Beiträge zur Kenntniß Mennoniten-Gemeinden in Europa und America, statistischen, socialen und religiösen Inhalts [1]


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Beiträge zur Kenntniß Mennoniten-Gemeinden in Europa und America, statistischen, socialen und religiösen Inhalts [1]

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SSSSSSSSSSSSSSSSSS TITUTUSTE T W ITTUNUTTE

Meno Haw fe. Berlin . 1220.

MENNO SIMONIS,NATUS WITMARSUMI IN FRISIA anno a Chriſto nato 1505 .

Be i t r å ge i ur

fennt.n i § ;

.

der

.

Mennoniten

Gemeinden

Europa und America, ſtatiſtiſchen , hiſtoriſchen und religiöſen Inhalts .

ser a usgegeben vom

Freiherrn von Reis wik und som

Profeſſor Wadzed .

Mit dem Hildniß des Menno Simonis und einer Starte.

Berlin 1821, im

Verlage der Redaction.

686 Menn

R3r8be - 1821 Vil

.

. .

V or W o r t. .

.

Die nachfolgenden Beiträge zur Kenntniß der Mennoniten - Gemeinden in Europa und America 2 .

haben den Zweck, einen Gegenſtand , der in ſtatiſti

(cher, hiſtoriſcher und religiöſer Beziehung noch fehr a

unvollkommen gekannt iſt, dem Geſchäftsmann foc wohl als dem Gelehrten , nåher bekannt zu machen . Die Herausgeber gehören weder zu den unbeding teſten Bewunderern und Robrednern der Anhänger rider Lehre von Menno Simonis , noch zu denjenigen : die

gegen

den

Geiſt

und die Worte der Lehre

Chriſti, irgend Jemand deshalb verfolgen und vers

achten , und in allen ſeinen Verhältniſſen beſchränkt wiſſen wollen , weil er etwas anders glaubt, als

wir glauben. 4. Die völlige Freiheit " religiöſer Meinungen hat

aber, in ſoweit ſie nicht dem Wohle der bürgerlichen Geſellſchaft und den Gefeßen " entgegen iſt, jederzeit die lebhafteſten Vertheidiger gefunden , und wir - záhlen uns zu dieſen . 91 ;

Ob nun

.

die Glaubenslehre der Mennoniten

: und ihre kirchliche Einrichtung, dem Staate nach

theilig und dem Gemeinwohl hinderlich ſen, iſt noch ‫کر‬ ‫۔ا‬

IV

nicht entſchieden ; ſo geftig man dies auch von einis

gen Seiten þer behaupten möchte, iſt dieſe Frage doch noch zu denen zu rechnen , die eben um desa willen noch nicht völlig erörtert ſind , weil fie nicht init ruhiger Beſonnenheit ,

ſondern mit Vorurtheil

und Heftigkeit, verhandelt werden . Wir haben nicht die anmaßende Abſicht, felbſt zu entſcheiden , ſondern wir wollen , wie wir ſchon

oft erwähnten , – die Actenſtücke rammeln , die bei der Entſcheidung dieſer Frage zum Grunde zu legen fenn durften .

gelangt.

Noch ſind wir jedoch nicht zum Ziele

Vor uns liegen noch die wichtigen Mates

rien , der Befreiung der Mennoniten vom Kriegs . dienſte und der , dafür geleiſteten und noch zu leiſtens

den , Entſchädigungen



die Beſchränkung der

Befißfähigkeit der Mennoniten

die geſegliche

Beſtimmungen , uber die Verpflichtung zur Leiſtung der dinglichen und perſönlichen Pfarr - und Kirchens gaben . Noch liegen vor: uns, geſchichtliche Beweiſe einer außerordentlichen Anhänglichkeit an das Königl. Preuß. Haus, und mehrere andere , nicht unwichtige, hiſtoriſche und religiöſe Beiträge, zur Kenntniß der Mennoniten - Gemeinden im Auslande , und ihrer : Vergleichung mit den Herrnhutern. Wir wünſchen

daher die allgemeinen Urtheile, über den Werth oder Unwerth der Mennoniten - Gemeinden , noch verſchoben · zu fehen , bis dieſe Acten , ganz entſcheidungsreif geſchloſſen ſind. Unmittelbar nach diefem : erſten Theile der Beitrage, werden wir an den zweiten derſelben gehen , und die vorher bemerkten , höchſt

wichtigen , Materien mittheilen , vielleicht auch noch

die Erlaubniß erhalten , einige, Höherer Vorſchrift zufolge ausgelaſſene, ſchårbare Documente nachzu : n i 2

tragen . . .

.

!. Mehrere tauſend Menſchen , deren Häupts Tendenz és ift, mit ihren anders denkenden Glau: bensbrüdern im Frieden zu leben , und unter fich Reinheit des Glaubens und der Sitten zu erhalten ,

die fich überall durch Fleiß , Nüchternheit, Spars famkeit und Ordnung auszeichnen , verdienen nicht nur überhaupt näher gekannt zu ſeyn , ſondern auch mit Nachſicht und liebe behandelt zu werden . Der erſte": Grundſaß aller Rechtspflege „ Audiatur iet altera pars ": tritt für dieſelben als Sachwalter

auf, und wir hoffen , daß einer Gemeinde, die fich des Beſikes eines perſönlichen Andenkens unſerer verewigten ,ni aber in der Herzen fortlebenden , Königin erfreuen darf* ), die aufmerkſame und ruhige $ * ) Der Mennonit Nikkel bei Culm in Weſtpreußen , hatte den Auftrag von ſeiner Gemeinde erhalten , im Jahre 1806, bei der Reiſe der Königl. Familie nach Memel , Ihre Majeftaten 30,000 Rtlr. zu überreichen , welche die Mennoniten : Gemeinden

in jener verhängnißvollen Zeit ſchleunigft und freiwillig zuſammen geſchoffen und zur Fortfeßung des Strieges ſowohl,

Ausgaben der Stönigl. Familie , beſtimmt hatten .

als zu den

Die biebere,

treuherzige Art, mit welcher ſich der Ueberbringer hiebei benahm die abſichtsloſe Gutmüthigkeit , mit der dies Opfer treuer Ans

hånglichkeit dargebracht wurde , machte denſelben des beſondern Wohlwollen Ihrer Majeſtåten würdig . Nikkel mußte ſeine Fraú dem Königlichen Paare vorſtellen , und dieſe erhielt von Ihro Majeftåt der Stönigin einen ſchönen Shawl, der noch beut alé Reliquie aufberoahrt wird ;

und ihm

felbft werde unſer

geliebter, fo gårig dankbarer Stönig der Fürſprecher bei den Behörden , um ihm die, ju den Feftungs - Hauten von Graudenz

genommenen , Pferde zurück zu gewähren , die zum Wirth : fchaftsbetriebe fehlten .

Noch vor einigen Jahren erhielt der,

durch den Krieg fehr zurück gekommene und ſehr alté , Nikkel ein Giadengeſchenk von einigen hundert Thalern , bei welcher Gelegenheit die vorfiehenden Chatſachen amtlich ermittelt und beſtätigt wurden .

Beachtung aller iſrer Verhältniſſe nicht verſagt werden wird.

Vielleicht liegt die. Differenz der Forderungen an die Mennoniten Gemeinden , und die nach ihrem

Glauben ju låſtigen Leiſtungen , lediglich in

dem

Mangel eines zweckmäßigen , alle Theile befriedigenden

und gerechten , Mittels der Ausgleichung,. und viel leicht führt ein ſolches , wenn es einmal gefunden ift, dahin , daß Chriften nicht Chriſten verfolgen , ſondern diejenigen , deren Pflicht es iſt, ihre Feinde fogar zu lieben , aufhören werden , ihre Glaubensbrú

der aufs bitterſte zu ħaſſen und bei den Worten

ſtehen zu bleiben , die mit der neueren Geſekgebung

nicht einmal übereinſtimmen . 1 . Die Aufnahme des erſten Theils unſerer Beis frågen wird uns den Mutk und die Kraft gewähren ,

in dem zweiten tiefer in dieſe Materien einzudringen und, was wir bis jekt zu unternehmen nichtwagten , einige eigene Anſichten fünftig vorzutragen .

Der wohlthätige Zweck, den die Ankündigungen yom

1ſten October 1819 , und vom

1ſten

Januar

1820 , bereits angedeutet haben , bleibt für den 2ten

Theil auch beſtehen , und wir empfehlen deſſen Fôr: derung den Freunden des Guten und den Beſchúßern der Unglücklichen ,

Berlin, den 24ſten Junius 1821.

Die Herausgeber:

Inhalts - Verzeichniß. Seite

Einleitung .

.

.

.

.

.

.

. .

Ueber die mennonitiſchen Gemeinden in Preußen

,

Privilegia , Reſcripte und Declarationen zum Sefen -

Đet Rennoniter

,

, , . •







Vorbericht zum Leben des Menno Simon's . . . . 48 Menno Simonis Ausgang aus dem Pabfthum . . . , 49 Glaubensbekenntniſſe der Mennoniten . . . . 67 Mennoniten Geſchichte Beitrag 129 Noch ein der zur Älteren

Ueber die Münzeriſchen Gräuel .

.

.

.

136

.

166

.

Ueber die Mennoniten in den Preußiſchen Staateni Auszüge einiger benannten holländiſchen Sücher , als Beweiſe , daß die Mennoniten von jener berüchs tigten Münfterſchen Notte nicht abftammen , auch

nie mit derſelben Gemeinſchaft gehabt .

.

Sammlung der Geſeße und Verordnungen , welche die Mennoniten betreffen

·

·

·

·

·

·

189

Die Wiedertäufer in Münſter

.

.

.

.

.

217

VIII

Urtheile über die Mennoniten in Frankreich Die Saudis in Oſtindien . . . .

i .

225. 228

Augemeine Bemerkungen über die Mennoniten , aus den Papieren dreier Sachkundigen entnommen ,

231

. .

Rechtsſtreit und Entſcheidung über die Frage : Ob ein , aus der Mennoniten - Gemeinde wegen geleiſteter Striegsdienſte ausgeſtoßenes , Mitglied durch richs terliche Gewalt in ſeine Rechte wieder eingeſett

i werden könne?

i

.

.

.

233

Dolkszahl der mennonitiſchen Gemeinden in Preußen .

316

Ueber die mennonitiſchen Colonieen in Südrußland

.

336

Litterariſche Notizen über die Colonieen in Grufien

i .

Schluß - Nachricht. Ueber -die mennoniftifchen Colos

home nier in Nußland. Nach inindlicher Angabe . .

con

,

.

. .

393

. in

Eins

. Einleitung. Eine bedeutende Anzahl chriftlicher Familienvåter er: bielt in Deutſchland den Namen Wiedertåufer , Baps tiſten auch Anabaptiſten . Da indeffen dieſe Namen rehr gehäſſige Nebenbegriffe mit ſich führen , ro thut man

beſſer, um zugleich jenes Gereß zu beachten : daß man den Menſchen ſo lange für gut nehmen muß , bis das

Gegentheil von ihm bekannt wird, wenn man ſie nach einem ihrer hochverdienten Lehrer , dem fanften Menno

Simonis - Mennoniten , oder , da auch dieſer Namen bei einigen derſelben noch Anſtoß fand , Tauf geſinnte nennt, weil ſie allerdings , hauptſächlich in

der Lehre von der Kindertaufe, anderes Sinnes find, als andere Chriſten *). * ) Der gelehrte Hermannus Sch yn fagt in ſeinem Werke : De Geschiedenis der Mennoniten , im Vorberichte pag. XCVII : Even gelyk dus ook (zoo wy denken ) de Gereformeerden zich van den wackeren Joannes Calvinus , en die van de Augsburg schen Geloofs Belydenisse zich van den braven Martinus Live

therus Navolgers te zyn , zullen willen hebben aangemerkt , als welke lieden deeze twee groote lichten der Hervorminge zoo,

min , als wy onsen Menno Simons onfeilbaare menschen geweest

te zyn , stellen zullen . Ondertusschen hebben zich deeze Na volgers van Monno Simons al vroeg den Naam van Doopa gezinden toegeëigend. Een Naam , die , in eenen rechten zin gebruikt wordende, hun billyk toekomt, en hen het allerbe quaamste onderscheiden kan van alle andere Christenen , nade. maal de Rechtzinnige Mennoniten door denzelven hebben wile

len aanduiden , dat zy daar voog uitkwamen , en alleenlyck Ge zind, of geneigd waren , om den Christelyken Waterdoop vol. gens het oogmerk , en de instellinge van den Heiland , als mede

Die Entſtehung dieſer chriſtlichen Religionsparthei iſt rehr dunkel. Sie verliert ſich nicht allein nach dem

Borgeben der zu ihr Gehörenden , Yondern ſelbſt nach den eifrigſten Forſchungen der größten Geſchichts - vors

züglich Sirchengeſchichtskennei, in jene frühe Zeiten der guten Waldenſer , die , um den grauſamen Religions: Verfolgungen zu entrinnen , ſich in Chåler und abgeles gene Gegenden Europa's verbargen , aus einem Lande in das andere füchteten , und ſich lo , ungeachtet der grauſamſten Verfolgungen , welche die Menſchheit ems

pören , dennoch in unſtråffidhem Leben und Wandel er's hielten , und von der einmal erkannten Wahrheit nicht abwidhen . Wer kennt die einfachen ftilen frommen Waldenſer nicht, jene Vorläufer des fanften W i Eleffs, des frommen Johannes Huß und des muthvollen, mit Gotteskraft ausgerüſteten großen Zeugen der Wahr:

heit, Martinus Luther ?" Damals , als der unerſchrockene Wahrheitsfreund bie einfache beglückende Religion Jeſu von dem Wuſte

der Menſchenfaßungen fåuberte , und Gottes Wort an die Stelle des Menfchenworts Teßte ; damals als der unerſchrockene von dem Widerſpruch gegen den Ablaß auch auf den Angriff anderer påbſtlichen Lehren übers gieng, und darauf die Verdammung ſeiner Schriften mit

der öffentlichen Verbrennung der påbſtlichen Bulle råchte ( 1520), und in Gegenwart des Kaiſers auf dem Reichs: tage zu Worms durch Vertheidigung der Wahrheit reis nen wohlthårigen Bemühungen die Strone auffeßte, und volgens het volzeker algemeen gebruik "des Apostolen , en der Eerste Christen Kerke aan geene anderen , dan ann Bejaarde Geloovige en Boctvaardige Persooner op eene schriftmaatige wyze toetédienen. etc.

dann , von ſeinem ſtillen Size in Wartburg; die Fackel der Aufklärung zuerſt über Norddeutſchland: ſchwang,

damals faßten auch dieſe Nachkommlinge der ſtillen Waldenſer Muth , offen hervorzutreten , und der früher fchon erkannten Wahrheit Zeugniß zu geben . ; . Jene Unruhen , die derwilde Fanatisinus in Deutſch i land bei und nach der Reformation erregte, jene Gråuel des Bauernkriegs , jene grauſamen

Abſcheulichkeiten ,

welche fich die Münzeriſche Rotte und die ſpåter er: ſcheinenden Wiedertaufer in Münſter, unter ihren höchſt laſterhaften Anſtiftern und Anführern , des von Teiner

Parthei zum Propheten erhobenen Johann Matthäus Backer , der ſich ſelbſt zum Könige erklärten Schneiders

Johann Bockolt von Lenden , nebſt ſeinen Standgenoſſen , dem Statthalter Knipperdoling und Schakmeiſter Crech ting. zu Schulden kommen ließen , und die ſich nur erſt durch die Uebergabe der Stadt am 14ten Juni 1535,

nachdem die unglaublichften Gråuel ſechszehn Monate lang gewährt, nothdürftig endeten *), waren weder ihr Werk, noch waren ſie Theilnehmer derſelben .

Sie wa.

ren ihnen , nach dem Zeugniſſe unpartheiiſcher Männer ,

die über ſie geſchrieben haben , gewiß fremd. Hier die eigenen Worte eines ihrer Hauptlehrer , des fanften Menno Simonis , in ſeinen demüthigen und åchts

chriſtlichen Erklärungen, daß er und ſeine Freunde nicht von den Münſteriſchen zügelloſen Polleftlingen und Vers, brechern entſproſſen und ausgegangen rey : : ." ; 2

* ) Der Hauptverbrecher , der stånig Johann Bockolt voll Senden , wurde in einen eiſernen Stäfig geſperrt, durch Deutſch , land zur Schau umbergeführt , dann aber, nebit ſeinen beiden

Genoſſen Sinipperdollina und Trechting, mit glühenden Zangen zerriſſen , mit einem Dolche niedergeſtoßen , und ihre Förper in eiſernen Störben an den Thurm der Lambertus - Stirche ju Müns fter aufgebångt.

U 2

1.

Wir bekennen die Münſterfche Pehre - Bornems lid ) vom åußerlichen Reiche Chriſti auf Erden , für

ein neues Fudenthum , und für einen verführeris fchen Frrthum , Lehre und Gräuel, fo 'weit vom .

Geiſte . Chriſti auch deffen Wort und Vorbilde une terſchieden . In Chrifto Jeſu liebende Leſern wir fügen nicht. Miemand unter dem Himmel roll mich mit Grund der Wahrheit überzeugen , daß ich je

"imals mein Lebtage in die Lehre der Münſterſcher gewilliget, ſondern vielmehr bis auf den heutigen

Tag derſelben daheim und offenbar ſowohl månds lich als ſchriftlich , über mehr als 'Fiebenzehn Jahs

ren widerſtanden und dagegen geſtritten . Der Můnts ſterfchen habe ich mein Lebtage keinen geſehen , bin auch in deren Geſellſchaft nie geweſen , und ver hoffe purch des Herren Gnade mit ſolchen - To noch Einige derſelben feyn möchten - weder zu Din effen noch zu trinken , es ren dann , daß fie ihren 1 : Gråuel von Herzen bekennen und Buße than . Das es iſt die Meinung aller derer, die für Brüder und Schweſtern unter uns anerkannt werden. Alle die jenigen aber , die das Kreuz Chrifti, wie die von

.:: Münſter gethan, vorr fich ſtoßen , des Herrn Wort verachten , hingegen die weltlichen Lüſte unter dem Schein eines guten Werens, wiederum ergreifen

in aller Pracht und Hoffarth wandeln , fich voll Taufen und alſo auf dem breiten Wege einherge: hen – folche erkennen wir nicht für unſere Brů:

der und Mitgenoffen ; — wollen ſie klåger -

unſere An:

ſagen , daß wir der Urſache wegen , um

daß wir gleich den Münſterſchen mit einerlei Taufe 3.

qustvendig getaufet fenn , auch mit denſelben für

treinerlei Leib undGemeine gerechnet werden müffen fo antworten wir fp die äußerliche Taufe fo viel * dist vermag, ro mögen unſere Widerſacher fich felbft 972 wohl betrachten , was ſie für seine Gemeine haben , en weil es klar tund offenbar iſt, daß auch Ehebrecher, sd

Todtſchlågery gleiche Laufe wie ſie empfangen .'

Jo Es iſt wohl keinem Zweifel unterworfen , und grüns det fich auf die Behauptungen der beſten Kirchenges fchichtslehrer und Forſcher , daß vorzüglich darum die Freunde des Menno mit der Münſteriſchen Rotte vers wechſelt wurden , weit auch dieſe Frevler gegen Gottes :

und Menſchen -Gefeß. unter sibient Drdnungr Zucht und

Ehrbarkeit verlekendeng Gabungen die Kindertaufe vers warfen * ). Durch dieſe anſcheinend gerechte Verwech:

felung, wo den gehåſfigſten Leidenſchaften und ungerech : teſten Begehrniſſen böſet,Mercfchen Thür und Therages

öffnet blieben , erklären fich die harten Schickſalen die dieſe ftille, einfache chriftliche Religionsparthei getroffeny und mit Recht getroffen håtten , wären ihre Grundfäße die jener fanatiſchen Böſewichter geweſen ni gegen die 30 * ) Nach der Darftellung des Lebens des fanften , einfachen Mennd werde ich , und dies ſcheint mir unbedingte Pflicht, for wohl die Münzerifchen , als die Münſteriſchen Gr&uel, im Auss juge , aus guten Quellen erzählen , und das Leben des Zhomas Münzer, des Beſſeren dieſer Aufwiegler und Böſewichter, die mit unglaublicher Frechheit und Schamloſigkeit, e das Syeiligſte zu ſich herabzogen , und Tauſenden von Einfältigen Werderber und Verkehrer waren , dem Leben des liebenswürdigen und frommen Zeugeir Menno folgen laſſen , fo wie ich am Schluffe dieſer Mas

terialien wenigſtens die Grundzüge der Lehre und Verkehrtheit des unſinnigen Schneiders Johann Hockolt von Leyden, der eint teltliches Reich Chrifti gründen , und ſich zum Stönige, deſſelben Frånen ließ , folgen laſſen werde, um dadurch den Beweis auf die überzeugendfte Art zu führen , daß diefe ftilten und treuen ,

wenn auch von uns abweichenden , Bekenner der Lehre Jeſui Chriſti , nicht von dieſen Sectireru ausgingen , und nichts als den Lehrſag der ſpätern Taufe mit ihnen gemein hatten .

jede . Dbrigkeit auf ihrer Hut fureyn Urſache hatte.

Dieſer bittece paß wurde gefchårftpi da die Taufgeſinn . ten " aWerpings ihre eigerten Mehtungen über Obrigkeit battert und frei bekannten da. Pie nie barch Eidrichwüre ſich verpflichteten und isertangten , man Follé ihr Ja und Neinsals pineu Eidfchivur anſehen und annehmen , da fie alle Theilnahme an Gewatthätigkeit von fich , abs

lehnten in keine Soldaten ſtellten und die Waffen übers haupt usvecabfcheueten . - So iperwechſelte man oft gegen inhererUeberzeugung auf entfernte Aehnlichkeit, eineiceingezogene, friebliebendepideti Wahrheit Alles aufs opfernden einfache; chuiftitchie Religionspartheir die , uns geachytet ihrer Preudo :Meinungen , es dennoch durch die That bewies , daß der iGeift Chrifti fie beleben mit den

unbändigen Religionsidywarmero' denen die Religion nur Máske für Frevel, Hrabſucht und Unzucht war. . ;} ? Aber wäre auch jene Meinung gegründet, wie dies

nicht bewieſen werden kannt, daß die Taufgeſinnten die Uebeirefte jener Münſteriſchen Fredler wären , und daß fie nur eft, durch die Ermahnungen und Hinführungen des fanften Menno Simons- und anderer Lehrer und

Ermahner; bewogen worden , ſich im Gemeinden zu Tam meln und von ſich das Frepelhafte auszuſcheiden , lo Berdienten fie ja wohl eher Lob als Tadel, und nimmer

Jießen ſich die grauſamen Verfolgungenj.die fie erðuldes ten , die Herabfegung, die ihnen ſelbſt noch in den neuern Zeiten , als Folge des Neides über ihren , durch Fleiß

und Rechtlichkeit, durch Entfernung alles Unnußen ,

wohlerworbenen Wohlſtand, entſchuldigen oder gar recht: fertigen . Wer könnte ungerecht, und grauſam genug Tenn, dem Sohn des Böſewichts das Verbrechen des

Baters anzurechnen , und dieſen für die Frevel des ges ſtraften Vaters immerfort und aufs neue zu ftrafen . . Vielleicht liegt die Wahrheit auch hier in der Mitte,

Möglich , daß manche. Nachkömmlinge jener frommen, guten Waldenſer , dien entfernt von allem , üppigen Ges

treibe der Welt, ſich in Höhlen verſchloſſen , und unzu : gångliche Thåler und Felsklüfte bewohnten , um hier ihren Gott nach der Beiſe ihrer Våter zu verehren,

bei dem Ausbruche der Unruhen , die ihnen mehr Res ligionsfreiheit verſprachen , bei dem dußerlichen Schein , den die einfachen , ununterrichteten Waldenſer nicht zu unterſcheiden vermochten , ſich hatten täuſchen laſſen , dieſe Münſteriſchen Schwärmer für Brüder und Theil:

nehmer Eines Bekenntniſſesi zu halten , und ſpäter dann ihren Errthum erkennend is fich wieder von ihnen mit

Ubſcheu fonderten .

::

:

:;

Große und wüthende Verfolgungen wurden über die Taufgeſinnten in allen Båndern verhängt. Was der bitterſte Religionshaßı geſchärft durch Neid und. Hab. ſucht, geleitet vom Jerwahů, vergeſſend das Gebot des

Gottmenſchen : liebe den Feind, verſtändige liebreich den Jrrenden , ſen ſanftmüthig gegen die Fehlenden , und richte die Strauchelnden mit Liebe auf nur irgend ver: mochten wurde gegen dieſe Unglücklichen verübt, und das um ſo mehr, da nicht bloß die Bekenner des fathpa liſchen Cultus fiei als Neuerer verfolgten , ſondern da auch Fürſten und Dörigkeiteit, die Luthern Reinigung der Religion Jefu von Menſchenfaßungen angenommen , in ihnen Widerſacher erblickten . Dieſe grauſamen Vers folgungen der Stillen im Lande, wie man ſie veráchta lich nänntë , mußte den Verfolgern leicht werden , da ſie nach ihren Grundråßen weder Waffen führen noch

ſich ſelbſt vertheidigen durften und konnten . Siewaren das kamm , das geduldig und ſtill ift , unter der pero

leßenden Scheere des Scheerers . Es läßt fich nicht beweiſen , ſo ſehr es auch den Schein hat, daß die Taufgeſinnten in den vereinigten Niederlanden zuerſt entſtanden find : denn obwohl ihre frühere Geſchichte fehr dunkel iſt, und nur Fingerzeige

enthält, ſo laßt es ſich wohl geſchichtlich beweiſen , daß fie viel früher in der Schweiß und in Deutſchland zers ftreut lebten , und nur dann ſich nach den Niederlanden zogen , als dort mehr Ruhe zu herrſchen anfieng. Nur erſt in jener Zeit, als die vereinigten Niederlande fich

frei machten, vom furchtbaren ſpaniſchen Joche und den Gräueln der Inquiſition , als ſich die Bewohner der Niederlande , mit Aufopferung des Lebens und aller Haabe, Sewiffensfreiheit errangen , finden wir die erſten kleinen mennonitiſchen Gemeinden . Nur erſt in dieſer Zeit , als die Freigewordenen im Gefühl der Freiheit erkannten , wie groß dies Gut rey , und nun alſo nicht

gleich das bittere Gefühl der Verfolgungen , die fie ſelbſt erouldet, wieder verhången wollten und mochten ,

auf anders Geſinnte, da die Himmelstochter, Gewiſſens. freiheit, ihre Wohnung auf einige Zeit in die freigewors denen Niederlande aufſchlug , damals bekamen die Taufs . geſinnten hier zuerſt einige Ruhe. Doch war auch dieſe Ruhe durch gehäſſige Anſchwårzungen unterbrochen , und nur erft, da man das Unbeſcholtene ihres Lebens und : Wandels erkannte , da man ſich von der unſchådlichkeit ihrer beſonderen Meinungen , auf die ſie einen To hohen Werth regen zu müſſen glaubten , daß fie Gut und Les ben

in ihrer Behauptung aufopfern zu müffen keinen

Anſtand nahmen , überzeugte, nur erſt da , als fie durch

redlichen Fleiß im mühſamen Geſchäft, im Schweiße ihres Angeſichts, entfernt von aller Verſchwendung und fremden theuern Genüffen , hin und wieder begütert wurden , und mit dieſem ihrem wohlerworbenen Gute dem Staate, der fie duldete, in dringenden Nöthen gern aushalfen , nur da erſt trat Freiheit und ungehinderte Uebung ihres einfachen Gottesdienſtes , an die Stelle

harter Verfolgung .

Eine höchſt leſenswürdige und für fie ehrenvolle Erklärung hat uns Bayle aufbehalten ; ſie wurde von dem von Bäuning auf die Mißbilligung Türenne's : daß in den vereinigten Niederlanden ſo vielerlei Religionss bekenntniſſe geduldet würden , erwidert : : Warum wollen Sie wohl, daß man ſie nicht dulden ſollte ? : Es ſind die ehrlichſten und gefäls

ligſten Leute von der Welt: fie trachten nach keis nen Ehrenamtern , fie begegnen keinem Ehrgeizis gen auf ſeinem Wege, fie legen uns durch ihre Mitbewerbung und Kunſtgriffe keine Kinderniſſe in den Weg . Es wåre zu wünſchen , daß in der ganzen Welt die Hälfte der Bewohner fich ein Ges wiſſen machte , nach Bedienungen zu ſtreben ; die

andere Hälfte würde mit weniger Mühe baju gęs

langen , und nicht ſo viel liſtige , niederträchtige und unerlaubte Mittel anwenden dürfen . Wir haben keinen Aufruhr von einer Sekte zu fürchten , welche unter ihre Glaubensartikel reßt, daß es niemals erlaubt rey , Waffen zu tragen . Was vers ſchaffet dieſes einem Regenten nicht für Gemüths, ruhe, wenn er verſichert iſt, daß ein ſolcher Baum die Aufwiegler unter

ſeinen Unterthanen zurück .

hålt, fie mögen mit Auflagen und Schaßungen

10

: :;

belegt feyn; wie fie wollen . Die Mennoniten zaha

.. Co

len ihren Theil zu allen Auflagen des Staates Weiter brauchen wir nichts , hiervon unterhalten

Sos . wir Kriegsvolt , telches uns:beffere Dienſte thut,

$. $ . als wenn fie ſelbſt Soldaten wären Sie geben Si uns ein gutes Beiſpiel mit ihren einfältigen Site 6 -o ; ten ; ſie legen ſich auf Künſte und Handlungs und

verſchwenden ihr Erbtheil und erworbenes Gut nicht. So verhält man ſich bei andern Gemeins. T,

Tchaften nicht, die Wolluſt und der eitle Aufwand

{ ": find eine beſtändige Duelle des Aergerniſſes und 3. Der Schipachung des Staates , Sie wollen aber

nie einen Eid ſchwören , deſto beffer ! Das Anre's : mom

hen der Richterſtühle - leidet dadurch nicht den ges ringften Abbruch, Dieſe Leute halten ſich durch

* in ihre bloße Verſprechung , die Wahrheit zu ſagen , : : 9.11o verpflichtet , als wenn ſie einen Eidſchwur ges

than håtten .

Der ganze Nußen der geleiſteten

Sov

Eidſchweire beſtehet darinnen , daß ein Menſch , der

:

denſelben zuwider handelt, eine hårtere Strafe

39 von Gott fürchtet, und ſich der Schande und leiba

a

lichen Beſtrafung von Seiten der Menſchen aus. . : Teßet Die Mennoniten befürchten eben daſſelbe, wenn fie nach ihrem

gethanen Verſprechen , die

3 - Wahrheit zu Fagen , lügen. . ; 1

Bentheim

in ſeinem holländiſchen Kirchen

Schulſtaat Tagt von ihnen :

h

und

is

is a Man hålt dieſe Leute, wegen ihres großen Fleis i fes und Sparſamkeit, für Honigbienen der Repu 5 . Blik , und fürchtet ſich vor ihnen nicht, weil ſie in Anſehen der Münſterſchen Vorfahren ganz aus Der Art geſchlagen . Man kann viel Gutes von

:

ihnen lernen , als Demuthi Zufriedenheit, Mabigs keit und fonderlidy die thåtige Liebe gegen die Nothdürftigen.!! 3 : ;3 1 : 10 . mjeri - Jablonsky , dieſer edle Zeuge der Wahrheit, Igiebt

ihnen das Zeugniß : daß der alte chwärmeriſche Geiſt långſtens bei ihnen nachgelaſſen habe, 'vorzüglich nach:

dem Menno Simons fich ein Anſehen unter ihnen : erworben . Selbſt der Sånger des perlohrnen Panadiez res. Milton , zeichnete fie vor allen kirchlichen Par: theien ſeiner Zeit dadurch aus, daß er ſich zu ihrer Ges meinſchaft hielt. Hartwidh , in ſeiner Beſchreibung der dreiWerdet, fagt von den Mennoniten in Weſtpreußen , daß fie über die Sitten ihrer Glaubensgenoſſent eine ſcharfe. Aufſicht hielten . Auch haben ſie ſich in gang

Preußen in dem beſten Ruf erhalten . : Man kann ſich nicht erinnern , daß ein oſtpreußiſcher Mennonit jemals bor dem

königsbergſchen

Criminalgericht geſtanden ,

eben ſo wenig auch außer der Hauptſtadt. Nur etwa

vor rechszig Jahren kam im Elbingfchen ein Mennonit Diebſtahls wegen zur Unterſuchung, und vor etwa viera zig Jahren eine wahnwißige Weibsperron als Kinders mörderin im Marienburgiſchen in Berdacht.. . guigang Litthauen weiß man kein Beiſpielp . daß ein Mennonit

am Lejbe oder am Gelde wärelbeſtraft worden , ausges nommen im Jahre 1782p Darijwei junge Mennoniten fiskaliſch beſtraft wurden , weil ſie einem Juden i. Der

ihnen böſe Worte zugerufen , Stockſchlage gegeben sihat: ten . Wenn alſo eine ſehr zahlreiche Geſellſchaft fich To rein in ihren Handlungen erhielt , daß ſelbſt Feinde und Neider nichts . Unrühmliches ihr nachfagen können . To

muß fie wohl allerdings eine löbliche: feyn . Sie wird es freilich nicht bleiben , fo wenig als die Nachkomme

linge der Auſfiteri, die , um den Religionsverfolgungen

in Behmen und Mähren zu entgehen , vorzüglich unter Friedrich Wilhelm dem Erſten nach den Preußiſchen Staaten entwichen , es geblieben ſind.

In den erſten

vierzig Jahren war auch jene böhmiſche Gemeinden die in Berlin fich anſiedelte , zu der ich ſelbſt gehöre , da auch mein Vater als Knabe mit ſeinem Vater aus Böha men , mit Hinterlaſſung feiner ganzen Haabe, entwich , frei von aller öffentlichen Rüge und Beſtrafung. Man

kannte keine grobe Beobrechen . . Aeltefte und Prediger hielten gute Ordnung und Zucht, und kamen felbft den Elternbei fforrigen Kindern , in Hinſicht der Ermahnung und Beſtrafung, gu Sülfe. Das ift jeßt freilich leider anders geworden . Mit der Sprache hat ſich Reinheit und Kirchenzucht verlohten und Bergehen , ſelbſt Verbre: chen ſind nicht ſelten geworden . inv sporet sidan R: Eine Menge Trennunget. Finden mit unter den Taufgeſinnten. Die konnten nicht ausbleiben . Auch unter den in den Preußiſchen Staaten angeſiedelten Huſſiten (ſogenannten böhmiſchen Koloniſten ) war dies der Fall.

Diefe: fo innig Vereinigten , die fich Brüder

namten und mit dem Namen Vetter grüßten , trennten

fich : höchſt, unleidlich wegen Kleinigkeiten pi und fchon Friedrich Wilhelm I war genöthigt, um

ſie nur

etwas zu vereinigen , eine Commiſſion anzuordnen , vor der Jeder frei erklären konnte, ob er das Brodt im heis ligen Abendmahle felbft brechen oder gebrochen gereicht

haben wollte. Die erſten wurden Reformirte genannt, die andern : Lutheraner.

Der größere Theil war auch

damit nicht zufrieden und trennte fich von beiden , uns

ter dem Namen :ytdie mähriſchen Brüder. Und doch waren fie alle frontme cand treue Bekenner der Lehre

13 geſu , die alles verlaffen hatten , um ihrer Ueberzeugung gemäß zu leben . Wie alſo wåre es möglich geweſen , daß unter den Taufgeſinnten keine Spaltungen , Irrun

gen und Abſonderungen håtten vorfallen fouen ? Es ift das Augemeine aller dieſer kirchlichen Ges

rellſchaften , daß ſobald fie Ruhe finden, der innern Uns ruhe Thor und Thür geöffnet wird . Ein Bekenntniß, das in früherer Zeit , Gelehrſamkeit, wenn auch nicht geradezu als fündlich verwarf, doch für überflüſſig hielt, Gemeinden , die keinen eigentlichen Lehrer hatten , ron . dern nach innerer Empfindung , nach eigenen Begriffen in jeden vorkommenden Fall auch anders urtheilten , Glieder von Gemeinden , die auf manche Dinge einen beſondern Werth legten , und manches zur Glückſelig

keit hochnoth wähnten , wovon andere ihrer Brüder eine ganz andere oder doch mildere Anſicht hatten , mußten begreiflich Spaltungen hervorbringen . Der Grundfatı den alle aufrecht' erhielten : Jeder müſſe ſeinen eigenen

Einſichten , ſeinen eigenen Ueberzeugungen auf das ges naueſte folgen , er ren dazu unbedingt wegen der Wahr. heit verpflichtet, mußte Berſchiedenheit erzeugen , denn wo fånden ſich auch nur zwei Menſchen , die in allen Stücken einerlei Anſicht, " Telbſt in dem Wichtigſten des Lebens in der Religion, hätten.

"

Es iſt wohl hier nicht der Ort, die Trennungen

unter den Taufgeſinnten ſelbſt weitläuftig aufzuführen . Es gieng ihnen , wie das allen Religionspartheien ergan . gen iſt. Man ftritt mit und ohne Gründe, man wurde bitter , verſtieß ſich gegenſeitig, trennte ſich , gieng von Einem Punkte aus und fand ſich - - wenn auch erſt nach Umwegen wieder. Beſonders war dies in Friesland

der Fall.

Eine Menge Laufgeſinnte , vorzüglich aus

14

jener Gegend Holland's , die man das Waſſerland nennt, fanden keinen Gefallen an der, zum Theil freilich ſtrengen

und rauhen , Gemüthsart der Taufgeſinnten Friesland's. Sie hielten Manches für ihr Seelenheil. unbedeutend, ſie glaubten ſich ſogar einigermaßen verpflichtet, in der Umgebung und Berührung anders Geſinnter, vorzüglich

in unweſentlichen Dingen , ſich nach ihnen in bequemen . Da dies indeſſen die Taufgeſinnten Frieslands für uns erlaubt und zum Verderben führend anſahen , ſo ronder:

ten ſie ſich lieber , um ſtreng nach einem Geſet leben zu können , in eigene Gemeinden , die mit den andern keine Gemeinſchaft hielteny und ſich als Fremde betrach : teten . Man gab ſich Namen , um dieſe Trennungen zu bezeichnen .

Frieſen und Waterlånder, Grönin :

ger und Danziger wurden Bezeichnungen von Taufs geſinnten , die mehr oder minder ſtreng an das Alte hielten , und mehr oder minder das Neuere , vorzüglich die Bequemlichkeiten des Lebens, die Manchen ihrer Brüder doch ſehr unſchuldig zu ſeyn ſchienen , als vers

derbend von ſich ausſchieden . Alle blieben übrigens Taufgeſinnte, Agen war die Religion Jeſu das Wichtigſte, ade befliſſen ſich der Reis nigkeit des Lebens und Wandels ; Aden war Chriſtus der Grundſtein eines frohen Glaubens und Hoffens. . Und da ſie insgeſammt ſelbſt diejenigen , welche beim beſcheidenen Genuß mancher Bequemlichkeit des Lebens einen mildern Sinn annehmen mußten , dennoch thätig und fleißig , und in allen Stücken måßig waren ,

fo wurden fie insgeſammt bald wohlhabend , Mehrere ſogar reich. Gott regnete ihren Fleiß , und ließ ihre eiſerne Mühſamkeit gelingen ; ſo konnten ſie auch allen den Pflichten genügen , welche der Staat von ihnen zu

15 fordern , für nöthig erachtete ; fo konnten. fie ſelbſt bes

deutende Opfer bringen , um ſich jenen Schuß , jene Ruhe, jene Duldung zu erwerben , die ſie freilich als ein Recht håtten fordern können . - i

·

Auch ſelbſt Wiſſenſchaft blieb ihnen nicht fremd,

und wenn ſie ſich auch nicht über alle Slieder der Ges

meinden verbreitete, Po erkannten ihre Lehrer ſchon långſt, daß ihnen Kenntniſſe nöthig , und daß fie, um ihren Beruf deſto wirkſamer und geſegneter 'erfüllen zu können , ſich einen reichen Schaß derſelben erwerben mußten . Daher finden wir ſelbſt große Selehrte, vor züglich in der Theologie und den mit ihr verwandten

Wiſſenſchaften , unter dieſen einfachen Bekennern der Lehre Jeſu . Und was auch der Unfriebe für Saamen ausſtreute, um die Vereinigten zu trennen , es gelang ihm nie ganz. Fromme und fanfte, vom Geiſte Jeſu durchdrungene, Lehrer derſelben ſuchten entſtandene Spaltungen , die

für ganze Vereine der Taufgeſinnten båtten verderblich werden müſſen , ſogleich in der Geburt zu erſticken , und durch kråftiges und ernſtes Entgegenwirken gegen die

Anmaßungen Einzelner zu mindern. 1 Vorzüglich ſuchten die hochverdienteſten Lehrer der Taufgeſinnten getrennte Gemeinden in Bündniſſe zu bringen , und reßten feſt , daß fie zum Beweiſe der ents ſtandenen Eintracht ſich gegenſeitig durch Abgeordnete

beſchickten . Einer der erſten diefer Vereine kam in Gros

ningen zu Stande, und man nannte alle die , welche fich dort gegenſeitig ausglichen , Gröninger. Andere Gemeinden , welche die alten Flaminger in Preußen , vorzüglich in der Gegend Danzig's , für die wahren und schten Taufgeſinnten erkannten , Pchloſſen mit ihnen den

16

Bundesverein .

Dies thaten vorzüglich die in Amſters

dam verbreiteten Flaminger, die meiſt Abkommlinge dies fer Taufgeſinnten ſind. Man gab ihnen den Namen : Danziger. Dennoch blieben auch Gemeinden vereins zelt, und andere verließen lieber ihr Vaterland und zos gen in andere Erotheile (Weſtindien ) , als daß ſie von der einmal erkannten Wahrheit, auch nur um einen

Strohhalm , håtten abweichen wollen . Dieſem ungeachtet haben und behielten die fåmmts

lichen Zweige der Taufgeſinnten viel gemeinſchaftliche Punkte , in denen und durch die , bei der großen Eins

fachheit ihrer Sitten , bei dem unverkennbaren Streben ihre Verpflichtungen gegen Gott und gegen ihre Nebens menſchen treu zu erfüllen , und ſich keiner , ſelbſt laſtens der Bürger - und Unterthanenpflicht, zu entziehen , bei dem unleugbaren Willen aller : Glieder der Gemeinde

Jeſu Chriſti zu feyn und zu bleiben , wieder zuſammen finden werden .

fie ſich gewiß

Jene treuen umſichs

tigen , durch Wiſſenſchaft und Sprachkenntniß gebildete, und in der Demuth Jeſu wandelnde, Lehrer derſelben ,

werden durch Liebe und in liebe fünftige Vereiniguns gen bewirken ; bis wir alle mit ihnen eine große Ges meinde bilden werden , zum Tage des Herrn , den auch wir im Glauben erwarten .

Ueber

11 eber die

Mennonitiſchen Gemeinden in Preußen .

Es låßt fich, bei dem völligen Mangel an ſchriftlichen Nachrichten , kaum mit einiger Gewißheit beſtimmen , wenn die erſten Taufgeſinnten nach Preußen gefommen ſind. Die Mitglieder ſelbſt, zum Theil einfache land : leute, Dachten wenig an 's Schreiben . Sie hatten mit ihrer bürgerlichen Exiſtenz vollauf zu thun, ung ihr les

ben war ein ununterbrochener Kampf gegen ihre mách : tigen Feinde und bald wåthenben Neider, Ihnen ipar die Religion Jefu , wie ſie diefelbe erkannten , wichtiger,

als die Anfertigung hiſtoriſcher Aufråge, ' gues , was wir von ihnen wiſſen, find Nachrichten, die von Mund fu Mund giengen , und welche zum

Theil von den bers

fern Geſchichtſchreibern bezweifelt werden , So viel in deffen ſcheint gewiß , daß um die Zeit der Reformation

unſers großen Luthers die erſten Mennonitiſchen Famix lien , die ſich in Gemeinden ſammelten , bekannter wyra den . Sie wanderten ſehr permuthlich , aber nicht erſt um dieſe Zeit, in Preußen ein , fondern lebten ſchon dafelbſt ftill und abgeſondert, ohne kirchliche Gemeins

ſchaft, unter fich,

Sie wurden ziemlich allgemein als

18

Schwårmer angeſehen , welche die Reformation verhins

derten , und ſelbſt Hartknoch klagt : daß die Refor: mation Luthers , nach dem Wunſche des Herzogs Albrecht und der Biſchöfe Preußens, guten Fortgang båtte ge; winnen können , wenn nicht im Jahre 1531 der Satan ſich bemüht håtte, dieſes Glück zu hindern , indem er

die Sakramentirer von Außerhalb ins Land geſchickt håtte. Es iſt wohl wenig zu bewundern , daß Hart: knoch, Henneberger und Frenburg, ein ſo har

tes Urtheil fållen , da felbft der fromme und fanfte Melanchton , die Beharrung in den Irrthümern der

Wiedertäufer für eine Verhärtung des Satans erklärt.

Nach Hartknoch , dem bekannten Preußiſchen Ge (chichtsſchreiber , kamen die Taufgeſinnten , die er mit

dem damaligen allgemeinen Namen der Wiedertäufer be: zeichnet, aus Schleſien ' (Liegniß ) nach Preußen *). Er nennt ihre Lehrer, nach Cöleſtin Mislanta - Eccelius und Tankerus. Abraham Calovius nennt ſie anders, nåmlich : Fabian Tedelius und Tankerus. Er

" .na) Es überraſcht freilich , wenn man dieſe Einwanderung der Mennoniten in Preußen und Schleſien liefet, alein es iſ dies auch ungegründet. Jene von Liegniß nach Preußen wan : dernde Hartverfolgte waren die , aus Böhmen und Schleſien ůbergetretenen Anhånger von Huß. Aehnliche Anſiedelungen gaben der Stadt Hammerſtein , ehehin Hammerſtern , ihren ur: ſprung, durch die, wegen der Verfolgung des Römifchen Stlerus, nur bei Stern und Mondlicht mögliche Benußung der

Hammerwerke, die dieſe Huffiten dort anlegten und deren Spur nur noch , in dem åltern Stadtwappen von Haramerſtein zu finden, und ſonſt ganz verloſchen ift. Hartknoch hålt alſo Mähriſche oder Höhmiſche Sråder , wie ſich die Huſkiten nann.

ten , für Taufgeſinnte. .

.

19

unterſcheidet von ihnen noch die Sakramentirer und Reformirten , die aus Holland und den andern Nieder: landen in Preußen eingewandert wären *). Als Ur. rach dieſer Einwanderungen führt er die Religionsver. folgungen unter Carl dem Fünften an. Sie hatten ſich

bald durch ihren ſtillen Sinn, durch die Einfachheit ih rer Sitten , und durch großen Fleiß einen Anhang un ter allen Ständen zu ſchaffen gewußt, ſelbſt der Her:

zog ſcheint ihnen nicht ungünſtig geweſen zu ſeyn. Der Prediger der Altſtädtiſchen Kirche Poly ander klagt wenigſtens darüber , daß der Herzog ihn nicht mehr ſo

achte, als ehemals und reine Vortråge felten beſuche, ſeitdem er die Schwärmer höre.

*) Die achten Anhänger der Lehre des Menno kamen wohl ſpåter zwiſchen 1540 – 1549, und zwar aus den Niederlanden nach Preußen . Dieſen niederländiſchen Urſprung bekunden die

Vor - und Familiennamen , die Verwandtſchaft und Erbfolge, die jext felbft noch nicht erloſchene Stenntniß der holindiſchen

Sprache, und der Gebrauch holländiſch geſchriebener Lehr- und Erbauungsbücher , vorzüglich aber die niederländiſche Sitte und

Lebensweiſe, ſo wie die Art des Wirthſchaftsbetriebes unter den

Mennoniten , wenn gleich Jahrhunderte , und der Umgang mit einem andern Volksſtamme darin viel verändert und årtliche Eigenheiten hervorgebracht haben . Ein Hauptbeweis des bols låndiſchen urſprungs der preußiſchen Mennoniten aber liegt

darin , daß die holländiſche Sprache urſprünglich von den Let's rern der Gemeinden , und in den kirchlichen Verſammlungen beim Gottesdienfte gebraucht wurde. Dieſe Sprache war noch in Danzig im Jahre 1780 beim Gottesdienſte úblich Endlich bauerte ſehr lange Zeit hindurch der Briefwechrel zwiſchen den preußiſchen und houảndiſchen Gemeinden fort, welcher die Vers bindung unterhielt , bis ſpåterhin die preußiſchen Mennoniten

eine ganz felbfftåndige Gemeinde bildeten . B 2

Bald kam

die Sache zur Sprache.

Freudigſt er :

boten ſich die Wiedertäufer zu einer Unterredung. Man

mußte ihnen dieſe zugeſtehen , beſtimmte indeſſen , um Auf ſehen zu vermeiden , daß fie in Raſtenburg ſtatt finden ſollte , wie es in der Zufertigung hieß : damit fie fich

nicht beſchweren möchten , als habe man ſie ungehör: ter Sache verdammt. Alſo Verdammung war ſchon ausgemacht, nur den Schein wollte man vermeiden. '

Von der einen Seite war der Biſchof von Pome: ſanien , Paulus Speratus. der Pfarrer in der Altſtadt

Königsberg, Johann Polyander, und der Prediger im Ló benicht, Michael Måurer. Die Nachrichten im ,,Erläu terten Preußen " nenneu noch mehrere. Auf der andern Seite waren , nach dem Hartknoch : Ecceliu B und Tan : terus , oder wie ſie im Erläuterten Preußen heißen , Fabiar Eckel von kiegniß und Peter Zånker von Dan

fig .

Nach der Erzählung Frenbergs hatten ſie gar

ſpitige und ſdyarfſinnige Argumente vorgebracht, und mit ihrer Vernunft und Klugheit wider Gottes Eiu :

reßungen viel auszurichten vermeint. Man båtte fie indeffen doch zum Stilſchweigen gebracht. So wie in dieſer Nachricht , ſo finden wir es in den allerneueſten andern . Man brachte dieſe filen Bekenner der Lehre Seſu “ zum Stilſchweigen . Und dies konnte ro rchwer nicht werden , da mau es mit Menſchen zu thun hatte, die in den allermeiſten Fällen ungelehrt , unerfahren und ohne Sprach - und Geſchichtskenntniß waren . Die, noch von dieſer Unterredung übrigen , Akten befinden

ſich auf der v . Wallenrodtſchen Bibliothek in Königs berg, aber ſie ſind unvollſtändig. Der Erfolg dieſer öffentlichen Unterredung war der , aller ſolcher Collos

21

quien ; teder blieb bei feinerMeinung und keiner wurde überzeugt.

Im Jahre 1532 ſchrieb Herzog Albrecht an Dr. Luther : Er möge ihm rathen , was man mit den Sa: kramentirern und Nottengeiſtern thun rollte , damit das Uebel nicht weiter einreißen möcyte. Luther , damals ,

krank, antwortete dem Herzoge: nderhalben iſt mein treuer chriſtlicher Rath , Euer fürſtlichen Gnaden geheir

ihrer auch můßig , denn da iſt kein Ende des Dispu: tirens und Plauderns, fie laſſen

fich nicht ſagen."

Das Ende feines Briefes enthålt, die Worte : „ Dero halben ermahne ich und bitte, Euro fürfilichen Gnaden

wollen folche Leut meiden und ſie im fande nicht leir den , nach dem Rath St. Pauli und des heiligen Gei- : ftes.

Denn Euro fürſtlichen Gnaden muffen gedenkent,

wo Sie ſolche Rottengeiſter wurden zulaſſen und leiden , ro . Sie es doch wehren und vorkommen können , wür den Sie Ihr Gewiſſen gräulich befchweren und vielleicht , nimmerwieder ſtillen können , nicht allein der Seelen hal

ber, die dadurch verführet und verdammet würden, wel. . che Euro fürſtlichen Gnaden wohl können erhalten , ſon

dern auch der ganzen heiligen Kirchen halber, wider wels: che r. 1o. lang hergebrachten und allenthalben gehaltenen , Glauben und eintråchtig , Zeugniß etwas zu lehren ges : ſtatten , fo man es wohl konnte wehren , eine unerträg:

liche Laſt des Gewiſſens. Ich wollte lieber nicht allein alle Rottengeiſter, ſondern alle Stenſer - Könige und Für:

ſtenweisheit und Redyt wider mid laſſen zeugen , denn

ein Jota oder Ditel der ganzen chriſtlichen Kirche wider mich hören oder ſehen . Dieſes, freilich harte und lei: denſchaftliche , Urtheil, des großen unſterblichen Zeugen ,

der Wahrheit, gründete ſich nicht auf Unterſuchung, ſon

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dern darauf, daß man ſie mit den wirklichen Müngers rchen Aufrührern und Schwärmern , mit denen ſie in einigen Lehrpunkten übereinkamen , allgemein verwech relte. Indeſſen muß Herzog Albrecht fie dennoch nicht,

nach dem Rathe Luthers ; fortgeſchafft haben , wenn es ihnen auch nicht vergönnt wurde, in Gemeinden zuſams men zu treten ; denn 1534 nannte ſie Paulus Speratus in ſeinem Schreiben : die heruinziehenden Niederländer ; er deckte ihnen ihre Irrthümer auf und ermahnte fie zur Einigkeit in der Religion , das heißt, zu dem

Bes

kenntniſſe Luthers. Daß die Taufgeſinnten im Jahre 1536 zu ſchweren und lebenslänglichen Zwangsarbeiten verdammt worden wären , låßt ſich durchaus nicht bes. weiſen ; vielmehr bezeugt Friedrich Staphylus , daß in den Jahren 1545 bis 1550 Wiedertåufer bei Danzig, Elbing und ſelbſt bei Königsberg gewohnt håtten . Es läßt ſich dies" um ſo weniger beweiſen , da ſich ein Schreiben des :Mennoi soin 7ten Oktober 1549 an eine Gemeinde in Preußen noch vorfindet ; der Ort iſt

zwar nicht genannt, weil er vielleicht Geheimniß blei

ben mußte ; der berühmte Crichton regte ihn ins weſt liche Preußen , beſtimmter in eine der niedern Gegenden zwiſchen dem Saff, der Weichſel und der Oſtſee. In : deffen beweiſet dieſer Brief Fchon gegen Gefängniß und

Zwangsarbeit. Gewiſſer iſt es, daß der Elbingſche Rath im Jahre 1550 den Hotåndern und Wiedertäufern ei

nen Königlichen Befehl ankündigte, ſich innerhalb 'vier: zehn Tagen aus der Stadt zu entfernen . Die Veran laſſung zu dieſem harten Schritte waren Klagen der Elbingſchen Bürger, daß die Mennoniten ihnen in ihrer :

Nahrung Schaden thåten . “ Eiri i , . Im Jahr 1556 erließ Sigismund: Auguſt einen

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erneuten Befehl zu ihrer Verbannung; er ſchrieb an die in Marienburg verſammelten Stånde: er erfahre, daß an einigen Orten in Preußen Anabaptiſten , Picar

der und Keßer wåren ; das rey wider die Verordnung ſeines Vaters und ſeine eigene Verordnung; die Obrig keit und Andere, deren Amt und Pflicht es wäre, hins derten ſolches nicht nur nicht, ſondern begünſtigten es wohl gar. Ihm ſey das mißfällig , um ſo viel mehr, da man ſeinen Namen entehre, als wenn das Alles mit ſeiner Zulaſſung geſchåhe. . Weil aber dergleichen Sek: ten und Menſchen nicht nur die Religion, ſondern auch wohleingerichtete Staaten und Reiche verwirrten und

ſtörten, fo trage er den Stånden auf, daß ſie die Sache genau unterſuchten , überlegten und ihm anzeigten : auf welche Weiſe dergleichen unruhige und keßeriſche Mens fchen in Ordnung gehalten oder hinweggeſchafft werden könnten , damit nicht andere verführet würden . Das mals hatten ſie ſchon eigene Lehrer ; der ålteſte derſel ben Dirk Philips ſtarb 1567. .

.

1 . Da ſich auch in Polen Wiedertäufer angeſiedelt hatten , und ſelbſt von der Umgebung des Königs ge ſchüßt wurden , indem Eiska von Ciechanowiec, der Mundſchenk im Großherzoghum Litthauen , zu ihrer Par

thei übergieng, ſo müſſen die Verfolgungen ſo groß nicht geweſen ſeyn , und waren fie in Polen es nicht, ſo wa

ren ſie in dem entfernteren Preußen es wahrſcheinlich noch weniger. Im Gegentheil ſcheint es , als wären 1

die Verordnungen gegen fic zwar ergangen , aber nicht

in Ausführung gekommen . Auf die erneute Klagen per

Bürger Elbings, daß die Taufgeſinnten auf den land, gütern geduldet würden , erſchienen Vertröſtungen des Raths : yes rep grauſam , fie plößlich zu entfernen , fie

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ſollten indeffen gehalten fenn , um Dſtern des Folge; ' Fahrs abzuziehen , und ihré Nahrung anderswo zu ſu : chen . Auf die Klage derſelben Bürger im folgenden Jahre, daß fie dennoch nicht abgezogen wåren , erklärte der Rath : / daß da die Mennoniten ihr Korn geſået båtten , fo ren es billig , daß man dies Fortziehen bis

nach der Erndte verſchobe."

Auf eine dritte Slage reßte

der Rath Martini zum Termin , und es rey chriſtlicher und beffer', ihre Seelen zu retten , als ſie ſchleunig ab : zuſchaffen . In Danzig verfuhr man viel hårter gegen die Mennoniten . Um 26ſten April des Jahres 1572 wurde ein Edikt an den Artushof angeſchlagen , wodurch allen Fremdlingen, bis zu Pfingſten deſſelben Jahres , die Stadt zu räumen befohlen wurde. Es wurde ihnen verboten :

Baus und eigenen Rauch zu haben,

und

alle Birthe, die frembe Leute beherbergten , wurden auf

Bürgerthum und Gewiſſen verpflichtet," fleißig Aufſicht zu haben , daß kein Sakramentiter oder Schwärmer in

der Stadt und ihrem Gebiete geduldet 'würbe.

So

ſtreng dieſes Edikt auch ſchien , und mit noch ſtrengeren Worten im Jahr 1573 wiederholt wurde, fo wußten die Taufgeſinnten doch auch den Folgen diefer barten

Befehle zu entgehen . Sie halfen ſich vorzüglich dadurch, daß ſie ihre Belitungen und Grundſtücke auf andere Namen fchreiben ließen .'' Schon damals beſtand in Montau im Werder eine förmlich eingerichtete Menno: nitiſche Gemeinde, deren Heltefter Hans van Swinden

war. Die Reihe der Danziger Uelteſten und Lehrer Fångt erſt mit dem Jahr 1598 an , 'und iſt ſeit dieſer Zeit ununterbrochen fortgeführt worden .' Das älteſte Bethaus der Mennoniten in Preußen wurde indeffen

erſt 1660 'in Danzig erbaut. Que übrigen Bethårfër

25 in Elbing , Königsberg und im Werder ſind ſpåteren Urſprungs. In Oſtpreußen , ivo ihre Hinwegſchaffung (doit im Jahre 1559 ,' von Albrecht geboten worden , übers gaben ſie im Jahre 1579 dem Markgrafen Georg Frie: drich eine Bitte um Duldung, und überreichten zugleich

ihr Glaubensbekenntniß . Obwohl der Markgraf ihnen dieſe Duldung nicht allein nicht zugeſtand, ſondern den Befehl gab , daß fie , wenn fie zwiſchen dem Sten Ja nuar und 1ſten Mai Königsberg nicht råumten , ihre Güter verlieren , und mit harter Leibes ftrafe belegt wer :

den ſollten ," po war auch mit dieſem Refcript, wie Hartknoch bezeuget, nur wenig ausgerichtet : denn im Jahr 1581 hatten ſie ſchon eigene gottesdienſtliche Ver fammlungen . In Elbing wurden ſogar 1585 Hans van Cöln und Jooſt van Kampen zu Seidenkråmern , dergleichen man in Elbing damals noch nicht hatte , angenommen . Auch bei Danzig , Marienburg und in

den Niederungen an der Weichſel, bis in die Gegenden von Thorn und Graudengi hatten ſich Mennoniten an : geſiedelt und in fünf Gemeinden geſammelt, deren Ab geordnetel 1586 eine Zuſammenkunft hielten . Die Vers folgungen von Rudolph II., der fie aus Deſterreich und Mähren mit großer Strenge ' verjagte , vermehrte die Zahl der Taufgeſinnten in Preußen . Daher beklagte ſich der Culmiſche Biſchof im Jahr 1608, daß die got: teslåſterliche Keßerei überhand nehme. Der Mariens burger Werber Ten mit Wiedertäufern und Samoſate: nern angefüllt: allein die Magiſtrate von Danzig, Thorn und Elbing vertheidigten fie , wegen ihres großen Fleis Bes und ihrer Nußlichkeit. In Elbing erhielten mehrere

1610 Das Bürgerrecht ; und obwohl im folgenden Jahre

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wieder ein harter Befehl erſchien , nach welchem fie nicht, ohne Vorwiſſen und Einwilligung der Obrigkeit, fich verheirathen ſollten , ſo wurde auch dieſer Befehl bald umgangen . Im Jahr 1612 wohnten ſchon rech

zehn Mennonitenfamilien in Elbing ſelbſt, die den Bes fehl erhielten , die bürgerlichen Beſchwerden zu überneh , men , wenn ſie gleich andern Bürgern, Mahrung treiben

wollten . Im Jahre 1625 gab Sigismund III. von Warſchau aus, einen ſtrengen Befehl an die Stadt Els bing,

daß, weil er gehört, ſie håtten Anabaptiſten und

Mennoniten aufgenommen , und ihnen Freiheiten geges ben, ſo daß fie, ohne ihm und der Stadt zu ſchwöreni Handlung und Handwerk trieben , Säuſer kauften und den Bürgern die Nahrung entriſſen u. f. ty . welches alles rein Königliches Anſehen ſchwer verlege, dieſe

Menſchen zur eidlichen Verpflichtung gegen den König und die Stadt und zur Uebernahme aller bürgerlichen Laften ſollten angehalten werden . Daß aber auch dies Ter ſtrenge Befehl wenig Wirkung gehabt, beweiſt, daß man noch einen Bürgerbrief vom Jahr 1641 beſißt, in

welchem dem Hans van Kampen das Bürgerrecht er theilt, und die Erlaubniß des Seidenkrams, ſo wie ſie

fein Vater und Großvater gehabt, vergönnt wird , daß dem Zacharis Janſon die gleiche Freiheit, nebſt der Ers laubniß , Rheinwein zu verkaufen , wie ſolche ſeine Vora

åltern gehabt, vom Magiſtrate zugeſtanden wurden . Im Jahr 1642 erhielten ſie von Uladislaus IV. ,das erſte bekannte Privilegium .

Es lautet , wie Crichton

es Seite 38 . in ſeiner kleinen Abhandlung: Zur Ge: ſchichte der Mennoniten mittheilt, im Auszuge, folgen .

dergeſtalt:

: „ Weil alle den gemeinen Nußen befördernde Bes

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mühungen die Gnade und den Schuß der Fürften ser : dienten , und die Vorfahren der Mennonitiſchen Bewohs ner der Marienburgiſden Werder, bereits von ſeinem

Königlichen Großvater Sigismund. Auguft , da ſie fuma pſigte und damals wüſte Derter bezogen ; dieſe mit vie: ler Mühe und großen Koſten bebauet , Geſtråuche aus: gerottet , Waſſermühlen gebauet , Sümpfe ausgetrock

net, wider die Ergießungen der Weichſel , der Nogat,

des Drauſens und des Haffs Dåmme angeleget,; und ihren Nachkommen ein Beiſpiel ſonderbaren Fleißes hins terlaſſen , mit beſondern Freiheiten und Rechten verſe:

hen worden : ro wolle er ſie bei dem allen geſchüßt wiffen , und habe ihnen darüber in einem offenen Briefe

die nöthigeu Verſicherungen gegeben .

Er beruft ſich

auch auf die Privilegia, die ihnen König Stephan und Sigismund der Dritte gegeben , die wir aber ſo wenigi als das von Sigismund Auguft haben auffinden fons nen. Der Schluß des Uladislauſchen Privilegii iſt dieweil ſie auch einen bereitwilligen Gehorſam , wie ges treue Unterthanen zukommt, geleiſtet , indem ſie eine gewiſſe Summe Geldes zu unſerm Nußen und Gebrauch gezahlet , als feßen wir dieſelben durch gegenwärtigen

Brief nicht nur in Ruhe, ſondern wir verheißen , auch unſere vorgedachte Einwohner , beider Marienburgiſchen Werder , von dergleichen Contributionen zu ewigen Zeis ten zu befreien . ;

·

Des jeßigen Königes von Polen Stanislaus Nu

guſti Majeſtát , haben ihnen , auf Anfuchen des Cornes

lius Wilms von Neumünfterberg, und Cornelius Serda

ren von Markushof, als Deputirten der fåmmtlichen Weſtpreußiſchen Mennoniten -Gemeinden , ihre Religions . Privilegia in Warſchau den 20ſten December 1764 bes

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ſtåtiget. Und zwar gehet das zunächſt auf das Prisis legium von Auguſt dem

Dritten , aus Warſchau vom

15ten April 1736 , durch welches aber die reiner könig lichen Vorfahren , Johann Caſimirs von 1650 und 1660 ; Johann der Dritte von 1694, und Auguft des Zweiten von 1697 und 1732 ihre Beſtätigung bekommen hatten, Es iſt uns von dieſer General- Beſtåtigung nur eine Ueberſegung geliefert worden , die nicht mit aller nöthis gen Genauigkeit gemacht zu ſeyn ſcheinet, weshalb wir ganzen wörtlichen

fie auch nicht, ihrem

hierher feßen können . gendem :

. ..

;

Inhalte nachi

Das Weſentliche beſteht in Fols ,

: 1 . si

si

. ¡ Es geſchehe oft , daß man ſeine Rechte zu weit,

ausdehne, und die allgemeine Ruhe und Sicherheit ftòre. Daher rey es auch gekoramen , daß man die Mennonis ten gedrůcket, und die Königliche Dekonomie in Scha den gerebet habe. Man habe dazu die alten Verord nungen wider die Arianer, gemißbraucht.

Er, der Ko:

nig Johann Caſimir ; wolle die Mennoniten in ſeinen Schuß nehmen , und laſſe ihnen darüber das gegenwär tige Diplom ausfertigen . Mieinand Toll, durch jene Berordnung wider die Arianer je ein Recht haben , die

Mennoniten zu beunruhigen . Die Obrigkeiten und Ge:

richte roditen ihre Freiheit ſchußen , und dahin ſtreben ,

daß fie auch von Andern geſchützetwerden . Johann III. verſpricht überdem auch deutlich , daß fie einen freien

Gottesdienſt haben rollert, und er nicht zulaſſen werde, daß fie Jemand darin ſtöre. Auguſt Il. fagt: ſeine Vor fahren hätten ſie aus Holland berufen , und zur Anbau

ung des Werbers gebrauchet. · Sie wären auch noch nüßliche Leute. Destvegen beſtåtige er alle Privilegia feiner Vorfahren auf dem Thron , auch alle geiſtliche

?

.:

29

Berleihungen , wie ſie von den locis ordinariis , vor;

nemlich von - - Våtern Caſimir Johann Opalinski, Michael Cardinal Radzinjowski, Theodor Potocki, Felix Ignatius Stretkofski, und Franz Czapski, Biſchof in Culm , verliehen worden , betreffend ihren freien Gottesdienſt und Schulen , Haltung der Taufe und des Abendmahls ,

Verheirathungen , Begräbniſſe , und andere ihnen verlies

bene geiſtliche Freiheiten . Denen , die wider die Meis nung und den Willen des Königs dieſe ihre Freiheiten ſtören würden , ward Strafe angedrohet, und den Won. woden , Landeshauptleuten , dem Adminiſtrator, und den

übrigen Bedinten der Marienburgiſchen Dekonomie, ward anbefohlen , über dieſe königliche Verordnung zu hals

ten . Dieſes alles hat Auguſt II . beſtåtiget.

Die Ges

neralbeſtätigung des jeßigen Königes hat contraſignirt Clemens Kozlowski, des größeren Reichsſiegel Secretas

rius. Vom Culmiſchen Biſchof Felix Ignatius von Kretkow - Kretkowski, erhielten ſie unterm 27ſten April 1729 auf ihre eingereichte Bitte die Erklärung, daß kein Geiſtlicher , auch ſonſt keiner ſie in ihren Rechten und Freiheiten , in Haltung der Schule und der Andach ten , ſtören ſolle.

Die wahre Veranlaſſung zu dieſer Duldung war der Eigennuß. Man hatte die Mennoniten damals, zum Vortheil des königlichen Schaßes , mit einer ſehr bes deutenden Steuer belegt, die auch ſchon von Einigen

bezahlt worden war. Die Stånde hatten indeffen dari über, als einen Eingriff in ihre Rechte, geklagt , und Recht erhalten . Daher ſtellten der Verfolgungen ein. Sie Uladislaus IV . in den Bann nen das Bierbrauen auf dem

ſich denn auch bald wies wurden von demſelbeu gethan . Es wurde ih . Lande verboten , wahrs

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ſcheinlich als gemißbrauchtes Recht ihrer Güter und Befißungen . Der Biſchof von Ermeland ſprach heftig gegen ſie auf dem Landtage 1648. Es wechſelten fo: nigliche Diplome zu ihrem Schuß und Verordnungen

wider fie.

Am heftigſten wurde der Streit über ihre

Duldung und Nichtduldung auf dem

Marienburger

Landtage 1646 geführt. Der Woywode von Pomerel. len beſchloß ihre Ausrottung und brachte den Adel das hin , daß er durch ſeine Boten auf dem Landtage um ihre gånzliche Vertreibung anhalten

ſollte.

Als der

Landboten -Marſchau Johann Dzialinski , den darüber

abgefaßten Artikel vorlas , ſprach der Woywode ſelbſt mit der unanſtåndigſten Heftigkeit wider die Mennonis

ten . Er gab den Danzigern Schuld , daß ſie ſo lange geheget worden , und hielt es für wahrſcheinlich , daß

Gott nur wegen dieſer Leute Polen und Preußen ro ſchwer ſtrafe, daß die Dåmme der Nogat und Weich ſel ſo oft ausriffen und das umliegende Land über.

fchwemmten . Es kam bald zum lebhaften Streit, in welchen der Marienburgſche Deconomus Kitkowski und ein anderer Bote aus dem Marienburgſchen den Men : noniten das lob gaben , daß fie fleißige Wirthe wåren , ihre Häuſer und Hecker in gutem Stande hielten , bei

Beſſerung der alten und Aufführung der neuen Dåmme, gegen die Ausbrüche der Ströme, die größten Dienſte thåten , dem ganzen Lande, beſonders aber den Wers dern vielen Nußen ſchafften , und man leicht bemerken könne, wo ein fauler derſoffener Bauer oder ein arbeits ſamer und nüchterner Mennonit wohne. Sie würden

deshalb in den, wider die Mennoniten entworfenen , Ar: tikel nicht allein nicht willigen , ſondern riethen lieber, mehr dergleichen Leute ins Land zu bringen.

Und ob

31

wohl fie , aus Furcht vor dem Kirchenbann , der ihnen gedrohet wurde, ihre Meinung zu åndern genöthigt was ren , ſo erklärten dennoch die Abgeordneten der großen Städte, daß fie aus mangelnder Vollmacht in das Bes

gehren der Ritterſchaft nicht willigen würden . Sie be. riefen ſich dabei und erboten ſich zum Beweis , daß ges rade auf den benachbarten geiſtlichen Beſikungen eine

viel größere Anzahl Mennoniten als in und um Dans

sig wohnten .

Der Ausgang des lebhafteſten Streites

für und wider die Duldung derſelben war der, daß der

Landtag die Angelegenheiten der Mennoniten mit Stills ſchweigen übergieng, weil wegen Mangel eines gleich förmigen Conſenſes kein Finalbeſchluß feſtgereßt wer:

den fonnte. Obgleich , auf dem nachfolgenden Reichs tage, derſelbe Woywode mit großer Erbitterung alles in Bewegung reßte , um ihre Verjagung und Vertilgung zu bewerkſtelligen , ſo erhielten ſie dennoch im Jahre

1677 einen neuen königlichen Schußbrief * ). In Oſtpreußen ward es ihnen ſchwerer gemacht.

Durch eine Verordnung von 1679 wurde es ihnen zwar erlaubt, des Handels wegen , das Land zu beſuchen, jedoch nicht erlaubt, ſich in demſelben häuslich nieder: zulaſſen . Es wurde Togar beſtimmt, daß in rechs Wo: chen Jeder , der dies ſchon gethan , rein Eigenthum ver: laſſen , und das Land räumen rolle.

In dem weſtlichen Theile Preußens aber wurde die * ) Der Landrichter Pribinder (Prebendowski) nahm fich bei dieſer Gelegenheit der Verfolgten an. '. Er trat unerſchroden zum Throne, und ſchilderte dem ifónige den großen Nußen der

Mennoniten ſo fråftig und überzeugend, daß dieſer befahl , die Conftitution , die ihnen Gewalt anzuthun firebte, 34 zerreißen ,

32

Behandlung derſelben immer milder. Sie erhielten von Johann III. 1694 Beſtätigungen ihrer Rechte und Pri: vilegien .

Er verbot jede Sfrånkung derſelben , ſo wie

jede Störung ihres Gottesdienſtes , nahm ſie in ſeinen beſondern königlichen Schuß , um ſie vor jeder Beun.

ruhigung und Beſchwerung in Sicherheit zu ſtellen , Alle nachfolgenden Bemühungen der Biſchofs, alle Pro

teſtationen im Namen der Religion ſcheiterten , und er: ftreckten ſich nur bis zu der Zeit, alß Preußen zum Kos nigreiche erhoben wurde. Die glorreichen Regenten des herrſchenden Hauſes erkannten feierlichſt die Himmels tochter Duldung, und gaben den langgedrückten , und mehr oder minder Verfolgten bürgerliche Rechte und Freiheit.

Es gründeten ſich nun bald mehrere, zahl:

reiche Gemeinden , ſowohl in Oſt- als vorzüglich in

Weſtpreußen , die ſich im Ganzen ſehr ſtill verhielten und alles vermieden , was Hergerniß geben konnte,

So meldeten ſich 1711 bei König Friedrich deni Erſten , einige aus der Schweiz kommende Mennoniti ſche Familien , und baten um einen Ort zur Anſiedlung,

Die Räthe des Königs unterſtützten das Geſuch , und es wurde denſelben Litthauen zu ihrem Wohnſiß vorges ſchlagen , den ſie auch annahmen .

So hatten bereits

im Jahr 1720 die Mennoniten zu Königsberg, in dem

Hauſe eines Stråmers auf dem Tragheim , gottesdienſt:

liche Perſammlungen . Man verbot fie ihnen , gab ih : nen aber dennoch bald nachher (am 2ten April 1722) ein Privilegium , daß fie im Stönigreiche geduldet wer : den ſollten , und in einem Privathauſe Gottesdienſt hal ten konnten .

Im

Jahr 1730 und 1732 drohete zwar

den Mennoniten zu Königsberg eine neue Verfolgung

und Vertreibung. Man wollte fie nemlich um Deswil ten

33

len entfernt wiſſen , weil ſie den Soldatenſtand, nach ihren Religionsgrundfågen für verboten hielten , und wollte an deren Stelle andere Familien aufnehmen , die ſich dem Canton unterwarfen , allein ſie hatten es hauptſächlich dem damaligen Generalmajor v . Ginnel * ),

zu verdanken , daß ihnen ſpåterhin der Aufenthalt, in Königsberg unter der Bedingung , geſtattet wurde, daß fie Zeug - und Wollenfabriken anlegen mußten . Dieſe Toleranz, welche ſich Hinſichts Oſtpreußen, dennoch bloß auf die Stadt Königsberg und einen Theil von Litthauen

erſtreckte , erweiterte König Friedrich II. Dadurch , daß er ſolche auf ganz Oſtpreußen ausdehnte, indem er uns

term 14ten Auguſt 1740 eine Erklårung gab: .

daß diejenigen Mennoniten, die ſich in Königsberg und andern Drten Preußens niederlaſſen wollten ,

.

überall aufgenommen werden4 lute ſolltenn ;;

und dieſe feierliche Erklärung ließ er noch ganz beſon: ders dem

geheimen Rath Ferber in Danzig , und dem

geh. Rath v. Rausfeld im Haag zufertigen , um ſie auch den dort lebenden Mennoniten bekannt werden zu laſs ſen , und dieſe zum Anzuge nach Preußen zu reizen .

Privilegia , Reſcripte und Declarationen , zum Beſten der Mennoniten . (Zur ſummariſchen und ſchnellern Ueberſicht derſelben .) : Von der Zeit ab, da der Staat anfieng, die Mens noniten im weſtlichen Preußen und vom 2ten April 1722 ab, im öſtlichen Preußen zu ſchůßen , find nach und nach * ) oder v. Ginkel.

34

folgende Privilegien Reſcripte und Declarationen er: gangen , welche auf die Duldung und Freiheiten der Mennoniten abzwecken . Zuvörderſt muß die Bemerkung wiederholt werden , daß bereits unter dem Könige Sigismund Auguſt , des größten und machtigſten der polniſchen Könige, ungefähr in den Jahren 1570 und 1572, als die Mennoniten in den Niederlanden ro Fehr

verfolgt wurden , die Mennoniten ausdrücklich zu ihrer kleinen Anzahl Brüder nach Weſtpreußen berufen wür den , um , bei der Urbarmachung der fumpfigten Gegen

den , in dem Werder nůglich zu feyn . Dieſe Thatſache kann man nicht nur als eine öffentliche Duldung der Mennoniten annehmen , ſondern es iſt auch von dieſem Könige dieſerhalb ein Privilegium emanirt worden .

Auch follen Privilegien für die Mennoniten , vom Kó:

nige Stephan ; der von 1574, und von Sigismund, der von 1582 an regierte, ertheilt reyn. Von dieſem Zeitpunkte ab bis 1622 find fie bloß ſtillſchweigend geduldet worden , vom Jahr 1627 wur:

den fie Tchon mit Privilegien beglaubigt: 1) König Sigismund Auguſt, Enkel des Königs Wla: dislaus IV ., ertheilte unter dem 22ſten December 1642 den Mennoniten ein Privilegium , worin es unter andern heißt: Da alle Bemühungen , welche

gemeinen Nußen befördern , die Gnade und den Schuß der Fürſten verdienen , und die Vorfaha ren der mennonitiſchen Bewohner der Ma: rien bnrger Werder, bereits von meinem

Großvater Sigismund Auguft, da ſie fumpfige und damals w uſte Orte bezo : gen , diere mit vieler Mühe und großen Koſten bebauet, Geſtrå uche ausgerotiet,

35

Waſſerabmahle -Můhlen gebauet, Süms

pfe ausgetrocknet, wider die Ergießuns in gen der Weichſel, der Nogat, des Drau : ren -Sees und des Haffs Dåmme angen legt, und ihren Nachkommen ein Beiſpiel

ausgezeichneten Fleißes hinterlaſſen , mit beſondern Freiheiten und Rechten verſehen wor:

.

den , ſo will ich ſie bei Adem ſchüßen , und habe ihnen darüber in einem offenen Briefe , die nöthis

gen Verſicherungen gegeben .

2 ) Als die Unitarier aus Polen vertrieben werden ſoll. ten , ro wurden von dem Könige Johann Caſimir, zum Behuf des Schußes der Mennoniten , zwei Dis plomate erlaſſen ,

,

Das erſte iſt som 16ten November 1650 , das

zweite vom 20ſten November 1660. 3) Im Jahr 1679 wurden die Mennoniten , anderweit durch ein Reſcript von Grodno aus, geſchüßt. ;

4). Unter dem 22ſten Auguſt 1694 ließ Johann III. in Warſchau eine öffentliche Schrift ausfertigen , ..,

in welcher er , den Mennoniten im

Elbingfchen ,

Q Marienburgiſchen, in Tiegenhof und Bårwalde, und in beiden Werdern , die Privilegien ſeiner Vorfahs en

ren beſtåriget.

5) Dieſes Privilegium wurde 1699. bei der Gelegen . beit renovirt , als die Mennoniten in demſelben Jahre in den Partis conventis , von Diſſidenten abgeſondert wurden . 6) Auguſt II. beſtåtigte , alle vorhergegangene Privie · legien 1732.

7) Auguſt III. wiederholte dies , durch ein Privilegium vom 15ten April 1736 und 19ten September 1750. C 2

36 8) Der lebte König von Polen beſtåtigte, auf Anſuz ſuchen des Cornelius Wilms in Neu -Münſterberg und Cornelius Girdren von Maronshoff, "welche vor ihm als Deputirte der Tämmtlichen Weſtpreus

fiſchen Gemeinden erſchienen , unter dem 20ſten December 1764, alle ihre Religions- Privilegien, und

zwar die von 1736 , 1732, 1699, 1694, 1660, 1650. Nach Zuſammenſtellungen läuft der Inhalt aller Privilegien überhaupt dahin aus : Daß man die Mennoniten rchåßen múffe, .weil ſie n'ůßliche Leute wåren , die Vor: *"}" fahren der Könige båtten ſie aus den in Niederlanden berufen ; und zur Bebaus ung des Werders gebraucht.

2 . Hinſichts der Vorrechte, die durch beſondere Privi. legien , welche von den fünf preußiſchen Königen den

*Mennoniten in Preußen ertheilt find , muß man zwei Zeitperioden repariren : -

*** a ) die Privilegien vor der Occupation von Weſts .

:

preußen ; .

.

b ) die Privilegien und Edicte, welche über das Mens . .

noniten - Weſen , nach der Weſtpreußiſchen Occus . soll many ' pation , erfchienen find.

ad a ) Vor der Occupation find zwei öffentliche Autoriſationen , und zwar für die im öſtlichen Preußen

lebenden Mennoniten ergangen : 1 : 1 ) das Refcript Friedrich I. vom 2ten April 1722 ; 2 ) ein Patent vom 22ſten Februar 1732 :

3.- 3) die Declaration König Friedrich II. vom

14ten

Auguſt 1740 .

Two ad b ) nach der Occupation von Weſtpreußen fino nachfolgende Privilegia und Edicte ergangen :

37

1) Das Gnaden Privilegium für fåmmtliche Menno 1 niten -Gemeinden , vom 29ſten März 1780 ; nach ex ſelbigen wird den Mennoniten und ihren Nach

0 kommen , ſo lange fie fich trex , fleißig und gehor ſam verhalten , die, auf ihren Grundſtücken haften : in den und mit ihren Gewerben verknüpften , Abgas ' ben entrichten , die Landespflichten erfüllen , und : 5000 , Thlr. jährlich an das Kadetten - Inſtitut zu is. Culm : zahlen , Befreiung vom Militairdienſt und Cantonpflicht, Genuß ibrer Glaubensfreiheit, auch Gewerbe und Nahrung zugeſagt. 2 ) Das Edict vom 30ften July 1789. Durch daſ

felbe werden die politiſchen Verhältniſſe der Men : · noniten eingeſchrånkt. Das Edict beſtimmtnemlich : a ) daß die Mennoniten künftig zur Unterhaltung der

17.Proteſtantiſchen geiſtlichen Gebäude , gleich den ! v in proteſtantiſchen Einſaſſen , beitragen ſollen ; b) daß fie den proteſtantiſchen Geiſtlichen , gleich den i

proteſtantiſchen Einſaffen

die Jurą, stolae und

Calende, nach den eingeführten Tagen , bezahlen ; 7 :16). daß ſie proteſtantiſche Grundſtücke nicht anders , als

nach vorhergegangener. Conceſſion der Finanz: Be hörde acquiriren ſollen , und dieſe die Conceſſion 1001 nur dann ertheilen kann , wenn ſich durch eine vorher anzuſtellende Unterſuchung ergeben hat,

aa ) daß der verkaufende Proteſtant, entweder einen

sooibosanhinreichenden Theil des Grundſtücks behålt, 2015 : um darguf eine cantonsfåhige Familie zu er : halten , oder

2389 kb ) daß durch den Verkauf an eitten Mennoniten , 9: 11 9 Bem in Schulten verſunkenen Verkäufer, ſolche

Bedingungen und Kaufſumme bfferiit wird, die

38

. . ihr nicht allein in den Stand reßen , feine Schul

den zu bezahlen , Tondern auch einen Fonds zu einem andern Unterkommen übrig laſſen , auch . . ! dergleichen Offerten , von einem . . " nicht gemacht werden .

Proteftanten . in

3 ) Die Cabinetsordre vom 2ten Oktober 1801. Nach derſelben werden die Mennoniten von den Juri.

"

bus stolae gegen ein geringes Einſchreibegeld und

der Calende an die proteſtantiſchen Geiſtlichen , wie: " 'der befreit.

: ;

.

ob

i it. .

?

4 ) Die Declaration vom 17ten December 1801,' durch We ſelbige wird : : ! pin : :

.

! ir. . .

!

a ) denenjenigen Mennoniten , die ſich dem Canton un

o terwerfen , freier Handel, gleich den proteſtantiſchen Einſárfen , zugeſichert, und ſie werden von den Ab gaben an das Kadetten - Inſtitut zu Culm befreit. b ) Die cantonfreien Mennoniten Befigungen ſollen Mes nicht erweitert werden , sozii ,7200 eur a : , : (

c ) Den bis zur Zeit der Erklärung angeféffenen Mens noniten bleibt die Cantonfreiheit ihrer Söhne,

d) Eben fo, wenn der Befig des Grundſtücks auf månnliche Inteftaterben übergeht:" 0"; ; se) Außer dieſem Fall hört die Cantonfreiheit bei der

G.. hachſten Befikveränderung, fié geſchehe unter wels chem

Titele fie wolle, auf, . - inden i

5) Die Cabinetsordre vom 24ften." November' 1803, 1715 worin die Beſtimmungen des §. 7. der Declaras S

tion vom 17ten December 1801 gemildert werden .

Anmerkung. Siehe in der Sammlung der Preußiſchen Ges i reke, welche die, Mennoniten betreffen , noch einige neuere

sin

Cabinetsordres über die Mennoniten, . .

39

Sitten und Character. der Mennoniten. Es iſt wohl nichts : ſchwerer, als über eine ſo weit ausgebreitete Glaubens - Parthei ein allgemeines Urtheil fållen ; und ihren Charakter beſtimmen zu wollen , und es iſt klar , daß die Eigenthümlichkeiten der Nationen , unter denen die Mennoniten : wohnen , ſelbſt auf die Sitten derſelben einen Einfluß haben müſſen ; und daß for die Sitten der mennonitiſchen Koloniſten in Ruß lano von denen ſehr verſchieden renn múffen , die von den ameifaniſchen und holländiſchen , oder ſchweizerie fchen Mennoniten bemerkt werden , wenn gleich alle im

Punkte des Glaubens übereinftimmen , Im Augemeinen haben die Mennoniten ſchon in den ältern Zeiten , öf fentliche Vortheilhafte Urtheile erhalten . Merkwürdig iſt das, ſchon in der Einleitung enthaltene, Zeugniß,

welches der holländiſche Gefandte . Båuning den Mens noniten in einem Schreiben an den Marſhall Türenne

giebt, und welches ſich in dem hiſtoriſchen Dictionaire von Bayle Seite 202, seq . befindet. S . Pag. 8 : : Ein berühmter proteſtantiſcher Gottesgelehrter, der Abt Henckel, ſchildert die Mennoniten in ſeiner Kirchenges

ſchichte Theil 3. Seite 300, wo er erzählt: daß im Jahr 1578; den Mennoniten vom Statthalter der Niederlande

Wilheln von Oranien Birgerrechte und Soldatenfrei heiti prchieben worden , als Perſonen, vom Wohlfande,

det , fie

durch Betriebſamkeit , frugale . Les

bensart, Enthaltungidoni Re dy'tshåndeln und

Zuver kåßigkeit im Verkehr, erwerbeu båtten . Eben fo )werden ſier in den Borhin erwpåhnten Pri vitegien der Könige vor Polen Huldreich beurtheilt, als

Urſache ihrer Prårogative;-wird ihre Ordnung (und, Br triebſamkeit ausgehoben .

.

40

Daß die Lehren von der Vermeidung aller Rache, der

Unterwürfigkeit und des Gehorſams gegen die Gemeindes Vorſteher und die geſammte Gemeinde, wie To manche andere Lehre und Kirchen -Polizei, dem Character der eins

zelnen Mennoniten eine eigenthümliche Richtung der Sanftmuth geben müſſen , daß ihre ſtrenge Religioſität,

: .

ihre einfache Betheurung der Wahrheit und ihre ur ſprüngliche Frugalitåt ſie von heftigen Ausbrüchen der Leidenſchaften abhalten , und den Betrug, ſo wie das

Uebermaaß des Zorns ſelten machen , iſt eine natürliche Folge dieſer Grundråße. Aber auch die Behandlung

ihrer Nachbarn , ihrer Behörden und der Landes : Ver. waltung hat einen entſcheidenden Einfluß auf ihre Chas rakterzüge haben müſſen , die man an ihnen bemerkt hår ben wiù . : . ..

i . ii

ii .

.

. .

Wenn man aber erwägt, daß es ſo viele Umſtände giebt; die auf die Geſinnungen und Handlungen der Menſchen wirken , und dieſe ro und nicht anders beſtim

men ; da pieſe Umſtånde fich ro. Tehr oft verändern , To tann man im Voraus beweiſen , daß ein allgemeines

Urtheil über den Character der Mennoniten in die Reihe der Unmöglichkeiten gehört, und jene, aus den religiöſen Meinungen und Einrichtungen dieſer Glaubens- Parthei entſtehenden ; Eigenthümlichkeiten fo vielen Abänderungen unterworfen ſind, daß fie wohl nur in der Idee derer

beſtehen , die ſolche Urtheile zu : fållen andere Veranlaſs ſungen haben ,c'nicht abert in der Wirklichkeit. '', , '. So haben einige behäuptet, der Mennoniti ren ein

ſeitig, langſam , verſchloffen und mißtrauiſch . ?? In den åltern Zeiten wurden aber die Mennonis ten , von andern Religions - Verwandten , mehr gehaßt,

mehr von ihnen vermieden , und dadurch gleichſam auf

fich ſelbſt zurück gewieſen . Die Furcht in der ſie beſtåna dig ſchwebten , zwang ſie alſo zur Vorſichtigkeit und Bes

dachtſamkeit. Sie ſuchten einen vorzüglichen fromment und untadelhaften Wandel zu führen , und dieſen auch

durch den åußern Schein zu beſtåtigen , weil ſie glaubs ter , dadurch die Verläumdungen ihrer Gegner auf das Sicherfte zu entfråften . 1 linn !: , . Hierdurch kann wohl jene Bedachtſamkeit und Furcht, jenes Zurückziehen in ſich ſelbſt und die etwanige Meis dung fremder Religions - Verwandten , entſtanden ſeyn ,

die man früher als einen eigenthůmlichen Characterzug an ihnen bemerkt haben will.

Jeßt iſt dieſer Charac:

terzug aber : durch den Zeitgeiſt ſo ſehr vertilgt, daß man nur bei einigen wenig Gebildeten , hier und da

einige ſchwache Spuren dason entdecken wird .

Jene

angeblichen Grundzüge des mennonitiſchen Characters gründen ſich vorzüglich auf die Behandlung in die den

Mennoniten im bürgerlichen Berkehr von fremden Res ligions -Verwandten noch guteilen : widerfährt.

Deffent:

liche Kränkung und Verfolgung verbietet der Staat durch Toleranzgereße. Aber jené heimliche Kränkung, Veracha tung und Zurückfeßung , die ſie zuweilen von einzelnen intoleranten, gebildeten und ungebildeten Mitbürgern ,

obgleich in unſern Tagen immer feltener, erfahren, kann wohl jenes Mißtrauen , jene Langſamkeit und Bedachte

famkeit , jene Verſchloſſenheit , jene. Furcht bei Einzels

nen , unter ihnen erzeugt haben , und noch zuweilen er: zeugen . : ? Ihre Sitten ſind einfach , und wie Felten ſind uns

ter ihnen Verbrechen

felten uneheliche Geburten , noch

42

feltener die Selbſtmorde. 1 : Es wird bei den ſtatiſtiſchen Nachrichten über dieſe Gemeinde dieſe Behauptung in

Zahlen erwieſen werden , Frugalitåt , Drdnung, beis nahe ångſtliche Reinlichkeit , Enthaltſamkeit des Spiels und geråuſchvoller Zerſtreuungen herrſchen fortdauernd im geſelligen Kreiſen und im Cirkel der einzelnen Familien ,

und obgleich hie und da Bedürfniffe der Verfeinerung fich einfchleichen , ro erſtrecken fich ſolche doch bloß auf etwas äußern Prunk, Indeffen kann man den Prunk

und die Sitten , der landbewohner des mennonitiſchen Glaubens, nichtmit den Sitten und dem Aufwande der Stådter vergleichen , und er iſt dem Prunke gleich , den der Lanobergohner der andern Religions - Partheien åut:

Bert , wenn er wohlhabend wird. In den Städten iſt ein ſolcher Unterſchied im Deußern nicht bemerklich ?

91 : Betrachtet man den Mennoniten als Hauswirth fo verdient er: Lob ; Fleiß und Cultur . zeichnet ſeinen Acker und ſein Land aus Fleißi Dronung und Reins lichkeit herrſcht in feinem Hauſe und Wirthſchaftsgebäus

ben , Stille.in ſeiner Familiez und im geſelligen Leben und im Verhältniß der Fortſchritten der Landeskultur und der Werbefferung des Ackerbanes durch beſſere Werkzeuge, find die Mennoniten in Preußen nicht unbekannt gez blieben . Gegen Glaubensbrüder herrſcht bei den Mens

noniten vorzüglich Verſchwiegenheit und gegenſeitige Uns terſtüßung. Sie üben Unterſtüßungen und Wohlthaten in allenifåtten aus, wo es nöthig iſt; ohne daß ſie dazu

aufgefordert werden ni ahne daß in ihrer Mitte Armen : Directionen und andere; zur Wohlthätigkeit abzweckende, Anſtaltent vorhanden find.

Der arme Mennonit wird

mie Roth leiden , der «Abgebrannte, der Beffohlene, der

43

Berunglückte , kann auf beinahe potftändigen Erfan reis mes Berluftesirechnen .

: !

'ITY: : . .

** ! Dieſe Wohlthaten genießen auch oft Proteſtanten und Catholiferi, aus den Händen der Mennoniten , wies wohl dieſer Zug da felten vorkommt, wo dieſe Glaus bens-Partheien die Mennoniten " affeinden , und ſich ſelbſt von ihnen zurückziehen . ??: ?

a

;

19 . Hauptkla fremder Mennoniten. .

ja

.!

11 Die mennoniten unterſcheiden unter fich felbft stei

Nbarten , Flamminger und Frieſen , die ſich ſogar in ih . rer Kleidung noch jeßt, früher aber noch mehr , aus.

zeichnen .

Ju den älteſten Zeiten trugen die, Frieſen ,

die überhaupt ſtrengerer Obſervang waren , Bärte, und

noch heute vermeiden diefelbén " auf dem Lande das Tragen von Knöpfen an ihren Kleidungsſtücken , und befeſtigen dieſe bloß mit Haaken und Defen . Die Flåm minger aber tragen eine;" der geivöhnlichen Kleidung der Landleute, völlig gleidie Tracht 3 vitl in . (ü 19 Dieweſentlichſten Unterfchiede beider Partheien , liegt

nicht in der eigentlichen Glaubenslehre in Hinficht des ren ſie ſämmtlich gleich denken , ſondern in dent, der

kitchlichen Sitten Polizei der Gemeinde, in ' Betreff der

gemiſchten Ehe zwiſchen Mennoniten und Perſonen ana dérer Confeſſionen und in der Art des Abendmahls tu reichen (wie ? ) . Diefer leßte Unterfdied dauert noch

fort,

Dagegert hat " der Unterfchied 'des" Verfahrens

gegen Ehepaare gemiſchter Confeffionen faſt ganz auf gehört. In manchen Gemeindeni; z. B . in Danzig, ha ben fich Frieſen und Flåmminiger därůber " vereiniget, daß die ' gemiſchten Ehen nicht zu dulden find , weil fonft der Hausfriede aicht erhalten werden kann, deffen

wohlthåtiger Einfluß auf das Glück des Hausſtandes unverkennbar und unleugbar iſt. Es iſt nicht unwahrs fcheinlich , daß dieſe Meinung, allgemein angenommen

werden wird, 4 Ueber den Urſprung des Namens iſt man nicht einig, Die Anhänger des ftrengern Sy.. ſtems kameny entweder aus Friesland ſelbſt , oder fie find dem , zuleßt in Friesburgwohnenden, Menno and Teinen ſtrengeren Meinungen treu geblieben . Die Flåms

minger , . aus Flandern herſtammend,i dürften vielleicht Nachkommen der åltern Waldenfiſchen Gemeinde ſeyn ,

die ſich dort nach Tielemann v. Bragt bildeten , als man ſie in Frankreich verfolgte. :',

Sircheniyſtem der Mennoniten . : . est Das Kirchenſyſtem jeder Gemeinde beſteht aus , si 1 ). einem Helteſten ; :

; ! . . ..

2) zwei, drei auch mehreren Lehrern, nachdem es das cà Bedürfniß der Gemeinde fordert; 3) Ebenfalls mehr oder weniger Diakonen oder Vors

tosi ſtebern , die zugleich Armenpfleger ſind , und über: haupt die weltlichen Angelegenheiten der Gemeinde asi beſorgen. , 20

.

.,

ji ministrs

TIF

1199

Dieſes Collegium unterzeichnet ſeine Beſchlüffe fola

gendergeſtalt :

g

et.2

1911

?

?

Die Helteſten Lehrer und Diafonen oder Pora on :wteher der Gemeine zu N ." Count ; , , ;

Das in Weſtpreußen im gemeinen Leben übliche Brådikat : „ Bermabner," iſt nicht nur undeutſche ſondern auchni ſelbſt zu den älteſten Zeiten, unter den ,

Mennoniten nie ,üblich geweſen . Die Lehrer zu Danziga die dieſes Prådicat von ſich ablebyten , und ſich Predia

ger nannten , wurden von der Regierung oder dem Song

fiftorio angewieſen ; fich :Delfen zu enthalten

und fiche.

wenn ſie nicht Vermahner genannt regn wollten , ein anderes Prádicat beizulegen , nur: müffe ihre Amts -Bes nennung nicht mit derjenigen der herrſchenden Kirche

übereinſtimmen , weswegen ſie ſich jest Religionslehrer, oder auch nur ſchlechtweg Lehrer nennen . : ; Die Vorſteher werden aus der Zahl der Gemeinde

glieder gewählt, die Lehrer aus der Zahl der Vorſteher; auch aus der Zahl der Gemeindeglieder. Ihre Tüchtigs feit wird durch das Kirchen -Collegium geprüft, und der Aelteſte ertheilet ihnen, in deſſen Gegenwart mündlichi die Vollmacht zu predigen . Sie haben nicht ftudirt,

ſondern es wird bei ihrer Wahl auf den Fähigſten und

Sittlichſten geſehen , auch werden fie in der Regel nicht beroldet , ſondern treiben ein bürgerliches Gewerbe, es wåre denn , daß fie dürftig waren , da ihnen dann ein beſtimmtes Gehalt ausgeſeßt wird. Ebenfalls werden auch in der Regel die Amtsverrichtungen nicht bonos rirt, ſondern dieſes hångt lediglich von der Mildthåtigs keit der Gemeindeglieder ab. - Der Aelteſte wird aus der Zahl der Lehrer gewahlt, und hernach von einem andern Aelteſten ordinirt und beſtåtiget.

Er iſt gleich

ſam der Präſident des Kirchencollegii , und ohne ſeine

Zuſtimmung kann kein Beſchluß gefaßt werden . Er allein hat das Recht Taufe und Abendmahl zu bedie: nen , und mit Zuziehung ſeiner Collegen die Kirchenzucht zu handhaben . Sachen von Wichtigkeit müſſen aber der geſammten Verſammlung der Brüder vorgelegt werden .

Die Befugniſſe der Prediger oder Lehrer beſtehen , in Hinſicht der kirchlichen Verrichtungen , in den Traus ungen und Begråbniſſen ; die der Welteſten in dem Dor:

46

recht, allein und ausſchließlich zu taufen und das Abend. mahl zu reichen.

.

.

.

..

.

Uebrigens find in den kirchlichen Angelegenheiten *

zwei Inſtanzen :

1 . Erſte Inſtanz, bas oben erwähnte Stirchenſyſtem . " Zweite Inftang , die geſammte Bruderſchaft. r . Ihre Bethåuſer ſind ohne Schmuck und Gepränge. Ihre Liturgie iſt fehr einfach. Die fezt vereinigte Frieſiſchs Flåmmiſche Gemeinde in Danzig, verlor im Striege alle

Bethäuſer und Hoſpital- Gebäude, durch die Belagerung ' diefer Veſte. Sie hat jegt innerhalb der Feſtungswerke ein neues geſchmackvolles Bethaus und Hofpital:Gebäude erbauet, welches zwar ohne Schmuck und Geprånger, aber doch der Würde. Reiner Beſtimmung angemeſſen iſt. na Die Prediger lefen größtentheils ihre Predigten ab, und benußen dabei zuweilen Salzmanns. Gottesverehs rungen und Zerrenners Volfspredigten . Doch hat ſich die Zahl gebildeter Lehrer Fehr vermehrt, unds es ſind mehrere derſelben , die entweder ihre Predigten ſelbſt verfertigen , oder ganz aus freiem Antriebe und Wahl reden . Dieſe Art zu predigert iſt auch der urſprünglis chen Lehrart gemäß, indem in den frühern Zeiten das Ablefen fremder Predigten nicht geduldet ward ..

Armen :Unſtalten und Gemeinde-Polizei. Die Armenanſtalt der Gemeinde iſt muſterhaft, das Betteln wird durchaus nicht geduldet , die Armen wers .den nothdürftig verpflegt, und jedes Mitglied der Ges meinde zahlt hierzu einen jährlichen freiwilligen beſtimms ten Beitrag .

. .

.

: ;'

. . Es iſt auch noch außerdem , ein febr löblicher Ses

brauch bei allen Gemeinden eingeführt, der dem Stir:

47

chencollegii gleichſam eine Polizeiliche Aufficht über die Gemeinde gewährt. Wenn nemlich ein Mitglied aus einer Gemeinde in die andere zieht, ſo muß er dem Kira chencollegio der Gemeinde, die er verlåßt, ein Abzugs

Atteſt mitbringen , worin bezeugt werden muß, daß er wirklich ein Mitglied der Gemeinde iſt, und einen uns

ftråflichen Wandel geführt hat." Dhne dieſes Atteſt wird er bei einer andern Gemeinde nicht als Mitglied aners

kannt und aufgenommen , auch nicht zum Abendmahl und zur geiſtlichen Gemeinſchaft der Gemeinde zugelaſſen .

Schluß -Vermerk der Herausgeber. . Der Darſtellung der Glaubenslehren dir Mennoniten iſt ein eigener Auffaß in dieſen Beitrågen gewidmet. Deshalb has ben wir die deußerungen der verehrten Männer , aus deren Pas pieren die vorfiehendenden allgemeinen Anſichten gezogen ſind,

hier ganz übergangen , werden ſie aber für den erwähnten Beis

trag benußen.



į

48 Songs

Vorbericht

*700 * zum Leben des Menno Simons. es fcheint mir Pflicht und Recht, daß diejenigen , des

men die Angelegenheiten der Mennoniten wichtig ſind, vor allen Dingen den Mann näher kennen lernen més gen , der auf ihre gange gegenwärtige Verfaſſung einen höchſt wichtigen Einfluß gehabt, nach deſſen Namen die Taufgeſinnten allgemein benannt werden , und ſich meiſt relbſt ſo nennen , oder ſich wenigſtens nicht erniedrigt und herabgeſeßt fühlen , wenn man ſie nach ihm be: nennt. Ich konnte unter den mancherlei Formen : das Leben dieſes frommen und merkwürdigen Mannes den Leſern zu erzåhlen , manche wählen . Ich glaubte inders ſen am verſtåndigſten zu thun , wenn ich ſeine eigene

Selbftbiographie wählte , und in ihrer alterthům : lichen Form nichts ånderte, ſo daß fie ſtreng die eigenen Worte des einfachen und wahrhaften Mannes enthalte. Vorzüglich werden es die Taufgeſinnten ſelbſt billigen , daß ohne Schmuck , ohne Zuſaß , aber auch ohne Abs nahme der Mann ſich ſelbſt ſchildere und was er ge than , und was er geleiſtet, und was er erduldet, ſelbſt treu erzähle. Dieſes Leben Menno's befindet ſich, in einem kleinen ſeltenen Traktåtchen ohne Fahrzahl, führt den Titel : 1, Wahrhafte Erzählung des Uus : gangs aus dem Pabſtthume des Menno Sis mons," und trågt unverkennbare Spuren von Glaubs würdigkeit und Wahrhaftigkeit. W. Menno

49 S ..

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O T ;

' ci si

}; ; . Menno Simons Ausgang aus dem Pabſtthum . I en i

will

would m e . Loe 0 :"? fi 119. 731.

Lieber Leſer , Ich ſchreibe dir die Wahra

heit in Chéiſo, und"lüge nicht. Es geschahe Dabas Din Anno 1528. in dem 24. Jahr meis gium 2* Stund nies Alters , daß ich mich in meines 2 von Franedet. Vaters Dorff Pingium " genannt, in der Pfaffen Dienſt begab , wofelbft nochgeen andre meines Alters mit mir in gleichem Dienſte ftunden , der eine war mein Pastorzerein ftemlich gelehrter* Mann, der andere war unter mir . Dieſe beyde hatten die Schrifft" einiger Máſten geleren ,

ich aber hatte ſie mein Lebenlang nicht anderübt.

denn ich befürchtete, ich möchte darch befung bers

felben Derführet werden . Siehe, wo ein ummer

Piediger war ich zweb Jahre lang." Dassette Anno 1530. mein Jahr hernach fiel mir ein Sedancke Pfaffen Brod undſein , fo offt ich in der Mette init Nein,ob es auch Biod und Wein zu thun hatte,

per a molte das es nicht des Heith Fleiſch und Blut wäre. Anfangs mehnte'ich, forchet Gedancke kame vom Deuffel her , der mid lucte Hån mela

50

nem Glauben -abzuführen. Ich beichtete ed-offt: mals mit Seuffzen , und betete, gleichwohl konte ich dieſer Gedancken nicht loß werden .

Die zween gemeldte junge Männer und ich Meine Auchloſig, brachten unfern táglichen Wandel und große! "keitBlindbeit im mit Spielen , Trinken und derglei: Pabftthum ,

Ichen Zeitvertreib in aller Eitelkeit

zu , wie denn leider ! folcher unfruchtbarer Leute Gewohnheit iſt. Und wenn wir denn ein wenig von der Schrifft handeln folten , konte ich nicht ein

Wort ohne Verſpottung mit ihnen ſprechen , denn

ich mußte ſelbſt nicht was ich wollte, ſo verſchloſs ſen lag GOttes Wort vor meinen Augen. Zu: Teßt nahm ich mir vor, das Neue Teſtament eins

Ich Anfang meines LettImahlmit Fleiß zu unterſuchen. ſens,meine Muffs kam nicht gar weit darein , daward löſungwegen 97 gedac hten Sropdessich bald gewahr , daß wir betrogen im vor waren und mein bekümmertes Ger

sa

h wegen des vorbenanuten Brods , ward auch můc 129191 ohne einige Anweiſung von ſeiner Bekümmerniß 1999

entlediget: doch in ſo weit kam mir Luthes bald 30 DNI

rus ju ftatten , daß Menſchen Gebothe Miemand verbinden zur Straffe des ewigen Todes. Ich

w

Rein zunehmen in

Igieng durch des HErrn Erleuchtung

der H . Schrifft und Gnade pon Tag zu Tag fort "Todo lin Erkänntniß der Schrifften und

ward von einigen alsbald ein Evangeliſcher Pres

diger (wiewol mit Unrecht) genennet, ein jeder ſuchte e mich, denn die Welt liebtemich, und und beliebt wil 100 101

51

ich die Welt, dennoch hieß es, daß ich GOttes Wort predigte und ein feiner Mann wäre. Darnach ges fchahe es , Anno 1531., ehe ich noch mein lebtag von einigen Brüdern gehöret, daß ein Gottesfürdy

tiger, frommer Held, Sicke Schneider genannt, zu Leuwarden enthauptet mard, darum daß er ſeine

Rauffe røerneuret hårte. Es klang mir ſehr wuns derlich in meinen Dhrena daß man von einer ans

dern Tauffe fpracha Ich unterſuchte die Schrifft mit Fleiß und dachte ihr mit Ernſt nach

-

kunte

aber von der Kindertauffe keinen Bericht davine nen finden. Ale ich diefes merckte , beſprad, ich mich diefer Sache wegen mit meinem abbenanni ten Paftorer,und nach vielen Reden bracht ich ihn fo weit, daß exrrgeſtehen muſte, die Kindwtauff båtte in der Schrifft keinen Grund. Gleichwohl durfft, ich meinem Verftande ſo viel nicht trauen ;

Der alten Brund erholte mich alſo Raths bei einis bunda Lebis oop gen aften Seribenten , die tahrten mich , daß die Kinder dadurch von ihrer Erbfünde müften getaſchen werden .

Ich

hielte es gegen die Schriffe und merckte, daß, fole chef Chriſti Blut zumidee war. Darnach gieng Ditberp gebore non lich du Suthero, und wollte gern von U

ber fe. minder cauf

im Grund wiffen , der lehrte mich .

3000mins

daß man die Kinder auf ihren eiga

hen Glauben tauffen můſte: goh ſabe, paß auch dieſes GOttes Wort nicht gemaß woge. Zum prit 91 in 350 19 0 21100 1901933

dritten giete ich zu Bucero i der Buceri Lehre son or der seinder plehrtet mit 7 daß man fie darum Can from stauffen ſollte damit man ihrer deſto fleißiger könte wahrnehmen und in des HErrn Wegen aufferziehen ; rahe aber , daß auch dieſes Bullingerisebe von johne Grund geredetwar. Viertens der Kindersi li ġu Bullingero, der wieſe mich auff

suo Tauft , nu fden Bund und Beſchneidung , ich

befand aber gleichfalls, daß es nach der Schrifft Dreine ertencbtunànicht beſtehen Künte. Als ich nun som det sindet: allenthalben -mevcte, daß die Scriz

a Laufeinapon

benten im Grunde fo weit getheis

fet ftunden und ein jedere peiner Vernunft" folget, da ſah ich klar , daß wir mit der Kindertauff bez trogen waren . Nichet lang darnacha mbard id in Web lein ander Dorff berüffen , Wimmars Ditmarſam drits ! teball . Stunde fum genannt, in welchem ich geboha son Framedfordren bin id zog aus Gewinnſucht

ünd Begierde eines großen Mahmens hih, prach auch darfbft ohne Geiff und Liebe (wie aller Heuch. ler Art- it)" von des Herrn Wort, und Jeugetè dadutch folche Jünger , die nichts beſſers maven , als ich ihr Lehrmeiſter, nemlich eitele Gibspués cher, leichtfërrige Schwager, und denen die Sache ebentfo wenig als mit ſelbſt ein Ernſt war. Und miembr ich viel Dings aus der H . Schrifft er : kannte, foibetjehrte ich ,ilideſſen ungeachtet dieſe Cik&rilmig mit den Lüften meiner Jugend in einenti

unreinen fleiſchlichen Leben ohne einigen Nußen ,

53

und ſuchte nichts anders als Gewinny Gemach:

lichkeit, Menſchen -Gunſt, Herrlichkeit , einen gros Ben Nahmen und Ehre, wie es ſolche Leute inds gemein zu machen pflegen , die in dieſen Spital

kranck liegen . Siehe, lieber Leſer, alſo habe ich mein Erkántnis fowot von der Sauff, als Nacht: mahl durch die Erleuchtung des H . Geiſtes , mit meinem vielen Leſen und Nachdencken der Schrifft aus Gottes gnädiger Gunſt erlanget, und nicht durch den Dienſt und Mittel der verführiſchen

Secten , wie man mir Schuld giebt. Ich hoffe, daß ich die Wahrheit Schreibe, und keinen eitlen

Ruhm ſuche. Doch, ſo mir einige Menſchen möch.

ten worinnen beförderlich geweſen ſeyn , will ich . dem HErrn ewig davor danken . Mittler Zeit, als ich ohngefehr ein Jahr daſelbſt gewohnet hätte,

begab es fich , daß etliche mit der Sauff herein brachen ; Allein , von wannen die erſte Anfänger herkommen , oder , wo ſie zu Haufe gehöret, und

Wer ſie eigentlich geweſen , iſt mir noch , biß auf diefe Stunde, unbekannt, habe ſie auch mein Les

benlang nicht geſehen .

39 Drauff brach die Secte von Münſter an, Anfang der Müns durch welche viel fromme Herzen fterſchen Anno 1533während big auch an unſer Seite betrogen wurs Junulden . Meine Seele war in großer 1535.die24 . Stadt :" ebe'

Betrübniß , denn ich merckte , daß . ůbergieng. fie eyferten und doch daneben in der Lehre irres

ten . Ich feste mich mit meiner geringen Gabe

54

Dawider , mit Predigen und Vermahnen , ſo viel als an mir war , beſprach mich zweymahl mit eis nem ihrer Vorſteher , einmahi heimlich , das ans

dermahl offentlich. Allein , mein Bermahnen halff nichts , dieweil ich noch ſelbſt dasjenige that, was ich wohl erkannte, das nicht rechtwar. Dis Ges růchte breitete ſich weit aus, eg hieß , ich konte

ihnen das Maul fein ſtopffen . Sie berieffen fich alle auff mich , wer und wo ſie.waren .

Alſo fah

Daf die Unbuffer, ich Augenſcheinlich , daß ich der Uns

tigefichauffmich buffertigen Vorfechter war, die Wirwohl das ers ſich alle auffmich verlieſſen . Wels berieffen , brachte

fte Nachdenken. ches denn meinem Herken keinen geringen Stoß gab, deßwegen ich zu dem HErs ren reuffgete und bat : HErr hilff mir , daß ich doch nicht anderer Leute Sünde auff mich lade. Meine Seele war bekümmert und dachte an das Ende, nemlich wenn ich gleich die gange Welt

gewonne, Matth. 16 , 26 ; darzu tauſend Jahr lebte und dennoch zulekt GOttes ſchwere Hand und Zorn tragen müfte , was ich denn gewonnen

hátte? pop

Darnach verſammelten ſich die arme verirrete

Schaffe, als die keine rechte Hirten hatten , nach vielen grauſamen Placaten, Würgen und Mors

1525. altsden, an einen Drt, nicht weit von unno Alofter eingenoms mois men 30

Mart meinem

Drt, AltsKloſter genannt,

Matth. 26, 23. Tund zogen leider ! das Schwerdt

durch Münſters Gottloſe Lehr, wider.Chriſti Geiſt,

55

Wort und Eremipel, ſich damit zu wehren , wels ches Petro von dem HErren , in die Scheide zu ſtecken befohlen ward. Als dieſes geſchehen , fiel

das Blut dieſer wiewohl derführeten Menſchen , ſo ſchwer auf mein Herz , daß ich nicht ertragen , noch Ruhe in meiner Seelen finden konte. Ich eripog mein unreines fleiſchliches Leben , dazu meis nie'heuchteviſche Lehr und Abgötterer), die ich noch täglich zum Schein , 4 wierpohl ohne alle Luft mit

Widerſprechen meiner Seele trieb. Ich hatte mit meinen Augen geſehen , daß dieſe eifrige Kinder ,

ihr Gut und Blut por ihren Grunds-und Glaua ben (wiewohl nicht in hellfamer Lehre) freywillig hingaben , und ich war einer von denjenigen , der ihrer etlichen die Påbftliche Greuel zum Theit mit entdecket hatte.: Nichts Defto Iweniger verhärrete:

ich bey meinent rohen Leben und wiſſentlichen Greueln , um keiner andern Urfach , als daß ich meines Fleiſches Gemächlichkeit ungekrånckt bebala

ten und mit dem Creuk des HErrn verſchonet bleiben möchte. 11 Dieſe Betrachtungen nageten mein Herz dermaſſen , daß ich es nicht langer er's tragen kunte. Ich dachte bey mir ſelbſt: 9c elens

der Menſch ! was mache ich doch ? wo ich ben fola chem

Wefen bleibe. und mich nach dem Erkanta

niß , ſo mir verliehen , nicht völlig an meines HErrn Wort übergebe, das unbußfertige Fleiſch liche Leben und Heucheler der Gelehrten , wie auch

ihre verkehrte Sauff, Nachtmahlund falſchen GOta

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tesdienſt nach meiner geringen Gabe mit des Herrn Wort nicht beſtraffe , den rechten . Grund . Det

Wahrheit aus Furcht meines Fleiſches nicht ents decke, die unſchuldige irrende Schafflein (die fo gerne recht thun würden , wenn ſie es nur recht wüſten ) nicht zu der rechten Weide: Chriſti, for

viel an mir iſt, weiſe; Wie wird doch alsdenn ein folches , wiewol in Stvthum , vergoſſnes Blut im Gerichte des allmächtigen und groſſen GOts tes: wider dich aufftreten , und über: deine arme

elende Seele vor deinem GOtt das Urtheil- ſpres meines Herßenschen . Mein Hert im Leibe bebte . Veranderung. Imir , bat auch meinen GOtt miti Seuffen und : Thránen , daß er mir betrübten

Sünder die Gabe ſeiner Gnaden geben , ein ireia nes Herk : in mir schaffen , meinen unreinen Wans

del und eitelesírohes Leben , durch das Verdienſt des Blütés Chriſti, gnädiglich vergeben , mich mit

Weisheit, Geift, Freyntůthigkeit und einen männa lichen Heldenmuth beſchenken wollte, damit ich ſeis nen Anbetens - würdigen hohen Nahmen und heis liges Wort unverfálfdyt predigen , und ſeine Wahrs heit zu ſeinem Preiſe an den Tag bringen möchte.

3d begunte in des HErrn Nahmen das Wort Antind meilder wahren Buffe von der Cangel

ner Bublebee in Offentlich zu lehren , das Volck auff apapun 97 lden ſchmalen Weg zu weiſen , alle Sünden und Gottldres Beren , dazu aller Abgóts

terey und falſchen Gottesdienſt , wie auch Tauff

und Nachtmahl nach dem Sinn und Grunde Chriſti öffentlich zu bezeugen , fo viel als ich zu der Zeit Gnade von meinem GDtt empfangen

Meine ſehrvorfreue hatte. Warnung den

Auch warnete ich jeders

Münfterifchen " mann vor den Münſterfchen Greus Greueln auch noch in , meinem

eln , als König , Vielweiberey , Reich ,

Pabſtenum . * | Schwerd;2e ganz treulich , biß daß der gnädige groſſe Herr ohngefehr nach Verlauff

neun Monden mir ſeinen väterlichen Geiſt, Hülffe und kráffrige Hand reichte, daß ich meinen guten

Leumund , Ehr und Mahmen , die ich bey den Menſchen hatte, wie auch güle meine Antichriſtiſche

Greuel, Meſſen , Kindertauff, rohes und ſicheres Leben und alles auff einmahl ungezwungen fahren ließ , und begab mich williglich in lauter Armuth Mein Musaana aus und Elend unter das drückende Babet Ango Creus meines HErrn Chriſti, fürch , dag tete GOtt nach meiner Schwachs heit, fuchte GOttesfürchtige Leute und fand auch

ihrer etliche (wiewohl wenig) in gutem Epfer und Lehre, disputirte mit den Verkehrten , gewann auch etliche durch GOttes Hülffe und Krafft, und führete fie mit GOttes Wort dem HErren Chris

ſto zu ; die Halsſtarrigen und Verſtockten aber be. fahl ich dem HErrn . Siehe lieber Leſer , alſo

hat mich der gnädige HErr durch die freye Gunft Teiner großen Gnade an mir elenden Sünder er:

wieſen , in meinem Herzen zuerſt gerühret, mir einen neuen Sinn geben , mich in ſeiner Furcht

58

gedemüthiget. mich ſelbſt etlichermaſſen erkennen gelehret, von dem Wege des Todes abgeführet,

und auff den engen Weg des Lebens in die Ges

meinſchafft der Heiligen , aus lauter Barmherßigs

keit beruffen , Shm ſen Preiß in Ewigkeit, Amen . 53 " Dhngefehr ein Jahr hernach, als ich mich mit Leſen und Schreiben in der Stille in des HErrn unno 1537. mein, Wort åbete, begab es fich, daß ihs • Eingang in des HErrn Haus und

8 , ſieben oder acht Perſos

n Gemeine Inen zu mir kamen , die ein Here und Seele waren , in ihrem Glauben und Lebeni

( fo viel ein Menſch urtheilen kann ) unſtråfflich, von der

Belt nach dem Zeugniß der Schrifft ab :

- geſchieden , dém Creuße unterworffen , welche nicht allein vor der Münſterſchen , ſondern auch vor als

ler Welt Secten , Verdanamung und Greueln , einen herzlichen Abſcheu trugen , diefelbe hielten mit vielen Leuten inſtändig bei mix an , im Naha men derer Gottesfürchtigen , die mit mir und ihs nen in einem Geiſt und Sinne wandelten , ich möchte doch den großen ſchweren 9animer und Noth der armen bedrückten Seelen etwas ermes

gen (denn der Hunger ſey groß, der treuen Haubs halter aber ſehrwenig) und mein Pfund, Matth.25, Luc. 19 . das ich vom HErren unwürdig empfan gen hatte, auf Wucher anwenden 20. 13 0 .

2 Als ich diß 'hårete, Ward mein Herz ſehr Bekümmert, Angſt und Bangigkeit umringeten mich von allen Seiten : Denn an einer Seite fahe ich

.

59

meine geringe Gabe, meine groſſe Ungelehrtheit, meine ſchwache Natur , meines Fleiſches Biddigs keit, die außer maſſen groſſe Bofheit, Muthwillen , Derkehrtes Weſen und Tyrannen dieſer Welt, die gewaltige große Secten , die Spitfindigkeit viefer Geifter , und das ſchwere Creuß, welches mich (fo ich anfienge) nicht wenig drücken würde: Auf der andern Seitent hergegen den erbärmlichen

groſſen Hunger , Mangel und Noth der gotto fürchtigen frommen Kinder :" denn ich rahe klat genug, daß ſie irréten , wie die einfältige verlaſſene

Scháflein , i ſo keinen Hirten haben , Matth . 9 . Marc. 6. " ? , ?. .75 Zulegt nach vielem Bitten , ſtellte ich mich

Demi SARRER dem HErrn und ſeiner Gemeine und dem Gebeth dar, mit dieſem Bedinge, daß Sie der Frommen ha:

be ich mich und mit mir den HErrn eine Zeitlang terworffen. : feurig bitten folten , daß, ro ' ę8 ſein heiliger, wohlgefälliger Wille våre , daß icy Shmt zum Preiſe dienen könte und möchte, ſeine våter's liche Güte mir rodann ein ſolches Herz und Sea můth ſchenken wollte, welches mir mit Paulo zeus gete: Wehe mic , folich das Evangelium ' nicht predige, 1. Cor. 9. - róo aber nicht, daß er doch

alsdenn ein ſolches Mittel ordnen wolte, daß die Sache nur nachbleiben möchte, 1 Denn Chriſtus

fpricht: Wo zween unter euch eins werden auf Erden , warum fie bitten , das foll' ihnen wider's

fahren von meinem

himmliſchen Vater : Denn

: 60

wo jween oder drev perſammlet ſeynd in meinem

Nahmen , da bin ich mitten unter ihnen , Mats thai 18. 1 .

in

izzi

I

* Siehe , lieber Leſer, alſo bin ich nicht von Den Münſterſchen , noch von einigen, andern auffs růhriſchen Secten (wie ich geláſtert werde) fons dern von ſolchem Volck zu dieſem Dienſt unwürs dig beruffen , welche Chriſto und ſeinem Wort zu

folgen willig waren , in der Furcht ihres GOttes ein bußfertiges Leben führeten , ihrem Náchſten in der Liebe dienteten , das Creus geduldig trugen ,

aller Menſchen Heyl und Wohlfahrt ſuchten , die Gerechtigkeit und Wahrheit liebten , vor der un

gerechtigkeit und Boßheit einen Greuel hatten 2c. Welches denn allerdings lebendige und kräfftige

Zeugniſſen ſind, daß ſie nicht ſolche verkehrte Secs ten , wie ſie geſcholten wurden , ſondern wahre,

wiewohl der Welt unbekante, Chriſten waren , ſo man anders glaubt, daß Chriſti: Wort wahrhaffs tig... und ſein unſtråfliches heiliges Leben und

Exempel unfehlbar und recht iſt. :: Alſo bin ich elender groſſer Sünder vom HErrn erleuchtet, zu

einem neuen Sinn bekehret, aus Babel geflohen , in Jeruſalem , gejpgen , und endlich zu dieſem hos hen und ſchweren Dienſt gekommen . doll

44. Als nur obgemeldete Perſonen von ihrer Bitte nicht ablieſſen , und auch mein eigen Ges wiſſen , wiewohl in Schwachheit mir zuſezte, weil ich den groffen Hunger und Noth rahe, wie ober

Die GOttesjerwehnet iſt, übergab ich mich dem und Liebe meinesNách: ca ?

ften haben mirdie HErrn mit Leib und Seel; und.

ferm großen und befahi mich in ſeine Gnaden -Hand, auffgeleget.** ** lund begunte zu ſeiner Zeit laut feit nes Heiligen Worts zu lehren und zu tauffen , auff des HErrn Acker mit meiner geringen Gabe zu arbeiten , an ſeiner Heil. Stadt und Sempel zu bauen , und die verfallene Steine wieder zurecht zu Feken ze. Und der große und ſtarce GOtt 10 zu hat das Wort der wahren Buffe, Mein Beginn tehren in Got: das Wort ſeiner Gnade und Kraffe, utes gemine, it Inebft dem heilſamen Gebrauch feit

ner heiligen Sacramenten , durch unſern geringen Dienſt, Lehre und ungelehrtes Schreiben, zuſammt dem forgfáltigen Dienſt, Arbeit und Hülffe unfer getreuen Mit- Brüder, in vielen Städten und kan den fo bekannt und offenbahr ) und die Geſtalt Unfere Früchte

ſeiner Gemeine fo herrlich gemacht,

durch die Hülffelundo Fie mit folcher unüberwindlis und Strafft GDttebal di Ichen Kraffe begabet, daß auch siele

hochmüthige folke Hergen , nicht nur demüthig worden , die Unreine nicht nur keuſd) , die run Fene nüchtern , die Geißige milde, die Graufame

gåtig, die Götcloſe Gottfürchtig a . ſondern , daß ſie auch vor das herrliche Zeugnis , das ſie tras gen , Guth und Blut, Leib und Leben auffrichtig verlaſſen , wie man noch täglich bis auf dieſe Stunde fiehet.

Welches ja keine Früchte noc

Zeichen einer falſchen Lehre (da GOtt nicht mite

02

wirkt) ſeyn können , ſie könnte auch in ſo ſchwes rem Kreuz und Elend so lange nicht beſtehen ,

wenn es nicht des Allerhöchſten Kraft und Wort ware,sige

:Ency

Ja was noch mehr iſt, ſie werden mit ſo großer Gnad und Weisheit (wie Chriftus allen

den Seinen verſprochen ) Luc. 21., 15 . in ihren Berſuchungen von Gott begabet , daß auch alle Weltgelehrte, und hochberühmte Magiſtri , daju alle blutſchuldige Tyrannen , die ſich ( das GOtt erbarm !) auch rühmen , daß fie Chriſten ſeyn, vor

diefen unüberwindlichen Helden und frommen Zeus gen Chriſti, müſſen überwunden und beſchamt ſtee

henauſo daß ſie auch kein ander Gemehr oder Ausflucht in einiger Sache haben , noch wiſſen Widgeniund um . Als berbannen , baſcheng Reinigen , zubringen, dieder brennen , morden ,und umbringen,

Croft wider Gotswie der alten Schlangen Brauch

* tes Wort,

om site lund Gewohnheit von Anbeginn ges c weſen iſt, als man an vielen Dextern in unfern

Niederlanden noch tåglich leider!. fehen und fpün ren ,magu

pusi motit

unſere Gebre anbl .

glo

Siehe, dies ; iſt unſer Berufi

Früchte ſindnicht lehre und Früchte unſeres Diens grauſam ger

per apptein Lebe ſtes , darüber,wie. ſo und Fruchten . Tietert und ſo feindreelia o

werden : Db nicht alle Propheten , Apoſtel getyeue

Diener,GOttes durch ihren Dienſt auch eben derg

gleichen Früchte hervorgebracht habenis darüber

wollen wir gerne alle Frommelaffen Richter:Teon. Allein , was mein armes , ſchwaches und unvolls kommnes Leben anlangt , bekenne ich frey heraus daß ich ein glender armer Sündex bin , in Súng

den empfangen , Pf. 51. und fündlich aus fündlig chem Saamen gebohren und ſage mit David, daß meine Sünde ſtets wider mich iſt. Meine Gedanken , Morte und Werke überzeugen mich Ich merck und Tebe mit dem H . Paulo , Daß in meinem Sleiſoh nichts Gutes wohnet. Gleichwohl

kann ich dies in meiner Schwachheit rühmen ; Wenn die böſe und perruchte Welt, unſere Lehre (Die doch nicht unſer, ſondern des Ecrin Chrifti

ift) mit Geduld anhören , und derſelben in reiner Furcht GOttes unterthänigft nachkommen wolte würde ohne Zweifel wohl eine Chriſtlichere und beſſere Welt reyn , als es leider ! nun iſt. Ich danke meinem Gott, der mir die Gnade gegebene

daß sich mit dem H . Pauloni Rom . 7. das Böſe

haſſe, und dem Guten nachjager und wohl wünſch . Das viele mit mir te, daß ich die ganze Welt auch mögen being ſeelig mein wers ein mit meinem

Blute aus ihrem gott:

siges Suchen.: illofen böſen Weſen heraus weiſſen und- Chriſto gewinnen möchte, meinen GOtt vog ganzem Herzen fürchten , lieben ſuchen und ihm dienen , vor ſeinen Augen echt und wohl thun,

und ein unſtråfficher frommer Chriſt ſepn móðte. Dies iſt an ſeine Gnade meine ganzes Begehren ,

Hoffe cauch durch deß HEren Barmherzigkeit und

64

Hülfe ; daß niemand auf der ganzen Welt, mich eines geißigen oder überflüſſigen Wandels mit Gründe der Wahrheit zeihen kann.

Geld und

Reichthum habe ich nicht," begehre és auch nicht, wieiwohl einige aus verkehrrem Herzen ſagen , daß ich mehr gebratenes lefſe, als fie geſottenes , 'und mehr Wein trinke ; als fie Blét.

Mein HEre

und Meiſter Chriſtus Jeſus mußte auch der Vers Kehrten Weinſäufer und Praſfee freon. Ich hoffe

durch des HErren Gňade, daß ich darin vor meis nem GOtt unfchuldig und fieribin . Der mich mit dem Blut feiner Liebe erkauft und unwürdig zu dieſem Dienſt berufen , kennet' mich und weiß, daß ich weder Geld und Gut, noch Wólluſt, noch

Gemächlichkeit auf Srden , ſondern allein meines HEren Preis meiner und vieler Menſchen Sees ligkeit ſuche. 's Worüber ich ro über die Maaßen

wiléte Bangigkeit, Drück , Betrübniß Glend und Perfolgung, mit meinem armen, fchoðachen Weibe lite wo ni fiind kleinen Kinderlein, nün bis ins Bon Anno 1536 achtzehnte Gahr haben müſſen aus . siite . Politehen , daß ich mich in Gefahr

meines Lebens und mancherlev Fuvcht kümmerlich Die' Prediger der erhalten. ga , wenn die Prediger

m

ele une fois auf weichen Betten (und Rifſentilles Gemächlichkeit gen müſſen wir uns gemeiniglich » unterſchieden. Thin verborgenen Winkeln . heimlich berkriechen . Wenn ſie auf allen Hochzeiten und

Rindtaufen at mie Pfeifen , Stommendand lates ten

65

.

ten ſich öffentlich luſtig machen , müſſen wir uns bei jedwedem Hundebellen umſehen , ob auch irs

gend die Häſcher da feyn . Anſtatt, daß ſie von jedermann Doctores, Magiſtri gegrüßet werden , müſſen wir uns nennen laſſen , Wiedertaufer, Winkelprediger , Verführer und Reger und müſs

ſen ins Teufels Namen gegrüſſet ſeyn. Summa, anſtatt , daß ſie mit vielen großen Salarien und

guten Tagen für ihren Dienſt herrlich belohnet werden , muß unſer Lohn und Theil ben ihnen Feuer , Schwerdt und Tod feyn . Siehe, mein treuer Leſer , in folcher Angſt, Armuth , Jammer

und Gefahr des Todes hab ich elender Mann meines Herrn Dienſt bis auf dieſe Stunde uns

verandert ausgerichtet, hoffe ihn auch durch ſeine Gnade zu ſeinem Preiſe noch ferner auszurichten ,

ſo lange ich in dieſer Hütten walle. Was nun ich und meine getreue Mitarbeiter

in dieſem ſehr ſchweren gefährlichen Dienſte gez ſucht haben , oder haben können ſuchen , das mo: gen alle Wohlgeſinnten aus dem Werke ſelbſt und

deſſen Früchten leicht ermeſſen.

Ich will denn

hernach dem getreuen und aufrichtigen Leſer um Jeſu willen noch einmal demüthiglich gebeten has ben , daß er doch dieſes, mein abgedringenes Bes

kånntniß und Beruf, in der Liebe aufnehmen und zum Beſten deuten wolle. Ich habe es aus große ſer Noth gethan, auf daß der gottesfürchtige Les

fer wiſſe, wie es zugegangen , dieweil ich von den

66

Predigern allenthalben geláſtert und ohne alle Wahrheit beſchuldigt werde, als wäre ich von

einer aufrühriſchen und verführiſchen Secte ordi: nirt, und zu dieſem Dienſt berufen . Wer Gott fürchtet, der leſe und richte.

Menno Simons iſt geſtorben Anno 1561 zwiſchen Lübeck und Hamburg bei einem Stadt:

chen , genannt Didesloe. FINIS .

Das

Glaubens- Bekenntniß der Mennoniten . Einleitender Vermerk.

Die Glaubenslehren der Mennoniten ſind ſelbſt denen , unter welchen ſie leben , unbekannter als man glaubt. Dieſe unbekanntſchaft hat, den Anhängern und Befene nern dieſer Lehre, vielfältigen Nachtheil verurſacht, und bei denjenigen, die in Umts - und Geſchäfts -Verbinduns gen mit den Mennoniten ſtanden , viele Irrthümer vers anlaßt. Wir glauben beiden Theilen nüglich zu were den , wenn wir eine treue Darſtellung dieſer Glaubense lehren , wenigſtens die wichtigſten unter denſelben , den Perern dieſer Beiträge liefern . Katechismen giebt es mehrere, unter denſelben roll der von Peter Baus

douin , Lehrer in Haerlem , im Jahre 1743 zu Haers leni herausgegebene Katechismus , nach der Meinung

mennonitiſcher Gottesgelehrten , der vollſtåndigſte reyn . Er ift indeſſen in hollándiſcher Sprache geſchrieben , und liegt uns nicht vor. Auch fehlt ihm eine allgemeine Sanction råmmtlicher Gemeinden und die öffentliche Yutoritåt. i Außer den Katechismen entſtanden auch noch ros genannte Saßungen aus der uralten , mit der Gemeinde

68

ſelbſt entſtandenen Sitte , die Glaubenslehren in der Form von Predigten vorzutragen . Dieſe Saßungen

wurden nach und nad) allgemein angenommen , und ein integrirender Theil des nach und nach völlig ausgebildes ten Glaubens- Bekenntniſſes . Es iſt darüber keine bes . ſondere Sammlung vorhanden , die im Gegenſaß eines Glaubens Bekenntniffes , oder als deſſen Nachtrag anges . führt werden könnte. Die Lehrer des Stifters find in keinem ſyſtematis ſchen Zuſammenhange und Vortrage vorhanden . Die

Sammlung der Schriften des Menno Simonis , Alle de Godgellerde , Werken van Menno Simonis Am sterdam . de anno 1681, enthält nur einzelne Vorträge

deffelben , in einer willkührlichen Reihefolge, und dient daher bloß OR; wo das, weiterhin anzuführende öffents lich angenommene, Glaubensbekenntniß der näher ver :

einigten Flämiſch - Frieſiſchen Gemeinde von fremden , Nicht-Mennoniten in Zweifel gezogen wird, als Ers

läuterung und Beſtåtigung. Denn daß die Lehre des Stifters in dergleichen anſcheinend ziveifelhaften Fåden,

über welche die Gemeinden ſelbſt vollkommen uneinig find , den Ausſchlag geben müſſe, verſteht ſich von felbſt.

Wir entnehmen daher unſere Darſtellung dieſes Glaubens Bekenntniſſes , aus dem Werke des Herrn

Cornelis Ris, Lehrer der Mennoniten in Hoorn, benannt :

ot

r

oci

ci die Glaubenslehren der Mennoniten oder Tauf . . . geſinnten , aus deren öffentlichen Glaubens - Be. kenntniſſen zuſammen gezogen . . . . Dieſes Glaubens-Bekenntniß erſchien 1776 in Ham :

burg in Duart- Format, nebſt einem Anhange und er låuternden Vorbericht in deutfcher Sprache; nach dem

69

in

holländiſcher

Sprache : herausgegebenen

Original.

Der Zweck der Schrift war, die - Vereinigung der Waterländiſchen (Flåmiſchen ) und der Frieſiſchen Ge meinde zu vollenden , und ſämmtlichen übrigen Ges meinden , beſonders 'den deutſchen und den ſpåter in Amerika begründeten , zum Bereinigungspunkte zu dienen . Dieſe Schrift iſt durch eine 1773 in Amſterdam ausges

fertigte , dieſem Beitrage beigefügte' Approbations - Acte öffentlich beglaubigt, und hat mithin unter allen übris gen Schriften der Art das meiſte Gewicht, gewährt die

ficherſte Ueberſicht von dem Inhalte des mennonitiſchen Glaubensbekenntniſſes. Man vergleiche,damit die Lehre des Stifters , und "audy der Nicht:Mennonit wird

dann wiſſen , was der wirkliche Mennonit glaubt, und als einen Religionsſaß betrachtet. Schon der ruhige Gang dieſes ſchwierigen Unternehmens , die Behutſamkeit bei

der Prüfung dieſer Schrift durch die vereinigten Ges

meinden , die völlige Beſeitigung der in Religionsſtreis tigkeiten ſich ſo oft ſchådlich äußernden Leidenſchaftlich keit, empfiehlt dies Werk , und iſt ſo charakteriſtiſch ſo ehrenvoll für die mennonitiſchen Gemeinden felbſt , und

ihre Lehrer und Aeltefte, daß fie durchaus zur nähern, Kenntniß , unſerer Leſer gebracht werden muß , che wir die wichtigſten Artikel der Glaubenslehre, relbſt aufneh .

men , zu denen ſich die Mennoniteu bekennen . Die Ges fchichte der Entſtehung dieſes Glaubens Bekenntniſſes

entfaltet einen Sinn der Ruhe, des Friedens und der Liebe in den åchten Mennoniten , daß ſie weſent: lich dazu beitragen wird, ſie wirklich genauer kennen zu lernen , und wir nehmen daher nachſtehende Stellen aus

dem Vorbericht des Ueberſegers wörtlich auf.

70

Auszug aus der Vorrede zu dem Werke des

Herrn Cornelis de Ris, betitelt: Glaubenss lehre der wahren Mennoniten . Gegenwärtiger kurzer Begriff der Glaubens : Tehre der Mennoniten , welchen der ehrwürdige Herr Cornelis Ris, wohlverdienten Prediger der

taufgeſinnten Semeinde zu Hoorn , aus deren öffentli chen Glaubens-Bekenntniſſen zuſammengetragen hat, hatte

bei ſeinem erſten Entwurf einen eingeſchränktern Ends zweck , und war bloß denen Gliedern der Gemeinden zu Hoorn beſtimmt. de Es war nemlich, außer der Waterländiſchen Gei meinde (oder ſogenannte Flåmiſche) , welche des Hans de Ris Glaubensbekenntniß angenommen , eine Frieſis ſche Gemeinde, welche einer andern, zu Dortrecht den 27ſten April 1632 von einer großen Anzahl Rehrer

unterzeichnet , mehrern Beifall gab * ) : wie nun dieſe beiden Gemeinden im Jahr 1747 fich vereinigten , ſo wurde in dem Vergleich , im dritten Artikel folgendes feſtgeſeßet : „ Die Glaubensbekenntniſre, welche bei den gegenſeitigen Gemeinden beruhen , wwerden jest nicht verändert: noch wird man wbei den Dienern und Gliedern der einen Pos wwohl, als der andern , teine nåbere Erklås

pitung fordern , als ſie bei dem Antritt ihres

stir chendienſtes und Aufnahme in der Ges meinde gegeben haben : allein , wenn beide

„ Gemeinden vereinigt find , wird man beide

* ) Anrede an die Gemeinde zu Hoorn p. 2 - 4 .

Bekenntniſſe, worin fie möchten unterſchie:

iden ſeyn , ſuchen einſtimmig zu machen.“ E

und iſt man bei der Aufnahme neuer

„Glieder Vorhabens , ſo wie es bis jeto übs mlich geweſen , dabei ſo gemäßigt zu verfah . iren , daß von ſolcheni, welche rch w ach von „ Verſtand rind , nicht zu viel gefordert, und

ingår tliche Gemůther verſchonet werden." ..

Dieſem

Vergleich zufolge ward den 6ten Februar

1748 eine Commiffion niedergeſeßt, um vorgedachte Ver: einigung zu Stande zu bringen : und da insbeſondere dem

Herrn Ris die Ausführung aufgetragen , theilte

derſelbe bald darauf ſeinem Kirchenrath einen Entwurf mit , der mit einigen kleinen Verånderungen genehmigt,

und ihm empfohlen wurde , felbigen ins Reine zu brin . gen ; welches aber theils wegen der Vorſichtigkeit und

Fleiß , welchen er glaubte daran wenden zu müſſen ; theils wegen mannichfaltigen Amtss und zeitlichen Bes rufsgeſchäften , erſt im Jahre 1765 geſchehen konnte , da

er ihn den 14ten April ſeinem Kirchenrath zur Unters ſuchung und Prüfung übergab, worauf den 17ten Mai die ganze Bruderſchaft zuſammen berufen wurde, und nach Verleſung und Zuſtimmung derſelben geurtheilet,

daß denen Bedingungen des Vertrags : der Vereinigung, Genüge geleiſtet wäre , und fünftig dieſer Entwurf dies

nen ſollte zu einem

vereinigten Glaubensbes

kenntniß der Vereinigten Gemeinden zu Hoorn .

Zugleich wiederholte der Kirchenrath ihren Wunſch , daß die übrigen Gemeinden ihnen in dieſem Entſchluß folgen

möchten , und fich vereinigen , in der Wahl dieſes : Lehr buchs. Es iſt wahr , fie verkannten den Werth der als ten Glaubensbekenntniſſe ihrer Våter nicht, allein fie

72

urtheilten , da ſie nicht ſowohl ein jeder für fich , rona dern alle , wenn ſie mit einem reifen Urtheil verglichen

würden , und den Kern extrahiret, ein vollkommenes Ganzes ausmachten ; wenn nemlich dasjenige, was in dem einen Glaubensbekenntniß nicht genug ins Helle geſeßet , mit den deutlichern Worten eines andern über

den nemlichen Lehrſaß verwechſelt würde; und was der eine Lehrer fürger gefaßet, als ein anderer , dem die Wis

derſprüche Reiner Zeit genöthigt, ſich genauer und um ſtåndlicher zu erklären , des leßteren Ausdrücke der Vors zug gegeben würde. Insbeſondere wünſchte der vorers wähnte Kirchenrath , die Geſinnung der Societåt der

Mennoniten , welche ihre jährliche Zuſammenkunft in Amſterdam in der Kirche, die Sonne genannt haben, wegen der großen Anzahl der Gemeinden , welche zu derſelben gehören , zu vernehmen ; und dieſes war ſo viel leichter , da die Gemeinde in Hoorn der Societåt

mit einverleibt, und der Prediger Cornelis Ris durch . gehends bei der jährlichen Verſammlung zugegen iſt. Weil demnach die Societåt, welche auf dieſen Vorfall aufmerkſam war, im Jahr 1763 den Herrn Ris bereits erſucht hatte , einen Entwurf zur nähern Prüfung, auf: zureten , und. 1765 als er denſelben zum Theil verleſen , auftrug, daß er reine Arbeit der Preſſe übergeben möchte; ro kam dieſes Glaubensbekenntniß unter folgender Auf ſchrift im

Jahr 1766 ans Licht :

. ' Die Glaubenslehre der wahren Mennoniten · moder Taufgeſinnten , anfänglich entworfen zum i . iDienſt, und auf Erſuchen der vereinigten Frieſiſch ir viljund Waterländiſchen taufgeſinnten Gemeinden zu i i srHoorn , nachgehends aber, und vornemlich, ob ſela sot mbige zum Grunde einer allgemeinen Vereinigung

73

i i maler taufgeſinnten Gemeinden und Societäten in

1.

und außer den Niederlanden fönnte geléget wer : uden , zur Unterſuchung vorgeleget der ehrwürdigen ,,Societåt der Mennoniten ,' welche jährlich ihre Zuſammenkunft in der Kirche, die Sonne, in n Amſterdam , hat ; und ihrem Erſuchen zufolge an alle beſondere Glieder derſelben , um nåher unter: i uſucht und erwogen werden zu können ; mit einer

Dedication an der genannten Societåt; und einer Anrede an die Gemeine zu Hoorn ; ferner an alle taufgeſinnten Gemeinden überhaupt, und endlich sovan alle heilbegierige Leſer ; Durch Cornelis Nis , ? ! Vlehrer der Mennoniten in Hoorn . Zu Boorn, i bei F. Tjallingius, Buchhändler, im Jahr: 1766." . 1*: Weil nun dieſes Lehrbuch , wie die Vorrede zeiget, früh genug abgedruckt war, und denen zur Societat gehörigen Gemeinden ſo zeitig konnte eingeſandt wers den , daß fie bei der allgemeinen Zuſammenkunft, wela che gewöhnlich im Mai gehalten wird, ihre Meinungen darüber erklären könnten , ſo erwartete der ehrwürdige Verfaſſer; dem man hatte verſichern wollen , daß ſeine Arbeit von einigen ſehr ungünfig beurtheilt worden , einen lauten Widerſpruch ; allein die Serſion en Digte ſich ruhig, und wie die Deputirten in ihrer ..

Drdnung adviſiret , war dieſes der Schluß, welcher im Societåts-Protocoll eingetragen wurde: Nachdem die Urtheile geſammelt , findet ſich daß der eingeſandte Verſuch , überhaupt durch die . , Mitglieder geprieſen wird, und fie mit vielem . . , Vergnügen bezeugen , denſelben empfangen , und peingeſehen zu haben ; weiter iſt beſchloffen , vor,

prjeßt nichts mehr in der Sache zu thun : ſondern

74

' nin dem Convocations Brief künftigen Jahres zu

merſuchen , daß ein jeder ſeine Anmerkungen (wenn

nifie von dem Gewichte ſind, daß er nicht darin I i

beruhen kann ) beliebe in der nächſten Societåts: Verſammlung einzuliefern , und nach einzubringen :

der Vollmacht weiter darüber zu handeln. ; Dieſen Zwiſchenraum benugte der ehrwürdige Vers faſſer , um an verſchiedene Glieder der Societåt, und ihm werthe Freunde außer derſelben zu ſchreiben , und fich ihre Gedanken auszubitten : welche denn ro freimůs

thig als liebreich ihni eröffneten , was ſie und da aus: zuregen fånden ; mit dem Beifügen , daß ſie dennoch ſich die öffentliche Bekanntmachung ihrer Bedenken bei der Societåt verbitten wollten ; um nicht wider ihren Willen ihm in ſeinen Endzwecken zuwider zu reyn ; in

dem ſie an ſeiner Urbeit, im Ganzen betrachtet, fich Fehr vergnüget, und es unmöglich zu ſeyn wüßs.

ten , daß ein anderer einevollkommene Gleichs

förmigkeit des Ausdrucs mit uns in der Schreibart beobachte. . Unterdeſſen gab dieſes dem Verfaffer Anlaß , über die bei ihm eingelaufenen Anmerkungen weiter nachzu . denken , und ſeine Vertheidigungen und Erläuterungen in Bereitſchaft zu halten ; allein andere Berathſchlaguna ,

gin beſchäftigten im Jahr 1767 die Gevollmächtigte zur Societåt zu rehr; daß die Handlungen dieſes Tages mit dieſen Worten im Societåts -Protokoll beſchloſſen wurden : Nach der Umfrage fand man , daß die Zeit zu weit verlaufen , um die eingebrachten Schwierig

,,keiten weiter zu überlegen , und die Antworten

nivon Herrn Ris zu vernehmen ; demnach geurtheis

75

.

milet ward , daß beides bis zu der fünftigen Zus uſammenkunft müßte ausgereßt werden i da denn

as Herr C. Ris indeſſen Gelegenheit hätte, nebſt den qübrigen Mitgliedern , alles mit einander zu ver ngleichen ." Dieſes zu erleichtern , eröffnete Herr C . Ris in éis nem

gedruckten Brief an die Societåt, datirt Hoorn

den 15ten März 1768 , Feine Gedanken wegen einiger Ausdrücke, die einigen bedenklich , oder eine nähere Er. läuterung zu bedürfen ſchienen ; zugleich lehnte er den

Vorwurf von fich ab , daß er die öffentliche Glaubens Bekenntniffe durch feinen Entidurf herunterzuſeßen Wils lens rey . : " .

Die Folge war, daß im Jahr 1769 in der Socies täts -Seffion beſchloſſen wurde: ,,Committirte zu ernen

nnen , und den Herrn Ris zu erſuchen , zufolge denen neingelieferten Berichten die Verbeſſerungen , welche nach

dem Verlangen der mehreſten zu machen wåren , ins Reine zu bringen .“ Zugleich route nächſtens Jahr ans

angefragt werden , welchen Gebrauch von Societåts wegen von ſeinem

Entwurf zu machen .

Der ehrwürdige

Berfaſſer gab demnach die revidirten Ausdrücke ins Licht, ſo wie dieſelbe im Anhang geleſen werden , und frug daa

bei an , theils wie es nach allgemeiner Zuſtimmung mit dem Druck des ganzen Werks ſollte gehalten werden ;

theils erinnerte er die Societåt an dasjenige, welches im vorigen Jahr genugſam zugeſtimmt wäre , und nur ins Reine zu bringen , in Anſehung des Gebrauchs , nemlich :

·

is

1) daß die Societat erkennt, daß in dieſen 36 Haupt: ſtücken des Glaubens, überhaupt die Lehre der wahren Mennoniten oder Taufgeſinnten begriffen

76

.:

iſt, ſo wie dieſelbe ausgegangen und vereiniget aus unſern öffentlichen Bekenntniſſen überhaupt, und insbeſondere aus denjenigen , worauf die Vereinis gung , im

Jahr 1674 und der Grundſtein ſich bes

ziehen ;

2 ) daß wir, auf diefen Grund die gegenſeitige Uebers - einkunft, in der Glaubenslehre und guten Dronung, : : wollen ſuchen zu beherzigen , wovon dennoch die * ) Art und Weiſe näher zu beſtimmen ; wideo

3) daß wir die allgemeine Vereinigung der Taufges ..

geſinnten , Societåten und Gemeinen wollen ſuchen zu befördern , und ihnen bekannt machen , wie herfs

lich wir wünſchen , mit allen denjenigen , die ſo

9

geſinnt fenn , und dieſe Lehre und Ordnung in ih

. . .rer Gemeinde behaupten , und in Liebe zu vereinigen. Finns In wie weit nun dieſe Vorſchläge genehmiget wers den , zeiget die Approbations-Ucter welche dem Anhange . beigefüget, feit welcher Zeit dieſe Sache geruhet. 1 . Nachdem wir den Leſer mit der Geſchichte beſchäf tigt haben , müſſen wir ihn mit dem Plane, welchen der Autor gefolget , mit ſeinem Urtheil über die Natur und Nothwendigkeit der Glaubensbekenntniffe , und reis

nen Vorſchlägen wegen ihrer Anwendung, näher bekannt machen . .

.

.

.

3

3 . Den Plan giebt er an in der Zueignungsſchrift, welche er der Ausgabe der Glaubenslehre im Jahr 1766

vorgeſeket ; p . 4 - 11, und zählet acht Regeln , welche er bei der Ausarbeitung ſich vorgeſchrieben , welche wir

anführen , und bisweilen den Verfaſſer ſelbſt werden reden laſſen .

·

. .

.

.

.,

a

on

Die erſte Regel war: jederzeit innerhalb der

Shenzen unſerer herausgegebenen Glaubens

77

bekenntnifre zu bleiben : diefes , urtheilte der Ver: faſſer, nothwendig zu ſeyn, wenn ſein Entwurf zur Vers einigung nicht zum Anſtoß ſollte gereichen ; und obgleich

er in Anſehung der Abtheilung der Hauptſtücke, im Vor : trag und Redensarten ſeiner eigenen Schreibart und Einrichtung folgte, ſuchte er den Verſtand der Ausdrücke derjenigen Bekenntniffe , bei denen er ſich Raths erho. lete , vollkommen åhnlich zu bleiben , und zwar wandte

er dazu 1) das Bekenntniß des Hans de ris an ; fer ner 2 ) ein ungedrucktes , welches in Hoorn gebraucht worden ; 3) daß Cöllniſche Concept von Anno 1571 ; 4 ) das Bekenntniß von dem einigen Gott, Vater, Sohn .

und heil. Geiſt; und von der Menſchwerdung des Soh.. nes Gottes , welches den Deputirten des Hofes von Holland im Jahr 1626 übergeben worden ; 5 ) daß Bes kenntniß , der Delzweig betitelt ; 6 ) das ſogenannte Bes kenntniß der vereinigten Frieſen und Hochdeutſchen ; 7) dasjenige, welches von einer großen Anzahl Lehrer

den 21ſten April 1632 zu Dortrecht unterzeichnet wors den ; 8 ) das Bekenntniß der alten Flaminger bei ihreť . Zuſammenkunft in Gröningen Anno 1755 , welche alle

9 ) mit den fürzern und ausführlichern Abhandlungen über die chriſtliche Gottesgelabrtheit des Arends, Pieter Beeß und Herrmann Sohyns ; Cornelius van Hinzen , Jacob Rysdyk, Abraham Verduin , Jacob Katt, Pieter Hendricks, Menno Simons u . ſ. w . verglichen werden . . . . .' ;'

Die zweite Regel war: fich dergeſtalt einzu . ſchränken, daß der geſammte Inhalt, aus 36 Haupts ſtůcken beſtehend, die Länge einer Predigt von zwei Stunden nicht überſchreite.

Dieſe Regel hat dennoch

nicht genau können befolget werden , indem der Verfaſs

78

fer bei dem

Fortgange ſeiner Arbeit mehr und mehr

einſahe, daß es nicht hinlänglich , eine Wahrheit mit důrren Worten , in Anſehung ihrer beſondern Theile,

und in geſchickter Ordnung niederzuſchreiben , ſondern auch dasjenige, womit der Glaube ſich beſonders bes. ſchäftigt, un welches auf die Herzen und die Uebung der Gottſeligkeit einen Einfluß hat, wünſchte damit zu verbinden .

Dic dritte Regel: behutſam von den Geheims niſſen ſich auszudrücken, worüber gutgeſinnte Gemüther

bisweilen Zweifel hegen . — Zum Beiſpiel, ſchreibet Herr Ris : ich bin für mich ſelber in der Lehre von der bei ligen Dreieinigkeit wohl gegründet , und bege eine de: müthige Ehrerbietung für dieſe Wahrheit vom erſten Range: dennoch bin ich davon ſehr kurz, und habe ſo vorſichtig , und mit den Worten der heil. Schrift ro ge

nau übereinſtimmend mich auszudrücken beſtrebet, wie mir nur möglich geweſen ; weil ich aus eigener Erfah.

rung weiß , wie furchtſam zarte Gemüther, denen bei ihrer Erziehung oder ſonſten andere Grundråße einges floßet, in dieſem Punkt ſind, und wie ſchwer es fått, gründlich ihre Einwürfe aufzulören ; imgleichen wie oft ſie Anſtoß nehmen an einigen menſchlichen Redensars

ten , durch die Unvorſichtigkeit ſolcher Perſonen , denen es an aufgeklärten Begriffen fehlet.

Die vierte Regel lautet: ſo deutlich gleichwohl zu reden , daß es der Abſicht eines öffentlichen Bekennt: niffes Genüge leiſte , welche dahin gehet, daß wir uns

erklären , was wir in Anſehung der wichtigſten Lehrs punkte , den Verſtand des göttlichen Worts und der

Lehre der Seligkeit, am gemäßeſten zu ſeyn glauben . Die fünfte Regel: die Sachen in ſolcher Ord . .

79

nung vorzutragen , welche die meiſte Ueberzeugung vers anlaſſen , und die Wahrheit dem Herzen der Mens ſchen in der Gegenwart Gottes , offenbar und annehm . lich machen , und danebſt unvermerkt vielen Einwürfen vorzubeugen , und die größten Schwierigkeiten ſo viel möglich aus dem Wege zu råumen . Demzufolge ſchrei

bet er , habe ich die Ordnung eines Glaubensbekennt: niffes gewählet , weil es von großem Nußen iſt, die wohl in einander gefügte Wahrheitskette in ihrer Ver knüpfung zu betrachten . Aus demſelben Grunde thue ich von den verſchiedenen Meinungen keine Erwähnung ; ſuche aber ſolche auf die Art aufzulöſen , daß ich die

gegenſeitig angeführten Sprüche und Behauptungen in einem und demſelben Artikel dergeſtalt ordne und vers

einige , wird. in der u . f. w

daß der ſcheinbare Widerſpruch dadurch gehoben Oder wenn dieſes nicht geſchehen können , wie Lehre von der Taufe, dem Eide und Kriege ., habe ich unſer Bekenntniß desfalls freimůs

thig vorgeſtellet und mit einfältigen , doch hinlänglis chen Gründen beſtåtigt. Die rechste Regel iſt : jederzeit fo zu reden , daß tein innerer Widerſpruch zwiſchen zwei Sågen

angetroffen werde , und der eine den andern unterſtüße und aufkläre. Wenn ich behaupte, dieſes führet er zur Erläuterung dieſes Grundſages an, daß der Menſch ein vernünftiges , freihandelndes Geſchöpf iſt, welcher dem nach von ſeinem Verhalten Rechenſchaft geben muß ;

ich füge aber dabei, Gott habe ſeine Soråfte von Ewigs keit ſo eingeſchränkt , daß er unmöglich anders handeln

kann , wie er handelt – kann man dieſe Såße in Ver. bindung bringen ? Kann ein Zwang, geregt, man merkte

ihn auch nicht, Freiheit heißen 4 . f. m . Dber wenn

!

80

Jemand die Liebe Gottes in dem

erke der Erlöſung

ſehr rühinet , die Nothwendigkeit des Glaubens , der

Bekehrung und Wiedergeburt anpreiſet; und dabei die Folgen des Falles Adams, und das allgemeine Verder:

ben ' verringert, fåūt alsdenn nicht die Unſchäßbarkeit des erſten , und die Nothwendigkeit des andern gånz

lich weg ? Daher habe ich die Freiheit des Menſchen ro vorzuſtellen mich bemühet , daß ſie die Abhängigkeit

nicht aufhebet : die Lehre von der allgemeinen Gnade habe mit der beſondern zu vereinigen geſucht: die Gnade der Beharrung mit der Gefahr der Gläubigen und der Nothwendigkeit zu wachen und zu beten . Mit einem Wort : ich habe die Gnade jederzeit ro

vorgeſtellet, wie ſie auf die Pflicht wirket, und die Pflicht, wie fie durch die Grademóg .

lich und nothwendig iſt. 3 .. Die Fiebente Regel ift: alles ſo rchriftmåßig auszudrücken , als ohne zweideutig und hart zu ſeyn, geſchehen kann ; um dadurch, ro vielmöglich , allem An ſtoß vorzubeugen und allen Beifall zu gewinnen : wo: bei -ichi To drůcket unſer Schriftſteller fid ferner aus, die angeführten und zugeeigneten Sprüche felbſt zur Verantwortung auf mich nehme, um niemand desfalls

Summer zu machen ; und dieſes um deſto mehr (wie ich hiemit ausdrücklich bezeuge) weil fie nicht alle ges radezu die Sache beweiſen ſollen , ſondern einige nur zur Erläuterung und andern lehrreichen Endzwecken anges führt ſind. - Ich habe, fähret er fort, die angeführ : ten Schriftſtellen bedåchtig erwogen , und in ihrem Zu: fammenhang betrachtet , und dieſes mehr denn einmal ; doch werden nicht alle Leſer ſogleich faſſen , was ich bemerket , welche dennoch , wenn ſie reifes Nachdenken gcbrau

gebrauchen , vielen Nußen daraus rchdpfen ; obgleich es

möglich bleibt, daß ich in der ſpeciellen Anwendung eis nes oder andern Spruchs gefehlet haben mag. Die adhte Regel : ſolche Gegenſtände, womit der ; Glaube der Heiligen , und die Geſchäftigkeit gottfeliger Seelen ſich am meiſten befaſſet , ſo ausführlid ) vorzus ſtellen , daß darin Anleitung gegeben werde, zu heiligen Erwågungen und Selbſtprüfung ; auch daß allerlei heils ſuchende Gemůther davon einen Rüßlichen Gebrauch

können machen . Zur Erläuterung beziehet ſich hier der Autor auf die Hauptſtücke, von den Hemtern des Mitts

lers, vom Glauben , Bekehrung, Rechtfertigung und die fernern Artikel. D ie

Nachdem der ehrwürdige Verfaſſer folgendermaßen ſeine Behutſamkeit, in der Ausführung ſeines Ents murfs, ins Helle geſeget, : ro, redet er weiter von der

Natur und Nothwendigkeit, öffentlicher Glaubensbes kenntniſſe, wovon er dieſe Beſchreibung giebt , daß fie Erklärungen ſind unſers Glaubens , und was wir in

dieren und jenen wichtigen Stücken den Verſtand des

göttlichen Wortes zu ſeyn erachten ; :oder" von dem Grunde unſerer Hoffnung von den Mitteln unſerer Seligkeit , von unſerer rechtmäßigen Pflicht, behaupten

u ., la 10, und zwar deswegen , weil die Auslegungen der Schrift ro ungleich

ſeyn , daß. es gånzlich unmöglich ,

in den öffentlichen gottesdienſtlichen Zufammenkünften und Gemeinden ſich zu erbauen , wenn die erſten Grunds ſåße und daraus gezogenen Folgen ſich gerade einander widerſprechen. : Visiting33: 1!!! . . Der Streit über die Glaubensbekenntniſlei welcher

jego an ſo vielen Orten lebhaft geführet wirdn z giebt

dem Verfaſſer Anleitung , um in feiner siZueignungst

82

ſchrift an die Societat, davon umfåndlich zu renn; p . 12 -- 22 , deren Nothwendigkeit er aus folgenden

Gründen ,behauptet. . Wenn ein Jeder, ſo ſchließet er , die meiſte Beru : higung des Gewiſſens findet , bei einer ſolchen Parthei, welche in Einſichten und in allen ihren Einrichtungen am nächſten mit ihm übereinſtimmet; wie nöthig iſt es denn , daß wir in öffentlichen Bekenntniſſen 'uns genau erklären , welches unſere Begriffe von jedem Lehrpunkt ſind. Das erſte muffen ſelbſt diejenigen zugeben , die fiú ) gegen die Glaubensbekenntniſſe erklären .

Twin

Denn ſtehen ſie nicht in Verbindung mit andern Perſonen , welche mit ihnen gleiche Denkungsart haben ; ·

und warum ? Weil ſie in deren eigenthümlichen Grund Tågen und Erklårung mehr Ordnung und Wahrheit zu

glauben finden ; fie haben demnach ihr Lehrgebåude, fie

find nicht gleichgültig in Anſehung der beſondern Stücke, fie glauben einen mehrern Zuſammenhang darin zu fins den , als in andern : fie unterſcheiden ſich demnach bloß

dadurchri Daß fie ihr Syſtem haben , oder es fich ins Ohr ſagen : aber iſt es nicht anſtändiger , das was man mit Ueberzeugung' glaubet, zu reden , und auf den Dåchera ju verfündigen .

Hoop

" ?

Hali

Deffentliche Glaubensbekenntniſſe fino

imgleichen nothwendig , weil eine' gottes dienſtliche Geſellſchaft, welcheBei ihrer chrift : kichen Obrigkeit Schut und Gewirrensfrei

beit Puchet

die ſelbe in den Stand regen

muß , um über deren unſch ådlichkeit urtheir

tenju bonne n . 13 vasta

31.

turoisse

Ferner , wenn die Apoſtel des Herrn" ſagen :" deros Idegen i lieben Brüder'i bleibet bei den Lehren , die ich

83

euch es rey mündlich oder ſchriftlich geſchehen , geleh: ret habe, 2 Sheff. 2, v . 15 , wir gebieten euch aber, lieben Brüder , in dem

Namen unſers Herrn

Jeſu

Chriſti, daß ihr euch des Umganges mit einem jeglis chen Bruder enthalten möget , welcher der Ordnung nicht gemäß , und nicht nach der Lehre, die wir ihm gegeben haben , lebet; Capitel 3. Vers 6 . oder wenn

die Zeugen Jeſu behaupten : wer es nun verachtet, der verachtet nicht einen Menſchen, ſondern Gott ; welcher auch (damit wir feine Gebote halten können ) ſeinen heiligen Geift in uns gegeben hat. 1 Theſſ. 4 , 8 . Müſſen wir darum nicht unſere eigene Gedanken unter: werfen ; müſſen wir nicht einigermaßen beſtimmen , wo

rin ſie beſtehen , welche kirchliche Ordnung die Apoſtel anbefohlen ; mit einem Wort, wie wir uns verhalten

follen , in dem Hauſe Gottes , welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ift; der Pfeiler und Grundveſte der Wahrheit ?

..

LW! ,

i

Endlich , öffentliche : und allgemein

'

. .

zugeſtimmte

Glaubensbekenntniſſe find nothwendig und nůßlich , auf daß die abweichende Behauptungen beſonderer Lehrer, nicht der ganzen Kirché, wovon dieſelbe åußerliche Glies

der find , durch unwiffenbeit aufgebůrdet werden . Nur ſind bei Glaubensbekenntniſſen als Lehrvor. ſchriften zwei äußerſte Fålle zu vermeiden : an der einen Seite: Zügelloſigkeit, wenn ſie ſich gleichgültig , in An fehung widerſprechender Såpe, erklären , und nicht bloß eine uneingeſchrånkte innerliche Freiheit erlauben , ſons

dern auch einem jeden das Gegentheil an bekennen , zu : geſtehen ; an der andern Seite eine Beſtimmtheit, welche einem Gewiſſenszwang gleichet, und wodurch denen ſchwachen Seelen ein hartes: Joch aufgelegt wird ; dies F 2

84

rem , glaubet der Nutor , daß dadurch abgeholfen werden könnte p . 25 , wenn eine jede Gemeinde oder Lehrer , welche von der Billigkeit der Grundlage überzeuget ift, dieſes Bekenntniß ablegte, oder dieſe oder dergleichen Erklärung unterzeichnete : ; : ,, Daß in dieſem erneuerten Glaubensbekenntniffe, wgenannt die Glaubenslehre der wahren Mennoniten noder Taufgeſinnten , überhaupt betrachtet die Lehre der wwahreit Mennoniten oder Taufgeſinnten enthalten iſt,

mund wir nach dieſem Bekenntniß , und mit allen , die ,damit einig, uns in Liebe wünſchen zu verbinden , ſola ches bekennen wir u . r. w .

. .

.

:

Auf dieſe Urt ſehe ich nicht ein , erklåret fich der

ehrwürdige Verfaſſer , daß Jemand unſerer Glaubens genoſſen ſich mit Recht beſchweren könne. Die Worte überhaupt, oder im Ganzen , geben hinlänglich zu er:

kennen , daß man nicht ſo genau fich darauf beſchräns ket, als wäre nichts darin , worin man andere Gedans

ken hat, oder ein anderes Wort gerne wählen möchte,

welches in dieſem unvollkommenen Zuſtand, und bet unſerer eingeſchrånkten Erkenntniß kaum anders fena

kann : deswegen icí urtheile, daß man niemals als auf dieſe Art, ſich ſelbſt oder andern ein Ziel feßen muffle 20.0

Wir übergehen nun die Vorfolåge, welche:Herr C . Ris den nun vereinigten Gemeinden macht, um dies res Glaubensbekenntniß

nicht nur als Vereinigungs,

punkt aller Gemeinden , und als das Mittel anzuwert: den , um die Verſchiedenheit der Meinungen einzelner

Gemeinden zu beendigen , ſondern audy rodann zur håus: lichen Erbauung, tirdlichen Vorträgen , und zur beſtimm :

,

85

ten Erklärung der neu aufzunehmenden Mitglieder, Gez brauch zu machen ; wir übergehen ferner einige beſon dere Rathſchläge für die Gemeinden , wegen der zweck: mäßigen Anwendung dieſes Glaubensbekenntniſſes in : dem diere Vorſchläge fåir:mtlich zu Tehr in das Einzelne

gehen , und minder das allgemeine Intereſſe aller Leſer anſprechen. : ? Wir gehen daher zum Schluſſe des Vorberichts des

Herrn C. Ris über, indem fich deſſen liebevoller Sinn höchſt achtungswerth ausſpricht, und der wahrhaft chriſts

liche Sinn ro hell hervor leuchtet : fiemand um ſeines Glaubens willen anzufeinden . : . Jeßt werden aufmerkſame Leſer i fährt der Ueber reper fort, ſich in den Stand geſeßt finden , eine hins

långliche Idee von der Bewegungsgründen und Ab ſichten des Verfaſſers zu machen ; die wir ſo aufrichtig und wohlthåtig zu feyn erachten , daß wir um dieſe Schrift gemeinnügiger zu machen , die Anerbietung, wel. che man uns gethan , um

ſie aus dem Holländiſden zu

überſetzen , u :18 gerne und mit Dank gefallen laſſen , dieſelbe genau mit dem Original verglichen , und das Unvollſtändige erreget haben, wiewohl wir , wenn es die Reinigkeit der Sprache betrifft, die Nachficht der Kens

ner uns ausbitten . Das nächſte Augenmerk diefev Ueberſetzung find diejenigen Gemeinden unſeres Bekennts niſſes, welche wegen der Entfernung von der Muts

ter-Kirche in Holland die niederdeutſche Sprache all. mählig verlernet, und den öffentlichen Gottesdienſt jeßt in holländiſcher Sprache üben , wie zu Danzig , und vielleicht noch bei andern Gemeinden in Preußen und

Polen ; Ferner zur Erbauung und Unterricht der deuts fchen Mennoniten -Gemeinden , in der Pfalz und Zweis

86

brücken , Neuwied , im Woldeckſchen , im Elſaß u . . w . und deren Colonien in Amerika ; welche Gemeinden aus Künſtlern , Handwerks - und Landleuten beſtehen , und wie wir gerne durch dieſen einfältigen Unterricht in der Religion , zur Erweiterung ihrer Erkenntniß und deren gottſeligen Anwendung , möchten behülſid reyn. Auch hoffen wir daß die , von uns in einigen Lehren . verſchiedene, Proteſtanten diere Arbeit gurig werden aufs nehmen , denn wie wir uns als Bürger des Wohls

wollens, des guten Vertrauens , der Fürſprache, und des Schußes , der höchſten und hohen Dbrigkeit, welche in ihre Staaten und Gebiet uns aufgenommen , und

mit der Wohlthat der offenbaren Religions - und Ge: wiffensfreiheit begünſtiget, zu erfreuen haben , und als unſchädliche und nüßliche Eingeſeffene betrachtet werden . Denn noch ſind wir in unſerer Religion dem Pus bliko weniger als den Gelehrten bekannt; dieſes (das Publikum nemlich ) insbeſondere unſere werthe Nitbůr: ger , werden demnach aus dieſem Glaubensbekenntniß rehen , daß keinesweges eine ſolche Kluft zwiſchen uns und ihnen befeſtiget iſt, wie einige ſich vorgeſtellt ; und

daß die Gründe, welche wir für unſere, von ihnen ab. weichende, Meinungen haben , nicht ſo leicht ſind , daß

fie nicht einige Ueberlegung verdienen ſollten : Können Sie ſich bediene mich der Worte des Perfaru rers , womit er ſeine Vorrede an die Gemeins de zu Hoorn ſchließet) Können Sie nicht durch .

orgehends ihre Zuſtimmung an unſere Glaubenslehre rgeben , dennoch hoffen wir , daß es in vielen geſches when werde, es iſt doch nur ein Glaube, ein Herr, eine ,,Taufe, ein Gott und Vater u . ſ. 10." - Ift doch bis jeßt eine allgemeine Uebereinſtimmung aller Proteſtana

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ten nicht ins Werk zu richten geweſen , und in der Hauptſache ſcheint ſie mir doch ro nůßlich , und die Abweichungen , in den beſondern Stücken von geringe

rem Gewichte , ſo unſchädlich für diejenigen , welchen es um ihre Seligkeit zu thun iſt, daß ich , was mich betrifft, allen , die den Herrn Jerum lieben ,

die Hand biete, zu welch er gottesdienſtlichen Geſellſchaft ſie auch gehören. Finden ſie in uns ſerer Art zu denken eines und das andere, welches ih

nen irrig vorkommt, ich will die Möglichkeit nicht leug nen , obgleich ich es noch nicht einſehe, allein wäre es denn nicht imgleichen möglich , daß ſie in irgend einem Punkt einen Fehlſchluß machten ? Wir bleiben doch in dieſem Leben allezeit Lehrlinge! D möchte uns dieſes recht einleuchten ! Der heilige Geiſt giebet einen jeden Gläubigen einen gewiſſen Theil ſeiner Gnade und Ga. . ben : doch Niemand hat alles ; es iſt alles nady

dem Maaß der Gabe Chriſti.

Obgleich ich noch keine

dreißig Jahre mit den Grundſåßen einer heiligen Auf merkſamkeit und der geiſtlichen Unterſcheidungskraft in der Schule Jeſu bekannt geweſen , dennoch hat mir

vielſeitiger Umgang mit Perſonen von verſchiedenen Be: kenntniſſen , denen es hauptſächlich um ihre Seligkeit zu thun war, gelernet, daß bei Gott kein Anſehn der Per fon ren , ſondern daß in allem Volke , ihm derjenige angenehm iſt , der ihn fürchtet und Gerechtigkeit thut.

Wo wir das Werk Gottes wahrnehmen , bei wem es auch ren , das erfreue unsa Laſſet uns daſſelbe nicht gernichten oder hindern , weil wir einige minder weſents liche Fehler entdecken ; denn werden wir gegenſeitig von unſern Gaben und Troſt Vortheile einerndten .

In dies

Per qusgebreiteten Liebesneigung befehle ich

ſie uder

88

wie mich ſelber, dem , der auf dem Thron fißet , und

dem Lamme, welches für uns geſchlachtet iſt ; und bitte, daß wir gewürdigt mögen werden , nach rechtmäßiger Vorbereitung uns zu erblicken , unter denen , die aus allen Nationen und Sprachen vor ihm niederfallen , um ihre Seeligkeit zu finden in ewiger Anbetung und Ver: herrlichung, Amen . Die nachſtehende Approbations Acte giebt nun, den weiterhin folgenden Glaubensartikeln der- Mennoniten ,

ihren öffentlichen Glauben und Werth . wörtlich aufnehmen :

Daher wir ſie

Approbation 8 - A cte, is welche von der Gemeinde der Meinoniten , zur

Sonne zu Amſterdam , ausgefertiget, und den übrigen mit ihr verbundenen Gemeinden , im

Jahre 1773 mitgetheilet worden. Die Societåt der Taufgeſinnten , welche ihre jährs liche Zuſammenkunft in der Kirche, die Sonne, in Ams ſterdam hålt , nachdem dieſelbe das Buch , genannt die Glaubenslehre der wahren Mennoniten oder Taufgefinns ten , welches durch den ehrwürdigen Cornelis Nis, Leh rer der Taufgeſinnten zu Hoorn verfertiget, und der vorbemerkten Societåt insbeſondere zur Prüfung anges boten , und zur Unterſuchung übergeben worden , ob es zur Beförderung der genauern Vereinigung und deren Ausbreitung möchte dienlich erachtet werden , erklåret und bezeuget hiedurch , nachdem ſie ſelbiges Buch mit aller möglichen Aufmerkſamkeit eingeſehen und überwo

gen , und im

Jahre 1772 einige ihrer Mitglieder beſons

ders dazu committirt hat, daß deren Bericht zu Folge,

89

deſſen Inhalt im Ganzen betrachtet, und was die Haupts rache betrifft, mit der alten Glaubenslehre der Mennos niten oder Taufgeſinnten , ſo wie dieſelbe in den Glau

bensbekenntniſſen , welche dem Grundſteir, angehånget,

ausgedrücket werden , übereinſtimmend finden , deren hauptſächlicher Inhalt darin verſtecket iſt, und mit er:

forderlicher Sorgfalt und Aufrichtigkeit darin zuſammen gezogen worden ; imgleichen erklären dieſelben , daß es zum Unterricht und Erbauung, ſowohl in unſerer , als in allen andern Gemeinden von einem ſehr nüßlichen Gebrauch ſeyn kann. Und wir mit allen andern taufo geſinnten Societåten und Gemeinden , die ſo denken , und bei denen der Grundſtein , und die demſelben ans

gehångten zwei Bekenntniſſe im Gebrauch ſind, uns köns nen und gerne wollen vereinigen . Uebrigens laſſen wir

die Dedication der Societåt (welche einen andern Ges brauch dieſes Werks zur Abſicht hat, als wegen Mans , gel des allgemeinen Gutachtens bis jeßo ftatt finden

kann ) , imgleichen die Anrede (weil fie beſonders die Gemeinde zu Hoorn betrifft) in ihrem Werth und un werth beruhen ; imgleichen einige Ausdrücke , über dies ſen und jenen Lehrſak, welche könnten als zu ſtark oder

zu ſchwach angeſehen werden , ſo wie wir den Gebrauch der beigebrachten Schriftſtellen , und ob dieſelben durch . gehend paſſend find, dem Autor zur Vertheidigu::g übers geben. Uebrigens wünſchen wir herzlich zum heilſamen Gevraud dieſes , ſorgfältig ausgearbeiteten und zugleich die Uebung der Gottſeligkeit nachdrücklich empfehlenden , Werks , den göttlichen Segen , welchen wir, von ihm erbitten .

Der Inhalt des Glaubensbekenntniſſes ſelbſt iſt, nach den darin enthaltenen 36 Hauptſtücken , folgender:

90 Artikel 1. Von der Erkenntniß Gottes aus der Natur, . 2. der heiligen Schrift.

-

3.

Gottes Weſen und Voldkommenheiten

. 4. 5.

überhaupt. “ der heiligen Dreieinigkeit überhaupt, der Schöpfung aller Dinge und beſon ders des Menſchen.

6. 7.

3

der Erhaltung und Regierung Gottes. . dem Zuſtande der Menſchen vor dem Falle.

8.

, dem Falle des Menſchen und den Fol:

9.

gen deffelben. der Gnaden -Wahl, oder von der Erwåh lung und Verwerfung.

10 . = der Wiederaufrichtung. • 12. 13.

· des Menſchen Freiheit und Vermögen nach dem Falle. · der Perſon des Erlörers und von reis ner Ankunft im Fleiſche. dem Werke der Erlöſung überhaupt.

14. ; · 15 .

16 .

. prophetiſchen Amte Chriſti. • prieſterlichen Umte Chriſti.

königlichen Amte Chriſti.

7.

der allgemeinen Anbietung der Gnade

• 18.

• dem Glauben , durch welchen man der Gnade Gottes theilhaftig wird . der Bekehrung und Wiedergeburt. Rechtfertigung aus dem Glauben . . · guten Werken , oder von der Gottes . furcht wahrer Gläubigen . der Beharrung der Glåubigen .

und dem Rufe Gottes zum Glauben.

• 19.

3 224

91

Artikel 23. Von der Kirche oder der Gemeinde Chriſti. den Kirchendienern. 24. i s

25 . , der heiligen Waffertaufe. 26 . 6 dem heiligen Abendmahle. 27. der brüderlichen Aufſicht und der Kirs : , :.' . 28 .

chenzucht. '

, der weltlichen Obrigkeit.

• Rache und dem Kriege.

30 . ': 1.

dem Eide.

:

si Ebeſtand.

;

;

'

32. , dem Tode, dem Zuſtande der Seelen und der Nothwendigkeit einer

got.

s

i . . tesfürchtigen Vorbereitung zu einem : 24. Feligen Sterben . 33. der Auferſtehung der Todten . 34. dem jüngſten Gerichte.



35 .

:

ewigen Leben .

s . 36 , - der ewigen Strafe. Wir laſſen nun von dieſen Glaubensartikeln die wichtigſten wörtlich folgen , und fügen die Stellen der heiligen Schrift hinzu , welche ſie beſtåtigen ſollen . Es würde uns viel zu weit führen , wenn wir uns in die Beurtheilung dieſer Glaubenslehren einlaſſen woll. ten . Wir beabſichtigen nicht, mit den Mennoniten über ihre Meinungen zu ſtreiten , ſondern wir wollen Beis

tråge liefern , um ſie richtig zu beurtheilen und zu ken nen , was ſie denn eigentlich glauben , nicht aber , was wir von ihnen etwa ſelbſt glauben . · Möge der Gottesgelehrte , der Rechtsgelehrte und der Staatsbeamte nun ſelbſt urtheilen , und wenn er irrige Meinungen hegte, ro möge die thatſächliche Uebera zeugung ſeine vorgefaßten Urtheile åndern .

92

· Dem vorſtehenden Vorbericht des Herrn Cornelius Ris folgen

die Glaubenslehren

der wahren

Mennoniten , oder Taufgeſinnten ſelbſt. Aus dieſen haben wir diejenigen , welche uns bes

ſonders merkwürdig ſchienen , um das u ebereinſtim , men und abweichen von andern Glaubensbekennt: niſſen anſchaulich zu machen , oder die auf das o fa

fentliche Leben der Gemeinden und ihrer Mits

glieder, auf ihren Zuſammenhang oder Trennung von der bürgerlichen Geſellſchaft, beſonders Einfluß ha : ben. - Wir haben den Text felbft mit den Abånderun gen verſehen , welche in einem Anhange des gedachten

Glaubensbekenntniſjes enthalten ſind, und p . 175. u. f. unter nachſtehender Ueberſchrift gegeben werden : 1 Anhang , von einigen veränderten und genauer er:

,,läuterten Ausdrücken , nach Anleitung einiger bes wſcheidenen Anmerkungen , im Jahr 1770 der So. cietåt übergeben , um bei einer neuen Auflage eins nigeſchaltet zu werden .

Der erſte Artikel : Von der Erkenntniß Gottes aus der Natur. L ' " . Daß ein höchft vollkommenes Weſen über alle We:

fen Penn müſſe und wirklich vorhanden iſt ; ein Weſen , welches unendliche Weisheit, Macht und Herrlichkeit be

fißet , durch welches alle Dinge gemacht ſind, auch noch tåglich unterhalten und regieret werden ) : glauben wir nicht allein des Zeugniſſes der heiligen Schrift we:

gen ?) ; ſondern auch darum , weil es die erſchaffenen Dinge ſelbſt bezeugen ").

93

Uußer uns verkündigen die Himmel +), die Erde5), die Meere 6) und alles was ' darinnen und darauf ge funden wirð ), daß dergleichen Große 8), Herrlichkeit '); Kunſt und Geſchicklichkeit 10) , unvérvůcfte Ordnung 11); unzählbare Vortheile 12) und dergleichen 13), eben ro nothwendig einen Urheber haben , der unendlich groß,

herrlich , weiſe, allmächtig und gut reyn muß, als die Volkommenheit cines Werkes der Sunft , die Vorzüge des Künſtlers zu erkennen giebt 14 ). ; 16 B: .I An uns ſelbſt wird dieſes nichtminder beſtätiget,wenn wir den kunſtreichen Bau unſeres Leibes 15), die unbe greiflichen Fähigkeiten und Eigenſchaften unſerer Seele 16), nebſt beiðer Vereinigung und Wirkung in einander 17)

aufmerkſam betrachten ; welches insgeſammt eine hohe Urſache sou dem Áden 18), wie auch unſere große Ver bindlichkeit gegen diefelbe. gu erkennen giebt 19); -wie denn auch infonderheit dazu dient bas innere Gefühl von Frieden oder Furcht ; je nachdem wir uns betra gen 20) , als wenn das Werk des Gefeßes in unſeren Herzen geſchrieben wäre 21). . 1:15

is

in dif"; si sit

Das alles ,y nebſt der Uebereinſtimmung aller vers fråädigen Völker 22) zu allen Zeiten 23 ); heißt uns den Schluß machené daß der Gedanke, als wären alle Dinge ewig und von fich relbft 2497 oder durch einen Zufall

entſtanden 25) und wirkten 20 ); ohne von einerh hodi: ſten Weſen regieret zu werden , To undernünftig ren , daß er von keinemt angenommen werden können als von

Thoren 22) and Hartnäckigen 289 , die ihnen felbft. Se walt rathen 29, damit ſie bei Folchem Unglauben deſto freier ſündigen mögen 39) .

94 Un merk unge n .

10

1 ) Man muß ſich wundern , wie richtig die Ver: ſtåndigſten unter den Heiden hievon geredet haben , wor: auf ſich Apoſtel Paulus beruft. Apoft. Geſch . XVII.

21 - 28. .; 2 ) Nåmlich aus den Büchern des alten und neuen Teſtaments. : ... 3 ). Denn das , was an ihm unſichtbar iſt, wird von der Schöpfung der Welten , aus den Geſchöpfen erkannt und erſehen . Róm , I. 20. 4 ) Die Himmel erzählen Gottes Ehre und die Feſte verkündigt ſeiner Hånde Werk, pr. XIX . 2. - . 1 1 : 5 ) Er hånget die Erde an Nichts. Hiob XXVI. 7. Pralm XXIV . 1. -

.

:

; 6) Pf.LXXXI. 10 . XCHI. 4 . XCV . 5 . CXXXV. 6 . Jeſ. LI. 10 . 15 . Jer. V . 22.i in 7 ) Frage das Piebi das wird sich lehren , und die Vögel unter dem Himmek, die werden dirs fagen, oder rede

mit der Erde, die wird dichs lehren , und die Fiſche im Meer werden dirs erzählen . Hiob XII. 7 - 9. Siehe auch den pr., CIV : ganzi und Pr. ÇIV . 23: - 24 . 5: 8 ) , Şerr wie ſind deine Werke po groß ! Du haft {te alle mit Weisheit gemacht.

Pr. ÇIV . 24. ..,

9),Wenn ich deine Himmel anſehe. Pr. VIII. 4 .

XIX.. 66.. und, uno.nCIV XIX e Pra. lm1. C28i.vosijun. o

unaPris angetdi:eſ:e.n , ; die

10) Siehe Pſalm CIV . und CXXXIX . . . . , 11) Er hat ihnen eine Ordnunga angewieſen , die niemand von ihnen übertreten wird. Pf. CXLVIII. 6.

Jef. XL. 26. Jer. XXXI. 35. ?6 . . 12) Er hat gutes gethan (vom Himmel. Ap. Geſch . XIV . 17. Pf. CXIX . 64.

13) Die ganze Erde iſt ſeiner Herrlichkeitvou. Jer. VI.3 .

95 14 ) Denn ein jeglich Haus wird von Semand sc. Hebr. III. 3. 4 . 15) Ich lobe dich darüber , daß ich auf ganz er:

ſtaunliche Art wunderbarlich gemacht bin . PP. CXXXIX . 14. Hiob X . 9 - 11. Ioni , 16 ) Welcher zwar auf verſchiedene Weiſe nachges ſpåret werden kann , nach Marc. XII. 30 . und Hebr . IV . 12. Man kann aber doch ihre Natur nicht ergrün: den , noch vielweniger zuerſt erfinden oder hervorbringen . 17 ) Es iſt augenſcheinlich gewiß , daß unſere Sin ten in unſerem Geiſt und in unſeren Gedanken einen gewaltigen Einfluß haben , und dieſe wiederum in una Tere Sinnen . Ulein wer verſteht das Wie davon ? 18 ) Der Vater der Geiſter : : der Gott, alles Fleis rches. Hebr. XII. 9. Fer. XXXII. 27.

19) Ein Sohn rou reinen Vater ehren . Malach . I. 6 . Ap. Geſch . XVII. 27. Röm . I. II. ''

20 ) Indem ihr Gewiffen auch bezeugen . Röm . II.15, 21) Als welche bezeugen des Gefeßes Werk, fo ges ſchrieben in ihrem Herzen - wie oben .

. . 22) Siehe davon Riddenus in ſeinem beſchämten Chriſten ; die Nachrichten der Miſſionarien zu Iranter bar unter den Malabaren . iiiiii i ! 23) Nóm . I. 20. verglichen mit Pr. XIX . 2 - 4. 24) Dieſe Vorſtellungen ſind erſonnen worden ,

der Unbegreiflichkeit eines höchſten Wefens auszubeugen , wietwohl die Vernunft die Ewigkeit eines unendlich vers ſtåndigen Werens mehr , als irgend einiger unvernünf tigen Materie lehret. . .., : : 0 i 25 ) Sedanken, die ſo unvernünftig find, als wenn man fagte, daß irgend ein prachtig : Gebäude, eine Uhr:

96

oder ein gelehrtes Buch , durch einen Zufall zum Vor : Tchein kommen wäre. 26 ) Das ſind die grundloſen Gedanken der Atheis ften , die daher kommen , weil ſie ſich einen ro unvoll. kommenen Gott vorſtellen , der darüber ermüdet wer: den könne. Man kann hievon mit Nußen nachſehen , Nieuwends Weltbetrachtung und andere mehr; heidnis ſcher Schriftſteller nicht zu gedenken .

.. : 27) Der Thor fagt in ſeinem Herzen , es iſt kein

Sott. Pr. XIV . 1. Jef. XXIX. 10 - 16 . p .928) Pralın LXXIII. 9 - 12, Jer. V . 1 - 5 . und XVIII. 12. . . at

s

irrin

dogo

.

29) Sprüchw . VIII. 36 . Róm . I. 18. 20.

1. 230 ) Jer. V . 56 und XVIII. 12.

shirin

.

. .. '

e r andere Artikel. siit

Von der heiligen Schrift : w So deutlich wir , als bereits geſagt iſt , aus den Geſchöpfen erkennen , daß ein Gott iſt, der unendliche Vollkommenheiten in ihm ſelbſt beſigen muß : fo wür: den túir gleichwohl, ohne: nähere Offenbarung, von der Beſchaffenheit ſeines Weſens ; von ſeiner Vollkommen . heit Wegen und Werken , von ſeinem heiligen Willen, · und infonderheit von dem Wege und Mittel; als Süns der mit Gott ausgeföhnet zu werden , gar ſehr, an der Wano tappen ') , ſo wie es fich durchgängig bei allen 1 . 631 . . 0 ; Heiden gezeiget hat *). ; $ Deswegen ' erkennen wir es als eine unſchåsbare Wohlthát, daß Gott: vor Zeiten manchesmei und auf vielerlei Weiſe zu den Båtern durch Propheten ) , uno in der Folge der Zeit “) durch ſeinen eingebohrnen Sohn felbfi 5),

97

felbft ), wie auch durch deffen þeilige Apoſtel “) geres det:, und daß es ihm in Gnaden gefallen hat , ſo viel

davon aufſchreiben zu laſſen ), als uns zu einer Richt: ſchnur des Glaubens und Lebens 8) nöthig iſt. Durch dieſe heilige Schriften verſtehen wir alle die Bücher, die unter dem Namen von canoniſchen oder regelmäßigen bekannt find ) , von den Büchern Moſis an bis zu der Offenbarung Johannis 10). Dieſe Schriften nennen wir heilig , weil ſie von Gott ſelbſt eingegeben 1 ) , und durch heilige Menſchen Gottes , die Durch den heiligen Geiſt getrieben wurden , geſchrieben

find 12) , wir nehmen ſie deswegen an , nicht als eines Menſchen , ſondern als Gottes Wort 13), als , die eins zige 14), unfehlbare 15) und zureichende Regel 16) des

Glaubens 1?) und Lebens: 18), der wir die höchſte Ehrs erbietung 19) und Folgſamkeit ſchuldig find 20).

Es find viele und ſehr wichtige Gründe ?!), auf welchen dieſer unſer Glaube beruhet; unter andern find

es folgende: die in dieſen Büchern enthaltene göttliche Lehre übertrifft zwar das Recht oder das Licht der Nas tur 22) , aber es iſt doch demſelben nicht zuwider 23) ;

der Inhalt derſelben ſchickt ſich durchgängig vor Gott und macht Ehrerbietung gegen ihn rege 24 ), alles, was darin enthalten iſt, iſt zu heiligen Abſichten eingerichtet; zum Erempel , zu Gottes Ehren 25), zu des Nächſten Nußen 26) und zu eigener Glückſeligkeit? ?) ; die heiligen Schreiber waren Menſchen , die andere durch ihre Got:

tesfurcht 28) und Aufrichtigkeit 29) zur Nachfolge reißi , ten ; die nicht aus Leichtgläubigkeit dazu kamen 30), noch

ihre eigene Ehre 31), eigene Gemächlichkeit 32) , oder irrdiſche Vortheile dabei ſucheten 33) , noch vielweniger

erhalten konnten 34) , ſondern nur allein die Ehre Got:

98

tes 35), die Erhaltung ihres:Nächſten 36) und die Ruhe der Seelen 37) zum Zwecke hatten ; Gott hat ſie und uns durch ihnen , von ihrer göttlichen Sendung über

zeuget , durch übernatürliche Wunderwerke 38) , Erfül. lungen von Weifſagungen 99) und viele andere Dinge

mehr; ein jeder endlich , der ſich in aufrichtigem Ge. horſam demſelben übergiebt 40) und unterwirft, erhält Nuhe der Seelen 41 ) , und in ihm ſelbſt Verſicherung von der Wahrheit 42).

n m er kun ġ e n . 1) Apoſt. Geſch. XVII. 27. 2) a. Apoſt. Geſch . XVII. 29. Nóm . -. 21

23.

und Jer. X . 2. b . Apoſt. Geſch . XXVIII. 3 - 6 .

c. 2 Kön . XVII. 25 - 33. Mich. VI. 6 . Apoſt. Geſch. XVII. 23 . . d . 1 König XVIII. 28. . .ii 3 ) Hebr. I. 1. 4 ) Gal. IV . 4.

5 ) Job . I. 18. 1 Joh. 1. 5. verglichen mit Joh. III. 31 - 36 , und IV . 21. 24.

6 ) Matth . X . Luc. XXIV. Apoſt. Geſch, I.

7). Joh . XXI. 25. Siehe auch Offenb. XXII. 6, 16 . 20 .

8) 2 Tim . III. 15 - 17 . 9 ) Nöm . XV. 4 . verglichen mit 2 Tim . III. 15 - 17.

10) Und find 39 Bücher des alten Teſtaments , 4 Evangelien , die Apoſtelgeſchichte, 21 apoſtoliſche Briefe und die Offenbarung Jeſu Chriſti durch Johannes . 11) 2 Tim . III. 16 . Siehe auch Jer. XXX . 16. Offenb. XI. 1 . II. 1 .

: 99

12) 2 Petr. I. 21. 13) 1 Theff. II. 13.

14 ) Gal. I. 6 - 10. D XXII. 18. 19. 15) 4 . Mor. XXIII. 19. Offenb. XXII. 6 . 16) Ap. Gerch . XX . 27. 2 Tim . III. 16 . 17.

17) 1 Joh. V . 13. Hebr. XI. 3 . 18) Mich . VI. 8. 1 Theff. IV . 1 . . 19) 1 Thef . IV . 8. II. 13. Luc. X . 16.

20 ) Matth. VII. 24 - 26 . Jer. VIII. 20. Róm . VI. 17. Hebr. II. 1 - 3 . . 21) 2 Petr. I. 16 . . 22) Sowohl in Glaubenslehren als in Lebenss pflichten ; wie es einer göttlichen Offenbarung geziemet.

.

; ;

23) 24) 25 ) 26 ) 27)

Sprůchw . VIII. 6 - 9. Luc. VI. 31. Phil. IV .8 . Jer. V . 22. Jef. XXIII. 29. Hebr. IV . 1. Róm . XI. 36. Matth. XIX . 19. 1 Petr. III. 18 . 5 B . Mor. XX. 20 , 1 Tim .

IV . 8 . , 28) 2 Petr . I. 21. 1 .Cor. XI. 1 . Phil. III. 17. • 29) Die ihre Gebrechen ſowohl als das , was fie

i

Gutes gethan hatten, beſchreiben . rii : 30) 2 . B . Moſ. III. Jer. I. und XXIV. Job. X . Apoſt. Geſch. IX . ro 31) . 1 Sheff. II. 2 - 6 . Bir 32) 2 Cor. XI. 26 . 27 .

33) Matth. X . 22. 34 ) 1 Cor. IV . 9 - 13. 35 ) Röra . XIV . 7. 8. Phil. I. 21, 36 ) 1 Cor. IX . 22 . und X . 33. 37) 1 Cor. IX . 23. Phil. III. 38) Hebr. II. 4 . * . 62

. . . ??

100

39) Matth. XVII. 27. XX . 18, 19. XXI. 2 . XXIV. 2. XXVI. 23 .

ii

ii

40) Róm . VI. 17. 41) Sal. VI. 16 . . ; .!

42) Joh. VII. 17. 1 Joh . V . 10 und 20 .

Der vierte Artikel. "

Von der heiligen Dreneinigkeit.

in.

Dieſer einige Gott iſt in der heiligen Schrift nåher

geoffenbaret ) als Vater , Sohn und heiliger Geiſt 2) ; doch mit dem Zuſaße, daß dieſe drei eins find ) , der Vater kommt uns vor , als der Urſprung 4) und Anfang. afler Dinge 5) , der ſeinen Sohn von Ewigkeit 6), vor allen Kreaturen ) auf eine unbegreifliche Weiſe gezeu.

get hat 8). Der Sohn iſt des Vaters ewiges Wort und Weisheit: ') ; wodurch alle Dinge ſind 10), Der 46 glanz der Herrlichkeit des Vaters und das ausgedrückte

Bild feiner Selbſtſtändigkeiti 11 ); der Heilige Geiſt ger hört, als eine göttliche Selbſtſtåndigkeit, zu dem Weſen Gottes , er iſt ſowohl der Geiſt des Vaters als des Sohnes, welcher vom Vater und Sohn ausgehet , als der måchtige Wirker ; ſo wie des Menſchen Geiſt , als

eine menſchliche Selbſtſtåndigkeit auf menſchliche Weiſe zu dem Menſchen gehöret"??), er iſt beides der Geiſt des Vaters 13) und des Sohnes 14), indem er von dem Vas ter 15) und von dem Sohne 16) als ein kräftiger Aus richter aller göttliden und geiſtlichen Dinge ??) ausgehet.

Dieſe drei bekennen wir zu ſeyn nicht getheilt, oder von einander abgeſondert, ſondern auf die vollkommenſte Art

eins, ſowohl im Weſen als im Willen und in Werken ;

1011

indem Vater , Sohn und heiligen Geiſt, werden zuge ſchrieben viele und dieſelben göttlichen Namen . : :

Wir bekennen , daß dieſe drei nicht getheilet oder abgeſondert 18), ſondern vereiniget und Eins 19), ſowohl in Weſen , als in Willen und in Werken find 20 ); finte: mal dem Vater , Sonne und heiligen Geifte einerlei Namen 21), Eigenſchaften 22 ). und Werke 2a) beigeleget werden , nebſt demſelben göttlichen Anſehen , maßen der Seligmacher ro ausdrücklich befiehlet in dem Namen

des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geiſtes zu taufen 24) , wie denn auch ein jeder Gläubiger , deſſelben Snade, Liebe und Gemeinſchaft nöthig hat 25 ), weswes gen ihm auch dieſelbe Ehre und derſelbe Dienſt gez bühret 26), . . illi , . Anm e rit ung emas! . .. g . 1 ) Joh. I.. 18, 1 Joh. V . 20 . , I

:

29 Joh . XIV . 16 . Jef XLVIII, 16 . TT , 3 ) 1 Joh. V . 7. verglichen mit Matth . III. 16 . 17.

1 Cor. XII. 4 - 6. 2. Cor. XIII. 13. Eph. IV . 4 - 6 . Offenb . I. 4 - 5. 1. s ," o r , 12 * 2 : :16 : :- 4 ) Gob. V . 26 . 29. 30, „XVIII, 10 . 1 : 7 : 17 . “ 5 ) 1 Cor . VIII. 16 . E ! , Ha i 3 . 6) Mich . V . 1. Sprücjw . VIII. 22. 23 . Joh. I. 1:7 u . f. w .

P .S . 7) Col. I. 15 , 17. Feb. IX . 5, 8 ) Sprůchw . VIII. 23. 24 . Pf. II. 7. Joh. V . 26 . XVII. 5 . u . f. w . . . V , X7 .72 ! ! - 9 ) Job. I. 1 . 14. 1 . Cor. I. 24, Col. II. 3 . Ofs! fenb. XIX , 13. Sprichw . VII. VI ., 10) 1 Cor. VIII. 6 . Col. I. 16 . 11) Hebr. I. 2.

102 12) 1 Cor. II. 10.

opt

.. ..

.

13) Matth . X . 20 . . ! videre . 14 ). Sal. IV . 6 . Róm . VIII. 9 .

. .

!

15) Joh . XV . 26 . 16 ) Den ich ſenden will :

eben daß.

i .

;

17) 1 Cor. XII. 11. Phil. I. 19.

18) Joh. XIV. 10. 11. 19) Joh. X . 30.

.. . :

20 ) Hebr. 1, 2

21) Pſalm CX . 1. Jeſ. XLII. 8. Jer. XXIII. 6 . ; gef. V . 1 - 10 , mit Joh. XI. 41. Sep. VI. 1 - 19.

verglichen mit Apoft. Geſch . XXVIII. 25. und 2 Cor.. III. 17. 18 . Joh. XVIII. Jef. IX . 5 , Röm . IX . 5 . Hebr. I. 8, und 1 Joh. V . 20. Apoſt. Gerch . V . 3. 4 .

1 Cor. III. 16 , 17 , 2 Cor. VI. 16 . 22) Mich . V . 1, Hebr. I. 8 . Offenb. I. 8. Joh. XXI, 17 . Offenb. II. 23. Hebr. I. .10. 11. XIII. 8 .

Matth . XVIII, 20.' XXVIII. 20 . und Eph. IV . 10 . Phil. III. 21. Offenb. I. 8 . Hebr. IX . 14. Pr. CXXXIX .

7 + 12. 1 Cor. II . 10. Cor. XII. 11. . ; ; ; : 23) PP. XXXIII., 6 , 1 B . Moſ. I. 1. Coloff. I. 16. ' PP. CIV . 30 . Col.' I. 17 , Hebr. I, 3. Joh. VI. 44.

Col. I. 13. Joh . XII. 32. Gal. I. 4. Joh. XVI. 8. Gai. V . 25 . Apoft. Geſch . XI. 18, V , 31 . Joh. III. 5 . 8 . Dit, II. 14. 2 Cor . III. 18, ' ' 24) Matth . XXVIII. 19. . .

25 ).2 Cor. XIII. 3. :

-

1

,

we

26) Luc. XXIV . 52. Joh . V . 23. Phil. II, 10. 11 . Offenb. V . 12, Matth . XII. 31, Apoft. Geſich. VI.3

5 .

Eph. IV. 30. Joh . XIV. 23. 24. mit 1 Cor. III. 16. 21

103 Det fwaffte Artikel.

von der Perſon des Erlöſern und von ſeiner . ..

on Ánkunft im Fleifche.

iiiit .

M18 nun die beſtimmte Zeit kommen war 1), welche

die Propheten vorher angezeiget hatten ?), ließ Gott reinen Sohn von ihm ausgehen :), und ſandte ihn in , die Welt 1) , nemlich in den Leib einer begnadigten

Jungfrau 5) , mit Namen Maria ) , wo und von wels, cher er, durch göttliche ) Erweckung ) und Ueberſchat: tung des heiligen Geiftes , empfangen ) , des Fleiſches

und Blutes theilhaftig: 1 ) , und uns in allem

die

Sünde ausgenommen , gleich ,worden iſt " ), indem er

von ihr zur gehörigen Zeit zu Bethlehem i den Schrifa ten gemåß ??), gebohren uno Jeſus genanntwurde, weil

er ſein Volt relig machen ſollte, von ihren Sünden 13). Diefer von Mariązu : Bethlehem gebohrne und zu Nazareth erzogene Jeſus 14 ) iſt alſo derjenige, den wir

für Chriſtum , den Sohn des lebendigen Gottes 15) , dem Eingebornen vom Vater voller Gnade und Wahr heit 16), das Wort, das beiGott und ſelbft Gottwar " )

undiFleiſch wordenriff,18 . erkennen ; nicht, als wenn das göttliche Weſen des ewigen Mortes in einen ſichtbaa

ren Menſchen verwandelt worden wäre 19) , und aufge. höret håtte Geifte Gottheit. poer Gott zu ſeyn 20) , ſons dern ſo , daß der erpige Sohn Gottes ?') geblieben iſt,

was er zwar war 22), nemlich Gott 23), ein Geiſt ?4), und worden ift, was er nicht war, nemlich Fleiſch oder

Menſch 25) , daher bekennen wir : dieſer Jeſus Ten unſer

Emanuel, wahrer Gott und Menſch in einer Perſon 26)

und alſo bequem und geſchickt zu einem Erlöſer,und . zur Verſöhnung der ganzen Welt ).

ilüfe

104 4 nm e r k u 'n ge 11.*** Gal. IV . 4 . 1) ii

2) 1 B . Mof. XLIX . 10. Dan. IX .24. Hagg. II. 8 . 10.

3) Joh. XVI. 28. VIII. 42. XIII. 3. 4. XVII. 8 . 4 ) Joh . VI. 38 . verglichen mit III. 17. XIII. 3. und Eph. IV . 9. i 5 ) Luc. I. 28. Ephef. IV . 9 . vergl. mit Pralu

CXXXIX . 15 . . ' 6 ) Riris

1 . 97 ,

".

..

. 7 ) 1 B . Mor.' III. 15 . Gal. III. 16 - 19 . Róm . 1. 3. Ap. Gefch. II. 30. Róm . IX . 5 . 5 milli 8 ) Apoſt. Serch . II. 30 . .."

Luc. I. 35 . ,

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; 10) Hebr. II. 17. Hebr. II. 11. . ; ! :, ,uma boat :

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11). Hebr.' IV . 15.'

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12 ) Luc. II. 11. Matth . II. 5 . 6 . und Mich. V . 1. 14) Matth . II. 23

1898.*

in

ilin

15 ) Matth . XVI. 16. 1773

16 gob. I. 14. .

1*

? 3.".

13) Matth . 1. 21.willi

26 :

11

jsetidos

II

:

-

17) job. I. 1 . vergl. 1 B . Mor. 1. 3 . P . XXXIII. 6 .

1 Joh . I. 1. Offenb. XIX . 13

-

18 ) Joh . I. 14. Gal. IV . 4. Phil. II. 7 . 777 19) Hebr. XIII. 8 . Hebr. I. 12. Offenb. 1. 8. .' 20 ) 1 Tim . III. 16. Phil. II. 7 . 8.

issori

219 Mich . V . 1. ", sizin

229 Joh: III. 13. Col. I. 17: Off. I. 11. XXII. 13. *

23 ) Röm . IX . 5 . 1 : 1. 1 for 12'x1... * *

( 24 ) 2 Cor. III. 17. 1 Cór:'XV. 45, 47. Job . iv . 24. Hebr. IX . 14.

i sitten

.

s

25 ) Joh. I. 1. Joh. VIII. 40. " .. :;'! T

.

105 ( 26 ) Col. II. 9. vergl. Röm . I. 19 . Matth . I. 23.

1 Tim . III. 16. i si in ?% , 74 27 ) Hebr. II. 14 . VII. 25 - 28. 1 Joh. II. u . . 10 .

Der ſiebenundzwanzigſte Artiket. Von der bråderlichen Hufſicht und der . . firchenzucht ; . .. L , :

Hieron glauben wir, daß ein jeder Bruder und

jede Schweſter einer chriſtlichen Gemeinde verpflichtet ift, nach dem Maaße ihrer Fåhigkeit ) und der empfans genen Gaben ») , auf den arideren Acht zu haben , zur Ermunterung in der Liebe und guten Werken 3) , eins

mal deswegen , weil die Liebe des Nachſten ſolches fora dert 4) , dann aber auch , weil Chriſtus der Herr dieſes : Geſchäfte befohlen 5) , wie auch ſeine Apoſtel nach ihm oft gethan baken : ) ; vielmehr muß, denn dieſes beobach: tet werden , durch diejenigen , welche zu Aufſehern ges ſetzt find 7) ; denen es vermöge ihres Amtes zukommt, die Heerde Gottes zu weiden r) , und für das geiftliche Wohl der Gemeinde zu wachen ). ? 1 '" "'" i 2011 ' 0 " Die Vorfåüe, welche dieſe firchliche Aufſicht, Bez

ftrafung und Zucht erfordern , find nicht ſolche Gebrea

chen und Fehler 20), die in größerem oder geringeren Maaße allen Gläubigen gemein ſind:1.), ſondern nur allein Ausſchweifungen in der Lehre 12) , oder in dem Wandel 13) , die ſo beſchaffen ſind , daß dadurch die Seelen der Abgewichenen in augenſcheinliche Gefahr ges rathen , verloren zu gehen 14), oder woran die Gemeinde mit Grunde Anſtoß nimmt 15), und dadurch geärgert 16) unb zu böſer Nachfolge' gereißet wird 17) , folglich der

106 Name Gottes und die Gemeinde Chriſti* um derentwil. len gelåſtert werden könnte 18 ). Die Stufen , welche dabei in Acht, zu nehmen , un

terſcheiden wir in die vier folgende: die erſte iſt, wenn denen Aufſehern mit merklicher Wahrſcheinlichkeit bes kannt wird , daß Jemand, ein Bruder oder eine Schwe.

ſter 19), ſich dieſer oder jener gefährlichen Gewohnheit:20), oder einiger fündlicher Handlungen ſchuldig macht ? ), ſolches aber noch nicht durchgängig bekannt iſt , denſela ben oder dieſelbe desfalls insgeheim zur Rede zu ſtel len 22), mit aller möglichen Behutſamkeit zu prüfen 23),

qus herzlicher Liebe zu warnen ?4) und ſo ferner ; nur wenn es möglich , ſelbigen oder ſelbige wieder zurecht. zu bringen 25) , ehe der Saame des Böſen fich ipeiter ausbreite 26). Sollte aber zum andern ſich : Jemand offenbarer Werke des Fleiſches ſchuldig machen ? ), und

iſt ſolches zuverläßig und bekannt 28), obgleich unter ſolchen Umſtänden , welche: die That einigermaßen enta

ſchuldigen , als daß fie durch Weberraſchung ?9) oder? Webereilung geſchehen 30) 1 fe muß man ihn feierlicher

zur Rede regen 31), mit Vorſtellung von dem Uebel und den Folgen der Sünde 82) : mit der Ermahnung, ſich deswegen vor Gott 33) und Menſchen zu demüthigen 34), je nachdem die Vergehungen ihrer Natur nach beſchaf fen ſind, 35) , und alle mögliche Mittel zur wahren Ber ferung anzatenden 862 und falls man es nöthig fins det 37).. . ſelbigem anrather daß er noch einige Zeit von des Herrn Tiſche fich enthalte 38), bis das gegebene Aergerniß durch augenſcheinliche Befferung wieder aufs

gehoben , oder nach dem Urtheile der Mitglieder getila get worden 39). Zum dritten , daß man denjenigen , der,

nach der erſten und zweiten Vermahnung 40), welche in

107

Geheim geſchehen “ ) , gleichwohl im Böſen berharret 42) , und fich verhärtet.43), der Gemeinde bekannt mache 44), damit fie insgeſammt mit urtheile, was mit rolchem

Gliede anzufangen 45). und darnach dann zu Werke ges hen 46), damit ein ſolcher , wenn er in aller Gegenwart . beſtraft 47) , und von allen über ihn geurtheilet wird 48), zur Schaam und Bußfertigkeit bewogen werden möge 49), welches billig mit ernſtlichem Gebete verbunden werden , muß, um wo möglich , Beſſerung und Vergebung zu bewirken 50). Endlich, wenn dieſes alles nicht fruchtet, ſondern der Beſtrafte in dem Böſen verharret und ſich

verhårtet 51) , ſo muß man ſolchen Böſen , Kraft des Ausſpruchs. der geſammten Semeinde , aus dem Mittel :

von fich weg thun 52) und ihm alle geiſtliche Kirchen : Gemeinſchaft auffündigen 53) , bis er ſich wahrlich bes : kehret und offenbare Beweiſe, dayon giebt 54) , wiewohl alles mit gehörigem Unterſchiede 5 ) der Stånde und Umſtånde 56), doch ohne Anſehen der Perſonen 57), . . Dieſe kirchliche Aufſicht und Zucht halten wir höchſt nothwendig, nicht allein weil ſie von Jeſu Chriſto so) , und ſeinen beiligen Apoſteln befohlen iſt 59) , und wir bei Verſäumung derſelben ſeine gerechte Gerichte zu

fürchten haben 60), ſondern weil auch dieſelbe zu man: chen nüßlichen Abſichten dienet , nemlich , die Gemeinde,

vpn offenbaren Schandflecken rein zu halten 61) , einer ſchädlichen Geringſchåßung derſelben vorzubeugen 62) . und daß zårtliche Gemůther nicht von uns getrennet 65), ſchwache Seelen nicht verführet 64), ſondern vielmehr von dem Böſen abgeſchrecket 65) und die Beſtraften zur Schaam und Beſſerung bewogen werden mögen 60) ; wiewohl, wenn dieſes Geſchäfte die erwünſchte Wirkung: hervorbringen ſou : ſo muß alle Herrſchlucht und Eina

108 bildung von eigener Heiligkeit weit von uns entfernet

Tenir 6 ), indem der Gebrauch dieſer Schlüffel 68) eine Macht iſt, die wir aus göttlichem Befehl verrichten 69), und welche in tiefer Demuth * ) , weil man

ſie nicht

verſäumen darf ? ) , in der Furcht des Herrn angewens det werden muß ?2) , die daher auch nicht weiter eine verdammende oder freiſprechende Straft hat 73 ) , als in

To Ferne derſelben Anwendung genau , mit dem gåttlichen Urtheile +4 ) und mit ſeinem heiligen Zeugniſſe, übereina ; ſtimmet 75). Deswegen muß die Entziehung von beſtraften Pers ? Tonen

auch

nicht aus phariſäiſcher Heiligkeit

herrüh :

ren 76), als wollte man ſagen : weiche von mir , denn

ich bin heiliger wie du ??), ſondern aus heiliger Behuts ſamkeit , keine Gemeinſchaft mit unfruchtbaren Werken

der Finſterniß 78) zu erkennen zu geben , zufolge des : apoftoliſchen Befehles, fich mit ſolchen nicht zu vermen . :

gen 79); womit dennoch ein chriſtliches Mitleiden 80) . „und wiederholte Ermahnungen zum Guten verbunden reyn müſſen 8'), und ſolches ſo lange, bis man gezwuns gen iſt, ſich von ihm zu wenden und ihn zu verlaſsi

Ten 82) , welches gleichwohl zwiſchen Ehegenoſſenen nicht in allen ſolchen Fällen geſchehen kann, es reny denn des Ehebruchs oder der Hurerei wegen 83).

D .

i .

Endlich glauben wir in Anſehung dieſes Punktes , daß ſobald der Abgewichene überzeugende Beweiſe der

Neue und Beſſerung an den Tag legt 84), man dies Hebe gegen

denſelbigen Verſtärke 85) , ihm wieder auf

helfert 86), und, niach offentlichem Bekenntniſſe und Era : niedrigungi ihn zu bequemer Zeit wieder aufiiehmen ?

mufe 81), und zwar mit herzlicher Liebe und Freude 88).* gott !

50,4+ ! Tisje van

:

Son

: 109 unter tolkommener Vergebung von allem 89), ſo wie

auch Gott uns vergeben hat in Chriſto Jeſu ). mais

n m er kun genio 1 ) Luc. XII . 48.

ona

i

2) 1 Petr. IV . 10 , vergl. mit Nöm . XII. 4 - 10 .

und 1 Cor. XII. gang. 3 ) Hebr . X . 24 .

4 ) 3 B . Moſ. XXI. 17. 18.

5) Matth. XVIII. 15 – 20. vergl. mit Luc. X . 27 . gob . XII. 12 - 17.

6) Nöm . XIII. 2. Jac. V. 16 - 20. 1 Theff. V. 14. 15 . ;

7) Ap. Geſch. XX. 28. Phil. I. 1. 1 Tim . III. 2 . Tit. I. 7.",7

8 ) 1 Petr. V . 1 - 4 . Apoft. Geſch. XX. 28. 9) Hebr. XIII. 17. Ezed). III. 17, 18. und XXXIII. 2 - 9.

10 ) Jac. III. 2 .Pr. CXXX . 3. 4. Hiob IX . 2. 11) 1 Joh. I. 8. Hiob XXV . 4 - 6 . Pi.CXLIII. 2 . i ' 12) Rom . XVI. 17. Sal. I, 8 . 1 Tim . VI. 3 - 5 . Dit. III. 10. 2 Joh. 8 , 10. Offenb. II. 14. 15, 20. , . 13) 2 Theff. III. 6 . Phil. III. 18. 19. 14 ) Gal. V , 19 - 21. 1. Cor. VI. 10. 15 ) Gal. V . 10. Offenb. II. 20. 16 ) 1 Cor. V . 6 . 7. Matth. XVIII. 7 .

17). Matth. XXIV . 11. 12. 2 Tim . III, 13. 2 Petr. II. 2. 14. 18. 19, Jud. v . 3. 4 . u . f. w .

.

18) 2 petr. II. 2. Rồm. II. 24. 1 Sim. VI. 1.

Tit. II. 5. 19 ) 1 Cor. V . 11.

Vi

20 ) 2 Petr. II. 20 . vergl. mit Jer. XIII. 23.

110

21) Sal. V . 19. 22) Matth . XVIII. 15 . 1 Cor. XIII. Sp. X . 20 .

23 ) 1 Cor. XIII. 4. 5 . Gal. VI. 1 - 3 . und Jac. III. 13 - 18.

24) 3 B . Moſ. XIX . 17. 18. und Phil. III. 18. * 25) Gal. VI. 1. Jac. V . 19. 20. 26) Sal. V . 9. Hebr. XII. 15 . 2 Petr. II. 20. 27) Sal. V . 19 - 21. Eph. V . 3 . 7 .

28 ) 1 Cor. V . 1 . 2 Tim . III. 2 - 9. 29) Sal. VI. 1 .

30 ) 4 B . Mor. XV. 22 . 36 .

.

31) Matth . VIII. 16 .

32 ) Matth. XVIII. 7. Rom . II. 24 . 1 Cor. VI. 10. und Gal. V . 19. u . [. .w .

33) Apoft. Geſch . VIII. 22. Jac. IV . 7.- 10 . Pſalm LI. u . r. w .

34 ) Matth. V . 23 - 26. Luc. XVII. 1- 4. 35 ) Pſalm LI. 6 . Luc. XVII. 4 .

36 ) Offenb. III. 2. 3. Matth. V . Jer. LV. 6 . 7. 37) Jud. v. 22. 23.

38) 3 B . Moſ. XIII. 46. XIV . 3. §. vergl. mit 2 Chron. XXX . 17, 1 Cor. V . 11. ; . 39) 2 Cor. II. 6 - 8 . 40) Tit. III. 10. Matth . XVIII.

41) Matth . XVIII. 15 . 16 .

.

.

.

42) 2 Tim . III. 13.

43) Epher. IV . 19. vergl. mit Ap. Geſch. XIX . 9.

.

und Hebr. III. 13. **

*44) Matth . XVIII, 17 :

iii .

45 ) 1 Cor. V . 12, und VI. 5 . 10 .

46 ) Apoſt. Geſch. XV. 22 --- 29. 47) 1 Tim . V . 20.

111

1

48) 1 Cor. XIV . 24 . 25 . 49) 2 Theff. III. 14.

-50) Apoft. Geſch . VIII. 22. 24. Jac. V . 15. vergl. . mit Matth . XXVI. 39, 1 . Joh. V . 16. 17.

51) Matth . XVIII. 17. . ; ' 52) 1 Cor. V . 11 - 13. 4 B , Mof. XIX . 20.

53) Ephef. V . 11, 1 Cor. V . 13. .. 54) Matth . XVIII. 17.

.

55) Jud. v. 22.

56) 1 Tim . V . 1 und 19. 57) 1 Tim . V . 21. . . . in 58) Wie No. 5 . gezeiget worden .

59) Wie No. 6. und oben ganz. 60) 1 Cor. XI. 30. Offenb. II. 14 61) Jud. v . 12 . 62) Siehe hiervon ausführlich die Bemerkung No. 18. vergl. mit 1 Sam . II. 17. 24. und 1 Sam . XII. 14 .

.

. .

.

. .

.

63) Matth. XV . 14. 2 Cor. VI. 17. u . Offenb.

;

XVIII. 4 ,

64) 2 Petr. II. 14 und 18. u . P. m . 65) 1 Tim . V . 20 . 66) 2 . Theff. III. 14. 67) Gal. VI. 1.

"

..

..

68 ) Matth. XVI. 19, vergl. XVIII. 17. 18.

·

69) Joh . XIV . 26 . XVI. 13. vergl. mit Apoſt.

Seſch . V . 1 - 13, XIII. 8 - 12, Róm . XV. 18 , 19.

1 Cor. V . 4. 5 . 2 Cor. X . 2 - 7 , u . 1 Tim . I. 20. 70 ) Róm . IX . 1 - 3. XI. 14. 2 Cor. II. 4 . und inſonderheit VII. 5 . 8. 12.

71) 1 Cor. IX . 16 - 22. vergl, mit Ezech. III.

112

72 ) Ezech. XXXIII, 2 --- 9. vergl. mit Matth. X . 14. Apoſt. Geſch . XVIII. 6 . XX . 26 .

s

. -73) Språchw . XXVI. 2. vergl. 1 . Cor . IV . 3. 74) 1 Cor; VII. 10 . , 11!

75) Sprüchw . XVI. 15 . vergl. mit dem ſehr ſchred . lichen Exempel Sauls 1. Sam . XV: 1 - 25 . und fers ner 1 Tim . V . 21, 2 Tim . I. 13. II. 2. XV. 24 - 26. Tit. I. 9. II. 2. 7 . 8 . . .. . , :. 76 ) 1 Cor. IV . 7. 77) Jef. LXIV . 5. Matth . XXIII. ganz. . 78 ) Epheſ. V . 11, 1 Tiin . V . 22.. 2 Joh. v . 11. Dffenb . XVIII. 4. * ? lic .

79) 1 Cor. V . 9. 11. 2 Theff. III. 14. 80) Röm . IX . i 1.- 3 .

.

.

!

81) 2 Theff. III. 15 . 82). Matth. XVIII. Röm . XII. 9.. 2 Dim . III. 5 . .

83) Matth. V . 32. uno XIX , 9. Róm . VII. 3 . 1 Cor. VII. 3, 5 , 10 - 16 . 39. Col. III. 20 ., : 1 . 84) Luc. XVII, 3, 4 , 2. Cor . VII. 7. 9 . 11 u . 16 .

85 ) 2 Cor. II. 8. 86 ). 2 Cor. II.,7. , 87) Röm . XIV . 3. Luc. XV. Pfalm CXXX. 4. Jerm . III. 1. Ezech . XXXIII. 11. u . ſ. w . ' 88 ) Luc. XV . 1 - 10 . . . in

o

.89) . 2 Cor. II. 10. 11. ix 90). Epheſ. IV. 32 . Col. III. 13 . Matth. XVIII.

Der

113

Der achtundzwanzigſte Artikel . .., t. Von dem Amte der weltlichen Obrigkeit . W . Hiervon glauben wir , daß wenn gleich die Mens Ichen son Natur kein Recht haben , gewaltſam über eins

ander zu herrſchen !), ſondern ſich nur våterlich ?) oder brüderlich zu regieren ) und zu Hülfe zu kommen “), das obrigkeitliche Amt dennochr des großen Verderbens, deri Menſchen wegen "), in den Reichen der Welt nothwendig . geworden “) und Gott der Herr folches aus der Urſache nicht allein zugelaſſen ?) , ſondern auch eingeſeßet und vers ordnet habe ) ; zuerſt durch ſeine heilige Vorrebungüber .

haupt") , dann aber nachher unter ſeinem Volfe Ifrael durch ausdrücklichen Befehl 10), daß ſelbiges auch jeßtnoch vollkommen nothwendig ſcheint, ſowohl zur Handhabung rechter und guter Ordnung im gemeinſchaftlichen Leben !) als auch zur Strafe der Böſen ?) , und zum Schube der Guten 18) und was. dergleichen mehr iſto pit PS Aus dieſer Urſache halten wir uns gånzlich vers

it aalsls Gottes Dier pflichtet, unſere äßige OObrigk brigkeeit nzuſeheenn ,, rechtm ns zzum um Vortheil ?4) fie mit wahrer brerbianzuſeh uuns Enerin Ehrerbietung boch su achten 15), įbr in allem was nicht

mit Gottes Befehl 19), und einem guten Gewiſſen ſtreis tet 17), zu gehorſamen 18), freudig und treulich 19) gehda rigen Zoll und Schoß zu bezahlen 20) , feurig für ſie zu þeten 24) und dergleichen. Und diefes all 8 um ſo viel gemeiner, weil wir ſehen , daß das Erhöhen nicht kommt aus dem Díten , noch aus dem Weſten , noch aus der

Büſten ; pondern daß Gott Richter iſt, diefen erniedria get, jenen erhöhet22), nach ſeinem Wohlgefallen .23), bald zum Segen ? ), bald, zur Züchtigung ? ) . 23 seisoj Sollte aber die Verwaltung eines ſolchen Amtes

114 uns aufgetragen werden , fo würden wir desfalls be kümmert, rennr und uns dazu, nicht bequemen dürfen ,

weil der Wille Chriſti, wie ſolches zu verwalten , uns

gånzlich unbekannt ift:26). Unter allen - Teinen Befehlen , welche die Dêrivaltúng reines Reiches angehen 27), fins den wir ro ménigr als unter den Verordnungen ſeiner Apoſtel 26), den saindeſten Unterricht davon , wenn wir dabei in Betrachtung ziehen , daß der Herr Chriſtus das Herrſchen nach ber Weiſe der Welt ? ) den Seinen übéra

all abjurathen ſcheinet 30) , wie auch alle Gegenwehr 3!) das Eidſchwören 32) und alle weltliche Gleichförmigkeit, fo würden wir es für uns đußerſt Tchweë finden , dies Fes Amt mit Zuſtimmung unſeres Gewiffens gu berwal. ten 83). Üeberdem urtheilen wir , daß die Macht 34), welche den jüdiſchen Obrigkeiten auf eine Zeitlang vers liehen war 35), in Chriſto erfüllet 36), abgelaufen 377-und vernichtiget iſt 88), demnach keine abgemeſſene. Ridhits ſchnur für das Volk der Chriſten bleiben kann 39), ends

lich po würden wir darin eine Schwierigkeit finden , menſchliche Grundgerege zu beſchwören 40) und zu volle ziehen 41) ; die mit den bürgerlichen Gefeßen . Jſraëls

ſtreiten , welche Gott felbft vorgeſchrieben 42). 18:31 30 . Ater dieſer Dinge wegen Tchåßen wir uns glück

lich , wenn wir von dieſer Beſchwerlichen 43) und in all lem Betracht ' gefährlichen Bedienung verſchonet wers

den , und untterdeffen ruhig und ftide leben mögen ; unter dem Schuße folcher gütigen Obrigkeit 4*)) die c62 gleich fie vor fich die obgedachte Schwierigkeiten nicht darin findet, 'uns dennoch fo ” große Freiheiten und Borrechte verlieben , wofür wir Gott nicht genug

danken können 4 ) und Ihm alle Ehre und Liebe ſchult dig fino 46).

7"

mo.. . . ?

115

Inme r f unge n . .. "

-

1) Apoſt. Geſch . XVII. 26. 27, Matth. VII. 12.

24 "

2 ) Maleachi I. 6 . . 3) 1 5 . Mor. IV . 7 . 4 ) Matth . VII. 12.

5) 1 B . Mof. IV . 23. VI. 5. 12. 13. 4 . 1. t . 6 ) 1 Cor . XIV . 33. :

7) 1 B . Mor. IV. 23. 1 Sam ., VIII. und XII. 8) Róm . XIII. 1 . 9). 5 5 . Mor. XXXII. 8 . . . . 10 ) 5 B . Moſ. XVI. 18 . vergl. mit 2 B . Mor.

17. XXXII. 16 . 17.

XVNI, 25. 4 B . Moſ. XI. 11

din 23. 1 Sam . IX . 17. X . 1. XVI. 4 . f. m . ; . 11) 1 Joh. V , 19. to ' 12) Róm . XIII. 4. , " 13) Röm . XIII . 3. ; 3 . . . opere : 10 14) Róm . XIII. 4 . :

15 ) Röm . XIII. 7. 1 Petr. II. 17. 16 ) Apoſt. Geſch . IV . 9. 20.

1 .

17) 1 Petr . II. 19 - 21. : .

.. :

- 18 ) 1 Petr. II. 13 - 15. Rom . XIII. 1 - 5. 19 ) 1 Chron . XXIX . 9. 1 Cor. IX . 16. 2 Cor. IX . 7. ,, , tri 20 ) Röm . XIII. - 7. vesi ,

sito

21) 1 Tim . II. 1.- 4 .. Jer. XXIX . 7 . 22) . Pfalm

LXXV. 5.-

9.

N

i

23) Dan . IV . 17. 34. 35. Sp. VIII. 15 . 16. !

24 ) Richt. II. 8. 16. 18. Jef. XI. V . (1. und XLVI. 11.

* 25 ) Jer, X . 5 , Jer. XXVI . 6 .4 ..f.: 26) Phil. IV . 5 und 8 .

27) Matth. V . VI. VII. XIII. , $ 2

COA

116 28) Wenigſtens iſt uns nicht bekannt, daß irgend im neuen Teſtament einiger Unterricht enthalten , wie Dbrigkeit zu berufen , oder ſich in dieſem Amte zu be. tragen u . ſ. w . Dies macht uns, wie wir es einſehen , mit Grunde furchtſam . 29) Joh . XVIII. 36 .

.

30) Matth. XX.25. Marc.X . 42. Luc. XXIL 25.30. ** 31) Matth . V . 39. Rom . XII. 19.

iii.

32 ) Matth. V. 34. 33) Röm . XII. 2 . 2 Tit. II. 12. u . 1 Petr. I. 14. 34) 5 B . Moſ. XVII. 8 - 12. 2 Chron. XIX . 5 - 13. Mal. II. 7. Joh. X . 34. 35. Matth : XXIII. 2 . Hebr. II. 1. 2 . X . 28. Marc. XIV . 64. Apoft. Gefch VII. 51 - 58. verglichen Matth. X . 17 . u . XXIII. 34. , 35 ) Gal. IV . 2 . III. 24. Hebr. IX . 10,

36) Matth. V . 17 . Ephef. I. 21 - 23. uno IV , 10. 11.

37) 38 ) 39 ) 40 )

Gal. III. 23. 25 . Col. II. 15. vergl. Hebr. VII. 12. und Wie von vielen in

Gereke gethan wird.

. : :: . 10 und XII. 26 Anſehung

; ósmati

Mit . 16 . 28. O der Römiſchen ir

41) Wenn gleich Dinge vorkommen , welche die Richter bisweilen ſehr in die Enge treiben. " 42) 2 B . Mol. XXII . 1 . 3 B . Mor. XX . 10.

43 ) Röm . XIII. 6. vergl. "mit 4 Buch Mof. XI. 11. 17.

:

ill

iiiiiiiiii

.

: : . 44) i Tim . II. 2. : : . 45) 1 Tim . II. 1 . 4 .

.

46) Nom . XIII. 7. Dit. III.. 1. 1 Petr: II. 17. e

Cor Crisp

,

117 Der neunundzwanzigſte Artiket

n

Bon der Xache und dem Spriege. In dieſem Punkte glauben wir , unſere Natur fehle in ihrem Urtheile nicht ) , daß die Rache oder Vergel. tung aller ungerechtigkeit rechtmäßig ren ?). Auch iſt es gewiß , daß obgleich Gott der Herr die Rache einis

germaßen ſeinem alten Polke , um der Vårtigkeit ihrer

Herzen willen , erlaubet '), dieſelbe dennoch urſprüng: lich und eigentlich Gott allein gebühre 4), der auch

allein im Stande iſt, die Maaße des Bören richtig und gründlich zu beurtheilen ") und die Strafe darnach eins

zurichten ) , wozu unſere Unwiffenheit, unordentliche Eigenliebe ?) und zerrůttende Leidenſchaften uns oft uns

tüchtig machen 8). Dieſer Urſache wegen glauben wir , daß Jeſus Chris ſtus unſer Herr, als er ſein geiſtliches und himmliſches Neich demjenigen gleichförmig machen wollte , was vom Unbeginn Gottes Augenmerk war ), nichtallein alle Aus: übung der Rache?o), ſondern auch ſelbſt alle Rachſucht" ) den Seinen gånglich unterſagt habe 12) , wie denn auch feine Apoſtel nach ihm oft gethan haben 13). Dahin

gegen hat er auf eine ſolche Ausübung des Geſeges der Liebe gedrungen , welche die Lehre der Natur 14) und der jüdiſchen Lehrer weit übertraf 15), wie auch auf eine Uebung der Geduld , nach ſeinem eigenen Vor: bilde 16), und welche vollkommen ſeyn müſſe ?!), ſolchera maßen , daß man , anſtatt dem Böſen auf eine gewalt ſame und zu ſeinem Verderben abzielende Weiſe zu wis derſtehen 18) es ſich gefallen laſſe, eine zweite Beleidi: gung zu erdulden !'), lieber merklichen Schaden und Unglück leiden 20), als gleich zu rechten 21) , niemandem

118 Böres mit Böſem 22) zu vergelten ſuchen 23), ſelbſt keine Scheltworte mit Scheltworten 24) , fondern allezeit dem Guten nachzujagen , ſo wie gegen einander , alſo auch

gegen alle as) durch Wohlthun zu überwinden 26), ſelbſt unſerm Feinde Liebe zu erweiſen 27) , wenn ihn hungert,

ihn zu ſpeiſen 28), wenn ihn dürftet, ihn zu trånken 29); die uns Auchen , zu regnen 80) , wohlzuthun denen , die

uns haffen , und für diejenigen zu bitten , die uns Gé. walt anthun und uns verfolgen 3 ), mit dem Zuſaße, daß wenn wir ſolches thun, wir uns als wohlgeartete Kins der unſers Vaters im Himmel betragen 32) , und als

wahre Nachfolger Jeſu Chriſti 38), der nicht wieder ſchalt , da er geſcholten wurde, und als er litte, nicht drohete, ſondern es Dem übergab , der recht richtet 34),

in welchem allen er uns ein Beiſpiel gelaſſen hat , daß wir ſeinen Fußſtapfen nachfolgen ſollen 35 ),

Demnach redet es unſerm Bedünken nach von ſelbſt, daß Waffen und Krieg 36) zum Schaden unſerer Fein . de 87) , und was noch trauriger ; zum Schaden unſchula biger Geſchöpfe 38), die uns nicht beleidiget haben 39 ), führen , einem wahren Nachfolger Jeſu Chriſti nicht ans

ſtehet 49), gebühret41) und erlaubt iſt 42), denn unſeres Erachtens kann ein Krieg der gewöhnlichen Art unmög lich geführet werden , ohne die Grundregeln des Reis

ches Jeſú offenbar zu übertreten 43), und ohne fich an viele Untugenden 4 ) und liftige Rånke 45) zu gewöhnen , wodurch nicht ſelten vielmehr das Bild und die Gleich . heit mit Teufeln 46) und reißenden Thieren 47), als mit

Nachfolgern des fammes Gottes 4e) und Verfündigern Teiner Tugenden 4o), zu erkennen gegeben wird, Demnach halten wir dafür, daß wir uns aller kries geriſchen Waffen und aller abbenannten feindlichen Wi.

019 Derreßung 50) Torgfältig enthalten müſſen $17, doch iſt

es uns erlaubt, dem Bören , ſo viel an uns iſt, zu erits fliehen 52), durch Mittel der Vorſichtigkeit, die ihn nicht

unglücklich machen , ſeinen böſen Anſchlagen zuvor zu kommen så ) und ſie zu vereiteln 54), wie auch durch vers nünftige Vertheidigung 55), gelinde Worte 56) und man : nigfaltige Wohlthaten ihn zur Vernunft zu bringen 57) , und mit uns auszuſohnen 58) : Uebrigens ſind wir der

Meinung, daß alle Feindſeligkeiten , die uns angethan werden , dazu dienen müſſen , um im Glauben und in Der Geduld der Heiligen 59) geübet gu werden nach

Dem Vorbilde Jeſu Chrifti ), ſeiner heiligen Apoſtel 61) und ſo vieler Tauſenden der erſten 62) und der ſpätern Chriſten 63), welche, indem daß ſie nur des Gewiſſens willen Widerwärtigkeiten erouldeten 54), erfahren haben , daß dieſes Gnade bei Gott zur Folge bat 6 ) und ges reiche suührem währen Beſten :66) ; nicht zur gedenken , daß der gåtige Gott oftmals zulegt pfleget ihnepr einen

Ausgang © ). und Errettung erfahren zu laffen )id über alles menſchliche Vermuthen 69), wie denn außer den ob erwähnten Gründen auch deutlich vorher geſagt worden ,

daß dergleichen friedſames webcloſes leben ) bei den Unterthanen des Reiches Jeſu Plaß haben follte ? ),

daher bitten wir, daß dieſes geſegnete Reich komme 12) und bald komme73)

Amen !

Vi vil

4 n m e r k u ’ n gener ' . As 1 ) Róm , II. 173. HH .oft. ww .. ' . 2 ) Rom , II, 2 .

3) 5 Buch Mof, XXIV . 1, Matth. XIX ,: 7. 9 .

verglichen damit 2,Buch. Mol. XXI. 20 – 25. 4 B.

120

Mol. XXXV. 19 - 27. 58. M . XXIII. 6. Matth. V . 38 - 48. .

:.

4 ) Röm . XII. 19. und Bebr. X . 30 . vergl. mit

5 . 8 . Mor. XXXII. 35 . 36.

• :?

5) Ter. XVII. 10.. … . . . 6 ) Jeſ. XXVIII, 17. Luc. XII. 27. 48. . . : :

. 7).'5 B .Moſ, I. 16.17:'vergl. Jacob II. 1

4. 9. 10 .

8 ) i Sam . XXV. 21. 22 u . 32 - 35. Jac. I. 20. vergl, mit 1 B . Moſ. IV . 5 . Sprůchw . XII. 16, XV . 1 . XXVII, 4. und Jon , IV . 1 - 4 . 3. , * * * 9 ) Matth. XIX . 8 . 9 . bergl. mit 3 Buch Moſ. 17. 18. Sprüchw . IX . 22. XXIV . 17 . 18. 19 4 . 29. 4 . f. t . 101 miss " icon

3

10 ) Matth . V . 38 . 39. u . t. t . ' 11) Matth . V . 22. vergl.' 1 job . III. 15 . .. . . 12) tattp. V. 43, 44, 4 ) . 11 ,113) Rom . XII. 19. 1 Sheff. V . 15 . 1.Petr. III. 9 5: 14) Lue. VI. 32. 33. .... . is15 ) Matth V . 20 . vergl. mit XXIII. 23. 28. 4. 16 ) 2 Theft. III.-5 . vergl. mit 1 Petr. II. 21 - 23. * * 17) Jac. I. 4 . '

! **

is nie je li

se ded: I" *

isi . " 18) Matth. v . 39. ;' ' . i ; . $11 . is 19) Matth . V . 39 . " trinn in 20) 1 Cor: VI. 1 - 7.

21) Matth. V . 40. S

w in?

Pinoy

22) Róm . XII, 17.:: Yli 1 2

23) 1 Theff. V . 15.

24) 1 Petr. III. 8. Matth. V. 22. Epheſ. IV. 29. 25 ) 1 Theſſ. V . 15. ... . 26 ) Nóm . XII. 21. .

27) Matth. V . 44. sergi. mit Röm . XII. 20 . .

121 28 ) Rom . XII. 20. ;

.

.

,

29) Rom .XII.20.vergl.mit Sprüchw .XXV.21. 22 30) Matth . V . 44. 31) Matth . V . 44.

, . .

32) Matth. V . 44 - 48 . 33) Joh . XII.- 26 .

;

.

)

.

. * .!

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34) 1 Petr. II. 23, vergl. mit Matth. XXVII, 39 - 46.

. . !!

. -- 35) 1 Petr. II. 21 . Phil. II. 5 . ' - 36) 2 Cor. X . 4 . i ; , 37) 2 Cor. X . 3. Ephefer VI. 12. 13.

oir .

38 ) Denn dieſe empfinden die größte faſt des Kries ges, und werden dadurch jåmmerlich verderbt. 7. : ! 39) Gleichwohl verwüſten und verderben diere fich unter einander, o himmelſchreiende. Ungerechtigkeit; les ſenswürdig iſt in dieſem Stücke ein kleiner Sraktat von Erasmus, genannt Perfluchung des Krieges 40) Matth. XVIII, 1 - 3. ' ; . 41) Epheſ. V . 8. , - !?: :"11 .

?

B ! 42) Weil der ganze Strieg zu verfluchen ift, wie Erasmus ſagt, und aus der Natur und aus denen Em . pfindungen der Menſchlichkeit ſolches ſelbſt beweifet.

43) Joh. XVIII, 36. Epheſ. IV . 31. 32. 44) Gal. V . 19. u . T. w . . . 45) Röm . 1. 29 . u. ſ. w .

. .

" i one

:

46 ) Vergl. Ioh. VIII. 44. Apoft. Geſch. XIII. 10. 1 Joh. III. 12. 47) Matth . XXVI. 52.

"..

.

48) Jef. LIII. 7. vergl. 1 Petr. II. 20. 21. u .7.10. 49) 1 Petr. II. 9. Philip. II. 5 .

!;

50) Wie No. 19 . 20 .und 38 . geſagt,worden . 51) Auch der erſten Anlage dazu : als dazu find

122

, Gewehr tragen , auf Zug und Mächt; . wie auch das Rheden , ja vielnieht das Ausrüſten von Schiffen mit . . Geſchüß zur Gegenwehr. 52) Matth . X . 23. u . XXIV , 16. verglichen mit II. 13. IV . 13, und XII, 14. 15. 53) Apoft. Gerch . XXIII. 6 - 9. Ži ;

I! 7-54) Apoft. Sefch..iXXIII.: 10 + 35. , vergl. Nöm . ; XIII. 3. 4 . , wie auch Apoft. Seſch . IX . 23 – 25. ? 55 ) Joh. XVIII. 23. Apoft. Gerch, IV . 8 - 13 und 19 - 21 ., wie auch Apoſt. Geſch . XXVI. ganz.

56 ) Joh . XIX . 11. 12. Apoſt. Geſch . III, 17. u.ſ. to . $:

57) Luc. XXII. 51. Rom , XII. 20. 21, Sprüchw .

XXV , 21.- 22.

I

.

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to 589 Matth . V . 25 . 26 . Luc. XII. 58. 1 B . Mor. XXI. 15 . 23. vergl. mit Luc. XIV . 31.- 33. 9 dr. 59) Luc. XXI. 18. 19. 2 Theft: I, 4 - 7 , Hebr. ledna XI. 24. 26 . und 33.439, Dif. XIII. 10. 60 ) Wie No. 34 and 35, angezeiget worden . „ Pit 61) 1 Cor. IV . 10 - 14, 3 . V . 62) Welche unter der jüdiſchen Verfolgung und 4

unter den Römiſchen Kaiſern bluteten , und umfamen . o 63) Wie To viele Tauſende unſerer Glaubensgenoſ ren , durch Veranlaffung der Römiſchen Geiſtlichkeit, ob gleich demohnerachtet die Lehre des Menno blühete, und ſich ausbreitete, Siehe. C . v. Bracht Märtyrere i oneria Spiegel. . . . ilgai 64) Matth . V . 10,

65) 1 Petr. II. 19. 20.

.

. . .:66 ) RÖM . VIII. 28. 2 . Cor, I, 4 * 6. IV . 17, 18 . und VI. 10 . !. . .:67) Pr. XXVIII. XXX , XXXI. XXXII . XXXIII.

10. 22. XXXIV . LXVIII. 21.. . F., to . . . .

123

68) Hiob V . 12 - 23. Pr. XLII. 6 u. 12. 2 Cor. XI. 23 -- 33. 69) 2 Cor: I. 9 - 11. vergl. mit Epher. III. 20 . i

2 Tim . III. 11. IV . 17. 18 . u. 2 Petr. II. 7. 9. 1 70) Matth . V . 9. X . 16. Luc. X . 3 . Joh. XXI. 15.

71 ) Jef. II. 4 . XI. 6 — 9. Mich. IV. 1 – 3. Zach.

.

IX . 9. 10 . 72) Matth. VI. 10.

73) Ruc, XIV. 23. 1. Fpbef. IV. 12 – 16.

*

^

Der dreißigſte Artikel. . Wondeme i oe

Hiervon glauben wir: ob es gleich möglich iſt in gottesfürchtiger Abſicht zu ſchwören ''), wie die gläubis gen Erzvåter zuteilen thaten ?), und unter der moſai. Tchen Haushaltung erlaubt war ) , daher auch Gott felbſt, oft auf diefe menſchliche Art 4) redend, eingefüh.

ret wird ), ſo ift ſolches gleichwohl niemals als ein

fittliches Gebot von Gott befohlen ), ſondern nur das Verhalten beſtimmt und eingeſchränkt -). Es hat alſo das Eidſchwören eigentlich durch Zulaſſung, ſo wie die Eheſcheidung 8) und andere Dinge mehr 99 , Plaß ges nommen , hauptſächlich wegen der Liebloſigkeit 10) i des Mißtrauens 11) und des überhandnehmenden Verderbens

der Menſchen 12), daher auch der Herr Jeſus, um dieſe Verlegung und Abweichung des erſten Zweckes Gotteg 18 , in ſeinem geiſtlichen und himmliſchen Reiche wieder ab zuhelfen , das Eidſchwören gånzlich verboten hat, durch den Befehl: ich ſage euch aber, ſchwöret überall nicht 149 und wie es weiter lautet :

·

Die Gründe, warum wir dieſe Worte nicht anſes

124

ben dürfen , bloß als ein Verbot des leichtfertigen und ſprüchwörtlichen Schwörens, oder 15) , bei geringen Ding gen 16), Pondern es für ſicherer achten , ſelbige als eine gånzliche Abſchaffung des Eides zu betrachten , find au.

ßer denen bereits genannten " ) und mehreren andern , folgende: weil der Herr Jeſus dieſes nicht dem leicht

fertigen Schwören entgegen reget '8), ſondern dem ers laubten Gebrauche des Eides, gufolge welchen den Al. ten geſagt war 19), ihr ſollt den Eid nicht brechen , rone

dern ihr ſollt dem Herrn eure Eide halten 20) , indem der Herr ragt: [chwöret überall nicht; ſondern laßt

cuer Wort Feyn , Ja ! was ga! Nein ! was Nein ! iſt, was darüber iſt, das iſt vom Böſen ? )." Jakobus wies derholet dieſelbigen Worte 22) und reßet hinzu : vor allen Dingen nicht ! noch keinen andern Eid ; auf daß ihr kein Urtheil fållet 23). Und damit ſtreitet nicht ein

ernſtliches Bezeugen der Wahrheit unſerer Zeugniſſe 24), · wenn es die Ehre Gottes und die Liebe der Wahrheit

fordert, ſo wie auch der Apoſtel Paulus 25) , dann und wann 26) , weil wir dergleichen Arten der Befräftigung

nicht betrachten als eigentliche Eide ? ), ſondern als nachdrückliche Bewegungsgründe 28) , die aus heiligen

Empfindungen des Gemüths ſtammen 29) , um deſto mehr Eindruck und Aufmerkſamkeit zu erwecken 30), oder

wenn auch gleich einigemal durch fie dergleichen nach Art eines Eides geſchehen reyn mag: (welches doch nicht zugegeben wird 31) To muß man doch bemerken , daß ſolches durch untrüglide Perſonen geſchehen iſt 32), oder aus Nachſicht 33), nicht aber um uns ein Vorbild

rigue renn 34).

Es iſt ferner fehr rühmlid), unſer Ja !

und Nein ! eben ſo treulich zu halten , als ob wir ges

fchworen håtten 35), und das Vertrauen auf ein geges

125 benes Wort iſt der Reiche Jeſu Chriſti gemäß 36). Auch

ift des Verderbens der Menſchen wegen zu beſorgen , daß bei gottloſen Menſchen von dem

Eidſchwören Ana

leitung genommen wird, gewöhnliche Verſicherungen , ge; ringe zu ſchåßen !), und für Lügen zu achten 38). Moch

mehr, die Chriſten der erſten Jahrhunderte ſcheinen durchgehends dieſe Worte ſo verſtanden zu haben 39), und die Zeugniſſe faſt aller alten Kirchenlehrer gegen

das Eidſchwören ſind noch vorhanden 40).

Endlich

fcheint es auch , in Hinſicht des bürgerlichen Lebens und eines Wohleingerichteten Staates , von keiner Nothwens digkeit zu ſeyn 41) , weil treuloſen Menſchen , nicht zu

trauen ift, ſelbſt wenn ſie ſchwören 42) und ſelbige der Eid oftmals ſo wenig rcheuen 43) , daß man ſchon ges nugſam im Voraus weiß und. nachher erfähret , daß

unzählbare falſche Eide gethan werden 44), darüber gotta

felige Regenten ſowohl, als die Gottfeligen überhaupt ſeufzen 45) ; daher außer dem Eidſchwören die bürgerlis chen Strafen für Treuloſe gleichfalls nöthig geachtet werden 46).

: Weil wir uns nun ſelbſt eben ſo ſchuldig und ſtraf bar halten 47), wenn wir bei unſern feierlichen Zeugnif fen der Wahrheit, die an Eides Statt abgeleget wers

den 48), untreu handeln 49) ; oder derſelben nicht nachkom . men so) , als wenn wir die Tchwerſten Eide geſchworen båtten 51), ſo iſt nicht zu fürchten , daß bei unſerer Ents haltung vom Eide die gute Drönung und Treue, den

mindeſten Nachtheil leibe. Dieſes haben die durchlauch tigen Prinzen von Oranien 52) , wie auch die Hochmos genden Herren Generalſtaaten , die Edel. Großmögenden Staaten von Holland und Weſtfriesland , und die Hers ren Bürgermeiſter und Regenten Der vornehmſten Ståbte

126

deſſelben gnädig bemerkt, und uns destvegen nicht allein Dieſe günſtige Freiheit zugeſtanden 53) , ſondern überdem bei verſchiedenen Gelegenheiten , durch ihr nachdrückli, ches Vorwort für unſere Glaubensgenoſſen , ſich derſele ben angenommen haben 64) , dafür ſind wir Ihnen , nächſt Gott allen möglichen Dank, Treue, Dienſt und Gegenliebe ſchuldig 55 ). . .

u n merkungen. Ć .. 1 ). Sowohl zum Beweiſe des Glaubens an den wahren Sott , und ſeine anbetungswürdigen Volkom .

menheiten , an ſeine Adwiffenheit , Gerechtigkeit , Güte, Mamacht u . f. w . auch ihres unverånderlichen Vorſages zum Guten u . r. w . " vos ;

. . . 2). 1 B .Moſ. XIV. 22. 23 . XXI. 30, 31. XXIV . 3. u . ſ. w . .

: :

.

.: : ; .

.

;

3 ) Dieſes erhellet beides aus den vorgeſchriebenen i Geboten darüber , als aus den Eiden Davids und an derer Heiligen des alten Teſtaments . . ., 4 ) Hebr. VI. 16 . 5 ) 5 B . Mol. XXXII. 40. PP. LXXXVIII. 36. XCV. 11. CX. 4. Ezech . XXXV . 11. Hebr. VI. 13 - 17.

* 6 ) 2 B . Mor. XX. 7 . vergl. 3 B . Moſ. XIX , 12. 4 B . Mor. V. 19. und XXX , 2.

i

. , 7) 2 B. Mor. XXII, 11. Hebr. VI. 16 . 9. , ; 8) Siehe Art, 29, No. 3 . vergl. mit Matth. XIX . 6 . :

0

9 ) . 1 $ . Mor. IV . 19.

: : ..

10) 1 B . Mof. IV . 23. VI. 5. u. f. t . . .

3 . 11) 1: B . Mor. XXI. 22 - 24 . u . 28.- 31. 12 ) 1 Job. V . 19. Rom . III. Mich . VII. 2.

1: 13 ) Siehe die Anmerkung Art. 29. No. 9. vergl. mit pr. XII. 2 . 3 , und buc. I, 17 . invrowchte i

, 127

14) Matth . V . 34. 375 :: od 15 ) 2 B . Moſ XX. 7 . 9 ?

12 "? ?

} 16 ) 'Matth. XXIII. 16 - 22. vergl/mit grep.LXV. 16 . 17 ) Die No. 6 - 12. angezeiget worden . (ie 18 ) Bei den Geſchöpfen , fo wie Baſelbft folget.: 9 . 19) . Es iſtumahip anſtatt den ytteñf will man les

fen , von den Alten , allein der fehr gelehrte Herr Gro. tius verſichert , daß: dieſes ungegründet ift. So lauten dieſes Mannes nachdrückliche Worte, über Matth. V, 21,7 wo er dieſes fagt : Ich bin verſichert , daß durch den Dativus nicht; diejenigen ; die geſprochen haben , ſondern

diejenigen , zu welchen geſprochen worden , angezeiget worden . Denn es iſt. ein deutſcher Gegenfaß : zu den w Alten iſt geſagt , oder ich fage euch u . f. or 20) 2 B . Mor. XX. .7 . u . 3. B . Mol. XIX . 12, . .22 It is o * 21) Matth. V : 34 37. ;? : i 1159 ! ! ) !! . 22 ) FacilV. 12 23 ). Jac. V . 125:11.L o s sustite da studia 1 : 24) Wenn er fagt. Fürtpabr, ut W . 00 :19:3 7 27"

25) Röm . I. 9. IX . 1 . 2. Cor. 1 . 23. Sal. I. 20.

17 . 26 ) Matth. V . 37. 2 . Cor., 1 . 17 19. nirda 109 27) Indem ſie keine Aufforderung göttlicher Racher ſondern eine Berufung auf Gottes Admiffenheit ſind. 28 ) Apoſt. Geſch . II. 40. XVIII. 4 . XXVIII. 23.

$ 1. 29) Apoſt: Geſch. XVIII. 5 . vergf. mit 2 Cor. V . oldand Tobat silangan .** : 1 sm 11 - 14 30 ) 2 Cor. V . 11, 13, 14. 20. u . f. m . Po 31) 2 Cor. I. 23. 2 Sh. 84 -786 . Pri 2 . 32) Als zum Exempel der Engel. Offenb. X , 6 .

6.

33 ) Üpoſt. Geſchichte XVI. 3. XVIII., 18. XXI.

20 - 24.

(

34) Rôm. VII. 38. XIV. 14 Me : p. (C .

128 35) Denn wie die Erfahrung lehrt, daß ſolches mehr Vertrauen erwecket als das Schwören . . 36 ) Feſ. XIX . 18. u . XLV. 23, mitRöm .XIV . 11. 37) So wie man ſagt , ich habe es nicht beſchwos

ren , es iſt kein Eid .u . ſ. w . .. i

i

. .

i 38 ) Pf. V . 7. Offenb. XXI. 27. u ., XXII. 15 . • 39) Wie man dieſes : ausführlicher, fiehet bei G , Ari

nold , und bei A . Verduin in feiner zweiten Predigt über ben Eid, welche leſenswürdig .

. .. .

. .

i

. 40 ) Siehe davon eine ganze Sammlung bei U . Berduin , wie oben ; wie auch von C . Huizen , ſowohl in

Feinem Urſprunge und Fortgange der Taufgeſinnten , als in den Gottesgelahrten derſelben. . . . in A

,

i

.

41) Das geben dergleicher unvorſichtige und hißige

Bertheidiger des . Eideszwar vor, aber ohne Grund. Wer Belieben findet, hiervon eine vollkommene Widers legung und Auflöſung zu leſen , kann ſelbige finden in einem ausführlichen Anhange, durch 4 . Verduin hinter reinen Gottesgelahrten den zweiten Theil, worin felbiger,

mit zuverläſfigen Schriften und Zeugniſſen unſerer eia genen obrigkeitlichen Perſonen und Regenten , aufgelos

ret wird . in

norte (290 . ; 7059

42) Fter. V . 2. , ,

is wr

i

n

on

.

..^ 43 ) Pred . IX . 27 . . ." 7 . 44 ) Dies iſt unter den rohen Haufen der Sees und Kriegesleute nur allzu bekannt, als daß man es vero behlen könnte. . . So

,

i

t

!

. 45 ) 2 Petr. II. 8 . . . 46 ) Wenigſtens wird durch Schwören niemand, nachs dem er geſchworen hat, von den feſtgelegten Strafen bes freit, wenn er als ein Uebertreter erfunden wird . , 47) Das geſtehen die Mennonitent durchgängig und

unſere

129

und unſere hohe Obrigkeit felbft, in ihrer ſo günſtigen Meinung für uns. Siehe Ab. Verduin . 48) Denn alſo merken wir ſowohl als unſere Obriga keit, unſere feierliche Verſicherungen zur Beſtätigung der

Wahrheit an .

49) Im Fall beſtåtigender Zeugen , .

50 ) Im Fall der Zuſage.

51) Matth. XXIII. 52) Prinz Wilhelm I. hochlöblichen Sebåchtniffes , Prinz Moriz u. r. w ., Brands Reformations- Geſchichte, Verduin im Anhange u . f. t . 53) Um in unſer Sa und Nein , oder einfältigen Verſicherung , an Eides ſtatt, in allen Fållen daſſelbe Vertrauen zu ſehen , als in der Eidesleiſtung anderer , wie ſolches die tågliche Erfahrung beſtätigt. 54) Siehe unter andern hiervon leſenswürdige und herzrührende Beiſpiele , in dem mehrgemeldeten Anhange Ab. Verduin , bei Gelegenheit, da unſere Glaubensges noffen in andern Lånbern gedrückt wurden . 55 ) Hierin geziemet es uns , daß toir uns vor andern hervorthun und unſerem Befenntniffe mit der That Gnůge leiſten .

Noch ein Beitrag zur ältern Geſchichte der Mennoniten . Der Uusjug der merkwürdigften Abhandlungen aus den Were ken Menno Simonis , geſammelt und herausgegeben von

aus demtell, Lebrer ammelt und

Johann Deknate , Lehrer der Taufgeſinnten zu Amfters dam , aus dem Holländiſchen überſeßt, und 1765 in Spinigsberg in Preußen gedruckt , enthålt folgende merks

o en

würdige Stelle.

Seite 27 der Vorrede ſagt der Vera

faſſer :

Es find ſelbſt vor Menno' s Zeiten Taufgeſinnte geweſen , wie dann überhaupt vor der großen Refor: mation viele Verbeſſerungen ſchon geſchehen , unter den

Waldenſern , unter Wicklef, unter Huß und ihren Nach folgern , wodurch Gott bas Werk zuvor bereitet hat. So war auch ein Theil der Waldenrer , die ſich , wie Menno bemerket, in Crouß -Gemeinen verſamm : let, die bejahrte Taufe ausübten , ſich von dem

Eidſchwören und dem Spriege enthielten u . ſ. f.

Sie waren aber , wegen der großen Verfolgungen zer: ftreuete Schaafe geworden , von welchen Menno vec muthlich , laut ſeinem eigenen Zeugniß in ſeinem Aus. gang aus dem Pabſtthume, fum Dberaufleber erbeten wurde.

131

Ich ſtelle mir demnach vor, wenn ich alle ums ſtånde reiflich erwogen , daß Menno , nachdem er durch Gottes Gnade das Werk der Reformation angefangen , theils gebraucht worden iſt, die gerſtreueten Kinder Got: tes bei einander zu verſammeln , und andern Cheils, weil die Zeit der allgemeinen Reformation erſchienen war , daß er dazu ebenfalls ein Werkzeug in der Hand

Gottes feyn ſollte. Wie er dann auch inſonderheit in dieſen Låndern mit vielem Eifer gearbeitet hat , tros allen Verfolgungen und Gefahren ; bis die Römiſche Geiſtlichkeit , welche als reißende Wölfe wider ihn was ren , die weltliche Obrigkeit zu Hülfe nahm , und un: gefåhr 1543 das blutige Patent erhielt , worin er vogelfrei erklärt , eine Summe Geldes auf ſeine Perſon gereßt, und einem jeden verboten wurde, bei Strafe des Todes ihn ju herber : gen ; ja daß ſelbſt Mirreth åter und Mörder des Raiſers Snade haben ſollten , die ihn in Henkers

Hånde liefern würden . Und ob er gleich hiebei nicht verzagte , ſondern noch eine geraume Zeit unter beſtåndigen Todesgefahs ren in dieſer Arbeit qushielt ; ſo wurde er dennoch ende lich genöthiget dieſes Land zu verlaſſen , und erſtlich nach Wismar ins Mecklenburgiſche, nachdem ins Hols ſteiniſche nach Freſenburg, bei Oldesloe zu weichen, aliwo ihm Gott einen ſichern Aufenthalt anwieß. : Frerenburg war ein frei adeliches Gut, und der

damalige Herr, welcher in Niederländiſchen Kriegesdien . ſten war, hatte geſehen, daß ſo viele unſchuldige Leute,

unſere Vorfahren, mit Feuer und Schwerdt verfolget, und als Schlachtopfer getödtet wurden . Wodurch er , unter der Fügung Gottes , zum Mitleiden bewogen wurde, § 2

132 und ihnen mit großer Liebe eine fichere Wohnung und freien Gottesdienſt alda vergönnete. Dieſes hat viele aus den Niederlanden und andern Orten dahin gezo:

gen , allio auch Menno nebſt denen andern viele Jahre in einer großen Gemeine ruhig gewohnet habe * ). · Das Beſonderſte hiebei war , daß dem Menno von dieſem Herrn eine freie Buchdruckerei zugelaſſen

wurde, wodurch ſeine Lehre in der ganzen Welt bekannt und ausgebreitet worden ; und woraus die unpartheii ſche chriſtliche Mächte die falſche Beſchuldigungen wider ihn erſehen , und die große Verfolgungen allmählig aufs

gehört haben . Weil die Straft der Wahrheit vielen die Augen geöffnet, und große Verbeſſerungen , durch des

Herrn Gnade, an vielen Dertern zu Wege gebracht hat ;

ob gleich nicht unter Gewehr und Waffen , noch durch den Arm der Könige und Fürſten , ſondern bloß allein durch das Schwerdt des Seiſtes , das Wort Gottes durch alle Gegenſtånde gedrungen iſt, bis er endlich,

.. * ) Hiervon berichtet uns unter andern der bekannte Gers hard Roſe , ålteſter Lehrer in Hamburg , in ſeinem Tractat, ges nannt: Inſchuld der evangeliſchen taufgefinnten Chriften , ſo Mennoniten genennet werden , gedruckt 1702 , da er 90 Jahr alt war. Dieſer Gerhard Noſe bezeuget pag. 99. daß ſein Bas

ter 20 Jahre nach dem Tode des Menno nahe bei Freſenburg, geboren iſt ; imgleichen , daß ſeines Vaters Mutter , welche '90 Jahr alt geworden iſt, zu Zeiten des Menno allda' gleichfalls gewohnet habe. So daß er dieſen Bericht ſowohl , als wegeir der Buchdruckerei von da in der Nähe erhalten hat. Gleichwie

er auch noch einen ålteſten Lehrer zu Freſenburg gekannt hat, wie noch eine Gemeine allda war; welche allmählig nach Altona

gewichen ift , nachdem Erneſtus, Herzog von Szolftein , ungefähr 1600 ihnen allda große Freiheiten verliehen hat. "

133 nach erlangter Ueberwindung, in alter. Stille zu: Fres renburg ſeinen Lauf vollendet, und 1561 den 31 fien Januar ,, in einem Alter von 66 Jahren , in ſeine

Ruhe eingegangen iſt. min . So iſt dann durch ſeine Schriften , wie gemeldet, das Werk der Reformation , welches er in den Nieders

landen angefangen , unter der Arbeit und dem Dienſte Dirk Philips und anderer Feiner Mitgehülfen mit Kraft fortgeſeget; ſeine Gemeinen , nicht allein in Friesland , Groningen , Oſtfriesland, Holland, Braband und an der Ditree , ſonderu auch in Deutſchland an vielen . Dertern geſtiftet ; gleich wie wir finden , daß in der Pfalz, im

Elſaß, in Baiern , Schwaben, in der Schweiz, in Deſtera reich, Mähren u. ſ. w . von Alters her viele taufgeſinnte Gemeinden geweſen ſind.* ), welche von denen alten

Waldenſern abſtammen , und fid , auch merklich vermehs ret haben , mit dem Anfang der Reformation , durch Beihülfe * *) des Felix Mang, Michael Sattler ,, Leon hard Kayſer und anderen . Und ſo haben auch diefe

Gemeinden , durch gemeldete Reformation des Menno, * *) Daß an dieſen Bertern taufgeſinnte Gemeinden geweſen , ehe Menno-die Wahrheit zu predigen angefangen , welches etwa 1530 . geweſen , ſolches erbellęt, aus dem Märtyrer -Spiegel des

2 . pou Hracht 2. Th..pag. 1 - 34, wo wir ſehen , daß von 1525 bis 1530 in dieſen Gegenden , viele Diener des Worts ,mit vies

çen hunderten ihrer Brüder deu Märtyrer- Tod, als Taufgeſinnte gelitten haben . Man findet alda auch unterſchiedene Spuren der alten Waldenſer, und daß dieſe Gemeinde Gemeinſchaft mit

einander gehabt , imgleichen , daß fie Creußgemeinden geweſen ſind.

* * * ) Siehe L. son Bracht, märtyrer- Spiegel der Taufge finnten , 2 Th. p . 3 - 10 .

134 anſtatt ihres perhaßten Namens , Wiedertäufer , den

Namen Mennoniten allmählig erhalten ; ro wie wir auch in dieſen Låndern , insgemein und beſonders von unſerer Landes Obrigkeit, genennet werden . Bon wel chen Gemeinen annoch viele in der Pfalz, Schweiz , im Elſaß , auch in Ober -Ungarn , die ſich aus Mih:

ren * ) dahin begeben haben , übrig geblieben , von wels chen erſtern und legteren wir noch zuweilen Briefe an unſere Gemeinden erhalten ,'" .

Aus dieſem allen ſehen wir, daß Menno ein theus res Werkzeug der Reformation und der vornehmſte

Grundleger unſerer Kirchen geweſen , ſo wie Lutherus und Calvinus bei andern ; wie er dann hiezu nicht allein beſonders begabt, begnadigt, eiferig und bequem ſondern daneben auch kein ungelehrter Mann war, und die lateiniſche und griechiſche Sprache verſtand, Wie wir unter andern , betreffend die lateiniſche, aus ſeiner Vorrede, aus denen

Rand - Anmerkungen , und dem

Schluß der Abhandlung von der chriſtlichen Taufe pag. 395 433 , imgleichen pag . 381, 437, 455 erſehen können * ).

Wegen der griechiſchen Sprache rehen wir

Beweiſe an der Erläuterung und Erklärung der gries * * Der Ort in Mähren , wo felbige ungefähr gewohnet ha:

ben , wird Bruberhoff genannt, gelegen an der Oeſterreichiſchen Ørånze, nicht weit von Liegniß. Ich habe ſelbft Leute, aus dem Dorfe Zauchtel, geſprochen , ſo 12 Meilen pon da lieget, welcher Boråltern Blutsperwandte unter ihnen gehabt, und die bejeu's gen , daß ſie die Bejahrte Taufe ausübeten ; welche ohne Zweifel

alte Waldenfer der Abkunft regn muffen . * * ) So findet man auch in ſeinem Fundamentalbuche , po durch ibn 1539 herausgegeben , den kurzen Inhalt durchgehende Lateiniſch auf dem Rande.

135 chiſchen Wörter, welche wir hie und da von ihm ans geführet finden .

Die Beſtåtigung , daß die Mennoniten von den Waldenſern abſtammen ; die nåhere Beſtimmung, daß dieſelben inſonderheit Abkömmlinge der ſogenannten Waldenſiſchen Spreuz-Gemeinden ſind ; die beſtimmte Ans gabe der Jahre ſeiner Verfolgung und ſeines Todes ;

der richtigen Benennung ſeines Zufluchtsorts freſenberg

(nicht Frieſenburg) ; die Unterſtüßung ſeines Unternehs mens durch eine Buchbruckerei; die Undeutung, daß fich auch in Ober :Ungarn Mennoniten befinden , chei:

nen uns ſo vielen hiſtoriſchen und ſtatiſtiſchen Werth zu haben , daß wir dieſe Stelle nicht überſehen zu müſſent glaubten , . Wir bitten i dieſelbe mit der eigenhåndigen Lebensgeſchichte Menno Simonis zu vergleichen . Uebris gens werden , in dem erſten öffentlich bekannt gemachten Verzeichniß der Mennoniten -Gemeinden , keine Ungariſche Gemeinden aufgeführt , als eine zu Einſiedel bei Lems

berg in Oſt-Galizien, im Kaiſerl. Deſtreichiſchen Staat.

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. . . . . .. . . . . . 3

136 .

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Tier

is

Ueber die Münzeriſchen Greuel. ; Nurgar ju bäufig verwechſelt man die ſtiđen und frommen Bekenner, die man, nach einem ihrer hochvers dienten Lehrer,:Mennoniten nennt, mit der höchſt ſtrafa baren und berächtlichen Rotte , die ſich durch Abſcheua

lichkeiten aller Art berüchtigt gemacht hat. Es iſt daher pflichtmäßig und recht, dieſer Verwechſelung entgegen zu wirken und,...nach der ehrlichen Darſtellung des Les bens und der Lehren des ſtillen uno frommen Menno

Simons nun auch das Leben und die Lehren des Thos mas Münzer, des Stifters jener Greuel, die vorzüglich

in Mühlhauſen, Frankenhauſen , Langenſalza und Tenna ſtådt ſtatt fanden , im Auszuge folgen zu laſſen , damit der prüfende, Wahrheitsfreund erkenne, daß nur einige Uehnlichkeit der Meinungen über die Taufe , die Vers anlaſſung von Verwechſelungen mit dieſen und den ſpås tern Münſteriſchen Wiedertäufern geweſen ren , die ſo nachtheilig auf die frommen Nachfolger des Menno's gewirkt , und daß dieſe Partheien von einander verſchies

dener find, als nur immer Entgegengeſeptes verſchieden reyn kann , Bier zuvor, was M . Simon Friedrich Rues

in feinen : „ Aufrichtigen Nachrichten von dem gegenwårtigen Zuſtande der Mennoniten

26.

Jena 1743 über dieſen Gegenſtand ſagt: Die Taufges finnten geben vor , daß ihre Voreltern åchte abkömn :

linge der Waldenſer ſenen , welche ſich um der ſchweren Verfolgungen widlen , mit denen ſie bekanntermaßen ben legt worden , in verſchiedene Segenden von Europa ges flüchtet, und allda unter Beibehaltung ihrer alten Lehrer theils auch ihrer wohl hergebrachten Kirchenregierung und Zucht, ſich bis auf die Zeiten der Reformation hins

gebracht haben . Sie ſeßen hinzu , es rey in den Zeiten der geſegneten Reformation auch dieſen Gemeinden der

Muth alſo getpachſen , daß fie ſich einigermaßen hervor: gethan und mehrere Freiheit in Ausübung ihres " e

tesdienſtes angemaßt. Weil aber zu gleicher Zeit vies lerlei aufrührer dhe und fanatiſche Leute in Deutſchland, erſtlich an dem berühmten Bauernkriege und hernach auch an den Münſteriſchen Unruhen Antheil gehabt, welche unter andern die Wiedertauffe dererjenigen , die in der Kindheit getaufft werden , behauptet haben , ſo habe dies den hohen Dbrigkeiten Anlaß gegeben , eine große Ungnade auf alle diejenigen zu legen , die die Rindertauffe misbilligten , indememan den irrigen Schluß gemacht, daß alle diejenigen p die in Anſehung des let : tern mit den Münzeriſchen und Münſteriſchen Wieders tåuffern einigermaaßen übereinſtimmten , auch in den übrigen Stükken von ihrer Art oder gar aus ihrer Ges

fellſdaft, mithin dem gemeinten Weren unverträglich reyn müßten . "Und in diefer Meynung reyen die hohen

Obrigkeiten um To' mehr geſtärkt worden , als gleichs wohl die unſchuldige und ftitle- Taufgeſinnte durch Eids ſchwere fich zu verpflichten Anſtand genommen , und von dem obrigkeitlichen Stande nicht nach der gemeinen

Beife geurtheilet"haben

Dahero fer man gegen dieſe

138

unſchuldige Wehrloſe Waldenfiſche Gemeinen, nach allen den harten und an ſich nicht unbilligen Gereßen , deri fahren , welche wider die unruhige und kriegeriſche, bes Tonders Münſteriſche Wiedertåuffer berhångt worden ,

bhne auf den ungemeinen Unterſchied der benden Pars thenen etwas genauer Achtung zu geben . Und aus eben dieſem Anlaß haben auch die Verfaſſer der Kirs chengeſchichten , bende Theile miteinander unvorſichtiglich

bermiſchet. Die Obrigkeiten haben endlich , To reßen fie hinzu , nachdem vieles unſchuldige Blut vergoflen wors den ; genugſam eingeſehen , daß die Såße und die Aufs führung der Taufgeſinnten von ganz anderer Beſchaf: Fenheit Feren , als ehemals der aufrühreriſchen Widertåuf fer Lehre und Abſichten geweſen , und haben ſich dahero nach und nach beränftigen laſſen ; die Geſchichtſchreiber aber ſeyen auf dem erſten Irrthume; aus Mangel beſ

ſerer 'Nachrichten , noch immer geblieben.

Seben , Schickſale und Ende des Thomas Münzer ig !

.': und ſeiner Rotte *). Sii

.:" )

Die frühereGeſchichte dieſes merkwürdigen Schwår: mers iſt ſehr dunkel , und wird wohl niemals erhellt werden . Man weiß bloß, daß er in der gråflichen Res

fidenz Stollberg am Harz gebohren rey, aber weder agamin mometai i 11 : * ) Siehe das treffliche Werk : Der Biograph , Darſtels lungen merkwürdiger Menſchen der drei leßten Jahrhunderte. Für Freunde hiſtoriſcher Wahrheit und Menſchenkunde. Zweis tér Band. Halle 1803.

139 in welchem Jahre, `noch an welchen Tage ; noch vont welchen Eltern . Zwar behauptet eine dunkle Sage, des ren Gewißheit wir weder beſtåtigen können , noch woli len , ſein Vater ren von einem Grafen von Stollberg auf eine ungerechte Art hingerichtet worden , und gerade dieſe Begebenheit habe einen ro widrigen Eindrücë gegen alle Tyrannei in ſeinem Gemüth erweckt, daß eben dies

ſer in ſeiner Seele zurück gebliebene Groll, in einer Zeit, wo alle Gemüther' vom Freiheitsſchwindel taumelten , ſeine folgenden Schritte vorzüglich begreiflich mache.

Sollte dieſe unverbürgte Kunde wahr Tenn, ſo ließe fich daraus Münzer ' s brennender Haß gegen alle Fürſten allerdings leichter erklären , da es eine bekannte Erfah rung iſt, daß Eindrücke, die unſere Seele in den Tagent

der Jugend mit Enthuſiasmus auffaßt , und die gleich: Tam in unſer ganzes Weſen übergehen , mit uns wach

fen , in månnlichen Jahren oft mit doppelter Kraft fich erneuern , und unſerm ſtimmte Richtung geben .

Denken und Handeln eine bes :

boil . si ,

... )

Wahrſcheinlich ſtudirte er zu Wittenbergi'wo er auch Magiſter ward. Nach geendigten akademiſchen Jahren wurde er zu Archersleben als Schullehreč angeſtellt. In Halle war er Kaplan in einem Non nenklofter, gieng dann wieder nach Stollberg; to er mit Beifalt predigte , ward im

Jahr 1520 all ' erſter

Prediger nach Zwickau berufen , ging rchon im folgen : den Jahre nach Prag, um ſich unter den Huſſiten An:

hånger zu verſchaffen , und warð ein oder zwei Jahre ſpåter Prediger zu Altſtedt. An jedem Orte, wo er fich aufhielt , zeigte er ſich als

ein unruhiger Kopf,

und ein wüthender und fanatiſcher Gegner des Pabſts thums.

Anfangs erwårmte ihn die Leſung myftiſder

140

Schriften, wie des Tauleruss des prophetiſchen Abts Joachim und anderer. Sein Eifer gegen ſcholaſtiſche und påbſtliche Theologie. brach zuerſt in ſeinen Prediga ten aust, und in Böhmen (chlug er eine noch vorhan dene heftige Intimatio contra Papistas an , die er mit

eigener Hand geſchrieben hatte. & Luthers Lehre fieng um dieſe Zeit auf der einen

Seite an , die Gemüther von der Tyrannei des påbſt lichen Gewiſſenszwangs, zu entfeſſeln , aber auf der ana dern erhob ſich nun ein Geiſt der Schwärmerei.

fus

ther war bekanntlich im Jahr 1521. auf dem Reichs, tage zu Worms. . Yuf Veranſtaltung ſeines Landes : herrn war er hernach , auf dem Schloſſe Wartburg , eine Zeitlang vor den Verfolgungen ſeiner Gegner ge borgen . In ſeiner Ubweſenheit von Wittenberg geſchah aber manches , was ſein damals noch weit ruhigerer

Geiſt auf keine Weiſe gebilligt haben würde.

Searl

ſtadt, einer der erſten und wårmſten Anhänger des 23

großen Mannes , war mit dieſer Ruhe nicht zufrieden . Er war es , der luthers Abweſenheit benußte, und mit einem Schlage dem Pabſtthum ein Ende zu mas

chen glaubte. — Von einer Anzahl ungeſtümer Studena

ten begleitet, brach er im Anfange des Jahres 1522 in die Schloßkirche zu Wittenberg mit Nerten und

Brecheiſen , zertrümmerte alle Altåre , derſchlug alle Bila

der und Säulen , und widerſprach ſelbſt der Lehre lua tbers vom Abendmahle .

thers

.

one . .

. ?

. Mit jedem Tage giengen bieſe gewaltſamen Schritte

Ipeiter. Er fieng an , alle Kirchengebräuche Tammtfün

fte und Wiſſenſchaften zu verwerfen , wollte nicht mehr

nach weltlichen , ſondern moſaiſchen Geſeken,Necht uno

Gerechtigkeit gehandhabt wiſſen, und endlich den Doctor hut mit dem Pfluge vertauſchen . So gieng es zu Wittenberg ! -

Zu Zwickau

entſtand eine andere Sekte, die Parthei der geſchwornen Feinde der Kindertaufe, oder die Wiedertåufer. Un ' ib : rer Spige ſtand Klaus Storchi ein Tuchmacher , zu

welchem ſich bald Marx Stübner, Martin Stell , ner und unſer Thomas Münger geſellten . Sie er: hielten in Kurzem einen Zuwachs von zwölf Måns nern , die als Apoſtel, und zweiunoriebenzig, die als Diener mit ihnen gemeine Sache machten , nach

Wittenberg drangen , und den an und für ſich friedli chen und furchtſamen Melanchton ro betäubten , daß

er ſich nicht zu widerſeßen getrauete , und die ganze Sache an den Surfürſten und an luthern , der noch auf der Wartburg lebte; meldete. Mit Bewilligung des

Schloßhauptmanns Hans von Berleprdh eilte dies Per nun nach Wittenberg , und durch ſieben hintereins ander gehaltene Predigten brachte er es dahin , daß

Storch und Starlſtadt verächtlich wurden und Bits . tenberg verlaſſen mußten . :

Mitmehr Feuer und Glück breitete hingegen Müns jer ſeine Lehre zu Utſtedt in Thüringen , wo er ſeit 1523 als Prediger angeſtellt war, aus. Er führte eine neue Ordnung des Gottesdienſtes ein , worin manches

Gute war , z. B . die Ausſchließung der lateiniſchen Sprache, das Predigen über bibliſche Bücher, nicht bloß

über Evangelien und Epiſteln .

Seine Predigten aber

beſtritten nicht allein die Lehrſåße des Pabſtes, ſondern

auch luthers mit fanatiſcher Heftigkeit. ' Er reizte die ůntérthanen zum Ungehorſam gegen ihre Obrigkeit, bes ſonders wenn ſie ihnen

verbot, feine geiſtlichen Res

142

den zu beſuchen , und überredete den Pöbel leicht, daß Gott ſeine Chriſtenheit bald von dem Joche, unter wels

chem fie reufzte , befreien würde. Auch durch Schriften ſuchte er zu wirken , und hielt ſich einen eigenen Buch drucker, da futher den Druck ſeiner Schriften in Wits

tenberg hinderte , und ſelbſt im Jahr 1524 einen Brief

an die Fürſten zu Sachſen , von dem aufrühriſchen Geiſt," ſchrieb. Gleich einem electriſchen Funken pflanzte fich dieſe fühné Lehre unglaublich [chnell fort. Man

weiß ja , mit welcher Begierde das menſchliche Herz das Neue ergreift , ſobald es der Leidenſchaft günſti: ger als das alte erſcheint. Man weiß , wie leicht es iſt, die geringere Volksklaſſe mit Enthuſiasmus zu be : geiſtern, zumal wenn man ihre hergebrachten Gewohns heiten , ſollten ſie auch noch ſo abgeſchmackt ſeyn, nicht umſtößt, und ihren ſinnlichen Begierden zu ſchmeicheln verſteht. Freiheit und Ausgelaſſenheit werden dann gleichbedeutende Namen. Můnzer griff muthig mit ſeinem Anhange alles , weltliche Regiment an . Jeder Unzufriedene glaubte fich ſchon erlöſt zu fühlen , und wer nichts zu verlieren hatte , meinte am erſten zu ges

winnen .

· Mit jedem Tage vermehrten fich ſeine Anhänger, und wuchſen bald ſo ſehr an der Zahl, daß der Kurs

fürſt von Sachſen , Friedrich , und der Herzog Jos bann zu Weimar , um dieſem Unweſen zu ſteuern , ſich genöthigt rahen , Münzern (1524 ) nach Weimar;

um von ſeinem Beginnen Rechenſchaft zu geben , fors dern zu laſſen .

Er erſchien ; leugnete vieles geradezu

ab, und da er überführt wurde, daß er Einem oder dem Andern den Rath gegeben , ſich wider ihre Fürſten zu verbinden , wenn ſie ſeine Lehre zu hören nicht verſtat:

143

ten wollten , auch von den Abgeſandten des Herzego Georg zu Sachſen Klagen gegen ihn einliefen , daß er

aufrühreriſche Briefe nach Sachſen geſchrieben habe , ſo · wurde beſchloſſen , ihn zwar wieder zu entlaſſen , aber dem Amtmann und Rathe zu Altſtedt befoblen , einen für die öffentliche Ruhe ſo gefährlichen Schwindelkopf aus ihren Mauern zu entfernen . Dieſe Milde kann dem erſten Anblick nad tadelns.

werth erſcheinen . Wenn man aber die damalige polis tiſche Lage Teutſchlands erwågt , wenn man ſich erins nert, wie die Flamme des Aufruhrs , welche die Tyrans nei und der unerſåttliche Geig mit der ſchlechten les

bensart der Geiſtlichen angezündet , und ſich von dem Schwarzwalde über ganz Schwaben , an dem Rheins ſtrome und Thüringen , ausgebreitet hatte ; wenn man bedenkt , daß, um dieſer nicht mehr Nahrung zu geben, man den , von dem Haufen enthuſiaſtiſch verehrten , Müns

zer mit Schonung behandeln mußte, ſo wird man dies

res Benehmen mehr lobens. als tadelnswürdig finden . Münzer mußte indeß dieſe Verfügung erfahren

haben . Er entwich aus der Stadt, und in dem Laufe eines ganzen Jahres ließ er weiter nichts von ſich hó.

ren . Man glaubte, er würde nach Mühlhauſen gehen , wo er viele Freunde hatte, und Luther warnte den Rath vor ihm in einer eigenen Zuſchrift. Uber er ſelbſt

wählte einen andern Weg.

Zuerſt trat er wieder zu

Nürnberg auf, in der rchmeichelhaften Hoffnung, ſeine Lehren daſelbſt auszubreiten . Da ihn aber der Rath

nicht duldete , ſo wendete er ſich nach Schwaben , gieng nach Schafhauſen , an den Bodenſee , und hielt ſich in

dieſen Gegenden ein halbes Jahr auf.

Um långſter

lebte er in einem Dorfe Gniſen , wo ſich die Bauern

144

balb nach ſeinem Abzuge wider ihre Herrſchaft em , pórten .

Im Jahr 1525 kehrte er nach Sachſen zurück. Im Fuldirchen warð er nebſt einigen aufrühreriſchen Bauern zwar gefangen genommen , aber da er unerkannt blieb, wieder frei gelaſſen. Hierauf begab er ſich nach Mühla hauſen in Thüringen , und fand unter dem Pöbel eine

Menge Freunde, die ihn mit offenen Armen aufnahmen . Johann Röder, ein Kürſchner und unruhiger Kopf, war einer ſeiner feurigſten Anhänger. Ihm folg . ten eine Menge nach , welche den Rath zwangen , Mün ,

fern zu erlauben , öffentlich zu predigen . Die einſichts . volle Obrigkeit hörte ihn , und da fie reine neue Lehre ſchwärmeriſch und anſtößig fand, ro wurde ihm der Pres digerſtuhl unterſagt. Dies obgleich ſehr gelinbe Mittel ſtürzte den Rath ; mit einem Schlage. ~- Münzer $ Lehre hatte die Köpfe der niedern Volksklaſſe ro erhißt, daß alles in eine uns glückliche Gåhrung gerieth .

Ein

plöglicher Aufruhr

brach aus. Auf Můnzers Anordnung wurde der alte Rath abgeſetzt , und ein neuer , der ganz von ihm abs hieng, eingeführt, und da es auf eine Gemeinſchaft der Güter abgeſehen war, ſo wurden die Kloſter, ſammt den Håuſern der Reichen der Stadt, ohne Schonung ges plündert. ' . Nun ſchlug Münzer ſeine Wohnung in dem Jos hanniterhofe auf. Borgegebene Offenbarungen dienten ihm zum Vortande eines neuen Regiments , und zu eigenmächtigen Entſcheidungen zweifelhafter Fålle , wos bei er die ſchmeichelnde Idee, einer Gemeinſchaft der Güter, überall in den Vordergrund zu ſtellen wußte. In dieſer allgemeinen Volksgåhrung trat ein neuer

Schwårs

145

Schwärmer, ein vormaliger, PråmonſtratenſereMönche Namens Pfeifer , welcher an gleicher Schwärmerei göttlicher Eingebung rein Gehirn verſengt hatte , auf, fiel mit ſeinem råuberiſchen Anhange in das Eichsfeldi: ſche, vereinigte ſich mit Münzern , plünderte was ihm in den Weg kam , und brachte verſchiedene Gefangene mit zurück.

Dieſer Vorfall und die Nachricht, daß fich 40000 Mann Bauern in Franken zuſammengerottet, 150 adlis

che Schlöſſer und 23 Kloſter geplündert und den Flams men Preiß gegeben håtten , war Münzern zu günſtig, um nicht dieſen für ihn ſo glücklichen Zufall zu bes

nußen. Er ſchrieb deswegen an , ſeine Anhänger nach Frankenhauſen , an pie Bergleute im Mansfeldiſchen , die ſeine - Zuhörer geweſen waren , ermahnte ſie ſich mit

ihm zu vereinigen ; und bei einer, unter freiem Himmel

vor dem Blobach zu Mühlhauſen gehaltenen , Vers

ſammlung ſprang er, gleich einem Důmoulin der neuern Zeit, mit fanatiſcher Wuth auf einen erhöheten Stein . Brüder ! rief er aus, die Zeit der Freiheit iſt

endlich erſchienen, jene glückliche Zeit, wo ihr das Zoche bas Euch die Tyrannen der Erde aufgelegt haben , ab : ſchütteln und euch in Euer natürliches Recht wieder ein . ſeßen könnet.

Gott und das Recht iſt mit Euch ! -

Auf, Brüder, auf ſchlagtauf Fürſten und Herren ; (dies war fein eigener Ausdruc ) wie auf Nimrods Ambos, ohne zu ſchonen , die Zeit iſt vorhanden, daß Gott nicht långer dulden will, die Hochmuth der Tyrannen ! !!

Noch jeßt hat man das Schreiben, welches dieſer erhitte Kopf an die Bergleute zu Mansfeld abgehen ließ . Es charakteriſirt feinen Geiſt beſſer, als jebe Bes

ſchreibung , und man begreift den Eindruck , welchen

146

rolche Vorſpielungen mit dieſer Kraft, mit dieſem Feuer und dabei mit dieſer Popularitåt, auf die gedrückte Dolfsklaſſe machen mußte. Es iſt ein zu denkwürdiges Actenſtück, um es nicht hier mitzutheilen : ' d

i ? !

..only wow .,, Die réine Furcht Gottes {ubor ! !! . . . 1307

. . jiliében Brüder, wie lange ſchlaft Ihr ? Wie lange ſend Ihr Gott ſeines Widens nicht geſtändig i darum daß er Euch nach Eurem Anſehn verlaſſen hat?- Ach, wieviel habe' ich Euch das geſagt, wie es muß reyn !

Gott kann "fich nicht långer offenbaren , Ihr müſſet ftes hen . *Thut ihrs nicht, foʻiſt das Opfer ein herzbetrübe

tes Herzeteld" umſonſt Ihr müffet darnach von neuem auf wieder in Leiden fominen , das ſage ich Euch . Wout

Ihr nicht um Gottes Widen leiden, fo muffet Ihr des Teufels Märtyrer ſeyn , darum hütet Euch, Tend nicht verzage; nachlaßig , Taimeichelt nicht långer den verkehrs ten Phantaſten , den gottloſen Borewichtern . Fahet an

und " fitreitet den Štreit des Herrn , es iſt hohe Zeit. Haltét Eure Brüder' alle dazu , daß fie göttliches Zeugs niß nicht verſpotten , ſonſt můffent" fie alle verderben. .

Das ganze Deutſch Franzöſiichs und Welſchland iſt wach der Meiſter will ein Spiel machen, die Böſewich. ter müſſen dran . . 1

' 11 *

zü Fulba find in der Oſterwoche vier Stiftglie chen' verwüſtet, die Bauern zu Klegau, in Begau und

Schwarzwald ſind auf als 300,000 ftark, und wird der Haufen " jé långer, je größer. . . H Allein iſt das meine Sorgé :

O

TH 384 närriſchen

Menſchen fich verwilligen in einen falſchen Vertrag ; darum , daß ſie den Schaden nicht erkennen . Wo euer

nur drei iſt, die in Gott gelaſſen allein ſeinen Namen und Ehre Tuchenſ werdet ihr 100,000 nicht fürchten. ''

: 147 oni Nun dran , otan , dran, es iſt Zeit, die Bores

wichter find frei verzagt , wie die Hunde.

Reget die

Brüder an , daß ſie zu Fried, kommen und ihr bewogen Zeugniß holeny es iſt über die Maſſe hoch von nöthen , . dran , orang dran. Laſſet Euch nicht erbarmen , ob auch der Efau gute Worte porſchlägt, Gen . 33. Sehet nicht an den Jammer der Göttlofen , fie werden Euch 1o. freundlich bitten , greinen , fleben wie die Kinder, laßt es Euch nicht erbarmen , wie Gott durch Moſen befobs

len bat: Deut. 7. und uns,hat er auch offenbart daſs felbe, Regt an in Dörfern, in Städten und fonderlich die Berggeſellen mit andern guten Purſchen, welche gut dazu feyn werden . Wir müſſen nicht långer ſchlafen .

? ?, Sebt, da ich die Worte fchreibe, kam mir die Bots

ſchaft von Salza, wie das Volk den Amtmann, Herzog George, vom Schloffe langen wollen , um deßwillen , daß eru drei babe wollen heimlich umbringen . Die Bauern von Eisleben find über ihre Junkern fröhlich worden . Kurz , fie wollen ihrer keine Gnade haben , es iſt des Werens viel, Euch zum Ebenbild , Ihr müſſet dran ,

bran, orán , es iſt Zeit ! Balthaſar und Bartel Strumpf,. Balten und Biſchof geht Seine an.

Dieſen Brief laffet Den Berggeſellen werden . Mein Drücker wird kommen in kurzen Tagen , ich hab die Bots fichaft Eriegt, ich kann es ißund nicht anderſt machen . Selbſt ,wollte ich den Brüdern Unferricht ganz geben ,

daß ihnen das Herz viel größer ſou werden , denn alle

Schloffer" und Rüſtung der gottloſen Böſewichter auf Erden . Dran , dran , Oran , weil das Feuer beiß ift. Laßt Euer Schwert nicht kalt werden : vom Blut, fchmiedet Pinkepank auf dem Ambos Nimrod ,

werft ihm den Dhurm zu Boden . Es iſt nicht möglich , 2

148

weil ſie leben , daß Ihr det menſchlichen Furcht follit los werden . - Man kann Euch von Gott nicht fagette dieipeil ſie über Euch regieren . Dran, dran , bran ,

dieweil Ihr Tag habt, Gott geht Euch vor, folgt. Die Geſchicht ſteben beſchrieben Matth. 24. erklärt. Darum lafſet Euch nicht abſchrecken , Gott iſt mit Euch , wie ges

ſchrieben 2 Chron . 2 .

Dies fagt Gott ; ihr fout euch

nicht fürchten , Ihr ſollt dieſe großeMenge nicht ſcheuen es iſt nicht Euer, ſondern des Herrn Streit, Ihr Fends

nicht, die Ihr ſtreitet. Stellt Euch fürwahr männlich Ihr werdet rehen die Hülfe des Herrn über Euch , Da Joſaphat dieſe Worte hörte, da fiel er nieder, alſo thut auch durch Gott, der Euch ſtårke ohne Furcht der Mens rchen im rechten Glauben . : Amen ! Datum , Mühlhaus

fen , Anno 1525. Luciio . it pi . son , Thomas Münzer;" 15 :35] I ' m ein Knecht Sottes wider die Gottloſen.!! • In größter Eil waren reine Anſtalten zu einem Kriege getroffen . Er errichtete in dem Barfüßer Kloc fter zu Mühlhauſen eine Stückgießerei, lud fåmmtliche

Bauern zu Mühlhauſen ; langenſalza und Tennſtådt zu

ſich ein , und ſchmeichelte ihnen mit der angenehmen Hoffnung, fie fimmtlich in den Herrenſtand'zn erheben . In Mühlhauſen bas tragiſche Schauſpiel zu eröffnen,

mochte , wie die Folge zeigt, außer ſeinem Plane lies gen . Da, wo er ihn zuerſt angelegt, wollte er ihn auch ausführen . Er begab ſich deswegen mit ſeinen beiden Auserwählten nach Frankenhauſen , wohin ſich die aufs

rühreriſchen Bauern , die aus dem Mansfeldiſchen vers jagt worden waren , gezogen hatten . Pfeifern ließ er als Stadthalter in Mühlhauſen zurůd. Leştere waren chon auf dem Wege, ſich mit dem Grafen von Mans.

149 feld , der ſie geſchlagen, auszuſöhnen . Münzers Ankunft aber vernichtete alle Verhandlungen , erhigte ihre Köpfe aufs Neue ſo weit, daß fie jene Tractaten wieder ab:

brachen , und den Grafen Albrecht und den Grafen Ernſt zu Mansfeld , in einem Schreiben auf das

fchimpflichſte behandelten . Legtere nennt Münzer unter andern einen elenden dürftigen Madenrack , einen ſchådlichen Staubberen der Freunde Gottes.

Die Unterſchrift der Briefe war allezeit : Th. Můnjer mit dem Schwerdt Gideons. . .

: :

In dieſer Kriſe ſtarb Surfürſt Friedrich der Weiſe.

Drei Tage vor ſeinem Hinſcheiden rieth er ſeinem Nach folger, Johann, Maaßregeln zu ergreifen , um auf das fråftigſte . dem Bauernaufſtand zu entgegnen , und ver

ficherte ihm im Voraus, daß er ihn auch ſicher glüd: lich dåmpfen werde,

zews Johann lahe die Wichtigkeit dieſer Ermahnung auch in ihrem ganzen Umfange ein , und da die benach .

barten Fürften , der Herzog George zu Sachſen , der Landgraf Philipp von Heſſen fich in einer gleich miß lichen lage befanden , ſo vereinigten ſie ſich nun mit dem Herzog Heinrich von Braunſchweig , ließen ihre Truppen , welche aus 1500 Mann zu Pferde und aus einigen Fahnen Fußvolke beſtanden , zuſammenziehen ,

und rückten gegen die aufrühreriſchen Frankenhäuſer vor. :

An Anzahl waren ihnen die Bauern überlegen ,

gegen 8000 Mann ſtark, und auf einer Unhöße bei Frankenhauſen ziemlich vortheilhaft gefekt. Eine Wa genburg ſchüßte ihr lager , allein mit Gewehr waren fie ſchlecht verſehen , und in der Taktik , lo unvollkom men ſie in damaligen Zeiten auch war,, noch weniger

geübt. So ließ ſich denn freilich ein unglücklicher Aus .

150 gång sorausſehen. Die vereinigten Fürſten,* fény es, daß fie lieber den Weg der Güte einſchlagen wollten , oder daß ſie vielleicht der Gedanke einer unglücklichen

Schlacht verantaßte, ſuchten durch den erſten Weg fie zur Ruhe und Gehorſam zurück zu führen . Auch hatte

Graf Albert von Mansfeld fchon vorher Münzern in dieſer Sache geſchrieben . Allein der einé, noch der andere Weg gelang , beſonders da die Abgefandtert, Graf 'Welf von Stollberg und Materwen von Gehoven , es zu einer Hauptbedingniß machten , die

Rådelsführer auszuliefern . Münger, der feine Rechs nung dabei nicht fanð, ſuchte alles aufzubieten , um die

Semůther ſtets in einer brauſenden Gåhrung zu unter : halten . Von Haß und Grimm entbrannt, hielt er den Bauern eine lange Rede , in welcher er fie zur Beſtån. digkeit und zur Ausdauer ermahnte , gegen die Ey rannei der Fürſten heftig redeté , und ihnen eine wun . derbare Hülfe verſprach .

"

i

i t , : 57

" !

Mitten in ſeiner Rede ' erſchien ein Regenbogen .

Můnjer , als ein Mann von lebhaften Kopf und vou Geiſtesgegenwart , benußte bei ſeinen fanatiſchen Zuho rern dieſes Ungefähr, 'verſicherte, daß es ein unverkenn :

bares Zeichen göttlicher Gnade und Hülfe; da fie in ihren Fahnen einen Regenbogen führten , Peyi beſtårkte fie hierdurch in ihrem ſchwärmeriſchen Enthuſiasmus, tootete den Abgeſandten von Gehoven , ließ Graf

Welfen in engé Verwahrung bringen , und fragte nun reine Verbündeten , nachdem er ihnen das Schreiben des Fürſten vorgeleſen hatte, ob fie fich noch zu ergeben geſonnen wåren ? Einſtimmig erſchalte zur Antwort : ,,Nein ! - Mit einander leben und ſterben ," war die allgemeine Loſung. Jest ſprach er ihnen neuen

.

151

Muth zu , ſtimmte mit dem Ausdruck hoher Begeiſtes

rnng das Lied: veomm heiliger Geiſt 2c.," an, und das Geſchrei der unſinnigen Menge erhob ſich von allen Seiten . In dieſem Taumel ſtellte er ſie in Schlacht: ordnung, rückte aus , und es kam den 15ten -Mai 1525 zum Angriff, In der feſten Ueberzeugung einer unmit telbaren göttlichen Hülfe, griffen die unglücklichen Ver: führten nun unter jenem Gefange und dem , kiede : Nun bitten wir den heiligen Geiſt," mit Muth und Feuer an . Da aber die übernatürliche Hülfe aus.

blieb , und die Feuerſchlünde der Fürſten ganze Glieder niederriſſen , wurden ſie verzagt, und fingen an zu weis chen, doch hielten ſie noch einige Zeit mit vieler Tapfer, keit Stand, und ſuchten ſich mit dem Troſte , daß die Getödteten nicht zu der :Zahl der Auserwählten Gottes gehört hätten , zu befriedigen , indem ihnen Münzer vers

ficherte , daß dieſe unmöglich von den Kugeln getroffen werden

könnten ,

Da aber der Auserwählten nimmer

weniger wurden , ro rahen ſie ſich bald genöthigt, fich in die Wagenburg zurückzuziehen ; die Soldaten der vers bündeten Fürſten drangen ihnen nach , ſchlugen ſie gångs lich in die Flucht, - tödteten , wie einige angaben , auf

5000, nach andern aber auf 7000 Mann , und zwangen den größten Theil , unter denen ſich auch Münzer bes

fand, ſich nach Frankenhauſen , welche Stadt ihm rehr

ergeben war, zu werfen, . Hier verließ Můnzern ſein ganzer Muth . Er flüchtete ſich auf Sen Boden eines nahe an dem Thore gelegenen Hauſes , - warf ſich in ein Bette und ſpielte den Kranken , , Mit ſeiner verlohrnen - Geiſteskraft ver :

ſchwand auch jeßt alle Hoffnung der von ihm Verführ:

ten , und ohne die geringſte Gegenwehr wurde Franken

152

hauſen von den vereinigten fürſtlichen Truppen einges nommen .

Wer mit den Waffen in der Hand ergriffen

ward , wurde niedergehauen , und dieſe Stadt als eine treue Anhångerin der Aufrührer rein ausgeplündert,

In dem Hauſe 100 fich Münzer befand, wollte ein Lüneburgiſcher Offizier rein Duartier nehmen , und ließ

es durch feinen Knecht beſehen . Bei dieſer Durchfus chung kam 'er auf den Boden, fand Münzern im Better und fragte ihn , ob er nicht auch zu den Rebellen ges höre. Mit dußerſt ſchwacher und bebender Stimme er's widerte er , daß er ein Sèranter rey , der ſeit einiger Zeit fchon an dem

Fieber danieder liege.

Sicher würde er

auch bei dieſer Antwort der drohenden Gefahr ents

fchlüpft reyn, wenn nicht e ndemg Knecht nte ſeine gtReiſetaſche

och eis erwäh wärera;chtini derer Hoffnung meinu nnoch in die Augen gefallen nige Beute zu finden , bemachtigte er ſich ſolcher, und fand das oben erwähnte Schreiben des Grafen von Mansfeld an Můnzer. " '. . . Durch dieſen unglücklichen Zufall wurde Münzer entdeckt, gefangen genommen und den Fürſten vorges ſtellt. Man brachte ihn ſogleich zum Verhör. Bei der Frage: Warum er ſo viele Menſchen unglücklich ges macht habe ?" erwachte von neuem rein Grimm , und er antwortete : „ Er ren ſich keines Unrechts bewußt, man müffe fich der Obrigkeit, welche die Lehre des Evanges liums nicht dulden wollte , mit Gewalt widerregen ." Da ihm aber der Landgraf darauf erwiderte , und aus der Schrift zeigte , daß man der Obrigkeit gehorchen und ſie in Ehren halten můffe, daß aller Aufruhr Uns recht und von Gott verboten ren , auch Chriſten nicht gezieme, fich felbſt zu rächen , Tchwieg er ſtil . Er wurde zur Folter gebracht. Mitten unter den peinigenden

153 Schmerzen der Daumenſchrauben, und als ihm ben sera

jog zu Sachſen zürief : 4,Thomas ! thut dir dieſes weher To bedenke, daß es .dent ármen Leuten , die um deinets

willen heut” das Leben verloren haben , nicht minder geſchmerzt haben muß, lachte er kaut auf, und erwis derte : Haben ſie es doch nicht anders. haben wollen ." Hierauf wurde er dem

Grafen Ernft von Mansfeld

übergeben , welcher ihn gefeffelt nach Heldrungen in einen Thurm werfen und aufs neue auf die Folter brins gen ließ. Hier bekannte ser endlich die Namen aller

ſeiner Verbündeten ."

; ;, ; ? ? ". . ):!..

.

. ...

Mühlhauſen war der Sammelplaß der Müns

zerſchen Rebellion.. . Pfeifer hielt dieſe Stadt mit einer großen Anzahl Aufrührer bereßt, denen . kan .

genfalza und

Tennſtådt nicht wenig beiſtimms

ten . Die vereinigten Fürſten beſchloſſen daher , dieſe Städte zu demüthigen , und rückten am 19ten Mai mit gewaffneter Hand, vor Mühlhauſen . Viele von der

Bürgerſchaft waren geſonnen fich zu ergeben ; Preis fer aber, welcher im Fall der Unterwerfung, alles für Feine Perſon zu beſorgen hatte , brachte ſie auf andere Meinung. Inzwiſchen war ihm bei dem jeßigen Sange der Sachen nicht wohl zu Muthe. Er nahm alſo den

glücklichen Zeitpunkt wahr, und flüchtete mit 400 ſeis ner Anhänger bei Nachtzeit aus der Stadt. Um ans dern Morgen erſtaunten die Bürger nicht wenig , als

fie fid , von ihren Anführern verlaſſen faben , und bes Tchloſſen ſogleich die Uebergabe, reuevoll und demüthig ſendeten ſie ihre ſchwangern Weiber und Tochter in das

lager, um für ihreVåter und Männer fußfällig die Fürſten um Gnade zu bitten, welche ſie auch erhielten . Am 25ſten

Maiward die Stadt auf Gnade und Ungnade übergeben .

154

5. 5 Pfeifernotard nudiefen : Zeit nachgefest. Er wurde bei Eiſenach eingeholt und mit 92 Mann nach

Mühlhauſen igefangen eingebracht. Auch , Thomas Münzer wurde don Heldrungen dahin abgeliefert, und ihms und Schwerdt di Nun Münzer Schrecken nach dem

Pfeifen : nebſt 24 andere Rebellen . Das zuerkanntsio ine .. " 3: verlor der in Frankenhauſen fo. kraftvolle allen Muth ; ade Energie, fchwand , das des Todes überfiel ihn bei ſeinem Hingange Richtplate ſo mächtig , daß er nicht einmal

die Glaubensartikel auszuſprechen vermögend war, und ihm ſolche :Der Herzog Heinrich Bon Braunſchweig Welch ein mafte.

Contraft im Sange der Zeiten ) vorbeten

Ein anderer Geſchichtſchreiber erzähltro er habe

auf den Todtengerüſte noch 12 Maaß Waffer ausges trunken . Sein Körper wurde, nachdem er enthauptet war; geſpießt, und ſein Kopf auf einen Pfahl geſteckt. Pfeifer hingegen zeigteimehr. Geiſtesgegenwart, und

gieng, ohne die gering Rhe Codesfurcht, dem Blutgerüſte entgegen ga friete wit großem Berdußtſeyn nieder , und

ließ fich ruhig den Kopf abſchlagen , vierundzwanzig der Mitverſchwornen folgten ihm nach . 24," ; I : !

Die Städte Langenſalza, Mühlhauſen und Tenn

flådtwurden , wegen ihrer Anhänglichkeit an Münzern, üm anſehnliche Geldſummen geſtraft , und, 41. Yufruh Ser auf öffentlichem Markte enthauptet, worunter Bür: germeiſter und Rathbherren waren ; Weißenſee aber, die' den rebelliſchen Bauern die Thore nicht geöffnet

hatte, wurde von dem Herzog George den: 4ten Juni 1:1525 mit dem Privilegio begnadigt, mdaß fie künftig soon allen den, auf den Landtågen und ſonſt verwilligten , Steuern nur die Hälfte zu erlegen gehalten ſeyn ſollte."

155

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• Um den Raum für wichtigere Gegenſtände zu ſchonen , folge hier nun , was die allgemeine Preu : ' Biſche Staats- Zeitung über die Mennoni: 3 .

ten , in großer Ausführlichkeit und anerkannter

Wahrheitsliebe, enthält , damit die zum Theil po 4 . 9. fchwankenden und widerſprechenden Urtheile, über dieſe einfachen und ehrlichen Leute, fich völlig bes

richtigen mögen .

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Ueber Die . . .

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Mennoniten in den Preußiſchen Staaten * ). Durch unfer neues Militairſyſtem find die Mennoni ten , die in unſern Provinzen angeſiedelt find, mit ihrer Glaubenslehre : daß sein Chrifte keine Waffen

führen dürfe, in ein bedenkliches Gedränge geráthën. *** Man hat zwar bezweifeln wollen , ob dieſe Lehre der Daufgefinnten wie die Mennoniten allgemeiner und richtiger genannt werden ) wirklich ein weſentlicher Artikel ihres Glaubens ren , und ſucht fte in den Ver dacht zu bringen , daß fie fich nur aus Bequemlichkeit und Feigheit dem Soldatendienſte entziehen ; aber Po 6 ) Allgemeine Preußiſche Staatszeitung 30ſtes und 31 feb Stück. Berlin den 13ten und 17ten April 1819.* . . *

156

lange es factiſch nicht geläugnet werden kann , daß die

Catechumenen feierlich vor der Taufe geloben , keine Wafs fen zu führen , ſo lang iſt es auch ein ganz müßiges Uns ternehmen , aus dem Fundamentbuch des Menno das Gegentheil beweiſen zu wollen . Uebrigens , wer die Güter des Lebens und das Leben felbft an eine Sache reßt, glaubt daran , und dieſen Glauben haben die Våter der Mennoniten unverzagt gegen ihre Verfolger

bekannt. sil, . , .. . : ? ivis Arnold theilt in Teiner Stirchen - und Keßerhiſtorie ein Schreiben des Jacob Hutter mit, eines Taufgeſinn. ten des 16ten Jahrhunderts , der fich für ſeinen Glau:

ben verbrennen ließ, worin er ſagt: nehe wir unſern großen Feinden einen Streich gåben mit einer Hand, geſchweige mit Spieß , Schwerdt und Helleparten , wie

die Welt thut, che ftürben wir, und ließen unſer Leben ehe nehmen ."'" Die leßte Verfolgung, welche ſie im Anfange des 18ten Jahrhunderts in der Schweiz erduldeten , hatte

gerade in ihrer Weigerung, das Patexland zu verthei digen , den vorzüglichſten Grund. Das Schreiben der Generalſtaaten an den Canton Bern , vom 16ten März 1710 (Schyn, hist. Menn . P. 290) führt dieſe Weiger rung ausdrücklichr als ; einen Glaubensſak der niederlän

difchen Mennoniten und ihrer ſchweizeriſchen Brüder, an und entſchuldiget fte.

nito

,

Es iſt ganz gegründet, daß ein Theil dieſer Secte nicht mehr frenge Daran hålt.

In den nordamerikas

miſchen Staaten , woſelbſt fie ſehr zahlreich ſind , haben fie gegen die Engländer mit gefochten ; auch entbindet die Verfaſſungs-Urkunde fie nicht, von dem Eintritte in die Milig , von der Waffenübung, und von der Pflicht,

1571

auf den Ruf der Regierung zur Bertheidigung des Pa

terlandes ins Feld zu rücken , obwohl die Duåker hier . von ausgenommen werden , weil dieſe noch jeßt ſich be: barrlich weigern in den Krieg zu gehen , und diejenigen : Mitglieder ihrer Gemeinde , welche an dem Freiheits

friege Theil nahmen (3. B . die Generale Green , Miflin und Lacy ) von ihrer Gemeinſchaft ausſchloſſen .

in Die bolländiſchen Taufgeſinnten, waren por der Revolution von 1795 , vom Dienſte in den Bürgergars

den, den Schuttereien , ausgeſchloſſen , weil dieſes ein Borrecht der Reformirten war. :. Im Revolutionsfriege traten manche von ihnen in die Nationalgarde und nahmen thátigen Antheil am Kriege. : Eben dies geſchah im Jahr 1799 bei der Landung am Helder. Auch die franzöſiſche Conſeription verſchonte ſie nicht, aber fie konnten leicht Stellvertreter finden , wie dies auch bei der gegenwärtigen Militair-Einrichtung ſtatt findet. Ihre Religionslehren haben & übrigens, in die Bedürfniffe und Begriffe der Zeit fügen gelernt, and ſtatt der Erp

klärung , welche ſonſt vor der Laufe den Catechumener

pahin abgefordert wurde; , der chriſtlichen Pflicht ger måß nicht zu regieren , und nicht die Waffen zu fåhren ,

verlangen ſie nur die Erklärung : vjes , rey beffer zu ge horchen , als zu regieren , beſſer 34 leiden , als ſich zur ? Wehr zu reden . . . :

,, In Holland und Amerika ift baher bereits eine Reform vorgegangen , die wir in Preußen , von dem

rue

higen Wirken und Walten der Zeit,: noch zu erwarten haben . Denn die unſrigen , mit Ausnahme einiger Der wohner der Rheinprovinzen , hangen der urſprünglichen Lehre mit der Entſchloffenheit an

pie manchen ihrer

158

Båter zum Scheiterhaufen oder auf das Blutgeruſt be gleitet hat. : ill . *

; !. . .

Po

.

Der Zahl der Mennoniten in den Preußiſchen Staas

rena belief fich iin Jahr i1817 auf 15333 , von denen allein 12649 in Weſtpreußen (und zwar 11468 auf dem Lande und 1181 in den Städten ) wohnteni Seit 1805 hat ſich ihre Anzahl verringert, indem man damals noch 14256 in Weſtpreußen gåhlte. In Oſtpreußen lebten 864. Dië Weft- und Oſtpreußiſche Mennoniten ſind es vorzüglich , von denen wir ſprechen . undden unmi 039 Die Geiſtlichen der Herrſchenden Kirche, haben ſich die unbankbare Mühe gegeben , ihnen beweiſen zu wola len , daß die Lehre: keine Waffen zu führen , antibibliſch

fen , weil wir nach 1. Tob . 3, 16 . auch das Leben lafa fen Tollen für die Brüder: 18 Dazu braucht man aber nicht mit Schwerdt und lange bewaffnet zu feyn. Die

Upoftel und viele andere Bekenner haben auch für die Sråder das Leben gelaffeni; fo auch viel Mennoniten .

Die Meinung, daß iht' Glaube ſie nicht hinderé, auf BBrigkeitlichen Befehl die Waffen zu führen , weil er iht

nen gebiete, der Obrigkeit Gehorſam zu leiſten, iſt irrig, weil dieſer Gehorſam fidh 'nur auf die bürgerlichen Vere

hältäiſſen nicht auf die Angelegenheiten des Glaubens nnd Sewiffens, erſtreckt

priesvit:q ? ? ! 18

Es iſt wahrſcheinlich, daß einige derſtandige Lehrer der Taufgeſinnten, in der erſten Hälfte des 16ten Jahru

Hunderts | namentlich Menno Simons , soit dem die Mennoniten fidy benamen , durch die Aufnahme dieſes Dogma in ihr Glaubensbekenntniß den politiſchen Zweck zu erceidjen Fuchten , ihre Anhänger von der Beſchuldis gung zu reinigeny daß fie mit den Münzerſchen Fanas tifern , die unter dem Namen der Wiedertäufer, als Nes

159

: bellen und Feinde der bürgerlichen Drdnung, ein Gegens ftand des öffentlichent Haffes waren , genieinfchaftliche Sache håtten . Menno: ſteckte . Deshalb das Schwerdt nicht bloß in die Scheide, er warf Schwerdt , und

Scheide auf immer von ſich . Die Berfolgungen der orthodoren Kleriſei hörten zivar nicht auf und fie peri fchaffté, durch ihren Einfluß auf den weltlichen Arm bielen Taufgeſinnten die Märtyrerkrone ; doch mit der

allmähligen Mündigkeit der weltlichen Regierungeii ge wann die entwaffnete harmiore Gemeindes mehr und mehr Land, währer.d die Anhanger des Battenburg, eines ändern Lehrers der Taufgeſinnten , der noch das Schwerdt Gideons predigte , binnen kurzer Zeit vertilgt wurden . Ní Menno gründete Feine Lehre auf die Bibel, die dem Chriſten unterſagt, Beleidigungen zu rächen . Wir

gehen niemals in Den Ferieg , nicht, weil wir den god fürchten ; wir Tegnen vielmehr den Augenblick , der ung mit dem Wefen der Weren vereinigt; aber deshalb nicht, weil wir nicht Wölfe , nicht Siger : nicht Doggen ſind,

ſondern Menſchen , ſondern Chriften."

(Ceremonies et

coutumes religieuses T . 4. p.::11 35.) : Chriſtus ſagt zwar: ich bin nicht kommen , Frieden zu : ſenden , Tom Bern das Schwerdt, Wenn jedoch die Lehre der Tauf

geſinnten auch nicht antibibliſcy: ifti : to iſt ſie gewiki antipreußifch. Wir Preußen , die wir gebohrte Salt daten ſind, wir müſſen dieſe kehren mit unſeren Stadtg . Tyſtem unverträglich finden ; und wenń wir von jebeni,

der unter uns aufgenommen Pern will, fordern daßiset

rich entweder iu "unſere Form fügen oder fich bes. Uns theils an unſern bürgerlichen Verhältniffen entfchlager To find wir nicht unduldram , ſondern gerecht. 19

0.1 }

Die Mennoniten Tollen aber nicht erf jeßt unter

160

uns aufgenommen werden . Sie befinden ſich ſeit Jahrs hunderten als Staatsbürger unter uns ; ſie waren ura ſprünglich aller bürgerlichen Rechte theilhaftigt und erſt im Jahre 1789wurden fie, in der bisher unbedingtaus.

geübten Befugniß , Srund-Eigenthum käuflich zu erwers ben , eingeſchrånkt , fie waren namentlich durch die lans

desherrliche Urkunde vom 29ſten März 1780, gegen eine jährliche Geldabgabe von 5000 Thlr. zum Cadettenhauſe in Culm , von der Enrodirung und dem Natural-Milis tairdienſte auf etig befreitt. und ſollten bei dem Ges

nuſſe ihrer Glaubensfreiheit, Gewerbe und Nahrung, nach den im Königreich Preußen eingeführten Landess gefeßen, ungeſtört gelaſſen und geſchüſst werden . -

Die weſtpreußiſchen Mennoniten , die bei weitem größere Zahl,: wurden bereits im 16ten Jahrhundert von dem Könige Sigismund Auguft von Pohlen auf genommen . :: Sie machten die Weichſel-Niederungen ura bar;" und ſchufen ſich ihr neues Vaterland, Zwar blies ben ſie nicht ohne Verfolgungen , noch in der legten Bålfte des 17ten Jahrhunderts fuchte der Woiwode bon Pommerellen , unter dem Deckmantel des Glaubens, in der That, weil er nach ihren Gütern lüftern, war,

auf einem Landtage su Marienburg ihre Vertreibung auszuwirken , aber die andern Landboten ſchügten ſie durch die Erklårung : moaß die Mennoniten ſorgfältige

Wirthe wåren , ihre Häuſer und Hecker in gutem Stande hielten , bei den Ausbrüchen der Weichſel, bei Beſſerung der alten und Aufführung der neuen Dåmme die große ten Dienſte thåten , und man leicht merfen kann , wo

ein fauler und verfoffener Bauer; oder ein , arbeitſamer

und der Nůchterkeit befließener Mennonit, wobne. ( lengnich Preußiſche Geſchichte B , 8 . S . 126.) Bei

161 - Bei dem allgemeinen Aufrufe, zur Vertheibigung des

Vaterlandes , im

Jahr 1813 kam die bisherige Exem .

tion der Mennoniten zuerſt wieder in Anregung. weigerten

fich

im

Landſturm

Sie

und in der Landwehr

Dienſte zu leiſten , doch haben die Kitthauiſchen , nach dem Berichte der Behörde, eine Zeitlang. an den Uebun :

gen des Landſturms Theil genommen . Durch die Caz binets -Ordres Sr. Majeſtát vom 13ten Upril und 25ften Auguſt 1813, wurden ſie , damit" kein Gewiſſenszwang ſtatt finde, von der perſönlichen Theilnahme befreit, und die Oſt - und Weſtpreußiſchen Gemeinden bezahlten ein Geld-- Aequivalent von 60000 Thla zur Bildung der Landwehr. . ! : ': ; in 210 : ; Das Edict vom 3ten September 1814, welches jede bisherige fremtion, durch die allgemeine Beſtims

mung , daß jeder Ingebohrne Das Vaterland zu vers theidigen verpflichtet ſeme aufhört, erwähnt der Mennos niten und ihrer bisherigen Befreiung nichts über durch die ſpätere. Eabinetsprøre vom 5ten Junius 1815 . haben

Se. Majeſtåt feſtgelegt, daß ſie keinem Gewiſſenszwange unterworfen , und auch in der Folge oom Sriegsdienſte frei reyn ; dagegen Durch eine angemeſſene Geldabgabe ſich ausgleichen Follen . Es ſcheint auch , als ob eine andere ·Modification :ſich nicht könne, aufſtellen : laffen ohne in einen Glaubens- und Gewiſſenszwang auszua arten , der auf die Regierung einen ſo gehäſſigeren Schata ten werfen würde, als er von jeher ihrem

Charakter

villig fremd geweſen iſt. 1 Jeder Fanatismus iſt vers derblich , der religiøſe nicht allein . Allerdings darf man

erwarten, daß ein ſtreng gehandhabtér Befeðl: entweder die waffenfähigen Mennoniten ohne weiteres für den Sriegsdienſt auszuheben , oder ihnen die Wahlistiſchen

162

dem Militairdienſte und der Auswanderung zu laſſen , einige vermogen werde, ſtatt des våterlichen Erbes, den

våterlichen Glauben zu verläugnen : aber es důnkt uns, daß die ehrwürdige Scheu , vor der unverleßbaren Frei heit der Gewiffen , jeden evangeliſchen Chriſten mit einem

Schouder von unmittelbarer Gewalt, wie vor den ener giſchen Mitteln der Inquiſition ſo vor den gelindern des Militairžtvanges, durchdringen muffe. Uebrigens würde die Ausbeute? ſehr gering Fern , den Verluſt von

Tauſenden guter Bürger mit den Gewinne einiger Dußend ſchlechter Soldaten zu erkäufen . Niemand wird e$ verkennen , daß die etwanige Maaßregel unſerer Re gierung : die Mennoniten ihres Glaubens halber Landes

zu verweiſen , mit der Maaßregel Ludwigs XIV. gegen die Proteſtanten fich nicht vergleichen laſſe ; aber wir beſorgen Fehr, daß es dennoch ein ünauslöſchlicher Fleck

iu derteGeſchichtec unſeres Vaterlandes bleiben würde; bei dem unbedeutend perſönlichen Beitragé , den die mennonitiſchen Gemeinden dem Militairgefeße doch nur darbringen könnten , auch da keine Ausnahme geſtattet · zu haben , wo die Rückficht auf einen religiöſen Irr: thum um ſo mehures wenigftens entſchuldigt håtte, als die Glaubenslehre, die den Mennoniten den Kriegs; dienſt unterſagt, ihre Friedenstugenden, ihren Gehorſam gegen das Gefeß , ihre Liebe zur bürgerlichen Ordnung und die Einfalt der Sitten vorzüglich befördert, " .

Lii Anm . Wie zerſtörend. es wirken, wenn der religiöſe Glaube

1 gleichgültig þehandelt wird, zeigt gerade das Beiſpiel der Taufgeſinnten in Nordamerika . Seit ſie das Dogma; keine Waffen zu führen , nicht weiter achten , hat auch ihr

sisin früheres éremplariſches Leben eine Henderung erlitten . So heißt es in dem feit 1812 zu Philadelphia erſcheinens

163 Man bemerkt vielleicht nicht ohne Grund, daß es inſonderheit den Nachbarn der Mennoniten ein bitteres Gefühl erwecke , durch ihren Militairdienſt in Friedens

und Kriegszeiten dieſe waffenloſen Nachbarn übertragen zu müſſen ; aber die ſchonenden Rückſichten der Regies rung werden gewiß auch bei ihnen Eingang gewinnen , ſobald ſie ſolche nur kennen , und nicht durch einen leis

denſchaftlichen falſchen Eifer, oder durch andere, von Irrthum und Scheelſucht in Bewegung geſetzte, Trieb federn in einem Haſſe beſtårkt werden , den ſie ſonſt nicht kannten . Iſt in den andern Staaten , deren Conſcrip tions- Syſtem die Stellvertretung geſtattet , jemals eine Feindſchaft der årmern Klaſſen gegen die reicheren , de ren Söhne ſich den perſönlichen Striegsdienſt durch Stells Vertreter abkaufen , entſtanden ? Wir wiſſen zwar , daß

die bürgerlichen Tugenden der Mennoniten hin und wie der in Schatten geſtellt werden , aber man hat hierüber niemals Thatſachen , ſondern nur Meinungen angeregt. Das Schlimmſte was von den Weſt - und Oſtpreußiſchen Mennoniten geſagt werden kann , iſt in einem Aufſaße: Ueber das Toleranz- Syſtem in Anſehung der

Mennoniten - Secte in Preußen ," (drittes Supple mentſtück zum Jahrgange 1801 der Blåtter für Polizei und Cultur ) enthalten . '

Dieſelben

Vorwürfe werden

noch jeßt aus denſelben Duellen geſchöpft. Alle Beſchuldigungen wider ihre Moralitåt beruhen den evangeliſchen Magazin : ,, es ſieht unter keiner Par: thei trauriger aus , als unter den Wiedertåufern. Ihre Jugend iſt ausgelaſſen und kehrt ſich nicht mehr an die lie:

benswürdige Sitten-Einfalt ihrer Våter. Sie wächft ohne

Religions- Unterricht auf, lebt häufig ohne Gnadenmitte und wird lafterhaft.“

. : . : R 2

: :

164

auf nichts.

Man will behaupten , daß fie den , der

mit ihnen zu thun hat, gemeiniglich hintergehen . Aber mit welchem Grunde behauptet mau es ? Die erſten Mennoniten kamen großentheils aus den Niederlanden, der hohen Schule des Handels und des Geldumfaßes

in eine Provinz, die zwar mit der Hanſe verſchwiſtert, aber in die kleinen Details des bürgerlichen Verkehrs

bei weitem nicht ſo eingeweiht war, als der Niederlån . der, der noch jeßt, nach ſo mannigfachen Stürmen der Fahrhunderte, der erſte Handelsmann der Welt iſt. Es

konnte nicht fehlen , daß die Preußen bei deur niederlåns diſchen Mennoniten in die Schule gehen , und für die Erlernung mancher Geſchäfts -Cautelen Lehrgeld bezah.

len mußten . So wurde den Mennoniten die dem Nies derländer eigenthümliche Vorſicht, verbunden mit trocks nem Ernſte, als Verſchlagenheit, ihr Geſchick im kleinen

Verkehr als Schelmerei ausgelegt.

Dazu kam , daß fie

ſich ſpåterhin , unter der Gunft verſtåndiger Fürſten , zu den Abgaben an die Geiſtlichkeit der herrſchenden Kirche

nur mit einigem Widerwillen bequemten , alſo wohl dem Altare nicht das zarteſfe Lamm , nicht den lauterſten

Honig zum Opfer brachten . In das Geſchrei der Kirche fiel die Scheelſucht über ihre Wohlhabenheit gefällig eing und ſo hat ſich ein Vorurtheil fortgepflanzt, von deffen Ungrunde man ſich ſehr leicht überzeugt, wenn man ſich

nur die Mühe giebt, Thatſachen reden zu laſſen . Man frage doch die Behörden , welche Klagen , über låſionen im bürgerlichen Leben , wider fie rege geworben find ? Es müßte doch ein ſeltſames Verhångniß über ſie wala ten , wenn ſie bei ihren angeblichen Schelmereien nicht

öfter in gerichtliche Händel verwickelt wurden.

Mit

einem privativen Kalliditäts - Drgane ſind ſie doch auch

165

nicht begabt.

Siebt man der unbefangenen Stimme

der Wahrheit Gehör, ſo wird man ſich bald überzeugen,

daß die Preußiſchen Mennoniten ein frugales , fittliches , häusliches Leben führen , daß ſie ruhige, nůžliche und fleißige Bürger ſind, und daß ſie in jedem Staate, der ſen Baſis weder die alleinfeligmachende Kirche, noch der miles perpetuus ift , ihren Mitbürgern als wahrhafte Patrioten zur Nachahmung aufgeſtellt werden können .

Seltſam genug iſt es, daß jeßt die Theologen als lob redner der Mennoniten auftreten , während die Lenker des weltlichen Arms, der ſie vor dieſem wider das dam namus und improbamus. der Concordien - Formeln be: ſchůzte, den Bannſtrahl auf fie zu werfen , hin und wie: der geneigt ſind. Der Oberhofprediger Stark ſchließt reine Geſchichte der Taufgeſinnten : „ Sie haben endlich das Glück gehabt, ſich zu einer anſehnlichen Religions: parthei, die ſich in einem blühenden Zuſtande befindet,

empor zu arbeiten , eitt Schickſal, daß fie durch die Ges duld , mit der ſie die, Jahrhunderte hindurch erlittenen ,

Leiden ertrugen , aber noch mehr durch das gute Ver halten , wodurch ſie ſich mit der Zeit unter den Chriſten ausgezeichnet , wohl verdient haben , und welches jeden , . dem das Glück ſeiner Mitchriften und Religionsfreiheit, keine gleichgültige Sache ift, ihnen gönnen muß."

Der

Abt Henke fügt S . 300. im dritten Theil ſeiner Ge. ſchichte der chriſtlichen Kirche, indem er den Wohlſtand

erzählt, den die niederländiſchen Mennoniten durch ihren Fleiß , ihre ſparſame Lebensart, ihre Enthaltung von Rechtshåndeln , ihre Zuverläſſigkeit im Verkehr, fich er: worben haben , hinzu : „ ein eigenes Exempel von großem Einfluß einer Sittenlehre auf bürgerlichen Wohlſtand.“

166

Auszüge einiger benannten hollandiſchen Bú: cher, als Beweiſe, daß die Mennoniten von jener berüchtigten Münſterſchen Rotte nicht abſtammen , auch nie mit derſelben Gemein ſchaft gehabt. Anm . Von der Hand eines achtbaren Mitgliedes der Ge: meinde, veranlaßt durch eine in öffentlichen Schrif

ten geäußerte Meinung.

Werke Menno Simonis, oder große Sammlung (reiner Schriften ) gedruckt : in Folio 1681 und in Duarto 1646. ,Flare Beantwortung über eine 1.Schrift Gelly Fabri, Prediger zu Em . riden , " in Fol. pag. 258 oder in Quart. pag. 475, ſpricht Menno Simonis : Diehe mein Leſer ! Alſo bin ich nicht von die Müns ſterſchen , noch von einer andern aufrühreriſchen Secte (wie ich gelåſtert werde) ſondern von ſolch ein Volk zu dieſem Dienſt unwürdig beruffen , die vor Chriſtum

und ſein Wort bereit ſtanden , ein bußfertig Leben in der Furcht ihres Gottes darlegten , ihre Nächſten in der Liebe dienten , das Kreuz trugen , aller Menſchen Wohl.

fahrt und Heil fuchten , die Gerechtigkeit und Wahrheit lieb hatten , vor der Ungerechtigkeit und Bosheit er: ſchrecken 2 . Welches gerviß kräftig und lebendig bes: jeugt, daß ſie nicht ſolche verkehrte Secten , wie ſie ges

Opera Menno Simonis ofte groot Sommarie etc . Fol. 1681 of in

Quart. 1646 .

„ Klaare Beantwoordinge over

gedruckt : in

eene Schrift

„ Gelly Fabri, Prediker tot Emden ," in Fol. pag . 258. of in Quarto pag. 475 . ſpricht Menno

Simonis :

Zie , myn Leezer ! aldus ben ik niet van de Mun stersche, noch van eenige andere oproerige Secte; ( gelyk ik gelastert word ) maar van zulk een Volk tot deesen Dienst onwaardig beroepen , die voor Christus en zyn Woord bereyd stonden, een boed vaardig Leeven in de Vreeze hunes Gods leidden , hunnen Naasten in de Liefde dienden , het Cruis droegen, aller Menschen Wellvaart en Heil zochten, de Gerechtigheid en Waarheid lief hadden , voor de

Ongerechtigheid en Bosheid schrikten etc.

Daat

immers krachtiglyk en levendig betuigt, dat zy niet

168 ſcholten werden , ſondern (wiewohl der Welt unbekannt) wahre Chriſten waren , ſo man anders glaubt, daß

Coriſti Wort wahrhaftig , und rein unfträflich heiliges . Leben und Vorbild unverbeſſerlich und recht iſt.

Ferner ebenfalls gegen Gelly Faber, in Fol. pag. 320, in Quarto pag. 604. Nachdem er uns die Münſterſche Irrthümer und Aufruhr ein und andermal vorwirft, da wir vor Gott und den Menſchen unſchuldig und frei ſind, auch alles zeit frei geweſen ſeyn .

Eine betrübte Vorſtellung der armen und elendigen Chriſten ; in Duarto pag. 615 . Darum ift es immer vor Gott und den Menſchen unchriſtliche ja offenbare Gewalt und Unrecht, daß man uns alleine um der Taufe willen , die wir ſo kråftig mit Gottes Wort, mit der Apoſtoliſchen Lehre und ih rem

Gebrauch , gegen alie Philoſophie und Menſchen.

Vernunft behalten mögen ; mit den Eircumcellianern in gleicher Feder und Strafe zu ſtellen , die nach Mela dung der Hiſtorien ſo unerhörte grauſame Tyraneien übten , auch mit der Münſterſchen , die gegen Gottes Wort und alle evangeliſche Schrift, auch gegen alle

gehörige Polizeien ein neu Königreich , Aufruhr, Viels heit der Weiber 10. angerichtet haben , welches wir ro

herzlich mit des Herrn Wort gegenſtreiten , beſtrafen und entgegen ſind, wie man durch unſern ganzen Fans del in offenbare Thaten ſpüren und Fehen mag.

169 zulke verkeerde Secten , gelyk zy gescholden wor den , maar (haewel der Weereld onbekent) waare

Christenen waaren , zoo men anders gelooft dat Chri stus Woord waarachtig , en zyn onbestraffelyk hei

lig Leeven en Voorbeeld onfeilbar en recht is. Ferner ebenfalls gegen Gelly Faber, in Fol. pag. . 320. in Quarto pag. 604. .

Nademaal hy ons, de Munstersche Dwaalingen en Oproeren , een en andermalen voorwerpt, daar wy voor God , en den Menschen onschuldig en vry, zyn, ook altyd vry geweest zyn . Een droeffelyke Supplicatie der armen ende el

lendigen Christenen , in Quarto pag. 615. Daarome is het immer voor God ende den Men schen onchristelyk , ja oppenbar Gewelt ende On recht, dat men ons alleene om des Doops wille ,

dien wy 200 krachtelyk met Gods Woord, met die Apostolische Leere ende haer (iebruyk , tegen alle

Philosophie ende Menschen Vernunft behouden mo gen ; met den Circumcellioneren in gelyke pene ende Straffe te stellen , die na Meldinge der Histo rien so ongehoorde wreede Tyrannyen deden , ook

met de Munsterschen die tegen Gods Word, ende alle Evangelische Schrift , ook tegen alle behoor lyke Policyen , een nieuw Coninkryk, Oproer, Veel heyd der Vrouwen etc. aangericht heeben , welke

wy zo hertelyken met des Heeren Woord teghen stryden , bestraffen ende tegen zyn , alsmen door

onzen gantschen Handel io openbare Daat speuren ende sien mag.

170 . Chriſtliche Entſchuldigung und Verantwortung í in Fol. pag. 497, in Quarto pag. 934. Daneben ſo mag ich auch meinen Fuß wohl unver zagt, und ohngefährdet anbieten und geben , daß mir Niemand unter dem ganzen Himmel mit Wahrheit route überzeugen (beweiſen ), daß ich die von Münſter mein Lebetage in die vorgenannte Artikeln bewilligt und bei: gepflichtet habe. Denn ich hab ihnen von Anbeginn

bis jeßt, mit ganzem Fleiß und Ernſt widerſtanden , und gegengeſtritten , beides heimlich und offenbar, mit Mund und mit Schriften , ja mehr als reit. ſiebenzehn

Jahren her , ſo lang als ich des Herrn Wort bekenne,

und ſeinen heiligen Nahmen (nach meiner Schwachheit und Vermögen ) weiß und geſucht habe.

Auch hab ich , nach meiner kleinen Gabe, einen Jeglichen vor ihre Jrrthümer und Greuel, allewege und zu aller Zeit treulich gewarnt, gleichwie ichs gerne haber daß es meiner Seele geſchehe. Habe inzwiſchen auch

durch des Herrn Gnade, Hülfe und Kraft, wohl Etliche von ihnen mit des Herrn Wort wieder auf den rech . ten Weg gewieſen und gebracht. Münſter habe ich mein Lebetag nicht geſehen , bin in ihre Gemeinſchaft nie geweſen ; verhoffe auch durch des Herrn Gnade, mit rothane (ſo dort noch einige renn möchten ) weder zu eſſen noch zu trinken , gleich wie mir die Schrift lehrt, es rey denn , daß ſie ihren Greuel von Herzen

bekennen , rechtſchaffene und aufrichtige Früchte der Buße

thun , und die Wahrheit und das Evangelium auf eine rechte Weiſe nachkommen .

171

Christelyke Ontschuldinge en Verantwoordinge,

in Fol. pag. 497., in Quarto pag. 934. · Daarbenevens zoo mag ik ook mynen Voet wel onvertzaagd , en onvervaard aanbieden , en geeven, dat my Niemand onder den gantschen Heemel met

Waarheid sal overtuigen , dat ik die van Munster myns Leevensdagen in de voornaemde Artikulen bewilligt, en geconsenteerd heb . Want ik heb hen

van Anbeginn tot noch toe met gantsche Vlyt en Ernst tegengestaan , en tegenstreeden , beyden hei melyk en openbaar, met Mond en met Schriften ,

ja meer als van zeventien Jaaren herwaarts, zoo lang als ik des Heeren Woord bekend , en zynen heili

gen Naam

(nae myne Zwakheid en Vermoogen)

geweeten en gezocht heb. . Ook heb ik , na myne kleene Gaave, eenen je gelyken voor hune Dwaalinge en Cruwel, aller we gen, en allen Tyd, trouwelyk gewaarschuwd , gelyk ik gaarne wilde hebben dat myne Ziele geschiede.

Heb daarentuschen ook , door des Heeren Genade, Hulpe en Kracht, wel Ettelyken van hun met des

Heeren Woord weder op den rechten Weg gewee zen en gebragt. Munster heb ik van myns leevens

dagen niet gezien , in hune Gemeenschap niet ge weest ; verhoop ook door des Heeren Genade, met

zoodanigen (zoo daar noch eenigen zyn mogten ) noch te eeten , noch te drinken , gelyk my de

Schrift leert ; het zy Zaake, dat zy hunnen Gruwel van harten bekennen , rechtschapene, en oprechte

Vruchten der Boete doen , en de Waarheid en het Evangelium op eene rechte Wyze nakoomen .

172

Von dem Kreuz Chriſti, in fol. pag. 148.' und in

Duarto pag. 297 . as Gleichwie die Katholiſchen

und Lutheraner nicht

einig (su wiffen in die Hauptſtücke des Glaubens) rona

dern verſchieden Feyn , noch viel mehr ſind wir im Grunde verſchieden von die Münſterſichert , und von ſämmtliche andere Secten , die aus ihnen entſproffen ſind. Daß dies die Wahrheit iſt, haben wir mit Schriften , Leben

und mündliche Gezeugniſſe vor Herren , Fürſten und vor der ganzen Welt, auch mit dem

Binte vieler frommer

Chriſten , das in viele Lånder wie Waſſer vergoffen iſt,

über manche Jahre her wohl bewieſen . Dieſes Obige führt auch Herrman Schyn an , in reis

ner Geschiedenis der Mennoniten etc . Te Am

steldam by Kornelis de Witt , Boekverkooper 1743, worauf er im 1ften Theile, Stes Hauptſtück, -

pag. 287. folgendes bemerkt :

Dieſe ſelbige Wahrheit ſtimmt auch bei, und be. Feſtigt der ehrwürdige Greis Peter von Cöln , Lehrer anter die Taufgeſinnten , der in den Zeiten des Mün

fterſchen Aufruhrs bereits gelebt hat , in einer Zuſam : menſpracher gehalten zu Leuwarden , mit. Nuardus Acros

nius , Diener des göttlichen Wortes im Jahr 1596 , berpåhrende folches außer aller Gegenſprache, ja öffents lich und vor Allen bezeugende, daß er mit Thomas Münber, und die von Münſter nie Gemeinſchaft gehabt

hat ; wie der günſtige Leſer ſelber kann nachſehen , im Protocoll von leuwarden von pag. 34. bis 39.

Weshalb der berühmte George Caſſander in ſeiner

173 Van het Cruys Christi, in Fol. pag. 148. und in ; Quarto p . 297 .

Gelyk dan de Papisten en Lutheranen niet eenig (te weeten in de Hoofdstuken des Geloofs) maar verscheiden zyn , nog veel meer zyn wy in den Grond verscheiden van de Munsterschen , en van zommige andere Secten , die uyt hun ontsprooten zyn . Dat dit de Waarheid is hebben wy met Schrif

ten, Leeven en mondelyke Getuigenisse vor Hee ren , Vorsten , en voor de gantsche Weereld , oak

met den Bloede veeler vroome Christenen , dat in veele Landen , als Waater vergooten is, over mee nigte Jaaren heryarts wel beweezen . H an

Deeze zelve Waarheid stemt ook toe en be vestigt die eerwaarde Gryzaart Pieter van Geulen, Leeraar onder de Doopsgezinden , die omtrennt de

Tyden van het Munstersche Oproer reeds al ge leefd heeft, in eene Zaamenspraake, gehouden te Leuwaarden , mit Ruardus Acronius, Bedienaar des goddelyken Woords in den Jaare 1596 , beweerende

zulksbuyten alle Tegenspraake, ja opentlyk en voor Allen betuigende, dat hy met Thomas Müntzerus, en die yan Munster nooit Gemeenschap gebadt heeft ; gelyk ,de goetgunstige Leezer zelve kann når zien in het Protocoll van Leuwaarden, van pag. 34 . tot 39.

.

Weshalyen de beroemde Georgius Cassander

174

Vorrede an den Herzog von Jülich und Cleve, zufolge des Parifiſchen Drucks vom

t

Jahr 1616, alſo redet:

gn Welchen ' (er ſpricht nämlich von Menno uno Teinen Nachfolgern ) man größtentheils die Beweiſe von

, ein ſicher Gottesfürchtig Gemüth beſchauen kann , als die durch

einen gewiſſen

unkundigen Erieb angereißt

find, mehr durch Mißverſtand , als wohl durch aufregs

lichen Muthwillen , von dem wahren Sinn der göttlis chen Schriften , und von der allgemeinen Zuſtimmung der ganzen Kirche ſind abgewichen ; welches man hiers

aus entdecken kann , dieweil ſie ſich ſtets gegen die von Münſter , und die daraus nachhero entſtandene Batens burgiſche Unruhen mit ſehr viel Ernſt wiederſeßt , und im Gegentheil gelehrt haben , daß die Wiederaufrichtung und Fortpflanzung des Reiches Chriſti alleine beſteht, in ſein Kreuz ftandhaft zu tragen. Und in dieſer Hins ficht find ſothane Menſchen viel eher Mitleiden , und einen verbeffernden Unterricht, als eine gewaltige Ver : folgung und Ausrottung werth . :

- Cornelius van Huyſen , in ſeinem Buche : Opkomst ;

en Voortgank der Doopsgezinde Christenen ,

che

gedruckt zu Emden und zu Hamburg im Jahr

mi 17127 beweiſt folgendes : (nachdem er in pag. 7 . Ci 8 . und 9. die Trennungen und den Verfall der erſten Chriſten geſchildert hat, ſo fährt er fort :) . Und obgleich nun hierdurch eine ganze Finſterniß im

allgemeinen über die Wahre Lehre Chrifti fam , nemlich, daß fie mit einer dicken Finſterniß von menſchliche Ers findungen umzogen (umhult) wurde, ſo entzündete Gott von Zeit zu Zeit (doch ) ſolche Lichte , zu wiſſen , er er:

175

in zyne Voorreden aan den Hartog van Gulik en Cleef, volgens den Paryschen Druk vant Jaar 1616,

aldus redenkavelt : . . . In Welken (hy spreekt naamentlyk van Menno

en zyne Naavolgeren ) men ten grootsten Deele de Bewyzen van een zeeker Godvurchtig Gemoed be schouwen kan , als die door zeekere onkundige Drift

aangeprikelt zynde, meer door Misverstand, dan wel door opzettelyke Moetwilligheid , van den waaren Zin der goddelyke Schriften , en van de allgemeenę

Zaamenstemminge der gansche Kerke zyn afgewee ken ; 't geen men hier nit ontdeken kan, dewyl zy

zich altoos tegen die van Munster , en die daar uit

naavolgens ontstaane Batenburgsche Beroertens met zeer veel Ernst angekant, en in Tegendeel geleert hebben , - dat dee Wederoprechtinge en Voortplan

tinge van Christus Ryk ; alleenlyk bestaat , in zyn Cruis standvastig te draagen . En hier van daan is het, dat de Zoodaanigen veel eer Meedelyden , en

eene verbeterende Onderrichtinge, dan eene gewela dige Vervolginge en Uitroinge waardig zyn. .

paym

intero



'

. En gelyk nu hier door een gansche Duysterheid in het allgemeen over de waare Leere van Christus quam , naamentlyk dat ze met een dikke Duyster nis van menschelyke Vonden omtoogen wierd , 200

ontstak God van Tyd tot - Tyd zulke Ligten , te

176 weckte: folche Måniter, die entweder in der Gemeinſchaft

der Römiſchen Kircher über den verdorbenen Zuſtand ders ſelben klagten , wie wir davon einige in unſer folgendes

Werf'pag. 227 . aus dem gelehrten Johann Hornbek ha: ben aufgenannt; oder die ſich von der Gemeinſchaft der

Römiſchen Kirche abſchieden , und ibre Irrthümer offens bär haben angewieſen ; unter welchewohl beſonders Pes ter - de Bruys , Heinrich von Tholouſe, Peter Waldus, Johann Wiklef und andere haben hervorgeleuchtet,

-

Dieweil dieſes jedoch nicht ſchien genug zu ſeyn,

um die Lehre des Evangeliums in voller Klarheit vor den Tag zu holen , ſo ließ Gott im 16ten Jahrhundert die volle Reformation zum Vorſchein kommen ; und da fahe man , daß ein Theil der Waldenſer, die in die Spar

niſche Miederländer , in der Schweiß und im Elſaß fich hatten verborgen gehalten ; zum Vorſchein famen . Ein großer Theil von dieſe lettere ſind nachhero unter dem

Dahmen von Taufgefiante, bekannt geworden , und has ben die Lehrſtücke gelehrt und vorgeſtanden , die heut zu Tage, unter dieſe werden gelehrt und angenommen . i

Gewißlich daß die Taufgeſinnten , oder wie man fie auch nennt Mennoniten oder Menniſten , und bei die mehreſten gelehrte Schreibers , unter dem verhaßten Nahmen von Wiedertåufer, find angeſchrieben ; durch gehends ihre Abkunft aus Brabant und Flandern , der

Schweiß und dem Elſaß, „und nicht aus Sachſen nach Weſtphalen haben , iſt eine bekannte Wahrheit, und kann : gelehrt werden aus dem Urſprung von die mehreſten , und. anſehnlichfen Familien derſelben : wie wir , wenn wir es nöthig , achtsten I'Ourch Nennung ihrer Nahmen weeten,

177

weeten , hy verwekte zulke Mannen , die of in de Gemeenschap van de Roomsche Kerke klaagden ,

over de verdorvene Staat derzelve, gelyk wy daar van eenigen in ons volgende Werkje pag. 227, uyt de geleerde Joannes Hoornbeek hebben opgenoemt; of die zig van de Gemeenschap der Roomsche Kerke

afscheidende, haare Dwaalingen in het openbar heb ben angeweezen ; onder welke wel bysonder Petrus de Bruys, Hendrik van Thulouse , Petrus Waldus, Joannes Wikleef , en andere hebben uytgeblonken .

Terwyl egter dit niet scheen genoeg te zyn om de Leere des Evangeliums in volle Klaarheid

voor den Dag te haalen , zo deed God in de 16 . Eeuwe, de volle Reformacy ten Voorschyn koomen. En toen zag men dat een gedeelte der Waldensen ,

die in de Spaanze Neederlanden , in Switzerland en der Elsas zig hadden bedekt gehouden, zig ook heb ben voorgedaan. Een groot.Gedeelte van deze laatste nu zyn naderhandt onder den Naam

van

Doopsgezinden bekent geworden , en hebben die leerstukken geleert en voorgestaan , die heden ten

dage onder die werden geleert en angenoomen . ; . Immers dat de Doopsgezinden, of zoo als men ze ook noemt Mennoniten ofte Mennisten , en by de meeste geleerde Schryvers onder den haate lyken Naam

van Wederdoopers zyn aangeschree

yen ; doorgaans hun Afkomst uyt Brabant en Vlan deren Switzerland en der Elsas, en niet nyt Saxen nog Westfaalen hebben , is een bekende Waarheid,

en kan geleert worden uyt de Oorspronk van de mee

meeste en aanzienelykste Familien derzelve : gelyk

wy, als wy het noodig agteden , door het noemen M

178

betweiſen könnten. Gleichtwie die Taufgeſinnten , die int

der Schweitz und im 'Elſaß gefunden werden , auch keine andere Geburt als durch die Waldenſer haben , und darum in Abkunft und Gefühle (Glauben ) unſere Brů: der ſind.

--

:

Die Urſache, daß wir dies leßtere ſo nachdrücklichy

nieder (oder darſtellen ) iſt, um anzuweiſen , welch gro: Bes Unrecht den Taufgeſinnten wird angethan; wenn ihr Urſprung geholt wird, aus die Münſterſche Wieder:

tåufer, oder wenigſtens, daß fie mit ſelbige vor ein Boli gehalten werden . !

Pag. 16 . 17. Auch iſt der Irrthuni von Münſter

allererſt in Sachſen fortgekommen , ba unſere Geſinnung (des Glaubens) nicht aus Sachſen , ſondern aus Flans dern und Brabant , aus der Schweiß und dem Elſas iſt , und vor der Zeit von Münßer , ſelbſt in die zwei fektgemeldte Lånder iſt bekannt geweſen , und ſich nach : hero, durch das Aufkommen der Verfolgungen , in der

Zeit der Reformation hat ausgebreitet. Und was die Münſterfche anbelangt, man weiß, daß fie da begonnen

iſt, ſelbſt wie Sleybanus ſagt, durch Bernhard Rotman, der, wie er gezeugt, zu Münſter ein Evangeliſcher Pres diger ndär, um das Jahr 1532. Eine Zeit, worin ſchon viele Taufgeſinnte nicht alleinſ ſondern ſelbſt zahlreiche Gemeinden , und große Verſammlungen derſelben , in den Niederlanden , ebenfalls und inſonderheit in Flana dern und Brabant'und mehrerwårts , gefunden wurden . Waren nun in der Zeit, da der Münſterſche Auf: ruhr begann , ſchon zahlreiche Fichtbare Gemeinen der

Taufgeſinnten , wie können ſie denn aus die Münſter: ſchen entſproffen reyn ? Und daß ſchon zahlreiche Ges meinen der Taufgeſinnten in die Spaniſche Niederlåns

(179 hunner Naamen bewyzen konden. Allhoewel de Doopsgezinden die in Switzerland en der Elsas ge vonden worden , ook geen andere Geboorte als door de Waldenzen hebben, en daarom

in Afkomst

" en Geveelen onze Broeders zyn . 11.0 "

!! !

9 3: " Dee Oorzaak dat wy dit laatsté 200 naådruke lyk ter nederstellen , is om aantëwyżen , wat groot

Ongelyk de Doopsgezinden word aangedaan, wan neer hun Oorspronk gehaalt word uyt de Munster sche Wedderdoopers , of ten minsten dat ze met

dezelvde voor een Volk gehouden worden .

God Pag. 16 . 17. Ook is de Dwaalinge van Muntzer allererst in Saxen voortgekoomen, daar onze Gew zintheid niet uyt Saxen , maar uyt Vlaanderen en Brabant, uyt Switzerland en der Elsas' is, en voor den Tyd van Muntzer, zelfs in de twee laatstgemelde Landen is bekent geweest, en zig naaderhand door

het opkoomen der Vervolgingen , in den Tyd der Reformacy heeft uytgebreidt:.. En wat de Munster. sche, aanbelangt, men weet datze daer begonnen is, "zelfs als Sleydanus zegt, door Bernard Rotmai, die, gelyk hy getuigt, te Munster een Evangelisch Pre diker was, omtrent het Jaar 1532. Een Tyd war in al veele Doopsgezinden niet alleen , maar zelfs

heele: Gemeenten , en groote Vergaaderingen der zelve, in de Neederlanden , egter in zonderheid in

Vlaanderen en Brabant en elders gevonden wierden. 1 . Waaren ' er nu in dien Tyd , dat de Munster

sche Oproer begon, geheele zigtelyke Gemeentens der Doopsgezinden, hoe konnen ze dan uyt deMun . stersche ontsprooten weezen ? En dat 'er all geheele Gemeentens van de Doopsgezinden in de Spaanize M

2

180

Der, und in andere Lånder, in : und lange vor dem Uufe ruhr von Münſter gefunden wurden , gezeugen die große Menge von Menſchen , welche um der Taufgeſinnten Bekenntniß, auda durch Büttels Hånde find ümgebracht.

Ich ſchweige nun, von dem das wir im Verfolg nåber ragen werden , daß in bemeldte Niederlanden, fich einige Jahrhunderte zuvor, ehe Münger. noch die Münſterſche

Rohrfinken in der Welt waren , von unſere Taufgeſinnte in großer Menge befunden haben. . :

Uebrigens daß vor dem Münſterſchen Aufruhr ſich eine große Zahl von Taufgeſinnte habe hervor , gethan, kann jeder Menſch erblicken , der fich Mühe nimmt,

unſre alte Marterbücher, und den Martyrer-Spiegel von Tieleman Janz von Braght nachzuſchlagen. . . ! ! Pag. 19. Es iſt wahrī man fagt auch daß Thos mas Münger die Kindertaufe nicht gut fand. Allein was geht uns dası an ? Oder müſſen ſie alle unter

einer Bande gehdren , die in einer Sache daffelbe enta weder annehmen oder verwerfen ? Sollte wohl je eine Kirche in der Welt es dulden , wenn man ſagte , daß Münker von ihr wäre, um daß er das Waffenführen

erlaubt hielte ? 1 . Pag. 21. 22. Laßt uns nun kommen zu der Bes

ſchuldigung, durd , welche die Taufgeſinnten auf zweiers lei Weiſe mit die Aufrühreriſchen von Münſter, als ein Volk gehalten werden . Da man entweder ſagt, daß Sie Taufgeſinnten aus der Secte , von Münſter reyn ;

oder daß die Münſterſche aus ihnen find hervorgekoms men , und darum gu - einander gehören . Beide Sachen und Undichtungen verſtehen wir nicht. Denn erſtens

181 Neederlanden , en andere Landen , in en lang voor

den Oproer van Munster gevonden wierden, getui gen die groote Menigte van Menschen , Welke om

der Doopsgezinden . Belydenis, aldaar door Beuls handen zyn omgebragt. Ik sweige nu nog, als jets dat wy in het Vervolg nader zullen zeggen , dat in gemelde Neederlandę, zig heele Eeuwen te vooren

der eens Muntzér, of de Munstersche Roervinken in de Weereld : Waaren, von onze Doopsgezinden groote Menigtens beyonden hebben . -* 39. Altoos dat voor den Munsterschen Oproer zig een groot Getaal van Doopsgezinden hebbenriopge daán, kan een ider Mensch blyken , die der Moeyte

nöert, van onze oudesMartelarboeken , en deMar telaar- Spiegel van Tielemap Janssen van Braght, na

te slaan .° 1 :ut 9(677incitor? (

Pag. 19. i

I

mart

Ist waarg men zegt ook dat Thoa

mas Müntzer den Kinderdoop niet goet en keurde. Maar wat gaat ons dat aan ? Ofmoeten zy alle on der eené Bende behooren , die in eenige? Zaak het Helfde of annemen of verwerpen . Zou wel eenige Kerk ter Weereld (dulden , als men zyde dat Mun .

tzer ván des of gedire Kerk was, omdat hy het Waapeânvoeren geoorlooftragte ? sonol yng wing

hun paģ. 21. 22. Laat onsonu koomën tot die Bew schuldigung doorwelke de Doopsgezinden, op tweco

derley lwyze met de 'Oproeregingen van Munster als een Volk ' gehouden worden : of meo zegt dat de Doopsgezindent uỹt de Secte van Munster zyn. Of dat de Munstersche uyt hen zyn voortgekoomen , en daarom dat ze toti elkanderen behooren , Beede Zaaken en Betigtingen egter die ontkennen wyo

182 foofing die Laufgeſinnten nicht aus der Secte :von Müns

fter , zum daß:vien vor derſelben ſchon ſind bekannt ges weſen, 119 Nun kann jemand, unmöglich aus demjenigen

Feyn (entfiehen), der nach ihm kommt; und ſo iſt es auch mit.Dieſer Sache beſchaffen . Von die Taufgeſinnte

fpricho man , ſehon bei dem Durchbruch der léßten Rés formatioop gw Wiffenpidaß von ihnen ſchon verſchiedene den Marteriod gur- Befeftigung ihrer Lehre haben erouls det in zungo dot ; - was ſag ich sinfchon lange vor den Jahr 1524 , und wir können geigen , fchon intāzwölften Seculazoarino Gegenthtiindie Månſterfche Rottereien gehören zuddie Jahres 1533x 1534 utd: 1535pofolglich konnten die Taufgeſiänté raus die Münfterſchen nicht entſtehen , anoch , mit ihnen dine-Gemeine reyn .

Allein

man figgtä ſind die Taufgefinnteonicht von die Münſterz ſchen , ſo ſind dann die Münſterſche von die Laufges Finnten , und derhalben fie finds nine Polk.. Aber durch welche Betweifeopiere i Stelungen oon runſra Berduldiger find wht gu. machette 1 eiß ich nicht.ro Denn angenom

mch Ida Munferſchierdiwaçaba sudi.die Laufgeſinntering wiffena Isinigeo Bonfinjenesungtidliche Menſchen ,mufiten darum aßes Baufgofiantet disblocheilig bezeugen , dafi

Rier in datleb Zeiten und Dieter sigen Greuel,vas jenem ehrvergeſſenen Handel Chattene ait zu dieſelbevarerechnet werden i Bie ?o muß man , denn die kutheriſcher auch

unters die von Müngga technen sl.um daß nicht allein Minger , ſondern nachhero, Bernhardt. Rotmanto Wir Skybandisdeutlich ſagt, Evangelischen oder Kutheriſche Predigertattarende man ſieht: alfeu ſicherlich von . (elber wohlrodals Weder dieſenlegtere, undan foguch die erſtere eb ris Folgdungiano keinerlei Weiſe durchgeht : )W Wasandigo 1074 se ativno goalsas

183

Voorerst - 200 zyn de Doopsgezinden niet uyt de 0

Secte van Munster, om dat ze voor de zelve al zyn bekent geweest.

Nu kan Emand onmogelyk uyt

den geenen zyn die nae hem koomt; en zoo is het ook met deeze Zaak geleegen .

Van de Doopsge

zinden spreekt men al by het doorbreeken der laat ste Reformacy, te weeten, dat van hen all verschei den den Marteldood, tot Bevestiging hunner Leere,

hebben ondergaan, in en voor; wat zeg ik ? al lang voor het Jaar 1524 .en wy zullen toonen , cal in de twaelfde Eeuwe ; daar in tegendeel de Munstersche

Rottereyen behooren tot de Jaaren 1533, 1534 en 1535 , gevolgelyk kunnen de Doopsgezinden uyt de Munstersche niet ontstaan, af met hen een Gemeente

zyn. Alleen men zegt: zyn de Doopsgezinden niet van de Munstersche, zoo zyn dan de Munsterschen van de Doopsgezinde, en derhalven zy zyn een Volk .

Maar door wat Bewys deeze Stellingen van onze Beschuldigers zyn goet te maaken , weet ik niet.

Want genoomen, de Munstersche waaren uyt de Doopsgezinden , te weeten, eenige van die ongeluk kigeMenschen, maesten daarom alle Doopsgezinden, die zoo heilig betuigen , dat ze in alle Tyden en Plaatzen een Grouwel) van udien eervergeeten: Han del haddet , met dezelve gereekent worden ? Hoe?

moet men dan de Luthersche, ook onder die van Muntzer reekenen , anis dat niet alleen Muntzer, maar naaderhand Bernardt Rotman , als Sleydanus duydelyk , zegt, Evangelische of Luthersche Predi.

kers waaren ? men ziet immers van zelve,wel , dat die laatste, en alzoo het eerste Gevolg in geenerley Wyze door en gaat.ut

? ! rio

..

184

Pag. 32. Fr. Kidberúš, '4 . f. t . -

-

-

o - Die Zeit, in welcher Menno zu der Wiedertaufe kam , war wohl eben die, als der Münſterſche Aufruhr ausbrach ; jedoch

auch zeigte er , daß er dieſen Tchnoden Aufruhr verabs fcheuete , und ſtellte ſich tapfer dagegen . So find auch die Taufgeſinnten in Holland allezeit geweſen ſtille, ehrs

liche und friedſame leute. i . Pag. 41, Mehrningius , . f. w . -- Alſo find die Waldenſer und Urme von Lyon , wahrs baftige Vorvåter von diejenige Chriſten geweſen , die man heut zu Tage mit einem verkehrten Nahmen Wies dertäufer und Menniften nennt: um daß dieſe Leute gleich ſtehen mit die Waldenfer, in Lehré, Glauben , Bes

kenntniß , feben , Wandel, Leiden , Marter und Verfols gungen , und alſo derſelben allergleichförmigſte Nachfols ger, und übergebliebener Saame. geblieben (noch gegens

wärtig find). Sinds ou t :5 $7 .*?" . "How : Pag. 42. Philippus von Limburg zeigt: daß fie (die Waldenfer ) wohl auf das allernähefte mit uns tønnen verglichen werden . ostis ! 75 Pag. 116 . beſchließt van Huyſen den erſten Theil mit folgenden Wortenab pas les

souri

- Und fo kann auch durch (von ) alle Unpartheiiſche begriffen werden , daß man denen Taufgeſinnten die Erës thümer von Arius , Sabellius , Pelagius, Eutichus Nes ftorius, und andere unter den Alten, noch die von Ser's vetus , Socinus, oder einige andere der neuern Keßer, und alſo auch nicht die von Thomas Münker, Nicolaus Storch , Heinrich Nicolaus , Jan van Leiden mit die

Münſterſche Wiedertåufert, und Aufruhrmachern von Amſterdam , noch die zu Dideklooſter, nie muß Jueignen ;

185

Pag. 32.

Fransciskus Ridderus, Histor. Van

Doop en Avontmaal, pag. 698. De Tyd , op welke Menno tot den Wederdoop quaam , war wel even

doe wanner die Munstersche Oproer uytberstede, maar ook toonde hy, dat hy die snoode Oproer vervoeyde, en stelde zig daar dapper tegen. · Zoo zyn ook de Doopsgezinden in Holland altyd geo weest stille, eerlyke en vreedzanie Lieden. to! " ... Pag. 41. Jakobus Mehrningius , Baptism . Hi

stor. pag. 677. Dus zyn de Waldensen en Armen yan Lyon , waaragtige Voorvaders van die Christe

nen geweest , die men heeden ten Dage, met een yerkeerden

Naam

Wederdoopers en Mennisten

noemdt: Om dat deeze Lieden gelyk staan met de Waldensen , in Leere, Geloof, Beleydenis, Leeven ,

Wandel, Lyden , Martelaryen en Vervolgingen , en alzoo derzelver jallergelykformigste Naevolgers en povergebleeven Zaadt gebleeven . sti . ..! !! , pfi i Pag. 42. : Dee geleerde Heer Fillipus van Lim borg toont: dat ze (de Waldensen ) wel op het al.

dernaaste met ons kunnen vergeleeken worden .

.. ! ?

. .

n

o

:

Hontine

En zoo kan ook door alle Onpartydige begrees pen worden , dat men den Doopsgezinden de Dwaamo lingen van Arius, Sabellius, Pelagius, Eutychus Ne

storius, en andere onder de Oude, nog die van Ser vetus, Socinus, of eenige ander der nieuweKetteren , en alzoo ook niet die van Thomas Müntzerus, Ni kolaus Storck , Hendrik Nikolaus, Jan van Leyden met de Munstersche Wederdoopers, en de Oproer maakeren van Amsterdam , nog die te Oldeklooster,

186

furmerken , daß fiecmit keine der Jrrthümer der Ges nannten einige Gemeinſchaft gehabt (noch haben ): rona . bern Nachfolger ſind , der erſten und älteſten Walden fer , der erſten Kirche, der Apoſteln und des. Seligmas shers, Jeſú ſelber. Wünſchende und bittende von Gott, daß er die Vorurtheile des Angehend (des falſchen Vers

Dachts ) wegnehme,iund unſere Kirche fäudere von allem , was uns bei unſrer Nebenmenſchen verhaßt kann ma chen und daß er uns alle , die den Bekenntniſſe der Laufgeſinnten anhangen , durch feinen Geiſt thue leben und wandeln , wie ſie tehren und ihren Glauben Bes kennen , a 19 i 26. i pjes , in pote dußer Obigem bezeugen auch andere gelehrte und bewährte Autoren das Nemliche; ro auch Gottfried As

nold in ſeiner Sirchen - und Keßerhiftorler im Aten Theile, Cap . 21. 8. -5 . pag. 265.

Desgleichen Gerhard Noore

in ſeiner Schriftoir jUnſchuld und Gegen - Bericht der nevangeliſchen taufgeſinnten Chriſten

for Mennoniftek

vigenannt werden , über die unverſchuldete Beſchuldigung,

vials ob , fie von der aufrühreriſchen Münſterfdhen Rotte mentfprofen , und derſelben Grundlund lebre fälweten ze. ,,Gedruckt zu Raßeburg bei Siegismund Hoffmann, 1,1702," Vorzüglich bekräftigen ſolches zween Bücher des, taufgeſinnten : Sehrers

(und Zeitgenofern Menno

Simonis ), Dirk Philips, unter dem Titel: Uustegung Hides Sabernakelsy oder der Hütte Meiſt und die geiſie viliche Reſtitution, Im Holländiſchen gedruckt zu Hars glem im Jahr 1627, und im Deutſchen 181571 dieser kurz nach dem Münſterſchen Aufruhr als Gegenſchrift,

(der,während der Belagerung Münſters , Durch Bernhard

Rotman zuſammengeſepte wahnſinnige Bücher : die geift:

187 niet en moet toeeygenen ; it gemerkt ze met geenç der Dwaalingen van de Genoemde eenige Gemeen ,

schap hebben ; maar Naevolgers zynder: eerste en

aeldste Waldensen , eerste Kerkes de Apostelen , er de Zaaligmaker. Jesus zelveno Wenschende en bida dende van God , dat jhy de Maorordeelen des An gaande wegneeme, en onze:Kerk zuyvere van alles wat ons by onze Evenmenschen gehaaug kan maa ken , en dat hy ons alle , die de Belydenis der Doopsgezinden aankleewen , door zyn Geest doe leven en wandelen , als ze leeren en hun Geloof beleyden ,

188 liche Wiederaufrichtung und Verborgenheiten der beil. Schrift) - herausgab.

in 1

23 sché 0 , * : " 7

'

;

1:3 Bei dieſem Dirk Philips geſellte fich Menno Sis mons, und bezeugte aus der heiligen Schrift (gegen Jan vant Leiden , den gewähnten König von Münſter) daß Chriftus einzig und allein der wahre geiſtliche) Któ. nig iſt. Wie zu erſehen in ſeinen Werken , in Folio pag. s ! 619. und Quarto pag. 1165. cov ! NO Yo L 100

LSSD pitoringdamida qobiliul usd . ) foro! os xi pozulo blamint 190 . .

189

Sammlung der Gefeße und Verordnuns gen , welche die Mennoniten betreffen .

A . Förralich vollzogene allgemeine Geſege. num

.

I.

Patent,

daß die Mennoniſten innerhalb drey Monaten und långſtens gegen bevorſtehenden Trinitatis das Königreich Preuſſen räumen , oder widrigenfalls ,

wofern ſie ſich nach Ablauf ſolcher Zeit annoch bes treten laſſen würden , nach der Veſtung in die

Karre gebracht , an deren Statt aber andere gute Chriſten , die den Soldatenſtand nicht für verbothen halten , angefekt werden ſollen . De dato Berlin , Den 22ſten Februarii 1732.

Nachdem Seine Königl. Majeſtät in Preuffen 2 . uns Ter Alergnådigſter Herr, mißfällig vernommen , daß Dero

höchſten Intention und Willens Meynung zuwider , im . Königreich Preuſſen , rowohl in denen Stådten , als auch auf dem platten lande, fich hin und wieder annoch

Mennoniſten aufhalten : Allerhöchſtgedachte Se, Königl. Majeſtät aber aus bewegenden Urſachen , dieſe Secte nicht geduldet, ſondern vielmehr alle und jede Mennos niſten in Zeit von drey Monaten , und alſo zwiſchen

190

hier und Trinitatis dieſes Jahres ,* aus Dero Preuſſis

ſchen Landen gånglich weggeſchaffet, diejenigen auch, welche in ſolcher Zeit das Land nicht verlaſſen, ſondern nach Trinitatis , es ren in den Stådten , oder auf dem

platten Lande als Einwohner und Eingeſeffene ſich an. noch antreffen laſſen würden , als vorſeßliche übertreter dieſer Königl. Verordnung zur Veſtung in die Karre gebracht wiſſen wollen : Als haben ſich darnach alle und jede im Königreich Preuſſen befindliche Mennoniſten , fie wohnen in den Städten , oder auf dem bilatten Lande

und in den Dörfern , allergehorſamſt zu achten , und faus fie ihre Immobilia in geſegter Zeit nicht verfau. fen könnten , darzu ſichere Mandatarios und Bevolls måchtigte zu beſtellen , die in ihrer Abweſenheit ihre . Gründe beſtmöglichſt verkaufen können ; mithin ben Ber: meidung der Straffe der Veſtungs-Arbeit, das Land' in

der geſegten Zeit gegen Trinitatis dieſes Jahres zu t li i ostati m råumen .

.

Mehr Höchſtgedachte Sé. Königl. Majeſtåt: befehlen auch zugleich ſowohl. Dero Preußiſchen Regierung , als der Krieges : uno Domainen - Cammer zu Königsberg , nicht minder der Litthauiſchen Deputation zu Gumbin . nen , ferner allen Hauptleuten , Verweſern und Beambs * ten ; imgleichen denen Magiftråten in den Städten , uno

denen von Adel auf dem Lande, hiemit ſo gnädigſt als ernſtlich , dieſer Verorönung Nachdruck zu geben , und alle Mennoniſten zwiſchen hier und Trinitatis anni cur rentis : wegzuſchaffen , an denſelben Plat aber andere gute Chriſten , die den Soldatenſtand nicht für verbos Tin , ' , then halten, anzufeßen . . .

2 ," Damit auch dieſes Patent zu jedermanns Wiſſens Tchaftcfpmmen möge, und ſich niemand mit der Unwiſs

191

renheit entſchuldigen könne; to roll Felbiges forvohl in denen Stådten , als auf den Dörfern öffentlich angez

ſchlagen und ausgehangen , auch ſonſt gewöhnlicher maaſ ren überall bekannt gemachet werden . . . · Signatum Berlin , den 22ſten Februarii 1732.

. (L . S.) ; Friedrich Wilhelm . . F. W . v. Grumbkow , F. v. Górne. A . D . . Viereck. i

F. M . v . Viebahn. F. W . v . Happe. ,

II.

.

Vorſtellung der Krieges - und Domainen-Kammer zu Königsberg, gegen das Patent vom 22ſten Fe. bruar 1732, die Wegſchaffung der Mennoniſten , betreffend. Allerdurchlauch tigſter xt. ?C. Ew . Königl. Majeſtåt allergnädigſtes Refcript vom . 22ſten Februar a . c. vermittelſt welchem uns zu wiſſen

gethan worden, daß an die hieſige Regierung ein Pas tent wegen Wegſchaffung der Mennoniſten aus dieſem

Königreich zur Publication remittirt worden , iſt den 26ften Februar auf die Poſt gegeben und den 6ten Martii bei uns eingelanget. : Die Regierung wird nun vermuthlich das Anbe. fohlene zu bewerkſtelligen nicht ermangeln , und wir würe den 'uns nicht unterſtehen , dagegen etwas allerunterthå . nigſt vorzuſtellen , wenn nicht der Schade, welchen Em .

Königl. Majeſtåt bey Ders Königsbergſchen Acciſes Caſſe und ſonſtigen an Dero Intereſſe dadurch allem

192

Abrehen nach leiden werden , ro evident und erklecklich wäre, wie aus folgendem abzunehmen ſtehet.

Ben ſolcher Bewandtniß aber halten wir unſern Pflichten gemås zu fenn , Ew . Königl. Majeſtåt daſſels

bige allerunterthänigſt anzuzeigen , und hoffen , daß Em . Königl. Majeſtåt es dabero nicht ungnådig nehmen werden .

Was das punctum Religionis der Mennoniſten anbelanget, davon iſt nicht nöthig alhier zu gedenken , nachdem Ew . Königl. Majeſtåt ſolchen vor einigen Jah. ren haben unterſuchen laſſen , und das deshalb ergans

gene allergnädigſte Rescript vom 2ten April 1722 Zeug: niß giebet, daß in ihrem Glaubensbekenntniß nichts ents halten , was der evangeliſchen Religion entgegen wäre,

oder einem Chriſten anſtößig reyn fönnte , dahero ihnen auch der freye Gottesdienſt in einem Privathauſe zuges ſtanden worden , wobey fie fich der Hauiſchen und der Lobwaſſers Geſänge bedienen , übrigens ein ſtilles , frieds

liches und arbeitſames Leben führen , ihre Kinder in den Evangeliſchen Schulen , und abſonderlich im Colle

gio Fridericiano im Chriſtenthum unterrichten laſſen . Nach beiliegender Liſte find in Königsberg 17 Mennos niſten - Familien , welche mehrentheils durch das sub dato Berlin den 4ten December 1721 publicirte Patent bewogen worden , ſich allda niederzulaſſen , ohne die denen aus der Frembde anziehenden Hauß - Wirthen verwilliga ten beneficia zu praetendiren, noch ſonſten etwas aus

Königlicher Caffe an Vorſchuß erhalten zu haben .

Der Nußen hingegen , ſo die Königl. Caffen , wie auch das Land von dieſen Beuten gehabt, iſt daraus uns ter andern abzunehmen , daß ſie den im Lande gemach ,

ten Kornbrandwein Dergeſtalt zuzurichten und zu deſtils liren

193 liren wiſſen , wie in Danzig , wodurch der Danziger Brandwein zum Vortheil des Landes bisher ganz zu : rückgehalten worden . Der in der beſagten Liſte sub No. 1. aufgeführte hat es vor andern dahin gebracht, daß er im Stande iſt , einigen Påchtern zu Abtragung der Arrende, auf Lieferung von Brandwein , Geld vor: zuſchießen und an die Renthen zu zahlen . Und da ana dere Einwohner den Kornbrandwein nicht alſo zu den ftidiren und zu präpariren verſtehen , ſo iſt nicht zu hof fen , daß der Abgang , welcher durch den Mennoniſten Abzug nur in dieſem Stücke verurſacht werden wird, denen andern hieſigen Einwohnern wieder zuwachſen dürfte , folglich ſtehet . ein minus bei der Acciſe , den Licents und anderen Caffen nicht zu gedenken , ohnfehl. bar zu erwarten , maaßen es nicht ein Geringes , was fie allein durch den bloßen Brandweins - Impoft in de: nen dreien leßten Jahren , an Acciſe beigetragen haben , welches Ew . Königl. Majeſtåt aus dem änliegenden Extract allergnädigſt zu bemerken geruhen werden . Wo: ben auch noch dieſes zu considiriren iſt, daß die Pach . ter nicht ein Geringes verliehren werden , wenn ſie ih . ren Brandwein künftig nicht ſo gut, als bisher , abzu : feßen Gelegenheit haben , und ſich genöthigt fehen wer: den ; ſolchen wohlfeiler zu verkaufen . . . . ! Mit denen übrigen Mennoniſten hat és gleiche Be: wandniß , angereben der sub No. 2 . eine Lederfabrik angelegtr worinnen er Kalb - und Sohleder auf eng liſche Art zubereitet , weil er theils hieſige Schuſter vers leget und creditiret. . . ! is us ? " Der - sub No. 5 . iſt ein Borten :Wirker, To verſchies · dene in Pohlen gangbare Waare machet , ſo die Kaufs leute ſonſt aus Danzig kommen laſſen mußten . . : N

194 1

Der sub No. 8 . kaufet denen hieſigen Weißgerbern das Leder ab, und verſchneidet es zu Frauensſchuh, lås

ſet es hier bunt mahlen , worju er an die 20 .Menſchen employiret , und verſendet es nachhero Parthey - Weife nach Schweden , Holland und anderen frembden fårs

dern , wovon er ſowohl hier als in Danzig ein fager hålt.

Der sub No. 9 . iſt ein tüchtiger Zeugmacher , hat 7 Stühle beſtåndig im Gange, dabei auch 5 Kåmmer

und 70 Spinner , und iſt im Stande, reine habende Fabrike nach dem habenden

Debit allenfalls

zu vers

größern. i Der sub No. 10. iſt ein Seiden - und Wolfårber,

låffet die Wolle fåmmen und ſpinnen , und das Garn auf engliſche Art zurichten, wie es zum Nåhen , Livrees

Schnüren , Degen -Duåſten a . gebraucht wird , woju ex 2 Kåmmer und,40 Spinner hålt , von welcher Profeſs fion auſſer, ihm fein einziger bey der Stadt und im Lande iſt. Von denen Zeugen , und dem wollenen Garn, ſo derſelbe fabriciren låffet p hat der lekt von Berlin hier geweſene Bellon verſchiedene Proben mit fich ges nommen , und ſich alhier vernehmen laſſen, daß er das Garn überaus gut finde, auch faſt glaubte, daß die Tas petenmacher davon ihre Nothdurft nach Berlin hinkoms men laſſen würden , anſtatt des engliſchen Garns , ro fie bishero gebrauchet , und alſo beziehen wir uns des

mehreren auf dasjenige , was beſagter Bellon hiervon referiren wird. ? . . . in Tirus' Der sub No. 11. iſt ein Staufmann und Krämer ,

und Handelt fürnehmlich mit Seidens und Kameelhaar . nen Waaren , auch mit goldnen und ſilbernen Treffen , hålt vier Stühle im

Gange, worauf er Rundſchnur

. 195

arbeiten låffet, fo die Pohlen und Huſaren zu Einfaſs ſung der Kleider und Schårpen gebrauchen . ' Ueberdem

Tåffet er noch auf 6 Stühlen allerhand Bänder und Tref ren machen , und erhåle noch andere Bortenwirker in Arbeit. . . Der sub No. 12. iſt ein Rundſchnurmacher, ro

vier Stühle im Gange hat.

:;

si in. Der sub No. 14. iſt ein holländiſcher Negotiante,

fo in Compagnie mit dem Handelsmann Hoyer das importanteste Comptoir alhier hålt, und noch fürzlich eine reformirte Frau aus Danzig geheirathet hat. nie! Der sub No. 16 . weiß die Grüße, ſo wie ſie die Schiffsleute zu ihrer Proviſion zu nehmen pflegen , zu machen . ; j

.

.

.

.

" ... Der sub No. 17. iſt ein Schiffer , ro rein eigenes Fahrzeug hat, womit er beſtändig in See fåhret, ſeine ; Frau und Kinder find reformirter Religion .

1 : " Wenn nun dieſe Leute mit einander Ew . Königl. Majeftåt ergangenem Befehl gemäß wegziehen müßten , Da ſie doch vorher durch verſprochene Freiheiten und Toleranz'ins Land gelocket worden , und für die erlangte allergnädigſte Conceſſion , ihren Gottesdienſt zu halten , ohne die andern Unkoſten Zwenhundert Rthlr. gur Rés cruten - Caſſe erleget haben , ſo iſt aus dem , was hier allerunterthänigſt angeführt worden , ganz offenbar, daß die Acciſes und Licents wie auch Servis -Caffen dadurch ein Anſehnliches verlieren werden , zumal nicht abzuſes

hen , wie und durch welche Leute von ſolchen Profeſſio nen und Gewerben der Abgang wieder erreßt werden könne, zu geſchweigen des nicht geringen Capitals, wels ches mit dieſen Leuten ins Land gekommen , und mit

Selbigen wieder hinausgehen würde. N 2

196 in

Es iſt uns bekannt, wie sehr es Ew . Königl. Ma

jeftåt umb die Vermehrung der Manufacturen zu thun, und daß dieſes auch das beſte Mittel rey , dieſes Land sau peupliren und jedem Einſaaßen die nöthige Nah

rung zu verſchaffen , wie denn auch Ew . Königl. Mas jåſtet in ſolcher Abſicht noch kürzlich erſt wieder aller: gnädigſt resolviret haben ,, mehr Juden anzunehmen , wenn ſie eine gewiſſe Anzahl Wollweberſtühle im Gange

zu erhalten fidh anheiſdig machen , mit dem allergnädigs ften Verſprechen , daß ſelbige fogar von allen ſonſt ge wöhnlichen jüdiſchen Praestationen befreiet ſeyn rollen , da doch in Abſicht der Recrutirung son dieſen noch weniger ein Zuwachs zu hoffen iſt, als von denen Mens noniten , welche lettere ihr nöthiges Geſinde von evan geliſcher Religion zu nehmen pflegen , wie auch ihre

Handwerks - Purſche und Geſellen der chriſtlichen Relis gion zugethan ſeyn , von welchen verſchiedene hier: blei

ben und fich im Lande ſeßen ; es tråget ſich auch wohl , zu , daß ein Mennoniſte ſelbſt zur reformirten Religion tritt , zumal, wenn er eine Frau von ſolcher Religion

genommen , oder fie laſſen ihre Sfinder in der reformir ten Religion erziehen , wie davon Erempel vorhanden

ſind , und ſoll auch der sub No. 14 . benannte hollån

diſche Negotiant Willens geweſen ſeyn , der reformirten Religion , welcher ſeine Frau zugethan iſt, gleichfalls beizutreten , anjego aber wil er dennoch lieber von hier

ziehen , als den Vorwurf gewpårtigen , daß ihn der Be fehl, das Land zu räumen , zu obiger Reſolution vers mocht habe. . . į

Man ſollte alſo aus obigen Umbſtånden faſt, ſchlie

Ben , daß mit der Zeit die wenigen Mennoniſten von ſelbſt ausgehen , und , wo, nicht jeßige alle , doch deren

197 Kinder zur evangeliſchen Religion fich Bekennen , folglich Ew . Königl. Majeſtát, Dero Zweck ſowohl in Peupli rung des Landes , als auch in Abſidyt der Recrutirung gleichwohl erreichen werden , inſonderheit; "wenn denen Mennoniſten freigegeben werden möchte , zu ihren Pro feſſionen ſo viel Geſellen und Jungen anzunehmen , als ein jeder nach ſeiner Nahrung und Debit nöthig zu haben vermeynet, wodurch noch verſchiedene Geſellen

aus frembden Orten ins Land gezogen , und folglich einige tüchtige Arbeiter und Soldaten mehr herein ges

bracht werden können . Dieſes iſt alſo , was wit Pflichten halber allerun :

terthånigſt vorzuſtellen keinen Umbgang haben nehmeit. können .

.

.

..

.

..

.

i

Doch überlaſſen wir alles lediglich Ew . Königl.

Majeſtåt höchſt erleuchteten allergnädigſten Beurtheilung in tiefſter Unterthänigkeit , und was Ew . Königl. Mas jeſtåt darauf ferner allergnädigſt zu reſolviren geruhen . wollen .

: Was Ew . Königl. Majeſtåt Generalmajor Graf Truchfes , wegen der auf ſeinen litthauſchen Gütern : wohnenden Mennoniſten , insbeſondere nod) unterm 13ten Martii a . C . ſchriftlich bei unſerin Collegio hat einrei chen lajen ,: davon überſchicken wir eine Ubſchrift aller unterthänigſt hierbey, damit. Ew . Königl. Majeſtät Dars

aus Selbſt allergnädigſt erſehen mögen , wie núßlich . ihm dieſe Leute dort ſeyn , wegen des ſonſt moraftig geives ſenen Bandes , welches fie durch Canåle und andere Mittel haben wiſſen urbar zu machen , als worauf fie ſich vor andern verſtehen , und was vor Schaden er dagegen : beſorget, wenn dieſe Leute wieder wegzuziehen genöthigt werden ſollten , welcher : ſeiner Vorſtellung ipir

198 denn unſeres Orts nicht anders als vollkommen eben. mäßig beipflichten können , indem es allerdings an ſols

chen Leuten hier fehlet, welche ſich auf dergleichen Ar::

beit wohl verſtehen . Wir erſterben in tiefſter Devotion Ew . Königl. Majeftåt

Aderunterthänigſt treugehorſamſte Diener .. .

20. 20.

Königsberg , den 24. März 1732.

is less.

III.

.

Declaration des Patents vom 22ſten Februarii 1732, daß diejenige Mennoniſten , welche ſich zu Königsberg und an andern Orten des Königs reichs Preuſſen häuflich niederlaſſen und ehrlich ernähren wollen , aufgenommen werden ſollen .

De Dato Berlin , Den 14ten Augusti 1740 . 2 . Nachdem Se. Königl. Majeſtåt in Preuſſen 20. dc. 20. Unſer 'allergnädigſter Herr , aus bewegenden Urſachen gut gefunden , das wegen der Mennoniſten in Preuſſen publicirte Patent vom 22ten Februar 1732, nunmehro

hiemit dahin in Gnaden zu declariren , daß alle Mens noniſten , ſo viel fich derſelben in Dero Königreich Preuß

ren anfeßen und håußlich niederlaſſen wollen , wieder aufgenommen , und wie vorhin gleich allen andern Dero getreuen und fich redlid nährenden Unterthanen in Städten und aufm Lande geduldet werden ſollen ; Alb haben allerhöchſtgedachte Se. Königl. Majeſtåt folche Declaration hiedurch öffentlich bekannt machen laſſen wollen , befehlen auch zugleich Dero Preußiſchen Regies

199

rung, nicht minder Dero Kriegess und Domainen:Cams

mern zu Königsberg und Gumbinnen , auch den Amts. Hauptleuten , Magistråten und Beamten allergnädigſt,

ſich darnach gebührend zu achten , und diejenige Mens noniſten , ſo ſich in Dero Königreich Preuſſen håußlich niederlaſſen und ehrlich ernähren , wenn ſie die gewohn liche Abgaben entrichten , und fich ſonſten gehörig vers

halten , bey ihren Professionen ruhig zu laſſen. Signa tum Berlin, den 14ten Augusti 1740.

(L . S .) . f . V . Görne. : ..

1 . 2 . 0 . Viereck. A . F . v . Boden .

IV .

i Friderich. " F . W . v . Happe.

;.

Edict , die fünftige Einrichtung des Mennoniſten . Weſens in råmmtlichen Königlichen Provinzien , .. exclusive des HerzogthumsSchleſien , betreffend. Dé Dato Berlin , den 30. July 1789. Wir Friedrich Wilhelm , von Gottes Gnaden stor

nig von Preußen , Marggraf zu Brandenburg . . * Thun kund und fügen hierdurch zu wiſſen, daß Wir uns ſehr wohl erinnern, den in Unſern Landen wohnen den Mennoniſten Unſern , landesherrlichen Schuß und die ungeſtöhrte Ausübung ihrer Religions -Grundfäße beſtåtiget und verſichert zu haben. . . : So ſehr Wir nun geneigt ſind von der Gewiſſens. freiheit unſerer Unterthanen allen Zwang zu entfernen , fo sehr erfordert es jedoch das Wohl unſerer Staaten ,

daß die Bekenner ſolcher Religions -Meynungen, welche

200

eine der vorzüglichſten Pflichten getreuer Unterthanen , die Vertheidigung des Vaterlandes , verſagen , nicht nur nicht alle bürgerliche Vorzüge Unſerer andern , dieſe Pflicht gern und willig übernehmenden , Unterthanen ges nießen , ſondern ſich vielmehr Verbindlichkeiten unter: werfen , welche einigen , wenn gleich geringen Erfaß, für die Befrenung von jener weſentlichen Pricht eines Staatsbürgers , zu leiſten im Stande find. Hij vond ? Nach dieſen Bedingungen werden unſere jüdiſche Unterthanen behandelt, und die Mennoniſten dürfen åhns

liche Einrichtungen um ſo weniger als Gewiſſenszwang anſehen , da ſolche auf Religions -Meynungen und got:

tesdienſtliche Handlungen keinen Bezug haben , ſondern fie blos als bürgerliche Mitglieder des Staats betref fend, zu deſſen Vertheidigung und Kultur ſie ſogar wes niger beyzutragen geneigt ſind, als die jüdiſche Unter thanen . Wir wollen , ordnen und befehlen dahero: " . . i . ;' §. 1. : :: ' Daß, da den Oft - Weſtpreußiſchen und Litthaui. Tchen Mennoniſten , in dem von uns beſtåtigten Patent vom 29 . März 1780, gegen eine jährliche Abgabe von 5000 Rthlr. zum Culmſchen Cadettenhauſe, die Enrol. lements-Frenheit verſichert worden , es ferner daben ſein Bewenden haben ſoll , obgleich die jeßige Anzahl der månnlichen Köpfe diejenige ben weitem überſteiget, auf welche die Anlage der 5000 Rthlr. beruhet. Damit aber dieſe Begünſtigung nicht ferner ihre

Grenze überſteige, und die Mennoniſten nicht leichtmehr im Stande renn mögen , die bequemſte und nahrhafteſte Beſigungen anderer Unſerer , dem Kriegesdienſt unters worfener, Unterthanen an ſich zu bringen , wozu fie theils

durch außerordentliche hohe Kaufspreiſe, theils durch

201

Entziehung derjenigen Laſten , die fie ſonſt gemeinſchafts lich getragen , “ bishero mancherley Gelegenheit genom men haben ; To ſollen

i . ii . ? . 2. “ . . . !. " alle in Unſern Landen mit Grundſtücken angereffene,

oder ſich in Zukunft anſåßig machende Mennoniſten , und beſonders diejenigen , welche ſich in den Marien . burgiſchen Werdern niedergelaſſen haben , zur Unterhals

tung der proteſtantiſchen Kirchen , Predigers und Pfarr gebäude, ingleichen der Schullehrer- und Schulgebäuder' nach dem Verhältniß ihrer Grundſtücke, eben dasjenige beytragen , was ein proteſtantiſches Mitglied von ſeinen Befißungen zu leiſten verbunden iſt. . . :: W

-

::.

. 3.

Eben ro Poblen alle und jede in Oſt- Weſtpreußen

und Litthauen wohnhafte Mennoniſten , fie mögen an . gerefſen ſeyn oder nicht, in allen Fåden , wo ein protes

ſtantiſcher Einwohner bey Geburten , Verheyrathuns gen oder Sterbefällen , Stougebühren zu entrichten hat, eben dieſe Gebühren , nach Verhåltniß des Standes und Gewerbes, und nach den , in den vorgeſchriebenen Tar- Drdnungen beſtimmten , Såßen der Kirche und

Seiſtlichkeit desjenigen Orts pder Bezirks , in welchein ein jeder wohnhaft iſt, zu entrichten ſchuldig renn . Auch

ſoll in Anſehung der Calende, too : folche üblich , eine

gleiche Verbindlichkeit zu deren Entrichtung, wie bey den proteſtantiſchen

Einwohnern

deſſelben Drts

oder

Bezirks., und von eben der Claſſe auch in Anſehung

ſolcher Mennoniſten ſtatt finden. .:

Da biernáchſt . . .

.

4. .

verſchiedene Mennoniſten -Gemeinden fich bisher einer

202

Befrenung von vorſtehend erwähnten Parochial- kaften , Abgaben und Gebühren angemaßet, auch wohl beſona ders in Weſtpreußen beyfållige Erkenntniſſe darüber er :

ſtritten haben , und dieſe Erkenntniſſe in der Voraus feßung fich gründen , als ob diejenigen gereklichen Vor:

ſchriften , wornach die proteſtantiſchen Einwohner von

den Pfarr-Abgaben an die katholiſche Geiſtlichkeit, und eben ro die katholiſchen Einwohner, in Anſehung der proteſtantiſchen Geiſtlichkeit befreyet worden , auch auf

die Mennoniften angetvendet werden müſſen ; ſothane Vorausſeßung aber ganz irrig iſt, indem bereits durch die unterm 17ten Auguſt 1775 und 24ſten December 1777 an die Weſtpreußiſche Regierung und Cammer

ergangene Cabinets -Ordres feſtgeſeßet worden , daß jene allgemeine Gefeße auf die Mennoniſten keinesweges aus. gedehnet werden ſollen ; To erwarten Wir zwar , daß diejenigen Mennoniſten , welche dergleichen Indicata für fich haben , wenn ihnen gehörig bedeutet wird, daß dies relben auf einer irrigen Vorausſeßung beruhen , den

Vorſchriften des gegenwärtigen Edicts, ohne fernere pro: ceffualiſche Weiterungen , fich unterwerfen werden . Wenn ingiviſchen gleichwohl einer oder der andere derſelben auf ſeiner vermeintlichen , durch dieſe Erkenntniſſe ers langten , Befreyung beſtehen , und auf rechtliches Gehör und Erkenntniß darüber : antragen ſollte, ro roli ihm folches zwar geſtattet , alsdenn aber auch die proteſtants tiſche Geiſtlichkeit durch unſern Fiscum vertreten und

bei der rechtlichen Entſcheidung eines ſolchen Prozeſſes ; auf die vorangeführte authentiſche Declarationen vom 17ten Auguſt 1775 und 24ſten December 1777 die er: forderliche Rückſicht genommen werden ,

203

.. . : si . $. 5 . Da, die Mennoniſten , ro viel uns wiſſend ift, fich

bishero nur in proteſtantiſchen Kirchſpielen anſåßig ges macht haben , ſo haben wir dieſe Verordnungen auf katholiſche Kirchſpiele mitzurichten nicht nöthig gefuns

den , weil es aber bey dieſem Unſern Geſeß gar nicht auf den unterſchied der Religionen , fondern lediglich

darauf ankommt, daß das Cantonweſen in Unſern Staaten nicht geſchwächet werde ; To folget auch , daß, po wenn die Mennoniſten ſich fünftig in katholiſchen Kirchſpielen anſåßig machen , ſie dort gleiche Verbind: lichkeiten als in den proteſtantiſchen Kirchſpielen über: nehmen müſſen .

§. 6 . Weil der Beitrag zu dieſen Kirchſpiels -laſten ledigs lich die Abſicht hat, daß die übrigen , dem Kriegesdienſt unterworfene , Unterthanen nicht zu ſehr gedrůcket, und ihre Befigungen an Mennoniſten zu veräußern genothis

get werden ; ſo verſtehet es ſich auch dagegen , daß die Mennoniſten an die gottesdienſtlichen Verrichtungen , und an den Henraths - und Begråbniß - Gebräuchen der übrigen Kirchſpiels - Mitglieder , Theil zu nehmen , nicht . gezwungen ſind , ſondern vielmehr, nach ihren Grunds

råßen und Gebräuchen zu leben , ferner ungeſtöhrt be: rechtiget Feyn wollen . :

:

. .

: .

7.

Diejenigen Mennoniſten , welche in unuhrbaren Ge:

genden mit unſerer Erlaubniß neue Colonien und Eta : bliſſements anlegen , ſind von dieſen Abgaben fren, weil

dafelbft keine Kirchſpiele anderer Unterthanen vorhan: den ſind. Eben dahero dürfen auch diejenigen Menno: niſten in dem Marienburgſchen Werder , welche in rols

204

chen Gegenden etabliret ſind, wo zur Zeit ihrer Nieder laſſung noch keine Kirchſpiele vorhanden waren , weder zu den Abgaben , an die jetzt daſelbſt befindlichen Kirs chen und Schulen , beitragen noch Stollgebühren daſelbſt entrichten . i . ;

' , ;

iis . $.

8. -

ici

:

Die Enrolements - Verbindlichkeit ausgenommen ,

müſſen die råmmtlich angeſeſſene Mennoniſten , alle übrige öffentliche Gemeinheits - und ſogenannte. Nachbars - Ka

ſten und Verbindlichkeiten , gleich den übrigen Unterthas nen übernehmen . . . ' ' . . 9. In Oft: Weſtpreußen und Litthauen ſoll den Mens noniſten nur erlaubet renn , unter folgenden Bedingun : gen Grundſtücke von andern Unterthanen an ſich zu bringen . 'n Wenn der verkaufende Proteſtant oder Satholik einen ; zu ſeinem und ſeiner Familie Unterhalt hinreichens den , Theil des Grundſtücks behält, und dahero die alte

kriegesdienſtfähige Familie angeſeffen bleibt.

.

"

• Wenn der in Schulden verſunkene Verkäufer fich, durch einen ſehr vortheilhaften Verkauf, nicht nur das durch ganz von ſeinen Schulden losmachen , ſondern auch ein nothdürftiges. Etabliſſement wieder anfangen kann , dazu aber ſo wenig ſelbſt, als durch Hülfe ſeiner Glåubiger einen andern eben ſo vortheilhaften Kåufer anzuſchaffen im Stande iſt. Dieſe Umſtånde müſſen von der Kammern des Oſt - und Weſtpreußiſchen , auch Litthauiſchen Departements unterſuchet, und Unſerm

General- Directorio , zur Prüfung und Ertheilung der Conceſſionen , gegen die ſonſt üblich geweſenen Koſten . vorgelegt werden . Dhne eine ſolche Original-Conceſſion

205 ſollen die Hypotheken -Regiſtraturen kein Befikrecht eines Mennoniſten in die Hypotheken -Bücher eintragen ; wenn aber ſolches dennoch geſchiehet , ſou die ſchuldige Hy

potheken -Regiſtratur mit dem doppelten Betrage der Ges bühren , welche ſie bey der Zuſchreibung des Guths an den unbefugten Beſiber erhalten hat, fiscaliſch beſtrafety und das Grundſtück der Mennoniſt mag rein Beſit : recht haben eintragen laſſen oder nicht, auf ſeine Geo fahr und Koſten dem Meiſtbietenden öffentlich verkau.

fet,. quch wenn ber einem ſolchen Verkauf ein Mehres res , als wofür der Mennoniſt das Grundſtück relbft an

fich gebracht hat, geboten wwerden , ſollte, ein ſolcher Ueberſchuß , ohne Abzug der jedesmal von den Menno:

niſten zu tragenden Subhaſtations- Koſten , dem Fisco

fugeſchlagen werden . Wenn ein Guthsbeſiger oder eis ner Unſerer Beamten ohne eine ſolche Conceſſion einen Mennoniſten auf ein ſogenanntes : Laß - Schaarwerks

oder ſolches Ruſticalgut, welches dem Beſiger nicht eigenthümlich zuſtehet ,, angeſeket hat , ſo ſoll der Men : noniſt nach Ablauf eines Jahres , welches jedoch von Johannis zu Johannis zu rechnen , das Guth råumen , und außerdem , wenn er des Vermögens iſt, in Funfzig Rthlr. fiscaliſche Strafe verfallen ſeyn , der Guthsherr oder Unſer Beamte rolul aber Einhundert Nthlr. Strafe erlegen , und dem abziehenden Mennoniſten alle wurks liche vorhandene Meliorationen, nach der gerichtlich aufs genommenen Tare ſachverſtåndiger Leute, erſeßen . , . §. 10. ., Nach den Grundſåßen der wahren Toleranz, rol swar jedem Unſerer Unterthanen der Uebertritt zum Mennoniſtiſchen Glauben unverwehret bleiben. Wenn aber der Uebertretende zu derjenigen Claſſe von Ein

206

wohnern gehöret, welche nach der Staats - und Landes : Verfaſſung zu Noriegesdienſten verpflicytet ſind, und der felbe fich dieſer Verbindlichkeit, unter dem Vorwand reis ner Religions:Aenderung, entziehen will , po rou er einen andern tauglichen; keinem Canton unterworfenen Mann

auf ſeine Koſten zu ſtellen , und ſo lange die Obliga tion des Mennoniſten zu den Kriegesdienſten dauert, auch ben einer erfolgten Deſertion, einen andern zu fiſtiren angehalten werden . Ein gleiches roll in Anſes bung aller månnlichen Nachkommen Tolcher , zum men: Moniſtiſchen Glauben übergetretener fantonspflichtiger, Unterthanen ſtattfinden. Was aber die Kinder bes trifft, die aus vermiſchten Ehen, eines Mennoniſten oder

einer Mennoniſtin mit andern Religionsverwandten , ers zeuget worden , ſo ſollen dieſelben , da fie nach den ei genen Grundfäßen der meiſten Mennoniſtiſchen Lehrer, zur Mennoniſtiſchen Gemeine nicht gehören in der Res ligion desjenigen ihrer Eltern , welches dieſem Glau: bensbekenntniß nicht zugethan ift, erfogen werden . ii . . §. 11. : In Oft . Wéſtpreuſſen und Litthauen ſollen keine

freinde, auch keine bereits ausgewanderte, Mennoniſten wieder angenommen werden . . .

.

ing .

12.

Wenn jedoch ein ſolcher Mennonift ein Vermögen von zweitauſend Rthlr. ins Land bringet, ſo roul ihm derſtattet werden , ſich in andern Provinzien , beſonders

da , wo zur Viehzucht gute Gelegenheit iſt, niederzular ſen und anzukaufen , jedoch muß derſelbe 1 ) dazu ebenfalls den Conſens Inſeres General. Di: rectorii erhalten ; ' .

207

2) fich den Verbindlichkeiten der s. §. 2. 3. 4 . 5. und 8. unterwerfen ;

3) wegen der Enrollements -Freiheit muß derſelbe und

Feine männliche Descendenten , in ſo fern fie , per's . : : möge ihrer Größe und Geſundheit, zum Krieges . dienſt oder zu Fuhrknechten brauchbar ſind , von 20 bis 45 Jahre,

jährlich einen

Rthlr. hieſiges

· Courant zur General Invalidenkaſſe entrichten , wes.

;. halb von denen , ſich künftig in Unſern andern Pros vinzien , außer Dft : Weſtpreuſſen und Litthauen ,

. anzuſeßenden Mennoniſten dem Militair- Departes ment jedesmal Nachricht gegeben werden muß. , i §. 13. . : : Dagegen bleiben die, in den übrigen Provinzien be. reits anſåßige wenige, Mennoniſten von dieſem Beytrage zur General Invalidenkaſſe befrenet, alle übrige in dem zwölften $pho enthaltene Vorſchriften haben aber auf

fie gleiche Anwendung. .



.

.

In unſerm

$.

14.

Herzogthum Schleſien behalten Wir

uns vor , nach Befinden der Umſtånde dieſerhalb das

Erforderliche beſonders zu verordnen . Wir befehlen übrigens allen Unſern hohen und njes

dern Dicaſteriis und' Landes - Collegiis , Geiſtlichen , Ei. vil- und Militairbehörden , dem officio fisci und übera

haupt Jedermann, ſich hiernach allerunterthänigſt zu achten , zu welchem Ende dieſes Edict durch den Druck öffentlich bekannt gemacht werden ſoll. Urkundlich unter unſerer Allerhöchften eigenen un terſchrift und beigedrucktem Königl. Inſiegel. Gegeben Berlin , den 30ſten July 1789. , . .., . . : (L . S .) Friedrich Wilhelm .

208

. V ..

..

Declaration des Edicts vom 30ſten July 1789, " und des darauf Bezug nehmenden S. 28 . des

Canton - Reglements vom 12tén Februar 1792, wegen der Befugniß der Mennoniſten , Grunds ſtücke zu erwerben . Wir Friedrich Wilhelm , von Gottes Gnaden

König von Preußen 2 . Thun kund und fügen hiermit zu wiſſen , wie zwar in dem Edict vom 30. July 1789 die Einſchränkungen feſtgelegt worden , unter welchen den Mennoniſten erlaubt ſeyn ſou, Grundſtücke in Oſts und Weſtpreußen , auch Litthauen , an ſich zu bringen , ohne daß fie, gleich den übrigen dem Enrollement un terworfene Unterthanen , zum

Kriegsdienſt verpflichtet

werden . Es hat ſich aber gezeigt, daß die , in dieſem Edict enthaltene, Vorſchriften den eigentlichen Verhålts

niſſen nicht angemeſſen ſind . Die Erfahrung hat bewieſen , daß mennoniſtiſche Glaubensgenoffen Kriegsdienſte übernommen , und ſich darin zur völligen Zufriedenheit ihrer Vorgeſeßten ro betragen haben , daß fie es verdienen , in Anſehung der

Befugniſſe zum Erwerb von Grundſtücken , Unſern übris gen chriſtlichen Unterthanen ihres Standes gleich ges Teßt zu werden .

'

Dagegen kann es denjenigen Mennoniſten , welche fich der allgemeinen Verbindlichkeit, das Vaterland zu

vertheidigen, noch ferner entziehen wollen , in Zukunft. nicht geſtattet werden , die Zahl ihrer Beſigungen ozuu vermehren , oder deren Umfang zu erweitern , und die

mit der Enrollements - Freiheit verbundene Vortheile zu 3 . benußen , '

'

209

benukent, um andere, ' dem Staate nåßlichere Glaubensa : . ; genoſſen zu verdrången . ' ; Hey » Dieſem gemäß. finden Wir nöthig , durch gegens wärtige Verordnung genauer zu beſtimmen , wie es in Zukunft in Oft- und Beſtpreußen , auch Litthauen , in allen Fällen gehalten werden ſoll, wenn Mennoniften

den Beſit von Grundſtücken erlangen wollen , und wels cher Unterſchied zwiſchen denjenigen zu beobachten iſt, welche die Cantonpflichtigkeit übernehmen , oder auf fers nere Enrollements -Freiheit Anſpruch machen wollen ...

L

ori ; 8. 1. ; . . 90210211 :. js Diejenigen Mennoniſten , welche ſich erklären , daß fte die, andern unterthanen ihres Standes obliegende, Verbindlichkeit zum Kriegesdienft übernehmen und Cans tonfreiheit nicht verlangen , follen von allen , durch das

Edict vom 30ften bei dem Erwerb ftücken gemachten, befreit , und nach

July 1789, ihren Glaubensgenoſſen oder der Erweiterung von Grunds einſchränkenden Bedingungen gånzlich eben den Grundfågen , wie andere

chriſtliche Glaubensgenoſſen ihres Standes, behandelt viis, werden . . . . is :ST!

hoe? Bei der Einziehung zum Kriegsdienſt Toll der cans

tonpflichtige Mennonift, in Rückſicht feiner Glaubensbe griffe , mit Ableiſtung eines Eides verſchont und die erforderliche Zuſage von ihm , mittelft Bandfchlages ans DE : 1 : genommen werden . ! 3. ; ;;

Zu der Abgade, welche bie dem Enrolement nicht unterworfene Mennoniftern für dieſe Freiheit jährlich

zum Beften des Culmiſchen Gadettens Inſtituts, entrich,

210 ten , Tollen diejenige Mennoniſten beizutragen nicht vera : bunden ſeyn , welche durch die zu übernehmende Vers,

pflichtung zum Striegesdienſte , in Anſehung des Erwer bes und der Erweiterung von Grundſtücken , alle Bes fugniſſe . Der Zübrigen chriſtlichen Glaubensgenoſſen er . ! langen .21

1. Dahingegen folt keinem Mennoniſten , der nicht bes reit iftp auf Enroulements - Freiheit Verzicht zu leiſten , fernerhia bie Erlaubniß ertheilt werden , auf irgend einige Art folche Grundſtücke , es mögen låndliche oder

Bådtiſche feyn, zu erwerben , deren Eigenthum , zur Zeit der Publication dieſer Verordnung, ſich nicht im Beſit von Mennoniſten befindet, welchem gemäß die bierunter bishero :zugelaffene Ausnahmen für die Zukunft gänzlich aufgehoben werden , To daß die feßt vorhandene Anzahl der cantonfreyen Mennoniſten -Befigungen , in der Folge auf keinerley :Art vermehrtji oder deren Umfang erweis ! . ; ; 31 tert werden darf.

& $ int . §. 5.

2 :

tine

Den , zur Zeit der Publication gegenwärtiger Vers

ordnung, mit Grundſtücken angeſeſſenen Mennoniſten

Foll, ſo lange ifie fich zu dieſer Secte, Halten , und im Beſig ihrer Grundſtücke verbleiben , die ihnen zugeſicherte

Cantónfreiheit ihrer Söhne ferner zu ſtatten kommen , wogegrepa fie den geſeblichen Bedingungen , unter wels chen ihnen dieſe Exemtion geſtattet worden , überall Genüge leiſten můffen . E Dieſe Enroulements - Freiheit foll auch unverändert

bleiben , wenn bei dem Abgang der jeßigen Eigenthus

211

iner die Grundſtücke wiederum auf Mennoniſten , als

männliche Inteſtat:Erben des leßten Befißers, übergehen. §.

7.

i

..

Außer dieſem Fall, wo das Eigenthum an einen männlichen Inteſtat-Erben mennoniſtiſchen Glaubensbes fenntniſſes gélanget, roll die Enrollements - Freiheit, bei der nåchſten Beſißes - Veränderung , gånzlich aufhören ,

und derjenige, welcher ein ſolches Grundſtück durch Kauf, Tauſch , Schenkung, Teſtament, Vermåchtniß, Vers heirathung mit der Wittwe, Tochter oder einer Anvers wandtin des legten Beſigers , oder ſonſt auf irgend einige Art erlangt, keinen Anſpruch auf Befreiung von der Cantonpflichtigkeit zu machen berechtigt reyn. § 8. in P .

:5. Die, durch das Privilegium vom 29ſten März 1780 , für die Bewilligung der Cantonfreiheit beſtimmte, Abgabe von 5000 Rthlr. an das Cadetten - Inſtitut zu Culm ,

muß noch ferner unvermindert entrichtet , und von den enrollementsfreien Mennoniſten zuſammengebracht wers den. Nur dann , wenn ſich die Anzahl der cantonpflich . tigen Mennoniſten fo vermindert haben wird , daß fie weniger als die am 29ſten März 1780 vorhanden ger weſene beträgt, ſollte ein verhåltniſmäßiger Erlaß bes willigt werden . : iro Dieſem gemäß befehlen wir allen Unſern Militairs

und Civilbehörden , fich nach dem Inhalt dieſer Decla ration nicht nur ſelbſt auf das genaueſte zu achten , ſondern auch die nöthigen Berfügungen zu treffen , daß dieſelbe überall pünktlich befolgt, zu dieſem Behuf durch den Drück öffentlich bekannt gemacht, und in jeden vorkommenden Fall in Ausübung gebracht werbe.

212

Urkundlich haben Wir dieſe Verordnung uđerhöchſt eigenhåndig unterzeichnet, und mit unſerem Königlichen Inſiegel bedrucken laſſen . is Gegeben Potsbam , den 17ten December 1801.

Friedrich Wilhelm . .

Goldbed

Schrötter, Golgi

B.

Gnaden - Privilegium für die Mennoniſtens ; Gemeinden . Wir Friedrich , von Gottes Gnaden 2c. 26 urz kunden und bekennen hiermit, daß , nachdem die Tammt: liche Mennoniſten -Gemeinden . Unſers Königreichs Preu : ren , in Dft und Weſtpreuffen auch fitthauen allerunters thånigfte Anſuchung gethan : Wir geruheten ihnen in Betracht der Toleranz - und Enrollirungs - Freiheit, ſo fie und ihre Glaubensgenoſſen bisher, in dieſem unſerem Königreiche, genoffen , und nachdem die jeßigen Mens noniften -Gemeinden aus 12,603 Seelen beſtehend, wegen ſothaner Enrollirungss' und Werbungsfreiheit, zu unters haltung der Culmſchen Cadettenſchule, ſich zu einer jährs lichen Beiſteuer von Fünftauſend Thaler reit Trinitatis

1773 Herſtanden , eine von Uns Höchſtſelbſt ausgeſtellte allergnidigſte Verſicherung und Gnaden - Privilegium zu ertheilen , daß ſie von der Enrollirung und dem Ratus

rellen - Militairdienſt immerwährend befreiet , und bei dem Genuß ihrer Glaubensfreiheit, Gewerbe und Nah . rung gelaſſen , und geſchüßt werden würden , Wir dies

res allerunterthänigſte Geſuch in Gnaden . ftatt finden

213 laſſen . " Wir verheißen und verſprechen demnach für Uns und Unſere Nachkommen an der Strone, gedachten Mennoniſten -Gemeinden in unſerm Königreiche Preuſſen ,

daß so lange fie und ihre Nachkommen fich als getreue, gehorſame und fleißige Unterthanen verhalten , die auf ihren Gründen haftenden , oder mit ihrem Gewerbe fonſt verknüpften Abgaben prompt entrichten , fich denen all: gemeinen Landespflichten gleich den übrigen Unſern ges treuen Einſafſen nichtentziehen , die bisherigen 5000 Thlr., wegen der Enrollirungsfreiheit, jährlich in den vorges chriebenen Terminen an die angetoieſene Caſſe prompt

abführen , und ſonſt überall ſich als redliche, treue und gehorſame Unterthanen betragen werden , ſie von der Enrollirung und dem Naturellen -Militairdienſt auf ewig befreiet bleiben , und bei dem Genuß ihrer Glaubensfreis heit, auch Gewerbe und Nahrung, nach denen in Un ferem Königreich Preuſſen eingeführten kandesgeſetzen , und Anordnungen ungeſtöhrt gelaſſen , und dabei ge-

ſchüßet werden ſollen . . Urkundlich haben Wir gegenwärtiges Gnaden - Pris vilegium Höchſteigenhändig unterſchrieben und mit un

Ferm Königt. Inſiegel bedrucken laſſen . So geſchehen und gegeben Potsdam , den 29ſten März 1780 . . (L . S .) Friedrich . Stimmt mit dem Allerhöchſt vollzogenen Gnadens Privilegio genau überein , welches hiermit in fidem at:

teſtirt. Marienwerder, den 12ten April 1780 .

. . : 13

.

Fifcher, Regiſt. Cam .

Nachdem Sr. Königt. Majeſtät von Preußen , un : rer Allergnädigſter Herr , der Mennoniften -Gemeinde cin

.

214

Preußen das vorligende Snaden - Privilegium d. d . Potsdam den 29ſten Mårz c. a. zu ertheilen , ſolches Höchſteigenhåndig zu unterſchreiben , und mit Höchſtdero Cabinetsſiegel bedrucken zu laſſen geruhet , ſo iſt ſelbis

ges dato denen hier anweſenden Bevollmächtigten , Jo hann Buſeniß und Heinrich Donner, gedachter Gemeinde ausgehåndiget worden .

· Sign . Marienwerder, den 18ten April 1780. .. . ( L . S .) Königl. Weſtpreuß . Krieges - und Domainen - Kammer.

Vorhoff. Radicke. Moldenhauer. v.Stach. Vallentin. . . . . . . v . Lettow . Schulz. An

.

die Mennoniten -Gemeinde in Preußen .

. Unter dem

.

30ſten October 1744 reichte die Kries

ges - und Domainen - Kammer zu Königsberg dem Ko: nigl. General- Directorio folgendes , vom Magiſtrat zu Sönigsberg entworfene, Formulare des Bürgerbriefes, für die dort angeſeſſenen Mennoniten zur Genehmigung ein ,

welches durch ein Reſcript des Königl. General Direcs torii vom 16ten November deſſelben Jahres ' beſtåtiget

wurde.

Mennoniften -Bürgerbrief. Wir Bürgermeiſtere und Rath dieſer Königl. Preu : fiſchen Haupt- und Reſidenzſtadt Königsberg thun kund undsbekennen hiemit, daß wir Königl. allergnädigſten

215

Verordnungen zu Folge dem Mennoniſtettä сo . auf ſein geziemendes Anſuchen zum Bürger angenoma men , ihm auch dadurch der , einem hieſigen Bürger zú . ſtehenden , Rechte und Wohlthaten fåhig und theilhaftig

machen wollen . Da nun derſelbe folgendermaaßen dem Magiſtrat Treue und Gehorſam angelobet Hat :

Ich N . N ., Mennoniſtiſcher Religion , gelobe auf mein gläubig und kräftiges Ja , Sr. Königl. Majeſtåt in Preuſſen , meinem allergnädigſten Ko nige und Herrn unterthänig , treu und hold auch E . Hochedeln Rath dieſer Königl. Haupt- und Reſidenzſtadt gehorſam und gewårtig zu ſeyn, Dero Nußen und Beſtes nach meinem höchſten Vermo

gen zu befördern , und dagegen Schaden und Nach theil abzukehren und abzuwenden.

So oft ich von Se. Königl. Majeſtåt und E . Hochedeln Rath, bei Tag und Nacht in heimlichen oder öffentlichen Sachen gefordert werde, will ich gehorſamlich allemal erſcheinen , und alles dasjenis ge, was mir auferlegt wird , mit getreuem Fleiß beſtellen , mich auch in keinerlei Sachen wider Sr. Königl. Majeſtåt oder E . Hochedeln Rath gebrau: chen , noch finden laſſen .

Im gleichen will ich

alle und jede Gaben , ſie haben Namen , toie ſie wollen , gerne und willig abtra .

gen und bezahlen , auch mich in allen Dingen , wie einem getreuen Bürger eignet und gebühret, erzeigen und verhalten ; und daß nun dieſes alles

von mir unverbrüchlich gehalten werden ſoll und muß, ſo bekräftige roldhes alles nochmals, nach un Ferm Mennoniſtiſchen Religions -Verſtändniß , mit einem kräftigen Ja, an Eides Statt.

216

· So iſt ihm dieſer Bürgerbrief darüber ausgefertigt und ertheilt worden . Urkundlich unter unſerm Stadta

Infiegel. So geſchehen Königsberg, den . . . . Anno .

.

. . . .. . . . .

.

-- -

-

-

- -

• , , , ( L. S.) , : Bürgermeiſter und Rath x . dc.

217

Die Biedertåufer in Münſter . Vorbemerkung. Um zunächſt eine, durch die Cenſur entflan: dene, bedeutende Lücke voin 17 Seiten, die ſchon abgedruckt geweſen , auf eine würdige Art zu füllen , ftehe hier diere Ueberſicht einer höchft verwerflichen Rotte Meuterer" und Sirewichter , mit denen die ftillen und frommen Mennonis ten , ſelbſt von Gelehrten , mit und ohne böſen Willen , noch

håufig verwechſelt werden .

Ich hatte ſie als Schlußwort

des Ganzen beſtimmt, um den Contraſt noch ſchneidender zu machen .

Die Secte der Wiedertåufer , die fich zuerſt im Jahre 1524 bemerkbar machte , hatte ſich , während fie am Rhein und in Holland mit Feuer und Schwerdt vers folgt wurde, in der Stadt Münſter viele Anhänger und

eine Art von Freiſtåtte zu erwerben gewußt. Das Stadts regiment wurde damals nachläſſig verwaltet, die Seifts lichkeit war durch die Reformation in Streitigkeiten vers wickelt, und der Biſchof konnte in der freien Reichsſtadt keine Macht ausüben ; daher hatten die Wiedertäufer gute Gelegenheit , ſich dermaßen in Münſter auszubreis ten , daß , als man endlich ihrem Schreiten Einhalt thun

wolte, fie ſchon Kraft genug hatten , ſich der Obrigkeit mit Erfolg zu widerregen. Da dieſe Secte nun eine Gemeinſchaft der Güter unter fich einführte , und von einem ſichtbaren Reiche Chriſti auf Erden predigte ,' wo aller Gehorſam

gegen die Obrigkeit aufhöre, und die

218 Frommen über die Gottloſen herrſchen ſollten , ſo erhiel. ten ſie einen großen Anhang bei denen , die nicht gern

arbeiten , oder den Befehlen ihrer Vorgeregten gehorchen wollten , und konnten deshalb das Uebergewicht in der

Stadt behaupten . Das Haupt dieſer Schwårmer war eines Leinwe: bers Sohn aus. Harlem Namens Johann Mattheus Backer. Dieſer gab ſich für einen Propheten aus, und fand bei der roben Menge, durch ſeine Betrügereien ein unbegrenztes zutrauen und einen blinden Gehorſam , ſo

daß jeder vernünftige Menſch , der einen Zweifel gegen den göttlichen Beruf des Glaubens åußerte, für ein Gotteslåſterer gehalten und bis auf den Tod verfolgt wurde. So ließ der Lügenprophet Backer einen wackern Schmiedemeiſter , Namens Herbert, an einen Pfahl bins den , und erſchoß ihn mit eigener Hand, weil derſelbe geſagt hatte : was rollte ein To unwiſſender Menſch Göttliches lehren können .

p" unter dieſen Umſtänden verließen viele der achtungs würdigſten Bürger die Stadt, da ſie ſich nicht entſchlies fen konnten , mit den Schwärmern gemeinſchaftliche Sache zu machen . Anfangs ließen die Wiedertäufer dieſe rechtlichen Leute gerne ziehen, und erlaubten denen

auch ihr Vermögen "nitzunehmen ; nachmals aber zwan gen fie ade mit Gewalt , ſich noch einmal taufen zu laſſen , und die dieſes nichtwollten , mußten mit Zurück laſſung aller ihrer Haabe die Stadt meiden . Um aber reine Parthei zu verſtårken , lud Backer alle, Wiedertåu:

fer aus Holland und Deutſchland nach Münſter ein , und beſchenkte fie mit den Grundſtücken der Vertries benen . .

.

sn's Als nun Backer -ſein Anſehen hinreichend befeſtigt

219

wußte, führte er die ſtrengſte Gütergemeinſchaft ein ; nlles Geld , alle Koſtbarkeiten , alles Gold und Silber mußte in eine gemeinſchaftliche Kaſſe abgeliefertwerden , und wer etwas davon zurückbehielt, der wurdemit dem Leben beſtraft. Aus dieſer Kaffe wurde Allen ſo viel ges geben , als ſie zu ihrem Unterhalte bedurften . Bis jeßt hatte Backer fich nicht um die weltliche Regierung bekümmert, aber endlich reßte er auch den

Magiſtrat ab, ernannte zwei und zwanzig ſeiner vorzug lichſten Anhånger zu Rathsherrn, und reßte dieſen zwei Bürgermeiſter , Bernhard Knipperdolling und Gerhard Knipperdorf vor, die aber råmmtlich nur blinde Werk. zeuge zu Ausführung ſeiner Befehle waren .

· Der Biſchof von Münſter, Franz von Waldeck hatte unter der Zeit eine Striegsmacht zuſammen gezogen , und rückte auf die Stadt los. Als dieſes der Prophet Backer hörte, ließ er ſogleich alle Einwohner ohne Un terſchied des Alters und Geſchlechts an der Befeſtigung der Stadt arbeiten , und dieſe in einen Foldhen Stand ſeben , daß er eine Belagerung nicht fürchten durfte.

Am 14ten Februar 1534 kam das biſchöfliche Heer vor Münſter an. Backer wagte ſogleich einen Ausfall und zwar mit ſo gutem Erfolg , daß er eine reiche Beute in die Stadt brachte. Dadurch kühn gemacht, wiederholte er am folgenden Tage den Angriff, verlor aber das Leben dabei. Backers Tod erregte in der Stadt einen großen

Schreck, und die Wiedertåufer fiengen an in ihrem Glaus ben wankend zu werden , da ihr Prophet gefallen war. Aber ein Jünger deſſelben Johann Bockolt von Leyden unternahm es, die Stelle ſeines Meiſters zu erſeßen . Es war noch ein junger Mann , kaum 25 Jahr alt,

220

hatte die Schneiber - Profeſſion erlernt, und nachmals

als Schauſpieler debåtirt, bis er mit Backern zuſam . men kam , und nun Beruf fühlte, den Propheten zu

ſpielen. Dieſer ließ die Bewohner von Münſter zuſams men berufen und erklärte ihnen , daß Mattheus Backer

den Mårtyrertod geſtorben ren , und gleiche Verehrung, wie einſt die Maccabåer, verdiene. Seine Beredſamkeit nahm das Volk für ihn ein , und er wurde einſtimmig zum Nachfolger des Backer ernannt. Er überredete die

leichtgläubige Menge leicht, daß er mit einem weiſſa. genden Geiſte begabt rey , verſchaffte dieſer Ausſage

durch mancherlei Gaukeleien Glauben , und wurde darin von dem Bürgermeiſter Snipperdouing wacker unters ſtůßt, und nun lenkte er das Volk nach Belieben . Zus erſt gab er vor , daß ihm Gott eingegeben habe, den

Magiſtrat abzuſeßen , und die Regierung der Stadt 12 Richtern nach Art der Sſraeliten , anzuvertrauen . Als er dieſes gethan hatte, hob ex nun, um Feine ſinnlichen Begierden deſto beſſer befriedigen zu können , den Ehes fand auf, und führte die Gemeinſchaft der Weiber ein .

Ein einziger unerſchrockener Mann wagte es , dieſem uns ſinnigen Befehl zu widerſprechen , allein Bockolt ließ ihn

fogleich ermorden, und nun fügte ſich alles nach ſeinem Willen .

Es ging nun ro abſcheulich in Münſter zu ,

daß nicht ein Frauenzimmer den Begierden der Böſes wichter entgieng, und ſelbſt Mädchen von 10 Jahren nicht verſchont wurden . Dieſer Gråuel empörte alle diejenigen , welche fich noch nicht ganz von aller Sitts lichkeit los geſagt hatten , und funfzig von ihnen ver: ſchworen ſich , den Bubent gefangen zu nehmen , und

dem Biſchofe auszuliefern . Indeffen wurde ihr Ans ſchlag entdeckt, und der Schåndliche ließ fie råmmtlich

221 binrichten . Sein würdiger Genofle Knipperdolling' vers

richtete dabei das Scharfrichteramt. : Bis jeßt hatten die 12 Richter , wenigſtens dem Scheine nach , in Münſter regieret, aber nun wollte ex allein herrſchen , und um dieſes zu bewerkſtelligen, mußte

fich ein Goldarbeiter ſtellen , als ob auch er die Sabe

der Weiffagung empfangen habe , und es dem Wolfe verkündigen , daß Gott den Johann Bocholt zum Könige

über die gange: Erde berufen habe. Dieſe Gaufelei ges lang vollkommen , und am 24ften Juni wurde Johann Bodolt zum Könige gekrönt. ' : : ! ? ? Mit dem königlichen Titel nahm Johann von Lens

den auch den königlichen Glanz an , und richtete fich einen prächtigen Hofſtaat ein . - Er ließ fich koſtbare Kron -Inſignien nachen , die ihm ftets vorgetragen wers den mußten , ſchmückte ſich mit Gold und Edelſteinen , bielt ſich eine prächtig gekleidete Leibgarde, und machte einen Aufwand , als ob er auf dem Throne gebohren

geweſen wäre. Er hielt ſich vierzehn Beiſchläferinnen , aber außerdem nahm er Backers Wittwe zu ſeiner rechts måßigen Gemahlin , und ließ iſte als : Königin krönen . Ueber dieſen Aufwand verſäumte er aber ſeine Sichers heit nicht Tondern ließ das Volk unabläßig durch Pros pheten bearbeiten , die ſtets . Siege uudi Glück weifſagen mußten , damit es wegen der Beſchwerden der Belages

rung nicht auffäßig werde. Auch ſchickte er ſeine Upos ſtel nach Holland und an den Rhein um neue Anhåns ger zu werben .

Einer dieſer Apoſtel Heinrich Hilvers

ſum wurde von den Belagerungstruppen Feft genom men und vor den Biſchof gebracht. Der Biſchof bot

ihm Begnadigung ;an, wenn er ſich als Spion wolle gebrauchen laſſen , und der Gefangene der wohl einſea

222 hen mochte, daß es mit dem neuen Könige ein trauri: ges Ende nehmen würde, und dem überdies keine Wahl blieb , nahm das Anerbieten bereitwillig an . Er gieng zu dem König . Johann zurück , und brachte ihm die Nachricht, daß mehrere Stådte , und unter andern Am ſterdam , Deventer und Wefel entſchloſſen wåren , ſich ſeiner Herrſchaft zu unterwerfen . Bockolt durch dieſe Nachricht eingeſchläfert, ſandte den Hilverſum auf's neue aus , und gab ihm eine anſehnliche Summe Gels des mit, dieſer gieng aber , ſtatt nach Holland , ins biſchöfliche Lager, von wo aus er an die Bürger ſchrieb und ſie ermahnte, von dem Lügenkönige abzufallen , und die alte Ordnung der Dinge wieder herzuſtellen . Wåh rend deſſen wareir die Vorråthe von Lebensmitteln in der Stadt größtentheils aufgezehrt, und ein drückender Man: gel begann einzutreten . .. Nur noch die vornehmeren Stånde konnten ſich mitunter fåttigen , die geringern Klaſſen mußten Tchon mit Wurzeln , Leder und andern widerlichen und ekelhaften Sachen ihren Hunger ftillen . Daran kehrte Fich aber Bockolt nicht, ſondern tröſtete ſeine Anhänger mit einem nahen Entſaß , der aus Hol: land eintreffen router und ſchickte ſogar einen Offizier, Johann Selen , ab , um die Hülfstruppen und einen Transport pon , Lebensmitteln , den er erwartete , zu empfangen . 11.43;! ;; . * . .; , Da der gehoffte Entrat ausblieb , fo fieng Hilvers jums Schreiben an die Bürger ſeine Wirkung zu thun , und viele wurden der tollen Regierung dieſes Faſtnachts. föniges überdrüßig , dieſer aber ſuchte durch Grauſam ; teit fich bei Anſehen zu erhalten . - Zwei- reiner Pagen wolten , zu den Belagerern übergehen , allein er ließ fie einholen und ermordete fie mit eigener Hand. Eine

223 Feiner Frauen bezeugte ihr Mitleið , mit dem in der Stadt herrſchenden Elende, dieſe ließ er auf den Markt führen , und fchlug ihr ſelbſt den Kopf ab , während ſeine übrigen Weiber dieſem gräßlichen Schauſpiel knieend beiwohnen und ein geiſtliches loblied : anſtims men ' mußten . 11. Endlich ließ er die Shore öffnen , und

gelobte alle denen einen freien Abzugi die: an einen guten Ausgang der Dinge verzweifelten . Wirklich 30% gen auch über 1000 Perſonen aus ; aber die Belagerer

begiengen die Grauſamkeit , dieſe Unglücklichen beinahe ſåmmtlich nieder zu bauen . '

Jeßtwar der Hunger aufs Höchſte geſtiegen , Hunder Kaßen und gefallene Pferde wurden verzehrt, ja fogar

wollen die Chronikenſchreiber wiſſen , daß mehrere Elterni ihre Kinder geſchlachtet und gegeſſen haben , und noch

dachte der verblendete Böſewicht an keine Unterwerfung. Da machte ein Landſtreicher ," unter dem Namen Håna fel von der langen Straße bekannt, dieſem Jammer ein Ende. Dieſer Hånſel war aus dem biſchöflichen Heere zu den Wiedertåufern übergegangen , als aber

das gute Leben aufhörte , kam er wieder ins Lager zu : růck, uns verſprach die Stadt. ohne vieles Blutvergies

ßen in des Biſchofs Hände zu liefern , wenn ihm voll. ſtåndige Begnadigung zugeſagt würde , und da man

dieſe Bedingung gern eingieng, ſo hielt er Wort. Er hatte zufällig eine reichte Stelle des Stadtgra : bens entdeckt, und dadurch führte er zur Nachtszeit

einen Heerhaufen in die Stadt, dieſe Soldaten fans den zwar bei der Bürgerſchaft einen fråftigen Wis derſtand, und der König Johann vertheidigte ſich tapfer auf dem Kirchhofe. Allein die biſchöflichen Krieger like ßen nicht nach , bis ſie die Wiedertäufer überwältigt,

224

und Den Theaterkönig lebendig gefangen hatten ; auch der Statthalter Knipperdolling und der Schafmeiſter

Crechting fielen in ihre Hände. Der Biſchof mißbrauchte den leicht errungenen Sieg, denn er ließ die Jammers geſtalten von Weibern und Kindern die der Hunger verſchont hatte , zur Stadt hinaustreiben , und gab ſie .

fo . den : Elende preiß .

Die Stadt gieng den 14ten

Juni 1535 über , nachdem

die Belagerung 16 Monat

gewähëet hatte. ." ) ; 9

Und was wurde aus Johann Bockolt ? Er wurde,

nach ſeinem eigenen Vorſchlage, in einen eiſernen Käfig geſperrt , und durch Deutſchland zur Schau umher ges führt, dann aber, nebſt ſeinen beiden Genofſen Knippers

Dolling und Crechting, mit glühenden Zangen geriffen - ſodann mit einem Dolche niedergeſtoßen , und darauf wurden die Körper der Verbrecher in eiſernen Körben an den Thurm . der Lambertus - Kirche zu Münſter auf ! ! . . : . . . .. . gehångt. ' :, mori?

Urtheile

225 -

ģiinit

Urtheile

in

über die Mennoniten in Frankreid . .

(Aus franzöſiſchen Blåttern entlehnt.)

A. Uus der Chronique religieuse. Anm . War in der Staatszeitung No. 24. März 1819 aufgenommen .

Die Zaufaeſinnten in Frankreich , friedliche Nachkomt men unruhiger Voreltern , ſtammen von den Wieders

tåufern ab, die von dem Magiſtrate zu Strasburg im Jahr 1546 , und in demſelben Jahrhundert aus der Schweiz , beſonders dem Canton Bern , vertrieben wurs den . So heftig die erſten Wiegertåufer auftraten , no

ruhig ſind die heutigen in beiden Welttheilen . Sie haben dem Schwindelgeiſt, der die Secte bei ihrer Ents ſtehung beſeelte , ganz und gar abgeſchworen .

Ihre

Zahl mag zwölf bis funfzehnhundert Seelen betragen .

Sie ſind in Deutſchlothringen , dem Elſaß und einigen benachbarten Departements zerſtreut. Ihr Hauptſiß

226

iſt in den Vogeren zu Salm , einer kleinen Dorfſchaft, die ausſchließlich von ihnen bewohnt wird. Ich glaube nicht, daß man eine einzige Familie in den Städten findet ; fie bewirthſchaften abgeſonderte Pachthöfe , da fie ſich insgeſammt dem Landbau ergeben haben.

Ar:

beitſam und verſtåndig , baben ſie durch Erfahrungen die Mängel der Theorie ergånzt und alle Zweige der

Felderwirthſchaft vervollkommt.

Dieſe Rückſicht, die

treue Erfüllung der Verträge, die Pünktlichkeit in der Bezahlung, verſchaffen ihnen jederzeit den Vorzug bei Verpachtungen . T rilla. . Sie verſtanden ſich Tchwer dazu , die dreifarbige Kokarde su tragen , als man eine Pflicht daraus machte. Wenn ſie grüßen , nehmen ſie den Hut ab , aber wie

die Duåker' ſchwören fie nicht und fragen keine Waffen . Der National Convent wollte ſie dazu " zwingen ; ' fie machten dagegen den Antrag, fie beim Fuhrweſen an : zuſtellen , welches an einen Ausſchuß verwieſen und angenommen wurde. Indeſſen haben einige ihrer Con

ſcribirten gedient, ſtatt Stellvertreter anzunehmen . Man hat zu ihrem Lobe bemerkt, daß ſie nicht, wie fo viel andere, ihre Gläubiger mit werthlofen Affignaten be

zahlt oder vielmehr beſtohlen haben : Sie enthalten fich des Tabaks , ſpielen nicht Karten ; Muſik und Malerei find ihnen fremd," fie hüten ſich vor Proceffen , ſorgen

für ihre Armen und unterſtüßen ihre Glaubensbrüder, die durch Unfälle und nicht durch eigene Schuld zurück gekommen ſind .

Im Ganzen find' fie rehr unwiſſend,

aber ehrlid ), måfig und fittlich , cool

.

. ..

.

227

B . Aus der topographifch ftatiftifchen Bes ſchreibung von Frankreich. (Aug. Staats-Zeitung No. 24 .) Einige Familien der Taufgeſinnten ſind in dem Moſel - Departement zerſtreut; ſie ſind insgeſammt

Landleute und zeichnen ſich durch einfache Sitten aus. Mäßig, gehorſam , geduldig und arbeitſam haben

fie es in der Viehzucht und im Feldbau weit gebracht,

$ 2

- ..

228

Die Saud 's in Oſtindien .

Cin Miſfionair der Calcuttaſchen Geſellſchaft giebt fols gende Kunde über die Saud's , eine religiöſe Secte, — die den Mennoniten und Quåkern unter den Chriſten auf

fallend gleicht , - in den niedern Provinzen Indiens, die ziemlich zahlreich iſt, und einen der Verſammlungs

örter im

Jahr 1816 , in der Stadt Furruthabad be:

ſuchte. : Die Geſellſchaft aus Männern , Frauen und Stins dern beſtehend, empfieng die Fremden in ihrem

großen ,

aber ganz einfachen , Gebäude recht freundlich . Der ganze Gottesdienſt beſtand aus dem Geſang einer ymne,

Nach genauen Nachforſchungen erfuhr der Miſfio. nair einige Auskunft über die Secte, wovon das Haupts Neſultat ungefähr dies reyn mochte: Ums Jahr 1600 hatte ein Einwohner Beer, gebürs tig aus Narnub in der Provinz Dehli, eine wunders

229 bare Eingebung von Doda dos, wodurch ihn Doda dos

als einen Auserwählten betrachtete und als folchen ihm folgende Kennzeichen gab : Was er voraus fage, folkei geſchehen . Seine Geſtalt werde keinen Schatten wers

fen .

Er wolle ihm

feine Gedanken dffenbaren .

Er

ſolle zwiſchen Himmel und Erde erhoben werden , und

er könne die Todten ins Leben rufen . Aus einem , in Verſen und in dem Theeth Dialect geſchriebenen , Buche erkannte der Miſſionair die Glau .

bensſåße der Saud's , die in nachſtehenden beſtehen :

Puß , Schmuß und farbige Kleider ſind ſtrenge verboten , nur allein weiß zu tragen erlaubt. Sie verbeugen ſich gegen Niemand. Jede Art von

Gößendienſt verabſcheuen fie ; dem Ganges widmen ſie nicht mehr Ehrerbietung als jeder Chriſt es thut,

Gott nennen ſie Sutguo Saud , bedeutend Diener Gottes . Ihre Gottesverehrung iſt ohne Ceremonien . Sie Ich wören niemals. Vor den Gerichtsho

fen gilt ihr bloßes Wort ſtatt Eið. Erhißende Getränke , Opium , Tabak und jede Art von Lurus rind höchlich verpönt. Auch

tanzen und ſpielen fie niemals . Nur in der åußerſten Noth iſt es erlaubt, zur Selbſtvertheidigung mit Menſchen und Thieren ſich in Kampf einzulaſſen . Sie ſind rehr arbeitſam und erfinderiſch , und ſor

gen für ihre Armen und Stranken aufs thåtigſte.

Allmoſen müſſen ganz im Geheimen gegeben wers den , eben ſo ſoll auch nur im Stillen gebetet werden . Die Zunge im Zaum zu halten iſt eine Haupts pflicht. Die Hauptſiße der Saud's find Delhi, Agra,

230

Eypur und Furrathabad, doch ſind ſie über das ganze land . zerſtreut. Eine jährliche Zuſammenkunft findet

in einer der vier Stådte ſtatt, wo die Angelegenheiten der Bekenner dieſer. Secte geordnet werden . ☺ Sie gelten für ordentliche geſittete Leute, die meis

ſtens Handel treiben. .

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231

.

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Allgemeine Bemerkungen über die Men * noniten , aus den Papieren Dreier Sach 3.1 kundigen entnommen .

. .. in

Igende Gelehrte haben über die Geſchichte der Mens

noriten geſchrieben : 1 ) Johann Gustius de anabaptistarum ortu et pro gressu .

'I

..

.

1

:

2) Nicolaus Gerbilius de anabaptismae exordio, i

erroribus et historia abaminandis. 3 ) Arnoldi mischovii historiae" anabaptisticae L .

VII. 1617 . * 4 ) Herrmann Modius ' Initia Sectae annabaptisticae .

· 5 ) Vom Urſprung' und Fortgang der Secten unter den Anabaptiſten 1605 , von einem ungenannten ,

6 ) Heinrich Ottius Annales anabaptisticae 1672. 31

Diefe Annalen fangen von 1521 an , und gehen bis 1671.

7 ) Fr, Segler Anabaptista Laureatus. Basel 1680. 8 ) Carl van Gens, Geſchichte der Mennoniten bis į auf das Jahr 1615 . .. 9 ) Tielemann van Bragt , of mantelaer. Spiegel der Doopgezinte Amsterdam 1685. .. . 10) Martini plataci, Specimen historiae anabaptisti, cae 1701. 11) Cornelius v. Hygen , von dem Urſprung und Forts

232 gang der Mennoniten (Emden 1711) , in holåndis ſcher Sprache, wird ſehr gelobt. 12) Herrmann Schyns. Geſchichte der Mennoniſten , welche Chriſten heißen 1729 (wird gelobt).

13) Gerhard Rieſen . Unſchuld und Gegenbericht der evangeliſchen Taufgefinnten , ſo Mennoniſten heißen , über die unverſchuldete Beſchuldigung, als wenn fie von der aufrühriſchen Münſterſchen Secte ent ſprungen , auch derſelben Grund und Lehre führten , nebſt des Menno Simonis Ausgang aus dem rir. Pabſtthum . :: Rabeburg 1702. .!

14 ) Friedrich Pruis , über den Zuſtand der Mennoniſten . . . Jena 1743. ; ; 15) Naamlyst. Die Remonſtrantiſche Profefforen , Be o neicens, die der Doopgezinden . Amsterd. 1783.

16 ) D . Wilhelm Crichtons Geſchichte der Mennoniten , .

Königsberg 1786 . .

.

wann i

.

ii

Außerdem wird 1 ) in der Kirchengeſchichte, vorzüglich über den Zeits

raum des 16ten Jahrhunderts , vieles über die Mens noniten erwåhnt. ; . 2) Hartknoch in ſeiner "preußiſchen Kirchenhiſtorie er: ' wähnt derſelben und der Schickſale der Gemeinde gleichfalls.

. 3 ) So wie das hiſtoriſche Dictionaire von Bayle ihs

rer gleichfalls gedenkt. Die litteratur ihrer religiöſen Schriften gehört nicht hierher, dieſe iſt ſehr ausgedehnt, und zum Theil hier . nur nach den Titeln der , meiſt im Holländiſchen ge. fchriebenen, Bücher bekannt. . . .

233

Rechtsſtreit und Entſcheidung über die Frage: Ob ein , aus der Mennoniten :

Gemeinde wegen geleiſteter Krieges , 31. dienſte ausgeſtoßenes Mitglied , durch

• richterliche Gewalt in ſeine Rechte wie

der eingeſetzt werden könne? Der Mennonit D . v . R . zu E . ergriff im Jahre 1815

die Waffen , und ward von ſeiner Gemeinde, von der er freiwillig fich getrennt hatte , mit Einverſtåndniß únd. Genehmigung der geſammten Mennonitiſchen Ges meinden von Weſt - und Oſtpreußen , auf das Gefuch , ihn nach beendigtem Kriege wieder aufzunehmen , abs fchläglich beſchieden , indem , nach dem Glaubensbekennte miß der Mennoniten ; Artikel 29 .9von der Nache, die

Führung von Waffen und Leiſtung von Kriegesdienſten, als den Grundfågen der Religion zuwider läufend , ges achtet wird. Dies, veranlaßte denſelben zu einer Be ſchwerde, gegen die Helteſten und Vorſteher bei den Ads miniſtrations Behörden , und da auch dieſe die Weiger rung der Wiederaufnahme nicht zu heben vermochten , fo wendete ſich der D . U. Nurmit der unter A . beilies

genden Kelageſchrift an die Juſtizbehörde der Proving, die ſchon frühere Antråge der Adminiſtrations:Behörden

234

erhalten hatte :-wegen dieſer beharrlichen Verweigerung der Wieder-Aufnahme, die Unterſuchung gegen die Aelteſten und Vorſteher der Mennoniten - Gemeinden von Weſts und Oſtpreußen einzuleiten . Die Juſtizbehörde der Pros vinz åußerte nun unter B . ihr Bedenken über den vors

liegenden fall; und begiveifelte die Zuläſſigkeit einer Un terſuchung gegen die Yelteſten und Vorfeher der gedach

ten Gemeinden . Nach der våterlichen Sorgfalt, womit der Staat, bei den wichtigſten und geringſten Gegenſtån den , får die ftrengſte Unpartheilichkeit der richterlichen Entſcheidungen

und für, die ſorgfältigſte Prüfung der

Verhältniſſe, ſorgt, ward auch hier die Entſcheidung vors liegender Frage Einem höheren Tribunal übertragen , der ren Urtheil unter C . beiliegt, und die leſer vollkommen in den Stand reßt, über den Gegenſtand des Streits ,

ühst den Inhalt der Entſcheidung, nach denen darin umſtändlich erörterten Chatſachen und Rechtsgründen , zu ürtheilen .

Fir? 1973, 1 tiivse pare

. ..

)

Es ift übrigens unrichtig , wenn ſich der D . v . R . it einer Klage. auf die milderen Geſinnungen anderer nicht minder bedeutenden Gemeinden bezieht; die Se meinde zu D . van die rich D . 6. R . ebenfalls wegen

Feiner Wiederaufnahme.weudete , hat nicht minder dan felbe abgelehnt, und, würde, wenn man ſie über die Wahrheit feiner Angabe befragt hätte, das mit eben der Freimuthigkeit bekannt haben , wie andere. Gemeinden -

und ihre Vorfieher. Sie hålt an dem Glaubensfage, daß alle Theilnahme an einem Striege, den Mennonit

| son felbft aus feiner Gemeinde ausſchließe, eben fo feſt und unverbrüchlich wie die übrigen Mennonitifchen Gemeinden . Das jeßige perſönliche Militairgeret , wels ches jeden nicht mennonitiſchen Staatsbürger bis zum

,

235

50ften Jahre verpflichtet, unter verſchiebenen Bedinguns gen Seriegsdienſte zu leiſten , geſtattet nicht, daß ein, durch den Austritt aus der Gemeinde zum Kriegsdienft verpflichteter, Mennonit, nachdem er durch dieſen Schritt fein Wort gegen die Gemeinde gebrochen bat, idurch

einen neuen Wortbruch ſich wieder dem Staat 'entziehe, dem er die Leiſtung des Kriegsdienſtes zugeſagt hat. ) . . Mit der Wiederaufnahme des I . C . l. in die D . Gemeinde hat es aber eine ganz andere Bewandniß . Dieſer entfloh, durch traurige Schickſale niedergedrückt, heimlich aus K . und konnte fich in der Freinde nicht als Mennonit legitimiren , er ward alſo angeworben ,

and theils wider: Widen theils aus Noth , zum Milis, tairſtande gezwungen . Nach der erſten Belagerung von D . bekam er reinen völligen Abſchied, und war alſo von jeder Militair-Verpflichtung völlig frei. Da er nun dies ſen Zwang vorſchůzte , und es betheuerte , daß er nicht

aus Ueberzeugung die Waffen ergriffen hätte, durch ſeine Wiederannahme auch , da ſie .zur Zeit der Franzöſiſchen Occupation geſchahe, dem Canton kein waffenfähiges oder verpflichtetes Mitglied entzogen wurdë, wie dieſes bei der Annahme des v. R . ; der Fall würde geweſen reyn, ſo ward er aus Mitleið wieder angenommen , obs gleich man nicht in Abrede feyn kann, daß die D . Ge. meinde größtentheils aus Mitleid minder ſtreng vers fuhr, wobei es dem J. C. L. noch zu ſtatten kam , daß er übrigens keinen unmoraliſchen Wandel geführt hatte, wie dieſes bei v . R . der Fall war .

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.

Auch aus S . hat kein Mitglied der daſigen Men : noniten -Gemeinde, als ſolches den Feldzug mitgemacht, zwar giengen Söhne Mennonitiſcher Eltern , namentlich 2 . und 3 . als Freiwillige mit. Erſterer if gar night

236

bei der mennoniten Gemeinde getoefen . Er gieng frůs her zum Unterricht bei einem reformirten Prediger, wurde

allda getauft, und engagirte ſich als Freiwilliger. Der Lestece war früher Mitglied der Gemeinde, führte ei nen leichtſinnigen ſchlechten Lebenswandel, gieng zu der

evangeliſch -reformirten Kirche über, und nachdem engas girte er ſich gleichfalls als Freiwilliger. Von Seiten der Gemeinde, ſo. wie von den Eltern beider genannten Perſonen , ſind ihnen keine Hinderniſſe in den Weg ges Jegt. Auch dieſe Gemeinde erklärte den 22ften Juli 1818 : ad Protocollum : Yors sont ri' vIhre Religions :/ und Glaubenslehren waren in a

mihrer urſprüngliche Reinheit unverändert geblieben ,

53 ,,weil es ein weſentlicher Artikel ihres Glaubens $13 ? weni fich : : :

::

233 . m3u Sériegesdienſte ir nicht zu verpflichten ; 1. :mund ein jeder Mennonit , der dieſen Grundfågen

31 nentgegen handelt, in dem Augenblick aufhöre, ein

$" ; Mennonit zu ſeyn. A

Er ſcheidet ſich felbft

freiwillig von der Gemeinde, ſo daß hier

Et von keiner Ausſchließung von Seiten der Ges $ 5 qmeinde, die Rede renn kann. " Bogel cerita :

BSA.

.. ." ! ;

Klage des D . B. R ., gegen die Aelteſten und

Vorſteher , auf Wieder- Aufnahme in die Gei

meinde Der Mennoniten zu E. .. Nothgedrungen bin ich mit nachſtehender Slage ehrs erbietigſt dem Kochlöbl. * * * * * Gericht anzutreten .

237

1.3 . Die hieſigen Mennoniten haben mich , nach meiner:

Rückkehr aus dem leßten Feldzuge gegen Frankreich, deno ich als Freiwilliger mitgemacht, aus ihrer Gemeinde versi

ftoßen , und bloß aus dem Grunde, daß ich die Waffen für mein Vaterland getragen habe, ich wandte mich darauf an Se. Excellenz den Herrn J. M . * * * ** * * und habe beiliegende gnådige Refolution erhalten , ich fchrieb den 20ften April an die hieſige Mennonitena

Gemeinde , theilte Ihnen dieſe Reſolution mitjuiund frug an , ob fie mich jeßt annehmen würden , worauf ich beiliegendes: ablehnendes Schreiben :von denſelben : echielt. Darauf habe ich nochmals unterm : 411. 6 Fraction

. . C

i

s.

.. ,

)

35 . 31

und von der Geſammtzahl beider Gerchlechter 432.

c) Bei den Verſtorbenen :

1) in den Städten 5 a) månnliche 11

23

nach 22jähriger 3 b ) weibliche < 12 : * CGS Fraction månnliche Lande 1797 auf 2) na 9) . nnliche 17 ch dem24jähriger 2( aa )) mä

Fraction

),weibliche 166

und 'von der Geſammtzahl aller Gefforbenen

345. . 368.

.

318

i

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d ) Bei den Communicanten :

.

1) in den Städten ( a) månnliche 1937 , nach 22jähriger 3 b) weibliche 222 Fraction . . . 2) auf dem Lande .

nach 23jähriger

Fraction (das

a ) männliche 2525 23 55210

, b ) weibliche 2685

Jahr 1775 fehlt) [ u . von der Geſammtzahl der Communicanten 5625 . Zwiſchen dieſen Nachrichten , aus den Jahren 1798 bis 1810, fehlen die Populations -Liſten für 10 Jahre, wahrſcheinlich in Folge des Krieges . Auch wurden in den ſpåtern Liſten Stadt und Land nicht unterſchieden . Wir geben ihr Reſultat in der Anlage C . für einen

10jährigen Zeitraum . Die Nachrichten über die See: lenzahl liegen nur volftändig vor, von Weſt- und Dit: preußen , und aus früheren Jahren unvollſtändiger von

fitthauen. An Weſt - und Dſtpreußiſchen Seelenliſten der Mens

noniten befißen wir keine früheren , als vom Jahre 1800 und es fehlen noch hier die Jahre 1806 und 1807 wegen der friegeriſchen Unruhen . . . Die Beilage D . enthält die Nachweiſung der vors

handenen Familien der Mennoniten bis 1809 und weiſt den Verluſt an Volkszahl nach , den Weft und Dſt:

preußen durch die Auswanderung

vom Jahre 1803 mit 342 Familien , o

1.

1808 mit 99 . a PLA 441 Familien

erlitten hat, welche zu "6 Seelen die Familie gerechs

net, mindeſtens einen Verluſt von 2646 Seefen erges

319

ben , und den Stamm der Colonieen in Rußland gegen ben haben .

Di

Die Beilage E . enthålt einė, mit 1810 beginnende,

Nachweiſung der Seelenzahl der Mennoniten in Weſte preußen allein bis zu 1819 , doch fehlt in der Reihen ,

folge das Jahr 1815. Die Trennungen von Weſtpreußen in ſeinem De partement einerſeits , und die Wieder- Erwerbung des

Culmer Landes haben ſeit 1816 dieſe Fålle . ro verån . dert , daß es unmöglich wird, allgemeine Reſultate zu ziehen und die Volksmenge der geſammten Provinz mit

dieſer beſonders zu vergleichen . " .

Von Litthauen ſind uns folgende Nachrichten zur gegangen :

Die Seelenzahl der Mennoniten im Gumbinnenſchen Regierungs - Departement war im Jahre 1784 : : a) männlichen Geſchlechts 176 b ) weiblichen : 164 i ** * * Summa 340 Seelen ,

im Jahr 1813

351

ne

5

1817 423 , und , 5. : wovon in den Städten und auf dem Lande 418 Seelen .

ILS

= 423 Seelen ,

Die Bevölkerung des Departements Gumbinnen , excl. der Mennoniten , beſtand im

Jahr 1817 aus

363,493 Seelen , wogegen alſo die mennonitiſche Sett lenzahl von 423 Seelen ſehr unbedeutend iſt. Die Anzahl der Mennoniten im litthauifchen Der partement beſtand in der Periode von 1777 bis 1780 aus . . . . . . . . .. .. .. .. 404 404 Seelen ,

..

.

.

320 Darunter waren

a ) Familienvåter . . 1

. 100

ii

1945b) Söhne . i

33 . c) Knechte

.

si . . . 20

und d) Weißer, Töchter und Mägde 204 .. . " .

wie vor 404 Seelen .

Bon dieſen 404 Mennoniten lebten damals : I. auf dem Lande,

2. .. a ) Våter

. . . . . .

b ) Söhne . . . . . . . . . . . c ) Knechte .

72 96 , 20

und d ) Weiber, Töchter und Mågde 184 372

II. In den Städten, a ) Våter

. . . · · · ·

b ) Söhne ici

: . :

c ) Knedite . . . .. . '

4"

siis

.

und d ) Weiber, Eichter und Mägde

20

: 7*** 32

.

. wie oben

404 Seelen .

Die ad I. waren Kuhpåchter und Ackerbefißer, und ad II. Målzenbråuer, Branntweinbrenner und Kaufleute.

321 .. SA.

.

.

Conſignation aller in Weſtpreußen befindlichen Mennoniten - Familien . : Las

Seelen - Anzahl.

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Dienft :

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17 Reimerswalde

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12 Nafſenhuben 13 Quadendorf 14 Tiegenhagen 15 Diegenweide

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49 Lindenau 50 Neudorf 51 Gürtenkampf 52 Reutelaut 53 Niedau

54 Waltdorf 55 Brodrace

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43 Stadt Neuteich | 44 Neuteicher Stadt: a feld 45 Mierau 46 Briske 47 Gr. Mausdorf

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61 Robach u . Zener 62|KI. Mausdorf

63 Goltberg 64 Fürſtenauerweide

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65 Roſenort

66 Fürſtenauerfeld 67 Duackendorf

68 69 70 71 72

Fürſtenwerder Bårwalde Münſterberg Vorwerck Vierzehnhuben

151 132

73 Vogter

74 Neuteicherwald 75 Mierauerwald

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76 Kozielikker Heu : buden 17 Philippiner : Hus ben

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105 Mielenie 106 |Marienburger

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145 Fiſchauer Feld 146 Spaarau 147 Orloff 148 Orloffer Feld

149 Siebenhuben 150 Pişkendorf

151 laðekopper Feld 152 Neunbuben 153 Thiege

1558 / 161812206 / 2017 \ 273 |256

154 Mierau

155 Leske 156 Trampenau 157 Kaldom 158 Sandhof

159 Schönſee 160 Schönberg 161 Sdönhorſt

162 Neukirch 163 Zieskendorf 164 Eniebau 165 Marjenau

166 Vierzehnhuben 167 Bårwalde 168 Fürſtenwerder 169 Vorwerk

170 Baarenhof 171 Neuteicherwald 172 Tiegenweide

173 Tiegenhagen 174 Platenhof 175 Neimerswald

176 Blumenort

1 1

3

31

10 11

12 11

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177. Roſenort

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182 Waldorf 183 Neuſtåterwald 184 Stobbendorf 185jHaberhorſt 186 Altendorf

187 Petershagen 188 Larendorf

189 Gr. Wickerau 190|Schwarą

191 Bollwert 192 Kampf 193 KI. Wickerau HolyC

194 Kåmersdorf 195 Hospitalkampf 1

197 Elerwald 1ſte, 2tel . 1 und 3te Trift . 198 Stadt Elbing 199 Elerwald 4te und .

200 'Ober-Rörbwald 201 ,Körbshorſt

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202 unter-Körbswald

203 Aſchbuden 204 Streckfüß 205 Möskenberg 2061Hoppenau

Latus | 1902|1964/1621 |2399 /314 |320

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207 Schlammſack 208 Roſengarten 209 Nogatau 210 Schweingrube 211 zwanzigerweide

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212 Gr. Schardau

213 KI. Schardau

214 Gr. u . KI. Wůs: nißer

215 Rudnerweide 216 Roſenkrans 217 Muntauerweide

218 |Zieglershuben 219 Tragheimerweide 220 In den Weißhöf

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222 Im Mömeſchen

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Stüche 223 Schulwieſe im Amte Möwe 224 Schweingrube 225 Gr. Schardau 226 Rudenerweide

227 Wieſeniß

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228 Muntauerweid

229 Zieglershuben 230 Weishöfiche | Schulwieſe

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237 Poln . Weſtphalen 238 Bratfin 239|Marſau

240 KI. Sebrau 241 Gr. Sangkau 242 Friel 243 Comrau

244 Parscke 245 Grup

246 Niedergrub

247 KI. Sangkau 248 Muntau

249 Schönſee 250 Darpoſch 251 Grens

252 Schweberkampen Nieder- Ausmaas Ober - Ausmaas SI. Lunau Gr, Lunau

257 Samrau 258 Schönek 259 Nosgarten

260|Steinwage 261 Gogolin 262 ] Horſt

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253 254 255 256

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231 232 233 234 235 236

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266 Przechowsko 267 Druſchrunugradt

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4251 409 ;

-

Sa. månnlich 620415985/ weiblich 5985 : Sa. generalis (121891

Nach Seite 330 .

des marienwerderſchen

Kammers

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139) 159) 2833 / 2879 135 | 150 ) 2390

Bemer, kungen . (Summe. ] 6010 )

2316

4991

132 152 2616 2409

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136 ] 157 133 158

2762) 2656 ) 5711| 2542 2499 5332 139| 166 2170 2079 4554 1241 143 ) 26001 2626 5493 126 ) 1381 2572 ) 26201 5456 1151 132 2376 2536 5159

1201 128 ) 2069 2130 116 129 2273 2434 2587

2651 2807

108 1351

4447 4952 5475

5424

109 141 26541 5215 8119 1109 1411 2561 26541 5465 1061 142 297 340 269) 317 360 422 )

2918 2593 ) 2516 2107

2973 2786

2578

6139 ) 6016 ) 5680

2058 4947 ) 345 408 2762| 2788 6303 676 687 2241 23651 5969 3481 4071 2816 27821 6353

248|4883 |58078161744/128953 193| 222 25251 2685 ] 5625 | 22 Jahr.

23 Jahr.

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Auszug, aus der Populationsliſte des Marien: werderſchen Regierungs -Bezirks , über die Seelenzahl der Mennoniten , pro 1810 bis 1819. In

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= 1819|1608| 14653073 |14

332

D.

Anzahl der mennonitiſchen Familien in Weft:

preußen , Oſtpreußen und Danzig, ohne : Litthauen , in den Jahren 1800 — 1809. , C

befanden ſich in den Iin : Jahr Stådal Alem tern

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18001 5271 2453) 203) 3183] incl. Danzig

683) 2429| 195/ 3307| 1801 dito 676 2453 195 3324; 1802 dito 1803

161 3119) Starke Austbandes | 150 ) 2982 > rung nach Rußland.

dito

1804

6091

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| 156 29871

1805 dito 1806 )

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141 2220

146 25077 Abermalige Aus:

Danzig

Swanderungs- Periode

S 99 Familien .

und

Culm .

134 2158 116 2408 1809 dito | 3999 |184961 1322|23817|| Auswanderung in dieſer Periode überhaupt 441 Familien .

333; . E . * *.

. .

. .

*

Nachweiſung der, in den ſtatiſtiſchen Tabellen des Marienwerderſchen Regierungs- Bezirks, Verzeichneten Zahl der mennonitiſchen Bes wohner. die mennonis) .

tiſche Seelen - ueber

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in den laufdem Stád- platten , tell. | ten . | Lande.

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487| 10931| 11418 )

Weſtpreußen ohne Dans 1811 | 48110635 11116 1812 516 ) 9764 10280 : : zig und Culm . ; 1813

1814

448 ) 9880 10328 )

1141 10216 |11357| incl. Danzig , ganz Wefte preußen , nur ohne das

Tivi. Culmer kand. ; : 1815 (von dieſem Jahre fino keine ſtatiſtiſche Tabel . :1. 3 ilen vorhanden .

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1816 | 80| 3240 3320 Des Marienwerderſchen is Regierungs - Departements, mit. Inbegriff vom Tub

mer Lande. siC ( . . .. . - 104 3527 3631 .5 | - 87 3331 34181 Auswanderungen nach 1 100 / 3186 ) 32863 " Rußland . . . 1 3444 /64710 /681541 (w that per|

303

1817 1818 1819 Sa.

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Jahr. l 382 7190$ 7572 " ,? .

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334

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Mennoniten -Gemeinden in Weſtpreußen .

a ) Dereinigte Frieſen und Flåmminger. 1) Die Gemeinde der Stadt Danzig nebſt Junter einem " Vorſtådten , > Helteſten 2 ) Die Gemeinde aufNeunhuben daſelbſt,) vereinigt. b ) Flåmminger.

: :

1 ) Die Gemeinde der Stadt Elbing, sie

23 hina.

bing,

.

unter einem

von Ellerwald bei El: > Uelteſten ."

vereinigt.

3) Die Gemeinde auf Heubuden bei Marienburg , zu der das Filial Jerszewo bei Stuhm gehört. 4 ) Die Gemeinde zu Ladekopp , im Ziegenhöfſchen .

5)

" " , "* , Bårwalde, im Barenhofſchen . « Diegenhagen , im Tiegenhöfſchen .

• Orlofferfelder daſelbſt. Roſenorth , im Elbingſchen . 9) Tiensdorf, im kleinen Marien : - * - burger Werder. 10 ) Die Gemeinde zu Marcushof, daſelbſt.

.

335

- -

* ***. c ) Friefen. * * *

1) Die Gemeinde zu KleinsSzardauen und in der gans zen Stuhmſchen Niederung. 2) Die Gemeinde in der Graudenger Niederung. 5 Culmer Niederung. 3) 5 Thorner Niederung. 4 ) . This is de

5)

- Meuenburger Niederung.

)

· Schweßer Niederung ; iff durch Auswanderun die gen des größten Theils der Mits ? i glieder ganz eingegangen. . .

336

Ueber die mennonitiſchen Colonieen in Süd - Rußland. ? . .. Vorbemerf. in ... .. · Die Herausgeber dieſer Beitråge haben fchon meh . reremale erklärt, daß fie bloß Beiträge liefern wollten , aus denen die derer dieſer Sammlung den Zuſtand, der mennonitiſchen Gemeinden in mehreren Gegenden , kens nen lernen können , und daß fie es mithin jedem leſer überlaſſen , entweder von dem Ganzen oder den einzels nen Gegenſtänden ſich ſelbſt eine allgemeine Ueberſicht, aus dieſen Beitrågen zuſammen zu ſtellen . Dieſe all. gemeine Bemerkung wiederholen wir denn auch hier, wo von den Colonieen die Rede iſt, welche die Menno: niten in Süd-Rußland angelegt haben .

Um nun die Leſer dieſer Beiträge in den Stand zu regen , daß fie fich von dem Entſtehen , dem Zuſtande, und den Berhåltniſſen der erwähnten Colonieen einen richtigen Begriff machen können , haben wir geglaubt I. eine allgemeine Anſicht über ſåmtliche Südruſſiſche Colonieen ,

a ), aus dem Freimuthigen (wenn Referent nicht irrt unter dem

Buchſtaben A .)

b ) aus dem Morgenblatt, unter dem Buchſtaben B . voran zu ſchicken, indem in beiden Auffäßen eine Vergleis chung der mennonitiſchen Colonieen gegen die übrigen gemacht worden , und die allgemeinen Verhältniſſe aller

dieſer

337 dieſer Colonieen geſchildert werden , von denen die men : nonitiſchen nur ein Theil find. II. Demnächſt haben wir über die mennonitiſchen Co

lonieen , die in dem Journal für Land - und Sees reiſen enthaltenen beſondern Nachrichten No. 21. Capitel IV . aufgenommen , und auch die Karte bei: gefügt, welche dieſer Abhandlung in gedachtem Jours

nale beiliegt. S . Beilage unter dem Buchſtaben C . Demnächſt laſſen wir Nachrichten folgen , aus hand ſchriftlicher Mittheilung von Perſonen , die in dies Ten Colonieen lebten , und ſie demnächſt verlaſſen haben .

a ) Eine vom Herrn M - r , welcher in der Nåhe ñ dieſer Colonie die Stelle eines Hauslehrers bei einem Gutsbeſiger bekleidete, unter dem Bucha ſtaben D . b ) Die, von einem Coloniſten bei einer Reiſe ins Vas terland, geſammelten Nachrichten , unter dem Buch . ſtaben E .

c ) Eine ſtatiſtiſche Tabelle über den Zuſtand der ges dachten Colonieen , von den Jahren 1813 und

1819, wozu uns die Data gleichfalls durch die Güte des Herrn M - r mitgetheilt worden , und die wir mit Balancen über das Wachsthum eins

zelner Zweige des Gewerbebetriebs und der Culs tur der Colonie verſehen haben , unter dem Buch: ſtaben F. Dieſe ungedruckten Nachrichten werden nun, mit den Þorbemerkten gedruckten Nachrichten , von jedem Leſer verglidhen werden können, und beide ſich gegenſeitig bes ſtåtigen und erläutern . . IV . Aden dieſen gewiß nicht unintereſſanten gedruckten

338

.

und ungedruckten Nachrichten laſſen wir noch Beis tråge, zur Geſchichte der Auswanderung der mens

nonitiſchen Coloniſten aus Preußen nach Rußland, mit einigen Beilagen folgen , die zur neuern Ges

ſchichte dieſer Religionsparthei gehören . Es wurde uns ſehr angenehm ſeyn , Berichtigungen

und Ergånzungen zu erhalten , die in die Fortſetung dieſes Werks aufgenommen werden ſollen . ·

Die Herausgeber.

Ueber die Colonieen in Süd- Rußland überhaupt.

(Aus einem Journal.) Es iſt eine der neuen Zeiterſcheinungen , daß ſeit einis gen

Jahrzehenden ſich ſo viele Coloniſten und immer

håufiger, nach der Küſte des ſchwarzen Meeres drången , alſo nach den Gegenden , aus denen die Völkerwande: rungen zu uns kamen , die das alte oſtrömiſche Reich nach einem langen Kampfe umſtürzten und das weſt römiſche ſchwächten .

Dort bildet ſich , darin ſtimmen die neueſten Reiſes Nachrichten überein , ein neues Volk, vermiſcht aus Eu: ropäern und Aſiaten . Die erſten Colonieen find Folge der Einladungen der Kaiſerin Catharina II. vom Jahre 1762.

'

Man gab Anfangs unſtreitig , weil man zu viel Land batte, den erſten Coloniſten zu viel Erde, und mehr als

339

fie urbar machen konnten . Seitdem haben alle Eolo niſten vollkommene Gewiſſensfreiheit, keine frühere poli tiſche Meinung leidet Verfolgung , jeder Coloniſt kann feine früheren Sitten beibehalten , wenn ſie nicht unver träglich mit der allgemeinen Ruhe find, Jeder kann zu Civil- und Militair:Aemtern gelangen . Der Boden bedarf in den ſüdruſfiſchen Colos : nieen keiner mühſamen Waldzerſtörung , wie in Nord

Amerika , ſondern die durch lange Ruhe fruchtbare Erde giebt im ſüdlichen Rußland, mehrere Jahre lang reiche

Erndten , ohne alle Düngung, ſelbſt wenn der Boden nur mit einem ſchlechten Pfluge durchgewühlt worden . Der Bug, Dnieper, Dnieſter , Don und ihre Nebenflüſſe erleichtern den Abraß überflüſſiger Erzeugniſſe des Boa dens. Der Landtransport iſt im Winter in ganz Nuß: land weit wohlfeiler als anderswo. Selbſt ein See krieg Nußlands erlaubt den Coloniſten immer noch den Handel im Innern , und läßt ihnen , außer dem Kriege Nußlands mit der Pforte, den Handel nach dem mit:

telländiſchen Meere frei. Unter den Griechen , und unter den måchtigen Ges

nueſern war an der ganzen Weſtküſte des fchwarzen Meeres ein lebhafter Handel, und die Küſtenbevölke:

rung weit größer als jeßt. Bis zu unſern Zeiten bes wohnten dagegen in der Regel Nomaden die Oſtküſte, und zwar rehr weit landeinwärts , die vormals Scythen, und in unſerer Zeit Tataren oder Koſaken genannt wur: den . Leßtere begaben ſich , wenn ſie Räuberei getrieben

hatten , bald unter der Pforte, bald unter Rußlands oder Polens Schuß , ohne einer dieſer Måchte volkom men unterworfen zu ſeyn . Als die Krimm ein Beſtandtheil Rußlands wurde, V 2

340

ro wurde das Schickſal der Nachkommen der Griechen und Genueſer, und der von Trapezunt herüber gewanders ten Armenier , welche ſich anfäßig gemacht hatten , mil. der und die Zahl der, ſchon früher Ackerbau treibenden , Tataren vermehrte fich . Jekt treiben in den Städten am fchwarzen Meere

und in den Flüffen , die ſich darin ergießen , ganz beſons ders Ruſſen , Armenier , Griechen , Staliener und Frans zoren als Kaufleute und Handwerker Nahrung. Den Feldbau treiben dort hauptſächlich Ruſſen , Deutſche, Tas taren und Griechen .

Die Haupthandelsſtadt iſt Odeſſa , die General Ri. bas zur Haupthandels -Niederlage wählte; ungeachtet fie nicht mit gutem Waſſer verſehen iſt, und eine ſchlechte

Rheede hat. Freilich iſt die Luft dort geſund , und die

Küſte wärmer als andere Punkte derſelben . Cherſon und Micolajew wurden früher von ihm zu Handelshå: fen

eingerichtet und entbehrten felbft jene Vortheile

Odeſſa's .

Der Freihafen Odeſſa Tchiffte, nach den Zoll:

büchern , im Jahr 1816 für 49,564,704 Rubel Güter aus. Odeſſa hat eine treffliche Duarantaine-localität, und eine ſchöne Waſſerleitung nåchſtens zu erwarten . Der Dnieſter ſou bald durch einen Canal in den Li

mann , an dem Odeſſa liegt, ſich ergießen . Dann freis lich erhålt Odeſſa einen trefflichen Hafen .

.

Unter den Coloniſten , welche um Odeſſa gedeihen ,

zeichnen ſich die Bulgaren eben ſo ſehr wegen ihres Fleißes , als wegen ihrer Sparſamkeit aus. Jede Fas milie erhålt 60 Diſfåtinen Land. Weil fie ſparſam ſind , ro verwenden ſie ihr Eingenommenes felten wieder . Die Noth , nicht durch Abgaben erdrückt zu werden, gebot ihnen dies als flugheitsregel, ſo lange fie türki.

341 ſche Unterthanen waren .

Sie haben die gute Gewohn

heit noch nicht wieder abgelegt. Weniger gut gedeihen die rchwäbiſchen Coloniſten , weil ſie zu arm und ſelbſt phyſiſch kraftlos ankamen . Viele ſind Knechte anderer Coloniſten geworden , nachdem ſie die Unterſtügung der Regierung ſchlecht benußt oder gar vergeudet hatten .

Beſſer gedeihen am Ufer der Takmack neben dieſen Würtembergern die Mecklenburger , die größtentheils

doch etwas mit brachten . Sogar haben manche dieſer Mecklenburger zu 7 bis 8 Rubel die Diſſåtine Land zugekauft.

Sie erndten oft das zehnte und bisweilen

das achtzehnte Korn von ihrem Weißen . : Am Taganrock führten eben dieſe Deutſche einen glångend belohnten Ackerbau ein .

Bergſtröme trennen

die Colonieen der Deutſchen , von jenen der preußiſchen

Mennoniten , an deren Spiße ein gemiſfer Vins ſteht, welche im Jahr 1801 auszuwandern anfiengen , weil man in Preußen von ihnen Militairdienſte verlangte. Ihnen wurden 120000 Diflåtinen Land angewieſen , wovon ſchon 65000 an 3000 Einwohner vertheilt wor: den find. Funfzehn Werſte davon wohnen nogaiiſche

Dataren . Zum Vortheil dieſer Tataren , welche aus Nomaden auf 280000 Diſſåtinen anſåßige landleute geworden ſind , fou in der Mündung des Flußes Dus butchnei ein Hafen angelegt werden , der bald dieſen

Namen , bald den Namen Nogaisk führt und ins Meer von Azow fließt. Eine Landplage in der Krimm ſind die, håufig mit Schnee verbundenen , Orkane, welche ver. langen , daß man für ſeine Thiere in ſolchem Nothfalle in dieſem Clima ein Obdad, haben muß . Die Baum : zucht kann nur hier in umzäunten Gärten , wegen der ungeheuern Menge von Haaſen , gedeihen .

342 dem

Der Holzmangel ztvingt hier die Einwohner auf Lande ihre Gebåude mit Lehmmauern aufzu

führen . ·

Die Griechen , ſind hauptſächlich nach dem Frieden

von 1775, in der Strimm auf dem Lande zur Cultur

dieſer Ebenen anfäßig geworden . Viele dieſer Nation fochten unter ruſfiſcher Fahne im Archipel, und da ſie wußten , daß für ſie keine Amneſtie im osmanniſchen Vaterlande exiſtirte, ſo gab ihnen die ruſſiſche Krone Låndereien dicht am ſchwarzen und Azowſchen Meere. Ihr Vieh iſt Tchlecht. Sie geben ſich keine Mühe role ches zu veredeln . Eben ſo ſorglos iſt ihre Feldbeſtel: lung. In Griechenlands Continent macht man beim

Landbau die nämliche Bemerkung, weil fie dort unter: drückte find. Solche angenommene Nationalfehler legen Nationen , welche fie langſam erwarben , auch bei ver

beſſertem Zuſtande birgerlicher und häuslicher Freiheit, nur langſam wieder ab. Gute Landſtraßen fehlen der Krimm noch ganz, und mehr Brücken und Fähren .

Je nåher bei Taganrock, defto theuerer iſt das

land. In der Nähe dieſes Hafens , das heißt bis 30 Werſte Entfernung gilt die Diflåtine 70 bis 100 Rus bel.

Im

Jahr 1817 wurde beſonders Getreide, Eiſen

und griechiſcher Wein , Roſinen , Del und macedoniſcher Tabak eingeführt. 1391 Schiffe giengen nach Conſtan : tinopel und weiter. Die Ausfuhr überſtieg die Einfuhr um einen Werth von 9, 301,053 Rubel. Der Hauptort der armeniſchen Colonieen iſt Nack: hitchevane, in Gouvernement Eckaterinoslaw , 56 Werſte

von Taganrock, am rechten ufer des Dons. Im Jahr 1780 ließ die Kaiſerin Catharina die erſten 1000 Co:

loniſten - Familien aus der Krimm dahin verreßen . Jeßt

343

find die Armenier viel zahlreicher. Jeder 18jährige Co. loniſt erhålt 65 Diffåtinen .

. Sie ſind gute Ackerbauer , und viele treiben nicht unbedeutenden Handel mit den Gränzvölkern, welche Rußland nid )t angehören . Der Markt ihres. Hauptorts iſt daher immer mit Waaren des Auslandes reich ver: rehen . Ihr Seiden - und Hanfbau iſt ſehr bedeutend, eben ſo ihre Branntweinbrennerei und ihre Ledergår: berei. Marſchfieber herrſchen häufig in der Colonie. Das iſt Folge der häufigen Fiſchnahrung und der Uebers ſchwemmungen des Dons , die indeß nur kurze Zeit dauern , jedoch allenthalben die Luft in warmen Gegen

den ungeſund machen . Am Ufer des Aceral, der in den Don fließt, liegt

die im Jahr 1816 angelegte Koſakenhauptſtadt Eſcher: kask. Die Gegend iſt geſund , und frei von Ueber. ſchwemmungen . Ueber 12 Millionen Diſſåtinen Land,

find den anſäßigen Koſaken , zur Benugung und Ver. theilung, angewieſen worden . In ihrem fruchtbaren Ges

biete koſtet ein Pfund Fleiſch 10 Pfennige, und 33 Pfund Roggen -Mehl 6 Groſchen . Ihre Schaafheerden ſind zum Theil veredelt, ihr Hornvieh berler als jenes der

Tataren und Mennoniten . Die Koſaken bauen fich ihre Häuſer von Tannenholz, ein bedeckter Säulengang läuft ums Haus.

Das iſt Landesgebrauch .

Der Weinſtock

gedeiht fehr gut; auf den Felſen und Hügeln der Ufer des Dons , aber man muß ihn dort im Winter mit Erde und Heu bedecken .

-

Nicht in den Weinbergen , ſondern zu Tfimbiansk kellert man den Wein .

Die deutſchen Coloniſten glau..

344 ben fich am beſten bei Reben mit rothen Trauben zu ſtehen .

Långs dem Don iſt noch kein Uferpfad für die Schiffszieher eingerichtet, welche doch die Schiffahrt ſtromauftårts nicht entbehren kann. Die Kalmucken des Goudernements Aſtrakan lebo ten als Nomaden , und beſaßen im Jahr 1806 57463 Cameele, 231,106 Pferde, 157,562 Stück Nindvieh ,

und 734,254 Schaafe.

Das Spiel macht dieſe freie

Menſchen oft arm und dann zu Senechten der Ruſſen oder ihrer Landsleute. . Am Ufer der Kouma, die im Kaukaſus entſpringt, und fich in ihrer fandigen Mündung ins kaspiſcheMeer verliert , findet man einige Landgüter , welche Nuſſen

oder Armeniern eigenthümlich ſind. Die Sterblichkeit iſt hier, wegen der ungeſunden Ueberſchwemmungen , rehr bedeutend, aber eben ſo ſorgſam die Pflege der Guts : beſiker für ihre freien oder Leibeignen Arbeitsgehülfen . Die leibeignen Landbauer pflegen hier ein Neuntel ihrer

Producte dem Herrn zu entrichten . Diejenigen Leibeige: nen , welche zum Hausdienſt auseripählt find , arbeiten

nur drei Tage in der Woche für ihre Herren ,- und kön nen ſo viel Thiere unter den Heerden ihres Herrn wei den , als ſie beſißen und erwerben können. Die Armenier und Ruſſen mögen dort 40000 Dif fåtinen land beſißen. Ihr fleißiger Landbau liefert zur Ausfuhr Reiß , Baumwolle und Seam . Nirgends lebt man wohlfeiler als am Fuße des Staukaſus. - Das Pfund Brodt koſtet 3 Copeken , das Pfund Fleiſch 5 bis 6 Copeken , eine Henne 8 bis 10 Copeken . Blühen kann hier abek , wegen der Gefahr

345 der Plünderung der kaukaſiſchen Bergvölker , der Acker's bau niemals. ise; i : Es iſt bisher nur noch Project der Regierung, daß leßtere künftig das Meer von Azon allen fremden Flag gen , die aus dem Mittelmeere kommen , verſchließen

werde. Alsdann wird der Hafen Kertch, mit ſeiner tie fen und ſichern Rhede, auch eine Quarantaine-Unſtalt ? erhalten , die ihm jeßt fehlt. . . Freilich wird die Ausführung jenes Plans den

Håfen von Theodoſia und Taganrock ſchaden .

Schon

Mithridates nußte den Hafen von Kertch . Man findet

noch jeßt dort verſandete Molos. . Der Seehandel im perfiſchen Meerbufen iſt jekt ganz in den Händen der Engländer, ihre Offiziere ftes hen in den Dienſten des Herrſchers von Perſien , und leiten den Hof und ſeine Politik , nach dem Willen der

Compagnie-Regierung zu Calcutta. ·

Im Jahr 1767 ſchlug der Gouverneur Clive in

Bengalen der engliſchen Regierung vor , mit 15000 Europäern und einer Zahl Seapons China zu erobern , Der Plan blieb unvollzogen , låßt aber auf die Schwäche

der aſiatiſchen Regierungen ſchließen . Rußland verliert weit weniger Nomaden jährlich durch Auswanderung, als es durch Einwanderung derret

ben ſtårker wird, weil der Druck der in öden Steppert wandernden Horden in Rußland geringer , als jenſeit feiner Grången iſt; aber weil dieſe Einwanderungen Fels ten in ganzen Horden geſchehen, und ſich ſolche noch fels tener rammt dem Diſtrict, in dem ſie gewohnt ſind, um her zu ziehen , der ruſſiſchen Strone als Schukherrn frei: willig. unterwerfen , wenn ſie nicht ein mächtigerer No

maden - oder anſåßiger Volksſtamm drångt: ſo werden

.

346 die Einwanderungen weniger bemerkt, als die Auswans

derungen , obgleich legtere ſelten bedeutend, find,

.

B.

Ueber die Colonieen in Süd - Rußland. (Aus dem Morgenblatt No. 146. Pag. 583.)

Der Verfaſſer macht von der Ukraine oder Kleins Rußland eine entzückende Beſchreibung , dann feßt er Folgendes hinzu, das uns, wegen des Auswanderungs Geiſtes unſerer Zeit, einer beſondern Erwähnung werth richien . . . Obrchon der Boden ſich überall ziemlich ähnlich fieht, gedeihen doch die Coloniſten in ganz ungleichem Maaße, je nachdem fie Betriebſamkeit, Kenntniß , Sitt: lichkeit und geſunden Verſtand hierher brachten . Die

Danziger , zum Beiſpiel, bei Eliſabethgorod, die aus Fiſchersleuten und můßigem Volke beſtanden , fangen erſt jeßt an zu gedeihen , nachdem ihre Kinder aufges wachſen ſind und den Ackerbau zu lieben und zu betrei

ben gelernt haben .

Eben ſo nachtheilig war der Man

gel, an der Kenntniß dieſer erſten aller Wiſſenſchaften , den Schwaben und Elfaſern (ſollte denn hier kein Miß verſtand reyn ? der Schwabe und Elfaffer kann vielleicht in ſeinem Vaterlande mehr Wein als Stornbau getrieben haben ; allein unwiſſend in dieſer Arbeit kann er doch wohl nicht genannt werden ? ) indeß die Tranſylvanier und die Mennoniten , die ſich zu gleicher Zeit mit ihnen

347 niederließen , wunderbar aufblühen , weil fie ſchon vor: her Sornbauer waren . Die Bulgaren vom ſüdlichen

Ufer der Donau , welche hier ein , dem ihren åhnliches, Clima wiederfinden , und mit unermüdlicher Thåtigkeit

eine faſt an Geiß grånzende Sparſamkeit beſitzen , kom men son Aden am beſten fort. Allein der türkiſche Druck , unter dem ſie ſeufzten , hat ſie ro mißtrauiſch gemacht, daß ſie ihr Geld lieber vergraben , als es zu nůßlichen Unternehmungen anzulegen . Der Verſud), polniſche Juden mit demſelben Vors

theile, wie andere Coloniſten , als Landbauer anzuſte: deln , iſt gånzlich fehlgeſchlagen . Das Dorf Nikola jew iſt zwar noch immer von ihnen bewohnt, allein theils liegt der Boden wüſt , theils laſſen ſie ihn durch gemiethete Knechte anbauen. Troß des Verbots laufent

fie ſelbſt wieder dem Schacherhandel nadh.!! · Wie untröſtlich dieſe lekte Bemerkung iſt, wollen wir hier nicht erwähnen , allein wohl darauf aufmerks ſam machen , wie nöthig es iſt , daß unſere guten wans derungsſüchtigen Landsleute über die Art des Landbaus jener Gegend , wohin ſie ihren Weg richten , wohl uns terrichtet werden möchten , und daß die , denen es zu : kommt, ihnen noch immer ans Herz legen mögen , daß der, welcher um ſchlechten Haushalts und ungeſchickter Arbeit willen von hier weggeht , mit ſchlechtem Haus . halt und ungeſchickter Arbeit dort auch nie gedeihen kann .

348

Nachrichten über die alten Colonieen. Aus dem

Ragasin der neueſten Reiſebeſchreibungen No. 21. Siebenter Band vom Jahr 1810.

(Hierzu eine Starte.) Inhalt des vierten Capite18. Reiſe nach Odeſſa .- Mariapol.-- Denkmale der vorigen Zeit. Nalruſſianer. – Dörfer. – Beſchreibung der Colonieen an der Moloſchna. – Die Mennoniten . – Ihr Wohlſtand. -

Andere Deutſche. – Die Duborgi und ihre Eigenheiten . Am 9ten September reiſten wir mit der Poſt von Daganrock ab, und kamen , nachdem wir über die Flüſſe Mius und Jelaktſchik gereßt waren , am folgenden Tage nach Mariapol. Hierauf folgte der Fluß Kolmis, über welchen eine Fähre geht. Nun wurde die Gegend ſchaus derhaft, indem zu beiden Seiten des Weges wilde, holz

Loſe Berge und jåhe Abgründe fich hinziehen . In Bez lanånski bekamen wir zum erſtenmal , ſtatt unſerer Ko

ſaken - Jemſchicks (Poſtillions) malruſſianiſche. Hier wird die Landſchaft etwas freundlicher, und der fruchtbare Boden iſt mit Gras und Getreide bedeckt ; dennoch find der Einwohner nur wenige.

Hin und wieder erblickt

man auf den Hügeln ſteinerne Alterthümer, welche leb haft an die uralten Zeiten dieſer Völker erinnern. Eins derſelben ſtellt ein tatariſches Frauenzimmer in Rieſen größe vor. Sie iſt aus einem Stein gehauen , der ſchon ziemlich verwittert war und eine roſtige Farbe hatte.

Nur der Körper ragte noch über den Hügel hervor, die

Beine waren zu tief eingeſunken, als daß man ſie håtte rehen können . Auf ihrem Rücken bemerkte ich deutlich drei geflochtene Zöpfe, eine Auszeichnung der Tataren .

349 In den zuſammen gefaltenen Hånden hatte ſie ein Bucha

woraus ich ſchloß, daß fie bei Lebenszeit etwa eine Heilige oder Wahrſagerin geweren ſeyn muß. Ich grub etwas in der Erde nach , und fand, daß ihre Füße, im

Verhältniß gegen den übrigen Körper , ſehr klein fenn

müſſen . Solcher Denkmåler fieht man mehrere , jedoch nicht von derſelben Größe.

Die Coloniſten pflegen fie

auszugraben und als Thorpfoſten zu brauchen , zu wel.

chem Zwecke ſie dieſelben , oft aus weiter Entfernung, herholen . So wendet ein armes Volk zu ſeinem Nußen an , was ein reiches zur Zierde beſtimmte. Woher mor gen wohl dieſe Steine kommen , die ein ſehr harter Sandſtein find, und die man weit und breit in der ohnedies ſo ſteinloren Steppe nicht zu finden vermag ? Die Ebene iſt ſehr üppig mit wilden Cichorien bes

wachſen .



Von Rasdarkan bis Karlowka fehlt es nicht an

Dörfern , die von Malruſſianern bewohnt find. Alle liegen in Wieſengründen . Ihre reichen Porråthe von Feldfrüchten und Heu zeugten von der Ergiebigkeit des Bodens und dem Wohlſtande reiner Bebauer. Jedes

Feld und Haus, iſt rings von einem Graben eingeſchlofa ſen , welcher , in Ermangelung des Holzes , die Stelle eines Zauns vertritt.

Was für herrliche Plantagen

könnten nicht hier angelegt werden , wenn es nicht ſo an Quellen und Bächen fehlte ! Iſt ein fließendes Wal rer irgendwo vorhanden , ſo entdeckt man es gar bald , indem ſich daſſelbe 'durch einen eigenthümlichen , ſelbſt eine Werft weit noch bemerkbaren , Geruch zu erkennen

giebt. In der Nähe von Karlowka wurden wir ein ſcho nes fandhaus gewahr, auf welches wir zufuhren . Beim

350

Eintritt in den Hof kam uns ein junger Herr in weis fen Sommerkleidern entgegen , der uns ſogleich auf deutſch anredete und gaſtfrei aufnahm . Er war eint T:eflåndiſcher Edelmann , welcher den Landbau mit einer Art Liebhaberei betrieb , und auf ſeinen Feldern unter andern auch eine hier ſehr ſeltene Gerſte erzielte, wo von er uns einige Proben mitgab. Im Innern reines Hauſes ſah es eben ſo nett aus , wie der äußere An. ſchein geweſen war, und wir erſtaunten nicht wenig über deſſen gute Möblirung. Unter mancherlei Geſprå chen fiel die Rede auch darauf, daß fich 50 Werſte von hier, an der Moloſchna, ſeit zwei Jahren deutſche Cos loniſten angebaut hatten , und daß in ihrer Nähe eine

ruſſiſche Secte, Duborgi genannt, wohne. Dhne vieles Bedenken entſchloſſen wir uns ſogleich , jenen unſeren Brüdern einen Beſuch abzuſtatten . Von hier hatten wir nur noch 18 Werſte bis Dres cha im tauriſchen Gouvernement, wo der Stadtbefehls .

haber (Gorodnitſchei) ein Deutſcher , uns viele Freund ſchaft erzeigte, jest gingen wir vom Poſtwege ab, nady Takmak, und mußten daher an dieſem Orte, mehrere Stunden auf Pferde nach Priſchip , warten . Bei Tages, anbruch ſchwenkten wir uns um einen Berg herum ,

und wurden gleich die rechs Häuſer anſichtig , die den Namen Priſchip führen . Hier wohnt der Inſpector über die Colonieen an der Moloſchna, dermalen ein juns ger Baron v . Herkül , der in Deutſchland ſtudirt hatte , und fich noch mit Vergnügen an ſeinen Aufenthalt in dieſem Lande der Cultur und Humanitåt erinnerte. Mit der größten Zuvorkommenheit gab er uns Gelegenheit, uns in dieſer , ſowohl zum Getreide als Gemüſebau

gleich tauglichen , Gegend umzuſehen .

351

Auf dem rechten Ufer der Moloſchna liegen die Colonieen , welche Würtemberger, Deutſche, Polen , Weſt phalen , Heſſen , Oſt - und Südpreußen , ohne zu einer beſtimmten Religionsparthei zu gehören , gegründet has ben ; ihnen gegenüber haben ſich Mennoniten angebaut.

Fede Colonie beſteht aus 20 Häuſern , die entweder in einer oder zwei Reihen gebaut ſind.

Die Molorchna

iſt ein ziemlich breiter und langſam fließender Fluß. Beide Ufer grünten von herrlichen Raren , waren aber

noch nicht überall durch Brücken verbunden . In Pris fchip hielten ſich vier neu angekommene Coloniſten - Fas milien auf, die ſo lange auf Regierungskoſten unters balten wurden , bis ihnen land, Holz und Geld ausges theilt worden war.

Zuerſt fuhren wir , um uns mit dem Zuſtande der Colonie bekannt zu machen , nach Takmak, wo gerade Jahrmarkt war. Hier iſt auch eine Brücke über einen Arm des Flußes, die zu den erſten Mennoniten - Colos

nieen führt ; indem wir von einer zur andern fuhren , beſuchten wir in drei Tagen ihre 18 Niederlaſſungen , und wurden überal, von dieſem fleißigen und betriebfas men Völkchen , mit Freuden aufgenommen . Auf Hands werke, welche nicht gerade höchft nöthig ſind, hatten ſich

die Mennoniten noch nicht einrichten können , weil ſie erſt ſeit 1805 angefangen haben , ſich hier anzubauen . Ihre Häuſer , Stallungen , Scheunen , Gärten und Låne dereien zeugen von Ordnungsliebe und Arbeitſamkeit. Sie waren alle aus Süd - und Weſtpreußen hierher ges jogen . Ungeachtet ihrer , wie fie verſicherten ſeit 200 Fahren behaupteten , Freiheit vom Soldatendienſte, hatte fich doch die Regierung durch die Zeitumſtånde genos thigt gereben , ihre Privilegien zu verleßen , und ihre

352

Söhne anzuwerben . Da ſolches mit ihren angenonime: . nen Grundſåpen ſtritt, ſo hatten ſie ſich lieber entſchloſs fen , ihre ſchönen Bauergüter zu verkaufen , und hierher auszuwandern , als von ihren Ordnungen zu weicheng und ſich mit Menſchenblut zu beſudeln . Mit eigenent Pferden und Wagen waren ſie her gekommen , und hats ten zum Theil auch hübſche Möbeln , als Miften,

Schränke, Stühle, Tiſche und Bettſtellen von Nußbauma holz mitgebracht,

ſo daß es recht freundlich in ihren

Wohnungen ausſah.

Viele hatten ihre Güter zu 30

bis 40000 preuß. Gulden verkauft, und jeder konnte ſich rühmen , reine 10 Procent Abzugsgeld redlich enta richtet zu haben . Unter 322 Familien befanden ſich 63, welche von der ruſſiſchen Regierung keinen Vorſchuß genommen , vielmehr hatten 89 noch 10 bis 12000 Dus caten baare Münze mitgebracht, womit ſie nun ihre

årmere Brüder unterſtüßten .

In den zwei Jahren

ihres Hierreyns hatten ſie es ſo weit gebracht, daß es

nur noch wenige unausgebaute Håuſer gab. Dies giebt in der That einen ſehr vortheilhaften Begriff von ihrer Chåtigkeit, wenn man bedenkt, wie viel in dieſem Lande dazu gehört , folche Gebåude aufzuführen . Die Hofa grånge bildet ein Graben . Jeder Hof iſt 40 Faden breit, und ſteht von dem benachbarten 14 , von der Straße aber: 10 Faden ab. Schon ſind dieſe fleißigen Leute auch im Beſit ſchöner, zum Beuteln des Meha les eingerichteter, Windmühlen . Reşteres , das wir ſehr

weiß und fein fanden , wird aber jekt nur noch in iha ren eigenen Haushaltungen verbraucht.

Nach Tagana

rock haben ſie jedoch bereits eine Ladung Butter ges ſchickt, welche dort ſo begierig aufgekauft ward, daß

fie darauf bedacht waren , in kurzem zwei andere abzua ſenden .

353

renden . Von den religiöſen Meinungen der Mennonis ten ſage ich nichts . Jede ihrer Colonieen iſt von der andern etliche Werſte entfernt, damit die folgenden Ges nerationen Raum zum Anbauen haben . Wir wurden mit ihren Vorſtehern bekannt, welche'mir recht verſtåna dige und treuherzige Månner zu ſeyn ſchienen. Auch wohnte ich einer Predigt des Oberålteften bei, der eben kein Gelehrter zu feyn braucht. Die Vorſteher werden

von der Gemeinde gewählt, und niemand darf ein Amt, welches ihm übertragen wird, ausſchlagen , ſondern muß es unentgeldlich verrichten . Dieſe Mennoniten haben nicht nur viele Kühe, Pferde und Schaafe aus Preus ßen mitgebracht, ſondern auch Stammochfen zur Zucht; desgleichen gegen hundert Stück preußiſche Schaafe, die fidh, ungeachtet ſchon viele geſtohlen worden waren , auf

161 vermehrt hatten . Ihre Wolle iſt weit långern,als diejenigen der ſpaniſchen Schaafe, welche fie an Wuchs und Stårke übertreffen . Ungeachtet ihre Frauen den mitgebrachten Schaafen in allen Stücken den Vorzug geben , ſo haben ſie doch aus Odeſſa 7 . ſpaniſche Böcke und 5 Schaafe erhalten , die bereits : 11 kåmmer getvors fen haben . Ueberdies wollten fie ſich noch 140 große und weiße ruſfiſche Schaafe zur Zucht und Veredlung

der preußiſchen und ſpaniſchen ,anſchaffen . Schade, daß hier. gånzlicher Holzmangel iſt ; am Fluſſe Moloſchna wåchſt auch nicht ein einziger Strauch . Das nothwendigſte Holz müſſen ſie vom Dnieper her zu erhalten ſuchen , welcher 60 bis 70 Werfte entfernt ift. Nach dem aſow 'ſchen Meerè rechnen ſie ungefähr eben ſo weit." Doch hat dię.Natur dafür geſorgt, daß es ihnen nie. am nöthigen Brennmaterial fehlen kann,

indem das Steppengras (Bejahe) in ſolcher Menge und

354

Po hoch heranwachſt, daß man nicht hindurch dringen tann , und überdies im Fluſſe eine gewiſſe Schilfart an , zutreffen iſt, welche zur Feuerung benußt wird . Alle aber betheuerten , daß fie Fehr zufrieden , und wenn fie nur einmal mit der erſten Einrichtung Fertig wåren , fich auch auf Künfte und Gewerbe legen würden . - Nachdem wir die 18 Mennoniten -Colonieen beſucht hatten , begaben wir uns auf die 8 andere Colonieen

welche jenſeits um Þriſchip herum liegen .

Die Deuts

ſchen , welche fie gegründet haben , machen eine Volks .

zahl von 932 Seelen , 497 Månger und 435 Weiber aus. Sie haben ſich råmmtlich einen Obervorſteher ge: wählt, der ein Naſſauer von Geburt war. Ihrer Res ligion nach ſind fie Theils Catholiken , Theils Refors mirte oder Lutheraner , allein noch hat keine dieſer Res ligionspartheien einen Prediger oder Schulmeiſter. Gegen die Mennoniten ſtechen ſie ſehr zu ihrem Nachtheile ab ; denn ſie ſind nicht nur nachläſſiger, ſondern auch års

mer, ob ſie gleich zu derſelben Zeit, mit ihnen ins land kamen . Mit dem Håuſerbau waren fie auch noch weit zurück , weswegen ſie zum Theil noch in Semlanken oder Erdhütten wohnten , und viele Kranke hatten . In Prifchip , das in der Mitte dieſer Colonieen liegt, hatte man angefangetir ein Schulhaus von Fachwerk auf ſteis nernen Grund aufzuführen. Allein der Wind hatte ſchon einmal das Strohdach abgehoben . Hier war auch eine beträchtliche Anzahl Maulbeert und anderer Obſts bäume angepflanzt worden. ; ; . Südlich von den Mennoniten wohnen Nogaier Tas tåren , und zwar in Hütten , die noch weit armſeliger, als die Stibitfen der Kalmuden ſind. Dieſes Dolf, welches fich in hieſiger Gegend auf 5000 Menſchen be:

355 läuft , lebt meiſt von Viehzucht, bauet aber auch Gea treide , inſonderheit Weizen , in ro hinreichender Menge an , daß es damit einen kleinen Handel treiben kann . Dadurch könnten die Nogaier allerdings den neuen Ane

kömmlingen nůßlich werden ; ſie fügen ibuen aber, durch ihren unüberwindlichen Hang zum Rauben und Steh len , ungleich größern Schaden zu. ' . '... . . Nun komme ich auf die ſogenannten Duborgir mit welchen wir uns auch bekannt machten . Unter dies

ſem Namen verſteht man eine Anzahl Ruſſen und Kos Taken , welche eine Art von Schisma in der griechiſchen

Kirche geſtiftet haben . Unter den vorigen Regierungen

wurden ſie deswegen mit großer Hårte behandelt, und Theils nach Sibirien , Theils nach der Inſel Derel vers wieſen . Allein der gerechte Alexander hat dieſe Opfer der Intoleranz wieder zum Genuffe der Bürger - und

Menſchenrechte verholfen , und ihnen an der Molofchna Låndereien zum Anbau austheilen laffen . Wir hatten chon mancherlei, aber nur ſehr zweideutige, Nachrichten

über dieſe Duborgi eingezogen ; daber wir fie auf uns ſerm Wege nach Odeſſa näher kennen zu lernen wünſche

ten .

Wir fuhren alſo aus dem

Lande der Nogaier

über die Moloſchna, welche an dieſer Stelle faſt gang ausgetrocknet mar, nach dem großen Dorfe Terpenie. Wie angenehm wurden wir überraſcht, als wir wieder ſo gut beſtellte Felder , einen ſo ſchwarzen , fruchtbaren Boden , und eine ſo reichliche Erndte vor uns erblick

ten .

Das Getreide war in großen langen Haufen ,

noch unausgebroſchen , an der Berglehne aufgethürmt,

und rundum mit einem Graben umgeben ; po auch das Heu . Die Häuſer waren zweckmäßig angelegt, und ros wohl in , als außerhalb Denfelben herrſchte Dronung 22

350

.

und Reinlichkeit ; Jung und Alt war wohl gekleidet, und hatte ein gerades, offenes Angeſicht. Unſere Fra: gen beantwortete man mit Höflichkeit und Beſtimmtheit;

alles dies , verbunden mit dem lichten Heußeren ihrer Wohnungen , die mit Kreide übertůncht find, und liebs

lich zwiſchen ihren Unpflanzungen liegen , nahm uns ſehr für die Duborgi ein . · Sie machten uns auf eine fchöne Quelle aufmerkſamî die oben auf einem Felſen ent ſpringt, und dem Dorfer in welches fie vermittelft Nin : nen herab geleitet iſt, ein gutes Trinkwaſſer gewährt; und zeigten uns mit großer Gefälligkeit ihre Baumſchu: len , ihre Anpflanzungen von Maulbeerbåumen und ihre Weingärten , welche alle große Erwartungen für die Zukunft erregen . ..

. .

. .

.

" .

iiwan

9 . Nachdem wir dies in Augenſchein genommen hati ten , führten uns die guten Leute in ein anfehnliches Haus , worin ſich ein großer Saal befand.' Eine Gal. lerie , umgab daſſelbe ; übrigens ſchien es 'bewohnt zu Reyn. Sie nannten es Gemeinhaus (Abſchweſtwadom ) ; unter traulichen und muntern Geſprächen würden wir hier mit Dhee , Butterbrodt-und gekochten Eiern -bewir : thet. Die Duborgi unterſcheiden ſidi dadurch von den andern Ruſſen , daß fie feine Prieſter haben , und fich weder der Taufe noch des Abendmahls bedienen . Auch begeben ſie weder Sonn , noch andere Feſttage , ausges

nommen Neujahr, Oſtern , Pfingſten und Weihnachten . Im Uebrigen ſind ſie beſſere Chriſten als manche, wel.

che Prieſter und Feſte in Menge habent. · Das Faſten verwerfen fie ganz. Jeden Abend verſammeln ſie ſich auf einem freien Plaß , die Männer auf der einen , die Weiber auf der andern Seite, ſingen geiſtliche Lieder , und kehren nach einem Kuffe und Håndedruck , die ſie

357

einander durch die Reihen geben , in ihre Wohnungen zus růck. j. Sie haben völlige Gütergemeinſchaft unter ein ander eingeführt. Wer jedoch keinen Theil daran neh .

men will, ſteht nicht außer aller Verbindung mit ihnen . Jene haben einen von Auen erwählten Mann , der ihre

Caſſe verwaltet, wie auch einen Commiſſair in der Stadt Drecha, um den Verkauf ihrer Producte und den Einkauf ihrer Bedürfniſſe zu beſorgen , wie auch ihr

Stellvertreter bei der Obrigkeit zu reyn . Ihre Anzahl betrug in den 7 von ihnen bewohnten Dörfern , deren

nur zwei fich der Gütergemeinſchaft entzogen haben , 5000 , zu welchem ſie noch hundert neue Ankömmlinge erwarteten . Alle waren in den důrftigſten Umſtånden her gezogen , : nunmehr leben fie aber in ., erwünſchtem

Wohlſtander in Frieden unter ſich ſelbſt und mit ihren Nachbaren , und als gute Brüder von der Obrigkeit ges Schüßt, deren Forderungen ſie auf eine muſterhafte Weiſe befriedigen . Hoop ins' ? : bro ! o

**

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. ... .

. .. .

i

Nachrichten über die alte Colonie der Mene Eve B

noniten in Rußland . " Bon einem Augenzeugen. . Die Dörfer der ſogenannten alten Colonie , welde

im

Jahre 1789 angelegt wurden , liegen von der Gou :

vernementsſtadt Ekatharinoslaw 60 bis 80 Werſte ſüd

lich , am rechten Ufer des Dnieper , drei ausgenommen . Eines von dieſen drei Dörfern liegt ungefähr eine deuts

358 riche Meile oberhalb Efatharinoslaw am linken Ufer des Dnieper.

Nahe bei dieſem

Dorfe hat ein Mennonit,

welcher von hier ein bedeutendes Vermögen mitgebracht hatte , ein ehemals adeliches Gut an fich gekauft, und eine anſehnliche Branntweinbrennerei dafelbft angelegt. Das Landesgeren , welches bei dieſem Kaufe und beſons

ders bei Erlangung der adelichen Gerechtſame gegen ihn fprach , hat er für ſich untråftig zu machen gewußt, in :

dem er ſelbſt nach Petersburg reiſte; um die kaiſerliche Gnade zu erflehen . In dieſer Gegend liegt auch noch ein pienilich großes Dorf von lutheriſchen Anſiedlern

mit einer 'irche, bei welcher ein deutſcher Prediger ans geſtellt iſt. Die Nähe der Stadt iſt für die Bewohner dieſer Dörfer zum übraß aller ihrer Erzeugniſfe" rehr vortheilhaft, da beſonders im Sommer eine Schwimm . brücke von Baumftåmmen über den Dnieper den Vers tehr ſehr erleichtert. . : Ein zweites dieſer Dörfer liegt auf einer großen waldigen Inſel ſehr romantiſch , und wird nur durch

einen ſchmalen Arm des Dniepers von dem nåchſten Dorfe getrennt. Das dritte endlich liegt am linken Ufer des Dnieper , bei dem Städtchen Alexandrowska , der eben erwähnten Inſel ſchräg gegen über .

Die Gebåude find in dieſen Dörfern größten Theils nach hieſiger Art gebaut; doch hat man auch håufig den Mangel des Holzes , welches zu fande aus Efathes rinoslaw geholt werden muß , durch ſelbſt verfertigte ungebrannte Lehmziegel erreßt, und ſogenanntes Fachs werk aufgeführt. ' ' Mehrere Wirthe hatten bei meinem

Dortreyn noch nicht alle ihnen nöthigen Wirthſchafts : gebäude. Für Gartenanlagen iſt im Ganzen auch noch wenig geſchehen , und man beſchränkt ſich größten Theils :

(359 auf' nothdürftigen Gemüſebau. Melonen und Waſſer melonen , die im Freien ſehr gut gedeihen , und gewöhn . lich ſehr reiche Erndten geben , vertreten bei den mehre: ften Anſiedlern noch die Stelle des Obſtes . In dem Dorfe Roſenthal wird zwar, mit gemeinſchaftlichen Ko ften und Arbeiten , von den Anfiedlern (auf höhern aus: drücklichen Befehl) ein Garten unterhalten , aus dem fich geder mit jungen Stämmen und Pfropfreifern vers

ſorgen fönnte; allein aus Nachläffigkeit oder Mangel an Zeit wird dieſe Gelegenheit wenig benugt. Dody giebt es auch Anſiedler , die ſich ſchon recht hübſche Gårten und ſogar kleine Blumenſtücke nach hieſiger Art angelegt haben . Bei dem eben erwähnten gemeinſchaft: lichen Garten befindet ſich auch eine bedeutende Pflant zung von Maulbeerbäumen , und zwei zur Seidengucht beſtimmte Gebäude; allein der Sewinn decet fchwerlich die Koſten , da es vielleicht an Sachkenntniß , und wohl mehr noch an Kuft und liebe zum Dinge fehlt, indem die nöthigen Arbeiten als Frohndienfte verrichtet wer : den.

Eine ähnliche Pflanzung von Maulbeerbäumen

findet man noch bei dem Hauptorte Chortik , von wels chem gewöhnlich auch die ganze Colonie benannt wird, die im Ganzen aus vierzehn Dörfern befteht. In dem Dorfe Chortig befindet fich ferner das Fogenannte Gemeindehaus , in welchem ſich die Schulgen und Vorſteher bei nöthigen Berathſchlagungen berſama meln . Der Colonieſchreiber, welcher Deutſch und Ruſ fiſch muß ſprechen und ſchreiben können , wohnt frei in

dieſem Gebäuder und genießt gegenwärtig ein baares

Gehalt von 500 Rubeln affignaten ; dafür muß der: felbe, unter Leitung des Oberſchulzen , die Gemeinde. Rechnungen führen , und die fämmtlichen immer mehr

360

zunehmenden ſchriftlichen Urbeiten beſorgen und über : Teßen.

Fi..

.

!

Die Einnahmen , welche zum gemeinen Beſten ver:

wendet werden können , find : der Ertrag der Fähre bei dem Dorfe Einlage (welcher an 2000 bis 2500 Rubel Aſſignaten jährlich einbringt) i ferner der Gewinn aus der gemeinen Schäfereix und endlich das Pachtgeld für die Bierbrauerei und Branntweinbrennerei. Denn ob gleich das Recht, Bier zu brauen und Branntwein zu brennen , in Rußland nur adelichen Gütern zuſteht, ſo haben ſich doch die Mennoniten ,dieſes Vorrecht zu vers ſchaffen , und durch ein Privilegium zu ſichern gewußt.

Der nämliche Gnadenbrief (welche unter der Regierung des Kaiſers Paul mehrere auf gemeinſchaftliche Koſten nach Petersburg, abgeſchickte. Deputirte nur mit Mühe auswirken konnten , als ſie fich über ein Jahr daſelbit aufgehalten hatten ) fichert den Mennoniten Freiheit vom Militairdienft auf ewige Zeiten . ' , 1. Zu den löblichen Anſtalten fürs allgemeine Beſte gehört vorzüglich , die Errichtung einer Brandverſiches rungs-Geſellſchaft , welche die Anſiedler aus freiem Ans

triebe, nach dem Muſter der im Weſtpreußiſchen beſtes henden ,.zu Stande gebracht haben . : i Bethåuſer ſind, wo ich nicht irre , in der ganzen

Eolonie nur zwei. Mit der Schule ſucht ſich jeder Ort zu helfen ſo gut er kann. Allein es fehlt durch aus an fåhigen Lehrern. . : Das kand , welches den Anſiedlern zugetheilt wors den , iſt , wie die ganze Umgegend, nicht eben , ſondern bald aufſteigend , bald mehr oder weniger abgedacht, und von Schluchten und Thålern durchſchnitten . Des Waffers wegen , welches auf den Anhöhen gånzlich mans

361 gelt, find auch alle Dörfer in Chålern angelegt, for daß man ſie ſelten eher fieht, als bis man nahe dabei. ift.

Einlage und Kronweide liegen zwiſchen Felfen und

Klippen dicht am Dnieper. -

Das in den Thålera

fich rammelnde Paſſer hat man bei mehreren Dörfern,

zur Anlage. yon Teichmůhlen benußt, allein ohne ſonderlichen Erfolg. Denn im Frühling, beim Aufthauen des Schnees und bei, heftigen Regenguſſen , durchſteigt und zerreißt ,die zu Fancll anſchwellende Waſſermaſſe

öfter die Dåmme, und im Sommer fehlt es . Dagegen gånzlich an dem nöthigen Waffer.

.;

5

,

Der Boden iſt allenthalben åußerſt fruchtbar (wie

der beſonders in den Thålern ſo üppige Graswuchs bes weiſet) und bringt bei geringer oft ſchlechter Bearbeis tung gute Erndten , wenn nur die Witterung günſtig iſt. Aber ſehr oft vereitelt lange anhaltende Dürré die ſchönſten Hoffnungen , und dann kann nur der große Umfang der Heu - und Weidepläße auch den Grasman gel weniger ſichtbar machen .

Jeder Anſiedler beſigt ein Stück- Land, welches über vier hieſige Hufen groß iſt, wovon jedoch nur ein kleiner Theil beackert wird, da bei den Pchlechten Ges treidepreiſen und dem hohen Arbeitslohne der Ackerbau wenig Vortheil bringt. Denn nach den neueſten Nach

richten gilt jeßt der Tſchetwert * ) Weizen 15 . bis 17 Rubel Affign. ; Roggen 5 bis 7 Nubel Aſign. ; Gerſte

und Hafer 4 bis 6 Rubel Affign.

Der Weizen ſteht

aus dem Grunde in ſo unverhåltniſmäßig hohem Preiſe,

weil er ſelten gedeihet und allein zur Ausfuhr aufge: kauft wird.

Um die thcuere Arbeit zu erſparenr: roll

*; * ) Ein Eſchetwert betrågtüber 3'/2 Berliner Scheffelijuna

362

man daher, beſonders in der neuen Colonie, zum Rog gen nur ein Mal pflügen , und doch zwei Mal erndten ; inbem man nåmlich die erſte Erndte über reif werden låßt, damit der Saame zur zweiten ſogleich

auf dem Lande ausfällt.

Außer den oben genannten

Getreibearten und Erbſen , baut man in den Colonieen , To wie in der ganzen Umgegend, ſehr viel Hirſe , und benußt ſie beſonders zur Schweinemaſt. Um die zur menſchlichen Nahrung beſtimmte Hirſe von der gröbern

Şülſe zu ſondern, hat man auf den faſt bei jedem Dorfe ſtehenden , und ganz nach hieſiger Bauart eingerichteten , Windmühlen noch mehrere Stampfen angebracht, die neben dem gewöhnlichen Mahlgange zugleich die Hirſe

fåubern . Die Wohlfeilheit des Getreides seranlaßt auch ganzwahrſcheinlich die Anſiedler, ſehr viel zahmes Geflügel zu halten , ſo daß mir auf die Frage: wie viel Stück von irgend einer Gattung wären ? mehrere Male mit einem : mich weiß es nicht," geantwortet wurde. Bom Getreidebau haben die Anſiedler auch für die Zukunft wohl fchwerlich großen Vortheil zu erwarten ; denn die Umgegend erhålt ihren Getreidebedarf immer

hinlänglich , und kauft daſſelbe höchſtens bei Mißerndten , ·

Die Schifffahrt auf dem Dnieper aufwärts ift

wegen der Waſſerfälle durchaus unmöglich ; zumal da cin , zur Umgehung des größten Waſſerfalls angelegter, ſehr koſtbarer Canal beinahe ganz unbrauchbar iſt , der

Kafen von Cherſon immer mehr verſandet , und der Handel fich mehr nach dem neu angelegten und begún. ftigten Odeſſa hinſchlågt. Daraus läßt fich leicht er: rathen , welches Schickſal den Verkehr auf dem Dnie: per abwärts erwartet. Die Anſiedler bemühen fich das her auch beſonders, ihre Viehzucht , als die vortheilhaf

363 teſté Ertverbsquelle , möglichſt zu vervollkommen . Das Pfund Butter oder Kåre ſoll nach den neueſten Nacha richten 30 Kopeken Uffign. und darüber gelten (alſo unges. fähr 7 bis 9 Gr. pr. Cour.). Dieſer Preis dürfte wohl eher ſteigen als fallen ; da: Butter und Kåre von den griechiſchen Staufleuten håufig zur Ausfuhr aufgekauft

werden . Ueberdies fuchen auch die ruffiſchen Herrfchafs ten in der Nähe, ihren Bedarf an Butter und Kåſe von den Anſiedlern zu beziehen ; denn die Ruffen toiffen mit

der Zubereitung dieſer Nahrungsmittel nicht recht uma zugehen . Dazu kommt noch, daß die Deutſchen in dem Nufe ausgezeichneter Reinlichkeitsliebe ſtehen , obgleich ihn die Einwohner der alten Colonie nicht mehr gang verdienen ; denn fie Berunehren größtentheils die alte deutſche Reinlichkeit, durch einen bedeutenden Theil ruſs

fürcher Unſauberkeit. Ueberhaupt haben ſie ſchon viele von den ruſſiſchen Sitten angenommen , und ſogar ihre eigene Sprache durch eine Menge ruſſiſcher Wörter vers unſtaltet, die ſie gewöhnlich noch obenein verſtümmelni

und nach Gutdůnken mit deutſchen Endungen verſehen . Einen bedeutenden Vorzug vor der ganzen Umges • gend hat die alte Colonie , durch den gemeinrch afts

lichen Berig eines Wäldchens auf der oben erwähns ten Inſel im Dnieper, welches den Anſiedlern Nußholz und auch Brennholz liefert. Es ſind auch die Schluchs ten und Chåler größten Theils mit Gebüſch bewach rent. Die früher ganz willkührliche Benugung des Wåldchens iſt jeßt, durch die Oberaufſicht eines Forſtbeamten ik ' Ekatherinoslato, rehr zweckmåßig beſchränkt. Bei Wer

theilung des Holzes , welches man aus dieſem Wålds den erhålt , rollen die Vorſteher fich vieler Ungerechtigs

feiten fchuldig machen .

364

* Hier ſcheinen auch noch die in dieſer Gegend ſehr häufigen , den Hünengråberr in Weſtphalen

åhnlichen

Hügel *) einer. Erwähnung zu verdienen . Dieſe Hügel. findet man ſchon, vierzig Meilen von den Colonieen

nordweſtlich , bei Eliſabethgrod in der ſonſt faſt gang, ebenen Gegend. Von da aus ſind ſie faſt allenthalben bis zur neuen Colonie hin bald mehr, bald weniger gahlreich , und von ſehr verſchiedener Größe. Sogar bis nach dein Don umo, dem ſchwarzen Meere hin , follen

dergleichen Erhöhungen ſeyn .

Die Anſiedler nennen

dieſe Hügel fålſchlich Schanzen , denn das find ſie auf keinen Fal. Beſtimmte Auskunft , über die Entſtehung und den Zweck dieſer offenbar von Menſchenhånden auf geworfenen Hügeli habe ich nie erlangen können . ,: Die Meinungen darüber fino rebr: verſchiedenal, Die wahrs fcheinlichſten find, daß dieſe Hügel theils Grabmåler, theils Erhöhungen ſind , auf denen die früheren nomas

difirenden Bewohner dieſer Gegend ihre Filzhütten auf:

ſchlugeniijum ihre Heerden beſſer überſehen zu können. Die erſte Meinung beſtåtigt ſich dadurch , daß man bei Nachgrabungen alte Waffen und Rüſtungen gefunden

hat , die wahrſcheinlich mit den Gelden : zugleich begras ben wurden. Die zweite Meinung aber erhålt dadurch Wahrſcheinlichkeit, daß man oft mehrere kleinere Hügeln .

in gerader Linie und geringer Entfernung von einander, auf ſchon von Ngtur etwas erhabenen Stellen findet. Vielleicht trugen dieſe Hügel die Jurten einer Hirtens familie. Aus Neugier ließ ich ſelbſt einen ſolchen Hů:

get bis zu einer Tiefe von 10 bis 12 Fuß aufwählen , 05. * ) Auch in der Gegend von Merſeburg und Halle find ders gleichen Hügel.

365

fand aber leider nichts weiter als Orche und einige ges brannte Ziegelſteine, ungefähr einen Fuß im Gevierte groß.

* In der Nähe von Eliſabethgrod. und Efatherinos: lat

ſieht man mehrere . dieſer Hüget, von anſehnlicher

Höhe und bedeutendem Umfange.

Sonderbar könnte

es ſcheinen , daß man ſelten bei einem dieſer Hügel eine

Vertiefung fieht, aus welcher die zur Aufführung der

relben nöthige Erde genommen ſeyn könnte ; aber wahri ſcheinlich hat die Hand der Zeit den Boden " nach und nach wieder geebnet. -

Im

tauriſchen Gouvernement,

beſonders bei den neuen Anſiedlungen an der Mos loſchna , ſtehen auf dieſen Hügeln häufig ſteinerne Bilda ſäulen , deren verwittertes. Ariſehen auf ein hohes : ul terthum

ſchließen låßt * ).

Beſonders auffallend war

mir die koloſſale Bildfåule eines Franenzimmers , das ein Buch in den gefalteten Händen hålt, und bereits bis an die halben Oberſchenkel in die Erde geſunken tvar; doch konnte man drei auf dem Rücken neben ein : ander herabhångende Haarzopfe noch deutlich unter: terſcheiden . Sollte dies vielleicht einen tatariſchen Urs

ſprung muthmaßen laſſen ? Mehrere dieſer Bildfäulen folien auch mit Inſchriften Derſehen feyn .

Die jebigen

Bewohner der Gegend benußen dieſe, in früheren Zeiten gewiß rehr geehrten , Denkmåler häufig ' zu Jhůr- und Zaunpfoſten * *). —

Woher aber kamen in dieſeri gang

ú , * ) Um den möglichen Verdacht eines Plagiats von mir,ab : zuwenden , muß ich bemerken , daß ich die Nachricht über dieſe Hügel und die unten folgende, an die Haudes und Spenerfche Seitungs -Expedition eingeſandt habe, welche diefen Auffag in das 71fie Stück ihrer Zeitung im vorigen Jahre aufgenommen hat.

* * ) Man vergleiche Seite 348 – 349. ' ; hor

i

?

366

fteinloſen Steppe die feinen ziemlich feſten Sandſteine

zu jenen Bildſäulen ?

Auf dieſe Frage, antwortete man

mir , daß ein Steinbruch, in einem Thale ſeitwärts von Drjechow , dergleichen Geſtein liefere. – Die Volksſage der gemeinen Ruſſen läßt unter jenen Şügeln große Schåße verborgen reyn , und hat håufige Forſchungen veranlaßt, die jedoch höchſtens alte Waffen zur Aus. beute gaben. .

Beſonders viel dergleichen unſichtbare Schåße rols len in der felfigen Gegend am Dnieper verborgen ſeyn.

Ganz unwahrſcheinlich und grundlos iſt dieſe Sage ins deſſen doch nicht, wenn man ſie von den fabelhaften Zuſäßen des Pöbels fåubert. Die ſogenannten Sapos voyer und anderes Raubgeſindel trieben vor nicht gar

langer Zeit ihr Weren noch in der bezeichneten Gegend, wo fie treffliche Schlupfwinkel fanden . Auf ihren råu: beriſchen Streifzügen nahmen ſie dann gewiß nicht alle ihre früher erbeuteten Reichthümer mit fich , ſondern

perbargen gewiß manche derſelben in der Erde.

Da

nun Mancher in den vorfallenden Gefechten fiel, oder aus anderen Gründen nicht zurückkehrte , ro blieb denn natürlich auch ſeine Haabe im Schooß der Erde (oa er gewiß den Drt möglichſt verheimlichte) , und erfreut

vielleicht noch nach Jahren den glücklichen Finder. , . Unter den Unſiedlern der alten Colonie geht die Sage, daß einer von ihnen einſt einen ziemlichen Fund gethan habe , indem ihn der Zufall ein , durch Regen und Wind von der bedeckenden Erde nach und nach etwas entblößtes , kupfernes Geſchirr mit Silbermünzen

entdecken ließ.

Amtlich iſt die Sache nicht erwieſen ,

Doch durch die ſchnell verbeſſerten Umſtånde des angeb : lichen Sinders ſehr wahrſcheinlich .

Gewiß iſt es inder

367

ren , daß vor mehreren Jahren auf einem Landgute, wo ehedem die Sapovoyer ihren Hauptfig hatten , ein eiſere nes Käſtchen , mit einer nahmhaften Summe von Golde ſtůcken , gefunden worden iſt.

Auch ſollen die Schwesi

den , welche nach der unglücklichen Schlacht bei Pultawa, bei ihrem Uebergange, über den Dnieper, durch diefe Gegend kamen , Manches daſelbſt verborgen haben , das mit es nicht in die Hände der ihnen nachreßenden Feinde '

fallen möchte. So entdeckte man f. B . vor ungefähr 10 Jahren im Dnieper ein auf dem Grunde liegendes Fahrzeug , welches damals verſenkt worden ſeyn rolle

Es wurde von den Anſiedlern empor gehoben und ans Land gebracht. Außer berroſteten Waffen ſoll man je . doch nichts darin gefunden haben . Vielleicht möchte es auch wohl hier nicht am uns rechten Orte regn , noch zu erwähnen , daß, auf einer

Anhöhe, ziviſchen den Dörfern Chortiß und Roſenthal, einige Graben und umber liegende Ziegelſteine den Plas . bezeichnen , wo ein Palaft des Günſtlings Potemkin gei ſtanden hat, in welchen er vor 30 Jahren feine Mos narchin aufnahm . In einem Thale jenſeits des Dnies

pers, nicht weit von dem Städtchen Alexandrowska, hatte derſelbe Fürſt auf Kronskoſten auch einen Garten anlegen laſſen vorhanden . ·

allein es iſt keine Spur mehr davon

Neue Colonie. Die Lage dieſer Anſiedlung , welche im Jahre 1803

begonnen , iſt aus beiliegendem , freilich ſehr unvollkoma menem , Plane zu erſehen. Der Boden wird hier für beſſer gehalten als in alten Golonien und iſt faſt durchaus eben. Dagegen der

368 ift aber die ganze Gegend holzarm ; denn es iſt außer den neuen Anpflanzungen ringsum kein Baum oder Strauch . Daher giebtman ſich alle Mühe, durch Baum pflanzungen dieſen Mangel mit der Zeit abzuhelferi, und ſieht ſeinen Fleiß von dem üppigen Boden durch viela verſprechende Hoffnungen belohnt. Zur Feueruug bes dieut man ſich des Strohes und Steppengraſes , Burs jan genannt oder nimmt; nach Gewohnheit der Rufen, den getrockneten Dünger vom Rindvieh zu Hülfe. Baus,

holz muß zur Achſe áus Efatherinoslaw geholt durch die alte Colonie beinahe noch 12 Meilen gefahren werden ; denn ſo weit ungefähr liegt in öftlicher Richtung, die neue Colonie von der alten

und weit ſüda ent '

fernt.

" Der Ackerbau wird hier eben ſo betrieben wie in der alten Colonie ; die Viehzucht ſcheint aber wegen des

bèffern Graswuchſes und beſſer bewåfferten Landes ein : tråglicher zu ſeyn . Doch hat dieſe : Colonie-p .durch die faſt jährlich ausbrechende Viehreuchej mehr gelitten als die alte. Jeßt hat man die Anſiedler durch -Anles : gung einer neuen Straße für die ſogenannten Tſchuat macken * ) ; denen man die Einbringung der Viehreuche Schuld gab, gegen dieſes Uebel zu ſchůßen geſucht. Dieſe Dſchumacken holen , in Fehr. zahlreichen Geſellſchaf ten von 30 bis 50 Wagen , Salz und getrocknete Fiſche vom Azow 'ſchen Meere her. Jeßt dürfen fie die Dörs

:

fer der neuen Colonie durchaus nicht mehr berühren . ; Stühe von ruſſiſcher Zucht" findet man hier ſehr

ſelten , weil ſie bekanntlich weniger Milch geben , als n

ad ots

.. ! .' die

. * ).Fuhrleute, die ſich der Dchſen bedienen, ftattder Pferde.

369

die deutſchen , und ſich nur melken laffen , wenn das Kaib dabei iſt; im Nothfalle hat man den gårtlichen

Inſtinct dieſer Thiere durch ausgeſtopfte -Kalbfelle zu tåuſchen geſucht, allein nicht immer mit Erfolg .

Da die Moloſchna nicht ſchiffbar iſt, und ihren

Ausfluß in einen moraſtigen Landree hat, ſo gehen alle Erzeugniſſe dieſer Colonie zu Wagen , nach dem azow 'ſchen Meere und der Scrimm . Butter und Såſe werden jedoch durch Auffäufer den Anſiedlern größtentheils im Hauſe abgehandelt. Die Dörfer dieſer Colonie ſind durchaus regelmäßig

angelegt; breite, zu beiden Seiten mit Gråben verſehene, Straßen führen durch ſie hin , und kein Dorf darf über 20 Wirthe enthalten.

Die Gebåude find durchgängig nach hieſiger Art eingerichtet, und man findet ſchon viele recht artige Wohnhåuſer. Bei jedem Wohnhauſe ſieht man einen Garten mit jungen , viel verſprechenden Pflanzungen ; und nirgends vermißt man Fleiß und Ordnungsliebe. Dieſe

Colonie hat, wie die altey zwei Bethåuſer (aus Bruch ſteinen ) in den Dörfern Orloff und Halbſtadt. Zur Erbauung einer jeden Kirche batte die Regierung an . ſehnliche Unterſtüßungen bewilligt. Für Schulunterricht wird auch hier nach Möglichkeit geſorgt. : Die Einwohner dieſer Colonie zeichnen ſich vor

ihren Glaubensbrüdern in der alten , fehr vortheilhaft aus, durch artigeres Benehmen , Fleiß , Reinlichkeit und Ordnung, ganz beſonders aber noch durch muſterhafte Einigkeit und Vertråglichkeit. In der alten Colonie dagegen (wo ſich in Vereinigung der, dem Oberſchulzen verliehenen , Gewalt mit dem , den Pornehmern zuges ſtandenen Anreben , eine gewiſſermaßen ariſtokratiſche A a

370

Parthei gebildet hat ) finden håufige und heftige Streis

tigkeiten über Bedrückungen und Unterſchleife ſtatt. Aber die herrſchende Parthei weiß fich faſt immer Necht zu verſchaffen , die Bedrückten Durch Androhung

pon harten Strafen immer mehr und mehr einzuſchüchs

tern , ſo daß ein gewiſſer unterwürfiger Sclavenſinn immer bemerklicher wird.

Ganz anders iſt's in der

neuen Colonie. Ueberhaupt iſt die neue Colonie, troß ihres viel ſpäteren Entſtehens, der alten Colonie faſt in allen Unlagen , Einrichtungen und ſelbſt im Wohlſtande; weit vor; ja die neuern Ankömmlinge haben ganz eigentlich der alten Colonie erſt empor geholfen , indem ſie faft alle wenigſtens einen , ja viele zwei Winter hindurch daſelbſt gewohnt, und den Ynſiedlern für Wohnung,

Lebensmittel, Vieh u . ſ. w . viel Geld zugewendet haben. Denn die mehreſten von den damaligen zahlreichen Auss. wanderern, nahmen bekanntlich aus Preußen ein bedeus

tendes Vermögen mit. - Dagegen hat denn auch der Rath und Beiſtand der alten Anſiedler, viel zum ſchnellen Emporkommen der neuen Colonie beigetragen .

Die Einwohner der neuen Colonie genießen dieſels

ben Begünſtigungen und Vorrechte , wie die der alten , und benußen ſie nach Möglichkeit.

In dem

Dorfe

Halbſtadt hat der wohlhabende Befiger einer anſehns

lichen Efrigbrauerei auch noch eine Suchfabrik angelegt,.'

die mit der Zeit bedeutend werden kann. - Der Dberſchulz dieſer Colonie hat ebenfalls zur Beihülfe einen Schreiber , der aus der Gemeinde- Kaffe beſoldet wird, aber nichts ruſſiſch bearbeiten darf, indem

der ,in Priſchip wohnende Aufſeher, über alle deutſche Colonieen an der Molorchna, die nöthigen Ueberfeßungen

371 in ſeinem Bureau beſorgen laſſen muß. Denn das ſogenannte Vormundſchafts - Comtoir in Efatherinos. law , erlåßt nicht alle Verfügungen und Befehle immer

mit der nebenſtehenden deutſchen Ueberſegung, obgleich

ein vereideter Translateur nebſt Gehülfen dort anges ſtellt iſt.

Einen großen Vortheil ziehen dieſe Coloniſten aus einer weiten Strecke Landes, deffen Nießbrauch : fie fich zu verſchaffen gewußt haben , aber der Himmel mag

wiſſen , auf welchem Wege. Die Weide welche ſie felbft, aus Mangel an beträchtlicher Viehzucht, nicht benußen, wird mit Vortheil an Befiger großer Pieh- Heerden vermiethet. i An den Nogaiern hat dieſe Colonie nicht die beſte

Nachbarſchaft, denn dieſe haſſen die neuen Ankömmlinge, welche ihre Weideplåße geſchmålert haben , und ließen

ihren Unwillen früher auf manche Weiſe an ihnen aus, Vor ungefähr zehn Jahren wurden von den Nogaiern vier Anſiedler auf einmal des Nachts , gar nicht weit von einem deutſchen Dorfe, jammerlich erſchlagen .

Gleichem Schickſale entgingen mehrere Anſiedler oft nur durch ſchnelle Flucht, Geiſtesgegenwart, oder irgend einen

glücklichen Zufall.

Doch vermindert ſich die,

von dieſen Barbaren den Anſiedlern drohende, Gefahr von Jahr zu Jahr, da die Regierung alles mögliche thut, um ſie zu civilifiren . Als ich in jener Gegend war, hatte ein Franzoſes :Graf Maiſon , die Aufſicht über fie, und, verfuhr mit gebührender Strenge. Ques

Nomadifiren müſſen die Nogaier jeßt durchaus unter: laffen , feſte Wohnpläße wählen , und Ackerbau treiben . Der alten freien Lebensart zu entſagen , wird ihnen jedoch ſehr ſchwer.

Seit der oben erwähnten jammers 4a 2

372

lidhen Ermordung von vier Mennoniten , haben die Nogaier auch ihre herkömmliche, von jedem Manne befindig getragene, Waffe ablegen müſſen . Dieſes war

ein eiſerner Hammer an einem ziemlich langen hölzernen Stiel ; dieſes Hammers bedienten

ſie ſich beſonders,

um die in dortiger Gegend håufigen Wölfe damit todt zu ſchlagen , nachdem ſie dieſelben auf ſchnellen Pferden måde gejagt hatten . Bei allen dieſen Maaß: regeln fallen doch noch håufige Viendiebſtåhle vor, Wenn die Anſiedler ihr Vieh nicht auf das ſorgfäls tigſte bewachen .

Wenn in der neuen Colonie alles nur den erfreus lichen Anblick eines wachſenden Wohlſtandes gewährt,

ſo wird man dagegen tief erſchüttert von dem Elende, in welchem noch viele Familien der , am rechten ufer der. Moloſchna angeſiedelten , Einwanderer aus dem Würtembergiſchen , Badenſchen u . f. t . rchmachten . Bleiche in kumpen gehüllte Jammergeſtalten , ſabe ich

dort viele aus den dumpfigen Erdhütten hervor triechen ,

(denn noch lange nicht aữe Anſiedler haben Häuſer,) um fich mühſam an die dringende Arbeit zu ſchleppen . Nur wenige der erſten dieſer Anbauer, ſcheinen ſich einen måßigen Mittelſtand errungen zu haben , die mehreſten

drückt bittere Armuth . Dieſe Colonie kommt in keiner Hinſicht der mennonitiſchen gleich , und hålt in keinem Betrachte mit ihr Stand , wenn gleich die Vorgeſetten

relbſt, erzurnt gegen dieſe armen unglücklichen Opfer

ihrer Leichtgläubigkeit, unüberlegt genug, ich erlaube mir dieſen Ausdruck , den mennonitiſchen Wohlſtand zum Maaßſtab nehmen , und ſagen : Seht, wie die

· Mennoniten wirthſchaften , ihr wollt nur nicht! Billiger wurden dieſe Herren

urtheilen , wenn ſie die ganze

373 { age jener Unglücklichen genauer prüfen möchten oder wollten .,

Eigenes Vermögen haben dieſer Einwanderer nur einige wenige, mit an den Drt ihrer Anſiedelung ges : bracht, denn was ſie vielleicht von den Trümmern ihrer

Haabe gerettet hatten , das verzehrte die ſehr weite und koſtſpielige Reiſe. Bei ihrer Ankunft an Ort und Stelle unterſtüßte man ſie nicht gehörig , lieferte ihnen das

Saatgetreide ſchlecht und nicht zur rechten Zeit, das zu den Häuſern gelieferte Bauholz war nicht von gehöriger Gute und hinreichender Menge, ſo daß die , auf die

nackte Steppe ausgeregten , Anbauer froh waren , ſich bei dem herein brechenden Winter daraus Erdhütten , zum Schuß gegen die rauhe Witterung , bauen zu können . Un baarem Vorſchuß , zur Anſchaffung des Zugviehes,

Ackergeråthes und anderer unentbehrlichen Dinge, haben diewenigſten dieſer, mit ſchreiendem Unrecht behandelteu Menſchen , mehr als 150 Rubel Affignaten bekommen .

Dieſe farge Unterſtüßung wurde ihnen auch nicht ein mal zu rechter Zeit und in einer Summe gezahlt, ſon

dern nach und nach zugeeinzelt, wobei man denn auch überdies immer mehrere Empfänger durch eine ungna

tion befriedigte. Da mußten denn ſogleich beim Um wechreln die armen Menſchen an der kleinen , für ſie beſtimmten , Summe verlieren , ehe fie,dieſelbe noch ein

mal in die Hände bekamen . Man ſagt daß ſogar die, mit Auszahlung der Gelder beauftragten , Beamten fich bei dieſer Gelegenheit durch den ichmußigſten Wucher beſudelt haben . – Die ro auf alle Weiſe gedrůdten

Unſiedler konnten alſo nur- fehr langſam vorwärts kom men , da noch überdies das allgemeine Vorurtheil segen fie iſt, was ſo weit geht , daß den Ruſſen , beſonders

374 denen von der gemeinen Klaffe, die Wörter Colonift *) und Taugenichts beinahe gleichbedeutend find. Von den , dann und wann die Colonieen bereiſenden , Mits

gliedern

des Vormundſchafts - Comtoirs , hören die

Unglücklichen , ſtatt Aufmunterungen , gewöhnlich auch

nur drohende Scheltworte, da der Schein offenbar gegen ſie iſt , wenn man ſie mit den Mennoniten ver: gleicht; dieſe find aber , wie oben erwähnt wurde,

größtentheils wohlhabend eingewandert, und die Unver. mögenden haben 500 Rubel Affignaten , ja einige noch mehr, als Vorſchuß erhalten . Außerdem genoſſen fie auch von Anfang an mehrere Begünſtigungen, da ihnen

ihre früher angeſiedelten Glaubensbrüder , immer die Wege zu zeigen wußten , auf denen ſie mit einigen Aufopferungen

größere Vortheile : erlangen

konnten.

Denn die Beſtechlichkeit der Beamten iſt in Rußland ſeør groß , weil ſie im Durchſchnitt ſchlecht beſoldet ſind . Für die geraden biedern Schwaben ſind auch die

Wege ruffiſcher Chikane viel zu. Frumm , und es fehlt ihnen auch an Mitteln , fich Gönner zu verſchaffen , da fie nicht ſo zuſammen halten , wie die Mennoniten , deren Eigennuß nichts unverſucht låßt. Dieſe unges rechte Partheilichkeit iſt wenigſtens gewiß ganz gegen den Willen des erhabenen Beherrſchers von Rußland, und vielleicht den höhern Behörden nicht einmal bes tannt, weil es Niemand wagt, ernftlich für die armen

Zurückgelegten zu ſprechen und, twie das gemeine ruſſis riche Sprichwort ſehr treffend. Pagt: der Himmel hoch

iſt, der Kaiſer weit.

Die allgemeine veráchtliche Zus

*) Die Mennoniten werden von den Nuffen nie Coloniften genannt, ſondern immer Mennoniften .

375

růcſegung und Bedrückung hat denn auch hier ; wie immer , die nachtheilige Wirkung , daß die armen Mens ſchen allen Muth, alles Selbſtvertrauen verlieren , und wirklich fich verſchlechtern . So hat fich denn mancher Anſiedler , der in ſeinem Vaterlande ein guter Wirth war, hier dem Erunt ergeben , um wenigſtens reinen

Jammer, feine Verzweiflung auf einige glückliche Stuns den zu betäuben .

noch ſchlimmer. -

Freilich wird dadurd, die Sache nur

Wie ſehr man die gutmüthigen

Schwaben , durch Unrecht und Bedrückungen , gereizt haben müſſe, ſcheint der Umſtand zu beweiſen , daß fie fich einmal im übereilten Zorn zu einem falt allgemeinen Aufſtand entſchloſſen , uin die ihnen vorenthaltenen Rüce ſtånde, der ihnen zugeſicherten Unterſtüßungsgelder , in Maſſe von dem Inſpector şu erpreſſen . Dieſe ffråfliche Meuterei brachte ſie denn vollends um alles zutrauen , ohne ihre Lage zu beffern . Die Rädelsführer beſeufzen jeßt noch ihre Uebereilung in Siberien , einige andere Theilnehmer wurden zu Strafarbeiten , und die Mehreften zu Leibesſtrafen verurtheilt. Welche Behandlung die Unglücklichen von den Ruffen zu erwarten haben , läßt fich leicht denken , da diere ; - wie alle Slaven , jeden

Fremdling bitter haſſen . Wehe dem unglücklichen Deuts

rchen , den die Noth zwingt, bei Nuſſen zu betteln ! Empörender Hohn wartet ſeiner , wenigſtens ſpeit man vor ihm aus , und beehrt ihn mit demi gang gewohn : lichen Ehrentitel : deutſcher Hund ! Dies iſt keine Ueber

treibung , und der Grimm gegen die verhaßten Ankömm . linge geht noch weiter ; ſogar þunde hekt man auf ſie, und durch meine glückliche Dazwiſchenkunft habe ich einſt relbſt eine arme Bettlerinn, (deren Mann bei einer

Feuersbrunſt verlegtworden war, welche die ganze Haabe

376

ber unglücklichen verzehrt hatte ; ) aus einer ſolchen ſchåndlichen Mißhandlung gerettet, und kann alſo als Augenzeuge ſprechen .

- Jedem Lutheraner oder Catholiken , der nicht einis ges Vermögen mit ſich bringt , iſt die Auswanderung Daher immer zu widerrathen, weil er auf keinen Beiſtand

hoffen darf; der Mennonit findet bei ſeinen Glaubenss brüdern immer Unterſtüßung. Für Handwerker dürfte vielleicht die Auswanderung

noch am vortheilhafteſten reyn , indem auch die Nuſſen deutſchen Fleiß und deutſche Genauigkeit zu ſchåßen wiſſen , und es auch an vielen Orten noch an den nós thigſten Handwerkern fehlt. Die vielen deutſchen Hands werker , in Ekatherinoslaw und in anderen Städten , befinden ſich im Durchſchnitt im Wohlſtande, denn die Arbeit wird beffer bezahlt , und die Lebensmittel find

wohlfeiler, als in Deutſchland. . Noch verdienen hier die Duchoborzen *) einer furzen Erwåhnung , deren Wohnplåße auf dem kleinen

Plane ebenfalls angegeben find. Die Duchoborzen ( D . h. wider den Geift Streitende) find eigentlich Ruſſen , welche in ihren Slaubenslehren von den Dogs men der griechiſchen Kirche ganz abweichen.

Sie haben

keine Prieſter, bedienen ſich weder der Taufe, noch des Abendmahls, verwerfen das Faſten als eine Menſchens Fakung , und glauben

auch an keine Heiligen .

Sie

y Die Duchoborzen haben ſich deswegen in dieſer Gegend niederlaſſen müſſen , damit nicht ihre Grundfäße durch weitere Ausbreitung, der herrſchenden Stirche gefährlich werden ſollen ; denn alle gewaltſame Unterdrückungsmittel batteu auch hier die Folge, wie überall - größeren Anhang.

377

verehren bloß ein höchſtes Weſen , dem ſie ohne Beihülſe eines Geiſtlichen ihre Gebete darbringen . Nur die, auch

bei uns gebräuchlichen , Hauptfefte werden von ihnen feierlich begangen . , - Zum Theil foden ſie in Güters Gemeinſchaft leben , ſind übrigens gør treffliche Landa wirthe, und zeichnen fich vor ihren , in der Nähe wobs nenden rechtgläubigen , Landsleuten durch alles, ja ſogar

durch Reinlichkeit, fehr vortheilhaft aus. Ihre Heerden

find vortrefflich und zahlreich . Zum klaren Beweiſe: ihres geſegneten Landbaues dienten mir die großen Haufen unausgedroſchenen Getreides , die ich vor der neuen Erndte bei ihren Dörfern rah. -- Ueberhaupt ift diere . Secte in der niedrigſten Bolksklaſſe , entſtanden , eine erfreuliche Erſcheinung, ein ehrenrettender Beweis der Vernunft, des Göttlichen im Menſchen , woran man beinahe verzweifeln möchte, wenn man ſieht, wie ganze

Nationen dem höchſten Weſen durch abergläubiſche Ce: remonien wohlgefällig zu werden wähnen , oder ſich den Ullgåtigen als einen Tyrannen denken , deſſen

Grimm

fie durch Faſten und stafteien beſänftigen könnten . Außer dieſen erwähnten drei deutſchen Colonieen fabe ich von den , in dem unermeßlichen ruſſiſchen Reiche gerſtreueten, Anſiedelungen noch drei neue Anlagen von Deutſchen, aber nur im Durchfluge, und kann alſo nicht

darüber urtheilen . Eine dieſer Colonieen , aus Lutheras nern beſtehend, liegt nicht weit von Eliſabethgrod,mnd

ſteht ebenfalls unter dem Vormundſchafts - Comtoir zu Ekatherinoslaw . An den Grången des Kiewſchen Gous vernements , unweit Machnowska, wohnen in dem Dorfe

Michalin 18 mennonitiſche Familien , und endlich noch

38 Familien derſelben Secte in Meſeriß , bei Dſtroy in Bolbynien . Alle dieſe Anſiedler Tcheinen

ihr gutes

378

Auskommen zu haben , doch ſind mir ihre übrigen Vers þåltniffe durchaus unbekannt geblieben. Vom

Clima, in

der Gegend der Colonieen am

Dnieper und an der Moloſchna , laßt fich ungefähr Folgendes ragen . Der Winter iſt im Durchrchnitt ftreng, doch nicht von ſo ununterbrochener Dauer , als in Rußlands nördlichen Ländern. Die Schneeſtürme find von ungemeiner Heftigkeit, und halten gemeinhin

zwei bis sier Tage an. Während dieſer Zeit iſt das Reiſen , durch die nur fehr ſchwach bewohnten Steppen, wo nicht unmöglich i doch wenigſtens ſehr gefährlich , weil es durchaus an Gegenſtånden jur Drientirung fehlt. Jeder bleibt dann gern , wo ihn das Wetter

ereilt , rogar die Poſten liegen ſtil .

Zu Anfange des

Winters , oft auch ſchon zeitig im Herbſt, beginnt das heftigſte Schneegeſtöber ſo plößlich , daß håufig vieles

Vieh dabei verunglückt , wenn die Hirten nicht zeitig genug ihre Stålle, oder wenigſtens ein ſchůßendes Thal, erreichen . Die Schaafe beſonders eilen beim Sturm unaufhaltbar fort, bis ſie irgendwo Schuß oder ihren Untergang finden . Ganz ſonderbar iſt es übrigens daß,

nach Verſicherung glaubwürdiger Männer , mit dem , reit 1789 begonnenen und immer zunehmenden , Anbau

der Gegend, die Winter ſtufenweiſe ftrenger und rauher geworden ſind , denn bis zu eben erwähntem Jahre haben die frühern Bewohner der Gegend nie nöthig

gehabt , Heu zur Winterfütterung zu måhen . Gegen das Ende des Monats Mårz verdrängt die Frühlings. ſonne gewöhnlich den Winter ſehr ſchnell, und die Ves getation fchreitet raſch vorwärts, leidet aber faſt immer von den fpåt noch anhaltenden Nachtfröſten . Der Sommer iſt in der Regel febr heiß und trocken ,

379

ro daß zu Anfange Augufts gewöhnlich ein Falbes Grau das friſche Grün verſchwinden macht. Schnelle Abwechſelungen in der Witterung find håufig , und wirken ſehr nachtheilig auf die Geſundheit

Tchwächlicher Ankömmlinge. Hartnäckige falte fieber find bei ihnen daher ſehr gewöhnlich .

E.

M

Nachrichten über die Anſiedelung der Men : " noniten in Rußland. Nach mündlichen Erzählungen eines Ausgeroanderten.

: Die Mennoniten , welche ſeit 1783 nach Rußland auszuwandern begonnen haben , Fiedelten ſich zuerſt im Gouvernement Ekatherinoslaw an, wo jeßt 16 Dörfer angebaut ſind, deren Hauptort Chortiß iſt, und die meiſt deutſche und beſonders weſtpreußiſche Dorfsnamen

führen . Vom Dnieper ſind die mehreſten dieſer Dörfer mur 6 Meilen weit entfernt. An der Moloſchna jens ſeits des Dniepers , und 16 Meilen weit vom legten Shortißer Etabliſſement, befinden fich 12 neue Dörfer , die gleichfalls Deutſche Namen führen ſollen , die der Erzähler jedoch nicht anzugeben vermochte. Diefe Etabliſſements dehnen

ſich bis an die Tſcherkeffiſche

Gränze aus, und treiben mit den Tſcherkeſſen ein ruhis

geß und friedliches Verkehr. Acht Tage - Reiſen diess reits Chortiß , liegt eine kleine Colonie dieſer Secte, die Michelau heißt, wo die weſtpreußiſchen

Auswane

380

derer, To wie die dortigen Coloniſten , die in ihr Vater: land zurück reiſen , einkehren . © : Die ganze Reiſe dauert 20 Tage. Der Acerbau lohnt wenig . Der Scheffel Weißen, welcher nach Odeſſa den Dnieper herab geführt wird, gilt nicht mehr als 2 Floren , höchſtens 24 /2 Floren preußiſches Courant. Die Viehzucht iſt die Quelle des Reichthums der dafigen Coloniſten , die viel Pferde und viel Hornvieh

erziehen . Die Butter ſteht mit dem Kåre in gleichem Preiſe, bas ſchwere ruffiſche Pfund 2 gGr. Brandenburgiſch .

Der Stanſer (die Strone, ragte der Erzähler,) bat viel veredelte Schaafe an die Coloniſten verſchenkt, und dieſe haben davon bereits nicht unbedeutende Heerden . Die Wolle wird in den Fabriken von Eka

therinoslaw verarbeitet. Die Colonieen an der Moloſchna leiden Mangel an Holg, und brennen Stoppelgras , die Dörfer in der Umgebung von Chortiß haben Weiden - und Fichten: Wålder.

- Die Polizei und Rechtspflege verwaltet ein Ober : fchulz,: in beiden Etabliſſements als Friedensrichter, und ſchlichtet den meiſten Streit ohne Koſten . Die Appellation von ihm geht an ein Comtoir in Efathe rinoslaw , welches das deutſche genannt wird, wo jedoch die Juſtig mit vielen Koſten adminiſtrirt wer den jou .

. .

381

Statiſtiſche Ueberſicht von den Colonieen der Mennoniten in Süd : Rußland , in den 14 Dörfern der fo:

genannten Chortiger. Colonie. a) Seelen- Zahl:

:

1813

1819

. 1255 månnliche, 1489 månnliche und 1191 weibliche, überhaupt 2446 Seelen ,

1399 weibliche, 2888 Seelen ,

mithin in 6 Jahren 442 mehr , nicht in Folge - der neuen , an die Molorchna gewieſenen , Eina

wanderungen , ſondern durch den Ueberſchuß an Geburten . b ) Familien waren 1819, 560 vorhanden . In dieſen · wurden 1819 gebohren 103 Söhne, 78 Töchter,

überhaupt 181 Kinder. " Es ſtarben nur 1819 , 37 månnliche und 32 weibliche; überhaupt 69 Perſonen , mithin war ein Ueberſchuß von 112

Seelen , durch die mehr Sebohrnen vorhanden . Copulirt wurden 1819, 30 Paar.

c ) Der Bieh - Beſtand betrug 1813 Pferde

1819

2735

2582

Hornvieh. 4440

6090

Schaafe

5921

Schweine 2154

11774

2070.

Unter den Schaafen , die fich in 6 Jahren faſt vers doppelt hatten , waren 618. Merinos , die übrigen ſämmtlich veredelter Zuchte Puch das Hornvieb

382 iſt in 6 Jahren um 4/3 vermehrt. Die Pferde: zucht, bei der die Nomaden jener Gegend rivalifiren , war nicht geſtiegen , eher etwas vermindert. d ) Ackerbau. Das Land, welches dieſe Coloniſten bes figen , beſteht in 32,684 Deſſåtinen Land überhaupt, wovon 309 Deſſåtinen Strauch auf der Chortiger Såmpe , und eben daſelbſt 928 Déffätinen Acker: land. Zur Bearbeitung waren vorhanden : 345 Pflüge, 542 Eggen unb 532 Wagen , nach der Zåhlung von 1819 . e ) Im håuslichen Gebrauche waren. 557 Spinnråder ,

Weberſtühle im Jahr 1813, 21, und 1819 ſchon 49, auch 5 Stück Dehlpreffen. 1813 1819 f) Baumzucht. . .. . ' 12775 25546 Maulbeerbäume gepfropfte Aepfelbäume . wilde Uepfelbäume . veredelte Birnbäume

.

wilde Birnbåume

.

.

.

.

Pflaumenbäume

244 373

2333 2068

.

252 .

27 53

.

.

240

Siberiſche Akazienbäume , '

..

.'

48

317 .

.

Italieniſche Pappelbäumt . Weiße Pappelbåume ..

3213 2543

3382482 - 110 . 5200 16988

wilde Pflaumenbaum Kirſchenbåume , Pfirſichenbåume Abrikoſenbäume Walnußbäume Haſelnußbåume Weinſtocke . . . o Amerikaniſche Akazienbäume

1656 3714

s

449 ? . 72

.

. ' 52 '

,

Waldbåame, Beiden und Eidhen 18757 32731.

383

Hieraus ergiebt fich, daß die Baumzucht, die theils auf den einzelnen Etabliſſements, theils auf den Plantagen der Communen ſtark betrieben wird , ſich vorzüglich auf Brennholz, auf den Seidens

bau und den Weinbau richtet, und nur die

Aepfelbäume nicht ſo gut fort, kommen , wie die Birnbåume.

g ) Zahl der Gebäude. 476 Wohnbåuſer, 2 Kircheng 22 Windmühlen , 1 Floßmühle, 3. Grüßmühlen , 1 Branntweinbrennerei und 1 Bierbrauerei. Ar b ) Seidenbau pro 1819. An gehaspelter Seide tourde bei den Wirthen gewonnen 13 Pfund 21. koth ,

und in der Plantage 8 Pfund 8 koth. . Verkauft wurde das Pfund zu 15 Rubel in Papiergeld. í). Gewerbe überhaupt pro 1819. Handwerker befine

den fich : 2 Uhrmacher, 26 Zimmerleute, 18 Tiſchler, 9 . Drechsler, 10 Böttcher , 20 Schumacher , 25

Schneider, 49 Weber, 1. Fårber und 16 Schmiede.

.. . G . :

.

in

Ueber die Auswanderungen aus Preußen nach Rußland . : :

:

:

CHiftoriſcher Beitrag :) Die Auswanderung der Mennoniten aus Preußen nach Rußland begann

im

Jahre 1783 , doch beweiſen

die ſtatiſtiſchen Tabellen, die dieſen Beitrågen einverleibt

find , daß weder die Zahl der Seburten , noch der

384

Communicanten " von 1783, bedeutend von der des Fahres 1782 abweicht, und die Verſchiedenheit der Zahl der Communicanten zwiſchen 1782 und 1784 , iſt nur 334 . Ueberhaupt find dieſe Angaben ſehr unge wiß , und es liegen uns aus jener Zeit keine Seelen liften vor. Sedeutender fallen die Auswanderungen auf, die ſpåterhin ſtatt fanden . In den Jahren 1803 und 1804 wanderten überhaupt 342 Familien , und die Familie zu 6 Köpfen gerechnet, 2052 Seelen aus. In den Jahren 1808 und 1809 fand eine zweite, minder beträchtliche , Yuswanderung von

99 Familien

ſtatt.

Und die neueſte Auswanderung von 1819 hat, den Seelenliſten zu Folge, 317 Seelen nach Süd-Rußland geführt. Nach ſicheren Nachrichten aber wanderten 1818 49 Familien, und 1819 171 Familien dieſer Glaubens, Parthei aus, in beiden Jahren zuſammen 215 Familien, jede zu 6 Köpfen gerechnet , alſo eine Zahl von 1290 Seelen , darunter ein Zug von 40 Wagen , mit 6 bis 7 Pferden beſpannt, der ſich in Colonnen theilen mußte,

um in Poblen nicht wegen des Futters und der bez bensmittel in Verlegenheit zu gerathen . alle dieſe Auswanderer zahlten Abſchoß , ſuchten jedoch vorher, durch mancherlei Berkehr, und Anſchläge, die Summe dieres Vermögens anſcheinend zu verringern , und es wurden in den drei Auswanderungs - Perioden , wenn

man den Erzåblungen frauen darf, die darüber im Umlauf find, mehr als eine Million Shaler dem Umlauf

entzogen . Beſonders nachtheilig aber wirkte der aufs fällende Zug ſo vieler Uuswanderer durch ſein Beiſpiel. Schon die Vorbereitungen zum Auswandern waren die Beranlaſſung , daß mehrere ganz arme Tagelöhner: Familien ; ohne Eigenthum , ihre Wohnungen fündigten , und

385 und jenen Auswanderern nachziehen wollten , andere ihre kleinen Beſißungen verkauften , und ihre leßten Kråfte dazu anſtrengten , um jene Gegenden zu erreichen,

wo ſie einen Nubel tåglich (aber Papier, mithin 6

gGr. Brandenburgiſch und 2 gGr. weniger als im Das terlande) zu erwerben hofften. Nachdem ſich Viele die fruchtlore Mühe gegeben hatten , den Grund dieſer, zur firen Idee gewordenen , Auswanderungsſucht in anderen ,

als den natürlichen , Urſachen zu ſuchen , fanden die Kaltblütigen und unpartheniſchen , daß die Macht des Beiſpiels, der außere Eindruck jener Caravanen von Auswanderern , auf das gemeine Volk deſto mehreren Eindruck gemacht hatten , weil ſich gleichzeitig eine nach theilige, nicht unterdrückte , fire Idee des Tagelöhners, ſowohl des zur Miethe wohnenden Inſtmannes, als des angeſeſſenen Kåthners, bemächtiget hatte, nåmlich : Eben ſo gut, wie der angeſeſſene Bauer ſein Eis

genthum nunmehro erhalte, und som gutsherrlichen Zwange freigeſprochen werde, eben ſo gut mußte

auch ihre Exiſtenz verbeſſert, auch ihnen Eigenthum gegeben werden .

Mehrere dieſer Leute rðurden brodlos, und theils den Bauern überflüſſig , die durch das aufgehobene Schaars

werk Herren ihrer Zeit wurden , und dieſe nun allein und ohne fremde Hülfe auf's eigene Grundſtück weiden konnten ; theils konnten auch einige Gutsbeſißer, bei der

concentrirten fage der Vorwerkslåndereien , ſie entbehren , und noch heut werden dergleichen Familien ihre Woha nungen gefündigt. · Jndeffen wurden von der Landes - Verwaltung ſo fråftige, zweckmåßige Anſtalten getroffen , po gute Gerege

erlaſſen, von den Provinzial-Verwaltungen ein ſo richtiges Bb

386 Benehmen beobachtet, von dem größten Theil der Kreis .

Behörden den Leuten theils . Arbeit und Wohnung zuges wieſen , theils Zeit zur Befinnung gelaſſen und die, auf das gemeine Vole am beſten wirkende, Fraft der Uebers redung richtig angewandt, daß das Auswandern der Nicht-Mennoniten bald aufhörte , und die ruſſiſche

Regierung, die überhaupt mit den Nicht-Mennonitent nicht zufrieden war , einen Aufftarid der ſüddeutſchen Coloniften aber unterdrückt und beſtraft hatte, dieſe Art der Einwanderer ganz zurückwies , und ſich für die

mennonitiſchen Coloniſten ausſchließlich erklärte, die man , als Nicht-Combattanten , gern ziehen låßt.

Die Feinde der Mennoniter hatten nun geglaubt, daß dieſe Sucht auszuwanbern , heimlich von den hieſis gen Mennoniten , zum Beſten ihrer Brüder an der Moloſchna, angezettelt fen , daß dieſe, die man als arbeitsſcheu anſah und ſchilderte, die Zahl der Arbeits

leute für Geld vermehrt zu ſehen wünſchten , weil fie gern bequem

leben und den Herrn

ſpielen wollten .

Wer indeffen mit den Verhältniſſen der füdruffiſchen Coloniſten näher bekannt iſt, wird das grrige dieſer Behauptung, die ſich blos auf vorgefaßter Meinung

- gründet, bald einſehen . Baares Geld iſt gerade das, was dem ſüdruffiſchen - Coloniſten , mitten im Beſit der üppigſten Fülle der Natur, noch fehlt. Wil der Mittels Mann von mäßigem Vermögen durchkommen , ſo muß er , nach dem ſchriftlichen und mündlichen Defenntniß der Auswanderer, relbſt den Pflug und die Genre führen , er darf nicht einmal viel Knechte halten , geſchweige denn die theuern Tagelbhner , und eine Ausgabe von 6 Gr. Cour. ( 1 Rubel Papier ) tåglich , darf er ſich ſehr

ſelten geſtatten .

Der reiche Mennonit in Rußland

387 aber, giebt dem armen Mennoniten , deren mehrere, als Knechte und unter andern Titeln , ledig auswanderten,

und aus chriſtlicher biebe mitgenommen wurden , den Vorzug vor dem Knecht und dem Arbeiter aller anderen Glaubens Bekenntniſſe, um ſo mehr, als darunter ſehr piele find die,: nahe, oder entfernt, mit dem reichen Ans fiedler aus ålterer Zeit verwandt, oder verſchwägert

find. So finnreid , kluge Männer ihre vorgefaßten Meinungen , gegen die offen - Darliegenden wahren Gründe jener Auswanderungen zu vertheidigen und geltend zu machen ſuchtent [o iſt dies doch fruchtloſe Müher und hat, auch auf die allgemeinen Maaßregeln feinen weſentlichen Einfluß gehabt; das -Anbieten von öffentlichen Arbeiten hat wohl- manche Vagabonden zu der Kunſtſtraßen - Arbeit geleitet , wo ſie ſich minder beobachtet fanden , kann aber nicht denen genügen , welche einen eigenthümlichen Grundbeſis ſuchten , und denen es an einzelnen Verdienſt durch Handarbeit, in einem lange nie fehlen konnte, in welches noch heut 4 bis 5000 polniſche Handarbeiter, zu Waſſer (als Holzhoffer,) und zu lander jährlich einwandern , und auch überall Arbeit finden , weil deren mehr vorhanden

iſt, als arbeitende Hände im Inlande. Dieſer Wunſch der kleinſten Familien nach einem Grundbefin , åußert fich auch noch heute durch die häufigen Unſiedelungen um die Stådte herum , durch den hohen Grundzins, den dieſe Familien für Kirchen , Pfarr - und Hospital Lån dereien der todten Hand zahlen , durch die Leichtigkeit, mit der jeder Gutsbeſiger, der Wald - Parzelen von eis nigen Morgen austhun wil , dazu Abnehmer findet,welche Geldzinſen , oder ſtatt deſſen Dienſte, übernehmen , Bb 2

388

Die ſehr zweckmäßige Bekanntmachung des Obers Präſidii von Weſtpreußen, vom 29ſten May 1819, das Auswandern überhaupt betreffend , die ſpäteren Anord nungen des hohen Miniſterii des Innern , vom 15ten

July , 7ten Auguſt und 17ten September 1819, po wie die Deußerungen des ruffiſehen Conſulats in Danzig über dieſen Gegenſtand , und den Miniſterial - Erlaß vom 2ten Juni 1820 , werden wir als Belåge dieſer Darſtellung und der Geſchichte der Zeit, in dem zweiten Theile geben . Jene Belåge weiſen nach , daß man gemeinſchaftlich i ruſſiſcher und preußiſcher Seits , der übertriebenen Auswanderung' Grenzen reßte , und

der legte Erlaß documentirt die ſpåtere Ausnahme der Mennoniten , von dem

Rußland. ' . ;

Verbot des Einwanderns nach

369

Litterariſche Notizen über die Colonieen in Gruſien . ir entlehnen , aus einem Privatſchreiben, som Auguſt 1820, nachſtehende Nachrichten über die reparatiſtiſchen Colonieen in Grufien oder Gruſienien , die man oft mit den mennonitiſchen verwechſelt hat, jene liegen in Afien , die leßteren in Europa. Neolis r . Der erſte Zug dahin begann 1818 , durch mehrere Familien , die aus Würtemberg dahin zogen , und 1819 folgten derſelben abermals 150 Familien dieſer Sepas ratiften . Die ruſſiſchen Behörden ließen dieſelben jedoch nicht nach Grufen abgehen , und in den deutſchen Dóra

W

fern der Mennoniten einſtweilen einquartiren .

.. . :

T . SO Tehr diere zweite Colonne von Coloniften wünſchte, den ålteren Vorgängern nachzufolgen , To wurde ihr dies doch nicht geſtattet, und es ward von

der Moloſchna nadh Gruſien hin, ein lebendiger Schrift:

wechſel unterhalten . Aus einem Antwortſchreiben eines der ålteren grufieniſchen Coloniſten an die nachfolgenden Brüder

-

welche die tauſendjå brige

des lammés erwarten ; vom

18ten

o ch geit

April- alten

Styls , aus Siflis erlaſſen , gehet hervor, daß der. Briefs

390

ſteller den nachgekommenen reparatiſtiſchen Eoloniſten von 1819, ernſtlich anråth - fich dem Herrn zu empfehlen , und ſich dort ( an der Moloſchna ) anſiedeln zu laſſen , denn dort (an der Mo loſchna ) ren eine paradifirche Gegend gegen

Grufien , dort gebe der Himmel noch ſeinen Seegen durch Thau und Regen , hier aber ( in Gruſien ) ren

alles gebirgig und felfigi,man könne, hier nicht pflanzen , und habe kein fließendes Waſſer zum Bewäſſern , und die gruſieniſchen Coloniſten wünfchten ſich ſehnlich zu

růck, beſonders die, die zur Hochzeit des lammes an der Stirn verſiegelt ſind. Im Anfang hätte

es gut gefchienen , und man habe vortheilhafte Berichte nach Deutſchland geſendet, als man aber die Beſchafs sfenheit des Landes und die Menſchen beſſer kennen gelerntri babe man dieſe Voreiligkeit bereuet, und es rer ihnen allen leid geworden , daß ſie nicht in Taurien sund kaukaſien geblieben wären ; doch habe Gott geholfen ,

( und man babe mindeſtens nidſt Mangel gelitten . Man wäre hier (in Tiflis ) geſund, aber bei Eliſabethpol herrſche unter den Coloniſten große Sterblichkeit, ſo daß über 200 Menſchen geſtorben wåren , deren manche

namentlich genannt worden , an die man Briefe aus Europaunachgeſchickt hatte. Gruſten ſcheine nicht der Drt 84 ſeyn, wo ſich alles Polk Gottes : Tammeln rolle,

die Nachgebliebenent: ſollten daher unter den übrigen Menſchen licht und Salz reyn , pflanzen und bauen , aber nicht iór Herz daran hången . Vorzüglich aber werden die Nachgebliebenen ermahnt,

seinen guten Wandel zu : führen , und Gott und dem guten Kayſer zu gehorchen .

Das üble Beiſpiel der

Coloniften,von Eliſabethpol,,wird den Machgebliebenen

391

übrigens vorgehalten , von welchen einige, wegen Bluta ſchande und falſchen Geldmünzen , beſtraft wors den wåren , auch ſonſt noch Schandthaten begangeni

båtten , vor denen der Welt graue. Die Separatiſten werden daher ermahnt, gegen ſich ſelbſt und ihre Mits. genoffen ſtrenger zu ſeyn , und der chrifilichen Religion Ehre zu machen . Es rey übrigens in Gruſien Friede

und keine kriegeriſche Bewegung, aber das Land, welches meiſt dem gruſieniſchen Tataren- Fürſten gehöre, Ten roh. Der Schreiber des Briefes råth den nachgebliebenen Separatiſten an , die petersburger deutſche Zeitung , die man in Tiflis lieſet, zu halten . Auch lobt derſelbe

den General Juſow als eine treue, fromme Seele, der Teines Kayſers fromme Geſinnungen habe, und giebt

den Rath , ihm zu ſagen , daß die Nachgebliebenen dort

an der Moloſchna bleiben wollten , und daß es den Schreiber des Briefes leid thue , ihm nicht gefolgt zu haben, und dort geblieben zu reyn . Unter andern Bers

gleichungen beider : Anſiedelungen bemerkt dieſes Schreis ben , daß das Pad (40 Pfund) Scartoffeln in Gruſien 10 Rubel Papiergeld koſtet. : ; : : . 17

Es ſind nach dieſem Bericht 8 Colonieen Separa:

tiſten in Gruſien , die ſo gerſtreut ſind, daß einige 180

Werfte weit von Tiflis wohnen , und Niemand als

Gruſier und Tataren ſehen . An der Moloſchna, fagt der Brief, wåren Deutſche Brüder, an die ſich dieſe Separatiſten anſchließen könnten , dieſe kennten das dortige Clima, und würden ihnen rathen , wo ſie ſich anbauen könnten . In einer Nachſchrift meldet der Briefſteller , daß die Erlaubniß von Petersburg angelangt ſen, daß noch

30 Familien nach Gruſen nachkommen könnten, wollten

392

alſo von der nachgekommenen Colonne bon 150 Familien dreißig nachkommen , ſo könne dies geſchehen . Eigents lich båtten die Ensberger Coloniſten ( ? ) dieſen Befehl extrahirt, nun er aber angelangt ren , ſo wollten ſie ihn nicht benußen , und mithin könnten in die Stelle der 30 Ensberger Coloniſten , 30 andere Familien zuziehen. Beſonders wåren nöthig : 1 Mühlenzimmermann , 1 Schmidt, 1 Schlöſſer, Rothgerber , Weisgerber , Tuch macher, Bierbrauer, geſchickte Modeſchneider und Mode: fchuſter , und geſchickte Tiſchler, die råmmtlich viel Geld

verdienen könnten , jedoch im Kleinen anfangen müßten , denn der kurus fange dort erſt an , und Vorſchußwerde nicht gereicht.

Die Entfernung der Colonie an der Molorchna von Diflis , ſchåßt der Briefſteller 300 Stunden , oder 150 deutſche Meilen , und bemerkt , daß die erſten Co loniſten von Odeſſa bis Siflis dreizehn Wochen Zeit zur Reiſe nöthig gehabt håtten . Der Uebergang über das kaukafirche Gebirge habe 14 Tage gedauert.

Dies rey ein fürchterlich - ſchauberhaftes Gebirge zwiſchen Europa und Aften , beſtehe aus lauter Felfen , die mit Lebensgefähr überſchritten werden müßten , und es ſchiene faſt unmöglich zu ſeyn, herüber zu kommen .

393 300

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Schluß Madrid

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über diemennonitiſchen Colonieen in Rußlano. 175, 17613

nad mündlicher AngADE.A i First u

ngaDL. 2 mi

Bei dem Mangel an - ſchriftlichen

se

und vollſtändigen

Nachrichten , über die Cofonisen der'Mennoniten in Rußs land, iſt es son vorzüglicher Wichtigkeit, die mündlis chen Nachrichten zu Fammeln , und die Ausſagen mehs rerer, dafigen Einwohner -øber Reifenden zu vergleichen. Ein Manu ; der vier Mal die Reife dahin gemacht hat,

theilte uns folgende mündliche Nachrichten mit : Die alte Colonie die an dem , von Srementſchuk

und Ekaterinoslaw herabkommenden , Dnieper auf den diefſeitigen Ufer liegty enthält fechszehn Dörfer : 1 ) Neuenburg ; 2 ) Sronsweide; 3) Roſenthal; 4 ) Eins laagę (hier iſt eine Fähre über den Dnieper , auch die

Brauereis und Brennerei) ; 5) Grünthal ; 6 ) Schönwieſe, ein Kirchdorf dicht bei Alexandrow ,' einem ruffiſchen , in dem Colonie - Gebiet eingeſchloſſenen , Städtchen , wels

394

ches jenſeits des Dniepers liegt, 7) Alt - Chortiß , ein ehemals ruſſiſches Dorf. Hier befindet ſich das Ges : biets - Amt oder das Colonial - Gericht, deſſen Vors

ſteher der Oberſchulze Ziems daſelbſt ſeit 22 Jahren iſt. Auch iſt daſelbſt ein Bethaus. 8 ) Neu - Chortiß ; 9) Neu : dorf; 10 ) Schönhorſt; 11 ) Oſterwyk; 12) Kronsthal; 13) Schönberg ; 14 ) Bårwalde; 15) Inſel Kämpe,

uud ein 16tes Dorf, welches Angeber nicht nennen konnte. Die Entfernung von Ekaterinoslaw , aufwärts von Einlaage, gab der Reifende auf 72 Werſte an. Die Moloſchna tiegt 90 . Werſte von Alt: Chortik ab. ( 124% Meilen ). – Von der neuen Colonie, von Halbſtadt an

gerechnet, iſt es "400" Werfte von Charkow , wo große Gabrmårkte gehalten werden, und 250 nach Taganrok am

ſchwarzen Meere. Den Weg von hier nach den Colo nieen bezeichnete der Angeber genauer in folgender Art: Soldau , Mertpa: (erſte, pola ?Stadt). Prusznysz. Aſtrolenka - Ciechonowiecy Welches balb zu Bohlen und halb zu Rußland gehört. , Brezesz ( Litewskie). 1 Pladnoy, Kowlo . . Luef.smDftroga , hierbei die. ålteſte Mennoniten - Colonie Weverißır aus : 2 Dörfern

beſtehend.

Milbit . * (Dobng bleibt eineMeile vechts .)

Warkowig . T . Lubav., Berdycjew . Wolodaska. Stawiſch . Swiniogrod . Zlotopole. Dies ift die alte polniſche Grånze, Mirigrody früher die alte cuffiais

riche. Grånzes

, Eliſabethgroodpi1.

Petuikoroste.si

Abrawofoke. Pocarowka. Co Alt - Chortiß .. Diel Reiſe: Dauert, 25 – 26 Tage . Bis Mirigrød find i Gaſthäuſer ( Traiteurs ) und Gaſtſtelle: biufig, die jedoch ? von Juden bewohnt werden . Dann hören die Saftftalles

auf und man findet nur eingezäunte Gaſthöfe mit Schopa

395 pett zum Unterfahren der Wagen , und einen Tolchen Hof nennt man Seraija , (wahrſcheinlich von dem türkiſchen c. 5: . Karavan Seraic) s Die atte Colopie hat lauter Ruſleny ibefonders viel adeliche Befißungen: zu Nachbarn ; die Nachbarſchaft der neuen Colonie gab der Erzähler ro an , wie die frühere

: . L Nachrichten , fie ſchildert .I: und Apodorchng von Lage der von R ! Die Nachrichten dem Bau der Gegend waren gleich lautead, wie die lek: stern . . Dies neue :Etabliffement darelbſt iſt nicht allein für die Mennoniten beſtimmt ſondern auch für andere

Glaubensgenoffen , i Es wird nicht ein Dorf , Tondeun bildet die zwei Borſtådte von Apodprchna jezu 15 Etabliſſements von einer Hufer und ſoll die Stadt mit isse D Milchwaaren und Gemüſe derforgen . Bij Auch die alte Colonie hat eine bei Alt - Chortiſ lie. gende.Stamm -Schäferei auf 1000 :Merinos auch eine

Brennerei und Brauerei bei Einlaage wie die neue; der Biehſtamm

iſt aber ſchlechter.

Die Einnahme dieför

Anlage, zu denen noch die Verpaditung ralles nicht an geſiedelten Colonie - Terrains hinzukommt gewährt der

Fonds zur Beſoldung des Oberſchutzenir des Beiſigers,

des Gebietsſchreibers; den Unterhalt der Bethåuſer) der Schulen und die Befoldung der Schullehrer, Erzähler gab die Einnahme der Stamm - Schäfetei auf der neuen

Colonie auf 22000 Rubel an , und det: Brennerei auf 6000 Rubel. Den Rubel Papier cechuede ser Referent für 1 Flor . Preußiſch oder 8 ggr. Die Bolte wird sing

Lande swegen ihrer Feinheit fehr geſucht und gut be sablt; (tie hoch der Gentner, wußte Referent nicht ang ESSEI volg van opvome nei di grande zugeben .) Ec 2

396

:

Dei Drzt hohlt man, ſo wie die Medizin aus Efa . terinoslaw ; und es fehlt nicht an geübten Hebammen..

Die Kirche in Moloſchna baut der Oberſchulze Ziems aus AltsChortiß , in Entrepriſe für 24000 Rubel Papier,

fürchtet aber zu 'verlieren , weil das Arbeitslohn der Handwerker :. fo hoch iſt.

Nåmlich ein Maurer , oder

Zimmer -Gerelle 2 /2 Rubel und das Eren . Der Meis ſter freie Behrung und 5 Xubel. Der Tagelöhner 14% Rubel, mindeſtens 1 Rubel bei dem Bau, in der Erndte aber 2 Rubel und Erfen - und Trinken . Die Heu : Erndte bewirkt man durch Ruffert , die morgen weife accordirt werden , und das Dreſchen im Winter nach Scheffeln . Die Preiſe wurden nicht genannt.'-. * Die Bauten in der alten Colonie find früher ohne Drdnung und ſehr unregelmäßig geführt worden ; jeßt iſt alles auf die ftrengſte Bau - Polizei in den neuen Cos lonieen bedacht. In dieſen ftellte man Anfangs die Höfe nur 15 Ruthen weit auseinander ; 1818 und 1820 wurs den 20 Ruthen Entfernung vorgeſchrieben ; in den drei neuen Dörfern Gnabenheim , Alexanderswohl und Fürs ftenwerder ſind jeßt 23 Ruthen breit; zwiſchen jede Bes figung frei zum Gartenbau und wegen der Feuer -Sis cherbeit , liegen geblieben . : :. . .. . . (

I Die Zahl der Wirthe giebt der Erzähler auch auf 20. 25 an , indeß rol die eine Colonie Fürſtenwerder 30. Wirthe enthalten ; Paſtwa nár 18 . i 1974 ? 3 .5 Die Bauten werden meiſt aus fuftziegeln, die man von dem Dafelbft håufigen lehm echålt , aufgeführt. Das Hotin kommt behauen aus Ifrementſchuk den Dries per herab. 14 Auch , heißt ein ſolches ? Stück Holz eine Bruſt. Der Erzähler gab ſolche an 38 - 40 Fuß lang,

397

14 - 15 Zou breit und 8 Zoll hoch , meinte dil2 Bals ten werden , wenn die Bruſt getrennt würde, Tchwach ausfallen , und berechnete den Preis zu 6 Rubel Papier

(2 Rthlr:). Der Ort , wo der Solimarkt iſt heißt Alexandrówr jenes Städtchen bidt bei Schånwiefe, am Dnieper belegen . Ueber den Uckerbau bemerkte der Reis rende , daß: Winter Weißen fehr Pohlecht geråthe

und

sman meift Sommersweißen bauti deri fehr feinfchaalia ift.

Das Korn in eine der Krimim eigene, bereits nach

Weſtpreußen gefehickter Gattung, die rebir harf.ftaubet. * * Daher man dafrétbedünn fåer muß und höchſtens 1 Scheffel pr. Culm : Morgensi

udhddie benachbarten

Tartaren bauen nur Sommer - Weigen aber: kein Korn , Gerſte und Hafer nnd effen auch nur Weißenbrod .

geråth wie hier aber der Klee geråth nicht und der ftarke Orasluchs .nläßt' den ? Klee" nicht auftommen .

Gurken , Melonen und Arbuſon werden in den gepflugs ten Boden gefået und bedürfen keiner forglichen Pflege. Von den Tartaren bemerkt der Reiſende, daß ſie den

Coloniſten diesalten Pferde abtaufent , oft zu 70 - 80

Nubel, wenn ſie feto find.

Ferner, daß fie fein Schweines

fleiſch effen und die Chriſtent und Deutſchen Schweines fleiſch s Efër nennen . Uber im Sortimer effen fie Pferdes fleiſch und im Winter Rindfleiſch . Sie trinken keis

men Rum noch Wein , der in der Krimm gebaut wird ; aber ſie bereiten ein berauſchendes.Getränt aus Pferde. milchici 11* 133142. $ '}}', i 1 0 0411 2 . th . # 10: Auch diefer Erzähler beſtätigt, daß fie friedlich mit

den neuen Anfiebkern ''verkehren , und auf der ganzen Straße dahin nichts zu beſorgeårift, fondern der tieffte

Friede berrſcht. ti

? ili

CD Ch's ... posted

$ 98 Die Milchwaare, wird nach der Krimm verfahren bis Taganrok, Alfomo , 4 . 20. und nach den ſtehenden und mitgetheilten Preiſen bezahlt. Die Pferde deuts ficher Raçe werden ; da man , fie ſchon gezäumt fauft, sporgezogen , und gelten bis , 250 Rubel ,

das kleine

wilde tartarifche Pferd - fteht niedriger im Preiſe..

!

0.". Die alte Colonie hat an dem Dniepec einen , je: Doch nicht großen Eichenwald ; auch Meidenſtrauch an dieſem Fluß. Man baut, aber Holzarter : aller Art an,

und befonders ift die; Dbftbaymzucht vorgeruckt, fo daß die vor 17 Jahren gebauten Dörfers fchon tragende Fruchtgårten haben und manche Birthe 3 400 Rubel vom . Obfte beziehen . 547211: MI " 9.7., Das: Uferiedes . Dnieper - iſt beja perh Einlaage fels figt dås :land in der alten Solonie uneben und hüglicht das kano, der; neuen aber..:rebro flach und

fruchtbar. Doch iſt die erſte Cultur nicht leicht ; die verſte Beackerung erfordert 6 Pferde por den Pflug , im zweiten Fahre, find 4pöthig undigulebt kann man gwei (pånnig pflügen moie, bier. Die Sartaren sackern To tie , daß fie oft 10 - 12, Ochſen botreinen Pflug fpannen ; der Deutſche aber ackert: flach y t 2015 junio ci', ! 596 .: Noch erzählt der Reiſende; daß am 1 . Mai der Kaiſer Alexander in Lindenau in der neuen Colonie, welches vor Eakmat liegt, bei dem Einfaaßen David Hiebert abgetreten wäre, und nach eingenommenem lands lichen Frühſtück, und einer eigenen genauen Beſichtigung Der neuen Anlagen mit bieber Zufriedenheit nach Dakmai gereiſt fer , (ruſfiſches Städtchen ) dort habe ein Regi ment puſaren geſtanden und ihn erwartet ; fo gütig und herablaffend und ganz in das Leben des Landmanns

399 eingehend , wie der Kaiſer in kindenau geweſen wäre, eben ſo militairiſch ernſt und ſtreng wåre er in der

Mitte ſeiner Krieger geweſen ; und erſt, als er wieder die Reiſe nach den übrigen , jenſeits Takmak liegenden Colonieen fortgereßt habe, wåre es wieder ſichtbar ges worden , daß er eben ſo ſehr vielen Sinn für das Trei ben des Landmanns habe, als er das Kriegsweſen ernſt

und feſt leite. Die Wirthin in Lindenau, Frau Hie bert , erhielt einen Ring mit Diamanten zum Geſchenk; die Coloniſten überhaupt Lob, und Begünſtigungen ihrer Anlagen .

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