Baubiologie: Kriterien und architektonische Gestaltung 9783035609936, 9783035611793

Ganzheitlich gute Gestaltung Gesundheit und Umweltverträglichkeit stehen im Fokus der Gesellschaft. Das Buch zeigt, wi

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German Pages 176 [178] Year 2018

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Table of contents :
Inhalt
Vorwort
Ein Buch über Baubiologie
Einführung in die Baubiologie
Das Leuchtturmprojekt der Baubiologie
Wohnbauten
Fachwerkhaus Haingraben Liederbach am Taunus, Deutschland
Wohn- und Werkstattgebäude in einer alten Torfremise Schechen, Deutschland
Haus Ritter-Reumiller Andelsbuch, Österreich
Strohhaus Dornbirn, Österreich
Casa C Reckingen, Schweiz
Haus für Julia und Björn Egg, Österreich
Haus aus Holz Neumarkt in der Oberpfalz, Deutschland
Maison Marly Marly-le-Roi, Frankreich
Designhaus Haussicht Erkheim, Deutschland
Öffentliche Bauten
De Potgieter School Amsterdam, Niederlande
Erweiterung Friedensschule und Feuerwache Schwäbisch Gmünd, Deutschland
RHS Peter Buckley Learning Centre Rosemoor, Devon, England
Kindertagesstätte Ecolino Pfaffenhofen an der Ilm, Deutschland
Kinderkrippe Pollenfeld Pollenfeld, Deutschland
Gewerbliche Bauten
Herbafarm Bodrum, Türkei
Hörger Biohotel Tafernwirtschaft Hohenbercha, Deutschland
Almrefugio Neumarkt in der Oberpfalz, Deutschland
Casa Salute Margreid, Südtirol – Italien
Betriebsgebäude Artis Berlin, Deutschland
Omicron Campus Klaus, Österreich
Weiterführende Informationen
25 Grundregeln der Baubiologie
Wohnbauten Baubiologische Bewertung
Wohnbauten Baubiologische Bewertung
Öffentliche Bauten Baubiologische Bewertung
Gewerbliche Bauten Baubiologische Bewertung
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Impressum
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Baubiologie: Kriterien und architektonische Gestaltung
 9783035609936, 9783035611793

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Baubiologie Kriterien und architektonische Gestaltung

Baubiologie Kriterien und architektonische Gestaltung

Nurgül Ece

Birkhäuser Basel

Inhalt

20 Beispiele aus baubiologischer Sicht

50 56

62 68 74 80 86 92 98

104 110 116 122 128

134 07 08

Vorwort Ein Buch über Baubiologie

12 15 19 20 22 27 31 34

Einführung in die Baubiologie Kriterien und Ansätze Baubiologische Bauweise Energiesparendes Bauen Gesundes Raumklima Baubiologische Haustechnik Schadstoffe, Allergene Raumlehre Checkliste für Baumaterialien

38

Das Leuchtturmprojekt der Baubiologie Das Gebäude des Instituts für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN

138 142 148 154 160

Wohnbauten Fachwerkhaus Haingraben Liederbach am Taunus, Deutschland Wohn- und Werkstattgebäude in einer alten Torfremise Schechen, Deutschland Haus Ritter-Reumiller Andelsbuch, Österreich Strohhaus Dornbirn, Österreich Casa C Reckingen, Schweiz Haus für Julia und Björn Egg, Österreich Haus aus Holz Neumarkt in der Oberpfalz, Deutschland Maison Marly Marly-le-Roi, Frankreich Designhaus Haussicht Erkheim, Deutschland Öffentliche Bauten De Potgieter School Amsterdam, Niederlande Erweiterung Friedensschule und Feuerwache Schwäbisch Gmünd, Deutschland RHS Peter Buckley Learning Centre Rosemoor, Devon, England Kindertagesstätte Ecolino Pfaffenhofen an der Ilm, Deutschland Kinderkrippe Pollenfeld Pollenfeld, Deutschland Gewerbliche Bauten Herbafarm Bodrum, Türkei Hörger Biohotel Tafernwirtschaft Hohenbercha, Deutschland Almrefugio Neumarkt in der Oberpfalz, Deutschland Casa Salute Margreid, Südtirol – Italien Betriebsgebäude Artis Berlin, Deutschland Omicron Campus Klaus, Österreich

167

Weiterführende Informationen

169

25 Grundregeln der Baubiologie Eine baubiologische Bewertung 5

6

Vorwort

So wie sich viele Tiere Nester bauen und diese manchmal sogar schmücken, so möchte auch der Mensch aktiv und kreativ sein Wohnumfeld gestalten. „Ich möchte ein Buch über baubiologische Architektur schreiben und damit zeigen, dass man Gebäude planen und bauen kann, die nicht nur zeitgemäß und modern sind, sondern auch gesund und nachhaltig. Können Sie mich dabei inhaltlich unterstützen?“, so Nurgül Ece, Architektin, Baubiologin IBN und Autorin dieses Buches, am Telefon. Begeistert sagte ich spontan zu, zumal in dieser Publikation vor allem realisierte und beispielhafte Projekte vorgestellt werden und viele Planer und Bauherren auf eine solche Zusammenstellung hoffen. Gemeinsam wurden geeignete Projekte ausgewählt und Kontakte zu deren Planern, Handwerksbetrieben und Bauherren geknüpft. Was macht ein Gebäude zu einem baubiologischen Gebäude? Im Vordergrund der Betrachtungen stehen hier der Mensch, seine Gesundheit und all seine Bedürfnisse. Hinzu kommt der bestmögliche Schutz unserer Umwelt, die zugleich unsere Existenzgrundlage ist. Und selbstverständlich soll das Gebäude auch ökonomischen und funktionellen Anforderungen entsprechen. Das Bauen sehe ich als ein Grundbedürfnis der Menschen, ähnlich wie Essen, Trinken und Schlafen. So wie sich viele Tiere Nester bauen und diese manchmal sogar schmücken, so möchte auch der Mensch aktiv und kreativ sein Wohnumfeld gestalten. Kinder folgen diesem Grundbedürfnis noch. Soweit sie dürfen und die Möglichkeiten dazu haben, bauen sie mit großer Leidenschaft alle möglichen kleinen und größeren Behausungen, nutzen dafür Stühle, Tische, Decken, Steine, Äste, Gras, Farben und letztendlich alles, was sich dafür irgendwie eignet. Mancher Erwachsene hat sich diese Leidenschaft bewahrt,

vielleicht sogar bewusst einen kreativen Beruf gewählt und arbeitet zum Beispiel als Handwerker, Künstler oder Architekt. Menschen, die in einem baubiologischen Gebäude wohnen oder arbeiten dürfen, sei es als Bauherren, als Mieter oder beruflich, können sich glücklich schätzen. Die Leidenschaft und Freude am bewussten und kreativen Planen, Bauen und Gestalten, mit Bedacht ausgesuchte Baustoffe und Möbel, ein gutes Raumklima sowie eine ausgefeilte Haustechnik schaffen ein angenehmes, gesund erhaltendes und nachhaltiges Wohn- und Arbeitsumfeld. Dies alles ist nicht zum Nulltarif zu haben. Baubiologisches Bauen ist durchschnittlich rund 10 % teurer, ist also nicht billiges Bauen, sondern preiswertes Bauen, will heißen, es ist seinen Preis wert. Die Mehrkosten amortisieren sich mittel- bis langfristig, denn eine qualitätsbewusste, energiesparende und „gesunde“ Bauweise spart Monat für Monat Kosten und bringt zudem mehr Lebensqualität und Lebensfreude. Der Autorin Nurgül Ece gilt mein Dank für ihre wertvolle Arbeit. Dem Buch wünsche ich Erfolg, den Lesern viel Spaß bei der Lektüre. Möge diese Publikation zu vielen weiteren baubiologischen Projekten anregen.

Winfried Schneider Architekt und Geschäftsführer Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN

7

Ein Buch über Baubiologie

Mit unserem heutigen Wissen können wir die Erde in ein Paradies verwandeln. Für dieses Ziel ist die Baubiologie ein wichtiger Baustein, und hierfür lohnt es sich, als Baubiologe zu arbeiten.1 Architekten dürfen unsere Umwelt gestalten und haben dabei vieles zu berücksichtigen. Sie haben investorische Anforderungen von Auftraggebern zu erfüllen und baurechtliche Belange nach Sicherheit und Ordnung oder nach Energieeffizienz einzuhalten. Sie tragen eine soziokulturelle Verantwortung, sind aber auch stets dem kreativen Geist verpflichtet. Zudem stehen der Mensch und die Umwelt im Mittelpunkt ihrer Betrachtungen. In diesem Kontext wird es immer wichtiger, innezuhalten und zu prüfen, was und wie wir heute planen, um die Auswirkungen gebauter Umwelt auf uns Menschen zu betrachten. Denn in unserer westlich-zivilisierten Welt hält sich der Mensch bis zu 90 % seiner Lebenszeit in Innenräumen auf. Wir arbeiten, wohnen, spielen, schlafen, leben in Innenräumen. Daher sollten diese so angenehm, anregend und erholsam wie möglich sein. Als unsere dritte Haut bietet unsere gebaute Umwelt uns Schutz, Wärme und Geborgenheit. Auch Themen wie Gesundheit und Nachhaltigkeit – von Zukunftsforschern klar als Trends gesehen – wirken hier mit hinein. Globale Trends des Ernährungs- und Kleidungssegments wie „bio“, „regional“ und „fair trade“ dringen zunehmend in den gebauten Bereich, frei nach dem Motto: „Wie du wohnst, so lebst du.“ Bereits Arthur Schopenhauer sagte: „Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“

8

Als Architektin möchte ich zeigen, dass Baubiologie alles bietet, um unsere gebaute Umwelt gesund und ästhetisch zu gestalten. Prof. Dr. Anton Schneider, der Wegbereiter der Baubiologie, war sich sicher, dass ein Leben in unserer gebauten Umwelt im Einklang mit der Natur möglich ist. Hierfür sei es erforderlich, baukulturelles Schaffen wieder auf ein höheres naturgemäßes Niveau zu heben.2 Was das heißt und wie uns das gelingt, veranschaulicht dieses Buch. Es erläutert, wie mit baubiologischer Architektur ressourcenschonende, die Kreislaufwirtschaft berücksichtigende Bauweisen möglich sind. Es zeigt auf, dass baubiologisch umgesetzte Bauten mit ganzheitlichen, die Gesundheit fördernden Ansätzen zum Wohlbefinden des Menschen beitragen und dazu noch eine moderne und zeitgemäße Architektur aufweisen. Betrachtet man zudem den Klimawandel, sich daraus ergebende Völkerwanderungen, aber auch Auseinandersetzungen um Rohstoffe, sieht man die vom Wachstums-, Fortschritts- und Konsumzwang globalisierter Gesellschaften bedingten Entwicklungen. Das Fremdversorgungssystem3 der Wirtschaft wirkt sich weltweit aus. Um auf diese Situation richtig zu reagieren, braucht es Strategien. Die Weltgemeinschaft nimmt sich des Themas auf Klimakonferenzen der Vereinten Nationen (UN) an. Mit der Agenda 214 wurde das Leitpapier für eine nachhaltige Entwicklung erarbeitet. Der Fahrplan der EU besagt, dass es durch bessere Bauweisen und Nutzung von Gebäuden signifikante Veränderungen im Endenergieverbrauch, in der Reduktion von Treibhausgasemissionen, des Rohstoffabbaus und des Wasserbedarfs geben kann.5

1 Prof. Dr. Anton Schneider, Fernlehrgang Baubiologie IBN, Lehrheft 1 Kapitel 4 2 Ebd. 3 Nico Paech, Befreiung vom Überfluss, Oekom Verlag, 4. Auflage, München 2013, S. 63 ff. 4 www.sustainabledevelopment.un.org/content/documents/Agenda21.pdf (letzter Abruf: 22.02.2017) 5 Europäische Kommission, Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa, Kapitel 5.2, Brüssel 2011 6 sustainabledevelopment.un.org/content/documents/Agenda21.pdf (letzter Abruf: 22.02.2017); vgl. Kapitel 3.5, 5.42-43, 34.24 7 www.nachhaltigkeit.info/artikel/mission_des_club_of_rome_540.htm (letzter Abruf: 23.02.017) 8 Institute for Sustainable Urbanism an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität Braunschweig; www.sustainableurbanism.de (letzter Abruf: 10.02.2017) 9 Institute for Design and Architectural Strategies an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität Braunschweig; www.idas.tu-bs.de/index.php (letzter Abruf: 10.02.2017) 10 Zentrum Stadtnatur und Klimaanpassung an der Technischen Universität München; www.zsk.tum.de (letzter Abruf: 10.02.2017) 11 www.dienachwachsendestadt.org (letzter Abruf: 10.02.2017) 12 www.baubiologie.de/weiterbildung/fernlehrgang-baubiologie (letzter Abruf: 20.03.2017)

Eine auch in der Agenda 216 angelegte Möglichkeit ist „global denken, lokal handeln“7: Das weltweite Wohl wird beachtet, indem man soziale Verantwortung übernimmt, durch das individuelle Handeln lokales, resilientes Wirtschaften stärkt und damit die weltweite Auswirkung steuert. Das baukulturelle Schaffen der Baubiologie fokussiert in diesem Sinne nicht nur energieeffizientes, nachhaltiges und wohngesundes Bauen, sondern berücksichtigt auch sozioökologische und -kulturelle Aspekte des Lebens. Die Baubiologie steht damit in einer Reihe mit Strategien zur nachhaltigen Transformation wie zum Beispiel die Transition-Town-Bewegung (Rob Hopkins), das Cradleto-Cradle-Kreislaufwirtschaftsmodell (Michael Braungart und William McDonough) oder das Permakultur-Design (Bill Mollison und David Holmgren). Für mich gilt: „Wie wir mit unserer Umwelt umgehen, bestimmt, wie wir miteinander umgehen.“ Das vorliegende Buch will daher auch eine Diskussion anregen, Baubiologie in die universitäre wissenschaftliche Lehre zu integrieren. Es will die interdisziplinäre Herangehensweise fördern. Strategien wie „Stadt der Zukunft“ von ISU8 oder „Hortitecture“ des IDAS9 an der TU Braunschweig zur Erforschung von „Healthy Livable Cities“, das Forschen am ZSK10 der TU München über die Frage, wie Klimaschutz und Klimaanpassung aussehen können, oder die Studie „Nachwachsende Stadt“11 zeigen, dass auf ähnlichen Gebieten bereits geforscht wird.

Das vorliegende Buch „Baubiologie. Kriterien und architektonische Gestaltung“ vermittelt die Inhalte und Prinzipien der Baubiologie. Es basiert auf den Lehren der Baubiologie, wie es das Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN in seinem staatlich anerkannten „Fernlehrgang Baubiologie IBN“12 vermittelt. Es zeigt Kriterien und Vorgehensweisen auf und spannt den Bogen von der Baubiologie der letzten 40 Jahre zur architektonischen Gestaltung baubiologischer Projekte. Das Buch vermittelt Grundsatzwissen und macht es so möglich, sich dem Thema der Baubiologie zu nähern. Am Beispiel des Institutsgebäudes des IBN in Rosenheim wird ein konsequent baubiologisch ausgeführtes Projekt vorgestellt, während anhand der Präsentation weiterer mit baubiologischem Blick besprochener Projekte gestalterische Umsetzungsmöglichkeiten in verschiedenen Bauaufgaben aufgezeigt werden.

Nurgül Ece Dipl.-Ing. Architektin, Baubiologin IBN, Permakultur Designerin

9

10

Einführung in die Baubiologie

Baubiologie ist per Definition „die Lehre von der ganzheitlichen Beziehung zwischen den Menschen und ihrer Wohn- und Arbeitsumwelt“. Sie ist der Nachhaltigkeit, der Gesundheit des Menschen und dem vorbeugenden Bauen verpflichtet.

11

Im Fokus der baubiologischen Sichtweise steht das menschenwürdige, ökologisch orientierte Bauen, das ein Gleichgewicht zwischen dem Menschen, der gebauten Zivilisation und der Natur anstrebt.

Gesundheit körperlich Gesundheit psychisch Toxische Ausdünstungen / Geruch Fasern / Staub Luftfeuchte Schimmel / Bakterien Elektrosmog Niederfrequenz Elektrosmog Hochfrequenz Licht und Farben psychisch Lärm / Akustik Soziales Umfeld / Nachbarschaft Baustoffauswahl / Bauweise Diffusion / Feuchteausgleichsverhalten Radioaktivität / Radon Möblierung / Inneneinrichtung Heizung / Wärme Lüftung Wohndichte / Siedlungsdichte Energieverbrauch / Ökobilanz

12

Energieverbrauch / Ökobilanz

Wohndichte / Siedlungsdichte

Lüftung

Heizung / Wärme

Möblierung / Inneneinrichtung

Radioaktivität / Radon

Diffusion / Feuchteausgleichsverhalten

Baustoffauswahl / Bauweise

Soziales Umfeld / Nachbarschaft

Lärm / Akustik

Licht und Farben psychisch

Elektrosmog Hochfrequenz

Elektrosmog Niederfrequenz

Schimmel / Bakterien

Luftfeuchte

Fasern / Staub

Toxische Ausdünstungen / Geruch

Gesundheit psychisch

Beeinflusst durch

Gesundheit körperlich

Abbildung 1 Einflussfaktoren auf Mensch, Haus und Umwelt

Kriterien und Ansätze

Baubiologie ist per Definition „die Lehre von der ganzheitlichen Beziehung zwischen den Menschen und ihrer Wohn- und Arbeitsumwelt“.1 Die Ganzheitlichkeit steht dabei im Mittelpunkt und wird umfassend und integral betrachtet. Baubiologie bezweckt gesundes und umweltverträgliches Bauen, Wohnen und Leben. Sie ist der Nachhaltigkeit, der Gesundheit des Menschen und dem vorbeugenden Bauen verpflichtet.2

Nachhaltig und ganzheitlich Schon in den 1970er-Jahren prägte Anton Schneider den Begriff der „Baubiologie“. Es ging ihm zunächst um gesundes Wohnen und um die Verbesserung der Lebensqualität; später wurden im nachhaltigen Sinne ökologische und soziale Aspekte in das Gesamtkonzept integriert. Nachhaltigkeit fand erstmals im 18. Jahrhundert in der Forstwirtschaft Anwendung.3 Man kam zu der Einsicht, dass ein natürliches System in seinen wesentlichen Eigenschaften langfristig zu erhalten sei. Dem Wald wurde nur so viel entnommen wie auch nachwuchs. Viele Jahre später wurde dies, nach den ersten Klimakonferenzen der Vereinten Nationen, ausgeweitet und – bezogen auf Deutschland – 1998 ein Konzept zur Nachhaltigkeit erarbeitet,4 in dem die Definition, wie bereits von der Baubiologie verwendet, etabliert wurde: „Ökologie und Ökonomie so in Einklang bringen, dass die Bedürfnisse heute lebender Menschen befriedigt werden, ohne die Bedürfnisse künftiger Generationen zu gefährden.“5 Nachhaltiges Bauen6 in diesem Sinne basiert auf ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimensionen. Ökologisch wird die Ressourcenschonung und Minimierung des Verbrauchs jeglicher Medien sowie von Umweltbelastungen angestrebt, ökonomisch werden Anschaffungs-, Errichtungs-, Nutzungs- und Rezyklierungs- oder Entsorgungskosten (Ökobilanzen) beachtet, soziokulturelle Parameter betreffen die Gestaltung, Ästhetik, Barrierefreiheit und die Gesundheit des Menschen. Dem ganzheitlichen Ansatz folgend, werden in der Baubiologie neben diesen Anforderungen weitere für den Menschen gesundheitliche Risikobereiche, wie z. B. die Strahlenbiologie (Radio-, Foto-, Elektro- und Geobiologie), die Architekturpsychologie, aber auch der Umweltschutz berücksichtigt. Abbildung 1 zeigt die Einflussfaktoren, mit denen sich die Baubiologie auseinandersetzt.

Einführung in die Baubiologie

Im Einklang mit der Natur Etymologisch erklären Baubiologen das Wort Bau-Bio-Logie folgendermaßen: „Unter der Führung des Logos (griechisch: Vernunft) greifen alle Bereiche der Biologie (Lebewesen) und des Bauens (Wohn-Umwelt) ineinander“,7 anders formuliert: Das Bauen erfolgt im Einklang mit der Natur (Abb. 2).

Abbildung 2 Etymologie Bau

Bios (gr.)

Logos (gr.)

Haus, Haut

Leben

Wort (Wort Gottes, Urteil)

Heim, Heimat

Lebenskraft

Schöpfung (Schöpfungskraft)

Wohnung

naturbezogen

Inkarnation, Materialisation

Gewöhnung

belebte Welt

ordnende Weltvernunft

Geborgenheit

Weltordnung, Harmonie, Gesundheit, Weltall, Ganzheit, Kultur

Hütte, Hut, behüten

Einheit (Geist, Seele, Körper)

13

Eine praktikable Zusammenfassung der baubiologischen Kriterien stellen die „25 Grundregeln der Baubiologie“ dar. Diese behandeln die Bereiche Bauplatz, Bauweise, Raumklima, Raumgestaltung und den Umgang mit Umwelt, Energie und Wasser.

Biologisch-kulturell

Interdisziplinär

Im Fokus der baubiologischen Sichtweise steht das menschenwürdige, ökologisch orientierte Bauen, das ein Gleichgewicht zwischen dem Menschen, der gebauten Zivilisation und der Natur anstrebt. Zusätzlich hat die Baubiologie eine biologisch-kulturelle Dimension: „[...] Baubiologisch orientierte Architektur [verbindet] [...] Zweckerfüllung mit künstlerischer, gesundheitlicher und ökosozialer Bildung und Gestaltung [...].“8 Der Mensch wird dabei in seiner Ganzheit gesehen, und so reichen die Themenfelder von der Betrachtung des urbanen Zusammenlebens in „StadtLandschaften“9 und ökosozialen Siedlungen, wo Mensch, Natur und Kultur im Mittelpunkt des Bauens und Siedelns stehen, über die Unterstützung des Wohlbefindens durch ein gesundes Raumklima bis hin zur Förderung des Handwerks, der Unterstützung alternativer Wohn- und Arbeitskonzepte sowie der Stärkung der Seele durch die Anwendung architekturpsychologischer Inhalte verschiedener Raum-, Farb- und Maßlehren. Zum Erhalt von Natur und Umwelt werden Energieverbräuche, sei es Primär- bzw. Graue Energie und Nutzenergie, sowie umweltbelastende Schadstoffe durch Nutzung naturbelassener, nachwachsender, lokaler Rohstoffe, erneuerbarer Energien und einer energie- und ressourcenbewussten Bauweise reduziert (Abb. 3).

Die Baubiologie ist ein komplexes Fachgebiet, das interdisziplinär, also fachübergreifend, arbeitet. Sie umfasst die Bereiche der Architektur, Bautechnik, Bauökonomie und Raumplanung, genauso wie die Disziplinen der Biologie, Ökologie, Medizin, Chemie, Physik, Geologie, Botanik, Physiologie, Psychologie, Soziologie und Anthroposophie. Baubiologie schafft damit eine neue Baukultur. Weltweit sind zahlreiche baubiologische Institute engagiert, das dafür erforderliche Wissen zu vermitteln. Eine praktikable Zusammenfassung der baubiologischen Kriterien stellen die „25 Grundregeln der Baubiologie“10 (siehe Seite 169) dar. Diese behandeln die Bereiche Bauplatz, Bauweise, Raumklima, Raumgestaltung und den Umgang mit Umwelt, Energie und Wasser. Eine wichtige Ergänzung bietet der „Standard der Baubiologischen Messtechnik (SBM)“.11 Viele der Thesen der Baubiologie werden mithilfe der Messungen sichtbar gemacht und damit wissenschaftlich belegbar.

Abbildung 3 Ganzheitliche Baubiologie Nachhaltig

Gesund

Gut gestaltet

energiesparende Bauweise

gesundes Raumklima

Maßstab ist die Natur

erneuerbare Energien

Ohne Abgabe von Giftstoffen

Maß, Proportion, Form menschenorientiert

keine Umweltprobleme

reduzierte Pilze/Bakterien/Staub/Allergene

Architekturpsychologie

Regionalität

reduzierter Elektrosmog

naturgemäßes Licht, Beleuchtung, Farben

ökosoziales Zusammenleben

Schallschutz am Menschen

Koexistenz Wohnen/Arbeiten

bestmögliche Qualität von Luft, Licht, Wasser

14

Baubiologische Bauweise

Die biologisch-kulturell orientierte Baubiologie berücksichtigt also neben den bautechnischen und bauphysikalischen Aspekten des Bauens auch sinnliche und seelische Bereiche. Da unsere „dritte Haut“, das Haus, uns zusätzlichen Schutz, Wärme und Geborgenheit bieten soll, ist es wichtig, Gebäude zu bauen, die gesund und wohltuend für ihre Nutzer sind. Gesundheit ist ein elementarer Bestandteil unseres Lebens. Wir erhalten uns durch Bewegung, die richtige Ernährungsweise und eine entsprechende Work-Life-Balance gesund, und auch bei Lebensmitteln und Kleidung achten wir auf Herkunft, die verarbeiteten Rohstoffe und deren Produktionsweisen. Unsere gebaute Umwelt kann mit der Baubiologie nach ähnlichen ethischen Maßstäben auf Gesundheit, Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Ästhetik ausgerichtet werden und so helfen, ein zufriedenes, angenehmes und gesundes Leben mit Achtung vor der und für die Natur zu führen.

Baubiologisches Bauen hat eine menschenbezogene Maßstäblichkeit. Es schafft Orientierung, Vielfalt und Harmonie und ermöglicht individuelle Identifikation, es fördert das Zusammenleben, die Funktionsmischung und autarke naturverbundene Lebensweisen. Dieser ganzheitliche Ansatz führt zu einer materialgerechten Be- und Verarbeitung sowie einer künstlerischen Gestaltung im Bauen. Das Bauwerk hat nicht nur die Aufgabe, vor Wind und Wetter zu schützen, sondern es lässt auch Raum für Kreativität und Sinnhaftigkeit. Es schafft ein gesundes Raumklima, harmoniert mit seinem Umfeld und entspricht ökologischen Anforderungen, sodass es den Bedürfnissen von Bauherren und Gesellschaft gerecht werden kann.

Abbildung 4 Baustoffe Holz

Mauerwerk

Blockbau

Kalksandstein

Rundholz

Porenbetonstein

Holzbalken

Mauerziegel (Ton)

Massivholzbau

Lochziegel

Massivholzmauer unverleimt

Vollziegel

Brettsperrholz (BSP) Kreuzlagenholz

Lehm

Stroh

Brettstapelholz (Dübelholz)

Stampflehm

Strohballen

Holhlkasten-Elemente

Lehmstein

Mauersteine

Ständerbau

Lehmschlauch

Ausfachung in Holzständer

Massivholz (MH)

Lehmplatte

Strohdämmung

Konstruktionsvollholz (KVH)

Lehmputz

Ballen

Balkenholz (Duo-Trio-Kreuz)

Leichtlehm

als Zuschlag

Brettschichtholz (BSH)

Ausfachung

Thermoholz

Dämmung

Holzwerkstoffe

in Stampflehmwänden

Einführung in die Baubiologie

15

Baustoffe12 Auch im baubiologischen Bauen sind alle gesetzlichen Vorgaben und Vorschriften, seien es das Baugesetzbuch oder Verordnungen, einzuhalten. In länderspezifischen Bauordnungen heißt es schließlich: „Bauliche Anlagen […] sind so anzuordnen, zu errichten, zu ändern und instand zu halten, das die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere Leben, Gesundheit und die natürlichen Lebensgrundlagen, nicht gefährdet wird.“13 Baubiologisches Bauen fördert die Nutzung gesunder und nachhaltiger Baustoffe und Bauelemente. Eingesetzte Konstruktionsprinzipien und dabei verwendete Baumaterialien sind im Folgenden erläutert (vgl. Abb. 4).

Holzbau Der Holzbau wird in der Baubiologie häufig verwendet. Dabei wird der nachwachsende Baustoff Holz als konstruktives Element in Skelettbauweise oder als Massivbau eingesetzt. Die wichtigsten Qualitätsprinzipien für den Holzbau aus baubiologischer und bauphysikalischer Sicht sind: die Verwendung möglichst trockenen Bauholzes (< 18 %) mit entsprechenden Gütebedingungen (DIN EN 15497), der Verzicht auf chemischen Holzschutz unter Beachtung von DIN 68800, die bestmögliche Reduzierung von Elektrosmog und ein weitestgehender Verzicht auf Klebe- bzw. Metallverbindungen. Neben der Gewährleistung eines guten Wärme-, Schall- und Brandschutzes gehört eine gute Ökobilanz durch Nutzung regionalen Holzes aus nachhaltiger Forstwirtschaft dazu. Soweit die Quellen nicht bekannt sind, kann man auf Zertifikate wie „Holz von hier“, FSC oder PEFC achten. Bei Holzwerkstoffen allerdings hängt die Nachhaltigkeit und Wiederverwertbarkeit stark von den verwendeten Bindemitteln und Zuschlagstoffen ab. Die besondere Eigenschaft des Holzes, wenn es offenporig erhalten bleibt, diffusionsoffen, hygroskopisch und wärmespeichernd zu sein, trägt zu einem gesunden Raumklima bei.

Mauerwerksbau

Der Mauerwerksbau, als konstruktive Alternative, in Kombination mit einem Holzskelettbau oder in Deckensystemen eingesetzt, kommt ebenfalls im baubiologischen Bauen vor. Der Mauerstein ist in der Regel energieaufwendiger in der Herstellung. Viele Mauersteine haben jedoch gute statische und bauphysikalische Eigenschaften. Das Ausgangsmaterial ist Ton bzw. Lehm, was förderlich für ein gutes Raumklima ist. Verwendbar sind auch Kalksandsteine, die eine gute Ökobilanz und günstige Schallschutzeigenschaften aufweisen. Porenbetonsteine zeichnen sich ebenfalls durch eine gute Ökobilanz und – im Unterschied zum Kalksandstein – durch gute Wärmeschutzeigenschaften aus. Im baubiologischen Mauerwerksbau sollte beachtet werden, keine Füllungen aus Polystyrol oder Mineralfasern, keine Verklebungen mit Isocyanat-basierten PU-Klebern oder Putze mit Kunstharzanteil, keine Algizide oder Fungizide zu verwenden.

16

Lehmbau Im Lehmbau verbauter ungebrannter Lehm ist der baubiologisch empfehlenswerteste massive Baustoff. Es kann neben Lehmsteinen, tragend und in Ausfachungen auch als Stampflehm, als Leichtlehm (Lehm mit wärmedämmenden organischen oder mineralischen Zuschlägen) oder als Lehmputz verwendet werden. Lehm als Naturprodukt besitzt spezifische Eigenschaften. Er ist nicht wasserfest, jedoch feuerbeständig, zeigt beim Austrocknen Schwund, konserviert aber z. B. Holz durch Trockenhaltung, besitzt als Leichtlehm gute Wärmedämmeigenschaften, bindet Schadstoffe aus der Raumluft (Sorptionsfähigkeit), ist diffusionsoffen und hygroskopisch und bewirkt so ein gutes Raumklima. Die Lehmzusammensetzung und konstruktive Detailausbildungen sind zur Qualitätssicherung zu beachten. Mittlerweile sind Baustoffe aus Lehm in den DIN-Normen (in Deutschland DIN 18945–18947) geregelt. Bei Baustellenherstellung gelten weiterhin die Lehmbauregeln. Wie alle massiven Baustoffe kann auch Lehm erhöht radioaktiv sein. Dies kann über baubiologische Grundstücks- und Haus- oder Materialuntersuchungen geklärt werden. Bekannte Baustoffhersteller achten in der Regel darauf, dass ihre Produkte radioaktiv unauffällig sind. Der Dachverband Lehm e. V. empfiehlt, die gesicherte Prüfung in die DIN aufzunehmen.14

Strohballenbau Ein besonderer Baustoff, der mittlerweile auch eine bauaufsichtliche Zulassung besitzt, ist der Strohballen. Der Strohballenbau kommt massiv oder – wie er überwiegend ausgeführt wird – als Holzskelettbau mit Strohballenausfachung vor. Die Feuerfestigkeit von Strohballen wird durch verputzte Oberflächen gewährleistet. Das Stroh ist damit auch gegen Feuchtigkeit, Insekten und Nager geschützt. Es weist eine hohe Wärmedämmfähigkeit, speziell quer zur Halmrichtung, auf und ist ebenfalls ein diffusionsoffener Baustoff.

Stahlbetonbau Bewertet man den gängigen Stahl- bzw. Stahlbetonbau baubiologisch, fällt auf, dass Beton wenig diffusions- und sorptionsfähig sowie nur schwach hygroskopisch ist. Er hat eine relativ lange Austrocknungszeit, er ist problematisch bezüglich Elektrosmog und stark wärmeleitend. Zudem ist er in der Herstellung sehr energieaufwendig und kann aufgrund des Ausdehnungsverhaltens von Stahl im Brandfall einknicken. Alternativen zum Stahl-/Stahlbetonbau sind mit entsprechender Einhaltung der Bauordnungen mit obigen Baustoffen durchaus möglich. Sieht man sich Bauten wie den LCT One Tower in Dornbirn, das Studentenwohnheim Brock Commons in Vancouver, das H8 in Bad Aibling oder das HoHoWien, an, stellt man fest, dass der Holzbau, zum Teil in Hybridsystemen, mittlerweile bauwirtschaftlich konkurrenzfähig geworden ist. Als ein Fazit der Ausstellung „Neues Bauen mit Holz. Wege in die Zukunft“ wurde festgestellt: „Etwas mehr als ein Drittel der deutschen Jahresholzernte würde ausreichen, um das gesamte jährliche Neubauvolumen Deutschlands in Holz zu errichten.“15

Baubiologisches Bauen hat eine menschenbezogene Maßstäblichkeit. Es schafft Orientierung, Vielfalt und Harmonie, es ermöglicht individuelle Identifikation, fördert das Zusammenleben, die Funktionsmischung und autarke naturverbundene Lebensweisen.

Wärmedämmung

Kosten

Aufgrund heutiger Anforderungen an eine energieeffiziente und dichte Bauweise durch Verordnungen wie z. B. die Energieeinsparverordnung (EnEV) in Deutschland kommt der Dämmung eine wichtige Funktion zu. Baubiologisch empfehlenswerte Wärmedämmsysteme sind diffusionsfähig und hygroskopisch, bilden im Brandfall keine giftigen Gase, sind problemlos zu entsorgen und bestehen überwiegend aus nachwachsenden oder mineralischen Rohstoffen (vgl. Abb. 5). Die meisten nachwachsenden Materialien haben gute hygroskopische Eigenschaften (vgl. Abb. 6). Diese Eigenschaften reduzieren aufgrund des kapillaren Feuchtetransports die Gefahr einer Tauwasserbildung zwischen massivem Baustoff und der Dämmung.

Aufgrund einer meist hochwertigeren Ausführung und Materialwahl sind baubiologisch geplante Bauten in der Regel etwas teurer (ca. 10 %). Durch langlebigere Materialien, energiesparendere Bauweisen sowie den Erhalt der eigenen Gesundheit ist mit einer Amortisation eventueller Mehrkosten bereits nach wenigen Jahren zu rechnen. Strategien, baubiologisch und energetisch bedingte Mehrkosten zu neutralisieren, sind: kompakte einfache Bauform mit optimierten Nutzflächen, optimierter Statik und Konstruktion einfache Installationen und Technik Reduzierung von Gewerken

Wichtig ist ferner ein guter sommerlicher Hitzeschutz. Dafür ist ein Baustoff dann für die Hüllflächen gut geeignet, wenn einem guten Dämmvermögen (niedrige Wärmeleitzahl λ) ein hohes Wärmespeichervermögen (große Wärmespeicherzahl s) und damit eine geringe Temperaturleitfähigkeit (kleine Temperaturleitzahl a) entgegenstehen. Alternativ kann man eine gut wärmedämmende Hülle mit gut wärmespeichernden Baustoffen im Innenraum kombinieren.

Auswahl von guten, kostenbewussten Planern und Handwerkern Eigenleistung (bei Privatbauherren) gemeinschaftliches Bauen wie Doppelhaus, Wohngruppen, Ökosiedlungen

Ferner hat baubiologisches Bauen auch eine gesamtgesellschaftliche bzw. -wirtschaftliche Dimension, da dadruch erhebliche Einsparungen im Umweltschutz sowie im Gesundheitswesen und in der Alterssicherung aufgrund der Reduzierung von Krankheitssymptomen bzw. -behandlungen möglich sind.

Abbildung 5 Wärmedämmstoffe Wärmedämmung Organisch Hölzern

Mineralisch Pflanzlich

Tierisch

Einblasdämmung

Platte

Holzwolle

Holzwolleplatten

Baumwolle

Holzfaser

Holzfaserdämmplatten

Kokosfasern

Zellulose

Holzweichfaserplatten

Schilf

Mineralschaum

Schafwolle

Platte

Schüttung

Zuschlag

Schaumglas

Perlite

Perlite

Calciumsilikat

Blähglas

Blähglas Blähton

Flachs Hanf

Einführung in die Baubiologie

17

Bewertungsschlüssel

Feuchteverhalten

Diffusion sd

Toxizität

Herstellung

Entsorgung

Brandverhalten

Gesamtbewertung*

nicht relevant bzw. neutral negativ sehr negativ/bedenklich positiv sehr vorteilhaft

thermisches Verhalten

0 − −− + ++

1

Polyurethan PUR, l = 0,030

+

−−

−−

−−

−−

−−

−−

−11

2

Polystyrol EPS+XPS, l = 0,035

+

−−

−−

−−

−−

−−

−−

−10

Baustoff

3

Glas- u. Mineralwolle, l = 0,035

+

−−

++

−−

−−

−−

+

−4

4

Polyester, l = 0,040

+

−−

++

0







−2

5

Schafwolle (Vlies), l = 0,040

+

+

++





+



2

6

Baumwolle (Vlies), l = 0,040

+

0

++

0



+



2

7

Flachs, Hanf (Vlies), l = 0,040

+

+

++

0

0

+



4

8

Zellulosefasern, l = 0,045

+

+

++



0

+

0

4

++

++

++

0



++

0

8

+

0

++

0



++



3

9 10

Holzweichfaserplatten, l = 0,045 Backkork, l = 0,045

11

Kokosfaser, l = 0,045

+

++

++

0



+



5

12

Schilfrohr, l = 0,055

+

+

++

0

0

++



5

13

Schaumglas, l = 0,050

+

0

0

0



+

++

3

14

Calciumsilikatplatten, l = 0,050

+

++

++

0



+

++

7

15

Perlite, l = 0,050

+



++





0

++

2

16

Strohballen, l = 0,045

+

+

++

0

0

++



5

17

Holzfaser-Einblasdämmung, l = 0,040

++

++

++

0

0

++



6

18

Blähglimmer, l = 0,070

0



++

0



+

++

4

19

Holzwolle-Leichtbauplatten, l ≥ 0,075

0

++

++

0



+

20

Blähton, l ≥ 0,080



+

++

0



+

Abbildung 6 Baubiologische Bewertung Wärmedämmstoffe

5 ++

4

* Summe der positiven und negativen Noten

Anmerkungen

1 A Bewertung der Wärmedämm- und -speicherfähigkeit. 2 B Bewertung der Hygroskopizität und Trocknungsdauer. C Bewertung der Wasserdampfdurchlässigkeit – Diffusionsvermögen sd-Wert. 3 Diffusionsäquivalente Luftschichtdicke in m. 5 D Bewertung der Luftschadstoffe sowie Fasern. E Bewertung der Herstellungsbedingungen (ökologisch, toxikologisch und 6 sozial) einschl. Arbeitsbedingungen, Energiebedarf, Transport, Verarbeitung 7 und Verfügbarkeit. Bevorzugt sollten nachwachsende (und eingeschränkt mineralische, in großen Mengen verfügbare) Rohstoffe verwendet werden. 8 F Bewertung der Abfallproblematik sowie der Möglichkeiten zur 9 Wieder- bzw. Weiterverwertung (auch bei der Rohstoffgewinnung, der Produktion, dem Transport sowie der Verarbeitung). G Bewertung der Entflammbarkeit, der toxischen Problematik im 11 Brandverhalten sowie des Rauchverhaltens. 12 13 14 15 16 17 Die Checkliste ist nur lesbar im Zusammenhang mit allen Erläuterungen des Fernlehrgangs Baubiologie. Alle Angaben können je nach 18 Hersteller variieren. Nicht alle genannten Dämmstoffe haben derzeit 19 eine amtliche Zulassung.

18

Polyolen, Polyisocyanat, Brandschutzmittel = Tris(2-chlorisopropyl)phosphat oder HBCD (Hexabromcyclododecan), Treibmittel = Pentan, CO2 Polystyrol, Brandschutzmittel = HBCD (Hexabromcyclododecan), Treibmittel = Pentan, CO2 Phenol-Formaldehydharzanteil 0 bis 8 % Imprägnierung z. T. mit Harnstoffderivaten, z. T. Polyester-Stützfaser; unbehandelt = Mottengefahr Imprägnierung mit Borsalz ca. 2 % Imprägnierung mit Borsalz oder Soda, z. T. Stützfaser aus Polyester oder Pflanzenstärke aus Altpapier, ca. 15 % Borsalze Holzweichfaserplatten hergestellt im Nassverfahren: z. T. 0,5 % Aluminiumsulfat, 0,5 % Alaun, ca. 0,8 % PVAC-Leim bei verleimten Platten, bei wasserabweisenden Platten ca. 10 bis 15 % Bitumen, Latex oder Paraffin Brandschutzmittel Ammoniumsulfat, Borsalz od. Wasserglas, für Feuchträume Imprägnierung mit Latex i. d. R. mit Draht gebunden aufgeschäumte Silikate, Treibmittel CO2 Calciumsilikat + Zellulose, geschäumt mit Wasserdampf Perlitgestein, gebläht, 0,02 % Silikon, z. T. Naturharze, Bitumen Maßnahmen bzgl. Brand- und Insektenschutz erforderlich z. T. einziger Zuschlagstoff Lehm, zzt. Imprägnierung u. a. mit Ammoniumsulfat und Borsäure Aluminium-Eisen-Silikat, gebläht, z. T. Bitumen magnesit- bzw. zementgebunden

Energiesparendes Bauen

Energiesparendes Bauen16 in der ganzheitlichen Betrachtung wird in der Synthese von gesundheitlichen und im Sinne des Umweltschutzes nachhaltigen Kriterien gesehen. Dazu gehören ein ausgewogenes Maß an Wärmespeicherung und -dämmung, optimal abgestimmte Oberflächen- und Raumlufttemperaturen, die Nutzung von Strahlungswärme zur Beheizung und natürlich die Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Neben der baurechtlichen Forderung, Wärmeverluste zu verringern, tragen eine an Klima und Ort angepasste Bauweise, die Wahl einer passenden Haustechnik, Energiegewinne aus der Sonnenwärme und ein aufgeklärtes Nutzerverhalten in Bezug auf Heizen und Lüften zum Energiesparen bei. Erneuerbare Energien

Energiesparende Planung

Die meisten in Gebäuden verwendbaren erneuerbaren Energiequellen basieren auf der Sonnenkraft. Über Solarzellen (Photovoltaik) wird Strom erzeugt, mit Solarkollektoren (Solarthermie) Wärme für Heizung und Brauchwasser gewonnen. Auch bei der Umgebungswärme von Luft, Erdreich oder Wasser für Wärmepumpensysteme zur Wärmeversorgung der Gebäude wird Sonnenenergie indirekt genutzt. Eine weitere Möglichkeit, Umgebungswärme zu nutzen, ist die Geothermie über Erdwärme in tiefen Schichten.

Planerisch wirkt sich z. B. eine Reduzierung beheizter Raumflächen, die Ausrichtung nach Süden oder die Ausbildung von warmen Kernzonen durch Anordnung von Pufferräumen nach Norden (in gemäßigten Klimazonen) energiesparend aus. Die Vermeidung von Wärmebrücken und die Dichtigkeit des Gebäudes sowie eine optimierte Wärmedämmung sind weitere bauliche Maßnahmen, die in der Detailplanung berücksichtigt werden sollten.

Die passive Nutzung der Sonnenwärme in Gebäuden erfolgt über die Gebäudeausrichtung mit entsprechender Grundrisszonierung, transparenten Flächen und Speichermassen.

Die Minderung des Energieverbrauchs aus konventioneller Quelle erreicht man somit durch energiebewusstes Verhalten, Dämmung, eine optimierte Nutzung passiver und aktiver Sonnenenergie sowie ein effizientes Heizungs- und Lüftungskonzept. Aus baubiologischer Sicht ist dabei wichtig, soweit wie möglich mit energiesparend hergestellten (gute Ökobilanz) und baubiologisch empfehlenswerten Baustoffen zu bauen. Da jedes Bauvorhaben spezifisch ist, sollte es – unter Einbeziehung von Fachleuten, z. B. eines Gebäudeenergieberaters IBN – individuell und ganzheitlich betrachtet werden.

Abbildung 7 Einflussfaktoren des Raumklimas Luft

Temperatur

Feuchte

Elektroklima

Zusammensetzung

Wärmestrahlung

Luftfeuchte

elektrische Wechselfelder

Staubgehalt

Wärmeleitung

Materialfeuchte

magnetische Wechselfelder

Pilze, Bakterien, Allergene

Wärmedämmung

Kondensation

elektromagnetische Wellen

Geruch

Konvektion

Isolation

elektrische Gleichfelder

Bewegung

Oberflächentemperatur

Hygroskopizität

magnetische Gleichfelder

Dampfdiffusion

Diffusion

Außen-/Innentemperatur

Lüftung

Heizung/Klimatisierung

Luftdruck

Sonne

Erdmagnetfeld Ionenverhältnisse (statische Aufladung)

thermische Strömung

Einführung in die Baubiologie

19

Gesundes Raumklima

Einer der wichtigsten Aspekte der Baubiologie ist das gesunde Raumklima.17 Es bestimmt die Wertigkeit eines Gebäudes in Bezug auf Gesundheit und Zufriedenheit des Menschen, auch z. B. im Hinblick auf ein positives Betriebsklima am Arbeitsplatz, und besitzt damit einen positiven Einfluss auf die Qualität der Arbeit. Das Raumklima in Gebäuden ist bestimmt durch zahlreiche Faktoren: Baustoffe und Bauart des Gebäudes, Installationen und Einrichtung, auch Siedlungsform und Außenklima. Beeinflusst wird es durch die Klimafaktoren Temperatur, Feuchte, Luft und Elektroklima (Abb. 7).

Temperatur

Luftfeuchte und Staub

Die Temperatur der Luft und raumbildender Oberflächen ist von großer Bedeutung, da genügend hohe Oberflächentemperaturen für das Behaglichkeitsempfinden ausschlaggebend sind. Abbildung 8 zeigt den als behaglich empfundenen Temperaturbereich bezogen auf Wand- und Lufttemperaturverhältnisse.

Die Raumluftfeuchte ist der nächste wichtige Indikator für das gesunde Raumklima. Eine relative Luftfeuchte von 40–60 % wird medizinisch und baubiologisch als optimal angesehen. Die Luftfeuchte ist neben der Luft- und Oberflächentemperatur abhängig von Heizungsart, Lüftungsintensität, Baustoffauswahl, Personenanzahl und deren Tätigkeit im Raum und natürlich vom Außenklima. Trockene Luft enthält und führt zu mehr Staub in der Luft. Im Staub enthalten sind oft auch Schadstoffe und Mikroorganismen, die mit eingeatmet werden. Hinzu kommt, dass trockene Luft die elektrostatische Aufladung künstlicher Oberflächen erhöht, was wiederum die negative Ionisation der Raumluft verändert.

Demnach sollten Oberflächen von Boden, Wand und Decke optimalerweise max. 2 °C kühler oder max. 5 °C wärmer als die Raumluft sein. Um möglichst warme Oberflächentemperaturen zu erzielen, sollten die thermischen Eigenschaften der Baustoffe – insbesondere die Wärmeleit- und Wärmespeicherfähigkeit des Baustoffs – beachtet werden, denn diese bestimmen die Geschwindigkeit der Erwärmung der Oberflächen. Neben den Baustoffen können natürlich ebenso Flächenheiz-, aber auch Flächenkühlsysteme gut bei der Schaffung optimaler Oberflächentemperaturen helfen. Zu kalte Oberflächen beinhalten zudem ein Tauwasserrisiko und besitzen damit ein Feuchte- und Schimmelproblempotenzial. Auch bringt jedes Grad Raumluft-Temperaturerhöhung aufgrund kalter Oberflächen eine Heizkostenerhöhung von ca. 5–6 % mit sich.

Negative Ionisation ist gesundheitsrelevant, da sie u. a. die Atmung stabilisiert, die Blutzusammensetzung verbessert und den Stoffwechsel anregt. Positiv geladene Luft dagegen blockiert die Atemwegsmechanismen, sodass Krankheitskeime mit dem Staub ungehindert eindringen. Die beste Möglichkeit, die Luftfeuchte zu beeinflussen, ist das richtige Lüften und der Einsatz von feuchteaufnahmefähigen – also hygroskopischen – Materialien, die Feuchteschwankungen der Luft dämpfen. Hinzu kommt, dass eine zugleich diffusionsoffene Bauweise auch als naturgemäße Lösung zur Reduzierung des Schimmelpilzpotenzials herangezogen werden.

35 30

zu warm

Raumtemperatur in °C

25 20 zu kalt

15

behaglich

10 5 5

10

15

20

Wandtemperatur in °C

20

25

30

35

Abbildung 8 Temperatur und Behaglichkeit; Abhängigkeit zwischen der mittleren Raumtemperatur und der Wandtemperatur

Um das Raumklima dauerhaft angenehm und gesund zu halten, sollten für Innenraumoberflächen und Einrichtung keine schadstoffemittierenden und synthetischen Materialien gewählt werden.

Lüften und Heizen Lüften und Heizen nehmen also starken Einfluss auf das Raumklima. Der ausreichende Luftaustausch sorgt für die Abfuhr von Feuchtigkeit und Luftschadstoffen, für die Erhöhung des Sauerstoffgehalts – insbesondere der negativ geladenen Anteile – in der Raumluft sowie für die Verringerung von Geruchsstoffen und der Konzentration von

Mikroorganismen in der Luft. Die einfachste Art, angenehme Oberflächentemperaturen zu erhalten, ist das Flächenheizsystem durch seinen hohen Anteil an Strahlungswärme. So kommt es auch zu weniger Luft- und Staubzirkulation und zugleich wird eine Geruchs- oder Geräuschbelästigung vermieden.

Materialien Um das Raumklima dauerhaft angenehm und gesund zu halten, sollten für Innenraumoberflächen und Einrichtung keine schadstoffemittierenden und synthetischen Materialien gewählt werden. Es sollten naturbelassene, diffusionsoffene, hygroskopische und sorptionsfähige Oberflächen bevorzugt und die natürlichen Strahlungsbedingungen nicht beeinflusst werden. Des Weiteren ist auf die gute Wärmeleit- und Wärmespeicherfähigkeit der Materialien zu achten. Naturprodukte und -materialien sind hierfür gut geeignet. Die Materialauswahl umfasst: Holz in jeglicher Form für Oberflächen und Möbel PVC-freies Linoleum als Bodenbelag Naturstein und Fliesen mit geringer Radioaktivität Putze und Farben auf Lehm-, Silikat- oder Kalkbasis

Baustoffe sollten hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe grundsätzlich überprüft werden. Über Baustoff-Informationssysteme wie z. B. WECOBIS, die schweizerische SIA-Bauproduktedeklaration oder das österreichische baubook können Informationen zu Baustoffgruppen eingeholt werden. Auch Elementkataloge wie der LEGEP-Bauteilkatalog, der baubook-Rechner für Bauteile, der schweizerische Bauteilkatalog und der britische Green Guide to Specification sind gute Recherchequellen. Inhaltsstoffe von Produkten werden im deutschsprachigen Raum über Gütesiegel wie DINB, Natureplus, GIBBeco, IBR oder das eco-INSTITUT transparent gemacht. Eine komprimierte baubiologische Baustoffbewertung liefert die „Checkliste für Baumaterialien“ am Ende dieses Kapitels (Abb. 25). Im Zweifel oder bei bereits eingebauten Baustoffen sollten und können natürlich auch Baubiologen zurate gezogen werden.

Wachse, Lasuren und Öle auf Naturharzbasis für Oberflächenbehandlungen Edelstahl, Keramik, Glas oder Tadelakt für Nassbereiche und Küchen unbehandeltes Holz, Weide, Rattan, Bambus für Möbelkorpusse Stroh, Kokosfasern, Wolle, Kopak, Flachs, Rosshaar, Jute, Hanf, Leinen, Naturlatex für Polsterungen oder Matratzen Sisal, Kokos, Hanf, Wolle für textile Bodenbeläge unbehandelte Baumwolle, Leinen, Hanf und pflanzengegerbtes Leder für Bezüge

Einführung in die Baubiologie

21

Baubiologische Haustechnik

Heizung18 Die Strahlungsheizung ist aus baubiologischer Sicht sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich optimal, da sie der Erwärmung der Erde durch die Sonne entspricht. Abbildung 9 zeigt, dass Strahlungswärme als behaglicher empfunden wird, und Abbildung 10 verdeutlicht die geringere Ausbildung von Temperaturgradienten, was vor allem in Gebäuden mit schlechter Wärmedämmung relevant ist. Das Medium der Strahlungsheizung kann klassisch ein Grund- bzw. Kachelofen sein oder konventionell über eine Zentralheizung mit Wärmeerzeuger, Wärmeträger und Wärmenutzung erfolgen. Hierbei kann zur Wärmeerzeugung ein Festbrennstoffkessel (z. B. Pellets, Stückholz oder Hackschnitzel), ein Gas-Brennwertkessel, ein Kachelofen oder eine Wärmepumpe (Kraft-Wärme-Kopplung) eingesetzt werden. Dabei wird die im Pufferspeicher bereitgestellte Wärme in der Regel über ein wassergeführtes Rohrsystem zu Heizkörpern (im Idealfall mit einem hohen Strahlungsanteil von ≥ 60 %) oder auch Flächenheizsystemen in Wänden, Böden oder Decken geleitet.

Auch Fußleistenheizungen oder moderne Hypokaustensysteme können als Flächenheizsysteme eingesetzt werden. Diese Art der eher als Temperierung zu bezeichnenden Wärmeversorgung ist bei den heute üblichen dichten Neubauten oftmals ausreichend. Vorteilhaft bei solch Niedertemperatursystemen ist zudem die Möglichkeit der Nutzung emissionsfrei verfügbarer und ökologischer Energiequellen wie Sonnenenergie und Umgebungs- oder Erdwärme, da geringere Vorlauftemperaturen erforderlich sind.

Abbildung 10 Konvektion und Strahlungsheizung

heiß 22–28° C 30–40° C warm 18–25° C

Abbildung 9 Thermischer Komfort durch Konvektion und Strahlung

kalt 16–18° C

45 ah Str

zu warm

Oberflächentemperatur in °C

30

behaglich 16–20° C

zu kalt

20 15 10 10

15

Raumlufttemperatur in °C

22

n

tio

ek nv Ko

35

25

g

lun

40

20

25

30

35

40

In der baubiologischen Betrachtung der technischen Gebäudeausstattung werden neben der Heizung und Lüftung auch die Bereiche Sanitär, Elektro und der Umgang mit Energie, Tageslicht und Beleuchtung thematisiert. Lüftung19

Sanitär20

Die dichte Bauweise verlangt oftmals nach einem Lüftungskonzept, um den baulichen Feuchteschutz, die Schadstoffabfuhr und eine ausreichende Frischluftversorgung ohne große Wärmeverluste sicherzustellen. Denn sieht man sich den Energieverbrauch an (Abb. 11), so beeinflusst das individuelle Heiz- und Lüftungsverhalten den Verbrauch stärker als eine Wärmedämmung oder die Nutzung von solarer Energie.

Der Bereich Wasser ist baubiologisch auch aufgrund seiner ökosozialen Komponente von Bedeutung. Trinkwasser ist wie Luft und Nahrung ein „Überlebensmittel“. Die global ungleiche Verteilung von Trinkwasser wird zunehmend zu einem Problem.21 In der Baubiologie ist daher nicht nur die Bereitstellung von hygienisch einwandfreiem Wasser wichtig, es wird auch auf Strategien zur Reduzierung des Frischwasserverbrauchs geachtet.

Der Luftaustausch kann über freie Lüftung und dezentrale Zuluftelemente, aber auch über kontrollierte Lüftung mit verschiedenen Komponenten mechanisch erfolgen; Abbildung 12 zeigt die möglichen Systeme. Wählt man die mechanische Lüftung, sind die fachgerechte Planung und Ausführung wie auch eine konsequente Wartung zu beachten, um hygienische und lärmbelästigende Probleme zu vermeiden. Der erforderliche Strom sollte aus erneuerbaren Energiequellen (z. B. Photovoltaik oder Ökostrom) stammen, und die individuelle Regulierbarkeit und Flexibilität in der Nutzung (z. B. Option der freien Lüftung) sollten gewährleistet sein. Bei der natürlichen Lüftung dagegen ist der Nutzer durch sein bewusstes Lüftungsverhalten – optimal ist Querlüftung – gefordert.

Abbildung 11 Energieverbrauch

Heizungsbetrieb − 5.200 kWh 15% Dach − 4.000 kWh 11%

Interne Wärmequellen + 2.700 kWh Gewinn Fenster − 9.000 kWh 25%

Wand − 6.600 kWh 19%

Energieverluste − Energiegewinne

Solarenergie + 6.700 kWh Gewinn

Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) regelt den Schutz der menschlichen Gesundheit sowie die Gewährleistung der Genusstauglichkeit und Reinheit von Wasser für den menschlichen Gebrauch. Da nach dem Hausanschluss die Qualität des Trinkwassers in der Verantwortung der Eigentümer liegt, sind einige Kriterien zu beachten. Die Wasserverteilung sowie Zuleitungen (Warm- und Kaltwasser) in der Küche und zum Warmwasserbereiter sollten aus hygienischen Gründen in Edelstahl oder verzinntem Kupfer ausgeführt werden. Zur Vermeidung von Keimbildung (z. B. Legionellen oder Bakterienfilm) sollten nach Stagnationszeiten die Leitungen mit 70 °C heißem Wasser durchspült werden können. Energieeinsparungen bei der Warmwasserbereitung sollten durch die Vermeidung von Kalkablagerungen, die dezentrale Bereitstellung des Heißwassers, durch die Dämmung von Rohr- und Speichersystemen, durch kurze Leitungen und bei zentralen Systemen durch optimierte Laufzeiten von Zirkulationspumpen berücksichtigt werden. Wassereinsparung ohne Komfortverlust ist möglich durch einen bewussteren Umgang mit der Ressource Wasser, aber auch mit der Verwendung wassersparender Installationen und Geräte, mit der Nutzung von Grau- und Regenwasser und letztendlich auch mit dem Einbau einer Trockentrenntoilette (TTC). Bei Neuinstallation sollten für Abwasser und Schmutzwasser (fäkalienhaltig) getrennte Leitungen geführt werden, um die Grauwassernutzung direkt oder in einer späteren Phase zu ermöglichen. Abbildung 12 Systeme zur Wohnungslüftung anrechenbare Infiltration freie Lüftung

35.600 kWh 9.400 kWh

Energieverbrauch 26.200 kWh in Liter Öl 2.620 l

Querlüftung (Feuchteschutz) Boden/Keller − 3.100 kWh 9%

Fugen/Lüftung − 7.700 kWh 22%

Schachtlüftung

ventilatorgestützte Lüftung Abluftsysteme

Einführung in die Baubiologie

Querlüftung

Zuluftsysteme

Zu-/ Abluftsysteme

23

Elektro22 Bezüglich der Elektroinstallationen ist baubiologisch das Elektroklima die gesundheitsrelevante Kenngröße. Hier werden sowohl Gleichfelder und niederfrequente Wechselfelder als auch hochfrequente Strahlung, Radioaktivität, Radon und geologische Störungen betrachtet. Der menschliche Organismus hat sich im Laufe der Evolution dem natürlichen biologischen Strahlungsklima auf der Erde angepasst. Die Entwicklungen im hochtechnisierten Zeitalter haben jedoch eine starke Veränderung dieser natürlichen Einflussfaktoren mit sich gebracht. Sowohl die Lebensweise in Ballungszentren, die Ausbreitung von hochfrequenten Wellen (Sendemasten, Funk) als auch eine unachtsame Nutzung von Elektrizität können schädigende Wirkungen auf den Organismus haben. Dies ist durch Strahlenmangel von atmosphärischen natürlichen Feldern und Wellen, aber auch durch Strahlenstress über elektrische und magnetische Wechselfelder, elektromagnetische Wellen und unnatürliche Gleichfelder begründet; Abbildung 13 gibt eine Übersicht der betreffenden Frequenzen.

Die Medizin hat erkannt, dass die Lebensvorgänge im Menschen durch eine Vielzahl sehr schwacher elektromagnetischer Felder bestimmt sind. Da nach physikalischem Gesetz energetisch höhere Schwingungen die niederen Schwingungen anregen, richten sich bei äußerer Kraftwirkung, z. B. durch hochfrequente Strahlung, die elektrisch geladenen Teilchen des Körpers im ständig wechselnden Feld neu aus und treten in Resonanz. Es kommt zu Stressäußerungen und bei Akkumulation zu körperlichen Reaktionen verschiedenster Art. Das heißt also, künstlich erzeugter Elektrosmog greift immer auch in die biologischen Lebensabläufe ein. Diese sind: Elektrische Gleichfelder, auch Elektrostatik genannt, sind elektrische Aufladungen an isolierenden, meist synthetischen Materialien oder auch an nicht abgeschirmten Endgeräten. Sie entstehen durch elektrische Gleichspannung, weisen einen Stromfluss auf, der sich entladen muss. Die Raumluft wird elektrisch aufgeladen, wodurch sich die Ionisation der Atemluft und somit das Raumklima verschlechtert. Künstliche magnetische Gleichfelder entstehen an ferromagnetischen Metallen oder bei fließendem Gleichstrom und führen zu Verzerrung und Überlagerung des Erdmagnetfeldes. Elektrische Wechselfelder im niederfrequenten Bereich sind Folge von Wechselspannung, verlaufen als offene Feldlinien vom höheren zum niedrigeren Potenzial und verursachen bei unsachgemäßer Ausführung Potenzialdifferenzen und vagabundierende Ströme, die vom Körper aufgenommen werden, sodass dieser zum Spannungsträger wird.

Abbildung 13 Strahlung

Wellenlänge

Frequenz Kosmische Strahlung

3 × 10−13 m,300 fm

>10 21 Hz

3 × 10

 m,300 pm

1 EHz, 10  Hz

3 × 10−7 m,300 nm

1 PHz, 1015 Hz

3 × 10−4 m,300 μm

1 THz, 1012 Hz

−10

18

←  Harte Gammastrahlung > 4 MeV ←  Gammastrahlung ~ 0,5 MeV ←  Weiche Gammastrahlung 90) und sind maximal flimmerfrei. Bei Vorschalttechnik, speziell mit Dimmfunktion, kann eine Pulsung auftreten und damit das Flimmern.

Auch bei künstlichem Licht sind Lebensdauer und Energieverbrauch wichtige nachhaltige Aspekte. Die Auswahl von Leuchten und Leuchtmitteln sollte mit Bedacht auf Gesundheit, Lichtqualität und Laufzeiten gewählt werden. Der für 2015 statistisch vorläufig errechnete anteilige Energieverbrauch in deutschen Privathaushalten beträgt 2 %.25 Im gewerblichen Bereich sind oft verschiedene Anforderungen in Betracht zu ziehen. Aus baubiologischer Sicht empfiehlt es sich, folgende Kriterien zu beachten: Konstante Unterbeleuchtung kann zu Schwermut, Pessimismus und Melancholie führen, konstante Überbeleuchtung dagegen zu Nervenüberreizung, Neurosen, Phobien und Schlaflosigkeit. Der leichte Wechsel von Hell und Dunkel stärkt und fördert Lebensfreude, Optimismus und Anteilnahme.

26

Schadstoffe, Allergene26

Luftschadstoffe verursachen Schäden an Ökosystemen und führen beim Menschen zu Erkrankungen, indem die in der Luft vorkommenden Fremdstoffe Bewuchs und Boden kontaminieren und in den Organismus eindringen. Auf den zivilisierten Menschen wirken zahlreiche schadstoffhaltige Produkte, die oft auch in Innenräumen vorzufinden sind. Diese gesundheitsbelastenden Stoffe zu vermeiden bzw. zu minimieren, ist das Ziel der Baubiologie. Vorkommen In den meisten Fällen werden auftretende Innenraumbelastungen durch das Gebäude selbst, die Einrichtung, Belüftung, Klimatisierung und Nutzung verursacht. Belastungen und Auffälligkeiten durch die Umgebung kommen seltener vor. Dies betrifft z. B. Radon als radioaktives Edelgas. Bei Vorkommen im Baugrund und bei Undichtigkeiten in erdberührten Gebäudeflächen kann das Gas ins Gebäude eindringen und sich anreichern. Mit den entsprechenden Abdichtungsmaßnahmen und einer angepassten Lüftung kann dem jedoch entgegengewirkt werden.

* nach WHO

Schadstoffe, die in Innenräumen vorzufinden sind, werden in die Kategorien gemäß Abbildung 15 eingeteilt und klassifiziert: Diese Schadstoffe finden sich in unterschiedlicher Art im Innenraum (vgl. hierzu Abb. 16–18). Die Aufnahme dieser oft giftigen Substanzen erfolgt über die Atmung (inhalative Aufnahme in die Lunge), durch Kontakt (dermale Aufnahme über die Haut oder die Schleimhäute) und über die Nahrung (orale Aufnahme bis hin zur Aufnahme im Magen-Darm-Trakt).

Abbildung 15 Klassifizierung organischer Luftschadstoffe

** über lungengängigen Feinstaub

Schadstoffgruppe

Vorkommen

Ausgasung Siedepunkt*

Art

Schadstoff

VVOC

sehr flüchtige organische Verbindungen very volatile organic compounds

Luft

0°-100°

Lösemittel

Aromatische, z. B. Benzol Alkohole, Aldehyde, Ketone, Esther

VOC

flüchtige organische Verbindungen volatile organic compounds

Luft

50°-260°

Lösemittel

chlorierte, halogenierte, z. B. Perchlorethylen Aliphatische, zyklische, olephinische Kohlenwasserstoff-Verbindungen, Glykolverbindungen, Siloxane, Terpene

Formaldehyd Isocyanate SVOC

schwer flüchtige organische Verbindungen semi volatile organic compounds

Luft, Staub**

MVOC

mikrobielle flüchtige organische Verbindungen microbial volatile organic compounds

Staub, Luft, Oberfläche

POM

partikelgebundene organische Komponenten particulate organic matter

Staub, Oberfläche

240°-400°

Pestizide Flammschutzmittel Weichmacher PAK, PCB Schimmelpilze Hefepilze Bakterien

ab 380°

Fasern Feinstaub Partikel Allergene

Radon

Luft, Material

radioaktives Gas

Schwermetalle

Material

Metalle

Schadgase

Einführung in die Baubiologie

Metallsalze Metalloxide metallorg. Verbind. Luft

Holzschutzmittel (z. B. Lindan) Insektizide (z. B. Permethrin)

Reizgase Stickgase

Asbest, Künstliche Mineralfasern (KMF) Nanopartikel Milben, Pollen, Tierhaare, Arzneimittel

Arsen, Blei, Cadmium, Chrom, Kobalt, Kupfer, Nickel, Quecksilber, Thallium, Zink, Zinn-Amalgam Chrom(6) Tributylzinn Schwefeldioxid, Ozon Kohlenmonoxid, Kohlendioxid

27

Abbildung 16/17 Leichtflüchtige und schwerflüchtige Schadstoffe in Produkten (Einzelstoffe kursiv) Produkt, Quelle

Mögliche leichtflüchtige Inhaltsstoffe

Dispersionsfarben

Glykole, Alkohole

Duftöle

Terpene (Pinen, Caren, Limonen), Alkohole

Holzwerkstoffe

Phenol, Terpene, Aldehyde, Formaldehyd

Klebstoffe

Aromaten, Ester, Ketone, Isocyanate, aliphatische KW

Kork

Phenol, Aldehyde, Formaldehyd, Furfural

Parkettöle

Aliphaten (Naphta, meist entaromatisiert)

Parkettkleber (alt)

Naphtalin, Phenole, Kresole

Kunstharzlacke

Aromaten (Tuluol, Xylol, Benzol), Ketone, Ester, aliphatische KW

Linoleum

Aldehyde, Carbonsäure, Aromaten (Tuluol)

Lösemittellacke

Ester, Aromaten (Tuluol, Xylol, Benzol), Alkohole

Möbel, Möbellacke

u. a. Siloxane, Formaldehyd

Nadelholz

Terpene (Pinen, Caren, Limonen), Formaldehyd

Naturlacke

Terpene (Pinen, Caren, Limonen), Aldehyde, aliphatische KW

PVC-Beläge

Alkohole, Weichmacher (2-Ethyl-Hexanol), Vinylchlorid, Organozinn-Verbindungen

Polystyrol

Aromaten (Styrol)

Tapeten

Ketone, Aromaten (Tuluol), aliphatische KW, Formaldehyd

Teppichböden

Aromaten (Styrol, Tuluol), Amine, Weichmacher, KW

Wasserlacke

Glykole, Ketone, Aldehyde, Ester

Tabakrauch

u. a. Aromaten, Amine, Ketone, Formaldehyd

Produkt, Quelle

Mögliche schwerflüchtige Inhaltsstoffe

Autoinnenraum

Weichmacher

Fugendichtmassen

PCB

Holz

Pestizide (Holzschutzmittel), PAK

Holzschutzfarben

Pestizide

Insektenspray

Insektizide (Permethrin)

Kamin

PAK

Kleber, Lacke

Weichmacher, Flammschutzmittel

Kunstleder

Weichmacher

Kunststoffprodukte, allgemein

Weichmacher, Flammschutzmittel

Leder (Kleidung, Möbel)

Pestizide, Azo-Farbstoffe, Chrom 6

Matratzen

Flammschutzmittel, Pestizide, Weichmacher

Möbel

Flammschutzmittel

Montageschäume

Flammschutzmittel

Leuchtstoffröhren, alt

PCB in Kondensatoren (bis ca. 1989)

PVC-Böden

Weichmacher, Organozinn-Verbindungen

Parkettversiegelung (alt)

PCB

Parkettkleber (alt)

PAK, (PCB als Verunreinigung)

Schalldämmplatten

PCB (bis ca. 1978), Flammschutzmittel

Tabakrauch

u. a. PAK, (Pestizide)

Tapeten, Textil

Flammschutzmittel

Tapeten, Vinyl

Weichmacher

Teppiche, Synthetik

Weichmacher, Flammschutzmittel

Teppiche, Wolle

Pestizide, (Weichmacher)

Teerölprodukte

PAK, (PCB als Verunreinigung)

Textilien (Kleidung, Möbel)

Pestizide, Azo-Farbstoffe

28

Abbildung 18 Vorkommen von Schimmelpilzen (S), Hefepilzen (H) und Bakterien Bevorzugter Ort

Mikrobenart

Klimaanlagen, Lüftungsanlagen, Raumklimageräte, Luftfilter

S

Getreidemühlen

S

Nüsse

S

Teppiche, Tapeten, Textilien, Polster, Matratzen

S

Briefmarkengummierung, Geld

S

Luft

S häufig, H sehr selten

Staub, Staubsauger, Staubsaugerbeutel

S häufig, H sehr selten

Feuchteschäden, Pilzrasen, Stockflecken

S häufig, H sehr selten

Zimmerpflanzen, Blumenerde, Hydrokultur

S häufig, H selten

Spüle, Arbeitsfläche, Schwämme, Schneidebretter

S und H

Lebensmittelbereiche, Vorratsbehälter, Brotkästen

S und H

Küchenmaschinen, Keimgeräte

S und H

Gemüse, Obst

S und H

Fleisch, Wurst, Käse, Aufschnitt (offene Theken)

S und H

Abflüsse in Küche, Waschküche, Bad, Siphons

S und H

Dusche, Duschkopf, Badewanne, Silikonfugen

S und H

Haustiere, Aquarien, Terrarien, Taubenkot

S und H

Abfälle, Kompost, Biotonne, Gelbe Tonne

S und H, oft auch Bakterien

Luftbefeuchter, Luftwäscher

S und H, oft auch Bakterien

Wasserfilter, Vorsätze für Wasserhähne

S und H, oft auch Bakterien

Kühlschrank, Tiefkühltruhe, Waschmaschine, Spülmaschine

S seltener, H häufig

Bad, Toilette, Bidet, alle Hygienebereiche

S seltener, H häufig

Milchprodukte

S seltener, H häufig

Obstpressen, Joghurtbereiter, Müslischalen

H

Toilettenwasser, Toilettenspülkasten innen

H

Zahnbürste, Munddusche, Schnuller, Prothesen

H

Trinkflasche, Babyflasche, Thermoskanne

H

Toxikologie

Grenzwerte

Toxikologisch sind viele dieser Schadstoffe entweder fruchtschädigend, fortpflanzungsgefährdend (embryotoxisch, teratogen), erbgutschädigend (mutagen) oder krebserregend (karzinogen, kanzerogen) einzustufen (vgl. hierzu Abb. 19–20). Neben Krankheitsbildern wie dem Sick-Building-Syndrom (SBS), das in den 1970er-Jahren durch die ersten klimatisierten Gebäude bekannt wurde, vermehren sich immer mehr die MCS-Erkrankung (Multiple Chemical Sensitivity, allgemeine Chemikalienunverträglichkeit) oder das CF-Syndrom (Chronic Fatigue Syndrom, chronisches Müdigkeitssyndrom). Auch Burn-out und Elektrosensibilität, Störungen des Nervensystems oder Krebserkrankungen können Entstehungspotenziale in einer vermehrten Exposition haben. Viele der Schadstoffe führen nicht sofort zu gesundheitlichen Schäden, sondern erst allmählich zu einer schleichenden Selbstvergiftung. Die Akkumulation verschiedenster belastender Mittel ergibt letztendlich eine Mixtur, die nach baubiologischer Auffassung unkontrollierbar ist und das Fass zum Überlaufen bringen kann.

In Bezug auf Wohn- und Alltagsgifte ist es daher kaum möglich, eine ungefährliche Dosis für Einzelbelastungen anzugeben. Grenzwerte zum Schutz des Menschen und der Umwelt sind vorhanden, begrenzen aber lediglich das Hauptrisiko. Offizielle Grenzwerte beziehen sich (in Deutschland) in der Regel auf Industrie- und gewerbliche Anlagen, z. B. TA-Luft = Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft, oder sind Arbeitsplatz- oder Arbeitsschutzgrenzwerte, wie AGW, BGW gemäß TRGS = Technische Regeln für Gefahrstoffe oder Gefahrstoffgruppen nach den GISCODEs des GISBAU (Gefahrstoff-Informations-System der Berufsgenossenschaften der Bauwirtschaft) sowie Arbeitsschutzinformationen (Emicode, Decopaint-Richtlinien, Blauer Engel).

Einführung in die Baubiologie

29

2007 ist die REACH-Verordnung (Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien in Erzeugnissen) in Kraft getreten, die Hersteller und Importeure dazu anhält, alle chemischen Stoffe anzuzeigen, die über eine bestimmte Menge hinaus (1 Tonne/ Jahr) in der EU erzeugt oder in die EU importiert werden und für Polymere in einer bestimmten Konzentration vorliegen.27 In technischen Merkblättern oder Sicherheitsdatenblättern sind diese Stoffe zwar festzuhalten, die vollständige Deklaration bzw. labortechnische Analyse von Inhaltsstoffen ist jedoch oft die einzige Möglichkeit, um Vorkommen und damit jegliches Risiko auszuschließen. Hierzu können baubiologische Beratungsstellen und Messtechniker unterstützend hinzugezogen werden, zumal gesetzliche Vorschriften zu Begrenzungen von gesundheitsschädigenden Substanzen vor allem im privaten Bereich oft nicht ausreichen. Das Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN hat interdisziplinär und maßgeblich mit der BAUBIOLOGIE MAES einen Messstandard entwickelt, den „Standard der

Baubiologischen Messtechnik (SBM)“,28 mit dem Umweltmessungen in Innenräumen und deren Bewertung standardisiert wird. Er behandelt die Risikofaktoren in Schlaf- und Wohnräumen sowie auf Grundstücken und umfasst Grundlagen, Vorkommen und Auswirkungen von Innenraumbelastungen durch Schadstoffe (für die Erholungsphase des Menschen) ebenso wie baubiologische Messmethoden und Empfehlungen zur Reduzierung und Sanierung. Gegliedert ist der SBM in drei Untersuchungsbereiche: Felder, Wellen, Strahlung/Wohngifte, Schadstoffe, Raumklima/Pilze, Bakterien, Allergene. Der SBM bildet die Grundlage für die baubiologische Messtechnik und folgt der Prämisse: Jede Risikoreduzierung ist anzustreben. Richtwerte sind Orientierungswerte. Maßstab ist die Natur.

Abbildung 19 Auswirkungen leichtflüchtiger Schadstoffe Leichtflüchtige Schadstoffe

Häufige Symptome und mögliche gesundheitliche Wirkungen

aromatische Lösemittel

krebserregend, Schädigung des Nervensystems, Früh- und Fehlgeburten, Sterilität, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Gleichgewichts- und Konzentrationsstörungen

aliphatische und olefinische Lösemittel, Terpene, Alkohole, Ketone und Ester und Siloxane

Reiz der Schleimhäute, Übelkeit, Lungenschäden, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Sensibilisierung, MCS-Syndrom (Multiple Chemical Sensitivity)

chlorierte Lösemittel

Nervenschädigung, Speicherung im Fettgewebe, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Reiz der Schleimhaut, Schwächung des Immunsystems, Fruchtbarkeitsstörungen

Glykolverbindungen

Fehlbildungen, erhöhte Säuglingssterblichkeit, Schädigung der Fortpflanzungsorgane

Aldehyde (Formaldehyd, Furfural)

Verdacht auf krebserregendes Potenzial, Reiz der Schleimhaut, Augenbrennen, Haarausfall, Atemwegserkrankungen, Allergie, Kopfschmerzen, Gereiztheit

Isocyanate

Schleimhautreizungen, Augenschäden, Schäden der oberen Atemwege und Lungenbläschen, Asthma, chronische Erkrankungen

Abbildung 20 Auswirkungen schwerflüchtiger Schadstoffe Schwerflüchtige Schadstoffe

Häufige Symptome und mögliche gesundheitliche Wirkungen

Pestizide – Holzschutzmittel/PCP, Lindan

Taubheitsgefühle, Schmerzen in den Gliedmaßen, Müdigkeit, Kopfschmerzen Schwächegefühle, Chlorakne, Haut- und Schleimhautreizungen, Leukämie, Leberschäden, im Tierversuch krebserzeugend, Störungen des Nervensystems

Pyrethroide

Hautreizungen, krampfartige Beschwerden, Konzentrationsstörungen, Störungen des Nervensystems

Weichmacher – Phalate

Speicherung im Fettgewebe, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Reizung der Schleimhaut, Fruchtbarkeitsstörungen, Störung des Nervensystems

Flammschutzmittel – chlororganische Phosphorsäureester

Allergische Effekte, erhöhte Infektanfälligkeit, mutagene Wirkung, Müdigkeit, Störungen des Nervensystems, Schleimhautreizungen

PCB – polychlorierte Biphenyle

Schwächung bzw. Störung des Immunsystems, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, Chlorakne, Leber- und Nierenschäden, Gewichtsverlust, Ödeme

PAK – polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (KW)

eindeutig krebserregend, Leber- und Nierenschäden

30

Raumlehre29 Zur ganzheitlichen Baubiologie gehört auch die Betrachtung der Raumwirkung auf sinnlicher und seelischer Ebene, da es einen kausalen Zusammenhang zwischen den Sinnesreizen und der Lebensqualität des Menschen gibt. Räume wirken bei guter Gestaltung (Farben, Formen, Proportionen) harmonisierend auf uns Menschen. Baubiologische Raumgestalter IBN arbeiten daher verstärkt mit harmonikalen Ansätzen.

1

3

2

Abbildung 21 Proportionen und psychische Wirkung

4

Einführung in die Baubiologie

5

1

10:10/5:5/1:1

fest

2

8:10/4:5

gedrückt

3

3:5/5:8

ruhig

4

5:10/1:2

mächtig

5

2:8/1:4

geistig

31

Maß und Form

Farbe

Durch künstlerisch-gestalterische Mittel wird der Raum erlebbar gemacht. In der baubiologischen Lehre erfolgt dies durch die Art der Dimensionierung und Formgebung des Raumes, durch das Öffnen zum Tageslicht, durch Farben, Töne und Geräusche, vorzugsweise aus der Natur. Begründet liegt das in alten Harmonielehren, u. a. Feng-Shui, in der anthroposophischen (lebendig-organisch – keine geometrischen Wiederholungen) oder bionischen Architektur (Orientierung an Naturformen der Fauna und Flora, z. B. logarithmische Spirale), die auch ihre formale Gestaltung den Gesetzmäßigkeiten der Natur anlehnen. Auch Maßsysteme, die baubiologisch berücksichtigt werden, basieren auf in der Natur häufig vorkommenden Proportionsmustern. So liegt der Kanon der Zahlen, der sich z. B. im Goldenen Schnitt, im Modulor und in Mandalas zeigt, in harmonikalen Gesetzen begründet.

Farbe – als dem Licht immanentes Element – beeinflusst den Menschen durch Schwingungen auch auf emotionaler, geistiger und körperlicher Ebene und wird daher in der Baubiologie architekturpsychologisch eingesetzt. Farben sind oft mit allgemeingültigen Wirkungen behaftet, so wird z. B. die Temperatur in einem blaugrün gestrichenen Raum um etwa 3 °C kühler empfunden als in einem orange getönten Raum. Auch Komplementärfarben werden in der Regel gegensätzlich wahrgenommen (Abb. 22). Die Wirkung von Farben auf den Menschen ist abhängig von deren psychischer und physischer Verfassung und ebenso von Alter und Geschlecht. Farben werden in der Baubiologie dezent und naturnah ausgewählt und zudem große Kontraste oder grelle Farben in Wohn- oder auch Arbeitswelten – zumindest in großflächiger Form – reduziert bis nicht verwendet. (Abb. 23).

Abbildung 22 Farbe – komplementäre Wirkung

Abbildung 23 Farbe – assoziative Wirkung

Farbe

Wirkung

Farbe

Wirkung

Farbe

Assoziationen (Auszug)

Negativ-Wirkung

Gelb

leicht

← →

Violett

schwer

Blau

Sehnsucht, Unendlichkeit, Tiefe

Realitätsverlust

Orange

warm

← →

Blau

kalt

Grün

Ruhe, Hoffnung, Leben

Gier

Rot

anregend

← →

Grün

beruhigend

Gelb

Freundlichkeit, Geist, Gedanken

Neid

Purpur

ernst

← →

Gelbgrün

heiter

Orange

Freude, Sinnlichkeit, Selbstbewußtsein

Chaos

Rot

Leidenschaft, Energie, Dynamik

Aggression

Violett

Spiritualität, Feierlichkeit, Mystik

Purpur

Macht, Pracht, Würde

Weiß

Klarheit, Offenheit, Reinheit

Schwarz

Trauer, Finsternis, Verschlossenheit

Grau

Melancholie, Monotonie, Mutlosigkeit

Braun

Sicherheit, Trockenheit, Enge

Gerüche30

Bildungswert31

Gerüche haben ebenfalls eine sinnliche Dimension. Sie wirken über das Unterbewusstsein, erwecken Erlebnisse und beeinflussen unsere Stimmungslage. Schlechter Geruch verstimmt, verärgert, guter hebt, wie Farben und Töne auch, die Lebensfreude. So sollten der Raum und die Einrichtungsgegenstände darin stets neutral bis angenehm riechend sein.

Handwerklich gefertigte Möbel aus Naturmaterialien gewährleisten diesen angenehmen Geruch in der Regel gut. Sie weisen zudem einen persönlichkeitsbildenden Charakter auf und können Stetigkeit, Ruhe und Sicherheit sowie ein Gefühl für Gestaltung, Werte und Qualität vermitteln. So hat der respektvolle Umgang mit dem Material in der handwerklich-schöpferischen Kultur der Baubiologie einen zusätzlichen Bildungswert.

32

Quellen

1 Prof. Dr. Anton Schneider, Fernlehrgang Baubiologie IBN, Lehrheft 1: Einführung in die Baubiologie, Kapitel 3. 2 Ebd. 3 So der Freiberger Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645–1714) in seinem Werk Sylvicultura oeconomica von 1713. 4 Enquete-Kommission des 12. Deutschen Bundestages, 26.06.1998. 5 Fernlehrgang Baubiologie (wie Anm. 1), Kapitel 7. 6 www.nachhaltigesbauen.de/nachhaltiges-bauen/nachhaltiges-bauen.html (letzter Abruf: 23.03.2017). 7 Fernlehrgang Baubiologie (wie Anm. 1), Kapitel 3. 8 Ebd. 9 Christoph Bijok, StadtLandschaften, IBN-Verlag, Rosenheim 2015. 10 www.baubiologie.de/weiterbildung/25-grundregeln-der-baubiologie (letzter Abruf: 23.02.2017). 11 www.baubiologie.de/sbm (letzter Abruf: 23.02.2017). 12 Winfried Schneider/Wolf-Dieter Blank, Fernlehrgang Baubiologie IBN, Lehrheft 4: Baubiologische Bauweisen. 13 z. B. § 3 Landesbauordnung NRW. 14 Stellungnahme des Dachverband Lehm e. V. vom 26.09.2012, vgl. dachverband-lehm.de (letzter Abruf: 28.03.2017). 15 Bauen mit Holz – Wege in die Zukunft, hrsg. von Hermann Kaufmann/Winfried Nerdinger im Auftrag vom Architekturmuseum der TU München und Professur für Entwerfen und Holzbau TU München, Prestel Verlag, München u. a. 2012, S. 17. 16 Winfried Schneider/Frank Hartmann/UlrichBauer/Dirk Dittmar, Fernlehrgang Baubiologie IBN, Lehrheft 10: Energiesparendes Bauen. 17 Prof. Dr. Anton Schneider, Fernlehrgang Baubiologie IBN, Lehrheft 3: Raumklima. 18 Winfried Schneider/Frank Hartmann, Fernlehrgang Baubiologie IBN, Lehrheft 8: Heizung und Lüftung. 19 Ebd. 2 0 Winfried Schneider/Frank Hartmann,Fernlehrgang Baubiologie IBN, Lehrheft 9: Sanitärinstallation und Wassersparkonzepte. 2 1 www.welt.de/wirtschaft/article8166646/Wasser-bleibt-eine-ungleich-verteilte-Ressource.html (letzter Abruf: 10.01.2017). 22 Dr. Thomas Haumann, Fernlehrgang Baubiologie IBN, Lehrheft 11: Strahlung; Dr. Thomas Haumann/Frank Hartmann, Fernlehrgang Baubiologie IBN, Lehrheft 12: Elektroinstallation. 2 3 Weltgesundheitsorganisation (WHO/IARC) 2001 in BioInitiative Report 2012, Zusammenfassung für die Öffentlichkeit, S. 5. 2 4 Weltgesundheitsorganisation (WHO/IARC) 2011, ebd. 25 Statistisches Bundesamt (Destatis.de), 2017, Privathaushalte: Energieverbrauch 2015 (letzter Abruf: 23.03.2017). 2 6 Dr. Thomas Haumann, Fernlehrgang Baubiologie IBN, Lehrheft 13: Luft und Schadstoffe; Winfried Schneider/Holger König, Fernlehrgang Baubiologie IBN, Lehrheft 5: Ökobilanzen und Umweltzeichen. 27 www.reach-clp-biozid-helpdesk.de/de/REACH/Inhalt-REACH/Texte/Artikel6.html (letzter Abruf: 21.03.2017). 28 www.baubiologie.de/sbm (letzter Abruf: 23.02.2017). 2 9 Wolf-Dieter Blank, Fernlehrgang Baubiologie IBN, Lehrheft 16: Raum – Form – Maß; Gyan-Jürgen Schneider/Heinz Steinmeyer/WinfriedSchneider, Fernlehrgang Baubiologie IBN, Lehrheft 23: Farbe und Oberflächenbehandlung. 3 0 Winfried Schneider, Fernlehrgang Baubiologie IBN, Lehrheft 17: Wohnpsychologie. 3 1 Prof. Dr. Anton Schneider/Winfried Schneider, Fernlehrgang Baubiologie IBN, Lehrheft 21: Möblierung.

Einführung in die Baubiologie

33

Checkliste für Baumaterialien

thermische Eigenschaften

Feuchteverhalten/Sorption

Wasserdampfdiffusion (m)

Schadstoffe

Geruch

Elektrobiologie

Radioaktivität

Umweltproblematik

Energiebedarf

Brandverhalten

Luftschallschutz

Körper- bzw. Trittschallschutz

Langzeitbewährung

Preis-Leistungs-Verhältnis

A

B

C

D

E

F

G

H

I

J

K

L

M

N

O

Notenschlüssel 0 – erhebliche Mängel, abzulehnen 1 – mit Mängeln, bedenklich 2 – geringe Mängel, zu empfehlen 3 – einwandfrei, sehr zu empfehlen Baustoff

Note

Naturbaustoff

Abbildung 24/1 Checkliste für Baumaterialien

Rohbaustoffe (z. T. Ausbau) 1

Vollholz

3

2

3

2

3

3

2

3

3

3

2

2

1

3

3

2,5

2

Lehmprodukte (auch Putz)

3

1

3

3

3

3

3

2

3

3

3

3

1

3

2

2,6

3

Ziegelprodukte

2

2

2

3

2

3

3

2

2

1

3

3

1

2

2

2,2

4

Porenbeton

2

3

1

3

2

3

3

3

2

2

3

2

1

2

2

2,3

5

Kalksandstein

2

1

1

3

3

3

3

3

2

2

3

3

0

3

2

2,3

6

Beton

1

0

0

0

2

2

3

2

2

0

3

3

0

2

2

1,5

7

Stahlbeton

1

0

0

0

2

2

1

2

1

0

2

3

0

2

2

1,2

Mörtel, Putze 8

Kalkmörtel und -putz

2

1

2

3

3

3

3

3

2

2

3

3

0

3

2

2,3

9

Zementmörtel und -putz

1

1

1

2

3

2

3

2

2

2

3

3

0

3

2

2,0

10

Kunstharzputz

0

1

0

0

1

1

2

3

0

1

2

3

0

2

1

1,1

11

Leichtmörtel und -putz (Perlite)

1

2

2

2

3

3

3

3

2

1

3

2

1

2

2

2,1

Wärmedämmstoffe 12

Schaumkunststoffe

0

3

0

1

1

0

0

3

0

1

0

0

2

1

0

0,8

13

Mineral- und Glaswolle

0

2

0

3

1

0

2

2

0

1

2

0

3

1

1

1,2

14

Schafwolle

2

2

2

3

2

2

2

2

2

3

1

0

2

1

2

1,9

15

Flachs/Hanf

3

2

2

3

3

3

3

3

3

3

1

0

1

2

2

2,3

16

Zellulose

1

2

2

3

2

3

3

3

2

3

2

1

2

2

2

2,2

17

Holzweichfaser

2

2

3

3

2

3

3

3

3

1

2

2

2

3

2

2,4

18

Kork

3

2

2

3

3

2

3

3

2

2

1

1

2

3

2

2,3

19

Kokosfaser

2

2

2

3

3

3

3

3

2

2

1

1

3

3

2

2,3

20

Perliteschüttung

2

2

1

3

2

2

3

2

1

2

3

1

2

2

2

2,0

21

Holzwolleplatte (magnesitgebunden)

1

1

3

3

3

3

3

3

2

1

2

1

2

3

2

2,3

Baustoffe – Anmerkungen

1 ohne Oberflächenbehandlung und ohne Verleimung 2 mit oder ohne natürliche Zuschläge wie Stroh, Jute, Perlite 3 Porosierung mit Sägespänen, ohne Füllmaterial z. T. erhöhte Radioaktivität 4 70 % Sand, 15 % Kalk, 10 % Zement, 2 % Gips 6 z. T. bedenkliche Zuschläge 11 auch Leichtmörtel mit organischen Zuschlägen (= Polystyrol) im Handel 14 Schafwolle z. T. mit toxikologisch problemat. Harnstoffderivaten imprägniert 17 Holzweichfaserplatten enthalten z. T. PU-Kleber (Isocyanat-Problematik) 26 Mit 6 bis 10 % formaldehyd- bzw. isocyanathaltigen Leimen gebunden 28 Verleimung mehrerer Furnierlagen i. d. R. mit Phenolharzleim 29 Isocyanat-Problematik

34

31 32 33 34 35

Gips aus Rauchgasentschwefelungsanlagen von Steinkohlekraftwerken. Bislang keine negativen Auswirkungen bekannt. ohne künstliche Lösungs- und Zusatzmittel z. T. Abgabe toxischer Schadstoffe an die Luft z. T. Abgabe toxischer Schadstoffe an die Luft ohne Emulsionsfilm (Kunstharz, PVC), Verklebung mit Naturleim; Trägerschicht aus Jutegewebe, während der ersten Monate muss mit Geruchsbelästigung gerechnet werden. PVC = Polyvinylchlorid (Chlor, Erdöl, Zusätze wie Weichmacher, Stabilisatoren, Flammschutzmittel, schwermetallhaltige Verbindungen)

Feuchteverhalten/Sorption

Wasserdampfdiffusion (m)

Schadstoffe

Geruch

Elektrobiologie

Radioaktivität

Umweltproblematik

Energiebedarf

Brandverhalten

Luftschallschutz

Körper- bzw. Trittschallschutz

Langzeitbewährung

Preis-Leistungs-Verhältnis

A

B

C

D

E

F

G

H

I

J

K

L

M

N

O

Note

thermische Eigenschaften

Baustoff

Naturbaustoff

Abbildung 24/2 Checkliste für Baumaterialien

Dampfbremsen/-sperren 22

Pappe, PE-beschichtet

1



2

2

2

2

2

3

1

2

1





1

2

1,8

23

PE-Folie

0



0

0

2

2

1

3

1

1

1





2

1

1,2

24

Alu-Folie

0



0

0

3

3

0

3

1

0

3





3

2

1,5

25

Bitumenpappe

1



0

0

0

0

3

3

1

1

1





2

2

1,2

Ausbauplatten 26

Holzspanplatten (kunstharzgebunden)

1

2

1

1

0

1

3

3

1

2

1

2

1

2

1

1,5

27

Holzspanplatten (zementgebunden)

2

1

1

2

3

3

3

3

2

2

2

3

0

3

2

2,1

28

Sperrholzplatten

1

2

1

1

1

1

3

3

1

0

1

2

1

2

1

1,4

29

OSB-Platten

1

2

1

0

1

2

3

3

1

1

1

2

1

2

2

1,5

30

Naturgipsplatten

2

2

2

3

2

2

3

2

2

2

3

3

1

3

2

2,3

31

REA-Gipsplatten

1

2

2

3

2

2

3

2

2

2

3

3

1

3

2

2,2

Oberflächenbehandlung/-kleber 32

Naturharzprodukte

2



2

2

2

2

3

3

2

2

2





2

2

2,2

33

Kunstharzprodukte

0



0

0

1

1

0

3

0

0

0





1

0

0,5

Sonstiges 34

Linoleum

2

2

1

0

2

1

3

3

2

1

2

2

2

2

2

1,8

35

PVC-Produkte (hart)

0

1

0

0

0

0

0

3

0

0

0

2

0

2

0

0,5

36

Glas

2

0

0

0

3

3

3

3

1

0

3

3

0

3

2

1,7

Bewertungskriterien

A Benotung nach dem Grad der Bearbeitung und der Fremdzusätze B Wärmeleitung, Wärmespeicherung, Oberflächentemperatur F angenehm/unangenehm, neutral, unnatürlich, kalt (mittelfristig). G elektrostatische Aufladung, elektrische Leitfähigkeit, Abschirmung hochfrequenter Felder I bezüglich Verfügbarkeit (langfristig), Herstellung, Transport, Be- und Verarbeitung, Abfallbeseitigung

Einführung in die Baubiologie

J K M

bei der Produktion, Be- und Verarbeitung, Beseitigung, Transport Bewertung auch bezüglich giftiger Emissionen im Brandfall Baustoffe 12, 13, 14, 17, 18, 19 werden auch als Trittschalldämmung angeboten bzw. verwendet. Bei den Baustoffen 15 und 16 wurde die Eignung als Hohlraumdämmung bewertet. Perlite (20) eignen sich ohne ergänzende Maßnahmen nicht als Trittschalldämmung, haben aber durch ihre Zähelastizität im Vergleich zu härteren Baustoffen relativ gute Trittschalleigenschaften.

35

Das Institutsgebäude dient als Leuchtturm- und Forschungsgebäude der Baubiologie und ist dem wohngesunden und nachhaltigen Gedanken verpflichtet.

36

Das Leuchtturmprojekt der Baubiologie

37

Neubau Institut für Baubiologie+Nachhaltigkeit IBN Rosenheim Bereits in den 1970er-Jahren beschäftigte sich Anton Schneider, Professor für Holzbiologie, Holzphysik und Werkstoffprüfung, mit der Baubiologie. Sein Anliegen galt stets der ganzheitlich orientierten Integration von Mensch, Natur und Architektur. 1977 begann Anton Schneider mit der Vermittlung der Lehren des gesunden Bauens über den Fernlehrgang Baubiologie IBN. Darüber hinaus erscheint seit 1979 die Zeitschrift Wohnung + Gesundheit. In interdisziplinärer Zusammenarbeit mit weiteren Fachleuten veröffentlichte Schneider 1980 die „25 Grundregeln der Baubiologie“, die bis heute Gültigkeit haben. 1983 etablierte sich das „Institut für Baubiologie + Ökologie Neubeuern“, IBN (heute „Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit“ IBN), das seitdem in enger Kooperation mit vom IBN zertifizierten Baubiologischen Beratungsstellen sowohl Bauherren als auch Baufachleuten bei der Beratung zu baubiologischen Fragen zur Verfügung steht. Mit der Entwicklung des Standards der Baubiologischen Messtechnik (SBM) 1992 schuf das Institut die Basis für die Ausbildung und Tätigkeit der Baubiologischen Messtechniker IBN, die baubiologische Grundstücks- und Hausuntersuchungen anbieten.

Neubau Im Jahre 2014 beschloss das Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN, nun unter Führung von Winfried Schneider, den Bau eines nach konsequent baubiologischen Kriterien errichteten neuen Institutsgebäudes in Rosenheim. Das Projekt, entworfen vom IBN in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Martin Schaub, dient als Leuchtturm- und Forschungsgebäude der Baubiologie und ist dem wohngesunden und nachhaltigen Gedanken verpflichtet. So kam es zu keinem kompletten Neubau, stattdessen wurde ressourcenschonend der ehemalige Konsum-Laden einer 1950er-Jahre-Siedlung (Abb. 1–3) kernsaniert und um ein Geschoss ergänzt, sodass ein Ausstellungsund Verwaltungsbau mit integrierter Musterwohnung entstand. Mit der Baumaßnahme behält der Bau die Funktionsmischung der Siedlung bei, erhält eine gute Anbindung an den Ort und wertet diesen über landschaftlich-gestalterische Reparatur des angrenzenden Siedlungsplatzes weiter auf. Zudem entfiel die Versiegelung zusätzlichen Bodens bzw. es entstanden mehr Grünflächen. Das neu entwickelte zweigeschossige Eingangsfoyer gibt dem Gebäude seinen Auftakt und komplettiert die städtebauliche Situation. Es gewährt einladend Raum zum Ankommen und erschließt die im Erdgeschoss gelegene Wohnung, die Ausstellungsfläche sowie – über die offene Treppenanlage – die Büroebene im Obergeschoss (Abb. 4). Vor Beginn der Baumaßnahmen fanden baubiologische Untersuchungen des Grundstücks und des Bestandsbaus statt. Die daraus resultierenden Risiken konnten im Planungsprozess aufgegriffen und minimiert werden. Auffälligkeiten wurden behoben und in Abstim-

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mung mit den Nachbarn eine asbesthaltige Faserzementverkleidung an der Fassade des Nachbargebäudes durch ein mineralisches Wärmedämmverbundsystem ersetzt.

Konstruktion Der zweigeschossige Bau des IBN-Gebäudes ist in Mischbauweise konzipiert. Auf den Mauerwerksbau des Bestands wurde eine Leichtbaukonstruktion in Holzrahmenbauweise gesetzt. Das Mauerwerk im Erdgeschoss wurde entsprechend den Anforderungen an Schallschutz und Wärmedämmung saniert und ergänzt (Abb. 5). Aus ökologischen Gründen führte man den neuen Eingangsbau in Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Holz aus und wählte zudem die Fundamente aus Betonhohlblocksteinen, deren Ökobilanz deutlich besser ist als von Stahlbeton (Abb. 6). Erdberührt wurde – baubiologisch empfohlen – mit Schaumglas gedämmt. Nach Rückbau des alten Daches wurde auf einen Ringanker eine leimfreie Dübelholz-Zwischendecke gesetzt (Abb. 7) und über Entmagnetisierung des eingebrachten Stahls dessen Magnetfeldverzerrung um ca. 90 % reduziert. Unterseitig ist die Dübelholzdecke in Sichtholzqualität und für die bessere Raumakustik durch Perforation mit sogenannten Akustikfugen schallabsorbierend aktiviert. Für weiteren Luft- und Trittschallschutz wurden eine Kalksplittschüttung und Holzweichfaserplatten auf die Decke aufgebracht. Die Holzrahmenbauweise im Obergeschoss ist mit vorgefertigten Wandelementen ausgeführt und, den Planungszielen entsprechend, ohne verleimte Holzwerkstoffe ausgesteift (Abb. 8). Bauseits wurde zur Wärmedämmung die nur geringe Primärenergie benötigende Holzfaser-Einblasdämmung eingebracht und mit Holzweichfaserplatten nach außen diffusionsoffen beplankt (Abb. 9). Mit einem ebenfalls diffusionsoffenen mineralischen Putz und Silikatfarbanstrich wird die Erdgeschossfassade in baubiologischer Qualität als Wärmedämmverbundsystem vervollständigt. Im Obergeschoss erhielt die Fassade eine Holzverschalung aus Fichte (Abb. 10). Das Dach des Neubaus ist als Pultdach mit zweilagiger Sparrenkonstruktion ausgebildet, sodass der Witterungsschutz bietende Dachüberstand mit einem schlankeren Aufbau ausgebildet werden konnte. Die Sparrenlagen sind oben mit Holzweichfaserplatten und unten mit Einblasdämmung gedämmt (Abb. 11). Eine Eindeckung aus doppelt gefalzten Edelstahlbahnen schließt das Dach ab.

Das Projekt dient als Leuchtturm- und Forschungsgebäude der Baubiologie und ist dem wohngesunden und nachhaltigen Gedanken verpflichtet.

Innenraummaterialien

Lüftungskonzept

Um ein angenehmes Raumklima zu erzielen, wurden im Innenausbau schadstofffreie Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen, Lehm und Kalk in verschiedenen Oberflächenausbildungen verwendet (Abb. 12, 13). Dies ist Teil der Forschung am Objekt und gibt Aufschluss über die Verarbeitungsqualitäten und Ästhetik der Materialien sowie die Auswirkungen auf das Raumklima und die Kosten. Nassbereiche und einige massive Wände erhielten einen kalkbasierten Putz mit Kalkfarben bzw. Fliesen im Spritzwasserbereich (Abb. 14). Die Böden sind in verschiedenartig geöltem Massivholzparkett angelegt, um auch hier Optik, Pflege und Strapazierfähigkeit zu testen. Wandschrankoberflächen sind auf schadstofffreie Art mit Linoleum beschichtet. Um flüchtige Luftschadstoffe zu vermeiden, sind alle handwerklich angefertigten Möbel aus mit Weißleim verklebtem Dreischichtholz oder Vollholz hergestellt und mit Naturharzprodukten geölt oder gewachst. Türen und Fenster (Passivhausfenster) sind aus Massivholz in geölter Ausführung (Abb. 15).

Um ein wissenschaftliches Monitoring durch eigene Messungen durchführen zu können, wurden verschiedene Lüftungszonen mit separaten Lüftungsanlagen entwickelt. Diese bedienen jeweils mit Wärmerückgewinnung und Feuchteregelung drei Nutzungszonen: die Wohnung, den Ausstellungsraum und die Büroeinheit. Wichtige Komponenten der Anlage sind die in ausreichender Anzahl vorhandenen Revisionsöffnungen zu Wartungs- und Reinigungszwecken, Feinstaubfilter und Schalldämpfer zwischen den Nutzungszonen. Die bedarfsorientierte Regelung ist durch automatische Steuerung gewährleistet, manuelles Einwirken ist jederzeit möglich. Die Steuerungsparameter sind Schwellenwerte für die CO2-Konzentration, die relative Raumluftfeuchte (< 50 %) sowie die Raumtemperatur, die über Raumluftqualitätssensoren erfasst werden. Im Fall der freien Lüftung stellt sich die entsprechende Lüftungsanlage durch Reduzierung des Volumenstroms auf Grundlüftungsmodus um. Die Fensterlüftung ist zudem als Querlüftung konzipiert.

Lichtkonzept

Den Nutzungen entsprechend sind verschiedene Nutzerprofile angelegt: in der Wohnung ein allergikerfreundliches Nutzerprofil für besonders hygienische Luftqualität, im Ausstellungsraum für Präsentation und Beratung ein Profil als Besprechungseinheit und in der Büroreinheit die Auslegung auf die Anzahl der Mitarbeiter zu klassischen Bürozeiten. Bei Veranstaltungen im Ausstellungsraum wird zusätzlich die Fensterlüftung als Querlüftung mit Unterstützung durch den Eingangsbau herangezogen. Schadstoffemittierende Geräte wie Drucker und Kopierer sind an letzter Stelle vor dem Abluftstrom angeordnet, sodass Mitarbeiter keinen Emissionen ausgesetzt sind.

Die Planung des Institutsgebäudes berücksichtigt eine maximale Tageslichtautonomie. Hierzu sind die Fensterformate, die auch das harmonische Maß des Goldenen Schnitts einhalten, im Erdgeschoss annähernd raumhoch und in der Büroebene als lineares Fensterband ausgebildet. Die Büroräume sind mit außen liegenden Raffstores – als Sonnen- und Blendschutz – mit lichtlenkenden Lamellen ausgestattet (Abb. 16). Das Kunstlicht ist der Tageslichtqualität angepasst und szenografisch gestaltet. Die eingesetzten Leuchtmittel sind Halogenleuchten und Leuchtdioden (LED), die maximal flimmerreduziert und dimmbar sind. So können Lichtstärke und Farbtemperatur individuell eingestellt werden. Im Bürobereich sind – neben arbeitsplatzbezogenen, abgeschirmten Leuchten – verschiedene Oberflächen indirekt angestrahlt, sodass das Allgemeinlicht atmosphärische Qualität bekommt (Abb. 17).

Das Leuchtturmprojekt der Baubiologie

Ziel der Untersuchungen an diesen Anlagen ist es zu prüfen, wie und inwieweit Lüftungsanlagen nach baubiologischen Kriterien über längere Zeiträume praxistauglich und geeignet sind. Dafür können Komponenten wie alternative Rohrmaterialien, z. B. aus Holz oder Glas, oder Geräteteile wie Wärmetauscher ausgewechselt und ihre Auswirkungen untersucht werden. Besonders die Feuchterückführung ist ein Forschungsschwerpunkt. Hier werden mikrobielle Untersuchungen stattfinden und Filterrückstände und der Aufwand bezüglich Wartung und Wechselzyklen dokumentiert. Zur korrekten Handhabung wird z. B. der Filterwechsel über ein akustisches und optisches Signal angezeigt. Die Hygiene im Rohrsystem wird durch dessen Zugänglichkeit ebenfalls überwacht.

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4 1 Konsum-Laden mit Siedlungsplatz 2 Konsum-Laden vor dem Umbau 2013 3 Das erhaltene Mauerwerk des Konsum-Ladens 4 Der Eingangsbau dient zugleich als zwischentemperierter Wintergarten zur Wärmepufferung. 5 Ziegelbau-Ergänzungen mit ungefüllten Planziegeln 6 Die Frostschürze aus Schalsteinen weist eine weit bessere Ökobilanz auf als Stahlbeton.

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7 Die Dübelholzdecke ist in leimfreier Ausführung gewählt. 8 Sowohl die Decke als auch die Wandelemente sind durch Diagonalschalungen statisch ausgesteift. 9 Die Holzweichfaserplatten sind im Nassverfahren ohne Zugabe isocyanatbasierter Bindemittel hergestellt. 10 Eine Vorvergrauung gewährleistet einen deutlich gleich mäßigeren natürlichen Vergrauungsprozess der Holzverschalung. 11 Zur Aussteifung ist das Dach zusätzlich diagonal verschalt. 12 Lehmgrundputz 13 Lehmputz auf Lehmbau- und Holzweichfaserplatten 14 Der Kalkputz wird im Bad auf Schilfrohrmatten aufgebracht. 15 Zur Dämmung der Anschlüsse wurde hier kein Bauschaum, sondern Hanf als Kalfaterband verwendet. 16 Mit den Lichtlenklamellen kann trotz heruntergefahrener Sonnenschutzanlage indirektes, blendfreies Licht in die Raumtiefe geführt werden. 9

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17 Über die Lichtskulptur im Treppenhaus wird auch der Eingangsbereich abends einladend in Szene gesetzt. 18 Die Heizschlaufen der Wandheizung sind unter Putz verlegt und erlauben so schnelle Reaktionszeiten. 19 Die Fußbodenheizung der Büros mit Einzelraumregelung. 20 Um die geringe Abschirmwirkung des Holzrahmen baus zu verbessern, ist in die Hinterlüftungsebene des Fassadenaufbaus ein Abschirmgewebe integriert. 21 Solardach mit ca. 7500kWh Leistung. 22 Die Auswahl von Pflanzungen und Gestaltungs elementen mit Wasser und Stein belebt zusätzlich den Lebensraum der urbanen Fauna und Flora.

Quelle Viktoria Eva Maria Schuster, Bachelorarbeit 06/2014 Nachhaltigskeitsbewertung (LCA und LCC) für den Teilneubau des Bürogebäudes IBN Abb. 40 Vergleich der Wirkungskriterien der Variante 1 mit Variante 2, S. 66 *konventionelle Bauweise aus Stahlbeton mit WDVS und Kunststoffverglasungen.

Tabelle 1 Ökobilanz des IBN-Gebäudes

GWP

Treibhauspotenzial (Klimawandel) kg CO2

kg CO2-Äqu.

Variante 1 IBN

Variante 2*

Abweichung V2 zu V1

− 4,51

6,82

+ 251,21 %

AP

Versauerungspotenzial (Wald-/Fischsterben) kg SO2

kg SO2-Äqu.

0,023

0,039

+ 69,58 %

ODP

Ozonschichtabbaupotenzial kg R110

kg R11-Äqu.

− 0,00000104

− 0,000001

+

POCD

Ozonbildungspotenzial kg C2H4

kg C2H4-Äqu.

0,00816

0,00984

+ 21,60 %

3,80 %

EP

Entrophierungspotenzial (Überdüngung) kg PO4

kg PO4-Äqu.

0,00553

0,00681

+ 23,15 %

PE ne

Primärenergiebedarf nicht erneuerbar

kWh

− 5,75

14,37

+ 349,91 %

PE e

Primärenergiebedarf erneuerbar

kWh

92,75

72,13

− 22,23 %

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Wärmekonzept

Wasserkonzept

Die geringe Heizlast des hochgedämmten und luftdichten Gebäudes wird mit Niedertemperatur-Flächentemperierungssystemen abgefangen. Dabei entspricht die Vorlauftemperatur mit 30 °C, bei Spitzenlasten bis 35 °C und maximalen Oberflächentemperaturen von 23 °C dem Temperaturspektrum des menschlichen Organismus. Das zentrale Heizsystem ist analog zur Lüftungsanlage in drei Nutzungszonen gegliedert: Die Wohnnutzung erhielt Wandheizflächen (Abb. 18) und eine Fußbodenheizfläche im Sanitärbereich; der Aufenthaltsraum wurde, wie die Büroeinheit, mit Fußbodenheizelementen in Ton-Trockenbauweise unter dem Massivholzparkett ausgestattet (Abb. 19). Die drei Heizkreise funktionieren witterungsgeführt mit der Unterscheidung von Heizperioden und unabhängig voneinander. Der Wärmeerzeuger wird mit nachwachsenden Rohstoffen, hier Pellets, betrieben. Der Pellet-Primärofen mit externer Verbrennungslüftungszufuhr bedient den bauseits mit Holzfaser-Einblasdämmung wärmegedämmten Heizungspufferspeicher, an den die drei Heizkreise separat angeschlossen sind. Gleichzeitig ist der Ofen sichtbar zum Ausstellungsraum und dient hier als atmosphärische Heizquelle, deren Wärmeabgabe zum Raum bei Bedarf jedoch reduziert werden kann.

Die dezentrale Warmwasserversorgung optimiert die Warmwasserhygiene, da lange Stagnationszeiten in den Leitungen vermieden werden. Zudem ist im IBN-Gebäude die letzte Entnahmestelle nach der Nutzungshäufigkeit gewählt, sodass eine tägliche Durchspülung des Versorgungsnetzes sichergestellt ist. Zwischen Hauswasseranschluss und Verteilung ist eine Prüfstation angelegt, um künftig verschiedene Wasseraufbereitungsanlagen zu testen. Zur Reduzierung des Frischwasserverbrauchs dient eine Regenwasserbewirtschaftung. Diese bedient alle Entnahmestellen, die keine Trinkwasserqualität benötigen.

Elektroplanung In der Elektroplanung sind eine strahlungsarme Ausführung und eine professionelle Abschirmung vor hochfrequenten Wellen projektiert. Dazu wurden abgeschirmte, halogenfreie Leitungen und Dosen, eine flimmerfreie Beleuchtung sowie eine kabelgebundene Netzwerk- und Telefonietechnik eingesetzt. Der Holzrahmenbau wird über Gewebe abgeschirmt (Abb. 20), dagegen sind das Edelstahldach, die außen liegenden Aluminiumprofile der Holzfenster und auch die massive mineralische Bauweise im Erdgeschoss für die Abschirmung hochfrequenter Strahlen wirksam genug. Abschirmgewebe und Edelstahldach sind an den Funktionspotenzialausgleich angeschlossen und geerdet; Sicherungs- und Verteilerkästen, Server und PV-Wechselrichter wurden von Daueraufenthaltsplätzen entfernt positioniert. Da man getreu dem Leitsatz des Standards der Baubiologischen Messtechnik (SBM) – „Jede Risikoreduzierung ist anzustreben“ – vorging, wurden vor und nach der Ausführung die Auswirkungen der niederfrequenten und hochfrequenten Strahlenbelastung gemessen. Nach SBM-Richtwerten waren die Messergebnisse unauffällig und damit baubiologisch einwandfrei.

Außenanlagen Für eine weitere Durchgrünung der Siedlung sorgt die auf dem eigenen Grundstück nach Osten orientierte, neu angelegte Gartenfläche als willkommener Erholungsraum für die Nutzer (Abb. 22). Neben der Entsiegelung von zuvor asphaltierten Flächen dienen die Anlage des Gründaches auf dem Gartenhäuschen sowie der Einbau einer Regenwasserrigole der Rückhaltung und Versickerung von Regenwasser. Diese Maßnahmen führen dazu, dass auf eine Entsorgung des Niederschlagswassers als Abwasser verzichtet werden kann.

Fazit Aufgrund der zertifizierten und nachwachsenden Rohstoffe weist die Nachhaltigkeitsbewertung (LCA und LCC) nach DGNB-Kriterien für das neue IBN-Gebäude hervorragende Kennzahlen auf (vgl. Tabelle 1). Die Nutzung diffusionsoffener, hygroskopischer und natürlicher Materialien fördert die gute Raumluftqualität und unterstützt das positive Raum- und Elektroklima, sodass ein gesundes Arbeitsklima geschaffen wird. Die Integration des Instituts in den vorhandenen Gebäudebestand wertet diesen auf und fördert das nachbarschaftliche Zusammenleben in intakter Natur. So ist der Neubau im Ganzen ein baubiologisches Vorzeigeprojekt, auch im Hinblick auf die Anwendung der 25 Grundregeln der Baubiologie.1

Die auf dem Dach installierte Photovoltaik-Anlage deckt zu großen Teilen den Eigenbedarf des Büroalltags (Abb. 21). Eine Amortisation durch Eigennutzung und Einspeisung ins öffentliche Netz wird in ca. zehn Jahren erwartet, das Monitoring hierzu läuft. Eine Speicherung des Stroms wurde nicht vorgesehen, ist jedoch nachrüstbar. Den geringen erforderlichen Netzstromanteil, z. B. für die elektrische Frischwassertechnik (Durchlauferhitzer) in der Wohneinheit, liefert ein Ökoanbieter.

Das Leuchtturmprojekt der Baubiologie

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Die neu angelegte Gartenfläche dient als willkommener Erholungsraum für die Nutzer.

Erdgeschoss

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Grundrisse, Maßstab 1:250

Obergeschoss

Maßstab 1:40

Dach Dach U-Wert = ca. 0,09 W/m2K

Fassade OG Außenwände Obergeschoss U-Wert = ca. 0,10 W/m2K

Fassade EG/Sockel Außenwände Erdgeschoss U-Wert = ca. 0,10 W/m2K

Aufbau: Lehmfeinputz Holzweichfaserplatte 10 mm Lattung 40/60 mm mit Hanfdämmung 60 mm Dampfbremse, winddicht untere Lage Sparren mit Holzfaser-Einblasdämmung 280 mm Rauspundschalung 22 mm obere Lage Sparren mit Holzfaserplatten 160 mm Lattung und Hinterlüftung 80 mm Rauspundschalung 22 mm Unterdeckbahn Antidröhnmatte Edelstahleindeckung 0,5 mm mit Doppel-Stehfalz

Aufbau: Lehmbauplatte 25 mm Dampfbremse, feuchtevariabel Rauspundschalung 20 mm Holzrahmen mit Holzfaser-Einblasdämmung 160 mm Holzweichfaserplatten 2 x 100 mm Abschirmgewebe Edelstahl Lattung und Hinterlüftung 30 mm Holzschalung Tanne, Nut und Feder, vorvergraut

Aufbau: Innenputze: Lehm- und Kalkputze Mauerwerk: Bestand Betonhohlblocksteine 30 cm, Neubau: ungefüllte Planziegel 30 cm Ringanker außen und innen gedämmt mit Kork 50 mm Wärmedämmverbundsystem mit Holzfaser-Einblasdämmung 210 mm und wasserabweisende Holzweichfaserplatte außen 50 mm Sockelbereich: Schaumglasplatten 250 mm Faserzementplatte 10 mm als Putzträger Außenputz, mineralisch mit Silikatfarbanstrich

Das Leuchtturmprojekt der Baubiologie

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Das neu entwickelte zweigeschossige Eingangsfoyer gibt dem Gebäude seinen Auftakt und komplettiert die städtebauliche Situation.

Projekt

Institutsgebäude des Instituts für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN

Architekt

IBN mit Architekturbüro Martin Schaub, Rosenheim

Auftraggeber

Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN

Ort

Rosenheim, Deutschland

Fertigstellung

Januar 2015

BGF

Nutzfläche 250 m2

Baukosten

k. A.

Effizienzstandard/Zertifizierung Passivhaus/Plusenergiehaus Jahresheizwärmebedarf

20 kWh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

64,3 kWh/m2a

U-Wert Außenwand

0,10 W/m2K

U-Wert Dach

0,09 W/m2K

Endnote Quellen

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1 Neues Institutsgebäude IBN – Teil 2 und die 25 Grundregeln der Baubiologie: baubiologie.de/downloads/wug/Volltextartikel/neues_ibn.pdf (letzter Abruf: 02.04.2017). IBN-Veröffentlichung: Neues Gebäude für das Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN, Artikelsammlung aus Wohnung + Gesundheit, 2013–2015 neubauibn.baubiologie.de Marc Wilhelm Lennartz, 40 Jahre Baubiologie in Deutschland, in: Bausubstanz, 4/2015

Um flüchtige Luftschadstoffe zu vermeiden, sind alle handwerklich angefertigten Möbel aus mit Weißleim verklebtem Dreischichtholz oder Vollholz hergestellt und mit Naturharzprodukten geölt oder gewachst.

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20 Beispiele aus baubiologischer Sicht

Das Eingangsfoyer gewährt einladend Raum zum Ankommen und erschließt die im Erdgeschoss gelegene Wohnung, die Ausstellungsfläche sowie – über die offene Treppenanlage – die Büroebene im Obergeschoss.

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Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus im historisch gut erhaltenen Ortsteil der Altsiedlung Niederhofheim von Liederbach am Taunus ist bis heute Zeitzeuge für lokale dörfliche Strukturen.

Lageplan, Maßstab 1:2.000

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Fachwerkhaus Haingraben Liederbach am Taunus, Deutschland

Ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus im historisch gut erhaltenen Ortsteil der Altsiedlung Neiderhofheim von Liederbach am Taunus ist bis heute Zeitzeuge für lokale dörfliche Strukturen aus der Ansammlung von Zweitseithöfen, hier in Hakenhofform erhalten. Die dendrochronologische Untersuchung des Gebälks legt das Baujahr des Fachwerkhauses auf 1769 fest. Im Laufe seines langen Daseins hat das Fachwerkhaus einige Umbauten erlebt. So wurden die Erdgeschossfassade von Fachwerk in Mauerwerk und Fenster in andere Formate umgewandelt. 2013 fand die grundlegende Sanierung des fast 250 Jahre alten Gebäudes durch das Büro für Architektur und Denkmalpflege statt. Dabei wurde der Grundkonzeption entsprechend ein Nebengebäude ergänzt, das sämtliche sanitäre Einrichtungen – auf heutigen Stand und modernes Design ausgerichtet – aufnimmt. Die Denkmalbehörde befürwortete diesen Gedanken der Abortanlage im Anbau, um das historische Fachwerk vor Risiken zu schützen, und genehmigte den Entlastungsbau. Der Baubiologie gemäß wurde das Baudenkmal auf bestandsgerechte Art überwiegend mit diffusionsoffenen und hygroskopischen Naturmaterialien saniert. Dafür wurde die Fassade aus Holzfachwerk mit Lehmsteinausfachung auf der Innenseite mit Schilfrohrdämmung, Lehmputz und Leimfarbe versehen, während die Außenseiten mit Schilfrohrdämmung, einem Kalkputz inklusive Jutegewebeeinlage und einem eingefärbten Kalkfeinputz saniert wurde. Der Bereich des Mauerwerks im Erdgeschoss erhielt einen Kalkdämmputz und

Wohnbauten

Kalkfarbe, sodass sich die Fassade im Obergeschoss farblich absetzt. Durch die Rekonstruktion der Fensteraufteilung und -anordnung mit handwerklich ausgeführten Sprossenfenstern aus Holz erhielt das Gebäude sein (neues) altes Gesicht wieder. Damit konnte das originale Erscheinungsbild des Baudenkmals, das durch ein Familienfoto aus der Großelterngeneration bekannt war, weitestgehend wiederhergestellt werden. Die zusätzlichen Klappläden aus Holz ermöglichen sommers wie winters weiteren Schutz im Bereich der Verbundfenster bzw. einfachverglasten Fenster des ersten Obergeschosses. Die Außenwände erreichen so energetisch den Standard KfW-Effizienzhaus Denkmal und sind baubiologisch wirksam sowie das Raumklima begünstigend saniert. Auch die kaum bemerkbare Sanierung des Daches des Haupthauses passt dank der patinierten, weil wiederverwendeten Biberschwanzziegel zum nostalgischen Stil des Altbaus und trägt zu dessen Denkmalwert bei. Förderbedingungen führten zur Dämmung des Dachstuhls mit Steinwolle (Künstliche Mineralfaserdämmung, KMF), wodurch die zunächst angedachte Holzweichfaserdämmung entfiel. Durch die Verkleidung mit feuchteregulierenden und sorptionsfähigen Lehmbauplatten im temporär als Gästezimmer genutzten Dachraum wird das Raumklima positiv unterstützt, da dieses bereits mit 2–3 cm Oberflächentiefe wirksam beeinflusst wird. Im Inneren wird die typische Dreizonigkeit eines Fachwerkbaus erhalten. Zugleich konnte dem Bauherrenwunsch nach mehr Modernität und Offenheit des Grundrisses – durch Entfernen von Sackgassen und

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Maximierung von Streulicht – entsprochen werden. Dies erfolgte über die Addition von Türöffnungen aus den Randzonen in die Mitte und der Vergrößerung des Treppenauges im ersten Obergeschoss. Die vormals steile einläufige Treppe wurde durch eine handwerklich ausgeführte, zweiläufige gespindelte Treppe ersetzt. Die offene und filigrane Ausbildung der Treppe erlaubt nun einerseits die visuelle Verbindung der Geschosse, andererseits mehr Lichteinfall und schafft damit die gewünschte Großzügigkeit in der Enge des Fachwerksystems. Die Bodenplatte über dem Erdgeschoss wurde erneuert, um die in historischen Fachwerkbauten mögliche Feuchtigkeitsproblematik zu beheben. Die neue abgedichtete und gedämmte Bodenplatte erhielt, wie in vielen anderen Sanierungsprojekten des Architekten auch, eine Fußbodenheizung, um etwaige vorhandene Feuchtigkeit „herauszudrücken“, ähnlich dem Prinzip einer Begleit- oder Fußleistenheizung bei historischem Mauerwerk, die aufsteigende Feuchtigkeit in der Wand auszutrocknen hilft. Die Böden wurden mit massiven Douglasiendielen diffusionsoffen ausgeführt und unterstützen das Raumklima zusätzlich feuchteregulierend. Das Gebäude wird dadurch mit der behaglichen und die Raumluftqualität positiv beeinflussenden Strahlungswärme beheizt. Das Niedertemperatursystem der Heizung wird über einen energieeffizienten Gas-Brennwertkessel angesteuert, genauso die Plattenheizkörper in den Obergeschossen und das Warmwasser, dessen Volumen auf die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt ist. Wasserhygienisch sinnvoll sind die Trinkwasserleitungen

Wohnbauten

in Kupfer ausgeführt, was das Risiko der Bildung eines Bakterienfilms minimiert. Die eingebaute Entkalkungsanlage reduziert zudem im Trinkwasser die Gefahr einer erhöhten Kupfermenge, die im Falle eines zu sauren pH-Wertes (< 7,3) vom Material abgegeben wird. Auch wird dem Energieverbrauch durch verkalkte Rohre vorgebeugt. Verzinnte Kupferrohre stellen eine weitere Alternative zur Vermeidung von Kontamination dar. Das Projekt konnte weitestgehend mit lokalen, regionalen Handwerksbetrieben realisiert werden und so zur Stärkung der lokalen Wirtschaft beitragen. Die handgefertigten Zimmerer- und Tischlerarbeiten, aber auch die Lehmsanierungen steigern den Wert des Gebäudes; zudem machen sie die handwerkliche Leistung erlebbar, sodass der sanierte Bau einen wichtigen Beitrag zur Wertschätzung des Handwerks leistet.

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Die Böden sind mit massiven Douglasiendielen diffusionsoffen ausgeführt und unterstützen das Raumklima somit auch feuchteregulierend.

Projekt

Fachwerkhaus Haingraben

Architekt

Büro für Architektur und Denkmalpflege, Bastian Völler

Auftraggeber Privat Liederbach, Deutschland

Ort

Fertigstellung 2014 BGF

212 m2

Baukosten

370.000 €

Effizienzstandard / Zertifizierung

KfW-Effizienzhaus Denkmal

Jahresheizwärmebedarf

14.490 kWh/a – 68,35 kWh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

18.507 kWh/a – 87,29 kWh/m2a

U-Wert Außenwand

Fachwerk 0,156 W/m2K – Mauerwerk 0,598 W/m2K

U-Wert Dach

Fachwerk 0,156 W/m2K – Mauerwerk 0,598 W/m2K

Quelle

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architektur-denkmalpflege.net; architektur-denkmalpflege.net/architektur/2013/036_haingraben.html; Bastian Völler, Kurzbeschreibung

Der Grundkonzeption der Anlage entsprechend ist ein Nebengebäude ergänzt, das sämtliche sanitäre Einrichtungen – auf heutigen Stand und modernes Design ausgerichtet – aufnimmt.

Das Gebäude wird mit der behaglichen und die Raumluftqualität positiv beeinflussenden Strahlungswärme beheizt.

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Die Liebe zum traditionellen Zimmerhandwerk und zur Geschichte von alten Gebäuden bewog das Bauherrenpaar Heringer dazu, eine alte Torfremise 2006 in akribischer Kleinstarbeit abzubauen und als selbst genutztes Wohn- und Werkstattgebäude an anderer Stelle wieder aufzubauen.

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Wohn- und Werkstattgebäude in einer alten Torfremise Schechen, Deutschland

Die Liebe zum traditionellen Zimmerhandwerk und zur Geschichte von alten Gebäuden bewog das Bauherrenpaar Heringer dazu, eine alte Torfremise 2006 in akribischer Kleinstarbeit abzubauen, wo nötig nach traditionellen Handwerksmethoden zu reparieren und nach erfolgreicher Suche des geeigneten Grundstücks ab 2012 als selbst genutztes Wohn- und Werkstattgebäude an anderer Stelle wieder aufzubauen. Auch die neue Heimat der alten Lagerhalle für Torf ist von einem respektvollen Umgang mit dem Ort und seinen Bauten geprägt. Als das ehemalige Bahnhofsareal in Schechen zum Gewerbemischgebiet umgewidmet wurde, nutzten die Metallbaumeisterin und der Flechtwerkgestalter die Möglichkeit, nicht nur die Torfremise wieder zu errichten, sondern auch Dorfreparatur zu betreiben, indem sie das zuvor ungenutzte Nebengebäude des Bahnhofs für ihre Werkstätten mitnutzen. Durch die Neuansiedlung ergab sich zudem eine Weiterführung der dörflichen Struktur mit stadtlandschaftlicher1 Prägung und eine Verbindung von Wohnen und Arbeiten in dörflicher Umgebung mit direktem Anschluss an das von der Bauherrin täglich genutzte öffentliche Bahnnetz nach München. Der Charakter der durchgrünten Siedlung wird damit fortgesetzt und naturnahes Leben ermöglicht. Mit Unterstützung der Architekten und Ingenieure Ziegler, Roswag, Seiler schufen die Bauherren ein ökologisches Gesamtwerk mit konsequent regionaler Ausrichtung. Die gesamte neue Bausubstanz ist lokal gebaut: Im Selbstbau und mit der Hilfe von Handwerkern aus dem Umland so-

Wohnbauten

wie unter Nutzung regionaler Materialien ist ein Holz-Lehm-Gebäude mit bemerkenswert guten baubiologischen Eigenschaften entstanden. Der längliche Bau der Remise steht optimal ausgerichtet in der Längsachse des Grundstücks. Dabei sind von Nord nach Süd unbeheizte Bereiche wie Lager- und Werkstattflächen, beheizte Büroräume und Wohnen in selbiger Reihenfolge angeordnet. So ergeben sich eine Zonierung und Pufferflächen entsprechend den Himmelsrichtungen. Nach Errichtung wurde ein zur Konstruktion der Remise außermittig platziertes Gebäude – nach dem Haus-im-Haus-Prinzip – in die alte Tragstruktur eingebettet. Nach Osten rückt der neue beheizte Baukörper aus der Fassadenflucht der Remise heraus und fängt die Morgensonne ein, nach Westen entsteht eine eingeschobene verschattete Veranda, die auch in Übergangszeiten als Wohnraumerweiterung in den Außenbereich dient. Das Dach schiebt sich ebenfalls über die bestehende Dachfläche und öffnet sich mit einer Firstverglasung zum Himmel. So wird das Tageslicht in der Mittelzone über eine Glasdecke bis in die Erdgeschossräume geleitet. Die Holzrahmenkonstruktion des Neubaus wurde mit einer Holzfasereinblasdämmung gedämmt und mit Holzweichfaserplatten beplankt. Holzweichfaserplatten – aus nachwachsenden Rohstoffen im Nassverfahren und ohne Verwendung von Leim hergestellt – haben aufgrund des geringeren Bedarfs an Grauer Energie eine sehr gute Ökobilanz. Der Einsatz für diese Platten im Bereich der Dach- und Wandschalung

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als Bauplatte bzw. Putzträger ist daher ökologisch sinnvoll. Der Putz am Objekt ist innen und ebenso außen in Lehm mit abschließendem Lehmedelputz ohne weiteren Anstrich ausgeführt. Dank der zum Altbau eingerückten Wandbereiche und Dachüberstände kann der sonst witterungsunbeständige, weil wasserempfindliche Lehm auch an der Außenwand des neuen Gebäudes aufgebracht werden. Lehm ist ein in vielen Teilen der Welt meist unerschöpflich vorzufindender Rohstoff, der aufgrund seiner bauphysikalischen Eigenschaften baubiologisch sehr empfehlenswert ist. Nicht nur die Diffusions- und Sorptionsfähigkeit und damit die Aufnahme von Feuchtigkeit und Schadstoffen, auch die gute Wärmespeicherfähigkeit macht ihn zum Allroundtalent. Daher sind oft Wände aus Lehm thermisch aktiviert. So sind die Außenwände des Neubaus mit Wandheizflächen ausgeführt. Im oberen Geschoss ist eine raumbildende Wand in Holzrahmenbauweise mit Lehmsteinausfachung ebenfalls mit im Putz eingebetteten Heizschlaufen aktiviert. Im Erdgeschoss wird mit Fußbodenheizflächen im Holzboden, der auf die Glasschotter-Schüttdämmung auf dem neuen Fundament aufbaut, temperiert. Für mehr Speichermasse werden die Innenwände hier mit Lehmsteinen errichtet. So entsteht insgesamt ein Bauwerk, das ein gesundes und ausgeglichenes Raumklima schafft, warme Oberflächentemperaturen ermöglicht und ein ausgewogenes Maß an Wärmedämmung und -speicherung aufweist. Der energetisch hochwertige Standard und die luftdichte Ausführung machen aus dem Neubau ein Niedrigstenergiehaus, das die Zukunftsfähigkeit historischer Bausubstanz und baubiologisch geprägten Bauens verdeutlicht.

Wohnbauten

Die schadstofffreie Herangehensweise setzt sich in den Innenräumen auch in den Oberflächenbehandlungen fort. So sind die sichtbaren Holzoberflächen auf natürliche, giftfreie Weise behandelt. Das Holz des Bestands ist mit Leinölfirnis geölt, die Tannendielen der Böden wurden geseift. Neben den Lehm-Feinputz- und Kalk-Glanzputz-Oberflächen entstehen mit den weißen Silikatfarbanstrichen der Dachschrägen und Decken helle, wohngesunde Aufenthaltsräume. Die ökologische Konsequenz wurde auch bei der Haustechnik berücksichtigt. Die Wärmeversorgung erfolgt regional über eine Stückholzbeheizung mit Restholz aus eigener Produktion und eigenem Wald. Zusätzlich wird das System über Solarkollektoren mit Pufferspeicher als Schichtenspeicher für Warmwasser und Heizung erneuerbar unterstützt. Die bereits bei 2–3 cm Stärke raumfeuchteregulierende und sorptionsfähige Eigenschaft des Putzes ließ das Planungsteam zur Entscheidung kommen, keine Lüftungsanlage einzubauen. Die Lehmoberflächen und die Möglichkeit der Querlüftung reichen dem Nutzerpaar zur Einhaltung der hygienischen Anforderungen an den Luftwechsel aus. Ein bewusstes Lüftungsverhalten ist hierfür die Voraussetzung.

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Nach Errichtung wurde ein zur Konstruktion der Remise außermittig platziertes Gebäude – nach dem Haus-im-Haus-Prinzip – in die alte Tragstruktur eingebettet.

Projekt

Wohn- und Werkstattgebäude in einer alten Torfremise

Architekt

Ziegler I Roswag I Seiler Architekten Ingenieure

Auftraggeber Privat Ort

Schechen, Deutschland

Fertigstellung 2014 BGF

698 m2, NF 259 m2 beheizt, 229 m2 unbeheizt

Baukosten

350.000 €

Effizienzstandard / Zertifizierung

Niedrigstenergiehaus (EnEv 2009 -30 %)

Jahresheizwärmebedarf

37,19 kWh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

21,3 kWh/m2a

U-Wert Außenwand

0,13 W/m2K

U-Wert Dach

0,15 W/m2K

Preise

Architektouren 2016, Anerkennung geplant + ausgeführt 2016,



lobende Erwähnung HolzbauPlus 2016,



Sonderpreis Das Goldenen Haus 2016, Fritz Bender Baupreis 2016

Endnoten

Quellen

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1 Vgl. StadtLandschaften, Christoph Bijok, IBN-Verlag, 2015. 2 Stress durch Strom und Strahlung, Wolfgang Maes, IBN-Verlag, 6. Auflage, 2013, S. 82. 3 Ebd., S. 120 ff. zrs-berlin.de ZRS-Pressemappe 10/2016 Geflechtundraum.de/index.php/projekte/besondere-projekte/17 Achim Pilz, Historische Torfremise, in: Wohnung + Gesundheit, 158, 3/2016 Friederike Meyer, Torfstadel Schechen, in: Bauwelt, 6/2015

Die Nähe zu den Bahngleisen ist bei diesem Projekt aus baubiologischer Sicht gesondert zu betrachten. Durch Bahnstrom können sich, wenn Schienen nicht isoliert sind, magnetische Felder über leitfähigen feuchten Erdboden, sanitäre Rohre oder Erdleitungen in der Umgebung ausbreiten.2 Eine konstante Einwirkung von magnetischen

Erdgeschoss

Wohnbauten

Obergeschoss

Wechselfeldern kann jedoch zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Stressbelastung führen.3 Da hier die Bahn im Dieselbetrieb läuft, kann man künstliche Feldeinwirkungen weitestgehend ausschließen; was bleibt, sind allerdings die halbstündliche Lärmbelastung und die Luftverunreinigung durch Dieselabgase.

Dachgeschoss

Grundrisse, Maßstab 1:250

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Architekt Ingomar Reumiller baute den Stallteil eines in Andelsbuch im Bregenzerwald gelegenen Wälderhauses den aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen der Familie entsprechend um.

Lageplan, Maßstab 1:1.000

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Haus Ritter-Reumiller Andelsbuch, Österreich

Für die Familie Ritter-Reumiller erwies es sich auf der Suche nach einem gesunden Wohnraum als glückliche Fügung, dass sie ein familieneigenes Bestandsgebäude umnutzen konnte. Zum einen kann der über 150 Jahre alte Stadel, der vormals in der eigenen Landwirtschaft und dem Bäckereibetrieb genutzt wurde, teilweise erhalten und saniert werden; zum anderen können die Kinder den für ihr kindlich-kreatives Tun geeigneten Ort mit großem Garten inmitten der naturnahen Kulturlandschaft im Bregenzerwald nutzen. Architekt Ingomar Reumiller baute den in Andelsbuch gelegenen Stallteil des Wälderhauses den aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen der Familie entsprechend um. Dabei ließ sich ein Teilabriss des Stallteiles nicht vermeiden. Zwischen Vorderhaus und neu entstehendem Hinterhaus ergab sich so jedoch eine Bestandskubatur, die mit viel Liebe neu hergerichtet wurde. Dieser zwischentemperierte neue Stadel dient nicht nur den Kindern sondern auch den Erwachsenen als Erweiterungsfläche für die unterschiedlichsten Aktivitäten in familiärer, sozialer und auch kultureller Hinsicht. Dank des ökologischen Vorgehens des Architekten wurde das Material aus dem Teilabriss auch wiederverwendet. Der Bestand wird damit zum Rohstofflager für Brennholz, aber auch für die Außenmöblierung und Gartengestaltung. Auch der neu arrangierte Stadelteil bekommt Fassadenbretter und Fensterrahmen wieder eingesetzt. Das neue Hinterhaus wurde leicht überstehend in der Flucht des Vorderhausdaches dreigeschossig wiederaufgebaut. Auf die Ausbildung

Wohnbauten

von Dachüberständen wie am Wälderhaus wurde dabei verzichtet, sodass ein monolithisches, aber dennoch klassisch geprägtes Haus entstand. Die Grundrissstruktur ist familiengerecht und zukunftsorientiert entwickelt; so ist z. B. das Büro als genutztes Erdgeschoss für eine spätere Trennung und barrierefreie Nutzung ausgerichtet. Im Obergeschoss befindet sich ein zweigeschossiger Wohn-Ess-Bereich, der das Zentrum des Familienlebens bildet. Der firstsichtige hohe Raum orientiert sich zudem zum Stadel, indem es sich über visuelle Blickbezüge und einen größflächig verglasten Zugang mit dem Stadel und seinem Luftraum verbindet. In die Dachflächen eingelassene Oberlichter erzeugen weitere Großzügigkeit und bringen in den südwestlich orientierten Wohnbereich ein Maximum an Licht und Sonnenwärme. In beiden Geschossen sind die Schlafräume als thermische Pufferzonen im Norden und von der Erschließungsstraße abgewandt schallgeschützt angeordnet. In den Kernzonen sind die Küche und das Bad positioniert. Das Gebäude orientiert sich bezüglich Wohngesundheit und Nachhaltigkeit an baubiologischen Gesichtspunkten und besteht zum größten Teil aus nachwachsenden und natürlichen Baustoffen. Dabei wurden sowohl die Graue Energie der Rohstoffgewinnung und -herstellung als auch Demontierbarkeit und Kompostierbarkeit im Endgebrauch berücksichtigt. Die Tragstruktur besteht aus Massivholz, das aus unverleimten, mit Hartholzdübeln verbundenen Holzlamellen aus regionaler Fichte und Weißtanne zusammengesetzt ist. Die komplette

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Der firstsichtige hohe Raum orientiert sich zum Stadel, indem es sich über visuelle Blickbezüge und einen größflächig verglasten Zugang mit dem Stadel und seinem Luftraum verbindet. In die Dachflächen eingelassene Oberlichter erzeugen Großzügigkeit und bringen in den südwestlich orientierten Wohnbereich ein Maximum an Licht und Sonnenwärme.

thermische Hülle ist ferner mit bis zu 50 cm starken Strohballen ökologisch wirkungsvoll gedämmt. Innen setzt sich die Materialität mit wohngesundem Lehm, aufgebracht auf die Holzständerbauwände mit Holzfaserdämmung, fort. Lehmplatten und Lehmputz in unterschiedlichen Ausführungen von Fein- bis Glanzputz ohne weitere Oberflächenbehandlung sorgen für ein ausgeglichenes Feuchteverhältnis und damit ein gesundes Raumklima. Geglättete und geseifte Kalkoberflächen in Bad und Gangbereichen unterstützen dies ebenso wie die durchgehend verlegten Riemenböden mit sägerauer bzw. in Nassräumen mit geölter/gewachster Oberfläche. So kommt das Projekt ohne Schäume, Kleber oder Farben etc. aus. Die Fassade ist mit unbehandelter Fichte-Rhombusschalung in wechselnden Breiten ausgeführt. Der regionalen Bautradition entsprechend, sind diese vertikal angebracht und dank der Ausrichtung der Öffnungen – weg von der Wetterseite – wettergeschützt und damit langlebiger. Die bewusst gewählte wechselnde Leistenbreite verleiht der akkurat und symmetrisch aufgebauten Fassade eine subtil wahrnehmbare Lebendigkeit und Natürlichkeit. Im Kontrast zu den regionalen Proportionen und den tiefen Laibungen geschuldet, komplettieren großformatige einflügelige Verglasungen mit Fixteil in Holzrahmen aus Fichte das Fassadenbild. Baubiologisch wertvoll sind diese mit Schafwolle überdämmt, dreifachverglast und mit Fensterbänken aus robuster Eiche abgeschlossen.

Wohnbauten

Natürliche Strahlungswärme ist im Innenraum die Wärmequelle für den verbleibenden erforderlichen Heizwärmebedarf des Niedrigstenergiehauses. Ein Stampflehmofen als Ganzhausofen versorgt das Gebäude mit Wärme aus erneuerbaren Energiequellen. Dabei dienen der Stampflehmanteil und der Fußboden als Strahlungsfläche. Das in Trockenbau verlegte Fußboden-Heizsystem reagiert schnell und ist mit ökologischen Rohstoffen aus Ton, Splitt und Holzfaserdämmung aufgebaut. Die solare Unterstützung über Solarkollektoren ermöglicht die Nutzung der zentralen Heizungsanlage auch zur Warmwasserversorgung im Sommer. Um eine hygienische Brauchwasserversorgung zu gewährleisten, sind die Trinkwasserleitungen in Edelstahl ausgeführt. Luftqualität und -hygiene werden über eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung gesichert. Die zumeist im Winter genutzte Lüftungsanlage ist als Komfortlüftung mit Erdkollektoren ausgeführt, bei der Zuluft im Erdreich vorkonditioniert wird. Die Regionalität macht sich neben den Materialien auch in dem ausführenden Handwerk bemerkbar. Den Bau setzten Vorarlberger Handwerksbetriebe und der Bauherr selbst mit viel Eigenleistung um. Nachbarschaftliches, naturnahes Leben und die Koexistenz von Wohnen und Arbeiten sind das baubiologisch bemerkenswerte Ergebnis.

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Auf die Ausbildung von Dachüberständen wie am Wälderhaus wurde bewusst verzichtet, sodass ein monolithisches, aber dennoch klassisch geprägtes Haus entstand. Projekt

Haus Ritter-Reumiller

Architekt

Büro für Architektur & Mehr, Ingomar Reumiller

Auftraggeber Privat Ort

Andelsbuch, Österreich

Fertigstellung 11/2010 BGF

255 m2, NF 171,3 m2

Baukosten

k. A.

Effizienzstandard / Zertifizierung

Niedrigstenergiehaus

Jahresheizwärmebedarf

17 Kwh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

k. A.

U-Wert Außenwand

0,11 W/m2K

U-Wert Dach

0,09 W/m2K

Quellen

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i-reumiller.jimdo.com Florian Aicher, Hermann Kaufmann, Belebte Substanz. Umgebaute Bauernhäuser im Bregenzerwald, München: DVA, 2015

Erdgeschoss

Wohnbauten

Obergeschoss

Dachgeschoss

Grundrisse, Maßstab 1:250

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Das Strohhausprojekt von Georg Bechter Architektur + Design ist ein Bau mit dicker Schale, aber flexiblem Kern – ein scheinbar einfaches, aber doch außergewöhnliches Projekt.

Lageplan, Maßstab 1:2.000

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Strohhaus Dornbirn, Österreich

Das Strohhausprojekt von Georg Bechter Architektur + Design ist ein Bau mit dicker Schale, aber flexiblem Kern – ein scheinbar einfaches, aber doch außergewöhnliches, baubiologisch interessantes Projekt. Das eingeschossige Einfamilienhaus besteht fast ausschließlich aus Naturbaustoffen, die nachwachsend und regional verfügbar sind. Der Strohballen ist hier das formgebende und konstruktionsbestimmende Baumaterial. Der in Deutschland bauaufsichtlich zugelassene Baustoff ist bei diesem Projekt im österreichischen Dornbirn zusätzlich tragend ausgeführt. Wie Mauersteine sind die Strohballen zur Außenwand aufgemauert und mit einer Massivholzkonstruktion aus Dreischichtplatten überdacht. Das Dach ist ebenfalls mit Stroh gedämmt und zusätzlich extensiv begrünt. Die Wahl des Baumaterials fiel auf den Strohballen, weil die örtliche Verfügbarkeit, die gute Ökobilanz, die kostengünstige Beschaffung und das angenehme Wohngefühl den Anforderungen der Bauherren entsprechen. Das neue Heim sollte ökologisch hochwertig ausfallen, günstigen Wohnraum schaffen und im Hinblick auf das Alter barrierefrei nutzbar sein. So entstand ein offenes, flexibles Raumkonzept, das mit eingestellten Möbelboxen eine „Wohnlandschaft“ aufbaut. Nebennutzungen werden „eingehaust“, und integrierte Schiebeelemente kombinieren die Räume frei untereinander. Dazu erlaubt die Dicke der Außenwände die Nutzung von Fensternischen: Die eine integriert die Badewanne, die andere einen Sitzplatz. Auch städtebaulich wird das Gebäude dem Ort gerecht. Der Neubau steht am Ortsrand an der Bebauungsgrenze

Wohnbauten

als Bindeglied zwischen der Siedlung und der angrenzenden Riedlandschaft. Mit seinem natürlichen Charme bildet es einen harmonischen Übergang in die Natur. Das außen prägende Bild des Daches umschreibt die klare, einfache Form des Gebäudes und umhüllt gleichzeitig schützend die weichen, natürlichen Strohballenwände. Die exakten Linien der zur Glasfassade geneigten Fichtenholzverschalung fassen die südwestlich angeordnete, der gesamten Front folgende Terrasse auch räumlich. Diese schräge Fläche bildet zugleich die Überdachung der Terrasse, sodass die zu hohe Sonneneinstrahlung im Sommer verhindert, die winterliche Sonnenwärme aber tief in das Gebäude hineingelassen wird. Auch die Anordnung der Nutzungen im Innenraum ist dem Sonnenverlauf folgend gewählt. Die Schlafbereiche sind im Osten, der Wohn-EssBereich im Südwesten untergebracht. Ein Durchwohnen ist genauso vorgesehen wie die Tageslichtautonomie durch ein Maximum an Tageslichtnutzung über die raumhohen Verglasungen zur Terrassenseite. Die Öffnungen nach Norden fallen kleiner aus, bilden aber die Blickpunkte in die Natur. Trotz starker Außenwände ergibt sich so eine wohltuende Durchlässigkeit des Tageslichtes. Naturmaterialien, so der Architekt Georg Bechter, schaffen eine „unglaubliche Aura und ein Raumklima, in dem man sich extrem wohlfühlt“.1 Die innen in Lehm und außen in Kalk verputzte Strohballen-Außenwand ermöglicht eine diffusionsoffene und hygroskopische

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Bauweise, wodurch das Raumklima natürlich reguliert wird. Die Bauweise verhindert den Feuchtestau im Stroh, was dem Risiko von Schimmelbildung entgegenwirkt. Dem Raumklima kommt auch zugute, dass alle Einbauten sowie die Decke aus Holz ohne jegliche Oberflächenbehandlung bestehen. Zudem generiert das einheitliche Erscheinungsbild eine beruhigende Weite, der Kontrast der stringenten Holzoberflächen mit den weichen Kanten der Lehmoberflächen bewirkt einen anregenden Reiz und macht die handwerkliche Leistung beider Gewerke ablesbar. Die haptisch hochwertige Ausführung zeigt sich auch in dem geschliffenen, mit Silikatanstrich veredelten Estrichboden. Beim Bauen mit Stroh sind konstruktive Anforderungen für eine qualitativ hochwertige und baulich fachmännische Umsetzung zu beachten. Mit dem beidseitigen, je 3 cm starken Putz ist das Stroh vor Zugänglichkeit von Kleintieren geschützt; die Konstruktion besitzt dadurch eine F30 Brandschutzqualität. Randbereiche und Anschlusspunkte sind mit einem Insektenschutzgitter versehen. Während des Bauprozesses wurde darauf geachtet, Anschlussgewerke erst nach einer Setzungszeit von vier bis sechs Wochen durchzuführen, da sich die Strohballen noch setzen – in diesem Fall waren es 12–20 cm. In der Verkleidung der Dachkonstruktion wurde weiterhin eine Dachhinterlüftung im südlichen Bereich vorgesehen. In puncto Ökobilanz erzielen die Strohballen ein sehr gutes Ergebnis. Als regionale Restprodukte des Getreideanbaus wird für ihre Herstellung nur ein geringer

Wohnbauten

Energieaufwand benötigt; zudem sind sie CO2-Binder und letztendlich am Ende ihres Lebenszyklus auch kompostierbar. Die Einfachheit, die das architektonische Konzept an den Tag legt, setzt sich auch in der Technik fort. Mit den 120 cm breiten Strohballen der Außenwand und der 70 cm starken Dämmung des Daches wird eine ideale Wärmedämmwirkung erreicht, sodass – unter Berücksichtigung der solaren Gewinne im Winter – die Haustechnik auf ein absolutes Minimum reduziert werden konnte. Ein einfacher Kachelofen in Kombination mit der Speichermasse des durch Verbund mit der Bodenplatte aktivierten Estrichbodens reicht für die Beheizung der gesamten Fläche. Hinzu kommt eine Dreifachverglasung mit der Möglichkeit der manuellen Querlüftung. Einer Überhitzung im Sommer über die Westseite wird durch außen im Dachzwischenraum einfahrbare Raffstores entgegengewirkt. Zum bewusst Low-Tech gehaltenen technischen Ausbau kommt nur noch eine dezentrale Warmwasserbereitung und eine reduzierte Elektroverlegung hinzu. Diese erfolgt in der Bodenplatte mit Auslässen hauptsächlich in den Möbelboxen.

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Das außen prägende Bild des Daches umschreibt die klare, einfache Form des Gebäudes und umhüllt gleichzeitig schützend die weichen, natürlichen Strohballenwände.

Projekt Strohhaus Architekt

Georg Bechter Architektur + Design

Auftraggeber Privat Ort

Dornbirn, Österreich

Fertigstellung 2014 BGF

178 m2, NF 126 m2

Baukosten

netto 300.000 €

Effizienzstandard / Zertifizierung

k. A.

Jahresheizwärmebedarf

26 kWh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

k. A.

U-Wert Außenwand

0,04 W/m2K

U-Wert Dach

0,06 W/m2K

Preise

ZV Bauherrenpreis 2016

Endnote Quellen

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1 Interview mit Matthias Köb auf breathe-aut.com (letzter Aufruf: 03.03.2017). bechter.eu Georg Bechter Architektur + Design, Strohhaus Dornbirn. Dicke Schale, flexibler Kern, Büropublikation Matthias Köb, Haus aus Stroh, in: breathe-aut.com Herbert Gruber, Lasttragendes Strohballenhaus in Dornbirn, in: baubiologie.at Detail Online – Kompostierbare Wände; Strohhaus, in: AIT, 1/2, 2015

Ein offenes, flexibles Raumkonzept baut mit eingestellten Möbelboxen eine „Wohnlandschaft“ auf. Nebennutzungen werden „eingehaust“, und integrierte Schiebeelemente kombinieren die Räume frei untereinander.

Grundriss, Maßstab 1:250

Wohnbauten

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Um den historischen Blockhausbau im Original zu erhalten, ist ein „Inlay“ in die bestehende Struktur aus Holz integriert.

Lageplan, Maßstab 1:2.000

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Casa C Reckingen, Schweiz

Die dörfliche Struktur von Reckingen im Oberwalliser Hochtal, die geprägt ist von der Schweizer Stadel- und Stallarchitektur in Blockholzbauweise, ist sehr gut erhalten. Auch das Casa C bewahrt diese Bausubstanz. Die 1890 erbaute Stallscheune stand nach Aufgabe der Stallnutzung aufgrund von geänderten Tierschutzbestimmungen zunächst leer und wurde 2012 nach Plänen von Camponovo Baumgartner Architekten in das Wohnhaus Casa C umgewandelt. Um den historischen Blockhausbau im Original erhalten zu können, wurde in die bestehende Struktur ein „Inlay“ aus Holz integriert. Dabei wird unter Beibehaltung des zweigeteilten Systems mit Tierstall und Heuboden der Sockel als Lager- und Technikfläche genutzt und die Stallscheune selbst als Feriendomizil ausgebaut. Im ehemaligen Stadel werden die beiden Teilbereiche des Bestands eindrucksvoll über zwei abgerückte Fassaden des Inlays erfahrbar gemacht. Zwei alternierend angeordnete haushohe Loggien schaffen durch die großzügige Verglasung des Neubaus inszenierte Ausblicke in den Altbau und den Ort. Es entstanden so überdachte Freiräume: Der eine dient als witterungsgeschützter Eingangsbereich, der andere – zum Wohnraum orientiert – als sonnengeschützte Terrasse. Gleichzeitig wird mit der Nutzung der vormals im Bestand befindlichen Öffnungen die Umgebung auf unterschiedlichste Arten malerisch in Szene gesetzt. Das Casa C bewahrt so die traditionelle Architektur und findet dennoch einen Weg zum Umbau in moderner und ökologischer Weise.

Wohnbauten

Der Respekt vor der traditionellen Bauweise und der Handwerksarbeit setzt sich im Inneren mit dem kreativen Umgang mit der Zweiteilung fort. Die neue Raumstruktur wird lediglich durch zwei Durchbrüche im Bestand als eine spiralförmige Anordnung der Aufenthaltsräume um die „Mittelwand“ entwickelt und so eine Sequenz von aufeinanderfolgenden unterschiedlichen Verweilmöglichkeiten geschaffen. Ein kontinuierlicher Fluss führt den Nutzer über den Eingang zum Wohn- und Essbereich (erster Durchbruch), gefolgt von der Treppe, welche die im Obergeschoss liegenden Schlafräume über einen lang gestreckten, quer von Fassade zu Fassade reichenden firstsichtigen Verweilbereich erschließt (zweiter Durchbruch). Zwei Lufträume verbinden die Geschosse zusätzlich vertikal miteinander, schaffen räumliche Großzügigkeit und einen kontrastreichen Umgang mit Alt und Neu. Prämisse der Baumaßnahme war es, möglichst viel Material – im Besonderen das Holz – lokal zu beziehen, um ökologisch zu bauen und die örtliche Holzwirtschaft und Handwerksarbeit zu fördern. Der integrierte Holzständerbau wird aus regional verfügbarem Bauholz erstellt und der Blockbau selbst so zur Verkleidung der Fassade umfunktioniert. Im Sockelgeschoss wird der Bau zusätzlich statisch verstärkt. Die bestehenden Stahlträger in einem Teilbereich der Sockeldecke werden mit Stahlstützen abgefangen, im anderen Stallbereich wird mit Holzbalkenträgern und neuen Holzstützen gearbeitet. Stahl als magnetischer Baustoff verzerrt das Erdmagnetfeld. Bei konsequent

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baubiologischer Herangehensweise können Stahlelemente entmagnetisiert werden. Da in diesem Fall keine Schlafräume über den Stahlträgern im Erdgeschoss angeordnet sind, ist nicht von einer Auswirkung auf die Erholungsphase auszugehen. Der Bodenbelag im Erdgeschoss wurde aus einheimischen Lärchenriemen gefertigt und unbehandelt belassen. Die Ständerwandgefache werden innenseitig mit diffusionsoffener Zellulose-Einblasdämmung aufgefüllt und im Kontrast zum patinierten dunklen Bestandsholz mit Birkensperrholzplatten auf Konterlattung – mit Nut- und Kammverbindungen unsichtbar verschraubt – beplankt. So wird der Unterschied alt/neu auch im Innenraum mit der Wahl des Materials inszeniert. Die Winddichtigkeit erfolgt über ein dampfdiffusionsoffenes Windpapier. Die Zwischendecke ist als Massivholzdecke ausgeführt, die, um den Raum konzeptionell abzurunden, unterseitig eine Beplankung aus Birkensperrholz erhielt. Auch hier bleiben sämtliche Oberflächen unbehandelt, sodass die Offenporigkeit des Holzes seinen Beitrag zum gesunden Raumklima leisten kann. Die großflächigen Verglasungen der Neubaufassade sind durch das Einrücken vor übermäßiger Sonneneinstrahlung und damit einer sommerlichen Überhitzung geschützt. Die eingebauten Holzfenster kommen aus der Region und besitzen zudem eine gute Ökobilanz. Das gesamte Dach wird mit handgespaltenen Lärchenschindeln aus der Region neu gedeckt, mit Zellulose gedämmt und mit einer lose verlegten Polyolefin-Dichtungsbahn (FPO) abgedichtet. Diese hat den

Wohnbauten

Vorteil, dass sie durch den Verzicht auf Weichmacher und die lose Verlegungsart später gut in den Rezyklierkreislauf einfließen kann. Innenseitig wird eine zementgebundene Spannplatte als Dampfbremse und Brandschutz eingesetzt. Auch im Badbereich wurde auf Offenporigkeit und die Vermeidung von Schadstoffbelastungen geachtet und die Holzbeplankung durchgezogen; lediglich die Wände, welche die Badewanne umfassen, sind mit Mosaikfliesen auf zementgebundenen Leichtbetonplatten ausgeführt. Ein Kaminofen ist zur individuellen Nutzung in den Verweilraum integriert. Hier wird über eine anliegende Sitzgelegenheit die Strahlungswärme direkt aufgenommen. Die Grundwärme erhält das Gebäude jedoch durch eine Wärmepumpe, die über eine Erdwärmesonde betrieben wird. Vorbildlich ist der Bezug von Strom eines regionalen Anbieters aus 100 % erneuerbarer Erzeugung mit Wasserkraft. Die Wärmeverteilung erfolgt über in die Wandkonstruktion integrierte Radiatoren, die so die Holzflächen als Strahlungsoberfläche nutzen. Gelüftet wird in Low-Tech-Manier manuell; dabei eignet sich die geschossweise verbundene Raumstruktur sehr gut zum Querlüften.

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Die neue Raumstruktur schafft eine Sequenz von aufeinanderfolgenden unterschiedlichen Verweilmöglichkeiten. Projekt

Casa C

Architekt

Camponovo Baumgartner Architekten CBA

Auftraggeber Privat Ort

Reckingen, Schweiz

Fertigstellung 2012 BGF

209 m2, NF 114 m2

Baukosten

600.000 CHF

Effizienzstandard / Zertifizierung

Dämmung an Minergie-Standard angelehnt

Jahresheizwärmebedarf

343 MJ/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

k. A.

U-Wert Außenwand

0,18 W/m2K

U-Wert Dach

0,138 W/m2K

Quellen

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cb-arch.ch proholz.at/architektur/detail/casa-c/ Archdaily.com/492624/casa-c-camponovo-baumgartner-architekten, CBA, Präsentation Casa C

Erdgeschoss

Wohnbauten

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

Grundrisse, Maßstab 1:250

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Aus dem diffizil zu bebauenden, am Hang gelegenen Grundstück mit länglichem Zuschnitt ergab sich eine der lokalen Tradition angepasste lange Hausform mit Satteldach, unter dem alle Funktionen zusammengeführt sind.

Lageplan, Maßstab 1:1.000

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Haus für Julia und Björn Egg, Österreich

Das Haus für Julia und Björn, in dörflicher Umgebung in Egg im Vorarlberg gelegen, ist formal in der ländlichen Typologie verhaftet, hat jedoch durch seinen konsequent modernen Umgang mit der Holzbauweise eine zeitgemäße Interpretation erfahren. Die Bauherren aus den Kreativbereichen Mode und Grafik setzten mit dem Büro Innauer Matt Architekten ein sowohl einfaches als auch bürgerliches Zuhause um. Aus dem diffizil zu bebauenden, am Hang gelegenen Grundstück mit länglichem Zuschnitt ergab sich eine der lokalen Tradition angepasste lange Hausform mit Satteldach, unter dem alle Funktionen zusammengeführt sind. So ist die Garage genauso integriert wie Freisitze und die hangseitig untergebrachten technischen Räume. Ferner entsteht eine baubiologisch einwandfreie Zonierung der Räume, im Norden und straßenseitig im Erdgeschoss Nebenräume und Treppe, im Hanggeschoss Erschließung, Speise-, Keller- und Technikräume und südwärts, zum Ausblick hin orientiert, die Wohn- bzw. Schlafräume, verteilt auf den zwei Ebenen. Das Hauskonzept wird durch die eingerückten schattigen Terrassen abgerundet, eine im Westen unter der Garage, sodass keine Schadstoffdämpfe in Wohnbereiche gelangen, die damit auch abseits der Feldquelle Automobil sind, und eine im Osten auf der Küchenseite, zur Morgensonne orientiert. Die gewählte Bauform verortet das Gebäude in der ländlichen Umgebung, doch schon die Eingangsgeste mit ihrer großflächigen Verglasung, die Einblick in den großzügigen zugleich gemütlich gestalteten Innen-

Wohnbauten

raum gibt, verdeutlicht die bürgerliche und naturnahe Einstellung. Der Eingang wird so gleichsam zur Vitrine des Hauses, lädt ein und zeigt auf. Der Bau ist – dem Chalet-Stil ländlicher Bautradition gemäß – im nicht erdberührten Zugangsgeschoss als hochwärmegedämmter Holzständerbau, jedoch der modernen Bauart entsprechend in vorgefertigter Form und mit geringem Dachüberstand errichtet. Für das Hanggeschoss, das einen ebenerdigen Zugang zum Garten ermöglicht, wurde wasserundurchlässiger Beton genutzt, der erdberührt mit extrudiertem Polystyrol gedämmt ist. Eine gute Alternative wäre hier die Dämmung aus Glasschaum. Die sonst verwendete Dämmung aus Holzwolle an Dach und Außenwänden kann von baubiologischer Seite empfohlen werden, da sie Diffusion und kapillaren Feuchtetransport ermöglicht und eine gute Ökobilanz aufweist. Diffusionsoffene Außenwände sind empfehlenswert, da so in die Wandschichten eingedrungene Feuchtigkeit gut ausdiffundieren kann. Am Haus für Julia und Björn ist dementsprechend außenseitig eine diffusionsoffene Winddichtung angebracht, die aufgrund der gewählten offenen Fassadenverkleidung auch erforderlich ist. Die auf Abstand gesetzten Holzlatten in Tanne dienen einerseits als Wetterschutz, andererseits ermöglichen sie ein Durchscheinen der inneren Schicht des Hauses, sodass ein großformatiges Badezimmerfenster und ein

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Waldeigenes Holz in Fichte ist als Bodendielen mit geseifter Oberfläche sowie – sägerau belassen – für Einbauelemente, Treppe und Wandschränke genutzt.

Projekt

Haus für Julia und Björn

Architekt

Innauer Matt Architekten

Auftraggeber Privat Egg, Österreich

Ort

Fertigstellung 2013 BGF

230 m2, NF 191 m2

Baukosten

500.000 €

Effizienzstandard / Zertifizierung

k. A.

Jahresheizwärmebedarf

20 kWh/m2

Jahresprimärenergiebedarf

Endenergiebedarf 14 kWh/m2a

U-Wert Außenwand

0,11 W/m2K

U-Wert Dach

0,11 W/m2K

Preise

Haus des Jahres 2015, Best Architects Award 2015



Holzbaupreis Vorarlberg 2015

Quellen

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innauer-matt.com Martha Miklin, Die Hinterfrager, in: faq-bregenzerwald.com Für Julia und Björn, in: baunetz.de, 12.02.2015 Archdaily.com/597258/haus-fur-julia-und-bjorn-innauer-matt-architekten

Schattenspender für die westliche Terrasse semipermeabel integriert werden konnten. Rahmen und Laibungen der handwerklich hergestellten Fenster aus waldeigener Fichte sind zum Schutz vor Witterungseinflüssen weiß geölt und prägen damit Feinheiten der sonst einfach gehaltenen Fassade. Die Latten der unbehandelten Fassadenschalung ergrauen mit der Zeit und können bei Bedarf ohne großen Aufwand ausgetauscht werden. Damit ist ein guter konstruktiver Holzschutz gewährleistet, verwittertes Holz kann ersetzt und im hauseigenen Ofen zur Beheizung der Innenräume verwendet werden. Ausbaumaterialien für die Oberflächen Boden, Wand, Decke und Einbauten stammen aus eigenem Waldbestand, was sich auf die CO2-Bilanz des Gebäudes positiv auswirkt, da lokal geschlagenes Holz kurze Transportwege aufweist und zudem die örtliche Wirtschaft und das Handwerk fördert. Das waldeigene Holz in Fichte wird als Bodendielen mit geseifter Oberfläche sowie – sägerau belassen – für Einbauelemente, Treppe und Wandschränke genutzt. Die selbst geschlagene Weißtanne fand in den obergeschossigen Schlafräumen an firstsichtigen Dachflächen und Zwischenwänden Verwendung, auch dort sägerau und naturbelassen. Diese Oberflächeneigenschaften ermöglichen eine offenporige und damit das Raumklima angenehm beeinflussende Wirkung. Feuchtigkeit kann zwischengepuffert und bei Bedarf wieder abgegeben werden. Die raumklimatische Wirkung ergibt sich bereits

Wohnbauten

bei 2–3 cm Tiefe einer diffusionsoffenen und hygroskopischen Oberfläche. Die Oberflächentemperatur bleibt aufgrund der Wärmespeicherfähigkeit der Holzoberflächen fuß- bzw. handwarm. Der Putz wurde vor Ort aus Marmormehl zusammengemischt. Die damit verputzten Oberflächen der Stahlbetonwände, Decken und der Ofenumfassung aus Schamottesteinen im Hanggeschoss sind handverarbeitet und bilden einen ruhigen Kontrast zu den Holzeinbauten. Die haptischen Eigenschaften schmeicheln sowohl dem Auge als auch der Hand. Auch haustechnisch ist das Haus für Julia und Björn einfach gehalten. Der nötige Wärmebedarf wird über den Stückholzofen im Erdgeschoss, der eine gemütliche Sitzbank zum Wohnraum integriert hat, gedeckt. Der Ofen ist sowohl für die Wärmeversorgung als auch für die Warmwasserversorgung zuständig. Über den Ofen selbst und weitere Wandheizflächen im Stahlbeton wird nicht nur gewärmt, sondern auch das Abtrocknen der Neubaufeuchte beschleunigt. Im Obergeschoss werden Fußbodenheizflächen in den Flur- und Badbereichen ebenfalls über den Ofen versorgt. Unterstützt wird der Wärmebedarf mit einer solarthermischen Anlage auf dem Dach, sodass im Sommer auch die Warmwasserversorgung erneuerbar erfolgen kann. Die eingebaute kontrollierte Be- und Entlüftung ist, mit Zuluft in Wohn- und Schlafräumen und Abluft im Ess- bzw. Gangbereich sowie mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet, einfach und effizient gelöst.

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Selbst geschlagene Weißtanne in den obergeschossigen Schlafräumen sägerau und naturbelassen eingesetzt, ermöglicht eine offenporige und damit das Raumklima angenehm beeinflussende Wirkung. Bereits am Eingang ersichtlich, wird dieser so zur Vitrine des Hauses.

Erdgeschoss

Wohnbauten

Obergeschoss

Dachgeschoss

Grundrisse, Maßstab 1:400

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Das von Kühnlein Architektur entworfene eingeschossige Hofhaus hat einen H-förmigen Grundriss, der mit der materialgleichen Begrenzung des privat gehaltenen Vorhofs die beiden archetypisch geformten Bautrakte zu einem monolithischen Ensemble verbindet.

Lageplan, Maßstab 1:2.000

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Haus aus Holz Neumarkt in der Oberpfalz, Deutschland

In den dörflichen Strukturen von Neumarkt an der Oberpfalz, im Übergang zur Landschaft, ist 2014 ein Wohnhaus entstanden, das sich sowohl durch seine einfache Form als auch durch seinen nachhaltigen Anspruch auszeichnet. Das von Kühnlein Architektur entworfene eingeschossige Hofhaus hat einen H-förmigen Grundriss, der einen einladenden Zugangs- und einen intimen Terrassenhof ausbildet. Die der Außenwand folgende Begrenzung des privat gehaltenen Vorhofs verbindet die beiden archetypisch geformten Bautrakte zu einem monolithischen Ensemble und verdeutlicht durch die homogene Materialität zusätzlich die Einfachheit des Baus. Auch die Verblendung der nach außen gerichteten Öffnungen mit Holzlamellen verstärkt den skulpturalen Eindruck und gibt der Fassade durch die changierende Optik einen poetisch schillernden Anblick. Die reduzierte Formensprache des Bauwerks nimmt den dörflichen und menschlichen Maßstab auf und transportiert ihn in zeitgemäße Architektur. Im Inneren ist der Bau klar strukturiert und baubiologisch gut zoniert. Nach Südosten sind die Schlafräume, nach Südwesten die Küche und Wohnräume orientiert, zusätzlich öffnet sich der Grundriss mit dem verbindenden Eingangsbau im Rücken zum Innenhof und der Landschaft nach Südwesten. Vis-à-vis der Landschaft wird sich die unbehandelte Lärchenleistenschalung der Außenwand im Laufe der Zeit in versilbertem Zustand dem Naturbild der Umgebung anpassen, nur die geölten Lärchenholzfenster werden dann einen frischen Kontrast dazu bilden.

Wohnbauten

Im Innenausbau setzt der Entwurf auch auf die Einfachheit von wohngesunden Materialien. Der Architekt Michael Kühnlein jun. hierzu: „Wenn man einen so wunderbaren Baustoff hat, muss man ihn nicht verleugnen. Er darf durchaus sichtbar sein. Das entspricht der alten Holzbautradition, bei der man die Holzkonstruktion auch nicht versteckt hat.“1 Das Gebäude ist in einer tragenden Massivholzbauweise aus Fünfschichtplatten gefertigt, die das reine Material in Sichtqualität im Innenraum offen legen. Ohne weitere Oberflächenveredelung fällt die Ökobilanz des Baustoffes optimal aus. Die massiven Holztafeln können am Ende ihres Lebenszyklus gut wiederverwertet werden. Zudem wurde die Inneneinrichtung diesem vorherrschenden Material angepasst, indem aus den Ausschnitten der Massivholzwände z. B. Tische gefertigt wurden. Damit erfolgte bereits die erste Wiederverwertung des Baumaterials. Ein statischer Vorteil der Massivholzbauweise ist die Nutzbarkeit als weitspannendes Faltwerk. Mit diagonaler, sägerauer Verschalung ausgesteift, kann sich so der archetypische Anspruch auch im Innenraum weiter fortsetzen. Dadurch, dass die Satteldachform im Wohnraum widergespiegelt wird, entsteht ein großzügiger, lichtdurchfluteter Raum. Im Schlaftrakt erhalten die beiden Kinderzimmer, die über dem kleinen Bad und dem Hauswirtschaftsraum angeordnet sind, je eine firstsichtige Galerie. Ein anderes, neben Holz dominierendes Material der Innenarchitektur ist Kupfer, das in den Beleuchtungselementen, dem Schaltersystem mit offen in Kupferrohren verlegten Leitungen und Armaturen die formale Konsequenz des Entwurfs fortsetzt.

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Im Hinblick auf weitere genutzte Baustoffe fiel die Wahl der Architekten ebenfalls auf baubiologisch empfehlenswerte Materialien. Die Außenwand und die Dächer sind mit Holzfaserdämmung wirksam gedämmt, sodass der sommerliche Hitzeschutz durch die Wärmespeicherfähigkeit des Dämmmaterials gewährleistet ist. Eine innenseitig vor den großzügigen Terrassenverglasungen angeordnete, helle Vorhanganlage unterstützt zudem die ausgeglichene Raumlufttemperatur, indem sie im Sommer die Sonneneinstrahlung reduziert, im Winter die Wärme im Hausinneren hält. Die Verglasung des Verbindungsbaus ist ebenso mit Lärchenleisten gegen übermäßigen Sonneneintrag geschützt. Zusätzlich ist hier eine Dachbegrünung als Wärmepuffer ausgeführt. Die gute Wärmedämmung bewirkt, dass im Winter nur an wenigen Tagen neben dem Kaminofen die Erdwärmepumpe genutzt wird. Die Strahlungswärme über den Fußboden, der mit massiven Eichendielen belegt ist, trägt neben den diffusionsoffenen Holzoberflächen zu einem guten Raumklima bei. Holz ist aufgrund seiner guten Speicherkapazität stets fußwarm. Zur Erhöhung der Speichermassen für solare Gewinne bzw. zum längeren Nachhall der Innenraumwärme können baubiologisch sinnvoll auch massive Wände mit höherer Temperaturleitfähigkeit wie z. B. Stampflehm- oder Kalksandsteinwände herangezogen werden. Die Raumtrennwände in diesem Projekt sind einstofflich als Massivholzwände aus dem gewählten konstruktiven Baustoff ausgeführt. In den Baderäumen werden, um diese wärmeintensiven Bereiche indi-

Wohnbauten

viduell und bedarfsabhängig regulieren zu können, Wandheizflächen hinter wasserabweisenden beschichteten Holzfaserplatten eingesetzt. Haustechnisch wird bewusst auf wenig Technik gesetzt. So ist die Wärmepumpe die erneuerbare Energiequelle für Wärme und Heißwasser. Strom wird über die auf einem separaten Geräteschuppen installierte Photovoltaikanlage bezogen. Hier befindet sich auch der magnetische Felder erzeugende Wechselrichter, weit ab von Aufenthaltsbereichen. Die Beleuchtung ist mit LED, mit warmweißer Lichtfarbe und flimmerreduziert, sowie Glühlampen, die eine dem abendlichen Licht entsprechende Lichtfarbe und besonders gute Farbwiedergabeeigenschaften haben, sichergestellt. Standardglühlampen sind zwar bereits seit 2012 nicht mehr erhältlich, doch haben diese Designglühlampen den Vorteil der Flimmerfreiheit und sind damit für gesunde Lichtverhältnisse gut einsetzbar. Glühlampen verbrauchen im Vergleich zu anderen Leuchtmitteln verhältnismäßig viel Strom. Die sehr gute Lichtqualität und die erneuerbare Stromversorgung machen die Nutzung hier jedoch akzeptabel. Die Elektroplanung ist weiter durch die Einzelansteuerung der Leuchten genauso wie eine sternförmige Verlegung in den Zimmern strahlungsarm ausgeführt. Die Lüftung des Bauwerks ist mit freier Fensterlüftung, und so ebenfalls mit wenig technischem Aufwand, manuell gehalten. Zur Reduzierung des Wasserverbrauchs sammelt eine Regenwasserzisterne das Regenwasser für die Grünflächenbewässerung.

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Der archetypische Anspruch wird auch im Innenraum fortgesetzt. Dadurch, dass die Satteldachform im Wohnraum widergespiegelt wird, entsteht ein großzügiger, lichtdurchfluteter Raum.

Projekt

Haus aus Holz

Architekt

Kühnlein Architektur

Auftraggeber Privat Ort

Neumarkt in der Oberpfalz, Deutschland

Fertigstellung

Oktober 2014

BGF

NF 210 m2

Baukosten

500.000 €

Effizienzstandard / Zertifizierung

KfW Effizienzhaus 55

Jahresheizwärmebedarf

47,61 kWh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

43,36 kWh/m2a

U-Wert Außenwand

0,16 W/m2K

U-Wert Dach

0,13 W/m2K

Endnote Quellen

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1 zmh.com/hausbau/beispiele-hausbau/portrait/haus-kuehnlein.html (letzter Abruf: 19.03.2017). kuehnlein-architektur.de Häuser des Jahres 2015, Wladimir Kaminer, Wolfgang Bachmann, Callwey Verlag 2015 Die-besten-einfamilienhaeuser.de/holzhaus-mit-hof/

Vis-à-vis der Landschaft wird sich die unbehandelte Lärchenleistenschalung der Außenwand im Laufe der Zeit in versilbertem Zustand dem Naturbild der Umgebung anpassen.

Grundriss, Maßstab 1:250

Wohnbauten

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Maison Marly Marly-le-Roi, Frankreich

Lageplan, Maßstab 1:750

Expressiv steht das Einfamilienhaus in Marly-le-Roi, einer Kleinstadt 15 km westlich von Paris, inmitten einer sonst durch viele Heckenpflanzungen eher verschlossen und zurückgezogen wirkenden Nachbarschaft. Der Neubau Maison Marly von Karawitz Architekten überrascht mit modernem, urbanem Architektur-Understatement. Nicht nur das changierende Bild durch die semipermeable Zaunanlage des 2015 fertiggestellten Gebäudes, auch die monolithisch-kristalline Ausformung demonstriert dem Betrachter das Selbstbewusstsein und die Reife des neuen Domizils. Einerseits baurechtliche Reglementierungen bezüglich Abstand und Öffnungen, andererseits der Bauherrenwunsch nach einem urbanen Zuhause führten zu dem Entwurf für dieses Gebäude, das – dem Grundstück angepasst – beinahe eine skulpturale Anmutung besitzt. Um dem Wunsch nach Gastlichkeit nachzukommen, wurde der Eingangsbereich herabgesenkt, sodass ein großzügiger überdeckter Vorhof entstand, der ins Haus einlädt. Dieser dient dem Unterstellen eines Fahrzeugs, der geschützten Lagerung von Kaminholz sowie als Zugang zum Garten. Das damit gleichzeitig aus dem Untergrund hervorgeholte Gästegeschoss lässt den Bau geradezu schwebend erscheinen und spielt mit den Wahrnehmungen „Schwere“ und „Leichtigkeit“. Einschnitte in der gleichmäßig und kantig ausgeformten Fassade sind den Nutzungen entsprechend gewählt. Eine große Öffnung nach Süden zur Terrasse, gezielte Öffnungen aus dem Wohnraum in den Garten sowie zum Himmel weisende Öffnungen in den Schlafräumen erfüllen nicht nur Ansprüche an die Funktionalität, sondern inszenieren gleichsam die Ein- und Ausblicke

Wohnbauten

in das Gebäude und aus ihm heraus, zugleich schaffen sie Geborgenheit wie auch visuell anspruchsvolle Momente. Die Architekten planten den Neubau getreu der Philosophie des Büros, Architekturästhetik mit Fragen der Nachhaltigkeit, Bauökologie und Energieeffizienz zu vereinen, in Passivhaus- und Massivholzbauweise. Nur die temporär von Gästen und als Technikgeschoss genutzte Souterrainebene ist in Stahlbeton mit konventioneller Dämmung ausgeführt. Der aufgesetzte Holzmassivbau aus mehrschichtig verleimten Kreuzlagenbrettern ist komplett mit ökozertifizierten Dämmmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen, Holzfaserplatten und Zellulose, gedämmt. Die so optimal gedämmte und dichte Ausführung reduziert den Heizwärmebedarf so stark, dass allein der zentral angeordnete Kaminofen im Erdgeschoss zur Erwärmung des Gebäudes im Winter ausreicht. Frankreichs ökologische Bauszene beschreiben die Architekten als stark an energieeinsparenden Aspekten orientiert, weshalb viele Bauaufgaben mit Standardlösungen herkömmlicher Natur umgesetzt werden. Zumeist werden Lösungen auch in ökologischen und nachhaltigen Projekten dem Angebot des Marktes angepasst, sodass Baustoffe auch überregional aus Europa eingesetzt werden. Für den Holzmassivbau wurde in diesem Fall auf PEFC- und FSC-zertifizierte Rohstoffe zurückgegriffen, jedoch PU-verleimte Kreuzlagenplatten verwendet. Baubiologisch empfehlenswert ist die leimfreie

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Die Architekten planten den Neubau in Passivhausund Massivholzbauweise. Der zentral angeordnete Kaminofen im Erdgeschoss reicht zur Erwärmung des Gebäudes im Winter aus.

Projekt

Maison Marly

Architekt Karawitz Auftraggeber Privat Ort

Marly-le-Roi, Frankreich

Fertigstellung

September 2015

BGF

NF 145 m2

Baukosten

k. A.

Effizienzstandard / Zertifizierung

Passivhaus

Jahresheizwärmebedarf

20 kWh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf 56,7kWh/m2a (nach franz. Gesetzgebung errechnet) U-Wert Außenwand

0,14 W/m2K (Massivholzbau), 0,17 W/m2K (Stahlbetonbau)

U-Wert Dach

0,08 W/m2K

Quellen

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karawitz.com Karawitz Pressedossier Maison Marly Rudy Köhler, Isocyanate und Polyurethane – Fluch oder Segen?, in: Wohnung + Gesundheit, 151, 2/2014

Durch die sichtbare Einstofflichkeit von Oberflächen ließ sich im Innenraum der monolithische, fast schon skulpturale Charakter fortführen. Die Behandlung der Holzoberflächen mit einer naturbasierten Lasur biologischen Ursprungs bewahrt die konstruktive Wahrheit des Rohstoffs und erhält die Diffusionsoffenheit und damit den positiven Einfluss auf das Raumklima

Verpressung mehrschichtiger Massivholzelemente mit Holzdübeln oder Holzschrauben. Sonst können die Holzlagen/-leisten auch mit schadstoff- und ausgasungsfreien Leimstoffen (z. B. Naturharzkleber, Weiß- oder Kaseinleim) kraftschlüssig verbunden werden. Baubiologisch weniger empfehlenswert sind isocyanatbasierte Leime (PU oder PUR). In der Nutzungsphase von Produkten mit PU-Leimstoff ergeben sich gesundheitlich keine Risiken, jedoch sind die Herstellung und Verarbeitung mit ökologischen und toxikologischen Risiken verbunden. Durch die sichtbare Einstofflichkeit des Holzmassivbaus ließ sich im Innenraum der monolithische, fast schon skulpturale Charakter fortführen. Die Behandlung der Holzoberflächen mit einer naturbasierten Lasur biologischen Ursprungs, die sämtlichen Oberflächen einen dezenten hellen Eindruck verleiht, bewahrt die konstruktive Wahrheit des Rohstoffs und erhält die Diffusionsoffenheit und damit den positiven Einfluss auf das Raumklima. Der schwimmend verlegte Estrich ermöglichte im Gebäude die den Bedürfnissen der Familie geschuldete Schallisolierung und wurde zugunsten von Homogenität und Materialwahrheit mit einer geglätteten, beschichteten Oberfläche sichtbar belassen. Hier ist eine baubiologisch empfehlenswerte Oberflächenbehandlung das Ölen und Wachsen bzw. auch eine Lehm-Kasein-Spachtelung, die besonders robuste und hochwertige Oberflächen ergibt. Die so natürlich behandelten Oberflächen fördern auch elektrostatisch ein positives Raumklima.

Wohnbauten

Das Maison Marly besitzt eine hinterlüftete Lärchenverschalung auf Holzfaserplatten, die mit einer Vergrauungslasur als Witterungsschutz behandelt ist. Dreifachverglaste Holz-Aluminium-Fenster ergänzen die energetisch hochwertige Außenhülle. Die dem Passivhausstandard innewohnende Dichtigkeit führte in diesem Fall zum Einbau einer Lüftungsanlage, die mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet ist. Das Haus wird über einen Stromanbieter versorgt, der auf die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien setzt. So können Stromverbraucher wie die dezentral organisierte Warmwasserbereitung, aber auch Radiatoren im Gästezimmer mit ökologischem Strom bedient werden. Eine dezentrale Erwärmung des Brauchwassers ist in einem Gebäude im Passivhausstandard oft die sinnvollere Alternative, da eine zentrale Wärmeerzeugung über einen großen Zeitraum des Jahres nicht erforderlich ist. Hygienisch sinnvoll minimiert sich zudem der Warmwasserkreislauf, da die Kaltwasserleitung bis zur Entnahmestelle geführt wird, wo die direkte Erwärmung vor Ort erfolgt.

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Um dem Wunsch nach Gastlichkeit nachzukommen, wurde der Eingangsbereich herabgesenkt, sodass ein großzügiger überdeckter Vorhof entstand, der ins Haus einlädt.

Untergeschoss

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Das gleichzeitig aus dem Untergrund hervorgeholte Gästegeschoss lässt den Bau geradezu schwebend erscheinen und spielt mit den Wahrnehmungen „Schwere“ und „Leichtigkeit“.

Erdgeschoss

Wohnbauten

Obergeschoss

Grundrisse, Maßstab 1:250

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Der ökologisch-ästhetische Ansatz des Designhaus Haussicht, ein vom Schiffsbau – der ureignen Form des Holzbaus – inspirierter Solitär, entwickelt sich von innen nach außen. Aussicht sowohl als der Blick nach außen als auch auf die Zukunft des Wohnens und Lebens.

Lageplan, Maßstab 1:750

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Designhaus Haussicht Erkheim, Deutschland

Mit dem Kredo „Visionen realisieren – zeigen, dass es geht!“ will das Projekt Haussicht neue Dimensionen einer ökologisch wohngesunden Holzhausarchitektur aufzeigen: Der ökologisch-ästhetische Holzhausbau soll Nachhaltigkeit mit ökologischer Substanz, Qualität und Wertigkeit, aber auch mit Schönheit, Genuss und Lebensfreude verbinden. Das aus der Kooperation des Allgäuer Ökohauspioniers Baufritz und dem Schweizer Designer Alfredo Häberli unter Mitwirkung des Architekten Stephan Rehm entstandene Projekt will all dies mit Präzision und Poesie vereinen. Es soll sich eine neue Sicht auf das Fertighaus als solches und eine Hymne an den Menschen, der im Mittelpunkt des Designs steht, herausbilden. Das Konzept entwickelt sich von innen nach außen – Aussicht sowohl als der Blick nach außen als auch auf die Zukunft des Wohnens und Lebens. Es entsteht ein vom Schiffsbau – der ureigenen Form des Holzbaus – inspirierter Solitär mit „Stöckli“, einem barrierefrei errichteten Alterssitz als Nebengebäude.1 Der nachhaltige Baustoff Holz wird als Material mit Hightechqualitäten in vielerlei Hinsicht eingesetzt. Das bugartige Dach, organische naturnahe Formen, die Ausbauqualität, aber auch die statischen Herausforderungen für großzügige stützenfreie Räume zeigen die Leistungsfähigkeit des gewählten Baumaterials. Die Grundrissstruktur ist geprägt von Ruhe und Offenheit. Eine gebäudeweite Wand mit integrierter raumhoher Schrankfunktion im Schlafgeschoss zoniert Nord und Süd, bildet einen Raumteiler, ein Möbel und die tragende Struktur. Die Zimmer sind als „Kojen“ nach Süden angeordnet,

Wohnbauten

Schiebeelemente ermöglichen eine flexible Grundrissaufteilung bzw. Zuordnung von Räumen zueinander. Im Wohngeschoss ist der KochEss-Bereich ein offener Raum mit dreiseitigem Außenbezug zur frei geformten Terrasse. Eine tribünenartig gestaltete mobile Sitzlandschaft, die „Media-Koje“, bespielt den Wohnraum für verschiedene Nutzungsmöglichkeiten. Die Fassade ist in die Wohnlandschaft mit eingebunden und schafft Aufenthaltsqualität bei gleichzeitiger maximaler Tageslichtausbeute. Außen liegende starre und verschiebbare Sonnenschutzelemente reduzieren den sommerlichen Wärmeeintrag. Die expressive Architektur des Baus konnte in Systembauweise errichtet werden: Die Konstruktion besteht aus einem Holztafelbau mit Großelementen, die Baustoffe sind schadstoffgeprüfte Fichte und Lärche. Gedämmt wird mit durch Molke und Soda veredelter, mehrfach zertifizierter Holzspandämmung (HOIZ). Eine Abschirmplatte gegen elektromagnetische Strahlung gehört genauso zum Außenwandaufbau wie die innenseitige Installationsebene. Luft- und Winddichtigkeitsebenen in diffusionsoffener Form komplettieren die Systemaußenwand. Die Verkleidung ist als haushohe Vertikalverschalung aus Fichtenholz gewählt, die mit einem umweltfreundlichen Farbanstrich auf Alkali-Silikatbasis (mit physikalischer Wirkungsweise) schadstofffrei und offenporig vorvergraut ist. Das Dach ist als hinterlüftete Hartbedachung aus Blech ausgeführt.

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Trotz großzügiger Verglasung ist durch die hochwärmegedämmte Gebäudehülle mit Dreifach-Wärmeschutzverglasung und die luftqualitätsgesteuerte Lüftungsanlage, ausgelegt auf Bedarfsnutzung, der Standard KfW-Effizienzhaus 55 möglich. Dem dient auch das Niedertemperatur-Heizsystem als Fußbodenheizung und eine Kühlung im Sommer, die über erneuerbare Energieversorgung betrieben wird. Diese wird auch zur Speicherung von Wärme im Erdspeicher, dem „eTank“, herangezogen. Der Großteil der Haustechnik ist kaum sichtbar, die Photovoltaikanlage mit thermischer Aktivierung (PVT) ist auf dem Pultdach angeordnet, das Kühlsystem ist deckenintegriert, der eTank liegt im Erdreich und das Elektro-Bussystem der intelligenten Gebäudeautomation zeigt sich im Touchpanel als Designobjekt. Die als Wärme gespeicherte Sonnenenergie lässt die innovative Wärmepumpe außergewöhnliche Jahresarbeitszahlen (JAZ 7) erreichen und ist damit eine ökologisch hocheffiziente Alternative. Zudem steigern die thermisch aktivierten PV-Module durch ihre Reduzierung der Aufheizung den Stromertrag. Der erneuerbare Strom wird in Batteriespeichern gesammelt und steht der Haustechnik, dem Haushaltsstrom und der hauseigenen E-Tankstelle zur Verfügung. Schutz vor künstlichen Strahlen und Feldern liefern – neben der Elektrosmog-Schutzplatte in der Außenwand – abgeschirmte Leitungen der Elektroversorgung. Der Stahl, der zur konstruktiven Unterstützung eingesetzt ist, ist entmagnetisiert, sodass auch hier das Auftreten magnetischer Wechselfelder oder Erdmagnetfeldverzerrungen bestmöglich reduziert ist. Beim Licht wird auf energieeffiziente LED-Technik in nahezu flimmerfreier Qualität geachtet.

Wohnbauten

In der kompletten Ausstattung und Einrichtung des Designhauses Haussicht wurde auf Bauökologie, Wohngesundheit und Nachhaltigkeit großer Wert gelegt. Wandoberflächen sind mit Mineralfarben lösemittelfrei gestrichen, das Eichenholz des Innenausbaus ist geölt. Alle Möbel, Lampen, Textilien, Wohnaccessoires wurden über Raumluftanalysen auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft. Dies führte im Herstellungsprozess dazu, dass die Polsterung der Media-Koje in Naturlatex ausgeführt und die Eichenholzbadewanne mit einer dreifachen Ölbehandlung alltagstauglich gemacht wurde. Nach der Auffassung von Geschäftsführerin Dagmar Fritz-Kramer sollte man konsequent baustoffgerecht arbeiten und „Materialien so pur wie möglich verwenden. Alles, was Sie miteinander verbacken, lässt sich später nicht mehr trennen.“2 Das Designhaus Haussicht ist mit seinen 300 m2 für das Haupthaus durchaus großzügig bemessen. Dem Designer Häberli ist vor allem die Haltung an dem Projekt wichtig, hierbei spielt die Größe zunächst eine nebensächliche Rolle. Analog dem Cradle-to-Cradle-Prinzip sieht die Baufritz-Chefin Fritz-Kramer ebenfalls den naturbezogenen Ansatz als im Vordergrund stehend: „Wir könnten […] in Hülle und Fülle leben, nur aus dem, was uns die Natur gibt. Es muss uns nur gelingen, die nachwachsenden Rohstoffe so zu nutzen, dass wir keinen Schaden und keinen Abfall produzieren.“3

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In der kompletten Ausstattung und Einrichtung wurde auf Bauökologie, Wohngesundheit und Nachhaltigkeit großer Wert gelegt. Dies führte dazu, dass die Eichenholzbadewanne mit einer dreifachen Ölbehandlung alltagstauglich gemacht wurde.

Projekt Haussicht Architekt

Baufritz (Stephan Rehm) mit Alfredo Häberli

Auftraggeber

Bau-Fritz GmbH & Co. KG

Ort

Erkheim, Deutschland

Fertigstellung 2016 BGF

NF 320 m2

Baukosten

4.560 € je m2 (ab OK Keller)

Effizienzstandard / Zertifizierung

KfW Effizienzhaus 55

Jahresheizwärmebedarf

55 kWh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

-18,56 kWh/m2a

U-Wert Außenwand

0,20 W/m2K

U-Wert Dach

0,16 W/m2K

Endnoten

Quellen

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1 Pressetexte: „Haussicht“ – Visionen vom Wohnen / Baufritz_Haussicht_Booklet_5849.pdf (letzter Abruf: 03.03.2017). 2 Film Baufritz Haussicht – Präzision + Poesie. (letzter Abruf: 31.03.2017). 3 Booklet (wie Anm. 1), S. 12 (letzter Abruf: 03.03.2017). baufritz.com/lu/architektur-und-haeuser/designhaus/konzepthaus-haussicht/#site Baufritz, Pressrelease Haussicht Alfredo-haeberli.com/work/architecture/6-217/haussicht Jürgen Brandenburger, Architektur & Design. Ökologische Baukultur gepaart mit außergewöhnlichem Design, in: Inspiration DESIGN!, 01/2017 Film zum Projekt: Baufritz Haussicht – Präzision + Poesie / Handwerk + Design, vimeo.com

Die Wand mit integrierter raumhoher Schrankfunktion im Schlafgeschoss zoniert Nord und Süd, bildet einen Raumteiler, ein Möbel und die tragende Struktur. Schiebeelemente ermöglichen eine flexible Grundrissaufteilung.

Grundriss Obergeschoss, Maßstab 1:400

Wohnbauten

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Aus der Initiative „Sieben Ökoprojekte für Amsterdam“ zweier Architekten, die zugleich auch als Baubiologe und Bauhistoriker ausgebildet sind, entwickelte sich eine nachhaltige und biologisch gesunde Methode der Altbausanierung für Amsterdam.

Lageplan, Maßstab 1:2.000

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De Potgieter School Amsterdam, Niederlande

Die Potgieter School in Amsterdam hat eine besondere Wirkungsgeschichte. Aus der Initiative „Sieben Ökoprojekte für Amsterdam“ zweier Architekten, die zugleich auch als Baubiologe und Bauhistoriker ausgebildet sind, entwickelte sich eine nachhaltige und biologisch gesunde Methode der Altbausanierung für Amsterdam, der Stadt mit mehr als 7.000 Baudenkmälern. Die Arbeit von Daniel Höwekamp und Luigi Pucciano – Gründer des Büros aayu architecten – an dem im denkmalgeschützten Viertel Oud-West gelegenen Projekt führte dazu, dass das Amt für Denkmalpflege und Archäologie diese Art der Sanierung als ein vorbildliches Beispiel für die Revitalisierung denkmalgeschützter Gebäude empfiehlt und das Gemeindeamt für Klima und Energie es als eine Methode in eine nachhaltige Zukunft sieht. Auch wenn die Baubiologie in den Niederlanden erst langsam Bekanntheit erlangt, haben doch einzelne Themen wie Wohngesundheit und Innenraumklima Popularität erlangt. Gleichwohl ist das Argument des Einsparpotenzials von Energie und damit von Kosten wichtig, wenn man nachhaltig und ökologisch baut. Die Architekten fokussierten ihr Sanierungskonzept daher sowohl auf die baubiologische als auch auf die energetisch vorbildhafte Sanierung. So wurde das Bauvorhaben, aus der denkmalgeschützten Grundschule von 1886 ein energiesparendes, baubiologisch wirksames Nachbarschaftszentrum mit Kinderbetreuung zu entwickeln, 2010 mit der Aufforderung begonnen, kostenneutral zu planen.

Öffentliche Bauten

Das auch unter bauphysikalischen Gesichtspunkten entwickelte Energiekonzept sah einiges vor: Mit der Gas-Luft-Wärmepumpe und der Photovoltaikanlage, die unsichtbar von der Gracht auf dem Dach angeordnet sind, wird erneuerbare Energie gewonnen, eine CO2-gesteuerte mechanische Belüftung wird mit Wärmerückgewinnung betrieben, während ein Niedertemperatur-Heizsystem mit Fußbodenund Wandheizflächen für angenehme Strahlungswärme sorgt. Das Dach und der Erdgeschossboden werden mit 30 cm starker Wärmedämmung aus Zellulose und die Außenwand mit 6 cm Holzweichfaser-Innendämmung auf einem Lehmgrundputz gedämmt. Auch die Fenster der denkmalgeschützten Fassade erhielten eine energetische Aufrüstung. Durch die innenseitige Aufdickung der Zargen um 20 mm wurde eine Isolierverglasung mit massiven Eichensprossen und Glasabstandhaltern ermöglicht, wodurch das historische Bild der Verglasungen und die optionale manuelle Fensterlüftung erhalten bleiben konnten. Die tageslichtgesteuerte LED-Beleuchtung trägt ihren Teil zur Energieeinsparung bei. Mit diesen energetischen Maßnahmen erhalten die Architekten den Denkmalwert bei historischem Erscheinungsbild und erreichen so die Zukunftsfähigkeit des Baudenkmals.

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Weitere baubiologische Maßnahmen dienen dem gesunden Raumklima und der ganzheitlichen Nutzung des Gebäudes. Die Innenräume erhielten gemäß der Physik des Denkmals zur Feuchteregulierung einen Lehmputz. So bleibt die bestehende Diffusionsoffenheit über den Lehm und die diffusionsfähige Holzweichfaser-Dämmung weiterhin gewährleistet. Der Lehmputz absorbiert zusätzlich Luftschadstoffe und steuert mit der eingesetzten Strahlungsheizung zur guten Raumluftqualität bei. Aufgrund des ressourcenbewussten Umgangs mit Materialien und um zukünftigen Abfall gemäß den Cradle-to-Cradle-Prinzipien zu vermeiden, wurden sämtliche Maßnahmen langlebig, reversibel und

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verbaute Baustoffe und Materialien wiederverwertbar gehalten. Darauf abgestimmt wurde das Design entwickelt, wodurch sich schöne Details ergeben wie die Glastüren im Flur aus Rohstahlprofilen, die mit Essig und Öl vorgerostet sind, oder auch massive Holzbauteile wie die geölten Eichentüren zu den Kurs- und Aufenthaltsräumen. Mit dem Rückbau der Abhangdecken aus den 1970er-Jahren wurden die Räume in ihre ursprünglichen Dimensionen zurückgeführt, und es ergab sich die Möglichkeit, bereits Verbautes wiederzuverwenden. So ließ sich das Gebäude bereits zur Sanierung als Rohstofflager nutzen. Aus den rückgebauten Holzbauteilen entstanden Küchenzeilen und ein Gartenhaus im Hof. Ausgetretene Treppenstufen wurden „wie zu

Zeiten der Römer“, so die Architekten, aufbereitet und umgedreht wieder genutzt. Die Akustik in den wiederhergestellten hohen Bestandsräumen wird über eine schallabsorbierende Gipsdecke reguliert.

wie das Bewusstsein für die Herkunft und den Anbau von Nahrungsmitteln. Ein Bambusgarten erlaubt zusätzliche Naturerkundungen und bietet Rückzugsmöglichkeiten.

Auch die Installationen wurden baubiologisch, wartungsfreundlich und nachhaltig gewählt. So sind die Leitungen der Lüftungsanlage zwar nicht sichtbar, jedoch zugänglich geführt. Die elektrische Verkabelung ist raumweise in sternförmiger Führung ausgelegt, um die Ausbreitung magnetischer Wechselfelder zu minimieren. Das Regenwasser wird in einem 20.000-l-Regenwassersack im Kriechkeller gesammelt und den Toiletten zur Spülung zugeführt. Für Trinkwasserleitungen wurden aus hygienischen und der kindlichen Gesundheit zuträglichen Gründen Edelstahlrohre verwendet. Der Kriechkeller wurde im Rahmen des Bauvorhabens ebenfalls saniert. Es kam ein Kapillarbrecher aus Muscheln zur Ausführung, der neben der Lüftung hilft, die Feuchteverhältnisse im Untergeschoss zu regulieren.

Das Gebäude ist sowohl kinder- als auch umweltfreundlich saniert. Kinder sind in Bezug auf die Gesundheit schutzbedürftiger als Erwachsene. Gerade die Gesundheit der Kleinen und natürlich des Ökosystems im Ganzen soll gewahrt bleiben. Ein biologisches Monument – ein Baudenkmal – zeigt, so die Architekten, seine Vergangenheit, baut heute auf ihr auf, bietet einen optimalen Komfort und Gesundheit und hat in Zukunft nur „Gutes in petto“.1

Die Ganzheitlichkeit des Projekts zeigt sich auch in der Anlage der Grünflächen. Das als Kräutergarten begrünte Dach fördert die urbane Biodiversität. Die Masse dieser Fläche wirkt als sommerlicher Hitzeschutz (Wärmespeicherung) für den darunterliegenden Schlafraum des Kindergartens. Zudem erlaubt die Wasserpufferung des Gründaches einen nachhaltigeren Umgang mit dem Medium Wasser. Weiter dienen „hängende“ Gemüsegärten im Hof der Anlage den Kindern als Edible Gardens und fördern den Umgang mit Lebensmitteln ebenso

Öffentliche Bauten

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Mit dem Rückbau der Abhangdecken aus den 1970er-Jahren wurden die Räume in ihre ursprünglichen Dimensionen zurückgeführt, und es ergab sich die Möglichkeit, bereits Verbautes wiederzuverwenden. Aus den rückgebauten Holzbauteilen entstanden Küchenzeilen und ein Gartenhaus im Hof.

Projekt

De Potgieter School

Architekt

aayu architecten, Daniel Höwekamp, Luigi Pucciano

Auftraggeber

Gemeinde Amsterdam Stadsdeel West

Ort

Amsterdam Oud-West, Niederlande

Fertigstellung 2012 BGF

300 m2, NF 250 m2

Baukosten

2.200.000 €

Effizienzstandard / Zertifizierung

EPC 0,8 (Energy Performance Certificate)

Jahresheizwärmebedarf

k. A.

Jahresprimärenergiebedarf

k. A.

U-Wert Außenwand

k. A.

U-Wert Dach

k. A.

Endnote Quellen

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1 Daniel Höwekamp, Da Vinci Schule in Amsterdam, in: Wohnung + Gesundheit, 147, 2/2013. aayu.eu aayu Pressrelease Amsterdams bureau ontwikkelt biologische aanpak erfgoed Daniel Höwekamp, Da Vinci Schule in Amsterdam, in: Wohnung + Gesundheit, 147, 2/2013

Die Ganzheitlichkeit des Projekts zeigt sich auch in der Anlage der Grünflächen. Unter anderem erlaubt ein Bambusgarten Naturerkundungen und bietet Rückzugsmöglichkeiten.

Grundriss Erdgeschoss, Maßstab 1:400

Öffentliche Bauten

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Durch die Implementierung der Feuerwache für die freiwillige Stadtteilfeuerwehr und die Erweiterung des Schulbaus mit dem zweigeschossigen Pavillonbau erhielt die Friedensschule ein neues Gesicht.

Lageplan, Maßstab 1:2.000

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Erweiterung Friedensschule und Feuerwache Schwäbisch Gmünd, Deutschland

Die als Gemeinschaftsschule organisierte Friedensschule in Schwäbisch Gmünd beherbergt Grund- und Hauptschule in zwei Bestandsbauten aus den 1950er-Jahren. Der Rückbau eines baufälligen Traktes öffnete der Gemeinde den Weg zu einer Schulerweiterung und zum Bau der benötigten Feuerwache. Freier Architekt und Baubiologe Christoph Bijok entwickelte Anfang der 2000er-Jahre ein Konzept zur Reparatur der stadträumlichen Situation vor Ort. Durch die Implementierung der Feuerwache für die freiwillige Stadtteilfeuerwehr und die Erweiterung des Schulbaus mit dem zweigeschossigen Pavillonbau erhielt die Schule ein neues Gesicht. Zu den Neuerungen zählen ein neues Eingangsportal, der Zusammenschluss der beiden Schultrakte durch die im Erweiterungsbau angeordneten Sondernutzflächen und der auch öffentlich zugängliche Außenraum, dessen Baumbestand erhalten blieb und der durch Aushub und unbelastetes Abrissmaterial landschaftlich modelliert wurde. Dabei bildet das Feuerwehrhaus mit seinem Sozialtrakt einen schützenden „Rücken“ nach Norden aus und erweist sich aufgrund derselben Materialität als visuell zusammenhängender Partner des Schulbaus. Der Pavillonbau verbindet die beiden Schultrakte über das gläserne, unbeheizte Eingangsportal, gliedert die Pausenhöfe und fasst den neuen Platz am Ostende. Der Pavillon wird im Erdgeschoss multifunktional für die Ganztagsbetreuung mit zugeschalteter Küchentheke und als Musikraum genutzt. Durch mobile Wandelemente wird das Geschoss zudem zum Veranstaltungssaal für musikalische Aufführungen sowie für öffentliche

Öffentliche Bauten

Sitzungen der Gemeinde. Im Obergeschoss des Pavillonbaus ist der Lehrerbereich untergebracht, der allerdings mit der Anordnung von Sekretariat, Schülerbibliothek und den sich daran anschließenden unbeheizten, den Glasfassaden vorgelagerten Atrien, sogenannte „Silentien“, durch die Schüler mitgenutzt werden kann. Diese West/Ost ausgerichteten Glasfassaden bestimmen das offene Erscheinungsbild des sonst nach Süd und Nord geschlossen gehaltenen, in Holzskelettbauweise errichteten Baus. Die Atrien, die dem Innenraumklima als Pufferzonen dienen, schaffen einen zwischentemperierten Bereich, sodass im Innenraum weniger hohe Temperaturdifferenzen abgefangen werden müssen. Im Winter werden damit ein Kaltluftabfall, unangenehme Luftzirkulationen und Strahlungskälte vermieden. Der sommerliche Wärmeeintrag wird zusätzlich mit einem Raffstore-Sonnenschutz reguliert. Auch im Erdgeschoss wird das Innenraumklima baulich unterstützt. Hier ist das Geschoss komplett verglast und aus diesem Grund ringsum eingerückt. Durch das Obergeschoss und den erhaltenen Laubbaumbestand wird es im Sommer gut verschattet, im Winter der Sonnenwärme geöffnet. Zudem dient der anbindende unbeheizte Eingangsbau im Winter als zwischentemperierter Pufferraum mit solaren Wärmegewinnen. Auch das extensiv begrünte Dach dämmt und schirmt zugleich nach oben ab. Die Holzskelettkonstruktion der Außenwände wurde diffusionsoffen mit Massivholzplatten beplankt und mit Zelluose-Einblasdämmung gedämmt. Abschließend wurde die Fassade mit einer hinterlüfteten

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Über das gläserne, unbeheizte Eingangsportal verbindet der Pavillonbau die beiden Schultrakte miteinander. Zudem dient der Eingangsbau im Winter als zwischentemperierter Pufferraum mit solaren Wärmegewinnen.

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geölten Lärchenverschalung verkleidet. Konstruktiv ist der Skelettbau durch zug- und druckfeste Rundrohrdiagonale aus Stahl in den Außenfeldern der Atrien vertikal ausgesteift. Durch den vorhandenen Abstand zum Stahl ist der Nutzer den Magnetfeldverzerrungen der Stahlelemente im Innenraum nicht mehr ausgesetzt. Die horizontale Steifigkeit der Konstruktion wird mit der Holzkasten-Systemdecke, die als Scheibe wirkt, gesichert. Raumseitig sind diese Decke sowie der innenseitige Raumabschluss der Außenwände aus Dreischicht-Fichtenplatten holzsichtig und farblos gewachst veredelt. Auch die Parkettböden sind schadstofffrei und farblos mit Wachs diffusionsoffen behandelt, sodass ein gutes Raum- und Elektroklima vorherrscht. Die für einen Schulbau erforderlichen Schallschutzmaßnahmen sind konstruktiv und akustisch berücksichtigt. Dafür sind in der Holzkasten-Systemdecke Tilgersteine als Masse untergebracht. Die Diskretion erfordernden Räume auf der Lehrerebene sind über akustisch entkoppelte, mit Zellulose gedämmte Holzrahmentrennwände schallgeschützt ausgeführt. Neben der für den Luftschallschutz erforderlichen Befüllung der Holzkastendecke wurden eine Trittschalldämmung aus Zellulosefasern und ein schwimmend verlegtes Industrieparkett verbaut. Zusätzlich sind die Holzdecken schallabsorbierend aktiviert. Zur Einhaltung des geforderten Brandschutzes der aussteifenden Elemente von F30 B wurden die abschließenden Holzlagen der Deckenelemente werkseits abweichend vom Standardmaß auf 40 mm verstärkt. Die statisch tragende Holzskelettkonstruktion aus Brettschichtholz

Öffentliche Bauten

wurde ebenso brandschutztechnisch bemessen. Im Deckensystem sind auch haustechnische Leitungen untergebracht. Dank des geprüft schadstofffrei verleimten Fichtenholz-Deckensystems konnte das Leitungsnetz der Lüftungsanlage ohne weitere Verrohrung in die Kastenbauweise integriert werden. Die Lüftungsanlage des Erweiterungsbaus ist über einen Kreuzstrom-Wärmetauscher energieeffizient ausgelegt und wird im Sommerfall bei Bedarf zur Kühlung herangezogen. Die Zuluft wird über eine Erdzuleitung sommers wie winters vorkonditioniert. Der Wärmebedarf der Neubauten – sowohl der Schulerweiterung als auch der Feuerwache – sind an die bestehende, im Rahmen der Sanierung der Bestandsbauten modernisierte Gasheizanlage angeschlossen. Von den ursprünglich geplanten Maßnahmen wie der Holzpellet-Heizungsanlage, der Wandheizung im Pavillonbau und der Photovoltaikanlage auf dem Dach der Feuerwache musste man sich verabschieden, weil eine Gegenrechnung Betriebskostenersparnis/Investitionskosten nicht möglich war. So konnte der auf Basis baubiologischer ressourcenschonender, ökozertifizierter Bauweise errichtete Bau im Kostenrahmen entstehen. Ein wichtiger Aspekt des ökologisch aufgewerteten Gebäudes ist zudem der von der hölzernen Materialhaftigkeit ausgehende positive Einfluss auf die Stimmung. Neben dem heute verstärkt künstlerischen Erziehungsansatz der Schule mit regelmäßiger Musik- und Theateraktivität hilft es, gelegentliche Aggressionspotenziale auszugleichen.

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Projekt

Erweiterung Friedensschule und Feuerwache

Architekt

Architekt Christoph Bijok

Auftraggeber

Stadt Schwäbisch Gmünd

Ort

Schwäbisch Gmünd, Deutschland

Fertigstellung 2007 BGF

NF Schule 678 m2 / NF Feuerwache 517 m2

Baukosten

Schule 1.688.000 € / Feuerwache 865.000 €

Effizienzstandard / Zertifizierung

Niedrigenergiehaus nach EnEv 2001

Jahresheizwärmebedarf

55 kWh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

k. A.

U-Wert Außenwand

0,25 W/m2K

U-Wert Dach

0,21 W/m2K

Preise

Deutscher Holzbaupreis 2007, Anerkennung

Quelle

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christophbijok.de Christoph Bijok, Feuerwehrhaus und Erweiterung der Friedensschule in Schwäbisch Gmünd zum 12. Internationalen Holzbauforum 2006

Die für einen Schulbau erforderlichen Schallschutzmaßnahmen sind konstruktiv und akustisch berücksichtigt. Dafür sind in der Holzkasten-Systemdecke Tilgersteine als Masse untergebracht. Zusätzlich sind die Holzdecken schallabsorbierend aktiviert.

Der auch öffentlich zugängliche Außenraum, dessen Baumbestand erhalten blieb und der durch Aushub und unbelastetes Abrissmaterial landschaftlich modelliert wurde, erhält mit dem Sozialtrakt des Feuerwehrhauses einen schützenden „Rücken“ nach Norden.

Grundriss Obergeschoss, Maßstab 1:750

Öffentliche Bauten

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Um der Öffentlichkeit und vor allem jüngeren Generationen die Pflanzenwelt näherzubringen, errichteten Gale & Snowden Architects in der Gartenanlage Rosemoor das Peter Buckley Learning Center als ein Bildungszentrum der Organisation nach den Prinzipien der Baubiologie.

Lageplan, Maßstab 1:2.000

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RHS Peter Buckley Learning Centre Rosemoor, Devon, England

The Royal Horticultural Society ist eine mehr als 200 Jahre alte Gesellschaft zur Förderung und Verbesserung der Wissenschaft, Kunst und Praxis des Gartenanbaus. Sie hat das Ziel, das Leben eines jeden Einzelnen durch Begrünung zu bereichern. Die britische Organisation mit vier großflächigen, im Königreich verteilten Gartenanlagen verfolgt Prinzipien wie die Förderung der Gesundheit, die Stärkung gesellschaftlicher Strukturen, die Sicherung der Lebensmittelversorgung, die Vermeidung von Müll, den Aufbau von Resilienz und die Erziehung nachfolgender Generationen im Umgang mit der kultivierten Natur. Um der Öffentlichkeit und vor allem jüngeren Generationen die Pflanzenwelt näherzubringen, errichteten Gale & Snowden Architects in der Gartenanlage Rosemoor in den Tälern von Devon im Südwesten Englands das Peter Buckley Learning Center als ein Bildungszentrum der Organisation nach den Prinzipien der Baubiologie. Tomas Gartner, Partner im Büro Gale & Snowden und Baubiologe IBN, ist Mitbegründer der Building Biology Association,1 dem britischen Zentrum für Baubiologie, und leitet mit Gale & Snowden die erste baubiologische Beratungsstelle IBN in Großbritannien. Das Zentrum berät zu baubiologischen Fragen und bildet in Kooperation mit dem Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN auch Baubiologen nach dem Vorbild des IBN aus. Der RHS Garden Rosemoor umfasst ein 65 ha großes Areal mit 40 ha Gartenlandschaft und 25 ha Waldfläche. Eine atemberaubende und abwechslungsreiche Pflanzensammlung soll hier über eine große Aus-

Öffentliche Bauten

wahl an Kursen und Seminaren Schulkindern altersgerecht Wissen über Natur und Gartenbau vermitteln. Die Neugier der Kinder für Fauna und Flora soll stimuliert und erfasst werden. Das hierfür in Rosemoor zur Verfügung stehende Gebäude birgt Unterrichtsräume, eine überdachte, an den südlich orientierten Lerngarten angrenzende Außenfläche für das geschützte praktische Arbeiten sowie weitere erforderliche Nebenräume. Durch die dynamische Ausformung reagiert das Gebäude auf bestehende Achsen der Gartenanlage und integriert sich so in seine landschaftliche Umgebung. Die Konstruktion ist in Holzrahmenbauweise mit nachhaltig geschlagenem Holz aus dem eigenen Wald von lokalen Handwerksbetrieben ausgeführt. Sämtliche Holzoberflächen wie die Lärchen- und Red-Cedar-Verschalung der Fassade oder massive Eichenverkleidungen sind unbehandelt und der natürlichen Witterung ausgesetzt. Bereits in einer frühen Konzeptphase wurden anhand von thermischen und tageslichtspezifischen Simulationen die bauphysikalischen Anforderungen definiert, um die Planung den klimatischen Bedingungen des Standortes optimal anzupassen. Dementsprechend ist das Bauwerk mit einer Dämmung aus Zellulosefasern wärmegedämmt, diffusionsoffen und mit hygroskopischen Eigenschaften ausgestattet. Da der Schulungsbetrieb ausschließlich tagsüber läuft, wurden die Simulationen zudem für ein Design mit optimierter Tageslichtautonomie,

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Reduzierung sommerlicher Wärmeeinträge und bestmöglichen passiven solaren Gewinnen genutzt. Die dann zusätzlich gewählte Dreifachverglasung und die luftdichte Ausführung ermöglichen ein energieeffizientes Gebäude, das den verbleibenden winterlichen Wärmebedarf über einen Stückholzofen mit solathermischer Unterstützung decken kann. Durch diese erneuerbare Wärmeversorgung – unter Nutzung von Brennholz aus dem eigenen Wald – kann das Gebäude den Prinzipien der Organisation nach mehr Resilienz gerecht werden. Auch die Regenwassersammlung zur Gartenbewässerung über die großflächigen Dachbereiche ist Teil dieses Konzepts. Auch im Inneren wurde auf eine Ausführung nach baubiologischen Gesichtspunkten für ein gesundes Raumklima geachtet. So kamen Oberflächenmaterialien ohne synthetische Zusätze wie Naturfarben auf mineralischer und pflanzlicher Basis, naturbelassene Holzoberflächen sowie Linoleum als ein natürlicher und einfach zu pflegender Bodenbelag zum Einsatz. Die einfache Natürlichkeit der Materialien ist Absicht, auf PVC beinhaltende Baustoffe wurde bewusst verzichtet. Für eine naturgemäße Wärmeverteilung über Strahlungswärme ist der Boden mit einer Fußbodenheizung mit PE-Verrohrung ausgestattet. Rohre aus Polyethylen (PE) sind aufgrund ihrer unproblematischeren Herstellung (keine Weichmacher und grundwasserneutral) und guten Wiederverwertbarkeit ein in der baubiologischen Praxis einsetzbares Material. Bei Verwendung für Trinkwasserleitungen sollte die Temperaturstabilität bis 95 °C bedacht werden. Heißes Durchspülen (70 °C)

Öffentliche Bauten

gegen die Bildung von Bakterienfilm bzw. Legionellen sollte gewährleistet bleiben. Da es sich hier um ein öffentliches Gebäude handelt, entschied man sich, die Trinkwasserleitungen in PE auszuführen. Das Gebäude ist gemäß der Intention, einfache Betriebsabläufe zu schaffen, ohne eine wartungsintensive Lüftungsanlage gebaut. Die öffenbaren Fensterflächen ermöglichen eine natürliche Querlüftung zur optimalen Frischluftversorgung. Das künstliche Licht wird über energieeffiziente LED-Beleuchtung zur Verfügung gestellt. Für die Nutzung des Stückholzofens wurde eine Biomassestrategie erarbeitet, wonach das Holz zwei Jahre im Voraus gefällt und ein Jahr zuvor als Brennholz deklariert wird, um dann ein Jahr lang in Scheite gespalten zum Trocknen eingelagert zu werden. Der Heizofen wurde zudem speziell auf die bestmögliche Verwertung der verfügbaren Holzart ausgerichtet.

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Die Konstruktion ist in Holzbaurahmenweise mit nachhaltig geschlagenem Holz aus dem eigenen Wald ausgeführt, unbehandelt und der natürlichen Witterung ausgesetzt.

Projekt

RHS Rosemoor

Architekt

Gale & Snowden

Auftraggeber

Royal Horticultural Society (RHS)

Ort

Rosemoor, Devon, Großbritannien

Fertigstellung 2011 BGF

400 m2

Baukosten

1.000.000 £

Effizienzstandard / Zertifizierung

k. A.

Jahresheizwärmebedarf

k. A.

Jahresprimärenergiebedarf

k. A.

U-Wert Außenwand

0,13 W/m2K

U-Wert Dach

0,12 W/m2K

Endnote Quellen

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1 buildingbiology.co.uk (letzter Abruf: 19.01.2017). ecodesign.co.uk Rhs.org.uk RHS Rosemoor Project Profile www.ecodesign.co.uk/projects/culture-leisure/rosemoor Achim Pilz, Gale & Snowden Architects, Tomas Gärtner, in: Wohnung + Gesundheit, 158, 3/2016

Das in Rosemoor stehende Gebäude birgt Unterrichtsräume, eine überdachte, an den südlich orientierten Lerngarten angrenzende Außenfläche für das geschützte praktische Arbeiten.

Grundriss, Maßstab 1:400

Öffentliche Bauten

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Ein dreiseitig auskragendes Vordach und eine den Eingangsbereich umfassende fassadenintegrierte Brüstung laden ein zum Eintreten und nehmen die Besucher beschützend auf.

Lageplan, Maßstab 1:2.000

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Kindertagesstätte Ecolino Pfaffenhofen an der Ilm, Deutschland

Die Kindertagesstätte Ecolino ist eine öffentliche Einrichtung im Stadterweiterungsprojekt ecoQuartier in Pfaffenhofen an der Ilm. Pfaffenhofen als eine ambitionierte, Klimaschutz und Nachhaltigkeit kommunal umsetzende Stadt, ermöglichte die Errichtung der privat initiierten Siedlung ecoQuartier auf den vormals landwirtschaftlich genutzten Flächen des Kramerbräuhofs. Wie der aus ökologischen Gesichtspunkten betriebene Hof ist auch die Siedlung der Nachhaltigkeit, der konsequenten Baubiologie und dem Cradle-to-Cradle Gedanken verpflichtet. Mit der Verbindung der Nutzungen Wohnen, ökologisch orientiertes Gewerbe und Landwirtschaft als wesentlichem Bestandteil des Quartierkonzepts geht das ecoQuartier mit dem weiterbestehenden Hof eine Symbiose ein. Es ist eine Kreislaufwirtschaft geplant, in dem der Hof für das ecoQuartier eine tragende Funktion der Ver- und Entsorgung übernimmt, ebenso werden die Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energieträgern sowie die Abwasser- und Grüngutaufbereitung über den Betrieb gesichert. Die Prinzipien der Quartiersentwicklung sind 100 % Klima- und Ressourcenschutz, energieeffiziente Häusertypologien, harmonisches Freiflächenkonzept und generationsübergreifendes, soziales Miteinander, das die Betreuung von Kindern voraussetzt und erfordert. Die Kindertagesstätte Ecolino des ecoQuartiers ist zudem sowohl aufgrund seiner ökologischen Bauweise als auch seines Inklusionskonzepts ein Vorreiterprojekt für die Gemeinde Pfaffenhofen. Es ist konsequent barrierefrei errichtet und vorbildlich für Toleranz und

Öffentliche Bauten

Chancengleichheit in Bezug auf Integration von Menschen mit individuellen Beeinträchtigungen oder Bedürfnissen, ungeachtet ihrer Herkunft oder Religion. Die Planung wurde von Beginn an baubiologisch begleitet, indem Grundstücksuntersuchungen nach dem „Standard der Baubiologischen Messtechnik (SBM)“ zu geologischen Störungen, elektrischen und magnetischen Feldern und Gammastrahlung stattfanden und ein „Katalog baubiologischer und ökologischer Materialien und Haustechnik“ befolgt wurde. Für die freie Architektin Rita Obereisenbuchner war die Wahl von einfachen, unverarbeitet verwendeten Baustoffen und eines vereinfachten Baukörpers der richtige Weg, um eine hochwertige Ausführung auch im vorgegebenen Kostenrahmen zu ermöglichen.1 An der einfachen architektonischen Ausformung zeigt sich so auch der integrative Charakter des Baus. Ein dreiseitig auskragendes Vordach und eine den Eingangsbereich umfassende fassadenintegrierte Brüstung laden ein zum Eintreten und nehmen die Besucher beschützend auf. Der Bau der Kita ist dem Katalog entsprechend oberirdisch in Holzrahmenbauweise errichtet. In erdberührenden Bereichen des Hanggrundstücks wird aufgrund des sandigen Lehmbodens mit Gefahr von Schichtensickerwasser wasserundurchlässiger Beton verwendet. In diesem halb eingegrabenen Geschoss befinden sich ein Mehrzweckraum, ein Besprechungsraum und die Bildungsräume mit offenem Spielflur. Das Hanggeschoss ist außen mit Glasschaumdämmung und

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zusätzlich innen mit Mineraldämmplatten (Calcium-Silikat-Hydrat) gedämmt. Der Lehmputz mit Silikatfarbanstrich erhält die Dampfdiffusionsfähigkeit der raumnahen Wandoberflächen, sodass das Raumklima feuchteausgleichend reguliert wird. Auch der Holzrahmenbau im Erdgeschoss ist diffusionsoffen gestaltet und bietet durch die Nutzung von Holzfaserdämmung als Einblasdämmung bzw. Holzweichfaserplatten und Hanfdämmung ein ausgewogenes Maß an Wärmespeicher- und Wärmedämmfähigkeit. Um die Materialität der Konstruktion visuell erfahrbar zu machen, sind die Oberflächen der Treppe und große Flächen der Innenausstattung in Holz ausgeführt. Zudem ist der akustische Schutz als Abhangdecke aus Holzlamellen mit Hanfdämmung im Deckenhohlraum und Holzweichfaser auf dem Akustikelement konsequent baubiologisch umgesetzt. Sämtliche Baustoffe sind nach dem Grundsatz ausgewählt, auf Polystyrol, Flammschutzmittel, Polyurethan, Mineralwolle, PVC, Bauschaum, Kunstharzlacke, Isocyanate und Borsalz zu verzichten, um auch in der Verarbeitung risiko- und giftfrei zu bleiben. Die energetische Versorgung der Kindertagesstätte ist, entsprechend dem Ziel, zu 100 % erneuerbar zu sein, über die den Eigenbedarf deckende Photovoltaikanlage auf dem Dach für die Stromerzeugung und die siedlungsinterne Nahwärme mit Holzhackschnitzelbefeuerung für die Wärme über Fußbodenstrahlungsheizung umgesetzt. Für die innenliegenden Räume ist eine mechanisch betriebene Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung vorgesehen, die optimale Be- und Entlüf-

Öffentliche Bauten

tung der Haupträume jedoch ist über freie Querlüftung durch motorbetriebene Lamellenfenster gewährleistet. Durch die Kopplung mit der Heizungsanlage über KNX-Technik wird hier eine Energiereduzierung verfolgt und mit dem Konzept der Nachtauskühlung im Sommer der Aufwand für eine zusätzliche Kühlung vermieden. Der sommerlichen Aufheizung wirken der Dachüberstand, eine außenliegende Storeanlage und die Auswahl der Wärmedämmung mit einem guten Speichervermögen entgegen. Mit dem Verzicht auf DECT-Telefone und Mobilfunk sowie der Nutzung von Netzfreischaltern in den Schlafbereichen der Kinder wird zusätzlich der Belastung durch Elektrosmog vorgebeugt. Das Wasserkonzept des Ecolino ist in das Gesamtkonzept des ecoQuartiers eingebunden. Die begrünte Dachfläche dient der Pufferung des Regenwassers, das über quartierinterne Retentionsflächen vor Ort versickert. Die Verrohrung der Abwasserleitungen ist für die bei Fertigstellung der Siedlung geplante Grauwassernutzung und Pflanzenkläranlage ausgelegt. Auch im Hinblick auf die Qualität des Trinkwassers geht die Kita mit der Auswahl von Edelstahlleitungen baubiologisch empfehlenswert vor. 2013 wurde der Ecolino mit dem Fritz-Bender-Baupreis für biologisches Bauen ausgezeichnet. Die Jury würdigte insbesondere die Verwendung biologischer Baustoffe und die Vermeidung von Schadstoffen; den Umgang mit dem Recyclingthema, das Lüftungs- sowie das Energiekonzept.

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Um die Materialität der Konstruktion visuell erfahrbar zu machen, sind die Oberflächen der Treppe und große Flächen der Innenausstattung in Holz ausgeführt.

Projekt

Kindertagesstätte Ecolino

Architekt

Architekturbüro Obereisenbuchner

Auftraggeber

Stadt Pfaffenhofen an der Ilm

Ort

Pfaffenhofen an der Ilm, Deutschland

Fertigstellung 2013 BGF

1.126 m2

Baukosten

2.894.000 € (KG 200–700)

Effizienzstandard / Zertifizierung

EnEV 2009

Jahresheizwärmebedarf

50,20 kWh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

39,90 kWh/m2a

U-Wert Außenwand

0,16 W/m2K

U-Wert Dach

0,10 W/m2K

Preise

Fritz-Bender-Preis 2013

Endnote Quellen

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1 Achim Pilz, Interview mit Rita Obereisenbuchner, Wohnung + Gesundheit, 154, 1/2015, S. 11. architekturbuero-obereisenbuchner.de pfaffenhofen.de/nachhaltigkeitspreis/ ecoquartier.de Fritz-bender-stiftung.de/derbaupreis.htm Verena Schlegel, Ecoquartier Pfaffenhofen, in: Wohnung + Gesundheit, 149, 4/2013 Achim Pilz, Kindertagesstätte Ecolino, Wohnung + Gesundheit, 154, 1, 2015

Erdgeschoss

Grundrisse, Maßstab 1:400

Hochgeschoss

Öffentliche Bauten

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Der einfache, rechtwinklige Baukörper in Massivholzbauweise ist zum Innenhof verglast, sodass hier interne Blickbezüge in einen weiteren Freiraum möglich sind, um den Erfahrungsschatz der Kinder zusätzlich zu fördern.

Lageplan, Maßstab 1:2.000

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Kinderkrippe Pollenfeld Pollenfeld, Deutschland

Die kleine Gemeinde Pollenfeld in Oberbayern lobte 2011 einen geladenen Wettbewerb für eine Kinderkrippe mit zwei Gruppenräumen aus. Kühnlein Architektur aus dem nahen Berching gingen mit einem Holzbau auf der bestehenden Obstwiese als Gewinner daraus hervor. Das Architekturbüro ist generationenübergreifend geführt und zeichnet sich durch seine ganzheitlichen Ansätze aus. Es plant ökologisch und nachhaltig, der Mensch als Maßstab steht im Mittelpunkt, die Natur dient als wertvolle Ressource. So verwundert es nicht, dass die Architekten die Kinderkrippe mit ökologischen, gesundheitlich unbedenklichen Materialien planten und ausführten. Zwecks Einhaltung des Budgets für den öffentlichen Bau bediente sich das Büro einfacher Konstruktionen und berücksichtigte frühzeitig Detaillösungen. Der Bau weist in seiner Umsetzung viele Aspekte der baubiologischen Bauweise auf. Da Kinder neben Betagten, Bedürftigen und erkrankten Menschen besonders schutzbedürftig sind, ist baubiologisches Bauen hier gerade empfehlenswert. Kinder sind auf eine unbelastete Umwelt angewiesen, um Entwicklungsprozesse im Immun- und Entgiftungssystem ungestört durchlaufen zu können. Zudem lernen Kinder auch durch Greifen, und sind mit dieser haptischen Affinität jeglichen Oberflächen und darin befindlichen Schadstoffen direkt ausgesetzt. Die Kinderkrippe Pollenfeld geht in ihrer Anordnung sensibel mit dem Ort um. Die Wiese mit den alten Obstbäumen bleibt erhalten, ein Hof öffnet sich zu diesen und ermöglicht Blickbezüge ins Grün. Als Alternative zur Obstwiese dient der Innenhof auch als zusätzli-

Öffentliche Bauten

cher Freiraum, was wiederum den Erfahrungsschatz der Kinder fördert. Der einfache, rechtwinklige Baukörper in Massivholzbauweise ist zum Innenhof verglast und erlaubt damit interne Blickbezüge aus der umlaufenden Erschließungsfläche. Die an den Riegelenden befindlichen Gruppenräume öffnen sich zum Außenraum und verbinden großformatig innen mit außen. Um den großzügigen verglasten Innenraum vor sommerlichem Hitzeeintrag zu schützen, setzten die Architekten horizontale Lamellen entlang der nach Süden orientierten Innenhoffassade, sodass der Bau spielerisch und semipermeabel zum Himmel abschließt. Die Fassade ist mit witterungsbeständigem, unbehandeltem Lärchenholz in Rhombus-Leistenschalung und einer Dämmung mit Holzfaserplatten ausgeführt. Dagegen erhielten die Lärchenholzrahmen der Verglasung geölte Oberflächen. Im Laufe der Zeit wird der natürliche Selbstschutz des Holzes die unbehandelte Fassade mit einer silbrig-grauen Patina versehen. Die Massivholzbauweise aus Brettsperrholz, einer mehrschichtigen, kreuzweise verleimten Platte aus massiven Holzlamellen, ist mit unbedenklichen Leimstoffen (vorzugsweise Weißleim) baubiologisch einsetzbar. Die lehmverputzten Trennwände in Holzständerbauweise mit Holzweichfaserdämmung und Holzfaserplattenbeplankung sind – baubiologisch empfehlenswert – diffusionsoffen und hygroskopisch ausgeführt. Zur Absorbierung des Lärms in der Krippe sind die Decken mit einer massiven Holzakustikdecke aus Weißtanne mit Holzfaserdämmung im Deckenzwischenraum schalldämmend

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Die Fassade ist mit witterungsbeständigem, unbehandeltem Lärchenholz in Rhombus-Leistenschalung ausgeführt. Im Laufe der Zeit wird der natürliche Selbstschutz des Holzes die unbehandelte Fassade mit einer silbrig-grauen Patina versehen.

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aktiviert. Eine baubiologisch gelungene Materialwahl stellen auch die Bodenplattendämmung mit Glasschaumschotter aus recyceltem Altglas sowie die Edelstahlblecheindeckung des Daches dar. Edelstahl ist eines der wenigen Metalle, das keine magnetischen Felder verursacht und zudem vor hochfrequenter Strahlung abschirmt. Das Dach ist mit einer Holzfasergefälledämmung für einen winterlichen wie auch sommerlichen Wärmeschutz ebenfalls gut gedämmt. Die mit Ziegelgranulat angelegte extensive Grünfläche auf dem Dach bietet weiteren Wärmepuffer und eine sinnvolle Regenwasserrückhaltung. Der eingeschossige Bau ist innen ebenso ein gelungenes Beispiel für Materialeinfachheit. Die kindernahen Oberflächen bestehen aus natürlichen Materialien wie Lehmputz, Linoleum und sichtbar belassene Massivholzelemente der Konstruktion. Die natürlichen Oberflächen nehmen einen positiven Einfluss auf das Raumklima. Der Lehmputz ist ohne weiteren Anstrich und zudem sorptionsfähig und das Linoleum frei von toxischen Schadstoffen bzw. PVC. Die Holzoberflächen sind unbehandelt; ebenso sind die tischlergefertigten Einbauten aus Massivholz in geölter bzw. gewachster Oberflächenausführung hergestellt. So kann im Innenraum auch im Hinblick auf das Elektroklima von einer geringen elektrostatischen Aufladung ausgegangen werden.

ratursystem der Fußbodenheizung versorgt die Kinder bodennah, wo sie es im Alter von 1–3 Jahren benötigen, mit der naturgemäßen Strahlungswärme. Dabei ist eine maximale Oberflächentemperatur von 23 °C aus gesundheitlichen Gründen einzuhalten. Um die Gebäudetechnik bewusst minimal zu halten, wurde auf eine mechanische Lüftungsanlage verzichtet und stattdessen – für die optimale freie Lüftung – das Querlüften über fassadenintegrierte Öffnungselemente ermöglicht. Die künstliche Belichtung ist mit Leuchtstoffröhren gewährleistet. Hierbei sollten die Quecksilberanteile und mögliche Lichtschwankungen, sogenanntes Flimmern, beachtet werden. Dieses kann als Stressfaktor die neuronalen Prozesse im menschlichen Körper beeinflussen. Kunstlicht sollte nach baubiologischen Kriterien dem natürlichen Sonnen- und Tageslicht möglichst nahekommen, ungepulst sein sowie ein kontinuierliches Farbspektrum und einen guten Farbwiedergabeindex RA (> 90) aufweisen.

Durch den Anschluss an das Nahwärmenetz der benachbarten Grundschule ist der Bau energetisch an eine mit Holzhackschnitzeln erneuerbar befeuerte Wärmeversorgung angebunden. Das Niedertempe-

Öffentliche Bauten

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Die kindernahen Oberflächen bestehen aus natürlichen Materialien wie Lehmputz, Linoleum und sichtbar belassene Massivholzelemente der Konstruktion. Die natürlichen Oberflächen nehmen einen positiven Einfluss auf das Raumklima.

Projekt

Krippe Pollenfeld

Architekt

Kühnlein Architektur

Auftraggeber

Gemeinde Pollenfeld

Ort

Pollenfeld, Deutschland

Fertigstellung

August 2013

BGF

323 m2 / NF 260 m2

Baukosten

1.000.000 € (KG 200–700)

Effizienzstandard / Zertifizierung

EnEV 2009 -84 %

Jahresheizwärmebedarf

95,25 kWh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

34,00 kWh/m2a

U-Wert Außenwand

0,16 W/m2K

U-Wert Dach

0,12 W/m2K

Preise

Architektouren 2014

Quellen

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kuehnlein-architektur.de Susanne Kreykenbohm, Nähe zum Detail, in: DBZ, 5/2016 dbz.de/artikel/dbz_Naehe_zum_Detail_Kinderkrippe_Pollenfeld_2566461.html

Grundrisse, Maßstab 1:400

Öffentliche Bauten

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Die in der Provinz Bodrum gelegene Herbafarm betreibt ökologische Landwirtschaft nach den Prinzipien der Permakultur. So ist es naheliegend, dass benötigte Gebäude – behutsam ins Grüne eingebettet – in baubiologischer Weise geplant und gebaut werden.

Lageplan, Maßstab 1:1.000

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Herbafarm Bodrum, Türkei

Die in der Provinz Bodrum an der Südwestküste der Türkei, an der Ägäis gelegene Herbafarm betreibt ökologische Landwirtschaft nach den Prinzipien der Permakultur. Um ein „integriertes, sich entwickelndes System aus für den Menschen nützlichen mehrjährigen oder sich selbst erhaltenden Pflanzen- und Tierarten zu beschreiben“,1 prägten Bill Mollison und David Holmgren in den 1970er-Jahren für ihren Ansatz den Begriff Permakultur – eine Wortneuschöpfung aus „permanent“ und „agriculture“. Es bietet eine systemische Denkweise, in der mit ethischen Richtlinien und Gestaltungsprinzipien Lebensweisen entwickelt werden, die es ermöglichen, heutige Bedürfnisse lokal zu erfüllen und die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen zu verbessern.2 In der Herbafarm, in den Bergen unweit der Stadt Bodrum gelegen, werden neben regionalem Obst und Gemüse, Oliven, Kräutern sowie Heilpflanzen vor allem Johannisbrotbaum angebaut. Aus einem pharmazeutischen Hintergrund kommend, nutzt die Farmbetreiberin ihr Wissen zu Natur- und Heilkräutern, um auch Kurse in Pflanzenheilkunde und Permakultur zu geben. So ist es naheliegend, dass die neu benötigten Gebäude der ganzheitlich geführten Farm in baubiologischer Weise geplant und gebaut wurden. Dabei entstanden – behutsam ins Grüne eingebettet – ein Gästehaus mit separaten Schlafräumen und ein Gärtnerhaus. Der von den Architekten And Akman und Mehmet Senol von eds+ architects entwickelte Masterplan sieht für das Areal ein weiteres, zurzeit in Planung befindliches Gebäude vor, das

Gewerbliche Bauten

soziale Einrichtungen und eine Wohneinheit aufnehmen wird. And Akman ist Begründer des Yapi Biyolojisi & Ekolojisi Enstitüsü (YBE),3 dem baubiologischen Institut der Türkei, einem Partner des Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN in Rosenheim. Das Gästehaus besteht aus zwei Schlafräumen mit eigenem Bad und separaten Zugängen. Es folgt der Landschaft, indem die Kubatur der beiden Einheiten die terrassierte Geländebewegung nachbildet. Das Gärtnerhaus ist ebenengleich und nimmt neben dem Schlafraum einen Wohn-Ess-Bereich mit offener Küchenzeile auf. Die Bauten sind in Holzrahmenbauweise mit schattenspendenden Auskragungen und Lamellenstrukturen vor den Verglasungen realisiert. Um den klimatischen Bedingungen vor Ort gerecht zu werden – heißen Sommern, aber nasskalten Wintern –, wurden die Bauten gedämmt. Sowohl auf dem Dach als auch auf der Bodenplatte wurde eine Wärmedämmung aus Perliteschüttung auf Nut- und Federschalung bzw. Bootssperrholz eingebracht. Das Gästehaus liegt aufgrund seiner Hanglage und den oft extremen Niederschlägen im Winter und Frühjahr 30 cm über dem Erdreich, sodass das Regenwasser abfließen respektive vor Ort versickern kann und aufsteigende Feuchtigkeit vermieden wird. Die Außenwände sind mit einer Schilfrohrdämmung gedämmt, so dass auch dank der Wärmeschutzverglasung die Bauten an den überwiegend sonnigen Wintertagen keinen weiteren Heizbedarf aufweisen. Im Sommer kann

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Eine gute Ökobilanz erreicht die Konstruktion, indem auf industrielle Produktionsschritte für Holzwerkstoffe verzichtet wurde. Sämtliches Bauholz aus heimischer Fichte wurde vor Ort gesägt und montiert.

Projekt Herbafarm Architekt

eds+ architects, ecological design solutions

Auftraggeber

Meltem Kurtsan

Ort

Mugla, Bodrum, Türkei

Fertigstellung 2016 BGF

gesamt 127 m2

Baukosten

65.000 €

Effizienzstandard / Zertifizierung

EnEV Bestand

Jahresheizwärmebedarf

Heizenergiebedarf Gästehaus 20 kWh/m2a, Gärtnerhaus 17 kWh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

109 kWh/m2a

U-Wert Außenwand

0,3 W/m2 K

U-Wert Dach

0,3 W/m2 K

Endnoten

Quellen

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1 Bill Mollison und David Holmgren, Permaculture One, Tasmania, Australia, Tagari Publications, 1978. 2 David Holmgren, Das Wesen der Permakultur, permacultureprinciples.com/resources/free-downloads/ (letzter Abruf: 18.01.2017). 3 YBE – yapibiyolojisi.org/homepage (letzter Abruf: 18.01.2017). eds-a.com Türkisches Institut für Baubiologie + Ökologie, in: Wohnung + Gesundheit, 157, 4/2015

Gästehaus

Gärtnerhaus

dank der Verschattung und der Möglichkeit der Nachtauskühlung über Querlüftung auf ein Klimagerät verzichtet werden.

Haustechnisch wurde nur das Minimum umgesetzt. Die Frischwasserleitungen sind aus hygienischen Gründen in Edelstahl gewählt. Der Frischwasserbezug des gesamten Komplexes erfolgt aus dem gesammelten Regenwasser für die Gartenbewässerung und dem farmeigenen Brunnen für die Hausnutzung, sodass die Farm von regionalen Versorgern autark bestehen kann. Um auch energetisch unabhängig zu sein, ist eine Photovoltaikanlage für die eigene Stromproduktion auf dem noch zu realisierenden Bau projektiert. Die Stromverteilung in den Gebäuden ist mit Blick auf baubiologische Prinzipien ausgeführt. Dabei sind die Schlafbereiche frei von Stromleitungen gehalten, um elektrische und magnetische Wechselfelder zu minimieren.

Eine gute Ökobilanz erreicht die Konstruktion, indem auf industrielle Produktionsschritte für Holzwerkstoffe verzichtet wurde. Sämtliches Bauholz aus heimischer Fichte stammt von einem regionalen Großhändler und wurde vor Ort gesägt und montiert, bis hin zur Aussteifung, die mittels Diagonalschalung aus Brettern realisiert wurde. Auch im Innenausbau der Gebäude kamen baubiologisch empfehlenswerte Materialien zum Einsatz. Dabei wurde auf chemiefreie Inhaltsstoffe geachtet. Eine Cradle-to-Cradle-zertifizierte Zelluloseplatte wurde als Beplankung für die Innenoberflächen sowohl der Außen- als auch der Trennwände gewählt. Das Produkt besteht aus rezyklierten Rohstoffen, ist kompostierbar und schadstofffrei. Es enthält keine Leimanteile, da die Zellulosefasern durch Druck und Hitze zu Platten gepresst werden. Die Oberflächen der Platten sind in Schlaf- und Aufenthaltsbereichen mit einer Naturfarbe veredelt. Sichtbare Holzoberflächen der Decken, Fenster und Türen sind geseift, der Fußboden gewachst ausgeführt. So behalten die raumnahen Oberflächen ihre diffusionsfähigen und hygroskopischen Eigenschaften, was das gesunde Raumklima fördert und die Raumluftfeuchte reguliert. In den Nasszellen wurden zementgebundene Gipsfaserplatten, die ebenfalls mit Naturfarben gestrichen sind, verwendet.

Gewerbliche Bauten

Grundrisse, Maßstab 1:250

Mit den einfachen Bauformen, dem bewussten Umgang mit Materialien und der behutsamen Einbettung in die Natur fügen sich die Herbafarm-Bauten gut in die Landschaft ein. Die Baumaßnahme zählt zu den ersten realisierten Pilotprojekten der baubiologischen Bewegung in der Türkei.

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Die gestufte Abwicklung der Zimmer, die dem Geländeverlauf folgt, zeigt den ungewöhnlichen, aber sensiblen Umgang der Architekten mit dem Ort. Das dörfliche Bild Hohenberchas wird in der scheunenartigen Form des neuen Bettenhauses aufgenommen und in die heutige Zeit weitergeführt.

Lageplan, Maßstab 1:2.000

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Hörger Biohotel Tafernwirtschaft Hohenbercha, Deutschland

Die aus der Tradition des Tafernrechts hervorgehende, heute noch im Namen daran erinnernde Hörger Biohotel Tafernwirtschaft wird seit 125 Jahren von der Familie Hörger geführt. Mit dem Innovationsgeist der heutigen Generation entwickelte sich das Gasthaus 1998 zu einem ausschließlich auf Biobasis geführten Betrieb. 2006 führte der ganzheitliche Anspruch und die Geschichts- und Ortsverbundenheit der Bauherren zum Bau eines Gästehauses nach ökologischen und biologischen Gesichtspunkten. „Der Anspruch dabei ist, […] zu zeigen, dass Nachhaltigkeit nicht Verzicht bedeutet, sondern das reinste Naturprodukte, […] sehr viel zur Lebensqualität beitragen.“1 Der Bau von Deppisch Architekten zeigt einerseits die Verwurzelung mit dem Ort, andererseits die Modernität seiner Zeit, vereint in zeitgemäßer ästhetischer Architektur. Das dörfliche Bild Hohenberchas wird in der scheunenartigen Form des neuen Bettenhauses aufgenommen und – ohne die bäuerlichen Strukturen der Region zu negieren – in die heutige Zeit weitergeführt. Dabei wurde der historische Obstbaumgarten mit alten Apfelbäumen aus dem Wirken von „Apfelpfarrer“ Korbinian Aigner bewahrt und ist nun der Mittelpunkt des neu geschaffenen Ensembles aus Haupthaus, Naturgarten und Gästetrakt. Durch entsprechende Proportionen und eine dunkel lasierte Lärchenholzlattung des Laubengangs wird der Scheunencharakter des Gästehauses ausgebildet. Die gestufte Abwicklung der Zimmer, die dem Geländeverlauf folgt, zeigt den ungewöhnlichen, aber sensiblen Umgang der Architekten mit dem Ort.

Gewerbliche Bauten

Das Gebäude ist als Holzmassivbau (Kreuzlagenholz) aus Zirbenholz errichtet. Dabei wurden die Zimmereinheiten als Boxen voneinander abgekoppelt und in vorgefertigter Form in lediglich zwei Wochen Aufbauzeit auf- und nebeneinandergestapelt. Neben den Schallschutzanforderungen der DIN, die dadurch sowohl rechnerisch als auch gebaut eingehalten werden, erklärt sich die abgetreppte Ausführung auch aus dieser Bausystematik heraus. Die Wahl von Zirbenholz hat mehrere Gründe. Der gesundheitliche Nutzen dieses Materials für den Organismus, vor allem auch für den Schlaf, geht aus Studien der Institute Human Research und Joanneum Research hervor. Demzufolge wirkt sich Zirbenholz auf die Belastungsund Erholungsfähigkeit des Menschen aus. „Dies äußert sich in einer niedrigen Herzrate in körperlichen und mentalen Belastungssituationen und anschließenden Ruhephasen bzw. in einem beschleunigten vegetativen Erholungsprozess.“2 In der Studie heißt es weiter, Zirbenholz bewirke eine bessere Schlafqualität und hebe die Schwingung des Menschen im Tagesverlauf, was zu mehr Geselligkeit führe. Zusätzlich wird die insektenabwehrende und bakterienhemmende Wirkung des Zirbenkieferöls nachgewiesen. Durch die positive Wirkung auf das Raumklima soll Zirbenholz zudem die Wetterfühligkeit verbessern, auch da Raumluftqualitäten und der interne Luftdruck reguliert würden.3 Im Biohotel ist die naturbelassene Oberfläche des Holzes auch durch die Diffusionsfähigkeit und hygroskopische Eigenschaften für ein angenehmes Raumklima vorteilhaft. Die Nachhaltigkeit der

139

Die Nachhaltigkeit der Baustoffwahl zeigt sich in der Auswahl des lokal verfügbaren, in den Alpen beheimateten, Zirbenholz.

Projekt

Biohotel Hörger

Architekt

Deppisch Architekten

Auftraggeber

Hörger Biohotel Tafernwirtschaft

Ort

Hohenbercha, Deutschland

Fertigstellung

Juli 2006

BGF

589 m2 / NF 461 m2

Baukosten

1.811.990 € (KG 100–700)

Effizienzstandard / Zertifizierung

EnEV 2004

Jahresheizwärmebedarf

Heizenergiebedarf 50 kWh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

k. A.

U-Wert Außenwand

0,19 W/m2K

U-Wert Dach

0,17 W/m2K

Preise

TourismusArchitektur Preis 2011



Europäischer Architekturpreis Energie + Architektur 2011



BDA Preis Bayern 2010, Deutscher Holzbaupreis Anerkennung 2009

Endnoten

Quellen

140

1 hoerger-biohotel.de/hoerger-biohotel/philosophie-geschichte/ (letzter Abruf: 23.01.2017). 2 Human Research, Auswirkungen von Zirbenholz als Einrichtungsmaterial auf Kreislauf, Schlaf, Befinden, vegetative Regulation, PDF-Handout, Ergebnisse S. 2. 3 Dokumentarfilm: Gesundes Holz, Zirbe aus Kärnten, ORF 2013. deppischarchitekten.de Baunetzwissen.de, gesund bauen, Biohotel in Hohenbercha, Gästehaus mit ökologischem Kontext Baunetzwissen.de, Heizung, Biohotel in Hohenbercha, Biomasse-Nahwärme, Abluft-WRG für Brauchwasser und Photovoltaik Hoerger-biohotel.de/hoerger-biohotel/

Grundriss, Maßstab 1:400

Baustoffwahl zeigt sich nicht nur in dem lokal verfügbaren, in den Alpen beheimateten Zirbenholz, sondern auch das Dämmmaterial ist aus nachwachsenden und rezyklierten Rohstoffen wie Holzweichfaser und Zellulose gewählt. Die Westfassade des Gästehauses ist zum Apfelgarten großflächig geöffnet, mit einer Dreifachisolierverglasung allerdings vor zu großen Wärmeverlusten geschützt. Die Zimmer beziehen dadurch im Winter passive solare Gewinne, im Sommer verschatten die Obstbäume die einfallende Sonne. Zudem bricht eine kapillarartige lichtstreuende Struktur im Inneren der Glasscheiben das Sonnenlicht und bewirkt malerische Licht- und Schattenspiele, die in den späten Stunden des Tages in den Hotelzimmern zur Entspannung beitragen. Die maximale Tageslichtausbeute reduziert das erforderliche Kunstlicht, das über energiesparende LED-Technik zur Verfügung gestellt wird. Die niedertemperierte Fußbodenheizung unter Massivholzparkett in Eiche bewirkt eine angenehme Strahlungswärme, die sich positiv auf die Oberflächentemperaturen und damit das Raumklima auswirkt. Der Heizwärmebedarf wird über das gemeindeeigene Biomassekraftwerk als Nahwärme erneuerbar gedeckt. Eine weitere dezentrale erneuerbare Energiequelle stellt die gebäudeintegrierte, mit dem Dach ebenengleich ausgeführte Photovoltaikanlage. Die PV-Anlage ist in ihrer Auslegung an den Strombedarf des Gästehauses angepasst und deckt damit den zusätzlichen Bedarf des Erweiterungsbaus.

Gewerbliche Bauten

Eine nachhaltige Symbiose zwischen Neubau und Bestand ist in der Erwärmung des Brauchwassers zu finden, das über die Abwärme der Kühlanlage im Bestandsbau über Wärmetauscher erwärmt wird. Die Sanitärleitungen hierfür sind aus hygienischen Gründen in Edelstahl ausgeführt. Das integrale Verständnis liegt auch anderen Bereichen der Planung zugrunde. Sämtliche Installationen sind werkseitig in die vorgefertigten Holzbauelemente integriert. Auch ist im Sanitärbereich – für die flexible Nutzung des Zugangsbereichs der Zimmer als Bad und Garderobe – Thermoholz, ein durch thermische Behandlung modifiziertes Holz, verwendet. Ein dezentrales Lüftungssystem über Zuluftöffnungen im Fensterstock in Kombination mit einer Abluftanlage im Sanitärbereich sorgt für den natürlichen Luftaustausch. Elektrobiologisch strahlungsarm wird auch die Elektroleitungsführung sternförmig in die einzelnen Zimmer verlegt und durch den Verzicht auf WLAN hochfrequente Strahlung vermieden. Schlussendlich wird Regenwasser auf dem schräg verlaufenden Dach am Südende des Gebäudes gesammelt, wo es entlang der Wand frei in einen Bachverlauf abfließt und in einem Weiher mündet, um hier zu versickern und damit Flora und Fauna zu beleben.

141

Das Almrefugio entstand durch die Konversion eines alten Heustadels mit Kuhstall in ein Vier-SterneHotel. Der Bestandsbau wurde umweltbewusst und nachhaltig unter Verwendung von natürlichen und ökologischen Baustoffen umgebaut.

Lageplan, Maßstab 1:2.000

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Almrefugio Neumarkt in der Oberpfalz, Deutschland

Das Almrefugio, im Ortsteil Höhenberg von Neumarkt in der Oberpfalz gelegen, entstand durch die Konversion eines alten Heustadels mit Kuhstall in ein Vier-Sterne-Hotel. Berschneider + Berschneider Architekten bauten den Bestandsbau, den Prioritäten der Bauherren entsprechend, umweltbewusst und nachhaltig unter Verwendung von natürlichen und ökologischen Baustoffen um. Das Hotel ist nun auf zwei Ebenen organisiert. Im Obergeschoss sind die Gästezimmer untergebracht, wobei einige Zimmer mittels Empore den Luftraum des Daches nutzen, und so ein großzügiges Galeriegeschoss ermöglichen. Im Erdgeschoss befinden sich die Rezeption und eine kleine Bar sowie ein barrierefrei zugängliches Apartment. Nach einer schonenden Reinigung der Holzstruktur, der diese ohne Zerstörung wahrt, entschied das Architektenteam, die Oberflächen unbehandelt zu belassen. Der Holzbau des Bestands bleibt so im Original erhalten, es wurde lediglich an den erforderlichen Stellen ausgewechselt und verstärkt. Dank der neuen Aufdachkonstruktion bleibt der Dachstuhl erlebbar. Im Erdgeschoss wurde das Bruchsteinmauerwerk vom vorhandenen Putz befreit und gereinigt, und lediglich die Fugen mit Kalkmörtel verfestigt. Es finden sich nicht nur bauliche Zeugen der Vergangenheit in dem umgenutzten Gebäude, auch ehemalige Futtertröge oder Tränken werden auf den Zimmern wiederverwendet. Im Luftraum der Treppe schwebt ein alter Heukran, und die vormalige Nutzung als Kuhstall wird durch ein Panoramabild an der Flurdecke verdeutlicht. Da viele Einbauten von lokalen Schreinern

Gewerbliche Bauten

handwerklich gefertigt sind, konnten auch Gusseisenelemente der alten Scheune als Griffe an Möbeln, Türen und Fenstern in die neue Ausstattung übernommen werden. Neu eingebrachte Materialien sind nach dem Prinzip der Natürlichkeit und Ökologie ausgewählt. Die neue Dachkonstruktion über dem Bestandsdachstuhl ist innenseitig mit einer Dreischichtplatte aus Fichte beplankt, die mit einer Leinöllasur diffusionsoffen belassen ist. Dahinter ist das neue Dach mit Steinwolle gedämmt. Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen haben in der Regel eine bessere Ökobilanz und ein besseres Feuchteausgleichsverhalten. So wurde außenseitig eine diffusionsoffene Holzfaserdämmplatte verwendet. Das gute thermische Verhalten des Naturdämmstoffes ist hier auch für den Hitzeschutz im Sommer ein Vorteil. Die Böden der Hotelzimmer sind mit wohngesund zertifiziertem, massivem Eichenparkett ausgelegt, der naturgeölt ausgeführt ist. Das Ölen mindert die Offenporigkeit, erhöht jedoch die Widerstandsfähigkeit des Bodenbelags, was hier der Nutzung als Hotelbetrieb geschuldet ist. Im Empfangsbereich im Erdgeschoss kamen ausrangierte gesäuberte und geseifte Bahnschwellen, die zuvor nach belastenden Stoffen untersucht und für schadstofffrei befunden wurden, als Eichenmassivparkett zum Einsatz. Dabei zeugt die vorhandene Optik mit Schwundund Windrissen noch vom alten Gebrauch. Auf weiteren Böden sind Sumpfkalkspachtelungen ausgeführt.

143

144

Sämtliche verputzte Wandoberflächen im Innenbereich sind mit einem Kalkputz versehen, der für die nötige Feuchteregulierung der Raumluft sorgt. Die gemauerten tragenden Wände erhielten den Kalkputz in verschiedenen Auftragsarten, maschinell oder mit Kelle grob verrieben, sodass vielfältige Oberflächeneindrücke vermittelt werden. Flur- und Zimmertrennwände im Obergeschoss sind in Trockenbauweise, DIN-konform schallgeschützt, errichtet. Diese verputzten Trockenbauwände sind mit einem ökologisch unbedenklichen Silikatanstrich mit Pigmentfarbe gestrichen. Farbanstriche auf Kalkoder Silikatbasis erhalten die Diffusionsoffenheit gänzlich. Der Flur ist schalldämmend mit einem Teppich aus reinen Maisfasern belegt. Bei Teppichware ist baubiologisch zu beachten, dass keine Schadstoffbelastung durch z. B. einen Kunststoffrücken mit Weichmachern, Mottenschutz- oder Flammschutzmittel verursacht wird. Die Wärmeversorgung des neuen Gästetraktes im Heustadel erfolgt über die Anbindung an das bestehende Wirtshaus, um die Einsparung einer Neuinvestition zu bewirken. Es kommt jedoch eine Heizungsunterstützung über die Photovoltaikanlage hinzu, sodass die Niedertemperatur-Fußbodenheizung im Empfangsbereich und in den Sanitärbereichen der Zimmer mit erneuerbarer Energie betrieben werden können. Die Zimmer sind außerdem mit schnell regulierbaren Plattenheizkörpern mit hohem Strahlungsanteil ausgestattet. Wird ein Zimmer wieder frei und nicht genutzt, kann die Temperatur dank schneller Reaktionszeiten kurzfristig heruntergefahren werden. Eine

Gewerbliche Bauten

Bauteilaktivierung wird im Erdgeschoss durch die Ausführung einer Begleitheizung im neu betonierten Sockel des Bruchsteinmauerwerks erreicht. So kann das Mauerwerk eine angenehme Wärmestrahlung abgeben. Zusätzlich hilft die Strahlungswärme, mögliche kapillar aufsteigende Feuchtigkeit auszutrocknen. In Bezug auf Elektrobiologie wurde eine zimmerweise sternförmige Verteilung der Stromleitungen ausgebildet, um elektrische und magnetische Wechselfelder zu reduzieren. Netzwerkkabel garantieren weiter eine geringe Belastung durch hochfrequente Wellen am Arbeitsplatz. Die hochfrequente Strahlung der WLAN-Funktion kann bei entsprechender Ausrichtung der Antennen, der Lage der Sender und Wahl der Frequenzbereiche reduziert werden. Die Verzerrung im Erdmagnetfeld durch die statische Verstärkung der alten Holzbalkendecke mit einem Stahlrost egalisiert sich, da der Abstand von ca. 50 cm zu Liegeflächen gewahrt ist. Die Zimmer werden natürlich belüftet und sind in Duschbereichen zusätzlich mit Einzelraumlüftern, zum direkten Feuchteabtransport, ausgestattet.

Eine atmosphärisch angenehme Wirkung der Innenräume wird über das Lichtkonzept und die handwerklich gefertigten Möbel erreicht. Neben Stehleuchten inszenieren historische Leuchten Wandflächen und Dachstuhl mit indirekter Beleuchtung. Schmiedetechnisch angefertigte Waschtische und Beschilderungen verdeutlichen die Handwerkskunst der regional ansässigen Firmen, die im Dialog mit den Architekten an der Entwicklung von Details beteiligt waren.

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Im Erdgeschoss wurde das Bruchsteinmauerwerk vom vorhandenen Putz befreit und gereinigt, und lediglich die Fugen wurden mit Kalkmörtel verfestigt.

Projekt Almrefugio Architekt

Berschneider + Berschneider

Auftraggeber

Landgasthof Almhof

Ort

Neumarkt in der Oberpfalz, Deutschland

Fertigstellung

Juni 2015

BGF

NF 353 m2

Baukosten

1.150.000 € (KG 200–700)

Effizienzstandard / Zertifizierung

Einhaltung Bauteilgrenzwerte EnEV 2014

Jahresheizwärmebedarf

k. A.

Jahresprimärenergiebedarf

k. A.

U-Wert Außenwand

0,19 W/m2K

U-Wert Dach

0,21 W/m2K

Preise

Publikumspreis geplant + ausgeführt 2016

Quellen

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berschneider.com Das Heustadel-Hotel, in: Deutsche Handwerkszeitung, 11.03.2016

Im Luftraum der Treppe schwebt noch ein alter Heukran. Auch bleibt der historische Dachstuhl dank der neuen Aufdachkonstruktion erlebbar.

Erdgeschoss

Gewerbliche Bauten

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

Grundrisse, Maßstab 1:400

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In Margreid an der Weinstraße baut die Casa Salute GmbH ihren Firmensitz als ein Ensemble aus Showroom, Dienst- und Musterwohnung in rein baubiologischer Bauweise.

Lageplan, Maßstab 1:2.000

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Casa Salute Margreid, Südtirol, Italien

In Margreid an der Weinstraße in Bozen (Italien) baute die Firma Casa Salute GmbH ihren Firmensitz mit Showroom, Dienst- und Musterwohnung in rein baubiologischer Art und Weise. Die Firma promotet seit 2002 Produkte der massiven Holzbauwelt mit dem Ziel, gesunde, ökologische, energieeffiziente Gebäude für die Zukunft zu bauen. Mit dem Architekten Marco Sette entwickelten Herta Peer und Klaus Romen, die Inhaber des Unternehmens, 2012 den Firmensitz als ein Ensemble aus einem zweigeschossigen Haupthaus und einem eingeschossigen Gästehaus zum Probewohnen für Kunden in Massivholzbauweise. Das Hauptgebäude gliedert sich in eine Büroetage mit Ausstellungsbzw. Vortragsraum im Erdgeschoss und eine Wohnetage im 1. Obergeschoss, dessen Terrasse sich als Dach über das Gästehaus zieht. Auf dem länglichen Grundstück werden die beiden Baukörper hintereinandergeschaltet und mit großzügigen Glasfronten nach Süden zur Sonne orientiert. Der Sonnenschutz wird über die auskragende Terrassenanlage des 1. Obergeschosses realisiert. So entstehen im Sommer lichtdurchflutete, aber verschattete, und im Winter die Sonnenwärme nutzende Räume. Nach Norden zur Berglandschaft besitzt das Gebäude wenige Öffnungen, die allerdings so angeordnet sind, dass gezielte Ausblicke in die Landschaft inszeniert sind. Zusätzlich ist mit den Nebennutzflächen im Erdgeschoss eine nördliche Pufferzone ausgebildet.

Gewerbliche Bauten

Die Konstruktion des Gebäudes ist mit zertifiziert geschlagenem Massivholz ausgeführt, dessen Elemente ohne jede Nutzung von Leimstoffen hergestellt sind. Dies garantiert die hochwertige Wiederverwertung im weiteren Lebenszyklus des genutzten Baustoffes. Die Massivholzelemente aus Nadelholz sind mehrschichtig und kreuzweise (horizontal, diagonal, vertikal) verpresst und über Hartholzschrauben miteinander verbunden. Diese Verbindung ermöglicht die erforderliche Formstabilität und Standfestigkeit. Der Brandschutz nach DIN ist durch die Einstofflichkeit und den verlangsamten Abbrand aufgrund der Bildung einer isolierenden Holzkohleschicht möglich. Auch Schalldämmwerte können durch die schalldämmenden Eigenschaften des Massivaufbaus DIN-gerecht eingehalten werden. Die Wärmedämmung und Winddichtigkeit erhält der Gewerbebau durch eine Dämmebene aus Holzfaserplatten. Deren Nut-und-Feder-Anschlussverbindungen und kreuzweise Verlegung ermöglichen die Winddichtigkeit. So bleibt der Wandaufbau diffusionsoffen und durch die Einstofflichkeit wärmebrückenfrei, sodass Tauwasser- und Schimmelpilzpotenzial eliminiert werden. Der Gewerbebau ist auch außenseitig mit offenporigen Materialien verkleidet. Die Holzverschalung aus unbehandelter Lärche und der aufgebrachte Kalkputz erhalten die Diffusionsoffenheit der Außenwand. Die Auswahl der Baustoffe wurde auch innen nach optimalen energetischen und ökologischen Aspekten, nach wohngesunden Kriterien und gemäß ihrer Wirkung auf den menschlichen Körper getroffen. Neben

149

Ergonomisch geformte Einbauten und Möbel sind, ohne Leim oder Lack zu verwenden, handwerklich angefertigt.

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dem konstruktiven Massivholz der Innenwände sind Holzfaserplatten und Lehmputz an der Decke und naturbelassene Lärche als Bodenbelag verwendet. Durch die Diffusionsfähigkeit und Hygroskopizität dieser oberflächennahen Materialien wird das Raumklima positiv beeinflusst. Zusätzlich erbringt die Abhangdecke im Erdgeschoss den Schallschutz zum oberen Geschoss und dient als Installationsebene. Die Holzfaserplatte reguliert mit dem Lehmputz die Raumluftfeuchte und wirkt schallabsorbierend. Mit Kapillarrohrmatten belegt, ist die Decke auch für die Heiz- und Kühlfunktion aktiviert. Weitere Heizflächen sind als Wandheizungen in Lehmputz auf den Innenwänden ausgeführt. Auch physiologische und psychologische Aspekte werden in der Innenausstattung beachtet. Ergonomisch geformte Einbauten und Möbel sind, ohne Leim oder Lack zu verwenden, handwerklich angefertigt. Mithilfe von geomantischen Messungen des Baugrundstücks wurden Erdmagnetfeld, Wasseradern und Hochfrequenz (Hochspannung, Funkwellen) untersucht; um Belastungen zu vermeiden, fanden die Ergebnisse daraus bei der Umsetzung des Baus Beachtung. So ist zur Neutralisierung der Erdmagnetfeldverzerrungen die dicht bewehrte Stahlbeton-Fundamentplatte mit einer vollflächig verlegten Ziegelauflage auf Distanz zur Fußbodenebene gebracht. Unterseitig ist die Bodenplatte mit einer Kalkschotter- und Glasschaumschicht ausgestattet. Innen sind elektrobiologische Maßnahmen durch den Einsatz von abgeschirmten Kabeln und Dosen getroffen und Netz-

Gewerbliche Bauten

freischalter zur Unterbrechung des Stromflusses in Schlafbereichen eingebaut. Ein Bussystem mit kabellosen Schaltern reduziert zudem Feldausbildungen elektrischer und magnetischer Art. Diese Schalter funktionieren nach dem Prinzip des „Energy Harvesting“, bei dem durch Bewegungsenergie ein Signal per Funk zum Empfänger gesendet wird. Untersuchungen zeigen, dass Funktaster Abstrahlungen und damit die Elektrosmogbelastung deutlich verringern.1 Die Arbeitsplätze sind kabelgebunden vernetzt, Funkanwendungen (WLAN) sind nicht vorgesehen. Zur Abschirmung äußerer Hochfrequenzstrahlung sind Vorhänge verwendet. Auch Abschirmlehmputze können eingesetzt werden.2 Künstliches Licht wird über flimmerfreies Halogen und LED zur Verfügung gestellt. Energetisch ist das Gebäude autark ausgebildet. Die Wärme- und Kühlleistung sowie der Strom werden über hybride Photovoltaik (Strom/ Warmwasser) und hybride Wärmepumpe (Luft/Wasser – Wasser/ Wasser), ausgestattet mit Pufferspeicher für Heizung, Kühlung und Warmwasser, gedeckt. Der eigene Strom bedient zudem eine Elektroauto-Ladestation. Der Luftwechsel wird über dezentrale Einzelraumlüftung gewährleistet, meist jedoch auf manuelle Art getätigt. Wasserleitungen sind teils in Kupfer ausgeführt, was bei einer gewerblichen Nutzung und erwachsenen Verbrauchern kein Problem darstellt. Um Schwermetallbelastungen auszuschließen, kann Edelstahl oder verzinntes Kupfer verwendet werden. Leitungen, die keine Entnahmestelle zum Genuss bedienen, sind als PE-Rohre verlegt. Regenwasser wird

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Die Auswahl der Baustoffe wurde auch innen nach optimalen energetischen und ökologischen Aspekten, nach wohngesunden Kriterien und gemäß ihrer Wirkung auf den menschlichen Körper getroffen.

Projekt

Casa Salute

Architekt

Studio M7 – Marco Sette

Auftraggeber

Casa Salute GmbH, Herta Peer, Klaus Romen

Ort

Margreid, Südtirol, Italien

Fertigstellung

Juni 2013

BGF

350 m2

Baukosten

825.000 €

Effizienzstandard / Zertifizierung

KlimaHaus Gold nature (Klimahauszertifizierung Südtirol IT)

Jahresheizwärmebedarf

1.794 kWh/a / 5,12 kWh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

9.700 kWh/a / 27,71 kWh/m2a (gemessener Verbrauch)

U-Wert Aussenwand

0,13 W/m2K

U-Wert Dach

0,12 W/m2K

Preise

KlimaHaus Gold nature

Endnoten Quellen

152

1 Martin H. Virnich, Tasterfunk, in: Wohnung + Gesundheit, 162, 1, 2017. 2 P. Pauli, D. Moldan, Reduzierung hochfrequenter Strahlung im Bauwesen: Baustoffe und Abschirmmaterialien, 3. Auflage, Fürth: AnBUS, 2015, S. 72 f. casa-salute.it m-7.it/Riviste.pdf, Mechela Toni, CasaClima Awards 2014 i vincitori: Casa Salute a Magre, architetto.info Film zum Projekt: Casa Salute, Ein Haus im Sinne der Natur, youtube.com Marc-Wilhelm Lennartz und Susanne Jacob-Freitag, Neues Bauen mit Holz, Basel: Birkhäuser Verlag, 2015 Marc-Wilhelm Lennartz, Casa Salute – das gesunde Haus, Wohnung + Gesundheit 150, 01/2014

gesammelt und zu Bewässerungszwecken genutzt. Das Grundstück wird über Schotter- und Grünflächen versickerungsfähig erhalten. Ein bauphysikalisches Experiment stellt das Kastenfensterelement mit einer Dreifachverglasung in Weißglas ohne Isolierfolie, aber mit einer im Abstand von 18 cm innen liegenden Glasscheibe dar. Im Winter sollen so trotz der Dreifachverglasung solare Gewinne möglich sein.

Um die Wirksamkeit der Maßnahme zu prüfen, fanden Messungen über ein Betriebsjahr statt. Das Casa Salute wurde 2014 mit einem Heizwärmebedarf von 5,12 kWh/m²a von der KlimaHaus Agentur Südtirol mit KlimaHaus Gold nature zertifiziert. Der effektiv gemessene Gesamtprimärenergiebedarf für das Jahr Sommer 2015 bis Sommer 2016 lag schlussendlich 25 % unter dem errechneten Betrag der Klima Haus-Agentur.

Erdgeschoss

Obergeschoss

Gewerbliche Bauten

Maßstab 1:400

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Mit dem Betriebsgebäude der Artis GmbH ist ein vorbildlicher innerstädtischer Gewerbebau gelungen, der Durchmischung und Verdichtung im urbanen Kontext zeigt und der auf nachbarschaftlichen Beziehungen fußt.

V

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Lageplan, Maßstab 1:2.000

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N 5,0 m

Betriebsgebäude Artis Berlin, Deutschland

Mit dem Betriebsgebäude der Artis GmbH, einem Dienstleister und Handwerksbetrieb für Holzverarbeitung und Innenausbau ist ein vorbildlicher innerstädtischer Gewerbebau gelungen, der Durchmischung und Verdichtung im urbanen Kontext zeigt und aus nachbarschaftlichen Beziehungen entsteht. Die Berliner Architekten und Ingenieure Ziegler | Roswag | Seiler setzten hier ein Projekt für eines ihrer ausführenden Unternehmen um. Das Projekt zeigt, wie ein gewerblich genutzter Bau baubiologisch möglich ist. Die Baubiologie als vorbeugende Disziplin ist am effektivsten im schützenswerten Bereich unserer Erholungsphasen, kann aber ihre vorbeugende Funktion auch gut im Arbeitsalltag zur Wirkung bringen. Der neue Komplex ist L-förmig um einen Anliefer- und Erschließungshof angeordnet, bestehend aus einer eingeschossigen Produktionshalle mit Holzschindelfassade und einem optisch abgesetzten Verwaltungsbau, der mit einem nachwachsenden Wärmedämmstoff gedämmt und mineralisch verputzt ist. Hier sind im Obergeschoss Planung, Verwaltung und Personalbereich untergebracht. Im Erdgeschoss verbindet sich die Werkhalle mit dem Bankraum für die weiteren Fertigungsprozesse, mit der Lackiererei und dem Auslieferungslager zu einem ablesbaren Produktionsablauf. Die damit im Erdgeschoss baulich umgesetzte Transparenz von Prozessen setzt sich in der visuellen Verbindung von Verwaltung und Produktion fort. So entstehen Arbeitsplätze, die vom Miteinander geprägt sind sowie das Zusammenarbeiten und ein gutes Arbeitsklima fördern.

Gewerbliche Bauten

Das Betriebsgebäude ist als Holzingenieurbau in Niedrigenergiebauweise (86 % unter EnEv 2009) mit nachwachsenden Naturbaustoffen errichtet. Dafür sind Holzwerkstoffe wie Brettschicht- und Brettsperrholz sowie Brettstapeldecke in der Konstruktion und Dreischichtplatten im Innenausbau zur Anwendung gekommen. Mit einer hochdämmenden Hülle aus Holzfasern und Zellulose, deren Transmissionswärmeverlust weit unter den Forderungen der EnEV 2009 liegt, war auch ein Einsatz energieeffizienterer Systeme im technischen Ausbau möglich. In Bezug auf den Brandschutz ist die Holzkonstruktion mit entsprechender Dimensionierung in F30 ausgeführt, lediglich der mit F90 B abzuschottende Lackierraum wurde mit der Verwendung einer zweischaligen Gipsfaserplatten-Verkleidung genehmigungsfähig umgesetzt. Konventionell wurde auch eine Bodenplattendämmung aus XPS und aussteifenden OSB-Platten in den Holztafelelementen verbaut. Baubiologisch empfehlenswert können hier Glasschaumdämmung und Diagonalverschalung eingesetzt werden. Bei der baubiologischen Bewertung von Holzwerkstoffen ist zu beachten, dass verleimte Bauteile möglichst keine Formaldehydemissionen freisetzen. Bei höheren Raumluftbelastungen mit Formaldehyd oder anderen Luftschadstoffen sollte stets mit einer Lüftungsanlage der nötige Luftaustausch vorgenommen oder direkt Material mit gesundheitlich unbedenklichem Leim (z. B. PVAc-Leim – Weißleim) eingesetzt werden.

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Die Arbeitsplätze sind vom Miteinander geprägt und fördern das Zusammenarbeiten und ein gutes Arbeitsklima.

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Das Raumklima im Betriebsgebäude wird – neben der Verwendung der diffusionsoffen gehaltenen unbehandelten Holzkonstruktion und gewachsten Holzoberflächen im Innenausbau – mit dem Einsatz von sorptionsfähigem Lehmputz auf Holzfaserplatten im Bürotrakt positiv beeinflusst. Die guten Wärmespeichereigenschaften der verwendeten nachwachsenden Dämmung (Holzfaserplatten und Zellulose) bewirken einen guten sommerlichen Wärmeschutz und helfen so, einer Überhitzung vorzubeugen. Im Bereich der Verwaltung wird dies über ein Gründach weiter unterstützt, das auch das lokale Mikroklima der Umgebung verbessert. Der hohe Vorfertigungsgrad der Holzbauweise bewirkt kaum Neubaufeuchte, was sich positiv auf die Oberflächentemperaturen im Innenraum auswirkt. Auch die Strahlungswärme über die Industrieheizflächen in der Halle und die raumweise gesteuerte Fußbodenheizung im Büro begünstigen dies. Der Heizbedarf und die erforderliche Wärmeversorgung der raumlufttechnischen Anlagen werden über einen Feststoff-Brennwertkessel mit Holzhackschnitzel-Befeuerung aus der eigenen Produktion getragen. Mit zwei hintereinander geschalteten Pufferspeichern ist der Betrieb hinsichtlich seiner gesamten Wärmeversorgung (Heizen, Lüften, Warmwasser) autark. Durch eine effiziente Regelungstechnik der Lüftungsanlage, mit spezieller Berücksichtigung des Lackierraumes, eine Nutzung von Prozessabwärme und eine Wärmerückgewinnung mit hohem Wirkungsgrad kommt die Anlage ohne weitere Wärmeerzeuger aus. Auch große Teile des Betriebsstroms erzeugt das Gebäude

Gewerbliche Bauten

selbst, dezentral und erneuerbar über die auf der Halle installierte Photovoltaikanlage. Im Grundbetrieb wird der Bau damit sogar zum Plusgebäude. So schaffen es die Ingenieure durch die konsequente und durchdachte Abstimmung der technischen Systeme aufeinander, die komplexe Technik des Betriebs auf ein Minimum zu reduzieren. Die Offenheit im Projekt und Planungsprozess macht es möglich, auch Tageslicht effizient zu nutzen. Zum einen begünstigt die gläserne Verbindung zum Verwaltungsbereich die Lichtsituation, zum anderen wurde die Halle, deren Wände durch Produktions- und Lagerflächen eine Öffnung nicht zulassen, mit Oberlichtern und einem umlaufenden Lichtband für ausreichend Tageslichteinfall geplant und ausgeführt. Das Betriebsgebäude Artis erhielt 2016 den Fritz-Bender-Baupreis für biologisches Bauen. Gewürdigt werden mit dieser Anerkennung der recycelbare, CO2-neutrale Holzingenieurbau in einem innerstädtischen Mischgebiet, die Verwendung schadstoffarmer Baustoffe, die diffusionsoffene Gebäudehülle, die natürliche Belichtung und die hohe gestalterische Qualität, insbesondere des Tragwerks in Form von Fischbauchträgern.1

157

Im Erdgeschoss verbindet sich die Werkhalle mit den weiteren Funktionen zu einem ablesbaren Produktionsablauf. Die damit baulich umgesetzte Transparenz setzt sich in der visuellen Verbindung von Verwaltung und Produktion fort.

Projekt

Betriebsgebäude Artis

Architekt

Ziegler I Roswag I Seiler Architekten Ingenieure

Auftraggeber

Artis GmbH

Ort

Berlin, Deutschland

Fertigstellung

Januar 2012

BGF

1978 m2, NF 1565 m2

Baukosten

1.979.044 € (KG 300 + 400)

Effizienzstandard / Zertifizierung

EnEV 2009 -50 % (89 %), Plusenergiehaus im Grundbetrieb

Jahresheizwärmebedarf

47,77 kWh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

22,58 kWh/m2a

U-Wert Außenwand

0,12 W/m2K / Halle 0,15 W/m2K

U-Wert Dach

0,13 W/m2K / Halle 0,15 W/m2K

Preise

Fritz-Bender-Preis 2016

Endnote Quellen

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1 Vgl. https://www.zrs-berlin.de/images/aktuelles/FBB/160625_Urkunde_Fritz-Bender-Preis2016.jpg (letzter Abruf: 19.03.2017). zrs-berlin.de ZRS-Pressemappe 11/2012 Fritz-bender-stiftung.de/derbaupreis.htm Film zum Projekt, Artis Firmensitz, Berlin – Gewerbebau – innerstädtisch und nachhaltig Christine Ryll, Wenn der Kunde zum Kunden wird, in: Mikado, 04/2012

Erdgeschoss

Gewerbliche Bauten

Obergeschoss

Grundrisse, Maßstab 1:750

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Der individuellen Nutzung des Omicron Campus wird viel Wert beigemessen. Das Gebäude schafft Arbeitswelten, die den Arbeitnehmer in seinen Bedürfnissen bestmöglich berücksichtigen.

Lageplan, Maßstab 1:4.000 0

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50

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Omicron Campus Klaus, Österreich

Der Kommunikation und Begegnung der Mitarbeiter wird durch die Anordnung von Freiräumen und Terrassen, Denkräumen und Hotspots großer Wert beigemessen.

Die Omicron Electronics GmbH kann auf eine lange Reihe an Preisen des österreichischen „Great Place to Work“-Awards zurückblicken. Das Unternehmen platziert sich in Rankings immer wieder aufs Neue in Bereichen wie „Bester Arbeitgeber für Menschen mit Behinderung“, „Bester Arbeitgeber für ganzheitliche Gesundheitsförderung“ oder für Vereinbarung von Familie und Beruf. Zuletzt bekam Omicron den Preis für den Besten Arbeitgeber 2016 unter den großen Unternehmen in Österreich.1 So verwundert es nicht, dass der von Dietrich | Untertrifaller Architekten entworfene, 2014 eröffnete Erweiterungsbau des Unternehmens am Stammsitz in der vorarlbergischen Gemeinde Klaus (Österreich) Arbeitswelten schafft, die den Arbeitnehmer in seinen Bedürfnissen bestmöglich berücksichtigen. Der Omicron Campus ist ein gutes Beispiel dafür, dass nicht nur bauliche und energetische, sondern auch psychologische, physiologische und landschaftliche Kriterien ein Gebäude im baubiologischen Sinne aufwerten können. Das Gebäude geht stark auf die Anforderungen der 200 Mitarbeiter in ihrem Arbeitsalltag ein. So sind die Bürobereiche als Einzelraumstruktur ausgebildet, um dem Wunsch nachzukommen, Arbeitsplätze für konzentriertes Arbeiten zu schaffen. Der Kommunikation und Begegnung der Mitarbeiter wird durch die Anordnung von Freiräumen und Terrassen, Denkräumen und Hotspots großer Wert beigemessen. Alle Büroräume haben über vorgelagerte Balkone und Terrassen Kontakt zum Außenraum mit Blick ins Rheintal. Der mäandrierende Baukörper wird durch einen mittig verbindenden Erschließungs- und Aufenthaltsriegel zusammengefasst und schafft mit

Gewerbliche Bauten

diesem linearen Band sowohl Innenhöfe und ungewöhnliche Raumerlebnisse als auch die Hotspots als Oasen der Zusammenkunft und Ruhe. Eine dreidimensionale Holzlandschaft von Georg Eichinger, welche die Geschosse auf ungewöhnliche Art überwindbar macht, birgt genauso anregende Raumerfahrungen wie die höhlenartigen Rückzugs- oder Besprechungscocoons aus Lehm von Anna Heringer und Martin Rauch. Liegelandschaften runden das Gesamtbild ab. Die Arbeitswelt erhält dadurch Wohlfühlcharakter und fördert Kreativität, Leistungsfähigkeit und Austausch untereinander. Gleichzeitig bewirkt die baubiologisch empfehlenswerte Materialwahl aus Lehm und Holz ein angenehmes Raumklima. Die gewählten Farben, Lichtinszenierungen und textilen Materialien schaffen eine Atmosphäre der Kontemplation und Erholung, hierbei einen anregenden Kontrast zum Arbeitsplatz mit der strengen Struktur der Einzelräume darstellend. Der individuellen Nutzung des Gebäudes wird viel Wert beigemessen. So sind die Büros für alternative Arbeitsplatzanwendungen mit verstellbaren Möbeln ausgestattet. Für einen optimalen internen und externen Austausch sind Teile der Kommunikation bewusst über Funk gewählt, sodass im Gebäude überall WLAN zur Verfügung steht. Zur Reduzierung der Strahlenbelastung ist die Elektroplanung gemäß der Regel „viele Sender, wenig Leistung“ zur Verminderung der Strahlungsintensität optimiert, und die Arbeitsplätze sind kabelgebunden vernetzt. Um viel Tageslicht für die erforderliche Konzentrationsfähigkeit zu nutzen, sind Trennwände zum Flur und Zwischenwände ab Augenhöhe

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Für anregende Raumerfahrungen sind Raumkonstellationen wie die höhlenartigen Rückzugs- oder Besprechungscocoons aus Lehm von Anna Heringer und Martin Rauch umgesetzt.

transparent gestaltet. Auch ermöglicht die Außenfassade mit seiner raumhohen Verglasung eine maximale Tageslichtausbeute. Beim Thema Kunstlicht wird ebenfalls auf individuelle Regelbarkeit geachtet. Das Kunstlicht kann arbeitsplatzbezogen nach individuellen Bedürfnissen eingestellt werden. Über ein KNX-Steuerungssystem wird die flimmerreduzierte LED-Beleuchtung in ihrer Lichtfarbe und Lichtstärke entsprechend angepasst. Ein außen liegender Sonnenschutz bietet zudem Blendschutz und verhindert zusätzlich die Aufheizung im Sommer. Über die Kühldecke, die mit einer Holzverkleidung und Akustikabsorbern aus nachwachsenden Rohstoffen aufwartet, werden zudem die internen Lasten abgefangen. Ziel des Unternehmens war ein bewusster Umgang mit Energie und Rohstoffen. Neben der Auswahl natürlicher und regionaler Baustoffe wurde auf Unbedenklichkeit der Komponenten geachtet. Mit der Qualitätssicherung von sowohl Baustoffen als auch der Bauausführung durch eine entsprechende Fachbauleitung wurde ein Bauökologe beauftragt. Aus der Gegenüberstellung von Kosten und CO2-Einsparung ergab sich in Bezug auf das konstruktive Tragwerk die Umsetzung einer Stahlbetonkonstruktion. Die Bauherrnschaft entschied sich, das Budget für die ökologische Bauweise lieber in den weiteren baugesunden Ausbau des Gebäudes zu investieren. So ist die Gebäudehülle als Glasfassade mit Holzrahmen aus heimischer Herkunft und nachwachsender Dämmung ohne Bauschaumdichtungen ausgeführt, und sägeraue Eichenböden, landestypische Weißtanne der tischlergefertigten Trenn-

Gewerbliche Bauten

wände und Ausbauten sowie Lehmputzflächen mit Kaseinspachtelung fördern ein gesundes und angenehmes Raumklima. Die Entscheidung für eine ressourcenschonende Energieversorgung ist nicht nur den baurechtlichen Anforderungen geschuldet, sondern ist bewusst gefallen. Mit einer Erdwärmepumpe und Rückkühltechnik wird das Gebäude mit der nötigen Wärmezufuhr bzw. Kühlleistung versorgt. Den erforderlichen Betriebsstrom bezieht das Unternehmen über die Photovoltaikfassade des straßenseitig vorgeschalteten Lagergebäudes in Holzbauweise. Ein Energieverteilsystem sorgt zudem für redundanten Energieaustausch zwischen den Gebäudeteilen. Der Einsatz einer Komfortlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ermöglicht wiederum die individuelle Steuerung für den einzelnen Mitarbeiter. Im soziokulturellen Kontext wurde auf eine Beteiligung von regionalen Unternehmen genauso geachtet wie auf die Einbindung des Handwerks. Durch die Kooperation mit NGOs, die sich durch das soziale Engagement der Firma für Crossing Borders und Anna Heringers Engagement in Indien (Little Flower) ergaben, konnten Hilfsprojekte und bedürftige Menschen unterstützt werden. Zur Kompensation der Versiegelung durch den Neubau wurde ein Dachgarten ausgeführt, der den Mitarbeitern zur Nutzung offensteht. Die Außenanlagen entwickelte der Gärtner Lothar Schmidt mit einer Gartenlandschaft für heimische und zum Teil bedrohte Pflanzenarten, sodass auch hier wieder eine vielfältige Fauna und Flora entstehen kann.

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Projekt

Omicron Campus

Architekt

Dietrich I Untertrifaller Architekten

Auftraggeber

Omicron Electronics GmbH

Ort

Klaus, Österreich

Fertigstellung

Dezember 2014

BGF

12.770 m2 NF 11.300 m2

Baukosten

31.500.000 €

Effizienzstandard / Zertifizierung

k. A.

Jahresheizwärmebedarf

22 kWh/m2a

Jahresprimärenergiebedarf

k. A.

U-Wert Außenwand

Glasfassade Holzrahmen 1,4 W/m2K, Glas 0,6 W/m2K

U-Wert Dach

0,13 W/m2K

Preise

Staatspreis Architektur Industrie und Gewerbe 2016



Österreich bester Arbeitgeber 2016, ZV Bauherrenpreis 2015



Bester Arbeitgeber für ganzheitliche Gesundheitsförderung 2014



Bester Arbeitgeber für Vereinbarung von Familie und Beruf 2012/2014



Bester Arbeitgeber für Integration von Menschen mit Behinderung 2012

Endnote Quellen

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1 greatworkplace.eu/rankings/oesterreichs-beste-arbeitgeber-2016/ (letzter Abruf: 30.03.2017). dietrich.untertrifaller.com anna-heringer.com Greatworkplace.eu/rankings/oesterreichs-beste-arbeitgeber-2016/ Willkommen daheim, Sabine Blechschmidt, in: Kontur, Winter 2015 Schreibtisch ersetzt Bett, Manuela Gatt, in: Holzmagazin, 01/2016 Warum Holz im Bürobau vorne dabei sein muss, Karin Tschavgova, in: Zuschnitt 61, 3, 2016, Nr. 61

Die dreidimensionale Holzlandschaft von Georg Eichinger macht die Geschosse auf ungewöhnliche Art überwindbar.

25 Grundregeln der Baubiologie

Neubau Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN Bauplatz 1

Bauplatz ohne natürliche und künstliche Störungen

2

Wohnhäuser abseits von Emissions- und Lärmquellen

3

Dezentrale, lockere Bauweise in durchgrünten Siedlungen

4

Wohnung und Siedlung individuell, naturverbunden, menschenwürdig und familiengerecht

5

Keine sozialen Folgelasten verursachend



0

+

Fachwerkhaus –

0

+

Torfremise –

0

+

Behebung Auffälligkeiten, Erhalt Bestandsbau, Erweiterung Grünflächen, lokales Handwerk, nachbarschaftliches Zusammenleben

Erhalt Dorfstruktur, lokales Handwerk

Durchgrünte Siedlung, individuelles Arbeitsmodell, lokales Handwerk, Eigenleistung

Holzrahmenbauweise, keine Leimstoffe, Holzweichfaser-, Zellulosedämmung, Lehmbauplatten, Lehm-/Kalkputz, Akustikdecke, Decke mit Kalksplitt und Holzweichfaserplatte

Fachwerk Holz/Lehm, Schilfrohrdämmung, Lehm-/Kalkdämmputz, Lehmbauplatten

Holzrahmenbauweise, Holzweichfaserdämmung, Glasschaumschotter, Lehm-/Kalkputz, Splittschüttung

Naturbelassene oder geölte Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Lehmfarbe innen, Silikatfarbe Fassade, Naturdämmstoff, kontrollierte Be- und Entlüftung mit Feuchteregelung und WRG, Strahlungswärme, Abschirmung durch Edelstahlgewebe, Abgeschirmte, halogenfreie Leitungen, Entmagnetisierung

Naturbelassene Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Strahlungswärme

Unbehandlete Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Strahlungswärme, Speichermassen aus Lehm

Erhalt Bestandskurve, Goldener Schnitt in Proportionen, maximale Tageslichtausbeute, maximal flimmerreduzierte Beleuchtung, Naturfarben, ergonomische Arbeitsplatzausstattung

Historische und moderne Proportionen, maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

PV-Anlage, Pelletprimärofen, Ökostrom, regionale, nachwachsende, auskömmliche Baustoffe, Bestandserhalt, Baustoffe mit Recycelbarkeit, Edelstahlrohre, dezentrale Warmwasserversorgung, Regenwassernutzung

KfW Effizienzhaus Denkmal, Gas-Brennwertkessel, Kaminofen, regionale Baustoffe Bestandserhalt, Kupferrohre Entkalkungsanlage

Stückholzofen, Solarthermie, Holz aus eigenem Wald, Bestandserhalt, Edelstahlrohre

Baustoffe und Schallschutz 6

Baustoffe natürlich und unverfälscht

7

Geruchsneutral oder angenehmer Geruch ohne Abgabe von Giftstoffen

8

Verwendung von Baustoffen mit geringer Radioaktivität

9

Orientierung des Schall- und Vibrationsschutzes am Menschen

Raumklima 10

Natürliche Regulierung der Raumluftfeuchte, Verwendung feuchteausgleichender Materialien

11

Geringe und rasch abklingende Neubaufeuchte

12

Ausgewogenes Maß von Wärmedämmung und Wärmespeicherung

13

Optimale Oberflächen- und Raumlufttemperaturen

14

Gute Luftqualität durch natürlichen Luftwechsel

15

Strahlungswärme zur Beheizung

16

Das natürliche Strahlungsumfeld wenig verändernd (statische Aufladung)

17

Ohne Ausbreitung elektromagnetischer Felder und Funkwellen

18

Weitgehende Reduzierung von Pilzen, Bakterien, Staub und Allergenen

Raumgestaltung 19

Berücksichtigung harmonikaler Maße, Proportionen und Formen

20

Naturgemäße Licht-, Belichtungs- und Farbverhältnisse

21

Anwendung physiologischer und ergonomischer Erkenntnisse zur Raumgestaltung und Einrichtung

Umwelt, Energie und Wasser 22

Minimierung des Energieverbrauchs unter weitgehender Nutzung erneuerbarer Energiequellen

23

Baustoffe bevorzugt aus der Region, Raubbau knapper und risikoreicher Rohstoffe nicht fördernd

24

Zu keinen Umweltproblemen führend (Ökobilanz)

25

Bestmögliche Wasserqualität

Die Prinzipien der Baubiologie sind anschaulich in den „25 Grundregeln der Baubiologie“ zusammengestellt. Sie dienen zur Orientierung in der Planung und als Checkliste einer ganzheitlichen Bewertung. Die in diesem Fachbuch vorgestellten Projekte sind daher dementsprechend betrachtet worden. Der Bewertung liegt zugrunde, ob die jeweilige Regel am Projekt Anwendung fand bzw. zutreffend (+) oder nicht zutreffend ist (-). Ist die Regel nicht explizit angewendet, weist jedoch keine negativen Auswirkungen auf oder liegt die Anwendung im Nutzerermessen, ist neutral (0) bewertet worden. Grundriss, Maßstab 1:1.000

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Gewerbliche Bauten

Bestand

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Phase 2

Phase 1

Weiterführende Informationen

Informationsportale zu Baustoffen

Weiterführende Literatur

Baubiologie Institute und Verbände Deutschland

Glossar

1 WECOBIS – ökologisches Bauinformationssystem, wecobis.de 2 Fachagentur nachwachsende Rohstoffe (FNR), fnr.de 3 sia Bauproduktedeklaration, Schweiz, sia.ch 4 Bauteilkatalog, Schweiz, bauteilkatalog.ch 5 baubook, Österreich, baubook.info 6 Green Guide to Specification, Großbritannien, bre.co.uk/greenguide 7 Environmental Product Declaration (Umwelt-Produktdeklarationen, EPD), environdec.com 8 Institut Bauen und Umwelt e. V. (IBU), ibu-epd.com 9 LEGEP Software, legep.de 10 natureplus, natureplus.org 11 GIBBeco, gibbeco.org 12 IBR-Prüfsiegel, baubiologie.org 13 eco-INSTITUT, eco-institut.de 14 Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute e. V. (AGÖF), agoef.de 15 „Zukunft Bauen, Ökologische Baustoffwahl“, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, wecobis.de/fileadmin/images/Sonderthemen/ZukunftBAU_Broschüre.pdf 16 Informationsportal Nachhaltiges Bauen, nachhaltigesbauen.de 17 Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), bnb-nachhaltigesbauen.de 18 AgBB-Bewertungsschema, umweltbundesamt.de/dokument/agbb-bewertungsschema-2015 19 European Chemicals Agency (ECHA), echa.europa.eu 20 International Agency for Research on Cancer (IARC), monographs.iarc.fr/index.php 21 Bine Informationsdienst – Energieforschung für die Praxis, bine.info 22 Holz von hier, Zertifizierungssystem, holz-von-hier.de 23 Ökologisch Bauen, Informationsportal, oekologisch-bauen.info 24 Forum Nachhaltiges Bauen, nachhaltiges-bauen.de

1 Das gesunde Haus, Hubert Palm, Ordo-Verlag, 9. Auflage, 1992 2 Baubiologie in Frage und Antwort, Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit (Hrsg.), IBN-Verlag, 6. Auflage, 2008 3 Wege zum gesunden Bauen, Holger König, ökobuch Verlag, 9. Auflage, 1998 4 Biologisch bauen, renovieren, wohnen, Herbert Artelt, Reimer Verlag, 2014 5 Mit Sicherheit gesund bauen, Peter Bachmann und Matthias Lange (Hrsg.), Springer Vieweg Verlag, 2. Auflage, 2013 6 Gesund und Ökologisch Bauen, Beate Rühl, Blottner Verlag, 2010 7 Ökologisches Baustoff-Lexikon, Wolfgang Linden und Iris Marquardt, VDE-Verlag, 4. Auflage, 2017 8 Lehmbau Regeln, Dachverband Lehm e. V. (Hrsg.), Vieweg + Teubner Verlag, 3. Auflage, 2009 9 Handbuch Lehmbau, Gernot Minke, ökobuch Verlag, 8. Auflage, 2012 10 Gebaute Erde – Gestalten & Konstruieren mit Stampflehm, Martin Rauch, Edition Detail, 2015 11 Lehm im Innenraum, Achim Pilz (Hrsg.), Fraunhofer IRB Verlag, 2010 12 Lehm und Kalkputze, Irmela Fromme und Uta Herz, ökobuch Verlag, 3. Auflage, 2016 13 Handbuch Strohballenbau, Gernot Minke und Benjamin Krick, ökobuch Verlag, 3. Auflage, 2014 14 Bauen mit Holz. Wege in die Zukunft, Hermann Kaufmann und Winfried Nerdinger (Hrsg.), Prestel, 2016 15 Neues Bauen mit Holz, Marc Wilhelm Lennartz und Susanne Jacob-Freitag, Birkhäuser Verlag, 2015 16 Baubiologische Haustechnik, Frank Hartmann, VDE-Verlag, 2014 17 Stress durch Strom und Strahlung, Wolfgang Maes, IBN-Verlag, 6. Auflage, 2013 18 Reduzierung hochfrequenter Strahlung im Bauwesen: Baustoffe und Abschirmmaterialien, Peter Pauli und Dietrich Moldan, VDB Berufsverband deutscher Baubiologen e. V., 2015 19 StadtLandschaften, Christoph Bijok, IBN-Verlag, 2015 20 Permakultur konkret, Bill Mollison, Pala Verlag, Neuauflage, 2009 21 Permaculture, David Holmgreen, https://permacultureprinciples.com/product/principles-and-pathways/ 22 Einfach. Jetzt. Machen!, Rob Hopkins, oekom Verlag, 2. Auflage, 2014 23 Cradle to Cradle, Michael Braungart und William McDonough, Piper Verlag, 2013 24 Zeitschrift Wohnung + Gesundheit, Deutschland 25 Zeitschrift IBO magazin, Österreich 26 Zeitschrift Baubio, Schweiz 27 Zeitschrift ecohabitar, Spanien 28 Zeitschrift EcologiK, Frankreich



Diffusionsoffen/diffusionsfähig (IBN) Fähigkeit der Wanderung von Wasserdampf durch Bauteile oder Baustoffe

Bezugsquellen allgemein 1 IBN, baubiologie-verzeichnis.de 2 FNR, datenbank.fnr.de/anwendungen/bauen-sanieren 3 Fachhandelsverband ÖkoPlus AG, oekoplus.de



Fachhandel Deutschland



4 Naturbauhaus Hetfeld, Velbert, naturbauhaus-hetfeld.de 5 Baukraft Naturbaustoffe Baustoffhandel GmbH, Köln, baukraft-naturbaustoffe.de 6 Raum Jan Sterck GmbH, Köln, raum-koeln.de 7 Gütter Naturbaustoffe, Wasserburg, guetter-naturbaustoffe.de 8 Biber, Verden, biber-online.de 9 Lass Leben, Wirges, lass-leben-naturbaustoffe.de 10 Lutze Törmer, Burscheid, lutzetoermer.de 11 Baunetz Naturbaustoffe, Pfullendorf, baunetz-naturbaustoffe.de 12 bauart Naturbaustoffe, Witten, bauart-naturbaustoffe.de 13 abw, Berlin, abwshop.de 14 gesundwerk naturbaumarkt, Kirchentellinsfurt, gesundwerk.de

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Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN, baubiologie.de Fernlehrgang Baubiologie IBN, fernlehrgang.baubiologie.de Ausbildung Messtechnik IBN, messtechnik.baubiologie.de Verzeichnis Baubiologen IBN, baubiologie-verzeichnis.de Verband Baubiologie, verband-baubiologie.de Berufsverband Deutscher Baubiologen VDB, baubiologie.net Institut für Baubiologie IBR, baubiologie-ibr.de Bund Architektur & Umwelt, bau-architekten.de

Baubiologie Institute und Verbände international 1 Österreichisches Institut für Baubiologie und Bauökologie (Verein) (IBO), Österreich, ibo.at 2 Baubiologie Österreich, baubiologie.at 3 Baubioswiss, baubio.ch 4 Institute Français de Baubiologie et d’Écologie (IBEF), Frankreich, baubiologie.fr 5 Instituto Español de Baubiologie (IEB), Spanien, baubiologie.es/index.php 6 baubiologie südtirol, baubiologie.bz.it/en 7 Casa Salute GmbH, Italien, casa-salute.it 8 Building Biology Association (BBA), Großbritannien, buildingbiology.co.uk 9 International Institute for Building-Biology and Ecology (IBE), USA, hbelc.org 10 Building Biology and Ecology Institute (BBE), Neuseeland, www.bbe.org.nz 11 Australasian Society of Building Biologists (ASBB), Australien, asbb.org.au 12 Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit (IBN) Japan, baubiologie.de/downloads/baubiologie-in-japan41-42.pdf

Elektrosmog (Duden) Elektromagnetische Strahlung, die von Hochspannungsleitungen, Fernseh-, Radarund Mikrowellen sowie von elektrischen Haushaltsgeräten ausgeht (IBN) Nicht ionisierende Strahlung EnEV Energieeinsparverordnung Graue Energie (Baunetz Wissen) Umfasst Energie zum Gewinnen von Materialien, zum Herstellen und Verarbeiten von Bauteilen, zum Transport von Menschen, Maschinen, Bauteilen und Materialien zur Baustelle, zum Einbau von Bauteilen im Gebäude sowie zur Entsorgung g-Wert (IBN) Gesamt-Energiedurchlassgrad für transparente Bauteile; der g-Wert sollte zumindest auf der Südseite möglichst hoch sein, z. B. > 60 %. Hygroskopizität, hygroskopisch (IBN) Fähigkeit eines (Bau-)Stoffes, Feuchtigkeit aus der Luft – aber auch in flüssiger Form – aufzunehmen, kapillar weiterzuleiten und abzugeben. Vereinfacht kann man diese Fähigkeit mit der Funktionsweise eines Löschpapiers oder Schwammes vergleichen. Ionisation (Duden) Versetzung von Ionen oder Molekülen in einen elektrisch geladenen Zustand LCA (IBN) Life Cycle Assessment – Lebenszyklusanalyse – Ökobilanz Gliederung: Stoffbildung – Stoffgebrauch – Stoffauflösung LCC (IBN) Life Cycle Costing – Lebenszykluskosten ökosozial (Duden) Eine Verbindung aus Umweltpolitik und Sozialdemokratie darstellend Querlüftung (IBN) Gegenüberliegende (oder zumindest übereck liegende) Fenster, die sich auch in verschiedenen Räumen befinden können, werden gleichzeitig geöffnet Sorptionsfähigkeit (IBN) Aufnahme eines Gases oder gelösten Stoffes durch einen anderen Stoff Stagnationszeiten/-dauer (IBN) Zeit, in der das Wasser mit dem Rohrmaterial in Verbindung steht Tageslichtquotient (IBN) Verhältnis zwischen Beleuchtungsstärke im Freien und im Raum, gemessen mit einem Photometer, 0,85 m über dem Fußboden in halber Raumtiefe und in 1 m Abstand von den Seitenwänden Tageslichttransmissionsgrad t (IBN) Strahlungsdurchlässigkeit ohne Änderung der Frequenz

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Weiterführende Informationen

Informationsportale zu Baustoffen

Weiterführende Literatur

Baubiologie Institute und Verbände Deutschland

Glossar

1 WECOBIS – ökologisches Bauinformationssystem, wecobis.de 2 Fachagentur nachwachsende Rohstoffe (FNR), fnr.de 3 sia Bauproduktedeklaration, Schweiz, sia.ch 4 Bauteilkatalog, Schweiz, bauteilkatalog.ch 5 baubook, Österreich, baubook.info 6 Green Guide to Specification, Großbritannien, bre.co.uk/greenguide 7 Environmental Product Declaration (Umwelt-Produktdeklarationen, EPD), environdec.com 8 Institut Bauen und Umwelt e. V. (IBU), ibu-epd.com 9 LEGEP Software, legep.de 10 natureplus, natureplus.org 11 GIBBeco, gibbeco.org 12 IBR-Prüfsiegel, baubiologie.org 13 eco-INSTITUT, eco-institut.de 14 Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute e. V. (AGÖF), agoef.de 15 „Zukunft Bauen, Ökologische Baustoffwahl“, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, wecobis.de/fileadmin/images/Sonderthemen/ZukunftBAU_Broschüre.pdf 16 Informationsportal Nachhaltiges Bauen, nachhaltigesbauen.de 17 Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), bnb-nachhaltigesbauen.de 18 AgBB-Bewertungsschema, umweltbundesamt.de/dokument/agbb-bewertungsschema-2015 19 European Chemicals Agency (ECHA), echa.europa.eu 20 International Agency for Research on Cancer (IARC), monographs.iarc.fr/index.php 21 Bine Informationsdienst – Energieforschung für die Praxis, bine.info 22 Holz von hier, Zertifizierungssystem, holz-von-hier.de 23 Ökologisch Bauen, Informationsportal, oekologisch-bauen.info 24 Forum Nachhaltiges Bauen, nachhaltiges-bauen.de

1 Das gesunde Haus, Hubert Palm, Ordo-Verlag, 9. Auflage, 1992 2 Baubiologie in Frage und Antwort, Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit (Hrsg.), IBN-Verlag, 6. Auflage, 2008 3 Wege zum gesunden Bauen, Holger König, ökobuch Verlag, 9. Auflage, 1998 4 Biologisch bauen, renovieren, wohnen, Herbert Artelt, Reimer Verlag, 2014 5 Mit Sicherheit gesund bauen, Peter Bachmann und Matthias Lange (Hrsg.), Springer Vieweg Verlag, 2. Auflage, 2013 6 Gesund und Ökologisch Bauen, Beate Rühl, Blottner Verlag, 2010 7 Ökologisches Baustoff-Lexikon, Wolfgang Linden und Iris Marquardt, VDE-Verlag, 4. Auflage, 2017 8 Lehmbau Regeln, Dachverband Lehm e. V. (Hrsg.), Vieweg + Teubner Verlag, 3. Auflage, 2009 9 Handbuch Lehmbau, Gernot Minke, ökobuch Verlag, 8. Auflage, 2012 10 Gebaute Erde – Gestalten & Konstruieren mit Stampflehm, Martin Rauch, Edition Detail, 2015 11 Lehm im Innenraum, Achim Pilz (Hrsg.), Fraunhofer IRB Verlag, 2010 12 Lehm und Kalkputze, Irmela Fromme und Uta Herz, ökobuch Verlag, 3. Auflage, 2016 13 Handbuch Strohballenbau, Gernot Minke und Benjamin Krick, ökobuch Verlag, 3. Auflage, 2014 14 Bauen mit Holz. Wege in die Zukunft, Hermann Kaufmann und Winfried Nerdinger (Hrsg.), Prestel, 2016 15 Neues Bauen mit Holz, Marc Wilhelm Lennartz und Susanne Jacob-Freitag, Birkhäuser Verlag, 2015 16 Baubiologische Haustechnik, Frank Hartmann, VDE-Verlag, 2014 17 Stress durch Strom und Strahlung, Wolfgang Maes, IBN-Verlag, 6. Auflage, 2013 18 Reduzierung hochfrequenter Strahlung im Bauwesen: Baustoffe und Abschirmmaterialien, Peter Pauli und Dietrich Moldan, VDB Berufsverband deutscher Baubiologen e. V., 2015 19 StadtLandschaften, Christoph Bijok, IBN-Verlag, 2015 20 Permakultur konkret, Bill Mollison, Pala Verlag, Neuauflage, 2009 21 Permaculture, David Holmgreen, https://permacultureprinciples.com/product/principles-and-pathways/ 22 Einfach. Jetzt. Machen!, Rob Hopkins, oekom Verlag, 2. Auflage, 2014 23 Cradle to Cradle, Michael Braungart und William McDonough, Piper Verlag, 2013 24 Zeitschrift Wohnung + Gesundheit, Deutschland 25 Zeitschrift IBO magazin, Österreich 26 Zeitschrift Baubio, Schweiz 27 Zeitschrift ecohabitar, Spanien 28 Zeitschrift EcologiK, Frankreich



Diffusionsoffen/diffusionsfähig (IBN) Fähigkeit der Wanderung von Wasserdampf durch Bauteile oder Baustoffe

Bezugsquellen allgemein 1 IBN, baubiologie-verzeichnis.de 2 FNR, datenbank.fnr.de/anwendungen/bauen-sanieren 3 Fachhandelsverband ÖkoPlus AG, oekoplus.de



Fachhandel Deutschland



4 Naturbauhaus Hetfeld, Velbert, naturbauhaus-hetfeld.de 5 Baukraft Naturbaustoffe Baustoffhandel GmbH, Köln, baukraft-naturbaustoffe.de 6 Raum Jan Sterck GmbH, Köln, raum-koeln.de 7 Gütter Naturbaustoffe, Wasserburg, guetter-naturbaustoffe.de 8 Biber, Verden, biber-online.de 9 Lass Leben, Wirges, lass-leben-naturbaustoffe.de 10 Lutze Törmer, Burscheid, lutzetoermer.de 11 Baunetz Naturbaustoffe, Pfullendorf, baunetz-naturbaustoffe.de 12 bauart Naturbaustoffe, Witten, bauart-naturbaustoffe.de 13 abw, Berlin, abwshop.de 14 gesundwerk naturbaumarkt, Kirchentellinsfurt, gesundwerk.de

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Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN, baubiologie.de Fernlehrgang Baubiologie IBN, fernlehrgang.baubiologie.de Ausbildung Messtechnik IBN, messtechnik.baubiologie.de Verzeichnis Baubiologen IBN, baubiologie-verzeichnis.de Verband Baubiologie, verband-baubiologie.de Berufsverband Deutscher Baubiologen VDB, baubiologie.net Institut für Baubiologie IBR, baubiologie-ibr.de Bund Architektur & Umwelt, bau-architekten.de

Baubiologie Institute und Verbände international 1 Österreichisches Institut für Baubiologie und Bauökologie (Verein) (IBO), Österreich, ibo.at 2 Baubiologie Österreich, baubiologie.at 3 Baubioswiss, baubio.ch 4 Institute Français de Baubiologie et d’Écologie (IBEF), Frankreich, baubiologie.fr 5 Instituto Español de Baubiologie (IEB), Spanien, baubiologie.es/index.php 6 baubiologie südtirol, baubiologie.bz.it/en 7 Casa Salute GmbH, Italien, casa-salute.it 8 Building Biology Association (BBA), Großbritannien, buildingbiology.co.uk 9 International Institute for Building-Biology and Ecology (IBE), USA, hbelc.org 10 Building Biology and Ecology Institute (BBE), Neuseeland, www.bbe.org.nz 11 Australasian Society of Building Biologists (ASBB), Australien, asbb.org.au 12 Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit (IBN) Japan, baubiologie.de/downloads/baubiologie-in-japan41-42.pdf

Elektrosmog (Duden) Elektromagnetische Strahlung, die von Hochspannungsleitungen, Fernseh-, Radarund Mikrowellen sowie von elektrischen Haushaltsgeräten ausgeht (IBN) Nicht ionisierende Strahlung EnEV Energieeinsparverordnung Graue Energie (Baunetz Wissen) Umfasst Energie zum Gewinnen von Materialien, zum Herstellen und Verarbeiten von Bauteilen, zum Transport von Menschen, Maschinen, Bauteilen und Materialien zur Baustelle, zum Einbau von Bauteilen im Gebäude sowie zur Entsorgung g-Wert (IBN) Gesamt-Energiedurchlassgrad für transparente Bauteile; der g-Wert sollte zumindest auf der Südseite möglichst hoch sein, z. B. > 60 %. Hygroskopizität, hygroskopisch (IBN) Fähigkeit eines (Bau-)Stoffes, Feuchtigkeit aus der Luft – aber auch in flüssiger Form – aufzunehmen, kapillar weiterzuleiten und abzugeben. Vereinfacht kann man diese Fähigkeit mit der Funktionsweise eines Löschpapiers oder Schwammes vergleichen. Ionisation (Duden) Versetzung von Ionen oder Molekülen in einen elektrisch geladenen Zustand LCA (IBN) Life Cycle Assessment – Lebenszyklusanalyse – Ökobilanz Gliederung: Stoffbildung – Stoffgebrauch – Stoffauflösung LCC (IBN) Life Cycle Costing – Lebenszykluskosten ökosozial (Duden) Eine Verbindung aus Umweltpolitik und Sozialdemokratie darstellend Querlüftung (IBN) Gegenüberliegende (oder zumindest übereck liegende) Fenster, die sich auch in verschiedenen Räumen befinden können, werden gleichzeitig geöffnet Sorptionsfähigkeit (IBN) Aufnahme eines Gases oder gelösten Stoffes durch einen anderen Stoff Stagnationszeiten/-dauer (IBN) Zeit, in der das Wasser mit dem Rohrmaterial in Verbindung steht Tageslichtquotient (IBN) Verhältnis zwischen Beleuchtungsstärke im Freien und im Raum, gemessen mit einem Photometer, 0,85 m über dem Fußboden in halber Raumtiefe und in 1 m Abstand von den Seitenwänden Tageslichttransmissionsgrad t (IBN) Strahlungsdurchlässigkeit ohne Änderung der Frequenz

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Weiterführende Informationen

Informationsportale zu Baustoffen

Weiterführende Literatur

Baubiologie Institute und Verbände Deutschland

Glossar

1 WECOBIS – ökologisches Bauinformationssystem, wecobis.de 2 Fachagentur nachwachsende Rohstoffe (FNR), fnr.de 3 sia Bauproduktedeklaration, Schweiz, sia.ch 4 Bauteilkatalog, Schweiz, bauteilkatalog.ch 5 baubook, Österreich, baubook.info 6 Green Guide to Specification, Großbritannien, bre.co.uk/greenguide 7 Environmental Product Declaration (Umwelt-Produktdeklarationen, EPD), environdec.com 8 Institut Bauen und Umwelt e. V. (IBU), ibu-epd.com 9 LEGEP Software, legep.de 10 natureplus, natureplus.org 11 GIBBeco, gibbeco.org 12 IBR-Prüfsiegel, baubiologie.org 13 eco-INSTITUT, eco-institut.de 14 Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute e. V. (AGÖF), agoef.de 15 „Zukunft Bauen, Ökologische Baustoffwahl“, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, wecobis.de/fileadmin/images/Sonderthemen/ZukunftBAU_Broschüre.pdf 16 Informationsportal Nachhaltiges Bauen, nachhaltigesbauen.de 17 Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), bnb-nachhaltigesbauen.de 18 AgBB-Bewertungsschema, umweltbundesamt.de/dokument/agbb-bewertungsschema-2015 19 European Chemicals Agency (ECHA), echa.europa.eu 20 International Agency for Research on Cancer (IARC), monographs.iarc.fr/index.php 21 Bine Informationsdienst – Energieforschung für die Praxis, bine.info 22 Holz von hier, Zertifizierungssystem, holz-von-hier.de 23 Ökologisch Bauen, Informationsportal, oekologisch-bauen.info 24 Forum Nachhaltiges Bauen, nachhaltiges-bauen.de

1 Das gesunde Haus, Hubert Palm, Ordo-Verlag, 9. Auflage, 1992 2 Baubiologie in Frage und Antwort, Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit (Hrsg.), IBN-Verlag, 6. Auflage, 2008 3 Wege zum gesunden Bauen, Holger König, ökobuch Verlag, 9. Auflage, 1998 4 Biologisch bauen, renovieren, wohnen, Herbert Artelt, Reimer Verlag, 2014 5 Mit Sicherheit gesund bauen, Peter Bachmann und Matthias Lange (Hrsg.), Springer Vieweg Verlag, 2. Auflage, 2013 6 Gesund und Ökologisch Bauen, Beate Rühl, Blottner Verlag, 2010 7 Ökologisches Baustoff-Lexikon, Wolfgang Linden und Iris Marquardt, VDE-Verlag, 4. Auflage, 2017 8 Lehmbau Regeln, Dachverband Lehm e. V. (Hrsg.), Vieweg + Teubner Verlag, 3. Auflage, 2009 9 Handbuch Lehmbau, Gernot Minke, ökobuch Verlag, 8. Auflage, 2012 10 Gebaute Erde – Gestalten & Konstruieren mit Stampflehm, Martin Rauch, Edition Detail, 2015 11 Lehm im Innenraum, Achim Pilz (Hrsg.), Fraunhofer IRB Verlag, 2010 12 Lehm und Kalkputze, Irmela Fromme und Uta Herz, ökobuch Verlag, 3. Auflage, 2016 13 Handbuch Strohballenbau, Gernot Minke und Benjamin Krick, ökobuch Verlag, 3. Auflage, 2014 14 Bauen mit Holz. Wege in die Zukunft, Hermann Kaufmann und Winfried Nerdinger (Hrsg.), Prestel, 2016 15 Neues Bauen mit Holz, Marc Wilhelm Lennartz und Susanne Jacob-Freitag, Birkhäuser Verlag, 2015 16 Baubiologische Haustechnik, Frank Hartmann, VDE-Verlag, 2014 17 Stress durch Strom und Strahlung, Wolfgang Maes, IBN-Verlag, 6. Auflage, 2013 18 Reduzierung hochfrequenter Strahlung im Bauwesen: Baustoffe und Abschirmmaterialien, Peter Pauli und Dietrich Moldan, VDB Berufsverband deutscher Baubiologen e. V., 2015 19 StadtLandschaften, Christoph Bijok, IBN-Verlag, 2015 20 Permakultur konkret, Bill Mollison, Pala Verlag, Neuauflage, 2009 21 Permaculture, David Holmgreen, https://permacultureprinciples.com/product/principles-and-pathways/ 22 Einfach. Jetzt. Machen!, Rob Hopkins, oekom Verlag, 2. Auflage, 2014 23 Cradle to Cradle, Michael Braungart und William McDonough, Piper Verlag, 2013 24 Zeitschrift Wohnung + Gesundheit, Deutschland 25 Zeitschrift IBO magazin, Österreich 26 Zeitschrift Baubio, Schweiz 27 Zeitschrift ecohabitar, Spanien 28 Zeitschrift EcologiK, Frankreich



Diffusionsoffen/diffusionsfähig (IBN) Fähigkeit der Wanderung von Wasserdampf durch Bauteile oder Baustoffe

Bezugsquellen allgemein 1 IBN, baubiologie-verzeichnis.de 2 FNR, datenbank.fnr.de/anwendungen/bauen-sanieren 3 Fachhandelsverband ÖkoPlus AG, oekoplus.de



Fachhandel Deutschland



4 Naturbauhaus Hetfeld, Velbert, naturbauhaus-hetfeld.de 5 Baukraft Naturbaustoffe Baustoffhandel GmbH, Köln, baukraft-naturbaustoffe.de 6 Raum Jan Sterck GmbH, Köln, raum-koeln.de 7 Gütter Naturbaustoffe, Wasserburg, guetter-naturbaustoffe.de 8 Biber, Verden, biber-online.de 9 Lass Leben, Wirges, lass-leben-naturbaustoffe.de 10 Lutze Törmer, Burscheid, lutzetoermer.de 11 Baunetz Naturbaustoffe, Pfullendorf, baunetz-naturbaustoffe.de 12 bauart Naturbaustoffe, Witten, bauart-naturbaustoffe.de 13 abw, Berlin, abwshop.de 14 gesundwerk naturbaumarkt, Kirchentellinsfurt, gesundwerk.de

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1 2 3 4 5 6 7 8

Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN, baubiologie.de Fernlehrgang Baubiologie IBN, fernlehrgang.baubiologie.de Ausbildung Messtechnik IBN, messtechnik.baubiologie.de Verzeichnis Baubiologen IBN, baubiologie-verzeichnis.de Verband Baubiologie, verband-baubiologie.de Berufsverband Deutscher Baubiologen VDB, baubiologie.net Institut für Baubiologie IBR, baubiologie-ibr.de Bund Architektur & Umwelt, bau-architekten.de

Baubiologie Institute und Verbände international 1 Österreichisches Institut für Baubiologie und Bauökologie (Verein) (IBO), Österreich, ibo.at 2 Baubiologie Österreich, baubiologie.at 3 Baubioswiss, baubio.ch 4 Institute Français de Baubiologie et d’Écologie (IBEF), Frankreich, baubiologie.fr 5 Instituto Español de Baubiologie (IEB), Spanien, baubiologie.es/index.php 6 baubiologie südtirol, baubiologie.bz.it/en 7 Casa Salute GmbH, Italien, casa-salute.it 8 Building Biology Association (BBA), Großbritannien, buildingbiology.co.uk 9 International Institute for Building-Biology and Ecology (IBE), USA, hbelc.org 10 Building Biology and Ecology Institute (BBE), Neuseeland, www.bbe.org.nz 11 Australasian Society of Building Biologists (ASBB), Australien, asbb.org.au 12 Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit (IBN) Japan, baubiologie.de/downloads/baubiologie-in-japan41-42.pdf

Elektrosmog (Duden) Elektromagnetische Strahlung, die von Hochspannungsleitungen, Fernseh-, Radarund Mikrowellen sowie von elektrischen Haushaltsgeräten ausgeht (IBN) Nicht ionisierende Strahlung EnEV Energieeinsparverordnung Graue Energie (Baunetz Wissen) Umfasst Energie zum Gewinnen von Materialien, zum Herstellen und Verarbeiten von Bauteilen, zum Transport von Menschen, Maschinen, Bauteilen und Materialien zur Baustelle, zum Einbau von Bauteilen im Gebäude sowie zur Entsorgung g-Wert (IBN) Gesamt-Energiedurchlassgrad für transparente Bauteile; der g-Wert sollte zumindest auf der Südseite möglichst hoch sein, z. B. > 60 %. Hygroskopizität, hygroskopisch (IBN) Fähigkeit eines (Bau-)Stoffes, Feuchtigkeit aus der Luft – aber auch in flüssiger Form – aufzunehmen, kapillar weiterzuleiten und abzugeben. Vereinfacht kann man diese Fähigkeit mit der Funktionsweise eines Löschpapiers oder Schwammes vergleichen. Ionisation (Duden) Versetzung von Ionen oder Molekülen in einen elektrisch geladenen Zustand LCA (IBN) Life Cycle Assessment – Lebenszyklusanalyse – Ökobilanz Gliederung: Stoffbildung – Stoffgebrauch – Stoffauflösung LCC (IBN) Life Cycle Costing – Lebenszykluskosten ökosozial (Duden) Eine Verbindung aus Umweltpolitik und Sozialdemokratie darstellend Querlüftung (IBN) Gegenüberliegende (oder zumindest übereck liegende) Fenster, die sich auch in verschiedenen Räumen befinden können, werden gleichzeitig geöffnet Sorptionsfähigkeit (IBN) Aufnahme eines Gases oder gelösten Stoffes durch einen anderen Stoff Stagnationszeiten/-dauer (IBN) Zeit, in der das Wasser mit dem Rohrmaterial in Verbindung steht Tageslichtquotient (IBN) Verhältnis zwischen Beleuchtungsstärke im Freien und im Raum, gemessen mit einem Photometer, 0,85 m über dem Fußboden in halber Raumtiefe und in 1 m Abstand von den Seitenwänden Tageslichttransmissionsgrad t (IBN) Strahlungsdurchlässigkeit ohne Änderung der Frequenz

167

168

25 Grundregeln der Baubiologie

Neubau Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN Bauplatz 1

Bauplatz ohne natürliche und künstliche Störungen

2

Wohnhäuser abseits von Emissions- und Lärmquellen

3

Dezentrale, lockere Bauweise in durchgrünten Siedlungen

4

Wohnung und Siedlung individuell, naturverbunden, menschenwürdig und familiengerecht

5

Keine sozialen Folgelasten verursachend



0

+

Fachwerkhaus –

0

+

Torfremise –

0

+

Behebung Auffälligkeiten, Erhalt Bestandsbau, Erweiterung Grünflächen, lokales Handwerk, nachbarschaftliches Zusammenleben

Erhalt Dorfstruktur, lokales Handwerk

Durchgrünte Siedlung, individuelles Arbeitsmodell, lokales Handwerk, Eigenleistung

Holzrahmenbauweise, keine Leimstoffe, Holzweichfaser-, Zellulosedämmung, Lehmbauplatten, Lehm-/Kalkputz, Akustikdecke, Decke mit Kalksplitt und Holzweichfaserplatte

Fachwerk Holz/Lehm, Schilfrohrdämmung, Lehm-/Kalkdämmputz, Lehmbauplatten

Holzrahmenbauweise, Holzweichfaserdämmung, Glasschaumschotter, Lehm-/Kalkputz, Splittschüttung

Naturbelassene oder geölte Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Lehmfarbe innen, Silikatfarbe Fassade, Naturdämmstoff, kontrollierte Be- und Entlüftung mit Feuchteregelung und WRG, Strahlungswärme, Abschirmung durch Edelstahlgewebe, Abgeschirmte, halogenfreie Leitungen, Entmagnetisierung

Naturbelassene Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Strahlungswärme

Unbehandlete Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Strahlungswärme, Speichermassen aus Lehm

Erhalt Bestandskurve, Goldener Schnitt in Proportionen, maximale Tageslichtausbeute, maximal flimmerreduzierte Beleuchtung, Naturfarben, ergonomische Arbeitsplatzausstattung

Historische und moderne Proportionen, maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

PV-Anlage, Pelletprimärofen, Ökostrom, regionale, nachwachsende, auskömmliche Baustoffe, Bestandserhalt, Baustoffe mit Recycelbarkeit, Edelstahlrohre, dezentrale Warmwasserversorgung, Regenwassernutzung

KfW Effizienzhaus Denkmal, Gas-Brennwertkessel, Kaminofen, regionale Baustoffe Bestandserhalt, Kupferrohre Entkalkungsanlage

Stückholzofen, Solarthermie, Holz aus eigenem Wald, Bestandserhalt, Edelstahlrohre

Baustoffe und Schallschutz 6

Baustoffe natürlich und unverfälscht

7

Geruchsneutral oder angenehmer Geruch ohne Abgabe von Giftstoffen

8

Verwendung von Baustoffen mit geringer Radioaktivität

9

Orientierung des Schall- und Vibrationsschutzes am Menschen

Raumklima 10

Natürliche Regulierung der Raumluftfeuchte, Verwendung feuchteausgleichender Materialien

11

Geringe und rasch abklingende Neubaufeuchte

12

Ausgewogenes Maß von Wärmedämmung und Wärmespeicherung

13

Optimale Oberflächen- und Raumlufttemperaturen

14

Gute Luftqualität durch natürlichen Luftwechsel

15

Strahlungswärme zur Beheizung

16

Das natürliche Strahlungsumfeld wenig verändernd (statische Aufladung)

17

Ohne Ausbreitung elektromagnetischer Felder und Funkwellen

18

Weitgehende Reduzierung von Pilzen, Bakterien, Staub und Allergenen

Raumgestaltung 19

Berücksichtigung harmonikaler Maße, Proportionen und Formen

20

Naturgemäße Licht-, Belichtungs- und Farbverhältnisse

21

Anwendung physiologischer und ergonomischer Erkenntnisse zur Raumgestaltung und Einrichtung

Umwelt, Energie und Wasser 22

Minimierung des Energieverbrauchs unter weitgehender Nutzung erneuerbarer Energiequellen

23

Baustoffe bevorzugt aus der Region, Raubbau knapper und risikoreicher Rohstoffe nicht fördernd

24

Zu keinen Umweltproblemen führend (Ökobilanz)

25

Bestmögliche Wasserqualität

Die Prinzipien der Baubiologie sind anschaulich in den „25 Grundregeln der Baubiologie“ zusammengestellt. Sie dienen zur Orientierung in der Planung und als Checkliste einer ganzheitlichen Bewertung. Die in diesem Fachbuch vorgestellten Projekte sind daher dementsprechend betrachtet worden. Der Bewertung liegt zugrunde, ob die jeweilige Regel am Projekt Anwendung fand bzw. zutreffend (+) oder nicht zutreffend ist (-). Ist die Regel nicht explizit angewendet, weist jedoch keine negativen Auswirkungen auf oder liegt die Anwendung im Nutzerermessen, ist neutral (0) bewertet worden. Grundriss, Maßstab 1:1.000

169

170

Gewerbliche Bauten

Bestand

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Phase 2

Phase 1

25 Grundregeln der Baubiologie

Neubau Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN Bauplatz 1

Bauplatz ohne natürliche und künstliche Störungen

2

Wohnhäuser abseits von Emissions- und Lärmquellen

3

Dezentrale, lockere Bauweise in durchgrünten Siedlungen

4

Wohnung und Siedlung individuell, naturverbunden, menschenwürdig und familiengerecht

5

Keine sozialen Folgelasten verursachend



0

+

Fachwerkhaus –

0

+

Torfremise –

0

+

Behebung Auffälligkeiten, Erhalt Bestandsbau, Erweiterung Grünflächen, lokales Handwerk, nachbarschaftliches Zusammenleben

Erhalt Dorfstruktur, lokales Handwerk

Durchgrünte Siedlung, individuelles Arbeitsmodell, lokales Handwerk, Eigenleistung

Holzrahmenbauweise, keine Leimstoffe, Holzweichfaser-, Zellulosedämmung, Lehmbauplatten, Lehm-/Kalkputz, Akustikdecke, Decke mit Kalksplitt und Holzweichfaserplatte

Fachwerk Holz/Lehm, Schilfrohrdämmung, Lehm-/Kalkdämmputz, Lehmbauplatten

Holzrahmenbauweise, Holzweichfaserdämmung, Glasschaumschotter, Lehm-/Kalkputz, Splittschüttung

Naturbelassene oder geölte Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Lehmfarbe innen, Silikatfarbe Fassade, Naturdämmstoff, kontrollierte Be- und Entlüftung mit Feuchteregelung und WRG, Strahlungswärme, Abschirmung durch Edelstahlgewebe, Abgeschirmte, halogenfreie Leitungen, Entmagnetisierung

Naturbelassene Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Strahlungswärme

Unbehandlete Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Strahlungswärme, Speichermassen aus Lehm

Erhalt Bestandskurve, Goldener Schnitt in Proportionen, maximale Tageslichtausbeute, maximal flimmerreduzierte Beleuchtung, Naturfarben, ergonomische Arbeitsplatzausstattung

Historische und moderne Proportionen, maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

PV-Anlage, Pelletprimärofen, Ökostrom, regionale, nachwachsende, auskömmliche Baustoffe, Bestandserhalt, Baustoffe mit Recycelbarkeit, Edelstahlrohre, dezentrale Warmwasserversorgung, Regenwassernutzung

KfW Effizienzhaus Denkmal, Gas-Brennwertkessel, Kaminofen, regionale Baustoffe Bestandserhalt, Kupferrohre Entkalkungsanlage

Stückholzofen, Solarthermie, Holz aus eigenem Wald, Bestandserhalt, Edelstahlrohre

Baustoffe und Schallschutz 6

Baustoffe natürlich und unverfälscht

7

Geruchsneutral oder angenehmer Geruch ohne Abgabe von Giftstoffen

8

Verwendung von Baustoffen mit geringer Radioaktivität

9

Orientierung des Schall- und Vibrationsschutzes am Menschen

Raumklima 10

Natürliche Regulierung der Raumluftfeuchte, Verwendung feuchteausgleichender Materialien

11

Geringe und rasch abklingende Neubaufeuchte

12

Ausgewogenes Maß von Wärmedämmung und Wärmespeicherung

13

Optimale Oberflächen- und Raumlufttemperaturen

14

Gute Luftqualität durch natürlichen Luftwechsel

15

Strahlungswärme zur Beheizung

16

Das natürliche Strahlungsumfeld wenig verändernd (statische Aufladung)

17

Ohne Ausbreitung elektromagnetischer Felder und Funkwellen

18

Weitgehende Reduzierung von Pilzen, Bakterien, Staub und Allergenen

Raumgestaltung 19

Berücksichtigung harmonikaler Maße, Proportionen und Formen

20

Naturgemäße Licht-, Belichtungs- und Farbverhältnisse

21

Anwendung physiologischer und ergonomischer Erkenntnisse zur Raumgestaltung und Einrichtung

Umwelt, Energie und Wasser 22

Minimierung des Energieverbrauchs unter weitgehender Nutzung erneuerbarer Energiequellen

23

Baustoffe bevorzugt aus der Region, Raubbau knapper und risikoreicher Rohstoffe nicht fördernd

24

Zu keinen Umweltproblemen führend (Ökobilanz)

25

Bestmögliche Wasserqualität

Die Prinzipien der Baubiologie sind anschaulich in den „25 Grundregeln der Baubiologie“ zusammengestellt. Sie dienen zur Orientierung in der Planung und als Checkliste einer ganzheitlichen Bewertung. Die in diesem Fachbuch vorgestellten Projekte sind daher dementsprechend betrachtet worden. Der Bewertung liegt zugrunde, ob die jeweilige Regel am Projekt Anwendung fand bzw. zutreffend (+) oder nicht zutreffend ist (-). Ist die Regel nicht explizit angewendet, weist jedoch keine negativen Auswirkungen auf oder liegt die Anwendung im Nutzerermessen, ist neutral (0) bewertet worden. Grundriss, Maßstab 1:1.000

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170

Gewerbliche Bauten

Bestand

165

Phase 2

Phase 1

Wohnbauten Baubiologische Bewertung

Haus Ritter-Reumiller –

0

+

Strohhaus –

0

Haus für Julia und Björn

Casa C

+



0

+



0

+

Durchgrünte Siedlung, Grundrisszonierung, Naturbezug, lokales Handwerk, Eigenleistung, barrierefrei nutzbar

Durchgrünte Siedlung, Naturbezug, barrierefrei nutzbar

Erhalt Dorfbild, Regionalität, lokales Handwerk

Durchgrünte Siedlung, Grundrisszonierung, Naturbezug, lokales Handwerk

Holzmassivbauweise, Strohdämmung, Lehmwände, Lehmputz

Strohbauweise, Strohdämmung, Lehm-/Kalkputz

Holzständerbauweise, Massivholzplatten, Zellulosedämmung

Holzelementbauweise, Holzwolledämmung, Holzeinbauten, Putz aus Marmormehl

Unbehandelte Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Strahlungswärme, sternförmige reduzierte Leitungsverlegung

Oberflächenbehandlung auf Naturbasis, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Strahlungswärme

Unbehandelte Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Strahlungswärme

Unbehandelte Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Strahlungswärme, sternförmige Leitungsverlegung

Ur-Form Haus, Proportionswechsel, Naturfarben

Flexible Grundrissnutzung, maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

Proportion und Raumfluss, maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

Haustypologie Urform, Naturfarben

Stampflehm-Ganzhausofen, Solarthermie, regionale Rohstoffe, Regenwassernutzung, Edelstahlrohre

Stückholzofen, CO2-Speicher, Kompostierbarkeit, dezentrale WarmwasserVersorgung

Erdwärmepumpe, Stückholzofen, Strom aus Wasserkraft, regionale Rohstoffe, Bestandserhalt, dezentrale Warmwasserversorgung

Ganzhausofen, Solarthermie, Rohstoff aus eigenem Wald

171

Wohnbauten Baubiologische Bewertung

Haus aus Holz –

172

0

+

Maison Marly –

0

+

Designhaus Haussicht –

0

+

De Potgieter School –

0

+

Durchgrünte Siedlung, Naturbezug

Durchgrünte Vorstadt, familiengerechte Planung

Durchgrünte Siedlung, Grundrisszonierung, Naturbezug, barrierefrei nutzbar

Revitalisierung Denkmal, Minimierung Störungen, Naturbezug durch Gärten, nachbarschaftliches Zusammenleben

Holzmassivbau, Massivholzplatten, Holzfaser-, Glasschaumdämmung, Holzeinbauten

Holzmassivbauweise, Massivholzplatten, Holzfaserdämmplatten, Trittschallschutz

Holztafelbauweise, Holzspänedämmung, mineralischer Putz und Farben, schadstofffreie Materialien

Holz aus Bestand, Holzweichfaser-, Zellulosedämmung, Lehmputz, Linoleum, Akustikdecken

Unbehandelte Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Strahlungswärme, sternförmige Leitungsverlegung

Oberflächenbehandlung auf Naturbasis, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, kontrollierte Lüftung mit WRG, Strahlungswärme

Unbehandelte Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Raumluftmessungen, kontrollierte Lüftung mit WRG, Strahlungswärme, abgeschirmte Kabel, Abschirmplatte

Naturbelassene Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, kontrollierte Lüftung mit WRG, Strahlungswärme, sternförmige Leitungsverlegung

Haustypologie Urform, Naturfarben

Spiel mit Proportion und Wahrnehmung

Fließende naturnahe Formen, LED flimmerfrei, Naturtöne

Materialgerecht, Altbauproportionen, maximale Tageslichtausbeute, Altbaufenster, Naturfarben

Erdwärmepumpe, PV-Anlage, Nachwachsende recycelte Rohstoffe, Regenwassersammlung

Stückholzkaminofen, Passivhaus, CO2-Speicher, Ökostrom, dezentrale Warmwasserversorgung

Luft-Wasser-Wärmepumpe, Solarthermie, PV-Anlage, CO2-Speicher, kein Abfall, Regenwasserversickerung

Gas-Luft-Wärmepumpe, PV-Anlage, nachwachsende, auskömmliche, recycelte Rohstoffe, Edelstahlrohre, Regenwassersammlung

Öffentliche Bauten Baubiologische Bewertung

Erweiterung Friedensschule –

0

+

RHS Peter Buckley Learning Centre –

0

+

Kindertagesstätte Ecolino –

0

+

Kinderkrippe –

0

+

Durchgrünte Siedlung, individuelles Arbeitsmodell, lokales Handwerk, Eigenleistung

Grünanlage, Naturbezug, barrierefrei

Durchgrünte Siedlung, Naturbezug, störungsfrei, barrierefrei

Durchgrünte Siedlung Naturbezug, barrierefrei

Holzrahmenbauweise, Holzweichfaserdämmung, Glasschaumschotter, Lehm-/Kalkputz, Splittschüttung

Holzrahmenbauweise, Zellulosedämmung, Naturfarben, Linoleum, Akustikdecken

Holzrahmenbauweise, Holzfaser-, Kalziumsilikat-, Hanfdämmung, Lehmputz, schadstofffreie Baustoffe, Akustikdecken

Holzmassivbauweise, Massivholzplatten, Holzfaserdämmung, Lehmputz, Linoleum, Akustikdecken

Unbehandlete Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Strahlungswärme, Speichermassen aus Lehm

Naturbelassene Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Strahlungswärme

Silikatfarben, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, kontrollierte Lüftung mit WRG, manuelles Lüftungskonzept, Strahlungswärme, Netzfreischalter, Verzicht auf Funk

Naturbelassene Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Querlüftung, Strahlungswärme, Verzicht auf Funk

Maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

Psychische Wirkung Holz, maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

Kindgerecht, materialgerecht, maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

Kindgerecht, materialgerecht, maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

Stückholzofen, Solarthermie, Holz aus eigenem Wald, Bestandserhalt, Edelstahlrohre

Sanierte Bestandsgasheizung, regionale ökozertifizierte Baustoffe, dezentrale Warmwasserversorgung

PV-Anlage, Nahwärme, Holzhackschnitzel, nachwachsende, auskömmliche Rohstoffe, Edelstahlrohre, Pflanzenkläranlage

Nahwärme, Holzhackschnitzel, nachwachsende, auskömmliche Rohstoffe, dezentrale Warmwasserversorgung

173

Herbafarm –

174

0

Hörger Biohotel

+



0

+

Almrefugio –

0

Casa Salute

+



0

+

Natureinbettung, Biobetrieb

Erhalt Dorfstruktur, Gartenbezug, Biobetrieb

Scheunenerhalt, regionales Handwerk, barrierefrei

Störungsfreiheit, durchgrünte Lage, Naturbezug, baubiologische Beratung

Holzrahmenbauweise, Zelluloseplatten, Perlite-, Schilfrohrdämmung, Naturfarben

Holzmassivbau, Massivholzplatten, Holzweichfaser-, Zellulosedämmung, schallgeschützte Boxen

Bruchsteinmauer/ Holzdachstuhl, Holzständerbauweise, Holzfaserdämmung, Kalkputz, Silikatfarben, Trennwand-, Trittschalldämmung

Holzmassivbau, Massivholzmauer, Holzfaserdämmung, Lehmputz, Akustikdecke

Oberflächenbehandlung auf Naturbasis, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Querlüftung, Stromleitung in Abstand zum Schlafplatz, Verzicht auf Funk

Naturbelassene Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, Dezentrale Lüftunganlage, Strahlungswärme, sternförmige Leitungsverlegung, Verzicht auf Funk

Naturbelassene Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff (teilweise), Strahlungswärme

Naturbelassene Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, dezentrale Lüftungsanlage, Strahlungswärme, kabellose Schalter, halogenfreie Kabel, Ziegelauflage auf StB-Platte, Abschirmvorhang, Verzicht auf Funk

Maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

Physiologische Wirkung Zirbenholz, maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

Bestandsproportionen, Lichtkonzept (LED), Naturfarben

Naturnahe ergonomische Formen, Zirbenholz, maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

Passive Solargewinne, nachwachsende, regionale Rohstoffe, Edelstahlrohre, Regenwassersammlung

Nahwärme Biomasse, PV-Anlage, nachwachsende, regionale Rohstoffe, Edelstahlrohre, Regenwasserversickerung

PV-Anlage, Bestandsölheizung, nachwachsende, regionale, recycelte Rohstoffe

Hybride PV-Anlage und Wärmepumpe, nachwachsende, auskömmliche Rohstoffe, Kupferrohre, Regenwassersammlung

Gewerbliche Bauten Baubiologische Bewertung

Betriebsgebäude Artis –

0

+

Omicron Campus –

0

+

Innerstädtische Funktionsmischung, Mikroklima durch Gründach, mitarbeiterfreundlich

Naturbezug, Gartenanlagen, mitarbeiterfreundliche Raumstrukturen, barrierefrei

Holzingenieurbau, Massivholzplatten, BSH Holzfaser-, Zellulosedämmung, Lehmputz, Schallschutzwand

Schadstoffreie Baustoffe, Holzfassade, Ausbau in Holz und Lehm (Boden/ Wand/Decke), Holzweichfaserdämmung, AkustikdeckenEinzelraumnutzung

Naturbelassene Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, kontrollierte Be- und Entlüftung mit WRG, Strahlungswärme

Naturbelassene Oberflächen, diffusionsoffene Bauweise, Naturdämmstoff, kontrollierte Be- und Entlüftung mit WRG, Strahlungswärme, -kühle, Strahlungsarme Funkanwendung

Interne Transparenz (Raum/Arbeit), maximale Tageslichtausbeute, Naturfarben

Naturnahe Besprechungsbereiche, maximale Tageslichtausbeute, LED, ergonomische Arbeitsplatzausstattung

Festbrennstoffofen, Restholz aus eigener Produktion, PV-Anlage, nachwachsende, auskömmliche Rohstoffe

Erdwärmepumpe, Rückkühler, PV-Anlage, nachwachsende, zertifizierte, regionale Rohstoffe

175

Bildnachweis

Projekt/Fotografie Neubau Institut für Baubiologie+Nachhaltigkeit IBN Institut für Baubiologie+Nachhaltigkeit IBN, S. 36–47; Maximilian Mutzhas, S. 47 links unten Fachwerkhaus Haingraben Stefan Marquardt, S. 50–55 Wohn- und Werkstattgebäude Torfremise Malte Fuchs, S. 56-59, 61; Ziegert | Roswag | Seiler Architekten Ingenieure, S. 60; Stephanie und Emmanuel Heringer, S. 56 Haus Ritter-Reumiller Christian, Grass, S. 62, 63, 65 rechts, 67; Bruno Klomfar, S. 64; Ingomar Reumiller, S. 65 links; Roswitha Natter, S. 66 Strohhaus Adolf Bereuter, S. 68-73 Casa C José Hevia, S. 74-79 Haus für Julia und Björn Adolf Bereuter, S. 48, 80–85 Haus aus Holz Erich Spahn, S. 86–91 Maison Marly Schnepp Renou, S. 92–97, 166 Designhaus Haussicht Jonas Kuhn, S. 98–103 De Potgieter School Daniel Höwekamp, S. 104–109

176

Erweiterung Friedensschule und Feuerwache Christoph Bijok, S. 110–115 RHS Peter Buckley Learning Centre Joakim Boren, S. 116–121 Kindertagesstätte Ecolino Florian Schöllhorn, S. 122–127 Kinderkrippe Pollenfeld Erich Spahn, S. 128–133 Herbafarm eds architects, S. 134–137 Hörger Biohotel Tafernwirtschaft Sebastian Schels, S. 138–141 Almrefugio Erich Spahn, S. 142–147 Casa Salute Meraner & Hauser, S. 148–153 Betriebsgebäude Artis Daniela Friebel, S. 154–159; Ziegert | Roswag | Seiler Architekten Ingenieure , S. 156 unten Omicron Campus Bruno Klomfar, S. 160–162, 164–165; Stefano Mori, S. 163 Die Lagepläne und Grundrisse wurden uns von den jeweiligen Architekten zur Verfügung gestellt.

Dank

Dank

Haftungsausschluss

Von unschätzbarem Wert war die Unterstützung des Instituts für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN in Rosenheim. Mein besonderer Dank gilt dem Geschäftsführer des Instituts, Winfried Schneider, für seine fachliche Unterstützung, und seinem Team in der baubiologischen Beratungsstelle im Institutsgebäude Rosenheim. Ich danke dem Institut weiterhin für die Möglichkeit der Verwendung der Lehrinhalte. Mein Dank gilt allen Autoren der Lehrhefte zum Fernlehrgang Baubiologie IBN, insbesondere Winfried Schneider und dem Begründer des Fernlehrgangs, Prof. Dr. Anton Schneider (verstorben 2015). Weiter bin ich allen Projektarchitekten, Mitarbeitern und Fotografen zu Dank verpflichtet, die ihre Werke zur Verfügung gestellt haben und mir mit Rat und Tat zur Seite standen. Ich bedanke mich bei allen Personen, die mich auf meinem Weg mit dem Buch begleitet und beraten haben, für ihren Zuspruch und ihre Ratschläge, meiner Familie für ihre Unterstützung und dem Birkhäuser Verlag für die Umsetzung des vorliegenden Buches.

Alle Inhalte des vorliegenden Fachbuches wurden seitens der Autorin mit Sorgfalt recherchiert und überprüft. Eine Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität kann dennoch nicht übernommen werden. Berücksichtigt wurden die Inhalte der Onlineversion des Fernlehrgang Baubiologie IBN bis April 2017. Auf spätere Änderungen hat die Autorin keinen Einfluss, eine Haftung ist daher ausgeschlossen. Das Buch enthält Links auf Webseiten Dritter; auf deren Inhalte hat die Autorin keinen Einfluss und übernimmt daher keine Gewähr. Für diese Inhalte ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich.

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Impressum

Konzept: Nurgül Ece Fachredaktion: Winfried Schneider Lektorat: Ilka Backmeister-Collacott Projektkoordination: Lisa Schulze, Regina Herr, Alexander Felix Herstellung: Heike Strempel Visuelle Gestaltung: Peter Dieter, Dorothea Talhof (www.formalin.de) Papier: 120 g/m2 Amber Graphic Druck: Beltz Bad Langensalza GmbH Lithografie: [bildpunkt] Druckvorstufen GmbH Library of Congress Cataloging-in-Publication data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. TCF ∞ Printed in Germany

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Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Dieses Buch ist auch als E-Book (ISBN PDF 978-3-0356-0993-6) sowie in englischer Sprache erschienen (ISBN 978-3-0356-1183-0). © 2018 Birkhäuser Verlag GmbH, Basel Postfach 44, 4009 Basel, Schweiz Ein Unternehmen der Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston ISBN 978-3-0356-1179-3 9 8 7 6 5 4 3 2 1 www.birkhauser.com