118 95 2MB
German Pages 314 [316] Year 2005
SCHRIFTENREIHE FINANZIERUNG UND BANKEN Herausgeber: Prof. Dr. Detlev Hummel
Julia Plakitkina
Bankenstrukturen und Systemrisiken
Verlag Wissenschaft & Praxis
Bankenstrukturen und Systemrisiken
SCHRIFTENREIHE FINANZIERUNG UND BANKEN Herausgegeben von Prof. Dr. Detlev Hummel
Band 7
Julia Plakitkina
Bankenstrukturen und Systemrisiken – eine ökonomische Analyse Russlands im internationalen Vergleich
Verlag Wissenschaft & Praxis
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN 3-89673-253-6 © Verlag Wissenschaft & Praxis Dr. Brauner GmbH 2005 D-75447 Sternenfels, Nußbaumweg 6 Tel. 07045/930093 Fax 07045/930094
Alle Rechte vorbehalten Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany
Geleitwort Stabilität und Leistungsfähigkeit des russischen Geschäftsbankensystems verbesserten sich durch eine Reihe von Veränderungen seit Ende der 90er Jahre. In den letzten Jahren wurden seitens der Zentralbank und Regierung Russlands eine Reihe von wirtschaftspolitischen Maßnahmen eingeleitet sowie neue rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen, die dem Geschäftsbankensystem effizientere Strukturen und mehr Stabilität verleihen sollen. Der Gefahr eines Zusammenbruchs des russischen Bank- und Finanzwesens in den 90er Jahren konnte überwunden und Schuldenkrise des Staates abgewendet werden. In diesem Zusammenhang profilierten sich im russischen Bankenmarkt einerseits Geschäftsbanken als Teile der Anfang der 90er Jahre entstandenen Finanz- und Industriegruppen, andererseits wurden Großbanken grundlegend restrukturiert. Dabei wurden teilweise die gesunden Aktiva sowie lukrative Kundenstämme infolge der Russlandkrise von 1998 teilweise in neu fusionierte Einheiten übertragen. Das Depositengeschäft mit Privatkunden sowie Kreditfinanzierungen für Wirtschaft und Regionen erreichten beträchtliche Wachstumsraten; allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau. Die Ertragslage der in- und ausländischen Geschäftsbanken konnte stabilisiert werden, da zugleich der Abschreibungsbedarf für notleidende Kredite begrenzt wurde. Defizite und strukturelle Risiken im russischen Geschäftsbankensystem bestehen jedoch fort, welche gerade in Aufschwungsphasen allgemein unterschätzt werden. Die Arbeit stellt sich die Aufgabe, einen Überblick zu wesentlichen Entwicklungsaspekten und den Strukturrisiken des Bankenmarktes in Russland zu geben. Die Geschäftsmöglichkeiten von Auslandsbanken in Russland wurden erweitert, wobei internationale Institute ihre Präsenz und Aktivitäten in verschiedenen Geschäftsfeldern verstärkten. Reine Auslandsbanken sind russischen Instituten noch nicht gleichgestellt, um deren Wettbewerbsnachteile (geringere Bonität, russische Reservesätze) auszugleichen. Daraus ergibt sich zunächst die Frage der Nachhaltigkeit dieser Stabilisierung sowie weiterhin die Frage nach der weiteren Entwicklung des Geschäftsbankensystems im Sinne einer dem Wirtschaftsaufbau adäquaten Leistungsfähigkeit. Außerdem stellen Wirtschaftspartner Russlands die Frage nach einer stärkeren Integration der Banken- und Finanzmärkte in die europäischen und weltwirtschaftlichen Strukturen. Auslandsbanken in Deutschland und Europa sind dabei Markteintrittsstrategien für Russland abzuwägen, andere befinden sich bereit in der Phase einer 1
intensiven Geschäftsstrategie. Hier hat die Wissenschaft eine Antwort für die Entscheidungsfindung des Managements beizutragen. Russische Banken sind Institutionen, die weder betriebswirtschaftlichen Wurzeln noch eine gewachsene unternehmerische Kultur besitzen. Daher scheint es für die Begründung notwendiger bankwirtschaftlicher Systementwicklungen notwendig sowohl von den Theorien der Bankbetriebslehre, wie auch von der Genesis und den Bestimmungsfaktoren verschiedener Bankensysteme im internationalen Vergleich auszugehen, um alle theoretischen Erkenntnisse sowie die empirischen Erfahrungen für die Bewertung der Entwicklungen in Russland heranzuziehen. Der Herausgeber wünscht dem Band 7 der Schriftenreihe des Lehrstuhls Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Finanzierung und Banken Interesse, Anregung und viel Resonanz für die Fortsetzung des Dialogs von Wissenschaftlern, osteuropäisch-orientierten Führungskräften aus Wirtschaft und Bankwesen sowie der weiteren Kooperation von Verbänden und Regulierungsbehörden im zusammen wachsenden Europa. Prof. Dr. Detlev Hummel, Potsdam im März 2005
2
Vorwort Die vorliegende Dissertation entstand im Rahmen eines von der KonradAdenauer-Stiftung finanzierten Promotionsstudiums an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam. Nicht nur die offene Diskussionsbereitschaft am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Finanzierung und Banken, sondern auch die universitätsübergreifenden Seminare in Wien, Hohenheim und Greifswald trugen viel zum Gelingen der Arbeit bei. Nach zweijähriger intensiver wissenschaftlicher Arbeit gilt mein aufrichtiger Dank all denjenigen Personen, die mir in vielfältiger Weise Unterstützung gewährten. Allen voran danke ich meinem wissenschaftlichen Betreuer, Herrn Prof. Dr. Detlev Hummel, für die kritische Begleitung sowie die konzeptionelle und wissenschaftliche Betreuung meiner Forschungsinteressen. Er unterstützte meine Arbeit rückhaltlos und gab mir den Raum, meiner wissenschaftlichen Neugier freien Lauf zu lassen. Darüber hinaus fand ich die Möglichkeit, meine Kenntnisse zu einigen grundsätzlichen betriebswirtschaftlichen Fragestellungen fortzuentwickeln. Unsere zahlreichen Gespräche und die angenehme Zusammenarbeit waren mir stets ein hilfreicher Ansporn. Daneber möchte ich vor allem Prof. Dr. Paul J.J. Welfens, den Lehrstuhlsinhaber für Makroökonomische Theorie und Politik an der Bergischen Universität Wuppertal, für sein Interesse an meinen Forschungen zu internationalen und zum russischen Bankensystem sowie für die Übernahme des Zweitgutachtens danken. Großer Dank gebührt auch Prof. Dr. Oleg I. Lawruschin, den Lehrstuhlsleiter für Bankwesen an der Finanzakademie der Regierung der Russischen Föderation, Moskau, für die Konsultationen, die Übernahme des Drittgutachtens und auch für die persönliche Präsenz während meiner Disputation in Potsdam. Ich möchte auch bei Direktor des Wissenschaftlichen Forschungsinstitutes der Zentralbank Russlands, Herrn Dr. Igor L. Bubnow, danken, der mich durch zahlreiche Fachgespräche und Materialien der Zentralbank unterstützte und schließlich ein Praxisgutachten beisteuerte. Ganz besonders möchte ich auch meinem ersten akademischen Lehrer in Deutschland, Herrn Prof. Dr. Johann Heinrich von Stein danken, der mich nach dem Hohenheimer Semester im Jahre 2002 auch während der Potsdamer Zeit fachlich weiterhin unterstützte. Viele andere haben ebenfalls zu der interessanten Studienzeit als Doktorandin beigetragen. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Mitarbeiter und externen sowie die ehemaligen Doktoranden des Lehr3
stuhls von Prof. Hummel in Potsdam: Herrn Jörg Remde, Herrn Bert Helwig, Frau Jana Gersch, Herrn Dr. Roland Hübner, Frau Dr. Annett Ullrich, Herrn Holger Blisse sowie Herrn Dr. Philip Steden, die mit ihren inhaltlichen und methodischen Anmerkungen halfen. Ich bedanke mich auch bei der Frau Birgit Steinbock und Frau Angelika Leisse, die durch ihr freundliches Entgegenkommen bei vielen praktischen Fragen im Sekretariat zu einer sehr angenehmen Atmosphäre für die Studierenden und Forschenden am Lehrstuhl beitrugen. Nicht zuletzt danke ich ganz besonders meinen Eltern, die mich in allen Phasen meiner Studien und meiner Auslandsaufenthalte vielfältig und maßgeblich unterstützt haben. Über den gesamten Entstehungsprozess der Arbeit waren sie nicht nur intellektuell enge Gesprächspartner und Motivatoren. Meiner Mutter, Dr. Ludmila Plakitkina, und meinem Vater, Prof. Dr. Yurij Plakitkin sei deshalb diese Arbeit gewidmet. Bonn, im Februar 2005 Julia Plakitkina
4
A healthy und vibrant economy requires a financial system that moves funds from people who save to people who have productive investment opportunities. But how does financial system make sure that your hard-earned savings get channeled to “Paula the Productive Investor” rather than to “Benny the Bum”? Mishkin, Frederic S. (The Economics of Money, Banking and Financial Markets)
Unhealthy banks must be allowed to exit the industry in order to promote greater efficiency in utilizing scarce resources. Rose, Peter S. (Commercial Bank Management)
Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis................................................................................................................10 Tabellenverzeichnis ....................................................................................................................13 Abkürzungsverzeichnis...............................................................................................................14
Einleitung
......................................................................................................... 17
Kapitel I:
Grundlagen und Typologie von Bankensystemen ....................... 21
1.
Banken und Banksysteme ....................................................................................................21
2.
Begriff und Theorien des Bankbetriebes..............................................................................22 2.1 Legaldefinition in Deutschland...................................................................................22 2.2 Wissenschaftlicher Bankbegriff in der Literatur.........................................................23 2.2.1 Traditioneller Bankbegriff...............................................................................23 2.2.2 Struktureller Bankbegriff ................................................................................25 2.2.3 Systemorientierter Bankbegriff .......................................................................26
3.
Geschäftsbankensysteme im Vergleich................................................................................28 3.1 Typologisierung von Bankensystemen .......................................................................28 3.2 Tendenzen im kontinentaleuropäischen Universalbankensystem ...............................31 3.2.1 Der Ursprung des deutschen Universalbankensystems ...................................31 3.2.2 Strukturmerkmale des deutschen Bankensystems ...........................................32 3.2.2.1 Private Geschäftsbanken / Großbanken...........................................34 3.2.2.2 Sparkassensektor.............................................................................35 3.2.2.2.1 Landesbanken / Girozentralen......................................35 3.2.2.2.2 Sparkassen ...................................................................36 3.2.2.3 Genossenschaftsbankensektor .........................................................39 3.2.2.4 Spezialbankensektor........................................................................41 3.2.2.4.1 Realkreditinstitute ........................................................41 3.2.2.4.2 Bausparkassen..............................................................41 3.2.3 Veränderte Rahmenbedingungen und Auswirkungen auf das deutsche Dreisäulenuniversalbanksystem ......................................................................42 3.3 Merkmale und Tendenzen von Spezialbankensystemen am Beispiel des USamerikanischen Trennbankensystems.........................................................................47 3.3.1 Zur Begriffsbestimmung .................................................................................47 3.3.2 Der Ursprung des amerikanischen Trennbankensystems ................................47 3.3.3 Strukturmerkmale des amerikanischen Trennbankensystems .........................49 3.3.3.1 Commercial versus Investment Banking.........................................51 3.3.3.1.1 Commercial Banks ...........................................................52 3.3.3.1.2 Investment Banks .............................................................54 3.3.3.2 Thrift Institutions ............................................................................55 3.3.3.3 Finance Companies / Nicht-Bank Banken.......................................57 3.3.4 Veränderte Rahmenbedingungen durch Aufhebung des Glass-Steagall Act und Auswirkungen............................................................57 3.4 Universalbanken- versus Spezialbankensystem (Trennbankensystem) ......................61 7
INHALTSVERZEICHNIS
Kapitel II: Theorie und Praxis der Bankenregulierung ................................ 65 1.
Begriff und allgemeine Diktion ...........................................................................................65
2.
Überlegungen zur optimalen Bankenregulierung.................................................................68 2.1 Theoretische Ansätze staatlicher Regulierung ............................................................68 2.1.1 Normative Regulierungstheorie.......................................................................69 2.1.2 Positive Regulierungstheorie...........................................................................72 2.2 Ansätze zur Regulierung des Bankensektors ..............................................................74 2.2.1 Gläubigerschutz...............................................................................................74 2.2.2 Funktionsschutz...............................................................................................76 2.3 Staatliche Restriktionen versus Marktregeln ..............................................................78
3.
Internationale Ausprägungen der Bankenregulierung ..........................................................83 3.1 Bankenaufsichtsstrukturen im internationalen Vergleich ...........................................83 3.2 Typen nationaler Bankenaufsichtssysteme .................................................................93 3.2.1 Deutschland.....................................................................................................93 3.2.2 USA.................................................................................................................94
4.
Anforderungen der Bankenregulierung für Russland...........................................................98 4.1 Gegenwärtige Struktur der russischen Bankenregulierung .........................................98 4.1.1 Regulierungsbehörden.....................................................................................98 4.1.2 Bankaufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen ................................................99 4.2 Vorschläge für die russische Aufsichts- und Regulierungspraxis .............................106 4.3 Konzeptionelle Fragestellungen ...............................................................................111 4.3.1 Möglichen Entwicklungsszenarien für den Bankenwettbewerb ....................111 4.3.2 Zusammenfassung der Effizienzmängel der russischen Bankenaufsicht.......114
Kapitel III: Entwicklungsstand, Strukturmerkmale und Risiken des russischen Bankensystems .......................................................... 117 1.
Stabilisierung des russischen Geschäftsbankensystems nach der Krise von 1998 .............117 1.1 Dynamik der wichtigsten makroökonomischen Kenndaten beim Ausbau des Bankensektors...........................................................................................................117 1.2 Wachsendes Depositengeschäft ................................................................................124 1.3 „Boomende“ Kreditmärkte .......................................................................................125
2.
Strukturmerkmale des russischen Geschäftsbankensystems ..............................................128 2.1 Clusteranalyse zur Identifikation von „Gruppen“ im Geschäftsbankensystem.........128 2.1.1 Mathematisch-statistischer Ansatz zur Clusterbildung..................................129 2.1.2 Merkmale und Geschäftsprofile der Geschäftsbankencluster........................134 2.2 Besonderheiten und aktuelle Entwicklungstrends im russischen Geschäftsbankensystem............................................................................................141 2.3 Regionale Aspekte des russischen Geschäftsbankensystems....................................149 2.4 Verringerung des Staatseinflusses ............................................................................152
3.
Gefahren, Struktur- und Systemrisiken des russischen Bankensektors ..............................154 3.1 Defizite der Bankwirtschaft ......................................................................................154 3.2 Inverse Zinsstrukturen im überjährigen Bereich.......................................................155 3.3 Grundlegende Strukturrisiken des Geschäftsbankensystems ....................................161
8
INHALTSVERZEICHNIS
Kapitel IV: Wettbewerbsumfeld der Auslandsbanken und Joint Ventures in Russland......................................................... 163 1.
Grundlagen der Internationalisierung des Bankgeschäfts ..................................................163 1.1 Globalisierung der Finanzmärkte und Chancen der Auslandsbanken in Wachstumsmärkten ..................................................................................................163 1.2 Kosten-Nutzen Kalkül für ein Auslandsengagement ................................................165 1.3 Formen der Auslandspräsenz....................................................................................166
2.
Rechtliche Rahmendingungen und Marktumfeld für die Tätigkeit von Auslandsbanken in Russland.......................................................................................169 2.1 Rechtliche Rahmenbedingungen ..............................................................................169 2.2 Wettbewerbsbedingungen für Auslandsbanken und Joint Ventures .........................172 2.3 Beginn der Geschäftstätigkeit von Auslandsbanken in Russland .............................176
3.
Verflechtungen und Geschäftsprofile der Auslandsbanken in Russland ............................181 3.1 Beteiligungs- und Geschäftsstrukturen .....................................................................181 3.2 Bewertung der Auslandsbanken nach Geschäftsintensität im russischen Markt (Ranking)..................................................................................................................185 3.2.1 Mathematisch-statistische Methoden zur Bewertung der Bankengröße ........185 3.2.2 Ergebnisse der mathematisch-statistischen Bewertungen..............................191 3.3 Einzelne Geschäftsfelder und Marktanteile der Auslandsbanken .............................196
4.
Vergleich der Auslandsbanken in Russland .......................................................................203 4.1 Beiträge zur Effizienz des russischen Finanzsystems ...............................................203 4.2 Perspektiven in Russland im Vergleich zu Mittel- und Osteuropa ...........................205
Kapitel V: Zusammenfassung und Schlussbemerkung ............................... 209 Anhang I: Geschäftsportraits der 30 größten Banken Russlands.............. 215 1. Cluster: „Rohstoffsbanken“ und Banken des „gemischten“ Typs ..................................217 2. Cluster: „Nichtrohstoffsbanken“ ....................................................................................240 3. Cluster: Banken mit der Auslandsbeteiligung ................................................................263 4. Cluster: Banken mit der staatlichen Beteiligung ............................................................270
Anhang II: Statistische Informationen .......................................................... 279 Literaturverzeichnis.......................................................................................... 297
9
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1:
Bankgeschäfte nach § 1 KWG..........................................................................22
Abbildung 2:
Gesamtkapitalrentabilität und Cost-Income-Ratio der Banken im europäischen Vergleich...............................................................................42
Abbildung 3:
Filialdichte im europäischen Vergleich ...........................................................43
Abbildung 4:
Überblick – Zukunft des Dreisäulensystems ....................................................45
Abbildung 5:
Gegenüberstellung von Commercial und Investment Banking.........................51
Abbildung 6:
Geschäftsfelder des Investment Banking..........................................................54
Abbildung 7:
Bankenaufsichtsbehörden in Russland.............................................................99
Abbildung 8:
Dynamik der makroökonomischen Kenndaten: Bankensektor Russlands ......119
Abbildung 9:
Dynamik der wichtigsten Kenndaten im Bankensektor (in % zum 1.7.1998) .121
Abbildung 10:
Beziehungen zwischen dem Bankensystem und der russischen Wirtschaft (Geldstromsaldo je nach Wirtschaftsbereichen in % zum BIP) ....................122
Abbildung 11:
Nettogewinn / Nettoverlust der in Russland tätigen Kreditinstitute (Mio. US-Dollar) ...........................................................................................123
Abbildung 12:
Depositen in Rubel und Fremdwährungen bei Banken in Russland...............124
Abbildung 13:
Dynamik des Kreditvolumens, in Mio. US-Dollar..........................................125
Abbildung 14:
Notleidende Kredite und Risikovorsorge (in % des Kreditvolumens) ............126
Abbildung 15:
Bankenkonzentration auf nationale Ebene.....................................................128
Abbildung 16:
Der Bankengruppenanteil Aktiva des Bankensystems Russlands (Stand 2003, in %) .........................................................................................135
Abbildung 17:
Anteil der Bankengruppen an den Gesamtpassiva der Geschäftsbanken Russlands (Stand 2003, in %). .......................................................................136
10
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 18:
Kredite für Privatkunden im europäischen Vergleich (in % des BIPs) ..........146
Abbildung 19:
Verteilung der Depositen- und Kreditvolumina im russischen Geschäftsbankensystem..................................................................................148
Abbildung 20:
Soll- und Habenzinssätze am Privatkundenmarkt zum 1.1.2004....................156
Abbildung 21:
Soll- und Habenzinssätze am Firmenkundenmarkt zum 1.1.2004 ..................157
Abbildung 22:
Zinsmarge für die Geschäfte in Rubel am Firmenkundenmarkt.....................159
Abbildung 23:
Zinsmarge für die Geschäfte in US-Dollar am Firmenkundenmarkt .............160
Abbildung 24:
Kredite für Firmenkunden, in Mio. US-Dollar...............................................160
Abbildung 25:
Rechtsform der in Russland zugelassenen Auslandsbanken und Joint Ventures .........................................................................................181
Abbildung 26:
Von Auslandsbanken und Joint Ventures erworbene Lizenzen für den russischen Markt............................................................................................182
Abbildung 27:
Struktur der zugelassenen Auslandsbanken und Joint Ventures ....................184
Abbildung 28:
Matrix von Kennzahlen, mit denen die Gesamtheit von Banken bezeichnet wird ..............................................................................................186
Abbildung 29:
Bankengesamtheit im Zweidimensionenkennwertraum..................................188
Abbildung 30:
Graphische Darstellung einer i – Bank gegenüber den Musterbanken..........189
Abbildung 31:
Summarische Bankenränge gemäß Scoring-Verfahren..................................192
Abbildung 32:
Aufstellung der Banken nach wirtschaftlicher Bedeutung unter Berücksichtigung der festgelegten Kennzifferngewichtung............................194
Abbildung 33:
Ranking der 15 Auslandsbanken nach Intensität ihrer Geschäftsaktivitäten .195
Abbildung 34:
Export- und Importfinanzierung durch Auslandbanken (in % der Außenhandelsfinanzierung insgesamt)...........................................197
Abbildung 35:
Volumen der durch Auslandsbanken eingeräumten syndizierten Kredite ......197
11
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 36:
Ausgewählte Geschäftsdaten (Aktiva) in Mrd. US-Dollar der 100 %igen Auslandsbanken in Russland (teilweise nach Herkunftsländern aggregiert) .198
Abbildung 37:
Ausgewählte Bilanzdaten (Passiva) in Mrd. US-Dollar der 100 %igen Auslandsbanken in Russland (teilweise nach Herkunftsländern aggregiert) .199
Abbildung 38:
Anzahl der Auslandsbanken in Ost- und Mitteleuropa...................................205
Abbildung 39:
Anzahl der Auslandsbanken in Ost- und Mitteleuropa je 1 Mrd. US-Dollar des BIPs............................................................................206
Abbildung 40:
Anzahl der Auslandsbanken in der Ost- und Mitteleuropa je 1 Mio. Bevölkerung........................................................................................207
12
Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Deutsches Bankensystem in einer Übersicht .............................................................33 Tabelle 2: Amerikanisches Trennbankensystem in einer Übersicht ...........................................50 Tabelle 3: Struktur der Bankenaufsicht in einzelnen Ländern ............. ……...……………….............87 Tabelle 4: Zugelassene Kreditinstitute in Russland..................................................................117 Tabelle 5: Wertigkeit der Kennzahlen (Variablen) der 30 größten Banken Russlands. ...........133 Tabelle 6: Rangfolge der Kennzahlen der ermittelten 4 Cluster der 30 größten Banken Russlands ................................................................................................................134 Tabelle 7: Vor- und Nachteile der Tätigkeit der Auslandsbanken im russischen Markt ..........173 Tabelle 8: Vor- und Nachteile der Tätigkeit der Auslandsbanken für die russische Wirtschaft................................................................................................................174 Tabelle 9: Wertigkeit der Kennziffern bei der Ermittlung der wirtschaftlichen Bedeutung einer Bank nach Geschäftsbereichen (Intensität der wirtschaftlichen Aktivitäten) ............................................................193
13
Abkürzungsverzeichnis Aufl.
Auflage
BaFin
Bundesanstalt für Finanzdienstleisteraufsicht
BIP
Bruttoinlandsprodukt
Bd.
Band
bspw.
beispielsweise
bzgl.
bezüglich
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
Corp.
Corporation
d. h.
das heißt
Diss.
Dissertation
DIW
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Berlin
EBWE
Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung
EK
Eigenkapital
et. al.
et alteri (und andere)
f.
folgende Seite
FAZ
Frankfurter Allgemeine Zeitung
FDIC
Federal Deposit Insurance Corporation
FED
Federal Reserve System (Notenbank der USA)
ff.
fortfolgende Seite
FIG
Finanz- und Industriegruppen
ggf.
gegebenenfalls
GKO
Gosudarstwennaja Kratkosrotschnaja Obligazija (eine Bezeichnung für kurzfristige Anleihe russischer Regierung)
IAS
International Accounting Standards
incl.
inclusive
Int.
International
Jg.
Jahrgang
KWG
Kreditwesengesetz
Mio.
Million
14
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Mrd.
Milliarde
Nr.
Nummer
ÖBA
Österreichisches Bankarchiv
RUR
russischer Rubel
S.
Seite
s.
siehe
s. o.
siehe oben
SEC
Securities and Exchange Commission
sog.
so genannte
Tsd.
Tausend
u. a.
unter anderem
u.v.a.m.
und vieles andere mehr
u. U.
unter Umständen
UdSSR
Union der Sowjetischen Sozialistischen Republiken
USA
United States of America
usw.
und so weiter
Vol.
Volume
WiSt
Zeitschrift „Wirtschaftliches Studium“
WISU
Zeitschrift „Wirtschaftsstudium“
z. B.
zum Beispiel
ZfgG
Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen
ZfgK
Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen
zzgl.
zuzüglich
15
Einleitung Problem- und Aufgabensetzung Stabilität und Leistungsfähigkeit des russischen Geschäftsbankensystems verbesserten sich durch eine Reihe von Veränderungen seit Ende der 90er Jahre. Seitens der Zentralbank und Regierung Russlands wurden eine Reihe von wirtschaftspolitischen Maßnahmen eingeleitet sowie neue rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen, die dem Geschäftsbankensystem effizientere Strukturen und mehr Stabilität verleihen sollen. In diesem Zusammenhang profilierten sich im russischen Bankenmarkt einerseits Geschäftsbanken als Teile der Anfang der 90er Jahre entstandenen Finanz- und Industriegruppen, andererseits wurden Großbanken grundlegend restrukturiert. Dabei wurden teilweise die gesunden Aktiva sowie lukrative Kundenstämme in neu fusionierte Einheiten übertragen. Das Depositengeschäft mit Privatkunden sowie Kreditfinanzierungen für Wirtschaft und Regionen erreichten beträchtliche Wachstumsraten; allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau. Die Ertragslage der in- und ausländischen Geschäftsbanken konnte stabilisiert werden, da zugleich der Abschreibungsbedarf für Not leidende Kredite begrenzt wurde. Defizite und strukturelle Risiken im russischen Geschäftsbankensystem bestehen jedoch fort, welche gerade in Aufschwungsphasen allgemein unterschätzt werden. Daraus ergibt sich zunächst die Frage der Nachhaltigkeit dieser Stabilisierung sowie weiterhin die Frage nach der weiteren Entwicklung des Geschäftsbankensystems im Sinne einer dem Wirtschaftsaufbau adäquaten Leistungsfähigkeit. Außerdem stellen Wirtschaftspartner Russlands die Frage nach einer stärkeren Integration der Banken- und Finanzmärkte in die europäischen und weltwirtschaftlichen Strukturen. Dazu ist Vertrauen sowie eine neue Kultur der Transparenz für Einzelanalysen der Geschäftsbanken wie des gesamten Bankensystems notwendig. Auslandsbanken in Deutschland und Europa sind dabei Markteintrittsstrategien für Russland abzuwägen, andere befinden sich bereits in der Phase der Umsetzung einer intensiven Geschäftsstrategie. Hier hat die Wissenschaft zur Antwort für die Entscheidungsfindung des Managements beizutragen. Russische Banken sind Institutionen, die weder betriebswirtschaftlichen Wurzeln noch eine gewachsene unternehmerische Kultur besitzen. Daher scheint es für die Begründung bankwirtschaftlicher Systementwicklungen sinnvoll, sowohl von den Theorien der Bankbetriebslehre, wie auch von der Genesis und den Bestimmungsfaktoren verschiedener Bankensysteme im internationalen Vergleich auszugehen, 17
EINLEITUNG
um möglichst umfassend die theoretischen Erkenntnisse sowie die empirischen Erfahrungen für die Bewertung der Entwicklungen in Russland heranzuziehen. Gang der Untersuchung und Zielstellung Zur Verfolgung der genannten Problemstellung und Aufgaben ist die Arbeit wie folgt aufgebaut: Zunächst wird die theoretische Basis für die Analyse und Bewertung der Entwicklungen im russischen Bankensystem gelegt (Kapitel I): Zentral sind hier die betriebswirtschaftlichen Theorien zur institutionenökonomischen Begründung der Geschäftsbank als besonderen Unternehmenstypus sowie die ökonomische Analyse seiner Entfaltungsmöglichkeiten als Gesamtheit (Universal- oder Spezialbankensystem). Diese Fragestellungen sind in der Arbeit auf der Basis eines wissenschaftlichen Bankenbegriffs sowie einer vergleichenden Analyse der Typologie im kontinentaleuropäischen (am Beispiel Deutschlands) und im angelsächsischen (am Beispiel der USA) Bankensystem, zu beantworten. Vergleich und Begründungen der Diversivität von Finanz- und Bankensystemen sowie die Analyse der strukturellen Anpassungszwänge in beiden Bankenkulturen – aufgrund der Globalisierung, der neuen Informations-Technologien und anderer Herausforderungen des Wettbewerbs, z. B. in der EU – sind außerordentlich nützlich für die anstehenden Aufgaben in Russland. Kapitel II beschäftigt sich mit der Theorie und Praxis der Bankenregulierung im internationalen Kontext. Vor einer detaillierten Analyse der Bankenregulierung und ihrer institutionellen Gestaltung wird ein Überblick zu den in der Literatur vorhandenen wichtigsten theoretischen Ansätzen – welche in der Lage sind, die komplexen Mechanismen der Regulierung zu erklären – gegeben. Dabei werden besonders staatliche Restriktionen – ihre Begründung, Ausgestaltung und Schwachstellen – versus Marktregeln kritisch betrachtet. Anschließend folgt ein Vergleich der internationalen Ausprägungen der Bankenregulierung. Es wird auch gezeigt, mit welchen Institutionen der Staat in den 16 betrachteten Ländern Banken reguliert. Dazu werden die verschiedenen Typen nationaler Bankenaufsichtssysteme am Beispiel der Regulierungspraxis wiederum in Deutschland und den USA genauerer untersucht. Der abschließende Teil (Abschnitt 4) des Kapitels II präsentiert die gegenwärtige Struktur der russischen Bankenregulierung. Dabei werden die möglichen Entwicklungsszenarien für den Bankenwettbewerb in Russland und die bestehenden Effizienzmängel der Aufsichtspraxis für Geschäftsbanken kritisch beleuchtet. Aus dieser Analyse werden abschließend Vorschläge zu Modernisierungskonzepten für die künftige Bankenaufsicht in Russland abgeleitetet.
18
EINLEITUNG
Das Kapitel III stellt sich die Aufgabe, eine empirische Analyse der wesentlichen Entwicklungsaspekte und der Strukturrisiken des Bankenmarktes Russlands anhand makro- und mikroökonomischer Kennzahlen durchzuführen. In diesem Kapitel wird eine statistische Analyse des russischen Geschäftsbankensystems zwecks Clusterbildung durchgeführt. Eine solche Clusteranalyse über die wichtigsten Geschäftsbanken Russlands leistet einen Beitrag zur Verbesserung der Transparenz des Bankensektors durch die Möglichkeit der Einordnung einzelner Geschäftsbanken. Es wird damit zudem eine Bewertung der Entwicklungschancen und Systemrisiken aus volks- und betriebswirtschaftlicher Sicht ermöglicht. Die Clusteranalyse wird mit Hilfe von selbst erstellten betriebswirtschaftlichen Einzelportraits der 30 wichtigsten Banken Russlands (im Anhang zu finden) begründet und unterstützt. Ausgehend von der Strukturanalyse des Geschäftsbankensystems werden sodann (Abschnitt 2.2.) die Besonderheiten der Bankwirtschaft Russlands abgeleitet. Kritisch ausgewertet werden besonders Maßnahmen eines vorschnellen Rückzugs des Staates aus dem Bankensektor sowie regionale Unterentwicklungen des russischen Geschäftsbankensystems. Infolge der volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse der gegenwärtigen Bankenmärkte Russlands stehen die Defizite und immanente Systemrisiken – incl. inverse Zinsstrukturen – und ihre Entstehungsursachen im Mittelpunkt der Analyse. Gefahren und strukturellen Risiken – wie hier aufgezeigt – müssen gerade in den Wachstumsphasen sehr ernst genommen werden, was das jüngste Beispiel der sog. „Russischen Juli-Bankenkrise“ unterstreicht. Kapitel IV beschäftigt sich mit dem Wettbewerbsumfeld der Auslandsbanken in Russland, welche als 100 %ige Tochterbanken selbständig oder in großer Zahl als Joint Venture am russischen Bankenmarkt präsent sind. Vor der Bewertung der Auslandsbanken in Russland und der Analyse ihrer Geschäftsprofile werden zunächst die Motive und Kosten-Nutzen Überlegungen der Auslandsbanken in Bezug auf ihr Engagement im Prozess der Globalisierung der Finanzmärkte sowie der Öffnung und Dynamisierung der russischen Wirtschaft dargestellt. Umrissen werden die notwendigen und realen rechtlichen Rahmenbedingungen des russischen Bankenmarktes für Ausländer. Vor allem werden die 15 wichtigsten, reinen Auslandsbanken nach ihrer wirtschaftlichen Bedeutung sowie Intensität ihrer Geschäftsaktivitäten in Russland nach einem eigenen mathematisch-statistischen Modell bewertet. Im abschließenden Teil des Kapitels wird die – insgesamt noch geringe – Bedeutung der ausländischen Banken, ihr Betrag zur Effizienzsteigerung des russischen Finanz- und Geschäftsbankensystems kritisch gewürdigt. Dabei wird auch eine vergleichende Auswertung der ökonomischen Bedeutung der Auslandsbanken in Mittel- und Osteuropa durchgeführt.
19
EINLEITUNG
An verschiedenen Stellen der Arbeit finden sich Zwischenergebnisse aus der Analyse und Diskussion. Diese werden im abschließenden Kapitel V zusammengeführt. Darüber hinaus sind hier auch kurz die Ergebnisse der Analyse russischer Bankenstrukturen sowie die erkannten Systemrisiken im internationalen Vergleich zu finden. Allgemeinen Hinweise bzw. Vorschläge zur strategischen Entscheidungsfindung über Verhaltensweisen und Maßnahmen im russischen Bankenmarkt für Marktteilnehmer, potentielle Mitwettbewerber sowie Aufsichtsbehörde finden sich sowohl innerhalb der einzelnen Kapitel, wie insbesondere im abschließenden Kapitel. Die Zielstellung der Arbeit besteht folglich insgesamt darin, zur wissenschaftlichen Antwort auf folgende grundsätzliche Fragestellungen beizutragen: • Welche Typologie von Finanz- und Bankensystemen, die teilweise in hoch entwickelten Volkswirtschaften miteinander konkurrieren, ist für die russische Wirtschaft besonders geeignet? • Wie sind die Effizienz und das bankbetriebliche Leistungspotential des Bankensystems insgesamt einzuschätzen? • Inwiefern ist die russischen Bankenaufsicht – ausgehend von den internationalen Erfahrungen – konzeptionell, institutionell sowie von den rechtlichen und sonstigen Rahmenbedingungen in der Lage, die Aufgabe der Überwachung und Sicherung der Stabilität des Bankensystems und damit den Schutz der Gläubiger der Banken zu erfüllen? Wie kann das systemische Risiko besser beherrscht werden? • Inwiefern ist das Geschäftsbankensystem Russlands bereits für marktwirtschaftliche Strukturen genügend ausdifferenziert? Wie sind die nationalen bankbetrieblichen Einheiten konkret zu bewerten? • Welchen Beitrag können und müssen Auslandsbanken in Russland leisten – wer sind die bedeutendsten Marktteilnehmer und welche Erfolgsstrategien verfolgen diese?
20
Kapitel I: Grundlagen und Typologie von Bankensystemen 1.
Banken und Banksysteme
Die Fragestellung nach der typologischen Ausprägung und der Leistungsfähigkeit von Bankensystemen beginnt mit theoretischer Erklärung des Bankbegriffs als Unternehmung in der Bankbetriebslehre. Geschäftsbanken erfüllen in universeller oder spezialisierter Form – wie zu zeigen ist – bestimmte monetäre Transformationsleistungen, die nur diese – im Gegensatz zu sog. Non- und Near-Banks – optimal erfüllen. Diese These ist durchaus nicht unstrittig. Selbst ausgewiesene Wissenschaftler im Bereich der Bankenwirtschaft diskutieren in Standardwerken die Frage „Are Banks Dying?“1 Microsoft-Gründer Bill Gates provoziert mit dem bekannten Ausspruch: „We need banking, but not banks“. Die Auseinandersetzung mit einer solchen Problemstellung ist gerade aufgrund der Umbruchsituationen in den Bankensektoren entwickelter wie auch aufstrebender Volkswirtschaften nicht nur von historischem oder akademischen Interesse, sondern das tiefe Verständnis bankspezifischer Vorteile und der banktypischen Leistungen ermöglicht Schlüsse auf Entwicklungen in der Zukunft.2 Dazu trägt eine Analyse des wissenschaftlichen Bankbegriffs sowie der Typologie von Bankensystemen in ihrer Entwicklung bei. Worin besteht also das Wesen der Institution „Bank“? Nach zunächst rechtlicher Definition in Deutschland ist die Bezeichnung „Kreditinstitut“, im Gegensatz zu Finanzinstituten u. a. Gesellschaften, die sich mit Dienstleistungen rund um Geldanlage, Geldtransaktionen usw. befassen, üblich.
1 2
Vgl. Rose, P. S. (1995), S. 5. Vgl. Hartmann-Wendels, T. / Pfingsten, A. / Weber, M. (2000), S. 83
21
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
2.
Begriff und Theorien des Bankbetriebes
2.1
Legaldefinition in Deutschland
In fast alle Länder gehören Banken zu den stark regulierten Unternehmenstypen. Es ist daher zunächst notwendig, ausreichend die Regulierungsanforderungen zu begründen und typische Ausprägungen zu bewerten. Die deutsche Legaldefinition für Banken, synonym für Kreditinstitute, findet sich im § 1 Absatz 1 des Kreditwesengesetzes (KWG). Nach § 1 KWG in Deutschland sind Kreditinstitute „Unternehmen, die Bankgeschäfte betreiben, wenn der Umfang dieser Geschäfte einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert.“ Das KWG zählt die möglichen Bankgeschäfte einzeln auf.
Bankgeschäfte nach § 1 KWG
Kreditgeschäfte - Kreditgeschäft im engeren Sinn: Gewährung von Gelddarlehen und Akzeptkrediten - Diskontgeschäft: Ankauf von Wechseln und Schecks - Garantiegeschäft: Übernahme von Bürgschaften und Garantien
Effektengeschäfte - Effektenkommissionsgeschäft: Anschaffung und Veräußerung von Wertpapieren für andere - Depotgeschäft: Verwahrung und Verwaltung von Wertpapieren für andere - Investmentgeschäft: Anlage von fremden Geld in Wertpapieren und Grundstücken
Abbildung 1: Bankgeschäfte nach § 1 KWG Quelle: Eigene Darstellung nach § 1 KWG.
22
Sonstige Geschäfte - Einlagengeschäft: Annahme fremder Gelder mit und ohne Zinsvergütung - Darlehenserwerbsgeschäft: Eingehung der Verpflichtung, Darlehensforderungen vor Fälligkeit zu erwerben - Girogeschäft: Durchführung des bargeldlosen Zahlungsund Abrechnungsverkehrs
BEGRIFF UND THEORIEN DES BANKBETRIEBES
2.2
Wissenschaftlicher Bankbegriff in der Literatur
Im Gegensatz zu der an den rechtstechnischen Erfordernissen des Gesetzvollzugs ausgerichteten Definition der Institutionen Kreditinstitut und Finanzinstitut (als Bankbetriebe), deren Bezeichnung häufig synonym gebraucht werden, ist die wissenschaftliche Durchdringung des Bankbegriffes nicht an derartige einschränkende und starre Definitionen gebunden. Verfolgt man jedoch die Bemühungen einer Vielzahl von Autoren zur Bestimmung des Bankbegriffes, so kann man feststellen, dass kaum ein vergleichbares Erkenntnisobjekt sich ähnlich umfangreicher definitorischer Anstrengungen erfreuen kann. Dieses Bemühen resultiert insbesondere aus der Stellung der Bankbetriebe in der Gesamtwirtschaft und der Eigenart ihrer Leistungsergebnisse. Dabei besteht die Gemeinsamkeit der Anstrengungen darin, herauszufinden, ob und gegebenenfalls wodurch sich das Erkenntnisobjekt Bankbetrieb von anderen Betriebstypen, insbesondere dem des Industriebetriebes und den übrigen Betriebstypen der Dienstleistungsproduktion, unterscheidet und wodurch die Unterschiede hinsichtlich ihrer Tätigkeit und des Ergebnisses ihrer Tätigkeit begründet sind. Um herauszufinden, welche Besonderheiten der bankbetrieblichen Betätigung gegeben sind, kann man von unterschiedlichen Standpunkten an das Erkenntnisobjekt Bankbetrieb herangehen. So ist bspw. eine Beschränkung auf die einfache Beschreibung von Geschäften und Banktechniken denkbar, man kann aber auch tiefer, sozusagen in das „Innenleben“ des Erkenntnisobjektes, eindringen und dabei Strukturen, Funktionalzusammenhänge, soziale Sachverhalte, die Interaktion mit der Umwelt u. ä. offen legen. 2.2.1 Traditioneller Bankbegriff Die Entwicklung des Bankbegriffes aus seinen Anfängen zeigt bis in die jüngere Vergangenheit das Bemühen der Autoren (z. B. Linhardt; Kalveram/Günther; Obst/Hinter 1967 und 1979; Hagenmüller I) durch Angabe eines oder mehrerer Merkmale, durch Darstellung äußerer Erscheinungsformen, Funktionen und Geschäften oder durch Rückgriff auf gesetzliche Kennzeichnungen der Banktätigkeit (nach dem KWG) Wesensdefinitionen von Bankbetrieben oder Kreditinstitutionen neue Einsichten zu gewinnen. Ausgerichtet sind diese Begriffe jedoch vorwiegend an banktechnischen Belangen und an den – nach Bilanzaufbau systematisierten – Bankgeschäften, wobei Kreditgeschäft, Kapital- und Zahlungsverkehr als Kerngeschäfte angesehen werden und im Vordergrund des Interesses stehen. Würde man den traditionellen Auffassungen vom Wesen des Bankbetriebes folgen, so stellte sich der Bankbetrieb lediglich als eine Art „Kreditautomat“ dar: Eine Bank wäre nämlich eine Unternehmung, deren Leistungsziel ausschließlich 23
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
oder vorrangig in der Gewährung von Krediten besteht und die sich die benötigten Mittel selbst durch Kreditaufnahmen beschafft.3 Schon Mülhaupt stellte fest, dass „… im Mittelpunkt fast aller betriebswirtschaftlichen Publikationen der letzten Jahre, die unter der anspruchsvollen Bezeichnung `Bankbetriebslehre´ erschienen sind, … nicht der Bankbetrieb als solcher und die sich in ihm vollziehenden Prozesse stehen, sondern die Beschreibung der einzelnen Kredit- und Dienstleistungsgeschäften, der Bankorganisation, des Rechnungswesens sowie der Struktur des Bankwesens“4
dominiert. Diese früheren Arbeiten lassen eine Analyse der im Bankbetrieb bestehenden funktionalen Zusammenhänge vermissen. Die Kritik von Mülhaupt an der traditionalen Bankbetriebslehre trifft auf eine Vielzahl grundlegender Monographien auch bedeutender Autoren der letzten Jahrzehnte zu. Der traditionelle, eher technisch geprägte Bankbegriff deckte nur den notwendigen deskriptiven, beschreibenden Bereich der Bankbetriebslehre über einzelne Institute oder Bankensysteme ab. Im Vordergrund standen hier die Rechtsverhältnisse sowie die organisatorischen und buchhalterischen Zusammenhänge. Es wurden lediglich die Geschäftsarten und Bankleistungen analysiert. Die teilweise komplexen Banktechniken wurden – und werden notwendigerweise auch in Zukunft – in ihrer Funktionalität und Wirkung innerbetrieblich und marktorientiert untersucht und erklärend für die Zielerfüllung des Bankbetriebs dargestellt. Diese Herangehensweise stellt angesichts vieler Finanzinnovation (structural finance, high sophisticated products) auch aus heutiger Sicht kein simpler, überholter Ansatz dar. Kritisch zu sehen sind einseitige Betrachtungen des Bankbetriebes aus dem Blickwinkel der Produktionstheorie, auch wenn Banken wegen der Immaterialität ihrer Produkte Dienstleistungsbetriebe sind. Einmal fallen hier Produktion und Absatz zusammen (zumindest besteht teilweise eine Simultanität) und zum anderen ist die vereinfachte Betrachtung des Geldes als externen Faktor (als Rohstoff, welcher in Banken lediglich verarbeitet wird, oder um den herum Dienstleistungen angeboten werden) nicht wirklich zielführend5. Beispielsweise werden Geld- und Kreditschöpfungsprozesse und Allokationseffekte nicht erklärt.
3 4 5
24
Vgl. Eilenberger (1997), S. 12. Vgl. Mülhaupt (1961). Vgl. dazu Paul, S. / Süchting, J. (2002), S. 24 ff.
BEGRIFF UND THEORIEN DES BANKBETRIEBES
2.2.2 Struktureller Bankbegriff Mit der „Deppe/Mülhaupt-Schule“ entwickelte sich aus dieser Kritik im deutschsprachigen Raum eine neuere methodische Richtung, die einen strukturellen Bankbegriff verwendet: Der Bankbetrieb wird hier als ein System zweckmotivierter Handlungen (Entscheidungen) aufgefasst, in dem auf der Basis bestimmter Zielsetzungen Produktionsfaktoren zu Bankleistungen kombiniert werden. Im Vordergrund steht damit die Durchdringung der Struktur sowie der Funktionalzusammenhänge im Bankbetrieb. Mit dem strukturierten Bankbegriff kam es zur Trennung des technisch-organisatorischen Bereichs vom liquiditäts-finanziellen Bereich. Deppe entwickelt ein bankbetriebliches Faktorsystem. Jede Bankleistung setzt sich nach Deppe aus Teilleistungen einer liquiditätsmäßig-finanziellen und einer technisch-organisatorischen Sphäre zusammen. Unter dem liquiditätsmäßig-finanziellen Bereich versteht Deppe die Einheit aller Dispositionen und Transaktionen finanzieller Art, der im Wesentlichen die Nutzung des monetären Produktionsfaktors umschließt. Der technisch-organisatorische Bereich umfasst die Struktur und das sachliche sowie räumliche Zusammenwirken der Elementarfaktoren (objektbezogene menschliche Arbeit und Arbeits- und Betriebsmittel) und die dispositiven Faktoren. Mittels dieses Faktorsystems ist es nach der Konzeption Deppes möglich, einerseits die organisatorischen Strukturen innerhalb der Bank sowie die menschlichen und informatorischen Beziehungen zwischen den Strukturelementen, und anderseits die finanziellen Beziehungen der Bank zur Umwelt hinreichend zu erfassen. Neben den beiden genannten Bereichen berücksichtigt Deppe einen geschäftspolitischen Bereich, der die Normen der Bankleitung zur optimalen Ausnutzung der Mechanismen im Sinne der Zielerreichung enthält und den beiden Leistungsbereichen übergeordnet ist. Die einzelwirtschaftliche Bankbetriebslehre entwickelte den leistungsbezogenen Funktionsbegriff in den letzten Jahrzehnten weiter und beobachtet dabei, dass Banken nicht im Wertestrom der Sachgüter und Dienstleistungen, sondern in dem diesem entgegengerichteten Geldstrom tätig werden6, für sie war und ist bei naturalen Tauschgeschäften kein Platz (sind bis heute in Emerging Markets und Transformationsländern bekannt: sog. Kompensationsgeschäfte oder Barter Deals). Aus dem Charakter der Banken als Geldinstitute stehen diese inmitten von Prozessen, die liquide Mittel bzw. damit verbundene Leistungen zum Gegenstand haben. Sie üben über die Lenkung von Geldströmen, denen letztlich reale Tauschvorgänge in und zwischen den Volkswirtschaften zugrunde liegen, distributive Tätigkeiten mit allokativer Wirkung (Ressourcenverteilung) aus. 6
Vgl. Süchting, J. / Paul, S. (1998), S. 3
25
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
Die mehr und mehr dynamisierte, zukunftsorientierte Bewertung sämtlicher finanzieller Dispositionen und Transaktionen einer Geschäftsbank im Rahmen der empirischen Forschung führte zu einer verstärkten Kapitalmarkt-(Risiko-)betrachtung7. Die Anwendung mathematisch-statistischer Verfahren im Rahmen von Barwertermittlungen auf Basis marktlicher Zinsstrukturen, unterschiedlicher Einzelund Gesamtrisikomessmethoden, Risiko-Ertragssteuerungsmodelle von Geschäftsfeldern und der Gesamtbank u. ä. Fragen treten daher mehr in den Vordergrund8. In Anbetracht der bestehenden Zuordnungsproblematik der menschlichen Arbeitsund Führungsleistungen hat sich eine weitere Sicht des Bankbetriebes etabliert, die den Bankbetrieb als Organisation und als System innerhalb eines Umweltsystems begreift. Diese Richtung pragmatischer und realitätsnaher Erklärungsversuche soll zweckmäßigerweise als systemorientierter Ansatz zur Erklärung des Bankbetriebes bezeichnet werden. 2.2.3 Systemorientierter Bankbegriff In diesem Zusammenhang entwickelte sich zugleich eine systemorientierte Sichtweise des Bankbetriebes, welche einerseits im engeren Sinn zur Entwicklung entscheidungsorientiertere Modelle für die Lösung von Einzelproblemen beitrug, andererseits aber auch die Einbeziehung des Verhaltens der Organisation Bankbetrieb gegenüber Marktkontrahenten, Kunden, Aufsichtsbehörden, staatlichen Institutionen und gesellschaftlicher Umwelt einbezieht.9 Der von Penzkofer (1970) in die Diskussion gebrachte Ansatz einer systemorientierten Bankbetriebslehre begreift den Bankbetrieb als zielgerichtetes, sozio-technisches System, das mit seiner Umwelt durch ein Geflecht von Beziehungen und Interaktionen verbunden ist.10 Ein sozio-technisches System ist der Bankbetrieb deshalb, weil er als Organisation einerseits soziale Systemelemente (Personen, soziale Gebiete in Form von Gruppen) und anderseits – wenn auch nicht im gleichen Umfang, wie das bei Industriebetrieben der Fall ist – technische Systemelemente (z. B. Bauten, Einrichtungen, maschinelle Anlagen, Datenverarbeitungsanlagen usw.) umfasst. Dabei steht der Versuch im Mittelpunkt, den bankbetrieblichen Leistungserstellungsprozess und die Bankmarktleistung als dessen Ergebnis in Abhängigkeit sowohl von innerbetrieblichen Faktoren (wie z. B. Organisationsstruktur sowie bankbetriebliche Entscheidungen und Entscheidungsprozesse) als auch von Umweltfaktoren zu erklären.
7 8 9 10
26
Siehe dazu u. a. Saunders, A./ Allen, S. (2002 sowie Bessis, J. (2002). Siehe Schierenbeck, H. (2002) oder Rolfes, B. (1999). Vgl. Hummel, D. (1999), S. 208 Vgl. von Stein / Gärtner (1992).
BEGRIFF UND THEORIEN DES BANKBETRIEBES
Die Banktheorie erhielt eine weitere starke Belebung seit die Unvollkommenheit der Kapitalmärkte und insbesondere die real vorhandenen Informationsasymmetrien als Modellannahmen Akzeptanz fanden. Einmal wurden daraus Modelle für Verhaltenserklärungen von Banken entwickelt (Bsp. Kreditrationierung) – Finanzintermediäre sind dabei exogen vorgegeben – und zu anderen Existenzerklärungen für Finanzintermediäre selbst (Bsp. Diamond (1984)11. Mishkin verweist auf die durch Informationsasymmetrien in Bankenmärkten begründeten Gefahr von „adverse selection“ (Fehlentscheidungen der Bankenkunden) sowie „moral hazard“ Problemen (Risiken durch Fehlverhalten der Banken, welche ihren Eigennutz maximieren). Das von Nobelpreisträger Akerlof, G. begründete „Lemons Problem“ wirkt nicht nur in Gebrauchtwagenmärkten, sonder ebenso in Bankensystemen sofern nicht Gegenmaßnahmen ergriffen werden: „The Lemons Problem: How Adverse Selection influences Financial Structure?“12 Die Lösung (auch des sog. free-rider Problems) sind effiziente Informationsmärkte (Private Production and Sale of Information) sowie staatliche Aufsicht zur Erhöhung der Informationseffizienz (Government Regulation to Increase Information) sowie die Finanzintermediation durch Banken u.a. Finanzinstitute (Financial Intermediation).
11 12
Vgl. Hartmann-Wendels, T. / Pfingsten, A. / Weber, M. (2000), S. 84-85. Vgl. Mishkin, F. S. (2004), S. 175 ff.
27
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
3.
Geschäftsbankensysteme im Vergleich
3.1
Typologisierung von Bankensystemen
Betrachtet man Bedeutung und Wesen der Banken für die gesamte Volkswirtschaft, gelangt primär die Leistung aller Banken, also des gesamten Bankensystems in das Blickfeld. Der einzelne Betrieb als Element dieses Systems ist dann nicht mehr direkt Gegenstand der Untersuchung. Allerdings können bestimmte Tätigkeiten sowohl im einzelnen Bankbetrieb, wie auch im Bankensystem den gleichen Charakter aufweisen. In der makroökonomischen Sicht erfolgt also eine stärkere Aggregation der einzelwirtschaftlichen Tätigkeiten zu globalen gesamtwirtschaftlichen Größen.13 So wird bspw. aus dem einzelnen Kredit- oder Depositengeschäft das volkswirtschaftliches Kredit- und Depositenvolumen, wie auch eine universelle oder spezielle Ausrichtung des Bankbetriebs in der betriebswirtschaftlichen Betrachtung zu Universal- und Spezialbankensystemen in der gesamtwirtschaftliche Betrachtung werden. Solche Systeme, auch Ordnungen, Ganzheiten usw., können offen oder geschlossen sein, künstlich geschaffen oder natürlich gewachsen sein, oder als statische wie auch als dynamische Ganzheiten betrachtet werden. Der Charakter von Bankensystemen ergibt sich folglich aus der Anwendung allgemeiner systemtheoretischer Überlegungen. Allgemeine Elemente des Systems, sind die Geschäftsbanken sowie die Noten- oder Zentralbanken, welche bestimmte Eigenschaften aufweisen und für die Funktionsfähigkeit des Systems intensiv miteinander in Beziehung stehen. Zentralbanken haben wegen ihrer Eigenschaften bspw. eine herausragende Stellung in Bankensystemen. Da Bankensysteme nicht in sich geschlossen sind, sondern vielfältige Beziehungen zu anderen Systemen (Wirtschaft, Kapitalmärkte, Ausland usw.) unterhalten können, werden sie als offene Systeme bezeichnet. Sie haben keinen natürlichen Entstehungsgrund, sondern sind künstlich geschaffen und existieren real. Bankensysteme werden im Allgemeinen jedoch als Ergebnis eines evolutorisch-historischen Prozesses, auf den eine Vielzahl von Faktoren Einfluss genommen hat, gesehen. Bestimmungsfaktoren sind zweifelsohne Gesellschaftsordnungen und Wirtschaftsverfassungen, rechtliche Rahmenbedingungen für die bankspezifische Tätigkeit, die Nachfrage nach Bankleistungen, technologische Innovationen, insbesondere im Bereich Information und Kommunikation u.v.a.m. 14 Aus einer Vielzahl theoretischer Grundlagen lassen sich real existierende Finanzsysteme typologisieren. In der idealtypischen Betrachtung werden Banken und 13 14
28
Vgl. Büschgen, H. E. (1998), S. 34. Ebd., S. 42-44.
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
Kapitalmärkte als die Hauptakteure eines Finanzsystems begriffen. In der Realität existieren jedoch eine Vielzahl weiterer Systemkomponenten und -akteure, wie Versicherungsunternehmungen oder auch staatliche Sozialversicherungen und andere Institutionen. Allein der Bankensektor ist kein monolithischer Block, sondern hat erhebliche Ausdifferenzierungen erfahren15. Vielfältige universelle Banken sowie unterschiedlichste Spezialbanken entstanden, welche nationale Bankensysteme heute in der einen oder anderen Art prägen. Kapitalmarkt und Bankentheoretiker stellen sich die Frage, warum so unterschiedliche Formen von Finanz- bzw. Bankensystemen entstanden sind, obgleich die möglichen Finanzierungsformen sowie die Volkswirtschaften oftmals recht ähnlich sind. In der Regel gibt es zwei Erklärungsansätze für die Systemdiversität von Finanzsystemen (implizit die Begründung für Universalbankensysteme mit schwach entwickelten Kapitalmärkten und für Trennbankensysteme mit einer großen Bedeutung der Kapitalmärkte): Erstens einen politisch-evolutionären sowie zweitens einen ökonomischen Erklärungsansatz. Der letztere nennt als Ursache für die geringe Bedeutung der Kapitalmärkte und der starken Stellung traditioneller Universalbanken in bestimmten hoch entwickelten Volkswirtschaften – ebenso wie bereits in manchen aufstrebenden Volkswirtschaften – externe Effekte und leitet daraus ein Marktversagen ab. Unvollkommene Kapitalmärkte können zur Kreditrationierung oder zu fixen Transaktionskosten (Gebühren, Steuern) sowie Illiquidität führen. Diese werden aber unmittelbar durch Regulierungsmaßnahmen geprägt. Die Rolle des Staates sowie verschiedene gesetzgeberische Traditionen sind insbesondere von Bedeutung für unterschiedliche Entwicklung der Kapitalmärkte und damit der Bankensysteme.16 Fischer/ Rudolph verweisen auf empirische Erkenntnisse, wonach die Ausprägungen von Finanzsystemen dabei nicht als Ergebnis einer Art darwinistischer Evolution in einem rechtsneutralen Raum zu erklären sind. Nicht die beste Organisationsform setzt sich bei der Entwicklung von Bankensystemen durch, sondern der Gesetzgeber ist Teil dieser evolutionären Entwicklung, weil er den Strategieraum für die Marktteilnehmer definiert bzw. einschränkt. Außerdem ergibt sich aus einem evolutionären Paradigma der Pfandabhängigkeit17, dass versunkene Kosten das Überwechseln in ein effizienteres System verhindern können. So kann sich ein Umbau eines Bankensystems angesichts bereits angefallener Kosten nicht lohnen, obwohl eine andere Ausprägung, hätte man den Pfad noch nicht beschritten, vorteilhafter wäre. 15 16 17
Vgl. Fischer / Rudolph (2000), S. 411. Vgl. dazu und im Folgenden Ebd., S. 427-428. Ebd., S. 429. Fischer / Rudolph entwickeln diese Argumentation für Finanzsysteme, wobei diese auf die Thematik Bankensysteme übertragbar ist, da diese ein Teilsystem darin darstellen.
29
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
Die wichtigsten Einflussfaktoren in der Geschichte des Bankwesens (Key Factors in the Evolution of the Banking Industry) werden häufig in Studien zu Economies of Scales gesucht. So ist bspw. Kohn der Auffassung, dass Banken um so profitabler werden, je größer sie sind („… we saw that banks and other financial intermediaries tend to become more profitable as they become larger“)18. Internationale Erfahrungen werden daher wie folgt zusammengefasst: „Larger banks are indeed inherently safer because of the financial economies and the operational economies. But they are also more trustworthy, since they have more to lose if they harm their reputation by taking advantage of their customers.19” Es werden hier drei (auch für Russland) bemerkenswerte Gründe angeführt: • Geld- und Finanzbeziehungen (financial economies) werden in größeren Einheiten effizienter, „… bigger is always better“20, • Niedrigere relative Fixkosten, aufgrund bspw. der teuren Informationstechnologien (operational economies), • der höheren Reputation großer, bekannter Institute (reputational economies: people tend to trust large banks more). Geschäftsbanken können nach verschiedenen Kriterien untergliedert werden. Traditionell erfolgt eine Gruppierung nach der Rechtsform. Dabei werden primär privatrechtliche, öffentlich-rechtliche sowie genossenschaftliche Kreditinstitute unterschieden. Für eine betriebs- oder volkswirtschaftliche Analyse reicht dies aber nicht aus. Häufig werden Geschäftsbanken daher hinsichtlich ihren Tätigkeitsfelder klassifiziert. Nach dem Grad der Universalisierung bzw. der Spezialisierung lassen sich Geschäftsbanken bzw. das Geschäftsbankensystem idealtypisch Universalbanken bzw. das Universalbankensystem und Spezialbanken bzw. das Spezialbankensystem unterscheiden, wobei in den einzelnen Systemen der eine oder andere Banktyp dominiert. Transformationsländer stehen somit nicht nur vor der Aufgabe, marktwirtschaftliche Bankensysteme mit adäquaten staatlichen Regulierungen zu etablieren, hier stehen zusätzlich Fragen nach der typologischen Ausprägung der Finanz- und Bankensysteme sowie nach der nationalen und internationalen Kompatibilität rsp. Integrationsfähigkeit21 der Kapitalmärkte und Bankensysteme in europäische sowie internationale Finanzmarktstrukturen22.
18 19 20 21 22
30
Vgl. Kohn, M. (2004), S. 170. Vgl. Ebd. Vgl. dazu Hughes (2000). Vgl. Fuhrmann, W. / Sauermann H. (2001), S. 145 ff. Vgl. Hummel, D. (2001), S. 68 ff.
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
3.2
Tendenzen im kontinentaleuropäischen Universalbankensystem
Im deutschsprachigen Raum sowie auch in Russland dominiert der Universalbanktyp im Bankensystem, ganz im Gegensatz zu den angloamerikanischen Trennbankensystemen, wo eine Vielzahl unterschiedlicher Spezialbanken den Bankenmarkt prägt. Im wörtlichen Sinne zeichnet sich „universale“ Banktätigkeit durch das Fehlen von Geschäftsbeschränkungen jedweder bankspezifischen Kategorie aus. Universalbanken besitzen im Aktiv- und Passivgeschäft eine universale Kundenstruktur und bieten die gesamte Palette der banküblichen Geschäfte an. Universalbanken stellen somit Kreditinstitute dar, die bei der Ausübung ihrer Geschäfte weder quantitative, branchenmäßige oder qualitative Beschränkungen unterliegen. Somit substituiert der Begriff „Universalbank“ Bezeichnungen wie „Finanzwarenhaus“, „Allgemeinbank“, „Jedermannbank“, mit denen darauf hingewiesen wird, dass dieser Banktyp alle Bankgeschäfte, ausgenommen die Noten- und Pfandbriefausgabe, betreibt. Da eine so weit gefasste Definition wenig operational erscheint, sollen im Folgenden den Universalbanken diejenigen Kreditinstitute subsumiert werden, die • das Einlagen- und das Kreditgeschäft in allen Formen verbinden mit • dem Effektengeschäft, insbesondere dem • Effektenemissions-, dem Effektenkommissions-, dem Effekteneigenund dem Effektendepotgeschäft. 3.2.1 Der Ursprung des deutschen Universalbankensystems Der Ursprung des Universalsystems in Deutschland kann mit der Gründung der ersten Aktienbanken Mitte des 19. Jahrhunderts in Verbindung gebracht werden. Die heute tätigen Institute haben jedoch vielfältige Wurzeln und haben sich erst nach und nach durch Anpassung an die wechselnden wirtschaftlichen sowie sozialpolitischen Bedingungen und die Entwicklungen ihrer Kundenkreise zu der heutigen Vielseitigkeit der von ihnen betriebenen Bankgeschäfte herausgebildet. Anfänglich vereinigten nur die privaten Geschäftsbanken das Depositen-, Kreditvergabe- und Zahlungsverkehrgeschäft mit dem Wertpapiergeschäft und boten ihre Leistungen vornehmlich der Industrie an. Heute sind jedoch auch Genossenschaftsbanken und Sparkassen als wichtige Säulen des deutschen Universalbanksystems anzusehen. Sie entfalteten sich von Spezialinstituten mit sozialer Spezialisierung in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts zu universellen Bankbetrieben und haben sich – besonders im Einlagen- und Kreditvergabegeschäft – zu Konkurrenten der
31
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
privaten Geschäftsbanken entwickelt, wobei sie das regionale Geschäft dominieren.23 In der Literatur werden insbesondere zwei Faktoren als bedeutsam für die Entstehung des für die Bundesrepublik spezifischen Universalbankensystems betrachtet: Einmal wird auf die spezifischen wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland in der Mitte des 19. Jahrhunderts hingewiesen. Eine andere Erklärung stellt die geistigen und ideengeschichtlichen Strömungen in Deutschland zur Zeit der ersten Universalbanken als Erklärungsparameter in den Mittelpunkt. Dabei kann in diesem Zusammenhang die Gründung der Génerale du Crédit24 in Paris erwähnt werden, welcher eine Art Vorbildfunktion für spätere Universalbanken zugesprochen wird. Andererseits sind die Ideen des Saint Simonismus in der Literatur zum universellen Bankgeschäft zu finden.25 Saint Simon wollte eine Bank zur Förderung der Industrie errichten, der die Aufgabe übertragen werden sollte „die Mittel der Arbeit auf die für die Produktion und Produzenten vorteilhafteste Weise zu verteilen“.26 3.2.2 Strukturmerkmale des deutschen Bankensystems Der deutsche Bankenmarkt weist in Folge der Nachkriegsentwicklung und Wiedervereinigung (im Unterschied zu den USA) zwei Charakteristika auf: • Es dominiert der Typ der Universalbank; • Es besteht eine enge Verflechtung von Kreditinstituten und Industrie, welche aber in den letzten Jahren durch den Verlauf von Aktienpaketen der Banken in Bewegung geraten ist. Diese beruht auf folgenden drei Faktoren: Zunächst ist es deutschen Kreditinstituten grundsätzlich erlaubt, Aktien von Nichtbankunternehmen zu halten. Mit den damit verbundenen Stimmrechten können sie Einfluss und Kontrolle auf diese Unternehmen ausüben. Ferner wird ihnen diese Möglichkeit auch durch das Depotoder Vollmachtsstimmrecht gewährt, mittels dessen die Kunden die Stimmrechte, die mit ihrem Aktienbesitz verbunden sind, auf ihr Kreditinstitut übertragen. Drittes Moment der engen Verflechtung bilden schließlich Aufsichtsmandate, welche die Kreditinstitute aufgrund ihrer Stimmrechtsmacht bzw. der Kontrolle von Stimmrechten erzielen können. 23 24
25 26
32
Siehe zur Entwicklung der deutschen Geschäftsbankentypen: Büschgen (1970), Pohl (1986), Pohl (1991), S. 151, Tilly (1989), Scheidl (1991), Süchting (1992), Schierenbeck (1993). Diese Bank war sowohl im Effekten- als auch im Einlagen- und Kreditgeschäft tätig. Als erste Aktienuniversalbank wurde 1853 die Bank für Handel und Industrie gegründet, der bis 1857 eine Reihe von Neugründungen folgten. Der wirtschaftliche Aufschwung in den sogenannten Gründerjahren bewirkte eine zweite Gründungswelle von Aktien(universal)banken. In jene Zeit fällt auch die Eröffnung der Stammhäuser der heutigen Großbanken. Vgl. Büschgen, H. E. (1998), S. 71. Entfantin, P. (1905): Die Nationalökonomie des Saint-Simonismus“, in: Adler, F. „Hauptwerke des Sozialismus und der Sozialpolitik“, Heft 5, 1905. Zitiert nach Büschgen (1970), S. 28.
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
Für deutsche Universalbanken ist es auch kennzeichnend, dass sie nicht nur kurzfristige Sicht-, Termin- und Spareinlagen, sondern auch längerfristige Einlagen in der Form von befristeten Einlagen, Sparbriefen und Bankschuldverschreibungen hereinnehmen. Darüber hinaus bieten Universalbanken auch Vermögensverwaltung an. Mit dem Vordringen derivativer Finanzinstrumente sind Universalbanken auch in diesen nicht-bilanzwirksamen Geschäften tätig geworden. Diese Finanzinstrumente werden zur Steuerung eigener Risiken und zur Risikomanagement der Kunden verwendet.27 In der folgenden Tabelle sind die Hauptcharakteristiken des deutschen Bankensystems zusammengefasst. Tabelle 1: Deutsches Bankensystem in einer Übersicht Sektor
Kreditinstituts- Arbeitsfeld- Regionale Betyp beschränkung schränkung Großbanken
nein
Regionalbanken nein
Auslandsgeschäft
nein
ja
ja
keine gesetzlichen – jedoch freiwillig regional begrenzt
ja
ja
ja
Ausländische Private Ge- Banken schäftsbanken
nein
keine gesetzlichen – jedoch freiwillig regional begrenzt
nein
Privatbanken
nein
keine gesetzlichen – jedoch freiwillig regional begrenzt
i. d. Regel nein; zunicht meist nur vermögende Privatkunden
Landesbanken/ Girozentralen
nein
ja – auf Geschäftsgebiet der angeschlossenen Sparkassen
ja
Sparkassen
ja – dürfen nur begrenzt Wertpapiergeschäfte durchführen
ja – sind im ja Geschäftsbereich auf jeweiliges Marktgebiet beschränkt
Sparkassensektor
27
RetailGeschäft
ja
nein
Vgl. Papenfuß, H. (1999), S. 159.
33
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
Kreditgenossen- nein schaftliche Zentralkassen
GenossenKreditgenossen- nein, allerdings schaftsschaften führen sie nicht bankensektor alle Wertpapiergeschäfte durch Spezialbankensektor
Beispiel: Realkreditinstitute
Ja
nein
ja
ja
ja beschränken Aufgabengebiet auf Marktgebiet
nein
ja
nein
nein
Quelle: Klingebiel, D. (1996), S. 44.
Im Folgenden sollen diese vier wichtigsten Kreditinstitutsgruppen des deutschen Universalbankensystems näher betrachten. 3.2.2.1
Private Geschäftsbanken / Großbanken
Zu der Gruppe der privaten Geschäftsbanken zählen die Gruppe der Großbanken, die Gruppe der regionalen und sonstigen Kreditbanken sowie die Gruppe der Privatbanken. Da die Großbanken gemessen am Bilanzvolumen (2003 vereinigten sie 16,9 %28 am Bilanzvolumen aller Kreditinstitute) den wichtigsten Kreditinstitutstypen darstellen, werden sie repräsentativ für diesen Sektor aufgenommen. Nach der Bankenstatistik der Deutschen Bundesbank werden die Deutsche Bank AG, die Dresdner Bank AG, die Commerzbank AG und die Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG zu den Großbanken gerechnet. Die Gründung der Großbanken geht auf die Jahre 1870 bis 1873 zurück, als zunehmend große Industrie-, Handels- und Verkehrsbetriebe entstanden und die Finanzkraft der Privatbankiers nicht ausreichte, den zunehmend Kapitalbedarf großer Unternehmen zu decken. Charakteristisch für Großbanken sind die universelle Ausrichtung, große Geschäftsvolumina sowie ein relativ dichtes Filial- bzw. Zweigstellennetz. Ihr Ansehen als Emittenten und ihre Rechtsform als Aktiengesellschaften erleichtern den Großbanken die Anpassung des Eigenkapitals an den Kapitalbedarf.29 Die Großbanken betreiben als Universalbanken alle Bankgeschäfte mit Ausnahme derjenigen, die ihnen aufgrund spezialgesetzlicher Regelungen vorenthalten sind (Pfandbriefgeschäft, Investmentgeschäft, Bauspargeschäfte). Über Beteilungen an 28 29
34
Deutsche Bundesbank (2003): Bilanzsumme aller Bankengruppen zum Mai 2003 – 6.505,1 Mrd. Euro; Bilanzsumme der Großbanken zum Mai 2003 – 1.101,8 Mrd. Euro. von Stein, J. H. (1998), S.37.
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
privaten Hypothekenbanken, Kapitalgesellschaften und Bausparkassen haben sie sich auch Zugang zu diesen Bankgeschäften verschafft und können in Kooperation mit den Spezialbanken ein umfassendes Leistungsangebot zur Verfügung stellen. Das Wertpapiergeschäft – Effektenkommissions-, Depot- und Emissionsgeschäft gehört zu den tragenden Säulen ihrer Geschäftstätigkeit. Im Auslandsgeschäft nehmen die Großbanken zusammen mit den Spitzeninstituten der Sparkassen uns Genossenschaftsbanken sowie Regionalbanken die dominierende Marktposition ein. Die Großbanken sind im Bundesverband deutscher Banken e. V., Köln, zusammengeschlossen. Als Folge privatwirtschaftlichen Wettbewerb im deutschen sowie internationalen Bankenmarkt waren und sind private Banken angehalten, auf Marktinnovation in den Bereichen Produkte, Bepreisung, Kundensegmentierung und Vertriebskanäle schneller und konsequenter zu reagieren. So haben Großbanken bspw. früher damit begonnen, sich nach Kundensegmenten zu organisieren, das höhermargige Beratungs-/ Provisionsgeschäft zu forcieren und Multikanalansätze einzuführen. In den letzten Jahren haben neben einer Reihe von Fusionsgesprächen bereits eine erhebliche Konsolidierung innerhalb des Sektors der privaten Banken sowie Übernahmen durch ausländische Banken stattgefunden. Exemplarisch seien genannt der Zusammenschluss zur HypoVereinsbank, die Bildung der EuroHypo sowie die Übernahme der ehemaligen BfG durch die SEB. 3.2.2.2
Sparkassensektor
3.2.2.2.1
Landesbanken / Girozentralen
Die Landesbanken sind rechtlich selbstständige Anstalten des öffentlichen Rechtes in der Trägerschaft des jeweiligen Bundeslandes und/oder des jeweiligen Sparkassen- und Giroverbandes bzw. von Sparkassen. Diese bilden die zweite Stufe der Sparkassenorganisation. Die Landesbanken sind zugleich Kreditinstitute, welche als Universalbanken Geschäfte betreiben und insbesondere für die jeweils angeschlossenen Sparkassen die Funktion einer Sparkassen-Zentralbank übernehmen. Das bedeutet, dass die Landesbanken als Girozentralen sowie als Liquiditätssammelstellen fungieren. Zu dieser Funktion gehören vor allem Abrechnung und Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs im Sparkassenverbund und der Liquiditätsausgleich zwischen Sparkassen und Landesbanken. Die Landesbanken kooperieren mit den Sparkassen aber auch im Kredit, Auslands- und Wertpapiergeschäft. Daneben haben die Landesbanken aber gerade in letzter Zeit viele neue Aufgaben übernommen. Zu nennen sind z. B. die Gründungen von Leasing- und Faktoringgesellschaften sowie die Errichtung von Kapitalbeteiligungsgesellschaften und der Ausbau des beleg35
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
losen Zahlungsverkehrs durch Datenträgeraustausch.30 Ein besonderes Engagement zeigen die Landesbanken auch im Kommunalkreditgeschäft. Die Landesbanken konzentrieren sich auf sog. Wholesale-Banking, d. h. auf das Geschäft mit großen Firmenkunden, institutionellen Anlegern und Gebietskörperschaften. Unter den Landesbanken war in den letzten Jahrzehnten eine strategische Neuausrichtung zu verzeichnen, in deren Folge sich die größeren Landesbanken zu international ausgerichteten Universalbanken entwickelt haben.31 Insofern hat das Regionalprinzip zwar noch formal Bestand, ist in der Praxis aber für diese Gruppe kaum noch von Bedeutung. Die Landesbanken sind gemeinsam mit den regionalen Sparkassen- und Giroverbänden und der DekaBank Deutschen Girozentrale32 im Deutschen Sparkassenund Giroverband e. V. zusammengeschlossen. Die Landesbanken gehören außerdem dem Bundesverband öffentlicher Banken an. 3.2.2.2.2
Sparkassen
Mit etwa 50 % Markanteil an den Kundenverbindungen und ca. 290 000 Beschäftigten ist die Sparkassen-Finanzgruppe der Marktführer in der deutschen Finanzindustrie. Der Sparkassensektor ist dabei dreistufig aufgebaut. Auf der Primärstufe finden sich rund 505 Sparkassen33, die unter anderem als Kreis- und Stadtsparkassen, Zweckverbandssparkassen, Bezirks-, Gemeinde- und Verbandssparkassen bekannt sind. Auf der zweiten Ebene stehen zwölf sog. Girozentralen, hier (s. o.) Landesbanken genannt. Das Spitzeninstitut der Sparkassen ist die DekaBank Deutsche Girozentrale. Die Sparkassen werden vertreten durch die zwölf regionalen Sparkassen- und Giroverbände und den DSGV (Deutschen Sparkassen- und Giroverband) als Dachverband und Vertretung der Sparkassen-Finanzgruppe auf nationaler und internationaler Ebene. Die erste Sparkasse wurde 1778 gegründet. Damals war der öffentliche Fürsorgegedanke der Kommunen prägend für die Aufgabenzuweisung. Das Ziel war in erster Linie die Kreditausstattung des Mittelstandes sowie die finanz-wirtschaftliche Versorgung breiter Bevölkerungskreise. Insbesondere der Sparsinn der Bevölkerung war zu fördern. Die meisten Kreditinstitute des Sparkassensektors sind öffentlich-rechtliche Unternehmen. Sie wurden von Körperschaften des öffentlichen Rechts – wie zum Bei30 31 32 33
36
Zeigler, W. (1998), S.85. von Stein, J. H. (1998), S.39. Aus der Verschmelzung der Deutsche Girozentrale – Deutsche Kommunalbank – (DGV) und der DekaBank ist zum 1.1.1999 die DGZ DekaBank entstanden, seit 1.7.2002 DekaBank Deutsche Girozentrale. Zahlangaben: Deutsche Bundesbank (2003).
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
spiel Städten, Gemeinden oder Landkreise – errichtet und unter deren Aufsicht betrieben. Diese Körperschaften haften bisher unbeschränkt für die Verbindlichkeiten der Sparkassen; sie werden deshalb auch als Gewährträger bezeichnet.34 Neben diesen öffentlich-rechtlichen Sparkassen gibt es noch einige freie Sparkassen, die meist in der Rechtsform einer juristischen Person des privaten Rechts, als Stiftung, als Verein oder als Aktiengesellschaft fungieren. Die Sparkassengesetze betonen allgemeine Zweckbestimmungen, die schon bei der Gründung der ersten Sparkassen vor zwei Jahrhunderten im Vordergrund standen. Öffentlich-rechtliche und freie Sparkassen sind gemeinnützliche Kreditinstitute. Sie haben gesetzlich festgelegte Aufgaben: • Sie dienen der sicheren Geldanlage und haben den Sparsinn und die Vermögensbildung der Bevölkerung zu fördern. • Sie dienen der Kreditversorgung der Bevölkerung des Geschäftsgebiets. Dabei haben sie in erster Linie die Kreditausstattung des Mittelstandes und der wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungskreise zu berücksichtigen. • Sie dienen der Kreditversorgung des Gewährträgers. Sparkassen sind bis auf einige Ausnahmen dem Regionalprinzip verpflichtet. Das Regionalprinzip verpflichtet sie, ihre Geschäftsaktivitäten auf das räumliche Zuständigkeitsgebiet ihres Gewährträgers zu beschränken. Dadurch wird der Wettbewerb zwischen den Sparkassen eingeschränkt. Da Sparkassen von den Gewährträgern kein Dotationskapital zur Verfügung gestellt wird, sind sie auf Gewinnthesaurierung durch (pflichtgemäße) Dotierung der Sicherheitsrücklage und (freiwillige) Dotierung der anderen Rücklagen angewiesen. Die Gewährträgerhaftung wird beim für die bankaufsichtlichen Strukturnormen bedeutsamen haftenden Eigenkapital nicht berücksichtigt. Bei der Betrachtung der Geschäftstätigkeit der Sparkassen sollten auch die Lasten des öffentlichen Auftrages erwähnt werden. Die Sparkassen unterliegen in unterschiedlich starker Ausprägung Einschränkungen durch die Sparkassengesetze und -verordnungen und -satzungen der jeweiligen Länder. Sie dürfen bestimmte Geschäfte nicht oder nur unter strengen Auflagen betreiben. Ferner fehlt ihnen im Gegensatz zu den Privatbanken die Möglichkeit, sich über Ausgabe von Aktien mit Eigenkapital zu versorgen. Die Eigenkapitalbildung erfolgt durch Thesaurierung von Gewinnen. Das Hauptaktivgeschäft der Sparkassen liegt in der regionalen Kreditvergabe und im Einlagengeschäft. Eine günstige Refinanzierung stellte lange Zeit der hohe An34
Die Gewährträgerhaftung und öffentliche Anstaltlast entfallen im Zuge der EU-Harmonisierung ab 2008.
37
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
teil an Spareinlagen dar. Ein stärkerer Wettbewerb und das gewachsenen Renditebewusstsein der Anleger verteuerten – bspw. durch Sondersparformen – die Refinanzierungsbasis der Banken, wodurch sich die Zinsmargen verringerten. Grundsätzlich sind nur die in der vom Gewährträger festgelegten Satzung aufgeführten Geschäfte erlaubt. Bei den Aktivgeschäften sind den Sparkassen bestimmte, als besonders risikoreich eingestufte Eigengeschäfte (z. B. direkter Eigenerwerb von Aktien, Deviseneigengeschäfte) grundsätzlich untersagt. In der Regel wird die Möglichkeit der Beteiligung an Industrieunternehmen ausgeschlossen. Darüber hinaus bestehen für einige weitere Geschäfte (z. B. Personalkredite) stärkere Geschäftsbeschränkungen als für andere Banken. Im Rahmen ihres Passivgeschäfts sind die Sparkassen dem Leitgedanken der Förderung des Sparens und der Vermögensbildung verpflichtet. Den Spareinlagen kommt deshalb bei der Refinanzierung eine hohe Bedeutung zu. Größere Sparkassen beschaffen sich in zunehmendem Maße Mittel auch über die Ausgabe von Schuldverschreibungen. Noch sind die Träger der Sparkassen und Landesbanken verpflichtet, die Funktionsfähigkeit der Institute zu sichern (Anstaltlast) und für alle Verbindlichkeiten quasi als Bürge einzustehen (Gewährträgerhaftung). Der Wegfall der Gewährträgerhaftung und Anstaltslast nach den Übergansfrist bis 2007/08 hat maßgeblichen Einfluss auf die bislang günstigen Refinanzierungsmöglichkeiten infolge der besseren Risikoposition. Diesen veränderten Rahmenbedingungen im europäischen Bankenmarkt versuchen die Sparkassen und Landesbanken mit regional unterschiedlichen Modellen zu begegnen. So soll z. B. im Verbandsgebiet Hessen-Thüringen durch ein gemeinsames Rating des Sparkassen- und Landesbank-Portfolios das „AA“-Rating gesichert werden.35 Die Sparkassen-Finanzgruppe ist im Unterschied zum Genossenschaftssektor durch ein dezentrales und föderales Organisationsprinzip gekennzeichnet. In den letzten Jahren fand eine Konsolidierung überwiegend auf regionaler Ebene zwischen Sparkassen, Landesbanken, Verbänden und Verbundpartnern unter Berücksichtigung des für die Gruppe wichtigen Prinzips der Dezentralität statt. Im Unterschied zu den Genossenschaften sind auch die Verbundpartner größtenteils nach dem Regionalprinzip aufgestellt.
35
38
Vgl. Lazard Asset Management (2000), S. 7.
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
3.2.2.3
Genossenschaftsbankensektor
Der genossenschaftliche Bankensektor Deutschlands wurde historisch dreistufig gegliedert. Auf der ersten – örtlichen – Ebene sind die Kreditgenossenschaften, Volksbanken, Raiffeisenbanken, Post-, Spar- und Darlehensvereine sowie Sparda-Banken angesiedelt. Auf der zweiten – regionalen – Stufe standen die drei genossenschaftlichen Zentralbanken. Auf der dritte Ebene ist die Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank (DZ Bank) als überregionales Institut tätig. Durch die schrittweise Fusion der genossenschaftlichen Zentralbanken (mit Ausnahme der WGZ-Bank) zur DZ Bank, ist die ehemalige Dreistufigkeit des Sektors quasi auf zwei Stufen konsolidiert worden. Spitzenverband des Kreditgenossenschaftssektors ist der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e. V., Bonn, dem auch die genossenschaftlichen Zentralbanken, die DZ Bank und die regionalen Verbände sowie die Post- Spar- und Darlehensvereine angehören. Auch bei den Regionalverbänden hat es erste Zusammenschüsse gegeben. Kreditgenossenschaften sind Gesellschaften mit nicht geschlossener Mitgliederzahl, die mittels eines gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes durch Gewährung von Darlehen und Durchführung sonstiger bankmäßiger Geschäfte den Erwerb oder die Wirtschaftskraft ihrer Mitglieder fördern wollen.36 Die ersten neuzeitlichen genossenschaftlichen Gründungen entstanden in Deutschland ab 1850, vor allem angeregt durch Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen,37 um eine wirtschaftliche Mangelsituation für bestimmte - aus heutiger Sicht mittelständische - Erwerbszweige zu lösen. Der Mangel bestand in etwa darin, dass in den Städten bzw. auf dem Land insbesondere Handwerker, Kleingewerbetreibende und Bauern ihren Kreditbedarf nicht bei den bestehenden Kreditinstituten decken konnten.38 Gegenüber einem Kredit bei einem privaten Kreditgeber war das Angebot einer Kreditgenossenschaft erheblich preisgünstiger, weil sie durch die ehrenamtliche Tätigkeit der Mitglieder mit geringeren Verwaltungskosten arbeiteten und auf Risikoprämien verzichten konnte, da alle Mitglieder persönlich für die Verbindlichkeiten ihrer Kreditgenossenschaft hafteten, und sicherer, weil sich die Mitglieder einer Kreditgenossenschaft persönlich kannten, ihren Geschäftsbetrieb selbst verwalteten und sich Vertrauen in ihrer Gemeinschaft bilden konnte.39 Heute sind viele Kreditgenossenschaften kleine Banken mit stark örtlich orientiertem Geschäftsfeld. Sie verfügen über ein dichtes Bankstellennetz. Die Anzahl 36 37
38 39
Vgl. Reinhold, A. (1996), S. 20. Als erste städtische Gründung gilt 1850 der von Schulze-Delitzsch in Delitzsch gegründete Vorschussverein, auf dem Lande erfolgte 1862 in Anhausen durch Raiffeisen die erste Gründung (vgl. Aschhoff, G. / Henningsen, E. (1995), S. 20, 22). Vgl. zu näheren Einzelheiten z. B. Hahn, O. (1980), S. 19f., Aschhoff, G. / Henningsen, E. (1995), S. 20f. Vgl. Röpke, J. (1992), S. 15ff.
39
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
der Institute ist aufgrund der Fusionen stark zurückgegangen. Durch Fusion von Volks- und Raiffeisenbanken der Primärstufe hat sich die Zahl von über 2 500 Mitte der neunziger Jahre auf heute ca. 1 450 reduziert, weit mehr als der halbe Weg zur Zielgröße von 700 bis 800 Primärbanken.40 Das haftende Eigenkapital einer Genossenschaftsbank setzt sich vor allem aus den eingezahlten Geschäftsguthaben der Mitglieder, aus den Gewinnrücklagen und einem über das Geschäftsgutheben hinausgehenden Haftsummenzuschlag der Mitglieder zusammen. Dieser Haftsummenzuschlag ist erst im Insolvenzfall von den Mitgliedern zu tragen und in der Regel auf einen im Genossenschaftsstatut festgelegten Wert (in Prozent der bereits existierenden Haftsummen, das sind Geschäftsguthaben und Rücklagen) begrenzt.41 Das Leistungsangebot der Banken des Genossenschaftssektors ist universalbanktypisch, vor allem, weil sie sich auf die Leistungen des Genossenschaftlichen Verbundes stützen können. So betreiben die Genossenschaftsbanken heute praktisch alle wichtigen Bankgeschäfte, obwohl ihr Hauptgeschäft in der Vergabe von Krediten liegt. Sie begleiten auch den Zahlungsverkehr und betreiben das Inkasso-, Auslands- und Effektengeschäft.42 Im Mai 2003 hatten die Kreditgenossenschaften rund 30,1 %43 der Spareinlagen Deutschlands auf sich vereinigt. Sie lagen damit vor den Kreditbanken, die einen Anteil von ca. 15,9 % hatten, aber hinter den Sparkassen, die rund 51,4 % der Spareinlagen verwalteten.44 Eine Besonderheit des Genossenschaftssektors bleibt die umkehrte Pyramide der Eigentümerschaft, in der die Kunden als Genossenschaftsmitglieder Eigentümer der Primärbanken und diese wieder die Eigentümer der Zentralbanken sind. Anders als die föderale Struktur der Sparkassen-Finanzgruppe entwickelt sich der Genossenschaftssektor in den letzten Jahren in eine holdingartige Struktur, mit (noch) zwei Zentralbanken und dem BVR als führenden Einheiten. Ziel des Strategieprogramms „Bündelung der Kräfte“ ist die weitere Konsolidierung des Genossenschaftssektors. Die meisten Geschäftsfelder wie Versicherungen, Bausparen, Asset Management und Wertpapierabwicklung sind bereits in jeweils einer Gesellschaft zusammengefasst. Die weitere Konsolidierung dieser Geschäftsfelder ist damit nur durch sektorübergreifende Lösungen möglich, wie z. B. die Fusion des genossenschaftlichen Wertpapierabwicklers Bws Bank mit der WPS Bank, einem Dienstleister der Sparkassen.45 Für andere Geschäftfelder bestehen
40 41 42 43 44 45
40
Vgl. Bussmann, J. / Hoock, R. / Ulrich, J. et al. (2003), S. 268. Vgl. Hartmann-Wendels / Pfingsten / Weber (2000), S. 35. Vgl. dazu Hummel, D. / Blisse, H. (2002), S. 115. Zahlangaben: Deutsche Bundesbank (2003). Zahlangaben: Deutsche Bundesbank (2003). Vgl. Bussmann, J. / Hoock, R. / Ulrich, J. et al. (2003), S. 268.
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
noch sektorinterne Konsolidierungsmöglichkeiten, z. B. für Marktfolge und ITDienstleistungen. 3.2.2.4
Spezialbankensektor
Die Gruppe der Spezialbanken setzt sich aus der Gruppe der Realkreditinstitute, Bausparkassen, Teilzahlungskreditinstitute und Kreditinstitute mit Sondernsaufgaben zusammen. Diese Institute haben sich auf bestimmte Geschäftsbereiche spezialisiert und beschränken ihre Arbeitsbereiche teilweise regional bzw. unterliegen dahingehenden gesetzlichen Auflagen. Da die Realkreditinstitute und die Bausparkassen gemessen am Bilanzvolumen den wichtigsten Kreditinstitutstypen darstellen, werden sie repräsentativ für diesen Sektor in die Kreditinstitutstypenanalyse aufgenommen. 3.2.2.4.1
Realkreditinstitute
Realkreditinstitute sind privatrechtlich (Hypothekenbanken) oder öffentlich-rechtlich (Grundkreditanstalten) organisierte Banken, die sich auf die Vergabe von mittel- bis langfristigen Krediten gegen Grundpfandrechte bzw. gegen Kommunaldeckung spezialisiert haben. Die Realkreditinstitute refinanzieren sich durch die Ausgabe von Pfandbriefen, Kommunalobligationen und Globaldarlehen bei Kapitalsammelstellen. Die meisten Hypothekenbanken sind wirtschaftlich in den großen Banken-Konzerne eingebunden. Daneben gibt es auch gemischte Hypothekenbanken (z. B. Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG), die aus historischen Gründen neben dem Pfandbriefgeschäft auch alle anderen Bankgeschäfte betreiben dürfen. 3.2.2.4.2
Bausparkassen
Die Bausparkassen sind Kreditinstitute im Sinne des KWG, deren Geschäftsbetrieb darauf ausgerichtet ist, Einlagen von Bausparern entgegenzunehmen und aus den angesammelten Beträgen den Bausparern für wohnungswirtschaftliche Maßnahmen Gelddarlehen zu gewähren. Die Bausparkassen als private Unternehmungen in der Rechtsform der Aktiengesellschaft geführt bzw. als öffentlich-rechtliche Bausparkassen, die Teil ihrer regionalen Sparkassenorganisation sind, dürfen als einzige das so genannte Zweckspargeschäft betreiben. Neben dem Bauspargeschäft dürfen die Bausparkassen in begrenztem Umfang auch betreiben andere Geschäften (z. B. die Gewährung von Darlehen, die der Vor- oder Zwischenfinanzierung von Bausparverträgen zur Überbrückung der Wartezeiten dienen) und von Hilfsgeschäften (z. B. der Anlage verfügbarer Gelder bei Kreditinstituten, in Schuldverschreibungen, Schatzwechseln usw.). 41
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
In Ergänzung zu den von den Hypothekenbanken gewährten erststelligen Realkrediten stellen die Bausparkassen nachrangig gesicherte Darlehen bereit. Die Finanzierung wird neben den Spareinlagen der Bausparer durch Darlehen von Banken und Kapitalsammelstellen sowie durch die Emission von Inhaberschuldverschreibungen sichergestellt. 3.2.3 Veränderte Rahmenbedingungen und Auswirkungen auf das deutsche Dreisäulenuniversalbanksystem Das deutsche Bankwesen steht derzeit vor erheblichen strukturellen Herausforderungen, die sowohl einzelwirtschaftlicher als auch gesamtwirtschaftlicher Art sind. Die deutsche Finanzbranche geriet in den 90er Jahren in eine Ertragskrise und in ein strukturbedingtes Kostenproblem. Als Resultat der niedrigen Erträge (u. a. wegen hoher Wertberichtigungen) einerseits und erhöhten Kosten anderseits weisen die Wettbewerber der deutschen Finanzindustrie mit 0,2 % der durchschnittlichen Bilanzsumme unterentwickelte Rendite und mit 68 % eine hohe Cost-IncomeRatio im internationalen Vergleich auf (s. Abbildung 2). Deutschland
0,68
0,2
Österreich
0,68
0,39
Frankreich
0,68
0,5
Belgien
0,58
0,67
0,59
Italien
0,71
0,63
Spanien
0,76
0,68
Niederlande
0,77
0,62
Großbritannien 0
0,2
0,4
0,6
Gesamtkapitalrentabilität (in%)
1,06
0,8
1
1,2
Cost-Income-Ratio
Abbildung 2: Gesamtkapitalrentabilität und Cost-Income-Ratio der Banken im europäischen Vergleich Bemerkung: Gesamtkapitalrentabilität berechnet als Quotient aus Gewinn und Bilanzsumme. Quelle: Krabicher, T. / Krauß, I. (2003); BdB (2002).
42
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
Dieses strukturelle Problem des deutschen Bankensystems machte in den vergangenen Jahren erhebliche Veränderungen deutlich. Neben den hohen Marktanteilen des öffentlichen und kreditgenossenschaftlichen Sektors sowie der damit verbundenen Zergliederung, kämpften die privaten Banken in der Vergangenheit gegen vermeintliche Wettbewerbsnachteile: Erstens gegen die aus den staatlichen Garantien resultierenden Refinanzierungsvorteile der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz und zweitens gegen die Subventionierung von Finanzdienstleistung aufgrund einer mangelnden Gewinnorientierung. Hierfür gibt es drei wesentliche Ursachen: • Der deutsche Bankenmarkt gilt trotz des seit 1990 zu beobachtenden Konzentrationsprozesses im europäischen Vergleich als „overbanked“ (s. Abbildung 3). 4.276 3.952 3.534
2.320
2.164 1.917
Deutschland
Italien
Frankreich
Niederlande
Großbritannien
Schweden
Anzahl der Einwohner pro Bankstelle
Abbildung 3: Filialdichte im europäischen Vergleich Quelle: Bussmann, J. / Hoock, R. / Ulrich, J. et al. (2003), S. 270.
• Die Infrastruktur ist überdimensioniert. Der europäische Vergleich verdeutlicht den hohen Grad der Fragmentierung des deutschen Bankenmarktes. Die fünf größten Banken Deutschlands kommen zusammen auf einen Marktanteile von 19 % gemessen an der Bilanzsumme – in Frankreich sind dies 42,7 % und in Italien 44,3 %. • Die Struktur vollintegrierter, möglichst breit aufgestellter Anbieter ist kostenintensiv. 43
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
Aus Sicht der privaten Großbanken stellen Marktanteile von unter 10 % ein strukturelles Ertragsproblem dar, da Skalenerträge nur in begrenztem Umfang genutzt werden können. Zur Verbesserung der Ertragssituation und der Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich müssen die Konsolidierung, die Filialschließungen und die Verschlankung der Infrastruktur weiter voranschreiten. Bei allen Strukturdiskussionen besteht das Erfolgskonzept vor allem in der Fähigkeit, Mitarbeiter, Mitglieder und Kunden auf besondere Art zu erreichen.46 Vor dem Hindergrund der voraussichtlich in den nächsten Jahren noch anhaltenden schwierigen Situation der deutschen Kreditwirtschaft ist das Dreisäulensystem zunehmend in die Kritik der privaten Banken geraten. In der sektorellen Trennung von Sparkassen-Finanzgruppe, Genossenschaftsbanken und privaten Banken werden die Ursachen für die im europäischen Vergleich niedrige Zinsmarge für die privaten Banken, die hohe Fragmentierung sowie die ungleichen Wettbewerbsverhältnisse im deutschen Bankenmarkt gesehen. Die historische Legitimation des Dreisäulensystems als Garant für die flächendeckende Versorgungssicherheit und Liquidität in der deutschen Volkswirtschaft erscheint wegen der aktuellen wirtschaftlichen und strukturellen Herausforderungen insgesamt nicht mehr zeitgemäß.47 Deshalb ist die Dreisäulenstruktur hinsichtlich ihrer nachhaltig ökonomischen Tragfähigkeit entlang der wesentlichen Wertschöpfungsbereiche der Kreditinstitute zu bewerten. In den Bereichen Vertrieb (Front-Office), Produktion- bzw. Portfoliomanagement (Middle-Office), Produktion und Shared Services (Back-Office) wird es auf unterschiedliche Erfolgsfaktoren ankommen. Unterschiedlicher Entwicklungen sind daher zu erwarten (s. Abbildung 4). Im Vertrieb der Zukunft wird die Konzentration auf nachhaltig profitable Kunden, der Mehrproduktverkauf bei bestehenden Kunden, ein risikoadäquates Pricing sowie das Ausnutzen von Preiselastizitäten die Entwicklung beherrschen. Vertriebseffizienz ist weniger über sektorübergreifende Integration bzw. Kooperation zu gewährleisten als vielmehr im Einzelfall über die fokussierte Ausgestaltung der Vertriebprozesse. Der Konsolidierungsprozess im Filialvertrieb wird sich angesichts der zu hohen Filialdichte fortsetzen. Sektorübergreifende Zusammenschüsse, etwa zwischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken oder aber Geschäftsbanken, sind weder aus ökonomischen noch aus Kundensicht erforderlich, im Einzelfall aber durchaus denkbar und sinnvoll.
46 47
44
Vgl. Hummel, D. / Blisse, H. (2002), S. 130. Hier und im Folgenden vgl. Bussmann, J. / Hoock, R. / Ulrich, J. et al. (2003), S. 283-285.
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
Vor diesem Hindergrund besteht keine Notwendigkeit, das vorhandene Dreisäulensystem in vertrieblicher Hinsicht aufzulösen, solange die einzelnen Sektoren über ausreichende kritische Größe verfügen und die erforderlichen Freiheitsgrade existieren. Die Kundenhoheit bleibt damit auf Einzelinstitutsebene im jeweiligen Bankensektor.
• Sparkassen
Vertrieb (Front-Office)
Portfolio- und Produktmanagement (Middle-Office)
Produktion und Abwicklung/ Shared Services (Back-Office)
• Volks- und Raiffeisenbanken
ggf. sektorübergreifende Vertriebs-Fusionen
• Private Banken
ggf. sektorübergreifende Vertriebs-Fusionen
Sektorübergreifende Initiativen, z.B. True-Sale-Initiative der KfW • Landesbanken • DekaBank
• Genossenschaftl. Spezialinstitute
• Private Banken
3-4 Abwickler (Wertpapier, Zahlungsverkehr, Marktfolge) Sektorübergreifende Shared Services (z.B. IT-Produktion)
SparkassenFinanzgruppe
Genossenschaftssektor
Private Banken
Abbildung 4: Überblick – Zukunft des Dreisäulensystems Quelle: Bussmann, J. / Hoock, R. / Ulrich, J. et al. (2003), S. 284.
Ähnliche Entwicklungen sind für den Bereich Middle-Office zu erwarten.48 Effizientes Produkt- und Portfoliomanagement erfordert weniger die Abschaffung des Dreisäulensystems als vielmehr die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für das Zustandekommen eines effizienten Kreditrisikomarktes, die Durchlässigkeit der drei Sektoren für Kreditinstitute fremder Sektoren. Solange im Dreisäulensystem eine effizienzübergreifende Durchlässigkeit besteht und bei ausgewählten
48
Vgl. Bussmann, J. / Hoock, R. / Ulrich, J. et al. (2003), S. 284.
45
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
Produkten sektorübergreifende Anbieter entstehen können, steht auch aus MiddleOffice-Sicht die Zukunftsfähigkeit des Dreisäulensystems nicht in Frage. Demgegenüber forciert eine effiziente Abwicklung und Produktion in den Bereichen Wertpapier, Zahlungsverkehr und Marktfolge sowie der Bereich Shared Services eine Alternative zum Dreisäulensystem.49 Vertreter aller Sektoren zählen weite Teile der Bankproduktion bereits heute nicht mehr zur Kernfunktion eines Kreditinstituts. Infolgedessen sind sektorübergreifende Kooperations- und Integrationsbemühungen weit vorangeschritten. Es ist damit zu rechnen, dass Produktions- und Shared-Services-Aufgaben zukünftig sektorübergreifend von nicht mehr als drei bis vier Abwicklern bzw. zentralen Dienstleistern in Deutschland wahrgenommen werden und es langfristig zu grenzüberschreitenden Konsolidierungen kommen wird.50 Damit ist die Zukunftsfähigkeit des deutschen Dreisäulensystems grundsätzlich gegeben, jedoch sind im jeden Fall die Freiheitsgrade der Sektormitglieder zu erhöhen, um in Zukunft ein effizientes und effektives Bankenmanagement zu gewährleisten. Nicht zuletzt wegen dem erfolgreichen Konzept des Dreisäulensystems hat sich das deutsche Finanzsystem seit dem Zweiten Weltkrieg als überdurchschnittlich stabil entwickelt. Da im Gegensatz zu vielen anderen Ländern Finanzkrisen vermieden werden konnten, gilt das deutsche Bankensystem auch nach neuesten Studien als besonders stressresistent. 51 Die grundsätzliche Bankorientierung des deutschen Finanzierungssystems der Wirtschaft – bei der Unternehmungsfinanzierung, insbesondere des Mittelstandes, dominiert der Bankkredit – stellt insofern auch gegenüber anderen, vergleichbaren kontinentaleuropäischen Ländern eine Besonderheit dar, als der Anteil der Kredite am BIP besonders hoch ist. In kapitalmarktorientierten System – wie in den USA oder in Großbritannien – ist dieser Anteil wie gezeigt dagegen relativ niedrig.
49 50 51
46
Ebd. Vgl. dazu auch Doering, H.-U. (1996), S. 21. Vgl. DIW (2004), S.75.
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
3.3
Merkmale und Tendenzen von Spezialbankensystemen am Beispiel des US-amerikanischen Trennbankensystems
3.3.1 Zur Begriffsbestimmung Ausgehend von der Definition der Universalbank sind im Umkehrschluss zum einen diejenigen Kreditinstitute als Spezialbanken zu bezeichnen, die das Kreditund Depositengeschäft betreiben, es aber nicht mit dem Effektengeschäft kombinieren (Commercial Bank, Deposit Bank), zum anderen diejenigen Institute, die ausschließlich die Emission, die Verwaltung und den An- und Verkauf von Effekten oder aber das Effektengeschäft gemeinsam mit anderen Geschäften als dem Depositen- und Kreditgeschäft betreiben (Investment Bank, Broker).52 Ein Spezialbankensystem (Trennbankensystem) zeichnet sich folglich durch ein dieser Definition entsprechend praktiziertes Maß an Arbeit- oder Aufgabeneinteilung aus; d. h., die Leistungsangebote der am Markt vertretenen Spezialbanken verhalten sich im wesentlichen komplementär, indem sich die von ihnen ausgeübten Funktionen und angebotenen Leistungen ergänzen.53 3.3.2 Der Ursprung des amerikanischen Trennbankensystems Das US-amerikanische Bankensystem war von Anbeginn durch eine Arbeitsteilung der in ihm tätigen Institute gekennzeichnet, die im Verlauf der historischen Entwicklung unterschiedlich prägnant war. Diese Arbeitsteilung wurde nach dem Börsenkrach von 1929 und der folgenden Weltwirtschaftskrise, in der das Bankensystem zeitweilig ganz zusammenbrach, erweitert. Ziel der Bankgesetzgebung in den 30er Jahren, in der das US-amerikanische Trennbankensystem in seinen Grundzügen gesetzlich verankert wurde, war es, dasselbe zu stabilisieren und seine Schockabsorptionsfähigkeit zu erhöhen. Dieses Ziel sollte mittels zweier Maßnahmenbündel erreicht werden. Erstens sollten die Ansteckungsrisiken der unterschiedlichen Arten der Finanzintermediation durch die Einführung eines Trennbanksystems untereinander begrenzt werden. So entzog der Gesetzgeber mit dem Glass-Steagal Act den Commercial Banks das Effektengeschäft, das seit diesem Zeitpunkt im Wesentlichen den neugeschaffenen Investment Banks vorbehalten war. Zweitens erhielten die einzelnen Akteure der segmentierten Märkte einen gewissen Wettbewerbsschutz und konnten somit oligopolische Renten erzielen. So war es nur Commercial Banks vorbehalten, ihren Kunden Sichteinlagen zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs anzubieten.54 Mit diesen 52 53 54
Vgl. Büschgen, H. E. (1970), S. 9. Siehe gazu Abschnitt 3.1. dieses Kapitels. Vgl. Klingebiel, D. (1996), S. 134.
47
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
Sichteinlagen besaßen die Banken Zugang zu stetigen und billigen Refinanzierungsmöglichkeiten. Allerdings durften sie weder auf Sichteinlagen Zinsen zahlen, noch miteinander um Spar- und Termineinlagen konkurrieren. Dies verhinderte die sog. Regulation Q. Darüber hinaus wirkte sich die mit dem McFadden Act von 1927 festgelegte Filialgesetzgebung wettbewerbsbeschränkend aus. Dieses Gesetz unterstellte die Filialgesetzgebung den Einzelstaaten, die den Banken die Eröffnung von Geschäftfilialen über Staatsgrenzen hinaus grundsätzlich verboten und auch die Errichtung von Geschäftsfilialen innerhalb eines Bundesstaates stark begrenzten.55 Ergebnis dieser Gesetzgebung war ein System von Tausenden von kleinen Banken, die in wettbewerbsgeschützten Marktsegmenten operieren. Die Commercial Banks betreiben vorwiegend das kurzfristige Einlagen- und Kreditgeschäft und wickeln den Zahlungsverkehr ab. Investment Banks konzentrieren ihre Aktivitäten auf alle Facetten des Wertpapiergeschäfts sowie auf M&A-Transaktionen. Thrift Institutionen beherrschen vorwiegend das Spar- und Hypothekarkreditgeschäft, Credit Unions zusätzlich das Konsumkreditgeschäft, während Finance Companies auf Absatz- und Konsumfinanzierung sowie auf einige besondere Finanzierungsformen spezialisiert sind.56 Diese Struktur zeigt jedoch bereits seit den 60er Jahren gewisse Auflösungstendenzen. So entwickelten sich bspw. die Investment Banks in den 70er Jahren zu einem bedeutenden Konkurrenten der Thrifts und Commercial Banks um Kundeneinlagen und zwar mittels Gründung sog. Money Mutual Funds. Im Geschäftsgebiet der Commercial Banks treten jedoch seit den letzten Jahren nicht nur die Investment Banks als Wettbewerber auf, sondern zunehmend auch Lebensversicherungsgesellschaften und große Handelsketten. Diese nutzen eine Gesetzeslücke aus, mittels derer sie als Non-Banks nicht unter die restriktive Bankgesetzgebung fallen und trotzdem das Einlagen- und Kreditgeschäft betreiben können. Der Wettbewerbsdruck verstärkte sich des Weiteren durch die steigende Internationalisierung und Globalisierung der Märkte. Diese schufen für die Commercial Banks die Möglichkeit, die starren gesetzlichen Regelungen zu umgehen und diese letztlich auszuhöhlen. Die Commercial Banks drangen ebenso auf den heimischen Markt unter Ausnutzung von Gesetzlücken und über den Umweg der Konstruktion von Bankholdinggesellschaften in das Wertpapiergeschäft vor.57 Aufgrund mangelnder geographischer und produktspezifischer Diversifikationsmöglichkeiten bauten Thrifts und Commercial Banks Kreditportfolios auf, deren Anlagen sich durch hohe positive Kovarianzen auszeichneten. Externe Schocks, 55 56 57
48
Ebd. Vgl. Pierce (1991), S. 55. Vgl. Klingebiel, D. (1996), S. 136.
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
die das amerikanische Finanzsystem vor allem in den 80er Jahren durch die lateinamerikanische Schuldenkrise erschütterten, führten infolgedessen den Commercial Bank und den Thrift Sektor in schwere Krisen, die in einer Vielzahl von Insolvenzen endeten.58 Besondere Verluste verursachte die Krise der Savings und Loans Associations Ende der 80er Jahre für den US-amerikanischen Steuerzahler. Hier wird in der Literatur die Verschuldungskrise größerer Schwellenländer angeführt, die bspw. bei den Money Center Banks zu hohen Kreditausfällen führte.59 Des Weiteren sind hier die Probleme im Energie-, Landwirtschafts- und Immobiliensektor anzuführen, die besonders die Südweststaaten, in denen Unit Banking vorherrschte, erschütterten und zu hohen Kreditausfällen bei Thrifts und Commercial Banks führten. 3.3.3 Strukturmerkmale des amerikanischen Trennbankensystems Der US-amerikanische Finanzsektor ist vor allem durch drei Bestimmungsmerkmale gekennzeichnet, die ihn vom deutschen unterscheiden: • Ein erstes wichtiges Bestimmungsmerkmal stellt die hohe Anzahl und Vielfalt von Finanzinstitutionen dar: So lassen sich 20 verschiedene Kreditinstituttypen unterscheiden, deren Spezialisierungsgrad variiert und die auch innerhalb ihrer Typengruppe einen hohen Grad an Heterogenität aufweisen.60 • Eine zweite wichtige Eigenart bildet die hohe Bedeutung, die der Unternehmensfinanzierung über die Wertpapiermärkte beizumessen ist. Während in Deutschland in den letzten Jahrzehnten nur rund 10 % der Unternehmen ihre externen Finanzierungsmittel über Kapitalmärkte verschafften, lag dieser Refinanzierungsanteil bei den US-amerikanischen Unternehmen bei 50 %. • Drittes wichtiges Strukturmerkmal ist die – wenn auch in Auflösung begriffene – Fragmentierung des Bankensystems, die durch die gesetzlich ehemals vorgeschriebene Arbeitsteilung (Trennbanksystem) und durch die ausgeprägte föderale Struktur (dual banking) bedingt ist. Aufgrund der föderalen Struktur können Commercial Banks, Saving and Loans und Credit Unions wählen, ob sie ihre Zulassung entweder bei einer Bundesbehörde (national oder federal charter) oder beim zuständigen Einzelstaat (state charter) beantragen. 58 59 60
Randall (1993) kommt in seiner Untersuchung zu dem Ergebnis, dass mehr als dreiviertel aller Bankinsolvenzen dieser Jahre auf Finanzzyklusursachen und nicht auf Managementfehler zurückzuführen waren. 1988 wurden lateinamerikanische Schulden auf dem Sekundärmarkt mit 60% ihres Nennwertes gehandelt. Vgl. Baer (1989), S. 156. Vgl. Baer / Mote (1992), S. 471.
49
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
In der folgenden Tabelle sind die Hauptcharakteristiken des amerikanischen Systems zusammengefasst. Tabelle 2: Amerikanisches Trennbankensystem in einer Übersicht
Sektor
Kreditinstitutstyp
Investment Banks
Thrifts
Finance Companies
RetailGeschäft
Auslandsfilialen
ja
ja
Regional Banks ja – grundsätzliche ja Beschränkungen im Wertpapiergeschäft
ja
ja
Local Banks
ja – grundsätzliche ja Beschränkungen im Wertpapiergeschäft
ja
nein
Große Investment Banks
ja – grundsätzlich kein Einlagen- und Kreditgeschäft
nein
ja – vermögende Privatkundschaft
ja
Kleine Investment Banks
ja – grundsätzlich kein Einlagen- und Kreditgeschäft
nein
nein
nein
Savings & Loans Associations
ja – kein Wertpapiergeschäft
ja
ja
nein
Savings Banks
ja – kein Wertpapiergeschäft
ja
ja
nein
Credit Unions
ja – kein Wertpapiergeschäft
ja
ja
nein
unterliegen keinen Restriktionen
nein
ja
nein
Quelle: Klingebiel, D. (1996), S. 142.
50
Regionale Beschränkung
ja – grundsätzliche ja Beschränkungen im Wertpapiergeschäft
Money Center Banks Commercial Banks
Arbeitsfeldbeschränkung
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
Im Folgenden sollen die vier wichtigsten Kreditinstitutsgruppen, die Commercial Banks, Trift Institutions, Investment Banks und Finance Companies / Non-Bank Banks skizziert werden. 3.3.3.1
Commercial versus Investment Banking
Eine der bedeutendsten Entwicklungen von Geschäftsbankensystemen war die in den USA entstandene Unterscheidung zwischen Commercial Banks und Investment Banks. Obwohl die durch den Glass-Steagall Act erzwungene Trennung mittlerweile aufgehoben ist, spielt die Unterscheidung weiterhin eine große Rolle, auch im europäischen Raum. Die grundsätzliche Unterschiede zwischen Commercial und Investment Banking können anhand verschiedener Kriterien aufgezeigt werden (s. Abbildung 5).
Kapitalgeber
Commercial Banking
Banken
Kapitalsucher
Investment Banking
Kapitalgeber
• v.a. Sparer
• v.a. institutionelle Investoren
Kapitalform
• Kredite
• Wertpapiere
• Entscheidungsträger • Kontrolleur
• Berater • Analyst
• Übernahme durch Bank
• Weitergabe an Markt
Funktion Marktrisiken
Stabilität
Wandel
Abbildung 5: Gegenüberstellung von Commercial und Investment Banking Quelle: Achleitner, A.-K. (2000), S. 11. 51
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
Im oberen Teil der Abbildung ist die grundsätzliche Stellung von Banken als Intermediär zwischen Kapitalgebern und Kapitalnehmern dargestellt. Die Merkmale der Commercial und Investment Banking sind im darunter liegenden Teil in vier Bereichen gegenübergestellt. Als „Kapitalgeber“ der Commercial Banks treten vorwiegend Sparer auf, die ihre Gelder bei den Banken deponieren und gegenüber diesen Ansprüche erwerben. Die Kapitalformen beim Commercial Banking sind Kredit und Einlage. Die Geschäftstätigkeit der Investment Banks ist an institutionellen Investoren orientiert. Sie handeln hauptsächlich mit verbrieften Forderungen, die sich an den Kapitalmärkten weiterveräußern lassen. Im „funktionellen“ Bereich treten die Commercial Banks als Entscheidungsträger bei der Festlegung der Konditionen für Kapitaleinlagen und bei der Vergabe von Krediten sowie als Kontrolleur von eingegangenen Engagements auf. Investment Banks agieren dagegen als Berater und Analysten. In der Behandlung des „Marktrisikos“ besteht ein weiterer Unterschied. Commercial Banks übernehmen die Risiken für eine längere Dauer, welche sie durch einen internalisierten Portfolioansatz diversifizieren. Investment Banks übernehmen Risiken nur sehr kurzzeitig. Ihre Aufgabe besteht auch in der Beratung hinsichtlich der Möglichkeiten zur Beschränkung von Risiken. 3.3.3.1.1
Commercial Banks
Die Commercial Bank kontrollieren mehr als drei Viertel aller Einlagen in den USA.61 Aufgrund der im Abschnitt 3.3.2. dieses Kapitels beschriebenen geographischen Beschränkungen ist die Zahl der Commercial Banks noch immer sehr hoch. Die 8 080 Commercial Banks sind größtenteils kleinere Institute, wobei jedoch einige große Holdinggesellschaften überragende Bedeutung haben. Auf die fünf größten Bankholdings entfallen zusammen über die Hälfte der Vermögenswerte aller Commercial Banks. Die zehn führenden Commercial Banks (Ende 2001) – mit Aktiva von jeweils über 100 Mrd. US-Dollar – waren: Citigroup, J.P. Morgan Chase, Bank of America, Wachovia, Wells Fargo, Bank One, FleetBoston Financial, U.S. Bancorp, National City und SunTrust Banks. Für Commercial Banks sind folgende Geschäftsfelder typisch:62 • Entgegennahme von unverbrieften Einlagen (Depositen) und verbrieften Geldern von Kunden, für deren Überlassung größtenteils Zinsauszahlung vereinbart sind (Passivgeschäfte), 61 62
52
Die angegebenen Daten über Commercial Banks sowie Thrift Institutions beziehen sich auf das Jahr 2002 und entstammen dem Aufsatz von Sinesky, A. / Politoski, J. / Naef, R. (2002). Vgl. Steden, P. (2002), S. 29.
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
• Vergabe von Krediten an Private, Unternehmen und den Staat oder Kauf von Wertpapieren mit dem Ziel, Erträge für eine angemessene Fremdkapital- und Eigenkapitalverzinsung zu erzielen (Aktivgeschäfte), • Betreibung von Zahlungsverkehrsystemen, die es ermöglichen, Geld via Überweisung, Scheck oder Zahlungskarten für andere Personen/ Konten zu übertragen. Commercial Banks sind vom Wertpapiergeschäft, also dem Wertpapierhandel und Emissionsgeschäft ausgeschlossen und dürfen keinen Anteilbesitz und keine Aktien halten. Ausnahmen bilden Beteiligungen an anderen Banken. Sie haben aber die Möglichkeit, innerhalb eigener Organisationseinheiten das Geschäft der Vermögensberatung und Wertpapieraufbewahrung zu betreiben. Wie es im Abschnitt 3.3.3. dieses Kapitels erwähnt, können die amerikanische Commercial Banks grundsätzlich wählen, ob sie sich als State Banks von der Regierung ihres Bundesstaats oder als National Bank von der Bundesregierung konzessionieren lassen. Für National Bank besteht Zwangsmitgliedschaft im Federal Reserve System (FRS), während State Banks freiwillig beitreten können (dann State-Member Banks genannt). Eine Mitgliedschaft im FRS hatte bisher den Nachteil der Mindestreservehaltung, auf der anderen Seite den Vorteil, die Zahlungsverkehrsdienstleistungen und Refinanzierungsmöglichkeiten der Zentralbank zu nutzen. Seit dem Monetary Control Act von 1980 verwischen jedoch die Unterschiede zwischen Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern, so dass im Prinzip gleiche Anforderungen an beide Bankarten gestellt werden. Circa ein Drittel der Commercial Banks sind National Banks.63 Die Gruppe der Commercial Banks weist eine äußerst heterogene Struktur auf. Nach dem Kriterium Bilanzvolumen und Sitz der Banken lassen sich Money Center Banks, Regional Banks, Local Banks und Foreign Banks unterscheiden. Als Money Center Banks werden Großbanken bezeichnet, deren Bilanzsumme 30 Mrd. US-Dollar übersteigt. Diese Banken haben ihren Sitz zumeinst an den zentralen Bankplätzen in New York oder Chicago. Bekannte Vertreter dieser Gruppe sind die CitiCorp, die Bankamerica Corporation und die Chase Manhattan Corp. In den letzten Jahren sind die Money Center Banks verstärkt im Wertpaperhandel und im Off-Balance Sheet Geschäft aktiv geworden. Banken bis zu 30 Mrd. US-Dollar Bilanzsumme werden als Regional Banks klassifiziert, die ihren Sitz an weniger bedeutenden Bankplätzen haben, jedoch durchaus eine überregionale Bedeutung aufweisen. Hierunter sind bspw. die First Interstate Corp. oder die Security Pasific Corp. zu fassen. 63
Vgl. Hummel, D. / Steden, P. (1997), S. 5.
53
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
Zur Gruppe der Local Banks gehören die Banken, die in einem eng begrenzten geographischen Gebiet tätig sind; sie sind durchweg unabhängig und nicht Bestandteil eines Bankkonzerns. Als Foreign Banks gelten schließlich alle Repräsentanzen, Filialen und Tochterinstitute ausländischer Banken. Die Lockerung der vorhandenen Beschränkungen für Bankgeschäfte durch den Gramm Leach Bliley Act (1999) öffnete den amerikanischen Bankenmarkt für die ausländischen Banken. Die Aktiva der Auslandsbanken in den USA sind zwischen 1995 und 2000 um 26 % auf eine Summe von etwa 1,24 Bill. US-Dollar gestiegen. In den USA konnten deutsche Banken in diesem Zeitraum die höchste Steigerung erzielen. Ihre US-Vermögenswerte haben sich auf eine Gesamtsumme von rund 233 Mrd. US-Dollar vervierfacht. Grund dafür war in erster Linie der Kauf von Bankers Trust durch die Deutsche Bank im Jahr 1999. Trotzdem ist der US-Markt für Finanzdienstleisterungen kein besonders beliebtes Ziel für ausländische Investoren: Die konjunkturelle Eintrübung sowie die starke Fragmentierung und der hohe Wettbewerbsdruck im US-Markt scheinen eher hemmend zu wirken. 3.3.3.1.2
Investment Banks
Wesentlichen Geschäftsfelder der Investment Banks zeigt die Abbildung 6.
Geschäftsfelder des Investment Banking
Primärmarkttransaktionen
Sekundärmarkttransaktionen
Anlageberatung
• Emissionsbegleitung und Plazierung von Wertpapieren
• Funktion des Händlers und/oder Brokers • Derivativer vs. originärer Charakter
• Vermögensanlageberatung • Vermögensverwaltung/ Portfoliomanagement
Abbildung 6: Geschäftsfelder des Investment Banking Quelle: Jocob, A.-F. (1996), S. 14.
54
Beratungsleistungen für Firmenkunden und öffentliche Institutionen • Finanzierungs- und Privatisierungskonzepte • Financial Engineering • Risikomanagement • Mergers & Acqusitions
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
In allen US-Wertpapierhäusern ist der Eigenhandel (dealing) und das Kommissionsgeschäft (broking) organisatorisch, personell und technisch voneinander getrennt. Investment Banks sind grundsätzlich durch die Einzelstaaten konzessioniert. Für sie bestehen sowohl auf Bundes- als auch auf einzelstaatlicher Ebene besondere Gesetze und Aufsichtsinstitutionen. Wichtigste Behörde auf Bundesebene ist die Securities and Exchange Commission (SEC), die die Einhaltung der Bundesgesetze für den Wertpapiersektor überwacht. Deshalb ist sie vom Gesetzgeber ermächtigt worden, weitergehende Normen zu erlassen, sowie Registrierungen und Kontrollen vorzunehmen. Weitere Bedeutung besitzt auch die Regulierung und Kontrolle durch eigene Standesvertretungen der Investmentbanken. Investment Banks unterliegen nicht dem Verbot des Interstate Branching und können daher in jedem Bundesstaat Zweigstellen eröffnen. Nach dem Securities Investor Protection Act von 1970 sind alle Kundenkonten bei Brokern und Investmenthäusern und Börsenmitgliedern gegen den Zusammenbruch eines Brokerhauses versichert. Investment Banks sind bezüglich Größe und Geschäftsschwerpunkten überaus heterogen strukturiert. Neben einer Reihe von kleineren, hochspezialisierten Häusern gibt es eine Anzahl von Großinstituten, wie z. B. die Branchenführer Merill Lynch, Goldman Sachs und Morgan Stanley, die sich durch ein breit diversifiziertes Geschäftsspektrum auszeichnen. Da sie keinen regionalen Restriktionen unterliegen, verfügen diese größeren Investment Banks i. d. R. über ein bundesweites Filialnetz und zahlreiche Auslandsstützpunkte, während die kleineren Institute häufig nur wenige Niederlassungen besitzen. 3.3.3.2
Thrift Institutions
Die Sparinstitute (Thrift Institutions) umfassen folgende drei Gruppen: Savings & Loans Associations, Savings Banks und Credit Unions. Thrifts sind zumeist kleinere, lokal tätige Institute. Obwohl vergleichsweise klein, sind diese Institute in der Summe eine gewichtige Größe: Gemessen an den Aktiva sind die Thrifts die viertgrößte Gruppe von Finanzdienstleistern (nach Commercial und Investment Banks sowie Versicherungsgesellschaften).64 Traditioneller Geschäftsschwerpunkt der Thrift Institutions stellt das Hypothekargeschäft dar, während sie die Mittelbeschaffung weitgehend über Spareinlagen vollzieht. Ferner bieten sie ihren Kunden eine Reihe weiterer Dienstleistungen an, insbesondere die Abwicklung des Zahlungsverkehrs, Unternehmens- und Konsumkredite und das Treuhandgeschäft. Durch den zunehmenden Stellenwert des Privatkundengeschäfts und die Möglich64
Vgl. Sinesky, A. / Politoski, J. / Naef, R. (2002), S. 511.
55
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
keit, bereits einige Jahrzehnte den Commercial Banks, mit sog. „Negotiable Order of Withdraw-Accounts“, verzinsliche Sichteinlagen anzubieten, haben sich die Thrift Institutions mittlerweile zu ernsthaften Konkurrenten der Commercial Banks entwickelt. Auch Thrift Institutions können wählen, ob sie von der Bundesregierung oder von der Regierung ihres Staates konzessioniert werden. Ausnahme bilden jedoch die Savings Banks, die bei einem Bundesstaat zugelassen werden müssen. Bei den 900 Savings & Loans Associations (Spar- und Darlehensvereine) handelt es sich um mit den deutschen Bausparkassen vergleichbare Institute. Sie sind in allen 50 Staaten der USA tätig. Aufgrund von zahlreichen Fehlentwicklungen seit den 70er Jahren kam es zu zahlreichen Insolvenzen. Gründe für massenhafte Insolvenzen war u. a. die bereits erwähnte65 Verschuldungskrise der Schwellenländer. Aufgrund der Engagements in hochverzinsliche Anleihen dieser Länder, die Anfang der 80er Jahren nicht bedient werden konnten, wurde die Einlagenversicherung der Savings und Loans Associations zahlungsunfähig. In diesem Zusammenhang entstand ein Sanierungsaufwand für den amerikanischen Steuerzahler, der sich nach Schätzungen für die nächsten 25 Jahre auf bis zu 500 US-Dollar belaufen soll.66 Nach 1989 wurde der Geschäftsbereich der Savings und Loans Associations wieder stärker eingeschränkt. Die Kontrolle darüber führt eine Unterabteilung des Schatzamtes (Treasury), das sog. Office of Thrift Supervision aus. Zur Gruppe der Thrift Institutions gehören auch rund 665 Savings Banks (Sparkassen), die meist einen höheren Anteil von Firmen- und Konsumentenkredite als die anderen Thrifts betreuen. Ihren regionalen Schwerpunkt haben sie im Norden und Nordosten des Landes. Schließlich gehören in diese Kategorie über 10 000 Credit Unions (Kreditgenossenschaften) mit Aktiva von über 480 Mrd. US-Dollar. Sie stehen im Besitz ihrer Mitglieder (oder im Besitz der Mitarbeiter eines Unternehmens) und werden auch von diesen kontrolliert. Die Credit Unions sind in der Regel sehr klein und beschränken sich auf die Hereinnahme von Spareinlagen und Kredite an Privatpersonen. Da die Credit Unions als gemeinnützlich gelten, sind sie von der Steuer befreit.
65 66
56
Vgl. Abschnitt 3.3.2. dieses Kapitels. Vgl. Hummel, D. / Steden, P. (1997), S. 8.
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
3.3.3.3
Finance Companies / Nicht-Bank Banken
Unter die Gruppe der Finance Companies (sog. Nicht-Bank Banken) fallen Institute, die zwar Banktätigkeiten ausüben, aber nicht Banken im Sinne des Gesetzes sind und damit nicht den gesetzlichen Beschränkungen und Aufsichtsinstitutionen der Banken unterliegen.67 Bei den Non-Bank Banks handelt es sich zumeinst um 100 %ige Tochtergesellschaften von Industrie- und Handelsunternehmen, die das Ratenkreditgeschäft zur Absatzförderung einsetzen. Seit Beginn der 80er Jahre ist über die ursprüngliche Geschäftstätigkeit hinaus eine deutliche Diversifizierung der Aktivitäten der Non-Bank Banks festzustellen. Der Warenhauskonzern Sears Roebuck bietet bspw. neben Anschaffungsdarlehen auch Hypotheken, Versicherungsverträge und Kreditkarten an sowie über das von ihm übernommene Investmenthaus Dean Witter ebenso Dienstleistungen des Wertpapiergeschäfts.68 Die Non-Bank Banks haben sich damit zu ernsthaften Konkurrenten der Banken entwickelt. 3.3.4 Veränderte Rahmenbedingungen durch Aufhebung des Glass-Steagall Act und Auswirkungen Fusionen und Akquisitionen prägten das Bild in der Finanzindustrie in den 90er Jahren. Dies hat sich geändert, wofür verschiedene Gründe verantwortlich sind. Zu nennen sind hier unter anderem die derzeitige Konjunkturschwäche, fallende Aktienkurse, die Sorge über überhöhte Preisen für Akquisitionen sowie kartellrechtliche Bedenken und eine schwindende Anzahl möglicher Fusionspartner.69 Das 1999 erlassenes neues Bundesgesetz – Gramm Leach Bliley Act70 - weckte die Hoffnung, dass es – abzielend auf das Universalbankmodell in den USA – zu einer neuen Welle von „Querfusionen“ zwischen Commercial Banks, Wertpapierhäusern und Versicherungen kommen würde. Die Jahre nach dem Act haben jedoch gezeigt, dass die US-amerikanischen Banken sehr vorsichtig mit der Generalisierung des Bankgeschäfts umgehen. Die von vielen erwartete Fusionswelle ist bisher ausgeblieben.71 Es spricht aber vieles dafür, dass die großen Akteure versuchen werden, in irgendeiner Form das Know-how und die guten Rendite-Werte der USamerikanischen Investment Banken mit dem Risikoausgleichpotenzial einer großen national agierenden Commercial Bank zu kombinieren.72 Die Investment Banks haben nun die Möglichkeit für einen Risikoausgleich durch Ankauf von Commercial Banks entscheiden. Für die Investment Banks könnte dabei ein sol67 68 69 70 71 72
Vgl. Jaffe (1989), S. 320. Vgl. Klingebiel, D. (1996), S. 141. Vgl. Sinesky, A. / Politoski, J. / Naef, R. (2002), S. 511. Siehe Abschnitt 3.3.3.1.1. dieses Kapitels. Vgl. Steiner, M. (2003), S. 11. Ebd.
57
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
cher Ankauf verwässernde Ergebnissituationen bringen. Die Commercial Banks könnten ihr Portfolio mit etablierten Investmenthäusern aufbessern. Die Kapitalstärke ist auf ihrer Seite jedenfalls höher, während es an Eigenkapitalrentabilität mangelt. Es ist in der Literatur noch umstritten, ob alle Institutsgruppen gleichermaßen Vorteile aus der neuen Gesetzgebung ziehen können. Ein erster Wettbewerbsnachteil für Nichtbanken und Brokerhäuser entsteht daraus, dass diese mehr Zeit brauchen, um zu Financial Holding Companies zu werden, weil sie nicht direkt zu Holding Company heraus konvertieren können. Investment Banks benötigen auf jedem Fall eine Geschäftsbank in ihrer Holding, wenn sie am Allfinanzgeschäft teilnehmen wollen. Es gibt aber bereits erste große Zusammenschlüsse, wie J.P. Morgan und Chase, die nach eigener Ansicht dank weltweiter Präsenz nun gegenüber den „alten“ Universalbanken73 deutliche Vorteile haben. Der Discount-Broker Schwab hat ebenfalls eine Commercial Bank, die U.S. Trust, erworben. Die Kombination des Bankengeschäfts mit dem Versicherungsgeschäft auf breiter Basis sollte eigentlich eine der wichtigsten Konsequenzen des Gramm Leach Bliley Act sein. So ermöglichte das Gesetz die Fusion von CitiCorp (einer Commercial Bank) und der Travelers Group (einer Versicherungsgesellschaft) anschließend der Verbindung mit der Tochter Salomon Smith Barney (einer Investment Bank) zu einer internationalen Universalbank neuen Typs: der Citigroup. Während der Debatte um den Gramm Leach Bliley Act gab es eine große Zahl von Versicherern, die sich um eine Zulassung zum Bankgeschäft bemühten.74 Der Weg in das Bankgeschäft verlief regelmäßig über die Zulassung als „Thrift“. Die wichtigsten Ergebnisse waren der Kauf der Grand Bank, New York, durch MetLife und die Gründung der State Farm Bank durch die State Farm Mutual Automobile Insurance Company und einige weitere Bankgründungen durch Versicherungen. Das Versicherungsrecht in den USA unterliegt weitgehend den Einzelstaaten, so dass die Rahmenbedingungen für Versicherungen deutlich anders sind als für Banken. Deswegen müssen Banken und Versicherungen sorgfältige Vorbereitungen treffen, um in Zukunft das Banknetz als Vertriebsschiene zu nutzen. Es darf z. B. nicht der Eindruck geweckt werden, dass ein Versicherungsvertrag notwendige Bedingung der Kreditvergabe ist und dass die jeweilige Bank und die Versicherung ein gemeinsames Unternehmen sind. Es muss nach einzelstaatlicher Rechtslage sogar gewährleistet sein, dass der Verkauf von Versicherungsprodukten und Bankprodukten in einer Filiale räumlich getrennt abläuft.
73 74
58
Siehe den Abschnitt 3.2. dieses Kapitels. Vgl. Steiner, M. (2003), S. 12.
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
Vergleichbare Fusionen sind derzeit jedoch auf Grund des offensichtlichen Mangels an Effizienz- und Synergiepotenzialen unwahrscheinlich.75 Es scheint, dass einige Versicherungsbereiche, wie etwa die Sach- und Haftpflichtversicherung, im Verhältnis zu ihrem Ertragspotential ein zu hohes Risiko für die Banken beibehalten. So hat auch die Citigroup im letzten Jahr angekündigt, das Tochterunternehmen Travelers Property Casualty wieder zu verkaufen. Die Ergebnisse der Konsolidierungswelle der letzten zehn Jahren waren beachtlich. Die Wachstumsmöglichkeiten durch Übernahmen anderer Banken sind für die Zukunft jedoch begrenzt: Zum einen sind die attraktivsten Übernahmekandidaten bereits integriert, zum Zweiten steigen die Akquisitionspreise fortlaufend. Aber auch eine weitere Steigerung der Effizienz ist kein Allheilmittel mehr. Das Geschäft der Finanzdienstleister verändert sich mit enormer Geschwindigkeit. Banken werden erneut zu neuen strategischen Überlegungen und strukturellen Anpassungen gezwungen um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben und ihre Fortexistenz zu sichern. Obwohl es viele Schlüssel zum Erfolg gibt, steht am Anfang sicher die Wahl des richtigen Geschäftsmodells. Es ist heutzutage in den USA zu beobachten, dass neue Geschäftsmodelle entstehen, in denen Banken sich an den verschiedenen Teilen der Wertschöpfungskette orientieren: „Global Gorillas“, die „Category Killers“ und die „Middle Market Hybrids“.76 • „Global Gorillas“: Eine kleine Anzahl von Finanzdienstleistern wird durch den Abbau massiver eigener Kapazitäten die vollständige Wertschöpfungskette abdecken. Sie werden ihre Größe nutzen, um mit einer breiten Produktpalette, die über verschiedene Vertriebskanälen vertrieben wird, in vielen Ländern zu operieren. Die größte Bank der Welt, die Citibank,77 ist in diesem Segment führend. Das Unternehmen ist weltweit vertreten auch in Geschäftsfeldern wie Versicherungen, Kapitalmarktgeschäft oder Kreditkarten. • „Category Killers“: Kleinere Gruppen hochspezialisierter Banken werden eine führende Stellung in Bezug auf spezifische Produkte oder ausgewählte Zielgruppen einnehmen. Auf dem Markt wird nur für eine kleine Anzahl solcher Unternehmen Platz ein, so dass diese Unternehmen, um ihre Wachstumsziele zu erreichen, verstärkt über die Landesgrenzen hinaus tätig werden. Ein Beispiel hierfür ist Washingston Mutual. Das Unternehmen hat sich von „einem lokalen Thrift“ zu größten Anbieter von Hypothekenkrediten in den USA entwickelt durch eine 75 76 77
Hier und im Folgenden: Vgl. Sinesky, A. / Politoski, J. / Naef, R. (2002), S. 512-513. Vgl. Ebd. Vgl. Franke, D. (2003), S.657.
59
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
Reihe von Akquisitionen, durch eine Spezialisierung auf die Finanzierung von Einfamilienhäusern sowie durch einen überzeugenden Kundenservice. • „Middle Market Hybrids“: Die restlichen Banken – etwa 90 % – bilden das derzeit undefinierte Mittelfeld und werden sich in Zukunft deutlicher differenzieren müssen. Die Verfolgung konventioneller Strategien – nämlich jedem Kunden mit dem Produkt seiner Wahl bedienen zu können – wird nicht erfolgreich sein, da die dafür notwendigen Technologieinvestitionen immer größer werden und die „Category Killers“ dabei die attraktivsten Kunden abwerben. Um überleben zu können, müssen sich diese Banken fokussieren, indem sie ihr Angebot auf bestimmte Märkte, bestimmte Produkte und Dienstleistungen oder einzelne Kundensegmente beschränken. Ein Beispiel dafür, dass solche Entwicklungen im Gange sind, ist z. B. Mellon Financials. Dieses Institut hat sein komplettes Privatkundengeschäft abgegeben. Die Frage von Zusammenschlüssen und Allianzen auf der Ebene der Großbanken wird höchst unternehmensindividuell beantwortet werden. Zunächst ist alles möglich: von Kooperationen bis Konzernen, von Niche Playing bis Global Playing. Ob damit in den USA solche Art von Universalbanken entsteht, die das Bankwesen in Europa traditionell geprägt haben, ist zweifelhaft. Vielmehr ist zu erwarten, dass die Entwicklung der großen Finanzkonzerne in den USA sich am Modell eines Multispezialisten orientiert, in dem unabhängige Spezialbanken unter dem Dach einer Holding Know-how bündeln und jeweils die Vertriebswege der anderen Konzerngesellschaften zu nutzen.78 Weitere drastische Veränderungen sind im Gange: Die Filialnetze werden reduziert, zum Teil spricht man auch von einem weitgehenden Rückzug aus den Industriebeteiligungen.79 Der Gramm Leach Bliley Act schafft die Voraussetzung, dass auch die Finanzinstitute der USA diesen Weg der führenden Industrieländer gehen können. Eine überschaubare Gruppe von „New Universal Banks“80, bei der die Zahl der Akteure bereits weitgehend festgelegt sein soll, wird auf allen Märkten präsent sein und sich diese Märkte teilen.81
78 79 80 81
60
Vgl. Baas, V. (2000), S. 34. Vgl. Steiner, M. (2003), S. 13. Vgl. Baas, V. (2000), S. 34. Vgl. Steiner, M. (2003), S. 13.
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
3.4
Universalbanken- versus Spezialbankensystem (Trennbankensystem)
Wenn es im Folgenden um die Frage der Vorteilhaftigkeit der beiden Ordnungsalternativen für das Bankenwesen, nämlich Trennbankensystem und Universalbankensystem, geht, so handelt es sich um eine Themenstellung, die – angesichts der immer wieder von neuem in Öffentlichkeit, Wissenschaft und Bankpraxis ausgetragenen Diskussion – eine permanente Aktualität über Jahrzehnte erhalten hat. Beide Bankensystemtypen haben Vor- und Nachteile bezüglich der drei Betrachtungsweisen: Kundensicht, Bankensicht und gesamtwirtschaftliche Sicht. Fasst man die wesentlichen Möglichkeiten und Gefahren des Universalbanksystems zusammen, so ergibt sich folgendes Bild. Beurteilung des Universalbankensystems aus Kundensicht Die Vorteile des Universalbankensystems aus Kundensicht liegen vor allem in einer breiten Bankleistungspalette („alles aus einer Hand“). Dafür sprechen auch solche Argumente wie z. B. die Reduzierung der Informationskosten, die Verringerung der Kosten der Transaktionskassenhaltung durch ein Konto bei einer Universalbank sowie die erworbenen Informationsvorteile durch ein den Kundenbedürfnissen angepasstes Beratungsangebot seitens der Bank bei. Eine Universalbank bietet ein flexibles Leistungsprogramm mit preispolitischem Spielraum. Die Sicherheit der Einlagen ist bei einer Universalbank größer, da die Universalbank ihr unternehmerisches Risiko auf mehrere Geschäftsbereiche verteilt. Bei möglichen Interessenkonflikten in der Universalbank ist im marktwirtschaftlichen Wettbewerb langfristig eine Lösung zugunsten des Kunden zu erwarten. Die Gefahren des Universalbankensystems beruhen vor allem auf einem aus Kundensicht möglichen suboptimales Angebot, z. B. statt Wertpapierkommissionsgeschäften Einlagengeschäfte aus ertragspolitischen Erwägungen sowie statt Eigenkapitalstärkung beim Kunden (z. B. Gang an die Börse) Kreditfinanzierung mit höheren Erträgen (“Fremdfinanzierungskultur” in Deutschland). Dazu tragen auch die mangelnde Spezialisierung der Anbieter, damit die geringere Kundenorientierung der Universalbanken bei. Beurteilung des Universalbankensystems aus Bankensicht Unter den Argumenten für die Etablierung einer Universalbank aus Bankensicht sind vor allem eine gewisse Ertragsstabilisierung durch Diversifikation auf mehrere Geschäftsbereiche sowie die Cross-selling Möglichkeiten zu erwähnen. Die weiteren Vorteile des Universalbanktyps beruhen auf freier Geschäftsspartenwahl und der daraus resultierenden Risikostreuung und dem durch verschiedene Spararten möglichen Risikoausgleich, den Mischkalkulationen bei der Preisbildung (Erfolg
61
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
der Gesamtkundenverbindung) sowie der Möglichkeit einer bedarfskongruenten Finanzmittelversorgung. Argumente gegen die Universalisierung betreffen die hohen Anforderungen an die Mitarbeiter beim Angebot vieler unterschiedlicher Geschäftsarten sowie die Gefahr der Verschleierung des Erfolgsbeitrags von konkreten Produkten. Gesamtwirtschaftliche Beurteilung des Universalbankensystems Unter den wesentlichen Vorteilen des Universalbanktyps aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sind vor allem die Möglichkeit von Risikostreuung/-ausgleich und die daraus resultierende Stabilität der Universalbanken zu bemerken. Universalbanken können ein breites Spektrum von Finanzierungsfazilitäten am Kapitalmarkt offerieren. Im Universalbankensystem werden mögliche Inkongruenzen zwischen Kapitalangebot und -bedarf durch Fristen-, Losgrößen-, und Risikotransformation besser als im Trennbankensystem ausgeglichen. Die Universalbanken bieten auch solche Leistungen, die für die Bank unrentabel sind (z. B. im Zahlungsverkehr). Durch die größere Leistungsfähigkeit des Bankensystems entsteht für die Universalbanken ein größerer Wettbewerb gegenüber anderen Kreditinstituten. Die Nachteile des Universalbanktyps erwachsen aus möglichen Machtzusammenballungen durch Beteiligungen an Nichtbanken, durch die große Zahl von Aufsichtsratsmandaten der Vertreter der Universalbanken und das Depotstimmrecht sowie aus universellen Geschäftsverbindungen zum Kunden sowie möglichen Konfliktsituationen (z. B. bei der Anlageberatung der Kunden). Wird der Antagonismus in der Debatte um die „…Vorteilhaftigkeit der Ordnungsalternativen klassischerweise anhand der Bankensysteme des deutschsprachigen Raum einerseits und den angelsächsischen Bankensystemen anderseits exemplifiziert und konnten die Bankensysteme wichtiger anderer westlicher Industrieländer in den dem Zweiten Weltkrieg folgenden Dekaden dem Trennbankensystemtypus zugerechnet werden, so haben sich in den vergangenen Jahren gravierende Veränderungen ergeben, die in ihrer Gesamtheit zu einer Universalisierung der bankbetrieblichen Geschäftstätigkeit in den Ländern mit bislang arbeitsteiligen Banksystemen führten“82.
Dieser Veränderungsprozess wurde in jeden Ländern mit einer gesetzlich oktroyierten Arbeitsteilung angestoßen durch Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die Ausnutzung der hierdurch neu hinzugewonnenen geschäftspolitischen Entscheidungsmöglichkeiten führt zur Abkehr von der Separation des Leistungsprogramms als Geschäftspolitik von Banken.
82
62
Vgl. Büschgen, H. E. (1997), S. 16.
GESCHÄFTSBANKENSYSTEME IM VERGLEICH
Beispiele, dass die Weichen international in Richtung Universalbanksystem gestellt werden, sind vor allem die USA und Italien, wo sich dies in neuen Bankgesetzen niederschlug. Aus dem Kreis der Länder der Mittel- und Osteuropas haben sich solche Länder wie Tschechische Republik83 und Russland für ein Universalbanksystem entschieden. Ein Beweis dieser grundsätzlichen Überlegenheit der Universalbank ist darin zu sehen, dass im Zuge der Internationalisierung des Bankgeschäfts gerade diese Organisationsform international an Boden gewinnt, einfach weil der Wettbewerb die Institute zur „Universalisierung“ ihrer Angebotspalette zwingt.84 Wie immer man ein Spezialbankensystem verstanden wissen will (eine Spezialisierung ist grundsätzlich nach dem Leistungsprogramm, nach dem geographischen Wirkungsbereich oder nach dem Kundenkreis möglich), es engt die Möglichkeiten der Risikominimierung durch Diversifikationsstrategien ein.85 Für die Zielgruppe der kommerziellen Kunden reduziert sich im Falle einer Einschränkung des Leistungsangebotes der Bank die Verhandlungsmacht. Bei den privaten Haushalten lässt sich eine eindeutige Präferenz für jene Banken feststellen, bei denen die Gesamtheit der abzuwickelnden Dienstleistungen („unter einem Dacht“) getätigt werden kann. Resümierend kann eine Überlegenheit des Universalbanksystems gefolgert werden, wobei als maßgebliche Determinante für dessen Vorteilhaftigkeit das ertragsund risikopolitische Ausgleichspotential angeführt sei. Dokumentiert wurde die Relevanz dieses Aspekts nicht zuletzt durch die in den vergangenen Jahren zu beobachtende große Anzahl von Akquisitionen kleiner spezialisierter Investmenthäuser, die maßgeblich durch den Margenverfall im Investment Banking und das Unvermögen dieser Institute hervorgerufen wurden, die hieraus resultierenden Verluste durch die Gewinne anderer Geschäftsbereiche oder großvolumigere Transaktionen auszugleichen. Demgegenüber ist für die Universalbankenländer mit der zunehmenden Segmentierung von Geschäftsbereichen ein Trend zu einer organisatorischen Separation der Geschäftstätigkeit zu konstatieren, aus der man in der Konsequenz auf eine Konvergenz der real existierenden Bankensystemtypen schließen könnte.86 Seit Mitte der 90er Jahre läuft in vielen nationalen Bankensystemen die Diskussion über einen strukturellen Umbau. Es geht um Redimensionierung oder gar um eine säkulare Schrumpfung, bis hin zu Zweifeln an der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Bankenbranche. Andererseits hat die Qualität und Komplexität der von Banken erbrachten Auslandsaktivitäten zugenommen und mehr als der 83 84 85 86
Vgl. Martini, E. (1994), S.28. Ebd. Vgl. Sarrazin, J. (1994), S. 137. Vgl. Büschgen, H. E. (1997), S. 20.
63
GRUNDLAGEN UND TYPOLOGIE VON BANKSYSTEMEN
globalen Wirtschaftsdynamik entsprochen.87 Gleichzeit wird international ein Umbau der Geschäftsbankenstrukturen, also der Anbieterseite von Bankleistungen konstatiert. Neue Nachfragestrukturen für Bankleistungen, Globalisierung der Finanzmärkte und moderne Informationstechnologien verlangen entsprechende ITInvestitionen, so dass immer weniger große Institute die regionalen, nationalen und globalen Märkte bedienen, aber nicht im traditionellen Sinne universell, sondern Konzentration der Geschäfte, Kerngeschäfte in Breite und Tiefe werden in den Vordergrund gestellt, während traditionelle Diversifikationsstrategien überdacht werden müssen. Die traditionelle Universalbank (alles, für jeden, selbst überall anbieten) gehört der Vergangenheit an.88
87 88
64
Vgl. Doering, H.-U. (1996), S. 21. Vgl. Ebd.
Kapitel II: Theorie und Praxis der Bankenregulierung 1.
Begriff und allgemeine Diktion
Für die weitere Analyse erscheint zunächst eine Begriffsbestimmung eingebracht. Der Begriff „Regulierung“ wird hier aus ökonomischer Perspektive als spezieller Bereich der Wirtschaftspolitik betrachtet und – in Abgrenzung zur Struktur- und Prozesspolitik – der Ordnungspolitik zugeordnet.89 Bankenregulierung bezeichnet insbesondere Eingriffe des Staates, welche das Handeln von Kreditinstituten und deren wirtschaftlichen Beziehung auf Dauer durch verbindliche, allgemeine und eindeutige Verhaltensregeln normiert. Insbesondere kann es sich hierbei um Zulassungsvorschriften, Kreditnormen, Begrenzung von Zinssätzen, Reservebildungen für Bankrisiken oder auch Vorschriften zur Einlagensicherung und Eigenkapitalbildung handeln. Von der Bankenregulierung im Sinne von Gesetzen, Regeln und Grundsätzen unterscheidet sich die Bankenaufsicht, welche als Prozess der institutionalisierten Beobachtung und Überwachung des Bankverhaltens definiert werden kann, um die beabsichtigten Regulierungen durchzusetzen. In Deutschland bspw. wird die Bankenaufsicht – welche von speziellen Behörden ausgeübt wird – in diesem Sinne wie folgt erklärt: „… von staatlicher Stelle ausgeübte Tätigkeit mit dem Ziel, insbesondere Kreditinstitute i. S. des KWG von Geschäftsbeginn an fortlaufend zu überwachen und ggf. auf sie einzuwirken, um die Einhaltung der Aufsichtszwecken … dienenden Rechtsvorschriften und sonstiger Regelungen zu gewährleisten“.90
Anders als in den meisten Wirtschaftsbereichen spielt die Regulierung bei allen Finanzintermediären und insbesondere der Banken eine größere Rolle. Dies hängt damit zusammen, dass Banken – wie bereits gezeigt – keine gewöhnlichen Unternehmungen sind, sondern in verschiedener Hinsicht Besonderheiten aufweisen. Unzweifelhaft ist für die Mehrzahl der Ökonomen die Sonderstellung der Bankbetriebe in jeder Volkswirtschaft. Dies galt für planwirtschaftliche Systeme, wie für marktwirtschaftlich organisierte Volkswirtschaften, wo die Freiheitsgrade der Betätigung der Bankbetriebe weitaus höher sind. Deshalb müssen im gesamtwirtschaftlichen Interesse Vorkehrungen getroffen werden, um eine Schädigung des
89 90
Vgl. Steden, P. (2002), S. 4-5, mit Bezug auf Tuchtfeld (1982), S. 193. o. V. (1999a), S. 138.
65
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
Allgemeininteresses – bspw. Systemstabilität – durch die schrankenlose Verfolgung einzelwirtschaftlicher Ziele zu vermeiden91. Aus einem bestimmten Blinkwinkel ist der Sachverhalt aber auch gerade umgekehrt. So existieren Extrempositionen, die pauschal argumentieren, dass Banken nur deshalb speziell sind, weil sie stark reguliert werden.92 Daraus ergibt sich aber die interessante Frage: „Ist eine staatliche Regulierung notwendig, um die speziellen Funktionen der Banken zu schützen, oder erreicht sie, dass Banken speziell sind und damit existent bleiben?“93. Gründe für die Bankenregulierung werden jedoch in der internationalen Literatur im Allgemeinen zweifelsfrei bestätigt und mit der Zielstellstellung von • Sicherheit und Verlässlichkeit im Sinne einer allgemeine Stabilität und Funktionsfähigkeit des Bankensystems (safety and soundness of banks and financial instruments), • Einer hohen Leistungsfähigkeit des Bankensystems (efficient and and competitive financial system), • einem ausreichenden Anlegerschutz (protect consumers) • Funktionsfähigkeit des Zahlungsverkehr (maintain the integrety of nation`s payments system) begründet.94 Koch / Macdonald weisen andererseits darauf hin, dass staatliche Regulierung auch einiges nicht bewirken kann, so dass die Herausforderungen für das Management in den Geschäftsbanken selbst und ein existentieller Wettbewerb bestehen bleiben: „It is also important to recognize that regulation cannot achieve certain things. For example, regulation does not prevent bank failures. It cannot eliminate risk in the economic environment or in a bank´s normal operations. It does not guarantee that bankers will make sound management decisions or act ethically. It simply serves as a guideline for sound operating policies”
91 92
93 94
66
Vgl. dazu Eilenberger, G. (1996), S. 27. Vgl. bspw. England (1991). Er betrachtet die Bankregulierung als Schutzmassnahme vor dem Markteintritt potentieller Konkurrenten, welche verantwortlich gemacht wird, dass Banken immer noch eine bedeutende Stellung im Finanzsystem einnehmen. Die Banken sind aufgrund der regulatorischen „Lasten“ auch nicht in der Lage, gegenüber den Konkurrenten aus dem Nichtbankenbereicht zu bestehen. So schreiben etwa Furash & Company (1994), S. 17, dass sich der Bedeutungsverlust der Banken primär mit dem „uneven regulatory playing field“ erklären lasse. Zum zweiten Argument vgl. Boyd / Gentler (1994), S. 18 f. Vgl. Stillhart, G. (2002), S. 2. Vgl. dazu und im Folgenden Koch, T. W. / Macdonald, S. S. (2003), S. 60.
BEGRIFF UND ALLGEMEINE DIKTION
In diesem Zusammenhang stellt Rose zur Zukunftsfähigkeit der Banken als besondere Unternehmungen treffend fest: “While all banks won´t survive, most banks should be able to live on if they are given broader service powers and deposit insurance is priced correctly to reflect the riskiness of each banking firm. In short, traditional banking may be dying, but if banks are given grater freedom to respond to the publics changing demands for new services, they need not pass away.”95
95
Rose, P. S. (1995), S. 25.
67
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
2.
Überlegungen zur optimalen Bankenregulierung
Eine marktwirtschaftliche Ordnung ist durch individuelle Planung der dezentralen Wirtschaftsobjekte, durch Koordination von Wirtschaftsplänen der Marktteilnehmer über den Marktmechanismus sowie durch den kontrollierenden Wettbewerb gekennzeichnet.96 In einer freien Marktwirtschaft mit dem funktionierenden Zusammenspiel der Marktteilnehmer ist staatliche Regulierung begründungsbedürftig.97 Zur Rechtfertigung staatlicher Eingriffe kann die Möglichkeit eines Marktversagens angeführt werden. Von Marktversagen wird gesprochen, „… wenn Wettbewerb nicht – wie generell zu erwarten – eine Verbesserung, sondern – ausnahmsweise – eine Verschlechterung der Marktergebnisse bewirkt“.98 In den nächsten Abschnitten werden Ansätze zur Regulierungstheorie kurz vorgestellt und die zwingenden Gründe für eine staatliche Regulierung des Bankensektors analysiert. Anschließend werden staatliche Restriktionen und Marktregeln gegenübergestellt. 2.1
Theoretische Ansätze staatlicher Regulierung
Posner (1974) oder auch Peltzmann (1976) unterscheiden die folgenden Regulierungstheorien:99 • die Theorie des öffentlichen Interesses (Public Interest/ Market Failure Theory), • die Theorie der Vereinnahmung durch den regulierenden Wirtschaftszweig (Capture/ Private Interest Theory), • die Theorie von Angebot und Nachfrage auf dem Regulierungsmarkt (Economic Theorie). Der erste Ansatz wird auch der normativen Regulierungstheorie zugeordnet. Bei den beiden anderen Ansätzen wird von der positiven Theorie der Regulierung gesprochen.100 Die oben erwähnten Theorien werden im Folgenden kurz charakterisiert und kritisch beurteilt.
96
97 98 99 100
68
Vgl. Eickhof, N. (1997), S. 562; Eickhof, N. (1993), S. 209: „Die Hauptfunktion des Marktes besteht in der Koordination von Angebot und Nachfrage. Die Kontrolle der Marktteilnehmer erfolgt schließlich durch den Wettbewerbprozess“. Vgl. Steden, P. (2002), S. 20. Eickhof, N. (1997), S. 563. Die folgende Darstellung stützt sich auf Zweifel / Eisen (2000), S. 358 ff. sowie auf Adams / Tower (1994), S. 163 ff. Solche Systematisierung ist bspw. bei Budäus (1988), S. 49 ff. oder bei Rombach (1993), S. 22 ff. zu finden.
ÜBERLEGUNGEN ZUR OPTIMALEN BANKENREGULIERUNG
2.1.1 Normative Regulierungstheorie Mit den normativen ökonomischen Regulierungsansätzen wird versucht, die Gründe, welche zu unerwünschten Wettbewerbs- und Marktergebnissen führen können, zu erklären. Es wird damit auch analysiert, unter welchen Bedingungen die Regulierung zu besseren Ergebnissen führt.101 Branchenbesonderheiten wie Tatbestände des Wettbewerbs und Marktversagens bedeuten Ineffizienzen, Wohlfahrtverlust und ein Ausbleiben der Koordinationsleistung des Marktes.102 Solche Verwerfungen können eine besondere Regulierung rechfertigen. Vertreter des Ansatzes der Regulierung im öffentlichen Interesse sehen den Grund staatlicher Intervention darin, dass Ressourcen aufgrund eines Marktversagens oder aufgrund politischer Krisen falsch alloziert werden.103 Die Regulierung bzw. der Regulator soll die ineffizienten und/oder die ungerechten Marktpraktiken im Interesse der Öffentlichkeit beseitigen. Zentrales Argument für eine regulierende Staatstätigkeit bildet das sog. Marktversagen. Im Folgenden sollen vier verschiedene Arten von Marktversagen auf den Finanzdienstleistungsmärkten beleuchtet werden, die in der Literatur im Zusammenhang mit staatlichen Eingriffsmaßnahmen diskutiert werden. Dies sind im Einzelnen externe Effekte, das Vorliegen eines natürlichen Monopols, ruinöse Konkurrenz und schließlich fehlende oder unvollkommene Märkte. Im Systemzusammenhang der Kreditwirtschaft können diese Marktversagensgründe einen allgemeinen „Bank Run“104 auslösen. Die Absicht, das Auftreten von „Bank Runs“ zu verhindern, gilt traditionell als die zentrale Begründung für eine staatliche Regulierung der Kreditwirtschaft.105 Externe Effekte Externe Effekte liegen vor, wenn die Handlungsweisen von Marktteilnehmern Konsequenzen für Dritte besitzen, die im Marktpreis nicht enthalten sind. Die Ursache dafür liegt in den fehlenden Eigentumsrechten. Dies hat zur Folge, dass bspw. Dritte im Falle negativer externer Effekte nicht verhindernd oder steuernd eingreifen können, obwohl ihnen durch die externen Effekte Konsequenzen erwachsen bzw. Kosten entstehen.106 Durch staatliche Regulierung kann versucht werden, das Marktversagen durch Internationalisierung der externen Effekte zu heilen, wie 101 102 103 104
105 106
Vgl. Schmidt (1993), S. 36 ff. Vgl. Eickhof, N. (1993), S. 208. Vgl. Stillhart, G. (2002), S. 125 ff. Unter einem „Run“ („Bank Run“) wird in Anlehnung an den angelsächsischen Sprachgebrauch der massenhafte Schalteransturm von Einlegern verstanden, die aus Furcht vor einem Zusammenbruch ihrer Bank ihre Einlagen abrufen wollen (vgl. Steden, P. (2002), S. 2). Vgl. Burghof, H.-P. / Rudolph, B. (1996), S. XV. Vgl. Pearce (1991), S. 144.
69
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
z. B. durch Steuer auf Umweltbeeinträchtigungen, oder durch Verbote.107 Im Bereich des Bankensektors ist eine besondere Art externer Effekte herauszuarbeiten und diese stehen im Zusammenhang mit Insolvenzen von Kreditinstituten. Wichtige Argumentationsgrundlage für staatliche Intervention im Bankensektor ist die Vorstellung einer asymmetrischen Informationsverteilung108 zwischen Bankkunden (insbesondere Einlegern) und Kreditinstitut mit ihrem potentiellen negativen Effekt auf die Sicherheit und Stabilität des Bankwesens insgesamt. Damit ist gemeint, dass die Einleger einer Bank nicht in der Lage sind, die Qualität der Bankaktiva und damit die Sicherheit (Verlustwahrscheinlichkeit) dieser Bank hinreichend abzuschätzen. So wissen die Depositoren zwar, dass es gute und schlechte Banken gibt, sie sind aber (ex ante) nur unvollkommen fähig, diese als solche zu identifizieren.109 Diese Problematik wird in der Abschnitten 2.2.1. sowie 2.2.2. der Arbeit näher untersucht. Natürliches Monopol Ein weiteres Argument für einen stützenden staatlichen Eingriff liefert das mögliche Vorhandensein eines natürlichen Monopols auf den Märkten für Finanzdienstleistungen.110 Ein natürliches Monopol liegt vor, wenn eine subadditive Kostenfunktion nachgewiesen werden kann111, d. h. wenn ein einziges Unternehmen kostengünstiger in der Lage ist, eine bestimmte Outputmenge herzustellen, als mehrere Unternehmen.112 Natürliche Monopole können auch eine Folge von Netzeffekten sein, wenn positive Skaleneffekte auf der Nachfragerseite auftreten.113 Da die Gefahr, dass dieser sein Monopol zu Lasten der anderen Marktteilnehmer ausnutzt als recht groß eingeschätzt wird, wird eine staatliche Regulierung als notwendig erachtet. Ein natürliches Monopol im Kreditwesen läge vor, wenn eine einzige Bank aufgrund fallender Grenzkostenverläufe den gesamten Finanzdienstleistungsmarkt kostengünstiger versorgen könnte als viele kleine Banken. Gerade in den Vereinigten Staaten wurde das Argument der Monopolmacht als Rechtfertigungshintergrund staatlicher Regulierung – bspw. im Bereich der Filialgesetzgebung – im politischen Prozess immer wieder in den Vordergrund gestellt.114 Empirische Untersuchungen über „economies of scale/ scope“ haben allerdings mehrfach zu dem Ergeb107 108
109 110 111 112 113 114
70
Vgl. Steden, P. (2002), S. 23. Die Forschung auf dem Gebiet der Informationsökonomie während der letzten Jahre hat gezeigt, dass die Existenz solcher Informationsasymmetrien zu üblichen Arten von Marktgleichgewichten und im Extremfall zum Zusammenbruch eines Marktes führen kann. Siehe dazu: Akerlof (1970). Vgl. Baltensperger (1988), S. 56. Siehe zu einer ausf. Diskussion: Levine (1994), S. 22 ff. Vgl. Eickhof, N. (1997), S. 564. Vgl. Fritsch / Wein / Ewers (1999), S. 184 ff. Vgl. Goodhart et al. (1998), S. 4. Vgl. Klingebiel, D. (1996), S. 35.
ÜBERLEGUNGEN ZUR OPTIMALEN BANKENREGULIERUNG
nis geführt, dass die optimale Betriebsgröße einer Bank im Verhältnis zur Marktgröße keine Monopole zulässt.115 Dieses Argument ist demzufolge nicht stichhaltig und kann nicht überzeugend für eine ökonomische Begründung der Bankenregulierung herangezogen werden. Ruinöse Konkurrenz Ein weiterer Fall von Marktversagen wird unterstellt, wenn ruinöse Konkurrenz vorliegt. Es kommt zu der angesprochen ruinösen Konkurrenz, wenn die Marktteilnehmer ihre individuellen (Über-)Kapazitäten mit Hilfe von Preiszugeständnissen besser auslasten wollen.116 Ein Übermaß an Konkurrenz verursacht ein Marktversagen in Form von Überkapazitäten und ruinösen Preiskämpfen.117 Als Gegenwirkung zum Marktversagens soll eine staatliche Beschränkung des Marktzuganges und des Preiswettbewerbs dienen. Bei Banken konnten solche Beschränkungen z. B. in der Form der Höchstgrenzen für Habenzinsen beobachtet werden.118 Jedoch wird mittlerweile bei manchen Wirtschaftswissenschaftlern die Meinung vertreten, dass staatliche Regulierung im Falle ruinöser Konkurrenz verfehlt ist.119 Solche Beschränkungen sind sehr kritisch zu betrachten, denn „Marktzugangsbarrieren und staatlich gesetzte Mindestpreise stellen derart schwerwiegende Eingriffe in den Marktmechanismus dar, dass sie nur in sehr gravierenden Fällen ergriffen werden sollten“.120
Fehlende oder unvollkommene Märkte Als dritte Art von Marktversagen werden in der Literatur fehlende oder unvollkommene Märkte im Finanzdienstleistungssektor als Argument für staatliche Eingriffe herangezogen. Ursache dieser Art von Marktversagen bilden Informationsasymmetrien zwischen den Banken als Kreditgeber und Kreditnehmern, die darin bestehen, dass der Kreditgeber im Vergleich zum Kreditnehmer nur über unvollständige Informationen über denselben verfügt. Dies kann dazu führen, dass nutzenstiftende Austauschbeziehungen zwischen Überschuss- und Defiziteinheiten entweder gar nicht zustande kommen oder nur in einem geringerem Maße als bei einer Situation ohne Informationsasymmetrien.121 Bei der Bankregulierung und der Aufsicht als andauernden Prozess handelt es sich um eine Art „geschäftlicher Dauerverbindung“ und weniger um einen klassischen 115 116 117 118 119 120 121
Siehe Meltzer (1967). Einen Überblick über empirische Untersuchungen bietet Tichy (1990). Vgl. Eickhof, N. (1993), S. 216. Vgl. Fritsch / Wein / Ewers (1999), S. 205 ff. Vgl. Steden, P. (2002), S. 22. Vgl. bspw. Eickhof, N. (1993), S. 218. Fritsch / Wein / Ewers (1999), S. 209. Siehe zum Problem der asymmetrischen Information: Akerlof (1970).
71
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
Vertrag.122 Die asymmetrische Information wird für die Bankenregulierung und die Aufsicht als belastend betrachtet, und zwar sowohl vor dem „Vertragsschluss“ (adverse selection), als auch nachher (moral hazard). Diese Problematik kann mit den folgenden Beispielen konkretisieren werden: • Wenn die korrekte Informationen über die Kreditnehmer für Intermediäre schwierig zu erhalten sind, wird eine Risikoprämie in Form von höheren Zinsen von Banken verlangt. Durch zu hohe Preise können potentielle Kreditnachfrager mit sicheren Projekten vom Markt ausgeschlossen werden. Die erhöhten Zinsen können zu einer sog. „adverse selection“ führen, gute Risiken werden aus dem Markt gepresst, riskantere Projekte mit entsprechend besseren Ertragschancen werden auf dem Markt bleiben.123 • Es ist unmöglich für Banken das Verhalten ihrer Kreditnehmer bis in alle Einzelheiten genau zu beobachten. Es besteht die Gefahr, dass es infolge höherer Zinssätze zur Verhaltensänderung der Kreditnehmer kommt. Demzufolge können die Kreditnehmer riskantere als die geplanten Projekte verwirklichen. Um dieses sog. „moral hazard Problem“ abzumildern, könnten Banken niedrigere Zinssätze im Vergleich zu markträumenden Zinssätzen fordern.124 Diese Beispiele haben gezeigt, dass die Mobilisierung von Ersparnissen und die Allokation von Ressourcen aufgrund der Implikationen, welche durch den fehlenden oder unvollständigen Märkten (adverse selection sowie moral hazard Probleme) induziert wurden, weniger effizient erfolgen. Die normative Theorie bietet interessante Ansatzpunkte zur Beurteilung eines staatlichen Eingriffs. Jedoch es kann in bestimmten Einzelfällen schwierig sein zu beurteilen, ob ein Marktversagen vorliegt oder nicht. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass der gebliebene gewisse Interpretationsspielraum zu Gunsten des Staats ausgenutzt wird. 2.1.2 Positive Regulierungstheorie Es besteht ein gewisser Unterschied zwischen den normativen und positiven Regulierungstheorien. Der positive Ansatz versucht nicht zu erklären, wie etwas sein sollte, sondern analysiert mehr den Ist-Zustand. Positive Regulierungstheorien versuchen zu erklären, warum staatliche Eingriffe zu beobachten sind, auch wenn sie nicht unbedingt gerechtfertig sind. 122 123 124
72
Vgl. Steden, P. (2002), S. 37. Vgl. Klingebiel, D. (1996), S. 36. Ebd.
ÜBERLEGUNGEN ZUR OPTIMALEN BANKENREGULIERUNG
Der positiven Regulierungstheorie werden die zwei folgenden Ansätzen zugeordnet: Theorie der Vereinnahmung durch den regulierenden Wirtschaftszweig (Capture/ Private Interest Theory) und Theorie von Angebot und Nachfrage auf dem Regulierungsmarkt (Economic Theorie). Die auf Posner (1974) zurückgehende Theorie der Vereinnahmung durch den regulierenden Wirtschaftszweig betrachtet Regulierung als einen politischen Prozess, in welchem sich die zu den geringsten Kosten organisierbaren Interessengruppen durchsetzen.125 Konkret wird sich damit bspw. die gut organisierte Gruppe der homogenen Minderheit der Produzenten durchsetzen können, welche die Ausstattung mit besonderen Verfügungsrechten durch staatliche Regulierungseingriffe verlangt. Der Regulierungsprozess wird durch die regulierenden Wirtschaftszweige dominiert, welche ihn zur Verfolgung eigener Interessen missbrauchen.126 Nach Stigler (1971) werden dabei zwei Ziele verfolgt:127 das Erlangen staatlicher Subventionen und der Schutz von neuen Konkurrenten und damit vor mehr Wettbewerb. Die auf dem Konzept des „Public Choice“ basierte Theorie von Angebot und Nachfrage auf dem Regulierungsmarkt wurde insbesondere durch Stigler (1971) und Peltzman (1976) begründet. Dieser Ansatz baut auf der Annahme auf, dass von Anfang an Angebot und Nachfrage nach Regulierung stehen und nicht das öffentliche Interesse.128 Auf der Nachfrageseite treten die regulierten Wirtschaftszweige auf, welche insbesondere aufgrund ihres Informationsvorsprungs in der Lage sind, ihre Interessen durchzusetzen. Auf der Angebotseite stehen die Entscheidungsträger aus Verwaltung und Politik, welche nach eigenen Interessen129 zusätzliche Vorschriften erlassen können. Die positive Regulierungstheorie überzeugt vor allem durch den Einbezug der politischen Prozesse, durch die Idee, Regulierung im Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage zu betrachten sowie durch die Annahme von Eigeninteressen aller Beteiligten. Andererseits schränkt sie sich auf diese Aspekte ein. Allerdings trotz der starken Vereinfachung und der schwierigen Überprüfungsmöglichkeit der Annahmen sind die positiven Ansätze in der Lage, den Status Quo der Regulierung sowie die Gründe der Über- und Deregulierung zu erklären.
125 126 127 128 129
Vgl. Stillhart, G. (2002), S. 127. Ebd., S. 128. Stigler (1971), S. 4 f. Vgl. Stigler (1971), S. 4 f. Wahlkampfspenden der regulierenden Unternehmungen, Chancen der Wiederwahl, Macht und Prestige aufgrund einer umfassenderen und mächtigeren Regulierungsbehörde usw. (Zweifel / Eisen (2000), S. 359).
73
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
2.2
Ansätze zur Regulierung des Bankensektors
Eine Regulierung wird durch die Befürchtung veranlasst, dass gerade im Bankenmarkt wegen der bestehenden Besonderheiten ein Marktversagen ausgelöst werden kann. Viele Wirtschaftswissenschaftler sehen in der Instabilität des Finanzsektors den Hauptgrund für die ungewöhnliche Schärfe der Bankenregulierung.130 Eine so motivierte Regulierung wird versuchen in Ergänzung und im Zusammenspiel mit den Marktkräften ein gutes gesamtwirtschaftliches Ergebnis zu erzielen und muss nicht gegen die Marktkräfte wirken.131 Zur Begründung einer staatlichen Regulierung des Bankensektors könnten folgende Argumente im Vordergrund stehen:132 • Der Schutz der Gläubiger (Einleger) von Banken vor Vermögensverlusten aus ihren Geldanlagen bei Kreditinstituten, sowie • der Schutz der Wirtschaft „vor Störungen des Geld- und Vermögensverkehrs durch Funktionsunfähigkeit des Kreditgewerbes als einem seiner wesentlichen Träger“133. Beide Argumente werden im Folgenden näher untersucht. 2.2.1 Gläubigerschutz Im Bankensektor lassen sich einige Besonderheiten feststellen, welche die Gläubigerschutznotwendigkeit unterstützen: Die Passivseite der Bankenbilanz zeichnet sich durch einen vergleichsweise geringen Eigenkapitaleinteil im Verhältnis zu den eingegangenen Risiken aus und das Fremdkapital besteht zum überwiegenden Teil aus kurzfristigen Einlagen privater Personen. Daraus resultieren zwei Probleme: • Die Einleger sind aufgrund ihres geringeren Einflusses nicht bereit, die Überwachungsfunktionen wahrzunehmen.134 • Aufgrund fehlender Informationen (Asymmetrien) und mangelnden Erfahrung und Urteilsfähigkeit in wirtschaftlichen Angelegenheiten sind die Einleger nicht in der Lage, die Banken zu überwachen. Das Gläubigerschutzargument stützt auch die Erkenntnis, dass zu den Gläubigern von Kreditinstituten „… viele wirtschaftlich schwache Personen, die nur über ein geringeres Vermögen verfügen, wesentliche Teile dieses Vermögens aber in eigenverantwortlicher Vorsorge für das Alter und für die Wechselfälle des Lebens als 130 131 132 133 134
74
Vgl. Knorr, A. (1999), S. 345. Vgl. Burghof, H.-P. / Rudolph, B. (1996), S. 18. Vgl. Krümmel, H.-J. (1984), S. 475; Degerhart, H. (1987), S. 22 sowie Baltensprerger, E. (1988), S. 54. Waschbusch, G. (2000), S. 10. Zur Diskussion der Qualitätsbeurteilung als öffentliches Gut vgl. Baltensprerger, E. (1990), S. 4 f.
ÜBERLEGUNGEN ZUR OPTIMALEN BANKENREGULIERUNG
Bankeinlagen halten…“135 zählen. Diese sog. Kleinsparer sind im besonderen Maße schutzwürdig, weil der vollständige oder teilweise Verlust ihrer den Banken überlassenen Vermögens infolge der Bankinsolvenz ziemlich hart treffen, eventuell sogar existenzbedrohend auswirken würde.136 Anders als in der deutschsprachigen Literatur, die im Schutz der Kleineinleger den primären Grund für eine staatliche Regulierung sieht, verhält es sich in angelsächsischen Banken- und Regulierungsliteratur. Die anerkannte Unvollständigkeit der Einlegerinformation wird nicht als Grund der staatlichen Regulierung – zumindest keine, die über eine Verpflichtung zur Offenlegung von Informationen hinausgeht – betrachtet.137 Es wird vielmehr gesagt, dass erstens den Einlegern verschiedene risikolose Anlagemöglichkeiten zugänglich sind138 und zweitens die Aufgabe des Intermediärs gerade in der Lösung des Informationsasymmetrieproblems zwischen den Marktteilnehmer besteht. Der Einleger stellt sein Geld dem besser informierten Intermediär zur Verfügung. Da er durch einen „anreizkompatiblen Kontakt vor einem opportunistischen Verhalten“139 des besser informierten Intermediärs geschützt ist, erübrigt sich eine staatliche Intervention.140 Die staatliche Regulierung ist nur dann notwendig, wenn eine „Bank Run“ auf die Bankschalter und in Folge dessen eine Bankensystemkrise droht. Schließlich kann auch die Sonderstellung des Kreditgewerbes in ordnungspolitischer Hinsicht als Argument für den Gläubigerschutz gelten. Die Geschichte lehrt, dass „Kreditinstitute mitunter in bemerkenswerter Weise zu Fehlentscheidungen neigen“141. Wegen der hohen Fremdfinanzierung des Vermögens ist die Gefahr einer Schädigung der Gläubiger bei Banken relativ größer als bei den Unternehmen anderer Branchen.142 Aus diesem Grunde sind die Vermögensinteressen der Bankeinleger in besonderer Weise schutzbedürftig. Die existierenden aufsichtsrechtlichen Vorschriften müssen kritisch betrachtet werden. Sie nehmen Bezug auf den Geschäftsgegenstand der Finanzdienstleister (sie müssen sicherungspflichtige Einlagen entgegennehmen bzw. sicherungspflichtige Wertpapiergeschäfte betreiben), aber nicht auf die Größe einer Bank oder – was
135 136 137 138 139 140
141 142
Bieg, H. (1983), S. 26 f. Vgl. bspw. Knorr, A. (1999), S. 359; Bieg, H. (1983), S. 27; Krümmel, H.-J. (1983), S. 93. Vgl. Stillhart, G. (2002), S.131 f. Vgl. Calomiris (1999), S. 1503. Stillhart, G. (2002), S.131. „We should not take the structures of banking firms – with numerous small depositors – as exogenous. Market forces could conceivably design structures appropriate for uninformed small investors” (Flannery (1998), S. 277). Waschbusch, G. (2000), S. 17. Vgl. Bieg, H. (1983), S. 18 f. Süchting/ Paul verweisen diesbezüglich auf die Sensitivität eines Kreditinstituts gegenüber dem (financial) Leverage-Risiko bzw. dem Kapitalstrukturrisiko. Vgl. Süchting, J./ Paul, S. (1998), S. 208 f.
75
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
noch wichtiger ist – das Risiko einer Bank achten.143 Für die Bestimmung des notwendigen Umfangs staatlicher Regulierung für die Erreichung des Gläubigerschutzziels muss der Umgang mit dem Risiko durch die einzelne Bank eine bedeutende Rolle spielen. Die Wichtigkeit dieser Anforderung lässt sich durch folgendes Beispiel begründen: Gläubiger einer Bank, welche die hohe Risiko eingehen, profitieren doppelt. Solange es gut geht, erhalten sie überdurchschnittliche Zinsen. Im Fall der Bankschieflage und somit des Sicherungsfalleintrittes erhalten die Gläubiger dieser Bank von den Konkurrenzbanken ihre Einlagen zurück. Demzufolge ist die „richtige“ Balance zwischen Selbst- und Staatsregulierung abhängig von den Mitteln, welche eine Bank selbst ihren Gläubigern anbietet. Daraus folgt: Bankenmarktteilnehmer, die über wenige solcher Instrumente verfügen, müssen stärker staatlich beaufsichtigt werden, als die Banken mit stärkeren Gläubigerschutzinstrumenten.144 Abschließend bleibt hier zunächst festzustellen, dass im Bereich der Bankregulierung verschiedene Maßnahmen zur Reduzierung der Informationsasymmetrie, welche den Marktmechanismus nicht ausschalten, bestehen. Zu nennen sind z. B. Informations- und Rechnungslegungspflichten sowie die Vorschläge zur Stärkung der Marktdisziplin in der neuen Eigenmittelvereinbarung des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht. 2.2.2 Funktionsschutz Das zweite Argument für die Rechtfertigung der staatlichen Regulierung des Bankensystems besteht in der Notwendigkeit eines sog. Funktionsschutzes, d. h. die Sicherstellung der Funktionsfähigkeit des Bankensektors durch Verhinderung des Runs der Gläubiger auf die Kreditinstitute. Aus den Erfahrungen der Geschichte besteht eine Gefahr, dass ernste Funktionsstörungen des Kreditsektors nicht nur eine Gefährdung der betroffenen Branche bedeuten, sondern auch „mit gleichsam multiplikativer Wirkung auf die gesamte Wirtschaft durchschlagen“145 können. Bei den meisten Bankeinlegern ist damit zu rechnen, dass sie sich nicht als Kreditgeber ihrer Bank fühlen und deswegen nicht bereit sind, „… deren Risiko … mitzutragen“146. Dementsprechend können Einleger sehr sensibel – im Falle des Fehlens eines wirksamen Gläubigerschutzsystems – auf die Information über die geschäftlichen Fehlentwicklungen bei Finanzdienstleistern reagieren. In dieser Situation steht der Depositen-Besitzer vor der Frage, ob irgendwo im Wirtschaftssystem ein beobach143 144 145 146
76
Vgl. Borns, R. (2001), S. 280. Ebd. Bresser, K.-L. (1978), S. 12. Vgl. Bieg, H. (1983), S. 29.
ÜBERLEGUNGEN ZUR OPTIMALEN BANKENREGULIERUNG
teter Bankenzusammenbruch bankspezifische Gründe hat (d. h. das Problem lässt sich auf diese Bank beschränken) oder auf ein verändertes (erhöhtes) Risiko für das Bankensystem insgesamt hindeutet. Auf diese Weise ergibt sich eine Art negativer Externalität: „Gute“ Banken werden durch Existenz „schlechter“ Banken beeinträchtigt. Dies kann dazu führen, dass die Schwierigkeiten einer „schlechten“ Bank einen Vertrauensverlust auch für „gute“ Banken bedeutet und entsprechende „panikartige“ Einlagenrückzuge bewirken kann.147 Ein Schaltersturm muss aus zwei Gründen als schädlich betrachtet werden:148 • Asymmetrisch verteilte Informationen oder eine Panik unter Investoren verursachen einen vorzeitigen Abzug der Geldanlagen und als Folge eine Störung des Produktionsprozesses. • Ein einzelner Schaltersturm kann die Einleger anderen Banken verunsichern. Als Folge kann eine Krise eines einzelnen Instituts im Wege einer Kettenrektion oder sog. „spill-over“ Effekte auf andere Banken ausweiten und schließlich zu einer Krise des gesamten Bankensystems führen, welche schwerwiegende volkswirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. Der Vertrauensverlust der Einleger lässt sich nicht nur mit Informationendefiziten zu erklären, sondern auch mit der hohen Risikokorrelationen zwischen den Banken wegen der starken Verflechtungen der Kreditinstituten aufgrund der Interbankengeschäfte149 („Dominoeffekt“ 150). Der Staat hat die Aufgabe das „… problemlose Funktionieren des Geldflusses innerhalb einer Volkswirtschaft …“151 sicherzustellen. Durch den Zusammenbruch des Bankensystems wird das Angebot von Finanzierungsmitteln drastisch reduziert und Folge sind erhebliche realwirtschaftliche Konsequenzen. Die damit entstehenden sozialen Kosten müssen dann nicht nur alle Marktteilnehmer, sondern vielfach breite Teile der Bevölkerung152 tragen.
147
148 149 150 151 152
Erfahrungsgemäß ziehen jedoch die Geschäftsbanken als erstes Einlagen bei anderen Geschäftsbanken ab. Für Kleinanleger stellt dieser Einlagenabzug durch die als „informiert“ geltenden Geschäftsbanken die „schlechte“ Nachricht dar, die ihre Einlagenabzüge induziert. Vgl. Krümmel (1984), S. 480. Das Argument des Schaltersturms oder „Bank Runs“ wurde von Diamond und Dybvig (1983) formalisiert und später von Postlewaite / Vives (1987), Jacklin / Battacharya (1988) erweitert. Eine kritische Analyse des Modells bietet Schönfelder (1991). Vgl. Stillhart, G. (2002), S.138. Vgl. Beispiel der Guta-Bank in Russland: siehe Kapitel 3, Abschnitt 2.2. Zu den Übertragungen eines Run bei einer einzelnen Bank auf andere Banken und einer systemweiten Krise vgl. Körnert, J. (1998), S. 104 ff. Huang (1992), S. 17. Beispiel Russland: Infolge der Finanzkrise von 1998 mussten nicht nur die Firmenkunden der russischen Banken, sondern auch die Bevölkerung Russlands enorme Verluste tragen.
77
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
Bei der Bestimmung des Umfanges staatlicher Eingriffe muss der Einfluss des einzelnen Kreditinstituts auf das Funktionieren des gesamten Bankwesens überprüft werden. Dabei muss Frage vor allem beantwortet werden: In wie weit der Zusammenbruch einer Bank, wenn sie aufgrund ihrer Größe oder großer Bedeutung für das Bankensystem essentiell ist, zum Vertrauensbruch der Bankkunden in das Bankensystem führen kann und somit die Funktionsfähigkeit des gesamten Kreditwesens gefährdet wird. Es zeigt sich, dass in Banken in Abhängigkeit von ihrer Größe teilweise differenziert beaufsichtigt werden sollten. Der allgemeine Grundsatz „same business – same risk – same rule“ wird in Folge in der jeweiligen Aufsichtspraxis entsprechend konkretisiert.153 Das hohe öffentliche Interesse an einem gesunden und stabilen Bankensystem darf allerdings nicht dahingehend interpretiert werden, dass jede einzelne Bank durch eine staatliche Bestandsgarantie vor dem Zusammenbruch zu bewahren sei.154 Die Gefahr einer Bankenschieflage würde sogar noch erhöht, wenn Bankenvorstände in jedem Einzelfall der geschäftlichen Fehlentwicklung mit staatlicher Hilfe rechnen könnten. In der Erwartung staatlicher Unterstützung im jeden Krisenfall steckt ein Gefahr der Entstehung des im Abschnitt 2.1.1. schon angesprochenen „moral hazard“ Problems „… mit der Folge überhöhten Risikoübernahme, um höhere Renditen zu erzielen im Vertrauen darauf, dass im Misserfolgfall öffentliche Hilfe geleistet wird“155. Diesbezüglich muss betont werden, dass staatliche Regulierungsmaßnahmen auf keinen Fall den Wettbewerb ausschalten sollen. Eine Bank, welche nicht mehr in der Lage ist, den Marktanforderungen zu entsprechen, soll aus dem Wettbewerb ausscheiden – im äußersten Falle zwangsweise durch Konkurs – wie unwirtschaftliche Unternehmen anderer Wirtschaftszweige.156 2.3
Staatliche Restriktionen versus Marktregeln
Die traditionellen staatlichen Regulierungsmaßnahmen basieren auf quantitativen, kennzahlenorientierten Normen, welche oft wegen ihrer Begrenzung auf vorwiegend finanziellen Risiken kritisiert werden. Kommt eine Bank der Pflicht nach, bestimmte staatlich festgesetzte Kennzahlen einzuhalten, bedeutet es aber nicht, dass die Bank absolut sicher ist.157 Banken wie alle Unternehmen anderer Wirtschaftszweigen sollten in erster Linie durch die Marktkräfte kontrolliert sein. Eine solche Marktregulierung wird durch die differenzierte Risikoeinschätzung jeder einzelnen Bank mitgeprägt. Von dieser 153 154 155 156 157
78
Vgl. Borns, R. (2001), S. 279. Gleicher Auffassung Möschel, W. (1975), S. 1028; Mayer, H. (1981), S. 39; Bieg, H. (1983), S. 34 ff.; Krümmel, H.-J. (1984), S. 485; Bieg, H. (1989), S. 9. Meister, E. (1999), S. 7. Vgl. Meyer, H. (1981), S. 39. Vgl. Steden, P. (2002), S. 87.
ÜBERLEGUNGEN ZUR OPTIMALEN BANKENREGULIERUNG
Einschätzung durch den Markt sind i. d. R. die Finanzierungskosten sowie der Finanzierungsspielraum einer Bank abhängig. Im schlimmsten Falle gewährleistet die Marktkontrolle auch den Marktaustritt der „unfähigen“ Banken. Selbstregulierungen dieser Art werden aufgrund des „Free Banking“ Ansatzes als ausreichend für die Sicherheitskontrolle des Bankenmarktes betrachtet.158 Die Vertreter der „Free Banking“ Position unterstützen auch die These, dass die staatliche Bankenaufsicht in ihrer aktuellen Form nicht der effektivste Ansatz zur Lösung des Problems einer weltweiten „Instabilität des Bankwesens“ darstellt. Es gelang der staatlichen Aufsicht insbesondere in den letzten Dekaden nicht, gravierende Bankenkrisen zu antizipieren.159 Als Beispiele wurden im Kapitel 1 dieser Arbeit Konkurs der Loan & Savings Associations und existenzbedrohenden Schieflagen der größten Commercial Banks in den USA infolge der lateinamerikanischen Schuldenkrise Anfang der achtziger Jahre schon erwähnt, die Konkurse der britischen Barings Bank und des japanischen Finanzhauses DAIWA sowie auch die argehaltende Krise des gesamten japanischen Bankensystems genannt.160 Hält man Banken durch qualitative Vorgaben zur Selbstregulierung an, so verwirklicht man das Prinzip der „anreizkompatiblen Selbstregulierung“.161 Das hat den Vorteil, dass die Marktteilnehmer die Möglichkeit bekommen, selbst an den Spielregeln mitzuwirken. Während die quantitativen Normen sich auf Geschäftsrisiken einer Bank begrenzen, beziehen sich die qualitativen Normen eher auf Ziel- und Organisationsrisiken.162 Qualitative Normen können nicht immer mit vergleichbarer Genauigkeit wie quantitative Normen festlegen, welches Verhalten normgerecht ist und welches nicht. Sie lassen damit der Bank, aber auch den Bankaufsichtsbehörden, einen größeren Ermessenspielraum. Eine rein qualitative Regulierung könnte auch darin bestehen, auf die Einhaltung bestimmter Bilanzpositionen zu verzichten und stattdessen ein Risikomanagementsystem vorzuschieben.163 Für das Risikomanagement müssten allerdings Kriterien aufgestellt und auch Anreize gesetzt werden, diese einzuhalten. Nach Einschätzungen der Vertreter des „Free Banking“ verursacht die Selbstregulierung des Bankenmarktes im Vergleich mit der staatlichen Regulierung geringere Transaktionskosten. Die hohe Zahl von Produktinnovationen – insbesondere im Bereich der derivativen Finanzinstrumente – erzwingt die ständige Modifikation der staatlichen Regulierungsmaßnahmen. Infolge des Zeitaufwandes, welcher für die Entwicklung solcher neuen Regulierungskonzepte notwendig ist, kann die Ban158 159 160 161 162 163
Vgl. Burghof, H.-P. / Rudolph, B. (1996), S. 37. Vgl. Knorr, A. (1999), S. 346. Vgl. Ebd. Vgl. Suchanek (1999), S. 15. Vgl. Burghof, H.-P. / Rudolph, B. (1996), S. 53. Vgl. Steden, P. (2002), S. 89.
79
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
kenaufsicht aber mit der Dynamik der Finanzmärkte nicht mithalten.164 Es ist auch zu berücksichtigen, dass die staatliche Regulierung auch durch die schlechter Ausstattung der staatlichen Aufsichtsbehörden mit finanziellen Ressourcen sowie hochqualifizierten Fachpersonal im Vergleich zu den von ihnen kontrollierten Banken erschwert ist.165 Infolge dieser Überlegungen sei es laut des „Free Banking“ Ansatzes effizient, auf eine zusätzliche staatliche Regulierung des Bankenmarktes zu verzichten und den Marktkräften dieses Feld zu überlassen.166 Diesbezüglich meint auch Paul, dass, wenn für die Bankenmarktteilnehmer „…die Gelegenheit gegeben werden sollte, in ihrem Risikomanagement weitgehend autonom zu operieren, … somit die Notwendigkeit entfiele, bei jeder Finanzinnovation die bankaufsichtlichen Normen anzupassen“.167 Qualitative Regulierung läuft darauf hinaus, bankeninterne Risikomanagement Modelle zu zertifizieren und auf detaillierte quantitative Vorschriften zu verzichten. Aktuelle Überlegungen des Gesetzgebers sehen eine Anknüpfung an externe Ratingverfahren sowie den stärken Einbezug von VaR-Modellen im Handelsbereich und interne Ratings im Kreditbereich vor.168 Auch müssten die qualitativen Normen kritisch betrachtet werden. So leider in der Praxis die Zulassung interner Modelle nicht allein zur Lösung der Regulierungsproblematik führen. Bestehende Risikomanagementmodelle der Banken liefern häufig scheingenaue bzw. falsche Abschätzungen des Verlustpotenzials.169 Sie gehen davon aus, dass die Liquidität der Märkte groß genug sein, Finanzpositionen jederzeit ohne Verluste glattzustellen, und hängen von den historischen Zusammenhängen zwischen den Preisbewegungen an verschiedene Märkte ab.170 Auch die VaR-Methode wird in diesem Zusammenhang stark favorisiert und zugleich kritisiert. VaR misst zwar eine Verlustschwelle, die mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit nicht überschritten wird, schätzt aber nur näherungsweise, wie hoch der für einen Krisenfall erwartete Verlust sein könnte, so dass es wegen der unterschiedlichen Modelle der Risikomessung zu Fehleinschätzung kommen kann.171 Bei den Selbstregulierungsmodellen wird als Schwachpunkt auch betont, dass sie den Zusammenhang zwischen dem Recht auf Erlass von Risikobegrenzungsnormen und der Verantwortung für die Verhinderung von Risiken außer Acht lassen.172 164 165 166 167 168 169 170 171 172
80
Vgl. Paul, S. (2000), S. 285. Vgl. Knorr, A. (1999), S. 351. Vgl. Burghof, H.-P. / Rudolph, B. (1996), S. 38. Paul, S. (2000), S. 285. Vgl. Steden, P. (2002), S. 98. Vgl. Ebd., S. 99. Vgl. Schinasi, G. (1999), S. 31. Dazu vgl. auch das Beispiel der Guta-Bank in Russland: siehe schnitt 2.2. Vgl. Hartmann-Wendels et. al. (1998), S. 538. Vgl. Borns, R. (2001), S. 283.
Kapitel 3, Ab-
ÜBERLEGUNGEN ZUR OPTIMALEN BANKENREGULIERUNG
Selbstregulierung, so erläutert auch Meister173, erfordere aber eben auf der einen Seite die Verlagerung der Autorität zur bankaufsichtlichen Rechtsvollzug auf die Marktteilnehmer und auf der anderen Seite die Verlagerung der Verantwortlichkeit. Meister hat zur Lösung dieses Problems die Errichtung von Liquiditätssicherungsfonds gefordert, damit die von der Selbstregulierung betroffenen Marktteilnehmer selbstverantwortlich Problemfälle bereinigen können.174 Da keine Länder ohne Bankenaufsicht existieren175, ist es unmöglich, die Effizienz der „Free Banking“ These empirisch zu überprüfen. Es ist auch nicht zu übersehen, dass es genügend Argumente für die Existenz der Bankenregulierung – wie bspw. der Einlegerschutz oder die Sicherstellung der Funktionsfähigkeit des Bankensektors (s. dazu Abschnitt 2.2. dieses Kapitels) – gibt. Dazu kann das Argument der niedrigen Transaktionskosten der Selbstregulierung nur als bedingt richtig betrachtet werden. Die Tätigkeit der Bankenaufsicht macht zumindest teilweise die Kontrolle der Banken durch ihre Kunden überflüssig und erspart diesen demzufolge die Kosten der Informationsbeschaffung und -verarbeitung.176 Solche Überlegungen erlauben die Schlussfolgerung, dass die private Kontrolle und staatliche Regulierungsmaßnahmen sich nicht zwangsläufig ausschließen. Vielmehr können sie sich sinnvoller Weise ergänzen.177 Das Minimum der Kontrollund Versagenskosten kann nur bei effizienter Kombination staatlicher und marktlicher Kontrollmaßnahmen erreicht werden. Die Spannungen zwischen Banken und Staat werden sich nie ganz ausschließen lassen178, weil die richtige Balance zwischen Regulierung und freien Wettbewerb auf dem Bankenmarkt sich nicht immer einfach zu bestimmen lässt. Die staatliche Bankenregulierung befindet sich also in einem Dilemma. Einerseits soll sie wirksame Aufsichtsmaßstäbe schaffen, aber anderseits nicht zur Überregulierung führen. Die Verantwortung zwischen Staat und Markt soll nach dem Prinzip „So viel Wettbewerb wie möglich, nur so viel Aufsicht wie unbedingt nötig“179 aufgeteilt werden. Die Bemühungen des Staates um den Schutz der Einleger und die Erhaltung der Funktionsfähigkeit des Bankensystems sind bei Wettbewebsteilnehmern zwar akzeptiert, aber es wird zugleich erwartet, dass staatliche Eingriffe dort enden, wo marktwirtschaftliche Grundprinzipien in ihrer Substanz berührt werden.180 173 174 175 176 177 178 179 180
Vgl. Meister (2000a), S. 71. Vgl. Ebd., S. 72. Vgl. Burghof, H.-P. / Rudolph, B. (1996), S. 38. Vgl. Wolf-Wacker, E. (1987), S. 89. Vgl. Artopoeus, W. (1994), S. 1085 f. sowie Degenhart, H. (1987), S. 46-50. Vgl. Artopoeus, W. (1994), S. 1091. Waschbusch, G. (2000), S. 27. Vgl. Gamerdinger, D. (1993), S. 718 sowie Artopoeus, W. (1994), S. 1085 u. S. 1091.
81
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
Da die Risikosteuerung und -kontrolle zu den Aufgaben der Banken gehören, gibt es demzufolge „… keine Herausforderungen an die Bankenaufsicht, die nicht zuvor schon eine Herauforderung an die Kreditinstitute ist oder sein sollte“181. Je mehr die Geschäftsbanken durch Selbstregulierung und -disziplin zur Stabilität der Kreditwirtschaft beitragen, desto mehr wird der Staat sich mit seinen Eingriffen zurückhalten können.182 Zur besseren Klärung der hier entwickelten Fragestellungen für Russland erscheint eine kurze Analyse internationaler Erfahrungen sinnvoll.
181 182
82
Bähre, I. L. (1983), S. 27. Vgl. Artopoeus, W. (1994), S. 1091. Bieg empfiehlt im diesem Zusammenhang die Betreibung der sog. „Prudent-Banking“, d.h. voraussehend kluge und vorsichtige Bankgeschäfttätigkeit; vgl. Bieg, H. (1997), S. 59 ff.
INTERNATIONALE AUSPRÄGUNGEN DER BANKENREGULIERUNG
3.
Internationale Ausprägungen der Bankenregulierung
3.1
Bankenaufsichtsstrukturen im internationalen Vergleich
Die oberste staatliche Aufsicht kann grundsätzlich entweder durch die Zentralbank, durch ein Ministerium oder durch eine dritte, von der Zentralbank und der Regierung relativ unabhängige, eigenständige Aufsichtsinstanz ausgeübt werden.183 Die Tabelle 3 zeigt eine Übersicht jener Ländern, welche sich für eine der drei grundsätzlichen Varianten entschieden haben. Von den hier analysierten Ländern haben bspw. Spanien, Niederlande, Irland, Italien, Portugal und Russland die Bankenaufsicht an die Zentralbank übertragen. In den Ländern des Euro-Währungsgebiets, in denen die Nationalzentralbank nicht selbst mit der Bankenaufsicht betraut ist, bestehen in der Regel Kooperationsverfahren mit der zuständigen Stelle, wie z. B. Mitgliedschaft im Direktorium der Zentralbank, gemeinsame Ausschüsse und allgemeine Verwaltungsbeziehungen. So verfügt Frankreich zwar mit der Commission Bancaire über eine separate Aufsichtsinstanz, welche jedoch vollständig mit Personal der Zentralbank ausgestattet ist.184 Zudem ist der Vorsitzende der Commission Bancaire zugleich der Gouverneur der Banque de France, womit die Unabhängigkeit der Aufsichtsbehörde von der Zentralbank in Frage gestellt wurde.185 Die gleiche Schlussfolgerung gilt auch für Finnland. In Finnland wird der Vorsitz der Finanzaufsichtsbehörde mit dem Direktoriumsmitglied der Zentralbank (Suomen Pankki) bekleidet, Informationen werden ausgetauscht, und die Mitarbeiter können problemlos von der einen Institution zur anderen wechseln.186 Durch ein staatliches Ministerium wird die Bankenaufsicht bspw. in Österreich wahrgenommen. In Japan wurde die Bankenaufsicht früher auch beim Finanzministerium angesiedelt. Jetzt ist sie isoliert und seit Juli 2000 der Financial Services Agency übergeben. Das bedeutet aber nicht die Schaffung einer unabhängigen Institution. Die neue Aufsichtsbehörde bleibt als eine “Administrative Agency within the Cabinet Office”187 und wird aus dem Regierungsbudget finanziert.
183 184
185 186 187
Huang (1992), S. 38 f.: Dabei ist zu beachten, dass die formelle Unabhängigkeit von der Zentralbank und von der Regierung nicht mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmen muss. Art. 39 Abs. 2 Französisches Bankengesetz 1984 hält fest, dass die Banque de France durch ihre Inspektoren die Prüfung der von den Banken eingerichteten Unterlagen sowie die Prüfungen vor Ort für die Commission Bancaire übernimmt; Butsch (1985), S. 783: Die Commission Bancaire ist eine „Organisation de Type Mixte“, also eine Mischung zwischen einer weitgehend unabhängigen Aufsichtsbehörde und einer Abteilung der Zentralbank (zitiert nach Blumer, A. (1996), S. 95). Vgl. Blumer, A. (1996), S. 95. Vgl. Europäische Zentralbank (2000), S. 63. International Monetary Fund (2003a), S. 44.
83
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
Für weitgehend eigenständige Aufsichtsinstanzen haben sich bspw. Belgien, Deutschland, Luxemburg, Schweiz und vor kurzem Großbritannien entschieden. Es ist jedoch zu bemerken, dass in diesem Fall in gewissen Teilbereichen mit der Zentralbank zusammengearbeitet wird. So hat bspw. die Deutsche Bundesbank das Recht, zu einer Reihe von Aufsichtsfragen gehört zu werden. Sie wirkt bei Prüfungen vor Ort mit und erhebt Daten für die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht.188 Ähnliche Aufgaben erfüllt auch die Österreichische Nationalbank. In der Schweiz erörtert die Eidgenössische Bankenkommission mit der Zentralbank Fragen der Aufsicht, die sich mit deren Instrumentariumsbereich überschneiden (z. B. Liquidität).189 In Ländern, in denen die bankaufsichtliche Zuständigkeit nicht primär bei der Nationalbank liegt, findet man unterschiedlich ausgeprägte Beziehungen zwischen der Aufsichtsbehörde und der Regierung. In vielen Ländern des Euro-Währungsgebietes wird die selbstständige öffentlich-rechtliche Bankaufsichtsinstitution von einem Leitungsgremium gleichberechtigter Mitglieder geführt, in dem auch die Vertreter des Kreditgewerbes oftmals zusammen mit Regierungsvertretern repräsentiert sein können.190 Insofern ist die Unabhängigkeit der eigenständigen Aufsichtsinstanzen in den oben erwähnten Ländern weiter zu relativieren, so dass die Regierungen in der Regel bei der Zusammensetzung der Aufsichtsbehörden mitbestimmen und damit einen gewissen Einfluss ausüben. Im Euroraum zeigt sich der Trend, die Bankenaufsicht bei der nationalen Notenbank – diese ist Teil des Systems der Europäischen Zentralbanken – anzusiedeln. Gleichzeitig werden zurzeit in einigen Ländern des Euro-Währungsgebiets verschiedene institutionelle Änderungen diskutiert: In Irland und den Niederlande wurden Pläne zur Errichtung separater Aufsichtsbehörden vorgelegt, während in Österreich im Gegensatz dazu eine verstärke Beteiligung der österreichisches Nationalbank an bankaufsichtlichen Aufgaben erörtert wird.191 In der deutschsprachigen Literatur wird oft die Gefahr angesprochen, dass durch die Trennung von Notenbank und Bankenaufsicht die Notenbank in ihrer Verantwortung für die Stabilität des Finanzsystems beeinträchtigt werden könnte.192 Verfechter einer isolierten Finanzaufsicht verweisen auf Lösungen in Japan, Großbritannien und Schweden. Hier ist zu bemerken, dass alle drei Länder ebenfalls keine völlig überzeugenden Beispiele darstellen. Die japanischen Banken befinden sich immer noch in einer schweren Strukturkrise.193 Die zentrale Bankenaufsicht hat dies nicht beheben können. 188
189 190 191 192 193
84
Nach § 7 KWG wirkt die Deutsche Bundesbank an der laufenden Bankenaufsicht mit. Sie wertet Berichte und Meldungen aus, die die Institute regelmäßig einreichen müssen und prüft, ob die Eigenkapitalausstattung und die Risikosteuerungsverfahren der Institute angemessen sind. Siehe ausführlicher dazu Abschnitt 3.2.1. dieses Kapitels. Vgl. Blumer, A. (1996), S. 96. Vgl. Europäische Zentralbank (2000), S. 63. Vgl. Ebd. Vgl. bspw. Krupp, H.-J. (2001), S. 84. Vgl. International Monetary Fund (2003a), S. 23.
INTERNATIONALE AUSPRÄGUNGEN DER BANKENREGULIERUNG
Das englische Bankensystem ist hoch konzentriert: im Small-Business-Geschäft liegt der Marktanteil der vier größten Banken bei 86 %.194 Die Mittelstandsfinanzierung – in Großbritannien traditionell unterentwickelt – unterliegt damit keinem besonderen Wettbewerb. Große schwedische Banken mussten vom Staat aufgefangen und neu privatisiert werden. Das schwedische Bankensystem war zeitweilig praktisch handlungsunfähig.195 Trotz dieser Überlegungen sprechen die Anhänger einer isolierten Finanzaufsicht von der Notwendigkeit der Herauslösung der Zentralbank aus der Finanzaufsicht. Es wird die Möglichkeit gefordert, im drohenden Krisenfall nur mit makroökonomisch wirkenden Maßnahmen zu reagieren.196 Insofern bleibt die Frage, ob die bei der Zentralbank angesiedelte Aufsicht die richtige Lösung ist oder die ob eine eigenständige Aufsicht ihren Aufgaben besser nachzukommen vermag, im internationalen Vergleich offen. In der Regel ist in Ländern, in denen die Bankenaufsicht nicht bei der Zentralbank angesiedelt ist, die Aufsichtsbehörde auch an der Überwachung von Finanzinstituten und -märkten außerhalb des Bankensektors beteiligt.197 Ob die Aufsichtsbefugnisse sich auch noch über den Bankensektor hinaus erstrecken, hängt im Euroraum allerdings nicht unmittelbar davon ab, ob die Zentralbank in die Bankenaufsicht eingeschaltet ist. Die Nationalzentralbanken dieser Länder sind oft auch mit der Aufsicht über die Finanzinstitute und -märkte außerhalb des Bankensektors betraut. So obliegt in Italien bspw. der Banca d’Italia die stabilitätsorientierte Aufsicht über alle Finanzinstitute außer Versicherungsgesellschaften, während die staatliche italienische Börsenaufsichtsbehörde (CONSOB) für Kontrollen zur Gewährleistung von Transparenz und Anlegerschutz verantwortlich ist.198 Der Schwerpunkt der Zentralbankaufsicht außerhalb des Bankensektors liegt in der Regel auf der Wahrung der Systemstabilität, während bei selbstständigen Aufsichtsbehörden Fragen des Verbraucherschutzes eine größere Rolle spielen. Derzeit lässt sich ein internationaler Trend – insbesondere im EU-Bankenmarkt – zur Schaffung einer für alle Bereiche der Finanzdienstleistungen zuständigen Aufsichtsbehörde erkennen. In Deutschland, Großbritannien, Schweden und Japan decken die Aufsichtsbefugnisse der dafür verantwortlichen Institution alle Teilbereiche des Finanzgeschäfts ab. Die Aufsichtsbehörden dieser Länder streben also danach das Aufsichtsinstrumentarium so weiter zu entwickeln, dass es den wandelnden Aktivitäten der Banken und Finanzdienstleistern gerecht werde. Die Zusammenfassung von Banken-, Wertpapier- und Versicherungsaufsicht lässt sich gut begründen. Die Zusammenschließung von Banken, Wertpapierfirmen, Versicherungen und anderen Finanzdienstleistern zu Finanzkonglomeraten spielt im internatio194 195 196 197 198
Vgl. Krupp, H.-J. (2001), S. 85. Vgl. Ebd. Vgl. Artopoeus, W. (2002), S. 277. Vgl. Europäische Zentralbank (2000), S. 63. Vgl. Ebd., S. 66.
85
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
nalen Durchschnitt eine immer größere Rolle.199 Durch neue Geschäftsfelder, die den ganzheitlichen Bedarf an Finanzdienstleistungen (Anlage-, Kredit- und Vorsorgeprodukte) decken, entstehen wachsende Schnittmengen zwischen Kreditgewerbe, Wertpapierhandel und Versicherungen. Die Aufsichtstrukturen müssen mit diesen rasanten Veränderungen der Finanzmärkte im Interesse der Marktnähe und Marktübersicht Schritt halten, um die neuen Verflechtungsrisiken zu beherrschen und fachübergreifende Bewertungen und Prüfungen durchzuführen zu können. Nur eine vernetzte Finanzaufsicht ist in der Läge, Aufsichtsüberlappungen zu verhindern, Doppelarbeit zu vermeiden und rechtzeitig auf Produktinnovationen zu reagieren. 200 Auch im Fall des Allfinanzaufsicht-Konzeptes wäre es günstige, zusammen mit der Zentralbank zu arbeiten und auf keinen Fall sie aus der Finanzaufsicht herauszulösen. Denn zum einen hat sich in vielen Ländern diese Zusammenarbeit bewährt. Sie wird auch beim Allfinanzansatz erforderlich sein, weil die Zentralbank das Finanzmarktgeschehen und das Risikopotential unter anderen Blickwinkeln verfolgt als die Finanzaufsichtsbehörden. Und zum anderen verfügt die Zentralbank normalerweise über einen Unterbau, der auch in die Finanzaufsicht eingebunden werden kann. So werden bspw. bei der Umsetzung der Basel II-Richtlinien im Rahmen des „Supervisory Review Prozess“ verstärkt Vorortprüfungen stattfinden.201 Während in allen oben erwähnten Ländern die Bankenaufsicht in der Regel von einer Behörde – allenfalls in Zusammenarbeit mit der Zentralbank – ausgeübt wird, ist in den USA die Aufsichtsfunktion über die Banken auf mehrere Behörden aufgeteilt.202 Es ist festzustellen, dass die oben darstellte Systematisierung der organisatorischen Besonderheiten, durch welche sich die aufsichtsrechtlichen Regelungen der analysierten Länder auszeichnen, für die USA nicht passt. Insbesondere die tatsächliche Unabhängigkeit, die Verantwortung und die der jeweiligen Aufsichtsbehörde übertragenen Vollmachten hängen von mehreren, spezifischen Faktoren ab, die mit anderen Ländern schwer zu vergleichen sind. Dazu zählen: Unfang und Ausprägung bankenaufsichtsrechtlicher Normen, konkrete Kontroll- und Prüfungsmodalitäten oder auch die unterschiedlichen Möglichkeiten einzelner Behörden, Zwangsmaßnahmen zu ergreifen.203 In denjenigen Ländern, wo die Bankenaufsicht bei mehreren Stellen übertragen wurde, müssen auch die Beziehungen zwischen den verschiedenen Behörden in Betracht gezogen werden.204 199 200 201 202 203
204
86
Beispiel aus Deutschland: Allianz AG – Dresdner Bank AG. Vgl. Stober, R. (2002), S. 52. Vgl. Ebd. Das Aufsichtsystem der USA wird ausführlicher im Abschnitt 3.2.2. dieses Kapitels vorgestellt. Dale (1982), S. 2: Nach Dale trägt die Bankenaufsicht in der Regel stärker diskretionäre Züge, wenn die Aufsicht durch die Zentralbank oder ein Finanzministerium ausgeübt wird, als in denjenigen Ländern, in denen eine Bankaufsichtsbehörde ihre Aufgabe innerhalb genau festgelegter gesetzlicher Grenzen wahrnimmt. Gemäß Pecchioli (1989), S. 30, lässt sich dieser Zusammenhang allerdings nicht schlüssig beweisen. Vgl. Pecchioli (1989), S. 30 f.
Stand: Ende 2003.
1
Frankreich
Deutschland
Präsident wird von der Bundesregierung vorgeschlagen und vom Bundespräsiden ten nach Anhörung der Deutschen Bundesbank ernannt Leitungsgremium gleichberechtigter Mitglieder unter dem Vorsitz des Präsidenten der Banque de France bestehend aus dem Leiter des Schatzamts und vier weiteren Mitgliedern
Dem Bundesfinanzministerium untergestellt, Aufsichtstätigkeit unabhängig, Eigenfinanzierung durch Beiträge der überwachten Institute
Selbstständige öffentlich-rechtliche Institution, enger Kontakt zur Banque de France (die Mitarbeiter und das Budget des Generalsekretariats stellt)
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
Commission Bancaire
Zusammensetzung der Entscheidungs organe
Beziehung zur Exekutive und Finanzierungsbasis
Für die Bankenaufsicht zuständige Stelle
Weitreichende Beteiligung an der Überwachung der einzelnen Institute; hat in vielen Fällen Recht auf Abhörung Weitreichende Beteiligung
Wertpapierfirmen
Beteiligung der Zentralbank an der Bankenaufsicht
Wertpapieraufsicht und Versicherungsaufsicht
Über den Bankensektor hinausgehende Aufsichtsbefugnisse
Der Präsident der Banque de France führt den Vorsitz der Commission Bancaire und des CECEI und ist Mitglied des CRBF, Verwaltungsbeziehungen
Gesetzlich vorgeschriebene enge Zusammenarbeit
Formelle Koordinierungsvereinbarungen zwischen Bankenaufsicht und Zentralbank
Tabelle 3: Struktur der Bankenaufsicht in einzelnen Länder1
Comité de la Réglementatio n Bancaire et Financiére (CRBF)
Die Zentralbank wird gehört
Andere Stellen mit bankaufsichtsrechtlichen Befugnissen
Comité des Etablissements de Crédit et des Entreprises d’Investissement (CECEI)
Die Zentralbank wird gehört
Andere an Erteilung bzw. Aufhebung der Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften beteiligte Stellen
INTERNATIONALE AUSPRÄGUNGEN DER BANKENREGULIERUNG
87
88
Niederlande
Österreich
Belgien
Teil der Regierung
Finanzministerium
Unabhängige Zentralbank
Selbstständige öffentlich-rechtliche Institution, Eigenfinanzierun g durch Beiträge der überwachten Institute
Commission Bancare et Financiére
De Nederlandsche Bank
Beziehung zur Exekutive und Finanzierungsbasis
Für die Bankenaufsicht zuständige Stelle
Direktorium, Leitungsgremium gleichberechtigter Mitglieder
Finanzminister
Leitungsgremium gleichberechtig ter Mitglieder bestehend aus dem Präsidenten, einem Direktoriumsmitglied der Zentralbank und fünf weiteren Mitgliedern
Zusammensetzung der Entscheidungs organe
Investmentfonds
Versicherungsgesellschaften
Alleinige Zuständigkeit
Weitreichende Beteiligung an der Überwachung der einzelnen Institute, hat in vielen Fällen Recht auf Anhörung
Nur eine Behörde
Aus Vertreter des Finanzministeriums und der Zentralbank bestehende Expertenkommission
Keine Beteiligung des spezifischen Direktoriums bankaufsichtlichen Aufgaben
Wertpapierfirmen und Investmentfonds, Marktbeobachtung
Formelle Koordinierungsvereinbarungen zwischen Bankenaufsicht und Zentralbank
Beteiligung der Zentralbank an der Bankenaufsicht
Über den Bankensektor hinausgehende Aufsichtsbefugnisse
Keine
Die Zentralbank wird gehört
Die Zentralbank wird zu bankaufsichtlichen Regelungen und Bilanzierungsgrundsätzen gehört
Andere Stellen mit bankaufsichtsrechtlichen Befugnissen
Keine
Die Zentralbank wird gehört
Keine
Andere an Erteilung bzw. Aufhebung der Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften beteiligte Stellen
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
Unabhängige Zentralbank
Selbstständige öffentlich-rechtliche Institution, Eigenfinanzierun g durch Beiträge der überwachten Institute
Banco de Portugal
Commission de Surveillance du Secteur Financier
Portugal
Luxemburg
Unabhängige Zentralbank
Banco de EspaĖa
Banca d’Italia Unabhängige Zentralbank
Unabhängige Zentralbank
Central Bank of Irland
Spanien
Italien
Irland
Beziehung zur Exekutive und Finanzierungsbasis
Für die Bankenaufsicht zuständige Stelle
Keine
Keine
Alle Finanzinstitute (außer Versicherungsgesellschaften) und Finanzmärkte
Keine direkte Beteiligung
Vom Großherzog von Luxemburg ernannter Geschäftsführer
Nur eine Behörde Finanzministerium
Alleinige Zuständigkeit
Nur eine Behörde Keine
Nur eine Behörde Comitato Interministeriale per il Credito e il Risparmio (CICR)
Direktorium des Wertpapierfirmen Banco de Portugal
Alleinige Zuständigkeit
Nur eine Behörde Keine
Keine
Keine
Finanzministerium
Schatzministerium bei Liquidationen
Keine
Formelle Andere an KoordinieAndere Stellen Erteilung bzw. rungsvereinmit bankauf- Aufhebung der sichtsrechtbarungen Erlaubnis zum zwischen Banklichen Betreiben von enaufsicht und Befugnissen Bankgeschäften Zentralbank beteiligte Stellen
Alleinige Zuständigkeit
Überwachung aller Finanzinstitute (außer Versicherungsgesellschaften) und Finanzmärkte im Hinblick auf Stabilität
Alleinige Zuständigkeit
Beteiligung der Zentralbank an der Bankenaufsicht
Direktorium des Keine Banco de EspaĖa
Präsident
Direktorium der WertpapierCentral Bank of firmen, legt Irland Anforderungen an Börsen und autorisierte Mitgliedsunternehmen fest
Über den ZusammenBankensektor setzung der hinausgehende EntscheidungsAufsichtsorgane befugnisse
INTERNATIONALE AUSPRÄGUNGEN DER BANKENREGULIERUNG
89
90
Schweiz
Finnland
Selbstständige öffentlich-rechtliche Institution, Eigenfinanzierung durch Beiträge der überwachten Institute, enge Kontakte zur Zentralbank
Selbstständige öffentlichrechtliche Institution
Eidgenössische Bankenkommission
Beziehung zur Exekutive und Finanzierungsbasis
Finanzaufsichtsbehörde
Für die Bankenaufsicht zuständige Stelle
Selbstständiges Sekretariat mit den vom Bundesrat gewählten Direktor und stellvertretenden Direktor
Leitungsgremium gleichberechtigter Mitglieder unter dem Vorsitz eines Direktoriumsmitglieds der Zentralbank (Suomen Pankki)
Zusammensetzung der Entscheidungs organe
Börsen, Effektenhändler und Anlagefonds
Wertpapierfirmen und Börsen
Über den Bankensektor hinausgehende Aufsichtsbefugnisse Beteiligung des Direktoriums und Verwaltungsbeziehungen
Formelle Koordinierungsvereinbarungen zwischen Bankenaufsicht und Zentralbank
Weitreichende Keine Beteiligung an der Überwachung nach Stabilität des Finanzsystems und auf dem Gebiete der Liquiditätsvorschriften
Keine spezifischen bankaufsichtlichen Aufgaben
Beteiligung der Zentralbank an der Bankenaufsicht
Schweizerische Bankiervereinigung durch Selbstregulierungsansätze
Finanzministerium
Andere Stellen mit bankaufsichtsrechtlichen Befugnissen
Keine
Finanzministerium
Andere an Erteilung bzw. Aufhebung der Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften beteiligte Stellen
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
OCC – Teil des Finanzministeriums, Eigenfinanzierung durch Beiträge der überwachten Institute / FRB – selbstständige öffentlichrechtlic he Institution / FDIC – weisungsunabhängige selbstständige Institution
Office of the Comptroller of the Currency (OCC)/ Federal Reserve System (FRB oder Fed)3 /Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC)
Bei der Treasury ernennte Chairman und Board Members
OCC – Überwachung der National Banks / FRB – Überwachung der State Member Banks, Bank Holding Companies, EdgeAct Gesellschaften7 / FDIC – Überwachung der Insured StateNonmemberBanks8
Alle Finanzinstitute (incl. Versicherungsgesellscha ften) und Finanzmärkte
Zusammensetzung der Entscheidungs organe
OCC – Comptroller of the Currency4 / FRB - Board of Governors5/ FDIC – fünfköpfigen Board of Directors6
Über den Bankensektor hinausgehende Aufsichtsbefugnisse
–
Überwachung nach Stabilität des Finanzsystems und Funktionierung der Zahlungssysteme
Beteiligung der Zentralbank an der Bankenaufsicht Keine
–
Formelle Koordinierungsvereinbarungen zwischen Bankenaufsicht und Zentralbank
Andere an Erteilung bzw. Aufhebung der Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften beteiligte Stellen Keine
Self-regulating Organisations (SROs) werden in gewissem Maße bei der Überwachung der Börsen und Clearing Houses gehört. 54 AufKeine sichtsbehörden auf der Ebene der Einzelstaaten
Andere Stellen mit bankaufsichtsrechtlichen Befugnissen
3
Es sind nur diejenigen bundesstaatlichen Aufsichtbehörden angegeben, welche zur Hauptsache für die Überwachung der Commercial Banks zuständig sind. Als Führungsgremium besteht das FRB aus 7 Mitgliedern, die vom Präsident ernannt und vom Senat bestätigt werden müssen und deren Amtzeit 14 Jahre beträgt. 4 Comptroller of the Currency wird vom Präsidenten auf 5 Jahre ernannt und vom Senat bestätigt. 5 Dessen sieben Mitglieder werden vom Präsidenten in Abstimmung und mit Zustimmung des Senats für jeweils 14 Jahre ernannt. 6 Die Chairperson sowie zwei Mitglieder werden mit Einverständnis des Senates vom Präsidenten für eine Amtzeit von 5 und 6 Jahren ernennt. Des weiteren gehören dem Board ex officio dem Comptroller of the Currency sowie der Direktor des Office of Thrift Supervision. 7 Edge-Act Gesellschaften sind Spezialinstitute, welche vorwiegend das Auslandsgeschäft (Exportfinanzierung) betreiben. 8 Insured State-Nonmember-Banks sind nicht dem FRS angehörende Banken, welche ihre Einlage aus Wettbewerbsgründen jedoch freiwillig bei ihr versichert haben.
2
USA2
Großbritannien
Selbstständiges „private company“, Eigenfinanzierung durch Beiträge der überwachten Institute
Beziehung zur Exekutive und Finanzierungsbasis
Financial Services Authority (seit December 2001)
Für die Bankenaufsicht zuständige Stelle
INTERNATIONALE AUSPRÄGUNGEN DER BANKENREGULIERUNG
91
92
Unabhängige Zentralbank
Central Bank of the Russian Federation (Banking Supervision Committee)
Board of Directors und Chairman of the Bank of Russia
Vom Ministerpräsident ernannter Commissioner des FSA
Zusammensetzung der Entscheidungs organe Weit reichende Beteiligung an der Überwachung nach Funktionsund Systemschutz des Finanzsystems (incl. „lender of last resort“ Funktion) Alleinige Zuständigkeit
Börsen (zusammen mit dem Federal Securities Commission)
Beteiligung der Zentralbank an der Bankenaufsicht
Alle Finanzinstitute (incl. Versicherungsgesellscha ften) und Finanzmärkte
Über den Bankensektor hinausgehende Aufsichtsbefugnisse
Nur eine Behörde
Keine
Formelle Koordinierungsvereinbarungen zwischen Bankenaufsicht und Zentralbank Securities and Exchange Surveillance Commission (Organisationseinheit der FSA ); Zentralbank und Minister for Financial Services zusammen mit der Regierung werden gehört National Banking Board9 / Federal Securities Commission / Department for Insurance Supervision des Finanzministeriums
Andere Stellen mit bankaufsichtsrechtlichen Befugnissen
Keine
Andere an Erteilung bzw. Aufhebung der Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften beteiligte Stellen Die Zentralbank und Minister for Financial Services zusammen mit der Regierung werden gehört
9
National Banking Board is a collegiate body of the Bank of Russia comprised of representatives of the President of Russia, both chambers of the State Assemly (Parlament) and the Government of the Russian Federation as well as the Bank of Russia Chairman; vgl. Central Bank of the Russian Federation (2003), S. 8
Quelle: In Anlehnung an: IMF (2003a), IMF (2003c), EZB (2000); Central Bank of the Russian Federation (2003), Blumer, A. (1996), Busch, A. (2003).
Russland
Japan
FSA ist “administrative agency within the Cabinet Office”; FSA ist aus dem Regierungsbudget finanziert
Beziehung zur Exekutive und Finanzierungsbasis
Financial Services Agency (FSA) (seit Juli 2000)
Für die Bankenaufsicht zuständige Stelle
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
INTERNATIONALE AUSPRÄGUNGEN DER BANKENREGULIERUNG
3.2
Typen nationaler Bankenaufsichtssysteme
Verschiedene institutionelle Ausprägungen einer Bankenaufsicht werden hier an den Beispielen Deutschland und USA verglichen. Die Wahl dieser Länder erfolgte dabei vor allem aufgrund der im vorherigen Abschnitt aufgezeigten zwei grundsätzlich verschiedenen Varianten des Aufbaus der staatlichen Bankenaufsichtsbehörden sowie aufgrund der im Kapitel 1 dieser Arbeit vorgestellten verschiedenen Prägungen der Bankensysteme. Während in Deutschland sowie in anderen europäischen Ländern die Bankenaufsicht von einer zentralen Behörde – teilweise mit einem verzweigten institutionellen Unterbau – ausgeübt wird, betreiben in den USA die Bankenaufsicht mehrere voneinander unabhängige Behörden. Das Aufsichtssystem der USA, welches sich nicht eindeutig in das oben aufgestellte Schema einordnen lässt, wurde auch aufgrund seiner historisch gewachsenen Einzigartigkeit sowie der Bedeutung der USA für den internationalen Finanzsektor ausgewählt. 3.2.1 Deutschland Am 1. Mai 2002 ist in Deutschland das Gesetz über eine integrierte Finanzdienstleistungsaufsicht in Kraft getreten. Laut diesem Gesetz wurde eine selbstständige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), welche jetzt die Aufsichtskompetenzen der bisherigen drei Bundesoberbehörden, nämlich des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen, des Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen und des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel vereinigt, errichtet. Die BaFin ist eine bundesunmittelbare, rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts. Sie unterliegt der Rechts- und Fachaufsicht des Bundesministeriums der Finanzen. Die Finanzierung der Einrichtung ist zu 100 % aus eigenen Einnahmen der Bundesanstalt (durch Beiträge der überwachten Institute) gedeckt, war bedeutet, dass der bisherige Anteil des Bundes von 10 % entfällt. Die Aufgabe der BaFin im Bereich der Bankenaufsicht besteht in der Bekämpfung von Missständen im Kreditwesen, welche die Sicherheit der den Instituten anvertrauten Vermögenswerte gefährden, die ordnungsgemäße Durchführung der Bankgeschäfte beeinträchtigen oder erhebliche Nachteile für die Gesamtwirtschaft nach sich ziehen können.205 Die BaFin soll auch Regeln vorgeben, welche Banken bei der Gründung (Erlaubniserteilung) und beim Betreiben ihrer Geschäfte (laufende Aufsicht) zu beachten haben. BaFin greift jedoch nicht in die Geschäftspolitik der Banken ein. Nach § 7 KWG wirkt die Deutsche Bundesbank an der laufenden Bankenaufsicht mit. Dabei ist die laufende Überwachung aller jetzigen und zukünftigen solvenzaufsichtsrelevanten Bestandteile (d. h. auch der Supervisory Review Prozess von 205
Vgl. § 6 KWG.
93
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
Basel II) mit eingeschlossen.206 Sie wertet Berichte und Meldungen aus, die die Institute regelmäßig einreichen müssen und prüft, ob die Eigenkapitalausstattung und die Risikosteuerungsverfahren der Institute angemessen sind. BaFin und Deutsche Bundesbank haben ihre Zusammenarbeit in einem „Memorandum of Understanding“ abgestimmt. Die Zuständigkeiten der Deutschen Bundesbank werden „in der Regel“ durch die Hauptverwaltungen, die Landesbanken ausgeübt. Die neue Anstalt soll „in der Regel“ bei ihren Aufsichtsmaßnahmen Feststellungen der Bundesbank zu Grunde legen. „In der Regel“ deshalb, weil der Bundesanstalt als verantwortlicher Institution eigenständige Feststellungen nicht verwert werden können. In übrigen bleibt eine ausdrücklich gesetzlich eingeräumte Möglichkeit, bei § 44 KWG-Sonderprüfungen auch institutionell die Bundesbank mit diesen Sonderprüfungen zu beauftragen.207 Die Stärkung der Rolle der Bundesbank – insbesondere auch die der Landeszentralbanken – ist somit erheblich. Die neue integrierte staatliche Aufsicht umfasst sektorübergreifend den gesamten Finanzmarkt und passt vor dem Hintergrund der Veränderungen auf den Finanzmärkten die institutionelle Struktur der Kontrolle daran an. Das Ziel der Errichtung des Allfinanzaufsichtsbehörde besteht in der Einsetzung der integrierten, proaktiven Aufsicht, wodurch deren Effizienz gestärkt sowie Synergieeffekte im Bereich von zentralen und aufsichtlichen Querschnittsaufgaben genutzt werden können.208 Damit wurde zugleich die Verbesserung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses der Aufsicht bezweckt. Mit dem oben erwähnten Gesetz will Deutschland vor allem aber den zu erwartenden rechtlichen Maßgaben der EU entsprechen, eine „Stelle“ einzurichten, die alle Aktivitäten der an der gruppenweiten Beaufsichtigung von Allfinanzunternehmen beteiligten Aufsichtsbehörden koordinieren kann. Auch ansonsten trägt das Gesetz den neueren Entwicklungen im Hinblick auf Finanzkonglomerate und die wichtiger gewordene Abstimmung zwischen den Behörden Rechnung. Die organisatorische Verschmelzung der drei Aufsichtsbereiche kommt damit den Entwicklungen auf dem internationalen Finanzmarkt entgegen. Im Übrigen ist der Trend zu einer qualitativ höherwertigen Aufsicht klar erkennbar.209 3.2.2 USA Das amerikanische System der Bankregulierung ist aufgrund der Vielzahl historisch gewachsener Aufsichtsbehörden vielgliedrig zersplittert, wobei sich Kompe-
206 207 208 209
94
Vgl. Bayer, J. (2002), S. 296. Vgl. Ebd. Vgl. Pitschas, R. / Gille, S. (2002), S. 248. Vgl. Ebd., S. 249.
INTERNATIONALE AUSPRÄGUNGEN DER BANKENREGULIERUNG
tenzen teilweise überschneiden.210 Hier schlägt sich das duale System mit seiner Doppelstruktur von einzelstaatlichen und nationalen Banklizenzen nieder, was Aufsichtsbehörden sowohl auf nationale Ebene wie in den Bundesstaaten notwendig macht. Auf Bundesebene gibt es drei Regulierungsbehörden für Geschäftsbanken. Die älteste ist das 1863 gegründete Office of the Comptroller of the Currency (OCC), dessen Name von der ursprünglichen Aufgabe als Ausgabebehörde der nationalen Währung herrührt. Seit Gründung eines Zentralbankensystems im Jahr 1923 ist das OCC als einzige der drei diesbezüglichen Bundesbehörden ausschließlich mit der Bankenaufsicht und -regulierung beschäftigt. Das OCC ist ein Teil des Finanzministeriums und genießt daher die geringste formelle Autonomie unter den hier betrachteten Bundesbehörden. Das OCC ist aber finanziell von der Regierung unabhängig, da die entstehenden Kosten auf die beaufsichtigten Institute umgelegt werden. Der Comptroller wird vom Präsidenten in Abstimmung und mit Zustimmung des Senats für eine Amtzeit von fünf Jahren ernannt. Das OCC ist zuständig für die ca. 2 800 unter nationaler Lizenz operierenden Banken sowie 65 ebenso lizenzierte Zweigniederlassungen ausländischer Banken und damit für Gesamtvermögenswerte von etwa 2,4 Mrd. US-Dollar.211 Die Aufsicht durch das OCC bezieht sich auf Gründung, Filialeröffnung und Fusionen von Banken, daneben auf die fortlaufende Kontrolle des Bankebertriebs. Die Kompetenzen des OCC umfassen auch den Erlass von Regulierungen hinsichtlich Kreditvergabe und Investitionen sowie die Einhaltung von Grundsätzen des Bankmanagements und der Banken betreffende Bundesgesetze. Das OCC mit seinem Personal überprüft, meist vor Ort, die Solvenz und die Bonität der Banken und damit die Sicherheit der Einlagen. Das Federal Reserve System (FRS oder Fed) wurde 1913 gegründet. Seine Leitung obliegt dem Board of Governors, dessen sieben Mitglieder vom Präsidenten in Abstimmung und mit Zustimmung des Senats für jeweils 14 Jahre ernannt werden. Um seine Aufgaben möglicht ohne politischen Druck ausüben zu können, ist das aus zwölf Reserve Banks bestehende FRS als eine von der Regierung unabhängige Institution ausgestaltet. Es hat aber einmal pro Jahr direkt dem Kongress Bericht über seine Tätigkeiten zu erstatten. Die Hauptaufgabe des FRS besteht zwar in der Durchführung der Geldpolitik, doch ist das FRS daneben mit wichtigen Aufgaben im Bereich der Bankenaufsicht betraut. Das FRS übernimmt für Mitgliedsbanken des Zentralbanksystems und alle Bank Holding Companies gewisse Überwachungsfunktion, wobei diese Aufsichtstätigkeit hauptsächlich von den zwölf Reserve Banks ausgeübt wird. So muss die zuständige Reserve Bank jede Gründung 210
211
Überblicksdarstellungen finden sich bei Kareken (1992), Reinicke (1995): Kapitel 3, Khademian (1996), Blumer, A. (1996), Hummel, D. / Steden, P. (1997), Busch, A. (2003) und OCC (o.J.). Der vorliegende Abschnitt stützt sich hauptsächlich auf diese Quellen. Vgl. Busch, A. (2003), S. 71.
95
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
einer Bankholding und jede Fusion, deren Erlaubnis eine State-Member Bank ist, genehmigen. Obwohl alle National Banks gesetzlich verpflichtet sind, Mitglied des FRS zu werden, und dem FRS grundsätzlich Aufsichtsbefugnisse über alle Member Banks zustehen, überlässt das FRS, um Doppelprüfungen zu vermeiden, das Recht zur Prüfung der National Banks dem OCC. Das FRS selbst überwacht somit die State Member Banks212 sowie alle Bank Holding Companies. Die Überwachung des FRS bezieht sich auch auf die Kontrolle der haftenden Eigenmittel, der Liquidität, der Ertragskraft und Bewertung der Aktiva der Banken. Die etwa 1 000 Mitgliedbanken des FRS mit einzelstaatlicher Lizenz halten etwa 25 % der Gesamtvermögenswerte des Geschäftsbankensystems, während die 6 100 Holdingh Companies insgesamt 7 000 Geschäftsbanken kontrollieren, in denen beinahe 94 % der Vermögenswerte konzentriert sind.213 Der Federal Reserve Bank of New York (New York Fed) kommt eine besondere Bedeutung zu. Sie führt im Auftrag des Federal Reserve Systems und auf Weisung des Federal Open Market Committee Offenmarktoperationen, d. h. den An- und Verkauf von US-Staatsanleihen, aus. Weiterhin interveniert die New York Fed im Auftrag des US Treasury Departments am Devisenmarkt und führt Devisenmarktoperationen durch. Zudem bewahrt sie die Goldreserven zahlreicher Länder auf. Die dritte Bundesbehörde im Bereich der Geschäftsbankenaufsicht ist die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC). Sie ist zugleich die jüngste: 1933 gegründet. Drei der fünf Vorstandmitglieder der FDIC werden vom Präsidenten ernannt, die anderen beiden sind ex officio Mitglieder, einer davon der Comptroller of the Currency. Die Aufgabe der FDIC besteht in der Administration eines Einlagensicherungsfonds. Dieser wird aus Beiträgen der versicherten Banken finanziert. Zusätzlich ist die FDIC autorisiert, im Bedarfsfall bis zu 30 Mrd. US-Dollar vom Finanzministerium zur Erfüllung ihrer Versicherungspflichten zu borgen.214 Die FDIC versichert Einlagen der ihr angeschlossenen Banken bis zu 100 000 US-Dollar pro Person.215 National Banks sind verpflichtet, sich der FDIC anzuschließen, ebenso dem Federal Reserve System angehörige State Banks und Niederlassungen ausländischer Banken mit Mindesteinlagesummen vom unter 100 000 US-Dollar.216 Neben der Aufgabe der Zwangsverwaltung gesicherter Banken ist die FDIC für die Aufsicht bei denjenigen einzelstaatlich lizenzierten Instituten zuständig, die nicht Mitglieder im FRS, aber bei der FDIC versichert sind – das betrifft etwa 5 500 Banken. Zudem hat sie ein Prüfungsrecht bei allen bei ihr versicherten Banken, entweder allein oder in Kooperation mit einzelstaatlichen oder anderen bun-
212 213 214 215 216
96
State Member Banks sind Banken mit State Charter, welche freiwillig Mitglied des FRS geworden sind. Vgl. FRS (1997), S. 217. Vgl. Busch, A. (2003), S. 72. Vgl. Hummel, D. / Steden, P. (1997), S. 6. Vgl. Ebd.
INTERNATIONALE AUSPRÄGUNGEN DER BANKENREGULIERUNG
desstaatlichen Aufsichtsbehörden und kann letzteren auch die Verhängung administrativer Maßnahmen gegen Banken empfehlen. Neben den drei Bundesbehörden gibt es noch insgesamt 54 Aufsichtsbehörden auf der Ebene der Einzelstaaten. Sie sind seit 1902 in der Conference of State Bank Supervisions zusammengeschlossen. Ihre Aufgabe besteht hauptsächlich in der Erhaltung des dualen Bankensystems, das Wettbewerb und Innovation fördern und kundenfreundlich sein soll. Gemeinsam beaufsichtigen sie etwa 6 500 Banken und über 400 einzelstaatlich lizenzierte Filialen ausländischer Banken, die mit 2,1 Mrd. US-Dollar ca. 49 % der Gesamtvermögenswerte des Geschäftsbankensystems repräsentieren.217 Investment Banks werden von der Securities und Exchange Commision (SEC) beaufsichtigt. Auch ihr Verband, die National Association of Securiries Dealers (NASD) übt eine Kontrollfunktion aus. Die SEC führt außerdem die Wertpapierund Börsenaufsicht durch. Die Kontrolle über die Handelspraktiken der Börsen hat die SEC der NASD übertragen. Der vorangegangene Abschnitt zeigt, dass es sich in den USA bei den staatlichen Bankenaufsichtsbehörden um ein hochkomlexes und -fragmentiertes System handelt. Es ist gekennzeichnet durch Überlappung von Zuständigkeiten, gemeinsame Ausführung der Überwachung und eine Wettbewerbssituation, die zum „regulatory shopping“ einladen und zu einer „competition in laxity“ führen kann.218 Doch nicht nur aus theoretischer Perspektive ist das nicht optimal – auch entstehen den Banken erhebliche Kosten durch den Umgang mit einer Vielzahl von Aufsichtsbehörden und deren jeweiligen Anforderungen. Banken unterliegen umfangreichen Mehrfachprüfungen und können unter Umständen bis zu acht Behörden berichtspflichtig sein. 219 Nach Meinung der Aufsichtsbehörden und der Interessenverbände ist dies jedoch nicht notwendig ein Zeichen von Ineffizienz. Ein solchen Verfahren wird vielmehr oft als etwas Positives im Sinne von „checks and balances“ gesehen, die die Dominanz einer Behörde und deren spezifischen Sichtweise verhindern. Insgesamt steht nach der Analyse der gegensätzlichen internationalen Praktiken und Erfahrungen die Aufgabe, die Vor- und Nachteile des europäischen gegenüber dem amerikanischen dezentralen Aufsichtssystemen für die spezifische Situation in Russland abzuwägen und zu prüfen, inwiefern ein Regulierungssystem ohne gewachsenen historischen Hintergrund implementierbar ist, ohne dass alle historischen Erfahrungen in einem langem Prozess selbst gesammelt werden müssen.
217 218 219
Vgl. Busch, A. (2003), S. 72. Vgl. Ebd., S. 74. Vgl. Hummel, D. / Steden, P. (1997), S. 5.
97
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
4.
Anforderungen der Bankenregulierung für Russland
4.1
Gegenwärtige Struktur der russischen Bankenregulierung
4.1.1 Regulierungsbehörden Die Bankenregulierungsfunktionen sind in Russland der Zentralbank übertragen. Ihre Leitung obliegt dem Board of Directors sowie dem Zentralbankvorsitzenden. Als ein Bestandteil der russischen Zentralbank ist das Banking Supervision Committee für die Bankenaufsicht und -regulierung verantwortlich (s. Abbildung 7). Seine Leitung übernimmt der vom Präsidenten, in Abstimmung und mit Zustimmung des russischen Parlaments (Staatlichen Duma), ernannte Komiteevorsitzende, der gleichzeitig der Vize-Präsident der russischen Zentralbank ist. Die Aufgabe des Banking Supervision Committee besteht im Wirken gegen der Missstände im russischen Kreditwesen, welche die Sicherheit der den Instituten anvertrauten Vermögenswerte gefährden und die ordnungsgemäße Durchführung der Bankgeschäfte beeinträchtigen können. Das Banking Supervision Committee soll auch Regeln vorgeben, welche Banken bei der Gründung (Erlaubniserteilung) und beim Betreiben ihrer Geschäfte (laufende Aufsicht) zu beachten haben. Das Banking Supervision Committee hat vier für die verschiedenen Aufsichtsschwerpunkte zuständigen Abteilungen220: Credit Institutions Licensing and Financial Rehabilitation Department, Department for Banking Regulation and Supervision, Department for Foreign Exchange Regulation and Control sowie Main Inspectorate of Credit Institutions. Außerhalb des Bankensektors ist diese Aufsichtsbehörde also auch an der Überwachung von Finanzinstituten und -märkten beteiligt. Die Aufsicht über die Bankentätigkeit in Regionen Russlands wird durch die 78 regionalen Niederlassungen der Zentralbank durchgeführt. Neben der Zentralbank ist das National Banking Board auch für die Bankenregulierung zuständig. Die Mitglieder des National Banking Board sind Vertreter des Präsidenten Russlands, der zwei Kammern des Parlamentes und der russischen Regierung sowie der Zentralbankvorsitzende. Die Aufgabe des National Banking Board besteht in „…drafting proposals on implementation of banking regulatory and supervisory policies“221.
220 221
98
Vgl. Central Bank of the Russian Federation (2003), S. 10. Central Bank of the Russian Federation (2003), S. 10.
ANFORDERUNGEN DER BANKENREGULIERUNG FÜR RUSSLAND
Bank of Russia Banking Supervision Committee Chairman: Kozlow, A. A. First Deputy Chairman of the Bank of Russia
National Banking Board
Bank of Russia regional branches
Credit Institutions Licensing and Financial Rehabilitation Department
Department for Banking Regulation and Supervision
(6 divisions)
(8 divisions)
Department for Foreign Exchange Regulation and Control
(5 divisions)
Main Inspectorate of Credit Institutions (2 divisions and 4 inspectorates)
(78 regions)
Abbildung 7: Bankenaufsichtsbehörden in Russland222 Quelle: In Anlehnung an: Central Bank of the Russian Federation (2003).
4.1.2 Bankaufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen Anfang der 90er Jahren begann der Aufbau der bankaufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen parallel mit der Transformation des russischen Bankensystems. Da dieser Prozess teilweise anarchisch und sehr schnell – nur 13 Jahren seit der Eröffnung erster Geschäftsbanken in Russland nach dem Krach der Sowjetunion im Vergleich mit hundertjährigen Erfahrungen in Westeuropa oder in den USA – voranschritt, sind die heutigen bankaufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen durch eine Menge föderaler Gesetze sowie Anordnungen der russischen Zentralbank gekennzeichnet. Die wichtigsten föderale Gesetze, welche die Tätigkeit der Zentralbank sowie der Geschäftsbanken regulieren, sind die Folgenden: 222
Stand: 2003.
99
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
• „Über die Zentralbank der Russischen Föderation (Bank Russlands)“ Gesetz Nr. 86 vom 10.7.2002; • „Über die Banken und Bankentätigkeit“ Gesetz Nr. 17 vom 3.2. 1996; • „Über die Zahlungsunfähigkeit (den Bankrott) der Kreditinstituten“ Gesetz Nr. 127 vom 26.10.2002; • „Über die Restrukturierung der Kreditinstituten“ Gesetz Nr. 144 vom 8.7.1999; • „Über die Wettbewerbssicherung am Finanzdienstleistungsmarkt“ Gesetz Nr. 117 vom 23.6. 1999; • „Über den Widerstand gegen die Legalisierung der Einkünfte (Geldwäsche), die auf verbrecherische Weise erworben wurden“ Gesetz Nr. 115 vom 7.8.2001. Das Ende 2001 von der Regierung und der Zentralbank angenommene Konzept für den Neuaufbau des Bankensystems ist das erste Dokument, in dem die Problemstellung eines marktwirtschaftlichen Bankensektors eingehend behandelt wird. Grundsätzlich werden hier richtige Maßnahmen gegen entscheidende Schwachpunkte223 des Bankensystems getroffen. Im Rahmen dieses Konzeptes wurden unter anderen auch Maßnahmen zur Änderungen der komplexen Gesetzgebung eingeleitet. In den folgenden Abschnitten sollen wesentliche Änderungen der föderalen Gesetze zur Regelung des Bankgeschäfts aufgezeigt werden. Zuerst zum Föderalen Gesetz „Über die Zentralbank der Russischen Föderation (Bank Russlands)“ Nr. 86 vom 10.7.2002: Die erste Fassung des Gesetzes über die Bank Russlands vom Dezember 1990 begründete deren Unabhängigkeit von der Regierung. Die Zentralbank wurde als Hauptbestandteils des aus zwei Ebenen bestehenden Bankensystems verankert. Die zweite Fassung des Gesetzes über die Zentralbank vom 26. April 1995 enthielt eine präzisere und ausführlichere Beschreibung und Festlegung der Zentralbankfunktionen. Dies festigte die unabhängige Stellung der Geldmacht des Landes. Hierbei handelt es sich um ein zukunftsweisendes Gesetz, dessen Potential bis heute nicht voll ausgeschöpft ist. Jedoch war auch im Gesetz aus dem Jahre 1995 der Status der Bank Russlands noch nicht exakt genug definiert. Daher wurden Korrekturen an diesem Dokument durch die Duma notwendig. Eine Ursache für die Notwendigkeit dieser Nachbesserungen bestand darin, dass die Unabhängigkeit der Bank Russlands postsowjetischen Kräften suspekt war, denn die Staatsbank der ehemaligen UdSSR war der Zentralregierung unterstellt und konnte keine ei223
Ausführlicher zur Defizite der russischen Bankwirtschaft siehe Kapitel 3, Abschnitt 3.1.
100
ANFORDERUNGEN DER BANKENREGULIERUNG FÜR RUSSLAND
genen Beschlüsse fassen. Damit war auch eine mangelnde Transparenz wichtiger Arbeitsbereiche der Zentralbank verbunden. Das neue Gesetz über die Zentralbank Russlands beseitigt Mängel der bisherigen Fassung und ermöglicht den weiteren Aufbau eines marktwirtschaftlichen Bankensystems. Die Änderungen des Gesetzes, die den Status der Zentralbank Russlands betreffen, haben das Hauptproblem jedoch nicht gelöst. Eine eindeutige Festlegung des Status der Zentralbank steht bis heute aus. Dieser Umstand erschwert eine adäquate Funktionsweise sowohl der Zentralbank selbst als auch der gesamten Kreditwirtschaft.224 Gesetzlich hat die Zentralbank Russlands mittlerweile den Status einer eigenständigen juristischen Person, so dass einige Verfasser in der Literatur annehmen, dass die Zentralbank eine kommerzielle Organisation sei. Andere bezeichnen die Zentralbank als eine nichtkommerzielle Organisation. Sowohl die eine als auch die andere Position findet ihre Bestätigung in den Bestimmungen des Gesetzes über die Zentralbank Russlands. So ist die Zentralbank zwar gesetzlich verpflichtet, die Ausgaben durch eigene Einnahmen auszugleichen. Gleichzeitig regelt das Gesetz, dass eine Gewinnerzielung nicht vorgesehen ist. Die Zentralbank gilt zwar als nichtkommerzielle Organisation. Sie ist aber keine staatseigene Institution, denn die Zentralbank erfüllt verschiedene Bestimmungen des russischen Zivilgesetzbuches über staatliche Organisationen nicht. Da weder das Zivilgesetzbuch noch die Verfassung eine exakte Festlegung des Status der Zentralbank Russlands enthält, sind nach wie vor Korrekturen notwendig um dem Doppelstatus zu beenden. Eine Zentralbank sollte nach westlichen Erfahrungen ausschließlich ihren stabilitätspolitischen Zielen (innere und äußere Stabilität der Währung) verpflichtet sein, und darf nicht mit Zielkonflikten – wie etwa kommerzielle oder haushaltspolitische Aufgabenstellungen – konfrontiert sein, um ihre Aufgaben effizient erfüllen zu können. Weitere Änderungen der neuen Fassung dieses Föderalen Gesetzes betreffen die Erweiterung der Funktionen der Zentralbank Russlands. Ergänzt wurden die Bereiche Haushaltskontoführung, Verwaltung der Gold- und Devisenreserven der Zentralbank Russlands, Festlegung der amtlichen Devisenkurse, der Abrechnungsmodalitäten und Regelung der Devisenbörsenaktivitäten. Wichtige Änderungen betreffen das Führungsgremium der Zentralbank Russland. Gemäß neuer Fassung des Gesetzes ist ein großer Teil der Funktionen des Direktorenrats und der Befugnisse der Duma zur Aufsicht über die Tätigkeit der Zen-
224
Ausführlicher dazu siehe Abschnitt 4.3.2. dieses Kapitels.
101
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
tralbank auf dem sog. National Banking Board225 übergegangen. Eine Grundsatzdiskussion entbrannte um die Neuverteilung der Befugnisse zwischen dem National Banking Board und dem Direktorenrat der Zentralbank, da nach neuem Gesetz der Direktorenrat nicht mehr das oberste Leitungsorgan der Zentralbank ist. Der Direktorenrat ist lediglich noch für die operative Leitungsfragen zuständig und dem National Banking Board rechenschaftspflichtig. Strategische Fragen werden vom National Banking Board gelöst, obwohl der National Banking Board im Gesetz nicht als Leitungsorgan der Zentralbank genannt wird. In der neuen Fassung des Gesetzes sind die Aufsichtsfunktionen der Zentralbank präziser dargelegt. Die Zahl der verbindlichen Normative, die von der Zentralbank für die Banken eingeführt werden, ist geringer geworden. Die Regeln für die Durchführung der Prüfungen in den Kreditinstituten und für die Anwendung von Sanktionen wurden weiter verbessert. Als positiv sind vor allem jene Korrekturen zu werten, mit denen die Befugnisse der Zentralbank Russlands zur Anwendung verschiedener Regulierungsmaßnahmen erweitert werden. Die Zentralbank kann bspw. die Reorganisation einer Bank verbieten, wenn der Verdacht einer Verschleierung dubioser Geschäftstransaktionen vorliegt oder wenn die Eigenkapitalvorschriften nicht erfüllt werden können. Derzeit ist es für die Zentralbank Russlands jedoch immer recht schwierig, Kreditinstitute mit Sanktionen für verschiedene Übertretungen zu belangen, weil bspw. Geldstrafen nur noch auf dem Rechtswege erhoben werden können. Nach Ansicht einiger Wirtschaftsfachleute trägt die angenommene Fassung trotz aller Änderungen einen Übergangscharakter; an ihr wird zweifellos weiter gearbeitet.226 Nun zu Gesetzesänderungen, welche die Frage der Zahlungsunfähigkeit der Kreditinstitute regeln. Nach Angaben der Zentralbank Russlands wurden in den Jahren des Bestehens des russischen Kreditsystems 1354 Kreditinstituten Bankgeschäftslizenzen entzogen. In 770 Kreditinstituten wurde das Liquidationsverfahren vollständig abgeschlossen. In Liquidation verblieben im Jahre 2002 bspw. 584 Kreditinstitute. Das bedeutet diesen Banken wurden zwar die Lizenz entzogen, die Geschäftsaktivitäten wurden aber noch nicht vollständig abgeschlossen. In 279 Kreditinstituten dauerten damals die Liquidationsverfahren schon mehr als drei Jahre an.
225
226
National Banking Board is a collegiate body of the Bank of Russia comprised of representatives of the President of Russia, both chambers of the State Assemly (Parlament) and the Government of the Russian Federation as well as the Bank of Russia Chairman; vgl. Central Bank of the Russian Federation (2003), S. 8. Vgl. Golikovа J. / Hochlenkovа М. (2002), S. 5.
102
ANFORDERUNGEN DER BANKENREGULIERUNG FÜR RUSSLAND
Diese Problematik hat sich weiter verstärkt. Gegenwärtig wird in Russland noch immer ein gerichtliches Konkurs- und Liquidationsverfahren aus den 90er Jahren angewendet. Dieses wurde durch verschiedene administrative Maßnahmen zwar ergänzt, die Zentralbank ist dennoch nur berechtigt, einem Kreditinstitut die Lizenz zu entziehen. Für das Konkursverfahren selbst sind gerichtliche Organe zuständig, das Gerichtsorgan setzt aber den Konkursverwalter ein und betreibt den gesamten, oftmals langwierigen Prozess der Bankliquidation. Das Verfahren ist nach den gegenwärtig geltenden Gesetzen jedoch so unklar dargelegt, dass das Konkursverfahren von interessierten Personen beliebig hinausgezögert werden kann. In den Korrekturen am Gesetz „Über die Zahlungsunfähigkeit (den Bankrott) eines Kreditinstitutes“ bezweckt die Verstärkung der administrativen Aspekte des Liquidationsverfahrens. Dazu gehören u. a. die Teilnahme des Eigentümers am Insolvenzverfahren, die Teilnahme des Staates, der öffentliche Charakter solcher Prozesse unter Beteiligung von unabhängigen Gutachtern und Insolvenzverwaltern. Im Dokument enthalten sind Normen, die das Insolvenzverfahren für Banken verbessern und dessen Gewicht verstärken. Mit diesem Föderalen Gesetz ist die Zentralbank in die Lage, Banken, die nicht fähig sind, ihre geschäftlichen Aufgaben zu bewältigen, unverzüglich und effektiv vom Markt zu entfernen, wobei die Rechte von Gläubigern und Einlegern weitestgehend geschützt sind. Im neuen Gesetz wird erstmalig eine Art genereller Unternehmensliquidator (Sanierer) die Hauptrolle spielen. Gerade er wird mit allen Funktionen eines Konkursverwalters beauftragt, die bisher von verschiedenen Administratoren wahrgenommen wurden. Die bisherigen Abwickler (Administratoren) haben durch Absprachen mit ehemaligen Aktionären der Bank oder besonders großen Gläubigern eher wirtschaftlichen Schaden eingerichtet als diesen zu begrenzen. Als Generalliquidator der zahlungsunfähigen Kreditinstitute, welche Einlagen der Bevölkerung verantworten, tritt eine sog. „Agentur für die Restrukturierung von Kreditinstituten“ auf. Die Abwicklung oder Sanierung von zahlungsunfähigen Kreditinstituten ohne Depositen der Bevölkerung übernehmen andere, zu diesem Zweck von der Zentralbank akkreditierte juristische Personen, wobei bestimmte Auflagen der Zentralbank zu erfüllen sind. Eine solche Disposition wird nicht nur vom sog. Gläubigerrat begründet und dem zuständigen Gericht entschieden, sondern zusätzlich von der Zentralbank Russlands beaufsichtigt. Die Entstehung einer besonderen staatlichen Struktur zur Bankenliquidation und die Delegation von Kontrollfunktionen auf professionelle Liquidatoren durch die Zentralbank soll der Etablierung neuer sowie effizienterer administrativer Verfahren der Restrukturierung des Bankensektors dienen.
103
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
Es wird im Gesetzentwurf damit auch die persönliche Verantwortlichkeit des einzelnen Konkursverwalters erhöht. Wird einem Kreditinstitut durch Handlungen bzw. Untätigkeit der Konkursverwalter Schaden zugefügt, müssen diese mit ihrem Vermögen, ihre Haftpflichtversicherung und anderen Arten der finanziellen Haftung für entstehende Schäden aufkommen. Ferner sind im Gesetz Bankrott- und Liquidationsverfahren sowie die Einführung der Maßnahmen zur Beschleunigung dieser Verfahren mit größerer Exaktheit als früher dargelegt. Insbesondere werden Beobachtungsverfahren gegenüber den Banken aufgehoben. Dabei soll das Konkursgericht die Insolvenzsache innerhalb eines Monats nach Eingang des Antrages auf die Erklärung eines Kreditinstitutes als insolvent prüfen. In der bisher geltenden Fassung des Gesetzes wird eine solche Verfahrensordnung nicht einmal erwähnt. Abgesehen von den aufgezählten Maßnahmen wird mit den Korrekturen zum Gesetz die Verantwortlichkeit der Manager und Eigentümer bzw. (Gründer) eines Kreditinstitutes für das Erreichen des Zahlungsunfähigkeitszustandes verschärft. Die Gründer eines Kreditinstitutes werden subsidiäre Haftung für Verbindlichkeiten eines Kreditinstitutes in dem Fall tragen, wenn sie bei den Anzeichen der Zahlungsunfähigkeit keine adäquaten Maßnahmen zur finanziellen Gesundung des Kreditinstitutes getroffen haben. In einer ähnlichen Situation kann dem Leiter eines Kreditinstitutes das Recht entzogen werden, fünf Jahre lang die gleiche Funktion zu bekleiden und dem Aufsichtsrat bzw. Direktorenrat des Unternehmens anzugehören. Hinsichtlich der bankenrelevanten Gesetzesreformen ist auch die neue Bestimmung zur Risikovorsorge (Anordnung „Über die Bildung von Reserven durch Kreditinstitute für eventuelle Verluste“ Nr. 137 vom 12.4. 2001) von Belang. Mit dieser neuen Bestimmung wurden die Instrumente und die vorsorgepflichtigen Risiken erweitert definiert, bei denen Rücklagen für eventuelle Verluste von den Banken zu bilden sind.227 Neben den Anleiheschulden werden heute auch einigen Anlagen in Wertpapieren, einigen Geschäften mit Deviseninländern in den Off-ShoreZonen und die in der Bilanz nicht ausgewiesenen Geschäfte, Termingeschäfte, Staatspapiere sowie steuerliche und andere Verbindlichkeiten der Banken gegenüber dem Staat erfasst. Der Umstand, dass die Höhe der Rücklagen für eventuelle Verluste von den Kreditinstituten selbst anhand der Bewertungen über das Risikoniveau festgelegt wird, ist von besonderer Bedeutung. Selbstverständlich behält sich die Zentralbank Russlands das Recht vor, die Vollständigkeit der erfassten Faktoren zu prüfen, die sich auf das Risikoniveau, die Richtigkeit der Risikobewertungen eines Kreditinstitutes und dementsprechend auch auf die Rücklagenbildung auswirken. 227
Vgl. Besdudnij M. A. (2002), S. 3.
104
ANFORDERUNGEN DER BANKENREGULIERUNG FÜR RUSSLAND
Ferner bemüht sich die Zentralbank um die Ausarbeitung effektiver Maßnahmen gegen eine fiktive Erhöhung des Eigenkapitals. Nach der Einschätzung der Zentralbank hat in den letzten zehn Jahren etwa die Hälfte der russischen Banken unzureichende Methoden auf diesem Gebiet angewandt. Mit dem Entwurf der Zentralbankanweisung (Nr. 159) werden die Banken künftig verpflichtet, in ihren buchhalterischen und sonstigen Rechenschaftsberichten die Höhe ihrer Eigenmittel exakter anzugeben und zu veröffentlichen. In dieser Anweisung der Zentralbank wird wahrscheinlich das Recht der Zentralbank präzisiert, selbständig, d. h. unabhängig von den Bewertungen eines Kreditinstituts, Aktiva und Passiva eines jeden Kreditinstitutes zu bewerten. Dieses Recht ist bereits im Artikel 73 des Föderalen Gesetzes Nr. 83 vom 19.1.2001 „Über die Aufnahme der Änderungen am Artikel 73 des Föderalen Gesetzes „Über die Zentralbank der Russischen Föderation“ verankert.228 Große Anstrengungen werden des Weiteren – auch im Kontext internationaler Vereinbarungen – für wirksame entsprechende Maßnahmen gegen die Geldwäsche untergenommen. So wurde am 30.10.2002 das föderale Gesetz "Über den Widerstand gegen die Legalisierung der Einkünfte (Geldwäsche), die auf verbrecherische Weise erworben wurden“ ausgearbeitet und angenommen. Mit diesem Gesetz wurde den Banken auf legislativem Weg das Recht eingeräumt, zweifelhaften Personen Kontoeröffnungen verweigern und dubiose Transaktionen ablehnen zu können. Neben den schon angesprochenen Maßnahmen ist laut Modernisierungsplan der russischen Regierung und der Zentralbank ferner geplant, das Spektrum der verfügbaren Finanzinstrumente zu erweitern und insbesondere langfristige Finanzierungsformen zu fördern. Im Herbst 2000 wurde über das 1998 verabschiedete Leasinggesetz debattiert.229 Hintergrund der Debatte sind veraltete Regelungen des Leasinggesetzes, die mit den Vorschriften des Zivilgesetzbuches sowie u. a. mit den Abschreibungsfristen des neuen Steuerkodex unvereinbar sind. Die hieraus resultierende Rechtsunsicherheit für Leasinggeber wie -nehmer behindert die Entwicklung des bislang noch unbedeutenden Leasingmarktes.230 Hinzu kommt, dass der Marktzutritt ausländischer Leasinggesellschaften aufgrund der bestehenden Praxis der Lizenzvergabe schwierig ist. Ausländische Finanzdienstleister vermeiden 228 229 230
Vgl. Besdudnij M. A. (2002), S. 4. Vgl. Föderales Gesetz “Über Leasing“, in: Sobranie Zakonodatel'stva Rossiskoj Federacii Nr. 44/1998, S. 98179832. Die Leasingaktivitäten haben in jüngerer Zeit offenbar nicht nennenswert zugenommen. Im ersten Halbjahr 2000 schlossen Unternehmen bei Leasinggesellschaften Verträge in Höhe von 0,4 Mrd. Rubel ab. Der Anteil der Aufwendungen für Leasing an den Investitionen in Grundkapital betrug wie im Jahr 1999 nur 0,1%. Das Leasingvolumen soll sich Schätzungen zufolge auf etwa 500 bis 700 Mio. US-Dollar belaufen (1994: 3 Mio. US-Dollar). Insgesamt sind die Leasingaktivitäten in Russland weitaus geringer als in anderen Transformationsökonomien. Vgl. Goskomstat (2000), S. 135 sowie Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Berlin / Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (2000), S. 15.
105
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
grenzüberschreitende Leasinggeschäfte, wenn sie Schwierigkeiten bei der Zahlung von Leasingraten oder bei eventuellen Eigentumsrückforderungen befürchten.231 Auf russischer Seite sind von den nach wie vor bestehenden Problemen auf dem Leasingmarkt vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen betroffen, für die der Zugang zu langfristigen Bankkrediten schwierig ist und für die Leasing eine alternative Form langfristiger Finanzierung bieten würde.232 Sicherlich bedürfen die bestehenden Gesetze künftig der weiteren Aufarbeitung aller internationalen Erfahrungen unter Berücksichtigung der russischen Besonderheiten, insbesondere der jüngsten Wirtschaftsdynamik. Jedoch trägt die Politik des Staates, die auf eine schrittweise Anpassung der entsprechenden Gesetzesnormative ausgerichtet ist, mit der verbesserten Rechtssicherheit und den ordnungspolitischen Grundstrukturen bereits heute stärker zum nachhaltigen russischen Wirtschaftswachstum im Allgemeinen und zum Aufbau des Bankensektors im Besonderen bei. 4.2
Vorschläge für die russische Aufsichts- und Regulierungspraxis
Für die Überwindung der bestehenden institutionellen Defizite im russischen Bankensektor soll die Bankenregulierungspraxis, d. h. die Bankenaufsichtsstruktur sowie die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen – incl. der Einlagensicherung – weiter verbessert werden. In diesem Aufgabenbereich sind folgende notwendige Reformen besonders hervorzuheben: • Reorganisation der Bankenaufsichtsstruktur Wie schon im Kapitel 2 (Abschnitt 3.1.) bereits angesprochen, spielt die Zusammenschließung von Banken, Wertpapierfirmen, Versicherungen und anderen Finanzdienstleister zu Finanzkonglomeraten in der internationalen Praxis eine immer größere Rolle. Diese Tendenzen sind auch in Russland zu beobachten. Infolgedessen müssen die Aufsichtstrukturen mit diesen rasanten Veränderungen am Finanzdienstleistungsmarkt der Schritt halten. Mit diesem Bezug wäre die Schaffung einer für alle Bereiche der Finanzdienstleistungen zuständige Aufsichtsbehörde – sog. Allfinanzaufsichtsbehörde233 – nach dem schon in Deutschland, Großbritannien sowie in anderen westeuropäischen Ländern funktionierenden Modell der All231 232
233
Vgl. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Berlin / Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (2000), S. 16. In Russland existieren etwa 900 000 Kleinunternehmen, in denen rund 9% der erwerbstätigen Bevölkerung beschäftigt sind. Vgl. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Berlin / Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (2000), S. 17. Vgl. dazu auch Wiegert, R. (2003): „... a new independent agency on the basis of the supervisory department of the Central Bank should be founded”.
106
ANFORDERUNGEN DER BANKENREGULIERUNG FÜR RUSSLAND
finanzaufsicht sinnvoll. Solch eine vernetzte Finanzaufsicht „unter einem Dach“ könnte Aufsichtsüberschneidungen durch mehrere Aufsichtsbehörden vermeiden, Doppelarbeit einsparen und rechtzeitig auf Produktinnovationen reagieren. Der Ausbau einer solchen Allfinanzaufsichtsbehörde muss nicht die Herauslösung der Zentralbank aus der Finanzaufsicht bedeuten. In vielen Ländern (vgl. bspw. Beispiel Deutschlands) hat sich die Zusammenarbeit der Aufsichtsbehörde und der Zentralbank bewährt. Man muss die Erkenntnis berücksichtigen, dass die Zentralbank das Finanzmarktgeschehen und das Risikopotential unter anderen Blickwinkeln als die Finanzaufsichtsbehörde verfolgt. Zum anderen verfügt die Zentralbank normalerweise über einen Unterbau, der auch in die Finanzaufsicht eingebunden werden kann (z. B. für die im Rahmen des „Supervisory Review Prozess“ laut Basel II-Richtlinien vorgesehenen Vorortprüfungen).234 Die bisherigen Aktivitäten der russischen Zentralbank können als erste Schritte zur Reorganisation der Bankenaufsicht in Russland entsprechend internationalen (westlichen) Erfahrungen bewertet werden. So hat das Direktorium der russischen Zentralbank, bisher allein zuständig für die Bankenaufsicht, kürzlich den Beschluss gefasst, die Organisation der Bankenaufsicht an eine neu geschaffene Unterabteilung, eine sog. Hauptinspektion für Kreditinstitute, zu delegieren. Vorgesehen sind verschiedene Generalinspektionen mit spezieller Zuständigkeit für verschiedene Regionen Russlands. Diese neue Hauptinspektion ist zunächst aber lediglich beauftragt, neue Inspektionsansätze und -methoden auszuarbeiten. Ferner wird auch an der Schaffung eines Bankenkuratoriums gearbeitet. Die Bankkuratoren werden für den Zustand von bestimmten Banken in den ihnen unterstehenden Regionen verantwortlich sein. Für die Organisation einer solchen Aufsicht läuft bereits ein Experiment in einigen Territorialverwaltungen. Dieser Aufsichtsmechanismus soll übrigens auch die Einlagensicherung überwachen: Jede Bank, die dem Einlagensicherungssystem angehört, wird gleichzeitig von den zuständigen Kuratoren überwacht. Die oben erwähnten Maßnahmen führen sicher noch nicht zur Schaffung einer Allfinanzaufsichtsbehörde, aber sie unterstützen die Umwandlung der bisher existierenden unzureichenden Bankenaufsicht zu einer politisch unabhängigen und hohen fachlichen Standards verpflichteten Institution.
234
Ausführlicher dazu siehe Kapitel 2, Abschnitt 3.2.1.
107
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
• Übergang von der formellen Bankenbewertung zur Ertrags- und Risikoorientierung Für eine differenziertere Bankbewertung und die Schaffung von Vertrauen in das Geschäftsbankensystem ist die Entwicklung von Controllingsystemen und internen Bankenratings, welche durch neue aufsichtsrechtliche Normen – etwa vergleichbar mit international üblichen Eigenkapitalstandards – stimuliert werden besonders zu empfehlen. Die Kenndaten, welche von großer Bedeutung für die Bankenaufsicht sind, lassen sich in vier Gruppen aufteilen: 1. Bewertung der Geschäftsaussichten der Bank; 2. Finanzstabilität nach Cash Flow – Analysen; 3. Controllingsysteme, insbesondere Risikomanagement; 4. Führungsstrukturen und Managementqualität. Für den Übergang zur ertrags- und risikoorientierten Bankenbewertung erlangt das Recht der Zentralbank Russlands, professionelle Urteile bei der Bewertung der Geschäftsaussichten einer Geschäftsbank, bei der Analyse ihrer Finanzstabilität, der Managementqualität und der korporativen Unternehmensverwaltung zu fällen, erstrangige Bedeutung.235 Obwohl im Rahmen einiger Föderaler Gesetze, mit denen die Tätigkeit der Banken und die Bankenaufsicht geregelt werden,236 der Spielraum der Bankenaufsicht bereits weitgehend geregelt ist237, ist es nunmehr erforderlich, zwecks Reorganisation der Bankenaufsicht ein spezielles Gesetze zu schaffen. In diesem Gesetz sollten Ziele, Funktionen und Ansätze der Bankenregulierung entsprechend internationaler Standards definiert werden.238 Die Praxis der ausländischen Aufsichtssysteme zeigt, dass eine unabhängige, sachgerechte Bankbeurteilung praktisch in allen Ländern existiert. • Aufbau eines Einlagensicherungssystems Der Aufbau eines kollektiven Einlagensicherungssystems der Geschäftsbanken ist eine der wichtigsten Aufgaben im Rahmen der Modernisierung der Bankwirtschaft in Russland. Die Einlagensicherung der Bevölkerung nur bei Banken mit staatlicher Beteiligung, wie es heute der Fall ist, entspricht nicht den Prinzipien des Wettbewerbs. Das Ausbleiben fester Garantien zwingt die russische Bevölkerung dazu, die Ersparnisse durch den Kauf von Fremdwährung (insbesondere USDollar) abzusichern. Ein adäquates Einlagensicherungssystem wird als Alternative 235 236 237 238
Vgl. o. V. (2002), S. 26. Deise föderale Gesetze sind im Abschnitt 4.1.2. dieses Kapitels aufgelistet. Aber leider ziemlich formal. Vgl. Simanowskij A. J. (2002),S. 4.
108
ANFORDERUNGEN DER BANKENREGULIERUNG FÜR RUSSLAND
zur staatlichen Garantie der Sberbankdepositen für Kleinanleger etabliert und somit den unverzerrten Wettbewerb im russischen Bankensektor ermöglichen. Erst Ende 2003 wurde in Russland ein föderales Gesetz „Über die Sicherung der Einlagen der natürlichen Personen in den Banken Russlands“239 verabschiedet. Dieses Gesetz dient von allem den Interessen der Bevölkerung mit niedrigen bzw. mittleren Einkommen: Die maximale Höhe der Entschädigungszahlungen für Einlagen von nicht mehr als 20 000 Rbl. (Gegenwert von ca. 660 US-Dollar), beträgt 100 % des Einlagenbetrages. Höhere Einlagen sind nicht vollständig gesichert. Bei Einlagen über 20 000 Rbl. (Gegenwert von ca. 660 US-Dollar) werden 20 000 Rbl. plus 75 % der Restsumme der Bankverbindlichkeiten gegenüber dem Kunden ausgezahlt. Die maximale Höhe der gesamten Einlagenentschädigung kann jedoch nicht über 95 000 Rbl. (ca. 3 000 US-Dollar) hinausgehen. Den Restbetrag bekommt der Einleger eventuell im Laufe des Konkursverfahrens gegen die Bank. Die Einlagen werden von der „Agentur für die Restrukturierung von Kreditinstituten“ versichert. In das Einlagensicherungssystem werden nur die Banken aufgenommen, die den im Gesetz festgelegten Zulassungskriterien genügen. Sie müssen dafür bis zu 0,15 % des Gesamtumfangs der beschafften Einlagen an den Versicherungsfonds (quartalsweise) abführen. Als Versicherungsfall wird der Lizenzentzug beim Kreditinstitut gelten. Zwei Wochen nach Eintritt des Versicherungsfalls sind die Einleger berechtigt, sich an die Agentur für die Restrukturierung von Kreditinstituten zu wenden und die Auszahlung der Versicherungssumme zu verlangen, die dann innerhalb von drei Tagen ausgezahlt werden soll. • Aufbau eines Kreditbüros Derzeit fehlen noch in Russland verlässliche Informationen über die Zuverlässigkeit der Banken und Kunden. Für die Erhöhung der Informationstransparenz der Kundschaft sowie des Rechtsschutzes für Banken ist die Einrichtung eines Kreditbüros und Pfandregistrierungsbüros anhand von westlichen Erfahrungen (vgl. bspw. der deutschen SCHUFA) zu empfehlen.
239
Nr. 177 vom 23.12.2003.
109
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
• Reportingoptimierung Derzeit gibt es bei der Zentralbank keine einheitliche Aufsichtsdatenbank. Jede für die Finanzaufsicht zuständige Abteilung der russischen Zentralbank ist auf ihre eigenen Informationsquellen angewiesen und baut ihre eigene Datenbank auf. Um die Berichterstattung der Banken zu optimieren, soll zunächst einmal eine einheitliche zentralbankinterne Datenbank aufgebaut werden. Nur auf einer solchen Grundlage wird es künftig möglich sein Informationen effizienter zu nutzen und die Aufsichtsfunktionen sachgerecht auszuüben. Für die Effizienzerhöhung des Reportings der Geschäftsbanken sollen Geschäftsberichte künftig auch in elektronischer Form eingereicht und ausgewertet werden. • Übergang zu den internationalen Rechnungslegungsstandards Für die Verbesserung der Transparenz und Risikobeurteilung der russischen Geschäftsbanken ist der Übergang zu den internationalen Rechnungslegungsstandards besonders zu empfehlen. Die international üblichen Standards werden das Vertrauen in das russische Bankensystem seitens ausländischer Investoren erhöhen und somit den Zufluss von Auslandkapital fördern. • Weitere Qualifikation der Mitarbeiter der russischen Zentralbank und Professionalisierung der Bankenaufsicht Wie schon im theoretischen Teil dieses Kapitels und zwar im Abschnitt 1.3. angesprochen, sind die Aufsichtsbehörden im Vergleich zu den von ihnen kontrollierten Banken in allen Ländern – und nicht nur in Russland – mit hochqualifizierten Fachpersonal schlechter ausgestattet. Die hohe Zahl von Produktinnovationen – insbesondere im Bereich der derivativen Finanzinstrumente – erzwingt einen ständigen Schulungsbedarf seitens der Mitarbeiter der Aufsichtbehörden. Infolgedessen wäre es sinnvoll, die Programme zur Weiterbildung der Mitarbeiter – insbesondere älter als 50 oder jünger als 30 Jahren, deren Anteil an der gesamten Mitarbeiterzahl bei der russischen Zentralbank ca. 38 % beträgt240 – zu verstärken.
240
Laut Statistik der russischen Zentralbank sind insgesamt 4 113 Mitarbeitern, davon 964 Mitarbeitern, die jünger als 30 Jahren und 618 Mitarbeitern, die älter als 50 Jahren sind, bei der Zentralbank tätig. Vgl. Central Bank of the Russian Federation (2003), S. 48.
110
ANFORDERUNGEN DER BANKENREGULIERUNG FÜR RUSSLAND
4.3
Konzeptionelle Fragestellungen
4.3.1 Möglichen Entwicklungsszenarien für den Bankenwettbewerb Der staatliche Eingriff in den russischen Bankenmarkt kann mit sehr gut im Rahmen der normativen Regulierungstheorie begründet werden. Das Argument für einen stützenden staatlichen Eingriff liefert das Vorhandensein eines natürlichen Monopols auf dem russischen Markt für Finanzdienstleistungen. Laut der normativen Theorie der Bankenregulierung liegt ein natürliches Monopol im Kreditwesen vor, wenn einige einzige Bank aufgrund fallender Grenzkostenverläufe den gesamten Finanzdienstleistungsmarkt kostengünstiger versorgen kann als andere Banken. Im Fall Russlands hat die größten staatlichen Bank – die Sberbank – quasi die Monopolstellung in Russland. Sie hält 72,6 % der Ersparnisse der Bevölkerung, wozu ein dichtestes Filialnetz von 20 203 Filialen in ganz Russland beiträgt. Diese Monopolstellung der Sberbank ist auch durch eine staatliche Garantie der Depositen für Kleinsparer zu erklären. Auch bei der Finanzierung der Haushaltdefizite des russischen Staates ist die Sberbank größter Investor des Bankensystems. Im Fall Russlands ist also die Gefahr, dass die Sberbank ihr Monopol zu Lasten der anderen Marktteilnehmer ausnutzt als recht groß einzuschätzen. Für die zukünftige Entwicklung des russischen Bankensektors sind gegenwärtig – unter dem Betrachtung aller Besonderheiten und aktueller Tendenzen in der Bankwirtschaft Russlands241 – laut russischer Zentralbank und den Bankenverbänden – drei Szenarien vorstellbar:242 Szenario 1: Weitere Dominanz zentralstaatlicher Geschäftsbanken. Dieses Szenarium geht davon aus, dass die vorherrschende Stellung von Sberbank und Vneshtorgbank bzw. ihrer Holdinggesellschaften mit Unterstützung der Regierung erhalten bleiben. Das größte Wachstum wird auf diese Banken entfallen, insbesondere im Kreditgeschäft. Die Aktivbestände des Bankensystems erreichen ausgehend von den bisherigen Trends im Jahre 2006 ca. 39-40 % des BIPs, wobei das Kreditvolumen dann ca. 18-19 % des BIPs entspricht. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenariums ist jedoch eher als gering zu bewerten, denn die Zuwachsraten der Aktivbestände der Banken mit staatlicher Beteiligung verringerten sich in den letzten Jahren. Außerdem stellte die Regierung und die Duma die Aufgabe der Privatisierung dieser Banken.
241 242
Siehe ausführlicher dazu Kapitel 3 der Arbeit. Mit Bezug auf o. V. (2002a), S. 5.
111
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
Szenario 2: Oligopolistisches Bankensystem. Der Kern dieser Entwicklungsvariante wäre die Bildung großer privatwirtschaftlicher Systemstrukturen des Geschäftsbankensektors, welche ohne staatlichen Einfluss funktionieren. Kleinere und mittelgroße Banken werden in diesem Prozess durch die strengen Anforderungen der Bankenaufsicht verdrängt. In diesem Szenarium sind auch die Möglichkeiten der staatlichen Banken begrenzt, da die Privatisierungspolitik konsequent verwirklicht wird. Die Geld-, Kredit- und Finanzströme werden in wenigen großen vernetzten Finanz- und Industriegruppen bzw. Holdinggesellschaften konzentriert. Damit wird die Konkurrenz im Bankensektor auf einige wenige Geschäftsbanken eingeschränkt. Bei einer solchen Entwicklung werden im Vergleich zu anderen Sektoren des Bankensystems die Kreditbestände der „Rohstoffbanken“ kaum wachsen können. Ein Problem stellt dabei auch das überdurchschnittliche Wachstum von liquiden (in der Wirtschaft nicht eingesetzten) Aktivbeständen dar, wobei die Gefahr besteht, dass Kapital ins Ausland abfließt. Hier ist eine Erhöhung der Aktivbestände im Bankensystem zum Jahr 2006 bis auf 37-38 % des BIPs, die der Kredite bis auf 16-17 % zu erwarten. Sollte die künftige Wirtschaftsstruktur Russlands insgesamt durch eine eher geringe Zahl von großen Finanz- und Industriegruppen – unter Beibehaltung der vorherrschenden Stellung der Rohstoffbereiche – geprägt werden, so ist ein solches Szenarium wahrscheinlich. Szenario 3: Verstärkung des Bankenwettbewerbes durch private Aktienbanken, neue Sparkassen und genossenschaftliche Institute Das dritte Entwicklungsszenarium besteht aus einer Mischung zwischen fortschreitender Kapitalkonzentration und der Förderung von mittelgroßen Banken sowie der wachsenden Konkurrenz zwischen ihnen. Dabei soll die Rolle der staatlichen Banken verringert werden. Bezeichnend für dieses Szenarium ist auch die Verbindung der fortschreitenden Bankkapitalkonzentration mit der Erweiterung der Konkurrenz, der Diversifikation der Geschäfte von „Rohstoffbanken“, ebenso wie mit dem Ausbau der Bankgeschäfte anderer Finanz- und Industriegruppen. In einem solchen Szenarium werden Aktivbestände des Bankensystems zum Jahr 2006 bis auf 40-42 % des BIPs, Kredite bis auf 19-20 % des BIPs erhöht. Sofern die wirtschaftliche Politik der Förderung des kleineren und mittelständischen Business, der Inlandsnachfrage und der Importverdrängung staatlicherseits fortgesetzt wird, kann die Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenariums als recht hoch eingestuft werden.
112
ANFORDERUNGEN DER BANKENREGULIERUNG FÜR RUSSLAND
Für die Ablösung der Monopolstellung der Sberbank und für die zukünftige Verfeinerung des russischen Geschäftsbankensystems wäre die Verwirklichung des dritten Szenariums notwendig. Regierung und Regulierungsbehörden bemühen daher um die Fortsetzung der Bankenreform, wie vom Präsidenten der Russischen Föderation Putin am 18. April 2002 dargelegt: „Die wichtigste Bedingung für eine dynamische wirtschaftliche Entwicklung besteht in einer effektiven Reform des Bankensystems. Dadurch sollen Finanzressourcen akkumuliert und in Investitionen umgewandelt werden. Unter diesen Bedingungen soll das Zurückbleiben in der Bankreform aufgeholt werden; die Bankenaufsicht soll verstärkt werden; die Transparenz im Bankgeschäft ist zu gewährleisten; Maßnahmen zur Kapitalisierung der Bankgeschäfte sind durchzuführen.“243 Abgesehen davon, daß die vorgesehenen und schon erfüllten Maßnahmen im Rahmen des dritten Entwicklungsszenariums – welches auf die Verstärkung des Bankenwettbewerbes durch private Aktienbanken, neue Sparkassen und genossenschaftliche Institute zielt – liegen, tendiert die russische Bankwirtschaft bisher immer noch zu einer Mischform aus dem ersten und zweiten Entwicklungsszenario. Die 30 größten Geschäftsbanken Russlands – incl. der staatlichen Sberbank – verfügen derzeit über ca. 67 % des Geschäftsvolumens der insgesamt über 1327 in Russland tätigen Kreditinstitute.244 Eine Reform des russischen Bankensektors wird im In- und Ausland auch von Wissenschaftlern und Verbänden der Wirtschaft gefordert. Im Blickfeld der besonderen Geschäftsbankenstruktur Russlands ist dabei in der Regel ebenfalls die herausragende Stellung der Sberbank, da diese in der bisherigen Form marktwirtschaftlichen Verhältnissen zunächst grundsätzlich nicht entspricht. Welfens bspw. merkt dazu – offensichtlich auf das deutsche Dreisäulenmodell anspielend – an: „Introducing competition in the banking sector would require splitting up Sberbank – eg. into regional savings banks and a cooperative banking institution.”245 Dem ist grundsätzlich zuzustimmen, die Entwicklungen in den letzten Jahre geben dieser Einschätzung auch Recht, doch ist eine einfache Kopie des historisch gewachsenen, sehr stabilen deutschen Modells andererseits aus verschiedenen, an anderer Stelle ausgeführten, theoretischen und politischen sowie ökonomischen Gründen nicht zu empfehlen.246
243
244 245 246
Vgl. o. V. (2002b), S. 2. Siehe ausführlicher dazu die Clusteranalyse über die 30 größten Geschäftsbanken Russland im Kapitel 3 dieser Arbeit. Welfens, P.J.J. (1999), S. 73 sowie Wiegert, R. (2003). Siehe dazu das Kapitel 3, Abschnitt 2.1.2.
113
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
4.3.2 Zusammenfassung der Effizienzmängel der russischen Bankenaufsicht Wie schon im Abschnitt 4.1.1. dieses Kapitels angesprochen, sind die Bankenregulierungsfunktionen in Russland der Zentralbank übertragen. Neben den bestehenden Problemen in der Aufsichtspraxis – formelle Bankenbewertung statt Ertrags- und Risikoorientierung, Fehlen eines adäquaten Einlagensicherungssystems usw.247 – ergeben sich auch folgende institutionellen Probleme der Zentralbank hinsichtlich ihrer Funktion als Bankenaufsichtsbehörde: • Anfang der 90ger Jahre war die Aufgabentrennung von Zentralbank und Geschäftsbanken – trotz der formalen Etablierung eines zweistufigen Bankensystems – nicht gewährleistet: In den ersten Transformationsjahren übernahm die Zentralbank weiterhin wichtige direkte Finanzierungsfunktionen und fungierte vor allem als lender of last resort gegenüber dem Staatssektor durch die Finanzierung des öffentlichen Haushalts, teilweise aber auch durch die Finanzierung staatlicher Unternehmen.248 Die Zentralbank operierte in erster Linie als „… quasi-fiskalischer Agent. Ihrer eigentlichen Aufgabe, die Liquiditätsversorgung der Geschäftsbanken entsprechend geordneter Refinanzierungskonditionen zu sichern, kam sie nur sehr fragmentarisch nach.“249 Obgleich an dieser Problematik ernsthaft gearbeitet wird und gewisse Vorschritte erzielt wurden, ist die Gefahr einer fiskalischen Einflussnahme auch in Zukunft nicht zu unterschätzen; • Unzureichende Aufgabenerfüllung Anfang der 90ger Jahre der Zentralbank in ihrer Funktion als oberste Aufsichtsbehörde: Wegen der hohen Anzahl an Bankengründungen war es für die Zentralbank in den ersten Jahren schwierig, in jedem Einzelfall zu erkennen, ob die im Rahmen der Bankenaufsicht erlassen Vorschriften tatsächlich eingehalten wurden. Dementsprechend entzog die Zentralbank in der ersten Hälfte der 90ger Jahren nur wenigen Banken die Lizenz, obwohl sie dafür gemäß dem Gesetz „Über die Zentralbank“ berechtigt war.250 Zudem wiesen viele regionale Banken nur eine sehr kleine Bilanzsumme auf;251 • Defizite in den personellen Ressourcen (fachliche Qualifikation) sowie in den technischen Voraussetzungen zur effizienten Kontrolle der zahlreichen (neuen) Geschäftsbanken; 247 248 249 250 251
Die Vorschläge zur Beseitigung der bestehenden Probleme in der russischen Aufsichtspraxis sind dem Abschnitt 4.2. dieses Kapitels zu entnehmen. Vgl. Engerer, H., Schrooten, M. (2001), S. 31. Ebd., S. 32. Vgl. Vinogradov, V. (1996), S. 18. Ausführlicher zu dieser Problematik siehe Kapitel 3, Abschnitt 2.3..
114
ANFORDERUNGEN DER BANKENREGULIERUNG FÜR RUSSLAND
• Teilweise politische Abhängigkeit der Zentralbank in der Praxis252: durch die „zu enge“ Zusammenarbeit zwischen der Zentralbank und der russische Regierung wird ihre Autorität durch die Regierung immer wieder „beschnitten“; • Schwierigkeiten der Zentralbank mit ihren regionalen Geschäftstellen, die ihrer Aufsichtstätigkeit noch nicht ausreichend nachkommen konnten; • Unzureichende Zusammenarbeit mit anderen Regulierungsbehörden bzw. Bankenverbänden: Zwischen der Zentralbank und den Geschäftsbanken bzw. deren Verbände253 kam regelmäßig zu Meinungsverschiedenheiten. Dies betraf einerseits die von der Zentralbank festgelegten Grundsätze und anderseits die auf die Stabilisierung des Rubels ausgerichtete Währungspolitik, mit der die an kurzfristigen Währungsspekulationen interessierten Banken nicht einverstanden war. Die größten russischen Banken zeigten zwar Verständnis für den Stabilitätskurs der Zentralbank, wandelten sich jedoch gegen eine zu harte Vorgehensweise.254 Auch die Zusammenarbeit zwischen der Zentralbank und dem Finanzministerium – das die Trägerin der Aufsicht über den Wertpapierund Kapitalmarkt in Russland ist – funktionierte nicht immer reibungslos, da es hier von Zeit zu Zeit zu Meinungsgegensätzen und Konflikte kam, z. B. mit der Wertpapieremissionspolitik des Finanzministeriums und der Devisenkurs- und Bankenpolitik der Zentralbank. Wie schon im Abschnitt 3 dieses Kapitels gezeigt, gibt es selbst innerhalb der EULänder erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Struktur, Aufgaben und Kompetenzen der verschiedenen nationalen Aufsichtsorgane. Die Aufsicht über den Bankensektor, Wertpapiermarkt und das Versicherungswesen kann in einer einzigen Aufsichtsbehörde gebündelt oder auf verschiedene Aufsichtsbehörden verteilt sein. Weiterhin ist es möglich, die Bankenaufsicht unter dem Dach der Zentralbank zu organisieren oder einer unabhängigen Aufsichtsbehörde zu übertragen. Beide Lösungen haben dabei Vor- und Nachteile.255 Für die Zuständigkeit der Zentralbank spricht u. a., dass diese in erster Linie die finanzielle Stabilität ihres Landes im Auge hat und vor diesem Hintergrund auch die Lage im Bankensektor überwachen sollte. Dabei kann allerdings gleichzeitig ein moral hazard Problem entstehen, wenn die Zentralbank im Falle einer drohenden Finanzkrise Banken in einer prekären Finanzlage schützt. Das war gerade nach der Finanzkrise der 1998 252 253 254 255
Vgl. Engerer, H., Schrooten, M. (2001), S. 28. z. B. der „Verband der russischen Banken“ mit etwa 1100 angeschlossenen Geschäftsbanken, die etwa 85% des Bankkapitals in Russland repräsentieren. Vgl. Vinogradov, V. (1996), S. 18. Näher dazu siehe Abschnitt 3.1. dieses Kapitels.
115
THEORIE UND PRAXIS DER BANKENREGULIERUNG
in Russland der Fall. Letztlich kann hierdurch auch die Glaubwürdigkeit der Zentralbank in Frage gestellt sein. Demzufolge spricht umgekehrt für eine Funktionstrennung, dass Entscheidungen der Geld- und Währungspolitik nicht mit einer solchen der Bankenaufsicht vermischt werden. Hinzu kommt, dass eine unabhängige Behörde sich stärker auf ihre Aufsichtsfunktion spezialisieren und damit die komplexen Vorgänge im Bankensektor besser überwachen kann. Dies erhöht die Transparenz und trägt zur Stabilisierung von Erwartungen und Verhaltensweisen der Akteure an den Finanzmärkten bei. Diese Überlegungen führen nach bisherigem Erkenntnisstand hier zu der Schlussfolgerung, dass im Fall Russlands die Schaffung einer unabhängigen und für alle Bereiche der Finanzdienstleistungen zuständigen Aufsichtsbehörde – sog. Allfinanzaufsichtsbehörde – besonders zu empfehlen ist.
116
Kapitel III: Entwicklungsstand, Strukturmerkmale und Risiken des russischen Bankensystems 1.
Stabilisierung des russischen Geschäftsbankensystems nach der Krise von 1998
1.1
Dynamik der wichtigsten makroökonomischen Kenndaten beim Ausbau des Bankensektors
In den ersten Jahren nach der Finanzkrise von 1998 wurden von der Zentralbank der Russischen Föderation nur eine geringe Zahl neuer Kreditinstitute zugelassen. Dies war nicht nur eine Folge der Krise, sondern auch Resultat höherer (Eigenkapial-) Anforderungen der Bankenaufsicht für die Vergabe von Banklizenzen. So hat die russische Zentralbank 1999 nur 7 Kreditinstitute registriert und 9 Kreditinstituten neue Bankgeschäftslizenzen ausgestellt. Im Jahre 2000 waren es 17 bzw. 9 Kreditinstitute. Dieser Prozess hat 2001-2004 eine gewisse Beschleunigung erfahren. Jedoch wirkte sich in diesen Jahren die Erweiterung des Tätigkeitsfeldes von bestehenden Kreditinstituten (Erwerb von zusätzlichen Lizenzen) aus. Diese Entwicklung wird in der Tabelle 4 im Vergleich deutlich. Tabelle 4: Zugelassene Kreditinstitute in Russland Anzahl
Anzahl
Anzahl
Anzahl
Anzahl
Anzahl
Anzahl
zum
zum
zum
zum
zum
zum
zum
Anzahl zum
1.1.98
1.1.99
1.1.00
1.1.01
1.1.02
1.1.03
1.1.04
1.6.04
1697
1476
1349
1311
1319
1329
1329
1327
1675
1447
1315
1274
1276
1282
1277
1274
22
29
34
37
43
47
52
53
Zugelassene Kreditinstitute, insgesamt darunter: • Banken • Nichtbanken Kreditinstitute in Besitz von Lizenzen für die:
117
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
• Beschaffung von Einlagen in der Bevöl-
1589
1372
1264
1239
1223
1202
1190
1184
687
634
669
764
810
839
845
854
111
128
152
163
171
175
181
182
262
263
242
244
262
293
310
312
kerung • Durchführung von Bankgeschäften in Fremdwährungen • Durchführung von Bankgeschäften mit Edelmetallen Kreditinstitute in Besitz von Generallizenzen
Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Bulletin der Bankenstatistik (Bjulleten Bankowskoj Statistiki), Moskau, verschiedene Jg.
Aufgrund der in der obigen Tabelle dargestellten Statistiken kann man folgende typische Strukturmerkmalen des russischen Bankensystems ziehen: • Die Anzahl der zur Abwicklung von Bankgeschäften zugelassenen Kreditinstituten ist im europäischen Vergleich relativ groß; • Die Anzahl der Nichtbanken in Russland ist sehr gering (4 % der gesamten Zahl der Kreditinstituten); • Fast alle Kreditinstitute haben die Lizenzen für die Beschaffung von Einlagen der Bevölkerung; • Nur 23,5 % aller Kreditinstituten sind im Besitz von Generallizenzen.
118
STABILISIERUNG DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS NACH DER KRISE VON 1998
200 180 160
Mrd. US-Dollar
140 120 100 80 60 40 20 0 1.1.99
1.1.00
1.1.01
1.1.02
1.1.03
1.1.04
Gesamtaktiva (Gesamtpassiva) des Bankensektors Bankensektorkapital Kredite für den Realsektor der Wirtschaft, einschließlich der betagten Forderungen Von den Banken erworbene Wertpapiere Depositen natürlicher Personen Depositen der Betriebe und Organisationen
Abbildung 8: Dynamik der makroökonomischen Kenndaten: Bankensektor Russlands256 Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Überblick über den Bankensektor Russlands (Obsor bankowskogo sektora Rossijskoj Federazii), Moskau, verschiedene Jg.
Zunächst lässt sich feststellen, dass das russische Bankensystem seinen Vorkrisenzustand nicht nur wiedererreicht, sondern übertroffen hat. Dies zeigen vor allem die Geschäftsvolumina, aber auch einzelne Aktiv- und Passivstrukturen der Geschäftsbankstatistiken. In der Abbildung 8 sind die makroökonomischen Daten zu-
256
Die in den Tabellen dargestellten Daten sind mit jeweiligen Wechselkursen verrechnet.
119
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
sammengefasst, welche die Stabilisierung des russischen Bankensektors nach der Krise zeigen.257 Das Vorkrisenniveau wurde nach Volumen erstmals im Jahre 2000 wieder erreicht und Anfang 2001 in Zusammenhang mit umfangreichen Restrukturierungsmaßnahmen übertroffen. Das starke Wachstum der Gasamtaktiva des Bankensektors um 375 % von Anfang 1999 bis Anfang 2004 wird durch einen Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes (BIP) Russlands begleitet, weshalb sich das Verhältnis von Bankaktiva zum BIP kaum verändert hat. Die Geschäftsbanken halten einen geringen Eigenkapitalanteil, der nur 6,1 % des BIPs bzw. 14,6 % des russischen Aktivbestandes im Bankensektor ausmacht. Mittlerweile wird weniger Kapital in staatliche Wertpapiere (z. B. GKO) als noch zu Zeiten der Krise investiert und es werden zunehmend auch Kredite für die russische Wirtschaft zur Verfügung gestellt. Dieser sog. „Kreditboom“ – allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau – wird durch gravierende Strukturproblemen im russischen Bankensektor begleitet.258 Die Depositen der Privat- und Firmenkunden machen dagegen 27 % und 24,7 % des Passivbestandes im Bankensektor aus. Die Datenentwicklung der letzten drei Jahre für den russischen Bankensektor zeigt durchaus positive Wachstumstendenzen (vgl. Abbildung 9).
257
258
Die Dynamik der makroökonomischen Kenndaten der Entwicklung des russischen Bankensektors seit 1988 – incl. im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt und zum Bankensektoraktivbestand – ist der Tabelle A-1 (s. Anhang) zu entnehmen. Die für den russischen Bankensektor typischen Strukturprobleme werden im Abschnitt 3.3. dieses Kapitels genau untersucht.
120
STABILISIERUNG DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS NACH DER KRISE VON 1998
300 250
%
200 150 100 50 0
Kapital
Kredite für den Realsektor der Wirtschaft
Depositen der natürlichen Personen
1.7.04
1.1.04
1.7.03
1.1.03
1.7.02
1.1.02
1.7.01
1.1.01
1.7.00
1.1.00
1.7.99
1.1.99
1.7.98
Gesamtaktiva Depositen der Betriebe und Organisationen
Abbildung 9: Dynamik der wichtigsten Kenndaten im Bankensektor (in % zum 1.7.1998) Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Überblick über den Bankensektor Russlands (Obsor bankowskogo sektora Rossijskoj Federazii), Moskau, verschiedene Jg.
Die Geldströme zwischen Bankensystem und Nichtbanken, aber auch zum Ausland, (s. Abbildung 10) zeigen im Vergleich zu 1998 ebenso Verbesserungen. Anfang 1998 betrugen die Eigenmittel der Banken ca. 4,4 % des Bruttoinlandsproduktes. Der gleiche Betrag wurde auch in den realen Sektor investiert. Das bedeutet, durch das Bankensystem fand vor der Krise keine Finanzintermediation statt. Russische Banken haben kaum Mittel vom Kapitalmarkt geliehen. Als Finanzierungsquellen dienten Eigenmittel der Banken. Mehr wurde über das Bankensystem nicht in den realen Sektor investiert. Dieses Vorgehen entspricht kaum der volkswirtschaftlichen Funktion und dem Wesen entwickelter Bankenmärkte. Gleichzeitig brachte die Bevölkerung 6,3 % des BIPs in das Bankensystem ein.259 Diese 259
Es handelt sich hier um saldierte Angaben.
121
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
Geldmittel wurden in den Kauf von staatlichen Wertpapieren (GKO) investiert und anderen Bereichen des Bankensystems sowie der Wirtschaft entzogen. Damit herrschten vor der Krise suboptimale Verhältnisse nicht nur aufgrund der oft genannten Wechselkurssituation, sondern auch hinsichtlich der volkswirtschaftlichen Finanzierungsströme, die als Strukturfehler und damit als Risiko des russischen Bankensystems anzusehen sind.
4,4 %
Eigenmittel
4,4 %
Realsektor
17,1 %
6,1 %
1,6 %
6,3 % Bevölkerung
Bankensystem
1,2 % Sonstige Forderungen und Verbindlichkeiten
Ausland
2,2 %
11,4 %
11,3 % Staatliche
0,1 %
Zum Januar 1998
7,5 %
Institutionen
Zum Januar 2004
Abbildung 10: Beziehungen zwischen dem Bankensystem und der russischen Wirtschaft (Geldstromsaldo je nach Wirtschaftsbereichen in % zum BIP) Quelle: Eigene Darstellung nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Überblick über den Bankensektor Russlands (Obsor bankowskogo sektora Rossijskoj Federazii), Moskau, verschiedene Jg.
122
STABILISIERUNG DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS NACH DER KRISE VON 1998
Im Jahre 2004 kann eine wesentliche Veränderung zur Vorkrisensituation beobachtet werden. Die Eigenmittel des Bankensystems belaufen sich auf 6,1 % des BIPs. Die Einlagen der Bevölkerung machen 11,4 % des BIPs aus, während in den Realsektor 17,1 % des BIPs investiert werden. Dieser Wert geht über den Umfang der Eigenmittel der Kreditinstitute hinaus, was belegt, dass russische Banken die Funktion von Finanzvermittlern (Intermediären) für die Wirtschaft zu übernehmen. Auch die Struktur der Kapitalströme zwischen Bankensystem und Ausland hat sich geändert: Mittlerweile werden vom russischen Bankensystem 2,2 % des BIPs im Ausland gehalten, während noch vor wenigen Jahren Kapitalimporte dominierten. Schließlich verringerten sich die Bankkredite an staatliche Institutionen fast um das Doppelte. Vergleicht man das Nettoergebnis der Geschäftsbanken in Russland (incl. der Auslandsbanken) seit 1998, so zeigt sich eine wesentliche Verbesserung seit 2000. Der Bankensektor konnte in den letzten Jahren die Überschüsse im Finanzergebnis deutlich steigern. 6000 5000
Mio. US-Dollar
4000 3000 2000 1000 0 -1000 -2000 1.1.99
1.1.00
1.1.01
1.1.02
1.1.03
1.1.04
Abbildung 11: Nettogewinn / Nettoverlust der in Russland tätigen Kreditinstitute (Mio. US-Dollar) Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Bulletin der Bankenstatistik (Bjulleten Bankowskoj Statistiki), Moskau, verschiedene Jg.
123
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
1.2
Wachsendes Depositengeschäft
Eine nähere Betrachtung einzelner Geschäftsfelder offenbart zunächst wachsende Bankeinlagen der Bevölkerung sowie der Wirtschaft, wobei hierbei Rubel- und Fremdwährungsgeschäfte zu unterscheiden sind. Im Jahre 2002 wurde insgesamt das Vorkrisenniveau wieder erreicht. Steigende Depositen der Bevölkerung sind Ausdruck einer monetären Stabilisierung. Einkommenszuwächse und ein neues Vertrauen in das nationale Bankensystem, bessere rechtliche Rahmenbedingungen wie auch professionellere Marketingaktivitäten der Banken Russlands – darunter eine Reihe von Auslandsbanken und Joint Ventures – trugen dazu bei.
60000
50000
Mio. US-Dollar
40000
30000
20000
10000
0 1.1.98
1.1.99
1.1.00
Privatkunden
1.1.01
Firmenkunden
1.1.02
1.1.03
1.1.04
Banken
Abbildung 12: Depositen in Rubel und Fremdwährungen bei Banken in Russland Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Bulletin der Bankenstatistik (Bjulleten Bankowskoj Statistiki), Moskau, verschiedene Jg.
124
STABILISIERUNG DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS NACH DER KRISE VON 1998
Allerdings zeigen die Bankdepositen bei näherer Betrachtung kein einheitliches Bild. Während das Einlagengeschäft in Rubel nach 1998 bekanntlich völlig eingebrochen war und erst im Jahre 2002 das Vorkrisenniveau erreichte, verringerten sich die Fremdwährungsdepositen der Bevölkerung bei russischen Banken nur unwesentlich. Diese haben sich dann seit 2001 – in einer für Russland einmaligen Wachstumsphase – mehr als verdoppelt. Bankdepositen von privaten und öffentlichen Institutionen weisen dagegen keine solch spektakulären Veränderungen auf. 1.3
„Boomende“ Kreditmärkte
Etwas anders präsentiert sich das ebenso prosperierende Kreditgeschäft der Banken in Russland. Hier dominiert jedoch wegen der hohen Nachfrage der russischen Wirtschaft die Dynamik des Rubelgeschäftes gegenüber Fremdwährungskrediten. Das Volumen der Bankkredite in Rubel verzehnfachte sich seit 1999. Die lukrative Ertragslage im russischen Kreditgeschäft aufgrund des Wirtschaftswachstums im Zusammenhang mit den Restrukturierungen der russischen Industrie führten zur Neuorientierung russischer Banken. Im Vergleich zum Rubelkreditboom im Firmenkundengeschäft weisen Fremdwährungskredite vergleichsweise geringere Zuwächse auf. 120.000
100.000
Mio. US-Dollar
80.000
60.000
40.000
20.000
0 1.1.98
1.1.99
1.1.00 in Rubel
1.1.01 in US-Dollar
1.1.02
1.1.03
1.1.04
1.5.04
Summe
Abbildung 13: Dynamik des Kreditvolumens, in Mio. US-Dollar Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Bulletin der Bankenstatistik (Bjulleten Bankowskoj Statistiki), Moskau, verschiedene Jg. 125
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
Nach offizieller Statistik hat sich dabei der Anteil der Problemkredite ständig verringert. Seit 2002 weist die Reservebildung für Bankrisiken einen positiven Saldo auf. Dabei sanken sowohl das Volumen der notleidenden Kredite, wie auch der Risikovorsorge in Relation zum Kreditvolumen weniger als 6 %, was die gezeigte Ertragsstabilisierung der russischen Banken im Zusammenhang der Wirtschaftsrevitalisierung letztlich ermöglichte. 18% 16% 14% 12% 10% 8% 6% 4% 2% 0% 1.1.98
1.1.99
1.1.00
1.1.01
1.1.02
1.1.03
1.1.04
Notleidende Kredite Risikovorsorge für Kreditgeschäft
Abbildung 14: Notleidende Kredite und Risikovorsorge (in % des Kreditvolumens) Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Bulletin der Bankenstatistik (Bjulleten Bankowskoj Statistiki), Moskau, verschiedene Jg.
Mit den wachsenden Kredit- und Einlagengeschäften des Bankensystems werden die Grundfunktionen der Kapitalallokation des monetären Sektors für die Wirtschaft – nach einseitiger Orientierung auf die Staatsfinanzen – zunehmend erfüllt. Am Wachstum der klassischen Bankgeschäfte sind 75 % der noch bestehenden Institute beteiligt, rund 90 % der Banken konnten die Gewinnzone erreichen. Die Zuwachsraten der Bankaktiva überstiegen seit 2001 das reale Wirtschaftswachstum 126
STABILISIERUNG DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS NACH DER KRISE VON 1998
fast um das Dreifache, was einer Aufholphase des noch unterentwickelten monetären Sektors entspricht. Die verbesserte Teilnahme der Banken am Wirtschaftsleben und deren Funktion als Finanzintermediäre ist dringend erforderlich. Eine Nutzung der entstandenen Ertragsmöglichkeiten im klassischen Kreditgeschäft verlangt allerdings – anders als bei Kapitalmarktgeschäft mit Staatspapieren – eine ebenso schnelle Entwicklung rsp. Nutzung professioneller Instrumente der Risikobewertung und -steuerung. Die derzeit schnell anwachsenden Kreditportfolios der Banken könnten sich ansonsten als Damoklesschwert erweisen. Die internationalen Erfahrungen verschiedener nationaler Bankensysteme – wo nach längeren Wachstumsphasen im Kreditgeschäft massiver Wertberichtigungsbedarf entstand – sollten rechtzeitig berücksichtig werden.
127
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
2.
Strukturmerkmale des russischen Geschäftsbankensystems
2.1
Clusteranalyse zur Identifikation von „Gruppen“ im Geschäftsbankensystem
Der Konzentrationsgrad im russischen Geschäftsbankensystem ist – beispielsweise im Vergleich zu Deutschland – relativ hoch. Er entspricht aber durchaus dem europäischen Durchschnitt. Die fünf größten Bankeninstitute Russlands halten 43,5 % der Gesamtaktiva.260 90 80
Bilanzsumme in %
70 60 50 40 30 20 10 Deutschland
Großbritannien
Frankreich
Russland
Italien
Österreich
Spanien
Belgien
Niederlande
0
Konzentration der 5 grössten Banken
Abbildung 15: Bankenkonzentration auf nationale Ebene Quelle: ECB (2003), Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Überblick über den Bankensektor Russlands (Obsor bankowskogo sektora Rossijskoj Federazii), Heft 21, Moskau Juli 2004.
260
Sberbank, Vneshtorgbank, Gasprombank, Alfa-Bank, Mezhdunarodnij Promyshlennij Bank (s. Tabelle A - 4 im Anhang).
128
STRUKTURMERKMALE DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS
Eine statistische Bilanzanalyse des russischen Bankensektors zwecks Clusterbildung verfolgt folgende Ziele: 1. Verbesserung der Transparenz des Geschäftsbankensystems (Möglichkeit der Einordnung einzelner Geschäftsbanken); 2. Bewertung der Entwicklungschancen und Systemrisiken aus volks- und betriebswirtschaftlichen Sicht. Für die Clusteranalyse zur Identifikation von strukturbildenden „Gruppen“ im russischen Geschäftsbankensystem werden in folgenden die 30 größten Institute untersucht. Sie verfügen derzeit über eine Bilanzsumme von knapp 70 Mrd. USDollar, was einem Anteil von ca. 67 % des Geschäftsvolumens der insgesamt über 1327 Kreditinstitute in Russland entspricht. 2.1.1 Mathematisch-statistischer Ansatz zur Clusterbildung Eine Clusteranalyse über die 30 größten Banken Russlands wird nach sechs quantitativen Merkmalen (Kennzahlen; metrischen Variablen) sowie drei qualitativen Eigenschaften (nicht-metrische Variablen) der zu klassifizierenden Banken durchgeführt: • Bilanzsumme (A); • Eigenmittel im Verhältnis zur Bilanzsumme (B); • Kreditvolumen im Verhältnis zur Bilanzsumme (C); • Wertpapieranlagen im Verhältnis zur Bilanzsumme (D); • Depositen natürlicher Personen im Verhältnis zur Bilanzsumme (E); • Gewinn/ Verlust im Verhältnis zur Bilanzsumme (F); • Staatsbeteiligung am Stammkapital einer Bank (G); • Auslandsbeteiligung am Stammkapital einer Bank (H); • Zugehörigkeit einer Bank zur Finanz- und Industriegruppe (FIG) bzw. Rohstoffkonzerne (sog. „Rohstoff- bzw. Nichtrohtoffbank“) (I). Um die vorhandenen metrischen und nicht-metrischen Variablen mit unterschiedlichem Skalenniveau gemeinsam berücksichtigen zu können, werden die (drei letzten) qualitativen Kennzahlen in quantitative umgewandelt. Um dabei den Informationsverlust zu verringern, werden Intervalle gebildet. Jedes Intervall wird binär derart kodiert, dass, wenn die Variable in das Intervall fällt, eine 1 und ansonsten eine 0 vergeben wird. Für die clusteranalytischen Verfahren der 30 größten Banken Russlands wird eine solche Kodierung wie folgt aussehen:
129
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
Hinsichtlich der Staats- oder Auslandsbeteiligung am Stammkapital einer Bank: 0 – minimale Beteiligung; 1 – maximale Beteiligung. Hinsichtlich der Zugehörigkeit einer Bank zur Finanz- und Industriegruppe bzw. einem Rohstoffkonzern: • 0 – minimale Beteiligung der Rohstoffunternehmen am Stammkapital der analysierten Bank bzw. minimale Betreuung der Unternehmen der Rohstoffsbranchen durch die betreffende Bank (sog. „Nichtrohstoffbank“); • 1 – Rohstoffunternehmen sind die Hauptaktionäre der betreffenden Bank261 und/ oder die Betreuung der Rohstoffwirtschaft durch die betreffende Bank ist umgangreich (sog. „Rohstoffsbank“); • 0,5 – Rohstoff- und Nichtrohstoffwirtschaft werden durch die betreffende Bank in gleichem Maß betreut (Bank des „gemischten“ Typs). Die Ergebnisse der Kodierung der qualitativen Variablen der 30 größten Geschäftsbanken Russlands sind der Tabelle A-2 (s. Anhang) zu entnehmen. Alle in der Analyse verwendenden quantitativen Eigenschaften der zu klassifizierenden Banken werden im Zusammenhang mit dem Gewichtsfaktor (in diesem Fall – die Bilanzsumme oder der Gewinn/ Verlust einer Bank) relativiert. Dies standardisiert die Ausgangsdaten und macht diese für die Clusteranalyse vergleichbar. Die Clusteranalyse der 30 größten Banken Russland wird mit Hilfe des statistischen Programmsystems «SPSS» durchgeführt. Vor der Clusteranalyse sind die stark mit einander korrelierenden Eigenschaften zu ermitteln und herauszunehmen. Diese Maßnahmen sind notwendig, weil solche Eigenschaften das zweidimensionale Koordinatensystem und infolgedessen die Bildung der Clusters verzerren können. In der Tabelle A-3 (s. Anhang) ist eine Ähnlichkeitsmatrix der Eigenschaften der 30 größten Banken Russlands dargestellt. Diese Matrix wird entsprechen dem QKorrelationskoeffizienten bei der Anwendung der Minkowski-Metriken gebildet. Der Q-Korrelationskoeffizient, welcher die Ähnlichkeit zwischen zwei Banken k und l unter Berücksichtigung aller Variablen einer Bank beschrebt, lässt sich wie folgt berechnen:
261
Laut russischer Gesetzgebung müssen die sog. Hauptaktionäre insgesamt mehr als 51% des gesamten Aktienpakets einer Bank halten.
130
STRUKTURMERKMALE DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS J
∑ (x rk ,l =
jk
− x k ) ∗ ( x jl − xl )
j =1
1
J ⎫2 ⎧J 2 2 ⎨∑ ( x jk − x k ) ∗ ∑ ( x jl − xl ) ⎬ j =1 ⎭ ⎩ j =1
mit:
x jk - Ausprägung der Eigenschaft j bei der Bank k (bzw. l), wobei: j=1, 2, …, J x k - Durchschnittswert aller Eigenschaften bei der Bank k (bzw. l).
Die in der Tabelle A-3 (s. Anhang) präsentierten Ergebnisse der „Ähnlichkeitsberechnungen“ zeigen eine starke Korrelation von jeweils zwei Eigenschaften der folgenden untersuchten Banken. Der Korrelationskoeffizient übersteigt 0,45 bei folgenden Merkmalspaaren: • Kreditvolumen im Verhältnis zur Bilanzsumme und Wertpapieranlagen im Verhältnis zur Bilanzsumme; • Bilanzsumme und Depositen natürlicher Personen im Verhältnis zur Bilanzsumme; • Bilanzsumme und Staatsbeteiligung am Stammkapital einer Bank; • Gewinn/ Verlust im Verhältnis zur Bilanzsumme und Auslandsbeteiligung am Stammkapital einer Bank; • Wertpapieranlagen im Verhältnis zur Bilanzsumme und Depositen natürlicher Personen im Verhältnis zur Bilanzsumme; • Gewinn/ Verlust im Verhältnis zur Bilanzsumme und Kreditvolumen im Verhältnis zur Bilanzsumme. Damit kann jeweils nur ein Merkmal für die Analyse genützt werden. Die folgende Korrelationsanalyse stellt die nicht miteinander korrelierenden Variablen fest, welche für die Clusteranalyse der 30 größten Banken geeignet sind. Zu diesen Variablen gehören: • Eigenmittel im Verhältnis zur Bilanzsumme; • Kreditvolumen im Verhältnis zur Bilanzsumme; • Depositen natürlicher Personen im Verhältnis zur Bilanzsumme; • Staatsbeteiligung am Stammkapital einer Bank; • Auslandsbeteiligung am Stammkapital einer Bank; • Zugehörigkeit einer Bank zur Finanz- und Industriegruppe (FIG) bzw. Rohstoffkonzerne (sog. „Rohstoff- bzw. Nichtrohtoffbank“). 131
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
Infolge der mit Hilfe des statistischen Programmsystem «SPSS» durchgeführten Clusteranalyse können die 30 Geschäftsbanken Russlands in folgende vier Clustern eingeordnet werden262: • 1. Cluster – „Rohstoffbanken“ und Banken des „gemischten“ Typs (9 Banken: Gasprombank, MDM-Bank, Petrokommerz, Bank Zenit, Nikoil, Alfa-Bank, Rosbank, Trust, Uralsib); • 2. Cluster – „Nichtrohstoffbanken“ (13 Banken). Die Banken dieses Clusters bilden nach ihrer Kennzahlen die folgenden drei Gruppen: • 1. Gruppe (5 Banken: Mezhdunarodnij Promyshlennij Bank, Sobinbank, Nomos-Bank, Promswjazbank, Transkreditbank) • 2. Gruppe (5 Banken: Promyshlenno-Stroitelnij Bank, Menatep St. Petersburg, BIN-Bank, Guta-Bank, Moskowskij Industrialnij Bank) • 3. Gruppe (3 Banken: Avtobank-Nikoil, Vozrozhdenie, Impexbank); • 3. Cluster – Banken mit der Auslandsbeteiligung (4 Banken: International Moscow Bank, Citibank, Raiffeisenbank Austria, ING Bank (Euroasia)); • 4. Cluster – Banken mit staatlicher Beteiligung. Die Banken dieses Clusters bilden nach ihrer Kennzahlen zusätzlich folgende drei Gruppen: • 1. Gruppe (1 Bank: Sberbank) • 2. Gruppe (2 Banken: Vneshtorgbank, Rosselchozbank) • 3. Gruppe (1 Bank: Bank of Moscow). In der Tabelle A-4 (s. Anhang) sind die Ergebnisse der Clusterung der 30 größten Geschäftsbanken sowie die ermittelten Durchschnittswerte dargestellt. Zur Bewertung der erzielten Bankencluster und ihrer Kennzahlen erfolgt unter folgenden Annahmen. Der Kennzahl des analysierten Bankenclusters liegt:
262
Die einzelnen Cluster und Untergruppen werden im Abschnitt 2.1.2. dieses Kapitels näher erläutert.
132
STRUKTURMERKMALE DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS
• auf minimaler Ebene, wenn er dem Mindestkennwert im Cluster entspricht; • auf durchschnittlich niedrigerer Ebene, wenn er sich in einem Intervall von −15% zwischen dem Durchschnittswert von 30 Geschäftsbanken und dem Mindestwert in einem Cluster befindet; • auf Durchschnittsebene, wenn er sich in einem Intervall von ±15% des Durchschnittswertes der 30 größten Banken befindet; • auf durchschnittlich höherer Ebene, wenn er sich in einem Intervall von +15% zwischen dem Durchschnittswert der 30 größten Geschäftsbanken und dem Höchstwert in einem Cluster befindet; • auf höchster Ebenе, wenn er dem Höchstwert innerhalb eines Clusters entspricht. Die Tabelle 5 zeigt die Umsetzung der oben beschriebenen Annahmen mit hinzugerechneten Rangwerten263. Tabelle 5: Wertigkeit der Kennzahlen (Variablen) der 30 größten Banken Russlands Kennzahlen
Ränge nach Wertigkeit
minimaler Wert
0
durchschnittlich niedrigerer 2 Wert
1
Durchschnittswert
2
1
3
durchschnittlich 4 höherer Wert 5
Höchstwert
3 4
Intervalle der Kennzahlen A
B
C
D
E
F
491 294
0,09
0,55
0,06
0,04
0,08
1 800 000
> 0,18
> 0,78
> 0,14
> 0,18
> 0,16
3 019 944*
0,39
0,82
0,27 0,37**
0,33
Bemerkungen: * Der Höchstwert der Bilanzsumme von 34 066 412 Tsd. US-Dollar gehört der Sberbank Russlands. In diesem Fall entspricht der Rangwert dieser Variable 5; ** Der Höchstwert der Depositen von Privatkunden im Verhältnis zur Bilanzsumme (0,64) gehört der Sberbank Russlands. In diesem Fall entspricht der Rangwert dieser Variable 5. 263
Rangwerte (Ränge) bewerten die Rangfolge der jeweiligen Kennziffern. Der größte Wert einer Kennziffer (Platz 1) erhält den höchsten Rangwert. Im folgenden Beispiel sind bspw. 6 Größenordnungen (Ränge) mit den Werten von 0 bis 5 definiert, so dass der geringste Wert mit 0, der höchste mit 5 bewertet wird.
133
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
In der Tabelle 6 sind die Durchschnittswerte der vier Bankencluster (s. Tabelle A4 im Anhang) unter Berücksichtigung der Wertigkeit der analysierten Kennzahlen zusammengefasst. Tabelle 6: Rangfolge der Kennzahlen der 4 ermittelten Cluster der 30 größten Banken Russlands Cluster und Gruppen der 30 größten Banken Russlands 1. Cluster
„Rohstoffbanken“ und Banken des „gemischten“ Typs
2. Cluster
„Nichtrohstoffbanken“
Ränge der einzelnen Kennziffern (Variablen) A
B
C
D
E
F
3
2
2
2
1
2
-
1. Gruppe
1
3
4
0
1
0
-
2. Gruppe
1
1
2
1
2
3
-
3. Gruppe
0
1
2
3
4
2
2
0
2
2
1
4
0
4
5
4
3. Cluster
Banken mit der Auslandsbeteiligung
4. Cluster
Banken mit staatlicher Beteiligung -
1. Gruppe
5
1
-
2. Gruppe
0–3
4
2
2
0
2
-
3. Gruppe
4
0
2
3
3
1
2.1.2 Merkmale und Geschäftsprofile der Geschäftsbankencluster Die im Abschnitt 2.1.1. dieses Kapitels gebildeten Geschäftsbankencluster weisen hinsichtlich Größe, Eigentümerstruktur und Geschäftsschwerpunkten gemeinsame Merkmale auf.264 In den Abbildungen 16 und 17 sind alle Geschäftsbanken Russlands in Gruppen zusammengefasst dargestellt. Nach der Sberbank erscheinen hier weitere 29 Großbanken in vier Cluster, welche sich deutlich von den zahlreichen übrigen Banken unterscheiden.
264
Siehe dazu Tabelle A-4 im Anhang.
134
STRUKTURMERKMALE DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0%
Übrige Banken
Sberbank
A nlagen in Staatsp apiere
Banken mit staatlicher
Sberbank)
Beteiligung (ohne
Banken mit
Auslandsbeteiligung
„Nichtrohstoffbanken“
Banken des
„Rohstoffbanken“ und
„gemischten“ Typs
K red ite an B etrieb e
G eldanlagen im A usland
Abbildung 16: Der Bankengruppenanteil Aktiva des Bankensystems Russlands (Stand 2003, in %) Quelle: Eigene Berechnungen; diverse Geschäftsberichte und Publikationen der betreffenden Banken sowie der Zentralbank der russischen Föderation: Statistische Information über die größten Banken (Svodnaya statisticheskaya informaziya po krupnejschim bankam), Moskau, verschiedene Jg.
135
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Übrige Banken
Geldmittel der Betriebe
Sberbank
Banken mit staatlicher Beteiligung (ohne Sberbank)
Banken mit Auslandsbeteiligung
„Nichtrohstoffbanken“
„Rohstoffbanken“ und Banken des „gemischten“ Typs Eigenmittel
Geldmittel der Bevölkerung
Abbildung 17: Anteil der Bankengruppen an den Gesamtpassiva der Geschäftsbanken Russlands (Stand 2003, in %). Quelle: Eigene Berechnungen; diverse Geschäftsberichte und Publikationen der betreffenden Banken sowie der Zentralbank der russischen Föderation: Statistische Information über die größten Banken (Svodnaya statisticheskaya informaziya po krupnejschim bankam), Moskau, verschiedene Jg.
136
STRUKTURMERKMALE DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS
1. Cluster – „Rohstoffbanken“ und Banken des „gemischten“ Typs Unter den Banken dieses Clusters befinden sich neun Institute265, welche in der überwiegenden Zahl zu sog. Finanz- und Industriegruppen (FIG) bzw. zu Rohstoffkonzernen gehören. Die Geschäftsbanken dieses Clusters sind durch eine große Bilanzsumme gekennzeichnet. Ein weiteres Merkmal der Banken dieses Clusters besteht in der Beschränkung dieser Banken auf die Betreuung von den Großunternehmen des Rohstoffssektors (vorwiegend Rohöl- und Erdgasbetriebe). Daher ist der Retail-Banking-Anteil bei den Geschäftsbanken dieses Clusters unerheblich. Das Bilanzergebnis dieser Banken ist durchschnittlich. Die Banken dieses ersten Clusters brachten 2003 nur 7,4 % der Wirtschaftskredite auf. Vor allem die Rohstoffunternehmungen – mit einem Exportanteil von 47,4 % – nutzen die „konzerneigenen“ Banken für Geschäfts- und Investitionsfinanzierungen. Die Gruppe der Rohstoffbanken verfügt über den größten Teil der sog. Bankeinlagen der Betriebe, insgesamt 23 % der Bankpassiva. Hier handelt es sich um Finanzreserven der Rohstoff- und Energiewirtschaft, welche mehr als 56 % der Passiva der Rohstoffbanken ausmachen. Allein 40 % der Geldanlagen der Rohstoffbranche waren wegen der Risikolage Russlands im übrigen Ausland investiert. Aus diesen Strukturen ergeben sich nicht nur Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Instituten, sondern vor allem hohe Abhängigkeiten dieser Bankengruppe von der Grundstoffindustrie. Zu diesem Cluster gehören folgende Banken: Gasprombank, MDM-Bank, Petrokommerz, Bank Zenit, Nikoil, Alfa-Bank, Rosbank, Trust, Uralsib. 2. Cluster – „Nichtrohstoffbanken“ Das Cluster der russischen „Nichtrohstoffbanken“ zeigt die Bilanzdaten von dreizehn größeren nationalen Geschäftsbanken, die ohne Auslandseinfluss und auch nicht mit der Grundstoffindustrie verbunden sind. Die in diesem Cluster zusammengefassten Banken sind durch eine relativ geringe Bilanzsummegröße im Vergleich zu den anderen Clustern gekennzeichnet. Im Gegensatz zu den „Rohstoffbanken“ und Banken des „gemischten“ Typs konzentrieren sich die Banken dieses Clusters auf die Betreuung der Privatkunden sowie auf Wertpapiergeschäfte. Die Geschäftsbanken dieses Clusters repräsentieren große Kreditvolumina der „nichtrohstoffgebundenen“ Wirtschaft. Diese Bankengruppe verwendet Eigenkapital und Geldmittel der Betriebe also hauptsächlich für die Kreditierung der russischen Wirtschaft. Besondere wirtschaftliche und regionale Schwerpunkte prädestinieren diese für ein solches (risikoreiches) Geschäftsfeld. Die Ertragslage der in diesem Cluster 265
Mitte Juli 2004 wurde die Surguneftegasbank – nach der Übernahme der Guta-Bank durch die Vneshtorgbank – in der Liste der 30 größten Geschäftsbanken Russlands (1. Cluster) aufgenommen. (vgl. Kurzportrait der ZAO Surguneftegasbank im Anhang).
137
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
präsenten Banken schwankt zwar je nach Zugehörigkeit der jeweiligen Bank zu den drei im folgenden zu betrachtenden Gruppen innerhalb dieses Clusters, erreicht jedoch im Durchschnitt den geringsten Wert im Vergleich zu den anderen Clustern. Im Zusammenhang mit dem Fortschreiten der Restrukturierung der russischen Wirtschaft und dem konjunkturellen Aufschwung können hier besondere Wachstums- und Ertragschancen erwartet werden. Nach der Russlandkrise musste diese Gruppe besonders hohe Wertberichtigungen bewältigen, viele wurden in diesem Zusammenhang liquidiert. • 1. Gruppe: Mezhdunarodnij Promyshlennij Bank, Sobinbank, NomosBank, Promswjazbank, Transkreditbank Kennzeichnend für die Geschäftsbanken dieser Gruppe sind folgende Merkmale: hoher Eigenkapital-Anteil, ein großes Kreditvolumen sowie ein unerheblicher Umfang der Wertpapier- und Privatkundengeschäfte. Die Banken dieser Gruppe haben die geringste Ertragskraft im Vergleich zu den anderen Clustern bzw. Gruppen. Aus diesem Grund ist diese Bankengruppe als sehr risikoreich einzustufen. • 2. Gruppe: Promyshlenno-Stroitelnij Bank, Menatep St. Petersburg, BINBank, Guta-Bank266, Moskowskij Industrialnij Bank Im Gegensatz zu den Banken der ersten Gruppe sind für die Banken dieser Gruppe eine relativ intensive Betreuung der Privatkunden, eine vorsichtige Kreditpolitik sowie umfangreichere Wertpapiergeschäfte kennzeichnend. Die Ertragslage der zu dieser Gruppe gehörenden Geschäftsbanken befindet sich im Vergleich zu den anderen Clustern auf einem recht hohen Niveau. • 3. Gruppe: Avtobank-Nikoil, Vozrozhdenie, Impexbank Zur dritten Gruppe des zweiten Clusters gehören jene Banken mit der geringsten Bilanzsumme unter den 30 größten Geschäftsbanken Russlands. Die drei oben erwähnten Banken betreiben aktiv Wertpapiergeschäfte und arbeiten ebenso mit Privatkunden. Die Ertragskraft der Banken dieser Gruppe liegt im mittleren Bereich. 3. Cluster – Banken mit Auslandsbeteiligung In der nächsten Gruppe befinden sich vier größere Auslandsbanken und Joint Venture, also Banken mit Auslandskapital. Auch die reinen (100 %igen) Auslandsbanken gewinnen als Tochterinstitute internationaler Großbanken im russischen Bankensystem an Bedeutung. Bei durchschnittlicher Bilanzsummegröße ist für die Banken dieses Clusters eine hohe Ertragslage kennzeichnend: die Eigenkapitalrendite liegt im Spitzenbereich im Vergleich zu den anderen Clustern. Trotz des Be266
Mitte Juli 2004 wurde die Guta-Bank – mit dem Ziel die sog. „Juli Bankenkrise“ zu bewältigen – von der Vneshtorgbank übernommen. Ausführlicher dazu siehe Kapitel 3, Abschnitt 2.2.
138
STRUKTURMERKMALE DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS
treibens von Retail-Banking-Geschäften durch Banken dieses Clusters – mit Ausnahme der ING Bank (Euroasia) – ist die Größe der Depositen von Privatkunden im Vergleich zu den übrigen Banken in Russland eher gering. Das Volumen der eingeräumten Kredite ist dagegen erheblich und mit den Kreditvolumina der Banken des ersten und zweiten Clusters vergleichbar. Grund: die Auslandsbanken und Joint Venture sind zum Großteil mit Geldgeschäften ausländischer Investoren und sowie mit grenzüberschreitenden Transaktionen befasst. Hier geht es um internationale Bank- und Finanzdienstdienstleistungen für die Großindustrie, z. B. die nationale Telekommunikations- und Leichtindustrie. Finanziert werden aber auch russische Zulieferbetriebe. Auslandsbanken betreiben neben Handels- und Investitionsfinanzierungen Gewinntransfers zu Muttergesellschaften internationaler Investoren. Diese Banken sind stark im Depositen- und Kreditgeschäft mit Devisenausländern, bieten aber auch zunehmend Finanzdienstleistungen für russische Führungskräfte und Mitarbeiter solcher Gesellschaften an. Der Umfang der Wertpapiergeschäfte ist durchschnittlich. Dies ist auf deren vorsichtige Geschäftspolitik im russischen Wertpapiermarkt zurückzuführen. Die Konzentration auf die Betreuung der großen internationalen Unternehmungen zusammen mit einer vorsichtigen Kreditpolitik und der Möglichkeit der Finanzmittelallokation sowohl auf den russischen wie auf internationalen Kapitalmärkten ermöglichen es, nachhaltig positive Bilanzergebnisse zu erzielen. Zum dritten Cluster der 30 größten Geschäftsbanken Russlands gehören die folgenden Banken mit überwiegender Auslandsbeteiligung: International Moscow Bank, Citibank, Raiffeisenbank Austria, ING Bank (Euroasia).267 4. Cluster – Banken mit staatlicher Beteiligung Die Gruppe der Banken mit größerer staatlicher Beteiligung umfasst vier überwiegend staatseigene Institute, welche – nach der Sberbank – als Gruppe den zweiten Platz bei der Finanzierung der Haushaltsdefizite einnehmen. Diese Geschäftsbanken nutzen Eigenmittel und Kundengelder aber auch, um Kredite für die Wirtschaft zu mobilisieren. Damit leisten die staatseigenen Geschäftsbanken zusammen mit der Sberbank den Hauptteil der Wirtschaftsfinanzierung. • Gruppe 1: Sberbank Russlands Die Sberbank ist im Hinblick auf die Bilanzsumme sowie die Depositen natürlicher Personen die größte Bank Russlands. Aus diesem Grund fällt die Sberbank nach der Clusterung der 30 größten Geschäftsbanken einer Sondergruppe zu. Diese Bank weist eine überdurchschnittliche Ertragskraft aus. Vor allen anderen nimmt 267
Ausführlicher zur Tätigkeit der Auslandsbanken in Russland siehe Kapitel 4 der Arbeit.
139
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
die Sberbank bei der Kreditierung der Wirtschaft eine Sonderstellung ein. Sie finanzierte Ende 2003 rund 31,7 % der russischen Wirtschaft und hält noch immer 72,6 % der Ersparnisse der Bevölkerung, zahlreiche Filialen in ganz Russland beitrugen. Neben dem dichten Filialnetz ist die staatliche Garantie der Depositen für Kleinsparer wichtigste Geschäftsbasis. Auch bei der Finanzierung der Haushaltsdefizite des russischen Staates ist die Sberbank größter Investor des Bankensystems. Das Filialnetz der Sberbank wurde im Transformationsprozess jedoch drastisch reduziert, und zwar von ca. 45 000 im Jahre 1993 bis ca. 29 210 Anfang 2004. Die Schließung vieler regionaler Niederlassungen der Sberbank war erforderlich, weil über Jahre praktisch keine Wirtschaftsaktivitäten und damit keine Geldtransaktionen in den Weiten Russlands stattfanden. Jedoch hat sich die Tendenz des Rückzugs aus den Regionen bereits etwas abgeschwächt, da die verstärkte regionale Wirtschaftsentwicklung auch dezentrale Bank- und Finanzdienstleistungen erfordert. Die dominierende Stellung der Sberbank ist aber nicht nur problematisch, sondern diese bietet auch Gestaltungsmöglichkeiten und Stabilitätspotential für die Weiten Russlands. • Gruppe 2: Vneshtorgbank, Rosselchozbank Kennzeichnend für die Banken dieser Gruppe sind geringe Depositen der Privatkunden, ein durchschnittliches Kreditvolumen sowie der übliche Umfang Wertpapiergeschäfte. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es sich bei diesen beiden Banken um branchenbezogene Spezialbanken handelt. Die Rosselchozbank beschäftigt sich mit der Betreuung und Kreditierung landwirtschaftlicher Betriebe. Den Geschäftsschwerpunkt der Vneshtorgbank bildet in erster Linie die Betreuung der Außenhandelsbetriebe. • 3. Gruppe: Bank of Moscow In der letzten Gruppe des vierten Clusters ist die Bank of Moscow vertreten. Obwohl diese Bank eine im Vergleich zur Sberbank Russlands deutlich geringere Bilanzsumme aufweist, beschäftigt sich diese Bank gleichfalls aktiv mit der Kreditierung von Investitionsprojekten und mit Wertpapiergeschäften. Das Volumen der Depositen natürlicher Personen sowie die Ertragslage (ROE) befinden sich auf Durchschnittsniveau und sind mit entsprechenden Kennziffern der Sberbank nicht zu vergleichen. Neben den bisher betrachteten 30 bedeutendsten Geschäftsbanken sind unter übrige Banken ca. 1 280 Regionalbanken und einige Sonderinstitute, welche noch keine herausragende Stellung inne haben, zusammengefasst. Deren Struktur und Fortexistenz gegenüber den Moskauer Grossbanken ist teilweise in Frage gestellt, was für die Regionen problematisch ist.
140
STRUKTURMERKMALE DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS
Diese hier nicht näher betrachtete heterogene Gruppe repräsentiert in seiner Vielfalt ca. 20 % der Aktiva sowie 30 % der Passiva des konsolidierten Geschäftsbankensystems. Auch die hier enthaltenen Institute mit Sonderaufgaben sind entwicklungsbedürftig und keinesfalls in ihrer Bedeutung zu unterschätzen. Beispielsweise werden Förderaufgaben für die Regionen und den Mittelstand – wie für die Exportfinanzierung der verarbeitenden Industrie – noch nicht effizient geleistet. Hier werden im Weiteren nur die prägenden Geschäftsbankenstrukturen der „Top 30“ analysiert. 2.2
Besonderheiten und aktuelle Entwicklungstrends im russischen Geschäftsbankensystem
Aufgrund der im obigen Abschnitt durchgeführten Analyse der größten Kreditinstitute Russlands werden folgende Besonderheiten des russischen Geschäftsbankensektors sowie Entwicklungstendenzen deutlich: • Nicht optimale Bilanzstruktur der Geschäftsbanken als „Erbe“ der (Vorkrisen-) Transformationsentwicklungen Die Vorkrisenentwicklung des russischen Bankensystems führt u. a. zu folgenden Verwerfungen in den Bilanzstrukturen der größten Geschäftsbanken: 268 ■
ein außerordentlich hohen Anteil unverzinster (preiswerter) Passiva (Mittel der Unternehmen und Staatsorgane). Der Anteil derartiger Passiva betrug bis zur Krise ca. 70 %, was etwa doppelt so hoch ist wie z. B. bei amerikanischen Banken;
■
ein Übergewicht hoch liquider, „nichtarbeitender“ (d. h. keine Rendite erbringender) Aktiva wie Kassenmittel, wirtschaftlich nicht genutzter Grundstücke u. a. Der Anteil derartiger Aktiva überschritt 50 %, während er bei amerikanischen Banken nur ca. 13 % beträgt.
• Eingeschränkte Finanzintermediation An den Strukturen der Geschäftsbankencluster ist erkennbar, dass die Finanzintermediation über das Geschäftsbankensystem trotz aller Fortschritte noch eingeschränkt ist. Nach westlichen Maßstäben erscheint das russische Bankensystem einerseits noch immer als „geschlossener Club“269. Andererseits dürfen die aktuellen Veränderungen des sich schnell entwickelnden übrigen Geschäftsbankensystems nicht übersehen werden. Um dem russischen Bankensektor mittel- bis langfristig eine Rolle bei der Intermediation von Finanzmitteln zu ermöglichen, wären 268 269
Vgl. Engerer, H./ Schrooten, M. (2001). Vgl. Standard & Poor´s Ratingsdirect (2003a), S. 1.
141
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
umfassende Reformen nötig. Diese müssten die Schließung weiterer, unrentabler Banken, die Öffnung für Wettbewerb von außen270, eine Strategie zur Umgestaltung der Sberbank und einen weitgehenden Rückzug des Staates aus dem Geschäftsbankenbereich271 umfassen. • Intransparente Eigentumsstruktur Die Eigentumsstruktur russischer Geschäftsbanken ist in hohem Maße intransparent. In den Geschäftsberichte sind entweder gar keine Information über die Besitzer der Banken enthalten oder die Namen ihrer wichtigsten Aktionäre sind ohne Angaben über deren Herkunft, Tätigkeitsbereiche usw. angeführt. Aus den Bezeichnungen dieser Unternehmen kann man in vielen Fälle nicht ableiten, wer die tatsächlichen Eigentümern der jeweiligen Bank sind. • Finanz- und Industriegruppen als wichtigste Spieler auf dem Finanzmarkt Da der staatliche Anteil an den Bankaktiva rund 42 %272 beträgt und die ausländischen Kreditinstitute mit ihrem Anteil am Stammkapital aller Kreditinstitute von lediglich 5,29 % eher eine geringe Rolle spielen, entfallen etwa 47 % der Aktiva auf den inländischen Privatsektor. Dieser relativ hohe Anteil sagt allerdings – in Betracht der existierenden Geschäftsbankencluster – wenig über die Geschäftsstrategien und die eigentliche Tätigkeit der privaten Banken aus. In diesem Zusammenhang ist auf die starke Stellung der sog. Finanz- und Industriegruppen (FIG) hinzuweisen, die eine besondere Form der Verflechtung von Geschäftsbanken und Unternehmen darstellen. Diese FIG entstanden Anfang der 90ger Jahren. Die größten exportorientierten Rohstoffkonzerne – die auch häufig eine Monopolstellung auf dem jeweiligen Markt besitzen – fusionierten mit den von ihnen selbst (zur Kontrolle über eigenen Cash-Flows) gegründeten Banken. Die unvollkommenen Kapitalmärkte Russlands sowie die Monopolstruktur der russischen Wirtschaft – die der Privatisierungsprozess Anfang der 90ger Jahren nicht beseitigte, sondern etablierte – kann man als Haupttriebkräfte der Verflechtungen von Unternehmen und Finanzinstituten betrachten. Infolge der fehlenden Konkurrenz anderer Marktteilnehmer konnten die FIG Großteile des vormals staatlichen Eigentums akquirieren. Offiziell wurden die FIG im Dezember 1993 durch einen Präsidentenerlass anerkannt. Die Regierung hat die Gründung der FIG durch verschiedenen Vergünstigungen – wie niedrige Mindestreservesätze für Rückstellungen bei der Zentralbank sowie Vorzugsrechte bei der Vergabe von Lizenzen usw. – unterstützt. Die erste FIG wurde im Jahre 1993 registriert und zum Jahre 2002 waren schon ca. 80 FIG auf dem russischen Markt tätig.273 Ein wichtiges Hemmnis für die 270 271 272 273
Zur Problematik der Tätigkeit von der Auslandsbanken in Russland siehe Kapitel 4 der Arbeit. Siehe ausführlicher dazu den Abschnitt 2.4. dieses Kapitels. Vgl. EBRD (2000), S. 204. Vgl. Wedew, A. L./ Lawrentiewa, I. W. (2003), S. 70.
142
STRUKTURMERKMALE DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS
weitere Entwicklung der FIG ist ein sog. staatliches Antimonopollimit: die FIG dürfen max. 35 % des gesamten Marktvolumens kontrollieren. Trotz dieses Limits sind die FIG die wichtigsten Spieler auf dem russischen Finanzmarkt. Sie versuchen nicht nur die Spielregeln durch die Lückenschließung in der Finanzverfassung zu setzen bzw. zu beeinflussen, sondern auch die Finanzinstitutionen einseitig zu ihren Gunsten zu prägen. In Russland treten damit mehrere Akteure (Staat, FIG) als Gestalter eigentlich externer Institutionen auf. Eine institutionelle Hierarchie ist (noch) nicht vorhanden.274 • Übergang von der sog. Pocket-Bank-Strategie zur Geschäftsbankstrategie Wie aus der Clusteranalyse über die russischen Geschäftsbanken ersichtlich, befinden sich im ersten Cluster „Rohstoffbanken“ und Banken des „gemischten“ Typs – nach der zum vierten Geschäftsbankencluster gehörenden staatlichen Sberbank und der Vneshtorgsbank – die Geschäftsbanken mit den größten Bilanzsummen. Obwohl die Volumina der Privatkundendepositen bei diesen Banken noch relativ unbedeutend sind, ist der Auf- und Ausbau des Retail-Banking-Bereiches vorgesehen. Die Banken dieses Clusters versuchen neue Kunden durch höhere Depositenzinsen im Vergleich mit der Sberbank – wo derzeit der größte Anteil der Einlagen der Bevölkerung konzentriert ist – anzulockern. Die überwiegende Zahl der Geschäftsbanken dieses Clusters wurden Anfang der 90ger Jahren als unternehmenseigene Bankgründungen275 der Grundstoffsindustrie (sog. Pocket Banks) – was ein typisch russisches Phänomen ist – eröffnet. In den letzten Jahren sind allerdings auch die zunehmende Professionalität sowie das Bemühen um eine stärkere Diversifikation der Geschäfte und eine größere Unabhängigkeit der Geschäftsbanken dieses Clusters von der jeweiligen Industriegruppe – wie das Beispiel Gazprombank zeigt – nicht zu übersehen. Infolge der in der nächsten Jahren zu erwartenden Steigerungen der Erdöl- und Erdgaspreise ist eine weiterhin positive Geschäftsentwicklung der „Rohstoffbanken“ und Banken des „gemischten“ Typs absehbar. Hemmend für diese Entwicklungen kann nur der direkte staatliche Eingriff in die Geschäftspolitik der Mutterunternehmen der Rohstoffsindustrie – was das Beispiel eines der größten Erdölunternehmen „Jukos“ gezeigt hat – sein. • Wachsende Bedeutung des Investment-Bankings Mit dem Übergang von der Strategie einer sog. Pocket-Bank zur Universalbankstrategie, haben sich die Banken stärker auf ertragsstärkere Investment-BankingGeschäfte konzentriert. Sowohl die Banken des ersten Clusters der „Rohstoffban274 275
Ausführlicher zu diese Fragestellung siehe Engerer, H./ Schrooten, M. (2001). Vgl. dazu auch Varga, W. (2002), S.167: „... die „Banken“ waren vielfach aus den Finanzabteilungen großer Unternehmen entstanden und hatten die Aufgabe, die Firmenkonglomerate weiter zu finanzieren...“.
143
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
ken“ und wie auch die Banken des „gemischten“ Typs, sind mittlerweile sehr aktiv im Investment-Bereich. Als Beispiel kann stellvertretend für einige andere die Bank „Trust“ genannt werden.276 Die Bank „Trust“ gehört zu den besonders professionell agierenden Investment Banken Russlands. Die Bank bietet eine breite Palette von Dienstleistungen im Investitionsbereich an, einschließlich der modernsten Produkte (Asset Backed Financing und Kreditderivate). Der Anteil der Bank auf dem Sekundärmarkt für Euroschuldverschreibungen und staatliche Schuldverschreibungen beträgt ca. 8 % und auf dem Markt für Euroschuldverschreibungen der Firmenkunden – ca. 20%. Der durchschnittliche Umsatz pro Monat auf dem Sekundärmarkt für Euroschuldverschreibungen übersteigt eine Milliarde US-Dollar. Zum Bankteam dieser Bank gehören Spezialisten, die früher bei den großen internationalen Fondsgesellschaften und Investment Banken tätig waren. Die Bank „Trust“ ist nicht die einzige Bank, die im Investment-BankingBereich besonders erfolgreich ist. Auch andere Banken, wie z. B. die Alfa-Bank, die Investitionsbankgruppe NIKoil usw., betreiben zunehmend Investment-Banking-Transaktionen. • Veränderung der Dienstleistungspalette für Privatkunden Ende der 90ger Jahren wurden eine Reihe von Bankendienstleistungen für Privatkunden, welche vor der Finanzkrise von 1998 ziemlich gefragt wurden, nicht mehr angeboten. Hier muss vor allem das Private Banking erwähnt werden. Diese Dienstleistung wurde von vielen großen russischen Geschäftsbanken angeboten. Die minimale Depositengröße betrug damals jedoch ca. 100 000 US-Dollar. Für die Betreuung der vermögenden Kundschaft wurden spezialisierte Abteilungen in den Banken eröffnet. Für solche Klientel wurden bspw. höhere Depositenzinsen sowie eine spezielle Beratung und private Betreuung für Kapitalmarktanlagen angeboten. Allerdings konnten die Banken die gewünschte Anonymität und Sicherheit der Einlagen nicht gewährleisten, weshalb immer mehr Kapitalanlagen im Ausland platziert wurden. Dennoch mussten viele Kunden, die eine solche Entscheidung nicht getroffen hatten, nach der 1998er August Krise die größten Verluste tragen, da die Depositen bei russischen Banken zum Großteil abgewertet wurde. Dies hatte die Schließung der Abteilungen für Private Banking zur Folge. Nur die Auslandsbanken konnten solche Dienstleistung weiterhin anbieten. Als weiteres Beispiel soll hier das E-Banking angeführt werden. Diese Dienstleistung war zuerst nur für Firmenkunden gedacht. Später konnten auch die Privatkunden solche Leistungen ab Mitte der 90ger Jahren bereits in Anspruch nehmen. Nach der Finanzkrise von 1998 wurde E-Banking wieder ziemlich populär und wird von der Mehrheit der 30 größten Geschäftsbanken angeboten. Allerdings muss dazu bemerkt werden, dass die mit Hilfe von E-Banking erwirtschaften Geschäfts276
Ausführlicher zur Tätigkeit der Bank „Trust“ siehe der Kurzportrait der Bank im Anhang.
144
STRUKTURMERKMALE DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS
volumina im europäischen Vergleich relativ niedrig sind. Der Grund dafür liegt in der fehlenden russlandsweiten Infrastruktur sowie eine mangelnde Sicherheit bei solcher Transaktionen. Die russischen Geschäftsbanken haben auch interessante Erfahrungen im Kartengeschäft – Emission der sog. Plastik-Karten, d. h. Geld- und Kreditkarten. Die Ausgabe an Kunden ist für alle Geschäftsbanken recht attraktiv. Anfang der 90ger Jahren war der Anteil der Bevölkerung, die ein Konto bei einer Bank hatte, infolge der lang andauernden „Cash Economy“, ziemlich klein. Die Banken haben daher ihren Firmenkunden angeboten, die Cash-Flows für Gehälter und Löhne der Mitarbeiter dieser Unternehmen den Geschäftsbanken zu überlassen. Auf diesem Wege von Lohn- und Gehaltüberweisungen konnten die Banken auf einmal – als positives Ergebnis der Geschäftsvereinbarungen mit großen Arbeitgebern – hunderte von neuen Privatkunden akquirieren. Diese Dienstleistung der Gehaltskontobetreuung ist zunehmend auch für Auslandsbanken in Russland sehr gewinnbringend. • Unzureichende Kreditvolumina im europäischen Vergleich Trotz der erheblichen Erhöhung des Kreditvolumens im Vergleich zum Vorkrisenniveau277 bleibt der Anteil der Kredite an die Wirtschaft auf einem niedrigen Niveau im Vergleich zu den ausländischen Banken (rund 40 % gegenüber 50-70 % in entwickelten Ländern278). Dabei wird ein wesentlicher Teil der Kredite den Muttergesellschaften gewährt (sog. Intralending)279, was die Qualität der Kreditportefeuilles verschlechtert. In der russischen Wirtschaft und Bevölkerung gibt es darüber hinaus bisher keine umfassenden Erfahrungen mit der Kreditwirtschaft, insbesondere in der Bevölkerung. So betragen die Bankkredite an Privatkunden in Russland nur 2 % des Bruttoinlandsproduktes. In Deutschland beläuft sich dieser Wert auf 96 % (s. Abbildung 18).
277 278 279
Siehe dazu Abschnitt 1.3. dieses Kapitels. Vgl. Engerer, H./ Schrooten, M. (2001). Dieses Phänomen gehört zu den wichtigsten Strukturrisiken des russischen Bankensystems. Siehe ausführlicher dazu Abschnitt 3.3. dieses Kapitels.
145
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
100%
96%
80% 66% 67%
60% 40%
30% 31%
20%
Deutschland
Großbritannien
Frankreich
Kroatien
Österreich
Bulgarien
Ungarn
Ukraine
13% 9% 10%
Slowakei
Russland
9%
Polen
4%
Tschechien
1%
2%
Rumänien
0%
2%
Anzahl der Auslandsbanken
Abbildung 18: Kredite für Privatkunden im europäischen Vergleich (in % des BIPs) Quelle: Raiffeisenbank Austria Research (2004).
Die gegenwärtige Kreditpolitik der Mehrzahl der Geschäftsbanken in Russland muss als relativ risikoreich eingestuft werden. In den letzten Jahren sind viele Geschäftsbanken – darunter auch manche Auslandsbanken – sehr aggressiv im Retail-Banking-Markt. Es werden hier verschiedene Arten von Konsumentenkrediten sowie Immobilienfinanzierungen angeboten. Solche Faktoren, wie die der für den nächsten Jahren prognostizierten Immobilienkrise280 sowie das Fehlen eines allgemeinen Kreditbüros für den Informationsaustausch über private Schuldner könnten zu einem wieder erhöhten Wertberichtigungsbedarf auf Kreditportfolios und in Folge zu negativen Geschäftsbankenergebnissen führen. Ein anderes Problem der bisherigen „Cash Economy“ ist der noch fehlende einheitliche Interbankenmarkt. Trotz hoher Liquidität in einzelnen Bankengruppen ist es unter solchen Rahmenbedingungen für Kreditinstituten noch risikoreich flexible Finanzierungsprodukte zu verkaufen, weshalb die bisher erreichen und hier vorgestellten Wachstumsraten besonders der Rubelgeschäfte über das russischen Bankensystem besondere Beachtung verdienen. Dies stellt eine positive Veränderung gegenüber den ökonomischen Fehlentwicklungen in der ersten (Vorkrisen-) Transformationsphase dar. Offizielle Analysen in Russland selbst ergaben, dass noch Mitte der 90er Jahre über 70 % der Transaktionen der Großbetriebe mittels Kom280
Die Immobilienpreise in den Großstädte – insbesondere in Moskau – sind in den letzten 3 Jahren um 40% gewachsen.
146
STRUKTURMERKMALE DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS
pensationsgeschäften oder anderen geldlosen Verrechnungspraktiken beruhten. Bestenfalls waren bei kleineren und mittleren Geschäften Barzahlungen üblich. Wenn überhaupt, war der Bankensektor über lange Phasen des Transformationsprozesses nur teilweise in das Wirtschaftsleben der russischen „Cash Economy“ integriert. Welfens spricht gar von einer „monetären Dehydrierung“ und Dollarisierung der russischen Wirtschaft in der Transformationskrise in der zweiten Hälfte der 90er Jahre: „Einheimisches Geld, dessen Verwendung im marktwirtschaftlichen Wirtschaftsleben ungeheuer vorteilhaft ist – es werden Informations- und Transformationskosten gespart –, wird immer weniger verwendet.“281 Dieser verhängnisvolle Prozess wurde offensichtlich beendet. • Sog. Bridge-Banken als russische Variante der M&A-Geschäfte Die Finanzkrise von 1998 haben russischen Geschäftsbanken vor allem mit Zusammenschlüsse bewältigt. Allerdings waren nicht alle Versuchte erfolgreich. Die größte M&A-Transaktion in der Bankengeschichte Russlands nach der Krise von 1998 sollte der Zusammenschuss von Uneximbank, Menatep, Mostbank und MFK zur Holding "Rosbank", welche einen Anteil von knapp 11 % am Eigenkapital des Bankensystems ausgemacht hätte, werden. Diese Transaktion der nach der Krise maroden Geschäftsbanken hat jedoch nicht erfolgreich stattgefunden. Im Jahre 2000 wurden auf die Rosbank nur Konten und Bankgeschäfte der Uneximbank übertragen.282 Diesen teilweisen Zusammenschluss kann man als ein Beispiel der typisch russischen Variante von M&A-Geschäften betrachten. Die russische Besonderheit besteht in der Schaffung sog. „Bridge-Banken“ mit dem Ziel, gesunde Aktiva der Mutterbank zu übertragen.283 Die Eröffnung dieser Bridge-Banken wurde nicht mit der Erhöhung der gesamten Zahl der Kreditinstituten begleitet: Die Organisation der Bridge-Banken erfolgte durch den Kauf der schon seit Jahren existierenden Geschäftsbanken. Die alten Eigentümer sowie der alte Name der Bank werden bei diesem Procedere zumeist ausgetauscht. Als weitere Beispiele der Übertragung von Aktiva insolvenzbedrohter Geschäftsbanken in eine neue Bridge-Bank können auch die Bank „Trust“ (die Bridge-Bank der Bank Menatep) und die Impexbank (die Bridge-Bank der Bank „Rossijsky Kredit“) genannt werden. Beide Banken gehören jetzt zu den wichtigsten Geschäftsbanken Russlands.
281 282 283
Welfens, P.J.J. (1999), S. 558. Vgl. Wedew, A. L./ Lawrentiewa, I. W. (2003), S. 138. Vgl. Dazu ausführlicher dazu Varga, W. (2002), S. 166: „Bankmanager transferierten liquide Vermögenswerte zu Tochtergesellschaften oder einem neu gegründeten Institut“.
147
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
Die heutige Monopolstellung der Sberbank – welche 45 % des gesamten Depositenvolumens und 32 % des Kreditvolumens des russischen Bankensystems hält (s. Abbildung 19) – drängt die Geschäftsbanken zu neuen Zusammenschlüssen, um letztlich den Wettbewerb der „800-pound gorillas“284 zu ermöglichen.
100%
17
80% 39
60%
24
44
40% 45
20%
32
0%
Depositen Sberbank
Kredite
Top 29 Banken (ohne Sberbank)
Übrige Banken
Abbildung 19: Verteilung der Depositen- und Kreditvolumina im russischen Geschäftsbankensystem Quelle: Standard & Poor´s Ratingsdirect (2003b), S. 5.
So wurden in den letzten vier Jahren eine Reihe weiterer M&A-Transaktionen durchgeführt.285 Die MDM-Bank – die zum ersten Geschäftsbankencluster gehört – übernahm die Petrovskiy Narodniy Bank in St. Petersburg and Conversbank in Moskau sowie auch einige kleinere Regionalbanken. Als weitere Beispiele der laufenden M&A-Geschäfte wird auf die Übernahmen von der auf Retail-Banking spezialisierten Avtobank durch die NIKoil IBG Bank286 verwiesen. Auch die Akquisition der Metrocombank in der Volga Region und der Ural Promstrojbank, Ekaterinburg, durch die Promstrojbank, St. Petersburg, sowie die Übernahmen der kleinen Regionalbanken durch die Ural-Siberian Bank und durch die Bank Petrokommerz runden das Bild der Restrukturierung des Bankensektors ab. Die Rosbank – nach der Zusammenschluss mit der Schwesterbank MFK – hat im Sommer 2003 die auf die Retail-Banking fokussierte OVK Bank gekauft. Ende 2003 haben die Eurofinance und die Mosnarbank einen Zusammenschuss bekannt gemacht. Auch Banken mit überwiegenden staatlichen Beteiligung haben M&A284 285 286
Standard & Poor´s Ratingsdirect (2003a), S. 4. Vgl. Standard & Poor´s Ratingsdirect (2003b), S. 5. Siehe ausführliche dazu die Kurzportraits der Avtobank sowie der NIKoil IBG Bank im Anhang.
148
STRUKTURMERKMALE DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS
Transaktionen realisiert. So hat die zweitgrößte staatliche Vneshtorgbank einige Geschäftssegmente der Vnesheconombank, die sich in staatlichem Besitz befindet, übernommen. Im Juli 2004 hat die Vneshtorgbank mit dem Ziel die sog. „Juli Bankenkrise“ zu bewältigen die Guta-Bank, die zu den 30 größten Geschäftsbanken Russlands gehörte, zu einen symbolischen Preis von ca. 32,3 Tsd. US-Dollar (1 Mio. Rubel)287 übernommen. • Ergebnisse der sog. „Juli-Bankenkrise“ Mitte Juli 2004 wurde der Kauf der seit Ende 1991 auf dem russischen Bankenmarkt tätigen Guta-Bank durch die staatlichen Vneshtorgbank annonciert. Als eine der größten Geschäftsbanken Russlands (mit einer Bilanzsumme von 1 263 807 Tsd. US-Dollar) verfügte diese Bank über ein dichtes Filialnetz in ganz Russland: 36 Filialen und Niederlassungen in den größten russischen Städten (Moskau, St. Petersburg, Jekaterinburg, Samara, Irkutsk, Tjumen usw.). Grund der drohenden Insolvenz dieser im Retail-Banking-Bereich spezialisierten Geschäftsbank waren in Liquiditätsproblemen, welche aus dem zeitweilig „verstopften“, da nicht vereinheitlichten und temporär ineffizienten Interbankenmarkt resultierten. Die Schieflage der Guta-Bank hat kurzfristig einen gefährlichen Run auch auf andere Geschäftsbanken – darunter auch die Alfa-Bank und die Bank of Moscow – provoziert. Innerhalb von einigen Tagen im Juli wurden ca. 350 Mln. US-Dollar288 der Privatkundendepositen bei diesen Banken abgehoben. Die „Juli Bankenkrise“ hat allerdings im positiven Sinne die Fähigkeit der russischen Zentralbank zur schnellen Reaktion im Falle eines Bank Runs und einer drohenden Bankenkrise gezeigt. Bankenaufseher und Bankmanager haben scheinbar an der 1998er Krise gelernt. 2.3
Regionale Aspekte des russischen Geschäftsbankensystems
Gegenwärtig befinden sich laut Statistik der Zentralbank Russlands 51,5 % aller Geschäftsbanken in Moskau bzw. im Gebiet Moskaus. In diesen Banken sind 83 % der Aktiva des russischen Bankensystems, 97 % der Geldmittel des föderalen Haushaltes, 94 % der Investitionen in Staatspapiere, 54 % der Einlagen juristischer Personen konzentriert.289 Eine solche Konzentration der Finanzkraft auf Moskauer Geschäftsbanken wirkt sich hemmend auf die Entwicklung der übrigen russischen Regionen und damit des gesamten Landes aus. Die Konzentration des Bankkapitals in Moskau ist je287 288 289
Vgl. o. V. (2004), S. 2. Vgl. Ebd. Eigene Berechnungen nach der Statistiken der Zentralbank der russischen Föderation: Überblick über den Bankensektor Russlands (Obsor bankowskogo sektora Rossijskoj Federazii), Heft 21, Moskau Juli 2004.
149
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
doch nicht darauf zurückzuführen, dass Kredite und Investitionen in den Regionen weniger lukrativ sind. Der Grund für diese Konzentration ist darin zu sehen, dass die Banken in Moskau in der Nähe der politischen Macht sind. In den letzten 13 Transformationsjahren waren die Geldmittel des Föderalen Haushaltes ausschließlich bei Moskauer Banken konzentriert. Daher hatten diese beträchtliche Refinanzierungsvorteile. Außerdem sind in Moskau die wichtigsten Finanzmärkte (Devisen- und Wertpapiermärkte) lokalisiert, die in erster Linie den Moskauer Banken zugänglich sind. Der Abfluss der Finanzmittel aus den Regionen nach Moskau war einem Abfluss von Kapital aus dem realen Wirtschaftssektor gleichzusetzen, da hier lange Zeit vorrangig mit Staatspapieren spekuliert wurde. Eine der wichtigsten Besonderheiten des russischen Bankensektors besteht im geringeren Volumen der Bankendepositen der Privatkunden im Vergleich zu den europäischen Ländern und in der sog. „Cash-Economy“. Eine der wichtigsten Aufgaben der Geschäftsbanken besteht in der Akquisition der Ersparnisse der russischen Bevölkerung für das Bankensystem. Die alternativen Sparformen (Devisenankauf, Thesaurierung von Bargeld durch die Bevölkerung) sind u. a. Hauptursachen für eine noch mangelnde Effizienz des Bankensystems. Regionale Struktur der Einlagen der Bevölkerung Im Jahre 2003 waren 32,5 % der Depositen der Bevölkerung in den Banken Moskaus und des Gebietes Moskau konzentriert. Gleichzeitig entfielen nur 19,7 % der Devisenkäufe der Bevölkerung auf die Moskauer Region. Tatsächlich handelt es sich hier um die Sparakkumulation der Bevölkerung (Bargeldhortung in Auslandswährung). Mehr als 80 % dieser Devisenkäufe der Bevölkerung werden in den anderen Regionen des Landes getätigt. Kein anderes Bankgeschäft ist russlandweit so dezentralisiert wie dieses. Auf die beiden riesengroßen Regionen – Sibirien und der Ferne Osten – entfielen 2003 magere 13 % der Depositen und Guthaben der Bevölkerung, jedoch mehr als 19 % der Devisenkäufe durch die Bevölkerung. Das Depositenvolumen der Bevölkerung in den Banken Sibiriens und des Fernen Ostens war um das 2,5fache geringer, als in den Banken Moskaus und des Gebietes Moskau. Dafür wurden dort etwa genauso viele Devisen angekauft wie in und um Moskau. Die Ursache für dieses Missverhältnis ist etwa wie folgt zu verstehen: Je geringer der Entwicklungsstand des Bankensystems, desto geringer ist der Teil der Ersparnisse der Bevölkerung, der als Bankguthaben über die Finanzintermediation verfügbar gemacht werden. Desto größer ist andererseits die Bargeldhortung oder Geldanlage der Ersparnisse in Devisen.
150
STRUKTURMERKMALE DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS
Folgen der neuen Eigenkapitalvorschriften Im Jahre 2002 wurden die Eigenkapitalanforderungen für die Neugründung von Banken auf 5 Mio. Euro (derzeit ca. 170 Mio. Rbl.) erhöht. Ab 2007 wird diese Anforderung für alle zugelassenen Banken gelten. Da der Euro-Kurs zum Rubel nur schwer prognostizierbar ist, bleibt – abgesehen von der konkreten Geschäftsentwicklung – ungewiss, welche Banken diesen Anforderungen auf Eurobasis entsprechen können. Gegenwärtig entspricht der Großteil der russischen Banken dieser Anforderung nicht. Im Jahre 2002 besaßen nur 202 von 1327 Kreditinstituten – das sind ca. 15 % aller Banken in Russland – Kapital in Höhe von mehr als 150 Mio. Rbl.290; davon waren 164 Kreditinstitute in und um Moskau ansässig. Im Föderalen Nord-West-Bezirk gab es nur 5 solcher Banken, davon 4 in St. Petersburg. Im großen Sibirischen Föderalen Bezirk gab es lediglich 2 Banken, die diesen Anforderungen gerecht werden konnten. Auf die restlichen 4 Föderalen Bezirke entfallen 29 Kreditinstitute dieser Größe. In den Millionenstädten wie Nowosibirsk, Krasnojarsk, Wolgograd und anderen gab es im vorigen Jahr keine einzige Geschäftsbank, die den neuen Eigenkapitalforderungen gerecht werden konnte.291 Es bestehen daher ernste Zweifel, dass eine ausreichende Zahl von Banken in diesen Regionen Russlands in nächster Zeit entstehen können. Wenn also die Forderung nach „ausreichender Kapitalhöhe“ im Jahre 2007 tatsächlich in Kraft tritt, so ist anzunehmen, dass eine Vielzahl der Banken Russlands, unabhängig von ihren durchaus vorhandenen Geschäftserfolgen, entweder liquidiert oder von den Großbanken Moskaus übernommen werden. Insofern kann von „Freiwilligkeit“ der Reorganisation stabiler Kreditinstituten keine Rede sein. Eine Benachteiligung bzw. ein weiteres Sterben unabhängiger Regionalbanken ist damit vorprogrammiert, was infolge zur weiteren Eindämmung der Kreditgeschäfte in den Regionen führen kann. Dies würde den ohnehin schwach entwickelten Mittelstand dort besonders hart treffen. Die Filialen der Moskauer Banken werden die Banken im weiten Russland vor Ort nicht ersetzen können. Sie werden nur an den Standorten und in den Regionen errichtet, die für sie strategisch von besonderem Interesse sind. Doch sind alle Städte und Regionen im Interesse eines Wirtschaftsaufschwunges auf Bankleistungen und Finanzierungsmöglichkeiten angewiesen. Der größte Teil Russlands würde möglicherweise vom Bankensystem nicht mehr erreicht werden. Dann wird ein Teil der Geschäftsbankfunktionen (Verrechnungen, Überweisungen, Führung der Kontokorrentkonten) von Niederlassungen der Zentralbank gegen Entgelt geleistet werden. Das kommerzielle Kreditgeschäft dürfte damit wieder zum Erliegen kommen, was ein Rückschritt hinsichtlich der Versorgung der Regionen mit Finanzdienstleistungen wäre. 290 291
Vgl. Маnewitsch В.Е. (2002), S. 2. Vgl. Ebd.
151
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
Konsequenzen eines weiteren Bankenrückzugs aus den Regionen Zusammenfassend würde eine weitere Liquidation von kleineren und mittelgroßen Banken in den Regionen Russlands folgende wirtschaftliche Negativwirkungen verursachen: • Erstens haben kleinere Regionalbanken nicht selten durchaus beachtliche ökonomische Erfolgsdaten aufzuweisen. Ihre Liquidierung führt in aller Regel zur sinkenden Dienstleistungsqualität und Verschlechterung der Leistung des Bankensektors. • Zweitens verfügen Regionalbanken über wertvolle Erfahrungen im Angebot adäquater Dienstleistungen mit der Regionalklientel; Bedarfe und Geschäftsmöglichkeiten sind gut bekannt; vor allem ist ein gewisses Vertrauen der Bankkunden vorhanden. • Drittens wird der Untergang kleinerer Banken auch den Bankrott von regionalen Wirtschaftsunternehmungen – insbesondere des sich gerade etablierenden Mittelstandes bedeuten, da Finanzressourcen noch stärker als bisher in wenige Metropolen umgelenkt werden könnten. Die Entwicklungschancen dezentraler Bankstrukturen sollten daher genauer analysiert und entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Bspw. Erfahrungen mit Verbundlösungen der Regionalbanken – besonders die von Spitzenund Spezialinstituten sowie von primären Vertriebsbanken wie sie im deutschen Sparkassen- oder Genossenschaftswesen bestehen und gegenwärtig neu gestaltet werden – sollte zurückgegriffen werden. Hier ist die optimalen Größe eines Marktgebietes und der Institute zu ermitteln, wobei gleichzeitig Wettbewerbssituationen auch der dezentralen Institute zu berücksichtigen sind. 2.4
Verringerung des Staatseinflusses
Wie schon im Abschnitt 2.1.2. dieses Kapitels angesprochen, befindet sich ein großen Anteil der russischen Gesamtbankenaktiva – trotz der Privatisierung Anfang der 90ger Jahre – unter zentralstaatlicher Kontrolle. Zu nennen sind hier solche russischen Großbanken, wie die Sberbank, die Vneshtorgbank bzw. die Bank of Moscow. Eine zukünftige positive Entwicklung des russischen Bankensystems könnte durch einen unvollkommene Wettbewerb im russischen Bankenmarkt verhindert werden. Die Verstärkerung des Wettbewerbs soll vor allem durch die Förderung von den mittelgroßen Banken, privaten Aktienbanken, neuen Sparkassen und genossenschaftlichen Instituten erreicht werden. Dabei soll die Rolle staatlicher Geschäftsbanken – durch den Rückzug des Zentralstaates aus dem Geschäftsbanken152
STRUKTURMERKMALE DES RUSSISCHEN GESCHÄFTSBANKENSYSTEMS
sektor bzw. eine Teilprivatisierung durch den freien Verkauf von Bankaktien – verringert werden. Im Jahre 2002 wurde die Bereitschaft der russischen Regierung und der Zentralbank erklärt, ihre Anteile am Bankkapital zu verkaufen.292 Privatinvestoren, einschließlich ausländische Investoren, sollten bspw. die Kontrolle über die Vneshtorgbank übernehmen. Der russische Staat hält jedoch auch nach der Privatisierung noch immer ein Kontrollpaket dieser wichtigsten Außenhandelsbank Russlands. Nach dem Verkauf der Anteile wird dem Staat ein Aktienpaket verbleiben, das ihm zwar einen gewissen Einfluss auf die Geschäftspolitik gestattet, nicht aber die Aufsicht und Entscheidungsgewalt über einzelne Bankgeschäfte. Solch ein Schritt wäre natürlich als positiv für die Verstärkerung des Wettbewerbs. Allerdings kann eine solche Lösung – unter der Betrachtung der speziellen Funktionen, welche diese Bank für die russischen Wirtschaft leistet – ernste negative Folgen für die Wirtschaft haben. Als Beispiele sind hier z. B. eine eventuelle Abschwächung des Exports von Maschinen und Ausrüstungen sowie von wissenschaftsintensiven High-Tech-Produkten zu nennen. Angesichts vorhandener Zollschranken wird die Kreditierung des Export- und Importgeschäftes zum wichtigsten Instrument der Regulierung des Außenhandels. In vielen Industrieländern – z. B. in den USA – handelt es sich bei den größten Unternehmen, die sich auf die Kreditierung der Außenhandelsoperationen spezialisieren, um staatseigene Unternehmen. Solche Banken, die spezialisierte Bankdienstleistungen für die Wirtschaft anbieten, können nicht den anderen Geschäftsbanken gleich gestellt werden. Sie dürfen auch das Gewinnziel nur teilweise verfolgen. Solche staatlichen Banken sollten sich lieber auf die Mobilisierung von Quellen für langfristige Kreditierung der Prioritätsbereiche der Wirtschaft sowie für den Ausbau von depressiven bzw. rückständigen Regionen im Land konzentrieren. Das wichtigste Problem, das Russland zu bewältigen hat, besteht in der Ankurbelung der Investitionstätigkeit. Internationale Erfahrungen – gerade auch in Europa – zeigen, dass die Bewältigung dieser Aufgabe unter Krisenbedingungen – ohne ein System von staatseigenen Investitionsbanken oder Aufbaubanken, ohne Spezialinstrumente zur Bildung ihrer Kapitalanlagen und zur Geldmittelbeschaffung – nicht möglich ist. Deswegen müssen alle Maßnahmen, die zur Verringerung der zentralstaatlichen Beteiligung an Banken mit Spezialfunktionen beitragen, sehr vorsichtig vorgesetzt werden.
292
Vgl. Entwicklungskonzept für den Bankensektor Russlands vom 30.12.2001.
153
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
3.
Gefahren, Struktur- und Systemrisiken des russischen Bankensektors
3.1
Defizite der Bankwirtschaft
Abgesehen von den positiven Entwicklungstendenzen der russischen Bankwirtschaft nach der Krise von 1998 sind weiterhin einige negative Seiten der Bankpraxis in Russland nicht zu übersehen. Dazu gehören folgende Hauptprobleme: • Der Beitrag der Banken zum Wirtschaftswachstum 1999-2001 war eher unbedeutend. Die Banken profitierten zwar von der allgemeinen Wirtschaftsbelebung und Stabilisierung, sie wirkten jedoch noch nicht als Triebkraft der Entwicklung; • Die Banken spezialisieren sich nach wie vor hauptsächlich auf die Umverteilung der Einkünfte unter den Betrieben, die Transformation von Sparmitteln und die Vermögensbildung spielten noch eine untergeordnete Rolle bei den Investitionsfinanzierungen über das Bankensystem; • Russische Banken nehmen nur in geringem Maß an der Bereitstellung von langfristigen Ressourcen für die Wirtschaft teil. So beträgt der Kreditbestand mit einer Laufzeit über einen Jahr lediglich 17 Mrd. USDollar. Große Teile der russische Bankaktiva (12 Mrd. US-Dollar) sind Einlagen bei Auslandsbanken; • Russische Banken sind in hohem Maße von exportorientierten Branchen abhängig. Im exportabhängigen Teil des Bankensystems sind 3540 % der Aktivbestände konzentriert293; • Der Großteil der Kredite konzentriert sich in den exportorientierten Branchen. Die Kreditportfolios der Banken haben sich kaum verändert und waren weniger auf den Kapitaltransfer in verarbeitende Wirtschaftsbranchen orientiert; • Der Großteil der Banken (29 % aller Aktivbestände) war auf Fremdwährungsgeschäfte orientiert. Das betraf in erster Linie „Erdöl- und Gasbanken“. Wenn diese ihre Wirtschaftskredite auf ein durchschnittliches Niveau aufstocken würden, so könnte die Kreditierung der Wirtschaft um 1,1-1,5 % des BIP zunehmen294; • Der Kapitaltransfer aus den Rohstoffsektoren in die verarbeitenden Bereiche wird durch den „gebundenen“ und geschlossenen Charakter der 293 294
Vgl. Koslow А. А. (2002), S. 7. Ebd., S. 8.
154
GEFAHREN, STRUKTUR- UND SYSTEMRISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSEKTORS
Kreditgewährung innerhalb der Finanz- und Industriegruppen gehemmt. Kredite innerhalb der Gruppen belaufen sich auf ca. 40-45 % des Kreditbestandes des Bankensystems (ohne Sberbank und Vneshtorgbank)295; • Die verminderten Zuwachsraten liquider Mittel der Betriebe (durchlaufende Mittel auf Giro- und Verrechnungskonten) als Bankpassiva gehen einher mit der Erhöhung der Bankeinlagen einer zunehmend zinssensiblen Bevölkerung, wodurch sich das Passivgeschäft im Wettbewerb verteuert. 3.2
Inverse Zinsstrukturen im überjährigen Bereich
Normale Zinsstrukturen entstehenden bei funktionierenden Geld- und Kapitalmärkten durch risikobezogene Ertragserwartungen der Investoren (Anleger). Zinserträge – rsp. Finanzierungskosten – sind wegen der dynamischen Ertrags- und Risikobetrachtungen von Kapitalgebern und -nehmern in den kurzen Laufzeiten niedriger als in längeren; effiziente Märkte vorausgesetzt. Unvollkommende Marktsituationen (Sondereinflüsse) sowie unsichere Zinsperspektiven können jedoch dazu führen, dass zeitweilig die Zinsen „am langen Ende“ niedriger sind, als am „kurzen Ende“. Länger als ein Jahr festgeschriebene Rubeldepositen sind für Banken derzeit beispielsweise kostengünstiger als unterjährige Einlagengeschäfte. Hier sind die Marktgesetzte offensichtlich noch nicht ohne Gegeneffekte wirksam. Sparer hatten bisher offenbar keinen finanziellen Anreiz, Bankeinlagen länger als ein Jahr zu binden. Das klassische Spreadgeschäft zwischen Kredit- und Einlagenzinsen ist als Marktsegment sowohl im Rubel- wie im Fremdwährungsbereich nur kurzfristig nach gewohnten Mustern intakt.
295
Ebd.
155
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
Die Abbildung 20 verdeutlicht, dass im überjährigen Bereich der Zinssatz für Rubeldepositen natürlicher Personen rückläufig ist und sich dem Einlagenzins für Dollardepositen nähert. Diese Entwicklung ist auch mit der Stabilisierung der russischen Währung nach innen und nach außen zu erklären (Inflationssenkung, Aufwertung gegenüber dem US-Dollar). Begleitet wurde diese Entwicklung von einer Senkung des Refinanzierungszinssatzes der russischen Zentralbank im Jahre 2003. Durch die Verteuerung des Rubels an den Devisenmärkten allein 2003 um mehr als 10 % wuchs das Vertrauen in Rubeldepositen. Deren Akzeptanz ist in Russland seit 2002/03 fast mit den Dollareinlagen vergleichbar. So beträgt der Habenzins der Sberbank für zweijährige Depositen in Dollar 7,5 % und für Rubeleinlagen 8 %. Dies erklärt auch die Senkung des Sollzinses am Privatkundenmarkt für überjährige Rubelgeschäfte und die Annäherung an den adäquaten Zins für Dollarkredite. 25
in Prozent (%)
20
15
10
5
0 bis 30 Tage
31-180 Tage
181 Tage-1 Jahr
ab 1 Jahr
Habenzins für die Geschäfte in RUB
Sollzins für die Geschäfte in RUB
Habenzins für die Geschäfte in USD
Sollzins für die Geschäfte in USD
Abbildung 20: Soll- und Habenzinssätze am Privatkundenmarkt zum 1.1.2004 Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Bulletin der Bankenstatistik (Bjulleten Bankowskoj Statistiki), Moskau, verschiedene Jg.
156
GEFAHREN, STRUKTUR- UND SYSTEMRISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSEKTORS
Inverse Zinsstrukturen sind – ebenso wie bei den Einlagen – auch bei den russischen Finanzierungskosten (Sollzinsen) für Rubelkredite stärker als für Fremdwährungskrediten zu finden. Die Abbildung 21 zeigt zunächst die Verzinsung der Bankguthaben russischer Firmenkunden nach Laufzeiten in normaler Zinsstruktur. Geschäftsbanken erhöhten diesen Einlagenzins in den letzten Jahren aufgrund des größeren Wettbewerbs. Auch im Zuge der Rubelaufwertungen stiegen die Zinsen für Rubeleinlagen parallel mit denen für Dollarbankeinlagen an. 25
in Prozent (%)
20
15
10
5
0 bis 30 Tage
31-180 Tage
181 Tage-1 Jahr
ab 1 Jahr
Habenzins für die Geschäfte in RUB
Sollzins für die Geschäfte in RUB
Habenzins für die Geschäfte in USD
Sollzins für die Geschäfte in USD
Abbildung 21: Soll- und Habenzinssätze am Firmenkundenmarkt zum 1.1.2004 Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Bulletin der Bankenstatistik (Bjulleten Bankowskoj Statistiki), Moskau, verschiedene Jg.
157
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
Die hier per 1.1. 2004 dargestellten Zinsstrukturen im russischen Bankensystems sind noch weitgehend von den Umlaufrenditen des Kapitalmarktes abgekoppelt. Da ein effizienter gesamtrussischer Interbankenmarkt und damit ausreichend kurzfristige Rubelliquidität (over-night-money) für die Gelddisposition der Banken noch fehlt, handelt es sich bei den Zinsstrukturkurven der Zentralbankstatistik nicht um Konditionen für erste Adressen. Die Schuldnerbonitäten in den einzelnen Laufzeiten sind sehr differenziert und daher die Zinsen aufgrund der unterschiedlichen Risikospreads nicht wirklich vergleichbar. Unternehmen mit hoher Bonität, wie bspw. das Großunternehmen „Lukoil“, erhalten Fremdkapital von den Banken zu günstigeren Finanzierungskosten und sind in längeren Laufzeiten akzeptiert, während Unternehmungen mit schlechterer Bonität (die Mehrzahl der russischen Unternehmungen) in sehr kurzfristigen Kreditlaufzeiten dominieren und zudem höhere Risikoaufschläge zahlen. Für die hier sichtbare inverse Zinsstruktur des russischen Bankenmarktes in Rubel und in US-Dollar ist ein weiterer Sondereinfluss verantwortlich: Seit dem Jahre 1998 erhöhte sich das Volumen der Unternehmensverschuldung gegenüber dem russischen Staat wegen überfälliger Steuerzahlungen. Auf die ausstehenden Beträge wurden monatlich hohe Sanktionen und Strafen berechnet. Heutzutage betragen diese Forderungen schon mehr als 50-60 % der gesamten Unternehmensverschuldung. Im Jahre 2001 hat die russische Regierung ein Umschuldungsprogramm angeboten. Danach können staatliche Sanktionen erlassen werden, wenn die Unternehmen innerhalb von 4 Jahren die überfälligen Steuerzahlungen leisten. Deswegen ist die Nachfrage nach kurzfristiger Bankfinanzierung für Firmenkunden in den letzten Jahren sehr angestiegen. Auch im Ergebnis dieser Marktsituation ergaben sich höhere Sollzinssätze für Rubelgeschäfte im unterjährigen Bereich. Die Entwicklung des Sollzinses für Rubelfinanzierungen ist vergleichbar mit den für Dollarkrediten. Die Volatilität des US-Dollars an den Devisenmärkten verstärkte die Vorsicht der russischen Wirtschaft hinsichtlich einer mittel- oder langfristigen Fremdwährungsverschuldung. Dies führte tendenziell zur Senkung der Finanzierungskosten für überjährige Dollarkredite. Im Ergebnis aller Einflüsse war der Sollzins der Banken im überjährigen Bereich rückläufig, während die Einlagenzinsen anstiegen. Diese Tendenz muss insofern als problematisch bewertet werden, da die wachsende Schere zwischen Depositenund Kreditzinsen die Margen der Banken verringert, was ein nachhaltiges Wachstum des monetären Sektors zur dynamischen realwirtschaftlichen Entwicklung verhindert wird.
158
GEFAHREN, STRUKTUR- UND SYSTEMRISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSEKTORS
40 30 20 in Prozent (%)
10 0 -10
1998
1999
2000
2001
2002
2003
-20 -30 -40 -50 -60 -70 bis 30 Tage
31-180 Tage
181 Tage-1 Jahr
ab 1 Jahr
Abbildung 22: Zinsmarge für die Geschäfte in Rubel am Firmenkundenmarkt Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Bulletin der Bankenstatistik (Bjulleten Bankowskoj Statistiki), Moskau, verschiedene Jg.
Im Ergebnis der dargestellten Marktsituation ergeben sich differenzierte Zinsmargen als klassische Ertragsquellen für Banken. Lukrativ war für Banken bisher eher das kurzfristige Kreditgeschäft. Dies betraf das Privatkunden- und Firmenkundengeschäft gleichermaßen. In den letzten Jahren konnten positive Zinsmargen in verschiedenen Laufzeitbändern vor allem für Währungskredite an die Bevölkerung realisiert werden. Rubelkredite an die Wirtschaft zeigen dagegen bereits deutlich sinkende Zinsmargen, was bei starkem risikoindifferentem Wachstum bedenklich ist. Die Zinsen für Bankkredite in US-Dollar an russische Firmen ermöglichten jedoch im Vergleich zu adäquaten Einlagen zumindest im unterjährigen Bereich stabile Zinsmargen, wovon Auslandsbanken und Joint Ventures profitierten.
159
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
10 8
in Prozent (%)
6 4 2 0 1998
-2
1999
2000
2001
2002
2003
-4 -6
31-180 Tage
bis 30 Tage
181 Tage-1 Jahr
ab 1 Jahr
Abbildung 23: Zinsmarge für die Geschäfte in US-Dollar am Firmenkundenmarkt Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Bulletin der Bankenstatistik (Bjulleten Bankowskoj Statistiki), Moskau, verschiedene Jg.
Der starke Zuwachs kurzfristiger Rubelkredite an russische Firmen (s. Abbildung 24) erklärt sich aus der hohen Nachfrage der Industrie und der Attraktivität für Banken, wegen – im Vergleich zu den längeren Laufzeiten – noch kalkulierbarer Risiken. 40.000 35.000
Mio. US-Dollar
30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0 1.1.98
1.1.99
in Rubel bis 1 Jahr in US-Dollar bis 1 Jahr
1.1.00
1.1.01
1.1.02
in Rubel 1-3 Jahre in US-Dollar 1-3 Jahre
1.1.03
1.1.04
in Rubel ab 3 Jahre in US-Dollar ab 3 Jahre
Abbildung 24: Kredite für Firmenkunden, in Mio. US-Dollar Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Bulletin der Bankenstatistik (Bjulleten Bankowskoj Statistiki), Moskau, verschiedene Jg. 160
GEFAHREN, STRUKTUR- UND SYSTEMRISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSEKTORS
3.3
Grundlegende Strukturrisiken des Geschäftsbankensystems
Erstens erweist sich das Bankensystem im internationalen Vergleich sowie im Verhältnis zum Finanzierungsbedarf der russischen Wirtschaft – insbesondere im Verhältnis zu den Risiken – weiterhin als unterkapitalisiert. Die Eigenmittelausstattung der aufgeführten russischen Bankengruppen ist zudem unterschiedlich und vor allem risikoindifferent. Die Sberbank verfügt allein über knapp 20 % der Eigenmittel im russischen Bankensystem; den zweitgrößten Anteil halten die 11 russischen „Nichtrohstoffbanken“ mit 16,4 %, welche zugleich den Großteil der russischen Wirtschaftsrisiken in ihren Kreditportfolios haben. Banken mit größerer staatlicher Beteiligung verfügen über nur 11 % der Eigenmittel, was mit deren Anspruch auf Staatshaftung erklärbar ist. Auslandsbanken und Joint Venture sowie „Rohstoffbanken“ und Banken des „gemischten“ Typs halten die geringsten Eigenmittel des Bankensystems. Die darausfolgende Belastung der Eigenmittel der Banken bedarf einer gesonderten Risikotragfähigkeitsanalyse nach Institutsgruppen. Das zweite Strukturproblem resultiert aus der Bankentransformation in den 90er Jahren. Die entstandenen Geschäfts- und Bilanzstrukturen grenzen die strategischen Optionen für die Mehrzahl der Banken erheblich ein. Aufgrund der unterschiedlichen Refinanzierungsbasis (Eigenkapital, Depositen) in Verbindung mit sehr differenzierten Staats- und Wirtschaftsvernetzungen bleibt die volkswirtschaftliche Kapitalallokation über das Bankensystem insgesamt eingeschränkt. Geschäftsbanken bauen ihre Aktivitäten in relativ getrennten Sektoren aus (sog. Intralending). Ein drittes Strukturproblem betrifft die Monopolstellung einzelner Institute bei devisenintensiven Rohstoff- und sonstigen Auslandsgeschäften. Daraus ergibt sich eine starke Inlandsorientierung der übrigen Banken. Enge Geschäftsverbindungen und starke Abhängigkeiten von Spezialbanken zu verflochtenen Finanz- und Industriegruppen sowie kaum transparente Eigentümerstrukturen sind hemmend für den Bankenwettbewerb, insbesondere solange die Regionen noch nicht genügend Entwicklungspotential bieten. Eigenkapital, Depositen und Liquidität sind folglich ebenso unterschiedlich, wie die Finanzkraft und das Ertrags- rsp. Risikopotential dieser Banken. Institutionelle Risiken erwachsen auch aufgrund von Sonderinteressen und Fehlanreizen, da Eigenkapitalnormen noch weitgehend risikoneutral sind. Das vierte strukturelle Problem besteht in der hohen Konzentration der russischen Geschäftsbanken auf Export- und Auslandsgeschäfte des Rohstoff- und Energiesektors. Der Kapitaltransfer von den Rohstoffbereichen in die verarbeitenden Bereiche wird durch den „geschlossenen“ Kapitalkreislauf innerhalb der Finanzund Industriegruppen der Grundstoff- und Energiewirtschaft gebremst. Die brancheninterne Finanzierung (hier ohne Sberbank und Vneshtorgbank) absorbiert den 161
ENTWICKLUNGSSTAND,STRUKTURMERKMALE UND RISIKEN DES RUSSISCHEN BANKENSYSTEMS
Großteil der Bankkredite. Das „Intralending“ hemmt die freie Kapitalallokation der Wirtschaft. Positiv ist allerdings der in jüngster Zeit erkennbare Rückfluss von Auslandskapital. Diese Reserven der Rohstoffbranche dienen zunehmend der Sanierung russischer Industriezweige, was eine Signalwirkung auch für ausländische Investoren haben dürfte. Nicht zu übersehen sind allerdings auch die zunehmende Professionalität sowie das Bemühen um eine stärkere Diversifikation der Geschäfte sowie um eine größere Unabhängigkeit der „Rohstoffbanken“ von der jeweiligen Industriegruppe, wie das Beispiel Gazprombank zeigt.296 Ein fünftes Strukturproblem der Finanzintermediation betrifft die unzureichende regionale Ausprägung des russischen Geschäftsbankensystems, was eine adäquate Versorgung der Wirtschaft mit qualifizierten Finanzdienstleistungen sowie eine effiziente Risikobeurteilung der anstehenden Investitionen verhindert.297 Sechstens konzentrieren sich alle Entwicklungsmaßnahmen des Bankensystems einseitig auf die Zentralbank, welche jedoch auf makroökonomische Zielstellungen (Geldwertstabilität) orientiert sein muss. Eine selbständige Bankenaufsicht mit Spezialisten für Controlling und Ratingsysteme sowie starke Verbände für die Interessenvertretung von Spezialproblemen der Bankengruppen (beispielsweise der Regionen) fehlen. Siebentens ist eine hohe Kurzfristigkeit der Kreditfinanzierungen aufgrund der inversen Zinsstruktur erkennbar. Normale Zinsstrukturen konnten sich bisher nur im unterjährigen Bereich herausbilden.298 Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang auch die Einlagen der Betriebe. Diese kurzfristigen Bankpassiva waren im Transformationsprozess lange Zeit eine preiswerte Refinanzierungsquelle für Banken. Ihr Rückgang wird zwar von den zunehmenden der Einlagen der Bevölkerung kompensiert, verteuert aber letztlich die Bankenrefinanzierung. In Zukunft wird ein verbessertes Cash- und Anlagemanagement der Firmen, die Ausnutzung innovativer Finanzdienstleistungen im Bankenwettbewerb diesen Prozess verstärken und die Zinsmargen verengen.
296 297 298
Ausführlicher zur Tätigkeit der Gasprombank siehe die Kurzportraits der größten Geschäftsbanken Russlands im Anhang. Ausführlicher dazu siehe Abschnitt 2.3. dieses Kapitels. Siehe dazu Abschnitt 3.2. dieses Kapitels.
162
Kapitel IV: Wettbewerbsumfeld der Auslandsbanken und Joint Ventures in Russland 1.
Grundlagen der Internationalisierung des Bankgeschäfts
1.1
Globalisierung der Finanzmärkte und Chancen der Auslandsbanken in Wachstumsmärkten
Das grenzüberschreitende Bankgeschäft wird durch Korrespondenzbankverbindungen oder über Auslandsbanken abgewickelt.299 Letztere verfügen über eine Banklizenz als Auslandszweigstellen, ausländische Tochtergesellschaften oder ausländische Mehrheitsbeteiligungen von Geschäftsbanken (Joint Ventures) im jeweiligen nationalen Bankensystem.300 Die einzelnen Auslandsziele im Bankgeschäft sind vielfältig. Anfänglich wurden Bankenstützpunkte im Ausland gegründet, um den exportorientierten Firmenkunden auch im Ausland Bankdienstleistungen anbieten zu können oder um die Kostenvorteile und den direkten Zugang zu fremden Währungen über internationale Kapitalmärkte auszunutzen. Heutzutage stellen Auslandsstrategien – abgesehen von den Global Playern – grundsätzlich darauf ab, mittels der Stärken im Heimatmarkt (sog. Kernkompetenzen) Synergiepotentiale in anderen Ländern zu erschließen. Neben dem Bestreben, die Stabilität bzw. Sicherheit der Gesamtbank zu erhöhen, sollen über das Auslandsgeschäft Ertragspotentiale ausgeschöpft und das Image sowie die Marktposition gestärkt werden. Während früher Standorte für Auslandsbanken durch eine überschaubare Anzahl von Außenmärkten oder durch wenige internationale Finanzplätze bestimmt waren, sind heute globale Entscheidungen notwendig, um die Auswahl von vielen alternativen Standorten und die Positionierung der Bank in zahlreichen Märkten ihrer Kunden zu optimieren. Es geht auch nicht mehr nur um die Überwindung begrenzter Expansionsmöglichkeiten im Inland. Überdurchschnittliches Wachstum neuer Märkte sowie differenzierte Rentabilitäts- und Risikoerwartungen machen in vielen Instituten eine Diversifikation unerlässlich, um künftig Flexibilität und Standing im stärker werdenden Wettbewerb zu sichern. 299 300
Vgl. Hummel, D. (1999a), S. 369 f. Ausführlicher zur Formen der Auslandspräsenz siehe Abschnitt 1.3. dieses Kapitels.
163
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
Bei der Auslandserschließung wird ein Staat oder eine Region dann interessant, wenn die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse zufrieden stellend sind und notwendige Rechtssicherheit existiert. Marktöffnung sowie Werbung um Investitionen können nur erfolgreich sein, wenn bspw. Auslandsbanken in den jeweiligen Gastländern keinen Benachteiligungen unterliegen. Das ist teilweise in Russland noch nicht der Fall. Ein neuer Auslandsmarkt ist dann lukrativ, wenn einerseits kurzfristig Ertragspotential vorhanden ist, z. B. durch Einlagenwachstum oder Bedarf im Zahlungsverkehr, und andererseits auch Aktivgeschäfte möglich sind, so dass mehrere Geschäftsbereiche ausreichende Ertragschancen bieten. Gerade in neuen Wachstumsmärkten ist der Finanzierungsbedarf immens. Der Anteil des inländischen Kreditvolumens am Bruttoinlandprodukt ist noch relativ gering. Hier herrscht potentiell also eine große Chance auch für Auslandsbanken. Allerdings setzen die besonderen Risiken Grenzen. In den Reformländern ist der Anteil des Kreditvolumens tendenziell geringer als in den entwickelten Industrieländern, weil es an Risikokapital fehlt. Aufstrebende Länder (sog. Emerging Markets) – solche Transformationsländer wie Russland eingeschlossen – sind aufgrund folgender Entwicklungschancen interessant:301 • Überdurchschnittliche Wachstumsraten nach Öffnung und Marktorientierung; • Rückgang der Inflation und Stabilisierung der öffentlichen Finanzen; • Einführung der Währungskonvertibiltät im Zusammenhang mit dem Abbau von Auslandsschulden und Währungsreserven durch Integration in die Weltwirtschaft, teilweise in den europäischen Markt; • langfristige Potentiale für Produktivitätssteigerungen und niedrige Kosten; • Exportmärkte weisen den Weg für lukrative Direkt- und Finanzinvestitionen; • die Wirtschaftsgiganten Russland oder China bringen einmalige Größeneffekte; • regionale Wertpapiermärkte und Auslandslistings ausgewählter Gesellschaften bieten kurzfristig besondere Chancen für das Investment-Banking, während mittel- und langfristig große Chancen für das traditionelle Bankgeschäft bestehen. 301
Vgl. Hummel, D. (1999a), S. 359
164
GRUNDLAGEN DER INTERNATIONALISIERUNG DES BANKGESCHÄFTS
In Emerging Markets, wie im marktwirtschaftlichen Wandel – dies zeigen die Erfahrungen – tragen Banken große Verantwortung. Die Entscheidung für oder gegen ein Engagement hat oftmals weitreichende Auswirkungen.302 Dies ergibt sich aus ihrer Sonderstellung in der Wirtschaft. Banken stellen als Finanzintermediäre nicht nur Kapital für Investitionen bereit. Sie tragen mittels ihrer bankbetrieblichen Strategie zur effizienten Allokation der Finanzmittel bei und sichern als professionelle Akteure die Funktionsfähigkeit der Geld-, Kredit- und Kapitalmärkte. 1.2
Kosten-Nutzen Kalkül für ein Auslandsengagement
Die Entscheidungen, grenzüberschreitend aktiv zu werden bzw. das ausländische Engagement zu vergrößern, indem insbesondere das Tätigkeitsspektrum durch das Erschließen neuer Märkte erweitert wird, stellt für Banken eine große Herausforderung dar. Nachvollziehbar ist das durch ein betriebswirtschaftliches KostenNutzen Kalkül, das jede Bank vor solchen Entscheidungen ausstellen sollte. Die Kostenproblematik wird etwa in folgenden Überlegungen deutlich: • Zu den bereits gut bekannten Risiken des einheimischen Bankgeschäfts (etwa das Ausfall- oder das Zinsänderungsrisiko) kommen neue hinzu – bspw. das Länder – und das Währungsrisiko – mit entsprechenden Implikationen im Hinblick auf den Ausbau des Risikomanagements; 303 • Kulturell, psychologisch und sprachlich bedingte Reibungsverluste erzwingen das Etablieren eines interkulturellen Bankmanagements.304 Führungskräfte und Repräsentanten von Auslandsbanken müssen sehr viel Toleranz und Augenmaß für die politischen und kulturellen Besonderheiten des Gastlandes aufbringen305; • Sehr teuer kann die Eröffnung und Führung einer Repräsentanz sein, wenn das Gastgeberland extrem restriktive Zulassungsvoraussetzungen für operativer Einheiten von Auslandsbanken (eine Niederlassung, eines Joint Ventures, einer Tochterbank) praktiziert;306 • Hoch sein können auch weitere Kosten der Gründung und des Betriebs einer operativen Bankeinheit bzw. eines Geschäftsstellennetzes im Gastge-
302 303
304 305 306
Ausführlicher zu dieser Problematik siehe Abschnitt 2.2. dieses Kapitels. Vgl. Donaldson (1979), S. 48-52. Stellt der zu erschließende Markt einen emerging market dar, soll auch das Zinsänderungsrisiko hinsichtlich einiger Anleihen besonders mit langer Laufzeit nicht-trivial betrachtet werden, um die komplizierte Struktur dieser Anleihen genau zu modellieren und die Zinssatzsensitivität richtig wahrzunehmen (vgl. Erb / Harvey / Viskanta (1999), S. 88 f.). Vgl. Schuster (1999), S. 305 ff.; Zheng (1997), S. 225 ff. Vgl. Hummel, D. (1999a), S. 363. Vgl. Zheng (1997), S. 225 ff.
165
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
berland sein307, bevor nach einer oftmals längeren Markterschließungsphase Internationalisierungsstrategien erfolgreich umgesetzt werden können. • Die Motivation zu Auslandsbankenengagement ergibt sich aus folgenden Nützensüberlegungen: • Ausnutzung von sich im Ausland bietenden Wachstumschancen, insbesondere wenn Inlandsmärkte – u. a. durch Auftritt fremder Konkurrenten – zunehmend gesättigt sind und die Wettbewerbsintensität auf ihnen beträchtlich zunimmt. Als Vorbedingung für ein unternehmerisches Wachstum außerhalb nationaler Grenzen gelten expandierende Auslandsmärkte, wobei es sich sowohl um absolute Wachstumsraten als auch deren Verhältnis zum inländischen Wachstumstempo handelt;308 • Ausbau und die Pflege von Geschäftsbeziehungen zur wachsenden Auslandsorientierung der heimischen Kunden sowie zu den sich im Inland niederlassenden ausländischen Bankkunden, was der Stärkung auch des eigenen Aussehens dient.309 Übertrifft erwartete der Nutzen die Kosten – wobei exakte Meßmethoden zu begrenzt angewendet werden können – so erscheint der betreffende Internationalisierungsschritt sinnvoll. 1.3
Formen der Auslandspräsenz
Generell können Auslandsbanken zwischen kooperativen oder autonomen Vertriebsformen entscheiden. Jede dieser Strategien lässt sich nicht durchgehend und in reiner Form entwickeln. Es gibt keinen Königsweg zur Erschließung eines Auslandsmarktes. Jede Bank muss aufgrund der betriebs- und volkswirtschaftlichen Rahmendaten die strategische Grundentscheidung variieren. Die Anpassung an veränderliche lokale oder nationale sowie die eigenen finanziellen Gegebenheiten fordert ein flexibles Management. Die Zurückhaltung bei der Entwicklung stationärer Vertriebsnetze im Ausland resultiert aus Kosten- und Erlösschätzungen, die schwer messbar sind, jedoch betriebswirtschaftliche Grenzen setzen.310 Aus diesen Grün307
308
309 310
„Insgesamt verlangt die Neugründung von Unternehmen in ausländischen Märkten nicht zuletzt im Hinblick auf den Ausbau von Kreditbeziehungen einen erhöhten Koordinierungsaufwand für die Umsetzung von Internationalisierungsstrategien“ (Erb, T. / Jahraus, J. / Mummert, U. (2000), S. 57). Eine weitere wichtige Voraussetzung für ein viel versprechendes Auslandsgeschäft der Banken ist das Fehlen diesbezüglicher einschränkender Regelungen im Domizilland, wie etwa im Beispiel Indonesiens, das seinen Banken erst im Februar 1991 erlaubte, sich im Auslande niederzulassen (vgl. Brouwer (1999), S. 207), bzw. Japan, dessen zuständigen Behörden den einheimischen Banken zwischen 1971 und 1979 nur eine Niederlassung im Auslande genehmigten, „… um einen ruinösen Wettbewerb der Banken auf den Auslandsmärkten zu verhindern“ (Hansen (1987), S. 140). Vgl. Heß / Kern (1997), S. 47 f. Zur Kosten-Nutzen Kalkül von Auslandsbanken in Bezug auf ihr Auslandsengagement siehe Abschnitt 1.2. dieses Kapitels.
166
GRUNDLAGEN DER INTERNATIONALISIERUNG DES BANKGESCHÄFTS
den wurden in den letzten Jahrzehnten verschiedene Präsenzformen, mit unterschiedlichen Aufwendungen ihrer Errichtung und Betreibung, entwickelt. Unter Korrespondenzbankverbindungen werden die zahlreichen, kostengünstigen Geschäftsverbindungen einer Mutterbank zum Ausland verstanden. Auslandsvertretungen des eigenen Hauses sind dabei nicht unbedingt erforderlich. Über diese Verbindungen kann der internationale Zahlungsverkehr sowie die Außenhandelsfinanzierung weltumspannend und effizient abgewickelt werden. Bankbeteiligungen an ausländischen Instituten können Minder- oder Mehrheitsbeteiligungen sein. Sie begrenzen den Investitionsaufwand für Vertriebswege durch den Einkauf von Marktanteilen und Filialnetzen. Repräsentanzen sind die einfachsten und preiswertesten Auslandsstützpunkte von Banken. Sie verfügen oftmals nur über 2-3 Mitarbeiter und sind nicht berechtigt, Bankgeschäfte durchzuführen. Sie dienen üblicherweise zunächst der Kontaktanbahnung im Ausland. Repräsentanzen schaffen notwendige Geschäftsverbindungen. Einzelgeschäfte werden oftmals hier vorbereitet und begleitet. Geschäftsabschluss und Abwicklung erfolgen dann über eine höhere Form der Auslandspräsenz im gleichen Land, in einem Nachbarland oder durch die Zentrale im Heimatland.311 Die Niederlassungen im Ausland oder auch Auslandszweigstellen sind die direkteste Form einer Mutterbank, eine Lizenz für Bankgeschäfte im Ausland (in der jeweiligen Landeswährung) zu beanspruchen. Sie sind rechtlich unselbständig und organisatorischer Bestandteil der Gesamtbank. Der Vorteil besteht darin, dass die Bonität der Mutterbank auf die Auslandsfiliale übertragen wird. Die Auslandszweigstelle benötigt ein geringes Betriebs- bzw. Dotationskapital, weshalb diese Form häufig bevorzugt wird. Joint Ventures sind Beteiligungen an einer Bank im Gastland, wenn bestimmte Risiken verbunden sind. In Reformstaaten mit sehr großem Entwicklungsbedarf wurden solche Beteiligungen bisher eher selten praktiziert, da oftmals „Transformationsprobleme“ die Bankführung erschweren. Deutsche Kreditinstitute versuchen das Management einer Übernahme möglichst selbst in die Hand zu bekommen.312 Es werden darunter aber auch Gemeinschaftsbanken von kooperierenden Instituten in Drittländern verstanden. Tochterbanken haben einen speziellen Firmennamen, eine eigene Identität und Rechtspersönlichkeit. Bei 100 %igen Töchtern wird auch von einer wirtschaftlichen Unabhängigkeit ausgegangen. Ihre Bonität wird daher tendenziell niedriger eingeschätzt. Für Marketingzwecke wird der Name der Mutterbank oftmals im 311 312
Vgl. Hummel, D. (1999a), S. 378. Vgl. Ebd., S. 377.
167
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
Namen der Tochter geführt. Eine Tochterbank benötigt die volle Ausstattung einer Bank mit entsprechenden Eigenmitteln. Tochterinstitute mit großer Unabhängigkeit von der Mutterbank stellen sich dem Markt wie lokale Banken. Es gibt jedoch eine Reihe von Tochterbanken, die wie Filialen geführt werden. Ihre rechtliche Selbständigkeit wird gewählt, um der lokalen Gesetzgebung zu entsprechen, oder um bestimmte Geschäfte vorteilhafter zu gestalten.313 Die Kosten für eine Niederlassung in Industrieländern werden auf ca. 500 000 Euro (DM 1 000 000) pro Monat geschätzt.314 Klar ist, dass auf absehbare Zeit entsprechende Erlöse gegenüber stehen müssen. Dennoch darf nicht übersehen werden, dass eine Auslandsmarkterschließung mehrere Jahre dauern kann. Ein vorzeitiger „Rentabilitätsdruck“ könnte zu einem vorzeitigen Rückzug führen. Solch halbherzige Investitionen sind dann wirkliche „Verluste“. Ein zu später Einstieg verteuert oftmals wegen der höheren Wettbewerbsnachteile zur etablierten Konkurrenz zusätzlich. Das Risiko von Auslandsstützpunkten besteht darin, dass über Jahre keine kostendeckenden Erträge erwirtschaftet werden. Markterschließungsperioden angesammelte „Verluste“ belasten Banken mit ausgeprägter Auslandsstrategie. Das richtige „Timing“ ist hier oftmals entscheidend. Mitwettbewerber, die später – aber noch rechtzeitig – in den Auslandsmarkt kommen, sind besser in der Lage, mit günstigen Konditionen Marktanteile zu erobern. Die Frage ist, inwiefern Auslandsmärkte – auch aus kulturellen und politischen Gründen – eine lange Verbindung mehr schätzen, als konkrete Preisangebote zum Zeitpunkt von Geschäftsabschlüssen. Die Erfahrungen sind dabei sehr unterschiedlich, eine optimale Strategie muss entsprechend für jedes wichtige Land gefunden werden.
313 314
Vgl. Ebd., S. 378. Vgl. dazu und im folgenden Morschbach (1996), S. 18 ff.
168
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN UND MARKTUMFELD
2.
Rechtliche Rahmendingungen und Marktumfeld für die Tätigkeit von Auslandsbanken in Russland
2.1
Rechtliche Rahmenbedingungen
Der Begriff „ausländische Bank“ wird durch Art. 1 Abs. 4 des Gesetzes „Über Banken und Bankentätigkeit“ definiert. Darunter fallen alle Banken oder Kreditinstitute, die unabhängig von ihrem Geschäftssitz und ihrer Registrierung Zweigstellen oder Repräsentanzen auf dem Gebiet der Russischen Föderation unterhalten. Die Geschäftstätigkeit ausländischer Banken unterliegt einigen Beschränkungen, die erst nach und nach aufgehoben werden. Diese Beschränkungen gehen auf Erlasse des Russischen Präsidenten315 und Regelungen der Zentralbank316 zurück. Bestimmte Vorwürfe zu stark hemmende Reglementierungen der Tätigkeit von Auslandsbanken in Russland durch ungewöhnliche administrative und bürokratische Hindernisse – resp. Argumente für eine Abstinenz vom russischen Markt – sind nur noch teilweise berechtigt: • Ehemaliges Verbot der Rubelgeschäfte und Geschäfte mit Residenten Die wichtigste Beschränkung war, dass ausländische Institute bis zum 1.1. 1996 keine Geschäfte mit Residenten (russische natürliche und juristische Personen) abwickeln durften. Nur Banken mit Beteiligungen durch Auslandsinvestoren bis 50 % – die als russische Bank galten – durften Rubelgeschäfte und Geschäfte mit Residenten durchführen. Anfang 1996 wurde dieses Verbot aufgehoben. Mittlerweile sind einige Auslandsbanken bereits sehr aktiv sowohl bei der Kreditierung der russischen Firmenkunden sowie auch auf dem schnell wachsenden RetailBanking-Markt. • Ehemaliges 12%iges Limit der Beteiligung an russischer Banken Die maximale Höhe (Quote) der Auslandskapitalbeteiligung am Bankensystem der Russischen Föderation war per Zentralbankbeschluss vom 29. März 1993 begrenzt. Das Verfahren zur Berechnung der Quote von 12 % wurde im Art. 18 des Föderalen Gesetzes "Über die Banken und Banktätigkeit" geregelt.
315
316
„Über die Tätigkeit ausländischer Banken und gemeinsamer Banken mit ausländischer Kapitalbeteiligungen“ vom 17.11.1993, Nr. 1924 sowie „Über die Vervollkommnung der Arbeit des Bankensystems der Russischen Föderation“ vom 15.8.1994, Nr. 1688. „Bedingungen zur Eröffnung von Banken mit Beteiligung ausländischer Investitionen auf dem Territorium der Russischen Föderation“, 8.6.1993.
169
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
Die Zentralbank war danach berechtigt, eine Erhöhung des Stammkapitals eines Kreditinstitutes mit den Geldmitteln von Devisenausländern sowie die Veräußerung von Aktien (Anteilen) an Devisenausländer zu verbieten, wenn die Auslandskapitalbeteiligungsquote am Bankensystem Russlands dieses Limit überschritt. Das 12 %ige Limit wurde aber niemals ausgeschöpft. Zum 1. Januar 2004 betrug der Anteil der Devisenausländer am Stammkapital aller Kreditinstitute lediglich 5,22 %. Diese Einschränkung war also bisher keine wirtschaftliche Restriktion, sondern hatte eher eine psychologische Wirkung. Zentralbank und Regierung haben sich von derartigen Restriktionen dennoch im Jahre 2004 grundsätzlich distanziert. Laut Entwicklungskonzept für den Bankensektor Russlands wurde diese Begrenzung Ende 2002 aufgehoben.317 Bei Lizenzvergabe an ausländische und Gemeinschaftsbanken, die eine ausländische Kapitalbeteiligung aufweisen, wird auch das international übliche Reziprozitätsprinzip318 angewandt, nach dem die entsprechenden Banken mit den gleichen Bedingungen konfrontiert werden soll, die russische Banken in den Herkunftsländern dieser Banken erfahren. Darüber hinaus sind die Errichtung von Auslandsbanken, die Kapitalerhöhungen einer Auslandsbank, Aktienverkäufe (Anteils-) einer Auslandsbank an Devisenausländer sowie die Veräußerung von Beteiligungen von Deviseninländern an Devisenausländer bei der Zentralbank weiterhin genehmigungspflichtig. • Differenzen hinsichtlich der quantitativen Anforderungen an Auslandsbanken Seit 1991 waren Sonderanforderungen an die Mindesthöhe des Stammkapitals der Auslandsbank oder des Joint Ventures (10 Mio. Euro) in Kraft. Ab 1. Januar 2002 wurde diese Anforderungen hinsichtlich der Mindesthöhe des Stammkapitals der Auslandsbank sowie der Joint Ventures den geltenden Anforderungen für russische Banken angeglichen, d. h. auf 5 Mio. Euro herabgesetzt. Darüber hinaus kann die Sonderkontrolle auf das Kapital der in einer OffshoreZone registrierten Devisenausländer der Russischen Föderation angewendet werden. Das Geschäft mit Offshore-Banken ist durch die russische Zentralbank weiterhin genehmigungspflichtig. Voraussetzung ist, laut Verordnung Nr. 634 vom 26.08. 1999 ein exzellentes Rating sowie eine Mindestgröße der Bilanzsumme von 100 Mio. US-Dollar.
317 318
Vgl. Paragraf 4.3.3 des Entwicklungskonzeptes für den Bankensektor Russlands vom 30.12.2001, Moskau. Auch das deutsche Bankenrecht sieht über § 33a Kreditwesengesetz i. V. mit entsprechenden Richtlinien eine solche Klausel vor.
170
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN UND MARKTUMFELD
• Formelle Anforderungen der Zentralbank Russlands an Aktionäre, Manager und Bankangestellte Lizenzen für die Eröffnung von Banken mit ausländischer Kapitalbeteiligung erteilt die Zentralbank unter Beachtung der Reihenfolge der Anträge, der finanziellen Lage und der geschäftliche Reputation der Teilhaber. Nach Maßgabe der geltenden Gesetze Russlands hängt die Genehmigung zur Etablierung einer Auslandsbank unter anderem von folgenden Faktoren ab: • von der Finanzlage und der Reputation der Gründer Die Zahlungsfähigkeit einer ausländischen natürlichen Person muss von einer erstklassigen Auslandsbank bestätigt werden, deren kurzfristiges Rating nicht unter AA, prime-1 gemäß Fitch-IBCA, Moody's bzw. Standard and Poor's liegt. Solchen Anforderungen genügen die meisten Auslandsbanken. • von den bilateralen Beziehungen zwischen der Russischen Föderation und dem Domizilland der Devisenausländer (Gründer). Von der Zentralbank Russlands werden gleichfalls hohe Anforderungen an die Bankangestellten und Führungskräfte gestellt. Es gilt unter anderem, dass das kollegiale Exekutivorgan einer Auslandsbank zu mindestens 50 % aus Bürgern Russlands319 bestehen soll. Darüber hinaus soll die Zahl der angestellten Bürger der Russischen Föderation mindestens 75 % aller Mitarbeiter einer Auslandsbank betragen. • Freies Angebot von Finanzdienstleistungen Laut Erklärungen der Zentralbank Russlands320 während der Verhandlungen über den WTO-Beitritt sind für den freien Geschäftsverkehr von Bankleistungen, neue Regelungen über die Einführung bzw. Aufhebung von grenzüberschreitenden Restriktionen vorgesehen. In Russland zugelassene Auslandsbanken sollen schrittweise die gleichen Rechte gewährt werden wie russischen Banken. Hintergrund der Diskussionen ist die Tatsache, dass Auslandsbeteiligungen an Geschäftsbanken in Russland relativ kleiner werden, obgleich das Auslandskapital in Russland absolut wächst. Der Auslandsanteil wurde in den letzten Jahren geringer, weil die russische Wirtschaft schneller wächst. Der Anteil des Auslandskapitals am Stammkapital des Bankensystems betrug in den 90er Jahren 12 %, im Jahre 2003 waren es noch 5,2 %. Der Anteil des Auslandskapitals am gesamten Eigenkapital des Bankensystems betrug in 2002 geringe 9,5 %, im Jahre 2003 waren es nur noch 7,2 %. 319 320
laut der Bestimmung der Zentralbank Russlands Nr. 437. Vgl. Koslow, А. A. (2002a), S. 12.
171
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
Eine reale Begrenzung der Tätigkeit der Auslandsbanken besteht in Russland durch das Verbot von Filialgründungen. Die russische Zentralbank beschränkt die Tätigkeit der Auslandsbanken derzeit auf Tochterbanken, während Filialen von Geschäftsbanken mit Sitz im Ausland nicht zugelassen sind. Die Gründungen von Auslandsfilialen sind bekanntlich die preiswerteste Markteintrittsstrategie. Tochterbankgründungen dagegen sind aufgrund der Eigenkapitalvorschriften sowie sonstiger Investitionen (back office usw.) aufwendiger. Im Jahre 2003 gab es ein überdurchschnittliches Wachstum der Bankaktivitäten, auch der Auslandsbankgeschäfte. Daher sieht die russische Zentralbank im Moment keinen Anlass, ihre Politik gegenüber den Auslandsbanken zu verändern. Die o. g. Restriktionen gegenüber Auslandsbanken sollen vorerst bestehen bleiben. Die russische Zentralbank hat zwei Argumente zur Begründung einer solchen Politik der Abschottung des russischen Bankenmarktes gegen eine ungehemmte Auslandskonkurrenz: • erstens haben die in Russland tätigen Banken eine Belastung durch die Mindestreservepflicht bei der Zentralbank, was Filialbanken des Auslandes nicht hätten, • zweitens haben die russischen Banken Nachteile bei der Refinanzierung im Ausland wegen des schlechteren Standings bzw. wegen ihrer geringeren Akzeptanz an den internationalen Märkten. Auslandsbanken, welche sich auf Grund ihrer guten Bonität preiswerterer refinanzieren können, würden diesen Vorteil zum Wettbewerbsnachteil russischer Banken nutzen. 2.2
Wettbewerbsbedingungen für Auslandsbanken und Joint Ventures
Das Interesse Russlands – wie auch andere Länder mit sog. Emerging Markets – liegt erstens, in der Wechselwirkungen zwischen Entwicklungsstand und –dynamik des einheimischen Finanzsystems und der gesamten Volkswirtschaft sowie, zweitens, in einer vollständigen Integration in die internationalen Finanzmärkte. Zum ersten: einerseits begünstigt ein leistungsfähiges Finanzsystem die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.321 Anderseits fördert das Wirtschaftswachstum die Fortentwicklung des Finanzsystems, indem z. B. die Höhe gewisser Fixkosten beim Zugang der Marktteilnehmer zu den Finanzinstituten relativiert wird, wodurch immer mehr Finanzdienstleistungen jeglicher Art nachgefragt werden. Somit begüns321
Anhang der Schilderung von Geschäftsbeziehungen zwischen einem Banker und einem Industrieunternehmer beweis Schumpeter die große Rolle des Finanzsystems im Auswählen und Etablieren neuer Technologien (vgl. Schumpeter (1987), S. 149-165). McKinnon hob die Bedeutung des Finanzsystems für die Durchsetzung von besseren landwirtschaftlichen Techniken hervor (vgl. McKinnon (1973), S. 5-18).
172
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN UND MARKTUMFELD
tigt das gesamtwirtschaftliche Wachstum das Formieren von wachstumsfördernden Finanzinstitutionen, was wiederum das Wirtschaftswachstum durch eine bessere Kapitalakkumulation beschleunigen kann.322 Für die Einschätzung der Perspektiven von Auslandsbanken im russischen Markt muss festgestellt werden, dass sich hier noch starke Vor- und Nachteile gegenüberstehen und sowohl die damit verbundenen Chancen wie auch die Risiken nicht unterschätzt werden dürfen. Die Wettbewerbschancen der Auslandsbanken in Russland sind eng mit deren Akzeptanz bei russischen Behörden und Kunden sowie mit dem erwarteten Nutzen für die Wirtschaft aber auch mit den befürchteten Nachteilen und psychologischen Ängsten zu sehen (s. Tabelle 7). Tabelle 7: Vor- und Nachteile der Tätigkeit der Auslandsbanken im russischen Markt Vorteile
Nachteile
Zuverlässigkeit und Stabilität
Einschränkung bei selbständiger Entscheidungsfindung
Umfassende Dienstleistungspalette
Geringe Eigenkapitalanlage
Zusammenarbeit mit westlichen Partnern
Kein Regionalnetz
Durchführung grenzüberschreitender Transaktionen
Eingeschränktes Leistungspaket für russische Kunden
Quelle: Eigene Darstellung.
Die Chancen stehen im Zusammenhang mit dem guten Ruf ihrer Mutterbanken in Bezug auf Bonität und Wettbewerbsfähigkeit. Die Auslandsbanken bieten normalerweise eine breitere Dienstleistungspalette – incl. von innovativem Service – im Vergleich zur bisherigen Produktpalette russischer Banken. Deshalb werden ausländische Geschäftsbeziehungen mit Auslandsbanken in der russischen Wirtschaft noch geschätzt und für internationale Transaktionen dringend benötigt. Zugleich bestehen gegenüber Auslandsbanken gewisse Vorurteile aufgrund der u. U. bestehenden Abhängigkeit von der Muttergesellschaft im Ausland. Dies könnte zu Einschränkungen im Wettbewerb um russische Kunden führen. Begrenzend ist – zumindest im klassischen Kreditgeschäft – das geringe Eigenkapital im Ver322
Vgl. Greenwood / Jovanovic (1990), S. 1099 f.
173
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
hältnis zum Finanzierungsbedarf russischer Großunternehmen. Auslandsbanken haben zudem weniger Möglichkeiten im Retail-Banking, da Filialnetze für die Kundenbetreuung in den Regionen fehlen. Im Gegensatz zu russischen Banken erfolgt üblicherweise keine Steuerberatung durch Auslandsbanken. Die Tätigkeit der Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung im russischen Markt hat für russische Geschäftsleute ohne Auslandsbeteiligung ebenfalls mehrere Vor- und Nachteile (s. Tabelle 8). Tabelle 8: Vor- und Nachteile der Tätigkeit der Auslandsbanken für die russische Wirtschaft Vorteile
Nachteile
Kooperation mit Auslandsbanken visa-vis ohne Auslandsreisen
Bewirkung der massive Kapitalabflüsse im Fall der ernsthaften Problemen im Gastgeber- bzw. Domizilstaat
Akquisition von ausländischen Bankkunden
Verschärfung der Konkurrenz gegen die ausländischen Banken
Gewöhnung russischer Kunden an den „entgeltlichen“ Bankservice
Konzentration auf die Betreuung der ausländischen Kunden (überwiegend aus dem Domizilland)
Vermittlung des managementbezogenen und technischen Know-how
Etablierung der Auslandsbanken in den gewinnträchtigsten Marktsegmenten
Quelle: Eigene Darstellung.
Unter den Vorteilen, die sich aus einer solchen Tätigkeit ergeben, sind folgende besonders herauszustellen: Erwartet wird die Akquisition ausländischer Wirtschaftsunternehmen für Russland aus dem Kundenportfolio der Auslandsbanken. Diese werden in der Regel zunächst in Moskau eingeführt und könnten dann künftig bei Expansion, zusammen mit russischen Partnern, Dienstleistungen von russischen Banken in den Regionen nachfragen. Wenn Auslandsbanken einen westlichen Bankservice in Russland etablieren, wird zugleich eine höhere Akzeptanz marktgerechter Entgelte für einen qualitätsgerechten Bankservice erreicht. Angesichts der Dumpingpreispolitik vieler russischer Banken im Girogeschäft, bei der Emission und dem Service von Zahlungs- und Kreditkarten (sog. Plastikkarten) sowie in anderen Bereichen ist dieser Aspekt nicht zu unterschätzen. Russische Banken werden zudem angeregt, ihre Vertriebswege und Bankleistungen, die Überweisungsnetze im Zahlungsverkehr und die Qualität der Kundenbetreuung zu verbessern. Die Auslandsbanken sind in der Lage, das managementbezogene und tech174
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN UND MARKTUMFELD
nische Know-how den russischen Finanzinstituten zu vermitteln, wobei die Einführung einer flächendeckenden Computerisierung sowie neuer Finanzprodukte helfen soll. Die Produktpalette des gesamten Bankensystems wird durch den Wettbewerb der Auslandsbanken schneller den internationalen Standards angepasst. Solche Entwicklungsanstöße sprechen für eine verstärkte Öffnung des russischen Bankenmarktes. Allerdings hat die russische Bankwirtschaft im umgekehrten Fall einige negative Wirkungen zu befürchten. Auslandsbanken könnten sich schnell (teilweise auch vollkommen) zurückziehen und somit massive Kapitalabflüsse bewirken, falls sie auf ernsthafte Probleme im Gastgeber- bzw. Domizilland auftreten.323 Besonders gefährlich würde es, wenn Auslandsbanken bereits ein bedeutsamer Bestandteil des lokalen Finanzsystems geworden sind. Allerdings werden dann auch deren Bindungen immer größer. Auch die Wettbewerbsnachteile der russischen Geschäftsbanken gegenüber den Auslandsbanken sind hier näher zu beachten: Einerseits bringen Auslandsbanken eine härtere Konkurrenz und verringern die Marktanteile nationaler Banken. Andererseits konzentrieren sich die Auslandsbanken vorwiegend auf die Bedienung ausländischer Kunden (zudem überwiegend aus ihrem Domizilland)324. Mit anderen Worten sie betreiben die sog. Follow-the-Customer-Strategie, so dass viele einheimische Firmen kaum eine Chance haben, vom attraktiven Finanzservice und Know-how dieser Banken zu profitieren. Auslandsbanken haben sich überwiegen in den gewinnträchtigsten Marktsegmenten etabliert. Dank ihrer Finanzkraft und technologischen Überlegenheit verdrängen „gute“ Auslandsbanken teilweise „schlechte“ russische Finanzinstitute, indem erstere besser kalkulierbare Risiken selber übernehmen und letzteren die schlechteren Kundschaften überlassen. Ausländische Banken haben somit nur begrenzt eine positive Wirkung auf die russische Wirtschaft, da die risikoreichen Geschäftsbereiche gemieden werden. Bevorzugt werden von Auslandsbanken die gut etablierten und umworbenen Gas- und Ölkonzerne sowie Stromanbieter (Gаsprom, Lukoil, RАО ЕES). Solche Großunternehmen sind damit weiterhin alleinige Gewinner der Liberalisierung, was deren Monopolstellung eher verstärkt. Daraus folgt insgesamt eine gewisse Skepsis und Zurückhaltung russischer Behörden und Kunden gegenüber Auslandesbanken, was im Übrigen in Ländern mit vergleichbaren Entwicklungsproblemen ebenso anzutreffen ist.
323 324
Vgl. Levine (1996), S. 247; Geemidis / Michalet (1984), S. 87 f. Die Praxis des internationalen Bankwesens kennt einige Beispiele des Rückzugs der Auslandsbanken (vgl. Davis (1979), S. 114). Dem Argument, dass die Auslandsbanken in vielen Fällen ihren Kunden ins Ausland folgen und somit dieses Geschäft den Inlandsbanken einfach versperren, kann entgegengehalten werden, dass gerade diese Auslandsbanken eine besondere Kundenbeziehung bereits vorher aufgebaut haben und sowie auszubauen und zu pflegen vermögen, die von einer (oft weniger entwickelten) Inlandsbank kaum ersetzt werden kann (vgl. Buch (1996), S. 12).
175
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
Die in beiden Tabellen aufgeführten Argumente gegen die Präsenz von Auslandsbanken in Russland haben durchaus einen realen ökonomischen Hintergrund. Dennoch haben sich viele Auslandbanken seit Anfang der 90er Jahren in Russland letztlich immer stärker etabliert und ihre Positionen schrittweise ausgebaut und gefestigt. Diese Tatsache legt die Vermutung nahe, dass die Vorteile für beide „Parteien“ – sowohl für die Auslandbanken wie auch für den russischen Bankensektor und die Wirtschaft – über den entsprechenden Nachteilen liegen. 2.3
Beginn der Geschäftstätigkeit von Auslandsbanken in Russland
In Sowjetzeiten war das Engagement der Auslandsbanken sehr gering, obwohl manche Joint Ventures, welche heute eine bedeutende Rolle auf den russischen Bankenmarkt spielen, in diesen Zeiten erste Erfahrungen sammelten. Zu nennen ist hier bspw. die International Moscow Bank325, die im Oktober 1989 – im Zusammenschluss mit fünf Auslandbanken und drei russischen Banken (mit überwiegender staatlicher Beteiligung) – gegründet wurde. Die Auslandstätigkeit sowjetischer Banken war gering. Allerdings haben manche UdSSR-Banken eine hohe Akzeptanz auf den westlichen Bankenmärkten erreicht und waren zu erfolgreichen Marktteilnehmern im internationalen Vergleich aufgestiegen. Zu solchen Auslandsbanken gehörten: die Moscow Narodny Bank Ltd mit Hauptquartier in London und zwei weiteren Büros in Beirut und Singapur, die besonders im Eurowährungsgeschäft aktive Banque Commerciale pour l´Europe du Nord (Eurobank) mit Sitz in Paris, die Ost-West Handelsbank AG in Frankfurt, die East-West United Bank in Luxemburg, die Donaubank in Wien und die Voskhod Handelsbank in Zürich. Ihnen wurde eine besondere Bindung zum Sowjetrubel erspart und in gewissen Grenzen das Geschäft mit konvertiblen Währungen bzw. die Intermediation im westlichen Finanzmechanismus erlaubt.326 Die Mehrheit der westlichen Investoren aus Industrie und Handel begannen erst mit dem Zerfall der Sowjetunion, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten auszubauen. Geschäftsbanken aus Europa und Übersee versuchten nun, entsprechende Finanzdienstleistungen und Beratung ihrer Kunden direkt in Russland anzubieten. Die
325 326
Ausführlicher zur Tätigkeit der International Moscow Bank siehe die Kurzportraits der 30 größten Banken Russlands im Anhang. Während die Anteile an der Moscow Narodny Bank in den Händen der Gosbank (Staatsbank) und Vneshtorgbank (Außenhandelsbank) waren, übernahm das Außenhandelsministerium die Aufsichtsfunktion. Zu den Eigentümern der Commerciale pour l´Europe du Nord (Eurobank) zählten die Construction Bank, die Vneshtorgbank, die Gosbank und Tsentrosoyuz – alle vollkommen staatliche Akteure. Ende der 80er Jahre hat die Voskhod Handelsbank infolge riskanter Finanzengagements und der „Luxuslebens seiner Mitarbeiter“ Verluste in Höhe von 0,5 Mrd. SFr eingefahren, so dass andere verwestliche sowjetische Banken bei der Swiss National Bank etwa 300 Mio. SFr hinderlegt hatten, um eine Versteigerung der Voskhod abzuwenden (vgl. Woody (1990), S. 138).
176
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN UND MARKTUMFELD
Mehrheit der Auslandsbanken in Russland (mehr als 90 % aller Merkteintritte327) erfolgte nach dem sog. Follow-the-Customer-Ansatz, wobei das Geschäft mit der Klientel aus ihren Domizilländern dominierte. Ausnahmen stellten bspw. die ING Bank (Euroasia), die Credit Lyonnais Rusbank und die ABN AMRO Bank dar, indem sie durch ihre Größe und verhältnismäßig rapide erlangte Marktmacht in Russland (überwiegend Auslandsfirmen)328 die Dienstleistungspalette aus einer Hand anbieten konnten, um somit diese Unternehmen von anderen Banken abzuwerben und auch neue Kundschaften zu gewinnen.329 Diejenigen Auslandsbanken, welche eine Abwartestrategie bevorzugten, fanden sich zunächst mit dem offshore-Geschäft ab. Dabei waren sie in Russland330 zumindest mit Repräsentanzen vertreten, welche Geschäfte an ihre im Ausland domizilierenden Mutterunternehmen vermittelten, ohne diese selber abwickeln zu dürfen.331 In gewisser Weise kam es zu einer Art Verdrängungseffekt („crowding out“) durch die Regierungspolitik. Neben den einheimischen wurden auch ausländische Finanzinstitute in GKO-Geschäfte einbezogen, so dass auch Auslandsbanken weniger zur (risikoreicheren) Kreditvergabe an Industrieunternehmen angehalten wurden. Hochverzinsliche Staatsanleihen standen einige Jahre im Vordergrund der Geschäftsbankenstrategien bis Ende der 90er Jahre.332 Da die meisten Auslandsbanken wenig Neigung zeigten, mit russischen Kleinanlegern zu arbeiten, kam ihnen auch bei dem lokalen Anlagengeschäft nur eine geringe Bedeutung zu.333
327 328
329 330 331 332
333
Vgl. Heß / Kern (1997), S. 47. Auch wenn die Auslandsbanken hauptsächlich ihren multinationalen Kunden ins Land gefolgt sind, haben sie gleichzeitig schon immer die besten russischen Firmen im Auge behalten, weil diese eines Tages selber zu multinationals aufsteigen können (vgl. Aris (1999), S. 78). Vgl. Heß / Kern (1997), S. 47 f. Als denkbare Eintrittsorte für die Auslandsbanken galten bis fast Ende der 90er Jahren noch nur Moskau und St. Petersburg. In der Tat verlieb einerseits das Interesse der Auslandsbanken und andererseits der russischen Zentralbank zur Vergabe der Banklizenzen zumindest bis Mitte der 90er Jahren gering (vgl. Bald (1995), S. 182). Vgl. Blasi / Kroumova / Kruse (1997), S. 158. „Die Unstabilität der Wirtschaftspolitik zwang die Unternehmer dazu, ausschließend solche Investitionen durchzuführen, die infolge sehr großer Rentabilität rasch das investierte Kapital wieder hereinbrachten. Dadurch wurde die Zahl der geplanten und durchgeführten Investitionen stark verringert“ (Eucken, W. / Hensel, K. P. (Hrsg.) (1990), S. 288). Vgl. Blasi / Kroumova / Kruse (1997), S. 158.
177
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
Markteintritt von Auslandsbanken nach Gründung der Russischen Föderation Die erste Auslandsbank in Russland, Credit Lyonnais Rusbank, wurde Ende 1991 in St. Petersburg gegründet. Große Investitionen der französischen Bank führten in der ersten Hälfte der 90er Jahre nicht zum gewünschten Erfolg, so dass diese Auslandsbank sich auf eine vorsichtigere Strategie zurückziehen musste. 1992 wurde die Russische Bank für Projektfinanzierung von der Europäischen Bank für Widerbau und Entwicklung (ЕBRD) etabliert. Diese Bank gehörte zu 51 % der EBRD. Heute ist diese Bank – nach Änderungen der Aktionärsstruktur sowie infolge von weiterer Übernahme von dem (ebenfalls von der EBRD finanzierten) Russia Small Business Fund. Sie ist nunmehr als Bank zur Kreditierung von Klein- und Mittelständischen Unternehmungen (sog. КМB-Bank) am Markt bekannt. Die KMB-Bank nimmt eine Sonderstellung unter den Auslandsbanken ein: Sie ist ein Projekt der Entwicklungshilfe. Wichtiger Eigentümer neben der EBRD ist der Soros-Fund. Geleitet wird die Bank von einem deutschen Management-Team. Im Jahre 1993 wurden weitere 12 ausländische Tochterbanken – insbesondere der BNP- Dresdner Bank ZAO sowie der Eurofinance Bank – etabliert. Jedoch endete für Eurofinance Ende 2001 der Status einer Auslandsbank, nachdem die Aktienmehrheit dieser Bank an russische Investoren verkauft wurde. 1994 kamen in Russland 6 weitere Auslandsbanken und Joint Ventures hinzu. Jedoch war unter diesen Banken keine einzige Tochter international tätiger Banken. Eine dieser Banken, die Fаbа-Bаnk, die der estnischen Hansabank gehörte, wurde im Jahre 2000 an Deviseninländer verkauft. Im Juli 2001 wurde die Bank in „Bank für korporative Finanzierung“ („Bank korporatiwnogo finansirowanija“) umbenannt. Bis Anfang 1995 haben 10 ausländische Kreditinstitute (8 in Moskau und 2 in St. Petersburg) das operative Geschäft unter eigenem Namen aufgenommen. Dies sind im Einzelnen: Crédit Lionnais, das Gemeinschaftsunternehmen BNP-Dresdner Bank, Societé Generale, Bank of China, ING Bank, ABN Amro Bank, Crédit Suisse, Citibank, Chase Manhattan, WestLB (WestLB Vostok), Filial Bank of Austria. Im Jahre 1995 wurden 4 weitere Auslandsbanken und Joint Ventures etabliert, darunter auch die Moskowskij Narodnyj Bank.334 Im selben Jahr wurde in Moskau auch das Joint Venture "Pаrеx-Bаnk" eröffnet. Die Firmenbezeichnung wurde unter Franchising-Bedingungen übergeben, obwohl der lettischen Parex Bankas nur 30 % der Anteile an dieser Bank gehörten. Später wurde die Pаrеx-Bаnk an Deviseninländer verkauft und in die Exportbank umbenannt. 334
Moskowskij Narodnyj Bank wurde im Jahre 1919 in London gegründet.
178
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN UND MARKTUMFELD
1996 wurden 4 weitere Kreditinstitute, darunter die Raiffeisenbank Austria335, in die Gruppe der Auslandsbanken Russlands aufgenommen. 1997 kamen noch 3 Auslandsbanken hinzu, unter ihnen die Tscho Chung Bank, die als Tochterbank einer gleichnamigen Bank in Vietnam eröffnet wurde. Ende 1999 wurde dieser Bank wegen drohender Insolvenz die Lizenz entzogen. Mitte 2000 wurde diese Bank liquidiert. Auch im Jahre 1998 wurden 3 Auslandsbanken errichtet, darunter Banken aus Deutschland, wie die Deutsche Bank Ltd. und die Commerzbank (Eurasia) ZAO336. Nach der Finanzkrise von 1998 waren österreichische Banken die aggressivsten im russischen Markt. So lieferten die Bank Austria Creditanstalt, Russia (Bank Austria)337 und die Raiffeisenbank Austria einander sogar ein Kopf an Kopf Rennen um eine Führungsrolle: Beide haben in weniger als einem Jahr nach dem August 1998 ihre Kreditvergabe, das Bedienen sowohl Firmen- als auch Privatkunden wieder aufgenommen und sich erneut auf dem Devisenmarkt engagiert, während andere Auslandsbanken weiter abwarteten.338 1999 wurde in Russland die erste japanische Bank errichtet (Mitschinoku). Hinzu kamen die Kuban-Investitionsbank, an der die EBRD 25 % der Anteile erworben hat, sowie eine US-amerikanische J.P. Morgan-Tochter. Nach der Fusion von Chase Manhattan und J.P. Morgan in 2001 in den USA wurde das Geschäft der russischen J.P. Morgan-Tochter, in die Chase Manhattan integriert, welche schon seit 1993 über Russlanderfahrung verfügt. Die bis dahin tätige J.P. Morgan-Bank wurde an den Fonds USA-Russland (Deviseninländer) verkauft und in die DeltaKredit Bank umbenannt. Die Chase Manhattan Bank wurde in die J.P. Morgan-Bank umbenannt. Im Jahr 1999 hat dann der ägyptische Fonds Kato Investment die Bank "Мir" erworben. Jedoch wurde dieser Bank schon im April 2001 wegen unbefugter Bankgeschäfte sowie Bonitätsschwierigkeiten die Lizenz entzogen. Ausländische Banken sind auch über Beteiligungen an russischen Banken aktiv. So wird z. B. die International Moscow Bank (Meshdunarodnyj Moskovskij Bank), eine der größten russischen Banken, als Joint Venture von westeuropäischen und russischen Kreditinstituten betrieben. Dies stellt eine Besonderheit dar. Die ZAO International Moscow Bank wurde im Oktober 1989 als eine der ersten Banken mit Auslandsbeteiligung gegründet. Zu den Gründern dieser Bank gehörten 335 336 337 338
Ausführlicher zur Tätigkeit der Bank siehe Abschnitt 3.3. dieses Kapitels. Die Russlandsengagements dieser Banken sind im Abschnitt 3.3. dieses Kapitels ausführlicher dargestellt. Im Oktober 2001 hat die International Moscow Bank die Bank Austria Creditanstalt, Russia (Bank Austria) übernommen. Vgl. Franz (1999), S. 6.
179
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
drei russische Banken – die Vneshekonombank (20%), die Sberkasse339 (10 %) und die Promstrojbank (10 %) – sowie die folgenden fünf Auslandsbanken: Bayerische Vereinsbank AG, Creditanstalt-Bankverein, Banca Commerciale Italiana, Credit Lyonnais und Kansalis-Osaki-Pankki. Jede dieser Auslandsbanken haltete einen Anteil von 12 %. Der größte Teil der Aktienpakete in Besitzt der russischen staatlichen Banken wurde an den Ausländer verkauft. Heute sieht die Eigentümerstruktur der International Moscow Bank wie folgt aus: Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG (HVB Group, Deutschland) mit 43,2 %, Nordea Bank Finland plc (Nordea Group, Finnland) mit 21,6 %, Banque Commerciale pour l’Europe du Nord (Eurobank, Frankreich/Russland) mit 20 %, European Bank for Reconstruction and Development (Großbritannien) mit 10,2 % Mizuko Corporate Bank (Japan) mit 2,6 % und die Sberbank Russlands mit einem Anteil von 2,1 %. Als eine der ältesten Geschäftsbanken in Russland, die noch in Sowjet-Zeiten gegründet wurde, genießt die International Moscow Bank das Vertrauen der russischen und ausländischen Kunden. Die Bank verfügt über die größte Bilanzsumme, das größte Kreditvolumen und das breiteste Filialnetz im Vergleich mit den anderen Banken mit der Auslandsbeteiligung. Die International Moscow Bank ist die einzige erfolgreiche Bank mit dem überwiegenden Beteiligung der deutschen Investoren, die als Joint Venture auf dem russischen Bankenmarkt agiert. In den letzten Jahren wird fest mit den Zukäufen deutscher und anderer ausländischer Akteure angesichts der enormen Geschäftschancen gerechnet. So hat die Deutsche Bank Ltd. im Jahre 2003 rund 40 % der russischen Investment Bank UFG übernommen. Societe Generale und Credit Suisse haben jüngst ebenfalls neue Büros in Russland eröffnet.340 Insgesamt lässt sich feststellen, dass – entgegen verbreiteter Befürchtungen341 – die ausländischen Kreditinstitute aufgrund ihrer Finanzkraft und ihres internationales Standing keine dominierende Stellung im russischen Finanzsystem erreichten.342
339 340 341 342
Im Jahre 1991 wurde die Sberkasse nach der Privatisierung in der Sberbank Russlands umgewandelt. Vgl. Knipper / Landgraff / Otto / Potthoff (2003), S. 19. Vgl. Abschnitt 2.2. dieses Kapitels. Vgl. Franz (1999), S. 6.
180
VERFLECHTUNGEN UND GESCHÄFTSPROFILE DER AUSLANDSBANKEN IN RUSSLAND
3.
Verflechtungen und Geschäftsprofile der Auslandsbanken in Russland
3.1
Beteiligungs- und Geschäftsstrukturen
Anfang des Jahres 2004 waren 128 Kreditinstitute mit Auslandskapital (127 Banken und 1 Nichtbankenkreditinstitut) Teil des russischen Geschäftsbankensystems. Der überwiegende Anteil der Auslandsbanken und Joint Ventures (105 Kreditinstitute, was 82 % der gesamten Anzahl der Auslandsbanken und Joint Ventures entspricht) sind als Kapitalgesellschaften (darunter 49 Kreditinstitute (38,3 %) als ZAO) registriert. 23 Kreditinstitute (18 %) sind als GmbH (OOO) registriert (s. Abbildung 25). 18,0%
43,7%
38,3%
OAO (AG)
ZAO (AG)
OOO (GmbH)
Abbildung 25: Rechtsform der in Russland zugelassenen Auslandsbanken und Joint Ventures Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Information über die Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung (Informaziya o kreditnih organisaziyah s uchastiem neresidentow), Moskau 2004.
181
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
Die Mehrheit der Auslandsbanken und Joint Venture besitzt eine Generallizenz für sämtliche Bankgeschäfte. Andere dieser Kreditinstitute (35,9 %) sind im Besitz von Teillizenzen, welche die Durchführung von Rubelgeschäften und Fremdwährungsgeschäften in einzelnen Geschäftsfeldern erlauben. Fast alle Auslandsbanken und Joint Ventures (91,4 %) sind im Besitz von Lizenzen auch für das Einlagengeschäft mit der Bevölkerung. Edelmetallgeschäfte dürfen dagegen nur 34 dieser Kreditinstitute durchführen. 1,6%
35,9%
62,5%
Generallizenz Lizenz für die Durchführung von Rubel- und Fremdwährungsgeschäften Lizenz für die Durchführung von Rubelgeschäften
Abbildung 26: Von Auslandsbanken und Joint Ventures erworbene Lizenzen für den russischen Markt Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Information über die Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung (Informaziya o kreditnih organisaziyah s uchastiem neresidentow), Moskau 2004.
Die zugelassenen Auslandsbanken und Joint Ventures sind in 26 Regionen der Russischen Föderation angesiedelt. Davon sind 68 % in der Region Moskau und 6,3 % in Sankt Petersburg ansässig. Weniger begehrte aber ebenso wichtige Standorte für Auslandsbanken sind Tjumen, Nischnij Nowgorod, Orenburg, Samara, Primorje und die Republik Udmurtien. Auslandsbanken waren außerhalb Moskaus daher bisher kaum mit eigenen Stützpunkten präsent, bestenfalls von den o. g. russischen und internationalen Finanzzentren dort aktiv. Die Beteiligungspolitik von Devisenausländern an Auslandsbanken und Joint Ventures ist in den einzelnen Instituten differenziert. Hier sind nach Beteiligungshöhe noch mehr verschiedene Gruppen zu unterscheiden.
182
VERFLECHTUNGEN UND GESCHÄFTSPROFILE DER AUSLANDSBANKEN IN RUSSLAND
Reine Auslandsbanken Nur 32 Auslandsbanken (25 %) zum 1.1.2004 sind 100 %ige Töchter von Devisenausländern.343 Allerdings ist diese Zahl in den letzten Jahren besonders gewachsen. Im Jahre 2002 sind bspw. vier solche Auslandsbanken hinzugekommen: Natexis Banques Populaires, BNP Paribas Bank, Mezhdunarodnij Bank Azerbaijana (International Bank of Azerbaijan) und die Bank Melli Iran. Darüber hinaus haben inländische Aktionäre die ihnen gehörenden Aktien der Asija-Invest Bank an ihre ausländischen Aktionäre veräußert. Infolgedessen wurde das Joint Venture in eine Auslandsbank umgewandelt. Im Jahre 2003 wurden weitere 4 neuen Auslandsbanken zugelassen: ZAO „Standard Bank“, ZAO „Bank Intesa“, OOO „Commercial Bank of India“, OOO „Anelik RU“ aus Armenien. Wie im Vorjahr wurde das Joint Venture OOO „HKF Bank“ infolge der Aktienveräußerung an der ausländischen Investoren in eine Auslandsbank umgewandelt. Die Einlagen der Devisenausländer in diesen Bankengruppen beliefen sich in 2003 auf ca. 450 Mio. US-Dollar (69 % der ausländischen Beteiligungen).344 Der Anteil der Banken mit 100% Auslandsbeteiligung hat sich seit 1999 fast verdoppelt (s. Abbildung 27). Dies hängt mit der Reduzierung der Banken mit geringer Auslandsbeteiligung (weniger als 50%) zusammen, da Ausländer offensichtlich insgesamt eine Verstärkung der Einflussmöglichkeiten angestrebten. Das erscheint am folgenden Gründen plausibel: Wichtige Beschlüsse, z. B. die Annahme einer Banksatzung, die Durchführung von Großgeschäften und Bankenrestrukturierungen, sind in Russland nur möglich, wenn mehr als 75 % der Stimmrechte vereint sind. Die Sperrminorität beträgt hier 25 %. Die zunehmende Kreditversorgung der russischen Wirtschaft erhöht das Risiko einer Haftung der ausländischen Aktionäre. Eine Auslandsbank hat in Russland Wettbewerbsvorteile durch ihren Ruf und ihre internationale Bonität, verbunden mit psychologischen Nachwirkungen der Krise von 1998. So war und ist in einem unterentwickelten Markt Wachstum relativ schnell durch massive Kundenakquisition möglich. Die differenzierte Ausnutzung solcher Wachstumsmöglichkeiten unter Berücksichtigung erkennbarer Risiken erfordert aber eine intensivere Kontrolle der internationalen Kapitalgeber. Daher rührt ein zunehmender Anteil reiner Auslandsbanken. Hinzu kommt, dass – im Gegensatz zu Joint Ventures mit geringerer Auslandsbeteiligung – preiswerte Auslandsfilialen die russische Zentralbank noch nicht zulässt. 345
343 344 345
Siehe Tabelle A-5 im Anhang. Vgl. Zentralbank der russischen Föderation: „Information über die Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung zum 1.1.2004“. Siehe ausführlicher dazu Abschnitt 2.1. dieses Kapitels.
183
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
80 70 60 50 % 40 30 20 10 0
1.1.99
1.1.00
1.1.01
bis 50 %
50 - 100 %
1.1.02
1.1.03
1.1.04
100%
Abbildung 27: Struktur der zugelassenen Auslandsbanken und Joint Ventures346 Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Bulletin der Bankenstatistik (Bjulleten Bankowskoj Statistiki), Moskau, verschiedene Jg.
Joint-Venture mit starkem Auslandseinfluss Bei 9 Kreditinstituten beträgt die Auslandsbeteiligung 50 % bis 100 %. Die Anzahl hatte sich um ein Kreditinstitut verringert. Im Ergebnis eines Zusammenschusses war die ZAO Mosnarbank hier ausgeschieden, ebenso wie die HKF Bank, wo russische Aktionäre die Aktien an der Devisenausländern verkauften. Gleichzeitig gelangte die Bank „Iwanowo“ durch entsprechende Transaktionen zugunsten der Devisenausländer in diese Gruppe. Die Mittel der Devisenausländer in dieser Bankengruppe betrugen im 2003 ca. 118 Mio. US-Dollar. Dies entspricht etwa einem Viertel aller Auslandsbankbeteiligungen in Russland.347
346 347
Stand: 1.1.2004 Vgl. Zentralbank der russischen Föderation: „Information über die Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung zum 1.1.2004“.
184
VERFLECHTUNGEN UND GESCHÄFTSPROFILE DER AUSLANDSBANKEN IN RUSSLAND
Joint-Ventures Banken mit Auslandsminderheitsbeteiligung Bei 15 Kreditinstituten liegen die Auslandsbeteiligungen zwischen 20 % und 50 %. Die Einlagen von Devisenausländern in russische Banken betrugen zuletzt ca. 39,6 Mio. US-Dollar bzw. 6,1 % aller Auslandsbankbeteiligungen in Russland.348 Die bisher betrachteten 56 Auslandsbanken und Joint Venture mit Mehrheits- und Minderheitsbeteiligungen repräsentieren 43,8 % der Institute mit Auslandskapital. Diese verfügten Anfang 2004 über Eigenmittel im Umfang von ca. 607 Mio. USDollar, das sind 4,86 % des Eigenkapitals des gesamten Bankensystems. Die übrigen 72 Institute mit Auslandsbeteiligung (56,2 %) haben Auslandsbeteiligungen von weniger als 20%.349 Hier handelt es sich eigentlich um russische Bankinstitute, da der Auslandseinfluss verschwindend ist. Hier sind eher die internationalen Geschäftsbeziehungen der betreffenden Institute als Wettbewerbsfaktor und Kriterium evtl. auch für die Risikobewertung350 interessant. Zunächst gilt die Aufmerksamkeit der Geschäftsintensität der Auslandsbanken unabhängig von deren Eigentümerstruktur. 3.2
Bewertung der Auslandsbanken nach Geschäftsintensität im russischen Markt (Ranking)
3.2.1 Mathematisch-statistische Methoden zur Bewertung der Bankengröße Angenommen, es gibt eine Gesamtheit von Banken B: B = { B 1 , B 2 , ... B i ... , B m },
(1)
wobei i – die laufende Banknummer und m – die Gesamtzahl der Banken bezeichnet.
348 349 350
Ebd. Siehe Tabelle A-6 im Anhang. Auf eine solche Analyse muss hier verzichtet werden, da dies den Rahmen der Arbeit sprengen würde.
185
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
Dabei wird jede Bank durch die Kennziffern gekennzeichnet, die der Gesamtheit X entnommen sind: X = { X 1, X 2, ... X j ... , X n }, wobei
(2)
j – die laufende Kennzahlnummer und mit n – die Zahl der Kennziffern darstellt, mit denen die Bank bezeichnet wird.
In diesem Fall lässt sich die allgemeine Gesamtheit der Banken mit deren Kennwerten als eine Matrix darstellen, die der Abbildung 28 zu entnehmen ist: X1
X2
...
Xj
...
Xn
B1
X11
X12
...
X1j
...
X1n
B2
X21
X22
...
X2j
...
X2n
...
...
...
...
...
...
...
Bi
Xi1
Xi2
...
Xij
...
Xin
...
...
...
...
...
...
...
Bm
Xm1
Xm2
...
Xmj
...
Xmn
Abbildung 28: Matrix von Kennzahlen, mit denen die Gesamtheit von Banken bezeichnet wird Quelle: Eigene Darstellung.
Die in der Abbildung 28 dargestellte Matrix zeigt X i j den j-Wert für die i-Bank. Zur Bankenbewertung (В) bezogen auf die Gesamtheit aller Kennziffern (Х) können mehrere Verfahren angewendet werden. А. Scoring-Verfahren Der Kerngedanke dieses Verfahrens besteht darin, dass auf der Grundlage jeder Kennzahl die Bankenbewertung vorgenommen wird. Die Bank mit dem größeren Kennwert X j : Xj
max
(3)
erhält den höheren Rangwert:
rj=m 186
(4)
VERFLECHTUNGEN UND GESCHÄFTSPROFILE DER AUSLANDSBANKEN IN RUSSLAND
Der Bank, die gemäß dem Kennwert X j den geringeren Wert ausweist : min
Xj
(5)
wird der Rangwert verliehen, der der geringeren Laufnummer der Bank entspricht:
r j = 1.
(6)
Auf diese Weise wird jede Bank nach ihrem Kennwert durch die laufende Nummer des erreichten Bewertungsplatzes bezeichnet. Sofern angenommen wird, dass alle Werte vergleichbar sind, lässt sich der Gesamtrang der i – Bank nach den Kennziffern (n) durch Addieren der Ränge ermitteln: n
Rj =
∑ rij ,
(7)
j =1
Der größere Gesamtrangwert entspricht der höheren Bankgröße. Die Berechnungen werden komplexer und realitätsnäher, wenn die Bankkennziffern spezifisch nach ihrer Bedeutung gewichtet werden. Angenommen, die Wertigkeit des j – Wertes ergibt sich aus der Größe a j. Dabei entspricht die Summe aller Kennwerte 1: n
∑ a j = 1,
(8)
j =1
In diesem Fall lässt sich der Gesamtrang der i – Bank nach den Kennwerten unter Berücksichtigung ihrer Wertigkeit wie folgt ermitteln: n
Rj =
∑ a j * rij ,
(9)
j =1
Die Wertigkeit der Kennwerte wird anhand von Experteneinschätzungen ermittelt.351 Die Bedingung R i
max entspricht der Wahl der größten Bank.
Diese Methode ermöglicht zwar eine breite Anwendung für die Bankengesamtheit,352 hat aber den Nachteil, dass die Unterschiedlichkeit der Maßstäbe der Kennzahlen nicht berücksichtigt wird. Beispielsweise kann die Skala der einen Kennzahl 100, die der anderen dagegen 10 betragen, obwohl der Rang nach beiden Kennwerten der gleiche war. Mit dem folgenden Verfahren kann die o. g. Ungenauigkeit ausgeglichen werden. 351 352
Siehe dazu Abschnitt 3.2.2. dieses Kapitels. Hier alle Auslandsbanken im russischen Markt.
187
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
В. Verfahren der normierbaren Vektoren Jede i – Bank lässt sich mit einem Punkt im n – dimensionale Koordinatensysteme bezeichnen (Abbildung 29).
X
2
(i)
X i2
X 22
(2)
X 12
(1)
0
X 11
X 21
X i1
X1
Abbildung 29: Bankengesamtheit im Zweidimensionenkennwertraum Quelle: Eigene Darstellung.
Weil jede der m – Banken mit Kennwerten bezeichnet wird, welche unterschiedliche Skalen haben, ist es erforderlich, Kennwerte auf eine normierbare maßfreie Form zu bringen. Zur Kennwertnormierung lässt sich die Größe der maximalen Kennwertstreuung für die Gesamtheit der Banken anwenden. Demzufolge kann man den normierbaren j – Kennwert so ermitteln: X jnorm =
wobei zahl ist.
Xj X j (max) − X j (min)
,
(10)
Xj (max) und Xj (min) der maximale bzw. minimale Wert der j – Kenn-
Im Folgenden verstehen wir unter einer Kennzahl dessen normierbaren Wert. 188
VERFLECHTUNGEN UND GESCHÄFTSPROFILE DER AUSLANDSBANKEN IN RUSSLAND
Nun sei ein Muster einer (hypothetischen) Großbank gebildet, bei der alle normierbaren Kennwerte den maximalen Wert unter den in Betracht gezogenen Banken haben: X Model (large) = { X1 (max) , X2 (max), ... Xi (max) ... , Xn (max) }
(11)
Das Muster einer (hypothetischen) Kleinbank – bei der alle normierbaren Kennwerte einen minimalen Wert im Vergleich zur untersuchten Bankengesamtheit erreichen – lautet: X Model (small) = { X1 (min) , X2 (min), ... Xi (min) ... , Xn (min) }
(12)
Der tatsächliche Wert der Banken, die als Punkte im n – dimensionalen Kennwertraum angeordnet sind, wird zwischen den herausgebildeten Mustern liegen (Abbildung 30). X2 norm X Model (large)
X2 norm (max) S i - max
X i 2 norm
i -Bank S i – min
X2 norm (min)
0
X Model (small)
X1 norm (min)
X i 1 norm
X1 norm (max)
X1 norm
Abbildung 30: Graphische Darstellung einer i – Bank gegenüber den Musterbanken Quelle: Eigene Darstellung.
189
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
Je näher eine Bank zu dem maximalen Muster ist und je weiter sie vom minimalen Muster entfernt ist, desto größer wird sie im Hinblick auf die Gesamtheit der in Betracht gezogenen Kennwerte sein. In diesem Zusammenhang kann die Bewertung der Bankgröße anhand folgender Proportion vorgenommen werden: S Pi = i − min , Si − max
(13)
wobei S i – min die geometrische Länge des Vektors ist, die die i – Bank mit dem minimalen Muster verbindet; S i – max die geometrische Länge des Vektors ist, die die i – Bank mit dem maximalen Muster verbindet. Es ist zu beachten, dass eine Großbank innerhalb der Gesamtheit der in Betracht gezogenen Banken folgender Bedingung entspricht: Pi
max .
(14)
Gemäß den Regeln der Vektorenalgebra kann man den Abstand zwischen der i – Bank und dem maximalen Bankmuster im n – dimensionalen Kennwertraum gemäß folgendem Ausdruck ermitteln: Si-max = (X1 norm (max) − X i 1 norm )2 + ...( X j norm (max) − Xi j norm )2 ... + ( X n norm (max) − X i n norm )2
(15)
Der Ausdruck (15) in der nicht genormten (normalen) Form sieht wie folgt aus: 2
2
2
⎛ X 1 (max) − X i 1 ⎞ ⎛ X j (max) − X i j ⎞ ⎛ X n (max) − X i n ⎞ Si −max = ⎜ ⎟⎟ + ... + ⎜⎜ ⎟⎟ + .... + ⎜⎜ ⎟⎟ = ⎜X ⎝ 1 (max) − X 1 (min) ⎠ ⎝ X j (max) − X j (min) ⎠ ⎝ X n (max) − X n (min) ⎠ ⎛ X j (max) − X i j ⎞ ⎜⎜ ⎟⎟ ∑ j =1 ⎝ X j (max) − X j (min) ⎠ n
2
(16)
Dementsprechend kann man den Abstand zwischen der i – Bank und dem minimalen Bankmuster im n – dimensionalen Kennwertraum wie folgt messen:
190
VERFLECHTUNGEN UND GESCHÄFTSPROFILE DER AUSLANDSBANKEN IN RUSSLAND
2
Si − min
2
2
⎛ X i 1 − X i (min) ⎞ ⎛ X i j − X j (min) ⎞ ⎛ X i n − X n (min) ⎞ = ⎜ ⎟⎟ + ... + ⎜⎜ ⎟⎟ + .... + ⎜⎜ ⎟⎟ = ⎜X X X X − − 1 (min) ⎠ j (min) ⎠ ⎝ 1 (max) ⎝ j (max) ⎝ X n (max) − X n (min) ⎠
⎛ X i j − X j (min) ⎞ ⎜⎜ ⎟⎟ ∑ j =1 ⎝ X j (max) − X j (min) ⎠ n
2
(17)
Anhand der Ausdrücke (16) und (17) kann man die Bewertung der i – Bank wie folgt vornehmen: Pi =
2
n ⎛ ⎛ X i j − X j (min) ⎞ X j (max) − X i j ⎞ ⎜⎜ ⎟⎟ / ∑ ⎜⎜ ⎟⎟ ∑ j =1 ⎝ X j (max) − X j (min) ⎠ j =1 ⎝ X j (max) − X j (min) ⎠ n
2
(18)
Der Ausdruck (18) gilt, wenn die in den Berechnungen angeführten Kennwerte gleichwertig sind. Bei ungleichwertigen Bedeutungen kann man unter Anwendung der Methoden der Experteneinschätzungen die Gewichtung der Kennwerte festlegen.353 Dabei soll die Bedingung (8) erfüllt werden. Dann sieht die Bewertung der i – Bank bei ungleichwertigen Kennwerten wie folgt aus: Pi =
n
2
⎛
∑ ⎜⎜ a * X j =1
⎝
j
n ⎛ X i j − X j (min) ⎞ X j (max) − X i j ⎞ ⎟⎟ / ∑ ⎜⎜ a j * ⎟ X j (max) − X j (min) ⎟⎠ j =1 ⎝ j (max) − X j (min) ⎠
2
,
(19)
wobei a j - die Wertigkeit des Kennwertes in relativer Größe ist. Der Ausdruck (19) macht also die Vornahme einer komplexen Bankbewertung gemäß der Gruppe von Kennwerten, mit denen die betreffende Bank bezeichnet wird, möglich. 3.2.2 Ergebnisse der mathematisch-statistischen Bewertungen Mit Hilfe der Verfahren zur Mehrfaktorenanalyse (s. Abschnitt 3.2.1.) wurde die Bankgröße für 15 in Russland tätige Kreditinstitute mit 100 % Auslandsbeteiligung berechnet. Die Ergebnisse der Berechnungen sind in zwei Varianten dargestellt: entsprechend dem Scoring-Verfahren und nach dem Verfahren normierbarer Vektoren. Diе Ausgangsdaten zur Durchführung der Variantenberechnungen für 15 Kreditinstitute, mit jeweils 14 Kennwerten, sind in der Tabelle A-7 (s. Anhang) zusammengefasst. 353
Siehe ausführlicher dazu Abschnitt 3.2.2. dieses Kapitels.
191
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
А. Berechnungen auf der Grundlage des Rang-Verfahrens. Auf der Grundlage der in Tabelle A-7 (s. Anhang) zusammengefassten Banken sind die einzelnen Rangplätze der betrachteten Auslandsbanken nach jedem der 14 Kennwerte berechnet (Таbelle A-8 im Anhang). Im Ergebnis wird jede Bank mit der Rangsumme (R i) nach den Kennwerten bezeichnet. Gemäß den Berechnungen sind Citibank, Raiffeisenbank Austria und die ABN AMRO Bank die größten und aktivsten Auslandsbanken in Russland. Die kleinsten Banken, mit geringerer Aktivität waren im Jahre 2003 noch die BNP Paribas Bank, Natexis Bankques Populaires und die HSBC Bank. Die Ergebnisse der summarischen Ermittlung von Rangplätzen für die 15 reinen Auslandsbanken sind in Abbildung 31 aufgeführt. 200 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0
192
Westdeutsche Landesbank Vostok
Quelle: Eigene Berechnungen.
Bank Societe General Vostok
Raiffeisenbank Austria
Natexis Banques Populaires
J. P. Morgan Bank International
ING Bank (Euroasia)
HSBC Bank
Dresdner Bank
Deutsche Bank
Credit Suisse First Boston
Credit Lyonnais Rusbank
Commerzbank (Euroasia)
Citibank
BNP Paribas Bank
ABN AMRO Bank
Abbildung 31: Summarische Bankenränge gemäß Scoring-Verfahren
VERFLECHTUNGEN UND GESCHÄFTSPROFILE DER AUSLANDSBANKEN IN RUSSLAND
Die Berechnungen werden präziser, wenn zusätzlich noch Wertigkeitsfaktoren für die Kennwerte (aj) berücksichtigt werden. Dabei war die Faktorengewichtung nach einer 100-Punkte-Werteskala festzulegen.354 Die nach der Summe der Kennwerte zu einer 1 genormten Ergebnisse der Berechnungen sind in der Tabelle 9 angeführt. Tabelle 9: Wertigkeit der Kennziffern bei der Ermittlung der wirtschaftlichen Bedeutung einer Bank nach Geschäftsbereichen (Intensität der wirtschaftlichen Aktivitäten) Kennwerte
Wertigkeit der Kennwerte
Equity
0,08
Charter fund
0,05
Balance sheet profit (losses)
0,1
Net income (losses)
0,1
Total assets
0,09
Net assets
0,09
Government securities
0,03
Commercial loans
0,08
Interbank loans
0,05
Interbank borrowings
0,05
Customers current accounts
0,08
Term deposits
0,08
Own promissory notes
0,02
Bilanzsumme
0,1
Tоtal
1
Die Bewertung solcher Kennwerte wie Bilanzsumme, Balance sheet profit (losses) und Net income (losses) gewinnt an Bedeutung. Weniger wichtig sind Daten wie Own promissory notes und Government securities. 354
Die Festlegung erfolgte nach Plausibilität und infolge von Expertendiskussionen in Russland.
193
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
Ausgehend von der Bewertung solcher Kennwerte kann ein System zur Bankenbewertung nach korrigierten Rängen, d.h. nach den Rängen, die sich aus der Tabelle A-8 (s. Anhang) ergeben, multipliziert mit den Wertigkeitsgrößen der Kennziffern, aufgebaut werden. Mit dem summierten korrigierten Bankenrang wird die Bankengröße nach der Gesamtheit der Kennziffern (Tabelle A-9 im Anhang) ermittelt. Zu den Großbanken zählen nunmehr erneut die Citibank, die Raiffeisenbank Austria und die ABN AMRO Bank. Eine komplette Aufstellung der Banken nach der Größe unter Berücksichtigung der Wertigkeit ist in der Abbildung 32 dargestellt. 14
12
10
8
6
4
2 0 Westdeutsche Landesbank Vostok
Bank Societe General Vostok
Raiffeisenbank Austria
Natexis Banques Populaires
J. P. Morgan Bank International
ING Bank (Euroasia)
HSBC Bank
Dresdner Bank
Deutsche Bank
Credit Suisse First Boston
Credit Lyonnais Rusbank
Commerzbank (Euroasia)
Citibank
BNP Paribas Bank
ABN AMRO Bank
Abbildung 32: Aufstellung der Banken nach wirtschaftlicher Bedeutung unter Berücksichtigung der festgelegten Kennzifferngewichtung Quelle: Eigene Berechnungen.
194
VERFLECHTUNGEN UND GESCHÄFTSPROFILE DER AUSLANDSBANKEN IN RUSSLAND
В. Berechnungen auf der Grundlage der Methode der normierbaren Vektoren Zur Vereinfachung der Berechnungen lässt sich die Formel (19) wie folgt darstellen: Pi =
n
n
∑ (a * C ) / ∑(a * D ) 2
j
ij
j
j =1
2
ij
j =1
,
wobei ⎛ X i j − X j (min) ⎞ Ci j = ⎜ ⎟⎟ ⎜X ⎝ j (max) − X j (min) ⎠
⎛ X j (max) − X i j ⎞ Di j = ⎜ ⎟⎟ ⎜X ⎝ j (max) − X j (min) ⎠
Unter Anwendung der oben angeführten mathematischen Formeln ergeben die entsprechenden Berechnungen Ergebnisse, wie in Таbelle A-10 im Anhang zusammengefasst. Eine weitere Banken-Ranking-Aufstellung nach Intensität ihrer Geschäftsaktivitäten ist auch der Abbildung 33 zu entnehmen. 6 5 4 3 2 1 0 Westdeutsche Landesbank Vostok
Bank Societe General Vostok
Raiffeisenbank Austria
Natexis Banques Populaires
J. P. Morgan Bank International
ING Bank (Euroasia)
HSBC Bank
Dresdnerbank
Deutsche Bank
Credit Suisse First Boston
Credit Lyonnais Rusbank
Commerzbank (Euroasia)
Citibank
BNP Paribas Bank
ABN AMRO Bank
Abbildung 33: Ranking der 15 Auslandsbanken nach Intensität ihrer Geschäftsaktivitäten Quelle: Eigene Berechnungen.
195
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
Es zeigt sich, dass die 15 reinen Auslandsbanken nicht als Großbanken eingestuft werden können. Gemäß den hier ermittelten Bewertungsergebnissen können nur 2 Auslandsbanken der betreffenden Gruppe als größere Institute im russischen Markt bezeichnet werden: die Citibank und die Raiffeisenbank Austria. Bedingt können 3 weitere Auslandsbanken: АBN АМRО Bank, Deutsche Bank und ING Bank den mittelgroßen Banken zugeordnet werden. Die anderen in Russland zugelassenen Auslandsbanken sind lediglich kleinere Auslandsbanken (81,5 % der betrachteten Gesamtheit). Die hier vorgestellte Methode zur Bewertung der Banken nach ausgewählten quantitativen Kennziffern, lässt sich auf qualitative Untersuchungen übertragen. Beispielsweise könnten Banken hinsichtlich ihrer Berichterstattung nach westlichen oder nach russischen Bankenaufsichtstandards beurteilt werden. Mit weiteren Kennzahlen bzw. deren veränderter Gewichtung besteht die Möglichkeit, hier angewendete Verfahren zu verfeinern und weitere finanzwirtschaftliche Aspekte der Bankbetriebe einzubeziehen. Im Weiteren können hier die Bewertung einzelner Geschäftsfelder und eine Ermittlung der Marktanteile erfolgen. 3.3
Einzelne Geschäftsfelder und Marktanteile der Auslandsbanken355
Die Geschäftsfelder der Auslandsbanken in Russland stellen folgende Kennziffern dar:356 Auslandsbanken leisteten im Jahre 2003 5,1 % der Finanzierungen für Privatkunden. Sie verfügten über nur 1,5 % der Privatkundendepositen sowie 5,5 % der Geldanlagen der Firmenkunden. In Folge der positiven Entwicklungen nach der Finanzkrise von 1998 sowie der zunehmenden Professionalität und Geschäftsfelddiversifikation bei den russischen Geschäftsbanken herrscht bereits eine deutliche Konkurrenz um attraktive Firmenkunden, denen sich Auslandsbanken gegenüber sehen. Die Außenhandelsfinanzierung ist traditionell eines der am besten entwickelten Geschäftsfelder für Auslandsbanken. Deren Anteil auf dem russischen Finanzierungsmarkt ist von ca. 9 % bei der Exportfinanzierungen und ca. 8,5 % bei der Importfinanzierungen im Jahre 1999 auf ca. 19,5% und 21 % im Jahre 2004 angestiegen (s. Abbildung 34). Die Auslandsbanken bieten dabei verschiedene Finanzierungsprodukte an, wie bspw. Finanzierung des Rohstoffhandels (Rohöl- und Aluminiumverarbeitung usw.) oder Importfinanzierung, inkl. Finanzierung der Lagerkosten für Importwaren (Zucker, Autos, Pharmazie usw.).
355 356
Auswertung diverser Geschäftsberichte und Publikationen der betreffenden Banken sowie der Zentralbank. Vgl. Raiffeisenbank Austria Research (2004).
196
VERFLECHTUNGEN UND GESCHÄFTSPROFILE DER AUSLANDSBANKEN IN RUSSLAND
25% 20% 15% 10% 5% 0% 1.1.99
1.1.00
1.1.01
Exportfinanzierung
1.1.02
1.1.03
1.1.04
Importfinanzierung
Abbildung 34: Export- und Importfinanzierung durch Auslandbanken (in % der Außenhandelsfinanzierung insgesamt) Quelle: Raiffeisenbank Austria Research (2004).
Auslandbanken gewähren in diesem Zusammenhang auch syndizierte Kredite für russischen Großkunden in beträchtlichem Umfange, bspw. bereits 11 Mrd. USDollar im Jahre 2003 (s. Abbildung 35). Damit verbunden ist ein besonderes Potential für die Kooperation mit russischen Finanzinstituten. 12
Mrd. US-Dollar
10 8 6 4 2 0
1998
1999
2000
2001
2002
2003
Abbildung 35: Volumen der durch Auslandsbanken eingeräumten syndizierten Kredite Quelle: Raiffeisenbank Austria Research (2004). 197
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
Die folgenden Abbildungen zeigen die 15 größten Auslandsbanken bzw. -gruppen anhand aggregierter Finanzdaten. 900 800 700 600 500 400 300 200 100
Amerikanische und Britische Investment Banken
Staatsanleihen
Niederländische Banken
Bilanzgewinn (-verlust)
Französische Banken
Deutsche Banken
Eigenkapital
Raiffeisenbank Austria
Citibank
0
Firmenkundenkredite
Abbildung 36: Ausgewählte Geschäftsdaten (Aktiva) in Mrd. US-Dollar der 100 %igen Auslandsbanken in Russland (teilweise nach Herkunftsländern aggregiert) • Deutsche Banken (Deutsche Bank, Dresdner Bank, Commerzbank (Euroasia), Westdeutsche Landesbank Vostok) • Französische Banken (BNP Paribas Bank, Credit Lyonnais Rusbank, Bank Societe General Vostok, Natexis Banques Populaires) • Niederländische Banken (ABN AMRO Bank, ING Bank (Euroasia)) • Amerikanische und Britische Investment Banken (Credit Suisse First Boston, J. P. Morgan Bank International, HSBC Bank) 198
VERFLECHTUNGEN UND GESCHÄFTSPROFILE DER AUSLANDSBANKEN IN RUSSLAND
400 350 300 250 200 150 100 50 0
Amerikanische und Britische Investment Banken
Spareinlagen
Niederländische Banken
Französische Banken
Termingelder
Deutsche Banken
Raiffeisenbank Austria
Citibank Giroeinlagen
Bankschuldverschreibungen
Abbildung 37: Ausgewählte Bilanzdaten (Passiva) in Mrd. US-Dollar der 100 %igen Auslandsbanken in Russland (teilweise nach Herkunftsländern aggregiert) Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der russischen Zentralbank und diverser Geschäftsberichte der betreffenden Banken.
• Deutsche Banken (Deutsche Bank, Dresdner Bank, Commerzbank (Euroasia), Westdeutsche Landesbank Vostok) • Französische Banken (BNP Paribas Bank, Credit Lyonnais Rusbank, Bank Societe General Vostok, Natexis Banques Populaires) • Niederländische Banken (ABN AMRO Bank, ING Bank (Euroasia)) • Amerikanische und Britische Investment Banken (Credit Suisse First Boston, J. P. Morgan Bank International, HSBC Bank) 199
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
Unter den 15 untersuchten Auslandsbanken (ohne Joint Ventures) nimmt die Citibank nach Geschäftsvolumen und ausgereichten Krediten – wie auch nach erzielten Gewinnen – eine Spitzenposition ein. Die gesamten Assets von über 2,4 Mrd. Euro sowie der Gewinn von 80 Mio. Euro sind ca. doppelt so hoch wie die Ergebnisse der Raiffeisenbank Austria auf dem zweiten Platz. Im Depositengeschäft dagegen sind folgende Auslandsbanken führend: Die Raiffeisenbank Austria erreichte unter den Auslandsbanken das größte Volumen bei den privaten Depositen. Zum 1. Januar 2003 betrugen die Guthaben der russischen Bevölkerung dieser österreichischen Auslandsbank rund 9 Mrd. Rbl. (275,9 Mio. Euro). Allein im Jahre 2002 stieg die Anzahl der Privatkunden von 20 500 auf 36 000. Eigene Prognosen der Bank gehen mittelfristig von ca. 60 000 Kontoverbindungen aus.357 Die Raiffeisenbank Austria spielt eine bedeutende Rolle auch am Markt für Unternehmensfinanzierungen. So wurden in den Jahren 2001-2002 (in Kooperation mit anderen Instituten) insgesamt 12 Emissionen von Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) erfolgreich platziert. Seit Januar 2003 arbeitet die Raiffeisenbank mit der Moskauer Interbanken Währungsbörse (МIWB) zusammen und wurde zur ersten Adresse auch im Handel von Unternehmensanleihen. Die Raiffeisenbank ist für acht große russische Unternehmen (Aeroflot, Hüttenkombinat Wyksa, Investitions- und Finanzunternehmen „Sistemа“, Russkij Aljuminij, Тjumen Oil Company, Center-Telekom) verantwortlich. Im Februar 2003 wurde von dieser Raiffeisenbank erste Ausgabe von Obligationen des Gussstahlwerkes Tscheljabinsk (METSCHEL) begleitet, teilweise auch selbst gezeichnet. Diese Emission mit einem Nennwert von 1 Mrd. Rbl. (30,2 Mio. Euro) wurde innerhalb nur eines Tages an der МIWB eingeführt und bei institutionellen Anlegern platziert. Die АBN АМRО Bank behauptete zum 1.1.2003 nach Geschäftsvolumen den dritten Platz unter den Auslandsbanken (826 Mio. Rbl. – 24,9 Mio. Euro). Bei Privatdepositen erreichte die Bank Platz zwei. Die niederländische Bank akquirierte in Russland das drittgrößte Einlagenvolumen der Auslandsbanken insgesamt (3,9 Mrd. Rbl. bzw. 119 Mio. Euro). Hervorzuheben sind spezielle Finanzdienstleistungen wie Corporate und Structural Finance. Besonders seit 1998 profilierte sich die ABN AMRO Bank im Bereich der Betreuung institutioneller Kunden. Derzeit werden rd. 1 200 internationale und russische Firmen betreut. Im Jahre 2002 erreicht die ING Bank (Eurasia) nach Aktiva (16,5 Mrd. Rbl. – 498,4 Mio. Euro) ebenfalls einen der vorderen Plätze, wobei die Depositen der Privatkunden (913,8 Mio. Rbl. – 27,6 Mio. Euro) beitrugen. Nach Umfang der Kreditgewährung an Betriebe und Anzahl der Sichteinlagen belegt die Bank den vierten Platz unter den ersten 15 Auslandsbanken. Die ING Bank (Еurasia) arbeitet 357
Interne Studie zur Geschäftspolitik der Raiffeisenbank Austria, März 2004.
200
VERFLECHTUNGEN UND GESCHÄFTSPROFILE DER AUSLANDSBANKEN IN RUSSLAND
auf dem russischen Markt in erster Linie mit Großunternehmen bei der Finanzierung von Investitionsprojekten zusammen. Die Bank bietet ihren Kunden ebenfalls eine breite Dienstleistungspalette, incl. Cash Management, Structural- und General Loans sowie einen Investment Service. Sie betreut im Konsortialgeschäft russische Ölfirmen und Hüttenkombinate, wie Lukoil, Sibneft, Тjumenskaja Neftjanaja Kompanija sowie Norilsk Nickel. Allein in den letzten 12 Monaten hat die ING Bank (Eurasia) mittelfristige Kredite im Wert von über 1 Mrd. Rbl. (30,2 Mio. Euro) vergeben. Anfang 2003 sorgte die ING Bank (Eurasia) erstmals für ein Listing von Aktien der russischen Firma „Wimm-Bill-Dann“ an der New York Stock Exchange (NYSE). Seit 1998 war dies die zweite russische Emission in den USA mit Notierung an der NYSE (238 Mio. US-Dollar). Es gab weiterhin unter Federführung dieser Auslandsbank eine Erstemission von Aktien aus der russischen Konsumgüterproduktion. Die Deutsche Bank Ltd. fungiert nach Eigenkapital an dritter Stelle (2,8 Mrd. Rbl. – 83,2 Mio. Euro). Im Jahre 2002 war die Bank, besonders am Interbankmarkt sowie auf dem Staatspapiermarkt (GKО – ОFZ) aktiv. Im Januar 2003 kündigte die Deutsche Bank und die Chicago Mercantile Exchange (CME) die Umsetzung eines gemeinsamen Programms zur Emission von Rubel-Termingeschäften am Devisenmarkt an. Gemäß diesem Programm werden die Deutsche Bank (London) und Deutsche Bank (Moskau) ab 2004 als Händler für ausreichend (Rubel) Liquidität am Devisenkassamarkt, insbesondere bei Ablauf der vier Quartalsterminabschlüsse, sorgen. Die Terminkontrakte werden im elektronischen Welt-Handelssystem GLOBEX der Chicago Mercantile Exchange gehandelt. Das neue Derivat ist insbesondere zur Absicherung von Währungsrisiken im Geschäft mit russischen Firmen und Banken notwendig, da die bisher genutzten Terminkontrakte keine ausreichende Marktliquidität erreichten. Die Credit Swiss First Boston belegt nach Bilanzgewinn (782,5 Mio. Rbl. – 23,6 Mio. Euro) sowie Eigenkapital (2,2 Mrd. Rbl. – 65,4 Mio. Euro) den vierten Platz unter den Auslandsbanken. Im Jahre 2002 war diese US-Auslandsbank vorwiegend auf dem russischen Staatspapiermarkt (GKО – ОFZ) tätig. Die Dresdner Bank ZAO wurde bereits im Jahre 1993 in St. Petersburg als Joint Venture gemeinsam mit der Banque Nationale de Paris (BNP) gegründet. Damit war sie die erste ausländische Bank in Russland mit einer Generallizenz. Die jahrzehntelange Russlanderfahrung erweist sich unter veränderten Rahmenbedingungen als vorteilhaft und ausbaufähig. Heute befindet sich das Hauptquartier auch dieser Auslandsbank in Moskau. Der Schwerpunkt liegt nach der Trennung von der BNP im Jahre 2002 weiterhin im Geschäft mit größeren Firmenkunden. Der Aufbau des Retail-Banking ist nach eigenen Verlautbarungen noch in sorgfältigen Planungen. 201
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
Die BNP Paribas Bank hat ihre Banklizenz nach der Trennung von der Dresdner Bank ZAO im Juli 2002 erhalten. Sie beabsichtigt nach einem kleineren Gewinn im ersten Jahr den Ausbau ihrer Geschäftstätigkeit. Gegenwärtig werden von der BNP Paribas Bank bedeutende russische Produzenten und Exporteure von Elektroenergie, Metallen, Getreide sowie Außenhandelsfirmen betreut. Von der BNP Paribas Bank werden Handelsgeschäfte sowie Anlagenimporte finanziert. Dazu gehören auch internationale Versicherungsgeschäfte für diese Bereiche. Die HSBC Bank ist in Russland seit 1996 aktiv. Ihr Geschäft in Moskau umfasst strukturierte Finanzierungen für in- und ausländischen Unternehmungen und Finanztransaktionen mit Institutionellen. Die Bank befasst sich vornehmlich mit Wechselkurs- und Zinstermin- sowie Staatspapiergeschäften, aber auch mit den und Handel im russischen Wertpapieren. Die HSBC Investment Bank hat ihre Stützpunkte für Russland in London und Moskau. Von dort aus konzentriert sich die Bank auf das Investment Banking, beispielsweise Wertpapieremissionsgeschäfte, Garantiegeschäfte bei der Exportfinanzierung sowie Internationale Projektfinanzierungen. Geplant sind vor allem stärkere Engagements bei Merger & Akquisitions sowie im Konsortialgeschäft mit Großkunden. Als erfolgreicher Global Player war diese Bank allerdings in 2002 die einzige Auslandsbank mit Verlusten in Russland (59,3 Mio. Rbl. – 1,8 Mio. Euro). Ungeachtet dessen zeigt die Bank in jüngster Zeit starkes Interesse am Ausbau des Russlandgeschäftes und verlagerte personelle Ressourcen von London nach Moskau.
202
VERGLEICH DER AUSLANDSBAKEN IN RUSSLAND
4.
Vergleich der Auslandsbanken in Russland
4.1
Beiträge zur Effizienz des russischen Finanzsystems
Die Zulassung von Auslandsbanken in den Transformationsländern – wozu auch Russland zählt – trägt zu raschen Lernprozessen für die Finanzmarkttätigkeiten bei.358 Damit lassen sich Informationsprobleme, welche aus mangelnder Erfahrung in der Finanzintermediation resultieren, schnell überwinden, da die erforderlichen Kompetenzen im Bankengeschäft gleichsam importiert werden.359 360 Das in den Abschnitten 2.3. und 3.3. geschilderte Engagement der Auslandsbanken in Russland zeigt, dass – auch wenn ihnen im russischen Finanzwesen eine noch geringere Bedeutung zukam – die ausländischen Kreditinstituten in einem verhältnismäßig kleinen Zeitraum dem russischen Finanzwesen gewisse effizienzfördernde Impulse verliehen haben. Effizienz bedeutet hier zunächst, dass überhaupt die Finanzressourcen in ausreichendem Maße für den immensen Wirtschaftsumbau beschafft werden können. Dabei konkurriert Russland mit den globalen Kapitalanlagemöglichkeiten, welche von Investment Banken, Versicherungs- und Fondsgesellschaften sowie Analysten anderer Institutionen nach Rendite-Risiko-Relation entscheidungsrelevant bewertet und verglichen werden. Dabei ist das internationale Kapital aufgrund der Globalisierung der Finanzmärkte extrem mobil. Einerseits gelang es, das internationale Anlagekapital zumindest teilweise für Russland zu akquirieren und auch die Auslandsbanken zu einem gewissen Kreditengagement zu bewegen. Dies hatte zweifellos positive Auswirkungen auf den Allokationsmechanismus des russischen Finanzwesens. Anderseits galt das GKO-Geschäft, an dem sich vielen Auslandsbanken vor 1998 aktiv beteiligten, als definitiv effizienzmindernd.361 362 In dem Maße, wie mit der zunehmenden Fremdfinanzierung durch die internationalen Intermediäre eine gewisse Ersparnisse von Transaktionskosten einhergeht, kann von einer bessere Kosteneffizienz des Finanzsystems in Russland zu Gunsten der Wirtschaft die Rede sein. Die Auslandbanken führten in jedem Fall Verbesserungen des internationalen Zahlungsverkehrs herbei, etwa Inland durch ihr Fungieren als Korrespondenzbanken, sowie durch Einführung von Kreditkarten, von Geld358 359 360 361 362
Vgl. Weber, R. (1999), S. 397. Vgl. Weber, R. (1995) und Buch (1996). Ausführlicher zur potentiellen Vor- und Nachteile der Tätigkeit der Auslandsbanken für die russische Wirtschaft siehe Abschnitt 2.2. dieses Kapitels. Vgl. Abschnitt 2.3. dieses Kapitels. In der Literatur wird dieses Phänomen unter dem Stichwort „allokative Effizienz“ diskutiert.
203
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
automaten bzw. E-Banking als der Hauptverbindung zwischen allen Kundengruppen363 sowie bei der Verbreitung des SWIFT-Systems364. In vertretbarem Umfang nahmen die Auslandsbanken die Aufgabe der grenzüberschreitenden Finanzmittelübertragung war, indem sie als Korrespondenzbanken beim Transfer erheblicher Fremdwährungsmittel aus Russland in das Ausland aktiv waren. Der Finanzfluss zwischen den verschieden geographischen Regionen bzw. volkswirtschaftlichen Sektoren Russlands fand hingegen kaum statt. Infolge ihrer knappen Vor-Ort-Präsenz – überwiegend nur in Moskau und St. Petersburg – und dem Fehlen eines verzweigten Niederlassungsnetzes sowie der geringen Geschäftsbeziehungen zu nationalen Wirtschaftsgeschäften war der Beitrag der Auslandsbanken zur Finanzintermediation insgesamt noch gering. Da nur wenige russische Großunternehmen durch die Auslandsbanken Fremdfinanzierung erhalten bzw. sich überwiegend Auslandsfirmen mit Krediten der Auslandsbanken finanzieren konnten, wurde das Potential zur Transaktionskostensenkung nur teilweise ausgenutzt. Fraglich bleibt auch der Beitrag der Auslandsbanken in anderer Hinsicht.365 Einerseits sollte z. B. die Kreditvergabe durch Auslandsbanken – infolge des „spill-over“ Effekts366 – eine Verbesserung der Risikosteuerungsfähigkeit lokaler Marktteilnehmer bewirken. Anderseits machten zahlreiche russische Banken zeitweilig vorwiegend das GKO-Geschäft zum wichtigsten, ihre Existenz abzusichernden Engagement, wobei sie (u. a. durch die stark zugenommene Nachfrage seitens der Auslandsbanken, denen der GKO-Kauf auf direktem Wege untersagt war und die folglich die GKOs nur von russischen Finanzinstituten erwerben konnten) zu GKOGeschäften besonders stimulierend wurden. Solche Praxis wirkte infolge einer vernünftigen Risikodiversifikation und einer angemessenen Leistung des gesamten Geschäftsbankensystems entgegen. In Bezug auf die finanzwirtschaftliche Effizienz war auch die Mitwirkung der Auslandsbanken in der Aus- und Fortbildung des Fachpersonals bzw. Nachwuchses für das russische Bankwesen von Bedeutung. Kreditinstituten und sonstige Einrichtungen – wie bspw. die Deutsche Sparkassenstiftung für die internationale Kooperation – haben bis Herbst 1993 über 80 Weiterbildungsseminare für das Fachpersonal der Sberbank veranstaltet.367 Die Bankgesellschaft Berlin u. a. organisieren 363 364
365 366 367
Vgl. Franz (1999), S. 7. Ende 1992 waren nur zwei russischen Banken an das SWIFT angeschlossen. Der zwischenbetriebliche bankenmäßige Zahlungsverkehr erfolgte nach wie vor über sog. Verrechnungszentren der Zentralbank, die nur teilweise auf neue Bedürfnisse zugeschnitten, sehr aufwendig und unsicher waren, während manche moderne Kommunikationsmittel (Online-Vernetzungen) fehlten (vgl. FAZ (1994), S. 163; Naumtschenko (1993), S. 277 ff.; Viermetz (1993), S. 952 f.). Etwa anderthalb Jahre später stieg die Anzahl russischen aktiver SWIFT-Mitglieder auf 74 an (vgl. Schleider (1994), S. 169). In Diskussion ist hier die sog. dynamische Effizienz. Ausführlicher dazu siehe Abschnitt 2.2.2. des zweiten Kapitels. Vgl. Müller (1993), S. 46.
204
VERGLEICH DER AUSLANDSBAKEN IN RUSSLAND
bis heute jährlich Weiterbildungsprogramme für Partnerbanken aus osteuropäischen Ländern, darunter auch aus Russland. Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die begünstigenden Auswirkungen der Auslandsbanken auf die Funktionsfähigkeit des russischen Finanzsystems wesentlich höher ausfallen könnten. Die Auslandsbanken in Russland haben ihre Aktivitäten seit den 90er Jahren zwar schrittweise ausgebaut. Sie agierten angesichts der beträchtlichen politischen und wirtschaftlichen Risiken sowie nach ersten Rückschlägen und Verlusten (durch die Russlandkrise von 1998) allerdings sehr vorsichtig. Trotz der hier beobachteten und bewerteten Präsenz war das Engagement in Russland insgesamt eher zurückhaltend. Ein spürbarer praktischer Nutzen geht von den Auslandsbanken für die russische Volkswirtschaft daher bisher nur teilweise aus. 4.2 Perspektiven in Russland im Vergleich zu Mittel- und Osteuropa Der Anzahl der Auslandsbanken in Russland liegt über dem ost- und mitteleuropäischen Durchschnitt (s. Abbildung 38). Internationalen Banken betrachten den russischen Bankenmarkt folglich zumindest ebenso attraktiv wie die Geschäftsaussichten in den anderen Ländern Mittel- und Osteuropas. Die Geschäftsintensität in den „östlichen“ Auslandsstützpunkten sowie die Volumina in einzelnen Geschäftsfeldern bedürfen einer gesonderten Untersuchung. Die Marktpotentiale der übrigen Transformationsländer in Vergleich zu Russland dürfen allein wegen der Größe der Wirtschaft und Bevölkerung deutlich geringer sein. Insofern vergleicht die folgende Grafik extrem unterschiedliche Länder, ohne deren Spezifik zu veranschaulichen. 50 45 40
46
35 30 25
31
28
26
26
24
24
20 15 10
12
10
4
4
Litauen
Estland
Lettland
Slowakei
Ukraine
Rumänien
Kroatien
Tschechien
Bulgarien
Russland
Ungarn
Polen
5 0
16
A n za h l d e r A u s la n d s b a n ke n
Abbildung 38: Anzahl der Auslandsbanken in Ost- und Mitteleuropa Quelle: Raiffeisenbank Austria Research (2004). 205
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
Internationale Vergleiche im Verhältnis zu weiteren Kennziffern geben Aufschluss darüber, wie hoch der Anteil von Auslandsbanken sein sollte, um der Wirtschaft und Bevölkerung eines Transformationslandes ausreichend Bankdienstleistungen bieten zu können. Interessant ist deshalb das Verhältnis der Anzahl der Auslandsbanken zum Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zwischen den ost- und mitteleuropäischen Ländern. Die Präsenz von Auslandsbanken in Russland ist danach eher gering. In Ost- und Mitteleuropa entfallen auf eine Auslandsbank ca. 3 Mrd. USDollar Bruttoinlandsprodukt des Gastlandes (s. Abbildung 39). 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 Litauen
Lettland
Slowenien
Bulgarien
Ukraine
Rumänien
Kroatien
Slowakei
Russland
Tschechien
Polen
Ungarn
0
A nteil der A uslandsbanken je 1 M rd. U S-D ollar des B IP s
Abbildung 39: Anzahl der Auslandsbanken in Ost- und Mitteleuropa je 1 Mrd. US-Dollar des BIPs Quelle: IBRD (2002), Zentralbank der russischen Föderation (2003), eigene Berechnungen.
Der Anteil der Auslandsbanken je 1 Mio. Einwohner beträgt in Europa durchschnittlich – 0,7 (s. Abbildung 40). In Russland sind diese Werte um das 7fache geringer. Der für Osteuropa geltende Durchschnitt wird in Russland noch weit unterschritten, was ein enormes Entwicklungspotential verdeutlicht. In solchen Ländern wie Ungarn, Slowenien und Kroatien, die bereits in höherem Maße marktwirtschaftlichen Fortschritt erzielten, unterscheidet sich dieser Wert um mehr als das 10fache.
206
VERGLEICH DER AUSLANDSBAKEN IN RUSSLAND
3 2 ,5 2 1 ,5 1 0 ,5
Moldawien
Litauen
Lettland
Slowenien
Bulgarien
Ukraine
Rumänien
Kroatien
Slowakei
Russland
Tschechien
Polen
Ungarn
0
A n teil d er A uslan d sb an ken je 1 M io . B e vö lk eru ng
Abbildung 40: Anzahl der Auslandsbanken in der Ost- und Mitteleuropa je 1 Mio. Bevölkerung Quelle: Eigene Berechnungen und Darstellung; Grunddaten von: IBRD (2002), Zentralbank der russischen Föderation (2003).
Das Hauptproblem relativ geringer Entfaltung von Auslandsbanken in Russland besteht darin, dass westliche – darunter auch deutsche – Wirtschaftsunternehmungen aufgrund verschiedener Standortnachteile in Russland die zweifellos vorhandenen Kostenvorteile nicht ausreichend nutzen konnten.368 Für eine Verlagerung der Produktion oder die Nutzung russischer Standorte als Exportbasis fehlten in den vergangenen Jahren insbesondere die Voraussetzungen einer politischen Stabilität sowie ein hohes Vertrauen in die Rechtssicherheit sowie den Investorenschutz, besonders bei der Beteiligung an russischen Unternehmungen und Banken. Obgleich Russland im Transformationsprozess eine andere Größenordnung einnimmt, ist zu erwarten, dass die Marktdurchdringung von Auslandsbanken – übrigens auch pro Kopf der Bevölkerung – in nächster Zukunft ein deutlich höheres Niveau erreichen wird. Dies ist auch dringend erforderlich, um das neue Geschäftsbankensystem durch internationale Liquiditätszuflüsse sowie Einlagen von Bevölkerung und Wirtschaft dauerhaft zu stabilisieren und interne Kreditfinanzierungen in entsprechenden Größenordnungen für den weiteren Wirtschaftsumbau 368
Vgl. Hummel, D. (1999a), S. 388.
207
WETTBEWERBSUMFELD DER AUSLANDSBANKEN UND JOINT VENTURES IN RUSSLAND
zu ermöglichen. Inwiefern die Auslandsbanken zum Wirtschaftsaufschwung einen Beitrag leisten können, zeigen internationale Vergleiche im Zusammenhang mit den russischen Wirtschaftsperspektiven: Laut Prognosen369 wächst das BIP zum Jahr 2020 etwa auf das 2,3fache bis 3,3fache. Geht man von den osteuropäischen Erfahrungen aus, benötigt Russland für die Finanzierung seiner aufstrebenden Wirtschaft ca. 189 Auslandsbanken370. Damit sind deutliche Wachstumschancen für das Bankgeschäft verbunden. Allerdings ist es aufgrund der Besonderheiten Russlands nicht in jeder Hinsicht möglich, die Erfahrungen der ost- und mitteleuropäischen Transformationsländer linear auf Russland zu übertragen. Hier handelt es sich nicht nur quantitativ um andere Dimensionen, sondern auch um qualitative Merkmale und strukturelle Besonderheiten des Bankensystems und der Wirtschaft Russlands.371 Bspw. sind die unternehmenseigenen Bankgründungen (sog. Pocket Banks) sind ein typisch russisches Phänomen, welches eigenständige Entwicklungen zur Folge hat.372
369 370 371 372
Vgl. Russisches Finanzministerium (2002): Prognosen für das BIP-Wachstum in Russland. 189 Auslandsbanken resultieren sich aus der Zahl der im Jahre 2003 in Russland zugelassene Auslandsbanken (27) * 7 (osteuropäischer Standard). Siehe ausführlicher dazu Kapitel 3, Abschnitt 2.2. Vgl. dazu Abschnitt 2.2. des dritten Kapitels.
208
Kapitel V: Zusammenfassung und Schlussbemerkung Als Ergebnis der empirischen Analyse der wesentlichen Entwicklungsaspekte und der Strukturrisiken des Bankenmarktes Russlands lässt sich feststellen, dass die Phase der Stabilisierung des Geschäftsbankensystems von 1998 bis 2003 einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Wiederbelebung leistete. Es bestehen trotz erheblicher Entwicklungen seit der Finanzkrise von 1998 aber weitere Defizite und Systemrisiken im russischen Bankensystem. Zu nennen wären hier vor allem die termin- und qualitätsgerechte Erfüllung der Finanzintermediation für die russische Wirtschaft, insbesondere für alle Regionen Russlands. Vor allem über wirtschaftliche Sektorengrenzen hinweg, welche letztlich auch die Bankengruppen fixieren, muss der Geld und Kapitaltransfer ohne Restriktionen funktionieren. Dafür sind effiziente Geld- und Kreditbeziehungen (Interbankenmärkte) zwischen den verschiedenen Bankengruppen mit entsprechenden Anreizsystemen erforderlich. Jegliche Abgrenzungen von Marktgebieten und Geschäftsfeldern behindern eine effiziente Finanzintermediation (Kapitalallokation). Auch sind die Fixkosten der Banken gemessen an Umsatz und Ertrag zu hoch und es fehlt der ausreichende Rechtschutz für diese Institute gegenüber der Wirtschaft und dem Staat. Infolge der Clusteranalyse nach Geschäftskennzahlen der 30 wichtigsten Banken in Russland lässt sich die Struktur des Geschäftsbankensystems durch vier eigenständige Clustern, teilweise mit besonderen Untergruppen, sowie einem fünften Cluster (ca. 1 280 übrige Banken geringer Bedeutung) begründen. Die Geschäftsbankenanalyse zwecks Clusterbildung hat es ermöglicht, Besonderheiten und strukturellen Risiken im russischen Bankensystem aufzudecken. Zu den negative Besonderheiten des Bankensektors Russlands gehören vor allem: Verwerfungen in der Bilanzstruktur von Geschäftsbanken, welche aus (Vorkrisen-) Transformationsentwicklungen resultieren, die Monopolstellung der Sberbank, eine intransparente Eigentumsstruktur der meisten Geschäftsbanken sowie der hohe Einflussgrad der FIG bei der Gestaltung der externen Finanzinstitutionen. Allerdings sind auch einige positive Veränderungen in der russischen Bankenwirtschaft in den letzten Jahren nicht zu übersehen. Dazu gehören der Übergang von der sog. Pocket-Bank-Strategie zur Geschäftsbankstrategie mit stärkerer Diversifikation, eine wachsende Bedeutung des Investment-Banking sowie die zunehmende Professionalität der Bankenaufsicht, was besonders in der schnellen Reaktion im Fall der Guta-Bank zu bemerken war.
209
ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSBEMERKUNG
Angesichts der abgeleiteten (sieben) Strukturprobleme373 kann sich dieser Prozess nur fortsetzen, wenn hier wirtschaftspolitisch und bankenaufsichtsrechtlich gegengesteuert wird. Zur Vermeidung weiterer Stagnationsperioden oder neuer Verwerfungen im Geschäftsbankensystem sind neue Rahmenbedingungen für angemessene Strukturentwicklungen und eine Erweiterung geschäftsstrategischer Entscheidungsmöglichkeiten für die Geschäftsbanken notwendig. Infolge des Versuches einer schneller Transformation des russischen Bankensystems nach dem Zerfall der Sowjetunion, welche auch mit der Etablierung einer Bankenregulierung einher ging, kann nach teilweise anarchischer Veränderungen eine optimale institutionelle Hierarchie nur in einem längeren Prozess gefunden werden. Internationale Erfahrungen geben dafür zwar konzeptionelle Anregungen, eine Kopie eines vorhandenen Banken- und Regulierungssystems erscheint nach den bisherigen Erfahrungen eher nicht möglich. Russland muss aufgrund vieler Besonderheiten und der regionalen Ausdehnung sowie der wirtschaftlichen Größe einen eigenen Weg finden. Trotz starker angelsächsischer Ambitionen und Einflüsse weist nach Auffassung der Autorin dieser eher in Richtung eines kontinentaleuropäischen Universalbankensystems „neuer Prägung“. Wegen der gezeigten Merkmale des russischen Bankenmarkts – wie etwa die Etablierung der sog. Finanz- und Industriegruppen (FIG) als wichtigste Teilnehmer auf dem Finanzmarkt – funktioniert der Wettbewerbsmechanismus hier nur sehr eingeschränkt. Aus diesem Grund kann mit einer Regulierung der Banken- und Finanzmärkte durch einfache Marktgleichgewichte im speziellen Transformationsland Russland nicht gerechnet werden. Hier sind in besonderem Maße staatliche Regelungen notwendig. Im Fall Russlands lässt sich der staatliche Eingriff in den Bankenmarkt mit der normativen Regulierungstheorie begründen. Das Argument für einen stützenden staatlichen Eingriff besteht im natürlichen Monopol der Sberbank auf dem russischen Markt. Die Gefahr, dass die Sberbank ihr Monopol zu Lasten anderen Marktteilnehmer ausnutzt ist groß. Für die Ablösung der Monopolstellung der Sberbank und für die zukünftige Verfeinerung des russischen Geschäftsbankensystems wäre die Verstärkung des Bankenwettbewerbes durch private Aktienbanken, neue Sparkassen und genossenschaftliche Institute sinnvoll.374 Die deutschen Erfahrungen sind für die Entwicklung eines entsprechenden russischen Konzeptes auch in anderer Hinsicht zu berücksichtigen: Geschäftsbanken in Deutschland gerieten durch den hohen Anteil an der Mittelstandsfinanzierung in eine Ertragskrise, da der Abschreibungsbedarf in den 90er Jahren anhaltend hoch war. Andere Länder haben notwendige Konsolidierungsmaßnahmen im Bankensektor – so auch eine Reduzierung des Staatsanteils im Geschäftsbankensystem frü373 374
Vgl. dazu Kapitel 3, Abschnitt 3.3. Das fordern auch Welfens und Wiegert (vgl. Welfens, P.J.J. (1999), S. 73 sowie Wiegert, R. (2003)).
210
ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSBEMERKUNG
her eingeleitet. In Deutschland läuft noch eine kontroverse Diskussion über die Folgen bspw. von Teilprivatisierungen im öffentlich-rechtlichen Sektor. 375 Die Reform- und Konsolidierungsprozesse in Deutschland laufen darauf hinaus, die Haftung der Institute innerhalb des Geschäftsbankensystems zu erhöhen. Bspw. muss durch die Abschaffung der Gewährträgerhaftung das Insolvenzrisiko auf die öffentlich-rechtliche Kreditinstitute übergehen. Solche ordnungspolitischen Veränderungen im Zuge der Harmonisierung und Wettbewerbsangleichung des gemeinsamen Bankenmarktes haben besondere Auswirkungen auf die Landesbanken.376 Um die Stabilität und die Effizienz des Bankensystems zu fördern, eine bessere Ressourcenallokation zu erreichen und die Anpassung der russischen Bankwirtschaft an die internationalen Standards zu ermöglichen ist eine tief greifende Reform sowie der weitere Ausbau der Bankenregulierung notwendig. Für die Überwindung der noch bestehenden Defizite in der russischen Bankenregulierungspraxis sollte vor allem die Bankenaufsichtsstruktur reorganisiert sowie die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen weiter verbessert werden. Hier geht die Entwicklung international zu einer „Allfinanzaufsicht“ unabhängig von der Zentralbank, mit der aber intensiv kooperiert wird. Die Aktivitäten der russischen Zentralbank seit 2002 – etwa die Delegierung einzelner Funktionen an eine neu geschaffene Unterabteilung, die sog. Hauptinspektion für Kreditinstitute, sowie die Schaffung eines Bankenkuratoriums – können als erste Schritte zur Reorganisation der Bankenaufsicht in Russland entsprechend internationalen (westlichen) Erfahrungen bewertet werden. Diese führen sicher noch nicht zur Lösung aller bestehenden institutionellen Defizite der russischen Aufsichtpraxis, aber sie unterstützen die Umwandlung der bisher existierenden unzureichenden Bankenaufsicht zu einer politisch unabhängigen und hohen fachlichen Standards verpflichteten Institution. Resultierend aus der durchgeführten internationalen Analyse sind in diesem Zusammenhang insbesondere folgende Schwerpunkte herauszustellen: Reorganisation der Finanzdienstleisteraufsichtsstruktur durch die Schaffung einer Allfinanzaufsichtsbehörde, Übergang von der formellen Bankenbewertung zur Ertrags- und Risikoorientierung mit Hilfe von Controllingsystemen und internen Bankenratings, Übergang zu internationalen Rechnungslegungsstandards, Aufbau eines adäquaten Einlagensicherungssystems und eines Kreditbüros anhand von westlichen Erfahrungen (vgl. bspw. die deutsche SCHUFA) sowie die weitere Professionalisierung der Bankenaufsicht durch weitere Qualifikation der Mitarbeiter der russischen Zentralbank entsprechend den Innovationen der Finanzmärkte. 375 376
Vgl. DSGV (2004): So kritisiert Dr. Berndt, H. ein entsprechendes DIW-Gutachten und betont, dass in Deutschland für mittelständische Unternehmungen ein gesicherte Versorgung mit Bankkrediten entscheidend ist. Siehe dazu Kapitel 1, Abschnitt 3.2.2.2. sowie 3.2.3.
211
ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSBEMERKUNG
Westliche Auslandsbanken zogen es in den 90er Jahren vor, lediglich ihren Kunden nach Russland zu folgen, um im neuen Markt präsent zu sein und Erfahrungen zu sammeln. Dabei waren die Geschäftsbankaktivitäten in den ersten Jahren durch die restriktive Gesetzgebung für Ausländer stark limitiert. Die russische Regierung versuchte damit, die neuen russischen Banken vor ausländischen Wettbewerbern zu schützen. Die Auslandsbanken haben sich hauptsächlich auf das kurzfristige Geschäft der Warentermin- und Importfinanzierung beschränkt und waren auf den russischen Devisenmärkten aktiv. Kredite an russische Unternehmen wurden lange Zeit praktisch nicht vergeben. Größere Projektfinanzierungen waren die Ausnahme. Russische Unternehmen mussten i. d. R. westliche Garantien vorlegen und Deviseneinnahmen nachweisen, um Kredite bei diesen Banken zu erhalten.377 Im Betracht der durchgeführten Analyse der Russlandsengagements von den Auslandsbanken lässt sich zusammenfassen, dass ihre Geschäftsmöglichkeiten erweitert wurden, wobei internationale Institute ihre Präsenz und Aktivitäten in verschiedenen Geschäftsfeldern verstärkten. Allerdings sind reine Auslandsbanken russischen Instituten noch nicht gleichgestellt, um deren Wettbewerbsnachteile (geringere Bonität, russische Reservesätze) auszugleichen. Um den Normalisierungsprozess zu stabilisieren, sollten die Auslandsbanken auch in Russland nationalen Kreditinstituten gleichgestellt werden, da diese den internationalen Kapital- sowie Know-how Transfer unterstützen sowie den Wettbewerb und eine weitere Integration des russischen Bankensystems befördern. Dies betrifft vor allem die Zulassung von Auslandsfilialen, welche für ausländische Institute die attraktivere Lösung aufgrund der klaren Kostenvorteile ist. Eine solche Gleichbehandlung entspricht den internationalen Standards entwickelter Industrieländer. Die starken Aktivitäten der Raiffeisenbank Austria sowie der Citibank im Retail-Banking zeigen die stimulierende Wirkung des Wettbewerbs im russischen Bankensektor. Bei der Lösung der Probleme in der Bankensektorregulierung kann der Dialog mit dem Ausland ziemlich erfolgreich sein. Mögliche Interessenkonflikte – wie etwa zwischen der Zentralbank und den Geschäftsbanken bzw. deren Verbände – zum Konzept der Bankenaufsicht können durch Gespräche der Experten vermindert werden. Darüber hinaus könnten die Lizenzen, die im Heimatland auf der Basis internationaler Standards ausgegeben wurden, wie im europäischen Markt üblich, anerkannt werden.378 Selbst wenn die Bereitschaft ausländischer Banken, tatsächlich in Russland tätig zu werden, derzeit begrenzt ist, ließe sich durch einen solchen Schritt das Vertrauen der Anleger in das russische Bankensystem mittel- bis langfristig weiter verbessern. In der Tat gibt es Hinweise darauf, dass die bisher bestehenden Widerstände gegen einen verbesserten Marktzugang ausländischer Banken geringer werden. 377 378
Vgl. DIW et al. (1998b), S. 78. Vgl. Ebd.
212
ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSBEMERKUNG
Die teilweise zurückhaltenden Strategien vieler Auslandsbanken müssen aber aufgrund des drängenden Zeitfaktors künftig aktiver ausgerichtet werden, damit die Geschäftsstrukturen zukunftsfähig und dem gewaltigen Potential adäquat werden. Die bessere Integration der Auslandsbanken in lokale Märkte wird eine bessere Ausschöpfung der neuen Möglichkeiten erlauben. Russland wird anderseits aufgrund der besonderen Risiken379 eine ungewöhnliche Herausforderung für ausländische Investoren – darunter auch Banken – bleiben. Die reichlichen Nische auszufüllen, bedeutet, sowohl bestimmte Marktsegmente zu nutzen als auch das gesamte Finanzsystem zu entwickeln, was seinerseits im Endeffekt auch denselben Auslandsbanken – etwa durch ein Absinken von den Transaktionskosten – zu Gute käme.380 Aus den bisher erkannten Problemstellungen ergibt sich weiterhin ein großer Forschungsbedarf für Theorie und Praxis. Die Sicherung der Stabilität des gesamten Bankensystems bedeutet eine Minimierung des systemischen Risikos. Gemeint ist damit die Gefahr, dass nachhaltige Ertragsschwächen, schließlich Zahlungsschwierigkeiten oder gar die Insolvenz einzelner Banken, unverhofft und sehr schnell auf viele Institute und damit auf das ganze Bankensystem übergreifen (sog. Dominoeffekte). Dieses Problem betrifft nicht nur einzelne Gruppen, da der Bankensektor insgesamt über Geldmärkte und andere Interbankenbeziehungen vielfach vernetzt ist und zudem vor allem psychologische Effekte einen Run auf Bankdepositen auslösen können. Nach neuesten Forschungen muss zur Beherrschung des systemischen Risikos die staatliche Bankenaufsicht ständig weiterentwickelt werden. In Reform- oder Umbruchsituationen ist diese Herausforderung besonders stark. „Zur Sicherung der Stabilität des gesamten Finanzsektors ist eine staatliche Regulierung notwendig, mit der das systemische Risiko minimiert werden soll. Bei der Verminderung des systemischen Risikos kommt der staatlichen Bankenaufsicht eine herausragende Stellung zu. Diese hat zu gewährleisten, dass eine Bankenkrise verhindert und die Spielregeln auf dem Finanzmarkt eingehalten werden. Hierbei sind die Gesetze konsequent anzuwenden“381
379 380
381
Ausführlicher dazu vgl. Kapitel 3, Abschnitte 2.2. – 2.4. und 3.1. - 3.2. Vgl. Franz (1999), S. 7. „The fact that more foreign bank presence goes together with greater profitability and lower net margins could bet hat where there are more foreign banks competition increases in deposit taking and lending, thus reducing margins, but forcing domestic (as well as foreign banks) to develop their free-based (e.g., non-margin) business. Thus where there are more foreign banks, the incentives to diversify and provide a wider range of non-interest related products and services increase. In addition, as greater presence of foreign banks is associated with lower overhead costs, profits are boosted” (Claessens / Claessner (1998), S. 28). Vgl. DIW (2004), S. 77.
213
ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSBEMERKUNG
Die Stabilität des Bankensektors und des Finanzsystems wird mit der zunehmenden Vielfalt der Instrumente sowie der wachsenden Rolle von Banken bei komplexer werdenden Finanzierungslösungen und Geschäftsstrategien besonders im internationalen Kontext aufsichtsrelevant. Auf einen wichtigen Aspekt solcher Forschungsaufgaben über internationale Bankensysteme verweisen auch Cohen / Crocket: „Angesichts gestiegener Bedeutung großer, zumeist aus traditionellen Banken entstandener Finanzkonglomerate für das Finanzsystem könnte eine Beeinträchtigung der Solidität dieser Institute die Stabilität des Finanzsystems gefährden. Dies gilt insbesondere in Europa, wo große Konglomerate, in deren Zentrum Banken stehen, den Kern des Finanzsystems bilden.“382 Die Aufsicht größerer Banken ist folglich für das Gesamtsystem – den europäisch und international vernetzten Bankensektor – existentiell. Hummel / Steden verweisen im Zusammenhang mit der Frage nach geeigneten Frühwarnsystemen für die externe Bankenbeobachtung darauf, dass die Krisenanfälligkeit einzelner Banken nicht selten für das gesamte Bankensystem eine Belastung darstellt und mit dem sog. systemischen Risiko in Zusammenhang steht. „Sollen Indikatoren oder Modelle gefunden, die als Frühwarnsystem für den Zusammenbruch einer einzelnen Bank dienen können, so ist zunächst die Frage nach der Stabilität des gesamten Bankensektors eines Landes zu stellen, in welches die betrachtete Bank eingebettet ist.“383
Betrachtet man Frühwarnsysteme für systemweite Krisen und solche für einzelne Banken, so zeigen sich demnach einige Parallelen: Bei der Konzeption geht es in beiden Fällen zunächst darum, geeignete Indikatoren aufgrund sachlogischer Überlegungen zu finden. Anschließend muss ein Schwellenwert für jeden Indikator bestimmt werden, ab dem eine Krise ohne drastische Korrekturen unvermeidlich erscheint, so dass akuter Handlungsbedarf des Managements bzw. der Eingriff der staatlichen Aufsicht notwendig ist.384 Auf die einzelnen Elemente oder geeignete Indikatoren für Frühwarnsysteme kann hier nicht näher eingegangen werden. Diese müssen jedoch sowohl den nationalen Besonderheiten wie auch den internationalen Entwicklungen und innovativen Veränderungen des Bankgeschäfts auf aktuellstem Stand entsprechen. Finanzmarktstabilität bedeutet also nicht nur eine Herausforderung für das Bankmanagement, rsp. deren Controllingspezialisten, sondern ebenso für Aufsichtsbehörden und für externe Analysten.
382 383 384
Cohen, B. / Crockett, A. D. (2001), S. 45. Vgl. Hummel, D ./ Steden, P. (2001), S. 205. Ebd., S. 206 ff.
214
Anhang I: Geschäftsportraits der 30 größten Banken Russlands Inhaltsverzeichnis 1. CLUSTER: „ROHSTOFFSBANKEN“ UND BANKEN DES „GEMISCHTEN“ TYPS....217 Gasprombank .....................................................................................................................217 MDM-Bank........................................................................................................................219 Petrikommerz.....................................................................................................................221 Bank Zenit .........................................................................................................................223 Investitionsbankgruppe NIKoil (IBG NIKoil) ...................................................................225 Аlfa-Bank ..........................................................................................................................228 Rosbank .............................................................................................................................231 Investment Bank „Тrust“ ...................................................................................................233 Uralо-Sibirskij Bank (UralSib) ..........................................................................................235 Surguneftegasbank.............................................................................................................238 2. CLUSTER: „NICHTROHSTOFFSBANKEN“....................................................................240 Mezhdunarodnij Promyshlennij Bank (International Industrial Bank)...............................240 Sobinbank ..........................................................................................................................241 Nomos-Bank ......................................................................................................................243 Promsvjazbank...................................................................................................................245 Transkreditbank .................................................................................................................247 Promyshlenno-Stroitelnij Bank (Industry & Construction Bank) ......................................248 Menatep St. Petersburg ......................................................................................................250 BIN-Bank...........................................................................................................................252 Moskovskij Industrialnij Bank (Moscow Industrial Bank) ................................................254 Avtobank-Nikoil ................................................................................................................255 Bank „Vozrozhdenie“ ........................................................................................................257
215
INHALTSVERZEICHNIS
Impexbank .........................................................................................................................259 Gutа-Bank..........................................................................................................................260 3. CLUSTER: BANKEN MIT DER AUSLANDSBETEILIGUNG ........................................263 International Moscow Bank ...............................................................................................263 Citibank..............................................................................................................................265 Raiffeisenbank Austria.......................................................................................................267 ING Bank (Euroasia) .........................................................................................................268 4. CLUSTER: BANKEN MIT DER STAATLICHEN BETEILIGUNG.................................270 Sberbank ............................................................................................................................270 Vneshtorgbank ...................................................................................................................272 Rosselchozbank (Russian Agricultural Bank)....................................................................274 Bank of Moscow................................................................................................................275
216
1. CLUSTER
1. Cluster: „Rohstoffsbanken“ und Banken des „gemischten“ Typs 1.1
Gasprombank
1. Historie und Eigentümerstruktur Die OOO „Commercial Bank of the Gas Industry „Gasprombank“ wurde im Jahre 1990 von der Zentralbank registriert. Die größten Aktionäre der Bank sind: OAO Gasprom (87,49 %) und OOO Gasexport (6,64 %). 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 7 429 614 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 797 002 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank 2003 einen Nettogewinn in Höhe von 165 943 Tsd. US-Dollar. Die Berichterstattung erfolgt nach russischen und internationalen Accounting Standards. Die Wirtschaftsprüfung für das Jahr 2003 wurde von der ZAO Deloitte&Touche GUS durchgeführt. Die Bank wurde laut jährlichem Ranking der englischen Zeitschrift „The Banker“ in die Liste der 1000 weltweit größten Banken aufgenommen. Zum 1.1. 04 befindet sich die Gasprombank in der Liste der größten Banken der Welt TOP-1000 auf dem 352. Platz und auf dem 4. Platz der 25 größten Banken in Mittel- und Osteuropa. 1998 hat die Ratingagentur Moody’s der Bank erstmals ein internationales Rating gegeben. Das Rating der langfristigen Fremdwährungsdepositensicherheit bei Moody’s bewegt sich zum 1.11. 2003 auf der Ebene „Вa2“; das Rating der Finanzstabilität liegt bei „E+“ (Prognose „stabil“). Standard&Poor’s erteilte ein kurzfristiges Rating „В“ sowie ein langfristiges Rating „В+“ (Prognose „stabil“). 3. Filialen und regionale Präsenz Die Bank verfügt über eine breite Präsenz auf dem Markt der Bankdienstleistungen: 32 Filialen und Niederlassungen in den größten Städten Russlands, sieben Banken in der interregionalen Bankgruppe der Gasindustrie. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die Gasprombank bietet eine breite Palette von Bankdienstleistungen für Firmenund Privatkunden im Bereich des Commercial Bankings und im Investionsbereich an. Den Geschäftsschwerpunkt der Bank bildet die Firmenkundenbetreuung. Zu den Dienstleistungen für Firmenkunden gehören die Durchführung des Zahlungsund Kassenverkehrs, Außenhandelsfinanzierungen, Projektfinanzierungen, Schuldenmanagement sowie Wechsel- und Edelmetallgeschäfte. Die Bank nimmt an der Platzierung von Rubel- bzw. Euroschuldverschreibungen teil. Zugleich bietet die 217
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
Bank Dienstleistungen bei Treuhandvermögensverwaltung, Finanzberatung, Brokerbedienung, Internettrading und Depositärbetreuung an. Das wichtigste Ziel mit dem die Gasprombank gegründet wurde, ist die Bedienung ihres Mutterunternehmens Gasprom und anderen Betrieben der Gasindustrie. Aus diesem Grund unterstützt die Bank solche Unternehmen mit Kreditgewährung, Platzierung der Wertpapieren, Projektfinanzierung und Wechselgeschäft. Im Retail-Banking-Bereich hat die Gasprombank eine standardmäßige Dienstleistungspalette für Kunden von Gasprom und verbundenen Unternehmen im Angebot: Depositenbetreuung in Rubel und Fremdwährung, Konsum- und Hypothekenkreditgewährung, Geldüberweisungen im Inland und ins Ausland, Reisescheckgeschäfte und Banktresormiete. 5. Großkunden der Bank In erster Linie gehört zum Kundenkreis der Bank das Mutterunternehmen Gasprom und Geschäftspartner von Konzern folgender Branchen: Erdölförderung, Bergbau, Chemie- und Gasindustrie, Elektroenergetik, Landwirtschaft, Baugewerbe und Baumaterialindustrie, Maschinenbau, Verkehr mit großen Export-Importströmen, usw. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/Allianzen Die Bank ist ein Tochterunternehmen des größten Gasindustriekonzerns Gasprom. Die Gasprombank beteiligt sich am Kapital zweier Auslandsbanken aus Ungarn (Altalanos Ertekforgalmi Bank rt.) und Weißrussland (OAO Belgasprombank). 7. Mitgliedschaften in Verbänden und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied folgender Assoziationen, Verbände und Börsen: Verband der russischen Banken, Industrie- und Handelskammer der Russischen Föderation, Russischer Verband der Industriellen und Unternehmer, Moscow Interbank Currency Exchange, Nationale Devisenassoziation und International Securities Market Association. Die Bank ist Mitglied (principal member) folgender internationaler Verrechnungssysteme: MasterCard International, VISA International, Union Card und S.W.I.F.T. 8. Sonstige Bemerkungen Die Bank betreut solche großen interstaatlichen Projekten wie „Jamal-Europa“ – der Bau des Gasleitungsnetzes aus Sibirien nach Europa; „Der blaue Fluß“ – die Gasbeförderung vom Boden des Schwarzen Meeres in die Türkei; die Verlegung der Gasleitungsnetze durch Mittel-, Ost- und Südeuropa. Die Gasprombank ist aktiver Teilnehmer am Wertpapiermarkt. 65 Prozent des Portfolios in diesem Be218
1. CLUSTER
reich gehört zu den Aktien, Schuldverschreibungen und dem Wechsel des Gasprom-Konzerns385. 9. Gesamteinschätzung der Bank Die Gasprombank positioniert sich als Universalbank Russlands, die sowohl Commercial als auch Investment Banking Geschäfte betreibt. Die Bank ist nach der Sberbank die dritte größte Geschäftsbank Russlands und hat eine der höchsten Rentabilität der Eigenmittel (Gewinn im Verhältnis zu Eigenmitteln) – 20,82 %. Die Bank spezialisiert sich auf die Betreuung von Firmenkunden und verwirklicht ihr Geschäft gemäß den Interessen des Mutterunternehmens Gasprom. Die Strategie der Bank liegt in der Verbreitung des unabhängigen Kundenkreises von Gasprom, Vergrößerung der Zahl der Filialen und mehr Aktivität auf dem Markt der Rubel- und Euroschuldverschreibungen. 1.2
MDM-Bank
1. Historie und Eigentümerstruktur Die OAO Commercial Bank „Moskowsky Delowoj Mir“ (MDM-Bank) wurde im Dezember 1993 gegründet. Auf der offiziellen Web-Site der Bank sind ihre wichtigsten Aktionäre angeführt, jedoch ohne Angaben derer Tätigkeitsbereiche. Aus den Bezeichnungen dieser Unternehmen kann man auch nicht ableiten, wer zu den tatsächlichen Eigentümern der Bank zählt. Gemäß der Information der Internetseite der Ratingsagentur Standard & Poor's (www.sandp.ru) gehört die Hälfte der Aktien dem Vorsitzenden des Aufsichtsrat Andrej Melnichenko und die andere Hälfte der Aktien dem Mitglied des Aufsichtsrats Sergej Popov. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 4 707 557 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 401 104 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank einen Reingewinn in Höhe von 22 547 Tsd. US-Dollar. Im Juli 2004 wurde die Bank in das von der Zeitschrift „The Banker“ veröffentlichte Rating der weltweit größten Banken TOP1000 aufgenommen. Die Bank befindet sich auf dem 482. Platz. 2004 erteilte Standard&Poor’s ein kurzfristiges Rating „C“ sowie ein langfristiges Rating „В“ (Prognose „stabil“). Bei Fitch Ratings zum 1.5. 2004 besitzt die Bank ein kurzfristiges Rating „B“ und ein langfristiges Rating „В+“ (Prognose „stabil“).
385
Standard & Poor's, http://www.sandp.ru/p.phtml/analysis?idcontent=1236
219
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
3. Filialen und regionale Präsenz Die zentrale Geschäftsstelle der Bank befindet sich in Moskau. Die „MDM-Bank“ verfügt über 33 Filialen in den größten Städten Russlands und zwei Repräsentationen, davon eine im Ausland (in London). Die „MDM-Bank“ besitzt auch sechs Tochterbanken in Russland und eine Bank in Lettland. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Für ihre Firmen- und Privatkunden bietet die Bank eine breite Palette von Bankdienstleistungen an. Zum Dienstleistungspaket der Bank für den Privatkunden gehören: Betreuung der Giro- und Terminkonten, Emission der Kreditkarten, Geldüberweisung (incl. über die Western Union,) Geschäfte mit Reiseschecks und Edelmetallen, Brokerbedienung, Vermietung von Tresorfächern usw. Für Firmenkunden werden folgende Dienstleistungen angeboten: Durchführung des Zahlungsund Kassenverkehrs, Außenhandelsbedienung, Dokumentengeschäft, Projektfinanzierungen, Schuldenmanagement, Brokerbedienung, Leasing Depositärgeschäft sowie Wechsel- und Edelmetallgeschäfte. Die Bank gehört zu den aktivsten Brokern auf dem russischen Wertpapiermarkt und zu den wichtigsten Geschäftspartnern bei der Außenhandelsbedienung der größten gewerblichen Unternehmen Russlands. Von der MDM-Bank werden folgende Investmentgeschäfte abgewickelt: Transaktionen mit Devisen- und Rubelschuldverschreibungen, Hedging, Dienstleistungen bei Treuhandvermögensverwaltung, Derivative sowie Rubel- und Eurobonds der größten russischen Unternehmen. 5. Großkunden der Bank Die wichtigsten Geschäftspartner und Kunden der Bank sind Hütten- und Kohlekombinate, Chemie-, Maschinenbau-, Verteidigungs- und Atomenergiewirtschaftsbetriebe, erdölfördernde und -verarbeitende Unternehmen, Telekommunikationsfirmen, Außenhandelsvereinigungen sowie gold- und diamantenfördernde Betriebe. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/Allianzen Die MDM-Bank ist ein Teil der MDM-Gruppe. Zu dieser Gruppe gehören die Finanzunternehmen und Betrieben der Kohle- und Chemieindustrie sowie des Hüttenkombinats. 7. Mitgliedschaften in Verbänden und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied des Verbandes der russischen Banken. Die Bank bedient Kreditkarten folgender internationaler Systeme: MasterCard International, VISA International, Union Card, American Express, STB Card, Cirrus, Maestro.
220
1. CLUSTER
8. Sonstige Bemerkungen 2002 beteiligte sich die Bank als Mitveranstalter der Emission von Corporate Bonds solcher Geschäftspartner wie OАО „Gasprom“, ОАО „Tjumen Oil Company“ und ОАО „Sibneft“. Im November 2002 haben die MDM-Bank und Dresdner Bank AG einen Vertrag über einen Syndikatkredit abgeschlossen. Die Bank führt auch neue moderne Dienstleistungen in ihrem Bankgeschäft wie Brokerbedienung über das Internet ein. 9. Gesamteinschätzung der Bank Die MDM-Bank bezeichnet sich als „die Universalbank, die Privat- und Firmenkunden verschiedener Branchen bedient.“386 Die geschäftlichen Schwerpunkte der Bank sind die Unternehmensbedienung und Investment Banking der Geschäftspartner und Mitglieder der MDM-Gruppe. Die Bank bietet eine breite Palette von Dienstleistungen im Investitionsbereich (inkl. modernste Produkte wie Derivaten – incl. mit Commodities) an. Strategisch konzentriert sich die Bank auf die Erhöhung der Marktpräsenz durch Öffnung neuer Filialen und die Gewinnung von neuen Kunden. 1.3
Petrokommerz
1. Historie und Eigentümerstruktur Die OAO Petrokommerz ist seit Ende April 1992 auf dem russischen Bankenmarkt tätig. Der Hauptaktionär der Bank ist das Erdölunternehmen „LukOil“. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 1 524 872 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 251 889 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank einen Reingewinn in Höhe von 49 000 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung für das Jahr 2003 wurde von der ZAO „KPMG“ gemäß den Russian Accounting Standards durchgeführt. Im Jahre 2000 hat die Rating Agentur Standard & Poor’s der Bank erstmals ein internationales Rating gegeben. Zum 1.8. 2004 bewegt sich das kurzfristige Kreditrating bei Moody’s auf der Ebene „C“ und das langfristige Rating liegt bei „B“ (Prognose „stabil“). Moody’s erteilte ein kurzfristiges Rating „NP“ sowie ein langfristiges Rating „В1“ (Prognose „stabil“).
386
MDM-Bank, http://www.mdmbank.ru/about/today/
221
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
3. Filialen und regionale Präsenz Heutzutage verfügt die Bank über 19 Filialen in den größten industriellen Städten Russlands befinden. Petrokommerz besitzt auch einige Tochterbanken in der Regionen Russlands, in der Ukraine und in Moldawien. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Für ihre Firmen- und Privatkunden sowie für Finanzinstitute und mittelständische Unternehmen bietet die Bank eine breite Palette von Bankdienstleistungen (inkl. solcher Bankdienstleistungen wie Online Banking und Internet-Trading) an. Zu den Privatkundendienstleistungen gehören: Betreuung der Giro- und Terminkonten, Sparzertifikate, Konsumkredite, Emission der Kreditkarten, Geschäfte mit Reiseschecks, Fundsmanagement, Brokerage-Services, Vermietung von Tresorfächern usw. Zum Dienstleistungspaket der Bank für den Firmenkunden gehören die Durchführung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, Funds-Services, Garantie- und Bürgerschaftsgeschäfte, Projektfinanzierungen, Schuldenmanagement, Wechsel- und Edelmetallgeschäfte sowie auch Leasing und Factoring. Eine Prioritätsaufgabe sieht das Management der Bank in der Verbreitung des Retail-Bankings durch verschiedene Programme der Konsumkreditgewährung. 5. Großkunden der Bank Zum Kundenkreis der Bank gehören in erster Linie das Erdölunternehmen „LukOil“ und deren Tochterunternehmen, und Geschäftspartner aus Energie- und Erdölunternehmen, Chemie-, Transport- und Handelsnetzen. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Das Mutterunternehmen der Bank ist „LukOil“. 7. Mitgliedschaften in Verbänden und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied des Verbands der russischen Banken, des Verbands der Regionalbanken „Russland“, des internationalen Zahlungssystems „Europay International“ und VISA International, der Industrie- und Handelskammer der Russischen Föderation und der Nationalen Devisenassoziation. 8. Sonstige Bemerkungen Die Bank ist auf nationalen und internationalen Finanzmärkten aktiv. 2003 wurden die Obligationen auf einen Gesamtbetrag von 33 950 Tsd. US-Dollar emittiert.
222
1. CLUSTER
9. Gesamteinschätzung der Bank Die Bank Petrokommerz kann als eine Universalbank eingestuft werden, welche sowohl Commercial als auch Investment Banking Geschäfte betreibt. Die Strategie der Bank wird unter dem starken Einfluss der Beziehungen mit dem Mutterunternehmen gebildet. Petrokommerz bietet außer dem Standartproduktbündel auch neue Bankprodukte (Online-Banking, SMS Service, Internet-Trading) an. 2003 stieg die Zahl der Firmenkunden auf 70 % sowie die der Privatkunden auf 17 % im Vergleich zu 2002. 1.4
Bank Zenit
1. Historie und Eigentümerstruktur ОАО «Bank Zenit» ist seit Dezember 1994 tätig. Die Hauptaktionäre der Bank sind ОАО «Таtneft», ZАО «Stinol Invest» und die britische Firma «SGI Enterprises Limited». 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 1 156 301 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 129 884 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 hat die Bank ein Bilanzergebnis in Höhe von 22 166 Tsd. US-Dollar erwirtschaftet. Seit Gründung erfolgt die Finanzberichterstattung der Bank nach russischen und internationalen Standards. Im Jahre 2002 haben die Rating Agenturen Moody`s und Fitch Ratings der Bank Zenit erstmals ein internationales Rating gegeben. Fitch Ratings erteilte ein kurzfristiges Rating «В» sowie ein langfristiges Rating «В-» (Prognose „stabil“).387 Das Rating der kurz- und langfristigen Fremdwährungsdepositensicherheit bei Moody's bewegt sich auf der Ebene В2/NP; das Rating der Finanzstabilität liegt bei E+ (Prognose „stabil“). 3. Filialen und regionale Präsenz Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind 8 Filialen und eine Bankvertretung in russischen Großstädten eröffnet. 2004 sollen noch etwa 5 Filialen eröffnet werden.
387
Fitch Ratings, http://www.fitchratings.com/creditdesk/search/ratings_results
223
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Den Geschäftsschwerpunkt der Bank Zenit bildet die Firmenkundenbetreuung. Die Bank bietet Vorexport- und Außenhandelsfinanzierung sowie Investitionsund Projektfinanzierung an. Die Bank nimmt an der Platzierung von Rubel- bzw. Euroschuldverschreibungen teil. Außerdem bietet die Bank Dienstleistungen bei Treuhandvermögensverwaltung, Finanzberatung und Depositärbetreuung an. Für Privatkunden hat die Bank eine standardmäßige Palette von Bankdienstleistungen, zu denen zählen die Betreuung von Giro- und Termineinlegen, Geldüberweisungen u. ä.. Die Bank Zenit beschäftigt sich auf mit der Immobilienfinanzierung. Darüber hinaus bietet die Bank den Privatkunden eine Betreuung auf dem Effektenmarkt, inkl. Brokerleistungen beim Wertpapierenhandel auf den größten russischen Handelsplätzen: Moscow Interbank Currency Exchange, Moscow Stock Exchange, St. Petersburg Currency Exchange, Russian Trading System. 5. Großkunden der Bank Die wichtigsten Geschäftspartner und Kunden der Bank sind erdölfördernde und verarbeitende Unternehmen, Hüttenkombinate, Maschinenbau-, Verteidigungs- und Energiewirtschaftsbetriebe, Telekommunikationsfirmen, Außenhandelsvereinigungen, gold- und diamantenfördernde Betriebe, regionale und munizipale staatliche Strukturen. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Die Bank gehört nicht zu einer Finanz- und Industriegruppe. 7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die Bank Zenit ist Mitglied des Verbandes der russischen Banken. Die Bank bedient Kreditkarten folgender internationaler Systeme: Visa, Visa Electron, Eurocard/Mastercard, Cirrus/Maestro. 8. Sonstige Bemerkungen Im Jahre 2002 hat die Bank Zenit an mehr als zwanzig Projekten für die Platzierung von Rubelschuldverschreibungen im Gesamtwert von über 786 Mio. USDollar teilgenommen. Abgesehen davon hat die Bank auch an der Platzierung von Euroschuldverschreibungen des Hüttenkombinates Magnitogorsk und der MDMBank sowie am Konsortialkredit für das größte russische Unternehmen in der Diamantengewinnung „Alossa“ teilgenommen.
224
1. CLUSTER
9. Gesamteinschätzung der Bank Mit der geringsten Bilanzsumme unter anderen Banken des Clusters konnte die Bank ein Bilanzergebnis erzielen, das weit über den Durchschnitt der 30 größten russischen Banken hinausgeht. Die Bank Zenit weist nur über ein minimales Volumen an Wertpapiergeschäften auf. Das Kreditvolumen der Bank zählt aber zu den höchsten. Dieser Umstand lässt die Bank Zenit der Gruppe von weitestgehend profitablen russischen Commercial Banks zuordnen, die sich auf die Firmenkundenbetreuung spezialisieren. 1.5
Investitionsbankgruppe NIKoil (IBG NIKoil)
1. Historie und Eigentümerstruktur Die OAO „Investitionsbankgruppe NIKoil” (bis 25.09.1998 die Bank „Rodina”) ist auf dem russischen Bankenmarkt seit 1990 tätig. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 1 102 425 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 236 286 Tsd. US-Dollar erzielte die Bank zum 1.1. 2004 ein Bilanzergebnis von 9 027 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung für das Jahr 2003 wurde von Ernst and Young Vneshaudit durchgeführt. Die Bank „IBG NIKoil” wurde 2004 von der internationalen Rating Agentur „Fitch Ratings“ mit lang- bzw. kurzfristiges Rating „В“ bewertet (Prognose „stabil“). Die Rating Agentur „Moody's Investors Service“ hat im Juli 2003 der Bank das Rating der Finanzstabilität (FSR) von „Е+“ (Prognose „stabil“). 3. Filialen und regionale Präsenz Die Bank hat 5 Filialen sowie eine Repräsentanz in verschiedenen Regionen Russlands. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Der Bank bietet die Dienstleistungen im Commercial- als auch Investment-Banking-Bereich an, obwohl der Bankenschwerpunkt im Investment Banking liegt. Die Bank erbringt Broker-, Depositar-, Factoring-, Engineering- und Vermögensverwaltungsleistungen usw. Darüber hinaus werden von der Bank Edelmetallgeschäfte abgewickelt. Die Bank „IBG NIKoil” bietet kurz- und mittelfristige Außenhandelsfinanzierungen unter Garantien der internationalen Exportkreditagenturen, internationalen Kapitalmarktgeschäfte sowie Beratung im Bereich der Außenwirtschaftstätigkeit an.
225
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
5. Großkunden der Bank Bis vor kurzem bediente die Bank hauptsächlich die Firmen, die zur Finanzkapitalgesellschaft angehören sowie deren Kunden. Die Tätigkeit der Bank „IBG NIKoil” und der Finanzkapitalgesellschaft „NIKoil” wurde vorwiegend auf der Betreuung der Erdölunternehmen konzentriert. Seit 1997 werden von der Bank Vorschritte zur neuen Kundenakquisition unternommen. Gegenwärtig betreut die Bank neben der Kapitalgesellschaft “NIKoil” auch andere Wirtschaftsbranchen Russlands: Elektroenergetik-, Transport-, Lebensmittelindustriebetriebe und Goldgewinnung. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Seit 1996 ist die Bank innerhalb der Finanzkapitalgesellschaft “NIKoil” tätig. Anfang 2002 beliefen sich die gesamten Aktivbestände der Finanzkapitalgesellschaft auf mehr als 3 Mrd. US-Dollar. Das Eigenmittelvolumen beträgt 954 Mio. USDollar. Im Ausland sind 4 Repräsentanzen dieser Finanzkapitalgesellschaft tätig: In Aserbaidschan (Bаku), Deutschland (Berlin), Großbritannien (London) und den USA (New York). Außer der ОАО „Avtobank-Nikoil“ gehören dieser Finanzkapitalgesellschaft folgende Firmen an: • Aktienbank "Investment Bankgruppe „NIKoil“ (Ausführliche Informationen über diese Bank s. oben); • Investment and Commercial Bank „NIKoil“ (Aserbaidschan) als die einzige russische Bank in Аsеrbaidschan ist seit 2002 tätig; • Аktiengeschäftsbank „Brjanskij narodnyj bank“ ist eine Geschäftsbank, die sich auf die Betreuung der Firmenkunden im Gebiet Brjansk sowie in den benachbarten Gebieten spezialisiert; • Brokerfirma „NIKoil“; • Depositenfirma „NIKoil“; • ZAO „Versicherungsgruppe „UralSib“ zählt zu den bedeutendsten Versicherungsgesellschaften auf dem russischen Markt für freiwillige Versicherungsleistungen; • „Versicherungsgesellschaft der Rechtsschutzorgane“; • Medizinische Versicherungsgesellschaft „SКPО-Мed“.
226
1. CLUSTER
7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Im letzten Sommermonat 1999 avancierte die Bank zum Geschäftspartner der Internationalen Factoring-Assoziation „International Factors Group“ (IFG). Im Februar 2003 wurde die Bank «IBG NIKoil» als erste und vorläufig einzige russischen Geschäftsbank Mitglied von International Private Banking Council (IPBC) erklärt. 8. Sonstige Bemerkungen Die Bank verfügt über ein gutes Korrespondenzbankennetz. Im Jahre 2002 hat die Bank “IBG NIKoil” zwei Konsortialkredite aufgenommen, die von der ING Bank (Amsterdam, Holland), der Dresdner Bank (Frankfurt, Deutschland), der Raiffeisen Bank (Wien, Österreich) und der Mosnarbank (Großbritannien) organisiert wurden. 9. Gesamteinschätzung der Bank Mit einer geringen Bilanzsumme verfügt die Bank über ein durchschnittliches Kreditvolumen, durchschnittliche Privatkundenguthaben sowie den durchschnittlichen Umfang der Wertpapierinvestitionen (incl. Staatswertpapiere) unter den 30 analysierten Banken. Das Bilanzergebnis liegt unter dem Durchschnittsniveau der anderen zu diesem Cluster gehörten Banken. Die Bank lässt sich als eine Investment Bank einordnen, die auch einigen Dienstleistungen im Commercial-BankingBereich anbietet. Die Spezialisierung in der Investment Banking bekam die Bank im Jahre 1998 im Rahmen der Arbeiten für die Sanierung sowie Bankstrukturoptimierung, welche zusammen mit der internationalen Beratungsgesellschaft “McKinsey & Company” durchgeführt wurden. Infolge ihrer Zugehörigkeit zur Finanzkapitalgesellschaft "NIKoil" können die Kunden der „Investitionsbankgruppe NIKoil” eine breitere Dienstleistungspalette in Anspruch nehmen. Anfang 2004 kontrollierte die Finanzkapitalgesellschaft "NIKoil" nach Angaben ihrer offiziellen Web-Site rund 50 % des russischen Factoring-Marktes sowie 7 % des russischen Marktes für freiwillige Versicherungen.
227
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
1.6
Аlfa-Bank
1. Historie und Eigentümerstruktur Die ОАО Alfa-Bank wurde im Jahre 1990 gegründet. Auf der offiziellen WebSite der Bank sind ihre wichtigsten Aktionäre angeführt, jedoch ohne Angaben derer Tätigkeitsbereiche. Aus den Bezeichnungen dieser Unternehmen kann man auch nicht ableiten, wer zu den tatsächlichen Eigentümern der Bank zählt. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Die Alfa-Bank gehört zur Gruppe von fünf bedeutendsten Finanzstrukturen Russlands im Hinblick auf Aktivbestände und Eigenkapital. Mit einer Bilanzsumme von 1 102 425 Tsd. US-Dollar und Eigenmittel in Höhe von 775 329 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank einen Reingewinn von 9 476 Tsd. US-Dollar. Seit 1993 wird die Wirtschaftsprüfung der Alfa-Bank gemäß den internationalen Standards der Finanzberichterstattung durchgeführt. Als Wirtschaftsprüfer tritt die PriceWaterhouse Coopers auf. Das langfristigen Rating der Alfa-Bank bei Moody’s beträgt „Ba2“ und bei Standard & Poor’s –„B“. 3. Filialen und regionale Präsenz Die Alfa-Bank verfügt über ein dichtes Filialnetz. In Moskau funktionieren 26 Bankfilialen. Im In- und Ausland sind rund 70 Bankfilialen eröffnet, darunter auch Tochterbanken in der Ukraine, Kasachstan und den Niederlanden (Amsterdam Handelsbank Н.В., Amsterdam). Die Repräsentanzen der Alfa-Bank sind in Großbritannien (Alfa Securities Inc., London) und den USA (Alfa Capital Markets Inc., New York) tätig. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die Alfa-Bank bietet ihren Firmenkunden abgesehen von dem Standardbündel von Bankdienstleistungen auch folgende Geschäfte an: Vermögungsverwaltung, Wertpapiergeschäfte, Außenhandelsfinanzierungen, Leasing, Projektfinanzierung, Gewährleistung von Bankgarantien für Exporteure und Importeure, Geschäfte mit den Edelmetalle u. ä. Im Effektenmarkt werden von der Alfa-Bank folgende Geschäfte abgewickelt: Betreuung auf dem Termingeschäftsmarkt sowie auf den Aktien- und Obligationenmärkten. Das Internet-Broker-System „Alfa-Direkt“ ist gleichfalls in Betrieb. Für die Privatkunden und Mittelstandsunternehmen wurde ein Vertriebsnetz „Alfa-Bank-Express“ aufgebaut, welches mit den Bankautomaten, Kundenservern und Call-Center-Anschlüssen ausgestattet ist. Abgesehen von den klassischen Bankdienstleistungen (Depositenbetreuung, Kreditvergabe, Geldüberweisungen, Devisentauschgeschäfte usw.), haben die Privatkunden auch die Möglichkeit des 228
1. CLUSTER
Internet- und Telefon-Bankings, der Wertpapiertreuhandverwaltung, der Depositärleistungen u. ä. 5. Großkunden der Bank Zu den bedeutendsten Kunden der Bank zählen die größten Energieunternehmen (bspw. RАО „ЕES Rossii“), Kernkraftindustriebetriebe (ZAO „Аtomstrojexport“, ОАО „Außenwirtschaftsvereinigung „Аtоmenergoexport“), bedeutendsten Erdölund Gaskonzerne (ОАО „Tjumen Oil Company“, ОАО „Gesellschaft für den Erdöltransport „Тrаnsneft“). Die Bank betreut auch die größten russischen Firmen in folgenden Branschen: Flugzeugbau, Baugewerbe, chemische und pharmazeutische Industrie. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Die Alfa-Bank ist ein Teil des Konsortiums „Alfa-Group“. Zum Konsortium gehören folgende Unternehmen: •
Die Alfа-Bank-Gruppe besteht aus der ОАО „Alfа-Bank“ sowie aus Tochterbanken und Tochterfinanzgesellschaften. Gemäß dem Jahresbericht 2003 betrugen die Aktivbestände der Alfa-Bank-Gruppe 5,9 Mrd. US-Dollar. Der Reingewinn belief sich auf 106 Mio. US-Dollar, das Eigenkapital – auf 547 Mio. US-Dollar, das Kreditvolumen – auf 3,6 Mrd. USDollar;
• Die Gruppe „Alfа-Insurance“ ist seit September 2001 auf den Märkten von Russland und Ukraine tätig; • Die Holdinggesellschaft „Тjumen Oil Company - British Petroleum“ wurde am 11. Februar 2003 errichtet und ist gegenwärtig die drittgrößte Erdölgesellschaft nach Vorräten und Fördermenge. Die Firma besitzt 5 erdölverarbeitende Betriebe sowie ein Tankstellennetz von mehr als 2 100 Einheiten in Russland und der Ukraine; • Die „Аlfа-Eko“ konzentrierte sich 1989-2004 auf die Produktion und den Handel mit verschiedensten Rohstoffen und Fertigerzeugnissen (Erdöl und Erdölprodukte, Kohle, Metallurgieerzeugnisse, landwirtschaftliche Produkte, Alkoholgetränke und Produkte der Zellulose- und Papierindustrie). Seit ihrer Restrukturierung Anfang 2004 spezialisiert sie sich auf den Investment- und Beratungsgeschäften auf den Rohstoffsmärkten; • Telekommunikationsfirmen: die ОАО „Wympel Коmmunikazii“ („WympelКоm“) und die Firma „Golden Telekom“. Die „WympelКоm“ engagiert sich unter dem Brand „BeeLine“ und gehört mit zu den größten Mobilfunkanbietern im russischen Markt. Seit November 1996 sind die Obli229
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
gationen der „WympelКоm“ auf der New York Stock Exchange notiert. Die Aktien der Firma „Golden Telekom“ sind auf der NASDAQ notiert; • Die Handelskette «Perekrjostok» spezialisiert sich auf den Lebensmittelhandel. 7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied der internationalen Zahlungssysteme Visa International und Europay International. 8. Sonstige Bemerkungen Mit finanzieller Unterstützung der Alfa-Bank werden folgende internationale Projekte umgesetzt: Errichtung des Kernkraftwerkes in Ljanjungansk, China, und des Kernkraftwerkes „Buscher“ in Iran. 9. Gesamteinschätzung der Bank Die Alfa-Bank ist eine der renommiertesten, größten (hinsichtlich der Bilanzsumme) und professionellsten russischen Universalbanken, welche ihre Dienstleistungen im Commercial- und Investment-Banking-Bereich betreibt. Die Bank hat für ihre 50 000 Firmen- und 450 000 Privatkunden eine komplette Dienstleistungspalette im Angebot. Als eine russische Großbank, die ein großes Volumen der gewährleisteten Krediten und Privatkundendepositen hat, konnte die Alfa-Bank im Jahre 2003 ein Bilanzergebnis von nur 9 476 Tsd. US-Dollar erwirtschaften. Dieser Bilanzkennwert liegt deutlich unter dem Durchschnittsniveau der 30 größten Geschäftsbanken Russlands.388 Die Alfa-Bank besitzt ein professionelles Mitarbeiterteam. Endе 1998 wurden in der Investment-Banking-Abteilung neue Fachleute, die früher in den führenden westlichen Investment Banken tätig waren, geholt.
388
Zum Vergleich hat die Gasprombank im Jahre 2003 ein Bilanzergebnis in Höhe von 107 401 Tsd. US-Dollar.
230
1. CLUSTER
1.7
Rosbank
1. Historie und Eigentümerstruktur Die OAO „Rosbank“ wurde bei der Zentralbank am 2.3. 1993 registriert. Die größten Aktionäre der Bank sind „Interros Estejt“, „Deposit-Clearings-Gesellschaft“, „Rosinspektorat“ AG, „RB Finanz“ AG, Rosbank (Switzerland) und S.A. „Rosinvest S.A.“. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 3 859 327 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 341 064 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank 2003 einen Nettogewinn in Höhe von 37 417 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung für das Jahr 2003 wurde nach russischen und internationalen Accounting Standards von der ZAO Deloitte&Touche CIS durchgeführt. Die Bank wurde laut jährlichem Ranking der englischen Zeitschrift „The Banker“ in die Liste der 1000 weltweit größten Banken aufgenommen und landete auf dem 783. Platz und an 15. Stelle der Kreditorganisationen von Mittel- und Osteuropas. Das aktuelle Rating der Bank durch internationale Ratingsagenturen sieht wie folgt aus: kurzfristiges Rating „B“ und ein langfristiges Rating „В-“ (Prognose „positiv“) bei Fitch Ratings, kurzfristiges Rating „B“ und ein langfristiges Rating „В+“ (Prognose „stabil“) bei Moody’s Investor Service sowie kurzfristiges Rating „NP“ und ein langfristiges Rating „В1“ (Prognose „stabil“) bei Standard&Poor’s. 3. Filialen und regionale Präsenz Zum 22.5.2004 verfügt die Bank über 14 Filialen und hat die Tochterunternehmen in Russland (Rosbank-Wolga, BajkalRosbank, Monchebank) sowie im Ausland: ZAO „BelRosbank“ (Weißrussland), Rosbank (Switzerland) SA, Finanzgesellschaft „RosInvest S.A. (Grand Duchy of Luxembourg), Finanzgesellschaft Rosbank International Finance B.V. (Kingdom of Netherlands). Die Rosbank hat auch eine Repräsentation in China. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Für ihre Firmen- und Privatkunden bietet die Rosbank eine breite Palette von Bankdienstleistungen (inkl. Internet-Banking) an. Für die Firmenkunden wird das Standardpaket von Bankdienstleistungen angeboten. Dazu gehören die Durchführung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, Projektfinanzierungen, Schuldenmanagement, Wechsel- und Edelmetallgeschäfte sowie Wertpapiergeschäfte und Beratungsdienstleistungen. Zum Dienstleistungspaket für den Privatkunden gehören die Betreuung der Giround Terminkonten, Emission der Kreditkarten, Geldüberweisungen (inkl. über die 231
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
Western Union und Travelex), Geschäfte mit Reiseschecks, Vermietung von Tresorfächern, Zahlungsaufnahme für Kommunalbedienung u.a. 5. Großkunden der Bank Zum Kundenkreis der Rosbank gehören solche großen russischen Gesellschaften wie „Alrosa“, „Aeroflot“, „Gasprom“, die Gruppe „Russisches Aluminium“, „Magnitogorsk-Metallurgische Kombinat“, „Norilskij-Nikel“ und „Slavneft“. Unter den Partnern und den Kunden der Bank sind auch die bekannten Handelsnetze wie „Siebenter Kontinent“, „M-video“ und viele mittelständische Unternehmen aus verschiedenen Zweigen der Wirtschaft. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/Allianzen Die Bank ist Teil der „Interros-Gruppe“. Die grundlegende Aktiva von „Interros“ sind in der Metallurgie (GMK „Norilsk-nikel“), im Maschinenbau (Konzern der Kraftmaschinen („Kraftautos“)), im finanziellen Sektor (AKB „Rosbank“, Gruppe O.V.K, SK „Soglasie“, NPF „Interros-Dostoinstvo“), in der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelindustrie (APK „Agros“), im Medienbereich (Verlagshaus „Prof-Media“) und im Immobilienbereich (Fonds „Die geöffneten Investitionen“) konzentriert. 7. Mitgliedschaften in Verbänden und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied folgender Assoziationen, Verbände und Börsen: Verband der russischen Banken, die Assoziation der russischen Banken, Assoziation Russischer Mitglieder „Europay“, Moskauer Internationale Devisenassoziation und andere. Die Bank ist Mitglied (principal member) folgender internationaler Verrechnungssysteme: VISA International, Europay International, MasterCard Europe S.A. und S.W.I.F.T. 8. Sonstige Bemerkungen Rosbank ist besonders erfolgreich in der Emission und der Platzierung der inneren Rubelobligationsanleihen. Auf diesem Gebiet arbeitet die Bank mit folgenden Institutionen zusammen: Regierung der Republik Baschkortostan, Verwaltung Moskaus und Moskauer Gebiet, Region Krasnojarsk und Nizhnij Nowgorods sowie aller Gebiete Russlands.
232
1. CLUSTER
9. Gesamteinschätzung der Bank Die Rosbank war als sog. „Bridge-Bank“ für die einer vor der Finanzkrise von 1998 der größten Geschäftsbanken „Uneximbank“ eröffnet.389 Im Jahre 2000 wurden auf die Rosbank die Konten und die Abwicklung der Bankgeschäfte der Uneximbank übertragen. Im Herbst 2003 wurde eine Zusammenschluss von der Rosbank – incl. aller Filialen und Tochterbanken – mit der auf die Privatkundenbetreuung spezialisierten O.V.K. Bankengruppe (Erstes O.V.K., Zentral O.V.K., Privolzhskoe O.V.K., Povolzhskoe O.V.K., Sibirisch O.V.K., Fernöstlich O.V.K.) bekannt gemacht. Infolge dieser M&A-Transaktion gehört die Rosbank zu den größten Banken des Privatkundengeschäfts. Als Teil der „Interros-Gruppe“ bedient die Rosbank die Privat- sowie die Firmenkunden dieser FIG. 1.8
Investment Bank „Тrust“
1. Historie und Eigentümerstruktur Die Investment Bank „Trust“ ist seit Ende April 1999 auf dem russischen Bankenmarkt tätig. Am 28. Juli 2003 hat die Bank den ehemaligen Name АKB „Doweritelnyj i Investizionnyj Bank“ gegen die ОАО Investment Bank „Trust“ ausgetauscht. Die offizielle Web-Site der Bank und der Jahresbericht enthalten keine Angaben über die Hauptaktionäre bzw. Besitzer der Bank. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 1 196 621 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank 2003 ein Bilanzergebnis in Höhe von 38 886 Tsd. US-Dollar. Gemäß Rating der englischen Zeitschrift „The Banker“ gehörte die Bank im Jahre 2003 zur Gruppe von 25 größten Banken in Mittel- und Osteuropa sowie zu den 1000 weltweit größten Banken. 3. Filialen und regionale Präsenz Die zentrale Geschäftsstelle der Bank befindet sich in Moskau. Die Investment Bank „Trust“ verfügt auch über 4 Repräsentanzen: in Sankt Petersburg, Jekaterinburg, Samara und Kiev (Ukraine), eine Tochtergesellschaft in den Niederlanden (T&IB Holdings BV) sowie über 4 Handelsgesellschaften: T&IB Investments NV (Belgien), T&IB Securities Ltd. (Irland), T&IB Equities Ltd. (Zypern), T&IB Fixed Income Ltd. (Zypern).
389
Ausführlicher zur Problematik der sog. „Bridge-Banken“ siehe Kapitel 3, Abschnitt 2.2.
233
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Der Geschäftsschwerpunkt der Bank liegt im Investment-Banking-Bereich. Die Bank betreibt auch folgende Geschäfte: Firmenkundenberatung, Unternehmensbewertung, Risikomanagement, Betreuung der Kundenportfolio, Projekt- und Handelsfinanzierung usw. Der größte Teil des Bilanzgewinns (ca. 70 %) setzt sich aus Einkünften der Investment-Banking-Geschäfte zusammen. Von der Bank werden folgende Kapitalmarktgeschäfte abgewickelt: Transaktionen mit den Devisen- und Rubelschuldverschreibungen, Derivative sowie Rubel- und Eurobonds von der größten russischen Unternehmen. Die Investment Bank „Trust“ gehört mit zu den bedeutendsten russischen Brokern auf dem Markt für Euroschuldverschreibungen. Die Bank profiliert sich in zunehmender Masse als eine Wertpapiersammelbank. Unter den größten russischen Verwahrern belegt sie den dritten Platz im Hinblick auf den Marktwert der bei dieser Bank hinterlegten Wertpapiere. Von der Bank werden mehr als 500 Wertpapieremissionen betreut. Die Bank bietet ihren Kunden folgende für den russischen Markt einzigartigen Produkte an: Asset Backed Financing, Außenhandelsfinanzierung, Bereitstellung von Konsortialkrediten, Finanzierung auf Basis geschätzter Gewinn- oder CashFlow-Prognose. Die Investment Bank „Trust“ hat als erste russische Bank komplette Dienstleitungen bei der Emission von Wertpapieren für Clearstream/Euroclear angeboten. Die erste Ausgabe von Credit-Linked Notes der АG „Sistemа“ im Wert von 100 Mio. US-Dollar wurde 2002 vorbereitet und Anfang 2003 erfolgreich auf dem Markt platziert. 2002 wurde für die ОАО „Gasprom“ ein Pilotprojekt zur Emission von Credit-Linked Notes für die Summe von 25 Mio. USDollar umgesetzt. Das Volumen des Privatkundengeschäftes ist minimal. 5. Großkunden der Bank Im Bereich der Außenhandels- und Projektfinanzierung spezialisiert sich die Bank auf die Betreuung von solchen großen Rohstoffskonzernen, wie RАО „Gasprom“, ОАО „Sibneft“, ОАО „Norilskij Nickel“, ОАО „Tjumen Oil Company“ und die ОАО „Russian Aluminium“. Zum Kreis der Bankkunden gehören auch das Finanzministerium der Regierung Moskaus, die Regierung Моrdowiens sowie andere Verwaltungsinstitutionen. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Die Investment Bank „Trust“ gehört nicht zu einer Finanz- und Industriegruppe.
234
1. CLUSTER
7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die Investment Bank „Trust“ ist Mitglied folgender internationaler Verbände: EMTA (Emerging Markets Traders Association) und ISMA (International Securities Market Association). 8. Sonstige Bemerkungen Der Anteil der Bank auf dem Sekundärmarkt für Euroschuldverschreibungen und staatlichen Schuldverschreibungen beträgt ca. 8 % und auf dem Markt für Euroschuldverschreibungen der Firmenkunden – ca. 20 %. Der durchschnittliche Umsatz pro Monat auf dem Sekundärmarkt für Euroschuldverschreibungen übersteigt 1 Mrd. US-Dollar. Neben den Corporate Bonds russischer Emittenten arbeitet die Investment Bank „Trust“ auch mit den Euroemissionen verschiedener Länder: Ukraine, Türkei, Brasilien, Venezuela, Argentinien und andere. 2002 beteiligte sich die Bank als Mitorganisator der Emission von Corporate Bonds solcher Großkunden wie RАО „Gasprom“, ОАО „Tjumen Oil Company“, ОАО „Sibneft“. 9. Gesamteinschätzung der Bank Die Bank „Trust“ gehört zu den besonders professionell agierenden Investment Banken Russlands. Die Bank bietet eine breite Palette von Dienstleistungen im Investitionsbereich an, einschließlich der modernsten Produkte (Asset Backed Financing und Kreditderivate). Zum Bankteam gehören Spezialisten, die früher bei den großen internationalen Investitionsgesellschaften und Banken tätig waren: Credit Suisse First Boston, Bank of America Securities, ABN AMRO Equities Ltd. (London) usw. 1.9
Uralо-Sibirskij Bank (UralSib)
1. Historie und Eigentümerstruktur OAO "Uralо-Sibirskij Bank" (UralSib) (bis Dezember 2001 „Baschkreditbank“) wurde im Jahre 1993 gegründet. Die offizielle Web-Site der Bank enthält keine Informationen über die Eigentümerstruktur. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 2 044 618 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 340 954 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank ein Bilanzergebnis in Höhe von 32 405 Tsd. US-Dollar. Als Wirtschaftsprüfer der Bank tritt PriceWaterhouse Coopers Audit auf. Die Rating Agentur „Standard & Poor's“ hat 2003 ihre Prognose "stabil" gegen "positiv" ausgetauscht. Das langfristige Rating der Bank beträgt "В-", das kurzfristige Rating – "С". Bei Fitch Ratings hat der Bank zum 1.5.2004 die kurz- und langfristige Ratings «В» (Prognose „positiv“). 235
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
3. Filialen und regionale Präsenz Das Zentralbüro der Bank befindet sich in Ufa. Die Bank verfügt über 18 Filialen und 7 Tochterbanken, die gemeinsam die Bankengruppe „UralSib“ bilden. Insgesamt hat diese Bankgruppe mehr als 320 Filialen in 70 russischen Städten. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Abgesehen von dem Standardbündel der Bankdienstleistungen bietet die Bank ihren Privatkunden die Möglichkeit des Internet-Bankings (System „Uralsib+Internet“) und des Telefon-Bankings („Uralsib+Теlеfоn“) an. Wie auch die anderen Banken arbeitet die UralSib mit den Reiseschecks "VISA", "American Express", "Thomas Cook", "Citicorp" und macht die Geldüberweisungen mit den internationalen Systemen „MoneyGram“ und „PrivatMoney“ möglich. Die Bank ist aktiv am Retail-Banking-Markt. Die Bank betreibt Immobilienfinanzierung, Ausbildungsfinanzierung sowie stellt die Konsumentenkredite (z. B. für den Beschaffung der Kraftfahrzeugen) zur Verfügung. Darüber hinaus befasst sich die Bank mit der Umsetzung des Programms für den Aufbau eines privaten Rentenfonds. Den Firmenkunden bietet die Bank – abgesehen von der standardmäßigen Dienstleistungspalette – auch die Möglichkeiten der Projektfinanzierung und Treuhandverwaltung am Wertpapiermarkt an. Außerdem bietet die Bank Beratungsdienstleistungen (bspw. juristische Begleitung der Außenhandelsgeschäfte) an. Darüber hinaus werden auch die Edelmetallgeschäfte bei der Bank durchgeführt. 5. Großkunden der Bank Angesehen von den größten Betrieben der Erdöl- und Gasindustrie Russlands ("Baschneft AG", ОАО "Korporazija Jugraneft", ОАО "Baschneftechim" usw.) gehören zum Kundenkreis der Bankgruppe „UralSib“ auch Luftverkehrs-, Elektroenergetik-, Kohle- und Hüttenindustriebetriebe. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen In den Jahren 2000-2001 wurde von der Bank „UralSib“ eine Bankgruppe aufgebaut. Zu dieser Bankengruppe gehören die Bank „Uralsib“ mit den 18 Filialen in Regionen Russlands sowie 7 Tochterbanken: "Kusbassugol" (Kemerowо), die Bank "Eurasija" (Ischewsk), die Bank "Doroschnik" (Tscheljabinsk), "Strojwestbank" (Каliningrad), die Bank "Dserschinskij" (Perm), "Tjumenprofbank" (Тjumen), "Wolgoinwestbank" (Saratow). Laut den Angaben der offiziellen Web-Seite der Bankengruppe gehören mehr als 2 Mio. Privatkunden und mehr als 75 Tsd. Firmenkunden zum Kundenkreis dieser Bankgruppe. Bei der Bankgruppe sind mehr als 8 000 Mitarbeiter angestellt.
236
1. CLUSTER
7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied der Moscow Interbank Currency Exchange, der St. Petersburg Currency Exchange, der Sibirian Interbank Currency Exchange, der Ural Interbank Currency Exchange sowie der Moscow Stock Exchange. Die Bank ist Mitglied der Nationalen Assoziation der Effektenmarktteilnehmer, der Nationalen Fondsassoziation. Darüber hinaus ist die Bank Vollmitglied der internationalen Zahlungssysteme "MasterCard International" und "Visa International". 8. Sonstige Bemerkungen Die Bank arbeitet mit den größten Kreditinstituten Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und anderer europäischer Länder zusammen. So hat die Bank im März 1998 ein Konsortialkredit in Höhe von 25 Mio. US-Dollar von der Deutsche Bank AG sowie der Bayerische Landesbank, der Dresdner Bank AG und der Moscow Narodny Bank bekommen. Der Kredit wurde im August 1999 zurückgezahlt. Im August 2002 wurde der Bank ein Konsortialkredit in Höhe von 33 Mio. US-Dollar von der Raiffeisen Zentralbank Osterreich AG und der ZAO "Raiffeisenbank Austria" gewährt. Im April 2004 wurde ein Kreditabkommen für den Gesamtwert von 5 Mio. Euro mit der AKA Ausfuhrkredit-Gesellschaft GmbH unterzeichnet. Im Rahmen dieses Abkommens übernimmt die AKA die Finanzierung für 85% der Güterimport aus Deutschland unter der Abdeckung der EULER HERMES. Die Bank „UralSib“ arbeitet mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung im Rahmen des Programms „Mikrokreditierung und Mittelstandsfinanzierung“ in der Stadt Ufa zusammen. 9. Gesamteinschätzung der Bank Alle wichtigen Bilanzkennzahlen der Bank „UralSib“ (Bilanzsumme, Eigenmittel, Kreditvolumen, Wertpapierinvestitionen, Privatkundenguthaben und Reingewinn) befinden sich auf das Durchschnittsniveau im Vergleich mit den anderen Banken erstes Clusters. Im Betracht der gewährleisteten Dienstleistungen lässt sich die Bank „UralSib“ als eine Commercial Bank bezeichnen. Im Folgenden wird nochmals genauer eine Vereinbarung über die strategische Partnerschaft zwischen der Finanzkapitalgesellschaft "NIKoil" und der Bankgruppe "UralSib" angegangen390. Im Rahmen dieser Partnerschaft ist es vorgesehen, ihre Integration schrittweise durchzuführen und die Voraussetzungen für die künftige Fusion der Banken „Avtobank-Nikoil“ und „UralSib“ zu schaffen. Diese Fusion wird die zusätzlichen Möglichkeiten für den Aufbau der Retail Banking im Moskau und in den Regionen Russlands schaffen. Die Bank „Avtobank-Nikoil“ ist in den zentralen und südlichen Regionen Russlands auf breiter Basis vertreten, während die Bank „Ural390
Siehe die Analyse der Tätigkeit der Geschäftsbank „Avtobank-Nikoil“.
237
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
Sib“ über mehrere Niederlassungen im Ural, Sibirien sowie im Nord-Westen des Landes verfügt. Das gemeinsame Filialnetz der beiden Banken infolge deren Fusion wird also aus ca. 580 Filialen in 90 russischen Städten bestehen. Auf diesem Weg wird die fusionierte Bank den Status einer Universalbank erwerben. 1.10 Surguneftegasbank391 1. Geschichte und Eigentümerstruktur Die ZAO „Surguneftegasbank“ ist eine der größten Rohstoffsbanken mit einer fast 40jährigen Geschichte. Am 15. März 1965 entstand in Surgut eine Zweigstelle der stattlichen Strojbank UdSSR. 1988 wurde die Bank in die Promstrojbank umgewandelt. Am 25. Oktober 1990 wurde auf der Basis der Zweigstelle der Promstrojbank die Surgutneftegasbank gegründet. Im Jahre 1999 hat die Bank die ZAORechtsform erhalten. Zu den wichtigsten Aktionären gehören große Rohstoffunternehmen: Surgutneftegas AG, Gasprom AG, Tjumenenergo AG u. a. Das Rohstoffsunternehmen „Surgutneftegas AG“ besitzt 92 % der Bankaktienanteile.392 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 702 442 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 63 108 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank einen Nettogewinn in Höhe von 11 446 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung der Banktätigkeit erfolgt nach russischen und internationalen Accounting Standards und wurde durch die ZAO „PricewaterhouseCoopers Audit“ durchgeführt. Anfang September 2003 hat Standard & Poor’s ein langfristiges Rating der Bank von „ССС+“ auf „В-“ erhöht. 3. Filialen und regionale Präsenz Die Bank verfügt über vier Filialen in Moskau und in den Regionen Russlands. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die Surgutneftegasbank bietet den Firmenkunden eine typische Bankdienstleistungspalette an. Zu den wichtigsten Dienstleistungen gehören folgende: Kreditvergabe, Abwicklung von Wertpapiergeschäften und die Gewährung von Bankgarantien, Geschäfte mit Edelmetallen usw. Dienstleistungen für Privatkunden umfassen die Betreuung von Giro- und Termineinlagen, Geldüberweisungen, Devisengeschäfte sowie Gewährung von verschiedenen Formen der Konsumenten-
391 392
Die ZAO „Surguneftegasbank“ wurde im Juli 2004 – nach dem Kauf der Guta-Bank – in der Liste der 30 größten Geschäftsbanken Russlands aufgenommen. Stand: 1.1.2003
238
1. CLUSTER
kredite (z. B. die Autofinanzierung). Die Bank bietet auch Internet- und MobileBanking an. 5. Großkunden der Bank Zu den größten Kunden der Bank gehören die ZAO „Surgutneftegas“, das Diamantengewinnungsunternehmen ZAO „Alrosa“ und die Geschäftspartner der ZAO „Surgutneftegas“. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Das Mutterunternehmen der Bank ist die Surgutneftegas. 7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied des Regionalbankenrats, des Verbands der russischen Banken, des Verbands der Regionalbanken „Russland“ und des internationalen Zahlungssystems „Europay International“. 8. Sonstige Bemerkungen – 9. Gesamteinschätzung der Bank Die Surgutneftegasbank ist eine der größten Geschäftsbanken Russlands, die zum Cluster der „Rohstoffsbanken“ und Banken des „gemischten“ Typs gehört. Die Geschäftsstrategie der Bank wird von der Muttergesellschaft „Surgutneftegas AG“ beeinflusst. Die Bank konzentriert sich vorwiegend auf die Betreuung der Zahlungsströme von der Muttergesellschaft und ihrer Kunden. Trotz der Bemühung der anderen Banken dieses Clusters (z. B. die Gasprombank) das Kundenkreis und die Dienstleistungsbündel zu diversifizieren, bleibt die Surgutneftegasbank eine „Pocket-Bank“ einer der bedeutendsten russischen Rohstoffsunternehmen – die „Surgutneftegas AG“.
239
2. CLUSTER
2. Cluster: „Nichtrohstoffsbanken“ 2.1
Mezhdunarodnij Promyshlennij Bank (International Industrial Bank)
1. Geschichte und Eigentümerstruktur Die OOO „International Industrial Bank“ wurde Ede September 1992 von der Zentralbank registriert. Zu den Eigentümer der Bank – in der Besitzung von mehr als 5 % des Aktienpaketes – gehören hauptsächlich Betriebe des Baugewerbes, der Baumaterialindustrie und der Erdölindustrie: OOO „M-Strojinvest“, OOO „Zhildorstroj“, OOO „Neftetransstroj“, OOO „Giproinvest“, OOO „Kommungrazhdanstroj“, OOO „Severzhilstroj“, OOO „SapSibneftegaz“ und andere. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 4 283 369 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 1 015 311 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank einen Reingewinn in Höhe von 18 692 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung für das Jahr 2003 wurde von der ZAO „Ernst and Young Vneshaudit“ gemäß den Russian Accounting Standards durchgeführt. Die Bank wurde in das Ranking der weltweit größten Banken der Zeitschrift „The Banker“ aufgenommen. Die International Industrial Bank befindet sich auf dem 392. Platz. Die Bank wurde durch die größten internationalen Rating Agenturen wie folgt bewertet: das kurzfristigen sowie langfristigen Rating „B“ bei Fitch Ratings (Prognose „stabil“), das kurzfristigen Rating „C“ und das langfristigen Rating „B-“ bei Standard & Poor's (Prognose „positiv“). 3. Filialen und regionale Präsenz Die zentrale Geschäftsstelle der Bank befindet sich in Moskau. Die International Industrial Bank verfügt über vier weitere Filialen in den Regionen Russlands. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Für Firmenkunden wird das Standardpaket an Bankdienstleistungen angeboten. Dazu gehören die Durchführung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, Projektfinanzierungen, Schuldenmanagement sowie Wechsel- und Edelmetallgeschäfte. Die International Industrial Bank bietet den Privatkunden unter anderem die Betreuung der Giro- und Terminkonten, Wertpapiergeschäfte, Hypothekarkredite sowie verschiedenen Formen der Konsumentenkredite (z.B. die Autofinanzierung) an. 5. Großkunden der Bank Der Großteil der Bankkunden findet sich im russischen Industriesektor.
240
2. CLUSTER
6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/Allianzen Die Bank gehört zu keiner Finanz- oder Industriegruppe. 7. Mitgliedschaften in Verbänden und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied der folgenden Verbänden und internationalen Assoziationen: Assoziation der Banken Asiens, Verband der regionalen Banken Russlands (Assoziation „Russland“), Verband der russischen Banken, Moscow Interbank Currency Exchange, nationale Fondsassoziation sowie in der russischen Union der Industriellen und Unternehmer. Die International Industrial Bank ist auch der Mitglied der Zahlungssysteme MasterCard International und Visa International. 8. Sonstige Bemerkungen – 9. Gesamteinschätzung der Bank Die International Industrial Bank ist eine der größten Geschäftsbanken Russlands. Die Bank verfügt über die größte Bilanzsumme sowie über das größte Kreditvolumen im Vergleich mit den anderen Geschäftsbanken im Cluster der russischen „Nichtrohstoffsbanken“. Das Volumen der Privatkundendepositen ist durchschnittlich. Die Bank kann als eine klassische Commercial Bank, die sich hauptsächlich auf die Betreuung der Firmenkunden konzentriert, eingestuft werden. 2.2
Sobinbank
1. Historie und Eigentümerstruktur Die Sobinbank wurde im Dezember 1990 als eine Geschäftsbank gegründet, die sich auf die Firmenkundenbetreuung spezialisiert. Die größten Aktionäre der Sobinbank (mehr als 10 %igen Anteil am Stammkapital der Bank) sind: ОАО „Коrоljow Rocket-Space Corporation „Energija“ (20 %), ОАО «Oil Company LUKoil» (17 %), die größte russische Diamantenförderungsfirma ZАО «Аlrosa» (15 %), ZАО „Moscow Investment Real Estate Agency“ (11 %). 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 481 804 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 117 413 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank im Jahre 2003 einen Nettogewinn in Höhe von 2 773 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung der Banktätigkeit erfolgt nach russischen und internationalen Accounting Standards. In den letzten fünf Jahren wurde die Sobinbank laut jährlichen Rankings der englischen Zeitschrift «The Banker» in Liste der 1000 weltweit größten Banken aufgenommen. Im Ranking vom Dezember 2002 der 50 größten russischen Banken war die Sobinbank an 16. Stelle. 241
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
3. Filialen und regionale Präsenz Die Bank verfügt über ein Filialnetz in Moskau sowie über weitere 19 Filialen in den Regionen Russlands. In Kiev (Ukraine) ist auch eine Repräsentanz eröffnet worden. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die Sobinbank bietet den Firmenkunden abgesehen von den klassischen Bankdienstleistungen, wie die Durchführung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, Finanzierungsangebote, Depositenbetreuung u. ä., auch solche Dienstleistungen, wie die Abwicklung von Wertpapiergeschäften und die Gewährung von Bankgarantien an. Die Sobinbank hat auch die Möglichkeit des Internet-Tradings unter Anwendung des Online-Handelssystems “NetInvestor” im Angebot. Im Investment-BankingBereich bietet die Sobinbank folgende Dienstleistungen an: Underwriting von Schuldverschreibungen im russischen Markt, Projektfinanzierung, langfristige gebundene Kreditierung, Verwaltung des Aktienportfolios und Beratung bei der Aktienplatzierung. Von der Sobinbank werden auch Leasing- und Garantiegeschäfte durchgeführt. Im Retail-Banking-Bereich hat die Sobinbank eine standardmäßige Dienstleistungspalette für ihre Kunden im Angebot: Depositenbetreuung in Rubel und Fremdwährung, Geldüberweisungen im Inland und ins Ausland (auch über die Western Union), Reisescheckgeschäfte und Banktresormiete. Für Privatkunden bietet die Sobinbank Hypothekarkredite sowie Kredite für den Autokauf an. 5. Großkunden der Bank Zum Kundenkreis der Sobinbank gehören Betriebe folgender Branchen: Elektroenergetik, Erdölbergbau, Kohleindustrie, Verteidigungs- und Industriekomplex, Landwirtschaft, Baugewerbe und Baumaterialindustrie, Verkehr usw. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Die Bank gehört zu keiner Finanz- und Industriegruppe. 7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied folgender Assoziationen, Verbände und Börsen: Verband der russischen Banken, Industrie- und Handelskammer der Russischen Föderation, Russischer Verband der Industriellen und Unternehmer, Moscow Interbank Currency Exchange, Nationale Devisenassoziation und International Securities Market Association. Die Bank ist Mitglied (principal member) folgender internationalen Verrechnungssysteme: VISA International, Europay International, Diners Club Int. und S.W.I.F.T.
242
2. CLUSTER
8. Sonstige Bemerkungen Auf dem Markt für Immobilienfinanzierungen ist die Bank seit 1999 tätig. Hypothekarkredite werden für eine Frist von 10 Jahren mit einem Zinssatz von 14 % p. a. in Fremdwährung gewährt.393 Das Immobilienfinanzierungsprogramm läuft nur in Moskau. 9. Gesamteinschätzung der Bank Die Sobinbank hat die kleinste Bilanzsumme und den geringsten Nettogewinn gegenüber den anderen Banken des betreffenden Clusters. Obwohl sie sich selbst als „Universalbank“ bezeichnet und im Jahresbericht eine Liste der Dienstleistungen im Investment-Banking-Bereich angibt, ist sie doch eher eine Commercial Bank. Das Kreditvolumen im Verhältnis zur Bilanzsumme gehört mit den bedeutendsten unter den 30 größten Banken Russlands. 2.3
Nomos-Bank
1. Historie und Eigentümerstruktur Die ZAO Bank "Nowaja Moskwa" (Nomos-Bank) wurde im Jahre 1993 von der Zentralbank Russlands registriert. Die Bank veröffentlicht die Liste ihrer Hauptaktionäre, welche mehr als 10 % am Stammkapital der Bank halten, jedoch ohne Angaben derer Tätigkeitsbereiche. Aus den Bezeichnungen dieser Unternehmen kann man auch nicht ableiten, wer zu den tatsächlichen Eigentümern der Bank zählt. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 1 210 257 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln von 148 776 Tsd. US-Dollar erzielte die Bank zum 1.1. 2004 ein Bilanzergebnis in Höhe von 2 545 Tsd. US-Dollar. Seit 1997 wird die Tätigkeit der Bank nach russischen und internationalen Accounting Standards geprüft. Seit 2000 tritt Deloitte & Touche GUS als Wirtschaftsprüfer der Bank auf. Die Rating Agentur „Fitch Ratings“ hat der Bank zum 1.5. 2004 das kurz- bzw. langfristige Rating „В“ gegeben (Prognose „stabil“). Zum Ende 2003 hat die Nomos-Bank bei Moody's Investors Service das Rating der Finanzstabilität (FSR) "Е+" und das Rating der lang- und kurzzeitigen Kredite in Fremdwährung "B1/NР" bekommen (Prognose „stabil“). Die NomosBank ist auch in der Liste „TOP-1000“ der Zeitschrift „The Banker“ auf den 903. Platz in der Liste der weltweit größten Banken und den 20. Platz unter den größten Banken Mittel- und Osteuropas zu finden.
393
Stand zum 1.1.2004.
243
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
3. Filialen und regionale Präsenz Die Bank verfügt über 8 Filialen in verschiedenen Städten Russlands: Moskau, Nowosibirsk, Sankt Petersburg, Nischnij Nowgorod, Irkutsk, Samara, Таgаnrog und Krasnokamensk. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die Bank spezialisiert sich auf die Firmenkundenbetreuung. In erster Linie sind es Außenhandelsunternehmen. Abgesehen von dem standardmäßigen Dienstleistungsbündel für den Firmenkunden werden von der Nomos-Bank die Edelmetallgeschäfte im in- und ausländischen Markt sowie Kapitalmarktgeschäfte durchgeführt. Im Retail-Banking-Bereich bietet die Bank abgesehen von den klassischen Dienstleistungen (Depositenbetreuung, Kreditvergabe, Geldüberweisungen, Devisentauschgeschäfte usw.), auch die Möglichkeit des Internet- und Telefon-Bankings, der Wertpapiertreuhandverwaltung usw. 5. Großkunden der Bank Im Gegensatz zu den meisten russischen Banken setzt die Nomos-Bank nicht auf die Betreuung einer Wirtschaftsbranche oder einer Industriegruppe. Die Bank betreut ca. 48,5 Tsd. Privatkunden und 6,2 Tsd. Firmenkunden aus 66 russischen Regionen. Die Bank betreut die Industrie- und Goldgewinnungsbetriebe Russlands, die Unternehmen des Brennstoff- und Energie-Komplexes und der chemischen, metallurgischen und Lebensmittelindustrie, des Baugewerbes, die Handelsunternehmen sowie die Munizipaleinheiten in der Regionen Russlands. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Die Nomos-Bank ist kein Bestandteil der Finanz- und Industriegruppe. 7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied der Industrie- und Handelskammer Moskau, des Verbandes der russischen Banken, des Verbandes der regionalen Banken Russlands, der Moscow Interbank Currency Exchange, der Nationalen Assoziation der Effektenmarktteilnehmer, des Russian Trading Systems (RТS), der Assoziation der Wechselmarktteilnehmer, der Moscow Stock Exchange u. ä. Die Nomos-Bank ist Mitglied den internationalen Zahlungssystemen MasterCard International, VISA International sowie des internationalen Interbanksystems S.W.I.F.T.
244
2. CLUSTER
8. Sonstige Bemerkungen Im Dezember 2003 wurde der Nomos-Bank ein Konsortialkredit in Höhe von 64 Mio. US-Dollar von 15 Auslandsbanken gewährleistet. Als Organisator dieses Kreditkonsortiums trat die Standard Bank London auf. Als Mit-Organisatoren fungierten die Commerzbank AG (Deutschland) und die UFJ Bank (Japan). Zu den Gläubigern zählten auch die Alfa-Bank (Griechenland), die Bank Gesellschaft Berlin AG (Deutschland), die Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG (Deutschland), die Dresdner Bank (Deutschland), die Erste Bank (Österreich), General Banking Trust (Ungarn), die Moscow Narodny Bank (Großbritanien), Natexis (Frankreich), die Ost-West Handelsbank AG (Deutschland), die Parex Bank (Lettland), die Rabobank Int. (Niederlande), die Union Bank of California (USА). 9. Gesamteinschätzung der Bank Die Größe der Bilanzsumme, der Privatkundenguthaben und des Nettogewinns der Nomos-Bank sind auf das Zweifache geringer im vergleich mit dem Durchschnittsniveau der 30 größten Banken Russlands. Die relativen Kennwerte des Eigenmittels, des Kreditvolumens und der Wertpapierinvestitionen (incl. auch stattliche Wertpapiere) übersteigen jedoch das Durchschnittsniveau der anderen analysierten Banken. Die Bank zählt zu den klassischen Commercial Banken, die auf die Firmenkundenbetreuung orientiert sind. Die Bank ist sehr aggressiv auf dem Edelmetallmarkt. Im Jahre 2003 hat die Bank in der Projektfinanzierung der Goldund Silbergewinnungsunternehmen 82 Mio. US-Dollar investiert. Die Bank finanziert alle Etappen der Edelmetallgewinnung: von der geologischen Erkundung, Gewinnung und Produktion von Gold und Silber bis hin zu deren Absatz im Binnen- bzw. Auslandsmarkt. 2003 hat die Bank 43 Tonnen Gold und 134 Tonnen Silber erworben, was 25 % und 10 % der gesamten Förderungsmenge dieser Metalle in Russland beträgt. 2.4
Promsvjazbank
1. Historie und Eigentümerstruktur Die ZAO Promsvjazbank wurde am 16.5. 1995 registriert. Zu den größten Aktionären gehören verschiedene Telekommunikationsunternehmen, wie z. B. OOO „Svjaztorgservis“, OOO „Elektrotehsvjaz“ usw. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 1 276 990 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 129 790 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank einen Reingewinn in Höhe von 10 314 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung für das Jahr 2003 wurde 245
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
von der ZAO „KPMG Ltd.“ gemäß der Russian Accounting Standards durchgeführt. Gemäß dem Rating der englischen Zeitschrift „The Banker“ gehörte die Bank 2003 zu den 1000 weltweit größten Banken und war mit ihrem Eigenkapital an 959. Stelle. Zum 1.7. 2004 hat die Bank bei Fitch Ratings folgendes Rating bekommen: Long-term „B“, Short-term „B“, Outlook „stable“. 3. Filialen und regionale Präsenz Die zentrale Geschäftsstelle der Bank befindet sich in Moskau. Die Promsvjazbank verfügt über ein dichtes Filialnetz: 21 Filialen in den größten Städten Russlands, eine Filiale in Zypern und zwei Repräsentanzen in Kirgisien und in der Ukraine. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die Bank führt den Zahlungs- und Kassenverkehr durch und bietet Programme zur Kreditgewährung, Projektfinanzierungen, Corporate Finance, Brokerbedienung, Leasing, regionale Projekte und Investment Banking an, und erweiterte so aktiv ihren Anteil an den Finanzmärkten. Zugleich bietet die Bank eine breite Palette von Bankdienstleistungen für den Privatkunden an: Betreuung der Giro- und Terminkonten, Emission der Kreditkarten, Geldüberweisung, Geschäfte mit Reiseschecks, Vermietung von Tresorfächern, Internet-Banking, Bedienung am Wertpapiermarkt usw. 5. Großkunden der Bank Zum Kundenkreis der Bank gehören Betriebe folgender Branchen: insbesondere Telekommunikation, Maschinenbau, Verteidigungs- und Industriekomplex, Atomtechnologie, Handels-, Textil- und Nahrungsmittelindustrie usw. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/Allianzen Die Bank gehört zu keiner Finanz- und Industriegruppe. 7. Mitgliedschaften in Verbänden und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied folgender Assoziationen, Verbände und Börsen: Verband der russischen Banken, Verband der Transportbanken, Mitglied S.W.I.F.T, des Zahlungssystem MasterCard International, im nationale Devisenverband, im nationale Fondsverband und andere. 8. Sonstige Bemerkungen –
246
2. CLUSTER
9. Gesamteinschätzung der Bank Die Promsvjazbank wurde für die Betreuung der größten Telekommunikationsbetriebe eröffnet. Die Bank kann als Universalbank mit der Spezialisierung auf die Firmenkundenbetreuung eingestuft werden. Im Jahre 2003 hat die Bank geschafft, die qualitativen und quantitativen Kennziffern zu verbessern. Dies wurde durch eine konservative Politik der Bank, durch die adäquate Einschätzung der existierenden Risiken sowie durch die Kostenkurzen erreicht. 2.5
Transkreditbank
1. Historie und Eigentümerstruktur Die ОАО "Тranskreditbank" ist seit 1992 tätig. Hauptaktionäre der Bank sind das Ministerium für Immobilien – 75,0 %, die ООО „Investfintrans“ – 24,92 %. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 493 796 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2003 und Eigenmitteln in Höhe von 77 413 Tsd. US-Dollar erzielte die Bank einen Reingewinn von 12 312 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfungen erfolgen nach russischen und internationalen Standards der Finanzberichterstattung. Als Wirtschaftsprüfer fungierte 2002-2003 die Internationale Firma Ernst & Young CIS Ltd. 3. Filialen und regionale Präsenz Die zentrale Geschäftsstelle der Bank befindet sich in Moskau. Die Bank verfügt über 17 Filialen und 5 Tochterbanken in den russischen Regionen. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die Bank erbringt folgende Dienstleistungen an Firmenkunden: Betreuung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, Kreditierung, Leasing, Factoring, Geschäfte im Interbankmarkt. Die Bank beschäftigt sich auch mit den Außenhandelsfinanzierungen. Die TransKreditBank betreut hauptsächlich Firmenkunden, hat aber auch für Privatkunden einige Leistungen im Angebot: Depositenbetreuung, Konsumentenkredite, Wertpapiergeschäfte und E-Banking. 5. Großkunden der Bank Der größte Kunde der ТrаnsKreditBank ist die Monopolfirma „Russian Railways“. Die Bank spezialisiert sich auch auf die Betreuung der Transport- und Speditionsfirmen. Allerdings werden von der Bank auch Metallurgie- und Maschinenbaubetriebe finanziert. 247
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Die Bank gehört zu keiner Finanz- und Industriegruppe. 7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die ТrаnsKreditBank ist Mitglied des Verbandes der russischen Banken, des Verbandes regionaler Banken Russlands, Moscow Interbank Currency Exchange, Russian Trading System, sowie der Zahlungssysteme VISA International und Mastercard International sowie SWIFT. 8. Sonstige Bemerkungen – 9. Gesamteinschätzung der Bank Die ТrаnsKreditBank lässt sich als eine Commercial Bank klassifizieren, die sich vorwiegend auf die Firmenkundenbetreuung spezialisiert. Die Bank hat vor auch das Retail-Banking auszubauen. Der Großteil des Kreditbestandes entfällt auf die Kreditierung der russischen Eisenbahnbetriebe. Die Bemühungen der Bank das Kundenkreises und somit den Kreditportfolios zu diversifizieren sind als positiv zu bewerten. 2.6
Promyshlenno-Stroitelnij Bank (Industry & Construction Bank)
1. Historie und Eigentümerstruktur In Sowjetzeiten war die Industry & Construction Bank ein Teil der Staatsbank der UdSSR. Unter dem Namen „Leningradskij oblastnoj Bank der Russischer republikanischen Bank „Promstrojbank UdSSR“ existierte sie bis zur Anfang der 90ger Jahren. 1990 wurde die Bank in eine Geschäftsbank „Promyshlenno-Stroitelnij Bank“ (Industry & Construction Bank) umgewandelt. Die Eigentümerstruktur der Bank ist völlig untransparent. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 2 216 183 Tsd. US-Dollar Eigenmitteln in Höhe von 174 064 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank ein Bilanzergebnis in Höhe von 49 145 Tsd. US-Dollar. Im internationalen Rating der Agentur Fitch Ratings wurde das Rating der Bank im Mai 2004 mit einer stabilen Prognose bestätigt. Die Bank wurde im kurzfristigen und langfristigen Rating mit „B“ benotet.
248
2. CLUSTER
3. Filialen und regionale Präsenz Die zentrale Geschäftsstelle der Bank befindet sich in St. Petersburg. Die Industry & Construction Bank verfügt über ein dichtes Filialnetz: 51 Filialen und Niederlassungen in den größten Städten Russlands. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die Industry & Construction Bank bietet ihren Kunden das Standartproduktbündel sowie aktuelle Bankdienstleistungen an. Für die Firmenkunden werden folgende Geschäfte durchgeführt: Durchführung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, die Kreditgewährung, Depositengeschäft, Wertpapiergeschäft, Außenhandelsgeschäft, Kreditkarten, Projektfinanzierungen, Schuldenmanagement sowie Wechsel- und Edelmetallgeschäfte. Die Bank bietet ebenso Finanzgeschäfte durch ihre Tochterunternehmen wie Versicherungsunternehmen „Die russische Welt“, „Das baltische Leasing“, „Lenstroj-Invest-Management“ an. Die Bank gehört zu den aktivsten Brokern auf dem russischen Wertpapiermarkt und bietet eine große Palette von Bankdienstleistungen für Investment Banking: Transaktionen mit Devisen- und Rubelschuldverschreibungen, Brokerdienstleistungen, Internet Trading und Obligationsprojekten. Zum Dienstleistungspaket für den Privatkunden gehören: Betreuung der Giro- und Terminkonten, Emission der Kreditkarten, die Konsumkreditgewährung, Geldüberweisung (inkl. über die Western Union), Geschäfte mit Reiseschecks, Schecks Tax Free, Brokerbedienung, Vermietung von Tresorfächern usw. 5. Großkunden der Bank Die Gesamtzahl der Firmenkunden der Industry & Construction Bank steigt ständig und erreicht gegenwärtig eine Kundenzahl von 68 000. Die Bank beschäftigt sich mit Kunden aller Segmente des Marktes, aber besondere Aufmerksamkeit wird den Vertretern der großen und mittleren Unternehmen zugeteilt. Zu den größten Firmenkunden gehören die Energieunternehmen RAO ES Russland, „Konzern Rosenergoatom“, die Erdölkonzerne „LukOil“, „Surgutneftegaz“, „Slavneft“, das Bierbrauerei „Baltika“ und das Tabakunternehmen „Philip Morris“. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/Allianzen Die Bank gehört zu keiner Finanz- und Industriegruppe. 7. Mitgliedschaften in Verbänden und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied folgender Assoziationen, Verbände und Börsen: Verband der russischen Banken, Verband der Banken Nord-West, St. Petersburg Industrieund Handelskammer, Russischer Verband der Industriellen und Unternehmer von 249
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
St.-Petersburg, Moscow Interbank Currency Exchange, Nationale Devisenassoziation und International Securities Market Association. Die Bank ist Mitglied (principal member) folgender internationalen Verrechnungssysteme: VISA International und S.W.I.F.T. 8. Sonstige Bemerkungen – 9. Gesamteinschätzung der Bank Die Bank positioniert sich als Universalbank für Privat- und Firmenkunden, die sowohl Commercial als auch Investment Banking Geschäfte betreibt. Die Bank ist auch im Retail-Banking-Bereich ziemlich erfolgreich. Heutzutage betreut die Bank mehr als 1 060 000 Konten von Privatpersonen. Die Bank verfügt über durchschnittliche Bilanzsumme und hohe Rentabilität der Eigenmittel. Des Weiteren konzentriert sich die die Bank auf die Ausweitung ihrer Präsenz durch die Erweiterung des Filialnetzes in Regionen Russlands auch über die Übernahmen der regionalen Banken. 2.7
Menatep St. Petersburg
1. Historie und Eigentümerstruktur Die OAO „Menatep St. Petersburg“ wurde von der Zentralbank Russlands am 27. November 1995 registriert. Die Hauptaktionäre der Bank sind die „Internationale Finanzvereinigung „Menatep“, ОАО „Kirowskij sawod“ (Betrieb für Transportmittelproduktion und Hüttenwesen) und die ООО „Commercial and Production Firm „Kontakt“ (Beratungs- und Markethingsfirma auf dem Metallurgiemarkt). 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme in Höhe von 1 153 762 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 88 951 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 hat die Bank einen Nettogewinn in Höhe von 10 593 Tsd. US-Dollar im Jahre 2003 erwirtschaftet. Die Wirtschaftsprüfung der Bankstätigkeit wird gemäß russischen und internationalen Standards der Finanzberichterstattung durchgeführt. Die Wirtschaftsprüfung für 2001-2003 wurde von der Ernst & Young CIS Ltd. vorgenommen. Zum 1.5. 2004 hat die internationale Rating Agentur Fitch Ratings der Bank „Menatep St. Petersburg“ das kurzfristige Rating „C“ und das langfristige Rating „CCC+“ verliehen. Die Entwicklungsprognosen für die beiden Kennwerte sind negativ.
250
2. CLUSTER
3. Filialen und regionale Präsenz Die Bank „Menatep St. Petersburg“ verfügt über 57 Filialen in 47 Regionen Russlands. Darüber hinaus wurde am 17. November 2001 eine Bankfiliale in der mongolischen Hauptstadt Ulan-Bator eröffnet. Diese Bankfiliale avancierte zur ersten Filiale einer Auslandsbank in der Mongolei und zur ersten Auslandsfiliale der Bank „Menatep St. Petersburg“. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die Bank „Menatep St. Petersburg“ bietet ihren Firmenkunden folgende Dienstleistungen an: Durchführung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, Devisengeschäfte, Finanzgeschäfte am Effektenmarkt, Depositengeschäfte, Edelmetallhandel u. ä. Die Bank finanziert Investitionsprojekte in Rubel und Fremdwährung, leistet Bankgarantien und –bürgschaften und eröffnet Kreditlinien. Für Privatkunden bietet die Bank „Menatep St. Petersburg“ eine standardmäßige Dienstleistungspalette an: Depositenbetreuung in Rubel und Fremdwährung, Banküberweisungen (auch über Western Union), Devisengeschäfte und Geschäfte mit den Reiseschecks („American Express“, „Thomas Cook MasterCard“, „VISA“, „Citicorp“). 5. Großkunden der Bank Zu den Bankkunden gehören die größten Betriebe des Erdöl- und Energiesektors („Jukos“, ОАО „Gasprom“, RАО „ЕES Rossii“), eine Reihe von Bierbrauereien, Automobilbaufirmen, Versicherungsgesellschaften und Produktionsbetriebe der verschiedenen Wirtschaftsbranchen. Die Bank hat Vereinbarungen über die Zusammenarbeit mit Regierungen von acht russischen Regionen unterzeichnet. Dementsprechend tritt die Bank „Menatep St. Petersburg“ als bevollmächtigte Bank der Regierung in der jeweiligen Region auf. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Die Bank gehört nicht zu einer Finanz- und Industriegruppe. 7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied der Nationalen Fondsassoziation und der Verband der Wechselmarktteilnehmer, Teilnehmerin der Moscow Interbank Currency Exchange und der St. Petersburg Currency Exchange, des Nationalen Verbandes der Effektenmarktteilnehmer, des Russian Trading Systems (RТS). Die Bank „Menatep St. Petersburg“ ist Principal Member der VISA International und EUROPAY International, akzeptiert auch die Kreditkarten von Diners Club International.
251
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
8. Sonstige Bemerkungen Die Bank „Menatep St. Petersburg“ gehört mit zu den wenigen russischen Banken, die Lizenz der russischen Zentralbank für Edelmetallgeschäfte sowie Lizenz für den Edelmetallexport besitzen. Von der Bank werden sämtliche Geschäfte im Zusammenhang mit Gold- und Silbervermarktung auf dem Edelmetallmarkt in London abgewickelt. 9. Gesamteinschätzung der Bank Die Bank „Menatep St. Petersburg“ verfügt über eine mittelgroße Bilanzsumme. Das Kreditvolumen, die Wertpapierinvestitionen und das Depositenvolumen der Privatkunden befinden sich unter den 30 größten russischen Banken (ohne Sberbank) auf das Durchschnittsniveau. Menatep St. Petersburg kann als einer der erfolgreichsten russischen Commercial Banks eingestuft werden. 2.8
BIN-Bank
1. Historie und Eigentümerstruktur Die OAO BIN-Bank wurde von der Zentralbank Russlands am 1. November 1993 registriert. Die wichtigsten Aktionäre der Bank sind die ZAO „Industrial and Financial Company „BIN“, die ОАО „Investment Company „ Garant-Invest“, die ZАО „Russoil-Moscow“, die ZAO „Russian Oil Export“ und andere. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 577 704 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln von 65 439 Tsd. US-Dollar zum 01.01. 2004 erzielte die Bank ein Reingewinn in Höhe von 3 787 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung der Banktätigkeit wird gemäß den russischen und internationelen Accounting Standards durchgeführt. Die Wirtschaftsprüfung für das Jahr 2003 hat die ZAO Delloite & Touche CIS übernommen. Die Rating-Agentur Fitch Ratings erteilte der BIN-Bank zum 1.5. 2004 ein kurzfristiges Rating „C“ und ein langfristiges Rating „CCC+“. Die Entwicklungsprognosen für die beiden Kennwerte sind „positiv“. 3. Filialen und regionale Präsenz Die BIN-Bank verfügt über 12 Filialen in verschiedenen Regionen Russlands. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Abgesehen von dem Standardbündel von Bankdienstleistungen bietet die BINBank den Firmenkunden spezielle Finanzierungsmöglichkeiten in Rubel und Fremdwährung. So gewährt die Bank die kurzfristigen Kredite an Munizipalitäten und 252
2. CLUSTER
Regierungsstrukturen in der Regionen Russlands sowie saisonmäßige Kredite für die Goldgewinnung. Die Bank gewährt Konsortialkredite und finanziert LeasingProjekte. Sie gewährt auch Bankgarantien und betreut die Außenhandelstätigkeit mit den Beratungsdienstleistungen. Im Retail-Banking-Bereich hat die BIN-Bank eine standardmäßige Dienstleistungspalette im Angebot: Depositenbetreuung, Devisengeschäfte, Geldüberweisungen (auch über die Western Union) u. ä. Die BIN-Bank bietet auch für ihren Privatkunden die Geschäfte mit den Staatspapieren und Corporate Bonds bedeutendsten russischen Emittenten an. Die Bankkunden können auch das Internet-TradingSystem „QUIK-Broker“ in Anspruch nehmen. 5. Großkunden der Bank Die Bank konzentriert sich auf die Betreuung von Immobilien- und Handelsgesellschaften sowie Erdölfirmen. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Die BIN-Bank ist die Mutterfirma der Bankengruppe, welche auch folgende Unternehmen vereinigt: die Wjatka-Bank, die Immobilienvermietungsfirmen ООО „Old Style XXI“ und die ZAO „Еwangelika“ sowie der großen Kaufhaus im Zentrum Moskaus „Petrowskij Passasch“. 7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die BIN-Bank ist Mitglied der internationalen Zahlungssysteme: Visa International, MasterСard International, Diner Club und American Express. 8. Sonstige Bemerkungen Die Bank arbeitet zusammen mit den ausländischen Banken bei der Gewährleistung der Konsortialkrediten unter Garantien von internationalen staatlichen Versicherungsgesellschaften: HERMES (Deutschland), SOFI (Schweiz) und EXIMbank (USА). 9. Gesamteinschätzung der Bank Mit einer Bilanzsumme und einer Wertpapierportfolio, die mit zu den geringsten zählen, weist die BIN-Bank durchschnittliches Volumen der ausgestellten Krediten und Privatkundeneinlagen zur Bilanzsumme unter den 30 größten Banken Russlands (ohne Sberbank). Die BIN-Bank gehört zur Gruppe der Geschäftsbanken, die sich auf die Commercial-Banking-Dienstleistungen konzentrieren. Die Kreditpolitik dieser Bank hat einen ziemlich risikoreichen Charakter, weil sich die Bank hauptsächlich auf die Kreditierung von Erdöl-, Immobilien- bzw. Handelsfirmen 253
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
konzentriert. Gemäß einem unabhängigen Wirtschaftsprüfungsbericht394 betragen die Kredite für die Unternehmen dieser Branchen 78 % des gesamten Kreditvolumens der Bank. 2.9
Moskovskij Industrialnij Bank (Moscow Industrial Bank)
1. Geschichte Historie und Eigentümerstruktur Im November 1990 wurde die OAO Moskovskij Industrialnij Bank (Moscow Industrial Bank) auf der Basis der Moskauer Filiale der staatlichen Promstrojbank gegründet. Die Eigentümerstruktur der Bank ist zerstreut und somit untransparent. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 526 681 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 66 537 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank im Jahre 2003 einen Nettogewinn in Höhe von 9 207 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung der Banktätigkeit erfolgte nach russischem und internationalem Accounting Standard und wurde durch den Wirtschaftsprüfer ZAO Ernst & Young Vneshaudit ermittelt. Die Bank ist von den internationalen Ratingsagenturen nicht bewertet. 3. Filialen und regionale Präsenz Die Bank verfügt über 27 Filialen in Russland und eine Repräsentanz in Österreich (Wien). 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die Moscow Industrial Bank bietet verschiedene Dienstleistungen für Firmenkunden, Privatkunden an. Für Firmenkunden sind folgende vorgesehen: Durchführung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, Projektfinanzierungen, Außenhandelsfinanzierung, Garantiegeschäft, Schuldenmanagement, Investment Banking sowie Wechsel- und Edelmetallgeschäfte. Für die Privatkunden wird das Standardpaket von Bankdienstleistungen angeboten. Dazu gehören die Betreuung der Giro- und Terminkonten, Emission der Kreditkarten, Geldüberweisungen (z. B. über Western Union), Geschäfte mit Reiseschecks, Kommunalzahlungen, Vermietung von Tresorfächern usw. 5. Großkunden der Bank Die Bank hält Finanzdienstleistungen für verschiedene Unternehmen des Realsektors, Staatsbehörden und der Bevölkerung bereit. 394
ZAO Delloite & Touche CIS: Unabhängiger Wirtschaftprüfungsurteil der OAO BIN-Bank vom 27. Februar 2004.
254
2. CLUSTER
6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/Allianzen Die Bank gehört zu keiner Finanz- oder Industriegruppe. 7. Mitgliedschaften in Verbänden und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied des Verbands russischer Banken sowie Mitglied der internationalen Zahlungssysteme VISA International und des internationalen Zahlungssystems „Europay International“, Western Union sowie S.W.I.F.T. 8. Sonstige Bemerkungen Zum Angebot für Firmenkunden hat die Bank auch besondere Projekten wie z. B. das „Clearingszentrum“, dass den elektronischen Dokumentenverkehr von Zahlungen zwischen den Filialen der Moscow Industrial Bank und der anderen Banken (Sberbank, Bank of Moscow, Vozrozhdenie) sichert. 9. Gesamteinschätzung der Bank Die Moscow Industrial Bank ist eine der größten russischen Geschäftsbanken, die sowohl Commercial als auch Investment Banking betreibt. In den drei letzten Jahren wurden die grundlegenden Kennziffern der Tätigkeit der Bank praktisch verdoppelt. Die Bilanzsumme ist von 234 375 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2001 auf 526 681 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 gestiegen. In dieser Zeit nahmen der Depositenvolumen von 170 455 Tsd. US-Dollar auf 337 358 Tsd. US-Dollar und die Kreditportfolio von 127 841 Tsd. US-Dollar auf fast 248 580 Tsd. US-Dollar zu. 2.10 Avtobank-Nikoil 1. Historie und Eigentümerstruktur Die ОАО „Avtobank-Nikoil“ (bis August 2003 die ОАО „Avtobank“) wurde 1988 als eine der ersten russischen nichtstaatlichen Geschäftsbanken gegründet. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 481 987 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2003 erzielte die Bank ein Bilanzergebnis in Höhe von 7 756 US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung für das Jahr 2002 wurde von der ZAO Ernst and Young Vneshaudit gemäß US-GAAP Accounting Principles durchgeführt. Die Bank wird von den internationalen Rating Agenturen nicht bewertet. 3. Filialen und regionale Präsenz Gegenwärtig gehören zum Filialnetz der Avtobank-Nikoil 35 Filialen in Moskau sowie 26 Filialen und in den Großstädten Russlands. 255
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Abgesehen von der standardmäßigen Dienstleistungspalette bei der Durchführung des Zahlungs- und Kassenverkehrs bietet die Bank ihren Firmenkunden Beratungsservices an. Die Bank beschäftigt sich mit der Außenhandels- und Projektfinanzierungen, betreibt Leasinggeschäfte und gewährt Bankgarantien. Die AvtobankNikoil ist ein engagierter Effektenmarktteilnehmer. Die wichtigsten Schwerpunkte im Investment-Banking-Bereich sind Brokerbetreuung im Staatspapiermarkt, Geschäfte mit Wechseln und Depositenzertifikaten. Die Avtobank-Nikoil gehört zu den erfolgreichsten russischen Banken am RetailBanking-Markt. Ihren Privatkunden bietet die Bank das klassischen Bankdienstleistungsbündel. Die Bank bietet die Möglichkeiten für E-Banking und E-Broking an. So erbringt die Bank Internet-Banking-Dienstleistungen sowohl für die Privatkunden (System "Internet Service Bank") als auch für die Firmenkunden (System "Electronic Client"). Außerdem bietet die Bank Теlеfоn-Banking-Dienstleistungen (System "Теlеfоn Service Bank") und Internet-Broking (System "Electronic Broking") an. 5. Großkunden der Bank Zur Gruppe der Bankkunden zählen Betriebe folgender Wirtschaftsbereiche: Lebensmittel- und Verarbeitungsindustrie, Leichtindustrie, Transport, Elektroenergetik, Chemie- und Erdölverarbeitungsindustrie, Maschinenbau usw. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Seit August 2003 gehört die ОАО „Avtobank-Nikoil“ zur Finanzkapitalgesellschaft „NIKoil“. Ausführliche Informationen über die Mitglieder dieser Finanzkapitalgesellschaft sind in Punkt 6 des Kurzportraits der Bank „IBG NIKoil“ zu entnehmen. 7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied des internationalen Zahlungssystems VISA International und des Systems S.W.I.F.T. Die Bank ist Mitglied der Moscow Interbank Currency Exchange, des Russian Trading Systems und der Nationalen Fondsassoziation. 8. Sonstige Bemerkungen Im Juni 2004 erschien in der Presse die Mitteilung über den Beschluss der Finanzkapitalgesellschaft „NIKoil“ und der Bankgruppe „UralSib“ über die Markteinführung des neuen gemeinsamen Brands „Finanzkapitalgesellschaft „URALSIB“. Diesem Prozess liegt die Vereinbarung über die Partnerschaft zugrunde, die Integration der Geschäftstätigkeit der Finanzkapitalgesellschaft "NIKoil" und der der 256
2. CLUSTER
Bankgruppe „UralSib“ zum Ziel hat. Zum gesamten Vertriebsnetz der Finanzkapitalgesellschaft „URALSIB“ wird mehr als 600 Filialen und Vertriebsstellen in 74 russischen Regionen zählen. Es ist geplant, über das gesamte Vertriebsnetz Dienstleistungen bei Vermögensverwaltung, Brokerbetreuung, Rentenfondsverwaltung, Versicherung von Privat- und Firmenkunden, Factoring, Leasing, Private Banking usw. anzubieten. 9. Gesamteinschätzung der Bank Die Bank wurde Ende der 80er Jahren als eine staatliche Branchenbank für die Betreuung des Automobilbaukomplexes gegründet. Infolge des Privatisierungsprozesses Anfang der 90er Jahren sowie des Zusammenschlusses mit der Holdingkapitalgesellschaft „NIKoil“ als sein Bestandsteil verwandelte sich die Bank Avtobank-Nikoil in eine vollwertige Universalbank, die verschiedenen Kundengruppen komplette Dienstleistungspalette anzubieten hat. Die Kunden der Avtobank-Nikoil können alle Dienstleistungen, welche im Angebot der Finanzkapitalgesellschaft „NIKoil“ stehen, in Anspruch nehmen. Gegenwärtig werden von der Avtobank-Nikoil ca. 69 000 Firmenkunden – davon 47 % über die regionalen Bankfilialen – betreut. Die Bank betreut auch ca. 575 400 Privatkundenkonten. Das Volumen von Privatkundeneinlagen übersteigt den Durchschnittswert der 30 analysierenden Geschäftsbanken fast auf das 4fache. Bei großer Bilanzsumme verfügt die Bank über ein mittelgroßes Kreditvolumen. Der Umfang der Wertpapierinvestitionen – darunter auch in die Staatspapiere – ist doppelt so hoch als der Durchschnittswert. 2.11 Bank „Vozrozhdenie“ 1. Geschichte und Eigentümerstruktur Die Bank wurde am 12. April 1991 bei der Zentralbank Russlands registriert. Außer zwei Investitionsfirmen – die ZAO „First Investment Corporaton“ (10,5 %) und die OOO „Bekadem-Invest“ (5,46 %) – gehört zu den Hauptaktionären der Bank auch eine Auslandsbank „Canadian Imperial Bank of Commerce“, deren Anteil 5,87 % beträgt. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 901 537 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 84 865 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank einen Nettogewinn in Höhe von 3 400 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung der Banktätigkeit erfolgte nach russischen und internationalen Accounting Standards und wurde bei der ZAO „PricewaterhouseCoopers Audit“ durchgeführt. Die Bank wird nicht bei den internationalen Rating Agenturen bewertet. 257
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
3. Filialen und regionale Präsenz Die Bank verfügt über ein dichtes Filialnetz, das aus 59 Filialen (4 in Moskau, 36 im Moskauer Gebiet sowie 19 Filialen in den Regionen Russlands) besteht. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die Bank bietet eine breite Palette von Bankdienstleistungen an. Den Firmenkunden werden folgenden Bankdienstleistungen angeboten: Durchführung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, Projektfinanzierungen, Schuldenmanagement sowie Wechsel- und Edelmetallgeschäfte. Das Dienstleistungspaket der Bank für Privatkunden beinhaltet die Betreuung der Giro- und Terminkonten, Geldüberweisungen, Geschäfte mit Reiseschecks, Vermietung von Tresorfächern, Gewährung der Konsumentenkredite usw. Die Bank gehört zu den aktivsten Brokern am russischen Wertpapiermarkt. 5. Großkunden der Bank Als wichtigsten Kunden der Bank kann man folgende Firmen nennen: „Domodedovskie Aeroline“, „Mostransavto“, OAO „Elektrostahl“, „Mikojanovskij Kombinat“ (Lebensmittelindustrie) u. a. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/Allianzen Die Bank gehört zu keiner Finanz- oder Industriegruppe. 7. Mitgliedschaften in Verbänden und internationalen Assoziationen Die Bank „Vozrozhdenie“ ist Mitglied des Verbands russischer Banken, sowie der internationalen Zahlungssystemen: MasterCard International und Visa International. 8. Sonstige Bemerkungen Für das kommende Jahr wird von der Bank geplant, die Anzahl von den emittierten Kreditkarten internationaler Zahlungssystemen zu verdoppeln. 9. Gesamteinschätzung der Bank Fast alle wichtigsten Finanzkennzahlen der Geschäftsbank „Vozrozhdenie“ – ausgenommen die Volumina der Wertpapiergeschäfte sowie der Privatkundendepositen – befinden sich unter dem Durchschnittsniveau im Vergleich zu den anderen Banken des analysierten Clusters. Die Bank kann als eine mittelgroße Universalbank eingestuft werden, die Privat- und Firmenkunden verschiedener Wirtschaftsbereiche und Eigentumsformen betreut.
258
2. CLUSTER
2.12 Impexbank 1. Historie und Eigentümerstruktur Seit September 1993 ist die OAO „Import-Export Bank“ (Impexbank) tätig. Als Gründer der Bank waren solche große russische Unternehmen wie „Mashinoimport“ und „Sarubezhzvetmet“ beteiligt. Die Bank wurde von dem Holdingsunternehmen „Metalloinvest“ durch sieben Nominalinhaber kontrolliert. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 483 935 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 84 126 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2003 erzielte die Bank einen Reingewinn in Höhe von 7 015 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung für das Jahr 2003 wurde von der OOO „KPMG“ gemäß der russischen und internationalen Accounting Standards durchgeführt. 2002 hat die Rating-Agentur Standard & Poor’s der Bank erstmals ein internationales Rating gegeben. Diese Agentur erteilte ein Rating der Fremd- und Nationalwährungsdepositensicherheit „CCC+“ (Prognose „stabil“). 3. Filialen und regionale Präsenz Die Bank verfügt über ein dichtes Filialnetz: 45 Filialen und Niederlassungen in den größten Städten Russlands. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Für ihre Firmen- und Privatkunden bietet die Bank eine breite Palette von Bankdienstleistungen (inkl. Online-Banking) an. Für die Firmenkunden werden folgende Bankdienstleistungen angeboten, die Durchführung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, Rubel- und Devisenüberweisungen, Leasing, Schuldenmanagement, Edelmetallgeschäfte und Kreditgewährung. Zum Dienstleistungspaket für den Privatkunden gehören: Betreuung der Giro- und Terminkonten, Emission der Kreditkarten, Bürgerschaftgeschäft, Geldüberweisung (inkl. über die Western Union), Konsumkreditgewährung (inkl. Autofinanzierung), Geschäfte mit Reiseschecks, Vermietung von Tresorfächern usw. Die Bank beschäftigt sich auch mit dem Verkauf von Versicherungsdienstleistungen durch ihre Partner. Im Investment-Banking-Bereich bietet die Bank Wechselgeschäft, Brokerbedienung, Dienstleistungen bei Treuhandvermögensverwaltung und Depositärbetreuung an. 5. Großkunden der Bank Die wichtigsten Geschäftspartner und Kunden der Bank sind Maschinenbau- und Bergbau- Unternehmen, Hüttenkombinate, erdölfördernde und -verarbeitende Unternehmen, Energiewirtschaftsbetriebe, Telekommunikationsfirmen, Außenhandelsvereinigungen, Versicherungsunternehmen, regionale und munizipale staatliche Strukturen. 259
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/Allianzen Die Bank gehört nicht zu einer Finanz- und Industriegruppe. 7. Mitgliedschaften in Verbänden und internationalen Assoziationen Die Impexbank ist Mitglied des Verbandes der russischen Banken. Die Bank bedient Kreditkarten folgender internationaler Systeme: MasterCard International, VISA International, Eurocard/Mastercard, Cirrus/Maestro, Accord Card. 8. Sonstige Bemerkungen – 9. Gesamteinschätzung der Bank Die Impexbank wurde als eine sog. Bridge-Bank für die Bank „Rossijsky Kredit“, die infolge der Krise 1998 zahlungsunfähig geworden war.395 Die Impexbank gab die Absicht einer Fusion mit dieser Bank bis Ende 2006 bekannt. Das größte Kreditvolumen wurde der Gruppe „Metallinvest“ gewährt. Zum 1.7. 2003 betrug der Anteil der verbindlichen Schuldner der Bank ca. 24 % des gesamten Kreditportfolios.396 Heute ist die Impexbank eine Geschäftsbank, die Firmenkunden sowie Privatkunden betreut. Die Strategie der Bank liegt in der Verbreitung der Marktpräsenz in verschiedenen Regionen Russlands und in der Vergrößerung des langfristigen Depositenvolumens. 2.13 Gutа-Bank397 1. Historie und Eigentümerstruktur Die ZАО „Guta-Bank“ ist seit Ende November 1991 auf dem russischen Bankenmarkt tätig. Die offizielle Web-Site der Bank und der Jahresbericht enthalten keine Angaben über die Hauptaktionäre bzw. Besitzer der Bank. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 1 263 807 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 114 645 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank einen Reingewinn in Höhe von 5 468 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung für das Jahr 2003 wurde von der ZAO Ernst and Young Vneshaudit gemäß den Russian Accounting Standards durchgeführt. Die Bank ist von den internationalen Ratingsagenturen nicht bewertet. 395 396 397
Ausführlicher zur Problematik der sog. „Bridge-Banken“ siehe Kapitel 3, Abschnitt 2.2. Standard & Poor's, http://www.sandp.ru/p.phtml/analysis?idcontent=1220 Mitte Juli 2004 wurde die Guta-Bank – mit dem Ziel die sog. „Juli Bankenkrise“ zu bewältigen – von der Vneshtorgbank übernommen. Ausführlicher dazu siehe Kapitel 3, Abschnitt 2.2.
260
2. CLUSTER
3. Filialen und regionale Präsenz Die Guta-Bank verfügt über ein dichtes Filialnetz: 36 Filialen und Niederlassungen in den größten Städten Russlands (Moskau, St. Petersburg, Jekaterinburg, Samara, Irkutsk, Tjumen usw.). Zum gegenwärtigen Zeitpunkt entfallen auf das Filialnetz mehr als 50 % der Geschäftsaktivitäten der Bank. Im Rahmen der Entwicklungsstrategie der Bank und ihres Filialnetzes ist der Erwerb großer Aktienpakete von regionalen Klein- und Mittelstandsbanken geplant. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Für ihre Firmen- und Privatkunden bietet die Guta-Bank eine breite Palette von Bankdienstleistungen (inkl. Online Banking). Für die Firmenkunden wird das Standbündel von Bankdienstleistungen angeboten. Dazu gehören: die Durchführung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, Projektfinanzierungen, Schuldenmanagement, Wechsel- und Edelmetallgeschäfte. Zum Dienstleistungspaket der Guta-Bank für den Privatkunden gehören: Betreuung der Giro- und Terminkonten, Emission der Kreditkarten, Geldüberweisung (incl. über die Western Union), Geschäfte mit Reiseschecks, Vermietung von Tresorfächern usw. Die Bank gehört zu den aktivsten Brokern im russischen Wertpapiermarkt. Von der Guta-Bank werden folgende Geschäfte auf dem Kapitalmarkt (incl. ForEx) durchgeführt: Brokerbedienung, Geschäfte mit Euroschuldverschreibungen privater und staatlicher Emittenten, Aktien- und Wechselhandel. Ferner bietet die Bank Dienstleistungen für Portfoliotreuhandverwaltung sowie Depotgeschäfte an. 5. Großkunden der Bank Die Bank verfügt über eine umfangreiche Kundenbasis und konzentriert sich nicht auf die Betreuung eines bestimmten Wirtschaftsbereiches. Zur Gruppe der Bankkunden gehören die größten Telekommunikationsfirmen (bspw. ОАО "Моbile ТеlеSistems", ОАО "Моskowskaja sotowaja swjas", ОАО "Wympelkom" u.ä.), Industriebetriebe (OАО "ОКB Suchogo", ОАО "Ural Automobile Works", ОАО "Confectionery Factory "Rot-Front" u.ä.), Transportbetriebe (ОАО "Аeroflot – Russian Airlines", ZАО "Airline Company "East-Line" u.ä.), Versicherungsgesellschaften (bspw. „RОSNО"), sowie bedeutenden Hotels ("Sawoj", "Baltschug") und einige Reisefirmen ("Inna Tour", "Intourist"). 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Die Guta-Bank ist Teil der Guta-Gruppe. Die Gesamtaktiva der Guta-Gruppe belaufen sich auf mehr als 2,1 Mrd. US-Dollar. Der Absatzerlös der Guta-Gruppe belief sich 2002 auf mehr als 1 Mrd. US-Dollar. Insgesamt sind bei der GutaGruppe mehr als 50 000 Mitarbeiter beschäftigt. Außer der Guta-Bank gehören zur Guta-Gruppe: 261
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
• Versicherungsgesellschaft "Guta-Insurance"; • ООО "Guta-Invest": Investitionsfirma, Investment Berater und Finanzbroker; • Immobilienfirma "Guta-Finanz"; • Immobilienagentur "Gutа-Estate": Verkauf- und Vermietung der Immobilien in Moskau und anderen Großstädten, Beratung bei Immobiliengeschäften; • Telekommunikationsfirma "Gutа"; • Rechtsanwaltsfirma ZАО "Consulting"; • ОАО "Shdanowskij Lespromchos": großer Holzbeschaffungsbetrieb im Gebiet Irkutsk, der sich auf Schnittholzlieferungen für Auslandsmärkte spezialisiert; • Reisefirma "Innа Тour"; • ОАО "Infа-Hоtel" (Hotel "Sawoj"); • Medizinzentrum "Guta-Klinik". 7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die Guta-Bank ist Mitglied einer Reihe von Börsen, Verbände und Assoziationen: Moscow Interbank Currency Exchange, Moscow Stock Exchange, Verband der russischen Banken, Verband der Wechselmarktteilnehmer usw. Die Bank ist Mitglied folgender internationaler Zahlungssysteme: Europay Int., Visa Int. und Union Card, Western Union sowie S.W.I.F.T. 8. Sonstige Bemerkungen 1997 hat die Guta-Bank für ihre Privatkunden als eine der ersten russischen Banken Telefon-Banking („Теlеbank“) angeboten. Zur selben Zeit wurde das in Russland erste Remote Trader System in Betrieb genommen. Gegenwärtig hat die Guta-Bank das neue Internet-Broker-System Guta-BROKER im Angebot. 9. Gesamteinschätzung der Bank Rein formal kann die Guta-Bank als eine Universalbank eingestuft werden, welche sowohl Commercial als auch Investment Banking Geschäfte betreibt. Der Geschäftsschwerpunkt dieser Bank ist allerdings klassische Commercial-BankingDienstleistungen. Die Bank spezialisiert sich dabei im Retail-Banking-Bereich. Im Laufe des Jahres 2002 hat sich die Privatkundenzahl verdreifacht und erreichte 217 000.
262
3. CLUSTER
3. Cluster: Banken mit der Auslandsbeteiligung 3.1
International Moscow Bank
1. Geschichte und Eigentümerstruktur Die ZAO International Moscow Bank wurde als erste Bank mit der Auslandsbeteiligung im Oktober 1989 gegründet. Zu den Gründern dieser Bank gehörten drei russische Banken – die Vneshekonombank (20 %), die Sberkasse398 (10 %) und die Promstrojbank (10 %) – sowie die fünf Auslandsbanken: Bayerische Vereinsbank AG, Creditanstalt-Bankverein, Banca Commerciale Italiana, Credit Lyonnais und Kansalis-Osaki-Pankki. Jeder von diesen Auslandsbanken hat einen Anteil von 12 % in der Besitzung. Später wurde der größte Teil der Aktienpakete im Besitzt der russischen staatlichen Banken an den Ausländern verkauft. Heute sieht die Eigentümerstruktur der International Moscow Bank wie folgt aus: Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG (HVB Group, Deutschland) mit 43,2 %, Nordea Bank Finland plc (Nordea Group, Finnland) mit 21,6 %, Banque Commerciale pour l’Europe du Nord (Eurobank, Frankreich/Russland) mit 20 %, European Bank for Reconstruction and Development (Großbritannien) mit 10,2 % Mizuko Corporate Bank (Japan) mit 2,6 % und die Sberbank Russlands mit einem Anteil von 2,1 %. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 2 812 695 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 198 044 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank einen Nettogewinn in Höhe von 59 465 Tsd. US-Dollar. Im Jahre 2003 hat das internationale Rating Agentur Standard & Poor’s das langfristige Rating „В+“ das kurzfristige Rating „B“ der Bank vergeben (Prognose „stabil“). Bei der Fitch Ratings hat die Bank das langfristige Rating „BB-„ und das kurzfristige Rating „B“ (Prognose „stabil“). Die Wirtschaftsprüfung für das Jahr 2003 wurde von der ZAO „Ernst and Young Vneshaudit“ gemäß den Russian Accounting Standards durchgeführt. 3. Filialen und regionale Präsenz Die International Moscow Bank verfügt über 7 Filialen in Moskau und St. Petersburg sowie über 6 regionalen Geschäftsstellen in anderen Großstädten Russlands.
398
Im Jahre 1991 wurde die Sberkasse in der Sberbank Russlands umstrukturiert.
263
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die International Moscow Bank ist am Firmenkunden- sowie am Privatkundenmarkt sehr aktiv. Abgesehen von dem Standardbündel der Bankdienstleistungen für die Firmenkunden, wie Durchführung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, Devisengeschäfte usw., bietet die Bank auch die Dienstleistungen im InvestmentBanking-Bereich, wie Brokerage, Depositary Services sowie Asset Management. Die Bank beschäftigt sich auch mit der Platzierung der Corporate Bonds der großen russischen Emittenten (Aeroflot, Slavneft, Gazprom usw.) sowie mit den Geschäfte mit den staatlichen Wertpapieren (RF Eurobonds und Minfin Bonds399). Die Bank bietet auch Leasing- und Beratungsdienstleistungen im Corporate-Banking-Bereich sowie Immobilienfinanzierungen an. Für Privatkunden bietet die International Moscow Bank eine standardmäßige Dienstleistungspalette an: Depositenbetreuung in Rubel und Fremdwährung, Banküberweisungen, Devisengeschäfte usw. Die Bank stellt verschiedenen Formen der Konsumentenkredite zur Verfügung. Die Bank bietet auch Internet-Banking an. 5. Großkunden der Bank Zum Kundenkreis der International Moscow Bank gehören die russischen Betriebe verschiedener Industriebranchen: Hüttenindustrie, Telekommunikation, Papierund Zellstoffindustrie usw. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/Allianzen Die Bank gehört zu keiner Finanz- oder Industriegruppe. 7. Mitgliedschaften in Verbänden und internationalen Assoziationen Im Geschäftsbericht sowie auf die offizielle Web-Seite der International Moscow Bank ist keine Information über die Mitgliedschaften der Bank in verschiedenen Verbänden und Assoziationen vorhanden. Die Bank ist Mitglied der internationalen Zahlungssystemen VISA International und EuroCard-MasterCard. 8. Sonstige Bemerkungen Im Jahre 2002 wurde die erfolgreiche Fusion der International Moscow Bank und der Bank Austria Creditanstalt (Russia) – einer Tochterbank der „Bank Austria“ – durchgeführt. Die International Moscow Bank wurde Rechtsnachfolger der Bank Austria Creditanstalt (Russia) und hat ihre Verpflichtungen gegenüber den Kunden übernommen.
399
Minfin ist die Abkürzung von dem „Ministry of Finance“.
264
3. CLUSTER
9. Gesamteinschätzung der Bank Die International Moscow Bank ist die einzige erfolgreiche Bank mit dem überwiegenden Beteiligung der deutschen Investoren, die als Joint Venture auf dem russischen Bankenmarkt agiert. Als eine der ältesten Geschäftsbanken in Russland, die noch im Sowjet Zeiten gegründet wurde, genießt die Bank das Vertrauen der russischen und ausländischen Kunden. Die International Moscow Bank verfügt über die größte Bilanzsumme, das größte Kreditvolumen und das breiteste Filialnetz im Vergleich mit den anderen Banken mit der Auslandsbeteiligung. Bei der Bank werden über 56 000 Privat- und 6 000 Firmenkunden bedient. Im Gegenstand zu den anderen Auslandsbanken, die die sog. „follow the customer“ Strategie haben und deswegen überwiegend die internationalen Kunden in Russland betreuen, gehören zum Kundenkreis der International Moscow Bank die russischen Betriebe verschiedener Industriebranchen. Das Privatkundengeschäft gilt in der Bank als eine der wichtigsten Prioritäten für die kommenden Jahre. Seit 2002 vergibt die Bank sehr aktiv verschiedene Arten der Konsumentenkredite, insbesondere die Autofinanzierungen. Die Bank verfügt auch über das internationale Mitarbeiterteam. 3.2
Citibank
1. Historie und Eigentümerstruktur Die ZАО "Citibank" – die 100 %ige Tochterbank der Citigroup – wurde 1993 von der Zentralbank Russlands registriert. Gründer und Hauptaktionär der Bank ist Citibank Overseas Investment Corporation (99,9 %). 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 1 847 229 Tsd. US-Dollar und Eigenmittel in Höhe von 209 098 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2003 erzielte die Bank einen Reingewinn in Höhe von 82 875 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung in der Citibank erfolgt nach internationalen Accounting Standards und wird von der internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG Ltd. durchgeführt. 3. Filialen und regionale Präsenz Das Filialnetz der Citibank in Russland beschränkt sich auf Moskau und St. Petersburg. Citibank beschäftigt mehr als 600 Mitarbeiter in Moskau und Sankt Petersburg. Die Citibank verfügt über weiteren Niederlassungen in den GUS-Ländern: Ukraine und Kasachstan.
265
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die Citibank bietet ihren Firmenkunden eine umfassende Betreuung im Commercial und Investment Banking Bereich an: Kreditierung, Depositenbetreuung, Handelsfinanzierung, Leasing, E-Banking (per Internet oder SMS), Devisen- sowie Wertpapiergeschäften sowie Derivaten- und Hedginggeschäften. Seit Ende 2002 arbeitet die Citibank mit natürlichen Personen an. Derzeit hat die Citibank im Retail-Banking-Bereich eine breite Palette von Bankdienstleistungen im Angebot: Diverse Bankeinlagen, diverse Konsumentenkredite sowie Investitionsinstrumente. 5. Großkunden der Bank Zum Kundenkreis der Citibank gehören nicht nur Tochterfirmen der weltweit größten Unternehmen, sondern auch die großsten Firmen russischer Industrie. Insgesamt betreut die Bank über 1 700 Firmenkunden in Russland. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Die ZАО " Citibank" ist Bestandteil der "Citigroup", die 1998 nach der Fusion der Commercial Bank "Citicorp" mit der Investment Bank "Travelers" (Mutterfirma der "Salomon Smith Barney") entstanden ist. 7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die ZАО "Citibank" ist Mitglied der Moscow Interbank Currency Exchange. Die Bank ist der einzige Verrechnungsagent von VISA International und American Express in Russland. 8. Sonstige Bemerkungen Ende 2002 machten die Citibank und British Petroleum eine Mitteilung über die Zusammenarbeit. Es war vorgesehen, im Rahmen der Kooperation die in Russland tätigen British Petroleum Tankstellen mit den Bankautomaten der Citibank und Bankkioske, welche die Internet- bzw. Telefon-Banking Dienstleistungen anbieten, auszustatten. Anfang 2003 waren bereits 10 British Petroleum Tankstellen betriebsbereit. Die restlichen Tankstellen wurden zum Anfang 2004 ausgerüstet. 9. Gesamteinschätzung der Bank Die ZАО "Citibank" war als erste 100 %ige Tochterbank der Citigroup in den GUS-Ländern eröffnet. Seit Jahre 1993 war die Citibank sehr aggressiv auf dem russischen Markt. Seit Ende 2002 ist die Bank auf im Retail-Banking tätig. Zur Anfang 2004 liegt die Citibank an der Spitze im Vergleich zu den anderen Auslandsbanken in Russland praktisch nach allen Finanzkennzahlen: Geschäftsvolumen und ausgereichten Krediten sowie nach Bilanzergebnis. 266
3. CLUSTER
3.3
Raiffeisenbank Austria
1. Historie und Eigentümerstruktur Die ZАО „Raiffeisenbank Austria“ ist seit 1996 in Russland tätig. Die Raiffeisenbank in Russland wurde von der Raiffeisen-Bankgruppe gegründet: Raiffeisen International Bank-Holding AG – 99,5 % und - Raiffeisen-Invest-Gesellschaft m.b.H. – 0,5 %. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 1 339 877 Tsd. US-Dollar und Eigenmittel in Höhe von 89 455 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2003 erzielte die Bank einen Reingewinn in Höhe von 44 175 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung in der Raiffeisenbank Austria erfolgt nach internationalen Accounting Standards. Als Wirtschaftsprüfer fungiert PriceWaterhouse Coopers Audit. 3. Filialen und regionale Präsenz Die Bank verfügt über 9 Niederlassungen in Moskau und eine Filiale in Sankt Petersburg. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Für ihren Firmenkunden hat die Bank folgende Dienstleistungen im Angebot: Betreuung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, verscheidene Finanzierungsformen, E-Banking usw. Die Bank beschäftigt sich auch mit den Wertpapierengeschäfte, Broker- und Depositenbetreuung, Asset Backed Finance sowie Bereitstellung von Konsortialkrediten. Die Raiffeisenbank Austria gehört mit zu den ersten Auslandsbanken, die den Privatkunden die gesamte Dienstleistungspalette anzubieten haben. So bietet die Bank im Retail-Banking-Bereich verschiedene Konsumentenkredite, Dienstleistungen am Wertpapiermarkt, Е-Вanking und Banktresormiete an. 5. Großkunden der Bank Neben den Auslandsfirmen in Russland werden von der Bank auch große russische Industriefirmen (ОАО "Sewerstal-awto", "ОАО "Wolga"), Telekommunikationsfirmen (ОАО "МGТS") von der Bank betreut. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Die ZAO „Raiffeisenbank Austria“ gehört zur „Bankkruppe Raiffeisen Russland“, zu deren Mitgliedern auch die 1989 errichtete Vertretung der Raiffeisen Zentralbank Austria in Moskau, die ООО "Raiffeisen-Leasing" (1999) und die "Raiff267
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
eisen Kapital "(2004) zählen. Die Bankkruppe Raiffeisen ist Bestandteil der Raiffeisen International Bank-Holding AG. Diese Holdinggesellschaft ist Hauptbesitzer der Tochterbanken der Raiffeisen-Gruppe in Mittel- und Osteuropa. 7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied folgender Organisationen und Assoziationen: Verband der russischen Banken, Moskauer Internationale Devisenassoziation, Verband regionaler Banken ("Rossija"), American Chamber of Commerce in Moscow, Russia, Inc., Verband der Nord-West-Banken, Moscow Interbank Currency Exchange und andere. Die Bank ist Mitglied der Zahlungssysteme VISA International und MasterCard International. 8. Sonstige Bemerkungen Die Bank ist sehr Gewährleistung der syndizierten Kredite. Im Jahre 2002 wurden auf diesem Wege die russischen Unternehmen mit den Krediten in Höhe von über 650 Mio. US-Dollar finanziert. Die Raiffeisenbank Austria spielt auch eine bedeutende Rolle auf dem Kapitalmarkt Russlands. So wurden in den letzten 3 Jahren von der Raiffeisenbank Austria zusammen mit anderen Banken insgesamt 12 Emissionen von Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) durchgeführt, wobei deren Nennwert 500 Mio. US-Dollar überstieg. 9. Gesamteinschätzung der Bank Bei der Raiffeisenbank Austria sind Funktionen einer Commercial Bank und einer Investment Bank vereint. Die Bank hat ihr Russlandsengagement mit der Betreuung von Firmenkunden aufgenommen. Seit 1999 agiert die Bank auch am Privatkundenmarkt. Im Jahre 2003 zählte die Bank zu den größten Geschäftsbanken Russlands nach Depositenvolumen der Privatkunden. Deren Anzahl stieg innerhalb von letzten 3 Jahre von ca. 20 500 im Jahre 2001 auf ca. 45 000 im Jahre 2003. 3.4
ING Bank (Euroasia)
1. Historie und Eigentümerstruktur Die ZАО ING Bank (Eurasia) ist seit 1994 im russischen Markt tätig. 2. Historie und Eigentümerstruktur Mit einer Bilanzsumme von 576 174 Tsd. US-Dollar zum 1.1.2004 erzielte die Bank 2003 einen Reingewinn in Höhe von 18 997 Tsd. US-Dollar. Die Finanzberichterstattung der Bank erfolgt nach Interntional Accounting Standards. Als Wirtschaftsprüfer fungiert die internationale Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG Ltd. 268
3. CLUSTER
3. Filialen und regionale Präsenz Die zentrale Geschäftsstelle der ZАО ING Bank (Eurasia) ist in Moskau angesiedelt. Es gibt keine weiteren Bankfilialen in Russland. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Es werden von der Bank folgende Dienstleistungen für die Firmenkunden angeboten: Betreuung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, Devisengeschäfte, Hedgingsinstrumente zur Absicherung der Währungsrisiken, Geschäfte am Geldmarkt, Wertpapiergeschäfte, Außenhandelsfinanzierungen, Leasing usw. 5. Großkunden der Bank Wie auch die meisten Auslandsbanken in Russland konzentriert sich die ING Bank Euroasia hauptsächlich auf die Betreuung der ausländischen Firmen. Allerdings zählen zum Kundenkreis der Bank auch die großen russische Rohstoffkonzerne und Hüttenkombinate (Lukoil, Sibneft, Тjumen Oil Company, Norilsk Nickel u. a.). 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/ Allianzen Die ZAO „ING Bank Euroasia“ gehört zur ING-Gruppe mit zentraler Geschäftsstelle in Amsterdam. Zu dieser Gruppe zählen auch die ING Bank Bulgarien, die ING Bank Ungarn, die ING Bank Polen, die ING Bank Rumänien, die ING Bank Slowakei, die ING Bank Ukraine, die ING Bank Tschechien. 7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die offizielle Web-Site der Bank enthält keine Informationen über deren Beteiligung an russischen Verbände bzw. Assoziationen. 8. Sonstige Bemerkungen 2003 hat die ING Bank (Eurasia) die Aktien der russischen Unternehmen „WimmBill-Dann“, das sich auf die Herstellung der Lebensmittel spezialisiert, auf der New York Stock Exchange (NYSE) aufgelistet. Seit 1998 an war dies die zweite Emission der russischer Firmen auf der NYSE im Wert von 238 Mio. US-Dollar. 9. Gesamteinschätzung der Bank Die ING Bank (Еurasia) ist auf dem russischen Markt in erster Linie als eine Bank bekannt, die mit Großunternehmen zusammenarbeitet und Investitionsprojekte umsetzt. Obwohl die Bank eine Generallizenz für die Tätigkeit am russischen Bankenmarkt besitzt, beschränkt sie sich auf die Betreuung juristischer Personen und im Retail-Banking-Bereich nur auf die Betreuung von Mitarbeiter ihrer Firmenkunden. 269
4. CLUSTER
4. Cluster: Banken mit der staatlichen Beteiligung 4.1
Sberbank
1. Historie und Eigentümerstruktur Die OAO „Sberegatelnyj Bank Rossijskoj Federazii“ (Sberbank Russlands) wurde am 20. Juni 1991 bei der Zentralbank eingetragen. Gründer und Hauptaktionär der Sberbank ist die russischen Zentralbank (mehr als 60 %). Die übrigen Aktienpakete sind über die mehr als 200 Tsd. juristischen und natürlichen Personen zerstreut. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 34 066 412 Tsd. US-Dollar und Eigenmittel in Höhe von 3 632 111 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2003 erzielte die Bank einen Reingewinn in Höhe von 1 132 578 Tsd. US-Dollar. Die Finanzberichterstattung der Bank erfolgt nach russischen und internationalen Standards. Als Wirtschaftsprüfer für das Jahr 2002 tritt PricewaterhouseCoopers Audit. Gemäß Rating der englischen Zeitschrift „The Banker“ befindet sich die Bank Sberbank auf dem 1. Platz im „Top 25“ der größten Banken Mittel- und Osteuropas (Stand: Juli 2004). Die internationale Rating-Agentur Fitch Ratings hat der Bank ein kurzfristiges Rating „В“ und ein langfristiges Rating „ВВ+“ zum 1.5. 2004 erteilt. Entwicklungsprognose der beiden Kennwerte ist „positiv“. 3. Filialen und regionale Präsenz Die Bank verfügt über ein extrem breites – im Vergleich zu anderen russischen Geschäftsbanken – Filialnetz in Moskau und den russischen Regionen (17 regionalen Hauptverwaltungen und 29 212 Filialen). 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die Bank bietet ihren Firmenkunden folgende Dienstleistungen an: Zahlungs- und Kassenverkehr, Kreditierung, Wertpapiergeschäfte, Edelmetallgeschäfte, Depositenbetreuung. Für Privatkunden hat die Bank eine vollständige Dienstleistungspalette im Angebot: Depositenbetreuung, verschiedene Arten der Konsumentenkredite, Devisentauschgeschäfte, Geschäfte mit Edelmetallen und Edelmetallmünzen, Geldüberweisungen, Banktresorvermietung.
270
4. CLUSTER
5. Großkunden der Bank Zum Kreis der Bankkunden zählen die größten Betriebe des russischen Energieund Erdölgassektors, Automobil- und Agrarindustriebetriebe, Versicherungsgesellschaften usw. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/Allianzen Die Bank gehört zu keiner Finanz- und Industriegruppe. 7. Mitgliedschaften in Verbänden und internationalen Assoziationen Die Sberbank ist seit 1992 ein Mitglied des Weltinstitutes der Sparkassen sowie der Europäischen Gruppe von Sparkassen. Seit 1994 ist die Sberbank ein ordentliches Mitglied der Internationalen Assoziation für Bankensicherheit (IBSA). Die Bank arbeitet auch mit der Deutschen Giro- und Sparbankenverband zusammen. Die Sberbank ist Mitglied folgender internationaler Verrechnungssysteme: Europay Int., Visa Int. und Union Card, Western Union sowie S.W.I.F.T. 8. Sonstige Bemerkungen Seit 1994 arbeitet die Sberbank mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung aktiv zusammen. Die Kooperation mit der EBWE betrifft folgenden Schwerpunkte: Förderung der mittelständischen sowie der Außenhandelsunternehmen. Darüber hinaus hat die Bank Geschäftsbeziehungen mit folgenden internationalen Exportagenturen: OeKB (Österreich), ECGD (Großbritannien), Hermes (Deutschland), SACE (Italien), CESCE (Spanien), EDC (Каnаdа), NCM (Niederlande), КUКЕ (Polen), COFACE (Frankreich), Finnvera (Finnland), EGAP (Tschechische Republik), EKN (Schweden), ERG (Schweiz), NEXI (Japan), Bank Japans für Internationale Zusammenarbeit (JBIC). Im April 2002 hat die Sberbank ein Rahmenabkommen über die Projektfinanzierungen der Außenhandelsunternehmen, welche zum Kundenkreis der Sberbank gehören, mit dem Konsortium deutscher Banken АКА Ausfuhrkredit-Gesellschaft m.b.H. unterzeichnet. In diesem Abkommen handelt es sich um die Importfinanzierungen ausländischer Ausrüstungen und Waren im Gesamtwert von 250 Mio. Euro für eine Frist von bis zu 8,5 Jahren. 9. Gesamteinschätzung der Bank Die Sberbank gehört zur Banken, die vorwiegend auf das Commercial-Banking sich konzentrieren. Wegen der extrem hohen Bilanzsumme, des Kreditvolumens sowie der Konzentration von Privatkundendepositen im Vergleich zu den anderen Geschäftsbanken besitzt die Sberbank die Monopolstellung auf dem russischen Bankenmarkt. 271
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
4.2
Vneshtorgbank
1. Geschichte und Eigentümerstruktur Die Vneshtorgbank wurde 1990 gegründet. Am 13.08. 1996 wurde diese staatliche Bank in eine ZAO und naher am 22.01. 1998 in eine OAO umgewandelt. Der Hauptaktionär der Bank ist die Zentralbank der Russischen Föderation, deren Anteil 99,95 % beträgt. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 8 879 776 Tsd. US-Dollar zum 1. Januar 2004 erzielte die Bank einen Reingewinn in Höhe von 4 011 489 Tsd. US-Dollar. In der Liste der „1000 größten Banken der Welt“, herausgegeben von der Zeitschrift „The Banker“, landete die Vneshtorgbank auf dem 168. Platz. Die Wirtschaftsprüfung für das Jahr 2002 wurde von der ZAO „PricewaterhouseCoopers Audit“ gemäß den Russian Accounting Standards durchgeführt. Die Rating Agentur Standard & Poor's vergab der Vneshtorgbank ein langfristigen Rating „BB+“ und ein kurzfristigen Rating „B“. 3. Filialen und regionale Präsenz Die Bank verfügt über 33 Filialen in Regionen Russlands und vier Repräsentanzen: in Milano (Italien), Beijing (China), Kiew (Ukraine) und Minsk (Weißrussland). Die Vneshtorgbank hat auch fünf Tochterbanken im Ausland: Zürich (Schweiz), Limassol (Zypern), Wien (Österreich), Luxemburg, Jerewan (Armenien) und Frankfurt am Main (Deutschland). 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Der Geschäftsschwerpunkt der Bank liegt in der Außenhandelsfinanzierung. Darüber hinaus wird von der Bank auch eine breite Palette von Bankdienstleistungen für ihre Firmen- und Privatkunden angeboten. Zur Dienstleistungen für die Firmenkunden gehören die Durchführung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, Projektfinanzierungen, Schuldenmanagement sowie Wechsel- und Edelmetallgeschäfte. Zum Dienstleistungspaket der Vneshtorgbank für den Privatkunden gehören die Betreuung der Giro- und Terminkonten, Emission der Kreditkarten, Geldüberweisungen (incl. über die Western Union), Geschäfte mit Reiseschecks, Vermietung von Tresorfächern usw. 5. Großkunden der Bank Die Vneshtorgbank ist einer der führenden Kreditoren der russischen Wirtschaft. In erster Linie wurden die Kredite an den Außenhandelsunternehmen, den Betriebe des Rohstoffssektors und des Maschinenbaues, der Telekommunikation, der 272
4. CLUSTER
Nahrungsmittelindustrie, der Pharmazeutik u. a. vergeben. Die strategischen Partner der Bank sind unter anderem OAO Gasprom, OAO Lukoil und das Transportministerium. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/Allianzen Die Bank gehört zu keiner Finanz- oder Industriegruppe. Die Vneshtorgbank ist aber beteiligt in den folgenden Auslandsunternehmen: Russische Kommerzial Bank AG, Schweiz (100 %); Russian Commercial Bank (Cyprus) Ltd. (100 %); RussianAmerican Finance Corporation Inc., USA (100 %); I.T.C. Consultants Ltd., Cyprus (100 %); Donau-Bank AG, Österreich (85 %); Euroleasing GmbH, Deutschland (60 %); Assistenza Finanziaria & Commerciale (A.F.C.) S.r.l., Italien (37,5 %); East-West United Bank S.A., Luxemburg (48,99 %). 7. Mitgliedschaften in Verbänden und internationalen Assoziationen Darüber wurde in den Web-Seiten nichts erwähnt. 8. Sonstige Bemerkungen Die Vneshtorgbank führt die Projektfinanzierungen zusammen mit den folgenden Auslandsbanken durch: AKA-Bank (Deutschland), Mediobanca (Italien), Banca Nazionale del Lavoro (Italien), Raiffeisen Bank (Österreich), UBS AG (Schweiz), Japan Bank for International Cooperation (Japan), Export-Import Bank of India (Indien), Export-Import Bank of China (China), Industrial and Commercial Bank of China (China), HSBC (Großbritannien/Tschechien), Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (Spanien). 9. Gesamteinschätzung der Bank Die Vneshtorgbank ist nach der Sberbank die zweite größte Geschäftsbank Russlands. Infolge der Reorganisation und der Umwandlung in der OAO-Rechtsform bleibt die Staat der Haupteigentümer der Bank. Nach der Sberbank verfügt die Bank über die zweites dichtestes Filialnetz. Im Juli 2004 hat die Vneshtorgbank die ZAO Guta-Bank – die im Ergebnis der „Juli Bankenkrise“ in der Insolvenzgefahr war – für einen symbolischen Preis von nur 30 Tsd. US-Dollar übernommen. Die Vneshtorgbank kann als eine Commercial Bank mit der überwiegenden staatlichen Beteiligung, die auf den Außenhandelsfinanzierung sich konzentriert, eingestuft werden.
273
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
4.3
Rosselchozbank (Russian Agricultural Bank)
1. Historie und Eigentümerstruktur Die staatliche OAO Rosselhozbank (Russian Agricultural Bank) wurde im Jahre 2000 für die Betreuung der agroindustriellen Hersteller gegründet. Das Aktienpaket der Bank halten zwei staatlichen Institutionen: Russischen Fund des föderalen Eigentums (86,6 %) und die Agentur für die Restrukturierung von Kreditinstituten (13,4 %). 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 457 220 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 165 547 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank einen Reingewinn in Höhe von 2 003 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung für das Jahr 2003 wurde von der ZAO „PricewaterhauseCoopers Audit“ gemäß den Russian Accounting Standards durchgeführt. Die Bank ist von den internationalen Ratingsagenturen nicht bewertet. 3. Filialen und regionale Präsenz Die Bank verfügt über ein breites Vertriebsnetz, das aus 62 Filialen in verschiedenen Regionen Russlands und einer Tochterbank (Chelabkomsembank) besteht. 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die wichtigste Geschäftsrichtungen der Bank sind die Saisonkreditgewährung der landwirtschaftlichen Herstellern, Finanzierung der Sanierung der Betrieben des agroindustriellen Komplex (AIK), die Arbeit nach der Rückgabe der staatlichen Schuldenbetriebe AIK, die Kreditgewährung der persönlichen Nebenwirtschaften, das Interbankmarktgeschäft, Wertpapier- und Wechselgeschäft, die Teilnahme an den staatlichen sozialen Programmen sowie die Betreuung der ländlichen Genossenschaften. 5. Großkunden der Bank Zum Kundenkreis der Bank gehören in erster Linie die Unternehmen der AIK. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/Allianzen Die Bank gehört zu keiner Finanz- und Industriegruppe. 7. Mitgliedschaften in Verbänden und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied des Verbandes der russischen Banken. 8. Sonstige Bemerkungen 274
4. CLUSTER
Das Kreditvolumen beträgt ca. 68 % in der Bankenbilanz, davon machen 70 % der Kredite für die Unternehmen der AIK aus. 9. Gesamteinschätzung der Bank Die Russian Agricultural Bank ist eine Spezialkreditinstitut, die extra für die Betreuung der Unternehmen der Agrarwirtschaft geschafft wurde. Im Vergleich mit den anderen staatlichen Banken hat die Russian Agricultural Bank der kleinsten Bilanzsumme. Auf dem Retail-Banking-Markt ist die Bank seit Ende 2003 tätig. Die Strategie der Russian Agricultural Bank in diesem Bereich richtet sich auf die Gewinnung von neuen Kunden aus anderen Regionen Russlands aus. 4.4
Bank of Moscow
1. Historie und Eigentümerstruktur Die OAO „Moskovskij munizipalnij Bank“ (Bank of Moskow) wurde gemäß der Anforderung des Bürgermeisters von Moskau im Jahre 1995 gegründet. 62,69 % der Bankaktien befinden sich im Eigentum der staatlichen Behörde „Staats- und Munizipalvermögen der Stadt Moskau“. 2. Finanzkennzahlen und internationales Rating Mit einer Bilanzsumme von 4 437 715 Tsd. US-Dollar und Eigenmitteln in Höhe von 436 775 Tsd. US-Dollar zum 1.1. 2004 erzielte die Bank im Jahre 2003 einen Reingewinn in Höhe von 55 758 Tsd. US-Dollar. Die Wirtschaftsprüfung der Banktätigkeit erfolgt nach russischen Accounting Standards und wurde von der ZAO „BDO Junikin“ durchgeführt. Im Mai 2004 haben die Rating-Agenturen Moody’s und Fitch Ratings der Bank ein neues internationales Rating gegeben. Fitch Ratings erteilte ein langfristiges Rating „ВB“ (Prognose „stabil“) und das langfristige Rating bei Moody’s bewegt sich auf der Ebene „Ba2“ (Prognose „stabil“). 3. Filialen und regionale Präsenz Die Bank verfügt über ein Filialnetz in Moskau sowie über weitere 39 Filialen in den Regionen Russlands. Die Bank besitzt auch viele Tochterunternehmen wie „Ausländische Bank Moskau-Minsk“, AKB „Izhkombank“, „Moskauer Versicherungsunternehmen“, Leasingunternehmen „Leasingbusiness“ und anderen. Die Bank of Moscow kontrolliert auch ein Tochterunternehmen „BM Holding Ltd.“ in der Schweiz (Zürich). 4. Geschäftsfelder der Bank: Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden Die Bank bietet ein reiches Produktbündel für Firmenkunden sowie für Privatkunden an. Zu den Dienstleistungen für Firmenkunden gehören die Standartpalette: 275
GESCHÄFTSPORTRAITS DER 30 GRÖßTEN BANKEN RUSSLANDS
Durchführung des Zahlungs- und Kassenverkehrs, Finanzierungsangebote, Depositenbetreuung, Projektfinanzierung u. ä. Die Bank beschäftigt sich auch mit solchen Bankdienstleistungen, wie die Abwicklung von Wertpapier- und Wechselgeschäften, Factoring, Internet Banking, die Gewährung von Bankgarantien und Depositenzertifikatgeschäft. Im Retail-Banking-Bereich hat die Bank of Moscow eine breite Dienstleistungspalette für ihre Kunden im Angebot: Depositenbetreuung in Rubel- und Fremdwährung, Geldüberweisungen im Inland und ins Ausland (auch über die Western Union), Reisescheckgeschäfte, Edelmetallgeschäft und Banktresormiete. Für Privatkunden bietet die Bank Hypothekarkredite sowie Kredite für den Autokauf an. 5. Großkunden der Bank Die wichtigste Geschäftspartner und Kunden der Bank sind erdölfördernde und Brennstoffunternehmen (OAO „Tjumen Oil Company“), Maschinenbau- und Energiewirtschaftsbetriebe (Mosenergo, Energomashexport), Außenhandelsvereinigungen, gold- und diamantenfördernde Betriebe (ZAO Alrosa) sowie insbesondere regionale und munizipale staatliche Strukturen. 6. Konzernzugehörigkeit und strategische Beteiligungen/Allianzen Die Bank gehört zu keiner Finanz- und Industriegruppe. 7. Mitgliedschaften an Verbände und internationalen Assoziationen Die Bank ist Mitglied folgender Assoziationen, Verbände und Börsen: Verband der russischen Banken, Industrie- und Handelskammer der Russischen Föderation, Russischer Verband der Industriellen und Unternehmer, Moscow Interbank Currency Exchange, Nationale Devisenassoziation und International Securities Market Association. Die Bank ist Mitglied (principal member) folgender internationalen Verrechnungssysteme: VISA International, MasterCard International, Union Card, Diners Club International und S.W.I.F.T. 8. Sonstige Bemerkungen Die Informationsagentur „Cbonds“, die auf dem Markt des Schuldverschreibens der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten agiert, hat ein Ranking der Banken mit Investmentgeschäften für das erste Halbjahr 2004 veröffentlicht. Die Bank belegte den zweiten Platz hinter den Underwritern der Corporate Bonds im Inland. Zur gegenwärtigen Zeit steht die Bank of Moscow an der Spitze der Rubelschuldverschreibungen. In der Aktiva der Bank befinden sich 45 Emissionen der Obligationen der Betrieben aus verschiedenen Zweigen im Gesamtwert von über 2 950 000 Tsd. US-Dollar.
276
4. CLUSTER
9. Gesamteinschätzung der Bank Die Bank of Moscow bietet eine breite Palette von Bankdienstleistungen im Commercial als auch im Investment-Banking-Bereich an. Die Bank besitzt eine entscheidende Position bei der Unterstützung der sozialen Programme der Regierung Moskaus. Des Weiteren positioniert sich die Bank als Investitionspartner der regionalen und munizipalen staatlichen Strukturen. Den größten Anteil (ca. 60 %) in der Bilanz beträgt das Kreditportfolio.
277
Anhang II: Statistische Informationen Inhaltsverzeichnis Tabelle A – 1:
Makroökonomische Kenndaten: Bankensektor Russlands. ............................280
Tabelle A – 2:
Kodierungsergebnisse der qualitativen Variablen der 30 größten Geschäftsbanken Russlands ...........................................................................281
Tabelle A – 3:
Ähnlichkeitsmatrix der Eigenschaften von der 30 größten Banken Russlands entsprechend dem Q-Korrelationskoeffizienten .............................................282
Tabelle A – 4:
Clusters der 30 größten Banken Russlands....................................................284
Tabelle A – 5:
Liste der in Russland zum 1.1.2004 zugelassenen Auslandsbanken...............287
Tabelle A – 6:
Zugelassene Auslandsbanken und Joint Ventures in Russland ......................290
Tabelle A - 7:
Wichtige Finanzkennzahlen der in Russland tätigen Auslandsbanken (zum 1.1.2003, in Mio. Euro)..................................................................................291
Tabelle A - 8:
Ränge der 15 Auslandsbanken gemäß dem Scoring-Verfahren .....................292
Tabelle A – 9:
Korrigierten Bankenränge nach der Gesamtheit der Kennzahlen .................293
Tabelle A – 10: Ranking der 15. Auslandsbanken nach dem Verfahren der normierbaren Vektoren.........................................................................................................294 Tabelle A – 11: Ranking der Auslandsbanken nach Bilanzergebnis........................................295 Tabelle A – 12: Ranking der Auslandsbanken nach Bilanzvolumen........................................296
279
STATISTISCHE INFORMATIONEN
Tabelle A - 1: Makroökonomische Kenndaten: Bankensektor Russlands Wirtschaftszahlen 1.
2.
3.
4.
5.
6.
1.1.1999
1.1.2000
1.1.2001
1.1.2002
1.1.2003
1.1.2004
Gesamtaktiva (Gesamtpassiva) des Bankensektors Mrd. US-Dollar
50,7
58,8
83,9
104,9
130,4
190,2
in % zum BIP
39,8
32,9
32,3
35,3
38,3
42,2
Bankensektorkapital Mrd. US-Dollar
3,7
6,2
10,2
15,1
18,3
27,7
in % zum BIP
2,9
3,5
3,9
5,1
5,4
6,1
in % zum Bankensektoraktivbestand
7,3
10,6
12,1
14,4
14,0
14,6
Mrd. US-Dollar
14,0
16,5
26,9
39,1
50,1
77,0
in % zum BIP
11,4
9,2
10,4
13,2
14,7
17,1
in % zum Bankensektoraktivbestand
28,5
28,0
32,1
37,2
38,4
40,5
Mrd. US-Dollar
13,1
12,1
16,8
18,7
24,5
34,0
in % zum BIP
10,3
6,8
6,5
6,3
7,2
7,5
in % zum Bankensektoraktivbestand
25,9
20,5
20,0
17,8
18,8
17,9
Mrd. US-Dollar
9,7
11,0
15,8
22,5
32,4
51,4
in % zum BIP
7,6
6,2
6,1
7,6
9,5
11,4
in % zum Bankensektorpassivbestand
19,1
18,7
18,9
21,5
24,8
27,0
13,6
17,3
25,6
30,6
34,3
47,0
Kredite für den Realsektor der Wirtschaft, einschließlich der betagten Forderungen
Die von den Banken erworbenen staatlichen Wertpapiere
Depositen der natürlichen Personen
Depositen der Betriebe und Organisationen Mrd. US-Dollar in % zum BIP
10,7
9,7
9,9
10,1
10,1
10,4
in % zum Bankensektorpassivbestand
26,9
29,5
30,6
28,6
26,3
24,7
127,3
178,6
259,4
296,8
340,9
451,1
Nachrichtlich:
BIP Russlands, Mrd. US-Dollar
Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Überblick über den Bankensektor Russlands (Obsor bankowskogo sektora Rossijskoj Federazii), Moskau, verschiedene Jg.
280
STATISTISCHE INFORMATIONEN
Tabelle A - 2: Kodierungsergebnisse der qualitativen Variablen der 30 größten Geschäftsbanken Russlands Name der Bank Gasprombank Mezhdunarodnij Promyshlennij Bank MDM-Bank Petrokommerz Bank Zenit Nikoil Alfa-Bank Rosbank Promyshlenno-Stroitelnij Bank Menatep St. Petersburg Bin Avtobank-Nikoil Guta-Bank Sobinbank Vozrozhdenie Impexbank Moskovskij Industrialnij Bank Nomos-Bank Promswjazbank Transkreditbank Trust International Moscow Bank Citibank Raiffeisenbank Austria Uralsib ING Bank (Euroasia) Sberbank Vneshtorgbank Bank of Moscow Rosselchozbank Anmerkungen:
Staatsbeteiligung am Stammkapital
Auslandsbeteiligung am Stammkapital
Zugehörigkeit einer Bank zur Finanz- und Industriegruppe
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1
0 0 0 0 0,5 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 0 1 0 0 0 0
1 0 1 1 1 1 1 1 0 0,5 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0,5 0 0 0 0,5 0 0 0 0 0
Hinsichtlich der Staats- oder Auslandsbeteiligung am Stammkapital einer Bank: 0 – minimale Beteiligung; 1 – maximale Beteiligung. Hinsichtlich der Zugehörigkeit einer Bank zur Finanz- und Industriegruppe bzw. einem Rohstoffkonzern: 0 – minimale Beteiligung der Rohstoffunternehmen am Stammkapital der analysierten Bank bzw. minimale Betreuung der Unternehmen der Rohstoffsbranchen durch die betreffende Bank (sog. „Nichtrohstoffsbank“); 1 – Rohstoffunternehmen sind die Hauptaktionäre der betreffenden Bank und/ oder die Betreuung der Rohstoffwirtschaft durch die betreffende Bank ist umgangreich (sog. „Rohstoffsbank“); 0,5 – Rohstoff- und Nichtrohstoffwirtschaft werden durch die betreffende Bank in gleichem Maß betreut (Bank des „gemischten“ Typs).
281
282
Wertpapiere zur Bilanzsumme
Kredite zur Bilanzsumme
Eigenmittel zur Bilanzsumme
Bilanzsumme zum 1.1. 2003, Tsd. US-Dollar
N
Signifikanz (2-seitig)
Korrelation nach Pearson
30
,040
,378(*)
30
,222
Signifikanz (2-seitig)
N
-,230
Korrelation nach Pearson
30
,563
N
-,110
Signifikanz (2-seitig)
30
.
1
Korrelation nach Pearson
N
Signifikanz (2-seitig)
Korrelation nach Pearson
Bilanzsumme zum 1.1. 2003, Tsd. USDollar
30
,354
-,176
30
,078
,327
30
.
1
30
,563
-,110
Eigenmittel zur Bilanzsumme
30
,000
-,713(**)
30
.
1
30
,078
,327
30
,222
-,230
Kredite zur Bilanzsumme
30
.
1
30
,000
-,713(**)
30
,354
-,176
30
,040
,378(*)
Wertpapiere zur Bilanzsumme
30
,007
,480(**)
30
,036
-,384(*)
30
,081
-,324
30
,000
,621(**)
Einlagen natürlicher Personen zur Bilanzsumme
30
,124
,287
30
,012
-,451(*)
30
,028
-,402(*)
30
,347
,178
Gewinn/ Verlust zum Eigenmittel
30
,063
,344
30
,420
-,153
30
,029
,398(*)
30
,003
,529(**)
Staatsbeteiligung am Stammkapital
30
,366
-,171
30
,796
,049
30
,046
-,367(*)
30
,622
-,094
Auslandsbeteiligung am Stammkapital
30
,797
,049
30
,564
-,110
30
,845
-,037
30
,776
-,054
Zugehörigkeit zur FIG
Tabelle A - 3: Ähnlichkeitsmatrix der Eigenschaften von der 30 größten Banken Russlands entsprechend dem Q-Korrelationskoeffizienten
STATISTISCHE INFORMATIONEN
Signifikanz (2-seitig) N Korrelation nach Pearson Signifikanz (2-seitig) N
Signifikanz (2-seitig) N Korrelation nach Pearson
Signifikanz (2-seitig) N Korrelation nach Pearson
Signifikanz (2-seitig) N Korrelation nach Pearson
Korrelation nach Pearson
-,037 ,845 30
,776 30
30
30
-,054
,046
,622
-,367(*)
30
30
-,094
,029
,003
,398(*)
30
30
,529(**)
,028
,347
-,402(*)
30
,178
,081
30
-,324
,000
,621(**)
30
,564
-,110
30
,796
,049
30
,420
-,153
30
,012
-,451(*)
30
,036
-,384(*)
30
,797
,049
30
,366
-,171
30
,063
,344
30
,124
,287
30
,007
,480(**)
30
.
1
30
,467
-,138
30
,283
-,203
30
,147
,272
30
,566
,109
Anmerkungen: * Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant. ** Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant.
Zugehörigkeit zur FIG
Auslandsbeteiligung am Stammkapital
Staatsbeteiligung am Stammkapital
Gewinn/ Verlust zum Eigenmittel
Einlagen natürlicher Personen zur Bilanzsumme
30
,603
-,099
30
,009
,469(**)
30
,961
,009
30
.
1
30
,566
,109
30
,160
-,263
30
,354
-,175
30
.
1
30
,961
,009
30
,147
,272
30
,643
-,088
30
.
1
30
,354
-,175
30
,009
,469(**)
30
,283
-,203
30
.
1
30
,643
-,088
30
,160
-,263
30
,603
-,099
30
,467
-,138
STATISTISCHE INFORMATIONEN
283
284
1
Stand: 1.1.2004.
1. Gruppe Mezhdunarodnij Promyshlennij Bank Nomos-Bank Transkreditbank
„Nichtrohstoffbanken“
Gasprombank Alfa-Bank MDM-Bank Rosbank Uralsib Petrokommerz Trust NIKoil Bank Zenit Durchschnittswert im Cluster
„Rohstoffbanken“ und Banken des „gemischten“ Typs
Bankengruppe / Name der Bank
3 557 042 607 701 493 796
4 928 280 4 527 275 2 578 205 2 084 989 1 377 933 1 020 117 1 011 975 715 491 711 587 2 106 206
Bilanzsumme zum 1.1.2003, Tsd. US-Dollar
0,227 0,199 0,157
0,133 0,153 0,101 0,14 0,181 0,207 0,159 0,271 0,105 0,16
Eigenmittel zur Bilanzsumme
0,852 0,863 0,723
0,584 0,911 0,587 0,705 0,646 0,549 0,47 0,716 0,741 0,66
Kredite zur Bilanzsumme
0 0,201 0,083
0,086 0,054 0,17 0,113 0,134 0,233 0,207 0,136 0,052 0,13
Wertpapiere zur Bilanzsumme
Tabelle A - 4: Clusters der 30 größten Banken Russlands1
0,006 0,061 0,03
0,093 0,166 0,072 0,179 0,169 0,123 0,038 0,161 0,102 0,12
Einlagen natürlicher Personen zur Bilanzsumme
0,02 0,056 0,159
0,164 0,017 0,017 0,182 0,117 0,202 0,424 0,081 0,274 0,16
Gewinn/ Verlust zum Eigenmittel
STATISTISCHE INFORMATIONEN
2
0,082 0,124 0,174 0,13 0,15
543 655 481 987 448 241 491 294 858 499 0,048 0,113 0,067 0,117 0,09
0,085 0,065 0,113 0,118 0,148 0,11
1 494 628 1 201 220 768 009 550 366 386 255 880 096
2 505 563 1 847 229 1 339 877 511 071 1 550 935
0,256 0,251 0,22
Eigenmittel zur Bilanzsumme
445 978 181 614 1 057 226
Bilanzsumme zum 1.1.2003, Tsd. US-Dollar
0,616 0,616 0,712 0,797 0,69
0,641 0,5 0,622 0,59 0,72
0,689 0,635 0,712 0,749 0,679 0,69
0,871 0,779 0,82
Kredite zur Bilanzsumme
0,174 0,134 0,042 0,053 0,10
0,171 0,218 0,176 0,19 0,10
0,163 0,111 0,049 0,017 0,08 0,08
0 0,002 0,06
Wertpapiere zur Bilanzsumme
0,088 0,012 0,214 0,056 0,09
0,31 0,404 0,381 0,37 0,17
0,174 0,173 0,105 0,158 0,21 0,16
0,134 0,05 0,06
Einlagen natürlicher Personen zur Bilanzsumme
0,32 0,396 0,494 0,11 0,33
0,218 0,129 0,092 0,15 0,14
0,457 0,272 0,03 0,107 0,119 0,2
0,005 0,149 0,08
Gewinn/ Verlust zum Eigenmittel
Mitte Juli 2004 wurde die Guta-Bank von der Vneshtorgbank übernommen. Infolge dessen wurde die Surguneftegasbank in der Liste der 30 größten Geschäftsbanken Russlands aufgenommen. (Vgl. Kurzportrait der ZAO Surguneftegasbank im Anhang).
International Moscow Bank Citibank Raiffeisenbank Österreich ING Bank (Euroasia) Durchschnittswert im Cluster
Banken mit der Auslandsbeteiligung
Sobinbank Promsvjazbank Durchschnittswert in der Gruppe 2. Gruppe Promyshlenno-Stroitelnij Bank Menatep St. Petersburg Guta-Bank2 BIN-Bank Moskovskij Industrialnij Bank Durchschnittswert in der Gruppe 3. Gruppe Vozrozhdenie Avtobank-Nikoil Impexbank Durchschnittswert in der Gruppe Durchschnittswert im Cluster
Bankengruppe / Name der Bank
STATISTISCHE INFORMATIONEN
285
286 0,107 0,327 0,445 0,39 0,1 0,24 0,16 0,16
5 640 970 285 162 2 963 066 3 019 944 10 753 122 2 644 419 1 560 902
Eigenmittel zur Bilanzsumme
34 066 412
Bilanzsumme zum 1.1.2003, Tsd. US-Dollar
0,591 0,64 0,68 0,69
0,67 0,759 0,71
0,55
Kredite zur Bilanzsumme
0,225 0,19 0,12 0,12
0,2 0,056 0,13
0,269
Wertpapiere zur Bilanzsumme
0,266 0,25 0,16 0,14
0,089 0 0,04
0,64
Einlagen natürlicher Personen zur Bilanzsumme
Quelle: Eigene Berechnung; Grunddaten von: Geschäftsberichte der betreffenden Banken sowie die Zentralbank Russlands
1. Gruppe Sberbank 2. Gruppe Vneshtorgbank Rosselchozbank Durchschnittswert in der Gruppe 3. Gruppe Bank of Moscow Durchschnittswert im Cluster Durchschnittswert (incl. Sberbank) Durchschnittswert (ohne Sberbank)
Banken mit der staatlichen Beteiligung
Bankengruppe / Name der Bank
0,105 0,18 0,18 0,17
0,224 0,083 0,15
0,312
Gewinn/ Verlust zum Eigenmittel
STATISTISCHE INFORMATIONEN
ING Bank (Euroasia)
ABN AMRO Bank
Deutsche Bank
Credit Suisse First Boston
Credit Lyonnais Rusbank
Commerzbank (Euroasia)
Dresdner Bank
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
13.
12.
11.
10.
Raiffeisenbank Austria
2.
Bank Societe General Vostok
Bank Kreditovanija Malogo Biznesa (Small Business Credit Bank) J. P. Morgan Bank International Westdeutsche Landesbank Vostok
Citibank
1.
Name der Bank
AG (ZAO)
Deutsch AG (ZAO)
GmbH (OOO)
Amerikanisch
Französisch
AG (ZAO)
AG (ZAO)
AG (ZAO)
AG (ZAO)
AG (ZAO)
GmbH (OOO)
AG (ZAO)
AG (ZAO)
AG (ZAO)
AG (ZAO)
Rechtsform
gemischt Europäisch
Deutsch
Deutsch
Französisch
Schweizerisch
Deutsch
Holländisch
Holländisch
Österreichisch
Amerikanisch
Eigentum
Moskau
Moskau
Moskau
Moskau
St. Petersburg
Moskau
St. Petersburg
Moskau
Moskau
Moskau
Moskau
Moskau
Moskau
Stadt
26.10.93 ʋ 2629 01.03.95 ʋ 3224 13.04.93 ʋ 2295
31.12.92 ʋ 2216
Registrierung sdatum und Registrierung snummer 01.11.93 ʋ 2557 10.06.96 ʋ 3292 13.09.93 ʋ 2495 26.10.93 ʋ 2594 17.04.98 ʋ 3328 13.09.93 ʋ 2494 24.12.91 ʋ 1680 10.12.98 ʋ 3333 09.08.93 ʋ 2455 1 106,7 21 480,8 39 234,3 14 584,7 7 609,4 9 689,3 23 060,2
511 392,4 452 146,3 387 232,5 307 272,0 475 209,8 252 069,6
3 3 2 3 3 2 3
12 682,3 7 049,8
275 472,3 88 170,3
3 3
485,6
151 099,3 3
3
9 089,0
31 832,6
3
170 914,1
31 705,8
3 1 340 720,3
Stammkapital (Tsd. USDollar)
Bilanzsumme zum 1.1. 2003 (Tsd. USDollar) 1 848 391,5
Lizenztyp*
Tabelle A - 5: Liste der in Russland zum 1.1. 2004 zugelassenen Auslandsbanken
STATISTISCHE INFORMATIONEN
287
288
Finanzbank (Moskau)
DeltaCredit Bank
Asia-Invest Bank
Michinoku Bank
Investizionnij Bank Kuban (Investment Bank of Kuban)
Iktisat Bank
BNP Paribas Bank
Natexis Banques Populaires
Bank Melli Iran
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
28.
27.
gemischt Europäisch
Bank Chinas (Elos)
17.
Mezhdunarodnij Bank Azerbaijana (International Bank of Azerbaijan) Home Credit and Finance Bank
Japanisch
Garantie Bank - Moskau
16.
Tschechisch
Azerbaijanisch
Iranisch
Französisch
Französisch
Türkisch
AG (ZAO)
GmbH (OOO)
GmbH (OOO)
AG (ZAO)
AG (ZAO)
AG (ZAO)
AG (ZAO)
AG (ZAO)
AG (ZAO)
AG (ZAO)
Amerikanisch
AG (ZAO)
AG (ZAO)
AG (ZAO)
AG (ZAO)
GmbH (OOO)
Rechtsform
Uzbekistanisc h
Türkisch
Chinesisch
Türkisch
Türkisch
Yapu Credit Bank Moskau
15.
Hong Kong
HSBC Bank
Eigentum
14.
Name der Bank
Moskau
Moskau
Moskau
Moskau
Moskau
Moskau
Krasnodar
Moskau
Moskau
Moskau
Moskau
Moskau
Moskau
Moskau
Moskau
Stadt
2
11 083,1
12 221,2
19.06.90 ʋ 316
12 019,0
50 861,5
10 775,9
5 965,5
8 566,9
15 852,9
24 443,5
15 428,5
1 711,9
2 134,7
2 NP
2 092,6
5 772,1
24.01.02 ʋ 3395
5 802,2
20016,5
2
2
7 514,3
75 635,8
2
2 NP 2 NP 2 NP 2 NP 2 NP
5 033,6
44 227,8
3
2 288,1
1 299,9
48 019,0
2
13 987,0
88 393,0
3
34 359,4
15 164,0
8 655,7
Stammkapital (Tsd. USDollar)
82 931,3
106 565,8
Bilanzsumme zum 1.1.2003 (Tsd. USDollar)
3
3 NP EM
23.04.96 ʋ 3290 01.11.93 ʋ 2555 10.11.95 ʋ 3275 23.04.93 ʋ 2309 23.05.97 ʋ 3311 02.02.99 ʋ 3338 30.08.96 ʋ 3303 15.01.99 ʋ 3337 12.04.99 ʋ 3339 15.06.98 ʋ 3330 28.05.02 ʋ 3407 17.01.02 ʋ 3390 30.01.02 ʋ 3396
Lizenztyp*
Registrierung sdatum und Registrierung snummer
STATISTISCHE INFORMATIONEN
Bank Inteza
Anelik RU
Commercial Bank of India
30.
31.
32.
Indisch
Armenisch
Italienisch
Britisch
Eigentum
GmbH (OOO)
GmbH (OOO)
AG (ZAO)
AG (ZAO)
Rechtsform
Moskau
Moskau
Moskau
Moskau
Stadt
Registrierung sdatum und Registrierung snummer 31.12.02 ʋ 3431 16.09.03 ʋ 3444 05.09.03 ʋ 3443 05.11.03 ʋ 4446 2 NP 2 NP 2 NP 2 NP
Lizenztyp* 22 413,8 25 862,1 655,2 20 689,7
-
Stammkapital (Tsd. USDollar)
Bilanzsumme zum 1.1.2003 (Tsd. USDollar) -
Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der Zentralbank der russischen Föderation: Information über die Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung zum 1.1.2004 (Informaziya o kreditnih organisaziyah s uchastiem neresidentow na 1 janwarja 2004), Moskau.
EM - Lizenz zur Durchführung von Bankgeschäften mit Edelmetallen
NP - keine Lizenz zur Arbeit mit natürlichen Personen
3 – Generallizenz: Rubel- und Fremdwährungsgeschäfte, nach 2 Jahren auch mit natürlichen Personen, sowie Beteiligungen außerhalb Russlands
2 - Lizenz zur Durchführung von Bankgeschäften in Rubel und in Fremdwährungen
1 - Lizenz zur Durchführung von Bankgeschäften in Rubel
* Lizenztyp:
Standard Bank
29.
Name der Bank
STATISTISCHE INFORMATIONEN
289
290
33,1 33,6 33,1 33,1
33,8 33,1 33,1 32,0
33,8 36,6 34,6 33,3
31,7 32,0 31,0 31,0
30,9 31,2 32,8 33,9
33,6 35,2
47 47 45 46
45 42 42 41
44 49 46 43
40 41 40 40
38 40 41 43
43 45
29 28
33 36 32 31
33 33 36 36
30 29 30 31
30 31 30 33
30 31 28 30
22,7 21,9
25,6 28,1 25,6 24,4
26,2 25,8 27,9 27,9
23,1 21,6 22,6 24,0
22,6 24,4 23,6 25,8
21,1 22,1 20,6 21,6
15 14
15 14 14 14
18 19 16 15
23 23 23 20
26 22 23 21
35 30 30 28
11,7 10,9
12,2 10,9 11,2 11,0
14,3 14,8 12,4 11,6
17,7 17,2 17,3 15,5
19,5 17,3 18,1 16,4
24,6 21,4 22,1 20,1
9 8
10 9 9 10
12 10 11 10
10 10 11 12
12 11 10 11
12 13 13 13
7,0 6,2
8,1 7,0 7,2 7,9
9,5 7,8 8,5 7,7
7,7 7,5 8,3 9,3
9,0 8,7 7,9 8,6
8,5 9,3 9,6 9,4
32 33
27 29 29 29
23 25 26 28
23 23 23 23
20 21 22 22
18 19 20 22
25,0 25,8
22,0 22,7 23,2 22,8
18,3 19,5 20,2 21,7
17,7 17,2 17,3 17,8
15,0 16,5 17,3 17,2
12,7 13,6 14,7 15,8
Umfang der Auslandsinvestition im Stammkapital der Kreditinstituten 1 – 20 % 20 – 50 % 50 – 100 % 100 % Spezifisches Spezifisches Spezifisches Spezifisches Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Gewicht Gewicht Gewicht Gewicht
128 128
123 128 125 127
126 128 129 129
130 134 133 129
133 127 127 128
142 140 136 139
insgesamt
Anmerkungen: ∗ Spezifisches Gewicht zum gesamten Anzahl der Auslandsbanken und Joint Ventures in Russland. Quelle: Zentralbank der russischen Föderation: Bulletin der Bankenstatistik (Bjulleten Bankowskoj Statistiki), Moskau, verschiedene
1999 1.01 1.04 1.07 1.10 2000 1.01 1.04 1.07 1.10 2001 1.01 1.04 1.07 1.10 2002 1.01 1.04 1.07 1.10 2003 1.01 1.04 1.07 1.10 2004 1.01 1.04
Bis zum 1 % Spezifisches Anzahl Gewicht ∗
Tabelle A - 6: Zugelassene Auslandsbanken und Joint Ventures in Russland
STATISTISCHE INFORMATIONEN
6,7
12,1
17,6
22,9
1,1
52,2
30,3
37,4 22,0 22,5
83,2 60,9 9,7
107,6
13,9
65,4
0,5
7,2
38,4
11,4
9,2
28,6
13,0
15,1 30,2
19,4 207,4
30,1
20,5
53,0
Charter fund
4,3
5,7
42,4
0,4
2,6
6,3
15,2 13,4 -1,8
23,6
14,6
7,2
0,5 79,6
24,9
Balance sheet profit (losses)
3,7
5,1
33,5
0,4
2,2
5,2
11,5 11,2 -1,8
16,5
5,3
4,8
0,3 53,5
18,8
Net income (losses)
273,0
123,8
1.452,9
49,3
146,9
502,3
381,7 301,2 104,7
304,2
350,1
466,4
23,9 2.410,0
513,0
Total assets
27,0
0
13,8
0
16,1
14,9
0 11,0 68,1
1,0
0,00003
0
0 187,1
65,0
112,5
18,1
317,2
21,8
54,4
69,2
296,5 27,2 2,4
0
44,3
26,9
20,7 230,4
93,5
197,1
10,1
527,3
35,3
19,5
210,2
233,2 50,3 69,8
57,2
94,5
369,2
0 863,0
24,4
23,3
39,5
224,2
0,5
18,4
74,9
20,9 57,5 5,7
7,1
25,7
22,0
4,0 357,4
119,1
9,7
14,8
378,9
0
0
130,3
25,5 69,5 0,6
9,3
30,3
7,7
0 157,9
182,9
0,2
6,6
275,9
0
0
27,6
0 25,1 0
0,2
2,3
0
0 21,4
39,8
Custoincluding mers Term Private current deposits deposits accounts
* Bewertung der Bilanzsumme zum 1.1.2003
64,7
39,5
573,3
13,0
27,2
314,5
11,2 110,5 3,2
0
137,3
323,9
0 848,6
132,4
GovernCommer- Interbank Interbank ment cial loans credits loans securities
4,7
0
2,6
0
0
0,6
0 0 0
0
1,5
10,9
0 0
29,3
110,0
89,1
861,4
35,5 *
116,4
538,8
447,0 194,9 70,1
335,5
288,5
238,9
32,5 * 1.396,2
474,1
Own Bilanzpromissumme sory zum 01.01. notes 02
Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der russischen Zentralbank und diverser Geschäftsberichte der betreffenden Banken.
272,4
86,8
1.303,5
49,2
146,5
498,4
378,0 212,8 102,9
297,2
226,7
461,5
23,8 1.816,6
439,1
Net assets
Anmerkungen: 1 Euro = 33,11 Rubel (zum 1.1.2003).
ABN AMRO Bank BNP Paribas Bank Citibank Commerzbank (Euroasia) Credit Lyonnais Rusbank Credit Suisse First Boston Deutsche Bank Dresdnerbank HSBC Bank ING Bank (Euroasia) J. P. Morgan Bank International Natexis Banques Populaires Raiffeisenbank Austria Bank Societe General Vostok Westdeutsche Landesbank Vostok
Equity
Tabelle A - 7: Wichtige Finanzkennzahlen der in Russland tätigen Auslandsbanken (zum 1.1.2003, in Mio. Euro)
STATISTISCHE INFORMATIONEN
291
292
13
8
15
11
12
15
6
8
12
13
11
1
9
7
2
Citibank
Commerzbank (Euroasia)
Credit Lyonnais Rusbank
Credit Suisse First Boston
Deutsche Bank
Dresdner Bank
HSBC Bank
ING Bank (Euroasia)
J. P. Morgan Bank International
Natexis Banques Populaires
6
1
2
4
5
9
4
BNP Paribas Bank
10
10
Char ter fund
ABN AMRO Bank
Equity
2
4
7
1
9
11
12
10
8
15
3
13
Balance sheet profit (losses)
3
4
8
1
10
11
12
9
6
15
2
13
Net income (losses)
2
5
12
3
7
10
8
9
11
15
1
13
Total assets
2
5
13
4
6
10
9
7
12
15
1
11
Net assets
1
7
6
10
4
1
3
2
1
11
1
9
4
5
11
2
8
3
1
10
12
14
1
9
5
9
10
2
7
15
1
8
6
13
4
11
5
3
11
8
6
12
7
9
13
15
1
4
GovernCom- Inter- Interment mercial bank bank securities loans credits loans
1
5
12
3
11
6
4
9
7
15
2
13
Customers current accounts
1
1
10
2
9
7
4
8
3
11
1
12
Term deposits
1
1
2
1
1
1
1
3
6
1
1
7
Own promissory notes
Tabelle A - 8: Ränge der 15 Auslandsbanken gemäß dem Scoring-Verfahren
2
6
13
3
7
11
10
9
8
15
1
12
37
63
126
53
107
126
92
105
104
183
32
147
Bilanzsumme Summe zum 01.01. 02
STATISTISCHE INFORMATIONEN
3
5
Bank Societe General Vostok
Westdeutsche Landesbank Vostok
7
3
14
5
6
14
5
7
14
6
4
14
8
3
14
8
1
5
7
6
13
12
3
14
10
2
14
8
10
14
5
6
13
0,65
0,4
0,75
0,55
0,6
1,2
0,48
0,64
0,96
1,04
0,88
0,08
Citibank
Commerzbank (Euroasia)
Credit Lyonnais Rusbank
Credit Suisse First Boston
Deutsche Bank
Dresdner Bank
HSBC Bank
0,2
0,25
0,45
0,32
BNP Paribas Bank
0,5
0,8
ABN AMRO Bank
Char Equity ter fund
0,1
0,9
1,1
1,2
1
0,8
1,5
0,3
1,3
0,1
1
1,1
1,2
0,9
0,6
1,5
0,2
1,3
0,27
0,63
0,9
0,72
0,81
0,99
1,35
0,09
1,17
Balance Net sheet Total income profit assets (losses) (losses)
0,32
0,48
0,8
0,72
0,56
0,96
1,2
0,08
0,88
Net assets
0,3
0,12
0,03
0,09
0,06
0,03
0,33
0,03
0,27
0,16
0,64
0,24
0,08
0,8
0,96
1,12
0,08
0,72
0,1
0,35
0,75
0,05
0,4
0,3
0,65
0,2
0,55
0,4
0,3
0,6
0,35
0,45
0,65
0,75
0,05
0,2
Govern- ComInter- Interment mercial bank bank securities loans credits loans
5
1
4
5
4
14
96
59
175
0,24
0,88
0,48
0,32
0,72
0,56
1,2
0,16
1,04
0,16
0,72
0,56
0,32
0,64
0,24
0,88
0,08
0,96
0,02
0,02
0,02
0,02
0,06
0,12
0,02
0,02
0,14
0,3
0,7
1,1
1
0,9
0,8
1,5
0,1
1,2
3,15
8,17
9,47
7,43
8,14
7,74
13,85
2,16
11,03
BilanzCustoOwn summe mers Term promiszum Summe current deposits sory 01.01. accounts notes 02
Tabelle A - 9: Korrigierte Bankenränge nach der Gesamtheit der Kennzahlen
Quelle: Eigene Berechnungen.
14
Raiffeisenbank Austria
STATISTISCHE INFORMATIONEN
293
294
0,56
0,16
1,12
0,24
0,4
J. P. Morgan Bank International
Natexis Banques Populaires
Raiffeisenbank Austria
Bank Societe General Vostok
Westdeutsche Landesbank Vostok
0,35
0,15
0,7
0,3
0,05
0,1
0,5
0,7
1,4
0,3
0,4
0,8
0,54
0,36
1,26
0,18
0,45
1,08
0,64
0,24
1,12
0,16
0,4
1,04
0,24
0,03
0,15
0,03
0,21
0,18
0,56
0,48
1,04
0,32
0,4
0,88
0,6
0,15
0,7
0,25
0,45
0,5
0,5
0,1
0,7
0,25
0,15
0,55
0,64
0,8
1,12
0,08
0,4
0,96
0,4
0,48
1,04
0,08
0,08
0,8
0,46
0,08
5,05
0,22
0,17
0,26
0,41
0,23
0,12
0,32
0,07
0,06
ComNatexis Credit Credit ING ABN BNP Citi- merzDeut- DresdJ. P. Morgan BanLyon- Suisse HSBC Bank AMRO Paribas ban bank sche ner Bank ques nais First Bank (EuroBank Bank k (EuroBank Bank International PopulaiRusbank Boston asia) asia) res
Quelle: Eigene Berechnungen.
Ranking der Bank
0,5
0,6
1,4
0,2
0,4
0,7
0,1
0,02
0,08
0,02
0,02
0,04
0,5
0,4
1,4
0,2
0,6
1,3
1,77
Raiffeisenbank Austria
6,47
4,75
13,23
2,53
4,57
9,65
0,08
0,14
WestBank deutsche Societe LandesGeneral bank Vostok Vostok
Tabelle A - 10: Ranking der 15. Auslandsbanken nach dem Verfahren der normierbaren Vektoren
Quelle: Eigene Berechnungen.
0,72
ING Bank (Euroasia)
STATISTISCHE INFORMATIONEN
STATISTISCHE INFORMATIONEN
Tabelle A - 11: Ranking der Auslandsbanken nach Bilanzergebnis Balance sheet profit (losses) (zum 1.1. 2003, in Mio. Euro *)
Platz
Citibank
79,6
1
Raiffeisenbank Austria
42,4
2
ABN AMRO Bank
24,9
3
Credit Suisse First Boston
23,6
4
Deutsche Bank
15,2
5
Credit Lyonnais Rusbank
14,6
6
Dresdnerbank
13,4
7
Commerzbank (Euroasia)
7,2
8
ING Bank (Euroasia)
6,3
9
Bank Societe General Vostok
5,7
10
Westdeutsche Landesbank Vostok
4,3
11
J. P. Morgan Bank International
2,6
12
BNP Paribas Bank
0,5
13
Natexis Banques Populaires
0,4
14
HSBC Bank
-1,8
15
Anmerkungen: * 1 Euro = 33,11 Rubel (zum 1.1.2003). Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der russischen Zentralbank und diverser Geschäftsberichte der betreffenden Banken.
295
STATISTISCHE INFORMATIONEN
Tabelle A - 12: Ranking der Auslandsbanken nach Bilanzvolumen Total assets (zum 1.1.2003, in Mio. Euro *)
Platz
Citibank
2.410,0
1
Raiffeisenbank Austria
1.452,9
2
ABN AMRO Bank
513,0
3
ING Bank (Euroasia)
502,3
4
Commerzbank (Euroasia)
466,4
5
Deutsche Bank
381,7
6
Credit Lyonnais Rusbank
350,1
7
Credit Suisse First Boston
304,2
8
Dresdnerbank
301,2
9
Westdeutsche Landesbank Vostok
273,0
10
J. P. Morgan Bank International
146,9
11
Bank Societe General Vostok
123,8
12
HSBC Bank
104,7
13
Natexis Banques Populaires
49,3
14
BNP Paribas Bank
23,9
15
Anmerkungen: * 1 Euro = 33,11 Rubel (zum 1.1.2003). Quelle: Eigene Berechnungen nach Statistik der russischen Zentralbank und diverser Geschäftsberichte der betreffenden Banken.
296
Literaturverzeichnis Achleitner, A.-K. (2000): Handbuch Investment Banking, 2., überarbeitete und erweiterte Aufl., Gabler, Wiesbaden. Adams, M. B. / Tower, C. D. (1994): Theories of Regulation: Some Reflections on the Statutory Supervision of Insurance Companies in Anglo-American Countries, in: The Geneva Papers on Risk and Insurance, Vol. 19, No. 71, S. 156-177. Akerlof, G. (1970): The market for ‘lemons’: Quality Uncertainty and the Market Mechanism, in: Quarterly Journal of Economics, Bd. 84, S. 488-500. Aris, B. (1999): Wating for the Ice to Melt, in: Euromoney, April, S. 74-78. Artopoeus, W. (1994): Soviel unternehmerische Freiheit wie möglich, in: ZfgK, Heft 22, S. 1085-1091. Artopoeus, W. (2002): Die Zukunft der Bankenaufsicht, in: Pitschas, R. (Hrsg.): Integrierte Finanzdienstleistungsaufsicht: Bankensystem und Bankenaufsicht vor den Herausforderungen der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion; Vorträge und Berichte beim Speyerer Wirtschaftsforum an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer 2001, Duncker und Humblot, Berlin 2002. Aschhoff, G. / Henningsen, E. (1995): Das deutsche Genossenschaftswesen – Entwicklung, Struktur, wirtschaftliches Potential, Veröffentlichungen der DG Bank Deutsche Genossenschaftsbank, Bd. 15. 2. Aufl., Frankfurt am Main. Baas, V. (2000): Amerikas Banken auf dem Weg ins 21. Jahrhundert, in: Die Bank, Heft 1, S. 32-34. Baer, H. (1989): Expanded Power after the Crash, in: American Economic Review, Heft 79, S. 156-161. Baer, H. / Mote, L. (1992): The United States Financial System, in: Kaufman, G. (Ed.): Banking Structure in Major Countries, Kluwer Academic Publishers, S. 469-553. Bähre, I. L. (1983): Die Herausforderung der Bankenaufsicht, in: Landesbank Rheinland-Pfalz – Girozentrale (Hrsg.): Banken – Erfahrungen und Lehren aus einem Vierteljahrhundert (1958-1983), Frankfurt/Main, S. 13-27. Bald, J. (1995): Die Rolle von Joint-Ventures in Transformationsprozess Osteuropas: am Beispiel der Russischen Föderation, Lang, Frankfurt/Main et. al. Baltensperger, E. (1988): Die Regulierung des Bankensektors, in: WiSt, Heft 2, S. 53-57. Baltensprerger, E. (1990): The Economic Theory of Banking Regulation, in: Furubotn, E. / Richter, R. (Hrsg.) (1990): The Economics and Law of Banking Regulation, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen, S. 1-31. Bankwatch, T. (October 1998): Thomson Downgrades Ratings for Unexim Bank, http://www.bankwatch.com. Barth, H. / Porlein, N. (2000): Das Gesetz zur Aufhebung des Trennbankensystems in den USA, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, Heft 4, S. 190-192. 297
LITERATURVERZEICHNIS
Bayer, J. (2002): Die neue Bankaufsichtsstruktur in Deutschland, in: Pitschas, R. (Hrsg.): Integrierte Finanzdienstleistungsaufsicht: Bankensystem und Bankenaufsicht vor den Herausforderungen der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion; Vorträge und Berichte beim Speyerer Wirtschaftsforum an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer 2001, Duncker und Humblot, Berlin 2002. BdB (2002): Übersicht über das Bankgewerbe im Euro-Währungsgebiet. Besdudnij M. A. (2002): Risikomanagement und Verbesserung der Bankenaufsicht, in: Bankdienstleistungen (Bankowskije uslugi), Heft 2, S. 2-6. Bessis, J. (2002): Risk Management in Banking, Second Edition, West Sussex, England. Betsch, O. (2003): Finanzindustrie – wo geht es wirklich hin?, in: Betsch, O. / Merl, G. (2003): Zukunft der Finanzindustrie: Das Überdenken von Geschäftsmodellen, Fritz Knapp Verlang, Frankfurt am Main, S. 413-440. Bieg, H. (1983): Bankbilanzen und Bankenaufsicht, München. Bieg, H. (1989): Auswirkungen der Bankrichtlinien der Europäischen Gemeinschaften auf die Bankaktivitäten im Gemeinsamen Markt, in: Ress, G. (Hrsg.): Vorträge, Reden und Berichte aus dem Europa-Institut der Universität der Saarlandes, Nr. 190, Saarbrücken. Bieg, H. (1997): Aktions- und Reaktionsmöglichkeiten der Kreditwirtschaft im Prozeß der Bankregulierung, in: ZfgK, Heft 2, S. 59-63. Blasi, J. / Kroumova, M. / Kruse, D. (1997): Kremlin Capitalism: The Privatization of the Russian Economy, Cornell university Press, Ithaca and London. Blume, H. H. (2000): Sparkassen im Spannungsfeld zwischen öffentlichem Auftrag und kreditwirtschaftlichem Wettbewerb, 1. Auflage, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden. Blumer, A. (1996): Bankenaufsicht und Bankenprüfung: Grundkonzepte, Problemstand und Perspektiven der institutionellen Ausgestaltung ausgewählter Bankenüberwachungssysteme, Haupt, Bern/ Stuttgart/ Wien. Borns, R. (2001): Aufsichtsziele als Basis für die Organisation der Bankenaufsicht, in: Österreichisches BankArchiv, Heft 4, S. 277-284. Boyd, J. / Gentler, M. (1994): Are Banks Dead? Or are the Reports Greatly Exaggerated?, in: Federal Reserve Bank of Minnapolis Quaterly Review, Vol. 18, No. 3, S. 109-131. Bresser, K.-L. (1978): Kontrolle und Vertrauen – gleichermaßen unentbehrlich, in: ZfgK, Heft 1, S. 12-14. Brouwer (1999): Financial Integration in East Asia, Cambrige University Press, Cambrige et al. Buch, C. (1996a): Creating Efficient Banking Systems: Theory and Evidence from Eastern Europe, Kieler Studien Nr. 277, Tübingen. Buch, C. (1996b): Das Bankwesen in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, in: Die Weltwirtschaft, Heft 1, S. 70-91. Budäus, D. (1988): Theorie der Verfügungsrechte als Grundlage der Effizienzanalyse öffentlicher Regulierung und öffentlicher Unternehmen?, in: Budäus, D./ Gerum, E./ Zimmermann, G. (Hrsg.) (1998): Betriebswirtschaftslehre und Theorie der Verfügungsrechte, Gabler, Wiesbaden, S. 45-64.
298
LITERATURVERZEICHNIS
Bühler, W. (1988): Securitisation: Kreditprinzip contra Investmentbanking?, in: Die Bank, Heft 3, S. 129-132. Burghof, H.-P. / Rudolph, B. (1996): Bankenaufsicht: Theorie und Praxis der Regulierung, Gabler, Wiesbaden. Busch, A. (2003): Staat und Globalisierung: Das Politikfeld Bankregulierung im internationalen Vergleich, Westdeutscher Verlag, Wiesbaden. Büschgen H. E. (1970): Universalbanken oder spezialisierte Banken als Ordnungskriterium für das Bankgewerbe der Bundesrepublik Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Sammlung und Verwendung von Kapital, 1. Teil, Köln. Büschgen H. E. (1997): Universalsystem versus Trennbankensystem: Vor- und Nachteile, in: Der Bürger im Staat, 47 Jg., Heft 1, S. 16-21. Büschgen, H. E. (1998): Bankbetriebslehre: Bankgeschäfte und Bankmanagement, 5., vollst. überarb. und erw. Aufl., Gabler, Wiesbaden. Bussmann, J. / Hoock, R. / Ulrich, J. et al. (2003): Ist das Dreisäulensystem noch zukunftsfähig – sektorübergreifende Geschäftsmodelle?, in: Betsch, O. / Merl, G. (2003): Zukunft der Finanzindustrie: Das Überdenken von Geschäftsmodellen, Fritz Knapp Verlag, Frankfurt am Main, S. 263-285. Calomiris, C. (1999): Building an Incentive-Compatible Safety Net, in: Journal of Banking & Finance, Vol. 23, S. 1499-1519. Calomiris, C. W. / Gorton, G. (1991): The Origins of Banking Panics: Models, Facts and Bank Regulation, in: Hubbard, G. R.: Financial Markets and Financial Crisis, Chicago University Press, S. 109-175. Central Bank of Russian Federation (2000): On Bank of Russia Preliminary Results for 1999 and Main Objectives for 2000, Moscow. Central Bank of the Russian Federation (1993): Annual Report 1992, Moscow. Central Bank of the Russian Federation (2003): Banking supervision report 2002, Moskau. Central Bank of the Russian Federation (2004): Banking supervision report 2003, Moskau. Claessens, S. / Claessner, T. (1998): The Internationalization of Financial Services in Asia, WB Policy Research, WB, Washington, D.C. Cohen, B. / Crockett, A. D. (2001): Finanzmärkte und Systemrisiko in Europa, in: Hummel, D. / Breuer, R.-E. (Hrsg.) Handbuch Europäischer Kapitalmarkt, Wiesbaden. Dale (1982): Banking Supervision around the World – Group of Thirty, Washington. Zitiert nach: Pecchioli, R. M. (1989): Bankenaufsicht in den OECD-Ländern: Entwicklungen und Probleme, Baden-Baden, S. 411. Davis, I. (1979): The Management Function in International Banking, MacMillian, London et al. Degenhart, H. (1987): Zweck und Zweckmäßigkeit bankaufsichtlicher Eigenkapitalnormen, Berlin. Deutsche Bundesbank (2003): Monatsbericht Juli 2003, S. 24-25. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Berlin / Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel / Institut für Wirtschaftsforschung Halle (1999): Die wirtschaftliche Lage Russlands. Schuldenstreichung statt Reformen, in: Wochenbericht des DIW, Nr. 19. 299
LITERATURVERZEICHNIS
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Berlin / Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (2000): Russlands Aufschwung in Gefahr, in: Wochenbericht des DIW , Nr. 50. Diamond, D. (1984): Financial Intermediation and Delegated Monitoring, in: Review of Economic Studies, Heft 51, S. 393-414. Diamond, D. W. / Dybvig, P. (1983): Bank Runs, Deposit Insurance and Liquidity, in: Review of Economic Studies, Heft 51, S. 393-414. Diepen, G. / Sauter, W. (1985): Bankbetriebswirtschaftslehre für den Bankkaufmann, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbanden. DIW (2004): Gutachten “Untersuchung der Grundlagen und Entwicklungsperspektiven des Bankensektors in Deutschland (Dreisäulensystem)”, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Berlin. DIW et al. (1998b): Die wirtschaftliche Lage Russlands – Krise offenbart Fehler der Wirtschaftspolitik. In: Wochenbericht des DIW, Nr. 51, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung. Doering, H.-U. (1996): Universalbank – Banktypus der Zukunft: Vorwärts- und Überlebensstrategien für Europas Finanzdienstleister, Haupt: Bern, Stuttgart, Wien. Donaldson (1979): International Lending by Commercial Banks, First printing, Chatham, W&J. Mackay. DSGV (2004): Pressemitteilung 39/ 2004 „DSGV widerspricht DIW-Gutachten“ vom 14.04.2004. Eickhof, N. (1993): Zur Legitimation ordnungspolitischer Ausnahmeregelungen, in: ORDO – Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, Band 44, Lucius & Lucius, Stuttgart, S. 203-222. Eickhof, N. (1997): Staatliche Regulierung und kartellrechtliche Branchenfreistellungen - Zur normativen Analyse und positiven Theorie ordnungspolitischer Ausnahmeregelungen, in: WiSt, 26. Jg., Heft 11, S. 562-567. Eilenberger, G. (1996): Bankbetriebswirtschaftslehre, 6. Auflage, Oldenburg. Eilenberger, G. (1997): Bankbetriebswirtschaftslehre: Grundlagen – internationale Bankleistungen – Bank-Management, 7., durchges. Aufl., Odenbourg, München Wien. Engerer, H. / Schrooten, M. (2001): Institutionen, Finanzsysteme und Transformation. In: DIW Diskussionspapiere, Nr. 264, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin. England, C. (1991): Are Banks Special?, in: Regulation – The Cato Review of Business & Government, Vol. 14, No. 2. Erb, C. / Harvey, C. / Viskanta, T. (1999): New Perspectives on Emerging Market Bonds, in: The Journal of Portfolio Management, Vol. 25, No. 2, Winter, S. 83-92. Erb, T. / Jahraus, J. / Mummert, U. (2000): Konsequenzen der Globalisierung für die Wettbewerbspolitik, Peter Lang, Frankfurt/ Main et al. Eucken, W. / Hensel, K. P. (Hrsg.) (1990): Grundsätze der Wirtschaftspolitik, 6., durchgesehene Aufl., Mohr, Tübingen. Europäische Zentralbank (2000): WWU und Bankenaufsicht, in: Monatsbericht, April 2000.
300
LITERATURVERZEICHNIS
European Bank for Reconstruction and Development (EBRD) (2002): Transition Report 2002, London. Fabozzi, F. J. / Modigkiani, E. (1996): Capital Markets – Institutions and Instruments, 4. Aufl., Englewood Cliffs. FAZ (1994): Kapitalmärkte in Mittel- und Osteuropa, Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH Informationsdienste, Manager Magazin Verlaggesellschaft mbH, Hamburg. Fischer / Rudolph (2000): Grundformen von Finanzsystemen, in: Obst/ Hintner (2000): Geld-, Bank- und Börsenswesen 40. Auflage, Hrsg. von Hagen, J. und von Stein, J. H., Stuttgart. Flannery, M. J. (1998): Using Market Information in Prudential Bank Supervision: A Review of the U.S. Empirical Evidence, in: Journal of Money, Credit, and Banking, Vol. 30, No. 3, S. 273-305. Franke, D. (2003): Größte Banken der Welt: US-Institute demonstrieren ihre Stärke, in: Die Bank, Heft 10, S.656-659. Franz, M. P. (1999): Success despite a National Crisis, in: The Guide to Russia 1999, published with the September 1999 issue of Euromoney, S. 6-7. Fritsch, M. / Wein, T. / Ewers, H.-J. (1999): Marktversagen und Wirtschaftspolitik, 3. Aufl., München. FRS (1997): 84th Annual Report, Board of Governors of the Federal Reserve System, Washington D.C. Fuhrmann, W. / Sauermann H. (2001): Zum Bankensystem im Transformationsprozess, in: Eickhof, N./ Linkov A.J./ Tabatschnikas (2001): Sozioökonomischer Wandel in Transformationsländern, Reformen auf dem Prüfstand, Brandenburgische Hochschulschriften, Potsdam. Furash & Company (Ed.) (1994): Banking’s Role in Tomorrow’s Payments System. Ensuring a Role for Banks. A Study prepared for the Banking Research Fund on behalf of the Payments System Committee of the Bankers Roundtable, Vol. 1, Washington D.C. Gamerdinger, D. (1993): Finanzplatz Deutschland, in: ZfgK, Heft 25, S. 717-718. Geemidis, D. / Michalet, C.-A. (1984): International Banks and Financial Markets in Developing Countries, OECD, Paris. Golikovа J. / Hochlenkovа М. (2002): Das neue Gesetz über die Bank Russlands: Vor- und Nachteile, in: Bankgeschäft in Moskau (Bankowskoje delo w Moskwe), Heft 11 (95), S. 3-10. Goodhart, C. et al. (1998): Fanincial Regulation: why, how, and where now?, Bank of England, London/New York. Goskomstat (Staatlicher Statistikausschuss Russlands) (2000): Socialnoekonomiceskoje polozenie Rossii, janvar'-ijul' 2000 goda, Moskau. Greenwood, J. / Jovanovic, B. (1990): Financial Development, Growth of Income, in: Journal of Political Economy, October, Vol. 98, No. 5, S. 1076-1107. Grill, W. / Gramlich, L. / Eller, R. (1995): Gabler-Bank-Lexikon, 11., vollst. neu bearb. u. erw. Aufl., Gabler, Wiesbaden, S. 722-723, 978-979, 1420-1423. 301
LITERATURVERZEICHNIS
Hahn, O. (1980): Die Unternehmensphilosophie einer Genossenschaftsbank, Schriften zur Kooperationsforschung, B. Vorträge, Bd. 11. Tübingen. Hansen, M. (1987): Deutsche und japanische Banken in Südasien und ihre Bedeutung für deutsche und japanische Direktinvestitionen und Handelsaktivitäten, Diss., Papyrus-Druck GmbH. Hartmann-Wendels, T. / Pfingsten, A. / Weber, M. (2000): Bankbetriebslehre, 2. überarbeitete Aufl., Berin Heidelberg. Hartmann-Wendels, T. et. al. (1998): Bankbetriebslehre, Berlin/ New York. Hein (1993): Einführung in die Bankbetriebslehre, 2. Aufl., München. Heß, S. / Kern, H. (1997): Ansätze zu einer allgemeingültigen Marktbearbeitungsstrategie für osteuropäische Bankenmärkte, in: Österreichisches BankArchiv, Heft 1, Januar 1997, S. 47-53. Huang (1992): Bankenregulierung und Wettbewerbsfähigkeit. Eine komparative Analyse der Schweiz und der EG, Paul Haupt, Bern. Hughes, J. P. (2000): Are Scale Economies in Banking Elusive or Illusive? Evidence obtained by Incorporating Capital Structure and Risk-Taking into Models of Bank Production, Working Paper No. 00-04, Federal Reserve Bank of Philadelphia. Hummel, D. (1999): Neoinstitutionalismus in der Finanzierungs- und Banktheorie, in: Edeling/ Jann/ Wagner (1999): Institutionenökonomie und Neuer Institutionalismus, Interdisziplinäre Organisations- und Verwaltungsforschung, Opladen. Hummel, D. (1999a): Strategien für Auslandsbanken in Osteuropa und Russland, in: Welfens, P./ Gloede, K./ Strohe, H. G./ Wagner, D. (Hrsg.): Systemtransformation in Deutschland und Russland: Erfahrungen, ökonomische Perspektiven und politische Optionen, Heidelberg, S. 359-390. Hummel, D. (1999b): Konsequenzen der Russlandskrise für den europäischen Kapitalmarkt, in: Tagungsband, St. Petersburg. Hummel, D. (2001): Integration und struktureller Wandel des Europäischen Kapitalmarktes, in: Hummel, D. / Breuer, R.-E. (Hrsg.) (2001): Handbuch Europäischer Kapitalmarkt, Wiesbaden. Hummel, D. (2001): Kapitalflucht aus Russland – Ursache und Konsequenzen aus deutscher und internationaler Sicht, Konferenzbericht: Finanzakademie der Regierung der russischen Föderation, Moskau, März 2001. Hummel, D. / Blisse, H. (2002): Zur Entwicklung deutscher Kreditgenossenschaften. In: Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen, 52. Jg., S. 113-130. Hummel, D. / Blisse, H. (2002): Zur Entwicklung deutscher Kreditgenossenschaften, in: ZfgG, Bd. 52 (2002), Heft 2, S. 114-130. Hummel, D. / Plakitkina, J. (2003): Banken in Russland, Universität Potsdam, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre - Schwerpunkt Finanzierung und Banken, Diskussionsbeitrag Nr. 11, Potsdam. Hummel, D. / Plakitkina, J. (2004a): Russisches Bankensystem: Wachstum und Strukturrisiken, in: Österreichisches BankArchiv, Heft 6, Juni 2004. 302
LITERATURVERZEICHNIS
Hummel, D. / Plakitkina, J. (2004b): Wettbewerbsumfeld für Auslandsbanken in Russland, Universität Potsdam, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre - Schwerpunkt Finanzierung und Banken, Diskussionsbeitrag Nr. 14, Potsdam. Hummel, D. / Steden, P. (1997): Das Bank- und Börsenwesen der USA, Universität Potsdam, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre - Schwerpunkt Finanzierung und Banken, Diskussionsbeitrag Nr. 4, Potsdam. Hummel, D . / Steden, P. (2001): Frühwarnsysteme für die externe Bankenbeobachtung – Bedarf und Entwicklungsansätze, in: Handbuch Bank-Controlling, 2. Auflage, Wiesbaden. International Monetary Fund (2003a): Germany: Financial System Stability Assessment, including Reports on the Observance of Standards and Codes on the following topics: Banking Supervision, Securities Regulation, Insurance Regulation, Monetary and Financial Policy Transparency, Payment Systems, and Securities Settlements, IMF Country Report No. 03/343, Washington D.C., November 2003. International Monetary Fund (2003b): Japan: Financial System Stability Assessment and Supplementary Information, IMF Country Report No. 03/287, Washington D.C., September 2003. International Monetary Fund (2003c): United Kingdom: Financial System Stability Assessment, including Reports on the Observance of Standards and Codes on the following topics: Banking Supervision, Securities Regulation, Insurance Regulation, Monetary and Financial Policy Transparency, Payment Systems, and Securities Settlements and AntiMoney Laundering and Countering Terrorist Financing, IMF Country Report No. 03/46, Washington D.C., February 2003. Jacklin, C. J. / Battacharya, S. (1988): Distinguishing Panic and Information Based Bank Runs: Welfare and Policy Implications, in: Journal of Political Economy, Heft 96, S. 568-597. Jacob, A.-F. (1996): Investment Banking: Bankpolitik, Methoden und Konzepte, Gabler, Wiesbaden. Jaffe, D. (1989): Money, Banking and Credit, New York. Kareken, J. (1992): Regulation of Commercial Banking in the United States, in: Newman, P. / Milgate, M. / Eatwell, J. (Hrsg.): The New Palgrave Dictionary of Money & Finance, Macmillian, London 1992, S. 315-320. Kazmin, A. (1992): The Countours of a New Banking System in the Dissolving Soviet Union. In: Bank-Archiv, Nr. 2, S. 113-122. Khademian, A. (1996): Checking on Banks. Autonomy and Accountability in Three Federal Agencies, Brookings Institution Press, Washington D.C. Kieler Diskussionsbeiträge (1994): Die wirtschaftliche Lage Russlands und WeissrusskandsBeschleunigte Talfahrt durch verschleppte Reformen, 4.Bericht, hrsg. Vom Deutschen Institute für Wirtschaftsforschung, Berlin, Institute für Wirtschaftsforschung, Halle, Institut für Weltwirtschaft, Kiel, Kieler Diskussionsbeiträge, Nr. 232, Kiel. Klein, D. (1998): Die Bankensysteme der EU-Länder, 3. Auflage, Fritz Knapp Verlang, Frankfurt am Main.
303
LITERATURVERZEICHNIS
Klingebiel, D. (1996): Die langfristige Risiko- und Ertragsstruktur von Kreditinstituten im Universal- versus Trennbanksystem, Papierflieger, Clausthal-Zellerfeld. Knipper / Landgraff / Otto / Potthoff (2003): Russland reizt deutsche Banken, in: Handelsblatt, Nr. 226 vom 24.11.2003. Knorr, A. (1999): Staatliche Bankenaufsicht – eine effiziente Institution?, in: ORDO – Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, Band 50, Lucius & Lucius, Stuttgart, S. 345-369. Koch, T. W. / Macdonald, S. S. (2003): Bank Management, 5th Edition, Mason, Ohio. Kohn, M. (2004): Financial Institutions and Markets, Second Edition, New York – Oxford. Körnert, J. (1998): Dominoeffekte im Bankensystem – Theorien und Evidenzen, Berlin. Koslow, А. A. (2002a): Fragen der Modernisierung des Bankensystems Russlands, in: Geld und Kredit (Dengi i Kredit), Heft 6, S. 10-15. Koslow, А. A. (2002b): Für die Modernisierung des Bankensystems hat man 3 Jahre, in: Bankwesen in Moskau (Bankowskoje Djelo w Moskwe), Heft 7 (91), S. 6-10. Krabicher, T. / Krauß, I. (2003): Konsolidierung im europäischen Bankenmarkt, Institut für Bankinformatik und Bankstrategie an der Universität Regensburg. Krümmel, H.-J. (1983): Bankenaufsichtsziele und Eigenkapitalbegriff, Frankfurt/Main. Krümmel, H.-J. (1984): Schutzzweck und Aufsichtseingriffe: Über den Run auf die Bankenschalter und seine Verhinderung, in: Kredit und Kapital, Heft (17) 4, S. 479-489. Krumnow, J. / Gramlich, L. (Hrsg.) (1999): Gabler-Bank-Lexikon: Bank – Börse – Finanzierung, 12., vollst. überarb. und aktualisierte Aufl., Gabler, Wiesbaden, S. 130, 168-173, 590593, 640-643, 838-839, 865-867, 956, 1190-1191. Krupp, H.-J. (2001): Umorganisation der Bankenaufsicht, Mittelstand und Bundesbankstruktur, in: Wirtschaftsdienst, Heft 11, S. 83- 86. Kuhn, R. L. (1990): Investment Banking and Risk Management – Volume I of the Library of Investment Banking, Homewood. Lazard Asset Management (2000): Bankenlandschaft ohne Sparkassen? Die Wettbewerbsbeschwerde gegen Anstaltslast und Gewährträgerhaftung, Studie Lazard Asset Management (Deutschland), Frankfurt am Main. Levine, R. (1994): Financial Sector Policies: Analytical Framework and Recommendations, Draft, World Bank, Washington. Levine, R. (1996): Financial Development and Economic Growth: Views and Agenda, WB Policy Research, WB, Washington, D.C. Ljuljtschew, D. (1992): Neuere Entwicklung im Sowjetischen Bankenwesen (einschließlich Notenbank), hrsg. Von der Landeszentralbank Schleswig-Holstein, Kiel. Löwe, C. (1999): Zukunft des Investment Banking, in: Historische Wurzeln und Zukunftsperspektiven des Investment Banking, Bankhistorisches Arhiv, Beiheft 35, S. 23-31. Manewitsch В. Е. (2002): Über die Entwicklungsstrategie des Bankensektors Russlands, in: Business und Banken (Bisnes i banki), Heft 10 (592), S. 1-2. Martini, E. (1994): Das deutsche Universalbankprinzip: ein Vorteil im internationalen Wettbewerb, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, Heft 4, S. 25-29. 304
LITERATURVERZEICHNIS
Mayer, H. (1981): Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen, Düsseldorf. McKinnon (1973): Money and Capital in Economic Development, Brookings Institution, Washingston D.C. Meister, E. (1999): Allow Banks to Fail! – Statement vor dem Symposium der Universität Frankfurt, in Frankfurt/Main, am 1. Februar 1999, in: Deutsche Bundesbank (Hrsg.): Auszüge aus Presseartikeln, Nr. 7, S. 7-8. Meister, E. (2000a): Bankenaufsicht und Wettbewerb, in Krahnen / Rudolph (Hrsg.): Zukunft der Universalbank, S. 63-74. Meister, E. (2000b): Die Überwachung der Eigenkapitalvorschriften ist mit Basel II nicht abgeschlossen, in: Zeitschrift für gesamte Kreditwesen, Heft 23, S. 1390-1396. Meltzer, A. (1967): Major Issues in the Regulation of Financial Institutions, in: Journal of Political Economy, Heft (75) 4, Supplement S. 482-500. Mishkin, F. S. (2004): The Economics of Money, Banking and Financial Markets, Seventh Edition, Boston – San Francisco – New York – London u. a. Morschbach (1996): Zur Rentabilität von Auslandsfilialen, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, 46. Jg. 1996, S. 256 - 258. Möschel, W. (1975): Bankenrecht und Wirtschaftsordnung, in: BB, Heft 23, S. 1025-1030. Mülhaupt, L. (1961): Ansatzpunkte für eine Theorie der Kreditbank, in: Jahrbuch für Sozialwirtschaft, Band 12, S. 132-143. Müller, H. (1993): Finanzmärkte in Transformationsprozess: Eine Untersuchung am Beispiel Polens, Ungarns, Tschechiens und Russlands, Deutscher Sparkassenverlag, Stuttgart. Naumtschenko, O. (1993): Das russische Bankensystem im Wandel, in: Österreichisches Bankarchiv, Heft 4, April, S. 277-281. Neuberger (1994): Kreditvergabe durch Banken, Tübingen. o. V. (1999a): Bankenaufsicht, in: Gabler Bank Lexikon, Stichwort „Bankenaufsicht“, S. 138. o. V. (2002): Gespräch mit dem ersten Vizepräsident des Regionalen Verbands Russischer Banken Herrn Kiewskij, in: Bankwesen (Bankowskoje delo), Heft 10, S. 25-28. o. V. (2002a): Informationen vom XI. Internationalen Bankenkongress, in: Geld und Kredit (Dingi i Kredit), Heft 6, 2002. o. V. (2002b): Botschaft des Präsidenten der Russischen Föderation „Russland muss konkurrenzfähig sein“ vom 18. April 2002, in: Russische Zeitung (Rossijskaya gaseta), Heft 71, 19.04.2002, S.2. o. V. (2004): Staatliche Banken erhielten erneut das Vertrauen der Depositenbesitzer (Wkladtchiki obreli dowerije w gosbanki), in: Zeitung „Wedomosti“ vom 10.8.2004. Obst / Hintner (2000): Geld-, Bank- und Börsenwesen, Handbuch des Finanzsystems, 40., völlig überarb. Aufl., Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart. OCC (o.J.): Bank Regulation and Supervision, Office of the Comptroller of the Currency, Washington D.C. Papenfuß, H. (1999): Beschreibungsmodi für Finanzsysteme: wie beschreibt man Finanzsysteme?, Lang Verlag, Frankfurt am Main.
305
LITERATURVERZEICHNIS
Paul, S. (2000): „Qualitative“ Bankenaufsicht – „Königsweg“ der Regulierung?, in: Perspektiven der Wirtschaftspolitik, Bd.1, Heft 3, S. 281-299. Paul, S. / Süchting, J. (1998): Bankmanagement, 4., vollst. überarb. und erw. Aufl., SchäfferPoeschel Verlag, Stuttgart. Paul, S. / Süchting, J. (2002): Theoriediskussion in der Bankbetriebslehre, Banking & Finance aktuell Band 9, Frankfurt am Main. Pearce, J. L. (1991): The Future of Banking, Yale University Press, New Haven. Pecchioli, R. M. (1989): Bankenaufsicht in den OECD-Ländern: Entwicklungen und Probleme, Baden-Baden. Peltzmann, S. (1976): Towards a More General Theory of Regulation, in: Journal of Law and Economics, Vol. 19, No.2, S. 211-240. Pitschas, R. / Gille, S. (2002): Allfinanzaufsicht in der EU und in Deutschland, in: Pitschas, R. (Hrsg.): Integrierte Finanzdienstleistungsaufsicht: Bankensystem und Bankenaufsicht vor den Herausforderungen der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion; Vorträge und Berichte beim Speyerer Wirtschaftsforum an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer 2001, Duncker und Humblot, Berlin 2002. Plakitkina, J. (2003a): Western Prudential Regulation: Consequences and Adaptation in the Russian Banking System, in: Hummel, D./ Beloglazowa, G. (Hrsg.): Bank- und Börsenwesen in Russland und Deutschland, St. Petersburg. Plakitkina, J. (2003b): Bankenregulierung: Internationale Erfahrungen und Bedeutung für Russland (Bankowskoe regulirowanije i nadsor: analis sarubezjnoj i rossijskoj praktiki), Nedra Communications Verlag, Moskau. Plakitkina, J. (2004): Zur Wettbewerbssituation im Geschäftsbankensystem Russlands: Clusteranalyse und Strukturrisiken, in: Tagungsband der Universität für Wirtschaft und Finanzen, St. Petersburg. Pohl, M. (1986): Entstehung und Entwicklung des deutschen Universalbanksystems. Konzentration und Krise als wichtige Faktoren, Schriftenreihe des Instituts für bankhistorische Forschung, Band 7, Frankfurt am Main. Pohl, M. (1991): Die Entstehung und Entwicklung des Universalbanksystems seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, in: Kloten, N. / Stein, J. H. von (Hrsg.), Obst / Hinter: Geld-, Bankund Börsenwesen, 38. Auflage, Stuttgart, S. 151-157. Posner, R. (1974): Theories of Economic Regulation, in: Bell Journal of Economics and Management Science, Vol. 5, No.2, S. 335-358. Postlewaite, A. / Vives, X. (1987): Bank Runs as an Equilibrium Phenomenon, in: Journal of Political Economy, Heft 95, S. 485-591. Priewasser, E. (2001): Bankbetriebslehre, 7. erw. und vollst. überarb. Aufl., Oldenburg, München, Wien. Raiffeisenbank Austria Research (2004): „Priority Directions for Foreign Banks in Russia“, Moskau, März 2004.
306
LITERATURVERZEICHNIS
Randall, R. (1993): Safeguarding the Banking System from Financial Cycles, in: Randall, R. (Hrsg.): Safeguarding the Banking System in an Environment of Financial Cycles, Proceedings of a Symposium held in November 1933, Boston, S. 17-64. Reimpell, P. (1990): Strategien deutscher Banken im Investment Banking, in: Die Bank, Heft 9, S. 488-490. Reinhold, A. (1996): Der Bankbetrieb: Lehrbuch und Aufgaben, 14., völlig neu konzipierte Aufl., Gabler, Wiesbaden. Reinicke, W. (1995): Banking, Politics and Global Finance. American Commercial Banks and Regulatory Change 1980-1990, Elgar, Aldershot. Rolfes, B. (1999): Gesamtbanksteuerung, Stuttgart. Rombach, E. (1993): Finanzintermediation und Bankregulierung. Diss. Universität St. Gallen, Rosch-Buch, Hallstadt. Röpke, J. (1992): Wirtschaftlicher Wandel und genossenschaftliches Unternehmertum. In: Marburg Consult für Selbsthilfeförderung (Hrsg.): Genossenschaftliche Selbsthilfe und struktureller Wandel - Beiträge zur Diskussion mit der Praxis, Theorie und Praxis der Selbsthilfeförderung, Serie A-9, Marburg, S. 13-33. Rose, P. S. (1995): Commercial Bank Management, 3rd Edition, Chicago – Bogotá – Boston – London u. a. Sarrazin, J. (1994): Universalbanken – Anker in der Krise, in: Die Bank, Heft 3, S. 137-139. Saunders, A. / Allen, S. (2002): Credit Risk Measurement, Second Edition, New York 2002. Scheidl, K. (1991): Die Geschäftsbanken, in: Kloten, N. / Stein, J. H. von (Hrsg.), Obst / Hinter: Geld-, Bank- und Börsenwesen, 38. Auflage, Stuttgart, S. 179-223. Schierenbeck, H. (1987): Institutionelle Bankbetriebslehre: Eine Einführung in die institutionellen Grundlagen des Geld-, Finanz- und Bankwesens, C. E. Poeschel Verlag, Stuttgart. Schierenbeck, H.: Ertragsorientiertes Bankmanagement, verschiedene Aufl. von 1992 bis 2002, Wiesbaden. Schinasi, G. (1999): Systemic Aspects of Recent Turbulence in Mature Markets, in: Finance & Development, Vol. 63, S. 30-33. Schleider, S. (1994): Wer ist SWIFT?, in: FAZ (1994), S. 169. Schmidt, I. (1993): Wettbewerbspolitik und Kartellrecht, 4. Aufl., Stuttgart. Schönauer, F. (2003): Gute Arbeit in riskanten Zeiten, in: Handelsblatt vom 14. Mai 2003, S. B1. Schönfelder, B. (1991): Theorien über Schalterstürme und geeignete Gegenmaßnahmen, in: Kredit und Kapital, Heft 4, S. 508-523. Schumpeter, J. A. (1987): Die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, 7. Aufl., Duncker & Humblot, Berlin. Schuster, L. (1994): Investment Banking, in: Schierenbeck, H. (Hrsg.): Bank- und Versicherungslexikon, 2. Aufl., München, S. 355-360. Schuster, L. (1999): Interkulturelles Bankmanagement, in: Kutschker, M. (1999): Perspektiven der internationalen Wirtschaft, Gabler, Wiesbaden, S. 305-310.
307
LITERATURVERZEICHNIS
Simanowskij A. J. (2002): Zur Frage der Erhöhung der Effektivität der Bankenaufsicht“, in: Geld und Kredit (Dengi i Kredit), Heft 9, 2002, S. 3-9. Sinesky, A. / Politoski, J. / Naef, R. (2002): Bankgewerbe in den Vereinigten Staaten: Die Strukturen brechen auf, in: Die Bank, Heft 8, S. 510-513. Sinkey, J. F., Jr . (1992): Commercial Bank Financial Management, New York. Standard & Poor´s Ratingsdirect (2003a): Bank Industry Risk Analysis: Russia, April 2003. Standard & Poor´s Ratingsdirect (2003b): Search for Sustainable Profits Key for Russia's Banks, September 2003. Steden, P. (2002): Marktorientierte Bankregulierung: eine ökonomische Analyse unter besonderer Berücksichtigung der Einlagensicherung, Verlag Wissenschaft & Praxis Dr. Brauner GmbH, Sternenfels. Stein, H. J. von (1998): Das Bankensystem in Deutschland , in: Naßmacher, K.-H. / Stein, H. J. von / Büschgen, H.-E. (1998): Banken in Deutschland – Wirtschaftliche Grundinformationen, Leske + Budrich, Opladen, S. 35-49. Stein, J. H. von / Gärtner, U. (1992): Stichwort „Bankbetrieblehre“, in: Gabler-WirtschaftsLexikon, 13., vollst. überarb. Aufl., Gabler, Wiesbaden. Steiner, M. (2003): Entwicklungen des US-Bankensystems und der Gramm Leach Bliley Act, in: Die Bank, Heft 1, S. 8-13. Stigler, G. (1971): The Theory of Economic Regulation, in: Bell Journal of Economics and Management Science, Vol. 2, No. 1, S. 3-21. Stillhart, G. (2002): Theorie der Finanzintermediation und Regulierung von Banken, Haupt, Bern - Stuttgart - Wien. Stober, R. (2002): Wirtschaftsaufsicht und Bankenaufsicht, in: Pitschas, R. (Hrsg.): Integrierte Finanzdienstleistungsaufsicht: Bankensystem und Bankenaufsicht vor den Herausforderungen der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion; Vorträge und Berichte beim Speyerer Wirtschaftsforum an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer 2001, Duncker und Humblot, Berlin 2002. Suchanek, A. (1999): Richtige Politik mit rationalen Prinzipien, in: FAZ vom 6.11.1999, S. 15. Süchting, J. (1992): Bankmanagement, 3. Auflage, Stuttgart. Süchting, J. / Paul, S. (1998): Bankmanagement, 4., vollständig neu konzipierte und wesentlich erweiterte Auflage, Stuttgart. Tichy, G. (1990): Bankengröße und Effizienz, in: Kredit und Kapital, Heft (23) 3, S. 358-388. Tilly, R. (1989): Banking Institutions in Historical and Comparative Perspective: Germany, Great Britain and the United States in the Nineteenth an Early Twentieth Century, in: Journal of Institutional and Theoretical Economics, Heft 145, S. 189-209. Tuchtfeld, E. (1982): Wirtschaftspolitik, in: Albers, W. et al. (Hrsg.): Handwörterbuch der Wirtschaftwissenschaft (HdWW), Band 9, Stuttgart, S. 178-206. Varga, W. (2002): Überwindung der Bankenkrise in Russland – Kapitalmarktperspektiven, in: Welfens, P. J. J. / Wiegert, R. (2002): Transformationskrise und neue Wirtschaftsreformen in Russland, Wissenschaftliche Beträge, Vol. 186, Physica-Verlag, Heidelberg – New York, S. 165-171. 308
LITERATURVERZEICHNIS
Viermetz, K. (1993): The Interrelationships between Western and Eastern Capital Markets, in: Österreichisches BankArchiv, Heft 12, Dezember, S. 952-960. Vinogradov, V. (1996): Russlands Banken begrüßen Stabilitätskurs. In: Börsen-Zeitung, Nr. 19 v. 27.1.1996, S. 18. Vostrikov, P. (1999): Die Finanzmärkte und das Bankensystem Russland im Jahre 1999, Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien, Köln, Aktuelle Analysen, Nr. 3, S. 1-5. Waschbusch, G. (2000): Bankenaufsicht: die Überwachung der Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsinstitute nach dem Gesetz über das Kreditwesen, Oldenbourg, München Wien. Weber, R. (1995): Außenwirtschaft und Systemtransformation: Zur Bedeutung der Zahlungsbilanzrestriktion im Übergang von der Zentralplanwirtschaft zur Marktwirtschaft, Stuttgart, Jena und New York. Weber, R. (1999): Währungs- und Finanzkrisen: Ursachen und Lehren für Transformationsländer, in: ORDO – Jahresbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, Bd. 50, Lucius & Lucius, Stuttgart, S. 371-404. Wedew, A. L./ Lawrentiewa, I. W. (2003): Russisches Bankensystem in der Übergangsperiode (Rossijskaya bankowkaya sistema w perehodnij period), Moskau. Welfens, P. J. J. (1999): Analyse der Russischen Transformationskrise 1998, in: Welfens, P. J. J./ Gloede, K./ Strohe, H. G./ Wagner, D. (Hrsg.): Systemtransformation in Deutschland und Russland: Erfahrungen, ökonomische Perspektiven und politische Optionen, Heidelberg. Welfens, P. J. J. (1999): EU Eastern Enlargement and the Russian Transormation Crisis, Berlin – Heidelberg. Wiegert, R. (2003): Russia´s Banking System, the Central Bank and the Exchange Rate Regime, Vortrag, Workshop „Bank- und Finanzbeziehungen in Europa und die Integration Russlands“ veranstaltet von der Universität Potsdam, Lehrstuhl für Finanzierung und Banken, 11.-12. Juli 2003. Wolf-Wacker, E. (1987): Zur Begründung und Ausgestaltung von Bankenaufsicht, Diss., München. Woody, K. J. (1990): Soviet Banking and Finance, First published, Woodhead-Faulkner, New York et al. Zentralbank der russischen Föderation (Bank Russlands): Bulletin der Bankenstatistik (Bjulleten Bankowskoj Statistiki), Moskau, verschiedene Jg. Zentralbank der russischen Föderation (Bank Russlands): Entwicklungskonzept für den Bankensektor Russlands v. 30.12.2001 u. 11.02.2004, Moskau. Zentralbank der russischen Föderation (Bank Russlands): Information über die Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung (Informaziya o kreditnih organisaziyah s uchastiem neresidentow), Moskau, verschiedene Jg.
309
LITERATURVERZEICHNIS
Zentralbank der russischen Föderation (Bank Russlands): Statistische Information über die größte Banken (Svodnaya statisticheskaya informaziya po krupnejschim bankam), Moskau, verschiedene Jg. Zheng, Y. (1997): Das Wirtschaftsrecht Chinas, 1. Aufl., Nomos, Baden-Baden. Ziegler, W. (1998): Die Sparkassen und ihre Zukunft, in: Naßmacher, K.-H. / von Stein, H. J. / Büschgen, H.-E. (1998): Banken in Deutschland – Wirtschaftliche Grundinformationen, Leske + Budrich, Opladen, S. 81-96. Zweifel, P. / Eisen, R. (2000): Versicherungsökonomie, Springer, Berlin - Heidelberg.
310
Schriftenreihe Finanzierung und Banken Herausgeber: Prof. Dr. Detlev Hummel Band
1:
Band
2:
Band
3:
Band
4:
Band
5:
Band
6:
Band 7:
Roland Hübner: Terminbörsliche Immobilienderivate für Deutschland; 2002. Philip Steden: Marktorientierte Bankenregulierung. Eine ökonomische Analyse unter besonderer Berücksichtigung der Einlagensicherung, 2002. Marc Brüning: Corporate Finance als europäische Option im mittelstandsorientierten Bankgeschäft, 2002. Peter Claudy: Projektfinanzierungen in Emerging Markets. Eine institutionenökonomische Analyse, 2002. Sven Deglow: Vertriebs-Controlling in Bausparkassen. Aufgaben und Instrumente einer Controlling-Konzeption zur Koordination der Vertriebswege, 2003. David Mbonimana: Internationalisierungsstrategien von Banken – Kooperation versus Akquisition. Eine historische und vergleichende Analyse am Beispiel deutscher Großbanken, 2005. Julia Plakitkina: Bankenstrukturen und Systemrisiken. – eine ökonomische Analyse Russlands im internationalen Vergleich, 2005.