besitz Aragons) und französischer (Savoyen) – Machthaber zu befreien, um einen Nationalstaat zu ermöglichen. Diesem Ziel wollte er im Notfall alle moralischen und rechtlichen Grundlagen untergeordnet wissen. Um Italien zu befreien und zu einigen, forderte er in den Sette libri dell’arte della guerra (1521) nicht wankelmütige Söldnerverbände, sondern ein in der Heimat verwurzeltes Volksheer. «Machiavelli erblickte den Kern der Staatsweisheit in einem politischen Realismus, der nicht das Seinsollende, sondern das Tatsächliche zur Basis des politischen Handelns macht. Er will darum keinen Idealstaatsentwurf im Stile Platons und anderer schreiben, sondern die Realistik menschlichen Zusammenlebens in ihren immer wiederkehrenden Grundlinien nachzeichnen» (Hirschberger 1955, Bd. I, S. 27; siehe Principe, cap. XV).
Der Sacco di Roma Am 6. Mai 1527 nahmen Truppen unter Karl V. Rom im Sturm (Chastel 1977, S. 50– 56). Seine Verbände bestanden aus deutschen, meist lutherisch gesinnten Landsknechten, spanischen und italienischen Söldnern, die insgesamt auf rund 24 000 geschätzt werden.250 Dann setzte ungehemmte Plünderung ein. Die eingebrachte Beute betrug an die 20 Millionen Goldgulden.251 Solche Reichtümer blieben den umliegenden Bauern nicht verborgen, und Landvolk aus ganz Latium strömte gierig in die Stadt, in der ein unbeschreiblicher Wirrwarr die Oberhand gewann; außerdem brachen Seuchen aus, die Truppen, ungerufene Besucher und Einwohner dezimierten. Gestohlene Kunstwerke, die verkauft wurden, tauchten anderswo wieder auf. Chastel widmete dem Thema ein Kapitel (Chastel 1977, S. 134–140); ebenso der gewichtigen Reliquienbeute (Chastel 1977, S. 140–152).252 Giorgio Vasari schrieb in der Vita von Iacopo Sansovino, nach Rom sei in jenen Maitagen der Bourbone mit Schwert und Feuer gekommen, um die Stadt, von Gott gewollt, in die Knie zu zwingen und die Überheblichkeit seiner Bewohner zu senken: «…quando Dio per castigo di quella città, e per abbassare la superbia degli abitatori di Roma, permise che venisse Borbone con l’esercito a’sei giorni di Maggio 1527, e che fusse messo a sacco e ferro e fuoco tutta quella città» (Vasari, VII, S. 499). Vom Grauen erregte Zeitgenossen verglichen die Verwüstung Roms mit dem Zusammenbruch Babylons.253
250
Für die historischen Prämissen: → Brown 1971, S. 20, 124, 137. → Esch 2010. Chastel 1977, S. 121–140. Mit zeitgenössischen Belegen. → Milanesi 1867. 252 Zum Thema, neben Chastel 1977, siehe auch die Darstellung von Schulz 1894/2012. 253 Chastel 1977, S. 94–120; mit Bildbelegen. 251
Montaigne, Cervantes, Hugo Grotius und das 17. Jahrhundert – 103 Vasari überliefert zu guter Letzt eine wohl wahrscheinliche, wenn nicht sogar den Tatsachen entsprechende Geschichte. Sie berichtet, wie der Maler Parmigianino (Francesco Mazzuoli / Mazzola) in den Tagen des Sacco sich aus der lebensbedrohenden Gefahrenzone zu retten wusste: «An der makellosen Ausführung seines Werkes254 hinderte Parmigianino die Zerstörung und Plünderung Roms von 1527, wodurch nicht nur die Künste für einige Zeit aus der Stadt verbannt wurden, sondern auch viele Künstler das Leben verloren («…la vita a molti artefici fu tolta»). Und wenig fehlte, daß Francesco das Seinige verloren hätte: Denn zu Anfang der Plünderung war er so aufs Arbeiten konzentriert («si intento a lavorare»), daß er, als die marodierenden Soldaten in die Gebäude eindrangen und in seinem Haus schon einige Deutsche waren, nicht von der Arbeit ließ, obwohl sie viel Lärm machten. Als diese ihn erreichten und ihn arbeiten sahen, versetzte dieses Werk sie so sehr in Erstaunen («restarono in modo stupefatti di quell’opera»), daß sie ihn wie Edelmänner, die sie wohl gewesen sein müssen, fortfahren ließen. […] Er wurde von jenen Deutschen versorgt, außerordentlich geschätzt («grandemente stimato») und vor jedem Unrecht verteidigt. Die einzige Unannehmlichkeit, die er damals hatte, bestand darin, daß einer von ihnen, ein großer Liebhaber der Malerei («molto amatore delle cose di pittura»), ihn dazu zwang, eine unendliche Zahl von Aquarellen und Federzeichnungen anzufertigen, die als Bezahlung seines Kopfgeldes dienten («i quali furono il pagamento della sua taglia»). Als die Soldaten ausgewechselt wurden, wäre es Francesco beinahe schlimm ergangen, denn auf der Suche nach einigen seiner Freunde hätten ihn andere Soldaten gefangen genommen; und er mußte die wenigen Scudi, die er noch besaß, als Lösegeld zahlen.»255
Montaigne, Cervantes, Hugo Grotius und das 17. Jahrhundert Die Diskussionen und die Problematik des bellum iustum verschwinden im Jahrhundert des Dreißigjährigen Krieges nicht. Bemerkenswerte Belege finden sich bei Montaigne (1533–1592) im Werk des Miguel de Cervantes Saavedra (1547–1616) sowie in den Schriften des holländischen Gelehrten Hugo Grotius [de Groot] (1583–1645). Einige Hinweise mögen genügen. Montaigne beschäftigt das Problem in seinen Essais, deren erste Ausgabe 1580 erschien. «Les Achaïens, dit Polybe, detestoient toute voye de tromperie en leurs guer254 Es handel sich um einen heiligen Johannes, «che torcendo il torso accenna Cristo fanciullo, ed in terra giacere in iscorto è un San Girolamo in penitenza che dorme. Ma quest’opera non gli lasciò condurre a perfezione la rovina ed il sacco di Roma del 1527» (Vasari, V, S. 224–225). – Francesco Mazzola (1504 bis vor 1573) stammte aus Parma. 255 Vasari, V, S. 225. – Chastel 1977 geht auf dieses Detail nicht ein. Klaus Wagenbach hingegen nimmt die Szene auf in seinem Bändchen, deren Übersetzung ich folge. Siehe Wagenbach 2008, S. 25-26.
104 – Das Ende des Mittelalters res, n’estimants victoire, sinon où les courages des ennemis sont abbatus. “Eam vir sanctus et sapiens sciet veram esse victoriam, quae salva fide et integra dignitate parabitur”, dict un autre.»256 Tenir la bride à ses gens. «et veit devant ses yeux fourrager bonne partie de la ville: les droicts de l’avarice et de la vengeance suppediant ceuc de son autorité et de la discipline militaire. Cleomene257 disoit que, quelque mal qu’on peut faire aux ennemis en guerre, cela estoit par dessus la justice et non subject à icelle, tant envers les dieux, qu’envers les hommes […]» (Montaigne I, VI [S. 48]). Cervantes trat 1569 einer in Neapel stationierten Einheit der spanischen Marine bei. Unter der Flagge des Juan de Austria nahm er 1571 an der Seeschlacht gegen die türkische Flotte vor Lepanto teil. Seine linke Hand erhielt einen Volltreffer; sie blieb verstümmelt. Er blieb im spanischen Diensten und im Juni 1575 verschleppten ihn algerische Korsaren. Cervantes verbrachte einige Jahre in einem Gefängnis in Algier, bis er erst 1580 von dem, namentlich in Frankreich und Spanien wirkenden, Trinitarierorden freigekauft wurde. Er beteiligte sich noch bis 1582 an den spanischen Kriegszügen nach Portugal und auf die Azoren. Seine bekanntesten literarischen Werke setzten, nach diesem soldatischen und dramatischen Vorspiel, erst im frühen 17. Jahrhundert ein mit dem ersten Teil des Don Quijote (1605), den Novelas ejemplares (1614) und dem zweiten Teil des Don Quijote (1615). Der Dichter wohnte wohl seit 1609 in Madrid. Der Don Quijote wuchs aus einer Satire gegen die Scheinwelt der damals weit verbreiteten phantastischen Ritterromane zu einem der Dichtwerke der Weltliteratur empor. El Ingenioso Hidalgo (Junker, Edelmann), der Ritter von der traurigen Gestalt: der tragikomische Narr und der fahrende Ritter war eine Figur, die auf satirische Weise die schlechten Ritter- und Liebesromane der Zeit geißelte. Darüber hinaus präsentiert er den Typus des idealistischen Kämpfers für utopisches Recht und Wahrheit, stets aus dem Dialog mit der Gegenfigur seines Knappen Sancho Panza die Gedankengänge schöpfend und gestaltend.258 Grotius. Der niederländische Jurist und Staatsmann beschäftigte sich mit Fragen, auf die, ihrer Aktualität wegen, noch hinzuweisen ist.259 In seinen Veröffentlichungen finden sich neue Aspekte und Akzente zum Thema praeda. In De iure belli ac pacis unterscheidet Grotius vier Arten von Krieg: 1. der Krieg zwischen Privatpersonen, 2. der Krieg des Individuums gegen den Staat, 3. der Staat gegen das Individuum und 4. der Krieg zwischen Staaten. Das dritte Buch ist dem Kriegsrecht im engeren Sinn gewidmet und stellt zum Beispiel die Frage, was im Krieg erlaubt ist auf Grund allgemeiner Regeln aus dem 256
Montaigne, I, V [S. 45]. Das Zitat: Florus, I, XII. Kleomenes, → Plutarch [VI, S. 196–236]. 258 Für die Herausarbeitung der sprachkünstlerischen Aspekte, siehe: Hatzfeld 1927 und Hatzfeld 1968. 259 Grotius’ Profil, → Romein / Romein 1946, S. 114–148. – Zitate nach: De jure praedae hrsg. von H. G. Hamaker. Den Haag 1868. – Tuck 2005. – Für die philosophiegeschichtlichen Zusammenhänge: Hirschberger 1955, Bd. II, S. 55–57. – Neuerdings: Ittersum 2006 und Blom 2009. 257
Montaigne, Cervantes, Hugo Grotiusund das 17. Jahrhundert – 105 Naturrecht. Themen sind List und Lüge im Krieg; das Recht, Eigentum der Unter tanen für Kriegszwecke in Anspruch zu nehmen; Repressalien, Kriegserklärung; das Recht, den Feind zu töten, und andere Rechte auf Leib und Leben; Verwüstung und Raub; das Recht gegenüber den Gefangenen und Besiegten, die Heimkehr der Gefangenen; Friedensverträge, Kapitulation, Waffenstillstand, Geiseln, Faustpfänder usw. (Hirschberger 1955, Bd. II, S. 55). Vor dem Hintergrund der Freiheitskriege der Niederlande (1568–1648) verfaßte er eine Abhandlung De Iure Praedae – über das Beuterecht. Sie betrifft ein Gutachten über das Prisenwesen zur See, das Grotius für die Niederländische Ostindien-Kompanie erstellt hatte. Die Schrift wurde, jetzt erweitert, in: De iure belli ac pacis (Paris 1625; Amsterdam 21631), wieder aufgenommen und diskutiert – also mitten im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648). Dieser Traktat nahm, wohl zum ersten Mal in der Rechtsgeschichte, insofern auch “globale” Ausmaße an, als es um das gesetzmäßige Verhalten auf den Weltmeeren und um Freiheit auf den Ozeanen ging.260 Grotius begründete sein Völkerrecht aus der unabdingbaren Vorstellung, daß dieses sich nicht aus göttlichen Geboten ergebe, sondern einzig und allein aus der Natur. Wann ist eine Beute gerecht? Wie steht es bei christlichen Gegnern, wie verhalten sich Feinde aus unterschiedlichen Religionen? (Kapitel IV); wie soll man sich im Falle der belli privati (der nicht staatlichen Kriege) und der belli publici (den Kriegen auf Kosten des Staates) verhalten? (Kapitel VI). Conclusio III besagt: «omnis praeda iusta est, quae iusto ex bello oritur» (Hamaker 1868, S. 58).261 Und: «Annona [= Ertrag, Wert] sua quisque ut contenutus esset: de praeda hostis, non de lacrymis provincialium viveret» (ibid., S. 54).262 Denn, vor allem, was Lebensmittel anbetrifft, können kriegerische Handlungen nicht ohne Beute getätigt werden: «Nam cum sine annona res bellica sustineri non posset…» (ibid., S. 155). Beutegewinne (lucra) müssen Verluste (damna) zumindest decken: «Aequitas in eo consistit ut lucra cum damnis compensentur» (ibid. 152). Grotius stützt seine Ansichten mit einer Reihe von historischen Tatsachen ab.263 ✳ Hugo de Groot arbeitete an seinen wegweisenden Überlegungen zu einem Zeitpunkt, als mehrere Religions- und Handelskriege Europa erschütterten. Nur einige Beispiele von unterschiedlichen Schauplätzen und Tatorten:
260 Freiheit der Meere meint den völkerrechtlichen Grundsatz, daß alle Staaten die Benutzung des Meeres beanspruchen können. Hugo Grotius schrieb im Zusammenhang mit dem Streit gegen Englands Seeherrschaft, das den Weg nach Indien versperrte. – Zu De jure belli et pacis → Cassirer 1932, S. 321, 322 und 345. 261 “Jede Beute ist gerecht, wenn sie aus einem gerechten Krieg stammt.” – Diese Vorstellungen gehen z. T. auf Gellius zurück. 262 “Von Beute lebt man, nicht von Tränen.” 263 So vor allem ab S. 134, wo auch belli privati (S. 138) und belli publici (S. 151) näher behandelt werden.
106 – Das Ende des Mittelalters Als im Dreißigjährigen Krieg 1622 die Kurpfalz von Truppen der Katholischen Liga unter Tilly erobert worden war, verlangte Papst Gregor XV. (Alessandro Ludovisi) die Überführung der Bibliotheca Palatina, eine der größten und reichsten Bibliotheken der Renaissance, 1623 nach Rom (auf 200 Maultieren über die Alpen getragen). Sie galt, weil inzwischen protestantisch, als ketzerisch und somit als vogelfrei. Erst auf Grund von Vereinbarungen des Wiener Kongresses (8. Juni 1815) kehrten im folgenden Jahr deutsche Handschriften, 847 an der Zahl, in die Universitätsbibliothek Heidelberg zurück.264 Am 20. Mai 1631 stürmten und plünderten Tillys Truppen Magdeburg: insofern ein bemerkenswertes Detail, als die Stadt ein Jahr zuvor von Wallenstein vergeblich belagert worden war. Dabei entstand eine Feuersbrunst, die den größten Teil der Stadt in Asche legte; nur Dom, Liebfrauenkloster mit Kirche und wenig über hundert, meist kleine Häuser, blieben verschont. Für den Stadtbrand kann Tilly, laut Quellenlage, allerdings nicht verantwortlich gemacht werden; vgl. dtv-Atlas I, S. 254. Immer wieder sprechen, selbst hier in der Neuzeit, die zeitgenössischen Texte von Proviant- und Versorgungsnöten. Tilly schreibt, er habe gegen die Sachsen marschieren müssen, um Nahrung für seine Soldaten zu finden; doch viele erkrankten und starben. Andererseits wurden ganze Viehherden den Bauern enteignet und in den Städten verkauft, um den zivilen Hunger zu stillen.265 Bei Breitenfeld/Leipzig stießen 1642 Schweden und Sachsen auf bayerisch-kaiserliche Truppen. Die siegreichen Schweden erbeuteten die gegnerische Artillerie, angeblich 28 Geschütze, die dazu passende Munition, die Kriegskasse sowie 120 Fahnen, die in der Riddarholmskyrka, der königlichen Grabeskirche (Statens trofésamling), in Stockholm zu sehen sind.266 Am 5. August 1648 nahm der schwedische Feldmarschall Königsmarck die Kleinseite von Prag auf dem linken Ufer der Moldau ein. Die Beute war überwältigend. Nach einer Bestandsaufnahme von 1650 verblieben auf der Burg nur geringe Reste der Kunst- und Schatzkammern. Die Trophäen, vornehmlich Bilder und Inkunabeln, erst nach Wismar verbracht, wurden von dort auf dem Seeweg nach Stockholm verschifft.267 Etliches ging auf der Reise über die Ostsee zugrunde, so drei Altäre des Matthias Grünewald aus dem Mainzer Dom.
264 Mittler 1986. – Die Bibliothek geht auf Kurfürst Ludwig III. von der Pfalz (Regierungszeit 1410 bis 1436) zurück. Unter Kurfürst Ottheinrich, 1502 geboren, (Regierungszeit 1556–1559), dem Förderer der Wissenschaften sowie der Universität, wurden die Heidelberger Bibliotheken als Bibliotheca Palatina zusammengelegt. Ottheinrich trat 1542 zum Protestantismus über. 265 Nach den Angaben von Mann 1971, S. 756–757. 266 Siehe: Nationalmuseum Stockholm 1966, Nr. 86–91. – Für die geschichtlichen Zusammenhänge: Mann 1971, S. 752–753. 267 Ausführliche Darstellung: Neumann 1966, S. 25–27.
Montaigne, Cervantes, Hugo Grotiusund das 17. Jahrhundert – 107 Bilder fielen 1632 den Schweden auch in München in die Hände.268 Viele der damals konfiszierten Kunstwerke stammten aus Beutegut, wie ein Prager Inventar von 1621 nahelegt.269 Manches gelangte anläßlich der Übersiedlung von Adolfs II. Tochter, Christina, 1655 von Stockholm nach Rom, was ebenfalls erhaltene Register zumindest vermuten lassen. Im September1688 rückten die Franzosen zur Zeit des Pfälzischen Erbfolgekriegs in die Rheinlande ein. 1689 fand, auf Befehl von Louvois, die Verwüstung der Pfalz unter Ezéchiel Graf von Mélac statt, dem “Mordbrenner” – so in zeitgenössischen Stichen betitelt. Er führte den Auftrag mit barbarischer Strenge durch. Heidelberg, Mannheim, Speyer, Worms, Pforzheim, Frankenthal und andere Orte sowie das Kloster Hirsau (1692) ließ er nach Plünderungen den Flammen übergeben.270 Die Wormser Kirchen wurden ausgeraubt. Versuche, den Dom zu sprengen, mißlangen; er brannte jedoch völlig aus. Nach einer ersten Plünderung 1622 erlitt Heidelberg eine zweite französische Heimsuchung am 22. Mai 1693; die Bevölkerung wurde massakriert, das Schloß weit gehend ruiniert; in ganzen Landstrichen litten die Bauern unter Verwüstungen sowie erpresserischen Abgaben. Die Türkenbeute. In die Jahrzehnte der Pfälzischen Auseinandersetzungen fallen die Türkenkriege. 1683 wurde Wien belagert. Im Dienste des Kaisers stand als oberster Heerführer Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden im Feld.271 Nach der Schlacht von Mohács erbeutete Karl V. von Lothringen 1686 das Zelt des Großwesirs Suleyman,272 den Fuhrpark, 66 Geschütze und 160 Fahnen.273 Am 19. August 1691 gelang es bei Slankamen, nordwestlich von Belgrad, die Osmanen nicht nur aufzuhalten, sondern vernichtend zu schlagen. An diese Tat erinnert die sogenannte Türkenbeute. Den Siegern fielen im feindlichen Lager der gesamte Wagenpark, die Artillerie – 158 Kanonen – Feldzeichen, die Standarte des Großwesirs, sämtliche Flaggen aller Paschas, 10 000 Zelte, Schmuck und Waffen, 268
Nationalmuseum Stockholm 1966, Notiz zu Nr. 1311. Einige Beispiele: Tintoretto, Musizierende Frauen (heute in Dresden; Nationalmuseum Stockholm 1966, Kat. Nr. 1184). – Tizian, “L’Escavonne” (Kreuzlingen, Slg. Kisters; Kat. Nationalmuseum Stockholm 1966, Nr. 1189). – Tizian, Venus und Adonis (Rom, Galleria Nazionale d’Arte Antica, Palazzo Corsini; Nationalmuseum Stockholm 1966, Kat. Nr. 1191). – Veronese, Venus trauert um den toten Adonis (Stockholm, Nationalmuseum; Nationalmuseum Stockholm 1966, Kat. Nr. 1195). – Zwei Werke von Petrus Stevens (Stockholm, Nationalmuseum; Nationalmuseum Stockholm 1966, Kat. Nr. 1316 und 1317). – Handschriften: Jan Hus und Johann Wyclif, Opera theologica et philosophica, Prag 1398 (Stockholm, Königliche Bibliothek, Inv. nr. A 164: Nationalmuseum Stockholm 1966, Kat. Nr. 1355). 270 Für die historischen Zusammenhänge: Lynn 1999. 271 Für den Kontext: Matschke 2004. 272 Heute in Ingolstadt, Bayerisches Armeemuseum. 273 Bei Mohács fand bereits am 29. August 1526 eine Schlacht statt: die Magyaren kämpften gegen die hereinbrechenden Osmanen. Erstere erlitten eine empfindliche Niederlage und verloren ihren König. Die Türken bedrohten jetzt unmittelbar Österreich. 269
108 – Das Ende des Mittelalters Feldflaschen, Schilde sowie Handschriften in die Hände. Sie liegen heute in Wien (Historisches Museum) und in Karlsruhe (Badisches Landesmuseum).274 Ferner erbeutete man 10 000 Stiere, 5000 Pferde sowie 2000 Kamele und Maultiere, die zum Troß gehörten (vgl. dtv-Atlas I, S. 264). Eine volkstümliche Erinnerung liegt in der üblich gewordenen orientalischen Kostümierung eines der Heiligen Drei Könige vor; sarazenische Kleider empfand der Westen “aus dem Morgenland” stammend (ab oriente venerunt). Einzelne Motive, wie etwa der Turban, gehen kostümgeschichtlich allerdings schon auf die Zeit der Kreuzzüge zurück. Die den Türken abgenommenen Trophäen des 17. Jahrhunderts gehören zu den letzten “klassischen” Kriegsbeuten vornapoleonischer Zeit.275
274 275
Badisches Landesmuseum Karlsruhe 1955. Was Napoleon anbetrifft, siehe neuerdings: Miles 2008.
Exkurse
Exkurs I Sklaven als Beutegut
Oswald Spengler hat das Problem folgendermaßen auf seinen Punkt gebracht: «Aber als diese Welt in das Zeitalter der unbedingten Geldherrschaft getreten war, etwa seit Hannibal, reichte die natürlich begrenzte Masse von Edelmetall und stofflich wertvollen Kunstwerken innerhalb ihres Machtgebietes nicht mehr aus, um den Bedarf an Barmitteln zu decken, und es entstand ein wahrer Heißhunger nach neuen geldfähigen Körpern. Da fiel der Blick auf den Sklaven, der eine andere Art von Körper, aber nicht Person, sondern Sache war und deshalb als Geld gedacht werden konnte. Erst von da an wird der antike Sklave etwas Einzigartiges in der gesamten Wirtschafts geschichte.»276 Versklavung ist in der Geschichte der Kriegsbeuten seit dem Alten Testament mit dem höchst einträglichen Menschenhandel verflochten.277 Das mosaische Gesetz über die Freilassung der Sklaven lautet: «Wenn dein Bruder, ein Hebräer oder eine Hebräerin, sich dir verkauft, so soll er sechs Jahre dienen, im siebten Jahre aber sollst du ihn freilassen. Und wenn du ihn freiläßt, sollst du ihn nicht mit leeren Händen ziehen lassen; ausstatten sollst du ihn aus deinen Schafen, von deiner Tenne und von deiner Kelter» (5. Moses, 15, 12–14). Zu guter Letzt wird noch in Erinnerung gerufen: «denn in den sechs Jahren, die er dir gedient, hat er dich nur halb so viel gekostet als ein Taglöhner» (ibid. 15, 18). Geldnot mag manchen freien Mann durch Selbstverkauf in die Abhängigkeit getrieben haben.278 Sklaverei entstand oft durch eigene Verschuldung; bei eingetretener Notlage verkauften Eltern, häufig vom eigenen Hunger getrieben, ihre Kinder.279 Zur Zeit der Expansion stieg die Zahl der Kriegsgefangenen erheblich auf Grund der er-
276
Spengler 1963, S. 1171.– Vgl. ibid., S. 625, 1172–1173. Die Grundlage zum Thema bildet Brockmeyer 1979 mit seinen Untersuchungen über Antike Sklaverei. In der Folge sollen lediglich einige Aspekte der Sklavenhaltung in Griechenland und im röm. Reich zusammengefaßt herausgegriffen werden. 278 Guter Überblick: Ducrey 1968. 279 Man erinnert sich hier an das Gesetz von Numa, welches, wie Plutarch überliefert, es den Vätern gestattete, ihre Söhne zu verkaufen, mit Ausnahme der verheirateten, falls die Ehe mit Einwilligung und auf Befehl des Vaters geschlossen worden war. «Denn er [Numa] hielt es für unerträglich, daß eine Frau, die ihren Mann als Freien geheiratet hatte, Gattin eines Sklaven sein sollte» (Plutarch, Numa, 17 [I, S. 219]). 277
112 – Exkurs I folgreichen Kriege an. Als die Römer im Jahre 272 v. Chr. Tarent eroberten, wurden 30 000 Tarentiner in die Sklaverei (servitus) verkauft.280 Sklaven – douloi (griechisch), servi (lateinisch) – rekrutieren sich also nicht nur aus Beständen besiegter Gegner. Im Gegensatz dazu vermied Alexander der Große allgemein die Versklavung von Gefangenen.281 Es schien ihm sinnvoller, wie oben bereits angedeutet, eroberte Städte in die eigentliche Herrschaft einzubinden, als deren Bevölkerung durch Einzelverkauf in die Sklaverei zu verlieren. «So soll von der Zerstörung Thebens 335 bis zum Untergang Mantineias 223 in Griechenland keine Polis zerstört worden sein» (Brockmeyer 1979, S. 134–135). Umsiedelung und Verpflanzung ganzer Volksgruppen können, worüber sich die antiken Autoren allerdings ausschweigen, zumindest aus heutiger und retrospektiver Sicht, langfristige landwirtschaftliche Auswirkungen haben, da sie vielerorts Lücken in die Produktionskette riß. Ehemalige fruchtbare Lebensräume gingen lokaler oder regionaler Nahrungsversorgung unwiderruflich verloren; Äcker versteppten, Brunnen versiegten. Die Römer versuchten, die entstandenen Personallücken mit Sklaven zu füllen. Sklavenmärkte. Sklaven gehören, neben Gold und Silber, zu den einträglichsten Beute gütern. Für Flottenbesitzer und -betreiber stellten sie die billigsten Galeerenruderer dar. Als wichtige Umschlagsplätze profilierten sich daher einzelne Häfen, wie Olbia am Schwarzen Meer. Meist waren es Händler (negotiatores manipiorum bei den Römern) und Seepiraten, die die Sklaven an Privatleute veräußerten. Vor allem im Zweiten Punischen Krieg scheinen Massendeportationen und Versklavungen üblich gewesen zu sein. Was den Ort Dyme anbetrifft, die westlichste Stadt an Achaias Küste, erwarb Philipp für ihre Neubesiedlung in Sklaverei verkaufte Bewohner zurück; Pompeius siedelte hier, wie auch bei Tarentum, ehemalige Seeräuber an; genaue Zahlen sind nicht bekannt.282 Der berüchtigtste Sklavenmarkt befand sich in auf der zentral gelegenen KykladenInsel Delos. Sie beherrschte im Transithandel des östlichen Mittelmeers, dank einer perfekten Infrastruktur (Vorratshallen), eine herausragende Stellung, vor allem in hellenistischer Zeit. Dabei stand nicht mehr das Geschäft mit Nahrungsmittel im Vordergrund, sondern der Vertrieb von Menschen, an dem die Seeräuberei einen wesentlichen Anteil hatte. «Das im Vormarsch begriffenene Plantagensystem von Großgütern in Italien und Sizilien erforderte Massen von Sklaven» (Tarn 1966, S. 317). «Delos wurde der größte Sklavenmarkt, von dem die Geschichte weiß. Als im Osten die Macht der Regierungen zu schwinden begann, raubte man ihre Untertanen weg. Bithynien soll zur Hälfte 280
Für den historischen Zusammenhang: Tarentum (Pauly V, vor allem Sp. 520). Siehe Brockmeyer 1979, S. 134. –Volkmann 1961. 282 Unter Pompeius fanden, wie bereits oben erwähnt, 67 v. Chr. umfangreiche Operationen gegen Seeräuber statt. 846 Boote sollen versenkt oder erbeutet worden sein. Für den historischen Zusammenhang: Pauly IV, Sp. 1023. – Auch Friedrich II. deportierte noch ganze Stadtgemeinschaften. Nach der Eroberung von Celano verpflanzte er alle Einwohner nach Sizilien (Giovanni Villani in: Henisch 1994, S. 238). 281
Sklaven als Beutegut – 113 entvölkert worden sein. […] Die einstmals heilige Insel, innerhalb deren Grenzen keiner den anderen bekämpfen durfte, rühmte sich jetzt, mit Leichtigkeit über 10 000 Sklaven am Tag verhandeln zu können» (ibid., S. 318).283 Delos plünderten im Jahr 88 v. Chr. Piraten aus; der Menschenhandel wurde 69 v. Chr. auf Delos endgültig unterbunden.284 Servi, privat eingestellt oder in bestimmten, meist körperlich besonders beschwer lichen Berufsgruppen untergebracht, hatten die gefährlichsten, aber auch niedrigsten Arbeiten zu verrichten. Crassus Dives (der Reiche), der den Sklavenkrieg beendete, baute in Rom erstmals die Feuerwehr (vigiles) mit einer Handwerkergruppe von Sklaven auf. Er kaufte jeweils die brennenden Häuser billig auf, ließ den Brand löschen, die Häuser aufbauen und mit Gewinn wieder vermieten. Erst unter Augustus, im Jahr 6 n. Chr., konnte die Feuerwehr mit sieben Abteilungen zu je 1000 bis 1200 Mann neu organisiert werden. Bei den Römern schien, laut Plutarch, Marcus Cato einen schwungvollen Handel mit servi und servae betrieben zu haben. Er «erwarb viele Sklaven, und zwar kaufte er vor allem Kriegsgefangene, die sehr jung und wie junge Hunde oder Füllen noch für Zucht und Erziehung empfänglich waren». Er lieh seinen Sklaven Geld: «Sie kauften dann junge Sklaven, bildeten sie auf Catos Kosten aus und verkauften sie nach einem Jahr wieder. Viele behielt Cato unter Anrechnung des Preises, den der Meistbietende zu geben bereit war. Zu solchem Verfahren hielt er ebenso seinen Sohn an. Er sagte ihm, sein Vermögen abnehmen zu lassen sei nicht Sache eines Mannes, sondern einer Witwe» (Plutarch, Cato 21 [I, S. 173, S. 174]). Das große Heer der Privatsklaven, die sich beim Verkauf zu entkleiden hatten285, war gesetzlich nur vor Mißbrauch durch fremde Herren, im Übrigen lediglich durch das Asylrecht der Tempel und Altäre geschützt. Die billigsten Sklaven kamen aus Karien; sie galten in der communis opinio als stumpfsinnig und waren am geringsten geschätzt. Seit Marius286 wurden im Heer Leute aus dem besitzlosen Proletariat und so auch Sklaven in die Mannschaftslisten eingetragen, «was bis jetzt alle Heerführer Roms abgelehnt hatten; denn man betrachtete den Waffendienst als eine Auszeichnung, die und denen vorbehalten blieb, welche über ein gewisses Vermögen verfügten, in der Meinung, es setze auf diese Weise jeder Bürger im Kriege sein Hab und Gut zum Pfand» (Plutarch, Marius 9 [VI, S. 64]). 283
Tarn bezieht sich hier auf Angaben Strabos (14, 5, 2). – Vgl. Maróti 1969/70. → Pauly IV, Sp. 103–104 [1]. → Lauffer 1979. – Für die Silberbergwerke von Laureon schätzt man im 5. Jahrhundert 10 000 bis 30 000, im 4. Jahrhundert 5000 bis 22 000, im 2. Jahrhundert v. Chr. noch 5000 bis 10 000, darunter eigens ausgebildete Arbeiter. «Im 5. Jahrhundert bildete sich der Sonderberuf eines Vermieters von Bergwerksklaven aus, die wichtigste Wirtschaftsgrundlage für den anscheinend hier besonders erfolgreichen Politiker Nikias» (Pauly I, Sp. 866). 285 Zum Entkleiden der Sklaven bei deren Verkauf: Seneca, Ad Lucilium epistolae morales XIX, 80, 9 (ed. Rosenbach, Briefe 70–124, S. 162). 286 Pauly III, Sp. 1031–1032. 284
114 – Exkurs I Die Sklaverei unterscheidet sich von der Leibeigenschaft der [griechischen] Heloten287 und der römischen coloni. Der Sklave ist Eigentum eines anderen Menschen, der Leibeigene nur an den Boden, nicht an einen Menschen gebunden; Sklaven stehen als Marktware mit dem Vieh auf gleicher Stufe. Grundsätzlich galt die Unterscheidung von Freien und Sklaven: frei sind die Vernünftigen, Sklaven die Unvernünftigen.288 Aristoteles versuchte, diese Unterschiede zu rechtfertigen; er berief sich dabei auf Euripides’ Iphigenie auf Aulis: es sei nur billig, daß die Hellenen über die Barbaren herrschen. «Aber, wenn er auch überzeugt ist, daß es Menschen gibt, die zum Dienen und zur Verrichtung körperlicher Arbeit geboren sind, nämlich solche, bei denen die körperliche Leistungsfähigkeit die geistige Begabung überwiegt, so weiß er doch auch, daß es Menschen gibt, die nur kraft Gesetz und Brauch Sklaven sind und Sklavendienste tun müssen. Gesetz und Brauch sind aber eine Art Übereinkunft, vermöge deren alles, was im Kriege unterliegt, Eigentum des Siegers wird.» «Er erkennt daher […] der Naturwidrigkeit der Sklaverei ein relatives Recht zu. Denn ein gegenseitiges Freundschaftsverhältnis zwischen dem Herrn und dem Sklaven kann jedenfalls nur dann bestehen, wenn beiden ihr Stand von Natur angemessen ist; beruht es dagegen nur auf Gesetz und Gewalt, so ist dies unmöglich.»289 Neue Bevölkerungsschichten. «Der Sklave gehört nicht zur Nation. Die Einstellung von Nichtbürgern in das Heer einer Stadt, die in Zeiten der Not unvermeidlich wurde, ist deshalb auch immer als Erschütterung des nationalen Gedankens empfunden worden.»290 Mitunter überstieg die Zahl von Sklaven diejenige der ansässigen und freien Bevölkerung. Auf ihrer Arbeit ruhte zu wesentlichen Teilen die antike Ökonomie. Somit waren Beuten nicht nur unter kulturgeschichtlichen Gesichtspunkten folgenreich, sondern stellten, was die in Quellen immer wieder erwähnten Kriegsgefangenen und deportierten Volksgemeinschaften anbetrifft, auch spannungsreiche soziale Faktoren und wirtschaftliche Komponenten dar. Bei den Griechen und Hellenen nahmen die Sklaven innerhalb der Gesamtpopulation ein erstaunliches Gewicht ein. Die Bevölkerungszahlen von Attika im 5. und 4. Jahrhundert sind allerdings umstritten und beruhen auf Schätzungen: Am Ende des Zweiten Punischen Krieges (204/203 v. Chr.) ist die Zensuszahl auf 214 000 gesunken, steigt aber bis 142 v. Chr. auf fast 329 000 an. Der freien Bürgerschaft von
287 Heloten waren die in Lakonien an die Scholle gebundene, versklavte vordorische Bauernschaft, zur Bewirtschaftung von Parzellen Landes eines Spartiaten, die ihnen überwiesen worden waren. Sie hatten die Hälfte des Ertrags abzuliefern, waren wirtschaftlich jedoch vergleichsweise selbstständig. Sie bildeten eine Art Staatssklaventum, da sie als Schwerbewaffnete (Hopliten) ebenfalls als Krieger eingesetzt werden konnten. 288 So beispielsweise Cicero, De finibus, III, 19, 62. – Pauly V, Sp. 231. 289 Nestle 1944, S. 299–300; mit Nachweis der Aristoteles-Zitate. – Für den Einfluß der Sklaven auf ihre Herren: Pauly I, Sp. 576 (31–40). – Einem listig schwindelnden und flunkernden Sklaven begegnet man in der Komödie Pseudolus des Plautus. 290 Spengler 1963, S. 765, Anm. 1. – Man erinnere sich der Stelle bei Propertius (II, XVIII, 26): «Turpis Romano Belgicus ore color» (Ein belgischer Teint entstellt ein röm. Gesicht).
Sklaven als Beutegut – 115 etwa 90 000 bis 105 000 stand eine Sklavenbevölkerung von rund 100 000 Seelen gegenüber (Pauly I, Sp. 879–880). Die Zahl der Sklaven nahm bei den Römern mit der Zeit infolge des wachsenden Reichtums ebenfalls erheblich zu. Statthalterschaften, Kriegsbeuten und die Staats pacht ließen Ströme von Geld nach Rom fließen, das weitgehend in Landbesitz investiert wurde. Sklaven waren billige Arbeitskräfte. Der Großgrundbesitz bediente sich ihrer zur Bewirtschaftung der Güter. Doch sie waren nicht nur Handarbeiter. «Sie waren als Geschäftsführer, Künstler, Lehrer oft die geistigen Mitarbeiter ihrer Herren. Die verschiedene Qualifikation der Sklaven führte allmählich zu einer bemerkenswerten Differenzierung ihrer Stellung im Hause»291 – und in der Gesellschaft. Selbst in der Hauptstadt spielten Sklaven numerisch im Gesamtbild eine nicht zu übersehende Rolle. Denn, wie statistische Überschläge vermuten lassen, gehen die Zahlen in die Hunderttausende. Zwischen 200 und 150 v. Chr. ist die Rede «von rund 250 000 Sklaven, die […] nach Italien gebracht worden seien […]. Allein in Rom lebten ebenfalls rund 250 000 Sklaven, etwa ein Drittel der Einwohner der Stadt» (Brockmeyer 1979, S. 159).292 «Auf Grund von Polybios (2, 24, 3 ff.) ließe sich für das ausgehende 3. Jahrhundert v. Chr. die Bevölkerung Italiens auf ca. 3 Millionen Freie und 2 Millionen Sklaven schätzen [nach Brunt 1971]. Er [Brunt] nahm für die Zeit 225 vor bis 14 n. Chr. ein Wachstum der Gesamtbevölkerung Italiens von rund 5 auf 7 Millionen an, hauptsächlich infolge des Sklavenzustroms. Die freie Bevölkerung habe sogar konstant abgenommen. In der augusteischen Zeit rechnete er mit ca. 3 Millionen Sklaven in Italien, d. h. das Zweifache der Zahl der erwachsenen männlichen Bürger» (Brockmeyer 1979, S. 156).293 Soziale und intellektuelle Aspekte. Neben Kaufsklaven gab es in der Folge Sklaven, die im Hause des Besitzers geboren wurden und hier aufwuchsen, die vernae. Das Zusammenleben von Freien und Sklaven war allerdings nicht allerorts friedlich. «Selbst für Sklaven, die jede Hoffnung auf Freilassung aufgegeben haben, gibt es ein Gesetz, daß sie einen Verkauf verlangen können, um ihren jetzigen Herrn gegen einen milderen einzutauschen» und: «Das ist ein schreckliches Los für Mann und Frau, Sklave zu sein und mürrische Herrn zu haben» (Plutarch, Moralphiliosophische Schriften, Klauck 1997, S. 67). Zwar war man schon in republikanischer Zeit bereit, einem geplagten Sklaven Asylrecht zuzugestehen. «Auch drohte dem grausamen und ungerechten Herrn die nota censoria. […] Ein Edikt des Claudius erklärte ferner den Sklaven für frei, den sein Herr der Not preisgegeben hatte. Hadrian bedrohte Grausamkeiten gegen Sklaven mit Strafe und unterstellte die Sklaven der staatlichen Straf-
291
Von Mayr 1912–1913, Bd. II (1. Hälfte: Das öffentliche Recht), S. 30. Für (geschätzte) Zahlen siehe zudem Brockmeyer 1979, S. 326, Anm. 44. 293 Brockmeyer beruft sich hier auf den britischen Althistoriker Brunt 1971, S. 3 ff, 121 ff.. – Für Rom: Krautheimer 1980, S. 335 (Anm. zu S. 4). – Die Zahlen stimmen mit den Vermutungen von Tenney → Frank 2006 weitgehend überein. 292
116 – Exkurs I gerichtsbarkeit. […] Doch sind alle diese Maßregeln nur die Kehrseite des düsteren sozialen Bildes, das die damalige Lage des Sklaven darstellt.»294 Geknechtete waren oft, kraft geistig-moralischer Eigenschaften, ihren Herren überlegen. Der pythagoreische Philosoph Archytas von Tarent, um 380 v. Chr., bemühte sich beispielsweise um die Stellung seiner Untergebenen in der Gesellschaft. Er ging mit dem guten Beispiel voran, indem er mit ihnen zusammen speiste und mit ihren Kindern scherzte. Sklaven sind, laut Seneca, Menschen, Genossen, Freunde niedrigen Standes in patriarchalisch geführten häuslichen Gemeinschaften, in denen ein engeres Vertrauensverhältnis aufgebaut werden konnte.295 «Denn der Mensch ist zur Gemeinschaft veranlagt. Davon ist der Sklave nicht ausgenommen.»296 «Häufe Gold an, trage Silber zusammen, erbaue Wandelhallen, fülle dein Haus mit Sklaven und die Stadt mit Schuldnern» (Plutarch, Moralphilosophische Schriften, S. 57). Viele Sklaven gehörten zu den Statussymbolen und somit zu entscheidenden gesellschaftlichen Merkmalen.297 Eine mildere Auffassung, die auch den Sklaven schützte, setzte sich in der Kaiserzeit durch. Sklaven konnten zwar schon immer freigelassen werden, doch erst in Rom erlangten die liberti das Bürgerrecht, mitunter gar wichtige gesellschaftliche Stellungen. Kinder aus einer Sklavenehe blieben Besitz des Herrn. Unter Claudius finden sich Sklaven in der Verwaltung des Reiches. Sie verliehen der griechischen und römischen Gesellschaft eine zusätzliche multikulturelle Färbung; so hört man von fünf Thrakern, drei Karern, zwei Syrern, zwei Illyriern und je einen Kolcher, Skythen, Lyder und Malteser in der Hand eines einzigen Besitzers. Außerdem konnten Sklaven unter der Hand vermietet werden (Brockmeyer 1979, S. 110). Sklavenkriege erschütterten vor allem Sizilien.298 Die ersten Auseinandersetzungen (136–132 v. Chr.) fanden unter Eunus statt, einem Syrer aus Apameia in Bithynien, der nach Henna (Enna) verkauft worden war, und dem aus Kilikien stammenden Sklaven Kleon. Ersterer wurde unter den Aufständischen “Antiochos, König der Syrer” genannt. Der zweite Sklavenkrieg (104–100), von Manlius Aquilius nach Überwindung des aufständischen Skavenführers Athenion299 – aus Kilikien – abgeschlossen, konnte erst nach schweren Kämpfen beendet werden, die vor allem die westlichen Teile der Insel verwüsteten.
294
Von Mayr 1912–1913, Bd. II (2. Hälfte: Das Privatrecht I), S. 29. So bereits der Sauhirt Eumaios in der Odyssee, der Odysseus die Treue wahrte. Er war ein Königssohn von der Insel Syrie, den eine ungetreue Magd entführt und an Laertes verkauft hatte (Od. 15, 402 bis 482). Ihm gab sich Odysseus zu erkennen (Od. 21, 207 ff.). 296 Seneca in der Übersetzung von Nestle 1944, S. 470. Lat. Text in: Ad Lucilium, ed. Rosenbach, Briefe 1–69, V, 47. S. 360. – Siehe auch ibid. V, 47, 11–19 (S. 366–372). 297 Seneca hielt nichts von vielen Sklaven: «Ich brauche keine Mahlzeit, die eine ganze Sklavenschar vorbereiten muß, um dann zuzuschauen, wie ich esse» (zit. nach Seneca / Zimmermann, S. 10). 298 Vogt 1957. → Spartacus. – Zu den Überlieferungen des Poseidonios: Wilamowitz-Moellendorff 1959, Bd. II, S. 397, Anm. 1). 299 Als Sklave Gutsverwalter beim heutigen Segesta (Sizilien). 295
Sklaven als Beutegut – 117 Der dritte Sklavenkrieg (73–71 v. Chr.), nach den Anführern auch Gladiatorenoder Fechterkrieg genannt, betraf ganz Italien. Spartacus300, ein Thraker, entfloh im Jahr 73 v. Chr. mit 70 Genossen, meist Kelten und Thrakern, aus einer Gladiatorenschule in Capua und setzte sich zunächst am Vesuv fest. Durch den Zulauf von Schicksalsgenossen verstärkt, schlug er mehrfach römische Truppen und hielt Teile Süditaliens in seiner Gewalt. Dann drang er nach Norden vor und verheerte mit geschätzten 60 000 Mann das Land. In Lukanien kam es 71 v. Chr. zur Entscheidungsschlacht mit Crassus. Spartacus fiel und mit ihm der größte Teil seines Heeres. «Das Los der Sklaven war schon längst vor Ausbreitung des Christentums durch die Lehren der Stoa erheblich gemildert worden. In der Folge trug das Christentum das Seinige dazu bei, ihre Lage zu verbessern. In diesem Geiste mochte Konstantin die Aussetzung des neugeborenen Sklaven mit dem Verluste des Eigentums bestrafen und die gewaltsame Trennung verheirateter Sklaven verbieten. Vor allem wirkten aber in dieser Richtung die wirtschaftlichen Verhältnisse, die Verringerung der Sklavenzahl und die dadurch bedingte Werterhöhung des einzelnen infolge der Abnahme der Kriege und des dadurch veranlaßten Versiegens der Hauptquelle der Sklaverei, der Kriegsgefangenschaft.»301 Sklaven haben sich offensichtlich den ältesten christlichen Gemeinden in nicht zu unterschätzender Zahl angeschlossen. «Denn wer im Herrn als Sklave berufen worden ist, der ist ein Freigelassener des Herrn» (1. Korintherbrief, 7, 22). Sklaven als Söldner. Dem Sklavenproblem monetär sowohl sozial benachbart ist dasjenige der vor Ort in der Provinz gedungenen Truppen – Sklaven und meist barbari302 –, um, angesichts der notorisch hohen Mannschaftsverluste, Kriege überhaupt führen zu können.
300 Plutarch (Crassus 8–9 [II, S. 252–255]) beschreibt die Anfänge: «Der Aufstand der Gladiatoren und die Verheerung Italiens, die bei den meisten Autoren den Namen Spartacuskrieg führt, entwickelte sich aus folgendem Anlaß. Ein gewisser Lentulus Vatia unterhielt in Capua Gladiatoren, von denen die meisten Gallier und Thraker waren, welche nicht wegen schwerer Vergehen, sondern durch die Ungerechtigkeit ihres Herrn, der sie gekauft hatte, zwangsweise eingesperrte worden waren, um als Gladiatoren verwendet zu werden. Von ihnen beschlossen zweihundert auszureißen, aber da die Sache verraten wurde, gelang es nur achtundsiebzig, die zur rechten Zeit davon erfuhren und den Augenblick ergriffen, aus einer Küche Messer und Bratspieße an sich zu nehmen und zu entfliehen. Unterwegs begegneten sie Wagen, die Fechterwaffen nach einer anderen Stadt beförderten, rissen sie an sich und bewaffneten sich». Daraufhin wurde Spartacus als Anführer gewählt. «Zuerst schlugen sie die Leute, die von Capua gegen sie ausgesandt wurden, in die Flucht, bekamen so viele Kriegswaffen in die Hand und wechselten sie mit Freuden gegen die Gladiatorenwaffen aus, die sie als entehrend und barbarisch wegwarfen.» Anschließend folgt die Belagerung der Sklaven auf einem Berg durch den Praetor Clodius, dem sie aber heimlich mit Strickleitern aus wilden Weinstöcken entweichen können. «Die Römer bemerkten nichts davon. Daher umgingen die Sklaven sie und erschreckten sie durch einen plötzlichen Angriff, schlugen sie in die Flucht und eroberten ihr Lager. Jetzt liefen ihnen viele der Rinder- und Schafhirten der Gegend zu, handfeste, schnellfüßige Leute, die sie teils mit schweren Waffen versahen, teils als Vorposten und leichte Truppen verwendeten.» 301 Von Mayr 1912–1913, Bd. IV (Die Zeit der Orientalisierung des römischen Rechtes), S. 95–96. 302 Zur Definition der Barbaren: Pauly I, Sp. 1545–1547 und unser Register (→ Völkerschaften…) s. v. Barbaren.
118 – Exkurs I Für die Spätzeit ist überliefert, daß diese Reisläufer bisweilen «exzessife Bedingungen» stellten, wie Jacob Burckhardt es ausdrückte. Er fährt fort: «Überhaupt hingen die Diadochen von Anfang an sehr vom guten Willen der Soldaten ab; denn das Abfallen und das Überlaufen von dem einen zum andern lag diesen sehr nah, und die Beispiele hierfür sowie die Sorge davor sind nicht selten. Söldner eines Besiegten stellte der Sieger außerordentlich leicht in sein eigenes Heer ein; nur mußte man sie unter die übrigen Mannschaften mischen. Wenn aber Söldner gefährlich zu werden drohten, entledigte man sich ihrer auf die unbedenklichste Weise. Lysimachos läßt 5000 Autariaten (offenbar Söldner aus einem illyrisch-dalmatinischen Volk), die er verpflichtete, kurzerhand ermorden, weil sie in einer Schlacht gegen Demetrios ihr Gepäck verloren hatten und nun zu fürchten war, sie könnten sich empören, und als Ptolemaios Philadelphos 4000 Galater bei der Absicht ertappte, […] seine Schätze zu plündern und Ägypten für sich zu besetzen, bringt er sie nach einer öden Insel, wo ihnen nur übrig bleibt, teils einander zu töten, teils Hungers zu sterben» (Burckhardt 1952, Bd. III, S. 325–326). Söldner verschwinden in der Anonymität und wirken in der Hochsprache der Geschichte wie schriftlose und daher unnützbare Mundarten. Romanisierung der peregrini. Neben dem Anheuern von Söldnern – darunter wahrscheinlich auch entlaufene Sklaven – fanden Aushebung und Drill regulärer Truppen selbst in Randgebieten des Imperiums statt. Seit Caesars Kriegen in Gallien verfügten die Römer über germanische Mietstruppen, mit denen Caesar bei Pharsalus (48 v. Chr.) siegte. Diese Entwicklung der Einbindung von Barbaren in die Legionen und deren Folgen – in Hinsicht auf das “becoming Roman” – haben Woolf die Unterlagen für Gallien und Popescu diejenigen für Dacien und die Dobrudscha untersucht. Dabei wird zwischen Romanisierung und Assimilierung unterschieden. Die ausgedienten veterani der Legionen blieben, wie vermutet, meist in der Gegend ihrer Stammlager; nur die hohen Ränge scheinen (noch) italischer oder mittelmeerischer Herkunft gewesen zu sein; Kolonisierungen mit festen Lagern und Gründungen neuer Orte fanden in Dakien bereits unter Traian statt. Alfred Weber hat das Problem der peregrini folgenderweise zusammengefaßt: «Indem man die Peregrini, die außerhalb des Staates stehende breite Masse, in die Rekrutierung hineinzog, das Heer in der Substanz barbarisierte, wurde der Staat eines Tages […] die Beute der geistig und kulturell tiefer stehenden, nicht in den Staat ordnungsmäßig eingefügten Armee. Die Verleihung des römischen Bürgerrechtes an alle Reichsangehörigen, welche nicht Sklaven waren, […] hieß in Wahrheit, daß k e i n e r mehr römischer Bürger, Zugehöriger der Herrenschicht im bisherigen Römischen Reich war. Es war der Anfang der Anarchie […]» (Weber 1950, S. 172). 303
303 Zum erweiterten Thema: → Thompson 1965 und 2002. – Einzeluntersuchungen: Popescu 1982 (Romanisierung der Dobrudscha, S. 715; Romanisierung Dakiens, S. 718); → Brunt 1976, → Woolf 2000.
Exkurs II Antike Siegesdenkmale und Altarbauten
Chronologien zwischen individueller memoria und kollektiver religio. Die nachfolgenden Bemerkungen zu Triumphbogen, Ehrensäulen und Schlachtendenkmälern erinnern daran, daß Griechen, Makedonier und Römer an punktuell erfaßbare irdische Vergangenheiten dachten, an kriegerische Momente – und seltener an längere (und friedliche) Zeiträume; die ara pacis des Augustus stellt eine Ausnahme dar. Im Vordergrund standen vergöttlichte Helden als bemerkenswerte und somit unvergeßbare Persönlichkeiten; es sind in die Überzeitlichkeit entrückte Vorbilder, denen man noch post mortem Dank und Opfer darbringen konnte. Solche Male richten sich an die Öffentlichkeit. Dieses kollektiv verstandene memoriale Reflektieren ist im Abendland neu und paßt nirgends in die geläufig gewordenen und vorhandenen Zeitraster. Es sind Schritte vom subjektiven ins gemeinschaftlich-objektive Verständnis gemeinsamer tempora – im Kontrapunkt zu den festen Jahreszeiten, den Olympiaden oder Panathenäen. Es geht vom momentanen Denken und Handeln hinein in eine gemeinsame Erinnerung; von der zum Schnappschuß gewordenen persönlichen memoria bieten sich Übergänge in eine erdachte, schutzbietende und bindende “Ewigkeit”: eine religio also, eine Bindung, was nicht mehr und nicht weniger eben allein eine Religion, der dazugehörige Glaube sowie dessen Bekenntnis anzubieten vermögen. Hier liegen außerdem die Wurzeln vieler Ausformungen christlicher Glaubensäußerungen, die sich, als Bindeglieder und Vermittler, ebenfalls auf vorbildhafte Zeugen in Menschengestalt berufen. Die Bibel kennt, außer der Schöpfungswoche, dem Uhrschlag der Natur mit dem Takt der Jahreszeiten und dem Gang der Gestirne, keinen Kalender, sondern Generationen. Das Alte Testament verläßt sich dabei, um chronologische sowie menschenbezogene Vorstellungsräume wachzurufen, auf die Stammbäume, die mit berühmten Ahnen bestückt sind. In Psalm 104, 19 heißt es: «Er [der Herr] hat den Mond gemacht, das Jahr darnach zu teilen; die Sonne weiß ihren Niedergang.» Denn, so (in Genesis I, 14) heißt es von Tag und Nacht: «…sie sollen als Zeichen dienen […] zur Bestimmung von Zeiten, Tagen und Jahren.» Die Griechen verfügten seit Hesiod (um 700 v. Chr.) nur über Perioden außerhalb einer korporativ verbindlichen Zeitvorstellung, die vier Weltalter: das sagenumwobene Goldene des reinen Glücks, das Silberne, das Bronzene und das Eiserne; letzteres kennzeichnet sittlicher Verfall – bis zu Habgier und Krieg.304 304 Die Vorstellung von vier metallischen Weltaltern auch bei den Persern. Vgl. den Beitrag von Heussi 1921, S. 2. – Hesiod, opera et dies, v. 109–201.
120 – Exkurs II Dieser Abstieg verstand sich als Generationenordnung, die kardinale Form, Zeit zu kalkulieren, zu formulieren und zu begreifen. Die Spartaner rechneten nach Ephoren, die Athener nach Archonten, also nach Regierungszeiten, oder, seit um 410 v. Chr., nach den panhellenischen Olympiaden (ab 776 v. Chr.). Jede Stadt folgte ihrem lokalen Kalender, oft mit besonderen, ja eige nen Monatsnamen. Die Römer der Republik beriefen sich seit den Jahren um 450 v. Chr. auf die jeweilig amtierenden Konsulpaare, die höchsten Staatsbeamten; sie orientierten sich an Kaiserkrönungen oder zählten zurück auf das (vermutete und vermeintliche) Gründungsjahr Roms: 753 v. Chr. Somit war eine einheitliche, völkerübergreifende Jahreszählung ausgeschlossen. Sie setzte erst verbindlich mit dem Christentum ein, als dieses im 4. Jahrhundert zur anerkannten Religion erhoben wurde.305 Doch nicht Menschen, sondern die Jahreszeiten, Erde und Wasser stellen mit Vulkan ausbrüchen, Bränden und Fluten alle höheren Aufgaben und Anforderungen an den Erdbewohner; sie schaffen die möglichen irdischen Probleme, die Erinnerungswerte beinhalten. Was das Beute-Thema anbetrifft, so wurden Kampfhandlungen im Winter meist abgebrochen, die Truppen nach Hause geschickt, aufgelöst oder in Feldlagern und Festungen unter Kontrolle gehalten; Beuten, in Erwartung beruhigter und sturmfreier Meere magaziniert, um wertvolle Fracht später unversehrt nach Hause zu verschiffen und zu schaffen.306 Bildwerke zur Erinnerung an Schlachten und Tote wurden als Zeit-Zeugen an Ort und Stelle in Gestalt von Trophäen aufgestellt – so schon in Marathon und Salamis. Meist handelte es sich um an Bäumen oder eingerammten Stämmen aufgehängte Waffen, Feldzeichen und Kleidungsstücke der Besiegten. Es sind Anatheme, Weihgeschenke an Götter, bei den Griechen meist an Zeus oder an Nike, die Siegesgöttin. Solche Erinnerungsstätten, durch Wind und Wetter schnell zerstört, überleben nur in literarischen und bildlichen Darstellungen.307 Gewinne aus Beuten haben mehrfach die Möglichkeit geboten, Denkmäler zu errichten, um an Heerführer (Titus), eine besonders folgenreiche Schlacht oder einen ganzen Feldzug (La Turbie) zu erinnern. Das eindrücklichste Beispiel in Griechenland ist die heranfliegende Nike aus Marmor des Paionios im Museum von Olympia, um 420, ursprünglich auf einem hohen Sockel in der Nähe des Zeustempels aufgestellt. Der Weiheanlaß der Messenier und Naupaktier an Zeus ist unbekannt, doch die Finanzierung fand aus dem Zehnten einer Kriegsbeute statt. Daß es dabei um den Sieg über die Spartaner im archidamischen Krieg (431–421) handelt, legt Pausanias (5, 26, 1) nahe: «[…] aus Feindesbeute hergestellt, als sie mit den Akarnanen und 305
Siehe die Aufsätze von Göller 1919 und Heussi 1921. Vor allem in den Wintermonaten war das Mittelmehr unbefahrbar. 307 «Neben diesen, dem mehr oder weniger raschen Verfall anheimgegebenen Siegesmalen gab es in der Altis [von Olympia] zahlreiche Anatheme, die, ebenfalls aus Siegesbeuten gewonnen, aber dauerhaft von dem siegreichen Ausgang und dem Dank an Zeus berichteten» (Mallwitz 1972, S. 34 mit weiterer Lit. in Anm. 17, S. 296). 306
Antike Siegesdenkmale und Altarbauten – 121 Oiniadai, wie ich meine, Krieg führten.» Ernst Meyer denkt in seinen Pausanias-Erläuterungen (S. 289) eher an eine Finanzierung «aus der Gesamtbeute der ersten Jahre des Peloponnesischen Kriegs vor dem Nikiasfrieden (421 v. Chr.).»308 Paionios’ Meisterwerk wurde 1875 wieder aufgefunden und teilweise rekonstruiert. Bei solchen Stiftungen geht es oft nicht mehr um ausschließlich gottesdienstliche Dankesakte, sondern ebenso – vor allem in römischer Zeit – um das selbstgefällige, egozentrische Ringen, über den Tod hinaus im Gedächtnis der Menschen zu verbleiben. Das humane Gedächtnis ist diesbezüglich auf Medien und Vermittler angewiesen, in denen sich nicht nur Andacht, sondern auch kollektive Erinnerung, Anerkennung oder politische Sendung zu organisieren vermögen. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um Denk- oder Mahnmale, um einen Tempel, ein ganzes Forum oder um ein neuzeitliches Straßenschild mit Familiennamen handelt, auf dem Titel (Leistung) und Lebensdaten (Generationszuordnung) mitgeteilt werden; die Botschaft, Vergangenes in die eigene Gegenwart zu übertragen und als Vorbild wieder zu beleben, ist evident. Römische Bauinschriften leisten diesbezüglich Meisterliches. Es geht um die allgegenwärtige Macht der memoria, ohne die der Mensch verloren und ausgelöscht wäre. Insofern steht die damnatio memoriae, die Verdammung des Gedenkens, über der Todesstrafe.309 Das Löwendenkmal in Chaironeia ist das älteste erhaltene seiner Art in Hellas und erinnert an die für die Griechen verhängnisvolle Schlacht von 338 v. Chr.; es ist insofern profan, als keine olympischen Göttervorstellungen damit verbunden sind. Es markiert nicht nur eine Gefallenengedenkstätte, sondern diente, wohl eben aus diesem unverbindlich weltlichen Grund, als Vorlage – zumindest als Anregung – für Löwen-Denkmäler bis ins 21. Jahrhundert hinein, selbst wenn man dabei nicht von Kopien sprechen kann, sondern von Ab- und Anverwandlungen des uralten Sinnbildes und seiner überzeitlichen Aussagen.310 Die animale Symbolik: der Löwe als König der Tiere und Allegorie der Kraft, war dabei entscheidend. «Denn nicht in der Menge liegt die Stärke, sondern auf den Mut kommt es im Kriege an; denn ein Löwe hat wohl schon viele Hirsche bezwungen und ein Wolf vielen Herden von Schafen das Fell abgezogen.»311
308 Für die Rekonstruktion der Statue durch Richard Grüttner, siehe: Furtwängler/Urlichs 1904, Tafel 10 gegenüber S. 30. – Die schöne Beschreibung Furtwänglers ibid., S. 31–32. 309 → Vittinghoff 1936. 310 Beispielsweise: Löwendenkmal in Luzern. Die Allegorie des sterbenden Löwen, von Bertel Thorwaldsen entworfen, erinnert an die 760 gefallenen Schweizer Gardisten, die im Tuilerien-Sturm am 10. August 1792 fielen; am 10. August 1821 eingeweiht. – Waterloo, Butte du Lion (Löwenhügel), 1820 von König Wilhelm I. von Oranien errichtet zum Gedenken an den Mut seines Sohnes, des Prinzen von Oranien; 1826 vollendet. – Weitere Beispiele und Abbildungen: → Scharf 1984. – An den Anfang dieser Kette gehört das Löwentor in Mykene (um 1350–1330 v. Chr.); die Löwinnen sind hier als Bewacherinnen gedacht. 311 Alexanderroman / Thiel, S. 5 [4)]. Der Vergleich wird später aufgenommen: Alexander hatte die Mähne eines Löwen und seine Bewegungen waren stürmisch wie die eines Löwen (ibid. S. 19). – Zur Löwensymbolik allg.: Lurker 1983, S. 410–411.
122 – Exkurs II Bereits unter den zwölf Kraftakten des Herakles galt das kithaironische Löwenabenteuer als das bedeutungsvollste. Zudem war der Held erst achtzehn Jahre alt – in jugendlicher Frische –, als er, noch als Hirte dienend, zur Tat schritt. «Es ist zugleich das Sagenthema, das am meisten dargestellt wurde, nicht nur innerhalb der zwölf Taten, sondern innerhalb sämtlicher Taten des Herakles, ja wohl überhaupt unter allen Sagenthemen der griechischen Kunst.»312 Neben besiegten Löwen gibt es die dankbaren Löwen (denen ein Dorn aus der Pranke gezogen wurde); sie kommen in antiken Legenden und christlichen Heiligenviten vor. So in den Gesta Romanorum (§ CIV), dem Erzählbuch eines unbekannten mittelalterlichen Kompilators: «Es war einmal ein Ritter, der die Jagd über alles liebte. Eines Tages geschah es, daß er sich aufmachte, um zu jagen. Da kam ihm ein hinkender Löwe (leo claudicans) und streckte ihm seine Tatze entgegen. Der Ritter stieg vom Pferd, zog ihm einen spitzen Dorn (spinam acutam) aus der Pfote und behandelte die Wunde mit einer Salbe. Danach genas der Löwe»; dieser Akt der Barmherzigkeit wird ihm eines Tages das Leben retten – et finivit vitam suam in pace.313 Denkmäler sind meist einzelnen Menschen zugedacht, in wenigen Fällen einer Gruppe.314 Das Gedächtnismal als Ereignismal ruft in erster Linie einen gemeinsam erlittenen Zusammenbruch wach; es geht um die Erhaltung der memoria an eine anonyme, durch ein kollektives Schicksal verbundene Gemeinschaft, die, im Fall von Chaironeia, den Tod in der Schlacht fand. Zu dieser Gruppe zählen Erinnerungsstätten auf Schlachtfeldern, wobei es Zeichen des errungenen Sieges, aber ebenso Mahnmale erlittener Niederlagen sein können. In Chaironeia wacht der Löwe über 254 tote Kämpfer; nach Pausanias (9, 40, 19) gedenkt es der gefallenen Thebaner. Entsprechend handelt es sich um ein Gruppengrab (polyandreion). Der Literatur- und Kunsthistoriker Hermann Hettner (1821–1882) schrieb in seinen Griechischen Reiseskizzen (Braunschweig 1853, S. 207–208): «Nach der unglücklichen Schlacht […] brachten die Athener ihre Toten nach Athen und bestatteten sie, wie es seit dem zweiten Perserkrieg bei ihnen Gesetz und Brauch war, in der Gräberstraße des äußeren Keramikus. Die Thebaner aber begruben die Toten auf dem Schlachtfelde selbst. Und nicht eine Inschrift stellten sie auf das Grabmal, sondern das Kolossalbild eines sterbenden Löwen.» Diese irrtümliche – und romantisierende – Annahme des Gelehrten erklärt sich wohl aus dem Umstand, daß er das Denkmal noch als unverständlichen, da wirren Trümmerhaufen gesehen hat.315 Der Löwe gibt kaum seinen kämpferischen Geist auf, sondern wird vielmehr als aufmerksamer, hellwacher Grabwächter verstanden.316 Es geht daher wohl auch um 312
Brommer 1974, S. 7. Ich folge der Übersetzung von Rainer Nickel, Gesta Romanorum, S. 134/135. 314 Beispielsweise: Auguste Rodin, Die Bürger von Calais, 1884–1886. Basel, Kunstmuseum. 315 Das Denkmal, in den Befreiungskriegen 1821/22 teilweise zerstört, ist ein 5.50 m hoher sitzender Löwe auf Steinsockel, 1902/03 aus den Bruchstücken neu aufgebaut; mit welchen Absichten man die Wiederaufrichtung des Monuments motivierte, wird aus der Literatur nicht ersichtlich. 316 Einen sterbenden oder toten Löwen sah 1824 Karl Friedrich Schinkel für das Scharnhorst-Grabdenkmal in Berlin 1824 vor (Scharf 1984, S. 181). – Siehe auch oben Anm. 310. 313
Antike Siegesdenkmale und Altarbauten – 123 ein Trutzmal, um ein signum letzten Aufbäumens. «Der Sieg Philipps von Makedonien über die Griechen […] bedeutete das Ende der politischen Geltung des festländischen Griechentums und den Beginn des sogenannten Hellenismus. Griechenland selbst tritt in den Hintergrund und wird zur Provinz, Athen zu einer Landstadt, die nur durch die Gunst der Diadochenfürsten, besonders der Könige von Pergamon (Kleinasien), seit 200 v. Chr. wieder einigen Glanz gewinnt.»317 Schatzhäuser. In Sikyon – westlich von Korinth – erbaute Kleisthenes, Tyrann der Stadt, ein Rathaus und eine Halle mit Mitteln aus der Beute des Krieges, an dem er maßgeblich beteiligt war und den er mit den Amphiktionen gegen Kirrha (Krisa) führte (so Pausanias 2, 9, 6 [S. 116]). Es handelte sich um den sogenannten Ersten Heiligen Krieg, um 590 v. Chr. Einige der Schatzhäuser in Delphi entstanden in der Folge ebenfalls aus Mitteln von Kriegsbeuten. Jenes der Athener, aus parischem Marmor und im dorischen Stil (zwischen 490 und 485 geweiht, 1903–1906 wieder aufgerichtet), zeigt im Sockel Einlassungen für Bronzestatuen, die zu einer Weihgabe aus der Beute von Marathon (490 v. Chr.) gehörten. Dasjenige von Theben hütete die Trophäen von Leuktra (371 v. Chr.).318 Alle begüterten Städte hatten zur Aufbewahrung von Weihgaben und Trophäen der pythischen Spiele, die alle vier Jahre stattfanden, ihr eigenes Schatzhaus. Exvotos konnten im Freien aufgestellt werden, wie dasjenige von Plataiai – ein goldener Dreifuß auf einer Säule –, das aus dem Zehntel der Perserbeute von Plataiai finanziert wurde. In der ionischen Halle der Athener, am talseitigen Sockel des Apollotempels in Delphi, waren, wie eine Inschrift bekundet, gut sichtbar persische Beutestücke ausgestellt; vermutlich fand ihr Bau nach der Schlacht von Salamis (480 v. Chr.) statt. In der Nähe befindet sich die Basis der oben erwähnten ehernen Schlangensäule, auf welcher ein goldener Dreifuß stand: 31 griechische Städte weihten das Denkmal nach dem Sieg über die Perser bei Plataiai (479 v. Chr.).319 Auf halbkreisförmigem Sockel erhob sich das Monument der Sieben Epigonen320, finanziert aus der Beute, die, laut Pausanias, den Spartanern nach der Schlacht von Oinoe (Attika) abgenommen worden war. «Das Schatzhaus der Akanthier in Delphi trägt folgende Inschrift: “Brasidas und die Akanthier von der athenischen Beute”» (Plutarch, Lysandros 1 [III, S. 7]).321 Auf der delphischen Zwischenterrasse stand das Pfeilerdenkmal, das der Feldherr Aemilius Paulus nach der Schlacht bei Pydna (168 v. Chr.) errichten ließ.322 317
Kirsten/Kraiker 1957, S. 3. Sparta unterlag Epameinondas, was so viel wie das Ende der spart. Hegemonie bedeutete. 319 Die Säule ließ Kaiser Konstantin nach Konstantinopel transportieren. Ein Fragment ist in Istanbul (Museum) erhalten. 320 Zu den epigonoi, → Pauly II, Sp. 307–308. 321 Nach der Schlacht bei Notion, 407 v. Chr., errichtete Lysander ein Siegesmal aus fünfzehn feindlichen Trieren. 322 Der Sieg bei Pydna (168 v. Chr.) sicherte Rom die Beherrschung des gesamten Mittelmeerraums und öffnete die Tore zu einem maßlosen Imperialismus, den, wie bereits oben ausgeführt, vor allem Cicero mehrfach bedauerte und kritisierte. – Zur Schlacht: Plutarch, Aemilius 18–21 [IV, S. 147–152]. – Polybios kam nach der Schlacht von Pydna mit 1000 achäischen Geiseln nach Rom, wo er Zutritt in das Haus des 318
124 – Exkurs II Sulla ließ Delphi im Jahr 86 v. Chr. plündern. «Da er [Sulla] viel Geld für den Krieg benötigte, so legte er Hand an die Tempelschätze Griechenlands und ließ aus Epidauros sowohl wie aus Olympia die schönsten und kostbarsten Weihgaben holen. Er schrieb den Amphiktyonen nach Delphi, es sei besser, wenn die Schätze des Gottes zu ihm gebracht würden […]» (Plutarch, Sulla 12 [III. S. 62–64]); Nero entführte 500 Statuen; «3000 blieben und die Lücke fiel kaum auf» (Hiltbrunner 1946, S. 131). Doch das Orakel verlor, trotz einer Nachblüte unter Traian und Hadrian seine Bedeutung. Plutarch selbst war, von 105 bis 126 n. Chr., einer der letzten namentlich bekannten Priester des delphischen Gottes. ✳ Epigraphisch ist die schon genannte Nike des Paionios in Olympia mit einem Beute gewinn finanziert worden (Hölscher 1974). Pyrrhos war besonders stolz, die Galater im Krieg gegen Antigonos besiegt zu haben, und er «weihte die schönsten und prunkvollsten der erbeuteten Waffen ins Heiligtum der Athena Itonia», einer Hauptgottheit der Thessalier (Plutarch, Pyrrhos 26 [VI, S. 41]).323 Memorable Waffengänge konnten mittels an Tempeln angebrachten Tafeln in Erinnerung gerufen werden. Livius überliefert ein Beispiel an dem Larenheiligtum auf dem Marsfeld: «Zur Beendigung des großen Krieges, zur Unterwerfung der Könige [Antiochus von Syrien, sein Sohn Seleucus und Ariarathes, König von Kappadokien] und zur Wiederherstellung des Friedens zog L. Aemilius Regillus, der Sohn des Marcus, zum Kampfe aus, und sein Unternehmen ging ruhmreich zu Ende: unter seiner Leitung und unter seinem Oberbefehl, unter seinem Glück und unter seiner Führung ist zwischen Ephesus, Samus [Samos] und Chius [Chios] die bis dahin unbesiegte Flotte des Königs Antiochus zersprengt, aufgerieben und in die Flucht geschlagen worden, was Antiochus selbst mit seinem ganzen Heer, seiner Reiterei und seinen Elephanten mit ansehen mußte, und dort verlor er an diesem Tage 42 Kriegsschiffe mit ihrer ganzen Besatzung. Durch diese Schlacht wurde die Seemacht des Königs Antiochus völlig zerschlagen. Wegen dieser Begebenheit hat er den Laren der Seefahrer einen Tempel gelobt» (Livius, XL, 52, 5–6).
Titus Livius fügt noch bei: «Eine Tafel mit derselben Inschrift ist am Jupitertempel auf dem Kapitol über der Tür angebracht worden.» Großbauten. Der Parthenontempel in Athen wurde aus Persischem Beutegeld finanziert.324 Der Neubau nach den Perserkriegen beruht, in dorischem Stil, nach Plänen Siegers, Aemilius Paulus Macedonicus, erhielt. Er wurde Erzieher dessen Söhne (Polybios, XXXII, 9–10. [S. 1229–1231]). 323 Athena Itonia: der berühmte Tempel in Iton in der Achaia Phthiotis (südl. von Thessalien), → Pauly II, Sp. 1491. 324 → Giovannini 1990.
Antike Siegesdenkmale und Altarbauten – 125 der Architekten Iktinos und Kallikrates (447–438 v. Chr.). Im Innern stand die Kolossalstatue der Göttin Athena aus Holz, Gold und Elfenbein, das Werk des Bildhauers Phidias. Die Statue wurde unter Kaiser Theodosius II. (435 n. Chr.) nach Konstantinopel gebracht. Vom Bauschmuck ist die Metope an der Nordwestecke besonders gut erhalten: sie stellt Athena vor der Göttin Hera dar und wurde im Mittelalter als “Verkündigung an Maria” gedeutet, da der Parthenon ja zu einer Marienkirche wurde und die Bischöfe ihren Sitz auf die Akropolis verlegten (Gregorovius 1962, Bd. I, S. 94–97). Zur neueren “Beutegeschichte” gehören die Giebelskulpturen insofern, als sie 1801 Lord Elgin wegbrechen ließ; 1816 gelangten sie nach London (British Museum). Caesar finanzierte aus den ihm zustehenden Beutegeldern ein neues Forum in Rom, dessen Platz allein über hundert Millionen Sesterzen gekostet haben soll (Sueton, Caesar, 26).325 Titus vollendete im Jahr 80 das von seinem Vater Vespasian begonnene Colosseum mit Geldern aus der jüdischen Beute, wie neulich nachgewiesen wurde.326 Im Mittelalter diente der höchst komplexe Bau – eine architektonisch wie funktionell durchdachte Meisterleistung327 –, teils bereits stark in Mitleidenschaft gezogen, als Steinbruch für Neubauten: Palazzo Venezia, Palazzo della Cancelleria328 und Sankt Peter. Das Amphitheatrum Flavianum329 – so die ursprüngliche Bezeichnung des Colosseum (auf eine hier aufgestellte kolossale Statue Vespasians bezogen), um augenfällig, ja unübersehbar auf das Geschlecht der Flavier hinzuweisen – war das größte Bauunternehmen am Tiber und wurde erst unter Domitian (mit einem zusätzlichen Zuschauerrang und Sonnensegeln) vollendet. Quellen weisen darauf hin, daß es nicht zuletzt der Beute der Dakerkriege zu danken war, daß sich Traians “Großzügigkeit” (liberalitas) bemerkenswert zu entfalten vermochte, und er sich, seit 107, den Bau des am 12. Mai 113 eingeweihten Traiansforums leisten konnte (König 2012, S. 110). Die Gesamtanlage bildet das zeitlich letzte – und vergleichsweise gut erhaltene – Kaiserforum in Rom. Traian übertraf, allein auf Grund der topographischen Ausdehnung, mit diesem Unternehmen alle seine Vorgänger. Als verantwortlicher Architekt zeichnete Apollodoros aus Damaskus, einer der führenden Baumeister seiner Zeit, der ferner 104–109 die Traiansthermen über dem Goldenen Haus des Nero schuf und für die traianische Hafenanlage von Centumcellae (Civitavecchia) verantwortlich gewesen sein dürfte; Apollodoros begleitete den Kaiser 101/102 und 105/106 auf dessen Daker-Feldzügen. 325 Tacitus (Germania, cap. XIV): «Materia munificentiae per bella et raptus» (Die notwendigen Mittel wurden in Kriegs- und Raubzügen erworben). 326 Alföldy, 1995, S. 195–226. – Zu den Inschriften am Colosseum: Bartels 2000, S. 56–57. 327 Neben ausgeklügelter Wahl der Baumaterialien, systematischer Bogen-Technik sowie der ersten Verwendung in großem Umfang von gebrannten Ziegeln. – Siehe Buschors Würdigung in: Buschor 1979, S. 16–17. 328 Zusammen mit Baumaterialien des zur Ruine zerfallenen Triumphbogens Kaiser Gordianus III. 329 Die drei flavischen Kaiser Vespasian (69 bis 79), Titus (79 bis81) und Domitian (81 bis 96).
126 – Exkurs II Triumphbogen sind nach Kählers Definition (1939) Statuen tragende Bogen, die einer Person (in den meisten Fällen dem Kaiser) von einer «Körperschaft zum Dank für eine Wohltat oder zum Gedächtnis an ein Vorkommnis von besonderer Tragweite» errichtet werden; die originalen Statuen existieren in den meisten Fällen nicht mehr. Diese Triumphbogen sind gleichsam symbolische Tore der Erinnerung an denkwürdige Siege in als gerecht erachteten Kriegen, die jedoch mit Waffengewalt zur Erweiterung des Imperium Romanum beigetragen haben. Solche Bauten, ob in Rom als Triumphbogen oder sonst wo im Reich als Memoriale, sind Denkmäler, die als architektonische Gebilde keine praktische Aufgabe erfüllen, sondern allein der nationalen Vergangenheit und der Erinnerung dienen und somit in die Kategorie des Denkmals fallen; sie haben keinen wiederholbaren Nutzen, sie dienen keinem erneuten oder zusätzlichen Geschehen, sondern ausschließlich der memoria; sie spiegeln Zeichen einer einmaligen Dankesschuld und höchster Anerkennung und Achtung. Sie haben funktionell selbst mit Stadttoren nichts Gemeinsames, da diese zur Zweckarchitektur, als Trennungen zwischen Stadt und Land sowie zur Aussperrung ungebetener Gäste, zählen; ebenso wenig sind sie mit Tempel- oder Kirchentüren zu vergleichen, die Zutritt zum Heiligen und Verehrungswürdigen eröffnen.330 Als architektonischer Begriff lebt in der frühchristlichen und mittelalterlichen Kirche der Begriff “Triumphbogen” als Zugang zum Chor weiter. Die Bogen zeigen, wie hoch imperiale Ansprüche sein konnten (seit der Kaiserzeit arcus, früher auch fornix triumphalis genannt). Im Zusammenhang militärischer Triumphe findet man sie verständlicherweise lediglich in Rom, da ihr Bau nur der römische Senat verordnen oder bewilligen konnte; anderswo handelt es sich um Ehrenbogen.331 Die besonders gut erhaltenen Bogen in Rom sind derjenige des Titus (nach 71 n. Chr.)332 hinter der Maxentius-Basilika am Ausgang des Forums, sowie der Konstantinsbogen333 (312–315): heute wieder freistehende Bauwerke in jeweils privilegierter topographischer Lage.334 330 «Was nun aber die Triumphbogen anbetrifft, so handelt es sich hier um eine Klasse von Denkmälern, die geradezu herausfordert zu entwicklungsgeschichtlicher Betrachtung, insofern die noch vorhandenen Bauten nicht nur eine ziemlich lückenlose Kette bilden, sondern auch in der Mehrzahl durch eine selten gute Erhaltung sich auszeichnen» (Wölfflin 1946, S. 52). Wölfflin unterscheidet formal 1. den Bogen mit einer Toröffnung und zwei Säulen; 2. den Bogen mit einer Toröffnung und vier Säulen; 3. den Bogen mit drei Toröffnungen (mit vier Säulen). «Diese verschiedenen Anlagen […] kommen nebeneinander vor» (Wölfflin 1946, S. 53). 331 Rimini, Augustusbogen, 27 v. Chr.; Susa, Augustusbogen, 7 (oder 9–8) v. Chr.; Aosta, 25 v. Chr.; Fano, 2. Jh. n. Chr.; Ancona, Traiansbogen, (113/115 n. Chr.); Benevent, (114 n. Chr.); Athen, Hadrianstor (131 n. Chr.). Saintes (Charente-Maritime). Sie markieren in den meisten Fällen den Ausgangspunkt neuer, damals fertiggestellter Straßen oder Hafenanlagen. 332 Titusbogen. Zu den Inschriften: Bartels 2000, S. 50–51. 333 Konstantinsbogen. Zu den Inschriften: Bartels 2000, S. 52–55. 334 Seit christlicher Zeit meist in Häuserblocks eingebunden. – Einen vollständigen Katalog der Bauwerke gibt Kähler 1939, Sp. 373–464. – Der bekannteste mittelalterliche Triumphbogen ist derjenige Einhards, der dem Kreuz Christi als Sockel diente ad instar antiquorum operum; er ist dank einer Federzeichnung des 17. Jh. überliefert. – Die Frage, ob die Lorscher Torhalle Triumphalcharakter beinhaltet, faßt von Erffa im RDK IV, Sp. 1449 zusammen.
Antike Siegesdenkmale und Altarbauten – 127 Der Konstantinsbogen, der das dreitorige Schema des Septimius-Severus-Bogen von 203 n. Chr. aufnimmt, fällt vor allem durch seine farbliche Wirkung auf. Sie beruht auf der Verwendung verschiedener Marmorsorten: «Säulen aus gelbem numidischen Marmor, Porphyrplatten als Rahmung der Rundmedaillons auf den Frontseiten. Überaus reicher plastischer Schmuck unter Verwendung von Reliefs älterer Denkmäler aus der Zeit Traians, Hadrians und Marc Aurels. Die Herkunft der als Spolien benutzten Reliefs ist zum Teil nicht geklärt. Die Medaillons (Durchmesser 2 m) stammen von einem Jagdmonument Hadrians.»335 Die Ikonographie überrascht durch das Kunterbunt der Themen, in dem Bernhard Berenson 1954 glaubte, ein “decline of form” feststellen zu können.336 Ehrenbogen als staatliche Machtsymbole finden sich nicht zufällig mehrfach in dem von den Römern besonders hart umkämpften Spanien, einer Provinz, um deren Besitz Rom lange im Zweiten Punischen Krieg (219–201 v. Chr.) zu ringen hatte – eine Herrschaft, die bis 409 n. Chr. hält, um dann den Westgoten zu weichen.337 Der Ehrenbogen in Medinaceli (Kastilien-León) läßt sich mittels einer Inschrift auf das Jahr 2 n. Chr. datieren. Er ist als repräsentatives Zeichen bereits gefestigter römischer Präsenz in dem damals befriedeten Landstrich zu werten. Er überwölbt keine Straße, sondern flankiert die Zentralspanien querende Heerstraße von Emerita Augusta (Mérida) nach Caesaraugusta (Zaragoza).338 Als decumanus führte sie durch die Kolonie Medinaceli. Dieser arcus ist in Spanien der einzige mit drei Durchgängen. Der Bogen auf der Brücke von Alcántara (Extremadura), die den Tajo überquert, ist ein Sonderfall. Al kantara bedeutet arabisch “Brücke”. Auf Kosten von elf Städten Lusitaniens ließ sie Traian von 89 bis 104 n. Chr. erbauen. Sie gilt mit ihren sechs Bögen als Meisterleistung der Ingenieurkunst und hat bei normalem Wasserstand 40 m lichte Höhe. Ihre sorgfältige Ausführung erfüllte – am Rande des Imperiums – höchste Ansprüche imperialer Repräsentationsarchitektur.339 Der Bogen in Bará (Katalonien) ist von weither sichtbar, da er die Grenze zwischen Barcino (Barcelona) und Tarraco (Tarragona) markiert. Er wurde zu Ehren des Kaisers Augustus errichtet, nach dessen Herrschaft der hispanische Straßenteil als via Augusta von 8 bis 7 v. Chr. ausgebaut worden war340; eine Restaurierung fand unter dem in Spanien geborenen Kaiser Traian statt (um 107 n. Chr. laut Inschrift). Der Arco de Cabanes (Valencia) ist als ehemals weit sichtbarer Ehrenbogen vermutlich unter Traian um 110 n. Chr. zur Demonstration kaiserlicher Macht und Prä335 Ich folge hier der Beschreibung von Fischer Pace 1988, Bd. I, S. 398. Die Autorin gibt, ibid., S. 399, kurze Beschreibungen der Reliefs. 336 Berenson 1954. 337 Für die iberischen Beispiele benutzte ich ergänzend und paraphrasierend Angaben und Formulierungen von Schomann 1996–1998, Bd. II und Bd. III. 338 Pauly/Atlas, S. 203 [B2/3]. – Die spanischen Beispiele sind bei Schomann abgebildet; siehe unsere Chronologie, S. 133–134. 339 Als Entwerfer und Erbauer gilt Gaius Iulius Lacer, der in einem Tempelchen neben seinem Meisterwerk begraben liegt. Die Brücke selbst – die höchste unter den erhaltenen pontes röm. Zeit – wurde 1214 von den Mauren teilweise zerstört und unter Karl V. 1543 wieder aufgebaut. 340 via Augusta: Pauly/Atlas, S. 198, Karte A.
128 – Exkurs II senz an der via Augusta errichtet worden. Mit einer Spannweite von vier Metern steht er hinter demjenigen von Bará zurück. Der über fünf Meter hoch ragende Bogen trug weitere Steinlagen und einen wohl beschrifteten Architrav. Sieges- und Ehrensäulen. In dieser Denkmalgattung der militärischen Erinnerung und verstaatlichten Eigenprofilierung nimmt die Traianssäule in Rom unzweifelhaft die erste Stelle ein. Sie wurde am 12. Mai 113 geweiht; in ihrem Sockel ist die Asche des Kaisers beigesetzt. In kontinuierender Erzählung, einst von Farben unterstützt, werden die Taten des Kaisers in den Dakerkriegen festgehalten – mit 155 kontinuierlich ineinander übergehenden Szenen.341 Die colonna ist allerdings weit mehr als nur das auf einen Menschen bezogene Zeugnis: sie setzt außerdem mit narrativer Ausdruckskraft das damalige Soldatenleben in den Dakerkriegen ins Bild um. Die häufige Wiederholung gleicher und an sich seltener ikonographischer Themen (Schneisen durch die urwaldähnlichen Dickichte anlegen) führt vor Augen, warum Traian zweimal ansetzen mußte, um den ungemütlichen Nachbarn an der Donau, Decebalus, in die Schranken zu weisen und endlich in die Knie zu zwingen; sein abgeschlagenes Haupt wurde später im Triumphzug als Beweisstück in Rom vorgezeigt. Dacia war weitgehend ein schwierig zugängliches Waldgebiet, durch das sich die Legionen und Hilfsvölker im wörtlichen Sinne zu schlagen hatten. Der Bildentwerfer der Säule wies die Künstler des Zyklus zweifellos mehrfach darauf hin, wie allgegenwärtig und hinderlich dieser Dschungel für ihre Landsleute war.342 Außerdem gab es die launische Donau, die im Hin und Her der Kampfhandlungen oft abenteuerlich und zeitraubend zu überqueren war, bis Apollodoros mit seiner Brücke bei Debrecen in den Jahren 102–105 n. Chr. zumindest örtlich Abhilfe schuf. Die Marc-Aurel-Säule auf der Piazza Colonna, in Nachahmung der Traianssäule, wurde nach des Kaisers Tod (180) mit Szenen aus den Markomannenkriegen errichtet; Hauptthema ist die Sicherung der Donau als Grenze im heutigen Böhmen und Österreich (Pauly III, Sp. 1013). Als außerordentliche Darstellung sei die Personifizierung des Regens, der die Römer im Kampf gegen die Quaden rettete, hervorgehoben. Cassius Dio, LXXI, 8 ff., beschreibt das “Regenwunder” von 174 n. Chr. zusammengefaßt in folgender Weise: Die Römer rückten im Lande der Quaden [Quadi] vor, wurden von den Feinden umzingelt, vom Wasser abgeschnitten und litten in der Hitze unter entsetzlichem Durste. Da bricht ein gewaltiges Gewitter los, daß den Feinden nur Schaden, den Römern nur Nutzen bringt und sie aus der Gefahr der Vernichtung befreit; sie erfechten einen glänzenden Sieg. Der Kaiser schreibt an den Senat, daß er keine Bedenken 341 Ausführlich Salvatore Settis in: Settis 1988, S. 45–255. – Eine moderne Nachbildung ist die Colonne Vendôme in Paris zu Ehren Napoleons I. (1806–1810 errichtet); sie erinnert an den Sieg bei Austerlitz (1805) und ist aus eroberten und eingeschmolzenen russischen und österreichischen Kanonen gegossen worden. – Ebenfalls eingeschmolzene feindliche Artillerie wurde für die Löwen des Trafalgar-Denkmals (Nelsons Sieg über die französische und spanische Flotte, 1805) in London verwendet. 342 Abbildungsnachweise für Settis 1988 im Sachregister unter: Straßenbau und Waldrodung.
Antike Siegesdenkmale und Altarbauten – 129 getragen habe, da die unverhoffte Hilfe eine göttliche – diese bestimmte der Kaiser nicht näher – gewesen sei, auch, ohne vorherige Genehmigung des Senats, die siebente Imperatorenakklamation seitens des Heeres anzunehmen. Die Marc-Aurel-Säule stellt nicht personifiziert einen helfenden Gott dar, sondern nur die Naturerscheinung selbst: das mit gewaltigem Platzregen verbundene Gewitter, wobei als Grundlage der Typus des Gottes des Regenwindes, des Notus, diente (vgl. Ovid, Metamorphosen I, 264 ff.).343 «Von Notus stammen die Flügel; mit der Personifikation ist in geschickter Weise die natürliche Darstellung des Regens selbst verbunden, der in Strömen von Haar, Bart und Armen herniederwallt. Unten sieht man versinkende Rosse und tote Quaden, links einige der geretteten Römer.»344 Marcus Aurelius Antoninus erhielt nach seinem Sieg in Syrien (175) im darauffolgenden Jahr einen Triumph; 193 errichtete ihm der Senat ein Reiterstandbild, das noch heute auf dem Kapitol steht. Es gehört zu den seltenen bronzenen Denkmälern der römischen Antike, das sich nur auf Grund eines Irrtums erhalten hat: man glaubte im Mittelalter nämlich, in dem Reiter nicht Marc Aurel, sondern den christlichen Glaubensstifter Konstantin zu sehen. Ehrenpforten erweisen sich als oft nicht unbescheidene Nachfolger der Triumphbogen. Sie dienen ebenfalls der kaiserlichen Selbstdarstellung und -verherrlichung. Ehrenpforten sind ephemere Bauwerke für bestimmte Gelegenheiten. «Die Ehrenpforten haben nicht wie die Triumphbogen die Eigenschaft des Denkmals» so von Erffa (RDK IV, Sp.1443). Sie statteten wohl vor allem die Ovationen aus, das heißt: die sogenannten kleinen oder minderen Triumphe. Die ara pacis Augustae (13–9 v. Chr.) entstand zu Ehren Augustus. Der Senat dankte für die glückliche Heimkehr des Kaisers aus Syrien, Spanien und Gallien in Rom.345 Der Friedensaltar, ein Meisterwerk italischer Bildhauerei der frühen Kaiserzeit, ist somit zugleich ein religiöses und politisches Denkmal. Augustus hält in seinen Res gestae (§ XI) fest: «Den Altar der die Heimkehr begünstigenden Fortuna […] hat der Senat für meine Rückkehr gestiftet».346
343 Die Ovid-Stelle (hier zur Sintflut) lautet in der Übersetzung von Michael von Albrecht: «Der Südwind fliegt auf feuchten Schwingen heraus, das furchterregende Gesicht mit pechschwarzem Nebel bedeckt. Der Bart ist schwer von Regen, vom grauen Haar fließt Wasser, an der Stirn ruhen Nebelschwaden, von Tau triefen die Federn und das Gewand. […]» (I, 264–267). 344 Furtwängler / Urlichs 1904, S. 140; Tafel 44. 345 Mlasowsky 2010. → Simon 1967, → Zanker 1987. → Bartels 2000, S. 121, mit Kommentar. 346 Im Original beginnt der Text mit «Aram Fortunae Reducis ante aedes Honoris et Virtutis ad portam Capenam pro reditu meo senatus consacravit» […]. An erfolgreiche Schlachten gegen die Daker an der Donau erinnerte ein von Domitian bei Adamklissi aufgestelltes Tropaion (im Jahr 89?): → König 2012, S. 97. – Der eindrucksvolle Bau von Adamklissi wird auch mit Traian in Verbindung gebracht und 108/109 datiert. Abb. im Katalog Popescu 1997, S. 57 und Abb. 846, 847, 848. Hier auch Material zum “Gold und Silber der Daker”, worüber im Rahmen der Beuten Traians die Rede war.
130 – Exkurs II
Pergamon Was sich in einer kulturellen Hoch- und Blütezeit in Athen zur Zeit Perikles’ und Phidias’ zugetragen hatte, wiederholte sich in Pergamon unter den griechisch-stämmigen Attaliden. Es sind nicht nur die vielen Städte, die sie von der Troas bis zur Küste Pamphiliens erbauten, um ihr Land verwaltungstechnisch beweglich zu erhalten. Ihre Bevölkerungs- und Religionspolitik, ihre Wehrkraft und ihre Siege sicherten die materiellen Grundlagen für einen Kunstbetrieb, der im Hellenismus nochmals zu einer unvergleichlichen und schon von den Zeitgenossen in Lobgedichten gepriesenen Blüte gesteigert werden konnte.347 Die Feste Pergamon, seit archaischer Zeit bewohnt, galt als uneinnehmbar. Das Reich hielt seit dem ausgehenden 3. Jahrhundert v. Chr. dank einer Familie zusammen. «Nirgends kam der Sippenzusammenhalt der Attaliden stärker zur Geltung als in dem Verhältnis der vier Söhne Attalos’ I. untereinander» (Schober 1951, S. 31): so konnten sie unter Attalos II. allen Lockungen der Römer lange widerstehen. «Erstaunlich ist, von welch schmaler Basis aus die Attaliden, vor allem Attalos I. und Eumenes II. (197 bis 159 auf dem Thron), ihre großen kriegerischen Erfolge erzielt haben. Der relativ kleine Machtbereich gestattete nicht, die zum Kriegführen im großen Stil notwendigen Truppenbestände im Lande selbst auszuheben. Das finanzielle Rückgrat bildeten der lysimachische Kriegsschatz348 sowie Kriegsentschädigungen, die besonders Eumenes II. erfolgreich von seinen Feinden einzutreiben wußte. Damit vermochte man ein großes Söldnerheer zu unterhalten, das in einer festen Heeresorganisation zusammengefaßt war» (Schober 1951, S. 35). Attalos III. (von 138 bis 133) setzte Rom zum Erben ein, doch dessen Stiefbruder, Aristonikos, widersprach, erhob Ansprüche auf den Thron, besiegte 131 den Konsul P. Licinius Crassus, wurde aber 130 von Perperna349 gefangen genommen und in Rom hingerichtet. Perperna starb 129, ohne den erhofften Triumph über Pergamon feiern zu können.350 Erstaunlich ist ferner der Sammeleifer des Herrscherhauses. Neben der Bibliothek351 waren es vor allem Bestände alter Kunst, teils Beutestücke aus eroberten oder erworbenen griechischen Städten, die sorgsam gehütet wurden. «Die Kunst der archaischen Zeit war in der Hauptsache durch ein Werk der Inselkunst, durch die Chariten des Bupalos von Chios [2. Hälfte des 6. Jahrhunderts] vertreten […]. Das frühe 5. Jahrhundert war vornehmlich durch Werke der äginetischen Schule vertreten. Von dem kolossalen Apollo des Onatas, der nach Pausanias (VIII, 42,7) in Pergamon stand, blieb nur der Mittelblock der erneuerten Basis übrig, die nach ihren daraus zu
347
Siehe die Karten zum Pergamenischen Königreich (241 bis um 185 v. Chr.) in: Pauly/Atlas, S. 125. Lysimachos gab seinen Kriegsschatz von 9000 Talenten hier in Verwahrung. 349 → Pauly IV, Sp. 645 [4]. 350 Für die Stadtgeschichte siehe Meyer in: Pauly IV, Sp. 626–631. 351 Nach derjenigen in Alexandreia die zweitgrößte Bibliothek der Alten Welt. → Pauly I, Sp. 892–893. 348
Pergamon – 131 erschließenden Dimensionen das überlebensgroße Format der Statue bestätigt» (Schober 1951, S. 39).352 Neuere Kunst aus dem 4. Jahrhundert stellen Werke von Myron, Praxiteles, Silanion und Polymnestos dar. Zudem ist eine Sammlung von Originalgemälden überliefert, so von Apelles: «Wo Originale unerreichbar waren, begnügte man sich mit Nachbildungen von diesen, denn nur so ist es zu erklären, daß Attalos II. drei Maler aus Pergamon nach Delphi schickte, um dort berühmte Gemälde, wohl die des Polygnot in der Lesche [Halle] der Knidier, kopieren zu lassen. Dem gleichen kunstgeschichtlichen Interesse verdanken augenscheinlich auch die ersten in Pergamon nachweisbaren Kopien nach älteren Skulpturen ihr Entstehen. Es war die attische Kunst der Phidias-Zeit, die im Vordergrund der Anteilnahme stand» (Schober 1951, S. 41). Diese Aspekte aus einem frühen Kapitel der abendländischen KunstsammlerGeschichte, auf die hier nicht weiter eingegangen werden kann, sind insofern von Bedeutung, als die genannten Werke ja offensichtlich zum lokalen Erinnerungsschatz und -gepäck der Bildhauer gehörten, die das sogenannte Gallierdenkmal und den Altar von Pergamon schufen. Seit 1878 wird Pergamon ausgegraben, nachdem der deutsche Ingenieur und späterer Ausgräber und Archäologe Carl Humann (1839–1896) die Reliefplatten des großen Zeusaltars in einer byzantinischen Mauer entdeckt hatte. Was die Geschichte der Kriegsbeute anbetrifft, so gibt es so gut wie keine direkten Nachrichten. Man vermag, wie oben angedeutet, vermuten, daß das eine oder andere Stück der “Kunstsammlung” aus einer Beute stammen könnte. Pergamenische Siegesdenkmäler. Das Gallierdenkmal war ein stattliches Anathem für den Sieg, den Attalos I. von Pergamon über die galatischen Tolistoagier bei den Quellen des Kaïkos erfochten hatte. Es wurde in den Jahren zwischen 235 und 230 v. Chr. errichtet (Schober 1951, Abb. 20–21). Hautdarsteller dieses vielfigurigen, großen und großartigen Siegesdenkmals sind der Gallier und sein Weib und der sterbende Gallier. «Der Gallier hat seine Gefährtin, um sie vor Schande zu bewahren, getötet und legt nun Hand an sich selbst. Man sieht, die Bewegung geschieht plötzlich, Mord und Selbstmord folgen einander Stoß auf Stoß. Ohne den Griff gewechselt zu haben, sticht der Krieger, während ein Blick voll Wut und sieghaften Trotzes den Gegner trifft, sein Weib und unmittelbar darauf sich selber mitten ins Herz» (Salis 1953, S. 239). Die Einheitlichkeit der Darstellung ist so groß und die dramatische Bündigkeit von solch zwingender narrativer Kraft, «daß die Wiedergabe eines Gegners völlig entbehrlich erscheint» (Schober 1951, S. 57). Wo das zweite Monument Attalos I., das Schlachtendenkmal, stand, ist selbst in Spuren nicht mehr feststellbar (Schober 1951, S. 55–57).
352 Die Pausanias-Stelle lautet: «Von diesem Onatas stammt in Pergamon ein bronzener Apollon, ein ganz besonderes Wunderwerk an Größe und Ausführung» (Meyer, Pausanias, S. 425).
132 – Exkurs II Altäre. altaria ist “Brandstätte”, erhabener Opfertisch353 im Gegensatz zum bothros, der Opfergrube. Der Zeus geweihte Altar von Pergamon entstand um 180 bis 160 v. Chr. unter Eumenes II. (König von 197 bis 159) zu Ehren der Siege seines Vaters, Attalos I.354 Im 2. Jahrhundert n. Chr. erwähnt der römische Schriftsteller Lucius Ampelius den Pergamonaltar in seinem Realienbuch, Liber Memorialis, im 8. Kapitel über Miracula quae in terris sunt: «Pergamo area marmorea magna, alta pedes quadraginta, cum maximis sculpturis; continet autem gigantomachiam.»355 Das Hauptthema im Sockelfries ist die Gigantomachie, der Kampf der Götter gegen die Riesen, «auf breitester Grundlage und mit einer so großen Figurenzahl, wie das bisher noch niemals versucht worden war. Und freilich war es ein Wagnis kühnster Art; galt es doch das Auge des Beschauers, ohne es zu ermüden zu lassen, an einer endlos scheinenden Kette von Kampfgruppen entlang zu führen. Die schwierige Aufgabe ist mit einer sicheren Meisterschaft gelöst worden; und vielleicht gibt es überhaupt kein zweites Beispiel für einen so mühelos quellenden Reichtum von Nuancen, jedenfalls keines in der griechischen Kunst.»356
353 Von adolere, “verbrennen”, ein Opfer in Dampf aufgehen, auflodern lassen, mit oder ohne flammis. Durch Opfer ehren. → Pauly I, Sp. 279–281. 354 Ein dem Altar gleichzeitiges Werk ist, um 190/180 entstanden, die Nike von Samothrake im Louvre. Vielleicht ein ex-voto im Zusammenhang mit einer gewonnenen Seeschlacht oder als Vergegenwärtigung als Schutzgöttin vor Schiffbruch. → Knell 1995. 355 Zit. nach Wittlin 1952, S. 684: «In Pergamon befindet sich ein großer Altar aus Marmor, vierzig Fuß hoch, mit sehr großen Skulpturen; er umfaßt einen Gigantenkampf.» Das continet (continere: auch “verbindend zusammenhalten”) könnte möglicherweise auf den “umfaßenden” Fries anspielen. – Grundlegend: Rohde 1982;, zum Altar: S. 60–127. – Über Altarsituationen allg.: Vitruv/Fensterbusch, S. 201. 356 Salis 1953, S. 233. – Die beste neuere Übersicht für die Kunst von Pergamon: → Schober 1951. Hier auch eine Diskussion zu den Ursprüngen der monumentalen Bauform des Altars: S. 162.
Chronologie einiger Triumphund Ehrenbogen
27 v. Chr.
RIMINI. Augustusbogen: Ausgang oder Ziel der fertiggestellten Fernstraße. Ältester der erhaltenen Bogen.
25 v. Chr.
AOSTA. Augustusbogen: Stadtgründung.
25 v. Chr. (um oder kurz vor)
ORANGE. als Stadtgründungsmonument (?). – Abb. in: Laule/ Wischermann 1989,Abb. 231. → Amy 1962.
9/8 v. Chr.
SUSA. Augustusbogen: An der strategischen Paßstraße nach Frankreich (Col de Montgenèvre ins Tal der Durance und in die Provence).
nach 2 n. Chr.
MEDINACELI (Kastilien-León). Ehrenbogen: Inschrift bezog sich auf einen im Jahr 2 n. Chr. verstorbenen Enkel von Kaiser Augustus. «Der Bogen überwölbt keine Straße, sondern flankiert die Heerstraße von Emerita Augusta [Mérida] nach Caesaraugusta [Zaragoza]» (Schomann 1996–1998, Bd. II, S. 170).
vor 14 n. Chr.
CAVAILLON (Vaucluse): Das antike Cabelio. Monumentaltor, wohl unter Augustus entstanden. → Gros 1979, S. 76–82. – Abb. in: Laule/Wischermann 1989, Abb. 103.
35/36 n. Chr.
LEPTIS MAGNA. Bogen des Tiberius: Nur einfache Bogenkonstruktion; der Bogen erinnert an die Pflästerung des cardo unter Proconul C. Rubellius Blandus (35–36 n. Chr.) – Tiberius stammte aus Leptis Magna.
81 n. Chr.
ROM. Titusbogen: Von Domitian errichtet zur Erinnerung an Titus’ Sieg über die Juden 70 n. Chr.
89–104 n. Chr.
ALCANTARA. Brücke mit Bogen über den Tajo, unter Traian errichtet. Der Bogen als Dank an Kaiser und Bauingenieur, der hier begraben liegt. – Vgl. den Pont Flavien bei Saint-Chamas (Bouches-du-Rhône) mit Bogen an beiden Brückenköpfen (Abb. in: Laule/Wischermann 1989, Abb. 256).
Um 110 n. Chr.
CABANES (Valencia). Ehrenbogen: vermutlich unter Traian «zur Demonstration kaiserlicher Macht an der Via Augusta» (Schomann 1996–1998, Bd. III, S. 83) errichtet.
115 n. Chr.
ANCONA. Traiansbogen: Laut Cassius Dio, LXVIII, 29 [S. 874] war für Traian ein Triumphbogen auf dessen Forum in Rom geplant.
134 – Chronologie einiger Triumph-und Ehrenbogen 163 n. Chr. geweiht
TRIPOLI. Bogen des Marcus Aurelius: Haynes 1955, Abb. 14. Text S. 103–104. Von einem Privatmann als Dank an die Kaiser Marcus Aurelius und Lucius Verus errichtet. Weihung unter Proconsul Sergius Cornelius Scipio Salvidienus Orfitus und seinem Legaten Uttedius Marcellus.
203 n. Chr.
ROM. Septimius-Severus-Bogen: auf den Forum romanum errichtet., zu Ehren des Kaisers und seiner Söhne Caracalla und Geta.
312/15 n. Chr.
ROM. Konstantinsbogen: überspannt die via Triumphalis.
203 n. Chr.
LEPTIS MAGNA. Bogen des Septimius Severus: über dem cardo. Rekonstruktion und Abb. des heutigen Zustands: Haynes 1955, Abb. 20 und 2; Details Abb. 3 und 4. «The arch shows signs of having been erected in haste, probably for a visit paid by the emperor Septimius Severus to his birthplace in A. D. 203» (Haynes 1955, S. 73).
109/10 n. Chr. geweiht TRIPOLI. Bogen des Marcus Aurelius: Haynes 1955, Abb. 14. Text S. 103–104. Von Privatmann errichtet als Dank an Marcus Aurelius und Lucius Verus. 109/110 n. Chr.
LEPTIS MAGNA. Traiansbogen: Geweiht unter Proconsul Q. Pomponius Rufus. Einer der letzten Bauten in der Stadt. Erinnert wahrscheinlich insofern an Traian, als dieser Leptis Magna zur Kolonie erhob (Haynes 1955, S. 42). – Zum Bogen: Haynes 1955, S. 92 und Abb. 12.
Nachwort und Dank
Die in den vorhergehenden Notaten chronikalisch erfaßten und beutebezogenen Begebenheiten handeln, neben einigen großen Gestalten der antiken und mittelalterlichen Kriegs- und Militärgeschichte, weitgehend von namenlos gebliebenen Mitspielern im vermeintlich lukrativen Trophäenrausch und -geschäft. Zwar waren sie ihren Feinden im Felde überlegen, doch verwirkten sie, wie jeden unerwarteten Lohn, meist schnell errungene, gierig zusammengeraffte Einnahmen – ob Abfindung oder Preis für eingegangene Lebensgefahren; individuelles Beutegut war schnell gewonnen, verzehrt, verspielt, zerronnen. Doch die Besitznahme von Beute bewirkte wohl auch eine augenblickliche Stillung des im Kampfe aufgestauten Zorns; Schlachtfeldfunde mögen Wut und Angst verebben lassen. Allerdings haben die meisten anonymen Helden mit der Sättigung ihrer plötzlich losgetretenen Raffgier zumindest moralische, vor dem Waffengang beschworene Verpflichtungen verpaßt und verscherzt. Nur in vornherein gelobten Gaben an Götter und Heilige besitzen dargebrachte Beutestücke post festum eine ihnen zugestandene moralische Langzeitwirkung. In Bitt- und Opferhandlungen für einen Sieg oder gar nacktes Überleben vor dem Waffengang erfleht, sind sie jetzt erhört worden; im vollzogenen Dank wissen sich die Spender geborgen und in der schützenden Gegenwart höherer Gewalten und Kräfte aufgehoben. Ex voto-Geschenke an Tempel, Kirchen oder Klöster sicherten zeitlebens und über den Tod hinaus Verbundenheit mit Schutzgöttern und Heiligen. Der Lebensgefahr entronnen, einer von Menschen herbeigerufenen, von Zeitgenossen provozierten und in die Tat umgesetzten Katastrophe ausgewichen, erkämpften die Krieger rauschartige Befriedigung von kurzer Dauer. Als Beute erworbener Besitz – Eigentum, das über keine wahrnehmbaren Wurzeln, gar über eine indivi duell verstandene Inhärenz mit der eigenen Vergangenheit verfügt – setzt sich rasch als fait divers in der individuellen Erinnerung fest, verblaßt und verebbt im kollektiven Gedächtnis. Anders jene Beuten, deren pekuniäre Beträge die Herrscher in außerplanmäßige sowie entsprechend aufwendige Architekturprojekte investierten und auf diese Weise der öffentlichen Wahrnehmung und entsprechenden memoria gewiß sein konnten. In der Antike waren es kostspielige Foren oder Bauten, die an Siege erinnern, wie Säulen und Triumphbogen in der Hauptstadt, Denkmale und Trophäen an strategisch wichtigen und angemessenen Örtlichkeiten; oder es entstanden Gedenkbogen, die zivile und ökonomische Leistungen (Straßen- oder Hafenbau) aus dem ephemeren Augenblick in die anerkennende Unvergänglichkeit gehoben haben. Im Mittelalter nahmen Kirchen oder Klöster ihre Stelle ein. Schon Wilhelm der Eroberer soll auf dem Schlachtfeld von Hastings 1066 eine Battle-Church errichtet
136 – Nachwort und Dank haben.357 Jüngere Beispiele sind die Abbaye de la Victoire bei Senlis, gegründet von Philipp August nach der Schlacht von Bouvines, 1214; heute Ruine. Oder das portugiesische Dominikanerkloster Santa Maria da Vitória in Batalha, das an die 1385 erfolgreiche Schlacht gegen die Kastilianer erinnert. Das Mosteiro de Santa Maria in Alcobaça verdankt seine Entstehung einem Gelöbnis Königs Afonso Henriques
Dank Was die Antike anbetrifft, so erinnere ich mich an Denkanstöße, die von meinem althistorischen Lehrer in Bonn ausgingen, Johannes Straub (1912–1996). Er öffnete mir die Augen für “Rom” und die mittelmeerische Geschichte. Wichtige “mittelalterliche” Wegleitungen und Itinerarempfehlungen erhielt ich in meinen Studien- und Wanderjahren vor allem von der französischen Forschung. Ich denke dabei an den Freund und Mentor Louis Grodecki (1910–1982) sowie an die kürzlich verstorbenen Jacques Heers (1924–2013) und Jaques Le Goff (1924–2014). Diese autobiographischen Umstände erklären, warum ich öfters mir vertraute französische Literatur herangezogen und diese entsprechend zitiert habe. Kaspar von Erffa (Potsdam) danke ich für bibliographische Recherchen. Textil geschichtliche Fragen habe ich mit Mechthild Flury-Lemberg (Bern) diskutiert. Weitere Hinweise auf antike Texte verdanke ich dem Archäologen und Althistoriker Erkinger Schwarzenberg (San Casciano in Val di Pesa). Der Bitte um kritische Lektüre unterzog sich auch diesmal großzügig und erfolgreich Charlotte Lacaze (Paris). Wesentlichen Anteil an der Gestaltung der Texte hatten Jessica Bartz und Kathleen Prüfer (Berlin). Die Erfassung der Burgunderbeute begann 1959 als Auftrag des Bernischen Historischen Museums in Bern, dessen Direktor, Michael Stettler (1913–2003), mich mit der Aufgabe betraute, die Bestände innerhalb von vier Jahren zu sichten und zu veröffentlichen. Die hierzu notwendigen Mittel stellte der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung. Wem ich damals in Bern, Brüssel, Paris und London für Hilfe zu Dank verpflichtet war, habe ich in meinem Vorwort (1963, S. IX–XI) festgehalten.
357
Die Frage erörtert erneut Bouet 2014, S. 146–147.
Bibliographie und Register Bibliographie Abgekürzt zitiert:
Bern 1969 = Katalog der Ausstellung Die Burgunderbeute und Werke Burgundischer Hofkunst. Bernisches Historisches Museum. Bern 1969 Bd. / Bde. = Band, Bände Deuchler 1963 = Florens Deuchler, Die Burgunderbeute. Inventar der Beutestücke aus den Schlachten von Grandson, Murten und Nancy 1476/1477. Einführung von Michael Stettler. Bern 1963 dtv-Atlas = Kinder, Hermann/Hilgemann, Werner, dtv-Atlas Weltgeschichte. Band I: Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution. München 331999 ed(s). = editor(s)/éditeur(s)/editore/i; Herausgeber FgrHist = Jacoby, Felix et al. (Hrsg.), Die Fragmente der griechischen Historiker. Berlin 1923 ff. Grimm = Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm (1854–1971). München 1984 HdA = Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 31986 hrsg. = herausgegeben. Herausgeber JB = Jahrbuch JBHMB = Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums in Bern Karl der Kühne = Katalog Karl der Kühne. Glanz und Untergang des letzten Herzogs von Burgund. Historisches Museum Bern / Bruggemuseum & Groeningemuseum Brügge/Kunsthistorisches Museum Wien. Bern et al. 2009 Koran = Der Koran. Das heilige Buch des Islam. Nach der Übertragung von Ludwig Ullmann neu bearbeitet und erläutert von L. W. Winter. München 1959 Künstlerlexikon/Antike = Vollkommer, Rainer (Hrsg.), Künstlerlexikon der Antike. Hamburg 2007 LCI = Kirschbaum, Engelbert et al. (Hrsg.), Lexikon der christlichen Ikonographie. Freiburg im Breisgau 1994–2004 LThK = Lexikon für Theologie und Kirche (1962). Freiburg 1986 MGG = Blume, Friedrich (Hrsg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Kassel 1949 ff. MGH (SS) = Monumenta Germaniae Historica, Scriptores MMA = The Metropolitan Museum of Art, New York NZZ = Neue Zürcher Zeitung p., pp. = page(s) in fremdsprachigen Zitaten Pauly = Der kleine Pauly. Lexikon der Antike in fünf Bänden. München 1979. – Zitate aus sowie Hinweise auf Pauly-Wissowa (R[eal]E[nzyklopädie], 1893–1972; Supplemente bis 1973) sind entsprechend vermerkt. Pauly/Atlas = Wittke, Anne-Maria/Olshausen, Eckart/Szydlak, Richard (Hrsg.), Historischer Atlas der antiken Welt. Stuttgart/Weimar 2012 Ploetz = Der große Ploetz. Die Enzyklopädie der Weltgeschichte. Göttingen / Freiburg 352008 RDK = Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Sp. = Spalte TCI, Possedimenti = Guida del Touring Club Italiano, Possedimenti e Colonie. Mailand 1929
138 – Bibliographie und Register TLS = Times Literary Supplement Wörterbuch der Antike = Wörterbuch der Antike mit Berücksichtigung ihres Fortwirkens. In Verbindung mit Ernst Bux und Wilhelm Schöne verfaßt von Hans Lamer. Stuttgart 31950
Zitierte antike Autoren und Texte – 139
Zitierte antike Autoren und Texte Aischylos, Die Tragödien und Fragmente. Auf Grundlage der Übersetzung v. Johann Gustav Droysen bearbeitet, eingeleitet u. teilweise neu übersetzt v. Franz Stoessl. Zürich 1952 Alexanderroman/Thiel (Werk eines unbekannten Autors, 3. Jh. n. Chr.). Leben und Taten Alexanders von Makedonien. Der Griechische Alexanderroman nach der Handschrift L. Hrsg. u. übersetzt v. Helmut van Thiel. Darmstadt 1974 (Texte zur Forschung, Band 13) Appianos, → Pauly I, Sp. 463–465, mit Verzeichnis der Ausgaben. – Appian, The Civil Wars. Hrsg. v. John Carter. London 1996 Augustus, Res gestae/Tatenbericht. Lateinisch/ Griechisch/Deutsch. Übersetzt, kom mentiert u. hrsg. v. Marion Giebel. Stuttgart 32005 Caesar, Gaius Iulius, De bello Gallico/Der Gallische Krieg. Lateinisch/Deutsch. Übersetzt u. hrsg. v. Marieluise Deißmann. Bibliographisch ergänzte Ausgabe. Stuttgart 2 2004 Cicero, De legibus. Hrsg. u. übersetzt v. Ziegler, Karl-Heinz. Heidelberg 21950 Cicero, Vom Gemeinwesen/De re publica. Hrsg. v. Karl Büchner. Zürich/Stuttgart 1952 Cicero, De officiis/Vom pflichtgemäßen Handeln. Hrsg. v. Heinz Gunermann. Stuttgart 1976 Curtius Rufus, Historiae Alexandri Magni/ Geschichte Alexanders des Großen, hrsg. und [neu] übersetzt von Felicitas OlefKrafft u. Peter Kafft. Stuttgart 2014 Dio, Cassius, Römische Geschichte. Übersetzung v. Leonhard Tafel [1831], Bearbeitung v. Lenelotte Möller. Wiesbaden 2012 Florus, Publius Annius, Epitome rerum romanorum. Amsterdam 1674. Zitate nach dieser Ausgabe. – Deutsche Übersetzung v. Günter Laser, Darmstadt 2005. Gellius, Aulus, Noctes Atticae (Attische Nächte). → Pauly II, Sp. 727–728.
Herodot, Griechische Geschichte. Köln o. J., ungenannter Übersetzer. – Ausgezeichnete zweisprachige u. mehrbändige Ausgabe v. Philippe-Ernest Legrand, Héro dote. («Les Belles Lettres»). Paris 1932– 1953. – Jüngere Ausgabe: Historien, hrsg. v. Joseph Feix. Zürich 2000. – Hilfreich: W. W. How/J. Wells, A Commentary on Herodotus. 2 Bde (I: Bücher I–IV; II: Bücher V–IX). Oxford 31936. Josephus, Flavius, Der jüdische Krieg/De bello Judaico. München 1974. – Goldmann Klassiker, Band 110. Übersetzung von H. M. Endres. Iuvenalis, Decimus Iunius, Giovenale, Satire, lat./ital., hrsg., übersetzt u. annotiert v. Ettore Barelli (Biblioteca Universale Rizzoli). Mailand 1960 Livius, Titus, Ab urbe condita/Römische Geschichte, hrsg. v. Hans Jürgen Hillen. Zürich 1991 ff. (zit. als Geschichte) Livius, Titus, Der Untergang des Makedonischen Reiches (Teil der Römische Geschichte, Buch 39–45). Eingeleitet, übersetzt u. erläutert v. Hans Jürgen Hillen. Mit einem Nachwort v. Olof Gigon. Zürich/München 1972; (Zitate mit Seitenangaben aus den Büchern 39–45 nach dieser Ausgabe). Lucretius, De rerum natura. With an English Translation by W. H. D. Rouse. London/ New York 1924 (The Loeb Classical Library) Mela, Pomponius, Kreuzfahrt durch die Alte Welt [De chorographia libri tres]. Zweisprachige Ausgabe hrsg. von Kai Brodersen. Darmstadt 1994 Pausanias, Beschreibung Griechenlands. Neu übersetzt, mit einer Einleitung u. erklärenden Anm. versehen von Ernst Meyer. Zürich 1954 Philostratos, Εικονεs/Die Bilder. Griechischdeutsch nach Vorarbeiten v. Ernst Kalinka hrsg., übersetzt u. erläutert von Otto Schönberger. München 1968
140 – Bibliographie und Register Plutarch, Vitae parallelae. Alle Zitate nach: Große Griechen und Römer I–VI. Übersetzt u. mit Anm. versehen von Konrad Ziegler u. Walter Wuhrmann (Bibliothek der Alten Welt). Mannheim 32010. – Band I mit einer Einführung von Konrat Ziegler u. Hans Jürgen Hillen. – Die Band- u. Seitenangaben nach den Zitaten in [ ] beziehen sich auf Übersetzungen dieser Ausgabe. Plutarch, Moralphilosophische Schriften. Ausgewählt, übersetzt u. hrsg. von Hans-Josef Klauck. Stuttgart 1997 Polybios, Geschichte. Gesamtausgabe in zwei Bänden. Eingeleitet u. übertragen von Hans Drexler. Zürich/Stuttgart 1961/1963. Zitate nach dieser Ausgabe; [ ] in eckigen Klammern die entsprechenden Seitenzahlen der Übersetzung; die Bände sind durchgehend paginiert. → Frank William Walbank, A Historical Commentary on Polybius. Oxford 1957. → Polybe, Histoire (1970). Paris 2003. Vorwort von François Hartog eingeleitet, übersetzt u. erläutert von Denis Roussel. – → Gibson / Harrison 2013. → Christopher Smith/Liv Mariah Yarrow, eds., Imperialism, Cultural Politics, and Polybius. Oxford 2012 Seneca, Lucius Annaeus, Philosophische Schriften, hrsg. von Manfred Rosenbach, 5 Bände. Darmstadt 21987 Seneca, Lucius Annaeus, Von der Gelassenheit [De tranquillitate animi]. Übersetzt von Bernhard Zimmermann. München 32012. – Vgl. Seneca, ed. Rosenbach, Bd. II, S. 104.
Suetonius, Gaius S. Tranquillus, Leben der Caesaren. Übersetzt u. hrsg. von André Lambert, (Rowohlts Klassiker der Literatur und Wissenschaft, Bde. 76, 77, 78). Hamburg 1960. – Gleiche Ausgabe ebenfalls in der dtv-Bibliothek. München 1972. Tacitus, Cornelius, Germania. Lateinisch u. Deutsch, übertragen u. erläutert von Arno Mauersberger. Wiesbaden o. J. (1. Ausgabe Leipzig 1942) Tacitus, Cornelius, Historiae. Hrsg. von Heinz Heubner, 3 Bde. Heidelberg 1963– 1968 Tacitus, Cornelius, Annalen. Lateinisch und deutsch. Eingeleitet, übersetzt u. kommentiert von Alfons Städele. 3 Bde. Darmstadt 2011. – Zitate nach dieser Ausgabe. Theokritos, Idyllen. Übersetzt u. erläutert von Friedrich Zimmermann. Stuttgart 1859 Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges. Übertragen von Theodor Braun. 2 Bde. Leipzig 1917 u. weitere Auflagen Vitruv, Vitruvii de architectura libri decem/Vitruv zehn Bücher über Architektur. Übersetzt u. mit Anmerkungen versehen von Curt Fensterbusch. Darmstadt 1976. Nach dieser Ausgabe die Zitate. Vitruv, Baukunst. Aus der römischen Urschrift übersetzt von August Rode, 2 Bde. Leipzig 1796. Neu hrsg. von Beat Wyss. Zürich/München 1987 Xenophon, Anabasis. Übersetzt von Helmuth Vreska. Ditzingen 1999
Zitierte mittelalterliche, byzantinische und Renaissance-Literatur – 141
Zitierte mittelalterliche, byzantinische und Renaissance-Literatur Anna Comnena / Comnène, Anne, Alexiade. Règne de l’empereur Alexis I Comnène (1081–1118). Hrsg. u. übersetzt von Bernard Leib, 3 Bde. Paris 1937(I), 1943 (II), 1945 (III) nach denen zit. wird. – Deutsche Ausgabe: Dieter Roderich Reinsch / Athanasios Kambylis (Hrsg.), Annae Comnendae Alexias. Berlin 2001 Anonymi Gesta Francorum et Aliorum Hierosolimitorum unter dem Titel Histoire anonyme de la Première Croisade, hrsg. von Louis Bréhier. Paris 1924 Barbaro, Nicolò, Giornale dell’Assedio di Costantinopoli (hrsg. von Enrico Cornet). Wien 1856. – Englische Ausgabe hrsg. von John Melville-Jones. New York 1969 Blarru, Pierre de, La Nancéide. éd. Ferdinand Schütz. 2 vol. Nancy 1840 Chanson de Roland, La. Edition de Pierre Jonin. Paris 1979 Choniates, Niketas, → Grabler 1958 Christine de Pizan, Das Buch von der Stadt der Frauen. Aus dem Mittelfranzösischen übertragen, mit einem Kommentar u. einer Einleitung versehen von Margarete Zimmermann (1987). München 31990 – Titel der Originalausgabe: Le Livre de la Cité des Dames. Paris 1405 Collenuccio, Pandolfo, Compendio delle historie del regno di Napoli. Venezia 1543 Commynes, Philippe de, Mémoires, Zitate nach der Ausgabe von Pauphilet/Pognon 1952, S. 951–1450 Einhard, Vita Karolie Magni/Das Leben Karls des Großen. Lateinisch/Deutsch. Übersetzung, Anm. u. Nachwort von Evelyn Scherabon Firchow (1968). Bibliographisch ergänzte Ausgabe. Stuttgart 2010 Eustathios, Geschichte der Eroberung Thessalonikes durch die Normannen, → Anm. 202 Faral, Edmond, Villehardouin, La Conquête de Constantinople, 2 vol. Paris 1938 Friedrich II., in zeitgenössischen Berichten: → Heinisch 1994
Froissart, Chroniques, éd. Luce / Raynaud / Mirot. 15 vol. Paris 1869–1975 Gattinara, Mercurino Arborio di, Historia vitae et gestorum per dominum magnum cancellarium Mercurio Arborio di Gattinara (Hrsg. C. Bornate). Turin 1915 Gesta Romanorum. Lateinisch / Deutsch. Ausgewählt, übersetzt und hrsg. von Rainer Nickel. Stuttgart 22003. – Die klassische Ausgabe der Gesta ist diejenige von Hermann Oesterley (Berlin 1872); Reprint Hildesheim 21980 Grabler, Franz (Hrsg.), Die Kreuzfahrer erobern Konstantinopel. Graz/Wien 1958. Die Regierungszeit der Kaiser Alexios Angelos, Isaak Angelos und Alexios Dukas, die Schicksale der Stadt nach der Einnahme sowie das Buch von den Bildsäulen (1195–1206) aus dem Geschichtswerk des Niketas Choniates. Mit einem Anhang: Nikolaos Mesarites, Die Palastrevolution des Johannes Komnenos. Grotius, Hugo, De Iure praedae. Commemntarius. Ex Auctoris Codice descripsit et vulgavit H. G. Hamaker. Den Haag 1868; zit als: Hamaker 1868. – (Deutsche Übersetzung ohne weitere Angaben. S. l. 1919) Gunther von Pairis, Die Geschichte der Eroberung von Konstantinopel [1204]. Übersetzt u. erläutert von Erwin Assmann. (Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, Band 101). Köln / Graz 1956 Isidorus von Sevilla, Etymologiae. Hier benutzt die zweisprachige Ausgabe von José Oroz Reta u. Manuel A. Marcos Casquero, San Isidoro de Sevilla, Etimologias (2 Bde., Biblioteca de Autores Cristianos, 433 und 434). Madrid 1983. – Enthält sorgfältig gearbeitete Indices (II, S. 529 bis 614) Machiavelli, Niccolò, Il Principe (verfaßt 1513) Machiavelli, Niccolò, Dell’arte della guerra. 1521 Paulus Diaconus, Historia gentis Langobardorum/Geschichte der Langobarden. Hrsg.
142 – Bibliographie und Register u. übersetzt von Wolfgang F. Schwarz. Tyrus, Wilhelm von, Historia rerum in partiDarmstadt 2009 bus transmarinis gestarum (um 1170 gePsellos, Michael, Fourteen Byzantine Rulers. schrieben) The Chronographia of Michael Psellus. Vasari, Giorgio, Le Vite. hrsg. von Gaetano Translated, with an Introduction, by E. R. Milanesi. Florenz 1973 A Sewter (Penguin Classics). Harmonds- Villehardouin, Geoffroy, La conquête de Conworth 1966 stantinople. In: Pauphilet/Pognon 1952, Robert de Clari, La conquête de ConstantiS. 97–202. – Siehe auch: Faral 1938. nople. In: Pauphilet/Pognon 1952, S. 17–91
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Zitierte und weiterführende Forschungsliteratur – 143
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Personenregister. Personenbezüge – 157
Personenregister. Personenbezüge Regierungs- und Amtszeiten werden mit von und bis ausgeschrieben. Die Orthographie der antiken Namen nach Pauly. Für das Altertum sei auf das ausgezeichnete Register von Lenelotte Möller in: Cassio Dio, Rö mische Geschichte. Wiesbaden 2012, S. 1019–1088 hingewiesen. A Adelheid von Burgund, deutsche Kaiserin (931–999). Gattin Otto I. Führte die Regentschaft für ihren Sohn Otto II. und für ihren Enkel Otto III. Förderte die cluniazensische Reform und gründete zahlreiche Klöster. → Otto I., Otto II. u. Otto III. Adrastos, Heros in Argos. → Sieben gegen Theben. – Pauly I, Sp. 75–76. Aemilius Paulus (Macedonicus), röm. Consul 219 und 216. Warnte seinen draufgängerischen Kollegen Varro vergeblich, bei Cannae Hannibal eine Schlacht zu liefern. Sieger von Pydna. Pauly I, Sp. 92–93 [22]; 35, 56, 123. Afonso Henriques (1114–1185), König Portugals; 138. Agathokles, Tyrann von Syrakus (um 360 v. Chr. geb.). Unternahm, von Karthago bedrängt, 310–307 eine Invasion Nordafrikas, um das Übel an der Wurzel zu beseitigen und besiegte die Karthager; das Belagerungsheer vor Syrakus wurde 309 aufgerieben. → Pauly I, Sp. 118 [2]–119. – Agathokles war für Machivelli ein abschreckende Paradeexempel (cap. VIII: De his qui per scelera ad principatum per venere). Ein Gegenbeispiel ist für ihn Nabis von Sparta (cap. IX). Agesilaos, von 401 bis 361 v. Chr. König von Sparta. Führte 396–394 eine Expedition im kleinasiatischen Küstenland gegen die Perser und befreite die ionischen Städte. Agrippina Vipsania (14 v. Chr.–33 n. Chr.), Witwe des Germanicus. Verfasserin von Memoiren, die auf Tacitus und Sueton einwirkten und das dunkle Bild des Tiberius begründeten: Vipsania Agrippina war dem Kaiser, mit dem sie 16–12 v. Chr. verheiratet war, höchst abgeneigt.
Aias, Führer der Salaminier vor Troia (Ilias II, 557). Aidoneus (= Hades). Aineias (Aeneas), Ahnherr des röm. Volkes. In Vergils Aeneis werden seine Irrfahrten und Kämpfe geschildert; 6. Aineias Taktikos (Tacticus), der älteste überlieferte Militärschriftsteller des 4. Jahrhunderts v. Chr. (um 360). → Whitehead 2002. → Pauly I, Sp. 175 [2]. Aischylos (525–456), griech. Tragödiendichter. Ihm wird auch die Einführung des zweiten Schauspielers zugeschrieben, womit die Voraussetzungen für den Dialog geschaffen waren; 3, 20, 22. Alarich (geb. um 370), Feldherr in röm. Diensten, König der Westgoten von 390 bis 410. Im Fluß Busento bei Cosenza in Süditalien bestattet. → Elbern 2012, S. 27– 28. → Kulikowski 2009; 63, 64. Alexander der Große (356–323 v. Chr.), → Pauly I, Sp. 247–249. – Elbern 2012, S. 29–34. – Zur literarischen Überlieferung: Frenzel ²1963, S. 26–29. → Alexan derroman/Thiel. – Zur Visualisierung der Feldzüge: Pauly/Atlas, S. 113. – Zur “Göttlichkeit” Alexanders, → Balsdon 1978; 15, 26, 112. Alexios III., byzant. Kaiser von 1195–1203. Starb 1210 als Gefangener seines Schwiegersohnes Theodor Laskaris in Nikaia in Bithynien ( → Pauly/Atlas, S. 247 [E2]); 76. Alkibiades, athenischer Flottenkomandant und Feldherr in Sizilien. Rückkehr nach Athen 408 v. Chr. Plutarch schreibt: «Längst schon fühlte Alkibiades das Verlangen, die Heimat wiederzusehen, und mehr noch den Wunsch, von den Mitbürgern gesehen zu werden, nachdem er so viele Siege über den Feind davongetragen
158 – Bibliographie und Register hatte. So stach er in See mit den attischen Trieren, die ringsherum mit vielen Schilden und anderen Beutestücken ausgeschmückt waren, viele erbeutete Trieren führte er mit, und noch größer war die Zahl der verzierten Schnäbel von ihm besiegter und zerstörter Schiffe, die er mitbrachte. Von beiden Arten zusammen waren es nicht weniger als zweihundert» (Plutarch, Alkibiades 32 [II, S. 384]); 7. Ammianus Marcellinus (um 330/332–um 400), röm. Chronist, gebürtig aus Antiocheia in Syrien. Autor der Res gestae, anknüpfend an die Annalen des Tacitus; das letzte große Geschichtswerk der Antike. Amphiktyonen. → Pauly I, Sp. 311–313. 26, 31, 124. Anna Komnene (Kommena, 1083–um 1154), byzant. Prinzessin, Autorin von Alexias, Geschichtswerk für die Zeit von 1069 bis 1118. – Für ein Lebensbild: Diehl 1956, S. 281–307. Annius, Milo. → Pauly I, Sp. 361 [16]. Von Cicero nach einer Rauferei verteidigt: Exil in Massilia (52 v. Chr.). Antenor (um 530–480 v. Chr.), griech. Bildhauer; 23. Antias, Valerius (Mitte 1. Jh. n. Chr.), Autor einer weitgehend verlorengegangenen, doch in der Antike vielfach gelesenen und oft zitierten röm. Geschichte; 4, 58. Antigonos, Feldherr unter Alexander. Fiel 301 v. Chr. 80jährig in der Schlacht bei Ipsos. → Pauly I, Sp. 380–381; 28. Antigonos Gonatas, Enkel des vorherigen, Feldherr, unterlag Pyrrhos. Starb. 239. → Pauly I, Sp. 381–382; 28. Antiochos III. der Große, seleukidischer König (geb. 243/42; regierte von 223 bis 187). → Elbern 2012, S. 37–38; 28 Antipatros (um 400–319), Reichsverweser unter Alexander dem Großen; Feldherr. → Pauly I, Sp. 394 [1]; 33. Antonius, Marcus (82–30 v. Chr.), Anhänger Caesars, 31 bei Aktion (Actium) besiegt. Selbstmord (mit Kleopatra); 47, 48, 49. Apollodoros von Damaskus (um 65–um 125 n. Chr.), syrisch-griechischer Architekt,
Bauingenieur und Schriftsteller unter Traian. Erbauer der Donaubrücke bei Debrecen, 102–105 ( → Settis 1988, S. 437). – Fiel nach Meinungsverschiedenheiten in Ungnade, wurde von Traian aus Rom verbannt und später hingerichtet (Cassius Dio, LXIX, 4–6); 125. Appianos (um 95– um 165), aus Alexandreia, schrieb in Rom unter Hadrian eine griechisch verfaßte röm. Geschichte, nach Völkern und Landschaften geordnet (Ro maiká), und die Bürgerkriege nach dem Tode Caesars. → Gabba 1956; 37. Apuleius, Anwalt und Dichter in Rom, um 124 n. Chr. geb.; in Karthago und Rom ausgebildet. Archidamos. → Pauly I, Sp. 506 [1]. Archimedes (287–212 v. Chr.), aus Syrakus. Griechischer Mathematiker, Physiker und Mechaniker. Erstmals von Johann Christoph Sturm 1667 ins Deutsche übersetzt; 6. Archytas von Tarent (1. H. 4. Jh. v. Chr.), Philosoph und Freund Platos. → Pauly I, Sp. 520–521, 116. Ares, griech. Kriegsgott, personifiziert das Schlachtengetümmel (Ilias II, 13, 627; XVII, 490, 21). Aristeides (530–468), athenischer Staatsmann. → Plutarch I, S. 311–346; 22, 23, 24, 33. Aristonikos, unehelicher Sohn des Attalos II. von Pergamon. → Pauly I, Sp. 572–573 [3]. Arminius. 49, 50. Arnolfini, Giovanni (um 1400–1472), Kaufmann aus Lucca, in Flandern tätig. Arsakes (214–196 v. Chr.), Begründer der parthischen Dynastie der Arsakiden in Persien; mehrere erfolgreiche Schlachten gegen die Römer. Ihr letzter Vertreter ist Artaban V. (von 212 bis 224). – Das Erbe der Arsakiden übernehmen die Sassaniden. Artaxerxes II. (regierte seit 404 bis 358), persischer Großkönig, Bruder des jüng. Kyros, der 401 bei Kunaxa fällt. Artemisia II., Schwester und Frau des Mausolos II. (377–353 v. Chr.), Satraps von
Personenregister. Personenbezüge – 159 Karien. Nach seinem Tod übernahm sie die Herrschaft, eroberte Rhodos und vollendete das Mausoleum in Halikarnassos. – Christine de Pizan widmet ihr und diesen Ereignissen ein eigenes Kapitel in ihrer Cité des Dames (1405); in der zit. deutschen Übertragung von 1990, S. 86–88. Athenion, aus Kilikien. Als Sklave Gutsverwalter in der Gegend von Segesta und Lilybaeum. Organisierte den zweiten Sklavenaufstand in Sizilien 104–100 v. Chr. → Pauly I, Sp. 704 [2]. → Brockmeyer 1979, S. 174 für den Zusammenhang, 116. Attalos I. Soter (269–197), Erhielt 241 die Herrschaft über Pergamon. Seine Siege feierte er in markanten Bildhauerwerken (u. a. Gallierdenkmal: Sterbender Gallier, Gallier und sein Weib (sogenannte Galliergruppe Slg. Ludovisi, röm. Kopie, heute im Thermenmuseum, Rom; das Original um 230 v. Chr. fertiggestellt). Rekonstruktion bei Schober 1951, Abb. 20– 21). – Pergamonaltar: Zeus geweiht; zur Verherrlichung seines Sieges über die Galater; unter seinem Sohn Eumenes weitergebaut (Berlin). → Schober 1951 (Stammbaum, S. 29). – Siehe Pauly/Atlas, S. 125. Attalos II., König Pergamons von 159 bis 138 v. Chr., 130 Atticus, T. Pomponius Atticus (109–32 v. Chr.). Freund Ciceros, Verfasser historischer Werke. Als Verleger brachte er die hervorragendsten Autoren seiner Zeit auf den Markt. «Seine geübten Sklaven stellten die Abschriften serienweise her» (Hiltbrunner 1946, S.77). → Pauly IV, Sp. 1034–1035 [4] (Pomponius Atticus). Attila (434–452), Hunnenkönig. → Elbern 2012, S. 43–44. Augustus, Gaius Iulius Caesar Octavianus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.), röm. Kaiser von 27 v. Chr. bis 14 n. Chr. Adoptivsohn Caesars. Verband sich 43 mit Antonius und Lepidus zum 2. Triumvirat; seit der Schlacht bei Actium (31) Alleinherrscher. Erster röm. Kaiser mit dem Titel Caesar Au gustus. → Kreikenbom et al. 2008. – Zur Ausdehnung seines Reiches: dtv-Atlas I, S. 94; 7, 11, 19, 47, 48, 49, 50, 54, 113.
Aurelianus, L. Domitius, röm. Kaiser von 270 bis 275. Kämpfte an mehreren Fronten, besiegte im Osten die Königin → Zenobia 272 vor Emesa (Pauly/Atlas, S. 221 [C2]). – Zum Schutz gegen die Barbareneinfälle ließ er Rom mit der 19 km langen Aureliansmauer befestigen. Auf einem Feldzug wurde er ermordet. → Pauly I, Sp. 761 [4]–763. B Balduin I. (1058–1118), 1100 König von Jerusalem. Gründete nach dem 1. Kreuzzug in Edessa ein eigenes Fürstentum; 69, 71. Balduin II. (gest. 1131), König von Jerusalem. Balduin (Baudouin) (1171–1206), Graf von Flandern. Kaiser in Konstantinopel; 74, 77. Barbaro, Nicolò (1420–1494), venezianischer Patrizier, Schiffsarzt 1454 im belagerten Konstantinopel; 84. Bardylis (Bardulis), König der Illyrer; fiel 358 im Guerilla-Kampf gegen Philipp II. von Makedonien. Daher von Cicero als “Räuber” apostrophiert; 9. Belisarios (um 505–565 n. Chr.), Feldherr Iustinians. Besiegte und zerstörte das Vandalenreich in Nordafrika und überwand den Gotenkönig Vitiges in Italien; eroberte Rom 536; 65. Berlichingen, → Götz von Berlichingen Bibars, ägyptischer Sultan, als Sklave geboren; starb 1277; 71. Blarru, Pierre de (1437–1508), franz. Dichter, Ratgeber des Herzogs René II. von Lothringen. Bohemund I. (1051/52–1111), Herzog von Tarent seit 1058. Sohn des Robert Guiscard. Teilnahme am 1. Kreuzzug. Boreas, der Nordwind, hauste in Thrakien, wohin er Oreithya, Tochter des Königs Erechtheus von Athen, entführte. Die Athener verehrten ihn besonders, seit er 492 v. Chr. der Perserflotte Schaden zugefügt hatte. Brasidas, spartan. Feldherr, wirkte 421 v. Chr. am Nikiasfrieden mit. Siegte über die Athener bei Amphipolis 422.
160 – Bibliographie und Register Brisëis, die schöne Sklavin, als Beute Achilleus zugesagt, von Agamemnon weggenommen; Eingangsmotiv der Ilias: → Frenzel 21963, S. 4–7; 3. Brito → Guillaume le Breton Bubenberg, Adrian von (um 1431–1479), berner Ritter. Als Freund Burgunds suchte er Berns Bruch mit Karl dem Kühnen zu verhindern, wurde aber durch die französische Partei (→ Wilhelm von Diesbach) aus dem Rat verstossen und verbannt. Er stellte sich jedoch im Krieg Bern zur Verfügung und verteidigte die Stadt Murten (9.–22 Juni 1476) erfolgreich und vereitelte den burgundischen Zugriff; so ermöglichte er den Feldsieg der Eidgenossen. Bupalos, griechischer Bildhauer und Architekt, 2. Hälfte 6. Jh. Aus einer BildhauerFamilie von Chios. Werke sind nur literarisch überliefert. C Caepio, Quintus Servilius (um 150 geb.), röm. Militärtribun, 109 Praetor in Hispania, 108/109 Triumph über die Lusitanier. Pomponius Mela sah auf seiner Seereise an der Küste von Hasta (Mesa de Asta; Pauly/ Atlas, S. 149 [B4]) einen Altar und einen Tempel der Hera, im Meer selbst das Denkmal [monumentum] des Caepio, eher auf einer Klippe [scopulo] als auf einer Insel gelegen (Pomponius Mela, III, 4, S. 142/43). Caesar, Gaius Iulius (100–44 v. Chr.), röm. Staatsmann, Feldherr, dictator auf Lebenszeit und Schriftsteller. → Elbern 2012, S. 49–53. – Zur literarischen Überlieferung: → Frenzel 21963, S. 94–98. – Noch Montaigne setzt sich ausführlich mit Caesars Kriegsführung auseinander: Observations sur les moyens de faire la guerre de Julius Caesar (Essais, chapitre XXXIV; Pléiade, S. 822–831); 8, 42–47, 54, 59, 96, 118. Caligula, Beiname des Gaius Caesar (12–41 n. Chr.). Kaiser seit 37; 7. Camillus, Furius, röm. Feldherr → Plutarch I, S. 431–478; 2.
Caracalla, Marcus Aurelius Antoninus, röm. Kaiser 211–217 n. Chr. – Verschwenderische Prachtliebe (Bau der Thermen in Rom) sowie reiche Spenden an die Soldaten führten zu Steuererhöhungen und Münzverschlechterung. – Wahnsinniger Ehrgeiz – Nachahmung Alexanders des Großen – und Grausamkeit definierten des Kaisers Charakter. Cassius Dio (150/55–235), röm. Historiker der Kaiserzeit; → Pauly I, Sp. 1076–1077 [4]; 4. Cato der Ältere (234–149 v. Chr.). Seine ihm zugeschriebene Mahnung: Ceterum cen seo Carthaginem esse delendam ist historisch nicht gesichert und erst bei Plutarch zitiert (I, 380–381). Censorinus, röm. Grammatiker. → Zeiteinteilung. – Pauly I, Sp. 1106–1107 [4]. Cervantes Saavedra, Miguel de (1547–1616), spanischer Dichter. Begleitete den späteren Kardinal Aquaviva nach Italien, wurde 1571 bei Lepanto an der linken Hand verstümmelt. 1575 von algerischen Seeräubern gefangen genommen und 1580 durch den → Trinitarierorden freigekauft. Don Quijote (1. Teil 1605, 2. Teil 1615), Die No velas ejemplares wurden 1613 veröffentlicht. → Strosetzki 1991 u. 2005; 104. Chares, athenischer General zur Zeit Philipps und Alexanders, Feldherr bei Chaironeia; Söldnerführer in persischen Diensten (→ Pauly I, Sp. 1131 [1]. → Parke 1933. Chlodwig I. (Clovis) (um 466–511), fränkischer König. Schlug Syagrius 486 bei Soissons. Choniates, Niketas (um 1155–1214/16), byzant. Staatsmann, kaiserlicher Beamter und Chronist. → Hellenkemper 1984, S. 69–70; 75. Christina von Schweden (1626–1689), 2. Toch ter von Gustaf II. Adolf; Königin 1632– 1654. Christine de Pizan (1365–1430), französische Dichterin. → Pernoud 1982; 5. Christus. → Christus-Reliquien, → Tunika Christi, → Grabtuch Christi, → Kreuzreliquien; 75. Chrysëis, Tochter des Apollopriesters Chryses aus Lesbos. Wurde gleich → Briseis
Personenregister. Personenbezüge – 161 Kriegsgefangene des Achilles und fiel bei der Teilung der Beute Agamemnon zu. Durch Apollos Rache genötigt, mußte sie Agamemnon dem Vater zurückgeben und nahm dafür dem Achilles die Briseis weg, was den “Zorn” des letzteren erregte (Homer, Ilias, 1. Buch); 3. Chryses, Priester des Apollon auf der Insel Tenedos, der seine kriegsgefangene Tochter erst nach einer von Apollon gesandten Pest von den Achaiern zurückerhält (Ilias). Eine andere Überlieferung besagt, daß Chryses die ihm zurückgebrachte Tochter aus Dankbarkeit an Agamemnon zurückschickt und den Achaiern weitere Dienste leistet. Chrysippos aus Soloi in Kilikien (281/77– 208/04), stoischer Philosoph ( → Pauly, I, Sp. 1168–1170). Cicero, Marcus Tullius (106–43 v. Chr.), röm. Redner und Schriftsteller. → Becatti 1951, S.73–106; Giebel 22013. – Gute Zusammenfassung der literarischen Leistung bei Hiltbrunner 1946, S. 116–118. – Siehe auch: bellum iustum und → Keller 2012. 2, 4, 7–10, 35, 37–38, 42, 46, 57. Clari, Robert de (um 1170–nach 1216). Chronist des vierten Kreuzzugs; 71, 74, 75. Claudius Marcellus, Marcus. Er brachte als Eroberer von Syrakus (212 v. Chr.) griechische Kunstschätze als Beute nach Rom und regte die Sammelleidenschaft der Römer an. → Plutarch, Marcellus (III [S. 302 bis 340]); 57–58, 116. Claudius, röm. Kaiser von 41 bis 56. Vater Neros; 115, 116. Commodus, röm. Kaiser von 180 bis 192. Commynes, Philippe de (1447–1511), franz. Diplomat, Historiker, Chronist. Berater von Louis XI und Charles VIII. – Zitate nach Pauphilet/Pognon 1952; 88–89, 91, 95. Constantin, Flavius Constantinus der Grosse, (geb. um 280/85), röm. Kaiser von 306 bis 337. → Elbern 2012, S. 55–58. – 312 Sieg über Maxentius an der Milvischen Brücke (Stiftung des Konstantinsbogen in Rom; 315 vollendet). – 313 Mailänder Toleran-
zedikt (Anerkennung des Christentums als Religion). – 330 Konstantinopel als neue Reichshauptstadt eingeweiht. Coppo di Marcovaldo (um 1225–um 1276), wohl aus Florenz stammender Maler. 1260/1261 in Siena; 83. Coriolanus, Gaius Marcius. → Plutarch [II, 301–345]. Sagenhafter Held der frühröm. Geschichte. Eroberte 493 Corioli (nicht lokalisierbar. → Pauly I, Sp. 1306. –Wegen seiner aristokratischen, volksfeindlichen Haltung aus Rom verbannt, wiegelte Coriolanus die Volsker zum Kampf gegen seine Vaterstadt auf. Er ließ sich aber durch Bitten seiner Mutter Veturia und seiner Gattin Volumnia von der Eroberung Roms abhalten und wurde daraufhin vom Volsker Attilus getötet. Cornelius Cossus, → Pauly I, Sp.1309 [17]; 57. Crassus, Marcus Licinius (115/114 geb.), röm. Consul, der den Sklavenkrieg beendete: → Plutarch, Crassus [II, S. 243–291]. Criton, Arzt im Dienste Traians; begleitete den Kaiser nach Dakien; 51. Curtius Rufus, lat. Autor der Kaiserzeit, Verfasser der einzigen erhaltenen lat. Alexandermonographie; lückenhaft überliefert. D Dandolo, Enrico (1107–1205), Doge Venedigs z. Zt. des Vierten Kreuzzuges; 74, 75. Dareios I., der Große, Perserkönig (regierte von 521 bis 485). Unterlag den Griechen bei Marathon, 490 v. Chr. Anm. 67, 74 Dareios III., Perserkönig. Verlor 333 die Schlachten bei Issos und 331 bei Gaugamela gegen Alexander. Decebalus, letzter König der Daker; nimmt sich nach verlorener Schlacht gegen Traian das Leben (Settis 1988, S. 426). Sein Haupt wurde im Triumph zu Rom mitgeführt. – Traian gelang es ferner, Decebalus’ Schatz, in Berghöhlen und im Flußbett der Sargetia versteckt, aufzuspüren. (Cassius Dio, LXVIII, 14 [S. 867]); 51. Deinon (Dinon, 4. Jh. v. Chr.), aus Kolophon, Verfasser einer (verlorenen) persischen
162 – Bibliographie und Register Geschichte bis 340, die von antiken Autoren viel gelesen und zitiert wurde; 31. Demetrios Poliorketes (der “Städtebelagerer”). Belagert 305/304 v. Chr. Rhodos (daher sein Beiname), Erstürmung Athens 294; 294–287 König von Makedonien, 286–283 Gefangener des Seleukos. – War «getrieben vom Ehrgeiz, ein zweiter Alexander zu werden» (Hiltbrunner 1946, S. 132); 28. Demosthenes, athenischer Feldherr, der 414 Nikias Unterstützung nach Sizilien brachte. Plutarch beschreibt die Ankunft seiner Flotte vor Syrakus (Nikias 21 [II, S. 230–232]). Diesbach, Wilhelm von (1442–1517), Schlultheiß in Bern. Anführer im Burgunder- und im Schwabenkrieg (1499). Diodoros. Diodorus Siculus (90–30 v. Chr.), griech. Geschichtsschreiber unter Caesar. Autor einer Universalgeschichte (Βiblio theke istorike) in 40 Büchern, von der Entstehung der Welt bis zur Eroberung Britanniens (54 v. Chr.); → Pauly II, Sp. 41 bis 42 [12]; 27, 56. Dionysios II. von Syrakus (um 430–367), Begründer einer der längsten und einer der mächtigsten Tyranneien der Antike. – Für das Herrschaftsgebiet: → Pauly/Atlas, S. 93, Karten A und B. Drusus (38–9 v. Chr.), Stiefsohn des Augustus; Bruder des späteren Kaisers Tiberius. Dschingis-Khan (1155–1227). Erlangte 1206 die Herrschaft über die Völker der Mongolei. Auf Feldzügen bewährten sich seine Armeen, deren Erfolge auf Schnelligkeit und Ausdauer der reitenden Truppen beruhten. Duilius, röm. Consul (zusammen mit Scipio Asina) im Jahr 260. Epochaler Ausbau der Flotte unter seiner Leitung (Schiffe mit Enterhaken). Besiegte Hannibals Flotte bei → Mylae (260 v. Chr.). Feierte als erster Römer einen triumphus navalis. – Aus der Beute seiner weiteren Landsiege ließ er den Ianus-Tempel am Forum [h]olitorium erbauen. – Für die columna rostrata, die an Mylae erinnert, heute in
den Kapitolinischen Museen. – Zur Person: Pauly II, Sp. 173–174 [2]. Dürer, Albrecht (1471–1528); 100, 101. E Einhard (um 770–840), Gelehrter, Baumeister; Biograph Karls des Großen, Berater Ludwigs des Frommen und Kaiser Lothars; 2, 66, 67. Eleonore von Aquitanien (1124–1204). Königin in Frankreich als Gattin Ludwigs VII. seit 1137, dann, nach Scheidung 1152, Königin von England (Heinrich II. Plantagenet, König von England von1154 bis 1189). – Herzogin und Erbin von Aquitanien und Gascogne, Gräfin von Poitou. Durch diese zweite Ehe kamen große Teile Westfrankreichs an England. – Sie nahm mit ihrem ersten Mann 1147/49 am Zweiten Kreuzzug teil. → Turner 2012, S. 95–130; 70. Ennius, Quintus ( 239–169 v. Chr.), röm. Dichter. Autor der Annales, einer röm. Geschichte seit Aeneas. Epameinondas, thebanischer Feldherr. 371 v. Chr. Sieg über die Spartaner bei Leuktra, fiel 362 bei Mantineia. → Pauly II, Sp. 280–282. – Noch Montaigne (Essais, Livre II, chapitre XXXVI) rühmt den Politiker und Stratege und zählt ihn zu den drei plus ecellens hommes (Pléiade, S. 845–847). Epigonos von Pergamon, Hauptmeister der Bildhauer in der Altar-Werkstatt z. Zt. der Regierung Attalos I. → Kähler 1948, S. 187–189. – Künstlerlexikon/Antike, S. 206–208. Eris. Griech. Göttin des Streites. Sie half Paris, Helena zu entführen. Eumaios, der edle Sauhirt des Odysseus wurde von einer ungetreuen Magd entführt und an Laertes verkauft (Odyssee 15, 402–482). Telemachos schenkte ihm die Freiheit; 116. Eumenes II. (von 197 bis 159 Herrscher in Pergamon), ältester Sohn Attalos I. (Stammbaum: Schober 1951, S. 29). – Für die Bedeutung des Herrschers: Schober 1951, S. 77–78.
Personenregister. Personenbezüge – 163 Eunus (gest. 132 v. Chr.), gebürtiger Syrer aus Blei-, Silber- und Kupferproduktion und Apameia, Sklavenanführer in Sizilien. erwarb das Quecksilber-Monopol. → Pauly II, Sp. 429; 116. Fugger, Johann Jakob (1516–1575), UnterEustathios (geb. um 1110?–1193/1194), benehmer und Bankier in Augsburg. deutender byzant. Gelehrter. – 1175 Erz- Fulvius Nobilior, M., Consul 189 v. Chr. bischof von Thessalonikes. Schreibt 1185 Siegte über den aitolischen Bund; brachte eine Geschichte der Eroberung Thessaloni bedeutende Beute an Kunstwerken aus kes durch die Normannen. Umfangreiche der Sammlung des Pyrrhos in AmbraKommentare zu Ilias und Odyssee sowie kia nach Rom. Gönner des Dichters EnPindar und Aristophanes. → Chalandon nius. 1907, Bd. II, S. 406–412; 79. Eustorgius I., Bischof von Mailand von 344 G bis um 350. Gaius Martius. 7. F Gaius Flaminius. 37 Galba → Sulpicius (Servius Sulpicius Galba); Fabius Maximus, der Cunctator, röm. Feld44, 55. herr und consul. → Pauly II, Sp. 494 [40]; Galenos (129–199 n. Chr.), Arzt aus Perga11, 35, 37, 38, 40. mon; kaiserlicher Leibarzt unter Marc Aurel seit 168 (?). Facino Cane de Casale (1360–1412), berühmt-berüchtigter ital. Condottiere, u. a. Gattinara, Mercurino Arborio di (1465– im Dienst der Visconti in Mailand; 79. 1530), Kardinal (seit 1529) und Kanzler unter Karl V. Flaminius, Titus Quinctius, röm. Consul 198 v. Chr. Besiegte 197 Philipp V. von Make- Geiserich, König der Vandalen (seit 428; gest. donien bei → Kynoskephalai. – Plutarch, 477). Überrumpelung Karthagos 439. Mit seinen schnellen Segelschiffen beTitus [Flaminius] im Vergleich mit Philoherrschte er das ganze Mittelmeer, plünpoimen [VI, S.313–343]; 26, 37 derte 455 Rom und vernichtete 461 und Florus (Publius Annius Florus), 2. Jh. n. Chr., 468 röm. Flotten. – Für das Vandalenröm. Historiker unter Traian u. Hadrian; reich als germanischer Nachfolgestaat 37, 41, 104. Westroms: Pauly/Atlas, S. 235; 64. Fossati, Gaspare (1809–1883), Tessiner Architekt. Restaurierte 1847–1949 die Hagia Gellius, Aulus (geb. um 130 n. Chr.), röm. Schriftsteller, Autor der Noctes Atticae, Sophia in Istanbul, der er auch ein Tafelum 175; 105. werk widmete (1852). → Schlüter 1999; Gerhard vom Berge. Von 1365 bis 1398 Bi24. schof von Hildesheim. Friedrich I. Barbarossa (um 1122–1190), deutscher Kaiser. – Zur literarischen Über- Germanicus, Adoptivsohn des Tiberius, verheiratet mit → Agrippina Vipsania (5 v. lieferung: → Frenzel 21963; 70, 78. Friedrich II. (1194–1250), deutscher Kaiser; Chr.); 50, 59. mit Alexander dem Großen verglichen, Gideon, alttestamentarischer Held und Rich→ Kantorowicz 1963, Bd. I, S. 191; Bd. II, ter. S. 75. → Heinisch 1968 u. 1994. – Zur lite- Goffried von Bouillon (um 1060–1100), Anrarischen Überlieferung: → Frenzel 21963, führer im Ersten Kreuzzug, erster Regent S. 191–192; 2, 80. von Jerusalem. Friedrich III. (1415–1493), deutscher Kaiser; Gordianus III., röm. Kaiser von 238 bis 244; 88. 125. Fugger, Jakob (1459–1525), genannt “der Rei- Götz von Berlichingen (1480–1562), Anfühche”, Unternehmer und Financier in rer im Bauernkrieg. Kämpfte 1542 gegen Augsburg, kontrollierte die europäische die Türken und 1544 gegen Frankreich.
164 – Bibliographie und Register Gracchus, Tiberius (2. Jh. v. Chr.), röm. Feldherr und Staatsmann. Bruder des älteren Tiberius Sempronius Gracchus; 7, 42, 46, 47. Gratianus, Kamaldolensermöch, Lehrer in Bologna; um 1140 Redaktion des Decre tum Gratiani als Basis des Kanonischen Rechts und Gegenstück zum Corpus Iuris Civilis. Gregor VII. (1020–1055), Papst; 68. Gregor XV. (1621–1623), Papst; 106. Gregorovius, Ferdinand (1821–1891), deutscher Historiker. → Maier, 1980, S. 69. Grotius, Hugo (1583–1645), niederländischer Gelehrter, Staatsmann und Jurist. Hauptwerke: Mare liberum (1609) und De iure belli ac pacis. Paris 1625. – Für die philosophiegeschichtlichen Zusammenhänge, → Cassirer 1932, S. 316–318. → Hirschberger 1955, Bd. II, S. 55–57. → Spann 1928, S. 173. → van Ittersum 2006 und 2009. – Schuf die bis heute gültige Basis zum internationalen Seerecht: das Meer ist allen zugänglich. Verzicht auf theologische und religiöse Prämissen zugunsten des Naturrechts – selbst wenn es Gott nicht geben würde (etiamsi daremus non esse Deum); 9, 19, 103–105. Grünewald, Matthias (1470–1528), deutscher Maler; 101, 106. Guillaume de Tyr, → Wilhelm von Tyros. Guillaume le Breton / Wilhelm Brito (um 1165–1226), franz. Chronist. Augenzeuge der Schlacht von Bouvines 1204. Guiscard, Robert (um 1015–1082), normannischer Herrscher, Herzog von Apulien und Kalabrien. Teilnahme am ersten Kreuzzug. → Taviani-Carozzi 1996. Gunther von Pairis (um 1150–um 1220), Zisterziensermönch, Schriftsteller. Das 1138 gegründete Zisterzienserkloster Pairis liegt in Orbey westlich von Colmar und gehörte zur Diözese Basel; 1792 aufgehoben. Gunther ist Autor des Epos So lymarius (behandelt den ersten Kreuzzug), um 1180–1186; des Heldenlieds Li gurinus (auf Kaiser Friedrich I.), um 1207–1210. Erzieher von Friedrichs I. Sohn Konrad. Die Historia Constantino
politana beschreibt den vierten Kreuzzug; 74, 76, 94. Gustav II. Adolf (1594–1632), König von Schweden. Gylippos, Kommandant des Korps, das die Spartaner 414 v. Chr. Syrakus zur Hilfe sandten. Wurde 404 verbannt, weil er sich beim Transport nach Sparta an der in Athen gemachten Beute vergriffen hatte. → Pauly II, Sp. 886. H Hades (Aidoneus), → Pauly I, Sp. 154. – Raub der → Proserpina. Hadrian, P. Aelius (76–138 n. Chr.), röm. Kaiser von 117 bis 138. → Hiltbrunner 1946, S. 185. → Pauly II, Sp. 907–911; 115. Hagnon, Sohn des Nikias. → Pauly II, Sp. 917 [1]; 32. Hamilkar Barkas, karthagischer Heerführer, Vater Hannibals. Unterwarf 236–229 v. Chr. Spanien; 36. Hammurapi, altbabylonischer König (1955– 1913 v. Chr.), bedeutender Gesetzgeber; älteste Kodifizierung des öffentlichen und privaten Rechts (Dioritstele in Paris, Louvre). Hannibal (247/46–183/82 v. Chr.), karthagischer Feldherr. → Pauly II, Sp. 934–937. Elbern 2012, S. 75–80. – Hannibal, → avarissimus et crudelissimus hostis (Livius XXII, 59, 14). Eröffnete den Krieg gegen Rom 219 v. Chr. mit der Einnahme von Sagunt (Pauly/Atlas, S. 139 [B3]). Die Römer «sahen in Hannibal zeit seines Lebens ein glimmendes Feuer, das sogleich wieder auflodern konnte, wenn man es schürte», denn sie fürchteten auch «seine Geistesschärfe und Kriegserfahrung, vereint mit dem tief in seinem Wesen wurzelnden Haß» (Plutarch [VI, S. 339 und 340]). – Zu Hannibals Tod: Plutarch, Titus 20 [VI, S. 337–338] – Zur literarischen Überlieferung: → Frenzel 21963, S. 240– 242. – Zum Schreckruf Hannibal ante por tas, → Bartels 1992, S. 86–87. 36, 37, 38, 52, 111.
Personenregister. Personenbezüge – 165 Hasdrubal, karthagischer Feldherr. Bruder Hannibals, Schwiegersohn des Hamilkar Barkas und dessen Nachfolger in Spanien. Gründete Carthago nova (Pauly/Atlas, S. 139 [B3]). Fiel 207 in der Schlacht am Metaurus in Umbrien → Pauly II, Sp. 947–949. – Zur Geschichte seiner Tochter Sophonisbe: → Frenzel 21963, S. 597–599; 36, 38. Haze, Jean Le (1440–nach 1472), Tapissier in Brüssel; 95. Heinrich II. (973–1024), deutscher König (1002) u. Kaiser (1014). Gründer des Bistums Bamberg; 1146 heiliggesprochen. – «Christus zum Erben erwählt» (Chronik des Thietmar von Merseburg, zit. nach Messerer 1952, S, 7). Der Kaiser als «Gleichnis des höchsten Ordners» (Messerer 1952, S. 26). Heinrich VI. (1165–1197), Hohenstaufe. Verlegt Reichsführung nach Sizilien. Heinrich VII. (1278 od. 1279–1313), deutscher Kaiser. Romfahrt 1310–1313. → Heyen 1978. Die Bilderchronik entstand in Trier um 1340. Heinrich von Ulmen (um 1175–nach 1234), Kreuzritter, Teilnahme am 4. und 5. Kreuzzug; 75. Heinse, Johann Jacob Wilhelm ( 1749–1803), deutscher Schriftsteller und Gelehrter. Herakles (Herkules), griechischer Held der Mythologie. → Hiltbrunner 1946, S. 195– 197. → Brommer 1974; 11. Herodot von Halikarnaß (484–um 425), Geschichtsschreiber. Bereiste 448 Ägypten. – Herodot als pater historiae (Cicero): → Bartels 1992, S. 132. Heron von Alexandreia (3. Jh.), Mathematiker und Ingenieur; 6. Hesiod, epischer Dichter aus Böotien, um 700 v. Chr. → Hiltbrunner 1946, S. 201–202. → Pauly II, Sp. 1113–1117. Hettner, Hermann (1821–1882), Kunsthistoriker und Literaturwissenschaftler. 1851 Professor in Jena, 1855 Direktor der Dresdner Antikensammlung; 122. Hieron II., syrakusanischer Offizier, erst gegen die Römer kämpfend, dann auf der Seite Roms, so auch im Zweiten Puni-
schen Krieg. Nach dem Sieg über die Mamertiner wurde er 269 v. Chr. zum König ausgerufen (als socius populi Romani). – Unterstützte Rom mit Schiffen und Getreidelieferungen; → Kornkammer Sizilien. Homer. Homeros. Der erste griechische Dichter. → Pauly II, Sp. 1201–1208. – Die bisweilen angeführten Zitate sind alle der Übersetzung von Johann Heinrich Voss (1751–1826) entnommen; Odysee 1781; Ilias 1793; 52. Honorius, weström. Kaiser von 393–423. Horaz (Quintus Horatius Flaccus), röm. Dichter, 65–8 v. Chr. – 38 v. Chr. in den Kreis um Maecenas aufgenommen; 6, 47. Hugues de Pierre (15. Jh.), Neuenburger Chronist. → Deuchler 1963, S. 61, 103. Huizinga, Johan (1872–1945), niederl. Historiker. Autor von Der Herbst des Mittelal ters (Herfsttij der Middeleeuwen, Leiden 1919); 8. I Iktinos. Architekt unter Perikles; geb. zwischen 500 und 480 v. Chr., tätig in Athen (Parthenon) und Arkadien (Tempel in Bassai). Innozenz III., Papst von 1198 bis 1216. Vormund Kaiser Friedrichs II. Innozenz IV., Papst von 1243 bis 1254. Gegner Kaiser Friedrichs II; 82. Iosephos (Josephus, 37/38 n. Chr.–nach 100 [in Rom?]), jüd. Historiker. → Pauly II, Sp. 1440–1444; mit Lit. Isabell von Portugal (1397–1471), Gattin Karls V. Isidorus von Sevilla (um 560/70–636), Kirchenvater, Bischof von Sevilla. → Pauly II, Sp. 1461–1462. Autor u.a. der Etymolo giae in 20 Büchern – die Summe damaligen Wissens; 52. Iuba I. (Vater), vor 50 v. Chr. König von Numidien. Von Caesar besiegt (46 v. Chr. Selbstmord). Sein Sohn → Iuba II. wurde im Triumphzug in Rom vorgeführt. Iuba II. (C. Iulius), in Italien erzogen. Augustus gab ihm das röm. Bürgerrecht.
166 – Bibliographie und Register Griechisch schreibender Verfasser völkerkundlicher Schriften. → Roller 2003. Iugurtha (um 160–104 v. Chr.), König von Numidien. Wurde von Marius im Triumphzug 104 vorgeführt und starb kurz darauf erdrosselt im Kerker. – Zur Laufbahn: Pauly II, Sp. 1513–1514; 58. Iustinian (482–565), letzter röm. Kaiser in Byzanz, seit 527; 65. Iuvenalis (um 58/67–138/140 n. Chr.), Deklamator, letzter Satirendichter Roms unter Traian und Hadrian, Zeitgenosse des Tacitus. Schildert in grellen Farben die Verkehrtheiten und Laster der röm. Gesellschaft. → Pauly III, Sp. 26–28. J Jason, Anführer der Argonauten. Jean, Herzog von Berry (1340–1416). Johann der Gute [Jean le Bon] (1319–1364), seit 1350 König von Frankreich. Juan d’Austria (1547–1578), natürlicher Sohn Kaiser Karls V., 1554 beglaubigt u. 1559 von Philipp II. als Sproß des Hauses Österreich anerkannt. Kämpfte 1568 als Führer einer spanischen Flotte gegen afrikanische Seeräuber. Oberbefehlshaber der Flotte der “Ewigen Liga” (Papst Pius V., Spanien, Venedig und Genua): Sieg über die Türken bei Lepanto 1571; Mitkämpfer war → Cervantes. K Kallikrates. 5. Jh. v. Chr. Architekt unter Perikles. Kallimachos, Feldherr des Mithradates VI. von Pontos, 1. Jh. v. Chr. – Pauly III, Sp. 73 [2]; 6. Kallistenes (3. Jh. v. Chr.), griechischer Dichter und Begleiter Alexanders nach Asien. → Alexanderroman. Karl der Große (742–814), König der Franken (seit 768) und Langobarden (seit 774), röm. Kaiser seit 800. – Zur literarischen Überlieferung: → Frenzel 21963, S. 343–350. – Zur Visualisierung des Reiches: dtv-Atlas I, S. 123; 66.
Karl der Kahle (823–877); 89. Karl der Kühne (1433–1477), letzter Herzog von Burgund; 87–88. Karl V. (1500–1558), deutscher Kaiser; 102. Karl V. Leopold von Lothringen (1643 bis 1690), Feldmarschall in österreichischen Diensten. Kämpfte gegen Ludwig XIV. und die Türken. Entsetzte Wien 1683 und errang den Sieg von Mohács 1687; 107. Karl VI. von Frankreich (1368–1422), franz. König seit 1380. Karl VIII. von Frankreich (1470–1498), franz. König. Kimon (um 510–449), Sohn des Miltiades. Sieg über die Flotte und Landheer der Perser am Eurymedon, 468 v. Chr. Kleisthenes, Tyrann von Sikyon, um 600–570 v. Chr. – Mit der Beute aus dem Ersten Heiligen Krieg finanzierte er seine Bautätigkeit; 27. Kleisthenes, athenischer Politiker, führte 508/07 v. Chr. Reformen ein auf dem Weg zur attischen Demokratie. Kleon, athenischer Politiker, Nachfolger des Perikles. Fällt 422 v. Chr. in der Schlacht von Amphipolis. – Wurde “der Gerber” genannt, da Besitzer einer von Sklaven betriebenen Lederwarenfabrik. Kleon (Sizilien), Sklave aus Kilikien in Agrigent. Organisierte zusammen mit Eunus den 132 v. Chr. von den Römern niedergeschlagenen Sklavenaufstand; 116. Kleopatra VII. (69–30 v. Chr.), letzte Königin des pharaonisch-ägyptischen Ptolemäerreiches. Geliebte von → Caesar und → Marcus Antonius. Knebel, Johannes (1413/15–1481/83), Kleriker, Notar und Chronist in Basel. → Deuchler 1963, S. 102–103; 89, 90, 94. Komnenen, byzant. Kaiserdynastie aus Klein asien. Hatte 1057–59 und 1081–85 den Thron von Konstantinopel, 1204–1462 von Trapezus (Groß-Komnenen) inne. → Anna Komnene. → Konstantinopel 1081. Konstantin der Große, röm. Kaiser von 306 bis 337, → Constantin. Königsmarck, Hans Christoph (1600–1663), schwedischer Feldmarschall im Dreißigjährigen Krieg; 106.
Personenregister. Personenbezüge – 167 Kroisos (um 590–um 541 v. Chr.), letzter König der Lyder, dessen Reichtum seit Herodot sprichwörtlich war; Regierungszeit um 555 bis 541. – Für die Fabel Solon bei Kroisos: Herodot I, 29–32; Plutarch, So lon, 27–28 [I, S. 268–272]. – Als griechenfreundlicher Fürst stiftete er kostbare Geschenke an die griechischen Orakel, besonders an Delphi; 20, 21. Ktesibios aus Alexandreia (um 285–222), Mathematiker und Ingenieur. – Erfand die Feuerspritze (Saug- und Druckpumpe). → Pauly III, Sp. 367–369, mit Schema der Pumpe. Kyros II. der Große (559–530 v. Chr.), erster selbständiger König der Perser (Regierungszeit von 559 bis 530 v. Chr.). → Elbern 2012, S. 85–87. Kyros der Jüngere (um 423–401), wirbt in Griechenland Söldner für einen Zug gegen den persischen Großkönig, seinen älteren Bruder Artaxerxes II., ein. Bei Kunaxa kommt es 401 v. Chr. zur Schlacht, doch Kyros fällt und den Griechen bleibt nur der Rückmarsch (→ Anabasis). L
Lothar I. (795–855), Enkel Karls des Großen; Kaiser, Anm. 224 Louvois, François Michel Le Tellier de (1641–1691), Kriegsminister unter Ludwig XIV; 107. Lucius Septimius Severus. → Septimius Severus. Lucretius. T. Lucretius Carus (um 98/97–55 v. Chr.), röm. Dichter. Zur Persönlichkeit: Pauly III, Sp.759–764; 7, 56. Lucullus (um 117–um 57 v. Chr.), röm. Feldherr. Oberbefehl im 3. Mithridatischen Krieg. Lukullische Gastmähler sind sprichwörtlich geworden. → Plutarch, Lu cullus [II, S. 35–98]. – Machte reiche Beute im 3. Krieg gegen Mithridates. Bleibender Verdienst ist, «daß er für seine Obstgärten die Kirsche aus der pontischen Stadt Kerasos nach Europa einführte» (Hiltbrunner 1946, S. 267). → Pauly III, Sp. 221; 11, 33. Ludwig der Heilige (1214–1270), seit 1226 König von Frankreich. Ludwig der Deutsche (König von 843 bis 876); 89. Ludwig XIV. von Frankreich (1638–1715), König 1643, Selbstregent ab 1661. Lukianos (um 120–180 n. Chr.). Schrieb Dialoge, Parodien u. Briefe, in denen er die geistigen Gebrechen seiner Zeit geißelte. Luther, Martin (1483–1546), Reformator. Am 31. Oktober 1517 schlägt er die Thesen an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg; 99. Lysandros (um 455–395 v. Chr.), spartan. Pauly III, Sp. Flottenkommandant; → 830–831. Nach dem Seesieg bei Notion (407) Siegesmal in Delphi: → Plutarch, Lysandros 18, [III, S. 27]. → Elbern 2012, S. 91–93; 123. Lysimachos (361/60–281 v. Chr.), Feldherr unter Alexander. Mit seinem Tod enden die Diadochenkämpfe; 118, 130. Lysippos (2. Hälfte 4. Jh. v. Chr.), griech. Bildhauer; 28.
Laelius, Gaius. Freund des älteren Scipio Africanus, mit dem er als Flottenkommandant 209 v. Chr. Carthago Nova eroberte. Laskaris, Theodor, Glied der griechischen Kaiserfamilie von Nikaia; verstarb 1222. – Gründete nach der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer 1204 das Reich von Nikaia, → Pauly/Atlas, S. 251 [C1]. Leonidas, Pädagoge Alexanders des Großen; 29. Livius, Titus (59 v. Chr.–17 n. Chr.), röm. Historiker. Verfasser des Geschichtswerks Ab urbe condita (von der Gründung Roms bis zum älteren Drusus, 9 v. Chr). → Burrow 2007, S. 94–116; 4, 37–38, 40, 101. Longinus, Cassius, 3. Jh. n. Chr. Neuplatoni- M ker und Rhetor, zuletzt am Hofe der Königin → Zenobia in Palmyra. Nach deren Machiavelli, Niccolò (1469–1527), italieniBesiegung 273 n. Chr. ließ Aurelianus ihn scher Politiker, Philosoph und Geals ihren Hauptratgeber hinrichten. schichtsschreiber.Verfasser der Schrift Il
168 – Bibliographie und Register Principe (1513; gedruckt 1532; Italienisch geschrieben mit lat. Titeln der einzelnen Kapitel). – Sein politisches Denken beruht z.T. auf → Livius und → Polybios. – In der Tradition der mittelalterlichen Fürstenspiegel. → Hirschberger 1955, Bd. II, S. 47–51; 9, 93, 101, 102. Maecenas (um 70–8 v. Chr.), röm. Politiker unter Octavian. Manlius Imperiosus Torquatus, Im Jahr 361 v. Chr. erlegte er im Zweikampf angesichts der beiden Heere einen riesigen Gallier und erhielt von der erbeuteten Halskette (torques) den Beinamen. → Zweikampf. Marcellus, → Claudius Marcellus. Marcius, → Gaius Marcius. Marcovaldo, → Coppo di Marcovaldo; 83. Marcus Aurelius Antoninus (121–180 [Pest]), röm. Kaiser (von 161 bis 180 n. Chr.); Vater des Commodus. → Elbern 2012, S. 93–96. Mardonios, persischer Stratege und Feldherr, fällt 479 in der Schlacht von Plataiai; → Pauly III, Sp. 1017; 23–24, 33. Maria von Burgund (1457–1482), Tochter Karls des Kühnen und Isabellas von Portugal. Gattin Maximilians I. Marius (158/57–86 v. Chr.), röm. Ritter, Feldherr und Consul. → Plutarch, Marius [VI, S. 56–115]. → Staubwolke [ibid., S. 87– 88]; 2, 58, 113. Martin von Tours (316/17–397), Kirchenstifter und Heiliger. Mausolos, persicher Satrap von Karien in der Stellung eines weitgehend unabhängigen Königs, 377–353 v. Chr. Sein Mausoleion (351 vollendet) zählte zu den sieben Weltwundern. → Artemisia II. Maxentius, Valerius, 306 röm. Kaiser. 312 n. Chr. an der Milvischen Brücke von → Constantin geschlagen. Maximian (gest. 556), Kam als Diakon nach Konstantinopel, gewann die Gunst Iustinians und wurde 546 Bischof von Ravenna. – Die Elfenbein-Kathedra in Ravenna soll auf ihn zurückgehen: Grabar 1966, Abb. 334–337; 65. Maximilian I. (1459–1519), deutscher Kaiser, verheiratet mit Maria von Burgund. – 1493 erwählter, nicht in Rom gekrönter
Kaiser. – Burgund wird habsburgisch; Verlust der Schweiz. Anm. 238 Mazzola, Francesco (“Parmigianino” 1503– 1540), ital. Maler; 103. Mehmed II. (der Eroberer): → Mohammed II. Mela, Pomponius. Der aus Spanien stammende Historiker ist Autor des um 43/44 n. Chr. geschriebenen geographischen Traktats De chorographia libri tres (→ Brodersen 1994); 10. Mélac, Ezéchiel de (um 1630–1704), franz. General unter Ludwig XIV. und dem Kriegsminister Louvois; 107. Mesarites, Nikolaos (1163 od. 1164–zwischen 1216 u. 1222), Metropolit von Ephesos, Chronist. Um 1200 Autor einer Beschreibung der Apostelkirche in Konstantinopel. Milo, → Annius. Miltiades der Jüngere (um 550–489), Sieger von Marathon, 490 v. Chr. → Elbern 2012, S. 98–100; 23. Mithridates VI. (um 132 geb.), gefährlichster Gegner der Römer am Pontus → Pauly III, Sp. 1355–1358 [5]. Mohammed (571–632), Prophet und Reli gionsstifter; 34. Mohammed II. (1432–1481), türkischer Sultan (seit 1451), Eroberer Konstantinopels. Molinet, Jean (1435–1507), burgundischer Chronist und Dichter. Im Dienste Karls des Kühnen und Marias von Burgund. Seine Chroniques umfassen die Zeit von 1474 bis 1504. Montaigne, Michel de (1533–1592), franz. Philiosoph und Schriftsteller; 103–104. Mummius, Lucius, röm. Consul. Zerstörte Korinth 146 v. Chr. auf Befehl des Senats; 41. Münzer, Thomas (1488–1525), deutscher Theologe, Reformator, Förderer der Bauernaufstände. Bei Frankenhausen besiegt u. in Mühhausen (Thüringen) hingerichtet; 99. Muwatallis II. (1315–1293), König der Hethiter. Sieg bei → Qadesch. N Nabis (gest. 192 v. Chr.), König von Sparta seit 207. Befreier der → Heloten.
Personenregister. Personenbezüge – 169 Napoleon I. Bonaparte (1769–1821). – Zur napoleonischen Beute von Kunstwerken: → Paas/Mertens 2003/2004. – Mainz wurde Hauptstadt des neuen französischen Departements Mont-Tonnere, 1798–1814, und erhielt Kunstwerke aus Pariser Beständen. – 1807 ließ Napoleon die Quadriga vom Brandenburger Tor an die Seine bringen (Rückgabe 1814). Auf dem Arc de Triomphe du Carrousel (beim Louvre) standen bis zu ihrer Rückgabe 1815 die vier antiken Rosse von San Marco, Venedig, die Napoleon 1796 nach Paris schaffen ließ. Nebukadnezar II. (605–562 v. Chr.), babylonischer König, kämpfte mehrfach gegen Ägypten. Nektanebos II. (gest. 343 v. Chr.), letzter Pharao Ägyptens (30. Dynastie), laut Alexan derroman Erzeuger Alexanders des Großen. → Frenzel 21963, S. 26–27. Neoptolemos, Sohn des Achilleus und der Deidameia. War unter den Helden, die sich vor Troia in das hölzerne Pferd einschließen ließen. Aus der troianischen Kriegsbeute fiel ihm Andromache zu, die er als Sklavin mit nach Epeiros nahm. Nero (37 geb.; röm Kaiser von 54 bis 68; Selbstmord). – Brand Roms, 64 n. Chr., den Christen angelastet: Verfolgungen. Tod der Apostel Petrus und Paulus. – Neubauten in Rom (Domus aurea); 27, 75, 124–125. Nikias (470–413), reicher athenischer Politiker, Anhänger des Perikles, Stratege und Silberbergwerksbesitzer (Pauly IV, S. 103– 104). – Friede des Nikias 421 v. Chr. – In Syrakus hingerichtet. → Plutarch, Nikias [II, S. 199–242]; 24, 113. Numa Pompilius, Sabiner, der 2. König von Rom, Gesetzgeber. → Pauly IV, Sp. 185 bis 186.
Onatas aus Aegina, griechischer Bildhauer, 1. Hälfte 5. Jh. v. Chr., tätig in Athen, Olympia, Pergamon und Delphi. Orgetorix, mächtigster Häuptling der Helvetier, die er 58 v. Chr. zur Auswanderung veranlaßte. Orosius (5. Jh.), Presbyter aus Spanien. Verfaßer einer christlichen Weltgeschichte; 63. Otho, M. Salvius (32–69 n. Chr.), röm. Kaiser vom 15. Januar bis 16. April 69. Gehörte zu Neros Freunden. Als er 58 einem röm. Ritter die Gattin, Poppaea Sabina, entführte und sie heiratete, gefiel diese Nero so sehr, daß er sie für sich beanspruchte und Otho als Statthalter nach Lusitanien schickte. – Sueton und Plutarch haben sein bewegtes Leben beschrieben. Otto I. der Große (912–973), deutscher Kaiser seit 963. Er befreite Adelheid in Italien und heiratete die Witwe König Lothars. Wurde in Rom zum Kaiser gekrönt. → Keller 1976, S. 218–295. Otto II. (955–983), deutscher Kaiser seit 973. Seit 972 mit der griechischen Prinzessin Theophanu vermählt. Otto III. (980–1002), deutscher Kaiser seit 983. – Regentschaft Adelheids. → Althoff 1996. Otto IV. (1174–1218), deutscher Kaiser. 1209 in Rom zum Kaiser gekrönt; 80. Ovid, Ovidius (eigtl. Publius Ovidius Naso, 43 v. Chr.–17 n. Chr.), röm. Dichter. P
Paionios aus Mende (5. Jh. v. Chr.), griech. Bildhauer. → Pauly IV, Sp. 411. – Künstlerlexikon/Antike, S. 611–612 (Aliki Moustaka). – Autor der Marmorstatue einer Nike in Olympia (Museum). Panainos, griechischer Maler. Schmückte um 450 v. Chr. mit Polygnotos die Stoa PoiO kile aus; 23. Paradin, Guillaume (um 1510–1590), ChroOctavianus, Gaius Iulius Caesar, später Kainist und Historiker. Schreibt 1572/73 sein ser, → Augustus; 11. Journal; 92. Olympias (375–316 v. Chr.), makedonische Parmenion, Feldherr Philipps II. von MakeKönigin, Mutter Alexanders des Großen; donien und Alexanders des Großen; 29. 28. Paul[l]us, → Aemilius Paulus Macedonicus.
170 – Bibliographie und Register Pausanias (5. Jh v. Chr), spartan. König und Heerführer «der Hegemon der Hellenen» (Thuk. 1, 132). Schlug 479 die Perser, versagte jedoch als Führer der Griechen. Pausanias (um 115–um 180 n. Chr.), griechischer Historiker, Schriftsteller und Geograph.; 23–24, 41. Pelopidas aus Theben, floh 382 v. Chr. nach Athen. Siegte bei Leuktra über Sparta. Fiel siegend in der Schlacht von Kynoskephalai in Thessalien, als er die dortigen Städte gegen den Tyrannen Alexandros von Pherai schützte. Am Tag seines Aufbruchs von Theben «trat eine Sonnenfinsternis ein [13. Juli 364] und Dunkel legte sich am hellen Tage über die Stadt» (Plu tarch, Pelopidas 31 [III, S. 295]). Perdikkas III., König der Makedonen von 365 bis 359. Feldherr an der Seite Alexanders, der ihm sterbend seinen Siegelring vermachte. Eroberte 322 v. Chr. Kappadokien. Beim Angriff auf Ägypten von seinen Offizieren ermordet. → Pauly IV, Sp. 622–623. Perikles, athenischer Staatsmann (um 490– 429 v. Chr.; an der Pest gestorben). Kunstund Kulturförderer (Phidias; → Iktinos, Erbauer des Parthenon); 11. Persephone, griech. Göttin der Unterwelt, Gemahlin des Hades. → Pauly IV, Sp. 647–649. Lat.: → Proserpina. Perseus von Makedonien (212–165), seit 179 bis 168 v. Chr. letzter König von Makedonien; in der Schlacht bei Pydna 168 besiegt; wurde in Rom 167 im Triumph von L. Aemilius Paulus mit- und vorgeführt. → Pauly IV, Sp. 652–653; 58. Pheidias/Phidias (um 500–um 432 v. Chr.), griechischer Bildhauer, tätig für Athen, Delphi, Ephesos, Olympia, Pellene, Plataiai u. Theben → Strocka in: Künstlerlexikon/Antike, S. 646–672; 22. Philipp der Gute (1396–1467), Herzog von Burgund. Philipp August (1165–1223), seit 1180 König von Frankreich; 70, 77. Philippe de Commynes (1447–1511), franz. Diplomat und Chronist im Dienste der Könige Ludwig XI. und Karl VIII.; 88, 95.
Philippos II. von Makedonien (um 382– 336); Vater Alexanders des Großen. → Elbern 2012, S. 101–103. – Siehe neuerdings: Worthington 2010; 25–26. Philippos V. von Makedonien (regierte von 220 bis 172), kämpft namentlich gegen Ptolemäer und Seleukiden. Verlor 197 die Schlacht von → Kynoskephalai. Philomelos. Führer der Phoker im Dritten Heiligen Krieg. Mit geraubten Tempelschätzen aus Delphi vermochte er Söldner anzuwerben; Sieg über Lokrer und Thessaler, unterlag jedoch 354 den Boiotern bei Neon; 26. Philon von Byzanz (vermutlich um 260–200 v. Chr.), Schüler des Ktesibios in Alexandreia, Erfinder, Ingenieur, Geschützkonstrukteur. → Diels/Schramm 1919; 6. Philopoimen, achaiischer Staatsmaan und Feldherr. 253 v. Chr. geb. → Pauly IV, Sp. 778–779. – Für Plutarch [VI, S. 290] vorbildhaften Charakters: «Frühmorgens stand er auf und beteiligte sich an der Arbeit im Weinberg oder beim Pflügen. Dann kehrte er wieder zur Stadt zurück und widmete sich […] den öffentlichen Geschäften. Was er bei den Feldzügen erwarb, verwandte er auf Pferde, Waffen und die Auslösung von Gefangenen. Sein Vermögen suchte er durch die Landwirtschaft zu vermehren, die rechtschaffendste Form des Erwerbes, und er sah das nicht als Nebensache an, sondern meinte vielmehr, daß, wer sich fremden Gutes enthalten wolle, eigenes Gut besitzen müsse.» Philostratos, Flavius (um 165/70–244/49), griechischer Dichter, Sophist, Rhetoriklehrer; u. a. am Hof des Septimius Severus und dessen Gattin Iulia Domna in Rom. → Pauly IV, Sp. 780–783 [5]; über die Ei kones speziell Sp. 782; 20, 53. Phokas, byzant. Kaiser von 602 bis 610. Ehrensäule in Rom, 608. → Pauly IV, Sp. 802–803. Pizan, → Christine de Pizan; 5. Plautus, lat. Komödiendichter, tätig zwischen 204 bis 184 v. Chr.; 114. Plinius Secundus Maior Gaius (Plinius der Ältere, 23/24–79 n. Chr.), Staatsbeamter,
Personenregister. Personenbezüge – 171 Historiker. Verfasser der Naturalis histo ria. → Becatti 1951, S. 215–243. Plutarch (um 46 n. Chr.–um 125), griech. Schriftsteller und Historiograph. → Pauly IV, Sp. 945–953; passim. Polybios aus Megalopolis (201–120 v. Chr.), bedeutender Geschichtsschreiber des Hellenismus: Polybius, bonus auctor im primis (Cicero, De officiis 3, 32 (113; vgl. Cicero, De re publica 1, 21: Polybius peri tissimus rerum civilium ). → Pauly IV, Sp. 983–991. – Polybios war einer der 1000 vornehmen Achaier, die nach dem Perserkrieg (167 v. Chr.) als Konspirateure nach Italien verschleppt wurden. Als Mentor des jüngeren Scipio schrieb er die Univer salgeschichte; mit Thukydides das wichtigste Geschichtswerk in griechischer Sprache. Er war Augezeuge der Zerstörungen von Karthago, Korinth und Numantia. – Siehe neuerdings: Gibson/Harrison 2013. Polygnotos von Thasos, griechischer Maler, um 450 in Athen und Delphi tätig. Aristoteles rühmte seine Kunst. Die bekanntesten Bilder waren die Wandgemälde in der Lesche (Stadthalle) der Knidier in Delphi: Troia am Morgen nach der Zerstö rung und Die Unterwelt. Eine Zerstörung Troias malte er auch in der Athener Stoa Poikile (Bunte Halle), worauf er das athenische Ehrenbürgerrecht erhielt; 131. Polykrates von Samos, Tyrann um 537–522. Seine Flotte brachte ihm durch Seeraub ein großes Vermögen ein. An seinem Hof pflegte er Wissenschaft und Kunst. – Der Ring des Polykrates (Herodot 3, 39 ff.) ist historisch das Bündnis mit dem Ägypterkönig Kambyses (Hiltbrunner 1946, S. 381). Polymnestos I., griechischer Bildhauer, 4. Jh. v. Chr., in Olympia und Athen tätig. Polymnestos II., griechischer Bildhauer, 2. Jh. v. Chr., in Pergamon tätig. Pompeius Magnus Gnaeus (106–48 v. Chr.), röm. Staatsmann und Feldherr. Bürgerkriegsgegner Caesars. → Korakesion (Seeschlacht). Erhielt 67 unumschränkte Vollmachten zum Krieg gegen die Seeräuber (Lex Gabinia). → Plutarch, Pompeius [III, S. 156–251]. → Elbern 2012, S. 104–106.
Poplicola, röm. König, 6. Jh. – Plutarchs vita, mit derjenigen Solons verglichen (Popli cola [I, S. 277–307], ist weitgehend frei erfunden. Pomponius, → Mela. Poros (gest. um 317), indischer König, wichtigster Gegner Alexanders auf dessen Indien-Feldzug. → Hydaspes (Fluß); 30. Portinari, Tommaso (1424–1501), Vertreter der Medici-Bank in Flandern. Poseidonios (um 135–51 v. Chr.), aus Apameia, lebte auf Rhodos. Universaler Denker. Setzte das Werk des Polybios bis auf die Zeit Sullas fort; 116. Prokopios, (Ende des 5. Jh.–nach 550), aus Caesarea in Palästina. Historiker der Zeit Kaiser Iustinians (527–565). War Sekretär im Stab des kaiserlichen Feldherrn Belisarios und somit Augenzeuge vieler kriegerischer Ereignisse, über die er schrieb. Propertius (um 49–15 v. Chr.), röm. Dichter. Seine Elegien begründeten seinen Ruhm und schufen Eingang in den Kreis des Maecenas; 114. Proserpina. Durch Aidoneu (Hades) geraubt. → Anton 1967. Psellos, Michael (1017/18–um 1078), byzant. Universalgelehrter und Historiker. → Gregorovius 1962, S. 176–177; 68. Ptolemaios II. (308–246 v. Chr.), König von Ägypten (von 283 bis 247). Ptolemaios Philadelphos (geb. 36 v. Chr.), jüngster Sohn Kleopatras und Antonius; 118. Pyrrhos von Epirus (319/18–272 v. Chr.), schlug den Consul P. Valerius Laevinus bei Herakleia am Golf von Tarent 280 v. Chr. – Das geflügelte Wort “Pyrrhossieg” ist antik nicht überliefert. → Elbern 2012, S. 107–109. Q Quintilianus, Marcus Fabius (um 35–95/100 n. Chr.), aus Spanien gebürtiger Rhetor, Lehrer der Beredsamkeit in Rom. Autor von De institutione oratoria. → Becatti 1951, S. 178–191. – Rehm 1966, S. 15, 67, 76 u. 87. – Deuchler 2014, S. 159–161.
172 – Bibliographie und Register R Rainald von Dassel (um 1120–1167), Erzbischof von Köln (von 1159 bis 1167) und Kanzler Kaiser Friederichs I. Barbarossa; 78. Ramses II. (um 1303–1238; regierte von 1279 bis 1213), ägyptischer König (Pharao). → Qadesch; 17. René II. (1451–1508), Herzog von Lothringen. Richard Löwenherz (1157–1272).Von 1189 bis 1199 König von England. – Auf dem 3. Kreuzzug eroberte er 1191 Zypern. – Auf der Rückreise aus dem Heiligen Land wurde er von Herzog Leopold V. von Österreich auf Schloß Dürnstein gefangengesetzt und Kaiser Heinrich VI. ausgeliefert. Erst 1194 wurde er gegen ein hohes Lösegeld, das die englische Nation aufbrachte, wieder freigegeben; 70, 77, 80. Robert de Clari (um 1170–nach 1216), Ritter und Chronist des 4. Kreuzzuges. Zitate nach Pauphilet/Pognon 1952. → Hellenkemper 1984, S. 65–69l; 71, 74–75. Robert Guiscard, → Guiscard. Romanos III. Argyros (1028–1034), byzant. Kaiser. Eroberte Antiocheia, darauf Niederlage bei Azaz; verlor Hab und Gut; → Psellos, Chronographia, S. 69. Romulus, mythischer Gründer von Rom. Als sagenhaftes Datum gilt der 21. April 753 v. Chr.; 3, 4, 5, 9. Ryff (Rivius), Walther Hermann, Verfasser der ersten deutschen Vitruv-Ausgabe (Vi truvius Teutsch, Nürnberg 1548). S Saint-Louis, → Ludwig IX. von Frankreich; 77, 93. Saladin (von 1137 bis 1193), Sultan von Ägypten und Syrien. Schlug die Kreuzfahhrer und eroberte 1187 Jerusalem, Akkon und Askalon; 70. Salimbene von Parma (1221–nach 1288), Franziskanermönch und Chronist. Salomo (10. Jh. v. Chr.), König von Israel. Tempelerbauer.
Sardanapal. Legendärer assyrischer König (→ Pauly IV, Sp. 1550–1551). – Ließ sein Harem umbringen und seine Reichtümer verbrennen, damit sie nicht als Beute in die Hände der nahenden Feinde fallen. – Das Thema ist 1827 in einem dramatischen Werk von Eugène Delacroix verewigt worden (Paris, Louvre). Sargon II., König von Assyrien (von 721 bis 705 v. Chr.), → Pauly IV, Sp. 1555 [3]; 19. Schedel, Hartmann (1440–1514), Arzt in Nürnberg.Verfasser einer Weltchronik (1493 gedruckt). Schilling, Diebold (Luzerner Schilling), Schweizer Chronist der Burgunderkriege: Chronik mit 453 farbigen Illustrationen, 1502–1509 entstanden. → Deuchler 1963, S. 96–102; 92, 94, 95. Schilling, Diebold (Berner Schilling, gest. 1485), Schweizer Chronist, kam 1460 nach Bern, Berner Stadtchronik, 600 Illustrationen; 92, 94, 95. Schliemann, Heinrich (1822–1890), deutscher Kaufmann, Altertumsforscher und Pionier der Feldarchäologie ( → Troia); 15. Schodoler, Werner (um 1494–1541), Stadtschreiber und Schultheiß von Bremgarten (Aargau). Autor der Chronik der Burgun derkriege, 1515. → Stettler 1943. Scipio, Publius Cornelius, Scipio Africanus maior, der Ältere (um 235–183 v. Chr.), röm. Oberbefehlshaber in Hispania. Verdrängte bis 206 die Karthager aus Spanien. Gewann 202 bei Zama die Entscheidungsschlacht gegen Hannibal. → Elbern 2012; 38, 41–42. Scipio, Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus (185–129 v. Chr.), besiegte Karthago. → Elbern 2012, S. 111–113; 41–42. Seleukos, General Alexanders des Großen. Gründer einer neuen Hauptstadt in Syrien: Antiochia am Orontes. Seneca (4 v. Chr.–65 n. Chr., von Nero zum Suizid genötigt), röm. Dichter, Philosoph; Berater Neros. → Pauly V, Sp. 110–116. → Becatti 1951, S. 150–160; 21, 113, 116. Septimus Severus (145–211 n. Chr.), seit 193 röm. Kaiser. Der Bogen in Rom zu seinen
Personenregister. Personenbezüge – 173 und seiner Söhne, Geta und Caracalla, Ehren. Sertorius (123–72 v. Chr.), Quästor in Gallia Cisalpina, dann Statthalter in Spanien→ Plutarch. → Verkleidung als Kriegslist. Sforza, Ludovico (1452–1518), Herzog von Mailand. Sigmund von Österreich (1427–1496), Erzherzog. Silanion (350–320 tätig), griechischer Bronze bildner aus Athen (laut Pausanias). Solon, athenischer Staatsmann und Dichter, 6. Jh. – Hob u.a. das Gesetz auf, daß Zahlungsunfähige zu Sklaven ihrer Gläubiger wurden. Plutarch, Solon [I, 237–276]. → Kroisos. Spartacus (gest. 71 v. Chr.), aus Thrakien. Röm. Sklave und Gladiator. → Charakterisierung bei Plutarch, Crassus 9 [II, S. 253 ff.]; → Pauly V, Sp. 297–298. → Elbern 2012, S. 117–119. → Frenzel ²1963, S. 599–600; 117. Strabon (63 v. Chr.–nach 19 n. Chr.), griechischer Geograph. → Pauly V, Sp. 381–385. Sturm, Johann Christoph (1635–1703), deutscher Astronom und Mathematiker. Schrieb über Archimedes (1660) und übersetzte dessen Werke erstmals ins Deutsche (1667). Suetonius, Gaius Suetonius Tranquillus (um 70/75–um 130/140), röm. Schriftsteller. Hiltbrunner 1946, S. 461; Pauly V, → Sp.411–413 [2]. Suger (um 1080–1151). Abt von Saint-Denis seit 1122 . → Panofsky 1946; 70. Sulla, Lucius Cornelius (138–78 v. Chr.), röm. Feldherr, Consul, 82 Diktator. Gegenspieler des → Marius. → Elbern 2012, S. 122–123 – Beging → Tempelraub; 11, 27, 34, 126. Sulpicius, Servius Sulpicius Galba, kämpfte 58–56 v. Chr. als Legat unter Caesar in Gallien: → Pauly V, Sp. 423–424 [14]. Siehe auch De bello Gallico III, 1–6. Syagrius, gallo-röm. Feldherr und letzter röm. Machthaber in Gallien. Beherrschte von 464 bis 486 im Namen Roms das Gebiet zwischne Loire und Somme. 486 vom Frankenkönig Chlodwig bei Soissons be-
siegt. Floh zum westgotischen König Alarich II. nach Toulouse, wurde aber ausgeliefert und umgebracht. → Zöllner 1970, S. 47 f. T Tacfarinas, Nubier. Desertierte aus den röm. auxilia und organisierte einen Guerillakrieg gegen die Römer 17–24 n. Chr. Tacfarinas «scharte zuerst Landstreicher und an Raubüberfälle gewöhnte Leute zu Beute- und Plünderungszügen um sich, stellte sie dann wie beim Militär üblich in Abteilungen und Schwadronen zusammen» (Tacitus, Annales II, 52, 1–2). Tacitus, Cornelius (um 55/56–120 n. Chr. Consul 97, 112–116 Proconsul von Asien), röm. Geschichtsschreiber. Die Annales, sein wichtigstes Werk, schildern die röm. Geschichte vom Tod des Augustus (14 n. Chr.) bis zur Regierungszeit Neros (66 n. Chr.). → Hiltbrunner 1946, S. 466–467. → Pauly V, Sp. 486–493; 47, 49–50, 59. Tacticus, → Aineias Tacticus. Tamerlan, → Timur Lenk. Tatius, rex Sabinorum. Regierte mit Romulus nach der Versöhnung infolge des → Raubes der Sabinerinnen. Tertullianus, Quintus Septimius Florens (um 160–nach 220), um 193 zum Christentum bekehrt. 205 trat er wieder aus der ofiziellen Kirche aus. Kirchenschriftsteller in Karthago und wohl der älteste erhaltene lateinisch-christliche Autor. Verfasser des Apologeticum (Rechtsgrundlage der Christenprozesse). Pauly V, Sp. 613–615. Thales (um 625–545 v. Chr.), griechischer Philosoph und Mathematiker aus Milet, einer der → Sieben Weisen. Seine Schriften sind nicht erhalten. – Sagte → Sonnenfinsternis voraus. Themistokles (um 527–460 v. Chr.), athenischer Staatsmann. Schlug 480 die Perser bei Salamis. 471 verbannt. Für eine antike Würdigung: Philostratos, Eikones, S. 259 bis 261. – Plutarch, Themistokles [I, S. 391 bis 430].
174 – Bibliographie und Register Theokritos (um 300 v. Chr), bukolischer Dichter aus Syrakus. Thukydides (um 455–um 399/396), griechischer Geschichtsschreiber, Autor einer Ge schichte des Peloponnesischen Kriegs. Plu tarch würdigte seinen Vorgänger, der mit «leidenschaftlicher Kraft, Anschaulichkeit und mit der Fülle von Farben sich selbst übertreffend» geschrieben habe (Plutarch, Nikias 1 [II, S. 199]). → Hiltbrunner 1946, S. 484–485. Neuerdings: → Morley 2014; 11, 23–24, 41, 52–53. Thutmosis III., ägyptischer König der 18. Dynastie, erklärte sich selbst zum Pharao (von 1490 bis 1436 v. Chr.). Führte das Neue Reich mit seiner Expansionspolitik auf den Gipfel der Macht. Triumph über seine asiatischen Feinde: Relief aus dem Amun-Tempel in Karnak (Abb. in: Propy läen Weltgeschichte I, nach S. 432). – → Elbern 2012, S. 15–18. Theodoretos von Kyrrhos (393–466 [?]). Bischof in Makedonien. Bedeutender kirchlicher Autor ( → Pauly V, Sp. 688–689). → Klein 1982. Theodosius I. (346–395), 379 von Gratianus zum Augustus erhoben. Verleiht dem Christentum den Rang einer Staatsreligion. Götterkult wurde verboten und unter Strafe gestellt (391). Theodosius II., oström. Kaiser (401–450). Tiberius (42 v. Chr.–37 n. Chr.), röm. Kaiser von 14 bis 37 n. Chr.; Augustus’ Stiefsohn. Adoptiert Drusus Germanicus, den Sohn seines verstorbenen Bruders Drusus. – Zur literarischen Überlieferung: → Frenzel 21963, S. 622–624. → Hiltbrunner 1946, S. 486–487; 7, 41, 42, 46, 50, 56, 133. Timoleon, aus Korinth (der Mutterstadt von Syrakus) ging er 343 v. Chr., als Führer einer Hilfstruppe, nach Sizilien. Befreite Syrakus vom Tyrannen Dionysios II. und die ganze Insel von den Karthagern. Erblindend trat er 337 von allen Aufgaben zurück; Sizilien feierte ihn als Retter. Plu tarch schrieb Timoleons vita [IV, S. 173 bis 212]. Timur Lenk (Tamerlan, 1336–1405), türkisch-mongolischr Eroberer; 20.
Tiro, M. Tullius (103–4 v. Chr.), Sklave Ciceros, 53 v. Chr. freigelassen. Vertrauter und Sekretär seines Herrn, katalogisierte dessen Bibliothek. Besorgte die Sammlung der Briefe und die Ausgabe der Reden Ciceros; nach dessen Tod schrieb er die Bio graphie. – War berühmt als Erfinder einer röm. Schnellschrift mit Zeichen für einzelne Wörter, Vorsilben und Endungen. Die “tironischen Noten” (notae) wurden noch im 14. Jh. benutzt. → Pauly V, Sp. 32– 33; Sp. 357–358. Titus (39–81 n. Chr.), röm. Kaiser von 79 bis 81. – Unter Vespasian Eroberer Jerusalems, 70 n. Chr. → Pauly V, Sp. 874–876; 50–51, 58, 125. Traian (eigtl. Marcus Ulpius Nerva, 53–117 n. Chr.), röm. Kaiser von 98 bis 117, ein Spanier aus der Kolonie Italica (Pauly/Atlas, S, 145 [B4]) und somit der erste Ausländer auf dem Kaiserthron. → Hiltbrunner 1946, S. 492–493; Pauly V, Sp. 919–921; Elbern 2012, S. 127–130. – Siehe die Darstellungen seiner Feldzüge auf der Trai anssäule, → Settis 1988; 52, 55. V Valerius Antias, → Antias. Varro, Marcus Terentius (116–27 v. Chr.), röm. Gelehrter und Schriftsteller. → Pauly V, Sp. 1131–1140. – Für Seneca der doctis simus Romanorum, für Quintilian der eruditissimus. Varus, Publius Quinctilius (um 47 v. Chr. – 9 n. Chr.), röm. Heerführer. – Die Vernichtung seiner drei Legionen durch den Aufstand des Arminius beendete die röm. Herrschaft zwischen Elbe und Rhein; 49. Vegetius. Flavius V. Renatus Vegetius verfaßte um 400 n. Chr. ein Handbuch der Militärwissenschaft (epitoma rei militaris) sowie ein Lehrbuch der Veterinärmedizin; 1. Velleius Paterculus (geb. um 20 v. Chr. Todesjahr unbekannt), röm. Geschichtsschreiber. → Pauly V, Sp. 1161 [2]. Vercingetorix. Arvernerfürst. Machte sich 52 v. Chr. zum Anführer der Gallier im Frei-
Personenregister. Personenbezüge – 175 heitskampf gegen Caesar. In Alesia eingeschlossen, kapitulierte er. Im Triumph in Rom vorgeführt und dann hingerichtet. Vergil (eigtl. Publius Vergilius Maro, 70–19 v. Chr.), röm. Dichter. → Walter H. Gross in: Pauly V, Sp. 1190–1201. Verres, erpresserischer röm. Statthalter in Asien und Sizilien. Cicero verklagte ihn im Namen der ausgeplünderten Sizilier. → Repetundenprozesse. Verus, Lucius, → Pauly V, Sp. 1221–1223; 134. Vespasian (9–79 n. Chr.), röm. Kaiser von 69 bis 79; 50, 58, 64, 125. Vico, Giovanni Battista (1668–1744), italienischer Philosoph. Begründer der neueren Geschichtsphilosophie. Villehardouin, Geoffroy (um 1150–um 1212), Chronist des 4. Kreuzzugs. Für eine Ausgabe der Conquête de Constanti nople → Faral 1938. – Zitate nach Pauphilet/Pognon 1952, S. 97–202. – Burrow 2007, S. 258–264. → Hellenkemper 1984, S. 63–65.; 71, 74. Vipsania Agrippina, → Agrippina. Viriatus, Lusitanier. Keltiberischer Bandenführer im Guerilla-Kampf gegen die Römer, 147–138 v. Chr. Stieg zum Freiheitshelden im Kampf gegen Rom auf, das mehrere Niederlagen einzustecken hatte. Erst die Eroberung von → Numantia (133) brachte Frieden. → Pauly V, Sp. 1295 bis 1296. Viridovix, Gegner Caesars in den gallischen Kriegen. Befehligte einen zusammengewürfelten Haufen: «Außerdem war von überall her aus Gallien eine große Menge von Verbrechern und Räubern zusammengekommen, die die Hoffnung auf Beute und die Lust am Krieg veranlaßt haben, ihre Landwirtschaft und ihre tägliche Arbeit aufzugeben» (De bello Gallico III, 17, 4). Visconti, Giangaleazzo (1351–1402), Herzog von Mailand. Vitellius, Aulus (15 n. Chr.–69). In den Thronwirren nach Neros Tod kamen in einem Jahr drei Kaiser zur Regierung.
Von den obergermanischen Legionen zum Kaiser ausgerufen, zog Vitellius plündernd durh Helvetien und Burgund, durch das Rhônetal und über die Alpen. Von den Truppen Othos – inzwischen ebenfalls zum Kaiser ausgerufen – wurde er bei Betriacum in der Poebene (beim heutigen Cremona) geschlagen. Kurz darauf von dem durch die Legionen des Ostens erhobenen Vespasian besiegt und im Kampf getötet. → Pauly V, Sp.1303– 1306 [2]. Vitoria, Francisco de (um 1483–1546), spanischer Moraltheologe und Vertreter der Theorie des gerechten Krieges (De jure belli, 1532). Vitruvius (Ende 1. Jh. v. Chr.), röm. Architekt und Theoretiker unter Caesar und Augustus. → Becatti 1951, S. 121–144. → Schuler 1999. → Wyss 1987. W Wallenstein, eigentlich Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein (1583–1634 [ermordet]). Führer des deutschen kaiserlichen Heers. Feldherr zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs; 106. Wilhelm von Tyrus, Guillaume de Tyr (1130– 1186), Erzbischof, Kanzler des Königreichs Jerusalem, Geschichtsschreiber. Verfasser der Historia rerum in partibus transmarinis gestarum; 73. X Xenophon (um 430–nach 355 v. Chr.), athenischer Adliger. Offizier in der Griechentruppe des Kyros. Leitete nach der Katastrophe von Kunaxa (Pauly/Atlas 8/9 [E3]) mit Erfolg den Rückzug der 10 000 griechischen Söldner, den er um 370 v. Chr. in seiner Anabasis beschrieb. Manfredi 1986, mit Rekonstruktion → der Marschroute. → Kunaxa. Xerxes I. (reg. von 486 bis 465 v. Chr.), achämenidischer Großkönig des Persischen Reichs. Sohn und Nachfolger des Dareios.
176 – Bibliographie und Register Z Zeniketes (gest. 77 v. Chr.), lykisch-isaurischer Führer der kleinasiatischen Seeräuber. Zenobia (um 240–273 n. Chr.), Herrscherin von → Palmyra, unter ihr kulturelle und wirtschaftliche Metropole des vorderen Orients. Ihr historisch überliefertes Bildungsbedürfnis wird noch von Christine de Pizan (1405) bewundert: «Zu all diesen Dingen muß ich dir von der vornehmsten und wichtigsten ihrer edlen Eigenschaften erzählen: sie verfügte über profunde Kenntnisse in der Literatur, sowohl in der ägyptischen als auch in der ihrer eigenen Sprache. In ruhigen Zeiten widmete sie sich mit Fleiß dem Studium; sie wollte von dem Philosophen Longinus, der ihr Lehrer war und ihr die Grundlagen der
Philosophie vermittelte, unterrichtet werden. Sie beherrschte die lateinische und die griechische Sprache, mit deren Hilfe sie selbst alle Geschichten unter knappen Begriffen ordnete und sie auf eine sehr merkwürdige Art wiedergab. Desgleichen verlangte sie, daß ihre Kinder, die sie sehr streng erzog, in die Wissenschaft eingeführt würden» (Cité des Dames/Das Buch von der Stadt der Frauen, XX, S. 83–86; Zitat nach der Übersetzung von 1990, S. 86). → Longinus. – Zenobias Palmyrenisches Sonderreich endet im Kampf gegen → Aurelianus im Jahr 272 n. Chr. (Pauly/Atlas, S. 221). Auf der Flucht festgenommen, wurde sie 273 in Rom mit zwei ihrer Söhne in goldenen Ketten vor dem Wagen des Kaisers im Triumph vorgeführt (Pauly V, Sp. 1491 [2]–1492).
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 177
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler; Begriffsdefinitionen (Auswahl) A abolitio nominis, → damnatio memoriae acclamatio bei Triumphen. → Varro, De lin gua latina 1.1.6, 68. → Pauly I, Sp. 30–31. Achaiischer Bund (vom 7. Jh. bis 146 v. Chr.). – Zur Visualisierung: Pauly/Atlas, S. 103. Achaimeniden (Achämeniden). Persischen Ursprungs, gewann das Geschlecht die Herrschaft über Iran, Vorderasien, Syrien und Ägypten. → Kyros. – Pauly/Atlas, S. 87. Adler, doppelköpfiger. Wanderung des Motivs: Cornelius 1973, S. 91–92. adlocutio. Settis 1988, S. 322, 323, 340: Ansprachen des Kaisers. – Zu unterscheiden: cohortatio als Präambel vor der Schlacht. Adria. War als stürmisch gefürchtet und zeitweise durch Seeräuber Illyriens verunsichert; 54. Aduatuci. Gehörten zu den Germani cisrhe nani. Ansässig im Maasgebiet zwischen Lüttich und Namur. → Pauly I, Sp. 79. Adoption. → Pauly I, Sp.71–72. Adoption des Octavian durch Caesar. aequitas. Gerechtigkeit; 9. ager publicus. Ackerland im Besitz des röm. Staates (im Gegensatz zum ager privatus). Auch das dem Feind abgenommene Land (ager captivus oder occupatorius) wird staatliches Eigentum (Pauly I, Sp. 125– 126); 7, 41. aedilis, röm. Beamter. Die Aufgaben der ae diles waren u.a.: Stadtpolizei (cura urbis), Bauwesen und Feuerwehr. – Lebensmittelamt (cura annonae): Getreidezufuhr und -verteilung; seit Caesar mit zusätzlichen aediles ceriales. – Ausrichtung der öffentlichen Spiele (cura ludorum). agmen. Heer in Marschordnung. in agmine: auf dem Marsch.
Aitolia. Aitolischer Bund: Pauly/Atlas, S. 101 [B2]. – Pauly I, Sp. 205–210. Aitoloi. In hellenistischer Zeit waren die Aetoler als Seeräuber gefürchtet; hatten auch sonst keinen guten Ruf: «Denn da in Griechenland die Bestechlichkeit schon lange gang und gäbe war, niemand etwas umsonst tat und, bildlich gesprochen, diese Devise bei den Aetolern anerkanntes Zahlungsmittel war […]» (Polybios XVIII, 34 [S. 970]). Und: «Die Aetoler waren daran gewöhnt gewesen, von Seeraub und ähnlichen völkerrechtswidrigen Handlungen zu leben. Und so lange es ihnen freistand, die Griechen auszuplündern und zu brandschatzen, bestritten sie damit ihren Lebensunterhalt: jedes Land galt ihnen als Feindesland. Als aber die Römer Herren der Welt geworden waren, sahen sie ihr Hilfsquellen von außerhalb verstopft und mußten sich gegeneinander wenden» (ibid., XXX, 11). → Flacelière 1937. Akarnania. → Pauly I, Sp. 1523–1528. – Pauly/Atlas, S. 100, Karte C (Akarnanischer Bund). Akropolis. “Oberstadt”, Festung auf dem Burgberg. Akropolis (Athen). Zerstörung 480 v. Chr. durch die Perser (“Perserschutt”). – Der Parthenon unter Perikles wahrscheinlich aus Mitteln der Perserbeute errichtet (→ Giovannini 1990; → Miller 2004); 22, 25. alea iacta est. Der Würfel ist geworfen. Zur korrekten Interpretation: Bartels 1992, S. 37–38. “Alexanderroman”. Historia Alexandri Magni, → Pauly I, Sp. 243. Durch diese Schrift wurde Alexander der Held der Sage und Dichtung im Morgen- und Abendland;
178 – Bibliographie und Register «die Herabstimmung der Heldenfigur auf den Typus des schlauen vielgewandten Abenteurers, seine Versetzung in eine Zauber- und Märchensphäre entsprach dem Geschmack der ganzen mittelmeerländischen Kulturwelt» (Tusculum Lexi kon der griechischen und lateinischen Lite ratur vom Altertum bis zur Neuzeit. München 1948, S. 23). Alexanderzug an den Indus. → dtv-Atlas I, S. 64. Alpenüberquerungen. Das frühe Alpes tran sire der Gallier bei Livius diskutiert: V, 33, 4–6. → Alpes. Altarformen. Vitruv/Fensterbusch, S. 201. Altes Testament. → Bibel. Anabasis. Beschreibung des Marsches der Zehntausend (Griechen) nach dem Feldzug des jüngeren Kyros gegen Artaxerxes und der Schlacht von Kunaxa 401 v. Chr. Von Xenophon, um 370 v. Chr. verfaßt. anathema = Weihgeschenk (“was man der Gottheit hinsetzt”). Apotheose. Pauly I, Sp. 458–460. – Lurker 1983, S. 362–363; ibid., S. 286–287 (Himmelfahrt). Ara Pacis Augustae. Friedensaltar, den Augustus 13 v. Chr. in Rom errichten ließ. → Zanker 1987, → Simon 1967; 49. Arginusenprozeß. Da nach dem Seesieg über die Spartaner bei den → Arginusen wegen eines Sturms Schiffbrüchige und Verwundete nicht geborgen werden konnten, verurteilten die Athener den Strategen Kallikratidas zum Tode. Einzig Sokrates wagte es, dieser entarteten Justiz zu widersprechen. Argonauten. Argo das Schiff, auf dem griech. Helden unter Iason die Fahrt nach Kolchis teilnahmen, um das Goldene Vlies zu erobern (um 1350 v. Chr.). → Kolchis. Armagnaken. Im Hundertjährigen Krieg von 1339 bis 1453 (Schlacht von Castillon-la-Bataille) außer Kontrolle geratene Söldnerhaufen des Grafen Bernhard VII. von Armagnac; (1410) plünderten und verwüsteten Frankreich z. Z. der Könige Charles VI und Charles VII. Die Schweizer hielten sich die marodierenden Hor-
den in der Schlacht von Sankt Jakob an der Birs mit Erfolg vom Leibe (26. August 1444). → Armagnac; 89, 90. armillae. Armringe als militärische Auszeich nung. → torques. Artillerie (mittelaltyerliche; burgundische). Die tägliche Feuerkraft der Belagerungsgeschütze konnte 21 Schüsse betragen (Dumontier 1958, S. 37). → Kanonen; 88–89. Arverner, Volk in Gallien. – In einer Schlacht verlor Caesar seine Waffe: «…noch heute zeigen die Arverner in ihrem Heiligtum Caesars kurzes Schwert, das sie als Beute dort aufgehängt haben» (Plutarch, Caesar 26 [V, S. 130]). asylon. Abgegrenzter heiliger Ort, «der es auf Grund seiner Unverletzlichkeit verbietet, Personen oder Sachen mit Gewalt von ihm zu entfernen» (Pauly I, Sp. 670–671). ater dies. Unheilvoller Tag. → Pauly I, Sp. 677. – Bartels 1992, S. 62. aula. Im Mittelalter meist gleichgesetzt mit → camera (Kanzlei; unter Friedrich II.: camerarius imperialis aulae. aurum coronarium. → Coudry 2009, S. 153– 185. aurum Tolosanum, → Tempelraub (Toulouse). Ausländer (Nicht-Römer). Über Ansiedlung und deren Folgen unter Marcus Antoninus berichtet Cassius Dio: «Weil aber ein Teil von ihnen, der in Ravenna zu wohnen kam, Unruhen anfing und sich sogar der Stadt bemächtigte, wurden keine Ausländer mehr in Italien selbst angesiedelt und sogar die früheren anderswohin versetzt» (LXXI, 11). Auszeichnungen für die disciplina militaris bei den Römern: größerer Beuteanteil, bessere Verpflegung, erhöhter Sold; 48. auxilia. Im röm. Heer die volksfremden Hilfstruppen und Hilfsvölker im Gegensatz zu den einheimischen legiones. Nationale Spezialwaffengattungen (z. B. kretensische Bogenschützen, balearische Schleuderer). Seit Augustus neu organisiert, gleichmäßig bewaffnet und fester Bestandteil des stehenden Heeres. – Siehe neuerdings die Untersuchung von Haynes 2013.
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 179 B Baetica (Andalusien). Senatorische Provinz mit den Hauptstädten Corduba, Gades, Astigi, Hispalis. Nach dem Fluß → Baetis benannt. Baetis (der heutige Guadalquivir). In der Antike schiffbar für große Einheiten bis Hispalis, für kleine bis Ilipa; Flußschiffe bis Corduba ( → Pauly/Atlas, S. 145 [B/C 4]). ballista. Wurfmaschine. Bogenartige, mit Stricken und Sehnen spannbare Waffe, mit der Steine und andere Geschosse fortgeschleudert werden konnten. Barbaren. → Pauly I, Sp.1545–1547 für Definition und Bedeutung der Bezeichnung. Barbaroi bezog sich ursprünglich auf die Nicht-Hellenen. Barbari waren für die Römer jene Menschen, die man ihrer fremden Sprache wegen nicht verstand. Sie stammten meist aus Randzonen des Imperium. battle-church (Hastings); 135. Bau eines röm. Lagers: Settis 1988, S. 347, 34. Bauernstand in der Antike. → Pauly I, Sp. 845–847. → Latifundien. Begnadigung (von Gefangenen). «Nach Erringung des Sieges sind diejenigen zu begnadigen, die im Kriege nicht grausam und nicht unmenschlich waren» (Cicero, De officiis I, 35). Beinamen (Soter, Euergetes usw.). → Ziegler / Wuhrmann, Plutarch II, S. 425–426 (Anm. 1 zu S. 312); 42. Belagerungsmaschienen: Settis 1988, S. 471, 479. – Jerusalem 1099: Runciman 1965, Bd. I, S. 284–285. → Untergrabung der Mauern. bellum iustum. Ciceros Grundbedingungen sind: Krieg muß 1. auf erlittenes Unrecht reagieren; 2. auf gescheiterte Verhandlungsveruche folgen; 3. von der politischen Zentralmacht geführt werden; 4. von sakralen Autoritäten formal legitimiert werden; 5. den verletzten Rechtszustand wieder herstellen. – Der Begriff wurde um 1140 in das → Decretum Gra tiani aufgenommen und wurde somit Teil des Kanonischen Rechts. → Siebenborn
1990 u. 1991. –Girardet 2007, S. 191–221. –Keller 2012, mit Cicero-Texten zum bel lum iustum. → ius ad bellum. – Nützlich im Sachregister zu Polybios/Drexler, II, S. 1444–1445 das Stichwort: Gerechter Krieg. – Borst 1989, S. 27–28 (Huizinga). → Finke 1935; 1, 8, 10, 19, 48, 68, 103. Bergbau in der Antike; Abbau von Sklaven, Kriegsgefangenen und Verbrechern betrieben; → Hiltbrunner 1946, S. 87–88. Pauly I, Sp. 866. → Cástulo. Bergwerkssklaven: Brockmeyer 1979, Register, s.v., S. 386. Berufssoldaten. Sind nach Plutarch «Männer, die sich weder auf Ackerbau noch auf Schiffahrt verstehen, auch nicht als Hirten vom Ertrag ihrer Herden leben, sondern immer nur die eine Arbeit und die eine Kunst üben: zu kämpfen und den Gegner zu schlagen» (Aemilius 12 [IV, S. 139]). Beute, → Kriegsbeute. – Zur Geschichte und zu den Bedeutungen des Worts “Beu te”, → Grimm I, Sp. 1749–1755. Grimm nennt ferner u. a.: beutegierig, beuten, beutesüchtig, Beutetroß, Beutevieh, Beut pfennig. – Unter Salmakidenbeute versteht Cicero (De officiis I, 18, 61), Ennius zitierend, eine von Feiglingen gemachte Beute. Salmakis war ein verrufener Quellsee Kariens bei Halikarnassos mit verweichlichendem Wasser, daher: Salmacida spolia sine sudore et sanguine. → Pauly IV, Sp. 1518. – In der Quelle wurde Hermaphroditos gezeugt (Ovid, Metamorphosen 4, 285: vgl. ibid. 15, 319 [obscenae undae]). → Stichwort Beute in: Poybios/Drexler, Sachregister, II, S. 1402; passim. Beute von Issos; persisches Hofpersonal: Miller 2004, S. 37. Beutegattungen. → Raubgut (maritimes). – “Mischbeuten”: Beuten, reich an «Einrichtungsgegenständen aller Art, so reich, wie die Karthager es erwartet haben» (Polybios VIII, 34 [Einnahme von Tarent]); 5. Beutegewinnbeteiligung als Versprechen und Lockvogel, → Polybios I, 11 [S. 12].– Als Kriegsentschädigung: Ungern-Sternberg 2009, S. 247–264
180 – Bibliographie und Register Beutegier (praedae cupiditas): De bello Gal lico VI, 34, 4. «Hilfreich war [in einer Schlacht] die Habgier der Feinde, die vom Blutvergießen abließen und nur hinter Beute her waren, und so schlugen sich die Legionen gegen Abend in offenes und festes Gelände durch» (Tacitus, Annales, I, 3 [6]). Beutekunst in der Antike. → Holz 2009, S. 187–206; 35. Beutelust. Antiochos in der Ebene von Theben: «Dieses gesegnete und an Gütern aller Art überreiche Land, in das er kam, erlaubte es ihm, die Beutelust seines Heeres zu befriedigen» (Polybios XXI, 10 [S. 1014]). → La Chanson de Roland, § 169. Beuteschau. Hölscher 1978, S. 315–357. Zur öffentlichen Schaustellung von Beuten siehe: Humm 2009, S. 117–152; 56, 84. Beuteteilung. Der Streit um die Beute nach dem peloponnesischen Krieg führte zum Zerwürfnis zwischen Theben und Sparta. – Eine “gerechte” Beuteteilung und Stadtplünderung im Jahr 406 v. Chr.: Livius IV, 59. – Eine Beuteteilung unter Camillus, 396 v. Chr.: Livius V, 20–21. – Caesar überließ Vieh und Menschen als Beute seinen Soldaten (De bello Gallico VI, 3, 2). – ibid. VII, 11, 9. –Coudry 2009, S. 21–79. Hilfreich hier die tableaux récapitulatifs, S. 65–79 mit Beispielen aus der Zeit zwischen 505 und 37 v. Chr.: I: Gestion du butin sur le champ de bataille; II: Gestion du butin à Rome; III: Gestion du butin: procès pour appropriation. Allerdings ist zu bedenken, daß solche Überlieferungen äußerst lückenhaft sind und es sich um Nachrichten und Daten handelt, die vom Zufall diktiert worden sind; diese Tabellen können jedenfalls keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Sie vermitteln allerdings eine mögliche Vorstellung der einzuschlagenden Richtung, in der weitere Forschungen gehen könnten. Die Referenzen stammen außerdem von Autoren, deren Aussagen erfahrungsgemäß nicht immer für bare Münze genommen werden können. – Im Islam ist die Verteilung der Beute Sache Allahs und seines
Gesandten (Koran, Sure VIII [1, 42] Winter 1959, S. 142, 146). – Die gerechte Beuteteilung ist auch eine Forderung Isidors von Sevilla: Etymologiae V, 7 (Quid sit ius militare, 2). → Miller 2004, S. 43–46; 75. Beutetransport: Settis 1988, S. 325, 513 (Daker-Beute wird auf Maulesel verladen). Beuteunterschlagung. Camillus, M. Furius, Held der röm. Republik, eroberte 396 v. Chr. nach zehnjähriger Belagerung Veii, mußte jedoch wegen Unterschlagung von Beute 391 nach Ardea ins Exil. Beuteverkauf. → Jacquemin 2009, S. 103– 114. Bevölkerungswesen. → Pauly I, Sp. 879–880 (Bevökerungszahlen und Sklavenanteil). Bewaffnung. → Pauly I, Sp. 880–882 (griechisch und röm.); 31, 54, 67. Bildungsschichten in der altchristlichen Gesellschaft. → Schneider 1978, S. 409–423. Blitzschlag (bei Abstimmungen) wird von den Römern als ungünstiges Himmelszeichen gedeutet. – Für das miracolo del ful mine auf der Colonna Antoniana: Bianchi Bandinelli 1978, Abb. 68; Kommentar ibid., S. 112. Blockaden/Seeblockaden. Die röm. Flotte blockierte eingeschlossene Städte, so Syrakus 214, Karthago 147 oder Massilia 49 v. Chr., um die Versorgung der Seestädte und den Handelzu verhindern. Zur Blockade, → Viereck 1996, S. 159. Brandenburger Tor. → Kittsteiner 1998, S. 33–39 (mit Lit.). – Das Tor 1791 als “Friedenstor” eingeweiht. Die Quadriga raubte 1807 Napoleon; sie wurde in Paris aufgestellt, später nach Berlin zurückgeführt. Brandschatzung von Ländereien, → Polybios VIII, 29 [S. 617]. – Mehrfach in Caesars De bello Gallico. – Siehe auch: Settis 1988, S. 290, 294; 2. Brücken (röm.): Settis 1988, S. 282, 344, 437 und 440 (Brücke über die Donau, in Abb. S. 437: Traian mit dem Erbauer, Apollodoros von Damaskus), S. 502, 503 (Notbrücken auf Böcken). – Traians Brücke findet bei Cassius Dio höchste Bewunderung: LXVIII, 13.
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 181 Bruttii. Oskische Bevölkerung im heutigen Calabrien. Die Bruttier fallen 216 v. Chr. zu Hannibal ab. → Pauli I, Sp. 953–954. bucina. Gewundenes Horn (Musikinstrument, ähnlich dem modernen Waldhorn). → Isidorus, Etymologiae XVIII, 4. 1–5: De bucinis. Bukephalos. Alexanders Lieblingspferd. Von Alexander ausgewählt und zugeritten (Plutarch, Alexandros, 6 [V, S. 12–13]); 30. Bundesgenossen. Die socii stellten die zur Heeresfolge verpflichteten autonomen italischen Stämme im röm. Heer, vor allem Hilfstruppen und Reiterei. Burgunderkriege, → Kurz 1962, S. 83–128; 87–95. Byzantinische Kunstwerke im Westen. Auf welchen Wegen der byzant. Seidenvorhang des 11. Jh. (sog. Günthertuch), heute im Bamberger Domschatz, in den Westen gekommen ist, bleibt unbekannt. Messerer vermutet (Messerer 1952, S. 67; Abb. 70 u. 71), daß Bischof Günther es 1064 bei der Rückreise von seiner Pilgerfahrt 1064 in Konstantinopel erwarb oder dort als Geschenk bekommen hat. Dies mag auch auf die spätantike RauchtopasPlatte vom Einband der Bamberger Apokalypse zutreffen (München, Schatzkammer der Residenz; Messerer 1952, Abb.1). – Siehe auch die byzant. Elfenbein-Diptychen, um 1000, Bamberg, Staatliche Bibliothek: Messerer 1952, Abb. 30 u. 31; 76. C camera. Im Mittelalter synonym mit Kanzlei (Arbeitsort des camerarius). → aula. → Heupel 1959, S. 22–82 für die Kanzlei Friedrichs II. – Für die kaiserliche Kammer: ibid., S. 110–128. captivitas. Kriegsgefangenschaft als Verlust der Freiheit, → Pauly I, Sp. 1047–1048. Caudinische Pässe (furculae Caudinae), bei der samnitischen Stadt Caudium (Montesarchio), wo das röm Heer 321 v. Chr. von den Samnitern eingeschlossen und, zur Kapitulation gezwungen, unter dem Joch hindurchgehen mußte. cardo, → decumanus.
castellum. In der Spätantike nicht nur Festung gemeint, sondern allg. kleiner Ort, Weiler, Flecken. castigatio, Bestrafung: flagellatio für Sklaven, fustigatio für Freie, → Pauly I, Sp. 1079. ceterum censeo, “übrigens bin ich der Meinung”, Karthaginem esse delendam. Ausspruch Catos des Älteren, den, laut Plu tarch, Cato vor dem 3. Punischen Krieg bei jeder Gelegenheit im Senat gemacht haben soll. Chatti (Chatten). Germanischer Volksstamm im heutigen Hessen ansässig. Cherusci (Cherusker). Germanischer Volksstamm (ansässig im heutigen Niedersachsen). Christus-Reliquien, → Grabtuch. → Kreuzreliquien. → Tunika Christi. → Lanze Christi. 1493 abgebildet in der Schedel schen Weltchronik, Blatt CXCV (mit Hinweis auf Antiochia). Colosseum (Flavium amphitheatrum), → Pauly II, Sp. 568–569 (als Steinbruch für Dom in Orvieto). Inschriften: Bartels 2000, S. 56, 57; 125. commeatus, Urlaub für röm. Soldaten: → Pauly I, Sp. 1256–1257. Unter diesem Begriff verstand man ebenfalls den röm. Heeresproviant: alle Vorräte außer Korn, Waffen und Pferdefutter. Consualia. Röm. Feste: am 21. August als Erntefest, am 15. Dezember für die Aussaat. cornu. Blashorn, Trompete (Musikinstrument); 1. corona. Kranz, Krone. Ursprünglich bei den Römern nur für Gottheiten und Heiligtümer bestimmt, dann jedoch auch für Priester und auszuzeichnende verdienstvolle Männer. Die corona triumphalis oder laurea trugen die Herrscher bei Triumphzügen. → ovatio. corona muralis. Militärische Auszeichnung für die Erstersteigung der feindlichen Stadtmauer. corvus. → Enterhaken. Aufsatz der Enterstange (harpago). crux. Kreuzigung für Sklaven (Tacitus, histo riae 4, 11). Unter Konstantin 314 abgeschafft und durch den Galgen ersetzt.
182 – Bibliographie und Register D Daker. Indogermanisches Volk im heutigen Rumänien, unter Traian besiegt. damnatio memoriae (in der Antike abolitio nominis = Tigung des Namens). Tilgung von Bildern älterer und verhaßter Herrscher, so schon in Ägypten, → Stier 1935, S. 147. – Als im Peloponnesischen Krieg die Spartaner 422 v. Chr. bei Amphipolis (Pauly/Atlas, S. 97 [C1]) die Athener in die Flucht geschlagen hatten und Brasidas als Sieger feststand, betrachtete ihn Amphipolis als seinen Gründer (der in Wahrheit jedoch Hagnon war): «Sie rissen Hagnons Bauten nieder und beseitigten alles, was an ihn als Gründer der Stadt erinnnern konnte, teils weil man Brasidas wirklich als den Retter der Stadt ansah, teils weil man unter den damaligen Verhältnissen aus Furcht vor den Athenern auf das Bündnis mit den Lakedämoniern den höchsten Wert legte […]» (Thukydides V, 11); 2, 47, 123. decumanus und cardo treffen, sich rechtwinklig kreuzend, im röm Lager- und Städtebau als urbane Hauptachsen auf dem Markt- und Versammlungsplatz zusammen. Die Begriffe stammen aus dem röm. Vermessungssystem. → Cassirer 1987, Bd. II, S. 124. demanium. Unter Friedrich II. die Listen des Krongutes; Gefälle der Einkünfte (dema nare = herabfließen, abstammen). Das demanium regni umfaßt das Fronland des Königs, das seiner unmittelbaren Verwaltung untersteht und nicht an Vasallen übergeben wird. – Für eine andere Herleitung des Wortes: Heupel 1959, S. 123, Anm. 2. Denar. Silbermünze im Wert von 4 Sesterzen; um 211 v. Chr. eingeführt (4,55 g Gewicht). Denkmal. Die frühesten personenbezogenen Denkmäler hängen mit dem Grabkult zusammen. → Lurker 1983, S.134–135. Deportation. Aus- und Umsiedlung ganzer Völkerschaften; 112. Deserteure, → Pauly I, Sp. 1496 (desertor); 40.
Dezimierung. Hinrichtung nach dem Losverfahren jedes zehnten Mannes einer röm. Truppe. Diadochenreiche. → dtv-Atlas I, S. 66. disciplina militaris, → Pauly II, Sp. 101–103. → Auszeichnungen. Dolmetscher. → De bello Gallico I, 19, 3. – Arabisch / Persisch: Runciman 1965, Bd. I, S. 246; 32. dona militaria. Orden und Ehrenzeichen: → Pauly II, Sp. 136–137. donativum, → Pauly II, Sp. 139. – Geschenk an Soldaten, um von Plünderungen abzuhalten (Cassius Dio, Romaïká 79, 1, 1). Donner. Wenn Wolken zusammenstoßen: Lucretius VI, 96–98. – Blitze entstehen auf die gleiche Weise: ibid. 160–163; 55. Drei-Kaiser-Jahr, 68–69. In den Thronwirren nach Neros Tod (68 n. Chr.) kamen in einem Jahr drei Kaiser zur Regierung: Galba, Otho und Vitellius. Durst als Todesursache (bei Belagerung). De bello Gallico VIII, 41, 6: nicht nur Tiere starben, sed etiam hominum multitudo siti consumebatur. Vgl. ibid, VIII, 43, 4–5. → Wassermangel. E echeia. Bronzene (oder tönerne) Schallgefäße in Theatern, um die Akustik zu verbessern; Theater-Vasen bei Vitruv I, 1 [Rode I, S. 18], V, 5, 1–9 [Rode I, S.231–236]. → Pauly II, Sp. 191. – Vitruv/Fensterbusch, S. 221–225; 41. Edelmetalle und andere Werkstoffe in der spätantiken und frühchristlichen Kunst. → Schneider 1978, S. 517–524. Ehrenlohn für den Sieger in der Schlacht: → Plutarch, Marcellus 8 [III, S. 310]. Ehrensäulen in Rom. Phokas-Säule (608), → Krautheimer 1980, S. 67, 311, 319. Eidgenossenschaft, Schweizerische. Zur Entstehung: → dtv-Atlas I, S. 192. Elefanten, → Pauly II, Sp. 235–236. – Zur Symbolik: Lurker 1983, S. 155. – Der “Pyrrhussieg” gelang bei Herakleia (280 v. Chr.) dank des Einsatzes von Elefanten: «Diese Tiere waren den Römern damals
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 183 völlig unbekannt, so daß sie nicht einmal ihren Namen wußten und sie als “lukanische Ochsen” bezeichneten» (Elbern 2012, Anm. 31). In Rom sah man Elefanten erstmals als Tierbeute im Triumphzug von 275 v. Chr. – Lucretius V, 1302–1307. – «Im Jahre 1235 sandte Kaiser Friedrich einen Elefanten in die Lombardei nebst mehreren Dromedaren und Kamelen […]. Sie zogen durch Parma, wie ich mit eigenen Augen sah […]» (Heinisch 1994, S. 174 [Chronik des Salimbene von Parma]); 30, 36, 40, 55. Elfenbein, → Pauly II, Sp. 247–248. Eliteeinheiten (in der röm. Armee): → extra ordinarii, Pauly II, Sp. 484–485. Emporion, Handelsniederlassung für Verkehr zwischen Fernhändlern und Einheimischen; meist an der Meeresküste, → Pauly II, Sp. 1581–1582; ibid. Sp. 262– 264. – Emporion = Ampurias (Pauly/Atlas, S. 85 [C2]). Engelsburg in Rom: ursprünglich Mausoleum Hadrians, ab 130 erbaut. Diente als Grablege der Antoninen-Dynastie und den Severern bis Caracalla. – Später Fluchtburg der Päpste. Enterbrücken in Seeschlachten. Von → Duilius erfunden und bei → Mylae erstmals eingesetzt. – Für eine Rekonstruktion: Le Bohec 2014, S. 79, Abb. 14. → corvus, → harpago. Enterhaken. (corvus); 53. Epigonen, → Sieben Epigonen. Erdbeben. Lucretius V, 1235–1240. – Tacitus II, 47, 1 (Erdbeben in Kleinasien, traf u.a. vor allem Sardes und Magnesia); 56. ergastulum, Ort, wo diejenigen Sklaven in Gewahrsam gehalten wurden, die gefesselt arbeiten mußten (Feldarbeit in → Latifundien), → Pauly II, Sp. 355. eschec. Jonin 1979, La Chanson de Roland, 91, 1167, übersetzt eschec bel e gent mit: «un grand et riche butin.»
Schutzherrn der fränkischen Könige gemacht hatte, führte man dessen Mantel mit in die Schlacht. → Reliquien. Fahnenbücher. → Neubecker/Deuchler, RDK VI, Sp. 1168–1183; 95. Feldfrüchte, Vernichtung der Ernten. → Polybios XXXIII, 15; 9. Feldlager. → Lager. “Feldschlangen”. Burgundische leichte Artillerie. → Deuchler 1963, S. 310–332. – Bern 1969, S. 171–179; 88. Feldzeichen (röm.), → Pauly II, Sp. 530–531. – Allgemein: Lurker 1983, S. 185–186; 1, 5, 51, 58, 87, 107. ferculum, Tragevorrichtung, -gerüst für Beutestücke bei Triumphen, (Pauly II, Sp. 535). Festungsbau (röm.): Settis 1988, S. 273–274, 347. fetiales. Röm. Priesterkollegium von 20 Mitgliedern. Mit völkerrechtlichen Aufgaben betraut, wie Verträge zu schließen und Kriege zu erklären. Feuer als Angriffswaffe. → “Griechisches Feuer”. – Zerstörung der eigenen Festung mit Feuer: Settis 1988, S. 483; durch die Römer: Settis 1988, S, 541. – Abbrennen einer feindlichen Siedlung: Settis 1988, S. 290, 346. – Den Flammenwerfer des rhodischen Admirals Pausistratos beschreibt Polybios, XXI, 7. Feuerzeichen, Lichtsignale. → Polybios X, 43–47 [S. 735–741]. – Auf der Traianssäule liegen Holzscheite (für die Nacht) und Strohballen (für tagsüber) gesendete signale bereit: Settis 1988, S. 260. Feuer Auch Fackeln dienen als optische Zeichen: Settis 1988, S. 261. fibula (röm.), → Pauly II, Sp. 542–543. Finsternisse (Sonne und Mond). → Pauly II, Sp. 552–554. Fixsterne, → Pauly II, Sp. 557–559. flagellum (Peitsche), → Pauly II, Sp. 560. Flaute der Winde; Windstille. → De bello Gallico III, 15, 3. F Flotte (röm.). → Le Bohec 2014, S. 67–87; 21, 25, 54–55, 74, 81, 104. Fahnen und Feldzeichen. – Nachdem Chlod- Flottenstützpunkte der Römer. →Viereck 1996, S. 253–258; 54. wig den heiligen Martin von Tours zum
184 – Bibliographie und Register Flottenwesen (griechisch), → Pauly II, Sp. 582–584. – Demosthenes erschien vor Syrakus mit 73 Schiffen: «[…] mit dem Glanz der Waffen, den Abzeichen der Trieren und der Menge der Taktschläger und Flötenbläser kam er in theatralischer Pracht und zum Schrecken der Feinde angefahren» (Plutarch, Nikias 21 [II, S. 230]) . – Für Rom: classis, → Pauly I, Sp. 1200–1201. – Scipio verfügte über 40 Kriegsschiffe und 400 Versorgungsschiffe (Livius, XXIX 26, 3). – Caesars Britannien-Flotte soll insgesamt an die 800 Schiffe umfaßt haben (De bello Galli co V, 8, 6). – Für den Bau einer röm. Flotte in Germanien: Tacitus, Annales II, 6, (2): «Eintausend Schiffe schienen zu genügen und wurden eiligst fertiggetsellt. Ein Teil war kurz, mit schmalem Heck und Bug und breitem Bauch, um den Fluten leichter standhalten zu können. Manche hatten einen flachen Kiel, damit sie, ohne Schaden zu nehmen, auf Grund gehen konnten. Eine größere Anzahl wurde an beiden Enden mit Steuerrudern ausgestattet, damit man die Ruder schlagartig umdrehen und vorne oder hinte anlanden konnte. Viele rüstete man mit Verdecken aus, auf denen Wurfgeschütze befördert werden konnten; sie eigneten sich zugleich zum Transport von Pferden oder Proviant. Leicht zu segeln und schnell durch die Ruder, wurden sie dank dem bereitwilligen Einsatz der Soldaten zu Schiffen ausgestaltet, die beeindrucken und erschrecken sollten.»; 54 Flußschiffahrt (Donau): Settis 1988, S. 262, 263, 299. Flußüberquerung (Furt): Settis 1988, S. 291. – Ertrinkende Daker: Settis 1988, S. 296. Flußufer-Sicherung (röm.). Darstellungen: Settis 1988, S. 259–261. fons (Quelle). Fontes galten als heilig, → Pauly II, Sp. 590. fornix. Bogen, Wölbung; 126. Frau. Stellung der Frau in der Antike: Pauly II, Sp. 608–610. Frauenraub, Frauenbeute, → Frenzel 1980, S. 171–185. → Eris. → Briseis.
Freibeuterei, → Seeräuber. – Wer von Piraten Gefangene freikauft, gilt als liberalis, edel und vornehm (Cicero, De officiis II, 16). Freigelassene. → Hiltbrunner 1946, S. 169– 170. Fremdsprachen in der Antike. → Wörterbuch der Antike, S. 225–226. – De bello Gallico I, 47, 4 (propter linguae Gallicae scienti am). → Sprachen. → Müller 1992. – Für Pomponius Mela gab es Völker, deren Namen mit “unserem Munde” nicht wiedergegeben werden können: populi sunt quo rum nomina nostro ore concipi nequeant (III, § 15); er scheitert an Cantabri und Vardulli. Fuhrpark, → Troß. Futter holen: babulatio (De bello Gallico VII, 44, 4). «Beim täglichen Futterholen [co tidianis pabulationibus] trat das ein, was eintreten mußte, weil man nur in wenigen, verstreut liegenden Gehöften Futter auftreiben konnte. Unsere Futterholer wurden eingekreist, weil sie sich infolge des unwegsamen Geländes verteilen mußten. Obwohl dieser Umstand für uns nur einen geringen Verlust an Zugtieren [iumenta] und Sklaven [servi] mit sich brachte…»[…] (ibid. VIII, 10, 3). – «[…], denn zur Futter- und Getreidebeschaffung [pabulatum frumentatumque] mußten sich die Soldaten ziemlich weit entfernen» (ibid. VIII, 10, 1). – Vgl. auch VIII, 16, 4 sowie VIII, 35, 4–5. – Der Futterholer war der pabulator. – Futtermangel: inopia pabuli (De bello Gallico VII, 20, 3). Futtervorräte: Caesar, um nicht gezwungen zu werden, das Lager unter Gefahr zu verlassen, ließ er seine Soldaten Getreide und Futter für 30 Tage herbeischaffen und vorrätig halten (De bello Gallico VII, 74, 2). – Vgl. ibid, VIII, 34, 3. G Galater, die kleinasiatischen Kelten. → Galatien. – In der Antike, besonders bei den Griechen, Sammelbezeichnung der nordischen Völker, vor allem die Gallier betreffend, für die sonst die Bezeichnung
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 185 “Kelten” geläufig war. – In Kämpfe mit den Königen von Pergamon verwickelt und von diesen um 230 besiegt. → Pauly/ Atlas, S. 117 [C2]). Gallier. Hauptstamm der Kelten. → Gallia, Gallia Cislpina: Pauly II, Sp. 679–682. Laut Livius haben Gallier die angeborene Vorliebe für sinnloses Lärmen, Geschrei und wilde Gesänge (V, 37, 8). – Gallier tötet sich und sein Weib nach der Niederlage bei Pergamon (→ Galater): Marmorgruppe vom Weihgeschenk Attalos’ I. von Pergamon; in Kopien überliefert. Gallierdenkmal in Pergamon. Nicht erhalten, in Kopien überliefert (Rom, Kapitolinische Museen und Thermenmuseum). Rekonstruktion (nach Anton von Kenner): Schober 1951, Abb. 20 u. 21. gaza (Wort persischen Ursprungs): der Schatz der Perserkönige, dann jedes Fürsten od. Königs; Schatzkammer. Vermögen. – custos gazae regiae: königlicher Schatzmeister; 57. Gefangene als Teil der individuellen Soldatenbeute: De bello Gallico VII, 89, 5. – Vorführung gefangener Daker: Settis 1988, S. 279, 315, 317. – Gefangenenlager: Settis 1988, S. 324. Gefangenenrückkauf und -austausch. → Löse gelder. Geiseln als Pfand. Die röm. Patrizierin Cloelia wurde 508 v. Chr. dem Etruskerkönig Porsenna als Geisel gestellt. Sie floh den Tiber durchschwimmend nach Rom, wurde aber zurückgegeben. Porsenna, ihren Mut bewundernd, ließ sie und weitere Geiseln frei (Pauly I, Sp. 1231–1232 [11]). – De bello Gallico II, 15, 1. – ibid. VI, 2, 2. Geiseln als Tausch- und Handelsware. – Kindergeiseln: De bello Gallico II, 5, 1; II 13, 1. Gelöbnis der Tapferkeit (bei den Germanen). Sobald die Chatten herangewachsen sind, «lassen sie Haupt- und Barthaar wachsen und entledigen sich erst nach Erlegung eines Feindes der Haartracht, die ein Gelöbnis der Tapferkeit und ihr gleichsam als Pfand gegeben ist. Über dem Blute und der Beute [des gefallenen Gegners] legen sie die Stirn frei und erklären, jetzt hätten sie erst den geschuldeten Preis für ihre Ge-
burt bezahlt und wären ihrer Heimat und ihrer Väter würdig» (Tacitus, cap.XXXI). Gelöbnisse. Kirchen oder Klöster, die vor mittelalterlichen Schlachten versprochen und nach einem Sieg realisiert wurden. Gepäck der röm. Truppen (impedimenta): → Pauly II, Sp. 1377; 23, 38, 44, 67, 73, 92, 118. Germanen. Herkunft und Bedeutung des Namens Germanen sind unbekannt. Sammelbegriff für die Stämme in Nord- und Mitteleuropa an der Wende unserer Zeitrechnung. Kenntnisse der Nachwelt entstammen fast ausschließlich den Schriften röm. Autoren (Caesar, Tacitus, Plinius der Ältere). Rom kam erstmalig im 2. Jahrhundert v. Chr. mit Germanen in Berührung, als Kimbern und Teutonen ins Imperium einfielen. – Charakterisierung germanischer Sitten in De bello Gallico VI, 21–28, und bei Tacitus, → Gelöbnis der Tapferkeit. – Siedlungsräume: dtvAtlas I, S. 108. Geschichtsschreibung der Antike. Für ausgezeichnete kurze Überblicke: → Hiltbrunner 1946, S. 176–179, und Fuhrmann in: Pauly II, Sp. 777–781. Getreide (sitos), Getreidemangel. Getreideverteilung an die Truppen: De bello gal lico VI, 33, 4 (frumentum). – Engpäße im Nachschub: ibid., VII, 10, 1; ibid. VII, 17, 2–3 – «Mit allen Mitteln [omnibus modis] müsse man sich bemühen, den Römern die Möglichkeit zu nehmen, für Futter [pabulatio] und Nachschub [commea tus] zu sorgen» (so Vercingetorix, ibid. VII, 14, 2). – Röm. Truppen schneiden und ernten (rauben?) Korn: Settis 1988, S. 460; 8, 43–46, 69. Getreidehandel. Konstantinopel benötigte im Mittelallter pro Jahr 14 Millionen modioi Getreide (1 modios = 9 Liter) aus Ägypten (Ducellier/Kaplan/Martin 1978, S. 31). – Attische Getreideschiffe wurden 361/360 v. Chr. aufgebracht: Alexander von Pherai (358 ermordet) forderte mit diesen Kaperfahrten Athen heraus. – Marius brachte von Afrika aus die Getreideschiffe nach Rom unter Kontrolle, indem
186 – Bibliographie und Register er sie mit seinen Schiffen abfing und die Kaufleute ausplünderte (Plutarch, Marius 42 [VI. S. 108]). Getreidespeicher. Laut Tacitus (Germania, cap. XVI): «[die Germanen] sind auch gewohnt, unterirdische Höhlen auszuheben, über die sie eine starke Dungschicht legen: das ist dann eine Zufluchtstätte für den Winter und ein Getreidespeicher; denn solche Anlagen mildern die starre Winterkälte, und wenn der Feind einmal ins Land eindringt, dann verwüstet er das frei Daliegende, während er von dem Versteckten und Vergrabenen entweder nichts weiß, oder es gerade darum übersieht, weil er es erst suchen muß.» Getreideversorgung. Engpässe: Tacitus, An nales VI, 13, 1. – Der ultimative Zwang der Getreideversorgung spiegelt sich in dem Ausspruch navigare necesse est, (vi vere non est necesse): Bartels 1992, S. 109; 16, 43. Gladiatoren. Meist Kriegsgefangene oder Verbrecher; 117. Gold als Wertmetall. → Pauly II, Sp. 841–842. – Für die Griechen lagen die Goldminen vor allem in Kolchis, für die Römer namentlich in Spanien; 5, 11, 16, 18–24, 27, 29–30, 36, 40–41, 46, 48, 51, 57–58, 63, 67, 69, 74–75, 79, 81, 95, 102, 112, 116. Goldringe. → Ringe. Goten, Ostgoten, Westgoten: Pauly/Atlas, S. 235 (Die germanischen Nachfolgestaaten Westroms). “Gott”. Chrysippos: «Ein und dasselbe nennen wir Zeus, die gemeinsame Natur von allem, Schicksal, Notwendigkeit; und das ist auch die Gerechtigkeit und das Recht, die Einheit und der Friede» (Arnim 1964, Bd. II, S. 315, 8 ff.). Grabschändung, → sepulchri violatio. – So 216 n. Chr. Caracalla in Parthien, wo er die Gräber der Arsakidendynastie bei Arbela verwüsten ließ. – Caligula soll aus dem Grab Alexanders d. Großen dessen Panzer getragen haben (Sueton, Caligula, 52). Grabtuch Christi. → Dubarle 1998, pp. 75– 85; Flury-Lemberg 1998, pp. 255–267; 75.
“Griechisches Feuer”. Von Katapulten abgeschossene Feuerbälle im Seekrieg, um gegnerische Schiffe in Brand zu setzen. – Die Technik erstmals im Zusammenhang einer Belagerung von Thukydides ausführlich in seiner Geschichte des Pelo ponnesischen Kriegs beschrieben (IV, 100 [I, S. 309]). → Viereck 1996, S. 118–119; 6. “Großer Wagen” (Sternbild), → Alexanderro man/Thiel, S. 105. H Hafenanlagen der Antike: → Pauly II, Sp. 912–916. – Für Ostia: → Literaturhinweise in: Piganiol 1964, S. 393. – Übersicht bei Viereck 1996, S. 260–273. – Für Por tus Romae (bei Fiumicino), siehe Viereck 1996, S. 266; 54. Halsketten (iranischer Soldaten): Miller 2004, S. 30. Handel (Güterumlauf) in der Antike: → Pauly II, Sp. 930–932. Handelswege der röm. Kaiserzeit (1. – 3. Jh. n. Chr.): → Pauly/Atlas, S. 203. Händler: «Die Verbindung zu Handelsleuten wird [von den Germanen] vorwiegend zu dem Zweck aufrechterhalten, daß sie das, was sie im Krieg erbeutet haben, verkaufen können, weniger mit dem Wunsch, irgendetwas einzuhandeln» (De bello Gallico IV, 2, 1). – Für die vor dem Lager kampierenden mercatores: ibid., VI, 37, 2. – Ausplünderung röm. Händler: ibid. VII, 3, 1. Harem (arab.: “unzugänglich”). Bei polygamen Völkern die Häuser oder Räume, in denen die Frauen eines Familienhauptes zusammenwohnen. harpago: Enterstange zum Heranziehen feindlicher Schiffe; auch verwendet zum Einreißen von Mauern. → corvus. Heerwesen, das röm. (exercitus): → Pauly II, Sp. 479–482; II, Sp. 964–967, mit Lit. Heilige Städte und Stätten. Heilig gesprochen: → Chalkedon, Delos, Dion, Milet, Xanthos. – Bereits Nesa (Pauly/Atlas [F2]) im Hethitischen Reich galt im 13. Jh. v. Chr. als “heilig”. Sie wurden ge-
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 187 stürmt, aber nicht geplündert (Cornelius 1973, S. 82). Heloten, die unter spartan. Herrschaft zu Staatssklaven untertworfene Bevölkerung. → Pauly II, Sp. 1014–1015. → Nabis; 114. Herrscherkult, → Pauly II, Sp. 1110–1112. Hethiter. → Cornelius 1973. → Pauly/Atlas, S. 23. Himmelsrichtungen. Wichtig für die Anlage der Innenräume: Vitruv/Fensterbusch, S. 281. Himmelszeichen. → Livius, Geschichte 40, 19, 1–5 [S. 181]. – Als Timoleon mit seiner Flotte nach Sizilien segelte «schien es plötzlich, als ob der Himmel über den Schiffen aufbräche und ein starkes, helles Feuer niederstrahlen ließe. Hierauf erhob sich eine Fackel, ähnlich den bei den Mysterien gebrauchten, lief in gleicher Richtung mit ihnen am Himmel hin und fuhr gerade nach dem Punkt Italiens nieder, auf den die Steuerleute Kurs nahmen. […] So Glück verheißende Zeichen wurden der Flotte von den Göttern zuteil» (Plutarch, Timoleon 8–9 [IV, S. 180]). Hohenstaufenreich. → dtv-Atlas I, S. 164. Hopliten (hoplitai). Das schwer bewaffnete griech. Fußvolk. → Söldner im Altertum. – In den Olympischen Spielen wurde im Jahr 520 v. Chr. als neue Kategorie der Wettlauf in schwerer Hoplitenrüstung eingeführt. Horn (Rolands Horn). → La Chanson de Ro land, § 133. horreum (frumentarium). Getreidespeicher, Vorratslager (von haurire = schöpfen, aufsammeln [?]). Hundertjähriger Krieg (la guerre de Cent Ans). → Contamine 1968; → Perroy 1945. Hunger. → Livius V, 47, 7–48, 9; 16, 33–34, 69, 73, 79, 106.
inopia. Mangel. Joch (unter dem Joch durchgehen). – An den caudinischen Pässen schlossen die Samniten 321 v. Chr. ein röm. Heer unter C. Pontius ein und schickten es zur Demütigung unter dem Joch durch (mittere sub iugum; sub iugo mittere). Isaurien (Isauria). Kernland mit wechselnden Grenzen im Inneren Kleinasiens, unter Augustus mit Galatien vereinigt. Islam. Ausbreitung bis 750, → dtv-Atlas I, S. 134; 68, 84. Juden in der altchristlichen Gesellschaft. → Schneider 1978, S. 327–332; 50–51, 58. iugum. → Joch. ius ad bellum, ius in bello. Recht zum Krieg. → Machiavelli. → Keller 2012. K
Kalenderprobleme (röm.): → Plutarch, Numa, 18–19 [I, S. 219–221]. → Zeitrechnung. Kälte. «Für die große Anstrengung und Ausdauer, mit der die Soldaten in diesen winterlichen Tagen, bei überaus schwierigen Märschen und unerträglicher Kälte, alle Mühen besonderns eifrig und standhaft ausgehalten hatten, versprach Caesar, ihnen je 200 Sesterzen, den Centurionen 2000, als Beute zu schenken, und sandte die Legionen in die Winterlager zurück» (De bello Gallico VIII, 4, 1). – Allgemein vermied man winterliche Kampfhandlungen aus logistischen Gründen; 47, 55. Kamele. Kyros ließ kamelberittene Truppen gegen feindliche Reiterei antreten, «weil sich die Pferde vor den Kamelen fürchten und weder ihren Anblick noch ihren Geruch leiden können. Eben darum wurde diese listige Anstalt gemacht, damit dem Kroisos die Reiterei, durch welche er eben I/J der Lydier Ruhm zu erwerben hoffte, unbrauchbar gemacht würde. Als sie nun Jahreszeiten. Winter: tempus anni difficilli gegeneinander zum Gefecht anrückten, mum (De bello Gallico VIII, 6, 1). rochen die Pferde gleich die Kamele, und Indigo. Pflanzlicher Blaufarbstoff, im Mittelals sie diese erblickten, wandten sie sich alter meist aus Indien eingeführt (indigo um» (Herodot, I, 73); 24, 30, 69, 108. [spanisch]: das Indische); 78. Kampfgeschrei. → Livius IV, 37.
188 – Bibliographie und Register Kampfschifftypen, röm. und byzant. Zusammengestellt von Viereck 1996, S. 30–31. Kampfwagen mit Sicheln an den Naben. → Lucretius III, 642–651. → Rennwagen. Kanzlei (camera) des mittelalterlichen Herrschers: Heupel 1959, S. 110–128 (für Friedrich II.). → aula; 80, 88. Kapitulation. Bedeutet Auslieferung von Geiseln, Waffen, Sklaven und Überläufern: De bello Gallico I, 21, 3. → ibid. II, 32, 1–4; ibid., III, 21, 3 und 23, 1; 105. Katapulte (Belagerung). Darstellungen in: Settis 1988, S. 362, 364, 471 (gemeint sind hier Steinschleudern oder Feuerwerfer?). Kavallerie (röm.). Darstellungen in: Settis 1988, S. 307–309, 355, 356; 88. Kohorte. Röm. Infanterieabteilung von 500 bis 1000 Mann. Kolonisation im Mittelmeerraum: dtv-Atlas I, S. 50. Kopfsteuer (capitatio humana). Steuer als Staatseinnahme, die ohne Rücksicht auf die Höhe des Einkommens von jeder Person im gleichen Betrag erhoben wird; im Altertum jedoch meist nur von Sklaven, Unfreien und Kriegsgefangenen; 35. Kopten. → Schneider 1978, S. 348–359. Konstantinsbogen. Für die Inschriften: Bartels 2000, S. 52–55. Korinthischer Bund (338–337 v. Chr.); 25. Korinthisches Erz (Corinthium aes) Kornkammer Ägypten. Das röm. Ägypten unterstand nie dem Senat, sondern dem Kaiser direkt, der in dieser Kornkammer eine wichtige Stütze seiner persönlichen Macht besaß. → Nordafrika. Kornkammer Sizilien. Tyrann und König Hieron II. machte Sizilien während seiner fast ein Vierteljahrhundert dauernden Friedenszeit zur Kornkammer der Mittelmeerwelt. – Noch bei Cervantes findet sich der Topos: «[…] y de toda la isla la abundancia, por quien propiamente, y con verdad, es llamado granero de Italia» (No velas ejemplares: El licenciado Vidriera). Kreuzfahrerstaaten. → dtv-Atlas I, S. 152. – Pauly/Atlas, S. 249. Kreuzzüge. → dtv-Atlas I, S. 150 (1. bis 3. Kreuzzug). – Zum Begriff: Anm. 152; 67–68, 77, 108.
Krieg. Die Indogermanen sahen den Krieg als Gottesgericht an. So ist der Vater der Götter auch oberster Richter und Lenker der Schlachten. Bei den Griechen ist der Kriegsgott Ares vor allem der Erreger der Kriegspsychose, damit eine Macht des Schreckens. Mars ist der italische Kriegsgott und Pestgott. – Zu Ares, → Wilamowitz 1959, Bd. I, S. 315–318; passim. Krieg, gerecht und ungerechter. → bellum iustum; 1, 8, 10, 68, 104. Kriegsbeute. – Teilung der Beute, → Itgenshorst 2005, S. 20, 68. → Coudry 2009, 21–80. – Der Eintrag Kriegsbeute S. in: Grimm XI, Sp. 2262 enttäuschend, → Beute; 8, 10–11, 22, 42, 48, 51, 73, 76. Kriegsentschädigungen: Ungern-Sternberg 2009, S. 247–264; 130. Kriegserklärung. → Pauly II, Sp. 542; 89, 105. Kriegsflotten, Kriegsschiffe. Darstellungen in: Settis 1988, S. 398, 399, 400, 404; 54, 55. Kriegsgefangene, → Brockmeyer 1979, Register, S. 388. → Colas-Heddeland 2009, S. 223–246; 113. Kriegslärm der Kelten: «Denn sie hatten eine Unzahl von Hornisten und Trompetern, und da zugleich mit diesen das ganze Heer seinen Kriegsgesang anstimmte, entstand dadurch ein so großes und furchtbares Getöse, daß nicht nur die Instrumente und die Truppen, sondern auch die davon widerhallenden Hügel der Umgebung von sich aus ihre Stimme zu erheben schienen» (Polybios/Drexler I, S. 139; Schlacht bei Telamon, 225 v. Chr.). – Vgl. La Chanson de Roland, § 112: «Sept mille clairons sonnent la charge et le vacarme retentit dans tout le pays.» Kriegslisten. Siehe auch → Kamele. Hannibal, der Fackeln an die Hörner von 2000 erbeuteten Rindern binden ließ, um in der Dunkelheit die Römer in die Irre zu führen (Plutarch, Fabius Maximus 6 [II, S. 166– 167]). Oder: im Kampf um Capua, wo er in röm. Uniformen verkleideten eigenen Soldaten, die außerdem Latein sprachen, ins gegnerische Lager zu marschieren befahl, um die Ordnung der röm. Linien zu
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 189 stören (Livius, XXXVI, 6). – De bello Gal lico VII, 45, 2: Maulesel und Packpferde werden von ihren Lasten befreit, die Maultiertreiber mit Metallhelmen ausgerüstet, um aus der Ferne eine große Reiterei vorzutäuschen. – Frontinus, siegreicher röm. Feldherr in Britannien, 97 n. Chr., schrieb eine Abhandlung über Kriegslisten, Stra tegemata. → Pauly II, Sp. 615–616. → List und Hinterlist. → Polybios/Drexler, Sachregister, II, S. 1454 (Kriegslisten). Kriegswesen. → Eis 1962, S. 18–22 (mit Lit.). Kultförderung. In der röm. Spätantike, um zusätzliche Steuergelder eintreiben zu können. → Schneider 1978, S. 602. Kunstraub. → Maier 1998; 11, 96. L Lager. Röm. Truppen nächtigten nie ohne ein festes Lager mit Wall und Graben (castra ponere) – eine Eigentümlichkeit, die kein anderes Volk kannte. Einquartierung in Dörfern oder Städten war ausgeschlossen. Beim Lagerbau wurden immer die gleichen Parameter abgesteckt, was der internen Übersichtlichkeit zugute kam. Vor den Standlagern (castra stativa) bildeten sich zivile Krämerbezirke (canabae), wo sich die Legionäre verpflegen konnten (gemeinsame Küchen im Lagerinnern gab es nicht); 5, 7, 23, 26, 28–29, 33, 36, 39, 41, 63, 69, 96, 99, 107. Landbevölkerung. In der altchristlichen Gesellschaft: → Schneider 1978, S. 406–409. Landsknecht. Söldner zu Fuß, 15.–17. Jh. → Grimm XII, Sp. 137–139. → Knecht als Kriegsknecht, ibid. XI, Sp. 1389 [5, a–f.] sowie ibid. XI, Sp. 2278; 92–93. Langspieße. Ihres Gewichts wegen nach geschlagenen Schlachten nachteilig, daher als Waffengattung unbeliebt, weil sie bei Plünderungen hindern oder Beute gar verunmöglichen. Lanze Christi. → Christusreliquien. “Heilige Lanze”. Lasttiere. → Troß. Lateinisch sprechen: Latinae linguae sciens (Tacitus, Annales II, 13, [2]).
Latifundien (latifundia). Von Sklaven verwaltete und bewirtschaftete landwirtschaftliche Großbetriebe. → Pauly I, Sp. 846. → Brockmeyer 1979, Sachregister, S. 389. Lebensmittel, Organisation von Viktualien: Thukydides VI, 71. – Mangel an Lebensmitteln (inopia cibariorum): De bello Gal lico III, 18, 6. – Lebensmittelbeschaffung: ibid. III, 20, 2; 23, 33, 105. legio, → Pauly III, Sp. 538–546. – Eine Legion bestand in der Regel aus 6000 Mann. – Träge gewordene Legionen (durch lange Friedenszeiten): Tacitus, Annales XIII, 35, 1. Leitern für das Besteigen feindlicher Mauern: Traianssäule, Settis 1988, S. 467. Lesche. Überdachter Versammlungsort an griechischen Märkten und bei Heiligtümern. – Die Lesche der Knidier in Delphi war berühmt durch die Gemälde von Polygnotos. Leuchter, siebenarmiger. Teil der Beute bei der Eroberung Jerusalems 70 n. Chr. Wurde in Rom im Templum Pacis aufgestellt. Gelangte nach der Eroberung und Plünderung Roms durch die Vandalen nach Karthago, unter Belisar 534 nach Konstantinopel, schließlich als Geschenk Iustinians an die Christen nach Jerusalem; seitdem verschollen. Liburner. Illyrischer Stamm in Dalmatien, bekannt und berüchtigt für ihre schnellen und wendigen Seeräuberschiffe (liburna), nach deren Typ (zwei Ruderreihen, mit Mast und Sporn ) seit Caesar die meisten röm. Kriegsschiffe gebaut wurden. Ligurer. «Ein streitbares, trotziges Volk, das vermöge der Nachbarschaft von den Römern zu kunstmäßiger Kriegsführung erzogen worden war. […] Damals hatten sie sich auch auf die See begeben, fuhren mit ihren Raubschiffen bis zu den Säulen des Herakles [Gibraltar] und schädigten durch ihre Plünderungen den Handel aufs schwerste» (Plutarch, Aemilius 6 [IV, S. 132]). Aemilius wies sie [um 180 v. Chr.] in die Schranken: «Er gab ihnen die Städte zurück ohne weitere Schädigung, als daß er ihre Mauern niederlegen ließ;
190 – Bibliographie und Register die Schiffe aber nahm er ihnen und überließ ihnen kein Fahrzeuug mit mehr als drei Ruderbänken. Er befreite ferner die zahlreichen Menschen, Ausländer und Römer, die zu Lande oder zur See von ihnen gefangen worden waren und nun vorgefunden wurden» (ibid. [S. 133]). – Ligurer dienten als Söldner bei den röm. Hilfstruppen, speziell als Schleuderer. List und Hinterlist. → Alexanderroman/ Thiel, S. 81 [13]. Vgl. auch ibid., S.127 (glühende Schlachtreihe). → Kriegslisten. – Polybios wendet sich entschieden gegen «die übermäßige Neigung zu List und Betrug, wie sie heutzutage in der Politik wie in der Kriegsführung bei den leitenden Männern herrscht» (XIII, 4); 105. lituus. Krummhorn, Signalhorn. (Musikinstrument). Lösegelder. → Gefangenenaustausch. – Siehe das Schicksal der Chiomara, Gattin des Ortiagon (→ Pauly IV, Sp. 366), das Polybios XXI, 38 berichtet. – Für das von den Römern bezahlte Lösegeld an die Gallier, 387 v. Chr., nach der Niederlage an der Allia: → Bartels 1992, S. 185 (Vae victis!). – Nach der siegreichen Schlacht von Dinklar, die der Hildesheimer Bischof Gerhard vom Berge gegen Herzog Magnus d. Ä von Braunschweig führte, stifete der Bischof aus dem Lösegeld der Gefangenen die goldene Kuppel auf dem Vierungsturm des Hildesheimer Domes (Elbern / Reuther 1969, S. 91); 84. Löwe, → Lurker 1983, S. 410–411. – «Das Löwenähnliche in Alexander Aussehen bezeugen auch die Historiker» (Alexan derroman/Thiel S. 171, Anm. zu 1, 13, 3). – Der löwenhafte Kriegsheld noch bei Jean Paul (Grimm XI, Sp. 2281 [Kriegs leu]. – Löwe auf Gräbern: → WilamowitzMoellendorf 1959, Bd. I, S. 264. Lusitania, Lusitani. → Pauly/Atlas, S. 177 [B2]. Starker Widerstand gegen die Römer, der 194 v. Chr. begann und erst unter Caesar gebrochen werden konnte. Kaiserliche Provinz seit 27 v. Chr. Luxussklaven, → Brockmeyer 1979, Register, S. 389.
M Mamluken: von Ägypten den Türken abgekaufte Kriegsgefangene aus den → TuranGebieten und dem Kaukasus (Mamlúken arabisch: Besitztum, gekaufte Sklaven); ihrer Wagemutigkeit wegen gefürchtet. → Ronart/Ronart 1959, S. 340–343. – Gute Zusammenfassung: Ploetz 2008, S. 668–669 (Die Mamluken 1250–1534). Mantik. Ekstase (furor divinus), Träume. Orakel, Nekromantie, Opferschau. Ausgezeichnete Darlegung von Clemens Zintzen in: Pauly III, Sp. 968–97. manubiae (manus + habeo). Die “ehrliche” Kriegsbeute; der Gesamterlös einer offiziellen Beute. → Tarpin 2009, S. 81–102. Marineoperationen, röm., → Chronik in: Vier eck 1996, S. 168–236; 54. Marcomannen. Germanenstamm. 166–172 und 177–180 n. Chr. erwehrte sich Rom der Eindringlinge in den MarcomannenKriegen. Das Reliefband der nach dem Sieg in Rom aufgestellten Marcus-Säule stellt den Krieg in Bildern dar. mare nostrum. Das Mittelmeer (“unser Meer”, das von den Römern beherrschte Meer). Massenguttransport, meist auf Wasserwegen. So zwischen Rom (Portus) und Alexandreia 60 bis 80 Getreidefrachter mit Ladungstragfähigkeiten von bis zu 1 200 Tonnen im Pendelverkehr. Auf einem solchen erlitt der Apostel Paulus vor Malta Schiffbruch: im Sturm erleichterten die Matrosen den Segler, indem sie das Getreide ins Meer warfen (Apostelgeschichte 27, 38). Massenmorde. Massaker: Settis 1988, S. 320. Massensuizid: → Masada. Massenversklavung, → Brockmeyer 1979, Register, S. 389. medicus. Militärarzt, als Position frühestens seit Augustus nachweisbar; Lagerarzt: castrensis, der das Lazarett betreut. Ärzte bei der Arbeit: Settis 1988, S. 316. Meer, “Ehernes Meer”. Aus Bronze gegossener Wasserbehälter im Tempel Salomons. Ruhte auf zwölf Bronzestieren, in Dreiergruppen nach den vier Himmgels-
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 191 richtungen orientiert, wohl Symbole der zwölf Stämme Israels. Der Durchmesser betrug rund 5 m, die Gesamthöhe um die 2,50 m; 20. Meilensteine. Sicherung des röm. via publicaStraßennetzes. Siehe z. B.: Pauly/Atlas, S. 196 und 197. Menora. Der siebenarmige Leuchter der Juden. Als Beutestück auf dem Titus-Bogen dargestellt. – Zum Weiterleben: Bloch 1961, S. 55–190. Menschenopfer. Themistokles wurde 480 v. Chr. vor der Schlacht bei Salamis vom Volk gezwungen, drei Perser zu opfern. → Schwenn 1966. → LThK VII, Sp. 294– 297; 158. metoikoi. In Athen dauernd niedergelassene Ausländer; kein Wahlrecht; konnten keine Ämter bekleiden. → peregrini in Rom. Meuterei. → Tacitus, Annales I, 35 (1). Militärmusik. Oft schwierig, in bildlichen Zeugnissen und schriftlichen Quellen zwischen militärischer Signal- und Marschmusik zu unterscheiden. Die Römer verfügten über eine durchorganisierte Signalmusik. Tuba und cornu ertönten in der Schlacht, die bucina im Lager, der lituus wohl bei der Reiterei. Nach Dio Cassius (gest. 235 n. Chr.) gab es 43 Signale für Tuben (Georg Kandler, in: MGG IX, Sp. 310); 1. militia (christiana), im Alten Testament (Hiob 7, 1) schon: militia est vita hominis super terram. → Lurker 1983, S. 446–447. Militärgeschichte. Für die Antike treffliche Zusammmenfassung bei → Hiltbrunner 1946, S. 296–299. Militärseelsorger. → Priester. – Seit der Antike bis Karl den Großen sowie bis zu den Söldnerheeren des 16. Jh. können Kapläne für die Feldseelsorge nachgewiesen werden. Mittani-Reich. → Pauly/Atlas, S. 29 [EF 2]; 17. Mond. «Alexander [der Große] wurde im Januar bei Neumond geboren, als die Sonne aufging; er starb im April bei Neumond, als die Sonne unterging» (Alexander roman / Thiel, S. 167). – Die Germanen versammelten sich, wenn nicht dringen-
de Geschäfte vorlagen, an festliegenden Tagen bei Neu- oder Vollmond (Tacitus, Germania, cap. XI). – Die Schedelsche Weltchronik von 1493 berichtet, wenn sich der Mond “verfinstert” hat (Blatt CXCVIII; nach Sonnen- und Mondfinsternis kommt die Pest: Blatt CLVII). Mond und Sterne: Plutarch, Crassus 29 [II, S. 285]: Mond / Skorpion; Mond / Schütze. Mondfinsternis. So am 27. August 413 v. Chr., worauf → Nikias seine Flotte verlor. Plutarch berichtet darüber (Nikias 21 [II, S. 231–232]). – Gaius Sulpicius Galus (Consul 166; doctissimus [Cicero, De re publica I, 14]), schrieb über Astronomie, nahm am Krieg gegen Perseus von Makedonien teil und sagte vor der Schlacht bei Pydna (168) richtig eine Mondfinsternis voraus. Es war der entscheidende Waffengang unter Aemilius Paulus zwischen König Perseus und den Römern, der das Schicksal Makedoniens besiegelte. – Siehe auch Tacitus, Annales, I, 28 (1): «nam luna claro repente caelo visa languescere». – Noch die Schedelsche Weltchronik von 1493 berichtet, wenn sich der Mond “verfinstert” hat (Blatt CXCVIII; nach Sonnen- und Mondfinsternis kommt die Pest: Blatt CLVII). → Sonnenfinsternis; 75. Mond im Rücken bei nächtlicher Eroberung eines Lagers: Plutarch, Pompeius 32 [III, S. 193–195]. Monophysiten. Anhänger einer frühen christlichen Partei, die in der Person Christi nur eine, die gottmenschliche Natur annahm (im Gegensatz zu den Nestorianern); 65. monumentum Ancyranum. → Ankyra und → Augustus. N Nachrichtenwesen in der Antike, → Pauly III, Sp. 1552–1555. Nachschub im Feld (Waffen und Lebensmittel). – Plutarch berichtet von einem nächtlichen Vormarsch, der jedoch aus Mangel an Fackeln abgebrochen werden mußte
192 – Bibliographie und Register (Plutarch, Pyrrhos 25 [VI, S. 41]). – Caesars Hauptsorge war die res frumentaria, z. B.: De bello Gallico III, 23, 7; III, 24, 3; VII, 32, 1; ibid., VII, 36,1; ibid., VII, 64, 2. Da die Römer außerordentlich viele Pferde hatten, wollte Vercingetorix die Feinde an der Getreide- und Futterbeschaffung hindern. – Darstellung eines Nachschubs: Settis 1988, S. 350; 23, 33, 38, 44–45, 69, 72–73. Narben als Beweise für gelebte Kriegserfahrung: «Als nun Marcius seine vielen Narben sehen ließ, Zeugen der zahllosen Kämpfe, in denen er sich in siebzehnjährigem ununterbrochenem Kriegsdienst ausgezeichnet hatte, überkam die Bürger ehrerbietige Scheu vor solcher Tapferkeit, und sie gaben sich das Wort, ihn zum Konsul zu wählen» (Plutarch, Marcius 15 [II, S. 315–316]). Eine parallele Stelle findet sich bei Plutarch, Aemilius 31 [IV, S. 163]. navis rostrata. Röm. Kriegsschiff mit Rammsporn (rostrum) am Vordersteven. → ro stra. → colonna rostrata. → Viereck 1996, S. 64, Skizze 64. → Alkibiades. “Neun Helden” (neuf preux): drei Vertreter des Judentums (Josua, David, Judas Makkabeus), drei der heidnischen Antike (Hektor, Alexander der Große sowie Julius Caesar), drei Vertreter des Christentums (König Artus, Karl der Große und Gottfried von Bouillon [als Eroberer Jerusalems]). → Wyss 1957. – Christine de Pizan (1405) beschränkte sich auf Julius Caesar, Augustus, Traian und Titus: «Aber ich versichere dir: auf einen jener Guten kommen zehn von der allerübelsten Sorte» (Übersetzung, S. 199); 27. “Neun Heldinnen”, → Wyss 1957. Nike. → Pauly IV, Sp. 100–102. → Victoria. – Nike als Siegesgöttin noch nicht bei Homer, erstmals bei Hesiod (um 700 v. Chr.). nomenc[u]lator. Vornehme Römer mit großem Bekanntenkreis führten Sklaven oder Freigelassene als nomenclatores neben sich mit, die ihnen die Namen, deren sie sich nicht selbst erinnerten, ins Ohr flüsterten. nomenclatores überbrachten
auch Einladungen und hatten insofern Einfluß auf die Wahl der Gäste. Bei zahlreichem Sklavenbesitz war zur Identifizierung der einzelnen Personen hier ebenfalls ein nomenclator notwendig (Pauly IV, Sp. 146, mit Belegen). Er rief auch die Namen der auf die Tafel kommenden Speisen aus. O Omen. Bemerkenswerte Phänomene (Himmelserscheinungen, Zeichen aus der Tierund Pflanzenwelt), die Menschen als göttliche Warnungen oder Empfehlungen deuten und mit diesen als Zukunftswissen umgehen. → Mantik. → Träume. Opfer. → Pauly IV, Sp. 307–310. Opferhandlungen (Dankopfer nach Sieg): Settis 1988, S. 338, 339, 446–447. – Verbot heidnischer Opfer durch Theodosius, 391 n. Chr. Orakelsprüche. «Da Themistokles keine Möglichkeit mehr sah, das Volk mit menschlichen Begründungen auf seine Seite zu ziehen, setzte er, wie die Dichter in der Tragödie, die Göttermaschine in Bewegung und versuchte mit Götterzeichen und Orakelsprüchen ans Ziel zu kommen» (Plutarch, Themistokles 10 [I, S. 402]); mit Beispielen. – Das Wunder des Sees im Albanerwald: Livius V, 14–17. – Zu Wundern: → Ward 1982. Orden. Röm. Militärische Verdienstauszeichnungen: hasta pura (Lanze ohne Spitze), armillae (Armringe), torques (Halsketten), phalerae (Metallplatten mit Reliefarbeiten auf der Brust getragene “Orden”: → Pauly IV, Sp. 699–700), coronae (Kronen; mit Eichenlaub für die Rettung eines röm. Bürgers; die corona muralis für die Erstersteigung einer feindlichen Stadtmauer). Oft aus edlen Metallen und daher begehrtes Beutegut. Osmanisches Reich. Osman I. (1281–1326) eroberte Kleinasien. Reichsgründung 1301. → dtv-Atlas I, S. 208. ovatio, der mindere Triumph; ebenfalls vom Senat gewährt, wenn Voraussetzungen
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 193 für einen Triumph nicht ausreichten; oder Pest und Seuchen. Zur von Galenos beschriefür einen Erfolg, der eigentlich belohnt zu benen Seuche z. Zt. von Marcus Aurelius, werden verdiente. Anläßlich der ovatio → König 2001, S. 125–126. → Lucretius zog der Feldherr nicht auf dem vierspänVI, 1090–1286: packende Schilderung nigen Triumphwagen, sondern zu Pferd der Seuche und ihrer Folgen. – Siehe oder zu Fuß in die Stadt ein. Ferner ist er auch: Syphilis. nicht mit einem Lorbeer-, sondern mit ei- Pferde bei den Germanen. → De bello Gallico nem Myrtenkranz ausgezeichnet. → coro IV, 2, 2–5. na. – Plutarch beschäftigt sich ausführlich Pferdeausstattung. Der Perser Masistius ritt mit der Frage: Marcellus 22 [III, S. 328– ein Pferd, «das mit einem goldenen Ge329]. – «ovantes urbem introire» (Tacitus, biß und sonst prächtig geschmückt war» (Herodot, IX, 19). – Vgl. die Satire XI, Annales II, 64, 1; vgl. ibid. XIII, 8, 1). 100–105 von Iuvenal: eine silberne BeuteP schale wird eingeschmolzen, um ein Pferdetrense zu schmücken. Palisadenbau: Settis 1988, S. 278. Vgl. ibid., Phalanx, → Pauly IV, Sp. 698. S. 331, 375. phalerae, → Orden. Panathenäen. Das bedeutendste Fest Athens Phönizier. Laut Pomponius Mela (I, 65; zu Ehren der Göttin Athena. Alle vier JahBrodersen 1994, S. 63): «ein geschickter, re, Anfang August, mit sportlichen Wettfür die Werke des Friedens und Krieges kämpfen der Jugend u. musischen Einlagleich ausgezeichnetes Volk: Sie sind Ergen. Prozession (dargestellt im Fries des finder der Buchstaben, der literarischen Parthenons). → Pauly IV, Sp. 449–450. Beschäftigung und anderer Künste wie Passionsreliquien in Konstantinopel, → Ro die Meere mit Schiffen zu befahren, mit bert de Clari, S. 71. Teils übersetzt bei einer Flotte zu kämpfen, über Völker zu gebieten sowie Königssherrschaft und Angenendt 2007, S. 159–160. Kampftechnik einzurichten» (um 43/44 Peloponnesischer Krieg (431–404 v. Chr.). Gute Kurzfassung bei Hiltbrunner 1946, n. Chr.). S. 345–346. Zur Visualisierung: Pauly/ Piraten. → Seeräuber. Atlas, S. 97. Plünderung einer eroberten Stadt. Traiansperegrini. Im röm. Recht die Ausländer, die säule: Settis 1988, S. 494. nicht röm. Bürger waren. Von der Rechts- Prätorium. Palast eines röm. Statthalters. gemeinschaft ausgeschlossen (keine Ehe prandium. Mahlzeit des einfachen Soldamit Römern). → Metoikoi. ten im Feld (850 gr. Korn/Mehl, 100 gr. Pergamenisches Königreich: Pauly/Atlas, Speck, 30 gr. Käse, ½ Liter Wein). S. 125. Priester für die Feldseelsorge in jeder röm. Pergamonaltar (um 180–160 v. Chr.) → AttaLegion. → LThK VII, Sp. 416–417. los I. – Laut Ausgrabungsvertrag mit dem Proskriptionen. Ausschreibungen der Naosmanischen Reich gehörten die Funde men von Geächteten. Sulla führte sie 82 Deutschland und sind daher in Berlin zu v. Chr. ein zur Vernichtung seiner politisehen. schen Gegner. Versteigerung deren GüPerioiken. Staatsangehörige minderen Ranter; die Denunzianten erhielten eine Präges ohne Stimmrecht (Sparta). – Heloten mie. Keine Gerichtsverfahren und keine sind die Unfreien. Appellation möglich. Im Jahr 43 v. Chr. Perserkriege (um 500 bis 478/449 v. Chr.): proskribierten auch Antonius und OctaPauly/Atlas, S. 89. vian ihre Feinde (Tod Ciceros). Personifikationen. Die Donau als Flußgott: Proviant des Legionärs; 44. Settis 1988, S. 264. – Die Nacht (nox) be- Punische Kriege. – 1. Krieg: 264–241. 2. Krieg: schützt die Römer; Settis 1988, S. 310. 218–201 (Hannibal). 3. Krieg: 149–146
194 – Bibliographie und Register (Zerstörung Karthagos). → dtv-Atlas I, Reisläufer, Reislaufen. → Grimm XIV, Sp. 729. S. 80, 82. → Landsknecht. Reiterschlacht. Traianssäule: Settis 1988, Q S. 308–309. Reliefplastik in der Spätantike. → Schneider Quadi, germanisches Volk am unteren und 1978, S. 508–514. mittleren Main; nach der Vertreibung in religio licita, zugelassene, erlaubte Religion Mähren ansässig. → Pauly IV, Sp. 1281 bis (der christliche Glaube unter Konstantin 1283. vor der Erhebung zur Staatsreligion). Quelle. Den Belagerten in Uxellodunum (Gal Reliquien. → Christus-Reliquien, → Tunilia celtica, dann Aquitania) wird im Somka Christi, → Kreuzreliquien. → Fahnen mer 51 v. Chr. der Zugang zum Wasser und Feldzeichen (für den Mantel Martins versperrt: Caesar, De bello gallico VIII, 40. von Tours). – Reliquien als spirituelle Begleiter und Beschützer; 93–94. R Als Pausanias im 2. Jh. n. Chr. sein Reisewerk verfaßte, fand er in den Tempeln rapina. raptus. Raub, Menschen- und Fraunicht nur Kunstwerke, sondern auch enraub (mulierum raptus). Raubehe, Ehe, Gegenstände, die als Reliquien nationa→ Hiltbrunner 1946, S. 145–147. ler Helden verehrt wurden. «Die Bürger Räuber als Mitläufer der Truppen. → De bel des römischen Reiches scheuten keine lo Gallico III, 17, 4: «Außerdem war von Mühe, Sehenswürdigkeiten zu besuchen. überall her aus Gallien eine große Menge Man war gewohnt, vor allem in Tempeln Schaustellungen von curiosa et artificlia von Verbrechern und Räubern zusammengekommen, die die Hoffnung auf vorzufinden» (Wittlin 1952, S. 684). DieBeute [spes praedandi] und Lust am Krieg se Neugierde ging in den mittelalterlichen veranlaßt hatten, ihre Landwirtschaft und Reliquienkult über; 5, 76–79, 82, 93–94. ihre täglich Arbeit aufzugeben», denn Reliquiensammler: Karl der Große ( → AnLandwirtschaft bedeutet Sesshaftigkeit. genendt 2007, S. 159,) Heinrich I. er– Burckhardt 1853, S. 102–106; 111–113. warb die Heilige Lanze ( → ibid., S. 159), Raub der Sabinerinnen. → Sabinerinnen; 3. Friedrich der Weise ( → ibid., S. 161), Raubgut (maritimes): Statuten von Trani, § Ernst von Magdeburg ( → ibid.). – Karl 3: «Se la merce della nave viene rubata da IV. (gest. 1378) ließ Reliquienkapellen in corsari, detta merce rubata è soggetta ad Prag und auf Burg Karlstein errichten. indennizzo e, se ne salva una parte che Renn- und Kampfwagen. Um 1600 v. Chr. non sia rubata quella salvata deve servire werden die Meder erstmals in hethitiper compensare quella rubata; il salario schen Dokumenten erwähnt, bereits mit dei marinai non deve essere utilizzato ihrer entscheidenden Waffe: dem leichper risarcire alcuna merce» (Piracci 1980, ten, rossebespannten Rennwagen. Für die S. 51; vgl. ibid. § 23. S. 63). Umsetzung der Kriegstechnik mit dem Rednerbühnen (rostra). → Pauly IV, Sp. 1363– Streitwagen waren jene Männer entschei1364; 7. dend, die sich Pferde halten und einen Regenfälle. → Unwetter. – Regen entsteht Kampfwagen führen konnten. nach Lucretius, wenn Feuchtigkeit zu Repetundenprozeß. Gerichtliches Vorgehen den Wolken aufsteigt: VI, 495–502. – Für gegen röm. Beamte, die sich in den Prodas miracolo della pioggia auf der colonna vinzen widerrechtlich bereichert haben. antonina: Bianchi Bandinelli 1978, Abb. Rückforderung war möglich (actio repen 69; Kommentar: S. 112. dutarum pecuniarum). Ein solcher Prozess Reisezeiten zur See (Mittelmeer), → Viereck wurde gegen Verres geführt, der u. a. von 1996, S. 125. 73 bis 71 v. Chr. Statthalter von Sizilien war.
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 195 Im Namen der ausgeplünderten Sizilianer klagte ihn Cicero de repetundis an. Verres ging noch vor Beendigung des Gerichtsverfahrens ins Exil, wurde jedoch verurteilt. Es war dabei nicht nur Geld oder Korruption bei Bauaufträgen im Spiel, sondern es ging auch um in Heiligtümern geraubte Kunstwerke, mit denen sich Cicero in der vierten Rede der 2. Verhandlung befasste, → Verres in: Pauly V, Sp. 1207–1209. “Riesen” (für die Römer die großgewachsenen Nordeuropäer). Ringe, goldene, waren in der Republik ein Vorrecht der Ritter; daher beliebtes Beutegut, das sich leicht verstecken ließ. Ritterorden in Palästina. Tempelorden, Johanniterorden, Deutscher Orden, Schwertbrüderorden, Ritter- und Hospitalorden. → Bulst 1966, S. 197–226. Rodel/Rödel. Aktenstück(e), Liste(n); Verzeichnisse der erbeuteten Waren bei Grandson und Murten 1476. Romanisierung (mit Veteranen am Beispiel Dakiens): Popescu 1982, S. 718–723. rostra. Schon die Griechen lösten Abzeichen eroberter Schiffe ab und weihten sie den Göttern. → Plutarch, Themistokles, 15 [I, S. 409]: hier weiht Lykomedes aus Athen solche dem Apollon zu Phyla. Rüstungen der Feinde. Einsammeln (für Siegeszeichen): → Thukydides V, 10; V, 74. S Sabinerinnen. Nach Cassius Dio fand der Raub im Jahre der Stadt 7 (744 v. Chr.) statt (S. 17). sagma. Der härene Saum- oder Packsattel der Lasttiere, im Gegensatz zu sella (Reitsattel). So noch Isidorus, Etymologiae XX, 16, 5. sarissa. Speer im makedonischen Heer. → Pauly IV, Sp. 1555–1556; 25. Schiffahrt (Mittelmeer). Ruhte ungefähr vom 11. November bis 5. März aus Sicherheitsgründen (Winterstürme): → Apostel geschichte 27, 9. – Zur Schnelligkeit von Schiffsreisen: Apostelgeschichte 16, 11; 20, 15; 27, 2–3; 28, 13 (mit Südwind in zwei Tagen von Rhegium nach Puteoli).
Schiffbrücken (röm.). Traianssäule: Settis 1988, S. 265, 329. – Für die Technik, eine solche Brücke zu bauen, siehe: Cassius Dio, LXXI, Schlußpragraph [S. 909]. – Eine abstrus konstruierte Schiffbrücke auf der linken Schmalseite des Schlachtensarkophags in Rom, Palazzo Massimo alle Terme. Abb. im Sammlungskatalog (Mailand 2013), S. 330. Schiffe, Wiederverwendung erbeuteter Schiffe: McDougall 1990, S. 143–144 (siehe Referenz unter: Mykale); 5, 7, 25, 52–55, 64. Schiffe, Transportschiffe für Pferde, → Polybios I, 26 [S. 32], im Zusammenhang mit der Seeschlacht am Vorgebirge von → Eknomos. – Fracht- und Transportschiffe: naves onerarie. – Die röm. Flotte war meist auch von privaten Schiffen der Kaufleute begleitet, die auch zur See auf Sklavenbeute und -handel hofften: De bello Gallico V, 8, 6. → Brodersen 1998, S. 22–23; 5–7, 25, 52–55, 58, 152. Schiffsdarstellungen (röm.). Traianssäule: Settis 1988, S. 300–303, 327–330, 398, 399–401 (Empfang im Hafen), 404, 413 (Ausschiffen; Soldaten in Reisekleidung). → Viereck 1996. Schiffsnamen (röm.). → Viereck 1996, S. 259. Schlachtendarstellungen (röm.). Traianssäule: Settis 1988, S. 286, 287, 373, 410. Schlachtrufe. → La Chanson de Roland, § 258. Schleifung von Stadtmauern und Türmen. → Darstellung in: Heyen 1978, fol. 11 u. fol. 15 als Darstellung der Kapitulation von Brescia. Schleuderer. Besonders begehrt waren in diesen Spezialeinheiten die Ligurer und Bewohner der Balearen. Schlüsselübergabe als Zeichen der Huldigung (und Kapitulation), → Darstellung in: Heyen 1978, fol. 8, fol. 18. Schmuckgegenstände des röm. Legionärs: → Fingerringe, → armillae, → torques, → corona,→ corona muralis. Schneefall läßt die Loire (Liger) bei Nevers (Noviodunum) ansteigen, so daß es unmöglich schien, den Fluß auf einer Furt zu überqueren: Liger ex nivibus creverat, ut
196 – Bibliographie und Register omnino vado non posse transiri videretur (De bello Gallico VII, 55, 10); der Durchzug gelang schließlich doch noch. Schwert (gladius), → Pauly II, Sp. 804–805. Seebund, attisch-delisch (478–404 v. Chr.): Pauly/Atlas, S. 95. Seefahrt. → Schiffahrt. → Eis 1962, S. 22–27 (mit Lit.); 52. Seekrieg. Für die röm. Flottenverbände in den Punischen Kriegen siehe vor allem Viereck 1996, S. 169–189. – Polybios stellte allerdings fest, daß die Karthager «begreiflicherweise zur See besser geübt und gerüstet [sind], da sie auf diesem Gebiet eine lange Erfahrung haben und mehr als irgend jemand sonst ein Seefahrervolk darstellen, während die Römer sich zu Lande weit überlegen zeigen. Denn sie wenden dem Heer ihre ganze Sorge zu, die Karthager dagegen vernachlässigen es vollständig und schenken nur der Kavallerie einige Aufmerksamkeit. Das liegt daran, daß sie fremde Söldnertruppen verwenden, während das röm. Heer aus Landeskindern und Bürgern besteht» (Polybios VI, 52 [S. 577]). → Rost 1968. – Kriegsschiffe: naves longae. – Die außerordentlich wendigen und so unübertroffenen Kriegsschiffe von Rhodos leisteten den Römern erwähnenswerte Dienste. Seeraub, Seeräuber → Pauly V, Sp. 64–65; Hiltbrunner 1946, S. 427–428 → Polykrates von Samos. – Pompeius siedelte Piraten in → Dyme an (Pauly II, Sp.187). – Besonders gefährlich waren die Seeräuberflotten an der illyrischen (dalmatinischen) und ligurischen Küste (→ Ligurer); Livius, Geschichte 40, 18, 4 [S. 180]). → Gosse 1932. → Pickford 1994. → Gelzer 2005. → Rost 1968. –Als Piraten plünderten auch Soldaten der röm. Flotte: 310 v. Chr. hatte Pompeii einen solchen Raubzug abzuwehren (Livius IX, 38, 2). – Die Statuten von Trani (1063) besagen, § 27: «Se la nave è assalita o colpita dai corsari, il padrone può accontentare il corsaro con oro, argento o altra roba o patto, con cui si salvi la nave e il resto della merce, non essendo sulla nave i mercanti” (Piracci
1980, S. 67). → Aitoloi (als Seeräuber berüchtigt). Seerecht. Statuten von Trani (1063), → Piracci 1980. → Trani. Seeschlacht (als nachgestelltes Schauspiel in Rom): Augustus, Res gestae, § 23 (navalis proeli spectaculum populo dedi); 46, 52. Seestürme. Ozean: Tacitus, Annales II, 23, 3. → Stürme. Seewesen, → Pauly V, Sp. 67–71; 157. Seide. Für die Antike: Pauly V, Sp. 77–78; 25. Selbstdarstellung. An Personenkult und Selbstdarstellung erinnert eine Stelle bei Plutarch: «Aus der Beute ließ Lysandros in Delphi eine eherne Statue von sich selbst und ebensolche von jedem der Admirale errichten» (Plutarch, Lysandros 18 [III, S. 27]). Seldschuken. Herrschergeschlecht aus Westturkestan: Mehrere Dynastien in Persien (Isfahan u. Bagdad), Mesopotamien (bis 1186), Syrien (Bagdad, 1078–1109) und Kleinasien (Nicaea, Ikonion; mehrere Emirate, unter denen dasjenige der Osmanen Bedeutung erlangte). Sempacher Brief: Nabholz 1932, S. 202–203. – Für den Zusammenhang: Eis 1962, S. 19; 87 Septimius-Severus-Bogen. Inschriften: Bartels 2000, S. 44. sepulchri violatio (Grabschändung), → Pauly V, Sp. 129. Seuchen, → Pest. – Die Seuche in Rom (181 v. Chr.) zeitigte insofern militärische Folgen, als Truppen zusammengestellt werden sollten, um in Sardinien Ordnung zu schaffen. Die Konsuln berichteten, «so viele Menschen seien gestorben und so viele seien überall krank, daß man diese Zahl [8000 Fußsoldaten und 300 Reiter] nicht aufbringen könne. Der Prätor erhielt den Auftrag, was ihm an Soldaten fehle, von dem Prokonsul Cn. Baebius zu nehmen, der in Pisae überwintere, und von dort nach Sardinien überzusetzen» (Livius, XL, 19, 7–8 [S. 182]). Vgl. ibid. IV, 21: Seuche und Verödung der Ländereinen waren so schlimm, «daß niemand das römische Gebiet verließ, um Beute zu machen.»
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 197 Sichelwagen, → Streitwagen Sieben (7), → Lurker 1983, S. 628–629. → Zahlensymbolik. Siebenarmiger Leuchter. →Menora. Sieben Epigonen. In der griechischen Mythologie Bezeichnung der Söhne der sieben Helden, die mit Adrastos gegen Theben gezogen waren, → Pauly V, Sp. 177: Die Sieben gegen Theben (hier Zusammenfassung des Sagenkreises). – Sieben Weisen. Gesetzgeber, Heerführer und Philosophen Griechenlands im 6. Jh. v. Chr.: Pittakos, Solon, Kleobulos, Periander, Chilon, Thales und Bias. Siegerstatuen, → Pauly V, Sp. 178–179. Siegesdenkmäler, → Salamis. → Plutarch, Sulla 19 (III, S. 74]): Siegesmale für Mars, Victoria und Venus nach einer Schlacht bei Chaironeia, 86 v. Chr.; Schlacht bei Orchomenos, 85 v. Chr. – Plutarch, Age silaos 19 [III, S. 128]. Siegeslieder, → Plutarch, Aemilius (35 [IV, S. S. 167]). Silber (Symbolik). → Lurker 1983, S. 630. Silberbergwerke. → Laureion. → Cástulo; 113. Sindone (Turin), → Grabtuch Christi. Sklaven. Gute allg. Zusammenfassung des Themas: Hiltbrunner 1946, S. 442–444. Beste Gesamtdarstellung: → Brockmeyer 1979. – Sklaven gab es bei den Hethitern nicht, doch Hörige mit demselben Rechtsstatus wie die Freien (Cornelius 1973, S. 64). – Für Tätigkeiten der Sklaven in Athen: Miller 2004, Index, S. 325: slaves in Athens. – Über röm. Sklaven zuletzt: Toner 2014. Exkurs I, S. 111–118. Sklaven als fabri (Handwerker) → Pauly II, Sp. 500. Sklavenangebot, → Ilias XXI, 40–41. – «Ungeheur war die Zahl der Gefangenen, die Hannibal im Punischen Krieg gemacht und die er, da von den Angehörigen kein Lösegeld für sie gezahlt wurde, verkauft hatte» (Livius XXXIV, 50, 5). Sklavenhändler. Sklavenhändler reisten zusammen mit den Legionen in Gallien, um gefangene Aduatucer nach Italien zu schaffen und dort zu verkaufen – ein Gewinn bringendes Geschäft; der Erlös ging
nach Abzug der Unterhaltskosten für das Heer an die Staatskasse (Deißmann 2004, S. 592). Sklaven, freigelassene. Hiltbrunner 1946, S. 169–170. → Brockmeyer 1979, Register, S. 387. – Freilassung auf Grund besonderer Verdienste: Livius IV, 45. Exkurs I, S. 111–118.. Sklaven; Verkauf von Frauen und Kindern: Thukydides III, 35. – Camillus verkauft Freie in die Sklaverei: Livius V. 22. Vermietung von Sklaven: Brockmeyer 1979, S. 110–111. Sklaven als röm. Amtsdiener. Die Bruttier standen 216–203 auf Seite Hannibals gegen Rom. Zur Strafe mußten sie später als Amtsdiener der röm. Beamten Sklavendienste in den Provinzen leisten. Sklaven als Schreiber, → Atticus. Sklaven bei den Germanen. «Die […] Sklaven setzen sie nicht so ein, wie es bei uns Sitte ist, wo die Dienstleistungen unter das Gesinde genau aufgeteilt sind: jeder Sklave steht einem eigenen Anwesen, einem eigenen Hof vor. Sein Herr auferlegt ihm lediglich eine bestimmte Menge Brotgetreide, Vieh oder Zeug [von Wolle oder Linnen] wie einem Kleinpächter, und nur insofern besteht eine Verpflichtung für den Sklaven; die übrigen hauswirtschaftlichen Dienste versehen Frau und Kinder [des Grundherrn]. Selten wird ein Sklave geschlagen und durch Zwangsarbeit in Ketten bestraft» (Tacitus, Germania, cap. XXV). Sklaven in der altchristlichen Gesellschaft: → Schneider 1978, S. 257, 423–427. – Burckhardt 1853, S. 335, 381. – Ältere Theorien, daß «es das letzte Ziel des frühen Christentums gewesen sei, eine Freilassung sämtlicher Sklaven und damit eine langsame Aufhebung der Sklaverei als Institution zu erreichen» (Klein 1982, S. 586–587) sind unzutreffend; der neueste Erkenntnisstand bei Klein 1982 in seiner Behandlung der Sklavenfrage bei → Theodoretos von Kyrrhos. Sklaventheorie (antike), → Brockmeyer 1979, S. 4–10. – Theodoretos von Kyrrhos: «Gott
198 – Bibliographie und Register machte nicht anfangs einige zu Sklaven, andere zu Herren, sondern er schuf alle gleich. […] Den Beweis erkennt er darin, daß in die Arche Noahs noch kein Sklave hineingegangen sei» (Klein 1982, S. 591). – Rechtsgleichheit → Hirschberger 1955, Bd. I, S. 233–234. Sklavenrevolution, Sklavenaufstände, → Brock meyer 1979, Register, S. 391. Sklavenzahlen, → Brockmeyer 1979, S. 114– 116 u. Register, S. 391. Sklaverei, → Pauly V, Sp. 230–234. → Brockmeyer 1979. – Sklaverei in der Spätantike: → Klein 1982. Sklaven im Kriegsdienst, → Brockmeyer 1979, S. 116–118. In die Legionen aufgenommene Sklaven nur als Notlösung, wenn normale Rekrutierung unergiebig blieb. Sklavinnen. → Ilias XVIII, 28 (erbeutet von Patroklos und Achilleus). skyla Medica. Perserbeute (Miller 2004, S. 29). Soldaten, Soldatenmärtyrer in der altchristlichen Gesellschaft. → Schneider 1978, S. 396–403. → Berufssoldaten. Soldatengötter. → Schneider 1978, S. 398, 399, 402. Solderhöhung und -zuschüsse. «Für die große Anstrengung und Ausdauer, mit der die Soldaten in diesen winterlichen Tagen [in Gallien], bei überaus schwierigen Märschen und unerträglicher Kälte alle Mühen besonders eifrig und standhaft ausgehalten hatten, versprach Caesar [den Legionären] je 200 Sesterzen, den Centurionen 2000 als Beute zu schenken […]» (De bello Gallico VIII, 4 (1). Söldner (miles mercen[n]arius). – Aufschlußreich bei Machiavelli die cap. XII (Quot sint genera militiae et de mercennariis mi litibus) und cap. XIII (De militibus auxi liariis, mixtis et propriis). In cap. XII sagt er von den Eidgenossen, sie seien arma tissimi e liberissimi. – Il Principe wurde 1513 niedergeschrieben – zwei Jahre vor Marignano (→ Schaufelberger 1993); 87. Söldnertum in der Antike, → Burckhardt 1952, Bd. III, S. 194–200. – Auch freiwilliger Söldnerdienst als Teil des Tributs
ihrer Heimatstädte. – Hopliten kämpften seit dem 7. Jh. v. Chr. als Söldner in Assyrien und im Heer der Achämeniden. → Parke 1933. Söldner unter Friedrich II., → Kantorowicz 1963, Bd. I, S. 190. Sonnenfinsternis. → Thales von Milet soll dank ägyptischen Wissens die Sonnenfinsternis vom 28. Mai 585 v. Chr. vorausgesagt haben.– Sonnenfinsternis vom 14. August 394: Plutarch, Agesilaos 17 [III, S. 126–127]; → Pelopidas aus Theben. – Lucretius V, 751–770. – Noch in der Schedelschen Weltchronik von 1493 werden Sonne- und Mondfinsternisse nicht nur in antiker Weise genau beschrieben, sondern auch mit eigenen Holzschnitten veranschaulicht; Sonnenfinsternis ist eine Kriegsvorahnung (Blatt CCXLVIIIverso). → Mondfinsternis. speculatores (Späher, Spione), → Pauly, V, Sp. 300–301. spolia. Beute, → Waffenbeute. – spolia (als eh renvolle Kriegsbeute): → Pauly V, Sp. 320. spolia opima. Im Zweikampf eigenhändig erbeutete Rüstung des gegnerischen Anführers. → Tropaion. – spolia opima wurden dreimal im Tempel des Iupiter Feretrius in Rom geweiht: 1. als Romulus den König der Caeninenser, 2. als Cornelius Cossus 428 v. Chr. den Lars Tolumnius (Livius IV, 20) und 3. Claudius Marcellus 222 v. Chr. den Viridomarus erschlug. Sprachen. Sprachenwirrwarr und Verständigungshindernisse. → auch unter Verklei dung. Staatskasse als Hort für röm. Beuteerträge; 7, 35, 39, 57. Stadtmauer (Rom): Richmond 1971. → Breschen. Städtegründer, Städtebauer. Plutarch, Alex andros 26 [V, S. 39] über die Gründung Alexandreias auf Grund eines Traumes. – Der Alexanderroman/Thiel, S. 167, zählt die weiteren Alexandreia-Gründungen auf – es sind insgesamt zwölf. Standbilder, vergoldet. «Diesen Tempel weihte der Duumvir M. Acilius Glabrio, und er stellte ein vergoldetes Standbild
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 199 und Rekonstruktion: → Pauly V, Sp. 482 bis 483. Taktik (militärisch), → Pauly V, Sp. 499–501. – Siehe auch: Wind im Rücken. taxis (miltärische Ordnung), → Pauly V, Sp. 550. temenos. Meist Göttern bestimmtes heiliges Landstück mit Altar oder/und Tempel. Kein Feld- und Hausbau, keine Tierhaltung und Fällen von Bäumen, Begraben von Toten. Nur Aufnahme von Weihgeschenken. – Cassirer 1987, Bd. II. S. 123 bis 124. Tempelraub und -schändung. → Polybios XXXI, 4 [S. 1202]. – Sulla in Geldnot, legte Hand an die Tempelschätze in Epidauros und Olympia an, wo er die kostbarsten Weihgaben holte (Plutarch, Sulla 12 [III, S. 62–63]). – Tempelraub in Veji, 396 v. Chr.: Livius V, 22. – Caepio Servilius (Consul 106 v. Chr.) plünderte das abgefallene Tolosa (Toulouse) und seine Tempel (Goldraub): er stand 104 vor Gericht wegen Unterschlagung des aurum Tolosa num, → Pauly V, Sp. 141 [14]. – Augustus, Res gestae, § 24 rühmt sich, geraubtes Tempelgut wieder aufgestellt zu haben (in templis omnium civitatium provinciae Asiae victor ornamenta reposui, quae spo liatis templis is, cum quo bellum gesseram, privatim possederat.); 27. Tempelzerstörungen unter Konstantin. → Burckhardt1853, S. 318–320. Templer. Ritterorden, 1119 gegründet zum Schutz der christlichen Pilger gegen sarazenische Überfälle. → LThK IX, Sp. 1361 bis 1363. thorax, der griechische Panzer, → Pauly V, Sp. 773–774. tiro hieß im röm. Heer der Rekrut, tirocinium die Rekrutenzeit. Titusbogen. Inschriften: Bartels 2000, S. 50, 51. Tolistoagier und Tolistobogier. Keltische Stämme, die 278 v. Chr. in Kleinasien einT wanderten. – Die Tolistoagier wurden von Attalos I. bei den Quellen des Kaïkos betabulae duodecim. Die älteste (und für ein siegt. → Gallierdenkmal (235–230 v. Chr.). ganzes Jahrtausend einzige) Gesamtkodi- torques. Halskette als militärische Auszeichfikation des röm. Rechts. Zur Enstehung nung. seines Vaters Glabrio auf, das allererste dieser Art, das überhaupt in Italien aufgestellt wurde» (Livius, XL, 34, 5 [S.201– 202]). Dieser Eintrag bezieht sich auf das Jahr 181 v. Chr.; vergoldete Standbilder gab es bisher nur für Götter. Staubwolke. Verhindert Lokalisierung des Feindes (die Kimbern): Plutarch, Marius 26 [VI, S. 87–88]. Sternbilder. Alexander wollte «in Richtung auf den Großen Wagen» vordringen (Alexanderroman/Thiel, S. 105). stoa, Halle, Stadthalle, Versammlungsort. Straßen und Wege im Imperium Romanum: Pauly/Atlas, S. 195–199. Straßenbau. Traianssäule: Settis 1988, S. 277, 284, 335, 341–342, 421–423, 434–435, 498. strategos, Heer- und Flottenführer, → Pauly V, Sp. 388–391. Streitwagen (für Dareios); Sichelwagen (für die Satrapen): Alexanderroman / Thiel, S. 89. – Seit um 1380 v. Chr. in Ägypten bekann (Cornelius 1973, S. 97). Bei den Römern: quadriga falcata, currus falcatus. Sturmleitern. → Thukydides IV, 135. – Traianssäule: Settis 1988, S. 467. – Jerusalem 1099: Runciman 1965, Bd. I, S. 282. Stürme, die Flotten vernichten. Vgl. Cassius Dio LXXIV, 7, 6 [S. 940]; 49, 55. Suizid (kollektiver). Traianssäule: Settis 1988, S. 487. – Hadrian gestattete dem Philosophen Euphrates, wegen des hohen Alters und Kränklichkeit, den Schierlingsbecher zu trinken (Cassius Dio, LXIX, 8). Syphilis. Siehe auch: → Pest. – Der Name der Krankheit geht auf ein Lehrgedicht des Veroneser Arztes Girolamo Fracastoro (1483–1553) zurück: Syphilis, sive mor bi gallici libri tres (1530). – Der Gelehrte wurde um 1528 von Tizian porträtiert (London, National Gallery). Syrer in der altchristlichen Gesellschaft. → Schneider 1978, S. 324–327.
200 – Bibliographie und Register Tortur. Traianssäule: Settis 1988, S. 326. Totenbestattung bei den Germanen: «Nur ein Rasenhügel wölbt sich über dem Grabe: die Ehrung durch hochragende und kunstvolle Steindenkmäler lehnen sie als eine Last für die Hingeschiedenen ab» (Tacitus, Germania, cap. XXVII). Traditionen erhalten: «Bewahret eure Bräuche und feiert die überkommenen Feste und Opfer wie zu Dareios Zeiten» (Alexander bei der Totenfeier für Dareios; Alexanderroman / Thiel, S. 99. Traianssäule. Inschriften: Bartels 2000, S. 38, 39. → Settis 1988. Transportschiffe für Reiterei: hippagogen, → Livius, Geschichte, XLIIII, 28, 7 [S. 483]). säule: – Flußtransport (Donau): Traians Settis 1988, S. 262–263, 299. – Truppentransport: Settis 1988, S. 303. Träume und Visionen. «Denn auch Träume stammen von Zeus» (Plinius, Episto lae I, 18: Zitat nach Homer, Ilias I, 63). → Runciman 1965, Bd. I, S. 241 ff. für die Auffindung der Heiligen Lanze in Antiochia; ibid. S. 273. – Cassius Dio erhielt im Traum die göttliche Weisung, Geschichtsschreiber zu werden (so Leonhard Tafel in seiner Einleitung von 1831; Möller 2012, S. 7–8). Träume scheinen allg. vertrauenswürdiger zu sein als Orakel. – Vgl. den Traum Karls des Grossen in: La Chanson de Roland, § 56; Jonin 1979, S. 111. Travestie, → Verkleidung. Treibgut (merce vagante): Statuten von Trani, § 19 (Piracci 1980, S. 61). Trinitarierorden. Ordo Sanctissimae Trinita tis de redemptione captivorum. Chorherrenorden mit der Aufgabe, christliche Sklaven und Gefangene von den Ungläubigen loszukaufen. Sollen insgesamt 900 000 Christensklaven auf diese Weise befreit haben. Einer der Bekanntesten ist → Cervantes; 104. Triumph, röm., → Beard 2007; → Itgenshorst 2005; → Künzl 1988. – Triumph des Aemilius Paulus: → Plutarch, 32–35 [IV, S. 164–167] – Isidorus, Etymologiae XVIII, 2 (De triumphis, 1–8): «8. Spolia hostium: praeda, manubiae, exuviae [dem
Feind ausgezogene Rüstungen/Kleidungsstücke], partes. […] Manubiae, eo quod manibus detrahuntur […]. Haec et partes a pari divisione pro personarum qualitate, et laborum iusta decisione. Spolia autem a palleis, quasi expallia; victis enim detrahuntur» (expalliatus: des Mantels beraubt). Triumphbogen, → Pauly V, Sp. 971–973. → Kähler 1939. → Wölfflin 1946. → Löwy 1928. → Roehmer 1997. – 364 Bogen sind durch Bauten, Münzen oder Inschriften überliefert als Zeichen der Staatspropaganda und -repräsentation (Romanisierung). triumphus, → Pauly V, Sp. 973–975. – Für die christlichen Aspekte → Lurker 1983, S. 712–713. – Kleiner Triumph → ovatio. Trockenheit. «In diesem Jahr [429 v. Chr.] hatte man sehr unter der Trockenheit zu leiden; nicht nur die Wassergüsse vom Himmel [caelestes aquae] blieben aus, sondern der Erde fehlte auch ihre natürliche Feuchtigkeit, und es war kaum genug für die Flüsse da, die das ganze Jahr über Wasser führen. Stellenweise ließ der Mangel an Wasser an den ausgetrockneten Quellen und Bächen das Vieh massenhaft verdursten, andere Tiere raffte die Räude dahin. Die Krankheiten wurden durch Ansteckung auch auf die Menschen übertragen. Zuerst hatten sie die Landbevölkerung und die Sklaven befallen, dann wurde auch die Stadt davon voll» (Livius IV, 30, 7–8). Troianischer Krieg. Historisch umstritten, vermutlich 12. Jh. v. Chr. – Nach dem Sieg der Griechen wurden die Einwohner getötet oder in die Sklaverei geführt; nur wenige entkommen, u. a. Aineias (Eneas). Für Odysseus folgten auf dem Heimweg die langen Irrfahrten. – Zur literarischen Überlieferung: → Frenzel 21963, S. 638– 643. → Scherer 1963. tropaion, → Pauly V, Sp. 986–987. – Grundlegend: Picard 1957. – Im privaten Bereich konnte eine feindliche und somit erbeutete Rüstung aufgestellt werden «an einem Platz, an dem sie am meisten in die Augen fällt, als Beweis und Zeugnis» ei-
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 201 ner Tat (Polybios VI, 39 [S. 566]). – Siehe das Tropaion am Ende des Krieges gegen die Daker (102 n. Chr.): Traianssäule, Settis 1988, S. 394–396. – Plutarch schreibt, es hätte nach Brauch und Gewohnheit gegolten, «daß diejenigen, die um einen Waffenstillstand zur Bestattung der Toten nachsuchten, damit ihre Verzichtleistung auf den Sieg erklärten, und wenn ihnen die Bitte erfüllt wurde, war es ihnen dann nicht gestattet, ein Siegeszeichen zu errichten» (Plutarch, Nikias 6 [II, S. 207]). – Nach der Ermordung des Marcius und seiner Bestattung «schmückten sie [die Volsker] sein Grab mit Waffen und Beutestücken, damit es ausgezeichnet sei als Ruhestätte eines großen Helden und Heerführers» (Plutarch, Marcius 39 [II, S. 345]). – Zwei Trophäen an der Traiansbrücke: Settis 1988, S. 440 (am oberen Bildrand). – Siehe auch die Definition von Isidorus, Etymologiae XVIII, 2, 3; 154. Troß. De bello Gallico II, 19, 2–3. – Plünderung des Trosses: ibid. II, 17, 2–3; vgl. ibid. VII, 14, 8. – Karren und Pferde: ibid., VI, 30, 2. – ibid., VIII, 29, 4: omnis multitudo capitur impedimentorum. Vgl. auch ibid., VIII, 29, 4 sowie VIII, 30, 1. – Auf eine Legion kamen rund 1000 Lasttiere. – Troß der Daker: Settis 1988, S. 311. Troß der Römer: ibid., Settis 1988, S. 331; 17, 21, 24, 32, 36, 44, 49, 72, 80, 82, 92, 96, 100, 108. Truppenstärke. Mela, II, § 28) schreibt, Xerxes hätte 480 v. Chr. seine Truppenmassen nicht zählen können und hätte sie «durch den (von ihnen eingenommenen) Raum berechnet» « copias suas qui numero non poterat spatio mensum ferunt.». Tunika. (Rock) Christi. → Flury-Lemberg 1996, S. 691–798. – Abgebildet in der Schedelschen Weltchronik, Blatt CXLIXverso: «Der vngenet [ungenähte] rock des herrn» (Bildtitel). «Der ungeneet rock vn ßers herrn Jhesu christi von der heilligen iunckfrawen maria gemacht, der einem auß den rittern zu tayl wardt. […] Man sagt als die stat constantinopel verloren worden sey deser rock in den gewalt der thürcken komen» (Haupttext, ibid.).
Tu regere imperio populos, Romane, memento (Vergil, Aeneis 6, 851 ff.); Bartels 1992, S. 178–179. Tyrannenmörder. → Azoulay 2014. U Unfälle. Sturz vom Maultier: Settis 1988, S. 271. Settis vermutet die Verbildlichung eines omen. Untergrabung der Mauern. Eine Belagerungsechnik, die Polybios ausführlich beschreibt (XXI, 28). V Veneti. Keltischer Volksstamm in der heutigen Bretagne (Pauly/Atlas, S. 167 [A2]). Ihre Seeüberlegenheit war die Hauptursache für den Kampf Caesars in den Jahren 57 und 56 v. Chr. Die gefürchteten Schiffe werden in De bello Gallico beschrieben: «Ihre Schiffe waren folgendermaßen konstruiert und ausgerüstet: die Kiele waren bedeutend flacher als die unserer Schiffe, so daß sie leichter über Untiefen und das Niedrigwasser bei Ebbe hinwegsteuern konnten. Dagegen ragten der Bug und ebenso das Heck ziemlich hoch empor, für hohen Wellengang bei Flut und Stürmen sehr angemessen. Die Schiffe waren ganz aus starkem Holz, um jede gewaltsame Erschütterung aushalten zu können. Die Ruderbänke, die aus fußhohen Balken bestanden, waren mit daumenstarken Nägeln befestigt. Die Anker hingen statt an Tauen an eisernen Ketten, als Segel wurden Felle und ganz dünn gegerbtes Leder verwendet, sei es, daß es zu wenig Leinen gab, sei es, daß sie seine Verwendung als Segel nicht kannten. […] Ein Zusammenstoß dieser Schiffe mit unserer Flotte zeigte, daß sie unseren an Schnelligkeit und Kraft der Ruderschläge überlegen waren, während sich diejenigen der Veneter in ihrer Bauart sehr viel besser für die geographischen Bedingungen und die Stärke der Stürme eigneten als unsere. Dies konnte ihnen nämlich nicht einmal mit dem Rammsporn
202 – Bibliographie und Register Schäden zufügen, weil sie zu stabil gebaut waren, und nur unter Anstrengung konnte man sie mit dem Wurfgeschoß erreichen, weil sie so hoch aufragten. Aus demselben Grund war es auch nicht einfach, sie mit Enterhaken heranzuziehen» (De bello Gallico III, 13, 1–9). → Viereck 1996, S. 89, Skizze 80: Seiten- und Deckriß einer navis venetica. Anm. 135 Veni, vidi, vici: Sueton, Caesar 37, [V, S.142– 143, für den historischen Zusammenhang]. – Bartels 1992, S. 187. Vergangenheit als Geschichtsempfindung: «[Altar], der von den Menschen der frühesten Zeit gebaut war» (Alexanderroman / Thiel, S. 47). Verkehrte Welt. → Lurker 1983, S. 729–730. Verkleidung als Kriegslist. Sertorius «legte keltische Kleidung an, erwarb sich die allgemeinsten Sprachkenntnisse, um im gegebenen Falle antworten zu können, und mischte sich unter die Barbaren» (Plutarch, Sertorius 3 [V, S. 183]). verna. Haussklave, im Haus des Eigentümers geborener Sklave. Verteidigungsanlagen (röm.). An der Donau unter Traian: Settis 1988, S. 259. Vertrag von Verdun (843). → dtv-Atlas I, S. 124. Vertreibung (der Daker) ins Exil: Settis 1988, S. 391. Verwüstung des Landes, verbrannte Erde. → Thukydides II, 19; V, 64. – De bello Gal lico VI, 43, 1–3: «Caesar setzte sich wieder in Marsch, um das Land der Feinde zu verheeren. […] Alle Dörfer und Gehöfte, die auch nur in Sichtweite kamen, wurden in Brand gesteckt, das Vieh getötet und von überall her Beute weggeschleppt. Das Getreide wurde nicht nur von einer so großen Anzahl von Menschen und Vieh verbraucht, sondern lag auch infolge der Regenfälle in dieser Jahreszeit am Boden. Selbst wenn sich daher jemand für den Augenblick verborgen hätte, hätte er nach Abzug der Soldaten aus Mangel an allem Lebensnotwendigen wahrscheinlich umkommen müssen.».
veterani, Soldaten, die im röm. Heer ihre Dienstzeit vollendet haben, → Pauly V, Sp. 1234–1235; 118. vexillum. Röm. Feldzeichen; galt als heilig, Soldaten schworen ihren Diensteid vor den vexilla ihrer Einheit. Victoria (Nike), → Pauly V, Sp. 1262–1264. – Lurker 1983, S. 733–734. Victoriatus. Silbermünze im Wert von ¾ Denar; auf dem Revers eine Victoria, die ein Tropaion bekränzt. Vieh als Beute: De bello Gallico VII, 20, 10. vigiles → Feuerwehr. Visionen. → Lurker 1983, S. 735–736. → Träume. Volsker (Volsci). Mittelitalienisches Volk zwischen Latium und Kampanien. Bedrängten Rom und Umgebung. Noch 508 sind röm. Getreidekäufer im volskischen Gebiet unterwegs, was ab 502 nicht mehr möglich war. Wende im Latinerfrieden von 338. Vulkanausbrüche. Nach Lucretius VI, 577– 584 sind es Winde, die aus der Erde brechen. → Vesuv. W Waffenbeute. «Die erbeuteten Waffen nennen sie allgemein spolia» (Plutarch, Marcel lus 8 [III, S. 310]). → Thukydides VI, 71. → spolia, → spolia opima. Wahrsagung. → Cicero, De divinatione. Waldrodung (röm.): Settis 1988, S. 275, 281, 284, 335, 341, 342, 366, 367, 421–423: Als Hinweise auf das stark bewaldete und schwer zugängliche Dacia. → auch Nord adfrika. Wasserleitungen. Als Druckmittel unterbrochen: Plutarch, Marius, 30 [VI, S. 93]; 6, 23. Wassermangel. Herodot, IX, 48 (die Griechen unter Pausanias); 45. Wasserzufuhr. De bello Gallico VII, 36, 5: Unterbrechung der Wasserzufuhr. – ibid., VIII, 40, 1 sowie VIII, 43, 4–5. Nach verborgenem Wasser graben auf Grund der Vegetation: Plutarch, Pompeius 32 [III, S. 193–194]. Wegelagerer im Heiligen Land: Heers 2014, S. 101–102.
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 203 Weizen (und Gerste). Für röm. Soldaten als Teil des Soldes kalkuliert, → Polybios VI, 39 [S. 566]. – Zur Nahrung berechnete man etwa 1 kg pro Tag. Die Zuteilungsabstände schwankten, unter Umständen erfolgten sie täglich; 8, 16, 21, 44. Winde. → Naturkatastrophen. Siehe Plutarch, Marius 36 [VI, S. 99–100] für Marius, der unter Seekrankheit litt. Wind im Rücken. Taktische Maßnahme Hannibals bei Cannae (Plutarch, Fabius Maxi mus 16 [II, S. 178]). Windstille (malacia). «Als sich ihre Schiffe [der Veneti] schon alle in Windrichtung gedreht hatten, trat plötzlich eine derartige Windstille ein, daß sie sich nicht von der Stelle bewegen konnten» (De bello Gallico III, 15, 3); die röm. Flotte unter Iunius Brutus Albinus trug den Sieg davon. Wirtschaft im Mittelmeerraum zur röm. Kaiserzeit. → dtv-Atlas I, S. 104. Witze. Geistreiche Sprüche: Plutarch gibt in Cato [I, S. 347–382] ein Florilegium an Aussagen des schlagfertigen Politikers. Wunder und Himmelszeichen. → Livius LX, 19, 1–3 [S. 181]. Wurfgeschütze für die röm. Flotte: → Viereck 1996, S. 114–117. Würfelspiel bei den Germanen. «Das Würfelspiel pflegen sie erstaunlicherweise in voller Nüchternheit wie ein ernsthaftes Geschäft, und zwar in so unbeschwertem Leichtsinn im Gewinnen oder Verlieren, daß sie in einem allerletzten Wurf um ihre persönliche Freiheit und ihr Leben kämpfen, wenn sie alles andere verloren haben. Der Unterlegene begibt sich in freiwillige Knechtschaft; mag er körperlich kräftiger sein – er läßt sich binden und verkaufen. […] Auf diese Art versklavte Stammesbrüder verkaufen sie weiter, um auch für ihre eigene Person die Schmach eines solchen Sieges loszuwerden» (Tacitus, Ger mania, cap. XXIV).
Z Zahlensymbolik. → Lurker 1983, S. 777–779 mit Beispielen. Zeiteinteilung. Galt als Erfindung der Ägypter: Herodot, II, 4. → Censorinus, de die natali (über den Geburtstag; 238 n. Chr. geschrieben): Einfluß der Sterne auf den Menschen; über die Zeiteinteilung. Zeitrechnung. Grundlegende Übersicht von Hans Kaletsch in: Pauly V, Sp. 1473–1489. → Kalender; 21, 35. Zelte und ihre Ausstattung in der Antike: Miller 2004, S. 49–55. Zelte für Frauen im Heerlager des Darius: Miller 2004, S. 50, Anm. 92. Zelte und ihre Ausstattung im Mittelalter: → Belagerung von Brescia 1311 dargestellt in Heyen 1978, fol. 12. – Belagerung von Florenz, ibid., fol. 29. Zweikampf. David und Goliath; Hektor und Aias (unentschieden); Pyrrhos und Pantauchos (Plutarch, Pyrrhos 7; [VI, S. 15]). «Es ist nicht Art der Könige, für den Sieg des einen oder anderen ihre Heere zugrunde gehen zu lassen, sondern den Kampf tapfer in eigener Person zu entscheiden. So laß uns beide die Truppen zurückziehen und einen Zweikampf um die Königsherrschaft austragen!» So Alexander zu Poros (Alexanderroman/ Thiel, S. 127). → Manlius Torquatus. – Der sizilianische Sklavenführer Athenion fiel 101 im Zweikampf mit dem röm. Consul M. Acilius. Zisterzienser; 77. Zwerge und Riesen, → HdA IX, Sp. 1008–1138. Zwölfgötter. Zusammenstellung variiert in Lokalkulten. In Griechenland: Zeus, Hera, Poseidon, Demeter, Apollon, Artemis, Ares, Aphrodite, Hermes, Athena, Hephaistos (Feuer, Schmiede, Handwerker), Hestia (Herdfeuer). → Pauly V, Sp. 1567– 1569.
204 – Bibliographie und Register
Geographisches und topographisches Register. Ortsbezüge (Auswahl; griechische und römische Orthographie nach Pauly). Antike Namen und Ortsbezeichnungen sind kursiv gesetzt. A Actium (Aktion, Aktium), Seeschlacht, 2. September 31 v. Chr. → Pauly I, Sp. 1529– 1530. → Cosme 2014. → Viereck 1996, Skizze 163, S. 224. – Nach dieser Schlacht zwischen Octavianus und Marcus Antonius (mit Kleopatra) verblieb ersterer als Sieger der alleinige Herr über das Imperi um romanum. Als Augustus wurde er erster röm. Kaiser. – Germanicus besuchte die Bucht des berühmten Sieges sowie die dort von Augustus geweihten Trophäen (Tacitus II, 53, 2). → Ambrakia; 11, 49, 54. Adamklissi (Rumänien). Schlacht im Winter 101/102 n. Chr. mit hohen Verlusten für Daker und Römer. – Zum Tropaion: → Richmond 1967. – Das Mars Ultor geweihte Tropaeum Traiani wurde 109 erbaut und 1977 rekonstruiert; 23, 129. Adranon (Sizilien; unter den Normannen Adernò, heute Adrano, am Südwestfuß des Ätna). 346 v. Chr. Von Timoleon eingenommen. Das Inventar der Burg beschreibt Plutarch: «Die Soldaten nahmen nun die Burg und das Schloß des Tyrannen [Dionysios II.] mit seiner ganzen Ausrüstung und dem Kriegsmaterial in Besitz. Denn es befanden sich dort nicht wenige Pferde, jegliche Art von Kriegsmaschinen und eine unübersehbare Menge von Geschossen; auch lagen da siebzigtausend Waffenrüstungen, seit langer Zeit aufgestapelt, und zweitausend Soldaten des Dionysios waren noch da» (Timoleon 13 [IV, S. 183]). Ägypten; seit 30 v. Chr. unter Octavian röm. Provinz. – Ägypten in altchristlicher Zeit: → Schneider 1978, S. 342–359. Aegatische Inseln, westlich von Sizilien. Bekannt durch den Seesieg des C. Lutatius Catulus über die Karthager 241 v. Chr.,
der den Ausgang des Ersten Punischen Krieges entschied. Ai. Stadt nordwestl. Von Jericho; 18. Aigos potamos. Flüßchen in der thrakischen Chersonesos. Hier erlitten die Athener unter Admiral Konon 405 v. Chr. durch die spart. Flotte unter Lysander die entscheidende Niederlage, die dem peloponnesischen Krieg und dem innergriechischen Gerangel um die Vormachtstellung ein Ende setzte; Pomponius Mela II, 26: «est in ea [Chersonesos] flumen Aegos, naufragio classis Atticae insigne». – (Pauly/Atlas, S. 97 [E1]). Aitolia. → Pauly/Atlas, S. 101, Karte A [B2] Akanthos, Stadt in Makedonien(Athos). → Pauly/Atlas, S. 105 [D3]. – Die Akanthier besassen ein Schatzhaus in Delphi (nordöstl. vom Apollotempel). Akkon (Akka; Saint-Jean d’Acre). Im 3. Kreuzzug nach zweijähriger Belagerung erobert. Hauptstadt des Königreichs Jerusalem. 1291 aufgegegen und von Mamluken erobert; 70, 71. Alcántara (Extremadura). Röm. Bogen; 129. Alcobaça (Portugal), mosteiro de Santa Maria, gegründet um 1150 von König Afonso als Dank für die Rückgewinnung aus muslimischer Hand der Stadt Santarém; 138. Aleppo. 1460 v. Chr. von Pharao Thutmosis III. erobert. In den Kreuzzügen 1124 von Baldwin II. belagert, um 1400 von Tamerlan erobert; 68. Alesia. Gallia Celtica, heute Alise-Sainte-Reine (Côte-d’Or). Kapitulation des Vercingetorix 52 v. Chr. vor den Römern, die Alesia aushungerten: Caesar ließ einen doppelten Wall ziehen, der Entsatz von außen verunmöglichte; 46. Alexandreia, ägyptische Metropole. – 332/31 v. Chr. von Alexander gegründet. → Pauly
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 205 I, Sp. 244–245. → Schneider 1978, S. 342– 350; 54. Alpes, → Pauly I, Sp. 277–278 (Pässe). – Für Caesar war die Gewinnung eines Alpenübergangs nicht nur von strategischer Bedeutung, sondern sie ermöglichte auch Handelserleichterungen: «Der Grund für diese Expedition lag in seiner Absicht, den Weg über die Alpen zu öffnen, der für die Kaufleute gewöhnlich mit großen Gefahren und hohen Zollkosten verbunden war» (De bello Gallico III, 2). Es handelte sich um den Großen Sankt Bernhard, wo auf beiden Seiten nicht Straßenräuber, sondern exorbitant hohe Wegzölle den Transit behinderten. Im Süden kassierten die Salasser, im Norden, am Eingang zum Rhônetal, die Nantuaten. In Octodu rus (dem heutigen Martigny) wurde ein Winterlager eingerichtet. Dem an sich alpenerfahrenen Servius Sulpicius Galba unterlief allerdings ein klassischer Fehler: die Vorräte gingen früher aus als geplant. – Pauly/Atlas, S. 194 (Text und Karte S. 195 ABC [1]); 48. Amalfi, unter dem Schutz der Byzantiner, dann der Langobarden. Später unabhängige Seerepublik bis zur Plünderung im Krieg gegen Pisa (1135–1137); darauf normannisch. – Das Seerecht von Amalfi galt im ganzen Mittelmeer; 80. Ambrakia. Korinthische Kolonie am gleichnamigen Golf, heute Arta (Pauly/Atlas, S. 196, Karte B [B2]). Pyrrhos von Epeiros machte sie 297 v. Chr. zu seiner Residenz und schmückte sie mit Kunstwerken, die 189 v. Chr. der Consul Fulvius Nobilior raubte und nach Rom verschleppte, nachdem er über den aitolischen Bund gesiegt hatte.– Bei Ambrakia erbaute Augustus einen Tempel zur Feier des Seesieges bei Actium. Amisos an der südl. Schwarzmeerküste, 71 v. Chr. von Kallimachos niedergebrannt; 6. Anatolien. Für das antike Straßennetz: Pauy/ Atlas, S. 39; 69. Ancona (Ehrenbogen für Traian, 115 n. Chr.; als Dank für den Ausbau des Hafens), → Wölfflin 1946, S. 63–64 (mit Abb.).
– Sommella 1988, S. 212–213; fig 59. → Pauly/Atlas, S. 155 [D3]; 128. Ankyra (Ankara). An den Wänden des dortigen Augustustempels fand man eine Kopie des Tatenberichts des Kaisers, den Augustus am Ende seines Lebens schrieb und vor seinem Grabmal in Rom aufstellen ließ. Das monumentum Ancyranum ist insofern von zusätzlicher Bedeutung, da es außerdem eine griechische Übersetzung bietet, da man sich in Ankyra damals vor allem dieser Sprache bediente. Antiocheia am Orontes. → Pauly/Atlas, S. 221 [C2]. – Von Seleukos I. Nikator 300 v. Chr. nach der Schlacht von Ipsos zu Ehren seines Vaters gegründet. Aufstieg unter den Seleukiden; als Metropole mit Rom, Byzanz und Alexandreia verglichen. – Stadtplan in: Runciman 1965, Bd. I, S. 214. Antiocheia am Paoreios. → Pauly/Atlas, S. 197 Karte B [B2]. Antium (Hafen). → Pauly/Atlas, S. 155 [D4]; 7, 54. Aosta (Augusta Praetoria: Ehrenbogen des Augustus, 25 v. Chr.), → Wölfflin 1946, S. 54–56. – Zugang zum Großen und Kleinen St. Bernhard (→ Pauly/Atlas, S. 199 [D3]); 128. Arausio. → Orange (Vaucluse). Arbela, Metropole des Assyrerreiches östlich des Tigris; heute Erbil. – Pauly/Atlas, S. 213 [E4]; 30. Arginusai. Inseln im Sund von Lesbos. Bekannt durch Seesieg der Athener über die Spartaner 406 v. Chr. → Pauly I, Sp. 535. → Arginusenprozeß. Ariminum (Rimini). Ausgangspunkt der Hauptverkehrswege via Flaminia und via Aemilia. – Ehrenbogen für Augustus, 27 v. Chr. als Dank für den Bau der via Fla minia, die Ariminum direkt mit Rom verbindet. → Pauly/Atlas, S. 195 [C2]. Asculum (Ascoli Piceno). → Pauly/Atlas, S. 155 [D3]; 42. Askalon, Handelsstadt an der Küste Palästinas. In den Kreuzzügen 1192 und 1270 zerstört. → Runciman 1965, Bd. I, S. 297; 1192 mit nennenswerter Beute. → Pauly/ Atlas, S. 121, Karte B [D2]; 73.
206 – Bibliographie und Register Athen. Zur Stadtentwicklung: Pauly/Atlas, Atlas, S. 165 [C2]. – Um 5 v. Chr. wurden S. 91 (Karte A); für die Akropolis: Karte die Bewohner in die neue Hauptstadt AuB. – Akropolis als Aufstellort für aus Beugustodunum (das heutige Autun) umgeten finanzierte Werke: «…und dann steht siedelt. da der bronzene Wagen aus dem Zehnten Bithynien (Bithynia). Antike Landschaft Kleider Beute von den Boeotern u. den Chalnasiens (Pauly/Atlas, S. 117 [B/C2]). Seit kidiern auf Euboea» (Pausanias I, S. 83– 395 n. Chr. oström., dann byzant., nach 84); Sieg von 507 v. Chr. – Zu Athen im 1204 Zentrum des Kaiserreiches Nicaia, Mittelalter: → Gregorovius 1962; 23, 25. 1298 Teil des Osmanischen Reiches. Augustodunum. Das heutige Autun (Saône- Britannien. → Caesar; → Brodersen 1998. – et-Loire). «Ich höre, daß es in Britannien kein Gold Azaz (nördl. von Aleppo), Schlacht und Nieund Silber gibt – wenn dem so ist, rate derlage Romanos III. gegen die Seldschuich dir: nimm dir einen Streitwagen und ken, 1028 (Beute). – Schlacht und Sieg der mache dich eilend auf den Weg zurück zu Kreuzfahrer über die Seldschuken, 11. Juni uns» (Cicero, Epistulae ad familiares 7, 7, 1125. → Runciman 1965, Bd. I, S. 256–257. 1). – Hingegen entwickelte sich die Insel zu einer unerwarteten Kornkammer für Azincourt (Pas-de-Calais). Schlacht 1415. Von die Römer. Wie Ammianus Marcellinus Pferden gestürzte französische Ritter sollen von englischen Söldnern angepflockt (18, 2, 3) berichtet, ließ Caesar sogar auf dem europäischen Festland «Getreideund als deren Besitz gekennzeichnet worspeicher dort neu errichten, wo alte Speiden sein, um für diese “Beute” nach der Schlacht Lösegeld zu kassieren. → Crécy. cher verbrannt worden waren; in ihnen konnte man die Gertreidelieferungen – Für beide Schlachten konnten Zeugnisse aufbewahren, die stetig aus Britannien oder Hinweise nicht gefunden werden. [Ärmelkanal] herübergebracht wurden» (zit. nach Brodersen 1998, S. 231). B Bukephala. → Pauly I, Sp. 963–964. Pauly/ Babylonia, Babel, unter Hammurapi (um Atlas, S. 113 [G2]; 30. 2000 v. Chr.) erstmals Hauptstadt Baby- Busento. Flüßchen bei Cosenza. 1744 und loniens (bis zu Alexander dem Großen). 1880 suchte man hier vergeblich nach → Pauly I, Sp. 796–799. – Pauly/Atlas, dem Grab → Alarichs. S. 113 [D2]. → Saggs 1988. busta Gallica/Gallorum. Gegend, wo sich in Bagdad. 762 als neue Hauptstadt der AbbasiRom ein Grab gefallener Gallier befand, den gegründet. die unter Camillus hier verbrannt und beBassai. → Phigaleia in Arkadien. erdigt wurden. bustum auch: Grabhügel. Batalha (Portugal). Kloster Santa Maria da → Livius V, 48, 3 für das Ereignis von 390 Vitória. Schlacht und Sieg Königs João I., v. Chr. 1385. Bau des Klosters seit 1388; 136. Byzantion. Um 660 v. Chr. als Kolonie von Benevent (Bogen, 114 n. Chr.), → Wölfflin Megara gegründet. Beherrschte die Ge1946, S. 63; 58. treideeinfuhr aus den SchwarzmeeerlänBetriacum. (östlich von Cremona). Im röm. dern nach Griechenland. – Kaiser ConBürgerkrieg wurden hier 69 n. Chr. entstantinus verlegte seine Residenz hierher scheidende Schlachten geschlagen (Vi(330 n. Chr.): Konstantinopel. 1453 von tellius, Otho, Vespasian), welche die den Türken erobert: → Istanbul. Nachfolge Neros (Vierkaiserjahr) begünstigten. – Plünderung des benachbarten C Cremona (Tacitus, Historiae III, 27). Bibracte. Hauptstadt der Haeduer. Sieg Cae- Caesarea Maritima (am Meer), → Pauly I, Sp. 1004–1005. – Pauly/Atlas, S. 135 [F3]. sars über die Helvetier 58 v. Chr. Pauly/
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 207 Cannae. Schlacht, 216 v. Chr. – Pauly/Atlas, S. 139 [F2]; 37, 38. Capua. Wichtigste Stadt im nördl. Campanien (Pauly/Atlas, S. 157 [D3] und Nebenkarte). → Pauly I, Sp. 1048–1049. Carnutum (Petronell-Altenburg, Österreich). Röm. Militärlager nahe der Donaugrenze, Hauptstadt von Pannonien (Pauly/Atlas, S. 209 [Karte A, D2]). Carthago Nova, Neu-Karthago (Cartagena). 225 v. Chr. von Hasdrubal angelegter militärischer Stützpunkt in Spanien. –Belagerung und Eroberung 209 v. Chr. durch die Römer (Scipio Africanus): → Polybios X, 12–21 [S. 700–711]). –Pauly/Atlas, S. 63 [E4]; 38. Casilinum (Pauly/Atlas, S. 155 [Nebenkarte]); 37. Casinum (Pauly/Atlas, S. 195 [C4]); 37. Castillon-la-Bataille (Gironde). Schlacht 1453; 90. Cástulo (Hispania Citerior, an der via Augusta). Nahegelegene Silberbergwerke, deren Betrieb Blázquez ausgegraben und erforscht hat: → Blázquez1982. – Pauly/ Atlas, S. 198, Karte A [C2]; 148. Centumcellae (Hafen), → Civitavecchia. Chalkedon. Pauly/Atlas, S. 93. Karte A [E1]; 28. Chios, Seeschlacht zwischen Attalos und Philipp bei der Insel (201 v. Chr.): → Polybios XVI, 3–8 [S. 900–906]. –Im Jahr 86 v. Chr. brachte Zenobios Stadt und Insel in seine Gewalt und ließ die Bewohner an die Küsten des Schwarzen Meers deportieren. Civitavecchia (Centumcellae). Traianische Hafenanlage 107–110 n. Chr. von → Apollodoros erbaut. Cosenza, das antike Consentia (Pauly/Atlas, S. 137 [F4]). Crécy-en-Ponthieu (Somme), Schlacht, 1346. – Englische Söldner sollen in den Gefechtspausen vom Pferd gestürzte franz. Ritter gefangen gehalten haben, um Lösegelder zu erpressen. → Azincourt 1415. – Glaubwürdige zeitgenössische Bestätigungen konnten nicht gefunden werden.
D Dakien (Dacia). Pauly/Atlas, S. 185 [E/F2]. In drei Kriegen (85–92, 101–102, 105–107) von Rom erobert und annektiert; unter Traian röm. Provinz → Pauly I, Sp. 1355– 1357. – Darstellungen des Krieges auf der Traianssäule in Rom, → Settis 1988. – Große Goldvorkommen. – Zur Romanisierung: Popescu 1982, S. 718–723. –In Übersicht dargestellt von Strobel 1984; 51. Damiette (Ägypten). Im Mittelalter eine der betriebsamsten Handelsstädte; wechselte mehrfach den Besitzer; 71–72. Delos, Geschichte und Beschreibung: → Kirsten/Kraiker 1957, S. 296–316. – Unter Rom Freihafen für Sklavenhandel, → Maróti 1969/70. – Wird nach dem Dritten Makedonischen Krieg und der Schlacht von Pydna Freihafen und tritt in Konkurrenz zu Rhodos. Fällt 166 v. Chr. an Athen; 113. Dion. Makedonische Stadt am Nordfuß des Olymps. Galt den Makedonen als heilige Stadt. Nach der Schlacht von Pydna (168) röm. Kolonie. → Pauly/Atlas, S. 105 [C3]. → Pauly II, Sp. 61–62 [2]. Dobrudscha. Landschaft in Rumänien. → Pauly/Atlas, S. 185 [H2]; 118. Dorylaion in Phrygien. Schlacht: Runciman 1965, Bd. I, S. 185–186 (mit den hist. Quellen). – Pauly/Atlas, S. 39 [D2]; 69–70, 73. Drobeta. Stadt und Lager an der dazischen Donau. Verdankte den Aufstieg der Handelsstraße, die zur Traiansbrücke und zum Flußhafen führte. → Pauly II, Sp. 164. → Pauly/Atlas, S. 196 [C2]. → Settis 1988, S. 438–439 (Stadtbild von Drobeta mit Darstellung der wichtigsten Bauten). Dyme (Dumai), Stadt Achaias, → Plutarch, Pompeius 28 [III, S. 189]. – Pauly II, Sp. 187. – Pauly/Atlas, S. 187 [B2]. Dyrrhachion (Durazzo). → Pauly II, Sp. 187 bis 188. – Einkesselung des Heeres des Pompeius durch Caesar, 48 v. Chr. Spielte wieder eine Rolle im 11. Jh. anläßlich der Belagerung durch Robert Guiscard: → Alexias IV, 1–3.
208 – Bibliographie und Register Fanum Fortunae (Ehrenbogen, 9 n. Chr. Die Inschrift besagt, daß Augustus die StadtEdessa (Makedonien). Pauly/Atlas, S. 105 mauer errichtet hätte, → Wölfflin 1946, [C3]. S. 65, Anm. 1. – Sommella 1988, S. 176– 177, Fig. 54. – Zur Lokalisierung: Pauly/ Edessa (Syrien), → Balduin. Pauly/Atlas, S. 219 [D2]. Atlas, S. 155 [D3]. – Das heutige Fano. Eion. Hafenstadt an der thrakischen Küste, unter Dareios I. als persischer Stütz- G punkt angelegt. 476 fiel die Anlage unter Kimons Führung in athenische Hände Galatia. Von keltischen Volksstämmen nach (→ Miller 2004, S. 38). – Pauly/Atlas, 278/77 besetzte Landstriche in der Mitte S. 105 [D3]. Kleinasiens; im Westen an das Reich PerEknomos / Ecnomus, Kap. – Seeschlacht, 256 gamon grenzend (Galater). Pauly/Atlas, v. Chr. im Ersten Punischen Krieg ). – S. 169 [F3]. Geleitzug-Schlacht (Viereck 1996, S. 159; Gallien. Entwicklung der röm. Provinzen 172–174). Pauly/Atlas, S. 138 [E2]. → Le (1.–4. Jh. n. Chr.): Pauly/Atlas, S. 167. Das Bohec 2014, S. 83–87. Urteil von Pomponius Mela: «Das Land Ephesos. Einer der bedeutendsten Hafenplätist ergiebig, besonders an Getreide und ze des Altertums. → Pauly/Atlas, S. 99 Viehfutter, und ist durch außerordentlich [E4]. – Der berühmte Artemistempel, große Haine lieblich anzusehen» (III, 17). den Herostratos 356 v. Chr. in Brand geDie Einwohner besitzen (ibid. 18) eine steckt hatte, um, wie er auf der Folter ge«natürliche Redegabe» (facundia); 46, 48–49. stand, durch diese Tat seinen Namen zu verewigen, wurde bald darauf neu gebaut Gaugamela (Assyrien), unweit von Ninive. Alexanders Sieg über die Perser, 331 v. und galt als eines der sieben Weltwunder. Epeiros. Die nordwestliche Nachbarlandschaft Chr. Pauly/Atlas, S. 113 [D2]; 30. Griechenlands, → Pauly II, Sp. 284–287. – Gaza. In der Antike Handelszentrum und Pauly/Atlas, S.151 [B2]; 35. Seehafen an der Via Maris, der syrischEtrurien. Die Wohngebiete der Etrusker; 37. ägyptischen Karawanenstraße. 332 von Euphrat. → Pauly/Atlas, S. 13, Karte B. – Für Alexander dem Großen nach dreimonadie Ägypter “der verkehrte Strom”, da er, tiger Belagerung erobert; Vernichtung anders als der heilige Nil, von Norden der gesamten männlichen Bevölkerung. nach Süden fließt. – Pomponius Mela I, 64. → Pauly/Atlas, S. 121, Karte A [D2]. Eurymedon. Fluß in Pamphylien (Kleinasien). Berühmt duch Kimons Doppelsieg Gedrosia. Landschaft zwischen Indien und Karmanien, → Pauly/Atlas, S. 87 [F/ über die Perser (468 v. Chr.) – mit gewalG3]. tiger Beute. Die Athener stifteten darauf eine Bronzepalme nach Delphi, auf deren Gomphoi in Thessalien. Pauly/Atlas, S. 169 [E3]. Spitze sich eine Athenastatue befand. – Zur Lokalisierung des Flußlaufs: Wester Granikos, Fluß in Kleinasien. Sieg Alexanders über persische Truppen, 334 v. Chr. manns Atlas zur Weltgeschichte I: Vorzeit – Pauly/Atlas, S. 113 [B1]. und Altertum. Braunschweig 1956, S. 14. Grandson (Schlacht, 1476). → Kurz 1962, F S. 90–98, Lageplan: S. 94; 87, 91, 93. Gyaros, kahle Kykladeninsel, in der röm. KaiFalerii (Cività Castellana, Provinz Viterbo). serzeit gefürchteter Verbannungsort (Ta– Die Geschichte vom verrätrerischen citus, Annalen III, 68, 2 und 5: «[Tiberius] Schulmeister von Falerii u. a. bei Plutarch, addidit insulam Gyarum immitem et sine Camillus 10 [I, S. 441–442]; 2. cultu hominum esse»). E
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 209 H
Istanbul. (“eis ten polin” = in die Stadt); 84, 94, 125. Haifa. Hafenstadt in Nordpalästina, seit dem Italien. Unter röm. Herrschaft (Bundesgenos2. Jh. erwähnt. – Im Verlauf der Kreuz sensystem): Pauly/Atlas, S. 137. züge mehrfach erobert und verloren. Halikarnassos. → Pomponius Mela, I, 85. J Heraclea (am Golf von Tarent); Sieg des Pyrrhos 280 v. Chr. – Pauly/Atlas, S. 137 Jerusalem, Hierosolyma; → Pauly II, Sp. 1141 [F3]. bis 1144. – Heilig-Grab-Kirche 1149 geweiht; die Annenkirche um 1140; 19–20, Herculaneum. → Vesuv. Hermione (in der Argolis). → Pauly II, Sp. 50–51, 71, 73. 1077–1078. – Purpurfischerei. Pauly/Atlas, S. 103 [C2]; 30. K Hesbon. Stadt in Palestina. → Pauly/Atlas, Kadesch am Orontes. → Qadesch. S. 45, Karte A [C4]. Hierosolyma, → Jerusalem. Kaïkos. Quellen des Flüßchens, an dem PerHispania. Kurz gefaßte historische Übersicht: gamon liegt. Pauly/Atlas, S. 125, Karte B → Hiltbrunner 1946, S. 206–207. [B2]. Hunain bei Mekka (Honem). Schlacht, 630. – Karien (Karia). Land der Karer in Südwestkleinasien (Pauly/Atlas, S. 97 [E/F 3]). Pauly/Atlas, S. 243 [F4]. Hydaspes. Indischer im Himalaya entsprinDer Name ist ungriechisch und ungedeugender Fluß. An seinem Ufer liegt das tet ( → Pauly III, Sp. 118–121). von Alexander gegründete → Bukepha- Karnak (Ägypten). Amun-Tempel als Festla. – Entscheidungsschlacht gegen Poros, tempel des Königs Thutmosis III.: Hir326 v. Chr. Pauly/Atlas,S. 113 [G2]; 30. mer/Otto 1979, Bd. I, S. 228–229. – “Annalen” ibid., S. 230–231. I Karthago, → Pauly III, Sp. 135–138. – Pauly/ Atlas, S. 73. – 146 von Publius Cornelius Ikonion (Konya), von 1097 an Haupstadt der Scipio Aemilianus (Africanus minor) auf Seldschucken; Station des Paulus auf seiBetreiben von Cato Censor erobert und ner ersten Missionsreise (Apostelgeschich dem Erdboden gleichgemacht. → Ceter te 14, 1–6 und 21). – Pauly/Atlas, S. 197 um censeo…; 35, 40, 42, 54, 64, 81, 93 [Karte B, C2]. Kilikien, Landschaft an der Südküste KleinaImperium Romanum. Für die Grenzen der siens. Das stark bewaldete Gebirge lieferProvinzen: Pauly/Atlas, S. 177. – Für die te Schiffbauholz; 15, 27, 53, 116. Verwaltungsstrukturen (im 4. Jh. n. Chr.): Kilikische Tore (Kilikiai Pylai): Paßstraßen Pauly/Atlas, S. 225. von Tyana nach Tarsos über das TaurosIndus (Fluß). → Pauly/Atlas, S. 113 [F/G 2/3] gebirge. – Strandpaß von Kilikien nach und S. 117 [G4]. Syrien. → Pauly/Atlas, S. 197, Karte B Iolkos (Volos). → Pauly/Atlas, S. 37 [C3]. [C2]. → Manfredi 1986, Abb. 10 für den Ipsos, in Phrygien, Schlacht 301; Antigonos heutigen Zustand. unterliegt den Diadochenkönigen. – Pau- Kinza (Qadesch, Kadesch, Qades). Hethitily/Atlas, S. 115 [C2]. sche Stadt: → Pauly/Atlas, S. 15 [Karte B Ismaros (Thrakien), von Odysseus zerstört; 15. C2], S. 23 [G4] und S. 29 [E3]; 17. Issos. Schlacht, 333 v. Chr. → Pauly/Atlas, Kolchis (Georgien). Nicht nur die sagenhafte, S. 113 [C2]. – Nach der Schlacht fliehen sondern auch die tatsächliche Goldkam4000 Griechen aus Dareios’ Heer über mer der Antike; Bergwerke, Schürfstellen → Tripolis nach Zypern und auf Inseln und Goldwäschereien. Insofern ist die Leder Ägäis. gende von den Argonauten, die von Iolkos
210 – Bibliographie und Register (Volos) aus in das südöstliche Schwarze Meer (über Sinope, Trapezunt) fuhren, einer der ältesten Hinweise auf den Goldtransfer zwischen Kolchis und Griechenland. – Siehe: Pauly/Atlas, S. 41 [C1]. Königshofen an der Tauber, Schlacht, 1525. Konstantinopel, siehe auch → Byzanz. Konstantinopel: Belagerung und Eroberung der Stadt durch die Komnenen 1081: Ale xias IX–XI, [S. 90–98]. Konstantinopel (1204); 73–76. Konstantinopel (1453). → Istanbul; 83–84. Korakesion (Alanya), Seeschlacht 67 v. Chr. zwischen Pompeius (mit 200 Schiffen) und kilikischen Piratenverbänden (angeblich mit rund 1000 Schiffen) an der türkischen Südküste (Pamphylien). Korinthos. Zweitgrößte Stadt Griechlands. → Pauly III, Sp. 301–305. → Korinthisches Erz. Korsika. Wurde 237 v. Chr. röm. Besitz (mit Sardinien), doch mußte gegen die Korsen im Inneren der Insel weitergekämpft werden; 36. Krak des Chevaliers (Syrien). Grundriß der Kreufahrerfestung in: Avril et al. 1982, S. 342, Plan 411, mit Erörterungen. – Vgl. ibid., S. 17 für den heutigen Zustand. Kunaxa. Schlacht, 401 v. Chr., nördl. von Babylon, wo Artaxerxes II. (gest. 360) über Kyros siegte (Pauly/Atlas, S. 8/9 [E3]). Es folgte der Rückmarsch der Zehntausend, → Anabasis. – Für den Freudenruf der griechischen Söldner thalatta, thalatta: Bartels 1992, S. 17. Kynoskephalai. Gebirgszug in Thessalien. Schlacht 197 v. Chr. Röm. Sieg unter Flaminius gegen Philipp V. von Makedonien auf den “Hundsköpfen”. → Pauly/Atlas, S. 151, Nebenkarte [B2]. – Plutarch beschreibt die ungastliche Landschaft, in der Bäume fehlen: «Hohe, steile Berge stürzen von beiden Seiten in eine einzige lange und tiefe Schlucht hinunter, in ihrem Grunde strömt der Apsos hin, so reißend und schnell wie der Peneios. Er bedeckt fast völlig den Fuß der Berge und läßt neben seinen Wassern nur Raum für einen schmalen, steilen, in die Felsen ge-
hauenen Pfad. Hier durchzukommen ist für ein Heer in jedem Falle schwer, ganz unmöglich wird es, wenn der Pfad besetzt ist» (Plutarch. Titus [Flaminius] 3 [VI, S. 315–316]). Kypros ( → Zypern). Die Insel als Vermittlerin des Handels mit dem Orient. Zeitweise im Besitz der Ägypter, Assyrer (unter Sargon II, 7721–705 v. Chr.), Perser (um 540–333), Ptolemäer, dann der Römer (58 v. Chr. ließ Rom die Insel durch Cato einziehen, 30 v. Chr. endgültig röm. Provinz). – Hauptproduzent von Kupfer im Altertum. – Spielte wieder eine politische Rolle z. Zt. der Kreuzzüge (→ Zypern). Für die antike Geschichte: Pauly III, Sp. 404–408. → Maier 1964. L Lakonien. → Pauly/Atlas, S. 37 [C4]. Laureion (Laurion), Silberbergwerke im südl. Attika, von bis zu 20 000 Sklaven ausgebeutet: → Pauly I, Sp. 866 (Bergbau). → Lauffer 1979. – Einer der wohlhabendsten Besitzer war → Nikias. Lechfeld ( südl. von Augsburg). Kaiser Otto I. (der Große) besiegt die Ungarn, 955. Lepanto. Ital. Name für gr. Naupaktos, am Golf von Korinth. Schlacht: Seesieg über die Türken, 1571. → Juan d’Austria. → Cervantes. – Am 7. Oktober stießen unter dem Befehl von Juan de Austria 250 christliche Schiffe mit 80 000 Mann auf 300 türkische Schiffe mit etwa 100 000 Mann aufeinander. Leptis Magna (Libyen). Phönizische Gründung. Seit Traian röm. Kolonie. Die vornehmste Familie der Stadt waren die Septimii Severi, aus der 193 n. Chr. der röm. Kaiser Septimius Severus hervorging. – Ende 4. Jh. verwüstet, 455 von den Vandalen erobert. – Guter Übersichtsplan: Haynes 1955, gegenüber S. 71. Tiberiusund Traiansbogen: S. 92. → TCI, Possedi menti, S. 365–376; 54, 133–134. Libye. Griechische Bezeichnung für Afrika, später auf den Norden des Kontinents beschränkt (Libyen).
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 211 Lilybaeum. Lilybaion; Kap (capo Boeo) und bis 1155 für die weiteren Geschicke der Stadt beim heutigen Marsala auf SiziliStadt; 15–17. en. Wichtiger Orientierungspunkt für Mehdia. Nach errungenem Sieg und Einnahdie Schiffahrt. → Pauly III, Sp. 651. – 249 me der Stadt durch die Pisaner 1088, verNiederlage der Römer; 218 Niederlage wendeten diese die Beuteschätze zur Verder Karthager. schönerung ihrer Kathedrale und zur ErLusitanien, Lusitania, im heutigen Portugal: bauung einer Kirche des heiligen Sixtus, Pauly/Atlas, S. 177 [B2]. an dessen Festtag sie die Hauptschlacht Lydien, an der kleinasiatischen Westküste. gewonnen hatten (Erdmann 1989, S. 72; Hier endeten wichtige Handelsstraßen aus Annales Pisani, ed. Lupo Gentile, S. 7) Innerasien und Mesopotamien. Haupt- Melos (Milo), Kykladeninsel, spart. Kolonie. stadt → Sardes. Lyder waren ihres Reich416/415 v. Chr. von Athen ausgehungert tums wegen bekannt. → Ploetz 2008, und erobert: die Männer wurden getötet, S. 128; 20. Frauen und Kinder versklavt. – Fundort der Aphrodite (um 150–100 v. Chr.) im M Louvre (Venus von Milo). Metaurus, Fluß in Umbrien. Schlacht mit Magnesia am Meander. Pauly/Atlas, 89 [E3]; Niederlage und Tod Hasdrubals, 207 v. 28. Chr. (Pauly/Atlas, S. 111, [D2]; 39. Mantineia, (Arkadien). Schlachten 418 v. Milet. → Pauly/Atlas, S. 91, Karte C. Chr. und 362 v. Chr. – Bildlich dargestellt Misenum. Seit Augustus Kriegshafen der in der “Zeushalle” in Athen: Pausanias I, kaiserlichen Westflotte. → Pauly/Atlas, 3,3 (S. 59). S. 209 [D2]. Marathon (Schlacht, 490 v. Chr.). – Zum Ma- Mitan[n]i. Im 2. Jahrtausend v. Chr. vorderarathon-Weihgeschenk (aus dem Zehnten siatisches Reich auf dem rechten Euphrader Beute) in Delphi: → Künstlerlexikon/ tufer südl. der Taurusketten. Zeitweilige Antike, S. 650–651. – Die Athena Proma Ausdehnung bis Ninive. Erlag um 1300 chos des Phidias war ein Weihgeschenk v. Chr. den Assyrern. → Pauly/Atlas, S. 29 [E/F2]; 17. für den Sieg bei Marathon; 5, 21–23. Masada. Mit Aufschüttung eines Sturm- Montaperti (heute Teil von Castelnuovo Berardenga), zwischen Siena und Flodamms von L. Flavius Silva am 15. April renz (Schlacht 4. September 1260 in den 73 n. Chr. erobert. Die rund eintausend Kämpfen zwischen Guibellinen und Gubelagerten Sikarier gaben sich selbst den elfen). Beteiligt waren Truppen aus Prato, Tod. → Pauly/Atlas, S. 131 [C4]. Megiddo (südöstlich von Haïfa; hebräisch: Lucca, Orvieto, Perugia, San Gimignano, Har-Magedon = Schlachtenhügel). – In San Miniato, Volterra, Colle di Val’Elsa der Offenbarung des Johannes (16, 16) und Bologna sowie, auf Sienas Seite, deutder Ort, wo am Ende der Zeiten die entsche Söldner. scheidende Schlacht mit dem Sieg des Murten (Schlacht, 1476). → Kurz 1962, S. 98–118, Lageplan S. 108; 89, 95. Guten über das Böse stattfinden wird. «Es braucht aber nicht gemeint zu sein, Mykale (Schlacht, 479 v. Chr.). – Pauly/Atlas, S. 89 [E3]. → McDougall 1990, p. 143–149. die jetzt bevorstehende [Schlacht] werde wieder bei Megiddo ausgefochten wer- Mylae, 260 v. Chr. Seesieg der Römer gegen die Karthager. → Pauly/Atlas S. 138 [F2]. den, sondern nur, sie werde so wichtig Zu dessen Gedenken wurde auf dem Fo wie die [bereits erwähnten] bei Megiddo rum Romanum die → columna rostrata sein» (N. N., Sachliche Erläuterungen zur (mit Schiffsschnäbeln verzierte MarmorZürcher Bibel. Zürich 1942, S. 31. → Nelson, S. 429–432. – Pauly III, Sp. 1154 säule) aufgestellt. → Actium.
212 – Bibliographie und Register N
Claudius baute die Paßstraße aus und verlieh Octodurus das Bürgerrecht mit dem offiziellen Ortsnamen Forum Claudii Val lensium. → Stähelin 1927. → Pauly/Atlas, S. 165 [D2]. Olbia. Griechische Kolonie an der Mündung des Borysthenes (Dnjepr). Wichtiger Schwarzmeerhafen, Stapelplatz für Kornund Sklavenausfuhr nach Griechenland. → Pauly/Atlas, S. 69 [F2]; 112. Olympia, Geschichte und Beschreibung, → Kirsten / Kraiker 1957, S. 170–182. – Ernst Meyer in: Pauly IV, Sp. 279–283. Olynthos. Stadt der Chalkidike. → Pauly IV, Sp. 295–296. – Pauly/Atlas, S. 89 [C1]. Orange (Vaucluse), sog. Triumphbogen (um 20 oder 25/26 n. Chr.), Widmung unklar; vielleicht Stadtgründungsmonument von Arausio, 36 v. Chr.). → Amy 1962. – Gros 1986, S. 191–201. Orchomenos (Schlacht, 86 v. Chr. im Ersten Mithradatischen Krieg). Im Streit mit Theben wurde Orchomenos zerstört, die männliche Bevölkerung umgebracht, Frauen und Kinder als Sklaven verkauft. – Pauly/Atlas, S. 159 [B3]. Oricum/Orikon. Röm. Hafen an der südl. dalmatinischen Küste. Pauly/Atlas. S. 169 [D2]. – Für die Gefechte im Hafen, → Viereck 1996, Skizze 159, S. 209. Ostia. Übersichtsplan von Ostia Antica: Viereck 1996, S. 265. – Siehe auch: Portus Ro mae bei Fiumicino.
Nancy (Meurthe-et-Moselle), Schlacht, 1477. → Kurz 1962, S. 118–128, Lageplan S. 122. Napata (Ägypten; → Pauly III, Sp. 1567– 1568). Neon. Stadt in Phokis (Pauly/Atlas, S. 89 [C2]. Nicaea (Nikaia). Schlacht im Ersten Kreuzzug: Runciman 1965, Bd. I, S. 177–181. Ninive. – Pauly/Atlas, S. 15 [D2]. Nordafrika. Diente in der Antike als Kornkammer. Die ungemein fruchtbaren Landstriche sind erst an der Schwelle zum Mittelalter Wüste geworden in Folge des jahrhundertelangen Raubbaus an den Wäldern; daher die Ruinen einst blühender Römerstädte heute im Wüstensand (Leptis Magna, Sabratha). Notion. Hafenstadt an der Westküste Kleinasiens, südl. von Izmir; heute verlandet. – Seesieg des Lysander 407 v. Chr. Errichtung eine Siegesmals. – Pauly/Atlas, S. 97 [E2]. Numantia. Stadt der Keltiberer auf der Hochebene von Altkastilien. Scipio hungerte 134/133 v. Chr. sie aus und schloß sie mit einer 9 km langen Mauer ein, an der alle Ausbruchsversuche scheiterten. Am letzten Tag vor der Kapitulation gaben sich die meisten numantini den Tod, nur wenige lieferten sich dem Sieger aus und wurden als Sklaven verkauft. Die Stadt brannten die Römer nieder. – Pauly/Atlas, S. 149 [D2]; 41, 42, 96. Numidia. Pauly IV, Sp. 197–199. – Pauly/ P Atlas, S. 147 [C1]. – Das heutige Ostalge rien. Palmyra. Oase in der syrischen Wüste. Schließt sich 14–17 n. Chr. mit PrivilegiO en ausgestattet dem röm. Reich an. Unter Caracalla zur Kolonie erhoben. Seit 634 Octodurus. Das heutige Martigny im Wallis unter arabischer Herrschaft. – Umschlag(Schweiz). Hauptort der keltischen Bergplatz wertvoller Güter aus Arabien. → völker. Caesar verlegte 57 v. Chr. die 12. Pauly IV, Sp. 437–438. Pauly/Atlas, S. 135 [F3]. Legion dorthin, um die Paßstraße des Grossen St. Bernhard offenzuhalten. Die Pamphylia (Pamphylien). Kleinasiatische Landschaft an der Südküste; Hauptstadt: Römer wurden jedoch verlustreich aus Aspendos. → Pauly/Atlas, S. 39 [D3]. ihrem Winterlager verdrängt und zogen mit schweren Verlusten ab. Erst unter Au- Parthia. → Pauly IV, Sp. 532–537. – Pauly/ Atlas, S. 171 [F3]. gustus gelang die Eroberung des Wallis.
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 213 Pella, Hauptstadt Makedoniens. Hier wuchs Philipp II. auf; Geburtsstadt Alexanders. – Pauly/Atlas, S. 97 [C1]. Pergamon. Philipp V. von Makedonien zerstörte Teile des Heiligtums. – Pauly/Atlas, S. 135 [E3]. → Pergamenisches Reich; 27, 130–132. Persepolis. → Pauly IV, Sp. 649–650. – Pauly/ Atlas, S. 87 [E3]. Pharsalos (Thessalien). Ort der Entscheidungsschlacht zwischen Caesar und Pompeius 48 v. Chr. – Pauly/Atlas, S. 169 [E3]. Pherai. Stadt im Osten der thessalischen Landschaft Pelasgioti (heute Velestino). – Pauly/Atlas, S. 99 [C3]. Phigaleia. Arkadien. Zum Gebiet der Stadt gehört Bassai mit dem Tempel des Apollon Epiurios. → Iktinos. Philippoi (Philippi), Stadt in Makedonien, Schauplatz der Doppelschlacht von 42 v. Chr. in der die Caesarmörder Brutus und Cassius vernichtet wurden; beide begingen Selbstmord. – Zu den Schlachten: Plutarch, Brutus 38–52 [IV, S. 101–118]. Philippopolis (Plovdiv in Bulgarien). 341 v. Chr. von Philipp II. von Makedonien gegründet. Kreuzungspunkt wichtiger Handelsstraßen. 250 n. Chr. von den Goten überrannt und geplündert. Phrygien. Zentralanatolien. Im 6. Jh. v. Chr. herrschte hier der goldreiche Midas. → Thonemann 2013. Hierzu die Besprechung von Christopher Jones in: TLS, February 28, 2014. – Für die Römer wichtig die Marmorausbeutung seit dem 1. Jh. v. Chr. Plataiai (Schlacht, 479 v. Chr.). – Pauly/Atlas, S. 89 [C2]. – Nach der Schlacht errichteten die Plataier laut Plutarch (Aristeides 20[I, S. 337]) mit den ihnen von allen Griechen als Tapferkeitspreis zugesprochenen 80 Talenten das Heiligtum der Athena Areia; 21, 23, 24, 123. Pontus Euxinus: Schwarzes Meer. Portus Romae (Hafen bei Fiumicino): Skizze der Anlage bei Viereck 1996, S. 266. Pydna (Süd-Makedonien). Ort der Entscheidungsschlacht zwischen König Perseus
und den Römern unter Aemilius Paulus (168 v. Chr.). Pauly/Atlas, S. 151, Nebenkarte [B1]. – Makedonien wurde 146 v. Chr. röm. Provinz. Q Qadesch (Quisa, Quadesch, Kadesch; Kinza). Befestigter Fürstensitz am Orontes des 2. u. 1. Jahrtausends v. Chr. Entscheidungsschlacht um den Besitz Nordsyriens, 1274 v. Chr. zwischen dem hethitischen König Muwatallis II. und dem ägyptischen Pharao Ramses II. – Pauly/Atlas, S. 23 [G4]; 5, 16, 17. R Ravenna. Kriegshafen der röm. adriatischen Flotte. S Sabratha. Antike Stadt in der afrikanischen Tripolis. → TCI, Possedimenti, S. 312–316 Saguntum. Ostspanische Stadt (Pauly/Atlas, S. 135 [B3]). Rom verbündete sich mit ihr, um einen Stützpunkt gegen die karthagische Expansion zu schaffen. Hannibal leitete deshalb den Zweiten Punischen Krieg mit der Belagerung und Zerstörung der Stadt ein (219 v. Chr.). Von den Römern unter den Brüdern Scipio 212 zurückerobert; Municipium mit röm. Bürgerrecht und örtlicher Selbstverwaltung; Theater, Zirkus, Tempel, Aquaedukt; Töpfergewerbe (vasa Saguntina). → Pauly IV, Sp. 1500–1501. – Für die Redewendung dum Roma deliberat, Saguntum perit: Bartels 1992, S. 67–68. Saint-Rémy-de-Provence (Bouches-du-Rhône); das antike Glanum. Monumentaltor, Einlaßtor, kein Triumphbogen (1. Jh. n. Chr.). Skulpturenfragmente (u. a. Waffenbündel, wie an Siegesmonumenten üblich). Saintes (Charante-Maritime), sog. Bogen des Germanicus, 21 n. Chr. – Errichtet zu Ehren von Tiberius, Germanicus und Dru-
214 – Bibliographie und Register sus nach Unterwerfung der Alpenvölker. Ursprünglich auf der 1845 abgebrochenen Römerbrücke über die Charente. Salamis. Seeschlacht bei der Insel Salamis, 480 v. Chr. – Im Artemisheiligtum «steht ein Siegesmal für den Sieg der Griechen» (Pausanias, I, S. 94). Der Sieg zeigte, daß Athens Flotte fähig war, an Stelle Spartas die Schutzherrschaft über Griechenland anzutreten. → Pauly/Atlas, S. 88, Nebenkarte [A2]. Salamis auf Zypern. Schlacht, 449 v. Chr. (Pauly/Atlas, S. 88, ). Pauly/Atlas, S. 85 [F3]. Salmakis. Quelle bei Halikarnassos, → Beute. Saguntum. Das heutige Sagunto, → Pauly/Atlas, S. 169 [B3]. Samaria, Samarien, Samarites. Zwischen 878/77 und 871/70 v. Chr. gegründete Hauptstadt Israels (1 Könige 16, 24). Von den Assyrern besiegt, Bevölkerung deportiert. → Pauly IV, Sp. 1529–1530. Sardes, Hauptstadt des antiken Lydien, wohl 687 v. Chr. gegründet. Geschäftige Handelsstadt. Eroberung durch Philipp von Makedonien 216/214: → Polybios VII, 15–19 [S. 596–602]. – Pauly/Atlas, S. 85 [E3], S. 113 [B2]. – Durch Sardes floß der Paktolos, der reichlich Gold führte; 20. Sardinien. Seit 237 v. Chr. röm. Sempach (Schweiz). Schlacht, 1386. Sidon. Hafenstadt südl. von Beirut, → Pauly V, Sp. 175–176. – Pomponius Mela (I, 66): opulenta Sidon, antequam a Persis capere tur maritimarum urbium maxima. Sinope (Schwarzmeerhafen). Gründungsstadt von Trapezus. → Pauly V, Sp. 209. – Pauly/Atlas, S. 141 [F2]. Sizilien. Kornkammer des Mittelmeers. – Eine Fundgrube für die Geschichte der Insel in: Cicero, Reden gegen Verres. Soloi in Kilikien. Hafenstadt an der kleinasiatischen Südküste. – Pauly/Atlas, S. 69 [F3]. Sphakteria. Berühmt durch die Kapitulation der Spartaner 425 v. Chr. – 1827 fand hier die Schlacht von Navarino statt. Susa, Persien. Pauly/Atlas, S. 113 [D2].
Susa, Piemont (Röm. Bogen, 8 n. Chr.). → Wölfflin 1946, S. 54. Syrakus (Sizilien). Gegründet 734/33 v. Chr. von Siedlern aus Korinth. → Pauly V, Sp. 460–469 (mit Karte der Belagerung, 414/13 v. Chr.). – 212 von den Römern erobert und geplündert: → Plutarch, Marcellus 19 [III, S. 323–324]. → Stoffel 2009, S. 209–222. – Für das Herrschaftsgebiet und die Kolonisierung: → Pauly/ Atlas, S. 93, Karten A und B. Syria. → Pauly V, Sp. 469–473. – Syrien und Palästina im 2. und 1. Jh. v. Chr.: Pauly/ Atlas, S. 131. T Tarentum. → Pauly V, Sp. 518–520. → Pauly/ Atlas, S. 155 [F4 → Pauly/Atlas, S. 155 [F4]; 112. Tauris. Insel in der Adria. Seeschlacht 47 v. Chr. → Viereck 1996, Skizze 161, S. 212. Taurus- und Antitaurus-Gebirge (iuga Tau ri). Pauly/Atlas, S. 207 [F3]. Telamon. Hafen Etruriens. Niederlage der Kelten an dem nahe gelegenen Poggio di Talamonaccio, 225 v. Chr. → Pauly/Atlas, S. 81 [E4]; das heutige Talamone. – Im Mittelalter Sienas einziger Zugang zum Meer, der, zum Gespött der Florentiner, versandete. Tenedos. Insel vor der Küste der Troas; mit zwei gut geschützten Hafenanlagen spielte sie eine strategische Rolle in der Kriegsgeschichte. → Pauly/Atlas, S. 95 [E2]. Thapsakos. Syrische Stadt am Westufer des Euphrat. Flußhafen und Euphratübergang, den Dareios nach Issos 333 v. Chr. zur Flucht wählte. Alexander folgte ihm 331 auf zwei Schiffbrücken. Späterer Namenswechel in Amphipolis. → Pauly/Atlas, S. 228, Karte B [E3]. Thapsos. Küstenstadt Nordafrikas. → Pauly V, Sp. 650 [2]. → Pauly/Atlas, S. 147 [C1]. Thasos. Der Reichtum der Insel, der thrakischen Küste vorgelagert, beruht auf den Goldvorkommen (frühe Goldmünzen) und in röm. Zeit auf dem einheimischen Marmor und Wein (in versiegelten
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 215 Fäßchen). Der Reichtum der Insel war sprichwörtlich. Den Thasiern wird die Erfindung der ganz gedeckten Kriegsschiffe zugeschrieben (Plinius, nat. 7, 209). – 340 v. Chr. von Philipp II. von Makedonien erobert. → Pauly/Atlas, S. 89 [D1]. → Kirsten / Kraiker 1957, S. 422–433. Thebai. Wegen eines Aufstandes bestrafte Alexander d. Gr. die Stadt 335 mit der völligen Zerstörung. Verschont wurden außer den Tempeln nur die Häuser Pindars und des kynischen Philosophen Krates. → Pauly V, Sp. 664–669. Thermopylen. → Pauly V, Sp. 743–746, Kirsten/Kraiker 1957, S. 145–146. → → Cartledge 2006. → Pauly/Atlas, S. 89 [C2]. Thessalonike. → Pauly V, 761–763. Thrakien (Thrake, Thracia), im heutigen Bulgarien; wird 46 n. Chr. unter Claudius röm. Provinz. → Pauly V, Sp. 777–783. – Reiche Goldvorkommen. → Pomponius Mela, II, 16. Timgad (Thamugadi, Algerien). Röm. Militärkolonie, 100 n. Chr. gegründet. Gut erhaltener monumentaler Bogen am de cumanus. – Pauly/Atlas, S. 212 [B1]. Trapezus/Trapezunt/Trebsond/Trebizon (Schwarzmeerhafen), → Pauly V, Sp. 928 [2]. – Pauly/Atlas, S. 159 [ F2]. – Hauptstadt des gleichnamigen Reiches seit 1204. – 1461 von den Türken erobert. Trebia, Schlacht an der. → Pauly/Atlas, S. 139 [E2]; 37. Tripolis (Levante). Bedeutender Flottenstützpunkt. → Pauly/Atlas, S. 115 [C2]. → Pauly V, Sp. 964 [5]. – Die Stadt gewinnt erst im Mittelalter (Kreuzzüge) wieder an Bedeutung; 70, 73. Tripolis (Lybien). → TCI, Possedimenti, S. 289 (Marc-Aurel-Bogen). Tripolitania. → TCI, Possedimenti, S. 169 bis 389. Troia, das homerische Ilion (Hissarlik), hat eine duch Feuer zerstörte Vorgängeranlage (Troia I, frühe Bronzezeit, 2900–2500 Chr.). In den spätbronzezeitlichen v. Schichten von Troia II, um 2300–2100,
fand sich der berühmte Schatz des Pria mos, von Heinrich Schliemann ausgegraben und so benannt (1873). Inzwischen sind 46 Siedlungshorizonte bekannt. → Schliemann; → Scherer 1963; → Wünsche 2006. Tropaea Augusti (Tropaeum Alpium), La Tur bie, → Pauly V, Sp. 986; 48, 49. Tunis. Das antike Tunes. Hier siegte 310 v. Chr. Agathokles von Syrakus über die Karthager. → Pauly/Atlas, S. 139 [E3]. Turan. Länder zwischen den westlichen Randgebirgen Zentralasiens und dem Kaspischen Meer. Turbie, La (Alpes-Maritimes). Siegesmal zu Ehren des Augustus, (7/6 v. Chr.), auf dem höchstrn Punkt der Via Iulia an der Grenze zwischen dem röm. Italien und dem eroberten Gallien. Die in Fragmenten gefundene Inschrift nennt 44 unterworfene Alpenvölker → Pauly V, Sp. 986. Tyros. Phoinikische Inselstadt mit Hafen. Von Alexander 332 belagert und durch einen Damm mit dem Festland verbunden. → Pauly/Atlas, S. 113 [C2]. U Uxellodunum; oppidum in der Gallia celtica (Lage umstritten; Pauly/Atlas, S. 81 [C 3⁄4]). Letzter gallischer Widerstandsort der Cadurci gegen Caesar (Hauptort Di vona, heute Cahors [Lot]). X Xanthos in Westlykien. → Pauly/Atlas, S. 113 [B2]; 28. Z Zama, bei Karthago. Letzte Schlacht Hannibals, 202 v. Chr. – Pauly/Atlas, S. 169 [C3]; 40. Zara. Pauly/Atlas, S. 159 [F3]; 74. Zypern. Nachschub aus Zypern während des Ersten Kreuzzugs: Runciman 1965, Bd. I, S. 222, 226.
216 – Bibliographie und Register
Chronologie der wichtigsten erwähnten Beuten und Beutezüge Megiddo 1457 v. Chr.
Feldschlacht und Lagereroberung unter Thutmosis II.; die Burg konnte nicht gleich eingenommen werden, da die Beute verlockender war.
Qadesch 1275/74 v. Chr.
Feldschlacht und Stadteroberung
Sardes 546 v. Chr.
Stadteroberung unter Kyros. Umfangreiche Gold- und Silberbeute.
✳ Marathon 490 v. Chr.
Feldschlacht. Beute literarisch überliefert, aber nicht erhalten.
Athen 480 v. Chr.
Stadteroberung. Die Perser rauben Kunstwerke.
Plataiai 479 v. Chr.
Feldschlacht.
Granikos 334 v. Chr.
Feldschlacht. Plünderung des umfangreichen persischen Lagers.
Issos 333 v. Chr.
Feldschlacht. Eroberung des feindlichen Lagers. Geringe Beute; militärisches Gerät und Rüstungen; die persische Schatzkammer wurde in Damaskus abgefangen.
Tyros, Gaza 332 v. Chr.
Stadteroberung. Die Beute umfaßste namentlich wertvolle Essenzen, Gewürze und Luxusgüter aus dem Orient.
Gaugamela 331 v. Chr.
Feldschlacht. Beute: militärisches Material und Rüstungen.
Persepolis 330 v. Chr.
Stadteroberung. Riesige Mengen an Edelmetallen. Tragetiere.
✳ Cannae 216 v. Chr.
Feldschlacht. Umfangreiche Versklavung von Gefangenen.
Syrakus 212 v. Chr.
Stadteroberung und grausame Plünderung unter Marcellus Marcus Claudius.
Carthago Nova 209 v. Chr.
Stadteroberung. Silberbeute. Unter P. Scipio Africanus d. Ä.
Zama 202 v. Chr.
Belagerungen und Feldschlachten führen zum Triumph des Aemilius Paulus.
Korinth 146 v. Chr.
Stadteroberung unter Lucius Mummius. Raub von Kunstwerken.
Völkerschaften, Religionen, Tierwelt; Sachen, einzelne Denkmäler – 217 Numantia 133 v. Chr.
Aushungerung, Stadteroberung und Zerstörung unter Tiberius.
Asculum 86 v. Chr.
Stadteroberung unter Pompeius.
Philippi 42 v. Chr.
Feldschlacht. Antonius versus Brutus und Cassius.
Jerusalem 70 n. Chr.
Aushungerung, Stadteroberung und Zerstörung unter Titus. Raub der Tempelausstattung.
Rom 410 n. Chr.
Stadteroberung und Zerstörung unter Alarich.
✳ Dorylaion 1097
Feldschlacht. Beute der Kreuzfahrer: Gold und Silber, Tiere für Transport und Feldküche.
Antiocheia 1097/98
Stadteroberung. Troß mit Nahrungsmitteln und Lasttieren.
Marra 1098
Stadteroberung.
Azaz 1125
Genügend Beute für Balduin II., um die vom Feind gemachten Gefangenen zurückzukaufen.
Mailand 1162
Stadteroberung und Verwüstung auf Befehl Friedrichs I. Barbarossa durch die Nachbarstädte Pavia, Cremona, Lodi u. a. Reliquienbeute.
Thessaloniki 1185
Stadteroberung durch die Normannen. Plünderung und Verwüstung der Stadt, reiche, doch aus Unkenntnis in ihrem materiellen Wert völlig unterschätzte Beute an Kunst- und Kulturgütern.
Konstantinopel 1204
Stadteroberung durch die Kreuzfahrer. Umfaßende Kunst- und Reliquienbeute. Edelmetalle.
Konstantinopel 1453
Stadteroberung unter Sulan Mehmet II. Plünderung und Zerstörung ziviler Strukturen. Große Gefangenenkontingente.
✳ Grandson 1476
Feldschlacht. Das burgundische Lager war für die Eidgenossen anziehender als die nachhaltige Verfolgung der Feinde. Artilleriebeute, Infrastruktur der Hofhaltung. Bedeutende Textilien. Reliquienbeute. – Militärisch war Karl der Kühne noch nicht besiegt.
218 – Bibliographie und Register Murten 1476
Belagerung und Feldschlacht; geringere Beute als bei Grandson.
✳ Rom 1527 Sacco di Roma
Stadteroberung unter Karl V. von Habsburg. Plünderung der Kirchenschätze. Ausbruch von Krankheiten und Seuchen.
Heidelberg 1623
Raub der Heidelberger Bibliotheca Palatina und Überführung nach Rom auf Geheiß von Papst Gregor XV.
Prag 1648
Die Burg von den Schweden geplündert, Kunstgut über Wismar nach Stockholm verschifft.
Der Autor, 1931 in Zürich geboren, studierte Klassische Archäologie, Alte Geschichte, Musikwissenschaft und Kunstgeschichte in Bern, Zürich, Paris, London und Bonn. Assistent in Bonn (Herbert von Einem) und Rom (Bibliotheca Hertziana, Wolfgang Lotz), Habilitation in Zürich bei Gotthard Jedlicka (Die Bur gunderbeute). – Berufung zum Chairman, Medieval Department and The Cloisters, The Metropolitan Museum, New York. Professur am Institute of Fine Arts, New York University; Ruf als Ordinarius für mittelalterliche Kunstgeschichte nach Genf. – Direktor des Istituto Svizzero in Rom. – Seit 1996 fester Wohnsitz in San Lorenzo a Colline, Impruneta (Firenze).