Belegenheitsgerichtsstände: Dissertationsschrift 9783161557057, 9783161557064, 3161557050

Obschon Gerichtsstände am Ort der Belegenheit einer Sache in fast jeder Rechtsordnung ihren Platz haben und gewichtige Z

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German Pages 322 [343] Year 2018

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Einleitung
Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen und ihre Verwirklichung in Europa und den USA
I. Kontinentaleuropäisches Verständnis
1. Zuständigkeitsinteressen im grenzüberschreitenden Rechtsstreit
2. Interessenausgleich durch Gerichtsstände
a) Der allgemeine Gerichtsstand
b) Die besonderen Gerichtsstände
aa) Der Gerichtsstand am Erfüllungsort
bb) Der Gerichtsstand am Ort der unerlaubten Handlung
cc) Interessenausgleich durch besondere Gerichtsstände
c) Exorbitante Gerichtsstände
II. US-amerikanisches Verständnis
1. US-amerikanische (personal) jurisdiction
a) Personal jurisdiction unter Pennoyer v. Neff
aa) Zuständigkeitsbegründung durch Beklagtenanwesenheit
(1) Transient jurisdiction
(2) Consent, waiver, appearance
bb) Zuständigkeit durch Vermögensbelegenheit
b) Anwendungsgrenzen der presence rule
c) Personal jurisdiction unter International Shoe v. Washington
d) Long-arm statutes
e) Die Verfeinerung des minimum contacts-Tests: General and specific personal jurisdiction
aa) General jurisdiction
bb) Specific jurisdiction
(1) Specific jurisdiction in Vertragsfällen
(2) Specific jurisdiction in Deliktsfällen
cc) Forum non conveniens
f) Zuständigkeitsinteressen
2. US-amerikanische örtliche Zuständigkeit (venue)
a) “Venue” der state courts
b) “Venue” der federal courts
c) Zuständigkeitsinteressen
III. Ergebnis
Kapitel 2: Sachbelegenheit als Merkmal angemessener Zuständigkeitswahrnehmung
I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen
1. Allgemeine Bedeutung und geschichtliche Entwicklung
a) Deutschland
b) Schweiz
c) USA
aa) Jurisdiction
bb) Venue
2. Ausgestaltung in den nationalen Rechtsordnungen
a) Der Begriff der unbeweglichen Sache
aa) Deutschland
bb) Schweiz
cc) USA
dd) Zusammenfassung
b) Die erfassten Klagen
aa) Deutschland
bb) Schweiz
cc) USA
(1) Jurisdiction
(a) In rem jurisdiction
(b) Personal jurisdiction
(2) Venue
dd) Zusammenfassung
c) Der Belegenheitsort
aa) Der Belegenheitsort im Allgemeinen
bb) Belegenheit der unbeweglichen Sache in verschiedenen Gerichtsbezirken oder Staaten
(1) Schweiz
(2) Deutschland
(3) USA
cc) Zusammenfassung
d) Ausschließlichkeit
aa) Deutschland
bb) Schweiz
cc) USA
(1) Jurisdiction
(2) Venue
dd) Zusammenfassung
3. Rechtfertigung in den nationalen Rechtsordnungen
a) Deutschland
b) Schweiz
c) USA
4. Der Gerichtsstand in einem supranationalen Übereinkommen
a) Praktischer Bedarf
b) Ausgestaltung
aa) Begriff der unbeweglichen Sache
bb) Erfasste Klagen und Ausschließlichkeit
(1) Ausschließlicher Gerichtsstand für dingliche Klagen
(2) Ausschließliche Gerichtsstand für Klagen wegen unerlaubter Einwirkung auf Grundstücke
(3) Ausschließlicher Gerichtsstand für persönliche Klagen
(4) Ausschließlicher Gerichtsstand für Mietstreitigkeiten
cc) Belegenheitsort
c) Ergebnis
II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen
1. Allgemeine Bedeutung und geschichtliche Entwicklung
a) Deutschland
b) Schweiz
c) USA
aa) Jurisdiction
bb) Venue
2. Ausgestaltung in den nationalen Rechtsordnungen
a) Der Begriff der beweglichen Sache
aa) Schweiz
bb) USA
cc) Zusammenfassung
b) Erfasste Klagen
aa) Schweiz
bb) USA
(1) Jurisdiction
(2) Venue
cc) Zusammenfassung
c) Ausschließlichkeit
d) Belegenheitsort
aa) Der Belegenheitsort einer res in transitu
(1) Schweiz
(2) USA
(3) Zusammenfassung
bb) Der Belegenheitsort von Forderungen und anderen Vermögensrechten
(1) USA
(a) Belegenheitsort nicht verbriefter Forderungen
(b) Belegenheitsort verbriefter Forderungen
(c) Sonstige Vermögensrechte
(2) Schweiz
(a) Belegenheitsort nicht verbriefter Forderungen
(b) Verbriefte Vermögensrechte
(c) Sonstige Vermögensrechte
(3) Deutschland
(a) Forderungen
(b) Verbriefte Forderungen
(c) Sonstige Vermögensrechte
(4) Zusammenfassung
e) Zeitpunkt der Belegenheit
aa) Schweiz
bb) Deutschland
cc) USA
dd) Zusammenfassung
3. Zuständigkeitsmissbrauch durch Sachverschiebung
a) Allgemein
b) Schweiz
c) USA
d) Deutschland
e) Zusammenfassung
4. Der Kulturgütergerichtsstand
a) Allgemein
b) Kulturgütergerichtsstände
aa) Schweiz: Art. 98a IPRG
bb) EU: Art. 7 Nr. 4 EuGVVO
c) Zusammenfassung
5. Rechtfertigung in den nationalen Rechtsordnungen
a) Schweiz
b) USA
c) Zusammenfassung
6. Der Gerichtsstand in einem supranationalen Übereinkommen
a) Praktischer Bedarf
aa) Zuständigkeitsinteressen
(1) Beweis- und Sachnähe
(2) Rechtsnähe
(a) Das anwendbare Recht
(b) Gleichlauf von Zuständigkeit und anwendbarem Recht
(3) Vollstreckungsnähe
(4) Vorhersehbarkeit
(5) Zuständigkeitsinteressen im Falle einer (missbräuchlichen) Verschiebung der streitbefangenen Sache
(a) Sachverschiebung vor Klageerhebung
(b) Sachverschiebung nach Klageerhebung
(c) Ergebnis
bb) Kompensation des praktischen Bedarfs durch andere Gerichtsstände
(1) Vertragsgerichtsstand
(2) Gerichtsstand am Ort der unerlaubten Handlung
(3) Allgemeiner Gerichtsstand am Wohnsitz des Schuldners
(4) Andere Gerichtsstände und Ergebnis
b) Ausgestaltung
aa) Dinglicher Gerichtsstand am Belegenheitsort von Forderungen und anderen Vermögensrechten
(1) Überblick
(a) EuInsVO: Belegenheitsort von Forderungen nach Art. 2 g) 3. Spiegelstrich EuInsVO
(b) Art. 7 Nr. 2 EuGVVO: Gerichtsstand der unerlaubten Handlung bei reinen Vermögensschäden
(2) Kritik
(3) Diskussion und Ergebnis
bb) Erfasste Klagen
cc) Belegenheitsort
(1) Belegenheitsort der res in transitu im internationalen Privatrecht
(a) Durchreisestaat
(b) Absendeort
(c) Bestimmungsstaat
(2) Belegenheitsort der res in transitu im Zuständigkeitsrecht
(a) Durchreisestaat
(b) Absendestaat
(c) Bestimmungsstaat
(d) Ergebnis
dd) Zeitpunkt der Belegenheit
c) Ergebnis
III. Vermögensgerichtsstände
1. Allgemeine Bedeutung und geschichtliche Entwicklung
a) Deutschland
b) USA
aa) Erweiterung der quasi in rem jurisdiction (Harris und Seider)
bb) Auswirkungen der Entscheidung Shaffer v. Heitner auf die quasi in rem jurisdiction
2. Ausgestaltung
a) Vermögensbegriff
aa) Deutschland
bb) USA
b) Erfasste Klagen
aa) Deutschland
bb) USA
c) Der Belegenheitsort
d) Weitere Voraussetzungen
aa) Deutschland
bb) USA
(1) Attachment und garnishment
(2) Notice
(3) (Limited) appearance
3. Zuständigkeitsmissbrauch
a) Deutschland
b) USA
4. Rechtfertigung
a) Deutschland
b) USA
5. Der Gerichtsstand in einem supranationalen Übereinkommen
Ergebnisse
Literaturverzeichnis
Materialienverzeichnis
Entscheidungsverzeichnis
Sachregister
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Belegenheitsgerichtsstände: Dissertationsschrift
 9783161557057, 9783161557064, 3161557050

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Studien zum ausländischen und internationalen Privatrecht 397 Herausgegeben vom

Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht Direktoren:

Holger Fleischer und Reinhard Zimmermann

Sophie Charlotte Thürk

Belegenheitsgerichtsstände

Mohr Siebeck

Sophie Charlotte Thürk, geboren 1986; Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Freiburg; Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes; Referendariat am OLG Karlsruhe mit Wahlstation in einer Kanzlei in Brasilien; wiss. Mitarbeiterin in einer Rechtsanwaltskanzlei; 2017 Promotion; seit 2014 selbstständige Rechtsanwältin.

ISBN 978-3-16-155705-7 / eISBN 978-3-16-155706-4 DOI 10.1628/978-3-16-155706-4 ISSN 0720-1141 / eISSN 2568-7441 (Studien zum ausländischen und internationalen Privatrecht) Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio­nal­ bibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2018  Mohr Siebeck Tübingen. www.mohrsiebeck.com Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwer­tung außer­halb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigung, Übersetzung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elek­tronischen Systemen. Das Buch wurde von Gulde Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruck­papier gedruckt und von der Buchbinderei Nädele in Nehren gebunden. Printed in Germany.

Widmung

Für Adam

Vorwort Vorwort

Die Arbeit wurde der EBS Law School in Wiesbaden im April 2016 als Dissertation vorgelegt. Sie berücksichtigt Rechtsprechung und Literatur bis zum April 2016. Im März 2014 habe ich mit der Dissertation begonnen. Betreut wurde sie von Herrn Prof. Dr. Matthias Weller, Mag. rer. publ., an der European Law School in Wiesbaden. Sie wurde gefördert von der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Meine Erkenntnisse zum US-amerikanischen Zuständigkeitsrecht habe ich dank der Unterstützung von Herrn Prof. Dres. h.c. Rolf Stürner und Frau Prof. Helen Hershkoff (NYU) während eines dreimonatigen Forschungsaufenthalts an der New York University gewonnen. Der Aufenthalt wurde vom Deutschen Akademischen Austauschdienst gefördert. Maßgebliche Erkenntnisse zum schweizerischen Zuständigkeitsrecht resultieren aus einem einmonatigen Aufenthalt an der Universität in St. Gallen. Bedanken möchte ich mich bei meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Matthias Weller, Mag. rer. publ., der mich bei der Themensuche inspiriert und beim Verfassen der Arbeit unterstützt hat, sowie bei Herrn Prof. Dr. Christoph Althammer für die zügige Erstellung des Zweitgutachtens. Ferner bedanke ich mich bei Herrn Prof. Dres. h.c. Rolf Stürner und Frau Prof. Helen Hershkoff für die Organisation eines Forschungsaufenthalts an der NYU School of Law in New York. Mein Dank gilt auch Herrn Dr. Thomas Winter, Rechtsanwalt am Bundesgerichtshof, der für sämtliche Probleme stets ein offenes – und kritisches – Ohr hatte. Bei meiner Familie, meiner Schwester Anna Thürk, meiner Mutter Elke Thürk und meiner Freundin Linn Villard bedanke ich mich für (mehrfaches) Korrekturlesen der gesamten Arbeit sowie bei meinem Vater Dr. Jürgen Thürk für die Organisation eines Forschungsaufenthalts in St. Gallen. Mein besonderer Dank gilt Jonas Cordruwisch, der in langen Stunden die Arbeit unermüdlich für mich formatiert hat. Ohne Adam Stodolski, meinen Ehemann, der mich nicht nur persönlich und fachlich stets unterstützt und gefördert hat, sondern sämtliche Höhen und Tiefen der Arbeit geduldig ertragen und mit durchlitten hat, wäre die Dissertation nicht gelungen; aus diesem Grund widme ich ihm die Arbeit. Karlsruhe, im Februar 2018

Sophie Charlotte Thürk

Inhaltsverzeichnis Vorwort ....................................................................................................... VII Abkürzungsverzeichnis ............................................................................... XV

Einleitung .................................................................................................... 1 Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen und ihre Verwirklichung in Europa und den USA ........................................................................... 5 I. Kontinentaleuropäisches Verständnis .......................................................... 5 1. Zuständigkeitsinteressen im grenzüberschreitenden Rechtsstreit ................ 5 2. Interessenausgleich durch Gerichtsstände ................................................... 9 a) Der allgemeine Gerichtsstand ............................................................... 10 b) Die besonderen Gerichtsstände ............................................................ 12 aa) Der Gerichtsstand am Erfüllungsort ............................................... 12 bb) Der Gerichtsstand am Ort der unerlaubten Handlung .................... 17 cc) Interessenausgleich durch besondere Gerichtsstände ..................... 20 c) Exorbitante Gerichtsstände ................................................................... 20 II. US-amerikanisches Verständnis ............................................................... 21 1. US-amerikanische (personal) jurisdiction ................................................ 21 a) Personal jurisdiction unter Pennoyer v. Neff ........................................ 22 aa) Zuständigkeitsbegründung durch Beklagtenanwesenheit ............... 24 (1) Transient jurisdiction ................................................................ 24 (2) Consent, waiver, appearance .................................................... 25 bb) Zuständigkeit durch Vermögensbelegenheit .................................. 25 b) Anwendungsgrenzen der presence rule ................................................ 26 c) Personal jurisdiction unter International Shoe v. Washington ............. 27 d) Long-arm statutes ................................................................................. 28 e) Die Verfeinerung des minimum contacts-Tests: General and specific personal jurisdiction ............................................................................ 29 aa) General jurisdiction ....................................................................... 30

X

Inhaltsverzeichnis

bb) Specific jurisdiction ....................................................................... 34 (1) Specific jurisdiction in Vertragsfällen ....................................... 35 (2) Specific jurisdiction in Deliktsfällen ......................................... 37 cc) Forum non conveniens.................................................................... 42 f) Zuständigkeitsinteressen ....................................................................... 43 2. US-amerikanische örtliche Zuständigkeit (venue) ..................................... 46 a) “Venue” der state courts ....................................................................... 47 b) “Venue” der federal courts ................................................................... 49 c) Zuständigkeitsinteressen ....................................................................... 52 III. Ergebnis .................................................................................................. 52

Kapitel 2: Sachbelegenheit als Merkmal angemessener Zuständigkeitswahrnehmung................................................................ 53 I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen .................. 54 1. Allgemeine Bedeutung und geschichtliche Entwicklung .......................... 54 a) Deutschland .......................................................................................... 54 b) Schweiz ................................................................................................ 55 c) USA ...................................................................................................... 57 aa) Jurisdiction ..................................................................................... 57 bb) Venue ............................................................................................. 63 2. Ausgestaltung in den nationalen Rechtsordnungen ................................... 65 a) Der Begriff der unbeweglichen Sache .................................................. 65 aa) Deutschland .................................................................................... 65 bb) Schweiz .......................................................................................... 66 cc) USA ................................................................................................ 68 dd) Zusammenfassung .......................................................................... 70 b) Die erfassten Klagen ............................................................................ 70 aa) Deutschland .................................................................................... 70 bb) Schweiz .......................................................................................... 78 cc) USA ................................................................................................ 83 (1) Jurisdiction ............................................................................... 83 (a) In rem jurisdiction ............................................................... 84 (b) Personal jurisdiction ........................................................... 85 (2) Venue......................................................................................... 86 dd) Zusammenfassung .......................................................................... 90 c) Der Belegenheitsort .............................................................................. 91 aa) Der Belegenheitsort im Allgemeinen.............................................. 91 bb) Belegenheit der unbeweglichen Sache in verschiedenen Gerichtsbezirken oder Staaten ........................................................ 92

Inhaltsverzeichnis

XI

(1) Schweiz ..................................................................................... 92 (2) Deutschland ............................................................................... 92 (3) USA........................................................................................... 94 cc) Zusammenfassung .......................................................................... 96 d) Ausschließlichkeit ................................................................................ 96 aa) Deutschland .................................................................................... 96 bb) Schweiz .......................................................................................... 98 cc) USA ................................................................................................ 98 (1) Jurisdiction ............................................................................... 99 (2) Venue....................................................................................... 100 dd) Zusammenfassung ........................................................................ 103 3. Rechtfertigung in den nationalen Rechtsordnungen ................................ 104 a) Deutschland ........................................................................................ 104 b) Schweiz .............................................................................................. 105 c) USA .................................................................................................... 106 4. Der Gerichtsstand in einem supranationalen Übereinkommen ................ 109 a) Praktischer Bedarf .............................................................................. 109 b) Ausgestaltung ..................................................................................... 111 aa) Begriff der unbeweglichen Sache ................................................. 111 bb) Erfasste Klagen und Ausschließlichkeit ....................................... 113 (1) Ausschließlicher Gerichtsstand für dingliche Klagen .............. 114 (2) Ausschließliche Gerichtsstand für Klagen wegen unerlaubter Einwirkung auf Grundstücke ................................................... 116 (3) Ausschließlicher Gerichtsstand für persönliche Klagen .......... 119 (4) Ausschließlicher Gerichtsstand für Mietstreitigkeiten............. 122 cc) Belegenheitsort ............................................................................. 129 c) Ergebnis .............................................................................................. 133 II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen .................. 134 1. Allgemeine Bedeutung und geschichtliche Entwicklung ........................ 134 a) Deutschland ........................................................................................ 134 b) Schweiz .............................................................................................. 136 c) USA .................................................................................................... 137 aa) Jurisdiction ................................................................................... 137 bb) Venue ........................................................................................... 139 2. Ausgestaltung in den nationalen Rechtsordnungen ................................. 140 a) Der Begriff der beweglichen Sache .................................................... 140 aa) Schweiz ........................................................................................ 140 bb) USA ............................................................................................. 142 cc) Zusammenfassung ........................................................................ 145 b) Erfasste Klagen .................................................................................. 145 aa) Schweiz ........................................................................................ 145

XII

Inhaltsverzeichnis

bb) USA ............................................................................................. 148 (1) Jurisdiction ............................................................................. 148 (2) Venue....................................................................................... 149 cc) Zusammenfassung ........................................................................ 150 c) Ausschließlichkeit .............................................................................. 151 d) Belegenheitsort ................................................................................... 152 aa) Der Belegenheitsort einer res in transitu ...................................... 152 (1) Schweiz ................................................................................... 153 (2) USA......................................................................................... 154 (3) Zusammenfassung ................................................................... 155 bb) Der Belegenheitsort von Forderungen und anderen Vermögensrechten ........................................................................ 155 (1) USA......................................................................................... 156 (a) Belegenheitsort nicht verbriefter Forderungen ................... 156 (b) Belegenheitsort verbriefter Forderungen ........................... 159 (c) Sonstige Vermögensrechte ................................................. 160 (2) Schweiz ................................................................................... 162 (a) Belegenheitsort nicht verbriefter Forderungen ................... 163 (b) Verbriefte Vermögensrechte .............................................. 166 (c) Sonstige Vermögensrechte ................................................. 166 (3) Deutschland ............................................................................. 167 (a) Forderungen ....................................................................... 168 (b) Verbriefte Forderungen ...................................................... 170 (c) Sonstige Vermögensrechte ................................................. 171 (4) Zusammenfassung ................................................................... 171 e) Zeitpunkt der Belegenheit................................................................... 172 aa) Schweiz ........................................................................................ 172 bb) Deutschland ................................................................................. 174 cc) USA .............................................................................................. 175 dd) Zusammenfassung ........................................................................ 177 3. Zuständigkeitsmissbrauch durch Sachverschiebung ............................... 177 a) Allgemein ........................................................................................... 178 b) Schweiz .............................................................................................. 179 c) USA .................................................................................................... 181 d) Deutschland ........................................................................................ 184 e) Zusammenfassung .............................................................................. 189 4. Der Kulturgütergerichtsstand .................................................................. 190 a) Allgemein ........................................................................................... 190 b) Kulturgütergerichtsstände................................................................... 191 aa) Schweiz: Art. 98a IPRG ............................................................... 191 bb) EU: Art. 7 Nr. 4 EuGVVO ........................................................... 193 c) Zusammenfassung .............................................................................. 197 5. Rechtfertigung in den nationalen Rechtsordnungen ................................ 197

Inhaltsverzeichnis

XIII

a) Schweiz .............................................................................................. 198 b) USA .................................................................................................... 200 c) Zusammenfassung .............................................................................. 201 6. Der Gerichtsstand in einem supranationalen Übereinkommen ................ 202 a) Praktischer Bedarf .............................................................................. 202 aa) Zuständigkeitsinteressen ............................................................... 202 (1) Beweis- und Sachnähe............................................................. 203 (2) Rechtsnähe .............................................................................. 205 (a) Das anwendbare Recht ....................................................... 206 (b) Gleichlauf von Zuständigkeit und anwendbarem Recht ..... 207 (3) Vollstreckungsnähe ................................................................. 208 (4) Vorhersehbarkeit ..................................................................... 208 (5) Zuständigkeitsinteressen im Falle einer (missbräuchlichen) Verschiebung der streitbefangenen Sache ............................... 211 (a) Sachverschiebung vor Klageerhebung ............................... 212 (b) Sachverschiebung nach Klageerhebung ............................. 213 (c) Ergebnis ............................................................................. 213 bb) Kompensation des praktischen Bedarfs durch andere Gerichtsstände ............................................................................................ 214 (1) Vertragsgerichtsstand .............................................................. 214 (2) Gerichtsstand am Ort der unerlaubten Handlung ..................... 216 (3) Allgemeiner Gerichtsstand am Wohnsitz des Schuldners ....... 218 (4) Andere Gerichtsstände und Ergebnis....................................... 218 b) Ausgestaltung ..................................................................................... 220 aa) Dinglicher Gerichtsstand am Belegenheitsort von Forderungen und anderen Vermögensrechten .................................................... 220 (1) Überblick ................................................................................. 221 (a) EuInsVO: Belegenheitsort von Forderungen nach Art. 2 g) 3. Spiegelstrich EuInsVO .................................... 221 (b) Art. 7 Nr. 2 EuGVVO: Gerichtsstand der unerlaubten Handlung bei reinen Vermögensschäden ........................... 223 (2) Kritik ....................................................................................... 226 (3) Diskussion und Ergebnis ......................................................... 227 bb) Erfasste Klagen ............................................................................ 232 cc) Belegenheitsort ............................................................................. 233 (1) Belegenheitsort der res in transitu im internationalen Privatrecht ............................................................................... 233 (a) Durchreisestaat................................................................... 233 (b) Absendeort ......................................................................... 234 (c) Bestimmungsstaat .............................................................. 235 (2) Belegenheitsort der res in transitu im Zuständigkeitsrecht ..... 235 (a) Durchreisestaat................................................................... 236 (b) Absendestaat ...................................................................... 237

XIV

Inhaltsverzeichnis

(c) Bestimmungsstaat .............................................................. 237 (d) Ergebnis ............................................................................. 238 dd) Zeitpunkt der Belegenheit ............................................................ 238 c) Ergebnis .............................................................................................. 239 III. Vermögensgerichtsstände...................................................................... 240 1. Allgemeine Bedeutung und geschichtliche Entwicklung ........................ 241 a) Deutschland ........................................................................................ 241 b) USA .................................................................................................... 242 aa) Erweiterung der quasi in rem jurisdiction (Harris und Seider) .... 244 bb) Auswirkungen der Entscheidung Shaffer v. Heitner auf die quasi in rem jurisdiction ......................................................... 248 2. Ausgestaltung .......................................................................................... 253 a) Vermögensbegriff ............................................................................... 254 aa) Deutschland .................................................................................. 254 bb) USA ............................................................................................. 256 b) Erfasste Klagen .................................................................................. 257 aa) Deutschland .................................................................................. 257 bb) USA ............................................................................................. 259 c) Der Belegenheitsort ............................................................................ 260 d) Weitere Voraussetzungen ................................................................... 261 aa) Deutschland .................................................................................. 261 bb) USA ............................................................................................. 264 (1) Attachment und garnishment ................................................... 264 (2) Notice ...................................................................................... 266 (3) (Limited) appearance .............................................................. 267 3. Zuständigkeitsmissbrauch ....................................................................... 269 a) Deutschland ........................................................................................ 270 b) USA .................................................................................................... 270 4. Rechtfertigung......................................................................................... 271 a) Deutschland ........................................................................................ 271 b) USA .................................................................................................... 273 5. Der Gerichtsstand in einem supranationalen Übereinkommen ................ 274

Ergebnisse ............................................................................................... 281 Literaturverzeichnis .................................................................................... 289 Materialienverzeichnis ................................................................................ 301 Entscheidungsverzeichnis ........................................................................... 305 Sachregister ................................................................................................. 321

Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis A. Atlantic Reporter a.A. anderer Auffassung Abb.N.Cas. Abbot’s New Cases ABGB Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch (Österreich) ABl. EU Amtsblatt der Europäischen Union Abs. Absatz AcP Archiv für die civilistische Praxis A.D. Appellate Division Reports a.E. am Ende a.F. alte Fassung AG Kanton Aargau AI Kanton Appenzell Innerrhoden Alt. Alternative A.M.C. American Maritime Cases Am. J. Comp. L. The American Journal of Comparative Law AmtlBull. StR Amtliches Bulletin Ständerat AmtlBull. NR Amtliches Bulletin Nationalrat Anh. Anhang AR Kanton Ausserrhoden Ark. Arkansas Reports Art. Artikel Artt. die Artikel Aufl. Auflage BayOblGZ Sammlung des Bayerischen Oberlandesgericht in Zivilsachen BB Betriebs-Berater Bd. Band BE Kanton Bern BeckOK-ZPO Beck’scher Online Kommentar zur Zivilprozessordnung BeckRS Elektronische Entscheidungsdatenbank in beck-online BeckEuRS Beck online Rechtsprechung des EuGH, EuG und EuGöD Beschl. v. Beschluss vom BG Bundesgericht Schweiz BGB Bürgerliches Gesetzbuch BGE Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts BGH Bundesgerichtshof BGHZ Entscheidungen des Bundesgerichthofs in Zivilsachen BK-ZPO Berner Kommentar zur schweizerischen Zivilprozessordnung BL Kanton Basel Land

XVI Brook. L. Rev. BS BSK-GestG BSK-IPRG BSK-SchKG BSK-ZGB BSK-ZPO bspw. BStGer BT-Drs. BVerfGE bzw. Cal. Cal. App. Cal. Rptr. Camb. L. J. CC Ch. Colum. L. Rev. Comm. Conn. Cornell L. Rev. CPC DAJV-NL DNotZ DZWiR EGBGB endg. Entsch. ErwGr. EuBVO

EuGH EuGHE EuGöD EuGVÜ

EuGVVO EuGVVO a.F.

EuInsVO EuZPR

Abkürzungsverzeichnis Brooklyn Law Review Kanton Basel-Stadt Basler Kommentar zum schweizerischen Zivilprozessrecht, Bundesgesetz über den Gerichtsstand in Zivilsachen Basler Kommentar zum Internationalen Privatrecht Basler Kommentar zum Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs Basler Kommentar zum Zivilgesetzbuch Basler Kommentar zum schweizerischen Zivilprozessrecht beispielsweise Schweizerisches Bundesstrafgericht Bundestag Drucksachen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts bzw. California Reports California Appellate Reports California Reporter Cambridge Law Journal Code civil chapter Columbia Law Review comment Connecticut Reports Cornell Law Review Code de procédure civile Newsletter der Deutsch-Amerikanischen Juristen-Vereinigung Deutsche Notar-Zeitschrift Deutsche Zeitschrift für Wirtschafts- und Insolvenzrecht Einführungsgesetz BGB endgültig Entscheid des schweizerischen Bundesgerichts Erwägungsgrund Verordnung (EG) Nr. 1206/2001 des Rates vom 28. Mai 2001 über die Zusammenarbeit zwischen den Gerichten der Mitgliedstaaten auf dem Gebiet der Beweisaufnahme in Zivil- oder Handelssachen Gerichtshof der Europäischen Union Entscheidungssammlung des EuGH Gericht für den öffentlichen Dienst der Europäischen Union Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 27.09.1968 Verordnung (EU) Nr. 1215/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2012 Verordnung (EG) Nr. 44/2001 des Rates über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 22. Dezember 2000 Verordnung (EU) 2015/848 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Mai 2015 Europäisches Zivilprozessrecht

Abkürzungsverzeichnis EuZVR EuZW F. F. Supp. f./ff. Fn. FR FS Ga. GE Geo. Wash. L. Rev GestG GG GL GPR GR GRUR-RR GS Harv. Int’l L. J. Harv. L. Rev. HBÜ hg. h.L. h.M. Hrsg. Hs. HZPÜ i.E. Ill. ill. IntSR Iowa IPR IPRax IPRG IPRspr. i.V.m. IZPR IZVR JA JU Juris JW JZ Kap.

XVII

Europäisches Zivilverfahrensrecht Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht Federal Reporter Federal Supplement folgende Fußnote Kanton Fribourg Festschrift Georgia Reports Kanton Genf The George Washington Law Review Gerichtsstandgesetz Grundgesetz Kanton Glarus Zeitschrift für das Privatrecht der Europäischen Union Kanton Graubünden Zeitschrift der deutschen Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht Rechtsprechungs-Report Gedächtnisschrift Harvard International Law Journal Harvard Law Review Haager Übereinkommen über die Beweisaufnahme im Ausland in Zivil- und Handelssachen herausgegeben herrschende Lehre herrschende Meinung Herausgeber Halbsatz Haager Übereinkommen vom 1. März 1954 über den Zivilprozeß im Ergebnis Illinois Reports illustration Internationales Sachenrecht Iowa Reports Internationales Privatrecht Praxis des Internationalen Privat- und Verfahrensrechts Bundesgesetz über das Internationale Privatrecht (Schweiz) Die deutsche Rechtsprechung auf dem Gebiet des internationalen Privatrechts in Verbindung mit Internationales Zivilprozessrecht Internationales Zivilverfahrensrecht Juristische Arbeitsblätter Kanton Jura Juristisches Informationssystem für die Bundesrepublik Deutschland Juristische Wochenschrift JuristenZeitung Kapitel

XVIII KGR KK-SchKG

Abkürzungsverzeichnis KG-Report Berlin

Kurzkommentar zum Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs KK-ZPO Kurzkommentar zur Schweizerischen Zivilprozessordnung Ky. Kentucky Reports Law & Contemp.Probs. Law & Contemporary Problems L.Ed. Lawyers’ Edition of United States Supreme Court Reports LG Landgericht lit. Buchstabe LMCLQ Lloyd's Maritime and Commercial Law Quarterly LMK Lindenmaier-Möhring, Kommentierte BGH-Rechtsprechung L.R.A. Lawyers’ Reports Annotated LU Kanton Luzern LugÜ Luganer Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivilund Handelssachen vom 30. Oktober 2007 Mass. Massachusetts Reports MDR Monatsschrift für Deutsches Recht Mich. Michigan Reports Mich. L. Rev. Michigan Law Review Minn. Minnesota Reports Misc. Appellate Division Reports Mo. Missouri Reports MüKo-BGB Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch MüKo-FamFG Münchener Kommentar zur Zivilprozessordnung mit Gerichtsverfassungsgesetz und Nebengesetzen, Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit MüKo-InsO Münchener Kommentar zur Insolvenzordnung MüKo-ZPO Münchener Kommentar zur Zivilprozessordnung N.C. North Carolina Reports N.E. North Eastern Reporter NE Kanton Neuchâtel n.F. neue Fassung N.J.Eq. New Jersey Equity Reports NJOZ Neue Juristische Online-Zeitschrift NJW Neue Juristische Wochenschrift NJW-RR NJW Rechtsprechungsreport N.M. New Mexico Reports No. number Nr. Nummer N.W. North Western Reporter NW Kanton Nidwalden N.W.2d North Western Reporter Second Series N.Y. New York Reports N.Y.S. New York Supplement N.Y.U. L. Rev. New York University Law Review NZM Neue Zeitschrift für Miet- und Wohnungsrecht

Abkürzungsverzeichnis OJ OLG OLGR OLGRspr. OLGZ OR OW P. Pa. RabelsZ reh’g RGZ RIW Rn. ROHG Rom I-VO

Rom II-VO

S. SaarlRuStZ S.C. SchKG S.C. L. Rev. S.Ct. S.E. SeeSchG Seuff.Arch. SG SH SJZ SO So. St. John’s L. Rev. Sup. Ct. Rev. S.W. SZ Tenn. Tenn. L. Rev. TG TI U. u.a. UR Urt. v. U.S.

XIX

Official Journal of the European Communities Oberlandesgericht OLG-Report Die Rechtsprechung der Oberlandesgerichte Entscheidungen der Oberlandesgerichte in Zivilsachen Obligationenrecht (Schweiz) Kanton Obwalden Pacific Reporter Pennsylvania State Reports Rabels Zeitschrift für ausländisches und internationales Privatrecht rehearing Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen Recht der Internationalen Wirtschaft Randnummer Entscheidungen des Reichsoberhandelsgerichts Verordnung (EG) Nr. 593/2008 des Europäisches Parlaments und des Rates vom 17. Juni 2008 über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht Verordnung (EG) Nr. 864/2007 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Juli 2007 über das auf außervertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht Seite Saarländische Rechts- und Steuerzeitschrift South Carolina Reports Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs South Carolina Law Review Supreme Court Reporter South Eastern Reporter Seeschifffahrtsgesetz Seuffert’s Archiv für Entscheidungen der obersten Gerichte in den deutschen Staaten Kanton St. Gallen Kanton Schaffhausen Schweizerische Juristen-Zeitung Kanton Solothurn Southern Reporter St. John’s Law Review Supreme Court Review South Western Reporter Kanton Schwyz Tennessee Reports Tennessee Law Review Kanton Thurgau Kanton Ticino Utah Reports und andere Kanton Uri Urteil vom United States Report

XX U.S. Dist. LEXIS Va. Vand. L. Rev. VD VersR vgl. VO Vol. VS VwGO Wall. Wash. Wash.U. L. Q. WL WM WRP Yale L. J. ZBJV ZErb ZEV ZG ZGB ZH ZIP ZK-IPRG ZMR ZOV ZPO ZPO-LU ZPO-CH ZSR ZVglRWiss ZZP

Abkürzungsverzeichnis LEXIS Datenbank der Entscheidung der District Courts Virginia Reports Vanderbilt Law Review Kanton Vaud Zeitschrift Versicherungsrecht vergleiche Verordnung Volume Kanton Valais Verwaltungsgerichtsordnung Wallace Washington Reports Washington University Law Quarterly Westlaw Zeitschrift für Wirtschafts- und Bankenrecht Wettbewerb in Recht und Praxis Yale Law Journal Zeitschrift des Bernischen Juristenvereins Zeitschrift für die Steuer- und Erbrechtspraxis Zeitschrift für Erbrecht und Vermögensnachfolge Kanton Zug Zivilgesetzbuch der Schweiz Kanton Zürich Zeitschrift für Wirtschaftsrecht Zürcher Kommentar zum Bundesgesetz über das Internationale Privatrecht Zeitschrift für Miet- und Raumrecht Zeitschrift für offene Vermögensfragen Zivilprozessordnung Zivilprozessordnung des Kantons Luzern Schweizerische Zivilprozessordnung Zeitschrift für Schweizerisches Recht Zeitschrift für Vergleichende Rechtswissenschaft Zeitschrift für Zivilprozess

Einleitung Einleitung „Der Gerichtsstand der belegenen Sache für dingliche Klagen kann [...] für etwas Naturgemäßes gehalten werden. Hierzu kommt noch der bestimmte praktische Zweck desselben, dass dingliche Rechtsverhältnisse am bequemsten an Ort und Stelle ausgemittelt werden und dass die Exekution hierdurch erleichtert wird“,

bemerkte Bethmann-Hollweg im Jahr 1827 in seiner „Theorie des Zivilprozesses“ zum Thema Belegenheitsgerichtstände.1 Aber anders als die prominenten besonderen Gerichtsstände am Erfüllungsort oder am Ort des Delikts waren Belegenheitsgerichtsstände bislang nicht Gegenstand einer umfassenden monographischen Analyse. Das überrascht: Belegenheitsgerichtsstände haben in fast jeder Rechtsordnung ihren Platz. Sie knüpfen an die „Belegenheit“ – „die Lage“ – der streitbefangenen Sache und damit, um es mit den Worten Bethmann-Hollwegs auszudrücken, an einen gleichsam naturgemäßen Zustand an. Welches Gericht sollte besser über die Rechtsbeziehungen von Streitparteien zu einer Sache entscheiden können als das Gericht, das mit der Sache aufgrund ihrer Lage durch eigene Anschauung vertraut ist? Umso auffälliger ist die Lücke in der wissenschaftlichen Diskussion. Diese Lücke möchte die vorliegende Arbeit schließen. Sie geht den Fragen nach, ob, unter welchen Voraussetzungen und aus welchen Gründen Belegenheitszuständigkeit einen (interessen-) gerechten Gerichtsstand bietet, und hat dabei insbesondere im Blick, ob Belegenheitsgerichtsstände eine geeignete Grundlage für die Ausübung weltweiter Zuständigkeit in einem supranationalen Zuständigkeitsübereinkommen darstellen. Beim Stichwort „Belegenheitsgerichtsstand“ denkt man intuitiv an den Gerichtsstand am Belegenheitsort von Immobilien. Ihre „Unbeweglichkeit“ verspricht ein leicht feststellbares Merkmal bei der Bestimmung des zuständigen Gerichts. Der Gerichtsstand ist in geradezu idealem Maße vorhersehbar. Belegenheitsgerichtsstände erschöpfen sich aber nicht im Gerichtsstand des Ortes unbeweglicher Sachen. Es kommen hinzu: der Gerichtsstand am Ort der Belegenheit beweglicher Sachen und der Gerichtsstand am Belegenheitsort von Beklagtenvermögen. Die in dieser Arbeit untersuchten Rechtssysteme Deutschlands, der Schweiz und der USA kennen alle drei Belegenheitsgerichtsstände paradig1

Bethmann-Hollweg, Theorie des Zivilprozesses, S. 53.

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Einleitung

matisch in unterschiedlicher Ausgestaltung. In der deutschen Zivilprozessordnung haben sowohl der Gerichtsstand am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen (§ 24 ZPO) als auch der Vermögensgerichtsstand (§ 23 ZPO) eine lange Tradition. Ein Gerichtsstand am Ort der Belegenheit beweglicher Sachen ist der ZPO dagegen fremd. In der schweizerischen Zivilprozessordnung haben ein Gerichtsstand am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen (Art. 29 ZPO-CH) und ein Gerichtsstand am Ort der Belegenheit beweglicher Sachen (Art. 30 ZPO-CH) Niederschlag gefunden. In den USA sind Belegenheitsgerichtsstände am Ort der beweglichen und unbeweglichen Sache zur Begründung internationaler bzw. interlokaler Zuständigkeit wie auch zur Begründung örtlicher Zuständigkeit bekannt. Daneben existiert eine dem deutschen Vermögensgerichtsstand nicht unähnliche quasi in rem jurisdiction. Zur Rechtsvergleichung eignen sich diese Rechtsordnungen aus einem weiteren Grund: Die schweizerische und die deutsche Rechtsordnung repräsentieren den civil law-Rechtskreis mit einem abschließenden Regelungssystem allgemeiner und besonderer Gerichtsstände. Sie befriedigen damit vor allem das Bedürfnis nach einem vorsehbaren Gerichtsstand. Einer solchen dem Ermessen der Gerichte weitgehend entzogenen Zuständigkeitsbestimmung steht das flexible und von der Rechtsprechung der US-amerikanischen bundes- und einzelstaatlichen Gerichte geprägte Zuständigkeitssystem des common law-Rechtskreises in den USA gegenüber. Bereits an dieser Stelle sei angemerkt, dass die in manchen US-Staaten bis zur Grenze der verfassungsrechtlichen due process clause voraussetzungslose Zuständigkeitswahrnehmung auf vernehmliche Kritik Kontinentaleuropas stößt. Trotz der auf den ersten Blick völlig unterschiedlichen Herangehensweise bei der Zuständigkeitswahrnehmung hat es sich die Haager Konferenz für Internationales Privatrecht mit ihren derzeitigen Verhandlungen zu einem multilateralen Anerkennungs- und Vollstreckungsübereinkommen zur Aufgabe gemacht, einen Konsens auf diesem Teilgebiet internationaler Zuständigkeit zu finden und zu normieren.2 Die Erfolgsaussichten sind ungewiss. Verhandlungen über ein weltweites Zuständigkeitsübereinkommen sind bislang gescheitert: “There is not enough common ground demonstrated in the cur2 Zum derzeitigen Stand der Verhandlungen vgl. Report of the Fifth Meeting of the Working Group on the Judgments Project (26–31 October 2015) und unten Kap. 2, I. 4. b) bb) (3), (4); II. 6. a) bb) (4); III. 5. Ziel der derzeitigen Arbeitsgruppe ist die Ausarbeitung von Vorschriften über die supranationale Anerkennung und Vollstreckung von (Zivil-)Urteilen (sogenannte indirekte Zuständigkeit). Daneben beschäftigt sie sich mit bestimmten Themen betreffend die direkte Zuständigkeit, wie exorbitanter Zuständigkeitsausübung und anderweitiger Rechtshängigkeit, ebd., S. 1 und 3. Wünschenswert wäre darüberhinaus eine Liste von Gerichtsständen zur direkten Zuständigkeitsausübung, vergleichbar mit der Verordnung (EU) Nr. 1215/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2012 (im Folgenden EuGVVO).

Einleitung

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rent preliminary draft to warrant scheduling and moving forward to diplomatic conference”,3 resignierte die US-amerikanische Delegation Ende der neunziger Jahre und brach die schon weit gediehenen Verhandlungen über ein weltweites Haager Übereinkommen über die Zuständigkeit und Anerkennung und Vollstreckung in Zivil- und Handelssachen ab. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob weltweit tatsächlich so gravierende Unterschiede im Zuständigkeitsrecht bestehen, dass kein gemeinsamer Nenner für ein supranationales Haager Zuständigkeitsübereinkommen gefunden werden kann. Der EU-Gesetzgeber hat einen entsprechenden “common ground” gesucht und diesen erstmals in dem Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 27. September 1968 (im Folgenden: EuGVÜ) sowie seiner Nachfolgerin, der Verordnung (EG) Nr. 44/2001 über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivilund Handelssachen (im Folgenden: EuGVVO a.F.), gefunden. Bei den Verhandlungen über eine Revision dieser Verordnung sah die Europäische Kommission einen “common ground” im dinglichen Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen sowie in einem subsidiären Vermögensgerichtsstand und schlug deren Einführung vor. Ihr Vorschlag konnte sich jedoch nicht gegen den Widerstand des Europäischen Parlaments durchsetzen; in die Endfassung der revidierten EuGVVO fand als Vertreter der Belegenheitsgerichtsstände – neben dem traditionellen Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen – lediglich ein besonderer Kulturgütergerichtsstand Eingang (Art. 7 Nr. 4 EuGVVO). Auch im Übrigen zeigt das Verfahren zur Neufassung der EuGVVO, dass sich am Thema Belegenheitsgerichtsstände und deren Rechtfertigung nach wie vor Diskussionen entzünden. Beim Gerichtsstand am Belegenheitsort der unbeweglichen Sache, welcher bereits im EuGVÜ einen anerkannten ausschließlichen Gerichtsstand darstellte, diskutierten Europäische Kommission und Europäisches Parlament die Ausnahme gewerblicher Mietstreitigkeiten.4 Gleichwohl nahmen die Organe den Gerichtsstand – abgesehen von wenigen redaktionellen Änderungen – letztlich unverändert in die neue EuGVVO auf.5 Diese Diskussion weist den Weg für eine Untersuchung, ob und wenn ja in welcher Ausgestaltung Belegenheits-gerichtsstände einen ausreichenden “common ground” darstellen, um in Verhandlungen über ein weltweites Zuständigkeitsübereinkommen eingeführt und insbesondere in den USA als Grundlage für die Ausübung weltweiter Zuständigkeit präsentiert zu werden. Zum besseren Verständnis der untersuchten Zuständigkeitssysteme zeichnet die vorliegende Arbeit in einem ersten Schritt die im civil law-Kreis ei3

Die ausführliche Begründung ist abgedruckt in: DAJV-NL 2000, S. 44 (46). Siehe dazu unten Kap. 2, I. 4. b) bb) (4). 5 Vgl. Art. 24 EuGVVO n.F. 4

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Einleitung

nerseits, im common law-Kreis andererseits verfolgten Zuständigkeitsinteressen nach (Kapitel 1). Dabei bedient sie sich aus Gründen besserer Übersichtlichkeit eines Rückgriffs auf das in der EuGVVO vereinheitlichte kontinentaleuropäische Verständnis zur Darstellung angemessener Zuständigkeitswahrnehmung im civil law-Rechtskreis (I). Im Gegensatz dazu steht das flexible US-amerikanische Zuständigkeitssystem als Repräsentant des common law-Rechtskreises (II). In einem zweiten Schritt sollen die daraus gewonnenen Erkenntnisse im Rahmen einer Prüfung, welche europäischen und amerikanischen Zuständigkeitsinteressen die Belegenheitsgerichtsstände in den nationalen Rechtsordnungen Deutschlands, der Schweiz und der USA realisieren, verwertet werden (Kapitel 2). Dabei nimmt die Arbeit eine Gegenüberstellung der jeweiligen Gerichtsstände vor, um sodann den Unterschieden in ihrer Ausgestaltung nachzugehen. Interessant ist dabei namentlich ihre Eignung und optimale Ausgestaltung für ein supranationales Zuständigkeitsübereinkommen. Im Anschluss an die umfassende und systematische Untersuchung der Belegenheitsgerichtsstände werden in einem letzten Schritt die Ergebnisse zusammengestellt.

Kapitel 1

Zuständigkeitsinteressen und ihre Verwirklichung in Europa und den USA Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

Im Mittelpunkt der Diskussion um Grund und Voraussetzung einer angemessenen Zuständigkeitswahrnehmung steht die Frage, welche Zuständigkeitsinteressen für (oder wider) den jeweiligen Gerichtsstand streiten. Das gilt auch für den Gerichtsstand am Ort der Belegenheit der Sache. Die nachfolgende Darstellung arbeitet die unterschiedlichen Zuständigkeitsinteressen zur Rechtfertigung von Gerichtsständen allgemein heraus und erläutert, welche dieser Zuständigkeitsinteressen eine angemessene Zuständigkeitswahrnehmung des angerufenen Gerichts begründen. Im Anschluss werden die Konsequenzen für die Etablierung von Belegenheitsgerichtsständen untersucht.1 Wegen der teilweise erheblichen Unterschiede bei der Beantwortung der Frage nach einer angemessenen Zuständigkeitswahrnehmung wird zwischen dem – durch die EuGVVO bereits weitgehend vereinheitlichten – kontinentaleuropäischen Verständnis, dem auch die schweizerische Sichtweise entspricht, und dem US-amerikanischen Verständnis differenziert.

I. Kontinentaleuropäisches Verständnis I. Kontinentaleuropäisches Verständnis

Das kontinentaleuropäische Verständnis einer angemessenen Zuständigkeitswahrnehmung im internationalen Zivilprozess ist beginnend mit dem EuGVÜ und fortgesetzt in der EuGVVO bereits weitgehend vereinheitlicht worden. Abschließend geregelte Gerichtsstände sollen unter Berücksichtigung der Besonderheiten einzelner Zivilverfahren eine nachvollziehbare Zuständigkeit der europäischen Gerichte gewährleisten und ihnen möglichst keinen Ermessens-spielraum bei der Zuständigkeitswahrnehmung einräumen. 1. Zuständigkeitsinteressen im grenzüberschreitenden Rechtsstreit Bevor ein Gericht einen Streit zwischen zwei oder mehreren Parteien in der Sache prüft, stellt sich die Frage nach seiner Zuständigkeit. Dieser Frage kommt gerade in internationalen Rechtsstreitigkeiten besonderes Gewicht zu. 1

Nachfolgend Kap. 2.

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

Sie entscheidet nicht nur über den Ort des Gerichtsverfahrens, sondern hat maßgeblichen Einfluss auf den gesamten Prozessverlauf. Konsequenzen aus der Wahl des Gerichtsortes ergeben sich etwa für den Zugang zum Gericht, die Gerichtssprache, die Beweiserhebung und das in der Sache anwendbare Recht. Hier geht es um „elementare Fragen prozessualer Gerechtigkeit“.2 Es ist nicht zweifelhaft, dass ein Kläger in der Regel bestrebt sein wird, nach diesen Kriterien das für ihn „bestmögliche“ Gericht auszusuchen. Daraus erwächst umgekehrt ein Bedürfnis, den potentiell Beklagten zu schützen. Wenn er sich schon einem Rechtsstreit ausgesetzt sieht – ihm ein Rechtsstreit aufgezwungen wird –, dann an einem vorhersehbaren Ort und nicht in einer ihm unbekannten Jurisdiktion fernab seines Wohnsitzes. Nimmt man hinzu, dass auch die Staaten eigene Interessen verfolgen, zeigt sich ein komplexes Spannungsfeld: Im Zivilprozess stehen die Interessen der Prozessparteien an erster Stelle. Sie sind – insbesondere im Lichte des Justizgewährungsanspruchs – auch in den Mittelpunkt zuständigkeitsrechtlicher Erwägungen zu stellen.3 Der Kläger begehrt eine möglichst schnelle, einfache, kostengünstige und effektive Rechtsdurchsetzung. Diese Ziele lassen sich am besten an einem heimatnahen Gerichtsstand verwirklichen.4 Hier sind ihm Sprache und Gepflogenheiten geläufig, der Anreiseweg ist kurz und das Vertrauen in die Gerichtsbarkeit regelmäßig am größten.5 Oft noch mehr als dem Kläger kommt es dem Beklagten darauf an, seine Inanspruchnahme schnell, einfach, kostengünstig und wirksam an seinem Wohnsitzgerichtsstand abzuwehren.6 In einem internationalen Rechtsstreit, in dem die Prozessparteien ihren Wohnsitz in der Regel in unterschiedlichen Staaten haben, konfligieren die Interessen an einer Zuständigkeit des jeweiligen Wohnsitzgerichts zwangsläufig. Auch im Übrigen sind die Zuständigkeitsinteressen von Kläger und Beklagtem regelmäßig gegenläufig: Während der Kläger zur Förderung einer effektiven Rechtsdurchsetzung die Wahl zwischen möglichst vielen Foren begehrt, strebt der Beklagte eine weitestmögliche Eingrenzung seiner Gerichtspflichtigkeit an.7 Gleich

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Geimer, IZPR, Rn. 1126. Buchner, Kläger und Beklagtenschutz im Recht der internationalen Zuständigkeit, S. 60 f., S. 63. 4 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 168. 5 Schack, IZVR, Rn. 230; Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 112 ff.; Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 169; Buchner, Kläger und Beklagtenschutz im Recht der internationalen Zuständigkeit, S. 74 f. 6 Schack, IZVR, Rn. 230; Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 112 ff.; Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 169; Buchner, Kläger und Beklagtenschutz im Recht der internationalen Zuständigkeit, S. 61, 74 f. 7 Geimer, IZPR, Rn. 1126; Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 169. 3

I. Kontinentaleuropäisches Verständnis

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läuft dagegen das Interesse an einem möglichst sachverhaltsnahen Gericht.8 Der unmittelbare Zugriff des Gerichts auf den Streitgegenstand und eventuelle Zeugen beschleunigt die Beweiserhebung und führt zu einer schnelleren Verfahrensbeendigung und einer Kostenersparnis.9 Gleiches gilt für die Gerichtskenntnis des anwendbaren Rechts und der örtlichen Gepflogenheiten:10 Selbst die Anwendbarkeit desselben Rechts in grenzübergreifenden Rechtsstreitigkeiten unterstellt, ist die Rechtsfindung Sache des nationalen Richters und führt – mangels Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung durch höchste Gerichte – zu erheblichen Abweichungen in Auslegung und Wertung derselben Rechtsgrundsätze.11 Hinzu kommen ein niedrigerer Zuverlässigkeitsstandard und oft teure Gutachterkosten bei der Fremdrechtsanwendung.12 Beide Parteien sind zudem an einem vorhersehbaren Gerichtsstand interessiert.13 Der Kläger möchte das zuständige Gericht vor Klageerhebung leicht und sicher feststellen können, um eine mögliche – kostenpflichtige – Klageabweisung wegen Unzulässigkeit der Klage zu vermeiden. Der Beklagte möchte seine Gerichtspflichtigkeit vor Klageerhebung absehen können, um eventuelle Vorkehrungen zu treffen und von einer Belangung fernab seines Wohnsitzes nicht überrumpelt zu werden. Einseitig bleibt das Interesse des Klägers an der Vollstreckungsnähe des Gerichts.14 Entscheidet das Gericht an dem Ort, an dem der Streitgegenstand liegt oder sich vollstreckungsfähiges Vermögen des Beklagten befindet, vermeidet der Kläger ein anschließendes Anerkennungs- und Vollstreckungsverfahren. Andererseits haben beide Parteien – ihre Redlichkeit unterstellt – ein Interesse an der endgültigen Bereinigung ihres Rechtsstreits; vielfach mag der Beklagte freiwillig auf ein der Klage stattgebendes Urteil hin zahlen.15 Daneben spielen bei der Beurteilung angemessener Zuständigkeitswahrnehmung Staatsinteressen respektive Interessen des Gerichts als zuständiges

8 Schack, IZVR, Rn. 231; Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 113; Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 169. 9 Schack, IZVR, Rn. 231; Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 113; vgl. auch OLG Hamm, Urt. v. 8.12.1987 – 10 U 31/87, NJW-RR 1988, S. 703, das – unter dem Gesichtspunkt des Anspruchs auf Gewährung rechtlichen Gehörs (Art. 103 Abs. 1 GG) sehr zweifelhaft – darauf hinweist, im Ausland wohnende Zeugen würden mangels Erfolgsaussichten im Allgemeinen nicht gemäß § 199 ZPO vor das Prozessgericht geladen. 10 Schack, IZVR, Rn. 232; Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 113. 11 Buchner, Kläger und Beklagtenschutz im Recht der internationalen Zuständigkeit, S. 76 f. 12 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 170. 13 Schack, IZVR, Rn. 233; Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 602 spricht von „Zuständigkeitsklarheit“. 14 Schack, IZVR, Rn. 234. 15 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 170.

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

Staatsorgan eine Rolle.16 Das Interesse der Gerichte ist – im Gleichlauf mit den Parteiinteressen – grundsätzlich auf eine Zuständigkeitsbegründung im Falle besonderer Beweis-, Sach- und Rechtsnähe des befassten Gerichts gerichtet.17 Die genaue Kenntnis des für den Rechtsstreit maßgeblichen äußeren Umfelds ermöglicht dem Richter eine sachkundige Befassung und gewährleistet eine effektive Ressourcenverwertung.18 Die Anwendung des eigenen vertrauten Rechts führt zu einem schnelleren Verfahren und zu einer höheren Richtigkeitsgewähr der Entscheidungen.19 Der oft langwierige und umständliche Weg der Rechtshilfe bleibt erspart. Hinzu tritt das Interesse des Staats, einerseits eine übermäßige Inanspruchnahme der knappen Ressource Recht – wie auch einen „Rechtstourismus“ – zu vermeiden,20 andererseits den inländischen Markt für den internationalen Wirtschaftsverkehr attraktiv zu halten – Stichwort: Wettbewerb der Rechtsordnungen – und schließlich einen möglichst umfassenden gerichtlichen Schutz seiner Bürger zu gewährleisten.21 Daneben tritt sein Interesse an einer international geordneten Rechtspflege sowie einer möglichst universellen Kohärenz der Rechtsordnung.22 Die Anknüpfung an international gebräuchliche und anerkannte Zuständigkeitsmerkmale soll Parallelverfahren und damit den Erlass einander widersprechender Entscheidungen vermeiden sowie den Erlass eines anerkennungsfähigen Urteils fördern.23 Damit einher geht das Interesse an einem möglichst vollstreckungsnahen Gerichtsstand zur Vermeidung wirkungsloser Erkenntnisverfahren und Sicherung der Befriedungswirkung.24 Der Vermeidung widersprüchlicher Entscheidungen über einen einheitlichen Sachverhalt dient schließlich die Verfahrenskonzentration.25 Ein idealer Gerichtsstand würde allen Zuständigkeitsinteressen zur Durchsetzung verhelfen. Da sich die jeweiligen Interessen aber teilweise widersprechen, ist ein „idealer Gerichtsstand“ nicht leistbar. Ziel ist daher die Schaffung angemessener Gerichtsstände. Nach Maßgabe der oben genannten Kriterien ist ein Gerichtsstand dann als angemessen anzusehen, wenn er ers16

Buchner, Kläger und Beklagtenschutz im Recht der internationalen Zuständigkeit, S. 64; Schack, IZVR, Rn. 235; Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 173 f. 17 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 173. 18 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 174. 19 Schack, IZVR, Rn. 235. 20 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 173; Heldrich, Internationale Zuständigkeit und anwendbares Recht, S. 106 ff. 21 Schack, IZVR, Rn. 236 f. 22 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 174. 23 Schack, IZVR, Rn. 239. 24 Schack, IZVR, Rn. 243; Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 174. 25 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 174.

I. Kontinentaleuropäisches Verständnis

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tens den nach den Umständen des konkreten Einzelfalls besonders gewichtigen Interessen zur Durchsetzung verhilft und zweitens möglichst viele gegenläufige Interessen zum Ausgleich bringt. Im Zivilverfahren sind in aller Regel die Parteiinteressen als besonders gewichtig und damit als vorrangig anzusehen.26 Erst in einem zweiten Schritt ist nach den Gerichts-, Staats- und Ordnungsinteressen zu fragen. Den Parteiinteressen kann ein Gerichtsstand durch die Anknüpfung an personenbezogene Zuständigkeitsmerkmale (beispielsweise Wohnsitz, Aufenthalt, Staatsangehörigkeit der Parteien) oder durch die Anknüpfung an sachbezogene Zuständigkeitsmerkmale (beispielsweise Erfüllungsort eines Vertrags, Tatort oder Belegenheit einer Sache) Rechnung tragen.27 In einem internationalen Rechtsstreit stehen solche parteibezogenen Zuständigkeitsmerkmale in der Regel nur im Interesse einer Partei. Dagegen können sachbezogene – und damit parteineutrale – Zuständigkeitsmerkmale einen angemessenen Zuständigkeitsausgleich bewirken. Zwar widersprechen sie oft dem Interesse der Parteien an einem personennahen (Wohnsitz-)Gerichtsstand. Es ist möglich, dass beide Parteien fernab von ihrem jeweiligen Wohnsitz- oder Heimatstaat mit allen damit verbundenen Nachteilen prozessieren müssen. Andererseits können die sachbezogenen Zuständigkeitsmerkmale dem gleichlaufenden Parteiinteresse an einem sach-, beweisund rechtsnahen Gericht Rechnung tragen. Ein Vorteil sachbezogener Zuständigkeits-merkmale ist daneben ihre höhere Manipulationsresistenz. In der Regel können sie nicht einseitig von einer Partei geändert werden.28 Erscheint es im Einzelfall also unbillig, dem Interesse allein einer Partei an einem personennahen Gerichtsstand zur Durchsetzung zu verhelfen, führen sachbezogene Zuständigkeitsinteressen zu dem bezweckten Interessenausgleich. 2. Interessenausgleich durch Gerichtsstände Ziel der Gesetzgeber muss es sein, einerseits den im Einzelfall gewichtigen Zuständigkeitsinteressen zur Durchsetzung zu verhelfen und dabei andererseits möglichst viele Zuständigkeitsinteressen zum Ausgleich zu bringen, widrigenfalls die in einem Gerichtsstaat ergangenen Entscheidungen international nicht akzeptiert werden. Im Folgenden wird anhand der wohl prominentesten besonderen Gerichtsstände aufgezeigt, auf welche Weise Zuständigkeitsinteressen bereits verwirklicht werden. Die dadurch gewonnenen Ergebnisse weisen den Weg für die Untersuchung, welche Zuständigkeitsinteressen die im zweiten Kapitel der Arbeit behandelten Belegenheitsgerichtsstände realisieren. 26

So insbesondere Buchner, Kläger und Beklagtenschutz im Recht der internationalen Zuständigkeit, S. 60 ff. 27 Geimer, IZPR, Rn. 1155a; Schack, IZVR, Rn. 221. 28 Vgl. aber zur Veränderung des Belegenheitsorts beweglicher Sachen durch eine Partei unten, Kap. 2, II. 3.

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

a) Der allgemeine Gerichtsstand Das – zumindest in grenzüberschreitenden Rechtsstreitigkeiten – meist gegenläufige Interesse der Parteien an einem personennahen Gerichtsstand wird im Grundsatz zugunsten des Beklagten entschieden (favor defensoris): Der allgemeine Gerichtsstand bestimmt sich in der EuGVVO und auch in den meisten nationalen Rechtsordnungen Europas nach dem Wohnsitz des Beklagten (actor sequitur forum rei).29 Dieser parteibezogenen Anknüpfung liegt die Erwägung zugrunde, dass es dem Kläger als „Angreifer des status quo“ zumutbar ist, sich zur Klageerhebung zum Beklagten zu begeben.30 Umgekehrt müsse der Gesetzgeber dem Beklagten den ihm vom Kläger mittelbar aufgezwungenen Prozess durch eine Verteidigungsmöglichkeit an seinem Lebensmittelpunkt erleichtern.31 Der Kläger werde seinerseits durch das Überraschungsmoment begünstigt. Er habe es in der Hand, die Prozessführung vorzubereiten und sodann zu entscheiden, ob und wann er Klage erhebe.32 Diese auf den ersten Blick einseitige und damit bedenkliche zuständigkeitsrechtliche Begünstigung des Beklagten begegnet Kritik. Es sei zu bedenken, dass meist der Beklagte den Kläger durch sein Verhalten zur Klageerhebung zwinge.33 Die Behauptung, der Beklagte sei gegenüber dem angreifenden Kläger schützenswert, entbehre in diesem Verfahrensstadium einer materiell-rechtlichen Grundlage.34 Diese Ansicht nimmt indes den Prozessausgang vorweg.35 Ob die Klage begründet ist und der Beklagte zu ihrer Erhebung Anlass gegeben hat, muss im Verfahren erst geklärt werden und kann im Rahmen der Zuständigkeitsprüfung nicht Platz greifen.36 Richtigerweise ist auf eine rein formale – prozessrechtliche – Wertung abzustellen.37 Formal betrachtet ist es aber der Kläger, der die Klage initiiert und den Be29

Bspw. Art. 2 Abs. 1 EuGVVO; Deutschland: §§ 13, 17 ZPO; Frankreich: Art. 42 Abs. 1, Art. 43 CPC; Schweiz: Art. 10 ZPO-CH; Art. 2 IPRG. 30 Bspw. LG Karlsruhe, Urt. v. 3.4.1989 – 022/89 KfH III, JZ 1989, S. 690 (693). 31 Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 12 Rn. 1; Schack, IZVR, Rn. 222; Kropholler/v. Hein, EuZPR, Art. 2 Rn. 1. 32 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 600; MüKo-ZPO/Patzina, § 12 Rn. 2. 33 Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 236; Mumelter, Der Gerichtsstand des Erfüllungsortes im Europäischen Zivilprozessrecht, S. 38; Wais, Der Europäische Erfüllungsgerichtsstand für Dienstleistungsverträge, S. 17. 34 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 599; Buchner, Kläger und Beklagtenschutz im Recht der internationalen Zuständigkeit, S. 90. 35 Wacke, JA 1980, S. 654 (655). 36 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 599; Wacke, JA 1980, S. 654 (655); Buchner, Kläger und Beklagtenschutz im Recht der internationalen Zuständigkeit, S. 86. 37 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 599.

I. Kontinentaleuropäisches Verständnis

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klagten in einen Prozess drängt.38 Auch das Monitum, der Beklagte könne seiner Inanspruchnahme mit einer auf das kontradiktorische Gegenteil gerichteten Klage zuvorkommen, überzeugt nicht: Zum einen müsste er dafür rechtzeitig vom Klagewillen der Gegenseite erfahren, zum anderen kann die negative Feststellungsklage nicht den Rang eines Leitbilds im internationalen Zuständigkeitsrecht beanspruchen.39 Auch der Vorwurf, der allgemeine Gerichtsstand am Wohnsitz des Beklagten lasse die Zuständigkeitsinteressen des Klägers völlig außer acht, geht fehl. Immerhin kann der Kläger regelmäßig davon ausgehen, am Wohnsitz vollstreckbares Vermögen des Beklagten vorzufinden (Vollstreckungsnähe).40 Ein – gleichwohl nur „leichter“41 – favor defensoris ist daher hinzunehmen.42 Vor dem Hintergrund der Waffengleichheit der Parteien schaffen besondere, streitgegenstandsbezogene Gerichtsstände Ausgleich.43 Sie übersetzen das materielle Recht in überzeugender Weise in das Zuständigkeitsrecht und wahren die Zuständigkeit des Staates, dessen „bürgerlicher Zustand“ in besonderem Maße vom Rechtsstreit berührt ist.44 Trotz ihrer oft gerechteren, da interessenausgleichenden Zuständigkeitsbegründung ersetzen sie einen allgemeinen Wohnsitzgerichtsstand indessen nicht. Er gewährleistet in letzter Konsequenz den Grundsatz der Zuständigkeitsklarheit.45 Streitgegenstandsbezogene Gerichtsstände, die meist von Wertungen des materiellen Rechts durchdrungen sind, stellen den Kläger teilweise vor erhebliche vorprozessuale Abgrenzungsschwierigkeiten. Mit dem allgemeinen Gerichtsstand hat er indes ein Instrumentarium an der Hand, das zuständige Gericht sicher zu bestimmen.46 Umgekehrt kann der Beklagte seiner Inanspruchnahme in seinem Heimatstaat kaum den Einwand der Exorbitanz entgegenhalten.47 Ist ein allgemeiner Gerichtsstand aus Gründen der Vorhersehbarkeit also erforder38

Wacke, JA 1980, S. 654 (655). Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 600. 40 Schack, IZVR, Rn. 222; Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 602. 41 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 600. 42 Buchner, Kläger und Beklagtenschutz im Recht der internationalen Zuständigkeit, S. 93 sieht keine Beklagtenbevorzugung: Der Kläger wähle unter mehreren Gerichtsständen denjenigen am Wohnsitz des Beklagten nur, wenn er ihm günstig sei. Damit verkennt er, dass dem Kläger – sei es aus Gründen der Zuständigkeitsklarheit, sei es aus Mangel an Alternativen – oft keine andere Möglichkeit als die Klage am Beklagtenwohnsitz bleibt. Insofern fungiert der allgemeine Gerichtsstand auch als „Auffanggerichtsstand“. 43 Buchner, Kläger und Beklagtenschutz im Recht der internationalen Zuständigkeit, S. 89, 93, der darauf hinweist, dass die Existenz des allgemeinen Beklagtengerichtsstands die besonderen Gerichtsstände nicht in ihrer Bedeutung zurückdrängen dürfe. 44 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 601. 45 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 602. 46 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 602. 47 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 602. 39

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

lich, ist der darin notwendig liegende Eingriff eher dem Kläger zuzumuten: Zum einen initiiert er den Rechtsstreit, zum anderen kann allein er zwischen allgemeinem und besonderen Gerichsständen wählen.48 b) Die besonderen Gerichtsstände Die zuständigkeitsrechtliche Begünstigung des Beklagten ist im allgemeinen Gerichtsstand also nur dann gerechtfertigt, wenn im Einzelfall überwiegende Zuständigkeitsinteressen des Klägers durch besondere Gerichtsstände gewahrt werden. Verbreitet sind neben den in dieser Arbeit ausführlich behandelten Belegenheitsgerichtsständen der Gerichtsstand am Erfüllungsort für Vertragsstreitigkeiten49 und der Gerichtsstand am Tatort für Klagen aus unerlaubter Handlung50. Beide Gerichtsstände zeichnen sich – wie die später untersuchten Belegenheitsgerichtsstände – dadurch aus, dass ihnen kein parteibezogenes, sondern ein sachbezogenes und damit parteineutrales Anknüpfungskriterium zugrunde liegt. Diese sachbezogenen Zuständigkeitsmerkmale dienen dem Ausgleich der Beklagten- und Klägerinteressen. aa) Der Gerichtsstand am Erfüllungsort Schließen Parteien einen Vertrag, stehen sie sich im Idealfall ebenbürtig gegenüber. Erwächst aus dem Vertragsverhältnis ein Rechtsstreit, scheint es daher unangemessen, die Partei, die ihren Leistungspflichten nicht nachkommt, zuständigkeitsrechtlich zu begünstigen. Im Extremfall könnte sich der Schuldner seiner Leistungspflicht durch Wohnsitzverlegung ins Ausland entziehen und die Rechtsdurchsetzung des Klägers – bei geringen Forderungen – vereiteln, mindestens aber erschweren.51 Allerdings kann auch Vertragsstreitigkeiten nicht immer die Annahme zugrunde gelegt werden, der Beklagte zwinge den Kläger durch seine Erfüllungsverweigerung in einen Prozess.52 Wie gezeigt, nimmt eine solche Vermutung den Prozessausgang vorweg. Richtigerweise muss deshalb an ein die Zuständigkeitsinteressen der Parteien ausgleichendes, parteineutrales Merkmal angeknüpft werden. Bei Vertrags-streitigkeiten bietet sich eine Anknüpfung an vertragsbezogene Merkmale wie den Abschluss- oder den Erfüllungsort des Vertrags an. National wie international verbreitet ist namentlich die Anknüpfung an den Erfül-

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Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 603; kritisch Buchner, Kläger und Beklagtenschutz im Recht der internationalen Zuständigkeit, S. 90 f. 49 Bspw. Art. 7 Nr. 1 EuGVVO; Deutschland: § 29 ZPO; Schweiz: Art. 31 Alt. 2 ZPO-CH, Art. 113 IPRG; Frankreich: Art. 46 Abs. 1 CPC. 50 Bspw. Art. 7 Nr. 2 EuGVVO; Deutschland: § 32 ZPO; Schweiz: Art. 36 Alt. 3 ZPO-CH, Art. 129 Abs. 1 S. 2 IPRG; Frankreich: Art. 46 Abs. 2 CPC. 51 Schack, IZVR, Rn. 286. 52 So aber Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 236.

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lungsort.53 Die im Zusammenhang mit dem Gerichtsstand am Erfüllungsort angeführten Zuständigkeitsinteressen sind vielfältig: Teilweise wird das Gericht am Erfüllungsort des Vertrags als ein besonders sach- und beweisnahes Gericht angesehen (Sach- und Beweisnähe).54 Dem liegt die Vorstellung zugrunde, ein Rechtsgeschäft könne dort „am richtigsten beurteilt werden“, wo es zu erfüllen ist.55 Der Erfüllungsort weise die engste Verbindung zwischen Vertragsstreitigkeit und zuständigem Gericht auf und ermögliche eine sachgerechte Prozessführung.56 Bei näherer Betrachtung ist eine gegenüber dem allgemeinen Gerichtsstand am Wohnsitz des Beklagten „besondere“ Sach- und Beweisnähe des Erfüllungsortgerichts jedoch zweifelhaft.57 Das Zuständigkeitsinteresse an einem sach- und beweisnahen Gericht rechtfertigt eine Abweichung vom allgemeinen Gerichtsstand am Wohnsitz des Beklagten nur, wenn sich das Erfüllungsortgericht bei Vertragsstreitigkeiten „in der Regel“ als besonders sach- und beweisnah erweist. Sach- und beweisnah ist das Erfüllungsortgericht indessen nur bei Kumulation der folgenden Voraussetzungen: Erstens muss im konkreten Fall gerade die Leistungserfüllung oder deren Mangelfreiheit in Streit stehen. Zweitens muss sich die geleistete Sache im Zeitpunkt der Klageerhebung tatsächlich noch am Erfüllungsort befinden, wie beispielsweise bei der Leistung an oder von ortsgebundenen Sachen.58 Befindet sich der Leistungsgegenstand im Zeitpunkt der Klageerhebung nicht mehr am Erfüllungsort, liegt eine besondere Beweis- und Sachnähe des Erfüllungsortgerichts allenfalls dann vor, wenn die Art und Weise der Erfüllung durch vor Ort befindliche Zeugen oder Urkunden geprüft werden muss.59 Ist dagegen bereits das Zustandekommen des Vertrags oder der Vertragsinhalt streitig, wird sich das Erfüllungsortge53

So schon Albrecht, Programm über das Motiv des forum contractus, S. 27. Vgl. bspw. Art. 7 Nr. 1 EuGVVO, Deutschland: § 29 ZPO, Schweiz: Art. 31 Alt. 2 ZPO-CH, Art. 113 IPRG; Frankreich: Art. 46 Abs. 1 CPC. 54 EuGH, 6.10.1976 – Rs. C-12/76, EuGHE 76, 1473 Nr. 13 – Tessili; 28.9.1999 – Rs. C440/97, NJW 2000, S. 719 (720) Nr. 29 – Groupe Concorde; 3.5.2007 – Rs. C-386/05, NJW 2007, S. 1799 (1801) Nr. 40 – Color Drack; MüKo-ZPO/Patzina, § 29 Rn. 1; Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 29 Rn. 1; Bajons, FS Geimer, S. 15 (18); Junker, RIW 2002, S. 569 (572). 55 Hahn/Mugdan, Die gesammten Materialien zur Zivilprozessordnung, Bd. 2 Abt. 1, 2. Aufl. 1983, S. 533. 56 EuGH, 6.10.1976 – Rs. C-12/76, EuGHE 76, 1473 Nr. 13 – Tessili; 28.9.1999 – Rs. C440/97, NJW 2000, S. 719 (720) Nr. 29 – Groupe Concorde; 3.5.2007 – Rs. C-386/05, NJW 2007, S. 1799 (1801) Nr. 40 – Color Drack; Schweiz: Botschaft zur ZPO v. 28.6.2006, S. 7266. 57 Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 323; Hedinger, Der Gerichtsstand des Erfüllungsortes nach der Schweizerischen Zivilprozessordnung, S. 9 f. 58 Hedinger, Der Gerichtsstand des Erfüllungsortes nach der Schweizerischen Zivilprozessordnung, S. 9. 59 Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 323.

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richt nur sehr selten als sach- und beweisnah erweisen.60 Selbst wenn tatsächliche – und nicht bloß rechtliche – Fragen über das Zustandekommen des Vertrags oder den Vertragsinhalt streitig sind, werden sich relevante Zeugen und Urkunden in der Regel am Abschlussort des Vertrags oder – steht beispielweise die Geschäftsfähigkeit einer Partei in Frage – am Wohnsitz der Parteien befinden. Das sach- und beweisnächste Gericht variiert daher je nach streitiger Rechts- oder Sachfrage. Ein „in der Regel“ sach- und beweisnahes Gericht existiert bei Vertragsstreitigkeiten nicht. Ob und in welchen Fällen dies bei den Belegenheitsgerichtsständen anders liegt, wird die Arbeit später ausführlich untersuchen.61 Die besondere Rechtsnähe des Erfüllungsortgerichts wird diskutiert, als taugliche Rechtfertigung aber ganz überwiegend verworfen.62 In der Tat existiert kein Grundsatz, dass „der“ Erfüllungsort – welcher? – das Schuldstatut bestimmt.63 Nach Art. 3 Abs. 1 Rom I-Verordnung64 ist grundsätzlich das von den Parteien vor oder nach Vertragsschluss gewählte Recht anwendbar (Grundsatz der freien Rechtswahl). Das gewählte Recht kann, muss aber nicht mit dem am Erfüllungsort geltenden Recht übereinstimmen.65 Fehlt es an einer vorrangigen Rechtswahl, bestimmt sich das anzuwendende Recht nach Art. 4 Abs. 1, 2 Rom I-VO, der nicht an das Recht des Erfüllungsorts der jeweiligen Hauptleistungspflicht anknüpft. Näher liegt ein Gleichlauf von ius und forum bei Belegenheitsgerichtsständen. Es stellt sich also die Frage, ob und in welchen Fällen eine Rechtsnähe die Zuständigkeitsbegründung am Ort der Sachbelegenheit rechtfertigt.66 Zur Rechtfertigung kann auch nicht auf eine besondere Vollstreckungsnähe des Erfüllungsortgerichts abgestellt werden.67 Eine gegenüber dem Wohnsitz des Beklagten erhöhte Vollstreckungsnähe des Erfüllungsorts ist in der 60 Hedinger, Der Gerichtsstand des Erfüllungsortes nach der Schweizerischen Zivilprozessordnung, S. 10. 61 Nachfolgend Kap. 2, II. 6. a) bb) (1). 62 Geimer/Schütze/Geimer, EuZVR, Art. 5 Rn. 9; Schack, Der Erfüllungsort im Privatund Zivilprozessrecht, Rn. 147; Mumelter, Der Gerichtsstand des Erfüllungsortes im Europäischen Zivilprozessrecht, S. 48; Wipping, Der europäische Gerichtsstand des Erfüllungsorts, S. 74. 63 Vgl. Geimer/Schütze/Geimer, EuZVR, Art. 5 Rn. 9, der darauf hinweist, dass eine Bezugnahme auf das Recht am Erfüllungsort bei einem gegenseitigen Vertrag zu einer Rechtsspaltung führen würde, wenn der Erfüllungsort für die Hauptpflichten der Parteien jeweils in verschiedenen Staaten läge. 64 Verordnung (EG) Nr. 593/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Juni 2008 über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht. 65 Geimer/Schütze/Geimer, EuZVR, Art. 5 Rn. 9 und Mumelter, Der Gerichtsstand des Erfüllungsortes im Europäischen Zivilprozessrecht, S. 47, sprechen diesbezüglich von „purem Zufall“. 66 Nachfolgend Kap. 2, II. 6. a) aa) (2). 67 A.A. Schack, Der Erfüllungsort im Privat- und Zivilprozessrecht, Rn. 149.

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Regel nicht gegeben. Wird auf eine Geldzahlung geklagt – auf Erfüllung der Hauptpflicht des zahlungspflichtigen Schuldners oder auf Schadensersatz in Geld – ist die Vollstreckung überall dort möglich, wo sich vollstreckbares Vermögen des Beklagten befindet.68 Das ist regelmäßig der Wohnsitzstaat.69 Gleiches gilt, wenn auf Herausgabe der meist beim Beklagten befindlichen (Kauf-)Sache geklagt wird. Ist die Klage auf Mängelbeseitigung an einer Sache gerichtet, die sich am Erfüllungsort befindet, kann die Mängelbeseitigung im Wege der Ersatzvornahme zwar vor Ort vorgenommen werden. Wird aber auf einer zweiten Stufe nur die Kostentragung vom Beklagten begehrt, muss regelmäßig in das – meist am Wohnsitz befindliche – Vermögen vollstreckt werden. Nur wenn eine Klage auf Erbringung einer ortsgebundenen Leistung gerichtet ist, ist Erfüllungsort gleich Vollstreckungsort.70 Allein dieser Einzelfall genügt nicht, um eine besondere Vollstreckungsnähe des Erfüllungsortgerichts zu begründen. Anders kann es bei dinglichen Klagen in Bezug auf (bewegliche oder unbewegliche) Sachen liegen. In diesem Fall streitet die Vollstreckungsnähe aber für einen Belegenheitsgerichtsstand.71 Erwähnt wird ferner das Interesse an einer Verfahrenskonzentration am Gerichtsstand des Erfüllungsorts.72 Alle Rechtsstreitigkeiten, die im Zusammenhang mit der streitigen Verpflichtung stehen, können – auch gegen verschiedene Beklagte – am Gerichtsstand des Erfüllungsorts geltend gemacht werden. Dies führt in der Regel zu einer Verfahrensbeschleunigung und verringert die Gefahr sich widersprechender Entscheidungen. Im Vordergrund steht bei der Rechtfertigung der Erfüllungsortzuständigkeit aber das Interesse an einer für Kläger und Beklagten gleichermaßen vorhersehbaren Zuständigkeit (Vorhersehbarkeit). Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Argument, dass der Erfüllungsort der Leistung und damit der entsprechende Gerichtsstand für die Parteien eindeutig feststellbar seien.73 Tatsächlich ist das nur dann der Fall, wenn kumulativ drei Voraussetzungen vorliegen: Wenn es erstens nur einen Erfüllungsort gibt, zweitens dieser bei Vertragsschluss feststeht und er drittens unveränderlich ist.74 In der Regel 68

Mumelter, Der Gerichtsstand des Erfüllungsortes im Europäischen Zivilprozessrecht, S. 48; Wipping, Der europäische Gerichtsstand des Erfüllungsortes, S. 77. 69 Wipping, Der europäische Gerichtsstand des Erfüllungsortes, S. 77; Gsell, IPRax 2002, S. 484 (490). 70 Wipping, Der europäische Gerichtsstand des Erfüllungsortes, S. 77. 71 Nachfolgend Kap. 2, II. 6. a) aa) (3). 72 MüKo-ZPO/Patzina, § 29 Rn. 1; Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 29 Rn. 1. 73 EuGH, 29.6.1994 – Rs. C-288/92, NJW 1995, S. 183 (183 f.) Nr. 15 f. – Custom Made; Schack, Der Erfüllungsort im Privat- und Zivilprozessrecht, Rn. 150; Rauscher/Leible, EuZPR/EuIPR, Art. 7 EuGVVO Rn. 7, 9; Stadler, FS Musielak, S. 569 (579). 74 Vgl. hierzu Hedinger, Der Gerichtsstand des Erfüllungsortes nach der Schweizerischen Zivilprozessordnung, S. 10.

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wird der Erfüllungsort bei Vertragsausschluss – sei es kraft Vereinbarung, sei es kraft Gesetzes – bereits feststehen. Auch die Möglichkeit einer nachträglichen Änderung des Erfüllungsorts darf aber nicht den Blick darauf versperren, dass eine solche Veränderung regelmäßig einer übereinstimmenden Vereinbarung der Parteien bedarf und daher zumindest nicht einseitig vorgenommen werden kann.75 Hieraus ergibt sich die erhöhte Manipulationsresistenz – und damit Vorhersehbarkeit – des Gerichtsstands gegenüber dem allgemeinen Wohnsitzgerichtsstand.76 Zur Rechtfertigung des Gerichtsstands am Erfüllungsort eines Vertrags wird auch der in einem Vertrag zum Ausdruck kommende Parteiwille angeführt. Der Wille, an einem bestimmten Ort die jeweilige Leistungspflicht zu erfüllen, impliziere den Willen, sich der Gerichtsbarkeit dieses Ortes zu unterwerfen.77 Diese Ansicht greift bei einer ausdrücklichen Erfüllungsortvereinbarung. Auf sie kann aber auch dann rekurriert werden, wenn eine Erfüllungsortvereinbarung fehlt; durch ihren Verzicht auf eine Erfüllungsortvereinbarung billigen die Parteien den gesetzlichen Erfüllungsort und damit auch die dortige Gerichtszuständigkeit. Damit harmoniert die im deutschen Recht vertretene Rechtfertigung mit der sogenannten „prozessualen Wirkung des materiellen Rechts“. Hintergrund dieses Ansatzes ist die Vorstellung einer Gerichtspflichtigkeit der Parteien an dem Ort, an dem sie nach materiellem Recht zu leisten verpflichtet sind und der deshalb für das Schuldverhältnis eine wesentliche Bedeutung hat (sogenannte Perpetuierung78).79 Er radiziert im römischen Recht, das zwischen dem materiellen Leistungsverlangen einerseits und dessen prozessualer Durchsetzung andererseits nicht unterschied.80 Kritiker bezeichnen den Rechtfertigungsansatz daher als „römische Erbkrankheit“.81 Das Streben nach einem Gleichlauf von materiellem Erfüllungsort und Gerichtsstandort weiche die moderne Trennung zwischen materiellem Anspruch und prozessualer Durchsetzung unzulässig auf.82 Der Ansatz verkenne zudem die unterschied75

Dubiel, Der Erfüllungsortbegriff des Vertragsgerichtsstands, S. 53. Hedinger, Der Gerichtsstand des Erfüllungsortes nach der Schweizerischen Zivilprozessordnung, S. 11. 77 Savigny, System des heutigen römischen Rechts VIII, S. 203; Bethmann-Hollweg, Versuche, S. 22; Lüderitz, FS Zweigert, S. 238. 78 Spellenberg, IPRax 1981, S. 75 (77). 79 Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 325; Geimer/Schütze/Geimer, EuZVR, Art. 5 Rn. 5; Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 29 Rn. 34; Spellenberg, IPRax 1981, S. 75 (77); Wipping, Der europäische Gerichtsstand des Erfüllungsortes, S. 71. 80 Kaufmann, JZ 1964, S. 482 (483, 485). 81 So ausdrücklich Schack, Der Erfüllungsort im Privat- und Zivilprozessrecht, Rn. 188. 82 Vgl. zu dieser Kritik Schack, Der Erfüllungsort im Privat- und Zivilprozessrecht, Rn. 188; Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 324; Mumelter, Der Gerichtsstand des Erfüllungsortes im Europäischen Zivilprozessrecht, S. 47. 76

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lichen Wertungen, die materiellem Erfüllungsort einerseits, prozessualem Gerichtsstand andererseits zugrunde liegen: Während der materielle Erfüllungsort allein die Gefahrtragung der Parteien regele (Bring-, Schick- oder Holschuld), bezwecke der prozessuale Erfüllungsort einen zuständigkeitsrechtlichen Interessenausgleich.83 Rein formal ist diese Kritik zwar zutreffend. Tatsächlich sind materieller und zuständigkeitsrechtlicher Erfüllungsort nicht zwingend identisch. Namentlich wird der Erfüllungsort im Sinne von Art. 7 Nr. 1 b) EuGVVO vertragsautonom und nicht nach der jeweiligen lex causae bestimmt.84 Gleichwohl ist der Gedanke des Gleichlaufs von materiellem und prozessualem Recht eine Erwägung, die den Gerichtsstand am Erfüllungsort zumindest in der Regel rechtfertigt. Dies schon deshalb, weil die Parteien oft selbst einen Gleichlauf von materiellem und prozessualem Erfüllungsort vereinbaren. Überdies ist Sinn eines – vertragsnahen – Erfüllungsgerichtsstands gerade die Gerichtspflichtigkeit an einem mit dem materiellen Vertrag eng verbundenen Ort. Zusammenfassend dient der anerkannte Erfüllungsortgerichtsstand dem Interesse der Parteien an einem vorhersehbaren Gerichtsstand und der Bindung ihrer Gerichtspflichtigkeit an den vertraglich vereinbarten oder gesetzlich bestimmten Erfüllungsort. Dagegen gewährleistet er Zuständigkeitsinteressen wie Sach-, Beweis- und Rechtsnähe sowie das Vollstreckungsinteresse allenfalls marginal. Vor diesem Hintergrund stellt sich gerade bei (auch) dinglichen, das heißt unmittelbar sachbezogenen, Rechtsstreitigkeiten die Frage, ob Gerichtsverfahren nicht am Belegenheitsort der Sache besser verortet sind. bb) Der Gerichtsstand am Ort der unerlaubten Handlung „Wo Unrecht getan wurde, darf Abhilfe begehrt werden“.85 Eine weitere anerkannte Abweichung vom Grundsatz des actor sequitur forum rei ist der Gerichtsstand am Ort der unerlaubten Handlung. Grund ist eine – im Übrigen abgelehnte – vorweggenommene Wertung der Hauptsache; der unvorhersehbar Geschädigte soll sich zur Durchsetzung seiner Rechte nicht in den Wohnsitzstaat des – weniger schutzwürdigen – Schädigers begeben müssen.86 Zur Rechtfertigung der im Rahmen der Zuständigkeitsprüfung eigentlich unpas83 Schack, Der Erfüllungsort im Privat- und Zivilprozessrecht, Rn. 206 f., 336; Hackenberg, Der Erfüllungsort von Leistungspflichten, S. 198. 84 EuGH, 3.5.2007 – Rs. C-386/05, NJW 2007, S. 1799 (1800) Nr. 29 ff. – Color Drack; MüKo-ZPO/Gottwald, Art. 5 EuGVVO, Rn. 15; Stein/Jonas/Roth, ZPO, Art. 5 EuGVVO, Rn. 43. Nach herrschender Meinung im deutschen Recht richtet sich der prozessuale Erfüllungsort im Sinne von § 29 ZPO nach dem materiellen Erfüllungsort im Sinne von §§ 269, 270 BGB, Wieczorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 29 Rn. 32; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 29 Rn. 15; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 29 Rn. 3; MüKo-ZPO/Patzina, § 29 Rn. 19 f. 85 Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 269. 86 Zöller/Vollkommer, ZPO, § 32 Rn. 1; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 32 Rn. 1.

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

senden Wertung wird bereits in diesem Verfahrensstadium die klägerische Behauptung, der Beklagte habe eine unerlaubte Handlung begangen, auf Schlüssigkeit geprüft. Der Gerichtsstand am Ort der unerlaubten Handlung berücksichtigt jedoch nicht allein Klägerinteressen. Wie der Gerichtsstand am Erfüllungsort knüpft er an ein streitgegenstandsbezogenes und damit parteineutrales Zuständigkeitsmerkmal, den Tatort, an. Unstreitig dient der Gerichtsstand zunächst dem beiderseitigen Partei- und Gerichtsinteresse an einem sach- und beweisnahen Gericht.87 Wegen seiner Nähe zum Streitgegenstand und den relevanten Beweismitteln ist das Tatortgericht in der Regel am besten geeignet, den Rechtsstreit zu entscheiden.88 Das gilt im besonderen Maße bei Verkehrsunfällen:89 Augenzeugen eines Verkehrsunfalls werden in der Regel im Gerichtsbezirks des Tatorts aufzufinden sein. Auch eine etwaig erforderliche Inaugenscheinnahme des Tatorts ist am einfachsten – am schnellsten und kostengünstigsten – durch das mit den örtlichen Verhältnissen vertraute Tatortgericht vorzunehmen. Die Sachund Beweisnähe des Tatortgerichts führt zu einer Verfahrensbeschleunigung und einer Kostenersparnis, die im Interesse beider Parteien stehen.90 Sie ist allerdings nicht ausnahmslos gegeben. Ist der Haftungsgrund unstreitig und wird ein Rechtsstreit allein über die Frage der Schadenshöhe geführt, wird sich das Tatortgericht selten als das sach- und beweisnächste erweisen. So befinden sich die am Unfall beteiligten Autos, anhand derer Schadensumfang und -höhe festgestellt werden müssen, im Zeitpunkt der Klageerhebung in der Regel wieder im jeweiligen Wohnsitzstaat der Parteien, der – wie bei grenzüberschreitenden Rechtsstreitigkeiten die Regel – nicht mit dem Staat, in dem der Verkehrsunfall stattfand, übereinstimmt. Es zeigt sich daher auch am Beispiel des Gerichtsstands am Ort der unerlaubten Handlung, dass es zur Rechtfertigung eines besonderen Gerichtsstands genügt, wenn ein Zuständigkeitsinteresse in der Regel, aber nicht ausnahmslos, eine Abweichung vom Grundsatz des „actor sequitur forum rei“ gebietet. Ob dies auch im Hinblick auf Belegenheitsgerichtsstände zutrifft und ob der Gerichtsstand am Ort der unerlaubten Handlung das Zuständigkeitsinteresse an einem sach- und be87 BGH, Urt. v. 3.5.1977 – VI ZR 24/75, NJW 1977, S. 1590 (1591); OLG Hamm, Urt. v. v. 15.5.1986 – 4 U 326/85, NJW 1987, S. 138; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 32 Rn. 1; Wieczorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 32 Rn. 1; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 32 Rn. 1; Rauscher/Leible, EuZPR/EuIPR, Art. 7 EuGVVO Rn. 103; dagegen sieht Geimer/Schütze/Geimer, EuZVR, Art. 5 Rn. 202 die Beweisnähe als von „untergeordneter Bedeutung“ an. 88 EuGH, 16.7.2009 – Rs. C-189/08, NJW 2009, S. 3501 (3502) Nr. 24 – Zuid-Chemie; 16.5.2013 – Rs. C-228/11, NJW 2013, S. 2099 (2100) Nr. 27 – Melzer; 21.5.2015 – Rs. C352/13, BeckEuRS 2015, 442385 Nr. 40 – CDC Hydrogen Peroxide; BGH, Urt. v. 3.5.1977 – VI ZR 24/75, NJW 1977, S. 1590 (1591); OLG Hamm, Urt. v. 15.5.1986 – 4 U 326/85, NJW 1987, S. 138; Kropholler/v. Hein, EuZPR, Art. 5 Rn. 74. 89 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 32 Rn. 1. 90 Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 268.

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weisnahen Gericht bereits ausreichend gewährleistet, wird später umfassend untersucht werden.91 Wie der Gerichtsstand am Erfüllungsort soll auch der Gerichtsstand am Ort der unerlaubten Handlung ein hohes Maß an Vorhersehbarkeit gewährleisten. Der unvorhersehbar Geschädigte rechnet nicht damit, seine Rechte am Wohnsitz des meist zufälligen Schädigers einklagen zu müssen.92 Überdies kann der Gerichtsstand im Gegensatz zum Wohnsitzgerichtsstand nach Eintritt des schädigenden Ereignisses nicht mehr manipuliert werden.93 Gerade beim Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher und damit leicht verschiebbarer Sachen stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage, ob seine Rechtfertigung nicht am Vorwurf mangelnder Vorhersehbarkeit scheitern muss.94 Dagegen geht eine Rechtfertigung unter dem Gesichtspunkt angeblicher Rechtsnähe des Tatortgerichts fehl. Es existiert kein regelmäßiger Gleichlauf von Zuständigkeit und anwendbarem Recht. Klagt der Kläger im Gerichtsstand der unerlaubten Handlung, hat er in der Regel die Wahl zwischen einer Klageerhebung am Handlungsort (Ort der schädigenden Handlung) und einer Klageerhebung am Erfolgsort (Ort, an dem der Schaden eingetreten ist).95 Art. 4 Rom II-VO96, die allgemeine Kollisionsregel für unerlaubte Handlungen, knüpft hingegen nur an das Recht des Staates an, „in dem der Schaden eintritt“, das heißt das Recht des Erfolgsorts.97 Bei Distanzdelikten, das heißt Delikten, deren Erfolgs- und Handlungsort nicht identisch sind, hängt ein Gleichlauf von Zuständigkeit und anwendbarem Recht also davon ab, ob der Geschädigte am Erfolgsort klagt.98 Bei Erlass der Rom II-Verordnung sah der europäische Verordnungsgeber offensichtlich keine Notwendigkeit, eine besondere Rechtsnähe des Gerichtsstands am Ort der unerlaubten Handlung zu gewährleisten. Als Ergebnis ist festzuhalten, dass der Tatortgerichtsstand das Interesse an einem sach- und beweisnahen sowie einem vorhersehbaren Gerichtsstand gewährleistet. Anerkannte Zuständigkeitsinteressen wie Vollstreckungs- und Rechtsnähe sind dagegen nicht erfüllt. 91

Nachfolgend Kap. 2 II. 6. a) bb) (2). Rauscher/Leible, EuZPR/EuIPR, Art. 7 EuGVVO Rn. 103. 93 Rauscher/Leible, EuZPR/EuIPR, Art. 7 EuGVVO Rn. 103. 94 Nachfolgend Kap. 2, II. 6. a) aa) (5). 95 So bspw. Art. 7 Nr. 2 EuGVVO: EuGH, 30.11.1976 – Rs. C-21/76, EuGHE 1976, 1735 Nr. 15/19 – Mines de Potasse; Rauscher/Leible, EuZPR/EuIPR, Art. 7 EuGVVO Rn. 117. § 32 ZPO: BGH, Urt. v. 5.5.2011 – IX ZR 176/10, BGHZ 189, 320 (330); v. 29.6.2010 – VI ZR 122/09, VersR 2011, S. 137 (138); MüKo-ZPO/Patzina, § 32 Rn. 20; Stein/Jo-nas/Roth, ZPO, § 32 Rn. 26. 96 Verordnung (EG) Nr. 864/2007 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Juli 2007 über das auf außervertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht. 97 MüKo-BGB/Junker, Art. 4 Rom II-VO, Rn. 11, 18. 98 MüKo-BGB/Junker, Art. 4 Rom II-VO, Rn. 19. 92

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

cc) Interessenausgleich durch besondere Gerichtsstände Die Untersuchung der beiden „klassischen“ besonderen Gerichtsstände am vertraglichen Erfüllungsort und am Ort der unerlaubten Handlung zeigt, dass die besonderen Gerichtsstände in Abweichung zur einseitigen Begünstigung des Beklagten durch den allgemeinen Wohnsitzgerichtsstand einen Ausgleich der Zuständigkeitsinteressen der Parteien bezwecken. Keiner der beiden Gerichtsstände ist aber auf die Gewährleistung sämtlicher Zuständigkeitsinteressen am Gerichtsort gerichtet. Vielmehr zeichnen sie sich dadurch aus, dass sie einzelne Zuständigkeitsinteressen mit besonderem Gewicht für den konkreten Rechtsstreit – vertragliche respektive deliktische Ansprüche – erfüllen. Beim Gerichtsstand am Erfüllungsort steht das Parteiinteresse an einem vorhersehbaren und vertraglich gewollten Gerichtsstand im Vordergrund. Der Gerichtsstand am Ort der unerlaubten Handlung zielt auf eine Rechtsstreiterledigung durch ein möglichst beweis- und sachnahes Gericht ab. Beiden Gerichtsständen ist gemein, dass sie die Verwirklichung dieser Zuständigkeitsinteressen nicht garantieren, sondern sie nur „in der Regel“ realisieren. Die vorstehend gewonnenen Erkenntnisse dienen als Leitfaden bei der Untersuchung der Belegenheitsgerichtsstände als mögliche Variante besonderer Gerichtsstände. c) Exorbitante Gerichtsstände Als „exorbitant“ werden Gerichtsstände bezeichnet, die sich auf sehr schwache oder international nicht anerkannte Zuständigkeitsmerkmale stützen; sie begründen die Zuständigkeit von Staaten ohne besondere Beziehung zum Rechtsstreit.99 Paradigma für ein international als unzureichend empfundenes sachbezogenes Zuständigkeitsmerkmal ist die bloße Belegenheit von Beklagten-vermögen im Gerichtsstaat.100 Paradigma für ein international als unzureichend empfundenes personenbezogenes Zuständigkeitsmerkmal ist die Anknüpfung der Zuständigkeit an die Staatsangehörigkeit des Klägers, ohne dass die Zuständigkeit auf statusrechtliche Streitigkeiten beschränkt wird.101 Die Mitgliedstaaten der EU haben in der EuGVVO auf die Anwendung dieser Gerichtsstände im Verhältnis zueinander verzichtet.102 Allerdings werden exorbitante Gerichtsstände nach wie vor als sinnvoll empfunden, wenn es in einem grenzüberschreitenden Rechtsstreit an einem klägernahen Gerichtsstand fehlt und es dem Kläger nicht zumutbar ist, im Ausland am Wohnsitz des Beklagten zu klagen.103 Charakteristikum exorbitanter Gerichtsstände ist die einseitige Orientierung an den Klägerinteressen. Dazu zählen das Interes99

Schack, IZVR, Rn. 225. „Vermögensgerichtsstand“, vgl. bspw. § 23 ZPO, dazu ausführlich unten, Kap. 2, III. 101 Bspw. Art. 14 CC. 102 Art. 5 Abs. 2, 76 Abs. 1 a) EuGVVO. 103 Schack, IZVR, Rn. 225; Nagel/Gottwald, IZPR, § 1 Rn. 29. 100

II. US-amerikanisches Verständnis

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se an einer effektiven Rechtsdurchsetzung durch die Gewährleistung einer Vielzahl zuständiger Foren sowie das Interesse an einem personennahen und/oder an einem vollstreckungsnahen Gerichtsstand. Überdies rechtfertigen sie sich durch das Interesse des Staats, seinen Bürgern eine zumutbare Rechtsverfolgung zu bieten. Es besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass auf exorbitante Gerichtsstände nur dann gänzlich verzichtet werden kann, wenn – wie im Verhältnis der Mitgliedstaaten der EU – die internationale Zuständigkeit vereinheitlicht und die Anerkennung 104 gesichert ist.105 Der Untersuchung der Frage, ob sich ein Vermögensgerichtsstand als Auffanggerichtsstand für ein supranationales Überein-kommen eignet, dient die vorliegende Arbeit.106

II. US-amerikanisches Verständnis I.

II. US-amerikanisches Verständnis

Das US-amerikanische Verständnis einer angemessenen Zuständigkeitswahrnehmung weicht teilweise stark vom europäischen ab. Jüngste restriktive Entscheidungen des U.S.-Supreme Courts zur sogenannten general jurisdiction versprechen indessen eine Annäherung an europäische Zuständigkeitsgrundsätze, welche die Hoffnung auf ein supranationales Zuständigkeitsübereinkommen nährt.107 Zum Zweck einer besseren Eingliederung der Belegenheitsgerichtsstände in den Gesamtkontext des amerikanischen Zuständigkeitssystems skizziert die folgende Darstellung Historie und allgemeine Grundsätze US-amerikanischer Zuständigkeitswahrnehmung sowie die damit verfolgten Zuständigkeitsinteressen. Im Allgemeinen kann zwischen der interlokalen Zuständigkeit (jurisdiction), die grundsätzlich mit der internationalen Zuständigkeit übereinstimmt, und der örtlichen Zuständigkeit (venue) unterschieden werden. In den folgenden Ausführungen werden sachbezogene Zuständigkeitsregeln, insbesondere die in rem jurisdiction, zunächst ausgeklammert. Auf sie soll erst im dritten Kapitel ausführlich eingegangen werden. 1. US-amerikanische (personal) jurisdiction Traditionell unterscheidet das amerikanische Zuständigkeitsrecht zwischen personal jurisdiction und in rem jurisdiction. Letztere erfasst im Wesentlichen dingliche Rechtsstreitigkeiten in Bezug auf bewegliche oder unbewegliche Sachen und wird daher im dritten Kapitel ausführlich besprochen werden. 104 105 106 107

Vgl. Artt. 36 ff. EuGVVO. Schack, IZVR, Rn. 225; Geimer, IZPR, Rn. 1383. Kap. 2, III. Siehe dazu unten 1. e) aa).

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

Der Begriff personal jurisdiction beschreibt dagegen die interlokale bzw. internationale Gerichtsgewalt108 eines Gerichts über die Parteien des Rechtsstreits und ihre Rechtsbeziehungen.109 Personal jurisdiction ist gegeben, wenn die – mehr oder weniger detailliert geregelten110 – Zuständigkeitsvorschriften in den sogenannten long-arm statutes der einzelnen Bundestaaten dem Gericht Zuständigkeit einräumen und die Zuständigkeitswahrnehmung nicht die Grenzen der due process clause der U.S.-Verfassung überschreitet.111 a) Personal jurisdiction unter Pennoyer v. Neff Ursprünglich steckten die territorialen bzw. geographischen Grenzen eines Bundesstaats den Rahmen seiner personal jurisdiction über den Beklagten eines Rechtsstreits.112 Ausgangspunkt war die gegenseitige Anerkennung der Souveränität aller Bundesstaaten.113 Unter der Prämisse einer territorialen Restriktion entwickelten sich drei Zuständigkeitsarten: die Zuständigkeit in personam, die Zuständigkeit in rem und die Zuständigkeit quasi in rem.114 Anknüpfungsmerkmal für die Zuständigkeit in personam war die tatsächliche Anwesenheit des Beklagten im Gerichtsstaat. War der Beklagte im Gerichtsstaat nicht auffindbar und die Klage nicht zustellbar, konnte Zuständigkeit auf die Belegenheit der streitbefangenen Sache im Gerichtsstaat gegründet werden (in rem jurisdiction).115 Befand sich lediglich nicht streitgegenständliches Vermögen des Beklagten im Gerichtsstaat, war eine Zuständigkeitsausübung

108 Gemäß Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 10 finden die Grundsätze zur Bestimmung interlokaler Gerichtszuständigkeit auch bei der Prüfung internationaler Zuständigkeit der USamerikanischen Gerichte Anwendung. Die konkreten Umstände eines Falles mit Auslandberührung können im Einzelfall aber ein abweichendes Ergebnis rechtfertigen. Restatements of Law sind systematische Abhandlungen zu verschiedenen Rechtsgebieten über das common law, herausgegeben vom American Law Institute. Die darin aus der Rechtsprechung herausgearbeiteten Rechtgrundsätze haben zwar nicht den Rang verbindlicher Rechtsvorschriften, werden von den meisten Gerichten aber als Richtlinien genutzt, vgl. zur Definition (letzter Abruf: April 2016). 109 Vgl. Restatement, 2d, Judgments § 5; Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 96. 110 Siehe dazu unten, d). 111 Friedenthal/Miller/Sexton/Hershkoff, Civil Procedure, S. 71. 112 Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 96. 113 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 192. 114 Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 97. 115 Boswell’s Lessee v. Otis, 50 U.S. (9 How.) 336, 13 L.Ed. 164 (1850); vgl. ausführlich zur in rem jurisdiction unten, Kap. 2, I. c) aa).

II. US-amerikanisches Verständnis

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am Belegenheitsort durch Beschlagnahme des Vermögens möglich (quasi in rem jurisdiction).116 Grundsätzlich waren die einzelnen souveränen Bundesstaaten frei, eigene Zuständigkeitsregeln zu schaffen. Ab 1870 wurden ihre Zuständigkeitsvorschriften aber an der due process clause des vierzehnten Zusatzes zur Verfassung der Vereinigten Staaten von 1870 als äußerste Grenze einer Zuständigkeitswahrnehmung gemessen.117 Die Zuständigkeitsgrenzen des due process bei der Wahrnehmung interlokaler Zuständigkeit konkretisierte der U.S. Supreme Court in seiner Leitentscheidung Pennoyer v. Neff. 118 Dem im Gerichtsstaat Oregon nicht ansässigen Beklagten Neff wurde in Einklang mit dem Verfahrensrecht Oregons eine Klage durch Veröffentlichung in einer Zeitung zugestellt. Da Neff in der Verhandlung nicht erschien, erging ein Versäumnisurteil. Zur Vollstreckung des Urteils beschlagnahmte und versteigerte nun das Gericht eine in Oregon gelegene Grundstücksparzelle des Neff, welche Pennoyer erwarb. Daraufhin klagte Neff gegen Pennoyer auf Herausgabe des Grundstücks unter Geltendmachung der Unzuständigkeit der Gerichte Oregons im ersten Verfahren. Der U.S. Supreme Court befand die Versteigerung der Grundstücksparzelle durch die Gerichte Oregons mangels Zuständigkeit für nichtig. Zur Begründung rekurrierte er auf die Unabhängigkeit und Souveränität der Bundesstaaten und stellte folgende Grundsätze auf: Jeder Staat besitze ausschließliche jurisdiction und Souveränität über die auf seinem Hoheitsgebiet befindlichen Personen und Sachen.119 Kehrseite der Medaille sei, dass kein Staat unmittelbare Gerichtsgewalt über außerhalb seines Hoheitsgebiets befindliche Personen und Sachen ausüben dürfe.120 Eine Einschränkung dieses Grundsatzes folge aus dem Bedürfnis eines jeden Bundesstaats, den Ansprüchen seiner Bürger gegen nichtansässige Beklagte zur Durchsetzung zu verhelfen:121 erstens, wenn der nichtansässige Beklagte im Zeitpunkt der Klageerhebung im Gerichtsstaat anwesend sei oder sich der Gerichtsgewalt des befassten Gerichts freiwillig unterwerfe,122 zweitens, wenn im Gerichtsstaat befindliches Beklagtenvermögen vor Urteilserlass beschlagnahmt werde.123 Im konkreten Fall scheiterte die Zuständigkeit der Gerichte Oregons im Ausgangsverfahren am formalen Kriterium der Grundstücksbeschlagnahme; das Grundstück war erst nach Urteilserlass zum Behu116 Cooper v. Reynolds, 77 U.S. 308 (1870); Kibbe v. Kibbe, 1 Kirby 119 (1786); vgl. ausführlich zur quasi in rem jurisdiction unten, Kap. 2, III.; zur Entwicklung der quasi in rem jurisdiction vgl. Silberman, 53 N.Y.U. L. Rev. 33 (39–53) (1978). 117 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 204. 118 95 U.S. 714, 24 L.Ed. 565 (1878). 119 95 U.S. 714 (720), 24 L.Ed. 565 (568) (1878). 120 95 U.S. 714 (720), 24 L.Ed. 565 (568) (1878). 121 95 U.S. 714 (723), 24 L.Ed. 565 (569) (1878). 122 95 U.S. 714 (733), 24 L.Ed. 565 (572) (1878). 123 95 U.S. 714 (725 f.), 24 L.Ed. 565 (570) (1878).

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

fe der Urteilsvollstreckung beschlagnahmt und versteigert worden. Mit dieser Entscheidung wurde die “rule of physical presence”124 – das heißt die Zuständigkeitsbegründung durch Anwesenheit des Beklagten, der streitbefangenen Sache oder des beschlagnahmten Beklagtenvermögens im Gerichtsstaat – Basis und verfassungsrechtlicher Rahmen für die personal jurisdiction. aa) Zuständigkeitsbegründung durch Beklagtenanwesenheit Von nun an rechtfertigten die einzelstaatlichen Gerichte ihre personal jurisdiction über im Gerichtsstaat nicht ansässige Beklagte mit der Anwesenheit des Beklagten im Gerichtsstaat zum Zeitpunkt der Klageerhebung. Als im Gerichtsstaat „anwesend“ wird der Beklagte – bis heute – in folgenden Fällen gesehen: (1) Transient jurisdiction Zuständigkeitsbegründend wirkt die – in Pennoyer ausdrücklich angeführte125 – Klagezustellung an den zum Zeitpunkt der Klageerhebung im Gerichtsstaat anwesenden Beklagten (sogenannte transient jurisdiction).126 Eine bestimmte Dauer oder Regelmäßigkeit ist nicht Voraussetzung, es genügt ein nur ganz kurzzeitiger Aufenthalt des Beklagten im Gerichtsstaat zum Zeitpunkt der Klagezustellung.127 In besonderen Fällen werden – insbesondere vom Restatement, Second, Conflict of Laws – Einschränkungen der transient jurisdiction gefordert: Erstens soll eine durch Täuschung oder Gewalt bedingte Anwesenheit des Beklagten im Gerichtsstaat keine Zuständigkeitsausübung aufgrund bloßer Klagezustellung rechtfertigen.128 Zweitens sollen nichtansässige Parteien, Zeugen und Anwälte, die sich zur Teilnahme an einem Rechtsstreit in einen Staat begeben, von der Zuständigkeitsbegründung durch Klagezustellung freigestellt werden.129 Verfassungsrechtlich gefordert sind diese

124

Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 99 f. 95 U.S. 714 (733), 24 L.Ed. 565 (572) (1878). 126 Vgl. auch Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 28. 127 Vgl. Grace v. MacArthur, 170 F. Supp. 442 (1959): Klagezustellung im Flugzeug, während der Gerichtsstaat überflogen wird; Darrah v. Watson, 36 Iowa 116 (1872): Klagezustellung an den nur wenige Stunden im Gerichtsstaat anwesenden Beklagten. 128 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 82: “A state will not exercise judicial jurisdiction, which has been obtained by fraud or unlawful force, over a defendant or his property.” 129 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 83: “A state will not exercise judicial jurisdiction when inaction on its part is required by international law or by the needs of judicial administration“ und comm. b): “In order to encourage their appearance, it is customary for a state to grant immunity from service of process to non-residents whose presence it deems necessary for the proper conduct of judicial proceedings. Such immunity is usually granted to witnesses and lawyers and in some states to parties as well [...]” 125

II. US-amerikanisches Verständnis

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Ausnahmen allerdings nicht. Es steht den Bundesstaaten daher frei, ob sie ihre Zuständigkeit entsprechend einschränken. (2) Consent, waiver, appearance Die Zuständigkeit eines Gerichts aufgrund einer „Anwesenheit“ des Beklagten im Gerichtsstaat kann nach Pennoyer auch auf Grundlage seiner “voluntary appearance” vor Gericht angenommen werden.130 Aus diesem Zuständigkeitsmerkmal haben Rechtsprechung und einzelstaatliche Gesetzgeber die Zuständigkeitsbegründung durch (vertragliches) Einverständnis des Beklagten mit der Zuständigkeit des Gerichts bereits vor Klageerhebung (consent),131 durch Verzicht des Beklagten auf eine Klagezustellung (waiver)132 oder durch sein Erscheinen vor Gericht (appearance)133 entwickelt. Ähnlich wie bei einer Zuständigkeit durch rügelose Einlassung im deutschen134 bzw. europäischen Zuständigkeitsrecht135 begründet ein Erscheinen des Beklagten vor Gericht in der Regel dann keine Zuständigkeit, wenn er allein zu dem Behufe erscheint, die Zuständigkeit des befassten Gerichts zu rügen, ohne sich vorher in der Sache einzulassen (special appearance).136 Diese Einschränkung einer Zuständigkeitsbegründung ist verfassungsrechtlich nicht gefordert,137 weshalb ihre Umsetzung im Ermessen des jeweiligen Bundesstaats steht. Heute ist die Möglichkeit einer “special appearance” oder eines Äquivalents aber in allen Bundesstaaten anerkannt.138 bb) Zuständigkeit durch Vermögensbelegenheit Als verfassungsgemäß hat Pennoyer zudem die Zuständigkeitsbegründung durch Vermögensbelegenheit als – fiktive – Anwesenheit des Beklagten im Gerichtsstaat anerkannt. Hintergrund war die Vorstellung, Bundesstaaten besäßen sowohl über die in ihrem Hoheitsgebiet belegene streitbefangene Sache (in rem jurisdiction) als auch über in ihrem Hoheitsgebiet beschlagnahmtes Beklagtenvermögen (quasi in rem jurisdiction) Gerichtsgewalt. Voraussetzungen, Entwicklung und Besonderheiten dieser Belegenheitszuständigkeit sollen im dritten Kapitel ausführlich erörtert werden. 130

95 U.S. 714 (733), 24 L.Ed. 565 (572) (1878). Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 32, comm. e), vgl. ausführlich Friedenthal/ Kane/Miller, Civil Procedure, S. 102 ff. 132 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 32, comm. d). 133 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 33. 134 Vgl. § 39 ZPO. 135 Vgl. Art. 26 Abs. 1 EuGVVO. 136 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 33 und § 81. 137 York v. Texas, 137 U.S. 15, 11 S. Ct. 9, 34 L.Ed. 604 (1890). 138 Vgl. Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 222; Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 33, comm. e); § 82, Reporters Note. 131

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

b) Anwendungsgrenzen der presence rule Die vom U.S. Supreme Court in Pennoyer entwickelten Grundsätze zur Bestimmung einer verfassungsgemäßen interlokalen und internationalen Zuständigkeit bestimmten fast ein Jahrhundert lang das amerikanische Zuständigkeitssystem. Insbesondere bei Klagen gegen im Gerichtsstaat nicht ansässige Unternehmen erwies sich die rein territoriale Zuständigkeitsanknüpfung jedoch bald als nicht mehr zeitgemäß. Aufgrund der zunächst postulierten ausschließlichen Zuständigkeit des Gründungsstaats139 konnten Unternehmen in anderen Bundesstaaten, in denen sie – auch hauptsächlich – ihren Geschäften nachgingen, nicht gerichtlich belangt werden. Folge dieser als unangemessen empfundenen Zuständigkeitseinschränkung war eine schrittweise Aufweichung der “rule of physical presence” und die Entwicklung von “jurisdictional fictions” durch die state courts.140 Einige Bundesstaaten stellten die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens auf ihrem Hoheitsgebiet unter die Bedingung, dass es der Bestellung eines Zustellungsbevollmächtigten innerhalb des Staats zustimmte (consent).141 Unter Berufung auf diese consent-Theorie wurde in der Folgezeit allein in der bloßen Geschäftstätigkeit eines Unternehmens in einem Bundesstaat das (konkludente) Einverständnis mit der Bestellung eines Zustellungsbevollmächtigen durch diesen Staat gesehen (Theorie des “implied consent”).142 Die zunächst auf Unternehmen beschränkte fiktive Zuständigkeitsregel wurde schließlich auch auf natürliche Personen, namentlich nichtansässige Autofahrer im Gerichtsstaat, ausgedehnt.143 Andere state courts hielten sich – allerdings nur im Ausgangspunkt – an die in Pennoyer entwickelte presence rule. Ein Unternehmen solle nicht nur als in seinem Gründungsstaat ansässig erachtet werden, sondern daneben überall dort, wo es in einer Weise geschäftlich tätig werde, die den Rück139

So noch Bank of Augusta v. Earle, 38 U.S. (13 Pet.) 519 (588), 10 L.Ed. 274 (308) (1839); St. Clair v. Cox, 106 U.S. 350 (354), 1 S.Ct. 354 (358), 27 L.Ed. 222 (224) (1882); vgl. auch Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 110. 140 Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 103 ff. 141 Lafayette Insurance Co. v. French, 59 U.S. 404 (407), 15 L.Ed. 451 (452–53) (1856); St. Clair v. Cox, 106 U.S. 350, 1 S.Ct. 354, 27 L.Ed. 222 (1882); Commercial Mut. Acc. Co. v. Davis, 213 U.S. 245, 29 S.Ct. 445, 53 L.Ed. 782 (1909). 142 St. Clair v. Cox, 106 U.S. 350 (356), 1 S.Ct. 354 (360), 27 L.Ed. 222 (1882); Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 104; Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 227. 143 Kane v. New Jersey, 242 U.S. 160, 37 S.Ct. 30, 61 L.Ed. 222 (1916) (Bestellung eines staatlichen Zustellungsbevollmächtigten durch einen nichtansässigen Motorradfahrer für alle Klagen, die aus der Benutzung eines im Gerichtsstaat registrierten Motorrads entstehen, als Bedingung für die Straßenbenutzung); Hess v. Pawloski, 274 U.S. 352, 47 S.Ct. 632, 71 L.Ed. 1091 (1927) (konkludentes Einverständnis eines nichtansässigen Autofahrers in die Bestellung eines Zustellungsbevollmächtigten für alle Klagen, die aus der Straßenbenutzung im Gerichtsstaat entstehen).

II. US-amerikanisches Verständnis

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schluss auf seine Anwesenheit in diesem Staat rechtfertige (doing business).144 Beiden Theorien fehlte es indessen an der erforderlichen Stringenz. Die befassten Gerichte sahen sich vermehrt vor Auslegungsschwierigkeiten gestellt. Streitig waren sowohl Voraussetzungen als auch Reichweite der Zuständigkeit. So sollte nach der consent-Theorie lediglich die ausdrückliche Zustimmung des Beklagten zur Bestellung eines Zustellungsbevollmächtigten eine allgemeine Zuständigkeit des Gerichtsstaat rechtfertigen,145 die konkludente Zustimmung hingegen nur eine Zuständigkeit beschränkt auf die zuständigkeitsbegründende geschäftliche Tätigkeit im Gerichtsstaat.146 Nach der presence-Theorie begründete eine „erhebliche“ Geschäftstätigkeit im Gerichtsstaat zwar dessen allgemeine Zuständigkeit.147 Andererseits konnte ein Unternehmen durch Einstellung seiner Geschäftstätigkeit im Gerichtsstaat seiner dortigen Gerichtspflichtigkeit entfliehen – selbst wenn die Klage gerade auf vergangene Geschäftstätigkeit im Gerichtsstaat gestützt wurde.148 Schwierigkeiten bereitete insbesondere auch die Beurteilung, welche Schwelle das “doing business”, also die Geschäftstätigkeit, überschreiten musste, um die – allgemeine? besondere? – Zuständigkeit des Gerichtsstaats zu begründen.149 c) Personal jurisdiction unter International Shoe v. Washington Dieser Entwicklung, diesem “morass of fictional rules”150, setzte der U.S. Supreme Court mit seiner Entscheidung International Shoe Co. v. Washington151 ein Ende. Das in Delaware gegründete Unternehmen International Shoe mit Hauptniederlassung in St. Louis hatte zum Zweck zwischenstaatlichen Handels Handelsvertreter mit Sitz in Washington angestellt. Auf Grundlage der jährlich an diese Handelsvertreter in Washington gezahlten Kommissionen setzte der Staat Washington einen Beitrag zum Arbeitslosenunterstützungsfonds gegen das Unternehmen International Shoe fest. Als das Unternehmen die Steuerzahlung verweigerte, stellten die Behörden den 144

Philadelphia & Reading Ry. Co. v. McKibbin, 243 U.S. 264, 37 S.Ct. 280, 61 L.Ed. 710 (1917); International Harvester Co. of America v. Kentucky, 234 U.S. 579, 34 S.Ct. 944, 58 L.Ed. 1479 (1914); Bomze v. Nardis Sportswear, Inc., 165 F. 2d 33 (1948). 145 Bagdon v. Philadelphia & Reading Coal & Iron Co., 217 N.Y. 432, 111 N.E. 1075 (1916). 146 Simon v. Southern R. Co., 236 U.S. 115, 35 S.Ct. 255, 59 L.Ed. 492 (1915); Old Wayne Mut. Life Ass’n v. McDonough, 204 U.S. 8, 27 S.Ct. 236, 51 L.Ed. 345 (1907). 147 Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 110. 148 Robert Mitchell Furniture Co. v. Selden Breck Constr. Co., 257 U.S. 213, 42 S.Ct. 84, 66 L.Ed. 201 (1921). 149 Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 111. 150 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 228. 151 326 U.S. 310, 66 S. Ct. 154, 90 L.Ed. 95 (1945).

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

Steuerbescheid einem Handelsvertreter des Unternehmens in Washington zu. International Shoe rügte die Zuständigkeit der Gerichte Washingtons mit der Begründung, dieser Handelsvertreter sei nicht zustellungsbevollmächtigt gewesen. Ohne Erfolg: Der U.S. Supreme Court bejahte die Zuständigkeit der Gerichte Washingtons – jedoch nicht auf Grundlage der presence rule. Er stützte die Zuständigkeit vielmehr auf den Umstand, dass International Shoe “certain minimum contacts” zum Gerichtsstaat besitze, die eine Zuständigkeit unter den Gesichtspunkten des “due process” und der “traditional notions of fair play and substantial justice” rechtfertigten.152 Ein Unternehmen, das den Vorteil genieße, im Gerichtsstaat Handel zu betreiben, habe gleichzeitig die Pflicht, sich in diesem Staat gerichtlich verantworten zu müssen.153 Mit dieser Entscheidung setzte der U.S. Supreme Court einen neuen Prüfungsstandard: den sogenannten minimum contacts-Test. In den folgenden Jahrzehnten wurde dieser Test konkretisiert und weiterentwickelt. d) Long-arm statutes Die Umsetzung dieser neuen Zuständigkeitsvorgabe oblag zunächst den Bundesstaaten. Auf Grundlage der Entscheidung International Shoe des U.S. Supreme Courts erließen sie sogenannte long-arm statutes154, Zuständigkeitsvorschriften in den Zivilprozessordnungen der Einzelstaaten, welche deren personal jurisdiction über nichtansässige Beklagte auf Grundlage bestimmter Kontakte zum Forumstaat im Rahmen der due process clause regeln.155 Die in den einzelnen long-arm statutes geregelten Zuständigkeitsgründe differieren sowohl im Inhalt als auch in ihrer Genauigkeit stark. So hält beispielsweise Illinois, das als erster Bundesstaat long-arm statutes zur Regelung seiner personal jurisdiction erließ,156 in seinem Code of Civil Procedure eine detaillierte Zuständigkeitsregelung bereit, welche die Zuständigkeit auf verschiedene Kontakte des Beklagten mit dem Gerichtsstaat stützt: “(a) Any person, whether or not a citizen or resident of this State, who in person or through an agent does any of the acts hereinafter enumerated, thereby submits such person, and, if an individual, his or her personal representative, to the jurisdiction of the courts of this State as to any cause of action arising from the doing of any of such acts: (1) The transaction of any business within this State; (2) The commission of a tortious act within this State; (3) The ownership, use, or possession of any real estate situated in this State; (4) Contracting to insure any person, property or risk located within this State at the time of contracting; 152

326 U.S. 310 (316), 66 S.Ct. 154 (158), 90 L.Ed. 95 (102) (1945). 326 U.S. 310 (319), 66 S.Ct. 154 (160), 90 L.Ed. 95 (104) (1945). 154 Gemeint sind die „langen Arme“ der Bundesstaaten, welche nichtansässige Beklagte über ihre Staatsgrenzen hinaus ihrer Gerichtsbarkeit unterwerfen. 155 Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 145–147. 156 Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 146. 153

II. US-amerikanisches Verständnis

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(5) With respect to actions of dissolution of marriage, declaration of invalidity of marriage and legal separation, the maintenance in this State of a matrimonial domicile at the time this cause of action arose or the commission in this State of any act giving rise to the cause of action; (6) With respect to actions brought under the Illinois Parentage Act of 1984, as now or hereafter amended, the performance of an act of sexual intercourse within this State during the possible period of conception; (7) The making or performance of any contract or promise substantially connected with this State; (8) The performance of sexual intercourse within this State which is claimed to have resulted in the conception of a child who resides in this State; (9) The failure to support a child, spouse or former spouse who has continued to reside in this State since the person either formerly resided with them in this State or directed them to reside in this State; (10) The acquisition of ownership, possession or control of any asset or thing of value present within this State when ownership, possession or control was acquired; (11) The breach of any fiduciary duty within this State; (12) The performance of duties as a director or officer of a corporation organized under the laws of this State or having its principal place of business within this State; (13) The ownership of an interest in any trust administered within this State; or (14) The exercise of powers granted under the authority of this State as a fiduciary.”157

Im Kontrast hierzu steht die generalklauselartige nachgerade lakonische Zuständigkeitsvorschrift des Staats Kalifornien: “A court of this state may exercise jurisdiction on any basis not inconsistent with the Constitution of this state or of the United States.”158 Auf Grundlage der jeweiligen long-arm statutes ermittelt ein Gericht in einem ersten Schritt, ob es nach dem state law zuständig ist. Ist das der Fall, prüft es in einem nächsten Schritt, ob die so begründete Zuständigkeit mit der Verfassung, namentlich der due process clause, in Einklang steht.159 Abhängig vom in der Entscheidung International Shoe entwickelten minimum contacts-Test muss der Beklagte also gewisse Mindestkontakte zum Gerichtsstaat haben. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte der U.S. Supreme Court in mehreren Leitentscheidungen zur personal jurisdiction weitere Vorgaben zur Beantwortung der Frage, welche Anforderungen an die zuständigkeitsbegründenden Kontakte des Beklagten zu stellen sind. e) Die Verfeinerung des minimum contacts-Tests: General and specific personal jurisdiction Schon der Entscheidung International Shoe konnte eine Differenzierung zwischen einer allgemeinen Gerichtszuständigkeit und einer Zuständigkeit beschränkt auf Klagen mit Bezug auf die zuständigkeitsbegründenden Merk157 158 159

Illinois Compiled Statutes, Chapter 735, Civil Procedure, § 5/2-209. California Code of Civil Procedure, CCP § 410.10. Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 147.

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

male (besondere Zuständigkeit) entnommen werden:160 Danach soll eine Tätigkeit des Beklagten im Gerichtsstaat erstens dann personal jurisdiction begründen, wenn sie zum einen kontinuierlicher und planmäßiger Natur ist, zum anderen den Klagegrund darstellt.161 Dagegen sind nur sporadische oder gelegentliche Tätigkeiten des Beklagten im Gerichtsstaat regelmäßig nicht geeignet, eine personal jurisdiction für Klagen ohne Bezug zu diesen Tätigkeiten zu begründen.162 Zweitens kann eine kontinuierliche und planmäßige Tätigkeit in bestimmten Fällen derart erheblich sein, dass sie eine Zuständigkeit des Forumstaats auch für Klagen ohne Bezug zu dieser Tätigkeit begründet.163 Drittens kann eine lediglich sporadische oder sogar einmalige Tätigkeit des Beklagten im Forumstaat eine personal jurisdiction für eine Klage begründen, die ihren Grund gerade in dieser einmaligen Tätigkeit hat.164 Diese Unterteilung der personal jurisdiction wurde erstmals von von Mehren und Trautman als general und specific jurisdiction dogmatisiert.165 In den folgenden Jahrzehnten bediente sich der U.S. Supreme Court ihrer, um den minimum contacts-Test weiterzuentwickeln. aa) General jurisdiction General jurisdiction räumt dem befassten Gericht eine Entscheidungszuständigkeit ungeachtet zuständigkeitsbegründender Merkmale ein.166 Sie ist im Unterschied zur specific jurisdiction nicht auf Tätigkeiten des Beklagten im Hoheitsgebiet des Forums beschränkt.167 Gerechtfertigt wird die ungleich umfassendere Zuständigkeit mit der besonders engen Beziehung zwischen dem Beklagten und dem Gerichtsstaat.168 Bislang war die general personal jurisdiction indessen nur selten Gegenstand höchstrichterlicher Rechtsprechung. Ihre eher geringe Bedeutung in der Rechtsprechung des U.S. Supreme Courts hat zumindest bei natürlichen Personen ihren Grund darin, dass eine allgemeine Zuständigkeit über den Beklagten schon durch eine persönliche Klagezustellung begründet werden kann, sobald sich der Beklagte im Ge-

160

Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 122. 326 U.S. 310 (317), 66 S.Ct. 154 (159), 90 L.Ed. 95 (102) (1945). 162 326 U.S. 310 (317), 66 S.Ct. 154 (159), 90 L.Ed. 95 (102–03) (1945). 163 326 U.S. 310 (318), 66 S.Ct. 154 (159), 90 L.Ed. 95 (103) (1945). 164 326 U.S. 310 (318), 66 S.Ct. 154 (159), 90 L.Ed. 95 (103) (1945). 165 v. Mehren/Trautman, 79 Harv. L. Rev. 1121 (1136–39) (1966). 166 v. Mehren/Trautman, 79 Harv. L. Rev. 1121 (1136) (1966); Perkins v. Benguet Consol, Mining Co., 342 U.S. 437 (447 f.), 72 S.Ct. 413 (419), 96 L.Ed. 485 (493 f.) (1952); Helicopteros Nacionales de Colombia, S.A. v. Hall, 466 U.S. 408 (418), 104 S.Ct. 1868 (1874), 80 L.Ed. 2d 404 (414) (1984). 167 Erichson, 66 Vand. L. Rev. En Banc 81 (84) (2013). 168 Erichson, 66 Vand. L. Rev. En Banc 81 (84) (2013). 161

II. US-amerikanisches Verständnis

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richtsstaat aufhält.169 Daneben ist Grundlage der allgemeinen Gerichtsgewalt eines Staates über den Beklagten sein Wohnsitz (domicile),170 sein gewöhnlicher Aufenthalt (residence) im Gerichtsstaat oder seine Staatsbürgerschaft (citizenship)171. Weniger eindeutig sind die Voraussetzungen der Begründung einer general jurisdiction über Unternehmen. In Perkins v. Benguet Consol. Mining Co.172 hatte die philippinische Bergbaugesellschaft Benguet Consol, Mining Co. während der japanischen Besatzung ihre Geschäfte auf den Philippinen eingestellt und seitdem sämtliche Geschäfte des Unternehmens von ihrem Büro in Ohio aus geführt.173 Die von Perkins, einem Bewohner Ohios, erhobene Klage besaß keinen Bezug zu den geschäftlichen Tätigkeiten Benguets im Bundesstaat Ohio. Gleichwohl bejahte der U.S. Supreme Court eine allgemeine Zuständigkeit der Gerichte Ohios.174 Mehr als dreißig Jahre später setzte sich der U.S. Supreme Court in seiner Entscheidung Helicopteros Nacionales de Colombia, S.A. v. Hall175 erneut mit der general jurisdiction eines Bundesstaats über ein dort nicht ansässiges Unternehmen auseinander. Amerikanische Staatsangehörige waren bei einem Hubschrauberunfall in Kolumbien getötet worden. Die Hinterbliebenen erhoben in Texas Klage gegen das kolumbianische Hubschrauberunternehmen Helicopteros Nacionales de Colombia. Das beklagte Unternehmen hatte im Gerichtsstaat weder eine Zweigniederlassung noch eine Marktlizenz. Seine 169

Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 250; ob die transient jurisdiction neben dem bloßen Aufenthalt des Beklagten im Gerichtsstaat zum Zeitpunkt der Klagezustellung weitere minimum contacts zum Gerichtsstaat voraussetzt, ist seit Burnham v. Superior Court, 495 U.S. 604, 110 S.Ct. 2105, 109 L.Ed. 2d 631 (1990) allerdings streitig, vgl. Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 251. 170 So in Lawrence v. State Tax Commission of Mississippi, 286 U.S. 276, 279, 52 S.Ct. 556, 557; 76 L.Ed. 1102, 1105 (1932) (ein Staat habe die Befugnis, eine Steuer auf das Einkommen seiner Bewohner zu erheben, selbst wenn sie es vollständig durch Geschäfte außerhalb des Staatsgebiets verdient haben, denn “domicile, in itself, establishes a basis for taxation”); Skiriotes v. Florida, 313 U.S. 69 (77), 61 S.Ct. 924 (929); 85 L.Ed. 1193 (1200) (1941). 171 Erichson, 66 Vand. L. Rev. En Banc 81 (85) (2013), vgl. auch Milliken v. Meyer, 311 U.S. 457 (463 f.), 61 S.Ct. 339 (343), 85 L.Ed. 278 (283 f.) (1940) (“[t]he responsibilities of citizenship arise out of the relationship to the state which domicile creates”); Feder, 63 S.C. L. Rev. 671 (691) (2012). 172 342 U.S. 437, 72 S.Ct. 413, 96 L.Ed. 485 (1952). 173 342 U.S. 437 (447 f.), 72 S.Ct. 413 (420), 96 L.Ed. 485 (494) (1952). 174 342 U.S. 437 (448), 72 S.Ct. 413 (420), 96 L.Ed. 485 (494) (1952). In seiner Entscheidung Keeton v. Hustler Magazine, Inc., 465 U. S. 770 (779), 104 S. Ct. 1473 (1481), 79 L. Ed. 2d 790 (801) (1984) führte der Supreme Court aus, er habe die general jurisdiction im Fall Perkins bejaht, da Ohio der Ort der – wenn auch nur vorübergehenden – Hauptniederlassung von Benguet im Zeitpunkt der Klageerhebung gewesen sei. 175 466 U.S. 408, 104 S.Ct. 1868, 80 L.Ed. 2d 404 (1984).

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

Beziehungen beschränkten sich auf einen einmaligen Geschäftsbesuch, ein Bankkonto in Houston, den mehrmaligen Kauf von Hubschraubern und Ausrüstung in den USA sowie die Entsendung kolumbianischen Personals zur Ausbildung in Texas.176 Auf Grundlage dieser Feststellungen befand der U.S. Supreme Court die geschäftlichen Kontakte von Helicopteros zum Forumstaat nicht als gewichtig – nicht kontinuierlich und planmäßig177 – genug, um eine general jurisdiction zu begründen.178 Auf diese – als wenig aussagekräftig kritisierten179 – Ausführungen zu den Voraussetzungen einer general jurisdiction über nichtansässige Unternehmen beschränkte sich die höchstrichterliche Rechtsprechung jahrzehntelang. Gleich in zwei Entscheidungen jüngeren Datums hatte der U.S. Supreme Court jedoch Gelegenheit, die Anforderungen an eine allgemeine Zuständigkeit begründende Kontakte des beklagten Unternehmens zum Forumstaat zu konkretisieren: Gegenstand des Rechtsstreits Goodyear Dunlop Tires Operations, S. A. v. Brown180 war ein Busunfall in Frankreich, bei dem zwei Kinder amerikanischer Staatsangehörigkeit ums Leben kamen. Die Eltern erhoben unter anderem gegen Goodyear Dunlop Tires, ein in Frankreich ansässiges Tochterunternehmen des Reifenherstellers Goodyear USA, Klage in North Carolina. Goodyear Dunlop Tires bediente insbesondere den europäischen und den asiatischen Markt, nur ein geringer Prozentsatz seiner Produkte wurde von Zweigniederlassungen in North Carolina vertrieben.181 Das angerufene Gericht stützte seine personal jurisdiction auf den Umstand, dass die Beklagte ihre Produkte weltweit – und damit zumindest potentiell auch in North Carolina – in den Verkehr gebracht habe.182 Dem folgte der U.S. Supreme Court nicht.183 Zur Begründung führte er unter Bezugnahme auf seine oben skizzierten Entscheidungen Perkins und Helicopteros aus, dass Goodyear anders als das philippinische Unternehmen Benguet in North Carolina “in no sense at home” sei.184

176

466 U.S. 408 (416 f.), 104 S.Ct. 1868 (1873), 80 L.Ed. 2d 404 (412–14) (1984). Das Gericht erklärte “continuous and systematic general business contacts” zum Forumstaat zur Begründung allgemeiner Zuständigkeit für erforderlich, 466 U.S. 408 (416), 104 S.Ct. 1868 (1873), 80 L.Ed. 2d 404 (412) (1984). 178 466 U.S. 408 (418 f.), 104 S.Ct. 1868 (1874), 80 L.Ed. 2d 404 (414) (1984). 179 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 250. 180 564 U.S. 796, 131 S.Ct. 2846, 180 L.Ed. 2d 796 (2011). 181 564 U.S. 796 (804), 131 S.Ct. 2846 (2852), 180 L.Ed. 2d 796 (804) (2011). 182 564 U.S. 796 (805, 807), 131 S.Ct. 2846 (2852, 2854 f.), 180 L.Ed. 2d 796 (805, 807) (2011). 183 564 U.S. 796, 131 S.Ct. 2846, 180 L.Ed. 2d 796 (2011); er ließ indes offen, ob allein das Inverkehrbringen eines Produktes nicht zumindest eine specific jurisdiction begründet. 184 564 U.S. 796 (809), 131 S.Ct. 2846 (2857), 180 L.Ed. 2d 796 (809) (2011). 177

II. US-amerikanisches Verständnis

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Diese erstmals als “at home” bezeichnete Voraussetzung der general jurisdiction eines Bundesstaats über ein nichtansässiges Unternehmen präzisierte der U.S. Supreme Court in seiner Entscheidung Daimler AG v. Bauman185. Argentinische Kläger erhoben gegen die Daimler AG mit Sitz in Stuttgart Sammelklage in Kalifornien. Sie warfen der Beklagten vor, sich durch ihre argentinische Tochtergesellschaft in der Zeit der argentinischen Militärdiktatur an unterschiedlichen Menschenrechtsverletzungen beteiligt zu haben. Die Zuständigkeit der kalifornischen Gerichte stützten sie auf den Umstand, dass die hundertprozentige Tochtergesellschaft der Beklagten, Mercedes Benz USA, gegründet in Delaware und mit Sitz in New Jersey, den Markt in Kalifornien bedient.186 Die Beklagte rügte – letztinstanzlich mit Erfolg – die Zuständigkeit der kalifornischen Gerichte. Unter Rekurs auf seine Entscheidung Goodyear lehnte der U.S. Supreme Court die personal jurisdiction Kaliforniens erneut mit der Begründung ab, dass die Beklagte in Kalifornien nicht “at home” sei.187 Allein kontinuierliche und planmäßige Kontakte des Unternehmens zum Gerichtsstaat seien nicht per se geeignet eine general jurisdiction zu rechtfertigen. Der gegenteilige Standpunkt der Vorinstanz führe zu einer exorbitanten188 und für den Beklagten nicht mehr hinnehmbaren Zuständigkeitsinanspruchnahme.189 Dagegen sorge eine Beschränkung der allgemeinen Zuständigkeit auf den Gründungsstaat bzw. den Staat der Hauptniederlassung des Unternehmens für einen vom Beklagten vorhersehbaren und vom Kläger vor der Klageerhebung einfach bestimmbaren Gerichtsstand.190 Allein dieses Ergebnis stehe im Einklang mit der “international comity”. Für die meisten Staaten sei die schrankenlose Inanspruchnahme internationaler Zuständigkeit durch die USA nicht nachvollziehbar. Sie riskiere die Verhandlungsposition der USA bei einem supranationalen Übereinkommen zu schwächen.191 Auch die EU beschränke ihre general jurisdiction über beklagte Unternehmen auf den Sitzstaat, das heißt den Staat des Satzungssitzes, der Hauptverwaltung oder der Hauptniederlassung des Unternehmens, Art. 4 Abs. 1, 63 Abs. 1 EuGVVO.192 Diese jüngsten, in Abkehr zu bisherigen Zuständigkeitsgrundsätzen ergangenen höchstrichterlichen Entscheidungen werfen die Frage auf, ob die general jurisdiction überhaupt noch die Bedeutung einer Grundregel des USamerikanischen Zuständigkeitsrechts beanspruchen kann. Der U.S. Supreme 185

134 S.Ct. 746, 187 L.Ed. 2d 624 (2014), ausführliche Besprechung in 128 Harv. L. Rev. 311 (2014) . 186 134 S.Ct. 746 (748); 187 L.Ed. 2d 624 (627) (2014). 187 134 S.Ct. 746 (751, 758–60), 187 L.Ed. 2d 624 (630) (2014). 188 134 S.Ct. 746 (761 f.); 187 L.Ed. 2d 624 (641) (2014). 189 134 S.Ct. 746 (762); 187 L.Ed. 2d 624 (641) (2014). 190 134 S.Ct. 746 (760); 187 L.Ed. 2d 624 (640) (2014). 191 134 S.Ct. 746 (763); 187 L.Ed. 2d 624 (642) (2014). 192 134 S.Ct. 746 (763); 187 L.Ed. 2d 624 (642) (2014).

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

Court scheint dazu zu tendieren, eine angemessene Zuständigkeitswahrnehmung vorrangig auf streitgegenstandsbezogene Zuständigkeiten zu stützen, und nähert sich damit den besonderen Gerichtsständen des europäischen Zuständigkeitssystems an. Eine allgemeine Gerichtszuständigkeit zu begründen, ist er hingegen nur hilfsweise und nur dann gewillt, wenn der Beklagte enge Kontakte im Sinne eines (Wohn-)Sitzes zum Gerichtsstaat hat. In Bezug auf die general jurisdiction eines Staats höchstrichterlich bisher nicht geklärt ist, ob auch vergangene Aktivitäten des Beklagten eine general jurisdiction begründen können. Dafür spricht, dass sich der Beklagte, rechnet er mit einer Klageerhebung, ansonsten seiner Gerichtspflichtigkeit in einem Bundesstaat durch Einstellung seiner örtlichen Aktivitäten entziehen könnte. Trotzdem bejahte der California Court of Appeals in Serafini v. Superior Court den Wegfall der general jurisdiction im Gerichtsstaat, nachdem der Beklagte seine dortigen Aktivitäten eingestellt hatte. 193 In Metropolitan Life Insurance Co. v. Robertson-Ceco Corp. führte der United States Court of Appeals for the Second Circuit dagegen aus, dass die Feststellung von “systematic and continuous contacts” des Beklagten zum Gerichtsstaat die Würdigung aller Aktivitäten des Beklagten im Forumstaat über eine angemessene Zeitspanne bis zur Klageerhebung – und damit auch vorher eingestellter Aktivitäten – erfordere.194 bb) Specific jurisdiction Anders als die general jurisdiction begründet die specific jurisdiction die Befugnis eines Gerichts, über einen Rechtsstreit zu entscheiden, wenn die Klage ihren Grund in oder einen Bezug zu den zuständigkeitsbegründenden Kontakten des Beklagten hat.195 Grundlegend entwickelte der U.S. Supreme Court in seiner Entscheidung World-Wide Volkswagen Corp. v. Woodson196 zur Prüfung der besonderen Gerichtszuständigkeit einen zweistufigen Test. Auf einer ersten Stufe ist zu prüfen, ob der Beklagte mit seinen Aktivitäten im Forumstaat bewusst das Privileg für sich in Anspruch nimmt, dort (geschäftlich) tätig zu werden (“purposefully avails itself of the privilege of conducting activities within the forum State”),197 und eine vernünftige Partei deshalb damit rechnen muss, sich wegen dieser Aktivitäten im Gerichtsstaat

193

80 Cal. Rptr. 2d 159 (1998). 84 F. 3d 560 (569 f.) (1996). 195 v. Mehren/Trautman, 79 Harv. L. Rev. 1121 (1136) (1966). 196 World-Wide Volkswagen Corp. v. Woodson, 444 U.S. 286, 100 S.Ct. 559, 62 L.Ed. 2d 490 (1980). 197 444 U.S. 286 (297), 100 S.Ct. 559 (567), 62 L.Ed. 2d 490 (501) (1980). 194

II. US-amerikanisches Verständnis

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verantworten zu müssen (“reasonably anticipate being haled into court”)198 (purposefulness). Liegen derartige purposeful contacts des Beklagten zum Gerichtsstaat vor, wird auf einer zweiten Stufe geprüft, ob die Zuständigkeit des Forumstaats im konkreten Fall den Grundsätzen des fair play und der elementaren Gerechtigkeit widerspricht (reasonableness)199. Im Rahmen dieses reasonablenessTests werden fünf Zuständigkeitsinteressen gegeneinander abgewogen: erstens die Belastung des Beklagten, sich vor einem Gericht außerhalb seines Heimatsstaats verteidigen zu müssen; zweitens das Interesse des Gerichtsstaats, über den konkreten Rechtsstreit zu entscheiden; drittens das Interesse des Klägers an der Erlangung einfachen und wirksamen Rechtsschutzes; viertens das überstaatliche Interesse an einer wirksamen und schnellen Streiterledigung; fünftens das internationale Interesse an einer Förderung elementarer und wesentlicher (sozialpolitischer) Grundsätze.200 Wurden in einem ersten Schritt purposeful contacts des Beklagten zum Gerichtsstaat konstatiert, ist die Hürde, die Gerichtszuständigkeit aus Gründen des “fair play” und der elementaren Gerechtigkeit dennoch abzulehnen, allerdings sehr hoch.201 Die nicht immer ganz einheitliche Anwendung dieses Zweistufentests soll im Folgenden anhand einer Darstellung verschiedener vom U.S. Supreme Court entschiedener Vertrags- und Deliktsfälle verdeutlicht werden. (1) Specific jurisdiction in Vertragsfällen Die Anwendung des minimum contacts-Tests auf Vertragsstreitigkeiten konkretisierte der U.S. Supreme Court in zwei programmatischen Entscheidungen: In McGee v. International Life Insurance Co.202 stritten das beklagte texanische Versicherungsunternehmen und der kalifornische Versicherungsbegünstigte vor kalifornischen Gerichten über einen Versicherungsanspruch. Das Versicherungsunternehmen aus Texas hatte dem Versicherungsnehmer, einem Bewohner Kaliforniens, ein Angebot zum Abschluss eines Lebensversicherungsvertrags zugesandt. Nach dem Tod des Versicherungsnehmers weigerte sich die Beklagte mit dem Einwand, der Versicherungsnehmer habe Selbstmord begangen, die Versicherungssumme an den begünstigten Kläger 198

444 U.S. 286 (297), 100 S.Ct. 559 (567), 62 L.Ed. 2d 490 (501) (1980). 444 U.S. 286 (292), 100 S.Ct. 559 (564), 62 L.Ed. 2d 490 (498) (1980). 200 444 U.S. 286 (292), 100 S.Ct. 559 (564), 62 L.Ed. 2d 490 (498) (1980); Burger King Corp. v. Rudzewicz, 471 U.S. 462 (476 f.), 105 S.Ct. 2174 (2184 f.), 85 L.Ed. 2d 528 (543 f.) (1985). 201 Burger King Corp. v. Rudzewicz, 471 U.S. 462 (476 ff.), 105 S.Ct. 2174 (2184 f.), 85 L.Ed. 2d 528 (543 f.) (1985). 202 355 U.S. 220, 78 S.Ct. 199, 2 L.Ed. 2d 223 (1957). 199

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

auszuzahlen. Die befassten kalifornischen Gerichte bejahten ihre Zuständigkeit auf Grundlage einer Zuständigkeitsvorschrift, welche die Belangung in Kalifornien nichtansässiger Versicherungsunternehmen durch seine Bewohner auch bei Unzustellbarkeit der Klage in Kalifornien ermöglichte. Der U.S. Supreme Court bestätigte die angefochtene Entscheidung mit der Begründung, dass der streitgegenständliche Vertrag einen engen Bezug zum Gerichtsstaat Kalifornien habe. Das texanische Versicherungsunternehmen habe einem Bewohner Kaliforniens bewusst und zielgerichtet ein Vertragsangebot zugesandt und somit einen Vertragsschluss in Kalifornien provoziert (“purposeful contacts”).203 Die Zuständigkeitsinanspruchnahme durch kalifornische Gerichte sei im konkreten Fall auch angemessen (“reasonable”): Die Verhandlung und Entscheidung der Vertragsstreitigkeit in Kalifornien bedeute für die Beklagte keinen unzumutbaren Aufwand.204 Zudem habe der Staat Kalifornien ein schützenwertes Interesse daran, seinen Bewohnern die Durchsetzung von Versicherungsverträgen vor Ort zu ermöglichen, und habe dieses Interesse in einer Zuständigkeitsvorschrift auch zum Ausdruck gebracht.205 Der U.S. Supreme Court betonte schließlich die besondere Beweisnähe der kalifornischen Gerichte. Relevante Zeugen für die streitige Frage, ob der Versicherungsnehmer Selbstmord begangen habe, seien voraussichtlich in Kalifornien zu finden.206 In Burger King Corp. v. Rudzewicz 207 hatte Burger King in Florida Klage gegen zwei Franchise-Unternehmen in Michigan auf Schadensersatz und Unterlassung erhoben. Burger King behauptete Zahlungsversäumnisse aus der Franchise-Vereinbarung sowie eine Markenverletzung. Der U.S. Supreme Court wies die Zuständigkeitsrüge der Beklagten zurück. Zwar begründe allein der Umstand, dass ein Beklagter in einer Vertragsbeziehung zu einem Bewohner des Gerichtsstaats stehe, noch keine zuständigkeitsbegründenden “purposeful contacts” des Beklagten.208 Um selbstständige Unternehmen in Michigan zu gründen, seien die Beklagten aber freiwillig und zweckgerichtet eine dauerhafte Franchise-Vereinbarung mit einem Unternehmen in Florida und damit außerhalb ihres Heimatsstaats Michigan eingegangen.209 Ferner sei der gesamte Vertrag auf Florida ausgerichtet gewesen: Aus den Dokumenten gehe hervor, dass die Entscheidungskompetenz über alle wichtigen Angelegenheiten betreffend die Franchise-Vereinbarung beim Hauptbüro Burger

203

355 U.S. 220 (223), 78 S.Ct. 199 (201), 2 L.Ed. 2d 223 (226) (1957). 355 U.S. 220 (222 f.), 78 S.Ct. 199 (200), 2 L.Ed. 2d 223 (226) (1957). 205 355 U.S. 220 (223), 78 S.Ct. 199 (201), 2 L.Ed. 2d 223 (226) (1957). 206 355 U.S. 220 (223), 78 S.Ct. 199 (201), 2 L.Ed. 2d 223 (226) (1957). 207 Burger King Corp. v. Rudzewicz, 471 U.S. 462, 105 S.Ct. 2174, 85 L.Ed. 2d 528 (1985). 208 471 U.S. 462 (478 f.), 105 S.Ct. 2174 (2185), 85 L.Ed. 2d 528 (544 f.) (1985). 209 471 U.S. 462 (480), 105 S.Ct. 2174 (2186), 85 L.Ed. 2d 528 (545 f.) (1985). 204

II. US-amerikanisches Verständnis

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Kings in Florida gelegen habe und Zahlungen dort zu leisten waren.210 Überdies sei die Geltung des Rechts Floridas vereinbart worden.211 Nach alldem hätten die Beklagten bei Eingehung des für sie vorteilhaften Vertrags mit einem internationalen Unternehmen mit Hauptniederlassung in Florida damit rechnen müssen, sich in Florida aus der Franchise-Vereinbarung gerichtlich verantworten zu müssen.212 Die Entscheidungen McGee und Burger King erhellen, dass eine Zuständigkeit in Vertragsstreitigkeiten dann begründet ist, wenn der Beklagte bei Vertragsschluss eine aktive Rolle eingenommen hat und der Vertrag zumindest teilweise im Gerichtsstaat zu erfüllen ist. In diesem Fall bestehen die für eine specific jurisdiction ausreichenden purposeful contacts.213 Dahinter stehen Erwägungen der Vorhersehbarkeit des Gerichtsstands für den Beklagten und einer Beweisnähe des Gerichts am Erfüllungs- bzw. Vertragsabschlussort. (2) Specific jurisdiction in Deliktsfällen Unter Geltung der territorialen Zuständigkeitsprinzipien von Pennoyer waren für Deliktsklagen stets die Gerichte am Ort der unerlaubten Handlung zuständig. Dem lag die Vorstellung zugrunde, dass der Beklagte durch die Vornahme einer unerlaubten Handlung im Gerichtsstaat in dessen Zuständigkeit konkludent eingewilligt habe.214 Seit International Shoe setzt die Zuständigkeit für eine Klage aus unerlaubter Handlung aber bestimmte Mindestkontakte des Beklagten zum Gerichtsstaat voraus. Die Herangehensweise ist zwar anders, die Änderung im Ergebnis allerdings marginal. Zum Ort der unerlaubten Handlung bestehen meist ausreichende Beklagtenkontakte:215 Indem der Beklagte bestimmte Aktivitäten, die zum Schadenserfolg führen, im Gerichtsstaat vornimmt, begründet er einen planmäßigen und vorhersehbaren Kontakt zum Gerichtsstaat (“purposeful”). Die Zuständigkeitsinanspruchnahme ist in der Regel auch angemessen (“reasonable”); ein Staat hat grundsätzlich ein schützenswertes Interesse daran, seinen geschädigten Bewohnern eine Rechtsdurchsetzung im Heimatstaat zu ermöglichen. Auch der unvorhersehbar geschädigte Kläger hat ein Interesse daran, dem Schädiger nicht in dessen 210

471 U.S. 462 (480), 105 S.Ct. 2174 (2186), 85 L.Ed. 2d 528 (546) (1985). 471 U.S. 462 (481 f.), 105 S.Ct. 2174 (2187), 85 L.Ed. 2d 528 (546 f.) (1985). 212 471 U.S. 462 (480 f.), 105 S.Ct. 2174 (2186 f.), 85 L.Ed. 2d 528 (545 f.) (1985). 213 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 291. 214 Vgl. Hess v. Pawloski, 274 U.S. 352, 47 S.Ct. 632, 71 L.Ed. 1091 (1927); Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 228: Der Autofahrer willigt für den Fall eines Unfalls im Gerichtsstaat konkludent in dessen Zuständigkeit ein. 215 Vgl. auch Restatement, Conflict of Laws (2d), § 36 Abs. 1: “A state has power to exercise judicial jurisdiction over an individual who has done, or has caused to be done, an act in the state with respect to any cause of action from the act.” 211

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

– schlimmstenfalls weit entfernten – Heimatstaat folgen zu müssen. Und schließlich wird sich der Staat der unerlaubten Handlung wegen seiner Beweisnähe oft als das geeignetste Gericht für die Entscheidung des Rechtsstreits erweisen.216 Schwieriger ist die Rechtfertigung einer Gerichtszuständigkeit, wenn die unerlaubte Handlung nicht im Gerichtsstaat stattgefunden hat.217 Diese Problematik hat der U.S. Supreme Court in der Vergangenheit bei Verleumdungsund Produkthaftungsklagen adressiert: In Keeton v. Hustler Magazine, Inc. 218 wandte sich der Kläger gegen seine bundesweite Verleumdung durch den beklagten Verlag. Der U.S. Supreme Court bejahte die Zuständigkeit des Gerichtsstaats für die Klage nicht nur in Bezug auf den Schaden, der dem Kläger aufgrund der Verleumdung im Gerichtsstaat selbst entstanden war, sondern auch in Bezug auf den bundesweit entstandenen Gesamtschaden.219 In Calder v. Jones220 erhob der Kläger wegen einer angeblichen Persönlichkeitsverletzung Klage gegen die Zeitung National Enquirer, den örtlichen kalifornischen Verlag der Zeitung sowie gegen Calder – Präsident und Redakteur der Zeitung – und South – den Reporter, der den streitursächlichen Artikel geschrieben hatte. Calder und South, beide wohnhaft in Florida, rügten die Zuständigkeit der kalifornischen Gerichte. Der U.S. Supreme Court befand, dass die Beklagten ausreichende minimum contacts zum Gerichtsstaat besäßen. Als Präsident und Redakteur habe Calder über sämtliche Aktivitäten des National Enquirer Aufsicht geführt, den streitgegenständlichen Artikel gelesen und genehmigt sowie den Druck eines Widerrufs verweigert. South habe für den streitursächlichen Artikel zwar überwiegend telefonisch von Florida aus recherchiert. Seine Recherchen hätten sich aber auf einen Bewohner Kaliforniens und Ereignisse in Kalifornien gerichtet. Kalifornien sei schließlich auch der Hauptwirkungsort des streitgegenständlichen Artikels, da die Rufschädigung des Klägers an seinem Wohnsitz regelmäßig am höchsten sein.221 Unter Berufung auf diese Entscheidungen begann die Instanzgerichtsbarkeit den Erfolgsort einer unerlaubten Handlung als besonderen Gerichtsstand anzusehen. So bejahte namentlich der U.S. District Court for the Eastern 216

Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 281. Vgl. hierzu Restatement, Conflict of Laws (2d), § 37: “A state has power to exercise judicial jurisdiction over an individual who causes effects in the state by an act done elsewhere with respect to any cause of action arising from these effects unless the nature of the effects and of the individual’s relationship to the state make the exercise of such jurisdiction unreasonable.” 218 465 U.S. 770, 104 S.Ct. 1473, 79 L.Ed. 2d 790 (1984). 219 465 U.S. 770 (777 f.), 104 S.Ct. 1473 (1480), 79 L.Ed. 2d 790 (799) (1984). 220 465 U.S. 770 (783), 104 S.Ct. 1473 (1482), 79 L.Ed. 2d 790 (804) (1984). 221 465 U.S. 770 (788 f.), 104 S.Ct. 1473 (1485), 79 L.Ed. 2d 790 (810) (1984). 217

II. US-amerikanisches Verständnis

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District of New York in seiner Entscheidung Rothstein v. Carriere seine Zuständigkeit für eine Klage wegen Persönlichkeitsrechtsverletzung, obwohl die streitgegenständlichen Behauptungen des Beklagten außerhalb des Gerichtsstaats stattgefunden und zu einer Verhaftung des Klägers außerhalb des Gerichtsstaats geführt hatten. Zur Begründung rekurrierte das Gericht auf den Umstand, dass sich der Beklagte im Zeitpunkt der angefochtenen Persönlichkeitsrechtsverletzungen im Gerichtsstaat befunden hatte. Er sei daher Erfolgsort der unerlaubten Handlung.222 In seiner Entscheidung Walden v. Fiore223 sah sich der U.S. Supreme Court dazu berufen, einer zu starken Ausweitung der Deliktszuständigkeit Einhalt zu gebieten. Die Kläger wehrten sich in ihrem Heimatstaat Nevada gegen angeblich rechtswidrige polizeiliche Maßnahmen des Beklagten in Georgia. Der Beklagte Walder, Drogenpolizist am Flughafen in Atlanta, Georgia, durchsuchte bei einem Zwischenstopp das Handgepäck der Kläger und fand circa 97.000 Dollar Bargeld. Die Kläger gaben an, das Geld als professionelle Spieler legal gewonnen zu haben. Nichtsdestotrotz beschlagnahmte der Beklagte das Geld. Nach der Rückkehr in ihren Heimatstaat Nevada wiesen die Kläger die legale Herkunft der Geldmittel durch Urkunden nach. Der Beklagte versuchte – nach Behauptung der Kläger unter Angabe falscher Tatsachen – erfolglos, mittels eidesstattlicher Erklärung bei der Staatsanwaltschaft Georgia den Verfall der Geldmittel zu erwirken. Das Geld wurde den Klägern schließlich zurückgegeben.224 Die Kläger erhoben Schadensersatzklage in Nevada. Auf die Zuständigkeitsrüge des Beklagten hin lehnte der U.S. Supreme Court die Zuständigkeit der Gerichte Nevadas jedoch ab. Er betonte, dass nicht Kontakte des Klägers, sondern nur solche des Beklagten zum Forumstaat eine Zuständigkeit begründen könnten.225 Überdies müssten die zuständigkeitsbegründenden Kontakte des Beklagten zum Gerichtsstaat und nicht lediglich zu einem Bewohner desselben bestehen.226 Gemessen daran sei bei Klagen aus unerlaubter Handlung die Zuständigkeit des Gerichtsstaats, in dem der Schaden eingetreten sei, nur dann begründet, wenn der Schaden unmittelbar auf der Handlung des Beklagten beruhe und daraus eine Beziehung des Beklagten zum Gerichtsstaat und nicht nur zu den dort (zufällig) lebenden Klägern erwachse.227 So liege es hier aber nicht. Die angeblich unerlaubten Handlungen des Beklagten (Durchsuchung, Beschlagnahme und Abgabe der eidesstattlichen Erklärung) hätten allesamt außerhalb Nevadas in Georgia stattgefunden.228 Allein das Wissen des Beklagten um die Tatsache, 222 223 224 225 226 227 228

41 F. Supp. 2d 381 (1999). 134 S.Ct. 1115, 188 L.Ed. 2d 12 (2014). 134 S.Ct. 1115 (1122), 188 L.Ed. 2d 12 (20) (2014). 134 S.Ct. 1115 (1122), 188 L.Ed. 2d 12 (20) (2014). 134 S.Ct. 1115 (1122), 188 L.Ed. 2d 12 (20–21) (2014). 134 S.Ct. 1115 (1124), 188 L.Ed. 2d 12 (22) (2014). 134 S.Ct. 1115 (1125), 188 L.Ed. 2d 12 (23) (2014).

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

dass die Kläger in Nevada ihren Wohnsitz hatten und voraussichtlich dort ihr Vermögensschaden eintreten würde, bedinge noch keine ausreichenden minimum contacts.229 Eine weitere bedeutsame Gruppe in der Zuständigkeitsrechtsprechung des U.S. Supreme Court bilden die Produkthaftungsfälle. In der schon erwähnten Entscheidung World-Wide Volkswagen entwickelte der U.S. Supreme Court die dafür wegweisende stream-of-commerce doctrine. Ein Auto, das in New York an einen New Yorker verkauft worden war, wurde in Oklahoma in einen Unfall verwickelt. Der Geschädigte erhob daraufhin Klage gegen den Autohändler aus New York, den Automobilhersteller sowie den Importeur vor den Gerichten in Oklahoma. In Bezug auf den Verkäufer aus New York lehnte der U.S. Supreme Court die Zuständigkeit des Gerichtsstaats zwar ab. Dieser habe nur den Markt in New York bedient und vernünftigerweise nicht damit rechnen müssen, in Oklahoma gerichtlich belangt zu werden.230 Anders sei indessen die Zuständigkeit im Hinblick auf den beklagten Hersteller und den Importeur zu beurteilen. Das Inverkehrbringen des Autos in der Erwartung, dass auch die Verbraucher des Gerichtsstaats Oklahoma ihre Produkte kaufen würden, genüge zu dessen Zuständigkeitsbegründung.231 Gerade die Frage, ob allein das Inverkehrbringen eines Produkts die Zuständigkeit jedes Staats begründen kann, in dem das Produkt potenziell verkauft wird, war in Asahi Metal Industry Co. v. Superior Court232 indes streitig. Vier Richter bejahten die Zuständigkeit.233 Vier andere Richter verlangten über das bloße Inverkehrbringen eines Produkts weitere Kontakte des Beklagten zum Forumstaat, wie beispielsweise die zielgerichtete Werbung vor Ort.234 Die Frage blieb offen, da die Zuständigkeit des Gerichtsstaats im Ergebnis ohnehin an der reasonableness-Prüfung scheiterte. Das beklagte Unternehmen Asahi war ein japanischer Hersteller von Ventilen für Motorradreifen, die es an ein taiwanesisches Unternehmen verkauft hatte. In Kalifornien verursachte eines dieser Ventile angeblich einen Autounfall. Der Geschädigte verklagte das taiwanesische Unternehmen, das daraufhin eine third-party complaint235 gegen Asahi auf Schadensersatz erhob. Der U.S. Supreme Court befand die Zuständigkeitsinanspruchnahme durch kaliforni229

134 S.Ct. 1115 (1125), 188 L.Ed. 2d 12 (23) (2014). 444 U.S. 286 (297), 100 S.Ct. 559 (567), 62 L.Ed. 2d 490 (501) (1980). 231 444 U.S. 286 (298), 100 S.Ct. 559 (567), 62 L.Ed. 2d 490 (502) (1980). 232 480 U.S. 102, 107 S.Ct. 1026, 94 L.Ed. 2d 92 (1987). 233 480 U.S. 102 (116–21), 107 S.Ct. 1026 (1035–38), 94 L.Ed. 2d 92 (107–10) (1987). 234 480 U.S. 102 (105, 109–113), 107 S.Ct. 1026 (1031–33), 94 L.Ed. 2d 92 (100, 102–05) (1987). 235 Mit einer third-party complaint kann der Beklagte wegen eventueller Regressansprüche einen Dritten verklagen. Anders als bei einer deutschen Streitverkündung kann der thirdparty plaintiff bereits in diesem Verfahren einen Titel gegen seinen Beklagten erwirken, vgl. Schack, Einführung in das US-amerikanische Zivilprozessrecht, Rn. 107. 230

II. US-amerikanisches Verständnis

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sche Gerichte für unangemessen. Die aus der Verteidigung vor einem amerikanischen Gericht resultierende Belastung für Asahi – große Entfernung und anderes Rechtssystem – sei sehr hoch.236 Dagegen sei das Interesse des klägerischen Unternehmens an einer Entscheidung durch kalifornische Gerichte gering. Weder habe es seinen Sitz in Kalifornien, noch habe es dargelegt, dass eine angemessene Streitentscheidung in Taiwan oder Japan nicht zu erreichen sei.237 Auch das Interesse Kaliforniens, über den konkreten Rechtsstreit zu entscheiden, sei nicht groß genug, um die hohe Belastung des Beklagten zu rechtfertigen. Weder hätten die Parteien ihren Sitz im Gerichtsstaat, noch stünden dem Schutz der Bewohner Kaliforniens dienende Sicherheitsstandards der Reifenventile in Streit. Schließlich sei eine Zuständigkeitsinanspruchnahme durch die kalifornischen Gerichte angesichts der geringen Kontakte der Beklagten zum Gerichtsstaat für die auswärtigen Beziehungen der USA nicht förderlich.238 In jüngerer Zeit musste sich der U.S. Supreme Court zu der in Asahi letztlich offengebliebenen Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen das Inverkehrbringen eines Produkts zuständigkeitsbegründend wirkt, schließlich positionieren. In McIntyre Machinery, Ltd. v. Nicastro239 begehrte der Kläger in seinem Heimatstaat New Jersey Schadensersatz aus Produkthaftung von einem Unternehmen mit Sitz in England. Die Beklagte belieferte zwar den amerikanischen Markt allgemein, jedoch nicht speziell New Jersey. Sie hatte dort nie für ihre Produkte geworben oder war auf andere Weise geschäftlich tätig geworden. Auf Grundlage dieser Feststellungen verneinte der U.S. Supreme Court eine Zuständigkeit der Gerichte New Jerseys. In der Begründung divergierten die Auffassungen der Richter. Eine Ansicht lehnte eine personal jurisdiction der Gerichte New Jerseys allein aufgrund des Umstands ab, dass das englische Unternehmen das Produkt bewusst in den Verkehr gebracht hatte. Die Beklagte habe nie zielgerichtet den Markt in New Jersey bedient oder dessen Privilegien beansprucht und damit nicht die Absicht manifestiert, sich der Gerichtsbarkeit des Staates zu unterwerfen.240 Eine andere Ansicht rekurrierte auf den Umstand, dass nur wenige – zu wenige – Produkte des beklagten Unternehmens ihren Weg nach New Jersey gefunden hätten. Ungeachtet dessen, dass das beklagte Unternehmen den Markt in New Jersey nicht zielgerichtet bedient habe, wäre die Entscheidung nach dieser Ansicht also anders ausgefallen, wäre eine wesentliche Menge der Produkte im Gerichtsstaat vertrieben worden.241 Eine Mindermeinung bejahte schließlich die per236 237 238 239 240 241

480 U.S. 102 (114), 107 S.Ct. 1026 (1034), 94 L.Ed. 2d 92 (105) (1980). 480 U.S. 102 (114 f.), 107 S.Ct. 1026 (1034), 94 L.Ed. 2d 92 (105 f.) (1980). 480 U.S. 102 (115), 107 S.Ct. 1026 (1034 f.), 94 L.Ed. 2d 92 (106) (1980). 131 S.Ct. 2780, 180 L.Ed. 2d 765 (2011). 131 S.Ct. 2780 (2785–91), 180 L.Ed. 2d 765 (773–778) (2011). 131 S.Ct. 2780 (2791–94), 180 L.Ed. 2d 765 (778–82) (2011).

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

sonal jurisdiction der Gerichte New Jerseys mit der Begründung, dass der Beklagte zum einen den amerikanischen Markt zielgerichtet bedient habe und daher mit einer Haftung auch in New Jersey habe rechnen können.242 Zum anderen sei der Verletzungserfolg – das Produkt kostete den Kläger vier Finger – in New Jersey eingetreten.243 cc) Forum non conveniens Selbst bei einer nach den Grundsätzen der general oder specific jurisdiction einmal begründeten Zuständigkeit ist das letzte Wort nicht gesprochen. Nach der Lehre des forum non conveniens kann eine nach den allgemeinen Zuständigkeitsregeln begründete Zuständigkeit nach richterlichem Ermessen nicht ausgeübt werden, wenn sich die Zuständigkeitswahrnehmung als unangemessen erweist und dem Kläger ein alternatives, besser geeignetes Forum zur Verfügung steht.244 Die Regel soll einen Zuständigkeitsmissbrauch des grundsätzlich zwischen mehreren Foren wählenden Klägers verhindern.245 Der Zuständigkeitsabwägung vorgeschaltet ist die Frage, ob ein anderes Gericht für den Rechtsstreit zuständig ist.246 Ist das der Fall, schließt sich die Frage an, ob dieses Gericht (evident) besser zur Entscheidung des konkreten Rechtsstreits geeignet ist. Dabei sind im Rahmen einer umfassenden Ermessensausübung die konfligierenden Parteiinteressen – namentlich Verfügbarkeit der relevanten Beweismittel und der Zugang zu ihnen, Verfahrenskosten, Vollstreckbarkeit des Urteils sowie prozessuale Fairness – gegeneinander abzuwägen. Überdies sind öffentliche Interessen – namentlich übermäßige Inanspruchnahme attraktiver Foren ohne besonderen Bezug zum Sachverhalt, Interesse des vom Rechtsstreit betroffenen Staats an einer Entscheidung vor Ort247 sowie Rechtsnähe248 – in die Abwägung einzustellen. Während die Regel zunächst darauf abzielte, einen Zuständigkeitsmissbrauch zu verhindern (beispielsweise Schikaneklagen)249, dient sie zwischenzeitlich der richterlichen Suche nach dem am besten geeigneten Forum: Sie ist selbst dann anwendbar, wenn der Beklagte an seinem Wohnsitz belangt wird.250 Die Re242

131 S.Ct. 2780 (2794–2804), 180 L.Ed. 2d 765 (782–92) (2011). 131 S. Ct. 2780 (2804), 180 L.Ed. 2d 765 (792) (2011). 244 Gulf Oil Corp. v. Gilbert, 330 U.S. 501 (1947); vgl. Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 84: “A state will not exercise jurisdiction if it is a seriously inconvenient forum for the trial of the action provided that a more appropriate forum is available to the plaintiff.” 245 Gulf Oil Corp. v. Gilbert, 330 U.S. 501 (508) (1947). 246 Gulf Oil Corp. v. Gilbert, 330 U.S. 501 (507) (1947); Gambra v. Int’l Lease Finance Corp., 377 F. Supp. 2d 810 (813) (2005). 247 Gulf Oil Corp. v. Gilbert, 330 U.S. 501 (508 f) (1947). 248 Gulf Oil Corp. v. Gilbert, 330 U.S. 501 (509) (1947). 249 Gulf Oil Corp. v. Gilbert, 330 U.S. 501 (508) (1947). 250 Piper Aircraft Co. v. Reyno, 454 U.S. 235, 102 S.Ct. 252, 70 L.Ed. 419 (1981): Angehörige mehrerer bei einem Flugzeugabsturz in Schottland umgekommener Passagiere klagten 243

II. US-amerikanisches Verständnis

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gel erlaubt Einzelfallkorrekturen und zeigt ein weiteres Mal das Bestreben der US-amerikanischen Rechtsprechung, das Zuständigkeitssystem offen und flexibel zu halten.251 f) Zuständigkeitsinteressen Wie gezeigt hat sich die US-amerikanische Vorstellung von einer angemessenen Zuständigkeitsinanspruchnahme im Laufe der Jahre – Jahrhunderte – erheblich gewandelt. Die Entscheidung Pennoyer rückte territoriale Zuständigkeitsgründe und damit das Souveränitätsinteresse der einzelnen Bundesstaaten in den Vordergrund. Primär hatte ein Staat darauf zu achten, bei seiner Zuständigkeitsausübung nicht in die Souveränität eines anderen Staats einzugreifen. Ausschlaggebend war deshalb die Kontrolle des befassten Gerichts über den Beklagten oder den Streitgegenstand (presence). Insbesondere der überregionale Handel führte dazu, dass die Zuständigkeitsbegründung durch tatsächliche Gerichtsgewalt über die Parteien oder die Streitsache nicht mehr ausreichte. Die Parteiinteressen begannen in den Vordergrund zu rücken, namentlich das Interesse des Klägers, ein in seinem Heimatstaat zwar nicht ansässiges, aber geschäftlich tätiges Unternehmen dort gerichtlich zu belangen. Die “growing mobility and complexity of modern life” und die wachsende Machtposition international agierender Unternehmen erforderten einen funktionellen Ansatz bei der Zuständigkeitsbegründung, der es dem Kläger erlaubte, in bestimmten Fällen an seinem Wohnsitz zu klagen.252 Dem sollte der vom U.S. Supreme Court erstmals in der Entscheidung International Shoe entwickelte minimum contacts-Test Rechnung tragen. Andererseits sollten gewisse Mindeststandards den Schutz des potenziell Beklagten gewährleisten. Diese Entwicklung hatte zur Folge, dass die Souveränitätsinteressen eingedenk stärkerer Gewichtung der Parteiinteressen in den Hintergrund traten. In seiner Entscheidung World-Wide Volkswagen hob der U.S. Supreme Court gleichwohl ein letztes Mal auf das Nebeneinander von Beklagtenschutz und Souveränitätsinteressen ab: “The concept of minimum contacts [...] can be seen to perform two related, but distinguishable functions. It protects the defendant against the burdens of litigating in a distant or inconvenient forum. And it acts to ensure that the States through their courts, do not gegen den Flugzeughersteller in Pennsylvania. Der Hersteller hatte in Pennsylvania seinen Sitz und seine Fabrikationsstätte. Der U.S. Supreme Court wies die Klage wegen forum non conveniens mit der Begründung ab, dass allein die Anwendung eines ungünstigeren Rechts in einem ausländischen Gerichtsstand es nicht zu einem ungeeigneten Alternativforum mache. Richtigerweise hätte Klage im geeigneteren Gerichtsstaat Schottland erhoben werden müssen. 251 So ausdrücklich Gulf Oil Corp. v. Gilbert, 330 U.S. 501 (509) (1947): “Wisely, it has not been attempted to catalogue the circumstances which will justify or require either grant or denial of remedy.” 252 v. Mehren/Trautman, 79 Harv. L. Rev. 1121 (1146 f., 1167–73, 1178) (1966).

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

reach out beyond the limits imposed by their status as coequal sovereigns in a federal system.”253

Diesen Standpunkt gab er jedoch wenige Jahre später in seiner Entscheidung Insurance Corp. of Ireland, Ltd. v. Compagnie des Bauxites de Guinee254 endgültig auf. Nach der Weigerung des Beklagten, am Vorverfahren zur Zuständigkeitsermittlung mitzuwirken, hatte das Gericht seine personal jurisdiction nach Rule 37 (b)(2)(A)(i) Federal Rules of Civil Procedure255 fingiert. Gegen diese Fiktion wandte sich der Beklagte mit dem Hinweis, sie verletze die Zuständigkeitssouveränität anderer Bundesstaaten.256 Der U.S. Supreme Court wies die Zuständigkeitsrüge mit der Begründung zurück, dass die Voraussetzungen einer personal jurisdiction nur eine Beschränkung der Zuständigkeit zum Schutz der Freiheit des Einzelnen bezweckten, nicht hingegen den Schutz der Staatssouveränität.257 Nach dem heute vorherrschenden USamerikanischen Zuständigkeitsverständnis tritt der Schutz der Souveränität der einzelnen Bundesstaaten daher hinter die Parteiinteressen zurück. Die general jurisdiction dient insbesondere dem Beklagteninteresse an einem wohnsitznahen Gerichtsstand. Der Kläger soll sich zur Klageerhebung grundsätzlich zum Beklagten begeben.258 Tendenzen der Bundesstaaten, den allgemeinen Gerichtsstand von beklagten Unternehmen aufzuweichen, hat der U.S. Supreme Court mit seinem restriktiven Ansatz in Goodyear und Daimler jüngst einen Riegel vorgeschoben. Während sich der allgemeine, streitgegenstandsunabhängige Gerichtsstand einer natürlichen Person in der Regel nur an 253

444 U.S. 286 (291 f.), 100 S.Ct. 559 (564), 62 L.Ed. 2d 490 (498) (1980). 456 U.S. 694, 102, S.Ct. 2099, 72 L.Ed. 2d 492 (1982). 255 Rule 37 der Federal Rules of Civil Procedure: “(b) Failure to Comply with a Court Order. (1) Sanctions Sought in the District Where the Deposition Is Taken. If the court where the discovery is taken orders a deponent to be sworn or to answer a question and the deponent fails to obey, the failure may be treated as contempt of court. If a deposition-related motion is transferred to the court where the action is pending, and that court orders a deponent to be sworn or to answer a question and the deponent fails to obey, the failure may be treated as contempt of either the court where the discovery is taken or the court where the action is pending. (2) Sanctions Sought in the District Where the Action Is Pending. (A) For Not Obeying a Discovery Order. If a party or a party's officer, director, or managing agent – or a witness designated under Rule 30(b)(6) or 31(a)(4) – fails to obey an order to provide or permit discovery, including an order under Rule 26(f), 35, or 37(a), the court where the action is pending may issue further just orders. They may include the following: (i) directing that the matters embraced in the order or other designated facts be taken as established for purposes of the action, as the prevailing party claims; [...]” 256 456 U.S. 694 (696–701), 102, S.Ct. 2099 (2101–03), 72 L.Ed. 2d 492 (497–500) (1982). 257 456 U.S. 694 (702), 102, S.Ct. 2099 (2104), 72 L.Ed. 2d 492 (501) (1982). 258 v. Mehren/Trautman, 79 Harv. L. Rev. 1121 (1127 f., 1137–39) (1966). 254

II. US-amerikanisches Verständnis

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deren Wohnsitz (domicile) oder am Ort ihres gewöhnlichen Aufenthalts (residence) befindet, soll er bei Unternehmen nun an einem äquivalenten Ort liegen, an dem dieses gleichsam “at home” ist. Im Nachgang zur Entscheidung Goodyear wurde zwar noch teilweise die Ansicht vertreten, der U.S. Supreme Court habe die general jurisdiction nicht einschränken wollen.259 Spätestens nach der Entscheidung Daimler kann jedoch nicht mehr ernsthaft bestritten werden, dass der U.S. Supreme Court eine Restriktion der Zuständigkeitsinanspruchnahme durch amerikanische Gerichte verfolgt. Deutlich wird das insbesondere durch seinen Rekurs auf die Regelung in der EuGVVO260 und seinen Hinweis auf mögliche Verhandlungen mit der EU über ein supranationales Übereinkommen.261 In seinen Entscheidungen betonte der U.S. Supreme Court auch das Interesse an der Schaffung vorhersehbarer Gerichtsstände262, ein Zuständigkeitsinteresse, das – im europäischen Zuständigkeitsrecht zwar Maxime263 – bei der Zuständigkeitsinanspruchnahme durch US-amerikanische Gerichte jedoch bisher keine allzu große Rolle gespielt hat.264 Dagegen dient die specific jurisdiction grundsätzlich den Klägerinteressen: Gebieten es die Umstände des Falles, muss sich der Beklagte in den Heimatstaat des Klägers oder zumindest an den Ort des klagebegründenden Ereignisses oder der Belegenheit des Streitgegenstands begeben.265 Neben den Parteiinteressen – Klägerinteresse an einem wohnsitz- oder streitgegenstandsnahen Gericht, Schutz des Beklagten vor einer unangemessenen Zuständigkeitsinanspruchnahme – werden im Rahmen des reasonableness-Tests subsidiär Gerichts- und Staatsinteressen berücksichtigt. Hier wird auch das Interesse eines Gerichts berücksichtigt, über den konkreten Streit zu entscheiden, namentlich eine besondere Sach- und Beweisnähe des Gerichts oder das (politische) Bedürfnis, den Bürgern eine Rechtsdurchsetzung im eigenen Staat zu ermöglichen. Bei Vertragsfällen ist der Rechtsprechung – wie im europäischen Recht – eine besondere Gewichtung des Interesses an einem für den Beklagten vorhersehbaren Gerichtsstand zu entnehmen. Daneben nennt der US Supreme Court die mögliche Beweisnähe des Gerichts am Erfüllungs- oder Ab259

Petterson, 80 Geo.Wash. L. Rev. 202 (214) (2011). 134 S.Ct. 746 (763); 187 L.Ed. 2d 624 (642) (2014). 261 134 S.Ct. 746 (763); 187 L.Ed. 2d 624 (642) (2014). 262 Daimler AG v. Bauman, 134 S.Ct. 746 (760); 187 L.Ed. 2d 624 (640) (2014). 263 ErwGr. 15 der EuGVVO. 264 Vielmehr musste die Gewährleistung vorhersehbarer Gerichtsstände zugunsten einer größeren Einzelfallgerechtigkeit zurücktreten. Äußerste Grenze war dabei die generalklauselartige due process clause. Eine “mechanical and quantitative” Festlegung (International Shoe Co. v. Washington, 326 U.S. 310 (319), 66 S.Ct. 154 (169), 90 L.Ed. 95 (103) (1945)), wann und welche Mindestkontakte des Beklagten zum Forumstaat eine personal jurisdiction begründen, war nicht bezweckt. 265 v. Mehren/Trautman, 79 Harv. L. Rev. 1121 (1167) (1966). 260

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

schlussort des Vertrags. Bei Deliktklagen ist eine Zuständigkeit am Ort der unerlaubten Handlung begründet, da der Beklagte seine Gerichtspflichtigkeit an diesem Ort vorhersehen kann und das Gericht meist ein gewichtiges Interesse daran hat, seine Bewohner vor unerlaubten Handlungen auf seinem Hoheitsgebiet zu schützen.266 Zusätzlich wird auf die Beweisnähe des Gerichts am Ort der unerlaubten Handlung rekurriert.267 Daneben ist eine Zuständigkeit am Ort des unmittelbaren Schadenserfolgs begründet. Auch hier wird hervorgehoben, dass der Beklagte einerseits damit rechnen muss, an diesem Ort wegen der unerlaubten Handlung gerichtlich belangt zu werden, und andererseits der Kläger ein Interesse daran hat, seine Rechte am Ort seiner unmittelbaren Verletzung durchzusetzen. Der kurze Überblick über die US-amerikanische personal jurisdiction zeigt, dass das US-amerikanische Zuständigkeitssystem weicher und flexibler gestaltet ist als das in sich abgeschlossene System allgemeiner und besonderer Gerichtsstände im europäischen Zuständigkeitssystem. Den Gerichten wird – nicht zuletzt durch den Einwand des forum non conveniens – ein großer Beurteilungsspielraum bei der Zuständigkeitsprüfung eingeräumt, der dem europäischen Interesse an vorhersehbaren Gerichtsständen zuwiderläuft. Trotz dieser unterschiedlichen Annäherung an eine angemessene Zuständigkeitswahrnehmung zielen beide Zuständigkeitssysteme auf den Schutz derselben Zuständigkeitsinteressen ab. Einerseits soll dem Kläger eine – möglichst wohnsitz- oder streitgegenstandsnahe – Rechtsdurchsetzung ermöglicht werden. Andererseits soll der Beklagte vor einer unangemessenen Zuständigkeitsinanspruchnahme fernab seines Wohnsitzes geschützt werden. Ferner sollen beide Parteien die Zuständigkeit des Gerichts vorhersehen können – sei es bei der Frage, wo zulässigerweise Klage erhoben werden kann (Kläger), oder bei der Frage, vor welchem Gericht man zulässigerweise in Anspruch genommen werden kann (Beklagter). Subsidiär sind auch Gerichts- und staatliche Interessen zu berücksichtigen, wie insbesondere eine Beweis-, Sachund Rechtsnähe des zuständigen Gerichts. 2. US-amerikanische örtliche Zuständigkeit (venue) Wurde die personal jurisdiction eines (Bundes-)staats festgestellt, wird in einem zweiten Schritt geprüft, welcher Gerichtsbezirk örtlich zuständig ist (venue).268 Sie dient zum einen dem Interesse der Parteien an einem personennahen Gerichtsstand, zum anderen dem öffentlichen Belang der Prozessökonomie.269 Anders als Fragen der personal jurisdiction messen Rechtsprechung und Gesetzgeber die örtliche Zuständigkeit eines Gerichts nicht am 266 267 268 269

Vgl. Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 36, comm. c). Vgl. Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 36, comm. c). Friedenthal/Miller/Sexton/Hershkoff, Civil Procedure, S. 369. Friedenthal/Miller/Sexton/Hershkoff, Civil Procedure, S. 369.

II. US-amerikanisches Verständnis

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Verfassungsrecht. Entsprechend existieren anders als bei der jurisdiction keine verfassungsrechtlichen Vorgaben zur Ausübung der örtlichen Zuständigkeit durch die federal courts und die state courts. Venue wird einfachrechtlich für die state courts im jeweiligen Staatenrecht, für die federal courts einheitlich durch Bundesrecht geregelt. Bei der Begründung örtlicher Zuständigkeit spielen im US-amerikanischen Zuständigkeitsrecht sogenannte local actions, „ortsgebundene“ Klagen, eine wichtige Rolle, die an die Belegenheit von Sachen anknüpfen. Sie erlauben Rückschlüsse auf Probleme der internationalen Zuständigkeit und sollen später noch eingehend untersucht werden. Vorangestellt seien an dieser Stelle nur einige allgemeine Bemerkungen zur örtlichen Zuständigkeit. a) “Venue” der state courts Es existiert eine Vielzahl einzelstaatlicher Zuständigkeitsvorschriften der state courts, auf die im Einzelnen nicht eingegangen werden kann. Die folgenden Ausführungen geben nur einen kurzen Überblick über die wichtigsten Zuständigkeitsvorschriften.270 Wie in den europäischen Rechtsordnungen ist zunächst der parteibezogene Gerichtsstand am Wohnsitz des Beklagten weit verbreitet.271 Er dient vorrangig der Verwirklichung von Beklagteninteressen und wird mit der Erwägung gerechtfertigt, dass der Kläger zur Vermeidung unredlicher Klagen bei der Klageerhebung gewisse Einschränkungen hinnehmen muss.272 Allerdings findet sich in vielen einzelstaatlichen Rechtsordnungen auch ein Gerichtsstand am Wohnsitz des Klägers,273 der allein Klägerinteressen dient.274 Er wird dem Kläger nur unter bestimmten Voraussetzungen – beispielsweise bei Klagen gegen nichtansässige Beklagte – zur Verfügung gestellt.275 Zur Fallgruppe der parteibezogenen Gerichtsstände gehört ferner der Gerichtsstand am Ort, an dem der Beklagte geschäftlich tätig ist (doing business).276 Ist der Gerichtsstand nur bei Klagen anwendbar, die auf die zuständigkeitsbegründende Tätigkeit bezogen sind, wird er mit dem Beklagtenschutz und der Beweisnähe des Gerichts gerechtfertigt.277 Begrün270

Vgl. hierzu ausführlich Stevens, 49 Mich. L. Rev. 307 (1950). Vgl. bspw. Connecticut: Connecticut General Statutes, § 51-345 (a)(3); Washington: Revised Code of Washington, § 4.12.025; Alabama: Code of Alabama, § 6-3-2 (a)(2) und (3). 272 Stevens, 49 Mich. L. Rev. 307 (311) (1950). 273 Vgl. bspw. Connecticut: CGS § 51-345 (a)(3); Arizona: Arizona Revised Statutes, § 22-202 (1). 274 Stevens, 49 Mich. L. Rev. 307 (313) (1950); Friedenthal/Miller/Sexton/Hershkoff, Civil Procedure, S. 370. 275 Vgl. bspw. Arizona: ARS 22-202 (1). 276 Vgl. bspw. Illinois: Illinois Compiled Statutes, Ch. 735, § 5/2-102 (a). 277 Stevens, 49 Mich. L. Rev. 307 (312) (1950); Friedenthal/Miller/Sexton/Hershkoff, Civil Procedure, S. 371. 271

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

det die Vorschrift dagegen eine Zuständigkeit des Gerichts am Ort der geschäftlichen Tätigkeit auch ohne Klagebezug, dient sie der Verwirklichung des Klägerinteresses, die gerichtliche Verantwortung ausländischer Beklagter nicht auf ihren Wohnsitzstaat zu beschränken.278 Der Fallgruppe sachbezogener Gerichtsstände zuzuordnen ist der weit verbreitete279 Gerichtsstand am Ort, an dem der Anspruch entstanden ist. Begründet wird die Zuständigkeitsvorschrift mit der Beweisnähe des Gerichts: Am Ort der Anspruchsentstehung befänden sich meist die für den Rechtsstreit relevanten Zeugen (“convenience of witnesses”).280 Auf ähnlichen Erwägungen beruht der ebenfalls verbreitete Gerichtsstand am Ort der Belegenheit des Streitgegenstands.281 Das Gewicht der Beweisund Sachnähe sachbezogener Gerichtsstände lässt das Interesse der Parteien an einem wohnsitznahen Gerichtsstand in den Hintergrund treten.282 Weniger anerkannt ist der Gerichtsstand am Ort, an dem eine bestimmte Tatsache oder ein Sachverhalt, die in Beziehung zur streitbefangenen Sache stehen, stattgefunden haben.283 Zwar begründet der Gerichtsstand in manchen Fällen die Zuständigkeit eines sach- und beweisnahen Gerichts. Da er weder unmittelbar an den Entstehungsort des Anspruchsgrunds noch unmittelbar an die Belegenheit des Streitgegenstands anknüpft, wird er aber als zu weitreichend und daher als unangemessen erachtet.284 Neben den unmittelbar sach- oder parteibezogenen Gerichtsständen existiert eine Vielzahl weiterer Gerichtsstände, die – nach europäischem Verständnis – eine beziehungsarme und daher exorbitante Zuständigkeitsinanspruchnahme erlauben. Darunter fallen etwa der Gerichtsstand am Ort, an dem der Beklagte „aufgefunden“285 oder ihm die Klage zugestellt wird286, der

278

Stevens, 49 Mich. L. Rev. 307 (312) (1950); Friedenthal/Miller/Sexton/Hershkoff, Civil Procedure, S. 371. 279 Vgl. bspw. Connecticut: Connecticut General Statutes, § 51-345 (a)(1) und (b); Washington: Revised Code of Washington, § 4.12.010. 280 Friedenthal/Miller/Sexton/Hershkoff, Civil Procedure, S. 370; Stevens, 49 Mich. L. Rev. 307 (310) (1950); Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 79. 281 Friedenthal/Miller/Sexton/Hershkoff, Civil Procedure, S. 370. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort des Streitgegenstands ist den Belegenheitsgerichtsständen zuzuordnen. Auf ihn soll deshalb im 2. Kapitel ausführlich eingegangen werden. 282 Stevens, 49 Mich. L. Rev. 307 (310) (1950). 283 Vgl. bspw. Connecticut: CGS, § 51-345 (a)(1); Washington: RWC, § 4.12.020; zur Rechtfertigung vgl. Stevens, 49 Mich. L. Rev. 307 (310) (1950). 284 Friedenthal/Miller/Sexton/Hershkoff, Civil Procedure, S. 370. 285 Vgl. bspw. Arizona: ARS, § 22-202 (A)(3); Missouri: Missouri Revised Statutes, § 508.010-2 (1). 286 Vgl. bspw. Missouri: MO Rev Stat § 508.010-7.

II. US-amerikanisches Verständnis

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Gerichtsstand am Ort, der in der Klage bezeichnet wird,287 oder schlicht der Gerichtstand in irgendeinem Gerichtsbezirk (“in any county”)288.289 b) “Venue” der federal courts Die örtliche Zuständigkeit der Bundesgerichte ist insbesondere im Code of Laws of the United States of America (U.S.C.) – bundesweit einheitlich – geregelt, namentlich in 28 U.S.C. §§ 1391–1407. In 28 U.S.C. § 1391 findet sich die Zuständigkeitsregelung für allgemeine Zivilklagen, während 28 U.S.C. §§ 1394 ff. für einige Rechtsstreitigkeiten besondere Zuständigkeitsregeln vorsehen.290 Wie auch die einzelstaatlichen Zuständigkeitsvorschriften der state courts normiert 28 U.S.C. § 1391 (b) (1) für allgemeine Zivilklagen einen Gerichtsstand am Wohnsitz des Beklagten. Hat der Rechtsstreit mehrere Beklagte, kann Klage am Wohnsitz jedes Beklagten erhoben werden, wenn alle Beklagten ihren Wohnsitz im selben Bundesstaat haben: “A civil action may be brought in [...] a judicial district in which any defendant resides, if all defendants are residents of the State in which the district is located.” Daneben regelt 28 U.S.C. § 1391 (b) (2) Alt. 1 die Zuständigkeit des Gerichts am Ort des anspruchsbegründenden Ereignisses. Die örtliche Zuständigkeit ist schon dann begründet, wenn ein wesentlicher Teil des Streitgrunds im Gerichtsbezirk entstanden ist: “A civil action may be brought in [...] a judicial district in which a substantial part of the events or omissions giving rise to the claim occurred [...]”. Die Zuständigkeitsvorschrift ist vergleichbar mit dem Gerichtsstand am Ort der unerlaubten Handlung. Anders als dieser begründet sie jedoch eine Zuständigkeit auch für vertragliche Rechtsstreitigkeiten.291 Trotz einiger gesetzgeberischer Nachbesserungen292 verursacht die Vorschrift in der Recht287

Vgl. bspw. Utah: Utah Code, § 3-3-307 (3) (2014). Vgl. bspw. Illinois: Illinois Compiled Statutes, Ch. 735, § 5/2-101. 289 Vgl. ausführlich – und kritisch – zu diesen exorbitanten Gerichtsständen: Stevens, 49 Mich. L. Rev. 307 (313 ff.) (1950); Friedenthal/Miller/Sexton/Hershkoff, Civil Procedure, S. 370 f. 290 Beispielsweise 28 U.S.C. § 1400 für Urheberrechts- und Patentstreitigkeiten. 291 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 365. 292 Der ursprüngliche Wortlaut der 1963 geschaffenen venue-Regelung lautete: “tort claims arising out of the manufacture, assembly, repair, ownership, maintenance, use or operation of an automobile,” vgl. Act. of Dec. 23, 1963, Pub. L. No. 88-234, 77 Stat. 473, 28 U.S.C. § 1391 (f); die Regelung wurde 1966 geändert: “A civil action [...] may [...] be brought only in the judicial district. in which the claim arose”, abrufbar unter

(letzter Abruf: April 2016). Aufgrund des Wortlauts “district in which the claim arose” war die Bestimmung des zuständigen Gerichtsbezirks umstritten, wenn das klagebegründende Ereignis in mehreren Bezirken stattgefunden hatte, vgl. Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, 288

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

sprechung nach wie vor Auslegungsschwierigkeiten. Namentlich bleibt im Dunkeln, wann ein „wesentlicher Teil“ des klagebegründenden Ereignisses im Gerichtsbezirk stattgefunden hat.293 Das ist jedenfalls dann unstreitig der Fall, wenn sich das klagebegründende Ereignis insgesamt auf einen Gerichtsbezirk beschränkt,294 und ferner dann, wenn das streitbegründende Ereignis überwiegend (das heißt zu über 50 %) im Gerichtsbezirk stattgefunden hat.295 Umstritten sind dagegen Fälle, in denen sich das klagebegründende Ereignis über mehrere Bezirke verteilt, ohne überwiegend in dem einen oder anderen stattgefunden zu haben. Über die Zuständigkeitsbestimmung in diesen Fällen ist die Rechtsprechung uneins. Vorgeschlagen wird die Festsetzung einer Mindestprozentzahl,296 die Klageerhebung nur am Ort des Schadenseintritts bzw. der Vertragserfüllung297 und schließlich die Anwendung des minimum contacts-Tests der personal jurisdiction.298 Noch bevor 28 U.S.C. § 1391 (b)(2) Alt. 1 im Jahr 1990 entsprechend der heutigen Fassung angepasst wurde,299 stellte der U.S. Supreme Court in seiner Entscheidung Leroy v. Great Western United Corp.300 bestimmte Leitlinien zur Beantwortung der Frage auf, in welchem Distrikt “the claim arose”: Zweck der Zuständigkeitsvorschrift sei es, den Beklagten vor einer unfairen oder unangemessenen Inanspruchnahme örtlicher Zuständigkeit zu schützen.301 Bei der Zuständigkeitsbestimmung seien daher die Beweis-, Sach-302 und Rechtsnähe303 des Gerichts zu berücksichtigten, nicht hingegen Klägerinteressen. 304 Schließlich sei eine S. 81. Da der Wortlaut die Zuständigkeit auf einen Gerichtsbezirk beschränkte, nahmen die Gerichte teilweise an, die Zuständigkeitsvorschrift sei in diesem Fall nicht anwendbar. Andere setzten sich über den Wortlaut hinweg und vertraten die Ansicht, der Kläger könne in diesem Fall Klage in allen Gerichtsbezirken, in denen das klagebegründende Ereignis – teilweise – stattgefunden hatte, erheben. Aus Gründen der Klarstellung passte der Gesetzgeber die Zuständigkeitsvorschrift im Jahr 1990 im Sinne der heutigen Fassung an, vgl. Friedenthal/Miller/Sexton/Hershkoff, Civil Procedure, S. 379; Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 360. 293 Vgl. hierzu ausführlich Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 360 ff. 294 So bspw. Jenkins Brick Co. v. Bremer, 321 F. 3d 1366 (2003). 295 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 360. 296 Beispielsweise Alcoholics World Servs., Inc. v. Friedman, 1992 WL 150633 (1992); Halsprodukter Labs Karnerud Ab. v. Gero Vita Int’l, 1993 WL 384525 (1993). Kritisch: Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 361. 297 Vgl. Friedenthal/Miller/Sexton/Hershkoff, Civil Procedure, S. 379. 298 Bspw. Alternative Pioneering Sys., Inc. v. Direct Innovative Prods., Inc., 1992 WL 510190 (1992); Gould, Inc. v. Alter Metals Co., 1992 WL 170567 (1992); ablehnend: Ware v. Hedges, 1993 U.S. Dist. LEXIS 11830 (1993). 299 Vgl. oben Fn. 292. 300 443 U.S. 173, 99 S.Ct. 2710, 61 L.Ed. 2d 464 (1979). 301 443 U.S. 173 (183 f.), 99 S.Ct. 2710 (2716), 61 L.Ed. 2d 464 (1979). 302 443 U.S. 173 (185 f.), 99 S.Ct. 2710 (2718), 61 L.Ed. 2d 464 (1979). 303 443 U.S. 173 (186), 99 S.Ct. 2710 (2718), 61 L.Ed. 2d 464 (1979). 304 443 U.S. 173 (185), 99 S.Ct. 2710 (2717), 61 L.Ed. 2d 464 (1979).

II. US-amerikanisches Verständnis

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Zuständigkeitsbegründung mehrerer Gerichtsbezirke möglichst zu vermeiden.305 Auch wenn nach der Neufassung der Zuständigkeitsvorschrift in 28 U.S.C. § 1391(b) (2) Alt. 1 weitgehend anerkannt ist, dass der Kläger die Wahl zwischen allen Gerichtsbezirken hat, in denen ein wesentlicher Teil des anspruchsbegründenden Ereignisses stattgefunden hat, kann die Entscheidung weiterhin als Leitlinie zur Beantwortung der vorgelagerten Frage dienen, ob überhaupt ein substantial part des anspruchsbegründenden Ereignisses im Gerichtsbezirk stattgefunden hat.306 28 U.S.C. § 1391 (b) (2) Alt. 2 begründet überdies eine Zuständigkeit an dem Ort, an dem “a substantial part of property that is the subject of the action is situated”. Die Vorschrift regelt die Zuständigkeit am Ort der Belegenheit des Streitgegenstands bzw. der Belegenheit von Teilen des Streitgegenstands. Auf sie soll erst im dritten Kapitel näher eingegangen werden. In 28 U.S.C. § 1391 (b) (3) findet sich eine Auffangzuständigkeit für den Fall, dass eine Zuständigkeit nach § 1391 (b) (1) und (2) weder am Wohnsitz des Beklagten, noch am Ort des streitbegründenden Ereignisses oder am Belegenheitsort des Streitgegenstands besteht.307 28 U.S.C. § 1391 (c) konkretisiert den Wohnsitz des Beklagten308 und die Zuständigkeit im Fall eines nicht in den USA wohnhaften Beklagten.309 28 U.S.C. § 1391 (d) definiert schließlich den Sitz eines Unternehmens in Bundesstaaten mit mehreren Gerichtsbezirken. Zunächst war angenommen worden, der zuständigkeitsrechtliche Sitz eines Unternehmens befinde sich allein in dessen Gründungsstaat.310 In der Entscheidung Neirbo Company v. Bethlehem Shipbuilding Corporation erstreckte der U.S. Supreme Court den allgemeinen Gerichtsstand von Unternehmen auf alle Gerichtsbezirke, in denen sich ein nach dem jeweiligen state law Zustellungsbevollmächtigter des Unternehmens befand.311 Entsprechend 305

443 U.S. 173 (184 f.), 99 S.Ct. 2710 (2717), 61 L.Ed. 2d 464 (1979). Friedenthal/Miller/Sexton/Hershkoff, Civil Procedure, S. 380. 307 § 1391: “[…] (b) […] (3) If there is no district in which an action may otherwise be brought as provided in this section, any judicial district in which any defendant is subject to the court’s personal jurisdiction with respect to such action.” 308 § 1391: “[…] (c) (1) a natural person, including an alien lawfully admitted for permanent residence in the United States, shall be deemed to reside in the judicial district in which that person is domiciled; (2) an entity with the capacity to sue and be sued in its common name under applicable law, whether or not incorporated, shall be deemed to reside, if a defendant, in any judicial district in which such defendant is subject to the court’s personal jurisdiction with respect to the civil action in question and, if a plaintiff, only in the judicial district in which it maintains its principal place of business; […]” 309 § 1391: “[…] (c) […] (3) a defendant not resident in the United States may be sued in any judicial district, and the joinder of such a defendant shall be disregarded in determining where the action may be brought with respect to other defendants.” 310 Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 81. 311 308 U.S. 165, 60 S.Ct. 153, 84 L.Ed. 167 (1939). 306

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Kapitel 1: Zuständigkeitsinteressen

wurden die Zuständigkeitsvorschriften 1948312 und 1988313 angepasst, sodass ein Unternehmen nun überall dort seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, wo ausreichende minimum contacts des Unternehmens eine personal jurisdiction des Gerichtsstaats begründen.314 Personal jurisdiction und venue laufen in diesem Fall also parallel. c) Zuständigkeitsinteressen Die Regelungen der venue der Gerichte im amerikanischen Zuständigkeitssystem ähneln den Gerichtsständen im europäischen Zuständigkeitssystem. Sie sind unterteilt in personennahe Gerichtsstände, die dem jeweiligen Interesse der Partei an einem wohnsitznahen Gerichtsstand dienen, streitgegenstandsbezogene Gerichtsstände, die dem gemeinsamen Partei- und Gerichtsinteresse an einer effektiven und kostengünstigen Streitbeilegung durch das sach-, beweis- und rechtsnächste Gericht dienen, und beziehungsarme Gerichtsstände mit der Auffangfunktion, den Kläger vor einer unzumutbaren Rechtsverfolgung außerhalb seines Heimatsstaats zu bewahren.

III. Ergebnis III. Ergebnis

Beide Zuständigkeitssysteme, das kontinentaleuropäische einerseits, das USamerikanische andererseits, schlagen zur Bestimmung einer angemessenen Zuständigkeitswahrnehmung einen unterschiedlichen Weg ein. Diesen Weg weisen aber dieselben Zuständigkeitsinteressen: auf Parteiseite das Interesse an einem wohnsitznahen und vorhersehbaren Gerichtsstand, an einer effektiven Streiterledigung durch Beweis-, Sach- und Rechtsnähe des zuständigen Gerichts sowie das einseitige Klägerinteresse an einer vollstreckungsnahen Zuständigkeit; auf Gerichtsseite das mit dem Parteiinteresse gleichlaufende Interesse an Sach-, Beweis- und Rechtsnähe und schließlich das Interesse eines Staates an einem umfassenden gerichtlichen Schutz seiner Bürger einerseits und an einer Vermeidung übermäßiger Inanspruchnahme seiner Gerichtsressourcen andererseits.

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Act of June 25, 1948, 62 Stat. 935. Act of Nov. 19, 1988, Pub.L. 100-702, § 1013, 102 Stat. 4264, 4669. 314 § 1391: “[…] (d) For purposes of venue under this chapter, in a State which has more than one judicial district and in which a defendant that is a corporation is subject to personal jurisdiction at the time an action is commenced, such corporation shall be deemed to reside in any district in that State within which its contacts would be sufficient to subject it to personal jurisdiction if that district were a separate State, and, if there is no such district, the corporation shall be deemed to reside in the district within which it has the most significant contacts.” 313

Kapitel 2

Sachbelegenheit als Merkmal angemessener Zuständigkeitswahrnehmung Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

Die zu den Zuständigkeitsinteressen gewonnenen Erkenntnisse werfen die Frage nach den Konsequenzen in Ansehung der Belegenheitsgerichtsstände auf. Hierzu ist vorab festzuhalten: Als besondere Zuständigkeitsvorschrift im Sinne des europäischen Zuständigkeitssystems wird der Gerichtsstand am Ort der Belegenheit beweglicher Sachen an den Gerichtsständen am vertraglichen Erfüllungsort und am Ort der unerlaubten Handlung gemessen. Er muss also „in der Regel“ einem beiderseitigen Zuständigkeitsinteresse dienen, das eine Abweichung vom Grundsatz des actor sequitur forum rei rechtfertigt. Der ausschließliche Gerichtsstand am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen hat aufgrund seiner ausschließlichen Geltung eine höhere Hürde zu überwinden. Die durch ihn verfolgten Zuständigkeitsinteressen müssen derart gewichtig sein, dass für den konkreten Rechtsstreit allein die Zuständigkeit des Gerichts am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen gerechtfertigt ist. In einem letzten Schritt stellt sich die Frage, ob auch der Vermögensgerichtsstand trotz seiner „Exorbitanz“ billigenswerte Zuständigkeitsinteressen realisiert, die seine Existenz im internationalen Zuständigkeitsrecht rechtfertigen und ein praktisches Bedürfnis dokumentieren. Die in rem jurisdiction wird selten die – mittlerweile hohen – Anforderungen an eine general jurisdiction erfüllen und daher an den Voraussetzungen der specific jurisdiction gemessen. Das sind ausreichende Kontakte des Beklagten zum Gerichtsstaat, ein Klagebezug dieser Kontakte und schließlich die Angemessenheit der Zuständigkeitsinanspruchnahme nach Abwägung aller Zuständigkeitsinteressen. Auch die venue-Regelungen setzen einen Streitgegenstandsbezug der Belegenheitsgerichtsstände voraus. Diese Voraussetzungen stellen die Rechtfertigung streitgegenstandsunabhängiger Belegenheitsgerichtsstände in Frage. In Bezug auf einen ausschließlichen Gerichtsstand am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen ist fraglich, ob sich die Ausschließlichkeit des Gerichtsstands angesichts der Tatsache, dass das US-amerikanische Zuständigkeitsrecht nunmehr keine Souveränitätsinteressen verfolgt, noch angemessen ist. Den damit aufgeworfenen Fragen ist nachzugehen.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

Der dingliche Gerichtsstand am Ort der Belegenheit einer unbeweglichen Sache ist allgemein anerkannt. Er hat in den meisten nationalen Rechtsordnungen1 und auch in supranationalen Übereinkommen und Verträgen2 Niederschlag gefunden. Seine Ausgestaltung als dinglicher und in der Regel ausschließlicher Gerichtsstand variiert nur in wenigen Punkten. Im Folgenden sollen der deutsche § 24 ZPO, der schweizerische Art. 29 ZPO-CH und Art. 97 IPRG sowie die US-amerikanische in rem jurisdiction und local venue untersucht werden. In einem ersten Schritt wird auf die allgemeine Bedeutung und geschichtliche Entwicklung des Gerichtsstands in der jeweiligen Rechtsordnung eingegangen. In einem zweiten Schritt werden die konkrete Ausgestaltung und Rechtfertigung des Gerichtsstands in den nationalen Rechtsordnungen dargestellt. In einem letzten Schritt werden schließlich Bedarf, Eignung und mögliche Ausgestaltung des Gerichtsstands in einem supranationalen Übereinkommen eruiert. 1. Allgemeine Bedeutung und geschichtliche Entwicklung Der Gerichtsstand hat in allen drei Rechtssystemen eine lange Tradition. Der folgende Überblick über die allgemeine Bedeutung und geschichtliche Entwicklung des Gerichtsstands dient einer besseren Einordnung des Gerichtsstands am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen in das Gesamtsystem nationaler Zuständigkeitsvorschriften. a) Deutschland Schon dem germanischen Recht war die ausschließliche gerichtliche Zuständigkeit am Lageort unbeweglicher Sachen für dingliche Klagen bekannt.3 Die weitere Erfolgsgeschichte des Gerichtsstands ist lückenlos: Die deutschen Staaten nutzten den dinglichen Gerichtsstand am Belegenheitsort, um ihre Gerichtsgewalt – und damit ihre Souveränität – über die auf ihrem Hoheitsgebiet liegenden Grundstücke zu sichern.4 Dieser Tradition folgend hielt auch die „Commission zur Berathung einer allgemeinen Civilproceßordnung für die deutschen Bundesstaaten“ in Hannover im Jahr 1866 die Einführung eines 1

Europa: Vgl. bspw.: Griechenland: Art. 29 ZPO GR; Frankreich: Art. 44 CPC; Luxemburg: Art. 31 NCPC; Italien: Art. 21 CPC. Weitere Rechtsordnungen nennt Jenard, OJ 1979 Nr. C 59, S. 1 (34); weltweit: Vgl. bspw.: Brasilien: Art. 12 § 1 Lei de Introdução ao Código Civil; Kanada (Québec): Art. 3152 CC; Venezuela: Art. 40 Nr. 1 IPRG; Tunesien: Art. 8 Nr. 2 IPRG. 2 Vgl. bspw.: Art. 24 Nr. 1 EuGVVO und Art. 22 Nr. 1 LugÜ. 3 Bethmann-Hollweg, Theorie des Civilprozesses, S. 70 mit Verweis auf die Lex Alemann (Tit. 84, „comes de plebe illa“). 4 Bethmann-Hollweg, Theorie des Civilprozesses, S. 70.

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

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ausschließlichen Belegenheitsgerichtsstand für unbewegliche Sachen für unabdingbar.5 Ohne weitere Diskussionen wurde er im Jahr 1879 in die gemeinsame Zivilprozessordnung eingeführt6 und ist dort bis heute in § 24 ZPO normiert: „§ 24 (1) Für Klagen, durch die das Eigentum, eine dingliche Belastung oder die Freiheit von einer solchen geltend gemacht wird, für Grenzscheidungs-, Teilungs- und Besitzklagen ist, sofern es sich um unbewegliche Sachen handelt, das Gericht ausschließlich zuständig, in dessen Bezirk die Sache belegen ist. (2) Bei den eine Grunddienstbarkeit, eine Reallast oder ein Vorkaufsrecht betreffenden Klagen ist die Lage des dienenden oder belasteten Grundstücks entscheidend.“

Er begründet nationale und – außerhalb des Anwendungsbereichs der EuGVVO – auch internationale Zuständigkeit. Aufgrund seiner Ausschließlichkeit sperrt er den allgemeinen, die besonderen und die vereinbarten Gerichtsstände und durchbricht selbst die Exterritorialität.7 Unter den Gerichtsständen in der ZPO genießt er deshalb eine Sonderstellung.8 b) Schweiz Auch in der Schweiz hat der Gerichtsstand am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen eine lange Tradition. Vor einer Vereinheitlichung der nationalen gerichtlichen Zuständigkeit enthielten alle kantonalen Prozessordnungen in nur geringfügig abweichender Ausgestaltung einen dinglichen Gerichtsstand am Lageort der unbeweglichen Sache9 und galt nach höchstrichterlicher Rechtsprechung der ungeschriebene Bundesrechtssatz, dass dingliche Klagen betreffend unbewegliche Sachen an deren Belegenheitsort zu erheben seien.10 Die ersten Bemühungen zur Vereinheitlichung des Zivilprozessrechts hatten die Einführung eines bundesweit geltenden Gerichtsstandsgesetzes zur Folge, in dessen Art. 19 GestG der Gerichtsstand am Belegenheitsort der unbeweglichen Sache aufgenommen wurde. Die Übernahme des Gerichtsstands in die am 1. Januar 2011 in Kraft getretene bundeseinheitliche Zivilprozessordnung 5

Protocolle der Commission zur Berathung einer allgemeinen Civilproceßordnung für die deutschen Bundesstaaten II, S. 438. 6 Hahn/Mugdan, Die gesammten Materialien zur Zivilprozessordnung, Bd. 2 Abt. 1, 2. Aufl. 1983, S. 154. 7 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 1. 8 Zur Kritik an der Ausschließlichkeit des Gerichtsstands siehe unten, 4. b) bb). 9 A.F.: Art. 27 ZPO-SG; § 29 ZPO-LU; § 29 ZPO-AG; § 6 ZPO-ZH; Art. 29 ZPO-BE; Art. 25 ZPO-UR; § 6 ZPO-SZ; Art. 13 ZPO-OW; Art. 10 ZPO-NW; Art. 7 Abs. 1 Ziff. 13 ZPO-GL; § 5 ZPO-ZG; Art. 65 ZPO-FR; § 19 ZPO-SO; § 2 ZPO-BS; § 22 ZPO-BL; Art. 58 ZPO-SH; Art. 38 ZPO-AR; Art. 29 ZPO-AI; Art. 10 ZPO-GR; § 7 ZPO-TG; Art. 18 CPC-TI; Art. 52 CPC-VD; Art. 6 ZPO-VS; Art. 14 ZPO-NE; Art. 29 ZPO-GE; Art. 28 CPC-JU. 10 Vgl. bspw. BGE 1, 245 (250); 4, 17 (18); 6, 91; 9, 30 (33); 13, 157 (159); 24 I, 224; 66 I, 228 (233).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

erfolgte ohne Diskussion.11 In ihrer konkreten Ausgestaltung ist die Zuständigkeitsvorschrift – im Gegensatz zu ihren kantonalen Vorgängern – sehr komplex und dadurch streitanfällig:12 „Art. 29 ZPO-CH (1) Für die folgenden Klagen ist das Gericht am Ort, an dem das Grundstück im Grundbuch aufgenommen ist oder aufzunehmen wäre, zuständig: (a) dingliche Klagen; (b) Klagen gegen die Gemeinschaft der Stockwerkeigentümerinnen und Stockwerkeigentümer; (c) Klagen auf Errichtung gesetzlicher Pfandrechte. (2) Andere Klagen, die sich auf Rechte an Grundstücken beziehen, können auch beim Gericht am Wohnsitz oder Sitz der beklagten Partei erhoben werden. (3) Bezieht sich eine Klage auf mehrere Grundstücke oder ist das Grundstück in mehreren Kreisen in das Grundbuch aufgenommen worden, so ist das Gericht an dem Ort zuständig, an dem das flächenmäßig größte Grundstück oder der flächenmäßig größte Teil des Grundstücks liegt. (4) Für Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, die sich auf Rechte an Grundstücken beziehen, ist das Gericht an dem Ort zwingend zuständig, an dem das Grundstück im Grundbuch aufgenommen ist oder aufzunehmen wäre.“

Absatz 1 bestimmt die örtliche Zuständigkeit für dingliche Klagen, Klagen gegen die Gemeinschaft der Stockwerkeigentümer und Klagen auf die Errichtung gesetzlicher Pfandrechte. Die Vorschrift regelt zwar einen ausschließlichen Gerichtsstand.13 Anders als die meisten kantonalen Vorschriften14 gilt sie aber nicht zwingend; rügelose Einlassung und Prorogation bleiben möglich.15 Absatz 2 regelt einen alternativen Gerichtsstand für persönliche Klagen, die sich auf Grundstücke beziehen. Anders als in Deutschland sind die Normen der örtlichen Zuständigkeit in der Schweiz nicht doppelfunktional. Die internationale Zuständigkeit wird autonom im IPRG geregelt. Art. 97 IPRG verankert einen Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen im internationalen Zuständigkeitsrecht der Schweiz: 11

AmtlBull. StR 2007, S. 505; AmtlBull. NR 2008, S. 644. Auch gegenüber der Vorgängernorm Art. 19 GestG wurde Art. 29 ZPO-CH leicht modifiziert, vgl. Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO-CH, Art. 29 Rn. 1. 13 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO-CH, Art. 29 Rn. 1; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 2; BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 1; zu Art. 19 GestG: Müller/Wirth/Naegli, GestG, Art. 19 Rn. 2; BSK-GestG/Tenchio, Art. 19 Rn. 2. 14 Bspw. § 29 ZPO AG, vgl. Bühler/Edelmann/Killer/Eichenberger, ZPO-AG, § 29 Rn. 4; § 29 ZPO-LU, vgl. Studer/Rüegg/Eiholzer, ZPO-LU, § 29 Rn. 1; Art. 27 ZPO SG, vgl. Leuenberger/Uffer-Tobler, ZPO-SG, Art. 27 Rn. 1d). 15 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO-CH, Art. 29 Rn. 1; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 2; BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 3; zu Art. 19 GestG: Müller/Wirth/Naegli, GestG Art. 19 Rn. 3; BSK-GestG/Tenchio, Art. 19 Rn. 2. 12

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

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„Art. 97 IPRG Für Klagen betreffend dingliche Rechte an Grundstücken in der Schweiz sind die Gerichte am Ort der gelegenen Sache ausschließlich zuständig.“

Die Vorschrift hat nach einhelliger Ansicht sowohl ausschließlichen, als auch – anders als Art. 29 Abs. 1 ZPO-CH – zwingenden Charakter.16 Eingedenk seines auf in der Schweiz belegene Grundstücke beschränkten Anwendungsbereichs tritt Art. 97 IPRG allerdings fast vollständig hinter Art. 22 Nr. 1 LugÜ zurück.17 c) USA Von der abschließend kodifizierten und von Rechtsprechung und Literatur nur konkretisierten Belegenheitszuständigkeit im deutschen und schweizerischen Zivilprozess zu unterscheiden ist die flexiblere, überwiegend von der Rechtsprechung geprägte US-amerikanische Belegenheitszuständigkeit in Gestalt der in rem jurisdiction (interlokale und internationale Belegenheitszuständigkeit) und der local venue (örtliche Belegenheitszuständigkeit). aa) Jurisdiction Schon vor der für die Geschichte des amerikanischen Zuständigkeitsrechts wegweisenden Entscheidung Pennoyer v. Neff18 war in der Rechtsprechung der US-amerikanischen Gerichte die Unterscheidung zwischen personal jurisdiction über den Beklagten und in rem jurisdiction über (unbewegliche) Sachen anerkannt.19 Diese Differenzierung übernahm der U.S. Supreme Court in seiner Entscheidung Pennoyer: Nach der in dieser Entscheidung entwickelten presence rule begründete entweder die Anwesenheit des Beklagten (sogenannte personal jurisdiction), die Belegenheit der streitbefangenen Sache (sogenannte in rem jurisdiction) oder die Belegenheit von beschlagnahmtem Beklagtenvermögen (sogenannte quasi in rem jurisdiction) im Gerichtsstaat dessen interlokale und internationale Zuständigkeit. Zur Rechtfertigung der in rem jurisdiction stützte sich der U.S. Supreme Court auf die Befugnis eines jeden Staates, über Rechte an in seinem Hoheitsgebiet belegenen Sachen zu entscheiden.20 Dies sollte seiner Auffassung nach sowohl für klassische – gegen die Sache selbst gerichtete – in rem-Verfahren gelten als auch für Klagen, die ohne weiteren Sachbezug lediglich darauf abzielen, Befriedigung 16

BGE III 129, 738 (747); BSK-IPRG/Fisch, Art. 97 Rn. 4; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 35; Müller/Wirth/Naegli, GestG, Art. 19 Rn. 53. 17 BSK-IPRG/Fisch, Art. 97, Rn. 1. 18 Siehe dazu bereits ausführlich oben, Kap. 1, II. 1. a). 19 Vgl. bspw. Boswell’s Lessee v. Otis, 50 U.S. 336, 13 L.Ed. 164 (1850); Grignon’s Lessee v. Astor, 43 U.S. 319; 11 L.Ed 283 (1844); Burnham v. Webster, 1 Woodb. & M 172 (1846). 20 95 U.S. 714 (722–24) 24 L.Ed. 565 (569) (1878).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

durch eine Beschlagnahme und Veräußerung des Beklagtenvermögens zu erlangen.21 Auf Grundlage dieser Entscheidung differenzierten Rechtsprechung und Wissenschaft in den folgenden Jahrzehnten bei der Zuständigkeitsbegründung durch Sachbelegenheit im Gerichtsstaat zwischen drei Kategorien. Erstens die in rem jurisdiction: Die klassische in rem jurisdiction begründet Zuständigkeit bei reinen in rem-Klagen, das heißt mit denen der Kläger eine Entscheidung über die Interessen und Rechte jedermanns an einer bestimmten Sache begehrt.22 In rem-Verfahren sind – dem deutschen Zivilverfahren fremd – nicht gegen einen bestimmten Beklagten, sondern gegen die Sache selbst gerichtet.23 Ein darauf ergehendes Urteil wirkt erga omnes, es regelt Rechte und Interessen an der streitbefangenen Sache umfassend und endgültig.24 Der Entscheidungsumfang des Gerichts ist auf die Sache beschränkt: Anders als ein Gericht, das personal jurisdiction über den Beklagten besitzt, kann ein Gericht mit in rem jurisdiction keine persönliche Haftung eines bestimmten Beklagten aussprechen, sondern lediglich über die Interessen eines Beklagten an der konkreten streitbefangenen Sache urteilen.25 Die traditionelle in rem jurisdiction am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen veranschaulicht § 59 des Restatement, Second, Conflict of Laws: “59. Judicial Jurisdiction Over Land. A state has power to exercise judicial jurisdiction to affect interests in land in the state although a person owning or claiming these interests in the land is not personally subject to the judicial jurisdiction of the state.”

Neben der in rem jurisdiction regelt die Vorschrift eine zweite sachbezogene Zuständigkeit: Die Gerichte am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen sind überdies für Klagen zuständig, mittels derer der Kläger einen bereits bestehenden Anspruch auf eine unbewegliche Sache gegen einen bestimmten Be-

21

95 U.S. 714 (734) 24 L.Ed. 565 (573) (1878). Es handelt sich hierbei um eine quasi in rem jurisdiction, ein Begriff, den der Supreme Court in seiner Entscheidung allerdings nicht verwendet. 22 Tyler v. Judges of the Court of Registration, 175 Mass. 71, (72, 76), 55 N.E. 812, (812, 814) (1900); Hanson v. Denckla, 357 U.S. 235 (246 Fn. 12), 78 S.Ct. 1228 (1235 Fn. 12), 2 L.Ed. 2d 1283 (1293 Fn. 12) (1958); Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 10, 215. 23 Deshalb die Bezeichnung United States v. 50 Acres of Land, 469 U.S. 24, 105 S.Ct. 451, 83 L.Ed. 2d 376 (1984). 24 Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 10; vgl. auch Restatement, Judgments, § 73, comm. a): “Where in a proceeding in rem a competent court has after proper notice determined interests in property over which the court has jurisdiction, the determination of those interests is binding on all persons in the world.” 25 Casad/Richman, Jurisdiction in civil actions, Bd. 1, S. 10, 215.

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

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klagten geltend macht.26 Diese Zuständigkeitsart ist Teil der quasi in rem jurisdiction und wird – in Unterscheidung zu der sogleich näher beschriebenen quasi in rem jurisdiction Typ 2 – als quasi in rem jurisdiction Typ 1 bezeichnet.27 Ein auf diese Klage ergehendes Urteil berührt im Gegensatz zu einer in rem-Klage nur die Interessen der Parteien, wirkt also nicht erga omnes.28 Die dritte sachbezogene Zuständigkeit wird als quasi in rem jurisdiction Typ 2 bezeichnet. Ihr Anwendungsbereich ist eröffnet, wenn der Kläger zwar keinen Anspruch auf die Sache selbst behauptet, diese vielmehr unstreitig im Eigentum des Beklagten steht, er aber für eine – unter Umständen nicht einmal sachbezogene – Forderung Befriedigung aus der Sache begehrt.29 Diese Zuständigkeitsart regelt § 66 des Restatement, Second, Conflict of Laws. Danach hat ein Staat “the power to exercise judicial jurisdiction to apply to the satisfaction of a claim interests in a tangible thing that is subject to its judicial jurisdiction and belongs to the person against whom the claim is asserted, although the person himself is not subject to the jurisdiction of the state.”

Zum Behufe einer genauen Differenzierung wird teilweise nochmals zwischen einer quasi in rem jurisdiction Typ 2 a), wenn die streitgegenständliche Forderung einen Bezug zur zuständigkeitsbegründenden Sache hat, und einer quasi in rem jurisdiction Typ 2 b) bei fehlendem Sachbezug unterschieden.30 Die aus den höchstrichterlichen Rechtssätzen der Entscheidung Pennoyer v. Neff zur in rem jurisdiction entwickelten Grundsätze überdauerten zunächst die umfassende Neuordnung der US-amerikanischen Zuständigkeitsgrundsätze durch den in der Entscheidung International Shoe geschaffenen minimum contacts-Test;31 dieser bezog sich allein auf die prominentere personal juris-

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Vgl. auch Hanson v. Denckla, 357 U.S. 235 (246 Fn. 12), 78 S.Ct. 1228 (1235 Fn. 12), 2 L.Ed. 2d 1283 (1293 Fn. 12) (1958). 27 Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 216; Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 114. Der folgenden Darstellung wird diese Diktion zum Zwecke einer besseren Unterscheidung zugrunde gelegt. 28 Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 216; Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 114. 29 Hanson v. Denckla, 357 U.S. 235 (246 Fn. 12), 78 S.Ct. 1228 (1235 Fn. 12), 2 L.Ed. 2d 1283 (1293 Fn. 12) (1958); Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 216; Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, Bd. 1, S. 114 f. Diese Zuständigkeitsart wird auch als attachment jurisdiction bezeichnet, da sie eine der Klageerhebung vorausgehende Beschlagnahme des Beklagtenvermögens im Gerichtsstaat voraussetzt. Vgl. dazu näher unten, Kap. 2, III. 30 Die Unterteilung nimmt bspw. Schack, Minimum Contacts, S. 55 vor. Vgl. auch die Fallbeispiele bei Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 66, comm. a). 31 Siehe dazu ausführlich oben, Kap. 1, II. 1 c).

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diction.32 Gegen die dadurch bedingte Ungleichbehandlung von personenund sachbezogener Zuständigkeit wurden aber bald Bedenken geäußert In rem-Verfahren beträfen immer auch Beklagteninteressen. Die Behauptung, sie richteten sich allein gegen eine Sache, sei Fiktion.33 Evident werde die Diskriminierung der personal jurisdiction bei der quasi in rem jurisdiction Typ 2 b), die eine Zuständigkeit allein auf eine – streitgrundunabhängige – Vermögensbelegenheit im Forumstaat gründe. Sie berge die Gefahr einer Umgehung der zum Beklagtenschutz in der Entscheidung International Shoe entwickelten Mindeststandards.34 Dem auf diese Kritik gestützten Postulat, die Unterschiede zwischen personal und in rem jurisdiction wieder einzuebnen und damit das letzte Bollwerk der Entscheidung Pennoyer v. Neff zu beseitigen, kam der U.S. Supreme Court erst mehr als dreißig Jahre nach International Shoe in seiner programmatischen Entscheidung Shaffer v. Heitner35 nach. In Shaffer v. Heitner begehrte der Kläger, Inhaber von Aktien des in Delaware gegründeten Unternehmens Greyhound, Schadensersatz wegen angeblicher Verletzung treuhänderischer Pflichten gegenüber Greyhound durch 28 ehemalige Vorstandsmitglieder in Delaware. Weder der Kläger, noch die beklagten Vorstandsmitglieder wohnten im Gerichtsstaat. Vor Klageerhebung hatte der Kläger in Delaware aber erfolgreich die Beschlagnahme und Pfändung der Aktien der Vorstandsmitglieder beantragt,36 was dazu führte, dass die Gerichte Delawares ihre Zuständigkeit auf eine quasi in rem jurisdiction stützten.37 Letztinstanzlich lehnte der U.S. Supreme Court eine Zuständigkeit der Gerichte Delawares ab. Einführend stellte er fest, es sei an der Zeit, über die Anwendung des minimum contacts-Tests auf die in rem jurisdiction zu entscheiden. Er räumte ein, dass die in rem jurisdiction nicht nur zu einer gerichtlichen Entscheidungsbefugnis über die streitbefangene Sache, sondern auch über die Interessen bestimmter Personen an der streitbefangenen Sache führe. Folglich müsse jede Inanspruchnahme interlokaler Zuständigkeit den 32

Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 117; vgl. hierzu die Begründung des U.S.Supreme Courts in seiner Entscheidung International Shoe: “Due process requires only that in order to subject a defendant to a judgment in personam, if he be not present within the territory of the forum, he have minimum contacts with it […]”, vgl. 326 U.S. 310 (316), 66 S.Ct. (154) 158, 90 L.Ed. (95) 102 (1945). 33 Bspw. Hazard, 1965 Sup. Ct. Rev., 241 ff. (1965); v. Mehren/Trautman, 79 Harv. L. Rev. 1121 (1136) (1966); Atkinson v. Superior Court, 49 Cal. 2d 338 (345), 316 P. 2d 960 (964) (1957). 34 Hazard, 1965 Sup. Ct. Rev. 241 ff. (1965); v. Mehren/Trautman, 79 Harv. L. Rev. 1121 (1136) (1966); Atkinson v. Superior Court, 49 Cal. 2d 338 (345), 316 P. 2d 960 (964) (1957). 35 433 U.S. 186, 97 S.Ct. 2569, 53 L.Ed. 2d 683 (1977). 36 Nach dem Recht des Staats Delaware war Belegenheitsort von Aktien eines in Delaware gegründeten Unternehmens Delaware. 37 433 U.S. 186 (190–95), 97 S.Ct. 2569 (2572–75), 53 L.Ed. 2d 683 (689–92) (1977).

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in International Shoe und Folgeentscheidungen entwickelten Grundsätzen der minimum contacts genügen (“we [...] conclude that all assertions of state court jurisdiction must be evaluated according to the standards set forth in International Shoe and its progeny”).38 Die Anwendung des minimum contacts-Tests auf den konkreten Fall führe zu einer Unzuständigkeit der Gerichte Delawares. Erstens habe der einzige Kontakt der Beklagten zum Gerichtsstaat – das Eigentum an einer Aktie eines in Delaware gegründeten Unternehmens – keinen Klagebezug.39 Zweitens habe der Staat Delaware kein erhebliches Interesse an einer Entscheidung des Rechtsstreits.40 Drittens hätten die zu Delaware in keiner Beziehung stehenden Beklagten nicht damit rechnen müssen, dort gerichtlich belangt zu werden.41 Auf den ersten Blick legen diese pauschalen Ausführungen zwar die Abschaffung der in rem jurisdiction zugunsten des minimum contacts-Tests nahe. Gleichwohl besteht in Literatur und Rechtsprechung weitgehend Einigkeit, dass die Konsequenzen einer Anwendung des minimum contacts-Tests auf die drei sachbezogenen Zuständigkeitsgründe einer differenzierten Betrachtung bedürfen:42 Sowohl bei klassischen in rem-Klagen als auch bei quasi in rem Typ 1-Klagen stellt allein die Belegenheit der streitbefangenen Sache im Forumstaat nach herrschender Ansicht einen ausreichenden Kontakt im Sinne der Entscheidung International Shoe dar.43 Da bei diesen Klagen der zuständigkeitsbegründen38

433 U.S. 186 (212), 97 S.Ct. 2569 (2584), 53 L.Ed. 2d 683 (703) (1977). Diese Folgerung wird auch als rule of Shaffer v. Heitner bezeichnet. Die richtige Lesart dieser Regel ist indes unklar. Zwar legt der Wortlaut nahe, dass nunmehr jede Zuständigkeitsart am minimum contacts-Test gemessen wird. In der Entscheidung Burnham v. Superior Court, 495 U.S. 604, 110 S.Ct. 2105, 109 L.Ed. 2d 631 (1990) waren die Richter des Supreme Courts jedoch uneins, ob dies auch für die traditionelle transient jurisdiction gilt. Dann wäre neben dem bloßen Aufenthalt des Beklagten im Gerichtsstaat zum Zeitpunkt der Klagezustellung die Feststellung weiterer minimum contacts zum Gerichtsstaat erforderlich. Vgl. hierzu Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 251. 39 433 U.S. 186 (213), 97 S.Ct. 2569 (2584), 53 L.Ed. 2d 683 (703) (1977). 40 433 U.S. 186 (214), 97 S.Ct. 2569 (2585), 53 L.Ed. 2d 683 (704) (1977). 41 433 U.S. 186 (216), 97 S.Ct. 2569 (2586), 53 L.Ed. 2d 683 (705) (1977). 42 Tatsächlich hat die Unterscheidung zwischen personal und in rem jurisdiction nach der Entscheidung Shaffer v. Heitner kaum noch Bedeutung. Die Angemessenheit einer Zuständigkeitsinanspruchnahme soll nunmehr einheitlich unter Anwendung des minimum contactsTests bestimmt werden (siehe hierzu sogleich). Letztlich ist die in rem jurisdiction nur noch eine specific personal jurisdiction, die Sach- und Klagebezug voraussetzt. Um eine bessere Unterscheidung zwischen den hier relevanten Belegenheitsgerichtsständen und sonstigen personenbezogenen Zuständigkeitsgründen zu gewährleisten, soll im Folgenden die Terminologie aber beibehalten werden. Dies wird, soweit ersichtlich, auch in der US-amerikanischen Rechtsprechung und Literatur so gehandhabt, vgl. bspw. Porsche Cars North America, Inc. v. Porsche Net, 302 F. 3d 248 (2002). 43 Vgl. bspw. Hinton v. Hinton, 395 A. 2d 7 (1978); Casad/Richman, Jurisdiction in civil actions, Bd. 1, S. 222 f.; Schack, Minimum contacts, S. 55; Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 161.

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de Kontakt – die Sache selbst – auch Streitgrund ist, sind keine weiteren Kontakte des Beklagten zum Gerichtsstaat erforderlich. Dieser Standpunkt kann sich auf folgenden Rechtssatz des U.S. Supreme Courts in der Entscheidung Shaffer v. Heitner stützen: “(T)he presence of property in a State may bear on the existence of jurisdiction by providing contacts among the forum State, the defendant, and the litigation. For example, when claims to the property itself are the source of the underlying controversy between the plaintiff and the defendant, it would be unusual for the State where the property is located not to have jurisdiction.”44

Auch die Voraussetzungen der quasi in rem jurisdiction Typ 2 a), welche einen Klagebezug des im Gerichtsstaat beschlagnahmten Vermögens voraussetzt, werden in aller Regel als den Anforderungen des minimum contactsTests im Sinne einer specific jurisdiction genügend erachtet:45 “The presence of property may also favor jurisdiction in cases such as suits for injury suffered on the land of an absentee owner, where the defendant’s ownership of the property is conceded but the cause of action is otherwise related to rights and duties growing out of that ownership.”46

Die quasi in rem jurisdiction Typ 2 a) vermittelt immer dann ausreichende Mindestkontakte des Beklagten zum Forumstaat, wenn sich der geltend gemachte Anspruch des Klägers auf Rechte oder Pflichten bezieht, die in einem engen Bezug zum beschlagnahmten Vermögen stehen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn der Kläger durch die beschlagnahmte Sache Verletzungen erlitten hat. Praktisch bedeutsamen Einfluss hat die Entscheidung Shaffer v. Heitner im Ergebnis nur auf die quasi in rem jurisdiction Typ 2 b). Die bloße Belegenheit beschlagnahmten Beklagtenvermögens im Forumstaat vermag keine Zuständigkeit mehr zu begründen. Wird den Anforderungen des minimum contacts-Tests nicht durch Hinzutreten weiterer Kontakte des Beklagten zum Gerichtsstaat genügt, steht dessen Zuständigkeitsinanspruchnahme nicht in Einklang mit der Verfassung: “[...] in such cases, if a direct assertion of personal jurisdiction over the defendant would violate the Constitution, it would seem that an indirect assertion of that jurisdiction should be equally impermissible”.47 Diese letzte Art der Zuständigkeitsbegründung ist den Vermögensgerichtsständen zuzuordnen. Sie soll deshalb erst im dritten Teil dieses Kapitels ausführlich behandelt werden. Die folgenden Ausführungen zur Ausgestaltung der Belegenheitszuständigkeit am Ort der unbeweglichen 44 433 U.S. 186 (207), 97 S.Ct. 2569 (2582), 53 L.Ed. 2d 683 (700) (1977). Er verweist ausdrücklich auf die klassische in rem jurisdiction und die quasi in rem jurisdiction Typ 1. 45 Casad/Richman, Jurisdiction in civil actions, Bd. 1, S. 223 f.; Schack, Minimum contacts, S. 55; Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 161 f. 46 Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (208), 97 S.Ct. 2569 (2582), 53 L.Ed. 2d 683 (700) (1977). 47 433 U.S. 186 (209), 97 S.Ct. 2569 (2582), 53 L.Ed. 2d 683 (701) (1977).

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Sache konzentrieren sich auf die in rem jurisdiction und die quasi in rem jurisdiction Typ 1 und 2a). Entsprechend den Vorgaben aus Shaffer v. Heitner haben die Bundesstaaten in ihrer Ausgestaltung im Einzelnen unterschiedliche Vorschriften zur Regelung der Zuständigkeit der Gerichte am Ort der streitbefangenen unbeweglichen Sache erlassen.48 Ein Beispiel sind die Vorschriften zur jurisdiction im New York Code Civil Practice Law and Rules49. Dieser unterscheidet zwischen einer personal jurisdiction aufgrund von Belegenheit unbeweglichen Vermögens im Bundesstaat (§ 302) und einer in rem bzw. quasi in rem jurisdiction (§ 314). “§ 302 Personal jurisdiction by acts of non-domiciliaries. (a) Acts which are the basis of jurisdiction. As to a cause of action arising from any of the acts enumerated in this section, a court may exercise personal jurisdiction over any nondomiciliary, or his executor or administrator, who in person or through an agent: [...] 4. owns, uses or possesses any real property situated within the state.” “§ 314 Service without the state not giving personal jurisdiction in certain actions. Service may be made without the state by any person authorized by section 313 in the same manner as service is made within the state: [...] 2. where a judgment is demanded that the person to be served be excluded from a vested or contingent interest in or lien upon specific real or personal property within the state; or that such an interest or lien in favor of either party be enforced, regulated, defined or limited; or otherwise affecting the title to such property, including an action of interpleader or defensive interpleader; or 3. where a levy upon property of the person to be served has been made within the state pursuant to an order of attachment or a chattel of such person has been seized in an action to recover a chattel.”

bb) Venue Im Bereich der örtlichen Zuständigkeit wird im US-amerikanischen Zivilverfahrensrecht traditionell zwischen sogenannten local actions – ortsgebundenen Klagen50 – und sogenannten transitory actions – Klagen, deren Streitgrund seiner Natur nach überall auftreten kann – unterschieden.51 Während 48

Vgl. bspw. Florida: Florida Statutes, § 48.193 (1)(a) Nr. 3; Connecticut: Connecticut General Statutes, § 52-59b (a) (4). 49 Im Folgenden: CPLR-NY. 50 Bspw. Klagen auf Besitzeinräumung, auf Zwangsvollstreckung aus Grundpfandrechten oder auf Feststellung des Eigentums an einer unbeweglichen Sache, vgl. Livingston v. Jefferson, 15 F. Cas. 660, 664 (1811); Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 83; Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 348. 51 Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 83; Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 349.

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local actions zwingend am Ort der Belegenheit der streitbefangenen unbeweglichen Sache erhoben werden müssen, können transitory actions – im Rahmen der jeweils einschlägigen venue des Gerichtsstaats – überall dort erhoben werden, wo ein Gericht personal jurisdiction über den Beklagten besitzt.52 Diese Unterscheidung hat ihre Wurzeln im englischen common law: Als das Vermögen einer Partei sich noch überwiegend in Landbesitz erschöpfte und sich die gerichtliche Jury aus Nachbarn der Parteien zusammensetzte, die den Sachverhalt durch Ortskenntnis und Augenschein ermittelten, bestand das Bedürfnis nach einem ortsnahen Verfahren.53 Heute wird die Unterscheidung zwischen local und transitory actions als nicht mehr zeitgemäß kritisiert.54 Trotzdem haben die meisten Bundesstaaten eine entsprechende Regelung in ihr Verfahrensrecht aufgenommen, wie namentlich der Bundesstaat New York in § 507 CPLR-NY: “§ 507 Real property actions. The place of trial of an action in which the judgment demanded would affect the title to, or the possession, use or enjoyment of real property shall be in the county in which any part of the subject of the action is situated.”

Im Bereich des federal law wurde die Unterscheidung zwischen local und transitory actions im Jahr 2011 gemäß 28 U.S.C. § 1391 (a) (2) allerdings ausdrücklich aufgegeben: “Except as otherwise provided by law [...] the proper venue for a civil action shall be determined without regard to whether the action is local or transitory”.55 Trotzdem bestimmen auch die bundesrechtlichen Vorschriften in 28 U.S.C. § 1391 (b) (2) nach wie vor eine örtliche Zuständigkeit am Belegenheitsort (unbeweglicher) Sachen: “Venue in General. A civil action may be brought in [...] [...] (2) a judicial district in which [...] a substantial part of property that is the subject of the action is situated.”

Diese Vorschrift ersetzt gleichzeitig 28 U.S.C. § 1392, der vorher die örtliche Zuständigkeit bei local actions in Bezug auf Vermögen regelte, das in verschiedenen Gerichtsbezirken belegen ist.56 52

Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 83. Vgl. zur Historie ausführlich Blume, 48 Mich. L. Rev. 1 (1949); Wicker, 4 Tenn. L. Rev. 55 (1925); zusammenfassend Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 349. 54 Reasor-Hill Corp. v. Harrison, 220 Ark. 521, 249 S.W.2d 994 (1952); Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 84; Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 353 f. 55 Zu den Gründen vgl. unten, 2. d) cc) (2). 56 28 U.S.C. § 1392 wurde zusammen mit der Unterscheidung zwischen local und transitory actions abgeschafft. Vorher war das Zusammenspiel von 28 U.S.C. § 1391 (b) (2) und § 1392 unklar. Beide regelten den Fall, in dem die zuständigkeitsbegründende Sache in mehreren Gerichtsbezirken liegt, unterschiedlich: § 1391 (b) (2) begründet die Zuständigkeit des 53

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Die folgenden Ausführungen zur Ausgestaltung der Belegenheitsgerichtsstände am Ort unbeweglicher Sachen im US-amerikanischen Recht beschränken sich auf die paradigmatischen Zuständigkeitsvorschriften im Staat New York sowie auf die bundeseinheitliche Regelung der venue in 28 U.S.C. § 1391 (b) (2). 2. Ausgestaltung in den nationalen Rechtsordnungen Die konkrete Ausgestaltung der Gerichtsstände am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen differiert in den einzelnen Rechtsordnungen. Das betrifft die Frage, wie der Begriff der beweglichen Sache zuständigkeitsrechtlich definiert wird sowie die Frage, welche Klagen in dem – allerdings mehrheitlich dinglich ausgestalteten – Gerichtsstand erhoben werden können. Mag der Belegenheitsorts unbeweglicher Sachen auf den ersten Blick eindeutig bestimmbar sein, ergeben sich dann Probleme, wenn sich eine unbewegliche Sache über mehrere Gerichtsbezirke oder sogar Staaten erstreckt. Schließlich begründet der Gerichtsstand in allen Rechtsordnungen eine ausschließliche Zuständigkeit am Belegenheitsort, die gerade in jüngerer Vergangenheit vermehrt auf Kritik stößt. a) Der Begriff der unbeweglichen Sache In erster Linie bezieht sich der Gerichtsstand am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen auf Grundstücke im engeren Sinne. Daneben werden je nach Verständnis im nationalen Sachenrecht weitere Sachen (beispielsweise Gebäude und Pflanzen) und Rechte an unbeweglichen Sachen erfasst. aa) Deutschland § 24 ZPO definiert den Begriff der unbeweglichen Sache nicht. Nach überwiegender Ansicht verbietet sich zur Begriffsbestimmung ein Rückgriff auf die Zivilprozessordnung (wie beispielsweise auf § 864 ZPO). Die Definition wird dem materiellen Recht, namentlich den §§ 93 bis 96 BGB entnommen.57 Gemessen daran sind unbewegliche Sachen Grundstücke und ihre wesentlichen und nicht wesentlichen Bestandteile – letztere für die Dauer ihrer Verbindung.58 Ein Grundstück ist ein räumlich abgegrenzter Teil der Erdoberfläche.59 Bestandteile eines Grundstücks sind Sachbestandteile wie Gebäude, Gerichts, in dessen Bezirk ein substantial part der Sache belegen ist, § 1392 hielt in diesem Fall hingegen das Gericht in any district, in dem die Sache belegen war, für zuständig, vgl. dazu Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 374 ff. 57 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 9; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 2; MüKoZPO/Patzina, § 24 Rn. 2; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 2. 58 RG, Urt. v. 14.11.1938 – V 37/38, RGZ 158, 362 (369). 59 RG, Urt. v. 15.2.1908 – V 254/07, RGZ 68, 24 (25).

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andere bauliche Anlagen und Pflanzen60 und, wie sich aus der Aufzählung in § 24 Abs. 2 ZPO ergibt,61 gemäß § 96 BGB auch Rechte, die mit einem Grundstück verbunden sind. Solche Rechte sind beispielsweise eine Grunddienstbarkeit (§ 1018 BGB), das subjektiv-dingliche Vorkaufsrecht (§§ 1094– 1104 BGB) und die subjektiv-dingliche Reallast nach § 1105 Abs. 2 BGB.62 Daneben fällt unter den Begriff der unbeweglichen Sache das Anwartschaftsrecht auf Eintragung solcher Belastungen.63 Neben Grundstücken und ihren Bestandteilen zählen schließlich auch Bruchteile von Grundstücken und grundstücksgleiche Rechte zu den unbeweglichen Sachen im Sinne von § 24 ZPO. Dazu gehören Miteigentumsanteile (§ 1008 BGB), Wohnungseigentum (§§ 1, 2 WEG)64 und grundstücksgleiche Rechte wie das Erbbaurecht (§ 11 ErbbauVO),65 das Jagdrecht nach dem Bundesjagdgesetz, das Recht auf Duldung des Überbaus (§ 912 BGB) oder nach landesrechtlichen Vorschriften geschaffene grundstücksgleiche Rechte wie Fischereirechte (beispielsweise Art. 8 Abs. 1 BayFiG).66 Nicht anwendbar ist der Gerichtsstand auf Zubehör im Sinne der §§ 97, 98 BGB.67 bb) Schweiz Was ein „Grundstück“ im Sinne von Art. 29 ZPO-CH ist, bestimmt sich auch im schweizerischen Zivilprozessrecht nach dem materiellen Recht, namentlich nach Art. 655 Abs. 268 und Art. 943 Abs. 1 ZGB69. Gemäß diesen Vorschriften sind unbewegliche Sachen Liegenschaften, selbstständige und dauernde Rechte an Grundstücken, Bergwerke sowie Miteigentumsanteile an einem Grundstück. Als selbstständige und dauernde Rechte an Grundstücken ins Grundbuch aufgenommen werden können entweder Rechte des Bundesprivatrechts – wie beispielsweise das Baurecht gemäß Art. 675, 779 ff. ZGB, 60

Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 3. Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 3. 62 Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 3; MüKo-ZPO/Patzina, § 24 Rn. 3, vgl. auch § 24 Abs. 2 ZPO. 63 OLG Köln, OLGZ 1968, S. 353 (455); MüKo-ZPO/Patzina, § 24 Rn. 3; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 3. 64 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 10; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 5; MüKoZPO/Patzina, § 24 Rn. 3. 65 BGH, Urt. v. 16.5.1980 – V ZR 15/79, ZIP 1980, S. 652 (654). 66 MüKo-ZPO/Patzina, § 24 Rn. 4. 67 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 10; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 6. 68 Art. 655 Abs. 2 ZGB: „Grundstücke im Sinne dieses Gesetzes sind: 1. Liegenschaften; 2. die in das Grundbuch aufgenommenen selbstständigen und dauernden Rechte; 3. die Bergwerke; 4. die Miteigentumsanteile an Grundstücken.“ 69 Art. 943 Abs. 1: „Als Grundstücke werden in das Grundbuch aufgenommen: 1. die Liegenschaften; 2. die selbstständigen und dauernden Rechte an Grundstücken; 3. die Bergwerke; 4. die Miteigentumsanteile an Grundstücken.“ 61

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das Quellenrecht nach Art. 704 Abs. 2 und 708 ZGB oder irreguläre Personaldienstbarkeiten nach Art. 781 ZGB – oder solche des kantonalen Rechts.70 Zu den Liegenschaften gehören gemäß Art. 642 ZGB71 auch deren Bestandteile.72 Ein Bestandteil entsteht, wenn eine Sache durch einen rein tatsächlichen Vorgang mit einer anderen Sache, der sogenannten Hauptsache, verbunden wird und anschließend das Schicksal der Hauptsache teilt.73 Die Bestandteilseigenschaft geht unter, wenn die äußere (körperliche) oder innere Verbindung (dienende Funktion) des Bestandteils mit der Hauptsache aufgehoben wird oder sich im Ortgebrauch74 ein Wandel vollzieht.75 Steht gerade die Bestandteilseigenschaft einer Sache in Streit, ist eine Zuständigkeit nach Art. 29 ZPO-CH begründet.76 Wurde ein Bestandteil vom Grundstück entfernt, bleibt Art. 29 ZPO-CH so lange anwendbar, wie nicht der „Bestandteil“ als selbstständige Sache zu qualifizieren ist.77 Zugehör im Sinne von Art. 644 Abs. 278 und Art. 645 ZGB79 ist als bewegliche Sache im Sinne von Art. 30 ZPO-CH zu behandeln, wenn sich die Klage ausschließlich auf das Zugehör bezieht.80 Bezieht sich die Klage hingegen auf das Grundstück samt Zugehör, gilt ein einheitlicher Gerichtsstand des Art. 29 ZPO-CH im Wege der objektiven Klagehäufung (Art. 15 Abs. 2 i.V.m. Art. 90 ZPO-CH).81 Nicht unter den Begriff der unbeweglichen Sache im Sinne von Art. 29 ZPO-CH fallen Schiffe und Luftfahrzeuge.82 Da sie den Bestimmungen des ZGB über Fahrnis 70

BSK-GestG/Tenchio, Art. 19 Rn. 4. Art. 642 Abs. 2 ZGB: „Bestandteil einer Sache ist alles, was nach der am Orte der üblichen Auffassung zu ihrem Bestande gehört und ohne ihre Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung nicht abgetrennt werden kann.“ 72 BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 5. 73 BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 5. 74 Vgl. zum Ortsgebrauch BSK-ZGB/Wiegand, Art. 642 Rn. 21 f. 75 BSK-ZGB/Wiegand, Art. 642 Rn. 21, 29. 76 BSK-GestG/Tenchio, Art. 19 Rn. 5. 77 BSK-IPRG/Fisch, Art. 97 Rn. 2; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 5. 78 Art. 644 Abs. 2 ZGB: „Zugehör sind die beweglichen Sachen, die nach der am Orte üblichen Auffassung oder nach dem klaren Willen des Eigentümers der Hauptsache dauernd für deren Bewirtschaftung, Benutzung oder Verwahrung bestimmt und durch Verbindung, Anpassung oder auf andere Weise in die Beziehung zur Hauptsache gebracht sind, in der sie ihr zu dienen haben.“ 79 Art. 645 ZGB: „Zugehör sind niemals solche beweglichen Sachen, die dem Besitzer der Hauptsache nur zum vorübergehenden Gebrauche oder zum Verbrauche dienen, oder die zu der Eigenart der Hauptsache in keiner Beziehung stehen, sowie solche, die nur zur Aufbewahrung oder zum Verkauf oder zur Vermietung mit der Hauptsache in Verbindung gebracht sind.“ 80 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 6; BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 4. 81 Brunner/Gasser/Schwander/Füllemann, ZPO, Art. 29 Rn. 3; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 6; BSK-GestG/Tenchio, Art. 19 Rn. 6; Müller/Wirth/Naegli, GestG, Art. 19 Rn. 10. 82 BSK-GestG/Tenchio, Art. 19 Rn. 7. 71

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unterliegen,83 werden sie vielmehr vom Anwendungsbereich des Gerichtsstands am Belegenheitsort beweglicher Sachen gemäß Art. 30 ZPO-CH erfasst, soweit nach nationalem Recht nicht ohnehin eine Sonderzuständigkeit begründet ist.84 Auch im internationalen Zuständigkeitsrecht entscheidet über die Frage, was ein Grundstück im Sinne von Art. 97 IPRG ist und wie bewegliche und unbewegliche Sachen voneinander abzugrenzen sind, der Schweizer Richter nach (materiellem) schweizerischem Recht.85 Es ergeben sich insoweit keine Abweichungen von den obigen Ausführungen. cc) USA Ganz überwiegend verwenden sowohl die eine interlokale und internationale Belegenheitszuständigkeit regelnden long-arm statutes86 als auch die eine örtliche Belegenheitszuständigkeit regelnden venues87 der einzelnen Bundesstaaten den Begriff real property. Da eine Auslegung jeder einzelnen Zuständigkeitsvorschrift im Rahmen dieser Arbeit weder leistbar noch zweckdienlich ist, soll auf die Definition des Begriffs real property im Restatement of the Law of Property als Ergebnis einer rechtsvergleichenden Untersuchung rekurriert und im Anschluss daran näher auf den Sachbegriff in den Zuständigkeitsvorschriften des Bundesstaats New York eingegangen werden. Gemäß § 8 des Restatement of the Law of Property umfasst der Begriff real property “[...] those interests in land described herein §§ 14–18 inclusive.” Neben dem Grundstück als solches werden wesentliche Bestandteile des Grundstücks – einschließlich des Zubehörs88 – sowie Früchte, Pflanzen und Wasser89 erfasst. Rechte und Interessen an einem und in ein Grundstück 83 BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 9; ebenso unter Geltung des GestG noch BSKGestG/Tenchio, Art. 19 Rn. 7. 84 Z.B. Art. 14 Abs. 1 des Bundesgesetzes über die Schifffahrt unter der Schweizer Flagge (SR 747.30). Die Gerichtsstandsregelungen in Art. 37, 52 des Bundesgesetzes über das Schiffsregister (SR 747.11), in Art. 39 des Bundesgesetzes über die Binnenschifffahrt (SR 747.201) und in Artt. 67, 82–84 Luftfahrtgesetz (SR 748.0) wurden aufgehoben. 85 BSK-IPRG/Fisch, Art. 97, Rn. 2 ff. 86 Bspw. Connecticut: Connecticut General Statutes, § 52-59b (4); Illinois: Illinois Compiled Statutes, Ch. 735, § 5/2-209 (a) (3); Michigan: Michigan Compiled Laws, Ch. 600 Sec. 705 (3); New York: CPLR-NY § 302 (a) (4); Washington: Revised Code of Washington, § 4.28.185. Anders Utah: Utah Code, § 78B-3-205: Real estate. 87 Bspw. Connecticut: CGS, § 51-345 (b) (land und real property); Michigan: MCL, § 600.1605 (a)–(c); New York: CPLR-NY § 507; Utah: U.C. § 78B-3-301; Washington: RCW, § 4.12.010 (1). Anders Illinois: Illinois Compiled Statutes, Ch. 735, § 5/2-103 (b): “Real estate”. 88 § 8 Comm. b). Vgl. bspw. New York State Thruway Auth. v. Roy Track Co., 120 Misc.2d 511, 466 N.Y.S.2d 135 (1983). 89 § 8 Comm. b).

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werden in §§ 14 bis 18 des Restatement of the Law of Property näher definiert. Darunter fällt gemäß § 14 ein estate in fee simple, das heißt unbeschränktes und vererbliches Grundeigentum wie unbefristeter Grundbesitz (§ 14 a) i)) und der auf einen unbestimmten Zeitraum befristete Grundbesitz (§ 14 a) ii)). Diese Grundbesitzarten werden als estate in fee simple absolute, § 15 des Restatement of the Law of Property, bezeichnet. Ist der Grundbesitz auflösend bedingt (§ 23) und/oder unter Vorbehalt (§ 24)90 und/oder aufschiebend bedingt (§ 25) handelt es sich um bedingten Grundbesitz im Sinne von § 16 des Restatement of the Law of Property (estate in free simple defeasible). Gemäß § 14 a) iii) handelt es sich schließlich auch bei einem zugunsten einer bestimmten Person eingeschränkten aber vererbbaren Grundbesitz um estate in fee simple. Rechte an einem Grundstück und damit real property im Sinne von § 8 sind schließlich auch der estate in fee tail im Sinne von § 17 (Fideikomiß bzw. erbfolgemäßig festgelegtes Grundvermögen) und der estate for life im Sinne von § 18 (unvererbliches Grundeigentum bzw. lebenslanger Nießbrauch). Nicht unter den Begriff real property fallen dagegen der Grundbesitz für einen bestimmten Zeitraum (beispielsweise Pacht oder Miete)91 (§ 20: estate from period to period), der jederzeit kündbare Grundbesitz (§ 21: estate at will) und der Duldungsbesitz (§ 22: estate at sufferance).92 Im Bundesstaat New York erfasst der Begriff real property gemäß Real Property Law § 2 lands, tenements and hereditaments (Grundstück, Grundeigentum und Grundbesitz)93 wobei unter den Begriff land der Grund und Boden in jeglicher Ausgestaltung (Wald, Sumpf, Moor, Wasser) sowie alle Dinge dauerhafter und wesentlicher Natur über und unter der Erde subsumiert wird,94 wie insbesondere Bäume, Gebäude, Zäune und andere Bestandteile.95 Ein Bestandteil (fixture) ist eine bewegliche Sache, die durch Verbindung mit einem Grundstück Teil desselben wird.96 Im Übrigen wird der Begriff des real property im Zuständigkeitsrecht des Staats New York weit verstanden: Neben dem unbeweglichen Vermögen im engeren Sinn, wie eben definiert, 90

Subsequent condition ist eigentlich als „auflösende Bedingung“ zu übersetzen. Restatement, Property, § 24 stellt aber klar, dass der Terminus die Rechtsauflösung durch ein Ereignis meint, dessen Eintritt vom Willen des Übereignenden oder dessen Rechtsnachfolger abhängig ist. 91 Restatement, Property, § 20, comm. a). 92 Restatement, Property, § 8, comm. c). 93 Van Rensselaer v. Poucher, 5 Denio N.Y. 35 (40) (1847). 94 Canfield v. Ford, 28 Barb. 336 (338) (1858). 95 Mott v. Palmer, 1 N.Y. 564, 1 Comst. 564 (569) (1848). 96 Hamilton v. Austin, 36 Hun. 138 (1885). Wie Bestandteile im Sinne von § 94 BGB setzen fixtures also eine Verbindung mit dem Grundstück voraus. Maschinen und Einrichtungen zum Betrieb einer Ölquelle werden nicht als wesentliche Bestandteile qualifiziert und begründen daher keine Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts, vgl. Willetts v. Brown, 42 Hun. 140 (1886).

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erfasst real property gemäß CPLR-NY § 105 (s) auch chattels real. Chattels real sind Rechte und Interessen, die sich auf ein Grundstück beziehen, aber kein Grundeigentum begründen, wie beispielsweise der estate at will, der estate by sufferance und der estate for years.97 Von CPLR-NY §§ 302 und 507 werden daher insbesondere auch die Miete oder Pacht eines Grundstücks für einen längeren Zeitraum erfasst. dd) Zusammenfassung Definition und Reichweite des Begriffs der „unbeweglichen Sache“ bzw. des real property divergieren in den einzelnen Rechtsordnungen nur marginal. Das liegt zunächst daran, dass er sich an einer rein tatsächlichen Begebenheit, dem Grundstück als Land, orientiert. Anders liegt es, wenn es um die Bestimmung von beweglichen Sachen oder Rechten als Bestandteile eines Grundstücks geht. Da diese Bestimmung einer rechtlichen Einordnung bedarf, können nationale Unterschiede bei der Beantwortung der Frage bestehen, ob eine Sache Bestandteil eines Grundstücks (geworden) ist. Im Bundesstaat New York erfassen Belegenheitsgerichtsstände auch sogenannte chattels real, nach deutschem Verständnis nicht dingliche Rechte an einem Grundstück wie Miete und Pacht.98 b) Die erfassten Klagen Ursprünglich wurde der Gerichtsstand am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen für dingliche Klagen konzipiert. Da es sich bei dem Begriff der „dinglichen Klage“ um einen Rechtsbegriff handelt, bestehen in Definition und Abgrenzung namentlich zu persönlichen Klagen mit Sachbezug nationale Unterschiede. aa) Deutschland Gemäß § 24 Abs. 1 ZPO fallen „Klagen, durch die das Eigentum, eine dingliche Belastung oder die Freiheit von einer solchen geltend gemacht wird, Grenzscheidungs-, Teilungs- und Besitzklagen“ unter den ausschließlichen Belegenheitsgerichtsstand. Streit besteht über die Frage, welche Klagen unter die Zuständigkeitsvorschrift des § 24 Abs. 1 ZPO zu fassen sind. Die reichsgerichtliche Rechtsprechung nahm an, dass hierfür die Unterscheidung zwi-

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Citicorp v. Bank of Lansing, 604 F. Supp 585 (1985); Ehrsam v. City of Utica, 37 A.D. 272 (274), 55 N.Y.S. 942 (944) (1899). 98 Klagen aus Miete unbeweglicher Sachen werden im Teil b) „Erfasste Klagen“ besprochen. Das schweizerische und das deutsche Zivilprozessrecht fassen die Miete und Pacht unbeweglicher Sachen zwar nicht unter den Sachbegriff, sehen hierfür aber ebenfalls einen ausschließlichen Gerichtsstand am Belegenheitsort vor, vgl. § 29a ZPO und Art. 33 ZPO-CH.

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schen persönlichen und dinglichen Klagen unerheblich sei.99 Es komme nicht auf den Klagegrund, sondern allein auf den Klageantrag an.100 Die Gegenauffassung hält die Abweichung vom allgemeinen Gerichtsstand des Beklagten durch Anordnung einer ausschließlichen Belegenheitszuständigkeit nur für dingliche Klagen für gerechtfertigt, das heißt für Klagen, die das Eigentum, den Besitz oder das Bestehen beschränkt dinglicher Rechte an einer unbeweglichen Sache zum Gegenstand haben und den Inhabern dieser Rechte den Schutz ihrer Rechtsstellung sichern.101 Trotz dieser differierenden Ausgangspunkte erzielen beide Ansichten bei der Beantwortung der Frage, welche Klagen im Einzelnen im Gerichtsstand des § 24 ZPO erhoben werden können, weitgehend dieselben Ergebnisse.102 Unter „Klagen, durch die das Eigentum geltend gemacht wird“ fallen zunächst Klagen, deren Streitgegenstand das (Mit-)Eigentum ist.103 Das sind beispielsweise Klagen auf Feststellung des Eigentums und auf Grundbuchberichtigung (§ 894 BGB), die auf Löschung des Bucheigentümers oder Eintragung des wahren Eigentümers abzielen.104 Darüber hinaus sind Klagen erfasst, deren wesentlicher Grund das (Mit-)Eigentum ist, ohne dass darüber rechtskräftig entschieden wird.105 Darunter fallen die Herausgabeklage nach § 985 BGB, nachbarrechtliche Streitigkeiten wegen Überbau und Notwegerechten (§§ 906 ff. BGB), sowie die Klage auf Unterlassung eines unbefugten Gebrauchs durch den Nießbraucher (§ 1053 BGB).106 Wird eine Eigentumsentziehung oder -störung auf Schadensersatz- oder Unterlassungsansprüche aus Delikt (§ 823 Abs. 1 oder Abs. 2 in Verbindung mit § 858 BGB) gestützt, soll der Gerichtsstand des § 24 Abs. 1 ZPO nicht eröffnet sein, sondern allein § 32 ZPO greifen.107 Anderes gilt für die negatorische Klage nach § 1004 BGB wegen Störung des Eigentums, wozu insbesondere die Immissions99 RG, Urt. v. 15.12.1885 – II 287/85, RGZ 15, 386 f.; v. 15.10.1887 – III 147/87, RGZ 20, 403 (405). 100 RG, Urt. v. 15.12.1885 – II 287/85, RGZ 15, 386 f.; v. 15.10.1887 – III 147/87, RGZ 20, 403 (405); v. 25.4.1902 – VII 67/02, RGZ 51, 232 (233); dem folgend Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 11; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 7. 101 Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 14 mit Verweis auf EuGH, 10.1.1990 – Rs. C-115/88, IPRax 1991, S. 45 – Reichert. 102 Zu den Unterschieden siehe sogleich. 103 Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 18; Zöller/Vollkommer, ZPO § 24 Rn. 8; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 15; Saenger/Bendtsen, ZPO, § 24 Rn. 3. 104 OLG Celle, Urt. v. 13.10.1953 – 4 U 81/53, NJW 1954, S. 961; Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 18; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 8; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 15; Saenger/Bendtsen, ZPO, § 24 Rn. 3. 105 Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 19; Zöller/Vollkommer, ZPO § 24 Rn. 8; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 15. 106 Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 19; Zöller/Vollkommer, ZPO § 24 Rn. 8; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 15. 107 Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 19.

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schutzklagen zählen.108 Da das Anwartschaftsrecht dem Eigentum im materiellen Recht weitgehend angenähert wurde, sollen schließlich auch Klagen, mit denen das Anwartschaftsrecht an einem Grundstück geltend gemacht wird, vom Gerichtsstand des § 24 Abs. 1 Alt. 1 ZPO erfasst sein, wenn der Vormerkungsberechtigte Rechtsfolgen aus §§ 883 Abs. 2, 888 BGB geltend macht (dingliche Wirkungen der Vormerkung).109 Nicht erfasst werden Klagen auf Verschaffung des Eigentums wie beispielsweise aus Kaufvertrag, Schenkung oder persönlichem Vorkaufsrecht, selbst wenn der schuldrechtliche Anspruch durch eine Vormerkung gesichert ist.110 Ebenfalls nicht erfasst sind Klagen auf Rückgängigmachung des der Auflassung zugrundeliegenden Kausalgeschäfts.111 Auch Rückverschaffungsansprüche nach §§ 7, 9 AnfG fallen nicht unter den Gerichtsstand, da durch diese Klage lediglich ein persönlicher Anspruch des Gläubigers gegenüber seinem Schuldner geltend gemacht wird.112 Gleiches gilt für Erbschaftsklagen nach §§ 2018 ff. BGB – selbst wenn der Nachlass nur aus Grundstücken bestehen sollte. Denn Streitgegenstand dieser Klage ist der Nachlass und nicht das Eigentum an einzelnen Nachlassgrundstücken.113 „Klagen aus der dinglichen Belastung“ im Sinne von § 24 Abs. 1 Alt. 2 ZPO sind Klagen aus dem Recht (beispielsweise Erbbaurecht, Grunddienstbarkeiten, Nießbrauch)114 wie die Klage des Vorkaufsberechtigten auf Zustimmung nach Ausübung des dinglichen Vorkaufsrechts (§§ 1094, 1098 108 RG, Urt. v. 25.4.1902 – VII 67/02, RGZ 51, 233 (234), v. 27.10.1928 – V 623/27, RGZ 122, 199 f.; KG, Urt. v. 23.7.2001 – 12 U 980/00, KGR 2001, S. 401 (402); OLG Celle, Urt. v. 11.11.1977 – 4 W 86/77, VersR 1978, S. 570; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 16; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 8; Saenger/Bendtsen, ZPO, § 24 Rn. 3; Musielak/Voit/Heinrich, § 24 Rn. 8; a.A. Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 19. 109 Die wohl h.M. ordnet diesen Fall als „dingliche Belastung“ i.S.v. § 24 Abs. 1 Alt. 2 ZPO ein, Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 10; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 19; MüKoZPO/Patzina, § 24 Rn. 9; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 10; a.A.: RG, Urt. v. 18.6.1902 – V 125/02, RGZ 52, 40 (44); Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, ZPO, § 26 Rn. 5 (fällt unter § 26 ZPO). 110 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 14; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 9; Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 21. 111 MüKo-ZPO/Patzina, § 24 Rn. 8; Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 21; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 9. 112 OLG Hamburg, Urt. v. 28.12.1956 – 1 U 130/56, BB 1957, S. 274; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 9; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 9; Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 22, a.A. OLG Hamm, Beschl. v. 28.3.2002 – 27 W 7/02, OLGR 2002, S. 262 (Fall der Alt. 2); LG Hamburg, Urt. v. 21.4.1971 – 8 O 71/71, MDR 1972, S. 55 (56). 113 Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 22. 114 Vergleiche zu Belastungen und grundstücksgleichen Rechten als unbewegliche Sache i.S.v. § 24 Abs. 1 ZPO schon oben, a) aa).

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BGB).115 Erfasst werden daneben Klagen auf Unterlassung oder Beseitigung einer Störung von beschränkt dinglichen Rechten116 sowie die Klage auf Duldung der Zwangsvollstreckung in ein Grundstück zur Durchsetzung eines Anspruchs aus Hypothek, Grundschuld oder Rentenschuld (§ 1147 BGB). Das gilt unabhängig davon, ob das beschränkt dingliche Recht einer Person zusteht oder mit dem Eigentum an einer unbeweglichen Sache verbunden ist und unabhängig davon, ob sich die Klage gegen den Rechtsinhaber oder Dritte (beispielsweise Prätendenten oder Störer) richtet.117 In den Anwendungsbereich der zweiten Alternative fallen zudem Klagen auf Feststellung der dinglichen Belastung118 und Klagen auf Berichtigung des Grundbuchs (Eintragung des bestehenden und des zu Unrecht gelöschten Rechts, § 894 BGB, sowie Beseitigung des Widerspruchs gegen ein eingetragenes Recht, § 894 BGB analog).119 Klagen auf Begründung oder Übertragung einer dinglichen Last (Prätendentenstreit über subjektive Berechtigung an einer dinglichen Belastung, Klage des Eigentümers auf Übertragung der dinglichen Belastung und Klage auf Eintragung, wenn das Recht erst mit der Eintragungsbewilligung begründet werden soll) fallen dagegen nicht in den Anwendungsbereich des § 24 ZPO.120 Kontrovers sind die Auffassungen zur Frage der Einordnung von Klagen auf die „Freiheit von einer dinglichen Belastung“, mit denen das gegenüber Klagen aus dinglicher Belastung umgekehrte Ziel verfolgt wird. Darunter fallen die Unterlassungsklage, die negative Feststellungsklage und die Grundbuchberichtigungsklage mit dem Ziel der Löschung einer eingetragenen dinglichen Belastung121 sowie Klagen, mit denen die Freiheit einer dinglichen Belastung (im Sinne eines grundstücksgleichen Rechts) von einer

115 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 20; Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 25; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 11; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 10. 116 Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 25; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 11. 117 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 20; Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 25; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 11; MüKo-ZPO/Patzina, § 24 Rn. 9; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 10. 118 Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 26; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 11; MüKo-ZPO/Patzina, § 24 Rn. 10. 119 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 21; Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 26; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 11; MüKo-ZPO/Patzina, § 24 Rn. 10; Musielak/Voit/Heinrich, § 24 Rn. 10. 120 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 22; Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 27; Saenger/Bendtsen, ZPO, § 24 Rn. 4; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 12; MüKo-ZPO/Patzina, § 24 Rn. 9. 121 Stein/Jonas/Roth, ZPO § 24 Rn. 23; Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 29; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 13; MüKo-ZPO/Patzina, § 24 Rn. 11.

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dinglichen Belastung geltend gemacht wird.122 An dieser Stelle wirkt sich nun die bereits erwähnte Uneinigkeit aus, ob § 24 ZPO nur rein dingliche oder ausnahmsweise auch persönliche Klagen erfasst. Die Frage, ob § 24 Abs. 1 Alt. 2 ZPO auch dann einschlägig ist, wenn Grundlage der Klage auf Befreiung kein dinglicher, sondern ein schuldrechtlicher Anspruch ist, wird unterschiedlich beantwortet.123 Nach einer Ansicht fallen solche Klagen unabhängig von der rechtlichen Einordnung des Anspruchsgrunds unter der Voraussetzung, dass der Klageantrag auf Bewilligung der Löschung gerichtet und der Beklagte Inhaber der dinglichen Belastung ist, in den Anwendungsbereich des Belegenheitsgerichtsstands.124 Nach anderer Ansicht ist die Anwendung des § 24 ZPO auf diese Klagen nach der ratio des § 24 ZPO nicht gerechtfertigt, wenn Klagegrund ein schuldrechtlicher Anspruch ist.125 Jedenfalls unstreitig nicht zu den vom Gerichtsstand des § 24 ZPO erfassten Klagen gehören solche, die sich nicht gegen den Inhaber des belasteten Rechts richten126 sowie Klagen, mit denen die Unwirksamkeit der dinglichen Belastung nur gegenüber dem Kläger geltend gemacht wird.127 Daneben werden schließlich Grenzscheidungsklagen (§§ 919–923 BGB), Teilungsklagen auf Teilung einzelner unbeweglicher Sachen (Aufhebung einer Bruchteilsgemeinschaft, §§ 749, 752 BGB oder Miteigentümer, §§ 1008 ff. BGB) sowie Besitzklagen auf Wiedereinräumung des Besitzes (§ 861 BGB), Störungsbeseitigung (§ 862 BGB) und die Klage des beeinträchtigten Rechtsbesitzers (§ 1029 BGB) von § 24 ZPO geregelt.128 Eine Erweiterung auf bestimmte persönliche Klagen erfährt der Belegenheitsgerichtsstand durch die – nicht ausschließliche, sondern besondere – Zuständigkeitsvorschrift in § 26 ZPO. Danach können im Belegenheitsgerichtsstand auch „persönliche Klagen gegen den Eigentümer oder Besitzer einer unbeweglichen Sache“ erhoben werden. Vorausgesetzt ist hier also gerade die Aktiv- oder Passivlegitimation des Grundstückseigentümers o122 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 23; Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 29. 123 Vgl. hierzu schon oben. 124 LG Itzehoe, Beschl. v. 24.3.1983 – 6 O 581/81, MDR 1983, S. 674; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 24; MüKo-ZPO/Patzina, § 24 Rn. 11; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 10. 125 Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 30. 126 Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 31; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 25; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 14; MüKo-ZPO/Patzina, § 24 Rn. 12; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 11. 127 Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 31; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 14; MüKo-ZPO/Patzina, § 24 Rn. 12; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 11. 128 Saenger/Bendtsen, ZPO, § 24 Rn. 6–9; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 24 Rn. 11; MüKo-ZPO/Patzina, § 24 Rn. 13–15; Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 24 Rn. 32–34.

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der -besitzers.129 Im Einzelnen fallen darunter Klagen aus nachbarrechtlichen Streitigkeiten, die nicht bereits von § 24 ZPO erfasst sind, wie Klagen auf Entschädigung oder Wertersatz (§§ 913, 915 BGB) oder auf Benutzungsregelung (§§ 921, 922 BGB).130 Umstritten ist, ob der Gerichtsstand des § 26 BGB auch Klagen auf Verschaffung des Eigentums an einem Grundstück, auf Bewilligung beschränkt dinglicher Rechte sowie auf Bestellung und Eintragung einer Vormerkung erfasst.131 Dies wird teilweise mit der Begründung abgelehnt, dass diese Klagen nicht zwangsläufig gegen den Eigentümer des Grundstücks gerichtet werden müssen (beispielsweise bei Kettenverträgen)132 bzw. sich die Pflicht zur Erfüllung nicht aus dem Eigentum, sondern aus der vertraglich begründeten Schuldnerschaft des Eigentümers ergebe.133 Dem wird der Wortlaut des § 26 ZPO mit der Begründung entgegengehalten, dass letztlich nur der Eigentümer selbst die Auflassung mit der vom Kläger begehrten Rechtsfolge erklären könne.134 Ferner werden praktische Erwägungen angeführt: Andernfalls könne der Kläger den bei einer Grundbuchberichtigungsklage erforderlichen Hilfsantrag auf Auflassung des Grundstücks nicht im Belegenheitsgerichtsstand anfügen.135 Im Ergebnis spricht Einiges dafür, dass rein schuldrechtliche Auflassungsansprüche nicht von § 26 ZPO erfasst sind. Der schuldrechtliche Anspruch weist in der Regel keine besondere Nähe zu den tatsächlichen und rechtlichen Verhältnissen des streitbefangenen Grundstücks auf.136 Der Rechtsstreit wird seinen Schwerpunkt typischerweise in der Würdigung der vertraglichen Beziehungen und Urkunden haben. Vergegenwärtigt man sich nochmals die verschiedenen Zuständigkeitsinteressen, 129

Wieczorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 26 Rn. 1; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 24 Rn. 1; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 26 Rn. 4. 130 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 26 Rn. 5; Wiecorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 26 Rn. 7; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 26 Rn. 2. 131 Bejahend bspw.: Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 26 Rn. 6; Wieczorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 26 Rn. 11; MüKo-ZPO/Patzina, § 26 Rn. 2; mit der Einschränkung, dass der klagegegenständliche Anspruch auf dingliche Rechtsänderung vormerkungsgesichert ist: Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 26 Rn. 3, 5; ablehnend bspw.: OLG Hamm, Urt. v. 20.10.2014 – I-32 SA 70/14, juris Rn. 13 ff.; LG Stralsund, Urt. v. 7.4.2011 – 6 O 203/10, juris Rn. 27; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 26 Rn. 2; Rosenberg/Schwab/Gottwald, ZPO, § 36 Rn. 44; Prütting/Gehrlein/Lange, ZPO, § 26 Rn. 3. 132 OLG Hamm, Urt. v. 20.10.2014 – I-32 SA 70/14, juris Rn. 14; LG Stralsund, Urt. v. 7.4.2011 – 6 O 203/10, juris Rn. 27; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 26 Rn. 2; Rosenberg/ Schwab/Gottwald, ZPO, § 36 Rn. 44. 133 LG Stralsund, Urt. v. 7.4.2011 – 6 O 203/10, juris Rn. 27; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 26 Rn. 2; Rosenberg/Schwab/Gottwald, ZPO, § 36 Rn. 44; Prütting/Gehrlein/Lange, ZPO, § 26 Rn. 3. 134 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 26 Rn. 6; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 26 Rn. 5; Wieczorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 26 Rn. 11; i.E. auch MüKo-ZPO/Patzina, § 26 Rn. 2. 135 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 26 Rn. 6. 136 OLG Hamm, Urt. v. 20.10.2014 – I-32 SA 70/14, juris Rn. 18.

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rechtfertigt sich eine Abweichung vom allgemeinen Wohnsitzgerichtsstand in diesem Fall nicht.137 Nach einhelliger Auffassung nicht erfasst werden jedenfalls alle Klagen, die nicht notwendig gegen den Eigentümer oder derzeitigen Besitzer der unbeweglichen Sache zu erheben sind, wie beispielsweise Klagen aus einem Miet- oder Pachtverhältnis.138 Klagegrund der „Klagen wegen Beschädigung eines Grundstücks“ im Sinne des § 26 BGB ist die Beschädigung des Grundstücks. Der Grund der Beschädigung ist irrelevant.139 Darunter fallen beispielsweise Schadensersatzklagen wegen unerlaubter Handlung (§§ 823 ff., 836 ff. BGB) oder aus Eigentümer-Besitzer-Verhältnis (§§ 989 ff. BGB), sowie Unterlassungs- und Beseitigungsklagen (§ 1004 BGB).140 Ferner erfasst § 26 ZPO „Entschädigungsklagen wegen Enteignung eines Grundstücks“. Für die Enteignungsentschädigung bestimmt das jeweilige Landesrecht (§ 15 Nr. 2 EGZPO) aber oft eine ausschließliche Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts (beispielsweise Art. 45 Abs. 1 S. 2 BayEG).141 Die von § 26 ZPO nicht erfassten Klagen aus einem Miet- oder Pachtverhältnis werden in Bezug auf die Miete oder Pacht von Räumen in § 29a ZPO besonders geregelt. § 29a Abs. 1 ZPO enthält wie § 24 ZPO einen ausschließlichen Gerichtsstand. Er soll gewährleisten, dass sich ein ortsnahes und mit den regionalen Besonderheiten des Miet- oder Pachtrechts besonders vertrautes und folglich zur Beurteilung etwaiger Einwendungen (Mängeleinreden, Minderungsansprüche) besonders geeignetes Gericht mit dem Rechtsstreit befasst.142 Wegen der zugrundeliegenden ratio ist der Anwendungsbereich auf Räume beschränkt, das heißt auf Gebäude und Innenräume von Gebäuden143 und Räumlichkeiten in einem Schiff, Fahrzeug oder Wohnwagen.144 Nicht erfasst werden beispielsweise Parkplätze145 oder unbebautes Land.146 Neben

137

OLG Hamm, Urt. v. 20.10.2014 – I-32 SA 70/14, juris Rn. 18. Wiecorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 26 Rn. 8; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 26 Rn. 7. Vgl. hierzu aber § 29a ZPO. Dazu sogleich ausführlich. 139 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 8; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 26 Rn. 3; MüKoZPO/Patzina, § 26 Rn. 3. 140 Wiecorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 26 Rn. 8; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 26 Rn. 8; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 26 Rn. 6. 141 Zöller/Vollkommer, ZPO, § 26 Rn. 4; Thomas/Putzo/Hüßtege, ZPO, § 26 Rn. 2; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 26 Rn. 7. 142 BGH, Beschl. v. 16.12.2003 – X ARZ 270/03, BGHZ 157, 220; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 29a Rn. 1; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 29a Rn. 2; Wieczorek/Schütze/ Smid/Hartmann, ZPO, § 29a Rn. 1. 143 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 29a Rn. 7; Wieczorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 29a Rn. 6. 144 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 29a Rn. 8; a.A.: Wieczorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 29a Rn. 6: Vorausgesetzt wird Ortsfestigkeit und Beständigkeit. 145 OLG Frankfurt, Beschl. v. 22.12.1997 – 21 AR 101/97, OLGR 1998, S. 214 (215). 138

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

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Miet- und Pachtverhältnissen sind auch Untermiet- und Unterpachtverträge erfasst147 sowie gemischte Verträge bei denen die mietvertraglichen Elemente überwiegen.148 Unter § 29a Abs. 1 ZPO fallen sämtliche positiven und negativen Feststellungsklagen über Raummietverhältnisse, unabhängig davon, ob die Feststellung hinsichtlich des gesamten Vertrags oder nur über einzelne Teile oder einzelne Rechte und Pflichten begehrt wird.149 Im Einzelnen ist der Gerichtsstand beispielsweise für Klagen auf Erfüllung miet- oder pachtvertraglicher Pflichten150 sowie Schadensersatzklagen aus dem Miet- oder Pachtvertrag eröffnet.151 Umstritten ist, ob § 29a ZPO Anwendung findet, wenn der Mietvertrag lediglich Vorfrage ist, sich der Beklagte also beispielsweise gegen einen Herausgabeanspruch des Klägers mit dem Bestehen eines Mietoder Pachtverhältnisses verteidigt.152 Das ist wegen des insoweit eindeutigen Wortlauts der Vorschrift „Streitigkeiten [...] über das Bestehen solcher Verhältnisse“ zu bejahen.153 Letztlich hat der Streit aber keine besondere Bedeutung, da bei Herausgabeklagen von Räumen jedenfalls der dingliche Gerichtsstand des § 24 ZPO greift.154 Ferner fallen auch Gestaltungsklagen auf Fortsetzung des Mietverhältnisses in den Anwendungsbereich des § 29a ZPO.155 Dagegen nimmt § 29a Abs. 2 ZPO die in § 549 Abs. 2 Nr. 1–3 BGB genannten Mietverhältnisse von der Gerichtsstandsregelung aus. Dabei handelt es sich um nur zum vorübergehenden Gebrauch vermieteten Wohnraum

146 Zöller/Vollkommer, ZPO, § 29a Rn. 5; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 29a Rn. 7; Wieczorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 29a Rn. 6. 147 MüKo-ZPO/Patzina, § 29a Rn. 25; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 29a Rn. 6. 148 MüKo-ZPO/Patzina, § 29a Rn. 11; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 29a Rn. 15; Wieczorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 29a Rn. 17. 149 BGH, 12.6.1985 – VIII ZR 142/84, WM 1985, S. 1213 f.; OLG Karlsruhe, Urt. v. 7.10.1983 – 15 U 35/83, ZMR 1984, S. 18; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 29a Rn. 11; MüKo-ZPO/Patzina, § 29a Rn. 20; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 29a Rn. 17; Wieczorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 29a Rn. 24; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 29a Rn. 8. 150 Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 29a Rn. 12; MüKo-ZPO/Patzina, § 29a Rn. 21; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 29a Rn. 19; Wieczorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 29a Rn. 26; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 29a Rn. 9. 151 Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 29a Rn. 13; MüKo-ZPO/Patzina, § 29a Rn. 27; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 29a Rn. 21; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 29a Rn. 9. 152 Bejahend: OLG Düsseldorf, Beschl. v. 8.11.2007 – I-24 U 117/07, NZM 2008, S. 479; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 29a Rn. 16; Prütting/Gehrlein/Wern, ZPO, § 29a Rn. 4; verneinend: KG Berlin, Beschl. v. 6.3.2008 – 2 AR 12/08, NJW-RR 2008, S. 1465; Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, ZPO, § 29a Rn. 4; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 29a Rn. 13. 153 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 29a Rn. 16. 154 Zöller/Vollkommer, ZPO, § 29a Rn. 13. 155 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 29a Rn. 24; Wieczorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 29a Rn. 28; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 29a Rn. 10.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

wie Ferienwohnungen oder -häuser,156 um möblierten Einliegerwohnraum und um die Weitervermietung für dringenden Wohnbedarf. Nicht erfasst ist die entgeltliche Überlassung von Ferienwohnraum aufgrund von Reiseveranstalter- oder time-sharing-Verträgen.157 bb) Schweiz Art. 29 Abs. 1 ZPO-CH eröffnet einen ausschließlichen Belegenheitsgerichtsstand für dingliche Klagen (a), für Klagen gegen die Gemeinschaft der Stockwerkeigentümer (b) und für Klagen auf Errichtung gesetzlicher Pfandrechte (c). Für andere Klagen, die sich auf Rechte an Grundstücken beziehen, eröffnet Art. 29 Abs. 2 ZPO-CH keinen ausschließlichen, sondern einen alternativen Belegenheitsgerichtsstand. Unter dinglichen Klagen im Sinne von Art. 29 Abs. 1 a) ZPO-CH sind nach der Rechtsprechung des schweizerischen Bundesgerichts Klagen zu verstehen, die aus Rechtsverhältnissen hervorgehen, deren Gehalt sich nicht in der Leistung eines bestimmten Schuldners erschöpft und die daher nicht durch die Tatsache der Leistung erlöschen, sondern weiterhin ihre Wirkung entfalten.158 Gemessen daran sind neben dem Eigentum Dienstbarkeiten, Grundlasten und Pfandrechte an einem Grundstück als (beschränkt) dingliche Rechte zu qualifizieren. 159 Überdies sind Klagen aus dem Besitz an Grundstücken erfasst.160 Das dingliche Recht bzw. der Besitz muss Streitgegenstand der Klage sein.161 Wird das dingliche Recht von der Klage nur berührt oder steht diese nur im Zusammenhang mit dem dinglichen Recht, ist der Anwendungsbereich des Art. 29 Abs. 1 a) ZPO nicht eröffnet.162 Erfasst sind daher folgende Klagen: die Eigentumsklage (rei vindicatio) und die Eigentumsfrei-

156

BT-Drs. 14/4553, S. 46; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 29a Rn. 5; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 29a Rn. 10; anders bei langfristig vermietetem Wohnraum, vgl. OLG Hamburg, Urt. v. 30.9.1992 – 4 U 94/92, NJW-RR 1993, S. 84. 157 Zöller/Vollkommer, ZPO, § 29a Rn. 6. Time-sharing-Verträge sind TeilzeitWohnrechteverträge. Dem Vertrag kann eine schuldrechtliche Vereinbarung zugrunde liegen, mit der ein Anbieter das langfristige Recht auf Benutzung einer Ferienanlage und auf gewisse Dienstleistungen an eine Vielzahl von Erwerbern veräußert. Dem Erwerber wird ein i.d.R. jährlich wiederkehrendes Recht auf Benutzung einer Einheit in der Ferienanlage und der gemeinsamen Infrastruktur und Dienstleistungen eingeräumt, vgl. zu dieser Definition SutterSomm/Hasenböhler/Leuenberger/Feller/Bloch, ZPO, Art. 33 Rn. 20. 158 BGE 117 II 26 (29); BGE 120 Ia 240 (243); BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 9; SutterSomm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 8. 159 Tuor/Schnyder/Schmid/Jungo, ZGB, § 88 Rn. 5 f. 160 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 6; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/SutterSomm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 8; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 8. 161 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 8; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 9. 162 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 8; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 9.

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

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heitsklage (actio negatoria) nach Art. 641 Abs. 2 ZGB163, die Grundbuchberichtigungsklage (Art. 975 ZGB),164 Klagen auf Feststellung des Bestehens oder Nichtbestehens eines dinglichen Rechts an Grundstücken (beispielsweise Eigentumsfeststellungsklage nach Art. 641 ZGB, Grenzfeststellungs- und Scheidungs-klage nach Art. 669 ZGB und Feststellung des beschränkt dinglichen Rechts wie Dienstbarkeiten, Grundlasten und Grundpfandrechten)165, Klagen auf Erfüllung einer dinglichen Pflicht (Leistung aus Grundlast, Art. 791 ZGB und Gült, Art. 874 ZGB),166 Beseitigungs-, Unterlassungs- und Feststellungsklagen wegen Verantwortlichkeit des Grundeigentümers (Art. 679 und 684 ZGB),167 Immissionsklagen aus Nachbarrecht (Art. 679 und 684 ZGB),168 Klagen in Bezug auf eine Durchleitung, einen Notweg oder einen Notbrunnen (Art. 691, 694, 710 ZGB)169 und Unterlassungs- und Beseitigungsklagen des Dienstbarkeitsberechtigten (Art. 737 ZGB)170. Der Besitz an einer unbeweglichen Sache ist bei Besitzschutzklagen (Klagen wegen Besitzentziehung, Art. 927 ZGB und wegen Besitzstörung, Art. 928 ZGB)171 sowie Besitzrechtsklagen (Art. 934 ZGB und Art. 936 ZGB) 172 Streitgegenstand im Sinne der oben bezeichneten Rechtsprechung.

163

BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 10; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/SutterSomm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 9; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 11. 164 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 10; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/SutterSomm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 9; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 11. 165 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 10; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/SutterSomm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 9; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 11. 166 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 10; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/SutterSomm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 9. 167 BGE 108 Ia 55 (57); BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 10; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 11. 168 Soweit nicht nur Schadensersatz gefordert wird, BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 10; BSKZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 13. Wird die Schadensersatzklage zusammen mit der dinglichen Klage erhoben, kann diese gem. Art. 15 Abs. 2 ZPO-CH wegen Sachzusammenhangs im Gerichtsstand des Art. 29 Abs. 1 ZPO-CH erhoben werden. 169 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 10; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/SutterSomm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 9. 170 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 10. 171 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 10; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/SutterSomm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 9; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 15. 172 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 10; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/SutterSomm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 9; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 16. Werden entsprechende Schadensersatzklagen isoliert erhoben (Art. 927 Abs. 3 und Art. 928 Abs. 2 ZGB) ist Art. 29 ZPO-CH nicht anwendbar; anders, wenn sie im Zusammenhang mit einer Besitzschutzklage erhoben werden, Art. 15 Abs. 2 ZPO-CH.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

Art. 29 Abs. 1 b) ZPO-CH regelt den Spezialfall von Klagen gegen die Gemeinschaft der Stockwerkeigentümer.173 Unter diesen Gerichtsstand fallen alle Klagen gegen die Gemeinschaft, die den Bereich der gemeinschaftlichen Verwaltungstätigkeit betreffen.174 Maßgeblich ist also nicht – wie bei Abs. 1 a) und c) – der Inhalt der Klage, sondern die Passivlegitimation der Gemeinschaft der Stockwerkeigentümer.175 Entsprechend werden weder Aktivprozesse der Gemeinschaft von Art. 29 Abs. 1 b) ZPO-CH erfasst,176 noch Klagen gegen den einzelnen Stockwerk eigentümer.177 Art. 29 Abs. 1 c) ZPO-CH bestimmt den Belegenheitsgerichtsstand für gesetzliche Pfandrechte. Damit sind ausschließlich gesetzliche Grundpfandrechte gemeint, wobei Klagen auf Errichtung eines gesetzlichen Pfandrechts nur für sogenannte mittelbar gesetzliche Pfandrechte relevant werden.178 Mittelbar gesetzliche Grundpfandrechte sind solche, die nicht unmittelbar „automatisch“ entstehen, auf deren Errichtung der Gläubiger aber einen gesetzlichen Anspruch hat.179 Dazu zählen beispielsweise Forderungen des Verkäufers am verkauften Grundstück (Art. 837 Abs. 1 Nr. 1 ZGB), Forderungen der Miterben aus Teilung an den Grundstücken aus Gemeinschaft (Art. 837 Abs. 1 Nr. 2 ZGB) oder Forderungen der Bauhandwerker (Art. 837 Abs. 1 Nr. 3 ZGB).180 Unter Geltung von Art. 19 GestG fielen diese Klagen noch unter den Wahlgerichtsstand des Art. 19 Abs. 1 c) GestG. Um eine größere Sachnähe und Verfahrensökonomie zu gewährleisten, aber insbesondere, um widersprüchliche Entscheidungen zu vermeiden, wenn verschiedene Bauhandwerker im Zusammenhang mit dem gleichen Bauprojekt mehrere Bauhandwerkerpfandrechte geltend machen, wurden diese Klagen im Zuge der Vereinheitlichung einer schweizerischen Zivilprozessordnung unter den ausschließlichen Gerichtsstand gefasst.181

173

Stockwerkeigentum entspricht etwa dem deutschen Wohnungseigentum, nur dass Eigentum nicht an einer Wohnung, sondern an einem Stockwerk in einem Haus begründet wird, vgl. Art. 712a ZGB. 174 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 11; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 20. 175 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 13; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/SutterSomm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 11; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 20. 176 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 13; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 20 unten. 177 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 11. 178 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 14; BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 16; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 21. Unmittelbar gesetzliche Grundpfandrechte entstehen ohne Eintragung ins Grundbuch, vgl. Art. 836 ZGB. 179 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 16; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/SutterSomm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 14, die als wichtigstes Beispiel das Bauhandwerkerpfandrecht gemäß Art. 837 Abs. 1 Nr. 3, 839 ff. ZGB nennen. 180 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 18. 181 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 18.

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

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Andere Klagen, die sich auf Rechte an Grundstücken beziehen, können gemäß Art. 29 Abs. 2 ZPO-CH wahlweise am Wohnsitz oder Sitz des Beklagten oder am Belegenheitsort des Grundstücks erhoben werden. Das sind solche Klagen, die einen dinglichen Bezug zum Grundstück aufweisen. Ein bloß faktischer Bezug – wie noch unter Geltung des Art. 19 GestG182 – genügt nicht.183 Rein obligatorische Klagen wie beispielsweise Klagen auf Kaufpreiszahlung gelten daher nicht als „Rechte am Grundstück“.184 Erfasst werden Klagen auf Übertragung des Eigentums (Art. 665 Abs. 1 ZGB), auf Einräumung beschränkt dinglicher Rechte und auf Vormerkung persönlicher Rechte.185 Daneben fallen in den Anwendungsbereich Klagen, die sich auf realobligatorische Rechte an Grundstücken beziehen.186 Realobligationen sind obligatorische Rechtsverhältnisse, aus denen ein Eigentümer einer Sache, ein Inhaber eines beschränkt dinglichen Rechts oder ein Besitzer zu einer Leistung verpflichtet ist.187 Da sich Schuldner und eventuell auch Gläubiger nach der dinglichen Berechtigung am Grundstück bestimmen, handelt es sich um Klagen, die sich auf Rechte an Grundstücken beziehen.188 Solche Klagen sind beispielsweise die Klage auf Erfüllung eines vorgemerkten Rechts (Art. 959 ZGB),189 auf Einräumung eines Legalservituts (Überbaurecht, Art. 674 Abs. 3 ZGB, Durchleitungsrecht, Art. 691 Abs. 3 ZGB, Wegerecht, Art. 694 ZGB, Notbrunnenrecht, Art. 710 ZGB)190 oder aus nachbarrechtlichen Verpflich-

182

Unter Art. 19 Abs. 1 c) GestG fielen noch „Klagen, die sich auf das Grundstück beziehen“. Es bestanden Zweifel, wie intensiv der Bezug einer rein obligatorischen Klage aus einem Vertrag zum Grundstück sein musste. Das schweizerische Bundesgericht erachtete einen dinglichen Bezug der Vertragsklage zum Grundstück für erforderlich (BGE 134 III 16 (26)). Diese Entscheidung erging im Hinblick auf die Botschaft zur ZPO v. 28.6.2006, S. 7266, die festhielt, dass ein bloß faktischer Bezug zum Grundstück nicht genüge. Vgl. zum Ganzen Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 15. 183 BGE 134 III 16 (26); Das BG spricht von „Klagen, (die) [...] zu einer Änderung des Grundbuchs führen“ können, BGE 134 III 16 (24). Dieses Abgrenzungskriterium hält BSKZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 25 für maßgeblich. 184 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 20 f.; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/SutterSomm/Lötscher, Art. 29 Rn. 23; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 24. 185 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 23; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/ Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 16 und 21 (Rubrik „vertragsrechtliche Klagen“); BSK-ZPO/ Tenchio, Art. 29 Rn. 25, 26. 186 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 25; vgl. die Differenzierung zwischen realobligatorischen, gemischten und rein vertragsrechtlichen Klagen bei Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 16 und BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 24 ff. 187 BGE 105 Ia 23 (25); BGE 120 Ia 240 ff. 188 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 17. 189 BGE 92 I 36 ff. BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 25; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 18. 190 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 25; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/SutterSomm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 18; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 25.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

tungen des Grundeigentümers (wie Entwässerung, Art. 690 ZGB)191. Erfasst werden auch sogenannte gemischte Klagen, das heißt mit dinglichen Klagen verbundene Forderungsansprüche akzessorischer Natur.192 Das sind beispielsweise Klagen auf Geltendmachung oder Feststellung des Nichtbestehens einer durch Grundpfandrecht gesicherten Forderung.193 Unklar ist, ob Schadensersatzansprüche wegen Grundeigentümerhaftung (Art. 679 ZGB) im Gerichtsstand des Art. 29 Abs. 2 ZPO-CH geltend gemacht werden können.194 Für eine Erfassung wird angeführt, dass sich der Haftungsanspruch aus einer objektiven Überschreitung des Eigentumsrechts ableite, seine Grundlage im „Sachenrecht“ finde und damit im direkten Zusammenhang mit den Rechten an Grundstücken stehe.195 Die ausschließliche Belegenheitszuständigkeit196 für von Art. 29 ZPO-CH nicht erfasste persönliche Klagen aus Miete und Pacht unbeweglicher Sachen ist in Art. 33 ZPO-CH geregelt. Die erfassten Streitigkeiten müssen schwergewichtig mietrechtlicher Natur sein.197 Mietverträge sind solche im Sinne von Artt. 253 ff. OR. Nicht erfasst werden daher Klagen aus unentgeltlicher Gebrauchsüberlassung.198 Erfasst werden Klagen auf Zahlung ausstehender Miet- oder Pachtzinsen (Art. 253 OR), Klagen wegen Mangelhaftigkeit der Miet- oder Pachtsache (Art. 259a OR),199 Klagen auf Feststellung des Bestehens, Nichtbestehens oder Inhalts eines Miet- oder Pachtverhältnisses sowie Gestaltungsklagen (Anfechtung einer Kündigung, Art. 271 f. OR oder auf Erstreckung eines Miet- oder Pachtverhältnisses, Art. 272 OR).200 In den Anwendungsbereich fallen ferner Klagen aus Untermietverhältnissen.201 Umstritten ist die Anwendbarkeit auf kurzfristige Mietverträge über Ferienwohnungen und auf time-sharing-Verträge202. Nach Art. 253a Abs. 2 OR sind die Bestimmungen über die Miete von Wohn- und Geschäftsräumen auf Ferien191

BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 25. Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 19; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 19. Ein engeres Verständnis vertritt ZK-ZPO/Naegli, Art. 29 Rn. 30, wonach gemischte Klagen durch ein vertragliches oder gesetzliches Immobiliarpfandrecht gesicherte Forderungsansprüche sind. 193 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 19. 194 Dafür bspw. BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 28; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, Art. 29 Rn. 19; dagegen BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 26. 195 BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 28. 196 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Feller/Bloch, ZPO, Art. 33 Rn. 6; BKZPO/Walther, Art. 33 Rn. 12. 197 BGE 120 II 112 (117); Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Feller/Bloch, ZPO, Art. 33 Rn. 18; BK-ZPO/Walther, Art. 33 Rn. 9. 198 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Feller/Bloch, ZPO, Art. 33 Rn. 15,16. 199 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Feller/Bloch, ZPO, Art. 33 Rn. 22. 200 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Feller/Bloch, ZPO, Art. 33 Rn. 22. 201 BGE 120 II 112 (117). 202 Zur Definition vgl. oben Fn. 157. 192

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wohnungen und -häuser, die für höchsten drei Monate gemietet werden, nicht anwendbar. Teilweise wird deshalb vertreten, dass Art. 33 ZPO-CH auf solche Klagen – entsprechend dem LugÜ – nicht anwendbar sei.203 Folglich scheide auch eine Anwendung auf time-sharing-Verträge aus. Eine Klage am Belegenheitsort entspreche in diesem Fall schon nicht dem Interesse des „Mieters“, welcher keine besondere Beziehung zum Belegenheitsort der Mietsache habe.204 Eine andere Ansicht hält den ausschließlichen Gerichtsstand auch in diesem Fall für anwendbar. Er erfasse Streitigkeiten über die Miete unbeweglicher Sachen generell und sei nicht auf Klagen über die Miete von Wohn- und Geschäftsräumen beschränkt.205 Nach dieser Ansicht fallen auch time-sharing-Verträge unter Art. 33 ZPO-CH.206 Der Anwendungsbereich des Art. 97 IPRG deckt sich im Wesentlichen mit dem des Art. 29 ZPO-CH. Ein wesentlicher Unterschied besteht allerdings in Bezug auf Immissionsabwehrklagen: Im internationalen Zuständigkeitsrecht werden diese deliktsrechtlich qualifiziert und fallen in den Anwendungsbereich des Art. 129 IPRG.207 cc) USA Mangels einheitlicher Zuständigkeitsvorschriften besteht in den USA keine dem deutschen und schweizerischen Recht vergleichbare Kommentarliteratur zu der Frage, welche Klagen von einem dinglichen Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen erfasst werden. Es folgt daher eine Darstellung allgemeiner Rechtsprechungsgrundsätze und beispielhafter Zuständigkeitsvorschriften. (1) Jurisdiction Bei den Belegenheitsgerichtsständen ist in einem ersten Schritt danach zu differenzieren, ob sie eine personal oder eine in rem jurisdiction begründen. Während letztere dem Gericht die Befugnis einräumt, ein Urteil mit Wirkung beschränkt auf die im Staat belegene Sache zu fällen, kann ein Gericht mit einer personal jurisdiction auch über Klagen entscheiden, die auf eine persönliche (Geld-)haftung des Beklagten zielen.208

203

BK-ZPO/Walther, Art. 33 Rn. 6; KK-ZPO/Haas/Strub, Art. 33 Rn. 4; Müller/ Wirth/Gross, GestG, Art. 23 Rn. 50. 204 KK-ZPO/Haas/Strub, Art. 33 Rn. 4; Müller/Wirth/Gross, GestG, Art. 23 Rn. 75. 205 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Feller/Bloch, ZPO, Art. 33 Rn. 19; BSKZPO/Kaiser/Job, Art. 33 Rn. 4. 206 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Feller/Bloch, ZPO, Art. 33 Rn. 20. 207 ZK-IPRG/Heini, Art. 129 Rn. 29; BSK-IPRG/Dasser, Art. 138 Rn. 23. 208 Schwinger v. Hickok, 53 N.Y. 280 (285) (1873).

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(a) In rem jurisdiction Die klassische in rem jurisdiction erfasst alle unmittelbar auf die zuständigkeitsbegründende unbewegliche Sache bezogenen Klagen: “In rem jurisdiction [...] involves an action in which a plaintiff is after a particular thing, rather than seeking a general money judgment, that is, he wants possession of the particular item of property, or to establish his ownership or other interest in it, or to exclude the defendant from an interest in it.”209

Hingegen ist das befasste Gericht nicht befugt, über eine persönliche Haftung des Beklagten zu befinden.210 Gemäß § 59 des Restatement, Second, Conflict of Laws, sind unmittelbar auf die streitbefangene unbewegliche Sache bezogene Klagen solche auf Eintragung des Eigentumsrechts am Grundstück, auf Befriedigung aus Grundpfandrechten durch Zwangsvollstreckung in das Grundstück,211 auf Erfüllung eines Grundstückskaufvertrags durch gerichtliche Anordnung der Übereignung,212 Teilungsklagen,213 Eigentumsfeststellungsklagen, Klagen auf Heimfall und Klagen auf Verwertung eines Grundstücks beispielsweise wegen Nichtzahlung von Steuerschulden.214 Während die in rem jurisdiction auf Klagen gegen die Sache selbst beschränkt ist, ermächtigt eine quasi in rem jurisdiction Typ 1 das Gericht auch über Klagen gegen eine Person – den Beklagten – zu entscheiden. Im Übrigen erfasst die quasi in rem jurisdiction Typ 1 ebenfalls nur unmittelbar auf die zuständigkeitsbegründende Sache bezogene Klagen. Sehr viel umfassender ist der Anwendungsbereich der quasi in rem jurisdiction Typ 2 a). Diese Art der Zuständigkeitsbegründung setzt zwar die Beschlagnahme des unbeweglichen Vermögens vor Klageerhebung voraus. Sie vermittelt dem Belegenheitsstaat aber Entscheidungsbefugnis über sämtliche Klagen mit Bezug zum unbeweglichen Vermögen, wie insbesondere Klagen auf Schadensersatz, wenn der Kläger oder seine Sachen auf dem Grundstück des Beklagten Schaden erlitten haben.215 Der Empfehlung des Restatement, Second, Conflict of Laws Folge leistend hat der Bundesstaat New York die in rem und quasi in rem jurisdiction Typ 1 in § 314 Abs. 2

209 Majique Fashions, Ltd. v. Warwick & Company Ltd., 67 A.D. 2d 321 (326), 414 N.Y.S.2d 916 (920) (1979). 210 Schwinger v. Hickock, 53 N.Y. 280 (285) (1873). 211 Bspw. Petrossi v. Ontario Props., Inc., 55 Misc. 2d 601, 285 N.Y.S. 2d 928, 1968 Misc. LEXIS 1858 (1968). 212 Bspw. Garfein v. McInnis, 248 N.Y. 261 (265), 162 N.E. 73 (74) (1928). 213 Bspw. Bergen v. Wyckoff, 84 N.Y. 659 (1881). 214 Comment a) Nr. 1–8. 215 Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (208), 97 S.Ct. 2569 (2582), 53 L.Ed. 2d 683 (700 (1977)

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CPLR NY normiert, die quasi in rem jurisdiction Typ 2 a) in § 314 Abs. 3 CPLR-NY.216 (b) Personal jurisdiction Die Bedeutung von § 314 Abs. 2 CPLR NY ist angesichts der gemäß § 302 (a) Nr. 4 CPLR-NY begründeten personal jurisdiction am Ort der Belegenheit unbeweglichen Vermögens sehr gering.217 Zwar setzt auch § 302 (a) Nr. 4 CPLR-NY einen Bezug der Klage zur zuständigkeitsbegründenden unbeweglichen Sache voraus. Folge der persönlichen Kontrolle des Beklagten durch das Gericht ist aber ein auf eine persönliche Haftung des Beklagten § 314 erweiterter Anwendungsbereich der Zuständigkeitsvorschrift. So fordert die Anwendung von § 302 (a) Nr. 4 CPLR-NY weder Besitz noch Eigentum des Beklagten am streitbefangenen Grundstück zum Zeitpunkt der Klageerhebung – eine frühere rechtliche Beziehung einer Sache des Beklagten zum Gerichtsstaat genügt.218 Neben den von der jurisdiction in rem und der jurisdiction quasi in rem Typ 1 erfassten Klagen fallen unter die Zuständigkeitsvorschrift beispielsweise Klagen wegen Personenschäden, die der Kläger auf dem streitbefangenen Grundstück erlitten hat, Klagen auf Erfüllung der Pflichten aus einem Grundstückskaufvertrag und auf Schadensersatz bei Nichterfüllung219 sowie Klagen auf Schadensersatz wegen Verletzung von Pflichten aus einem Mietvertrag über unbewegliche Sachen220 und auf Mietzahlung221. Erfasst sind ferner Klagen auf Unterlassung oder Schadensersatz wegen Verletzung des unbeweglichen Eigentums, selbst wenn der beklagte Schädiger ansonsten keine Kontakte zum Gerichtsstaat hat.222 Unklar ist, ob § 302 (a) Nr. 4 CPLR-NY auch Klagen gegen den Käufer eines in New York belegenen Grundstücks erfasst, wenn dieser weder in New York ansässig ist 216

Wortlaut siehe oben, Kap. 2, I. 1. c) aa). Alexander, WL, Supplementary Practice Commentaries to Mc Kinney’s CPLR, § 314, C314-3. 218 Tebedo v. Nye, 45 Misc.2d 222, 256 N.Y.S. 2d 235 (1965). 219 Ebenso zu den long-arm statutes in Colorado: Brownlow v. Aman, 740 F. 2d 1476 (1481 ff.) (1984); Oklahoma: Manley v. Fong, 734 F. 2d 1415 (1418) (1984); Indiana: Bryan Manufacturing Co. v. Harris, 459 N.E. 2d 1199 (1201 ff.) (1984); Florida: Damoth v. Reinitz, 485 So. 2d 881 (882) (1986); Georgia: Edelschick v. Blanchard, 177 Ga. App. 410 (411 f.), 339 S.E. 2d 628 (631) (1985); Moore v. Moore, 336 S.E. 2d 804 (805) (1985); North Dacota: Lund v. Lund, 825 N.W. 2d 852 (855–56) (2012). 220 Ebenso zu den long-arm statutes in Georgia: Goodman v. Vilston, Inc., 399 S.E. 2d 241 (242) (1990); Illinois: Sackett Enterprises, Inc. v. Staren, 570 N.E. 2d 702 (706) (1991). 221 Alexander, WL, Supplementary Practice Commentaries to Mc Kinney’s CPLR, § 302 CPLR-NY. 222 Missouri long-arm statute: American States Ins. Co. v. Mexico Feed & Seed Co., 739 F.Supp. 482 (485) (1990); New Hampshire: Mesiti v. Microdot, Inc., 739 F. Supp. 57 (61) (1990). 217

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noch sich zu Kaufvertragsverhandlungen nach New York begeben hat – das heißt, wenn sein einziger zuständigkeitsrelevanter Kontakt zum Bundesstaat New York das gekaufte Grundstück ist. Dieser Sachverhalt lag der Entscheidung Black River Associates v. Newman223 zugrunde, in der das Gericht seine personal jurisdiction bejahte. Zur Begründung führte es aus, dass der Ort der Belegenheit des Grundstücks gleichzeitig auch der Ort der Vertragserfüllung sei. Wegen seiner Unbeweglichkeit vermittle der Vertragsgegenstand eine dauerhafte und wesentliche Beziehung der Vertragsparteien zum Bundesstaat New York. Vorteil des § 302 (a) Nr. 4 CPLR-NY gegenüber der quasi in rem jurisdiction Typ 2a) ist, dass weder die personal jurisdiction eine vorherige Beschlagnahme des unbeweglichen Vermögens voraussetzt, noch ein in dieser Zuständigkeit ergehendes Urteil auf das im Gerichtsstaat belegene Vermögen beschränkt ist.224 Selbst die im Vergleich zur in rem und quasi in rem jurisdiction Typ 1 flexiblere quasi in rem jurisdiction Typ 2a) hat daher nur noch in Rechtsordnungen Bedeutung, die einen dem § 302 (a) Nr. 4 CPLRNY vergleichbaren Gerichtsstand nicht kennen.225 (2) Venue Auf bundesrechtlicher Ebene erklärt 28 U.S.C. § 1391 (b) (2) das Gericht am Belegenheitsort des Vermögens unter der Voraussetzung für örtlich zuständig, dass das Vermögen subject of the action ist. Das ist bei Klagen der Fall, die sich unmittelbar auf die Sache beziehen und diese nicht nur beiläufig berühren.226 Den Anforderungen genügen jedenfalls Klagen, deren Gegenstand das Eigentum an einer Sache ist. Daneben werden Klagen auf Erfüllung eines Grundstückskaufvertrags und Übereignung des Grundstücks,227 auf Unterlassung oder Schadensersatz wegen Beschädigung eines Grundstücks228 – beispielsweise durch Immissionen229 –, auf Zahlung einer abgetretenen

223

218 A.D. 2d 273 (281 ff.), 637 N.Y.S. 2d 880 (1996). Siehe zu diesen Voraussetzungen und Folgen der quasi in rem jurisdiction Typ 2 ausführlich unten, Kap. 2, III. 2. 225 Bspw. Alaska: Alaska Statutes § 09.05.015 Abs. 7. Allerdings werden Schadensersatzansprüche mit Bezug zu Grundstücken meist unter § 09.05.015 Abs. 3 oder 4 zu subsumieren sein. 226 United States v. Selland, 5 F. 3d 533, 1993 WL 347197 (1993) (Klage auf Vollstreckung in die streitbefangene Sache); Monarch Normandy Square Partners v. Normandy Square Assosc. Ltd. Partnership, 817 F. Supp. 896 (904) (1993); Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 369. 227 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 370. 228 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 369 Fn. 125, 370. 229 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 370: Zuständig ist das Gericht, in dessen Bezirk das betroffene Grundstück liegt. 224

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Miete230 und auf Schadensersatz wegen Mangelhaftigkeit (Kontaminierung) des verkauften Grundstücks231 sowie Klagen gegen die wirksame Belastung eines Grundstücks und eine damit verbundene Befriedigung aus Zwangsvollstreckung232 als erfasst angesehen. Auf einzelstaatlicher Ebene erfasst der Belegenheitsgerichtsstand in § 507 CPLR-NY233 alle Klagen, deren Entscheidung das Eigentum, den Besitz, die Nutzung oder die Ausübung von Eigentumsrechten an einer unbeweglichen Sache betreffen. Zur Auslegung der Zuständigkeitsvorschrift kann auf die Vorgängernorm, § 183 des Civil Practice Act New York, rekurriert werden:234 “§ 183. Place of trial of real property action. Each of the following actions in the supreme court must be tried in the county in which the subject of the action or some part thereof is situated: 1. An action of ejectment; 2. For the partition of real property: 3. For dower; 4. To foreclose a mortgage upon a real property, or upon a chattel real; 5. To compel the determination of a claim to real property: 6. For waste; 7. For nuisance; 8. To procure a judgment directing a conveyance of property; 9. Every other action to recover or to procure a judgment establishing, determining, defining, forfeiting, annulling or otherwise affecting an estate, right, title, lien or other interest in real property or a chattel real.”235

Erfasst werden demnach Räumungs- und Teilungsklagen,236 Klagen der Witwe auf das Leibgedinge (dower), Klagen auf Befriedigung aus Grundpfand230

Travelers Ins. Co. v. Swolsky, 1992 WL 150698 (1992). Samuel G. Keywell Co. v. Weinstein, 1991 WL 149894 (1991); vgl. auch Monarch Normandy Square Partners v. Normandy Square Assosc. Ltd. Partnership, 817 F.Supp. 896 (904) (1993): Bei einer Klage aus einem Grundstückskaufvertrag wegen Betrugs über die Bonität des Käufers ist die Sache nicht subject of the action. Ähnlich Steen v. Murray, 919 F.Supp. 2d 993 (996) (2013): Das Belegenheitsgericht ist bei einer Klage wegen Verletzung der Pflichten aus einem Grundstückskaufvertrag durch unerlaubte Doppelvertretung nicht zuständig. 232 Vgl. Liebman v. Deutsche Bank National Trust Company, 15 F. Supp. 3d 49 (59) (2014). 233 Siehe den Wortlaut oben, 1. c) bb). 234 Obwohl die Liste der einzelnen Klagen nicht in die Nachfolgegesetze aufgenommen wurde, sollte nach dem Willen der Gesetzgeber der Anwendungsbereich des § 507 CPLR-NY nicht verändert werden, vgl. 1st preliminary report, S. 22: “No change of substance is intended. The listing of specific types of real property actions [...] seems unnecessary, since the language is broad enough to cover all of the specific listings.” Und 5th preliminary report, S. 76: Der Gesetzgeber habe nur “minor language and caption changes” vorgenommen, der Anwendungsbereich des Civil Practice Act § 183 bleibe “substantially unchanged”. 235 Abgedruckt in New York Civil Practice, S. 92. 231

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

rechten,237 Klagen auf Feststellung eines Rechts an der unbeweglichen Sache oder eines Anspruchs auf die unbewegliche Sache, Klagen wegen unsachgemäßer Nutzung des Grundstücks durch den rechtmäßigen Besitzer238 oder wegen Besitzstörung239 und schließlich die Klage auf Anordnung der Übereignung einer unbeweglichen Sache.240 Im Übrigen muss das Gericht durch Auslegung ermitteln, ob eine Entscheidung über die Klage den Besitz, die Nutzung oder Ausübung von Eigentumsrechten an der streitbefangenen Sache betrifft.241 In der Rechtsprechung wurden beispielsweise Klagen auf Einräumung242 oder Löschung243 von Grundpfandrechten und Klagen aus einem Mietvertrag – auch auf Mietzahlung244 – oder auf Feststellung der Wirksamkeit eines Mietvertrags245 unter CPLR-NY § 507 subsumiert sowie Klagen, mittels derer die Nichtigerklärung eines Grundstückskaufvertrags und die anschließende Rückübertragung des Eigentums begehrt wird.246 Klagen auf Erfüllung oder Aufhebung eines Kaufvertrags über Anteile an einer Wohnungsgenossenschaft werden vom Anwendungsbereich ausgenommen, da der Käufer in diesem Fall weder Eigentum noch Besitz an der unbeweglichen Sache erwirbt.247 Ebenfalls nicht erfasst werden Klagen wegen Verletzung 236

Bspw. Franco v. Tawil, 13 Misc. 2d 713, 178 N.Y.S. 2d 750 (1958). Manufacturers’ Trust Co. v. Roerich Museum, 236 A.D. 76, 258 N.Y.S. 284 (1932); Railroad Fed. Sav. & Loan Assn. v. Zelkind, 247 A.D. 110, 286 N.Y.S. 158 (1936); Gould v. Bennett, 59 N.Y. 124 (1874). 238 Vgl. bspw. Labes v. P. Delany & Co., 258 A.D. 913, 16 N.Y.S. 2d 481 (1939); waste – unsachgemäße Nutzung des Grundstücks durch einen zur Nutzung Berechtigten, beispielsweise durch den Pächter oder Mieter. Derjenige, der ebenfalls ein Recht an dem Grundstück besitzt (Verpächter oder Vermieter), kann auf Unterlassung oder Schadensersatz klagen. 239 Horne v. Buffalo, 1 N.Y.S. 801 (802) (1888); Tenperal Homes v. Italiano, 140 N.Y.S. 2d 148 (149) (1955). 240 Brunner v. Steinhardt, 111 N.Y.S. 2d 887 (888) 4 Misc. 2d 923 (924) (1952); auch Klage auf Kaufpreiszahlung, vgl. Turner v. Walker, 70 A.D. 306, 75 N.Y.S. 260 (1902). 241 Nassau Hotel Co. v. Barnett, 164 A.D. 203, 149 N.Y.S. 645 (1914). 242 Nicoletto v. Pettit Supply Co., 254 A.D. 750, 4 N.Y.S. 2d 331 (1938); Craig v. Clifton Springs Country Club, Inc., 26 A.D. 2d 903 (904), 274 N.Y.S. 2d 455 (1966). 243 Lapis Enterprises, Inc. v. International Blimpie Corp., 78 A.D. 2d 898, 433 N.Y.S. 2d 215 (1980); North Shore Industrial Co. v. Randall, 108 A.D. 232, 95 N.Y.S. 758 (1905). 244 43–49 Chanango Street Corp. v. Metropolitan Life Ins. Co., 6 Misc. 2d 788 (789 f.), 162, N.Y.S. 2d 802 (1957). Vom Anwendungsbereich ausgenommen wurde dagegen ein Rechtsstreit über Mietzahlungsmodalitäten, vgl. Port Bay Associates v. Soundview Shopping Center, 197 A.D.2d 848, 602 N.Y.S. 2d 463 (1993). 245 Moschera & Catalano, Inc. v. Advanced Structures Corp., 104 A.D. 2d 306, 478 N.Y.S. 2d 641 (1984): Solche Klagen berühren den Besitz, die Nutzung und die Ausübung von Eigentumsrechten an einer unbeweglichen Sache. 246 John H. Dair Building Construction Co. v. Mayer, 27 A.D. 2d 535, 275 N.Y.S. 2d 724 (1966). 247 Suddin v. Lynbrook Gardens Co., 127 Misc. 2d 406 (409–11), 486 N.Y.S. 2d 155, (157–58) (1985); Newler v. Abrams, 164 A.D. 2d 361 (362), 563 N.Y.S. 2d 857 (1990). 237

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von Pflichten aus einem Grundstücksvertrag, da diese weder das Eigentum, noch den Besitz an einem Grundstück berühren,248 sowie Klagen auf Abtretung eines Grundpfandrechts.249 Schwierigkeiten bereitet die Einordnung von Klagen auf Unterlassung oder Schadensersatz wegen schädigender Einwirkung auf ein Grundstück. Der frühere Code of Civil Procedure des Bundesstaats New York qualifizierte Klagen “for injuries to real property” ausdrücklich als local actions, die zwingend am Belegenheitsort des betroffenen Grundstücks zu erheben waren.250 In den nachfolgenden Gesetzen wurde die Qualifizierung als ortsgebundene Klage jedoch aufgegeben.251 Heute bestimmt Real Property Actions and Proceedings Law, § 121, dass Schadensersatzklagen wegen schädigender Einwirkung auf außerhalb des Bundesstaats New York belegenes unbewegliches Vermögen in New York erhoben werden können: “§ 121. Jurisdiction of certain actions relating to real property situate without the state An action may be maintained in the courts of this state to recover damages for injuries to real estate without the state, or for breach of contracts or of covenants relating thereto, whenever such an action could be maintained in relation to personal property without the state. The action must be tried in the county in which the parties or some one thereof resides, or if no party resides within the state, in any county.”

Die Qualifizierung von Klagen wegen unerlaubter Einwirkung und Beschädigung eines Grundstücks als ortsgebunden gilt folglich nicht allseitig. Das hindert die Gerichte des Bundesstaats New Yorks indessen nicht daran, (Schadensersatz-)Klagen wegen schädigender Einwirkung auf im Bundesstaat New York belegene Grundstücke nach wie vor als local actions zu behandeln.252

248 Lawyers’ Title & Trust Co. v. Hewlett, 207 N.Y.S. 92 (1924); Hogg v. Mack, 6 N.Y.S 301 (302) (1889); Maier v. Rebstock, 68 A.D. 481 (482), 73 N.Y.S. 817 (818) (1902); Oakes v. De Lancey, 12 N.Y.S. 840 (841) (1890); Minskoff v. Henderson-Johnson Co., 112 N.Y.S. 2d 74 (75) (1951). 249 Yates County Nat. Bank v. Blake, 43 Hun. 162 (1893). 250 Litchfield v. International Paper Co., 41 A.D. 446 (448), 58 N.Y.S. 856 (1899). 251 Litchfield v. International Paper Co., 41 A.D. 446 (448) (1899). 252 Litchfield v. International Paper Co., 41 A.D. 446 (448) (1899) (Klage auf Unterlassung und Schadensersatz wegen Unterhaltung eines Damms, der Überschwemmungen auf dem Grundstück des Klägers verursachte); Town of Hempstead v. City of New York, 88 Misc. 2d 366 (369); 388 N.Y.S. 2d 78 (1976) (Klage auf Unterlassung und Schadensersatz wegen der Abführung von Schmutzwasser auf das Grundstück des Klägers); Geidel v. Niagara Mohawk Power Corp., 46 Misc. 2d 990 (991), 261 N.Y.S. 2d 379 (380) (1965) (Klage auf Schadensersatz wegen Abholzung auf dem Grundstück des Klägers); a.A.: New York State Thruway Auth. v. Roy Track Co., 120 Misc. 2d 511, 466 N.Y.S. 2d 135 (1983). Das Gericht qualifizierte eine Klage, mit welcher der Kläger Schadensersatz wegen Beschädigung von Straßenleitplanken und -pfosten – wesentliche Bestandteile einer unbeweglichen Sache – begehrte, als transitory action.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

dd) Zusammenfassung Die Anwendungsbereiche des ausschließlichen dinglichen Gerichtsstands in Deutschland und in der Schweiz weisen kaum Unterschiede auf. Einigkeit besteht darüber, dass jedenfalls Klagen aus dem dinglichen Recht, wie beispielsweise Klagen auf Feststellung des Eigentums oder Grundbuchberichtigungsklagen, erfasst sind. Einigkeit besteht ferner darüber, dass Klagen auf das dingliche Recht grundsätzlich nicht in den Anwendungsbereich des dinglichen Gerichtsstands fallen sollen. Im Ergebnis existiert nur eine – allerdings nicht ganz unerhebliche – Divergenz: Im Gegensatz zu § 24 ZPO erfasst Art. 29 Abs. 1 c) ZPO-CH auch Klagen auf Errichtung gesetzlicher Pfandrechte und damit auf bestimmte dingliche Rechte. Die weitere Ausgestaltung der Belegenheitsgerichtsstände läuft in beiden Rechtsordnungen im Wesentlichen parallel. Unter gewissen Voraussetzungen stellen sowohl die schweizerische als auch die deutsche Prozessordnung einen Gerichtsstand für persönliche Klagen zur Verfügung: Gemäß Art. 29 Abs. 2 ZPO-CH werden „Klagen, die sich auf Rechte an Grundstücken beziehen“ erfasst. Dies sollen alle Klagen sein, die einen dinglichen Bezug zum Grundstück aufweisen.253 Das deutsche Recht ist etwas restriktiver: § 26 ZPO setzt entweder voraus, dass sich die persönliche Klage gegen den Eigentümer oder Besitzer einer unbeweglichen Sache richtet oder dass Klagegrund die Beschädigung eines Grundstücks oder Entschädigung wegen Enteignung ist. Die Anwendungsbereiche überschneiden sich insoweit, als beide Gerichtsstände Klagen erfassen, bei denen sich der Schuldner nach der dinglichen Berechtigung am Grundstück bestimmt, de facto also Klagen aus nachbarrechtlichen Streitigkeiten. Erfasst werden ferner Schadensersatzklagen wegen Grundeigentümerhaftung.254 Während Art. 29 Abs. 2 ZPO-CH überdies Klagen auf Übertragung des Eigentums, auf Einräumung beschränkt dinglicher Rechte und auf Vormerkung persönlicher Rechte erfasst, ist eine Öffnung des Belegenheitsgerichtsstands in § 26 ZPO für Klagen auf das dingliche Recht sehr streitig. Schließlich kennen beide Rechtsordnungen auch einen (ausschließlichen) Gerichtsstand für Klagen aus einem Mietvertrag über unbewegliche Sachen. In der US-amerikanischen Rechtsprechung ist anerkannt, dass die in einem Staat belegene Sache dessen jurisdiction in rem und quasi in rem-Typ 1 für alle Klagen aus dem dinglichen Recht unterworfen ist. Daneben werden aber auch Klagen auf das dingliche Recht erfasst, wie insbesondere auf Übereignung eines Grundstücks. Die long-arm statutes des Bundesstaats New Yorks begründen zudem eine personal jurisdiction des Belegenheitsstaats über den Beklagten für alle persönlichen Klagen, die einen unmittelbaren Bezug zu 253

Siehe dazu schon oben, BGE 134 III 16 (26); Botschaft zur ZPO v. 28.6.2006, S. 7266. Bei Art. 29 Abs. 2 ZPO-CH ist das zwar streitig, entspricht aber der wohl h.M.: BKZPO/Peter, Art. 29 Rn. 28; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, Art. 29 Rn. 19. 254

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

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einer unbeweglichen Sache des Beklagten im Belegenheitsstaat besitzen. Ähnlich weit ist der Anwendungsbereich der örtlichen föderalen Zuständigkeitsvorschrift in 28 U.S.C. § 1391 (b) (2). Dagegen ist eine Zuständigkeit gemäß CPLR-NY § 507 nur für Klagen begründet, die das Eigentum, den Besitz, die Nutzung oder die Ausübung der Eigentumsrechte unmittelbar berühren; das sind auch Klagen aus einem Mietvertrag. c) Der Belegenheitsort In den meisten Fällen ist die Bestimmung des Belegenheitsorts einer unbeweglichen Sache unproblematisch. Im Folgenden wird daher nur kurz auf zwei Problemfälle eingegangen, die in der Praxis ohnehin nur selten eine Rolle spielen: erstens auf den Fall, dass sich das streitbefangene Grundstück über die Grenzen mehrerer Gerichtsbezirke (oder Staaten) erstreckt; zweitens auf den Fall, dass sich eine Klage auf mehrere Grundstücke bezieht, die in verschiedenen Gerichtsbezirken (oder Staaten) liegen. aa) Der Belegenheitsort im Allgemeinen Das schweizerische und das deutsche Prozessrecht unterscheiden sich bei der verfahrensrechtlichen Bestimmung des Belegenheitsorts von Grundstücken. Während Art. 29 Abs. 1 ZPO-CH den Ort, „an dem das Grundstück im Grundbuch aufgenommen ist oder aufzunehmen wäre“, für maßgeblich erklärt, stellt § 24 ZPO auf den Ort ab, „in dessen Bezirk die Sache belegen ist“.255 Nach deutschem Recht ist daher allein die tatsächliche Lage des Grundstücks maßgeblich; der Ort, an dem das Grundbuch geführt wird, dagegen belanglos.256 Das gilt selbst dann, wenn die unbewegliche Sache sich über mehrere Gerichtsbezirke erstreckt – in diesem Fall wird nicht automatisch die Zuständigkeit des Gerichtsbezirks begründet, in dessen Grundbuch das Grundstück eingetragen ist.257 Hingegen ist Art. 29 Abs. 1 ZPO-CH als Verweis auf Art. 951 f. ZGB zu verstehen.258 Gemäß Art. 951 Abs. 2 ZGB werden Grundstücke in das Grundbuch des Kreises aufgenommen, in dem sie liegen. Nur im Ergebnis entspricht der Belegenheitsort im Sinne von Art. 29 Abs. 1 ZPO-CH dem tatsächlichen Lageort des Grundstücks. Wie § 24 der deutschen ZPO knüpfen auch die long-arm statutes und venue-Vorschriften der US-amerikanischen Bundesstaaten an den tatsächlichen Belegenheitsort eines Grundstücks an: So ist gemäß 28 U.S.C. § 1391 (b) (2) das Gericht an 255

So bspw. auch schon Art. 19 GestG, Art. 27 ZPO-SG und § 29 ZPO-AG. Anders § 29 ZPO-LU, der auf den Ort abstellte, „wo das Grundstück ganz oder zum größten Teil liegt“. 256 Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, ZPO, § 24 Rn. 16; Saenger/Bendtsen, ZPO, § 24 Rn. 9. 257 RG, Urt. v. 27.2.1915 – V 474/14, RGZ 86, 272 (278, 279). 258 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 7.

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dem Ort zuständig, “where [...] property [...] is situated”, und begründet nach § 59 Restatement, Second, Conflict of Laws “land in the state” eine in rem jurisdiction. bb) Belegenheit der unbeweglichen Sache in verschiedenen Gerichtsbezirken oder Staaten Einer näheren Betrachtung bedürfen nun die nationalen Lösungen des Problems einer Erstreckung des streitbefangenen Grundstücks über mehrere Gerichtsbezirke bzw. -staaten und des Problems einer Klage mit Bezug auf mehrere in unterschiedlichen Gerichtsbezirken oder -staaten belegene Grundstücke. (1) Schweiz Erstreckt sich das streitgegenständliche Grundstück über mehrere Grundbuchkreise, richtet sich gemäß Art. 29 Abs. 3 ZPO-CH der (ausschließliche) Gerichtsstand der Belegenheit nach dem Ort, wo der flächenmäßig größte Teil des Grundstücks belegen ist.259 Hintergrund ist, dass dieser Ort gemäß Art. 6 und 3 Abs. 1 GBV der Ort der Hauptaufnahme des Grundstücks in das Grundbuch ist.260 Vor Geltung des Vorgängergesetzes (Art. 19 Abs. 1 GestG) vertrat die höchstrichterliche Rechtsprechung dagegen noch die Auffassung, dass nicht der flächenmäßig größte Teil, sondern der wertvollste Teil des Grundstücks für die Zuständigkeitsbegründung entscheidend sei. 261 Bei Streitfällen mit zwei beteiligten Grundstücken liegt gemäß Art. 29 Abs. 3 ZPO der (ausschließliche) Gerichtsstand der Belegenheit ebenfalls an dem Ort, an dem das flächenmäßig größte Grundstück belegen ist.262 Vor Geltung des Art. 19 Abs. 2 GestG263 hatte das schweizerische Bundesgericht einen einheitlichen Gerichtsstand am Ort der Belegenheit des wertvollsten Grundstücks unter der Voraussetzung angenommen, dass zwischen den Klagen ein Zusammenhang besteht, der eine einheitliche Verhandlung der Klagen erfordert, um widersprüchliche Entscheidungen zu vermeiden.264 (2) Deutschland Erstreckt sich das zuständigkeitsbegründende Grundstück über mehrere Gerichtsbezirke, ist der Gerichtsstand gemäß § 36 Abs. 1 Nr. 4 ZPO durch das 259

Art. 29 Abs. 3 ZPO-CH; Studer/Rüegg/Eiholzer, ZPO-LU, § 29 Rn. 3. Müller/Wirth/Naegeli, GestG, Art. 19 Rn. 42. 261 BGE 105 II 11 (14); BGE 96 III 126 (134); Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/ Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 25. 262 Art. 29 Abs. 3 ZPO-CH; Studer/Rüegg/Eiholzer, ZPO-LU, § 29 Rn. 3. 263 Art. 19 Abs. 2 GestG entspricht dem heutigen Art. 29 Abs. 3 ZPO-CH. 264 BGE 105 II 11 (14); 96 III 126 (133). 260

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im Rechtszug nächsthöhere Gericht zu bestimmen. Die Bestimmung des zuständigen Gerichts steht in dessen durch Zweckmäßigkeits- und Prozesswirtschaftlichkeitsgesichtspunkten eingeschränktem Ermessen.265 Dabei ist zu berücksichtigen, in welchem Umfang die gerichtsstandbestimmende Sache im jeweiligen Gerichtsbezirk belegen ist,266 in welchem Gerichtsbezirk die Parteien ihre Wohnsitze haben267 oder die streitgegenständlichen (vertraglichen) Beziehungen der Parteien ihren Schwerpunkt.268 Sind mehrere in verschiedenen Gerichtsbezirken oder Staaten belegene Grundstücke streitbefangen, wird im deutschen Recht differenziert: Bei Klagen, die eine Grunddienstbarkeit, eine Reallast oder ein Vorkaufsrecht betreffen, ist gemäß § 24 Abs. 2 ZPO die Belegenheit des dienenden oder belasteten Grundstücks maßgeblich. Die Vorschrift wird überdies analog auf Fälle des Nachbarrechts angewendet, sodass bei Klagen gegen belästigende Einwirkungen die Lage des belästigten Grundstücks für den Gerichtsstand maßgeblich ist.269 Im Übrigen soll für den Fall, dass mehrere Grundstücke eine einheitliche unbewegliche Sache bilden (§ 890 BGB), die Zuständigkeit – wie im Falle eines einzigen Grundstücks – nach § 36 Abs. 1 Nr. 4 bestimmt werden.270 Darüberhinaus wird zur Vermeidung divergierender Entscheidungen eine analoge Anwendung von § 36 Abs. 1 Nr. 4 auf mehrere selbstständige Grundstücke dann erwogen, wenn diese anderweitig – rechtlich oder wirtschaftlich – miteinander verbunden sind. Das soll beispielsweise der Fall sein, wenn die Grundstücke mit einem Gesamtrecht,271 insbesondere einer Gesamthypothek belastet sind272 oder wenn sie demselben Eigentümer gehören, die Interessen der Parteien der Bestimmung eines gemeinsamen Gerichts nicht entgegenstehen und dies aus prozessökonomischer Sicht – dem Streit-

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OLG Hamm, Beschl. v. 28.11.2013 – I-32 SA 63/13, NJW-RR 2014, S. 332; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 36 Rn. 18; BeckOK-ZPO/Toussaint, § 36 Rn. 32. 266 BayOLG, Beschl. v. 18.4.2002 – 1Z AR 27/02, NJOZ 2002, S. 1604; BeckOKZPO/Toussaint, § 36 Rn. 32. 267 OLG Hamm, Beschl. v. 28.11.2013 – I-32 SA 63/13, NJW-RR 2014, S. 332; BayOLG, Beschl. v. 18.4.2002 – 1Z AR 27/02, NJOZ 2002, S. 1604; LG Landau, Beschl. v. 2.11.2006 – 3 T 265/06, BeckRS 2006, 14416. 268 BayOLG, Beschl. v. 21.12.2004 – 1Z AR 159/04, MDR 2005, S. 589. 269 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 29; RG, Urt. v. 19.10.1895 – V 140/95, RGZ 36, 233 (237): Beeinträchtigung eines Mühlengrundstücks durch Wasseranlagen – maßgeblich ist die Lage des beeinträchtigten Mühlengrundstücks. 270 RG, Beschl. v. 14.2.1890 – III 2/90, RGZ 25, 394 (395); v. 27.2.1915 – V 474/14, RGZ 86, 272 (279); Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 36 Rn. 34; MüKo-ZPO/Patzina, § 36 Rn. 32. 271 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 36 Rn. 34; MüKo-ZPO/Patzina, § 36 Rn. 32. 272 BayOLG, Beschl. v. 22.9.1977 – Allg. Reg. 40/77, JZ 1951, S. 151; RG, Beschl. v. 5.2.1934 IV 24/34, RGZ 143, 295 f. a.A. noch RG, Beschl. v. 7.11.1917 – V G 3/17, RGZ 91, 41 (42), allerdings ohne nähere Begründung.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

fall liegt ein einheitliches Vertragsverhältnis zugrunde273 – zweckmäßig erscheint.274 Fehlt eine derartige Verbundenheit, ist die Klage jeweils getrennt in mehreren Gerichtsbezirken zu erheben. (3) USA In den USA begründen die einzelnen Belegenheitsgerichtsstände und die diese auslegende Rechtsprechung eine Belegenheitszuständigkeit bereits dann, wenn nur ein Grundstücksteil im Gerichtsbezirk belegen ist. Diese Lösung ist sicherlich dem Umstand geschuldet, dass die Ausschließlichkeit des Belegenheitsgerichtsstands in den USA weniger strikt gehandhabt wird als in Deutschland oder der Schweiz, weshalb eine Zuständigkeitshäufung mehrerer – ausschließlich? – zuständiger Belegenheitsgerichte hingenommen wird. So übt bei einer Klage auf Befriedigung aus Grundpfandrechten an Grundstücken, die in verschiedenen Bundesstaaten belegen sind, jeder der Belegenheitsstaaten jurisdiction aus.275 Einige venues regeln das Problem der Grundstücksbelegenheit in verschiedenen Staaten ausdrücklich: Klage kann in jedem Staat erhoben werden, in dem das ganze Grundstück oder auch nur ein Grundstücksteil liegt.276 Im Bundesrecht regelte – neben § 1391 (b) (2), 273

Zum Erfordernis eines zugrundeliegenden einheitlichen Vertragsverhältnisses, wenn in einem Mietstreit die betroffenen Geschäftsräume in mehreren Gerichtsbezirken belegen sind, vgl. OLG Dresden, Beschl. v. 25.5.2010 – 3 AR 27/10, BeckRS 2011, 23877; Beschl. v. 26.5.2010 – 3 AR 30/10, BeckRS 2011, 23878; Beschl. v. 10.8.2010 – 3 AR 46/10, NZM 2011, S. 885; zur Anwendung des § 36 Abs. 1 Nr. 4 ZPO bei einer Klage auf Löschung von Grundschulden, die zur Besicherung desselben Darlehens an in verschiedenen Gerichtsbezirken belegenen Grundstücken bestellt worden sind, vgl. OLG Frankfurt, Urt. v. 14.10.2014 – 11 SV 97/14, juris-Rn. 9. 274 OLG Frankfurt, Urt. v. 14.10.2014 – 11 SV 97/14, juris-Rn. 9; BayOLG, Beschl. v. 21.12.2004 – 1Z AR 159/04, MDR 2005, S. 589; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 36 Rn. 25; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 36 Rn. 34; Thomas/Putzo/Hüßtege, § 36 Rn. 19; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 36 Rn. 19 (dieser verlangt nicht, dass in Bezug auf die Grundstücke ein einheitliches Vertragsverhältnis der Parteien zugrunde liegt); Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, ZPO, § 36 Rn. 23 (nur bei einheitlichem Vertragsverhältnis). 275 Mead v. Brockner, 82 A.D. 480 (481), 81 N.Y.S. 594 (1903); Union Trust Co. of N.Y. v. Olmsted, 57 Sickels 729, 102 N.Y. 729, 7 N.E. 822 (1886). 276 Connecticut: CGS, § 51-345 (“where the real property is located, either entirely or in part”); New York: CPLR-NY (“in the county in which any part of the subject of the action is situated”); North Dakota: North Dakota Century Code, § 28-04-01 Abs. 1 (“county in which the subject matter of the action, or some part thereof, is situated”) und Abs. 2 (“Where the subject matter of the action is situated in more than one county, only one action need be brought in one of the counties and the judgment rendered in that county is effective as to all other counties upon its being docketed therein, and further or supplemental proceedings may be held in each county where the judgment is docketed as though the action had originally been commenced therein.“); Tennessee: Tennessee Code, § 20-4-103 („suit brought in any county where the real property, or any portion of it, lies”).

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der die Belegenheit eines substantial part of property im Gerichtsstaat verlangt – vormals 28 U.S.C. § 1392 a.F. die Zuständigkeit im Fall einer Grenzüberschreitung des streitbefangenen Grundstücks: “§ 1392. Defendants or property in different districts in the same state. Any civil action, of a local nature, involving property located in different districts in the same State, may be brought in any of such districts.” Mit dem Verweis auf die eine ortsgebundene ausschließliche Zuständigkeit begründenden local actions ordnete 28 U.S.C. § 1392 a.F. also eine konkurrierende ausschließliche Zuständigkeit der Belegenheitsgerichte an. Die Vorschrift wurde im Jahr 2011 im Zuge der Abschaffung einer Unterscheidung zwischen local actions und transitory actions277 aufgehoben.278 Die Streitfrage, wie der Konflikt zwischen 28 U.S.C. § 1391 (b) (2) – Zuständigkeit an dem Ort, an dem sich ein „wesentlicher“ Grundstücksteil befindet – und 28 U.S.C. § 1392 – Zuständigkeit in any district – zu lösen sei279, hat sich deshalb zugunsten des 28 U.S.C. § 1391 (b) (2) erledigt. Die praktischen Unterschiede zwischen 28 U.S.C. § 1392 a.F. und 28 U.S.C. § 1391 (b) (2) sind allerdings gering, da die zuständigkeitsbegründende Voraussetzung eines substantial part des Grundstücks weit ausgelegt wird. Mit der Begründung, dass post-Shaffer das Belegenheitsgericht bei Sachbezug der Klage in aller Regel personal jurisdiction über den Beklagten besitze, soll bereits jeder nicht ganz geringe Grundstücksteil im Sinne eines Mindestkontakts des Beklagten zum Gerichtsstaat Belegenheitszuständigkeit begründen.280 Letztlich bleibt die Entscheidung, ob ein anderes Gericht, in dessen Bezirk ebenfalls Grundstücksteile liegen, zur Streitentscheidung besser geeignet ist, dem jeweils befassten Gericht überlassen.281 Liegen zwei streitbefangene Grundstücke in verschiedenen Gerichtsbezirken, gilt nichts anderes. Auch in diesem Fall werden ganz überwiegend beide Belegenheitsgerichte für zuständig gehalten. 282 Bei einer Klage wegen schädigender Einwirkung eines Grundstücks auf ein anderes Grundstück soll nach teilweiser Rechtsprechung dagegen die Lage des geschädigten Grundstücks entscheidend sein.283

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Vgl. 28 U.S.C. § 1391 (a) (2). Pub.L. 112-63, Title II, § 203, Dec. 7, 2011, 125 Stat. 764. 279 Vgl. Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 374 ff. 280 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 373. 281 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 373. 282 Fairchild v. Union Ferry Co. of New York and Brooklyn, 117 Misc. 470 (473), 192 N.Y.S. 550 (1921); Smith v. van Veghten, 184 A.D. 813, 172 N.Y.S. 697 (1918); Wilson v. Mills, 57 P. 467 (1916). 283 Vgl. bspw. Litchfield v. International Paper Co., 41 A.D. 446 (448), 58 N.Y.S. 856 (1899): Das geschädigte Grundstück lag teilweise im gleichen Gerichtsbezirk wie das schädigende Grundstück. Das Gericht hielt eine Klage in beiden Gerichtsbezirken für möglich. 278

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

cc) Zusammenfassung Erstrecken sich das streitbefangene Grundstück oder die streitbefangenen Grundstücke über mehrere Gerichtsbezirke respektive -staaten, wird im schweizerischen und im deutschen Recht nur die Zuständigkeit eines einzigen Belegenheitsgerichts begründet. Während im schweizerischen Recht die Belegenheit des flächenmäßig größten Grundstücksteils zuständigkeitsbegründend wirken soll, erfolgt im deutschen Recht eine Zuständigkeitsbestimmung durch das nächsthöhere Gericht. Im Rahmen der Ermessensausübung berücksichtigt es alle relevanten Umstände wie Partei-, Sach- und Beweisnähe der verschiedenen Belegenheitsgerichte. Im Gegensatz dazu befürwortet die USamerikanische Rechtsprechung eine konkurrierende ausschließliche Belegenheitszuständigkeit. Bereits die Belegenheit eines (nicht ganz unwesentlichen) Grundstücksteils im Gerichtsstaat wirkt zuständigkeitsbegründend. Das angerufene Belegenheitsgericht kann seine Zuständigkeit nach Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls aber ablehnen, wenn es ein anderes Belegenheitsgericht zur Entscheidung des Rechtsstreits für geeigneter hält. d) Ausschließlichkeit Stehen dingliche Klagen in Bezug auf eine unbewegliche Sache in Streit – betrifft ein darauf ergehendes Urteil also die unmittelbare dingliche Zuordnung des Grundstücks oder der Rechte daran –, wird eine ausschließliche Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts begründet. Reichweite und Ausgestaltung der ausschließlichen Zuständigkeit divergieren in den nationalen Rechtsordnungen: aa) Deutschland Die ausschließliche Zuständigkeit des Belegenheitsortsgerichts für dingliche Klagen in Bezug auf ein Grundstück gemäß § 24 Abs. 1 ZPO hat zur Folge, dass von dem Gerichtsstand weder durch ausdrückliche Parteivereinbarung (§ 40 Abs. 2 Nr. 2 ZPO) noch durch rügelose Einlassung des Beklagten (§ 40 Abs. 2 S. 2 ZPO) abgewichen werden kann. Gleiches gilt für den Gerichtsstand bei Streitigkeiten über Miet- oder Pachträume, § 29 a) Abs. 1 ZPO. Der Gerichtsstand für bestimmte persönliche Klagen in § 26 ZPO begründet dagegen nur eine besondere Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts. Umstritten ist, ob § 24 Abs. 1 ZPO eine internationale Zuständigkeit deutscher Gerichte für Streitigkeiten über ausländische Grundstücke ausschließt. Teilweise wird eine ausschließliche Zuständigkeit der ausländischen Belegenheitsgerichte mit Hinweis auf eine spiegelbildliche analoge Anwendung von § 24 Abs. 1 ZPO (respektive Art. 24 Nr. 1 EuGVVO) bejaht, wenn das Belegenheitsrecht eine entsprechende ausschließliche Belegenheitszuständig-

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keit kennt (sogenannter effet réflexe).284 Halte sich der Belegenheitsstaat für ausschließlich zuständig, gebiete es der „Grundsatz internationaler Fairness“ seine ausschließliche Belegenheitszuständigkeit anzuerkennen, wenn man sie für eigene Grundstücke ebenfalls in Anspruch nehme.285 Überdies bestehe die Gefahr hinkender Rechtsverhältnisse, wenn der Ausschließlichkeitsanspruch fremder Staaten nicht berücksichtigt werde.286 Die überwiegende Auffassung, insbesondere die Rechtsprechung, lehnt eine spiegelbildliche Unzuständigkeit deutscher Gerichte über ausländische Grundstücke hingegen ab.287 Einen derartigen Umkehrschluss habe der deutsche Gesetzgeber in § 24 ZPO Abs. 1 ZPO nicht vorgesehen.288 Es existiere auch keine völkerrechtliche Regel, derzufolge der Belegenheitsstaat für dingliche Klagen ausschließlich zuständig sei.289 Ungeachtet dessen sei nicht gewährleistet, dass der ausländische Staat die ihm von Deutschland unterstellte ausschließlich Belegenheitszuständigkeit auch tatsächlich in Anspruch nehme.290 Schließlich sprächen auch Parteiinteressen gegen eine Spiegelbildlichkeit der ausschließlichen Belegenheitszuständigkeit: In der Regel sei davon auszugehen, dass der Kläger, der in Betreff eines im Ausland belegenen Grundstücks im Inland sein Recht suche, nachvollziehbare Gründe dafür habe. Dagegen habe der in Deutschland wohnhafte und dort belangte Beklagte grundsätzlich kein schützenswertes Interesse, den Prozess im Belegenheitsstaat zu führen.291 Zwar lässt sich gegen den Hinweis, es existiere keine völkerrechtliche Regel, welche eine Spiegelbildlichkeit verlange, das oben gewonnene Ergebnis ins Feld führen, dass der Gerichtsstand in den meisten nationalen Rechtsordnungen und vielen supranationalen Übereinkommen enthalten und anerkannt ist.292 Gleiches gilt für das Monitum, es sei nicht gewährleistet, dass der ausländische Staat die ihm von Deutschland unterstellte ausschließlich Belegen284 So Stoll, IPRax 1999, S. 29; Coester-Waltjen, FS Nakamura, S. 89 (104 f); zu Art. 22 aF EuGVVO: Kropholler/v. Hein, EuZPR, Art. 22 EuGVO Rn. 7; Schack, IZVR, Rn. 359 mit der weiteren Voraussetzung, dass der Wohnsitzstaat des Beklagten die ausländische ausschließliche Zuständigkeit respektiert. 285 Coester-Waltjen, FS Nakamura, S. 89 (105). 286 Coester-Waltjen, FS Nakamura, S. 89 (105). 287 BGH, Urt. v. 25.9.1997 – II ZR 113/96, NJW 1998, S. 1321 (Wenner, FS Jagenburg, S. 1013 (1019), moniert, dass die Entscheidung des BGH keine widerspruchsfreie Aussage enthalte. Dem Urteil ist indes eindeutig der Rechtssatz zu entnehmen, dass § 24 ZPO nur für ausländische Grundstücke gilt); RG, Urt. v. 20.1.1894 – V 329/93, RGZ 32, 414 (416); KG, Urt. v. 23.7.2001 – 12 U 980/00, KGR 2001, S. 401; Stein/Jonas/Roth, ZPO, Vor § 12 Rn 47; Wenner, FS Jagenburg, S. 1013. 288 Stein/Jonas/Roth, ZPO, Vor § 12 Rn. 47. 289 Wenner, FS Jagenburg, S. 1013 (1014); Stein/Jonas/Roth, ZPO, Vor § 12 Rn. 47. 290 Wenner, FS Jagenburg, S. 1013 (1025). 291 KG, Urt. v. 23.7.2001 – 12 U 980/00, KGR 2001, S. 401 (402); Wenner, FS Jagenburg, S. 1013 (1026). 292 Siehe oben, 1.

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heitszuständigkeit auch tatsächlich in Anspruch nehme.293 Gerade die ausschließliche Belegenheitszuständigkeit ist grenzüberschreitend allgemein anerkannt und gerechtfertigt.294 Andererseits besteht aber kein Grund, eine nach den nationalen besonderen Gerichtsständen begründete und gerechtfertigte Zuständigkeit mit Blick auf den diffusen Einwand „internationaler Fairness“ abzulehnen und seinen eigenen Bewohnern Rechtsschutz zu versagen. In der Tat kann sich ein mit dem konkreten Rechtsstreit um ein Grundstück befasstes Nichtbelegenheitsgericht als im Einzelfall zur Entscheidung geeignet(er) erweisen – beispielhaft soll hier ein Rechtsstreit zweier Inländer über ein im Ausland gelegenes Grundstück, bei dem die tatsächlichen Grundstücksverhältnisse eine untergeordnete Rolle spielen, bemüht werden. In einem solchen Fall die Zuständigkeit abzulehnen, ist nur dann gerechtfertigt, wenn nicht weiche Faktoren eine Spiegelbildlichkeit eigener Zuständigkeitsregeln nahelegen, sondern harte Fakten – wie supranationale Übereinkommen – die Zuständigkeitsablehnung gebieten. bb) Schweiz Auch Art. 29 Abs. 1 ZPO-CH beansprucht eine den allgemeinen und die besonderen Gerichtsstände ausschließende Zuständigkeit.295 Anders als in Deutschland hat die Ausschließlichkeit aber nicht die zwingende Anwendung von Art. 29 Abs. 1 ZPO-CH auf dingliche Klagen in Bezug auf Grundstücke zur Folge: Rügelose Einlassung des Beklagten und Prorogation bleiben möglich.296 Art. 29 Abs. 2 ZPO-CH begründet für andere Klagen als die in Art. 29 Abs. 1 ZPO-CH genannten Klagen mit dinglichem Bezug zu einer unbeweglichen Sache nur eine besondere Gerichtszuständigkeit. Der Gerichtsstand für Streitigkeiten über die Miete unbeweglicher Sachen in Art. 33 ZPO-CH gilt ebenfalls ausschließlich, ist aber nicht zwingend. cc) USA Weniger eindeutig und im Einzelnen umstritten ist die Ausschließlichkeit sowohl einer jurisdiction am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen als auch einer venue in Bezug auf sogenannte local actions im USamerikanischen Recht.

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Wenner, FS Jagenburg, S. 1013 (1025). Siehe unten, 3. 295 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 1; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 2; BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 1; zu Art. 19 GestG: Müller/Wirth/Naegli, GestG, Art. 19 Rn. 2; BSK-GestG/Tenchio, Art. 19 Rn. 2. 296 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 1; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 2; BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 3; zu Art. 19 GestG: Müller/Wirth/Naegli, GestG Art. 19 Rn. 3; BSK-GestG/Tenchio, Art. 19 Rn. 2. 294

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(1) Jurisdiction In seiner Entscheidung Pennoyer v. Neff konstatierte der U.S. Supreme Court, dass ein Staat über die in seinem Hoheitsgebiet belegenen Sachen in rem jurisdiction ausübe.297 Kehrseite dieser jurisdiction sei eine Ausschließlichkeit: Über außerhalb seines Hoheitsgebiets belegene Grundstücke könne ein Staat keine in rem jurisdiction ausüben.298 Etwa drei Jahrzehnte später konkretisierte der U.S. Supreme Court diese Rechtsprechung in Bezug auf Verfügungen über unbewegliche Sachen in seiner Entscheidung Fall v. Eastin.299 Im Rahmen eines Scheidungsverfahrens hatte ein Gericht in Washington der Ehefrau ein während der Ehe erworbenes Grundstück in Nebraska zugesprochen. Als der Ehemann sich weigerte, die zur Eigentumsübertragung erforderlichen Urkunden zu übergeben, führte ein vom Gericht ernannter Bevollmächtigter die Urkundenübergabe durch. Die Ehefrau nahm das Grundstück als ihr Eigentum in Besitz. Nichtsdestotrotz veräußerte der Ehemann das Grundstück an die spätere Beklagte. Daraufhin erhob die Ehefrau in Nebraska Klage auf Eigentumsfeststellung. Sie war der Auffassung, dass die Gerichte Nebraskas nach dem verfassungsrechtlichen Grundsatz von Treu und Glauben verpflichtet seien, ihr durch die Gerichte Washingtons zugesprochenes Eigentum am Grundstück anzuerkennen. Unter Hervorhebung der Souveränität des Bundesstaats Nebraska befand der U.S. Supreme Court letztinstanzlich die Anordnung zur Eigentumsübertragung eines in Nebraska belegenen Grundstücks durch ein Gericht in Washington mangels jurisdiction für unwirksam.300 Besitze ein Gericht personal jurisdiction über den Beklagten, könne es diesen zwar verpflichten, das Eigentum an einem außerhalb des Gerichtsstaats belegenen Grundstück zu übertragen. 301 Verweigere der Beklagte aber die Mitwirkung, dürfe das Gericht nicht unmittelbar selbst durch Urteil über das Eigentum an dem Grundstück verfügen. Denn dadurch verletze es die durch Souveränitätsinteressen vermittelte ausschließliche jurisdiction des Belegenheitsstaats.302 Unter dem Eindruck dieser Entscheidung fol297

Siehe dazu oben, Kap. 1, II. 1. a). 95 U.S. 714 (723) 24 L.Ed. 565 (569) (1878). 299 215 U.S. 1, 30 S.Ct. 3, 54 L.Ed. 65 (1909). 300 215 U.S. 1 (11 f.), 30 S.Ct. 3 (8), 54 L.Ed. 65 (70 f.) (1909). 301 215 U.S. 1 (11 f.), 30 S.Ct. 3 (8), 54 L.Ed. 65 (70 f.) (1909); vgl. auch Eckard v. Eckard, 636 A. 2d 455 (460–63) (1994). 302 215 U.S. 1 (11 f.), 30 S.Ct. 3 (8), 54 L.Ed. 65 (70 f.) (1909); vgl. auch Clarke v. Clarke, 178 U.S. 186 (192), 20 S.Ct. 873 (875), 44 L.Ed. 1028 (1031) (1900); Carpenter v. Strange, 141 U.S. 87 (106), 11 S.Ct. 960 (966), 35 L.Ed. 640 (647) (1891); Hart v. Sansom, 110 U.S. 151 (155), 3 S.Ct. 580, 28 L.Ed. 101 (103) (1884); Courtney v. Henry, 114 Ill. App. 635 (1904); Fire Ass’n v. Patton, 15 N.M. 304, 107 P. 697 (1910); McRary v. McRary, 228 N.C. 714, 47 S.E. 2d 27 (1948); Rozan v. Rozan, 129 N.W. 2d 694 (1964); Welch v. Trustees of the Robert A. Welch Foundation, 465 S.W. 2d 195 (1971); vgl. ferner Aequitas Enterprises, LLC v. Interstate Inv. Group, LLC, 267 P. 3d 923 (927) (2011). 298

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

gerte die US-amerikanische Rechtsprechung, dass die ausschließliche Zuständigkeit eines Staats über die auf seinem Hoheitsgebiet belegenen Grundstücke die Gerichte anderer Staaten zwar daran hindere, unmittelbar durch Urteil über dingliche Rechte zu entscheiden.303 Möglich bleibe aber die gerichtliche Verpflichtung des Beklagten, zugunsten des Klägers über dingliche Rechte an dem Grundstück zu verfügen.304 Nachdem der U.S. Supreme Court in seiner Entscheidung Shaffer v. Heitner die in rem jurisdiction insgesamt der Messlatte des minimum contacts-Tests unterstellt hat, stellt sich allerdings die Frage, ob Staaten, zu denen der Beklagte ausreichende Mindestkontakte unterhält, auch unmittelbar über das Eigentum an außerhalb ihres Hoheitsgebiets belegenen Grundstücken entscheiden können.305 In der Rechtsprechung wird die unmittelbare gerichtliche Verfügung über nicht im Gerichtsstaat belegene Grundstücke nach wie vor abgelehnt.306 Obwohl der Gedanke der Souveränitätswahrung zugunsten des dem Beklagtenschutz dienenden minimum contacts-Tests aufgegeben wurde,307 wird die ausschließliche Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts als – offenbar unabänderliche – Tradition hochgehalten.308 (2) Venue Nach der tradierten Differenzierung zwischen local actions und actions können ortsgebundene Klagen, das heißt solche, die sich auf eine unbewegliche Sache beziehen, ausschließlich am Belegenheitsort des Grundstücks erhoben werden.309 Dazu zählen insbesondere Klagen aus Besitz, Eigentum oder Grundpfandrechten sowie korrespondierende Feststellungsklagen.310 Daneben erklärt beispielsweise South Carolina Code of Laws, § 15-7-10 (4) das Bele303

Vgl. bspw. Arthur v. Arthur, 625 S.W. 2d 592 (594 f.) (1981). Vgl. bspw. Becker v. Becker, 576 S.W.2d 255 (257) (1979). 305 Vgl. Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 236–37. 306 Bspw. Baker v. General Motors Corp., 522 U.S. 222 (235), 118 S.Ct. 657 (665), 139 L.Ed. 2d 580 (593–94) (1998); Groza-Vance v. Vance, 834 N.E. 2d 15 (24) (2000); Boca Petroco, Inc. v. Petroleum Realty II, LLC., 666 S.E. 2d 12 (14) (2008); Arthur v. Arthur, 625 S.W. 2d 592 (594–95) (1981); Gammon v. Gammon, 684 P.2d 1081 (1085) (1984); People ex rel. Great American Insurance Company v. Ferguson, 2015 WL 1474127 (2015); kritisch bspw. Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 279: “[...] no rational basis exists for preventing states from directly affecting the title to land located in other states [...]”. 307 Insurance Corp. of Ireland. Ltd. v. Compagnie des Bauxites de Guinee, 456 U.S. 694 (702–03), 102 S.Ct. 2099 (2104), 72 L.Ed. 2d 492 (501) (1982), vgl. oben Kap. 1, I. 1. f). 308 Hayes v. Gulf Oil Corp., 821 F. 2d 285 (289–291) (1987): “The local action doctrine, however, is alive and well in post-Shaffer jurisprudence.” 309 Siehe hierzu oben, 1. c) bb). 310 Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 83; Barrow v. Gowdy, 114 S.C. 122, 103 S.E. 477 (1920); Truck South, Inc. v. Patel, 332 S.C. 222 (229), 503 S.E. 2d 774 (778) (1998); Draper v. Kirkland, 38 Tenn. 260 (1858); Eldee-K Rental Properties, LLC v. DIRECTV, Inc., 748 F. 3d 943 (951 ff.) (2014). 304

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genheitsgericht bei Klagen aus Mietverträgen über unbewegliche Sachen für ausschließlich zuständig. Umstritten ist, ob darüber hinaus Klagen wegen unerlaubter Einwirkung auf ein Grundstück als local actions zu qualifizieren sind und deshalb eine ausschließliche Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts begründen. In der föderalen Rechtsprechung ist diese Frage in der kuriosen Entscheidung Livingston v. Jefferson bejaht worden.311 Der Kläger klagte gegen den ehemaligen Präsidenten Thomas Jefferson in Virginia wegen trespass312 an seinem Grundstück in Louisiana. Obwohl sie die Klage als in personam action und nicht in rem action qualifizierten, lehnten die Gerichte Virginias ihre Zuständigkeit mit der Begründung ab, es handele sich bei einer Klage wegen unerlaubter Einwirkung auf ein Grundstück um eine local action, die nur am Belegenheitsort des Grundstücks in Louisiana erhoben werden könne. Im konkreten Fall hatte diese Einordnung die unglückliche Konsequenz, dass der Kläger letztlich rechtsschutzlos gestellt wurde. Die Gerichte Louisianas waren zwar örtlich zuständig, besaßen aber keine personal jurisdiction über den in Virginia ansässigen Jefferson. Die Gerichte Virginias übten zwar personal jurisdiction über Jefferson aus, lehnten aber ihre örtliche Zuständigkeit über das streitbefangene Grundstück ab. Trotz der evidenten Gefahr einer Rechtsschutzverweigerung als Folge der Einordnung einer trespass action als ortsgebundene Klage, hielt die Rechtsprechung an der Qualifizierung von Klagen aus unerlaubter Handlung mit Bezug auf Grundstücke als local actions überwiegend fest313, was allerdings sowohl in der Literatur314 als auch in der Rechtsprechung315 nicht ohne Kritik geblieben ist. Folgen hat diese Kritik im Bereich der bundesstaatlichen örtli311

15 Fed.Cas. 660 (C.C.Va.1811) (No. 8411). Vgl hierzu Restatement, 2d, Torts, § 158: “One is subject to liability to another for trespass, irrespective of whether he thereby causes harm to any legally protected interest of the other, if he intentionally (a) enters land in the possession of the other, or causes a thing or a third person to do so, or (b) remains on the land, or (c) fails to remove from the land a thing which he is under a duty to remove.” Vgl. ferner Restatement, 2d, Torts, § 162: “A trespass on land subjects the trespasser to liability for physical harm to the possessor of the land at the time of the trespass […]” 313 Nashville, C. & St. L. Ry. v. Weaks, 81 Tenn. 148 (1884); Hall v. Southhall Bros. & Carl, 240 S.W. 298, 146 Tenn. 129 (1922); Henderson v. Bennett, 58 S.C. 30, 36 S.E. 2 (1900); Pierce v. Marion Lumber Co., 103 S.C. 261, 88 S.E. 135 (1916); Perry v. Seaboard Air Line Ry. Co., 68 S.E. 1060, 153 N.C. 117 (1910); a.A.: Transatory action: Reasor-Hill Corp. v. Harrison, 249 S.W. 2d 994 (1952); Ingram v. Great Lakes Pipe Line Co., 153 S.W.2d 547 (1941); Jacobus v. Colgate, 217 N.Y. 235, 111 N.E. 837 (1916); Cox v. Oakdale Cotton Mills, 190 S.E. 750, 211 N.C. 473 (1937); Cooper v. Amerada Hess Corp., 129 N.M. 710, 13 P. 3d 68 (2000). 314 Bspw. Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 84. 315 Raphael J. Musicus, Inc. v. Safeway Stores, Inc., 743 F. 2d 503 (1984); Reasor-Hill Corp. v. Harrison, 220 Ark 521, 249 S.W. 2d 994 (1952). 312

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chen Belegenheitszuständigkeit gezeitigt: Mit der Begründung, dass die ausschließliche Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts bei trespass actions Probleme bereite, da der Kläger in manchen Fällen mangels interlokal und örtlich zuständigen Gerichts seinen Anspruch nicht verfolgen und durchsetzen könne,316 wurde die Unterscheidung zwischen local und transitory actions im Jahr 2011 im United States Code ausdrücklich aufgegeben, 28 U.S.C. § 1391 (2). Es folgte der apodiktische Hinweis, die sogenannte local rule habe keinen praktischen Nutzen.317 Tatsächlich ist eine Fallkonstellation, bei der die Anwendung der local rule auf Klagen wegen unerlaubter Einwirkung auf Grundstücke zu einer Rechtsschutzverweigerung führen kann, heute rein hypothetisch:318 Die longarm statutes begründen seit International Shoe eine weite personal jurisdiction des Belegenheitsstaats, die nach Shaffer verfassungsrechtlich zumindest dann unbedenklich ist, wenn sich die konkrete Klage auf das Grundstück bezieht. Bei der Bestimmung örtlicher Zuständigkeit der state courts ist die Unterteilung von Klagen in local und transitory deshalb weiterhin anerkannt und in den einzelstaatlichen venues überwiegend ausdrücklich angeordnet.319 In New York wurde zwar die Allseitigkeit einer Qualifizierung von Klagen wegen unerlaubter Einwirkung auf Grundstücke als ortsgebundene Klagen im Real Property Code, § 121 aufgehoben. Das hindert die New Yorker Gerichte aber nicht daran, gemäß CPLR-NY § 507 ausschließliche Zuständigkeit für diese Klagen mit Bezug auf im Bundesstaat New York belegene Grundstücke in Anspruch zu nehmen.320 Im Einzelnen unklar sind schließlich die Folgen einer Qualifizierung der Klage als local action. Teilweise wird die local rule als ein Problem der subject matter jurisdiction (sachliche Zuständigkeit) angesehen.321 In diesem Fall ist eine Zuständigkeitsbegründung durch rügelose Einlassung des Beklagten abseits des Belegenheitsorts ausgeschlossen. Teilweise wird sogar eine ausdrückliche Gerichtsstandsvereinbarung abgelehnt.322 Andere ordnen die local rule als ein Problem der venue ein und erlauben einen umfassenden Verzicht

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Committee Reports, 112th Congress (2011–2012), House Report 112-010, Sec. 202. Committee Reports, 112th Congress (2011–2012), House Report 112-010, Sec. 202 und Bigio v. Coca-Cola, 239 F. 3d 440 (450) (2000). 318 So auch Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 20. 319 So auch Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 20. 320 Town of Hempstead v. City of New York, 88 Misc. 2d 366, 388 N.Y.S. 2d 78 (1976); Geidel v. Niagara Mohawk Power Corp., 46 Misc. 2d 990, 261 N.Y.S. 2d 379 (1965). 321 So bspw. Ellenwood v. Marietta Chair Co., 158 U.S. 105, 15 S.Ct. 771, 39 L.Ed. 913 (1895); Childs v. Eltinge, 29 Cal. App. 3d 843 (851), 105 Cal. Rptr. 864 (869) (1973); Board of Trustee v. Mobil Oil Corp., 445 So. 2d 412 (416) (1984); Hayes v. Gulf Oil Corp., 821 F. 2d 285 (1987); Goedmakers v. Goedmakers, 520 So. 2d 575 (1988). 322 Publix Super Markets, Inc. v. Cheesbro Roofing, Inc., 502 So. 2d 484 (1987). 317

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

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auf die ausschließliche Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts.323 Die bereits an anderer Stelle erwähnte venue-Regelung in § 507 CPLR-NY wird von der New Yorker Rechtsprechung zwar als local rule angesehen. Eine rügelose Einlassung des Beklagten ist aber möglich.324 Bemerkenswert ist der Kontrast zwischen interlokaler und örtlicher Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts. Einem Gerichtsstaat soll es im Rahmen seiner personal jurisdiction erlaubt sein, einen Beklagten zur Eigentumsübertragung zu verpflichten und damit mittelbar über das Eigentum an einem in einem anderen Staat belegenen Grundstück zu entscheiden. Seine örtliche Zuständigkeit ist hingegen selbst bei Klagen auf Schadensersatz wegen unerlaubter Einwirkung auf die in seinem Hoheitsgebiet belegenen Grundstücke beschränkt.325 Nachvollziehbar ist diese Diskrepanz nur, schließt man sich der Ansicht an, dass die Parteien auf die örtliche Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts als bloße venue-rule verzichten können, während eine fehlende jurisdiction aufgrund ihrer verfassungsrechtlichen Verankerung zu einer Ungültigkeit des Urteils führt. dd) Zusammenfassung Sowohl § 24 ZPO als auch Art. 29 ZPO-CH beanspruchen ausschließliche Geltung. Hingegen begründen die auf unmittelbar grundstücksbezogene persönliche Klagen erweiterten Gerichtsstände nur besondere Zuständigkeit. Der Gerichtsstand für Klagen aus einem Mietvertrag über unbewegliche Sachen ist in beiden Rechtsordnungen ausschließlich ausgestaltet. Der einzige Unterschied zwischen den Zuständigkeitsvorschriften liegt darin, dass der ausschließliche dingliche Gerichtsstand im schweizerischen Recht auch Klagen auf Errichtung gesetzlicher Pfandrechte erfasst. Dagegen wird zumindest im Bereich der interlokalen Zuständigkeit der ausschließliche Belegenheitsgerichtsstand in den USA enger gefasst: Ausschließlich zuständig ist das Belegenheitsgericht nur für Klagen, die in einer unmittelbaren Verfügung über dingliche Rechte an einer unbeweglichen Sache münden. Im Bereich der örtlichen Zuständigkeit gilt die Ausschließlichkeit hingegen weiter als in der Schweiz und in Deutschland. Sämtliche – auch persönliche – Klagen, die einen unmittelbaren Bezug zu einem Grundstück haben, sind ortsgebunden und damit ausschließlich im Gerichtsstand des Belegenheitsorts zu erheben.

323 So bspw. Wheatley v. Phillips, 228 F. Supp. 439 (1964); Eddington v. Texas & New Orleans R. Co., 83 F. Supp. 230 (1949); O’Shaugnessy v. Marchese, 60 A.D. 2d 882, 401 N.Y.S. 2d 285 (1978); Huzagh v. Damico, 869 F. Supp. 1302 (1994); Hallaba v. Worldcom Network Servs. Inc., 196 F.R.D 630 (2000). 324 Drachman Structurals, Inc. v. Anthony Rivara Contracting Co., 78 Misc. 2d 486, 356 N.Y.S 2d 974 (1974). 325 Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 20: “A curious contrast [...]”

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Diskrepanzen sind zudem bei den Folgen der ausschließlichen Belegenheitszuständigkeit zu verzeichnen: Anders als in Deutschland ist die ausschließliche Zuständigkeit in der Schweiz nicht zwingend, das heißt rügelose Einlassung und Gerichtsstandsvereinbarung sind möglich. In den USA ist zwar eine ausschließliche jurisdiction unstreitig zwingend, umstritten ist dies aber in Bezug auf die örtliche ausschließliche Zuständigkeit. 3. Rechtfertigung in den nationalen Rechtsordnungen In allen drei Rechtsordnungen wird die Existenz und Praktikabilität eines dinglichen Gerichtsstands am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen nicht in Frage gestellt. Dies beruht auf der unstreitigen Rechtfertigung des Gerichtsstands anhand anerkannter Zuständigkeitsinteressen. a) Deutschland Den mit Inkrafttreten der Zivilprozessordnung im Jahr 1879 eingeführten ausschließlichen Belegenheitsgerichtsstand rechtfertigten nach Auffassung des Gesetzgebers „Gründe des internationalen Rechts“:326 Mit dieser Begründung rekurrierte er auf die Erwägungen der „Commission zur Berathung einer allgemeinen Civilproceßordnung für die deutschen Bundesstaaten“ in Hannover im Jahr 1866. Die Kommission hatte die Einführung eines ausschließlichen dinglichen Belegenheitsgerichtsstands nach einer rechtsvergleichenden Betrachtung für unverzichtbar gehalten, um die international anerkannte Zuständigkeit eines rechts-, beweis- und sachnahen Gerichts zu gewährleisten. Die Rechtfertigung des Belegenheitsgerichtsstands unter dem Aspekt der Rechtsnähe stützte die Kommission einerseits auf Praktikabilitäts- andererseits auf Souveränitätserwägungen: Sie befürchtete, dass der jeweilige Belegenheitsstaat die Anwendung ausländischer Sachrechtsvorschriften durch ein ausländisches Gericht auf in seinem Hoheitsgebiet belegene Grundstücke nicht tolerieren würde.327 Fast alle Staaten hätten das auf unbewegliche Sachen anwendbare Recht weitgehend zwingend und unter Berücksichtigung der Verkehrsinteressen des Belegenheitsstaats ausgestaltet.328 Um zum einen 326

Hahn/Mugdan, Die gesammten Materialien zur Zivilprozessordnung, Bd. 2 Abt. 1, 2. Aufl. 1983, S. 154. 327 Protocolle der Commission, S. 438. Ähnlich auch das Reichsgericht in seiner Entscheidung vom 7.6.1921: In der Ausschließlichkeit dieses Gerichtsstands spiegele sich die Staatsund Gebietshoheit wider; der Staat dulde nicht, dass fremde Richter über die in seinem Bereich liegenden Grundstücke urteilten, RG, Urt. v. 7.6.1921 – VII 528/20, RGZ 102, 251 (253). 328 Protocolle der Commission zur Berathung einer allgemeinen Civilproceßordnung für die deutschen Bundesstaaten II, S. 438: „Kein Staat, welcher solche Vorschriften gegeben habe, könne und werde nun gestatten, dass Erkenntnisse anderer Staaten, in denen dieselben nicht beachtet worden seien, in seinem Gebiete zur Vollstreckung gebracht werden; wenn

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die Entscheidung des für die Anwendung des einschlägigen Sachrechts kompetentesten Gerichts zu gewährleisten und zum anderen die Hoheit der Staaten über die auf ihrem Gebiet belegenen Grundstücke zu schützen, hielt die Kommission die Herstellung eines Gleichlaufs von lex fori und lex rei sitae für erforderlich. 329 Hauptmotiv für die Einführung des Belegenheitsgerichtsstands war aber der Umstand, dass bei Klagen aus dinglichen Rechten an unbeweglichen Sachen das Belegenheitsgericht „die gründliche Aufklärung der thatsächlichen Verhältnisse sich werde verschaffen und die maßgebenden rechtlichen Grundsätze am richtigsten zur Anwendung bringen könne“;330 mithin die besondere Sach- und Rechtsnähe des Belegenheitsgerichts. Zwar wurden keine Bedenken gegen die Einführung eines Belegenheitsgerichtsstands an sich, wohl aber gegen dessen Ausschließlichkeit geäußert: Weder völkerrechtliche Gründe, noch die Unterschiede des materiellen Rechts in den Bundesstaaten würden die Ausschließlichkeit des Gerichtsstands rechtfertigen. Richter seien gehalten und kompetent, auch ihnen fremdes Recht anzuwenden.331 Trotz dieser Einwände wurde die Ausschließlichkeit des Belegenheitsgerichtsstands bei dessen Einführung in die Zivilprozessordnung mit den weit überwiegenden Stimmen der Beteiligten beschlossen.332 b) Schweiz Auch in der Schweiz wird der ausschließliche Gerichtsstand am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen vorrangig mit dem Interesse an einem möglichst sachnahen Gericht gerechtfertigt: Sachenrechtliche Streitigkeiten sollen an dem Ort entschieden werden, an dem sich die Sache befindet.333 Der sachnahe Belegenheitsrichter sei wegen seiner Ortskenntnis und nicht zuletzt wegen des Umstands, dass die Angelegenheit am Belegenheitsort grundbuchrechtlich behandelt werde, zur Prüfung von Klagen aus dinglichen Rechten an unbeweglichen Sachen besonders geeignet.334 Bei sachenrechtlichen Streitigkeiten überwiege das staatliche Interesse an einer effektiven und kostengünstigen Rechtspflege etwaig gegenläufige Interessen der Parteien.335 Die kantoman daher auf gemeinsame Gerichtsstände und die gegenseitige Vollstreckbarkeit der auf Grund dieser Gerichtsstände gefällten Urtheile in sämmtlichen deutschen Staaten nicht verzichten wolle, so müsse man in der Proceßordnung den Gerichtsstand der belegenen Sache bei unbeweglichen Gütern als einen ausschließlichen hinstellen.“ 329 Klußmann, Inländische Gerichtsbarkeit, S. 56. 330 Protocolle der Commission, S. 438. 331 Protocolle der Commission, S. 438. 332 Protocolle der Commission, S. 439. 333 von der Crone, Der Gerichtsstand der gelegenen Sache, S. 25. 334 Appellationsgericht Basel-Stadt, SJZ 43 (1947), S. 237 (239); von der Crone, Der Gerichtsstand der gelegenen Sache, S. 25; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 1. 335 von der Crone, Der Gerichtsstand der gelegenen Sache, S. 52.

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nalen Rechtsordnungen, welche – anders als die heutige schweizerische Zivilprozessordnung – den Gerichtsstand am Ort unbeweglicher Sachen nicht nur ausschließlich, sondern zwingend ausgestaltet hatten,336 rekurrierten ferner auf das öffentliche Interessen an einem Gleichlauf von gerichtlicher und grundbuchrechtlicher Zuständigkeit am Belegenheitsort.337 Sie konstatierten, dass das forum rei sitae dazu bestimmt sei, vorrangig den Interessen des Staates an einer einfachen und raschen Rechtspflege und nur subsidiär den Interessen der Parteien zu dienen. c) USA Die dem Belegenheitsgerichtsstand zugrunde liegenden Rechtfertigungserwägungen haben sich im Laufe der US-amerikanischen Rechtsgeschichte gewandelt: In seiner Grundsatzentscheidung Pennoyer v. Neff rechtfertigte der U.S. Supreme Court die in rem jurisdiction eines Gerichts über in seinem Hoheitsgebiet belegene Grundstücke mit der Begründung, dass ein souveräner Staat über alle in seinem Hoheitsgebiet belegenen Sachen die – ausschließliche – Gerichtsgewalt besitze. Mit seiner Entscheidung International Shoe rückte das Souveränitätsinteresse angesichts einer stärkeren Gewichtung des Beklagtenschutzes bei der Inanspruchnahme von personal jurisdiction in den Hintergrund. Jahre später sah sich der U.S. Supreme Court in seiner Entscheidung Shaffer v. Heitner gezwungen, die Rechtfertigung der in rem jurisdiction neben bloßen Souveränitätsgesichtspunkten noch auf andere Zuständigkeitsinteressen zu stützen: Erstens unterwerfe sich der Beklagte, der einen dinglichen Anspruch an einer im Gerichtsstaat belegenen Sache geltend mache, dem jeweiligen Sachenrecht des Belegenheitsstaats.338 Zweitens habe ein Staat regelmäßig ein großes Interesse daran, die Verkehrsfähigkeit der in seinem Hoheitsgebiet belegenen Sachen zu gewährleisten. Dieses Interesse werde durch eine Konzentration aller Verfahren mit Bezug zur selben Sache im Belegenheitsstaat gefördert.339 Schließlich sei der Belegenheitsstaat aufgrund seiner Beweis-, Sach- und Rechtsnähe regelmäßig am besten geeignet, über Rechte in Bezug auf die in seinem Staat belegenen Sachen zu entscheiden.340 In der Literatur wird zudem auf die besondere Vollstreckungsnähe des 336

Vgl. zu den kantonalen Belegenheitsgerichtsständen oben Fn. 9. Rekurskammer St. Gallen, SJZ 31 (1934), S. 87; Bühler/Edelmann/Killer/Eichenberger, ZPO-AG Art. 29 Rn. 4; Leuenberger/Uffer-Tobler, ZPO-SG, Art. 27 Rn. 2. 338 Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (208), 97 S.Ct. 2569 (2581), 53 L.Ed. 2d 683 (700) (1977). 339 Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (208), 97 S.Ct. 2569 (2581), 53 L.Ed. 2d 683 (700) (1977); Hanson v. Denckla, 357 U.S. 235 (253) (1958). 340 Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (208), 97 S.Ct. 2569 (2581), 53 L.Ed. 2d 683 (700) (1977); Tyler v. Judges of the Court of Registration, 179 U.S. 405, 21 S.Ct. 206 (1900); vgl. auch Developments in the Law, 73 Harv. L. Rev. 909 (981) (1960). 337

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Belegenheitsgerichts hingewiesen.341 Mit ähnlichen Erwägungen wird auch die personal jurisdiction am Belegenheitsort bei Schadensersatzansprüchen wegen Schädigung durch eine im Eigentum des Beklagten stehende Sache gerechtfertigt: Der Belegenheitsstaat habe ein großes Interesse daran, seine Bewohner und ihr Eigentum vor Gefahren, die von einer in seinem Hoheitsgebiet befindlichen Sache ausgehen, zu schützen.342 Die Zuständigkeit des Belegenheitsstaats belaste den Beklagten auch nicht unangemessen; das Eigentum an einer (gefährlichen) Sache im Gerichtsstaat begründe einen ausreichenden Mindestkontakt. Ferner profitiere der Beklagte von den Sachvorschriften des Belegenheitsstaats, die sein Eigentum an der Sache schützen – Kehrseite sei die Pflicht, sich für dieses Eigentum und die davon ausgehenden Gefahren im Belegenheitsstaat gerichtlich verantworten zu müssen.343 Zur Rechtfertigung der von der jurisdiction grundsätzlich zu unterscheidenden örtlichen Zuständigkeit wird auf nahezu dieselben Erwägungen rekurriert: Eingedenk seiner Rechtsnähe sei das Belegenheitsgericht besonders qualifiziert, über dingliche Ansprüche betreffend unbewegliches Eigentum zu entscheiden.344 Ferner führe der geringere Verwaltungsaufwand bei Registereintragungen vor Ort, die Möglichkeit einer unkomplizierten Grundbucheinsicht sowie einer Inaugenscheinnahme des Grundstücks oder Einholung von Wertgutachten zu einer schnellen und effektiven Verfahrenserledigung.345 Diese Interessen überwögen das Interesse von Parteien und Zeugen an einem wohnsitznahen Gerichtsstand (convenience of witnesses).346 Ob diese Zuständigkeitsinteressen eine ausschließliche Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts rechtfertigen, ist – bei der örtlichen Zuständigkeit insbesondere im Hinblick auf Schadensersatzklagen347 – umstritten. Für eine ausschließliche jurisdiction des Belegenheitsgerichts können die Zuständigkeitsinteressen der Sach-, Beweis- und Rechtsnähe richtigerweise nicht herangezogen werden: Die jurisdiction des Belegenheitsgerichts gilt nach 341

Developments in the Law, 73 Harv. L. Rev. 909 (981 f.) (1960). Casad/Richman, Jurisdiction in civil actions, Bd. 1, S. 224. 343 Casad/Richman, Jurisdiction in civil actions, Bd. 1, S. 224. 344 Auf diesen Rechtfertigungsgrund verweist der Arkansas Supreme Court in Reasor-Hill Corporation v. Harrison, 220 Ark. 521, 249 S.W. 2d 994 (1952). Er hält die Erwägung aber zumindest für nicht ausreichend für die Rechtfertigung einer ausschließlichen Belegenheitsgerichtszuständigkeit. 345 Suddin v. Lynbrook Gardens Co., 127 Misc. 2d 406 (409), 486 N.Y.S. 2d 155 (157) (1985); New York State Thruway Auth. v. Roy Track Co., 120 Misc. 2d 511, 466 N.Y.S. 2d 135 (1983); Stevens, 49 Mich. L. Rev. 307 (310) (1950), ablehnend zur Rechtfertigung eines ausschließlichen Gerichtsstands: Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 553: Diese Erwägungen rechtfertigen lediglich die Annahme eines besonderen Gerichtsstands am Belegenheitsort. 346 Johnson v. Millard, 199 A.D. 73, 190 N.Y.S 865 (1921). 347 Dafür bspw. Livingston v. Jefferson, 15 Fed. Cas. 660 (1811); dagegen bspw. ReasorHill Corp. v. Harrison, 220 Ark. 521, 249 S.W. 2d 994 (1952); Little v. Chicago, 67 N.W. 846 (1896); Kane v. Kane, 646 P. 2d 505 (1982), siehe hierzu schon oben, Kap. 1, I. 2. d) cc). 342

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Rechtsprechung des U.S. Supreme Courts nur dann ausschließlich, wenn eine unmittelbare Entscheidung über dingliche Rechte an dem Grundstück – wie beispielsweise eine Übereignung des Grundstücks durch Gerichtsentscheidung – in Streit steht. Dagegen darf über eine mittelbare Verfügung – wie über die Verpflichtung des Beklagten, das Grundstück zu übereignen – auch ein non-situs Gericht entscheiden, wenn dieses personal jurisdiction besitzt.348 Allerdings ist das Belegenheitsgericht unabhängig davon, ob es mit seiner Entscheidung unmittelbar oder nur mittelbar in Grundstücksrechte eingreift, besonders sach-, beweis- und rechtsnah. Zur Rechtfertigung der ausschließlichen jurisdiction können neben Souveränitätsgesichtspunkten daher nur weniger gewichtige Praktikabilitätserwägungen herangezogen werden: Könnten non-situs Gerichte unmittelbar durch Urteil über Grundstücke verfügen, verlöre der Belegenheitsstaat die Kontrolle über die Verwaltung der in seinem Hoheitsgebiet belegenen Grundstücke. Die erforderlichen Grundbucheintragungen und damit der Schutz des Guten Glaubens in die Vollständigkeit des Grundbuchs wären nicht mehr zu gewährleisten.349 Dieser Begründung wird indes entgegengehalten, dass der Gute Glaube in das Grundbuch auch bei einer innerstaatlichen Veräußerung keinem absoluten Schutz unterliegt, wenn die Veräußerung beispielsweise unrichtig dokumentiert wird.350 Schlösse man sich dieser Ansicht an, bliebe zur Rechtfertigung einer ausschließlichen jurisdiction in letzter Konsequenz nur das Souveränitätsinteresse des Belegenheitsstaats. Da die Staatssouveränität zur Rechtfertigung der Zuständigkeitsinanspruchnahme vom U.S. Supreme Court eigentlich aufgegeben worden ist,351 wird die Rechtfertigungserwägung – und damit die Annahme einer Ausschließlichkeit überhaupt – in Frage gestellt.352 Hingegen soll das Belegenheitsgericht für sogenannte local actions – worunter die herrschende Ansicht auch Schadensersatzklagen wegen unerlaubter Einwirkung auf ein Grundstück fasst – immer ausschließlich örtlich zuständig sein. Zur Rechtfertigung einer ausschließlichen örtlichen Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts können daher dessen Sach-, Beweis- und Rechtsnähe herangezogen werden. Ferner wird die Gewährleistung einer fehlerfreien und vollständigen Grundbuchführung durch den Belegenheitsstaat angeführt.353 348

Vgl. Fall v. Eastin, 215 U.S. 1 (11–12), 30 S.Ct. 3 (8), 54 L.Ed. 65 (70–71) (1909); Baker v. General Motors Corp., 522 U.S. 222 (235–236), 118 S.Ct. 657 (665), 139 L.Ed. 580 (1998); McElreath v. McElreath, 345 S.W. 2d 722 (1961); vgl. auch Restatement of Law, 2d, Conflict of Laws, § 55. 349 Fall v. Fall, 113 N.W. 175 (180) (1905); zur local rule vgl. Hayes v. Gulf Oil Corp., 821 F. 2d 285 (289–291) (1987). 350 Weintraub, Commentary on the Conflict of Laws, S. 584. 351 Siehe dazu oben, Kap. 1, II. 1. f). 352 Bspw. Weintraub, Commentary on the Conflict of Laws, S. 584; Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 279. 353 Hayes v. Gulf Oil Corp., 821 F. 2d 285 (289–291) (1987).

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Im Ergebnis ist die Unterscheidung zwischen örtlicher und internationaler Zuständigkeit unbefriedigend: Obwohl die Sach-, Beweis- und Rechtsnähe eines Gerichts gerade in grenzüberschreitenden Rechtsstreitigkeiten für eine ausschließliche Belegenheitszuständigkeit streiten, sollen sie zwar eine ausschließliche örtliche Zuständigkeit rechtfertigen, eine ausschließliche internationale Zuständigkeit hingegen nur im Fall unmittelbarer gerichtlicher Verfügungen. 4. Der Gerichtsstand in einem supranationalen Übereinkommen Die obigen Ausführungen bieten Anlass zu prüfen, ob in einem supranationalen Zuständigkeitsübereinkommen ein praktischer Bedarf nach einem Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen besteht. Bejahendenfalls sind – unter Berücksichtigung der Ausgestaltung des Art. 24 Nr. 1 EuGVVO – Überlegungen zu einer möglichen Ausgestaltung des Gerichtsstands anzustellen. a) Praktischer Bedarf Ein praktischer Bedarf nach einem Gerichtsstand am Belegenheitsort ist weltweit nahezu unbestritten. Im internationalen Zuständigkeitsrecht war der dingliche Gerichtsstand am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen bereits vor Schaffung eines einheitlichen europäischen Zuständigkeitssystems den meisten nationalen europäischen Rechtsordnungen bekannt354 und seine Aufnahme in das erste vereinheitlichte europäische Zuständigkeitsübereinkommen, Art. 16 Nr. 1 a) EuGVÜ, der logische nächste Schritt. Unverändert fand die Zuständigkeitsvorschrift Eingang in die am 1. März 2002 in Kraft getretene EuGVVO a.F.355 und findet sich – ebenfalls nahezu unverändert356 – in Art. 24 Nr. 1 der am 10. Januar 2015 in Kraft getretenen EuGVVO wieder. Auch in der “Preliminary Draft Convention on Jurisdiction and Foreign Judgments in Civil and Commercial Matters” der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht aus dem Jahr 1999 wurde der dingliche Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen auf die “white list” anerkannter Gerichtsstände aufgenommen.357 In diesem Gerichtsstand ergangene Entscheidungen sollten in den Vertragsstaaten per se anerkannt und vollstreckt werden.358 In dem neuesten Entwurf eines Haager Anerkennungs- und 354

Vgl. bspw.: Griechenland: Art. 29 ZPO GR; Frankreich: Art. 44 CPC; Luxemburg: Art. 31 NCPC; Italien: Art. 21 CPC. Weitere Rechtsordnungen nennt Jenard, OJ 1979 Nr. C 59, S. 1 (34). 355 Vgl. Art. 22 EuGVVO a.F. 356 Vgl. den Wortlaut: „Verfahren“ statt „Klagen“. 357 Art. 12 Nr. 1, Report on the preliminary draft Convention on Jurisdiction and Foreign Judgments in Civil and Commercial Matters, drawn up by Peter Nygh and Fausto Pocar. 358 v. Mehren, 57 Law & Contemp.Probs. 271 (283) (1994).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

Vollstreckungsübereinkommen – derzeit allerdings nur ein Vorschlag für Anerkennungs-, nicht für direkte Zuständigkeiten – sind ausschließlich Entscheidungen des Belegenheitsstaats über dingliche Rechte an unbeweglichen Sachen anzuerkennen und zu vollstrecken.359 Die weltweite Anerkennung des Gerichtsstands hat ihren Grund darin, dass er mehrere gewichtige Zuständigkeitsinteressen erfüllt, die das Interesse der Parteien an einem wohnsitznahen Gerichtsstand überwiegen: Er ist bei dinglichen Rechtsstreitigkeiten über Grundstücke sach- und in der Regel auch beweisnah. Einschlägige Urkunden und insbesondere das Grundbuch befinden sich in seinem Gerichtsbezirk und sind schnell und ohne größeren Verwaltungs- oder Zeitaufwand einsehbar. Die mit den Vorgängen befassten Urkundspersonen werden sich in der Regel im Gerichtsbezirk oder zumindest in der Nähe des Gerichtsbezirks befinden. Beschaffenheit und Lage der unbeweglichen Sache können durch Augenschein einfach festgestellt werden. Neben das Zuständigkeitsinteresse der Sach- und Beweisnähe tritt die Rechtsnähe des Belegenheitsrechts. Auf dingliche Rechte an unbeweglichen Sachen ist nach deutschem (Art. 43 EGBGB) und nach schweizerischem Recht (Art. 100 IPRG) das Recht des Belegenheitsorts der unbeweglichen Sache anwendbar (Grundsatz der lex rei sitae). Gleiches gilt im USamerikanischen Recht. Nach §§ 223–243 des Restatement, Second, Conflict of Laws wird das Belegenheitsortrecht auf ein breites Spektrum dinglicher Rechte an unbeweglichen Sachen angewandt; auf die Eigentumsbegründung (§ 223), auf die Begründung von Belastungen beweglicher Sachen (§§ 228, 230), auf die damit verbundene Befriedigung durch Zwangsvollstreckung (§§ 229, 230) und auf die rechtlichen Wirkungen von Ereignissen wie Tod (§§ 236 ff.) oder Eheschließung (§§ 233 ff.) auf unbewegliche Sachen. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen schafft damit einen Gleichlauf von anwendbarem Recht und Zuständigkeit. Der Gleichlauf hat den Vorteil, dass mit der Beurteilung komplexer sachenrechtlicher Fragen das kompetenteste Gericht befasst ist. Daneben tritt das Interesse eines Staates über Klagen, die unbewegliche und damit dauerhaft mit seinem Hoheitsgebiet verhaftete Sachen unmittelbar betreffen, selbst zu entscheiden. Zu erwähnen ist schließlich, dass es sich um einen für beide Parteien gleichermaßen vorhersehbaren Gerichtsstand handelt. Eigenart und unbestreitbarer Nutzen des Gerichtsstands am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen ist gerade dessen Beständigkeit. Der Beklagte, der ein Recht oder Interesse des Klägers an einer unbeweglichen Sache für sich beansprucht oder zumindest verneint, rechnet mit einer Klageerhebung am Belegenheitsort der streitbefangenen unbeweglichen Sache. Aber auch der Kläger profitiert von der völligen Manipulationsresistenz des Gerichtsstands. Vor diesem Hintergrund ist die Auf359 Art. 6 b), Proposed Draft Text of the Working Group on the Judgments Project resulting from its Fifth Meeting.

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nahme des Gerichtsstands in ein supranationales Zuständigkeitsübereinkommen uneingeschränkt zu empfehlen. Dieser Auffassung scheint – jedenfalls für den Bereich der indirekten Zuständigkeit – auch die derzeitige Arbeitsgruppe der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht zu sein. 360 b) Ausgestaltung Eine rechtsvergleichende Untersuchung hat ergeben, dass die nationalen Gesetzgeber das Gerüst des Belegenheitsgerichtsstands teilweise sehr unterschiedlich ausgestattet haben. Das bietet Anlass für Überlegungen zu seiner möglichen Ausgestaltung und den damit einhergehenden Schwierigkeiten. aa) Begriff der unbeweglichen Sache Die nationalen Rechtsordnungen bestimmen den zuständigkeitsrechtlichen Begriff der unbeweglichen Sache regelmäßig durch Rückgriff auf ihr Sachrecht. Zwar führt der Rekurs im Ergebnis zu nur geringen Unterschieden. Gleichwohl stellt sich mit Blick auf ein weltweites Zuständigkeitsübereinkommen die Frage, wie der Begriff der unbeweglichen Sache bzw. des Grundstücks am Belegenheitsort der unbeweglichen Sache zu bestimmen ist. Mit diesem Problem sieht sich auch Art. 24 Nr. 1 EuGVVO konfrontiert. Zwar werden in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union Grundstücke im engeren Sinne als unbewegliche Sachen qualifiziert. Unterschiede ergeben sich aber bei der Abgrenzung von Bestandteilen zu bloßen Scheinbestandteilen oder Zubehör eines Grundstücks sowie bei der Qualifikation bestimmter Rechte als unbewegliche Sachen.361 Die herrschende Ansicht befürwortet im Interesse einer möglichst weitgehenden Gleichheit und Einheitlichkeit der Verordnungsauslegung eine gemeinschaftsrechtlich autonome Begriffsbestimmung.362 Der Rückgriff auf die jeweilige nationale Rechtsordnung berge die Gefahr einer einseitigen Zuständigkeitsbereicherung

360

Art. 6 b), Proposed Draft Text of the Working Group on the Judgments Project resulting from its Fifth Meeting. 361 Borrás/Hausmann, unalex Kommentar Brüssel I-VO, Art. 22 Rn. 3. 362 Geimer/Schütze/Geimer, EuZVR, Art. 22 Rn. 42; MüKo-ZPO/Gottwald, Art. 22 Rn. 8; Borrás/Hausmann, unalex Kommentar Brüssel I-VO, Art. 22 Rn. 3; der EuGH spricht sich für eine autonome Auslegung der in Nr. 1 genannten Begriffe aus, ohne bisher den Begriff der unbeweglichen Sache konkretisiert zu haben, vgl. EuGH, 3.4.2014 – Rs. C-438/12, NJW 2014, S. 1871 (1872) Nr. 40 – Weber; 18.5.2006 – Rs. C-343/04, EuZW 2006, S. 435 (436) Nr. 25 – Land Oberösterreich; 10.1.1990 – Rs. C-115/88, IPRax 1991, S. 45 Nr. 8 – Reichert; 9.6.1994 – Rs. C-292/93, EuGHE 1994, I-2535 Nr. 12 ff. – Lieber (Autonome Auslegung des Begriffs „Klagen, die dingliche Rechte an unbeweglichen Sachen [...] zum Gegenstand haben“); EuGH, 14.12.1977 – Rs. C-73/77, BeckEuRS 1977, 60511 Nr. 19 – Sanders (autonome Auslegung des Begriffs „Miete oder Pacht von unbeweglichen Sachen“).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

der Mitgliedsstaaten in sich.363 Der gegenteilige Standpunkt wendet ein, dass es für eine vollständige autonome Auslegung an hinreichenden europäischen Auslegungskriterien fehle.364 Der Begriff der „unbeweglichen Sache“ im Sinne von Art. 24 Nr. 1 EuGVVO sei besser unter Rückgriff auf die jeweilige lex rei sitae zu qualifizieren.365 Ein Zweck des Gerichtsstands sei gerade die Gewährleistung des Gleichlaufs von Gerichtszuständigkeit und der auf die Sache anwendbaren lex rei sitae. Überdies stehe allein diese Lösung im Einklang mit dem Kollisionsrecht, das zur Auslegung des Begriffs unbewegliche Sache auf die materielle lex rei sitae verweise.366 Innerhalb dieser Ansicht ist allerdings umstritten, ob sich die Qualifikation stets nach dem Belegenheitsort des streitbefangenen Grundstücks als Hauptsache oder – je nach Einzelfall – nach dem Belegenheitsort des streitbefangenen Bestandteils oder Zubehörstücks richtet.367 Für die Anknüpfung an den Belegenheitsort des Grundstücks als Hauptsache wird vorgebracht, dass dessen Lage konstant und einfach zu ermitteln ist.368 Das überzeugt.369 Ein Grundstücksbestandteil steht gewöhnlich in enger Beziehung zum Grundstück. Deshalb lässt sich in der Regel nur durch eine nähere Betrachtung des Grundstücks und dessen Bewirtschaftung ermitteln, ob es sich bei der konkret in Streit stehenden Sache um einen Bestandteil der unbeweglichen Sache handelt (Sach- und Beweisnähe des zuständigen Gerichts). Überträgt man die zu Art. 24 Nr. 1 EuGVVO angestellten Erwägungen auf die weltweite Ebene, ergibt sich Folgendes: Wie in der EU bestehen weltweit nur geringe Unterschiede bei der Bestimmung des Begriffs „Grundstück“, da sich der Begriff an tatsächlichen Gegebenheiten orientiert. Anders liegt es, wenn die Qualifizierung bestimmter beweglicher Sachen als Bestandteile eines Grundstücks oder eines dinglichen Rechts an einem Grundstück in Frage steht. Da in diesem Fall eine rechtliche Einordnung erforderlich wird, bestehen national Unterschiede. Sowohl nach schweizerischem als auch nach deutschem Recht wird Zubehör im Sinne von § 97 BGB bzw. Art. 644 Abs. 2 ZGB prozessrechtlich nicht als „unbewegliche Sache“ qualifiziert. Gleiches gilt nach den einzelstaatlichen Zuständigkeitsvorschriften und der Rechtspre363

Schack, IZVR, Rn. 357; Zöller/Geimer, ZPO, Art. 22 EuGVVO, Rn. 1c. Rauscher/Mankowski, EuZPR/EuIPR, Art. 24 EuGVVO Rn. 12. 365 Kropholler/v. Hein, EuZPR, Art. 22 EuGVO Rn. 11; Rauscher/Mankowski, EuZPR/EuIPR, Art. 24 EuGVVO Rn. 12; Musielak/Voit/Stadler, ZPO, Art. 22 EuGVVO Rn. 3; Schlosser, GS Bruns, S. 45 (58 ff.). 366 Schlosser/Hess, EuZPR, Art. 24 EuGVVO Rn. 2. Vgl. dazu Rauscher, IPR, Rn. 1478, 1836; Kegel/Schurig, IPR § 19 II, S. 767. 367 Für letztere Ansicht Schlosser/Hess, EuZPR, Art. 24 EuGVVO Rn. 2; ders., GS Bruns, S. 58 (59). 368 Kropholler/v. Hein, EuZPR, Art. 22 EuGVVO Rn. 11. 369 Die Anknüpfung an das Grundstück wird auch im IPR empfohlen, Neuhaus, Die Grundbegriffe des IPR, S. 246 unten. 364

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chung in den USA, wonach lediglich wesentliche Bestandteile eines Grundstücks unbewegliches Vermögen darstellen.370 Hingegen gelten nach französischem371 und belgischem Recht372 die – mit dem deutschen Zubehörsbegriff vergleichbaren – „immeuble par destination“ im Prozessrecht als unbewegliche Sachen.373 Die Entwicklung einheitlicher Auslegungskriterien zur Einebnung dieser Unterschiede in einem supranationalen Übereinkommen ist Utopie. Schon auf europäischer Ebene wird die Möglichkeit einer autonomen Bestimmung angezweifelt.374 Verlässt man den europäischen Raum und nimmt ein supra-europäisches Zuständigkeitsübereinkommen in den Blick, gilt dies umso mehr. Nicht nur sind die Unterschiede zwischen den Rechtsordnungen noch erheblicher als zwischen den Rechtsordnungen der innereuropäischen Staaten. Vor allem fehlt es an einer dem EuGH vergleichbaren Überwachungs- und Kontrollinstanz, die für alle Staaten verbindliche Kriterien für eine einheitliche Auslegung schaffen kann. Die Bestimmung der unbeweglichen Sache unter Rückgriff auf die jeweilige lex rei sitae ist daher unausweichlich. Dem steht der apodiktische Hinweis der Wissenschaft auf die Gefahr einer unangemessenen Zuständigkeitsinanspruchnahme durch willkürliche Begriffsauslegung nicht entgegen. Erweitert ein Staat seine Zuständigkeit einseitig und willkürlich über sein materielles Recht, ist diesem Missbrauch über ein geeignetes Anerkennungsverfahren zu begegnen. Exemplarisch kann auf folgenden Fall hingewiesen werden: Entscheidet ein Staat durch Ausübung angeblich ausschließlicher Belegenheitszuständigkeit über eine in einem anderen Staat bewegliche Sache mit der Begründung, die Sache sei Bestandteil eines in seinem Hoheitsgebiet belegenen Grundstücks, kann der Belegenheitsstaat der beweglichen Sache die Anerkennung und Vollstreckung der Entscheidung verweigern, wenn die Einordnung der streitbefangenen Sache als zum Grundstück gehörig gegen Grundprinzipien seines eigenen Sachrechts verstößt. bb) Erfasste Klagen und Ausschließlichkeit Wie gezeigt, sind die nationalen Rechtsordnungen bei Beantwortung der Frage, welche Klagen in dem (ausschließlichen) Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen erhoben werden können, uneins. Die folgende Darstellung dient der Erhellung. 370

Willetts v. Brown, 42 Hun 140 (1886) und oben, Kap. 2, I. 2. a) cc). Art. 524 CC: „Les animaux et les objets que le propriétaire d’un fonds y a placés pour le service et l’exploitation de ce fonds sont immeubles par destination. [...]“ – entspricht also etwa dem Zubehör im Sinne von § 96 BGB. 372 Art. 525 belg. CC: „Les objets que le propriétaire d’un fonds y a placés pour le service et l’exploitation de ce fonds, sont immeubles par destination. [...]“ 373 Solus/Perrot, Droit judiciaire privé, Bd. 1 Nr. 139. 374 Vgl. bspw. Kropholler/v. Hein, EuZPR, Art. 22 EuGVVO Rn. 11. 371

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(1) Ausschließlicher Gerichtsstand für dingliche Klagen Das Belegenheitsgericht ist jedenfalls für alle Klagen zuständig, die das Eigentum oder den Besitz an einem Grundstück unmittelbar betreffen. In der Schweiz, in Deutschland und im europäischen Zivilprozessrecht (Art. 24 Nr. 1 EuGVVO) gilt diese Zuständigkeit sogar ausschließlich. In den USA sind dem Belegenheitsortgericht jedenfalls unmittelbare Verfügungen über dingliche Rechte an Grundstücken vorbehalten. Zwar war die ausschließliche Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts für dingliche Klagen in Bezug auf unbewegliche Sachen im Verfahren zur Neufassung der EuGVVO unstreitig.375 Gegen die international ausschließliche Geltung des Gerichtsstands am Belegenheitsort werden jedoch auch Bedenken geäußert. Hintergrund der Kritik ist der Umstand, dass der Ausschließlichkeit des Gerichtsstands überwiegend Souveränitätserwägungen zugrunde liegen.376 Angesichts der Öffnung des grenzüberschreitenden Handels- und Personenverkehrs sei aber jegliches Souveränitätsdenken überholt.377 Im Übrigen könne im Bereich des zivilrechtlichen Erkenntnisverfahrens von einer Souveränitätsverletzung keine Rede sein; das mit einem Streit über dingliche Rechte an Grundstücken befasste Gericht entscheide nicht über die völkerrechtliche Zuordnung des Staatsgebiets, das von der Regelung dinglicher privater Rechte unberührt bleibe.378 Schließlich würden trotz ausschließlicher Geltung des (europäischen) Belegenheitsgerichtsstands inzidente Entscheidungen ausländischer Gerichte über dingliche Rechte – zum Beispiel als Vorfrage zu Ansprüchen aus unerlaubter Handlung – zugelassen.379 Warum eine Entscheidung über die Zuordnung dinglicher Rechte an Grundstücken als Hauptfrage des Rechtsstreits Souveränitätsinteressen tangiere, nicht aber als Vorfrage, erhelle nicht.380 375

Hess/Pfeiffer/Schlosser/Pfeiffer, The Brussels I-Regulation (EC) No. 44/2001, S. 155 Rn. 365. 376 Audit, in: Mélanges en l’honneur de Paul Lagarde, S. 19 (33). 377 Geimer, IZPR, Rn. 394, 896 f.: „mystische Verklärung der Gebietshoheit durch das Reichsgericht“; Schack, IZVR, Rn. 352; Schröder, Internationale Zuständigkeit, 367 f.; Solomon, FS Hoffmann, S. 727 (731); Lehmann/Sánchez, IPRax 2007, S. 190 (194 f.). 378 Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 367, 368: „Weder Parteien, noch Gerichte hegen überhaupt die Absicht, das Grundvermögen aus seiner staats-und völkerrechtlichen Zuständigkeitsordnung herauszulösen“; Geimer, IZPR, Rn. 896. 379 Jenard, OJ 1979 Nr. C 59, S. 1 (34); Schlosser, OJ 1979 C 59, S. 71 (120) Rn. 162. 380 Solomon, FS Hoffmann, S. 727 (731). In Deutschland besteht ein gewichtiger Unterschied zwischen beiden Fällen: Denn nur die Hauptfrage erwächst in Rechtskraft, wohingegen über Vorfragen in einem anderen Verfahren erneut entschieden werden kann. In anderen europäischen Ländern geht die Rechtskraftwirkung sehr viel weiter: So dehnt beispielsweise die Doktrin vom issue estoppel im englischen Recht die Reichweite des für die Rechtskraft (res judicata) relevanten Streitgegenstands auf Vorfragen aus (vgl. hierzu Germelmann, Die Rechtskraft von Gerichtsentscheidungen in der europäischen Union, S. 237). Ist eine aus-

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Trotz dieser Kritik ist die ausschließliche Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts aber gerade in einem supranationalen Übereinkommen aus Praktikabilitäts- und Souveränitätserwägungen unerlässlich. Unmittelbare Verfügungen über Grundstücke ziehen in der Regel381 Grundbucheintragungen nach sich. Auch wenn viele Grundbücher inzwischen elektronisch verwaltet werden, ist der Zugriff eines Staats, der über dingliche und eintragungspflichtige Rechte an einem andernorts belegenen Grundstück entscheidet, auf das Register des Belegenheitsorts nicht gewährleistet. Es ist daher nicht von der Hand zu weisen, dass ein ausländisches Urteil, das nach dem Recht des Belegenheitsstaats eine Grundbucheintragung nach sich zieht, höheren Verwaltungsaufwand und damit ein längeres Verfahren bedeutet, was wiederum höhere Kosten und Rechtsunsicherheit zur Folge hat. Ferner können Souveränitätsinteressen trotz allem Streben nach Rechtsharmonie in einem weltweiten Zuständigkeitsübereinkommen nicht ausgeblendet werden. Grundstücke Privater sind kraft Natur Teil des Staatsgebiets, weshalb auch an ihrer zivilrechtlichen Zuordnung ein erhöhtes öffentliches Interesse besteht. In den USA wird die ausschließliche jurisdiction des Belegenheitsgerichts für Klagen, die eine unmittelbare Verfügung über Grundstücke zur Folge haben, nach wie vor mit Souveränitätsinteressen des Belegenheitsstaats gerechtfertigt. Es ist nicht anzunehmen, dass die USA gerade in einem weltweiten Übereinkommen Entscheidungen über dingliche Rechte an US-amerikanischen Grundstücken durch fremde Staaten zulassen und ihre Souveränitätsinteressen zurückstellen. Die Anordnung ausschließlicher Zuständigkeit zieht die Frage nach sich, ob eine abweichende Gerichtsstandsvereinbarung bzw. eine rügelose Einlassung des Beklagten möglich sein sollen. Dafür spricht, dass nach deutschem Verständnis in einem Zivilverfahren die Parteien die Herren des Verfahrens sind und die mit dem Gerichtsstand bezweckte Sach-, Beweis- und Rechtsnähe des Belegenheitsgerichts insbesondere auch den Interessen der Parteien an einem schnelleren und kostengünstigeren Verfahren dienen. Daneben dient der ausschließliche Gerichtsstand aber überparteilichen Interessen: dem Souveränitätsinteresse des Belegenheitsstaats, der Verwaltungsvereinfachung durch eine Verfahrensdurchführung am Ort des Grundbuchs und der Proschließliche Zuständigkeit nach Art. 24 Nr. 1 EuGVVO im Falle inzidenter Entscheidungen über dingliche Rechte an Grundstücken nicht begründet, können englische Gerichte – wenn ihre Zuständigkeit nach einem allgemeinen oder besonderen Gerichtsstand begründet ist – endgültig und rechtskräftig inzident über dingliche Rechte an deutschen Grundstücken entscheiden. 381 Dem Hinweis, dass beispielsweise die Klage auf Herausgabe eines Grundstücks mit dem Register nur entfernt in Zusammenhang steht (vgl. Lehmann/Sánchez, IPRax 2007, S. 190 (194)), ist entgegenzuhalten, dass das Belegenheitsgericht durch Einsicht in das Grundbuch zumindest die dinglichen Rechte der Parteien an dem Grundstück einfach und sicher feststellen kann (Sach- und Beweisnähe).

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zessökonomie, da das befasste Gericht das ihm vertraute Sachrecht anwendet. Alle drei Interessen besitzen in weltweiten internationalen Gerichtsverfahren besonderes Gewicht. Je größer der internationale Kontext, desto eifriger sind die Staaten auf ihre Souveränitätswahrung bedacht, desto aufwändiger werden grenzüberschreitende Verwaltungsmaßnahmen und desto fremder sind die ausländischen Sachrechte. In einem supranationalen Übereinkommen sollte der dingliche Gerichtsstand daher zwingend ausgestaltet werden. (2) Ausschließliche Gerichtsstand für Klagen wegen unerlaubter Einwirkung auf Grundstücke Weiter stellte sich die Frage, ob von einem ausschließlichen dinglichen Gerichtsstand auch Klagen aus unerlaubter Einwirkung auf Grundstücke, insbesondere Immissionsschutzklagen, erfasst sein sollen. Die Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts ist nach deutschem Recht jedenfalls für Unterlassungsklagen begründet. In der Schweiz ist nur die örtliche Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts für Immissionsabwehrklagen begründet. International ist das Gericht am Ort der unerlaubten Handlung zuständig. In den USA qualifiziert die herrschende Ansicht Klagen auf Unterlassung und auf Schadensersatz wegen schädigender Einwirkung auf ein Grundstück als sogenannte – ortsgebundene – local action, über die ausschließlich am Belegenheitsort entschieden werden kann. Anderes gilt auf europäischer Ebene: Klagen zur Abwehr von Immissionen sind vom Anwendungsbereich des Art. 24 Nr. 1 EuGVVO ausgeschlossen. Zur Begründung wird angeführt, dass in diesem Fall dingliche Rechte am Eigentum nur mittelbar betroffen seien.382 Unterlassungs- und Beseitigungsansprüche sind im Anwendungsbereich der EuGVVO auf den Deliktsgerichtsstand des Art. 7 Nr. 2 EuGVVO zu stützen.383 In rechtlicher Hinsicht spricht für die Aufnahme der immissionsschutzrechtlichen Unterlassungsklage in den Anwendungsbereich des ausschließlichen dinglichen Belegenheitsgerichtsstands, dass bei ihr das Eigentum an einer unbeweglichen Sache – dessen ungestörte Nutzung und Verwirklichung384– den wesentlichen Klagegrund bildet.385 In praktischer Hinsicht ist die Anwendung des Belegenheitsgerichtsstands auf Immissionsabwehrklagen wegen der Beweisnähe des Belegenheitsgerichts gerechtfertigt: In Fällen, in denen über das Ob und das 382

EuGH, 18. 5. 2006 – Rs. C-343/04, EuZW 2006, S. 435 (436) Nr. 34 – Land Oberösterreich; Musielak/Voit/Stadler, ZPO, Art. 22 Rn. 3; vgl. ausführlich Althammer, FS Gottwald, S. 9 (11 ff.). 383 BGH, Urt. v. 24.10.2005 – II ZR 329/03, NJW 2006, S. 689; Urt. v. 18.7.2008 – V ZR 11/08, NJW 2008, S. 3502 (3503). 384 Musielak/Voit/Stadler, ZPO, Art. 22 EuGVVO Rn. 3. 385 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 24 Rn. 15; Rauscher/Mankowski, EuZPR/EuIPR, Art. 24 EuGVVO Rn. 24; Arizona Commercial Mining Co. v. Iron Cap Copper Co., 128 N.E. 4 (1920).

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Ausmaß von Immissionen gestritten wird, ist eine Inaugenscheinnahme des beeinträchtigten Grundstücks zur Feststellung von Ursache und Umfang des Schadens durch den erkennenden Richter und eine umfangreiche Beweisaufnahme am Grundstück, beispielsweise durch eine Begutachtung, meist unerlässlich. Andererseits wird sich auch das Gericht am Ort der Störungsursache – emittierende Anlage oder Grundstück – oft als beweisnah erweisen.386 Komplizierter ist die Beantwortung der Frage, ob das Belegenheitsgericht bei immissionsschutzrechtlichen Klagen auch rechtsnah ist. Nach deutschem Recht gilt für Ansprüche aus beeinträchtigenden Einwirkungen, die von einem Grundstück ausgehen, nicht der Grundsatz der lex rei sitae (Artt. 43, 44 EGBGB), sondern das in Art. 4 und 7 Rom II-VO zur Anwendung berufene Recht, da Immissionsansprüche im Internationalen Privatrecht (anders als § 1004 BGB) deliktsrechtlich qualifiziert werden. Nach Art. 4 Rom I-VO ist grundsätzlich das Recht des Staats anwendbar, bei dem der Schaden eintritt (Recht des Erfolgsorts),387 welches mit dem Recht am Belegenheitsort des geschädigten Grundstücks identisch ist.388 Bei der Mehrheit der abzuwehrenden Immissionen wird es sich aber um Umweltschädigungen handeln, die in den Anwendungsbereich des Art. 7 Rom II-VO fallen. Danach ist neben dem Erfolgsortrecht wahlweise auch das Recht des Handlungsorts anwendbar (Ubiquitätsprinzip).389 Ist der Staat des Handlungsorts (Belegenheitsort des störenden Grundstücks) mit dem Staat des Erfolgsorts (Belegenheitsort des geschädigten Grundstücks) nicht identisch, ist das Belegenheitsgericht jedenfalls dann nicht rechtsnah, wenn der Kläger das Erfolgsortrecht wählt. Allerdings wird der Kläger regelmäßig ein Interesse an einem rechtsnahen Gericht – und der damit einhergehenden Verfahrensbeschleunigung – haben und das Erfolgsortrecht wählen. Danach ist Rechtsnähe bei Anwendung der Rom IIVerordnung in der Regel gewährleistet.390 Auch in der Schweiz wurde im Bereich des internationalen Rechts angesichts der Grenzüberschreitung von Immissionsschäden die deliktsrechtliche Qualifizierung favorisiert.391 Der Kläger hat gemäß Art. 138 IPRG die Wahl zwischen dem Erfolgsort- und dem Handlungsortrecht.392 Um trotzdem einen Gleichlauf zwischen Zuständigkeit und anwendbarem Recht zu gewährleisten, ist für solche Klagen entsprechend der Gerichtsstand am Ort der unerlaubten Handlung eröffnet.393 Schließlich ist auch in den USA nach den conflict of laws-Regeln auf Klagen wegen schädigender Einwirkung auf Grundstücke (insbesondere wegen 386 387 388 389 390 391 392 393

Althammer, FS Gottwald, S. 9 (13). MüKo-BGB/Junker, Art. 4 Rom II-VO, Rn. 18. Schulze/Dörner, BGB, Art. 44 EGBGB, Rn. 3. MüKo-BGB/Junker, Art. 7 Rom II-VO, Rn. 5. Anders Hager/Hartmann, IPRax 2005, S. 266 (268). Schlussbericht zum IPRG, S. 248; Gesetzesentwurf zum IPRG, S. 152. ZK-IPRG/Heini, Art. 138 Rn. 4; BSK-IPRG/Dasser, Art. 138 Rn. 6. ZK-IPRG/Heini, Art. 129 Rn. 29; BSK-IPRG/Dasser, Art. 138 Rn. 23.

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trespass394 oder conversion395) grundsätzlich das Recht des Staates anwendbar “where the injury occurred [...] unless [...] some other state has a more significant relationship to the occurrence, the thing or the parties”, § 147 des Restatement, Second, Conflict of Laws.396 Sind Erfolgs- und Handlungsort nicht identisch, wird zwar überwiegend das – mit dem Belegenheitsortrecht identische – Erfolgsortrecht angewandt.397 Eine Klage am Handlungsort398 oder auch abseits des Tatorts399 ist aber immer dann möglich, wenn dieser Staat – beispielsweise aufgrund Partei-, Schadens- oder Unfallnähe – ein größeres Interesse an der Rechtsstreitentscheidung hat. Im Ergebnis ist das Belegenheitsgericht für die Entscheidung über Immissionsabwehrklagen nicht ähnlich rechtsnah wie für die Entscheidung über dingliche Klagen, auf welche einhellig die lex rei sitae angewandt wird. Im internationalen Zivilverfahrensrecht existieren daher viele Stimmen, die eine dingliche Qualifikation von Immissionsschutzklagen und die damit zwangsläufig verbundene Beschränkung auf das Recht und die Gerichtszuständigkeit am Belegenheitsort des geschädigten Grundstücks bemängeln. Dem öffentlichen Interesse eines Staats, über das in seinem Territorium belegene geschädigte Grundstück zu entscheiden, stehe ein mindestens ebenso großes Interesse des Emissionsstaats (Handlungsort) gegenüber, über Nutzungsart und -beschränkung der in seinem Hoheitsgebiet belegenen (schädigenden) Grundstücke zu entscheiden.400 Anders als bei Klagen, die unmittelbar Eigentum oder Besitz an einem Grundstück betreffen, sei bei Klagen wegen unerlaubter Einwirkung auf ein Grundstück auch eine Vollstreckung außerhalb des Belegenheitsstaats möglich.401 Ferner könne der Umstand, dass die nationalen Rechtsordnungen immissionsschutzrechtliche Ansprüche nicht einheitlich als sachen- oder deliktsrechtlich qualifizieren,402 dazu führen, dass eine örtliche Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts im Belegenheitsstaat gänzlich fehle und auf Notzu-

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Siehe dazu oben Fn. 312. Restatement, 2d, Torts, § 222A (1): “Intentional exercise of dominion or control over a chattel which so seriously interferes with the right of another to control it that the actor may justly be required to pay the other full value of the chattel.” 396 Comm. b). 397 Comm. e), vgl. bspw. Otey v. Midland Valley R. Co., 108 Kan. 755, 197 P. 203 (204) (1921); Dallas v. Whitney, 188 S.E. 766 (767) (1936). 398 Comm. e); vgl. bspw. Caldwell v. Gore, 143 So. 387 (1932). 399 Comm. c). 400 Musger, Grenzüberschreitende Umweltbelastungen, S.50; Hager/Hartmann, IPRax 2005, S. 266 (269). 401 Developments in the Law, 73 Harv. L. Rev. 909 (982) (1960). 402 Sachenrechtliche Einordnung beispielsweise in Österreich, § 364 ABGB und Schweiz, Art. 641 i.V.m. Art. 679 ZGB. Deliktsrechtliche Einordnung beispielsweise in Frankreich, Art. 1382 CC und England, vgl. v. Bar, Gemeineuropäisches Deliktsrecht, Bd. I, Rn. 527, 535 und 543. 395

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ständigkeiten zurückgegriffen werden müsse.403 Soweit – wie im deutschen, nicht dagegen im US-amerikanischen Zivilprozessrecht – die Belegenheitszuständigkeit nur für Unterlassungsklagen eröffnet ist, wird die nicht zu rechtfertigende Ungleichbehandlung von Unterlassungsklagen und korrespondierenden Schadensersatzklagen, die wahlweise im Immissions- oder Emissionsstaat erhoben werden können, beanstandet.404 Schließlich wird die fehlende Sach- und Beweisnähe des Belegenheitsgerichts geltend gemacht, wenn Ursache und lokales Ausmaß der Störung in Streit stehen. In diesem Fall sei nicht der Immissions-, sondern der Emissionsstaat besonders sachund beweisnah.405 Im Ergebnis spricht vieles dafür, Immissionsschutzklagen deliktisch einzuordnen.406 Ein ausschließlicher Belegenheitsgerichtsstand würde dem Kläger zwar in der Regel ein sach-, beweis- und rechtsnahes Gericht bieten. Bei der Abwehr grenzüberschreitender Immissionen ist aber der Weg über eine Wahl zwischen einer Klage am Erfolgs- oder am Handlungsort angemessen: Sie ermöglicht eine Klageerhebung am rechtsnahen Gericht unabhängig davon, ob die lex fori den Immissionsschutzanspruch deliktisch oder sachenrechtlich einordnet. Und unabhängig davon, ob Beweiserhebungen hauptsächlich am gestörten oder am beschädigten Grundstück erforderlich sind, ermöglicht sie eine Klageerhebung beim beweis- und sachnahen Gericht. Beweis-, Sach- und Rechtsnähe sind im Fall der Immissionsschutzklagen nicht an einem Ort gebündelt, sondern je nach Einzelfall am Ort des störenden oder des geschädigten Grundstücks erfüllt. Diesen Fall der alternativen Zuständigkeit hält der Deliktsgerichtsstand gerade bereit. (3) Ausschließlicher Gerichtsstand für persönliche Klagen In den USA werden im Bereich der örtlichen Zuständigkeit auch persönliche Klagen in Bezug auf ein Grundstück – also insbesondere Klagen auf das dingliche Recht – in den Anwendungsbereich der local rule miteinbezogen. Gleichwohl sollte der ausschließliche Belegenheitsgerichtsstand bei der Festlegung supranationaler Zuständigkeitsvorschriften möglichst eng gefasst werden.407 Er verdrängt sowohl den Wohnsitz als auch die Staatsangehörigkeit der Parteien als zuständigkeitsbegründende Merkmale. Der Beklagte 403 404

(265).

Musger, Grenzüberschreitende Umweltbelastungen, S. 51. Musger, Grenzüberschreitende Umweltbelastungen, S. 51; Schack, IPRax 2005, S. 262

405 Musger, Grenzüberschreitende Umweltbelastungen, S. 50; Hager/Hartmann, IPRax 2005, S. 266 (268). 406 So auch Althammer, FS Gottwald, S. 9 (14). 407 Vgl. nur EuGH, 26.3.1992 – Rs. C-261/90, EuGHE 1992 I 2149 (2182) Nr. 25 – Reichert II; 5.4.2001 – Rs. C-518/99, EuGHE 2001 I 2771 (2780) Nr. 14 – Gaillard. Vgl. auch die in den USA favorisierte at home doctrine, die eine Inanspruchnahme des Beklagten abseits seines Sitzes einschränkt, oben, Kap. 1, II. 1. e) aa).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

kann fernab von seinem Heimatstaat gerichtlich in Anspruch genommen werden, dem Kläger wird jede Zuständigkeitswahl genommen. 408 Die dadurch bedingten Nachteile sind bei der Bestimmung einer ausschließlichen internationalen Zuständigkeit naturgemäß viel größer als bei der Bestimmung einer ausschließlichen örtlichen Zuständigkeit. Vor diesem Hintergrund ist die Aufnahme persönlicher Klagen in den Anwendungsbereich des ausschließlichen Belegenheitsgerichtsstands nicht zu rechtfertigen: Selbst wenn eine Klage ihren Grund in einer vertraglichen Beziehung hat – beispielsweise die Klage des Käufers auf Übertragung des Eigentums an einem Grundstück409 – und sich sämtliche Streitpunkte auf die Inaugenscheinnahme und rechtliche Beurteilung von Vertragsurkunden beschränken, wäre der Beklagte ausschließlich – gegebenenfalls fernab von Wohnsitz, Erfüllungsort und Ort des Vertragsschlusses – vor dem Belegenheitsgericht zu verklagen. Aus diesem Grund stellen § 26 ZPO und Art. 29 Abs. 2 ZPO-CH für persönliche Klagen lediglich einen alternativen Belegenheitsgerichtsstand bereit. Für die Aufnahme eines korrespondierenden besonderen Gerichtsstands in ein supranationales Zuständigkeitsübereinkommen spricht, dass sich das Belegenheitsgericht bei persönlichen Klagen mit Bezug auf Grundstücke im Einzelfall als sach-, beweis- und – stimmt das Schuldstatut mit der lex rei sitae überein – als rechtsnah erweisen kann. Für den Fall einer Aufnahme ist aus Gründen der Rechtssicherheit aber eine eindeutige Regelung geboten, unter welchen Voraussetzungen der Grundstücksbezug der Klage einen Belegenheitsgerichtsstand rechtfertigt. Gemäß Art. 29 Abs. 2 ZPO-CH werden „Klagen, die sich auf Rechte an Grundstücken beziehen“ erfasst. Das sind alle Klagen, die einen dinglichen Bezug zum Grundstück aufweisen.410 Das deutsche Recht setzt hingegen voraus, dass sich die persönliche Klage gegen den Eigentümer oder Besitzer einer unbeweglichen Sache richtet, das heißt, dass der Eigentümer oder Besitzer gerade in dieser Eigenschaft passivlegitimiert ist. Die Anwendungsbereiche überschneiden sich insoweit, als beide Gerichtsstände Klagen erfassen, bei denen sich der Schuldner nach der dinglichen Berechtigung am Grundstück bestimmt. Das sind vor allem Klagen aus nachbarrechtlichen Streitigkeiten. Erfasst werden zudem Schadensersatz-klagen wegen Grundeigentümerhaftung.411 Da sich das Belegenheitsgericht bei Klagen wegen Beschädigungen eines Grundstücks als besonders sachnah betreffend Ursache und Ausmaß des Schadens erweisen wird, wäre ein besonderer Ge408 EuGH, 18.5.2006 – Rs. C-343/04, EuZW 2006, S. 435 (436) Nr. 27 – Land Oberösterreich; Musielak/Voit/Stadler, ZPO, Art. 22 EuGVVO Rn. 1. 409 Die unter Art. 29 Abs. 2 ZPO-CH fallen soll, oben, Kap. 2, I. 2. b) bb). 410 Siehe dazu schon oben, BGE 134 III 16 (26). 411 Bei Art. 29 Abs. 2 ZPO-CH ist dies allerdings streitig, entspricht aber der wohl h.M.: BK-ZPO/Peter, Art. 29 Rn. 28; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Lötscher, ZPO, Art. 29 Rn. 19.

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

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richtsstand für diesen Fall angemessen.412 Gemäß Art. 29 Abs. 2 ZPO-CH und amerikanischer local rule erfasst der Belegenheitsgerichtsstand zudem Klagen auf Übertragung des Eigentums, Einräumung beschränkt dinglicher Rechte und Vormerkung persönlicher Rechte, mithin Klagen auf das dingliche Recht. Im Rahmen von § 26 ZPO ist die Anwendung der Zuständigkeitsvorschrift auf diese Klagen stark umstritten. Gegen die Erfassung von Klagen auf das dingliche Recht spricht, dass der schuldrechtliche Anspruch regelmäßig nicht zu den tatsächlichen und rechtlichen Verhältnissen des Grundstücks, sondern vielmehr zu den Parteien oder bestimmten Urkunden eine besondere Nähe aufweisen wird. Für eine Erfassung kann aber fruchtbar gemacht werden, dass Ansprüche auf Einräumung eines dinglichen Rechts in der Regel eine Grundbucheintragung am Belegenheitsort erfordern. Jedenfalls nicht in den Anwendungsbereich des dinglichen Gerichtsstands aufgenommen werden sollten Entschädigungsklagen wegen Enteignung. Da sie ihren Ursprung in einem hoheitlichen Akt und damit im öffentlichen Recht haben, können sie nicht ohne Weiteres zivilrechtlich qualifiziert werden. Zwar werden sie im deutschen Recht durch Art. 14 Abs. 3 S. 4 GG der Zivilgerichtsbarkeit zugewiesen.413 In anderen Ländern wird über Entschädigungsansprüche aber im Verwaltungs(gerichts)verfahren entschieden.414 Auch der EuGH nimmt Ansprüche, die ihren Ursprung in einem hoheitlichen Akt haben, vom Anwendungsbereich der EuGVVO aus.415 Im Ergebnis ist ein besonderer Gerichtsstand am Belegenheitsort für bestimmte persönliche Klagen – aus nachbarrechtlichen Streitigkeiten, auf Schadensersatz oder auf Unterlassung wegen Beschädigung des Grundstücks und auf Einräumung dinglicher Rechte an einem Grundstück – zu empfehlen. Bei Grundstücksveräußerungsverträgen sollte differenziert werden: Qualifiziert das Belegenheitsortsrecht den Anspruch auf Eigentumsverschaffung schuldrechtlich, sollte nur eine besondere Gerichtszuständigkeit greifen.416 Gewährt es dagegen einen dinglichen Anspruch, ist – konsquenterweise – der 412 Allerdings wäre eine Klage am Belegenheitsort als „Erfolgsort“ der unerlaubten Handlung bereits im Gerichtsstand der unerlaubten Handlung möglich. 413 Auch in Frankreich setzt der juge de l’expropriation, ein Richter der ordentlichen Gerichtsbarkeit, die Entschädigungshöhe fest, Art. L13-1 Code de l’expropriation. 414 Beispielsweise entscheidet in England über Entschädigungsklagen wegen Enteignung die Lands Chamber des Upper Tribunal als Teil der Verwaltungsgerichtsbarkeit. Im Übrigen handelt es sich bei Entschädigungsklage wegen Enteignung auch im deutschen Recht um eine öffentlich-rechtliche Streitigkeit, die lediglich einer anderen als der sonst zuständigen Verwaltungsgerichtsbarkeit zugewiesen wird, § 40 Abs. 1 S. 1 2. Hs. VwGO, Art. 14 Abs. 3 S. 4 GG, vgl. v. Mangoldt/Klein/Starck/Depenheuer, GG, Art. 14 Rn. 470. 415 EuGH, 16.12.1980, Rs. C-814/79, EuGHE 1980, 3807 (3819) Nr. 8 – Niederlande; 1.10.2002 – Rs. C-167/00, EuGHE 2002 I 8111 (8137) Nr. 26 – Henkel; 14.11.2002 – Rs. C271/00, EuGHE 2002 I 10489 (10519) Nr. 13 – Gemeente Steenbergen. 416 EuGH, 5.4.2001 – Rs. C-518/99, EuGHE 2001 I 2771 (2780) Nr. 16 – Gaillard; Rauscher/Mankowski, EuZPR/EuIPR, Art. 24 Rn. 17.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

Anwendungsbereich des ausschließlichen dinglichen Belegenheitsgerichtsstands eröffnet.417 Da für die genannten persönlichen Klagen in der Regel entweder der besondere Gerichtsstand am Ort der unerlaubten Handlung oder der Gerichtsstand am Ort des Vertrags eröffnet ist, kann auf einen besonderen Gerichtsstand am Belegenheitsort des Grundstücks aber auch verzichtet werden. Der jüngste Entwurf für ein Haager Anerkennungs- und Vollstreckungsübereinkommen spricht für eine Ausklammerung persönlicher Klagen (auf das dingliche Recht). Gemäß Art. 6 b) des Entwurfs wird eine ausschließliche Anerkennungs- und Vollstreckungszuständigkeit nur für rights in rem in immovable property und damit für dingliche Rechte „an“ der unbeweglichen Sache begründet.418 Ob es bei einer engen Auslegung am Wortlaut der Vorschrift bleibt, hängt von der näheren Begründung einer endgültigen Fassung des Übereinkommens ab. (4) Ausschließlicher Gerichtsstand für Mietstreitigkeiten Schließlich bedarf der dingliche Belegenheitsgerichtsstand der Ergänzung durch einen ausschließlichen Belegenheitsgerichtsstand für Klagen aus Miete oder Pacht von unbeweglichen Sachen. § 24 ZPO und Art. 29 Abs. 1 ZPOCH erfassen solche Klagen nicht, die Verfahrensordnungen halten aber entsprechende Zuständigkeitsvorschriften in § 29a ZPO und Art. 33 ZPO-CH bereit. Auch in den USA werden Klagen aus einem Mietvertrag über unbewegliche Sachen von der local rule erfasst. Gerechtfertigt wird die ausschließliche Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts – wie beim dinglichen Gerichtsstand – mit dessen besonderer Beweis- und Sachnähe und dessen Kompetenz bei der Rechtsanwendung: Das Belegenheitsgericht sei am besten dazu in der Lage, sich über die tatsächlichen Umstände bei Abschluss oder Durchführung der Miet- und Pachtverträge Kenntnis zu verschaffen419 und die Schutzvorschriften der jeweiligen lex fori anzuwenden.420 Denn gerade auf dem Gebiet des Wohnraummietrechts existiert in aller Regel ein Mietsonderrecht mit zwingenden Vorschriften zum Mieterschutz, an dessen Durchsetzung ein besonderes öffentliches Interesse besteht und das im Allgemeinen

417

Rauscher/Mankowski, EuZPR/EuIPR, Art. 24 Rn. 17; Kropholler/v. Hein, EuZPR, Art. 22 Rn. 21. 418 Art. 6 b), Proposed Draft Text of the Working Group on the Judgments Project resulting from its Fifth Meeting. 419 EuGH, 27.1.2000 – Rs. C-8/98, EuGHE 2000 I 393 Nr. 27 – Dansommer; BGH, Urt. v. 23.10.2012 – X ZR 157/11, NJW 2013, S. 308; Stein/Jonas/Wagner, ZPO, Art. 22 Rn. 31. 420 EuGH, 10.12.1991 – Rs. C-280/90, EuGHE 1992 I 1111 (1136) Nr. 29 – Hacker; BGH, Urt. v. 23.10.2012 – X ZR 157/11, NJW 2013, S. 308; Stein/Jonas/Wagner, ZPO, Art. 22 Rn. 31; LG Mainz, Urt. v. 13.2.2012 – 2 O 59/08, IPRspr. 2012 Nr. 180.

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

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nach der Belegenheit des Mietraums gesondert angeknüpft wird.421 Teilweise erklären nationale Kollisionsvorschriften auf die Miete oder Pacht unbeweglicher Sachen sogar insgesamt das Belegenheitsortrecht für anwendbar.422 Überdies sind die Einholung von Sachverständigengutachten und die Inaugenscheinnahme lokaler Besonderheiten am besten vor Ort möglich.423 Gemessen daran ist die Aufnahme eines Gerichtsstands am Belegenheitsort für Klagen über die Miete oder Pacht unbeweglicher Sachen in ein supranationales Übereinkommen zu empfehlen. Es bleibt die Frage, welche Miet- bzw. Pachtklagen ein solcher Gerichtsstand erfasst. Tritt bei einem Vertrag die entgeltliche Gebrauchsüberlassung einer unbeweglichen Sache in den Hintergrund, geben die Zwecke der Beweis-, Sach- und Rechtsnähe in der Regel keinen Anlass, Klagen aus diesem Vertrag dem ausschließlichen Gerichtsstand des Belegenheitsorts zu unterstellen. Zweifelhaft sind Fälle gemischter Verträge. An eine ausschließliche Belegenheitsgerichtszuständigkeit könnte bereits gedacht werden, wenn die miet- oder pachtvertraglichen Elemente des Vertrags überwiegen (sog. Übergewichtstheorie)424 oder erst, wenn die Ge-

421 Beitzke, RabelsZ 48 (1984), S. 623 (643); Lorenz, RIW 1987, S. 569 (580); MüKoBGB/Martiny, Art. 9 Rom I-VO Rn. 94; Vischer, Rec. des Cours 142 (1974-II), S. 1 (21 ff., 30). 422 Bspw. ist gemäß Art. 4 Abs. 1 c) Rom I-VO – bei Fehlen einer ausdrücklichen oder stillschweigenden Rechtswahl – für die Miete oder Pacht eines Grundstücks oder Wohnungen in der Regel das Recht der belegenen Sache anwendbar, vgl. hierzu MüKo-BGB/Martiny, Art. 4 Rom I-VO Rn. 102; Palandt/Thorn, BGB, Art. 4 Rom I-VO Rn. 16; Staudinger/Magnus, BGB, Art. 4 Rom I-VO Rn. 252. Allerdings ist eine offensichtlich engere Verbindung zu einem anderen Recht möglich, Art. 4 Abs. 3 Rom I-VO. Für Miete und Pacht an unbeweglichen Sachen ist eine engere Verbindung in Art. 4 Abs. 1 d) Rom I-VO ausdrücklich geregelt. Vgl. zudem Art. 119 IPRG. Auch in den USA ist auf Mietstreitigkeiten in Bezug auf unbewegliche Sachen in der Regel das Belegenheitsrecht anwendbar, Consolidated Sun Ray, Inc. v. Oppenstein, 335 F. 2d 801 (803) (1964); Hotel Woodward Co. v. Ford Motor Co., 258 F. 322 (326), (1919); Segal v. Greater Valley Terminal Corp., 100 A. 2d 48 (51) (1964); Galland v. Shubert Theatrical Co., 105 Misc. 185 (191), 172 N.Y.S. 775 (1918)). Nach Restatment of the Law, Conflict of Laws, § 189 gilt: “The validity of a contract for the transfer of an interest in land and the rights created thereby are determined, in the absence of an effective choice of law by the parties, by the local law of the state where the land is situated, unless, with respect to the particular issue, some other state has a more significant relationship under the principles stated in § 6 to the transaction and the parties, in which event the local law of the other state will be applied.” Darunter fallen auch Streitigkeiten aus Mietverträgen über unbewegliche Sachen, vgl. comm. b). 423 EuGH, 13.10.2005 – Rs. C-73/04, EuGHE 2005 I 8667 (8686) Nr. 16 – Klein; BGH, Urt. v. 23.10.2012 – X ZR 157/11, NJW 2013, S. 308. 424 So zu § 24 ZPO: MüKo-ZPO/Patzina, § 29a Rn. 11; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 29a Rn. 15; Wiecorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 29a Rn. 17; zu Art. 33 ZPO-CH: SutterSomm/Hasenböhler/Leuenberger/Feller/Bloch, ZPO, Art. 33 Rn. 18; BK-ZPO/Walther, Art. 33 Rn. 9; zu Art. 22 EuGVVO: Zöller/Geimer, ZPO, Art. 22 EuGVO Rn. 5.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

brauchsüberlassung Hauptgegenstand des Vertrags ist.425 Dabei muss – wie bereits erwähnt – berücksichtigt werden, dass die Ausschließlichkeit eines Gerichtsstands bei der Begründung internationaler Zuständigkeit den fernab seines Wohnsitzes zur Verantwortung gezogenen Beklagten stark belasten kann. So tut es nicht Wunder, dass gerade zur Gerichtsstandsregelung in Art. 24 Nr. 1 S. 1 Alt. 2 EuGVVO, der nur die internationale (nicht auch örtliche) Zuständigkeit regelt, eine enge Auslegung bei der Anwendung auf gemischte Vertragstypen favorisiert wird. Richtigerweise muss die Frage unter Berücksichtigung des mit der ausschließlichen Gerichtsstandsregelung verfolgten Zuständigkeitszwecks beantwortet werden. Bei Klagen aus reinen Mietverträgen werden die Zwecke der Beweis- und Sachnähe (beispielsweise bei Mängelklagen) und der besonderen Rechtsnähe (beispielsweise bei Kündigungsschutz- oder Mieterhöhungsklagen)426 in der Regel erfüllt sein und deshalb einen ausschließlichen Belegenheitsgerichtsstand rechtfertigen. Treten im Rahmen eines gemischten Vertrags zusätzliche Leistungen neben die mietrechtlichen Verpflichtungen (beispielsweise Vermittlungsleistungen, Verpflegung, Reinigung, Animation), rücken die mit dem Belegenheitsgerichtsstand verfolgten Zwecke mehr und mehr in den Hintergrund und wird das Risiko einer Zuständigkeit des sach-, beweis- und rechtsfernen Gerichts erhöht. Das ist regelmäßig bei gemischten Verträgen der Fall, bei denen die Leistungsbündelung in ihrer Gesamtheit nicht objektbezogen, sondern vielmehr personenbezogen ist; beispielsweise auf die Gesamtversorgung des Hotelgastes gerichtet.427 Zum einen spielt bei diesen Verträgen im Lichte der Primärleistung „Unterbringung“ die Beschaffenheit der (auch) vermieteten Sache nur eine Nebenrolle. Zum anderen sind auf derartige typengemischte Verträge mietrechtliche Sondervorschriften regelmäßig nicht anwendbar. Von der ausschließlichen Gerichtsstandsregelung auszunehmen sind daher Verträge, bei denen neben die Hauptpflicht der Gebrauchsüberlassung noch weitere Hauptpflichten treten.428 Mietverträge über Ferienhäuser oder -wohnungen oder time-sharing-Verträge können je nach ihrer konkreten Ausgestaltung in den Anwendungsbereich der Zuständigkeitsvorschrift fallen, wenn Hauptpflicht die Gebrauchsüberlassung der Ferienwohnung ist, der die weiteren Leistungen untergeordnet sind. Bei Mietverträgen über Ferienwohnungen stellt sich ferner die Frage nach der Erfassung kurzfristiger Mietverträge. Nach § 29a Abs. 2 ZPO ist die 425

So zu Art. 22 EuGVO: EuGH, 14.12.1977 – Rs. C-73/77, BeckEuRS 1977, 60511 Nr. 16 – Sanders; 10.12.1991 – Rs. C-280/90, NJW 1992, S. 1029 Nr. 14 – Hacker. 426 Staudinger/Magnus, BGB, Art. 4 Rom I-VO Rn. 255. 427 OLG Karlsruhe, Urt. v. 14.1.1999 – 19 U 257/97, RIW 1999, S. 463 (464); OLG Düsseldorf, Urt. v. 21.2.2008 – I-10 U 142/07, NJW-RR 2008, S. 1526 (1527). 428 Stein/Jonas/Wagner, ZPO, Art. 22 EuGVO Rn. 37: Nicht vom Anwendungsbereich erfasst wäre daher ein Beherbergungsvertrag, der auf eine Gesamtversorgung des Gastes abzielt.

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

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Vermietung von Wohnraum zum vorübergehenden Gebrauch vom Anwendungsbereich des ausschließlichen Gerichtsstands ausgenommen, § 549 Abs. 2 Nr. 1 BGB. Ob Art. 33 ZPO-CH auf kurzfristige Miet- und Pachtverträge Anwendung findet, ist umstritten.429 Art. 24 Nr. 1 S. 2 EuGVVO bestimmt für die kurzfristige Miete oder Pacht zum privaten Gebrauch einen alternativen Gerichtsstand dann, wenn beide Vertragsparteien ihren Sitz im selben Mitgliedsstaat haben. Im Verfahren zur Neufassung der EuGVVO hatte die Europäische Kommission vorgeschlagen, den Zeitpunkt des gemeinsamen Wohnsitzes als zuständigkeitsbegründendes Momentum auf den „Abschluss der Vereinbarung“ oder die „Einleitung des Verfahrens“ zu konkretisieren.430 Der Vorstoß war die Reaktion auf die im sogenannten HeidelbergReport geäußerten Bedenken im Hinblick auf die Regelung in Art. 22 Nr. 1 UA 2 EuGVVO a.F. Verlege der – zunächst im gleichen Mitgliedstaat wie der Mieter ansässige – Vermieter einer Ferienwohnung nach Vertragsschluss mit dem Mieter vor Klageerhebung seinen (Wohn-)Sitz in einen anderen Mitgliedstaat, müsse der Mieter am Belegenheitsort der Ferienwohnung Klage erheben, obwohl er bei Vertragsabschluss mit der Zuständigkeit seiner Heimatgerichte habe rechnen können.431 Die Festlegung des gemeinsamen Wohnsitzes „bei Abschluss der Vereinbarung oder bei Einleitung des Verfahrens“ vermeide einen Zuständigkeitswegfall der Heimatgerichte des Mieters nach Vertragsschluss. 432 In die Endfassung wurde diese gegenüber Art. 22 Nr. 1 EuGVVO a.F. vorgenommene Änderung indes nicht übernommen. Die vom Heidelberg Report angesprochenen Probleme scheinen dem Europäischen Parlament nicht gravierend genug gewesen zu sein, um eine Änderung des bewährten und anerkannten Art. 22 Nr. 1 EuGVVO zu rechtfertigen. Betrachtet man die Zuständigkeitszwecke, kann jedenfalls die Beweis- und Sachnähe des Belegenheitsgerichts für die Erfassung kurzfristiger Mietverträge fruchtbar gemacht werden. Die bei Mietverträgen besonders hervorgehobene Rechtsnähe des Belegenheitsgerichts greift bei kurzfristigen Mietverträgen zwar nur eingeschränkt: Das soziale Mietrecht des Belegenheitsstaats spielt bei kurzfristigen Vermietungen in der Regel keine Rolle.433 Nach Art. 4 Abs. 1 d) Rom I-VO unterliegt die nur vorübergehende Miete oder Pacht zum privaten Gebrauch dem Recht des Aufenthaltsstaats des Vermieters, wenn der Mieter seinen gewöhnlichen Aufenthalt im selben Staat hat. Auch vom Grundsatz des Art. 119 Abs. 1 IPRG soll bei der Vermietung von Ferienwoh429

Kap. 2, I. 2. b) bb). KOM (2010) 748 endg., S. 33–34. 431 Hess/Pfeiffer/Schlosser/Pfeiffer, The Brussels I-Regulation (EC) No. 44/2001, S. 156 Rn. 369. 432 Hess/Pfeiffer/Schlosser/Pfeiffer, The Brussels I-Regulation (EC) No. 44/2001, S. 156 Rn. 369. 433 Stein/Jonas/Wagner, ZPO, Art. 22 EuGVO Rn. 49. So beispielsweise in Deutschland nach § 549 Abs. 2 Nr. 1 BGB oder in der Schweiz nach Art. 253a Abs. 2 OR. 430

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

nungen abgewichen werden, wenn beide Parteien den gewöhnlichen Aufenthalt im selben Staat haben.434 In aller Regel wird aber Streit über die Mangelhaftigkeit des kurzfristig vermieteten Wohnraums bestehen und sich das Belegenheitsgericht als besonders sach- und beweisnah erweisen. Trotzdem sollte die Belegenheitszuständigkeit im Fall einer kurzfristigen Vermietung privaten Wohnraums nicht ausschließlich gelten. Das deshalb, weil der besonders schutzwürdige private Mieter in der Regel fernab vom Belegenheitsort der Mietsache – der Ferienwohnung – wohnt. Ihm sollte daher abweichend vom Grundsatz einer ausschließlichen Belegenheitszuständigkeit die Möglichkeit einer Gerichtsstandswahl eingeräumt werden. Neben die Belegenheitszuständigkeit sollte als Alternative aber nicht nur der Gerichtsstand am gemeinsamen Wohnsitz der Vertragsparteien treten (sogenannte alternative ausschließliche Zuständigkeit, Art. 24 Nr. 1 S. 2 EuGVVO).435 Sinn und Zweck dieser Zuständigkeitswahlbeschneidung erhellen nicht. Vielmehr muss dem Kläger die Möglichkeit gegeben werden, am im konkreten Fall sach-, beweis- und rechtsnächsten Gericht (des Wohnsitzes, des Erfüllungsorts, des Delikts oder des Verbrauchers) zu klagen.436 Gerechtfertigt ist die Ausnahme von der ausschließlichen Belegenheitszuständigkeit immer dann, wenn Vermieter und Mieter ihren Wohnsitz nicht im Belegenheitsstaat haben437 und damit weder Beweis- und Sachnähe, noch Parteinähe für einen ausschließlichen Gerichtsstand im Belegenheitsstaat streiten. Art. 24 Nr. 1 S. 2 EuGVVO und § 29a Abs. 2 ZPO beschränken die Ausnahme kurzfristiger Gebrauchsüberlassungsverträge auf den „privaten Gebrauch“ (Art. 24 Nr. 1 S. 2 EuGVVO) bzw. auf „Wohnraum“ (§ 29a Abs. 2 ZPO, § 549 Abs. 2 Nr. 1 BGB). Kurzfristige gewerbliche Mietverhältnisse werden von den Gerichtsstandsregelungen daher nicht ausgenommen. Grund hierfür ist vermutlich, dass es gewerblichen Mietern eher zumutbar ist, ausschließlich am Belegenheitsort zu klagen. In diesem Zusammenhang stellt sich allerdings die Frage, ob eine ausschließliche Zuständigkeit der Belegenheitsgerichte für Gewerberaummietstreitigkeiten überhaupt ein gangbarer Weg ist. Die Europäische Kommission hatte dies im Verfahren zur Neufassung der EuGVVO mit Art. 22 Nr. 1 b) EuGVVO-E in Frage gestellt: Danach „können die Parteien in Mietverträgen über Gewerberäume vereinbaren, dass ein Gericht oder die Gerichte eines Mitgliedstaats gemäß Artikel 23 zuständig sein sollen [...]“.438 Der Vorschlag der Europäischen Kommission folgte mit diesen Änderungen den Empfeh434

ZK-IPRG/Keller/Kren/Kostkiewicz, Art. 117 Rn. 82. Borrás/Hausmann, unalex Kommentar Brüssel I-VO, Art. 22 Rn. 25. 436 So auch Stein/Jonas/Wagner, ZPO, Art. 22 EuGVO Rn. 55, der die Regelung des Art. 22 Nr. 1 S. 2 als eine „durch nichts gerechtfertigte europäische Schikane“ ansieht und Rauscher/Mankowski, EuZPR/EuIPR, Art. 24 Rn. 49. 437 Rauscher/Mankowski, EuZPR/EuIPR, Art. 24 Rn. 49. 438 KOM (2010) 748 endg., S. 33–34. 435

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

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lungen im sogenannten Heidelberg Report.439 Darin wird ausgeführt, dass bei der Befragung der einzelnen Mitgliedstaaten zur praktischen Bewährung und möglichen Verbesserung des Belegenheitsgerichtsstands Bedenken gegen die Ausschließlichkeit einen Belegenheitsgerichtsstands für Mietsachen geäußert worden seien.440 Bei Schaffung von Art. 16 EuGVÜ sei die Ausschließlichkeit des Belegenheitsgerichtsstands für Mietsachen mit der Begründung gerechtfertigt worden, dass Miet- und Pachtverhältnisse meist nationalen, sehr komplizierten Sonderregelungen unterliegen, mit deren Anwendung die Gerichte des Landes betraut werden sollen, in dem sie gelten.441 Diese Erwägung streite zwar nach wie vor für einen ausschließlichen Belegenheitsgerichtsstand für Wohnraumstreitigkeiten, indes nicht für Gewerberaummietstreitigkeiten.442 Nationale gesetzliche Regulierungen hätten im Bereich der Geschäftsraummiete eine geringere Bedeutung als im Wohnraummietrecht.443 Gegen die Ausschließlichkeit des Belegenheitsgerichtsstands im Bereich der Geschäftsraummiete spreche auch eine weitere Erwägung: Neue Geschäftsräume würden zur Finanzierung vom Eigentümer oft an ein Unternehmen als Hauptmieter vermietet, das dem Eigentümer eine bestimmte Miete garantiere. In derartigen Fällen, in denen das Mietobjekt eine eher untergeordnete Rolle spiele, könne den Parteien die Wahl eines geeigneteren Forums – am Wohnsitz des Beklagten oder am Erfüllungsort des Vertrags – nicht verwehrt werden.444 Auf die Möglichkeit einer Gerichtsstandsvereinbarung bei Mietverträgen über Gewerberäume reagierten die Mitgliedstaaten zwar überwiegend positiv.445 Gleichwohl hat die vom Europäischen Parlament überarbeitete446 Endfassung der EuGVVO den Belegenheitsgerichtsstand wieder an ihre Vorgängernorm angeglichen. Die geltend gemachten Probleme bei der Norman439

Hess/Pfeiffer/Schlosser/Pfeiffer, The Brussels I-Regulation (EC) No. 44/2001, S. 155 ff. Rn. 365 ff. 440 Hess/Pfeiffer/Schlosser/Pfeiffer, The Brussels I-Regulation (EC) No. 44/2001, S. 155 Rn. 365. 441 Jenard, OJ 1979 Nr. C 59, S. 1 (35). 442 Hess/Pfeiffer/Schlosser/Pfeiffer, The Brussels I-Regulation (EC) No. 44/2001, S. 155 Rn. 366, mit Verweis auf 3rd Questionnaire, question 2.2.23. 443 Hess/Pfeiffer/Schlosser/Pfeiffer, The Brussels I-Regulation (EC) No. 44/2001, S. 155 f. Rn. 366. 444 Hess/Pfeiffer/Schlosser/Pfeiffer, The Brussels I-Regulation (EC) No. 44/2001, S. 155 Rn. 366. 445 Vgl. bspw. Response of the Bar Council of England and Wales, S. 19; Position of the Republic of Bulgaria, S. 14; Comments from the United Kingdom, S. 10; Note de la Délégation Française, S. 28 (allerdings mit Bedenken gegenüber einer Änderung des Gerichtsstands für Ferienwohnungsmiete); Finland’s Response, S. 8 f.; Response of the Republic of Slovenia, S. 13. 446 Bericht über den Vorschlag für eine VO des EP und des Rates über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (Neufassung), 15.10.2012.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

wendung wurden offensicht-lich nicht als dringlich genug befunden, den bisherigen Wortlaut des bewährten Gerichtsstands zu ändern und damit neue Rechts- und Auslegungsfragen zu provozieren. Tatsächlich kann bei Streitigkeiten dieser Art die Ausschließlichkeit des Gerichtsstands nicht mit der Anwendung zwingender Regelungen zum Schutz des Wohnraummieters gerechtfertigt werden. An der Durchsetzung von Vorschriften des Gewerberaummietrechts hat der nationale Gesetzgeber in der Regel ein geringes öffentliches Interesse, da Gewerbetreibende anders als private Mieter keines besonderen – sozialen – Schutzes bedürfen. Allerdings greift das Interesse an einem beweis- und sachnahen Forum auch bei einem Streit über die Miete von Gewerberäumen. Gegen einen ausschließlichen Gerichtsstand spricht ausschlaggebend aber folgende überzeugende Erwägung: Im Falle der Vermietung von Gewerberäumen stehen hinter den Vertragsparteien meist größere Unternehmen, die ihren Sitz nicht am Belegenheitsort der Gewerberäume haben und deren Beziehung zur Mietsache auch im Übrigen nicht vergleichbar ist mit derjenigen eines privaten (Wohnraum-)Mieters. Ihnen ist erstens die Inanspruchnahme fernab vom Belegenheitsort der Mietsache zumutbar. Zweitens ist angesichts der mutmaßlich gleichwertigen (Macht-) Stellung der Vertragsparteien die Einräumung einer Gerichtsstandswahl zweckdienlich, da der Kläger das im Einzelfall geeignetere Forum anrufen kann. Vor diesem Hintergrund kann nur für eine besondere Belegenheitszuständigkeit für Gewerberaummietstreitigkeiten plädiert werden. Auch Mietzinsklagen sollten vom Belegenheitsgerichtsstand erfasst werden. Anders als Klagen auf Kaufpreiszahlung aus einem Grundstückskaufvertrag werden diese Klagen in der Regel nicht nur eine Beurteilung des streitgegenständlichen Vertrags erfordern, sondern eine unmittelbare Einbeziehung des Mietobjekts. Das ist beispielsweise der Fall, wenn der beklagte Mieter der Zahlungsklage eine Mängeleinrede oder Minderung entgegenhält, die eine Beweiserhebung am Mietobjekt nach sich zieht. Gerade bei Streit über die Zulässigkeit einer Wohnraummieterhöhung handelt es sich bei den deutschen Normen über die Mieterhöhung (§§ 557 ff. BGB) zudem um zwingende Mieterschutzbestimmungen, die für inländische Grundstücke ohne Rücksicht auf das abweichende Vertragsrecht (beispielsweise das nach Art. 3 Abs. 1 Rom IVO gewählte) Anwendung finden 447 und nur auf die Verhältnisse des normsetzenden Staats zugeschnitten sind.448 In diesem Fall erweist sich das Belegenheitsgericht als besonders rechtsnah. Abschließend ist die Aufnahme eines ausschließlichen Belegenheitsgerichtsstands am Ort der gemieteten oder gepachteten unbeweglichen Sache zwar zu empfehlen. Von der Ausschließlichkeit sollten aber die kurzfristige 447

H.M., bspw. v. Hoffmann/Thorn, IPR, § 10 Rn. 96; MüKo-BGB/Martiny, Art. 4 Rom IVO, Rn. 105; Staudinger/Magnus, BGB, Art. 4 Rom I-VO Rn. 255. 448 MüKo-BGB/Martiny, Art. 4 Rom I-VO Rn. 105.

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

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Vermietung privaten Wohnraums und Gewerberaummietstreitigkeiten insgesamt ausgenommen werden. Dieser Vorschlag steht mit dem jüngsten Entwurf für ein Haager Anerkennungs- und Vollstreckungsübereinkommen zumindest teilweise in Einklang. Gemäß Art. 6 b) des Entwurfs ist eine Entscheidung über die Miete oder Pacht unbeweglicher Sachen für einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten (nur) anerkennungs- und vollstreckungsfähig, wenn sie vom Belegenheitsstaat erlassen wurde.449 Der Entwurf versäumt es aber zwischen Wohnraummiete und Gewerberaummiete zu unterscheiden. Das kann allerdings auch dem Umstand geschuldet sein, dass die eher weit gefassten Vorschriften nicht die direkte Gerichtszuständigkeit regeln, sondern lediglich die Anerkennungs- und Vollstreckungszuständigkeit. cc) Belegenheitsort Was den Belegenheitsort unbeweglicher Sachen betrifft, wird für eine Anknüpfung an den tatsächlichen Lageort des Grundstücks (Deutschland und USA) im Gegensatz zu einer Anknüpfung an den Ort, an dem das Grundbuch geführt wird (Schweiz), eingetreten. Gerade die Anknüpfung an ein tatsächliches und damit ohne Rückgriff nationale oder supranationale Rechtsprinzipien bestimmbares Merkmal ist Stärke des Belegenheitsgerichtsstands. Die Grundbuchpraxis kann in den einzelnen Staaten stark divergieren, eine entsprechende Anknüpfung also zu einer uneinheitlichen Zuständigkeitsbestimmung führen. Im Übrigen ergeben sich bei der Bestimmung des Belegenheitsorts einer unbeweglichen Sache kaum Probleme. Nur wenn sich das streitgegenständliche Grundstück über mehrere Staatsgebiete erstreckt (Mehrstaatengrundstück), sieht sich das befasste Gericht mit der Frage konfrontiert, welcher der Belegenheitsstaaten (ausschließlich) zuständig ist. Die Frage gibt Anlass, sich der oben erarbeiteten, alternativen Lösungsversuche zu erinnern. Zunächst könnten alle Staaten, in denen ein – wesentlicher – Teil des Grundstücks belegen ist, ausschließlich konkurrierend für das gesamte Grundstück zuständig (USA) sein. Im Gegensatz dazu steht die Auffassung, dass nur ein Staat – in dem sich der wertvollste oder flächenmäßig größte Teil des Grundstücks befindet – für das gesamte Grundstück ausschließlich zuständig ist (Schweiz). Schließlich kommt die ausschließliche Zuständigkeit jedes Staats für den auf seinem Hoheitsgebiet belegenen Grundstücksteil in Betracht.450 Allein die deutsche Lösung, wonach die Bestimmung des zuständigen Belegenheitsgerichts dem nächsthöheren Gericht übertragen wird (§ 36 Abs. 1 Nr. 4 ZPO), ist für ein supranationales Übereinkommen völlig ungeeignet, da ein „nächsthöheres Gericht“ im internationalen Verfahrensrecht nicht exis449 Art. 6 b), Proposed Draft Text of the Working Group on the Judgments Project resulting from its Fifth Meeting. 450 So EuGH, 6.7.1988 – Rs. C-158/87, IPRax 1991, S. 44 – Scherrens (Zwei streitbefangene Grundstücke, die in verschiedenen Mitgliedstaaten liegen).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

tiert. Der dritte Lösungsansatz beschwört die Gefahr widersprüchlicher Entscheidungen in Bezug auf ein und dasselbe Grundstück. Die zuständigkeitsrechtliche Teilung des Grundstücks kann die unerwünschte und kaum einsichtige Folge haben, dass ein ausschließlich zuständiges Belegenheitsgericht den dinglichen Anspruch der Partei an dem in seinem Hoheitsgebiet belegenen Grundstücksteil bejaht, während das andere Belegenheitsgericht denselben Anspruch an dem seiner Spruchgewalt unterliegenden Grundstücksteil ablehnt. Dagegen degradiert der erste Lösungsvorschlag, eine konkurrierende ausschließliche Zuständigkeit aller Belegenheitsgerichte für das gesamte Grundstück, den Gerichtsstand zu einem Wahlgerichtsstand.451 Andererseits sind die Zuständigkeitsinteressen der Sach- und Beweisnähe – in welchem Gerichtsbezirk ist das Grundstück im Grundbuch eingetragen? Auf welchem Grundstückteil muss ein Augenschein durchgeführt werden? – und der Rechtsnähe – welches Belegenheitsortrecht ist auf den Rechtsstreit anwendbar? – im Falle eines Mehrstaatengrundstücks ohnehin nur eingeschränkt erfüllt. Der Gefahr widersprüchlicher Entscheidungen und mehrfacher Rechtshängigkeit könnte durch Schaffung einer – in einem supranationalen Zuständigkeitsübereinkommen unbedingt erforderlichen – Vorschrift entsprechend Art. 29 EuGVVO begegnet werden, wonach ein wegen desselben Grundstücks später angerufenes Gericht sein Verfahren zugunsten des zuerst angerufenen Gerichts auszusetzen hat. Fraglich ist jedoch, ob die Lösung bekannte Souveränitätsdünkel der Nationalstaaten überwindet. In den USA ist sie bisher – soweit ersichtlich – nur zur Regelung der innerstaatlichen örtlichen Zuständigkeit sowie zur Regelung der interlokalen jurisdiction anerkannt. Auf dieselben Bedenken stößt der dritte Lösungsansatz, der die ausschließliche Zuständigkeit eines Belegenheitsgerichts hinsichtlich des gesamten Grundstücks favorisiert. Die Wahrscheinlichkeit einer Akzeptanz der Zuständigkeit steigt in diesem Fall linear mit der Eignung eines Belegenheitsgerichts, über das gesamte Grundstück zu entscheiden. Betroffene Staaten werden also auf ihre Belegenheitszuständigkeit verzichten, wenn sich ihnen die Eignung des befassten Belegenheitsgerichts gerade zu aufdrängt. Das ist der Fall, wenn fast das gesamte Grundstück oder der offensichtlich wertvollste Teil im Bezirk des zuständigen Gerichts liegt. Sind Fläche oder Wert des Grundstücks aber fast gleichmäßig auf verschiedene Staaten verteilt, besteht die Gefahr, dass der nicht zuständige Belegenheitsstaat eine ausländische Gerichtsentscheidung als Angriff auf seine Souveränität empfindet. Schwierig ist überdies die Bestimmung des zuständigkeitsbegründenden Merkmals. Sowohl bei einer Anknüpfung an den Wert des Grundstücks als auch bei einer Anknüpfung an seine Fläche wäre der Zuständigkeitsbestimmung eine oft aufwändige Tatsachenfeststellung vorgeschaltet. Dagegen würde die Anknüpfung an ein Zusammenspiel mehrerer Kriterien, wie bei451

Kreuzer, IPRax 1991, S. 25 (27).

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

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spielsweise den Ort der Grundbuchführung, die Wohnsitze der Parteien oder den Erfüllungsort des Grundstücksvertrags, zu einem Ermessenspielraum bei der Zuständigkeitsprüfung und damit zu mangelnder Vorhersehbarkeit führen. Zweckmäßig ist es daher, eine konkurrierende ausschließliche Zuständigkeit aller Belegenheitsgerichte zuzulassen und die Zuständigkeit eines im Einzelfall beweis- und sachfernen Belegenheitsgerichts hinzunehmen.452 Ein Trost mag sein, dass ein Mehrstaatengrundstück und die damit verbundenen Souveränitätseinschränkungen sicherlich den Ausnahmefall darstellen. Wahrscheinlicher als ein Streit über ein Mehrstaatengrundstück ist ein Streit über mehrere Grundstücke, die in verschiedenen Staaten liegen. Dies kommt etwa bei grenzüberschreitenden Immissionen oder bei dinglichen Rechten, denen Kauf-, Tausch-, Miet- oder Pachtverträgen über mehrere Grundstücke zugrunde liegen, in Betracht. Im Fall einer Immissionsabwehrklage wurde bereits für eine deliktsrechtliche Einordnung und damit eine alternative Zuständigkeit am Ort des geschädigten oder des schädigenden Grundstücks plädiert. In allen anderen Fällen ist der Feststellung des zuständigen Gerichts für die Grundstücksstreitigkeit die Frage vorgeschaltet, ob eine gemeinsame Zuständigkeitsbestimmung überhaupt in Betracht kommt. In der Schweiz setzt das voraus, dass sich hinsichtlich beider Grundstücke die gleichen Rechtsfragen stellen und damit die Gefahr widersprüchlicher Entscheidungen droht.453 Weniger allgemein, im Ergebnis aber ähnlich, erfordert die gemeinsame Zuständigkeitsbestimmung in Deutschland, dass über ein Gesamtrecht an mehreren Grundstücken oder über einen einheitlichen Vertrag betreffend zwei demselben Eigentümer gehörende Grundstücke entschieden werden muss.454 Der Rechtsprechung US-amerikanischer state courts ist schließlich zu entnehmen, dass eine gemeinsame Zuständigkeitsbestimmung bereits dann in Betracht kommt, wenn ein einheitlicher Vertrag – wie beispielsweise ein Tauschvertrag – über mehrere Grundstücke zur Entscheidung ansteht. Am strengsten sind die Voraussetzungen im europäischen Recht: Im Fall Scherrens455 stand ein Pachtvertrag über zwei in verschiedenen Mitgliedstaaten – mit einer Entfernung von 7 km – belegene Grundstücke in Streit. Der EuGH entschied, dass die jeweiligen Belegenheitsgerichte nur für die im eigenen Hoheitsgebiet liegenden Grundstücke gemäß Art. 22 Nr. 1 Alt. 2 EuGVVO a.F. ausschließlich zuständig seien.456 Er wies allerdings darauf 452

So Kropholler/v. Hein, EuZPR, Art. 22 Rn. 3; Geimer/Schütze/Geimer, EuZVR, Art. 22 Rn. 37. 453 Siehe oben Kap. 2, I. 2. c) bb) (1). 454 Siehe oben Kap. 2, I. 2. c) bb) (2). 455 EuGH, 6.7.1988 – Rs. C-158/87, IPRax 1991, S. 44 – Scherrens. 456 A.A.: Geimer/Schütze/Geimer, Art. 22 Rn. 101: „Umfasst das Miet- oder Pachtverhältnis unbewegliche Sachen in mehreren Mitgliedstaaten, so ist im Interesse des Entscheidungseinklangs und der Verfahrenskonzentration [...] jeder dieser Mitgliedstaaten berechtigt, über das gesamte Miet- und Pachtverhältnis zu entscheiden“ und Kreuzer, IPRax 1991, S. 25 (26),

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

hin, dass die Zuständigkeit nur eines Belegenheitsgericht in Bezug auf den gesamten Streitgegenstand in Betracht komme, wenn beide Grundstücke Gegenstand eines einheitlichen Miet- oder Pachtvertrags seien, die in einem Mitgliedsstaat gelegenen Grundstücke an die im anderen Mitgliedsstaat gelegenen Grundstücke angrenzten und der Gesamtbesitz ganz überwiegend in einem der beiden Vertragsstaaten belegen sei.457 Dieses (engste) Verständnis beruht vermutlich darauf, dass es im europäischen Recht nicht allein um die Abgrenzung verschiedener – nationaler – Gerichtsbezirke geht, sondern um die Abgrenzung verschiedener Staatsgebiete und damit um die Wahrung von Souveränitätsinteressen. Je größer die Anforderungen an einen einheitlichen Gerichtsstand für zwei in verschiedenen Staaten belegene Grundstücke sind, desto eher wird der Gerichtsstand auf die Akzeptanz des im Ergebnis nicht zuständigen Belegenheitsstaats stoßen. Diesem mit Blick auf etwaige Souveränitätsinteressen behutsamen Vorgehen steht aber das Interesse am internationalen Entscheidungseinklang gegenüber: Sind die Grundstücke durch ein Gesamtrecht oder einen Vertrag miteinander verbunden, entscheiden verschiedene Gerichte über ein und dasselbe Recht bzw. über ein und denselben Vertrag. Im Zusammenhang mit der Entscheidung Scherrens ist deshalb auf die Konstellation hingewiesen worden, dass ein Pächter in einem Staat an die Pacht gebunden ist, obwohl die betriebsrelevante Hofstelle in einem anderen Staat liegt, dessen Gerichte den Pachtvertrag für unwirksam halten.458 Nach der Rechtsprechung des EuGH kann eine Gesamthypothek in einem Staat für unwirksam, in einem anderen aber für wirksam gehalten werden und damit ein einheitliches Recht – dogmatisch kaum begründbar – zersplittert werden. Vor diesem Hintergrund ist eine gemeinsame Zuständigkeitsbestimmung jedenfalls dann geboten, wenn Streit über ein einheitliches Recht an mehreren Grundstücken oder ein einheitliches Vertragsverhältnis über mehrere Grundstücke besteht. Entsprechend den obigen Ausführungen zum Mehrstaatengrundstück ist in diesen Fällen eine konkurrierende ausschließliche Zuständigkeit aller Belegenheitsgerichte zu empfehlen.459 Steht nicht das Grundstück selbst, sondern ein Bestandteil des Grundstücks in Streit, wird vereinzelt erwogen, für die Zuständigkeit auf die Belegenheit des Bestandteils und nicht auf den Lageort des Grundstücks abzustellen.460 Gegen eine Anknüpfung an den Belegenheitsort des Grundstücksbestandteils spricht indessen die Gefahr einer Zuständigkeitszersplitterung bei Klagen mit Bezug auf ein und dasselbe Grundstück – so gelten die „immeuble par destider auf die Gefahr widersprüchlicher Entscheidungen über ein einheitliches Vertragsverhältnis hinweist. 457 EuGH, 6.7.1988 – Rs. C-158/87, IPRax 1991, S. 44 Nr. 14 – Scherrens. 458 Kreuzer, IPRax 1991, S. 25 (26). 459 So Geimer/Schütze/Schütze, EuZVR, Art. 22 Rn. 101. 460 Schlosser, GS Bruns, S. 45 (59 Fn. 37).

I. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen

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nation“ nach französischem461 und belgischem Recht462 auch im Prozessrecht als unbewegliche Sachen.463 Befindet sich das Zubehörstück eines französischen Grundstücks in Belgien, wäre der Belegenheitsort für dingliche Klagen in Bezug auf das Zubehörstück Belgien, der Belegenheitsort für dingliche Klagen in Bezug auf das Grundstück hingegen Frankreich.464 Diese Zersplitterung eines ausschließlichen Gerichtsstands ist nicht erstrebenswert. Empfehlenswert ist daher die einheitliche Belegenheitsortbestimmung am Lageort des Grundstücks auch für vom Grundstück getrennte Bestandteile und Zubehörstücke – sofern sie nach der lex rei sitae nicht ohnehin als bewegliche Sachen zu qualifizieren sind. c) Ergebnis Die vorstehenden Erwägungen haben gezeigt, dass die Aufnahme eines Gerichtsstands am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen in ein supranationales Übereinkommen – für die unstreitig ein großes Bedürfnis besteht – einige Fragen aufwirft. Zu empfehlen ist die Aufnahme eines ausschließlichen und zwingenden Gerichtsstands für dingliche Klagen in Bezug auf unbewegliche Sachen und für Klagen aus einem Mietvertrag über unbewegliche Sachen. Dagegen ist die Erfassung von Immissionsschutzklagen – wie in Art. 24 Nr. 1 EuGVVO, Art. 29 ZPO-CH und § 24 ZPO – nicht erforderlich. Derartige Klagen sind besser im besonderen Tatortgerichtsstand zu erheben, der in der Regel ebenfalls ein sach- und beweisnahes Gericht gewährleistet. Daneben sollte ein besonderer Gerichtsstand am Belegenheitsort für persönliche Klagen auf Einräumung dinglicher Rechte an Grundstücken, für nachbarrechtliche Klagen und für Klagen wegen Beschädigungen des Grundstücks erwogen werden. Bei der Ausgestaltung kann die Auslegung des Begriffs der unbeweglichen Sache dem mit dem Rechtsstreit zuerst befassten Gericht nach dem nationalen (Kollisions-)Recht überlassen werden. Einem Zuständigkeitsmissbrauch durch extensive Begriffsauslegung ist nicht durch normative Vorgaben, sondern durch eine restriktive Entscheidungsanerkennung vorzubeugen. Bei der Belegenheitsortbestimmung sollte an den tatsächlichen Belegenheitsort des Grundstücks angeknüpft werden und nicht an den Ort der Grundbuchoder Registerführung. In dem seltenen Fall, dass sich das streitbefangene Grundstück über mehrere Staaten erstreckt, ist der Lösung einer ausschließlichen konkurrierenden Zuständigkeit nach US-amerikanischem Vorbild der 461 Art. 524 CC: „Les animaux et les objets que le propriétaire d’un fonds y a placés pour le service et l’exploitation de ce fonds sont immeubles par destination. [...]“ – vergleichbar also dem Zubehör im Sinne von § 96 BGB. 462 Art. 525 CC: „Les objets que le propriétaire d’un fonds y a placés pour le service et l’exploitation de ce fonds, sont immeubles par destination. [...]“ 463 Solus/Perrot, Droit judiciaire privé, Nr. 139. 464 Dieses Beispiel entwickelt Schlosser, GS Bruns, S. 45 (59 Fn. 37).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

Vorzug zu geben. Gleiches gilt, wenn Streit über ein einheitliches Recht oder ein einheitliches Vertragsverhältnis über mehrere Grundstücke besteht.

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

Wenige nationale Rechtsordnungen enthalten neben dem Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen auch einen Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen. Grund dafür ist sicherlich, dass eine bewegliche Sache einen weniger engen und beständigen Bezug zu ihrem Belegenheitsstaat aufweist und nicht Teil von dessen Staatsgebiet ist. Ob alleine die Beweglichkeit dazu führt, dass eine Sache als Zuständigkeitsanknüpfungsmerkmal nicht geeignet ist, oder ob nicht vielmehr ein praktisches Bedürfnis nach einer Zuständigkeit am Belegenheitsort beweglicher Sachen besteht, soll im Folgenden untersucht werden. 1. Allgemeine Bedeutung und geschichtliche Entwicklung Aktuell enthalten sowohl die schweizerische Zivilprozessordnung als auch das Zuständigkeitsrecht mancher Einzelstaaten der USA den in der folgenden Darstellung rechtsvergleichend untersuchten Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen. Der deutschen ZPO ist ein derartiger Gerichtsstand dagegen fremd. a) Deutschland Im frühen römischen Recht war eine Belegenheitsortzuständigkeit unbekannt; der Beklagte konnte entweder am forum originis (Heimatort) oder am forum domicilii (Aufenthaltsort) belangt werden.465 Ihm wurde zwar grundsätzlich auferlegt, streitbefangene bewegliche Sachen an den Gerichtsort zu bringen.466 Handelte es sich bei der streitbefangenen Sache um ein Grundstück oder eine schwer bewegliche Sache, fand das Verfahren aber auch abseits des Belegenheitsorts statt.467 Hintergrund der Ignoranz einer Belegenheitszuständigkeit war der Umstand, dass bei einem Streit über dingliche Sachrechte im frühen römischen Prozess der Besitzer der streitbefangenen Sache nicht unmittelbar zu deren Herausgabe, sondern lediglich zur Zahlung verurteilt und damit nur mittelbar genötigt wurde, die Sache herauszugeben.468 Sach- und Vollstreckungsnähe des Gerichts standen folglich nicht im Vordergrund. Das 465

Wetzell, System des ordentlichen Civilprocesses, S. 499; von der Crone, Der Gerichtsstand der gelegenen Sache, S. 64; Heffter, AcP 10 (1827), S. 201. 466 Hollweg-Bethmann, Theorie des Zivilprozesses, S. 55. 467 Hollweg-Bethmann, Theorie des Zivilprozesses, S. 55. 468 Hollweg-Bethmann, Theorie des Zivilprozesses, S. 55; Heffter, AcP 10 (1827), S. 201.

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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hier besprochene klassische forum rei sitae tauchte erstmals in einer Konstitution von Valentinian, Theodosius und Arcadius aus dem Jahr 385 auf.469 Darin folgt auf den tradierten Grundsatz, dass der Kläger den Beklagten an dessen persönlichem Gerichtsstand zu verklagen hat, die Feststellung eines konkurrierenden470 forum rei sitae für die rei vindicatio471 und die Eigentumsklage472, ohne dass zwischen beweglichen und unbeweglichen Sachen differenziert wird.473 Bei der Rezeption des römischen Rechts in Deutschland setzte sich das forum rei sitae nur für unbewegliche Sachen durch. Eine Belegenheitszuständigkeit am Ort der beweglichen Sache enthielten zwar noch der Codex Juris Bavarici Judiciarii vom 14. Dezember 1753474, der Entwurf zu einer umfassenden Zivilgerichts- und Prozessordnung für das Königreich Baden-Württemberg475 und der Entwurf eines Rechtshilfegesetzes der deutschen Bundesstaaten in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten.476 Bereits die „Commission zur Beratung einer allgemeinen Civilproceßordnung für die deutschen Bundesstaaten“ in Hannover im Jahr 1866 nahm jedoch Abschied vom Gerichtsstands am Ort der Belegenheit beweglicher Sachen.477 Einen 469

Hollweg-Bethmann, Theorie des Zivilprozesses, S. 61, Wetzell, System des ordentlichen Civilprocesses, S. 499; von der Crone, Der Gerichtsstand der gelegenen Sache, S. 64: L.3.C. ubi in rem actio (3, 19): „Actor rei forum, sive in rem, sive in personam sit actio sequitur. Sed et in locis, in quibus res, propter quas contenditur, sitae sunt, jubemus in rem actionem adversus possidentem moveri.“ 470 Hollweg-Bethmann, Theorie des Zivilprozesses, S. 70. 471 Vgl. zur rei vindicatio im römischen Recht ausführlich: Honsell/Mayer-Maly/Selb, Römisches Recht, S. 535 ff. 472 Hollweg-Bethmann nimmt an, dass die Eigentumsklage das forum rei sitae erst nach einer späteren Verfügung Justinians begründete, vgl. Theorie des Zivilprozesses, S. 66 und 69. 473 Hollweg-Bethmann, Theorie des Zivilprozesses, S. 62 und 70; Wetzell, System des ordentlichen Civilprocesses, S. 500; von der Crone, Der Gerichtsstand der gelegenen Sache, S. 64. 474 In § 9 des ersten Kapitels: „Alle Klagen, welche mehr auf die Sache selbst als die Person gehen, sollen sowohl in petitorio als auch possessorio bey der Obrigkeit des Orts, wo sich die Sache befindet, ohne Unterschied derselben gestellt werden.“. 475 Vgl. § 77: „Ist der Gegenstand eines dinglichen Rechtsstreits eine bewegliche Sache, so hängt es vom Kläger ab, ob er die Klage vor dem Gericht des Orts, wo die Sache sich zufälliger Weise befindet, oder vor dem allgemeinen Gerichtsstande des Beklagten anbringen will.“, abgedruckt in Bolley, Civilgerichts- und Prozeßordnung, 1844, S. 46. 476 „Gesetzesentwurf die in den deutschen Bundesstaaten in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten gegenseitig zu gewährende Rechtshülfe betreffend“ v. 25. Juli 1861; abgedruckt in: Meyer/Zoepfl, Corpus Iuris Confoederationis Germanicae, Bd. 3, S. 236. § 8 lautet: „Für alle dinglichen Klagen, mit Inbegriff der Theilungsklagen, ingleichen für alle possessorischen Rechtsmittel und für persönliche Klagen, welche gegen jeden Besitzer einer Sache als solchen gerichtet werden können (actiones in rem scriptae) sind die Gerichte des Ortes, an welchem sich die Sache befindet, als zuständig anzuerkennen.“ 477 Protocolle der Commission, S. 450.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

Vorteil der Belegenheitszuständigkeit erkannte sie in der dem Urteil folgenden Vollstreckung in die bewegliche Sache. Zwei Erwägungen ließen aber den Vermögensgerichtsstand mit seinem flexibleren und umfassenderen Anwendungsbereich attraktiver erscheinen: erstens die Besorgnis, dass ein dinglicher Gerichtsstand am Ort der beweglichen Sache sowohl die Rechtsverteidigung des Beklagten als auch den Verkehr beweglicher Sachen erschweren werde; zweitens die wegen der Unbeständigkeit des Belegenheitsorts beweglicher Sachen beargwöhnte Rechtsunsicherheit, wenn sowohl die Zuständigkeit als auch das anwendbare materielle Recht von dem zufälligen Umstand abhingen, an welchem Ort der Besitzer der beweglichen Sache in Anspruch genommen werde.478 In der heutigen ZPO findet man daher nur den dinglichen Gerichtsstand am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen (§ 24 ZPO) und den Vermögensgerichtsstand (§ 23 ZPO). b) Schweiz Bereits vor Schaffung eines einheitlichen schweizerischen Zuständigkeitsrechts enthielten die meisten kantonalen Zivilprozessordnungen einen – in seiner konkreten Ausgestaltung freilich unterschiedlichen – Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen: Er nahm Gestalt an als besonderer Gerichtsstand für dingliche Klagen in Bezug auf Fahrnis,479 beschränkt auf Pfand- und Retentionsrechte480 an beweglichen Sachen481 oder ergänzt um Forderungen, die durch Faustpfandrecht oder Retentionsrecht gesichert sind.482 Auf Bundesebene war der Gerichtsstand am Ort der belegenen beweglichen Sache vor seiner bundeseinheitlichen Einführung in das Gerichtsstandsgesetz in ständiger Rechtsprechung des schweizerischen Bundesge-

478

Protocolle der Commission, S. 450; vgl. auch Schubert, Die Civilprozeßordnung für das Königreich Württemberg II, S. 17, mit Hinweis darauf, der Belegenheitsort beweglicher Sachen stelle einen „ganz unsicheren“ Anknüpfungspunkt dar. 479 § 30 ZPO-LU: „Klagen über dingliche Rechte oder den Besitz an beweglichen Sachen können am Ort, wo die Sache liegt, erhoben werden.“ Entsprechend bspw. Art. 25 ZPO AI; Art. 22 ZPO BL; Art. 65 ZPO FR; Art. 28 ZPO JU. 480 Das Retentionsrecht in der Schweiz ist ein gesetzliches Fahrnispfandrecht, das die Befugnis beinhaltet, eine fremde Sache zur Sicherung einer Forderung zurückzubehalten (Art. 895 Abs. 1 ZGB) und die zurückbehaltene Sache sodann unter gewissen Voraussetzungen wie ein Faustpfand verwerten zu lassen (Art. 898 Abs. 1 ZGB), vgl. hierzu ausführlich Schmid/Hürlimann-Kaup, Sachenrecht, § 35 Rn. 1919 ff. 481 § 2 ZPO BS; Art. 59 ZPO SH; Art. 17 ZPO VS; § 5 ZPO ZG. 482 § 30 ZPO AG: „Beim Streit um das Eigentum, andere dingliche Rechte oder den Besitz an beweglichen Sachen sowie um Forderungen, die durch Faustpfand oder Retentionsrecht gesichert sind, kann die Klage an dem Ort, wo die Sache liegt, erhoben werden.“ Entsprechend bspw. § 30 ZPO AG; Art. 38 ZPO AR, Art. 29 ZPO BE, Art. 11 ZPO GR; § 11 ZPO NW; § 7 ZPO SZ; Art. 27 ZPO SG; § 8 ZPO TG; Art. 26 ZPO UR; § 7 ZPO ZH.

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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richts als ungeschriebener Bundessatz anerkannt.483 Bei einem Rechtsstreit über dingliche Rechte an beweglichen Sachen war die Zuständigkeit des Richters am Ort der gelegenen Sache begründet, ohne Unterschied, ob es sich um eine Immobilie oder Mobilie handelte. Die kantonale Praxis und die bundesgerichtliche Rechtsprechung nicht hinterfragend nahm der Gesetzgeber einen entsprechenden Gerichtsstand im Jahr 2001 zunächst in das Gerichtsstandsgesetz (Art. 20 GestG) und im Jahr 2011 sodann in die schweizerische Zivilprozessordnung auf: „Art. 30 Abs. 1 ZPO: 1. Für Klagen, welche dingliche Rechte, den Besitz an beweglichen Sachen oder Forderungen, die durch Fahrnispfand gesichert sind, betreffen, ist das Gericht am Wohnsitz oder Sitz der beklagten Partei oder am Ort der gelegenen Sache zuständig.“

Der Gerichtsstand wurde seiner Vorgängernorm, Art. 20 GestG, nachgebildet. Kleinere Abweichungen im Wortlaut werden als redaktionelle Anpassungen gewertet, die an der nach einhelliger Ansicht bestehenden Identität zwischen beiden Vorschriften nichts ändern sollen.484 Rechtsprechung und Literatur zu Art. 20 GestG können daher zwanglos auf Art. 30 ZPO-CH übertragen werden. Spiegelbildlich ist die Situation auf Ebene des internationalen Zuständigkeitsrechts im IPRG485: „Art. 98 IPRG (1) Für Klagen betreffend dingliche Rechte an beweglichen Sachen sind die schweizerischen Gerichte am Wohnsitz oder, wenn ein solcher fehlt, diejenigen am gewöhnlichen Aufenthalt des Beklagten zuständig. (2) Überdies sind die schweizerischen Gerichte am Ort der gelegenen Sache zuständig.“

c) USA Einen vergleichbaren Gerichtsstand enthalten das interlokale respektive internationale (jurisdiction) und das örtliche Zuständigkeitsrecht (venue) der USA sowohl auf einzelstaatlicher als auch auf bundesstaatlicher Ebene. aa) Jurisdiction Die US-amerikanische in rem jurisdiction differenziert nicht zwischen beweglichen und unbeweglichen, körperlichen und unkörperlichen Sachen. Es gilt seit jeher der Grundsatz, dass der Belegenheitsstaat die Gerichtsgewalt über auf seinem Hoheitsgebiet belegene Sachen – gleich welcher Art – be-

483

Vgl. bspw. BGE 1, 245 (250); 4, 17 (18); 6, 91; 9, 30 (33); 13, 157 (159); 24 I 224; 66 I 228 (233). 484 Botschaft, 7267; BK-Peter, Art. 30 Rn. 8. 485 Fassung vom 11.12.2009 (Genehmigung und Umsetzung des LuganoÜbereinkommens), in Kraft seit 1.1.2011.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

sitzt.486 Diesem Grundsatz gab der U.S. Supreme Court mit seiner Entscheidung Pennoyer v. Neff ein verfassungsrechtliches Fundament. Auch die der Leitentscheidung folgende Unterteilung der in rem jurisdiction in drei sachbezogene Zuständigkeitsgründe knüpfte an die „Sache“ an, ohne zwischen beweglichen und unbeweglichen Sachen zu differenzieren. Die bereits geschilderten Zuständigkeitsarten sind daher problemlos auf bewegliche Sachen anzuwenden: Ein Gericht besitzt in rem jurisdiction, wenn eine Klage betreffend dingliche Rechte an einer beweglichen Sache gegen einen nicht näher bestimmten Beklagten erhoben wird, es besitzt quasi in rem jurisdiction Typ 1, wenn eine Klage betreffend dingliche Rechte an einer beweglichen Sache gegen einen bestimmten Beklagten erhoben wird, quasi in rem jurisdiction Typ 2 a), wenn eine persönliche Klage erhoben wird, die einen Bezug zu der vorher im Gerichtsstaat beschlagnahmten beweglichen Sache hat, und quasi in rem jurisdiction Typ 2 b), wenn eine persönliche Klage ohne Bezug zu der vorher im Gerichtsstaat beschlagnahmten beweglichen Sache erhoben wird.487 Seiner Aufgabe nachkommend, staatsübergreifende Grundsätze aufzuspüren und entsprechende Paradigmata in einem Restatement zu regeln, nahm das American Law Institute in § 60 des Restatement, Second, Conflict of Laws eine entsprechende Zuständigkeit am Belegenheitsort beweglicher (körperlicher) Sachen auf: “§ 60. Judicial Jurisdiction over Chattel. A state has power to exercise judicial jurisdiction to affect interests in a chattel in the state, which is not in the course of transit in interstate of foreign commerce, although a person owning or claiming an interest in the chattel is not personally subject to the judicial jurisdiction of the state.”

Entsprechend regeln die einzelstaatlichen Zuständigkeitsvorschriften eine in rem oder quasi in rem jurisdiction am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen ebenso wie am Belegenheitsort beweglicher Sachen – CPLR-NY § 314 Abs. 2: “[…] specific real or personal property within the state […]”. Dieser Grundsatz einer Belegenheitszuständigkeit am Ort der beweglichen Sache für dingliche Klagen wurde durch die höchstrichterliche Entscheidung Shaffer v. Heitner erschüttert, aber nicht abgeschafft. Unmittelbar betraf sie nur die – erst später beleuchtete – Vermögenszuständigkeit, die quasi in rem jurisdiction Typ 2 b). Für den Fall, dass dingliche Rechte an beweglichen Sachen in Streit stehen oder sich eine persönliche Klage unmittelbar auf eine bewegliche Sache bezieht, ist der Entscheidung Shaffer zu entnehmen, dass die Belegenheit der streitbefangenen Sache einen hinreichenden Mindestkontakt des Beklagten zum Gerichtsstaat im Sinne des minimum contacts-Tests darstellt.488 Vor diesem Hintergrund erscheint es nur folgerichtig, dass das 486 487 488

Green v. Van Buskirk, 5 Wall. (72 U.S.) 307 (1866); 7 Wall. (74 U.S.) 139 (1868). Siehe zu dieser Unterteilung auch oben, Kap. 2, I. 1. c) aa). Siehe dazu ausführlich oben, Kap. 2, I. 1. c) aa).

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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Zuständigkeitsrecht einiger Bundesstaaten auch eine entsprechende personal jurisdiction des Belegenheitsstaats regelt. Danach begründet die Belegenheit einer beweglichen Sache im Gerichtsstaat dessen personal jurisdiction über den Beklagten für alle Klagen die einen – je nach Ausgestaltung der Zuständigkeitsschrift mehr oder weniger engen – Bezug zu der Sache haben.489 Im Folgenden soll exemplarisch auf Revised Code of Washington (im Folgenden: RCW) § 4.28.185 näher eingegangen werden: “§ 4.28.185. Personal service out-of-state; Acts submitting person to jurisdiction of courts; Saving. (1) Any person, whether or not a citizen or resident of this state, who in person or through an agent does any of the acts in this section enumerated, thereby submits said person, and, if an individual, his or her personal representative, to the jurisdiction of the courts of this state as to any cause of action arising from the doing of any of said acts: (c) The ownership, use, or possession of any property whether real or personal situated in this state; [...]”

bb) Venue Im Bereich der örtlichen Zuständigkeit ist die Belegenheitszuständigkeit am Ort von beweglichen Sachen in den einzelstaatlichen venues relativ weit verbreitet.490 Exemplarisch erläutert werden soll wiederum RCW § 4.12.010: “§ 4.12.010. Actions to be commenced where subject is situated. Actions for the following causes shall be commenced in the county in which the subject of the action, or some part thereof, is situated: (2) All questions involving the rights to the possession or title to any specific article of personal property, in which last mentioned class of cases, damages may also be awarded for the detention and for injury to such personal property.”

Auf bundesstaatlicher Ebene regelt der United States Code in 28 U.S.C. § 1391 (b) (2) eine örtliche Belegenheitszuständigkeit, ohne zwischen unbeweglichen und beweglichen Sachen zu unterscheiden. Er bezieht sich schlicht auf “property that is the subject of the action” und erfasst damit bewegliche körperliche und unkörperliche Sachen.491

489

Bspw. Wisconsin: Wisconsin Statutes, § 801.05 (6) (b) und (c); North Carolina: North Carolina General Statutes, § 1-75.4 (6); South Dakota: South Dakota Codified Laws, § 15-7-2 (3); Tennessee: Tennessee Code, § 20-2-214 (a) (3). 490 Bspw. Arizona: Arizona Revised Statutes: § 12-401 (11); Florida: Florida Statutes, § 47.011; Alaska: Alaska Statutes, § 09.05.015 Abs. 6 (B) (C), Abs. 7 (C) (beschränkt auf “tangible property”); Connecticut: Connecticut General Statutes, § 51-345 (a) (2) (Klagebezug ist keine Voraussetzung). 491 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 371.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

2. Ausgestaltung in den nationalen Rechtsordnungen Bei der folgenden rechtsvergleichenden Untersuchung der Gerichtsstände im schweizerischen und US-amerikanischen Zuständigkeitsrecht ergeben sich – bedingt durch den offenen und damit Interpretationen zugänglichen Begriff der beweglichen Sache und die Unbeständigkeit ihres Belegenheitsorts – etwas andere Schwerpunkte als bei der Untersuchung des Gerichtsstands am Belegenheitsort der unbeweglichen Sache. Im Zentrum der Ausführungen wird daher die Frage stehen, ob der Begriff der beweglichen Sache auch unkörperliche Vermögensrechte erfasst, sowie die Frage, wie der Belegenheitsort einer Sache in den nationalen Rechtsordnungen bestimmt bzw. einer dadurch bedingten Missbrauchsgefahr vorgebeugt wird. a) Der Begriff der beweglichen Sache Im deutschen Recht werden gemäß § 90 BGB unter den Begriff der Sache in Unterscheidung von Forderungen und anderen Vermögensrechten nur körperliche Gegenstände subsumiert. Sehr viel weiter gefasst ist der im USamerikanischen Zuständigkeitsrecht überwiegend gebrauchte Ausdruck der “personal property”, der etwa mit „bewegliches Vermögen“ zu übersetzen ist. Im Folgenden soll sich dem zuständigkeitsrechtlichen Sachbegriff von zwei Seiten genähert werden: aus der Perspektive des – mit dem deutschen Recht ganz überwiegend vergleichbaren – schweizerischen Rechts und aus der Perspektive des US-amerikanischen Rechts. aa) Schweiz Art. 30 ZPO-CH und Art. 98 Abs. 2 IPRG sind ihrem Wortlaut nach auf „bewegliche Sachen“ und „Forderungen, die durch Fahrnispfand gesichert sind“, anwendbar. Die Unterscheidung zwischen den Begriffen „bewegliche Sachen“ und „Forderungen“ zeigt, dass der Begriff der beweglichen Sache auf körperliche Gegenstände beschränkt ist.492 Der Begriff der beweglichen Sache im engeren Sinne bestimmt sich nach dem materiellen Recht.493 Als bewegliche Sachen gelten danach alle körperlichen Sachen, die nicht mit dem Boden fest verbunden sind und demgemäß ihre räumliche Lage beliebig ändern können – sei es aus eigener Kraft (Tiere) oder durch äußere Einwirkung (leblose Sachen, Fahrnisbauten im Sinne von Art. 677 ZGB).494 Den beweglichen Sachen gleichgestellt – und damit vom Anwendungsbereich des Art. 30 Abs. 1 ZPO-CH ebenfalls erfasst495 – sind Naturkräfte (Energien), soweit sie einer rechtlichen Herrschaft unterworfen werden können und nicht als Ge492 493 494 495

Sträuli/Messmer, ZPO, § 6/7 Rn. 31. Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 7. Tuor/Schnyder/Schmid, ZGB, § 103 Rn. 1. BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 7.

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genstand dauernder dinglicher Rechte zu den Grundstücken gehören.496 Ebenfalls bewegliche Sachen in diesem Sinne sind Wertpapiere.497 Unter den Begriff ist auch das „Zugehör“498 beweglicher und unbeweglicher Sachen zu subsumieren, woraus sich ergibt, dass eine Streitigkeit über die Zubehörsqualität einer beweglichen Sache an ihrem Belegenheitsort ausgetragen werden kann.499 Daneben erfasst Art. 30 ZPO-CH auch mittels Fahrnispfandrecht (Art. 884 ff. ZGB) gesicherte Forderungen. Fahrnispfandrechte sind Faustpfandrechte (Art. 884 ff. ZGB), Retentionsrechte (Art. 895 ff. ZGB), sowie – nach überwiegender Ansicht aber nur sehr eingeschränkt, dazu sogleich – Pfandrechte an Forderungen und anderen Rechten (Art. 899 ff. ZGB). Retentionsrecht ist das Recht eines Gläubigers, bewegliche Sachen, die in seinem Besitz sind und die er herauszugeben verpflichtet ist, zur Befriedigung einer Forderung zurückzubehalten und verwerten zu lassen. 500 Es entspricht in Entstehungsgrund und Rechtsfolge also etwa dem deutschen Unternehmerpfandrecht im Sinne von § 647 BGB, erfasst aber noch eine Vielzahl anderer Fallkonstellationen.501 Pfandrechte an Forderungen und anderen Rechten fallen nur dann in den Anwendungsbereich des Belegenheitsgerichtsstands, wenn es sich um Pfandrechte an Wertpapieren handelt, da letztere nach schweizerischem Recht den beweglichen Sachen gleichgestellt sind.502 Andere Forderungspfandrechte werden, da ihnen keine körperliche Sache einen tatsächlichen Belegenheitsort mittelt, nicht erfasst.503 Teilweise wird dafür plädiert, Forderungspfandrechte insgesamt vom Anwendungsbereich des Art. 30 ZPO-CH auszunehmen.504 Diese Ansicht stützt sich auf die Gesetzeslage unter Geltung von Art. 20 GestG, der unter den Oberbegriff der Fahrnispfandrechte das Faustpfand und das Retentionsrecht fasste, nicht hingegen 496

Tuor/Schnyder/Schmid, ZGB, § 103 Rn. 1. ZK-ZGB, Einl. Rn. 25; Müller/Wirth/Naegli, GestG, Art. 20 Rn. 9; BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 6. 498 Art. 644 Abs. 2 ZGB. Entspricht dem Zubehör im Sinne von § 97 BGB. 499 Müller/Wirth/Naegli, GestG, Art. 20 Rn. 10; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/ Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 20. 500 Tuor/Schnyder/Schmid, ZGB, § 119 Rn. 2; ein Retentionsrecht im Sinne des Art. 895 ZGB ist eine Art Zurückbehaltungsrecht. 501 Vgl. hierzu Tuor/Schnyder/Schmid, ZGB, § 119 Rn. 3 ff., die insbesondere zwischen gewöhnlichen Retentionsrechten unterscheiden, die Konnexität zwischen der zurückbehaltenen Sache und der Forderung (wie bei § 647 BGB) voraussetzen, und Retentionsrechten zwischen Kaufleuten, die lediglich voraussetzen, dass der Besitz an der zurückzubehaltenden Sache und der Forderung aus ihrem gegenseitigen geschäftlichen Verkehr hervorgeht. Retentionsrechte haben bspw. der Vermieter nach Art. 268 OR und der Verpächter nach Art. 299c OR an den beweglichen Sachen in den vermieteten/verpachteten Räumen. 502 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 15. 503 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 15. 504 BK-Peter, ZPO, Bd. 1, Art. 30 Rn. 5. 497

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

Pfandrechte an Forderungen und anderen Rechten.505 Gegen diese Auffassung hatte sich aber noch unter Geltung des Gerichtsstandsgesetzes – und damit gegen den insoweit abschließenden Wortlaut des Art. 20 GestG – Widerstand formiert: Die Unterscheidung zwischen Retentionsrechten und Pfandrechten an Wertpapieren erhelle nicht, da beiden der Belegenheitsort letztlich durch eine bewegliche Sache – zu denen Wertpapiere zählen – gemittelt werde.506 Im Ergebnis sei für die Frage nach der Begründung einer Belegenheitszuständigkeit allein entscheidend, ob das in Streit stehende Recht in einer Sache verkörpert ist.507 Spätestens seit der Neufassung der Belegenheitszuständigkeit in Art. 30 ZPO-CH, der pauschal von mittels Fahrnispfand gesicherten Forderungen spricht, fehlt es an überzeugenden Einwänden gegen die Erfassung von Pfandrechten an Wertpapieren. Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass Art. 30 ZPO-CH die Belegenheitszuständigkeit immer unter die Voraussetzung einer Anknüpfung an eine körperliche Sache stellt – sei es, dass die körperliche Sache selbst Streitgegenstand ist, sei es, dass der (unkörperliche) Streitgegenstand in einer Sache verkörpert oder durch diese gesichert ist. Auf nicht verkörperte oder gesicherte Forderungen und andere Vermögensrechte ist Art. 30 ZPO-CH dagegen nicht anwendbar.508 Bemerkenswert ist die trotzdem ohne Begründung – und in Abkehr zur einhelligen Meinung über den Anwendungsbereich von Art. 30 ZPO-CH – vorgetragene Mindermeinung, Art. 98 Abs. 2 IPRG erfasse auch nicht in einem Wertpapier verbriefte Rechte und verpfändete Forderungen.509 bb) USA Bedingt durch die Fülle an einzelstaatlichen und bundesweiten Zuständigkeitsvorschriften ist die Begriffsdogmatik im US-amerikanischen Recht kaum überschaubar. Bei der Ausübung einer in rem und einer quasi in rem jurisdiction soll nach der Rechtsprechung Belegenheitszuständigkeit über personal property begründet werden.510 Des gleichen unbestimmten und damit flexiblen Terminus bedienen sich die long-arm statutes und venues einiger Bundesstaaten. Der Gerichtsstaat stützt seine personal jurisdiction über den Beklagten – bzw. das einzelne Gericht seine örtliche Zuständigkeit –

505

Müller/Wirth/Naegeli, Art. 20 Rn. 23. Müller/Wirth/Naegeli, Art. 20 Rn. 25. 507 Müller/Wirth/Naegeli, Art. 20 Rn. 25. 508 Sträuli/Messmer, ZPO, § 6/7 Rn. 22. 509 ZK-Heini, IPRG, Art. 98 Rn. 7; BSK-IPRG/Fisch, Art. 98 Rn. 5. 510 Green v. Van Buskirk, 5 Wall. 307 (312) (1866); Arndt v. Griggs, 134 U.S. 316 (318), 10 S.Ct. 557 (558), 33 L.Ed. 918 (1890). 506

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schlicht auf die Belegenheit von property511 oder personal property512 in seinem Hoheitsgebiet (bzw. Gerichtsbezirk). Die Dehnbarkeit der Begriffe ist augenfällig. Es drängt sich der Verdacht auf, dass der zuständigkeitsrechtliche Vermögensbegriff für Interpretationen der Gerichte möglichst offengehalten werden sollte, um im jeweiligen Einzelfall eine angemessene Zuständigkeits-ausübung zu gewährleisten. Auch ein Blick in § 13 des Restatement of the Law of Property (1929/30) bleibt ebenso unbefriedigend wie ergebnislos. Danach erfasst der Begriff personal property “[...] all property that is not real property”, und damit alle beweglichen körperlichen Sachen sowie Forderungen und andere Vermögensrechte. Eine ähnlich weite zivilprozessuale Definition der personal property ist der kalifornischen Zivilprozessordnung zu entnehmen, wonach “money, goods, chattels, things in action, and evidences of debt” und damit auch Vermögensrechte unter den Begriff zu fassen sind.513 Spiegelbildlich zu dieser Gesetzeslage bietet sich ein uneinheitliches Bild in der US-amerikanischen Rechtsprechung. Einigkeit besteht darüber, dass der Belegenheitsgerichtsstand chattels, das heißt körperliche Sachen,514 sowie in Dokumenten verbriefte Vermögensrechte,515 wie beispielsweise umlauffähige Obligationen (bonds), Schuldscheine (notes)516 und Aktien,517 erfasst. Streit entzündet sich dagegen an der Frage, ob auch nicht verbriefte Forderungen und andere Vermögensrechte eine Belegenheitsortzuständigkeit begründen können.518 Ausgangspunkt ist die Definition des Begriffs property, 511 Vgl. long-arm statutes: South Dakota: South Dakota Codified Laws, § 15-7-2 Tennessee: (3); Tennessee Code, § 20-2-214 (a) (3); venue: Connecticut: Connecticut General Statutes, § 51-345 (a) (1) (C). 512 Vgl. long-arm statutes: Washington: Revised Code of Washington, § 4.28.185 (1) (c); venue: Washington: RCW, § 4.12.010 (2); Arizona: Arizona Revised Statutes, § 12-401 (11) (aber nur “recovery of personal property”); North Carolina: North Carolina General Statutes, § 1-76 (4) (aber nur “recovery of personal property”, vgl. außerdem Coca-Cola Bottling Co. Consol. v. Durham Coca-Cola Bottling Co., 141 N.C.App. 569 (583), 541 S.E.2d 157 (166) (2000): “Intangible personal property is not subject to the venue requirements”). 513 Vgl. California Code of Civil Procedure, § 17 (b) (3); Atkinson v. Superior Court In and For Los Angeles County, 49 Cal.2d 338 (342), 316 P.2d 960 (1957). 514 Restatement, 2d, Conflict of laws, § 60 für die in rem jurisdiction und § 38 für die personal jurisdiction. 515 Restatement, 2d, Conflict of laws, § 63. 516 Weintraub, Commentary on the Conflict of Laws, S. 273; vgl. auch Hanson v. Denckla, 357 U.S. 235 (247 Fn. 16), 78 S.Ct. 1228 (1236 Fn. 16), 2 L.Ed. 2d 1283 (1958): Keine Zuständigkeit kalifornischer Gerichte für eine Klage betreffend einen trust bestehend aus “stock, bonds and notes”, die in einem anderen Staat belegen sind. 517 Restatement, 2d, Conflict of laws, § 64. 518 Streit besteht insbesondere über die Frage, ob allein die Pfändung einer Forderung im Gerichtsstaat dessen Belegenheitszuständigkeit für Klagen begründet, die keinen Bezug zu der gepfändeten Forderung aufweisen, sog. quasi in rem jurisdiction Typ 2b). Dies wurde in Folge der Entscheidung Harris v. Balk, 198 U.S. 215; 25 S.Ct. 625; 49 L.Ed. 1023 (1905)

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der, wie bereits gezeigt, einer weiten Interpretationsspanne zugänglich ist. Die Rechtsprechung der state courts hat – ohne vor der schwierigen Frage nach der Belegenheitsortbestimmung zurückzuschrecken – unter diesen Begriff munter einfache Forderungen, Fonds und Rechte aus Versicherungspolicen subsumiert.519 Gegner dieser Begriffsöffnung weisen auf Problematik und Folgen einer Bestimmung des fiktiven Belegenheitsorts unkörperlicher Vermögensgegenstände hin, der zu einer maßgeblichen Erweiterung der Belegenheitsortzuständigkeit führe.520 Auf eben diesen Begründungsansatz rekurriert auch das American Law Institute, wenn es in § 65 des Restatement, Second, Conflict of Laws eine in rem jurisdiction – bzw. quasi in rem jurisdiction Typ 1 – über nicht verbriefte Vermögensrechte ablehnt: “§ 65. Judicial jurisdiction over intangible thing not embodied in a document. A state has the power to exercise judicial jurisdiction to affect interests in an intangible thing which is not embodied in a document if the relationship of the state to the thing and to the parties involved makes the exercise of such jurisdiction reasonable.”

zunächst bejaht, ist seit der Entscheidung Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186, 97 S.Ct. 2569, 53 L.Ed.2d 683 (1977) aber zweifelhaft, vgl. dazu ausführlich unten, Kap. 2, III. 1. b). 519 Bspw. Security Sav. Bank v. State of California, 263 U.S. 282 (285), 44 S.Ct. 108 (110), 68 L.Ed. 301 (1923); Atkinson v. Superior Court, 49 Cal. 2d 338 (342), 316 P. 2d 960 (1957) (zu California Code of Civil Procedure, § 412 a.F., der eine Belegenheitszuständigkeit für Klagen mit Bezug auf “real or personal property” vorsah); First Nat. Bank v. Bank of Horatio, 161 Ark. 259; 255 S.W. 881 (882) (1923) (in rem jurisdiction über einen Fonds am Sitz der Bank); Blount v. Metropolitan Life Ins. Co., 9 S.E. 2d 65 (66–67) (1940) (in rem jurisdiction über eine Versicherungspolice am Wohnsitz des Versicherten); Canal Ins. Co. v. Cambron, 242 S.E. 2d 32 (37 Fn. 2) (1978) (“A chose in action is personality.”); Larson v. Dubuque Fire & Marine Ins. Co., 213 N.W. 140 (141) (1927) (Forderung gegen Versicherungssumme als property im Sinne des long-arm statute, jurisdiction aber abgelehnt, da Belegenheitsort nicht Michigan), GP Credit Co., LLC v. Orlando Residence, Ltd., 349 F. 3d 976 (979–980) (2003) (chose in action begründet in rem jurisdiction); Bragg v. Gaynor, 21 L.R.A. 161, (1893). 520 First Trust Company of St. Paul v. Matheson, 187 Minn. 468 (474), 246 N.W. 1 (3) (1932); Austin v. Royal League, 316 Ill. 188 (194), 147 N.E. 106 (109) (1925) (Versicherungspolice keine “res”, die Belegenheitszuständigkeit begründet); Redzina v. Provident Inst. for Savings in Jersey City, 125 A. 133 (136) (1924) (Bankkonto keine “res”); Riedel v. Preston, 246 N.W. 569 (1933) (Geldforderung kein property); National Bank of New Jersey v. White, 115 A. 533 (534) (1921); Stockbridge v. Phoenix Mutual Life Ins. Co., 193 Fed. 558 (559) (1912) (Versicherungspolice kein personal property); Eisner v. Williams, 298 N.W. 507 (509) (1941); Coca-Cola Bottling Co. Consol. v. Durham Coca-Cola Bottling Co., 141 N.C.App. 569 (583), 541 S.E. 2d 157 (166) (2000) (“Intangible personal property is not subject to the venue requirements”); Jackson Nat. Life Insurance Co. v. Stillman Land Co., 1993 U.S. Dist. LEXIS 14218 (1993) (Versicherungssumme kein property im Sinne von 28 U.S.C. § 1391 (b)(2)); in diese Richtung auch Bank of Jasper v. First National Bank of Rome, Georgia, 268 U.S. 112 (1922); vgl. auch Andrews, 49 Yale L. J. 241 (256 Fn. 65) (1939).

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Dieser Regelung folgt die apodiktische Feststellung, dass die Frage nach einer angemessenen Zuständigkeitsausübung über unkörperliche Sachen nicht von deren fiktiven Belegenheit abhänge. Da die Existenz von Forderungen und Vermögensrechten als künstliche Rechtsgebilde von gewissen Beziehungen zwischen den Parteien abhänge, richte sich die Angemessenheit einer Zuständigkeitswahrnehmung maßgeblich nach der Beziehung der Parteien zum Gerichtsstaat sowie danach, ob aus Sicht der Parteien der Gerichtsstaat ein geeigneter Ort für das Gerichtsverfahren ist.521 Dieser Empfehlung folgend beschränken manche Staaten den Anwendungsbereich ihrer Belegenheitsgerichtsstände ausdrücklich auf körperliche Sachen (tangible property).522 cc) Zusammenfassung Den nationalen Rechtsordnungen kann ein einheitliches Bild bei der Beantwortung der Frage, ob eine Belegenheitszuständigkeit für streitbefangene Forderungen und andere Vermögensrechte gerechtfertigt ist, ob also der Anwendungsbereich des Belegenheitsgerichtsstands über körperliche Streitgegenstände hinaus zu erstrecken ist, nicht entnommen werden. Während die schweizerische Zivilprozessordnung sich strikt an dem Grundsatz orientiert, dass die Anwendung der Belegenheitszuständigkeit eine mindestens mittelbare Anknüpfung an einen körperlichen Gegenstand voraussetzt, lässt der offene Vermögensbegriff im US-amerikanischen Zuständigkeitsrecht der Rechtsprechung ausreichend Spielraum, den Anwendungsbereich der Belegenheitsgerichtsstände je nach Belieben mit unkörperlichen Gegenständen anzureichern. b) Erfasste Klagen aa) Schweiz Bei der Frage, welche Klagen im Belegenheitsgerichtsstand erhoben werden können, ist beim Gerichtsstand am Belegenheitsort der beweglichen Sache eine zurückhaltende Tendenz des Gesetzgebers festzustellen. Der Anwendungsbereich ist nur für Klagen „über dingliche Rechte“ oder „über den Besitz“ an beweglichen Sachen und Forderungen, die durch Faustpfand gesichert sind, eröffnet. Ein Pendant zu Art. 29 Abs. 2 ZPO-CH, wonach auch „andere Klagen, die sich auf Rechte an Grundstücken beziehen“ (Vertragsklagen mit dinglichem Bezug zum Grundstück),523 im Belegenheitsgerichts521

Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 54 comm. a). Personal jurisdiction: Wisconsin: Wisconsin Statutes, § 801.05 (6) (b); North Carolina: North Carolina General Statutes, § 1-75.4 (6) (b); Michigan: Michigan Compiled Laws, § 600.705 (3); venue: Michigan: Michigan Compiled Laws, § 600.1605 (d). 523 BGE 134 III 16; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 29 Rn. 24. 522

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stand erhoben werden können, fehlt. Von Art. 30 ZPO-CH nicht erfasst sind daher obligatorische Klagen auf Einräumung des dinglichen Rechts524 oder Klagen aus Miete oder Pacht beweglicher Sachen.525 Auch im Übrigen ist der Anwendungsbereich eng auszulegen. Klagen über dingliche Rechte an beweglichen Sachen setzen voraus, dass das dingliche Recht Streitgegenstand der Klage ist.526 Die Klage muss aus einem Rechtsverhältnis hervorgehen, dessen Gehalt sich nicht in der Leistung eines bestimmten Schuldners erschöpft, das heißt nicht durch die Tatsache der Leistung erlischt, sondern darüberhinaus Wirkung entfaltet.527 Im Einzelnen können folgende Klagen im Gerichtsstand des Art. 30 ZPO-CH erhoben werden: die Eigentumsklage (rei vindicatio) und die Eigentumsfreiheitsklage (actio negatoria) nach Art. 641 Abs. 2 ZGB528, Klagen auf Feststellung des Bestehens oder Nichtbestehens eines dinglichen Rechts,529 Klagen auf Erfüllung einer dinglichen Pflicht530 und die sogenannte Admassierungsklage531 als ordentliche Eigentumsklage im Sinne von Art. 641 Abs. 2 ZGB.532 In die Kategorie der Klagen aus dem Besitz an beweglichen Sachen fallen Ansprüche, deren Grund der Besitz als quasi-dingliches Recht ist.533 Erfasst werden Besitzschutzklagen (Klagen wegen Besitzentziehung, Art. 927 ZGB, und wegen Besitzstörung, Art. 928 ZGB)534 und Besitzrechtsklagen (Klage auf Rückgabe einer abhandengekommenen Sache, Art. 934 ZGB, und Herausgabe vom bösgläubigen Erwer-

524

Müller/Wirth/Naegli, GestG, Art. 20 Rn. 15; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/ Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 12. 525 BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 12; BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 19, die behaupten, diese Ansprüche könnten gemäß Art. 33 ZPO-CH am Ort der gelegenen Sache geltend gemacht werden. Art. 33 ZPO-CH bezieht sich nach seinem eindeutigen Wortlaut aber lediglich auf unbewegliche Sachen. 526 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 12; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 9 mit Verweis auf Art. 29 Rn. 9. 527 BGE 117 II 26 (29); BGE 120 Ia 240 (243) (französisch); Sutter-Somm/Hasenböhler/ Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 12. 528 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 13; BSK-ZPO/Tenchio, Art 30 Rn. 9 mit Verweis auf Art. 29 Rn. 11. 529 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 13; Müller/Wirth/Naegli, GestG, Art. 20 Rn. 15; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 9 mit Verweis auf Art. 29 Rn. 11. 530 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 13 531 Art. 242 Abs. 3 SchKG: „Beansprucht die Masse bewegliche Sachen, die sich im Gewahrsam oder Mitgewahrsam eines Dritten befinden [...] als Eigentum des Schuldners, so muss sie gegen den Dritten klagen.“ 532 BSK-SchKG/Russenberger, Art. 242 Rn. 7; BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 14; SutterSomm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 13. 533 BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 9 mit Verweis auf Art. 29 Rn. 14. 534 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 14; BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 15.

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ber, Art. 936 ZGB).535 Nicht erfasst werden Klagen über Forderungen aus gestörtem oder entzogenem Besitz (Schadensersatz- oder Verantwortlichkeitsklagen, Art. 927 f. und 938 ff. ZGB).536 Werden sie im Wege der objektiven Klagehäufung zusammen mit einer Besitzschutz- oder Besitzrechtsklage erhoben (Art. 15 Abs. 2 ZPO-CH), steht der Weg zum Belegenheitsgericht allerdings offen.537 Schließlich eröffnet Art. 30 Abs. 1 ZPO-CH einen Gerichtsstand für Klagen über Forderungen, die durch Faustpfand gesichert sind. Hintergrund ist der Umstand, dass mit derartigen Klagen sowohl ein obligatorisches Recht – nämlich die Pfandforderung – als auch ein beschränktes dingliches Recht – das Pfandrecht – geltend gemacht werden kann. Während der obligatorische Anspruch die Eröffnung des allgemeinen Gerichtsstands rechtfertigt, beansprucht das dingliche Recht die Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts.538 Nach erfolgter Pfandrechtsverwertung entfällt jedoch der Grund für eine Belegenheitszuständigkeit und die pfandgesicherte Forderung kann nur noch im allgemeinen Gerichtsstand geltend gemacht werden.539 Im Einzelnen werden daher folgende Klagen erfasst: die Feststellung des Bestehens oder Nichtbestehens (der Höhe) einer pfandrechtlich gesicherten Forderung,540 die Feststellung des Nichtbestehens oder Bestehens des Pfandrechts,541 die Geltendmachung einer pfandrechtlich gesicherten Forderung und des Pfandrechts sowie die Rückgabe des Fahrnispfands,542 Klagen aus einer Forderung, zu deren Sicherung der Schuldner bei einem Dritten eine bewegliche Sache anstelle eines Pfandes hinterlegt hat,543 und die Klage des Retentionsgläubigers544 auf Rückschaffung der entsprechenden Sache nach Art. 284 SchKG.545 Für eine Gerichtsstandseröffnung wird ferner plädiert, wenn der Kläger ausnahmsweise546 ein besitzloses Pfandrecht verfolgt.547 535

Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 13; BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 15. 536 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 13; BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 16; Müller/Wirth/Naegli, GestG, Art. 20 Rn. 16. 537 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 13; BSK-GestG/Tenchio, Art. 20 Rn. 9; BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 16. 538 BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 10. 539 BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 10. 540 BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 10; BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 17. 541 BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 10; BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 17. 542 BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 10; BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 17. 543 BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 10; BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 20. 544 Vgl. Fn. 480. 545 Art. 284 SchKG: „Wurden Gegenstände heimlich oder gewaltsam fortgeschafft, so können dieselben in den ersten zehn Tagen nach der Fortschaffung mit Hilfe der Polizeigewalt in die vermieteten oder verpachteten Räumlichkeiten zurückgebracht werden [...]“; BSKZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 10. 546 Bspw. im Fall des Art. 885 ZGB (Pfandrechtsbestellung an Vieh ohne Übertragung des Besitzes).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

Schließlich wird die Anwendung des Art. 30 ZPO-CH auf die durch Sicherungsübereignung gesicherte Forderung mit der Begründung verlangt, dass sie wie das Pfandrecht die Einräumung einer Realsicherheit bezwecke und sachenrechtlich sogar Eigentum übertragen werde.548 bb) USA Obwohl das US-amerikanische Zuständigkeitsrecht jedenfalls im Bereich der (quasi in) rem jurisdiction nicht immer trennscharf zwischen beweglichen und unbeweglichen Sachen unterscheidet, ist insbesondere den einzelstaatlichen long-arm statutes zur Begründung einer personal jurisdiction die Tendenz zu entnehmen, den Anwendungsbereich der Belegenheitszuständigkeit bei beweglichen Sachen enger zu fassen. Im Einzelnen: (1) Jurisdiction Eine in rem jurisdiction des Belegenheitsstaats über bewegliche Sachen wird wie bei unbeweglichen Sachen bei allen Klagen begründet, mit denen der Kläger die Besitzeinräumung an einer beweglichen Sache, die Begründung oder Feststellung seines Eigentums oder eines anderen Interesses – beispielsweise eines Pfandrechts – an der Sache oder die Feststellung des Nichtbestehens von Eigentum des Beklagten oder anderen Interessen an der Sache begehrt.549 Konkret kann der Belegenheitsstaat über Klagen auf Feststellung des Eigentums an einer beweglichen Sache,550 auf Herausgabe einer beweglichen Sache,551 auf Übereignung einer beweglichen Sache aus Kaufvertrag,552 auf Teilung (Popcorn)553 und Aufteilung554 beweglicher Sachen sowie über die Klage des Pfandgläubigers auf Feststellung, der Beklagte habe kein Pfandrecht an derselben beweglichen Sache, in Ausübung seiner in rem jurisdiction entscheiden.555 Der Anwendungsbereich der einzelstaatlichen long-arm statutes zur Begründung einer personal jurisdiction des Belegenheitsstaats über den Beklagten differiert: Teilweise werden – wie bei unbeweglichen Sachen – 547

BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 10. BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 14; BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 20. 549 Majique Fashions, Ltd. v. Warwick & Company Ltd., 67 A.D.2d 321 (326), 414 N.Y.S.2d 916 (920) (1979); vgl. auch Wisconsin Statutes, § 801.07 (1). 550 Spungin v. Chinetti Intern. Motors, 515 F.Supp. 31 (33) (1986). 551 Martindale v. Scott, 86 Or. 648, 168 P. 933 (1917). 552 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 60 a) Nr. 1. 553 Martin v. Better Taste Popcorn Co., 89 F. Supp. 754 (1950). 554 McCasland v. McCasland, 68 N.Y. 2d 748, 506 N.Y.S. 2d 329, 497 N.E. 2d 696 (1986). 555 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 60 a) Nr. 2, vgl. auch Green v. Van Buskirk, 5 Wall. 307 (1866), 7 Wall. 139 (1868); Educational Studios v. Consolidated Film Industries, 112 N.J. Eq. 352, 164 A. 24 (1933). 548

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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alle Klagen erfasst, die aus “ownership, use, or possession” an der beweglichen Sache entstehen.556 Darunter können insbesondere Klagen auf Schadensersatz wegen durch die bewegliche Sache erlittener Verletzungen subsumiert werden (Sacheigentümerhaftung).557 Andere long-arm statutes sind restriktiver und reduzieren den Anwendungsbereich des Belegenheitsgerichtsstands am Ort der beweglichen Sachen auf Klagen auf Herausgabe eines durch das Eigentum, den Besitz oder die Nutzung einer beweglichen Sache erlangten Vorteils558 oder Klagen auf Rückgabe oder Ersatz der Sache selbst.559 (2) Venue Wie die long-arm statutes sind auch die einzelstaatlichen Vorschriften zur venue bei der Festlegung des Anwendungsbereichs einer örtlichen Belegenheitszuständigkeit für bewegliche Sachen deutlich restriktiver als bei der Festlegung des Anwendungsbereichs für unbewegliche Sachen: Eine örtliche Belegenheitszuständigkeit wird auf Klagen zur Wiedererlangung beweglicher Sachen (recovery of personal property 560, obtain possession561) oder die Verwertung von Pfandrechten an einer beweglichen Sache562 beschränkt. Unter Klagen zur Wiedererlangung bzw. Herausgabe beweglicher Sachen subsumiert die Rechtsprechung solche auf Nichtigerklärung eines Vertrags und anschließende Herausgabe der verkauften beweglichen Sache563 sowie auf Teilung beweglichen Vermögens.564 Abgelehnt wurde eine Belegenheitszuständigkeit dagegen für eine Klage auf Befriedigung aus einem Pfandrecht

556 So der Revised Code of Washington, § 4.28.185 (1)(c); Michigan: Michigan Compiled Laws, § 600.705 (3); Montana: Montana Rules of Civil Procedure, R. 4 (b)(1)(c); South Dakota: South Dakota Codified Laws, § 15-7-2 (3); Tennesee: Tennessee Code, § 20-2-214 (3) (“the ownership or possession”). 557 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 38 comm. c), Schneider v. Linkfield, 389 Mich. 608 (616), 209 N.W. 2d 225 (228) (1973) (Klage auf Schadensersatz wegen Autounfall am „gewöhnlichen Belegenheitsort“ des Autos); Nixon v. Cohn, 385 P. 2d 305 (308 ff.) (1963) (Klage auf Schadensersatz wegen Unfall aufgrund einer unter Eigentumsvorbehalt verkauften Maschine). 558 Wisconsin Statutes, § 801.05 (6) (b); North Carolina General Statutes, § 1-75.4 (6) (b). 559 Wisconsin Statutes, § 801.05 (6) (c); North Carolina General Statutes, § 1-75.4 (6) (c). 560 Michigan: Michigan Compiled Laws, § 600.1605 (d); Arizona: Arizona Revised Statutes, § 12-401 (11); North Carolina General Statutes, § 1-76 (4) (“Recovery of personal property when the recovery of the property itself is the sole or primary relief demanded”); South Carolina: Code of Laws of South Carolina, § 15-7-10 (4) (“[…] for the recovery of personal property”); Ylvich v. Kalafate, 92 P. 2d 178 (1939). 561 Tennessee Code, § 20-4-103. 562 Tennessee Code, § 20-4-103. 563 Edgerton & Edgerton v. Games, 142 N.C. 223, 55 S.E. 145 (146) (1906). 564 Dubose v. Harpe, 239 N.C. 672 (673–74), 80 S.E. 2d 454 (455–56) (1954).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

an einer beweglichen Sache565, eine Klage des Vermieters auf Mietzahlung566 bzw. auf Schadensersatz gegen den mit der Vermietung beauftragten Vertreter wegen vorsätzlicher Falschdarstellung des beweglichen Mietobjekts567 sowie eine Klage aus conversion568,569. Andere örtliche Zuständigkeitsvorschriften sind weniger restriktiv und erstrecken sich auf “all questions involving the rights to the possession or title to any specific article of personal property” sowie auf Schadensersetz wegen Besitzentzug oder Eigentumsverletzung570 und wieder andere verlangen lediglich, dass die bewegliche Sache subject of the claim ist, was bedeutet, dass die Klage nur irgendeinen Bezug zu der beweglichen Sache aufweisen muss.571 Letzteres hat zur Folge, dass auch deliktische Klagen auf Schadensersatz wegen Verletzung beweglichen Eigentums im Belegenheitsgerichtsstand erhoben werden können. Jedenfalls auf bundesrechtlicher Ebene wird aber dafür plädiert, den Anwendungsbereich des 28 U.S.C. § 1391 (b)(2) für bewegliche Sachen dann einschränkend auszulegen, wenn sich die beschädigte bewegliche Sache im Zeitpunkt der Klageerhebung fernab vom Tatort befindet.572 cc) Zusammenfassung Sowohl im schweizerischen als auch im US-amerikanischen Zuständigkeitsrecht lässt sich bei der Frage, welche Klagen im Belegenheitsgerichtsstand der beweglichen Sache erhoben werden können, im Vergleich zu der recht großzügigen Handhabung des Belegenheitsgerichtsstands der unbeweglichen Sache eine gewisse Zurückhaltung feststellen. Im schweizerischen Zuständigkeitsrecht werden sowohl Klagen aus dem dinglichen Recht als auch Mietklagen endgültig aus dem Anwendungsbereich des Gerichtsstands ausgeklammert. Ein Belegenheitsgerichtsstand bei Mietklagen existiert – anders als bei unbeweglichen Sachen – nicht. In den USA existieren zwar teilweise long-arm statutes und venues, die ähnlich weit gefasst sind wie bei unbeweglichen Sachen. Die Tendenz geht aber auch hier zu einer Einschränkung des Anwendungsbereichs auf Herausgabeklagen oder Klagen mit unmittelbarem Bezug zum Besitz oder Eigentum an beweglichen Sachen. 565

W. C. Caye & Co. v. Saul, 229 S.C. 306, 92 S.E. 2d 696 (1956) zu Code of Laws of South Carolina, § 15-7-10 (4). 566 M & J Leasing Corp. v. Habegger, 77 N.C. App. 235 (237), 334 S.E. 2d 804 (805) (1985). 567 Centura Bank v. Miller, 138 N.C. App. 679 (681), 532 S.E. 2d 246 (248) (2000). 568 Klage wegen widerrechtlicher Aneignung. 569 Williams v. Rollins, 107 S.C. 440, 93 S.E. 1 (1917) zu Code of Laws of South Carolina, § 15-7-10 (4). 570 Revised Code of Washington, § 4.12.010 (2). 571 Wisconsin Statutes, § 801.50 (2) (b); 28 U.S.C. § 1391 (b) (2). 572 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 370.

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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c) Ausschließlichkeit Bedenkt man die oben erörterte Sonderstellung des Belegenheitsgerichtsstands am Ort der unbeweglichen Sache und die – trotz gewichtiger Interessen – an seiner Ausschließlichkeit geübte Kritik, mutet der Gedanke, ein weiterer Gerichtsstand könne ausschließliche Geltung beanspruchen, seltsam an. Tatsächlich sehen sowohl Art. 30 ZPO-CH als auch Art. 98 Abs. 2 IPRG den Belegenheitsgerichtsstand lediglich als Alternative zum Wohnsitzgerichtsstand vor. Im US-amerikanischen Zuständigkeitsrecht wurden gewisse Klagen in Bezug auf bewegliche Sachen dagegen schon als local action eingeordnet und in der Konsequenz das Belegenheitsgericht für ausschließlich zuständig erklärt.573 Hintergrund ist sicherlich die im US-amerikanischen Zuständigkeitsrecht – im Vergleich zum schweizerischen Recht – waltende fehlende Trennschärfe zwischen der Belegenheitszuständigkeit am Ort der unbeweglichen Sache und am Ort der beweglichen Sache. Heute wird die local rule nur noch auf Klagen betreffend unbewegliche Sachen angewandt.574 Die örtlichen Zuständigkeitsvorschriften der Einzelstaaten legen teilweise eine alternative Zuständigkeit des Gerichts am Aufenthaltsort des Beklagten fest.575 Die Begründungen für die unterschiedliche Behandlung beweglicher und unbeweglicher Sachen decken sich. Gerade die dauerhafte Belegenheit der Sache sei Voraussetzung für eine ausschließliche Belegenheitszuständigkeit: Verändere eine bewegliche Sache durch häufiges kurzfristiges Verschieben ihren Lageort, könne der Klagegrund potenziell überall entstehen (transitory im Gegensatz zu local)576 und erscheine die Anordnung der Ausschließlichkeit angesichts einer der Verschiebbarkeit innwohnenden Missbrauchsgefahr nicht gerechtfertigt.577 Trotzdem wird in der US573

Martindale v. Scott, 86 Or. 648, 168 P. 933 (1917); City of North Yakima v. Superior Court of King County, 30 P. 1053 (1054) (1892); Ylvich v. Kalafate, 92 P. 2d 178 (181) (1939); All v. Williams, 87 S.C. 101, 68 S.E. 1041 (1910); Brown v. Cogdell, 136 N.C. 3248 S.E. 515 (1904), ausdrücklich Code of Laws of South Carolina, § 15-7-10: “An action for the following causes must be tried in the county in which the subject of the action or some part of the property is situated”, wovon Klagen “for the recovery of personal property” erfasst sind. “Must be tried” ordnet Ausschließlichkeit an, vgl. Trapier v. Waldo, 16 S.C. 276 (1881); First Nat. Co. v. Strak, 148 S.C. 410, 146 S.E. 240 (1929); Riddle v. Reese, 53 S.C. 198, 31 S.E. 222 (1898); Ware v. Henderson, 25 S.C. 385 (1886). Ebenso North Carolina General Statutes, § 1-76. 574 Smithdeal v. Wilkerson, 100 N.C. 526, S.E. 71 (1888); Andrews v. Cusin, 396 P. 2d 155 (157) (1964) (in Bezug auf Schadensersatzklagen wegen Verletzung beweglichen Eigentums); Steel Motor Service v. Zalke, 212 F. 2d 856 (1954); Friedenthal/Kane/Miller, Civil Procedure, S. 83. 575 So Arizona Revised Statutes, § 12-401 (11): “Actions for the recovery of personal property may be brought in the county in which the property may be or in which the defendant or any of several defendants may be found.” 576 Vgl. dazu Developments in the Law, 73 Harv. L. Rev. 909 (981) (1960). 577 BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 1; BSK-IPRG/Fisch, Art. 98 Rn. 4.

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amerikanischen Rechtsprechung mit dem Hinweis, dass das Belegenheitsgericht die Kontrolle über endgültige Verfügungen betreffend die bewegliche Sache ausübe, teilweise eine „vorrangige“ internationale Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts für bewegliche Sachen befürwortet.578 d) Belegenheitsort Bei der Bestimmung des Belegenheitsorts von beweglichen körperlichen Sachen ergeben sich in der Regel keine Schwierigkeiten. Es handelt sich um die Anknüpfung an einen rein tatsächlichen Zustand, der keine abstrakte und damit streitanfällige Einordnung rechtlicher Aspekte erfordert: Der zuständigkeitsrechtliche situs oder Belegenheitsort einer beweglichen Sache ist synonym mit ihrem tatsächlichen Lageort. Im Folgenden sollen aber zwei Fälle, in denen die Anknüpfung an den Lageort ausnahmsweise nicht angezeigt bzw. nicht möglich ist, näher beleuchtet werden: Zum einen führt die zuständigkeitsrechtliche Anknüpfung an den Lageort bei einer res in transitu, das heißt einer Sache, die sich im Zeitpunkt der Klageerhebung auf dem Transport befindet und nur zufällige Berührungspunkte zum jeweiligen Durchreisestaat aufweist, zu unbefriedigenden Ergebnissen. Zum anderen versagt eine Anknüpfung an den Lageort bei Forderungen und anderen Vermögensrechten die – jedenfalls nach der Rechtsprechung einiger state courts – in den Anwendungsbereich US-amerikanischer Belegenheitszuständigkeit fallen. aa) Der Belegenheitsort einer res in transitu Bekannt ist die Problematik der res in transitu aus dem Internationalen Privatrecht. Daher ist auch die Definition dem Internationalen Privatrecht entliehen: Als res in transitu werden bewegliche Sachen bezeichnet, die sich auf dem Transport zwischen verschiedenen Ländern befinden („Sachen auf dem Transportweg“) und über die während des Transports verfügt wird.579 Über die weitere Abgrenzung herrscht Streit.580 Nach überwiegender Ansicht zählen zu den res in transitu weder Transportmittel581 noch Sachen, die aufgrund eines internationalen Versendungskaufs transportiert werden.582 Teilweise werden von dem Begriff der res in transitu zudem Fälle ausgenommen, in denen eine Transportsache Gegenstand von „Lageort-“ bzw. „Platzgeschäften“ ist, wie beispielsweise im Fall einer Pfändung, eines Diebstahls oder 578

Finova Capital Corp. v. Ryan Helicopters U.S.A, Inc., 180 F. 3d 896 (899) (1999). MüKo-BGB/Wendehorst, Art. 46 Rn. 40. 580 Vgl hierzu die übersichtliche Darstellung von Henrich/Kreuzer, S. 162 f. 581 Lalive, The Transfer of Chattels in the Conflict of Laws, S. 190; BSK-IPRG/Fisch, Art. 101 Rn. 1. 582 Staudinger/Stoll, IntSR, Rn. 307. 579

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Verlusts der Sache.583 Ist eine solche res in transitu Gegenstand einer Verfügung, entzündet sich Streit über die Frage, ob bei der Bestimmung des anwendbaren Rechts auf den jeweiligen Durchreisestaat im Zeitpunkt der zu beurteilenden Verfügung abgestellt werden kann. Zwar knüpft das internationale Privatrecht fast aller Rechtsordnungen zur Bestimmung des auf bewegliche Sachen anwendbaren Rechts an den jeweiligen Belegenheitsort der Sache im Zeitpunkt der Verfügung an.584 Der Belegenheitsort einer res in transitu im Verfügungszeitpunkt ist aber oft hoheitsfreier Raum (auf hoher See oder im Luftraum über hoher See) oder schon gar nicht feststellbar.585 Selbst wenn aber der Belegenheitsstaat feststellbar ist, hat die Transportsache zu dem bloßen Durchgangsstaat in der Regel keinen dessen Rechtsanwendung rechtfertigenden Bezug. Daher wird eine starre Anwendung der situs-Regel auf Sachen im Transit fast einhellig abgelehnt.586 Die geschilderten Einwände lassen sich auf den Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen übertragen: erstens ist der Belegenheitsort einer Transportsache im Zeitpunkt der Klageerhebung oft nicht feststellbar; zweitens existiert kein zuständiges Belegenheitsgericht, wenn sich die Ware bei Übersee- oder Lufttransporten im Zeitpunkt der Klageerhebung auf hoheitsfreiem Gebiet befindet; drittens ist, selbst wenn das Belegenheitsgericht im Zeitpunkt der Klageerhebung sicher feststellbar ist, die Zuständigkeit eines teilweise völlig sach- und rechtsfernen Gerichts des Durchreisestaats begründet. Die Schweiz und die USA lösen die Problematik einer Belegenheitszuständigkeitsbestimmung im Falle einer res in transitu unterschiedlich: (1) Schweiz Das IPRG regelt in Art. 101 IPRG den Anknüpfungsort für die Bestimmung des auf die res in transitu anwendbaren Rechts. Danach unterstehen der rechtsgeschäftliche Erwerb und Verlust dinglicher Rechte an Sachen im Transit dem Recht ihres Bestimmungsstaats. Das Verhältnis dieser Norm des Internationalen Privatrechts zu Art. 98 Abs. 2 IPRG ist unklar. Eine Auffassung streitet die Anwendbarkeit des Art. 101 IPRG auf die Gerichtsstandsregel ab. Für Klagen aus dinglichen Rechten an Transportsachen sei nur das Wohnsitzgericht nach Art. 98 Abs. 1 IPRG zuständig.587 Welches Gericht für die Entscheidung über res in transitu zuständig ist, wenn der Beklagte weder Wohnsitz noch gewöhnlichen Aufenthalt in der Schweiz hat, bleibt nach 583 Ferid, Internationales Privatrecht, § 7-84; Venturini, International Encyclopedia of Comparative Law, Vol. III, Ch. 21 „Property“, S. 11. 584 Vgl. unten, Kap. 2, II. 6. a) aa) (2). 585 v. Hoffmann/Thorn, IPR, § 12 Rn. 39; Staudinger/Stoll, IntSR, Rn. 265. 586 Siehe nur v. Hoffmann/Thorn, IPR, § 12 Rn. 9; Rauscher, IPR, Rn. 1544; Cheshire/North/Fawcett, Private Int. Law, S. 1221. 587 ZK-IPRG/Heini, Art. 98 Rn. 8.

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dieser Auffassung im Dunkeln. Sie überzeugt daher nicht. Die wohl überwiegende Ansicht wendet Art. 101 IPRG auf Art. 98 Abs. 2 IPRG entsprechend an, was dazu führt, dass das Bestimmungsortgericht für Klagen über res in transitu zuständig ist.588 Eine Begründung für die Analogie sucht man vergeblich; Sinn und Notwendigkeit des Gleichlaufs von anwendbarem Recht und Gerichtsstand werden nicht hinterfragt. In der Praxis sind Zuständigkeitsprobleme bei Transportsachen ohnehin bedeutungslos. Eine Sonderregelung haben die – nicht zu den res in transitu zählenden – Transportmittel erfahren. Gemäß Art. 107 IPRG ist die Zuständigkeitsbestimmung bei dinglichen Rechten an Schiffen, Luftfahrzeugen und anderen Transportmitteln den Vorschriften anderer Gesetze vorbehalten. Eine derartige spezialgesetzliche Regelung findet sich beispielsweise in Art. 14 SeeSchG, wonach bei Seeschiffen die Gerichte am Registerort des streitbefangenen Seeschiffs zuständig sind. Soweit keine spezialgesetzliche Regelung existiert – wie für Binnenschiffe, Motorfahrzeuge, Eisenbahnmaterial – entspricht der Ort des gewöhnlichen Standorts des Transportmittels dem zuständigkeitsrechtlichen situs im Sinne von Art. 98 Abs. 2 IPRG.589 (2) USA Das Restatement, Second, Conflict of Laws nimmt bewegliche Sachen “in the course of transit in interstate or foreign commerce” vom Anwendungsbereich des Belegenheitsgerichtsstands explizit aus.590 Die Zuständigkeitsausübung wird in diesen Fällen als unreasonable empfunden.591 Die Ausnahme ist indessen verfassungsrechtlich nicht gefordert, weshalb es den Einzelstaaten überlassen bleibt, ob sie für die Entscheidung über eine Sache auf dem Transportweg Zuständigkeit in Anspruch nehmen.592 In der Rechtsprechung finden sich (wenige) Fälle einer Zuständigkeitsausübung über Transportsachen. In der Entscheidung Atchison, T. & S.F. Ry. Co. v. Wells lehnte der U.S. Supreme Court die Pfändung von Eisenbahnrollmaterial in Texas, wo ein Eisenbahnunternehmen für ein anderes Eisenbahnunternehmen den Besitz darüber ausübte, zur Begründung einer quasi in rem jurisdiction mit dem Hinweis auf eine übermäßige Belastung des interstate commerce ab.593 Von dieser Entscheidung unterschied er später ausdrücklich den Fall Missouri ex. Rel. St. L., B. & M. Ry. Co. v. Taylor.594 Der Kläger, wohnhaft in Missouri, 588

BSK-IPRG/Fisch, Art. 98 Rn. 5. BSK-IPRG/Fisch, Art. 98 Rn. 6. 590 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 56 comm. a), vgl. auch Developments in the Law, 73 Harv. L. Rev. 909 (951). 591 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 56 comm. a). 592 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 56 comm. a). 593 Atchison, T. & S.F. Ry. Co. v. Wells, 265 U.S. 101 (103), 44 S.Ct. 469 (470) (1924). 594 266 U.S. 200 (1924). 589

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begehrte von missourischen Gerichten Schadensersatz für eine Frachtsendung von Texas nach Missouri auf Grundlage einer in rem jurisdiction. Die Beklagte, ein texanisches Eisenbahnunternehmen, berief sich auf mangelnde Kontakte zum Bundesstaat Missouri, in welchem sie weder Schienen noch Zweigniederlassungen besitze. Der U.S. Supreme Court bestätigte die Zuständigkeit der missourischen Gerichte mit der Begründung, dass der Kläger ein Bewohner des Staats Missouri und Missouri überdies der Bestimmungsstaat des Warentransports sei. Eine unangemessene Belastung des interstate commerce sei aus diesem Grunde nicht zu befürchten.595 Jüngere Rechtsprechung, die eine Zuständigkeitsausübung über Transportsachen oder Transportmittel aus Gründen des interstate commerce ablehnt, existiert – soweit ersichtlich – nicht. Das mag seinen Grund in den Entscheidungen International Shoe und Shaffer v. Heitner haben, die eine Zuständigkeitsausübung im Einklang mit der Verfassung von ausreichenden Mindestkontakten des Beklagten zum Gerichtsstaat abhängig machen. Ungeachtet der Frage, ob eine res in transitu generell geeignet ist, Belegenheitszuständigkeit des Durchgangsstaats zu begründen, unterliegt die jurisdiction immer einer Prüfung der Umstände des Einzelfalls. Erweist sich der „Belegenheitsstaat“ einer Transportsache oder eines Transportmittels als sach-, beweis- und rechtsfern und hat er kein besonderes Interesse an der Zuständigkeitsausübung, ist die jurisdiction unreasonable im Sinne des minimum contacts-Tests. Gemessen daran wird die Zuständigkeitsausübung über Transportsachen in der Regel als nicht verfassungsgemäß angesehen werden. (3) Zusammenfassung Beide Rechtsordnungen setzen sich mit der Belegenheitsortbestimmung einer Sache im Transit auseinander. Während das schweizerische Recht den Belegenheitsort durch Rückgriff auf die Kollisionsregel des Internationalen Privatrechts (Art. 101 IPRG) bestimmt, nimmt das Restatement, Second, Conflict of Laws res in transitu von der Belegenheitsortzuständigkeit aus. Im Lichte der Entscheidung Shaffer v. Heitner wird die Ausübung einer in rem jurisdiction über Transportsachen in der Regel als unreasonable im Sinne des minimum contacts-Tests abgelehnt werden. In der Rechtsprechung beider Staaten hat die Problematik einer Bestimmung der Belegenheitszuständigkeit über Transportsachen kaum Niederschlag gefunden. bb) Der Belegenheitsort von Forderungen und anderen Vermögensrechten Kompliziert wird die Belegenheitsortbestimmung, wenn in den Anwendungsbereich eines Belegenheitsgerichtsstands Forderungen und andere Vermö-

595

266 U.S. 200 (1924).

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gensrechte aufgenommen werden, wie in einigen Bundesstaaten der USA.596 Forderungen und andere Vermögensrechte sind „reine ideelle Rechtsgebilde und sie ‚befinden’ sich in Wahrheit nirgends, wenn man dieses Wort im natürlichen Sinne gebraucht“597, weshalb sie keinen – für die Anwendung des Belegenheitsgerichtsstands eigentlich vorausgesetzten – physischen Belegenheitsort besitzen. Dessen ungeachtet offerieren alle drei Rechtsordnungen eine Lösung für die Frage nach dem Belegenheitsort von Forderungen. Im Folgenden soll auf die Lösungsvarianten eingegangen werden. Dabei wird – entsprechend der überwiegenden Ansicht – zwischen dem Belegenheitsort von Forderungen, verbrieften Forderungen und anderen Vermögensrechten differenziert. (1) USA Das US-amerikanische Rechtssystem begründet als das einzige der hier dargestellten Rechtssysteme eine Belegenheitszuständigkeit für (dingliche) Klagen über nicht verbriefte Forderungen.598 Die Subsumtion von Forderungen unter den Belegenheitsgerichtsstand zieht zwingend die Frage nach dem „Belegenheitsort“ unkörperlicher Sachen nach sich. (a) Belegenheitsort nicht verbriefter Forderungen Der Rechtsprechung der state courts lässt sich in Bezug auf den Belegenheitsort von Forderungen kein einheitliches Bild entnehmen. Er variiert je nach Klagegrund.599 Stellt sich die Frage, ob der Gerichtsstaat jurisdiction über eine Forderung ausübt, im Zusammenhang mit einer Vermögensbesteuerung, wird der Wohnsitz des Gläubigers – der Forderungs- und damit Vermögensinhaber ist – als situs angesehen.600 Dagegen hängt die Frage, ob eine auf die jurisdiction des Bundesstaats beschränkte Testamentsvollstreckung eine zum Nachlass gehörende Forderung erfasst, davon ab, ob der Forderungsschuldner in jenem Bundesstaat wohnt. Exemplarisch kann auf die Entscheidung Baker v. Baker, Eccles & Company verwiesen werden: Die Gerichte Kentuckys verweigerten die Anerkennung einer Entscheidung der Gerichte Tennessees über den Nachlass eines zuletzt in Tennessee wohnhaften Erblassers. Sie stützten ihre Weigerung auf den Umstand, dass zum Nachlass eine Forderung gegen ein in Kentucky ansässiges Unternehmen gehöre. Der U.S. Supreme Court bestätigte die Entscheidung der Gerichte Kentuckys mit der 596

Vgl. hierzu Kap. 2, II. 2. a) bb). Hellwig, System des deutschen Zivilprozessrechts, Bd. 1, S. 110. 598 Siehe dazu oben Kap. 2, II. 2. a) bb). 599 In re Wait’s Estate, 146 P. 2d 5 (1944); Pacific Decision Sciences Corp. v. Superior Court, 18 Cal. Rptr. 3d 104 (109) (2004). 600 Bspw. Mintz v. Fischer, 19 A.D. 2d 36 (39); 240 N.Y.S. 2d 649 (651) (1963); United States v. Webster Record Corp., D.C., 208 F. Supp. 412 (415) (1962) m.w.N. 597

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Begründung, dass die Gerichte Tennessees nicht befugt seien, über in Kentucky belegenes Vermögen zu entscheiden.601 Zur Rechtfertigung einer in rem jurisdiction auf Grundlage einer gerichtlichen Forderungspfändung wird also auf die Möglichkeit einer Forderungsvollstreckung rekurriert.602 Da Forderungen durch Schuldnerzugriff vollstreckbar sind, gelten sie überall dort als belegen, wo der Schuldner der personal jurisdiction eines Staats unterliegt. Dazu gehört neben seinem Wohnsitz der Ort, wo er geschäftlich tätig ist oder wo er sich gerade aufhält.603 Im häufigsten Fall einer Pfändung von Fonds und Konten ist deshalb die Niederlassung der Bank, an der das Geld auf ein Konto eingezahlt wurde, maßgeblich.604 Über persönliche Rechte und eine Haftung des Forderungsgläubigers kann der Gerichtsstaat allerdings nur entscheiden, wenn auch der Forderungsgläubiger seiner personal jurisdiction unterliegt.605 Deshalb ist nach der Rechtsprechung des U.S. Supreme Courts in New York Life Ins. Co. v. Dunlevy606 eine Forderungspfändung am Wohnort des Schuldners allein nicht ausreichend, um eine Gerichtszuständigkeit für den Fall zu begründen, dass ein Forderungsschuldner auf Feststellung klagt, welcher von mehreren Prätendenten berechtigter Gläubiger ist (interpleader). Der Gerichtsstaat müsse nicht nur in rem jurisdiction über die Forderung ausüben – das heißt personal jurisdiction über den Forderungsschuldner –, sondern darüber hinaus personal jurisdiction über sämtliche beklagten Prätendenten. Denn in diesem Rechtsstreit werde nicht nur über die Forderung selbst, sondern auch über die persönlichen Rechte der Prätendenten

601

242 U.S. 394 (1917). In re Wait’s Estate, 146 P. 2d 5 (1944); New England Mutual Life Ins. Co. v. Woodworth, 111 U.S. 138 (146), 4 S.Ct. 364 (367), 28 L.Ed. 379 (1884). 603 Chicago, R.I. & P.RY.Co. v. Sturm, 174 U.S. 710 (715–16); 19 S.Ct. 797; 43 L.Ed. 1144 (1899) (Wohnsitz des Schuldners); Harris v. Balk, 198 U.S. 215 (225), 25 S.Ct. 625 (628), 49 L.Ed. 1023 (1905) (Zuständigkeit an jedem Ort, an dem der Schuldner aufgefunden wird); Rush v. Savchuk, 444 U.S. 320 (327–33), 100 S.Ct. 571, 62 L.Ed. 2d 516 (1980) (“To say that ‘a debt follows the debtor’ is simply to say that intangible property has no actual situs, and a debt may be sued on wherever there is jurisdiction over the debtor”); State ex rel. Richardson v. Mueller, 90 S.W. 2d 171 (173 f.) (1936); Morgan v. Mutual Benefit Life Ins. Co., 189 N.Y. 447 (454), 82 N.E. 438 (441) (1907); Security Sav. Bank v. State of California, 263 U.S. 282 (285), 44 S.Ct. 108 (110), 68 L.Ed. 301 (1923); Oishei v. Pennsylvania, R.R., 102 N.Y. Supp. 368 (1907); Kumor v. Scottish Union & N. Ins. Co., 33 P. 2d 916 (921) (1934); Standard Oil Co. v. State of N.J., by Parsons, 341 U.S. 428 (439–40), 71 S.Ct. 822 (829), 95 L.Ed. 1078 (1951); Carolina Power & Light Co. v. Uranex, 451 F. Supp. 1044 (1047) (1977); Pacific Decision Sciences Corp. v. Superior Court, 18 Cal. Rptr. 3d 104 (109) (2004). 604 Bspw. National Union Fire Ins. Co. of Pittsburgh, Pa. v. Advanced Employment Concepts, Inc., 703 N.Y.S. 2d 3 (4) (2000); Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 371 Ill. 4–19. 605 Estin v. Estin, 34 U.S. 541 (548), 68 S.Ct. 1213 (1218), 92 L.Ed. 1561 (1948). 606 241 U.S. 518 (520–21), 36 S.Ct. 613 (614), 60 L.Ed. 1140 (1916). 602

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entschieden.607 Die jüngere Rechtsprechung zweifelt die Differenzierung zwischen Verfahren, in denen mehrere Prätendenten um die Forderungsinhaberschaft streiten, sowie den genannten interpleader Verfahren an.608 Die Differenzierung beruhe auf der ehemals strengen Unterscheidung zwischen Verfahren in personam und in rem, die den U.S. Supreme Court vor die Entscheidung gestellt habe, interpleader-Verfahren allgemein den Zustellungsvoraussetzungen des einen oder anderen Verfahrens zu unterstellen. Nur weil bei einer Einordnung als Verfahren in rem eine öffentliche Zustellung zur Benachrichtigung aller Beklagten in einem meist staatsübergreifenden interpleader-Verfahren – verfassungsrechtlich bedenklich – ausreichend gewesen wäre, habe sich der U.S. Supreme Court für eine Qualifikation in personam entschieden. Tatsächlich sei eine interpleader action, mit der eine Entscheidung über konfligierende Ansprüche in Bezug auf dieselbe Sache begehrt werde, aber von anderen in rem- oder quasi in rem-Verfahren kaum zu unterscheiden. Es seien daher die gleichen Anforderungen an eine Zuständigkeitsbegründung zu stellen.609 Als Reaktion auf die Entscheidung New York Life Ins. Co. v. Dunlevy erließ der Bundesgesetzgeber ein federal interpleader statute, das unter anderem sachlich zuständige Bundesgerichte ermächtigt, bundesweit eine personal jurisdiction über die Prätendenten in einem interpleader Verfahren auszuüben, wenn sie Belegenheitszuständigkeit über die Forderung besitzen.610 Ungeachtet der Frage, ob die Differenzierung zwischen interpleader und anderen Verfahren, in denen über eine Forderungsinhaberschaft gestritten wird, überzeugt, ist jedenfalls zweifelhaft, ob allein der Aufenthalt des Forderungsschuldners im Gerichtsstaat post-Shaffer v. Heitner geeignet ist, in rem jurisdiction zu begründen. Besitzt der beklagte Prätendent keine (eigenen) Kontakte zum Gerichtsstaat, ist ein solches Ergebnis kaum begründbar. Ist der Beklagte dagegen gleichzeitig Forderungsschuldner, vermittelt bereits sein Wohnsitz bzw. Aufenthalt als „Belegenheitsort der Forderung“ ausreichende Kontakte zum Gerichtsstaat. In seiner Entscheidung Rush v. Savchuk lehnte der U.S. Supreme Court eine Zuständigkeitsbegründung durch die doppelte Fiktion des Belegenheitsorts einer Forderung und der doing business jurisdiction ab:611 Der Kläger begehrte vom Beklagten Schadensersatz wegen 607

241 U.S. 518 (520–21), 36 S.Ct. 613 (614), 60 L.Ed. 1140. Vgl. bspw. Atkinson v. Superior Court, 316 P. 2d 960 (1957); Reserve Intern. Liquidity Fund, Ltd. v. Caxton Intern. Ltd, 2010 WL 1779282 (2010). Für Verfahren, in denen Prätendenten um die Forderungsinhaberschaft streiten, soll eine jurisdiction über die streitbefangene Forderung – also eine personal jurisdiction über den Forderungsschuldner – ausreichend sei. 609 Reserve Intern. Liquidity Fund, Ltd. v. Caxton Intern. Ltd, 2010 WL 1779282 Fn. 11 (2010). 610 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 212 Fn. 81 und 28 U.S.C. §§ 1335, 1397, 2361, Federal Rule of Civil Procedure 22. 611 444 U.S. 320 (327–33), 100 S.Ct. 571, 62 L.Ed. 2d 516 (1980). 608

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unerlaubter Handlung. Da der Beklagte keine Kontakte zum Gerichtsstaat besaß, pfändete der Kläger zur Zuständigkeitsbegründung die Forderung des Beklagten auf Schadloshaltung gegen seine Versicherung, die ihrerseits Mindestkontakte zum Gerichtsstaat in Form einer geschäftlichen Tätigkeit unterhielt. Der U.S. Supreme Court befand, dass der Weg über eine Kumulation zweier rechtlicher Fiktionen nicht geeignet sei, eine ausreichende Beziehung des Beklagten zum Forumstaat zu begründen. Zur alternativen Begründung seiner Entscheidung stützte er sich allerdings auf den Umstand, dass die gepfändete Forderung keinen ausreichenden Bezug zum Rechtsstreit habe.612 Es besteht daher die Möglichkeit, dass der U.S. Supreme Court die Belegenheit einer Forderung – und damit die personal jurisdiction des Gerichtsstaats über den Forderungsschuldner – jedenfalls dann als ausreichenden Mindestkontakt des Beklagten zum Gerichtsstaat zulässt, wenn besagte Forderung unmittelbarer Klagegegenstand ist.613 (b) Belegenheitsort verbriefter Forderungen Die überwiegende Rechtsprechung in den USA sieht in handelbaren Papieren verbriefte Forderungen (“notes” und “bonds”), das heißt Wertpapiere wie Inhaber- und Orderpapiere, als am Ort des Papiers belegen an.614 Bei nicht handelbaren Papieren soll der Belegenheitsort des Papiers als zuständigkeitsbegründendes Merkmal dagegen ausscheiden.615 § 63 des Restatement, Second, Conflict of Laws schlägt für die Zuständigkeitsausübung über in Papieren verkörperten Forderungen vor: “A state has the power to exercise judicial jurisdiction to affect interests in an intangible thing embodied in a document which is within the state”. In Papieren verbriefte Forderungen wer612

444 U.S. 320 (327–33), 100 S.Ct. 571, 62 L.Ed. 2d 516 (1980). Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 2, S. 271 halten eine jurisdiction dann für möglich, wenn der Gerichtsstaat eine ausreichende Beziehung zu dem geltend gemachten Interesse oder dem Ereignis, aus dem das Interesse entstanden ist, hat. Vgl. zu einer derartigen Prüfung Ensign v. Bank of Baker, 676 N.W. 2d 786 (790) (2004). 614 Hanson v. Denckla, 357 U.S. 235 (246 f.), 78 S.Ct. 1228 Fn. 16 (1236) (1958); Bank of Jasper v. First National Bank of Rome, Georgia, 268 U.S. 112 (119), 42 S.Ct. 202 (204) (1922) (Ablehnung einer jurisdiction über verbriefte Forderungen, wenn die Wertpapiere nicht im Gerichtsstaat belegen sind); First Trust Co. v. Matheson, 246 N.W. 1 (3) (1932) (Belegenheit für Begründung von in rem jurisdiction); First National Bank of Boston v. Maine, 284 U.S. 312 (328 ff.), 52 S.Ct. 174 (177 ff.); 76 L.Ed. 313 (1932) (Belegenheit in Steuersachen); Developments in the Law, 73 Harv. L. Rev. 909 (951) (1960); Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 2, S. 270. Vgl. aber Cities Service Co. v. McGrath, 342 U.S. 330 (333–34); 72 S.Ct. 334 (336–37) (1952): Zuständigkeit USamerikanischer Gerichte für Pfändung von außerhalb der USA belegenen Wertpapieren, wenn diese jurisdiction über den Schuldner der verbrieften Forderung ausüben. 615 Bspw. First Nat. Bank v. Bank of Horatio, 255 S.W. 881 (882) (1923); Landau v. Best, 187 A. 2d. 75 (76) (1962); Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 2, S. 270; Developments in the Law, 73 Harv. L. Rev. 909 (951) (1960). 613

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den also wie körperliche Sachen behandelt. In First Trust Co. v. Matheson führte das befasste Gericht zur Begründung dieser „Verkörperlichung“ einer Forderung aus: “when debtor and creditor create such a corporeal thing as bearer bonds, they have created something upon which jurisdiction of any kind may act. They have made more than mere symbol. They have fabricated a matrix-like container for the property, wherein it is to be carried from place to place, jurisdiction to jurisdiction, at the will of the possessor. Mere manual transfer of the container transfers the property itself to new ownership. The property is so sealed in the container that he who has it must have the contents. In the practical sense, where the container is, there also must be the property.” 616

Hintergrund ist danach weniger die Begrenzung der jurisdiction des Wohnsitzstaats des Schuldners. Es sind vielmehr Erwägungen kommerzieller Zweckmäßigkeit:617 Der Handelsverkehr behandelt das Eigentum am Papier wie das Eigentum an der Forderung – Entsprechendes muss für die Belegenheitszuständigkeit gelten. Nach der neueren Rechtsprechung ist sogar eine Beschlagnahme des Papiers durch das befasste Gericht zur Ausübung einer (quasi) in rem jurisdiction nicht mehr erforderlich, sondern die Belegenheit im Gerichtsstaat ausreichend.618 (c) Sonstige Vermögensrechte In jüngerer Zeit erstreckt die Rechtsprechung US-amerikanischer Gerichte die Grundsätze einer in rem jurisdiction auf registrierte (Internet-)Rechte. In seiner Entscheidung Porsche Cars North America, Inc. v. Porsche Net619 entschied der Fourth Circuit Court620, dass für die Streitfrage, ob der Beklagte eine Internetdomain rechtmäßig benutze, das Gericht die Entscheidungsbefugnis besitze, in dessen Bezirk die Domain registriert sei, ohne dass es weiterer Kontakte des Beklagten zum Forumstaat bedürfe.621 Stehen Gesellschaftsanteile in Streit, wird in der Regel eine Zuständigkeit des Gründungsstaats der Gesellschaft bejaht.622 Einen Sonderfall stellen in Aktien verkörperte Gesellschaftsanteile dar. Diesbezüglich existiert keine einheitliche Rechtsprechung.623 Während in der älteren Rechtsprechung überwiegend 616

246 N.W. 1 (3) (1932). Developments in the Law, 73 Harv. L. Rev. 909 (951) (1960). 618 First Charter Land Corp. v. Fitzgerald, 643 F. 2d 1011 (1014 ff.) (1981). 619 302 F.3d 248 (259–60) (2002). 620 Bundesberufungsgericht des vierten Gerichtsbezirks. 621 Ebenso: Mattel, Inc. v. Barbie-Club.com, 310 F. 3d 293 (305) (2002). 622 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 64 (1): “A state has power to exercise judicial jurisdiction to affect interests in shares in a corporation incorporated in the state.” 623 Für eine kurze Darstellung des Streitstands in jüngster Rechtsprechung vgl. Iron Pasha Inc. v. Shanghai Grand China Shipping Development Co. Ltd., 2013 A.M.C. 2540 (2013); vgl. auch Developments in the Law, 73 Harv. L. Rev. 909 (953) (1960). 617

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angenommen wurde, dass Aktienrechte – wie andere Gesellschaftsanteile – als im Gründungsstaat des Unternehmens belegen gelten,624 bejaht die jüngere Rechtsprechung im Sinne der doing business-Zuständigkeit eine alternative Zuständigkeit am Ort der Hauptniederlassung des Unternehmens.625 Hintergrund ist die Befürchtung, die jurisdiction für den Fall, dass das Aktienunternehmen de facto überwiegend außerhalb seines Gründungsstaats tätig wird, zu stark einzuschränken.626 Wieder andere halten – überwiegend mit dem Vorbehalt, dass es sich bei den streitbefangenen Aktien nach dem Recht des Gründungsstaats um Inhaberpapiere handelt (Inhaber- bzw. Stammaktien)627 – das Belegenheitsgericht am Ort des Aktienpapiers für zuständig.628 Ist das der Fall, soll gemäß § 64 (3) des Restatement, Second, Conflict of Laws der Belegenheitsort des Papiers zuständigkeitsbegründend für Klagen in Bezug auf das Aktienrecht sein,629 während es im Übrigen bei der Zuständigkeit des Gründungsstaats bleibt.630 Mit der Neufassung des Uniform Commercial Code im Jahr 1977 wurde die Wirksamkeit einer Beschlagnahme von Aktienrechten unter die Voraussetzung einer Pfändung des Aktienpapiers gestellt.631 Der bis heute beibehaltene Regelungsvorschlag 632 wurde von fast allen amerikanischen Bundesstaaten umgesetzt.633 Im Sinne der vorgenannten Rechtsprechung wird deshalb teilweise angenommen, eine Zuständigkeit am Ort 624 Bspw. Jellenik v. Huron Copper-Mining Co., 177 U.S. 1 (13), 20 S.Ct. 559 (562) (1900); Amparo Mining Co. v. Fidelity Trust Co., 75 N.J.Eq. 555 (558) (1909); aus der jüngeren Rspr.: National Crude, Inc. v. Ruhl, 600 P. 2d 716 (719) (1979); Marine Midland Bank, N.A. v. Jawad & Harder Y. Abulhasan Co., 1987 U.S. Dist. LEXIS 15250 (4) (1987). 625 Bspw. Wait v. Kern River Mining, Milling & Dev. Co., 157 Cal. 16 (21) (1909); Smith v. Pilot Mining Co., 47 Mo. App. 409 (411 ff.) (1891); Wirt Franklin Petroleum Corp. v. Gruen, 139 F.2d 659 (660) (1944); auf den „Sitz“ des Unternehmens stellt U. S. Industries, Inc. v. Gregg, 348 F. Supp. 1004 (1020) (1972) ab. 626 Wait v. Kern River Mining, Milling & Dev. Co., 157 Cal. 16 (21) (1909); Smith v. Pilot Mining Co., 47 Mo. App. 409 (411 ff.) (1891); Wirt Franklin Petroleum Corp. v. Gruen, 139 F.2d 659 (660) (1944). 627 Direction der Disconto-Gesellschaft v. U.S. Steel Corp., 207 U.S. 22 (27), 45 S.Ct. 207 (208) (1925); Mills v. Jacobs, 333 Pa. 231 (233 ff.); 4 A.2d 152 (153 ff.) (1939). 628 Bspw. Merritt v. American Steel-Barge Co., 79 F. 228 (235–36) (1897); U. S. Industries, Inc. v. Gregg, 540 F. 2d 142 (143 f.) (1976): “the general rule is that certificated shares are located where the share certificates are located…”. 629 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 64 (3): “To the extent that the local law of the state in which the corporation was incorporated embodies the share in the certificate, the state which has power to exercise judicial jurisdiction over the certificate has power to exercise judicial jurisdiction over the share.” Vgl. auch comm. c). 630 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 64 (3): “A state has power to exercise judicial jurisdiction to affect interests in shares in a corporation incorporated in the state”. 631 Vgl. § 8-317 Abs. 1 des Uniform Commercial Code in der Fassung aus dem Jahr 1977. 632 Vgl. § 8-112 (a) des Uniform Commercial Code in der aktuellen Fassung (2014/2015). 633 Siehe eine Tabelle mit Informationen zur Umsetzung unter (letzter Abruf: April 2016).

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des Aktienpapiers sei immer dann begründet, wenn der Gründungsstaat die entsprechende Vorschrift des Uniform Commercial Code adaptiert hat.634 Andere bejahen nach wie vor unabhängig von einer Adaption die ausschließliche Zuständigkeit des Gründungsstaats für Rechtsstreitigkeiten über Aktienrechte.635 Vereinzelt wird schließlich unter Hinweis auf die Entscheidung Shaffer v. Heitner eine Belegenheitszuständigkeit bei Klagen in Bezug auf Aktienrechte – selbst wenn das Aktienrecht unmittelbarer Streitgegenstand ist – dann abgelehnt, wenn der Beklagte keine sonstigen Mindestkontakte zum Belegenheitsstaat besitzt.636 (2) Schweiz Der dingliche Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen in der schweizerischen Zivilprozessordnung bezieht sich – wie gezeigt – allein auf körperliche Sachen bzw. auf durch körperliche Sachen gesicherte Forderungen. Im Rahmen des Art. 30 ZPO-CH müssen sich Rechtsprechung und Literatur daher nicht mit der Schwierigkeit einer fiktiven Belegenheitsortbestimmung unkörperlicher Sachen befassen. Eine gefestigte Rechtsprechung des schweizerischen Bundesgerichts zu dieser Problematik existiert jedoch im Zusammenhang mit der Zuständigkeitsvorschrift bei der Arrestnahme, Art. 272 SchKG. Dieser normiert eine Zuständigkeit „am Ort, wo sich die Vermögensgegenstände befinden“.637 Da sich die hierzu ergangene Rechtsprechung auf einen gedachten dinglichen Gerichtsstand am Belegenheitsort von Forderungen übertragen lässt, soll sie im Folgenden kurz dargestellt werden.

634

So bspw. Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 2, S. 270–71; zur entsprechenden Vorschrift im Uniform Stock Transfer Act schon Developments in the Law, 73 Harv. L. Rev. 909 (952); Mills v. Jacobs, 333 Pa. 231 (233 ff.); 4 A.2d 152 (153 ff.) (1939); Elgart v. Mintz, 123 N.J.Eq. 404 (407) (1938); Brownewell v. Columbus Clay Mfg. Co., 166 Ohio St. 324 (327), 142 N.E.2d 511 (514) (1957). 635 So bspw. Marine Midland Bank, N.A. v. Jawad & Harder Y. Abulhasan Co., 1987 U.S. Dist. LEXIS 15250 (4) (1987); National Crude, Inc. v. Ruhl, 600 P.2d 716 (719) (1979) lehnt die Bedeutung des § 8-317 Abs. 1 des Uniform Commercial Code (1977) für die Frage der in rem jurisdiction mit der Begründung ab, dass eine vorherige Beschlagnahme des Aktienrechts zur Zuständigkeitsbegründung nicht erforderlich sei. Einen tatsächlichen Besitz im Sinne einer Beschlagnahme des Aktienpapiers durch das befasste Gericht hält auch das Gericht in First Charter Land Corp. v. Fitzgerald, 643 F. 2d 1011 (1014 ff.) (1981) nicht für erforderlich. 636 Arden-Mayfair, Inc. v. Louart Corp., 385 A. 2d 3 (1978). 637 Art. 272 Abs. 1 SchKG: „Der Arrest wird vom Gericht am Betreibungsort oder am Ort, wo die Vermögensgegenstände sich befinden, bewilligt [...].“

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(a) Belegenheitsort nicht verbriefter Forderungen Mit der Problematik einer Zuständigkeitsbestimmung bei der Arretierung von Forderungen befasste sich das schweizerische Bundesgericht erstmals im Jahr 1905 in einem obiter dictum.638 Die Besonderheit des zur Entscheidung stehenden Falles war, dass sich der Wohnsitz des Gläubigers der zu arretierenden Forderung im Ausland befand. Das schweizerische Bundesgericht konstatierte, dass „eine Forderung in der Regel als am Wohnsitze des Gläubigers befindlich anzusehen“ sei, diese Regel aber dann eine Ausnahme erfordere, wenn sich der Wohnsitz des Forderungsgläubigers im Ausland befinde. In diesem Fall könne der vollstreckende Gläubiger nicht auf die umständliche Arrestnahme im Ausland verwiesen werden.639 Kurz darauf hatte das Bundesgericht erneut Gelegenheit, zu der Frage nach der Belegenheit von Forderungen bei der Arrestnahme – diesmal entscheidungserheblich – Stellung zu nehmen: Es gebe „je nach Erheblichkeit, die man hierbei den einzelnen in Betracht kommenden rechtlichen Momenten beilegt [...] namentlich zwei verschiedene Lösungen [...]: nämlich entweder den Wohnsitz (bzw. letzten Wohnsitz) des Gläubigers oder denjenigen des Schuldners als maßgebend zu erklären.“640 Im konkreten Fall, der Frage nach der örtlichen Zuständigkeit für die Arretierung einer Forderung, gab das Bundesgericht der ersten Lösung den Vorzug. Zur Begründung führte es aus, dass es „als das natürlichste erscheint [...], das Forderungsrecht als da gelegen anzusehen, wo sich der Träger desselben dauernd befindet und für gewöhnlich auch der ganze oder größte Teil der zu seinem Vermögen gehörenden körperlichen Werte“.641

Die Belegenheit einer Forderung am Wohnsitz des Gläubigers ergebe sich zudem aus Art. 84 Ziff. 1 des OR a.F., wonach Erfüllungsort für Geldschulden der Wohnsitz des Gläubigers ist,642 sowie aus dem Umstand, dass die Beschlagnahme einer Forderung durch eine amtliche Erklärung gegenüber dem Gläubiger zu erfolgen habe, während die Anzeige an den Drittschuldner rechtlich nur den Charakter einer vorsorglichen Maßnahme zur Sicherung der Rechte besitze.643 Am Ende seiner Entscheidung stellte das Bundesgericht ausdrücklich klar, dass „von dieser aufgestellten Regel aus besonderen Gründen“ abgewichen werden könne644 – wie im Falle des Gläubigerwohnsitzes

638

BGE 31 I 198. BGE 31 I 198 (200). 640 BGE 31 I 208 (211). 641 BGE 31 I 208 (211). 642 Art. 84 Ziff. 1 OR a.F. entspricht dem heutigen Art. 74 Abs. 2 Ziff. 1 OR. Im schweizerischen Recht sind Geldschulden im Unterschied zu § 270 Abs. 4 i.V.m. § 269 BGB also Bringschulden. 643 BGE 31 I 208 (211). 644 BGE 31 I 208 (211). 639

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

im Ausland.645 Die beiden Entscheidungen gelten als Grundsatzentscheidungen zur Forderungsbelegenheit. Aus ihnen wird das folgende Regel-Ausnahme-Verhältnis abgeleitet: Im Grundsatz gilt eine Forderung als am Wohnsitz des Forderungsgläubigers belegen. Ausnahmsweise ist Belegenheitsort der Forderung der Wohnsitz des (Dritt-)Schuldners, wenn der Forderungsgläubiger im Ausland wohnhaft ist. Seine in diesen Entscheidungen manifestierte Regel hat das Bundesgericht in ständiger Rechtsprechung bis heute bestätigt646 und je nach den Umständen des Einzelfalls konkretisiert sowie weitere Ausnahmen entwickelt.647 So soll auch dann ausnahmsweise der Schuldnerwohnsitz Belegenheitsort der Forderung sein, wenn der Gläubiger in der Schweiz über keinen festen Wohnsitz verfügt648 oder ein solcher nicht bestimmt werden kann.649 Im häufigen Fall einer Arrestierung von Konten herrschte über die Belegenheitsortbestimmung eines Bankguthabens lange Zweifel, wenn die Schuldnerbank neben ihrem Hauptsitz eine Zweigniederlassung betreibt, bei welcher der Arrestschuldner seine Bankverbindung führt.650 Hatte der Gläubiger des jeweiligen Bankguthabens keinen Wohnsitz in der Schweiz, wurde das Bankguthaben zunächst an der jeweils kontoführenden Filiale lokalisiert und nicht am Hauptsitz der Bank.651 War unklar, ob eine Forderung gegen die Zweig- oder die Hauptsitzniederlassung einer Bank bestand, sollte der Belegenheitsort der Forderung im Zweifel der Hauptsitz der Bank sein.652 Vor dem Hintergrund, dass Großbanken in der Regel organisatorisch ohne Weiteres in der Lage sind, den Zahlungsverkehr in allen Zweigniederlassungen zu kontrollieren und einzusehen, statuierte das Bundesgericht schließlich die Vermutung, dass ein Kontoguthaben regelmäßig auch dann als am Hauptsitz der Bank belegen gilt, wenn die Forderung aus dem Geschäftsverkehr mit einer Zweigniederlassung stammt.653 Nur wenn weitere Anknüpfungspunkte mit der Zweigniederlassung festgestellt werden, ist Belegenheitsort von Forderungen, die ausschließlich aus Kontoverbindun645

BGE 31 I 198. Nationale Sachverhalte: Bspw. BGE 31 I 519 (521) (Arrest); BGE 32 I 189 (194) (Pfändung); BGE 53 III 45 (46) (Bestätigung des Belegenheitsorts am Wohnsitz des Forderungsgläubigers – hier am inländischen Wohnsitz des Generalbevollmächtigten des im Ausland wohnhaften Forderungsgläubigers). Internationale Sachverhalte: BGE 40 III 365 (367) (Bestätigung des Belegenheitsorts am Wohnsitz des Drittschuldners – Schuldner und Vollstreckungsgläubiger haben ihren Wohnsitz im Ausland); vgl. ferner BGE 56 III 49 (50); BGE 114 III 31 (32); BGE 47 III 71 (75). 647 Audétat, Die Internationale Forderungspfändung nach schweizerischem Recht, S. 126. 648 BGE 75 III 25 (27). 649 BGE 76 III 18 (19). 650 Vgl. Audétat, Die internationale Forderungspfändung nach schweizerischem Recht, S. 145; KK-SchKG/Meier-Dieterle, Art. 272 Rn. 6 f. 651 BGE 80 III 122 (126 f.). 652 BGE 107 III 147 (150). 653 BGE 128 III 473 (474). 646

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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gen mit dieser Zweigniederlassung stammen, der Sitz besagter Zweigniederlassung.654 Uneins ist die Rechtsprechung, wenn sich die konkrete Zweigniederlassung im Ausland befindet. Das Bundesgericht hat in diesem Fall sowohl die Belegenheit am inländischen Hauptsitz der Bank angenommen655 als auch abgelehnt.656 Mit Urteil vom 2. Juli 1913 entschied das Bundesgericht über die Belegenheit des Gewinnanspruchs eines im Ausland wohnhaften Gesellschafters gegen Gesellschafter in der Schweiz.657 Die Gesellschaft mit Hauptsitz in den USA besaß in der Schweiz eine Zweigniederlassung. Nach Auffassung des Bundesgerichts galt die Ausnahme einer Forderungsbelegenheit am Wohnsitz des (Dritt-)Schuldners in diesem Fall nicht, da der Vollstreckungsschuldner und Forderungsgläubiger den Gewinnanspruch gegen die Gesellschaft und nicht gegen deren Filiale in der Schweiz hatte.658 Ein Sonderfall ist schließlich die Belegenheit verpfändeter Forderungen. Sie werden vom Grundsatz der Forderungsbelegenheit am Gläubigerwohnsitz ausgenommen und gelten als am Wohnsitz des Pfandberechtigten belegen.659 Begründet wird die Ausnahme mit der für die Bestimmung des Belegenheitsortes tragenden Erwägung, dass sich eine Forderung beim Träger des Forderungsrechts befindet. Im Fall einer Verpfändung sei der Forderungsgläubiger aber nur noch formal Forderungsinhaber. Er habe sich „der Rechtsmacht, die es ihm gewährt, [...] in wesentlichem Maße zugunsten des Pfandberechtigten begeben.“660 Dafür spreche auch ein Vergleich mit dem Belegenheitsort körperlicher beweglicher Sachen: Verpfändete Sachen befinden sich regelmäßig nicht mehr am Wohnsitz ihres Eigentümers, sondern an demjenigen des Pfandberechtigten.661 Überdies gewährleistet die Auffassung einen Gleichlauf von Zuständigkeit und anwendbarem Recht. Gemäß Art. 105 Abs. 2 IPRG untersteht die Verpfändung von Forderungen dem Recht am gewöhnlichen Aufenthalt des Pfandgläubigers. Im Kontrast zur eben beschriebenen Rechtsprechung des schweizerischen Bundesgerichts steht die Definition in der spezialgesetzlichen Regelung des internationalen Konkursrechts, Art. 167 Abs. 2 IPRG. Danach gelten Forderungen des Gemeinschuldners als dort gelegen, „wo der Schuldner des Gemeinschuldners seinen Wohnsitz hat.“ Auf Grundlage dieser Vorschrift nahm der bernische Appellationshof in seiner frühen Rechtsprechung an, eine Forderung könne nur dort liegen, wo sie „vom Gläubiger geholt oder beigetrie654 655 656 657 658 659 660 661

BGE 128 III 473 (474). BGE 128 III 473 (474). BStGer, 13.9.2006, BV.2006.35. BGE 39 I 419 (422). BGE 39 I 419 (422). BGE 32 I 774 (779 f.); BGE 32 I 813 (814). BGE 32 I 774 (780). BGE 32 I 774 (780).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

ben werden kann und wo sie auch gepfändet wird, d.h. beim Drittschuldner“.662 Diese Definition stellt indes keinen verallgemeinerungsfähigen Grundsatz dar. (b) Verbriefte Vermögensrechte Ist die streitbefangene Forderung in einem Wertpapier verbrieft, gilt sie als am Ort des Wertpapiers (insbesondere Inhaberaktien)663 belegen.664 Das folgt bereits zwanglos aus dem Umstand, dass Wertpapiere im schweizerischen Recht bewegliche Sachen darstellen,665 und gilt im Übrigen unabhängig davon, ob sich das Wertpapier im Ausland befindet.666 Werden die Wertpapiere im Ausland verwahrt, können am (Wohn-)Sitz des (Dritt-)Schuldners aber Herausgabeansprüche des Schuldners arrestiert werden.667 Eine pfandgesicherte Forderung, die nicht in einem Wertpapier verbrieft ist, soll sich dagegen „aus praktischen Gründen“ am Ort ihres wirtschaftlichen Werts, das heißt regelmäßig am Ort des Pfandes, befinden.668 (c) Sonstige Vermögensrechte Nach der Rechtsprechung des schweizerischen Bundesgerichts zu Art. 272 SchKG gelten für die Bestimmung der Belegenheit von Immaterialgüterrechten ähnliche Regeln wie für die Bestimmung des Belegenheitsorts von Forderungen: Hat der Rechtsinhaber einen inländischen Wohnsitz, ist maßgeblicher Belegenheitsort der Immaterialgüterrechte dessen Wohnsitz. Wohnt er hingegen im Ausland, gilt der Ort als Belegenheitsort, an dem das Register geführt wird, in das sie eingetragen sind.669 Verpfändete Immaterialgüterrechte gelten mangels Publizitätswirkung des Pfändungsvorgangs als am Ort des Registereintrags und nicht am Wohnsitz des Pfandgläubigers belegen.670 Im Übrigen normiert das IPRG für Klagen in Bezug auf Immaterialgüterrechte in Art. 109 IPRG eine – von Art. 98 IPRG abweichende – Sonderzuständigkeit. Danach sind bei Verletzungsklagen671 die schweizerischen Gerichte am 662 663 664

ZBJV 41 (1905), S. 424 (428). BGE 67 III 10 (11); 92 III 20 (26); 99 III 18 (20). BGE 48 III 96 (99); BGE 88 III 140; BGE 92 III 20; BGE 103 III 86 (90); BGE 116 III

109.

665 666

Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30, Rn. 15. BGE 48 III 96 (99); BGE 88 III 140; BGE 92 III 20; BGE 103 III 86 (90); BGE 116 III

109.

667

BGE 102 III 94. BGE 61 III 108 (108 f.). 669 BGE 57 III 32 (34). 670 BGE 112 III 115 (119 f.). 671 Zur Unterscheidung von Verletzungs- und Bestandsklagen siehe ZK-IPRG/Vischer, Art. 109 Rn. 2. 668

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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Wohnsitz des Beklagten zuständig (Art. 109 Abs. 1 IPRG). Hat der Beklagte keinen Wohnsitz in der Schweiz, sind die Gerichte des Ortes zuständig, an dem Schutz beansprucht wird, das heißt, wo der Eingriff in das Immaterialgüterrecht stattgefunden hat.672 Bei Bestandsklagen (Gültigkeits- und Eintragungsklagen) sind nach Art. 109 Abs. 3 IPRG dagegen die schweizerischen Gerichte am Wohnsitz des Beklagten zuständig. Hat der Beklagte keinen Wohnsitz in der Schweiz, sind die schweizerischen Gerichte am Geschäftssitz des im Register eingetragenen Vertreters oder, fehlt ein solcher, diejenigen am Sitz der schweizerischen Registerbehörde zuständig. Da die Zuständigkeitsregel des Art. 109 Abs. 3 IPRG für Klagen betreffend die Gültigkeit von Immaterialgüterrechten auf gewerbliche Schutzrechte mit Hinterlegung oder Registereintrag zugeschnitten ist, besteht Unklarheit über die Zuständigkeit bei Urheberrechten.673 Während eine Ansicht annimmt, dass für Bestandsklagen über Urheberrechte bei Fehlen eines Beklagtenwohnsitzes in der Schweiz die Gerichte an dem Ort, an dem Schutz beansprucht wird, zuständig sind (entsprechend Art. 109 Abs. 1 IPRG),674 bejahen andere die Zuständigkeit der Gerichte am Sitz des Patentamts.675 Anteile des Arrestschuldners an einer Erbengemeinschaft, einer Kollektivoder einfachen Gesellschaft oder eines anderen Gesamthandverhältnisses gelten nach der Rechtsprechung des schweizerischen Bundesgerichts ausschließlich als am Wohnsitz des Arrestschuldners belegen.676 Nicht in Aktien verkörperte Gesellschaftsanteile gelten als am Sitz der Gesellschaft belegen.677 (3) Deutschland Zwar kennt die deutsche Zivilprozessordnung keinen Gerichtsstand am Ort der Belegenheit beweglicher Sachen. Der Frage nach der Belegenheitsortbestimmung unkörperlicher Sachen ist ihr aber nicht fremd.

672

ZK-IPRG/Vischer, Art. 109 Rn. 9. Vgl. hierzu ZK-IPRG/Vischer, Art. 109 Rn. 16. 674 ZK-IPRG/Vischer, Art. 109 Rn. 16. 675 Troller, Das internationale Privat- und Zivilprozessrecht im gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht, S. 259. 676 BGE 118 III 62 (66) zum Anteil an einer Erbengemeinschaft. Hier gab es eine Rechtsprechungsänderung. In BGE 91 III 19 (23) und BGE 109 III 90 (92) sah das Bundesgericht den Liquidationsanteil eines im Ausland ansässigen Schuldners an einer Erbengemeinschaft hilfsweise auch als am letzten schweizerischen Wohnsitz des Erblassers belegen an. 677 BGE 92 III 20 (24). 673

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

(a) Forderungen Dies namentlich bei der Zuständigkeitsbegründung nach § 23 S. 1 ZPO, § 243 Abs. 3 FamFG 678 und § 348 Abs. 1 S. 1 InsO.679Ausgangsnorm für die Zuständigkeitsbegründung auf Grundlage der Belegenheit von Forderungen ist § 23 S. 2 ZPO. Danach gilt bei Forderungen der Wohnsitz des Schuldners als der Ort, an dem sich das Vermögen befindet. Noch bei der Vorgängernorm, Anhang § 34 vom 6. Juli 1793680 , bestanden Zweifel darüber, ob die Zuständigkeitsvorschrift überhaupt auf Forderungen anwendbar sei. In seiner Entscheidung vom 3. Januar 1849 zählte das Preußische Obertribunal nur äußerlich erkennbare, das heißt körperliche – bewegliche und unbewegliche –, Sachen zum Vermögen im Sinne des Gerichtsstands. Die Einbeziehung von Forderungen in den Vermögensbegriff lehnte es mit der Begründung ab, dass unkörperliches Vermögen keinen tatsächlichen Belegenheitsort besitze.681 Einer derartigen Einschränkung des Anwendungsbereichs von Anhang § 34 AGO schob der Gesetzgeber mit § 5 des Preußischen Gesetzesentwurfs aus dem Jahr 1864, der erstmals ausdrücklich den Belegenheitsort von Forderungen regelte, einen Riegel vor: Ein Gerichtsstand am Belegenheitsort von Forderungen entspreche dem „praktischen Bedürfnisse“.682 Diesem Gesetzesentwurf entsprechend änderte das königliche Obertribunal im Jahr 1868 seine Rechtsprechung und sah Forderungen nunmehr als vom Vermögensbegriff des § 34 des Anhangs der Preußischen Allgemeinen Gerichtsordnung erfasst an.683 Die folgende Rechtsprechung orientierte sich bei der Belegenheitsortbestimmung unkörperlicher Sachen am Regelungsziel, dem Inländer die Rechtsverfolgung gegen den Ausländer zu erleichtern und ihm Befriedigung aus denjenigen Vermögenswerten zu verschaffen, die im Inland festgehalten werden konnten. Forderungen könnten im Inland allein dadurch „festgehal678

Danach ist das Nachlassgericht zuständig, in dessen Bezirk sich Nachlassgegenstände befinden. Unter Nachlassgegenstände fallen auch Forderungen, Prütting/Helms/Fröhler, FamFG, § 343 Rn. 83. 679 Danach ist das Insolvenzgericht am Belegenheitsort des Schuldnervermögens zuständig. Bestandteil des Schuldnervermögens in diesem Sinne sind auch Forderungen, vgl. MüKo-BGB/Kindler, § 348 Rn. 4; Andres/Leithaus/Dahl, InsO, 3. Aufl. 2014, § 348 Rn. 4. 680 § 34 wurde erst mit „Circular Rescript des Justiz-Ministeriums an das Cammergericht und sämmtliche Oberlandesgerichte vom 19. März 1809 betr. die Zulässigkeit der Klagen bei Preußischen Gerichten gegen Ausländer, welche im Lande Vermögen besitzen“ in die Preußische Allgemeine Gerichtsordnung eingefügt; vgl. hierzu ausführlich Hubig, Die historische Entwicklung des § 23 ZPO, S. 55 ff. 681 Königliches Obertribunal, Entscheidungen des königlichen Obertribunals, Bd. 19 (1850), S. 432 (435); das Obertribunal spricht ausdrücklich von „körperlicher Sache im Sinne des § 34“. 682 Motive zu dem Entwurfe einer Prozeßordnung, S. 14. 683 Striethorft, Archiv für Rechtsfälle, die zur Entscheidung des Königlichen Obertribunals gelangt sind, 71/72, S. 324.

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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ten“ werden, dass das Gericht dem Schuldner die Zahlung untersage. Insofern sei zu bemerken, dass sich die Forderungen des Beklagten „unter“ dessen persönlichem Richter – und damit an seinem Wohnsitz – befänden.684 Die Nachfolgernorm von Anhang § 34 AGO enthielt schließlich eine dem § 23 S. 2 ZPO entsprechende Legaldefinition des Belegenheitsorts von Forderungen. Gemäß dem gesetzgeberischen Willen sollte die Vorschrift aber nur Wirkung für den Vermögensgerichtsstand zeitigen. Als eine der Verallgemeinerung zugängliche Definition war sie nicht vorgesehen.685 Erstmals das Reichsgericht maß der Legaldefinition im Jahr 1907 eine über den Vermögensgerichtsstand hinausgehende Bedeutung zu.686 Die Entscheidung stieß in der Literatur zwar zunächst auf Kritik.687 Mit der Zeit setzte sich jedoch in Rechtsprechung und Schrifttum die Auffassung durch, § 23 S. 2 ZPO enthalte den allgemeinen Rechtsgedanken, dass im Internationalen Privatrecht der Wohnsitz des Schuldners dem Belegenheitsort der Forderung gleichzusetzen sei.688 Heute wird bei der Bestimmung des Belegenheitsorts im Sinne von § 343 Abs. 3 ZPO689 und im Sinne des § 348 Abs. 1 S. 1 InsO auf „den allgemeinen Rechtsgedanken“ des § 23 S. 2 ZPO rekurriert.690 Diesen Rechtsgedanken haben Rechtsprechung und Literatur im Laufe der Zeit weiter konkretisiert und spezifiziert. Ausgangspunkt ist dabei immer der dem § 23 S. 2 ZPO zugrundeliegende Regelungsgedanke, dass sich ein Recht dort befindet,

684

Reichsoberhandelsgericht, Urt. v. 24.6.1873 – Rep. 383/73, ROHG, 10, S. 340. Gaupp/Stein, Die Civilprozeßordnung für das Deutsche Reich, § 23 II b); Hellwig, System des deutschen Zivilprozessrechts, Bd. 1, S. 115; a.A. v. Wilmowski/Levy, Civilprozeßordnung und Gerichtsverfassungsgesetz für das Deutsche Reich nebst Einführungsgesetzen, 6. Aufl. 1892, § 24 Rn. 4 a.E.: „Die Regel des Schlusssatzes über den Ort, wo sich der durch eine Forderung repräsentierte Vermögensgerichtsstand befindet, ist nicht bloß auf § 24 beschränkt, sondern auf alle Fälle anwendbar, wo nach der ZP dieser Ort zu bestimmen ist [...]“. 686 RG, Seuff.Arch. 63 = Folge 3, 8 (1908), S. 41 (42): „Der Ort der Erfüllung kommt nach der allgemeinen Vorschrift in § 23 S. 2 ZPO für die Frage, wo die das Vermögen darstellende Forderung als sich befindend gilt, nicht in Betracht.“ 687 Förster/Kann, Die Zivilprozessordnung für das Deutsche Reich, § 23 bb), S. 98; Waizenegger, Der Gerichtsstand des § 23 ZPO und seine geschichtliche Entwicklung, S. 84. 688 Vgl. bspw. KG, Urt. v. 5.4.1929 – 6 U 12245/28, JW 1929, S. 2360: „Da nach § 23 ZPO, der insoweit einen allgemeinen Rechtsgedanken ausspricht, für die Zuständigkeit bei Forderungen der Wohnsitz des Schuldners [...] als Ort des Vermögenssitzes gilt.“; BGH, Urt. v. 1.2.1952 – I ZR 123/50, NJW 1952, S. 540: „Eine Forderung ist nach deutschem internationalen Privatrecht da belegen, wo der Schuldner seinen jeweiligen Wohnsitz hat. Dies wird aus der einen allgemeinen Rechtsgedanken enthaltenden Vorschrift des § 23 S. 2 ZPO gefolgert und ist jetzt allgemein anerkannt.“ Jüngst BGH, 20.12.2012 – IX ZR 130/10, NJW-RR 2013, S. 880 (882) (Belegenheit einer gepfändeten Forderung am (Wohn-)Sitz des Drittschuldners). 689 Vgl. bspw. Keidel/Zimmermann, FamFG, § 343 Rn. 69; Prütting/Helms/Fröhler, FamFG, § 343 Rn. 83. 690 Andres/Leithaus/Dahl, InsO, § 348 Rn. 4. 685

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wo es realisiert werden kann:691 Zum einen befindet sich das Substrat der Schuld, das Vermögen, das für sie haftet, regelmäßig am Wohnsitz des Schuldners.692 Zum anderen können dort staatliche Maßnahmen gegen die Person des Schuldners zur Durchsetzung oder Fixierung der Forderung – (persönlicher) Arrest und einstweilige Verfügung – ergriffen werden.693 Überdies setzt die Forderungsvollstreckung nach deutschem Vollstreckungsrecht, § 829 Abs. 3 ZPO, die gerichtliche Zustellung an den Forderungsschuldner voraus, die im Wohnsitzstaat regelmäßig effektiver und einfacher durchgeführt werden kann. Dem Regelungsziel einer vereinfachten Forderungsvollstreckung entsprechend gilt als Belegenheitsort eines Bankguthabens der Sitz der Bank; dort wird sich regelmäßig ausreichendes vollstreckbares Vermögen befinden, um die streitgegenständliche Forderung durchzusetzen.694 Umstritten ist allerdings, ob Belegenheitsort allein der Hauptsitz der Bank ist695 oder daneben auch der Ort der Zweigniederlassung, wo das Konto geführt wird.696 Haftet, wie beispielsweise im Fall einer hypothekarisch gesicherten Forderung, eine Sache zur Sicherheit für eine Forderung, gilt als Belegenheitsort sowohl der Wohnsitz des Schuldners als auch der Ort, an dem sich die Sicherheit befindet, § 23 S. 2 Alt. 2 ZPO.697 Eine Klage gegen einen Grundschuld- oder Hypothekengläubiger kann also sowohl am Lageort des belasteten Grundstücks als auch am Wohnsitz des Forderungsschuldners erhoben werden.698 (b) Verbriefte Forderungen Auf der Erwägung einer vereinfachten Forderungsvollstreckung beruht ferner der Grundsatz, dass Forderungen aus Inhaberpapieren, Wechseln und anderen indossablen Papieren an dem Ort belegen sind, an dem sich das Papier befindet.699 Diese Auffassung steht in Einklang mit dem Vollstreckungsrecht. 691

Wengler, FS Jur. Fakultät Berlin 1955, S. 285 (290). So Raape, IPR, 3. Aufl., S. 438. In dieser Auflage schloss er sich erstmals der Ansicht an, dass es für die Beschlagnahme von Forderungen auf das Recht des Staats des Schuldnerwohnsitzes ankomme, S. 439 ff. In den Vorauflagen hat er noch die Belegenheit und damit konkurrierende Zuständigkeit in Schuldner- und Gläubigerstaat vertreten, 2. Aufl., S. 312. 693 Vgl. hierzu auch Wengler, FS Jur. Fakultät Berlin 1955, S. 285 (297). 694 BGH, Urt. v. 21.9.1987 – II ZR 41/87, WM 1987, S. 1353; OLG Frankfurt, Beschl. v. 08.12.1986 – 5 W 42/86, WM 1987, S. 276. 695 Geimer, IZPR, Rn. 1373b. 696 Für Letzteres: Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 27; offengelassen: OLG Frankfurt, Urt. v. 1.10.1998 – 1 U 163/96, IPRax 1999, S. 247. 697 Zöller/Vollkommer, ZPO, § 23 Rn. 11. 698 BGH, Urt. v. 22.11.1988 – VI ZR 226/87, NJW 1989, S. 1154 f.; OLG Frankfurt, Urt. v. 19.12.1980 – 17 U 106/79, MDR 1981, S. 322 f. 699 RG, Urt. v. 20.11.1903 – VII 288/03, RGZ 58, 8; Urt. v. 7.6.1921 – VII 528/20, RGZ 102, 251; BGH, Urt. v. 20.4.1993 – XI ZR 17/90, NJW 1993, S. 2683 (2684); OLG Frank692

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Gemäß §§ 829, 831 ZPO werden verbriefte Forderungen durch Inbesitznahme der Papiere gepfändet.700 (c) Sonstige Vermögensrechte Der in § 23 S. 2 ZPO normierte Grundsatz, dass Forderungen sich am Wohnsitz des Schuldners befinden, bezieht sich seinem Wortlaut nach nicht auf andere Vermögensrechte. Rechtsprechung und Literatur entwickelten für andere Vermögensrechte aber einen Belegenheitsortbegriff, der mit dem vollstreckungsrechtlichen Ansatz des § 23 S. 2 ZPO harmoniert: Beteiligungen an Gesellschaften (oHG, KG, GmbH) haben ihren zuständigkeitsrechtlichen situs sowohl am Sitz der Gesellschaft als auch am (Wohn-)Sitz des Gesellschafters,701 da die Forderung an beiden Orten dem vollstreckungsrechtlichen (sächlichen und persönlichen) Zugriff unterliegt. Bei Patenten gilt der (Wohn-) Sitz des Rechtsinhabers als Belegenheitsort.702 Hilfsweise wird auf den (Wohn-) Sitz des bestellten Inlandsvertreters abgestellt, höchst hilfsweise auf den des zuständigen Patentamts703, § 25 Abs. 3 PatG. Gleiches gilt für Gebrauchsmuster (§ 28 Abs. 3 GebrMG) und Markenrechte (§ 96 Abs. 3 MarkenG).704 (4) Zusammenfassung Bei der zuständigkeitsrechtlichen Bestimmung des Belegenheitsorts von Forderungen favorisiert das deutsche Recht eine vollstreckungsrechtliche Lösung. Forderungen gelten als am Wohnsitz des Forderungsschuldners belegen, denn dort kann regelmäßig auf vollstreckbares Vermögen bzw. auf die Person des Schuldners zugegriffen werden. Dagegen liegt der schweizerischen Rechtsprechung die Vorstellung zugrunde, dass sich eine Forderung dort befindet, wo sich ihr Wert manifestiert hat und über sie verfügt werden kann. Folgerichtig qualifiziert sie den Gläubigerwohnsitz als Belegenheitsort. furt, Urt. v. 27.9.1995 – 17 U 165/94, NJW-RR 1996, S. 186 (187); OLG Hamburg, Urt. v. 1.12.1976 – 5 U 111/76, IPRspr. 1976 Nr. 147; a.A. OLG Düsseldorf, Urt. v. 18.3.1954 – 6 U 195/53, BB 1954, S. 331, wonach der Sitz der Aktiengesellschaft maßgeblicher Belegenheitsort der Aktie ist. 700 OLG Frankfurt, Urt. v. 27.9.1995 – 17 U 165/94, NJW-RR, 1996, S. 187; Stein/Jonas/ Roth, ZPO, § 23 Rn. 29. 701 OLG Frankfurt, Urt. v. 27.9.1995 – 17 U 165/94, NJW-RR 1996, S. 187; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 11; MüKo-ZPO/Patzina, § 23 Rn. 19; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 23 Rn. 10; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 29. 702 Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 23 Rn. 25; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 10; MüKo-ZPO/Patzina, § 23 Rn. 16. 703 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 29; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 10; MüKo-ZPO/Patzina, § 23 Rn. 16. 704 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 29; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 10; MüKo-ZPO/Patzina, § 23 Rn. 16; Wieczorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 23 Rn. 54.

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Befindet er sich im Ausland, weicht der Grundsatz rein praktischen Erwägungen: Dem Antragsteller soll eine erschwerte Arrestnahme im Ausland erspart bleiben. Maßgeblich ist in diesem Fall – wie im deutschen Recht – ausnahmsweise der Wohnsitz des Forderungsschuldners. Im USamerikanischen Zuständigkeitsrecht variiert der Belegenheitsort je nach Klagegrund. In Steuersachen soll die Erwägung, dass der Fiskus auf das Vermögen des Forderungsinhabers und damit des Forderungsgläubigers zugreift, eine Anknüpfung an den Wohnsitz des Forderungsgläubigers rechtfertigen. Vermögensrechtliche Klagen, mit denen der Kläger letztlich Zugriff auf das vollstreckbare Vermögen des Beklagten begehrt, begründen einen zuständigkeitsrechtlichen Belegenheitsort überall dort, wo auf die Person des Schuldners im Wege der personal jurisdiction zugegriffen werden kann. Damit gleicht das US-amerikanische Zuständigkeitsrecht der deutschen Regelung in § 23 S. 2 ZPO, die den Belegenheitsort auf den Wohnsitz des Schuldners begrenzt, nur im Ansatz. Ist die Forderung in einem Papier verbrieft, sehen alle drei Rechtsordnungen den Ort des Papiers unter der Prämisse als maßgeblichen Belegenheitsort an, dass der Inhaber des Papiers das verbriefte Recht geltend machen kann, mit der Übertragung des Papiers also die Forderung übergeht. In diesem Fall werden die verbrieften Forderungen beweglichen Sachen gleichgestellt. Andere Vermögensrechte unterliegen in allen drei Rechtsordnungen abweichenden Sonderregeln. e) Zeitpunkt der Belegenheit Die Verschiebbarkeit von beweglichen Sachen vor und nach der Zuständigkeitsbegründung bedingt Unsicherheiten bei der Beantwortung der Frage, wann die Belegenheit einer Sache im Gerichtsstaat Zuständigkeit begründet. Fraglich ist insbesondere, ob eine Verschiebung der Sache nach Klageerhebung eine nachträgliche Unzuständigkeit des früheren Belegenheitsstaats bewirkt. aa) Schweiz Eine bewegliche Sache im Sinne von Art. 30 ZPO-CH liegt dort, wo sie sich bei Eintritt der Rechtshängigkeit dauernd oder vorübergehend befindet, unabhängig vom Willen des Besitzers sowie vom Grund der Belegenheit der Sache.705 Der Begriff der Rechtshängigkeit wird für die Zivilprozessordnung einheitlich in Art. 62 Abs. 1 ZPO-CH definiert. Danach ist das Gericht am Ort, an dem die Sache bei Einreichung des Schlichtungsgesuchs oder der

705 BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 7; BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 12; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 20.

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Klage liegt, zuständig.706 Unklar ist der für die Begründung internationaler Zuständigkeit gemäß Art. 98 Abs. 2 IPRG relevante Zeitpunkt. Wie Art. 30 ZPO-CH regelt die Zuständigkeitsvorschrift den für die Zuständigkeitsbegründung relevanten Zeitpunkt nicht unmittelbar selbst. Auch die Kommentarliteratur nimmt hierzu keine Stellung. Wie an anderer Stelle bereits erwähnt,707 wurde Art. 98 Abs. 2 IPRG der nationalen Zuständigkeitsvorschrift in Art. 30 ZPO-CH angepasst, um einen Gleichlauf von IPRG und ZPO zu gewährleisten.708 Wie bei Art. 30 ZPO-CH dürfte daher auch bei Art. 98 Abs. 2 IPRG auf den Zeitpunkt der Rechtshängigkeit als für die Zuständigkeitsbegründung maßgebliche Belegenheit abgestellt werden. Das IPRG regelt in Art. 9 Abs. 2 IPRG den Zeitpunkt der Rechtshängigkeit autonom. Danach ist der Zeitpunkt der ersten für die Klageeinleitung notwendigen Verfahrenshandlung maßgebend, namentlich die Einleitung des Sühneverfahrens. Früher wurde die Ansicht vertreten, Art. 9 IPRG regele den Zeitpunkt der Rechtshängigkeit nicht generell abstrakt für das gesamte Bundesrecht,709 sondern nur die Sperrwirkung der Klageerhebung im Verhältnis zu einem den identischen Streitgegenstand betreffenden Verfahren im Ausland.710 Von der Regelungswirkung des Art. 9 Abs. 2 IPRG wurde daher die Frage nach dem für die Zuständigkeitsgründung maßgeblichen Zeitpunkt und die damit einhergehende Frage nach einer perpetuatio fori ausgenommen.711 Die Auffassung stützte sich auf die systematische Stellung von Art. 9 Abs. 2 IPRG nach Art. 9 Abs. 1 IPRG, der die Ausschlusswirkung der Rechtshängigkeit regelt.712 Für weitere Rechtshängigkeitswirkungen – und damit für den zuständigkeitsrelevanten Belegenheitszeitpunkt – sollte allein der in den kantonalen Zivilprozessordnungen bestimmte Zeitpunkt des Eintritts der Rechtshängigkeit maßgeblich sein.713 Mit der Formulierung, dass Art. 9 Abs. 2 IPRG in analoger Anwendung auch den für die perpetuatio fori maßgebenden Zeitpunkt bestimmt, bereitete das schweizerische Bundesgericht dieser Kontroverse ein Ende.714 Es sei Intention des Gesetzgebers gewesen, im internationalen Zivilprozess den für den Eintritt der Rechtshängigkeit maßgebenden Zeitpunkt zu vereinheitlichen und im Interesse der Rechtssicherheit möglichst 706 BSK-ZPO/Tenchio, Art. 30 Rn. 7; BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 12; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 30 Rn. 20. 707 Kap. 2, II. 4. b) aa). 708 BSK-IPRG/Fisch, Art. 98 Rn. 3. 709 Vogel, SJZ 1990, S. 77 (80); ZK-IPRG/Volken, Art. 9 Rn. 68; BSK-IPRG/Berti, Art. 9 Rn. 2; a.A.: Walder, Einführung in das IZPR der Schweiz, S. 195, § 8 Rn. 5; Wittibschlager, Rechtshängigkeit in internationalen Verhältnissen, S. 52 f. 710 BSK-IPRG/Berti, Art. 9 Rn. 2. 711 Vogel, SJZ 1990, S. 77 (79). 712 Vogel, SJZ 1990, S. 77 (80). 713 Vogel, SJZ 1990, S. 77 (80) (noch zum kantonalen Recht). 714 BGE 129 III 404 (407).

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früh anzusetzen.715 Diese Erwägung verfängt heute, da die einzelnen kantonalen Prozessordnungen durch eine einheitliche Zivilprozessordnung ersetzt wurden, nicht mehr. Die Einführung des bundeseinheitlichen Art. 62 ZPOCH hat die Problematik aber deshalb entschärft, weil er wie Art. 9 Abs. 2 IPRG auf den frühestmöglichen Zeitpunkt abstellt.716 Im Ergebnis ist die Anwendung von Art. 9 Abs. 2 IPRG oder Art. 62 Abs. 1 IPRG nicht von Bedeutung.717 Maßgeblicher Zeitpunkt der zuständigkeitsbegründenden Belegenheit beweglicher Sachen ist daher sowohl im nationalen als auch im internationalen Zuständigkeitsrecht die erste zur Klageeinleitung erforderliche Verfahrenshandlung. Liegt die bewegliche Sache im Zeitpunkt der Klageeinleitung im Gerichtsstaat und wird sodann nachträglich verschoben, gilt für die örtliche Zuständigkeit (Art. 30 ZPO-CH) gemäß Art. 64 Abs. 1 b) ZPO-CH der Grundsatz der perpetuatio fori. Gleiches soll in analoger Anwendung des Art. 9 Abs. 2 IPRG für die internationale Zuständigkeit gelten.718 Die Fixierung der internationalen und der örtlichen Zuständigkeit kongruieren.719 Lag die Sache bei Eintritt der Rechtshängigkeit noch nicht im Gerichtsstaat und wird erst im Laufe des Verfahrens dorthin verbracht, steht dies der Annahme einer Belegenheitszuständigkeit nicht entgegen. Ausreichend ist, wenn die Gerichtsstandsvoraussetzungen im Zeitpunkt des Sachurteils vorliegen.720 bb) Deutschland Zwar enthält die deutsche Zivilprozessordnung keinen dinglichen Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen. Zur Beantwortung der Frage, in welchem Zeitpunkt eine Sachbelegenheit im Gerichtsstaat zuständigkeitsbegründend wirkt, kann aber auf die zu § 23 S. 1 ZPO entwickelten Grundsätze rekurriert werden. Danach müssen die Voraussetzungen des § 23 S. 1 ZPO – das heißt auch die Vermögensbelegenheit im Gerichtsstaat – im Zeitpunkt der Klageerhebung vorliegen.721 Die Klageerhebung wird in § 253 Abs. 1 ZPO sowohl für die nationale als auch die internationale Zuständigkeitsbegründung722 einheitlich als Zustellung der Klageschrift definiert. Fallen die Gerichtsstandvoraussetzungen nach Klageerhebung – wie beispielsweise im Fall einer nachträglichen Verschiebung des Beklagtenvermögens – weg, gilt für die örtliche Zuständigkeit nach Maßgabe von § 261 Abs. 3 Nr. 2 715

BGE 129 III 404 (407). BK-ZPO/Berger-Steiner, Art. 62 Rn. 8. 717 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 62 Rn. 25. 718 BGE 129 III 404 (407); BK-ZPO/Berger, Art. 10 Rn. 56. 719 Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Hedinger, ZPO, Art. 64 Rn. 19. 720 BGE 116 II 209 (212); BK-ZPO/Berger, Art. 10 Rn. 56. 721 BGH, Urt. v. 18.3.1997 – XI ZR 34/96, NJW 1997, S. 2885 (2886); OLG Frankfurt, Urt. v. 1.10.1998 – 1 U 163/96, IPRax 1999, S. 247 (249). 722 OLG Karlsruhe, Urt. v. 26.11.1968 – 8 U 72/68, IPRspr. 1968/69, Nr. 201. 716

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ZPO der Grundsatz der perpetuatio fori. Die Zuständigkeit des früheren Belegenheitsgerichts bleibt also erhalten. Die herrschende Ansicht überträgt diesen Grundsatz auf die internationale Zuständigkeit.723 Zur Begründung wird insbesondere das Interesse des Klägers an einer Aufrechterhaltung der einmal begründeten Zuständigkeit angeführt: Könne sich der Beklagte noch während des Verfahrens seiner Gerichtspflichtigkeit entziehen, indem er nachträglich zuständigkeitsbegründende Merkmale beseitigt, sei der Kläger gezwungen, ihm in den neuen Gerichtsstaat zu folgen und erneut zu klagen.724 Gerade an den Voraussetzungen des § 23 S. 1 ZPO macht die Rechtsprechung die Geltung des Grundsatzes der perpetuatio fori im internationalen Zuständigkeitsrecht beispielhaft fest:725 Werde die Zuständigkeit auf die Anwesenheit von Beklagtenvermögen im Gerichtsstaat gestützt, könne sich ein ausländischer Beklagter durch Verschiebung seines beweglichen Vermögens besonders leicht einem inländischen Verfahren entziehen und den Gerichtsstand des § 23 S. 1 ZPO vereiteln.726 Wie im schweizerischen Zivilprozessrecht ist eine Vermögensbelegenheit im Sinne von § 23 ZPO auch dann begründet, wenn die zuständigkeitsbegründenden Voraussetzungen (Belegenheit von Vermögen im Gerichtsstaat) bei Prozessbeginn zwar fehlen, am Schluss der mündlichen Verhandlung oder zumindest zu irgendeinem Zeitpunkt des Prozesses aber vorliegen.727 Zur Begründung wird auf die Prozessökonomie verwiesen: Nur auf diese Weise könne verhindert werden, dass eine Klage als unzulässig abgewiesen werde, die der Kläger sogleich von neuem erhebe.728 cc) USA Anders liegt es im US-amerikanischen Zivilverfahrensrecht. Nach § 58 des Restatement, Second, Conflict of Laws dauert eine einmal begründete in rem jurisdiction bezüglich aller Verfahren fort, die aus dem klagebegründenden 723 RG, Urt. v. 16.12.1890 – II 273/90, RGZ 27, 393 (394); BAG, Urt. v. 29.6.1978 – 2 AZR 973/77, JZ 1979, S. 647 (648); BGH, Urt. v. 1.3.2011 – XI ZR 48/10, BGHZ 188, 373 (382 f.); Schack, IZVR, Rn. 451; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 31; Wieczorek/Schütze/ Hausmann, ZPO, 3. Aufl., Vor § 12 Rn. 105, § 23 Rn. 35. 724 Schack, IZVR, Rn. 451; Geimer, IZPR, Rn. 1835. 725 RG, Urt. v. 7.6.1904 – II 181/04, RGZ 58, 258 (Perpetuierung der Zuständigkeit nach Aufrechnung der zuständigkeitsbegründenden Forderung nach Klageerhebung); OLG Hamburg, Urt. v. 22.8.1995 – 2 U 29/94, NJW-RR 1996, S. 203 (Forderungseinziehung kurz nach Klageerhebung), bestätigt von BGH, Urt. v. 24.4.1996 – IV ZR 263/95, NJW 1996, S. 2096. 726 OLG Hamburg, Urt. v. 22.8.1995 – 2 U 29/94, NJW-RR 1996, S. 203. 727 BGH, Urt. v. 1.3.2011 – XI ZR 48/10, BGHZ 188, 373 (377 f.); OLG München, Urt. v. 29.4.2015 – 7 U 185/15, juris-Rn. 26; OLG Düsseldorf, IPRspr. 2006, Nr. 110; OLG Karlsruhe, IPRspr. 1968/69, Nr. 201; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 32; Wieczorek/Schütze/ Smid/Hartmann, ZPO, § 23 Rn. 60. 728 Schack, IZVR, Rn. 447; Geimer, IZPR, Rn. 1828.

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Ereignis entstehen, es sei denn, der Gerichtsstaat gibt seine jurisdiction über die Sache auf.729 Anknüpfungszeitpunkt ist also nicht die Klageerhebung, sondern der Zeitpunkt des klagebegründenden Ereignisses, namentlich der Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung über die bewegliche Sache. Zur Begründung führt das Restatement aus, es sei nicht tolerabel, dass ein Staat auf seinem Hoheitsgebiet an einer Zuständigkeitsausübung über ein bestimmtes Ereignis durch willkürliche Sachverschiebung gehindert werde.730 Das Interesse des früheren Belegenheitsstaats an einer perpetuatio fori731 sei mit dem Interesse des neuen Belegenheitsstaats an einer Zuständigkeitsausübung abzuwägen. Der Interessenkonflikt werde angemessen dadurch gelöst, dass eine einmal begründete jurisdiction bis zu ihrer freiwilligen Aufgabe durch den Gerichtsstaat bestehen bleibe. Wird die streitbefangene Sache nach dem streitbegründenden Ereignis verschoben, kann der Kläger im neuen Belegenheitsstaat also nur Klage erheben, wenn der frühere Gerichtsstaat an der Zuständigkeitsausübung kein Interesse mehr hat.732 Teilweise regeln die long-arm statutes, die eine personal jurisdiction am Belegenheitsort beweglicher Sachen vorsehen, den maßgeblichen Zeitpunkt der Belegenheit ausdrücklich: Gemäß West's Wisconsin Statutes Annotated, § 801.05 (6) (b)733 ist für Klagen “to recover any benefit derived by the defendant through the use, ownership, control or possession by the defendant of tangible property situated within this state” alternativ die Belegenheit im Gerichtsstaat im Zeitpunkt der streitgegenständlichen Nutzung, der Eigentümerstellung, der Kontrolle oder des Besitzes der beweglichen Sache oder im Zeitpunkt der Klageerhebung maßgeblich. Für Klagen auf “return, restore, or account to the plaintiff for any asset or thing of value” ist Zuständigkeitsvoraussetzung, dass der Streitgegenstand in dem Zeitpunkt, in welchem der Beklagte Kontrolle oder Besitz über ihn erlangt hat, im Gerichtsstaat belegen ist, West's Wisconsin Statutes Annotated, § 801.05 (6) (c).734

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Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 58: “If a state obtains judicial jurisdiction to affect interests in a thing, the jurisdiction continues throughout all subsequent proceedings which arise out of the original cause of action unless and until the state surrenders jurisdiction over the thing.” 730 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 58 comm. a). 731 Vgl. allgemein zum Grundsatz der perpetuatio fori im US-amerikanischen Zuständigkeitsrecht Michigan Trust Co. v. Ferry, 228 U.S. 346 (353) 33 S.Ct. 550 (551) (1913); Ohlheisen v. Sheperd, 84 Ill.App. 83 (91), 228 N.E.2d 210 (214) (1967); Dupre v. Guillory, 216 So.2d 327 (328) (1968); Commonwealth ex rel. Milne v. Milne, 26 A.2d 207 (209) (1942). 732 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 58 comm. a). 733 Ebenso: North Carolina General Statutes, § 1-75.4 (6) (b). 734 Ebenso: North Carolina General Statutes, § 1-75.4 (6) (c).

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dd) Zusammenfassung Alle drei Rechtsordnungen wenden auf die Zuständigkeitsbegründung durch die Belegenheit beweglicher Sachen (bzw. beweglichen Vermögens) den Grundsatz der perpetuatio fori an. Das hat zur Folge, dass eine einmal begründete Belegenheitszuständigkeit nicht durch nachträgliche Sachverschiebung vereitelt werden kann. Im Übrigen unterscheiden sich die für die Zuständigkeitsbegründung maßgeblichen Zeitpunkte: § 58 des Restatement, Second, Conflict of Laws knüpft den Zeitpunkt der Zuständigkeitsbegründung sehr früh an. Eine Belegenheitszuständigkeit ist begründet, wenn die streitbefangene Sache im Zeitpunkt des streitbegründenden Ereignisses im Gerichtsstaat liegt – bzw. gelegen hat. Auch die long-arm statutes erklären die Belegenheit im Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung zumindest alternativ neben der Belegenheit im Zeitpunkt der Klageerhebung als für die Zuständigkeitsbegründung maßgeblich. Nach der schweizerischen Zivilprozessordnung wirkt Belegenheit im Zeitpunkt der Klageerhebung zuständigkeitsbegründend, wobei die Klage bereits mit der Einleitung eines Sühneverfahrens als erhoben gilt. Am weitesten nach hinten verlagert die deutsche Zivilprozessordnung den Zeitpunkt der Zuständigkeitsbegründung. Maßgeblich ist auch hier die Belegenheit der Sache im Zeitpunkt der Klageerhebung. Die Klage gilt jedoch erst mit ihrer Zustellung an den Beklagten als erhoben. 3. Zuständigkeitsmissbrauch durch Sachverschiebung Im Zuge der Neufassung der EuGVVO hatte die Europäische Kommission die Einführung eines allgemeinen Gerichtsstands am Belegenheitsort beweglicher Sachen vorgeschlagen.735 Der Eingang des Gerichtsstands – ein Novum in der Geschichte der EuGVVO – in die Endfassung scheiterte letztlich an den Monita des Europäischen Parlaments. Sein Haupteinwand war die erhöhte Gefahr eines Zuständigkeitsmissbrauchs: Die leichte Verschiebbarkeit beweglicher Sachen bedinge erhebliche Rechtsunsicherheit. Befinde sich der Streitgegenstand in den Händen des Klägers, begünstige der Gerichtsstand ein forum shopping736.737 In der Tat ist die fehlende Beständigkeit ein Mangel, der den Gerichtsstand vom Gerichtsstand am Ort der unbeweglichen Sache erheblich unterscheidet. Ob und welches Gewicht ein Zuständigkeitsmiss735

KOM (2010) 748 endg. Art. 5 Nr. 3 EuGVVO-E lautete: „Folgende Gerichte sind zuständig: [...] 3. wenn es um dingliche Rechte an beweglichen Sachen geht, das Gericht des Ortes, an dem sich die Sachen befinden.“ 736 Unter forum shopping versteht man das systematische Ausnutzen in mehreren Staaten nebeneinander existierender internationaler Zuständigkeit um bestimmter rechtlicher oder tatsächlicher Vorteile willen, vgl. Schack, IZVR, Rn. 251. 737 Amendments v. 19.10.2011, S. 10; vgl. ferner Herbert Smith’s Response to the Green Paper on the review of the Brussels Regulation, S. 10; Dickinson’s Response to the Green Paper on the review of council regulation, S. 16.

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brauch durch Sachverschiebung in der praktischen Anwendung von Gerichtsständen am Belegenheitsort beweglicher Sachen hat, soll im Folgenden näher beleuchtet werden. a) Allgemein Ein Gerichtsstand kann sowohl klägerseitig durch Erschleichung einer ihm günstigen Zuständigkeit als auch beklagtenseitig durch Vereitelung einer ihm ungünstigen Zuständigkeit missbraucht werden. Steht dem Kläger der Gerichtsstand am Ort der Belegenheit beweglicher Sachen grundsätzlich offen – erhebt er also eine Klage aus dinglichen Rechten an einer beweglichen Sache –, bieten sich ihm drei Möglichkeiten eine ihm günstige Zuständigkeit738 durch Verschiebung der Sache zu erschleichen: Erstens kann er die zuständigkeitsbegründende Sache in den Bezirk seines Wunschgerichts verschieben, vorausgesetzt, sie befindet sich in seinem Besitz. Ob eine bloße Sachverschiebung, sollte sie auch allein zum Zwecke der Zuständigkeitsbegründung erfolgen, bereits den Vorwurf eines Rechtsmissbrauchs zu rechtfertigen vermag, ist allerdings zweifelhaft.739 Anders liegt es in der zweiten Fallgruppe: Befindet sich die bewegliche Sache vor Klageerhebung beim Beklagten und verschafft sich der Kläger in rechtswidriger Weise durch Wegnahme den Besitz, um die Sache anschließend in den Bezirk seines Wunschgerichts zu verbringen, trifft ihn der Vorwurf des Rechtsmissbrauchs. Eine dritte Fallgruppe ist die Veranlassung des Beklagten oder eines Dritten, die Sache in den gewünschten Staat zu verbringen. Auch diese Fallgruppe begründet den Vorwurf des Rechtsmissbrauchs aber nur, wenn das Verhalten des Beklagten auf einem arglistigen Verhalten des Klägers beruht, wie beispielsweise einer Täuschung oder Drohung. Während das Interesse des Klägers dahin geht, eine ihm günstige Zuständigkeit zu begründen, zielt das Interesse des Beklagten darauf ab, die Zuständigkeit des befassten Gerichts zu vereiteln und so eine Klageabweisung wegen Unzulässigkeit zu erreichen. Ist der Streitgegenstand eine bewegliche Sache, die sich in seinem Besitz befindet, stehen ihm zwei (unlautere) Wege offen, sein Ziel zu erreichen: Erstens kann er dem Kläger wahrheitswidrig vorspiegeln, der Streitgegenstand befinde sich in einem bestimmten Zuständigkeitsbereich. Erhebt der Kläger daraufhin am angeblichen Belegenheitsort der Sache Klage, kann der Beklagte mit Verweis auf den tatsächlichen Belegenheitsort des Streitgegenstands die Zuständigkeit rügen, eine Klageabweisung – bzw. Klageverweisung – erwirken und den Prozess mindestens verzö738

Der Vorteil einer bestimmten Zuständigkeit kann beispielsweise die Zuständigkeit seines Wohnsitzgerichtsstaats sein oder die Geltung einer besonders günstigen lex fori bzw. lex causae, vgl. hierzu Althammer, GS Konuralp, S. 103 (104). 739 Für eine Beschränkung von Missbrauchskorrekturen auf Extremfälle bspw. Althammer, GS Konuralp, S. 103 (125, 126).

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gern. Ein zweiter Weg zur Zuständigkeitsvereitelung ist eröffnet, wenn nach der maßgeblichen lex fori der Zeitpunkt der Klageeinreichung nicht dem Zeitpunkt der Klageerhebung entspricht (wie beispielsweise nach deutschem Recht, §§ 253 Abs. 1, 261 Abs. 1 ZPO). Erfährt der Beklagte nach Klageeinreichung, aber vor Klageerhebung, von seiner gerichtlichen Inanspruchnahme, kann er durch kurzfristige Sachverschiebung eine bei Klageeinreichung noch begründete Belegenheitszuständigkeit vereiteln. Die zuständigkeitsbegründende Voraussetzung (Belegenheit der Sache im Gerichtsstaat) ist im relevanten Zeitpunkt (Klageerhebung) nicht mehr gegeben. Verschiebt der Beklagte die Sache hingegen erst nach Klageerhebung, so berührt dies die Gerichtszuständigkeit nach dem Grundsatz der perpetuatio fori nicht. Wie die folgende Darstellung zeigt, haben die in der Theorie gebildeten Fallgruppen in der praktischen Anwendung des Belegenheitsgerichtsstands nur geringe Bedeutung. b) Schweiz In der Schweiz ist der Gerichtsstand der belegenen Sache auch dann gegeben, wenn sich die bewegliche Sache ohne oder sogar gegen den Willen des (vormaligen) Besitzers an ihrem derzeitigen Lageort befindet.740 Eine missbräuchliche Zuständigkeitsbegründung liegt daher nicht vor, wenn die Sache aufgrund gerichtlicher oder behördlicher Verfügung in den Gerichtsbezirk verbracht wird.741 Diesen Grundsatz hat der bernische Appellations- und Kassationshof konkludent eingeschränkt. Er hat ausgeführt, dass die Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts begründet sei, wenn die zuständigkeitsbegründende Sache für eine gewisse Dauer an einen gewissen Ort gebunden sei, unabhängig davon, ob sich die Sache infolge des Besitzerwillens oder infolge „berechtigter Maßnahme von anderer Seite“ im Gerichtsstaat befinde.742 Gemessen daran wird Zuständigkeit dann nicht begründet, wenn sich die Sache infolge eines arglistigen, unlauteren – und damit „unberechtigten“ – Verhaltens von anderer Seite, beispielsweise des Klägers, im Gerichtsstaat befindet. Im Jahr 1957 entschied das schweizerische Bundesgericht über einen Fall missbräuchlicher Zuständigkeitserschleichung:743 Um die Zuständigkeit der schweizerischen Gerichte für eine Klage wegen mangelhafter Warenlieferung zu begründen, hatte ein schweizerischer Kaufmann bei dem zu verklagenden 740

Bernischer Appellations- und Kassationshof, ZBJV 34 (1898), S. 52 (54); ZBJV 35 (1899), S. 75; ZBJV 62 (1926), S. 474; Leuch, Die Zivilprozessordnung für den Kanton Bern, S. 54. 741 Bernischer Appellations- und Kassationshof, ZBJV 34 (1898), S. 52 (54); ZBJV 35 (1899), S. 75; ZBJV (1926) 62, S. 474; Leuch, Die Zivilprozessordnung für den Kanton Bern, S. 54. 742 Bernischer Appellations- und Kassationshof, ZBJV 35 (1899), S. 75 (76). 743 BGE 83 II 345.

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holländischen Unternehmen, mit dem er eine ständige Geschäftsbeziehung unterhielt, Waren in die Schweiz bestellt. Diese pfändete er sodann im Arrestgerichtsstand gemäß Art. 25 bernische ZPO744. Die Vorinstanz hatte die Klage mit der Begründung als unzulässig abgewiesen, dass der Kläger die tatbestandlichen Voraussetzungen des bernischen Gerichtsstands arglistig herbeigeführt habe. Nach dem Grundsatz von Treu und Glauben (Art. 2 ZGB 745) sei eine derartige Zuständigkeitserschleichung nicht geeignet, die Zuständigkeit der schweizerischen Gerichte zu begründen. Das schweizerische Bundesgericht schloss sich der grundsätzlichen Anwendbarkeit des Gebots von Treu und Glauben auf Fragen der Gerichtszuständigkeit an: Bei arglistiger Herbeiführung tatsächlicher Voraussetzungen sei eine Geltendmachung daraus abzuleitender Rechtsvorteile wegen Rechtsmissbrauchs abzulehnen.746 Zur Frage einer Anwendbarkeit des Gebots von Treu und Glauben auf den konkreten Fall konnte er mangels Prüfungskompetenz keine Stellung nehmen.747 Mit einer ähnlichen Begründung schränkte auch die zürcherische Appellationskammer den Arrestgerichtsstand ein.748 Sie gestand der im Gerichtsstand des Arrestes in Anspruch genommenen beklagten Aktiengesellschaft den Einwand der exceptio doli zu, da die zuständigkeitsbegründenden Vermögensstücke durch einen Freund des Klägers allein zum Zwecke der Zuständigkeitsbegründung in die Schweiz bestellt worden waren.749 Die dargestellte Rechtsprechung steht in Einklang mit der schweizerischen Rechtsliteratur zu kantonalen Belegenheitsgerichtsständen: Ein Vermögensstück, das arglistig – allein zum Zweck der Zuständigkeitsbegründung – in die Schweiz gebracht werde, vermag nach herrschender Auffassung keine Zuständigkeit im Sinne der kantonalen Vermögensgerichtsstände750 zu begründen.751 744

Art. 25 bernische ZPO lautete: „Klagen aus vermögensrechtlichen Ansprüchen können gegen Personen, welche keinen Wohnsitz in der Schweiz, aber Vermögen im Gebiete des Kantons Bern besitzen, bei dem Richter angebracht werden, in dessen Bezirk das Vermögen liegt. Die Klage auf Begründetheit einer Forderung, für welche Arrest herausgenommen ist, kann am Orte der Arrestnahme angebracht werden.“ Art. 25 der bernischen ZPO enthielt also sowohl einen Vermögensgerichtsstand, als auch einen Arrestgerichtsstand. Daneben fanden sich in Art. 29 der bernischen ZPO ein Gerichtsstand am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen und ein Gerichtsstand am Ort der Belegenheit beweglicher Sachen. Vgl. hierzu Leuch, Die Zivilprozessordnung für den Kanton Bern, S. 47, 52. 745 Entspricht etwa § 242 BGB: „Jedermann hat in der Ausübung seiner Rechte und in der Erfüllung seiner Pflichten nach Treu und Glauben zu handeln. Der offenbare Missbrauch eines Rechtes findet keinen Rechtsschutz.“ 746 BGE 83 II 345 (351). 747 BGE 83 II 345 (352). 748 Zürcherische Appellationskammer, BlZüR 10, S. 75. 749 Zürcherische Appellationskammer, BlZüR 10, S. 75. 750 Bspw. Art. 25 bernische ZPO; Art. 84 ZPO St. Gallen. 751 Leuch, Die Zivilprozessordnung für den Kanton Bern, S. 46; Guldener, Schweizerisches Zivilprozessrecht, S. 86 Fn. 24.

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Was Art. 30 Abs. 1 ZPO-CH betrifft, existiert (noch) keine Rechtsprechung zu einer missbräuchlichen Zuständigkeitserschleichung durch den Kläger bzw. Zuständigkeitsvereitelung durch den Beklagten. Lediglich vereinzelt verweist die Kommentarliteratur auf die Möglichkeit eines Missbrauchs durch kurzfristiges oder häufiges Verschieben der beweglichen Sache hin.752 Die fehlende Praxisrelevanz in der neueren Rechtsprechung mag ihren Grund darin haben, dass der Zeitpunkt der Rechtshängigkeit einer Klage – und damit der für die Zuständigkeitsbegründung maßgebliche Zeitpunkt der Belegenheit der beweglichen Sache – in der schweizerischen Zivilprozessordnung relativ weit nach vorne verschoben wurde.753 Schon mit der ersten klägerischen Handlung zur Klageeinleitung – und damit vor Kenntnisnahme durch den Beklagten – wird dem Beklagten die Möglichkeit genommen, die Zuständigkeit durch Sachverschiebung zu vereiteln. Unter Geltung von Art. 20 GestG musste mangels einheitlicher Rechtshängigkeitsregelung hingegen auf das kantonale Recht zurückgegriffen werden,754 das für den Eintritt der Rechtshängigkeit teilweise – wie das deutsche Recht – die förmliche Kenntnisnahme des Beklagten von der Klageeinleitung voraussetzte.755 Eine derart nach hinten verschobene Rechtshängigkeit erhöhte die Gefahr der Zuständigkeitsvereitelung durch Sachverschiebung.756 Um einer Zuständigkeitsvereitelung vorzubeugen, wurde deshalb vorgeschlagen, den für die Zuständigkeitsbegründung maßgeblichen Zeitpunkt – wie geschehen – vorzuverlagern.757 Zum anderen beruht die geringe Praxisrelevanz mit Sicherheit auf der noch sehr jungen Rechtsgeschichte von Art. 30 ZPO-CH. c) USA In den USA beschäftigt die Rechtsprechung vorrangig eine missbräuchliche Begründung der quasi in rem jurisdiction durch willkürliche Sachverschiebung. In der Entscheidung Abel v. Smith 758 hatte der Kläger einen Freund veranlasst, in Washington belegene Schuldscheine der Beklagten nach Virginia zu bringen, um durch Pfändung eine quasi in rem jurisdiction der Gerichte zu begründen. Das angegangene Gericht lehnte seine Zuständigkeit ab. Beruhe die Belegenheit im Gerichtsstaat auf einer arglistigen Vermögensverschiebung durch den Kläger – oder durch einen vom Kläger veranlassten 752

BSK-ZPO/Spühler/Tenchio/Infanger/Tenchio, Art. 30 Rn. 1. Vgl. dazu schon oben, Kap. 2, II. 2. e) aa). 754 BK-ZPO/Peter, Art. 30 Rn. 12; Sutter-Somm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/ Hedinger, ZPO, Art. 62 Rn. 1. 755 Bspw. Art. 160 bernische ZPO und Art. 213 ZPO St. Gallen (zwar mit Klageeinreichung aber nach Sühneverfahren); § 90 ZPO Thurgau (Einlassung auf die Klage). 756 BKS-GestG/Tenchio, Art. 20 Rn. 7. 757 BSK-GestG/Tenchio, Art. 20 Rn. 7. 758 151 Va. 568, 144 S.E. 616 (1928). 753

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

Dritten –, dürfe der Belegenheitsstaat seine darauf gegründete jurisdiction wegen Rechtsmissbrauchs nicht ausüben.759 Dieser Grundsatz wurde in der Entscheidung Sea-Gate Tire & Rubber Co. v. Moseley in einem obiter dictum bestätigt.760 Der Kläger, Einzelkaufmann, hatte mit der Behauptung, die Beklagte, ein Reifenhersteller aus Ohio, habe ihm über eine inzwischen insolvente Zweigniederlassung in Texas mangelhafte Reifen verkauft, in Oklahoma Klage auf Schadensersatz erhoben. Dagegen wehrte sich die Beklagte mit dem Monitum, der Kläger habe die Reifen nicht von einer Zweigniederlassung erworben, sondern arglistig nach Oklahoma verbracht, um eine Klagezuständigkeit zu begründen. Das Gericht stellte zwar fest, dass (quasi-in-) rem jurisdiction nicht über solche Sachen ausgeübt werden könne, die arglistig nur zum Zwecke der Zuständigkeitsbegründung in den Belegenheitsstaat verbracht worden sind. Im Ergebnis habe die Beklagte ein solches Verhalten des Klägers aber nicht nachweisen können.761 Bedeutung hat die missbräuchliche Zuständigkeitsbegründung durch Sachverschiebung auch in Scheidungsverfahren. In der Entscheidung Caroll v. Caroll lehnte das von der Klägerin zur Auseinandersetzung des Ehevermögens angerufene Gericht seine Zuständigkeit mit Hinweis auf eine – sogar nur möglicherweise762 – missbräuchliche Zuständigkeitserschleichung ab. Es sei unklar, auf welche Weise das Ehevermögen in den Gerichtsstaat gelangt sei und ob der Beklagte Ehemann einer möglichen Vermögensverschiebung zugestimmt habe. Ein Staat dürfe seine Zuständigkeit nicht über Vermögen ausüben, das ohne die Zustimmung des berechtigten Besitzers in den Gerichtsstaat gebracht worden ist.763 Aus der jüngeren Rechtsprechung ist die Entscheidung Abernathy v. Abernathy764 erwähnenswert. Das mit einer scheidungsbedingten Vermögensauseinandersetzung befasste Gericht bejahte seine Zuständigkeit, obwohl der Ehemann den zuständigkeitsbegründenden Grundbesitz mit Ehevermögen erworben hatte, das er ohne den Willen seiner Frau in den Gerichtsstaat verbracht hatte.765 Der herrschenden Ansicht folgend schränkt § 60 des Restatement, Second, Conflict of Laws die (quasi) in rem jurisdiction in Fällen einer missbräuchli759 151 Va. 568 (575 ff.), 144 S.E. 616 (618 ff.) (1928). Vgl. auch den Verweis auf den kuriosen Fall Timmons v. Garrison, 23 Tenn. 148 (1843), in dem eine Zuständigkeit auf Grundlage einer Pfändung eines arglistig in den Gerichtsstaat verbrachten Sklaven abgelehnt wurde. 760 18 P. 2d 276 (1933). 761 18 P. 2d 276 (277) (1933). 762 Damit steht sie in Widerspruch zur eben erwähnten Entscheidung Sea-Gate Tire & Rubber Co. v. Moseley, in der das Gericht den Einwand des Zuständigkeitsmissbrauchs mangels Nachweises ablehnte. 763 Caroll v. Caroll, 363 S.E. 2d 872 (874) (1988). 764 267 Ga. 815, 482 S.E. 2d 265 (1997). 765 267 Ga. 815 (816), 482 S.E. 2d 265 (266).

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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chen Zuständigkeitserschleichung durch den Kläger ein. Gemäß § 60 comment c) soll der Belegenheitsstaat seine jurisdiction nicht über eine Sache ausüben, wenn der berechtigte Besitzer durch Arglist des Klägers veranlasst wurde, die zuständigkeitsbegründende Sache in den Gerichtsstaat zu bringen.766 Gemäß § 60 comment d) soll der Belegenheitsstaat seine jurisdiction ferner dann nicht ausüben, wenn die Sache gegen oder ohne den Willen des berechtigten Besitzers in den Gerichtsstaat verbracht wurde.767 Gleiches gilt bei der Begründung einer personal jurisdiction auf Grundlage einer Sachbelegenheit im Gerichtsstaat.768 Allerdings wird ausdrücklich klargestellt, dass die auf einem Zuständigkeitsmissbrauch beruhenden Einschränkungen nicht “jurisdictional” sind, das heißt nicht von Verfassungs wegen gefordert.769 Es bleibt daher dem jeweiligen Bundesstaat bzw. den state courts überlassen, ob sie der Empfehlung des Restatements folgen und ihre Zuständigkeit ablehnen, wenn die Belegenheit der zuständigkeitsbegründenden Sache im Gerichtsstaat auf einem missbräuchlichen Verhalten des Klägers beruht.770 Die im Restatement vorgeschlagenen Einschränkungen der Belegenheitszuständigkeit bei missbräuchlicher Zuständigkeitserschleichung durch den Kläger wurden vom U.S. Supreme Court in seiner Entscheidung Shaffer v. Heitner aber ausdrücklich gebilligt.771 In seinem Minderheitsvotum zur Entscheidung Abernathy v. Abernathy rügte Richter Sears daher unter Verweis auf die Grundsatzentscheidung des U.S. Supreme Courts die Zuständigkeit des angegangenen Gerichts, da das Ehevermögen ohne den Willen der Ehefrau in den Gerichtsstaat gelangt war.772 Sein Standpunkt setzte sich – wie gezeigt – indessen nicht durch. Die Mehrheit der befassten Richter lehnte es ab, den Empfehlungen des § 60 des Restatement, Second, Conflict of Laws comment c) zu folgen.

766 Vgl. hierzu bspw. Wood v. Wood, 78 Ky. 624 (627) (1880); Rosencranz v. Swofford Bros. Dry Goods Co., 75 S.W. 445 (448–49) (1903). 767 Vgl. auch Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 82: “A state will not exercise judicial jurisdiction which has been obtained by fraud or unlawful force, over a defendant or his property.” 768 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 38 comm. c): Das bloße Eigentum des Beklagten an einer beweglichen Sache im Gerichtsstaat soll eine personal jurisdiction nur dann begründen, wenn der Eigentümer für die Belegenheit der Sache im Gerichtsstaat verantwortlich ist. Keine Belegenheitszuständigkeit sollen daher gestohlene Sachen begründen. 769 Comm. f). 770 Vgl. hierzu ausführlich Developments in the Law, 47 Colum. L. Rev. 767 (1947). 771 433 U.S. 186 (208 Fn. 25), 97 S.Ct. 2569 (2581 Fn. 25): “In some circumstances the presence of property in the forum State will not support the inference suggested in text. Cf., e.g., Restatement § 60, Comments c), d).” 772 267 Ga. 815 (824 f.), 482 S.E. 2d 265 (273 f.).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

d) Deutschland In der deutschen Zivilprozessordnung existiert zwar kein dinglicher Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen. Die Rechtsprechung und Rechtsliteratur sieht sich jedoch bei der Anwendung des Vermögensgerichtsstands (§ 23 ZPO) mit einem Zuständigkeitsmissbrauch durch Sachverschiebung konfrontiert. Mit einer durch den Kläger vor Klageerhebung veranlassten Vermögensverschiebung beschäftigte sich im Jahr 1982 das OLG Frankfurt.773 Die Beklagte rügte die Zuständigkeit deutscher Gerichte mit der Begründung, das zuständigkeitsbegründende Vermögen sei ohne – bzw. gegen – ihren Willen nach Deutschland gelangt. Sie hatte zur Abwendung einer durch den Kläger beantragten Pfändung an einen deutschen Gerichtsvollzieher einen bei Gericht zu hinterlegenden Betrag gezahlt. Der Kläger begehrte nunmehr die Einwilligung der Beklagten in die Auszahlung des hinterlegten Betrags und stützte die Zuständigkeit der deutschen Gerichte auf § 23 ZPO. Das OLG Frankfurt bejahte seine Zuständigkeit im Vermögensgerichtsstand: Der Wille des Beklagten sei ohne Belang, wenn die zuständigkeitsbegründende Vermögensbelegenheit im Wege der Vollziehung eines dinglichen Arrests geschaffen werde. Intention des Gesetzgebers sei es gewesen, den Arrestgerichtsstand durch den Vermögensgerichtsstand zu ersetzen, weshalb die Unterscheidung, ob sich der im Arrest gepfändete Gegenstand oder nur die an seiner Stelle erbrachte Arrestsicherheit im Inland befinde, nicht gerechtfertigt sei. Der Kläger habe in zulässiger Weise unter Ausnutzung der vom Prozessrecht zur Verfügung gestellten Mittel der Rechtsverfolgung einen inländischen Gerichtsstand gegen die Beklagte geschaffen.774 Eine sittenwidrige Zuständigkeitserschleichung liege darin nicht.775 Im Jahr 1994 befasste sich auch das OLG Düsseldorf mit einer angeblich missbräuchlichen Zuständigkeitserschleichung des Klägers durch Vermögensverschiebung.776 Der im Ausland wohnhafte Gläubiger trat seine Forderung an den in Deutschland wohnhaften Kläger ab, um die Voraussetzungen einer Forderungsdurchsetzung im Vermögensgerichtsstand zu schaffen. Da der Forderungsschuldner und Beklagte ein Bankguthaben in Deutschland besaß, lag nach der Abtretung neben der Voraussetzung eines Inlandsvermögens des Beklagten auch die Voraussetzung eines hinreichenden Inlandsbezugs – Wohnsitz des Klägers in Deutschland – vor.777 Obwohl damit formal die Anforderungen einer Vermögenszuständigkeit deutscher Gerichte erfüllt waren, lehnte das Gericht seine internationale Zuständigkeit mit der Begründung ab, dass sich der

773 774 775 776 777

Urt. v. 22.9.1982 – 17 U 65/81, OLGZ 1983, S. 99. Urt. v. 22.9.1982 – 17 U 65/81, OLGZ 1983, S. 99 (100). Urt. v. 22.9.1982 – 17 U 65/81, OLGZ 1983, S. 99 (101). Urt. v. 11.8.1994 – 6 U 227/93, RIW 1996, S. 598 (601). Siehe hierzu noch ausführlich unten, Kap. 2, III. 2. d) aa).

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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Gläubiger die Zuständigkeit deutscher Gerichte erschlichen habe. 778 Die Entscheidung wurde vom elften Senat höchstrichterlich bestätigt.779 Derartige Fälle des Zuständigkeitsmissbrauchs durch den Kläger treten in der Rechtsprechung allerdings selten auf. Trotzdem weist die Rechtsliteratur verschiedentlich auf einen Zuständigkeitsmissbrauch durch Sachverschiebung hin. Neben der Gefahr einer Zuständigkeitserschleichung durch den Kläger, der arglistig Vermögensgegenstände des Beklagten in den Gerichtsbezirk des angerufenen Gerichts verbringt,780 werden dort Fälle erwähnt, in denen der Kläger einen Dritten oder den Beklagten – arglistig – veranlasst, Vermögen in den Gerichtsstaat zu bringen.781 Diskutiert wird schließlich auch der Fall, dass der Kläger zunächst bei einem inländischen – offensichtlich unzuständigen – Gericht allein deshalb klagt, um dem Beklagten einen Kostenerstattungsanspruch und damit inländisches Vermögen zu verschaffen.782 Weniger oft, aber dadurch nicht weniger nachdrücklich, wird auf die Gefahr einer Zuständigkeitsvereitelung durch den Beklagten hingewiesen. Hintergrund ist, dass dem deutschen Prozessrecht die Gefahr einer Sachverschiebung durch den Beklagten zwischen Klageeinreichung (Anhängigkeit) und Klageerhebung (Rechtshängigkeit) innewohnt: Die Voraussetzungen des Vermögensgerichtsstands müssen nach mittlerweile einhelliger Ansicht im Zeitpunkt der Rechtshängigkeit der Klage (noch) vorliegen, das zuständigkeitsbegründende Vermögen also im Zeitpunkt der Klagezustellung (§§ 253 Abs. 1, 261 Abs. 1 ZPO) im Inland belegen sein.783 Erlangt der Beklagte nach Klageerhebung, aber vor Zustellung der Klage anderweitig Kenntnis von der Klage, kann er das Vermögen aus dem Zuständigkeitsbereich entfernen und anschließend erfolgreich die Zuständigkeit des vormaligen Belegenheitsgerichts rügen.784 Einer im Vertrauen auf die Belegenheit im Gerichtsstaat erhobenen Klage wäre im Zeitpunkt der Rechtshängigkeit die Grundlage entzogen. Die geschilderte Zuständigkeitsvereitelung war bereits Gegenstand obergerichtlicher Rechtsprechung. Im Jahr 1950 bejahte das OLG Saarbrücken seine Zuständigkeit im Vermögensgerichtsstand, obwohl die Beklagte ihr in Deutschland unterhaltenes Warenlager bereits vor Klageerhebung auf778

OLG Düsseldorf, Urt. v. 11.8.1994 – 6 U 227/93, RIW 1996, S. 598 (601). BGH, Beschl. v. 17.1.1995 – XI ZR 182/94, juris-Rn. 3. 780 Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 15; Schütze, DZWiR 1991, S. 239 (241); Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 34. 781 Zeiss, Die arglistige Prozesspartei, S. 73 f. 782 OLG Darmstadt, Urt. v. 21.5.1924 – U 121/24, JW 1929, S. 121 Nr. 9; OLG Stuttgart, Urt. v. 13.6.1912, OLGRspr. 25, S. 53; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 16; MüKoZPO/Patzina, § 23 Rn. 3; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 33. 783 Allgemeine Meinung: Vgl. Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 14; Schütze, DZWiR 1991, S. 239 (241); OLG Bremen, Urt. v. 25.7.1952 – 1 U 211/1952, IPRspr. 52/53, Nr. 291. 784 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 34. 779

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

gelöst hatte.785 Zur Begründung führte es aus, dass die Beklagte im Zeitpunkt der Klageeinreichung unstreitig ein Warenlager in Deutschland besessen habe. Sie habe es vor Eintritt der Rechtshängigkeit allein mit dem Ziel aufgelöst, die Zuständigkeit deutscher Gerichte zu vereiteln. Unter diesen Umständen dürfe dem Kläger die Vermögensdisposition des Beklagten nicht zum Nachteil gereichen. Der Zivilprozessordnung, die zur Fristwahrung und Verjährungshemmung die Zustellung der Klage zeitlich auf den Zeitpunkt der Klageeinreichung zurückwirken lässt (§ 167 ZPO), sei der allgemeine Rechtsgedanke zu entnehmen, dass der Kläger vor schädlichen Wirkungen außerhalb seines Einflussbereichs – wie der zeitraubenden Zustellung ins Ausland – geschützt werden müsse. Der prozessuale Schutzgedanke finde auch im Fall einer bei Klageeinreichung begründeten, aber vor Klagezustellung vereitelten Zuständigkeit Anwendung.786 Gegen diesen Begründungsund Lösungsansatz des OLG Saarbrücken wandte sich das OLG Karlsruhe.787 Im jenem zur Entscheidung vorliegenden Fall war die zuständigkeitsbegründende Forderung im Zeitpunkt der Klageeinreichung durch Arrestbefehl des Klägers verstrickt gewesen. Trotz Kenntnis von der Verstrickung zahlte der Drittschuldner noch vor Klageerhebung an den Beklagten. Im Zeitpunkt der Klageerhebung fehlte es deshalb an einer inländischen Vermögensbelegenheit. Um dennoch zu einer Zuständigkeitsbejahung zu gelangen, stellte das OLG Karlsruhe die Unwirksamkeit der Zahlung des Drittschuldners an den Beklagten im Verhältnis zum Kläger fest. Der Vermögensbegriff des Gerichtsstands müsse im Lichte des Zuständigkeitszwecks einer erleichterten Inlandsvollstreckung weit ausgelegt werden. Der Lösungsweg des OLG Saarbrücken, die Vorverlagerung des für die Zuständigkeitsbegründung maßgeblichen Zeitpunkts der Rechtshängigkeit auf den Zeitpunkt der Anhängigkeit, sei dogmatisch nicht haltbar.788 Richtig ist, dass die besprochenen obergerichtlichen Entscheidungen einen dogmatisch unterschiedlichen Weg beschreiten. Sie kommen letztlich aber zu dem übereinstimmenden Ergebnis, dass eine missbräuchliche Vermögensverschiebung durch den Beklagten oder einen Dritten zwischen Klageeinreichung und Klageerhebung nicht zu einer Unzuständigkeit des früheren Belegenheitsgerichts führen darf. In der Literatur wird dem Kläger zur Vermeidung einer missbräuchlichen Zuständigkeitsvereitelung durch den Beklagten die Arglisteinrede eingeräumt.789 Sie weist 785

Urt. v. 28.6.1950 – 1 U 45/50, SaarlRuStZ 1950, S. 62. So i.E. auch Schumann, FS Liebman, Bd. 2, S. 839 (862, 863), für den Fall, dass eine Forderung des Beklagten im Zeitpunkt der Klageeinreichung besteht, bis zur Klageerhebung aber wegen Aufrechnung erlischt und die Aufrechnungslage schon bei Klageeinreichung bestand. 787 Urt. v. 26.11.1968 – 8 U 72/68, IPRspr. 1968/69, Nr. 201. 788 OLG Karlsruhe, Urt. v. 26.11.1968 – 8 U 72/68, IPRspr. 1968/69, Nr. 201. 789 So bspw. Schütze, DZWiR 1991, S. 239 (241); kritisch zur Arglisteinrede für die Abwehr einer Zuständigkeitserschleichung Althammer, GS Konuralp, S. 103 (122). 786

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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noch auf eine weitere Fallgruppe missbräuchlicher Zuständigkeitsvereitelung hin: Es bestehe die Gefahr, dass der Beklagte dem Kläger arglistig Inlandsvermögen vorspiegele, um nach Klageerhebung die Zuständigkeit des vermeintlichen Belegenheitsgerichts mit der Begründung zu rügen, es habe sich nie Vermögen im Gerichtsbezirk befunden.790 Rechtsprechung findet sich hierzu nicht. Vorschläge für Missbrauchskorrekturen machen auch vor anderen Vermögensgerichtsständen nicht halt. Beispielsweise soll eine erst nach einem Antrag auf Insolvenzeröffnung vorgenommene Vermögensverschiebung zum Zwecke der Durchführung eines inländischen Partikularverfahrens gemäß § 354 Abs. 3 InsO unzulässig sein.791 Im Bewusstsein der dem allgemeinen Vermögensgerichtsstand innewohnenden Missbrauchsgefahr hat der Gesetzgeber als Korrektiv ein besonderes Antragserfordernis für ein Partikularverfahren gemäß § 354 Abs. 2 S. 1 InsO eingeführt:792 Hat der Insolvenzschuldner im Inland keine Niederlassung, ist der Antrag eines Gläubigers auf Eröffnung eines Partikularverfahrens nur zulässig, wenn er ein besonderes Interesse an der Eröffnung des Verfahrens geltend machen kann. Bei der Auslegung des „besonderen Interesses“ ist unklar, ob zur Bestimmung einer Schlechterstellung an wirtschaftliche oder rechtliche Kriterien anzuknüpfen ist.793 Laut Gesetzesbegründung sind rein wirtschaftliche Kriterien, namentlich die „Befriedigungschancen“ des Gläubigers, in dem ausländischen Verfahren maßgeblich: Der Gläubiger müsse in einem ausländischen Verfahren erheblich schlechter gestellt sein als in dem von ihm angestrebten inländischen Verfahren.794 Schutz vor einer Zuständigkeitserschleichung durch Vermögensverschiebung würde diese Einschränkung nicht gewährleisten; der Gläubiger kann seinem Zugriff unterliegendes Schuldnervermögen in ein Land verschieben, dessen Insolvenzvorschriften ihm erheblich bessere Befriedigungschancen verschaffen und somit die Antragsbefugnis nach § 354 Abs. 2 InsO und die Zuständigkeit nach § 354 Abs. 3 InsO begründen. Wird daneben noch ein berechtigtes Vertrauen des antragstellenden Gläubigers auf die bei Eröffnung eines inländischen Verfahrens bestehende Rechtsposition vorausgesetzt,795 ist die Gefahr der Zuständigkeitserschleichung allerdings meist gebannt. Der Tatbestand des berechtigten Vertrauens setzt regelmäßig einen ausreichenden Inlandsbezug voraus,796 der eine willkürliche Vermö790

Vgl. zu § 23 ZPO: Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 34; Schumann, FS Liebmann, Bd. 2, S. 839 (861). 791 MüKo-InsO/Reinhart, § 354 Rn. 21. 792 BT-Drs. 15/16 S. 25. 793 MüKo-InsO/Reinhart, § 354 Rn. 35 ff. 794 BT-Drs. 15/16 S. 25. 795 So MüKo-InsO/Reinhart, § 354 Rn. 38. 796 Genannt wird der Fall, dass die Forderung des Schuldners aus dem Betrieb einer früheren inländischen Niederlassung herrührt, MüKo-InsO/Reinhart, § 354 Rn. 38.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

gensverschiebung verhindern kann. Für die seltenen Fälle eines zu ahndenden Rechtsmissbrauchs dient die offene Formulierung des „besonderen Interesses“ im Sinne von § 354 Abs. 2 S. 1 InsO als Einfallstor für die Grundsätze von Treu und Glauben und erlaubt es dem Gericht, durch Auslegung seine Zuständigkeit im Falle eines Missbrauchs bereits auf Tatbestandsebene abzulehnen. Allerdings hat eine rechtsmissbräuchliche Zuständigkeitsbegründung nach § 354 Abs. 3 InsO durch Vermögensverschiebung – soweit ersichtlich – bisher keine praktische Relevanz. Auch der Belegenheitsgerichtsstand in § 343 Abs. 3 FamFG birgt ein gewisses Missbrauchsrisiko in sich.797 Danach ist, wenn der Erblasser Ausländer ist und zur Zeit des Erbfalls im Inland weder Wohnsitz noch Aufenthalt hatte, jedes Gericht, in dessen Bezirk sich Nachlassgegenstände befinden, für alle Nachlassgegenstände zuständig. Missbrauchsmöglichkeiten eröffnet der für die Zuständigkeitsbegründung maßgebliche Zeitpunkt des gerichtlichen „Befasstwerdens“.798 Im Antragsverfahren ist das der Zeitpunkt des Antragseingangs bei Gericht,799 in von Amts wegen durchzuführenden Verfahren die gerichtliche Kenntnisnahme von zur Verfahrenseinleitung verpflichtenden Umständen.800 Gemessen daran fehlt es an einer Gerichtszuständigkeit, wenn sich zwar im Zeitpunkt des Erbfalls Nachlassgegenstände im Gerichtsbezirk befinden, dieselben bis zur gerichtlichen Befassung aber wieder entfernt werden.801 Umgekehrt wird eine Gerichtszuständigkeit auch dann begründet, wenn Nachlassgegenstände erst nach dem Erbfall herbeigeschafft werden. So befand das OLG München in einem Fall, in dem mehrere Miterben zum Nachlass zählende Ansprüche aus dem Lastenausgleichsgesetz bei mehreren Ausgleichsämtern geltend machten, das jeweilige Nachlassgericht, in dessen Bezirk sich das angerufene Ausgleichsamt befand, für zuständig, obwohl die Nachlassgerichte erst nach dem Erbfall mit der Inanspruchnahme der Ausgleichsämter zuständig geworden waren.802 Liegt der Zuständigkeitsbegründung ein rechtsmissbräuchliches Verhalten des Klägers zugrunde, soll eine Zuständigkeit gemäß § 343 Abs. 3 FamFG nicht begründet sein.803 In welchen Fällen von einem Rechtsmissbrauch auszugehen ist, wird allerdings nicht weiter spezifiziert. Dem Vorschlag, den Anwendungsbereich des § 343 797

Keidel/Zimmermann, FamFG, § 343 Rn. 74; MüKo-FamFG/Mayer, § 343 FamFG Rn. 41; Schäuble, ZErb 2009, S. 200 (206). 798 Prütting/Helms/Fröhler, FamFG, § 343 Rn. 92; Keidel/Zimmermann, FamFG, § 343 Rn. 74. 799 OLG Hamm, Beschl. v. 26.5.1975 – 15 Sbd 11/75, OLGZ 1975, S. 413 (414); Prütting/Helms/Fröhler, FamFG, § 343 Rn. 92. 800 BT-Drs. 16/6308, S. 175; Prütting/Helms/Fröhler, FamFG, § 343 Rn. 92. 801 KG, Beschl. v. 10.1.1975 – 1 AR 39/74, OLGZ 1975, S. 293; Hermann, ZEV 2002, S. 259 (261). 802 BayOLG, Beschl. v. 6.10.1992 – 1Z AR 112/92, BayOblGZ 1992, S. 277 (279). 803 Keidel/Zimmermann, FamFG, § 343 Rn. 74; MüKo-FamFG/Mayer, § 343 Rn. 41.

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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Abs. 3 FamFG durch das Erfordernis eines hinreichenden Inlandsbezugs des Nachlassverfahrens einzuschränken,804 kann nicht zugestimmt werden. Der Gesetzgeber schuf § 343 Abs. 3 FamFG in Kenntnis der höchstrichterlichen Rechtsprechung zu § 23 ZPO, die in internationalen Rechtsstreitigkeiten einen Inlandsbezug des Verfahrens fordert.805 Trotzdem ließ er allein die Belegenheit von Nachlassgegenständen zur Zuständigkeitsbegründung über den gesamten Nachlass ausreichen.806 Einen möglichen „Missbrauch“ des Gerichtsstands durch den Kläger, der Nachlassgegenstände nach dem Erbfall nur zum Zwecke der Inanspruchnahme der deutschen Gerichtsbarkeit ins Inland verschafft, hat er hingenommen. e) Zusammenfassung In allen drei behandelten Rechtsordnungen wird die Missbrauchsgefahr der Belegenheitsgerichtsstände durch eine Sach- bzw. Vermögensverschiebung diskutiert. Angesprochen wird eine Manipulation der Gerichtsstandsvoraussetzungen durch eine Vermögens- bzw. Sachverschiebung vor Klageerhebung. Allein eine Sachverschiebung soll den Vorwurf rechtsmissbräuchlichen Verhaltens jedoch nicht rechtfertigen. Hinzutreten muss in der Regel ein arglistiges Verhalten des Klägers. Unter dieser Prämisse wird eine missbräuchliche Zuständigkeitserschleichung beispielsweise angenommen, wenn der Sachverschiebung durch den Kläger eine rechtswidrige Wegnahme vorausgegangen ist oder wenn der gutgläubige Beklagte oder Dritte, der die zuständigkeitsbegründende Sache in Besitz hat, durch Arglist veranlasst wurde, die Sachen in den Gerichtsstaat zu bringen. Eine missbräuchliche Zuständigkeitsvereitelung durch den Beklagten wird dagegen insbesondere in Deutschland problematisiert. Hintergrund ist, dass in Deutschland der Zeitpunkt der Klageeinreichung und der Zeitpunkt der Klageerhebung auseinanderfallen, was dem von der Klageerhebung anderweitig Kenntnis erlangenden Beklagten die Möglichkeit gibt, die bei Klageeinreichung am Belegenheitsort begründete Zuständigkeit durch Sachverschiebung noch vor Zustellung und damit Erhebung der Klage zu vereiteln. Eine Zuständigkeitsvereitelung nach Klageerhebung scheidet dagegen in allen drei Rechtsordnungen aus, da eine einmal begründete Zuständigkeit nicht nachträglich wieder wegfällt (Grundsatz der perpetuatio fori). Ist ausnahmsweise eine rechtsmissbräuchliche Zuständigkeitserschleichung (Kläger) oder Zuständigkeitsvereitelung (Beklagter) gegeben, wird in allen drei Rechtsordnungen eine Lösung nach den Umständen des Einzelfalls favorisiert. Die Relevanz eines Zuständigkeitsmissbrauchs in der praktischen Anwendung von Belegenheitsgerichtsständen scheint allerdings gering. 804 805 806

Schäuble, ZErb 2009, S. 200 (206). Siehe zum Inlandsbezug unten, Kap. 2, III. 2. d) aa). So auch Zimmermann, ZEV 2009, S. 53 (55).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

4. Der Kulturgütergerichtsstand Im internationalen Privat- und Verfahrensrecht nehmen Kulturgüter eine Sonderstellung unter den beweglichen Sachen ein. Im Folgenden soll deshalb ein kurzer Überblick über die (Sonder-)Behandlung von Kulturgütern gegeben werden. a) Allgemein Sowohl im internationalen Privat- als auch Zivilverfahrensrecht wird einerseits aufgrund ihrer besonderen Bedeutung für die kulturelle Identität eines Staats, andererseits aufgrund der Zunahme des – legalen und insbesondere illegalen – Kulturgütertransfers807 eine Sonderstellung von Kulturgütern postuliert. In der Tat kann eine strikte Anwendung der Situsregel auf Kulturgüter zu unbilligen Ergebnissen führen. Werden Kunstwerke gestohlen und damit rechtswidrig ihrem Heimatstaat entzogen, kann der Dieb durch eine kurzfristige Verschiebung des Kulturguts in das eine oder andere Land die Eigentumslage zu Lasten des Eigentümers ändern.808 Die wirksame Veräußerung oder Belastung eines Kulturguts durch einen Nichtberechtigten nach dem Recht des Belegenheitsorts bedeutet für den Berechtigten eine besondere Härte, wenn nach dem Recht des Herkunftsstaats – auf dessen Anwendung der Berechtigte in der Regel vertraut – ein Gutglaubenserwerb generell oder jedenfalls unter den gegebenen Voraussetzungen („Abhandenkommen“) ausgeschlossen ist. Um die Ausnutzung der Belegenheitsregel zu vermeiden, wird in Deutschland für die Anwendung des Rechts des Herkunftsstaats (lex originis) unabhängig vom jeweiligen Belegenheitsort des (illegal) verschobenen Kulturguts plädiert.809 In zivilprozessualer Ergänzung wird die Einführung eines – zum Wohnsitz des Beklagten zumindest alternativen – sogenannten Heimatgerichtsstands (forum originis)810 vorgeschlagen. Auf diese Weise soll den Gerichten des Herkunftsstaats ermöglicht werden, den extraterritorialen Eigentumserwerb der Kulturgüter nach ihrem eigenen Sachrecht zu entscheiden. In den USA wird sich dagegen für eine vorrangige internationale Zuständigkeit des jeweiligen Belegenheitsgerichts ausgesprochen.811 Das Belegenheitsgericht übe die endgültige Kontrolle über das Kulturgut aus und 807 Vgl. dazu Botschaft über die UNESCO-Konvention 1970 und das Bundesgesetz über den internationalen Kulturgütertransfer, S. 536. 808 Jayme, FS Mußgnug, S. 517 (518): So durch Verschiebung in Länder, die einen Gutglaubenserwerb an gestohlenen Sachen kennen, vgl. bspw. Art. 1153 del Codice civile (Italien). Unterschiede gibt es ferner bei der Ausgestaltung der Institute Ersitzung und Verjährung. 809 Reichelt, IPRax 1989, S. 254 (255); Dolzer/Jayme/Mußgnug/Jayme, S. 35 (43 ff.); Jayme, IPRax 1990, S. 347. 810 Jayme, FS Mußgnug, S. 517 (523, 524). 811 Anglim, 45 Harv.Int’l L.J. 239 (2004).

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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habe unmittelbaren Vollstreckungszugriff. Respektiere ein Gericht die Belegenheitszuständigkeit des anderen, könne das – bei Kulturgütern wegen diplomatischer und emotionaler Verwicklungen besonders hohe – Risiko eines Zuständigkeitskonflikts und daraus resultierender, sich widersprechender Entscheidungen verringert werden.812 Den Forderungen nach einer Kodifikation von – hier allein interessierenden – besonderen Kulturgütergerichtsständen wurde zumindest teilweise Folge geleistet. b) Kulturgütergerichtsstände Beispiele für die Kodifikation besonderer Kulturgütergerichtsstände sind Art. 98a IPRG in der Schweiz und Art. 7 Nr. 4 EuGVVO für die Mitgliedstaaten der Europäischen Union. aa) Schweiz: Art. 98a IPRG Die Einführung eines besonderen Gerichtsstands für Kulturgüter in das IPRG ist das Ergebnis von Bemühungen des schweizerischen Gesetzgebers, den Schutz für Kulturgüter zu verbessern. Nachdem die Schweiz die UNESCOKonvention vom 14. November 1970 über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut ratifiziert hatte,813 wurde im Zuge der Umsetzung der in der Konvention festgelegten Maßnahmen im Kulturgütertransfergesetz (KGTG) vom 20. Juni 2003 für Klagen nach Art. 9 KGTG814 eine besondere Gerichtszuständigkeit in Art. 98a IPRG geschaffen:

812

Anglim, 45 Harv.Int’l L.J. 239 (244) (2004). BSK-IPRG/Fisch, Art. 98a Rn. 1. 814 Art. 9 KGTG: „(1) Wer ein Kulturgut besitzt, das rechtswidrig in die Schweiz eingeführt worden ist, kann vom Staat, aus dem das Kulturgut rechtswidrig ausgeführt worden ist, auf Rückführung verklagt werden. Der klagende Staat hat insbesondere nachzuweisen, dass das Kulturgut von wesentlicher Bedeutung für sein kulturelles Erbe ist und rechtswidrig eingeführt wurde. (2) Das Gericht kann den Vollzug der Rückführung aussetzen, bis das Kulturgut bei einer Rückführung nicht mehr gefährdet ist. (3) Die Kosten der erforderlichen Maßnahmen für die Sicherung, Erhaltung und Rückführung des Kulturguts trägt der klagende Staat. (4) Die Rückführungsklage des Staats verjährt ein Jahr nachdem seine Behörden Kenntnis erlangt haben wo und bei wem sich das Kulturgut befindet, spätestens jedoch 30 Jahre nachdem das Kulturgut rechtswidrig ausgeführt worden ist. (5) Wer das Kulturgut in gutem Glauben erworben hat und es zurückgeben muss, hat im Zeitpunkt der Rückführung Anspruch auf eine Entschädigung, die sich am Kaufpreis und an den notwendigen und nützlichen Aufwendungen zur Bewahrung und Erhaltung des Kulturguts orientiert. 813

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

„Art. 98a ZPO-CH: Für Klagen auf Rückführung von Kulturgut nach Artikel 9 des Kulturgütertransfergesetzes vom 20. Juni 2003 ist das Gericht am Wohnsitz oder Sitz der beklagten Partei oder am Ort, an dem das Kulturgut sich befindet, zuständig.“

Obwohl es sich bei dem Anspruch eines ausländischen Staats auf Rückführung von Kulturgütern um einen öffentlich-rechtlichen Anspruch handelt, weist Art. 9 KGTG Klagen den Zivilgerichten zur Entscheidung zu.815 Dieser Wahl liegen Erwägungen der Prozessökonomie zugrunde: Für die Rückführung rechtswidrig eingeführter Kulturgüter im Sinne von Art. 9 KGTG soll der gleiche Rechtsweg und der gleiche Instanzenzug eröffnet sein wie für Klagen über dingliche Rechte oder über den Besitz beispielsweise gestohlener oder sonst abhanden gekommener Kulturgüter im Sinne von Art. 934 ZGB 816, da ein Kulturgut gleichzeitig in den Anwendungsbereich des Zivilgesetzbuchs und des Art. 9 KGTG fallen kann.817 Die öffentlich-rechtliche Qualifikation von Klagen auf Grundlage des Art. 9 KGTG bedingt eine ausschließliche Klagelegitimation des Staats. Eine Klage ist ohne und sogar gegen den Willen des (privaten) Eigentümers möglich.818 Private müssen ihre Rechte im Gerichtsstand des Art. 98 IPRG durchsetzen.819 Klagt der Staat im Auftrag eines privaten Eigentümers, ist der Gerichtsstand des Art. 98a IPRG allerdings eröffnet. Beklagter ist jeder Besitzer des Kulturguts, Art. 9 Abs. 1 KGTG.820 Gemäß Art. 98a IPRG sind alternativ die Gerichte am Wohnsitz bzw. Sitz des Beklagten oder am Belegenheitsort des beweglichen Kulturguts zuständig. Mit dieser Zuständigkeitsregelung beabsichtigte der schweizeri-

(6) Die Entschädigung ist vom klagenden Staat zu entrichten. Bis zur Bezahlung der Entschädigung hat die Person, die das Kulturgut zurückgeben muss, ein Retentionsrecht an diesem.“ 815 Zur Kritik vgl. Siehr, FS Rey, S. 127 (139): Es geht um keine internationalprivatrechtliche Streitigkeit, sondern um internationales Kulturverwaltungsrecht; so auch Weber, ZSR 123 (2004), S. 495 (518). 816 Art. 934: „(1) Der Besitzer, dem eine bewegliche Sache gestohlen wird oder verloren geht oder sonst wider seinen Willen abhanden kommt, kann sie während fünf Jahren jedem Empfänger abfordern. Vorbehalten bleibt Artikel 722. (1bis) Das Rückforderungsrecht für Kulturgüter im Sinne von Artikel 2 Absatz 1 des Kulturgütertransfergesetzes vom 20. Juni 2003, die gegen den Willen des Eigentümers abhanden gekommen sind, verjährt ein Jahr, nachdem der Eigentümer Kenntnis erlangt hat, wo und bei wem sich das Kulturgut befindet, spätestens jedoch 30 Jahre nach dem Abhandenkommen.“ 817 Botschaft über die UNESCO-Konvention 1970 und das Bundesgesetz über den internationalen Kulturgütertransfer, S. 607. 818 BSK-IPRG/Fisch, Art. 98a Rn. 6. 819 BSK-IPRG/Fisch, Art. 98a Rn. 5. 820 Botschaft über die UNESCO-Konvention 1970 und das Bundesgesetz über den internationalen Kulturgütertransfer, S. 581.

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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sche Gesetzgeber einen Gleichlauf von Art. 98 IPRG und Art. 98a IPRG.821 Das ist ihm zunächst nur teilweise gelungen, da Art. 98 IPRG a.F. einen subsidiären Gerichtsstand am Belegenheitsort der beweglichen Sache vorsah.822 Der Mangel wurde mit der Angleichung des Art. 98 IPRG an Art. 30 ZPOCH jedoch behoben.823 Wegen der ausdrücklich intendierten Ergänzung von Art. 98 IPRG durch Art. 98a IPRG824 können im Sinne von Art. 98a IPRG, Art. 9 KGTG klagelegitimierte Staaten ihre zivilrechtlichen Ansprüche auch im Gerichtsstand des Art. 98 IPRG verfolgen.825 Das Schrifttum ist deshalb überwiegend der Auffassung, dass man auf die zusätzliche Regelung des Gerichtsstands für Kulturgüter hätte verzichten können.826 Gerechtfertigt wird Art. 98a IPRG aber einerseits mit seiner klarstellenden Funktion, andererseits mit dem Umstand, dass Art. 9 KGTG eine Sondernorm darstellt, die nicht rein sachenrechtlicher Natur (im Sinne des dinglichen Gerichtsstands) ist.827 bb) EU: Art. 7 Nr. 4 EuGVVO Der Anwendungsbereich des Art. 98a IPRG unterscheidet sich deutlich vom Anwendungsbereich des Art. 7 Nr. 4 EuGVVO. Letzterer ist das Produkt eines Kompromisses zwischen dem im Grünbuch zur Reform der EuGVVO vorgesehenen allgemeinen dinglichen Belegenheitsgerichtsstand für bewegliche Sachen und seiner Ablehnung durch das Europäische Parlament. Der erste Vorschlag der Europäischen Kommission vom 14. Dezember 2010 für eine Neufassung der EuGVVO 828 enthielt noch einen allgemeinen Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen. In seinem Entwurf einer Stellungnahme zum Vorschlag der Europäischen Kommission (sogenannter Zwiefka-Report)829 strich das Europäische Parlament den Gerichtsstand in der Endfassung seines Berichts vom 15. Oktober 2012 aus dem Verordnungstext

821 Botschaft über die UNESCO-Konvention 1970 und das Bundesgesetz über den internationalen Kulturgütertransfer, S. 607. 822 Art. 98 IPRG a.F.: „(1) Für Klagen betreffend dingliche Rechte an beweglichen Sachen sind die schweizerischen Gerichte am Wohnsitz oder, wenn ein solcher fehlt, diejenigen am gewöhnlichen Aufenthalt des Beklagten zuständig. (2) Hat der Beklagte in der Schweiz weder Wohnsitz noch gewöhnlichen Aufenthalt, so sind die schweizerischen Gerichte am Ort der gelegenen Sache zuständig.“ 823 Vgl. dazu oben, Kap. 2, II. 1. b). 824 Botschaft über die UNESCO-Konvention 1970 und das Bundesgesetz über den internationalen Kulturgütertransfer, S. 607. 825 So auch in BGE 131 III 418. 826 BSK-IRPG/Fisch, Art. 98a Rn. 2. 827 BSK-IRPG/Fisch, Art. 98a Rn. 2. 828 KOM (2010) 748 endg. 829 Draft Report v. 28.6.2011 und Amendments v. 19.10.2011.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

heraus.830 Gleichsam als Kompromiss billigte es aber einen Gerichtsstand am Belegenheitsort von Kulturgütern.831 Dies mag einerseits darauf zurückzuführen sein, dass die ursprüngliche Forderung nach einem europäischen Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen mit einem Fallbeispiel aus dem Bereich des Kulturgüterrechts belegt worden war.832 Andererseits konnte der Anwendungsbereich des Gerichtsstands – und damit ein befürchteter Missbrauch – stark eingegrenzt werden, da er nur bei einem „auf Eigentum gestützten zivilrechtlichen Anspruch zur Wiedererlangung eines Kulturguts im Sinne des Artikels 1 Nummer 1 der Richtlinie 93/7/EWG“ eingreift. Schließlich konnte die Einführung des Gerichtsstands mit einer effektiven prozessualen Durchsetzung der Richtlinie 93/7/EWG über Rückgabe von unrechtmäßig aus dem Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats verbrachten Kulturgütern833 gerechtfertigt werden. Art. 7 Nr. 4 EuGVVO lautet: „Eine Person, die ihren Wohnsitz im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats hat, kann in einem anderen Mitgliedstaat verklagt werden: [...]. 4. wenn es sich um einen auf Eigentum gestützten zivilrechtlichen Anspruch zur Wiedererlangung eines Kulturguts im Sinne des Artikel 1 Nummer 1 der Richtlinie 93/7/EWG handelt, der von der Person geltend gemacht wurde, die das Recht auf Wiedererlangung eines solchen Gutes für sich in Anspruch nimmt, vor dem Gericht des Ortes, an dem sich das Kulturgut zum Zeitpunkt der Anrufung des Gerichts befindet.“

Bedeutung hat die Vorschrift nur, wenn der Beklagte seinen Wohnsitz innerhalb der Europäischen Union hat, aber nicht in dem Mitgliedstaat, in dem das streitbefangene Kulturgut belegen ist, andernfalls im allgemeinen Wohnsitzgerichtsstand des Art. 4 Abs. 1 EuGVVO geklagt werden kann. Art. 7 Nr. 4 EuGVVO räumt dem Prätendenten eines Kulturguts die Wahl zwischen einer Klage am Beklagtenwohnsitz und einer solchen am Lageort des Kulturguts ein. Der Wohnsitz des Klägers ist dagegen irrelevant. Befindet sich der Beklagtenwohnsitz in einem Drittstaat, bestimmt sich die Zuständigkeit gemäß Art. 6 Abs. 1 EuGVVO nach nationalem Recht (beispielsweise § 23 ZPO). Nach ihrem eindeutigen Wortlaut („[...] auf 830 Bericht über den Vorschlag für eine VO des EP und des Rates über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (Neufassung), 15.10.2012. 831 Vgl. Art. 7 Nr. 4 EuGVVO. 832 Vgl. Jayme, FS Mußgnug, S. 517 (520). Dass er den Anwendungsbereich auf Kulturgüter beschränkt wissen wollte, ist aber nicht anzunehmen, vgl. Weller, GPR 2012, S. 328 (331). 833 ABl. EG 1974 Nr. L 74, S. 74. Die Richtlinie ist nicht länger in Kraft. Sie wurde ersetzt durch die Richtlinie 2014/60/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Mai 2014 über die Rückgabe von unrechtmäßig aus dem Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats verbrachten Kulturgütern und zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 1024/2012, ABl. EU 2014 Nr. L 159, S. 1.

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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Eigentum gestützten zivilrechtlichen Anspruch [...]“), dem ohnehin auf Zivilund Handelssachen beschränkten Anwendungsbereich der EuGVVO und der Erwägung 17 der EuGVVO834 gilt die Vorschrift – im Gegensatz zu Art. 98a IPRG – nicht für öffentlich-rechtliche Ansprüche, die auf Rückgabe von illegal verbrachten und importierten Kulturgütern zielen.835 Klagegrund muss ein zivilrechtlicher, auf das Eigentum gestützter Anspruch sein.836 Der Gerichtsstand begründet eine Belegenheitszuständigkeit namentlich für Klagen des Eigentümers auf Herausgabe des Kulturguts.837 Ob auch Klagen erfasst werden, die nicht auf Wiedererlangung des Kulturguts gerichtet sind, sondern auf Feststellung, zur Herausgabe des Kulturguts als Eigentümer nicht verpflichtet zu sein (negative Feststellungsklage auf Nichtrückgabe), ist strittig.838 Für eine Anwendung des Kulturgütergerichtsstands auf derartige Klagen spricht, dass der EuGH negative Feststellungsklagen als vom Deliktsgerichtsstand (Art. 7 Nr. 2 EuGVVO) erfasst ansieht.839 Seine Auffassung begründet er mit der dem Gerichtsstand zugrundeliegenden Erwägung einer besonderen Sach- und Beweisnähe des Tatortgerichts: Unabhängig von der gegenüber einer Leistungsklage umgekehrten Rollenverteilung der Parteien beziehe sich die vom Gericht vorgenommene Prüfung auch bei einer negativen Feststellungsklage im Wesentlichen auf dieselben tatsächlichen und rechtlichen Aspekte.840 Nichts anderes gilt für negative Feststellungsverfahren im Kulturgütergerichtsstand.841 Die Sach-, Beweis- und Rechtsnähe des Belegenheitsgerichts besteht unabhängig von Parteirolle und Klageform.842 834

„Der Eigentümer eines Kulturguts im Sinne des Art. 1 Nummer 1 der Richtlinie 93/7/EWG über die Rückgabe von unrechtmäßig aus dem Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats verbrachten Kulturgütern sollte eine auf Eigentum gestützte Zivilklage gemäß dieser Verordnung zur Wiedererlangung dieses Gutes vor dem Gericht des Ortes, an dem sich das Kulturgut zum Zeitpunkt der Anrufung des Gerichts befindet, erheben können. Solche Klagen sollten nach der Richtilinie 93/7/EWG eingeleitete Verfahren unberührt lassen.“ 835 Folglich nicht im Fall Kingdom of Spain v. Christies’s Manson and Woods, Ltd., 1 W.L.R. 1120 (1986). 836 Rauscher/Leible, EuZPR/EuIPR, Art. 7 Rn. 150. 837 Siehr, FS Martiny, S. 837 (843): Im civil law-Rechtskreis wird vindiziert, im common law-Rechtskreis macht der Eigentümer einen deliktsrechtlichen Anspruch geltend. 838 Siehr, FS Martiny, S. 837 (844). 839 EuGH, 25.10.2012 – Rs. C-133/11, NJW 2013, S. 287 (289) Nr. 55 – Folien Fischer; so auch Rauscher/Leible, EuZPR/EuIPR, Art. 7 EuGVVO Rn. 114; Ten Wolde/Knot/Weller, unalex Kommentar Brüssel I-VO, Art. 5 Nr. 3 Rn. 18. 840 EuGH, 25.10.2012 – Rs. C-133/11, NJW 2013, S. 287 (288, 289) Nr. 37, 48 – Folien Fischer. 841 Siehr, FS Martiny, S. 837 (844); Rauscher/Leible, EuZPR/EuIPR, Art. 7 Rn. 150. 842 Vgl. zu diesen Erwägungen bei Art. 5 Nr. 3 EuGVO ausführlich Ten Wolde/Knot/Weller, unalex Kommentar Brüssel I-VO, Art. 5 Nr. 3 Rn. 18 und Weller, LMK 2011, 318709.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

Streitgegenstand der vom Gerichtsstand erfassten Klagen ist das Kulturgut im Sinne von Art. 1 Nr. 1 der Richtlinie 93/7/EWG843. Es ist fraglich, ob diese Verweisung als bloße Definitions- oder als Rechtsgrundverweisung zu verstehen ist.844 Nur im ersten Fall würden auch Kulturgüter von Drittstaaten in den Anwendungsbereich des Art. 7 Nr. 4 EuGVVO fallen (Art. 1 Nr. 1 der Richtlinie: „ein Gegenstand der vor oder nach der unrechtmäßigen Verbringung aus dem Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats [...]“). Da die Richtlinie und ihre nationalen Umsetzungen sich nur mit nichtzivilrechtlichen Ansprüchen auf Honorierung von Verbringungsverboten innerhalb der EU befassen und nach Art. 15 der Richtlinie nicht mit zivil- oder strafrechtlichen Maßnahmen, die dem ersuchenden Mitgliedstaat oder Eigentümer eines entwendeten Kulturguts nach nationalem Recht zustehen, kann der Verweis des Art. 7 Nr. 4 EuGVVO, der allein zivilrechtliche Ansprüche erfasst, nur als Definitionsverweisung verstanden werden.845 Dafür spricht auch der direkte Verweis des Gerichtsstands auf Art. 1 Nr. 1 der Richtlinie, der keine Aussage über den Anwendungsbereich der Richtlinie trifft. Im Ergebnis können daher auch Klagen auf Rückführung von Drittstaaten-Kulturgütern auf Art. 7 Nr. 4 EuGVVO gestützt werden.846 Entgegen wiederholter Forderungen, zum Kulturgüterschutz eine Zuständigkeit der Gerichte am locus originis847 oder am locus furti848 zur verorten, bestimmt Art. 7 Nr. 4 EuGVVO die Zuständigkeit der Gerichte am tatsächli843

„1. ‚Kulturgut’: ein Gegenstand, – der vor oder nach der unrechtmäßigen Verbringung aus dem Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats nach den einzelstaatlichen Rechtsvorschriften oder Verwaltungsverfahren im Sinne des Artikels 36 des Vertrages als „nationales Kulturgut von künstlerischem, geschichtlichem oder archäologischem Wert“ eingestuft wurde und – unter eine der im Anhang genannten Kategorien fällt oder, wenn dies nicht der Fall ist, – zu öffentlichen Sammlungen gehört, die im Bestandsverzeichnis von Museen, von Archiven oder von erhaltenswürdigen Beständen von Bibliotheken aufgeführt sind. Für die Zwecke dieser Richtlinie gelten als „öffentliche Sammlungen“ diejenigen Sammlungen, die im Eigentum eines Mitgliedstaats, einer lokalen oder einer regionalen Behörde innerhalb eines Mitgliedstaats oder einer im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats gelegenen Einrichtung stehen, die nach der Rechtsordnung dieses Mitgliedstaats als öffentlich gilt, wobei dieser Mitgliedstaat oder eine lokale oder regionale Behörde entweder Eigentümer dieser Einrichtung ist oder sie zu einem beträchtlichen Teil finanziert; – im Bestandsverzeichnis kirchlicher Einrichtungen aufgeführt ist; [...].“ 844 Siehr, FS Martiny, S. 837 (841). 845 Vgl. zu diesem Argument Siehr, FS Martiny, S. 837 (842). Im Ergebnis auch Rauscher/Leible, EuZPR/EuIPR, Art. 7 Rn. 150. 846 Zutreffend ist Weller, GPR 2012, S. 328 (331) der Einführung des Kulturgütergerichtsstands in die EuGVVO mit der Begründung entgegengetreten, dass der dort verwendete Kulturgüterbegriff im Sinne der Kulturgüterrichtlinie nur schwer zu fassen sei und Abgrenzungsschwierigkeiten hervorrufe. 847 Ort der Herkunft. 848 Ort des Diebstahls.

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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chen Belegenheitsort des Kulturguts im Zeitpunkt der Anrufung des Gerichts.849 Im Dunkeln bleibt, ob Art. 33 EuGVVO den maßgeblichen Zeitpunkt festlegt oder dieser nach der jeweiligen lex fori zu bestimmen ist. Um eine einheitliche Auslegung von Art. 7 Nr. 4 EuGVVO zu gewährleisten, sollte der maßgebliche Zeitpunkt durch Rückgriff auf Art. 33 EuGVVO bestimmt werden.850 Beklagter kann der Eigenbesitzer sein, der sich selbst als Eigentümer des Kulturguts ansieht,851 oder der Fremdbesitzer, der den Besitz vom vermeintlichen Eigentümer erlangt hat.852 Folgende Fälle werden als relevant für den Kulturgütergerichtsstand eingestuft: erstens die Beschlagnahme des Kulturguts bei der Einfuhr und anschließende amtliche Verwahrung durch die Polizei (Herausgabeklage gegen den in einem anderen Mitgliedstaat wohnhaften, das Kulturgut einführenden Besitzer im Belegenheitsstaat), zweitens die Verwahrung des Kulturguts durch den Beklagten in einem anderen Mitgliedstaat als seinem Wohnsitzstaat, drittens die Ausstellung des Kulturguts in einem anderen Mitgliedstaat als dem Wohnsitzstaat des Beklagten (Herausgabeklage gegen den Aussteller) und schließlich die Vorbesichtigung eines Kulturguts, das demnächst von einem ausländischen Auktionshaus versteigert werden soll, vorher aber beschlagnahmt wird.853 c) Zusammenfassung Die besondere Bedeutung der Kulturgüter im grenzüberschreitenden (illegalen) Handel, die damit einhergehenden diplomatischen Verstrickungen und aus Gründen kultureller Identität staatlich geforderten Rückführungen haben in jüngerer Zeit zur Kodifikation von Kulturgütergerichtsständen geführt. Angeknüpft wird hierbei an den Belegenheitsort des Kulturguts, was ein sach- und vollstreckungsnahes Gericht gewährleistet. 5. Rechtfertigung in den nationalen Rechtsordnungen Ungeachtet der unstreitigen Sonderstellung von Kulturgütern stellt sich die Frage, ob nicht ein Belegenheitsgerichtsstand für alle beweglichen Sachen gerechtfertigt ist. Die Rechtfertigung eines dinglichen Gerichtsstands am Belegenheitsort beweglicher Sachen anhand anerkannter Zuständigkeitsinteressen ist fraglich. Das hat seinen Grund in der Verschiebbarkeit beweglicher 849

Siehr ist deshalb der Ansicht, dass es durch die Einfügung des Art. 7 Nr. 4 EuGVVO n.F. nicht zu einer Stärkung des Kulturgüterschutzes gekommen ist, FS Martiny, S. 837 (848). 850 Rauscher/Leible, EuZPR/EuIPR, Art. 7 Rn. 151. 851 BGH, Urt. v. 16.3.2012 – V ZR 279/10, NJW 2012, S. 1796; OLG Celle, Urt. v. 17.9.2010 – 4 U 30/08, NJW 2011, S. 791. 852 Vgl. City of Gotha vs. Sotheby’s and Cobert Finance S.A., in: Carl/Güttler/Siehr, Kunstdiebstahl vor Gericht, S. 78 ff. 853 Diese Fallkonstellationen nennt Siehr, FS Martiny, S. 837 (848).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

Sachen und der damit einhergehenden fehlenden Beständigkeit des Belegenheitsorts als zuständigkeitsbegründendes Merkmal. a) Schweiz In einer frühen Entscheidung rekurriert das schweizerische Bundesgericht zur Rechtfertigung des in interkantonalen Gerichtsstandskonflikten anerkannten besonderen Gerichtsstands am Belegenheitsort der beweglichen Sache auf die „geschichtliche(n) Entwicklung der Gerichtsstandsverhältnisse in der Eidgenossenschaft“.854 Kraft Souveränität sei jeder der „Stände“ (Kantone) befugt gewesen, über alle auf ihrem jeweiligen Hoheitsgebiet befindlichen Sachen und Personen Gerichtsgewalt auszuüben. Einzige Grenze dieser Gerichtsgewalt sei das gleich starke Recht eines anderen Kantons gewesen. Zwar werde heute die Kantonszuständigkeit durch den bundesweit geltenden Grundsatz eingeschränkt, dass der Beklagte persönlich nur an seinem Wohnsitz in Anspruch genommen werden könne. Im Übrigen sei die Souveränität der Kantone bei der Aufstellung kantonaler Gerichtsstände aber weiterhin unbeschränkt.855 Das schweizerische Bundesgericht leitete die Befugnis der Kantone, über auf ihrem Hoheitsgebiet belegene Sachen Gerichtsgewalt auszuüben, also aus dem – im deutschen Recht nur für den Gerichtsstand am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen herangezogenen – Gedanken der Souveränität her. Im Übrigen wird der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen als sinnvolle Ergänzung des – in der gerichtlichen Praxis weit bedeutsameren – Gerichtsstands am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen angesehen:856 Das Belegenheitsgericht erweise sich auch bei der Entscheidung über bewegliche Sachen als besonders vollstreckungs-857 und beweisnah858. Weder in der Rechtsprechung noch in der Literatur wird ihm die gleiche Bedeutung wie dem Gerichtsstand am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen zugemessen. Entsprechend wurde er in der Zivilprozessordnung (vgl. Art. 30 Abs. 1 Nr. 1 ZPO-CH) und im IPRG (Art. 98 Abs. 2 IPRG) lediglich als Alternative zum Wohnsitzgerichtsstand gestaltet. Damit wollte der Gesetzgeber dem Umstand Rechnung tragen, dass die Verwurzelung beweglicher Sachen an ihrem Belegenheitsort weit weniger ausgeprägt ist, als die Verwurzelung unbeweglicher Sachen.859 Trotz seiner bis in die Ständeord854

BGE 7, 459 (468); 24 I 224 (227). BGE 24 I 224 (227). 856 Appellations- und Kassationshof des Kantons Bern in Civilsachen, ZBJV 34 (1898), S. 52 (53). 857 BSK-IRPG/Fisch, Art. 98 Rn. 4. 858 BSK-GestG/Tenchio, Art. 20 Rn. 1. 859 KK-ZPO/Haas/Strub, Art. 30 Rn. 1; BSK-IPRG/Fisch, Art. 98 Rn. 4; als ausschließlich hatte vormals der Kanton Aargau den Gerichtsstand am Belegenheitsort von Mobilien angesehen, Art. 12 a) ZPO-Aargau a.F. 855

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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nungen zurückreichenden Tradition stieß die bundeseinheitliche Einführung des Belegenheitsgerichtsstands in Art. 20 GestG auf Kritik. Hingewiesen wurde auf eine „unnötige Belastung des Beklagten“, die durch die Feststellung eines in der Regel flüchtigen Belegenheitsorts erschwerte Zuständigkeitsprüfung 860 und schließlich auf den Umstand, dass der Ort der gelegenen Sache allein vom Willen des Besitzers abhänge.861 Auf ähnliche Bedenken stieß die Einführung eines entsprechenden Gerichtsstands im internationalen Zivilprozessrecht (Art. 98 IPRG). Allen voran wurde ein fehlendes praktisches Bedürfnis nach dem Belegenheitsgerichtsstand in internationalen Verfahren moniert: Die allein erfassten sachenrechtlichen Fragen würden bei vertraglichen und deliktsrechtlichen Ansprüchen – und damit in der überwiegenden Zahl der Fälle – inzidenter geprüft. Für vertragliche und deliktsrechtliche Ansprüche sehe das IPRG aber selbstständige Gerichtsstände vor, weshalb der dingliche Gerichtsstand entbehrlich sei.862 Andere postulierten die Einführung eines Arrestgerichtsstands anstelle eines dinglichen Gerichtsstands. Er sei zur Durchsetzung dinglicher Rechte besser geeignet, da er die amtliche Sicherstellung der Sache an ihrem Belegenheitsort gewährleiste und einer Vollstreckungsvereitelung durch Sachverschiebung nach der Klageerhebung vorbeuge. Hingegen sei das im dinglichen Belegenheitsgerichtsstand nach der Sachverschiebung weiterhin zuständige Gericht beziehungsarm, vollstreckungsfern und arbeite „im luftleeren Raum“.863 Allerdings wurden auch gegen eine Arrestierung der streitbefangenen Sache zu Beginn des Verfahrens Bedenken geäußert, da sie durch eine Fixierung im Gerichtsstaat je nach Art und wirtschaftlicher Bedeutung selbst Schaden erleiden oder dem Beklagten mittelbar Schaden zufügen könne.864 In Reaktion auf diese Kritik sah die Erstfassung des Art. 98 Abs. 1 IPRG eine vorrangige Zuständigkeit der schweizerischen Gerichte am (Wohn-)Sitz bzw. gewöhnlichen Aufenthalt des Beklagten für den Fall vor, dass der Beklagte seinen (Wohn-)Sitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in der Schweiz hat.865 Andernfalls subsidiär die Belegenheitszuständigkeit nach Art. 98 Abs. 2 IPRG eingriff. Die Revision des Luganer Übereinkommens im Jahr 2009 nahm der schweizerische Gesetzgeber jedoch zum Anlass, das Gerichtsstandsrecht des IPRG an dasjenige der ZPO-CH anzugleichen. Dadurch sollten erstens Unterschiede zwischen 860 Bankiervereinigung zu Art. 21, Zusammenstellung der Vernehmlassungen, Vorentwurf für ein Bundesgesetz über den Gerichtsstand in Zivilsachen, S. 47. 861 Kantone zu Art. 21, Zusammenstellung der Vernehmlassungen, Vorentwurf für ein Bundesgesetz über den Gerichtsstand in Zivilsachen, S. 47. 862 Siehr, Das internationale Privatrecht der Schweiz, S. 190, II 1. 863 Bundesamt für Justiz, Stellungnahmen IPRG, S. 333 Rn. 737; S. 334 Rn. 738. 864 Bundesamt für Justiz, Stellungnahmen IPRG, S. 334 Rn. 738. Letzteres gilt insbesondere für Betriebsmittel des Beklagten, welche dieser üblicherweise außerhalb des Gerichtsstaats einzusetzen pflegt. 865 BSK-IPRG/Fisch, Art. 98a Rn. 9.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

dem IPRG und den übrigen Rechtsquellen dort behoben werden, wo sie sachlich nicht gerechtfertigt waren und zweitens Regelungslücken bei der örtlichen Zuständigkeitsbestimmung geschlossen werden.866 Im Zuge dieser Revision wurde der dingliche Gerichtsstand in Art. 98 Abs. 2 IPRG dem in Art. 30 Abs. 1 ZPO-CH mit der Folge angepasst, dass der Gerichtsstand der gelegenen Sache auch im internationalen Recht nicht mehr bloß subsidiär, sondern alternativ neben dem Gerichtsstand am schweizerischen Wohnsitz bzw. gewöhnlichen Aufenthalt des Beklagten stand. Dadurch sollten Ungleichbehandlungen der internationalen und örtlichen Zuständigkeit für Fälle behoben werden, in denen sich sowohl der Beklagtenwohnsitz, als auch die streitbefangene Sache in der Schweiz befinden. Es sei sachlich nicht zu rechtfertigen, dass dem Kläger in diesem Fall im Anwendungsbereich des IPRG nur ein Gerichtstand zur Verfügung stehe (Wohnsitz des Beklagten), im Anwendungsbereich der ZPO hingegen zwei (zusätzlich am Belegenheitsort der Sache).867 Auf die Bedenken, die bei der Schaffung des IPRG zur Festlegung eines subsidiären Belegenheitsgerichtsstands geführt hatten, ging der Gesetzgeber nicht mehr ein. b) USA Wie in der Schweiz war Ausgangspunkt zur Rechtfertigung des dinglichen Gerichtsstands am Belegenheitsort der beweglichen Sache in den USA die unmittelbare Gerichtsgewalt eines Bundesstaats über die auf seinem Hoheitsgebiet belegenen Sachen und die damit verbundene Wahrung einzelstaatlicher Souveränität.868 Mit seiner Entscheidung Shaffer v. Heitner rechtfertigte der U.S. Supreme Court die in rem jurisdiction auf Grundlage von Sachbelegenheit im Gerichtsstaat – ohne dabei zwischen unbeweglichen Sachen und beweglichen Sachen zu differenzieren – mit folgenden Erwägungen: erstens unterwerfe sich der Beklagte, der einen dinglichen Anspruch an einer im Gerichtsstaat belegenen Sache behaupte, freiwillig dem jeweiligen Sachrecht des Belegenheitsstaats;869 zweitens habe ein Staat regelmäßig ein gewichtiges Interesse daran, die Verkehrsfähigkeit der in seinem Hoheitsgebiet belegenen Sachen zu gewährleisten. Dieses Interesse werde durch eine Verfahrenskonzentration im Gerichtsstaat gefördert.870 Drittens sei der Belegenheitsstaat aufgrund seiner Beweis-, Sach- und Rechtsnähe regelmäßig am besten geeig-

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Botschaft, LugÜ, S. 1826. Botschaft, LugÜ, S. 1829. 868 Pennoyer v. Neff, 95 U.S. 714 (722–24), 24 L.Ed. 565 (569) (1878). 869 Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (208), 97 S.Ct. 2569 (2581), 53 L.Ed. 2d 683 (700) (1977). 870 Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (208), 97 S.Ct. 2569 (2581), 53 L.Ed. 2d 683 (700) (1977); Hanson v. Denckla, 357 U.S. 235 (253) (1958). 867

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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net, über Rechte an in seinem Staat belegenen Sachen zu entscheiden.871 Die Ausübung einer personal jurisdiction über den Beklagten, der Eigentümer oder Besitzer einer (beweglichen) Sache im Gerichtsstaat ist, wird mit den Grundsätzen des minimum contacts-Tests verteidigt: Der Beklagte schaffe durch den Besitz oder die Nutzung einer im Gerichtsstaat belegenen (beweglichen) Sache eine ausreichende Forumsbeziehung, die seine gerichtliche Inanspruchnahme im Belegenheitsstaat aus dem Sachbesitz oder der Sachnutzung unter dem Gesichtspunkt eines gerechten Ausgleichs der Zuständigkeitsinteressen rechtfertige.872 Wie in der Schweiz werden gegen die bloße Belegenheit einer beweglichen Sache als zuständigkeitsbegründendes Element Einwände erhoben und bestimmte Einschränkungen vorgeschlagen. So soll in Fällen, in denen nicht bereits aufgrund einer der beweglichen Sache innewohnenden Gefährlichkeit ein besonderes Staatsinteresse an der Zuständigkeitsinanspruchnahme besteht, eine über den bloßen Sachbesitz oder Sachnutzung hinausgehende Beziehung des Beklagten zum Gerichtsstaat erforderlich sein.873 Darüber hinaus soll das bloße Eigentum des Beklagten an einer im Gerichtsstaat belegenen Sache nur dann zuständigkeitsbegründend wirken, wenn der Beklagte für die Belegenheit im Gerichtsstaat verantwortlich ist.874 Gegen oder ohne seinen Willen in den Gerichtsstaat verbrachte Sachen sollen für die Zuständigkeitsfrage unerheblich sein, wenn er nicht bereits Kenntnis von ihrer Belegenheit und ausreichend Zeit hatte, sie aus dem Gerichtsstaat wieder zu entfernen. c) Zusammenfassung Dem Gerichtsstand am Belegenheitsort der beweglichen Sache liegen im Ergebnis dieselben Rechtfertigungserwägungen zugrunde wie dem Gerichtsstand am Belegenheitsort der unbeweglichen Sache: Neben dem Interesse eines souveränen Staats, über die in seinem Hoheitsgebiet belegenen Sachen zu entscheiden und seine Bewohner vor der Sache immanenten Gefahren zu schützen, werden die Sach-, Beweis-, Rechts- und Vollstreckungsnähe des Belegenheitsgerichts angeführt. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass die jeweiligen Zuständigkeitsinteressen eine gegenüber dem Belegenheitsgerichtsstand am Ort der unbeweglichen Sache nur eingeschränkte Geltung beanspruchen können, da sie durch die Flüchtigkeit des Belegenheitsorts 871

Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (208), 97 S.Ct. 2569 (2581), 53 L.Ed. 2d 683 (700) (1977). 872 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 38 comm. c); Developments in the Law, 73 Harv. L. Rev. 909 (948). 873 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 38 comm. c). 874 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 38 comm. c); zu den Zuständigkeitseinschränkungen im Fall einer Sachverschiebung ohne den Willen des Beklagten oder durch dessen Täuschung vgl. oben, Kap. 2, II. 3. c).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

beweglicher Sachen geschwächt werden. Der Frage, ob der Gerichtsstand trotzdem geeignet ist, die Anforderungen an eine angemessene Zuständigkeitsinanspruchnahme in einem supranationalen Verfahren zu gewährleisten und den erforderlichen Ausgleich zwischen den Parteieninteressen einerseits und den Staats- und Gerichtsinteressen andererseits herbeizuführen, widmen sich die folgenden Ausführungen. 6. Der Gerichtsstand in einem supranationalen Übereinkommen Ob in einem supranationalen Zuständigkeitsübereinkommen ein praktischer Bedarf nach einem Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen besteht, hängt maßgeblich von den bereits angesprochenen Zuständigkeitsinteressen der Parteien, der Staaten und der Gerichte ab. Verfolgt der Gerichtsstand gewichtige Zuständigkeitsinteressen, ist ein praktischer Bedarf indiziert. Die Vermutung ist allerdings widerlegt, wenn besagte Zuständigkeitsinteressen bereits durch andere (klassische) Gerichtsstände gewährleistet werden. a) Praktischer Bedarf Auf den Vorschlag der Europäischen Kommission, einen besonderen Belegenheitsgerichtsstand für dingliche Klagen in Bezug auf bewegliche Sachen in die EuGVVO aufzunehmen, reagierten die Mitgliedstaaten gemischt.875 Die divergierenden Meinungen zeigen, dass die Frage, ob im internationalen Verfahrensrecht tatsächlich ein praktischer Bedarf nach einem dinglichen Gerichtsstand am Belegenheitsort der beweglichen Sache besteht, nicht so eindeutig beantwortet werden kann wie in Bezug auf unbewegliche Sachen, sondern einer umfassenden Untersuchung bedarf. aa) Zuständigkeitsinteressen Der eben angesprochene Vorschlag der Europäischen radizierte in einer im Heidelberg Report ausgesprochenen Empfehlung, der ein praktisches Bedürfnis nach einem Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen konstatiert hatte.876 Es bestehe sonst die Gefahr von Rechtsstreitigkeiten fernab vom Belegenheitsort des Streitgegenstands, vom Aufenthaltsort relevanter Zeugen 875

Ablehnend bspw. Dutch Response to Brussels I Green Paper, S. 11 Nr. 33 (ohne Begründung); Latvia’s responses, S. 12; Response of the Republic of Slovenia, S. 13; Stellungnahme des Bundesministerium für Justiz, S. 18: Tatsächlich war der Gerichtsstand in den Heidelberg-Report jedoch aufgenommen worden, da die Stellungnahme Deutschlands zur EuGVVO einen praktischen Bedarf nach einem Gerichtsstand am Ort der Belegenheit beweglicher Sachen geltend gemacht hatte: Vgl. 3rd Questionnaire, question 2.1.3. 876 Hess/Pfeiffer/Schlosser/Pfeiffer, The Brussels I-Regulation (EC) No. 44/2001, S. 73 ff., 152 ff., mit Verweis auf den German report, 3rd questionnaire, question 2.1.3.

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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(Sach- und Beweisferne) und vom späteren Vollstreckungsort (Vollstreckungsferne).877 Ein streitgegenstandsbezogener Belegenheitsgerichtsstand gewährleiste die für einen besonderen Gerichtsstand vorausgesetzte Gerichtsnähe.878 Schon im Vorfeld zum sogenannten Heidelberg-Report, eine von der Kommission in Auftrag gegebene allgemeine Studie über die praktische Anwendung der EuGVVO879, betonte Jayme in seinen Ausführungen zu einem internationalen Gerichtsstand für Rechtsstreitigkeiten über Kunstwerke das Bedürfnis nach einem allgemeinen sachbezogenen Gerichtsstand.880 Er untermauerte seine Behauptung mit einem Fallbeispiel: In einem Streit zweier Eigentumsprätendenten mit (Wohn-)Sitz in verschiedenen Staaten wird ein Kunstwerk vom Auktionshaus in einem dritten Staat hinterlegt.881 Welcher Staat soll nun entscheiden, wer Eigentümer des Bildes ist und wem deshalb ein Anspruch auf Herausgabe gegen den Verwahrer zusteht?882 Die nächstliegende – gerechte und sachnahe – Zuständigkeit ist diejenige des Belegenheitsstaats. Weder im deutschen, noch im europäischen Recht findet sich aber eine entsprechende Zuständigkeitszuweisung. Dadurch entsteht zum einen die missliche Situation, dass Hinterlegungsgerichtsstand und Prätendentengerichtsstand auseinanderfallen und verschiedene Verfahrensordnungen auf einen Gesamtvorgang zur Anwendung kommen.883 Ferner ist mangels Belegenheitsgerichtsstands möglicherweise ein völlig sach- und beweisfernes Gericht zuständig. Die geschilderte Zuständigkeitsproblematik ist nicht auf Kunstwerke beschränkt, sondern trifft auf alle Streitigkeiten – bzw. Prätendentenstreitigkeiten – über bewegliche Sachen zu.884 Eine Prüfung der anerkannten Zuständigkeitsinteressen der Sach-, Beweis- und Rechtsnähe sowie der Vorhersehbarkeit zeigt, dass der Belegenheitsgerichtsstand in dinglichen Rechtsstreitigkeiten die Zuständigkeit eines in der Regel zur Entscheidung geeigneten Gerichts begründet. (1) Beweis- und Sachnähe Wie bereits beim Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen ausgeführt werden Belegenheitsgerichtsstände mit dem Zuständigkeitsinteresse an einem möglichst sach- und beweisnahen Gericht gerechtfertigt. Die877

Hess/Pfeiffer/Schlosser/Pfeiffer, The Brussels I-Regulation (EC) No. 44/2001, S. 74 Rn. 154. 878 Hess/Pfeiffer/Schlosser/Pfeiffer, The Brussels I-Regulation (EC) No. 44/2001, S. 74 Rn. 154. 879 Hess/Pfeiffer/Schlosser (Hrsg.), The Brussels I-Regulation (EC) No. 44/2001. 880 Jayme, FS Mußgnug, S. 517 ff.: „Auch im Übrigen wäre ein sachbezogener Gerichtsstand hilfreich.“ 881 Jayme, FS Mußgnug, S. 517 (520). 882 Jayme, FS Mußgnug, S. 517 (522). 883 Jayme, FS Mußgnug, S. 517 (523). 884 Weller, GPR 2012, S. 328 (331).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

ses Interesse hat bei internationalen Sachverhalten eine gegenüber rein nationalen Sachverhalten gesteigerte Bedeutung. Die zur Ermittlung eines Sachverhalts regelmäßig durchzuführende Beweisaufnahme ist nach kontinentaleuropäischem Verständnis eine hoheitliche Tätigkeit.885 Wird sie von ausländischen Gerichten auf dem Gebiet fremder Staaten ausgeübt, wird in deren Souveränität eingegriffen.886 Das in einem internationalen Rechtsstreit zuständige Gericht ist auf die Inanspruchnahme von Rechtshilfe verwiesen, wenn sich entscheidungsrelevante Beweismittel im Ausland befinden; es muss das ausländische Gericht, in dessen Bezirk sich Zeugen aufhalten oder relevante Beweisgegenstände belegen sind, um die Durchführung der Beweisaufnahme ersuchen.887 Folge dieser mittelbaren Beweisaufnahme sind eine lange Verfahrensdauer und hohe Verfahrenskosten, da die Rechtshilfe mit bürokratischem Aufwand sowohl des ersuchenden als auch des ersuchten Staats verbunden ist und in der Regel Übersetzungen anfallen.888 Beide Nachteile entfallen, wenn das zuständige Gericht aufgrund seiner Beweis- und Sachnähe unmittelbaren Zugriff auf den Streitgegenstand und andere relevante Beweismittel hat.889 Gewährleistet der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen typischerweise die Zuständigkeit eines sach- und beweisnahen Gerichts, wird ein praktischer Bedarf in einem supranationalen Zuständigkeitsübereinkommen indiziert. Die Frage soll kritisch geprüft werden. Eine bewegliche Sache unterliegt unstreitig dem Zugriff und der Kontrolle ihres Belegenheitsstaats, was insbesondere bei größeren beweglichen Sachen – wie Schiffen und Flugzeugen – die Inaugenscheinnahme und Untersuchung im Rahmen eines Beweisverfahrens erleichtern kann.890 Dem kann zwar die leichte Verschiebbarkeit und der damit einhergehende Kontrollverlust des Belegenheitsgerichts entgegengehalten werden. Droht eine Verschiebung der Sache, kann das zuständige Gericht sie aber durch einstweilige Maßnahmen am Gerichtsort fixieren. Die regelmäßige Sach- und Beweisnähe des Belegenheitsrechts kann ferner mit dem Argument bestritten werden, dass in man885

Geimer, IZPR, Rn. 2347. Geimer, IZPR, Rn. 442. 887 Schack, IZVR, Rn. 196 ff.; Staatsverträge über die gegenseitige Gewährung von Rechtshilfe: HZPÜ (näher Schack, IZVR, Rn. 72, 679); HBÜ (näher Schack, IZVR, Rn. 808) und im Verhältnis der Mitgliedstaaten der EU die EuBVO (näher Schack, IZVR, Rn. 799). Außerhalb der geltenden multi- oder bilateralen Staatsverträge leisten die meisten Staaten im Rahmen des sog. vertragslosen Rechtshilfeverkehrs Rechtshilfe (Schack, IZVR, Rn. 198. 888 Wais, Der europäische Gerichtsstand für Dienstleistungsverträge, S. 38. 889 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 169. 890 Im Verfahren zur Revision der EuGVVO sprach sich deshalb Dickinson für einen Gerichtsstand am Belegenheitsort von Schiffen oder Flugzeugen aus, Response to the Green Paper on the review of council regulation, S. 16; vgl. außerdem Response of the Bar Council of England and Wales, S. 20; Comments from the United Kingdom, S. 9. 886

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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chen Verfahren über reine Rechtsfragen gestritten wird und der Belegenheitsort der Sache im Hinblick auf die Beweiserhebung in diesen Fällen keine – oder nur eine sehr untergeordnete – Rolle spielt. Dem Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen allein deshalb die Gewährleistung besonderer Sach- und Beweisnähe abzusprechen, ist indessen nicht gerechtfertigt. Den meisten – gemeinhin anerkannten – Gerichtsständen ist immanent, dass sie bestimmte Zuständigkeitsinteressen nur in der Regel, keinesfalls aber absolut erfüllen.891 So können sich Streitigkeiten über dingliche Rechte an Grundstücken allein an Rechtsfragen entzünden und ohne Beweiserhebung oder auch nur einer Einsichtnahme ins Grundbuch erledigt werden. Die für den Gerichtsstand am Ort der Belegenheit unbeweglicher Sachen maßgeblich angeführte Erwägung der Sach- und Beweisnähe des Belegenheitsgerichts setzt also nicht voraus, dass das jeweilige Belegenheitsgericht im Einzelfall tatsächlich sach- und beweisnah sein muss. Ähnlich ist die Situation beim Gerichtsstand der unerlaubten Handlung. Die Zuständigkeit eines im Einzelfall beweisfernen Gerichts hindert Rechtsprechung und Literatur nicht an einer weiten Auslegung des Anwendungsbereichs von Art. 7 Nr. 2 EuGVVO.892 Selbst im klassischen Anwendungsfall eines Verkehrsunfalls zweier Ausländer im Urlaub893 steht der Gerichtsstand am Ort der unerlaubten Handlung nicht als Garant einer beweisnahen Streiterledigung: Kann der Unfall zwischen dem deutschen und dem dänischen Urlauber auf einer italienischen Autobahn nur anhand der Schäden der Autos, die sich mittlerweile wieder in den jeweiligen Heimatstaaten befinden, rekonstruiert werden, ist dem italienischen Tatortgericht die Beweisnähe abzusprechen. Deswegen muss auch der hier besprochene Belegenheitsgerichtsstand nicht ausnahmslos, sondern lediglich regelmäßig die Zuständigkeit eines sach- und beweisnahen Gerichts begründen. Das ist der Fall. Das Belegenheitsrecht wird sich bei dinglichen Klagen in der Regel als sach- und beweisnah erweisen, da die Sache der unmittelbaren Kontrolle, Inaugenscheinnahme und Beweiserhebung des Belegenheitsgerichts unterliegt. Ob dieser Vorteil durch das Risiko einer (missbräuchlichen) Sachverschiebung nach Klageerhebung aufgehoben wird, soll später noch eingehend geprüft werden. (2) Rechtsnähe Ein weiteres Zuständigkeitsinteresse, auf das bei der Rechtfertigung dinglicher Belegenheitsgerichtsstände – insbesondere bei der Rechtfertigung des Gerichtsstands am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen – rekurriert wird, 891

Vgl. Althammer, GS Konuralp, S. 103 (118). Althammer, GS Konuralp, S. 103 (118); weite Auslegung bspw. bei Distanzdelikten oder Streudelikten. 893 Jenard, OJ 1979 Nr. C 59, S. 1 (34); Rauscher/Leible, EuZPR/EuIPR, Art. 7 EuGVVO Rn. 102. 892

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

ist das Interesse an der Zuständigkeit eines rechtsnahen Gerichts. Der Gleichlauf von Zuständigkeit (forum rei sitae) und anwendbarem Recht (lex rei sitae) führt zu Rechtssicherheit und Verfahrensbeschleunigung, da das Gericht ein ihm vertrautes Sachrecht anwendet. Ob das Zuständigkeitsinteresse der Rechtsnähe für den Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen fruchtbar gemacht werden kann, soll im Folgenden untersucht werden. (a) Das auf dingliche Rechte an beweglichen Sachen anwendbare Recht Während sich das auf dingliche Rechte an unbeweglichen Sachen anwendbare Recht seit jeher nach dem Belegenheitsort der unbeweglichen Sache gerichtet hat, galt für das auf dingliche Rechte an beweglichen Sachen anwendbare Recht im römischen Recht zunächst der Grundsatz der mobilia sequuntur personam. Angeknüpft wurde nicht an den Belegenheitsort der beweglichen Sache sondern an das Personalstatut des Eigentümers.894 Erstmals Savigny stellte diesen Grundsatz in Frage und schlug eine Anknüpfung an den Belegenheitsort der beweglichen Sache vor.895 Zur Begründung führte er aus, dass sich der Erwerber einer dinglichen Rechtsposition an einer beweglichen Sache zum Zwecke ihrer Durchsetzung an den Belegenheitsort der Sache begeben müsse und sich damit freiwillig dem dort geltenden Recht unterwerfe.896 Dieser Standpunkt hat sich mittlerweile durchgesetzt. Er entspricht international der herrschenden Meinung; nur vereinzelt wird noch an den Wohnsitz des Eigentümers angeknüpft.897 Auch in Deutschland ist gemäß Art. 43 EGBGB – der nicht zwischen beweglichen und unbeweglichen Sachen differenziert – das Recht am Belegenheitsort der beweglichen Sache anwendbar. Gleiches gilt gemäß Art. 100 IPRG im schweizerischen Internationalen Privatrecht. In den USA wird die Anwendung der situs-Regel auf bewegliche Sachen zwar weniger streng gehandhabt. Auch dort ist sie aber überwiegend anerkannt:898 Die Ausgangsvorschrift, § 244 des Restatement, Second, Conflict of Laws, sieht die Anwendung der lex rei sitae als Ergebnis der Vermutung an, dass das Belegenheitsortrecht die engste Beziehung zur

894 Schnitzer, Handbuch des Internationalen Privatrechts, S. 510, 511: So bspw. noch das Preußische Allgemeine Landrecht (ALR) in Einl. zu §§ 27, 28, 32: Anwendbar ist das am Wohnsitz des Eigentümers geltende Recht. Auch in den USA war lange Zeit die Anknüpfung an das Recht des Wohnsitzes des Eigentümers anerkannt; vgl. bspw. Edgerly v. Bush, 81 N.Y. 199 (203) (1830). 895 Savigny, System des heutigen römischen Rechts, Bd. VIII, S. 169 ff. 896 Savigny, System des heutigen römischen Rechts, Bd. VIII, S. 169. 897 Bspw. Argentinien: Art. 11 ZGB v. 1869 und Brasilien: Art. 8 § 1 bras. Einführungsgesetz v. 1942. 898 Vgl. bspw. Lees v. Harding Whitman & Co., 68 N.J.Eq. 622, 60 A. 352 (353 ff.) (1905); Zendmann v. Harry Winston, Inc., 305 N.Y. 180 (184), 111 N.E. 2d 871 (873) (1953); Rawl’s Auto Action Sales v. Dick Herriman Ford, 690 F. 2d 422 (426 f.) (1982).

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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beweglichen Sache, den Parteien und dem Rechtsgeschäft aufweist.899 Diese Vermutung ist indessen widerlegt, wenn sich zwischen Parteien eines einzigen Rechtsgeschäfts Streit über dingliche Rechte an beweglichen Sachen entzündet. In diesem Fall sei eine Differenzierung zwischen vertraglichen und dinglichen Rechten nicht angezeigt; beide seien nach dem Vertragsstatut zu beurteilt.900 Im Übrigen wird die Anknüpfung an das Belegenheitsortrecht mit der Begründung gerechtfertigt, dass das Sachenrecht die Güterzuordnung mit Wirkung erga omnes regele und daher in besonderem Maße den Verkehrsinteressen des jeweiligen Belegenheitsorts der beweglichen Sache verpflichtet sei.901 Ferner sei der Belegenheitsort als Anknüpfungsmerkmal leicht feststellbar902 und führe zu Rechtssicherheit.903 Schließlich betreffe die Frage nach einem Eigentumsübergang der beweglichen Sache typischerweise Rechte Dritter, die sich am Belegenheitsort aufhielten.904 Für den Gleichlauf zwischen anwendbarem Recht und Gerichtszuständigkeit ist zudem die Frage nach dem für die Bestimmung des anwendbaren Rechts maßgeblichen Zeitpunkt von Bedeutung: Im deutschen Kollisionsrecht ist der Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung über dingliche Rechte an der beweglichen Sache maßgeblich.905 Gemäß Art. 100 Abs. 1 IPRG unterstehen Erwerb und Verlust dinglicher Rechte an beweglichen Sachen dem Recht des Orts, an dem die Sache zum Zeitpunkt des Vorgangs, aus dem der Erwerb oder Verlust hergeleitet wird, belegen ist. Gleiches gilt im USamerikanischen Kollisionsrecht.906 (b) Gleichlauf von Zuständigkeit und anwendbarem Recht Gemessen daran führt die Schaffung von Belegenheitsgerichtsständen für dingliche Klagen in aller Regel zu einem Gleichlauf von anwendbarem (Be899

§ 244 (2): “In the absence of an effective choice of law by the parties, greater weight will usually be given to the location of the chattel, or group of chattels, at the time of the conveyance than to any other contact in determining the state of the applicable law.” 900 Restatement, 2d, Conflict of Laws, Vor § 244, S. 65. Das Vertragsstatut bestimmt sich nach den §§ 187–188. Eine Entscheidung, in der das Belegenheitsortrechts nicht als “the law which has the most significant relationship to the parties, the chattel and the transaction” befunden wurde, ist beispielsweise Shanahan v. George B. Landers Construction Company, 266 F. 2d 400 (402–405) (1959): Die streitgegenständlichen Baumaschinen waren nur für eine kurze Dauer an dem Ort der streitgegenständlichen Verfügung benutzt worden. 901 Kropholler, IPR, § 54 I 1, S. 555. 902 Wolff, Private International Law, S. 520. 903 Lees v. Harding Whitman & Co., 68 N.J.Eq. 622, 60 A. 352 (355) (1905). 904 Lalive, The Transfer of Chattels in the Conflict of Laws, S. 105. 905 BGH, Urt. v. 8.4.1987 – VIII ZR 211/86, BGHZ 100, 321 (324); BGH, Urt. v. 10.6.2009 – VIII ZR 108/07, NJW 2009, S. 2824 (2825). 906 Vgl. Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 244, comm. F), S. 70: “[…] the location of the chattel […] at the time of the conveyance […]”.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

legenheitsort-)Recht und gerichtlicher Zuständigkeit. Ein nahezu907 perfekter Gleichlauf existiert im US-amerikanischen Recht: Sowohl das anwendbare Recht als auch die Zuständigkeit bestimmen sich nach dem Belegenheitsort der beweglichen Sache im Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung.908 Im schweizerischen und im deutschen Recht drohen sachrechtlicher und zuständigkeitsrechtlicher Belegenheitsort dagegen auseinanderzufallen; eine Zuständigkeit am Belegenheitsort der beweglichen Sache wird in diesen Rechtsordnungen im Zeitpunkt der Klageerhebung begründet. Befindet sich die bewegliche Sache im Zeitpunkt der Klageerhebung noch in dem Staat, in dem sich die Sache zum Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung befand, erweist sich der Belegenheitsgerichtstand aber in allen drei Rechtsordnungen als rechtsnah. (3) Vollstreckungsnähe Mit der Sach- und Beweisnähe des Belegenheitsgerichts geht grundsätzlich dessen Vollstreckungsnähe einher.909 So kann der Kläger, befindet sich die streitbefangene Sache im Zeitpunkt der Gerichtsentscheidung noch im Gerichtsbezirk, ein Herausgabeurteil vollstrecken, ohne auf die Schwierigkeit eines Anerkennungs- und Vollstreckungsverfahrens verwiesen zu werden. Das Vollstreckungsinteresse besitzt bei solchen Sachen ein besonderes Gewicht, die sich typischerweise an einem bestimmten Ort befinden (ein Bild in einem Museum) und nicht bewegt werden. Besteht die Gefahr einer Sachverschiebung nach Klageerhebung, kann das Belegenheitsgericht die Sache durch einstweilige Maßnahme im Gerichtsstaat fixieren und auf diese Weise die spätere Vollstreckung sicherstellen. (4) Vorhersehbarkeit Sowohl nach kontinentaleuropäischem910 als auch nach US-amerikanischem Verständnis911 ist bei der Beurteilung der Frage, ob die Zuständigkeitsinanspruchnahme eines Staats angemessen ist, die Vorhersehbarkeit der Zuständigkeit für Kläger und Beklagten ein wichtiger Gesichtspunkt. Nach kontinentaleuropäischem Verständnis fehlt es daran erstens, wenn die konkrete Zuständigkeitsvorschrift dem mit der Rechtssache befassten Gericht ein weites Ermessen bei der Frage einräumt, welches Gericht zustän907

Im US-amerikanischen “conflict of laws” gilt die Situsregel, wie gerade erwähnt, für bewegliche Sachen nicht ausnahmslos. 908 Siehe hierzu oben, Kap. 2, II. 2. e) cc). 909 Weller, GPR 2012, S. 328 (330); BSK-IRPG/Fisch, Art. 98 Rn. 4; Lees v. Harding Whitman & Co., 68 N.J.Eq. 622, 60 A. 352 (355) (1905); Lalive, The Transfer of Chattels in the Conflict of Laws, S. 105; Schack, IZVR, Rn. 224. 910 Vgl. hierzu oben, Kap. 1, I. 1. 911 Vgl. hierzu oben, Kap. 1, II. 1. f); 2. c).

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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dig ist.912 In diesem Fall kann Kläger vor Klageerhebung nicht sicher feststellen, bei welchem Gericht eine zulässige Klageerhebung möglich ist. Er muss deshalb eine Kostentragung sowie eine Verfahrensverzögerung befürchten;913 im Extremfall kann diese Unsicherheit den Kläger sogar von einer Rechtsdurchsetzung abhalten. Auch der Beklagte ist in diesem Fall oft nicht in der Lage die für eine erfolgreiche Verteidigung relevanten Umstände zu ermitteln. Welches Gericht wird ihm rechtliches Gehör gewähren? Kann er erfolgreich die Zuständigkeit des befassten Gerichts rügen, ohne sich auf den Rechtsstreit einlassen zu müssen?914 Zweitens stellt eine übermäßig komplizierte Zuständigkeitsermittlung durch die Parteien und das Gericht die Effizienz der Prozessführung in Frage.915 Ist ein Gericht schon im Rahmen der Zulässigkeitsprüfung zu umfangreichen – tatsächlichen oder rechtlichen – Ermittlungen gezwungen, werden richterliche Ressourcen verschwendet und den Parteien ein unzumutbares Kostenrisiko und eine lange Verfahrensdauer aufgebürdet.916 Zudem ist die Fehleranfälligkeit der richterlichen Entscheidung bei hoher Komplexität der Zuständigkeitsprüfung sehr viel höher, was dazu führt, dass die Parteien – ebenso wie bei einer gesetzlich eingeräumten Ermessensentscheidung – kaum in der Lage sind, die Entscheidung des Gerichts im Voraus sicher einzuschätzen.917 Drittens genügt eine Zuständigkeitsvorschrift dann nicht dem Grundsatz der Vorhersehbarkeit, wenn ihre Voraussetzungen – durch Kläger oder Beklagten – ohne Weiteres manipuliert werden können.918 Diese strengen Anforderungen an eine vorhersehbare Zuständigkeit können im US-amerikanischen Recht keine Geltung beanspruchen. Den Gerichten wird in der Regel ein weiter Ermessensspielraum bei ihrer Zuständigkeitswahrnehmung eingeräumt.919 Andererseits hat der U.S. Supreme Court in

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EuGH, 1.3.2005 – Rs. C-281/02, EuZW 2005, S. 345 (348) Nr. 41 – Owusu. Die im US-amerikanischen Recht überwiegend geltende forum-non-conveniens-Doktrin, die dem angegangenen Gericht ein Ermessen bei der Frage einräumt, ob ein anderes Gericht zur Entscheidung des konkreten Rechtsstreits geeigneter ist, steht dem europäischen Verständnis einer vorhersehbaren Zuständigkeit diametral entgegen. 913 EuGH, 1.3.2005 – Rs. C-281/02, EuZW 2005, S. 345 (348) Nr. 42 – Owusu. 914 Wais, Der europäische Erfüllungsgerichtsstand für Dienstleistungsverträge, S. 23. 915 Lehmann/Duczek, IPRax 2011, S. 41 (46). 916 Schack, IZVR, Rn. 233. 917 Wais, Der europäische Erfüllungsgerichtsstand für Dienstleistungsverträge, S. 24, der aber ausdrücklich klarstellt, dass diese „Rechtskomplexität“ keinen Vorhersehbarkeitsmangel im eigentlichen Sinne darstellt, sondern nur einen den Vorsehbarkeitsmängeln ähnlichen Mangel, da das Recht eine eindeutige und objektive Rechtsfolge anordnet und damit gegen fehlerhaft richterliche Entscheidungen mit Rechtsmitteln vorgegangen werden kann. 918 Wais, Der europäische Erfüllungsgerichtsstand für Dienstleistungsverträge, S. 26. 919 Beispielsweise durch die forum-non-conveniens Doktrin und den minimum contactsTest.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

seiner jüngsten Entscheidung Daimler AG v. Bauman 920 zu verstehen gegeben, dass er jedenfalls im Bereich des internationalen Zuständigkeitsrechts die Einhaltung gewisser Vorhersehbarkeits(mindest-)standards verlangt.921 Der Beklagte müsse mit der Inanspruchnahme im Zuständigkeitsstaat rechnen können, der Kläger den Gerichtsstand vor der Klageerhebung bestimmen.922 Für die weitere Darstellung kann daher davon ausgegangen werden, dass sich der Belegenheitsgerichtsstand bei der Prüfung seiner Eignung für ein supranationales Zuständigkeitsübereinkommen an den Vorhersehbarkeitskriterien messen lassen muss. Dieser Überprüfung hält der Belegenheitsgerichtsstand stand. Erstens räumt er den Gerichten keinen Ermessensspielraum bei ihrer Zuständigkeitswahrnehmung ein. Vielmehr hängt die Zuständigkeit von dem tatsächlichen und damit regelmäßig leicht und eindeutig bestimmbaren Kriterium der Belegenheit der streitbefangenen beweglichen Sache ab. Ferner setzt er keine komplexe Prüfung tatsächlicher oder rechtlicher Tatbestandsmerkmale voraus.923 Die Qualifikationsschwierigkeiten im Zusammenhang mit den Begrifflichkeiten der „dinglichen Klage“ und der „beweglichen Sache“ sind den nationalen Rechtsordnungen bereits vom anerkannten Gerichtsstand der unbeweglichen Sache hinlänglich bekannt.924 Schwierigkeiten kann allenfalls die Qualifikation des Belegenheitsorts bereiten. Dabei auftauchende Schwierigkeiten tatsächlicher – der Beklagte verheimlicht den Belegenheitsort – oder rechtlicher – der oben besprochene Belegenheitsort einer res in transitu – Art werden sich auf Ausnahmefälle beschränken und sind der Rechtsprechung und Wissenschaft aus dem Internationalen Privatrecht bei der Bestimmung des lex rei sitae hinlänglich bekannt. Eine Unvorhersehbarkeit kann sich daher allenfalls aus der leichten Manipulierbarkeit des Belegenheitsorts beweglicher Sachen ergeben. Ist der Kläger vor Klageerhebung im Besitz der Sache, so kann er die Sache beliebig verschieben und an jedem ihm günstigen – und für den Beklagten schwer vorhersehbaren – Gerichtsort Klage erheben. Der Beklagte kann seinerseits die Sache vor Klageerhebung verschieben und eine zunächst begründete Zuständigkeit wieder vereiteln. Solche Fälle missbräuchlicher Zuständigkeitsbegründung bzw. -vereitelung sind in der Praxis aber vernachlässigbar selten.925 Überdies ist das Risiko einer Manipulation zuständigkeitsbegründender Merkmale auch anderen Gerichtsständen imma-

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134 S.Ct. 746, 187; L.Ed. 2d 624 (2014). Siehe dazu ausführlich oben, Kap. 1, II. 1. e)

aa).

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134 S.Ct. (746) 761–62; 187 L. Ed. 2d 624 (641) (2014). 134 S.Ct. (746) 760; 187 L. Ed. 2d 624 (640) (2014). 923 Entgegen Franzina, Diritto del commercio internazionale 2011, S. 789 ff. 924 Weller, GPR 2012, S. 328 (331 Fn. 30): „Die damit verbundenen Qualifikationsschwierigkeiten dürften aber im Rahmen des Üblichen liegen.“ 925 Siehe oben Kap. 2, II. 3. 922

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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nent926 und führt nicht per se zu einer unvorhersehbaren Zuständigkeit. Schließlich steht die erstrebte Vorhersehbarkeit eines Gerichtsstands mit den Zuständigkeitsinteressen an einem möglichst sach- und beweisnahen Gericht in Konflikt. Während die Vorhersehbarkeit eine Anknüpfung an abstraktgenerelle und manipulationsresistente Merkmale voraussetzt, wird eine Beweis- und Sachnähe oftmals nur erzielt, wenn die Zuständigkeit unter Berücksichtigung der Umstände des Einzelfalls – Belegenheit von Beweismitteln, Wohnsitz relevanter Zeugen – bestimmt wird.927 Gemessen daran bewirkt der Belegenheitsgerichtsstand am Ort der beweglichen Sache einen billigen Ausgleich konfligierender Zuständigkeitsinteressen: Die Belegenheit des Streitgegenstands ist ein abstrakter Anknüpfungspunkt. Von dieser Abstrahierung muss zur Gewährleistung höherer Einzelfallgerechtigkeit dann abgewichen werden, wenn sich der tatsächliche Belegenheitsort des Streitgegenstands im Einzelfall als völlig beweis- und sachfern erweist. Das ist beispielsweise bei einer res in transitu der Fall, die nur zufällig im Zeitpunkt der Klageerhebung den Durchgangsstaat passiert.928 Im Regelfall wird sich der abstrakte Belegenheitsort aber mit dem tatsächlichen Belegenheitsort decken und damit sowohl Vorhersehbarkeit als auch Sach- und Beweisnähe gewährleisten. Im Ergebnis erweist sich der Gerichtsstand am Belegenheitsort – entgegen unter Hinweis auf seine Unbeständigkeit oft geäußerter Bedenken929 – als eine in der Regel vorhersehbare und damit Rechtssicherheit gewährleistende Zuständigkeitsvorschrift. (5) Zuständigkeitsinteressen im Falle einer (missbräuchlichen) Verschiebung der streitbefangenen Sache Als erstes Zwischenergebnis ist festzuhalten, dass der Belegenheitsgerichtsstand die anerkannten Zuständigkeitsinteressen der Sach-, Beweis-, Rechtsund Vollstreckungsnähe sowie der Vorhersehbarkeit erfüllt. Die folgenden Ausführungen dienen der Prüfung, ob eine (missbräuchliche) Verschiebung der streitbefangenen Sache die besprochenen Zuständigkeitsinteressen tangiert und die Eignung des Belegenheitsgerichtsstands für ein supranationales Übereinkommen makuliert.930

926

Beispielsweise kann der Beklagte durch einen Wohnsitzwechsel seinen allgemeinen Gerichtsstand ändern, ohne dass der Kläger hierauf Einfluss nehmen kann; vgl. Wais, Der europäische Erfüllungsgerichtsstand für Dienstleistungsverträge, S. 26. 927 Wais, Der europäische Erfüllungsgerichtsstand für Dienstleistungsverträge, S. 40; Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 205 („[...] das Gegensatzpaar Typisierung und individuelle Abwägung [...]“). 928 Vgl. hierzu oben Kap. 2, II. 2. d) und unten 6. b) cc). 929 Vgl. nur Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 373. 930 So bspw. Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 372.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

(a) (Missbräuchliche) Sachverschiebung vor Klageerhebung Im Falle einer Sachverschiebung vor Klageerhebung wird das Interesse an einem sach-, beweis- und vollstreckungsnahen Gericht nach deutschem und schweizerischem Recht nicht berührt. Da die Belegenheit im Zeitpunkt der Klageerhebung für die Zuständigkeitsbegründung maßgebend ist, muss am neuen Belegenheitsort der Sache Klage erhoben werden. Anders liegt es im US-amerikanischen Zuständigkeitsrecht. Wird die Sache nach dem streitgegenständlichen Vorgang, aber vor Klageerhebung verschoben, entfällt die Sach-, Beweis- und Vollstreckungsnähe des zuständigen Gerichts, da in der Regel931 die Zuständigkeit am Belegenheitsort im Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung begründet wird. Allerdings hat das zuständige Gericht auch das Recht des Belegenheitsorts im Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung anzuwenden, sodass jedenfalls Rechtsnähe gewährleistet wäre. Im Übrigen ist es nach US-amerikanischem Verständnis dem Ermessen des angegangenen Gerichts anheimgestellt, ob es seine Zuständigkeit trotz größerer Sachnähe des neuen Belegenheitsgerichts wahrnimmt. Ist die Sachverschiebung – durch den Kläger (Fall der Zuständigkeitserschleichung) oder den Beklagten (Fall der Zuständigkeitsvereitelung) – als missbräuchlich zu qualifizieren, kann das (neue) Belegenheitsgericht seine Zuständigkeit nach den Grundsätzen von Treu und Glauben932 oder dem Einwand des forum non conveniens933 ablehnen. Auch auf supranationaler Ebene besteht weitgehend Einigkeit, dass der Missbrauch eingeräumter (prozessualer) Rechte zu deren Versagung führen kann.934 Überdies hat eine rechtsvergleichende Untersu931

Je nach einschlägiger lex fori. Es wird von der im Restatement, 2d, Conflict of Laws empfohlenen Rechtslage ausgegangen, siehe oben, Kap. 2, II. 2. d) cc). 932 So die h.L. in Deutschland zu § 23 ZPO: Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 33; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 15; MüKo-ZPO/Patzina, § 23 Rn. 3. In der Schweiz normiert Art. 52 ZPO-CH ein verfahrensrechtliches Treu-und-Glauben-Gebot: „Alle am Verfahren beteiligten Personen haben nach Treu und Glauben zu handeln.“ Danach ist auf rechtmissbräuchliche Klagen nicht einzutreten, Rechtsschutz wird versagt, vgl. SutterSomm/Hasenböhler/Leuenberger/Sutter-Somm/Chevalier, ZPO, Art. 52 Rn. 31. 933 Nach der in den USA geltenden forum-non-conveniens Doktrin kann der Beklagte dann erfolgreich die Rüge der Unzuständigkeit erheben, wenn der Kläger das Gericht aufgrund eines zwar formal eröffneten Gerichtsstands anruft, dabei jedoch missbilligte Motive verfolgt, vgl. Gulf Oil Corp. v. Gilbert, 330 U.S. 501 (1947); Piper Aircraft Co. v. Reyno, 454 U.S. 235, 102 S.Ct. 252, 70 L.Ed. 419 (1981); Intel Corp. v. Advanced Micro Devices, 542 U.S. 241 (2004). 934 Der EuGH hat schon mehrfach den Missbrauch unionsrechtlich gewährter Befugnisse und Rechte untersagt, vgl. bspw. EuGH, 3.12.1974 – Rs. C-33/74, BeckRS 2004, 70832 Nr. 13 – Van Binsbergen; 21.6.1988 – Rs. C-39/86, NJW 1988, S. 2165 (2167) Nr. 43 – Lair. Mittlerweile ist das Missbrauchsverbot als allgemeiner unionsrechtlicher Grundsatz anerkannt, vgl. EuGH, 5.7.2007 – Rs. C-321/05, EuZW 2007, S. 641 (642) Nr. 38 – Kofoed; vgl. auch EuGH, 21.5.2015 – Rs. C-352/13, BeckEuRS 2015, 442385 Nr. 27 ff. – CDC Hydrogen Peroxide; ausführlich Althammer, GS Konuralp, S. 103 ff. Im jüngsten Entwurf zu einem

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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chung gezeigt,935 dass der Missbrauch von Belegenheitsgerichtsständen durch eine Verschiebung der beweglichen Sache (oder des beweglichen Vermögens) zwar in allen drei Rechtsordnungen problematisiert wird. Seine Praxisrelevanz ist indes gering. Die Missbrauchsmöglichkeit bleibt ganz überwiegend eine Möglichkeit. So lassen sich denn weder nationaler936 noch internationaler Gesetzgeber937 von den seit jeher geäußerten Missbrauchsbedenken beirren. (b) (Missbräuchliche) Sachverschiebung nach Klageerhebung Nach dem in allen drei Rechtsordnungen – Deutschland, USA und Schweiz – geltenden Grundsatz der perpetuatio fori wirkt sich eine nachträgliche Sachverschiebung auf die Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts nicht aus. Entzieht der Beklagte die streitbefangene Sache nach der Klageerhebung der Kontrolle des Gerichts, fallen also dessen Sach-, Beweis- und Vollstreckungsnähe und damit wesentliche Zuständigkeitsinteressen weg. Trotzdem vermag das Risiko einer nachträglichen Sachverschiebung den praktischen Bedarf nach einem Belegenheitsgerichtsstand nicht aufzuheben: Befand sich die Sache schon im Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung im Gerichtsbezirk – im US-amerikanischen Recht sogar Zuständigkeitsvoraussetzung – bleibt das ursprüngliche Belegenheitsgericht wenigstens rechtsnah. Überdies kann das angegangene Gericht die Sache in seinem Gerichtsbezirk im Wege der einstweiligen Maßnahme fixieren, wenn Anzeichen für eine drohende Sachverschiebung durch den Beklagten existieren. Schließlich ist im Auge zu behalten, dass es sich bei einer missbräuchlichen Sachverschiebung um einen Ausnahmefall handeln wird. Die Zuständigkeit eines ausnahmsweise sach- und beweisfernen Gerichts muss – wie bei allen besonderen Gerichtsständen – in Kauf genommen werden. (c) Ergebnis Eine Sachverschiebung kann zu einem Wegfall der mit dem Belegenheitsgerichtsstand verfolgten Zuständigkeitsinteressen führen. Die praktische Relevanz solcher Sachverschiebungen ist allerdings gering. Überdies sind selbst nach einer Sachverschiebung die Zuständigkeitsinteressen zumindest teilweise noch erfüllt. Die Zuständigkeit eines beweis-, sach- und rechtsfernen GeHaager Anerkennungs- und Vollstreckungsübereinkommen kann gemäß Art. 7 Nr. 1 b) die Anerkennung und Vollstreckung einer Entscheidung versagt werden, wenn sie durch Missbrauch prozessualer Rechte erlangt wurde, vgl. Art. 7 Nr. 1 b), Proposed Draft Text of the Working Group on the Judgments Project resulting from its Fifth Meeting. 935 Siehe oben, Kap. 2, II. 3. 936 Vgl. die Neueinführung von § 354 Abs. 3 InsO im Jahr 2003 trotz der zu § 23 ZPO geäußerten Missbrauchsbedenken. 937 Art. 3 Abs. 2 EuInsVO; Art. 7 Nr. 4 EuGVVO.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

richts wird daher einen Ausnahmefall darstellen. Schließlich ist zu berücksichtigen, dass nicht zu Gunsten der Einführung eines ausschließlichen Gerichtsstands am Belegenheitsort beweglicher Sachen argumentiert wird: Erweist sich eine Klageerhebung beim Belegenheitsgericht – beispielsweise aufgrund der Gefahr einer späteren Verschiebung – wegen Beweis- und Rechtsferne nicht als zielführend, bleibt es dem Kläger unbenommen, bei einem sachnäheren Gericht zu klagen. Die bloße Möglichkeit einer (missbräuchlichen) Sachverschiebung lässt das praktische Bedürfnis nach einem die vorhersehbare Zuständigkeit eines in der Regel sach-, beweis-, rechtsund vollstreckungsnahen Belegenheitsgerichts begründenden Gerichtsstand im Ergebnis nicht entfallen. bb) Kompensation des praktischen Bedarfs durch andere Gerichtsstände Eine erste Untersuchung hat ergeben, dass die anerkannten Zuständigkeitsinteressen der Sach-, Beweis-, Rechts- und Vollstreckungsnähe sowie der Vorhersehbarkeit einen praktischen Bedarf an einem Belegenheitsgerichtsstand am Ort der beweglichen Sache in internationalen Rechtsstreitigkeiten über dingliche Rechte indizieren. Die endgültige Empfehlung einer Einführung des Gerichtsstands in ein supranationales Zuständigkeitsübereinkommen hängt aber von einer weiteren Frage ab: Wird das grundsätzlich bestehende Bedürfnis nach einem Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen durch andere anerkannte Gerichtsstände kompensiert? In seiner Stellungnahme zum Grünbuch der EU-Kommission im Verfahren zur Revision der EuGVVO stellte Franzina im Hinblick auf den besonderen Belegenheitsgerichtsstand am Ort der beweglichen Sache die These auf, “the existing rules (der EuGVVO) already provide reasonable opportunities of accessing the justice as regards rights in rem or possession in moveable property”.938 Zu denken ist dabei insbesondere an den allgemeinen Gerichtsstand am Wohnsitz des Beklagten und an die besonderen Gerichtsstände am Ort des Vertrags oder am Ort der unerlaubten Handlung. Im Folgenden soll dieser Frage unter Berücksichtigung der Einwände Franzinas nachgegangen werden. (1) Vertragsgerichtsstand Häufig werden Klagen, deren Streitgegenstand eine bewegliche Sache ist, in den Anwendungsbereich des Gerichtsstands am Erfüllungsort im Sinne der EuGVVO fallen. Nach überwiegender Ansicht sind beispielsweise Klagen des Verkäufers auf Rückgabe der Kaufsache wegen Nichtigkeit des

938

Franzina, Diritto del commercio internazionale, 3/2011, S. 1 (16).

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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Kaufvertrages von Art. 7 Nr. 1 EuGVVO erfasst.939 Behauptet also der Kläger substantiiert das Bestehen eines Vertrags, klagt er am Erfüllungsort des angeblichen Vertrags und nicht am Belegenheitsort der Sache. Nicht in den Anwendungsbereich von Art. 7 Nr. 1 EuGVVO fallen dagegen verfügende Verträge, das heißt solche, die auf die Übertragung, Inhaltsänderung oder Aufhebung eines Rechts gerichtet sind.940 In diesem Fall wäre die Klage am Belegenheitsort der beweglichen Sache zu erheben. In Rechtsordnungen, die dem Kausalprinzip941 oder dem Konsensprinzip942 folgen, die den dinglichen Eigentumsübertragungsakt also mit dem schuldrechtlichen Rechtsgeschäft verknüpfen, schlagen Fehler des Verpflichtungsgeschäfts auf das Verfügungsgeschäft – und umgekehrt – durch. Dem Kläger bleibt es in diesem Fall unbenommen – je nach Art der erhobenen Klage – das Belegenheitsgericht oder das Erfüllungsgericht um Rechtsschutz anzugehen. Auch in Rechtsordnungen, die dem Abstraktionsprinzip folgen – wie Deutschland – wird es oftmals zu einer Zuständigkeitskonkurrenz kommen: Neben sachenrechtlichen Herausgabeansprüchen wegen eines fehlerhaften Verfügungsvertrags können korrespondierende schuldrechtliche Ansprüche bestehen, die dem Gerichtsstand am Erfüllungsort zuzuordnen sind.943 Nur in seltenen Fällen ist der Kläger auf die Geltendmachung dinglicher Ansprüche beschränkt. Auch bei der Bestimmung der US-amerikanischen jurisdiction konkurriert der Gerichtsstand des Vertrags mit demjenigen der Belegenheit: Bei Rechtsstreitigkeiten um eine bewegliche Sache, denen eine vertragliche Beziehung der Parteien zugrunde liegt, kann der Kläger wahlweise Klage am Erfüllungsort bzw. am Ort des Vertragsschlusses944 oder am Ort der Belegenheit der Sache erheben.945 Im Bereich der (bundesrechtlichen) örtlichen Zuständigkeit kann die Klage gemäß § 1391 (2) (b) 28 USC alternativ am Ort “in which a substantial part of the events or omissions giving rise to the claim occurred” – damit am Ort des Vertragsschlusses oder am Erfüllungsort – bzw. 939

Franzina, Diritto del commercio internazionale, 3/2011, S. 1 (6); EuGH, 4.3.1982 – Rs. C-38/81, EuGHE 1982, 825 (834) Nr. 7 – Effer; 20.1.2005 – Rs. C-27/02, NJW 2005, S. 811 (813) Nr. 46 – Engler. 940 Rauscher/Leible, EuZPR/EuIPR, Art. 7 EuGVVO Rn. 36; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 29 Rn. 7; Zöller/Vollkommer, ZPO, § 29 Rn. 9. 941 Vgl. z.B. Schweiz und Österreich. 942 Vgl. z.B. Frankreich, Italien und Spanien. 943 Im deutschen Recht bspw. im Falle der Unwirksamkeit der vertraglichen Willenserklärung (Anspruch aus § 812 Abs. 1 S. 1 Alt. 1 BGB) und der Übereignungswillenserklärung (Anspruch aus § 985 BGB). 944 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 36 (2), comm. e) und ill. 2): Die Beziehung einer Vertragspartei zum Erfüllungsort bzw. zum Ort des Vertragsschlusses stellt in der Regel einen zuständigkeitsbegründenden minimum contact dar. 945 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 60, ill. 1): Beispielhaft wird die Klage des Käufers auf Vertragserfüllung genannt. Diese kann am Belegenheitsort der Kaufsache erhoben werden.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

am Ort “in which a substantial part of property that is the subject of the action is situated” erhoben werden. Die häufige Konkurrenz zwischen vertraglichem und dinglichem Gerichtsstand führt auf den ersten Blick zu der Einschätzung, dass die zusätzliche Einführung eines dinglichen Belegenheitsgerichtsstands neben einem Vertragsgerichtsstand überflüssig ist. Dem sind jedoch die durch den dinglichen Belegenheitsgerichtsstand erfüllten Zuständigkeitsinteressen entgegenzuhalten: Während der Vertragsgerichtsstand insbesondere dem Zuständigkeitsinteresse der Vorhersehbarkeit dient,946 fördert der Belegenheitsgerichtsstand die Interessen an einem sach-, beweis- und rechtsnahen Gericht. Auch in Fällen einer Anspruchs- und damit korrespondierenden Zuständigkeitskonkurrenz ist es daher sinnvoll, dem Kläger die Wahl zwischen dem Vertragsgerichtsstand und dem Belegenheitsgerichtsstand einzuräumen. Liegen einer Klage – inzidenter? – komplexe sachenrechtliche Fragestellungen zugrunde, kann die Klageerhebung am rechtsnahen Belegenheitsgericht eine effektive Streiterledigung begünstigen. Bei Klagen auf Herausgabe einer beweglichen Sache erleichtert eine Klage am Belegenheitsgericht – auch wenn der Herausgabeklage ein (nichtiger) Kaufvertrag zugrunde liegt – die Vollstreckung. (2) Gerichtsstand am Ort der unerlaubten Handlung Der Anwendungsbereich des Gerichtsstands am Ort der unerlaubten Handlung überschneidet sich weit weniger häufig mit demjenigen am Ort der Belegenheit der beweglichen Sache. Auch hier kommt es jedoch zu Zuständigkeitskonkurrenzen. Franzina947 differenziert wie folgt: Das Gericht am Ort der unerlaubten Handlung sei für Klagen auf Feststellung einer Haftung des Beklagten wegen widerrechtlicher Wegnahme einer Sache zuständig. Bei Klagen auf Feststellung des Eigentums an der weggenommenen Sache sei hingegen die Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts begründet. Die Zuständigkeit des Tatort- bzw. des Belegenheitsgerichts soll nach Auffassung Franzinas also – wie bei einer Konkurrenz zwischen Vertrags- und Belegenheitsgerichtsstand – davon abhängen, auf welchen Klagegrund der Kläger seinen Anspruch stützt. Reine Eigentumsfeststellungklagen fallen nicht in den Anwendungsbereich des Gerichtsstands am Ort der unerlaubten Handlung, da sie keine Haftung des Beklagten begründen. Das gilt selbst dann, wenn sie zur Vorbereitung einer deliktischen Schadensersatzklage dienen, da sich darin der Nutzen einer rechtskräftigen Entscheidung über das Eigentum nicht erschöpft. Wird das Eigentum lediglich als Vorfrage des Anspruchs aus unerlaubter Handlung geprüft, ist eine Zuständigkeit am Ort der unerlaubten

946 947

Siehe oben, Kap. 1, I. 2. b) aa) und II. 1. e) bb) (1). Franzina, Diritto del commercio internazionale, 3/2011, S. 1 (7).

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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Handlung allerdings gegeben.948 Ähnliches gilt für die Konkurrenz zwischen Belegenheits- und Deliktsgerichtsstand in der Schweiz: Stützt der Kläger seinen Herausgabeanspruch auf eine sachenrechtliche Anspruchsgrundlage – wie Ansprüche aus Besitzschutz oder -störung, denen eine unerlaubte Handlung zugrunde liegt949 – ist der Weg zum Belegenheitsgericht eröffnet, derjenige zum Tatortgericht hingegen versperrt.950 Für die örtliche Zuständigkeit bei Vindikationsklagen spielt es keine Rolle, dass der Kläger den Besitz an der Sache durch unerlaubte Handlung verloren hat.951 In den USA ist die Konkurrenz weniger differenziert: Soweit die internationalen und örtlichen Belegenheitsgerichtsstände in den USA Klagen auf Schadensersatz wegen Verletzung durch eine bewegliche Sache (Sacheigentümerhaftung)952 oder wegen Verletzung dinglicher Rechte an einer beweglichen Sache 953 erfassen, konkurrieren die Gerichtsstände am Ort der unerlaubten Handlung und am Belegenheitsort unmittelbar miteinander. Befindet sich die bewegliche Sache weit weg vom Tatort, wird allerdings dafür plädiert, eine Belegenheitszuständigkeit zu exkludieren.954 Besteht die oben geschilderte Zuständigkeitskonkurrenz zwischen dem Tatort- und dem Belegenheitsgericht dient es einer effektiven Rechtsdurchsetzung, wenn dem Kläger die Wahl zwischen zwei Gerichtsständen eingeräumt wird: Zwar gewährleisten beide Gerichtsstände die Interessen an einem beweis- und sachnahen Gericht. Wird – wie im deutschen und schweizerischen Gericht – aber an die Belegenheit der Sache im Zeitpunkt der Klageerhebung angeknüpft, können der Tatort (beispielsweise der Ort des rechtswidrigen Sachentzugs) und der Belegenheitsort der Sache (die Sache hat ihren Belegenheitsort nach mehreren Veräußerungen gewechselt) auseinanderfallen. Allein eine Klageerhebung am Ort der Belegenheit dient in diesem Fall dem Interesse an einem sach- und vollstreckungsnahen Gericht. Stehen sachenrechtlich komplexe Fragestellungen zur Entscheidung an, gewährleistet 948

Siehe zu dieser Abgrenzung ausführlich: Fawcett/Harris/Bridge, International Sale of Goods in the Conflict of Laws, S. 389, Rn. 7.13. 949 Im europäischen Recht fallen in den Anwendungsbereich des Deliktsgerichtsstands (Art. 7 Nr. 2 EuGVVO) hingegen auch possessorische Ansprüche aus verbotener Eigenmacht, vgl. Geimer/Schütze/Geimer, EuZVR, Art. 5 Rn. 215. 950 Zur Vorgängernorm Art. 25 GestG vergleiche Müller/Wirth/Romerio, GestG, Art. 25 Rn. 43. 951 Müller/Wirth/Romerio, GestG, Art. 25 Rn. 43. 952 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 38 comm. c), Schneider v. Linkfield, 389 Mich. 608 (616), 209 N.W.2d 225 (228) (1973) (Klage auf Schadensersatz wegen Autounfall am „gewöhnlichen Belegenheitsort“ des Autos); Nixon v. Cohn, 62 Wash.2d 987 (992 ff.), 385 P. 2d 305 (308 ff.) (1963) (Klage auf Schadensersatz wegen eines Unfalls mit einer unter Eigentumsvorbehalt verkauften Maschine). 953 Revised Code of Washington, § 4.12.010 (2); Wisconsin Statutes, § 801.50 (2) (b); 28 U.S.C. § 1391 (b) (2). 954 Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 370.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

die Zuständigkeit des Belegenheitsgerichts eine Verfahrensbeschleunigung und Rechtssicherheit. Auch der Deliktsgerichtsstand kompensiert daher die durch den Belegenheitsgerichtsstand gewährleisteten Zuständigkeitsinteressen nicht. (3) Allgemeiner Gerichtsstand am Wohnsitz des Schuldners Nicht gefolgt werden kann der Behauptung, der allgemeine Gerichtsstand am Wohnsitz des Beklagten und der Belegenheitsgerichtsstand fielen regelmäßig zusammen.955 Sowohl größere bewegliche Sachen wie beispielsweise Schiffe und Flugzeuge, als auch widerrechtlich dem Eigentümer weggenommene Sachen wie beispielsweise Kulturgüter werden sich in der Regel nicht am Wohnsitz des Beklagten befinden. Gleiches gilt für Wertpapiere wie beispielsweise Aktien. Gerade Klagen in Bezug auf dingliche Rechte an oder Herausgabe von größeren Sachen sind aber angesichts naturgemäßer Schwierigkeiten beim Transport idealerweise am Belegenheitsort zu erheben. Nur auf diese Weise wird die Sach-, Beweis- und Vollstreckungsnähe des zuständigen Gerichts gewährleistet. (4) Andere Gerichtsstände und Ergebnis Zur Begründung seiner Auffassung, die Einführung eines Belegenheitsgerichtsstands in die EuGVVO sei angesichts der bereits vorhandenen Gerichtsstände überflüssig, rekurriert Franzina schließlich auf die Gerichtsstände der Adhäsionsklage (Art. 7 Nr. 3 EuGVVO) und der einstweiligen Maßnahme (Art. 35 EuGVVO).956 Ob diese Gerichtsstände tatsächlich geeignet sind, den Gerichtsstand am Belegenheitsort zu kompensieren, ist fraglich. 957 Ob die Einführung des besprochenen Belegenheitsgerichtsstands in das gewachsene und in sich differenzierte Gerichtsstandssystem der EuGVVO gerechtfertigt wäre, ist indessen nicht Gegenstand dieser Arbeit. Die angestellten Überlegungen betreffen vielmehr die Aufnahme eines Belegenheitsgerichtsstands in ein – völlig neu zu schaffendes – supranationales Zuständigkeitsübereinkommen unter Beteiligung der USA. Bei der Prüfung des praktischen Bedarfs soll daher nur eine potentielle Kompensation durch allgemein anerkannte Gerichtsstände, über deren Angemessenheit und Rechtfertigung international weitgehend Konsens besteht, berücksichtigt werden. Vor diesem Hintergrund stehen die Ausführungen Franzinas der Einführung eines dinglichen Belegenheitsgerichtsstands am Ort der beweglichen 955

Franzina, Diritto del commercio internazionale, 3/2011, S. 1 (16). Franzina, Diritto del commercio internazionale, 3/2011, S. 1 (17). 957 Der Gerichtsstand der Adhäsionsklage setzt ein anhängiges Strafverfahren voraus, der Gerichtsstand der einstweiligen Maßnahme begründet keine Zuständigkeit für eine endgültige Entscheidung. 956

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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Sache in ein supranationales Übereinkommen nicht zwingend entgegen. Denn in einem ersten Schritt erkennt er die allgemeine Zweckmäßigkeit des Belegenheitsgerichtsstands, der den Zuständigkeitszielen der Sachnähe und der Vorhersehbarkeit dient, explizit an. Seine finale Ablehnung ist allein dem Umstand geschuldet, dass die bereits vorhandenen Gerichtsstände der EuGVVO eine angemessene Durchsetzung dinglicher Rechte an beweglichen Sachen bereits hinreichend gewährleisteten.958 Die Einführung eines dinglichen Gerichtsstands am Belegenheitsort der beweglichen Sache in ein künftiges supranationales Zuständigkeitsübereinkommen ist daher zu empfehlen.959 Es handelt sich um einen international hinreichend anerkannten Gerichtsstand, der aufgrund der regelmäßig gewährleisteten Sach-, Beweis-, Rechts- und Vollstreckungsnähe eine effektive Rechtsdurchsetzung begünstigt. Die Anknüpfung an das tatsächliche Moment der Belegenheit gewährleistet Vorhersehbarkeit für Kläger und Beklagten. Die verbürgten Zuständigkeitsinteressen werden von den klassischen besonderen Gerichtsständen des Vertrags und des Delikts nicht hinreichend kompensiert. Im Fall einer Anspruchs- und dadurch bedingten Zuständigkeitskonkurrenz dient die Wahlmöglichkeit des Klägers zwischen einer Klageerhebung am Vertrags- respektive Tatort und einer Klageerhebung am Belegenheitsort der effektiven Rechtsdurchsetzung, da er sich an das im Einzelfall geeignetste Forum wenden kann. Bei einer Häufung von Klagen in Bezug auf eine Sache tritt am Belegenheitsgericht zudem – anders als insbesondere am Vertragsgerichtsstand – eine Zuständigkeitskonzentration ein. Der jüngste Entwurf für ein Haager Anerkennungs- und Vollstreckungsübereinkommen listet in seinem Art. 5 verschiedene Grundlagen für die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Gerichtsentscheidungen auf.960 Darunter finden sich der Gerichtsstand des Erfüllungsorts (Nr. 1 e)) und der Deliktsgerichtsstand (Nr. 1 f)). Der Gerichtsstand am Belegenheitsort der beweglichen Sache wird nicht genannt. Sollte sich die Haager Konferenz auf ein – umfassendes – Zuständigkeitsübereinkommen einigen, ist allerdings eine möglichst lange Liste anerkannter Gerichtsstände ratsam und die Aufnahme des dinglichen Gerichtsstands am Belegenheitsort beweglicher Sachen empfehlenswert.

958

Franzina, Diritto del commercio internazionale, 3/2011, S. 1 (19). So auch aus amerikanischer Sicht zu einem weltweiten Haager Anerkennungs- und Vollstreckungsübereinkommen insbesondere in Bezug auf Kulturgüter Anglim, 45 Harv.Int’l L.J. 239 (286 ff., 296 ff.) (2004):“If the drafters intend to create solid ground for in rem jurisdiction under the treaty, they should include in rem jurisdiction on the ‘white list’ as well.” 960 Art. 5, Proposed Draft Text of the Working Group on the Judgments Project resulting from its Fifth Meeting. 959

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

b) Ausgestaltung Die rechtsvergleichende Untersuchung führt zu dem Schluss, dass die Einführung eines dinglichen Gerichtsstands am Belegenheitsort der beweglichen Sache in ein supranationales Übereinkommen zu empfehlen ist. Daran schließt sich die Frage nach einer optimalen Ausgestaltung des Gerichtsstands an, welche die aus dem nationalen Recht bekannten Problemkreise berücksichtigen muss: Soll der dingliche Gerichtsstand auch unkörperliche Sachen wie Forderungen und Vermögensrechte erfassen? Welche Klagen können sinnvollerweise am Belegenheitsort der beweglichen Sache erhoben werden? Und schließlich: Wie ist im Falle einer sogenannten res in transitu zu verfahren? aa) Dinglicher Gerichtsstand am Belegenheitsort von Forderungen und anderen Vermögensrechten Erster Schritt zur Festlegung des Anwendungsbereichs eines Gerichtsstands am Ort der Belegenheit beweglicher Sache ist die Definition des Sachbegriffs. Wie bereits angeklungen, stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, ob der Gerichtsstand auch unkörperliche Sachen wie insbesondere Forderungen erfassen soll. Der Kommissionsentwurf zur EuGVVO in deutscher Fassung sprach in seinem Art. 5 Abs. 3 EuGVVO von „beweglichen Sachen“. Nach deutschem Rechtsverständnis sind unter beweglichen Sachen gemäß § 90 BGB nur körperliche Sachen zu verstehen. Anders die englische Fassung, laut der dingliche Klagen am Ort der Belegenheit von “moveable property” erhoben werden konnten.961 Mit dem Begriff “moveables” werden nach europäischem Verständnis sowohl körperliche als auch unkörperliche Sachen bezeichnet.962 Die ungenaue Begriffsübersetzung führte zur Unsicherheit der Mitgliedstaaten darüber, ob Art. 5 Nr. 3 EuGVVO-E eine Zuständigkeit auch am Belegenheitsort von Forderungen begründen sollte.963 Die Frage erübrigte sich jedoch, als in die neugefasste EuGVVO nur ein Gerichtsstand am Belegenheitsort von Kulturgütern aufgenommen wurde, der sich unstreitig nicht auf unkörperliche Sachen bezieht. Die damit offengebliebene Frage soll mit Blick auf ein supranationales Zuständigkeitsübereinkommen beantwortet werden.

961

COM (2010) 748 fin., S. 24. v. Bar/Clive/Schulte-Nölke, Principles, Definitions and Model Rules of European Private Law, Annex S. 560: “‘Movables’ means corporeal and incorporeal property other than immovable property”. 963 Bspw. Dickinson’s Response to the Green Paper on the review of council regulation, S. 16. 962

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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(1) Überblick Da Forderungen als Rechte keinen tatsächlichen Lageort besitzen, kommen zahlreiche Orte, zu denen die Forderung einen irgendwie gearteten Bezug aufweist, als Belegenheitsort in Betracht: Der Wohnsitz des Gläubigers, in dessen Vermögen die Forderung als Aktivum zu verbuchen ist, der Wohnsitz des Schuldners, an dem der Gläubiger seine Forderung regelmäßig durchsetzen kann, der Belegenheitsort des schuldnerischen Vermögens, in das vollstreckt werden soll, der Erfüllungsort, an dem die geschuldete Leistung zu erbringen ist, oder der Ort, an dem die Forderung (in den allgemeinen oder besonderen Gerichtsständen) einklagbar ist. In den nationalen Rechtsordnungen Deutschlands, der USA und der Schweiz haben sich zwei Ansätze für die Belegenheitsortbestimmung herauskristallisiert: Die USA und Deutschland folgen dem vollstreckungsrechtlichen Ansatz und verorten eine Forderung bei vermögensrechtlichen Klagen am Wohnsitz des Forderungsschuldners (Deutschland) bzw. überall dort, wo der Forderungsschuldner gerichtlich zur Verantwortung gezogen werden kann (USA). Das schweizerische Bundesgericht knüpft hingegen an den Wohnsitz des Forderungsgläubigers als Vermögensinhaber an. Im Folgenden soll am Beispiel der EuInsVO964 und der EuGVVO überdies exemplarisch auf die Problemlösung im supranationalen Kontext eingegangen werden. (a) EuInsVO: Belegenheitsort von Forderungen nach Art. 2 g) 3. Spiegelstrich Art. 2 g) 3. Spiegelstrich EuInsVO definiert den „Mitgliedstaat, in dem sich ein Vermögensgegenstand befindet“ (Art. 3 Abs. 2 EuInsVO), im Falle von Forderungen als den Mitgliedstaat, in dessen Gebiet der zur Leistung verpflichtete Dritte den Mittelpunkt seiner hauptsächlichen Interessen im Sinne von Art. 3 Abs. 1 EuInsVO hat. Nach dieser Definition richtet sich der Belegenheitsort von Forderungen – wie im deutschen und US-amerikanischen Recht – nach der Person des Forderungsschuldners965 und deckt sich in der Regel mit dessen Wohnsitz.966 Art. 2 g) 3. Spiegelstrich EuInsVO liegt die Erwägung zugrunde, dass eine Forderung durch Vollstreckung in das Schuldnervermögen durchgesetzt wird.967 Der Verweis auf den Mittelpunkt der hauptsächlichen Interessen des (Dritt-)Schuldners führt dazu, dass Zweigniederlassungen in anderen Mitgliedstaaten auch dann außer Betracht bleiben, wenn die betreffende Forderung Resultat eines Rechtsgeschäfts mit der kon964 965 966 967

Verordnung (EG) Nr. 1346/2000 des Rates vom 19. Mai 2000 über Insolvenzverfahren. Paulus, EuInsVO, Art. 2 Rn. 23. Rauscher/Mäsch, EuZPR/EuIPR, Art. 2 EG-InsVO Rn. 9. Paulus, EuInsVO Art. 2 Rn. 23.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

kreten Niederlassung ist. Bei Forderungen gegen Banken kommt es also nicht auf den Sitz der kontoführenden Zweigniederlassung oder Filiale an, sondern auf den Mittelpunkt ihrer objektiven Interessen, das heißt regelmäßig ihren Hauptsitz.968 Um eine gespaltene Einbeziehung in Haupt- und Partikularinsolvenzverfahren zu vermeiden, teilen Personal- und dingliche Sicherheiten nach überwiegender Ansicht den Belegenheitsort der gesicherten Forderung.969 Eine Regelung zum Belegenheitsort von Wertpapieren enthält die EuInsVO nicht. Während die Literatur teilweise den Ort des Papiers für maßgeblich hält,970 bleibt es nach der Gegenauffassung bei der Grundregel einer Belegenheit am Mittelpunkt der Interessen des Schuldners.971 Die erste Ansicht führt an, dass sich die Definition in Art. 2 g) 3. Spiegelstrich EuInsVO ausweislich des Berichts zum EuInsÜ an den allgemeinen Kollisionsregeln orientiere, nach denen der Belegenheitsort des Papiers maßgeblich ist.972 Die andere Ansicht begreift die Bestimmung in Art. 2 g) 3. Spiegelstrich als abschließende Regelung des Belegenheitsorts.973 Nur auf diese Weise werde das von Art. 2 g) EuInsVO verfolgte Ziel der Rechtssicherheit und -einheit gewährleistet.974 Unklar ist überdies die Belegenheit sonstiger (nicht registrierter) Vermögensrechte, deren Belegenheitsort Art. 2 g) nicht regelt. Bei Mitglieds- und Beteiligungsrechten, die weder in Wertpapieren verbrieft noch im Sinne von Art. 2 g) 2. Spiegelstrich EuInsVO registriert sind, wendet eine Ansicht die für Forderungen geltende Regel in Art. 2 g) 3. Spiegelstrich EuInsVO entsprechend an. Danach ist Belegenheitsort der tatsächliche Mittelpunkt der Interessen der Gesellschaft, bei der eine Mitgliedschaft bzw. eine Beteiligung besteht.975 Eine andere Ansicht stellt aus Gründen der Rechtsklarheit unabhängig davon, ob die Rechte verbrieft oder in einem Register einzutragen sind, auf den Sitz der Gesellschaft ab.976 Auch für nicht re968 Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Gruber, InsO, Anh. 1, Art. 2 Rn. 28; Rauscher/Mäsch, EuZPR/EuIPR, Art. 2 EG-InsVO Rn. 9. 969 Rauscher/Mäsch, EuZPR/EuIPR, Art. 2 EG-InsVO Rn. 9. 970 Rauscher/Mäsch, EuZPR/EuIPR, Art. 2 EG-InsVO, Rn. 10; Gebauer/Wiedmann/Haubold, Kap. 32, Rn. 39 f. 971 MüKo-InsO/Reinhart, Art. 2 Rn. 22; Geimer/Schütze/Huber, Int. Rechtsverkehr, Bd. 2, B Vor I, Art. 2 EuInsVO Rn. 6. 972 Gebauer/Wiedmann/Haubold, Kap. 32, Rn. 39 f.; vgl. Stoll/Virgós/Schmit, Vorschläge und Gutachten, S. 32 ff. Rn. 69. 973 Geimer/Schütze/Huber, Internationaler Rechtsverkehr, Bd. 2, B Vor I, Art. 2 EuInsVO, Rn. 6; Schmidt/Brinkmann, Insolvenzordnung, Art. 2 EuInsVO Rn. 15. 974 Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Gruber, InsO, Anh. 1, Art. 2 Rn. 33. 975 Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Gruber, InsO, Anh. 1 Art. 2 Rn. 35; Gebauer/Wiedmann/Haubold, Kap. 32, Rn. 39; Pannen/Riedemann, European Insolvency Regulation, Art. 2 Rn. 44; Paulus, EuInsVO, Art. 2 Rn. 26.; Rauscher/Mäsch, EuZPR/EuIPR, Art. 2 EG-InsVO Rn. 11; FK-InsO-Wenner/Schuster, Art. 2 Rn. 19. 976 MüKo-InsO/Reinhart, Art. 2 EuInsVO Rn. 23; Geimer/Schütze/Huber, Bd. 2, B Vor I, Art. 2 EuInsVO, Rn. 6.

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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gistrierte Immaterialgüterrechte – im Falle der Registrierung greift Art. 2 g) 2. Spiegelstrich EuInsVO – trifft die Verordnung keine Regelung. Teilweise wird danach differenziert, ob das in Frage stehende Recht persönlicher Natur und daher der Person des Schuldners oder objektiver Natur und damit einem Rechtsobjekt zuzuordnen ist.977 Im erstgenannten Fall sei bei der Belegenheitsortbestimmung an die Person des Schuldners anzuknüpfen und auf dessen Interessenmittelpunkt abzustellen. Im zweiten Fall sei der Belegenheitsort des Rechtsobjekts maßgeblich.978 Eine andere Ansicht stellt als Belegenheitsort auf den Ort ab, an dem das jeweilige Recht geschützt ist.979 Hiergegen wird eingewandt, dass dann im Regelfall ein und dasselbe Recht in verschiedenen Mitgliedstaaten belegen sei.980 Die aufgezeigten Streitstände zeigen, dass selbst die um klare und abschließende Definitionen bemühte EuInsVO zu einer abschließenden Verortung von Forderungen und anderen Vermögensrechten nicht in der Lage ist. Viele Streitfragen harren der Klärung durch den EuGH. (b) Art. 7 Nr. 2 EuGVVO: Gerichtsstand der unerlaubten Handlung bei reinen Vermögensschäden Mit der Frage nach der Vermögensbelegenheit vergleichbar ist die Frage nach dem Erfolgsort bei reinen Vermögensschäden im Sinne von Art. 7 Nr. 2 EuGVVO: „Wo ist eigentlich der Ort des Vermögens, wo folglich der Ort der Vermögensbeschädigung? Ist er überall da, wo sich die Vermögensstücke befinden, oder da, wo der Wohnsitz des Vermögenssubjekts ist, gemäß dem Satz ‚res ossibus haerent’?“981

Bis heute herrscht über die Frage der Behandlung des Vermögensschadensorts als Ort der unerlaubten Handlung Streit. Ausgangspunkt des Streits ist, dass Art. 7 Nr. 2 EuGVVO grundsätzlich keine Zuständigkeit am – vom Handlungs- und Erfolgsort zu unterscheidenden – Schadensort begründet, da diese Lesart zu einem allgemeinen Klägergerichtsstand und einem grenzenlosen forum shopping führen würde.982 Schadensort ist dabei der Ort, an dem 977 Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Gruber, InsO, Anh. 1 Art. 2 Rn. 36; Pannen/Riedemann, European Insolvency Regulation, Art. 2 Rn. 43; Paulus, EuInsVO, Art. 2 Rn. 25. 978 Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Gruber, Anh. 1 Art. 2 Rn. 36; Pannen/Riedemann, European Insolvency Regulation, Art. 2 Rn. 43; Paulus, EuInsVO, Art. 2 Rn. 25. 979 Schmidt/Brinkmann, InsO, Art. 2 EuInsVO Rn. 13; Rauscher/Mäsch, EuZPR/EuIPR, Art. 2 EG-InsVO, Art. 2 Rn. 8. 980 Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier/Gruber, Anh. 1 Art. 2 Rn. 36. 981 Staudinger/Raape, BGB, Bd. VI/2, EGBGB/IPR, S. 203. 982 Zu § 32 ZPO: BGH, Urt. v. 3.5.1977 – VI ZR 24/75, NJW 1977, S. 1590; OLG Karlsruhe, Urt. v. 23.4.1959 – 2 U 225/57, MDR 1960, S. 56; OLG Bamberg, Urt. v. 2.8.1955 – 2 W 109/55, ZZP 69 (1956), S. 185 (186). Zu Art. 5 Nr. 3 EuGVÜ: Kiethe, NJW 1994, S. 222 (225); Kropholler/v. Hein, EuZPR, Art. 5 Nr. 3 Rn. 87.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

mittelbare und sogenannte Folgeschäden eingetreten sind.983 Davon zu unterscheiden ist der Ort des primären bzw. reinen Vermögensschadens.984 Nur vereinzelt wird letzterer unter den Begriff des Schadensorts subsumiert und aus dem Anwendungsbereich des Deliktsgerichtsstands ausgeklammert.985 Der gegenteilige Standpunkt weist daraufhin, dass bei einer Verletzung des Rechtsguts „Vermögen“ der Erfolgsort mit dem Schadensort als Ort des Vermögensschadenseintritts zusammenfalle.986 Ferner seien im Falle reiner Vermögensschäden regelmäßig Ausmaß und Höhe des Schadens streitig, weshalb sich das Gericht am Ort des Schadenseintritts als besonders beweisund sachnah erweise.987 Diese – wohl herrschende – Auffassung sieht sich allerdings mit dem Folgeproblem einer Lokalisierung des reinen Vermögensschadens konfrontiert: Einige ihrer Vertreter knüpfen an die sogenannte „Vermögenszentrale“ des Geschädigten als Vermögensschadensort an.988 Gegen die Anknüpfung an den Belegenheitsort des jeweiligen (Teil-)Vermögens wenden sie sich mit der Begründung, dass ein solcher Schadensort die Möglichkeit weitreichender Manipulationen durch Vermögensverschiebungen eröffne.989 Andere favorisieren den Belegenheitsort der konkret geschädigten Vermögensbestandteile.990 Im Ergebnis ergeben sich allerdings kaum Unterschiede. Beide Ansichten kommen in der Regel zu einer Zuständigkeit der Gerichte am (Wohn-)Sitz des Klägers.991 Bislang unterließ es der EuGH sich zu den Streitfragen zum Vermögensschadensort zu positionieren: 983

EuGH, 11.1.1990 – Rs. C-220/88, NJW 1991, S. 631 (632 f.) Nr. 15 ff. – Dumez; 21.09.1994 – Rs. C-364/93, BeckEuRS 207648 Nr. 14 ff. – Marinari. 984 Geimer/Schütze/Geimer, EuZVR, Art. 5 Rn. 235; Kiethe, NJW 1994, S. 222 (225); Weller, IPRax 2000, S. 202 (203); Rauscher/Leible, EuZPR/EuIPR, Art. 7 EuGVVO Rn. 121, 125; Ahrens, IPRax 1990, S. 128 (132). 985 Schack, IZVR, Rn. 345; Schwarz, Der Gerichtsstand der unerlaubten Handlung, S. 46 ff. und S. 160 f.; für einen „unmittelbaren Handlungswirkungsort“ spricht sich Huber, IPRax 2009, S. 134 (137) aus. 986 Kiethe, NJW 1994, S. 222 (225). 987 Kiethe, NJW 1994, S. 222 (226). 988 Weller, IPRax 2000, S. 202 (203 Fn. 4) und im Ergebnis auch Rauscher/Leible, EuZPR/EuIPR, Art. 7 EuGVVO Rn. 126; so tendenziell auch EuGH, 21.5.2015 – Rs. C352/13, BeckEuRS 2015, 432204 Nr. 52 f. – CDC Hydrogen Peroxide. 989 Rauscher/Leible, Art. 7 EuGVVO Rn. 125; vgl. zum Missbrauch durch Vermögensverschiebung oben, Kap. 2, II. 3. und 6. a) aa) (5). 990 BGH, Urt. v. 28.2.1989 – XI ZR 70/88, WM 1989, S. 1047; BGH, Urt. v. 13.7.2010 – XI ZR 28/09, NJW-RR 2011, S. 197 (200); OLG München, Urt. v. 21.1.1992 – 25 U 2987/91, NJW-RR 1993, S. 703; Ahrens, IPRax 1990, S. 128 (132); Kiethe, NJW 1994, S. 222 (226); jüngst auch EuGH, 28.1.2015 – Rs. C-375/13, NJW 2015, S. 1581 (1584) Nr. 57 – Kolassa: Maßgeblich ist für Schäden, die sich unmittelbar auf einem Bankkonto des Geschädigten verwirklichen, der Sitz der Bank, bei der das Konto besteht. 991 Kiethe, NJW 1994, S. 222 (225, 226); Weller, IPRax 2000, S. 202 (203 Fn. 4); Rauscher/Leible, EuZPR/EuIPR, Art. 7 EuGVVO Rn. 126; EuGH, 28.1.2015 – Rs. C-375/13, NJW 2015, S. 1581 (1584) Nr. 57 – Kolassa.

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

225

In seiner Entscheidung Kronhofer992 qualifizierte er den Klägerwohnsitz als Ort des Vermögensmittelpunkts allein deshalb nicht als Erfolgsort im Sinne von Art. 5 Nr. 3 EuGVVO a.F., weil dem Kläger nach seinem Vorbringen ein finanzieller Schaden nur durch den Verlust von Vermögensbestandteilen in einem anderen Vertragsstaat entstanden war. Mit dieser Rechtsprechung weigerte sich der EuGH letztlich nur, den Ort, an dem Vermögensschäden als Folge eines andernorts erlittenen Erstschadens eingetreten waren, als Erfolgsort anzusehen.993 Offen ließ er dagegen die Frage, wo der Schadensort bei reinen Vermögensschäden zu lokalisieren sei. Allerdings monierte er, dass eine Anknüpfung an den Ort des Vermögensmittelpunkts des Geschädigten „die gerichtliche Zuständigkeit von ungewissen Umständen [...] abhängig machen“ würde994 und deutete damit Bedenken gegen den Ort der Vermögenszentrale des Klägers als anknüpfungsrelevanten Erfolgsort an. Trotzdem wird weiterhin die Auffassung vertreten, die Entscheidung des EuGH stehe einer Vermögenszentrale als Anknüpfungspunkt des Gerichtsstands der unerlaubten Handlung nicht entgegen.995 Dies insbesondere dann, wenn – wie beim Kapitalanlagebetrug die Regel – bereits die Handlung des Schädigers, die zu einer Vermögensminderung führt, deliktischer Natur sei.996 Eine vollständige Klärung brachte auch das jüngste Urteil des EuGH nicht. In seiner Entscheidung Kolassa vom 28. Januar 2015 führte er aus, die Gerichte am Wohnsitz des Klägers seien „insbesondere dann zuständig“, wenn sich der behauptete Schaden unmittelbar auf einem Bankkonto des Klägers bei einer Bank im Zuständigkeitsbereich dieser Gerichte verwirkliche.997 Die Entscheidung lässt zwar eine Tendenz zur Anknüpfung an den Belegenheitsort des konkret geschädigten Vermögens erkennen,998 rekurriert aber zusätzlich auf den Klägerwohnsitz als Anknüpfungspunkt. Im Jahr 2010 lag die Frage nach der Zuständigkeit Deutschlands als Wohnsitzstaat des Klägers für eine Klage auf Schadensersatz gegen einen ausländischen Broker wegen chancenloser Optionsgeschäfte dem Bundesgerichtshof zur Entscheidung vor. Er bejahte die Zuständigkeit gemäß Art. 5 Nr. 3 EuGVVO a.F.999 Diesem Ergebnis stehe die Entscheidung Kronhofer nicht entgegen, da der Kläger sein Anlagekapital infolge der unerlaubten Handlung des Beklagten von seinem in Deutschland

992

EuGH, 10.6.2004 – Rs. C-168/02, NJW 2004, S. 2441 (2442) Nr. 21 – Kronhofer. Schack, IZVR, Rn. 344; der EuGH hat klargestellt, dass in anderen Fallkonstellationen der Wohnsitzstaat des Geschädigten als Schadensort durchaus Erfolgsort im Sinne von Art. 5 Nr. 3 EuGVVO sein kann („[...] nicht allein deshalb“), vgl. v. Hein, IPRax 2005, S. 17 (21). 994 EuGH, 10.6.2004 – Rs. C-168/02, NJW 2004, S. 2441 (2442) Nr. 20 – Kronhofer. 995 Rauscher/Leible, Art. 7 EuGVVO Rn. 125. 996 Rauscher/Leible, Art. 7 EuGVVO Rn. 125. 997 EuGH, 28.1.2015 – Rs. C-375/13, NJW 2015, S. 1581 (1584) Nr. 57 – Kolassa. 998 So auch Rauscher/Leible, Art. 7 Rn. 126. 999 BGH, Urt. v. 13.7.2010 – XI ZR 28/09, NJW-RR 2011, S. 197. 993

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

geführten Girokonto an den Beklagten überwiesen habe.1000 Schadens- und Erfolgsort im Sinne von Art. 5 Nr. 3 EuGVVO seien der Ort, an dem das Kontoguthaben gemindert worden sei und damit identisch.1001 Zwar führe dieser Standpunkt bei Kapitalanlagedelikten, bei denen bereits die Geldüberweisung als Deliktserfolg anzusehen sei, regelmäßig zu einer Zuständigkeit des Klägerwohnsitzstaats. Das sei aber aufgrund der regelmäßig höheren Beweis- und Sachnähe der Gerichte am Wohnsitz des Klägers gerechtfertigt: Die in der Regel erforderliche Beweiserhebung über Gesprächsinhalte von Anlegern und Vermittlern oder Schadensausmaß und -höhe verlange üblicherweise die Zeugenvernehmung im Wohnsitzstaat des geschädigten Anlegers.1002 Ebenfalls gewahrt werde das Erfordernis der Vorhersehbarkeit für den Beklagten. Ein Brokerunternehmen könne und müsse damit rechnen, dass durch unerlaubte Handlungen geworbene Anleger selbstschädigende Verfügungen in ihren Heimatstaaten träfen.1003 Diese Orientierung des Bundesgerichtshofs an den Zuständigkeitsinteressen der Sach- und Beweisnähe sowie der Vorhersehbarkeit dient in der folgenden Diskussion über Sinn und Erforderlichkeit eines Gerichtsstands am Belegenheitsort von Forderungen und anderen Vermögensrechten als Leitlinie. (2) Kritik Die Paradigmata einer Belegenheitsortbestimmung unkörperlicher Sachen im europäischen Recht zeigen, dass „ein“ Belegenheitsort unkörperlicher Sachen nicht existiert. Sie sind „reine ideelle Rechtsgebilde und sie ‚befinden’ sich in Wahrheit nirgends, wenn man dieses Wort im natürlichen Sinne gebraucht“1004. Die verschiedenen Anknüpfungsmöglichkeiten führen zu Diskussionen und zu – durch den EuGH bisher ungeklärten – Streitfragen. Die dadurch bedingte Unsicherheit hatte Vorbehalte bei der Meinungsumfrage zu Art. 5 Nr. 3 EuGVVO-E im Verfahren zur Revision der EuGVVO zur Folge. Insbesondere England sprach sich in seiner Stellungnahme unter Verweis auf ein erheblich gesteigertes Missbrauchsrisiko durch den Kläger ausdrücklich gegen einen Gerichtsstand am Belegenheitsort von Forderungen und anderen Vermögensrechten aus. 1005 Andere Kritiker wiesen darauf hin, dass ein Gerichtsstand am „künstlichen“ Belegenheitsort unkörperlicher Sachen keinen

1000

BGH, Urt. v. 13.7.2010 – XI ZR 28/09, NJW-RR 2011, S. 197 (199). BGH, Urt. v. 13.7.2010 – XI ZR 28/09, NJW-RR 2011, S. 197 (199). 1002 BGH, Urt. v. 13.7.2010 – XI ZR 28/09, NJW-RR 2011, S. 197 (200). 1003 BGH, Urt. v. 13.7.2010 – XI ZR 28/09, NJW-RR 2011, S. 197 (200). 1004 Hellwig, System des deutschen Zivilprozessrechts, Bd. 1, S. 110; vgl. auch Rogerson, 49 Camb. L. J. 441 (453) (1990). 1005 Comments from the United Kingdom, S. 9. 1001

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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ausreichenden Bezug zum Forumstaat vermittle1006 und der Belegenheitsort kaum bestimmbar sei.1007 Auch unabhängig von Art. 5 Nr. 3 EuGVVO-E stößt eine Belegenheitsortzuständigkeit am Ort von Forderungen im englischen Schrifttum auf Bedenken: Eine zuständigkeitsrechtliche Anknüpfung an den Belegenheitsort von Forderungen sei reine Makulatur, da sie mangels tatsächlichen Belegenheitsorts einfach durch die Anknüpfung an den „Wohnsitz des Schuldners“ ersetzt werden könne.1008 Andererseits bestehe bei einer Anknüpfung an den Wohnsitz die Gefahr einer Zuständigkeitsvervielfältigung, wenn der Forderungsschuldner zuständigkeitsrelevante Wohnsitze in mehreren Staaten besitze. Von einer „unmittelbaren Gerichtsgewalt“ über die unkörperliche Sache könne daher nicht gesprochen werden.1009 Ferner sei das Argument, eine Forderung befinde sich am Ort des Schuldnerwohnsitzes, weil dort das Vollstreckungssubstrat liege, in der modernen Welt nachgerade naiv. Schuldnervermögen könne sich – aus steuerrechtlichen Gründen? – überall in der Welt befinden.1010 Vor diesem Hintergrund sei nicht nachvollziehbar, warum eine Forderung nicht überall dort, wo der Schuldner Vermögen besitze, als belegen gelte.1011 Schließlich sei die rechtliche Bestimmung eines Belegenheitsorts von Forderungen nicht mit dem tatsächlichen Belegenheitsort körperlicher Sachen vergleichbar.1012 Die mit der zuständigkeitsrechtlichen situs-Regel verfolgten Interessen – erstens die objektive und einfache Bestimmung des Belegenheitsorts körperlicher Sachen und zweitens die Ausübung unmittelbarer Gerichtsgewalt über die körperliche Sache – könnten bei Vermögensrechten oft gar nicht, jedenfalls aber nur sehr eingeschränkt gewährleistet werden.1013 Ob die geschilderten Bedenken gegen die Öffnung des dinglichen Belegenheitsgerichtsstands für Forderungen und andere Vermögensrechte auf supranationaler Ebene sprechen, soll folgend unter Berücksichtigung der einschlägigen Zuständigkeitsinteressen näher beleuchtet werden. (3) Diskussion und Ergebnis Einzig die USA – und dort auch nur in der Rechtsprechung einzelner state courts – subsumieren unter den dinglichen Gerichtsstand am Belegenheitsort körperlicher beweglicher Sachen auch Forderungen und andere Vermögens1006

Dickinson’s Response to the Green Paper on the review of council regulation, S. 16. Herbert Smith’s Response to the Green Paper on the review of the Brussels Regulation, S. 10. 1008 Rogerson, 49 Camb. L. J. 441 (453) (1990). 1009 Dicey/Morris, The Conflict of Laws, Bd. 2, Rn. 22-025. 1010 Rogerson, 49 Camb. L. J. 441 (455) (1990). 1011 Rogerson, 49 Camb. L. J. 441 (455) (1990). 1012 Dicey/Morris, The Conflict of Laws, Bd. 2, Rn. 22-025. 1013 Dicey/Morris, The Conflict of Laws, Bd. 2, Rn. 22-025. 1007

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

rechte. Sowohl die Schweiz als auch Deutschland kennen allerdings eine Arrest- bzw. Vermögenszuständigkeit am Belegenheitsort von unkörperlichen Sachen und scheuen in diesem Rahmen die „künstliche“, das heißt rechtliche, Bestimmung des Belegenheitsorts nicht. Trotzdem bleibt zweifelhaft, ob ein dinglicher Gerichtsstand am Belegenheitsort von Forderungen und Vermögensrechten auf supranationaler Ebene sinnvoll ist. Tatsächlich existiert eine Belegenheitsortzuständigkeit für – auch unkörperliches – Vermögen bereits auf supranationaler Ebene in Form von Art. 3 Abs. 2 in Verbindung mit Art. 2 g) 3. Spiegelstrich EuInsVO. Der Nachteil der Belegenheitsortzuständigkeit liegt aber auf der Hand: Während eine Besonderheit der Belegenheitsortzuständigkeit gerade die regelmäßig einfache Feststellung des zuständigkeitsrelevanten Merkmals des Belegenheitsorts beweglicher und unbeweglicher Sachen ist, erfordert die Belegenheitsortbestimmung unkörperlicher Sachen eine rechtliche – und damit im Regelfall international uneinheitliche – Definition. Dagegen wird zwar teilweise angeführt, dass auch bei körperlichen Sachen der Belegenheit – wie im Fall der res in transitu – ein bestimmter Sachverhalt zugrunde liegen kann, der eine vom jeweiligen tatsächlichen Lageort abweichende Belegenheitsortbestimmung erfordert.1014 Vereinzelt wird sogar behauptet, der Belegenheitsort sei in der internationalen privatrechtlichen und zivilprozessualen Praxis nur ein Hinweis auf einen rechtlichen Begriff, kein Hinweis auf die tatsächliche Lage der Sache.1015 Welche Anknüpfung sich nach näherer Betrachtung als angemessener und damit als „rechtlicher“ Belegenheitsort erweise, ergebe sich erst nach einer Betrachtung des Einzelfalls.1016 Diese Erwägungen gehen aber zu weit. Bei körperlichen Sachen ist der tatsächliche Lageort zumindest im Regelfall maßgebliches Anknüpfungskriterium. Nur in Ausnahmefällen wird davon abgewichen. Bei Vermögensrechten ist eine rechtliche Belegenheitsortbestimmung dagegen keine Ausnahme, sondern zwingende Voraussetzung. Eine einheitliche Handhabung der rechtlichen Belegenheitsortbestimmung ist auf supranationaler Ebene aber kaum denkbar. Schon bei der Auslegung nationaler Vorschriften herrscht über die Belegenheitsortbestimmung Streit. Wenn überhaupt definieren entsprechende Zuständigkeitsvorschriften nur den Belegenheitsort von Forderungen legal (so beispielsweise § 23 S. 2 ZPO und Art. 2 g) 3. Spiegelstrich EuInsVO). Andere Vermögensrechte unterliegen Sonderregelungen oder werden von der Rechtsprechung je nach Einzelfall einer bestimmten Person oder einem bestimmten Ereignis zugewiesen. Soweit die EuInsVO und die EuGVVO an die Belegenheit unkörperlicher Sachen anknüpfen, zeigen die höchstrichterlicher Klärung harrenden Streitfragen, 1014

Pammel, Der Begriff der Belegenheit im deutschen internationalen Enteignungsrecht,

S. 6.

1015 1016

Wengler, FS jur. Fakultät Berlin, S. 285 (289). Wengler, FS jur. Fakultät Berlin, S. 285 (289).

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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dass es dem supranationalen Gesetzgeber bisher nicht möglich ist, eine einheitliche Lösung für den Belegenheitsort von Forderungen und Vermögensrechten zu finden. Angesichts der Fülle und Eigenarten existierender Vermögensrechte – namentlich vertragliche Forderungen, Immaterialgüterrechte und Gesellschaftsanteile – würde eine einheitliche Belegenheitsortbestimmung den geschützten Interessen auch nicht gerecht werden. Allerdings fehlt es außerhalb der Europäischen Union an einer supranationalen Kontrollinstanz, die etwaige Auslegungsschwierigkeiten in einem weltweiten Zuständigkeitsübereinkommen klären und Einzelfallgerechtigkeit gewährleisten könnte. Die Anknüpfung an Interpretationen zugängliche Merkmale sollte daher möglichst vermieden werden. Im Übrigen rechtfertigen – anders als in der Entscheidung des Bundesgerichtshofs, der die Zuständigkeit am Ort der Vermögensschädigung mit der Erwägung bejahte, dass die dem Art. 5 Nr. 3 EuGVVO a.F. zugrundeliegenden Zuständigkeitsinteressen erfüllt seien1017 – auch die mit der Belegenheitsortzuständigkeit verfolgten Zuständigkeitsinteressen eine Öffnung des Gerichtsstands für Forderungen und anderen Vermögensrechte nicht: Der Grundsatz der Sach- und Beweisnähe beansprucht bei Forderungen nur sehr eingeschränkt Geltung, da ein Gericht über nicht greifbare Sachen keine unmittelbare Kontrolle ausübt. Auf Vermögensrechte kann weder im tatsächlichen Sinne zugegriffen werden, noch sind Beweiserhebungen „an“ Vermögensrechten möglich. Eine Sach- und Beweisnähe des Belegenheitsgerichts ist daher allenfalls mittelbar möglich – durch die Kontrolle des Forderungsschuldners oder Forderungsinhabers, durch Urkunden oder Zeugen zum Nachweis des Vermögensrechts oder durch das Register, in das ein Vermögensrecht eingetragen wurde. Ein Ort an dem sich derartige Sach- und Beweismittel „in der Regel“ befinden, existiert nicht. Je nach den Umständen des Einzelfalls gewährleistet der Wohnsitz des Forderungsschuldners oder des Forderungsgläubigers, der Erfüllungsort oder der Ort des Vertragsschlusses einer vertraglichen Forderung, an dem sich die maßgeblichen Urkunden und Zeugen befinden, Sach- und Beweisnähe. Ferner wird das zuständigkeitsrelevante Interesse an Rechtsnähe, wenn überhaupt, nur zufällig erfüllt sein. Nach deutschem Kollisionsrecht unterliegen körperliche Sachen der situsRegel des Art. 43 Abs. 1 EGBGB.1018 Das auf Forderungen anwendbare Recht bestimmt sich hingegen nach dem konkreten Streitgrund. So werden beispielsweise Wirksamkeit und Entstehung einer vertraglichen Forderung (Art. 10 Abs. 1 Rom I-VO), ihr Erlöschen (Art 12 Abs. 1 lit. d Rom I-VO)

1017

BGH, Urt. v. 13.7.2010 – XI ZR 28/09, NJW-RR 2011, S. 197 (200). Vgl. nur v. Hoffmann/Thorn, IPR, § 12 Rn. 13; MüKo-BGB/Wendehorst, Art. 43 Rn. 31; Staudinger/Stoll, IntSR, Rn. 143. 1018

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

sowie schuldrechtliche und dingliche1019 Voraussetzungen und Wirkungen ihrer Abtretung dem Vertragsstatut (Art. 3–8 Rom I-VO) unterstellt. Auf die Übertragbarkeit der Forderung, das Verhältnis zwischen Zessionar und Schuldner, die Voraussetzungen, unter denen die Übertragung dem Schuldner entgegengehalten werden kann und die befreiende Wirkung einer Leistung durch den Schuldner ist gemäß Art. 14 Abs. 2 Rom I-VO das Forderungsstatut anwendbar. Sonderregeln gelten wiederum für Immaterialgüterrechte1020 oder Gesellschaftsanteile.1021 Auch im schweizerischen Kollisionsrecht gilt die situs-Regel nicht für unkörperliche Sachen.1022 Wie im deutschen nationalen Kollisionsrecht bzw. der Rom I-VO bestimmt sich das anwendbare Recht je nach Art der zu beurteilenden Verfügung1023 und dem streitigen Vermögensrecht.1024 Schließlich 1019 Erwägungsgrund 38 der Verordnung stellt ausdrücklich klar, dass die dinglichen Aspekte der Forderungsabtretung im Verhältnis zwischen Zedent und Zessionar akzessorisch an das Abtretungsvertragsstatut anknüpfen. Trotzdem ist Bauer der Ansicht, Art. 14 Abs. 1 Rom I-Verordnung regele lediglich das Verpflichtungsgeschäft, nicht hingegen das Verfügungsgeschäft, sodass die Übertragung durch Forderungsabtretung dem Recht am gewöhnlichen Aufenthaltsort des Vollrechtsinhabers der Forderung unterliege, Bauer, Die Forderungsabtretung im IPR, 2008, S. 302. 1020 Schutzlandprinzip, lex loci protectionis: Vgl. zu dieser Problematik ausführlich MüKo-BGB/Drexl, IntImmGR, Rn. 152 ff. Für die Geltung von Art. 8 Abs. 1 Rom II-VO auch für die Frage nach dem Bestand des Rechts und der Rechtsinhaberschaft beispielsweise Sack, WRP 2008, S. 1405 (1407 f.); Grünberger, ZVglRWiss 108 (2009), S. 134 (160 ff.); dagegen: Schack, FS Kropholler, S. 651 (652 ff. und 663 ff.); so i.E. auch MüKo-BGB/Drexl, IntImmGR, Rn. 164. 1021 Gesellschaftsstatut: Vgl. bspw. EuGH, 9.3.1999 – Rs. C-212/97, EuZW 1999, S. 216 – Centros; 5.11.2002 – Rs. C-208/00, NJW 2002, S. 3614 – Überseering BV; 30.9.2003 – Rs. C-167/01, NJW 2003, S. 3331 – Inspire Art; BGH, Urt. v. 13.3.2003 – VII ZR 370/98, BGHZ 154, 185; Staudinger/Großfeld, IntGesR, Rn. 341; MüKo-BGB/Kindler, IntGesR Rn. 611, vgl. auch OLG Celle, Urt. v. 7.9.1983 – 9 U 43/83, WM 1984, S. 494 (500); Rauscher, IPR, Rn. 626 ff.; ist nach dem Gesellschaftsstatut zur Übertragung des Mitgliedschaftsrechts die Übereignung der Mitgliedschaftsurkunde (Anteilspapier) erforderlich, bestimmt sich die Übertragung nach der lex rei cartae sitae: BGH, Urt. v. 19.1.1994 – IV ZR 207/92, NJW 1994, S. 939 (940); Staudinger/Großfeld, IntGesR, Rn. 341; MüKo-BGB/Kindler, IntGesR, Rn. 612. 1022 Art. 100 IPRG erfasst nur Fahrnis, vgl. BSK-IPRG/Fisch, Art. 100 Rn. 1. 1023 Vgl. bspw. für die Entstehung vertraglicher Forderungen Art. 116 Abs. 1 IPRG (Rechtswahl) und Art. 117 Abs. 2 IPRG (gewöhnlicher Aufenthalt der Partei, die charakteristische Leistung zu erbringen hat; Artt. 118 ff. IPRG enthalten Sonderregelungen für bestimmte Vertragstypen; in Artt. 143 ff. IPRG sind die verschiedenen Formen des Übergangs von vertraglichen und außervertraglichen Forderungen geregelt, bspw. die Abtretung in Art. 145 Abs. 1 IPRG (Rechtswahl, subsidiär Forderungsstatut); gemäß Art. 105 Abs. 1 IPRG ist auf Verpfändungen von Forderungen das von den Parteien gewählte Recht anwendbar, subsidiär das Recht am persönlichen Aufenthalt des Pfandgläubigers, Art. 105 Abs. 2 IPRG. 1024 Immaterialgüterrechte: Art. 109, 110 IPRG (i.d.R. Schutzlandprinzip, vgl. BSKIPRG/Jegher, Art. 110, Rn. 17 f.); für Erwerb, Änderung, Verlust und Übertragung von

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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verweisen auch die in den USA vorherrschenden1025 Conflict of Law Rules im Restatement, Second, Conflict of Laws, nur für chattels, das heißt körperliche Sachen und verbriefte Vermögensrechte, (subsidiär) auf das Belegenheitsortrecht.1026 Auf nicht verbriefte Vermögensrechte, die mangels Körperlichkeit nicht in gleicher Weise der Kontrolle des Belegenheitsstaats unterliegen,1027 sind die an den Belegenheitsort anknüpfenden Conflict of Law Rules in der Regel nicht anwendbar.1028 Es gelten – je nach Art des streitbefangenen Vermögensrechts1029 und der streitgegenständlichen Verfügung – Sonderregeln, wie beispielsweise §§ 208 – 211 des Restatement, Second, Conflict of Laws, für die Abtretung vertraglicher Forderungen.1030 Ein Gerichtsstand am Belegenheitsort von Forderungen wahrt auch das Zuständigkeitsinteresse beider Parteien an einem vorhersehbaren Gerichtsstand nur bedingt. Da ein Vermögensrecht keinen tatsächlichen Belegenheitsort hat, erschließt sich das zuständige Gericht für den Kläger nicht unmittelbar. Die Gerichte sind frei, den Belegenheitsort nach ihrem eigenen Ermessen – beispielsweise Wohnsitz oder Aufenthalt des Forderungsschuldners, des Forderungsgläubigers, des Erfüllungsorts einer vertraglichen Forderung – zu definieren. Selbst wenn aber das Übereinkommen eine Legaldefinition des Belegenheitsorts leistet – beispielsweise die Anknüpfung an die Person des Forderungsschuldners – stellen sich Folgefragen: im Fall einer Anknüpfung an die Person des Forderungsschuldners, ob die Zuständigkeit seines Wohnsitzstaats, seines Aufenthaltsstaats oder einfach jedes Staats begründet wird, dessen Gerichtsgewalt er unterliegt (personal jurisdiction). Dass eine derartige Anknüpfung rechtsstaatlichen Anforderungen genügt, wenn der Beklagte zu dem ermittelten Gerichtsstaat in keiner Beziehung steht, ist indessen selbst nach den MaßstäGesellschaftsanteilen gilt gemäß Art. 154, 155 IPRG das Gesellschaftsstatut (Art. 154 Abs. 1, 2 IPRG). 1025 Scoles/Hay/Borchers/Symeonides, Conflicts of Law, S. 102. 1026 Restatement, 2d, Conflict of Laws, Bd. 2, S. 66. 1027 Restatement, 2d, Conflict of Laws, Bd. 2, S. 67. 1028 Anwendbar ist bspw. § 250 (Anknüpfung an den Wohnsitz des Schuldners). 1029 Vgl. zum anwendbaren Recht bei internationalen Urheberrechtsstreitigkeiten: Intellectual Property, Proposed final draft (2007). Gemäß § 301 gilt für das Zustandekommen, die Gültigkeit, die Dauer und für Verletzungen des Urheberrechts das Schutzlandprinzip. Liegt der Erfolgsort der Urheberrechtsverletzung in mehreren Staaten, kann das Gericht das anwendbare Recht nach den Umständen des Einzelfalls (Wohnsitz der Parteien, doing business) bestimmen. 1030 Die Abtretbarkeit einer vertraglichen Forderung bestimmt sich gemäß § 208 grundsätzlich nach dem Recht des Staates, das den engsten Bezug zum Vertrag und den Parteien hat (i.d.R. das Vertragsstatut, comm c., (§§ 198–207)). Die Wirksamkeit einer Abtretung bestimmt sich gemäß § 209 ebenfalls nach dem Recht des Staates, das zu dem Vertrag und den Parteien die engste Beziehung hat, was nach den Umständen des Einzelfalles zu beurteilen ist (i.d.R. das von den Parteien gewählte Recht, comm. b), i.Ü. ist das anwendbare Recht nach den Umständen des Einzelfalles zu bestimmen, comm. c)).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

ben der relativ weiten personal jurisdiction im US-amerikanischen Rechtssystem zu bezweifeln. Gemessen daran erweist sich der (dingliche) Gerichtsstand am Belegenheitsort von Forderungen für ein weltweites Zuständigkeitsübereinkommen als ungeeignet. Weder Zuständigkeitsinteressen noch nationale oder supranationale Erfahrungen streiten für seine Aufnahme. Da in Inhaberpapieren verbriefte Forderungen im allgemeinen Rechtsverkehr behandelt werden wie bewegliche Sachen, sollten sie aber unter den Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen subsumiert werden. Gleiches gilt für Forderungen, die durch bewegliche Sachen (pfand-)gesichert sind. In diesen Fällen manifestiert sich der Forderungswert in einer körperlichen Sache mit tatsächlichem Belegenheitsort. bb) Erfasste Klagen Der Anwendungsbereich des dinglichen Gerichtsstands am Belegenheitsort beweglicher Sachen ist enger zu fassen als derjenige des Gerichtsstands am Belegenheitsort der unbeweglichen Sache. Die Ortsbindung von Klagen in Bezug auf bewegliche Sachen ist naturgemäß geringer als bei Klagen in Bezug auf unbewegliche Sachen, deren Lageort unveränderlich ist. Erfasst sein sollten daher nur Klagen aus dinglichen Rechten an beweglichen Sachen. Gerade diese Klagen – insbesondere sachenrechtliche Herausgabeklagen und Eigentumsfeststellungsklagen – rechtfertigen die Existenz des Belegenheitsgerichtsstands neben dem Vertragsgerichtsstand und dem Deliktsgerichtsstand. Bei Herausgabeklagen besteht oft ein gesteigertes Bedürfnis nach einem möglichst sach- und vollstreckungsnahen Gericht, bei Eigentumsfeststellungsklagen fördert die Zuständigkeit eines rechtsnahen Gerichts eine effektive Verfahrenserledigung. Klagen auf das dingliche Recht sollten hingegen ausgeklammert werden. Sie haben ihren Grund in der Regel in schuldrechtlichen Verträgen und werden vom Gerichtsstand am Erfüllungsort ausreichend berücksichtigt. Auch Klagen aus Mietverträgen über bewegliche Sachen sollten nicht unter den Belegenheitsgerichtsstand subsumiert werden. Weder ist der Mieter einer beweglichen Sache besonders schutzwürdig, noch spricht eine Vermutung für die besonders enge Beziehung des Rechtsstreits zum Lageort der beweglichen Sache. Überdies bestimmt sich das auf Mietverträge über bewegliche Sachen anwendbare Recht nicht nach dem Belegenheitsortrecht, sondern nach den allgemeinen schuldrechtlichen Regeln.1031

1031 Für den Anwendungsbereich der Rom I-VO vgl. bspw. Staudinger/Magnus, BGB, Art. 4 Rom I-VO Rn. 256: Sofern eine Rechtswahl fehlt, untersteht die Miete beweglicher Sachen dem Recht am Sitz des Vermieters, der der Schuldner der vertragscharakteristischen Leistung ist. Gleiches gilt gemäß Art. 117 Abs. 2, 3 b) IPRG im schweizerischen Recht.

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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cc) Belegenheitsort Wie bereits erwähnt, wird die Bestimmung des Belegenheitsorts beweglicher Sachen in zwei Fällen problematisiert: Die erste Fallgruppe, die Bestimmung des Belegenheitsorts von Forderungen und anderen Vermögensrechten, wurde bereits umfassend diskutiert. Die folgenden Ausführungen werden sich der zweiten Fallgruppe, der Frage, ob und wie der zuständigkeitsrechtliche Belegenheitsort einer res in transitu in einem supranationalen Übereinkommen zu bestimmen ist, widmen. Zur Lösungsfindung bietet sich in einem ersten Schritt ein Blick auf die Diskussion der Parallelproblematik im Internationalen Privatrecht an. In einem zweiten Schritt wird sodann untersucht, ob die dort gefundenen Lösungsansätze auf den Belegenheitsgerichtsstand übertragen werden können. (1) Belegenheitsort der res in transitu im internationalen Privatrecht Im Internationalen Privatrecht werden von der Problematik der res in transitu von vorneherein sogenannte inlandsbezogene Vorgänge ausgenommen: Bei einer Pfändung, widerrechtlichen Wegnahme oder ganz allgemein bei Rechtsgeschäften, bei denen sämtliche sachenrechtlichen Tatbestände unmittelbar im Durchreisestaat vorgenommen werden, bleibt es unstreitig bei der Anwendung der Situsregel.1032 Im Übrigen konzentriert sich die Diskussion der Frage, welches Recht auf eine res in transitu anwendbar ist, auf drei Anknüpfungsorte: das Recht des Durchreisestaats – und damit das Recht des tatsächlichen Belegenheitsorts im Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung – das Recht des Absendestaats und schließlich das Recht des Bestimmungsstaats. (a) Durchreisestaat Der Durchreisestaat ist der Staat, in dem sich die Sache im Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung „auf der Durchreise“ befindet. Für die Beibehaltung der Situsregel bei einer res in transitu wird sich im französischen Recht unter der Bedingung ausgesprochen, dass der Belegenheitsort der Sache im Zeitpunkt des sachenrechtlichen Vorgangs feststellbar ist.1033 Zur Begründung wird die Gewährleistung größerer Rechtssicherheit angeführt, 1034 da beispielsweise der Bestimmungsort einer Transportsache zu Beginn des 1032 Henrich/Kreuzer, S. 162; Lalive, The Transfer of Chattels in the Conflict of Laws, S. 189; Staudinger/Stoll, IntSR, Rn. 365; Rauscher, IPR, Rn. 1543; Kegel/Schurig, IPR, § 19 IV, S. 774; v. Hoffmann/Thorn, IPR, § 12 Rn. 40; Palandt/Heldrich, Art. 43 Rn. 9; Cheshire/North/Fawcett, Private Int. Law, S. 1222. 1033 Fouchard, in: Dalloz, Répertoire de droit international, Bd. 1, „Biens“, Nr. 40; a.A. Mayer/Heuzé, Droit international privé, Rn. 645: Loi de lieu de destination. 1034 Fouchard, in : Dalloz, Répertoire de Droit International, Bd. 1, „Biens“, Nr. 40.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

Transports oft noch nicht feststehe oder sich nachträglich ändere.1035 Sei die Feststellung des tatsächlichen Belegenheitsorts im Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung im Einzelfall nicht möglich, könne ausnahmsweise das Recht des Bestimmungsorts angewandt werden.1036 Gegen die Anknüpfung an das Recht des tatsächlichen Belegenheitsorts wird vorgebracht, dass der „beinahe stündliche Statutenwechsel“1037 der res in transitu zu willkürlichen1038 und arbiträren1039 Ergebnissen führe. Ferner wird auf die Schwierigkeiten bei der Feststellung des Durchreisestaats im Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung – beispielsweise im Zeitpunkt des Todes des Erblassers oder der dinglichen Einigung – im Allgemeinen und bei der Durchreise durch hoheitsfreies Gebiet im Besonderen hingewiesen.1040 (b) Absendeort Absendeort ist der Ort, von dem aus die Sache auf den Transport geschickt wurde,1041 mithin der letzte Belegenheitsort der Sache von gewisser Dauer. Sowohl nationale Rechtsordnungen,1042 als auch Art. 6 des – nie in Kraft getretenen – Haager Übereinkommens über die Eigentumsübertragung bei internationalen Warenkäufen (1956)1043 knüpfen an den Absendeort als speziellen Belegenheitsort einer Transportsache an. Allerdings wird der Parteiwille bei der Bestimmung des anwendbaren Rechts meist für vorrangig gehalten.1044 Die Befürworter dieser Anknüpfung rekurrieren auf den Umstand,

1035

MüKo-BGB/Wendehorst, Art. 46 Rn. 43. Loussouarn/Bourel, Droit international privé, Nr. 415. 1037 Lüderitz, Internationales Privatrecht, Rn. 319. 1038 Staudinger/Stoll, IntSR, Rn. 365. 1039 Rauscher, IPR, Rn. 1542, 1544. 1040 Siehe zur Anknüpfung an den Belegenheitsstaat als impracticable choice auch Cheshire/North/Fawcett, Private Int. Law, S. 1221. 1041 Wolff, Das Internationale Privatrecht Deutschlands, S. 174. 1042 Bspw. Spanien: Art. 10 Nr. 1 Abs. 3 Código Civil Espanol, Real Decreto de 24 de julio de 1889; abgedruckt in deutscher Übersetzung in Makarov, Quellen des IPR, S. 263; Polen: Art. 43 IPRG v. 04.02.2011, abgedruckt in deutscher Übersetzung in Pazdan/Gralla, WiRO 2011, S. 299/304; Rumänien: Art. 53 IPRG, Legea nr. 105 din 22 septembrie cu privire la regelmentarea raporturilor de drept international privat; Abgedruckt mit deutscher Übersetzung in Riering, IPR-Gesetze in Europa, S. 153; Ausnahmen von diesem Grundsatz sind Rechtswahl, Lagerung oder Beschlagnahme der res in transitu oder Mitführung der Sache durch einen Fahrgast. 1043 Text abgedruckt in RabelsZ 24 (1959), S. 145 (146); die Mehrheit der an der Haager Konferenz beteiligten Staaten hatte sich 1956 mit diesem Anknüpfungsort einverstanden erklärt, vgl. Conférence de La Haye de droit international privé, Actes de la huitiéme session (1956), S. 87. 1044 Wolff, Das Internationale Privatrecht Deutschlands, S. 174. Auch nach Art. 10 Nr. 1 Abs. 3 CC Spanien ist das Recht des Bestimmungsortes maßgeblich, wenn Versender und 1036

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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dass der Absendeort der letzte sicher feststellbare Belegenheitsort der Transportsache gewesen ist, während zum Bestimmungsort im Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung noch kein territorialer Kontakt bestanden habe.1045 (c) Bestimmungsstaat Bestimmungsort ist das Land, in das die Ware bestimmungsgemäß gelangen soll.1046 Er wird von den meisten nationalen Rechtsordnungen als Anknüpfung zur Bestimmung des auf die res in transitu anwendbaren Rechts favorisiert.1047 Maßgeblich soll der Bestimmungsstaat der Transportsache im Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung sein.1048 Der Bestimmungsstaat sei der antizipierte Ort dauerhafter Belegenheit der beweglichen Sache,1049 während die räumlichen Beziehungen der Sache zum Herkunftsstaat (Absendestaat) bereits abgebrochen seien.1050 (2) Belegenheitsort der res in transitu im Zuständigkeitsrecht Unter Berücksichtigung der dargestellten Diskussion im Internationalen Privatrecht soll nun untersucht werden, ob im Zuständigkeitsrecht eine Abweichung von der Situsregel geboten ist, wenn es sich bei der streitgegenständlichen Sache um eine res in transitu handelt. Hierbei ist im Auge zu behalten, dass die Ausführungen im Internationalen Privatrecht dem Ziel eines mögEmpfänger in ausdrücklichem oder stillschweigendem Übereinkommen davon ausgehen, dass die Sache dort belegen ist. 1045 Venturini, International Encyclopedia of Comparative Law, Vol. III, Ch. 21 „Property“, S. 12 – de lege ferenda. 1046 BSK-IPRG/Fisch, Art. 101 Rn. 6. 1047 H.M. in Deutschland: Bspw. Palandt/Thorn, BGB, Art. 46; Kropholler, IPR, 6. Aufl. 2006, § 54 IV; Belgien: Vander Elst, Droit international privé belge et droit conventionnel international, I, Nr. 20.4; Schweiz: Art. 101 IPRG; Peru: Art. 2089 Abs. 1 Código Civil, Decreto Legislativo N° 295; abgedruckt in deutscher Übersetzung in RabelsZ 49 (1985), 486/535. Gemäß Art. 2089 Abs. 2 CC wird daneben die Wahl des Schuldstatus oder des Rechts des Absendeorts zugelassen; Ungarn: Art. 23 Abs. 2 IPRG, abgedruckt mit deutscher Übersetzung in Riering, IPR-Gesetze in Europa, S. 377. Werden die Sachen von einem Reisenden mitgeführt, ist dessen Personalstatut maßgeblich, Art. 23 Abs. 3 IPRG; Québec: Art. 3097 Code Civil, abgedruckt in mit deutscher Übersetzung in Kropholler/Krüger/Riering/Samtleben/Siehr, Außereuropäische IPR-Gesetze, S. 343; Türkei: Art. 21 Abs. 2 IPRG, No. 5718; Portugal: Art. 46 Abs. 2 Código Civil, abgedruckt in deutscher Übersetzung in Makarov, Qellen des IPR, S. 209. 1048 BSK-IPRG/Fisch, Art. 101 Rn. 6. 1049 Vander Elst, Droit international privé belge et droit conventionnel international, I, Nr. 20.4. 1050 v. Hoffmann/Thorn, IPR, § 12 Rn. 39; Staudinger/Stoll, IntSR, Rn. 369; Cheshire/North/Fawcett, Private Int. Law, S. 1221; ZK-IPRG/Heini, Art. 101, Rn. 6.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

lichst umfassenden Verkehrsschutzes geschuldet sind, während bei der Beurteilung einer angemessenen Zuständigkeitsinanspruchnahme die Gesichtspunkte der Sach-, Beweis- und Rechtsnähe sowie der Vorhersehbarkeit des Gerichtsstands im Vordergrund stehen. (a) Durchreisestaat In Betracht kommt zunächst die Beibehaltung der Situsregel. Zuständig wäre danach das Gericht, in dessen Bezirk sich die Transportsache im Zeitpunkt der Klageerhebung auf der Durchreise befindet. Dagegen sprechen aber folgende Erwägungen: Die Anknüpfung an den tatsächlichen Belegenheitsort einer res in transitu würde zu einer zufälligen Zuständigkeitsbegründung aufgrund flüchtiger Belegenheit führen. Wird in einem Durchreisestaat Klage erhoben, wird das angegangene Gericht oft gar nicht in der Lage sein – und erst recht nicht der Beklagte –, den Belegenheitsort der res in transitu im Zeitpunkt der Klagerhebung und damit die Belegenheitszuständigkeit sicher festzustellen. Der Gesichtspunkt der Vorhersehbarkeit ginge fehl. Auch die anderen Zuständigkeitsinteressen wären nicht erfüllt. Die Transportsache wird sich im Zeitpunkt der Klageerhebung regelmäßig nicht mehr im Durchreisestaat befinden. Ob das Belegenheitsgericht im Durchreisestaat die Transportsache im Zeitpunkt der Klageerhebung im Wege der einstweiligen Maßnahme im Gerichtsstaat noch fixieren kann, hängt vom Zufall ab. Es wird in der Regel sach-, beweis- und vollstreckungsfern sein. Überdies wird es sich meist als rechtsfern erweisen. Die streitgegenständliche Verfügung wird selten in dem Durchreisestaat zu verorten sein, in dem der Kläger Klage erhebt. Selbst wenn das ausnahmsweise der Fall sein sollte, wird das anwendbare Recht in den meisten Staaten nicht nach der Situsregel, sondern nach dem Recht des Bestimmungs- oder des Absendestaats der Transportsache bestimmt. Bei Transportsachen sollte daher vom Grundsatz der Belegenheitszuständigkeit eine Ausnahme gemacht werden. Eine Rückausnahme ist allerdings angebracht, wenn die Klage sich auf inlandsbezogene Vorgänge bezieht, der Kläger beispielsweise gegen eine widerrechtliche Wegnahme der Transportsache vorgehen möchte. Wegen der Ortsbezogenheit des Vorgangs ist in diesem Fall eine gewisse Beweisnähe des Gerichts auch dann gegeben, wenn sich die Sache bei Prozessbeginn nicht mehr im Gerichtsstaat befindet. Da die meisten Rechtsordnungen bei ortsbezogenen Vorgängen das anwendbare Recht nach der Situsregel bestimmen, ist das Belegenheitsgericht in diesem Fall auch rechtsnah.1051

1051

Zu Art. 101 IPRG-CH: BSK-IPRG/Fisch, Art. 101, Rn. 3.

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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(b) Absendestaat Die territorialen Beziehungen zum Absendestaat der Transportsache sind nach Beginn des Transports (endgültig) abgebrochen. Das bedingt seine Sach- und Vollstreckungsferne. Eine gewisse Beweisnähe ist jedenfalls dann gegeben, wenn der streitgegenständliche sachbezogene Vorgang im Absendestaat stattgefunden hat. Verweist die lex fori auf das Recht des Absendestaats, ist das zuständige Gericht zudem rechtsnah. Die Anknüpfung an den Absendestaat gewährleistet auch einen vorhersehbaren Gerichtsstand: Erstens ist der Absendestaat für den Beklagten leicht festzustellen, zweitens hat die Sache nach Transportbeginn immer einen gewissen Bezug zum Absendestaat. Allein die mehr oder weniger zufällige Beweis- und Rechtsnähe des Absendestaats sind allerdings nicht geeignet, eine angemessene Zuständigkeitsinanspruchnahme zu begründen. (c) Bestimmungsstaat Schließlich begegnet selbst der Bestimmungsstaat als „Belegenheitsort“ der Transportsache im Sinne des internationalen Privatrechts Bedenken: Erstens steht der Bestimmungsstaat im Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung oftmals noch nicht fest. Zweitens kann er während des Transports noch geändert werden. Bei der Zuständigkeitsbestimmung des Belegenheitsstaats greifen diese Einwände nicht durch. Ein im Zeitpunkt der Klageerhebung fehlender Bestimmungsort führt noch nicht zu einer Zuständigkeitslücke. Da es sich bei dem Belegenheitsgerichtsstand nur um einen besonderen Gerichtsstand handelt, kann der Kläger in diesem Fall Klage in einem anderen (besonderen) Gerichtsstand erheben. Auch die nachträgliche Änderung des Bestimmungsorts führt schlimmstenfalls zur Zuständigkeit eines sachfernen Gerichts, wenn sich die Sache nun (endgültig) in ihrem neuen Bestimmungsstaat befindet. Die Sache wird aber in der Regel zumindest irgendeinen Bezug zum ursprünglichen Bestimmungsstaat haben.1052 Andererseits sprechen auch keine durchgreifenden Erwägungen für den Bestimmungsstaat als zuständigkeitsrechtlichen Belegenheitsort der res in transitu. Der streitgegenständliche Vorgang hat – da zeitlich zwingend vor der Klageerhebung – nicht im Bestimmungsstaat der Transportsache stattgefunden, weshalb sich das Bestimmungsstaatgericht in aller Regel als beweisfern erweisen wird. Rechtsnah ist das Bestimmungsgericht nur dann, wenn seine lex fori das Recht des Bestimmungsstaats für anwendbar erklärt, was – wie aufgezeigt – umstritten ist. Vorhersehbar ist der Bestimmungsstaat als zuständigkeitsrechtlicher Belegenheitsort der Transportsache nur dann, wenn er im Zeitpunkt der Klageerhebung sicher festgestellt werden kann. Einzig die Gesichtspunkte der 1052 Beispielsweise den Wohnsitz des Käufers/neuen Eigentümers der Sache, der auf Herausgabe der während des Transports in einen anderen Staat weiterveräußerten Sache klagt.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

Sach- und Vollstreckungsnähe können für eine zuständigkeitsrechtliche Anknüpfung an den Bestimmungsstaat fruchtbar gemacht werden: Im Regelfall wird die Sache noch während des Gerichtsverfahrens in ihrem Bestimmungsstaat ankommen und – vorausgesetzt, der Bestimmungsstaat wurde nachträglich nicht geändert – dem Gericht die unmittelbare Kontrolle sowie dem Kläger den Vollstreckungszugriff ermöglichen. Die Anknüpfung an den Bestimmungsstaat als zuständigkeitsrechtlichen Belegenheitsort der res in transitu ist daher denkbar, kann aber nicht uneingeschränkt empfohlen werden. (d) Ergebnis Im Ergebnis ist keiner der im internationalen Privatrecht favorisierten „Belegenheitsorte“ der Transportsache als zuständigkeitsrechtlicher Anknüpfungspunkt geeignet. Die Zuständigkeitszwecke des Belegenheitsgerichtsstands werden bei einer Klageerhebung aus Rechten an einer Transportsache allenfalls eingeschränkt erfüllt. Zu empfehlen ist letztlich die auch im USamerikanischen Restatement, Second, Conflict of Laws favorisierte Lösung, den Belegenheitsgerichtsstand auf Transportsachen nicht anzuwenden.1053 Ein anderes Ergebnis führte zu einer arbiträren, kaum vorsehbaren Zuständigkeitsbegründung. Eine rechtliche Qualifizierung des „Bestimmungsstaats“ oder des „Abreisestaats“ als Belegenheitsort höbe den Vorteil einer einfachen Zuständigkeitsbestimmung auf. Die Anknüpfung an den tatsächlichen Belegenheitsort hätte schließlich zur Folge, dass der aufmerksame Kläger – vergleichbar mit einer tag jurisdiction durch Klagezustellung im Moment der bloßen Durchreise – die Zuständigkeit eines Forums und damit die Anwendung einer bestimmten lex fori allein dadurch begründen könnte, dass er während des Sachtransports im richtigen Moment Klage auf Herausgabe der Sache erhebt. Nach alldem sollte die res in transitu vom Anwendungsbereich des Belegenheitsgerichtsstands ausgenommen werden. dd) Zeitpunkt der Belegenheit Neben der Gefahr eines Zuständigkeitsmissbrauchs monierte das Europäische Parlament die unbestimmte Formulierung1054 der auf den Vorschlag der Europäischen Kommission im Verfahren zur Revision der EuGVVO zurückgehenden Zuständigkeitsvorschrift in Art. 5 Nr. 3 EuGVVO-E: „Folgende Gerichte sind zuständig: [...] 3. wenn es um dingliche Rechte an beweglichen Sachen geht, das Gericht des Ortes, an dem sich die Sachen befinden.“ Der 1053

Siehe oben, Kap. 2, II. 2. d) aa) (2). In diese Richtung auch Briggs, LMCLQ 2011, S. 157 (165 f.) (2011), der die Einführung eines Belegenheitsgerichtsstands am Ort der beweglichen Sache aber nicht grundsätzlich ablehnt. 1054

II. Der Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen

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Zeitpunkt, in dem die Sachbelegenheit eine Gerichtszuständigkeit begründe, gehe aus ihr nicht hervor: Sei der Belegenheitsort zum Zeitpunkt der Anhängigkeit der Klage oder zum Zeitpunkt der Rechtshängigkeit der Klage maßgeblich?1055 Zu klären ist also die Frage nach dem für die Zuständigkeitsbegründung maßgeblichen Belegenheitszeitpunkt. In der Schweiz und in Deutschland ist der Zeitpunkt der Klageerhebung maßgeblich, in den USA dagegen derjenige der streitgegenständlichen Verfügung. Wird auf den Zeitpunkt der Klageerhebung abgestellt, stellt sich zwingend die Folgefrage, wann die Klage als erhoben gilt. Da bei der Bestimmung des Zeitpunkts der Klageerhebung, wie schon das Beispiel Schweiz und Deutschland zeigt, international große Unterschiede bestehen, ist eine einheitliche Regelung in einem supranationalen Übereinkommen unbedingt zu empfehlen. Nur auf diese Weise gewährleisten die Vertragsstaaten eine einheitliche Handhabung der Gerichtsstände. In Abweichung zum deutschen Recht ist zur Anknüpfung an einen möglichst frühen Zeitpunkt zu raten, wie beispielsweise der Zeitpunkt der Einreichung der Klageschrift. Denn gerade in internationalen Rechtsstreitigkeiten kann es zu großen Verzögerungen bei der Klagezustellung kommen. Überdies wäre, würde der Zeitpunkt der Klagezustellung als Zeitpunkt der Klageerhebung festgelegt, einer Zuständigkeitsvereitelung durch Sachverschiebung Tür und Tor geöffnet. Gänzlich ausgeschlossen werden könnte die Gefahr einer Zuständigkeitsvereitelung, wenn – wie im US-amerikanischen Recht – der Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verfügung über die bewegliche Sache als für die Zuständigkeitsbegründung maßgeblich bestimmt würde. Der Nachteil einer derartigen Vorverlagerung des zuständigkeitsrelevanten Zeitpunkts liegt jedoch auf der Hand: Es besteht die Gefahr, dass sich die Sache im Zeitpunkt der Klageerhebung nicht mehr im Gerichtsstaat befindet, so beispielsweise, wenn der Kläger auf Herausgabe einer ihm in seinem Heimatstaat widerrechtlich weggenommenen Sache klagt, die mittlerweile in einen anderen Staat verbracht – und veräußert? – wurde. Der offensichtliche Vorteil des Belegenheitsgerichtsstands – die Belegenheit der streitbefangenen Sache am Ort des Prozesses – ist in diesem Fall nicht gewährleistet; der Belegenheitsgerichtsstand würde in vielen Fällen dem Deliktsgerichtsstand (bzw. dem Vertragsgerichtsstand) entsprechen und hätte nahezu keine eigenständige Bedeutung. Zu empfehlen ist daher die Anknüpfung an den Belegenheitsort im Zeitpunkt der Klageerhebung. c) Ergebnis Eine umfassende Untersuchung des Belegenheitsgerichtsstands am Ort der beweglichen Sache hat ergeben, dass dessen Einführung in ein supranationales Zuständigkeitsübereinkommen – trotz aller im Verfahren zur Revision der 1055

Amendments v. 19.10.2011, S. 10.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

EuGVVO geäußerten Bedenken – zu empfehlen ist. Er gewährleistet ein in der Regel sach-, beweis-, rechts- und vollstreckungsnahes Gericht sowie eine für beide Parteien vorhersehbare Zuständigkeit. Die klassischen Gerichtsstände am Erfüllungsort, am Ort der unerlaubten Handlung oder am Wohnsitz des Schuldners können den Bedarf nach einem Belegenheitsgerichtsstand nicht kompensieren. Es dient der effektiven Rechtsdurchsetzung, dem Kläger im Falle einer Konkurrenz dinglicher und vertraglicher bzw. deliktischer Ansprüche die Wahl zwischen den verschiedenen Foren einzuräumen. Allerdings sollten Forderungen und andere Vermögensrechte aus dem Anwendungsbereich des Gerichtsstands ausgeklammert werden. Mangels physischen Belegenheitsorts würden ihre Aufnahme und die damit einhergehende rechtliche Belegenheitsortbestimmung zu einer uneinheitlichen Handhabung der Zuständigkeitsvorschrift auf supranationaler Ebene und damit zu Rechtsunsicherheit führen. Überdies werden in jenem Fall die mit der Schaffung des Belegenheitsgerichtsstands verfolgten Zuständigkeitsinteressen nur eingeschränkt gewährleistet. Auch der Begriff der in den Anwendungsbereich des Belegenheits-gerichtsstands fallenden Klagen sollte möglichst eng gefasst und auf Klagen aus dem dinglichen Recht beschränkt werden. Schließlich sollten Transportsachen, das heißt solche, die sich im Zeitpunkt der Klageerhebung auf der Durchreise befinden, aus dem Anwendungsbereich des Gerichtsstands ausgeklammert werden. Bei ihnen ist eine Anknüpfung an den Belegenheitsort nicht gerechtfertigt; auch die Anknüpfung an ihren Absendeoder Bestimmungsstaat überzeugt im Zuständigkeitsrecht nicht. Als für die Zuständigkeitsbegründung maßgeblichen Belegenheitszeitpunkt sollte der Zeitpunkt der Klageerhebung festgelegt werden. Genauer bietet sich eine Anknüpfung an den Zeitpunkt der Klageeinreichung an, um einer beklagtenseits missbräuchlichen Sachverschiebung zwischen Klageeinreichung und Klagezustellung vorzubeugen.

III. Vermögensgerichtsstände III. Vermögensgerichtsstände

Zu den Belegenheitsgerichtsständen im weiteren Sinn zählen auch die Vermögensgerichtsstände. Vermögensgerichtsstände knüpfen nicht an die Belegenheit der streitbefangenen Sache an, sondern an die Belegenheit des – von der klageweise geltend gemachten Forderung meist unabhängigen – Beklagtenvermögens. Die im Folgenden näher beleuchteten Vermögensgerichtstände in § 23 der deutschen ZPO und im US-amerikanischen Zivilprozess (quasi in rem jurisdiction) gehören in beiden Rechtsordnungen zu den umstrittensten Zuständigkeitsvorschriften. Ihre Eignung für ein supranationales Zuständigkeitsübereinkommen ist daher fraglich.

III. Vermögensgerichtsstände

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1. Allgemeine Bedeutung und geschichtliche Entwicklung a) Deutschland Dem Gerichtsstand am Belegenheitsort von Beklagtenvermögen im deutschen Zuständigkeitsrecht wird seit seiner Einführung in die Zivilprozessordnung im Jahr 1879 vorgeworfen „mit Pfennigwerten Zuständigkeit für Millionenprozesse“ zu schaffen,1056 sowie „ausländerfeindlich“1057, „international unerwünscht“1058, die „schlimmste Fehlleistung, die im zwischenstaatlichen Privatrechtsverkehr überhaupt vorstellbar ist“1059 und ein „Kampfgerichtsstand gegenüber dem Ausland“1060 zu sein. Überdies wird ganz allgemein seine Völker- und Verfassungsrechtskonformität in Frage gestellt.1061 Trotz anhaltender Kritik hat er in Deutschland aber eine lange Tradition, weshalb man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass er sich gerade im internationalen Kontext einer gewissen Rechtfertigung erfreut. Er ging aus dem im gemeinen deutschen Recht anerkannten forum arresti hervor, dem Arrestgerichtsstand am Belegenheitsort zu arrestierenden Schuldnervermögens.1062 Normiert wurde er erstmals im Anhang zu § 34 der allgemeinen Gerichtsordnung für preußische Staaten im Jahr 1809.1063 Danach konnte „jeder Ausländer, welcher in den preußischen Staaten bewegliches oder unbewegliches Vermögen besitzt, von einem preußischen Unterthan bei demjenigen Gericht, unter welchem sich Vermögen befindet, auch wegen persönlicher Forderungen zum Zwecke der Befriedigung aus dem im Inland befindlichen Objekt in Anspruch genommen werden“.1064 Voraussetzung einer Inanspruchnahme des Beklagten in diesem Vermögensgerichtsstand war – im Unterschied zum Vermögensgerichtsstand in der heutigen Fassung –, dass das zuständigkeits-

1056

Frankenstein, Internationales Privatrecht III, S. 539. Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 397. 1058 BGH, Urt. v. 30.9.1964 – VIII ZR 195/61, BGHZ 42, 194 (200); v. 9.7.1969 – VIII ZR 185/67, BGHZ 52, 251 (256); Jellinek, Die zweiseitigen Staatsverträge über die Anerkennung ausländischer Zivilurteile, S. 222. 1059 Schröder, Internationale Zuständigkeit, S. 375. 1060 Hellwig, System des deutschen Zivilprozessrechts, Bd. 1, S. 118. 1061 Pfeiffer, Internationale Zuständigkeit und prozessuale Gerechtigkeit, S. 577, 620 ff. Er hält auch die „verfassungskonforme Auslegung“ der Zuständigkeitsvorschrift durch den BGH (Inlandsbezug) für unzulässig. Höchstrichterlich wurde dem Vermögensgerichtsstand allerdings Völker- und Verfassungsrechtskonformität attestiert, BVerfG, Beschl. v. 12.4.1983 – 2 BvR 678/81, BVerfGE 64, 1 (20); BGH, Urt. v. 24.11.1988 – III ZR 150/87, WM 1989, S. 355 (357). 1062 Kleinstück, Due-process-Beschränkungen, S. 94 f. 1063 Hahn/Mugdan, Die gesammten Materialien zur Zivilprozessordnung, Bd. 2 Abt. 1, 2. Aufl. 1983, S. 154; Struckmann/Koch, Die Zivilprozessordnung für das Deutsche Reich, 9. Aufl., S. 22; Waizenegger, Der Gerichtsstand des § 23, S. 44. 1064 Allgemeine Gerichtsordnung für die Preußischen Staaten, Erster Theil. 1057

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

begründende Vermögen „dem Zwecke der Befriedigung“ diente.1065 Trotz dieser Restriktion stieß der neue Gerichtsstand auf Kritik bei den übrigen deutschen Staaten, was schließlich seine Aufhebung im innerdeutschen Verhältnis zur Folge hatte.1066 In der Folgezeit wurde der Vermögensgerichtsstand in verschiedene Entwürfe für (einheitliche) Prozessordnungen der deutschen Staaten aufgenommen1067 und teilweise modifiziert. Insbesondere wurde auf die Beschränkung des Gerichtsstands auf Vermögen „zum Zwecke der Befriedigung“ verzichtet.1068 Zur Begründung dieses Verzichts wies der preußische Gesetzgeber darauf hin, dass die Tragweite der Einschränkung nicht bestimmbar gewesen sei. Aus ihr sei weder hervorgegangen, ob aus einem im Vermögensgerichtsstand ergangenen Urteil in alle im Inland belegenen Objekte vollstreckt werden könne, noch ob die Vollstreckung auf die zur Zeit der Klageerhebung bereits vorhandenen Vermögensgegenstände beschränkt sei oder nicht auch Vermögensgegenstände erfasse, die erst später in den Gerichtsstand verbracht wurden. Nicht zuletzt habe sie offengelassen, in welchem Umfang Rechtskraft eintrete.1069 Im Jahr 1879 wurde der Vermögensgerichtsstand schließlich in der heutigen Fassung in die Zivilprozessordnung aufgenommen. § 23 S. 1 ZPO in der heutigen Fassung begründet eine Belegenheitszuständigkeit in zwei Fällen: Erstens, wenn Beklagtenvermögen (§ 23 S. 1 Alt. 1 ZPO), zweitens wenn der mit der Klage in Anspruch genommene Gegenstand (§ 23 S. 1 Alt. 2 ZPO) im Gerichtsbezirk belegen ist. b) USA In seiner Entscheidung Pennoyer v. Neff gab der U.S. Supreme Court neben der personal und in rem jurisdiction einer dritten Art der Zuständigkeitsbegründung, der bereits in frühester Rechtsprechung anerkannten quasi in rem jurisdiction,1070 ein verfassungsrechtliches Fundament.1071 Da die quasi in rem jurisdiction Typ 1 und 2 a) bereits ausführlich besprochen worden sind, widmen sich die folgenden Ausführungen der mit dem Vermögensgerichts1065

Schumann, ZZP 93 (1980), S. 417 (Fn. 24). Krug, Das Internationalrecht der Deutschen, S. 2 f. 1067 Vgl. bspw. Norddeutscher Entwurf einer Zivilprozessordnung, § 67 Abs. 3; Entwurf einer Preußischen Zivilprozessordnung für den Preußischen Staat von 1848 (2. Teil, § 81 Abs. 4). 1068 Entwurf einer Prozeß-Ordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten für den Preußischen Staat, 1864, § 5 S. 2. 1069 Motive zu dem Entwurfe einer Prozeß-Ordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten für den Preußischen Staat, 1864, S. 14. 1070 Cooper v. Reynolds, 77 U.S. 308 (318) (1870); Boswell’s Lessee v. Otis, 50 U.S. 336 (350) (1850). Ausführlich zur Geschichte der quasi in rem jurisdiction vgl. Silberman, 53 N.Y.U. L. Rev. 33 (40 ff.) (1978); Carrington, 76 Harv. L. Rev. 303 ff. (1962). 1071 Siehe oben, Kap. 2, I. 1. c) aa). 1066

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stand in Anwendungsbereich und Voraussetzungen vergleichbaren quasi in rem jurisdiction Typ 2 b).1072 Obwohl der U.S. Supreme Court in seiner Entscheidung Pennoyer v. Neff in einem gleichsamen „Rundumschlag“ zu sämtlichen Kategorien einer Begründung interlokaler und internationaler Zuständigkeit Stellung nahm, lag dem konkret zur Entscheidung stehenden Sachverhalt eben jene quasi in rem action zugrunde, das heißt eine Klage, die ohne weiteren Sachbezug lediglich darauf abzielte, Befriedigung durch eine Beschlagnahme und Veräußerung des im Gerichtsstaats befindlichen Beklagtenvermögens zu erlangen:1073 Der U.S. Supreme Court hatte über die Wirksamkeit eines Urteils der Gerichte Oregons zu entscheiden, wodurch dem Beklagten Pennoyer zur Befriedigung einer persönlichen Forderung gegen Neff ein im Staat Oregon belegenes und im Eigentum des Neff stehendes Grundstück übertragen worden war.1074 Da Neff zum Zeitpunkt des ersten Verfahrens nicht der personal jurisdiction des Bundesstaats Oregon unterlegen hatte, hing die Wirksamkeit der Grundstücksübertragung von der Beantwortung der Frage ab, ob die Gerichte Oregons quasi in rem jurisdiction über das Grundstück ausgeübt hatten. Dies lehnte der U.S. Supreme Court mit Hinweis auf die unterbliebene Beschlagnahme des Grundstücks vor der Klageerhebung ab. Die nur öffentlich erfolgte Zustellung ohne vorherige Beschlagnahme des Grundstücks war aus Sicht des obersten Gerichts nicht geeignet, die regelmäßig erforderliche persönliche Klagezustellung zu ersetzen.1075 In der Folgezeit etablierte sich die Zuständigkeitsausübung auf Grundlage von im Gerichtsstaat beschlagnahmten Vermögen in der USamerikanischen Rechtsprechung. Während sich die in rem jurisdiction bzw. die quasi in rem jurisdiction-Typ 1 auf dingliche Klagen gegen eine Sache beschränkt, war der Vermögensgerichtsstand für jedwede Forderung eröffnet und fungierte als Auffanggerichtsstand, wenn ein Staat, in dessen Gebiet vollstreckbares Vermögen des Beklagten vorhanden war, keine personal jurisdiction über den Beklagten zu erlangen vermochte.1076 Als Auffanggerichtsstand fand die quasi in rem jurisdiction schließlich auch – beschränkt

1072 Im Folgenden wird die Unterteilung zur Vereinfachung aufgegeben und mit dem Oberbegriff der quasi in rem jurisdiction der Typ 2 b) bezeichnet. 1073 95 U.S. 714 (734), 24 L.Ed. 565 (573) (1878). Den Begriff einer quasi in rem action verwendet der U.S. Supreme Court nicht. Diese verschiedenen Kategorien der in rem jurisdiction wurden erst nach und nach – vor allem in der Literatur – entwickelt, siehe dazu schon oben, Kap. 2, I. 1. c) aa). 1074 Siehe hierzu oben, Kap. 1, II. 1. a). 1075 95 U.S. 714 (727), 24 L.Ed. 565 (570) (1878). Zu den Voraussetzungen der Beschlagnahme und einer (fiktiven) Kenntniserlangung siehe unten, 2. d) bb). 1076 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 66, comm. a), ill. 1 (“A brings an action of debt against B in a court of state X. B is not subject to the jurisdiction of X, but a horse in X belonging to B is attached…”).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

auf die Belegenheit körperlichen Vermögens im Gerichtsstaat – Eingang in § 66 des Restatement, Second, Conflict of Laws: “§ 66. Application of Tangible Thing to Payment of Claims A state has power to exercise judicial jurisdiction to apply to the satisfaction of a claim interests in a tangible thing that is subject to its judicial jurisdiction and belongs to the person against whom the claim is asserted, although the person himself is not subject to the jurisdiction of the state”

und in die Prozessordnungen einzelner Bundesstaaten, wie beispielsweise in CPLR-NY § 314 (3): “§ 314 Service without the state not giving personal jurisdiction in certain actions. Service may be made without the state by any person authorized by section 313 in the same manner as service is made within the state: […] 3. where a levy upon property of the person to be served has been made within the state pursuant to an order of attachment or a chattel of such person has been seized in an action to recover a chattel.”

Von der personal jurisdiction unterscheidet sich die quasi in rem jurisdiction insbesondere in ihrem begrenzten Urteils- und Vollstreckungsumfang. Die Zuständigkeit ist auf den Wert des im Forumstaat beschlagnahmten Beklagtenvermögens begrenzt und ein in diesem Gerichtsstand ergehendes Urteil nur in Höhe des Vermögenswerts vollstreckbar (sogenannte limited general jurisdiction).1077 Trotz ihrer begrenzten Wirkung fungierte die quasi in rem jurisdiction bis zur Grundsatzentscheidung International Shoe insbesondere im Bereich des grenzüberschreitenden Handels als Erweiterung der durch die presence rule stark eingeschränkten personal jurisdiction.1078 aa) Erweiterung der quasi in rem jurisdiction (Harris und Seider) Auf den weiten Anwendungsbereich der quasi in rem jurisdiction blieb die Leitentscheidung International Shoe Co. v. Washington1079, mit welcher der U.S. Supreme Court die territoriale Anknüpfung der personal jurisdiction zugunsten des minimum contacts-Tests aufgab,1080 zunächst ohne Wirkung.1081 Anstatt die quasi in rem jurisdiction unter die Voraussetzung weiterer Mindestkontakte des Beklagten zum Forumstaat zu stellen, entwickelte die Rechtsprechung ihren Wirkungsbereich insbesondere in Bezug auf unkörperliches Vermögen stetig – und letztlich über seine Funktion als bloßen

1077 1078 1079 1080 1081

v. Mehren/Trautman, 79 Harv. L. Rev. 1121 (1139) (1966). Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, S. 74. 326 U.S. 310, 66 S. Ct. 154, 90 L.Ed. 95 (1945). Siehe dazu ausführlich oben, Kap. 2, I. 1. c). Siehe hierzu bereits oben, Kap. 2, I. 1. c) aa).

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Auffanggerichtsstand hinaus1082 – fort. Fundament dieser Weiterentwicklung der quasi in rem jurisdiction bildete die bereits erwähnte Entscheidung Harris v. Balk1083 des U.S. Supreme Courts: Balk besaß eine Forderung gegen Harris. Beide wohnten in North Carolina. Epstein, angeblicher Gläubiger einer Forderung gegen Balk und wohnhaft in Maryland, pfändete die Forderung des Balk gegen Harris, als letzterer sich vorübergehend geschäftlich in Maryland aufhielt. Nach Erlass eines Versäumnisurteils gegen Balk zahlte Harris seine Schulden an Epstein. Der am gleichen Tag erhobenen Klage des Balk gegen Harris in North Carolina hielt Harris die Erfüllungseinrede entgegen. Die Instanzgerichte hielten das in Maryland auf die Forderungspfändung hin ergangene Urteil mit der Begründung für ungültig, dass Belegenheitsort der gepfändeten Forderung des Balk entweder der Wohnsitz des Schuldners (Harris) oder derjenige des Gläubigers (Balk) und damit North Carolina gewesen sei.1084 Der U.S. Supreme Court hob das Urteil auf und formulierte, dass eine zu pfändende Forderung überall dort belegen sei, wo sich der Forderungsschuldner aufhalte, wenn das örtliche Recht die Pfändung einer Forderung auf Grundlage einer persönlichen Zustellung1085 an anwesende Forderungsschuldner zulasse.1086 Welche Folgen diese Entscheidung für die weitere Entwicklung und Öffnung des Vermögensgerichtsstands hatte, zeigt die Entscheidung Seider v. Roth des New York Court of Appeal.1087 Der Kläger, wohnhaft in New York, wurde vom Beklagten aus Kanada in Vermont geschädigt. Der Beklagte war bei einem Versicherungsunternehmen aus Connecticut mit einer Zweigniederlassung in New York versichert. Der Kläger erhob Klage in New York. Der Court of Appeal bejahte seine Zuständigkeit auf Grundlage einer quasi in rem jurisdiction: Das Versicherungsunternehmen sei wegen seiner Zweigniederlassung der personal jurisdiction des Bundesstaats New York unterworfen. Dies führe nach der in Harris höchstrichterlich entwickelten Grundregel zu einer fiktiven Belegenheit der in der Versicherungspolice verkörperten – künftigen und in ihrer Höhe unbestimmten – Verbindlichkeit des Versicherungsunternehmens gegenüber dem Beklagten im Bundesstaat New York. Die durch die Entscheidungen Harris und Seider statuierte Kumulation der quasi in rem jurisdiction über die Forderung des Beklagten und der personal jurisdiction über den Drittschuldner führte zu einer fast unbegrenzt erweiterbaren Gerichtspflichtigkeit des Beklagten: Er lief in Gefahr, nicht nur in Staaten, die personal jurisdiction über ihn ausübten, gerichtlich zur Verantwortung gezogen werden, sondern daneben – in 1082

Kleinstück, Due-Process Beschränkungen, S. 21. 198 U.S. 215, 25 S.Ct. 625, 49 L.Ed. 1023 (1905). 1084 198 U.S. 215 (216–17), 25 S.Ct. 625 (626), 49 L.Ed. 1023 (1024) (1905). 1085 Mit der Aufforderung, nicht an seinen Gläubiger (den Beklagten) zu leisten. 1086 198 U.S. 215 (222–23; 227–28), 25 S.Ct. 625 (626–29), 49 L.Ed. 1023 (1027–29) (1905); ebenso Lang v. Lang, 17 U. 2d 10 (13 f.); 403 P. 2d 655 (657 f.) (1965). 1087 17 N.Y. 2d 111, 269 N.Y.S. 2d 99 (1966). 1083

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Höhe seiner Forderung – in allen Staaten, die personal jurisdiction über seine Schuldner und damit quasi in rem jurisdiction über seine Forderungen ausübten. Bedenkt man, dass eine personal jurisdiction bereits durch persönliche Klage- (bzw. Pfändungsbeschluss-)zustellung bei nur vorübergehendem Aufenthalt im Gerichtsstaat (sogenannte transient oder tag jurisdiction)1088 bzw. durch eine – mit der Klage nicht unbedingt in Zusammenhang stehende – Geschäftstätigkeit im Gerichtsstaat (doing business)1089 begründet wird, war für den Gläubiger, der den jeweiligen Aufenthaltsort seines Schuldners meist weder kannte, geschweige denn kontrollieren konnte, kaum noch vorhersehbar, in welchem Staat der Kläger eine quasi in rem action erheben würde.1090 Beide Entscheidung führten – ohne dass die Gerichte diesen Umstand beim Namen genannte hätten – im Ergebnis zu einem Klägergerichtsstand. Der einzige Kontakt des Beklagten zum Forumstaat bestand darin, dass sein Schuldner – mehr oder weniger intensive – Beziehungen zum Gerichtsstaat unterhielt. Darüberhinaus begründete Seider faktisch eine in New York gesetzlich eigentlich nicht vorgesehene1091 Direktklage des Geschädigten gegen den Versicherer seines Schädigers. Tatsächlich hatten aber weder die streitgegenständliche Forderung – die Schadensersatzklage aus einem Unfall in Vermont – noch die Verbindlichkeit aus der Versicherungspolice irgendeinen Bezug zum Gerichtsstaat. Gleichwohl instituierten sich die in Harris und Seider entwickelten Grundsätze in der Rechtsprechung der New Yorker Gerichte.1092 Dabei wurden nur geringe Einschränkungen vorgenommen: Zum einen wurde der Klägerwohnsitz in New York zur Voraussetzung einer quasi in rem action gemacht,1093 zum anderen wurde ein Recht des Beklagten, sich gegen die Klage zu verteidigen, ohne sich dadurch zwangsläufig der – umfassenderen – personal jurisdiction des Gerichts zu unterwerfen1094 (sogenannte

1088

Siehe oben, Kap. 1, II. 1. a) aa) (1). Siehe oben, Kap. 1, II. 1. b). 1090 Smit, 43 Brook. L. Rev. 600 (627) (1977) (“Since the creditor cannot normally control the movements of his debtor, this equation is unreasonable.”); Comment, 67 Colum. L. Rev. 550 (563 ff.) (1967); Beale, 27 Harv. L. Rev. 106 (122) (1913) (“It is…unjust to submit the creditor’s claim to the accident of the debtor’s presence in one state or another.”). 1091 Vgl. hierzu ausführlich Minichiello v. Rosenberg, 410 F. 2d 106 (109 ff.) (1968). 1092 Simpson v. Loehmann, 21 N.Y. 2d 990, 290 N.Y.S. 2d 914 (1968); Minichiello v. Rosenberg, 410 F. 2d 106 (1968); Farell v. Piedmont Aviation, Inc., 411 F. 2d 812 (1969); Donawitz v. Danek, 42 N.Y. 2d 138, 397 N.Y.S. 2d 592 (1977); O’Connor v. Lee-Hy Paving Corp., 579 F. 2d 194 (1978); Baden v. Staples, 45 N.Y.S. 2d 808, 383 N.E. 2d 110 (1978). 1093 Donawitz v. Danek, 42 N.Y. 2d 138 (140 ff.), 397 N.Y.S. 2d 592 (594 f.) (1977); Farrell v. Piedmont Aviation, Inc., 411 F. 2d 812 (816) (1969) – freilich hatte auch in Seider der Kläger seinen Wohnsitz in New York, der New York Court of Appeal hatte den Klägerwohnsitz aber nicht zur Voraussetzung einer quasi in rem action gemacht. 1094 Simpson v. Loehmann, 21 N.Y. 2d 990 (991), 290 N.Y.S. 2d 914 (916) (1968). 1089

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limited appearance)1095 anerkannt. Gerechtfertigt wurde die Zuständigkeitsinanspruchnahme durch einen Staat, zu dem der Beklagte eigentlich keinerlei Beziehungen pflegte, vorrangig mit einer Bezugnahme auf die traditionellen Grundsätze der in rem jurisdiction, da sich der (fiktive) Belegenheitsort der Forderung gegen ein Versicherungsunternehmen an dem Ort befinde, an dem ein Gericht personal jurisdiction über das Versicherungsunternehmen ausübe.1096 Darüber hinaus wurde die Beziehung des Versicherungsunternehmens zum Gerichtsstaat hervorgehoben: Es habe erstens ein besonderes Interesse am Ausgang des Rechtsstreits, der seine Verbindlichkeit gegenüber dem Beklagten betreffe (real party interest). Zweitens beherrsche es das Verfahren in der Regel zumindest mittelbar.1097 Drittens werde der Beklagte durch die Zuständigkeitsinanspruchnahme nicht übermäßig belastet, da sein Haftungsrisiko auf den Wert der Versicherungspolice beschränkt sei.1098 Außerhalb von New York fand die Seider-Rechtsprechung allerdings kaum Resonanz1099 und stieß insgesamt auf Kritik.1100 Eine allein an die Präsenz des Schuldners im Forumstaat anknüpfende Zuständigkeit führe nicht zu einem angemessenen Interessenausgleich und sei für den Beklagten kaum vorhersehbar.1101 Der Staat, in dem sich das streitgegenständliche Ereignis – der Unfall – ereignet habe, sei in aller Regel das sach- und beweisnähere Forum.1102 Schließlich berge der Umstand, dass ein in verschiedenen Staaten gleichzeitig geschäftlich tätiger Drittschuldner nicht nur eine personal jurisdiction der Staaten über sich selbst begründe, sondern zugleich eine quasi in 1095

Siehe zur Zuständigkeitsbegründung durch appearance oben, Kap. 1, II. 1. a) aa) (2); zum Recht einer limited appearance siehe ausführlich unten, 2. d) bb) (3). 1096 Simpson v. Loehmann, 21 N.Y. 2d 305 (310), 287 N.Y.S. 2d 633 (636) (1967). 1097 Simpson v. Loehmann, 21 N.Y. 2d 305 (310), 287 N.Y.S. 2d 633 (636) (1967). 1098 Simpson v. Loehmann, 21 N.Y. 2d 305 (310), 287 N.Y.S. 2d 633 (636) (1967); Minichiello v. Rosenberg, 410 F. 2d 106 (111 f.) (1968). 1099 Vgl. bspw. Turner v. Evers, 31 Cal. App. 3d Supp. 11; 107 Cal. Rptr. 390 (1973); Savchuk v. Rush, 311 Minn. 480, 245 N.W. 2d 624 (1976). Ablehnend dagegen bspw. U.S. Industries, Inc. v. Gregg, 540 F. 2d. 142 (154) (1976) (quasi in rem jurisdiction ist am minimum contacts-Test zu messen); Barber-Greene Co. v. Walco Nat. Corp., 428 F. Supp. 567 (570) (1977); Atkinson v. Superior Court, 49 Cal. 2d 338 (345 f.), 316 P. 2d 960 (964 f.) (1957). 1100 Burke, diss. op. in Seider v. Roth, 17 N.Y.2d 111 (103 ff.); 216 N.E. 2d 315 ff. (1966); Anderson, diss. op. in Minichiello v. Rosenberg, 410 F. 2d 106 (113 f.) reh’g en banc, 410 F. 2d 106 (120 f.) (1968); Comment, 67 Colum. L. Rev. 550 (563 ff.) (1967); Beale, 27 Harv. L. Rev. 106 (122) (1913); Zammit, 49 St. John’s L. Rev. 668 (670 ff.) (1975); Developments in the Law, 73 Harv. L. Rev. 909 (960); v. Mehren/Trautman, 79 Harv. L. Rev. 1121 (1178) (1966); Carrington, 76 Harv. L. Rev. 303 (307 ff.) (1962); Hazard, 1965 Sup. Ct. Rev. 241 (281 ff.) (1965). Eher zustimmend dagegen Smit, 43 Brook. L. Rev. 600 (623) (1977). 1101 Anderson, diss. op. in Minichiello v. Rosenberg, reh’g en banc, 410 F.2d 106 (122); Smit, 43 Brook. L. Rev. 600 (627) (1977); Developments in the Law, 73 Harv. L. Rev. 909 (960); Comment, 67 Colum. L. Rev. 550 (563 ff.). 1102 Anderson, diss. op. in Minichiello v. Rosenberg, 410 F. 2d 106 (113 f.).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

rem jurisdiction über seinen Gläubiger, die Gefahr eines “jurisdictional chaos” in sich.1103 bb) Auswirkungen der Entscheidung Shaffer v. Heitner auf die quasi in rem jurisdiction Auf diese Kritik reagierte der U.S. Supreme Court mit seiner Entscheidung Shaffer v. Heitner mehr als dreißig Jahre nach dem Postulat des minimum contacts-Test in International Shoe. Zwar nahm er die Entscheidung zum Anlass, die seit Pennoyer kaum veränderten Grundsätze der in rem jurisdiction im Lichte von International Shoe insgesamt neu zu bewerten.1104 Konkret lag ihm jedoch die Frage zur Entscheidung vor, ob allein die fiktive Belegenheit eines unkörperlichen Vermögensgegenstands – eines Aktienrechts – im Forumstaat die Gerichtspflichtigkeit des Beklagten im Hinblick auf nicht konnexe Forderungen begründen kann. Die Zuständigkeitsbegründung durch bloße (fiktive) Vermögensbelegenheit im Forumstaat für Klagen, die mit dem Vermögen in keinem Zusammenhang stehen, befand der U.S. Supreme Court für unangemessen: In diesen Fällen genüge die Vermögensbelegenheit im Forumstaat den Anforderungen des minimum contacts-Tests nur bei Kumulation der Vermögensbelegenheit und anderen Mindestkontakten des Beklagten zum Forumstaat.1105 Die Belastung des nicht ansässigen Beklagten werde nicht dadurch aufgewogen, dass seine Haftung auf das im Forumstaat befindliche Vermögen beschränkt sei; “the fairness of subjecting a defendant to state-court jurisdiction does not depend on the size of the claim being litigated”.1106 In Abkehr von Pennoyer und Harris müsse jede Art der Zuständigkeitsbegründung an den Standards von International Shoe gemessen werden, um den verfassungsrechtlichen Anforderungen des due process zu genügen.1107 Ob mit dieser Entscheidung die quasi in rem jurisdiction insgesamt oder zumindest der Großteil ihres Anwendungsbereichs abgeschafft wurde, ist bis heute unklar. Obwohl die höchstrichterliche Stellungnahme zu einer möglichen Neubewertung der in rem jurisdiction im Lichte der Entscheidung International Shoe lang herbeigesehnt worden war, blieben die Ausführungen des U.S. Supreme Courts zu den konkreten Auswirkungen seiner “Shaffer rule”1108 kryptisch. Klar stellte er nur, dass allein die fiktive Belegenheit un1103

Anderson, diss. op. in Minichiello v. Rosenberg, reh’g en banc, 410 F. 2d 106 (122). Siehe hierzu schon oben, Kap. 2, I. 1. c) aa). 1105 433 U.S. 186 (209), 97 S.Ct. 2569 (2582), 53 L.Ed. 2d 683 (701). 1106 433 U.S. 186 (207 Fn. 23), 97 S. Ct. 2569 (2581 Fn. 23), 53 L.Ed. 2d 683 (700 Fn. 23). 1107 433 U.S. 186 (212), 97 S.Ct. 2569 (2584), 53 L.Ed. 2d 683 (703). 1108 “We [...] conclude that all assertions of state court jurisdiction must be evaluated according to the standards set forth in International Shoe and its progeny”, 433 U.S. 186 (212), 97 S.Ct. 2569 (2584), 53 L.Ed. 2d 683 (703). 1104

III. Vermögensgerichtsstände

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körperlicher Sachen ohne Klagebezug keine angemessene jurisdiction mehr begründen kann. Dass daran auch nichts – wie bisher in der Seider-Rechtsprechung der New Yorker Gerichte angenommen – der Klägerwohnsitz im Gerichtsstaat und der (mittelbare) Zusammenhang zwischen Klageforderung und beschlagnahmter Forderung aus einer Versicherungspolice ändern, klärte der U.S. Supreme Court in seiner Entscheidung Rush v. Savchuk1109. Der Entscheidung lag ein typischer Seider-Sachverhalt zugrunde: Der Kläger war als Beifahrer des Beklagten Rush in einem Autounfall in Indiana verletzt worden. Nach seinem Umzug nach Minnesota klagte er gegen Rush auf Schadensersatz. Da Rush keine zuständigkeitsbegründenden Mindestkontakte zu Minnesota unterhielt, ließ der Kläger zur Begründung einer quasi in rem jurisdiction die vertragliche Verpflichtung der Versicherung Rushs, diesen in einer entsprechenden Schadensersatzklage zu verteidigen und schadlos zu halten, beschlagnahmen. Auf die Zuständigkeitsrüge hin hob der U.S. Supreme Court – in konsequenter Fortführung von Shaffer v. Heitner – die ihre Zuständigkeit bejahenden Entscheidungen der Gerichte Minnesotas auf und schob der SeiderRechtsprechung der New Yorker Gerichte endgültig einen Riegel vor. Allein das besondere Eigeninteresse des Versicherungsunternehmens am Ausgang des Rechtsstreits führe nicht dazu, dass dessen Mindestkontakte zum Gerichtsstaat in Kumulation mit der fiktiven Forderungsbelegenheit eine jurisdiction über Rush begründeten. Die Gegenwart des Versicherungsunternehmens in allen fünfzig Bundesstaaten habe sonst eine verfassungsrechtlich nicht zu rechtfertigende Steigerung der Gerichtspflichtigkeit des Rush zur Folge.1110 Etwas anderes ergebe sich auch nicht aus einem angeblichen Zusammenhang zwischen streitgegenständlicher Forderung und beschlagnahmtem Vermögen: Die Versicherungsforderung betreffe allein die Verhandlungsführung und nicht den Verhandlungsinhalt.1111 Von dieser Entscheidung des U.S. Supreme Court, die der SeiderRechtsprechung ein Ende setzte, abgesehen, bleibt das Schicksal der quasi in rem jurisdiction weitgehend ungeklärt. Dass die Entscheidung Shaffer auf die quasi in rem jurisdiction über den konkret entschiedenen Fall – Zuständigkeit am Belegenheitsort eines unkörperlichen Vermögensgegenstands ohne die Möglichkeit einer limited appearance – keine Bedeutung haben sollte, ist spätestens seit der Entscheidung Rush v. Savchuk nicht mehr vertretbar.1112 Im Übrigen handhaben Rechtsprechung und Schrifttum die Ausübung einer qua1109

444 U.S. 320, 100 S.Ct. 571, 62 L.Ed. 2d 516 (1980). 444 U.S. 320 (330), 100 S.Ct. 571 (578), 62 L.Ed. 2d 516 (526). 1111 444 U.S. 320 (329), 100 S.Ct. 571 (578), 62 L.Ed. 2d 516 (526). 1112 Dieses Ergebnis ist bereits der Entscheidung Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (209), 97 S.Ct. 2569 (2582), 53 L.Ed. 2d 683 (701) zu entnehmen: “[…] the presence of the property alone would not support the State’s jurisdiction. If other ties did not exist, cases over which the State is now thought to have jurisdiction could not be brought in that forum.” 1110

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

si in rem jurisdiction uneinheitlich. Das gilt erstens für die Frage, ob die Zuständigkeitsausübung auf Grundlage beschlagnahmter körperlicher (beweglicher und unbeweglicher) Vermögensgegenstände im Forumstaat in Einklang mit der Verfassung steht. Zweitens für die Frage, welche Rolle die Vermögensbelegenheit als Mindestkontakt im Sinne des minimum contacts-Tests spielt, insbesondere, ob an die Mindestkontakte zur angemessenen Ausübung einer quasi in rem jurisdiction geringere Anforderungen zu stellen sind als an die Mindestkontakte zur Ausübung einer personal jurisdiction. Dafür, dass die Zuständigkeitsausübung auf Grundlage unbeweglicher Vermögensgegenstände im Forumstaat nach wie vor in Einklang mit der Verfassung steht, sprachen sich die Richter Powell und Stevens in ihrer Stellungnahme zur Entscheidung Shaffer aus.1113 Auch der Rechtsprechung einzelner state courts ist zu entnehmen, dass die Belegenheit unbeweglicher Sachen im Gerichtsstaat eine ausreichende jurisdiction auch für Klagen ohne Bezug zum unbeweglichen Vermögen begründet.1114 Zur Begründung wird die Beständigkeit des Belegenheitsorts unbeweglicher Sachen hervorgehoben, die eine besonders enge Beziehung des Beklagten zum Belegenheitsstaat begründe.1115 Die traditionelle Praxis der quasi in rem jurisdiction sei erst bedenklich geworden, als der Anwendungsbereich auf unkörperliches Vermögen erweitert und die Gerichte mit der Problematik einer fiktiven (willkürlichen) Belegenheitsortsbestimmung konfrontiert worden seien.1116 Die zuständigkeitsrechtliche Anknüpfung an Grundbesitz führe hingegen zu einer angemessenen Zuständigkeitsinanspruchnahme, da der Beklagte in der Regel eine darüber hinausgehende (wirtschaftliche) Beziehung zum Staat habe.1117 Das trifft in der Sache zwar zu – allerdings stellt der Rekurs auf eine „darüber hinausgehende Beziehung des Beklagten zum Forumstaat“ letztlich eine Anwendung des minimum contacts-Tests dar und lässt eine Zuständigkeitsausübung auf Grundlage bloßer Grundstücksbelegenheit gerade nicht genügen. Überdies 1113

Powell & Stevens, in Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (217, 219), 97 S.Ct. 2569 (2587), 53 L.Ed. 2d 683 (706, 707) (1977): “I would explicitly reserve judgment, however, on whether the ownership of some forms of property whose situs is indisputably and permanently located within a State may, without more, provide the contacts necessary to subject a defendant to jurisdiction within the State to the extent of the value of the property. In the case of real property, in particular, preservation of the common-law concept of quasi in rem jurisdiction arguably would avoid the uncertainty of the general International Shoe standard without significant cost to ‘traditional notions of fair play and substantial justice’”; befürwortend auch Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 226. 1114 In Rhoades v. Wright, 622 P. 2d 343 (346 f.) (1981) berücksichtigte das Gericht über die Grundstücksbelegenheit im Gerichtsstaat hinaus nur scheinbare minimum contacts wie den nahen Wohnsitz des Beklagten. 1115 Powell & Stevens, in Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (217), 97 S.Ct. 2569 (2587), 53 L.Ed. 2d 683 (706) (1977). 1116 Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 226. 1117 Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 226.

III. Vermögensgerichtsstände

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ging der U.S. Supreme Court in Shaffer auf den konkreten Fall einer Grundstücksbelegenheit im Forumstaat ein und bejahte eine quasi in rem jurisdiction unter der Prämisse eines Bezugs zwischen Klagegrund und Grundstück.1118 Er führte aus, dass die Vermögensbelegenheit bei fehlendem Klagebezug ein minimum contact – unter mehreren – sei.1119 Das spricht dafür, dass er bloße Grundstücksbelegenheit im Gerichtsstaat ohne jeden Klagebezug zur Begründung einer jurisdiction nicht als ausreichend ansieht. Die Auffassung ist daher abzulehnen.1120 Das gilt umso mehr für die Rechtsprechung, die eine Zuständigkeitsbegründung auf Grundlage der Belegenheit eines Bankkontos ohne weitere Mindestkontakte des Beklagten zum Gerichtsstaat mit der Begründung befürwortet, der Beklagte habe seine Gerichtspflichtigkeit ab dem Zeitpunkt der Kontoeröffnung im Gerichtsstaat vorhersehen können.1121 Andererseits ist nicht anzunehmen, dass der U.S. Supreme Court den Anwendungsbereich der quasi in rem jurisdiction nicht nur einschränken, sondern gänzlich abschaffen wollte, indem er die Vermögensbelegenheit zu einem untergeordneten Mindestkontakt degradierte.1122 Es gibt nach wie vor Situationen, in denen eine personal jurisdiction über den Beklagten nicht zu erlangen ist, der Kläger aber durch Beschlagnahme vollstreckbaren Vermögens eine quasi in rem jurisdiction begründen kann: Das ist insbesondere der Fall, wenn die long-arm statutes des befassten Gerichtsstaats den konkreten Rechtsstreit nicht erfassen, die Zuständigkeitsausübung aber den Anforderungen der due process clause genügen würde.1123 Ein weiterer Anwendungsbereich eröffnet sich, wenn man mit Teilen der Rechtsprechung und Literatur davon ausgeht, dass an die Begründung einer quasi in 1118

(1977).

Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (208), 97 S.Ct. 2569 (2582), 53 L.Ed. 2d 683 (700)

1119 Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (208), 97 S.Ct. 2569 (2582), 53 L.Ed. 2d 683 (700) (1977): “[…] although the presence of the defendant's property in a State might suggest the existence of other ties among the defendant, the State, and the litigation, the presence of the property alone would not support the State's jurisdiction. If those other ties did not exist, cases over which the State is now thought to have jurisdiction could not be brought in that forum.” 1120 So Balcon v. Sadler, 36 N.C. App. 322 (325 f), 244 S.E. 2d 164 (166 f.) (1978); B.J. Tidwell Industries, Inc. v. Zawacki, 645 F. Supp. 2d 7 (2009). 1121 Feder v. Turkish Airlines, 441 F. Supp. 1273 (1279) (1977). Ablehnend J.S. Serv. Ctr. Corp. v Banco Cont., 103 Misc. 2d 325 (327), 425 N.Y.S. 2d 945 (1980); dictum: O'Connor v. Lee-Hy Paving Corp., 579 F. 2d 194 (198) (1978). 1122 Dass die quasi in rem jurisdiction nach Shaffer v. Heitner im Anwendungsbereich der personal jurisdiction aufgeht, haben die Gerichte in Marketing Showcase, Inc. v. AlbertoCulver Co., 445 F. Supp. 755 (758) (1978) und Burnham v. Superior Court, 495 U.S. 604 (620), 110 S.Ct. 2105 (2116) (1990) (“…quasi in rem jurisdiction, that fictional ‘ancient form,’ and in personam jurisdiction, are really one and the same and must be treated alike […]”) angenommen. 1123 Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 224.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

rem jurisdiction auch nach der Entscheidung Shaffer niedrigere Anforderungen zu stellen sind, als an die Begründung einer personal jurisdiction.1124 Dieser Schluss drängt sich angesichts der auf das im Gerichtsstaat belegene Vermögen beschränkten Urteils- und Vollstreckungswirkung der quasi in rem jurisdiction und der damit einhergehenden geringeren Schutzwürdigkeit des Beklagten auf. Fließt die Vermögensbelegenheit als besonders gewichtiger Kontakt des Beklagten zum Gerichtsstaat in die Gesamtabwägung des minimum contacts-Tests ein, können entsprechend geringere Anforderungen an weitere zuständigkeitsbegründende Kontakte des Beklagten gestellt werden. Dabei müssen Abstufungen je nach Art des zuständigkeitsbegründenden Vermögensgegenstands gemacht werden: Der Besitz unbeweglicher Sachen im Gerichtsstaat indiziert eine besonders enge Beziehung; entsprechend geringere Anforderungen sind an zusätzliche Beziehungen des Beklagten zum Gerichtsstaat zu stellen. Hingegen besitzt die fiktive Belegenheit einer einfachen Forderung am Wohnsitz oder sogar nur vorübergehenden Aufenthaltsorts des Drittschuldners kaum die Bedeutung eines besonders gewichtigen Mindestkontakts.1125 Faustregel ist daher: Je beständiger der Belegenheitsort des zuständigkeitsbegründenden Vermögens im Gerichtsstaat, desto geringer die Anforderungen an weitere Beklagtenbeziehungen zum Gerichtsstaat. In dieser Anwendung fungiert die quasi in rem jurisdiction nach wie vor als Auffanggerichtsstand, wenn personal jurisdiction mangels ausreichender Forumsbeziehungen nicht zu erlangen ist.1126 Die Existenz einer Auffangzuständigkeit ist vor dem Hintergrund zweier Erwägungen geboten: Erstens hat der U.S. Supreme Court die Begründung einer general personal 1124 Intermeat, Inc. v. American Poultry Inc., 575 F. 2d 1017 (1022 f.) (1978); Carolina Power & Light Co. v. Uranex, 451 F. Supp. 1044 (1048 f.) (1977); Drexel Burnham Lambert, Inc. v. D'Angelo, 453 F. Supp. 1294 (1297) (1978); Hall, Morse, Gallagher & Anderson v. Koch & Koch, 119 N.H. 639 (644), 406 A. 2d 962 (695) (1979); Adidas (Canada) Ltd. v. SS Seatrain Bennington, 1983 WL 716 (1983); Astra Oil Trading NV v. PRSI Trading Co. LP, 2009 WL 928672 (2009); Cargill, Inc. v. Sabine Trading & Shipping Co., 756 F. 2d 224 (230) (1985); Fine v. Spierer, 109 A.D. 2d 611 (612), 486 N.Y.S. 2d 9 (10) (1985); Desert Palace, Inc. v. Rozenbaum, 192 A.D. 2d 340, 595 N.Y.S. 2d 768 (1993); Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 224 f.; Silberman, 53 N.Y.U. L. Rev. 33 (71 ff.) (1978); Schmider, 66 Cornell L. Rev. 595 (606) (1981). 1125 In Hall, Morse, Gallagher & Anderson v. Koch & Koch, 119 N.H. 639 (645 ff.), 406 A. 2d 962 (966 ff.) (1979) bejahte das Gericht eine quasi in rem jursidiction auf Grundlage einer einfachen Forderung, da die beschlagnahmte Forderung in einem gewissen Zusammenhang mit dem Klagegrund stand und der zugrundeliegende Sachverhalt weitere Kontakte zum Belegenheitsstaat – dem Sitz des Drittschuldners – aufwies. 1126 Banco Ambrosiano, S.P.A. v. Artoc Bank & Trust Ltd., 62 N.Y. 2d 65 (72), 476 N.Y.S. 2d 64 (67), 464 N.E. 2d 432 (435) (1984): “…a ‘gap’ exists in which the necessary minimum contacts, including the presence of defendant's property within the State, are present, but personal jurisdiction is not authorized by CPLR 302. It is appropriate, in such a case, to fill that gap utilizing quasi in rem principles.”

III. Vermögensgerichtsstände

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jurisdiction über ausländische Unternehmen durch die in jüngerer Rechtsprechung entwickelte at home doctrine erheblich eingeschränkt.1127 Zweitens ist jedenfalls im internationalen Verfahren die Anerkennung und Vollstreckung von Gerichtsentscheidungen nicht gesichert. Es besteht die Gefahr, dass der Kläger auf bestimmtes Beklagtenvermögen nicht zugreifen kann. Dann aber ist eine auf die Beschlagnahme des Vermögens gestützte Entscheidung im Belegenheitsstaat, die dem Kläger den Vollstreckungszugriff ermöglicht, gerechtfertigt. An diese Feststellung schließt sich die Überlegung an, den Vermögensgerichtsstand allgemein als eine Art Notgerichtsstand zu nutzen, das heißt bei bloßer Vermögensbelegenheit im Gerichtsstaat dessen Zuständigkeit unter der Voraussetzung zu bejahen, dass dem Kläger kein alternatives (zumutbares) Forum zur Rechtsverfolgung zur Verfügung steht.1128 Unter dem Eindruck der Entscheidung Shaffer ist dieser Anwendungsfall auf Extremfälle beschränkt. Da der konkrete Anwendungsbereich der quasi in rem jurisdiction weiterhin höchstrichterlicher Definition harrt, muss aber davon ausgegangen werden, dass die US-amerikanischen Gerichte die Aufgabe eines Notgerichts am Belegenheitsort von Beklagtenvermögen wahrnehmen werden.1129 2. Ausgestaltung Wie ein allgemeiner Überblick über die Vermögensgerichtsstände in Deutschland und den USA gezeigt hat, sind sie wegen ihres relativ weiten Anwendungsbereichs als Auffanggerichtsstände ernst zu nehmen. Um der Gefahr einer unangemessenen Zuständigkeitsinanspruchnahme vorzubeugen, wird in beiden Rechtsordnungen eine einschränkende Auslegung der Gerichtsstandsvoraussetzungen vorgeschlagen. Auf die konkrete Ausgestaltung soll im Folgenden näher eingegangen werden.

1127

Vgl. zur at home doctrine oben, 1. Kap. II. 1. e) aa). In seiner Entscheidung Shaffer v. Heitner ließ der U.S. Supreme Court diese Frage offen, vgl. 433 U.S. 186 (211 Fn. 37), 97 S.Ct. 2569 (2583 Fn. 37), 53 L.Ed. 2d 683 (702 Fn. 37) (1977): “This case does not raise, and we therefore do not consider, the question whether the presence of a defendant's property in a State is a sufficient basis for jurisdiction when no other forum is available to the plaintiff.” In Louring v. Kuwait Boulder Shipping Co., 455 F.Supp. 630 (633) (1977) hielt das Gericht die quasi in rem jurisdiction für gegeben, da keine personal jurisdiction über den Beklagten innerhalb der USA zu erlangen war. Eher ablehnend bzw. sehr restriktiv Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 227 und Kleinstück, Due-process-Beschränkungen S. 69 ff. 1129 So bspw. Amoco Overseas Oil Co. v. Compagnie Nationale Algérienne de Navigation, 605 F. 2d 648 (655) (1979). 1128

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

a) Vermögensbegriff Zuständigkeitsbegründender Anknüpfungspunkt ist das Vermögen des Beklagten im Gerichtsstaat. Die – einschränkende – Auslegung des Vermögensbegriffs ist insbesondere in Deutschland im Einzelnen streitig. aa) Deutschland Einigkeit herrscht darüber, dass Vermögen im Sinne des § 23 ZPO jeder geldwerte Vorteil ist, dem ein eigener Verkehrswert zukommt.1130 Im Übrigen werden – bedingt durch die oben aufgezeigte, eine Exorbitanz des Gerichtsstands beklagende Kritik – verschiedene, im Einzelnen sehr streitige Einschränkungen des Vermögensbegriffs vorgeschlagen: In der Literatur wird empfohlen ganz geringwertige1131 oder unpfändbare1132 Vermögensgegenstände aus dem Vermögensgerichtstand auszuklammern bzw. ganz generell alle Vermögenswerte, die unverhältnismäßig geringer sind als der Wert des Streitgegenstands.1133 Andere postulieren, dass das zuständigkeitsbegründende Vermögen zur Befriedigung des Klägers ausreichen müsse, andernfalls keine Zuständigkeit begründet sei.1134 Nach höchstrichterlicher Rechtsprechung ist der Wert des Vermögens für die (internationale) Zuständigkeitsbegründung hingegen unerheblich; die in der Literatur vorgeschlagenen Einschränkungen werden abgelehnt.1135 Unter dem Eindruck des eben dargestellten Postulats einer Einschränkung des Vermögensgerichtsstands lehnt die jüngere Rechtsprechung eine Zuständigkeitsbegründung jedoch ab, steht bereits im Zeitpunkt der Klageerhebung fest, dass die Vollstreckung in das Inlandsvermögen zu keinem Überschuss über die Vollstreckungskosten führen kann.1136 In diesem Fall bestehe kein als schutzwürdig anzuerkennen1130 Allgemeine Meinung, vgl. BGH, Urt. v. 22.10.1987 – I ZR 224/85, NJW 1988, S. 966 (967); BGH, Beschl. v. 28.10.1996 – X ARZ 1071/96, NJW 1997, S. 325 (326); MüKoZPO/Patzina, § 23 Rn. 16; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 16; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 7. 1131 Zöller/Vollkommer, ZPO, § 23 Rn. 7; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 21; beispielsweise ein vergessener Regenschirm. 1132 Waizenegger, Der Gerichtsstand des § 23 ZPO, S. 76; Lüke, ZZP 105 (1992), S. 314 (325); Zöller/Vollkommer, ZPO, § 23 Rn. 7. 1133 Zöller/Vollkommer, ZPO, § 23 Rn. 7; Schumann, ZZP 93 (1980), S. 408 (432); Lüke, ZZP 105 (1992), S. 314 (325). 1134 Gerhardt, FS Schumann, S. 133 (136). 1135 Vgl. BGH, Urt. v. 10.12.1976 – V ZR 145/74, WM 1977, S. 453 (458); BGH, Urt. v. 12.11.1990 – II ZR 249/89, NJW-RR 1991, S. 423 (425); OLG Hamburg, Urt. v. 9.7.1992 – 6 U 57/92, VersR 1994, S. 746 (748); MüKo-ZPO/Patzina, § 23 Rn. 8. 1136 BGH, Beschl. v. 22.9.2005 - IX ZR 1/05, BeckRS 2005, 11442. Hierbei handelt es sich allerdings um Rechtsprechung des IX. Zivilsenats, die von der früheren Rechtsprechung anderer Zivilsenate, die eine derartige Einschränkung nicht vornehmen, (vgl. bspw. BGH, Beschl. v. 28.10.1996 – X ARZ 1071/96, NJW 1997, S. 325 (326); v. 22.10.1987 – I ZR

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des Interesse des Klägers an der Zuständigkeit des angerufenen Gerichts, weil in dessen Spruchgewalt von vorneherein keine Entscheidung ergehen könne, die zu einer (teilweisen) Befriedigung des Gläubigers führen werde.1137 Inhaltlich erfasst der Vermögensbegriff im Sinne von § 23 S. 1 ZPO sowohl Sachen als auch Rechte.1138 Namentlich sind das beispielsweise – auch bedingte, betagte oder befristete1139 – Forderungen, dingliche Verwertungsrechte,1140 Immaterialgüterrechte,1141 Anteile an Kapitalgesellschaften 1142 sowie Pfandrechte1143. Selbst Forderungen des Beklagten gegen den Kläger begründen nach ganz herrschender Ansicht1144 Zuständigkeit an ihrem Vermögensort. Begründet wird dies insbesondere unter Hinweis auf die Ausrichtung der Zuständigkeitsvorschrift am Vollstreckungsinteresse des Klägers, da grundsätzlich auch in eigene Verbindlichkeiten vollstreckt werden kann.1145 Zuständigkeit begründen diese Forderungen jedoch nur unter der Prämisse, dass der Kläger die Forderung nicht bestreitet oder sich der streitgegenständliche Anspruch des Klägers und die zuständigkeitsbegründende Forderung des Beklagten nicht ausschließen.1146 Nicht unter den Vermögenbegriff fallen dagegen Ansprüche auf Rechnungs-, Quittungs-, Auskunfts- oder Zeugniserteilung oder Ansprüche auf Herausgabe von Gegenständen die keinen bzw.

224/85, NJW 1988, S. 966 (967)) abweicht. Hau in Hau/Linke, IZVR Rn. 5.56 weist zudem darauf hin, dass sich der Beschluss des IX. Zivilsenats lediglich auf die örtliche Gerichtszuständigkeit bezieht. 1137 BGH, Beschl. v. 22.9.2005 - IX ZR 1/05, BeckRS 2005, 11442 mit Verweis auf BGH, Beschl. v. 28.10.1996 – X ARZ 1071/96, NJW 1997, S. 325 (326). 1138 MüKo-ZPO/Patzina, § 23 Rn. 16. 1139 RG, Urt. v. 10.3.1911 – II 358/10, RGZ 75, 414 (418); MüKo-ZPO/Patzina, § 23 Rn. 16; Musielak/Voit/Heinrich, § 23 Rn. 7. 1140 BGH, Urt. v. 22.11.1988 – VI ZR 226/87, NJW 1989, S. 1154 (1155); OLG Frankfurt, Urt. v. 19.12.1980 – 17 U 106/79, MDR 1981, S. 322 (323); OLG Naumburg, Urt. v. 31.3.2004 – 5 U 4/04, OLGR 2004, S. 366 (367). 1141 OLG München, Urt. v. 15.5.2003 – 29 U 1977/03, GRUR-RR 2004, S. 94 (95); MüKo-ZPO/Patzina, § 23 Rn. 16. 1142 BGH, Urt. v. 20.4.1993 – XI ZR 17/90, NJW 1993, S. 2683 (2684) (im Ergebnis die Zuständigkeit aber verneinend); OLG Frankfurt, Urt. v. 27.9.1995 – 17 U 165/94, NJW-RR 1996, S. 186 (187). 1143 OLG Frankfurt, Urt. v. 4.7.1967 – 5 U 202/66, IPRspr. 66/67, Nr. 35. 1144 A.A. Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 20. 1145 Brinkmann, FS W.H. Roth, S. 37 (47). 1146 BGH, Urt. v. 27.9.2013 – V ZR 232/10, ZOV 2014, S. 16 (17); v. 3.12.1992 – IX ZR 229/91, NJW 1993, S. 1073 (1075); OLG Frankfurt, Urt. v. 17.12.2012 – 1 U 17/11, ZIP 2013, S. 277 (279 f.); OLG Saarbrücken, Urt. v. 13.10.1999 – 1 U 190/99, NJW 2000, S. 670 (671); MüKo-ZPO/Patzina, § 23 Rn. 16. Dagegen Brinkmann, FS W.H. Roth, S. 37 (48 f.) mit der Begründung, dass ein Bestreiten der zuständigkeitsbegründenden Forderung durch den Kläger weder das Gebot der prozessualen Wahrheitspflicht verletze, noch das Verbot widersprüchlichen Verhaltens.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

nur einen ideellen Wert besitzen.1147 Ferner erfasst der Vermögensbegriff keine künftigen Rechte oder bloße Erwartungen über künftiges vermögensrelevantes Verhalten von Prozessparteien.1148 Streit entzündet sich über die zuständigkeitsbegründende Qualität von aufrechenbaren Forderungen. Teilweise werden sie bereits bei bestehender Aufrechnungslage aus dem Vermögensbegriff ausgeschlossen,1149 andere bejahen mit Verweis auf die materielle Rechtslage (§§ 388 S. 1, 389 BGB) richtigerweise ihre Vermögensqualität bis zum Erlöschen im Zeitpunkt der Aufrechnungserklärung.1150 Für die Bestimmung des Anwendungsbereichs von § 23 S. 1 Alt. 2 ZPO ergeben sich keine Abweichungen von den obigen Ausführungen. Der Gerichtsstand des Streitobjekts hat nur dann eine selbstständige Bedeutung, wenn der Streitgegenstand nicht zum Vermögen des Beklagten gehört.1151 bb) USA Der Vermögensbegriff der quasi in rem jurisdiction wird von der USamerikanischen Rechtsprechung grundsätzlich weit ausgelegt: Erfasst werden unbewegliche und bewegliche Sachen genauso wie – jedenfalls nach der teilweisen Rechtsprechung der state courts – unkörperliche Sachen.1152 Da die US-amerikanische Rechtsprechung zwischen den verschiedenen Spielarten der in rem jurisdiction weniger deutlich trennt als die kontinentaleuropäischen Gerichtsstandssysteme ergeben sich zu den Ausführungen im zweiten Teil dieses Kapitels keine Abweichungen. Wie bereits erwähnt, zögert die jüngere Rechtsprechung unter dem Eindruck der Entscheidungen Shaffer v. Heitner und Rush v. Savchuk des U.S. Supreme Courts bei einer Zuständigkeitsausübung über unkörperliches Vermögen. Hat die Klage keinen Bezug zum zuständigkeitsbegründenden Vermögen, kann über einfache Forderungen keine quasi in rem jurisdiction mehr ausgeübt werden, wenn sich die Kontakte des Beklagten zum Gerichtsstaat in der Vermögensinhaberschaft erschöpfen. Generell gilt: Je stärker der Bezug des zuständigkeitsbegründenden Vermögens zum Gerichtsstaat (unbewegliches Vermögen – körperliches bewegliches Vermögen – unkörperliches Vermögen) bzw. der Klage zum zuständigkeitsbegründenden Vermögen ist, desto geringere Anforderungen 1147

MüKo-ZPO/Patzina, § 23 Rn. 17; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 17. OLG München, Urt. v. 29.4.2015 – 7 U 185/15, juris-Rn. 27. 1149 Zöller/Vollkommer, ZPO, § 23 Rn. 8; Wieczorek/Schütze/Hausmann, ZPO, 3. Aufl., § 23 Rn. 17. 1150 RG, Urt. v. 28.2.1882 – II 474/81, RGZ 7, 309 (321, 324); v. 7.6.1904 – II 181/04, RGZ 58, 258 (259); OLG Düsseldorf, Urt. v. 1.8.1991 – 10 U 8/91, NJW 1991, S. 3103; MüKo-ZPO/Patzina, § 23 Rn. 16; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 8; Wieczorek/Schütze/Smid/Hartmann, ZPO, § 23 Rn. 30. 1151 Zöller/Vollkommer, ZPO, § 23 Rn. 15. 1152 Siehe hierzu schon ausführlich oben, Kap. 2, II. 2. a) bb). 1148

III. Vermögensgerichtsstände

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sind an zusätzliche Kontakte des Beklagten zum Gerichtsstaat zu stellen. § 66 des Restatement, Second, Conflict of Laws beschränkt die quasi in rem jurisdiction denn auch auf ein tangible thing und damit auf körperliche Sachen. b) Erfasste Klagen Der wesentliche Unterschied des Vermögensgerichtsstands zu den bisher besprochenen Belegenheitsgerichtsständen liegt in den jeweils erfassten Klagen. Die Belegenheitsgerichtsstände am Ort der beweglichen oder unbeweglichen Sache sind traditionell auf dingliche bzw. unmittelbar auf die zuständigkeitsbegründende Sache bezogene Klagen beschränkt. Im Vermögensgerichtsstand können hingegen sämtliche vermögensrechtlichen Klagen erhoben werden, ohne dass ein Bezug zu dem zuständigkeitsbegründenden Beklagtenvermögen vorausgesetzt wird. Im Einzelnen: aa) Deutschland Gemäß § 23 S. 1 ZPO ist der Vermögensgerichtsstand für Klagen wegen vermögensrechtlicher Ansprüche eröffnet. Das Verständnis dieser Zuständigkeitsvoraussetzung differiert:1153 Vermögensrechtliche Ansprüche im Sinne der ZPO sind alle Ansprüche, die sich entweder aus einem vermögensrechtlichen (das heißt nicht personen- oder familienbezogenen) Rechtsverhältnis ableiten oder die zwar nicht auf einer vermögensrechtlichen Grundlage beruhen, sich aber auf eine vermögenswerte Leistung richten.1154 Selbst Ansprüche, die sich weder aus einem vermögensrechtlichen Rechtsverhältnis ableiten, noch auf eine vermögenswerte Leistung gerichtet sind, sind dann als vermögensrechtliche Ansprüche zu qualifizieren, wenn ihre Verfolgung im Wesentlichen der Wahrung wirtschaftlicher Belange dient.1155 Unter Rekurs auf diese Definition1156 hat sich das Schrifttum für eine weite Auslegung des Anwendungsbereichs von § 23 S. 1 Alt. 1 ZPO ausgesprochen.1157 Erfasst sein sollen neben positiven Leistungsklagen1158 auch negative Feststellungs1153

Siehe hierzu ausführlich Brinkmann, FS W.H. Roth, S. 37 (43 f.). BGH, Beschl. v. 30.1.1991 – XII ZB 156/90, NJW 1991, S. 1833; v. 25.2.1982 – II ZR 123/81, BGHZ 83, 106 (109); Urt. v. 22.6.1954 – I ZR 225/53, BGHZ 14, 72 (74); v. 27.2.1954 – II ZR 17/53, BGHZ 13, 5 (7). 1155 BGH, Urt. v. 26.10.1999 – VI ZR 322/98, NJW 2000, S. 656; v. 24.10.1990 – XII ZR 112/89, NJW-RR 1991, S. 934 (935). 1156 So ausdrücklich Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 4; BeckOK-ZPO/Toussaint, § 23 Rn. 4. 1157 Geimer, IZPR, Rn. 1350; BeckOK-ZPO/Toussaint, § 23 Rn. 4; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 6; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 4, 5. 1158 Insbesondere auch Insolvenzanfechtungsklagen, vgl. OLG Frankfurt, Urt. v. 17.12.2012 – 1 U 17/11, ZIP 2013, S. 277 (279); Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 6; Mock, ZInsO 2009, S. 470 (473). 1154

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

klagen1159 und Gestaltungsklagen.1160 Teilweise wird jedoch – mit Hinweis auf die Ausrichtung des Vermögensgerichtsstands am Vollstreckungsinteresse des Klägers – vertreten, sein Anwendungsbereich sei nicht eröffnet, wenn der Ausspruch zur Hauptsache keinen vollstreckungsfähigen bzw. bedürftigen Inhalt habe.1161 Feststellungsklagen, Gestaltungsklagen und selbst Leistungsklagen ohne vollstreckbaren Inhalt müssten aus dem Anwendungsbereich des § 23 S. 1 ZPO ausgeklammert werden.1162 Dem ist nicht zu folgen. Zwar liegt dem Vermögensgerichtsstand der Gedanke einer Vollstreckungserleichterung im Inland zugrunde. Erstens hat das Vollstreckungsinteresse des Klägers aber bereits insoweit ein Nachsehen, als der Vermögensbegriff nach überwiegender Ansicht nicht einzuschränken ist und auch unpfändbare bzw. geringe Vermögenswerte die Belegenheitszuständigkeit begründen. Zweitens ist das Vollstreckungsinteresse des Klägers keinesfalls der einzige Zuständigkeitszweck des Vermögensgerichtsstands.1163 Vielmehr dient er vorrangig einer effektiven Rechtsdurchsetzung in internationalen Verfahren, indem er dem Kläger für den Fall, dass diesem eine Klageerhebung am ausländischen Wohnsitz des Beklagten nicht zugemutet werden kann, die Rechtsverfolgung erleichtert oder sogar erst ermöglicht.1164 Diese „Erleichterung“ bzw. „Ermöglichung“ der Rechtsverfolgung findet ihre Rechtfertigung darin, dass dem Beklagten angesichts seines Besitzes bzw. Erwerbs von Inlandsvermögen eine gewisse Affinität zu Deutschland unterstellt werden kann.1165 Wer bewusst Vermögen in einem anderen als seinem Wohnsitzstaat besitzt, unterwirft sich – jedenfalls diesbezüglich – den Gesetzen des Belegenheitsstaats und muss damit rechnen, in diesem Staat gerichtlich zur Verantwortung gezogen zu werden.1166 Etwas anderes ergibt sich 1159

BGH, Urt. v. 17.5.1977 – VI ZR 174/74, BGHZ 69, 37 (45) und OLG München, Urt. v. 15.5.2003 – 29 U 1977/03, IPRax 2004, 346 (348) beziehen sich nur auf den Gerichtsstand des Streitobjektes, § 23 S. 1 Alt. 2 ZPO. So zutreffend Zöller/Vollkommer, ZPO, § 23 Rn. 16 und Brinkmann, FS W.H. Roth, S. 37 (40); BAG, Urt. v. 27.1.1983 – 2 AZR 188/81, NJW 1984, S. 1320 wendet § 23 ZPO neben einer Klage auf Gehaltsansprüche auch auf eine Klage auf Feststellung der Unwirksamkeit einer Kündigung an. 1160 Geimer, IZPR, Rn. 1350; BeckOK-ZPO/Toussaint, § 23 Rn. 4; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 6; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 4, 5. 1161 Brinkmann, FS W.H. Roth, S. 37 (39 ff.); mit Verweis auf die oben erwähnte Rechtsprechung des IX. Zivilsenats (BGH, Beschl. v. 22.9.2005 - IX ZR 1/05, BeckRS 2005, 11442). 1162 Brinkmann, FS W.H. Roth, S. 37 (43). 1163 So auch Schack, ZZP 97 (1984), S. 46 (54); Wollenschläger, IPRax 2001, S. 320 (322); Geimer, IZPR, Rn. 1349. 1164 Schack, ZZP 97 (1984), S. 46 (54); Zöller/Vollkommer, ZPO, § 23 Rn. 1; Wollenschläger, IPRax 2001, S. 320 (322); Geimer, IZPR, Rn. 1349. 1165 Geimer, IZPR, Rn. 1356; Simotta, FS Simotta, S. 527 (533); dagegen BGH, Urt. v. 2.7.1991 – XI ZR 206/90, NJW 1991, S. 3092 (3094). 1166 Simotta, FS Simotta, S. 527 (533).

III. Vermögensgerichtsstände

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auch nicht aus der Entstehungsgeschichte des Gerichtsstands. Die Aufhebung der noch in § 34 des Anhangs zur Preußischen Allgemeinen Gerichtsordnung normierten Voraussetzung, der Kläger müsse eine persönliche Forderung „zum Zwecke der Befriedigung“ geltend machen, stellt einen bewussten Verzicht des Gesetzgebers auf eine Relation zwischen Vollstreckungsgegenstand und zuständigkeitsbegründendem Vermögen dar.1167 Der Gesetzgeber bezweckte gerade eine Abkehr vom vollstreckungsgebundenen forum arresti.1168 Entgegen teilweise vertretener Ansicht hat sich die höchstrichterliche Rechtsprechung zu der aufgeworfenen Frage auch bereits im Sinne der hier vertretenen Ansicht positioniert, indem sie den Anwendungsbereich des Vermögensgerichtsstands bei einer Klage auf Abgabe einer Willenserklärung – Verzicht auf eine Bürgschaft – für eröffnet erklärte.1169 Unstreitig erfasst jedenfalls § 23 S. 1 Alt. 2 ZPO (negative) Feststellungsklagen, da sich die Klage in diesem Fall unmittelbar auf den Klagegegenstand bezieht.1170 Schließlich begründet § 23 S. 1 ZPO auch in anderen Klageverfahren Zuständigkeit. Er gilt im arbeitsgerichtlichen Verfahren1171 ebenso wie im Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes1172 und im Zwangsvollstreckungsverfahren1173. bb) USA Gemäß § 66 des Restatement, Second, Conflict of Laws werden vermögensrechtliche (vertragliche und deliktische) Klagen auf Zahlung gegen den Forderungsschuldner erfasst (action of debt).1174 Der Anwendungsbereich der quasi in rem jurisdiction ist traditionell vollstreckungsrechtlich beschränkt und damit enger als jener des § 23 ZPO. Erfasst werden vermögensrechtliche Leistungsklagen, mit denen der Kläger ein Interesse an der zuständigkeitsbegründenden Sache geltend macht, indem er Befriedigung aus dem Inlands1167

Wollenschläger, IPRax 2001, S. 320 (322); Bittighofer, Der internationale Gerichtsstand des Vermögens, S. 158 f. 1168 Hahn/Mugdan, Die gesammten Materialien zur Zivilprozessordnung, Bd. 2 Abt. 1, 2. Aufl. 1983, S. 154. In diesem Sinne Schack, IZVR, Rn. 370. 1169 BGH, Urt. v. 11.1.1990 – IX ZR 27/89, NJW 1990, S. 990 (992). 1170 BGH, Urt. v. 17.5.1977 – VI ZR 174/74, BGHZ 69, 37 (45); OLG München, Urt. v. 15.5.2003 – 29 U 1977/03, IPRax 2004, S. 346 (348). 1171 BAG, Urt. v. 27.1.1983 – 2 AZR 188/81, NJW 1984, S. 1320; v. 26.2.1985 – 3 AZR 1/83, NJW 1985, S. 2910 (2911). 1172 OLG Düsseldorf, Urt. v. 9.3.2006 – 5 U 2/06, NJOZ 2006, S. 2719; OLG Frankfurt, Beschl. v. 08.12.1986 – 5 W 42/86, NJW-RR 1988, S. 572; OLG München, Urt. v. 18.9.1959 – 8 U 709/59, MDR 1960, S. 146; MüKo-ZPO/Patzina, § 23 Rn. 12; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 6. 1173 Vgl. die Verweise in §§ 797 Abs. 5, 828 Abs. 2, 930 Abs. 1 S. 3. 1174 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 66 Ill. 1–2; vgl. Alexander, WL, Supplementary Practice Commentaries to Mc Kinney’s CPLR, § 314, C314-4.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

vermögen sucht.1175 Voraussetzung ist daher grundsätzlich die vorherige Beschlagnahme des zuständigkeitsbegründenden Vermögens im Gerichtsstaat. Nur in dieser Höhe besitzt der Gerichtsstaat Entscheidungs- und Vollstreckungszuständigkeit. Bei Klagen – wie Feststellungs- oder Gestaltungsklagen – die nicht auf eine Befriedigung aus dem zuständigkeitsbegründenden Vermögen abzielen, kann der Gerichtsstaat keine quasi in rem jurisdiction ausüben, sondern muss personal jurisdiction über den Beklagten erlangen. c) Der Belegenheitsort Die Bestimmung des Belegenheitsorts unbeweglichen und beweglichen körperlichen Vermögens ist in der Regel unproblematisch, da der tatsächliche Belegenheitsort der Sache zuständigkeitsbegründend wirkt. Probleme ergeben sich bei der Belegenheitsortbestimmung unkörperlichen Vermögens, das keinen Lageort besitzt.1176 Handelt es sich bei dem zuständigkeitsbegründenden Vermögen um verbriefte Forderungen, ist nach herrschender Ansicht im deutschen und im US-amerikanischen Zuständigkeitsrecht der Belegenheitsort des Papiers unter der Prämisse maßgeblich, dass der Inhaber des Papiers das verbriefte Recht geltend machen kann. Schwierig und im Einzelnen streitig ist die Belegenheitsortbestimmung nicht verbriefter Forderungen und anderer Vermögensrechte. Bei Forderungen gilt gemäß § 23 S. 2 ZPO der Wohnsitz des Schuldners und, wenn für die Forderungen eine Sache zur Sicherheit haftet, auch der Ort, wo die Sache sich befindet, als Ort, wo sich das Vermögen befindet. Dahinter steht die Erwägung, dass Forderungen regelmäßig durch Zugriff auf den Forderungsschuldner bzw. dessen Vermögen vollstreckt werden. Einen vollstreckungsrechtlichen Ansatz verfolgt auch das USamerikanische Recht bei der Bestimmung des Belegenheitsorts von Forderungen, die zur Begründung einer quasi in rem jurisdiction beschlagnahmt werden und der anschließenden Befriedigung des Klägers dienen. Belegenheitsort einer Forderung ist jeder Ort, an dem der Forderungsschuldner der Gerichtsgewalt eines Staats (personal jurisdiction) und damit auch dessen Vollstreckungszugriff unterliegt. Gerade diese fiktive Belegenheitsortbestimmung führte jedoch zu wachsenden Bedenken von Rechtsprechung und Wissenschaft gegenüber der Ausübung von quasi in rem jurisdiction und schließlich zu deren Einschränkung durch den U.S. Supreme Court in seinen Entscheidungen Shaffer und Rush. Daher hat die Belegenheitsortbestimmung von Forderungen im US-amerikanischen Zuständigkeitsrecht an Bedeutung eingebüßt. Der Belegenheitsort anderer Vermögensrechte, wie beispielsweise

1175 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 66: “[…] jurisdiction to apply to the satisfaction of a claim interests in a tangible thing […]”. 1176 Siehe dazu ausführlich und mit Nachweisen in Rechtsprechung und Literatur oben, Kap. 2, II. 2. d) bb) und 6. b) aa).

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(nicht in Aktien verbriefter) Gesellschaftsanteile und Immaterialgüterrechte unterliegt in beiden Rechtsordnungen Sonderregelungen. d) Weitere Voraussetzungen aa) Deutschland Auf das anhaltende Drängen der Wissenschaft hin, den Gerichtsstand zumindest in seinem internationalen Anwendungsbereich einzuschränken, stellte die höchstrichterliche Rechtsprechung die Begründung internationaler Zuständigkeit im Vermögensgerichtsstand schließlich unter die – zunächst in der Literatur entwickelte1177 – weitere Voraussetzung eines hinreichenden Inlandsbezugs des Rechtsstreits.1178 Der Bundesgerichtshof begründet das Erfordernis eines hinreichenden Inlandsbezugs zum einen mit der Entstehungsgeschichte des Vermögensgerichtsstands: § 23 ZPO enthalte zwar nicht die noch in § 34 des Anhangs zur Preußischen Allgemeinen Gerichtsordnung vorgesehene Beschränkung des Gerichtsstands auf inländische Kläger (den „preußischen Unterthan“). Seine Einführung sei aber von der Erwägung getragen gewesen, einen Auffanggerichtsstand für klagende Inländer zu schaffen und nicht darauf gerichtet, Rechtsstreitigkeiten zwischen Ausländern ohne jeglichen Inlandsbezug zu ermöglichen.1179 Ferner geböten Gründe der völkerrechtlichen Vertragspraxis, die den Vermögensgerichtsstand zunehmend ausschließe oder seinen Anwendungsbereich beschränke, eine restriktive Auslegung.1180 Ein im Sinne dieser Rechtsprechung hinreichender Inlandsbezug kann durch persönliche (Parteien) oder sächliche (Streitgegenstand) Beziehungen zum Forumstaat hergestellt werden. Die Rechtsprechung hat einen hinreichenden Inlandsbezug bisher bejaht, wenn der Kläger seinen ständigen (Wohn-)Sitz oder gewöhnlichen Aufenthalt im Inland hat und deutscher Staatsangehöriger ist,1181 wenn er seinen (Wohn-)Sitz im Inland hat und

1177

Schumann, ZZP 93 (1980), S. 408 (442); ders., FS Liebmann, S. 839 (866); Hausmann, IPRax 1982, S. 51 (56); Jayme, Kollisionsrecht und Bankgeschäfte mit Auslandsberührung, S. 29 f. 1178 BGH, Urt. v. 22.11.1988 – VI ZR 226/87, NJW 1989, S. 3092 (3093 f.); inzwischen st. Rspr., vgl. nur BGH, Urt. v. 20.12.2012 – IX ZR 130/10, NJW-RR 2013, S. 880 (882); Beschl. v. 13.12.2012 – III ZR 282/11, NJW 2013, S. 386 (387); Urt. v. 18.3.1997 – XI ZR 34/96, NJW 1997, S. 2885 (2886); BAG, Urt. v. 17.7.1997 – 8 AZR 328/95, NZA 1997, S. 1182 (1183). Dem folgend die Instanzrechtsprechung, bspw. OLG Dresden, Urt. v. 11.4.2007 – 8 U 1939/06, NJW-RR 2007, S. 1145 (1146); OLG Düsseldorf, IPRspr. 2006 Nr. 110; OLG Frankfurt, Urt. v. 4.6.1992 – 16 U 140/91, NJW-RR 1993, S. 305. 1179 BGH, Urt. v. 22.11.1988 – VI ZR 226/87, NJW 1989, S. 3092 (3093). 1180 BGH, Urt. v. 22.11.1988 – VI ZR 226/87, NJW 1989, S. 3092 (3093 ff.). 1181 OLG Frankfurt, Urt. v. 4.6.1992 – 16 U 140/91, NJW-RR 1993, S. 305; OLG Frankfurt, Urt. v. 28.11.2011 – 21 U 23/11, WM 2011, S. 2360 (2362).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

das Rechtsverhältnis zwischen den Parteien im Inland begründet wurde,1182 wenn Deutschland der Erfüllungsort1183 bzw. Abschlussort1184 des streitgegenständlichen Vertrags ist oder sich deutsche Gerichte als besonders rechtsund beweisnah erweisen.1185 Jüngst hat der Bundesgerichtshof unter Bezugnahme auf die Entstehungsgeschichte des Vermögensgerichtsstands klargestellt, dass allein der inländische Wohnsitz des Klägers einen hinreichenden Inlandsbezug schaffe.1186 Diese Entscheidung ist auf Kritik gestoßen: Indem der III. Zivilsenat an einen inländischen Klägerwohnsitz anknüpfe, schaffe er faktisch einen Klägergerichtsstand, der eigentlich nur unter der Prämisse einer besonderen Schutzbedürftigkeit des Klägers als schwächere Partei gerechtfertigt sei.1187 Überdies lade er zu einem Missbrauch durch Abtretung der streitgegenständlichen Forderung nachgerade ein.1188 Die Kritik überzeugt. Schon im Ausgangspunkt ist die von der höchstrichterlichen Rechtsprechung postulierte Einschränkung des Vermögensgerichtsstands anhand der Voraussetzung eines „hinreichenden Inlandsbezugs“ des Rechtsstreits bedenklich. Sie versucht einen – gewollt! – exorbitanten (Auffang-)Gerichtsstand anhand nicht näher bestimmbarer und letztlich der Entscheidung des Einzelfalls vorbehaltener Kriterien einzuschränken. Tatsächlich liegt der Vorteil des Vermögensgerichtsstands aber gerade in der – auch in internatio1182 BGH, Beschl. v. 28.10.1996 – X ARZ 1071/96, NJW 1997, S. 324 (325). Ein hinreichender Inlandsbezug wurde bei einer inländischen geschäftlichen Tätigkeit ohne Zusammenhang mit dem Rechtsstreit abgelehnt, OLG Rostock, Urt. v. 11.11.1999 – 1 U 31/98, BeckRS 2009, 87950. Vgl. auch BGH, Urt. v. 20.12.2012 – IX ZR 130/10, NJW-RR 2013, S. 880: Bejahung des Inlandsbezugs für eine Klage des Insolvenzverwalters auf Abtretung von Ruhegeldansprüchen und auf Zustimmung zur Auszahlung hinterlegter Bezüge des Insolvenzschuldners mit der Begründung, das Insolvenzverfahren sei in Deutschland eröffnet worden und die Versorgungsbezüge stammten aus einer inländischen Tätigkeit. 1183 OLG Frankfurt, Urt. v. 23.8.2006 – 7 U 130/05, BeckRS 2007, 65228. 1184 BGH, Urt. v. 29.4.1999 – IX ZR 263/97, NJW 1999, S. 3198 (3199) (Klägerwohnsitz und Vertragsabschlussort im Inland). 1185 Beweis- und Rechtsnähe: OLG Stuttgart, Urt. v. 6.8.1990 – 5 U 77/89, BeckRS 2010, 11747 (im Ergebnis aber einen hinreichenden Inlandsbezug verneinend); OLG Düsseldorf, Urt. v. 9.3.2006 – 5 U 2/06, NJOZ 2006, S. 2719 (2725) (bejaht eines hinreichenden Inlandsbezugs aber nur aufgrund des Zusammenspiels mit anderen Kriterien). Anwendbarkeit deutschen Rechts: BAG, Urt. v. 17.7.1997 – 8 AZR 328/95, NZA 1997, S. 1182 (1184); OLG Düsseldorf, Urt. v. 9.3.2006 – 5 U 2/06, NJOZ 2006, S. 2719 (2725); OLG Rostock, Urt. v. 11.11.1999 – 1 U 31/98, BeckRS 2009, 8790 (jeweils Bejahung eines hinreichenden Inlandsbezugs nur aufgrund des Zusammenspiels mit anderen Kriterien). 1186 BGH, Beschl. v. 13.12.2012 – III ZR 282/11, NJW 2013, S. 386 (387): Hervorzuheben sei der Gedanke des „Inländerschutzes“. In diesem Sinne bereits OLG Stuttgart, Urt. v. 6.8.1990 – 5 U 77/89, IPRax 1991, S. 179 (181). 1187 Koechel, IPRax 2014, S. 312 (316). 1188 Schack, IZVR, Rn. 368. Vgl. zu diesem Fall des Zuständigkeitsmissbrauchs BGH, Beschl. v. 17.1.1995 – XI ZR 182/94, juris-Rn. 3 und OLG Düsseldorf, Urt. v. 11.8.1994 – 6 U 227/93, RIW 1996, S. 598 (601).

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nalen Verfahren – einfachen Bestimmbarkeit des zuständigkeitsbegründenden Merkmals der Vermögensbelegenheit.1189 Dieser Vorteil wird wegen der Fülle kumulativ oder singulär entwickelter Kriterien für einen hinreichenden Inlandsbezug des Rechtsstreits konterkariert und führt zu einer im europäischen Zuständigkeitsrecht nicht hinnehmbaren Rechtsunsicherheit.1190 Die Zuständigkeitsbegründung im Vermögensgerichtsstand steht letztlich im Ermessen des Gerichts.1191 Vermag die Voraussetzung eines hinreichenden Inlandsbezugs im Einzelfall zwar eine angemessene Zuständigkeit begründen, entpuppt sie sich letztlich doch als eine Art minimum contacts-Test – freilich ohne am Beklagtenschutz ausgerichtet zu sein. Diese Art US-amerikanischer Zuständigkeitswahrnehmung ist dem europäischen und insbesondere dem deutschen Zuständigkeitssystem mit seinen abgeschlossenen und ermessensausschließenden1192 Gerichtsständen fremd. Die Rechtsprechung nimmt dem Vermögensgerichtsstand zwar im gewissen Maße die Qualität eines exorbitanten, im europäischen Recht aber durchaus tradierten1193 Gerichtsstands. Dies aber auf Kosten anerkannter Zuständigkeitsgrundsätze: Der Vermögensgerichtsstand wird als „Ermessens“-Gerichtsstand unter den Zuständigkeitsvorschriften der ZPO zum Exot. Die Natur des Gerichtsstands als exorbitanter Auffanggerichtsstand sollte hingenommen werden. Besteht aufgrund der Gewährleistung gegenseitiger Entscheidungsanerkennung kein Bedarf nach einer Auffangzuständigkeit, kann er ausgeschlossen und – diese Entscheidung ist jedoch de lege ferenda dem Gesetzgeber überlassen – möglicherweise auch abgeschafft werden. Im Verfahren auf Anerkennung und Vollstreckbarerklärung einer gerichtlichen Entscheidung (§§ 722, 328 ZPO) wird, jedenfalls wenn kein weiterer inländischer Gerichtsstand zur Verfügung steht, auf einen über die inländische Vermögensbelegenheit hinausgehenden Inlandsbezug verzichtet,1194 widrigenfalls das Ziel des Anerkennungsverfahrens, im Inland den Zugriff auf dort vorhandenes Vermögen zu eröffnen, vereitelt wird, da die Anerkennung nur durch ein inländisches Gericht ausgesprochen werden kann.1195 1189

Geimer, IZPR, Rn. 1360. Geimer, IZPR, Rn. 1360; Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 10; Pfeiffer, IPRax 1996, S. 205 (209); Schack, IZVR, Rn. 373; Lüke, ZZP 105 (1992), S. 321 (325). 1191 Lüke, ZZP 105 (1992), S. 321 (326). Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 11: Verfehlte Lehre vom forum non conveniens; so auch Schack, IZVR, Rn. 373 und Kleinstück, Dueprocess-Beschränkungen, S. 188 ff. 1192 Lüke, ZZP 105 (1992), S. 321 (326). 1193 Vgl. Aufzählung bei Schack, ZZP 97 (1984), S. 46 (50 f.); Nuyts, Study on Residual Jurisdiction, S. 39, 60. 1194 BGH, Beschl. v. 28.10.1996 – X ARZ 1071/96, NJW 1997, S. 325 (326); Mansel, FS Jayme, Bd. 1, S. 561 (570 ff.) verlangt auch in diesem Fall einen über die Vermögensbelegenheit hinausgehenden Inlandsbezug. 1195 BGH, Beschl. v. 28.10.1996 – X ARZ 1071/96, NJW 1997, S. 325 (326). 1190

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bb) USA (1) Attachment und garnishment Ursprünglich war Voraussetzung einer Ausübung von quasi in rem jurisdiction bzw. attachment jurisdiction1196, die Beschlagnahme des im Gerichtsstaat vorhandenen Vermögens.1197 Drei Erwägungen wurden zur Rechtfertigung des Beschlagnahmeerfordernisses angeführt: erstens sei die Beschlagnahme Mittel, dem Gericht tatsächliche Kontrolle über das zuständigkeitsbegründende Vermögen und damit physical power1198 über den Rechtsstreit zu verschaffen;1199 zweitens hänge die Wirksamkeit des Verfahrens ohne die Beschlagnahme davon ab, ob der Beklagte das zuständigkeitsbegründende Vermögen veräußere;1200 drittens stelle die Beschlagnahme einen Ersatz für den in in rem-Verfahren nicht geltenden Zustellungsgrundsatz dar.1201 Alle drei Rechtfertigungsansätze können heute nur noch bedingt Geltung beanspruchen. Die physical power als Rechtfertigungsgrundlage einer angemessenen Zuständigkeitsausübung wurde zugunsten des minimum contacts-Tests durch die Grundsatzentscheidung International Shoe – bzw. Shaffer v. Heitner für die in rem jurisdiction – abgeschafft. Maßgeblich ist nicht mehr die tatsächliche Kontrolle des Gerichts über die Person oder das Vermögen des Beklagten, sondern dessen Beziehung zum fraglichen Gerichtsstaat, im Fall der in rem jurisdiction also die Belegenheit von Vermögen. Den Anforderungen an den Vermögensgerichtsstand ist danach – auch unter Berücksichtigung der auf das inländische Vermögen beschränkten Entscheidungszuständigkeit – bereits genügt, wenn das inländische zuständigkeitsbegründende Vermögen in der Klage bezeichnet wird.1202 Auch der Einwand einer angeblichen Unwirksam1196

Bspw. Restatement, 2d, Judgments, § 8; Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 10, 223. 1197 Pennoyer v. Neff, 95 U.S. 714 (727 f.); 24 L.Ed. 565 (570 f.) (1878); Pennington v. Fourth National Bank, 243 U.S. 269 (271), 37 S.Ct. 282 (283), 61 L.Ed. 713 (715) (1917): “[…] foreign attachment is a proceeding quasi in rem”. Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 66, comm. c). 1198 McDonald v. Mabee, 243 U.S. 90 (91), 37 S.Ct. 343; 61 L.Ed. 608 (609) (1917): “The foundation of jurisdiction is physical power”. 1199 Pennoyer v. Neff, 95 U.S. 714 (727); 24 L.Ed. 565 (570) (1878). 1200 Pennoyer v. Neff, 95 U.S. 714 (728); 24 L.Ed. 565 (570) (1878). 1201 Pennoyer v. Neff, 95 U.S. 714 (727); 24 L.Ed. 565 (570) (1878); vgl. zu diesen Erwägungen auch Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (198 Fn. 16); 97 S. Ct. 2569 (2577 Fn. 16); 53 L. Ed. 2d 683 (694 Fn. 16) (1977). 1202 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 66, Reporters Note: “The usual procedure […] is to have the thing seized, as by attachment, prior to the institution of the action. It would seem, however, that it should also suffice if the thing is described in the complaint and the complaint makes clear that the action is directed against the thing. The essential question is one of fairness to the defendant. He will be as well apprised of the object of the action by a statement in the complaint as by seizure of the property.”

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keit des Verfahrens wegen nachträglicher Vermögensverbringung bzw. veräußerung verfängt nicht. Nach zutreffender Ansicht bleibt die einmal am Belegenheitsort von Vermögen begründete quasi in rem jurisdiction unabhängig davon bestehen, ob der Beklagte nach Klageerhebung das Vermögen (missbräuchlich) verschiebt.1203 Der gegenteilige Standpunkt mag insoweit gerechtfertigt sein, als die Vollstreckung des Urteils auf das zuständigkeitsbegründende Vermögen beschränkt ist, bei einer nachträglichen Vermögensverschiebung also ins Leere ginge. Das betrifft aber allein das vom Erkenntnisverfahren zu trennende Vollstreckungsverfahren1204 und kann deshalb nicht zur Begründung einer Zuständigkeitsvoraussetzung herangezogen werden. Macht der Kläger nach der Klageerhebung glaubhaft, dass eine Verschiebung der Vollstreckungssubstanz droht, kann das Gericht immer noch im Wege der einstweiligen Maßnahme Vermögen im Gerichtsstaat arrestieren. Spätestens aber unter dem Eindruck der Entscheidung Shaffer, wonach eine action in rem nicht mehr gegen das Inlandsvermögen gerichtet ist, sondern gegen das Interesse des Beklagten, kann der Begründungsansatz nicht mehr aufrechterhalten werden. Zuständigkeitsbegründend ist nicht mehr die Belegenheit des – beschlagnahmten? – Vermögens, sondern die Beziehung des Beklagten zum Gerichtsstaat in Form der Vermögensbelegenheit. Schließlich wurde auch dem Argument, die Beschlagnahme fungiere als eine Art Zustellungsersatz, durch die Entscheidung Mullane v. Central Hanover Bank and Trust Co.1205 die Grundlage entzogen. Die jüngere Rechtsprechung stellt sich daher auf den Standpunkt, eine Beschlagnahme des Inlandsvermögens sei nicht mehr Voraussetzung für die Ausübung einer quasi in rem jurisdiction.1206 In den meisten statutes wird sie jedoch nach wie vor vorausgesetzt;1207 dies dürfte allerdings eher der Tradition als sachlichen Gründen geschuldet sein. Im Ergebnis verdient die Beschlagnahme den Status als Zuständigkeitsvoraussetzung nach den heutigen Maßstäben der quasi in rem jurisdiction nicht mehr.1208 Sie verknüpft das Erkenntnisverfahren mit dem 1203 Berlanti Const. Co. v. Republic of Cuba, 145 So.2d 256 (258) (1962); Silberman, 53 N.Y.U. L. Rev. 33 (47) (1978); Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 66, comm. e), Ill. 4–6. 1204 Silberman, 53 N.Y.U. L. Rev. 33 (46) (1978); Kleinstück, Due-processBeschränkungen, S. 18, mit dem Hinweis, dass eine einmal begründete transient jurisdiction unabhängig davon bestehen bleibt, ob der Beklagte sich wieder aus dem Zustellungsstaat entfernt. 1205 339 U.S. 306 (314 f.), 70 S. Ct. 652 (657 f.); 94 L. Ed. 865 (874 f.) (1950). 1206 Hodge v. Hodge, 178 Conn. 308 (320), 422 A. 2d 280 (286) (1979); Wiggins v. Dojcsan, 411 So. 2d 894 (895) (1982); Klem v. Espejo-Norton, 983 So. 2d 1235 (1240) (2008) (im Ergebnis aber eine quasi in rem jurisdiction ablehnend). 1207 Vgl. CPLR-NY, § 314 (3); Wisconsin Statutes, § 801.07 (3): “Jurisdiction […] quasi in rem may be invoked in any of the following cases: […] (3) When the defendant has property within this state which has been attached or has a debtor within the state who has been garnished […]” 1208 So auch Schack, Minimum Contacts, S. 56.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

Vollstreckungsverfahren und führt faktisch zu einer Vermögensentziehung bevor die Berechtigung der Klage festgestellt worden ist. Erforderlich ist nicht einmal die Darlegung einer Vermögensverschiebungsgefahr. Gemessen an der Entscheidung Shaffer, die nicht die Belegenheit beschlagnahmten Vermögens im Gerichtsstaat für zuständigkeitsbegründend erklärt, sondern vielmehr die Beziehung des Beklagten zum Gerichtsstaat in Form der Vermögensbelegenheit, bietet die Erweiterung der Vollstreckungsmöglichkeit einen besseren Interessenausgleich: Zwar erscheint es nach wie vor gerechtfertigt, die Entscheidungszuständigkeit des Gerichts auf den Wert des Inlandsvermögens – und damit den „Wert des Mindestkontakts“ des Beklagten zum Gerichtsstaat – zu beschränken. In Höhe dieses Wertes sollte sich der Kläger aber auch in das gesamte Vermögen des Beklagten befriedigen dürfen. Damit ist einer Beschlagnahme – mit der Ausnahme, dass eine Vollstreckungsvereitelung droht und vom Kläger glaubhaft dargelegt wird – der Boden entzogen. (2) Notice Mit der Schwächung des Beschlagnahmearguments hat gleichzeitig die Benachrichtigung des Beklagten (notice) von der Durchführung eines quasi in rem-Verfahrens an Bedeutung gewonnen. Während sich die Anforderungen an die “notice” im Anschluss an Pennoyer lange Zeit in einer bloßen Zeitungsveröffentlichung ohne tatsächliche Kenntnisnahme erschöpften,1209 maß die bereits erwähnte Entscheidung Mullane einer Benachrichtigung des Beklagten mit der Möglichkeit tatsächlicher Kenntnisnahme verfassungsrechtliche Relevanz bei: Dem Anspruch eines due process sei in allen Verfahren – gleichgültig ob in personam oder (quasi) in rem – nur genügt, wenn dem Beklagten möglichst tatsächliche Kenntnis von dem ihn betreffenden Verfahren gegeben und ihm eine angemessene Frist eingeräumt werde, sein Recht auf Gehör wahrzunehmen und sich auf das Verfahren einzulassen.1210 Eine rein formale notice durch Zeitungsveröffentlichung ist danach nicht ausreichend, wenn andere Benachrichtigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, die eine tatsächliche Kenntniserlangung versprechen.1211 Trotz der in Mullane postulierten Anforderungen an eine notice lässt die Rechtsprechung eine der Beschlagnahme nachfolgende Benachrichtigung des Beklagten wegen des Risikos einer Vollstreckungsvereitelung in der Regel genügen.1212 Ob dieser 1209 Bspw. Arndt v. Grigg, 134 U.S. 316 (1890); Ballard v. Hunter, 204 U.S. 241 (1907); vgl. Silberman, 53 N.Y.U. L. Rev. 33 (47) (1978). 1210 Mullane v. Central Hanover Bank and Trust Co., 339 U.S. 306 (314 f.), 70 S.Ct. 652 (657 f.); 94 L.Ed. 865 (874 f.) (1950). 1211 Silberman, 53 N.Y.U. L. Rev. 33 (47 Fn. 65) (1978). 1212 Sniadach v. Familiy Finance Corp., 395 U.S. 337 (339 f.), 89 S.Ct. 1820 (1821 f.), 23 L.Ed. 2d 349 (352f. ) (1969); Fuentes v. Shevin, 407 U.S. 67 (90 f.), 92 S.Ct. 1983 (1999), 32

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Grundsatz post-Shaffer noch Geltung beanspruchen kann, ist allerdings zweifelhaft. In seiner Grundsatzentscheidung unterstellte der U.S. Supreme Court die in personam und die in rem jurisdiction den gleichen verfassungsrechtlichen Anforderungen; er stellte insbesondere heraus, dass sich in remVerfahren nicht gegen das Vermögen, sondern gegen die Interessen des Beklagten an dem Vermögen richteten.1213 Dann ist regelmäßig auch eine Benachrichtigung des Beklagten vor Einleitung des Verfahrens durch die Vermögensbeschlagnahme geboten. Eine Ausnahme ist nur für den Fall geboten, dass die konkrete Gefahr einer Vollstreckungsvereitelung durch Vermögensverschiebung droht.1214 (3) (Limited) appearance Schließlich steht es einer Ausübung von quasi in rem jurisdiction entgegen, wenn durch Verfahrenseinlassung des Beklagten eine personal jurisdiction des Gerichtsstaats begründet wird (appearance1215). Dieses „negative Zuständigkeitsmerkmal“ der quasi in rem jurisdiction ist Folge der auf den Wert des Inlandsvermögens beschränkten Entscheidungszuständigkeit1216 und der damit korrespondierenden beschränkten Vollstreckbarkeit eines in quasi in rem jurisdiction ergangenen Urteils: Wird nach der Vermögensarrestierung und dadurch bedingten Zuständigkeitsbegründung weiteres Vermögen in den Belegenheitsstaat verbracht, darf der Kläger in dieses nicht vollstrecken – auch dann nicht, wenn das beschlagnahmte Vermögen zur Befriedigung nicht ausreicht.1217 In diesem Fall ist er gehalten, seine Forderung gegen den Beklagten unter Anrechnung des bereits erlangten Erlöses erneut einzuklagen.1218 Beschließt der Beklagte, sich gegen die erhobene Klage zu verteidiL.Ed. 2d 556 (575) (1972); Jonnet v. Dollar Savings Bank, 530 F. 2d 1123 (1128 ff.) (1976); U. S. Industries, Inc. v. Gregg, 540 F. 2d 142 (143 f.), 348 F. Supp. 1004 (1021) (1972); Long v. Levinson, 374 F. Supp. 615 (618) (1974). 1213 Vgl. nochmal Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (212), 97 S.Ct. 2569 (2584), 53 L.Ed. 2d 683 (703). 1214 Schack, Minimum Contacts, S. 57. 1215 Vgl. zur Zuständigkeitsbegründung durch appearance oben, Kap. 1, II. 1. a) aa) (2). 1216 Vanderbilt v. Vanderbilt, 354 U.S. 416 (419 Fn. 6), 77 S.Ct. 1360 (1363 Fn. 6), 1 L.Ed. 2d 1456 (1459 Fn. 6) (1957); Pennoyer v. Neff, 95 U.S. 714 (726), 24 L.Ed. 565 (570); Picquet v. Swan, 5 Mas. 35 (1828); Freeman v. Alderson, 119 U.S. 185 (187); 7 S.Ct. 165 (166); 30 L.Ed. 372 (373) (1886): “Actions quasi in rem […] though brought against persons […] only seek to subject certain property of those persons to the discharge of the claims asserted.” 1217 Freeman v. Alderson, 119 U.S. 185 (190), 7 S.Ct. 165 (168); 30 L.Ed. 372 (374): “[…] the judgment binds only the parties in their relation to the property”; Pennoyer v. Neff, 95 U.S. 714 (727) (1878); Berlanti Constr. Co. v. Republic of Cuba, 145 So. 2d 256 (258) (1962). 1218 Vgl. Restatement, 2d, Conflict of Laws, 66, comm. f).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

gen und die Vollstreckung in das im Gerichtsstaat belegene Vermögen zu verhindern, begründet seine Verfahrenseinlassung die personal jurisdiction des Gerichts. In der Konsequenz haftet der Beklagte über das beschlagnahmte Vermögen hinaus umfassend persönlich. Vor diesem Hintergrund stellt die quasi in rem jurisdiction den Beklagten vor ein scheinbar unlösbares Dilemma: Entweder erscheint er vor Gericht, um sein beschlagnahmtes Vermögen vor den Ansprüchen des Klägers zu verteidigen, begründet damit aber eine unbeschränkte Entscheidungszuständigkeit des Gerichts. Oder aber er nimmt ein Versäumnisurteil und damit auch den – vorläufigen – Verlust des beschlagnahmten Vermögens hin.1219 Die Wahl zwischen Skylla und Charybdis stieß auf Kritik. Warum sollte ein Gericht ohne persönliche Gerichtsgewalt über den Beklagten sich diese anmaßen können, nur weil der Beklagte sein Eigentum vor potentiell unbegründeten oder sogar missbräuchlichen Ansprüchen zu schützen sucht?1220 Und warum sollte der zufällige Vermögensbesitz in einem fernen Staat den Beklagten zwingen, entweder den Verlust seines Eigentums in Kauf zu nehmen oder sich der Gerichtsbarkeit des Belegenheitsgerichts und damit einer den Wert des Eigentums schlimmstenfalls weit übersteigenden Haftung zu unterwerfen?1221 Dieses Dilemma zu lösen hat sich das Institut der limited appearance zur Aufgabe gemacht.1222 Die limited appearance ermöglicht es dem Beklagten, vor Gericht zu erscheinen und in der Sache zu verhandeln, ohne dabei die personal jurisdiction des beschränkt zuständigen Gerichts zu begründen. Das Recht zur limited appearance ist allerdings verfassungsrechtlich nicht verbürgt, weshalb es den einzelstaatlichen Gesetzgebern bzw. den state courts überlassen bleibt, ob sie dem Beklagten die Verfahrenseinlassung mit beschränkter Wirkung ermöglichen.1223 In Folge der Entscheidung Shaffer, die den Anwendungsbereich der quasi in rem jurisdiction erheblich beschnitten hat, kommt auch der limited 1219

Schmider, 66 Cornell. L. Rev. 595 (596 f.) (1981); Schack, Minimum Contacts, S. 57; Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 217. 1220 McQuillen v. National Cash Register Co., 112 F. 2d 877 (881 f.) (1940); Cheshire Nat. Bank v. Jaynes, 224 Mass. 14 (16 f.), 112 N.E. 500 (501 f.) (1916); Berard Construction Co. v. Municipal Court, 49 Cal. App. 3d 710 (718 f.), 122 Cal. Rptr. 825 (830 f.) (1975); Schmider, 66 Cornell. L. Rev. 595 (597) (1981). 1221 Dry Clime Lamp Corp. v. Edwards, 389 F.2d 590 (596) (1968); Estate of Portnoy v. Cessna Aircraft Co., 603 F. Supp. 285 (296 f.) (1985); Miller Bros. Co. v. State, 95 A. 2d 286 (1953); Minichiello v. Rosenberg, 410 F. 2d 106 (111) (1968); Schmider, 66 Cornell. L. Rev. 595 (597) (1981). 1222 Restatement, Judgments, § 40: “Appearance to defend on the merits. If, in a proceeding begun by attachment or garnishment or by a creditor’s bill in a court which has no jurisdiction over the defendant, he enters an appearance for the purpose of contesting the validity of the plaintiff’s claim, he does not thereby subject himself personally to the jurisdiction of the court, if in appearing he states that he does not submit himself to the jurisdiction of the court.” 1223 Restatement, Judgments, § 40 comm. a) a.E. Vgl. bspw. CPLR-NY, § 320 (c) (1).

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appearance eine entsprechend geringere Bedeutung zu. Soweit mit der hier vertretenen Ansicht eine Anwendung der quasi in rem jurisdiction als Auffanggerichtsstand in Betracht kommt, wenn die Beziehungen des Beklagten zum Gerichtsstaat keine Ausübung von personal jurisdiction rechtfertigen, steht der Beklagte aber weiterhin vor dem Problem, sich auf die Klage – umfassend – einzulassen oder ein Versäumnisurteil hinzunehmen.1224 In diesem Fall kommt ihm das Recht einer limited appearance zur Hilfe. Bei näherer Betrachtung ist das Recht zur limited appearance für den Beklagten aber nicht ausschließlich vorteilhaft. Reicht das im Gerichtsstaat beschlagnahmte Vermögen nicht zur Befriedigung seiner Forderung aus, kann der Kläger erneut Vermögen beschlagnahmen, erneut klagen, erneut vollstrecken – sogar vor dem selben Gericht.1225 Der Beklagte muss sich nochmals – vielleicht sogar mehrmals – gegen die Klage verteidigen. Eine Niederlage des Klägers ist noch keine endgültige Niederlage; vielmehr verheißt jeder Ort, an dem der Beklagte Vermögen besitzt, eine Revision des Falles.1226 Erst wenn sich der Beklagte auf das Verfahren einlässt und sich der personal jurisdiction des Gerichtsstaats unterwirft, tritt umfassende Rechtskraft ein. Andererseits sollte die Entscheidung, sich im Wege der limited appearance gegen eine Haftung aus dem beschlagnahmten Vermögen zu verteidigen oder sich der personal jurisdiction des Gerichtsstaats zu unterwerfen und eine endgültige Klärung des Rechtsstreits herbeizuführen, dem Beklagten überlassen werden. Das Institut der limited appearance hat daher nach wie vor eine Berechtigung.1227 3. Zuständigkeitsmissbrauch Aufgrund der Unbeständigkeit des Belegenheitsorts von – insbesondere unkörperlichem – Vermögen und dem Umstand, dass ein Bezug zwischen Klage und zuständigkeitsbegründendem Vermögen nicht vorausgesetzt wird, ist der Vermögensgerichtsstand besonders anfällig für einen Zuständigkeitsmissbrauch. Auf die im Schrifttum geäußerten Bedenken und Lösungsvorschläge sowie die – geringe – Bedeutung in der Praxis wurde bereits ausführlich eingegangen. Die gewonnenen Erkenntnisse fasse ich in der gebotenen Kürze zusammen:

1224 Schmider, 66 Cornell. L. Rev. 595 (606) (1981); anders Teply/Whitten, Civil Procedure, S. 217 Fn. 98. 1225 Vernon, 1978 Wash.U. L. Q. 273 (286), Carrington, 76 Harv. L. Rev. 303 (313, 315) (1962); Schack, Minimum Contacts, S. 57; Restatement, Judgments, § 40 comm. a); Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 66 comm. f). 1226 Schack, Minimum Contacts, S. 57. 1227 Schack, Minimum Contacts, S. 58.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

a) Deutschland Rechtsmissbrauch soll vorliegen, wenn der Kläger zu dem Zweck, die Vermögenszuständigkeit zu begründen, Vermögensgegenstände des Beklagten arglistig – durch Täuschung oder Wegnahme – in den Gerichtsbezirk verbringt oder durch Dritte bringen lässt1228 oder dem Beklagten einen (Kostenerstattungs-)Anspruch verschafft, indem er gegen ihn eine unerlaubte Handlung begeht1229 oder einen offensichtlich unzulässigen Prozess anstrengt.1230 Eine Zuständigkeitsvereitelung wird bejaht, wenn der Beklagte oder ein ihm nahestehender Dritter das Inlandsvermögen, auf das der Kläger im Zeitpunkt der Klageerhebung vertraut, bis zum Zeitpunkt der Rechtshängigkeit der Klage aus Deutschland entfernt.1231 Die dogmatische Lösung des Problems ist streitig. Teilweise wird schlicht der für die Zuständigkeitsbegründung maßgebliche Zeitpunkt der Rechtshängigkeit auf den Zeitpunkt der Klageanhängigkeit vorverlagert.1232 Andere suchen eine Lösung über die einzelfallgerechte Auslegung des Vermögensbegriffs.1233 In der Literatur wird der Einwand arglistigen Verhaltens als Ausweg favorisiert.1234 Schließlich wird in Bezug auf § 23 ZPO auf die Gefahr hingewiesen, dass der Beklagte dem Kläger arglistig Inlandsvermögen vorspiegelt, um nach der Klageerhebung die Unzuständigkeit des angegangenen Gerichts zu rügen und eine Klageabweisung zu bewirken.1235 Praktische Bedeutung hat diese Fallgruppe, soweit ersichtlich, nicht. b) USA In der US-amerikanischen Rechtsprechung wird die Ausübung von quasi in rem jurisdiction abgelehnt, wenn die Vermögensbelegenheit im Gerichtsstaat 1228 Vgl. Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 33 f.; Musielak/Voit/Heinrich, ZPO, § 23 Rn. 15 f.; MüKo-ZPO/Patzina, § 23 Rn. 3; Schumann, ZZP 93 (1980), S. 408 (432); Förster/Kann, Die Zivilprozessordnung für das Deutsche Reich, Bd. 1, § 23, 1 c) bb) a.E.; a.A. RG, Urt. v. 26.5.1886 – I 121/86, RGZ 16, 391 (392). 1229 Goldschmidt, Der Prozess als Rechtslage, S. 477; Hellwig, System des deutschen Zivilprozesses, Bd. 1, S. 118 Fn. 7. 1230 OLG Stuttgart, Urt. v. 13.6.1912, OLGRspr. 25 (1912), S. 53 (54 ff.); OLG Darmstadt, Urt. v. 21.5.1921 – U 121/24, JW 1929, S. 121 Nr. 9: Nach Auffassung beider Gerichte steht einer Zuständigkeitsbegründung unabhängig davon, ob der Kläger den ersten Prozess arglistig angestrengt hat, der Sinn und Zweck von § 23 ZPO entgegen. 1231 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 34, dieser Sachverhalt lag der Entscheidung des OLG Saarbrücken, Urt. v. 28.6.1950 – 1 U 45/50, SaarlRuStZ 1950, S. 62 und OLG Karlsruhe, Urt. v. 26.11.1968 – 8 U 72/68, IPRspr. 1968/69, Nr. 201 zugrunde. 1232 OLG Saarbrücken, Urt. v. 28.6.1950 – 1 U 45/50, SaarlRuStZ 1950, S. 62. 1233 OLG Karlsruhe, Urt. v. 26.11.1968 – 8 U 72/68, IPRspr. 1968/69, Nr. 201. 1234 So bspw. Schütze, DWiR 1991, S. 239 (241); kritisch zur Arglisteinrede zur Abwehr einer Zuständigkeitserschleichung Althammer, GS Konuralp, S. 103 (122). 1235 Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 34; Schumann, FS Liebman, Bd. 2, S. 839 (861).

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auf einer arglistigen Vermögensverschiebung durch den Kläger beruht respektive dieser einen Dritten oder den Beklagten arglistig veranlasst, das Vermögen in den (Wunsch-)Gerichtsstaat zu bringen.1236 Dabei besteht Streit darüber, ob der Beklagte die missbräuchliche Sachverschiebung nachweisen muss1237 oder nicht doch der Kläger, auf welche Weise das zuständigkeitsbegründende Vermögen in den Gerichtsstaat gelangt ist.1238 Die jüngere Rechtsprechung ist großzügiger und bejaht eine Zuständigkeit auch dann, wenn der Kläger das zuständigkeitsbegründende Vermögen ohne den Willen des Beklagten in den Gerichtsstaat verbracht hat.1239 § 60 des Restatement, Second, Conflict of Laws schränkt die quasi in rem jurisdiction in Fällen einer missbräuchlichen Zuständigkeitserschleichung durch den Kläger ein.1240 4. Rechtfertigung Wie bereits angeklungen, ist die Rechtfertigung der Vermögensgerichtsstände in beiden Rechtsordnungen streitig. Ihnen wird eine Exorbitanz und dadurch bedingte Unangemessenheit in internationalen Rechtsstreitigkeiten vorgeworfen. Trotzdem liegen ihnen teilweise überzeugende Rechtfertigungserwägungen zugrunde: a) Deutschland Bei seiner Einführung in die Zivilprozessordnung wurde der Vermögensgerichtsstand als Nachfolger des forum arresti und als „Ersatz für das auf unbewegliche Sachen beschränkte Forum der belegenen Sache“1241 mit der Begründung gerechtfertigt, dass der Gläubiger vor dem „im Ausland wohnenden oder im Inlande ohne Domizil sich umhertreibenden Schuldner“ geschützt werden müsse,1242 indem ihm der Zugriff auf Inlandsvermögen durch eine Rechtsverfolgung im Inland erleichtert werde.1243 Diesen Ausführungen können zwei Argumentationsstränge entnommen werden: erstens soll die Vermögenszuständigkeit das Interesse des Klägers an einer Vollstreckung in das

1236 Abel v. Smith, 151 Va. 568, 144 S.E. 616 (1928); Sea-Gate Tire & Rubber Co. v. Moseley, 18 P. 2d 276 (1933). 1237 Sea-Gate Tire & Rubber Co. v. Moseley, 18 P. 2d 276 (277) (1933). 1238 Caroll v. Caroll, 363 S.E. 2d 872 (874) (1988). 1239 Abernathy v. Abernathy, 267 Ga. 815, 482 S.E. 2d 265 (1997). 1240 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 60 comm. c), d). 1241 Hahn/Mugdan, Die gesammten Materialien zur Zivilprozessordnung, Bd. 2 Abt. 1, 2. Aufl. 1983, S. 154; Struckmann/Koch, Die Zivilprozessordnung für das Deutsche Reich, 9. Aufl., S. 23. 1242 Hahn/Mugdan, Die gesammten Materialien zur Zivilprozessordnung, Bd. 2 Abt. 1, 2. Aufl. 1983, S. 154. 1243 BGH, Urt. v. 2.7.1991 – XI ZR 206/90, NJW 1991, S. 3092 (3093).

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

inländische Beklagtenvermögen schützen;1244 zweitens soll dem Kläger eine unzumutbare (gegebenenfalls unmögliche) Rechtsverfolgung am ausländischen Wohnsitz des Beklagten erspart werden – der Vermögensgerichtsstand wird deshalb auch als „Ausländerforum“ bezeichnet.1245 Schon damals wurden jedoch Bedenken gegen den weiten Anwendungsbereich der Zuständigkeitsvorschrift geäußert und darauf hingewiesen, dass er „bei zerstreuten Vermögensstücken eine große Zahl von Gerichtsständen“ begründe und „jedes, vielleicht auch nur zufällig zurückgelassenes Vermögensstück einen Gerichtsstand herbeizuführen“ vermöge.1246 Diese Bedenken bestehen bis heute und konnten auch durch die in der Rechtsprechung entwickelte Voraussetzung eines Inlandsbezugs nicht zerstreut werden.1247 Allerdings wird der Vermögensgerichtsstand nicht ausschließlich kritisch gesehen. Für ein unabhängig vom konkreten Vollstreckungsinteresse des Klägers bestehendes praktisches Bedürfnis nach dem „exorbitanten“ Gerichtsstand wird im internationalen Verfahren angeführt, dass trotz weltweiter Marktöffnung die Anerkennung und Vollstreckung von Gerichtsurteilen nicht gewährleistet ist.1248 Die Abschaffung des Vermögensgerichtsstands im internationalen Zuständigkeitsrecht sei nur dort gerechtfertigt, wo die Anerkennung inländischer Urteile sichergestellt und dem Kläger eine Rechtsverfolgung im Ausland zuzumuten sei.1249 Gemessen daran schaffe der Vermögensgerichtsstand als exorbitanter „Auffanggerichtsstand“ – im Gegensatz zu den an die Staatsangehörigkeit des Klägers anknüpfenden Zuständigkeitsvorschriften1250 – einen vernünftigen Ausgleich zwischen den Parteiinteressen: Der Beklagte, dem daran gelegen sei, dass seine Gerichtspflichtigkeit nicht unzumutbar ausgedehnt werde, habe durch die Anschaffung von Inlandsvermögen eine gewisse Affinität zum Gerichtsstaat gezeigt. Der Kläger, dessen Justizgewährungsanspruch nicht an internationaler Unzuständigkeit (oder Unzumutbarkeit) scheitern soll, erlangt einen – jedenfalls in Deutschland – vollstreckba-

1244

Stein/Jonas/Roth, ZPO, § 23 Rn. 1; Geimer, FS Simotta, S. 163 (167). Schack, ZZP 97 (1984), S. 46 (54); Zöller/Vollkommer, ZPO, § 23 Rn. 1; Wollenschläger, IPRax 2001, S. 320 (322); Geimer, IZPR, Rn. 1349. 1246 Hahn/Mugdan, Die gesammten Materialien zur Zivilprozessordnung, Bd. 2 Abt. 1, 2. Aufl. 1983, S. 154. 1247 Wie insbesondere die Bestrebungen der Wissenschaft, den Vermögensbegriff einzuschränken. 1248 Schack, IZVR, Rn. 373. 1249 Schack, IZVR, Rn. 373; Geimer, FS Simotta, S. 163 (169). Soweit die gegenseitige Anerkennung gewährleistet ist, wurde die Anwendbarkeit des Vermögensgerichtsstands auch ausgeschlossen, vgl. bspw. Art. 3 Abs. 2 EuGVÜ, Art. 5 Abs. 2 in Verbindung mit Art. 76 Abs. 1 a) sowie Art. 20 II des deutsch-norwegischen Vollstreckungsvertrags vom 17.6.1977. 1250 Bspw. Frankreich: Art. 14 CC. 1245

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ren Titel.1251 Der Vermögensgerichtsstand fungiert im deutschen Recht also auch als Notgerichtsstand.1252 b) USA Ursprünglich entwickelte sich die quasi in rem jurisdiction aus dem Gedanken eines erleichterten Vollstreckungszugriffs des Klägers heraus: Ein Schuldner sollte sich seiner Verbindlichkeiten nicht dadurch entziehen können, dass er sein vollstreckbares Vermögen in einen Staat verbringe, dessen personal jurisdiction er nicht unterliege.1253 Diesem Begründungsansatz trat der U.S. Supreme Court mit der zutreffenden Erwägung entgegen, dass eine quasi in rem jurisdiction unabhängig davon begründet werde, ob das Zugegensein von Vermögen im Gerichtsstaat auf der Absicht des Beklagten beruht, es der Vollstreckung zu entziehen.1254 Darüber hinaus rechtfertige die Überlegung allenfalls die Arrestzuständigkeit des Belegenheitsstaats zur Sicherung der Vollstreckung eines andernorts ergangenen Urteils in der Hauptsache.1255 Schließlich sei eine Vollstreckungsvereitelung von vorneherein wegen der nach der Full Faith and Credit Clause bestehenden Pflicht zur gegenseitigen Urteilsanerkennung ausgeschlossen.1256 Der letzte Einwand kann freilich nur im inneramerikanischen Bereich Geltung beanspruchen. Ob der Vermögensgerichtsstand als Notgerichtsstand fungieren kann, ließ der U.S. Supreme Court ausdrücklich offen.1257 Post-Shaffer sind „Ob“ und „Wie“ des Anwendungsbereichs einer quasi in rem jurisdiction umstritten. Nach zutreffender Ansicht verbleibt der nun am minimum contacts-Test zu messenden quasi in rem jurisdiction insoweit ein Anwendungsbereich, als aufgrund der auf das Inlandsvermögen beschränkten Entscheidungszuständigkeit geringere Anforderungen an Anzahl und Qualität der minimum contacts des Beklagten zu stellen sind. Reichen die Beziehungen des Beklagten nicht aus, um ihn der personal jurisdiction des Forumstaats zu unterwerfen, kann Inlandsvermögen die Ausübung einer quasi in rem jurisdiction rechtfertigen. Dem Vermögensgerichtsstand verbleibt daher eine Funktion als Auffanggerichtsstand. 1251

Geimer, IZPR, Rn. 1355 f.; ders. FS Simotta, S. 163 (169). Geimer, IZPR, Rn. 1361. 1253 Restatement, 2d, Conflict of Laws, § 66, comm. a); Casad/Richman, Jurisdiction in Civil Actions, Bd. 1, S. 226; Beale, 27 Harv. L. Rev. (107) 109 (1913). 1254 Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (210), 97 S.Ct. 2569 (2582 f.), 53 L.Ed. 2d 683 (701) (1977). 1255 Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (210), 97 S.Ct. 2569 (2582 f.), 53 L.Ed. 2d 683 (701) (1977). 1256 Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (211), 97 S.Ct. 2569 (2583), 53 L.Ed. 2d 683 (702) (1977). 1257 Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186 (211), 97 S.Ct. 2569 (2583), 53 L.Ed. 2d 683 (702) (1977). 1252

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

5. Der Gerichtsstand in einem supranationalen Übereinkommen Wird die zutreffende Auffassung unterstellt, dass die Vermögensgerichtsstände beider Rechtsordnungen als Auffanggerichtsstände dienen, wenn der Beklagte im Ausland wohnt und die Voraussetzungen anderer besonderer Gerichtsstände nicht vorliegen (Deutschland) oder die Beziehungen des Beklagten zu dem Gerichtsstaat nicht die Ausübung einer personal jurisdiction rechtfertigen (USA), ist ihr Nutzen für ein supranationales Zuständigkeitsübereinkommen kritisch zu prüfen. In der Geschichte des EuGVÜ/der EuGVVO ist der Vermögensgerichtsstand als exorbitant verpönt. Schon im EuGVÜ wurde seine Anwendung im Verhältnis der Vertragsstaaten gemäß Art. 3 Abs. 2 EuGVÜ ausdrücklich untersagt1258 und auch die EuGVVO a.F.1259 und die neue EuGVVO 1260 schlossen seine Anwendung aus und brandmarkten ihn als „exorbitanten“ – eine unangemessen weite Zuständigkeit in Anspruch nehmenden – Gerichtsstand. In der Literatur zum europäischen Zivilprozessrecht wurde er sogar als „besonders gravierende Form des Zuständigkeitsimperialismus“ bezeichnet.1261 Diese konsequente Ablehnung des Vermögensgerichtsstands im europäischen Zuständigkeitssystem ist indes erstaunlich, da er in Europa doch „keineswegs so exorbitant im Sinne von außergewöhnlich“1262 ist. Zahlreiche europäische Rechtsordnungen kennen ihn.1263 In ihrem unter anderem auf einer Studie von Nuyts zur Restzuständigkeit1264 aufbauenden ersten Vorschlag zur Neufassung der EuGVVO1265 schlug die Europäische Kommission überraschend die Aufnahme eines Vermögensgerichtsstands als Auffangzuständigkeit vor.1266 Hintergrund war das Bestreben, die in Drittstaaten wohnhaften Beklagten in den Anwendungsbereich der EuGVVO einzubeziehen. 1258 Art. 3 EuGVÜ lautet: „Personen, die ihren Wohnsitz in dem Hoheitsgebiet eines Vertragsstaats haben, können vor den Gerichten eines anderen Vertragsstaats nur gemäß den Vorschriften des 2. bis 6. Abschnitts verklagt werden. Insbesondere können gegen diese Personen nicht geltend gemacht werden: [...] – in der Bundesrepublik Deutschland: § 23 der Zivilprozeßordnung; [...] – in Österreich: § 99 der Jurisdiktionsnorm; [...]“ 1259 Art. 3 Abs. 2 EuGVVO a.F. in Verbindung mit Anhang 1. 1260 Art. 5 Abs. 2, 76 Abs. 1 lit. a, Abs. 2 EuGVVO. 1261 Schlosser/Hess, EuZPR, Art. 5 EuGVVO Rn. 2. 1262 Schack, ZZP 97 (1984), S. 46 (50). 1263 Vgl. bspw.: Dänemark: § 248 Abs. 2 des Retsplejelov 1916; Deutschland: § 23 dZPO; Griechenland: Art. 40 grZPO; Niederlande: Art 767 WBR; Österreich: § 99 JN; Polen: Art. 1103 Nr. 2 plZPO; Schottland: Arrestment ad fundandam jurisdictionem. Vgl. Aufzählung bei Schack, ZZP 97 (1984), S. 46 (50f.); Nuyts, Study on Residual Jurisdiction, S. 39, 60. 1264 Nuyts, Study on Residual Jurisdiction, S. 39, 60. 1265 KOM (2010) 748 endg., S. 9. 1266 KOM (2010) 748 endg., Art. 25.

III. Vermögensgerichtsstände

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Nationale Restzuständigkeiten, auf die Art. 4 EuGVVO a.F. verwies, sollten gänzlich beseitigt werden. Die Zuständigkeitsvorschriften der EuGVVO sollten künftig ohne Rücksicht auf den Wohnsitz bzw. Sitz des Beklagten in einem Mitgliedstaat oder Drittstaat zur Anwendung kommen. Die erstrebte Abschaffung nationaler Restzuständigkeiten erforderte aber die Regelung von Auffangzuständigkeiten für den Fall, dass die Zuständigkeitsregelungen in Art. 2–24 EuGVVO nicht eingriffen. Diese Auffangfunktion sollte nach dem Vorschlag der Kommission unter anderem der Vermögensgerichtsstand wahrnehmen.1267 Die Kommission rechtfertigte die Aufnahme des in der EuGVVO a.F. bisher verpönten Vermögensgerichtsstands einerseits mit der Erwägung, dass er lediglich im Verhältnis zu Drittstaaten und nicht im Verhältnis zu den Mitgliedstaaten als Auffangzuständigkeit gelte. Andererseits stellte sie auf den schon in der Nuyts-Studie erwähnten Umstand ab, dass der Gerichtsstand vielen nationalen Rechtsordnungen bekannt sei. Nicht zuletzt habe der Vermögensgerichtsstand den Vorteil, dass der Kläger sein Urteil dort vollstrecken könne, wo es erlassen werde (Vollstreckungsnähe).1268 Die Mitgliedstaaten reagierten auf den Vorschlag der Kommission, Drittstaatenbeklagten in den Anwendungsbereich der EuGVVO einzubeziehen, zögerlich. Das Vereinigte Königreich war der Ansicht, die Unanwendbarkeit der Gerichtsstände der EuGVVO auf Drittstaatenbeklagte habe für in einem Mitgliedstaat wohnhafte Kläger bisher nicht zu einer Belastung geführt, die eine diesbezügliche Änderung der EuGVVO veranlassen würde. Wie auch Deutschland1269, die Niederlande1270 und Slowenien1271 gab es außerdem zu bedenken, dass diese Frage besser in Verhandlungen zu einem multilateralen Übereinkommen im Rahmen der Haager Konferenz unter EU-Beteiligung diskutiert werden sollte.1272 Eine einseitige Zuständigkeitserstreckung in der EuGVVO führe zu mangelnder Gegenseitigkeit und den damit einhergehenden Folgeproblemen wie unkoordinierten Parallelprozessen und fehlender Gewährleistung der Anerkennung und Vollstreckung der im Verhältnis zu 1267

KOM (2010) 748 endg., S. 8 f.; Art. 25 EuGVVO-E lautet: „Soweit sich aus den Artikeln 2 bis 24 keine Zuständigkeit eines mitgliedstaatlichen Gerichts ergibt, sind die Gerichte des Mitgliedstaats zuständig, in dem sich Vermögen des Beklagten befindet, sofern a) der Wert des Vermögens nicht in einem unangemessenen Verhältnis zur Höhe der Forderung steht und b) die Streitigkeit einen ausreichenden Bezug zu dem Mitgliedstaat des angerufenen Gerichts aufweist.“ 1268 KOM (2010) 748 endg., S. 9. 1269 Stellungnahme des Bundesministeriums für Justiz, S. 5. 1270 Dutch Response to Brussels I Green Paper, S. 4. 1271 Response of the Republic of Slovenia, S. 3. 1272 Comments from the United Kingdom, S. 2. Ähnlich Finnland, Finland’s response, S. 3.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

Drittstaatenbeklagten ergehenden Entscheidungen in Nichtmitgliedstaaten. 1273 Österreich begrüßte die Einbeziehung von Drittstaatenbeklagten in den Anwendungsbereich der EuGVVO zwar grundsätzlich und plädierte für die Aufnahme des Vermögensgerichtsstands in die Verordnung, um die zur Vollstreckung der in dieser Zuständigkeit ergehenden Entscheidungen zu sichern.1274 Letztlich räumte es aber ein, die Reform des Art. 4 EuGVVO a.F. sei besser einem gesonderten Projekt vorzubehalten.1275 In der wissenschaftlichen Literatur wurde die „Renaissance des Vermögensgerichtsstands“ 1276 zumindest teilweise begrüßt.1277 Der Verordnungsgeber habe endlich eingesehen, dass es für den Gläubiger der einfachste Weg sei, dort zu klagen, wo er seinen Anspruch später auch vollstrecken könne.1278 Da im außereuropäischen Raum de lege lata die Anerkennung und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen noch nicht gewährleistet sei, müsse die EU in Fällen, in denen der Beklagte seinen Wohnsitz in einem Drittstaat habe, entsprechende Maßnahmen treffen, um dem Justizgewährungsanspruch des Klägers zu genügen und dessen Vollstreckungszugriff auf das Beklagtenvermögen zu erleichtern.1279 Die Einführung eines Vermögensgerichtsstands beeinträchtige die Interessen des Drittstaatenbeklagten nicht übermäßig: Jeder, der in einem Staat bewusst Geld investiere oder dort Einkünfte beziehe, unterwerfe sich dessen Gesetzen.1280 Andere Stimmen äußerten sich zweifelnd.1281 Urteile, die aufgrund von Art. 25 EuGVVO-E ergingen und keinen hinreichenden Klagebezug besäßen, seien in den USA nicht anerkennungsfähig.1282 Die Einschätzung der Kommission, Drittstaaten hätten gegen die „mildly exorbitant rule of jurisdiction“ nichts einzuwenden, sei „allzu optimistisch“.1283 Der Entwurf degradiere Drittstaatenbeklagte zu Bürgern zweiter Klasse und verursache nur „trouble and unfairness and should not be adopted“.1284 Schließlich wurde zu bedenken gegeben, dass die Einführung des Art. 25 EuGVVO-E die Gefahr in sich berge, eine Vermögensanlage in der EU durch Investoren aus Drittstaa1273 Stellungnahme des Bundesministeriums für Justiz, S. 4; Response of the Republic of Slovenia, S. 3 f. 1274 Stellungnahme des Bundesministeriums für Justiz der Republik Österreich, S. 3 f. 1275 Stellungnahme des Bundesministeriums für Justiz der Republik Österreich, S. 5. 1276 So Geimer, FS Simotta, S. 163 (167) und Wolf, FS Simotta, S. 717 ff. 1277 Geimer, FS Simotta, S. 163 (167); Simotta, FS Simotta, S. 527 (533); v. Hein, RIW 2011, Heft 10, 1 (Editorial). 1278 Simotta, FS Simotta, S. 527 (533). 1279 Geimer, FS Simotta, S. 163 (167). 1280 Simotta, FS Simotta, S. 527 (533). 1281 Hau, FS v. Hoffmann, S. 617 (626 f.); Hay, FS v. Hoffmann, S. 634 (636); Briggs, LMCLQ 2011, S. 157 (159 f.) (2011): “[…] it is an outrageously bad idea”. 1282 Hay, FS v. Hoffmann, S. 634 (636, 637). 1283 Hau, FS v. Hoffmann, S. 617 (627). 1284 Briggs, LMCLQ 2011, S. 157 (160) (2011).

III. Vermögensgerichtsstände

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ten unattraktiv zu machen.1285 Das Europäische Parlament schloss sich den die Einbeziehung von Drittstaatenbeklagten in den Anwendungsbereich der Verordnung im Allgemeinen und den subsidiären Vermögensgerichtsstand im Besonderen ablehnenden Ansichten an. Zur Begründung führte es aus, die Kommission habe für diesen weitreichenden Schritt kein Mandat des demokratisch legitimierten Europäischen Parlaments erhalten.1286 Die Ausweitung der Verordnung auf Drittstaatenbeklagte und die Abschaffung der nationalen Restzuständigkeit in Art. 4 EuGVVO a.F. sei derzeit verfrüht und erfordere eine ausführliche Beratung und eine politische Debatte.1287 Es sei auch nicht nachgewiesen, dass die Anwendung nationaler Zuständigkeitsregelungen bei Beteiligung von Drittstaatenbeklagten zu erheblichen Unannehmlichkeiten für den Kläger führe.1288 Ein einseitiger Vorstoß der EU schwäche zudem ihre Verhandlungsposition in zukünftigen Debatten über ein supranationales Anerkennungs- und Vollstreckungsübereinkommen.1289 Das Europäische Parlament wandte sich ferner konkret gegen den Wortlaut des vorgeschlagenen subsidiären Vermögensgerichtsstands (Art. 25 EuGVVO-E). Die Voraussetzung einer „sufficient connection“ des Rechtsstreits zu dem Mitgliedstaat, dessen Gerichte angerufen werden, führe zu Auslegungsschwierigkeiten und damit zu Rechtsunsicherheit.1290 Habe der Rechtsstreit einen ausreichenden Bezug zum Mitgliedstaat, sei dessen Zuständigkeit im Übrigen bereits nach den Zuständigkeitsregeln des Kapitels 2, Abschnitt 2 bis 7 der Verordnung begründet und sei der Vermögensgerichtsstand subsidiär.1291 Die Position des Europäischen Parlaments setzte sich durch. Die neue EuGVVO sieht keine Einbeziehung von Drittstaatenbeklagten in ihren Anwendungsbereich vor. Gemäß Art. 6 EuGVVO bestimmt sich vorbehaltlich der Artt. 18 Abs. 1, 21 Abs. 2 und der Artt. 24 und 25 die Zuständigkeit der Gerichte eines jeden Mitgliedstaats nach dessen eigenem Recht. Die teilweise erwartete Renaissance des Vermögensgerichtsstands blieb aus. In der neuen EuGVVO wird dem Vermögensgerichtsstand wieder der Platz unter den ausgeschlossenen exorbitanten Gerichtsständen in Art. 5 Abs. 2 in Verbindung mit Art. 76 Abs. 1 a) zugewiesen. Auch im Haager Übereinkommen vom 26. April 1966 über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Urteile in Zivil- und Handelssachen – das nicht in Kraft getreten ist – wurde die Anerkennung von im Vermögensgerichtsstand ergangenen Entscheidungen im Zusatzprotokoll ausdrücklich ausgeschlossen: 1285 1286 1287 1288 1289 1290 1291

Hau, FS v. Hoffmann, S. 617 (627). Draft Report v. 28.6.2011, S. 8. Draft Report v. 28.6.2011, S. 8. Draft Report v. 28.6.2011, S. 8. Draft Report v. 28.6.2011, S. 8. Amendments v. 19.10.2011, S. 16. Amendments v. 19.10.2011, S. 16.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

“Art. 2: (1) Recognition and enforcement of a decision [...] shall in a Contracting state be refused [...] where the decision was based [...] only on one or more of grounds of jurisdiction specified in Article 4. […] Art. 4 The grounds of jurisdiction referred to in the 1st paragraph of Article 2 are the following – (a) the presence in the territory of the State of origin of property belonging to the defendants, or seizure by the plaintiff of property situated there, unless – – the action is brought to assert proprietary or possessory rights in that property or arises from another issue relating to such property, – the property constitutes the security for a debt which is the subject-matter of the action.”1292

Hintergrund dieser Regelung war der deutsche Vorstoß, einen Gerichtsstand am Ort des Vermögens in das weltweite Anerkennungs- und Vollstreckungsübereinkommen einzuführen, welcher auf erbitterten Widerstand der englischen und amerikanischen Delegationen gestoßen war. Sie verlangten, den in beziehungsarmen Gerichtsständen – zu denen sie insbesondere den deutschen Vermögensgerichtsstand zählten – ergangenen Entscheidungen im Verhältnis der Konventionsstaaten die Anerkennungsfähigkeit zu versagen.1293 Der Hinweis von deutscher Seite, exorbitanten Gerichtsständen könne im Gesamtsystem einer Rechtsordnung wegen der Schutzbedürftigkeit der Gläubiger von im Ausland lebenden Schuldnern eine gewisse Rechtfertigung nicht abgesprochen werden,1294 stieß auf taube Ohren. Die USA und England machten die Unterzeichnung des Haager Übereinkommens von der Unterzeichnung des Zusatzprotokolls abhängig, das die Anerkennung und Vollstreckung von im Vermögensgerichtsstand ergangenen Entscheidungen ausschloss.1295 Bemerkenswert ist, dass Klagen mit Bezug zum zuständigkeitsbegründenden Vermögen – wie Klagen aus oder auf dingliche Rechte oder Klagen, deren Streitgegenstand eine durch das zuständigkeitsbegründende Vermögen gesicherte Forderung ist – von Artt. 2, 4 des Zusatzprotokolls ausgenommen wurden. Dem oben bereits behandelten dinglichen Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen sollte demnach die Anerkennung und Vollstreckung nicht versagt werden. Bei derartigen Klagen sei ein hinreichend enger Bezug des Verfahrens zum Forumstaat gewährleistet, weshalb dem Gerichtsstand nicht der Stempel „beziehungsarm“ aufgedrückt werden könne.1296 Im Ergebnis konnten sich die beteiligten Staaten nicht auf ein verbindliches Haager Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung 1292

Der Text des Zusatzprotokolls ist verfügbar in: 15 Am. J. Comp. L., 361 (369) (1966/67). 1293 Conférence de La Haye de droit international privé, Actes et documents de la Session extraordinaire 13 au 26 avril 1966, S. 288, Proposal No. 30 und S. 333. 1294 Arnold, Actes et documents, S. 426; 460. 1295 v. Mehren, Actes et documents, S. 426 ff.; Newman, Actes et documents, S. 451; vgl. auch die Abstimmung, Actes et documents, S. 460. 1296 Droz, Rapport, Actes et documents, S. 501.

III. Vermögensgerichtsstände

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einigen. Die Wiederaufnahme der Verhandlungen im Jahr 1999 mündete in einer ersten Entwurfsvorlage, in deren black list exorbitanter und damit nicht anerkennungspflichtiger Gerichtsstände der Vermögensgerichtsstand erneut aufgenommen wurde: 1297 “Art. 18 (2) […] jurisdiction shall not be exercised by the courts of a Contracting State on the basis solely of one or more of the following – (a) the presence or seizure of property belonging to the defendant, except where the dispute is directly related to that property; […]”.

Der jüngste Entwurf für ein Haager Anerkennungs- und Vollstreckungsübereinkommen schließt im Vermögensgerichtsstand ergangene Entscheidungen in seinem Art. 7 zwar nicht ausdrücklich aus.1298 Eine Anerkennung solcher Entscheidungen wäre über Art. 5 Nr. 1 k) theoretisch möglich: “A judgment is eligible for recognition and enforcement if one of the following requirements is met – the court of origin would have had jurisdiction in accordance with the law of the requested State concerning recognition and enforcement of foreign judgments.”

Allerdings ist die Anerkennungsfähigkeit nach dem oben Gesagten jedenfalls im Verhältnis zu den USA sehr zweifelhaft. Überdies spricht die Debatte über die Anerkennungsfähigkeit der im Vermögensgerichtsstand ergangenen Entscheidungen bei den bisherigen Beratungen und Verhandlungen der Haager Konferenz gegen die Eignung von Vermögensgerichtsständen – jedenfalls nach dem Vorbild von § 23 ZPO – für ein Zuständigkeitsübereinkommen. Auch die Aufnahme eines Vermögensgerichtsstands nach dem Vorbild der US-amerikanischen quasi in rem jurisdiction überzeugt nicht. Zwar unterscheidet sie sich vom disputierten § 23 ZPO, da sie nur eine auf das Inlandsvermögen beschränkte Entscheidungszuständigkeit begründet. Zweck und Rechtfertigung beider Vermögensgerichtsstände liegen jedoch gerade in ihrer Funktion als Auffanggerichtsstände, wenn andere Gerichtsstände dem Kläger kein oder – wegen fehlender Anerkennung – kein zumutbares Forum zur Rechtsverfolgung eröffnen. Dieser Zweck steht einem weltweiten Zuständigkeitsübereinkommen diametral entgegen. Das weltweite Zuständigkeitsübereinkommen dient der Schaffung konsensfähiger und angemessener Gerichtsstände, um eine zumutbare Anerkennungs- und Vollstreckungspflicht zu statuieren und die Notwendigkeit beziehungsarmer Auffanggerichtsstände möglichst auszuschließen. Soweit im Anwendungsbereich des Übereinkommens eine Auffangzuständigkeit erforderlich wird, böte sich zwar die Einführung eines einheitlichen Vermögensgerichtsstands an. Besser ist aber ein Verweis auf das in der Regel ausdifferenzierte Gesamtsystem nationaler Zu1297 Report on the preliminary draft Convention on Jurisdiction and Foreign Judgments in Civil and Commercial Matters, Peter Nygh and Fausto Pocar. 1298 Art. 7, Proposed Draft Text of the Working Group on the Judgments Project resulting from its Fifth Meeting.

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Kapitel 2: Sachbelegenheit als Zuständigkeitsmerkmal

ständigkeitsvorschriften nach dem Vorbild von Art. 4 Abs. 2 EuGVVO, da auf diese Weise die Zuständigkeit eines im Einzelfall verfahrensnäheren Gerichts gewährleistet wird und nicht ein Auffanggerichtsstand den anderen vorgezogen wird. Schließlich ist die dem dinglichen Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen teilweise vorgeworfene Missbrauchsanfälligkeit bei einem Vermögensgerichtsstand, der keinen Bezug zwischen Klagegrund und zuständigkeitsbegründendem Vermögen voraussetzt, sehr viel größer. Missbrauchs-anfällige Zuständigkeitsvorschriften sind in einem Gerichtsstandübereinkommen zur Regelung internationaler Zuständigkeit aus Gründen der Vorhersehbarkeit möglichst zu vermeiden. Im Ergebnis ist ein praktischer Bedarf nach einem Vermögensgerichtsstand in einem supranationalen Zuständigkeitsübereinkommen daher abzulehnen.

Kapitel 3

Ergebnisse Ergebnisse

1. Das in der EuGVVO weitgehend vereinheitlichte kontinentaleuropäische Zuständigkeitssystem unterscheidet sich in wesentlichen Punkten vom USamerikanischen Verständnis angemessener Zuständigkeitswahrnehmung. Die EuGVVO bietet ein Regelungssystem abgeschlossener Gerichtsstände, das darauf abzielt, die Zuständigkeitswahrnehmung dem gerichtlichen Ermessen möglichst zu entziehen und für die Parteien vorhersehbar zu machen. In den allgemeinen und besonderen Gerichtsständen werden die anerkannten Zuständigkeitsinteressen der Parteien, des Staats und des Gerichts typisierend kodifiziert, um konfligierende Interessen in (internationalen) Rechtsstreitigkeiten weitgehend in Einklang zu bringen. Dagegen findet die USamerikanische Rechtsprechung die Grenze ihrer interlokalen und internationalen Zuständigkeit erst in der verfassungsrechtlichen due process clause. Im Übrigen sind die Gerichte frei, ihre Zuständigkeit durch Ermessensausübung im Rahmen der einzelstaatlichen – teilweise völlig voraussetzungslosen – long-arm statutes wahrzunehmen oder abzulehnen. Im Rahmen ihrer Ermessensausübung orientiert sich die Rechtsprechung an der Frage, welches Gericht nach Abwägung anerkannter Zuständigkeitsinteressen das geeignetste ist, den Rechtsstreit zu entscheiden. In jüngster Zeit tendiert der U.S. Supreme Court indessen dazu, die Wahrnehmung internationaler Zuständigkeit zugunsten des Zuständigkeitsinteresses der Vorhersehbarkeit einzuschränken. Im Ergebnis schlagen zwar beide Zuständigkeitssysteme zur Bestimmung angemessener Zuständigkeitswahrnehmung einen unterschiedlichen Weg ein. Diesen Weg weisen aber dieselben Zuständigkeitsinteressen: auf Parteiseite das Interesse an einem wohnsitznahen und vorhersehbaren Gerichtsstand, an einer effektiven Streiterledigung durch Beweis-, Sach- und Rechtsnähe des zuständigen Gerichts sowie das einseitige Klägerinteresse an einer vollstreckungsnahen Zuständigkeit; auf Gerichtsseite das mit dem Parteiinteresse gleichlaufende Interesse an Sach-, Beweis- und Rechtsnähe und schließlich das Interesse eines Staates an einem umfassenden gerichtlichen Schutz seiner Bürger einerseits und an einer Vermeidung übermäßiger Inanspruchnahme seiner Gerichtsressourcen andererseits. 2. Belegenheitsgerichtsstände eignen sich dann zur Aufnahme in ein supranationales Zuständigkeitsübereinkommen, wenn sie einen Bezug zwischen

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der (dinglichen) Klage und der zuständigkeitsbegründenden Sache voraussetzen. a) Die Einführung eines ausschließlichen dinglichen Gerichtsstands am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen in ein supranationales Übereinkommen, eines ausschließlichen Gerichtsstands für Mietklagen betreffend unbewegliche Sachen und eines besonderen Gerichtsstands für sonstige unmittelbar grundstücksbezogene Klagen ist uneingeschränkt empfehlenswert. aa) Der dingliche Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen ist in allen drei untersuchten Rechtsordnungen kodifiziert und seine Rechtfertigung als ausschließlicher Gerichtsstand nahezu unbestritten. Daneben kennen alle drei Rechtsordnungen einen ausschließlichen Gerichtsstand für Mietklagen betreffend unbewegliche Sachen. Sowohl das schweizerische als auch das deutsche (internationale) Prozessrecht kodifizieren zudem eine besondere Belegenheitszuständigkeit für bestimmte grundstücksbezogene persönliche Klagen. Der Anwendungsbereich der sachbezogenen (in rem) und beklagtenbezogenen (personal) internationalen Belegenheitszuständigkeit US-amerikanischer Gerichte ist weiter und erfasst sämtliche grundstücksbezogenen Klagen dinglicher und persönlicher Natur. Gleiches gilt für die – in allen Bundesstaaten kodifizierte – örtliche Belegenheitszuständigkeit. bb) Im internationalen Zuständigkeitsrecht besteht ein dringender Bedarf nach einem dinglichen Gerichtstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen. Der Gerichtsstand gewährleistet die gewichtigen Zuständigkeitsinteressen der Beweis-, Sach-, Rechts- und Vollstreckungsnähe. Ferner schafft er eine für beide Parteien ohne Weiteres vorhersehbare Zuständigkeit am Ort des streitbefangenen Grundstücks. In einem internationalen Rechtsstreit besitzen schließlich die Souveränitätsinteressen der Belegenheitsstaaten besonderes Gewicht. Ungeachtet weltweiter Marktöffnung sehen Staaten unmittelbare Verfügungen ausländischer Gerichte über ihr Grundstücke nach wie vor als Souveränitätseingriff an. cc) Die Bestimmung des Begriffs „unbewegliche Sache“ sollte dem jeweiligen befassten Gerichtsstaat überlassen werden. Eine einheitliche Begriffsfestlegung zöge Auslegungsschwierigkeiten nach sich, die mangels supranationaler Revisionsinstanz zu Rechtsunsicherheit führen würden. Einer unangemessenen Zuständigkeitsinanspruchnahme durch weite Begriffsauslegung kann im Anerkennungsverfahren wirksam begegnet werden. dd) Die Belegenheit unbeweglicher Sachen begründet für dingliche Klagen eine zwingende und ausschließliche Gerichtszuständigkeit. Die Ausschließlichkeit ist aus Praktikabilitätsgründen (geringerer Verwaltungsaufwand wegen Grundbuchnähe) und wegen der bereits geschilderten Souveränitätsinteressen unerlässlich. Rügelose Einlassungen des Beklagten und abweichende Gerichtsstandvereinbarungen sollten ausgeschlossen werden. Die überparteilichen Interessen an einer Verwaltungsvereinfachung und der Souveränitätswahrung haben in internationalen Rechtsstreitigkeiten besonderes Gewicht.

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ee) Klagen wegen unerlaubter Einwirkung auf Grundstücke sollten nicht unter den Anwendungsbereich des Belegenheitsgerichtsstands gefasst werden. Zwar ist das Belegenheitsgericht bei Entscheidungen über Immissionsschutzklagen oft besonders beweisnah. Dieses Zuständigkeitsinteresse erfüllt aber auch der Deliktsgerichtsstand. Im Ergebnis sprechen die besseren Gründe für eine deliktische Einordnung der Klagen. ff) Empfehlenswert ist ein besonderer Gerichtsstand am Belegenheitsort unbeweglicher Sachen auch für bestimmte persönliche Klagen aus nachbarrechtlichen Streitigkeiten, auf Schadensersatz oder Unterlassung wegen Beschädigung des Grundstücks und auf Einräumung dinglicher Rechte an einem Grundstück. Die Kodifizierung einer ausschließlichen Belegenheitszuständigkeit ist in diesem Fall nicht ratsam, da sie den Beklagten in einem internationalen Rechtsstreit besonders belasten kann und die einschlägigen Zuständigkeitsinteressen bei persönlichen Klagen nicht das gleiche Gewicht haben wie bei dinglichen Klagen. gg) Die Belegenheit unbeweglicher Mietgegenstände begründet für Mietklagen eine ausschließliche Zuständigkeit. Das Gericht am Belegenheitsort der Mietsache ist in der Regel besonders sach- und beweisnah. Überdies besitzt es besondere Rechtskompetenz: Erstens wird auf unbewegliche Mietsachen gewöhnlich das Recht des Belegenheitsorts angewandt. Zweitens enthalten die örtlichen Gesetze regelmäßig zwingende Vorschriften, an deren Einhaltung der Belegenheitsstaat – besonders im Wohnraummietrecht – ein besonderes Interesse hat. Die verfolgten Zuständigkeitsinteressen rechtfertigen eine ausschließliche Belegenheitszuständigkeit aber nur, wenn die mietrechtliche Verpflichtung – neben etwaigen weiteren Nebenpflichten – zweifelsfrei Hauptleistungspflicht des dem Streit zugrundeliegenden Vertrags ist. Ausgeklammert werden zudem kurzfristige Wohnraumvermietungen. In diesem Fall greifen die Zuständigkeitsinteressen zu kurz und hat der schutzwürdige Mieter in der Regel keinen besonderen Bezug zum Belegenheitsort. Gleiches gilt für Streitigkeiten über die Miete von Gewerberäumen. hh) In einem supranationalen Übereinkommen ist bei der Bestimmung des Belegenheitsortrechts an den tatsächlichen Lageort des Grundstücks anzuknüpfen. Erstreckt sich das streitgegenständliche Grundstück über mehrere Staatsgebiete, sind alle Belegenheitsgerichte zur Entscheidung über das gesamte Grundstück berufen. Damit verbundene Souveränitätseingriffe sind ausnahmsweise hinzunehmen. Stehen mehrere in verschiedenen Staaten belegene Grundstücke in Streit, sind die Belegenheitsgerichte konkurrierend ausschließlich zuständig, wenn Streit über ein einheitliches Recht an mehreren Grundstücken oder ein einheitliches Vertragsverhältnis über mehrere Grundstücke besteht. Steht nicht das Grundstück selbst, sondern ein Bestandteil des Grundstücks in Streit, gilt der Belegenheitsort des Grundstücks als Belegenheitsort des Bestandteils.

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b) Die Einführung eines besonderen dinglichen Gerichtsstands am Belegenheitsort beweglicher Sachen in ein supranationales Zuständigkeitsübereinkommen ist empfehlenswert. aa) Ein besonderer dinglicher Gerichtsstand am Belegenheitsort beweglicher Sachen ist den nationalen Rechtsordnungen hinreichend bekannt. Er ist in der schweizerischen ZPO (örtliche Zuständigkeit) und im schweizerischen IPRG (internationale Zuständigkeit) kodifiziert. Aus Gründen der Klarstellung normiert das IPRG zusätzlich eine Belegenheitszuständigkeit am Ort von Kulturgütern. In den USA wird am Belegenheitsort beweglicher Sachen eine in rem jurisdiction für dingliche und unmittelbar sachbezogene persönliche Klagen begründet. Daneben kodifizieren einige Bundesstaaten eine interlokale und internationale (besondere) Belegenheitszuständigkeit am Ort der beweglichen Sache in Form der personal jurisdiction. Sowohl einige einzelstaatliche Prozessordnungen als auch der bundesstaatliche U.S.C. regeln eine örtliche Zuständigkeit am Belegenheitsort beweglicher Sachen. Der Anwendungsbereich dieser Zuständigkeitsvorschriften variiert und ist tendenziell enger als der Anwendungsbereich der Belegenheitsgerichtsstände am Ort unbeweglicher Sachen. Nach ganz überwiegender Ansicht in den USA gilt der Gerichtsstand auf der Ebene der örtlichen Zuständigkeit lediglich wahlweise oder alternativ zu anderen (besonderen) Gerichtsständen. bb) Im internationalen Zuständigkeitsrecht besteht ein – im Vergleich zum Belegenheitsgerichtsstand am Ort unbeweglicher Sachen freilich geringerer – praktischer Bedarf nach einem entsprechenden besonderen Gerichtsstand. Das Belegenheitsgericht am Ort der streitbefangenen beweglichen Sache besitzt in der Regel sowohl während des Verfahrens einen unmittelbaren Zugriff auf die Streitsache (Sachnähe) und relevante Beweismittel (Beweisnähe) als auch nach Abschluss des Verfahrens (Vollstreckungsnähe). Ferner wendet es meist das ihm vertraute Belegenheitsrecht (lex rei sitae) auf die streitigen Sachfragen an (Rechtsnähe). Sowohl Kläger als auch Beklagter können und müssen damit rechnen, dass das Belegenheitsgericht über Streitfragen betreffend die bewegliche Sache entscheidet (Vorhersehbarkeit). cc) Ungeachtet einiger Unkenrufe hebt die Gefahr eines Zuständigkeitsmissbrauchs durch Sachverschiebung die Vorteile des Belegenheitsgerichtsstands nicht auf. Sowohl eine Zuständigkeitserschleichung durch den Kläger als auch eine Zuständigkeitsvereitelung durch den Beklagten haben in der Praxis des Belegenheitsgerichtsstands geringe Bedeutung. Nur in seltenen Fällen ist nach einer Sachverschiebung die Zuständigkeit eines völlig sach-, beweis-, vollstreckungs- und rechtsfernen Gerichts begründet. Im Übrigen kann einer derart missbräuchlichen Zuständigkeitsbegründung nach allgemeiner Meinung im internationalen Zuständigkeitsrecht mit dem Einwand arglistigen Verhaltens, des forum non conveniens oder einer entsprechenden Auslegung der Zuständigkeitsvorschrift wirksam begegnet werden.

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dd) Andere anerkannte Gerichtsstände sind nicht geeignet, den festgestellten praktischen Bedarf zu kompensieren. Der Gerichtsstand dient dem Gebot effektiven Rechtsschutzes, indem er dem rechtsschutzsuchenden Kläger die Wahl eines in der Regel beweis-, sach- und rechtsnäheren Gerichts einräumt. ee) Auf supranationaler Ebene ist der Anwendungsbereich des Belegenheitsgerichtsstands eng zu fassen. Forderungen und andere Vermögensrechte sind mangels einheitlicher Begriffsdefinition im internationalen Zuständigkeitsrecht aus dem Sachbegriff auszuklammern. Ihre Aufnahme hätte Auslegungsschwierigkeiten und damit Rechtsunsicherheit zur Folge. Überdies sollten nur dingliche Klagen in Bezug auf die streitbefangene Sache erfasst werden. Persönliche Klagen erfüllen die verfolgten Zuständigkeitsinteressen nur teilweise und werden bereits von anderen anerkannten Gerichtsständen in angemessener Weise gewährleistet. ff) Mangels hinreichenden Bezugs zu ihrem jeweiligen Belegenheitsort sollten res in transitu aus dem Anwendungsbereich des Belegenheitsgerichtsstands ausgeklammert werden. gg) Maßgeblicher Zeitpunkt für die zuständigkeitsbegründende Belegenheit ist der Zeitpunkt der Klageeinreichung. Im Vergleich zum deutschen Recht wird der Zeitpunkt der Zuständigkeitsbegründung zwar vorverlagert. Diese Vorverlagerung bringt jedoch den Vorteil mit sich, dass eine Zuständigkeitsvereitelung durch eine Sachverschiebung des Beklagten zwischen Klageeinreichung und Klageerhebung ausgeschlossen ist und dogmatische „Verrenkungen“, wie teilweise bei § 23 ZPO, nicht erforderlich sind. c) Vermögensgerichtsstände haben als bloße Auffanggerichtsstände keinen Platz in einem supranationalen Zuständigkeitsübereinkommen. aa) Vermögensgerichtsstände haben in nationalen Rechtsordnungen als Auffanggerichtsstände unter der Voraussetzung eine Berechtigung, dass die Anerkennung nicht gesichert ist und dem Kläger effektiver Rechtsschutz und der Zugriff auf inländisches Beklagtenvermögen verwehrt wird. bb) In den USA wurde der Anwendungsbereich der quasi in rem jurisdiction durch den U.S. Supreme Court stark beschnitten. Nach zutreffender Auffassung hat die quasi in rem jurisdiction aber in zwei Fällen als Auffanggerichtsstand nach wie vor Bedeutung: erstens, wenn die long-arm statutes des angerufenen Bundesstaats den konkreten Fall nicht erfassen, der Kläger aber berechtigterweise auf das Inlandsvermögen des Beklagten zugreifen möchte; zweitens, wenn die Kontakte des Beklagten zum angerufenen Staat zwar nicht zur Ausübung einer personal jurisdiction ausreichen, aufgrund der Vermögensbelegenheit aber eine auf das Vermögen beschränkte Entscheidungszuständigkeit rechtfertigen. cc) Der Begriff des zuständigkeitsbegründenden Vermögens wird im deutschen Zivilprozessrecht weit ausgelegt. Forderungen des Schrifttums, den als beziehungsarm empfundenen Gerichtsstand durch eine restriktive Auslegung des Vermögensbegriffs einzuschränken, hat die höchstrichterliche Rechtspre-

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chung bis heute eine Absage erteilt. In den USA wird die Belegenheitszuständigkeit teilweise auf körperliches Vermögen beschränkt. Die jüngere Rechtsprechung tendiert dazu, bei der Belegenheit bloß unkörperlicher Sachen im Gerichtsstaat höhere Anforderungen an weitere zuständigkeitsbegründende Beziehungen des Beklagten zu stellen. dd) Sowohl im deutschen als auch im US-amerikanischen Prozessrecht ist der Vermögensgerichtsstand für alle vermögensrechtlichen Klagen eröffnet. Die im deutschen Schrifttum vorgeschlagene Beschränkung des Anwendungsbereichs auf Klagen, deren Entscheidung einen vollstreckungsfähigen bzw. einen vollstreckungsbedürftigen Inhalt hat, ist abzulehnen. Neben dem Vollstreckungsinteresse des Klägers dient der Vermögensgerichtsstand als Auffanggerichtsstand für alle vermögensrechtlichen Klagen, widrigenfalls dem Kläger eine Rechtsverfolgung verwehrt wird. Die US-amerikanische quasi in rem jurisdiction ist hingegen nur für Klagen eröffnet, mit denen der Kläger Befriedigung aus dem zuständigkeitsbegründenden Vermögen begehrt. ee) Bei unkörperlichen Sachen bestimmen sowohl Deutschland als auch die USA den Belegenheitsort nach vollstreckungsrechtlichen Gesichtspunkten. Für Forderungen ist nach deutschem Recht der Wohnsitz des Schuldners maßgeblich, nach US-amerikanischem Recht der Ort, an dem personal jurisdiction über den Forderungsschuldner ausgeübt wird. Bei anderen Vermögensrechten folgt die Belegenheitsortbestimmung Sonderregeln. ff) Ein hinreichender Inlandsbezug des Rechtsstreits als ungeschriebene Voraussetzung des Vermögensgerichtsstands überzeugt nicht. Abstraktgenerelle Kriterien für die Bestimmung des „hinreichenden Inlandsbezugs“ hat die Rechtsprechung zu entwickeln versäumt; die Einschränkung folgt den Umständen des Einzelfalls und liegt damit im Ermessen des Gerichts. Überzeugend ist es, die Natur des Vermögensgerichtsstands als beziehungsarmen Auffanggerichtsstand hinzunehmen und ihn völkervertraglich auszuschließen, wenn die Urteilsanerkennung gesichert ist. gg) Die in den USA zur Begründung einer quasi in rem jurisdiction ehemals vorausgesetzte Beschlagnahme des Beklagtenvermögens hat heute ihre Berechtigung verloren. Erstens wird nicht mehr die unmittelbare Kontrolle des Gerichts über das Vermögen gefordert. Zweitens bleibt die Belegenheitsortzuständigkeit nach zutreffender Ansicht unabhängig davon bestehen, ob der Beklagte das Vermögen nach der Zuständigkeitsbegründung fortschafft. Drittens dient auch allein die Vermögensbeschlagnahme nicht mehr als ausreichender Zustellungsersatz. Gefordert wird vielmehr der Versuch einer tatsächlichen Benachrichtigung des Beklagten. Mit dem Wegfall des Beschlagnahmeerfordernisses sollte auch die Entscheidungszuständigkeit des Belegenheitsgerichts erweitert werden: beschränkt auf den Wert des Inlandvermögens, aber vollstreckbar in das gesamte Beklagtenvermögen.

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hh) Lässt man der quasi in rem jurisdiction mit der hier vertretenen Ansicht einen Anwendungsbereich, muss der so belangte Beklagte wählen können, ob er sich umfassend auf die Klage einlässt und den Rechtsstreit endgültig erledigt (appearance) oder sich beschränkt auf das Vermögen im Gerichtsstaat verteidigt und eine erneute Klage riskiert, wenn das Vermögen nicht ausreicht, den Kläger zu befriedigen (limited appearance). ii) Beide Vermögensgerichtsstände – § 23 ZPO und die quasi in rem jurisdiction – sind für ein supranationales Zuständigkeitsübereinkommen nicht geeignet. Sie dienen als Auffanggerichtsstände, wenn keine Verträge und entsprechenden Anerkennungspflichten bestehen und dem Kläger eine Klage im Ausland nicht zugemutet werden kann. In früheren Entwürfen eines Haager Anerkennungs- und Vollstreckungsübereinkommen hatten die USA jeweils darauf bestanden, die im (deutschen) Vermögensgerichtsstand ergangenen Entscheidungen ausdrücklich von der Anerkennungspflicht auszunehmen.

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Entscheidungsverzeichnis Entscheidungsverzeichnis

I. Deutsche Gerichte 1. Reichsgericht Urt. v. 28.2.1882 – II 474/81, RGZ 7, 309 ...................................................................... 256 Urt. v. 15.12.1885 – II 287/85, RGZ 15, 386 ..................................................................... 71 Urt. v. 26.5.1886 – I 121/86, RGZ 16, 391 ...................................................................... 270 Urt. v. 15.10.1887 – III 147/87, RGZ 20, 403 ................................................................... 71 Beschl. v. 14.2.1890 – III 2/90, RGZ 25, 394 .................................................................... 93 Urt. v. 16.12.1890 – II 273/90, RGZ 27, 393 ................................................................... 175 Urt. v. 20.1.1894 – V 329/93, RGZ 32, 414 ...................................................................... 97 Urt. v. 19.10.1895 – V 140/95, RGZ 36, 233 .................................................................... 93 Urt. v. 25.4.1902 – VII 67/02, RGZ 51, 232 ................................................................... 71 f. Urt. v. 18.6.1902 – V 125/02, RGZ 52, 40 ........................................................................ 72 Urt. v. 20.11.1903 – VII 288/03, RGZ 58, 8 .................................................................... 170 Urt. v. 7.6.1904 – II 181/04, RGZ 58, 258 ............................................................... 175, 256 Urt. v. 18.6.1907 – II 110/07, RG, Seuff.Arch. 63 = Folge 3, 8 (1908), S. 41 ................. 169 Urt. v. 15.2.1908 – V 254/07, RGZ 68, 24 ........................................................................ 65 Urt. v. 10.3.1911 – II 358/10, RGZ 75, 414..................................................................... 255 Urt. v. 27.2.1915 – V 474/14, RGZ 86, 272 ................................................................ 91, 93 Beschl. v. 7.11.1917 – V G 3/17, RGZ 91, 41 ................................................................... 93 Urt. v. 7.6.1921 – VII 528/20, RGZ 102, 251 ........................................................... 104, 170 Urt. v. 27.10.1928 – V 623/27, RGZ 122, 199 .................................................................. 71 Beschl. v. 5.2.1934 – IV 24/34, RGZ 143, 295 .................................................................. 93 Urt. v. 14.11.1938 – V 37/38, RGZ 158, 362 .................................................................... 65

2. Reichsoberhandelsgericht Reichsoberhandelsgericht, Urt. v. 24.6.1873 – Rep. 383/73, ROHG, 10, S. 340 ............. 169

3. Bundesgerichtshof Urt. v. 1.2.1952 – I ZR 123/50, NJW 1952, S. 540 .......................................................... 169 Urt. v. 27.2.1954 – II ZR 17/53, BGHZ 13, 5 .................................................................. 257 Urt. v. 22.6.1954 – I ZR 225/53, BGHZ 14, 72 ............................................................... 257 Urt. v. 30.9.1964 – VIII ZR 195/61, BGHZ 42, 194 ........................................................ 241 Urt. v. 9.7.1969 – VIII ZR 185/67, BGHZ 52, 251 .......................................................... 241 Urt. v. 10.12.1976 – V ZR 145/74, WM 1977, S. 453 ..................................................... 254 Urt. v. 3.5.1977 – VI ZR 24/75, NJW 1977, S. 1590 ..................................................18, 223

306

Entscheidungsverzeichnis

Urt. v. 17.5.1977 – VI ZR 174/74, BGHZ 69, 37 ......................................................... 258 f. Urt. v. 16.5.1980 – V ZR 15/79, ZIP 1980, S. 652 ............................................................ 66 Urt. v. 25.2.1982 – II ZR 123/81, BGHZ 83, 106 ............................................................ 257 Urt. v. 12.6.1985 – VIII ZR 142/84, WM 1985, S. 1213 ................................................... 77 Urt. v. 8.4.1987 – VIII ZR 211/86, BGHZ 100, 321 ........................................................ 207 Urt. v. 21.9.1987 – II ZR 41/87, WM 1987, S. 1353 ....................................................... 170 Urt. v. 22.10.1987 – I ZR 224/85, NJW 1988, S. 966 ................................................... 254 f. Urt. v. 22.11.1988 – VI ZR 226/87, NJW 1989, S. 1154 .............................. 170, 255, 261 f. Urt. v. 24.11.1988 – III ZR 150/87, WM 1989, S. 355 .................................................... 241 Urt. v. 28.2.1989 – XI ZR 70/88, WM 1989, S. 1047 ...................................................... 224 Urt. v. 11.1.1990 – IX ZR 27/89, NJW 1990, S. 990 ....................................................... 259 Urt. v. 24.10.1990 – XII ZR 112/89, NJW-RR 1991, S. 934 ........................................... 257 Urt. v. 12.11.1990 – II ZR 249/89, NJW-RR 1991, S. 423 .............................................. 254 Beschl. v. 30.1.1991 – XII ZB 156/90, NJW 1991, S. 1833 ............................................ 257 Urt. v. 2.7.1991 – XI ZR 206/90, NJW 1991, S. 3092 .............................................. 258, 271 Urt. v. 3.12.1992 – IX ZR 229/91, NJW 1993, S. 1073 ................................................... 252 Urt. v. 20.4.1993 – XI ZR 17/90, NJW 1993, S. 2683 .............................................. 170, 255 Beschl. v. 17.1.1995 – XI ZR 182/94, juris .............................................................. 185, 262 Urt. v. 24.4.1996 – IV ZR 263/95, NJW 1996, S. 2096 ................................................... 175 Urt. v. 22.10.1996 – XI ZR 261/95, NJW 1997, S. 324 ................................................... 262 Beschl. v. 28.10.1996 – X ARZ 1071/96, NJW 1997, S. 325 ............................... 254 f., 263 Urt. v. 18.3.1997 – XI ZR 34/96, NJW 1997, S. 2885 .............................................. 174, 261 Urt. v. 25.9.1997 – II ZR 113/96, NJW 1998, S. 1321 ...................................................... 97 Urt. v. 29.4.1999 – IX ZR 263/97, NJW 1999, S. 3198 ................................................... 262 Urt. v. 26.10.1999 – VI ZR 322/98, NJW 2000, S. 656 ................................................... 257 Urt. v. 13.3.2003 – VII ZR 370/98, BGHZ 154, 185 ....................................................... 227 Beschl. v. 16.12.2003 – X ARZ 270/03, BGHZ 157, 220 ................................................. 76 Beschl. v. 22.9.2005 – IX ZR 1/05, BeckRS 2005, 11442 .................................... 254 f., 258 Urt. v. 24.10.2005 – II ZR 329/03, NJW 2006, S. 689 .................................................... 116 Urt. v. 18.7.2008 – V ZR 11/08, NJW 2008, S. 3502 ...................................................... 116 Urt. v. 10.6.2009 – VIII ZR 108/07, NJW 2009, S. 2824 ................................................ 207 Urt. v. 13.7.2010 – XI ZR 28/09, NJW-RR 2011, S. 197 .................................... 224 ff., 229 Urt. v. 29.6.2010 – VI ZR 122/09, VersR 2011, S. 137 ..................................................... 19 Urt. v. 1.3.2011 – XI ZR 48/10, BGHZ 188, 373 ............................................................ 175 Urt. v. 5.5.2011 – IX ZR 176/10, BGHZ 189, 320 ............................................................ 19 Urt. v. 16.3.2012 – V ZR 279/10, NJW 2012, S. 1796 .................................................... 197 Urt. v. 23.10.2012 – X ZR 157/11, NJW 2013, S. 308 ................................................. 121 f. Beschl. v. 13.12.2012 – III ZR 282/11, NJW 2013, S. 386 ........................................... 261 f. Urt. v. 20.12.2012 – IX ZR 130/10, NJW-RR 2013, S. 880 ................................. 169, 261 f. Urt. v. 27.9.2013 – V ZR 232/10, ZOV 2014, S. 16 ........................................................ 255

4. Bundesverfassungsgericht Beschl. v. 12.4.1983 – 2 BvR 678/81, BVerfGE 64, 1 .................................................... 241

5. Bundesarbeitsgericht Urt. v. 29.6.1978 – 2 AZR 973/77, JZ 1979, S. 647 ........................................................ 175 Urt. v. 27.1.1983 – 2 AZR 188/81, NJW 1984, S. 1320 .............................................. 258 f.

Entscheidungsverzeichnis

307

Urt. v. 26.2.1985 – 3 AZR 1/83, NJW 1985, S. 2910 ...................................................... 259 Urt. v. 17.7.1997 – 8 AZR 328/95, NZA 1997, S. 1182 ............................................... 261 f.

6. Oberlandesgerichte Bamberg Urt. v. 2.8.1955 – 2 W 109/55, ZZP 69 (1956), S. 185 .................................................... 223

Bayerisches Oberlandesgericht Beschl. v. 22.9.1977 – Allg. Reg. 40/77, JZ 1951, S. 151 ................................................. 93 Beschl. v. 6.10.1992 – 1Z AR 112/92, BayOblGZ 1992, S. 277 ..................................... 188 Beschl. v. 18.4.2002 – 1Z AR 27/02, NJOZ 2002, S. 1604 ............................................... 93 Beschl. v. 21.12.2004 – 1Z AR 159/04, MDR 2005, S. 589 ........................................... 93 f.

Bremen Urt. v. 25.7.1952 – 1 U 211/1952, IPRspr. 1952/1953, Nr. 291 ...................................... 185

Celle Urt. v. 13.10.1953 – 4 U 81/53, NJW 1954, S. 961 ........................................................... 71 Urt. v. 11.11.1977 – 4 W 86/77, VersR 1978, S. 570 ........................................................ 72 Urt. v. 7.9.1983 – 9 U 43/83, WM 1984, S. 494 .............................................................. 230 Urt. v. 17.9.2010 – 4 U 30/08, NJW 2011, S. 791 ........................................................... 197

Darmstadt Urt. v. 21.5.1921 – U 121/24, JW 1929, S. 121 Nr. 9 ............................................... 185, 270

Dresden Urt. v. 11.4.2007 – 8 U 1939/06, NJW-RR 2007, S. 1145 ............................................... 261 Beschl. v. 25.5.2010 – 3 AR 27/10, BeckRS 2011, 23877................................................. 94 Beschl. v. 26.5.2010 – 3 AR 30/10, BeckRS 2011, 23878................................................. 94 Beschl. v. 10.8.2010 – 3 AR 46/10, NZM 2011, S. 885 .................................................... 94

Düsseldorf Urt. v. 18.3.1954 – 6 U 195/53, BB 1954, S. 313 ............................................................ 171 Urt. v. 1.8.1991 – 10 U 8/91, NJW 1991, S. 3103 ........................................................... 256 Urt. v. 11.8.1994 – 6 U 227/93, RIW 1996, S. 598 .............................................. 184 f., 262 Urt. v. 9.3.2006 – 5 U 2/06, NJOZ 2006, S. 2719..................................................... 259, 262 Beschl. v. 8.11.2007 – I-24 U 117/07, NZM 2008, S. 479 ................................................ 77 Urt. v. 21.2.2008 – I-10 U 142/07, NJW-RR 2008, S. 1526 ............................................ 124

Frankfurt Urt. v. 4.7.1967 – 5 U 202/66, IPRspr. 1966/1967, Nr. 35 .............................................. 255 Urt. v. 19.12.1980 – 17 U 106/79, MDR 1981, S. 322 ............................................. 170, 255 Urt. v. 22.9.1982 – 17 U 65/81, OLGZ 1983, S. 99 ......................................................... 184 Beschl. v. 08.12.1986 – 5 W 42/86, NJW-RR 1988, S. 572; WM 1987, S. 276 ....... 170, 259 Urt. v. 4.6.1992 – 16 U 140/91, NJW-RR 1993, S. 305 ................................................... 261 Urt. v. 27.9.1995 – 17 U 165/94, NJW-RR 1996, S. 186 .......................................... 171, 255 Beschl. v. 22.12.1997 – 21 AR 101/97, OLGR 1998, S. 214 ............................................. 76

308

Entscheidungsverzeichnis

Urt. v. 1.10.1998 – 1 U 163/96, IPRax 1999, S. 247 ................................................ 170, 174 Urt. v. 23.8.2006 – 7 U 130/05, BeckRS 2007, 65228 ..................................................... 262 Urt. v. 28.11.2011 – 21 U 23/11, WM 2011, S. 2360 ...................................................... 261 Urt. v. 17.12.2012 – 1 U 17/11, ZIP 2013, S. 277 .................................................... 255, 257 Urt. v. 14.10.2014 – 11 SV 97/14, juris ............................................................................. 94

Hamburg Urt. v. 28.12.1956 – 1 U 130/56, BB 1957, S. 274 ............................................................ 72 Urt. v. 1.12.1976 – 5 U 111/76, IPRspr. 1976 Nr. 147 .................................................... 171 Urt. v. 9.7.1992 – 6 U 57/92, VersR 1994, S. 746 ........................................................... 254 Urt. v. 30.9.1992 – 4 U 94/92, NJW-RR 1993, S. 84......................................................... 78 Urt. v. 22.8.1995 – 2 U 29/94, NJW-RR 1996, S. 203 ..................................................... 175

Hamm Beschl. v. 26.5.1975 – 15 Sbd 11/75, OLGZ 1975, S. 413 .............................................. 188 Urt. v. 15.5.1986 – 4 U 326/85, NJW 1987, S. 138 ........................................................... 18 Urt. v. 8.12.1987 – 10 U 31/87, NJW-RR 1988, S. 703 ....................................................... 7 Beschl. v. 28.3.2002 – 27 W 7/02, OLGR 2002, S. 262 .................................................... 72 Beschl. v. 28.11.2013 – I-32 SA 63/13, NJW-RR 2014, S. 332 ........................................ 93 Urt. v. 20.10.2014 – I-32 SA 70/14, juris ....................................................................... 75 f.

Kammergericht Urt. v. 5.4.1929 – 6 U 12245/28, JW 1929, S. 2360 ........................................................ 169 Beschl. v. 10.1.1975 – 1 AR 39/74, OLGZ 1975, S. 293 ................................................. 188 Urt. v. 23.7.2001 – 12 U 980/00, KGR 2001, S. 401 ................................................... 72, 97 Beschl. v. 6.3.2008 – 2 AR 12/08, NJW-RR 2008, S. 1465 ............................................... 77

Karlsruhe Urt. v. 23.4.1959 – 2 U 225/57, MDR 1960, S. 56 .......................................................... 223 Urt. v. 26.11.1968 – 8 U 72/68, IPRspr. 1968/1969, Nr. 201 ....................... 175, 184 f., 267 Urt. v. 7.10.1983 – 15 U 35/83, ZMR 1984, S. 18 ............................................................. 77 Urt. v. 14.1.1999 – 19 U 257/97, RIW 1999, S. 463 ........................................................ 124

München Urt. v. 18.9.1959 – 8 U 709/59, MDR 1960, S. 146 ........................................................ 259 Urt. v. 21.1.1992 – 25 U 2987/91, NJW-RR 1993, S. 703 ............................................... 224 Urt. v. 15.5.2003 – 29 U 1977/03, GRUR-RR 2004, S. 94/IPRax 2004, 346 ....... 255, 258 f. Urt. v. 29.4.2015 – 7 U 185/15, juris ........................................................................ 175, 256

Naumburg Urt. v. 31.3.2004 – 5 U 4/04, OLGR 2004, S. 366 .......................................................... 255

Rostock Urt. v. 11.11.1999 – 1 U 31/98, BeckRS 2009, 8790....................................................... 262

Saarbrücken Urt. v. 28.6.1950 – 1 U 45/50, SaarlRuStZ 1950, S. 62 ............................................ 186, 270 Urt. v. 13.10.1999 – 1 U 190/99, NJW 2000, S. 670 ....................................................... 255

Entscheidungsverzeichnis

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Stuttgart Urt. v. 13.6.1912, OLGRspr. 25, S. 53 .....................................................................185, 270 Urt. v. 6.8.1990 – 5 U 77/89, BeckRS 2010, 11747/IPRax 1991, S. 179 ......................... 262

7. Landgerichte LG Hamburg, Urt. v. 21.4.1971 – 8 O 71/71, MDR 1972, S. 55 ....................................... 72 LG Itzehoe, Beschl. v. 24.3.1983 – 6 O 581/81, MDR 1983, S. 674 ................................. 74 LG Karlsruhe, Urt. v. 3.4.1989 – 022/89 KfH III, JZ 1989, S. 690 ................................... 10 LG Landau, Beschl. v. 2.11.2006 – 3 T 265/06, BeckRS 2006, 14416 .............................. 93 LG Stralsund, Urt. v. 7.4.2011 – 6 O 203/10, juris ............................................................ 75 LG Mainz, Urt. v. 13.2.2012 – 2 O 59/08, IPRspr. 2012 Nr. 180 .................................... 122

II. Europäischer Gerichtshof CDC Hydrogen Peroxide, 21.5.2015 – Rs. C-352/13, BeckEuRS 2015, 442385 ............................................................................... 18, 212, 224 Centros, 9.3.1999 – Rs. C-212/97, EuGH EuZW 1999, S. 216 ....................................... 230 Color Drack, 3.5.2007 – Rs. C-386/05, NJW 2007, S. 1799 ....................................... 13, 17 Custom Made, 29.6.1994 – Rs. C-288/92, NJW 1995, S. 183 ........................................... 15 Dansommer, 27.1.2000 – Rs. C-8/98, EuGHE 2000 I 393 .............................................. 122 Dumez, 11.1.1990 – Rs. C-220/88, EuGH, NJW 1991, S. 631 ........................................ 224 Effer, 4.3.1982 – Rs. C-38/81, EuGH, EuGHE 1982, 825 ............................................... 215 Engler, 20.1.2005 – Rs. C-27/02, NJW 2005, S. 811 ...................................................... 215 Folien Fischer, 25.10.2012 – Rs. C-133/11, EuGH, NJW 2013, S. 287 .......................... 195 Gaillard, 5.4.2001 – Rs. C-518/99, EuGHE 2001 I 2771 ......................................... 119, 121 Gemeente Steenbergen, 14.11.2002 – Rs. C-271/00, EuGHE 2002 I 10489 .................... 121 GIE Groupe Concorde, 28.9.1999 – Rs. C-440/97, NJW 2000, S. 719 ............................. 13 Hacker, 10.12.1991 – Rs. C-280/90, EuGH, EuGHE 1992 I 1111 ........................... 122, 124 Henkel, 1.10.2002 – Rs. C-167/00, EuGHE 2002 I 8111................................................. 121 Inspire Art, 30.9.2003 – Rs. C-167/01, NJW 2003, S. 3331 ............................................ 230 Klein, 13.10.2005 – Rs. C-73/04, EuGH, EuGHE 2005 I 8667 ....................................... 123 Kofoed, 5.7.2007 – Rs. C-321/05, EuZW 2007, S. 641 ................................................... 212 Kolassa, 28.1.2015 – Rs. C-375/13, NJW 2015, S. 1581 ............................................. 224 f. Kronhofer, 10. 6. 2004 – Rs. C-168/02, EuGH, NJW 2004, S. 2441 ............................... 225 Lair, 21.6.1988 – Rs. C-39/86, NJW 1988, S. 2165 ........................................................ 212 Land Oberösterreich, 18. 5. 2006 – Rs. C-343/04, EuZW 2006, S. 435 ........... 111, 116, 120 Lieber, 9.6.1994 – Rs. C-292/93, EuGHE 1994, I-2535 .................................................. 111 Marinari, 21.09.1994 – Rs. C-364/93, BeckRS 2004 76763 ........................................... 224 Melzer, 16.5.2013 – Rs. C-228/11, NJW 2013, S. 2099 .................................................... 18 Mines de Potasse, 30.11.1976 – Rs. C-21/76, EuGHE 1976, 1735 ................................... 19 Niederlande, 16.12.1980 – Rs. C-814/79, EuGHE 1980, 3807 ........................................ 121 Owusu, 1.3.2005 – Rs. C-281/02, EuZW 2005, S. 345 .................................................... 209 Reichert, 10.1.1990 – Rs. C-115/88, IPRax 1991, S. 45 .............................................71, 111 Reichert II, 26.3.1992 – C-261/90, EuGHE 1992 I 2149 ................................................. 119 Sanders, 14.12.1977 – Rs. C-73/77, EuGH, BeckEuRS 1977, 60511 ....................... 111, 124 Scherrens, 6.7.1988 – Rs. C-158/87, IPRax 1991, S. 44 ...................................... 129, 131 f. Tessili, 6.10.1976 – Rs. C-12/76, EuGHE 76, 1473 .......................................................... 13

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Entscheidungsverzeichnis

Van Binsbergen, 3.12.1974 – Rs. C-33/74, EuGH, BeckRS 2004, 70832 ....................... 212 Überseering BV, 5.11.2002 – Rs. C-208/00, NJW 2002, S. 3614 .................................... 230 Weber, 3.4.2014 – Rs. C-438/12, EuGH, NJW 2014, S. 1871 ......................................... 111 Zuid-Chemie, 16.7.2009 – Rs. C-189/08, NJW 2009, S. 3501 ........................................... 18

III. Ausländische Gerichte 1. U.S.A. 43–49 Chanango Street Corp. v. Metropolitan Life Ins. Co., 6 Misc. 2d 788, 162, N.Y.S. 2d 802 (1957) ........................................................................................... 88 Abel v. Smith, 151 Va. 568, 144 S.E. 616 (1928) ...................................................... 181, 271 Abernathy v. Abernathy, 267 Ga. 815, 482 S.E. 2d 265 (1997) ............................ 181 f., 271 Adidas (Canada) Ltd. v. SS Seatrain Bennington, 1983 WL 716 (1983) ......................... 252 Aequitas Enterprises, LLC v. Interstate Inv. Group, LLC, 267 P. 3d 923 (2011) .............. 99 Alcoholics World Servs., Inc. v. Friedman, 1992 WL 150633 (1992) ............................... 50 All v. Williams, 87 S.C. 101, 68 S.E. 1041 (1910) ........................................................... 151 Alternative Pioneering Sys., Inc. v. Direct Innovative Prods., Inc., 1992 WL 510190 (1992) .............................................................................................. 50 American States Ins. Co. v. Mexico Feed & Seed Co., 739 F.Supp. 482 (1990) ................ 85 Amoco Overseas Oil Co. v. Compagnie Nationale Algérienne de Navigation, 605 F. 2d 648 (1979) .................................................................................................. 253 Amparo Mining Co. v. Fidelity Trust Co., 75 N.J.Eq. 555 (1909) ................................... 161 Andrews v. Cusin, 396 P. 2d 155 (1964) .......................................................................... 151 Arden-Mayfair, Inc. v. Louart Corp., 385 A. 2d 3 (1978) ............................................... 162 Arizona Commercial Mining Co. v. Iron Cap Copper Co., 128 N.E. 4 (1920) ................ 116 Arndt v. Griggs, 134 U.S. 316, 10 S.Ct. 557, 33 L.Ed. 918 (1890) ........................... 142, 266 Arthur v. Arthur, 625 S.W. 2d 592 (1981) ....................................................................... 100 Asahi Metal Industry Co. v. Superior Court, 480 U.S. 102, 107 S.Ct. 1026, 94 L.Ed. 2d 92 (1987) ............................................................................................... 41 f. Astra Oil Trading NV v. PRSI Trading Co. LP, 2009 WL 928672 (2009) ....................... 252 Atchison, T. & S.F. Ry. Co. v. Wells, 265 U.S. 101 (103), 44 S.Ct. 469 (1924) ............... 154 Atkinson v. Superior Court, 49 Cal.2d 338, 316 P.2d 960 (1957) ........... 60, 143 f., 158, 247 Austin v. Royal League, 316 Ill. 188, 147 N.E. 106 (1925) ............................................. 144 B.J. Tidwell Industries, Inc. v. Zawacki, 645 F. Supp. 2d 7 (2009) ................................. 251 Baden v. Staples, 45 N.Y.S. 2d 808, 383 N.E. 2d 110 (1978) .......................................... 246 Bagdon v. Philadelphia & Reading Coal & Iron Co., 217 N.Y. 432, 111 N.E. 1075 (1916) .................................................................................................................. 27 Ballard v. Hunter, 204 U.S. 241 (1907) .......................................................................... 266 Baker v. General Motors Corp., 522 U.S. 222, 118 S.Ct. 657, 139 L.Ed. 580 (1998) ...........................................................................................................100, 108 Balcon v. Sadler, 36 N.C. App. 322, 244 S.E. 2d 164 (1978) .......................................... 251 Banco Ambrosiano, S.P.A. v. Artoc Bank & Trust Ltd., 62 N.Y. 2d 65, 476 N.Y.S. 2d 64, 464 N.E. 2d 432 (1984) ................................................................. 252 Bank of Augusta v. Earle, 38 U.S. 519, 10 L.Ed. 274 (1839) ............................................ 26 Bank of Jasper v. First National Bank of Rome, Georgia, 268 U.S. 112, 42 S.Ct. 202 (1922) ............................................................................................. 144, 159 Barber-Greene Co. v. Walco, Nat. Corp., 428 F. Supp. 567 (1977) ................................ 247 Barrow v. Gowdy, 114 S.C. 122, 103 S.E. 477 (1920) .................................................... 100

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Becker v. Becker, 576 S.W.2d 255 (257) (1979).............................................................. 100 Berard Construction Co. v. Municipal Court, 49 Cal. App. 3d 710, 122 Cal. Rptr. 825 (1975) ........................................................................................... 268 Bergen v. Wyckoff, 84 N.Y. 659 (1881) ............................................................................. 84 Berlanti Const. Co. v. Republic of Cuba, 145 So.2d 256 (1962) .............................. 265, 267 Black River Associates v. Newman, 218 A.D. 2d 273, 637 N.Y.S. 2d 880 (1996) ............. 86 Blount v. Metropolitan Life Ins. Co., 9 S.E. 2d 65 (1940) ............................................... 144 Board of Trustee v. Mobil Oil Corp., 445 So. 2d 412 (1984) .......................................... 102 Boca Petroco, Inc. v. Petroleum Realty II, LLC., 666 S.E. 2d 12 (2008) ......................... 100 Bomze v. Nardis Sportswear, Inc., 165 F. 2d 33 (1948) .................................................... 27 Boswell’s Lessee v. Otis, 50 U.S. 336, 13 L.Ed. 164 (1850) ................................. 22, 57, 242 Bragg v. Gaynor, 21 L.R.A. 161 (1893) .......................................................................... 144 Brown v. Cogdell, 136 N.C. 3248 S.E. 515 (1904) .......................................................... 151 Brownewell v. Columbus Clay Mfg. Co., 166 Ohio St. 324, 142 N.E.2d 511 (1957) ....... 162 Brownlow v. Aman, 740 F. 2d 1476 (1984) ....................................................................... 85 Brunner v. Steinhardt, 111 N.Y.S. 2d 887, 4 Misc. 2d 923 (1952) .................................... 88 Bryan Manufacturing Co. v. Harris, 459 N.E. 2d 1199 (1984) ......................................... 85 Burger King Corp. v. Rudzewicz, 471 U.S. 462, 105 S.Ct. 2174, 85 L.Ed. 2d 528 (1985) ............................................................................................. 35 f. Burnham v. Superior Court, 495 U.S. 604, 110 S.Ct. 2105, 109 L.Ed. 2d 631 (1990).................................................................................. 31, 61, 251 Calder v. Jones, 465 U.S. 770, 104 S.Ct. 1473, 79 L.Ed. 2d 790 (1984) ........................... 38 Caldwell v. Gore, 143 So. 387 (1932) ............................................................................. 118 Canal Ins. Co. v. Cambron, 242 S.E. 2d 32 (1978) ......................................................... 144 Canfield v. Ford, 28 Barb. 336 (1858)............................................................................... 69 Cargill, Inc. v. Sabine Trading & Shipping Co., 756 F. 2d 224 (1985) ........................... 252 Carolina Power & Light Co. v. Uranex, 451 F. Supp. 1044 (1977) ......................... 157, 252 Carpenter v. Strange, 141 U.S. 87, 11 S.Ct. 960, 35 L.Ed. 640 (1891) ............................. 99 Caroll v. Caroll, 363 S.E. 2d 872 (1988) .................................................................. 182, 271 Centura Bank v. Miller, 138 N.C. App. 679, 532 S.E. 2d 246 (2000).............................. 150 Cheshire Nat. Bank v. Jaynes, 224 Mass. 14, 112 N.E. 500 (1916) ................................. 268 Chicago, R.I. & P.RY.Co. v. Sturm, 174 U.S. 710, 19 S.Ct. 797, 43 L.Ed. 1144 (1899) ................................................................................................. 157 Childs v. Eltinge, 29 Cal. App. 3d 843, 105 Cal. Rptr. 864 (1973) .................................. 102 Citicorp v. Bank of Lansing, 604 F. Supp 585 (1985) ....................................................... 70 Cities Service Co. v. McGrath, 342 U.S. 330, 72 S.Ct. 334 (1952) ................................. 159 City of North Yakima v. Superior Court of King County, 30 P. 1053 (1892) ................... 151 Clarke v. Clarke, 178 U.S. 186, 20 S.Ct. 873, 44 L.Ed. 1028 (1900) ................................ 99 Coca-Cola Bottling Co. Consol. v. Durham Coca-Cola Bottling Co., 141 N.C.App. 569, 541 S.E. 2d 157 (2000) ............................................................. 143 f. Commercial Mut. Acc. Co. v. Davis, 213 U.S. 245, 29 S.Ct. 445, 53 L.Ed. 782 (1909) .... 26 Commonwealth ex rel. Milne v. Milne, 26 A.2d 207 (1942) ............................................ 176 Cooper v. Amerada Hess Corp., 129 N.M. 710, 13 P. 3d 68 (2000) ................................ 101 Cooper v. Reynolds, 77 U.S. 308 (1870) ....................................................................23, 242 Courtney v. Henry, 114 Ill. App. 635 (1904) ..................................................................... 99 Cox v. Oakdale Cotton Mills, 190 S.E. 750, 211 N.C. 473 (1937) ................................... 101 Craig v. Clifton Springs Country Club, 26 A.D. 2d 903, 274 N.Y.S. 2d 455 (1966) ......... 88 Daimler AG v. Bauman, 134 S.Ct. 746; 187 L.Ed. 2d 624 (2014) .................... 33, 44 f., 210 Dallas v. Whitney, 188 S.E. 766 (1936) ........................................................................... 118

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Damoth v. Reinitz, 485 So. 2d 881 (1986) ......................................................................... 85 Desert Palace, Inc. v. Rozenbaum, 192 A.D. 2d 340, 595 N.Y.S. 2d 768 (1993) ............ 252 Direction der Disconto-Gesellschaft v. U.S. Steel Corp., 207 U.S. 22, 45 S.Ct. 207 (1925) ............................................................................... 161 Donawitz v. Danek, 42 N.Y. 2d 138, 397 N.Y.S. 2d 592 (1977) ..................................... 246 Drachman Structurals, Inc. v. Anthony Rivara Contracting Co., 78 Misc. 2d 486, 356 N.Y.S 2d 974 (1974) ................................................................ 103 Draper v. Kirkland, 38 Tenn. 260 (1858) ........................................................................ 100 Drexel Burnham Lambert, Inc. v. D’Angelo, 453 F. Supp. 1294 (1978) .......................... 252 Dry Clime Lamp Corp. v. Edwards, 389 F.2d 590 (1968) ............................................... 268 Dubose v. Harpe, 239 N.C. 672, 80 S.E. 2d 454 (1954) .................................................. 149 Dupre v. Guillory, 216 So.2d 327 (1968) ........................................................................ 176 Eckard v. Eckard, 636 A. 2d 455 (1994) ........................................................................... 99 Eddington v. Texas & New Orleans R. Co., 83 F. Supp. 230 (1949) ............................... 103 Edelschick v. Blanchard, 177 Ga. App. 410 (411 f.), 339 S.E. 2d 628 (631) (1985) ......... 85 Edgerly v. Bush, 81 N.Y. 199 (1830) ............................................................................... 206 Edgerton & Edgerton v. Games, 142 N.C. 223, 55 S.E. 145 (1906) ................................ 149 Educational Studios v. Consolidated Film Industries, 112 N.J. Eq. 352, 164 A. 24 (1933) ........................................................................................................ 148 Ehrsam v. City of Utica, 37 A.D. 272, 55 N.Y.S. 942 (1899) ............................................ 70 Eisner v. Williams, 298 N.W. 507 (1941) ........................................................................ 144 Eldee-K Rental Properties, LLC v. DIRECTV, Inc., 748 F. 3d 943 (2014) ...................... 100 Elgart v. Mintz, 123 N.J.Eq. 404 (1938) .......................................................................... 162 Ellenwood v. Marietta Chair Co., 158 U.S. 105, 15 S.Ct. 771, 39 L.Ed. 913 (1895) ...... 102 Ensign v. Bank of Baker, 676 N.W. 2d 786 (2004) .......................................................... 159 Estate of Portnoy v. Cessna Aircraft Co., 603 F. Supp. 285 (1985) ................................ 268 Estin v. Estin, 34 U.S. 541, 68 S.Ct. 1213, 92 L.Ed. 1561 (1948) ................................... 157 Fairchild v. Union Ferry Co. of New York and Brooklyn, 117 Misc. 470, 192 N.Y.S. 550 (1921) ................................................................................................. 95 Fall v. Eastin, 215 U.S. 1, 30 S.Ct. 3, 54 L.Ed. 65 (1909) ..........................................99, 108 Fall v. Fall, 113 N.W. 175 (1905) ................................................................................... 108 Farell v. Piedmont Aviation, Inc., 411 F. 2d 812 (1969) ................................................. 246 Feder v. Turkish Airlines, 441 F. Supp. 1273 (1977)....................................................... 251 Fine v. Spierer, 109 A.D. 2d 611, 486 N.Y.S. 2d 9 (1985) .............................................. 252 Finova Capital Corp. v. Ryan Helicopters U.S.A, Inc., 180 F. 3d 896 (1999) ................. 152 Fire Ass’n v. Patton, 15 N.M. 304, 107 P. 697 (1910) ...................................................... 99 First Charter Land Corp. v. Fitzgerald, 643 F. 2d 1011 (1981) ............................... 160, 162 First Nat. Bank v. Bank of Horatio, 161 Ark. 259; 255 S.W. 881 (1923) ................. 144, 159 First Nat. Co. v. Strak, 148 S.C. 410, 146 S.E. 240 (1929) ............................................. 151 First Nat. Bank of Boston v. Maine, 284 U.S. 312, 52 S.Ct. 174, 76 L.Ed. 313 (1932) ... 158 First Trust Company of St. Paul v. Matheson, 187 Minn. 468, 246 N.W. 1 (1932) ...............................................................................................144, 159 Franco v. Tawil, 13 Misc. 2d 713, 178 N.Y.S. 2d 750 (1958) ........................................... 88 Freeman v. Alderson, 119 U.S. 185, 7 S.Ct. 165, 30 L.Ed. 372 (1886) ........................... 267 Fuentes v. Shevin, 407 U.S. 67, 92 S.Ct. 1983 (1999) ..................................................... 266 Gambra v. Int’l Lease Finance Corp., 377 F. Supp. 2d 810 (2005) ................................... 42 Gammon v. Gammon, 684 P.2d 1081 (1984) ................................................................... 100 Garfein v. McInnis, 248 N.Y. 261, 162 N.E. 73 (1928) ..................................................... 84

Entscheidungsverzeichnis

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Geidel v. Niagara Mohawk Power Corp., 46 Misc. 2d 990, 261 N.Y.S. 2d 379 (1965) .....................................................................................89, 102 Goedmakers v. Goedmakers, 520 So. 2d 575 (1988) ....................................................... 102 Goodman v. Vilston, Inc., 399 S.E. 2d 241 (242) (1990) ................................................... 85 Goodyear Dunlop Tires Operations, S. A. v. Brown, 564 U.S. 796, 131 S.Ct. 2846, 180 L.Ed. 2d 796 (2011)................................................................................... 32 f., 44 f. Gould v. Bennett, 59 N.Y. 124 (1874) ............................................................................... 88 Gould, Inc. v. Alter Metals Co., 1992 WL 170567 (1992) ................................................. 50 GP Credit Co., LLC v. Orlando Residence, Ltd., 349 F. 3d 976 (2003) .......................... 144 Grace v. MacArthur, 170 F. Supp. 442 (1959) .................................................................. 24 Green v. Van Buskirk, 5 Wall. 307 (1866) ........................................................ 138, 142, 148 Grignon’s Lessee v. Astor, 43 U.S. 319; 11 L. Ed 283 (1844) ........................................... 57 Groza-Vance v. Vance, 834 N.E. 2d 15 (24) (2000) ........................................................ 100 Gulf Oil Corp. v. Gilbert, 330 U.S. 501 (1947) ...................................................... 42 f., 212 Hall v. Southhall Bros. & Carl, 240 S.W. 298, 146 Tenn. 129 (1922) ............................ 101 Hall, Morse, Gallagher & Anderson v. Koch & Koch, 119 N.H. 639, 406 A. 2d 962 (1979) ................................................................................................. 252 Hallaba v. Worldcom Network Servs. Inc., 196 F.R.D 630 (2000) .................................. 103 Halsprodukter Labs Karnerud Ab. v. Gero Vita Int’l, 1993 WL 384525 (1993) ............... 50 Hamilton v. Austin, 36 Hun. 138 (1885) ............................................................................ 69 Hanson v. Denckla, 357 U.S. 235, 78 S.Ct. 1228, 2 L.Ed. 2d 1283 (1958) .............................................................. 58 f., 106, 143, 159, 200 Harris v. Balk, 198 U.S. 215, 25 S.Ct. 625, 49 L.Ed. 1023 (1905) ................... 143, 157, 245 Hart v. Sansom, 110 U.S. 151, 3 S.Ct. 580, 28 L.Ed. 101 (1884) ...................................... 99 Hayes v. Gulf Oil Corp., 821 F. 2d 285 (1987) ................................................. 100, 102, 108 Helicopteros Nacionales de Colombia, S.A. v. Hall, 466 U.S. 408, 104 S.Ct. 1868, 80 L.Ed. 2d 404 (1984) .................................................................... 30 f. Henderson v. Bennett, 58 S.C. 30, 36 S.E. 2 (1900) ........................................................ 101 Hess v. Pawloski, 274 U.S. 352, 47 S.Ct. 632, 71 L.Ed. 1091 (1927) ......................... 26, 37 Hinton v. Hinton, 395 A. 2d 7 (1978) ................................................................................ 61 Hodge v. Hodge, 178 Conn. 308, 422 A. 2d 280 (1979) .................................................. 265 Hogg v. Mack, 6 N.Y.S 301 (1889) ................................................................................... 89 Horne v. Buffalo, 1 N.Y.S. 801 (1888) .............................................................................. 88 Huzagh v. Damico, 869 F. Supp. 1302 (1994) ................................................................. 103 Ingram v. Great Lakes Pipe Line Co., 153 S.W.2d 547 (1941) ....................................... 101 Insurance Corp. of Ireland, Ltd. v. Compagnie des Bauxites de Guinee, 456 U.S. 694, 102 S.Ct. 2099, 72 L.Ed. 2d 492 (1982) .........................................44, 100 Intel Corp. v. Advanced Micro Devices, 542 U.S. 241 (2004) ......................................... 212 Intermeat, Inc. v. American Poultry Inc., 575 F. 2d 1017 (1978) .................................... 252 International Harvester Co. of America v. Kentucky, 234 U.S. 579, 34 S.Ct. 944, 58 L.Ed. 1479 (1914) ................................................................................................... 27 International Shoe Co. v. Washington, 326 U.S. 310, 66 S. Ct. 154, 90 L.Ed. 95 (1945) ......................................... 27 ff., 37, 43 f., 59 ff., 102, 106, 155, 244, 248, 264 Iron Pasha Inc. v. Shanghai Grand China Shipping Development Co. Ltd., 2013 A.M.C. 2540 (2013) .......................................................................................... 160 J.S. Serv. Ctr. Corp. v. Banco Cont., 103 Misc. 2d 325, 425 N.Y.S. 2d 945 (1980) ........ 251 Jackson Nat. Life Insurance Co. v. Stillman Land Co., 1993 U.S. Dist. LEXIS 14218 (1993) .............................................................................................................. 144 Jacobus v. Colgate, 217 N.Y. 235, 111 N.E. 837 (1916) ................................................. 101

314

Entscheidungsverzeichnis

Jellenik v. Huron Copper-Mining Co., 177 U.S. 1, 20 S.Ct. 559 (1900) ......................... 161 John H. Dair Building Construction Co. v. Mayer, 27 A.D. 2d 535, 275 N.Y.S. 2d 724 (1966) ........................................................................................................................... 88 Johnson v. Millard, 199 A.D. 73, 190 N.Y.S 865 (1921) ................................................ 107 Jonnet v. Dollar Savings Bank, 530 F. 2d 1123 (1976) ................................................... 267 Kane v. Kane, 646 P. 2d 505 (1982) ................................................................................ 107 Kane v. New Jersey, 242 U.S. 160, 37 S.Ct. 30, 61 L.Ed. 222 (1916) ............................... 26 Keeton v. Hustler Magazine, Inc., 465 U. S. 770, 104 S. Ct. 1473, 79 L. Ed. 2d 790 (1984) ......................................................................................... 31, 38 Kibbe v. Kibbe, 1 Kirby 119 (1786) ................................................................................... 23 Klem v. Espejo-Norton, 983 So. 2d 1235 (2008) ............................................................. 265 Kumor v. Scottish Union & N. Ins. Co., 33 P. 2d 916 (1934) .......................................... 157 Labes v. P. Delany & Co., 258 A.D. 913, 16 N.Y.S. 2d 481 (1939) .................................. 88 Lafayette Insurance Co. v. French, 59 U.S. 404, 15 L.Ed. 451 (1856) .............................. 26 Landau v. Best, 187 A. 2d. 75 (1962) .............................................................................. 159 Lapis Enterprises, Inc. v. International Blimpie Corp., 78 A.D. 2d 898, 433 N.Y.S. 2d 215 (1980) ............................................................................................ 87 Larson v. Dubuque Fire & Marine Ins. Co., 213 N.W. 140 (1927) ................................. 144 Lawyers’ Title & Trust Co. v. Hewlett, 207 N.Y.S. 92 (1924) ........................................... 89 Lees v. Harding Whitman & Co., 68 N.J.Eq. 622, 60 A. 352 (1905) ........................... 206 ff. Leroy v. Great Western United Corp., 443 U.S. 173, 99 S.Ct. 2710, 61 L.Ed. 2d 464 (1979) ................................................................................................ 50 Liebman v. Deutsche Bank National Trust Company, 15 F. Supp. 3d 49 (2014) ............... 87 Litchfield v. International Paper Co., 41 A.D. 446, 58 N.Y.S. 856 (1899) ................. 89, 95 Little v. Chicago, 67 N.W. 846 (1896) ............................................................................ 107 Livingston v. Jefferson, 15 Fed. Cas. 660 (1811) ................................................ 63, 101, 107 Long v. Levinson, 374 F. Supp. 615 (1974) ..................................................................... 264 Louring v. Kuwait Boulder Shipping Co., 455 F.Supp. 630 (633) (1977) ........................ 253 Lund v. Lund, 825 N.W. 2d 852 (2012) ............................................................................. 85 M & J Leasing Corp. v. Habegger, 77 N.C. App. 235, 334 S.E. 2d 804 (1985) .............. 150 Maier v. Rebstock, 68 A.D. 481, 73 N.Y.S. 817 (1902) ..................................................... 88 Majique Fashions, Ltd. v. Warwick & Company Ltd., 67 A.D. 2d 321, 414 N.Y.S.2d 916 (1979) ......................................................................................84, 148 Manley v. Fong, 734 F. 2d 1415 (1984)............................................................................. 85 Manufacturers’ Trust Co. v. Roerich Museum, 236 A.D. 76, 258 N.Y.S. 284 (1932) ....... 88 Marine Midland Bank, N.A. v. Jawad & Harder Y. Abulhasan Co., 1987 U.S. Dist. LEXIS 15250 (4) (1987) ................................................................ 161 f. Marketing Showcase, Inc. v. Alberto-Culver Co., 445 F. Supp. 755 (1978) .................... 251 Martin v. Better Taste Popcorn Co., 89 F. Supp. 754 (1950) .......................................... 148 Martindale v. Scott, 86 Or. 648, 168 P. 933 (1917) .................................................. 148, 151 Mattel, Inc. v. Barbie-Club.com, 310 F. 3d 293 (2002) ................................................... 160 McGee v. International Life Insurance Co., 355 U.S. 220, 78 S.Ct. 199, 2 L.Ed. 2d 223 (1957) ............................................................................................ 35, 37 McCasland v. McCasland, 68 N.Y.2d 748, 506 N.Y.S.2d 329, 497 N.E.2d 696 (1986) ............................................................................................... 148 McDonald v. Mabee, 243 U.S. 90, 37 S.Ct. 343, 61 L.Ed. 608 (1917) ............................ 264 McElreath v. McElreath, 345 S.W. 2d 722 (1961) .......................................................... 108 McIntyre Machinery, Ltd. v. Nicastro, 131 S.Ct. 2780, 180 L.Ed. 2d 765 (2011) ............. 41 McQuillen v. National Cash Register Co., 112 F. 2d 877 (1940) .................................... 268

Entscheidungsverzeichnis

315

McRary v. McRary, 228 N.C. 714, 47 S.E. 2d 27 (1948) ................................................... 99 Mead v. Brockner, 82 A.D. 480, 81 N.Y.S. 594 (1903) ..................................................... 94 Merritt v. American Steel-Barge Co., 79 F. 228 (1897) ................................................... 161 Mesiti v. Microdot, Inc., 739 F. Supp. 57 (1990) ............................................................... 85 Metropolitan Life Insurance Co. v. Robertson-Ceco Corp., 84 F. 3d 560 (1996) .............. 34 Michigan Trust Co. v. Ferry, 228 U.S. 346, 33 S.Ct. 550 (1913) .................................... 176 Miller Bros. Co. v. State, 95 A. 2d 286 (1953) ................................................................ 268 Milliken v. Meyer, 311 U.S. 457, 61 S.Ct. 339, 85 L.Ed. 278 (1940) ................................ 31 Mills v. Jacobs, 333 Pa. 231; 4 A.2d 152 (1939) ............................................................. 161 Minichiello v. Rosenberg, 410 F. 2d 106 (1968) .................................................. 246 ff., 268 Minskoff v. Henderson-Johnson Co., 112 N.Y.S. 2d 74 (1951) ......................................... 89 Mintz v. Fischer, 19 A.D. 2d 36; 240 N.Y.S. 2d 649 (1963) ........................................... 156 Missouri ex. Rel. St. L., B. & M. Ry. Co. v. Taylor, 266 U.S. 200 (1924) ........................ 154 Monarch Normandy Square Partners v. Normandy Square Assosc. Ltd. Partnership, 817 F. Supp. 896 (1993) ............................................................................................... 87 Moore v. Moore, 336 S.E. 2d 804 (1985) .......................................................................... 85 Morgan v. Mutual Benefit Life Ins. Co., 189 N.Y. 447 (454), 82 N.E. 438 (1907) Moschera & Catalano, Inc. v. Advanced Structures Corp., 104 A.D. 2d 306, 478 N.Y.S. 2d 641 (1984) .......................................................................................... 157 Mott v. Palmer, 1 N.Y. 564, 1 Comst. 564 (1848) ............................................................. 69 Mullane v. Central Hanover Bank and Trust Co., 339 U.S. 306, 70 S.Ct. 652, 94 L.Ed. 865 (1950) ................................................................................................ 265 f. Nashville, C. & St. L. Ry. v. Weaks, 81 Tenn. 148 (1884) ............................................... 101 Nassau Hotel Co. v. Barnett, 164 A.D. 203, 149 N.Y.S. 645 (1914) ................................. 88 National Bank of New Jersey v. White, 115 A. 533 (1921) .............................................. 144 National Crude, Inc. v. Ruhl, 600 P. 2d 716 (1979)...................................................... 161 f. National Union Fire Ins. Co. of Pittsburgh, Pa. v. Advanced Employment Concepts, Inc., 703 N.Y.S. 2d 3 (2000) ...................................................................... 157 Neirbo Company v. Bethlehem Shipbuilding Corporation, 308 U.S. 165, 60 S.Ct. 153, 84 L.Ed. 167 (1939) ................................................................................ 51 New England Mutual Life Ins. Co. v. Woodworth, 111 U.S. 138, 4 S.Ct. 364, 28 L.Ed. 379 (1884) ................................................................................................... 157 New York Life Ins. Co. v. Dunlevy, 241 U.S. 518, 36 S.Ct. 613, 60 L.Ed. 1140 (1916) .............................................................................................. 157 f. New York State Thruway Auth. v. Roy Track Co., 120 Misc. 2d 511, 466 N.Y.S. 2d 135 (1983) ............................................................................... 68, 89, 107 Newler v. Abrams, 164 A.D. 2d 361, 563 N.Y.S. 2d 857 (1990) ....................................... 88 Nicoletto v. Pettit Supply Co., 254 A.D. 750, 4 N.Y.S. 2d 331 (1938) .............................. 88 Nixon v. Cohn, 62 Wash.2d 987, 385 P. 2d 305 (1963) ............................................ 149, 217 North Shore Industrial Co. v. Randall, 108 A.D. 232, 95 N.Y.S. 758 (1905) .................... 88 O’Connor v. Lee-Hy Paving Corp., 579 F. 2d 194 (1978) ........................................ 246, 251 O’Shaugnessy v. Marchese, 60 A.D. 2d 882, 401 N.Y.S. 2d 285 (1978) ......................... 103 Oakes v. De Lancey, 12 N.Y.S. 840 (1890) ....................................................................... 89 Ohlheisen v. Sheperd, 84 Ill.App. 83, 228 N.E.2d 210 (1967) ......................................... 176 Oishei v. Pennsylvania, R.R., 102 N.Y. Supp. 368 (1907) .............................................. 157 Old Wayne Mut. Life Ass’n v. McDonough, 204 U.S. 8, 27 S.Ct. 236, 51 L.Ed. 345 (1907) ..................................................................................................... 27 Otey v. Midland Valley R. Co., 108 Kan. 755, 197 P. 203 (1921).................................... 118 Pacific Decision Sciences Corp. v. Superior Court, 18 Cal. Rptr. 3d 104 (2004) ......... 156 f.

316

Entscheidungsverzeichnis

Pennington v. Fourth National Bank, 243 U.S. 269, 37 S.Ct. 282, 61 L.Ed. 713 (1917) ................................................................................................... 264 Pennoyer v. Neff, 95 U.S. 714, 24 L.Ed. 565 (1878) ..... 22 ff., 37, 43, 57 ff., 99, 106, 138, 200, 242 f., 248, 264, 266 ff. People ex rel. Great American Insurance Company v. Ferguson, 2015 WL 1474127 (2015) .......................................................................................... 100 Perkins v. Benguet Consol, Mining Co., 342 U.S. 437, 72 S.Ct. 413, 96 L.Ed. 485 (1952) ................................................................................................. 30 ff. Perry v. Seaboard Air Line Ry. Co., 68 S.E. 1060, 153 N.C. 117 (1910) ........................ 101 Philadelphia & Reading Ry. Co. v. McKibbin, 243 U.S. 264, 37 S.Ct. 280, 61 L.Ed. 710 (1917) ..................................................................................................... 27 Picquet v. Swan, 5 Mas. 35 (1828) .................................................................................. 267 Pierce v. Marion Lumber Co., 103 S.C. 261, 88 S.E. 135 (1916) .................................... 101 Piper Aircraft Co. v. Reyno, 454 U.S. 235, 102 S.Ct. 252, 70 L.Ed. 419 (1981) ........42, 212 Porsche Cars North America, Inc. v. Porsche Net, 302 F.3d 248 (2002) ...................61, 160 Port Bay Associates v. Soundview Shopping Center, 197 A.D.2d 848, 602 N.Y.S. 2d 463 (1993) ............................................................................................ 88 Publix Super Markets, Inc. v. Cheesbro Roofing, Inc., 502 So. 2d 484 (1987) ................ 102 Railroad Fed. Sav. & Loan Assn. v. Zelkind, 247 A.D. 110, 286 N.Y.S. 158 (1936)......... 88 Raphael J. Musicus, Inc. v. Safeway Stores, Inc., 743 F. 2d 503 (1984) .......................... 101 Rawl’s Auto Action Sales v. Dick Herriman Ford, 690 F. 2d 422 (1982) ........................ 206 Reasor-Hill Corp. v. Harrison, 220 Ark. 521, 249 S.W.2d 994 (1952) .............. 64, 101, 107 Redzina v. Provident Inst. For Savings in Jersey City, 125 A. 133 (1924) ...................... 144 Reserve Intern. Liquidity Fund, Ltd. v. Caxton Intern. Ltd., 2010 WL 1779282 (2010) .. 158 Rhoades v. Wright, 622 P. 2d 343 (1981) ........................................................................ 250 Riddle v. Reese, 53 S.C. 198, 31 S.E. 222 (1898) ............................................................ 151 Riedel v. Preston, 246 N.W. 569 (1933) .......................................................................... 144 Robert Mitchell Furniture Co. v. Selden Breck Constr. Co., 257 U.S. 213, 42 S.Ct. 84, 66 L.Ed. 201 (1921) .................................................................................. 27 Rosencranz v. Swofford Bros. Dry Goods Co., 75 S.W. 445 (1903) ................................ 183 Rozan v. Rozan, 129 N.W. 2d 694 (1964) .......................................................................... 99 Rush v. Savchuk, 444 U.S. 320, 100 S.Ct. 571, 62 L.Ed. 2d 516 (1980) ...................................................................157 f., 249, 256, 260 Sackett Enterprises, Inc. v. Staren, 570 N.E. 2d 702 (1991) .............................................. 85 Samuel G. Keywell Co. v. Weinstein, 1991 WL 149894 (1991) ......................................... 87 Savchuk v. Rush, 311 Minn. 480, 245 N.W. 2d 624 (1976) ............................................. 247 Schneider v. Linkfield, 389 Mich. 608, 209 N.W. 2d 225 (1973).............................. 149, 217 Schwinger v. Hickok, 53 N.Y. 280 (1873) ...................................................................... 83 f. Sea-Gate Tire & Rubber Co. v. Moseley, 18 P. 2d 276 (1933) ................................. 182, 271 Security Sav. Bank v. State of California, 263 U.S. 282, 44 S.Ct. 108, 68 L.Ed. 301 (1923) ............................................................................................ 144, 157 Seider v. Roth, 17 N.Y. 2d 111, 269 N.Y.S. 2d 99 (1966) ................................... 244 ff., 249 Serafini v. Superior Court, 80 Cal. Rptr. 2d 159 (1998) .................................................... 34 Shaffer v. Heitner, 433 U.S. 186, 53 L.Ed.2d 683 (1977) ..... 60 ff., 84, 95, 100 ff., 106, 138, 144, 155, 158, 162, 183, 200 f., 248 ff., 256, 260, 264 ff., 273 Shanahan v. George B. Landers Construction Company, 266 F. 2d 400 (1959) ............. 207 Simon v. Southern R. Co., 236 U.S. 115, 35 S.Ct. 255, 59 L.Ed. 492 (1915)..................... 27 Simpson v. Loehmann, 21 N.Y. 2d 990, 290 N.Y.S. 2d 914 (1968) .............................. 246 f. Skiriotes v. Florida, 313 U.S. 69, 61 S.Ct. 924, 85 L.Ed. 1193 (1941) .............................. 31

Entscheidungsverzeichnis

317

Smith v. Pilot Mining Co., 47 Mo. App. 409 (1891) ........................................................ 161 Smith v. van Veghten, 184 A.D. 813, 172 N.Y.S. 697 (1918) ............................................ 95 Smithdeal v. Wilkerson, 100 N.C. 526, S.E. 71 (1888) .................................................... 151 Sniadach v. Familiy Finance Corp., 395 U.S. 337, 89 S.Ct. 1820, 23 L.Ed. 2d 349 (1969) .............................................................................................. 266 Spungin v. Chinetti Intern. Motors, 515 F.Supp. 31 (1986 .............................................. 148 St. Clair v. Cox, 106 U.S. 350, 1 S.Ct. 354, 27 L.Ed. 222 (1882); ..................................... 26 Standard Oil Co. v. State of N.J., by Parsons, 341 U.S. 428, 71 S.Ct. 822, 95 L.Ed. 1078 (1951) ................................................................................................. 157 State ex rel. Richardson v. Mueller, 90 S.W. 2d 171 (1936)............................................ 157 Steel Motor Service v. Zalke, 212 F. 2d 856 (1954) ......................................................... 151 Stockbridge v. Phoenix Mutual Life Ins. Co., 193 Fed. 558 (1912) ................................. 144 Suddin v. Lynbrook Gardens Co., 127 Misc. 2d 406, 486 N.Y.S. 2d 155 (1985) .......88, 107 Tebedo v. Nye, 45 Misc.2d 222, 256 N.Y.S. 2d 235 (1965) ............................................... 85 Tenperal Homes v. Italiano, 140 N.Y.S. 2d 148 (1955) .................................................... 88 Timmons v. Garrison, 23 Tenn. 148 (1843) ..................................................................... 182 Town of Hempstead v. City of New York, 88 Misc. 2d 366, 388 N.Y.S. 2d 78 (1976) .......................................................................................89, 102 Trapier v. Waldo, 16 S.C. 276 (1881).............................................................................. 151 Travelers Ins. Co. v. Swolsky, 1992 WL 150698 (1992) .................................................... 87 Truck South, Inc. v. Patel, 332 S.C. 222, 503 S.E. 2d 774 (1998) ................................... 100 Turner v. Evers, 31 Cal. App. 3d Supp. 11; 107 Cal. Rptr. 390 (1073) ........................... 247 Turner v. Walker, 70 A.D. 306, 75 N.Y.S. 260 (1902) ...................................................... 88 Tyler v. Judges of the Court of Registration, 175 Mass. 71, 55 N.E. 812 (1900) ............... 58 Tyler v. Judges of the Court of Registration, 179 U.S. 405, 21 S.Ct. 206 (1900) ............ 106 U. S. Industries, Inc. v. Gregg, 348 F. Supp. 1004 (1972) ........................................ 161, 267 U. S. Industries, Inc. v. Gregg, 540 F. 2d 142 (1976) ............................................... 161, 267 Union Trust Co. of N.Y. v. Olmsted, 57 Sickels 729, 102 N.Y. 729, 7 N.E. 822 (1886) .... 94 United States v. 50 Acres of Land, 469 U.S. 24, 105 S.Ct. 451, 83 L.Ed. 2d 376 (1984)... 58 United States v. Selland, 5 F. 3d 533, 1993 WL 347197 (1993) ........................................ 86 United States v. Webster Record Corp., D.C., 208 F. Supp. 412 (1962) .......................... 156 Van Rensselaer v. Poucher, 5 Denio N.Y. 35 (1847) ........................................................ 69 Vanderbilt v. Vanderbilt, 354 U.S. 416, 77 S.Ct. 1360, 1 L.Ed. 2d 1456 (1957) ............. 267 W. C. Caye & Co. v. Saul, 229 S.C. 306, 92 S.E. 2d 696 (1956) ..................................... 150 Wait v. Kern River Mining, Milling & Dev. Co., 157 Cal. 16 (1909) .............................. 161 Walden v. Fiore, 134 S.Ct. 1115, 188 L.Ed. 2d 12 (2014) ................................................. 39 Ware v. Hedges, 1993 U.S. Dist. LEXIS 11830 (1993) ..................................................... 50 Ware v. Henderson, 25 S.C. 385 (1886) .......................................................................... 151 Welch v. Trustees of the Robert A. Welch Foundation, 465 S.W. 2d 195 (1971) ............... 99 Wheatley v. Phillips, 228 F. Supp. 439 (1964) ................................................................ 103 Wiggins v. Dojcsan, 411 So. 2d 894 (1982) ..................................................................... 265 Willetts v. Brown, 42 Hun. 140 (1886) .......................................................................69, 113 Wilson v. Mills, 57 P. 467 (1916) ...................................................................................... 95 Wirt Franklin Petroleum Corp. v. Gruen, 139 F.2d 659 (1944) ...................................... 161 Wood v. Wood, 78 Ky. 624 (1880)................................................................................... 183 World-Wide Volkswagen Corp. v. Woodson, 444 U.S. 286, 100 S.Ct. 559, 62 L.Ed. 2d 490 (1980) ..................................................................................... 34, 40, 43 Yates County Nat. Bank v. Blake, 43 Hun. 162 (1893) ...................................................... 89 Ylvich v. Kalafate, 92 P. 2d 178 (181) (1939)........................................................... 149, 151

318

Entscheidungsverzeichnis

York v. Texas, 137 U.S. 15, 11 S. Ct. 9, 34 L.Ed. 604 (1890 ............................................. 25 Zendmann v. Harry Winston, Inc., 305 N.Y. 180, 111 N.E. 2d 871 (1953) ..................... 206

2. Schweizerische Gerichte Bundesgericht Urt. v. 9.7.1881, BGE 7, 459 ........................................................................................... 198 Urt. v. 28.4.1898, BGE 24 I 224 ...................................................................................... 198 Entsch. v. 7.3.1905, BGE 31 I 198 ............................................................................... 163 f. Entsch. v. 21.3.1905, BGE 31 I 208 ................................................................................ 163 Entsch. v. 15.7.1905, BGE 31 I 519 ................................................................................ 164 Entsch. v. 20.2.1906, BGE 32 I 189 ................................................................................ 164 Entsch. v. 20.9.1906, BGE 32 I 774 ................................................................................ 165 Entsch. v. 4.12.1906, BGE 32 I 813 ................................................................................ 165 Entsch. v. 2.7.1913, BGE 39 I 419 .................................................................................. 165 Entsch. v. 29.10.1914, BGE 40 III 365 ............................................................................ 164 Entsch. v. 15.9.1921, BGE 47 III 71 ................................................................................ 164 Entsch. v. 9.6.1922, BGE 48 III 96.................................................................................. 166 Entsch. v. 11.4.1927, BGE 53 III 45 ................................................................................ 164 Entsch. v. 11.3.1930, BGE 56 III 49 ................................................................................ 164 Entsch. v. 11.2.1931, BGE 57 III 32 ................................................................................ 166 Entsch. v. 29.6.1935, BGE 61 III 108 .............................................................................. 166 Entsch. v. 9.1.1941, BGE 67 III 10.................................................................................. 166 Urt. v. 3.2.1948, BGE 75 III 25 ....................................................................................... 164 Entsch. v. 2.2.1950, BGE 76 III 18.................................................................................. 164 Urt. v. 16.10.1954, BGE 80 III 122 ................................................................................. 164 Urt. v. 17.6.1957, BGE 83 II 345 ................................................................................. 179 f. Entsch. v. 22.12.1962, BGE 88 III 140 ............................................................................ 166 Urt. v. 25.3.1965, BGE 91 III 19 ..................................................................................... 167 Urt. v. 26.1.1966, BGE 92 I 36 .......................................................................................... 81 Entsch. v. 26.5.1966, BGE 92 III 20 ............................................................................. 166 f. Urt. v. 30.10.1970, BGE 96 III 126 ................................................................................... 92 Entsch. v. 2.3.1976, BGE 102 III 94 ................................................................................ 166 Entsch. v. 2.11.1977, BGE 103 III 86 .............................................................................. 166 Urt. v. 5.2.1979, BGE 105 Ia 23 ........................................................................................ 81 Urt. v. 29.1.1979, BGE 105 II 11 ...................................................................................... 92 Entsch. v. 14.12.1981, BGE 107 III 147 .......................................................................... 164 Urt. v. 4.6.1982, BGE 108 Ia 55 ........................................................................................ 79 Entsch. v. 21.7.1983, BGE 109 III 90 .............................................................................. 167 Urt. v. 12.5.1986, BGE 112 III 115 ................................................................................. 166 Entsch. v. 15.1.1988, BGE 114 III 31 .............................................................................. 164 Urt. v. 3.5.1990, BGE 116 II 209 .................................................................................... 173 Entsch. v. 27.11.1990, BGE 116 III 109 .......................................................................... 166 Entsch. v. 22.3.1991, BGE 117 II 26 ..........................................................................78, 146 Entsch. v. 12.3.1992, BGE 118 III 62 .............................................................................. 167 Urt. v. 17.11.1994, BGE 120 Ia 240 ..................................................................... 78, 81, 146 Urt. v. 11.5.1994, BGE 120 II 112 .................................................................................... 82 Urt. v. 20.8.2002, BGE 128 III 473 .............................................................................. 164 f. Urt. v. 18.2.2003, BGE 129 III 404 .............................................................................. 173 f.

Entscheidungsverzeichnis

319

Urt. v. 9.10.2007, BGE 134 III 16 ................................................................ 81, 90, 120, 145

Bundesstrafgericht Entsch. v. 13.9.2006, BV.2006.35 ................................................................................... 165

Instanzgerichte Appellations- und Kassationshof des Kantons Bern, ZBJV 34 (1898), S. 52 ........... 179, 198 Appellations- und Kassationshof des Kantons Bern, ZBJV 35 (1899), S. 75 .................. 179 Appellations- und Kassationshof des Kantons Bern, ZBJV 41 (1905), S. 424 ................ 166 Appellations- und Kassationshof des Kantons Bern, ZBJV 62 (1926), S. 474 ................ 179 Appellationsgericht Basel-Stadt, SJZ 31 (1947), S. 237 .................................................. 106

Sachregister Register actor sequitur forum rei 10, 17 f., 53, 135 appearance 25, 247, 249, 267 ff., 287 – limited appearance 247, 249, 267 ff., 287 at home doctrine 32 f., 45, 119, 253 attachment 59, 63, 244, 264 ff. Auffanggerichtsstand 11, 21, 243, 245, 252 f., 261 f., 269, 272 ff., 279 ff., 285 ff. Auslegung 7, 27, 50, 68, 87 f. 111 ff., 122, 124, 128, 133, 187 f., 197, 205, 228 f., 241, 253, 257, 261, 270, 277, 282, 284 Beschlagnahme 23, 39, 58 ff., 86, 160 ff., 170, 197, 234, 243, 249, 253, 260, 264 ff., 266, 286 consent 25 ff. Deliktsgerichtsstand 116, 119, 195, 217 ff., 224, 232, 239, 283 – Gerichtsstand der unerlaubten Handlung 17 ff., 37 ff. 46, 49, 54, 116 f., 121 f., 205, 214, 216 f., 223, 225, 240 doing business 27 f., 47, 158, 161, 231, 246 due process clause 2, 22 f., 28 f., 45, 60, 248, 251, 266, 281 effet réflexe 97 Erfüllungsort 1, 9, 12 ff., 54, 120, 126 f., 131, 163, 214 f., 219, 221, 229, 231, 240, 262 – Gerichtsstand am Erfüllungsort 12 ff., 18 ff., 215, 232 Europäische Kommission 3, 125 f., 177, 274

Europäisches Parlament 3, 125, 127, 177, 193, 238, 277 exorbitant 2, 20 f., 33, 48, 262 f., 272, 274, 276 ff. favor defensoris 10 f. fiktive Belegenheit 248 f., 252, 260 Forderungsbelegenheit 164 f., 249 forum non conveniens 42 f., 46, 212, 263, 284 forum shopping 177, 223 garnishment 264 ff. general jurisdiction 21, 30 ff., 44 f., 53, 244 Gewerberaummietrecht 126 ff. Haager Konferenz für Internationales Privatrecht 2, 109 ff. – Haager Anerkennungs- und Vollstreckungsübereinkommen 109, 122, 129, 213, 219, 279, 287 Heidelberg Report 125, 127, 202 Heimatstaat 9, 11, 37 ff., 41, 43, 45, 120, 190, 205, 226, 239 Inlandsbezug 184, 187, 189, 261 ff., 272, 286 Kanton 55 f., 67, 105, 136 f., 173 f., 180 f. 198 f. Klägergerichtsstand 223, 246, 262 Kulturgütergerichtsstand 3, 190 ff., 218 ff. lex fori 105, 119, 122, 179, 197, 238 f. lex rei cartae sitae 230 lex rei sitae 105, 110, 112 f., 117 f., 120, 133, 206, 210, 284

322

Register

long-arm statutes 22, 28 f., 68, 90 f., 102, 142 ff., 148 ff., 176 f, 251, 281, 285 minimum contacts 28 ff., 35, 38, 40, 43, 50 ff., 59 ff., 100, 138, 155, 201, 244, 248, 250 ff., 263 f., 263 f., 273

Spiegelbildprinzip 96 f.

notice 58, 266 f.

Ubiquitätsprinzip 117

physical presence 24, 26 presence rule 26, 28 f., 57, 244 purposefulness-Test 35 ff.

venue 21, 46, 49, 51, 52 ff., 57, 63 ff., 68, 86, 91, 94, 98, 100, 102, 137, 139, 142, 149 Verbraucher 40, 126 Vermögensbegriff 143, 145, 168, 186, 254 ff., 258, 270, 285 – Regenschirm 251 Vermögensmittelpunkt 225 – Vermögenszentrale 224 f. Vermögensschaden 40, 223 ff.

reasonableness-Test 35, 40, 45 Rechtshängigkeit 2, 130, 172 ff., 181, 185 f., 239, 270 Sachverschiebung 176 ff., 181 ff., 181 ff., 189, 199, 205, 208, 212 ff., 239 f., 271, 284 f. Shaffer rule 248 Souveränität 22 f., 43 f., 53 f., 99 f., 104 f., 106 ff., 114 ff., 130 ff., 198, 200, 204, 282 f. – Souveränitätsinteresse 43, 53, 99, 106, 108, 115 f., 132, 282 specific jurisdiction 30, 34 f., 37, 42, 45, 53, 62

time-sharing-Vertrag 78, 82 f., 124 third-party complaint 40 transient jurisdiction 24 f., 31, 61, 265 – tag jurisdiction 238, 246

Zuständigkeitsmissbrauch 42, 133, 177 ff., 183 ff., 189, 238, 269 f., 284 – Zuständigkeitsvereitelung 179, 181, 185 ff., 189, 212, 239, 270, 284 f. – Zuständigkeitserschleichung 179 ff., 187, 189, 212, 271, 184