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German Pages 57 [68] Year 1903
Bauernfarmen der Steinzeit von
Achenheim und Stützheim im Elsass. Ihre Anlage, ihr Bau und ihre Funde.
Von
Dr. R. FORRER.
M i t z a h l r e i c h e n Abbildungen im T e x t und 4 Tafeln.
STRASSBURG V e r l a g v o n K a r l J. T r ü b n e r 1903.
Inhaltsverzeichnis.
I. Achenheim :
Seite.
Die diluvialen Besiedelungsspuren Diluviale „Feuerbewahrgruben" Flurnamen und frühere Funde Die Gruben der Schäferschen Lehmgrube Die prähistorischen Gruben A—O Die römischen Gruben P—X Résumé
5 7 8 8 io i5 ig
II. Stützheim: Die Oertlichkeit, Flurnamen, Sagen und frühere Funde . . Die alemannischen Gräber Stützheim im Mittelalter Künstliche Umgestaltung des Hengstweg-Plateaus . . . . Die Nummerierung dee Gruben Die grosse Grube des Herrenhauses — ihre Funde — ihre Keramik Die Gruben I I - X X V I I I Résumé : Die Tène-RcJmergruben Römische Strasse, Hufeisen etc Tènefunde und weitere Wohngrubenfunde Das neolitische Herrenhaus, die Arbeiter- und Frauenhütten. Vergleich mit dem Hause des Odysseus Ueber den Oberbau von Herrenhaus und Hütten Die Einteilung des Herrenhauses
20 21 23 24 24 25 27 27 3o 43 43 44 45 47 48 48
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II
— Seite
Die der Hütten
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Die Hüttendächer
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D a s B e w o h n e n der Kellergruben
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S i t z b ä n k e im L e h m
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Die Gruben und ihre Eingangsrampen
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Die Zahl der Hütten auf dem H e n g s t w e g
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D a s Ende der Ansiedlung
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Die Abbildungen: im T e x t e die Fig. 1—177. Taf. I. A c h e n h e i m : Fig. 1. Profil der Diluvialschicht. Fig. 2. Die neolitische Grube D vor i h r e m Erlöschen. Fig. 3. Die neolitische Grube I. Fig. 4. Die römische Doppelgrübe S. T a f . II. S t ü t z h e i m : Fig. 1. Die Hengstweg-Ausgrabungen. Fig. 2. Die
Grubenprofile
X X V I I , daneben
XXV,
XXVI,
die Maasse und
Darstellung der Schichtenlagerung von T e n e g r u b e P l ä n e im T e x t : Taf. III. S t ü t z h e i m :
Situationsplan
XXV.
und Terrainprofilskizzen.
Taf. IV. S t ü t z h e i m : Grundriss- und Vertikalprofile der grossen Herrenhausgrube.
• -es
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Achenheim. Das Dorf Achenheim, ungefähr 8 Kilometer westlich von Strassburg, mit ca. iooo Einwohnern, die teils ihre fruchtbaren Aecker pflegen, teils in den dortigen Ziegeleien arbeiten, ist ein Eldorado für Geologen, Paläontologen und Archäologen. Gewaltige Erdeinschnitte bieten geologisch hochinteressante Erdprofile, ebendort findet man zahlreiche Reste fossiler Tierknochen und der Mensch selbst hat Spuren hinterlassen, die hinabreichen von den Zeiten der Völkerwanderung und der Römer bis in die der neolitischen Steinzeit und selbst des Diluviums. S p u r e n d i l u v i a l e r B e s i e d e l u n g sind hier getrennt von Dr. Schumacher, W . Scheuermann und von mir gefunden worden — alle in dem Lehmprofil der H u r s t ' s c h e n L e h m g r u b e im o b e r n A c h e n h e i m . Dort bildet der Löss einen gewaltigen Hügel, dessen Ostseite zum Zwecke der Lehmgewinnung senkrecht abgetragen wird. In dem mächtigen, bis mehr als 1 2 m hohen Löss-Profil (Fig. 1) zeigen sich zwei übereinander gelegene Zonen. Die untere bildete ersichtlich ursprünglich einen Hügel mit stark abfallender Ostseite, ziemlich flach verlaufender Westpartie, darauf während langer langer Jahrtausende eine Vegetation blühte und der Mensch wohnte, bis eine, kurze oder längere Zeit andauernde Katastrophe den Hügel und das ganze umliegende Land (denn die zwei Schichten lassen sich auch in den Tiefen der Lössebene feststellen) mit einer riesigen Staubdecke zudeckte, unser heutiges Lössniveau herstellte.
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Fig. t. Das Lössprofil in der Hurst'schen L e h m g r u b e zu A c h e n h e i m mit der den Lössberg durchziehenden diluvialen Kulturzone, darin diluviale Herdgruben bei XX (Fig. X Vertikal-Profil einer solchen Grube).
Weder in der obern, noch in der untern Lösszone finden sich Spuren von Vegetation oder menschlicher Kultur, aber zwischen den beiden Zonen, oben über dem Niveau der untern Zone, zieht sich eine gewaltige Kult u r s c h i c h t hin, welche sich durch tiefschwarze Farbe als das Produkt einer Jahrtausende währenden Vegetation kennzeichnet und mehrere Anzeichen birgt, dass hier der Mensch während langdauernder Zeiten gehaust hat. Diese Schicht ist besonders stark an der Oslseite des Hügels; es ist das diejenige Seite, welche den Anwohnern vor dem noch heute im Elsass meistgefürchteten Westwind Schatz bot. Hier ist die Schicht mit zahlreichen grossen und kleinen Kohlenrestchen durchsetzt, und stark rotgebrannter Thon (oft förmliche Nester verbrannten Thones) deutet darauf, dass hier .vielfach gefeuert wurde; ausserdem finden sich in dieser Schicht häufig zerschlagene Tierknochen, Höhlenlöwe, Elefant, Hyäne, Wildpferd usw. Von Artefacten kamen blos zwei kleine bearbeitete Feuersteinchen neben vereinzelten unbearbeiteten Steinen zum Vorschein. Besonders wichtig ist, dass sich in diesem frühdiluvialen Lösshügel regelrechte F e u e r g r u b e n
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vorfanden, d. h. die Profile von unverkennbar in-den Löss künstlich eingegrabenen kleinen Gruben, die sich vom umgebenden gelben Löss, gerade wie die neolitischen Kellergruben, deutlich durch ihre dunklere F a r b e und durch ihren kohlendurchsetzten Inhalt mit Resten gebrannten T h o n e s abheben und als Herdgruben kennzeichnen (vgl. Fig. i x). Sie messen ca. 30 cm in der Breite, 3o —40 cm in der Länge, ca. 25 cm in der Tiefe und entsprechen in Form, Grösse und Inhalt, ganz den Herdgruben, welche noch heute die Strassenarbeiter sich graben, wenn sie irgendwo auf freiem Felde sich für einige T a g e oder W o c h e n eine Kochstätte bauen müssen. Das F e u e r wird hier unter der Asche glühend erhalten. Noch mehr waren derartige Feuerb e w a h r g r u b e n zu einer Zeit nötig, wo das Feueranmachen eine gewaltige und zeitraubende Arbeit in sich schloss. Dies «immerwährende F e u e r » ist es, das den diese Gruben umgebenden Thon so intensiv rot gefärbt hat. Ganz dieselbe Erscheinung finden wir auch in den neolitischen Gruben — auch dort dienten m. E. die Herdgruben nicht blos als A b fallgruben für die Kohlen- und Aschenreste, sondern als Feuerbewahrer, wo man sich ständig « Feuer holen » konnte. F ü r mich sind denn auch «die Feuerbewahrenden Vestalinnen» des Altertums und ebenso die «ewigen Lichter» der katholischen Kirche nichts anderes als die letzten traditionellen Ueberreste jener Zeiten, da das Feuerbewahren noch eine Lebensnotwendigkeit b e d e u t e t e ' ) . S o hat sich auch der Diluvialmensch diese markante und zugleich windgeschützte Stelle zum Aufenthalte gewählt, bis die. Verwehung der ganzen Gegend dies alte Niveau haushoch zudeckte, ein neues, höher gelegenes, das heutige Niveau schuf. Auf diesem neuen Niveau erst hat sich der n e o l i t i s c h e und nach ihm der
') Ueber T ö p f e a l s F e u e r b e h ä l t e r , deren Fragmente ich bei m e i n e n A u s g r a b u n g e n auf dem Odilienberge fand, vergleiche man m e i n e S c h r i f t : Die Heidenmauer von St, Odilien, ihre prähistorischen Steinbrüche und Besiedlungsreste. Strassburg, 1899, P- 47-
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m o d e r n e M e n s c h angesiedelt. Seine Reste finden sich in der den Löss deckenden H u m u s s c h i c h t und in den G r u b e n , welche der Mensch in jenen gegraben hat. Ziemlich einheitlich zeigt diese Humusschicht eine Stärke zwischen 25 und 40 cm. A u f ihr lebten Neolitiker wie Römer. Ersichtlich hat s i c h das N i v e a u s e i t j e n e n Z e i t e n n u r u n m e r k lich noch gehoben. K e l l e r g r u b e n wurden vereinzelt sowohl bei der Hurst'schen, wie bei der S u n d h ä u s e r ' s e h e n Lehmgrube gefunden, aber sie enthielten, soweit ich sie beobachten konnte, nichts als Humus und Knochen, oder Scherben aus r ö m i s c h e r Zeit. 1 ) Spuren gleicher Gruben mit Knochen und «schwarzen Scherben» fanden sich ferner hinter der Wirtschaft Z ä g e l , rechts davon Spuren eines G r ä b e r f e l d e s d e r V ö l k e r w a n d e r u n g s z e i t (alemannisch - fränkische Urnen, Perlenketten und Silberfibeln). Der Fundort heisst die «Totenallee.» Rechts davon liegt der « K r e n e l s p l a t z » , westlich der « G a l g e n b e r g » . Als ich anno 1897 jene Gräberstätte im Verein mit Canonicus Dacheux und Prof. Henning besuchte, hörten wir von «Scherbengruben», welche die Arbeiter in der S c h ä f e r ' s e h e n Lehmgrube anzutreffen pflegten. Als ich 1898 mit Herrn Scheuermann diesen Platz besuchte, erhielt ich von Arbeitern aus einer eben abgegrabenen Grube der Ostseite mehrere S t e i n z e i t s c h e r b e n , was mich veranlasste, den Fundort von nun an öfters zu besuchen, die neu angeschnittenen Gruben aufzunehmen und fertig auszugraben. Meine Recherchen ergaben, dass hier seit Jahrzehnten alte Wohngruben abgegraben wurden, ohne dass jemals eine wissenschaftliche Untersuchung derselben stattgefunden hatte. Auch menschliche Skelette, also Gräber, sollen gefunden worden sein, ebenso ein „Donneräxel" (Steinbeil). l ) A u s eben diesem Komplexe soll aber auch ein durchbohrter S t e i n h a m m e r stammen, welchen H r . Scheuermann dort erhielt.
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ISc.m V' XMJ.I
«uJ.
.v.a
F i g . 2. Situationsplan der neolitischen und römischen W o h n - resp. Kellergruben in der Schäfer'schen L e h m g r u b e zu Achenheim (ca. i : 4500). Nördlich davon die Aecker, südlich der B r e u s c h - F l u s s .
Die P r o f i l e dieser Wohn-, besser gesagt K e l l e r g r u b e n zeichnen sich dunkelfarben von den hellfarbenen Lösswänden ab. E s sind Gruben, welche aus dem Lössgrunde ausgehoben worden sind und sich bei Katastrophen rasch, sonst allmählich mit Abfall, Trümmern, Humus und Schlamm etc. wieder füllten. Die meisten dieser Gruben sind nach unten trichterförmig erweitert und schliessen gewöhnlich geradlinig ab. Einzelne zeigen ZugangsrampenManche enthalten nichts als Humus, andere auch Knochen, Asche, verbrannten Thon, Wandbewurf und Scherben. Daneben finden sich auch Gruben mit Dreiecksprofilen, endlich die Profile moderner Rübenlöcher, deren Inhalt und Wände aber lockerer erscheinen. Die einzelnen Gruben zeigten das folgende Bild (vgl. Plan Fig. 2):
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io —
'i
Fig. 3—ii. Profile der Spitzgräben
und
Kellergrubert
A. G. B. C. F. I. u n d
P von Achenheim.
A. S p i t z g r a b e n p r o f i l (Fig. 3), das ich 1898 1 ' / , m tief gehend vorfand, oben ca. 2 m breit, nach Angabe der Arbeiter schon im früheren Lehmbestande zu beobachten und von mir auch 1899/1900, im letztern Jahre nach Norden verlaufend, wieder vorgefunden wurde. Wahrscheinlich im Konnex mit Spitzgraben G. In den Jahren 1898 und 99 ohne jede Funde ausser wenigen Knochen auf der Sohle, im Jahre 1900 aber wurden bei Abgrabung der Grabenbiegung zahlreiche prähistorische Scherben gefunden, dabei einige mit ganz wenig angedeutetem, glattem Standboden. B. K e l l e r g r u b e in Trichterform (Fig 5); 1 7 , m tieI > unten 1 % m breit, mit Wandbelagresten mit Abdrücken flach gespaltener viereckiger Stangen und zweifingerdicken Rundholzes, in einem Stücke des Wandbelags eine anscheinend absichtlich in den Thon (als er noch frisch war) eingesetzte grosse Topfscherbe (Spielerei,
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Fig. 12—3o. F u n d s t ü c k e aus den Gruben B, C und D. (B: 12, i3, ifi, 19, 20, S c h e r b e n ; 14 u n d i5 S i l e x s c h a b e r ; 17 T h o n s c h a l e , 18 Lösspfepdclien; C : 21—23 Scherben ; D : 24. B r o n z e b l e c h ; 25 T o p f ; 26 S c h e r b e n p r o f i l ; 27 M a h l s t e i n ; 28 S c h l e i f s t e i n ; 29 u n d 3o Holzbelag nach T h o n abdrücken).
Zufall oder Aberglaube?). Ausserdem fanden sich ein „Lösskindl" in Form einer Pferdefigur (Fig. 18) (Spielzeug?), weiter Silexschaber (14 und i5), Poliersteinchen, Knochen (auch verbrannte), und auf dem mit Asche und Kohle belegten Boden eine gelbbraune Schale (Fig. 17). Zahlreich sind die verzierten und unverzierten Scherben, dabei mit Lochhenkeln und Buckelhenkeln, mit PunktStrichverzierung u>id mit Nagel- und Fingerspitzeneindrücken (Fig. 12, i3, 16,19, 20), Keramik vom Ende der Steinzeit und ersten Bronzezeit.
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C. H e r d g r u b e von i m Tiefe und ca. i m Breite, mit R a m p e nach Osten, viereckigen Durchschnittes, (Fig. 6 - 8 ) , Asche, Kohle, verbranntem Thon, Wandbelag, Schleifstein für Steinbeile aus feinem roten Sandstein, und verzierten und unverzierten neolitischen Scherben, dabei mit Oesenhenkeln (Fig. 21, 22) und Stäbcheneindrücken (Fig. 23). D. K e l l e r g r u b e von 1 f / 8 m Tiefe und Breite, 1899 gefunden, Profil wie B.; mit Wandbewurf, wobei Abdrücke von gespaltenem Flachholz und fingerdickem Zweiggeflecht, sowie Abdrücke, welche einerseits Rundholz verraten, anderseits quer gelegte viereckige Balken (darnach Fig. 29 rekonstruiert), endlich Abdruck einer Lehmfüllung, die einerseits an einen breiten glatten Vertikalbalken lehnte, anderseits die Endlöcher von wagrecht in diesen Thon gesteckten Rundstangen zeigt (darnach Fig. 3o). Ausserdem fanden sich ein paar handgrosse, ca. 3 cm dicke Thonstücke mit dem überraschend scharfen A b d r u c k e i n e r B a s t g e f l e c h t m a t t e . Diese Thonstücke scheinen eine Art Thonmulde, T h o n w a n n e gebildet zu haben, welche mit jener Matte ausgekleidet war und vielleicht das Bett trug. Das Geflecht selbst muss einen förmlichen Teppich gebildet haben. Es bestand aus wagrecht nebeneinander gelegten, ca. 7 mm starken Bastbündeln, welche in 10 zu 10 mm Distanz mit dünnen, 2 mm starken Bastschnüren senkrecht durchwirkt waren (Fig. 3i). In derselben Grube fanden sich ferner 2 Kornreibsteine (Fig. 27), ein Schleifstein für Steinbeile mit 4 Schleifflächen (Fig. 28), ein Poliersteinchen und zahlreiche Gefässscherben, dabei Bodenstücke und die Hälfte eines Topfes mit abstehendem Rand und kleinen Warzen (Fig. 25), das Material aussen rotgelb, innen grauschwarz. Dieser der späten Stein- und ersten Bronzezeit angehörenden Keramik entspricht ein mitgefundenes Bronzeblechfragment (Messergriffbelag ?) (fig. 24).
M
4.
^r.Uv
J).
Fic Geflechtabdruck aus Grube D von Achenheim. (3i, a. Der T h o n abdruck in ca. '/ 3 Grösse. — 3i, b. Structur des Geflechtes).
E. K e l l e r g r u b e unbestimmter Form, schon abgegraben, als ich 1898 den Ort besuchte; ich erhielt daraus vom Arbeiter Wandbelag, verbrannten Thon, eine Steinzeitscherbe und einen Silexschaber. F. K e l l e r g r u b e , anfangs 1899 angebrochen, zeigte im Februar 99 das Profil Fig. 9, (Höhe i,5o m, Breite oben 1,40 m). Ihre einstige Trichterform hatte durch Absturz des überhängenden Bodens bereits in alter Zeit ein unregelmässiges Profil angenommen. Inhalt: viel dunkle Erde, wenig verbrannten Thon, von einem Arbeiter gesammelte Scherben ohne ausgesprochenen Charakter. G. S p i t z g r a b e n p r o f i l , 1898 und ff. J. bei neuen Abstichen von West nach Ost immer wieder sichtbar; soll nach Angabe der Arbeiter auch schon bei den früheren Abstichen vorhanden gewesen sein. (Höhe bis Humusbeginn i,5o m, Breite dort ca. 2'/» m, Höhe mit Humus ca. 1,80 m). Inhalt dunkle Erde ohne Scherben. Wahrscheinlich nördliches Gegenstück zum Graben A, womit die Hütten B , C., D., E., F. auch gegen Norden durch einen Graben geschüzt werden sollten. Anno 1901 war auf der gegen die Gruben B.—F. gelegenen Seite
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neben dem Spitzgrabenprofil eine P f a h l g r u b e (vgl. Fig. 4) sichtbar, vielleicht das Anzeichen einer auf der Innenseite des Grabens angebrachten Balkenstellung mit Flechtwerkwand als weiterer Schutz der dahinter gelegenen Hütten. von Trichterform (1901), 1 m tief, H Vorratsgrube ohne Funde. I. V o r r a t s g r u b e von Trichterform, 1899 1 m tief, mit unscharfen Kontouren und in den Untergrund hinabreichenden Rissspuren schwarzer Farbe, was nach Ansicht der Arbeiter von eingesickerten Flüssigkeiten herrührt. Beim spätem Abgraben der Grube zeigte sich nach Norden Vertiefung auf 1 l/s m und zugleich unten eine Zweiteilung (Fig. 10), eine Art R u h e b a n k darstellend. Von Funden waren nichts als ein paar vereinzelte Knochen zu konstatieren. K
S p i t z g r a b e n p r o f i l , von mir seit 1898 und nach Aussage der Arbeiter schon früher in derselben Linie von Süd nach Nord gehend zu beobachten. Auch nach der Meinung der Arbeiter „ein Graben gewesen." Bei den Grabungen der letzten Jahre war das Spitzprofil verschwunden, an seiner Stelle ein langer tiefgehender Streifen sichtbar, wohl die Ost-West-Linie des Spitzgrabens, welcher den Graben K mit dem Spitzgraben O verband, so dass anzunehmen ist, dass dieser Graben die Gruben L . , M., N. im Viereck umzog.
L . K o r n k a m m e r , welche 1897/98 hier von Arbeitern abgegraben wurde und „ e i n e g r o s s e M e n g e v e r b r a n n t e n W e i z e n " enthalten haben soll. M. V o r r a t s g r u b e , welche kurz vor 1898 abgegraben worden war und einige neolitische Scherben enthalten hatte, die mir von den Arbeitern 1898 übermittelt wurden. N. V o r r a t s g r u b e , die ein junger Arbeiter anfangs 1900 ohne Benachrichtigung abgrub, darin er Scherben
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grosser Vorratsgefässe fand; erste Metallzeit.
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diese neolitisch,
z.
T.
O. S p i t z g r a b e n p r o f i l , wie G. (vgl. ebendort). D i e G r u b e n d e r W e s t s e i t e sind im Profil denen der Ostseite durchaus ähnlich und präsentieren sich in dieser Hinsicht so recht als die N a c h k o m m e n d e r p r ä h i s t o r i s c h e n A n l a g e n . Aber sie sind fast durchweg etwas grösser und enthalten nur Funde aus r ö m i s c h e r Z e i t . Auf diese weisen auch verschiedene frühere Funde, welche mir die Arbeiter signalisierten. Darnach fand man auf dieser Seite einst eine «eiserne Lanzenspitze»; in einer andern Grube Teile eines Bleigefässes und in einer dritten eine «Kupfermünze mit dem Bilde eines römischen Kaisers». Alles ging verloren, ebenso ein vor Jahren hier gefundenes Skelettgrab, das mit Thonplatten zugedeckt gewesen sein soll. Die Gruben, welche von mir noch constatiert werden konnten, sind: P. D o p p e l g r u b e , 1900 abgegraben, zwei Trichtergruben dicht neben einander, kaum 1 */, m von einander entfernt; die eine 1 m tief unter dem Humus, unten 2 m breit. Die andere 1,90 m unten breit, in der Mitte vertieft, von da bis zum Humus 1 , 1 0 m (Fig. 11). Beide ohne Funde, als wenige Thierknochenreste. Q. G r u b e mit S t e i n b e l a g (nach Aussage der Arbeiter, anfangs 1898); die Steine lagen noch auf einem Haufen beisammen, als ich 1898 den Ort besuchte; darunter fand ich einen schweren, doppelseitig gebrauchten Kornmahlstein. R . R ö m i s c h e G r u b e , 1898 abgegraben, mit zahlreichen Steinen und Dachziegelresten, darunter ich einen Z i e g e l mit dem Stempel der VIII. Legion fand, bez. l e g v i i i a v g - , ferner den Fuss einer Weinamphore, der vielleicht als Kornreiber Verwendung gefunden hat, und das Bodenstück einer Terrasigillataschale.
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Fig. 3 2 - 4 3 . Profile und F u n d e aus den Gruben S. von A c h e n h e i m . (32 Ansichl v o n vorn und nach der Tiefe, 33 Grundriss v o n oben g e s e h e n ; 34. 36, 37 Terra sigillata, 35 Bronzefibelfragment, 38 Terra nigra, 3g Reibschale, 40 T h o n r i n g , 41 Gefässprofil, 42 Eisenring, 43 Henkelurne).
S. Z w e i r ö m i s c h e G r u b e n ü b e r e i n a n d e r (Fig.3i—33), deren obere Partie (X) 1899 in meiner Abwesenheit von den Herren Henning und Scheuermann bis auf den vermeintlichen Urboden ausgegraben w u r d e ; sie enthielt in dieser obern Abteilung römische Scherben und am Boden über dem Löss eine Art Pflasterbelag aus Steinen. Als kurz darnach hier ein weiteres Stück der Lehmwand abgetragen wurde, zeigte sich unter der obern Grube noch eine zweite untere, einige Decimeter mehr nach Norden gelegene ( X X ) . Ich liess sie am 11. Februar 1899 in diesem Zustande photographieren (Fig 4 Taf. I) und sodann ausgraben. E s zeigte sich, dass die untere Grube (an der Sohle 1,70 m Durchmesser haltend und 1,90 m unter d e m heutigen Bodenniveau)
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mehrfach verschwemmt und verschüttet worden war denn der Boden der Grube war bis auf ca. 20 cm T i e f e mit mehreren Schichten eingeschwemmten und eingefallenen Lehmes bedeckt, die jedesmal durch eine Schicht rötlichgelben Sandes getrennt waren. Dieser Sand findet sich auf dem alten Niveau nirgends, er muss also absichtlich, wahrscheinlich als eine Bodenbestreuung, eingelegt worden sein, um den Lehmboden trocken zu decken. Solch' eine Sandschicht deckte schon den ersten «gewachsenen » Boden in ca. 2—3 cm Höhe, dann folgte eine Schwemmlehmschicht von ca. 6 cm, beide ohne jede Beimengung von Aschenresten oder selbst nur Kohle usw., was darauf schliessen lässt, dass die Verschwemmung schon erfolgte, bevor noch die Hütte ihr Dach erhalten hatte und bewohnt war. Ueber j e n e r Schwemmschicht folgte eine neue Sandschicht und erst über dieser Zeugen der Bewohnung, Holzkohlen, verbranntes Stroh und verkohlte Weizenkörner, vermischt mit Scherben. Im Verfolg meiner Ausgrabung zeigte sich, dass hier auf der rechten Seite der Grube eine grosse graue römische Urne (Fig. 38), angefüllt mit Weizen, gestanden, die dann bei einem Einstürze der rechten Wandseite vom niederfallenden Lehm umgestürzt, zerdrückt und zugedeckt worden war, wobei ein T e i l des in der Urne enthaltenen W e i z e n s sich über den Boden verteilte. In der Urne lagen mitten im W e i z e n ein starker Eisenring (Fig. 42) und einige andere undefinierbare Eisenteile. W e i t e r nach hinten fanden sich ein vollständiges Terrasigillatanäpfchen (Fig. 36) und Teile einer grossen, reich mit fliegenden Gänsen, Eierstäben und Spiralen en relief verzierten Terrasigillata-Prunkschale (Fig. 34). Oberhalb diesem, überall mit eingestürztem Lehm, mit Kohlen und anderen Brandresten vermischten Grubeninhalte zog sich eine breite, diese Grube völlig zudeckende Lehmschicht, und erst über dieser 2
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lagen die Reste der von den Herren Henning Scheuermann ausgebeuteten obern Wohngrube.
und
Direkt hinter dieser Grube fand sich beim späteren Abgraben eine A b f a l l g r ü b e ( X X X von F i g . 32—33), welche eine Menge römischer Keramikreste, wie Teile von Leistenziegeln, das Bruchstück einer schraffierten Bodenplatte, Reste von Henkelurnen (Fig. 43) und von Reibschalen (Fig. 39), darunter eine aus T e r r a sigillata mit Löwenkopfausguss (Fig. 37) und endlich ein ThonRing (Fig. 40) von 10 cm Durchmesser, 7 cm Höhe und 1 */a cm Dicke, der anscheinend zur Käsebereitung diente 1 ). In dem ausgeworfenen Schutte fand ich ausserdem neben zahlreichen römischen und gallorömischen Scherben das Fragment des Spät-Tene-Bronze-Fibelchens Fig. 35. T . H e r d g r u b e mit viel verbranntem Thon, auch W a n d belag und zahlreichen römischen Scherben, die in verschiedenen Besitz gelangten. Von hier habe ich eine grosse Reibschale aus rotem Thon. U. G r u b e
von Halbkreisprofil, ca. '/*
ange-
m
schnitten, nur hie und da kleine Knochen und winzige römische Scherbchen enthaltend ; auf ihrer tiefsten (vor meiner Anwesenheit abgegrabenen) Stelle sollen sich viele Scherben gefunden haben Nordwärts verlief diese Grube sanft aufsteigend nach o b e n ; sie scheint eine Art Rampe gewesen zu sein, welche in Verbindung stand mit: V. K e l l e r g r u b e , 1898 angeschnitten, die Funde teils an Prof. Henning, teils mir durch Aufseher Schmuck abgeliefert, teils später gemeinsam ausgegraben. Trichterprofil von 1 '/a m Tiefe und 1 7a m unterer Breite, 1 1 [ 3 m
l
)
Noch heute verwenden
F o r m und
Grösse
« Bibeleskäs».
die elsSssischen Bauern Ringe gleicher
(jedoch aus Holz)
zur Bildung
ihres
nationalen
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von Grube U. entfernt (mit dieser vielleicht verbunden); bis auf den Grund mit gallorömischen und römischen Scherben in schwarzer einheimischer und roter, sowie gelber Waare durchsetzt, auch viele Steine enthaltend. Unter dem dort ausgeworfenen Schutte fanden sich noch weitere Scherben gleichen Charakters, Randstück und Henkel grosser Weinamphoren und unbestimmbare Eisenfragmente. W . K e l l e r g r u b e von wenig ausgesprochener Trichterform, noch 1903 teilweise sichtbar, mit römischen Ziegeln und Scherben. X. Brunnenschacht, oben weit, nach unten sich allmählich verengernd, seine Erde mit einzelnen kleinen Scherbchen und Ziegelfragmenten römischer Zeit durchsetzt. Zwei ähnliche bis auf die Wassersohle reichende Schächte wurden vor einigen Jahren in derselben Linie weiter rückwärts ungefähr bei X 2 und 3 gefunden, und sollen auf ihrem Grunde zahlreiche rote (also wohl römische) Topfscherben gefunden worden sein. Ueberblickt man das vorhandene Material, so ergibt sich das folgende Bild: A m O s t r a n d e d e r S c h ä f e r ' s c h e n G r u b e b e f a n d s i c h e i n e zu E n d e d e r S t e i n z e i t e r r i c h tete B a u e r n f a r m mit W o h n h ä u s e r n ( G r u b e n B.—F.) u m z o g e n v o n G r ä b e n u n d P a l l i s s a d e n ( P r o f i l e A, G) d a n e b e n ein e b e n f a l l s v o n G r ä b e n (K, O) u m z o g e n e r P f e r c h f ü r V i e h und V o r r ä t e (L —N). F o r t d a u e r d i e s e r A n s i e d l u n g b i s m i n d e s t e n s in d i e e r s t e Bronzezeit. W e i t e r e W o h n u n g e n d e r s e l b e n und w o h l a u c h j ü n g e r e r Z e i t in der m i t t l e m Z o n e d e r G r u b e ( R e s t e d a v o n b e i P, Q, R). An d e r N o r d w e s t s e i t e , an d a s h e u t i g e A c h e n h e i m a n s c h l i e s s e n d , e i n e F a r m a u s r ö m i s c h e r Z e i t , mit a n a l o g e n K e l l e r , g r u b e n , a b e r mit g e g r a b e n e n B r u n n e n a n l a g e n u n d ohne Spitzgrabenschutz.
20
II.
S t ü t z l i e i m .
Stützheim, ca. 9 Kilometer nordwestlich von Strassburg, ein Dorf mit ca. 3oo Einwohnern, die hier das fruchtbare Ackerland bebauen, liegt an der Strassenbahnlinie Strassburg—Truchtersheim, am SufFelbach vis-à-vis von Offenheim. Zwischen Stützheim und Offenheim hebt sich der Boden, um dann rasch gegen die Suffel abzufallen. Hier war es, wo man beim Bau einer neuen Bahncurve auf dem Gewann „ U e b e r d e n H e n g s t w e g " alte Qräber anschnitt. Als man mir das wenige Tage darnach, ain 6. Mai 1900 meldete, entdeckte ich dort zu meiner Ueberraschung, dass ausser G r ä b e r n auch mehrere alte W o h n g r u b e n angeschnitten worden waren. Sie zeigten genau dasselbe Bild, wie die Achenheimer, in dem gelben Löss schwarz sich abhebende Flecken in der Form umgestürzter Trichter. Sofortige Sondierung zweier zu T a g e liegenden Gruben ergab Knochen, verbrannten Thon und Scherben der Bogenbandkeramik, also das Bild einer Steinzeitansiedlung. ') Der Fundort ist in mancher Hinsicht von Interesse. Schon der Ñamé «Uf em H e n g s t w a i » ist beachtenswert. Diesem Platze gegenüber auf der andern Seite des Suffelflusses liegt das «Lehefeld», darauf nach der Tradition der Einwohner eine im Schwedenkriege « z e r s t ö r t e S t a d t » gelegen haben soll. Ebendort will man zur Adventszeit ' ) Einzelne Fundstücke bereits abgebildet in meiner 1901 erschienenen « U r - und Frühgeschichte E l s a s s - L o t h r i n g e n s » (Strassburg, K. J. Trübner).
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« w a n d e r n d e f e u r i g e L i c h t e r » sehen. Gleich «»wenig geheuerj> ißt es am «Hengstwai» .selbst. An seiner S ü d westecke steht auf der andern Seite des Hohlweges ein W e g k r e u z (errichtet i8o5 zum Andenken an einen Laurentius Lorenz), und dort sollen ein « f i e r i g e r M a n n » und « f e u r i g e L i c h t e r » umgehen W e n i g e Meter südlich ist ein Ba,uer vor Jahren auf alte Gräber gestossen, und ebenso, wenige Schritte östlich des Wegkreuzes, beim Abnehmen der Böschung für die ursprüngliche Strassenbahnlinie an der Stelle zwischen Nr. i i und i 5 des Planes von den Arbeitern ein S k e l e t G r a b gefunden worden. Bei denselben Arbeiten müssen aber auch W o h n g r u b e n zerstört worden sein, denn ich fand an eben jener Böschung noch mehrere bis auf '/, oder V. des einstigen Umfanges abgestochene Wohngrubenprofile (Nr. 2 1 , 24 und 28). Die Grabungen vom Jahre 1900 zeigten ferner, dass d e r «Hengstweg» gerade d a , wo die neolitischen W o h n grubengelegen, z u r a l e m a n n i s c h - f r ä n k i s c h e n Z e i t a l s F r i e d h o f der Bewohner Stützheims gedient hat. Eines der vor meiner Anwesenheit gefundenen Gräber (zwischen den Gruben Nr. 5 und 23 des Planes gelegen) enthielt in i,5o m Tiefe ein Skelett, dabei ein s i l b e r n e r g e d r e h t e r O h r r i n g gefunden wurde (Fig. 5o). Die T o t e war von Steinplatten umgeben, davon eine sich bei näherer Besichtigung als T e i l e i n e s r ö m i s c h e n G r a b s t e i n e s erw i e s , darstellend eine männliche Figur mit Mantel und Patene, als Basrelief in Sandstein gemeisselt (Fig. 47). — Ein z w e i t e s G r a b , dieses ohne Steinfassung, aber ebenfalls gegen Osten gerichtet und bei Grube Nr. 8 gelegen, enthielt das Skelett einer Frau mit 2 grossen b r o n z e n e n O h r r i n g e n an den Schläfen (Fig. 48), einer G ü r t e l r i e m e n z u n g e (Fig. 52), einem kleinen eisernen Messerchen (Fig. 54) und einem Beinkamme. Vom Skelette wurde von den Arbeitern nur der Unterkiefer, da er «eine seltsame Krankheit» zeigte, aufgehoben. Diese erwies sich als Grünspahq-
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färbung, hervorgerufen durch den am linken Ohr des Toten gelegenen Bronzeohrring — Ein d r i t t e s Grab, das eben-
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Ob
Fig 411— ->•• Komische und a l e m a n n i s c h e F u n d s t ü c k e vom H e n g s t w e g b e i S t o t z h e i m . (46* Röm. Hufeisen gef. bei Grube XVII. — 47 Rom. Sandsteinskulptur aus einem alemannischen Frauengrabe zwischen Grube V und XXIII, ebenso Fig. 5o, silberner Ohrring. — 48, Paar bronzener Ohrreifen, 52 Bronze-Riemenzunge, 54 Eisen-Sax, aus dem Frauengrabe bei Grube VIII. — 49, Feuerstelle und 53, Knochenkamm, aus dem Kriegergrabe Fig. 55 bei Grube XV. — 49, Eisenschnalle aus dem Alemannengrabe rechts von Grab Fig. 55).
falls vor dem 6. Mai abgegraben worden war, lag zwischen den Gruben 12 und 5 des Planes, zeigte ein Skelett in Ostrrchtung, enthielt aber keine Beigaben. — Ein v i e r t e s
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G r a b kam am 17. Mai in meiner Anwesenheit zum Vorschein, 2'/» m rechts von Grube Nr. i 5 (Fig. 55). Das Skelett war vorzüglich erhalten, hatte 5o cm Schulterbreite und 1,75 Totallänge; Lage genau nach Osten; der Schädel ein etwas unregelmässig gebauter Dolichocephale mit vernarbter Hiebwunde auf der Stirn. 1 ) Als Beigaben fanden sich ein S c r a m a s a x , der quer über den Bauch gelegt war, und, zwischen den Beinen (jedenfalls ehedem in einer Tasche am Gürtel), ein Hornkamm (Fig. 53) mit daraufliegendem Feuerstahl (Fig. 49). Das Grab war 5o cm breit, 1,80 cm tief gegraben worden. — Noch selben Tages kam ein weiteres, f ü n f t e s G r a b zum Vorschein. Es lag 1 m rechts vom vorherigen Toten in 1,75 m Tiefe. Das Skelett mass ca. 1,60 cm (1,45 bis zu den abgestochenen Füssen); Schulterbreite 46 cm, der Schädel dolichocephal, von der Erdmasse zerdrückt, das Gesicht nach rechts gelegt. Am rechten Arm fand sich eine Eisenschnalle (Fig. 49), am linken Arm ein Hornkamm ähnlich dem vorigen. 8 ) Diese Gräber aus der Mitte des ersten Jahrtausends, zweifellos die Reste eines alemannischen Reihengräberfeldes, das sich gegen Nord-Osten fortsetzen dürfte, bilden uns die Brücke ins Mittelalter, wo Stützheim urkundlich als Stotesheim (anno 1 0 6 6 ) d a n n Stizenesheim (1144)^), auch Stutzesheim und Stucesheim (1120, 1122, 1148, 1154, 1163, I2i9)' a ) erscheint, bis der Ort anno 1400 «Stutzheim» lautet. Im Volksmunde heisst der Ort heute «Stütze» oder «Stizze».
') Nach Dr. Blind ist der Schädel-Index u n g e f ä h r 73,3. Das Gesicht ist ausserordentlich massiv gebaut, mit starken Jochbogen, die Stirn breit aber niedrig, fliehend, mit ziemlich starken Augenbrauengruben. *) Allem Anschein nach hatte man den Gürtel mit der d a r a n h ä n g e n d e n Tasche (darin der Kamm) quer über die Brust und die Oberarme gelegt. i») F ö r s t e m a n n , «Altdeutsches N a m e n b u c h » , Nordhausen 1872. 2 ") Grandidier, «Oeuvres hist. ined.» VI, p. 672. 3l ) Baquol-Ristelhuber, «Alsalia dipl.» 247 u. «Strassburger U r k u n d e n b u c h » I, 94, n 6 3 .
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Das dem «Hengstweg» westlich gegenüber gelegene, von diesem durch einen tiefen Hohlweg getrennte Feld heisst «Auf dem Stützen-Rain». Der den Hengstweg östlich abgrenzende tief liegende W e g die « H e r r e n g a s s e » , daneben die «Allmend» und der «Herrengarten». Verfolgt man nun die «Herrengasse» nach Norden, so sieht man, dass sie sich in einem Graben verliert, an welchem das Hengstwegplateau hier unnatürlich senkrecht abfällt (vgl. ProfilFig. 45, Ost). In der Tat genügt ein Blick zur Feststellung, d a s s h i e r d a s g a n z e T e r r a i n k ü n s t l i c h e r h ö h t , mit A b s i c h t s c h a r f a b f a l l e n d a u s g e s t a l t e t w o r d e n ist. Ganz dasselbe gilt auch für die von Strassen-, Bahn- und Häuserbauten noch unberührt, im alten Zustande erhaltene Nordfront des «Hengstweges». Auch hier ist das Terrain geradlinig durch Erdaushub und Auffüllung ersichtlich von Menschenhänden erhöht worden (vgl. Fig. 45 Nordseite). Ich gehe wohl nicht fehl, wenn ich annehme, dass damit eine B e f e s t i g u n g d e s H e n g s t w e g p l a t e a u s bezweckt war, diese wohl unterstützt durch, den Rand des Plateaus umziehende Pallissaden, und dass diese Befestigung in die Zeit fällt, da dieser Platz seine meisten Bewohner hatte, die Zeit der Neolitik! W a s hier zu schützen war, dafür geben eben die Funde die Anhaltspunkte: 1 )
*) Die A r b e i t e n , s o w e i t sie u n t e r m e i n e r A u f s i c h t s t a n d e n , b e g a n n e n a m 7. Mai i) Vgl. dazu Tafel IV, Profil G.
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höhtes, also späteres Grubenniveau berechnete E i n g a n g s rampe zusammen, welche ich vis-à-vis vom Eingange I vorf a n d ; ist dieser Eingang vielleicht geschaffen worden, weil nach jener Bestattung der Osteingang geschlossen wurde, und ist jener spätere Eingang vielleicht höher angelegt worden, eben weil die Bestattung mit einer teilweisen Auffüllung dieser Grube, also mit einer Höherlegung des Niveaus verbunden w a r ? Ganz andere Bauverhältnisse scheinen bei den ü b r i g e n H ä u s e r n bestanden zu haben. Dem Herrenhaus gegenüber möchte man für die übrigen Bauten vielleicht besser nur von H ü t t e n sprechen. Der Gegensatz in den Dimensionen ist zu sehr in die Augen springend. Gleiche Verhältnisse, ein grosses, von vielen kleinen Häusern umgebenes Haus, haben übrigens auch Dr. Koehl und Dr. Soldan, ersterer in einer Steinzeitansiedlung mit Bandkeramik bei W o r m s 1 ) , letzterer in einer Hallstattansiedlung bei N e u h ä u s e l 3 ) gefunden. Sicher ist, dass so regelrechte Haustypen, wie sie Dr. Schlitz 3 ; für das Heilbronner Gebiet aufstellt, in Stütz heim nicht bestanden haben. Da variieren die Formen der Gruben zu auffallend und fehlten zu oft die Spuren eines vertieft liegenden Hausniveau's. Bald handelt es sich um eine ganz kleine Hütte mit einem Oberbau, der nur wenig grösser ist, als die Kellergrube. Dann wieder um eine Hütte, welche ersichtlich mehrere Gruben in sich vereinigte, das obere Niveau zumeist nur leise angedeutet durch eine unter dem Humus in ca. 30 cm T i e f e liegende Schicht festgetretenen L e h m 4 ) Vgl. Dr. Koehl, «Korrespondenzblatt d. Ges. f. Anthropologie, und Urgeschichte». Oktober 1899, (p. 114—n5). 2
) « Korrespondenzblatt d. G e s a m t v e r e i n s d. d. G e s c h . und Altert.V e r e i n e . » 1900, Nr. 1, p. 3o. Soldan hält zwar seine grosse Grube für den Ortstempel, doch möchte ich dieser A u f f a s s u n g lieber m e i n e auf r e a l e m Grundlagen basierende des « H e r r e n h a u s e s » entgegensetzen. 3 ) Vgl. Schlitz, « Das steinzeitliche Dorf Grossgartach » (Stuttgart, F. Enke, 1901), und seine w ä h r e n d des Druckes dieser Arbeit erschienene Schrift « D e r Bau der vorgeschichtlichen W o h n a n l a g e n », W i e n , igo3. 4
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bodens. Sicher ist, dass die Grundform dieser Hütten vielfach nicht v i e r e c k i g , sondern r u n d oder o v a l war, dass es z. T . nur recht liederlich aufgebaute Baracken waren. Zwischen den Gruben Nr. XXII und XXIII fanden sich zwei Pfostenlöcher, die man als Träger von Horizontalbalken denken könnte, von denen aus das D a c h links und rechts schief zur Erde fiel. Darauf deutet auch die schiefe Pfahllage bei Grube Nr. XVIII, deren Pfahl wahrscheinlich ein bis zur Erde reichendes schiefes Dach trug, welches Grube XVIII gegen Norden schützte. Vitruv sagt bekanntlich : «. . . errichteten Giebel (fastigia), überzogen diese mit «Lehm und l e i t e t e n , i n d e m s i e d i e D ä c h e r s c h r ä g « m a c h t e n , d e n R e g e n a b . » Auch die P h r y g i e r bauten nach Vitruv über ihren in Erdhügel gegrabenen Wohnungen ein Dach ähnlich dem, wie es manche Hütten in Achenheim und Stützheim geschmückt haben muss: «Oben darüber er« richten sie aus verbundenen Pfählen eine Kegelsäule (meta), «welche sie mit Stroh oder Schilf decken und mit Erde über«häufen.» S t r a b o sagt von den B e i g e n : «Ihre Häuser «machen sie geräumig aus Brettern und Weidengeflecht, «kuppeiförmig und mit einem hohen Dach». Bei Grube Nr. I stehen die Pfähle wie bei Nr. XVIII auf der Nordseite der Grube, aber sie sind senkrecht eingetrieben und es bleibt da ungewiss, ob diese Pfähle ein nach Süden abfallendes schiefes Dach trugen, gegen Norden aber eine senkrechte Flechtwerkwand hielten, oder ob sie die Mitte des Hauses und des Daches bildeten, derart, dass die Grube Nr. i nur die Südhälfte des Hauses vertritt, während die Nordhälfte zu ebener Erde lag, das Dach nach beiden Seiten schief abfiel. Der Hypothese und Reconstructionsfreudigen Forschern öffnen sich da Thür und Thor, aber ich zweifle nicht, dass die Zukunft uns hier noch Licht schaffen wird. Freilich geht ebenso aus den Texten der alten Schriftsteller wie aus unseren Bodenforschungen hervor, d a s s es s c h o n damals und g l e i c h z e i t i g g a n z v e r s c h i e d e n e Haus.
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t y p e n g a b , dass es also auch hier verfehlt ist, alles über einen Leisten schlagen und schon heute schematisieren zu wollen. Auch die Frage über das B e w o h n e n u n d N i c h t b e w o h n e n d e r W o h n g r u b e n ist nicht über einen Kamm zu scheeren. Die sowohl für Achenheim wie für Stützheim typische, aber auch auswärts vorkommende, n a c h o b e n sich v e r e n g e r n d e T r i c h t e r f o r m vieler dieser Gruben zeigt deutlich, dass man Wert darauf legte, den obern Boden möglichst gebrauchsfähig zu belassen, als Hüttenboden so wenig als möglich zu schmälern, mit andern Worten also: Die eigentliche W o h n u n g lag über den Gruben, d i e s e d i e n t e n in e r s t e r L i n i e a l s V o r r a t s k e l l e r , F e u e r b e w a h r e r und K e h r r i c h t g r u b e n . Manche Gruben sind freilich von solcher Grösse, dass ein oder gar mehrere Menschen bequem darin Platz finden konnten und da ist es durchaus nicht ausgeschlossen, dass diese Gruben neben ihrem sonstigen Zwecke als Vorratsraum gelegentlich bei kaltem Wetter oder übergrosser Hitze auch als S c h l a f r ä u m dienten. Vitruv sagt ausdrücklich von den Erdwohnungen der P h r y g i e r : «Bei dieser Ein«richtung ihrer Häuser w o h n e n sie im W i n t e r s e h r «warm, im S o m m e r a n g e n e h m kühl». Und der Dichter der «Georgica» illustriert uns das Grubenbewohnen der S k y t h e n mit folgenden W o r t e n : «Aber der Skythe «verlebt tief unter der Erde in gegrabenen Höhlen geruhig «die Zeit, und geschichtete Klötze mit ganzen Ulmen zum «Herde gewälzt, wirft er in die Flamme, verbringt dort «spielend die Nacht. Zum Gelag nachbildet er Reben«getränke. » Handelt es sich dort um Gruben vom Umfange derjenigen unseres Herrenhauses Nr. i, so verweist uns dagegen Tacitus auf ungleich kleinere Gruben und auf ihren doppelten Zweck bei den W o r t e n : «Sie (die G e r m a n e n ) pflegen auch «Gruben in der Erde auszuhöhlen und die Oeffnung oben
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«(d. h. wohl das die Mündung deckende Dach) mit vielem «Mist zu belegen, a l s Z u f l u c h t im W i n t e r u n d z u r « A u f b e w a h r u n g d e r F r ü c h t e , w e i l s i c h da d i e « s t r e n g e K ä l t e m i l d e r t (und der einbrechende Feind, «wenn er das flache Land plündert, das in der Tiefe ver«borgene nicht kennt oder, wenn er es sucht, nicht findet») Diese Worte lassen gewiss auch auf einen oft nur sehr n i e d r i g e n u n d u n b e d e u t e n d e n O b e r b a u schliessen, und dürften ganz besonders auf jene Hütten resp. Gruben zutreffen, wie ich sie bei Nr. II, VIII und XII gefunden habe. Hier scheint die Hütte nur klein gewesen, das Dach bis auf den Boden gereicht zu haben, nur Raum für die Eingangsrampe lassend, welche direkt in die Kellergrube führte. Sicher aber war diese oben mit Holzplanken zugedeckt und diente der Raum darüber als Obergeschoss. Mehr als e i n e n Menschen dürfte solch' eine Hütte nicht beherbergt haben. Z o g dieser sich in seine untere Grube zurück, so gestattete ihm diese meist nur eine k a u e r n d e L a g e , die uns übrigens nach dem, was ich s. Z. über die «Hockergräber» geschrieben habe, kaum mehr so befremdlich und unmöglich erscheinen wird; es ist dieselbe Lage, in der man den Bewohner gelegentlich auch begrub 1 ). Dass man es sich auch in diesen kleinen Gruben behaglich zu machen versuchte, beweisen nicht nur die Worte der «Georgica», sondern auch die im L e h m a u s g e s p a r t e n B ä n k e , wie ich sie mehrfach in selbst kleinen Gruben gefunden habe. S o zeigte die Wohngrube i von Achenheim (Fig. 10) auf ihrem i ' / t m tief liegenden Boden eine 35 cm hohe und ebenso breite, im Lehm stehen gelassene Bank, die einem Manne einen ganz bequemen und kühlen Ruhesitz bieten konnte (Photographie vgl. Tafel I Fig. 3). In der 2 zu
>) Forrer, o U e b e r usw.
und
Trübner.
Steinzeit-Hockergräber
über europäische
Parallelfunde».
zu A c h m i m ,
Naquada
Strassburg, igoi,
K.
J.
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m i breiten und ca. i 1 /, m tiefen Grube Nr. X X I I I von Stützheim (Fig. 174, 175) fand ich die Grube der ganzen Breite nach von einer Bank durchzogen, die man kaum anders als Sitzbank wird deuten können, da die tiefere Partie keinerlei Herd oder andere Abfallspuren enthielt. Und auch Grube Nr. X I X war der Breite nach mit einer regelrechten Lehmbank durchzogen, welche die Grube bis auf Sitzhöhe in zwei Hälften schied (Fig. 160). Verwandte Sitzbänke zeigte auch die grosse Grube Nr. I und beobachteten Dr Koehl wie Dr. Schlitz in den von ihnen ausgegrabenen Wohngruben.
Die einzelnen Graben sind umsoweniger unter einen Hut zu bringen, als nicht nur ihre Grösse und Grundform, sondern auch ihre T i e f e eine sehr verschiedene ist. Die grösste Tiefe, die ich fand, war 1,95 m ; durchschnittlich massen sie aber nur l l / 4 — i ' / a m, manche selbst unter einem Meter. Einzelne Gruben bildeten das eigentliche Hüttenniveau, so Grube Nr. III von Stützheim, welche bei 5 m Durchmesser und muldenförmigem Boden in i,6o m grösster Tiefe einen extra eingebauten Kochherd und in alter Lage einen Schleifstein für Steinbeile und Arbeitsabfälle aufwies (Fig. 102). Ebenso Grube Nr. XIII, in welcher ich, freilich fast zu ebener Erde, in ähnlicher Anordnung auf der einen Seite den Herd, auf der andern Seite eingebettet in ein Lager von Rollsteinen, in alter Lage den Getreidemahlstein vorfand. Eine seltsame Erscheinung bilden die E i n g a n g s r a m p e n , welche ich teils bei kleinen Hüttengruben (Nr. III, VIII und X I I ) , aber auch bei der grossen Grube Nr. I vorgefunden habe. Man muss annehmen, d a s s d i e s e R a m p e n w i e d i e G r u b e s e l b s t ü b e r d a c h t w a r e n , da sie sonst bei starken Regengüssen geradezu als Wasserfänge gedient und alles W a s s e r in die Keller geleitet hätten. Freilich mag trotz Ueberdachung der Kellerboden sehr oft mit Regenwasser getränkt worden sein, allein auch hiefür haben
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die Bewohner sich Rat gewusst. Einzelne Gruben waren absichtlich mit Rollsteinen, mit Lösskindeln oder mit Sand belegt, ersichtlich zu dem Zwecke, das W a s s e r durchzulassen und über diesem eine trockene Fläche zu schaffen. So zeigte Grube S von Achenheim starke Sandeinlage, Grube I Lösskindelbelag und ebenso die innerhalb der Stützheimer Herrenhausgrube in sich extra abgeschlossene Grube C. Der übrige Teil dieser Grube Nr. I enthielt keinerlei solchen Belag, wohl aber eine allmähliche NiveauSenkung gegen Osten, derart, dass alles eingedrungene W a s s e r dort zusammenlaufen und in der Ostecke versickern konnte. Damit steht vielleicht im Zusammenhang, dass in der Ostpartie dieser mächtigen Grube alle Eingangsrampen nicht auf die volle Tiefe des Bodens herabgehen, sondern nur bis auf ca. 3o cm an das Grubenniveau heranreichen (vgl. Profil I und G. Fig. 58). Etwas ähnliches hat Dr. Koehl bei einer grossen W o h n g r u b e mit gleichfalls sehr vielen R a m p e n beobachtet, und ich kann seiner Erklärung nur beistimmen, welche l a u t e t : «Der Boden der W o h n g r u b e «scheint früher einen Belag aus Holz gehabt zu haben, «wodurch sich auch erklärt, dass die sogenannten Eingänge «alle 0,60 m über dem jetzigen Boden einmünden. Vielleicht «geschah das aus sanitären Gründen, um wärmer und «trockener wohnen zu können, denn unter dem aus Baum«Stämmen bestehenden Fussboden konnte das eindringende «Regenwasser im Löss leicht versinken.» Ich vermute, dass diese vielen Rampen, wie sie die Herrenhausgrube (und auch die grosse Koehl'sche Wohngrube) aufweist, nicht nur den Dienst unserer K o r r i d o r e , resp. T ü r e n , sondern auch den unserer F e n s t e r und unserer K a m i n e versahen. Sie waren die Luft- und Lichtspender, sie führten dem Feuerherd den nötigen Luftzug zu und entfernten aus der Grube den R a u c h . Uebrigens gedenken die alten Schriftsteller mehrfach ähnlicher grabenartiger Eingänge, so Vitruv, wo er von den W o h n u n g e n
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der P h r y g i e r , welche in Ebenen wohnen, und wo an Wäldern tnangel ist, sagt: «sie wählen natürliche «Höhlen, höhlen diese im Mittelpunkte aus, graben E i n « g ä n g e (itinera) hinein und geben dem innern Räume so «viel Ausdehnung, als es immer die Beschaffenheit des «Ortes z u l ä s s t . . . . » X e n o p h o n sagt von einem Volke in Armenien: «seine Behausungen waren unter der Erde, wie ein Brunnenloch, nach unten aber geräumig. Die E i n gänge fürs Vieh waren durch einen Graben hergestellt; die Menschen aber stiegen auf Leitern hinunter.» Die Z a h l d e r H ü t t e n ist nicht festzustellen, da nicht jede Grube auch eine Hütte repräsentiert, öfters mehrere Gruben unter einem Dache lagen. So die Gruben Nr. XIII, X I V und X V I , davon X I I I die Herdgrube, X I V und X V I Vorratsgruben darstellen. S o die neolitischen Gruben X und VI und die von X X I I und X X I I I ; so auch die Tenegruben X X V und X X V I . Annähernd repräsentieren die v o r gefundenen Gruben drs «Arbeiterquartiers» ungefähr 8 grössere und kleinere Hütten, die Gruben der «Frauen, abteilung» ca. ebenso viele Hütten. Die Tenegruben lassen, wie bereits oben gesagt, auf ca. 5 Hütten schliessen. Das E n d e unserer neolitischen Ansiedlung war keineswegs eines jener «Ende mit Schrecken», wie sie sich uns so oft in den Funden verbrannter Pfahlbauten wiederspiegeln, wo ersichtlich ein rasch um sich greifender Brand die B e wohner zwang, alles im Stich zu lassen, um nur das nackte Leben zu retten. J e n e Pfahlbaustationen sind bekanntlich die reichsten an Funden; diejenigen, welche nur ganz allmählich verlassen worden sind, umso ärmer an bessern Artefakten. Dieser letztere.Fall trifft auch auf unsere Stützheimer Ansiedlung zu, denn weder haben sich dort Spuren einer besondern und plötzlichen und allgemeinen Zerstörung, noch haben sich dort Gegenstände gefunden, welche als «diensttauglich wertvoll» bezeichnet werden könnten. AU' das haben die Bewohner aufgebraucht, wie das sich an Orten
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gibt; wo Haus und Hausrat sich vom Urgrossvater auf GroSsvater, Vater, Kind usw. ohne besondere Zwischenfälle fortvererbt und keine Katastrophe die Bewohner am Mitnehmen des noch Tauglichen und ihnen Wertvollen verhindert hat. W a s uns die neolitischen Stützheimer hinterlassen haben, sind alles nur Reste, Bruchstücke, Abfälle. Das wenige, was wir von Steinbeilen haben, ist zerbrochen und derart abgenützt, dass eine Wiederverwendung ganz ausgeschlossen war. Ersichtlich waren es als unnütz geworden weggeworfene Gerätfragmente. Gleiches gilt für die Töpfe, denn auch nicht einer ist ganz in die Erde gekommen — alle waren schon mehr oder minder Scherben, als man sie in die Gruben warf oder als der Regen sie hineinschwemmte. Selbst der Knochenpfriem (Fig. 59) hat altabgebrochene Spitze und selbst die Steinmühle (Fig. 149) ist nur noch zur Hälfte in der Grube übriggeblieben. Die einzigen, gewissermassen intakt und brauchbar auf uns gekommenen Geräte, die Spinnwirtel sind ersichtlich verloren gegangene, ihrer Kleinheit wegen nicht wiedergefundene Objekte. So fanden sich sowohl Fig. i59 als 170 ganz in den hintersten Ecken der Gruben. Alles weist also auf e i n n u r a l l m ä h l i c h e s V e r s c h w i n d e n d e r H ü t t e n . — Das bestätigen auch die in den Gruben gefundenen Scherben, welche in ihrer grossen Mehrzahl der reinen Steinzeit und zwar der Epoche mit Bogenbandkeramik und Schuhleistbeilen angehören, aber daneben doch vereinzelt Spuren langen Nachlebens aufweisen. Die Herrengrube enthielt ein rein Steinzeitliches Material, diejenige von Nr. XIII dagegen auch Topfprofile (Fig. i53), die bereits das Ende der Steinzeit streifen, ebenso Grube Nr. XXII (Fig. 173) und Grube III (Fig. 112 aus einer obern Schicht). Oberflächlich kamen vereinzelt auch andere späterzeitliche Scherben zum Vorschein. So m u s s z w a r e i n e H a u p t b e s i e d l u n g z u r reinen Steinzeit, nichtsdestoweniger aber ein F o r t l e b e n d e s O r t e s in n a c h n e o l i t i s c h e r Z e i t an-
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g e n o m m e n w e r d e n , w o b e i , ä h n l i c h w i e in A c h e n heim, die W o h n u n g e n a n s c h e i n e n d a l l m ä h l i c h mehr n a c h O s t e n d. h. a n d e n S t a n d p u n k t d e s m i t t e l a l t e r lichen und heutigen Stützheim verlegt wurden. Nur zu Ende der TSne- und zu Beginn der Römerzeit beobachtet man nochmals ein Aufflackern der Besiedelung am „Hengstweg." Dann dient der Platz den alemannischen Herren Stützheims als Friedhof, um später auch diese Bestimmung einzubüssen und nur noch als Ackerland übrig zu bleiben, „auf dem es nicht ganz geheuer ist." Jedenfalls zeigen auch diese Forschungsresultate wieder, wie wichtig es ist, die alten Kellergruben nicht blos auf ihren Inhalt, sondern auch auf ihre Lage, ihre Profile, ihre Grundrisse und auf andere Terrainerscheinungen zu prüfen — wie wertvolle Aufschlüsse noch die B o d e n f o r s c h u n g zu bieten bestimmt istl
filsaas, Druck, vorm. G. Fisclibach, Strassburg. — 3444.