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German Pages [272] Year 2010
Anna Maria Grünfelder
Arbeitseinsatz für die Neuordnung Europas Zivil- und ZwangsarbeiterInnen aus Jugoslawien in der „Ostmark“ 1938/41–1945
Böhlau Verlag Wien · Köln · Weimar
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Inhaltsverzeichnis Einleitung ....................................................................................................... A. Forschungsstand ...................................................................................... B. Quellendiskussion ...................................................................................... 1. Unveröffentlichte Quellen ....................................................................... 2. Briefe in einem Privatarchive .................................................................. 3. ZeitzeugInnen ......................................................................................... 4. Gedruckte Quellen .................................................................................. 5. Zeitungen ................................................................................................
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C. Arbeitsmigration ........................................................................................ 1. Jugoslawien .................................................................................................. 2. Arbeitskräftebezug aus dem Unabhängigen Staat Kroatien Vorgeschichte: Der Unabhängige Staat Kroatien zwischen dem Deutschen Reich, Italien und Ungarn – Teilhabe an der Macht versus Abhängigkeit und Willfährigkeit ....................................................... 2.1 Die Beziehungen des Deutschen Reiches zum Unabhängigen Staat Kroatien ................................................................ 2.2 Die Beziehungen zwischen Italien und dem Unabhängigen Staat Kroatien ................................................................ 2.3 Ungarn und der Unabhängige Staat Kroatien ........................................ 2.4 Begriffserklärungen zum Unabhängigen Staat Kroatien ........................ 2.4.1 Verfassung des NDH ..................................................................... 2.4.2 Politisches System .......................................................................... 2.4.3 Nationale Zusammensetzung der Bevölkerug ................................ 2.5 Abkommen über die Entsendung von Arbeitskräften vom 8. Mai 1941 .................................................................................... 2.5.1 Staatliche Implementierung des Abkommens über die Entsendung von Arbeitskräften durch den NDH: Freiwilligkeit und Druck ................................................................ 2.5.2 „Wilde“ Razzien und Deportation – Methode zur „ethnischen Säuberung“ ............................................ 2.5.3 Konzentrationslager der Ustascha als Arbeitskräftereservoir ......... 2.5.4 Arbeitseinsatz statt Militär(ersatz)dienst........................................ 2.5.5 Arbeitskräftereservoir – „Untragbare und schädliche Elemente“... 2.5.5.1 Exkurs: Die Organisation des Kommunistischen „Volksaufstandes“................................................................
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2.6 Gemeinsame kroatisch-deutsche Arbeiteraushebungen auf dem Territorium des Unabhängigen Staates Kroatien ..................... 85 2.7 Deutsche Arbeiteraushebungen auf dem Territorium des NDH ............ 88 2.7.1 Bandenbekämpfung – Razzien deutscher Stellen in Kroatien ........88 2.7.2 Kleinkriminalität als Vorwand für die Deportation – Strafverbüßung im Deutschen Reich ............................................ 94 2.7.3 Deutsche Einberufungen zum Militärdienst und zum Militärersatzdienst ........................................................................ 96 2.7.4 Deutsche Wiedereinberufung und Übernahme der Initiative für die Arbeiteraushebungen ......................................................... 97 2.7.5 Deutsch-kroatisch-italienische Offensiven gegen die Partisanenarmee ...................................................................... 98 2.7.5.1 Die Kinder der Kozara .................................................... 101 2.7.6 Kroatische Arbeitskräfte aus den besetzten Ländern Europas .... 111 3. Entsendung von Arbeitskräften aus den von Italien besetzten und annektierten Regionen des ehemaligen Jugoslawien .................................. 111 3.1 Arbeitsemigration im Lichte der präfaschistischen und faschistischen Zwangsitalianisierung der Slowenen und Kroaten ........ 111 3.2 Entsendung von Arbeitskräften aus den von Italien besetzten und annektierten Regionen des ehemaligen Jugoslawien ..................... 115 3.3 Arbeitskräftepolitik auf dem Territorium des „Alarich-Planes“ ........... 118 3.3.1 Die Entwaffnung der italienischen Armee – Das Schicksal der italienischen Militärinternierten (Internati militari italiani, IMI) ................................................... 118 3.3.2 Zivile Arbeitskräfte aus der Operationszone Adriatisches Küstenland ....................................................................................121 3.3.3 Arbeitskräftereservoir „Bandenbekämpfung“ in der Operationszone Adriatisches Küstenland .................................... 123 3.3.4 Dalmatien und das Ende der italienischen Herrschaft ................ 130 4. Ungarn ....................................................................................................... 4.1 Arbeiterentsendung als Bündnispflicht ................................................. 4.2 Arbeiterrekrutierung nach der deutschen Besetzung Ungarns.............. 4.3 „Bandenbekämpfung“ in Ungarn ..........................................................
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D. Lebensbedingungen in Österreich ......................................................... 138 1. Arbeitsbedingungen vor dem Luftkrieg .................................................... 139 1.1 Landwirtschaft ..................................................................................... 139
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1.2 Arbeit in Haushalten und im Gastgewerbe (Dienstleistungsbranchen) .................................................................... 145 1.3 Lebensbedingungen der kroatischen Arbeitskräfte in der Industrie ..... 146 1.4 Baugewerbe........................................................................................... 154 1.5 Handwerksbetriebe ............................................................................... 157 1.6 Infrastrukturarbeiten ............................................................................ 157 2. Luftkrieg ..................................................................................................... 158 2.1 Verlegung der Produktion in die Alpen- und Donaugaue .................... 159 2.2 Untertageverlegung............................................................................... 161 2.3 Anpassung an den Luftkrieg..................................................................163 2.4 Behebung von Bombenschäden .............................................................164 2.5 Schanzarbeiten beim Südostwallbau ......................................................166 3. Schlussphase des Krieges .............................................................................168 4. Die Kirchen und die Fremdarbeiter .............................................................170 4.1 Katholische Kirche.................................................................................170 4.2 Evangelische Kirche ..............................................................................183 4.3 Serbisch-orthodoxe Arbeiter aus Kroatien und Angehörige der Kroatisch-orthodoxen Kirche ......................................................... 184 E. Zwangsarbeit und Nachkriegsgesellschaft ............................................. 186 1. Repatriierung und Heimkehr .................................................................... 186 2. Ambivalentes Verhältnis des Nachkriegsjugoslawien ..................................188 Schlusswort ....................................................................................................195 Anhang ......................................................................................................... Tabelle 1: Nationalitäten im Unabhängigen Staat Kroatien (Stand: 10. April 1941) .................................................................. Tabelle 2: Unternehmen auf dem Territorium der Alpen- und Donaugaue, die kroatische Vertragsarbeiter beschäftigten ............................... Tabelle 3: Statistik der im Deutschen Reich bis 1945 beschäftigten Arbeitskräfte aus dem ehemaligen Königreich Jugoslawien und den besetzten exjugoslawischen Gebieten ...................................... Tabelle 4: Beschäftigung nach Branchen ........................................................ Anlagen: Briefe von Insassen österreichischer Lager (Privatarchiv: Univ.-Prof. Dr. Silvija Szabo, Zagreb) ...................................... Quellenverzeichnis ......................................................................................... Literaturverzeichnis........................................................................................ Datenbanken ..................................................................................................
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Register – Personen und Institutionen ........................................................... 235 Ortsnamenregister ......................................................................................... 251
Einleitung In der Jahresbilanz 1942 wies die Generaldirektion für Korporativwesen (Sozialangelegenheiten) des kroatischen Ministeriums für Gesundheit und Korporativwesen einen auffallend hohen Budgetposten für Sozialleistungen aus. Ihre Begründung dafür: Über- und außerplanmäßige Ausgaben für die aufgrund des bilateralen Vertrages über die Entsendung von Arbeitskräften für das Deutsche Reich 1941 ausgehobenen Arbeitskräfte1. Arbeitskräfte – mit denen der Unabhängige Staat Kroatien an der Seite des Großdeutschen Reiches teilnehme an der „Neugestaltung Europas“.2 Für dieses ehrgeizige Ziel des am 10. April 1941 neu gegründeten Unabhängigen Staates Kroatien verpflichtete sich die Staatsführung, dem Deutschen Reich mit dem Vertrag vom 8. Mai 1941 zur Stellung von 54.000 Arbeitskräften aller Qualifikationen und Branchen (die Kontingentzahl wurde schon im Juli 1941 auf 100.000, im Oktober 1941 auf 150.000 erhöht). Die Wirklichkeit blieb hinter diesen Plänen weit zurück, denn erst im Jahre 1942 konnte das vereinbarte Kontingent von 100.000 erfüllt, aber nicht mehr gesteigert werden. Im Vergleich zur Gesamtzahl der im Deutschen Reich eingesetzten ausländischen Arbeitskräfte ist der kroatische Anteil relativ bescheiden: Die Statistik des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz (GBVA) über die ausländischen Arbeitskräfte im Deutschen Reich beziffert ihn 1943 mit 8 % aller zu diesem Zeitpunkt im Deutschen Reich eingesetzten Ausländer (deren Zahl auf 8–11 Millionen Personen geschätzt wird). Ihr Status im Deutschen Reich wurde offiziell als den Deutschen gleichgestellt angegeben. Die Ermittlung ihrer tatsächlichen Position und die Frage, ob mit der Entsendung der produktivsten Kräfte der Unabhängige Staat Kroatien seine politischen Ambitionen befriedigen konnte, bildet das leitende Interesse dieser Studie.
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Kroatisches Staatsarchiv Zagreb (Hrvatski državni arhiv, Zagreb; im weiteren Text abgekürzt: HDA), Ministarstvo zdravstva i udružbe NDH (Ministerium für Gesundheit und Korporativwesen [MZDU]), Fonds 226, Dokument Nr. 99.382/42. „(...) Nezavisna Država Hrvatska time sudjeluje u borbi za novu Europu (...) uz bok moćnog Njemačkog Reicha.“ HDA Zagreb, MZDU 99.382/42.
A. Forschungsstand Der Fremdarbeitereinsatz im Deutschen Reich wurde mittels einer Fülle von Detailuntersuchungen aufgearbeitet. Die jugoslawischen Nationalitäten insgesamt sind unterrepräsentiert.3 Ausnahmen bilden die Monographien von Ladislaus Hory und Martin Broszat, Der kroatische Ustascha-Staat 1941–19454, und Holm Sundhaussens Werk über die Wirtschaftsgeschichte des Unabhängigen Staates Kroatien.5 Die umfangreiche Dokumentation „Zwangsarbeit und katholische Kirche 1939–1945“6 enthält nur wenige Angaben zur Verwendung jugoslawischer ZivilarbeiterInnen in kirchlichen Institutionen, keine Informationen zu einer pastoralen Betreuung und zu den Lebensbedingungen. Sie scheinen nur in Statistiken auf. Das Interesse der Forscher gilt und galt dem Einsatz der mehrere Millionen zählenden OstarbeiterInnen, Polen sowie den italienischen Militärinternierten (Internati militari italiani, IMI). Schließlich waren dies die zahlenstärksten Gruppen, die zudem die schlechteste Behandlung erfuhren und die höchste Sterblichkeitsrate aufwiesen. Ein Grund dafür, dass Arbeitskräften aus dem ehemaligen Jugoslawien in den Einzelstudien der österreichischen und deutschen Historiker nur marginale Bedeutung beigemessen wurde, mag die Tatsache sein, dass nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens Zivilarbeiter vor allem aus dem Unabhängigen Staat Kroatien (Nezavisna Država Hrvatska) kamen, aus einem verbündeten und befreundeten Staat, und daher zur privilegierten Gruppe der mit Deutschen gleichgestellten Ausländer gehörten, obwohl dies für ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen wenig bedeutete. Eine andere Ursache war, dass nur wenige Forscher des Slowenischen, Kroatischen oder Serbischen mächtig waren und das Thema Arbeitseinsatz im Dritten Reich auch Italien und Ungarn (wegen der Besetzung und Annexion exjugoslawischer Territorien) betrifft, aber die Quellen hierzu – zumindest die für Ungarn relevanten – sich in ungarischen Archiven befinden, dies aber bedingt die Beherrschung der ungarischen Sprache, was zum Unterschied von Italienischkenntnissen nicht vorausgesetzt werden kann. 3
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Ein Beispiel für die Quellenlage zum Ausländereinsatz in Österreich, in dem kroatische Arbeiter nicht genannt werden: Gernot Peter Obersteiner, Quellen zu ehemaligen NS-Zwangsarbeitern im Steiermärkischen Landesarchiv. In: Scrinium. Zeitschrift des Verbandes Österreichischer Archivarinnen und Archivare (VöA), Heft 55, Wien 2001, S. 563–576. Ladislaus Hory und Martin Broszat, Der kroatische Ustascha-Staat 1941–1945, Stuttgart, 1964. Holm Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte Kroatiens im nationalsozialistischen Großraum 1941–1945. Das Scheitern einer Ausbeutungsstrategie, Stuttgart 1983. Karl-Joseph Hummel/Christoph Kösters (Hrsg.), Zwangsarbeit und katholische Kirche 1939– 1945. Eine Dokumentation, Paderborn, 2008.
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Folgende jugoslawische Historikerinnen und Historiker haben den Einsatz von Arbeitskräften aus dem Unabhängigen Staat Kroatien (NDH) im Deutschen Reich abgehandelt: Fikreta Jelić Butić in ihrem noch heute gültigen Standardwerk Ustaše i Nezavisna Država Hrvatska (Die Ustascha und der Unabhängige Staat Kroatien) aus dem Jahre 1977.7 Den Arbeitseinsatz im Deutschen Reich stellte Fikreta Jelić Butić in den Rahmen der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und dem NDH. Arbeitskräfte aus Kroatien waren – so führte Jelić Butić aus – ein Rohstoff und Exportartikel, dessen ungehinderte Beschaffung für die deutsche Kriegswirtschaft umso wichtiger wurde, je ungünstiger sich die Lage an der Ostfront entwickelte, je größer daher auch die Hindernisse für die Aushebung von Arbeitskräften in Polen und von „OstarbeiterInnen“ wurden. Die Arbeitskräfte aus Kroatien trugen somit dazu bei, dass Deutschland sich für die Ausrufung des Unabhängigen Staates Kroatien engagierte und seine (Über-)Lebensfähigkeit stützte. Jelić Butić ist wegen ihrer Konzentration auf die außenwirtschaftliche und politische Bedeutung des kroatischen Arbeitseinsatzes im Deutschen Reich nicht auf die Aushebungsmodalitäten eingegangen. Der jugoslawische (serbische) Historiker Branimir Banović geht von der bevölkerungspolitischen Bedeutung des Arbeitseinsatzes im Deutschen Reich aus. Während Jelić Butić aufzeigt, wie Deutschland von den Auslandsüberweisungen der kroatischen Arbeitskräfte, die einen Aktivposten der Außenwirtschaft des Unabhängigen Staates Kroatien darstellten – besser: darstellen hätten sollen –, im Clearingverfahren die Kosten seiner Besatzung in Kroatien für deren Finanzierung in Abzug brachte und damit dem Unabhängigen Staat Kroatien eine Einnahmenquelle entzog, konstruierte Branimir Banović aus dem Bezug von Arbeitskräften aus Kroatien eine vom Deutschen Reich „inszenierte“ ethnische Säuberung kroatischen Territoriums, um Lebensraum für das deutsche Volk zu schaffen. Für diese Interpretation, dass das Lebensraum-Konzept und die Neue europäische Ordnung, in denen den slawischen Völkern Europas die Rolle von Arbeitssklaven der Deutschen zugedacht war, sich nicht nur auf Osteuropa, sondern auch auf den Balkan bezog, kann Banović jedoch keinen Beweis aus den Quellen beibringen. Diese Studie zeigt, dass auch auf dem Territorium des Unabhängigen Staates Kroatien durch die Deportation von Arbeitskräften eine ethnische Säuberung vorgenommen wurde – aber nicht zur Schaffung von Lebensraum für das deutsche Volk, sondern zur Schaffung des „Nationalstaates der Kroaten“. Kroatien war von seinen nichtkroatischen Mitbewohnern zu säubern – in erster Linie von der serbischen 7
Fikreta Jelić Butić, Ustaše i Nezavisna Država Hrvatska (Die Ustascha und der Unabhängige Staat Kroatien), Zagreb, 1977, S. 177f.
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Aser Babajew A. Forschungsstand
Bevölkerung. Dieses Programm formulierte der „Führer“ (Poglavnik) des Unabhängigen Staates Kroatien, Ante Pavelić, schon 1933 in der Urfassung der Statuten der Ustascha-Bewegung. Diese Statuten wurden nach der Ausrufung des Unabhängigen Staates Kroatien in den Verfassungsrang erhoben.8 Die deutsche Besatzung in Kroatien akzeptierte die Vertreibung der serbischen Bevölkerung aus Kroatien, um Platz für die aus der Untersteiermark und Unterkrain auszusiedelnde slowenische Bevölkerung zu schaffen. Eine Entslawisierung des NDH, wie sie Banović postulierte,9 haben die deutschen Stellen in Kroatien nicht angestrebt. Banović sah in dieser Entslawisierungspolitik die Fortsetzung der deutschen Politik in der Untersteiermark und in Unterkrain, um Hitlers Auftrag zu erfüllen: „Macht mir dieses Land wieder deutsch!“ Glaise von Horstenau berichtet in seinen Memoiren über Tischgespräche Hitlers, in denen er ein deutsches Interesse am Raum südlich der Save ausdrücklich in Abrede stellte.10 Die Banschaft Kroatien (Banalkroatien) und der Raum der ehemaligen Militärgrenze wurden zwar im 18. Jahrhundert von deutschen Kolonisten wiederbesiedelt. Aber die nachmaligen Jugoslawiendeutschen oder „Volksdeutschen“ blieben eine Minderheit im Königreich Jugoslawien ebenso wie im Unabhängigen Staat Kroatien.11 Germanisierungspläne oder das Kalkül mit „Lebensraum“ sind für den „Balkan“ und die Region, die am 10. April 1941 zum Unabhängigen Staat Kroatien zusammengefasst wurde, nicht bekannt. Jugoslawien wurde zwar von Hitlerdeutschland als wichtiger Partner, aber doch in erster Linie als Handelspartner betrachtet. Südosteuropaexperten in den Wirtschaftsgremien des Dritten Reiches sprachen von der „Brückenfunktion“ Jugoslawiens zwischen dem „Reich“ und Südosteuropa. Die Jugoslawiendeutschen, von Hitlerdeutschland zwar mit Propagandamaterial umworben, spielten jedoch in diesen Kalkülen keine Rolle, und eine „Brückenfunktion“ bedeutet nicht auch „Germanisierung“.12 Der serbische Historiker Mi8 Ladislaus Hory/Martin Broszat, Der kroatische Ustascha-Staat 1941–1945, Stuttgart, S. 54. 9 Branimir Banović, Izvoz radne snage i deportacije stanovništva s teritorija NDH u toku drugog svjetskog rata. (Export von Arbeitskräften und Deportationen der Bevölkerung vom Territorium des Unabhängigen Staates Kroatien während des Zweiten Weltkrieges). In: Putevi revolucije (Bahnen der Revolution), Institut za historiju radničkog pokreta (Institut für die Geschichte der Arbeiterbewegung), Zagreb, Jg.1, 1963, Nr.1–2, S. 375–384. 10 Peter Brouček, Ein General im Zwielicht. Die Memoiren von Edmund Glaise von Horstenau, Bd. 3: Deutscher Bevollmächtigter General in Kroatien und Zeuge des Untergangs des „Tausendjährigen Reiches“, eingeleitet und herausgegeben von Peter Brouček, Wien/Köln/Graz, 1980. 11 Ihre Gesamtzahl im Unabhängigen Staat Kroatien schätzten deutsche Quellen auf 150.000, offizielle Quellen des NDH auf ca. 170.000 (knapp 20 % der Gesamtbevölkerung). Tageszeitung Hrvatski narod (Das kroatische Volk), 19. Mai 1941 (siehe Tabelle Nr. 1 im Anhang). 12 Zu den deutschen „Großraumplänen“ und der Germanisierungspolitik: Neubacher, Sonderauftrag Südost. S. 27 und passim.
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lan Ristović13 analysierte in seiner Studie die Inhalte der nationalsozialistischen Neuordnung Europas und stellte die Formel auf: Hegemenonie Hitlerdeutschlands über Europa – die slawischen Völker würden diesem Reich als Arbeitssklaven dienen. Ristović bezog diese Vision auch auf die slawischen Völker des Balkan. Deshalb definierte er die Lebensbedingungen der aus Jugoslawien stammenden Arbeitskräfte im Dritten Reich generell als Arbeitssklaverei. Er hatte dabei vor allem die serbischen Arbeitskräfte im Deutschen Reich – die serbischen Saisonarbeiter in der deutschen Landwirtschaft, dann die ca. 110.000 serbischen Kriegsgefangenen nach dem deutschen Überfall auf Jugoslawien (davon 100.830 im Arbeitseinsatz, Stand 1. 1. 1945)14 und schließlich die von der deutschen Besatzung in Serbien zwangsweise ausgehobenen Arbeitskräfte – im Auge: Diese wurden tatsächlich wie Arbeitssklaven behandelt. Falls sich die in deutschen Tabellen der ausländischen Arbeitskräfte im Deutschen Reich15 verwendete Bezeichnung Jugoslawen auf die Serben bezieht – ab 8. Juli 1941 gab es Jugoslawien nicht mehr; Hitler persönlich erklärte die staatliche Existenz Jugoslawiens an diesem Tag für „erloschen“16 –, muss auf die unhistorische Verwendung des Begriffs „Jugoslawen“ hingewiesen werden. Auf dem Territorium des Königreiches Jugoslawien, dessen Armee am 17. April 1941 kapituliert hatte, nachdem der König und die Regierung am 14. April 1941 ins Exil gegangen waren, gab es nach diesem Datum die deutsche Besatzungszone in Serbien, den Unabhängigen Staat Kroatien (Nezavisna Država Hrvatska, NDH), von Italien, Ungarn und Bulgarien besetzte und später annektierte Territorien. Die Nationalitäten des Königreiches Jugoslawien gab es auch im Unabhängigen Staat Kroatien; ihre Behandlung als Arbeitskräfte im Deutschen Reich hing nach dem Erlöschen der staatlichen Existenz Jugoslawiens – auch – von ihrer Nationalität ab. Auch im Zusammenhang mit dem System der kroatischen Konzentrationslager 13 Ristović, Nemački „Novi poredak“ (Deutschland und die Neuordnung), S.197. 14 Spoerer, Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, S. 22 (Tabelle: Kriegsgefangene im Arbeitseinsatz 1939–1945). Mitte 1945 gab es 105.000 überlebende serbische Kriegsgefangene. 15 Tabelle: Männliche und weibliche zivile ausländische Arbeitskräfte nach Staatsangehörigkeit; Stand: 30. September 1944. Oliver Rathkolb, Zwangsarbeit in der Industrie. In: Deutschland und der Zweite Weltkrieg, 9. Bd., 2.Halbband, S. 673. zitiert nach Herbert, Fremdarbeiter (1999), S. 316, Tabelle 43. 16 Deutschland hatte Jugoslawien am 6. April 1941 ohne Kriegserklärung angegriffen; am 17. April 1941 unterzeichnete Jugoslawien die bedingungslose Kapitulation. Hitler gewährte Jugoslawien keinen Waffenstillstand, denn seiner Überzeugung nach stand die jugoslawische Führung völlig unter serbischem Einfluss; Serbien sollte „als Urheber des Ersten Weltkrieges“ bestraft werden: Ruediger Overmans, Die Kriegsgefangenenpolitik des Deutschen Reiches. In: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, 9. Bd., 2. Halbband, Die Deutsche Kriegsgesellschaft. Hrg. von Jörg Echternkamp. München, 2005, S. 729–876. Hier S. 779f.
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finden sich Hinweise auf Deportationen zur Arbeit ins Deutsche Reich: Das System der Ustascha-Konzentrationslager haben Narcisa Lengel Krizman17, Nataša Mataušić18, Mirko Peršen19 und Zlatko Dizdar20 erforscht. Jüdische Mithäftlinge des Ustascha-Konzentrationslagers Jasenovac beobachteten Abtransporte von Lagerinsassen zum Arbeitseinsatz ins Deutsche Reich: Bemerkungen dazu finden sich in den Anthologien von Erinnerungen überlebender Häftlinge von Jožef Konforti21 und Jaša Romano22. Der als Gegner des Ustascha-Regimes im Konzentrationslager Stara Gradiška inhaftierte kroatische Journalist Ilija Jakovljević23 wurde Zeuge einer Verladung von Mithäftlingen. Ihm war bekannt, dass (…) die Deutschen Anspruch auf gewisse Kontingente hatten – die sie auch bekamen … junge, arbeitsfähige Menschen. Alte und Kleinkinder wurden „skartiert“.24 Die zum Abtransport Vorgesehenen sollen von den Zurückbleibenden beneidet worden sein, wie Ilija Jakovljević behauptet: Es soll freiwillige Meldungen von Häftlingen gegeben haben, die sogar ihre Geburtsdaten fälschten, um in den
17 Narcisa Lengel Krizman, Zagreb u NOB (Zagreb im Volksbefreiungskampf ). Zagreb, 1980, S. 77–78. 18 Nataša Mataušić, KZ Jasenovac. Radni logor i logor smrti. (Das KZ Jasenovac: Arbeits– und Todeslager), Zagreb, 2004. 19 Mirko Peršen, Ustaški logori (Die Lager der Ustascha). Zagreb, 1966 (Nachdruck: 1992). 20 Zdravko Dizdar, Logori na području sjeverozapadne Hrvatske u toku drugoga svjetskog rata 1941– 1945 (Lager in Nordwestkroatien während des Zweiten Weltkrieges, 1941–1945). In: Časopis za suvremenu povijest (Zeitschrift für Zeitgeschichte), Zagreb, 1990, Nr. 1–2, S 82–109. 21 Jožef Konforti, Sećanja Jevreja na logor Jasenovac (Erinnerungen von Juden an das Lager Jasenovac), Beograd, 1972. 22 Jaša Romano, Jevreji Jugoslavije 1941–1945. Žrtve genocida i učesnici Narodnooslobodilačkog rata (Die Juden Jugoslawiens 1941–1945. Opfer des Genozids und Teilnehmer am Volksbefreiungskrieg), Beograd, 1980. 23 Ilija Jakovljević (1898–1948) stammte aus Mostar, absolvierte das Gymnasium in Sarajewo und die juridische Fakultät in Zagreb. Als Mitglied der Katholischen Aktion war er Redakteur katholischer und konservativen Parteien nahestehender Publikationen. 1940 wurde er in die Kroatische Schriftstellervereinigung aufgenommen. Wegen seiner Gegnerschaft zum Ustascha-Regime hatte er 1941–1942 eine Haftstrafe im Ustascha-Konzentrationslager Stara Gradiška zu verbüßen. Nach der Entlassung trat er den kommunistischen Partisanen bei. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges distanzierte er sich von diesen wegen ihres immer offener zutage tretenden Stalinismus. 1948 kam er unter ungeklärten Umständen in einem Gefängnis ums Leben. Im Nachkriegsjugoslawien war er daher eine „Unperson“; sein Tagebuch aus der Haft in Stara Gradiška konnte erst nach dem Ende des Kommunismus, 1990, als Feuilleton in der der Wenderegierung nahestehenden Zagreber Tageszeitung Vjesnik (Kurier) erscheinen. Im Jahre 1999 wurde es unter dem Titel Konclogor na Savi (Das KZ an der Save) publiziert. Zu Leben und Wirken von Ilija Jakovljević siehe Jure Krišto, Hrvatski katolički pokret 1903–1945 (Die Katholische Bewegung in Kroatien 1903–1945), Zagreb, 2004, S. 150. 24 Jakovljević, Konclogor na Savi (Das KZ an der Save), S. 99, 114.
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Transport zu kommen, weil sie nur an eines dachten: Weg von hier! 25 Die meisten Häftlinge hatten wohl keine Ahnung, was die Reise nach Deutschland in Wahrheit bedeutete. Auch die bisher zitierten (ex)jugoslawischen, serbischen und kroatischen Historiker haben sich weder mit den Arbeits- und Lebensbedingungen der ins Deutsche Reich Deportierten, noch mit den Aushebungsmodalitäten von Arbeitskräften befasst. Daher bilden diese das zentrale Thema der Studie. Ihre detaillierte Darstellung soll ein Licht auf die ambivalente Haltung des kommunistischen Jugoslawien zum Arbeitseinsatz im Deutschen Reich werfen. Diese Ambivalenz kommt auch in der Frage „Opfer oder Handlanger des nationalsozialistischen Regimes?“ zum Ausdruck: Mit dieser Frage reagierte die kroatische Öffentlichkeit auf das Bekanntwerden der österreichischen und deutschen Leistungen zur „Zwangsarbeiterentschädigung“. Die Rekrutierung von Arbeitern unter den InsassInnen der Ustascha-Konzentrationslager war indes nur eine Methode zur Aushebung der vertraglich vereinbarten Kontingente. Razzien unter der Zivilbevölkerung26 waren sowohl für kroatische Milizen als auch für deutsche Dienststellen – SS, Gestapo, Sicherheitsdienst (SD) – ein probates Mittel. Die Möglichkeit zur – tatsächlich freiwilligen – Meldung bot der bilaterale Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Unabhängigen Staat Kroatien über die Entsendung von Arbeitskräften für das Deutsche Reich.27 Bisher unbearbeitete Quellen in den Archiven der Republik Kroatien gewähren einen Einblick in die Methoden der kroatischen Behörden, mit denen sie ihre „Untertanen“ (in den zeitgenössischen Quellen ist nur von „Untertanen“, nicht von „Staatsbürgern“ oder „Bürgern“ die Rede!) zur „freiwilligen Meldung“ zum Arbeitseinsatz verhielten oder zwangen. Sie geben Aufschluss darüber, welche Personenkategorien bevorzugte Adressaten der Druckmittel und des Zwanges waren und welche Stellen den Druck ausübten. Die Schlussfolgerung aus den Quellenstudien – belegt durch die Zeugnisse überlebender ehemaliger Arbeitskräfte aus Kroatien: Die Annahme von Oliver Rathkolb28, dass 25 Antun Miletić, Koncentracioni logor Jasenovac 1941–1945 (Das Konzentrationslager Jasenovac 1941–1945), 2 Bde., Beograd, 1986–1987. 26 Djuro Zatezalo, bis 1990 Direktor des Staatsarchivs in Karlovac, hat Aussagen von Tätern und Opfern der Ustascha und ihrer ersten „Säuberungsaktionen“ gesammelt. Der Titel ist die Feststellung eines zufälligen, unpolitischen Opfers, das deutlich machen wollte, wie wahllos die Ustascha-Milizen wüteten und im Blutrausch handelten: Radio sam samo svoj težarski i kovački posao. Svjedočanstvo genocida (Ich habe nur als Bauer und Schmied gearbeitet. Zeugnis des Genozids). Hrsg. von Djuro Zatezalo. Zagreb, 2005. 27 Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte. S. 181, und Jelić Butić, Ustaše i Nezavisna Država Hrvatska. S. 177f. 28 Oliver Rathkolb, Zwangsarbeit in der Industrie. In: Deutschland und der Zweite Weltkrieg, 9. Band, 2. Halbband, Hrsg. von Jörg Echternkamp, S. 667–728.
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auch aus den „verbündeten und befreundeten“ Staaten des Deutschen Reiches die meisten Arbeitskräfte nicht freiwillig nach Deutschland gekommen waren, kann anhand der Aushebungsmodalitäten belegt werden. Dieser Schluss gilt sowohl für das Territorium des Unabhängigen Staates Kroatien wie auch für die Territorien unter italienischer Verwaltung, in denen lokale Faschisten und die italienische Armee zusammenwirkten: Dies trifft auch für das erst in jüngster Zeit untersuchte Schicksal der italienischen Soldaten zu, die nach der Kapitulation Italiens als italienische Militärinternierte (Internati militari Italiani, IMI) in deutsche Lager verbracht wurden. Ihr „Absturz“ in der Nazi-Hierarchie der Nationalitäten, aufgrund dessen sie sich mit Sowjets, Polen und anderen Ostarbeitern auf der untersten Sprosse der Wertigkeitsskala wiederfanden, wurde von Gabriele Hammermann29 geschildert. Sie ebenso wie der italienische Historiker Brunello Mantelli haben sich auf das Territorium von Apenninenitalien beschränkt; die von Italien besetzten und annektierten Territorien im ehemaligen Jugoslawien nicht mitberücksichtigt.30 Eine Besonderheit dieser Gebiete ist die Tatsache, dass sich unter den IMIs nicht nur Italiener aus dem Kernland Italien, sondern auch Slowenen und Kroaten der seit 1918 italienischen Regionen Istrien, Rijeka/Fiume und deren Hinterland sowie Dalmatiens befanden; diese waren in doppelter Hinsicht diskriminiert: als italienische Soldaten und als von Italien schon benachteiligte Slawen. Da sich jedoch die einschlägigen Quellen dazu in Rom und im deutschen Bundesarchiv/Militärarchiv Koblenz befinden, kann diese Studie nur Forscher, die materiell und finanziell in der Lage sind, diese Archive zu besuchen, auf diese Desiderate hinweisen.31 Dank der im Staatsarchiv Rijeka gefundenen Dokumente konnten Firmen auf dem Territorium der Zweiten Republik ermittelt werden, die IMIs beschäftigten. Nicht ungarischsprachige Literatur für den Arbeitseinsatz auf den von Ungarn besetzten Gebieten des früheren Königreiches Jugoslawien fehlt. Das ins Kroatische übersetzte Standardwerk zur ungarischen Geschichte von Kontler Laszlo32 enthält eine detaillierte Darstellung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit Un-
29 Gabriele Hammermann, Zwangsarbeit für den Verbündeten. Die Arbeits– und Lebensbedingungen der italienischen Militärinternierten in Deutschland 1943–1945, Tübingen, 2002. 30 Brunello Mantelli, I lavoratori italiani in Germania dal 1938 als 1945, In: Anna–Lisa Carlotti, Italia 1939–1945. Storia e memoria. Zagreb/Rom, 1996, S. 483–502. 31 Michael Wedekind, Nationalsozialistische Besatzungs– und Annexionspolitik in Norditalien. Oldenburg 2004. 32 Das Original erschien auf Englisch: Millenium in Central Europa. A History of Hungary. Atlantisz Köyvkado, Budapest 1999 (Kroatisch: Povijest Mađarske. Tisuću godina u Srednjoj Europi), Zagreb 2007.
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garns mit dem aufrüstenden Dritten Reich im Rahmen der Großraumwirtschaft 33 sowie der wirtschaftlichen Auswirkungen der territorialen Zugewinne aus dem Zusammenbruch Jugoslawiens.34 Aber weder die VertragsarbeiterInnen noch die – laut Zeitzeugnissen – zwangsrekrutierten Slowenen und Kroaten und auch nicht die Roma finden darin Erwähnung. Bei den Einzelstudien zur Endlösung für die ungarischen Juden35 vermisst man deren Einsatz als SklavenarbeiterInnen in der deutschen Rüstung seit 1944 und beim Bau des Südostwalles – eine Ausnahme ist das Werk von Szabolcs Szita36, eines Betroffenen, dem daher die Bedeutung einer historischen Quelle zukommt. Das fehlende Interesse der jugoslawischen Historiker für diese vielfältigen Aspekte des Arbeitseinsatzes im Deutschen Reich erklärt sich damit, dass sich die zivilen Arbeitskräfte, aber auch die entwaffneten IMIs keiner Gruppe der vom internationalen Kriegsrecht Erfassten zurechnen lassen. Andererseits stehen sie auch nicht auf der Seite einer der Widerstandsbewegungen. Der Arbeitereinsatz entbehrt des Heroismus, ist vielmehr des Opportunismus verdächtig. Die Partisanenvereinigung maßte sich die Deutungshoheit über die Einstufung der Bürger als politisch „genehm“ oder nicht „genehm“ an und verhinderte dadurch in der Zeit des Kommunismus eine unvoreingenommene Aufarbeitung dieser Thematik. Im Zentrum der kroatischen Zeitgeschichtsforschung zum Zweiten Weltkrieg37 dominieren derzeit zwei Themen: Erstens die Verfolgung der Juden im Unabhängigen Staat Kroatien (diese Opferkategorie ist so dominant, dass andere verfolgte Nationalitäten und Gruppen – kroatische Serbinnen und Serben, Roma und Sinti, Moslems, slowenische Vertriebene aus der Untersteiermark und Unterkrain – erst jüngst in Monografien behandelt wurden: Nataša Mataušić38 hat sich der serbischen Insassen der Ustascha-Konzentrationslager angenommen, Narcisa Lengel Krizman39 der Romabevölkerung). 33 Kontler, Povijest Mađarske (Geschichte Ungarns), S. 368–372, 378. 34 Kontler, Povijest Mađarske, S. 380–382. 35 Randolph L. Braham, The Politics of Genocide. The Holocaust in Hungary, Volume I, II, New York; ders. The Holocaust in Hungary. A selected and annotated bibliography: 1984–2000; New York, 1981. 36 Szabolcs Szita, Verschleppt, verhungert, vernichtet. Die Deportation von ungarischen Juden auf das Gebiet des annektierten Österreich 1944–1945. Wien, 1999. Szabolcs Szita, Ungarische Zwangsarbeiter in Niederösterreich (Niederdonau) 1944/45. In: Unsere Heimat, Heft 1 (1992), S. 31–50. 37 Die kroatische Zeitgeschichtsforschung ohne Zusatz „zum Zweiten Weltkrieg“ bezieht sich auf die Kriege und die Desintegration Jugoslawiens 1990/1991–1995. 38 Nataša Mataušić, KZ Jasenovac. Radni logor i logor smrti (Das KZ Jasenovac. Arbeits– und Vernichtungslager), Zagreb, 2003. 39 Narcisa Lengel Krizman, Genocid nad Romima, Jasenovac 1942 (Der Genozid an den Roma, 1942), Zagreb 2003.
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Der zweite Schwerpunkt ist die Rachejustiz der siegreichen Partisanen: Unmittelbar nach der Kapitulation Italiens und vor der deutschen Besetzung Nordostitaliens, als die kommunistischen Partisanen ehemalige Faschisten ohne ordentliches Gerichtsverfahren zum Tode verurteilten, ermordeten und ihre Leichen in die Karsthöhlen warfen (in der lokalen istrisch-italienischen, istrisch-romanischen und istrisch-venezianischen Mundart Foibe genannt, die mutmaßlich auf diese Weise ums Leben Gekommenen werden als Infoibati bezeichnet)40. Das offizielle Italien erinnert durch einen erst im Jahre 2006 proklamierten Gedenktag an die Infoibati und an den mit den Foibemorden zusammenhängenden Exodus der Italiener aus Kroatien und Slowenien 1946–1954/1955.41 Auch die Tragödie von Bleiburg, die Auslieferung der kroatischen Armeeangehörigen durch die britische Besatzungsmacht an Titos Partisanen, die Exekutionen ohne ordentliche Verfahren und die Todesmärsche gehören zur Rachejustiz der Partisanen. „Bleiburg“ war im kommunistischen Jugoslawien ein Tabu. Generationen wuchsen heran, ohne mit dem Begriff „Bleiburg“ ein historisches Ereignis zu assoziieren. Der Ruf nach „Aufarbeitung“ ist der Ruf nach gerichtlicher Verfolgung noch lebender Akteure, die auch namentlich bekannt sind. So konzentriert sich das Interesse der Allgemeinheit auf zwei Themen, zwei Pole, zwei politische Optionen, die einander unversöhnlich gegenüberstehen: „Jasenovac – Bleiburg“ oder „Faschismus – Antifaschismus“. Die „Rechte“, geprägt von den ehemaligen Exponenten und Anhängern der Ustascha, die nach Verantwortung für „Bleiburg“ rufen, und die ehemaligen Kommunisten, Sozialisten, Linken, die an „Jasenovac“ und die Ver40 Der Begriff „Foibemorde“ wurde in der wissenschaftlichen Diskussion in Italien aufgebracht. Giacomo Scotti, Le foibe istriane. Testo di Giacomo Scotti, consegnato ai margini del convegno PARTIGIANI! (Roma 7–8 maggio 2005). www.cnj.it – Marino Manin, O ljudskim gubicima Istre u Drugom svjetskom ratu i poračju. (Verluste an Menschenleben im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit in Istrien). In: Identitet Istre. Ishodišta i perspektive (Die Identität Istriens. Ausgangspositionen und Perspektiven), S. 233–252. Die Zahl der „Foibe“-Opfer wird – nach derzeitigem Ermittlungsstand – mit 500 beziffert, ist aber wahrscheinlich nicht endgültig. Noch immer werden Knochen- und Skelettfunde im istrischen, slowenischen und Triestiner Karst registriert. – Die Partisanenjustiz und Foibemorde wiederholten sich bei der Übernahme Istriens in den Staatsverband von Jugoslawien (von den istrischen Partisanen am 23. September 1943 beschlossen). Sie bestärkten die italienische Bevölkerung in den italienisch besetzten und annektierten Regionen des ehemaligen Jugoslawiens in der Entscheidung zur Auswanderung nach Italien. 41 Das italienische Parlament beschloss die Einführung des Gedenktages im Jahre 2006 für den 10. Februar jeden Jahres, weil die ersten Foibeopfer an diesem Tag in der Karsthöhle Basovizza bei Triest entdeckt wurden. Dieser Gedenktag provozierte seit seinem Bestehen Kontroversen in Italien, Kroatien und Slowenien, weil bei den italienischen Gedenkfeiern zwar der Infoibati 1943 und 1945 – Angehöriger der faschistischen Partei, der italienischen Armee und der Carabinieri – durch jugoslawische Kommunisten gedacht wird, aber deren Opfer aus der Zeit zwischen 1918 und 1943 von diesem Gedenktag nicht miteingeschlossen und bei den Feiern bisher ignoriert wurden.
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antwortung der ehemaligen Ustascha und der katholischen Kirche Kroatiens für den Massenmord in den Ustascha-Konzentrationslagern erinnern. Dies sind Themen der historischen Forschung – noch mehr aber der politischen Abrechnung der postkommunistischen Gesellschaft mit den Kommunisten sowie der neuen Rechten mit den ehemaligen „Linken“. Angesichts der Tatsache, dass mittlerweile schon die Geschichte eines neuen Krieges und seiner Opfer (1990/1991–1995) zu schreiben wäre, erscheint das Interesse an der bereits fernen Vergangenheit des Zweiten Weltkrieges wie luxuriöse „Orchideenforschung“. Es hat Legitimationsbedarf – und dieser ist gegeben: Wie der kroatische Historiker Slavko Goldstein in seinem Buch „1941. Godina koja se vraća“ (1941: Das Jahr, das sich wiederholt) aus eigenem Erleben dargelegt hat, war der Krieg von 1991–1995 eine spiegelbildliche Umkehrung des Szenario von 1941, ein Ausschlagen des Pendels nach der anderen Richtung – genau wie auch das Jahr 1941 eine Reaktion auf die Diskriminierung der Kroaten im Königreich Jugoslawien dargestellt habe.
B. Quellendiskussion Ein offenkundiger Zusammenhang zwischen den beiden Kriegen (1941 und 1990/1991) ergibt sich aus dem Vergleich der Kriegshandlungen 1991 in Kroatien mit jenen von 1941 auf dem serbisch bewohnten Territorium des ehemaligen Jugoslawien: Die Ausschreitungen der Ustascha-Milizen gegen die serbischen Dorfbewohner, das Verschwinden exponierter Persönlichkeiten aus den Städten, das Bedürfnis nach Rache für (angeblich) nationale Diskriminierung – diesem Reiz-Reaktion-Schema von Gewalt und Rache – sollen Aufklärung, Verzicht auf gegenseitige Schuldzuweisungen und Versachlichung des Diskurses durch Zuwendung zu den Quellen entgegengesetzt werden.
1. Unveröffentlichte Quellen Für die Zeit vor der Proklamation des Unabhängigen Staates Kroatien finden sich im Kroatischen Staatsarchiv Zagreb Spuren der Arbeitsemigration und illegalen Arbeitsaufnahme im Ausland im Quellenbestand Abteilung für Staatssicherheit 42 der Savebanschaft (seit 1. 9. 1939 Banschaft Kroatien).43 Es handelt sich um Polizeiprotokolle nach der Rückkehr der ArbeiterInnen aus dem Ausland (aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Belgien, Kanada und USA): Die Polizei interessierte sich für die politischen Kontakte der ArbeiterInnen im Ausland, um subversiven Elementen auf die Spur zu kommen. Aber die Protokolle sind diesbezüglich unergiebig: Keiner der Befragten gab politische Kontakte zu. Daher sind diese Protokolle vor allem wirtschafts- und sozialgeschichtlich von Bedeutung. Die Vertragstexte zur Anwerbung landwirtschaftlicher Saisonarbeiter finden sich im Archiv Jugoslawiens (Arhiv Jugoslavije) in Belgrad. Kopien davon besitzt auch das Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin.44 Das Belgrader Archiv besitzt
42 Kroatisches Staatsarchiv (HDA), Zagreb, ODZ, Fonds Nr. 158. 43 Banschaften: Regionale Verwaltungen im Königreich Jugoslawien: Sie waren nach den grössten Flüssen Jugoslawiens – Drau, Save, Donau, Morawa und Zetra – benannt, um die Erinnerung an die historischen Königreiche (Kroatien und Slawonien) bzw. Landeseinheiten (Kärnten, Steiermark, Krain) auszulöschen. Ihre Autonomie umfasste innere Angelegenheiten, Justiz und Kultus. Im August 1939 wurde der Savebanschaft, die den größten Teil der heutigen Republik Kroatien, abzüglich Istriens und des Freistaates Fiume/Rijeka, umfasste, eine erweiterte Autonomie zugestanden, um die Unzufriedenheit der Kroaten wegen des Verlustes ihrer nationalen Eigenständigkeit im Königreich Jugoslawien zu besänftigen: I. Goldstein, Croatia, S. 121, 124, 128–129. 44 Dr. Hermann Karbach vom Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin danke ich für die Zusendung der Vertragskopien.
1. Unveröffentlichte Quellen
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jedoch keinen Vertragstext zum jugoslawisch-deutschen Abkommen, betreffend Anwerbung von ArbeiterInnen aus dem Jahre 1938.45 Der Quellenbestand des Ministeriums für Gesundheit und Korporationswesen (Ministarstvo zdravstva i udružbe NDH, MZDU) im Kroatischen Staatsarchiv in Zagreb46 enthält eine umfangreiche Dokumentation über die Implementierung des zwischen der Deutschen Reichsregierung und dem Unabhängigen Staat Kroatien am 8. Mai 1941 abgeschlossenen Abkommens über die Entsendung von Arbeitskräften für das Deutsche Reich.47 Der Generaldirektion für Korporationswesen (Glavno ravnateljstvo za družtvovnu skrb) und dem ihr unterstellten Auswanderungsamt (Izseljenički ured) fiel auch die technische Abwicklung des Arbeitseinsatzes kroatischer Arbeiter im Ausland zu. Aus den Statistiken des Auswanderungsamtes sind die zwischen Mai 1941 und Jahresende 1942 ausgehobenen Arbeiterkontingente, die Qualifikationen der Arbeiter, die anwerbenden Firmen und die Gehälter ersichtlich. Für das Jahr 1943 gibt es noch einen Monatsbericht. Damit sind die Quellen zur Aushebung von Vertragsarbeitskräften erschöpft. Wohin die weiteren Akten dieses Bestandes verschwunden sind, ist derzeit nicht festzustellen. Auch der Archivaustausch zwischen Serbien und Kroatien (gemäß dem Wiener Archivabkommen vom 29. Juni 2001) hat keine bisher unbekannten Dokumente dieses Fonds zutage gefördert. Der Fonds Stampata im Kroatischen Staatsarchiv in Zagreb verwahrt Faksimiles von Zeitungsinseraten deutscher Firmen mit Angeboten freier Stellen.48 Die Gewalttätigkeit bei der Aushebung von Arbeitskräften durch die kroatischen Behörden kommt in den Dokumenten über die Aushebung von Arbeitskräften für Deutschland im Quellenbestand des Kroatischen Staatsarchivs Zagreb, Innenministerium des Unabhängigen Staates Kroatien49 (abgekürzt MUP NDH, Fonds Nr. 223), zum Ausdruck. Er enthält den Schriftwechsel zwischen den Zentralstellen der Polizei mit den nachgeordneten lokalen Dienststellen zur Arbeiterrekrutierung: Diese machten kein Hehl daraus, dass die in Kroatien stationierten deutschen Ämter mit den Ustascha-Einheiten zusammenarbeiteten, aber auch in Eigenregie Arbeiter aushoben und die kroatischen Stellen darbei umgingen: In diesem Bestand finden sich auch Eingaben von Angehörigen der willkürlich Entführten um ihre Freilassung und Repatriierung. Aber nur wenige dieser Ak45 Für diese Auskunft danke ich dem Direktor des Archives Serbiens und Montenegros in Belgrad (Arhiv Srbije i Crne Gore), Dr. Miomir Vujačić. 46 HDA Zagreb, Fonds 226, MZU. 47 Der Vertragstext findet sich im HDA Zagreb, Fonds Narodne novine NDH – Međunarodni ugovori (Amtsblätter des Unabhängigen Staates Kroatien – Internationale Verträge), Nr. 1/1941. 48 HDA, Zagreb, Signatur Zl. 102/46 und 107/85. 49 Ministarstvo unutarnjih poslova NDH: HDA Zagreb, Fonds Nr. 223.
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B. Quellendiskussion
ten geben Aufschluss darüber, ob die deutschen Stellen die von den kroatischen Behörden weitergeleiteten Eingaben auch beantworteten. Im Umgang mit solchen Ersuchen von Privatpersonen kommt sowohl die Brutalität der Behörden – kroatischer wie deutscher – gegenüber der Bevölkerung als auch die Arroganz der deutschen Stellen gegenüber kroatischen Behörden und Petenten zum Ausdruck. Der Fonds Außenministerium des Unabhängigen Staates Kroatien (Ministarstvo vanjskih poslova NDH, abgekürzt: MVP NDH, Fonds Nr. 227) 50 bietet Beweise dafür, wie eigenmächtig Ustascha-Vertrauensmänner, die für die „Betreuung“ der Arbeiter während des Einsatzes zuständig waren, über die Arbeitskräfte entschieden: Zivilarbeiter wurden nämlich von ihren Verwendungen abzogen und in die Militäreinheiten gezwungen. Das Außenministerium und die Konsulate im Deutschen Reich beobachteten auch die Tätigkeit der Vertreter des Klerus – diese wiederum erfüllten die Erwartungen des Staates und fassten ihre pastorale Aufgabe als Verpflichtung auf, Pravoslawen (Orthodoxe) in die katholische Kirche aufzunehmen. Ein orthodoxer Geistlicher (im offiziellen Auftrag der Ustaschanahen kroatisch-orthodoxen Kirche) warb Orthodoxe für die nationalserbischen Tschetniks. Ein wichtiger Aspekt: die finanziellen Überweisungen der kroatischen VertragsarbeiterInnen in die Heimat, muss mangels Quellen ausgespart bleiben: Der Rechnungshof des Unabhängigen Staates Kroatien (Računarski dvor, seit 1942 Računski dvor, Fonds Nr. 213), jene Stelle, die für die gesamte Rechnungsgebarung des Staates zuständig war und die Kroatische Nationalbank kontrollierte,51 enthält kein einziges Dokument über den Zahlungsverkehr mit Hitlerdeutschland. Es fehlt somit die Quelle für die Lohntransfers der Arbeiter aus dem Deutschen Reich, die eine Quantifizierung der finanziellen Auswirkungen des Arbeitseinsatzes für den Unabhängigen Staat Kroatien ermöglichen könnte. Die Kontakte zu den regionalen und lokalen Archiven führten zu dem Schluss, dass wesentliche Unterlagen aus kroatischen Archivbeständen – etwa zu den Razzien der Ustascha unter Beteiligung deutscher Stellen und deren Büros in den Provinzstädten – fehlen: Möglicherweise wurden sie vor dem Krieg in das Bundesarchiv in Belgrad ausgelagert oder während der Kämpfe 1991–1995 dorthin in Sicherheit gebracht. Darüber führten die Archive selbst keine Evidenz, denn bis 1991 war für Polizeiakten das gesamtjugoslawische Bundesinnenministerium zuständig. Das Staatsarchiv von Bjelovar sandte der Autorin nachträglich eine Namensliste von 1944 für den Arbeitseinsatz ausgehobenen „Pravoslawen“ zu, die 50 HDA, Zagreb, Ministarstvo vanjskih poslova NDH, Fonds Nr. 224. 51 Računarski dvor NDH, HDA Zagreb, Fonds Nr. 213.
1. Unveröffentlichte Quellen
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im Rahmen des Austausches von Archivmaterial vom Serbischen Archiv (vormals Jugoslawisches Archiv) dem Staatsarchiv Bjelovar restituiert worden war.52 Es handelt sich um 40 Pravoslawen aus der Umgebung von Bjelovar; aber Einzelheiten über die Aushebungsmodalitäten und den Abtransport sind nicht bekannt. Dieses Dokument spricht jedoch für die Erwartung, dass der Austausch von Archivalien zwischen den Archiven der Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien aufgrund des Wiener Sukzessionsabkommens vom 29. Juni 2001 (Annex D) noch relevantes Material zutage fördern könnte. Möglich wäre auch, dass Bestände und Dokumente, die Aufschluss zur Tätigkeit deutscher Stellen geben, in Archive der Bundesrepublik Deutschland geraten sind (dies könnte für das Staatsarchiv Osijek53 gelten: Osijek war Sitz der Einsatzgruppe der SS, EK3 (Leitung: Konstantin Kammerhofer) und zuständig für das Durchgangslager (DuLag) Zemun/ Semlin. Einige lokale Archive sind für das Verhältnis Nachkriegsjugoslawiens zu den rückkehrenden ehemaligen ArbeiterInnen aus Deutschland wichtig, denn in deren Beständen finden sich Akten der Volksausschüsse (Narodni odbori), die zuständig waren für die Anerkennung der im Deutschen Reich verbrachten Zeit für die Pensionsversicherung und für den Status „Antifaschistischer Kämpfer“ sowie Angaben über Vermisste mit Todeserklärungen (Staatsarchiv Varaždin; Staatsarchiv Pazin/Istrien). Das Staatsarchiv im istrischen Pazin für Istrien und die Archive in Zadar und Split für das (italienische) Dalmatien mit ihren Beständen Prefettura (Präfekturen, Ämter für öffentliche Sicherheit) und ihren regionalen Kommissionsberichten über Kriegsverbrechen der Okkupatoren und Kollaborateure enthalten wenige Dokumente zur italienischen Verwaltung, denn schon bei der Flucht der italienischen Behörden aus Dalmatien nach der Kapitulation Italiens nahmen diese zumeist die Amtsunterlagen und die Archive mit oder vernichteten belastendes Material. Nur das Staatsarchiv Rijeka bildet hier eine Ausnahme, denn dort übernahm die deutsche Verwaltung einzelne italienische
52 HDA Bjelovar, Dokument Nr. 13/Tajni 1944 aus Daruvar, 15.2.1944: Abtransport unserer Einwohner durch die Dienststellen der Deutschen Wehrmacht auf dem NDH–Territorium zur Arbeit nach Deutschland. Der Gemeindebeamte vermerkte am Ende der Liste, dass neben diesen 38 Personen aus der Gemeinde Veliki Baštaji noch Aushebungen in den Ortschaften Koreničani und Brdjani erfolgten, die jedoch nicht registriert worden seien, weil die Einwohner aus diesen Orten keinen Kontakt zu den Gemeinden halten könnten. 53 HDA Osijek, schriftliche Mitteilung an die Autorin 12.7.2005.
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B. Quellendiskussion
Beamte der Präfektur.54 Der Bestand Präfektur (Prefettura di Fiume)55 umfasst den Zeitraum 1924–1945. Das Faszikel Ju 6 Nr. 696 enthält Informationen zur „Arbeitsemigration“ ins Deutsche Reich vor dem Kriegsbeginn in Jugoslawien (Lavoratori italiani in Germania) mit Eingaben von Angehörigen und Beschwerden italienischer Behörden gegenüber deutschen Stellen. Faszikel Ju-6, Nr. 2207 umfasst eine Liste der Internierten, Vermissten und Exekutierten, Faszikel Ju 6, Nr. 2208 eine Opferliste und Faszikel JU 6 Nr. 2209 eine Liste der von der Quästur (Polizei) Verdächtigten und „Amtsbehandelten“. Sie geben Aufschluss über die Vorgangsweise der faschistischen Polizei gegenüber slowenischen und kroatischen Einwohnern. Die Angaben zu Einzelpersonen (interniert, deportiert, KZ, Lager) enthalten allerdings keine Orts- und Zeitangaben; die Dokumente sind daher nur für eine statistische Erfassung der Opferzahlen hilfreich. Informationen über Deportierte finden sich auch verstreut im Faszikel Nr. 2286, das diverse ungeordnete Unterlagen zur deutschen Verwaltung – darunter Angaben zu Deportationen seitens der SS und Eingaben von Familienmitgliedern zur Rückholung der Abgeführten – enthält. Diese Dokumente bestätigen die im Folgenden zitierten Aussagen Überlebender über die Deportationen aus der Operationszone Adriatisches Küstenland. Zur Situation auf den von Ungarn annektierten Territorien gibt es einige wenige Dokumente, die für eine schikanöse Behandlung der nichtmagyarischen Bevölkerung sprechen.56
54 In einem Fall konnte ein Beamter der Präfektur und Leiter der Quästur in Rijeka (unter deutscher Verwaltung), Dr. Govanni Palatucci, ausländische jüdische Flüchtlinge vor der Auslieferung an die Deutschen schützen. Giovanni Palatucci, geb. 1909 in der Campagnia, wurde 1937 als Polizeibeamter nach Fiume/Rijeka versetzt. Nach der Kapitulation Italiens (8.9.1943), als die faschistischen Beamten mehrheitlich Rijeka verließen, übernahm Palatucci die Leitung der gesamten Präfektur. Die Gestapo beschattete ihn, wahrscheinlich wegen der Gerüchte über die „Judenwirtschaft“. Giovanni Palatucci wurde verhaftet, in das Triestiner KZ „Risiera di San Sabba“ eingeliefert und von dort nach Dachau deportiert. Er kam am 18. Februar 1945 in Dachau ums Leben, Dr. Giovanni Palatucci ist einer der italienischen „Gerechten unter den Völkern“ – Dokumente zu seiner Person: DAR Rijeka, Fonds 106, Commissione cittadina per l’accertamento dei Crimini di Guerra di Fiume Dok, Nr. 2/1945: Consegnato ex Questura – Elenco dei Dirigenti la Questura di Fiume dopo l’ anno 1941, S. 2, Stichwort: Palatucci Giovanni: Liliana Picciotto, I Giusti d’ Italia. I non Ebrei che salvarono gli ebrei 1943–1945. Edizione italiana a cura di Liliana Picciotto, 2. edizione, Milano 2007, S. 182, 258, 264. 55 DAR Rijeka, Fonds Nr. JU6. 56 HDA, MPV NDH, Fonds 224.
2. Briefe in einem Privatarchiv / 3. Zeitzeuginnen
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2. Briefe in einem Privatarchiv Eine aufschlussreiche Quellensammlung stellt ein Zagreber Privatarchiv dar. Es handelt es sich um Briefe von Arbeiterinnen und Arbeitern aus Lagern auf dem gesamten Territorium des Deutschen Reiches und der von ihm eroberten Länder. Die BriefschreiberInnen wenden sich an das Kroatische Rote Kreuz, die Caritas und an die Zagreber Aktivistin Diana Budisavljević, eine gebürtige Innsbruckerin,57 verheiratet mit einem Zagreber Medizinprofessor. Sie gründete aus eigener Initiative eine Organisation zur Evakuierung von Kindern aus Konzentrationslagern, zu ihrer Unterbringung in Heimen und Pflegefamilien bis zur Rückkehr ihrer Eltern von der Arbeit im Deutschen Reich. Teil dieser Arbeit war auch die Vermittlung des Briefwechsels zwischen den Eltern (Vätern, Müttern) in den deutschen Arbeitslagern und den Kindern in der Heimat. Die Zustellung der Briefe lief über Diana Budisavljević und ihre MitarbeiterInnen, die die schwierige Aufgabe der Ausforschung und der Anbahnung der Verbindungen leisteten. Ein Bündel von Briefen, das heute von der Enkelin von Diana Budisavljević, Frau Univ.-Prof. Dr. Silvija Szabo, als Andenken an ihre Großmutter verwahrt wird, enthält jene Briefe, die den Kindern oder Familienmitgliedern in der Heimat nicht ausgefolgt wurden, weil die Adressaten entweder nicht identifiziert werden konnten, vermisst oder verstorben waren. Ich danke Frau Univ.-Prof. Dr. Silvija Szabo für die Einsichtnahme in diese Quelle, die bisher noch von keinem Forscher benutzt wurde. Sie geben Aufschluss über die Existenz von Arbeitslagern, die in der Lagertopografie des Karl-Ernst-Osthaus-Museums (Hagen), Deutschland ein Denkmal, nicht aufscheinen. Zudem bieten sie vielfach belegte Informationen über die Umstände der Arbeiteraushebung in den Durchgangslagern im Rahmen der großen Offensiven gegen die Partisanen. So kann belegt werden, dass die Arbeiteraushebung im Unabhängigen Staat Kroatien auf drei „Schienen“ lief: auf jener des bilateralen Vertrages, durch „wilde“ Razzien und im Rahmen der sieben deutsch-kroatisch-italienischen Großoffensiven gegen die Partisanen.
3. ZeitzeugInnen Die zitierten Archivalien sind Zeugnisse der politischen Akteure und ihrer Aktionen. In ihnen kommen die angeworbenen Arbeitskräfte nur als Objekte behördlicher Willkür in den Blick. Die Anhörung von ehemals Betroffenen, heute Überlebenden, gibt ihnen nicht nur ihre Subjektivität zurück, sondern bedeutete für sie auch die erste Begegnung mit einem „freundlichen“, „herrschaftsfreien“ Österrei57 Siehe unter „Zeitzeuginnen“ – B.1.2.
2. Briefe in einem Privatarchiv / 3. Zeitzeuginnen
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2. Briefe in einem Privatarchiv Eine aufschlussreiche Quellensammlung stellt ein Zagreber Privatarchiv dar. Es handelt es sich um Briefe von Arbeiterinnen und Arbeitern aus Lagern auf dem gesamten Territorium des Deutschen Reiches und der von ihm eroberten Länder. Die BriefschreiberInnen wenden sich an das Kroatische Rote Kreuz, die Caritas und an die Zagreber Aktivistin Diana Budisavljević, eine gebürtige Innsbruckerin,57 verheiratet mit einem Zagreber Medizinprofessor. Sie gründete aus eigener Initiative eine Organisation zur Evakuierung von Kindern aus Konzentrationslagern, zu ihrer Unterbringung in Heimen und Pflegefamilien bis zur Rückkehr ihrer Eltern von der Arbeit im Deutschen Reich. Teil dieser Arbeit war auch die Vermittlung des Briefwechsels zwischen den Eltern (Vätern, Müttern) in den deutschen Arbeitslagern und den Kindern in der Heimat. Die Zustellung der Briefe lief über Diana Budisavljević und ihre MitarbeiterInnen, die die schwierige Aufgabe der Ausforschung und der Anbahnung der Verbindungen leisteten. Ein Bündel von Briefen, das heute von der Enkelin von Diana Budisavljević, Frau Univ.-Prof. Dr. Silvija Szabo, als Andenken an ihre Großmutter verwahrt wird, enthält jene Briefe, die den Kindern oder Familienmitgliedern in der Heimat nicht ausgefolgt wurden, weil die Adressaten entweder nicht identifiziert werden konnten, vermisst oder verstorben waren. Ich danke Frau Univ.-Prof. Dr. Silvija Szabo für die Einsichtnahme in diese Quelle, die bisher noch von keinem Forscher benutzt wurde. Sie geben Aufschluss über die Existenz von Arbeitslagern, die in der Lagertopografie des Karl-Ernst-Osthaus-Museums (Hagen), Deutschland ein Denkmal, nicht aufscheinen. Zudem bieten sie vielfach belegte Informationen über die Umstände der Arbeiteraushebung in den Durchgangslagern im Rahmen der großen Offensiven gegen die Partisanen. So kann belegt werden, dass die Arbeiteraushebung im Unabhängigen Staat Kroatien auf drei „Schienen“ lief: auf jener des bilateralen Vertrages, durch „wilde“ Razzien und im Rahmen der sieben deutsch-kroatisch-italienischen Großoffensiven gegen die Partisanen.
3. ZeitzeugInnen Die zitierten Archivalien sind Zeugnisse der politischen Akteure und ihrer Aktionen. In ihnen kommen die angeworbenen Arbeitskräfte nur als Objekte behördlicher Willkür in den Blick. Die Anhörung von ehemals Betroffenen, heute Überlebenden, gibt ihnen nicht nur ihre Subjektivität zurück, sondern bedeutete für sie auch die erste Begegnung mit einem „freundlichen“, „herrschaftsfreien“ Österrei57 Siehe unter „Zeitzeuginnen“ – B.1.2.
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B. Quellendiskussion
ch (einer österreichischen Staatsbürgerin). die Autorin war und ist sich bewusst, dass die mündlichen Äußerungen der Zeitzeugen, die alle schon in vorgerücktem Alter sind, Erinnerungen lückenhaft, verzerrt, unzuverlässig wiedergeben. Doch ermöglichten es Kopien von Anträgen an den Österreichischen Versöhnungsfonds, die einzelne Antragsteller der Autorin zur Verfügung stellten, und auch Mitarbeiterinnen des Österreichischen Versöhnungsfonds selbst, die Schilderung der Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, ihr persönliches Erleben mit anderen Quellen zu konfrontieren. Für diese Hilfe danke ich dem Österreichischen Versöhnungsfonds und allen seinen ehemaligen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Bei den Überprüfungen im Österreichischen Versöhnungsfonds konnte festgestellt werden, dass sich unter den kroatischen Anträgen keine einzige fingierte Eingabe zur Erschleichung einer Entschädigung fand; in allen Fällen konnten zumindest Spuren einer Tätigkeit in Österreich im Zeitraum 1938–1945 ermittelt werden. Diana Budisavljević, die Initiatorin der Evakuierungen von serbischen Kindern aus den Konzentrationslagern der Ustascha, hat über ihre Aktionen Tagebuch geführt.58 Das Tagebuch ist eine akribische, weitestgehend unpersönliche Dokumentation. Diana gelang es, Unterstützung sogar von deutschen Dienststellen zu erhalten und als eine von wenigen Zivilisten und Privatpersonen die Konzentrationslager der Ustascha von innen kennenzulernen. Das Tagebuch von Diana Budisavljević 1941–1945 und die Erinnerungen des schon zitierten Ilija Jakovljevi, Konclogor na Savi (Das KZ an der Save)59, sind Augenzeugenberichte von Personen, die den Arbeitseinsatz und die vielfachen Formen der Aushebung von Arbeitskräften aus eigener Anschauung kannten und mit den Auswirkungen konfrontiert waren. Auch der Deutsche bevollmächtigte General in Kroatien, Edmund Glaise von Horstenau, hatte Zutritt zu „Jasenovac“ erhalten. Im dritten Band seiner Memoiren,60 über sein Mandat in Zagreb (1941–1944) äußerte er sich dazu: bestürzt und – ironisch. Vielleicht flüchtete er sich in die Ironie: Der Memoirenband ist ein Dokument seiner Einsicht in die Fehlentwicklungen im Unabhängigen Staat Kroatien und der Abwehr jeglicher Einsicht in die Notwendigkeit einer Intervention. So zynisch kommentierte Glaise von Horstenau auch über den Widerspruch zwischen der Idelogie der Reinheit des Blutes und den Scharen der ausländischen Arbeitskräfte in den Industriezentren des Reiches.61 58 Dnevnik Diane Budisavljević (Das Tagebuch von Diana Budisavljević). Hrg. von Silvija Szabo und Josip Kolanović, Zagreb, 2003. 59 Ilija Jakovljević, Konclogor na Savi (Das Konzentrationslager an der Save), Zagreb, 1999. 60 Peter Brouček, Ein General im Zwielicht. Die Memoiren von Edmund Glaise v. Horstenau, 3 Bände, Wien, 1983. Bd. III: Deutscher Kommandierender General in Kroatien 1941–1944 und Zeuge des Untergangs. 61 Brouček, Ein General im Zwielicht, III. Bd., S. 60.
4. Gedruckte Quellen
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Obwohl Glaise von Horstenau angesichts der Verbrechen der Ustascha schon 1941 die Ahnung hatte, es könnte einmal ein internationales Gericht die Schuldigen zur Verantwortung ziehen und die Mitwisser zu Mitschuldigen erklären, fand er – wie er selbst zugab – weder die Kraft noch den Mut, sich von der verbrecherischen Schutzmacht eines kriminellen Regimes zu distanzieren. „Weiterwursteln“ war seine Empfehlung, als er erkannt hatte, dass das Deutsche Reich und mit ihm der unter deutscher Ägide gegründete Unabhängige Staat Kroatien untergehen würden. Ein weiterer hoher deutscher Diplomat, Hermann Neubacher, Sondergesandter für Südost62, äußerte sich in seinen „Erlebnisberichten“ sarkastisch-distanziert über das Ausmaß der Ustascha-Verbrechen an der serbischen Bevölkerung.
4. Gedruckte Quellen Eine Quellenedition zum Konzentrationslager Jasenovac63 mit Dokumenten unterschiedlicher Herkunft (Zeitungsberichten, Berichten von Parteizellen der Kommunistischen Partei und von Parteigenossen in den Konzentrationslagern, Aussagen von InsassInnen dieser Lager gegenüber der jugoslawischen Kommission für die Kriegsschäden und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit) besorgte Antun Miletić, ein Angehöriger der jugoslawischen Volksarmee. Dieses Werk erfüllt nicht die Ansprüche an eine wissenschaftliche Dokumentation, denn es fehlen Herkunftsbestimmungen für einzelne Dokumente. Die korrekt veröffentlichten Informationen stützen allerdings die aus den primären Quellen gewonnenen Informationen. Zur Untersuchung wurde eine Edition von Quellen der Deutschen Bischofskonferenz herangezogen: Diese bemühte sich nämlich, in den eng gezogenen Grenzen des Konkordates zwischen der Deutschen Reichsregierung und dem Hl. Stuhl vom 20. Juli 1933 die seelsorgliche Betreuung der ausländischen Arbeiter zu organisieren. Zu diesem Zweck wandte sie sich auch an den Erzbischof von Kroatien. Verstreute Quellen zu den Reaktionen aus Kroatien lassen keine Beurteilung darüber zu, ob die Bemühungen der deutschen Amtsbrüder wegen administrativer Behinderungen oder wegen mangelnder Einsicht in die Notwendigkeiten vonseiten der kroatischen Ortskirche scheiterten. Die österreichischen Diözesanarchive enthalten dazu keine Quellen; es gibt auch keine derartigen Editionen aus Ordens- und Pfarrarchiven in Österreich. 62 Hermann Neubacher, Sonderauftrag Südost 1940–1945. Bericht eines fliegenden Diplomaten, Göttingen/Berlin/Frankfurt, 1956, S. 30. 63 Antun Miletić, Koncentracioni logor Jasenovac: 1941–1945 (Das Konzentrationslager Jasenovac 1941–1945), Beograd, 1986–1987.
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B. Quellendiskussion
5. Zeitungen Die im Unabhängigen Staat Kroatien erscheinenden Zeitungen waren Sprachrohre der Ustascha-Bewegung.64. Das führende Blatt, Hrvatski narod (Das kroatische Volk), entwickelte sich zum kroatischen Pendant des Völkischen Beobachters65. Die ersten drei Seiten des Großformates waren den militärischen Eroberungen des deutschen Verbündeten und seinen wirtschaftspolitischen Leistungen gewidmet. Die engen Beziehungen des Unabhängigen Staates Kroatien zu Großdeutschland, die Teilhabe des neuen Staates am Prestige Hitlerdeutschlands und der Beitrag Kroatiens zu den Leistungen Deutschlands waren die Leitlinie des Blattes. In diesem Zusammenhang wurde auch der Arbeitseinsatz von Kroaten im Deutschen Reich mitverfolgt: Die propagandistisch aufbereitete Verabschiedung der ins Reich abgehenden Arbeiterkontingente, der den kroatischen Arbeitern im Reich gewährte hohe Standard der Unterbringung und Verpflegung in den Wohnheimen und die Freizeitgestaltung der kroatischen Arbeiter im Reich, mit Vereinen, Zeitungen, Veranstaltungen, trotz des Krieges und der kriegsbedingten Entbehrungen, die der Bevölkerung Deutschlands im Jahre 1941 bereits auferlegt wurden, dominierten die Berichterstattung. Wenig auskunftsfreudig zeigte sich dieses Blatt hingegen zu den Formen der Anwerbung in Kroatien selbst, ebenso wenig zu den Bedingungen, unter denen nichtkroatische Arbeiter aus Kroatien im Reich eingesetzt wurden. Es gibt auch keine Hinweise darauf, in welch (geringem) Ausmaß die Geldüberweisungen der Arbeiter in die Heimat tatsächlich dem kroatischen Staat zugutekamen, da sie in das Clearing-Verechnungssystem einbezogen und zur Bezahlung der Besatzungskosten für die Deutsche Wehrmacht in Kroatien aufgewendet wurden. Die Zeitungen des Unabhängigen Staates Kroatien sind keine Quelle für die reale Situation, sondern für die Täuschungen des Volkes durch seine eigene Regierung und die Propaganda des Ustascha-Regimes. Wegen ihrer Veröffentlichung von Inseraten deutscher Firmen zur Anwerbung kroatischer Arbeitskräfte kann diese Zeitung dennoch als Primärquelle dienen. Diese Annoncen vermitteln nämlich einen guten Überblick über die Vereinnahmung der kroatischen Wirtschaft durch deutsche Unternehmen. Die Suche nach Personal weist auf einen Arbeitseinsatz für Großdeutschland in Kroatien selbst hin. Dies ist ebenfalls ein noch unerforschter Aspekt der Wirtschaftsgeschichte 64 Zuckermann Itković Boško, Novine NDH o Židovima: Novi list/Nova Hrvatska-SpremnostHrvatski narod. (Die Zeitungen des Ustaschastaates über die Juden: Novi list/Nova HrvatskaSpremnost-Hrvatski narod.) Magisterarbeit an der Philosophischen Fakultät Zagreb, 2004. 65 Die Autorin dankt für diesen Hinweis den Archivarinnen des Kroatischen Staatsarchivs in Zagreb, Abteilung für Zeitungen und Zeitschriften, Mag. Branka Kecegić und Mag. Karmen Kos.
5. Zeitungen
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des NDH und wurde daher von der Autorin in Angriff genommen. Allerdings gibt es für diesen Bereich in Kroatien weit weniger Primärquellen; auch sie dürften in deutschen Archiven zu finden sein. Arbeit für die deutschen Behörden in Kroatien scheint in den zuständigen kroatischen Behörden (Ausländeramt, Sozialministerium, Innenministerium) sorgsam kaschiert worden sein, um die praktisch koloniale Position des neu gegründeten Staates gegenüber Deutschland vor der eigenen Bevölkerung verborgen zu halten. Wie sehr sich auch die katholische Amtskirche Kroatiens (zu der in der Zeit des Unabhängigen Staates Kroatien auch die kirchlichen Strukturen von Bosnien und Herzegowina gehörten) von der Ustascha-Führung täuschen ließ, geht aus der von Jure Krišto herausgegebenen Sammlung von Quellen aus dem Erzbischöflichen Archiv in Agram (Archiv Nadbiskupije zagrebačke)66 hervor. Ob aus mangelnder Einsicht und beschränkter politischer Urteilsfähigkeit67 oder auf Druck, lässt sich nicht mit voller Sicherheit beantworten. Dass es hierzu unter heutigen Überlebenden unterschiedliche Auffassungen vom Ausmaß des Druckes gibt, die sich nicht überprüfen lassen, zeigt die Haltung der kirchlichen Presse. Der katholische Episkopat nahm nicht wahr (oder wollte sich nicht ent-täuschen lassen), dass Arbeiter nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen ins Deutsche Reich gingen. Die zwangsweise Rekrutierung hat er nie kommentiert, geschweige denn verurteilt. Pater Aleksa Benigar, der Autor der bisher einzigen quellengestützten Biografie von Erzbischof Dr. Alojzije Stepinac68, erwähnt an einer Stelle – aber ohne Quellenbeleg – eine Kritik, die Erzbischof Stepinac gegen die kroatische Staatsführung wegen groben Vorgehens gegen die Arbeiter beim Abtransport ins Deutsche Reich vorgebracht haben soll. Die Frage der Organisation einer ständigen kroatischen Seelsorgeeinrichtung im Deutschen Reich beschäftigte – wie in der Studie gezeigt wird – die Deutsche Bischofskonferenz und auch den Erzbischof von Zagreb. Zustande gekommen ist diese Institution nicht. Aus der kirchlichen Presse ist dazu nichts zu erfahren, die kirchliche Zeitgeschichte in Kroatien hat sich dieses Themas nicht angenommen, die vorhandenen Dokumente reichen zu einer Erklärung nicht aus:69 66 Jure Krišto, Katolička crkva i NDH 1941–1945 (Die Katholische Kirche und der Unabhängige Staat Kroatien), 2. Band, Zagreb, 1998. 67 Dies glaubt der kroatische Historiker Slavko Goldstein. Im Schlusswort zu Ivo Goldsteins Holokaust u Zagrebu (Der Holocaust in Zagreb), Zagreb, 2001, S. 525. 68 Aleksa Benigar, Dr. Alojzije Stepinac. Hrvatski kardinal. 2. Ausgabe, Zagreb, 1992. Der Franziskanerpater Aleksa Benigar veröffentlichte die erste Ausgabe 1977 in Rom. (Damals wäre im kommunistischen Jugoslawien eine Publikation einer Biografie des zur „Unperson“ erklärten Zagreber Erzbischofs nicht möglich gewesen.) 69 Katolički list. Crkveno – pastoralni časopis (Katholisches Blatt. Zeitschrift für Kirche und Seel-
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B. Quellendiskussion
Die Schwierigkeit, Quellen in kroatischen Archiven zum Arbeitseinsatz im Deutschen Reich aufzuspüren, wurde aufgewogen durch die Vielfalt der Aspekte des Arbeitereinsatzes, die sich aus den archivalischen Unterlagen, der Einsicht in die zeitgenössische Presse, in Memoiren und Privatbriefe sowie aus den Gesprächen mit Zeitzeugen herauskristallisierte. Schon allein die Arbeit in den zentralen Archiven ermöglichte der Autorin die begründete und verantwortbare Auffassung, dass der Arbeitseinsatz der kroatischen Bevölkerung generell die Kriterien für Zwangsarbeit (gemäß den Bestimmungen des Österreichischen Versöhnungsfonds) erfüllt. Zudem verschwanden die Unterschiede zwischen den einzelnen Nationalitäten, je repressiver das Arbeitsklima ingesamt, je kritischer die Versorgungs- und Sicherheitssituation wurde. Der Unabhängige Staat Kroatien ging mit dem Deutschen Reich, das sein Entstehen gefördert und auch unterstützt hatte – in eigenem Interesse, als Garant für die kontinuierliche Versorgung mit Rohstoffen, zu denen auch Arbeitskraft zählte – unter. Ein Ergebnis dieser Studie ist die aus den Akten gewonnene Sicherheit, dass dieser Staat in keinem Moment seines Bestehens unabhängig war, geschweige denn, dass er von Hitlerdeutschland als Partner in der politischen Neuordnung Europas geduldet worden wäre. Kroatien war de facto Kriegsgebiet; seine Opferbilanz ist die höchste des ehemaligen Jugoslawien, weil die entscheidenden Kämpfe – insgesamt sieben Offensiven – auf dem Territorium des Unabhängigen Staates Kroatien ausgetragen wurden. In Kroatien hatte die serbische Volksgruppe die höchste Verlustrate in absoluten Zahlen, nicht nur an den in Kroatien selbst ums Leben Gekommenen, sondern auch an Opfern der Konzentrations-, Arbeits- und Kriegsgefangenenlager außerhalb Kroatiens. Die Serben bildeten im Jahre 1941 schätzungsweise ein Drittel der kroatischen Bevölkerung (Zahlenangaben bewegen sich in den zeitgenössischen Quellen zwischen 1,4–1,9 Millionen von ca. 4,8 Millionen Gesamtbevölkerung).70 Die Gesamtzahl der serbischen Opfer (im In- und Ausland) beträgt 330.000 oder 7,3 % der Gesamtopferzahl. Davon starben 93.000 in deutschen Lagern.71 Da sich die Autorin auf das Territorium der heutigen Republik Kroatien kon-
sorge), Jg. 92, 587 Nr. 50, S. 585. – Božična poruka hrvatskim radnicima i radnicama u Njemačkoj Dr. Alojzije Stepinca (Weihnachtsbotschaft von Dr. Alojzije Stepinac an die Arbeiter und Arbeiterinnen in Deutschland). 70 Siehe Tabelle 1 mit zeitgen. Quellen. – Goldstein, Croatia, S. 158, gibt hingegen 2,1 Mio. an. 71 Goldstein, Croatia, S. 158. Den prozentuell höchsten Stand an Opfern verzeichnet die jüdische Bevölkerung: 80 %, ca. 40.000 Personen.
5. Zeitungen
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zentrierte,72 muss eine quellengestützte Darstellung der Arbeitskräfteaushebung in Slowenien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Montenegro, Kosovo und Mazedonien den Historikern dieser Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien überlassen werden. In Kroatien leben jedoch viele Zeitzeugen aus Slowenien sowie aus Bosnien und Herzegowina. Ihre Erfahrungsberichte wurden verwertet und mögen als Anregung zur vertieften Befassung mit den Quellen in den Archiven der Nachfolgestaaten dienen.
72 Die Autorin ist nicht Mitarbeiterin eines wissenschaftlichen Institutes, so dass ihr die Zugänglichkeit zu Archiven und Bibliotheken außerhalb Zagrebs nur beschränkt möglich war.
C. Arbeitsmigration 1. Jugoslawien In Deutschland hatte die Arbeits- und Wirtschaftsmigration aus Jugoslawien 1933 schon eine Tradition, die bis in die Industrialisierung vor dem Ersten Weltkrieg zurückreicht. Im Jahre 1933 gab es in Westfalen eine geschlossene Kolonie von 17.000 slowenischen Bergleuten mit Familien (insgesamt etwa 450.000 Slowenen). Nach den Statistiken im Zagreber Institut für Migrationsforschung blieben diese Bergarbeiter auch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Deutschen Reich.73 Auch landwirtschaftliche Saisonarbeiter fanden – trotz der hohen Arbeitslosigkeit in der Weimarer Republik – dort Arbeit. Landarbeiter waren so niedrig bezahlt, dass die jährliche Überweisungssumme eines Landarbeiters mit maximal 350 RM veranschlagt werden konnte (zum Vergleich: die Gesamtsumme des Lohntransfers der landwirtschaftlichen Kräfte ins Ausland betrug 1939 ca. 50 Mio. RM; der Gesamtdevisenbestand 1939 rund 500 Mio. RM). Aber diese Einschätzung dürfte eher darauf angelegt gewesen sein, die Löhne zu drücken: Gemäß den Angaben der jugoslawischen Arbeiter für die jugoslawische Polizei nach der Rückkehr in die Heimat bewegten sich ihre Monatsgehälter in der Landwirtschaft um die 40 RM.74 Auf dieser niedrigen Lohnbasis schloss das Königreich Jugoslawien mit der Weimarer Republik im Jahre 1928 bilaterale Abkommen ab.75 Die Zahl der neu aufgenommenen Arbeitskräfte aus Jugoslawien stieg in den nächsten Jahren kontinuierlich bis 1940. Vor dem deutschen Überfall auf Jugoslawien belief sich die Zahl jugoslawischer Arbeiter im Deutschen
73 Mira Kolar Dimitrijević, Radnici bivše Jugoslavije na radu u Trećem Reichu (1933–1941) (Arbeits. kräfte des ehemaligen Jugoslawien im Dritten Reich [1933–1941]). In: Acta historico-oeconomica Jugoslaviae, Vol. III. Komisija za ekonomsku historiju Jugoslavije (Kommission für jugoslawische Wirtschaftsgeschichte), Zagreb, 1976, S. 131–154, hier S. 133. Die slowenischen Bergarbeiter erwähnte auch Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte, S. 179. 74 HDA Zagreb, BH-ODZ, Fonds 158, Fasz. 30, Dok. Nr. 2405. Aussage von Marija Beron 13.1.1940). Ebenso Dok. Nr. 2646/40 und 2647/1940 vom 13. Jänner 1940. 75 Die Vertragstexte sind enthalten im „Pregled međunarodnih ugovora i drugih akata od međunarodno-pravnog značaja za Jugoslaviju od 1918–1941 (Überblick über die internationalen Verträge und anderen völkerrechtlichen Akten von 1918–1941). In: Arhiv Jugoslavije, Belgrad. Die Verträge über die Arbeiteranwerbung mit der Weimarer Republik wurden im Amtsblatt des Königreiches SHS (Službene novine Kraljevina Srba, Hrvata i Slovenaca), 1929 Nr. 229–XCIII unter Zl. 64–XIX veröffentlicht. Für die Übersendung von Kopien der Amtsblätter danke ich dem Direktor des Archives Jugoslawiens, Dr. Miomir Vujačić.
1. Jugoslawien
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reich auf 5.152 (Tabelle 2)76. Die Generaldirektion für Korporationswesen des Unabhängigen Staates Kroatien – Abteilung für Migrationen – besaß ebenfalls Statistiken, die bis 1930 zurückreichten. Diesen zufolge fanden zwischen 1930 und 1935 jährlich durchschnittlich 300 Personen aus der Banschaft Kroatien77 in Deutschland Arbeit. 1939 stieg ihre Zahl gemäß dieser Statistik auf 5.112 an und verdreifachte sich zwischen 1939 und 1940 auf 16.428 Personen.78 Diese Arbeitskräfte waren in den ersten Jahren der Naziherrschaft Slowenen,79 Ungarn und vor allem Angehörige der Jugoslawiendeutschen aus der Baranja, der Bačka und dem Banat. Die deutsche Propaganda in ihren Siedlungsgebieten und Vereinen war stark. Sie gingen mit großer Begeisterung in den „Arbeitsdienst“, obwohl sie, wie auch die jugoslawische Öffentlichkeit, bereits über die Schikanen der Nazis an der jüdischen Bevölkerung und die schweren Lebensbedingungen von nicht Regimekonformen informiert waren und Jugoslawien jüdischen Flüchtlingen aus dem Reich Asyl gewährte.80 Für Österreich gibt es im Archiv für Serbien, das die Bestände des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS) verwahrt, keine Verträge über die Anwerbung saisonaler Landarbeiter aus Jugoslawien noch Industriearbeiter aus diesem Nachbarland. Die Anstellung von Arbeitskräften ohne Arbeitsgenehmigung in Österreich ist im Kroatischen Staatsarchiv seit dem Jahr 1939 aktenkundig.81 Es handelt sich 76 Kolar Dimitrijević, Radnici iz Jugoslavije na radu u Trećem Reichu (Arbeiter aus Jugoslawien im Einsatz im Dritten Reich), Tabelle S. 135. 77 Am 1. August 1939, als die Königliche Regierung mit Kroatien einer Versöhnung nach den nationalen Spannungen wegen der großserbischen Politik und Diktatur zustimmte, erhielt die Banschaft Kroatien Autonomie in Innen-, Finanz-, Verteidigungs- und Bildungspolitik. Auch trug die Zentralregierung der Forderung nach dem nationalen Bekenntnis in der Bezeichnung Rechnung. Statt Savebanschaft wurde die heutige Republik Kroatien zur Banschaft Kroatien (Banovina Hrvatska): I. Goldstein, Croatia. S. 128. 78 HDA Zagreb, MDUZ, Fonds Nr. 226, Fasz. 15, Zl. 98.382/42 – Jahresbericht der Statistischen Abteilung des Auswanderungsamtes (Godišnji izvještaj Brojitbenog pododsjeka) für 1942, vom 23. Jänner 1943 (Generaldirektion für Korporation und korporative Fürsorge des Unabhängigen Staates Kroatien, Emigrationsabteilung. Jahresbericht der Statistischen Unterabteilung für das Jahr 1943. Zagreb, 23. Jänner 1943.): Zur Organisation des Ministeriuims s. Deana Kovačec, Ministarstvo udružbe. Referat o sređivanju. Kroatisches Staatsarchiv, Zagreb, 1981. 79 Mark Spoerer, Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge im Deutschen Reich und im besetzten Europa 1939–1945. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart/München, 2001, 66–69. 80 Anna Maria Grünfelder, Nepoželjni gosti (Unerwünschte Gäste). In: Novi Omanut, Zagreb, Nr. 1–4/2009, S. 4, 5. 81 HDA Zagreb, Fonds Nr. 158, Savska Banovina – Odjelak za državnu zaštitu (Banschaft Save–Sektion für Staatssicherheit, abgek. ODZ). – Zur wirtschaftlichen Lage der Deutschen in Jugoslawien s. Die Dokumentation „Das Schicksal der Deutschen in Jugoslawien. Dokumentation der Ver-
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C. Arbeitsmigration
um Protokolle polizeilicher Einvernahmen zurückgekehrter Arbeiter.82 Die Polizei interessierte sich jedoch nicht primär für Arbeitsbedingungen, Einsatzstelle, Löhne etc., sondern für die Motive der Arbeit im Ausland. So wollte sie wissen, mit wem die Arbeitskräfte Umgang hatten, ob sie sich politisch betätigt hatten, ob sie von politischen Agenten angeheuert worden und mit einem politischen Auftrag oder zur Verbreitung politischer Presseerzeugnisse ins Land zurückgekehrt seien. Im Ausland – besonders in Österreich und im Deutschen Reich – agitierten illegale Kommunisten, Kominternagenten, aber auch Ustaschi; Italien gewährte den führenden Kräften der kroatischen Ustascha politisches Exil und schickte Agenten mit Waffen und Geld nach Kroatien. Die Ustaschi wieder pflegten aus Italien Kontakte mit der NSdAP im Deutschen Reich und mit radikalen Mazedoniern. Alle diese politischen Agenten außerhalb Jugoslawiens – Kommunisten wie Ultranationalisten – arbeiteten auf revolutionäre Umgestaltung, Kommunisten und Ustaschi direkt auf den Sturz des jugoslawischen Königs hin.83 Trotz der Arbeitslosigkeit in der Ersten Republik und in der Weimarer Republik84 fanden solche Gelegenheitsarbeiter Aufnahme und blieben in der Regel mehrere Monate, aber immer kürzer als ein Jahr,85 bis sie denunziert wurden und sich die örtliche Gendarmerie für sie zu interessieren begann. Dann wechselten die Ausländer den Arbeitgeber oder kehrten nach Jugoslawien zurück. Mitte 1939 beschäftigte die deutsche Landwirtschaft ca. 37.000 Italiener, 15.000 Jugoslawen, 12.000 Ungarn, 5.000 Bulgaren.86 Auch für die jugoslawischen Landarbeiter bahnte sich zwischen 1933 und 1941 der Übergang von der traditionellen Saisonarbeit zu dauerhaften Arbeits-
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treibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa. In Verbindung mit Werner Conze, Adolf Diestelkamp, Rudolf Laun, Peter Rassow und Hans Rothfels. Bearbeitet von Theodor Schieder. Hrg. Vom Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. Bd. V. München, 1964. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1961, S. 39E. HDA Zagreb, Banovina Hrvatska (HB), Abteilung für Staatssicherheit (in weiterer Folge abge. BH–ODZ), Fond Nr. 158, Fasz. Nr. 30, Dok. Nr. 2646, 2647. Ferdo Čulinović, Jugoslavija između dva rata ( Jugoslawien in der Zwischenkriegszeit). 2 Bände, Zagreb 1961. Dieses Buch ist nicht nur eine historische Analyse der Innenpolitik des Königreiches Jugoslawien, sondern auch ein Zeitzeugnis eines Historikers, der die Ereignisse selbst miterlebt hat. Ulrich Herbert, Fremdarbeiter. Politik und Praxis des „Ausländer–Einsatzes“ in der Kriegswirtschaft des Dritten Reiches. Berlin/Bonn, 1985, S. 50. Die staatlichen Regelungen der Ausländerpolitik in der Weimarer Republik beschränkten den Zugang ausländischer Arbeiter auf die Landwirtschaft und erschwerten die Beschäftigung in der Industrie: Herbert, Fremdarbeiter, S. 50. Dies entsprach der Arbeitsgesetzgebung in der Weimarer Republik. Herbert, Fremdarbeiter, S. 50. Herbert, Fremdarbeiter, S. 103.
2. Arbeitskräftebezug aus dem Unabhängigen Staat Kroatien
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verhältnissen an. Die Umwandlung entsprach jedoch nicht dem Wunsch der Arbeitnehmer, sondern erfolgte einseitig durch die Arbeitgeber. Im Falle der Landarbeiter waren es die lokalen Arbeitsämter, die bei auslaufenden Arbeitsverträgen die Heimreisebewilligung zu erteilen hatten und dann eben nicht mehr erteilten. Bis zum Beginn des Angriffes auf Jugoslawien waren Arbeitskräfte aus Jugoslawien „Jugoslawen“: Am 8. Juli 1941 – im Zusammenhang mit der Klärung des Status der jugoslawischen Kriegsgefangenen – erklärte Hitler, dass „die staatliche Existenz Jugoslawiens erloschen“ sei.87 Serbische Kriegsgefangene wurden zu Angehörigen eines Feindstaates, und nicht freigelassen. Ihre Arbeitsverhältnisse wurden jenen der Polen und der „Ostarbeiter“ gleichgestellt. Kroaten hingegen wurden als Angehörige eines „befreundeten und verbündeten Staates“ (Gruppe C des Erlasses des RSHA über die Kategorien der Fremdarbeiter im Deutschen Reich)88 behandelt.
2. Arbeitskräftebezug aus dem Unabhängigen Staat Kroatien Vorgeschichte: Der Unabhängige Staat Kroatien zwischen dem Deutschen Reich, Italien und Ungarn – Teilhabe an der Macht versus Abhängigkeit und Willfährigkeit Ein eigenständiger kroatischer Staat war eine Vision kroatischer Politiker seit dem österreichisch-ungarischen Ausgleich.89 Nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns trat Kroatien am 1. Dezember 1918 gemeinsam mit Slowenien dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Kraljevina Srba, Hrvata i Slovenaca, SHS) bei, in der Erwartung, in einer Staatengemeinschaft mit den anderen südslawischen Völkern „nationale Selbstbestimmung“ und mehr Mitspracherecht zu erhalten als unter magyarischer Herrschaft, der es seit dem Ausgleich überlassen worden war. Aber das Zusammenleben unter der serbischen Königsdynastie Karadjordjević und in einem Reich, in dem die serbische Bevölkerung nicht nur die zahlenmäßig größte, sondern auch die staatstragende Nationalität bildete, erlebten die nichtserbischen Völker die rücksichtslose Durchsetzung der serbischen Hegemonie. Die Polizei und Armee unterdrückten alle Forderungen nach nationaler Gleichberechtigung und politischen Freiheiten.90 Schon wenige 87 Rüdiger Overmans, Die Kriegsgefangenenpolitik des Deutschen Reiches. Italien. In: Echterkamp, Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, 9. Bd., 2. Halbband, S. 825–838, hier S. 834. 88 Herbert, Fremdarbeiter, S. 189. 89 Goldstein, Croatia, S. 82. Zu den politischen Optionen kroatischer Politiker in der Spätphase der Habsburgermonarchie siehe auch Goldstein, Holokaust u Zagrebu (Der Holocaust in Zagreb), S. 89–101. 90 Goldstein, Croatia. A History, S. 134. – Goldstein, Holokaust u Zagrebu, S. 89–101.
2. Arbeitskräftebezug aus dem Unabhängigen Staat Kroatien
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verhältnissen an. Die Umwandlung entsprach jedoch nicht dem Wunsch der Arbeitnehmer, sondern erfolgte einseitig durch die Arbeitgeber. Im Falle der Landarbeiter waren es die lokalen Arbeitsämter, die bei auslaufenden Arbeitsverträgen die Heimreisebewilligung zu erteilen hatten und dann eben nicht mehr erteilten. Bis zum Beginn des Angriffes auf Jugoslawien waren Arbeitskräfte aus Jugoslawien „Jugoslawen“: Am 8. Juli 1941 – im Zusammenhang mit der Klärung des Status der jugoslawischen Kriegsgefangenen – erklärte Hitler, dass „die staatliche Existenz Jugoslawiens erloschen“ sei.87 Serbische Kriegsgefangene wurden zu Angehörigen eines Feindstaates, und nicht freigelassen. Ihre Arbeitsverhältnisse wurden jenen der Polen und der „Ostarbeiter“ gleichgestellt. Kroaten hingegen wurden als Angehörige eines „befreundeten und verbündeten Staates“ (Gruppe C des Erlasses des RSHA über die Kategorien der Fremdarbeiter im Deutschen Reich)88 behandelt.
2. Arbeitskräftebezug aus dem Unabhängigen Staat Kroatien Vorgeschichte: Der Unabhängige Staat Kroatien zwischen dem Deutschen Reich, Italien und Ungarn – Teilhabe an der Macht versus Abhängigkeit und Willfährigkeit Ein eigenständiger kroatischer Staat war eine Vision kroatischer Politiker seit dem österreichisch-ungarischen Ausgleich.89 Nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns trat Kroatien am 1. Dezember 1918 gemeinsam mit Slowenien dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Kraljevina Srba, Hrvata i Slovenaca, SHS) bei, in der Erwartung, in einer Staatengemeinschaft mit den anderen südslawischen Völkern „nationale Selbstbestimmung“ und mehr Mitspracherecht zu erhalten als unter magyarischer Herrschaft, der es seit dem Ausgleich überlassen worden war. Aber das Zusammenleben unter der serbischen Königsdynastie Karadjordjević und in einem Reich, in dem die serbische Bevölkerung nicht nur die zahlenmäßig größte, sondern auch die staatstragende Nationalität bildete, erlebten die nichtserbischen Völker die rücksichtslose Durchsetzung der serbischen Hegemonie. Die Polizei und Armee unterdrückten alle Forderungen nach nationaler Gleichberechtigung und politischen Freiheiten.90 Schon wenige 87 Rüdiger Overmans, Die Kriegsgefangenenpolitik des Deutschen Reiches. Italien. In: Echterkamp, Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, 9. Bd., 2. Halbband, S. 825–838, hier S. 834. 88 Herbert, Fremdarbeiter, S. 189. 89 Goldstein, Croatia, S. 82. Zu den politischen Optionen kroatischer Politiker in der Spätphase der Habsburgermonarchie siehe auch Goldstein, Holokaust u Zagrebu (Der Holocaust in Zagreb), S. 89–101. 90 Goldstein, Croatia. A History, S. 134. – Goldstein, Holokaust u Zagrebu, S. 89–101.
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C. Arbeitsmigration
Tage nach dem Vollzug des Beitrittes, am 5. Dezember 1918, bewies die serbische Polizei gegenüber Kriegsveteranen, die in Zagreb wegen ihrer Soldausstände protestierten und dabei antiserbische Parolen verlauten ließen, wie wenig im neuen Königreich politische Freiheiten gelten sollten. Die Polizei schoss in die demonstrierende Volksmenge, es gab Tote und Verletzte – die ersten Opfer des serbisch-kroatischen Antagonismus im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Die Ermordung des populären kroatischen Politikers, Parlamentsabgeordneten in der Belgrader Bundesversammlung und Obmannes der stärksten Kraft in Kroatien, der Bauernpartei (HSS), Stjepana Radića, durch einen radikal-nationalistischen Serben 1928 hatte eine Lähmung des (schwachen, aber immerhin vorhandenen) Parlamentarismus, die Übernahme aller politischen Entscheidungsprozesse durch den König, eine „Königsdiktatur“ zur Folge. In diesem politischen Klima gründete der Abgeordnete der radikalen Fraktion der Kroatischen Rechtspartei (HSP), Dr. Ante Pavelić, eine „Bewegung“, die unversöhnlichen Hass auf die serbische Königsdiktatur, Serbien und „die Serben“ pflegte und den Topos von der „bleiernen Zeit“, den „dunklen Jahren“ serbischer Hegemonie und kroatischer Unterdrückung prägte. Tatsache ist jedoch, dass sich trotz der Unterdrückung nationaler Separationsbewegungen unter den nichtserbischen Völkern ein für kroatische Künstler, Architekten, Schriftsteller und Wissenschaftler gedeihliches Klima entwickelte und bis zur Weltwirtschaftskrise Slowenien und Kroatien einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebten, der Tourismus blühte und in den Städten ein wohlhabendes Bürgertum entstand.91 Die Industriearbeiter und Bauern freilich profitierten von dieser Entwicklung nicht. Ihre Arbeitsbedingungen verschlechterten sich infolge der ausländischen Übernahmen jugoslawischer Industriebetriebe und „Freisetzungen“, so dass die Arbeitslosigkeit in den Städten und auf dem Land auch schon vor der Weltwirtschaftskrise anstieg.92 91 Zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung Kroatiens in der Zwischenkriegszeit siehe Ivo Goldstein, Croatia. – Trpimir Macan, Hrvatska povijest (Kroatische Geschichte). Trpimir Macan, der seine Kroatische Geschichte in erster Auflage in den Jahren der wiederauflebenden kroatischen Nationalbewegung „Kroatischer Frühling“ (1968–1971) publizierte, pflegte trotz der von ihm zugegebenen positiven Tedenzen im kulturellen und wirtschaftlichen Leben auch im König-reich Jugoslawien nichtsdestoweniger die von den kroatischen Nationalisten gepflegte Überzeu-gung von der totalen Unterdrückung aller Eigenständigkeitsbestrebungen der nichtserbischen Völker. 92 Mira Kolar Dimitrijević, Radnici bivše Jugoslavije na radu u trećem Reichu (1933–1941) (Die Arbeiter aus dem ehemaligen Jugoslawien im Dritten Reich [1933–1941]). In: Acta historico–oeconomica Jugoslaviae, Vol. III, Komisija za ekonomsku historiju Jugoslavije (Wirtschaftsgeschichtliche Kommission Jugoslawiens), Zagreb, S. 131–154., hier S. 137f; Kolar Dimitrijević, Obrisi strukture radničke klase (Konturen der Struktur der Arbeiterklasse), Zagreb, 1983, S. 116–119; Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte Kroatien, S. 179, 259–261.
2. Arbeitskräftebezug aus dem Unabhängigen Staat Kroatien
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Im Jahre 1929 gründete, wie erwähnt, der Abgeordnete der Kroatischen Staatsrechtspartei (HSP) in der Belgrader Nationalversammlung, der Zagreber Rechtsanwalt Dr. Ante Pavelić, die Bewegung Kroatischer Revolutionäre – Ustascha. Ihr Ziel war die Zerstörung des Königreiches Jugoslawien und die Gründung eines Unabhängigen Staates Kroatien, nötigenfalls mit Dolch und Revolver.93 Ante Pavelić hielt Kontakt zu radikalen Bewegungen in Mazedonien und fand Unterstützung bei den italienischen Faschisten. Die italienische Politik sah in der Ustascha Bundesgenossen für ihre Bestrebungen, im Fall eines – erwarteten – Zusammenbruches Jugoslawiens seine Position in Südosteuropa zu festigen und Südosteuropa als italienische Einflusssphäre zu usurpieren.94 Waffen der Ustaschi, mit denen sie serbische und serbenfreundliche Politiker und Intellektuelle ermordeten, stammten aus Italien. Die Täter fanden in Italien politisches Asyl. Gemeinsam mit mazedonischen Nationalisten ermordeten Ustaschi am 9. Oktober 1934 König Alexander Karadjordjević während dessen Besuchs in Frankreich. Auch der französische Außenminister Bathou kam beim Anschlag ums Leben. Als Frankreich von Italien die Auslieferung der Täter forderte, ignorierte Italien den französischen Auslieferungsantrag und gewährte den führenden Köpfen der Ustaschi politisches Asyl in Italien. Es sollte acht Jahre lang, bis zum April 1941 dauern.95 Die Anschläge der Ustascha gegen Einrichtungen des jugoslawischen Staates hatten die rigorose Verfolgung der Ustascha durch die jugoslawische Polizei zur Folge und schaukelten die Gewaltbereitschaft auf beiden Seiten auf. Aber so sehr die in Kroatien selbst aktiven Ustaschi an der Destabilisierung des Landes und der Aushöhlung der staatlichen Institutionen wirkten – zu einer Proklamation der Unabhängigkeit Kroatiens, ihrer „raison d’etre“, konnten sie sich nicht aufraffen. Diese Chance ergriffen sie erst im Zuge der Auflösung Jugoslawiens als Folge des Angriffes Hitlerdeutschlands. Den Anfang vom Ende Jugoslawiens setzten der jugoslawische Ministerpräsident Dragiša Cvetković und sein Außenminister Cincar Marković, als sie am 25. März 1941 in Wien den Beitritt Jugoslawiens zum Dreipakt mit dem Deutschen Reich unterzeichneten. Sie gaben damit dem politischen und wirtschaftlichen Druck Hitlerdeutschlands nach,96 das mit der Einbeziehung Jugoslawiens 93 94 95 96
Goldstein, Croatia. A History, S. 134. – Goldstein, Holokaust u Zagrebu, S. 89–101. Neubacher, Sonderauftrag Südost, S. 117. – D.I. Russinow, Italy’s Austrian Heritage, S. 266. Goldstein, Croatia. A History, S. 136. In den Debatten der mit den Beziehungen zu Südosteuropa befassten deutschen Wirtschaftsstellen war die Rede davon, dass Jugoslawien in die Zange genommen werde: Schumann, Griff nach Südosten, Berlin, 1965, S. 60; Eichholtz, Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939–1945, Band III, 1943–1945, Teil. 2, S. 426f (im weiteren Text zitiert: Kriegswirtschaft).
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in den Antikominternpakt den Ring von Satellitenstaaten des Deutschen Reiches in Südosteuropa schließen wollte, um eine ununterbrochene Verbindung zu den Ölfeldern Rumäniens zu gewährleisten.97 Jugoslawien war auch wegen seiner Bodenschätze und wegen seiner Arbeitskräfte für das Deutsche Reich seit 1933 ein wichtiger, bis 1941 der zweitwichtigste Außenhandelspartner in Europa.98 Schließlich sah Deutschland Jugoslawien im Konzept der Neuordnung Europas als starkes Bindeglied zwischen dem Reich und den südosteuropäischen Verbündeten, Rumänien und Bulgarien.99 Jugoslawien war selbst nach dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland, als die beiden Länder unmittelbare Nachbarn wurden, auf Beibehaltung seiner Neutralität bedacht. Erst als die Großdemonstrationen gegen Jugoslawiens Beitritt zum Antikominternpakt mit den Losungen Lieber Krieg als den Pakt und Lieber das Grab als Sklaverei100 in einen Staatsstreich britenfreundlicher serbischer Offiziere mündeten,101 soll Hitler, wütend über die Brüskierung durch Jugoslawien, gefordert haben, diese Eiterbeule auf dem Balkan auszuquetschen.102 Am 27. März 1941 erteilte Hitler den Angriffsbefehl.103 Das rollende Bombardement auf Belgrad am 6. April 1941 kostete einigen Tausend Menschen das Leben. Mehr als 330.000 Soldaten der Königlichen Jugoslawischen Armee gingen in deutsche Gefangenschaft und wurden in die Kriegsgefangenenlager des Reiches verbracht. Am 8. Juli 1941 erklärte Hitler selbst Jugoslawien für erloschen. Das weitere Schicksal der jugoslawischen Kriegsgefangenen im Deutschen Reich verdient eine separate Bearbeitung, denn nun entschied darüber ihre ethnische Zu97 Herbert Neubacher, Sonderauftrag Südost, S. 10 und passim: Neubacher unterstrich mit dieser Statistik, dass Hitler bis zum Eklat mit dem Staatsstreich in Belgrad nicht den Plan gehabt habe, Jugoslawien in den Krieg hineinzuziehen und zu besetzen. 98 Fritz Weber, Zwischen abhängiger Modernisierung und Zerstörung. In: Talos/Hanisch/Neugebauer & Sieder, NS-Herrschaft in Österreich, S. 334–337. – Eichholtz, Kriegswirtschaft, Band III, Teil 2, S. 426. 99 Neubacher, Sonderauftrag, S. 10f, S. 21. 100 „Bolje rat nego pakt!“ – „Bolje grob nego rob!“ Goldstein, Croatia, S. 131. 101 Hory/Broszat, Der Ustascha-Staat, S. 57, 58: Das militärische Kalkül, das den Zeitpunkt des Angriffes auf Jugoslawien mitbestimmte, war der lang vor der jugoslawischen Unternehmung geplante deutsche Einmarsch in Griechenland, Unternehmen Marita, wo Italien mit seinem Feldzug in Bedrängnis geraten war: D. I. Russinow, Italy’s Austrian Heritage 1919–1946, S. 266–275. 102 Siehe hierzu Wolfgang Schumann, Griff nach Südosteuropa, S. 22; Dokumente S. 62, S. 143f, S. 189f. – Details zu den Vorgängen in Belgrad: Hory/Broszat, Der kroatische Ustaschastaat 1941–1945, S. 40, 41; Goldstein, Croatia. A History, S. 131. 103 Siehe hierzu Wolfgang Schumann, Griff nach Südosteuropa, S 22; Dokumente S. 62, S. 143 f, S. 189f. – Details zu den Vorgängen in Belgrad: Hory/Broszat, Der Ustascha-Staat, S. 40, 41; Goldstein, Croatia, S. 131.
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gehörigkeit. Serben und Slowenen gehörten der vom RSHA Ende 1941 herausgegebenen Klassifizierung der niedrigsten Kategorie an (D), Italiener hingegen bis zur Kapitulation Italiens der höchsten (A). Die serbischen Kriegsgefangenen (darunter Serben auch aus Kroatien und den nachmals von den Bündnispartnern Italien, Ungarn und Bulgarien besetzten Regionen des ehemaligen Jugoslawien) traf jenes Los, das in der nationalsozialistischen Hierarchie der Nationalitäten den Slawen zugedacht war, die Position am untersten Ende der Skala; ebenso erging es bald darauf den sowjetischen Kriegsgefangenen und OstarbeiterInnen.104 Wieder völlig unterschiedlich, je nach Lager, wurden die jüdischen Militärangehörigen der jugoslawischen Armee als Kriegsgefangene behandelt.105 Die Entlassung der jugoslawischen Kriegsgefangenen kroatischer, italienischer oder ungarischer Nationalität aus den Lagern bedeutete jedoch nicht in jedem Fall, dass diese repatriiert oder freiwillig in den Status von Zivilarbeitern überführt und beschäftigt wurden. Ihr Status sowie jener der aus Kroatien stammenden Kriegsgefangenen serbischer Nationalität wurde ab dem 10. April 1941, nachdem der Unabhängige Staat Kroatien (Nezavisna Država Hrvatska, NDH) ausgerufen worden war, sehr oft – je nach zuständigem Referenten106 – unterschiedlich ausgelegt. Die Feindbilder des Ersten Weltkrieges – die Ressentiments gegen die Serben und die Italiener – spielten dabei eine wichtige Rolle. Allerdings standen der Autorin für die Kriegsgefangenen weder Zeitzeugen noch Quellen in kroatischen Archiven zur Verfügung. Die einschlägigen Quellen dürften sich überhaupt nicht in jugoslawischen Archiven befinden, sondern im Bundesarchiv/ Militärarchiv in Koblenz. Die Deutsche Wehrmacht, Ungarn, Italien und Bulgarien besetzten in den darauffolgenden Tagen Jugoslawien. Ungarn annektierte die Bačka, Baranja, das slowenische Übermurgebiet (es wurde in Muravidek umbenannt) und das kroatische Zwischenmurgebiet (umbenannt in Murakös).107 Die Königliche Ju104 Herbert, Fremdarbeiter, Kategorien der Fremdarbeiter, S. 189. 105 Zum deutschen Kriegsgefangenensystem: Overmans in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, 9. Bd., 2. Halbband, München 2005, S. 729–876; Joachim Hinz, Das Kriegsgefangenenrecht: unter besonderer Berücksichtigung seiner Entwicklung durch das Genfer Abkommen vom 12. August 1949. Berlin, 1994. 106 Rüdiger Overmans, Die Kriegsgefangenenpolitik des Deutschen Reiches. In: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, 9. Bd., 2. Halbband, Die Deutsche Kriegsgesellschaft. Hrsg. von Jörg Echternkamp, S. 779f. 107 Mario D. Fenyo, Hitler, Horthy, and Hungary. German Hungarian Relations 1941–1944. New Haven – London, 1972, S. 10,11; Goldstein, Croatia. S. 128–130; Randolph L. Braham, The Politics of Genocid. The Holocaust in Hungary. Volume I, New York, 1981; S. 79. – Zur Kriegsteilnahme Ungarns an der Seite Hitlerdeutschlands s. auch Cecil D. Eby, Hungary at War. Pennsylvania 1981.
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goslawische Armee konnte sich gegen die hochgerüstete Deutsche Wehrmacht nicht behaupten, zumal nichtserbische Einheiten, auch kroatische, desertierten, um nicht für ein Königreich zu kämpfen, das sie nicht als ihr Land empfanden. König Petar (Karađorđević) und die Mitglieder seines Kabinetts flohen am 14. April 1941 nach London; am 17. April kapitulierte die Königliche Jugoslawische Armee.108 Die Gründung eines eigenen Staates Kroatien aus den Überresten des bis 1918 bestehenden Königreiches, abzüglich der von den Verbündeten besetzten und annektierten Territorien, bzw. die Lebensfähigkeit eines solchen Staates sowie Personen, die ihn – unter deutscher Ägide – führen würden, dies waren Überlegungen109, die seit der Nachricht vom Belgrader Putsch im Führerhauptquartier über eine Neuordnung Jugoslawiens diskutiert wurden. Deutsche Unterhändler bemühten sich in Zagreb, eine deutschfreundliche Regierungskoalition ohne Einschaltung der Ustascha (und ohne italienische Einflussnahme) zu bilden. Die in Kroatien agierenden Ustaschi wieder scheuten sich, trotz ihres Bekenntnisses zu einem eigenen Staat Kroatien, in Eigeninitiative seine Konstituierung zu wagen. Entgegen den Erwartungen in Berlin kam aber aus Zagreb auch kein telegrafisches Ersuchen um deutsche Hilfe. (Strittig ist, ob die Ustascha-Politiker es nicht zu senden wagten oder ob technische Gründe die Absendung verhinderten.110) SS-Standartenführer Edmund Veesenmayer „bearbeitete“ den Parteiobmann der Kroatischen Bauernpartei (HSS), Vladko Maček, um ihn für eine Regierungsbildung in einem unabhängigen Staat Kroatien (unter deutscher Schutzmacht) zu gewinnen und um zu verhindern, dass der im April 1941 noch im italienischen Exil weilende Gründer der Ustascha, Dr. Ante Pavelić, mit Mussolinis Hilfe den Staat ausrufe. Was aber in der kroatischen und in der deutschsprachigen historischen Literatur zur Vorgeschichte des Unabhängigen Staates Kroatien nie zur Sprache kam: Gleichzeitig mit Weesenmayer warben auch italienische Emissäre um Vladko Mačeks Bereitschaft zu einer Regierungsbildung unter italienischer Ägyde.111 Nach dem 6. April kam es zu einem förmlichen Wettlauf zwischen Hitler und Mussolini um die Kooperation kroatischer Politiker für eine Unabhän108 Goldstein, Croatia, S. 131–133. 109 Auch die Abtretung an Italien und der Anschluss an Ungarn standen zur Diskussion. Ungarische Politiker sollen Sondierungsgespräche deutscher Vertreter darüber „höflich ignoriert“ haben: Mario D. Fenyo, Hitler, Horthy, and Hungary, New Haven/London, 1972, S. 10f. – Goldstein, Croatia, S. 128–130. 110 Hory/Broszat hingegen glauben, dass der Einmarsch der Deutschen die Entsendung des Telegramms technisch unmöglich gemacht habe und dass es auch vom deutschen Generalkonsulat aus diesem Grunde nicht abgesetzt werden konnte. Hory/Broszat, Der Ustascha-Staat, S. 51. 111 Vignoli, Il sovrano sconosciuto, S. 28–35.
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gigkeitserklärung Kroatiens. Italien wurde jedoch von Hitler erst knapp vor dem Datum des Angriffes auf Jugoslawien in die deutschen Kriegspläne eingeweiht, so dass Mussolini unter Zeitdruck geriet. Am 9. April empfing Mussolini – zum ersten und einzigen Male während des achtjährigen politischen Asyls der Ustascha in Italien – Ante Pavelić.112 Es gibt keine Zeugen für dieses Gespräch (Pavelić sprach auch als Staatsoberhaupt über kroatische Agenden mit Besuchern generell alleine). Am 15. April 1941 machte sich Pavelić auf die Reise nach Zagreb, fünf Tage nach der Ausrufung des Unabhängigen Staates Kroatien in Zagreb. Vizeministerpräsident Vladko Maček von der Kroatischen Bauernpartei (HSS) lehnte eine Regierungsbildung und Kanzlerschaft unter deutscher Ägide ebenso ab wie eine schriftliche Erklärung über die Abtretung seiner Macht als Vizeregierungschef der (noch bestehenden) Banschaft Kroatien an Slavko Kvaternik113, den Repräsentanten der Ustascha. Maček ließ sich von Veesenmayer jedoch überreden, schriftlich die HSS-Anhänger und die Bevölkerung zur Loyalität gegenüber dem neuen Unabhängigen Staat Kroatien aufzufordern und die Beamtenschaft zum Weiterverbleib in den Ämtern anzuweisen. Eine Woche danach, als bereits antijüdische und serbenfeindliche Gesetzesbestimmungen erlassen worden waren, widerrief Vladko Maček diese Aufforderung. Die Autorität ihres Autors reichte jedoch aus, die Bevölkerung für ein unabhängiges Kroatien unter einem Ustascha-Regime zu gewinnen und die Ustascha auch für bis dahin Abseitsstehende akzeptabel zu machen.114 Nach Mačeks Loyalitätserklärung verkündete Slavko Kvaternik am Gründonnerstag, den 10. April 1941, in Anwesenheit von SS-Standartenführer Edmund Veesenmayer, über den Kroatischen Rundfunk (Hrvatski krugoval) die Bildung des Unabhängigen Staates Kroatien (Nezavisna Država Hrvatska, abgekürzt NDH)115: Gottes Vorsehung und der Wille unseres großen Verbündeten sowie der jahrhundertelange Kampf des kroatischen Volkes und die große Opferbereitschaft unseres 112 Mussolini ließ dafür Hitler einige Tage im Unklaren, ob er am Krieg gegen Jugoslawien teilnehmen wolle, und entsandte erst am 12. April 1941 seine Kriegsschiffe in die Adria. Hory/Broszat, Ustaschastaat, S. 40 f; Vignoli, Il sovrano sconosciuto, S. 37. 113 Slavko Kvaternik war Absolvent der Maria-Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt und Jahrgangskollege von Dr. Edmund Glaise von Horstenau: Brouček, Ein General im Zwielicht, III. Bd., S. 88. 114 Vladko Maček wurde nach der Konstituierung des Unabhängigen Staates Kroatien einige Wochen in Hausarrest genommen und zählte zu den ersten Häftlingen des Konzentrationslagers Jasenovac im August 1941. Dann begnadigte ihn der Poglavnik. In Hausarrest verbrachte er den Krieg in Zagreb und emigrierte vor dem Ende des Ustascha-Staates nach London. Macan, Povijest Hrvatskoga naroda, S. 402. 115 Amtsblatt des Unabhängigen Staates Kroatien „Narodne novine NDH“ (im weiteren Text abgekürzt: NN–NDH) vom 10. April 1941, Nr. 1/1941.
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Führers Ante Pavelić und der Ustascha-Bewegung … haben es gefügt, dass heute, vor der Auferstehung des Gottessohnes auch unser Unabhängiger Staat Kroatien aufersteht (…).116 Zur außenpolitischen Orientierung des neuen Staates äußerte sich am gleichen Tag, in einer Rundfunkansprache aus Italien, Dr. Ante Pavelić: Die kroatische Ustascha-Bewegung hat sich an die Seite der großen deutschen und italienischen Völker gestellt. Daher stehen die riesigen und mächtigen Armeen dieser beiden Völker unter ihren Oberherren Hitler und Mussolini ... zu unserer Verteidigung bereit. Sie garantieren uns unsere Befreiung, unseren Sieg, unsere Freiheit und unseren Unabhängigen Staat Kroatien auf dem gesamten zusammenhängenden historischen kroatischen nationalen Territorium. Dafür kündigte er (…) enge Bundesgenossenschaft und Freundschaft mit dem Deutschen Reich und Italien an.117 2.1 Die Beziehungen des Deutschen Reiches zum Unabhängigen Staat Kroatien Der 10. April 1941 war auch der Tag des Einmarsches der Deutschen Wehrmacht in Kroatien. Es besteht jedoch keine Einigkeit unter den Zeitzeugen und kroatischen Historikern darüber, ob sie zum Zeitpunkt der Radioansprache von Kvaternik (am Nachmittag, um 17.00 Uhr) schon im Stadtgebiet stand oder sich der Stadt erst näherte, ob also der kroatische Staat auf den Bajonetten der Deutschen118 errichtet wurde oder ob die Deutsche Wehrmacht die Hauptstadt eines souveränen Staates besetzt habe119 Die Stimmung der Zagreber Bevölkerung angesichts des Einmarsches war, verlässlichen Zeitzeugen zufolge, weder begeistert noch unfreundlich: Der Zeitzeuge Branko Polić, Sohn der Bankiersfamilie Polić (slawisierte Form von Pollak), damals im Maturajahrgang des Gymnasiums, registrierte mit seinen Schulfreunden, wie Zagrebačke frajle (Agramer Fräuleins) die Wehrmachtssoldaten mit Orangen begrüßten: Auch das Lumpenproletariat, das sich im neuen Staat um Spitzenpositionen reißen und um beschlagnahmtes Ver-
116 Goldstein, 1941: Godina koja se vraća (1941: Das Jahr, das sich wiederholt), S. 18. 117 Hrvatski se ustaški pokret stavio «uz bok velikog talijanskog i njemačkog naroda i zato danas silne i ogromne vojske velikih vođa tih velikih naroda Hitlera i Mussolinija … stoje na našu obranu te zajamčuju naše oslobođenje, našu pobjedu, našu slobodu i našu Nezavisnu Državu Hrvatsku na cijelom hrvatskom povijesnom i neprekinutom narodnom području. Zitiert in Peršen, Ustaški logori (Die Lager der Ustascha), S. 7. 118 Brouček, Ein General im Zwielicht, III. Bd., S. 100. – Trpimir Macan, Povijest hrvatskoga naroda (Geschichte des kroatischen Volkes), S. 402; Jelić Butić, Ustaše, S. 50. 119 Kruno Meneghello-Dinčić, L’Etat „Oustacha“ de Croatie (1941–1945), S. 47, hingegen vertritt die „Souveränitätsthese“ so, als habe der Akt der Proklamation mit dem Einmarsch der Wehrmacht nichts zu tun.
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mögen raufen sollte,120 sodann die kroatischen Nazisympathisanten und Volksdeutschen (ca. 150.000–170.000 Jugoslawiendeutsche121), unter denen die Saat der massiven deutschen Propaganda aufgegangen zu sein schien,122 nationalkroatisch gesinnte Mitbürger waren es, die Hitlerdeutschland für die Gründung des Staates dankten.123 Das Deutsche Reich gestaltete die Beziehungen zum neuen Staat auf der Basis formalrechtlicher Souveränität. Am 11. April erkannte es den NDH-Staat diplomatisch an und nahm ihn als Verbündeten in den Antikominternpakt auf. Die am 11. April 1941 nach Zagreb entsandten Vertreter des Deutschen Reiches, Gesandter Siegfried Kasche und der persönliche Vertreter des „Führers“ bei den kroatischen Spitzen, Edmund Glaise von Horstenau, hatten Instruktion, die Souveränität strikt zu respektieren.124 Auf kroatischer Seite bemerkte Glaise von Horstenau hingegen keine Ambitionen, außenpolitisch selbstständig zu agieren. In seinem ersten Bericht an das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) nach seinem Amtsantritt in Zagreb sprach er sogar von der Angst der Kroaten vor der Unabhängigkeit und davor, Italiens Gebietsansprüchen ausgeliefert zu sein, sowie von ihrem Bedürfnis, sich an das Deutsche Reich anzulehnen. Sie verzichteten sogar auf ein eigenes Außenministerium.125 Tatsächlich schützte die „Bündnispartnerschaft“ mit dem Deutschen Reich den Unabhängigen Staat Kroatien nicht vor dem Verlust Dalmatiens. In den Römischen Verträgen vom 18. Mai 1941 mit Italien musste Ante Pavelić Dalmatien an Italien abtreten.126 120 Polić, Vjetrenjasta klepsidra (Sanduhr im Wind), S. 375. – Einen ähnlichen Eindruck gewann Slavko Goldstein, der in Karlovac den Einmarsch der Deutschen als Dreizehnjähriger erlebte: Goldstein, 1941: Godina koja se vraća (1941: Das Jahr, das sich wiederholt), S. 11–14. 121 Siehe Tabelle Nr. 1. 122 HDA Zagreb, Fonds 158, Banschaft Kroatien, Abteilung für Staatssicherheit (Odjel za državnu zaštitu, ODZ), Fasz. Nr. 66, Zl. 20458/1940.Volksdeutsche nahmen deutsche „Touristen“, Nationalsozialisten, bei sich auf, versteckten sie aber vor den jugoslawischen Behörden; Werbungen deutscher Agenten unter den Volksdeutschen für den Beitritt zum Kulturbund und Geldsammlungen für den Bau des Westwalles: ibid., Fasz. 52, Zl. 13132/1940, 13075/1940, 13293, 13294, 13296, 13277 – alle vom April 1940. 123 Polić, Vjetrenjasta klepsidra (Sanduhr im Wind), S. 379. 124 Brouček, Ein General im Zwielicht, III. Bd., S. 88. 125 Das Außenministerium (Ministarstvo vanjskih poslova [Abkürzung: MVP NDH]) wurde erst am 24. Juni 1941 gegründet. Außenpolitische Agenden nahm der Poglavnik wahr: Bućin, Ministarstvo vanjskih poslova. Sumarni inventar. 126 Nada Kisić Kolanović, NDH i Italija. Političke veze i diplomatski odnosi (Der Unabhängige Stat Kroatien und Italien. Politische Bindungen und diplomatische Beziehungen), Zagreb, 2001, S. 477; Jelić Butić, Ustaše i Nezavisna Država Hrvatska (Die Ustascha und der Unabhängige Staat Kroatien), S. 84–89. – D.I. Russinow, Italy’s Austrian Heritage, S. 272f.
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Die formale Anerkennung der Souveränität des neuen Staates durch Hitlerdeutschland ging einher mit der Einrichtung von Dienststellen der Wehrmacht, SS, Gestapo und des Sicherheitsdienstes (SD).127 Was die Öffentlichkeit nicht erfuhr: Der zukünftige Staatschef weilte – als international gesuchter Mordverdächtiger – im italienischen Exil und war keineswegs der Wunschkandidat der Deutschen für die Position des Staatsoberhauptes des Unabhängigen Staates Kroatien, denn sie hielten Pavelić für eine Marionette Mussolinis. Pavelić wurde von Mussolini „überfallsartig“ nach Zagreb abgeordnet, um die Position zu übernehmen, bevor die Deutschen einen anderen, ihnen genehmen Kandidaten inthronisierten. Pavelić und die etwa 300 Ustaschi der ersten Stunde, die mit ihm das Asyl in Italien geteilt hatten, kamen jedoch nur bis an die Demarkationslinie zwischen italienischer und deutscher Besatzungszone.128 In Karlovac hatte Pavelić mit seinem Gefolge zu warten, bis der deutsche und der italienische Gesandte in Zagreb, Siegfried Kasche und Filippo Anfuso, von ihren Ministerien telefonisch das „Placet“ zur Weiterreise eingeholt hatten. Die Bevölkerung von Karlovac registrierte die Ankunft dieser dreihundert Mann und die geheimniskrämerische Hektik deutscher und italienischer Militärs. Slavko Goldstein erfuhr von Gerüchten, dass Pavelić in einem Telegramm aus Karlovac Mussolini die Abtretung Dalmatiens zugesagt habe, während er in einem Telegramm Hitler für den Schutz Kroatiens durch die Deutsche Wehrmacht „gedankt“ und versprochen haben soll, Schulter an Schulter mit dem Deutschen Reich gegen den gemeinsamen Feind zu kämpfen.129 Glaise von Horstenau nahm an, dass in diesem Danktelegramm Ante Pavelić um Weiterverbleib der Deutschen Wehrmacht in Kroatien als Schutz gegen italienische Territorialansprüche (Dalmatien!) erbat.130 Am 15. April 1941 erhielten Kasche aus Berlin und Anfuso aus Rom die Weisung, Pavelić aus Karlovac abreisen zu lassen, um am 16. April 1941 in Zagreb die Führung des neuen Staates zu übernehmen. Die Deutsche Wehrmacht blieb nach der Kapitulation Jugoslawiens
127 Die Bilanzen des Ministeriums für Gesundheit und Korporationswesen (Ministarstvo zdravstva i družtvovnu skrb) tragen die Unterschriften kroatischer Amtsleiter und jeweils eines deutschen Kommissars. 128 Die Grenzen des Unabhängigen Staates Kroatien vereinbarten der italienische und deutsche Außenminister am 23. April 1941 in Wien. Eine echte Grenze kam jedoch nur zwischen dem Reich und dem NDH sowie zwischen Italien und dem Reich auf dem Territorium des ehemaligen Jugoslawien zustande. In Bezug auf den NDH akzeptierte Italien nur eine Demarkationslinie. Russinow, Italy’s Austrian Heritage, S. 272f. – Kisić Kolanović, NDH i Italija (NDH und Italien), S. 477. 129 Goldstein, 1941: Godina koja se vraća (1941: Das Jahr, das sich wiederholt), S. 17f. 130 Brouček, Ein General im Zwielicht, III. Bd., S. 114; Jelić Butić, Ustaše i Nezavisna Država Hrvatska, S. 61–134.
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(17. April 1941) im Land und Glaise von Horstenau rechtfertigte dies damit, dass sonst wohl ein Krieg aller gegen alle ausbrechen würde.131 Hitlers persönlicher Vertreter bei der kroatischen Staatsführung: Eduard Glaise von Horstenau, mit dem Titel Deutscher Bevollmächtigter General in Kroatien, beriet die kroatische Führung beim Aufbau einer eigenen Armee und vermittelte die Ausbildung in den Einheiten der Wehrmacht. Dies bedeutete aber auch Teilnahme am Ostfeldzug.132 Er widmete sich seiner Aufgabe als diskreter Berater in militärisch-technischen Fragen, verstieß jedoch wiederholt bewusst gegen die ihm auferlegte strikte Neutralität gegenüber der Ustascha und ihren Ausschreitungen gegen die serbische Bevölkerung: Laut Slavko Goldstein habe er schon am 23. April 1941 seinen Protest Pavelić gegenüber in die ironische Frage gekleidet: Sagen Sie mir ehrlich, Poglavniče, haben Sie wirklich vor, Ihre Pravoslawen bis auf den letzten Mann auszurotten?133 Glaise von Horstenau befürchtete Rechtsunsicherheit der gesamten Bevölkerung, Chaos und letztlich Unregierbarkeit des Landes sowie die Notwendigkeit für die Deutschen, sich in Kroatien militärisch stärker zu engagieren, als dies deutschen Interessen entsprechen würde. In mehreren Tagebucheintragungen gibt Glaise von Horstenau seinem Entsetzen über die Brutalität der Ustascha den Serben gegenüber Ausdruck und stellt auch Parallelen sowie Unterschiede zum Vorgehen der Deutschen in Polen und im Russlandfeldzug fest.134 2.2 Die Beziehungen zwischen Italien und dem Unabhängigen Staat Kroatien Italien pflegte schon seit den Zwanzigerjahren Kontakte zu Gegnern des jugoslawischen Königsregimes, vor allem mit kroatischen Nationalisten. So genoss auch die kroatische Ustascha Unterstützung durch das faschistische Italien: Italien kal131 Brouček, Ein General im Zwielicht, III. Bd., S. 114. Den Ausbruch „des Kampfes aller gegen alle“ aber verhinderten auch die deutschen Diensstellen in Kroatien nicht. Dies war auch nicht ihre Politik – im Gegenteil: Sie sollten lt. ihren Instruktionen die Spannungen aufrechterhalten, um Deutschland die Funktion des ständigen Arbitrators in Kroatien zu sichern. Ibid. 132 Rolf-Dieter Müller, An der Seite der Wehrmacht. Hitlers ausländische Helfer beim „Kreuzzug gegen den Bolschewismus“ 1941–1945, Berlin, 1. Auflage 2007, S. 106f. – Zum Aufbau der Kroatischen Armee siehe Gert Fricke, Kroatien 1941–1945. Der „Unabhängige Staat“ in der Sicht des Deutschen Bevollmächtigten Generals in Agram, Glaise von Horstenau. 1. Auflage, Freiburg 1972, S. 29, 30. 133 Goldstein: 1941: Godina koja se vraća (1941: Das Jahr, das sich wiederholt), S. 115. – In diesem Sinne äußerte sich auch der deutsche Sondergesandte für Südost, Herbert Neubacher. 134 Auch bei Neubacher, Sonderauftrag Südost, S. 30, findet sich eine zynische Bemerkung über die Zahl der von den Ustaschi ermordeten Serben. Ihre „großsprecherischen“ Angaben würden von der Wirklichkeit noch übertroffen: Nicht nur einige Hunderttausend, sondern eine Dreiviertelmillion Serben sei die Mordbilanz der Ustascha.
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kulierte zwar auch mit einem eigenen Staat Kroatien, aber nur, um diesen durch eine Währungs- und Zollunion und/oder durch Personalunion an Italien zu binden. In den italienischen Mittelmeerplänen hatte ein italienisches Dalmatien und daher der Anschluss ganz Dalmatiens an Italien Priorität. Als der Einfluss Hitlerdeutschlands in Jugoslawien erstarkte, schwankte die italienische Politik gegenüber Jugoslawien zwischen der Unterstützung für das jugoslawische Königreich als antideutsches Bollwerk in Südosteuropa und der hektischen Bemühung, im Falle des Zusammenbruchs Jugoslawiens die Deutschen bei der Gründung eines Unabhängigen Kroatien auszubooten.135 Die Gründung des Unabhängigen Staates Kroatien unter deutscher Patronanz, aber mit einem von Italien favorisierten Staatsoberhaupt entsprang dem Willen Hitlers, das Gebiet südlich der Save Italien zu überlassen, weil Deutschland nur an der Untersteiermark und an Unterkrain Interesse haben konnte, deren deutschen Charakter der Führer wiederherzustellen wünschte. Südlich davon galt es für Hitlerdeutschland, nur die Versorgungswege nach Südosteuropa unter Kontrolle zu halten. Das OKW war es, das die Wichtigkeit der Kontrolle über die Rohstoffversorgung aus Jugoslawien und der Verkehrsverbindungen nach Südosten in die Waagschale warf und darauf drängte, die Position des Deutschen Reiches im Unabhängigen Staat Kroatien wahrzunehmen und keinesfalls zu opfern. Ante Pavelić wurde dank des Engagements Italiens Staatschef des Unabhängigen Staates Kroatien. Der Preis dafür war jedoch Pavelićs Versprechen, Dalmatien an Italien anzuschließen. Pavelić war sich bewusst, dass sein Verzicht auf Dalmatien seine Akzeptanz als Staatsoberhaupt ernstlich erschüttern werde, weshalb er versuchte, in einem „Handel“ mit der italienischen Seite den Verbleib Dalmatiens bei Kroatien durch die Zustimmung zur Personalunion Kroatiens mit Italien und der Ernennung eines kroatischen Königs aus dem Haus Savoyen zu erkaufen. Italien beharrte jedoch auf der Abtretung Dalmatiens gemäß den in den Londoner Geheimvereinbarungen aus dem Jahre 1915 festgelegten Grenzen.136 Die Küste zwischen Rijeka/Fiume, einschließlich der bis 1941 jugoslawischen Vorstadt Sušak, die Inseln Rab, Krk und einige kleinere Inseln, die Städte Zadar, Šibenik und Split mit einem breiten Hinterland, wurden von Italien annektiert. Für die 135 Russinow, Italy’s Austrian Heritage, S. 266. 136 Das Statut über die gemeinsame kroatisch-italienische Verwaltung von Split entsprang der Einsicht von Außenminister Ciano, dass die Annexion Dalmatiens durch Italien dem Königreich nur eine feindselig gesinnte Bevölkerung bringen werde. Ciano unterstützte Pavelićs Bemühungen, Split für Kroatien zu retten, mit der Bemerkung, es sei sinnlos, eine Stadt zu beanspruchen, in der nur die Baudenkmäler italienisch sind, und dafür die Kontrolle über ein Reich zu verlieren. Auch der italienische König war der Auffassung, „quanto meno Dalmazia si prende et tanto meno noie avremo Vignoli“. Il sovrano sconosciuto, S. 49f.
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Stadt Split gewährte Italien zwar ein Statut über die gemeinsame, kroatisch-italienische Administration (diese wurde aber de facto von Italien allein wahrgenommen).137 Zwischen Split und Dubrovnik/Ragusa verlief die italienische Grenze weit im Hinterland, um südlich von Dubrovnik wieder an die Küste zu reichen und nach Montengro zu verlaufen.138 Im ehemaligen Banalkroatien erhielt Italien einen Teil des kroatischen Küstenlandes zwischen der Stadt Rijeka und dem Fluss Kupa im Hinterland von Rijeka, den Bereich zwischen der Vorstadt von Rijeka, Sušak und der Stadt Bakar.139 Zwischen den italienischen Territorien und dem Gebiet des Unabhängigen Staates Kroatien wurde nur eine Demarkationslinie gezogen, die in der Folge wiederholt zugunsten Italiens geändert wurde.140 Die territoriale Regelung, die Einsetzung eines Königs aus dem Haus Savoyen und die Personalunion des Königreiches Kroatien mit Italien wurde in den Römischen Verträgen vom 18. Mai 1941 unterzeichnet. Bei diesem Anlass wurde die kroatische Delegation zum ersten Male als Signori delegati del Regno di Croazia141 apostrophiert. Die Bekanntgabe der Person des zukünftigen kroatischen Königs, die Ernennung eines Neffen des regierenden Königs aus der Nebenlinie des Hauses Savoyen, jener von Aosta, Aimone, Herzog von Spoleto,142 wurde angeblich von der kroatischen Delegation mit freudiger Überraschung143 zur Kenntnis genommen. Aimone von Spoleto, seiner Ausbildung nach Marineoffizier, kannte Kroatien nicht und zeigte auch keine Neigung, es kennenzulernen. Er richtete sich in 137 Die italienischen Behörden überließen der Ustascha-Verwaltung nur die Zuständigkeit in peripheren Bereichen (z.B. Katasterwesen). Dieses Arrangement war ein schwerer Schlag für die kroatische Bevölkerung, aber ein Segen für die verfolgten Serben, die vor der Ustascha nach Dalmatien flüchteten. Die Rettung war es vor allem für die kroatischen Juden und die ausländischen jüdischen Flüchtlinge, die von der deutschen Besetzung Jugoslawiens in Kroatien überrascht wurden. Die italienische Verwaltung des Küstenlandes und Dalmatiens weigerte sich trotz deutschen Druckes und der Proteste der Ustascha, sie auszuliefern: Siehe dazu Daniel Capri, Rescue Attempts during the Holocaust. Proceedings of the Second Yad Vashem International Historical Conference – April 1974. Yad Vashem Jerusalem 1977, S. 464–533. – Polić, Vjetrenjasta Klepsidra (Sanduhr im Wind), S. 412f. Polić, Imao sam sreću (Ich hatte Glueck), S. 268; Goldstein, 1941: Godina koja se vraća (1941: Das Jahr, das sich wiederholt), S. 73. 138 Vignoli, Il sovrano sconosciuto, S. 52. 139 Kisić Kolanović, Italija i NDH (Italien und der Unabhängige Staat Kroatien), S. 50f; Russinow, Italy’s Austrian Heritage, S. 271f. 140 Hory/Broszat, Der Ustascha-Staat, S. 43f. 141 Hory/Broszat, Der Ustascha-Staat, S. 117. 142 Aimone di Spoleto war mit der griechischen Prinzessin Irene verheiratet und galt als Principe bello, ardimentoso e galante. Intellektuell stand er im Schatten seines älteren Bruders Amedeo (der als König von Ungarn vorgesehen war): Seine Biographie s. Vignoli, Il sovrano sconosciuto. Als König von Kroatien erwarb er sich das Epithet Il re che non voleva essere re. S. 56–81. 143 Vignoli, Il sovrano sconosciuto, S. 55.
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seiner Residenz in Fiesole ein Ufficio Croato ein, in dem alle Nachrichten über sein „Königreich“ zusammenliefen; aber er handelte nicht. Je mehr Informationen über die Ausschreitungen der Ustascha gegen Serben, Juden, Roma und von den Aktivitäten der kommunistischen Partisanen in Jugoslawien zu ihm drangen, desto hartnäckiger beharrte er auf seiner Entscheidung, sein Amt in Kroatien erst dann anzutreten, wenn die Staatsführung des Unabhängigen Staates Kroatien die innenpolitische Lage stabilisiert habe.144 Auch Italien ließ seine Zweite Armee nach der Kapitulation Jugoslawiens als Schutzmacht in Kroatien. Zusätzlich zu den annektierten Territorien sicherte sich Italien durch die Römischen Verträge auch noch einen zwischen 50 und 70 km breiten Gürtel auf dem Festland parallel zur Küste, der Staatsterritorium des NDH war, als „entmilitarisierte“ (Puffer-)Zone. In Kroatien hieß diese Zone amtlich „Adriatischer Küstengürtel“ oder „Gürtel“, um die Tatsache zu verschleiern, dass die Führung des Unabhängigen Staates Kroatien nicht nur Dalmatien verloren hatte, sondern auch auf seinem Staatsgebiet nur eine eingeschränkte Souveränität genoss.145 Es bestanden somit drei italienische Einflusszonen mit abgestufter italienischer Präsenz: annektierte Regionen, die an das Königreich Italien angeschlossen wurden (Zone I oder A), die entmilitarisierte Zone (II/ B) und eine dritte Zone (III oder C), in der formell die kroatische Oberhoheit galt, in der aber ebenfalls Italien seine Verwaltung durchsetzte.146 In dieser Zone (Breite zwische 40 und 70 km) übernahm am 7. September 1941, als die Bekämpfung der Partisanen bereits akut war, Italien die zivile und militärische Macht (das kroatische Außenministerium wurde per Note von diesem Fait accompli in Kenntnis gesetzt. Italien begründete diesen Schritt mit der Notwendigkeit der „Bandenbekämpfung“.147 144 In Kroatien kam es nie zu einer formellen Nominierung und zur Inthronisation: Vignoli, S. 94f. – Aimone selbst wollte auch klären, in welcher Form er sein Königtum in Kroatien übernehmen würde; er dachte an eine parlamentarische Monarchie. – Nach der Kapitulation Italiens erklärte Pavelić die Römischen Verträge und folglich auch die Designierung von Aimone di Spoleto für null und nichtig. S. 94. 145 Kisić Kolanović, Italija i NDH (Italien und der NDH), S. 477. 146 Kisić Kolanović, Italija i NDH (Italien und der NDH), S. 194–225 und S. 46. 147 Brouček, Ein General im Zwielicht, III. Bd., S. 128. Sowohl die deutsche als auch die italienische Führung kalkulierten zu Jahresende 1942 mit einer alliierten Landung an der Ostküste der Adria, sobald sie italienische Festland erreicht haben würden: siehe hierzu die Weisung Nr. 47, Führer aus dem F.H.Qu. 28.12.1942 für die Befehlsführung und Verteidigung des Südostraumes, S. 243–247, und Weisung Nr. 48, Führer aus dem F.H.Qu. vom 26.7.1943 für die Befehlsführung und Verteidigung des Südostraumes, S. 253: Die feindlichen Maßnahmen im Ost-Mittelmeer (im Zusammenhang mit dem Angriff gegen Sizilien) lassen einen Angriff gegen die Ägäis in der Linie Peloponnes, Kreta, Rhodos und die Westküste mit den Ionischen Inseln befürchten. Wenn die feindlichen Operationen auf das süditalienische Festland übergreifen, ist mit Vorstoß gegen
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Für die Zone II schloss Italien am 19. Juni 1942 mit dem NDH das Zagreber Abkommen (Zagrebački sporazum) und sicherte sich ein Vetorecht gegen alle kroatischen Maßnahmen in diesem Bereich. Am 11. April 1941 dehnte Italien die Gültigkeit seines Kriegsrechtes auf die besetzten und annektierten Territorien Jugoslawiens aus. Die kroatische Staatsführung proklamierte zwar kroatische Gesetze auch für die von Italien (und Ungarn) besetzten Gebiete, aber die italienischen Behörden ignorierten die Souveränität des Unabhängigen Staates Kroatien auch auf eindeutig kroatischem Staatsterritorium: Aus Karlovac, Hreljin, Kraljevica, Omiš, Drniš, Mostar, Dubrovnik und Trebinje entführten italienische Karabinieri Personen nach Italien, wo sie vor einem italienischen Gericht wegen Diebstahls am Vermögen der italienischen Armee angeklagt wurden, obwohl es sich um kroatische Staatsangehörige handelte und dieses Delikt auch im NDH-Staat strafbar war.148 Ein Dekret Mussolinis vom 3. Oktober 1941 für die zone annesse al Regno d’ Italia schrieb die Todesstrafe für all jene vor, die sich gegen die Einheit, Unabhängigkeit und Sicherheit des Staates in schwerer Form vergingen. Leichtere Vergehen dieser Art – damit waren nicht nur kriminelle Akte, sondern auch die Mitgliedschaft in und Gründung von staatsfeindlichen, subversiven Organisationen gemeint – zogen die Verbannung und Internierung nach sich. Ein weiteres Dekret, vom 24. Oktober 1941, erweiterte den Katalog der militärgerichtlichen Vergehen um den Waffenbesitz und gab den Militärgerichten die Vollmacht zu Repressionen gegen Bandenverdächtige, Dissidenten, Oppositionelle und Missliebige jeglicher Art.149 Im Oktober 1941 musste die Adriaküste nördlich der Straße von Otranto zu rechnen. – Italien gab dies als Motiv für die Rücknahme seiner Armee an die Küste an, die deutschen Militärstellen als Ansporn, so rasch wie möglich aus dem Landesinneren an die Küste vorzustoßen und diese abzusichern, was sie der italienischen Armee nicht zutrauten. 148 Kroatisches Staatsarchiv Zagreb: Fonds Innenministerium (Ministarstvo unutarnjih poslova NDH/MUP NDH): Schreiben der Großgespanschaft Pokuplje an das MUP über die Verhaftung kroatischer „Untertanen“ (sic!) durch italienische Militärbehörden und ihre Deportation nach Italien. U.M.T. 1293/43, 1943 Karlovac, Inv.-Nr. 1.223.2 V, 6338; weitere Verhaftungen U.M.T. 1596/43, 1943 Zagreb, ibid., Nr. 6342 (in Trebinje, Herzegowina); U.M.T. l 2290/43, 1943 Sušak, Inv.-Nr. 1.223.2 V, 6351 (Verhaftung wegen Zusammenarbeit mit den Partisanen). Aber der Verdacht bestätigte sich nicht; die Verhafteten wurden freigelassen. – Verhaftung von Barić Andrija undi Blažević Jure wegen subversiver Tätigkeit; U.M.T. 2459/43, 1943 Sinj, Inv.-Nr. 1.223.2 V, 6389, Mostar; – U.M.T. 2566/43, 1943 Dubrovnik; – Inv.-Nr. 1.223.2 V, 643; Inv.-Nr. 1.223.2 V, 6448. 6470 und 6471, 1943 Sušak, 731; U.M.T. 2615/43 Hreljin; – U.M.T. 2959/43, 1943 Omiš, Inv.-Nr. 1.223.2 V 6503; – U.M.T. 3191/43, 1943 Omiš; Inv.-Nr. 1.223.2 V, 6526; – U.M.T. 3111/43, 1943 Kraljevica, Inv.-Nr. 1.223.2,V. 149 Zu den Verurteilungen Oppositioneller, vor allem von Kommunisten, siehe Amleto Ballarini/ Mihael Sobolevski (Hrsg.): Le vittime di nazionalita italiana a Fiume e dintorno (1939–1947)/. Žrtve talijanske nacionalnosti u Rijeci i okolici (1939–1947), Roma, 2002, S. 449.
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der Unabhängige Staat Kroatien für diese Zone das italienische Strafrecht für die Tatbestände Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Integrität italienischen Territoriums, bewaffnete Revolte, Teilnahme an subversiven Organisationen anerkennen. Auf diese Taten stand die Todesstrafe.150 Die italienische Gerichtsbarkeit sah Verbannungsstrafen, Deportation und Internierung als Geisel für Familienmitglieder von Bandenmitgliedern und von Personen vor, die wegen politischer Delikte zum Tode verurteilt wurden, sowie von Personen, die nach Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften getötet wurden. Die Sippenhaftung betraf Männer und Frauen zwischen 10 und 60 Jahren.151 Die Entwicklung in den von Italien besetzten und annektierten Regionen bestimmten bis zur Kapitulation Italiens (8. September 1943) die italienischen Behörden. Das Territorium kroatischer Souveränität verkleinerte sich bis auf den Bereich der Stadt Zagreb: 40 km westlich davon regierte Italien, 30 km nordwestlich der Haupststadt berührten sich das reichsunmittelbare Unterkrain und die italienische Provinz Laibach (Provincia di Lubiana). Infolge der Kapitulation Italiens verließ die italienische Besatzung diese Gebiete – und für kurze Zeit konnten die Behörden des NDH ihre Staatsmacht in Dalmatien, im Küstenland und bis zur Stadt Sušak installieren. Im Frühjahr 1944 aber hatte die Deutsche Wehrmacht alle diese Gebiete besetzt und die Operationszone Adriatisches Küstenland proklamiert. Die Unterstützung Hitlerdeutschlands für die dauerhafte kroatische Oberhoheit auf dem ehemals italienischen Territorium stand für die deutschen Behörden überhaupt nicht mehr zur Diskussion: Vielmehr dachten sie im Herbst 1943 schon über die Liquidierung des Unabhängigen Staates Kroatien nach, weil dieser sich als nicht fähig erwiesen habe, die deutschen Interessen wirksam zu schützen.152 2.3 Ungarn und der Unabhängige Staat Kroatien Der Führer (Poglavnik) des Unabhängigen Staates Kroatien verkündete kroatische Gesetze und Verträge mit Gültigkeit auch für jene Gebiete, die von den Ungarn am 11. April 1941 als Preis für die Hilfe Ungarns beim Angriff auf Jugoslawien besetzt wurden:153 die Bačka, die Baranja, das Übermurgebiet (Muravidek) und
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Ballarini/Sobolevski, Le vittime di nazionalita italiana, S. 184. Kišić Kolanović: NDH i Italija (Der Unabhängige Staat Kroatien und Italien), S. 185, 186. Hubatsch, Hitlers Weisungen, S. 344 f. „Amtsblatt des NDH – Internationale Verträge“/„Narodne novine – Međunarodni ugovori“ Nr. 1/1941. Die Gesetze des NDH sollten auch auf den Territorien unter italienischer Besatzung Geltung bsitzen.
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das Zwischenmurgebiet (Murakös).154 Damit sah Ungarn seine Kriegsziele erfüllt und zog sich aus der aktiven Kriegsbeteiligung zurück. Die formelle Annexion dieser Regionen vollzog Ungarn am 27. Dezember 1941, nachdem am 27. April 1941 Horthy und Hitler eine Vereinbarung über diese Gebietsaufteilung getroffen hatten und Ungarn am 29. Juli 1941 auf den besetzten Gebieten die ungarische Verwaltung eingeführt hatte. 155 Ungarn hatte – ebenso wie das Königreich Jugoslawien – mit dem Deutschen Reich 1937 ein Abkommen zur Entsendung von Arbeitern für Deutschland abgeschlossen.156 Das Reservoir dafür bot ihm die slawische Bevölkerung und andere nichtmagyarische Minderheiten auf den annektierten Gebieten. Die gesetzlichen Grundlagen für die staatlich geregelte Aufbringung von Arbeitskräften schuf Ungarn schon im Jahre 1919 mit der Einführung des Arbeitsdienstes für Männer, die als Nicht-Magyaren nicht militärtauglich waren: Für Juden157, Serben, Rumänen, Slowaken – aber auch für Kommunisten. Mit einem Gesetzespaket aus den Jahren 1938 und 1939, welches bei unmittelbarer Gefahr für das Land die Militärdienstpflicht für alle Männer zwischen 14 und 70 Jahren vorsah, wurden alle Männer, die ständig untauglich für den Militärdienst waren, ab dem 21. Lebensjahr zum Arbeitsdienst in eigenen Lagern und auf eine ununterbrochene Dauer von mindestens drei Monaten verpflichtet.158 Im Jahre 1940 wurde diese Verpflichtung auf mindestens zwei Jahre ununterbrochener Dauer verlängert.159
154 Hory/Broszat, Ustaschastaat, S. 40–41; Randolph L. Braham, The Politics of Genocide. The Holocaust in Hungary, Volume I, II, S. 79. – Schmider, Partisanenkrieg in Jugoslawien, S. 40–41; Mario D. Fenyo, Hitler, Horthy, and Hungary, S. 10, 11. 155 Dies hinderte Ungarn jedoch nicht daran, den Unabhängigen Staat Kroatien am 15. April 1941 diplomatisch anzuerkennen: Fenyo, Hitler, Horthy, and Hungary. S. 11 156 Ich danke dem Autor der Monografie über die Deportation der ungarischen Juden in die Vernichtungslager des Deutschen Reiches und ihre Zwangsarbeit am „Südostwall“ Szabolcs Szita für die Literaturhinweise zu diesem Kapitel, das in der kroatischen Geschichtsschreibung noch ein „weißer Fleck auf der Landkarte“ ist. Über eine bilaterale deutsch-ungarische Vereinbarung ähnlich jener wie mit Jugoslawien oder mit dem NDH, war diesem Autor jedoch nichts bekannt. 157 Für die jüdische Bevölkerung erwies sich der ungarische Arbeitsdienst als Rettung vor der Deportation ins Deutsche Reich, sogar zu einem Zeitpunkt, als die deutschen Behörden von Ungarn bereits Juden als Sklavenarbeiter anforderten: Siehe hierzu das Kapitel über die „Arbeitsjuden“. 158 Braham, The Politics of Genocide, S. 289–292. 159 Ibid., S. 301.
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2.4 Begriffserklärungen zum Unabhängigen Staat Kroatien 2.4.1 Verfassung des NDH Eine eigene Verfassung gab sich der NDH-Staat nicht; vielmehr wurden die Ustascha-Prinzipien vom Jahre 1933 am 16. April 1941 in Verfassungsrang erhoben.160 Dies war die erste Amtshandlung von Ante Pavelić als Führer (Poglavnik) des Unabhängigen Staates Kroatien. Kroatien wurde als Nationalstaat der Kroaten auf dem historischen Siedlungsgebiet der Kroaten – dem Territorium des Königreiches Kroatien mit Einschluss Bosniens, der Herzegowina und der Region Srijem (Syrmien, Nordwestserbien) bis zur Stadt Semlin/Zemun – bestimmt und das Erstrecht der Kroaten auf dieses Territorium gegenüber allen anderen Nationalitäten festgesetzt. Im Unabhängigen Staat Kroatien sollte es wegen der kulturellen und konfessionellen Unterschiede zu den Serben und ihrer Unvereinbarkeit mit kroatischer Kultur kein weiteres Zusammenleben mit Serben mehr geben. In der Erstfassung der Ustascha-Prinzipien wurden auch alle anderen Nichtkroaten als volksfremde Elemente von der Anteilnahme an Staats- und Regierungsgeschäften ausgeschlossen. Die deutsche Volksgruppe (nach kroatischen Quellen 150.000, nach deutscher Zählung ca. 170.000 Personen) erhielt hingegen im Mai 1941 ein provisorisches Autonomiestatut und wurde per Gesetz den Kroaten gleichgestellt. 2.4.2 Politisches System Ante Pavelić übernahm erst nach seiner Rückkehr aus dem Exil in Italien, am 16. April 1941, das Amt des Staatschefs (Poglavnik) und bildete die erste Kroatische Staatsregierung161. Er vereidigte sie auf das Volk, den Unabhängigen Staat Kroatien (NDH) und auf den Poglavnik und ernannte sich selbst zum Ministerpräsidenten und Außenminister. Slavko Kvaternik wurde Oberkommandant der Armee und Minister der Kroatischen Landwehr (Domobranstvo) sowie Stellvertretender Ministerpräsident.162 Der Unabhängige Staat Kroatien war ein totalitärer Führer- und Polizeistaat. Die politischen Institutionen hatten weder politische Macht noch Entscheidungsbefugnis (das Parlament wurde nur bis Dezember 1941 einberufen und stellte dann seine Tätigkeit ein).163 Die Ustascha war die einzige politische Organisation 160 Hory/Broszat, Der Ustascha-Staat, S. 76f. 161 Am 12. April hatte Kvaternik einen als provisorische Regierung gedachten „Führerrat“ gegründet und sich selbst zum Regierungschef ernannt: Jelić Butić, Ustaše i NDH (Die Ustascha und der Unabhängige Staat Kroatien), S. 61ff. 162 Jelić Butić, Ustaše, S. 62. – Der Beschluss über die Bildung der Regierung findet sich in NNNDH, Nr. 4 vom 17. April 1941. 163 Die Wiedereinberufung des Parlamentes (am 25.2.1942) verzögerte Pavelić nicht nur wegen
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des Unabhängigen Staates Kroatien.164 Alle Entscheidungsgewalt konzentrierte sich in dem am 10. Mai 1941 gegründeten Ustascha-Hauptquartier (Glavni ustaški stan). Ihm gehörten nur Personen aus dem persönlichen Bekanntenkreis des Poglavnik an, während das Regime für die Besetzung der Verwaltungspositionen mangels geschulter Ustascha-Funktionäre auf die Banal-Beamtenschaft zurückgreifen musste.165 Die Postenbesetzungen in den Gemeinden hatten die lokalen Ustascha-Mitglieder schon gleich nach der Machtübernahme an sich gerissen.166 Die Armee der Ustascha (Ustaška vojnica) hatte die Aufgabe, die UstaschaMacht in allen Bereichen des Staates einzusetzen und für ihren Verbleib dort zu sorgen. Diese militärische Organisation blieb außerhalb der regulären kroatischen Armee und galt als Eliteeinheit. Sie war organisatorisch das Pendant zur SA und Mussolinis Milizia volontaria per la Sicurezza Nazionale (MVSN).167 Im Innenministerium des NDH-Staates war der Ustascha-Kontrolldienst (Ustaška nadzorna služba/UNS – er bestand von August 1941 bis Jänner 1943) das kroatische Pendant des Reichssicherheitshauptamtes, RSHA) und fungierte als Staatspolizei und Geheimdienst. Geleitet wurde UNS vom Sohn des „Vizestaatschefs“ und „Vizeministerpräsidenten Slavko Kvaternik, Eugen Dido Kvaternik. UNS bestand aus vier Sektionen: Für die Deportationen aller Missliebigen ( Juden, Serben, andere Regimegegner) war die Sektion I, die Ustascha-Polizei (Ustaško redarstvo) für politische Angelegenheiten zuständig: Sie hatte drei Abteilungen: für Kommunisten, Juden und Serben. Der Ustascha-Nachrichtendienst (Ustaška obavještajna služba – Sektion II), war zuständig für Ermittlungen und Verhaftungen. Die Sektion III (Ustascha-Verteidigung, Ustaška obrana), war eine eigene militärpolizeiliche Formation zur Gründung von Konzentrationslagern.168
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seiner vom deutschen Nationalsozialismus übernommenen Ablehnung des Parlamentarismus, sondern auch, um nicht das Parlament mit der von Italien oktroyierten Personalunion und der Ernennung des Kroatischen Königs Aimone di Spoleto befassen zu müssen. Da die deutschen Stellen in Kroatien die enge staatsrechtliche Bindung des neuen Staates an Italien ablehnten, wollte Ante Pavelić die Konstituierung eines Parlamentes so lange wie möglich hinauszögern. Die Öffentlichkeit hatte auf die erste offizielle Ankündigung der Ernennung eines italienischen Königs für Kroatien (21. Mai 194) lau reagiert. Pavelić war dies ein willkommener Anlass, um weitere Initiativen einzustellen. Vignoli, Il sovrano sconosciuto, S. 102, 113 f. Jelić Butić, Ustaše i Nezavisna Država Hrvatska , S. 108, 109. Jelić Butić, Ustaše …, S. 99. Ibid., S. 101, 102. Sie unterstand Mussolini und hatte die Aufgabe, die faschistische Revolution zu verteidigen und die öffentliche Ordnung zu garantieren. Gatterer, Im Kampf um Rom, S. 426. Nachträglich wurde als V. Amt noch ein eigener Ustascha–Sicherheitsdienst gebildet, der ebenfalls Verhaftungen vornahm. Die Kompetenzen zwischen den einzelnen Ämtern waren generell nicht klar definiert, so dass es zu Kompetenzstreitigkeiten kam: Jelić Butić, Ustaše, S. 112–114.
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2.4.3 Nationale Zusammensetzung der Bevölkerung (siehe Tabelle 1) Der Unabhängige Staat Kroatien hatte ca. 6,3 Millionen Einwohner ( Jelić Butić); nach Branović169 waren es 6,57 Millionen und nach der Tageszeitung Hrvatski narod 6,996.729 Einwohner; die Mehrheitsbevölkerung bildeten die Kroaten (nach deutschen Quellen 3,3 Mio.; nach kroatischen 4,8 Mio.). Die serbische Bevölkerung Kroatiens machte etwa ein Drittel aus (1,9 Mio. nach deutschen Quellen, zwischen 1,25 und 1,8 Mio. nach kroatischen Zählungen). 2.5 Abkommen über die Entsendung von Arbeitskräften vom 8. Mai 1941 Vom 2. bis 8. Mai 1941 führte eine Delegation des Ministeriums für Gesundheit und Sozialfürsorge mit Vertretern des Deutschen Reiches Verhandlungen über die Entsendung kroatischer Arbeitskräfte nach Deutschland. Hierüber gibt es nur zwei Kurzartikel in der Tageszeitung Hrvatski narod: am 2. Mai über den Beginn der Verhandlungen, am 9. Mai 1941 über den Abschluss und die Unterzeichnung des Abkommens. Einzelheiten über den Verlauf der Verhandlungen kamen nicht in die Tagespresse. Es ist daher nicht bekannt, auf wessen Initiative diese aufgenommen wurden, ob es Druck von deutscher Seite gab oder die kroatische Delegation von sich aus die Bereitstellung von Arbeitskräften angeregt hatte (wie es dem in der Rundfunkansprache des Poglavnik vom 10. April 1941 angekündigten Naheverhältnis zu Hitlerdeutschland entsprochen hätte). Der Text des Abkommens über die Entsendung von Arbeitskräften ins Deutsche Reich wurde im Amtsblatt des Unabhängigen Staates Kroatien, Internationale Abkommen Nr. 1, verlautbart und am gleichen Tag im Hrvatski narod als „erstes internationales Abkommen des neuen Staates“ und als „Beweis“ für die internationale Positionierung des Unabhängigen Staates Kroatien gewürdigt.170. Das Abkommen besagt, dass die deutsche Seite kroatische Arbeitskräfte anwerben werde (Artikel I); deren Entsendung (Vermittlung zur Unterzeichnung der Arbeitsverträge, Ausstellung von gebührenfreien Reisedokumenten und technische Organisation der Transporte wie die Bereitstellung von Zügen der kroatischen Staatsbahnen) obliege den Behörden des Unabhängigen Staates Kroatien. Artikel II zufolge konnten die kroatischen Arbeiter nicht Mitglied der Deutschen Arbeitsfront (DAF) werden, sondern mussten eine eigene Organisation bilden; 169 Banovic, Izvoz radne snage i deportacije stanovništva (Export von Arbeitskraft und Deportationen), S. 381. 170 Artikel vom 9. Mai 1941, S. 2. Zu diesem Zeitpunkt genoss der NDH–Staat die internationale Anerkennung Deutschlands, Italiens, Ungarns, Bulgariens, Rumäniens, Finnlands und Japans.
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ihre Struktur und personelle Zusammensetzung gab der Unabhängige Staat Kroatien vor und . übernahm auch die Finanzierung.171 Mit der Bestimmung über die Ernennung eines Vertrauensmannes (povjerenik) zur Beaufsichtigung der Arbeiter und der Kontrolle der Einhaltung ihrer Vertragsverpflichtungen ließ der Unabhängige Staat Kroatien erkennen, dass er sich auch hinsichtlich des Verhältnisses gegenüber den eigenen Staatsbürgern an seinem deutschen Vorbild orientiert und nicht gewillt war, die Arbeiterrechte wahrzunehmen. Die kroatische Seite verpflichtete sich, die Arbeitskräfte zur vollen Unterordnung unter die Arbeitsbehörden und Arbeitsstellen des Deutschen Reiches zu verhalten und mit allen verfügbaren Mitteln die Erfüllung der Gesetze des Deutschen Reiches durch die kroatischen Arbeitskräfte zu gewährleisten (Artikel IV). Sie verzichtete einvernehmlich darauf, die Interessen der Arbeiter zu wahren; vielmehr gestand sie der deutschen Seite das Recht zu, im Verhältnis zu den Arbeitskräften die Interessen Deutschlands zu vertreten (Artikel V). Die Artikel VI–IX regelten die Urlaubsansprüche sowie die Heim- und Besuchsreisen, auf die nach mindestens sechs im Reich verbrachten Arbeitsmonaten ein Rechtsanspruch bestand. Die kroatischen Arbeitskräfte sind arbeits- und versicherungsrechtlich grundsätzlich deutschen Arbeitern gleichgestellt (Artikel X). Gemäß Artikel XI hatten die kroatischen Behörden eine Verbindungsperson zu den Arbeitgebern zu bestellen: Als Beauftragter der kroatischen Regierung hatte er bei den Arbeitern für die Einhaltung aller Pflichten aus dem Arbeitsverhältnis zu sorgen. Die Bedeutung dieser Vertragsbestimmung sollte den Arbeitern selbst erst bei ihrem Einsatz in Deutschland aufgehen: Wie sehr die kroatische Seite in die Rolle eines Erfüllungsgehilfen für deutsche Arbeitgeber gedrängt wurde, wie der Verzicht des Herkunftsstaates auf den Schutz seiner Staatsbürger im Aufnahmeland deren rechtliche Stellung erschweren konnte, wird deutlich, wenn man sich praktisch die Position eines Ausländers im „Gastland“ vor Augen hält. Im nationalsozialistischen Deutschland hatten einheimische Arbeiter seit 1933 keine Arbeitnehmervertretungen mehr. Regierungsvertreter in den Unternehmen nahmen die Interessen der Betriebe und des Staates an diesen wahr, auch gegen die Interessen der Arbeiterschaft.172 In den Verträgen der Weimarer Republik mit dem Königreich Jugoslawien vom Jahre 1928 kam noch die Anerkennung der 171 HDA Zagreb, Zapisnik (Protokoll). – Veröffentlicht bei Banović, Export von Arbeitskräften und Deportation der Bevölkerung, S. 219–223 (kroatischer Text) und S. 224–227 (deutsches Alternat) – Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte, S. 181, Fußnote Nr. 328. 172 Zu den Änderungen im Arbeitsrecht nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und die Auswirkungen auf die Situation der österreichischen Arbeiter s. Emmerich Talos, Sozialpolitik in der ‚Ostmark‘. Angleichungen und Konsequenzen. In: Talos/Hanisch/Neugebauer & Sieder, NS-Herrschaft in Österreich, S. 376–408, hier S. 382.
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Gleichberechtigung der beiden Vertragsparteien zum Ausdruck: Die jugoslawische Seite erhielt und akzeptierte – ebenso wie der deutsche Vertragspartner – die Einflussnahme auf die Vertragsbestimmungen und das Vorschlagsrecht zu Änderungen, sofern diese zu einer Schmälerung der Arbeitnehmerrechte führen würden. Die Weimarer Republik verpflichtete sich im Vertrag vom Jahre 1928, die Einwände der jugoslawischen Seite zu berücksichtigen und gewährte auch der jugoslawischen Seite das Recht, Vertragsänderungen vorzuschlagen (Artikel III). Zur Zeit des Abschlusses dieses Vertrages gab es noch die Gewerkschaftsbewegung zur Vertretung der Arbeitnehmerinteressen. Den in Jugoslawien angeworbenen Saisonarbeitern wurde die gewerkschaftliche Betätigung, wie sie auch den deutschen Arbeitnehmern möglich war, gewährt, sofern vom Gesetz nichts anderes vorgesehen ist (Artikel XV).173 Der Vertrag mit dem Unabhängigen Staat Kroatien bot keine Änderungsmöglichkeit. Die Formulierung „grundsätzlich gleichgestellt“ bedeutet eine Einschränkung: Die kroatischen Arbeiter wurden nicht in die Deutsche Arbeitsfront (DAF) aufgenommen und genossen nicht die daraus erfließenden Ansprüche und Vergünstigungen, wie das Recht auf Nutzung der Betriebsurlaubsheime für deutsche Arbeitnehmer. Die Vereinbarung vom 8. Mai 1941 regelte nicht die Modalitäten der Aufnahme des Arbeitsverhältnisses, sondern stellt nur einen Rahmenvertrag dar (sehr wahrscheinlich stand dahinter das Bemühen, die für Kroatien nachteiligen Details dieses Abkommens der Öffentlichkeit gegenüber geheim zu halten). Die technischen Detailbestimmungen sind im Kroatisch-deutschen Protokoll über die Entsendung von Arbeitskräften ins Deutsche Reich174 festgelegt; dieses enthält auch die vereinbarten Kontingentzahlen: Am 8. Mai 1941 wurden 54.500 Arbeitskräfte vereinbart. Der Unabhängige Staat Kroatien übernahm die Verpflichtung nicht nur für sein Territorium, sondern auch für die von Italien und die von Ungarn besetzten Regionen. Aus diesen Gebieten sollten 5.000 Personen Landarbeiter, 3.000 Forstarbeiter, 5.500 Bergleute und 15.000 Handwerker sein. Die Laufzeit der Beschäftigungsverträge sollte in der Regel mindestens ein Jahr, gerechnet vom 173 Sporazum između vlade Kraljevine Srba, Hrvata i Slovenaca i vlade Njemačke države (Abkommen zwischen der Regierung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen und der Regierung des deutschen Staates). In: Službene novine Kraljevine Srba, Hrvata i Slovenaca (Amtsblatt des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen), 1929, Nr. 229-XCIII und Službene novine (Amtsblatt ...) 1928, Nr. 64-XIX. 174 HDA Zagreb, Hrvatsko–njemački zapisnik o zaposlenju hrvatskih radnika na području Njemačkog Reicha: Außenministerium des Unabhängigen Staates Kroatien (MVP) 1941, kroatischer Text, S. 9–15; deutsches Alternat S. 15–22. Veröffentlicht bei Banović, Deportacije, S. 219–223 (kroatischer Text) und S. 224–227 (deutsches Alternat) – Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte, S. 181, Fußnote Nr. 328.
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Tag der Ankunft am Arbeitsplatz betragen und einvernehmlich zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer verlängert werden können. Diese letzte Bestimmung bot den deutschen Arbeitgebern sogar eine vertragsmäßig gesicherte Handhabe zur einseitigen Verlängerung der Arbeitsverträge – in der Regel „bis Kriegsende“, also auf unbestimmte Zeit. Dies sollten die Arbeiter ziemlich bald bemerken: als nämlich ihre Arbeitsverträge ohne ihr Zutun verlängert wurden bzw. als sie trotz Ablaufs der Verträge keine Ausreisegenehmigung zur Rückkehr in die Heimat erhielten. Punkt 14 des Kroatisch-deutschen Verhandlungsprotokolls sah die Ausweitung des Geltungsbereiches des Abkommens auch auf jene kroatischen Arbeiter vor, die während ihrer Beschäftigungsverhältnisse in westeuropäischen Staaten unter deutsche Herrschaft geraten waren, also auf die kroatischen Arbeitskräfte in Frankreich, Belgien und den Niederlanden, ungeachtet dessen, ob sie in diesen Ländern belassen oder ins Reich transferiert werden sollten. Zudem wurde eine rückwirkende Anwendung des Vertrages mit Beginn der Vertragsdauer am 10. April 1941 vereinbart. Schließlich stimmte die kroatische Seite im Protokoll auch noch zu, dass die grundsätzliche Gleichberechtigung im Arbeitsrecht auf Schutzbestimmungen für Arbeitnehmer und bei der Festlegung des Gerichtssitzes für Arbeitskonflikte kroatischer Arbeitnehmer mit deutschen Arbeitgebern nicht anzuwenden sei. In diesen Belangen sollten die kroatischen ArbeitnehmerInnen nämlich nur mit den Arbeitnehmern aus den anderen verbündeten Staaten gleichgestellt werden. Für die deutsche Seite notifizierte dieses Protokoll das Reichsaußenministerium mit seinem Beschluss Zl. R 58-927-41 vom 22. September 1941. Die kroatische Seite informierte den Vertragspartner mit der Note des Außenministeriums Zl. Pr-258-41 vom 24. Oktober 1941.175 Auf dem deutschen Alternat des Protokolls findet sich aber eine Bemerkung (Opazka), der zufolge die kroatische Regierung das Abkommen (Utanačenje) mit einer Note der deutschen Gesandtschaft in Berlin vom 28. September 1942 aufkündigte.176 Hinweise für die Gründe dieser Entscheidung der kroatischen Seite gibt es nicht; es ist auch nicht klar, ob die deutsche Seite die Aufkündigung akzeptierte. Das Emigrationsbüro des Ministeriums für Gesundheit und Korporationswesen nahm auch weiterhin Anwerbungen vor – aber nur mehr bis Jänner 1943 sind solche bestätigt.177 175 HDA, Zagreb, Amtsblatt – Internationale Verträge Nr.1/1941, S. 9; Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte, S. 181, Fußnote 330. 176 HDA Zagreb, Amtsblatt – Internationale Verträge Nr. 1/1941, S. 9. Note Zl. T231–42. Das Reichsaußenministerium bestätigte die Kenntnisnahme des Inhalts dieser Note am 6. November 1942, mit seiner Note Zl. R–63947; Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte, S. 181, erwähnt die Aufkündigung des Vertrages nicht. 177 HDA, MZDU, Fonds 226, Fasz. 15: Jahresbericht vom 11.2.1943.
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Bevor die Regierung des Unabhängigen Staates Kroatien dieses Abkommen aufkündigte, stimmte sie in zwei Novellierungen Erhöhungen der Quoten zu: im Juli 1941 (von 54.500) auf 100.000, im Oktober des gleichen Jahres auf 150.000 Arbeitskräfte. Dass Verhandlungen darüber stattgefunden haben, kann nicht festgestellt werden; es gibt auch keine Pressemitteilungen dazu. Mit der Notifizierung der Quotenerhöhung im Oktober 1944 verband das kroatische Außenministerium das Ersuchen um Genehmigung, zur Erfüllung der aufgestockten Kontingentzahl Personen serbischer Nationalität schicken zu dürfen, da sich bereits Mangel an kroatischen Arbeitskräften zeige.178 Laut Bericht des Wehrwirtschaftsoffiziers (WO) fand die Möglichkeit der Arbeitsaufnahme in Deutschland in Kroatien so regen Zuspruch, dass schon im Juli 1941 ein Kontingent von 45.000 Arbeitskräften abgefertigt werden konnte: Die Pressemeldung dazu berichtet von der festlichen Verabschiedung dieser für das Ruhrgebiet bestimmten Arbeitskräfte, in Anwesenheit von Vertretern der Ruhrindustrie und der Deutschen Gesandtschaft in Zagreb. Hrvatski narod unterstrich, dass wegen der unerwartet hohen Zahl von Interessenten die kroatische Seite von sich aus die Erhöhung der Jahresquote vorgeschlagen habe. Der Bauftragte des Reichsarbeitsministeriums, der im Emigrationsbüro des zuständigen Ministeriums (Gesundheit und korporative Fürsorge) die Bewerbungen der potenziellen Arbeitnehmer bearbeitete, hatte zu diesem Zeitpunkt noch 35.000 unerledigte Anträge vor sich.179 Eine Vertragsänderung kam im Jahre 1942 zustande: diese aber verbesserte nicht die Position der kroatischen Arbeitnehmer: Die für deutsche Arbeitskräfte eingeführten zusätzlichen Repressivmaßnahmen im Arbeitsrecht wurden auf die kroatischen Arbeitskräfte ausgedehnt. Die Novelle betrifft die Abschaffung der arbeitsfreien Feiertage und die Verlängerung der Tages- und Wochenarbeitszeit: Abgeschafft wurde die Arbeitsfreiheit an evangelischen kirchlichen Feiertagen (Reformationstag, der Weihnachtstag und der Karfreitag) und an den katholischen Feiertagen (Dreikönige, Fronleichnam, St. Peter und Paul sowie das Marienfest am 8. Dezember). Damit verloren die Arbeitnehmer die Entgelte für die Sonntagsarbeit; sie behielten jedoch das Recht auf Gewährung bezahlter Freizeit zum Besuch des Gottesdienstes. Arbeitsfrei sollten nur mehr die staatlichen Feiertage des Deutschen Reiches und der jeweilige Nationalfeiertag – für Kroaten der Tag der Ausrufung des Unabhängigen Staates Kroatien, der 10. April – blei178 Hrvatski narod (Kroatisches Volk), Nr. 153 vom 22. Juli 1941 – Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte, S. 181–182, NDH. S. 127, Fußnote Nr. 151. 179 Hrvatski narod (Kroatisches Volk), Nr. 153 vom 22. Juli 1941 – Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte, S. 181–182.
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ben (Artikel VIII, Pkt. 5). Kroatische Arbeiter moslemischen Bekenntnisses durften weiterhin je einen Tag als Ramazan Bajram und Kurban-Ramazan, Mevlud und am ersten Tag des moslemischen Neujahrsfestes (Muharem) freinehmen. An den arbeitsfreien Tagen, den Staatsfeiertagen des Deutschen Reiches, sollte Entgelt für Sonntagsarbeit gewährt werden, während den moslemischen Arbeitern an ihren freien Tagen die Werktagsentgelte weitergezahlt werden sollten. In dieser Novelle findet sich auch noch die Bestimmung, die bereits 1941 fixiert wurde, über die Gründung einer kroatischen Arbeiterorganisation im Deutschen Reich (Artikel I): Sie nannte sich Ustaški radnik (Der Ustascha-Arbeiter) und verpflichtete sich, eng mit der Deutschen Arbeitsfront (DAF) zusammenzuwirken. Die DAF übernahm die Verpflichtung zur Organisation der sozialen Betreuung für alle Mitglieder des Ustaški radnik (Artikel II) und – gemäß Artikel III – zur völkischen Erziehung der kroatischen Arbeiter, gemeinsam mit Ustaški radnik. DAF sollte die Inhalte vorgeben, Ustaški radnik durfte Vorschläge einbringen. Die schon 1941 vereinbarten Kontaktpersonen (Kommissare) sollten von Ustaški radnik bestellt werden. Ihre Aufgabe war die enge Kontaktpflege zu den Arbeitern auf allen Ebenen, am Arbeitsplatz, in den Lagern und in der Freizeit (Artikel IV). Kroatien hatte sie zu nominieren, die DAF zu bestätigen und ihre Tätigkeit zu kontrollieren. Kroatische Arbeitskräfte waren, wo immer dies möglich sein würde, in separaten Lagern – getrennt von jenen anderer Nationalitäten – unterzubringen.180 Für die Saisonarbeiter in der Landwirtschaft wurde in einem Abkommen vom 16. Juli 1942 festgelegt, dass Ustaški radnik gemeinsam mit dem Reichsnährstand die Sozialversicherung der Saisonarbeiter und ihre soziale Betreuung während der Arbeit regeln sollten.181 Die kroatische Tagespresse verlor über diese Vertragsänderungen kein Wort. Die im Reich schon Beschäftigten wurden erst wieder propagandistisch ausgewertet, als die ersten Züge ab 21. Dezember 1941 mit Urlaubern in Zagreb ankamen. Es gab jedoch keine Interviews mit ihnen über ihre Lebensbedingungen; keiner von ihnen wurde wörtlich zitiert, nur die korrekte Behandlung, die Einhaltung der Arbeitsverträge durch Gewährung der vertraglich vereinbarten Heimaturlaube betont. Das bevorstehende Urlaubsende, die Rückreise ins Reich fand als Erinnerungsnotiz am 4. und 7. Jänner 1942 Eingang in die Presse, weil die Erwartung ausgedrückt werden musste, dass auch wirklich ausnahmslos alle Urlauber wieder an ihre Arbeitsstätten zurückkehrten und niemand vertragsbrüchig werden dürfe. 180 HDA Zagreb, Fonds Nr. 227, MVP NDH, Međunarodni ugovori (Internationale Verträge) 1942. – Zitiert bei Banović, Deportacije, S. 217–219 (kroatischer Text), S. 220–223 (deutsches Alternat). 181 HDA Zagreb, MVP Nr. 227, Međunarodni ugovori 1942. Zitiert bei Banović, a.a.O.
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Die Staatsführung des Unabhängigen Staates Kroatien hat sich bei der Aushandlung des Vertrages über die Entsendung von Arbeitskräften nicht bemüht, mit dem Vertragspartner auf „Augenhöhe“ zu verhandeln. Schon dieser erste internationale Vertrag straft die gelenkte Presse, die von internationaler Positionierung des neuen Staates schwärmte, Lügen. Vielmehr kommt im Verhandlungsergebnis die Ergebenheit der Kroaten, zum Ausdruck, von der Glaise von Horstenau berichtete.182 Der Dankbarkeit für die Staatsgründung und der Macht im Staate opferte die kroatische Führung ihre Bevölkerung. Dass die kroatischen Arbeitskräfte im Deutschen Reich eine eingeschränkte, „grundsätzliche“ Gleichstellung mit deutschen Arbeitern erfuhren, ist nicht nur auf das von der Naziideologie konzipierte generelle Statusgefälle zurückzuführen, sondern auch auf die Willfährigkeit, mit dem die kroatische Führung den deutschen Vorstellungen zu entsprechen bereit war. 2.5.1 Staatliche Implementierung des Abkommens über die Entsendung von Arbeitskräften durch den NDH: Freiwilligkeit und Druck Die Anwerbung der 54.500 Arbeitskräfte für das Deutsche Reich gemäß dem Vertrag (Utanačenje) übernahm, wie aus dem Kommentar des Vertragstextes183 hervorgeht, eine Gemischte deutsch-kroatische Kommission. Das (deutsche) Reichsarbeitsministerium war durch einen Kommissar vertreten, der in Zagreb, Banjaluka, Osijek, Sarajewo, Mostar und Senj Büros einzurichten hatte.184 Unterlagen zur Tätigkeit dieser Büros, ihrer Gründung und zu ihrem Personalstand wird man in deutschen Archiven suchen müssen, denn im Quellenbestand des zuständigen kroatischen Ressorts, des Ministeriums für Gesundheit und Korporationswesen (MZDU) hat die Existenz dieser Büros keinen Niederschlag gefunden. Die Bevölkerung erfuhr von der Möglichkeit zur Arbeitsaufnahme im Deutschen Reich aus dem Kroatischen Rundfunk (Hrvatski krugoval) und aus den Tageszeitungen sowie durch „Mundpropaganda“ von bereits in Deutschland angestellten Arbeitskräften. Die Zeitzeugin Tonka Jelinić185, Tochter einer Klein182 Brouček, Ein General im Zwielicht, III. Bd., S. 88. 183 Kommentar/Legende – erarbeitet von der Unterabteilung für Statistik des Auswanderungsamtes: HDA Zagreb, MZDU, Fonds 226, Faszikel Nr. 15, Jahresbericht 1942 vom 3. Februar 1943: Für das Jahr 1941 gibt es keinen Bericht. 184 Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte Kroatiens, S. 181; Ristović, Nemački ‚Novi poredak‘ i Jugoistočna Europa (Die deutsche ‚Neuordnung‘), S. 261: Quellen zur Bildung dieser Kommission und zur Einrichtung dieser Büros gibt es im Kroatischen Staatsarchiv nicht! 185 Diese Information erteilte der Autorin die Archivarin des Kroatischen Staatsarchivs, Mag. Karmen Kos, die Tochter der zitierten Zeugin. Sie stellte der Autorin Fotokopien von Briefen der
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bauernfamilie aus Stara Gradiška (Westslawonien), und eine Freundin meldeten sich auf Radioberichte hin, ohne die Verhältnisse in Deutschland zu kennen. Sie [Tonka – Anm. d. A.] war ganz unpolitisch, begründete ihre Tochter die Entscheidung der Mutter. Tonka Jelinić wurde in Füssen der dortigen Munitionsfabrik zugeteilt und in einem aus Holzbaracken bestehenden Arbeiterlager untergebracht. Die schwere Arbeit in der Fabrik und die schlechten Wohnverhältnisse – durch die Holzbaracken pfiff der Wind 186 – bewogen Tonka und ihre kroatische Arbeitskollegin, sich beim Arbeitsamt um einen anderen Arbeitsplatz zu bemühen. Tonka wurde in den Haushalt einer gräflichen Familie in Füssen vermittelt. Sie erkannte bald, dass das Ehepaar, das sie wie ein Familienmitglied behandelte, Gegner der Nazis war. Von ihnen erfuhr Tonka manches über die Natur des Naziregimes, von den Verbrechen aber vernahm sie erst nach ihrer Heimkehr 1945.187 So wie Tonka und ihre Freundin traten kroatische Arbeitskräfte die Reise nach Deutschland uninformiert, mit Illusionen und Klischeevorstellungen an. Daher blieb es nicht aus, dass auch bald Gerüchte in der kroatischen Bevölkerung umgingen, im Reich würden diese ahnungslosen Menschen ausgebeutet und schlecht behandelt. Solchen Gerüchten zufolge soll sogar der Gesandte des Unabhängigen Staates Kroatien in Berlin, Branko Benzon, dem Außenministerium berichtet und die sofortige Einstellung der Anwerbungen empfohlen habe.188 Die kroatische Tageszeitung Hrvatski narod, das Sprachrohr des Ustascha-Regimes, sah sich veranlasst, solchen Falschmeldungen entgegenzutreten: Am 10. April 1942, anlässlich des ersten Jahrestages der Ausrufung des Unabhängigen Staates Kroatien, erschien eine Reportage über das Leben der kroatischen Arbeiterinnen und Arbeiter im Deutschen Reich189, Hrvatski narod zufolge seien (…) an nicht wenigen Schwierigkeiten die Arbeiter selbst schuld, denn sie seien (…) mit überzogenen, unrealistischen Erwartungen gekommen, die der Kriegssituation nicht angemessen sind (…). So seien einige Arbeiter mit schlechter, unzureichender Kleidung und Schuhwerk auf die Reise gegangen, in der Absicht, sich im Deutschen Reich um ihren Lohn mit neuwertiger Kleidung in guter Qualität einzudecken. (…) Sie
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Zeugin mit deren deutschen Arbeitgebern, einer Familie in Füssen/Bayern, zur Verfügung. Der Briefkontakt bestand bis zum Tod der Familienmitglieder und zeugt von einer freundschaftlichen Beziehung des Ehepaares zur ehemaligen Beschäftigten im Jahre 1952 und beginnen immer mit „Liebe Tonka“. Karmen Kos zitierte ihre Mutter: Gespräch mit der Autorin am 8. Februar 2005. Karmen Kos im Gespräch am 8.2.2005. Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte, S. 184. (…) da se suprotstavi izvjesnim glasinama da im je loše, da su iskorištavani, da trpe glad i izrabljivanje: Hrvatski narod, 10.4.1942, Sonderbeilage. Ein weiterer Artikel dieses Inhalts findet sich in der Ausgabe des Hrvatski narod (Kroatisches Volk) vom 31. Jänner 1943.
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haben nicht bedacht oder wollten nicht daran denken, dass in der heutigen Lage sich nicht einmal mehr die Deutschen jederzeit alles kaufen können.190 Ein weiterer Artikel im Hrvatski narod vom 21. Jänner 1943 stellte fest, dass die Lebensbedingungen der ca. 400.000 Ostarbeiterinnen, die im Deutschen Reich als Haushaltsgehilfinnen angestellt seien, mit jenen der kroatischen Haushaltsgehilfinnen nicht zu vergleichen seien. Die Ostarbeiterinnen leben eben unter Bedingungen, die ihrem derzeitigen Status entsprechen.191 Dies bedeutete für den Reporter des Hrvatski narod, die Ursache der Benachteiligung der Ostarbeiterinnen sei nur das Fehlen eines analogen Vertrages wie jenes zwischen dem Deutschen Reich und dem Unabhängigen Staat Kroatien (NDH). Zum Unterschied von den „Ostarbeiterinnen“ seien die Kroatinnen aufgrund dieses bilateralen Vertrages hinsichtlich der Lebensbedingungen und Löhne völlig mit deutschen Arbeitskameradinnen gleichgestellt. Zudem respektiere Deutschland die patriotischen und religiösen Gefühle dieser Arbeiterinnen.192 Die kroatischen Arbeiterinnen lebten gemeinsam in Lagern, wo sie auch verpflegt würden. Einmal pro Woche gebe es Lohnauszahlungen; sie erhielten auch Trennungszulagen und Urlaubsgeld wie Soldaten auf Heimaturlaub. Die Verpflegung sei die gleiche wie für die deutsche Bevölkerung, manchmal sogar reichlicher. Großbetriebe unterhielten eigene Betriebsküchen, die hinsichtlich der Menge und Qualität der ausgegebenen Kost kontrolliert würden. An Sonntagen hätten die Arbeiterinnen frei, aber die Lagerküche sei in Betrieb. Die Arbeiterinnen dürften ausgehen und die vom DAF veranstalteten Unterhaltungen und Theatervorstellungen besuchen. Die DAF kümmere sich um den Schutz ihrer Gesundheit sowie um rechtliche, fachliche und pädagogische Weiterbildung der Lagerleiterinnen, die von den Arbeiterinnen selbst gewählt würden. In allen Lagern gebe es Deutschkurse und Kurse für junge Mütter, deren Besuch Pflicht sei. Alle ausländischen Arbeiter und Arbeiterinnen hätten Zeitungen in ihren Sprachen. Derzeit erschienen solche in 15 Fremdsprachen. Es gebe Radiosendungen in den Sprachen der Bündnispartner, kulturelle Veranstaltungen und Feiern zum kroatischen Nationalfeiertrag, zum Jahrestag der Ausrufung des Unabhängigen Staates Kroatien am 10. April193 In der Sonderbeilage vom 10. April 1942 war von einer Veranstaltung der kroatischen Vereine im Reichsgau Grosswien in den Wiener Sophiensälen die Rede.Eine solche Veranstaltung hat – laut Mitteilung 190 (…) Nisu znali ili nisu imali na umu da pod danim uvjetima ni njemački radnik ne može kupiti sve i u svako vrijeme: Hrvatski narod, Sonderbeilage 10.4.1942. 191 Hrvatski narod (Kroatisches Volk), 21. Jänner 1943. 192 (…) vrijede i sti uvjeti rada i plaće kao i za njihove njemačke drugarice. Osim toga se uvažava rodoljubna i vjerska svijest tih radnica. Hrvatski narod, 21.1.1943. 193 Hrvatski narod, 21. Jänner 1943.
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des Archivs der Stadt Wien tatsächlich stattgefunden. Organisator war eine Kroatische Kulturvereinigung „August Šenoa“ .194 Hrvatski narod begann mit der Veröffentlichung von Inseraten deutscher Unternehmen für die Aufnahme kroatischer Arbeitskräfte erst im Jahre 1942. Am 15. und 17. Mai 1942 inserierte die Firma Elwerart-Nienhagen für eine unbegrenzte Zahl freier Stellen für Schlosser, Dreher, Elektriker, Automechaniker und für Hilfsarbeiter, nur ledige Kandidaten kamen in Frage. Die Firma garantierte einen achtstündigen Arbeitstag (zu einem Zeitpunkt, da der zehnstündige, bei Bedarf noch längere Arbeitstag bereits gesetzlich erlaubt war).195 Die angebotenen Löhne bewegten sich zwischen 9,10 und 9,52 RM pro Tag, wovon der Arbeitgeber pro Tag zwei RM für Unterkunft und Verpflegung abziehen würde. Als zusätzliche Vergünstigung bot Elwerart Nienhagen die Möglichkeit späterer Beschäftigung in einer ihrer Niederlassungen auf dem Territorium des NDH-Staates.196 Am 4. Mai 1943 erschien in dieser Zeitung wieder ein Inserat dieser Firma über den laufenden Bedarf an Technikern und Facharbeitern verschiedener Gewerbebranchen, für Bauarbeiter, Hilfsarbeiter in der Industrie, im Bergwerk und in der Landwirtschaft. Weiters bot die Firma weiblichen Arbeitskräften ab dem vollendeten 18. Lebensjahr Anstellungen in der Industrie, in Privathaushalten als Hausgehilfinnen sowie in der Landwirtschaft. Männern und Frauen, die Deutsch in Wort und Schrift beherrschten, bot diese Firma Bürostellen an. Für Männer galt als Einschränkung ein Geburtsjahr vor 1913 wegen der Stellungspflicht.197 Interesse an der Arbeitsaufnahme im Deutschen Reich bestand offensichtlich: Welche Motive konnten die kroatischen Arbeiterinnen und Arbeiter zum Arbeitseinsatz in Deutschland trotz der Kriegssituation bewogen haben? Bei Männern ging das Innenministerium des NDH-Staates davon aus, dass sie die Militärpflicht im NDH-Staat umgehen wollten. Dafür verdingten sie sich lieber im Reich oder in der Organisation Todt (OT), die im Unabhängigen Staat Kroatien den Ausbau des Verkehrsnetzes für die Förderung von Rohstoffen in Angriff genommen hatte.198 Ivan P. (geb. 1924, bei Nova Gradiška) entschloss 194 Eine Suche nach Belegen für diesen Verein im Kroatischen Staatsarchiv – Fonds: Präsidium des NDH, das für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig war, bisher keine Hinweise ergeben: August Šenoa, kroatischer Romanschriftsteller (1838–1881): Macan, Povijest, S. 408, 409. 195 Zur Anpassung der Arbeitsgesetzgebung an die Kriegsbedingungen siehe Talos, Sozialpolitik in der ‚Ostmark‘. In: Talos/Hanisch/Neugebauer & Sieder, NS-Herrschaft in Österreich, S. 382. 196 Hrvatski narod, Zagreb, 15.5. und 17.5.1942. 197 Inserat in der Sammlung Stampata (Druckschriften) des Kroatischen Staatsarchivs Zagreb, Signatur: 102/46 und 107/85. 198 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP–NDH, Inv.-Nr. 7018. U.P.M.V.T.43/44, 1944.
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sich im April 1942 zur Arbeit im Deutschen Reich, um der Einberufung in die kroatische Armee zu entgehen.199 Rudolf F. (geb. 1934) erinnerte sich, dass die amtlichen Stellen seine Familienangehörigen so lange bearbeiteten, bis seine Eltern ihrem Drängen nachgegeben hätten. Die ganze Familie wurde 1942 nach Katzelsdorf (Niederösterreich) verbracht: Der Vater wurde auf der Ölbohrungsstelle Katzelsdorf eingesetzt, die Mutter und die Kinder – ihr Sohn Rudolf und dessen um vier Jahre ältere Schwester – arbeiteten auf einem landwirtschaftlichen Gut. Untergebracht waren sie in einem Lager, wo ganze Familien zusammen in einem Raum schliefen.200 Rozalija H. zufolge hätten es sich die lokalen Ustascha-Behörden in Karlovac zur Pflicht gemacht, aus jedem Haushalt mindestens eine arbeitsfähige Person ins Reich zu schicken. Bei Weigerung hätten sie den männlichen Familienmitgliedern gedroht, sie zur Strafe in die Armee einzubrufen und an die Ostfront zu schicken. Rozalija H. habe sich geopfert, um ihren Vater vor der Einberufung zu bewahren.201 Eine Rückkehrerin aus dem Deutschen Reich ließ durchblicken, dass sich die Kontingente kroatischer Arbeiter nicht nur freiwillig durch Zusage von guter Bezahlung und günstigen Arbeitsbedingungen anwerben ließen, sondern dass auch behördlicher Druck und Drohungen dahinterstanden. Potenzielle Arbeitskräfte wurden vor die Alternative gestellt: Arbeit für Deutschland – oder einrücken an die Ostfront.202 Slavko F., ein Antragsteller auf Entschädigung aus dem Österreichischen Versöhnungsfonds aus dem Zwischenmurgebiet, meldete sich auf ein Inserat als gelernter Tischler, in der Erwartung, in diesem Beruf in Deutschland arbeiten zu können. Bei der Ankunft in Niklasdorf (Bezirk Leoben) habe er jedoch begriffen, dass die nur Hilfsarbeiter brauchen. Dort wurde er von August 1941 bis März 1942 für die Wartung und Reparatur der Bahnschienen verwendet: Schmieren, Schneeräumen – auch auf Steilhängen, dies war sein Einsatzbereich. Weil ihm die Arbeit nicht gefiel, flüchtete er, wurde jedoch in Graz gefasst und zur Strafe in die Eisenhütte Donawitz, an den Hochofen geschickt. Nach Auslaufen des einjährigen Arbeitsvertrages erhielt er kein Ausreisevisum für die Rückkehr nach Kroatien und wurde nach Donawitz befohlen. Auch dort war ich ein gewöhnlicher Arbeiter, 199 200 201 202
Antragsteller auf Entschädigung aus dem Österreichischen Versöhnungsfonds 2001. Information an die Autorin, 15.9.2003. Information an die Autorin, 16.8.2002 Der Unabhängige Staat Kroatien (NDH) stellte eine eigene Kroatische Legion für den Krieg in der Sowjetunion auf: Hitlers Legionen. Gert Fricke, Kroatien 1941–1944. Der „Unabhängige Staat“ in der Sicht des Deutschen Bevollmächtigten Generals in Agram, Glaise v. Horstenau. Freiburg, 1. Auflage 1972, S. 30. – Zu den ausländischen Legionen in der Wehrmacht: Mueller, An der Seite der Wehrmacht, Berlin, 1. Auflage 2007, S. 106.
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bemerkte er. Daher versuchte er erneut die Flucht – und diesmal gelang sie ihm auch per Zug über Maribor (Marburg an der Drau) bis Zagreb. Dort kaufte er sich mit seinem Lohn ein Fahrrad und fuhr mit diesem zu Ostern 1942 in seine Heimatstadt Čakovec (Zwischenmurgebiet, ungarische Grenze).203 Die Arbeiterin Barica H. (geboren 1918) aus der Umgebung der nordkroatischen Stadt Zlatar gab zu, dass sie wie auch andere Personen auf die verlockenden Angebote zur Arbeit im Deutschen Reich – gute Bezahlung, angenehme Arbeitsbedingungen – hereingefallen sei und zu spät bemerkt habe, dass sie sich eigentlich auf Zwangsarbeit befinde. Bei der Anwerbung habe man ihr die Beschäftigung in einer Wiener Lampenfabrik versprochen; gelandet sei sie bei Steyr-Daimler-Puch in Graz, in der Produktion von Handgranaten.204 Rudolf Strnad, ein Angehöriger der tschechischen Volksgruppe im NDHStaat, erhielt bei der Meldung zur Arbeit im Deutschen Reich die Zusicherung, eine handwerkliche Ausbildung abschließen zu können. Er kam zu einem privaten Unternehmer in der Steiermark, aber von einer Ausbildung sei keine Rede gewesen. Aus seiner Erzählung war zu entnehmen, dass er für Hilfsarbeiterdienste verwendet wurde, weshalb er von diesem Arbeitsplatz flüchtete.205 Wirtschaftlich-soziale Überlegungen waren der zweite maßgebliche Grund.206 Die Arbeitskräfte kamen aus kleinbäuerlichen und kleingewerblichen Haushalten in ländlichen Regionen.207 In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen lebten und arbeiteten 76 % der jugoslawischen Bevölkerung auf dem Land;208 Arbeiterhaushalte machten nur 11 % der Gesamthaushaltszahl aus. In den Städten war die 203 Slavko F., Juli 2001. 204 Barica H., Antragstellerin auf Entschädigung aus dem Österreichischen Versöhnungsfonds; 20.3.2001. 205 Gespräch am 9. November 2005: In seiner Erinnerung klaffen zahlreiche Lücken: Sein Beruf war nur aus den Dokumenten der Stadtkommission zur Ermittlung von Kriegsschäden der Stadt Đakovo Zl. 1775 vom 31. Oktober 1945 zu ersehen: Er war Wagnergehilfe. Nicht festzustellen war, wohin er flüchtete und wie lang er in Österreich geblieben bzw. wann er nach Jugoslawien zurückgekehrt ist. 206 Dies bezeugte Diana Budisavljević, die aus Gesprächen in der Familie und im Bekanntenkreis von gewaltsamen Rekrutierungen in Kroatien und Abtransport ins Deutsche Reich erfuhr: Dnevnik Diane Budisavljević (Das Tagebuch der Diana Budisavljević). Eintragungen vom 25.11.1941, S.18; 19.3.1942, S.33; 9. Juli 1942, S. 69–74; 13.7.1942 und 15. Juli 1942, S. 76–78; 6. August 1942, S. 90–92. 207 Der schon erwähnte Slavko F. Kam aus Čakovec in Nordostkroatien, die ebenfalls schon genante Barica H.aus der Kleinstadt Zlatar. Weitere Zeitzeugen: Tomislav H (geb.1939) kam aus Brinje (Karstgebiet Lika), Roza R. (geb. 1923) aus Gornje Zagorje bei Karlovac. 208 Kolar Dimitrijević, Obrisi strukture radničke klase (Knturen der Arbeiterklasse), S.114–132. Sundhaussen bietet ähnliche Prozentsätze für die soziale Schichtung in Bosnien (84,1% bäuerliche Bevölkerung) und für die Region Srijem (Syrmien), heute Nordwestserbien: 68,6%:der Bevölkerung waren Bauern: Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte S. 105, 263.
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Arbeitslosenrate hoch: Im Jahr der Weltwirtschaftskrise, 1929, betrug sie 29,5 % unter den Arbeitern und 8,5 % unter den Beamten. Sie stieg in den Jahren nach der Weltwirtschaftskrise an. Es gab versteckte Arbeitslosigkeit auf dem Land.209 Der Ausbildungsstand der jugoslawischen Arbeiterschaft war niedrig: Die Hälfte der in der Wirtschaft in Zagreb tätigen Arbeiter waren ungelernte Hilfskräfte; in der Industrie betrug ihr Anteil etwa 30 % (davon mehr Frauen als Männer). Die Frauen mussten wegen der niedrigen Einkommen der Arbeiter dazuverdienen; auch Kinder mussten zum Lebensunterhalt beitragen, obwohl die Beschäftigung von Kindern bis zum vollendeten 14. Lebensjahr gesetzlich verboten war. In der Wirtschaft betrug 1936 der Anteil jugendlicher Arbeiter, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten, 18 %. Diese Konstellation erschwerte älteren Arbeitssuchenden den Zugang zu Arbeitsplätzen.210 Die Löhne der jugoslawischen Arbeiter gehörten zu den niedrigsten in ganz Europa, jene der Frauen waren zwischen 20 und 40 Prozent niedriger als jene der Männer mit vergleichbaren Arbeitsplätzen. Die Nominalgehälter in der Zagreber Wirtschaft bewegten sich in den Jahren 1923–1940 zwischen 21,36 Dinar (1923) und 28,51 Dinar (1930); 1935 erreichten sie einen Tiefststand: Männer erhielten 25 Dinar, Frauen 17 Dinar (Durchschnitt: 22,95 Dinar). Die Differenz zwischen Nominal- und Reallöhnen bewegte sich zwischen 1914 und 1930 um 12%, vom 1930 bis 1939 um 21 %. Im gleichen Zeitraum stiegen die Lebenshaltungskosten um 14 %. Vom Jahresende 1914 bis Jahresende 1930 sank der Realwert der Löhne von 100 auf 87,55 Dinar, bis 1939 auf 79,32 Dinar. Die Arbeitsbedingungen verschlechterten sich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wegen der Übernahme jugoslawischer Betriebe durch ausländische Kapitalgeber: Die Zeitarbeit wurde durch Akkordarbeit ersetzt, die Tages- und Wochenarbeitszeit verlängert.211 Der Kurs des jugoslawischen Dinars und der im Unabhängigen Staat Kroatien geltenden „Kuna“ zur Reichsmark wurde von der deutschen Seite eigenmächtig und im Alleingang festgesetzt. Dem kroatischen Staat gewährte das Deutsche Reich keine währungspolitische Eigenständigkeit – auch Italien nicht, denn Kroatien war kooperationswillig auch ohne dieses Zugeständnis (zum Unterschied 209 Mira Kolar Dimitrijević, S. 137f; Kolar Dimitrijević, Obrisi strukture radničke klase (Konturen der Struktur der Arbeiterklasse), S. 116–119; Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte, S. 179, 259–261. 210 Kolar Dimitrijević, Obrisi strukture radničke klase (Konturen der Struktur der Arbeiterklasse), S. 119. 211 Kolar Dimitrijević, Obrisi strukture radničke klase (Konturen der Struktur der Arbeiterklasse), S. 124–126; Mira Kolar Dimitrijević, Gospodarski odnosi u NDH (Wirtschaftslage im Unabhängigen Staat Kroatien). In: Časopis za suvremenu poviejst (Zeitschrift für Zeitgeschichte), Zagreb, Jg. 27, Nr. 3 (1995), S. 527–542, hier S. 537.
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von den Slowaken, Ungarn, Rumänen und Bulgaren).212 Die Feststellung der Kaufkraftunterschiede aufgrund der deutschen Löhne und der in Kroatien geltenden Bezüge ist daher nicht möglich. Die Vertragsarbeiter wurden im Deutschen Reich zwar nach den von den Reichsvereinigungen (Industrie, Kohle, Eisen) vereinbarten Tarifen entlohnt und damit zumindest lohnmäßig mit den deutschen Arbeitskräften gleichgestellt. Allerdings wurde ihnen für Unterkunft und Verpflegung vom Nettolohn 1–2 RM abgezogen. Zudem hatten alle ausländischen Arbeitskräfte im Deutschen Reich seit 1940 eine „Sozialausgleichsabgabe“ in Form eines Zuschlages zur Einkommens-/Lohnsteuer in der Höhe von 15 % zu entrichten. Damit sollte die soziale Lage von Ausländern unter jene deutscher Werktätiger gedrückt werden.213 Die Abzüge für Kost und Logis wurden in den Firmeninseraten erwähnt, nicht aber die Sozialausgleichsabgabe. Von ihr ist weder im Text des deutsch-kroatischen Abkommens noch im Verhandlungsprotokoll die Rede214. Es ist fraglich, ob die potenziellen Arbeiter über solche „fremdenfeindlichen“ Details in den Arbeitsverträgen informiert waren.215 Selbst die von der deutschen Firma ELWA angebotenen Löhne erscheinen im Lichte dieser versteckten Abzüge als nicht besonders motivierend; sie stellen zwar keine „Ausbeutung“ dar, rechtfertigen aber auch nicht die Erwartungen und die vermutlich in Kroatien von den Auswanderungsbüros genährten Illusionen. Das Gros der kroatischen Arbeiter erinnert sich ohnehin nicht, Geld bar auf die Hand bekommen zu haben, sondern nur Bezugsscheine für Grundnahrungsmittel. Die am 21. Juli 1941 erfolgte Abreise des ersten Kontingents kroatischer Arbeiter ins Deutsche Reich aufgrund des Abkommens vom 8. Mai 1941 (es war für die Kohleförderung im Ruhrgebiet bestimmt) benützten die kroatischen und die deutschen Stellen zu einer Propagandaveranstaltung, die ihre psychologische Wirkung auf die Bevölkerung offensichtlich nicht verfehlte: Die Arbeitskräfte wurden vor der Abfahrt des Zuges vom Zagreber Hauptbahnhof in einer Sporthalle im Zentrum von Zagreb vom Minister für Sozialfürsorge und Korporati212 Eichholtz, Kriegswirtschaft, Band III: 1943–1945, Teil 2, S. 489f. 213 Eichholtz, Kriegswirtschaft, Band III, Teil 2, S. 702. 214 Die Firma ELWA machte auf die Einbehaltung von täglich 2 RM für Kost und Logis aufmerksam. Ihr Angebot für Facharbeiter (Elektriker, Schlosser, Dreher und Automechaniker): 9,10– 9,52 RM für einen Achtstundentag: Siehe die Annoncen im Hrvatski narod vom Mai 1942. 215 Die Form der Arbeitsverträge ist mutatis mutandis diejenige der Vertragstexte, wie sie seit den jugoslawischen Verträgen mit der Weimarer Republik üblich waren: Ein Muster findet sich im Amtsblatt Službeni list Kraljevine SHS (1928) – Ugovori s Hrvatskom (Verträge mit Kroatien), Nr. 4, Vertrag Nr. 21. Ich danke der Rechtsabteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin, die mir eine Kopie zur Verfügung gestellt hat.
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onswesen, Dr. Ivo Petric, und einem Vertreter der Reichsvereinigung Kohle verabschiedet. Die Kapelle des Büros der Deutschen Wehrmacht in Zagreb spielte „flotte Märsche“. „Die offiziellen Persönlichkeiten“ ließen in ihren Ansprachen die Zusammenarbeit des Unabhängigen Staates Kroatien und des Deutschen Reiches zur Neuordnung Europas hochleben.216 Mit ähnlichen spektakulären Veranstaltungen verabschiedeten auch die Vertreter des faschistischen Italien die auf ihrem Territorium angeworbenen Arbeitskräfte für das Deutsche Reich.217 Aber schon beim ersten Heimaturlaub zu Weihnachten bangten die Behörden, ob diese Arbeitskräfte ihre Verträge einhalten und an ihre Arbeitsplätze im Reich zurückkehren würden, und es sollte sich zeigen, dass manche die Heimreise zum „Absprung“ von ihrer vertraglichen Verpflichtung nutzten.218 Dennoch berichteten die Behörden von großem Zuspruch, wie etwa der Bezirkshauptmann aus Daruvar, der im September 1941 beim Auswanderungsamt zusätzliche 60 Passformulare beantragte, weil das Auswanderungsamt nicht mit einer gesteigerten Nachfrage gerechnet habe. Als er auf seine Eingaben vom 13. September und 1. Oktober 1941 keine Antwort vom Auswanderungsamt erhielt, urgierte er am 6. Oktober 1941 telegrafisch. Dies brachte ihn eine Rüge des Verkehrsministers wegen der nicht genehmigten Benutzung eines staatlichen Telegrafen ein, auf die er mit der Bemerkung konterte, die Bevölkerung aus entlegenen Ortschaften belagere sein Büro, weil sie schließlich auf die Abfahrt ins Reich warte.219 Der Einsatz der Vertragsarbeiter im Deutschen Reich kann nicht als Fortsetzung der Wirtschaftsemigration, wie sie zwischen 1933 und 1941 noch galt, angesehen werden, denn schon der Vertrag über die Entsendung von Arbeitskräften aus dem Unabhängigen Staat Kroatien (Utanačenje o slanju radne snage iz NDH u Njemački Reich vom 8. Mai 1941) und besonders seine Umsetzung bedeuten eine politische Instrumentalisierung der arbeitenden Bevölkerung, der Arbeitswilligen und jener, die aus wirtschaftlicher Not die vermeintlich günstigen Chancen nutzten. Noch ausgeprägter ist der politische Charakter des Arbeitseinsatzes jener, die von den Behörden ihres Landes aufgrund politischer Entscheidungen – der Bündnistreue zum Deutschen Reich – zur Arbeit für Deutschland 216 Tageszeitung Hrvatski narod, 22.Juli 1941. 217 Bruno Mantelli, I lavoratori italiani in Germania dal 1938 al 1945. In: Anna Lisa Carlotti (a cura di): Italia 1939–1945. Storia e memoria, S. 483–502. Hier S. 489. 218 Hrvatski narod, 4. Jänner 1942. 219 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, Faszikel 304 und 305, Zl. R.S.V.T. 44907/42. Die Rechtfertigung für die Benützung des Telegrafen wurde vom Verkehrsministerium nicht anerkannt und ihm die Gebühr vorgeschrieben. Schreiben des Verkehrsministeriums Zl. 9806 vom 11. Mai 1942.
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gezwungen und in wilden Razzien oder gezielten Aktionen gesammelt wurden, um massenweise abtransportiert zu werden. 2.5.2 „Wilde“ Razzien und Deportation – Methode zur „ethnischen Säuberung“ Im Jahresbericht der Generaldirektion für das Korporationswesen über die Erfüllung der vereinbarten Kontingente deutete die Behörde an, dass es neben der legalen Aushebung durch die zuständigen Stellen auch „wilde“ Aushebungen gebe, auf die sie keinen Einfluss habe, deren Resultate nicht in die offiziellen Statistiken eingingen: Razzien durch die Ustascha-Milizen (UNS) und Aushebung durch die deutschen Stellen ohne Befassung der kroatischen Behörden.220 Dies war eine ethnische Säuberung kroatischen Gebietes, um den kroatischen Nationalstaat, das Ziel der Ustascha-Bewegung, zu schaffen.221 Hetzartikel in der Tageszeitung Hrvatski narod beschuldigten die serbische Bevölkerung, den Kroaten noch niemals wohlgesinnt, sondern immer ein störender Fremdkörper im kroatischen Blut gewesen zu sein,222 und kündigten an, ein Drittel vertreiben, ein Drittel liquidieren, den Rest assimilieren zu wollen.223 Geflügelte Worte, die den Serben einen gewaltsamen Tod ankündigten (Srbe na vrbe!/Serben an die Weiden!), kursierten in der kroatischen Öffentlichkeit ungestraft.224 Bildungsminister Ivan Žanić drohte in einer Ansprache am 2.5.1941: (…) es gibt keine Methode, die wir als Ustascha nicht anwenden werden, um dieses Land (…) kroatisch zu machen und von den Serben zu reinigen (…).225 Zur Ausweisung aus Kroatien waren jene serbischen Bewohner vorgesehen, deren Vorfahren sich ab dem 1. Jänner 1900 in Kroatien niedergelassen hatten.226 Im NDH begannen die Repressalien an der serbischen Bevölkerung – und an Juden – durch die Ustascha praktisch am Tag nach der Ausrufung des NDH.227 Es ging Schlag auf Schlag: Entlassungen aus Betrieben, Berufsverbote, Schulverweise, Verhaftungen. Schon im Jahre 1941 entführten die Angehörigen der Ustascha-Milizen (Ustaška vojnica) in Razzien in Ortschaften mit serbischer 220 HDA Zagreb, Fonds 226, MZDU, Fasz. 15, Rekapitualtion Nr. II, S. 3. 221 Ich danke der Lektorin, Dr. Zorica Stipetić, Zagreb, für ihre Bestätigung, dass die Ustascha von Anfang an mit dem erklärten Ziel der gewaltsamen Lösung der Serbischen Frage in Kroatien angetreten war und diese kompromisslos vollzogen hat. 222 Hrvatski narod, 8. Mai 1941. 223 Hrvatski narod, 6. Juni 1941. 224 Zu den Schikanen und Drohungen der serbischen Bevölkerung durch kroatische Spitzenpolitiker: Nataša Mataušić, KZ Jasenovac (Das Konzentrationslager Jasenovac). Zagreb, 200, S.18–20 und Peršen, Ustaški logori (Die Lager der Ustascha). S.66f. 225 Diese Drohung zitierte „Hrvatski narod“ („Kroatisches Volk“) auch am 6. Juni 1941. 226 Tageszeitung „Hrvatski narod“ („Kroatisches Volk“), 6. Juni 1941. 227 Hory – Broszat, Ustaschastaat. S 171f.– Harriet Pass Freidenreich., The Jews of Yugoslavia. A Quest for Community. Philadelphia, 1. izdanje, 1979. S. 124.
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Bevölkerung diese zu Sammelstellen, um sie in „wilden Aktionen“ in die Züge ins Deutsche Reich zu verfrachten. Die allererste Aktion dieser Art vollbrachten Ustascha-Mitglieder in einer Landgemeinde im Bezirk Bjelovar, in Gudovac, am 28. April 1941: Sie wurde als „Vergeltungsaktion“ für den Tod (unter ungeklärten Umständen) eines kroatischen Ortsbewohners inszeniert. Überlebende serbische Zeitzeugen und Opfer dieser Razzien schilderten ihren Abtransport durch Ustaschamilizen aus ihren Häusern und von der Feldarbeit. Die serbischen Opfer dieser Razzien kamen 1941 oder 1942 auf das Territorium der heutigen Republik Österreich; sie wurden dort bis zum Kriegsende 1945 zur Arbeit festgehalten.228 Die Ustascha-Führung begründete – deutschen Protesten gegen die Ausschreitungen gegenüber – die Razzien und „wilden“ Deportationen damit, dass die serbische Bevölkerung die kommunistischen Partisanen unterstütze und wegen ihrer bekannten Illoyalität gegenüber der kroatischen Heimat gegen den Unabhängigen Staat Kroatien agitiere. Der Zeitzeuge Slavko Goldstein, im Jahre 1941 13 Jahre alt, als Jude selbst Zielscheibe von Repressalien (sein Vater war einer der ersten Verhafteten und Insassen des provisorischen Konzentrationslagers „Danica“ in Koprivnica), erinnert sich und fühlt sich auch heute noch gezwungen, der Behauptung entgegenzutreten, dass die Razzien und Morde an Serben im Zeitraum zwischen der Ausrufung des Unabhängigen Staates Kroatien (10. April 1941) und den ersten Guerillaakten der kommunistischen Partisanen (nach dem 22. Juni 1941) nicht zu billigende, aber begreifliche Reaktionen auf die feindselige Haltung „der Serben“ gegenüber dem Unabhängigen Staat Kroatien gewesen seien. Dies sei eine Verwechslung von Ursache und Folge, betont(e) Slavko Goldstein in seinen Erinnerungen an das unglückliche Jahr 1941: In diesem habe die Vergeltungssucht der vom Königreich Jugoslawien diskriminierten Kroaten kriminelle Formen angenommen und unversöhnliche Feindschaft zwischen Kroaten und Serben gestiftet. Die Ustascha habe mit den Ausschreitungen 1941 begonnen, als die serbische Bevölkerung sich nach der Ausrufung des Unabhängigen Staates Kroatien trotz der Medienhetze noch ruhig und abwartend verhalten habe, stellte Slavko Goldstein fest und brachte Beweise aus eigenem, unmittelbarem Erleben bei.229 Die Milizsoldaten der UNS stammten zumeist aus der örtlichen Bevöl228 Zeugen: Bogdan C. (geb. 1914), Emil H. (geb. 1924 – Information telefonisch 2.11.2001), Đuro R. (geb. 1922 – Information telefonisch 20.3.2001), Vojin R. (Geburtsdatum nicht bekannt – 20.3.2001), Stevan K. (geb. 1905 – Information 10.11.2000) – alle beantragten Entschädigung aus dem Österreichischen Versöhnungsfonds. 229 Serbische Freunde seiner Familie verschwanden im Mai 1941 spurlos. Ihre Leichen wurden in den Wäldern um Karlovac entdeckt. Die Verbrechen der Ustascha 1941 an der serbischen Bevölkerung seien durch die Kriegsverbrechen serbischer Milizen an Kroaten im Jahr 1991 wieder blutig gerächt worden: 1941 habe sich 1991 mit umgekehrten Vorzeichen wiederholt: Dies ist
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kerung und beglichen ihre persönlichen „Rechnungen“. Die Kommandierenden waren – laut Glaise von Horstenau – aus dem italienischen Asyl zurückgekehrte Kroaten, die in den Lagern auf Lipari von italienischen „Schwarzhemden“ trainiert worden und voll fanatischer „Vergeltungssucht“ waren. Glaise von Horstenau war jedoch klar, dass es sich nicht um einzelne „Freibeuter“ handelte (wie der katholische Klerus Kroatiens annahm), sondern dass sie mit Wissen, Zustimmung, ja im Auftrag der offiziellen Politik handelten.230 Als der Führer (Poglavnik) des Unabhängigen Staates Kroatien, Ante Pavelić, im Juni 1941 Hitler seinen Antrittsbesuch als kroatischer Staatschef abstattete, ermunterte Hitler ihn zur Radikalität beim Vorgehen gegen die serbische Bevölkerung Kroatiens: Wenn der Unabhängige Staat Kroatien ein stabiler Staat sein wolle, müsse er in den nächsten 50 Jahren eine national intolerante Politik gegenüber den Serben führen, soll, laut Glaise von Horstenau, Hitler Pavelić empfohlen und die Aussiedlung möglichst vieler Serben nahegelegt haben. Dazu hatte Reichsaußenminister Ribbentropp einen „Umsiedlungsplan“ entworfen, demzufolge die von den Serben geräumten kroatischen Gebiete ca. 200.000 Slowenen aus der Untersteiermark aufnehmen sollten. Auf diesen Plan spielte der Poglavnik Glaise von Horstenau gegenüber an, als dieser dem Poglavnik Vorhaltungen machte, dass die Ustascha die serbische Bevölkerung den Feinden des Unabhängigen Staates Kroatien, den Kommunisten und den nationalserbischen Tschetniks, geradezu in die Arme treibe.231 Die physische Ausrottung der serbischen Bevölkerung durch Vertreibung nach Serbien wurde durch die deutschen Stellen in Serbien behindert, denn diese weigerten sich, mittellose, misshandelte, verängstigte Flüchtlinge zu übernehmen. Es gibt keine Hinweise darauf, wann die kroatischen Stellen die Entsendung der serbischen Bevölkerung zur Arbeit ins Deutsche Reich als offizielle Politik beschlossen; auch Glaise von Horstenau erwähnte in seinen Memoiren nichts davon. Die Ustascha praktizierte „wilde“ Aushebungsaktionen jedenfalls schon im Jahre 1941, wie Überlebende dieser Razzien berichteten (Bogdan C.232). Die erste derartige Aktion fand in der Nacht vom 27. auf den 28. April 1941 in Gudovac bei Bjelovar statt. Das Ausmaß der Ausschreitungen der Ustascha-Milizen in den Dörfern der Umgebung von Karlovac (Regionen Kordun, Banija, Lika) spiegelt eine Sammlung von Berichten Überlebender – Bauern, Handwerker – wider, die die Botschaft des Buches von Slavko Goldstein: 1941: Godina koja se vraća (1941: Das Jahr, das sich wiederholt). 230 Brouček, Ein General im Zwielicht, III. Bd., S. 114. – Fricke, Glaise von Horstenau, S. 38, 39. 231 Brouček, Ein General im Zwielicht, III. Bd., S. 453. – Hory/Broszat, Ustaschastaat, S. 97–102. 232 Antragsteller an den Österreichischen Versöhnungsfonds, März 2001.
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tatsächlich auch nach der Machtergreifung der Ustascha vermeinten, ruhig in ihren Dörfern leben zu können: Ich habe nur meine Arbeit als Bauer und Schmied verrichtet ...233 In großem Umfang wurden serbische Dörfer im Jahre 1942 „ausgehoben“ und die Bevölkerung abtransportiert: Zu diesem Zeitpunkt konnte die Ustascha schon von „Vergeltungsaktionen“ für (tatsächliche oder angebliche) Anschläge der kommunistischen Partisanen auf ihre Einheiten oder Objekte sprechen. In Westslawonien übte die Ustascha in der Nacht vom 6. auf den 7. Mai 1942 als Vergeltung für die Beschießung einer Ustascha-Patrouille durch die Umzingelung der mehrheitlich von Serben bewohnten Ortschaften Jasenovac, Uštica, Krapje, Gradina, Mlaka und Jablanac. Die serbische Bevölkerung wurde in das Konzentrationslager Jasenovac eingeliefert. Am 17. Mai wurden die jüngeren Männer ins Deutsche Reich abtransportiert. Von dort wurde eine kleinere Gruppe nach Norwegen geschickt. Frauen mit Kindern kamen in das Nebenlager von Jasenovac. Bewohner aus den anderen umliegenden Ortschaften retteten sich durch Flucht.234 2.5.3 Konzentrationslager der Ustascha als Arbeitskräftereservoir Die Ermächtigung zu den „Vergeltungsaktionen“, deren Opfer in Konzentrationslager eingeliefert wurden, schöpfte UNS aus der Gesetzesbestimmung über die Einweisung untragbarer und schädlicher Elemente zum Zwangsaufenthalt in Sammel- und Arbeitslager (25. November 1941).235 Aber diese Gesetzesbestimmung legalisierte nur nachträglich die seit der ersten Woche der Machtergreifung der Ustascha (10. April 1941) gängige Praxis. Die ersten Lager wurden am 17. April (Kerestinec bei Zagreb für Kommunisten und jüdische Intellektuelle) und am 30. April in der Fabrik „Danica“ in Koprivnica errichtet. Ein Lager in den „Vereinigten Dampfmühlen“ in Bjelovar bestand schon, als es zur blutigen Nacht in Gudovac (27./28. April 1941) kam. Durch dieses Lager gingen, wie der statistische Bericht der Generaldirektion für Korporationswesen236 feststellte, bis Jahresende 1942 3.966 Opfer solcher Razzien. Die Überlebenden Branko C. (geb. 1914), Lazar B. (geb. 1922), Branko Stopić, Dragutin U. und Djordje 233 Zatezalao, „Radio sam samo svoj težački posao ...“. 234 Peršen, Ustaški logori (Die Lager der Ustascha), S. 47, Fußnote 31. 235 Zakonska odredba o upućivanju nepoćudnih i pogibeljnih osoba u sabirne i radne logore. Amtsblatt Narodne novine NDH, Nr. 188, Gesetz Zl. CD XXIX-2101-Z-1941. – Das Innenministerium (MUP NDH), Abteilung I-UNS, gab darüber eine Rundweisung vom 9. Dezember 1941 heraus: HDA Zagreb, Fonds Nr. 223 MUP NDH, NO-III, 1591/43, Inv.-Nr. 9635 vom 3. September 1943, Zl. Prs 12571/41. – Zitiert auch bei Mirko Peršen, Ustaški logori (Die Lager der Ustascha). S. 19–20. 236 HDA Zagreb, Fonds 226, MZDU, Fasz. Nr. 15, Zl. 99.382/42. Seite 66.
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J.237 wurden praktisch von ihrer Feldarbeit weg festgenommen und in das Lager eingeliefert, von wo sie nach etwa 30 Tagen mit weiteren Opfern nach Wien transportiert wurden, um der Rüstungsinspektion Abteilung I.2 zur Verfügung gestellt zu werden. Die Bevölkerung wurde von der Arbeit auf den Feldern oder aus ihren Häusern abgeführt. Alles ließen die Milizangehörigen aus den Dörfern und Häusern mitgehen: das Vieh aus den Ställen, die Ernte, sogar die Glocken von den Türmen orthodoxer Kirchen … und die Dorfbewohner gingen von ihren Feldern weg direkt ins Reich.238 – Mira K(olanda) aus dem Landkreis Kutina wurde mit ihrer Mutter zufälliges Opfer einer Razzia der Ustascha nach Juden. Mit diesen zusammen wurden die vierjährige Mira und ihre Mutter in einen Zug getrieben und auf ein landwirtschaftliches Gut in der Nähe von Graz verbracht.239 Im August 1941 richtete die Ustascha ein zentrales Konzentrationslager bei der Ortschaft Jasenovac am linken Save-Ufer, ca. 110 km südöstlich von Zagreb entfernt, ein. Für die Wahl dieses Ortes war die Verkehrsanbindung für die Transporte ins Deutsche Reich maßgeblich: Dort verlief die Bahnlinie Zagreb–Belgrad. Die Flucht war wegen der Lage an der Save und wegen des sumpfigen Terrains erschwert. Die Ebene und die guten Sichtverhältnisse erleichterten die Abwehr von Angriffen auf das Lager: Befreiungsversuche der Partisanen sollten verhindert werden; die Partisanen haben auch nie einen Angriff auf Jasenovac versucht.240 Das KZ Jasenovac umfasste nach dem Vollausbau insgesamt fünf Lager in vier umliegenden Ortschaften.241 Anfang 1942 wurde zudem die ehemalige (zur Zeit der Militärgrenze errichtete) Festung Stara Gradiška, die auch als Gefängnis diente, als „Mehrzweck-Konzentrationslager“ verwendet und der Verwaltung von Jasenovac unterstellt.242 Das Lager Jasenovac war nach der Qualifikation der jugoslawischen Staatskommission für die Kriegsverbrecher der Besatzer und einheimischen Quislinge das grösste Lager in Südosteuropa für Zwangs- und Sklavenarbeit sowie das größte südosteuropäische Vernichtungslager für Serben, Juden und Roma. Die Gesamtzahl der Opfer des Lagerkomplexes von Jasenovac schwankt zwischen 80.000 und 100.000. Davon waren ca. 40.000 Juden und ca. 1.500 Roma.243 Das Gedenkzentrum Jasenovac hat eine Dokumentation über 237 Es handelt sich um Antragsteller an den Österreichischen Versöhnungsfonds. Sie stammten durchwegs aus Dörfern in Westslawonien und reichten im März 2001 ihre Antrage ein. 238 Miletić, Koncentracioni logor Jasenovac. I. Bd. S. 565. 239 Antragstellerin Miranda B., 2001. 240 Anić, Antifašistička Hrvatska (Das antifaschistische Kroatien), S. 23. 241 Miletić, Jasenovac, I. Buch, S. 565. 242 Miletić, Jasenovac, I. Buch, S. 21. 22. – Peršen, Ustaški logori (Die Lager der Ustascha), S. 123. 243 Zur Lage der jüdischen Häftlinge des KZ Jasenovac siehe die Erinnerungen von Cadik I. Danon, The Smell of Human Flesh. A Witness of the Holocaust. Memories of Jasenovac (Originaltitel:
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mehr als 70.000 identifizierte Opfer veröffentlicht. Die Identifizierungsarbeiten anhand von hinterlassenen persönlichen Gegenständen sind aber noch nicht abgeschlossen.244 Wie viele Menschen aus dem Lager Jasenovac und seinem Nebenlager Stara Gradiška ins Deutsche Reich abtransportiert wurden, wurde bisher nicht ermittelt, zumal ja die Abtransporte der serbischen Insassinnen und Insassen bisher nicht bearbeitet wurden. Die Tatsache, dass Jasenovac nicht nur als Vernichtungslager diente, sondern auch als Sammelbecken für jene, die Objekte der Ambitionen der Politiker des NDH waren, mit Deutschland gemeinsam Europa neu ordnen zu wollen, kam bisher nicht als eine der Formen der Vernichtung – als Ausrottung der serbischen Bevölkerung Kroatiens durch Arbeit – in den Blick. Die Überlebenden wussten von dieser Funktion des KZ Jasenovac: Der eingangs zitierte Ilija Jakovljević war Zeuge von Abtransporten arbeitsfähiger Häftlinge.245 Der Bericht des Kommandanten der Geheimen Feldpolizei in Zagreb, des Oberleutnants Paul Schmidt-Zabierow, der im Juni 1942 mit einem Vertreter des Reichsarbeitsministeriums, Dr. Petersen, zur Rekrutierung von 2.500 Arbeitskräften nach Stara Gradiška kam. Die Anwerbung von Juden verbiete sich, aber sie seien ohnehin bereits fast zur Gänze liquidiert. Es bleibe nur noch die Aufnahme von Pravoslawen. Kinder unter 12 Jahren müssten dann vom kroatischen Staat in Obsorge gegeben werden.246 Es gibt allerdings keine Transportlisten der aus dem Lagerkomplex Jasenovac und Stara Gradiška deportierten Häftlinge als Arbeitskräfte. Die serbische Bevölkerung der Umgebung des Lagers Jasenovac wurde vollzählig in das Lager Jasenovac getrieben: Für das Hauptlager wurde der bestehende Komplex eines von einem Serben enteigneten Ziegelwerks genutzt. Aber für die Anlage der Häftlingsbaracken und weiterer Zweckgebäude wurden fünf umliegende Ortschaften, alle mit mehrheitlich serbischer Bevölkerung, „evakuiert“: Marija O. (geb. 1926) aus der Ortschaft Uštica (einer jener Ortschaften, die in den Komplex des Lagers Jasenovac einbezogen wurden, indem alle Bewohner aus ihren Häusern ins Lager vertrieben und die Häuser als Verwaltungsgebäude, Lager und Ställe benutzt wurden), kam mit allen ihren Familienangehörigen am 8. Mai 1942 unter diesen Umständen ins Lager Jasenovac. Nach acht Tagen wurde sie in die – überwiegend als Frauenlager benutzte – Festung Stara Gradiška Sasećeno stablo Danonovih/Der abgesägte Stamm der Danons), Belgrad, 1976. – Opferzahlen: Goldstein, Croatia, S. 138. 244 Smreka Jela – Đorde Mihovilović, Poimenični popis žrtava koncentracijskog logora Jasenovac 1941–1945. = [List of names of the victims of Jasenovac Concentration Camp 1941–1945]. Jasenovac 2007. 245 Jakovljević, Konclogor na Savi (Das KZ an der Save). S. 99, 144. 246 Miletić, Jasenovac, Buch I, S. 357, Dok. Nr. 137.
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verlegt. Dort wählte eine deutsche Ärztekommission gesunde, arbeitsfähige Häftlinge, die älter als 16 Jahre waren, aus. Die Wahl fiel auch auf Marija. Sie kam am 6. Juni 1942 in den Transport.247 Damit ist schon angedeutet, dass Frauen und Männer auch dann abtransportiert wurden, wenn sie minderjährige Kinder bei sich hatten: Solche Abtransporte waren besonders traumatisch. Mara R., in der Ortschaft Jasenovac selbst geboren und wohnhaft, wurde mit ihrem neun Monate alten Säugling „evakuiert“ und nach Stara Gradiška verbracht. Sie nahmen mir das Kind weg und sagten mir, dass sie es vor meinen Augen abschlachten werden. Dies war der letzte Augenblick mit meinem Kind. Nie wieder habe ich von ihm ein Lebenszeichen erhalten. (…) 248 Ehemalige weibliche Häftlinge, wie Danica D. (geb. 1930 in Mlaka249) und Danica L. (geb. 1916 in Jošane250), beide aus „evakuierten“ serbischen Ortschaften bei Jasenovac, kamen mit kleinen Kindern ins Lager und erlebten 1942 die brutale Trennung von ihren Kindern: Danica L., Witwe und Mutter eines zweijährigen Sohnes, meldete sich in Stara Gradiškia „freiwillig“ für den Abtransport nach Deutschland, um den Misshandlungen durch die Wärter in Stara Gradiška zu entgehen. Sie rechnete aber nicht mit der Trennung von ihrem Kind und wehrte sich verzweifelt. Dabei wurde sie von den Wächtern mit Gewehrläufen geschlagen, so dass sie ein Auge einbüßte. Das Kind hat sie nie wiedergesehen.251 Zwei Überlebende, Draginja Balać und ihre Mutter, Angelina Kukić, berichteten über solche Erfahrungen zum ersten Mal kroatischen Medien.252 Mutter Angelina und ihre Tochter Draginja kamen in den Transport für Deutschland, aber die jüngere, erst vierjährige Tochter musste sie zurücklassen. Diese haben sie gleich weggeführt … Alle jüngeren Kinder haben sie in einen Raum gesperrt. Später erst habe ich erfahren, dass sie diese dort alle umgebracht haben. … Dabei hat sie noch nach mir gerufen: „Lass mich nicht zurück, lass mich nicht zurück!“ So bin ich mit Draginja allein geblieben.253 Die Existenz der Konzentrationslager und die Abtransporte konnten der Be247 Frau Marija O(vuka) hat der Autorin am 9. November 2005 telefonisch die Veröffentlichung ihrer Erfahrungen gestattet, wofür ihr hiermit gedankt wird. Sie hat am 15.10.2001 einen Antrag an den Österreichischen Versöhungsfonds gerichtet. 248 Auskunft an die Autorin, 20.10.2001. 249 Auskunft an die Autorin, 22.12.2003. 250 Auskunft an die Autorin, 20.3.2001. 251 Danica L. brachte einen Antrag auf Entschädigung ein, starb jedoch nach der Antragstellung. Die Angaben stammen von ihren Familienangehörigen, 15.9.2003. 252 Draginja Balać und Angelina Kukić: Wir haben gesehen, wie das Lager gebaut wird; und dann sind wir selbst darin gelandet (Gledali smo kako se gradi logor i potom završile u njemu): Tageszeitung Jutarnji list („Morgenblatt“), 13. März 2004 (anlässlich der Wiedereröffnung des Gedenkzentrums und des Jasenovac-Museums am 16.3.2004. 253 Jutarnji list, 13.3.2004.
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völkerung nicht verborgen bleiben, Diana Budisavljević, die in Zagreb mit dem Chirurgen Dr. Julije Budisavljević verheiratete Innsbruckerin, wohnte in der Nähe des Zagreber Hauptbahnhofs (der sich damals unweit des Stadtzentrums befand) und wurde wiederholt Augenzeugin von Deportationen. Ihr Gatte als Arzt erfuhr von den „Desinfektions“- und Impfaktionen unter den Häftlingen zur Verhinderung der Seuchengefahr. Auch bekam sie von Ärztekollegen Informationen über die „Vergeltungsaktionen“ in den serbischen Dörfen. Dies war der Anstoß für sie, wenigstens die Waisen und die von den Arbeiterinnen zwangsweise zurückgelassenen Kinder aus den Konzentrationslagern zu evakuieren. Unterstützt wurde Diana Budisavljević vom Leiter des Amtes der Wehrmacht in Zagreb, Hauptmann Albert von Kotzian254, von Major Wilhelm Knehe255 aus der Deutschen Feldkommandantur in Zagreb, von einem Unteroffizier namens Prechtl aus Innsbruck256 sowie von einem Mitarbeiter des Deutschen Ministeriums für Arbeiterbeschaffung in Zagreb, Hecker (Vorname unbekannt). Ihre Unterstützung bestand in der Vermittlung bei der Ustascha zur Erteilung von Besuchs- und Reisegenehmigungen.257 Mit diesen Genehmigungen war es überhaupt erst möglich, Evakuierungen aus den Lagern vorzunehmen. Als aber Diana Budisavljević ihn ersuchte, ihr bei der Evakuierung der Kinder aus den Gebieten, in denen die Deutsche Wehrmacht Operationen zur „Bandenbekämpfung“ unternahm,
254 Albert von KOTZIAN, geb. 1913 in Cosel, Oberschlesien: Dnevnik … Eintragung vom 9. Juni 1942, S. 59, Fußnote 52: So verwendete er sich für die Verbesserung der Transportbedingungen für Arbeiterinnen: 27. Mai 1943, S. 130. 255 Major Wilhelm KNEHE, geb. 1885 in Duisburg: Eintragung vom 27. Juni 1942, S. 65, FN 58. 256 Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv, Wien: Roman Eccher fand in der Evidenz einen Unteroffizier namens Franz Prechtl, jedoch keine weiteren Angaben: Telefonische Auskunft an die Autorin am 4. September 2007. – Der Familienname Prechtl findet sich im Archiv der Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung von Angehörigen deutscher Gefallener, Berlin. Schreiben Zl. V2-677 vom 24.9.2007: Alois Prechtl, geb. 16.4.1919 in Navis. Seine Wehrkarte befindet sich im Tiroler Landesarchiv. Weitere Aufzeichnungen konnten nicht eruiert werden. – Die zitierte deutsche Dienststelle in Berlin hat auch Franz Prechtl, geb. 16.11.1920 in Innsbruck, evidentiert. Er wurde laut Wehrmacht-Suchkarte – Tiroler Landesarchiv (Mitteilung Zl.TLA–EV02/801-2007 vom 1.10.2007) – am 10.1.1943 aus der Wehrmacht entlassen. – Die Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung von Angehörigen deutscher Gefallener aus Berlin teilte mit Schreiben Zl. V2–677 vom 24.9.2007 Folgendes für Alois Prechtl mit: Vater Anton P., Grün 5, Deutsch-Matrei am Brenner. Zwar liegen keine Meldungen für 1941/42 vor. Er war aber Angehöriger einer Gebirgsjägereinheit. Diese waren auch am Balkanfeldzug beteiligt, also auch im kroatischen Gebiet stationiert. Die der genannten Dienststelle letzte bekannte Meldung stammt vom 25.10.1943, als er zur Heeres-Entlassungsstelle 1/XVIII Innsbruck – möglicherweise zur Entlassung – überwiesen wurde. 257 Dnevnik (Tagebuch), Eintragung vom 9. Juni 1942, S. 59, 11. Juni 1942, S. 59, 60, 12. Juni 1942, S. 60, 61.
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zu helfen, traf sie auf schroffe Ablehnung.258 Die deutschen Stellen waren geneigt, gegen die Ustascha zu helfen und einzuschreiten, aber sie verwahrten sich gegen jede Kritik an der deutschen Besatzung. Doch dank der Vermittlung der deutschen Mitarbeiter zur Erteilung von Besuchsgenehmigungen in den Ustascha-Konzentrationslagern konnte Diana Budisavljević mehrere Tausend Kinder evakuieren und sie vor dem sicheren Tod im Lager retten.259 Dass sich Häftlinge der Ustascha-Konzentrationslager „freiwillig“ zur Arbeit im Deutschen Reich meldeten, belegen Aussagen ehemaliger Häftlinge – Männer und Frauen: Sie seien auch von den Wärtern animiert worden, sich zu melden. Manche hätten sich sogar als jünger ausgegeben, nur um in den Transport zu kommen. Nicht nur, dass sie gehofft hätten, den Schikanen der Ustascha im Lager zu entgehen, sie hätten sofort auch bessere Kost bekommen.260 Die Orthodoxen beneidete niemand (...) höchstens dann ein wenig, wenn die Transporte nach Deutschland abgingen. (...) Nur weg von hier [aus Jasenovac – Anm. d. Aut.], ... egal wohin! Mit den Transporten (...) ging aber nur die arbeitsfähige Beute ab. Auch Kinder wurden mitgenommen, wenn sie älter als 12 Jahre waren. Alte und kleinere Kinder wurden skartiert (...), erinnerte sich der Häftling Ilija Jakovljević.261 Ein weiteres Lager der Ustascha, das die Opfer der Ustascha-Razzien aufnahm, war Bjelovar. Der Jahresbericht des Auswanderungsamtes verzeichnet 3.966 Personen, die laut Jahresbericht 1942 für die Rüstungsinspektion Wien in Bjelovar ausgehoben wurden.262 Mehrere serbische Deportationsopfer erinnern sich an dieses Lager des Ustascha-Kontrolldienstes (UNS), in dem die im Zuge von Razzien in den Häusern oder auf Feldern gefangen genommenen oder die der kommunistischen Betätigung oder auch nur solcher Sympathien bezichtigten Menschen auf den Weitertransport ins Reich warten mussten.263 Die Regionale Kommission zur Feststellung von Kriegsverbrechen der Okkupatoren und ihrer einheimischen Kollaborateure für den Kreis Bjelovar, die das überwiegend von Serben besiedelte Westslawonien abdeckte, erwähnt in Punkt 7 ihres Berichtes, unter Aussiedlung der Serben, dass das Lager Bjelovar ganze Familien aufgenom258 Dnevnik (Tagebuch), Eintragung vom 30. März 1943, S. 124, 125. 259 Siehe das Kapitel über die „Kinder der Kozara“. 260 Antun Miletić, Buch II, S. 577, Fußnote 1, und Buch II, Dok. Nr. 262, S. 620: Rade Stanojević aus Vrlika berichtet darüber. Ein Bericht des Belgrader Flüchtlingskomitees der (von der deutschen Militärverwaltung eingesetzten) Regierung Nedić vermerkt die Aussage eines aus Jasenovac Entlassenen (15.1.1943). 261 Jakovljević, Konclogor, 99, 114. 262 HDA Zagreb, Fonds 226, MZDU, Fasz. 15, Jahresbericht 1943, Zagreb, 23.1.1943, Blatt Nr. 66. 263 Lazar B. (verstorben; die Ehefrau berichtete am 26.4.2001 über seine Internierung in Bjelovar; Dragutin U.–Information 20.3.2001; Djordje J. – Information 20.3.2001; Bogdan C. ebenso)
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men habe, die unter den Schlägen der Wachmannschaften aus ihren Häusern in das Lager getrieben worden seien. Dies gab einer der betroffenen Serben, Savo Trbinjić (im Original nicht eindeutig lesbar)264 im Jahre 1964 der Kommission zu Protokoll. Nach derzeit bekannten, möglicherweise noch unvollständigen Informationen gingen 1941–1945 insgesamt etwa 6.000 Serbinnen und Serben durch das Lager Bjelovar. Davon wurden 1941–1945 1.151 Personen zur Arbeit nach Deutschland verbracht; 893 Personen wurden in Konzentrationslager auf dem Territorium des Deutschen Reiches eingewiesen. Von diesen starben 191 Männer, 135 Frauen, 60 ältere Menschen und vier Kinder.265 Für den gesamten Bezirk Bjelovar betrug gemäß dem Bericht der Regionalkommission Verbrechen der Okkupatoren und Kollaborateure in der Stadt Bjelovar und Bjelovar/Umgebung die Gesamtzahl der zur Zwangsarbeit Deportierten 3.702, davon 200 aus der Stadt Bjelovar. 372 Personen aus Bjelovar wurden in Lager außerhalb des NDH verbracht; aus dem gesamten Bezirk waren dies 768 Personen. 19 Personen wurden in unbekannte Richtung weggebracht. Dies alles geht auf Konto der Ustascha, der Deutschen und ihrer einheimischen Kollaborateure, die 50 Monate in unserer Region gehaust haben, schließt dieser Bericht.266 Im gleichen Dossier findet sich ein nicht unterzeichneter Bericht aus der im Bezirk Bjelovar gelegenen Gemeinde Grubišno Polje, dass aus dieser Gemeinde 1941–1945 840.000 Personen nach Jasenovac verbracht wurden. (Zum Vergleich: Dies entsprach der Einwohnerzahl der kroatischen Hauptstadt Zagreb; Grubišno Polje gehörte zu den Ortschaften mit bis zu 5000 Einwohnern, Bjelovar zu den Städten mit bis zu 10.000 Einwohnern).267 Mit den Deutschen meint der Bericht hier nicht die deutschen Soldaten, sondern die im Bezirk Bjelovar vertretenen Angehörigen der deutschen Volksgruppe, insbesondere die Mitglieder des „Kulturbundes“.268 Die Kulturbündler und die Mitglieder der bewaffneten Bürgerwehr 264 HDA Bjelovar, Fonds Nr. 29: Okružna komisija za utvrdjivanje zločina okupatora i njegovih pomagača (Regionalkommission zur Feststellung der Kriegsverbrechen der Okkupatoren und ihrer Kollaborateure), ex 1964, Faszikel 10, Dok. Nr. 58–63/64. 265 HDA Bjelovar, Fonds 29, Regionalkommission zur Feststellung von Kriegsverbrechen, Faszikel 10, Dok. Nr. 58–63/64. 266 Ebenda. Als Autor dieses nicht unterschriebenen Berichtes wird ein „Richard Wagner“ genannt. 267 Ebenda. 268 Der Kulturbund (volle Bezeichnung: Donauschwäbischer Kulturbund) wurde 1920 in der Hauptstadt der Woiwodina, Novi Sad, zur Erhaltung der deutschen Identität gegründet. Die Hinwendung des Kulturbundes zu Hitlerdeutschland vollzog sich nicht so sehr wegen der Ideologie, sondern wegen der Politik und des wirtschaftlichen Aufschwunges des Deutschen Reiches. Aber auch die Präsenz von Tschetnikgruppen in den Siedlungsgebieten der Deutschen bewog diese, mehr und mehr Unterstützung von Deutschland zu fordern und anzunehmen. Nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens konstituierten sich die im deutschen Okkupationsgebiet lebenden
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der Kroatischen Bauernpartei (Hrvatska seljačka stranka, HSS) 269 hätten die Bevölkerung terrorisiert und zum Beitritt gezwungen. Widerstrebenden hätten sie mit dem Abtransport zur Arbeit ins Reich gedroht.270 Im Jahr 1942 betrug das Kontingent der aus den Lagern in Bjelovar Deportierten – darunter 3.966 Personen für die Rüstungsinspektion Wien271, zusammen mit den Transporten aus Stara Gradiška, Sisak und anderen Orten in den Grenzen des NDH insgesamt 40.893 Personen aus. Der erste Transport ging am
Volksdeutschen als Deutsche Volksgruppe. Die lokalen Organisationen der Volksgruppen erhielten eine militärische Organisationsstruktur, deren Leitung wurde der Volksdeutschen Mittelstelle, der Dachorganisation aller auslandsdeutschen Verbände, übertragen. Die deutsche Zivilbevölkerung verhielt sich gegenüber der deutschen Besatzungsmacht passiv, aber mit Neigung zur Kooperation. Nach der Installierung kommunistischer Verwaltungen in den von den Partisanen befreiten Gebieten setzten die Wellen von Verhaftungen und Liquidierungen der Mitglieder der Volksgruppe ein. Mit dem Dokument des Präsidiums des Antifaschistischen Rates der Volksbefreiung Jugoslawiens (Antifasisticko vijece narodnog oslobodjenja Jugoslavije, AVNOJ) vom 21. November 1944. godine, mit dem vollen Titel: Beschluss über die Verstaatlichung des Eigentumsrechtes auf feindliches Vermögen und die staatliche Verwaltung von Vermögen abwesender Eigentümer, sowie über die Sequestrierung des von den Okkupatoren gewaltsam entzogenen Vermögens (Odluka o prijelazu u drzavno vlasnistvo neprijateljske imovine, o drzavnoj upravi nad imovinom neprisutnih osoba i o sekvestru nad imovinom koji su okupatorske vlasti prisilno otudjile), wurden die Volksdeutschen enteignet; ausgenommen wurden nur jene, die am Partisanenkampf teilgenommen oder ihn unterstützt hatten. Es folgte die Einweisung in Lager. Darüber wurde keine Evidenz geführt. Die Quellen zu dieser Geschichte sind noch immer unzugänglich: Vladimir Geiger, Sudbina Podunavskih Njemaca u bivšoj Jugoslaviji (Das Schicksal der Donauschwaben im ehemaligen Jugoslawien). Međunarodno znanstveni skup „Jugoistočna Europa 1918–1995“ (Wissenschaftliches Symposion „Suedosteuropa 1918–1995“), Zagreb, 1998; Dokumentation zur Vertreibung der Deuschen aus Ost- und Mitteleuropa. V. Das Schicksal der Deutschen in Jugoslawien. In Verb. mit Werner Conze, Adolf Diestelkamp, Rudolf Laun, Peter Rassow und Hans Rothfels bearb. von Theodor Schieder. Hrsg. vom Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. München, 184. Zur deutschen Propaganda gibt es Belege im Kroatischen Staatsarchiv (HDA), Zagreb, Fonds 158, Banovina Hrvatska-ODZ (Abteilung für Staatssicherheit, Fasz. Nr. 52, Dokumente 13284, 13289 u.a.). 269 Die bewaffnete Formation der bedeutendsten politischen Kraft in Kroatien bis 1941, Hrvatska seljačka stranka (Kroatische Bauernpartei, HSS) auch Hrvatska pučka seljačka stranka (Kroatische Volksbauernpartei), oder Hrvatska republikanska seljačka stranka (Kroatische Republikanische Bauernpartei) genannt. Sie gab sich seit 1938 eigene bewaffnete Bauern-Dorfgarden: Goldstein, Croatia, S. 119f. 270 HDA Bjelovar, Fonds 29, Regionalkommission zur Feststellung von Kriegsverbrechen; Fasz. 10, Dok. Nr. 58–63/64. 271 HDA Zagreb , Fonds 226, MZDU, Fasz. 15, Jahresbericht 1942, Zagreb, 23.1.1943., Seite 44.
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27. März 1942 ab.272 In Wien wurden einige in die Domobranzeneinheiten 273 überstellt, also in den Militärdienst an der Ostfront abkommandiert. Etwa 40 von den für die Rüstungsinspektion Bestimmten wurden an die Heinkel-Werke in Jenbach (Tirol) „ausgeborgt“,274 wo die einsitzigen Düsenflugzeuge vom Typ „Volksjäger HE 162“ entwickelt wurden.275 Das Amt des deutschen Wehrwirtschaftsoffiziers in Zagreb errechnete schon im Jahre 1942, dass die zwangsrekrutierte serbische Bevölkerung Kroatiens den höchsten Zoll an die deutsche Kriegswirtschaft entrichtet habe und dass nur etwa ein Sechstel aller im Deutschen Reich zu diesem Zeitpunkt eingesetzten Arbeitskräfte aus Kroatien sich freiwillig verdingt hätten.276 Selbst wenn sie sich formal freiwillig für Deutschland melden konnten, wie Insassen und Insassinnen der Ustacha-Konzentrationslager, hatten sie nur die Wahl zwischen Hunger, Seuchen, Misshandlungen und möglicher Liquidierung durch die Ustascha oder schwerer körperlicher Arbeit bei unzureichender Verpflegung im Reich. Für sie handelte es sich um die realistische Einschätzung, wo ihre Überlebenschancen besser stünden.277 272 Die Gesamtzahl der aus den Lagern des NDH Deportieren betrug schließlich 41.572 Arbeitskräfte, weil das Auswanderungsamt noch 679 Personen zusätzlich abtransportierte: Es waren Slowenen aus der Untersteiermark, die nach Kroatien geflüchtet waren, sowie Flüchtlinge aus dem italienischen und aus dem ungarischen Okkupationsbereich: HDA Zagreb, Fonds 226, MZDU, Fasz. 15, Jahresbericht 1942, Zagreb, 23.1.1943, Seite 66. 273 Domobran, die Kroatische Landwehr, bestand vor 1918, wurde jedoch nach dem Beitritt Kroatiens zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS) verboten. 1928 bildeten spätere Führer des NDH unter der Bezeichnung Hrvatski Domobran (Kroatische Heimwehr) Verschwörergruppen für ein revolutionäres Aktionsprogramm zum Sturz des Königrums: Fricke, Kroatien 1941–1944, S. 10. – Im NDH bildete der Domobran die reguläre Kroatische Armee; diese unterstand dem Kriegsministerium. Bis 1942 hatte sie provisorischen Charakter, wegen des Fehlens einer mittleren Kaderebene. Daher initiierte Glaise von Horstenau die Ausbildung im Reich durch Freiwillige. 5.000 Kroatische Freiwillige wurden auf dem Truppenübungsplatz Döllersheim ausgebildet. Sie sollten auch den Grundstock jener Formationen bilden, die Pavelić dem Deutschen Reich für den Ostfeldzug angeboten hatte: Fricke, Kroatien 1941–1944, S. 28–30. Nikola Barić, Ustroj kopnene vojske domobranstva Nezavisne Države Hrvatske (Die Konstituierung der Kroatischen Landwehr des Unabhängigen Staates Kroatien). Zagreb, 2003, S. 418. – Ders., Položaj Srba u domobranstvu Nezavisne Države Hrvatske. 1941–1945. (Der Status der Serben in der Landwehr des Unabhängigen Staates Kroatien, 1941–1945). In: Polemos, Časopis za interdisciplinarna istraživanja rata i mira – Journal of Interdisciplinary Research on War and Peace. Bd. V, Nr. 1–2 (9–10), Zagreb, Jänner–Dezember 2002, S. 159–175, hier S. 163f. 274 HDA Zagreb, Fonds 226, MZDU, Fasz. 15, Jahresbericht 1942, 23.1.1943, S. 66. 275 Dieser Flugzeugtyp spielte in der deutschen Luftabwehr eine wichtige Rolle: Stefan Karner, Kärntner Wirtschaft 1938–1945. Unter besonderer Berücksichtigung der Rüstungsindustrie (mit einem Nachwort von Albert Speer). Wissenschaftliche Veröffentlichung der Landeshauptstadt, Band 2, Klagenfurt, 1976, S. 276. 276 Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte Kroatiens, S. 187. 277 Jakovljević, Konclogor na Savi (Das KZ an der Save), S. 99. – Barić, Ustroj, S. 434–436.
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2.5.4 Arbeitseinsatz statt Militär(ersatz)dienst Die Auffüllung der von Kroatien geschuldeten Arbeiterkontingente mit (zumeist gewaltsam ausgehobenen) Serben erschien wegen der Schwierigkeiten mit der Aussiedlung nach Serbien als geeignete Alternative. Es dürfte bekannt gewesen sein, wie Serben in der Nazihierarchie der europäischen Nationalitäten rangierten: Wie OstarbeiterInnen, Polen, Tschechen und Slowenen fielen sie in die Kategorie „D“, während Kroaten zur Kategorie „C“ gehörten. Zumindest den Führungsstellen in der Polizei und beim Militär (die nach der Ausrufung des NDH von Deutschland zur Zusatzausbildung ins Reich geschickt wurden) dürfte klar gewesen sein, dass diese Degradierung der serbischen Bevölkerung in der Nationalitätenhierarchie auch bedeutete, dass ihr Aufenthalt im Deutschen Reich auf unabsehbare Zeit „gesichert“ war, dass sie also die „Endlösung der Serbenfrage“ bedeutete. Die Proteste durch Glaise von Horstenau bei Slavko Kvaternik und kritische Radioberichte von BBC (wo die serbischen Emigranten um die Königsfamilie in London Einfluss hatten) verbreiteten die Kunde von den Ausschreitungen und Diskriminierungen. Die Entscheidung, die serbische Bevölkerung doch wieder einzubinden, war nicht nur durch die ausländische Kritik motiviert, sondern auch durch die Einsicht in die verhängnisvollen Folgen: Das Jahr 1942 bedeutet ein Abflauen dieser Ausschreitungen und Versuche der Ustascha-Führung, bei der verbliebenen serbischen Bevölkerung wieder Vertrauen zu erwerben.278 Dazu gehörte ein Aufruf von Marschall Slavko Kvaternik an die Serben, sich zum Militärdienst zu melden und diesen statt in den bewaffneten Einheiten im Lande bei ziviler Arbeit im Deutschen Reich abzuleisten.279 Am 17. April 1941 hatte nämlich Slavko Kvaternik in seiner Funktion als Verteidigungsminister die Rundweisung erlassen, dass „Orthodoxe, Juden und Angehörige der Minderheiten“ vom Militärdienst ausgeschlossen seien, während der Dienst in den Streitkräften eine Ehre für alle rassisch reinen Kroaten sei.280 Die Tageszeitung Hrvatski narod setzte aber ihre Rubrik Der Dienst in der Kroatischen Armee ist eine Ehre für alle reinrassigen Kroaten fort.281 Die Ankündigung der Wiederzulassung der serbischen Bevölkerung zum Dienst in der Landwehr wurde im Juli 1942 Realität, auch wenn sie mit der ide278 In das am 25.2.1942 neu eröffente Parlament, dessen Abgeordnete der Poglavnik bestimmte, zogen zwei Serben ein. Am 7. Juni 1942 wurde die kroatische orthodoxe Kirche gegründet (aber vom Heiligen Synedrium in Belgrad nicht anerkannt): P. Požar, Hrvatska Pravoslavna crkva (Die Kroatisch-Orthodoxe Kirche), Zagreb, Verlag Pavić, 1998. 279 Präsidium NDH, Faszikel 163, Reg.-Nr. 11/7–1, Runderlass vom 17. März 1942. 280 Jelić Butić, Ustaše i NDH (Die Ustascha und NDH), S. 114–121. 281 Zuletzt am 16. Juli 1942 erschienen.
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ologischen Ausrichtung des Wehrdienstes, dem herrschenden Rassismus, in Widerspruch stand: Der Widerspruch löste sich jedoch in der Praxis auf, denn die Serben wurden nicht zum Waffendienst einberufen, sondern zur Arbeit. Betroffene berichteten, dass sie tatsächlich Einberufungsbescheide für die Domobranzen erhalten hätten: Djordje L. (geboren 1925) wurde im Sommer 1943 zur Rekrutierung aufgefordert. Er erlebte jedoch, dass die Musterungskommission die stellungspflichtigen Serben von den Kroaten absonderten, die Kroaten nach Hause entließen, die Serben aber in ein Sammellager abführten, um sie einige Tage später in Viehwaggons ins Reich zu verbringen.282 2.5.5 „Arbeitskräftereservoir“ – „Untragbare und schädliche Elemente“ Als untragbare und schädliche Elemente galten Personen, die – aus welchem Grund auch immer – den Beitritt zur Ustascha, und zwar nicht nur zu ihren militärischen Formationen, verweigerten. Josip B. (geb. 1925) lehnte den Beitritt zur „Ustascha-Jugend“ (Ustaška mladež) aus politischen Gründen ab, weshalb er im Mai 1941 zwangsdeportiert und zur Arbeit ins Reich geschickt wurde. Er habe zuerst versucht, sich durch Flucht der Einberufung und dann der drohenden Deportation zu entziehen, und sei aus Zagreb zu seinen Verwandten aufs Land gezogen; aber auch dort habe ihn die Ustascha aufgespürt und mit einer größeren Personengruppe nach Deutschland abgefertigt. In einer privaten Brauerei, der ein landwirtschaftliches Gut angeschlossen war, habe der Besitzer auch Kriegsgefangene beschäftigt. Alle hätten sie dort 20 Stunden und mehr pro Tag, auch an Sonntagen, ohne einen einzigen freien Tag und ohne Möglichkeit, sich auszuruhen, schuften müssen. Wer aufmuckte, wurde geschlagen.283 Untragbare und schädliche Elemente waren vor allem die Angehörigen der Kommunistischen Partei, Partisanen284 und Personen, die den Verdacht auf sich zogen, Partisanen und/oder Kommunisten zu unterstützen. 282 Djordje L., Antragsteller auf Entschädigung aus dem Österreichischen Versöhnungsfonds, Auskunft vom 20.3.2001. 283 Antragsteller auf Entschädigung durch den Österreichischen Versöhnungsfonds. 284 Nikola Anić, Antifašistička Hrvatska. Narodnooslobodilačka vojska i partizanski odredi Hrvatske 1941–1945 (Das antifaschistische Kroatien. Die Volksbefreiungsarmee und die Partisanenverbände 1941–1945). Zagreb, Savez antifašističkih boraca Hrvatske (Verband der antifaschistischen Kämpfer Kroatiens; Hrsg.) 2005, S. 20, 62f. Petar Morača, Dušan Bilandžić & Stanislav Stojanović, Istorija Saveza komunista Jugoslavije (SKJ). Kratak pregled (Geschichte des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens. Ein kurzer Abriss), Beograd, 1977, S. 26. Ich danke der Rezensentin, Dr. Zorica Stipetić, Zagreb, für die Hinweise auf die Prioritäten des Generalstabes der Partisanenarmee zu Beginn des Kriegs in Jugoslawien und seine Evolution während des Partisanenkrieges.
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2.5.5.1 Exkurs: Die Organisation des kommunistischen „Volksaufstandes“ Im Frühsommer 1941 zählte die Kommunistische Partei Kroatiens (Komunistička partija Hrvatske, KPH) ca. 4.500 aktive Mitglieder (unter ca. 4,4 Mio. Staatsbürgern des NDH), 11.000 Mitglieder der Kommunistischen Jugend (Savez komunističke omladine Jugoslavije, SKOJ) und an die 10.000 Sympathisanten, vor allem aus dem Intellektuellenmilieu. Die Partisanenbewegung wurde zwar von Mitgliedern der illegalen Partei Jugoslawiens gebildet, aber nicht einmal im Führungsstab waren alle Mitglieder auch Kommunisten. Der Bewegung schlossen sich Personen unterschiedlichster politischer Überzeugung an. Auch praktizierende Religiöse, v.a. Katholiken, wurden aufgenommen. Diesen Grundsatz formulierte die KPJ bei einer gesamtjugoslawischen Sitzung in Zagreb im Oktober 1940, als die Organisation eines bewaffneten Kampfes gegen einen erwarteten Angriff auf Jugoslawien (angesichts der Besetzung Frankreichs, der Niederlande, Belgiens, Dänemarks und Norwegens sowie der Niederlage der antifaschistischen Kräfte in Spanien) beschlossen wurde.285 Trotz ihrer Minderheitenposition und der Illegalität, in der die KPJ seit 1929 existieren musste, beteiligte sie sich an den Demonstrationen in Belgrad gegen den Beitritt Jugoslawiens zum AntikominternPakt (27. März 1941). Innerhalb der Königlich Jugoslawischen Armee bereiteten sie für die realistischerweise zu erwartende deutsche Besetzung Jugoslawiens den Aufstand vor: Kommunistisch gesinnte Offiziere benützten ihre Positionen dazu, die Armeeinfrastruktur für den Kampf gegen die Deutschen zu adaptieren und Waffen für eine breit angelegte Volkserhebung zu beschaffen. Schon am 15. April rief das Zentralkomitee der KPJ die jugoslawische Bevölkerung zum bewaffneten Kampf gegen die Besatzungsregime auf. In Slowenien entstand die erste regionale „Befreiungsfront“ (Osvobodilna fronta“), gegründet am 27. April 1941.286 Am 22. Juni 1941 gründeten die kroatischen Kommunistinnen und Kommunisten ihre Partisanenorganisation; die serbischen und montenegrinischen Kommunisten folgten.287 Am 22. Juni 1941, dem Tag des deutschen Überfalles auf 285 Anić, Antifašistička Hrvatska (Das antifaschistische Kroatien), S. 33. 286 Josef Rausch, Der Partisanenkampf in Kärnten im Zweiten Weltkrieg (= Militärhistorische Schriftenreihe 39/40). Wien 1979; Lisa Rettl, PartisanInnendenkmäler. Antifaschistische Erinnerungskultur in Kärnten (= Der Nationalsozialismus und seine Folgen, Bd. 3). Innsbruck/ Wien/Bozen 2006: Unter Führung der Kommunisten nahm die Osvobodilna fronta (Abkürzung: OF) auch Mitglieder der christdemokratischen und sozialdemokratischen, die jugoslawisch orientierte Turnervereinigung „Sokol“ und andere ähnliche Vereine auf: Morača/Bilandžić/Stojanović, Istorija Saveza komunista (Geschichte des Bundes der Kommunisten), S. 101. 287 Nikola Anić, Antifašistička Hrvatska, S. 20f. Die Darstellung von Morača/Bilandžić/Stojanović hält sich an eine Chronologie der Ereignisse, die von der offiziellen jugoslawischen Historiografie „politisch“ angepasst wurde, so dass Belgrad und Serbien als Ausgangspunkt der bewaffneten Aktionen erscheinen: S. 105f. Historisch nachweisbar ist, dass kroatische Kommunisten schon
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die Sowjetunion, veröffentlichte das Zentralkomitee der KP den Aufruf an alle Völkerschaften Jugoslawiens zum bewaffneten Kampf gegen den Unterdrücker unserer Völker.288 Bis 27. Juni 1941 wurden aus den Parteimitgliedern militärisch organisierte Einheiten gebildet, die in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung punktuell Aufstände zünden und Anschläge gegen Einrichtungen des Ustascha-Regimes und der Besatzungsmächte unternehmen sollten. Am 4. Juli 1941 gab das Militärbüro des ZK schließlich das Signal zum Beginn des Allgemeinen Volksaufstandes.289 Nach diesem Beschluss kam es trotzdem nicht zu einem „allgemeinen“ Volksaufstand; selbst die serbische Bevölkerung liess sich nur schwer aus ihrer durch die Ausschreitungen der Ustascha verursachten Lethargie reißen, auch wenn lokale kommunistische Aktivisten die serbischen Dörfer mit Waffen versorgten und „Selbstschutzverbände“ organisierten. Aus diesen rekrutierten sich die Freiwilligen für die Guerillaanschläge. Guerillataktik, Anschläge gegen Einrichtungen der Besatzungsmacht, war bis zum Beginn der ersten regulären deutsch-kroatischen Offensive die meistgeübte Praxis der Partisanen. Das Gesetz vom 25. November 1941, über die Einweisung untragbarer und schädlicher Elemente in Lager schloss Familien, deren Mitglieder Kommunisten oder Partisanen waren, und jene Familien, von denen dies nur anzunehmen war, mit ein. Eine Weisung des Innenministeriums des NDH „über die Behandlung gefangener Partisanen“ datiert vom 17. Mai 1944: Untragbare und unzuverlässige Elemente unter ihnen, denen Angriffe und Sabotageakte gegen die öffentliche Ordnung und Sicherheit zuzutrauen sind, dürfen nicht in ihren Heimatregionen belassen werden, sondern sind zur Arbeit nach Deutschland abzutransportieren.290 De facto aber handelten die lokalen Polizei- und Gendarmeriestationen bereits seit dem Jahre 1941 in diesem Sinn, nur auf den bloßen Verdacht hin. Diese Beamten waren nicht zur Berichterstattung verpflichtet, daher auch keine Rechenschaft für ihr Verhalten schuldig. Bei der Bekämpfung der Partisanen arbeiteten Deutsche Wehrmacht und Ustascha zwar „offiziell“ zusammen, de facto aber agierten die beiden Seiten nicht selten gegeneinander. Einig waren sie sich darin, den Partisanen keine Scho1921 Guerillaaktionen gegen faschistische Institutionen unternahmen: Cattaruzza, L’ Italia e il Confine orientale, S. 141–147. – Anić, Antifašistička Hrvatska, S. 19ff. In Mazedonien kam keine Widerstandsaktion zustande. Ibid. 288 Am 1. November 1943, als Tito die Aufstellung erster Divisionen des Volksbefreiungskampfes beginnen konnte, wurden die Partisanenkräfte in „Volksbefreiungsarmee und Partisanenkompagnien“ (Narodnooslobodilačka vojskea i partzianski odredi) umbenannt, um sie damit als Armee und Kombattanten zu qualifizieren, S. 106. 289 Morača/Bilandžić/Stojanović, Istorija Saveza komunista Jugoslavije, S. 101. 290 Nepoćudne i nepouzdane osobe među uhićenim partizanima, koje bi mogle počiniti napade ili sabotaže protiv javnog reda i sigurnosti, ne smiju ostati u svom zavičaju,nego moraju biti deportirane u Njemačku na rad. Zitiert bei Antun Miletić, Koncentracioni logor Jasenovac, II. Bd., S. 737, 751.
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nung angedeihen zu lassen. Darin hatten sie sogar das internationale Kriegsrecht (die Haager Landkriegsordnung, 1907) sowie die internationale Genfer Konvention über Kriegsgefangene (1929) auf ihrer Seite: Partisanen, oder – kroatisch „Abgefallene“ – galten als von der rechtmäßigen Ordnung abgefallen, wobei das internationale Recht weder das Motiv zum „Abfall“ noch die Natur der „rechtmäßigen Ordnung“, noch Gewissens- und Überzeugungsgründe in Betracht zog.291 Die Ustascha beschuldigte die serbische Bevölkerung der Zusammenarbeit mit den Partisanen. Jeder Schuss, der aus einem serbischen oder mehrheitlich serbisch bewohnten Ort auf Ustascha-Angehörige abgegeben wurde, provozierte eine Vergeltungsaktion, die der Minister für die Landwehr (Ministar domobranstva) Slavko Kvaternik im April 1942 auch dekretierte: Werden Domobranzen oder Ustascha, auf Postämter (…), Einrichtungen der Bahn oder staatliche Stellen angegriffen (…), sind serbische Dörfer auszuheben.292 Petar M. (geb. 1929 in Hrvatska Dubica) war einer der Zeugen und Betroffenen, als unter dem Vorwand der Partisanenbekämpfung – er selbst wurde als Partisanenkurier verdächtigt – die Bevölkerung in das KZ Stara Gradiška eingeliefert wurde. Auch seine Mutter war darunter. Gemeinsam mit seiner Mutter wurde er von dort auf ein landwirtschaftliches Gut in Steyr verbracht. 2.6 Gemeinsame kroatisch-deutsche Arbeiteraushebungen auf dem Territorium des Unabhängigen Staates Kroatien Die Deutsche Wehrmacht verhielt sich gegenüber Partisanen von Anfang an nicht konsequent gemäß ihrer Rechtslage, dem OKW-Befehl vom 16. September 1941: Bei jedem Vorfall der Auflehnung gegen die deutsche Besatzungsmacht … muss auf kommunistische Ursprünge geschlossen werden. (…) Die vorgeschriebene Vorgangsweise war: Geiseltötungen, standrechtliches Erschießen.293 Nicht erst seit 1942294, sondern auch schon in den gemeinsam mit der Ustascha praktizierten „Bandenbekämpfungsaktionen“ im Laufe des Jahres 1941 wurden gefangene Par291 Overmans, Kriegsgefangenenpolitik, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, 9. Bd., 2. Halbband, S. 729–737. – J.H. Schmidt, Die völkerrechtliche Stellung der Partisanen im Kriege. In: Österreich-Lexikon „AEIOU“ des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kunst – www.äiou.at. und www.bmbwk.gv.at. Die Qualifizierung der „Abfallsgründe“ und die Möglichkeit einer Loyalitätsverweigerung wurde erst 1949 als Ausfluss der UN-Charta über die Allgemeinen Freiheits- und Menschenrechte ermöglicht: www.aeiou.at. 292 Dekret, veröffentlicht von Miletić, Koncentracioni logor Jasenovac (Das Konzentrationslager Jasenovac), I. Bd., S. 259. 293 Overmans, Die Kriegsgefangenenpolitik des Deutschen Reiches. In: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, 9. Bd., 2. Halbband, S. 783. 294 Overmans, a.a.O., S. 783.
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tisanen nicht erschossen, sondern verhaftet und ins Reich überstellt. Milan Z. (geb. 1915 im westslawonischen Benkovac bei Nova Gradiška, dort 1967 verstorben) wurde im Herbst 1941 wegen kommunistischer Tätigkeit ins KZ Jasenovac eingeliefert und von dort durch die SS nach Mauthausen transportiert. Die „Bandenbekämpfung“ und die „Säuberungsaktionen“ erfassten aufgrund der OKW-Weisung über die Einrichtung von Operationszonen in Kroatien295 ab September 1941 Kroatien südlich von Zagreb, bis zur heutigen Nordgrenze von Bosnien, mit den Städten Karlovac, Petrinja, Sisak. Im Stadtmuseum in Sisak werden originale Transportlisten teils mit Namen, teils nur mit Kontingentzahlen und Bestimmungsorten verwahrt. Die InsassInnen der Transportzüge waren Opfer von Razzien in serbischen Dörfern der Regionen Kordun, Banija, Moslavina, Westslawonien und Nord- sowie Nordwestbosnien-Kozarareregion, in denen die kommunistischen Partisanen in der zweiten Jahreshälfte 1941 starken Rückhalt fanden. Auch sie wurden in die „Pflicht“-Kontingente eingerechnet. Sie tragen Stempel der Generaldirektion für die Arbeitsvermittlung (Glavna uprava posredovanja za rad).296 Diese Transporte waren größtenteils für die deutsche I.G. Farben AG Premnitz (Mecklenburg und diverse Orte in Brandenburg und Berlin) bestimmt.297 Zwei Transporte mit insgesamt 60 Personen gingen (am 22.9. und am 30.10.1942) für die Rüstungsinspektion Wien ab.298 Eine gemeinsame Aktion deutscher und Ustascha-Kräfte zur „Bandenbekämpfung“ erlebten die Zeitzeugen Josip Andres aus Vitovitica und seine Frau. 295 Hubatsch: Hitlers Weisungen für die Kriegführung, S. 149: Weisung Nr. 31a vom 16.9.1941, S. 149f.: „Ich beauftrage den Wehrmachtbefehlshaber im Suedosten, Generalfeldmarschall List, mit der Niederschlagung der Aufstandsbewegung im Suedostraum. (…) In Kroatien (bis zur Demarkationslinie … im Benehmen mit der kroat. Regierung durch Vermittlung des Deutschen Generals in Agram zu treffen. (...)“. – Ebenso Barić, Ustroj, S. 291. 296 Stadtmuseum Sisak (Gradski muzej Sisak), Inv.-Nr. 183a,b, bb, c, d.dd: Transportliste vom 28.9.1942 mit Stempel der Generaldirektion für die Arbeitsvermittlung (Glavna uprava posrednovanja za rad); ebenso Inv.-Nr. 172 a-g (5.9.1942); Inv.-Nr. 175 a, b (10.9.1942), Inv.-Nr. 183 dd. Inv.-Nr. 190, 297 Die I.G. Farben AG unter dem damaligen Firmendirektor Friedrich Christian Flick war der fuehrende Chemiekonzern des Deutschen Reiches: Tooze, Ökonomie der Zerstörung. S. 283, 452. – Die Produktionspalette umfasste auch Komponenten für die Zyklon-B-Erzeugung. Der Konzern beschäftigte mehrere Zehntausend Zwangs- und Sklavenarbeiter. Sein Enkel, der derzeitige Direktor der Stiftung Flick (Berlin) lehnte eine Beteiligung an der Entschädigung für ehemalige ZwangsarbeiterInnen ab: WDR, Sendung „west-art“, 19.9.2004, 11.30 Uhr. 298 Stadtmuseum Sisak (Gradski muzej Sisak), Dokumente Nr. 183 a vom 22.9. 1943 und 183 b vom 31.10.1943.– Die Rüstungsinspektion war ein Organ der Wehrmacht, dem die Aushebung von Wehrmachtsangehörigen oblag; in dieser Eigenschaft konnte die Rüstungsinspektion nicht als Arbeitgeber fungieren. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Rüstungsinspektion nicht doch auf eigene Initiative Arbeitskräfte angeworben hat. – Für die Information über die Rüstungsinspektion danke ich Herrn Univ.-Doz. Dr. Bertram Perz.
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Am 15. Jänner 1944 wurde das Ehepaar von kroatischen und deutschen Soldaten des EK3-SS aus seinem Haus in Virovitica abgeführt und in die EK3-Einsatzzentrale nach Osijek, von dort in das Behelfsgefängnis der SS in Tenje bei Osijek verbracht. Acht Tage verblieben sie in diesem Gefängnis, ohne dass sie einem Richter vorgeführt worden wären. Dann kamen sie in das Durchgangslager Zagreb-Na Kanalu299 und in das Gebäude Branimirova 15 (eines von mehreren deutschen Kriegsgerichten in Zagreb), wo sie endlich einvernommen wurden. Während der Tage im Lager in Zagreb schickten sie uns wiederholt Polizisten in kroatischer Uniform, die uns ständig zusetzten, wir sollten doch unterschreiben und uns freiwillig zur Arbeit in Deutschland melden – bis wir endlich nachgegeben haben. Dann unterschrieben wir unter Zwang die uns ausgestellten Pässe, … Die Pässe hätten, so berichtet Josip Andres, den Vermerk getragen: Inhaber stammt aus dem unsicheren Bandengebiet und wird zur Arbeit ins Reich geschickt.300 Josip Andres und seine Frau konnten durch Einspruch gegen diese Pässe und den Vermerk aus dem Bandengebiet erfolgreich bei den kroatischen Stellen anfechten, denn die Stadt Virovitica war weder Banden- noch Operationsgebiet der Deutschen Wehrmacht. Dies sahen auch die kroatischen Stellen so und akzeptierten den Protest von Josip Andres gegen seine Verhaftung. Sie nahmen diese zum Anlass für einen Protest gegen das Verhalten des EK3-SS und seines Kommandanten, Konstantin Kammerhofer,301 wegen der tendenziösen Qualifi299 Der Stadtteil Na kanalu (Am Kanal) ist ein östlicher Stadtteil zwischen Hauptbahnhof, Hauptpostamt, Autobusbahnhof, Schienenfahrzeugfabrik „Janko Gredelj“ und Stadtausfahrt der früheren städtischen Schnellstraße Zagreb – Slavonski Brod – serbische Grenze. Die Lozierung Am Kanal wird durch eine Gedenktafel am Gebäude des Autobushahnhofes bestätigt: Diese von den Veteranen der Soldatenvereinigung „Hrvatski Domobran“ gestiftete Tafel will der Opfer gedenken, die im Lager „Na kanalu“ nach 1945 von Kommunisten umgebracht worden sein sollen. Die Tafel trägt eine Inschrift, der zufolge die Kommunisten 1945 ein Lager Am Kanal zur Beseitigung ihrer Gegner errichten ließen. Doch außer dem Zeitzeugnis von Josip Andres gibt es noch eine Bestätigung im Tagebuch von Diana Budisavljević dafür, dass das Lager schon spätestens 1943 errichtet wurde und den Deutschen als Durchgangslager für ihre Deportationen ins Reich gedient hatte. 300 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, Fasz. 304/305, Zl. 3845/44; Polizeiprotokoll vom 23. Februar 1944. 301 Konstantin Kammerhofer, geb. 1899 in Turnau/Stmk., gestorben 1958, gehörte der SS seit 1935 an. Er wurde zum Kontaktmann zum Reichsführer der SS für Kroatien ernannt, mit dem Auftrag, Kroatien unter gezielter Umgehung der kroatischen Stellen von den Banden zu säubern. Klaus Schmider, Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941–1944, Verlag E.S. Mittler & Sohn GmbH., Hamburg/Berlin/Bonn 2002, S. 596. Sein Auftrag (21.4.1943) als SS-Brigadeführer und Generalmayor der Polizei war die Aufstellung einer deutschen Polizeiorganisation aus reichsdeutschen, kroatischen und volksdeutschen Kräften zur Wiederherstelung und Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung in Kroatien: Gedächtnisaufzeichnung von Glaise von Horstenau vom 21.4.1943. In: Gert Fricke, Kroatien 1941–1944. Der „Unabhängige Staat“ in der Sicht des Deutschen Bevollmächtigten Generals in Agram, Glaise v. Horstenau, S. 183f.
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zierung einer Stadt, in der eine deutsche Dienststelle funktioniere und die voll deutscher Soldaten sei. Er, Kammerhofer, sei die Quelle der Beunruhigung und säe Zwist zwischen deutschen und kroatischen Mitbewohnern.302 Solche Beurteilungen deutscher Dienststellen und Wehrmachtsangehöriger durch kroatische Beamte, aber auch vice versa, gab es nicht erst 1944, sondern schon ab 1941. Das Verhältnis der deutschen und kroatischen Militärs zueinander war von Anfang an gespannt. Die Ustascha-Führung versuchte nur, der Öffentlichkeit ungetrübte harmonische Zusammenarbeit vorzugaukeln. 2.7 Deutsche Arbeiteraushebungen auf dem Territorium des NDH 2.7.1 Bandenbekämpfung – Razzien deutscher Stellen in Kroatien Die jährlichen Arbeitskontingente, zu denen sich der NDH am 8. Mai 1941 dem Deutschen Reich gegenüber verpflichtet hatte, waren – trotz des anfänglich lebhaften Interesses der kroatischen Bevölkerung an Arbeitsmöglichkeiten im Deutschen Reich – allein durch die Anwerbung von Freiwilligen nicht aufzubringen. Der Jahresbericht des Auswanderungsamtes für 1942 zeigt, dass die kroatischen Behörden die Erfüllung der im Juli 1941 erhöhten Quote von 100.000 Personen erst im Jahre 1942 erreichten. Die Vereinbarung vom Oktober 1941 zur Erhöhung des Jahreskontingentes auf 150.000 Arbeitskräfte erwies sich vollends als unrealistisch.303 Zum einen benötigten auch die deutschen Stellen in Kroatien304 und deutsche Firmenniederlassungen im NDH kroatische Arbeitskräfte,305 zum anderen erwies es sich, dass politischer Druck auf Arbeitsfähige und die Razzien der Ustascha-Milizen in den Siedlungsgebieten der serbischen (pravoslawischen) Bevölkerung Kroatiens zwar Arbeitskräfte zusammenbrachten (das Kontingent 302 Schreiben der Sektion „Öffentliche Sicherheit“ des MUP NDH, HDA Zagreb, Fonds 223, R.U.B.I. 3845/44. 303 HDA Zagreb, Fonds 226, MZDU, Fasz. 15, Dok. Nr. 98 382/1942 S. 1 und 2; Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte Kroatiens, S. 182, und Ristović, Nemački „Novi Poredak“, S. 261, haben auf die Schwierigkeiten bei der Erfüllung der Vereinbarungen hingewiesen. 304 Der „Fliegerhorst“ in Zagreb-Borongaj, die Feldkommandantur und der Bevollmächtigte General in Kroatien sowie die 1942 in Sarajewo eingerichtete Rekrutierungskommission für die deutsche Kriegsmarine meldeten Bedarf an: HDA Zagreb, Fonds 226, Fasz. 15, Jahresbericht – Rekapitulation Nr. II vom 31.12.1942, Dok. Nr. 98 382/42. In diesem Akt befindet sich der Sozialversicherungsfall 28-II/6-1942, Stjepan Vincek, Angestellter des „Fliegerhorstes“ Zagreb: Arbeitsunfall mit Verletzungen. 305 HDA Zagreb, Fonds 226, Fasz. 15: Sozialversicherungsfälle Pavao Kolar, Zl. 13-II/6-1942 – Siemens-Bauunion, Brückenbau in Varaždin; Marko Lazar, Zl. 285-II/6-1941, Steinbruch der Firma „Stuag“ in Vinice (Westslawonien); Franjo Ledinščak, Zl. 14-II/6-1942, Arbeit im Steinbruch in Lepoglava (Nordkroatien); Mate Ovčar, Zl. 280-II/6-1941, Forstarbeiter der Firma Deutsch in Macelj (Nordkroatien).
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für 1942 konnte so ergänzt werden),306 aber weit mehr Arbeitsfähige für die Werbung der kommunistischen Volksbefreiungsbewegung (Narodnooslobodilački pokret, NOP) oder für die nationalserbischen Tschetniks307 empfänglich machte. Davor warnte Glaise von Horstenau den Poglavnik schon im Juli 1941: Der Terror der Ustascha-Milizen treibe die Pravoslawen den Partisanen und den Tschetniks direkt in die Arme. Der Erzbischof von Zagreb, Dr. Alojzije Stepinac, machte dem Staatsoberhaupt den gleichen Vorwurf.308 Allerdings – einen Massenzulauf der serbischen Bevölkerung zu den Partisanen gab es erst gegen Jahersende 1941: Es dauerte Monate, bis die serbische Bevölkerung ihre Passivität und den Schock der die Morde und Plünderungen der Ustascha-Milizen sowie die Auswirkungen der antikommunistischen Propaganda überwunden hatte.309 Aber der von der KP initiierte und kommandierte Allgemeine Volksaufstand (Općenarodni ustanak) sollte die Politik des Unabhängigen Staates Kroatien bestimmen, die deutschen Dienststellen zur Wahrnehmung ihrer Interessen durch Verlegung militärisher Kräfte auf den Balkan zwingen und die kroatisch-deutsch-italienischen Beziehungen dominieren. Es brachte der deutschen Wirtschaft numerisch zusätzliche Arbeitskräfte – aber es waren gefangene Partisanen, potenzielle Häftlinge deutscher Konzentrationslager, deren Motivation und körperliche Verfassung im Widerspruch zu den Bestrebungen und den Notwendigkeiten standen. Für Kroatien sah das Militärbüro des ZK der KPJ das enge Zusammenwirken der Partisaneneinheiten mit der serbischen Bevölkerung bei den Anschlägen auf Einrichtungen und Angehörige der Ustascha-Verwaltung und der Deutschen vor. Die ersten Aktionen setzten die Partisanen in den von den Ustascha-Ausschreitungen am meisten betroffenen, mehrheitlich von Serben (von Pravoslawen) bewohnten Regionen Lika, Kordun, Banija. Sie verteilten Waffen, organisierten die Bevölkerung militärisch und bewaffneten sie. Die Vorbereitung der Zivilbevölkerung für den Allgemeinen Volksaufstand und die militärische Offensive gegen die deutsch-kroatisch-italienischen Kräfte begleiteten Guerillaanschläge gegen die Besatzung, ausgeführt von kleinen, „fliegenden“ Zellen, die Gebäude, Infrastruk306 HDA Zagreb, Fonds 226, MZDU, Fasz. 15, Dok. Nr. 98 382/1942. 307 Die Tschetnik-Bewegung, die sich von Süden her in Richtung des NDH ausbreitete, musste sich, um im NDH agitieren zu können, paradoxerweise deutscher und italienischer Unterstützung bedienen, um überhaupt gegen die Partisanen bestehen zu können: Anic, ibid., S. 33f und passim. 308 Brouček, Ein General im Zwielicht, III. Bd., S. 89, 149; Goldstein, 1941: Godina koja se vraća (1941: Das Jahr, das sich wiederholt), S. 120; Fricke, Kroatien 1941–1945, S. 40f. 309 Dies bemerkte Goldstein, 1941 …, S. 327. Er dementiert damit die offizielle jugoslawisch-kommunistische Sicht, wonach die Position des Bundes der Kommunisten seit dem Tag des ersten Aufrufes zum bewaffneten Abwehrkampf von Tag zu Tag stärker, der Zulauf der begeisterten Massen unaufhaltsam gewesen sei.
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tureinrichtungen und Fahrzeuge der Besatzungsmächte sowie die für die Versorgung der deutschen Kräfte in Jugoslawien, aber auch in Griechenland wichtige Bahnlinie durch Slowenien, Kroatien und Serbien trafen. Die deutschen Stellen führten praktisch auch einen Krieg gegen die Ustascha-Milizen, deren unkontrollierte, brutale „Säuberungsaktionen“ kontraproduktiv für die deutschen Interessen waren. Die Deutschen „säuberten“: Haus für Haus, Ortschaft für Ortschaft. Die Menschen wurden auf Lastwagen verladen oder zu Fuß in Marsch gesetzt, mit Ziel Sammellager. Im Zuge dieser Offensive richteten die Wehrmachtsangehörigen mehrere provisorische Sammellager ein, die in keine offizielle Quelle aufgenommen wurden. Einige Lager in Nordbosnien (Bosanska Dubica, Bosanska Gradiška, Bosanski Grahovac, Trnovo u.a., entlang der heutigen Nordgrenze von Bosnien und Herzegowina gegen Kroatien) sind lediglich durch die Briefe der Arbeiter und Arbeiterinnen aus österreichischen Lagern belegt, die in diesen Sammellagern ihre Familienmitglieder zum letzten Mal gesehen hatten.310 Da sich die Offensive der Partisanenarmee ab Jahresbeginn 1942 auf den Raum Nordbosnien (wegen der dortigen Bergwerke) und auf den Raum zwischen Sisak und Karlovac (wichtige Industriezentren mit Eisenwerken, einer Raffinerie und anderen wichtigen Industriebetrieben) konzentrierte, entstanden in Sisak mehrere Sammellager für die Zivilbevölkerung; Sisak war ein solches Lager. Nikola Begović (geb. 1919) wurde durch dieses Lager geschleust, nachdem ein Arzt seine Arbeitsfähigkeit festgestellt hatte. Die Arbeitsfähigen wurden auf den Zug verladen, Richtung Zagreb und weiter ins Reich.311 Das Sammellager in Sisak war dort nur eines von mehreren Durchgangslagern für die Bevölkerung von Westbosnien. Jene aus den östlichen Landesteilen wurden ins Lager Semlin/Zemun verbracht.312 Am 20. August 1943 kam aus der Ortschaft Voćin in Westslawonien eine ethnisch gemischte Gruppe älterer Männer, Opfer einer „Säuberungsaktion“ am 16. Juni 1943, in Semlin an. Sie waren die einzigen Dorfbewohner, die nicht vor den Deutschen geflüchtet, sondern in ihren Häusern verblieben waren, im guten Glauben, dass ihnen nichts passieren würde. Aber die Deutschen nahmen sie fest. Laut Polizeibericht waren alle diese Per310 Briefe von Dmitar Jokić, Mile Subotić, Progojo Lajić, Jovo Široko, Vasilje Ilijišević, Mihajlo Pureta, Jovo Dragoljub Trivunović und Dušan Turudija: Ihre Briefe befinden sich im Privatarchiv von Univ.-Prof. Dr. Silvija Szabo, der Enkelin von Diana Budisavljević. Ich danke ihr hiermit für die Erlaubnis zur Benutzung des Privatarchivs. 311 Antragstellerin, 26.9.2003. 312 Bestätigung über die Abfertigung von Zivilpersonen aus Voćin nach Semlin/Zemun: HDA, Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, NO-II, 2916/43, Namensliste: Lacković Stanko; Spehar Filip; Semen Vencl; Poslek Slavko; Poslek Stevan; Dorić Slavko, Maurević Roma; Poje Martin; Turk Ladislav; Ivičić Adam, Radošević Lazo, Radošević Luka; Bosanac Lazo.
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sonen einmal selbst bei den Partisanen gewesen oder hatten Familienangehörige und Verwandte in der Volksbefreiungsbewegung.313 Im Zusammenhang mit dieser Deportation wandte sich die Sicherheitsdirektion des Innenministeriums am 21. Dezember 1943 an den Innenminister mit der Klage, dass die deutsche Lagerverwaltung des Lagers Semlin – nach diesem Schreiben war es das berüchtigte Einsatzkommando-3 (EK3-SS) – den kroatischen Behörden und dem Grosszupan jegliche Information über die Deportierten verweigerte. Die kroatischen Behörden konnten weder erfahren, wie viele Personen deportiert wurden, noch wer von ihnen freigelassen werden könne bzw. wohin die Deportierten weiterverbracht werden würden.314 Aus Bihač (Bosnien) berichtete ein Angehöriger der Domobranzenarmee, dass das deutsche Kommando den kroatischen Angehörigen der Wehrmacht den Befehl erteilt habe, alle arbeitsfähigen Dalmatiner in Bihač zu verhaften. (Es handelte sich um dalmatinische Kuriere mit Lebensmitteln, die sie für Dalmatien im Hinterland beschafften, wobei sie bis nach Bosnien kamen.) Diese Gefangenen wurden ebenfalls ins Sammellager nach Semlin/Zemun verbracht. Der Transport von Nahrungsmitteln diente den Deutschen als Vorwand, Hilfe für die Partisanen zu unterstellen, um eine Begründung für die Verhaftung zu haben. Die kroatischen Domobranzen hatten Kenntnis, dass solche Verhaftungen keine vereinzelten Fälle darstellten, sondern sehr häufig durchgeführt würden. Die Opfer waren Erwachsene ebenso wie Halbwüchsige, Burschen und Mädchen zwischen 14 und 15 Jahren.315 Auch aus Sarajewo fuhr am 24. März 1944 solch ein gemischter Transport ab, über den die Gespanschaftsbehörde per Telegramm Nr. 913/44 das Innenministerium verständigte, dass der hiesige Kommandant der Feldgendarmerie aus Travnik 22 Kinder zwischen 10 und 15 Jahren ohne Wissen und Zustimmung der zuständigen kroatischen Behörden zur Arbeit ins Deutsche Reich abgefertigt habe. Die Polizei von Sarajewo ersuchte um rascheste Intervention des Innenministeriums, um diesen Zug anzuhalten und alle weiteren Transporte dieser Art zu verhindern.316 Dass der Transport von Kindern üblich war, bestätigen Kasim H., 313 HDA Zagreb, Fonds Nr. 223, MUP NDH, U.P.M.T. 2357/44, Inv.-Nr. 7440: Intervention des Grosszupans Dr. Stjepan Hefer zur Freilassung dieser Gruppe – Schreiben an Staatsminister Dr. Mladen Lorkovič (Nr. 2544-v.ž.-1943, vom 31.7.1943). 314 HDA Zagreb, Fonds Nr. 223, MUP NDH, U.P.M.T. 2357/44, Inv.-Nr. 7440. 315 Der Regierungskommissar der kroatischen Regierung bei der 332. Infanteriedivision richtete eine Petition um Vermittlung an das Innenministerium wegen dieser Verhaftungen in Drniš: HDA, Zagreb, an MUP NDH, U.P.M.T. 3542/44, 1944 Bosanski Novi – Bihač, Inv.-Nr. 1.223 VI, 7605. 316 HDA Zagreb, Fonds 223, U.P.M.T. 1709/44, Dok. Nr. 823; Inv.-Nr. 7134. Obwohl im Inventar eine Namensliste der deportierten Kinder erwähnt wird, liegt dem Akt diese Liste nicht bei.
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der als Fünfzehnjähriger mit seinem Kameraden Ilija T. (geb. 1933)317 auf ein landwirtschaftliches Gut nach Stockerau zur Arbeit geschickt wurde. Es waren Waisenkinder, die der Heimatgemeinde zur Last gefallen und daher von ihr zur Arbeitsdeportation angemeldet worden waren. Das Gut gehörte zum dortigen Arbeitserziehungslager, in dem Kriegsgefangene aus Polen und der Sowjetunion festgehalten wurden. Die „Bandenbekämpfung“ entwickelte sich zu einer ergiebigen, 1943 praktisch zur ausschliesslichen Methode zur Aushebung frischer Arbeitskräfte. Deutsche, Ustascha und die italienischen Besatzungssoldaten gleicherweise gingen bei ihren „Durchkämmaktionen“ in den Dörfern, auf der Suche nach versteckten Partisanen, Waffen, kommunistischer Literatur und bei der Geiselnahme wahllos vor. In folgenden weiteren Fällen wurden Menschen wegen der Zusammenarbeit mit den Partisanen, Sympathie für die Banden oder negative Äußerungen über das Deutsche Reich zur Arbeit abgeführt. Am 1. Februar 1944 aus der herzegowinischen Kleinstadt Čapljina 53 Personen,318 am 4. November 1943 aus der Stadt Ludbreg (Übermurgebiet) über Varaždin folgende namentlich bekannte Mitbürger: Milan Čmrlec (keine Angabe zu seinem Beruf ), der Kaufmann Tomislav Dobrić, der Bauer Ignac Drvar, der Schmied Viktor Drvar, der Bauer Stjepan Čemerik, der Imker Franjo Fiket, der Lehrer Zvonimir Godec, der Bauer Franjo Gradinski, der Hausknecht Martin Hlebec, der Gastwirt Mirko Hrešć, der Privatangestellte Šimun Matišić, der Lehrer Stjepan Novak, der Bauer Stjepan Petak, Mato Šmit (keine Angabe zum Beruf ), der Lehrling Jerko Raso, der Kaufmann Feliks Šambarek, die Hausfrau Gizela Vrančić (geb. Deutsch), der Lehrling Leopold Vrhovski, der Schneider Antun Zember und der Dentist Mato Zember. Für den Lehrer Zvonimir Godec intervenierte die Staatliche Polyklinik für Schulkinder in Gospic (27. Juli 1944) und machte geltend, dass der Genannte verhaftet wurde, obwohl er an Bauchtyphus laborierte. Es nützte jedoch nichts: Godec wurde nach Stuttgart verbracht.319 Der Beamte des Sicherheitsdienstes führte gegen die Interventionen der Bezirkshauptmannschaft zur Freilassung dieser Personen ins Treffen, dass Fiket Franjo während einer Aktion der Wehrmacht verhaftet wurde, weil bewiesen wurde, dass er den Banden helfe. Daher wurde er in ein Arbeitslager im Reich überstellt. Die Bezirkshauptmannschaft erhob Einspruch gegen diese Antwort mit der Begründung, dass einige der Verhafteten sogar minderjährig und daher politisch völlig unbelastet seien; Gizela Vrančić sei eine Jüdin, aber mit einem Arier verheiratet und Sympathisantin der Kroatischen Bauernpartei. Demnach sind alle 317 Kasim H., Information vom 19.1.2002. 318 HDA Zagreb, MUP NDH, Fonds 223, Dok. Nr. 3226/1944, 3. Februar 1944. 319 Ibid., Zl. 3315/1944.
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Verhafteten nur rein zufällig zusammengefangen worden, weil die Wehrmachtseinheit eben einen Befehl hatte, alle Männer eines Ortes abzuführen.320 Die Zivilbevölkerung begriff, dass diese Aktionen für die Deutschen weniger militärischen Notwendigkeiten entsprangen, sondern mehr ein Vorwand waren, um zu Arbeitskräften zu kommen.321 Schließlich stellte sich in der zweiten Jahreshälfte sowohl in der Wehrmacht als auch in der Rüstungsindustrie die Ausschöpfung neuer Menschenreservoire als dringendes Problem: Gegen Jahresende 1941 gab es im Reich kaum mehr wehrfähige Männer zur Rekrutierung, so dass die Wehrmacht auf die zivilen Arbeitskräfte zurückzugreifen begann. Dies hatte gravierende Produktionsausfälle in der Rüstungsindustrie zur Folge. Die Verschleppung der Zivilbevölkerung aus den besetzten Gebieten gab es schon seit dem Polenfeldzug, aber die massenweise und systematische Verschleppung, hauptsächlich junger Männer und Frauen, zur Arbeit ins Reich fiel mit der Ernennung von Fritz Sauckel zum Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz (GBVA) am 21. März 1942 zusammen.322 Sie sollte die wichtigste Methode zur Beschaffung von Arbeitskräften werden.323 Sauckel erhielt von General Warlimont im OKW Unterstützung und die Zusage, in den befreundeten Staaten rekrutieren zu lassen, bei der Zwangsevakuierung großer Städte und bei der Räumung frontnaher Gebiete die arbeitsfähigen Einwohner zuzutreiben, vor allem aber Arbeitskräfte aus den „Bandengebieten“ herauszuholen.324 AktivistInnen der „Roten Volkshilfe“, der Sozialhilfe der illegalen Kommunisten, mischten sich unter die Reisenden auf den Bahnhöfen und die offiziell zugelassenen Vertreter des Kroatischen Roten Kreuzes, die den InsassInnen der Deportationszüge Nahrungsmittel, Kleidung, Medikamente und anderen Bedarf brachten, um Informationen über bevorstehende Aushebungen zu erhalten und Gefährdete zu warnen und zu verstecken. Die kroatische Historikerin Narci-
320 Ibid., Zl. 3315/1944. 321 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, U.P.M.T. 3225/44, Inv.-Nr. 7541. 322 Tooze, Ökonomie der Zerstörung, S. 597: Fritz Sauckel wurde vom Ankläger im Nürnberger Prozess als schlimmster Sklaventreiber seit den Pharaonen bezeichnet: Tooze, Ökonomie der Zerstörung, S. 596: Sauckels Funktion wurde jedoch im ersten Halbjahr 1943, als die Arbeiterrekrutierung im Osten wegen der sowjetischen Offensive ins Stocken geriet, auch von Speers Ministerium untergraben. Seit 20.12.1943 musste Sauckel von Misserfolgen bei der Rekrutierung berichten. Im 1. Halbjahr 1944 brach seine Funktion des GBA zusammen, die Machtbefugnisse wurden von Speer, Himmler, Goebbels, dem DAF und der Wehrmacht übernommen. Bei der Planung des „Totalen Krieges“ wurde Sauckel von Speer und Göring ausgebootet: Eichholtz, Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft, Bd. III, Teil 1, S. 226–234. 323 Tooze, Ökonomie der Zerstörung, S. 595f. 324 Eichholtz, Kriegswirtschaft, Bd. III, Teil 1, S. 229–234.
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sa Lengel-Krizman (verstorben im Oktober 2008), selbst Mitglied der „Roten Volkshilfe“, konnte dies aus eigener Erfahrung berichten.325 2.7.2 Kleinkriminalität als Vorwand für die Deportation – Strafverbüßung im Deutschen Reich Ohne Personalausweis angetroffen zu werden bedeutete für den Betroffenen, wenn ihn eine deutsche Patrouille anhielt, Verhaftung zwecks Identitätsfeststellung. Aber nach der Identifizierung wurden solche Personen nicht etwa wieder freigelassen, sondern aus der Polizeistation direkt in ein Sammellager gebracht, bis ein Transport abging. Diese Erfahrung machte der junge Pavao Petar Butković, der vor der deutschen Rekrutierung aus der Operationszone Adriatisches Küstenland nach Zagreb geflüchtet war. Am 15. Februar 1944 stieß er auf eine deutsche Patrouille. Wie er seiner Mutter schrieb, musste er in der Polizeistation eine Erklärung in deutscher Sprache unterschreiben, dass er sich freiwillig zur Arbeit im Deutschen Reich verpflichtet.326 Einwohner Kroatiens, die tatsächlich oder angeblich von deutschen Soldaten Artikel aus Wehrmachtsbeständen gekauften oder solche gestohlen hatten, kamen wegen Wehrkraftzersetzung vor das deutsche Feldgericht.327 Relativ geringfügige Händel – zumeist ging es um Reserveteile für Fahrzeuge, Benzin, Lebensmittel – wurden juristisch als schwerwiegend qualifiziert und mit Haftstrafen belegt, die im Reich zu verbüßen waren. Einer der so Verurteilten, Milovan Ž. (geb. 1922) aus Erdut (Baranja), wurde in ein Arbeitserziehungslager (AEL) eingewiesen.328 Dragutin Baudoin, Maschinenführer der Kroatischen Staatsbahnen, wurde am 18. Jänner 1944 auf dem Hauptbahnhof in Zagreb unter der Anschuldigung verhaftet, Autoreifen aus dem Wehrmachtslager entwendet zu haben. Er wurde von der Feldkommandantur 725 zu drei Monaten Haft verurteilt und am 2. März 1944 nach Deutschland verbracht.329 Einen Transport kroatischer Sträflinge vermeldete der Polizeidirektor dem Innenministerium am 2. März 1945. An diesem Tag wurden mit dem Schnellzug Nr. 325 Narcisa Lengel-Krizman, Zagreb u NOB (Zagreb im Volksbefreiungskrieg), Zagreb, 1980, S. 98, und Telefongespräch mit der Autorin, Oktober 2005. 326 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, U.Pl.M.T. Nr. 2944/1944. 327 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, R. S. T., Gl. R.U.U.T. 830/45 – Inv.-Nr. 45, Schreiben des Polizeidirektors an den Innenminister vom 6. April 1945. 328 Auskunft gegenüber der Autorin vom 11. Oktober 2001. Dem Österreichischen Versöhnungsfonds legte er ein Foto in seiner Häftlingskluft mit der Erkennungsmarke und Häftlingsnummer „AEL 2829“ bei. Er gab an, dass er in einem „AEL“ in der Nähe von Wien gewesen sei. 329 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, U.P.M.T. 2378/44, Inv.-Nr. 7319.
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808, der um 21.30 Uhr vom Zagreber Hauptbahnhof Richtung Deutschland abfuhr, folgende kroatische Staatsbürger zur Strafverbüßung nach Deutschland verbracht: Franjo Severin (geb. 1919) aus Nova Gradiška wegen des Kaufs zweier Decken aus Wehrmachtsbeständen; die Hausfrau Jalža Kerep (geb.1924) aus Klanjec (die Art der Straftat konnte nicht festgestellt werden); der Müller Valent Maragora (geb. 1921) aus Donja Stubica, wegen des Kaufs von Benzin aus Wehrmachtsvorräten.330 Ein gewisser Fabijan Mikulec (geb. 1887) aus Generalski Stol (bei Karlovac) wurde am 13. Juli 1944 von deutschen Soldaten unter der Anschuldigung, Marmelade aus der Feldküche gestohlen zu haben, verhaftet. Die Soldaten fanden nämlich bei einer Hausdurchsuchung in seiner Holzhütte 20 kg Marmelade, die angeblich aus einem von deutschen Soldaten bewachten Waggon auf einem Abstellgleis in Generalski Stol entwendet worden waren. Alle Hausinsassen wurden von den Soldaten abgeführt und von der Kommandantur zum Abtransport ins Reich verurteilt. Franjo Mikulec erhielt eine Haftstrafe von 15 Monaten. Die Bezirkspolizeibehörde in Ogulin stellte sich schützend vor den so Bestraften und behauptete im Schreiben an das Innenministerium, dass die Bewacher die Marmelade für die Feldküche selbst gestohlen, aber die Bevölkerung von Generalski Stol gezwungen hätten, sie paketeweise in ihren Häusern zu verstecken. Das Militärgericht lehnte jedoch das Angebot von Entlastungszeugen für Fabijan Mikulec ab. Er wurde ins Lager Mitterstein 25, Feldpostnummer Wien I/55 eingeliefert.331 Der Abtransport von Personen zur Strafverbüßung im Deutschen Reich zeigt auch, wie die deutschen Stellen die Zuständigkeiten kroatischer Beamter für kroatische Reisende ignorierten: Am 13. April 1944 meldete der Bahnhofsvorstand der Grenzhaltestelle am Bahngrenzübergang zum Deutschen Reich bei Savski Marof, dass mit dem internationalen Personenzug Nr. 818, mit Planabfahrt aus Zagreb um 16.15 Uhr, vier kroatische Staatsbürger reisten, die keine gültigen Reisepässe und keine Arbeitssichtvermerke besässen, einer davon habe eine Uniform der Kroatischen Staatsbahnen getragen. Alle hätten dem Schaffner gegenüber erklärt, sie reisten unter der Kontrolle der Deutschen Wehrmacht; deren Wachebeamte hätten ihre Pässe eingesammelt, weil sie auf Zwangsarbeit, zur Strafverbüßung wegen Sabotage gingen, aber nicht wüssten, wohin genau. Plötzlich sei ein deutscher Unteroffizier, Theodor Gladanau, erschienen und habe den Zugschaffner, der von den Reisenden die Personaldaten habe aufnehmen wollen, vertrieben; das Gleiche sei dem kroatischen Zollbeamten widerfahren, als er versucht habe, 330 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, R.S.T. 830/45. 331 Ibid., Zl. R.S. T. 830/45 – Schreiben des Großzupans von Ogulin am 24. Februar 1945, ibid. Zl. U.M.T. 996/45, Inv.-Nr. 7645: Schreiben der Gattin von Fabijan Mikulec, Josipa, mit der Bitte um Freilassung. Die Bitte wurde nicht erhört.
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dem deutschen Unteroffizier klar zu machen, dass kroatische Staatsbürger ohne Reisepass und Visa nicht ins Ausland fahren dürften. Tags darauf, am 14. April 1944, meldete der Bahnbeamte der Kroatischen Staatsbahnen, Mijo Blažeković, dass auch er am Vortag im Zug Nr. 818 ein gleiches Erlebnis mit zwei Frauen und einem Mann gehabt habe, die ohne Reisepass und Visa zur Strafverbüßung ins Reich verbracht worden seien. Der deutsche Unteroffizier Willy Haubersseg, habe einen Auftrag der Feldkommandantur Split vorgewiesen, laut dem die drei Personen zur Strafverbüßung ins Gefängnis nach Graz hätten verbracht werden sollen. Ihre Straftat: Sie hätten aus der Feldkommandantur in Split Holz gestohlen.332 Am 23. Mai 1944 sei ein Zug mit 615 griechischen Arbeitern, begleitet vom deutschen Unteroffizier Erich Pufahl, nach Kroatien eingefahren. Die Beamten der Kroatischen Staatsbahn hätten dem Zugführer die Weiterfahrt verweigert, weil der Zug keine Begleitpapiere gehabt habe und die Reisenden keine gültigen Reisepässe und Transitvisa für Kroatien besessen hätten. Die deutschen Bewacher hätten jedoch den kroatischen Bahnbeamten die Kontrolle des Zuges untersagt. Auf Anpfiff der deutschen Armeeangehörigen sei der Zug auf kroatischem Territorium losgefahren.333 Die kroatischen Behörden legten wegen des Alleingangs der Deutschen bei den Rekrutierungen und im Behördenverkehr bei Glaise von Horstenau Beschwerde ein. Die Antwort erteilte namens des Bevollmächtigten Generals in Kroatien der Kommandant der Sicherheitspolizei am 3. Mai 1944 bescheidmäßig in dürren Worten: Die betreffenden Personen wurden wegen aktiver Bandenhilfe beziehungsweise wegen Bandentätigkeit als Kriegsgefangene in ein Lager eingewiesen.334 2.7.3 Deutsche Einberufungen zum Militärdienst und zum Militärersatzdienst Am 16. April 1944 traf der Zugsschaffner im internationalen D-Zug (Nr. 818) 23 kroatische Staatsbürger ohne Pässe und Visa an. Der Unteroffizier der Luftwaffe Willy Kaunetz wies ihm eine Bestätigung der Rekrutierungsdienststelle der Feldpost Wien vor, wonach diese Personen – 19 Pravoslaven, vier Moslems – zur Arbeit nach Deutschland verbracht würden, weil sie von der Rekrutierungskom-
332 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, U.P.M.T. Nr. 2309/44, Inv.-Nr. 7429. – Für die Reisenden vom 16.4.1944 werden alle Namen und Geburtsjahrgänge angegeben: zwischen 1922 und 1926. Sie stammen z. T. aus Bosnien, zumeist aber aus dem Landesteil des NHD, der seit 1945 zu Serbien gehört, aus Syrmien 333 HDA Zagreb, Fonds Nr. 223, MUP NDH, Dok. Nr. 2309/44, Inv.-Nr. 7429. 334 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, U.P.M.T.3225/44, Inv.-Nr. 7541, Aktenzahl des Schreibens: IŽV-1360/44 vom 3.5.1944.
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mission der Wehrmacht aus gesundheitlichen Gründen als militäruntauglich befunden worden seien. Den Militärdienst leisteten sie daher mit Zivilarbeit ab.335 Von Deserteuren aus den Partisaneneinheiten ist zu erfahren, dass der kroatische Poglavnik im Jahre 1944 jenen Partisanen, .die die Waffen niederlegten und sich den kroatischen Behörden zur Verfügung stellten, zweimal Amnestie angeboten hatte. Dieses Angebot blieb nicht ohne Widerhall: Es meldeten sich Personen, die angaben, von den Partisanen gewaltsam rekrutiert worden zu sein.336 Aber die deutschen Stellen nahmen solche „Überläufer“ fest: Petar Radunić und Martin Delić, die sich bei Livno (Zentralbosnien) als Reaktion auf das Amnestieangebot des Poglavniks den Deutschen ergeben hatten, kamen zuerst ins Zagreber SS-Lager Nova Ves. Martin Delić meldete sich bei seiner Familie aus Wien, XXV (sic!), Liesing, Brunnerstraße 340.337 2.7.4 Deutsche Wiedereinberufungen und Übernahme der Initiative für die Arbeiteraushebungen Das Kroatische Staatsarchiv besitzt Dokumente über Arbeiteraushebungen durch die kroatischen Behörden nur bis einschließlich Jänner 1943. Es ist nicht bekannt, ob aus dem Fonds des Ministeriums für Gesundheit und Korporationswesen (MZU) Akten verschwunden sind oder ob das Auswanderungsamt ab Februar 1943 keine Aushebungen mehr durchführte. Dass im Jahre 1943 die deutschen Behörden bereits die Initiative an sich gerissen hatten, zeigen die Beispiele für die Umgehung dieses Amtes. Dafür spricht auch eine Weisung des Auswanderungsamtes vom 29. Mai 1943 an die Generaldirektion für öffentliche Sicherheit, die Polizeidienststellen in den Gespanschaften, Bezirken, Gemeinden und Städten zu informieren, dass zahlreiche Personen, die bereits zur Arbeit in Deutschland waren und nach Ablauf ihrer Verträge nach Hause zurückgekehrt sind, erneut Vorladungen des Deutschen Büros in Zagreb erhalten, sich zur Arbeit ins Reich registrieren zu lassen. Daher weise das Auswanderungsamt alle Polizeidienststellen an, darauf zu achten, dass keine einzige maßgebliche kroatische Stelle hinter diesen Vorladungen steht, dass keine kroatische Stelle Personen vorlade noch sie vorladen kann, (...). Die kroa335 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, U.P.M.T. Nr. 2309/44, Inv.-Nr. 7429. – Für die Reisenden vom 16.4.1944 werden alle Namen und Geburtsjahrgänge angegeben: zwischen 1922 und 1926. Sie stammen z. T. aus Bosnien, zumeist aber aus dem Landesteil des NHD, der seit 1945 zu Serbien gehört, aus Syrmien 336 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, U.P.M.T. 1944/44, Inv.-Nr. 7333: Petar Radunić und Martin Delić stellten sich den kroatischen Behörden zur Verfügung. Ein Geistlicher, Don Bartul, vermittelte für sie bei den kroatischen Stellen. 337 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, U.P.M.T. 1944/44, Inv.-Nr. 7333.
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tischen Behörden seien sich bewusst, dass einzelne deutsche Stellen in Kroatien solche Einberufungen vornähmen, obwohl solche Methoden dem bilateral abgeschlossenen Abkommen und den darin festgelegten Rekrutierungsmodalitäten widersprächen. Um der Fortdauer der guten bilateralen Beziehungen wegen seien solche Einberufungen als „gezielte Täuschungsmanöver der feindlichen Propaganda“ zu betrachten, (...) aufgrund derer aber keinesfalls kroatische Ausreisevisa erteilt werden dürfen.338 2.7.5 Deutsch-kroatisch-italienische Offensiven gegen die Partisanenarmee Da die operativen deutschen Einheiten, die am Überfall auf Jugoslawien teilgenommen hatten, nach der Kapitulation Jugoslawiens teils nach Serbien, teils an die Ostfront verlegt wurden,339 nahmen vor allem der Sicherheitsdienst (SD) und die Gestapo an diesen „Auskämmaktionen“ teil. Im Juli 1941 erhielt Glaise von Horstenau auf sein Drängen hin Verstärkung.340 Die „Bandenbekämpfung“ durch die Deutsche Wehrmacht begann im September 1941 mit dem Wehrmachtsbefehl Nr. 31a vom 16. September 1941 zur Säuberung des gesamten Terrains im Raum südlich der Save, in den Regionen Kordun (südöstlich von Karlovac), Banija (südöstlich von Zagreb) und Nordbosnien, die Vertreibung der gesamten Bevölkerung aus der Region und Überstellung der arbeitsfähigen männlichen Bevölkerung zwischen 14 und 60 Jahren ins Deutsche Reich. Den Partisanen sei verbrannte Erde zu hinterlassen. Die Repatriierung der Bevölkerung werde nur in Ausnahmefällen genehmigt.341 Für die großen Offensiven, die seit Jänner 1942 Zentralkroatien und den gesamten Raum von Nordwestbosnien bis in die westliche Herzegowina erfassten, galt die Weisung Nr. 48 vom 26. Juli 1943 an die Befehlsführung und Verteidigung des Südostraumes. Er ging davon aus, dass die „Bandenführung“ die Bewegungen der Alliierten steuerten und direkt beeinflussten, während die Alliierten die Partisanenbewegungen „planmäßig“ leiteten.
338 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH: Rundweisung des Innenministeriums über Vorladungen von Arbeitern, die bereits in Deutschland waren: U.M. (Ministerkabinett), 19349/43 vom29. Mai 1943, Inv. Nr. 6262. 339 Anić, Antifašistička Hrvatska (Das antifaschistische Kroatien), S. 22: Aufstellung der deutschen Einheiten, die in Kroatien verblieben waren. 340 Anić, Antifašistička Hrvatska (Das antifaschistische Kroatien), S. 22. Die Kosten für die Stationierung hatte das NDH-Regime zu tragen. Bis Jahresende 1942 kostete die deutsche Präsenz Kroatien 218,75 Mio. Reichsmark. 341 Militärgeschichte der sieben Offensiven: Schmider, Partisanenkrieg in Jugoslawien, S. 206–209; Ante Giron, Zapadna Hrvatska u Drugom svjetskom ratu, Rijeka, 2005, S. 99f; Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte Kroatiens, S. 253.
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Ziel der „Bandenbekämpfung“ sei es daher, (…) durch Vernichtung der Banden in Griechenland, Serbien und Kroatien die Nachschubstraßen, besonders die Hauptbahnstrecke , freizukämpfen und die erforderliche Rückenfreiheit sicherzustellen. (…) Durch enge Verbindung mit der italienischen Heeresgruppe (...) der 2. italienischen Armee und durch die etwa erforderliche Abstellung deutscher Kräfte muss erreicht werden, dass die Bandenbekämpfung auch in deren Gebiet mit größtem Nachdruck durchgeführt wird und vor allem die Bandenherde in Küstennähe, die bei einer feindlichen Landung eine besondere Gefahr bedeuten könnten, ausgeräumt werden. Darüber hinaus muss die Heeresgruppe ständig darauf vorbereitet sein, in die Küstenverteidigung im italienischen Bereich bei entsprechender Entwicklung der Lage mit möglichst starken deutschen Kräften einzurücken. (…) 342 Eine gemeinsame deutsch-italienische Offensive mit der Ustascha an der Seite der Deutschen Wehrmacht gegen die Partisanen startete von Zentralkroatien südlich der Save (Petrova Gora)343 aus Richtung Nordkroatien. Die vereinigten deutsch-kroatischen Kräfte stiessen immer weiter ins Innere von Bosnien vor, weil sich seit Jahresbeginn 1942 die Zweite Italienische Armee aus ihren Einflusszonen II und III, die quer durch Hinterdalmatien, Nordwest-, Mittel-, und Südwestbosnien bis in den Sandschak und in die Region Kosovo reichten, zurückzog. Im bewaldeten Kozara-Massiv in Nordwestkroatien kam es zu frontalen Begegnungen mit den Partisanen: Sechs deutsche, drei italienische und zwei kroatische Divisionen sowie Tschetnik- und Ustascha-Formationen – insgesamt ca. 150.000 Soldaten der „Achse“ (darunter die berüchtigte SS-Division Prinz Eugen) – standen einer um vielfach kleineren Partisanenarmee gegenüber.344. Doch die Kozaraoffensive (so genannt in der Terminologie der kroatischen Kräfte, auf deutscher Seite Teil der Offensive Weiß I )345 lebt als Kriegstrauma nicht nur 342 Herbert Hubatsch (Hrsg), Hitlers Weisungen für die KriegFührung, dtv München/Frankfurt., S. 253–256 343 Zur Offensive, die in drei Etappen geführt wurde – „Weiß I, II, III“: Anić, Antifašistička Hrvatska (Das antifaschistische Kroatien), S. 138; die Operation Weiß II dauerte vom 9.2 bis 23.3.1943 an der Neretva: ibid., S. 133, vom 15.5.1943 an dauerte die Operation „Schwarz“ an der Sutjeska: ibid., S. 142; Schmider, Partisanenkrieg in Jugoslawien, S. 556–559. 344 Die Wehrmacht ging so vehement vor, weil sie die Adriaküste erreichen wollte, wo sie eine alliierte Landung befürchtete: Militärgeschichte der Offensiven Weiß I, Weiß II, Weiß III bei Giron, Zapadna Hrvatska u Drugom svjetskom ratu (Westkroatien im Zweiten Weltkrieg), S. 99f; Schmider, Partisanenkrieg in Kroatien, S. 559. – Die Partisanen wurden seit dem Frühjahr 1942 auch von den nationalserbischen Tschetniks bekämpft: Brouček, Ein General im Zwielicht, III. Bd., S. 98; Goldstein, Croatia, S. 144. 345 Die Offensive Weiß lief in 3 Etappen ab, dauerte vom 20.1.1943 bis Ende Juli 1942. Während der Offensive Weiß II ließ Tito in der Herzegowina vor den nachstoßenden Achsenkräften die Brücke über den Fluss Neretwa sprengen, um mit den Verwundeten den Rückzug zu schaffen. Diese Kriegsoperation 1966 vom jugoslawischen Regisseur Veljko Bulajić mit prominenten
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deshalb fort, weil die deutschen und Ustascha-Einheiten etwa 8.000 Partisanen töteten und 2.000 Partisanen gefangen nahmen und die Partisanen zum Rückzug in die südliche Herzegowina und nach Montenegro zwangen. Sondern in den Regionen Banija, Kordun, Lika, Kozara und Cazinska Krajina (Nordwestbosnien) gab es neben den Kampfhandlungen systematische „Durchkämmaktionen“ auf der Suche nach „Banden“ und „Verdächtigen“.346 „Gesäubert“ wurde Haus für Haus, Weiler um Weiler, um diese dann in Brand zu stecken. Die Bevölkerung wurde in kilometerlangen Kolonnen nach Norden getrieben, soweit sie nicht mit den nach Süden zurückweichenden Partisanen mitflüchtete. All dies blieb in der Erinnerung haften, zumal der Großteil der Vertriebenen in die Konzentrationslager von Jasenovac und Stara Gradiška eingeliefert wurde.347 Die deutschen Kräfte, die das Terrain durchkämmten, reagierten mit beispielosen Repressalien und bemühten sich überhaupt nicht um eine Unterscheidung zwischen Zivilisten und Kombattanten, Überführten und nur Verdächtigten. Sie nahmen im Operationsgebiet Zivilisten auf den leisesten Verdacht eines Kontaktes zu Partisanen hin mit.348 Mile Pleša und sein Bruder Jure Pleša aus Ramljan wurden bei einem Angriff der Partisanen auf die Stadt Gospić (Likaregion, Westkroatien) gefangen genommen und im Dezember 1943 nach Klagenfurt überstellt, wo sie einem Steinmetz zugeteilt wurden.349 Ihr Fall ist typisch für den Umgang der deutschen Stellen mit den Behörden des NDH: Diese wurden von der Überstellung kroatischer Gefangener vor vollendete Tatsachen gestellt; Eingaben um Freilassung wurden nicht beantwortet. Die Betroffenen befanden sich schon längst im Reich, als die Familienangehörigen davon erfuhren. Der Bevollmächtigte Deutsche General teilte mit seinem Schreiben vom 21. Juni 1944 dem Innenministerium mit, dass die genannten Personen (die beiden Brüder Pleša – Anm. d. Verf.) (...) aufgrund der Absprache mit den kroatischen Auswanderungsbehörden durch den Bevollmächtigten Deutschen General zur Firma Ferdinand Friedl, Steinbaumeister, Klagenfurt (...) geschickt wurden. Nach Ablauf ihres einjährigen Arbeitsvertrages können sie nach Kroatien zurückkehren. Sie wohnen als freie Zivilarbei-
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Schauspielern (Yul Brynner, Curd Jürgens, Hardy Krüger) verfilmt. „The Battle of Neretva“ wurde 1969 mit dem „Oscar“ ausgezeichnet. Schmider, Der Partisanenkrieg in Jugoslawien, S. 559; Anić, Antifašistička Hrvatska, S. 66 (Skizze der Stoßrichtungen der Partisanen). Militärgeschichtliche Darstellungen s. K. Schmider, Partisanenkrieg in Jugoslawien, S. 206–209; Sundhaussen, Der kroatische Ustaschastaat, S. 253; Anic, Antifašistička Hrvatska (Das antifaschistische Kroatien), S. 124. HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, Zl. U.P.M.T. 2364/44, Inv.-Nr. 7444. HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, Zl. U.P.M.T. 3023/44, Inv.-Nr. 7499.
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ter an der Wohnstatt ihres Arbeitgebers und genießen die gleichen Rechte und Pflichten wie jeder deutsche Arbeiter.350 2.7.5.1 Die Kinder der Kozara Stara Gradiška und Sisak waren für diese aus den Operationsgebieten der deutsch-kroatisch-italienischen Offensive, vor allem aus dem Berggebiet Kozara in Nordbosnien Vertriebenen Durchgangslager für die Verschickung ins Reich,351 für ihre Kinder bis zum 12. Lebensjahr (die von den Eltern nicht mit auf den Transport genommen werden durften) hingegen ein Ort, an dem ihnen Hunger, Verwahrlosung, Seuchen und gewaltsame Liquidierung drohten. Die Innsbruckerin Diana (Olga Friederike) Budisavljević (geb. Obexer), ausgebildete Krankenschwester und Gattin eines Zagreber Chirurgen, begann am 9. Juli 1942 mit der Evakuierung von ca. 60 Kindern352; am 13. Juli 1942 brachte sie mehr als 300 von insgesamt 600 Kindern353 aus dem Lager Stara Gradiška und am 15. Juli 1942 850 Kinder aus einem Nebenlager von Jasenovac nach Zagreb.354 Am 2. August 1942 evakuierte Diana Budisavljević mithilfe des Kroatischen Roten Kreuzes 906 Kinder aus Mlaka und sorgte für ihre Unterkunft teils in Zagreb, teils in den Lagern in Sisak.355 Nicht alle Kinder waren transportfähig,356 und selbst von jenen, die gesundheitlich stabil genug waren, um die beschwerliche Fahrt mit Pferdegespannen und in Viehwaggons bis Zagreb (140 km) durchzustehen, starben einige unterwegs. Diese Fahrten dauerten die ganze Nacht hindurch, denn die Züge mussten wegen der Gefahr von Anschlägen der Partisanen auf die Bahngeleise langsam fahren.357 Den Überlebenden wurde durch einen Beamten des Ministeriums für Kultus und Unterricht, Prof. Kamilo Brössler358 (auch „Bressler“ oder „Brösler“, geboren in Bosnien; seine Eltern waren Tschechen), große Hilfe zuteil. Er ermöglichte ihnen eine Unterkunft in einem verlassenen Erdödy-Schloss in der Nähe von Zagreb. Endziel war die dauernde Unterbrin350 351 352 353 354 355 356 357 358
Ebenda, Zl.3023/44, Inv.-Nr. 7499 – Schreiben Azl. 3023/44. Hory/Broszat, Ustaschastaat, S. 253–255; Schmider, Partisanenkrieg, S. 209. Tagebuch, 7. Juli 1942, S. 68. Tagebuch, 30. Juli 1942, S. 84. Tagebuch, 30. Juli 1942, S. 84. Transportlisten des Lagers Sisak, Inv.-Nr. 151, 170, 183, 190. Tagebuch, 13. Juli 1942, S. 76, 77. Ankunft des Transportes in Zagreb: 14. Juli 1942, S. 77. Tagebuch, 11. Juli 1942, S. 74, 75. Ciril Petešić, Kamilo Brössler, Naš Pestalozzi. Pedagoško – socijalni rad i bibliografija objavljenih i neobajavljenih članaka, knjiga i filmova K. Brösslera. Zbornik za povijest školstva (Kamilo Brössler – Unser Pestalozzi. Das pädagogische und soziale Wirken, Bibliografie der publizierten und nichtveröffentlichten Schriften, Bücher und Filme. Annalen zur Geschichte des Schulwesens), Zagreb, Nr. 24/191M; siehe auch Tagebuch, S. 56.
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gung in kroatischen Familien, bei der die Caritas half.359 Die meisten der Kinder, die Diana Budisavljević wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes im Lager Stara Gradiška zurücklassen musste, um für sie einen eigenen Transport mit der nötigen ärztlichen Betreuung zu organisieren, starben oder wurden ermordet. Im November 1942, als die militärische Lage einen Besuch in Stara Gradiška ermöglichte, waren von den 300 Kindern nur mehr 91 Kinder vor Ort. Die meisten der im Juli 1942 zurückgelassenen Kinder waren ermordet worden.360 Am 5. August spätabends kam nochmals ein Konvoi mit insgesamt 1.200 Kozara-Waisen aus dem Nebenlager Mlaka nach Zagreb.361 Die Eltern der schätzungsweise 5.000–7.000 Kinder der Kozara (Kozaračka djeca) wurden aus den Auffanglagern zur Arbeit ins Reich verbracht. Dass es auch im KZ-Stammlager Jasenovac Kinder gab, deren Eltern zur Arbeit nach Deutschland deportiert worden waren, erfuhr Diana von den Reisenden in den Deportationszügen für Deutschland.362 Bis die Genehmigung zur Durchführung der Evakuierung erteilt war, waren jedoch die jüngsten Kinder in der Save ertränkt worden.363 Gegen die Evakuierung der älteren Kinder erhob die Lagerleitung Einspruch gegenüber der Ustascha-Zentrale in Zagreb, weil die Ustascha sie als Geiseln benutzen wollte, die bei Angriffen der Partisanen auf deutsche Soldaten oder Ustaschi erschossen werden sollten.364 Diese Evakuierung scheint nicht in Gang gekommen zu sein, denn es gibt darüber keine weiteren Aufzeichnungen in Diana Budisavljevićs Tagebuch, das die Evakuierungsreisen dokumentiert. Auch die Entwicklung der militärischen Lage – das Vordringen der Partisanen im Jahre 1943 von Süden (Herzegowina) Richtung Norden bis an die (heutige) Grenze zwischen Bosnien und Kroatien am Unafluss365 – machte seit März 1943 Evakuierungsfahrten unmöglich. Die Kinder der Kozara waren bisher eines der Synonyme der Militärgeschichte der deutschen Besatzung in Jugoslawien, so wie es die Offensive an der Neretva und jene an der Sutjeska (Flüsse auf bosnisch-herzegowinischem Terrain), so wie es Jasenovac für die Geschichte der Ustascha und Bleiburg für die Vergeltung durch die siegreichen Kommunisten nach 1945 wurden. Die Kinder der Kozara sind jedoch kein Begriff ohne Namen und Persönlichkeit. Nicht alle, aber viele Kinder sind 359 360 361 362 363 364 365
Tagebuch, 7. Mai 1943, S. 127. Tagebuch, 15. Juli 1942, S. 78. Tagebuch, 6. und 7. August 1942, S. 92. Tagebuch, 25. Oktober 1943, S. 145, und 5. November 1943, S. 146. Tagebuch, 23. August 1943, S. 138, 139. Tagebuch, 23. Juli 1943, S. 134. Schmider, Partisanenkrieg, S. 193–351.
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namentlich bekannt und nachweisbar; ihre Eltern suchten nach ihnen,366 schrieben ihnen Briefe aus allen Teilen des Deutschen Reiches und wandten sich mit der Bitte um Nachforschung nach dem Schicksal der Kinder an Diana Budisavljević. Diana Budisavljević selbst hielt in den Auffanglagern nach eventuell zu evakuierenden Kindern Nachschau und bereitete die Väter und Mütter auf die Trennung vom Kind vor, wenn sie sich zum Abtransport bereithalten mussten. Gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen vom Roten Kreuz und Freiwilligen (eine von ihnen war die spätere erste kommunistische Ministerin für Gesundheit und Sozialfürsorge, Tatjana Marinić367) erdachte sich Diana Budisavljević eine Methode zur Identifizierung der Kinder und zur Ermöglichung brieflicher Kontakte zwischen den Eltern und den Kindern, wo immer diese auch untergebracht werden mögen. Diana Budisavljević gab jedem Kind ein Blechplakette mit eingravierten Personalien und legte eine Kartei an (die von ihren beiden Töchtern geführt wurde). Diese Kartei wuchs bis Kriegsende auf über 12.000 Namen an.368 Der Briefverkehr zwischen Eltern und Kindern funktionierte 1942 und 1943 und kam 1944 wegen der 366 Namensliste von Briefschreibern siehe Annex. Ich danke Frau Univ.-Prof. Dr. Silvija Szabo für die Einsichtnahme in diese Briefsammlung in ihrem Privatarchiv, das sie als Enkelin von Diana Budisavljević von ihrer Großmutter geerbt hat. 367 Melita Richter-Malabotta, Facoltà di Scienze della Formazione, Università di Trieste, Život i vrijeme Tatjane Marinić, jedne od osnivača socijalnog rada (Tatjana Marinić, eine der Begründerinnen der Sozialarbeit). www.hrcak.srce.hr. Tatjana Marinić (1897–1966), geboren in Slavonski Brod als 13. Kind einer Arbeiterfamilie. Sie ermöglichte sich selbst den Besuch der Lehrerinnenbildungsanstalt, indem sie neben dem Studium in einer Schuhfabrik arbeitete. Wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges konnte sie die Ausbildung nicht abschließen, sondern musste sofort in den Schuldienst eintreten. Als Lehrerin engagierte sie sich für die soziale Betreuung von bäuerlichen Familien, ihren Kindern und Frauen sowie für Kriegsinvalide. Als Kommunistin wurde sie mehrfach verhaftet und im Gefängnis so schwer geschlagen, dass sie zu einer Behandlung der gschädigten Wirbelsäule nach Österreich kommen musste. Den Aufenthalt in Wien nutzte sie zur Ausbildung bei Sigmund Freud und Alfred Adler, bei den Psychologen Charlotte und Karl Bühler und zum Studium der Sozialeinrichtungen des Roten Wien. Nach der Rückkehr aus Österreich (1934) nahm sie Kontakt auf zu einem Intellektuellenkreis in Zagreb, dessen Mitglieder ebenfalls in Wien, Berlin und Prag Sozialmedizin, Sozialpsychologie und Psychologie studiert hatten und an der Reform des Bildungswesens arbeiteten und die Grundlagen zur professionellen Sozialarbeit legten. Tatjana Marinić wurde Lehrerin an einer Lehrerbildungsanstalt, an der sie auch das Studium für Horterzieherinnen und Kindergärtnerinnen ausbaute. 1943 ging sie mit ihrer ganzen Klasse von Studentinnen der Lehrerinnenbildungsanstalt zu den Partisanen. Auch dort wurde ihr die Sozialarbeit in den von den Partisanen eroberten Territorien anvertraut. 1945 übernahm sie das Ministerium für Gesundheit und Soziales. In diesen Funktionen nahm sie internationale Kontakte auf – so auch zur Leiterin der Sozialfürsorge im Magistrat der Stadt Wien, Dr. Erna Seiler. Dank Tatajna Marinićs Erfahrungen konnte in Zagreb 1952 ein Studium der Sozialarbeit aufgebaut werden. Zagreb wurde zum Mekka der Sozialarbeit in Südosteuropa. 368 Die Kartei musste sie am 28. Mai 1945 auf Forderung von Tatjana Marinić, der kommunistischen Kommissarin für Gesundheit und Sozialversicherung, mit der sie bei den Evakuierungen zusammengearbeitet hatte, der Polizei übergeben: Auskunft Silvija Szabo, am 21.9.2005.
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erschwerten Verkehrsverbindungen zum Erliegen.369 Aber die Karthotek wurde ständig aktualisiert und ermöglichte es nach Kriegsende jenen Eltern, denen eine Rückkehr von der Arbeit im Reich beschieden war, ihre Kinder wieder ausfindig zu machen.370 Die Kontaktperson Nevenka S. gab an, dass sie eines dieser Kinder der Kozara gewesen sei und nach der Evakuierung aus dem Lager Stara Gradiška ihren Vater, Dušan S., wiedergefunden habe.371 Der Briefverkehr und die Zettel mit Diana Budisavljevićs Postadresse in Zagreb, die sie selbst in den Deportationszügen auslegte, um mit den Reisenden Kontakt aufzunehmen, brachten ihr eine Hausdurchsuchung durch die Gestapo ein. Zu Schwierigkeiten mit den deutschen Stellen führten Diana Budisavljevićs Sendungen von Sanitätsmaterial und Medikamenten an die Partisanenzellen in der Umgebung von Zagreb, deretwegen sie von neugierigen Nachbarn denunziert wurde.372 Hilfeleistungen für die Partisanen, „Zusammenarbeit“ mit ihnen, „feindliche Betätigung zum Schaden des Deutschen Reiches“ waren dehnbare Begriffe, mit denen auch Bewohner außerhalb des „Bandengebietes“ beschattet und verhaftet wurden. Die Bevölkerung gewann den Eindruck, dass es den deutschen Stellen vor allem, wenn nicht ausschließlich darum ging, frische Arbeitskräfte, vor allem Facharbeiter, zu rekrutieren und dass jeder Anlass dazu und jeder Vorwurf willkommen waren. Als der technische Beamte der Kroatischen Staatsbahnen, Vjekoslav Marcelja, Leiter der Heizdienste im Bahnhof Moravice, von der Gestapo im Direktionsbüro in Zagreb unter der Beschuldigung der feindlichen Betätigung festgenommen wurde, protestierte die Generaldirektion für Verkehr des Unabhängigen Staates Kroatien mit genau diesen Worten beim Deutschen Kommandierenden General in Kroatien und forderte Antwort auf die Frage, mit welchem Recht der Genannte, ein kroatischer Beamter, in einer kroatischen Dienststelle verhaftet werden dürfe; wenn er sich irgendwie schuldig gemacht habe, könne er seine Schuld auch in Kroatien abbüßen und dort tätig sein. In den Wartungshallen in Sarajewo gebe es ohnehin einen Mangel an qualifiziertem Personal, zumal 369 Tagebuch, S. 106–170, und Eintragung vom 28. Mai 1945, S. 168–179. 370 Das Tagebuch enthält auch Eintragungen über die Unterbringung der Kinder in „Pflegefamilien“, bei Bauern, und die Probleme mit der Ausbeutung der Kinder durch schwere Arbeit sowie Kindesmisshandlungen. Dazu siehe: Ciril Petešič, Dječji dom Jastrebarsko 1942–1947 (Das Kinderheim Jastrebarsko 1942–1947), Zagreb, 1992. 371 Nevenka S. aus Hrvatska Dubica, geb. 1930, musste 1942 im Lager Stara Gradiška zurückbleiben. (Sie gestattete die Nennung ihres vollen Namens nicht.) 372 Dass sie von der Ustascha deswegen nicht verhaftet wurde, verdankte sie vermutlich ihren Kontakten zum Büro der Deutschen Wehrmacht, in dem ein Major aus Schlesien (Albert von Kotzian) und ein Unteroffizier aus Tirol Diana Budisavljevićs Evakuierungen unterstützt hatten: Gespräch mit Univ.-Prof. Dr. Silvija Szabo, Zagreb, 29.9.2005.
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große Bauxittransporte für kriegswichtige Betriebe bevorstünden.373 In einem ähnlichen Fall zeigten die deutschen Stellen – in ihrem eigenen Interesse – Einsehen und gestatteten die Bitte der kroatischen Stellen, Facharbeiter im eigenen Land zu belassen, zumal ihre Arbeitskraft ohnedies den Deutschen zugutekam: Der Lokführer Grga Martinovic war rechtskräftig zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt worden und durfte wählen, ob er die Strafe in Kroatien sofort antreten oder aber sich freiwillig nach Deutschland zur Arbeit melden wollte, um die Bauxitlieferungen für die deutsche Industrie fristgerecht abwickeln zu können.374 Schließlich hatten die Transporte ohnedies unter den heftigen Kämpfen gegen die Partisanen im Raum Nordwestbosnien zu leiden, so dass die Beförderung von Eisen, Kohle und Bauxit nach Sisak, in die dortigen Hochöfen von Caprag, gestört wurde. Die Hochöfen in Sisak standen tagelang still; die Eisenhütte Jesenice (Aßling) musste ihre Produktion spürbar drosseln.375 Die Bevölkerung machte ihrer Empörung gegen das brutale Vorgehen der deutschen Behörden und ihrer Kollaborateure in Kroatien bei der Zwangsrekrutierung von Arbeitskräften Luft. In Bregana (30 km westlich von Zagreb, heute an der Grenze zu Slowenien, damals an der Grenze des Unabhängigen Staates Kroatien zum „reichsunmittelbaren“ Unterkrain) hob am 28. Jänner 1944 eine deutsche Patrouille, die von Partisanen angegriffen worden war, als Vergeltung die männliche Bevölkerung mehrerer Ortschaften dieses Gemeindebereiches (Lug, Obrežje, Jesenice Dolenjske, Bregana) aus. Im Hof der Fabrik wurden sie registriert und 50 von ihnen nach einem Kurzverhör ins Sammellager nach Zagreb verbracht, um
373 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH – Generaldirektion für Verkehr, AZl. Taj. 809/1944. 374 HDA Zagreb, Fonds 223, Ersuchen an Glaise von Horstenau, Zl. U.P.M.T. 1233/194/1944 vom 8. März 1944. Die Zustimmung von General Glaise von Horstenau kam am 23.März 1944 unter Zl. taj.573/1944, AZl.1615/1944. – Weitere Fälle von Interventionen zugunsten zwangsrekrutierter Bahnbeamter: U.M.V.T. Zl. 233/1944 81.1 vom 10. Jänner 1944, Inv.-Nr. 7034: Die Kroatischen Staatsbahnen – Sektion für die Wartung der Bahngleise Zagreb–Westbahnhof, ersuchte um Rückstellung von Personen, die sich bereits im Sammellager befanden und auf der Liste zum Abtransport nach Deutschland standen, weil sie als Facharbeiter benötigt werden (… jer ih trebaju kao stručno osoblje …). 375 Statistiken zur Rohstoffförderung von 1938–1943 bei Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte, S. 277–279: Die Förderung von Steinkohle fiel von 57.500 Tonnen (1938) auf 39.300 (1939), dann auf 8.700 tonnen 1941, auf 839 Tonne im Jahr 1943, um 1943 den Nullpunkt zu erreichen. Die Manganproduktion betrug 1938 3.400 Tonnen, fiel bis 1942 auf 164 Tonnen und erreichte 1943 den Nullpunkt. Andere Rohstoffe wurden weiterhin gefördert, konnten aber teils wegen zerstörter Verkehrswege, teils mangels an Personal nicht mehr zu den Abnehmern transportiert werden. S. 281: Liste der Produktionseinbußen. Besonders das „Bauxitprogramm“ der Wehrmacht für die Aluminiumindustrie versagte. Im Herbst 1944 musste das Bauxitprogramm endgültig eingestellt werden: Sundhaussen, op. cit., S. 281–288.
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ins Deutsche Reich abtransportiert zu werden. Der Bezirkshauptmann von Samobor protestierte im Innenministerium gegen diese Aktion, dass sie nur zu dem einen Zweck, der Aushebung von Arbeitern, gedient habe, und gegen die Vorgangsweise der daran beteiligten deutschen Soldaten und bosnischen Hilfskräfte: Seiner Information nach waren die Männer einer nach dem anderen in den Hof getrieben worden. Ein Soldat habe jene „selektiert“, die ihm als Sympathisanten der Partisanen verdächtig erschienen seien. Dieser einheimische Soldat habe sich einige Tage vor dieser Aktion als Spitzel in eine Partisaneneinheit eingeschlichen, um zu sehen, wer von den Gemeindebewohnern den Partisanen Essen bringe oder sonstwie helfe. Bei der Identifizierung habe dieser Soldat, besser Denunziant, die angeblich von ihm wiedererkannten Helfer der Partisanen attackiert, sie geschlagen, zu Boden geworfen und geschrieen: Du hast mir zu trinken gebracht! oder Du wolltest mich umbringen! oder Du hast mich zum Tod verurteilt! Die solcherart „Überführten“ seien ihrer persönlichen Habe beraubt, in eine Ecke des Hofes gedrängt und dort gnadenlos mit Gewehrläufen geschlagen worden. Mit erhobenen Händen seien sie zur deutschen Kommandostelle abgeführt und von dort nach Zagreb in das Gefängnis in der Savska Cesta, verbracht worden. In der Ortschaft Lug hätten deutsche Soldaten ein gleiches Szenario mit etwa 20 Personen veranstaltet. 53 Personen seien bei dieser konzertierten Aktion via Zagreb nach Graz verbracht worden, 13 hätten „freiwillig“ dem Einsatz in Graz zugestimmt. Diese kamen im März 1944 nach Graz, während für die anderen nach wiederholten Interventionen des Innenministers bei Glaise von Horstenau die Heimkehr erwirkt werden konnte.376 Sogar gute Ustaschi aus der Stadt Samobor und Umgebung sollen bei dieser Aktion deportiert worden sein.377 Der Bezirkshauptmann betonte in seinem Protestschreiben an das Innenministerium: Die Bevölkerung ist empört über die Willkür der deutschen Soldaten, vor allem aber darüber, dass Eingaben zur Rückstellung von der Zwangsarbeit von den deutschen Stellen nur mit einer Pauschalverdächtigung der Bevölkerung – „das sind alles Partisanen“ – quittiert werden. Die deutschen Soldaten plündern, stecken alles in Brand, deportieren die Bevölkerung und misshandeln sogar jene, von denen sie wissen müssten, dass ihre Angehörigen in der Wehrmacht oder in der Legion [in der Kroatischen Legion – Anm. d. Autorin] oder zur Arbeit im Reich sind.378 Die Augenzeugen dieser 376 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, Zl.303-1944 vom 17. Februar und 10. März 1944. 377 Die Namen der Deportierten dieser Aktion sind bekannt: HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, U.P.M.T. 3225/44, Inv.-Nr. 7541: Izvješće o izgredima u Bregani i o kolnim selima kotara Samobor (Bericht über Ausschreitungen in Bregana und umliegendenOortschaften des Bezirkes Samobor). 378 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, U.P.M.T. 3225/44, Inv.-Nr. 7541. Zeitzeuge Marko Tadic wurde im September 1943 als 18-Jähriger nach Stockerau deportiert und dort als Forstarbeiter eingesetzt. Zudem musste er die militärische Ausbildung für die kroatische Legion durchlaufen
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Ausschreitungen wussten dem Bezirkshauptmann von Samobor gegenüber sogar den Namen des Soldaten zu nennen, der die Opfer tätlich misshandelt hatte: Richard Schening, alias Žarko Pšeničnik, ein Krainer oder Böhm aus Vukovar (… ili Kranjec ili Pemac iz Vukovara …), Angehöriger der Volksdeutschen, der erst 1941 entdeckt hat, dass deutsches Blut in seinen Adern kreist. Die Mittäter wurden als Angehörige der bosnischen Hilfstruppen identifiziert, mit denen die Deutschen die Justiz und die Verwaltung ausüben, während sie die rechtmäßigen Organe ignorieren. Diese Frage sollten unsere Behörden in Zagreb einmal grundsätzlich mit den Deutschen klären. Als wären wir kein Staat, sondern besetztes Gebiet und Tummelplatz einer undisziplinierten Soldatesca, kritisierte der Bezirkshauptmann von Samobor in diesem Protestschreiben an das Innenministerium.379 Auch wenn Ustascha-Polizei bei den Razzien mitbeteiligt war, erfuhren die kroatischen Behörden nichts vom Schicksal ihrer verhafteten und verschleppten Landsleute. Welche Ausmaße die von den Deutschen unter Ausschluss der kroatischen Stellen vorgenommenen Aushebungen annahmen, kann mangels kroatischer Quellen nicht festgestellt werden.380 Der Jahresbericht 1942 enthält nur den Posten deutsche Aushebungen: Die Zahl dieser Ausgehobenen ging nicht in den Jahresbericht ein.381 Im Jahre 1942 waren die kroatischen Behörden noch bemüht, die Eigenmächtigkeit der deutschen Stellen zu decken und die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den deutschen Behörden im Land – die als Besatzungsmacht erlebt wurde382 – zu ignorieren. Im Kampf waren wir gleichberechtigt. Diese Feststellung der Kärntner Slowenin Milka Kokot trifft auf die Frauen zu, die im jugoslawischen Volksbefreiungskampf zum ersten Male vom Kommandostab anerkannte Kombattantinnen waren.383 Es trifft auch auf jene 600.000 Frauen zu, die wegen der Zusammenarbeit mit den Partisanen, der Hilfe für diese oder direkt als Kombattantinnen verhaftet wurden und in Gefängnissen und Konzentrationslagern landeten.384 Milka Rapajić, ver-
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und wurde am 4.1.1944 an die Front in die Lika gesandt. Seine Altersgenossen Anto Ćurić und Ilija Kersić teilten mit ihm dieses Schicksal. HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, Zl. U.P.M.T. 3225/44,Inv.-Nr. 7541. Tooze, Ökonomie der Zerstörung, S. 596f. HDA Zagreb, Fonds 226, MZDU NDH, Dok. Nr. 98382, „Rekapitulacija“ II, S. 3. Glaise von Horstenau vertraute seinem Tagebuch an, wie unbeliebt die deutschen Soldaten in Kroatien bald waren, wie sehr sie das Vertrauen der Bevölkerung zu ihrer Ordnungsmacht verspielten: Brouček, Ein General im Zwielicht, III. Bd., S. 149. Wiesinger Barbara, Partisaninnen Widerstand in Jugoslawien 1941–1945, Boehlau 2008. Die ehemalige jugoslawische Ministerpräsidentin (1982–1986) Milka Planinc, die einzige weibliche Spitzenpolitikerin eines sozialistischen Staates (geb. 1924 in Dalmatien) trat als junge Arbeiterin in die dalmatinische Partisanenbrigade ein und brachte es bis zum Leutnant: Ich danke Frau Planinc für ihre bereitwilligen Auskünfte über ihre Partisanentätigkeit. – Milka Kokot, der
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ehelichte Medunić (geb. 1922) in Slavonski Brod, eine von ihnen, hatte ein acht Monate altes Kind, als deutsche Soldaten sie bei einer Razzia in ihrem Haus wegen angeblicher Zusammenarbeit mit den Partisanen festnahmen. Ihr Name fand sich nämlich auf Papieren, die ein Partisanenkurier mit sich führte, als er im Juni 1944 in einem Hinterhalt getötet wurde. Darauf stand auch jener von Dragica Tepelić, einer bosnischen Partisanenkurierin und Kameradin von Milka Rapajić. Auch Tepelić wurde verhaftet. Da sie beide schwiegen, wurden sie im Gefängnis Bosanski Novi gefoltert. Dann kam Rapajić ins Lager Jasenovac, Tepelić in jenes in Stara Gradiška. Im Gerichtsverfahren in Slavonski Brod wurden beide zum Tode verurteilt. Im August 1944 wurden sie ins Lager Glavnjača in Belgrad – ein im 19. Jahrhundert errichtetes Gefängnis, aus der Zeit des Königreiches Jugoslawien berüchtigt als Folter- und Vernichtungsstätte politischer Gefangener – überstellt, um Mitte Oktober gemeinsam mit einer Belgraderin, Drena Trivić, ebenfalls Partisanenkurierin, in ein Lager nach Wien verbracht zu werden. Dort wurde das Verfahren gegen Rapajić und Tepelić neu aufgerollt; täglich wurden sie einvernommen und unter Misshandlungen zu einem Geständnis gezwungen, das sie nicht verstanden. Rapajić erkrankte an Typhus, musste jedoch trotz ihrer Schwäche den Fußmarsch nach Mauthausen antreten. Zu essen bekamen wir in Wasser gekochte Kartoffelschalen. Laut Rapajić blieben sie bis 15. Juni 1945 (sic!) in Mauthausen (aber sie konnte sich an die Befreiung des Lagers und die Zeit danach nicht erinnern), nur wusste sie, dass sie sich in psychiatrische Behandlung begeben musste. Da sie an den Extremitäten Schäden erlitten hatte, war sie im Alter an den Rollstuhl gefesselt. Die weiblichen KZ-Häftlinge waren auch im Arbeitseinsatz während ihrer KZ-Haft gleichberechtigt mit den männlichen Häftlingen und bestimmt zur Vernichtung durch Arbeit. Auch katholische Priester landeten wegen „Bandenbegünstigung“ bei der Sklavenarbeit im KZ: Trotz der von Rom vorgegebenen Linie, dem entschiedenen Antikommunismus, konnten es Priester mit ihrer Berufsauffassung vereinbaren, Kommunisten zu helfen, die Heimat von den Besatzungsmächten zu befreien und bei der Errichtung eines sozial und national gerechten Staates mitzuwirken.385 Martin M. (geb. 1931) aus Slawonien, ein Seminarist, war Kurier bei Kärntner Slowenin, und ihrem Sohn Andrej Kokot habe ich für weiterführende Hinweise zur Tätigkeit slowenischer Partisaninnen im Kampf gegen die Deutschen in Kärnten zu danken: Biografien Kärntner Partisaninnen siehe bei Andrej Leben, V borbi smo bile enakopravne. Uporniške ženske na Koroškem v letih 1939–1955. (Im Kampf waren wir gleichberechtigt. Aufständische Frauen in Kärnten 1939–1955). Ljubljana/Klagenfurt, 2003, S. 54–60. 385 Siehe hierzu Ćiril Petešić, Katoličko svećenstvo u NOB-u 1941–1945 (Der katholische Klerus im Volksbefreiungskampf 1941–1945), Zagreb, 1982. 12 slowenische Priester der Diözese Maribor landeten in Jasenovac. In diesem KZ ließen sieben von ihnen ihr Leben: S. 275f. – In der
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den Partisanen. Mit einer Botschaft wurde er im Juni 1943 von einer Patrouille erwischt. Er kam auf eine landwirtschaftliche Farm in Stockerau, die eine KZAußenstelle war. Der Priesterseminarist Živan Bezić aus Zadar hatte sich den Partisanen angeschlossen und war bei Kampfhandlungen vor Mostar verwundet der Wehrmacht in die Hände gefallen. Er landete im Konzentrationslager Mauthausen. Dort war er zum Abtransport der Leichen ins Krematorium und zur Beseitigung der Verbrennungsreste eingesetzt. In seinen Erinnerungen unter dem Titel U sjeni krematorija (Im Schatten der Krematorien386) hat er auch seiner Mithäftlinge gedacht, die Mauthausen nicht überlebt haben: Ante und Mirko Šegvić sowie Nikola Mihovilovič (alle geboren 1913) aus Komiža (Insel Vis/Lissa).387 Milovan Ž. (geb. 1922), verhaftet 1944, wurde in das Untertagewerk in Steyr zur Erzeugung von Kugellagern geschickt.388 Eine quellengestützte, unparteiische, nicht apologetische Darstellung der Rolle des katholischen Klerus sowie der Katholiken des östlichen Ritus für die kroatischen Diözesen steht noch aus. Die bosnischen Diözesen wurden hingegen bereits von Fra Petar Jeleč OFM (Sarajewo) in seiner Dissertation an der päpstlichen Universität Gregoriana, Rom, bearbeitet.389
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Diözese Laibach arbeiteten Franziskaner aus dem Laibacher Kloster und die gesamte Zisterzienserkarthause Pleterje mit der Osvobodilna fronta (OF) zusammen. Der Klerus der Erzdiözese Gorizia-Gradisca und sein vorgesetzter Ortsbischof, Erzbischof Carlo Margotti, arbeiteten für die OF. Erzbischof Margotti wurde deshalb auf Betreiben der italienischen Behörden aus seiner Erzdiözese abberufen: S. 75–80. Der istrische Klerus und seine Bemühungen bei den Partisanen, Istrien mit Jugoslawien zu vereinen, wurde auch vom kommunistischen Jugoslawien anerkannt: S. 84–88. Bischof Alojzije Mišić von Mostar kooperierte mit den Partisanen und war der einzige Bischof des NDH, der die Verbrechen der Ustascha öffentlich verurteilte: ibid., S. 95–102. Der ranghöchste kroatische Geistliche, der in eine Partisaneneinheit eintrat und als Militärseelsorger tätig war, war der Zagreber Domherr Msgr. Dr. Svetozar Rittig, der 1902 an der Wiener Universität zum Doktor der Theologie promoviert wurde und Ordinarius für Kirchengeschichte in Zagreb war: ibid., S. 130–140. Weitere 43 Priester zählen zu jenen Opfern, die wegen der Zusammenarbeit mit den Partisanen entweder hingerichtet wurden oder in den Lagern starben: Drei davon kamen im KZ Dachau ums Leben; für Mauthausen gibt es keine Hinweise. Živan Bežić, U sjeni krematorija (Im Schatten der Krematorien), Zadar, 1975; Petešić, Katoličko svećenstvo u NOB-u (Der katholische Klerus im Volksbefreiungskampf ), gedenkt dieses Partisanen. S. 155–156. Živan Bežić – Gespräch mit der Autorin, 6. Juli 2001. Auskunft der Angehörigen (10.10.2001) des nach der Antragstellung an den Österreichischen Versöhungsfonds Verstorbenen. Ćiril Petešić hat nicht systematisch Quellensuche betrieben; Jure KriŠto, NDH i Katoliča crkva 1941–1945 (Der NDH und die Katholische Kirche 1941–1945), 2 Bde., Zagreb, 1998, hat die Quellen auf eine Verteidigung des Klerus gegenüber Kollaborationsvorwürfen hin interpretiert. – Für die bosnisch-herzegowinischen Provinzen ist die Dissertation von Fra Petar Jeleč aufschlussreich: Jeleč Fra Petar, La Chiesa cattolica in Bosnia ed Erzegovina e lo Stato indipendente croato (1941–1945). Lo studio secondo la storiografia e le fonti ecclesiastiche e civili, principal-
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Für die evangelischen Bekenntnisse A.B. und H.B. in Kroatien ist eine solche Untersuchung (nach derzeitigem Kenntnisstand der Autorin) noch nicht in Angriff genommen worden. Doch kann aufgrund der Arbeiten von Ciril Petešić und Jure Krišto festgestellt werden, dass sich vor allem slowenische Geistliche – die mit der slowenischen Bevölkerung der „Untersteiermark“ das Los der Vertreibung durch die deutsche Verwaltung in Slowenien teilten – mit den Idealen des „Volksbefreiungskampfes“ identifizierten, obwohl oder trotz der Tatsache, dass er von kommunistischen Kadern initiiert und kommandiert wurde, und dass die von Papst Pius XII. vorgegebene Linie eine strikte Verweigerung jeder Koexistenz von Religion und Kommunismus bedeutete. Priester, wie Živan Bežić, wurden wegen Unterstützung der Partisanen oder aktiver Teilnahme am Partisanenkampf in Konzentrationslager eingewiesen und damit zur direkten Zeugenschaft der Verbrechen gegen die Menschlichkeit, zur Mitwirkung an Morden und Beseitigung der Mordspuren gezwungen. Mit ihren Gläubigen teilten sie auch die Zwangsund Sklavenarbeit. Im Lager selbst wurden Geistliche in eigenen Baracken interniert. Sie durften keinen Kontakt zu Nichtgeistlichen pflegen und konnten daher nur heimlich Seelsorge ausüben. Es ist nicht bekannt, dass Priester, die die Lagerhaft überlebt hatten, nach ihrer Rückkehr aus den Lagern von den kroatischen Bischöfen solidarisch und freundlich empfangen worden sind.390 Die Tagebucheintragungen von Diana Budisavljević werden bestätigt durch den Jahresbericht des Auswanderungsamtes für das Jahr 1942. Er enthält nämlich eine Liste der Transporte von Lagerinsassen aus Stara Gradiška, die mit den Daten von Budisavljevićs Eintragungen übereinstimmen.391 Die Zahl der deportierten Lagerinsassen wurde in das Jahreskontingent für 1942 miteingerechnet (obwohl in der Legende zum Jahresbericht bemerkt wird, dass die von der Ustascha ausgehobenen und in Lager verbrachten Personen nicht in die Statistik der über das Auswanderungsamt vermittelten Personen eingerechnet worden sei.392 Die Statistik erwähnt natürlich auch nicht, dass die deutschen Grenzkontrollen Transporte nicht ins Deutsche Reich einreisen ließen, weil die Reisenden zu schwach, zu krank oder sonstwie arbeitsunfähig waren, da sie die Milizen willkür
mente di matrice bosniaco-erzegovese, croata e serba. Roma, Universita Pontefica Gregoriana, 2006. – Ich danke Fra Petar Jeleč für das Separatum seiner Dissertation. 390 Petesić, Katoličko svečenstvo u NOB (Der katholische Klerus im Volksbefreiungskampf ), S. 150: Er deutet an, dass es Konflikte zwischen solchen Priestern und dem Episkopat wegen dessen Unterstützung des Regimes des NDH und ihrer Ablehnung der Partisanenbewegung gegeben habe. 391 HDA Zagreb, Fonds 226, MZDU, Fasz. 15, Zl. 98382/92, Seite 30. – Siehe Annex, Tabelle Nr. 7. 392 HDA Zagreb, Fonds 226, MZDU, Fasz. 15, ebnd. Rekapitulation II, S. 3.
3. Entsendung von Arbeitskräften aus den von Italien besetzten und annektierten Regionen …
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lich zusammenfingen und ohne Rücksicht auf ihre körperliche Verfassung in die Waggons verluden. 2.7.6 Kroatische Arbeitskräfte aus den besetzten Ländern Europas Dušan T. (geb. 1923) bei Vrginmost (Gvozd), arbeitete im Jahre 1940 in Frankreich. Nach der deutschen Besetzung Frankreichs befahl die Wehrmacht den dort weilenden Ausländern im Oktober 1940 Frankreich zu verlassen, weil Deutschland Arbeitskraft benötigt. Der Transport ins Reich führte ihn und seine Kollegen Ivan Levačić, Obilić Miloš, Slavko (?) zu einem Bauern nach Graz, der auch polnische und griechische Arbeitskräfte beschäftigte. Josef Vinter war ein sehr guter Mensch (bei dem Dušan bis Mai 1945, bis zum Einmarsch der Russen) blieb. Josef Vinter sorgte auch dafür, dass Dušan Kontakt mit seinem in Jugoslawien verbliebenen Bruder erhielt, und unterstützte ihn bei der Heimkehr nach Jugoslawien.393
3. Entsendung von Arbeitskräften aus den von Italien besetzten und annektierten Regionen des ehemaligen Jugoslawien 3.1 Arbeitsemigration im Lichte der präfaschistischen und faschistischen Zwangsitalianisierung der Slowenen und Kroaten Im Friedensvertrag von Rapallo (November 1921) trat das Königreich Jugoslawien Italien alle jene Territorien ab, die ihm in den Londoner Geheimverträgen (1915) aus der Erbmasse der österreichisch-ungarischen Monarchie zugesagt und von der Friedenskonferenz in Paris bestätigt worden waren: das Territorium westlich von Rijeka, das slowenische Küstenland, die Ostküste der Halbinsel Istrien, die Inseln der nördlichen Adria: Krk, Rab und Cres-Lošinj. Den Anspruch auf Dalmatien konnte Italien nicht durchsetzen; nur die Stadt Zadar (Zara) und die süddalmatinischen Inseln Lastovo und Palagruža wurden dem Königreich gewährt. Den Freistaat Fiume/Rijeka konnte Italien erst im Friedensvertrag von Rom (1924) annektieren.394 Mit den neuen Provinzen gerieten 400.000 Slowenen395 und mehr als 100.000 Kroaten unter italienische Oberhoheit. Sie bewohnten das bäuerlich geprägte Landesinnere von Istrien sowie das Hinterland der Küste, während die auto393 Antragsteller an den Österreichischen Versöhnungsfonds. 394 Goldstein, Croatia, S. 115. – Zu den Grenzstreitigkeiten, mit denen Italien bei der Friedenskonferenz in Versailles aufgetreten war, und der Inbesitznahme der neuen Territorien s. Cattaruzza, L’Italia e il confine orientale, S. 159–164. – Russinow, Italy’s Austrian Heritage, S. 41–52 und 119–162. 395 Cattaruzza, L’Italia e il confine orientale, S. 162.
3. Entsendung von Arbeitskräften aus den von Italien besetzten und annektierten Regionen …
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lich zusammenfingen und ohne Rücksicht auf ihre körperliche Verfassung in die Waggons verluden. 2.7.6 Kroatische Arbeitskräfte aus den besetzten Ländern Europas Dušan T. (geb. 1923) bei Vrginmost (Gvozd), arbeitete im Jahre 1940 in Frankreich. Nach der deutschen Besetzung Frankreichs befahl die Wehrmacht den dort weilenden Ausländern im Oktober 1940 Frankreich zu verlassen, weil Deutschland Arbeitskraft benötigt. Der Transport ins Reich führte ihn und seine Kollegen Ivan Levačić, Obilić Miloš, Slavko (?) zu einem Bauern nach Graz, der auch polnische und griechische Arbeitskräfte beschäftigte. Josef Vinter war ein sehr guter Mensch (bei dem Dušan bis Mai 1945, bis zum Einmarsch der Russen) blieb. Josef Vinter sorgte auch dafür, dass Dušan Kontakt mit seinem in Jugoslawien verbliebenen Bruder erhielt, und unterstützte ihn bei der Heimkehr nach Jugoslawien.393
3. Entsendung von Arbeitskräften aus den von Italien besetzten und annektierten Regionen des ehemaligen Jugoslawien 3.1 Arbeitsemigration im Lichte der präfaschistischen und faschistischen Zwangsitalianisierung der Slowenen und Kroaten Im Friedensvertrag von Rapallo (November 1921) trat das Königreich Jugoslawien Italien alle jene Territorien ab, die ihm in den Londoner Geheimverträgen (1915) aus der Erbmasse der österreichisch-ungarischen Monarchie zugesagt und von der Friedenskonferenz in Paris bestätigt worden waren: das Territorium westlich von Rijeka, das slowenische Küstenland, die Ostküste der Halbinsel Istrien, die Inseln der nördlichen Adria: Krk, Rab und Cres-Lošinj. Den Anspruch auf Dalmatien konnte Italien nicht durchsetzen; nur die Stadt Zadar (Zara) und die süddalmatinischen Inseln Lastovo und Palagruža wurden dem Königreich gewährt. Den Freistaat Fiume/Rijeka konnte Italien erst im Friedensvertrag von Rom (1924) annektieren.394 Mit den neuen Provinzen gerieten 400.000 Slowenen395 und mehr als 100.000 Kroaten unter italienische Oberhoheit. Sie bewohnten das bäuerlich geprägte Landesinnere von Istrien sowie das Hinterland der Küste, während die auto393 Antragsteller an den Österreichischen Versöhnungsfonds. 394 Goldstein, Croatia, S. 115. – Zu den Grenzstreitigkeiten, mit denen Italien bei der Friedenskonferenz in Versailles aufgetreten war, und der Inbesitznahme der neuen Territorien s. Cattaruzza, L’Italia e il confine orientale, S. 159–164. – Russinow, Italy’s Austrian Heritage, S. 41–52 und 119–162. 395 Cattaruzza, L’Italia e il confine orientale, S. 162.
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chthone italienische Bevölkerung in den Städten die Beamtenschaft stellte und überproportional in den freien Berufen, im Handel und im Finanz- und Versicherungswesen vertreten war.396 Gemeinsames Charakteristikum dieser von Italien annektierten ländlichen Regionen war ihre wirtschaftliche Rückständigkeit, die niedrige Geburten- und hohe Sterblichkeitsrate, die Landflucht der slawischen Bevölkerung und die Wirtschaftsemigration nach Westeuropa und Übersee. Die Auswanderungsrate betrug zu Beginn des 20. Jahrhunderts 25 % der bäuerlichen Bevölkerung; die italienische Verwaltung förderte diesen Trend.397 Zwangsitalianisierung brachte für die Slowenen und Kroaten nicht nur das Verbot ihrer Sprachen im öffentlichen und kirchlichen Leben, sondern auch die drastische Verminderung der Zahl slowenischer und kroatischer Schulen, die Italianisierung von Orts- und Personennamen, die Einführung der uneingeschränkten Gültigkeit der italienischen Gesetzgebung und die Abschaffung der Gemeinden- und Regionalautonomien.398 Die Italianisierung wirkte sich auf dem Land besonders stark aus, weil Kolonisten aus Süditalien auf den herrenlos gewordenen Liegenschaften angesiedelt und italienische Industrieniederlassungen gegründet wurden.399 Die Zuwanderer sollten die Söldner und faschistischen Schläger abgeben, die die Bevölkerung terrorisierten. Sie assimilierten sich nicht, sondern prägten das Klima der Gewalt und Rechtlosigkeit in den Gemeinden. Die durch die Zwangsitalianisierung erzeugte Rechtsunsicherheit und der Terror der lokalen Faschisten entlud sich nach der Kapitulation Italiens, im September 1943, in einer ersten Welle von Gewalttaten gegen die Urheber. Landflucht und Wirtschaftsemigration kannten jedoch nicht nur die „neuen Provinzen“ oder territori annessi: Sie waren auch nicht nur die Antwort der unterdrückten slawischen Bevölkerung auf die nationale und wirtschaftlich-soziale Diskriminierung.400 Zwar provozierte die Zwangsitalianisierung den slowe-
396 Von Darko Dukovski als Charakteristikum Istriens zu Beginn des XX. Jahrhunderts bezeichnet: Darko Dukovski: Istra XX. stoljeća (1900–1950). Promjene identiteta (socijalni i gospodarski uzroci) (Istrien im XX. Jahrhundert [1900–1950]. Veränderung der Identitäten [soziale und wirtschaftliche Ursachen]). In: Marino Manin, Ljiljana Dobrovšak, Gordan Črpić, Robert Blagoni (Hrsg.), Identitet Istre. Ishodišta i perspektive (Die Identität Istriens. Ausgangspositionen und Perspektiven), Zagreb, 2006, S. 137–169. Hier S. 138. 397 Cattaruzza, L’Italia e il confine orientale, S. 206f. 398 Cattaruzza, L’Italia e il confine orientale, S. 171–175. – Gatterer, Im Kampf um Rom, S. 313– 325: 399 Dukovski, Promjene identiteta (Veränderungen der Identitäten), S. 150f. – Gatterer, Im Kampf um Rom, S. 553, 563f. 400 Gatterer, Im Kampf um Rom, S. 553.
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nischen und kroatischen Nationalismus sowie klasssenkämpferische Agitation;401 aber dieses Italien flohen auch Italiener aus den „neuen Provinzen“ ebenso wie aus Apenninenitalien. Der Fiumaner Historiker Giacomo Scotti402 ist überzeugt, dass gleicherweise Slowenen und Kroaten wie auch Italiener unter dem Mangel an wirtschaftlichen Perspektiven im faschistischen Italien litten und ihr Heil in der Arbeitsmigration im Ausland suchten. 1936 weilten 7.597 Italiener in Deutschland, 1937 war ihre Zahl um etwa 1000 gestiegen; 1938 wurde sie mit 10.000 angegeben.403 Das faschistische Regime betrachtete den Einsatz von Arbeitskräften im Deutschen Reich als wichtigen Beweis für die Bündnistreue Italiens. Daher wurde jeder neue Transport mit hohem Propagandaaufwand verabschiedet.404 Im Deutschen Reich wurde den Italienern die rechtliche Gleichstellung mit den deutschen Arbeitskräften zugesichert.405 Ob mehr ItalienerInnen oder mehr SlowenInnen und KroatInnen die Arbeitsemigration wählten, lässt sich nach Meinung des italienisch-kroatischen Historikers Giacomo Scotti nicht feststellen, denn auch die slowenischen und kroatischen Arbeitskräfte italienischer Staatsangehörigkeit wurden als Italiener registriert, auch wenn in ihren italianisierten Vor- und Zunamen die slawische Wurzel noch erkennbar war. Die Anpassungsschwierigkeiten im Deutschen Reich waren – wie aus den Akten im Staatsarchiv Rijeka zu erschließen ist – für Italiener wie auch für die Angehörigen der slawischen Nationalitäten ähnlich: Die Erfahrung, dass die Gleichberechtigung bei der Entlohnung, im Arbeits- und Sozialrecht nur auf dem Papier bestand, machten alle Italiener, ob aus Apenninenitalien oder den „neuen Provinzen“. Die tarifliche Entlohnung für landwirtschaftliche Kräfte – 2,40 RM für einen Zehnstundentag oder 24 Pfennig pro Stunde – empfanden Apenninenitaliener wie auch die Bewohner der annektierten Territorien als unangemessen niedrig. Zudem gab es technische Schwierigkeiten mit den Lohntransfers, die zu Wertverlusten führten und die Familienangehörigen in eine prekäre finanzielle Lage brachten. Auch Klagen über 401 Die frühkommunistischen Aktionen siehe bei Gatterer, Im Kampf um Rom, S. 319f., 345ff, 534ff; slawischer Widerstand: Cattaruzza, L’Italia, S. 194–196. 402 Giacomo Scotti (geb. 1928) ist ein gebürtiger Neapolitaner, der seit 1947 wechselweise in Fiume/Rijeka, Pula und Triest lebt. Er wirkt als Journalist, Übersetzer aus und in die Sprachen des ehemaligen Jugoslawien, Erzähler und Dramatiker. Als Historiker beschäftigte er sich mit den italienisch-jugoslawischen Beziehungen mit besonderer Berücksichtigung der Hypotheken der faschistischen Ära. Die Autorin dankt ihm für seine Informationen und biografischen Angaben. 403 Herbert, Fremdarbeiter, S. 58 (Tabelle Nr. 5). 404 Mantelli, I lavoratori italiani, S. 483f. 405 Brunello Mantelli, I lavoratori italiani in Germania dal 1938 als 1945, u: Carlotti, str. 483–502; hier S. 483.
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ein verknapptes Angebot an Konsumgütern im Reich und über die eintönige Ernährung in den Betriebsküchen – … mittags Kartoffeln und Erbsen, abends Erbsen und Kartoffeln, und dies tagaus tagein, klagte eine Arbeiterin in einem Schreiben nach Hause – waren mutatis mutandis von mehreren italienischen Arbeitskräften zu vernehmen.406 Die Akten, die eine Quantifizierung des Arbeitseinsatzes der slawischen und italienischen Bevölkerung der annektierten und, ab 1941, auch der besetzten Regionen des ehemaligen Jugoslawien ermöglichen, werden in italienischen Archiven gesucht werden müssen. Aber vielleicht können die Bestände der Archive in Pazin407, Rijeka, Zadar und Split, die Kreis- und Landeskommissionen für die Ermittlung der Opfer der Besatzer und ihrer einheimischen Kollaborateure sowie die Akten der kommunistischen Volksausschüsse, die nach 1945 die politische Vergangenheit der Bevölkerung sogar bei Rentenanträgen prüfte, darüber Aufschluss geben. Der Bestand des Staatsarchives Rijeka, der zentralen Stelle für die Verwaltung der Provincie orientali, wurde ausgewertet. Nur fehlen statistische Angaben zum Arbeitseinsatz der slawischen Bevölkerung in der faschistischen Ära bis zum Beginn des Krieges Hitlerdeutschlands gegen Jugoslawien (April 1941). Die Entsendung von Arbeitskräften ins Deutsche Reich entlastete das faschistische Regime von potenziellen Gegnern, aber die italienischen Behörden scheinen sie nicht als Strafaktion verstanden zu haben. Dies blieb der deutschen Verwaltung in der späteren Operationszone Adriatisches Küstenland vorbehalten. Zur Beseitigung von Regimegegnern und zur Disziplinierung nicht Italianisierungswilliger, vor allem aber zur Bekämpfung des Kommunismus (ein Etikett, das besondere „Gefährlichkeit“ bedeutete) hatten die italienischen Behörden andere Methoden zur Verfügung: Die Verurteilung durch das Tribunale Speciale per la difesa dello Stato (gegründet im November 1926408), das italienische Pendant zum nationalsozialistischen Volksgerichtshof, und die Verbannung oder Internierung (Confino). Die Konfinierten hatten auf Gütern von Großgrundbesitzern zu arbeiten oder malariaverseuchte Sumpfgebiete trockenzulegen und wurden bei öffentlichen oder privaten Bauvorhaben eingesetzt.409 406 DAR Rijeka, Faszikel 696, Dok. Nr. 3804 (ohne Datum). Der private Brief von Maria Barak wurde nur abschriftlich und auszugsweise in den Akt genommen. Eingaben italienischer Familienangehöriger wegen verspäteter Geldüberweisungen aus Deutschland und wegen Versorgungsmängel. 407 Archivbestand Nr. 0879 – Mjesni narodnooslobodilački odbori (Ortskomitees der Volksbefreiung) 1943–1945; Nr. 459–Nr. 471, Stadtkomitees der Volksbefreiung; 0484, 086, 090 – Bezirkskomitees der Volksbefreiung. 408 Gatterer, Im Kampf um Rom, S. 525f. 409 Zur Internierung jugoslawischer Antifaschisten durch Italien siehe: Đuraković/Živković, Jugo-
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Die Internierungslager auf den besetzten und annektierten Territorien waren nur Zwischenstation für Slowenen und Kroaten, denn sie wurden nach italienischer Gesetzgebung nach Apenninenitalien, weit von ihrer Heimat entfernt, verbracht. Aber nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens und der italienischen Besetzung des Küstenlandes und Dalmatiens im April 1941 errichtete das Kommando (Intendenza) der Zweiten Italienischen Armee auf der Insel Rab (Arbe) ein Lager für den Kommandobereich Nord (Fiume/Rijeka, das Küstenland und die Provinz Laibach)410, für den Kommandobereich Dalmatien ein Lager in Molat (Melada) bei Dubrovnik und für den Kommandobereich Süd (Süddalmatien, Kotor/Bocche di Cattaro, Montenegro) Lager in Mamula und Prevlaka. 100.000 Opfer aus ganz Jugoslawien gingen durch diese Lager. 3.2 Entsendung von Arbeitskräften aus den von Italien besetzten und annektierten Regionen des ehemaligen Jugoslawien Bei der Aufteilung Jugoslawiens nach dem Zusammenbruch des Königreiches erreichte Italien die Erfüllung seiner territorialen Ansprüche. Darüber hinaus musste ihm der am 10. April 1941 neu ausgerufene Unabhängige Staat Kroatien als Preis für die Gewährung der Unabhängigkeit Konzessionen machen, deren Ausmaß den jungen Staat von Anfang an belasteten.411 Das für den Unabhängigen Staat Kroatien schmerzhafteste Zugeständnis war jedoch die Abtretung ganz Dalmatiens an Italien. Kroatien verlor somit die Adriaküste zwischen Fiume/Rijeka und Senj (mit Ausnahme einiger kleinerer Orte im Hinterland), die Quarner-Inseln, die Städte Zadar, Šibenik und Split mit einem breiten Hinterland sowie die dalmatinischen Inseln mit Ausnahme von Hvar und Brac. Für Split gewährte Italien ein Statut über die gemeinsame kroatisch-italienische Verwaltung, alle Befugnisse übte jedoch de facto Italien aus. Auf slowenischem Territorium besetzte Italien den nordwestlichen Teil bis drei Kilometer östlich der Stadt Laibach. Auf dem Staatsgebiet des Unabhängigen Staates Kroatien usurpierte Italien darüber hinaus noch Einflusszonen, in denen die kroatische Souveränität auf periphere Bereiche beschränkt war und weder die kroatische Polizei noch kroslovenski zatočenici u Italiji 1941–1945 ( Jugoslawische Häftlinge in Italien 1941–1945), Institut za savremenu istoriju (Institut für Zeitgeschichte), Beograd, 2001. 410 Ivan Kovačić, Kampor 1942–1943. Hrvati, Slovenci I Židovi u koncentracijskom logoru Kampor na Rabu (Kroaten, Slowenen und Juden im Konzentrationslager Kampor, auf der Insel Rab), Rijeka, 1998, S. 276. Zu den Insassen von Rab zählten seit Ende 1942 auch ca. 3.000 ausländische Jüdinen und Juden: Daniel Carpi, The Rescue of Jews in the Italian Zone of Occupied Croatia. S. 465–553. – Rescue Attempts during the Holocaust. Proceedings of the Second Yad Vashem International Historical Conference – April 1974. Yad Vashem Jerusalem 1977. S. 465–553. 411 Russinow, Italy’s Austrian Heritage, S. 266
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atisches Militär als Ordnungsmacht auftreten durfte – dort galt nur italienisches Recht. Mit dieser Aufteilung des ehemaligen Jugoslawien hatte Italien quantitativ die Maximalforderungen der italienischen Nationalisten aus dem Ersten Weltkrieg sogar noch überboten; qualitativ waren sie – wie Mussolini zugab – die ärmere, schlechtere Hälfte aus der jugoslawischen „Verlassenschaft“.412 Die Verwaltung der neuen italienischen Provinz Dalmatien und die von Gouverneur Giuseppe Bastianini geplante Italianisierung (wie in den annektierten Regionen Südtirol, Provinz Fiume und Venezia Giulia) stießen in weniger als einem Monat – ab Juni 1941 – auf ein nicht zu bewältigendes Problem: auf den Kampf der kommunistischen Partisanen, die von den Karawanken an entlang der ganzen Küstenlinie vom schwer zugänglichen, gebirgigen Hinterland aus operierten.413 Zwischen Juli 1941 und Jahresbeginn 1942 eroberten die Partisanen im Hinterland von Rijeka (Gorski kotar) so viel Terrain, dass sie ein zusammenhängendes Territorium im Norden bis nach Slowenien und im Süden bis in das Hinterland der italienisch verwalteten dalmatinischen Städte kontrollierten. Dort installierten sie auch eine zivile Macht. Im August 1941 wurden Parteizellen in der – von Italien kontrollierten – Stadt Rijeka gegründet und der Einfluss bis zum slowenischen Karst (Westslowenien) sowie bis Istrien ausgeweitet.414 Die Bandenbekämpfung in jenem Gebiet, in dem die italienischen Einflusszonen im Hinterland von Dalmatien mit der Operationszone Kroatien (Zentralkroatien, Westbosnien, westliche Herzegowina) zusammenstießen und teilweise einander überlappten, oblag – gemäß der Weisung Nr. 39a des Chefs des OKW (im Einvernehmen mit dem Führerhauptquartier) vom 15. Dezember 1941 der Zweiten Italienischen Armee. Das OKW befand, dass die Lage im Osten alle verfügbaren deutschen Kräfte erfordere, weshalb für die Pazifizierung des Balkanraumes die Verbündeten in stärkerem Maße heranzuziehen seien. Daher habe die italienische Armee das Oberkommando zu führen.415 Die italienische Armee begann jedoch schon ab Jänner 1942, sich aus den Einflusszonen im Hinterland von Dalmatien militärisch zurückzuziehen, zumal sie in den gemischten deutsch/kroatisch-italienischen Offensiven nicht die nachrangige Rolle einer deutschen Hilfstruppe spielen wollte. Es waren die Deutschen, die im Landesinneren den „Bandenkampf“ führten. Die Deutschen waren 412 Cattaruzza, L’Italia e il Confine orientale, S. 210. 413 HDA Zagreb, Fonds 223, U.P.M.T. 1944/44, Inv.-Nr. 7333. –Ballarini, Le vittime di nazionalita italiana, S. 66. 414 Giron, Zapadna Hrvatska u Drugom svjetskom ratu (Westkroatien im Zweiten Weltkrieg), S. 71–77. 415 Hubatsch, Hitlers Weisungen. Weisung Nr. 39a des Chefs OKW aus dem Führerhauptqu. 15.12.1941, S. 204.
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es auch, die von Italienern gefangene „Verdächtige“, die in provisorischen Gefängnissen auf die Internierung warteten, statt nach Italien ins Deutsche Reich deportierten.416 Den Opfern italienischer Razzien in italienisch verwalteten Gefängnissen verlängerten die deutschen Stellen die Haft oder vollstreckten die Deportationsbeschlüsse. Der Landwirtschaftsingenieur Vjekoslav Štrkalj-Milić aus der dalmatinischen Stadt Sinj (geb. 1896), ein Beamter des Landwirtschaftsministeriums des NHD, und seine Mitarbeiter wurden am 30. März 1942 gemeinsam mit Mönchen und dem Prior des serbisch-orthodoxen Klosters Dragović von den Italienern verhaftet und von einem italienischen Militärgericht wegen „kommunistischer Umtriebe, Unterstützung und Hilfe für die aufständischen Banden“ verhaftet. Seine Hilfe bestand – nach einem Denunziantenbericht – in der angeblichen Abzweigung von 100 Kilo Salz, für das er in Sinj hätte Kartoffeln eintauschen müssen. Während der Haft im Gefängnis in Šibenik wurden Štrkalj-Milić und seine Kameraden von den italienischen Soldaten gefoltert. Die Kameraden kamen frei, aber Štrkalj-Milić, der auch wegen häufiger italienfeindlicher Äußerungen denunziert wurde, wurde zu 24 Jahren Haft verurteilt, sein Mitarbeiter, Dinko Kolak, zu 18 Jahren. Im Mai 1942 wurde Štrkalj-Milić nach Italien deportiert. Ausdrücklich wird bemerkt, dass er zur Arbeit verpflichtet wurde. Nach der Kapitulation Italiens überstellten ihn die Deutschen als Zivilarbeiter in das Ausländerlager Mühlheim-Ruhr.417 Der Rückzug der italienischen Armee aus ihren Festlandzonen an die Küste deutete „eine erschreckende Demoralisierung“ der italienischen Truppen (Cattaruzza418) an. Hitlerdeutschland hatte die sich anbahnende Entwicklung registriert und im Mai 1943 vorsorglich den Alarich-Plan zur Besetzung des gesamten italienischen Raumes und zur Entwaffnung der italienischen Streitkräfte vorbereitet.419 416 Nada Kišić Kolanović, NDH i Italija (Der Unabhängige Staat Kroatien und Italien), S. 185f. – Giron, Zapadna Hrvatska u Drugom svjetskom ratu (Westkroatien im Zweiten Weltkrieg), S. 99f. – Schmider, Partisanenkrieg, S. 559. – Sundhaussen, Wirtschaftsgeschichte, S. 255. 417 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP U.P.M.T. 3476/44, Inv.-Nr. 7593 und U.P.M.T. 1293/43, Inv.Nr. 6338. – Im Fonds 223 gibt es mehrere Petitionen zur Freilassung von Gefangenen aus italienischen Gefängnissen und Lagern in Dalmatien, aber nur im Fall Štrkalj-Milić wurde Arbeitsverpflichtung in Italien angegeben. Petitionen: U.M.T. 1596/43, Inv.-Nr. 6342; U.M.T. 2290/43, Inv.-Nr. 6351: Dieses Dokument enthält einen Polizeibericht über die Verhaftung von Moslems, Katholiken und Orthodoxen in Trebinje/Herzegowina; U.M.T. 2459/43, Inv.-Nr. 6389 – Verhaftung in Sinj „wegen subversiver Tätigkeit“. Verhaftungen in Mostar: U.M.T. 2566/43, Inv.-Nr. 6435; in Dubrovnik: nur Inventarnotiz, ohne Dokumente, 6448, 6470, 6471; Hreljin/Küstenland: U.M.T. 2615/43; Kraljevica, U.M.T l.3111/43; Omiš/Dalmatien: U.M.T. 2959/43, Inv.-Nr. 6503; U.M.T. 3191/43, Inv.-Nr. 6526. 418 Cattaruzza, L’Italia e il confine orientale, S. 241. 419 Tuider, Wehrkreise XVII und XVIII, S. 35.
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3.3. Arbeitskräftepolitik auf dem Territorium des „Alarich-Planes“ 3.3.1. Die Entwaffnung der italienischen Armee – Das Schicksal der italienischen Militärinternierten (Internati militari italiani, IMI) Am Abend des 25. Juli 1943, als Mussolini gestürzt wurde und Marschall Pietro Badoglio ein neues Kabinett ohne Faschisten bildete, 420, verhafteten Wehrmachtsangehörige alle Offiziere im Büro des italienischen Militärattaches in Zagreb und entwaffneten ca. 500 italienische Soldaten. Solche Aktionen folgten in den Tagen darauf in den italienischen Garnisonen des Unabhängigen Staates Kroatien.421 Die Truppenstärke der Italiener betrug zu diesem Zeitpunkt im Küstenland und in Gorski kotar zusammen mehr als 50.000 (gegenüber 1.700 Angehörigen der Partisanenarmee).422 In Istrien ergaben sich etwa 4.200 Italiener. In Split entwaffnete erst die SS-Division Prinz Eugen die 1000 italienischen Militärangehörigen und deportierten sie über das Lager in Semlin/Zemun.423 Präzisere Zahlen zur italienischen Präsenz in Dalmatien zum Zeitpunkt der Kapitulation Italiens gibt es nicht, denn die Aufmerksamkeit der deutschen Historiker, die sich mit der Entwaffnung der italienischen Armee beschäftigten, konzentrierte sich bisher auf die Einheiten der italienischen Armee in Norditalien. Fast 600.000 Italiener, davon mehr als 400.000 vom Balkan, kamen als Angehörige der italienischen Armee ins Deutsche Reich.424 Dabei verlief die Entwaffnung in den einzelnen Garnisonen keineswegs ungehindert: In Inneristrien konnten nämlich jugoslawische Partisanen die italienischen Militärangehörigen kroatischer und slowenischer Nationalität zum Widerstand gegen die deutsche Besetzung motivieren425 und es gab Feuerwechsel mit Toten und Verwundeten 420 Gatterer, Im Kampf um Rom, S. 741. 421 Kišić Kolanović, Italija i NDH. (Italien und der NDH–Staat), S. 376–378; Russinow, Italiy’s Austrian Heritage, S. 281f; Giron, Zapadna Hrvatska u Drugome svjetskom ratu (Westkroatien im Zweiten Weltkrieg), S. 139. 422 Giron, ibid., S. 151–177: Giron schildert die Vorgänge bei der Entwaffnung der Italiener nach Garnisonen. 423 Kišić Kolanović, Italija i NDH. (Italien und der NDH), S. 378–387. – Die Einnahme von Split bedeutet auch das Ende der Jüdischen Gemeinde von Split, ibid., S. 39–87; Kečkement, Židovi u Splitu (Die Juden von Split), S. 171–180. – Russinow, Italy’s Austrian Heritage. S. 291–293. Admiral Strazzeri in Pula, General Alberto Ferrero in Triest und General Gastone Gambarra in Rijeka. 424 Wedekind, Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik. – Hammermann, Zwangsarbeit für den verbündeten. 425 In Pula, Rovinj und in kleineren Orten von Istrien traten italienische Soldaten zu den Partisanen über und kämpften gegen die bisherigen Kameraden: Die istrischen Partisanen begehen den 9. September, den Tag nach der Kapitulation Italiens, als Gedenktag für die gefallenen Angehörigen der Partisanenarmee: In das Gedenken werden kroatisch-slowenische Partisanen und italienische Soldaten eingeschlossen: La Voce del Popolo, Rijeka, 9. September 2009.
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auf beiden Seiten. Nur die Kommandanten von Pula und Rijeka übergaben die Städte, ohne einen Schuss abgefeuert zu haben, untergeordneten deutschen Soldaten. Solche Erfahrungen führten zu tiefer Verstörung und Ratlosigkeit nicht nur der Soldaten, sondern auch der italienischen Beamten, aber auch zu einer der tiefsten Vertrauenskrisen zwischen der Bevölkerung und den Parteizellen der Kommunisten in den Städten.426. Obwohl ein kommunistischer „Volkskongress“ in der istrischen Stadt Pazin (Pisino) die „Zugehörigkeit Istriens zum Mutterland Kroatien“ proklamierte (13. September 1943),427 die Mutlosigkeit der Bevölkerung war zu groß, als dass es einen Massenzulauf gegeben hätte.428 Im Chaos des Machtwechsels bahnte sich in der zukünftigen Operationszone Adriatisches Küstenland die Tragödie der Foibemorde an: Das Gefängnis in Pazin fasste für kurze Zeit die bis dahin mächtigen faschistischen Lokalfunktionäre, Beamte und auch wahlos verhaftete Angehörige der italienischen Volksgruppe. Die Rachsucht für zwanzig Jahre faschistischer Diskriminierung der Slowenen und Kroaten in Istrien, im Küstenland und in der Provinz Laibach brach sich Bahn: Sowohl italienische als auch kroatische und slowenische Bewohner, die mit den Faschisten kollaboriert hatten oder der Zusammenarbeit verdächtigt wurden, wurden von den Standgerichten der Partisanen in Inneristrien ermordet, ihre Leichen in Karsthöhlen geworfen.429 Die zweite Welle der Foibemorde begann noch vor dem absehbaren Ende des Krieges.430 Der Abtransport der entwaffneten italienischen Militärangehörigen aus den bis dahin italienischen Territorien Exjugoslawiens ins Reich vollzog sich sukzessive und dauerte bis zum Mai 1944. Dies geht aus den Akten der Präfektur 426 Giron, Zapadna Hrvatska u Drugom svjetskom ratu (Westkroaten im Zweiten Weltkrieg), S. 213–224. 427 Dieser Proklamation folgte am 20. September 1943 die Verlautbarung des Antifaschistischen Rates der Volksbefreiung Kroatiens über die Annullierung aller mit Italien eingegangenen Verträge und die Zugehörigkeit Istriens, des Küstenlandes und Dalmatiens zu Kroatien: Cattaruzza, L’Italia e il confine orientale, S. 243f. 428 Giron, Zapadna Hrvatska u Drugome svjetskom ratu (Westkroatien im Zweiten Weltkrieg), S. 151–177. 429 Giacomo Scotti, Le foibe istriane. Testo di Giacomo Scotti, consegnato ai margini del convegno Partigiani! (Roma 7–8 maggio 2005).Coordinamento nazionale pergli Italiani di Jugoslavija. www. cnj.it. – Marino Manin, O ljudskim gubicima Istre u Drugom svjetskom ratu i poračju (Verluste an Menschenleben im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit in Istrien). In: Identitet Istre. Ishodišta i perspektive (Die Identität Istriens. Ausgangspositionen und Perspektiven), S. 233–252. 430 Giuricin/Scotti, Italiani a Fiume, S. 37f. – Die Opferbilanz findet sich in der zweisprachigen Dokumentation von Amleto Ballarini/Mihael Sobolevski, Le vittime di nazionalita italiana a Fiume e dintorno (1939–1947)/Žrtve talijanske nacionalnosti u Rijeci i okolici (1939–1947), S. 37f.
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Rijeka hervor, die für die Familienangehörigen der italienischen Armee und die Sozialleistungen des italienischen Verteidigungsministeriums an die Familien zu sorgen hatte. Transporte aus den bis dahin italienischen Kasernen gingen vorzugsweise in den Reichsgau Kärnten, d. h. in den Wehrkreis XVIII ab. Zu diesem Zeitpunkt waren die ehemaligen Militärangehörigen bereits Zivilarbeiter, wie die Unterlagen ausdrücklich vermerken.431 Die Arbeitgeber sind einer Liste der Gemeinden Matulj/Mattuglie, Opatija/Abbazia, Lovran/Laurana, Klana und Ilirska Bistrica/Villa del Nevoso432 zu entnehmen, aus denen zwischen dem 8. September 1943 und Juli 1944 insgesamt 134 italienische Militärangehörige in diesen Wehrkreis abtransportiert worden waren. Es waren Privathaushalte, Gastwirtschaften und landwirtschaftliche Betriebe, die aus Wiener Neustadt ausgelagerten Flugmotorenwerke („Ostmark“)433, die Treibacher Chemiewerke in Seebach bei Villach (diese arbeiteten mit der deutschen Gesellschaft DEGUSSA zusammen, die an der Uranförderung in Joachimsthal, Reichsprotektorat Böhmen und Mähren, beteiligt war), die Firma Liebenwein, St. Veit/Glan,434 die Lederfabrik Christoph Neuner, Klagenfurt435 (die für die Wehrmacht die „Boxcalf-Schuhe“ produzierte), die Firma Philipp Valvo436, Eigentümerin des Glimmerbergbaus St. Andrä, Lavanttal,437 das Sägewerk Drauland438 der Firma Hasslacher in St. Veit an der Glan, die Firma Puch, Villach439, (Fabrik für Motorfahrzeuge), die Kärntner Maschinenfabrik Egger440, die Firma Lindner (Erzeuger von Maschinen für die Holzbearbeitung) und private Bauunternehmen sowie Privatbetriebe der Metallverarbeitung. Es ist nicht bekannt, ob diese Personen über ihren Status – Militä431 DAR Rijeka, Prefettura, Dok. Nr. 32798 0, vom 11. Jänner 1945. 432 Ibid., Dok. Nr. 32798 0, 11. Jänner 1945, Villa Del Nevoso: Urgenzen UPA 600 vom 29. Jänner 1945 und UPA 272 vom 22. Februar 1945. Ihre Familien hatten bis zu zehn Monaten von den italienischen Militärbehörden keine finanziellen Unterhaltsleistungen erhalten. 433 Für Wiener Neustadt findet sich nur die Angabe „Ausländer-Wohnlager 1/1“. 434 www.liebenwein.at – Feuertechnik, St. Veit an der Glan. 435 Karner, Kärntner Wirtschaft 1938–1945, S. 91. 436 www.turbo.at/geheimprojekte (Seite für Geheimprojekt der deutschen Rüstungindustrier) – Metall für Kathoden in Messinstrumenten, St. Ändreä, Lavanttal; in St. Stefan/Lavanttal gab es ein Lager für die in diesem Werk beschäftigten Arbeiter. 1941 begann die Firma Philipp Valvo mit der Exploitierung des Bergwerks. 437 Glimmer, ein schwer schmelzendes, aber leicht abbaubares Material, wird in Schmelzwerken als Ersatz für Glas verwendet. Es dient als elektrische und Wärmeisolierung. Michael Wulz, www. almhaus-saualpe.at. 438 www.hasslacher. Holz- und Sägewerke mit Sitz in Hermagor. Gegründet 1901. 1938–1945 gehörte es zu den größten Betrieben für Bautischlerei und Holzverarbeitung sowie Export des Reiches. 439 www.puch.villach.at – Heute Fabrik für Sportfahrzeuge. 440 www.kärnten-maschinenbau.at.
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rinternierte/Zivilarbeite, Weiterverwendung in der Wehrmacht oder in Kriegsgefangenenlagern – selbst entscheiden durften oder ob über sie verfügt wurde. Die Überführung sicherte ihnen einige Vergünstigungen, sie büßten aber dafür Rechte ein, die lebenserhaltend sein konnten: den Schutz des Internationalen Roten Kreuzes, die Möglichkeit zum Briefwechsel mit den Angehörigen und den Anspruch auf Hilfspakete. Aus den Petitionen der oben angeführten Gemeinden zugunsten ihrer deportierten Mitbürger wird deutlich, dass ihre Familienangehörigen in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren, da die Entlohnung der Zivilarbeiter und/oder der Lohntransfer, eines der Privilegien des Zivilarbeiterstatus, nicht funktionierten. Die Angehörigen in der Heimat aber hatten wegen der Statusänderung und der Entlassung aus dem „Militärstatus“ ihren Anspruch auf die Beihilfen des italienischen Verteidigungsministeriums verloren. Wegen der deutschen Besetzung Italiens konnten diese allerdings ohnehin nicht mehr regelmäßig überwiesen werden. Auch aus dem Altreich wurden IMIs in die Alpen- und Donaugaue verlegt, um bei der Übersiedlung von Produktionsbetrieben mitzuwirken.441 Kurzfristig bestand für die in den Garnisonen der nachmaligen Operationszone Adriatisches Küstenland verbliebenen entwaffneten italienischen Soldaten die Möglichkeit, sich für die „Nationalgarde der Repubblica Sociale di Salo“ rekrutieren zu lassen. Anfangs geschah die Rekrutierung auf freiwilliger Basis, aber mit der Wahrnehmung der Besatzungsaufgaben stellte sich den Wehrpflichtigen nur mehr die Entscheidung: Entweder Nationalgarde oder Wehrmacht.442 3.3.2 Zivile Arbeitskräfte aus der Operationszone Adriatisches Küstenland Der Führerbefehl vom 10. September 1943 zur Einrichtung von Operationszonen in den von der Deutschen Wehrmacht besetzten italienischen Gebieten wurde bis Oktober 1943 umgesetzt. Venezia Giulia, Friaul, die Provinz Laibach, Görz, die Provinz Fiume/Rijeka und die Quarner-Inseln wurden zur Operationszone Adriatisches Küstenland erklärt.443 Die deutsche Verwaltung der Operationszone Adriatisches Küstenland begann mit der Ausschöpfung des Arbeitskräftepotenzials in Nord- und Nordostitalien für die Verlegung von deutschen Betrieben in 441 Erich Schreder, Zwangsarbeit im Reichsgau Tirol und Vorarlberg im Zweiten Weltkrieg. In: Geschichte und Region/Storia e regione, 12. Jg., 2003, Heft 1/anno XII, 2003, nr. 1. Zwangsarbeit/Lavoro coatto. Innsbruck/Wien/München/Bozen. S. 72–107, hier S. 72–96. 442 Maximal 5 % der Wehrpflichtigen in der Operationszone Adriatisches Küstenland durften sich für diese Armee zur Verfügung stellen: Cattaruzza, L’Italia e il confine orientale, S. 247; DAR Rijeka, Faszikel 696, Dokument Nr. 190/UPA, vom 11.1.1945. 443 Wedekind, Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik, S. 66–78.
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die Ostmark und für die Aufräumarbeiten nach Bombenangriffen.444 Für die Arbeiteraushebung wurde der bereits in Polen bei den Zwangsrekrutierungen und Menschenjagden „bewährte“ Otto Globočnik engagiert.445 Der Oberste Kommisar der Operationszone erließ am 29. Oktober 1943446 eine Verordnung über die Kriegsdienstpflicht in der Operationszone Adriatisches Küstenland. Gemäß Artikel 1 wurden alle italienischen Staatsbürger der Stellungspflicht unterworfen; sie erhielten jedoch (Abs. 3) die Möglichkeit, den Kriegsdienst durch freiwillige Meldung zur Organisation Todt (OT) in der Operationszone selbst oder im Deutschen Reich abzuleisten. Nichterfüllung war auf jeden Fall strafbar; in schweren Fällen drohte die Todesstrafe.447 Der Arbeitseinsatz bei der OT beim Bau von Geschützbasen an der Küste bei Savudrija (Salvore) im Golf von Piran kostete jugendliche Arbeitspflichtige, die für die deutsche FLAK Schießbasen betonierten, beinahe das Leben: Im Zuge eines Luftangriffs der britischen und amerikanischen Luftwaffe auf Stellungen der Deutschen Wehrmacht am 9. September 1944, bei dem deutsche Abfangjäger auf die alliierten Flugzeuge feuerten, wurde von den Alliierten das italienische Passagierschiff San Marco mit ca. 260 Flüchtlingen unter Beschuss genommen. 154 Personen – darunter 100 Zivilisten, zumeist Frauen und besonders viele Kinder – wurden schwer verletzt und ertranken. Die Bombensplitter und Schiffsteile verletzten auch die Arbeitspflichtigen schwer.448 In den kroatischen Archiven sind keine OT-Beschäftigungen (für kriegswichtige Bauvorhaben und seit Juli 1944 für den Aufbau eines militärischen Stellungssystems in Norditalien)449 registriert. Die kroatisch-italienischen Historiker
444 Wedekind, op. cit., S. 94. 445 Seine Aufgabe war es auch, die vermuteten großen Reichtümer jüdischen Übersiedlungsgutes in den Häfen von Triest und Rijeka, die wegen des Kriegseintrittes Italiens seit 1940 und der Einstellung der Schifffahrt in der Adria in den Häfen blockiert waren, „sicherzustellen“: Cattaruzza, L’Italia e il confine orientale, S. 247. 446 Wedekind, Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik, S. 209–217. Aufgrund der von ihm benützten Quellen des OK datiert er die erste Kriegsdienstpflicht-Verordnung in der Operationszone Adriatisches Küstenland auf 29.11.1943, S.209. 447 DA Rijeka, Verordnung vom 29.10.1943. In: Verordnungs- und Amtsblatt des Obersten Kommisssars in der Operationszone Adriat. Küstenland 1943, Triest 7.12.1943, Nr. 29. 448 Antonio Nino Codiglia, ein damals 17-jähriger Arbeitspflichtiger der OT, berichtete über diese Tragödie anlässlich des 65. Jahrestages der Tageszeitung La Voce del Popolo, Rijeka, 10.9.2009: Doppia cerimonia a Salvore nel 65.esimo anniversario dell’inutile attacco. Rievocata la tragedia del San Marco. Un terribile monito per ricordare ai posteri l’assurdita delle guerre. 449 Wedekind, Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik, S. 206. – Der Führerbefehl zur Errichtung des Festungssystems in Norditalien findet sich unter Nr. 48 vom Dezember 1943 bei Hubatsch, Hitlers Weisungen für die Kriegführung, S. 354f.
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Luciano Giuricin (selbst Zeitzeuge) und Giacomo Scotti erwähnten in ihrem Rückblick auf die Geschichte der italienischen Bevölkerung der Quarner-Region und des Küstenlandes, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung der Operationszone weder dem Druck der illegalen Kommunisten auf Beitritt zur Resistenza noch der ebenfalls präsenten Nötigung zu Freiwilligenmeldungen in die Wehrmacht beugten und sich mit der OT arrangierten, um der Deportation zur Arbeit im Deutschen Reich zu entgehen. Sie suchten Unterkommen in den rasch wachsenden administrativen oder technischen Dienststellen der OT450 und in den am 15. Jänner 1944 von den Deutschen gebildeten Zivilgarden (Guardia civile), die Deportationszüge zu begleiten oder die Leichen der Opfer von Vergeltungsaktionen gegen die Partisanen zu bewachen hatten, wenn sie zur Abschreckung öffentlich ausgestellt wurden.451 3.3.3 Arbeitskräftereservoir „Bandenbekämpfung“ in der Operationszone Adriatisches Küstenland Die Arbeiterrekrutierung geschah auch durch Razzien an öffentlichen Orten, wie sie die deutschen Stellen auch im Unabhängigen Staat Kroatien praktizierten. Janko M. (gebürtig aus Karlovac) war vor der Rekrutierung durch die Behörden des NDH nach Italien geflüchtet. Bei seiner Heimreise wurde er auf dem Bahnhof in Udine von einer italienischen Streife gefasst und nach Österreich verbracht.452 Das Protokoll der Stadtkommission Fiume/Rijeka zur Ermittlung von Kriegsverbrechen453 enthält die Anzeigen des Ehepaares Giuseppe und Maria Lenaz, das am 11. Juli 1944 von Agenten des SD in seiner Wohnung in Rijeka, Andrea-Doria-Gasse Nr. 1/4 unter dem Verdacht der Zusammenarbeit mit den Partisanen verhaftet worden war. Beim Verhör wurde Giuseppe Lenac bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen. Da der Misshandelte auch weiterhin nicht geständig war, legten sie ihn auf einen Block und schlugen ihn in die Nierengegend. Dann fassten sie ihn beim Hals und schlugen seinen Kopf gegen die Wand. So misshandelt, wurde er in eine bewachte Zelle gesperrt. Er konnte jedoch einen Moment der Unaufmerksamkeit der Wachen nützen, um aus dem Fenster zu springen und
450 Luciano Giuricin, Giacomo Scotti (et al.), Italiani a Fiume. Comunita degli Italiani di Fiume, 1946–2006. Nel Sessantesimo del Circolo Italiano di Cultura/Comunita degli Italiani. Fiume, 2006, S. 17. 451 Cattaruzza, L’Italia e il confine orientale, S. 253f. 452 Antragsteller an den Österreichischen Versöhnungsfonds, 9.3.2005. 453 DA Rijeka, Commissione cittadina per l’accertamento dei crimini di guerra, Fonds JU 106, Dok. Nr. 220, vom 9. Oktober 1945.
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sich zu einer Partisaneneinheit durchzuschlagen. Seine Frau wurde 13 Tage lang in Haft gehalten, um dann entlassen zu werden.454 Marijan Rončević (geb. 1927 in Sušak) war Angehöriger einer Gruppe Halbwüchsiger in Sušak (der Vorstadt von Rijeka, bis 11. April 1941 die erste jugoslawische Stadt jenseits der italienisch-jugoslawischen Grenze), die mit den Partisanen kooperierten. Die italienischen Carabinieri verhafteten am 25. Dezember 1942 die ganze Gruppe und lieferten sie in das Militärgefängnis Koper ein; das Gericht in Koper verurteilte sie zu einer Gefängnisstrafe (zu nicht bekannter Dauer). Am Tag nach der offiziellen Kapitulation Italiens, am 9. September 1943, übernahm schon die SS das Gefängnis und lieferte die Insassen in das Konzentrationslager der SS in Cairo Montenotte (Savoyen)455, wo es offensichtlich Rüstungsfabriken gab, denn Marijan Rončević und seine Mithäftlinge arbeiteten an der Verladung von Kriegsmaterial. Obwohl die Häftlinge von der schweren Arbeit und der ungenügenden Ernährung (sie bekamen täglich nur eine Mahlzeit) sowie durch die Misshandlungen erschöpft waren, wurden sie am 12. Oktober 1943 aus Italien nach Mauthausen-Gusen verbracht. Bis 25. November 1943 arbeiteten sie im Granitsteinbruch Gusen. Marijan Rončević sah täglich, wie Häftlinge von herabstürzenden Steinbrocken erschlagen wurden. Die Appelle mit stundenlangem Stehen vor und nach der schweren Arbeit im Steinbruch ließ täglich Menschen aus Erschöpfung tot zusammenbrechen. Aus Durst tranken sie verunreinigtes Wasser und bekamen Dysenterie; aber sie hielten sich aufrecht, denn es bestand die Gefahr, dass auch Halbtote ins Krematorium kamen. Ein Mithäftling, der als Dolmetscher eine gewisse Vertrauensstelle bei den Wachen und der Verwaltung errungen hatte, schaffte es, sich selbst und Marijan freizubekommen. Sie fuhren mit dem Zug nach Hause zurück und gingen – schnurstracks zu den Partisanen.456 Frauen der Operationszone Adriatisches Küstenland wurden der Zusammenarbeit mit den Partisanen beschuldigt, wenn sie den Bergleuten in den istrischen Bergwerken Essen brachten und dabei auch Kassiber mit Nachrichten über deren 454 DA Rijeka, Fonds JU 106, Dok. Nr. 220, mit handschriftlicher Anzeige und Sachverhaltsdarstellung des Ehepaares Lenaz und Zeugenaussagen. 455 Cairo Montenotte ist der Ort der Schlacht Napoleons gegen die Österreicher 1796: Daten über ein KZ in der ligurischen Stadt Cairo Montenotte gibt es in den offiziellen Sites der Stadt nicht. www.gloireimperiale2.it. 456 Marijan Rončević, Antragsteller an den Österreichischen Versöhnungsfonds (28. September 2000), äußerte gegenüber der Tageszeitung Novi list, Rijeka, am 6. Februar 2005: Čekaju da nas što više poumire. Marijan Rončević je jedan od 4.000 Lageraša s pravom na odštetu, ljut na odugovlačenje Nijemaca s isplatom za zatočenje u Mauthausenu. (Sie warten, dass möglichst viele von uns sterben. Marijan Rončević, einer der 4.000 Lagerhäftlinge mit Entschädigungsanspruch, ärgert sich über die Verschleppung der Auszahlung für die KZ-Haft in Mauthausen durch die Deutschen.) Dieser ehemalige Häftling in Mauthausen-Gusen ist mittlerweile verstorben.
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Bewegungen oder Einladungen zu Treffen schmuggelten. Aber die Gesprächspartnerinnen Kata B. (geb. 1919 in Čemparovica/Samparovizza) und Jaga R. (geb. 1927 im istrischen Mrgani) deuteten an, dass Frauen, wie im Übrigen die Zivilbevölkerung generell, auch nur fälschlich, blindlings, willkürlich beschuldigt und verhaftet wurden. Kata B. wurde im Herbst 1944 von einer deutsch-italienischen Streife festgenommen, nach Pazin eskortiert und dort 10 Tage in Haft gehalten. Dann ging es ins Gefängnis „Coroneo“ nach Triest und nach vier Tagen, am 31. Oktober 1944, ins kärntnerische Packstein bei Treibach-Althofen zur Firma Meblin.457 Die Istrianerin Jaga (Agata) R. wurde im Juni 1944 von der Sicherheitspolizei und dem Sicherheitsdienst (SD) in Schutzhaft458 genommen. Als „Politische“ kam sie nach Auschwitz; von dort wurde sie nach Birkenau überstellt. Ihre Häftlingsnummer in Auschwitz war 084532, in Birkenau 82383. Am 28. September 1944 kam sie mit einem Evakuierungstransport in die Außenstelle des KZ Mauthausen in Hirtenberg, um in der dortigen Munitionsfabrik zu arbeiten.459 Miranda B wurde am 9. Februar 1944 in ihrem Heimathaus verhaftet. Sie kam über das „Coroneo“ ins Sammellager Villach und dann nach Spittal an der Drau und Seeboden, in den Haushalt eines Automechanikers. Infolge der schweren Arbeit erkrankte sie und wurde im Herbst 1944 nach Hause entlassen. Marica S. (geb. 1928) in der Gemeinde Boljun (Bogliuno) berichtet, dass die Deutschen am 1. Mai 1944 bei einer Razzia in Boljun ihr Heimathaus angezündet und sie in das Gefängnis in Pazin, von dort in das „Coroneo“ und schließlich nach Villach verbracht hätten.460 Anđela B. (geb. 1929 in Podgrad/Cerolach, bei Ilirska Bistrica, in Südwestslowenien, an der Staatsstraße Rijeka–Triest) wurde am 12. Februar 1944 frühmorgens, als die Wehrmacht ihr Heimatdorf Javorje besetzte, verhaftet. Soldaten kamen in die Häuser, als noch alle schliefen. Die Bewohner hatten nicht einmal Zeit, um sich wintergerecht anzuziehen; sie durften nichts mitnehmen, als sie aus den Häusern vertrieben und auf Lastwägen verladen wurden. Im Gemeindege457 Antragstellerin, 26.9.2003. 458 Schutzhaft: Dieses Instrument aus der Preußischen Rechtsordnung von 1848 als „Polizeigewahrsam“, vor allem für öffentliche Ruhestörer, diente der Gestapo zur Abschreckung politischer Gegner. „Schutzhaft“ der Gestapo bedeutete eine Freiheitsberaubung, die keine rechtsstaatliche Bindung aufwies, sondern auf reiner Willkür beruhte. Die Gestapo übernahm die kriminalpolizeilichen Einvernahmen und hielt auch im Falle einer richterlich verfügten Enthaftung an der Haft fest. Lothar Grumbach, Justiz im Dritten Reich 1933–1940, 3. verb. Auflage, Oldenbourg 2002, S. 563, 584. 459 Antragstellerin (10. November 2003): Sie konnte die Haft auch durch eine Bestätigung des Internationalen Suchdienstes des Roten Kreuzes, Bad Arolsen, und anhand ihrer Auschwitzer Häftlingsnummer nachweisen. 460 Antragstellerin – Mitteilung an die Autorin, 8. Juli 2002.
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bäude Podgrad wurden sie in Zweierreihen aufgestellt: rechts diejenigen, die zum Weitertransport bestimmt wurden, links diejenigen, die nach Hause zurückkehren durften. Anđela kam in die rechte, der Vater in die linke Reihe. Er bot sich an, anstelle seiner erst 15 Jahre alten Tochter zu gehen, aber die Soldaten waren unerbittlich. Zusammen mit Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung wurde Miranda ins Triestiner Gefängnis „Coroneo“ gebracht. Dort blieben sie etwa drei Wochen. Dann ging es wieder mit Lastwagen zum Bahnhof und per Zug nach Villach. Die Reise dauerte mehrere Tage. In Villach kamen sie in Baracken, wo sie fotografiert und ihre Personalien aufgenommen wurden. Mit dem Zug wurde sie nach Spittal/Millstätter See und nach Seeboden gebracht, wo sie einer Familie als Hausgehilfin zugeteilt wurde. So spärlich angezogen wie sie war, musste sie im Winter in kaltem Wasser Wäsche waschen. Mehr als ein Jahr lang dauerte diese harte Zeit, bis zum Einmarsch der Amerikaner. Da nützte sie die Chance, sich mit ihren Gefährtinnen zusammenzuschließen und auf den Heimweg zu machen. Untertags nützten sie Mitfahrgelegenheiten; nachts schliefen sie in Ruinen und Lagerhallen. Mitte Mai kamen sie – nach Quarantäneaufenthalten in Görz und Udine – nach Hause. Die Istrianerin Marija L.461 (geb. in der Ortschaft Marečići bei Pazin) war um die 20 Jahre alt und im Zeitpunkt ihrer Verhaftung Mitglied der Antifaschistischen Jugend Kroatiens. In dieser Funktion arbeitete sie mit den Kommunisten der Parteiorganisation von Poreč und Umgebung zusammen, ebenso wie die von ihr genannten Genossinnen Marija K., Marija D., Petra L.462, die Studentin (und nachmalige Romanistin an der Universität Zadar), Gloria Rabar (verehelichte Čondrić)463 sowie der Lehrerin und Partisanin Zora Benčić. Marija L. war eine der istrischen Bergmannsfrauen, die mit den Essensrationen für ihre Männer schriftliche Informationen für die Partisanen und für die Mitglieder der illegalen kommunistischen Gewerkschaftszelle im Bergwerk Tupljak an der (späteren) Grenze zwischen dem kroatischen und slowenischen Istrien schmug461 Marija L. gab der kroatischen Kulturanthropologin Renata Kirin, Institut für Ethnologie und Folkloristik, Zagreb, ein Interview auf Band. Ich danke Renata Kirin, dass sie mir Auszüge aus dem Interview zugänglich gemacht hat. Marija L. äußerte der Autorin gegenüber telefonisch, dass sie keine Veröffentlichung mit vollem Namen wünsche. Zitiert werden hier nur die Passagen zu ihrer Deportation aus Istrien nach Österreich und die dort geleistete Zwangsarbeit sowie ihre Heimkehr nach Istrien. 462 Antragstellerin – Antrag vom 19.10.2000. 463 Gloria Rabar Čondrić bestätigte der Autorin brieflich (2. Februar 2006) ihre Teilnahme an der Organisation dieser Jugendkonferenz, schlug jedoch vor, den sehr impulsiven Bericht von Marija L. etwas abzuschwächen. Da nach einem einmaligen Telefonat mit der Interviewpartnerin kein weiterer Kontakt mehr zustandekam, um auch ihre Meinung dazu einzuholen, kann ich diesem Vorschlag nicht entsprechen.
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gelten. Dort wurde sie von den Deutschen abgefangen, weil diese von Zuträgern erfahren hatten, dass am 1. April 1944 im Bergwerk Tupljak eine Konferenz der Sozialistischen Jugend (SKOJ) geplant war. Auch wir aus der Umgebung von Poreč, etwa 60 Jugendliche, haben uns auf den Weg dorthin gemacht. Im Wald von Motovun haben uns die Deutschen umzingelt und uns den Weg abgeschnitten. Wir aus Tinjan konnten also nicht weitergehen. (…) Sie haben geschossen, und wir haben versucht, durch den Wald zu flüchten. Marija L. konnte der Verhaftung entkommen und die Vorbereitungen für die Konferenz fortsetzen. Aber anstatt der Jugendvertreter kamen die Deutschen und Faschisten. Sie haben uns getäuscht. Marija verschluckte die Papiere mit den Namen der Delegierten, ihre Genossin Aida die mitgeführten Flugblätter. Die deutschen Agenten brachten die Frauen – auch Marijas Schwester war dabei – in das Gebäude des Gymnasiums in Pazin, wo sie uns gehörig verprügelt haben. Dann führten sie uns gefesselt durch Pazin, ins dortige Gefängnis. Und da blieb ich – ganz allein – 21 Tage. Auch dort haben sie uns halbtot geprügelt, mit Kabeln und Schlagstöcken (…) Einer hebt ihn, einer lässt ihn auf uns herabsausen. Hundert Wunden, am nächsten Tag noch ist das Blut herausgeschossen, und wieder haben sie zugeschlagen. (…) die Wunden sind ja nachts angeschwollen, alles ist schwarz geworden, dann ist es am nächsten Tag aufgeplatzt und das Blut hat herausgespritzt. (…) Drei Tage haben sie uns so misshandelt und gedroht, uns aufzuhängen. Und dann haben sie uns gelassen (…) Ausgezogen haben sie uns, ganz nackt (…), die ganze Wäsche haben sie uns nass gemacht. Diesen Rock und alles andere musste ich einweichen und dann anziehen und die ganze Nacht stehend verbringen. Von wegen stehen, nein, knien, anders ging es nicht. Es gab ja auch kein Bett, nichts. Nach 21 Uhr war ich ganz allein, und immer wieder sind sie mich holen gekommen. (…) Nach 21 Tagen verbrachten die italienischen Karabinieri die gefangenen und misshandelten Frauen nach Triest, ins berüchtigte „Coroneo“. Dort waren schon an die achthundert Menschen aus ganz Istrien. Niemand wusste, was mit ihnen weiter geschehen werde. Untertags Prügel, nachts war ich wieder allein. Schließlich landeten Marija und zwei Freundinnen in Klagenfurt, aber ohne Häftlingskarton, als Hausgehilfinnen. Sie vermutete, dass im Klagenfurter Arbeitsamt eine Widerstandszelle bestand, die ihr geholfen haben muss. In Klagenfurt erfuhr sie von anderen istrischen Arbeiterinnen, dass man ihre Schwester, mit der sie zuletzt im „Coroneo“ zusammen war, nach Auschwitz und ihren Vater in das Militärgefängnis in Modena verbracht habe, wo dieser nach schweren Folterungen verstorben sei.464 An Transporten der Verhafteten aus der Operationszone Adriatisches Küsten464 Marija L., August 2003.
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land nach Kärnten sind evident: 20. Oktober 1943, 26. November 1943, 20. und 24. Mai 1944 (vor allem aus Julisch-Venetien und Triest) und am 21. Oktober 1944 (aus Triest). In einem der Mai-Transporte 1944 könnte sich die Istrianerin Ema Perišić (Emma Persich, geb. 1928) aus Vranje bei Boljun (Inneristrien) befunden haben.465 Sie war am 1. Mai 1944 von deutschen Soldaten in einer Durchkämmaktion in ihrem Heimathaus festgenommen und ebenfalls ins Gefängnis nach Pazin, sodann ins „Coroneo“ und schließlich mit dem Zug nach Villach verbracht worden. Sie wurde einem bäuerlichen Haushalt in Berg bei Greifenburg (Oberes Drautal) zugeteilt. Neben Inneristrien waren das Hinterland von Fiume/Rijeka zwischen Sušak und Kastav sowie die Region Gorski kotar stärkere Stützpunkte der Armee der Volksbefreiungsbewegung und daher Ziele wiederholter Razzien.466 Das Innenministerium des Unabhängigen Staates Kroatien erhielt Kenntnis, dass während des Februar 1944 die Deutschen aus der Gemeinde Jelenje und aus dem Gemeindebereich von Kastua/Kastva alle Männer zwischen 16 und 50 Jahren zur Arbeit ins Reich abtransportiert hätten. Eine Bestätigung für diese Information lieferte das Kommando der Marine in Sušak telegrafisch, dass wegen der Sabotageakte der Partisanen diese Vergeltungsaktionen erfolgen müssten.467 In den Durchkämm- und Vergeltungsaktionen wurden bestimmte Ortschaften auffallend oft angegriffen. Das Dorf Klana bei Rijeka erlebte grausame Razzien: Von einer Razzia am 1. November 1943 berichteten Matija Šimić (geb. 1912) und seine Witwe Josipa Šimić. Matija wurde von deutschen Soldaten als Sympathisant der Partisanen aus seinem Haus abgeführt. Das gleiche Schicksal erlitten auch andere Männer an diesem Tag.468 Iskra S. (geb. 1921) wurde bei der Umzingelung des Ortes durch deutsche Soldaten am 18. Jänner 1944 mit anderen Dorfbewohnern auf Lastwägen verladen und am 7. Februar 1944 über Triest in das Lager
465 Antragstellerin: Antrag vom 27. Dezember 2000; telefonisches Interview mit der Autorin am 7. November 2005. 466 Die „Bandenbekämpfung“systematisch Ort für Ort ist unter dem Decknamen Pfingstrose bekannt: Giron, Zapadna Hrvatska u drugom svjetkom ratu (Westkroatien im Zweiten Weltkrieg), S. 213–227. – Deportationen von „bandenverdächtigen“ Frauen (vor allem Sloweninnen) aus der Region Venezia Giulia: Berichte Betroffener hat die slowenisch-italienische Historikerin Dorica Makuc veröffentlicht: Makuc Dorica, Primorska dekleta v Nemčijo gredo. Görz 2005. – Italienische Ausgabe, Le nostre ragazze vanno in Germania. La memoria slovena della deportazione femminile dal Goriziano. Görz 2008. 467 HDA Zagreb, Fonds 223 (Innenministerium des NDH), Zl. U.P.M.T. Nr. 1082/1944 vom 8. März 1944. 468 Die Witwe dieses Opfers einer deutschen Razzia berichtete darüber der Autorin am 24. September 2005. Sie erteilte auch die Zustimmung zur Veröffentlichung der Angaben: Josipa Šimić.
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Klagenfurt verbracht.469 Am 5. Mai 1944 führten deutsche Soldaten junge Frauen (Geburtsjahrgänge 1921–1927) ab.470 Viškovo war einer der Orte in der näheren Umgebung von Rijeka, die während der Rommel-Offensive wiederholt von deutschen Soldaten umzingelt wurden, um die Bevölkerung abzuführen. Am 4. Mai 1944 nahmen sie Ruža M. (geb. 1926) in ihrem Haus gefangen; ebenso erging es mehreren Ortsbewohnern. Alle wurden nach Kärnten verbracht.471 Die deutsche Offensive in der Operationszone Adriatisches Küstenland erschütterte die Partisanenbewegung schwer. Die Erfahrung der Bevölkerung, dass die Partisanen in Istrien und im Küstenland die Küstenstädte nicht halten konnten, sondern sich auf Stützpunkte im Hinterland zurückziehen mussten, während die Deutschen die gesamte Küste von Crikvenica bis nach Norddalmatien kontrollierten, verursachte eine tiefe Glaubwürdigkeits- und Legitimationskrise in den Partisaneneinheiten. Von der Insel Rab berichtet Josip G. (geb. 1924), wie Gestapo und Sicherheitsdienst Jagd auf die Menschen machten und die Bevölkerung mit willkürlichen Verhaftungen und Deportationen einschüchterten. Josip G. (geb. 1924 in Rab) wurde im April 1944 in seiner Heimatstadt Rab verhaftet und zur Arbeit nach Klagenfurt verbracht (wo er im Dezember 1944 bei einem Bombardement472 ums Leben kam). Sein Mitgefangener, Stipe Štokić aus Barbat, einem kleinen Ort auf der Insel Rab, in der Nähe der Stadt Rab (geb. 1926), wurde ebenfalls deportiert.473 Durch das Triester Gefängnis „Coroneo“ gingen zwischen Mitte August 1943 und Ende April 1945 mindestens 19.324 Gefangene, die zum Arbeitseinsatz ins Reich weiterbefördert wurden.474 Seit Anfang Februar wurden die politisch und rassisch Verfolgten sowie mutmaßliche und „tatsächliche“ Partisanensympathi-
469 Antragstellerin an den Versöhnungsfonds, Antrag und Mitteilung an die Autorin vom 30.10.2000. 470 Bericht von Vera B., am 8. Juli 2002. 471 Ihren Bericht „Anwerbung und Verschleppung ziviler Zwangsarbeiter“ veröffentlichten Harald Knoll, Peter Pirnath, Peter Ruggenthaler & Arno Wobisch in: Stefan Karner, Peter Ruggenthaler u.a., Zwangsarbeit in der Land- und Forstwirtschaft auf dem Gebiet Östereichs 1939 bis 1945, Wien, 2004, S. 90–222, hier S. 192–193. 472 Ein schwerer Bombenangriff traf Klagenfurt am 13. Dezember 1944: Ulrich, Der Luftkrieg über Österreich, S. 23. 473 Im Antrag von Josip G.s Familienangehörigen an den Österreichischen Versöhnungsfonds wurde Stipe Š. als Zeuge angegeben. 474 Darunter waren ca. 300 Juden: Wedekind, Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik, S. 371.
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santen, die bei den Razzien gefasst wurden, auch in die „Risiera di San Sabba“ eingeliefert, in der die „Aktion Reinhard“ lief.475 3.3.4. Dalmatien und das Ende der italienischen Herrschaft Für Dalmatien sind keine deutschen Expansions- und Annexionspläne bekannt, wie sie für die Operationszonen im Norden und Nordosten Italiens bestanden.476 Die Deutschen duldeten dort Versuche der Führung des Unabhängigen Staates Kroatien, die Kapitulation Italiens zu nützen, um die Römischen Verträge vom 18. Mai 1941 zu annullieren und Dalmatien wieder an Kroatien anzuschließen. Die Ansprüche des Ustascha-Staates auf den Bereich der Operationszone Adriatisches Küstenland wiesen die deutschen Behörden hingegen ab.477 Allerdings funktionierte die Hoheitsverwaltung des NDH in Dalmatien nicht, denn Dalmatien war trotz der von den Deutschen tolerierten Einsetzung der kroatischen Verwaltung de facto Kampfgebiet. Sie besetzten die dalmatinischen Städte Zadar (9. 9. 1943), Šibenik und Split (27. 9. 1944) und im Oktober 1943 Dubrovnik. Die Schlacht um die Inseln dauerte bis März 1944,478 aber schon vor der Besetzung durch die Wehrmacht agierten auf Rab und Pag Gestapo und SD, um Jagd auf Partisanen zu machen. Eine Form der Ausübung der Oberhoheit war ein angeblicher Amnestieerlass des kroatischen Poglavnik Ante Pavelić, an alle jene, die freiwillig von den Partisanen zurückkehrten oder sich der Ustascha-Armee ergäben. Die Partisanen im Hinterland von Dalmatien erhielten Verstärkung durch die im italienischen Internierungslager Kampor auf der Insel Rab/Arbe tätigen Kommunisten. Sie bildeten eine eigene Brigade, bestehend aus fünf Bataillons mit insgesamt 1600 Kämpfern, eines davon ein rein jüdisches. Am Tag der Kapitulation Italiens entwaffneten sie, ohne Hilfe von außen, den italienischen Lagerkommandanten. In drei Zügen setzten sie auf das Festland über und unterstellten 475 Zum KZ San Sabba, dem einzigen von den Deutschen eingerichteten KZ auf italienischem Boden: Marco Coslovich, La Risiera di San Sabba e la deportazione dall’Adriatische Küstenland nelle testimonianze dei sopravvissuti, in Anna Lisa Carlotti, Italia. 1939–1945. Storia e memoria. S. 597–607. Wedekind, Nationalsozialistsiche Besatzungs- und Annexionspolitik, S. 371–373. 476 Diese macht- und wirtschaftspolitischen Expansionspläne wurden von Kärntner Nationalsozialisten im Interesse der Käntner Exportwirtschaft gefördert. Wedekind, Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien, S. 58f. – Dalmatien hatte nicht die Potenziale für kriegswirtschaftlich relevante Exporte. 477 Wedekind, Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien, S. 110. 478 Marjan Diklić, Vrsi pod talijanskom okupacijom u Drugom svjetskom ratu (Vrsi unter italienischer Besetzung im Zweiten Weltkrieg). In: Rad Zavoda za povijesne znanosti HAZU Zadar („Rad HAZU“, Publikation der Kroatischen Akademie für Wissenschaften und Künste), Zadar, Band 49/2007, S. 721–783, hier S. 722. – Kišić Kolanović, Italija i NDH (Italien und der NDHStaat), S. 387 und 407.
3. Entsendung von Arbeitskräften aus den von Italien besetzten und annektierten Regionen …
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sich den Partisanen. Auch die zivilen Internierten flohen mit ihnen.479 250 Frauen mit Kindern und Personen, die sich aus körperlicher Schwäche nicht zur Flucht entschließen konnten, blieben auf der Insel Rab und wurden von der deutschen Besetzung der Insel Rab eingeholt. Sie wurden in das Konzentrationslager „Risiera di San Sabba“ bei Triest eingeliefert, von wo aus die Deportationszüge in die Vernichtungslager des Reiches abgingen.480 Die faschistische Verwaltung im Küstenland und in Dalmatien entließ zwar vor ihrem Rückzug nach Italien die Internierungshäftlinge und Gefängnisinsassen. Aber nicht in jedem Fall konnten die Internierten der erneuten Verhaftung durch die Deutschen oder der Deportation ins Reich entgehen: Der vom italienischen Militärgericht in Šibenik 1942 zu 24 Jahren Haft verurteilte Ministerialbeamte Vjeskoslav Štrkalj-Milić und sein Mitarbeiter, Dinko Kolak (zu 18 Jahren Haft verurteilt), waren im Mai 1942 in ein italienisches Arbeitslager deportiert worden. Nach der Kapitulation Italiens überstellten ihn die Deutschen als Zivilarbeiter in das Ausländer-Lager Mühlheim-Ruhr. Vjekoslav Štrkalj-Milić durfte nach einem Jahr nach Kroatien zurückkehren.481 Die noch von den Italienern in ihren antikommunistischen Razzien verhafteten Personen hofften bei der Ankunft der Deutschen auf Befreiung und Schutz vor der von den Italienern erfahrenen Willkür. Aber die Deutschen nahmen die bestehende Haft als Grund für die Qualifikation als „gefährliches Element“ und lieferten diese Häftlinge in deutsche Konzentrationslager ein. Im herzegowinischen Čapljina hätten dies prominente Ustaschi erfahren, betonte der Bezirkskommandant der Polizei in seinem Bericht an das Innenministerium des Unabhängigen Staates Kroatien. Sie hätten die Ankunft der Deutschen in Čapljina aufrichtig und begeistert begrüßt, wie im Übrigen die Bevölkerung auch in den anderen Orten, weil alle unter dem italienischen Joch gestöhnt (...) hätten. Die genannten Personen waren von den Italienern in Gonars interniert worden. Nach der Kapitulation Italiens befreiten sie sich aus dem Lager und wurden unterwegs von Partisanen verhaftet, die deutschen Soldaten bemächtigten sich ihrer, als sie in eine Partisanenstellung 479 Ivo Kovačić, Kampor 1942–1943. Hrvati, Slovenci I Židovi u koncentracijskom logoru Kampor na Rabu (Kroaten, Slowenen und Juden im Konzentrationslager Kampor, auf der Insel Rab). Rijeka, 1998, S. 276; Carlo Spartaco Capogreco, I campi del Duce. L’internamento civile nell’Italia fascista (1940–1943). – Der Kommandant des Lagers von Rab wurde vor ein kommunistisches Tribunal gestellt. Er nahm sich jedoch vor der Verurteilung selbst das Leben Marco Grilli, I campi di concentramento fascisti e la „sbalcanizzazione del territorio“: nel caso di Arbe gli italiani non furono proprio „brava gente“. In: La Voce del Popoli, Rijeka, 6.5.2009. Beilage „In piu“, S. 6, 7. 480 Marco Grilli, loc. cit. 481 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP U.P.M.T. 3476/44, Inv.-Nr. 7593. und U.P.M.T. 1293/43, Inv.Nr. 6338.
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C. Arbeitsmigration
einbrechen konnten. Zu diesem Zeitpunkt glaubten die Genannten, sie seien von den Deutschen „befreit“ worden. Die „Befreier“ sahen in ihnen jedoch Partisanen und lieferten sie in die Lager Weimar-Buchenwald und Flossenbürg ein. Zwei Mitbürger ließen dort ihr Leben.482 Praktisch alle Männer des Dorfes Srinjina im Landkreis Split wurden von der SS-Divison „Prinz Eugen“ entführt, um über das Lager Zemun/Semlin bei Belgrad zur Arbeit ins Reich verbracht zu werden. Sie wurden am 8. November 1943 von Soldaten zu Reparaturarbeiten an den Straßen abgeholt; zwei Tage lang durften sie nach verrichteter Arbeit wieder nach Hause zurückkehren, am dritten Tag nicht mehr. Die Militärdienststellen verweigerten jede Auskunft über ihren Verbleib. Erst im März des folgenden Jahres kamen einige zurück; damals erfuhren die Angehörigen, dass von den insgesamt 63 Männern 32 schon im Lager Zemum an den Härten des Winters und der schlechten Ernährung sowie an Erschöpfung zugrunde gegangen seien. Im Gegensatz dazu enthielt der Bericht des Sicherheitsdienstes als Todesursache „Flecktyphus“. 28 Verschleppte wurden im Reich zur FLAK eingeteilt; einer davon starb bei einem Luftangriff.483 Die grausamen Umstände der Deportationen aus Dalmatien durch die deutschen Machthaber erlebte Diana Budisavljević als Organisatorin von Hilfsaktionen: 70 Männer, Intellektuelle, aber auch Arbeiter, und 12 Frauen im Alter zwischen 17 und 22 Jahren aus Split, Šibenik, Trogir und Umgebung kamen als „Bandenverdächtige“ mit einem Zug nach Zagreb. Drei Tage waren sie in einem plombierten Viehwaggon, der höchstens 50 Personen Platz bot, ohne Wasser und Nahrung unterwegs gewesen. Als der Zug auf einem Nebengleis des Zagreber Westbahnhofes abgestellt wurde, hörte das Bahnhofspersonal Hilferufe. Jemand verständigte telefonisch Diana in der Wohnung. Mit ihrer Mitarbeiterin, der freiwilligen Rotkreuzschwester Dragica Habazin, begab sie sich auf den Bahnhof und verschaffte sich unter dem Vorwand, den Zuginsassen die Personalien für neue Reisepässe abzunehmen, Zugang zum Zug. Der Bahnhofsvorstand erlaubte sogar die Ausladung und Unterbringung der Reisenden in ein Lager beim Westbahnhof. Der Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz weigerte sich, bei den deutschen Stellen zu intervenieren, die Deportationsopfer wegen körperlicher Schwäche freizulassen, denn die russischen Deportierten, die nach Deutschland kämen, [seien] in einer sehr viel schlechteren körperlichen Verfassung (...) 482 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, Dokument U.P.M. 325/44 und U.P.M. 326/44, Inv.-Nr. 1.2223.2 V 7043 und 7044. – Dok. U.P.M.T. 2069/44, Inv.-Nr. 7368. 483 HDA Zagreb, Fonds 223, MUP NDH, U.P.M.T. 2925/44, Inv.-Nr. 7491; U.P.M.T. 3z658/44, Inv.-Nr. VI, 7621, vom 3. März 1944 – ähnliche Fälle: Orte Biaca, Zvirica Vida, Pruda bei Metković, Landkreis Split: ibid., U.P.M.T., Zl. 1013/44; V.T. 406/44 vom 6. März 1944. – Zum KZ Hamburg-Neuengamme: Benz Wolfgang (Hrgs.), Der Ort des Terrors, Bd. 5, 2007.
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und das Internationale Komitee des Roten Kreuzes müsse sich alle Möglichkeiten offenlassen, für die russischen Opfer zu sorgen. Die kroatischen Stellen schafften es schließlich, die Gruppe der Dalmatiner freizubekommen. Für diese ging die Sache noch gut aus, aber die nächsten ankommenden Transporte waren noch viel schlimmer …, denn die Zuginsassen wurden in Zagreb ausgeladen und unter strenger Bewachung in das damals halbfertige Gebäude des Hauptpostamtes Branimirova beim Hauptbahnhof eingesperrt. Dort litten sie nicht nur unter der unzureichenden Ernährung, sondern vor allem unter der großen Feuchtigkeit und Kälte.484 Die Besetzung Dalmatiens durch die Deutsche Wehrmacht und deren Versuche, im Hinterland die Verbindung über die Lika und Kordun zur Heeresgruppe F zu halten (Operation Morgenstern vom 7.–16. Mai 1944; und Operation Schach vom 21.–30. Mai 1944485), sind nicht in jener Dichte und Detailgenauigkeit der politischen Begleitumstände belegt, wie für die Operationszone Adriatisches Küstenland. Auch die dort gemachten Gefangenen waren zumeist Opfer der von den Deutschen ignorierten Amnestieangebote des kroatischen Poglavniks an alle „Aufständischen“, die sich freiwillig der kroatischen Herrschaft unterstellten.486 Die Deportationen durch die Deutschen aus Dalmatien können keinen größeren Umfang angenommen haben, da die Partisanen in einer großen Evakuierungsaktion die Bewohner der Inseln Hvar und Korčula auf das von den Alliierten besetzte Territorium nach Italien (Aversa, Santa Maria di Bagno, Bari, Leuca, Tuturano) evakuierten. Von dort ging die Evakuierung wegen der alliierten Luftangriffe auf Italien weiter über das Mittelmeer nach El Shatt, Khattatba, El Tulumbat (Ägypten und Libyen) in die von den Achsenmächten geräumten Lager,487 wo Lagerzelte von Rommels Wüstenoperation die Evakuierten aufnahmen. Die kroatischen Evakuierten in El Shat blieben in diesem Lager bis 1946. Die Dokumente darüber verwahrt das Kroatische Staatsarchiv in Split. Die Frage, die in den aktuellen Beziehungen zwischen der kroatischen Mehr484 Tagebuch von Diana Budisavljević, S. 156–165. 485 Giron, Zapadna Hrvatska u drugom svjetskom ratu (Westkroatien im Zweiten Weltkrieg), S. 383. Die Kriegshandlungen auf dem zentralkroatischen Festland werden von Giron nur angedeutet: Details siehe: www.vojska.net. 486 Giron, Zapadna Hrvatska u drugom svjetskom ratu. S. 383. – Es fehlt eine kriegsgeschichtliche Darstellung wie sie jene von Anton Giron für das Küstenland und Istrien darstellt. 487 Auf folgende Archivalien wird hingewiesen: HDA Split, Archivbestände Nr. 022: Jugoslavenski zbijeg u Italiji 1943–1945 ( Jugoslawische Flüchtlinge in Italien 1943–1945); Reg.-Nr. 4, Faz. Nr. 30 und Bestand Nr. 023, Jugoslavenski zbjeg u Egiptu ( Jugoslawische Flüchtlinge in Ägypten), Reg.-Nr. 38, Fasz. 100. – Die Autorin dankt für diese Information dem Zeitzeugen Ivica Lozica aus Korčula, der als Partisan an der Einschiffung der evakuierten Bevölkerung von Hvar und Korčula beteiligt war. Auch diese Aktion, über die derzeit nur Überlebende Bescheid wissen, erfordert noch eine historische Untersuchung.
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heitsbevölkerung in Istrien und der italienischen Volksgruppe ebenso wie in den bilateralen kroatisch-italienischen und slowenisch-italienischen Beziehungen eine wichtige Rolle spielt (zumal im Zusammenhang mit Entschädigungsansprüchen der nach Italien emigrierten ehemals jugoslawischen ItalienerInnen an Kroatien und an Slowenien): Waren die Hauptleidtragenden des Krieges auf den italienischen Territorien Slawen oder Italiener? Der ehemalige italienische Partisan Giacomo Scotti, ein gebürtiger Italiener und eingebürgert in Rijeka/Fiume seit 1947, glaubt, dass sich den Bewohnern Istriens und des Küstenlandes, ebenso wie jenen der dalmatinischen Städte angesichts der Grausamkeit der deutschen Besatzer diese Frage so nicht mehr stellte, weil Slowenen, Kroaten und Italiener gleich zu leiden hatten. Dies gilt allerdings nur für das Alltagsleben, nicht aber für den Beitrag, den die italienische Bevölkerung zur Befreiung von der deutschen Herrschaft geleistet haben: Obwohl die faschistische Herrschaft mit ihrer Unterdrückung der slawischen Bevölkerung der territori occupati und territori annessi die Beziehungen zwischen Slowenen und Kroaten einerseits, Italienern anderseits belastet hat, fanden sie sich doch zum gemeinsamen Widerstand bereit. Die italienischen Brigaden in diesen Gebieten unterstellten sich nicht der Kommunistischen Partei Italiens (PCI), sondern der jugoslawischen Volksbefreiungsbewegung unter Führung der KPJ.488
4. Ungarn 4.1 Arbeiterentsendung als Bündnispflicht Ungarn hatte – ebenso wie das Königreich Jugoslawien – mit dem Deutschen Reich 1937 ein Abkommen zur Entsendung von Arbeitern nach Deutschland abgeschlossen.489 Das Reservoir dafür bot ihm die slawische Bevölkerung und andere nichtmagyarische Minderheiten auf den von Ungarn am 11. April 1941 annektierten Gebieten des Königreiches Jugoslawien. Die gesetzlichen Grundlagen für die staatlich regulierte Aufbringung von Arbeitskräften schuf Ungarn 488 Giacomo Scotti/Luciano Giuricin, Crvena zvijezda na kapi nam sja: borbeni put talijanskog bataljona Pino Budicin i Talijana Istre i Rijeke u Narodnooslobodilačkoj vojsci Jugoslavije./Rossa una stella: Storia del battaglione italiano „Pino Budicin“ e degli Italiani dell’Istria e di Fiume nell’Esercito Popolare di Liberazione della Jugoslavia. Italienische Ausgabe; Fiume/Rovigno 1975. Kroatische Version, Rijeka: Zagreb, 1979. 489 Ich danke dem Autor der Monografie über die Deportation der ungarischen Juden in die Vernichtungslager des Deutschen Reiches und ihre Zwangsarbeit am „Südostwall“ Szabolcs Szita für die Literaturhinweise zu diesem Kapitel, das in der kroatischen Geschichtsschreibung noch ein „weißer Fleck auf der Landkarte“ ist. Über eine bilaterale deutsch-ungarische Vereinbarung ähnlich jener wie mit Jugoslawien oder mit dem NDH war diesem Autor jedoch nichts bekannt.
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C. Arbeitsmigration
heitsbevölkerung in Istrien und der italienischen Volksgruppe ebenso wie in den bilateralen kroatisch-italienischen und slowenisch-italienischen Beziehungen eine wichtige Rolle spielt (zumal im Zusammenhang mit Entschädigungsansprüchen der nach Italien emigrierten ehemals jugoslawischen ItalienerInnen an Kroatien und an Slowenien): Waren die Hauptleidtragenden des Krieges auf den italienischen Territorien Slawen oder Italiener? Der ehemalige italienische Partisan Giacomo Scotti, ein gebürtiger Italiener und eingebürgert in Rijeka/Fiume seit 1947, glaubt, dass sich den Bewohnern Istriens und des Küstenlandes, ebenso wie jenen der dalmatinischen Städte angesichts der Grausamkeit der deutschen Besatzer diese Frage so nicht mehr stellte, weil Slowenen, Kroaten und Italiener gleich zu leiden hatten. Dies gilt allerdings nur für das Alltagsleben, nicht aber für den Beitrag, den die italienische Bevölkerung zur Befreiung von der deutschen Herrschaft geleistet haben: Obwohl die faschistische Herrschaft mit ihrer Unterdrückung der slawischen Bevölkerung der territori occupati und territori annessi die Beziehungen zwischen Slowenen und Kroaten einerseits, Italienern anderseits belastet hat, fanden sie sich doch zum gemeinsamen Widerstand bereit. Die italienischen Brigaden in diesen Gebieten unterstellten sich nicht der Kommunistischen Partei Italiens (PCI), sondern der jugoslawischen Volksbefreiungsbewegung unter Führung der KPJ.488
4. Ungarn 4.1 Arbeiterentsendung als Bündnispflicht Ungarn hatte – ebenso wie das Königreich Jugoslawien – mit dem Deutschen Reich 1937 ein Abkommen zur Entsendung von Arbeitern nach Deutschland abgeschlossen.489 Das Reservoir dafür bot ihm die slawische Bevölkerung und andere nichtmagyarische Minderheiten auf den von Ungarn am 11. April 1941 annektierten Gebieten des Königreiches Jugoslawien. Die gesetzlichen Grundlagen für die staatlich regulierte Aufbringung von Arbeitskräften schuf Ungarn 488 Giacomo Scotti/Luciano Giuricin, Crvena zvijezda na kapi nam sja: borbeni put talijanskog bataljona Pino Budicin i Talijana Istre i Rijeke u Narodnooslobodilačkoj vojsci Jugoslavije./Rossa una stella: Storia del battaglione italiano „Pino Budicin“ e degli Italiani dell’Istria e di Fiume nell’Esercito Popolare di Liberazione della Jugoslavia. Italienische Ausgabe; Fiume/Rovigno 1975. Kroatische Version, Rijeka: Zagreb, 1979. 489 Ich danke dem Autor der Monografie über die Deportation der ungarischen Juden in die Vernichtungslager des Deutschen Reiches und ihre Zwangsarbeit am „Südostwall“ Szabolcs Szita für die Literaturhinweise zu diesem Kapitel, das in der kroatischen Geschichtsschreibung noch ein „weißer Fleck auf der Landkarte“ ist. Über eine bilaterale deutsch-ungarische Vereinbarung ähnlich jener wie mit Jugoslawien oder mit dem NDH war diesem Autor jedoch nichts bekannt.
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schon im Jahre 1919 mit der Einführung des Arbeitsdienstes für Männer, die als Nicht-Magyaren nicht „militärtauglich“ waren: Für Juden490, Serben, Rumänen, Slowaken – aber auch für Kommunisten. Mit einem Gesetzespaket aus den Jahren 1938 und 1939, welches bei unmittelbarer Gefahr für das Land die Militärdienstpflicht für alle Männer zwischen 14 und 70 Jahren vorsah, wurden alle Männer, die ständig untauglich für den Militärdienst waren, ab dem 21. Lebensjahr zum Arbeitsdienst in eigenen Lagern und auf eine ununterbrochene Dauer von mindestens drei Monaten verpflichtet.491 Im Jahre 1940 wurde diese Verpflichtung auf mindestens zwei Jahre verlängert.492 Für die Arbeiteraushebung auf dem Territorium, das nach der Ausrufung des Unabhängigen Staates Kroatien am 11. April 1941 von Ungarn besetzt wurde, gibt es im kroatischen Staatsarchiv keine Unterlagen. Auch der Text des ungarisch-deutschen Anwerbevertrages (auf die Landwirtschaft beschränkt)493 ist nicht bekannt. Aber 1941 gab es – laut Herberts Forschungen – 35.000 ungarische Arbeitskräfte im Deutschen Reich.494 Ungarische Historiker haben jene Territorien, die Ungarn am 11. April 1941 besetzte und bis Jahresende 1941 administrativ an Ungarn anschloss, nicht eigens berücksichtigt.495 Mangels Quellen wird dieses Kapitel zwangsläufig das kürzeste sein, weil es sich nur auf die Aussagen der nicht sehr zahlreichen Zeitzeugen stützen kann. Die Entsendung von Arbeitskräften ins Deutsche Reich beginnt für die ungarischen Historiker erst mit der Zwangsarbeit der ungarischen Juden. 4.2 Arbeiterrekrutierung nach der deutschen Besetzung Ungarns Nach dem Angriff Hitlerdeutschlands auf Ungarn (19. März 1944) konzentrierten die Deutschen ihre Bemühungen darauf, Zugriff auf die jüdische Arbeitskraft zu erhalten. Die Aushebung von nichtjüdischen Arbeitsdienstpflichtigen blieb in der Kompetenz der ungarischen Gendarmerie, wie sich Rudolf A. (geb. 1928 bei Varaždin) erinnert: Verhaftungen gab es im ganzen Zwischenmurgebiet. Festgenommen wurden nur Kroaten. Ungarische Gendarmen waren beteiligt. (…) Er wurde im Juni 1944 zusammen mit anderen jungen Leuten festgenommen, nach Nagyka490 Für die jüdische Bevölkerung erwies sich der ungarische Arbeitsdienst als Rettung vor der Deportation ins Deutsche Reich, sogar zu einem Zeitpunkt, als die deutschen Behörden von Ungarn bereits Juden als Sklavenarbeiter anforderten: Siehe hierzu das Kapitel über die „Arbeitsjuden“. 491 Ibid., S. 289–292. 492 Ibid., S. 301. 493 Herbert, Fremdarbeiter, S. 56. 494 Herbert, Fremdarbeiter, S. 98 495 Randolph L. Braham, The Politics of Genocide. The Holocaust in Hungary, Volume I, II, New York, 1981. – Cecil D. Eby, Hungary at War. Pennsylvania, 1998.
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nisza in ein Sammellager und von dort zum Linzer Militärflughafen Hörsching verbracht.496 Der Arbeitsdienst, Levente, diente offensichtlich als Grundlage für die Arbeitsverpflichtung im Deutschen Reich, wie der Zeitzeuge Dominik S. (geb. 1926 in Gornji Hraščan) berichtete. Weil er sich der Levente nicht regelmäßig gestellt habe, sei er auf die Verhaftungsliste gekommen und für die Deportation ins Reich bestimmt worden. Am 10. Juli 1944 um 2.00 Uhr früh umzingelten 60 ungarische Soldaten sein Haus und führten ihn in die alte Festung nach Čakovec, die als Sammellager diente. Von dort ging es nach Szombathely und Sopron. An der „österreichischen Grenze“ übernahmen deutsche Soldaten den Transport. Sie kamen auf einen Flughafen, wo sie unterirdische Bunker zum Schutz der Flugzeuge gegen Luftangriffe zu bauen hatten, dann zu Bauern. Er wurde bei seinem ersten Fluchtversuch in Slowenien aufgegriffen und in Graz in Einzelhaft genommen. Nach neun Tagen bot sich ihm die Chance, sich für Aufräumarbeiten bei einer gesprengten Bahnbrücke zu melden. Von dieser Arbeitsstelle gelang ihm die Flucht nach Hause.497 Die Levente und die Diskriminierung als Nichtmagyar veranlassten Ladislav Š., sein Heil 1942 in der Flucht auf kroatisches Gebiet, auf das Territorium des NDH, zu versuchen. Er musste wohl erkennen, dass er auch dort nicht der Deportation ins Deutsche Reich entgehen konnte. Im Sommer 1944 kehrte er wieder auf das ungarische Territorium zurück und wurde prompt von ungarischen Gendarmen festgenommen. Diese hatten auch eine Gruppe Jugendlicher verhaftet. In Sopron wurden alle der Deutschen Luftwaffe übergeben.498 Stjepan Š. und Martin M. (geb. 1922 in Podturen, Übermurgebiet) wurden im Juni 1941 von ungarischen Gendarmen auf einen LKW verladen und nach Steinamanger (Szombathely) gebracht. Von dort ging es mit dem Zug weiter in ein „Konzentrationslager“ bei Rottenmann. Dort arbeitete er von Juni 1941 bis zum Herbst 1942 an der Verlegung und Wartung von Bahnschienen.499 4.3 „Bandenbekämpfung“ in Ungarn Auch in Ungarn gab es Zwangsaushebungen unter dem Vorwand der Partisanenbekämpfung: Vinko P. (geb. 1923 in Čakovec) wurde von ungarischen Gendarmen 496 497 498 499
Antragsteller, 21.10.2001. Antragsteller, 18.8.2003. Antragsteller, 18.8.2003. Persönliches Zeugnis des Betroffenen – 24.9.2005. Er blieb bis zum Ende des Krieges im Reich und war zu Schneeräumungen und Räumungen von Bombenschutt in mehreren Orten eingesetzt.
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festgenommen, als er von seiner Arbeitsstätte, einer Baustelle in Budapest, nach Hause kam. Die Gendarmerie umstellte in einer solchen „Durchkämmaktion“ im Oktober 1944 das Dorf und verhaftete nebst anderen Dorfbewohnern auch ihn und seinen Bruder unter der Anschuldigung der „Bandenbegünstigung“. In der Burganlage von Čakovec wurden sie festgehalten, diese fungierte als Sammellager. Schon dort wurden alle Verhafteten auf Hungerrationen gesetzt. Familienangehörige versorgten sie und alle teilten die von zu Hause erhaltenen Zugaben untereinander auf. Diese Haft dauerte sieben Tage, dann führten sie Angehörige der „Schwarzhemden“ (Waffen-SS) schwer bewaffnet zum Zug; es ging nach Szombathely (in die dortige Kaserne, die als Militärgefängnis, aber auch als Durchgangslager diente). Dann wurden alle in das niederösterreichische Schwarzau (Bezirk Neunkirchen) verbracht, um dort Aufräumarbeiten nach einem Bombardement (dort befand sich eine Fabrik der Semperit-Werke) zu verrichten.500 Im Juli 1944 wurde Josip H. (geb. 1928 bei Varaždin)501 verhaftet, um zur Arbeit auf den Militärflughafen Hörsching bei Linz verbracht zu werden; er musste dort Ver- und Entladearbeiten verrichten. Josip H. bemerkte: Die Ungarn haben uns an die Deutschen verkauft. Die ungarische Regierung konzentrierte sich darauf, jüdische Mitbürger so lange wie möglich vor der Deportation ins Reich zu bewahren. In deren Fall war das tragische Ende der Deportierten auch im Vorhinein bekannt. Die nichtmagyarischen Zwangsarbeiter warten noch auf eine Bearbeitung, für die die Grundlagen vermutlich in deutschen, oder aber ungarischen Archiven zu finden sein dürften.
500 Antragsteller, 10.11.2003. 501 Antragsteller, 21.10.2001.
D. Lebensbedingungen in Österreich Österreichische Unternehmen, Behörden, auch kirchliche Stellen, die FremdarbeiterInnen aus dem ehemaligen Jugoslawien beschäftigten, haben auf das Ersuchen der Autorin nach Einsicht in ihre Firmenarchive und/oder um Angaben über die Beschäftigung, deren Dauer, Gehälter und andere arbeitsrechtliche Fragen bis auf ein einziges Unternehmen – Österreichische Mineralölverwaltung (OMV)502 – nicht reagiert. Aber auch in der Dokumentation der OMV zu ihrem Firmenjubiläum wurde der Einsatz ausländischer Arbeitskräfte bei der Errichtung von Betriebsanlagen und bei der Ölförderung nicht erwähnt: Kroatische Arbeitskräfte503 bezeugen jedenfalls, dass sie auf Bohrstellen eingesetzt waren oder am Bau von Anlagen mitwirkten. Praktisch jedes Unternehmen, auch solche, die Konsumgüter erzeugten, wurden in die Kriegswirtschaft integriert; die zivile Produktion und der Dienstleistungssektor wurden seit 1943 drastisch reduziert.504 Dies hatte auch die Umverteilung der Arbeitskräfte zur Folge und bedeutete wegen der körperlich schweren Arbeit in der Rüstung eine spürbare Verschlechterung der Lebensbedingungen.505 Verallgemeinernde Aussagen über die Lebens- und Arbeitsbedigungen kroatischer Arbeitskräfte in der NS-Kriegswirtschaft sind nur sehr bedingt möglich. Die vergleichende Analyse lässt ein breites Spektrum von Existenzformen erkennen: von der Aufnahme wie ein Familienmitglied bis hin zur rücksichtslosen Ausbeutung und Misshandlung. Für den Einsatz von Arbeitskräften aus dem Königreich Jugoslawien, aber auch aus dem daraus entstandenen Unabhängigen Staat Kroatien ist eine Periodisierung nach individueller („wilder“) und staatlich gelenkter Arbeitsemigration nicht möglich: „Freiwilligkeit“ und „Zwang“ waren als Rekrutierungsmethoden von Anfang an gleicherweise übliche Rekrutierungsmethoden und bestanden nebeneinander. Dies gilt ebenso für Arbeiter und Arbeiterinnen aus den italienischen und auch aus den ungarischen Besatzungsgebieten. Eine Periodisierung „vor dem Luftkrieg“/„nach Beginn des Luftkrieges“ ist allerdings für die Arbeiter in der Industrie, in der Energieversorgung, an Ver502 Ich danke der OMV nochmals für die Übermittlung der Festschrift: Friedrich Feichtinger & Hermann Spörker (Hg.), ÖMV – OMV. Die Geschichte eines österreichischen Unternehmens, Horn, 2005. 503 Die Familie der Antragsteller Rudolf und Otilija F. kam nach Katzelsdorf, weil der Vater auf dem Bohrfeld arbeiten musste. 504 Eichholtz, op. cit., Bd. III, S. 643ff. 505 Aristotle A. Kallis, Der Niedergang der Deutungsmacht. In: Echternkamp, Deutschland und der Zweite Weltkrieg, 9. Band, 2. Halbband, S. 234.
1. Arbeitsbedingungen vor dem Luftkrieg
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kehrseinrichtungen und in Lagern in städtischen Ballungszentren zu erkennen – und zwar vor bzw. nach Beginn des Luftkrieges über deutschen Städten. Damit ergaben sich neue Notwendigkeiten: die Verlegung von Betrieben aus dem „Altreich“ in das geschützte Österreich, den „Reichsluftschutzkeller“, eine beschleunigte Inangriffnahme der Untertageverlegung besonders sensibler Produktionen und eine spürbare Verschiebung der Produktionsschwerpunkte, weg von Konsumgütern hin zu kriegswichtigen Erzeugnissen. Eine weitere beobachtbare Veränderung war die Verlagerung der Produktionsmethoden, von technisch anspruchsvolleren hin zu immer primitiveren Arbeitsgeräten und Arbeitsformen. Dies forderte zwar Hitler in seinen „Ideen“ zum „Totalen Krieg“: … immer einfachere Geräte, die leichter ersetzbar sind, möglichst wenig Know-how erfordern.506 Eine spürbare Veränderung der Lebensbedingungen brachte der alliierte Luftkrieg über Österreich für alle Arbeiterinnen und Arbeiter auf dem Territorium der heutigen Republik Österreich: Der Beginn der Angriffe auf Österreich (August 1943) markiert eine qualitative Änderung der Arbeitsbedingungen, weil kroatische Arbeiter zu einem hohen Prozentsatz (62 % 1944507) in der Industrie beschäftigt und daher direkt von den Luftangriffen betroffen waren. Die Entwicklung des Luftkrieges bedeutete eine Verlagerung der Schwerpunkte: weniger produktive Arbeit, mehr Schadensbeseitigung. Dies bedeutete einen Anstieg der unmittelbaren Lebensgefahr, Konfrontation mit der zunehmenden Wahrscheinlichkeit, dass das Deutsche Reich den Krieg verlieren werde. Für die Arbeitskräfte aus Kroatien und den von Italien bzw. von Ungarn besetzten Regionen bedeutete dies wachsende Unsicherheit über die Zukunft ihrer Heimatländer als Verbündete des Deutschen Reiches.
1. Arbeitsbedingungen vor dem Luftkrieg 1.1 Landwirtschaft Der Anteil kroatischer Arbeitskräfte in der Landwirtschaft betrug (August 1944) 8% aller in- und ausländischen Arbeitskräfte in der Landwirtschaft.508 Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte wurde von der Österreichischen Historikerkommission durchschnittlich besser als jene in der Industrie beurteilt. Die Historikerkommission ging davon aus, dass diese Ar506 Eichholtz, Kriegswirtschaft, III. Bd., Teil 1, S. 232. 507 Spoerer, Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, Tabelle S. 225. 508 Spoerer Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, Tabelle S. 225: Verteilung der in- und ausländischen Zivilarbeiter in der Landwirtschaftim August 1944. Zum Vergleich: Serben: 15 %, Italiener 10 % (für Ungarn gibt es keinen Prozentsatz).
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D. Die Lebensbedingungen in Österreich
beitskräfte am Einsatzort, auf dem Bauernhof, untergebracht wurden, also nicht in Lagern wohnen mussten, die zu Beginn des Einsatzes von ausländischen Zivilarbeitskräften noch relativ sauber, hygienisch, wetterbeständig waren, aber im Laufe der Zeit durch wechselnde Bewohner und mangels regelmäßiger Wartung und Pflege verwahrlosten. Die Historikerkommission rechnete auch damit, dass die landwirtschaftlichen Hilfskräfte – als solche waren die Ausländer ja eingesetzt – Anteil hatten an den relativ zahlreichen Bauernfeiertagen, die mit kirchlichen Festtagen einhergingen und die von der bäuerlichen Bevölkerung trotz der Kirchenfeindlichkeit des Regimes teils aus Traditionsbewusstsein, teils auch aus Widerstandsgeist eingehalten wurden. Schließlich litten die bäuerlichen Haushalte nicht in gleichem Maße unter der Rationalisierung von Lebensmitteln wie die städtischen Haushalte.509 Dušan T. (geb. 1923 in Vrginmost/heute Stadt Gvozd bei Karlovac), der sich als Sechzehnjähriger in Frankreich verdingte und von der deutschen Besatzung 1940 zur Arbeit ins Reich verbracht wurde, fand einen Bauern, der ihn gut behandelte und bei dem er bis Kriegsende blieb. Er also und noch drei weitere „Jugoslawen“ kamen zu einem Bauern in der Umgebung von Graz; ihre Aufgaben waren Mähen, die Arbeit im Maisfeld und in anderen Pflanzkulturen: die übliche Bauernarbeit, die sie gemeinsam mit dem Bauern verrichteten.510 Die aus Istrien deportierte Ema Perišić hatte bei ihrem ersten Einsatz im Drautal, in einem Gasthof, Unglück mit ihrer unbeherrschten und ausbeuterischen Arbeitgeberin; sie wurde jedoch von einer Bauernfamilie abgeworben, bei der sie sogar die Hausleute sonntags mit in die Kirche nahmen.511 Der Istrianer Josip Žmak512 (geb. 1927 in Lanišće) wurde am 26. April 1944 gemeinsam mit einigen Kameraden von den Deutschen in einen Hinterhalt gelockt und gefangen. Nach dem Gefängnis in Buzet (Istrien) und dem Coroneo in Triest wurde er nach Villach verbracht, dann nach Graz. Da gab es eine Generalrasur, Dusche und Entlausung der Kleidung. Am 25. Mai 1944 wurde er aus Graz nach Klagenfurt verlegt. Dorthin 509 Clemens Jabloner, Brigitte Bailer-Galanda u. a., Schlussbericht der Historikerkommission der Republik Österreich. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich. Zusammenfassungen und Einschätzungen. Historikerkommission, Wien/München, 2003, S. 17–38; Zwangsarbeiter, S. 187–204, hier S. 200. 510 Antragsteller, 15. September 2003. 511 Gespräch mit der Autorin telefonisch, 7. November 2005. 512 Josip Žmak (Giuseppe Smachi oder auch Giuseppe Macchi) erteilte der Autorin am 1. Juni 2001 telefonisch die Genehmigung zur Veröffentlichung seiner Erfahrungen und stellte ihr auch ein gemeinsames Foto mit „seiner „Gastfamilie“ in Kärnten zur Verfügung, dessen Veröffentlichung er jedoch nicht wünschte. Er fürchte, der Familie, in der mittlerweile bereits die Nachfolgegeneration mit ihm noch immer Kontakt unterhält, Unannehmlichkeiten zu bereiten, da es sich um eine kleine Ortschaft in Südostkärnten handle.
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kamen Bauern und Gutsbesitzer, um sich landwirtschaftliche Hilfskräfte auszuwählen. Mich fragte ein Bauer, ob ich etwas vom Mähen verstehe. Ich bejahte, und er nahm mich mit (…) nach Wölfnitz. Bis 7. Mai 1945 blieb ich dort und arbeitete auf dem Feld und im Garten … beim Gemüse und den Blumen. Die Arbeit war nicht in dem Sinne Zwangsarbeit, dass mich jemand kontrolliert und angetrieben hätte. Aber wir arbeiteten bis zu 14 Stunden am Tag, auch bei Regenwetter. (…) die ganze Familie war gut und menschlich zu mir. Daher habe ich mich 1975 zu einem Besuch entschlossen und wurde freundlich aufgenommen. Seither gratulieren wir einander regelmässig zu Neujahr. (…) 513 Weitaus mehr Überlebende aus Kroatien bezeugen, dass die Unterbringung auf den Bauernhöfen selbst keineswegs die Regel war: Betriebe im Alpenvorland und im Flachland mit großen Gehöften wurden wie Unternehmen bewirtschaftet, so dass auch die Arbeit der Ausländer ähnlich organisiert war wie in Industrieunternehmen. Auf solchen Gütern wurden die Arbeiter in Massenlagern untergebracht. Allmorgendlich kamen die Bauern der Umgebung, um sich Arbeitskräfte abzuholen und bei der Verwaltung die „Entlehngebühren“ zu entrichten, von denen die „verliehenen“ Arbeitskräfte freilich nichts abbekamen. Für diese „Taglöhner“ gab es auch die in landwirtschaftlichen Haushalten üblichen kirchlichen und „Bauernfeiertage“. Rudolf F. (geb. 1934 in Bosanska Gradiška, heute Bosnien und Herzegowina), dessen Vater bei der Ölbohrung in Katzelsdorf arbeiten musste, half mit seiner vier Jahre älteren Schwester Otilija der Mutter bei den Bauern. Die Mutter verrichtete Stallarbeiten und den Haushalt, die Kinder halfen bei den Erntearbeiten, sammelten Heubüschel, Ähren und liegen gebliebene Kartoffeln ein. Immerhin bekamen sie von den Bauern Zuwendungen. Die Verpflegung aber erhielten sie im Lager aus großen Gemeinschaftskesseln (…) Rüben und Erdäpfel (…) in den Schlafsälen wurden ganze Familien untergebracht (…) wir waren voll Ungeziefer und hungerten. (…) Der Vater erkrankte bald nach der Heimkehr am Herzen und an Pankreaskarzinom; fünf Jahre vor seinem Tod erblindete er. Die Kinder trugen lebenslange Störungen der Schilddrüse davon.514 Die Serbin Savka B. aus Bjelovar war 22 Jahre alt und schwanger, als sie wegen ihrer Nationalität der Hilfe für Partisanen verdächtigt und in das Frauenlager in Mauthausen eingeliefert wurde. Bald nach ihr wurde auch ihr Mann Nikola nach Mauthausen deportiert. Beide wurden an Bauern der Umgebung „vermietet“. Savka B.s Tochter Neda wurde im Mai 1944 im Lager geboren. Sie erinnert sich 513 Josip Žmak, Antrag und Gespräch mit der Autorin vom 1. Juni 2001. Die Autorin unterhielt auch weiterhin Kontakt zu dem Antragsteller; dieser begleitete die Arbeit mit seinen Erinnerungen und Bemerkungen, wofür ich ihm hiermit nochmals danke. 514 Rudolf und Otilija F. – Anträge vom 6. Juli 2001.
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an die Erzählungen ihrer früh an den Haftfolgen verstorbenen Mutter, dass die Bauern Savka B. wegen ihres Fleißes und ihrer Ehrlichkeit geschätzt und ihr sowie dem Säugling Lebensmittel zukommen ließen. Eine Frau aus der Umgebung habe sich des Neugeborenen angenommen und das Kind in Wien taufen lassen. Aber abends, wenn sie ins Lager zurückgebracht wurden, begann die Tortur; die Wärter schlugen und misshandelten die Häftlinge.515 Dies bestätigt auch Stjepan Š. von einer der Nebenstellen des Lagers Mauthausen: Dort hat ein Menschenleben nichts gegolten (…) Die Wärter prügelten, aber auch die Bauern. (…) Eine Bäuerin ohrfeigte mich, weil ich bei der Arbeit im Garten eine Möhre genommen habe. Ein anders Mal prügelte mich der Aufseher, weil ich mich mit einem anderen Arbeiter beim Tragen der schweren Kartoffelkisten abwechselte. Aber einige Bauern haben uns auch gut zu essen gegeben. ZivilarbeiterInnen berichteten, dass sie landwirtschaftlichen Gütern zugeteilt wurden, die zu Außenstellen des Konzentrationslagers Mauthausen gehörten. Dieser Umstand wurde im Schlussbericht der Historikerkommission nicht erwähnt. Die so Zugeteilten waren weder als Partisanen oder wegen Partisanenbegünstigung festgenommen worden und gehörten daher zu keiner der Kategorien, die in Konzentrationslager eingewiesen wurden. Es waren teils zufällig bei Razzien Verhaftete oder aber slowenische „Umsiedler“ aus Kroatien, für die sich in Kroatien keine Unterkunft gefunden hatte und die daher noch während der „Umsiedlung“ in die Transporte gingen. Die Zuteilung zu landwirtschaftlichen Gütern des KZ Mauthausen bedeutete auch Arbeits- und Lebensbedingungen wie für KZ-Insassen. So seien auch die Lagerbedingungen die eines Konzentrationslagers gewesen, erinnert sich die Slowenin Franca K. Sie war als Fünfzehnjährige mit ihren Angehörigen im Zuge der „Umsiedlung“ der slowenischen Bevölkerung der Untersteiermark und Unterkrains durch die deutsche Besatzung (1941) nach Kroatien vertrieben worden. Mangels Unterbringungsmöglichkeiten in Kroatien rekrutierten sie die deutschen Stellen in Kroatien für den Arbeitseinsatz. Franca kam auf ein landwirtschaftliches Gut in Judenburg, das – ihres Wissens – zum Konzentrationslager Mauthausen516 gehörte. Sie musste beim Schlachten und beim Häuten helfen, und andere Arbeiten verrichten, mit denen ein fünfzehnjähriges Mädchen überfordert ist – und dies alles bei winterlichen Temperaturen im Freien, ohne winterfeste Kleidung. Der Aufseher war brutal; Stillstand bei der Arbeit durfte es nicht geben.517 Ilija T. (geb. 1933 bei Banjaluka) wurde als elternloser Junge von der Wehr515 Neda B. – Antragstellung für ihre verstorbene Mutter und Gespräch mit der Autorin. 516 In der Topographie des Karl-Ernst-Osthaus-Museums, Hagen, „Deutschland – ein Denkmal“, ist Judenburg nicht unter den Konzentrationslager-Außenstellen verzeichnet. 517 Franca K. – Information für die Autorin und Antrag, 20. März 2001.
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macht 1943 aus Jugoslawien auf ein landwirtschaftliches Gut in Stockerau518 verbracht. Gemeinsam mit Russen, Polen und Ungarn musste er die Kühe betreuen. Als Minderjähriger wurde er in ein Lager eingewiesen, das seinen Aussagen zufolge ein Arbeitserziehungslager (AEL) für Jugendliche war.519 Erfahrung mit einem solchen Lager in Stockerau machte auch Kasim Halilović (geb. 1928 in Dubrava, Bosnien und Herzegowina).520 Er war 15 Jahre alt, als die Wehrmacht in seinem Dorf eine „Auskämmaktion“ vornahm und alle männlichen Jugendlichen deportierte. Ein ganzer Transport ging aus Bosnien ab, nur mit Fünfzehnjährigen. Mit Heereslastwagen wurden sie nach Zagreb verbracht, dort in einen Viehwaggon verladen; so ging es weiter. Es war Herbst und es regnete. (…) Durchnässt und frierend, verängstigt und hungrig kamen wir nach Stockerau in ein Barackenlager: (…) Ich habe noch die Befehle der nazistischen Wärter im Ohr, die uns körperlich und seelisch misshandelt haben, erinnert sich Kasim Halilović. (Er und seine Altersgruppe wurden allerdings nicht bei landwirtschaftlichen, sondern bei Bauarbeiten eingesetzt: Aushebung von Gräben, beim Steineklopfen, Zementmischen. Unsere Norm war 12–14 Stunden.) Kroatische ZivilarbeiterInnen machten Erfahrungen mit landwirtschaftlicher Arbeit, deren Bedingungen wesentlich von der überkommenen Einschätzung abweichen. Ela Hornung, Ernst Langthaler und Sabine Schweitzer wiesen darauf hin, dass die bisherigen Überblicksdarstellungen sowie Lokal- und Regionalstudien die Tatsache ausblendeten, dass es „Zwangsarbeit“ auch in der Landwirtschaft gegeben habe:521 als Zwang durch normative Bedingungen und Institutionen des NS-Systems (Arbeit unter KZ-ähnlichen Bedingungen auf landwirtschaftlichen Gütern) sowie als repressiven Zwang durch Arbeits- und Lebensbedingungen (die unregelmäßigen Arbeitszeiten und Arbeiten, die junge ZwangsarbeiterInnen körperlich überforderten, die jedoch in der Landwirtschaft zwangsläufig anfallen), aber auch kompensatorischen Zwang als Anpassung und Unterordnung unter diese Bedingungen (aus Angst vor körperlicher Züchtigung). Die zitierten Autoren beziehen diese Formen des Zwanges auf private Bauernhaushalte, bäuerliche Klein- und Mittelbetriebe522 sowie auf Groß- und Gutsbetriebe523 (exem518 In der Topografie „Deutschland – ein Denkmal“ (Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen) sind für Stockerau Lager für ungarische Jüdinnen und Juden (Lager Nr. 3490, 3491) verzeichnet. 519 Antragsteller, 9. Dezember 2003. 520 Gespräch mit der Autorin und telefonische Genehmigung der Veröffentlichung seines Namens, 24. September 2005. 521 Ela Hornung/Ernst Langthaler/Sabine Schweitzer, Zwangsarbeit in der Landwirtschaft. In: Deutschland im Zweiten Weltkrieg, 9. Bd., 2. Halbband, S. 577–666, hier S. 577. 522 Hornung/Langthaler/Schweitzer, Zwangsarbeit in der Landwirtschaft, a.a.O., S. 577–598. 523 Hornung/Langthaler/Schweitzer, Zwangsarbeit in der Landwirtschaft, a.a.O., S. 598–600.
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plarisch für den Raum Niederdonau). Sie meinen aber stets privatwirtschaftlich geführte Betriebe, in denen sich – auch in Großgrundbesitzungen – „persönliche“ Beziehungen zwischen ausländischen Arbeitern und Besitzern ergaben. Infolge dieser Beziehungen konnte der Zwangsarbeitscharakter verschleiert oder durch einen Liebespaternalismus gemildert werden:524 Respektvoller und humaner Umgang der Arbeitgeber mit den Ausländern und Ausländerinnen hinderte jene aber nicht daran, deren Arbeitskraft so intensiv wie möglich, ohne Rücksicht auf die körperliche Befähigung, auszunutzen. Dies ist nur erklärbar durch eine Abstumpfung mitmenschlicher Anteilnahme der Bevölkerung insgesamt – hervorgerufen durch eigene Sorgen, aber auch durch die öffentlich geduldete Brutalität und eine aufgrund falscher oder nicht vorhandener Erziehung früh eingebüßte oder nicht erworbene Empathie.525 Landwirtschaftliche Güter der Konzentrationslager, die in die Zuständigkeit der Lagerverwaltung (d.h. SS) fielen, haben die zitierten Forscher nicht berücksichtigt. Daher bieten die Zeitzeugen eine Ergänzung der bisherigen Erkenntnisse zu „Fremdarbeiter in der Landwirtschaft “, dass die Lebensumstände für landwirtschaftliche Arbeiten verrichtende Zwangsarbeiter unter den Bedingungen der Kontrations- und Arbeitserziehungslager (AEL) besser gewesen seien als in der Industrie. Größer war die Produktivität bei landwirtschaftlicher Arbeit im Vergleich zur Industrie: Kroaten erreichten laut Statistik des Landesarbeitsamtes Bezirk Wien-Niederdonau 1943 120–140 % der Produktivitätsrate deutscher Arbeitskräfte, in der Industrie 80–85 %. Die Produktivitätsraten von Bulgaren, Slowaken und Ungarn verzeichnen die gleiche Tendenz und annähernd gleiche Werte.526 Auch der Prozentsatz an Arbeitsvertragsbrüchen war bei landwirtschaftlichen ArbeiterInnen aus Kroatien niedrig im Verhältnis zu Arbeitskräften aus dem Osten, ungefähr so hoch wie bei Franzosen, bei Frauen generell niedriger als bei Männern.527 Die Beeinträchtigung des physischen und psychischen Überlebens in der deutschen Kriegsgesellschaft, das über die Zeit des Arbeitseinsatzes hinaus anhielt,528 gilt in unvergleichlich höherem Maße für die entpersönlichten Beziehungen auf den Gütern der Konzentrationslager.
524 Hornung/Langthaler/Schweiterz, Zwangsarbiet in der Landwirtschaft, a.a.O., S. 600. 525 Die Erziehung in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und ihr Einfluss auf die mangelnde Mitleidensfähigkeit und Einfühlung der Bevölkerung sowie auf das Fehlen von Zivilcourage hat Gesine Schwan analyisert: Gesine Schwan, Politik und Schuld, München, 1998, s. insbesondere S. 50ff. 526 Hornung/Langthaler/Schweitzer, Zwangsarbeit in der Landwirtschaft, Tabelle S. 203. 527 Ibid., Tabelle S. 632. Diesem Befund entsprach auch die Strafhäufigkeit: Tabelle S. 634. 528 Ibid., S. 666.
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1.2. Arbeit in Haushalten und im Gastgewerbe (Dienstleistungsbranchen) Der Anteil der kroatischen ArbeiterInnen betrug im Dienstleistungsbereich im August 1944 11 %, jener der Serben 17 % und der Italiener 13 %.529 Andjela B. (geb. 1929) war (wie Franca K.) eine vertriebene Slowenin, die als Slowenin (Kategorie des RSHA: „D“) zum Arbeitseinsatz deportiert wurde: Sie wurde einem Haushalt mit privatem Gewerbebetrieb (Automechaniker) in Seeboden am Millstätter See zugeteilt, in der ihr die gesamte Hausarbeit zufiel. Wäschewaschen in kaltem Wasser auch im Winter und im Freien, diese Arbeit hinterließ lebenslange gesundheitliche Beeinträchtigungen.530 Auch die aus Krk (Insel Krk) stammende Katica Fugošić, die einer Familie Kärntner Slowenen zugeteilt wurde, erlebte Solidarität der verfolgten slowenischen Bevölkerung531 und Aufnahme wie ein Familienmitglied. Sie erinnert sich an das Motto der Hausleute, Gemeinsam arbeiten – gemeinsam essen, ein Zeichen des Protestes gegen die nationalsozialistischen Verhaltensmaßregeln für den Umgang mit FremdarbeiterInnen.532 Mirjana V., die als Sekretärin der Kommunistischen Jugendorganisation (Savez komunističke omladine Jugoslavije, SKOJ) für die Region Lika im November 1943 bei der Organisation eines Treffens mit Aktivisten in einen Hinterhalt geriet und von Deutschen gefangengenommen wurde, kam zu Kärntner Slowenen. Die Arbeitgeberin sorgte für das Eisenbahnerheim am Karawankentunnel in Rosenbach und führte die Bahnhausgaststätte. Sie war Witwe und schwerbehindert. Ein Sohn war an der Front, der zweite litt an Epilepsie. Im gemeinsamen Haushalt lebte auch die Tochter mit fünf Kindern, deren Ehemann ebenfalls an der Front war. Mirjana wurde die Kinderbetreuung und die Wäsche für das Eisenbahnerheim anvertraut. Auch sie fand familiären Anschluss und blieb bis zum Ende des Krieges in Rosenbach.533 529 Spoerer, Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, Tabelle S. 225. Dabei ist zu bedenken, dass unter „Kroaten“ auch kroatische Serben, unter Italienern kroatische bzw. slowenische BewohnerInnen der italienischen Provinzen des ehemaligen Königreiches Jugoslawien subsummiert wurden. Ungarn finden sich in der Tabelle nicht. 530 Antragstellerin, 2. März 2001. 531 Zur Verfolgung der Käntner Slowenen im Nationalsozialismus s. Simma, Die Verfolgung der Käntner Slowenen. In: Talos/Hanisch/Neugebauer & Sieder, NS-Herrschaft in Österreich, S. 744–766, hier S. 756–759. Siehe auch Moritsch Andreas, Die Kärnter Slowenen 1900–2000. Bilanz des 20. Jahrhundrts, Hrsg. Andreas Moritsch, Redaktionelle Betreuung Tina Bahovec. Reihe: Unbegrenzte Geschichte – Zgodovina brez meja., 7. Bd., Klagenfurt, 2000. 532 Das Gespräch mit Katica Fugošić über ihre Erfahrungen veröffentlichten Wolfram Dornik, Harald Knoll, Reinhard Möstl, Edith Petschnigg und Arno Wobisch, Lebensgeschichten von Zwangsarbeitern. „Gemeinsam arbeiten – gemeinsam essen.“ Die Kroatin Katica Fugošić bei Kärnt. ner Slowenen, S. 512–516. 533 Antragstellerin, 16. August 2002.
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Miranda B. (geboren in der Umgebung von Rijeka) wurde nach der Deportation im Februar 1944 dem Haushalt einer Autowerkstätte zugeteilt. Dieser Betrieb hatte auch eine Landwirtschaft. Miranda hatte sowohl den Haushalt wie auch die Arbeit im Stall zu leisten. Der Arbeitgeber stellte ihr eine kleine Schlafkammer zur Verfügung.534 In Haushalten von Beherbergungsbetrieben gab es praktisch keine geregelten Arbeitszeiten, besonders wenn die Gäste höhere Offiziere waren. In solchen Haushalten erlebten die ausländischen Hausgehilfinnen peinliche Vorfälle, Trinkgelage, ausgelassene Unterhaltungen und waren Belästigungen ausgesetzt. Marija B. (geb. 1928 in Boljun, Istrien), deren Elternhaus von den Deutschen bei einer „Auskämmaktion“ in Brand gesteckt worden war, gelangte über das Gefängnis in Pazin und das Coroneo in Triest in eine Pension von Marianne Rapatz in Pörtschach am Wörther See, zu der – nach Marijas Information – allein Wehrmachtsangehörige Zutritt hatten. Marija wunderte sich, dass es in Kriegszeiten solche Unterhaltungen geben konnte.535 Petra D. (geb. 1923 in Istrien) war ebenfalls in einer Pension, in Maria Wörth am Wörther See. In dieser Pension arbeiteten Polinnen und eine Deutsche, von der Petra erfuhr, dass sie ebenfalls „Zwangsarbeiterin“ war und strafweise arbeitete. Eine Polin habe sich einmal empört, dass sie mit Arbeit überlastet werde. Daraufhin sei sie vom Arbeitgeber mit Ohrfeigen zur Räson gebracht worden. Petra D. berichtet, dass sie so schockiert darüber gewesen sei, dass sie sich fortan sehr bemüht habe, nur ja alles recht zu machen. Mit einer gewissen Genugtuung bemerkte sie jedoch: … auf die erste Nachricht vom Einmarsch „der Russen“ sind die Pensionsinhaber Hals über Kopf geflohen.536 Ervin T. glaubt, dass seine Mutter das Opfer sexueller Ausbeutung ausländischer Arbeiterinnen in Privathaushalten wurde. Er wurde nämlich während der Arbeit seiner Mutter in einem bäuerlichen Haushalt geboren, konnte aber nie in Erfahrung bringen, wer sein Vater ist. Brachte er die Sprache darauf, habe seine Mutter zu weinen begonnen.537 1.3 Lebensbedingungen der kroatischen Arbeitskräfte in der Industrie Im August 1944 waren 62% aller kroatischen Arbeitskräfte in der Industrie beschäftigt.538Die kroatischen Arbeitskräfte, die ab 8. Mai 1941 aufgrund von Artikel X des bilateralen, deutsch-kroatischen Abkommens („Utanačenje“) ange534 535 536 537 538
Antragstellerin, 20. März 2001. Antragstellerin, 20. März 2001. Antragstellerin, 21. Dezember 2000. Antragsteller, 18. August 2003. Spoerer, Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, Tabelle S. 225.
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worben wurden, erlebten nicht durchwegs volle Gleichstellung mit den deutschen Arbeitskräften.539 Die vertraglich zugesicherten Heimfahrten und Weihnachtsurlaube wurden selektiv gewährt oder versagt. Nach Auslaufen der im Jahre 1941 geschlossenen ersten Arbeitsverträge 1942 erfuhren zuerst die ledigen jungen Männer, dass ihnen die nach sechs Monaten Arbeit im Reich zustehende Besuchsreise nach Hause gestrichen und die Arbeitsverträge nach Ablauf des einen Jahres einseitig, ohne ihre Zustimmung auf unbestimmte Zeit verlängert wurden. Slavko F., ein Bautischler, der an der Wartung von Bahngleisen arbeitete, wollte sich nicht damit abfinden, verließ ohne Genehmigung seine Arbeitsstätte am Bau, wurde im Zug bei Maribor von der Polizei aufgegriffen. Nach einigen Tagen Polizeihaft in Graz wurde er strafweise zum Hochofen nach Donawitz versetzt.540 Der Bericht des kroatischen Auswanderungsamtes erfasst nicht die fließenden Übergänge (Oliver Rathkolb)541 von der vertraglichen Einhaltung der Arbeiterrechte bis zur Zwangsarbeit, die von den Arbeitern als totales Ausgeliefertsein an bürokratische Mächte ohne eigene Einflußnahme erlebt werden musste. Auch ein Kontingent von etwa 90.000 italienischen Zivilisten, deren Arbeitsverträge nach dem Datum der Kapitulation Italiens (8. September 1943) endeten, wurde im Deutschen Reich blockiert. Besonders krass muss diese Erfahrung für die rund 600.000 entwaffneten italienischen Soldaten nach dem 8. September 1943 gewesen sein, nachdem manche Einheiten auf die Nachricht von der Kapitulation schon übermütig das Ende des Krieges gefeiert und sich auf den Heimweg gemacht hatten.542 Ab dem Jahr 1942 kamen die nach Deutschland geschickten politischen Gegner in die Schwer- und Rüstungsindustrie: Zum Beispiel wurden Ivan M. (geb. 1916 in Mrkonjić-Grad, Bosnien, gefangen genommen 1943)543, und Milan Z. (geb. 1915 in Benkovac bei Nova Gradiška, Westslawonien, 1941 ins KZ Jasenovac eingeliefert544) nach der Überstellung ins Konzentrationslager Mauthausen in den Reichswerken Hermann Göring545 in Linz beschäftigt. Kurzzeitig wurde 539 „Utanačenje“ – Vertragstext in „Narodne novine NDH-Međunarodni ugovori“, Nr. 1/1941. 540 Slavko F. (Čakovec), 8. Juli 2001. 541 Oliver Rathkolb, Zwangsarbeit in der Industrie. In: Echternkamp, Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, 9. Bd., 2. Halbband, S. 667–728. 542 Ruediger Overmans, Die Kriegsgefangenenpolitik des Deutschen Reiches. Italien. In: Echternkamp, Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, 9. Bd., 2. Halbband, S. 825–838, hier S. 831. 543 Antrag vom 18. September 2003. 544 Antrag vom 15. September 2003. 545 Freund/Perz, Zwangsarbeit von zivilen AusländerInnen, Kriegsgefangenen, KZ-Häftlingen und ungarischen Juden in Österreich. In: Talos/Hanisch/Neugebauer & Sieder, NS-Herrschaft in Österreich, S. 674. – Oliver Rathkolb (Hrsg.), NS-Zwangsarbeit: Der Standort Linz der
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Milan Z. von der SS nach Dachau geschickt, um bei der Ausrüstung der Reitereinheiten für die Ostfront mitzuarbeiten. Als Haftfolgen trug er eine psychische Erkrankung, Nieren- und Lungenleiden sowie vollständigen Haarausfall davon. Er starb im 52. Lebensjahr.546 Für die Erzförderung am steirischen Erzberg und den Bahntransport nach Linz waren von den insgesamt 2.666 Arbeitern 689 Fremdarbeiter; bis 1943 stieg der Anteil der Ausländer auf 60 %.547 Zur Arbeit am Erzberg und zum Transport wurden im Jahre 1942 die bei der großen deutsch-kroatisch-italienischen Offensive gegen die Kozara-Region gefangen genommenen Angehörigen der dortigen Bevölkerung (über die Lager Sisak, Jasenovac und Stara Gradiška) zugeteilt. Dies belegen Bittschreiben von Arbeitern aus den Lagern Eisenerz und Wismut an die Aktivistin Diana Budisavljević um Ausforschung der in der Heimat bei den Deportationen und in den kroatischen Konzentrationslagern vermissten Angehörigen.548 In einem Aluminium- und Schmelzwerk in Wien-Liesing wurde der im Winter 1943 von den Deutschen gefangene Partisan Josip K. (geb. 1928) eingestellt. Über Marburg (Maribor), wo er und die anderen Insassen seines Transportes ärztlich untersucht und nach dem Baden in Häftlingskleidung mit hölzernen Pantoffeln – die jeden Gedanken an Flucht obsolet machten – gesteckt.549 Neben der Schmelze in Liesing befand sich ein Lager. Im Werk arbeitete er mit einheimischen Beschäftigten zusammen und erlebte eine bessere Behandlung als erwartet … Auch die ausländischen Arbeitskräfte bekamen Schutzhandschuhe- und -brillen. Die verschlissene Häftlingskluft wurde vom Werk durch angemessene Kleidung ersetzt. Das Werksessen war zwar schlecht, auch bekamen sie keinen Lohn, wohl aber Kartenzuteilung für Brot, Käse, Margarine und Obstprodukte. Im Jänner 1945 ließ ihnen eines Tages die Werksleitung durch den Dolmetscher mitteilen, dass sie alle nach „Jugoslawien“ repatriiert werden würden.550
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Reichswerke Hermann Göring AG Berlin, 1938–1945. Wien, 2001. – Brouček, Ein General im Zwielicht, III. Band, S. 141. Auskunft der Familienangehörigen. Freund/Perz, Zwangsarbeit von zivilen AusländerInnen, Kriegsgefangenen, KZ-Häftlingen und ungarischen Juden in Österreich. In: Talos/Hanisch/Neugebauer & Sieder, NS-Herrschaft in Österreich, S. 667. – Fritz Weber, Zwischen abhängiger Modernisierung und Zerstörung. Österreichs Wirtschaft 1938–1945. In: Talos/Hanisch/Neugebauer & Sieder, S. 326– 347, hier S. 339. Briefe im Privatbesitz der Enkelin von Diana Budisavljević, Univ.-Prof. Dr. Silvija Szabo, Zagreb. Mit diesen hölzernen Pantoffeln, die die Bewegungsfreiheit massiv einschränkten, musste Vjeskoslav O. auf acht Meter hohen Baugerüsten balancieren. Antragsteller Vjekoslav O., 9. Dezember 2003. Josip K, 18. August 2003.
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Relativ gute Behandlung erfuhr auch eine Gruppe aus 20 kroatischen Serben, die 1941 in Kroatien anlässlich einer Ustascha-Razzia gefangen und zur Arbeitsleistung nach Wien in die Wiener Radiowerke im 14. Bezirk verbracht wurden. Ljubiša G. (geb. 1922, Slatina, Ostkroatien), Miloš Veljić, Pero Uglješić, Jovo Đaković, Savo Mitrović und Nikola Boljić (von Ljubiša G. als Zeugen genannt) durften aus ihrem Lager im 12. Bezirk mit der Straßenbahn und ohne bewachte Begleitung zur Arbeitsstätte im 14. Bezirk fahren. Dass dies eine Vergünstigung für sie als KZ-Häftlinge gewesen sei, betonten sie ebenso wie die drei Mahlzeiten pro Tag im Werk. Sie erhielten zwar keinen Lohn, gelegentlich aber etwas Geld und Zigaretten.551 Auch in die Gummiwerke „Semperit“ kamen aus Kroatien kroatische KZInsassen. Zur „Semperit“ in Wimpassing wurde Emil H. (geb. 1924 bei Stara Gradiška) abgestellt. Er war 1942 wegen seiner Abstammung, seines Bekenntnisses und seiner Nationalität sowie aus politischen Gründen552 ins Konzentrationslager Stara Gradiška eingeliefert worden. Auch Branko R. aus Novska (Geburts- und Haftdatum unbekannt) sowie Budimir S. aus Skrad (ebenfalls keine Personaldaten bekannt, wegen der Herkunftsorte aber mutmaßlich Pravoslawen) kamen mit Emil H. gemeinsam in dieses Werk. Bei der Kautschukverarbeitung unter hohen Temperaturen gab es dort keine Schutzkleidung. Zudem wurde Emil H. Zeuge verschiedener Quälereien und zwangsweiser Arbeit am Hochofen.553 Die Zuweisung zu den Arbeitsstätten erfolgte nicht nur ungeachtet der Qualifikation, sondern auch unter Missachtung der den ArbeiternInnen zugesicherten Beschäftigungsart; kriegswichtige Branchen hatten schon 1941 Vorrang vo der Konsumgüterindustie. Barica H., aus einer bäuerlichen Umgebung stammend, war bei der Anwerbung in Zagreb ein Arbeitsplatz in der Produktion von Leuchtkörpern in Wien zugesagt worden. Sie kam statt dessen zur SteyrDaimler-Puch nach Graz in die Erzeugung von Handgranaten.554 Slavko F. (geb. 1923 in Čakovec, Zwischenmurgebiet) war gelernter Tischler und rechnete bei seiner freiwilligen Meldung zum Arbeitseinsatz in Deutschland mit einer entsprechenden Arbeit. Er wusste jedoch von den Annoncen, dass Hilfsarbeiter gesucht wurden. Sein Arbeitsplatz war die Eisenhütte in Donawitz.555 Auch Rudolf 551 Antragsteller waren alle genannten Personen: Mai 2001. 552 Dies war eine „Standardformulierung“ der von der Ustascha als Serben und Orthodoxe verhafteten Personen, die wegen ihrer Abstammung der Sympathie und Hilfe für die kommunistischen Partisanen verdächtigt wurden. 553 Emil H. nannte Branko R. und Budimir S. als Zeugen. Diese beiden haben keine Entschädigungsanträge gestellt. 554 Antrag an den Österreichischen Versöhnungsfonds, 20. März 2001. 555 Antrag vom 8. Juli 2001.
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D. Die Lebensbedingungen in Österreich
Strnad, ein Bäckerlehrling, hoffte auf einen Arbeitsplatz in einer Bäckerei und erhielt – seiner Mitteilung nach – auch eine Zusage. Aber er wurde der Chemie Linz zugeteilt und musste in einem Betrieb für die Erzeugung von Sprengstoff und bei der Fertigung von Bombenteilen arbeiten.556 Dies konnte nicht nur unrationell sein, zumal auf das Anlernen wenig Zeit aufgewendet wurde, sondern es war auch potenziell gefährlich und gesundheitsschädlich: Ante Runić (geb. 1920 in Ražanac bei Zadar) aus Dalmatien kam, unerfahren in Industrieproduktion, in die Erdmann-Tritolwerke in Theresienfeld, wo er Sprengstoff in die Sprengkörper zu füllen hatte. Der Arbeitstag dauerte zehn Stunden. Der Umgang mit chemischen Substanzen verursachte eine Lungenentzündung – immerhin schwer genug, um ihm Krankenhausbehandlung zu genehmigen. Auch die Unterbringung im Lager – in großen Schlafsälen mit Stockbetten in drei Reihen übereinander – war ebenso wie die Arbeitsbedingungen in der Fabrik – er erwähnte Arbeit unter Bombenalarm 1942 (was ein Irrtum sein muss, denn Luftalarm in Österreich gab es erst ab August 1943!) – auslösender Faktor seiner Erkrankung.557 In den Wiener Neustädter Flugzeugwerken (WNF) „Ostmark“558 arbeitete Vjekoslav O. Er wurde 1944 aus der Raffinerie Moosbierbaum in diese Fabrik überstellt und kam dann in die RAX-Werke.559 Zum Lager – die Außenstelle 935 des KZ Mauthausen560 – bemerkte er: Die Lebensbedingungen und das Reglement waren schlimmer als jene in Moosbierbaum – ein klassisches KZ mit Stacheldraht und bewaffneten Wachen in Uniform.561 Bei der Zuweisung ausländischer Arbeiter und Arbeiterinnen für die Industrie spielten geschlechtsspezifische Klischees, dank derer die Behörden vor der gewaltsamen Durchsetzung der generellen Arbeitsverpflichtung für deutsche Frauen zurückschreckten,562 keine Rolle. In den Annoncen für Arbeitsstellen deutscher Unternehmen in Kroatien wurden sie hingegen sehr wohl berücksich556 Antrag und telefonische Gespräch mit der Autorin vom 25. Oktober 2001. 557 Ante Runić hat am 7. November 2005 der Autorin telefonisch die Zustimmung zur Veröffentlichung seines Namens erteilt. Sein Antrag an den Österreichischen Versöhnungsfonds erfolgte am 26. September 2001. 558 Entstehungsgeschichte und Produkte: Doris Dörfler, Der Luftkrieg über Österreich und seine Auswirkungen auf die Industrie am Beispiel Wiener Neustadt. Diplomarbeit am Institut für Geschichte der Universität Wien, 1993. 559 Antragsteller an den Österreichischen Versöhnungsfonds, 9. Dezember 2003. 560 Eröffnet am 20. Juni 1943: Die Insassen waren – lt. Dörfler, Luftkrieg, S. 131 – 280 Franzosen, 281 Polen, 132 Russen, 60 Deutsche, je 8 Österreicher und Tschechen, ein Belgier, 12 „Jugoslawen“ – insgesamt 722. Diese arbeiteten an der Montage der „V2“–Rakete. 561 Antragsteller, 9. Dezember 2003. 562 Dazu Ingrid Bauer, Eine frauen- und geschlechtergeschichtliche Perspektivierung des Nationalsozialismus. In: Talos/Hanisch/Neugebauer & Sieder, NS-Herrschaft in Österreich, S. 409–444. Hier 414 f.
1. Arbeitsbedingungen vor dem Luftkrieg
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tigt.563 Nicht nur die jugoslawischen Partisaninnen waren im Kampf den Männern gleichgestellt.564 Die „Gleichstellung“ ausländischer Frauen bei den Arbeiten im Deutschen Reich entsprang jedoch der chauvinistischen Geringschätzung von Ausländern generell, abgestuft nach Nationalitäten und den Nützlichkeitserwägungen der Arbeitgeber. Ungeachtet der physischen Konstitution und des Alters wurden Frauen und Männer der Rüstungsproduktion zugeteilt. Die ungelernte Arbeiterin Ana J. aus Sinj in Dalmatien (geb. 1920) wurde zuerst in eine Munitionsfabrik in Magdeburg geschickt. Sie flüchtete per Zug, wurde aber aus dem Zug herausgeholt und von der Polizei dem Arbeitsamt Wien zur Verfügung gestellt. In der Munitionsfabrik Oberwaltersdorf musste sie an der Erzeugung von Tellerminen arbeiten.565 Die körperlich belastende Arbeit in den „Semperit-Werken“ teilte mit den Männern auch Marija B. (geb. 1927), deportiert 1942 aus Slavonski Brod. (Sie war vermutlich Opfer einer der Ustascha-Razzien, denn sie gab nicht an, dass sie wegen mutmaßlicher „Bandentätigkeit“ oder Beziehungen zu den „Banden“ in ein kroatisches Lager eingewiesen worden wäre.) Marija B. kam in das Gummiwerk in Wiener Neustadt, zur Fließbandarbeit, wo auch Polinnen, Tschechinnen und Frauen aus anderen Ländern Osteuropas Dienst versahen. Wir arbeiteten im Akkord, ich hatte Angst, die Norm nicht zu erfüllen oder die Arbeit zu verweigern. (…) Ich habe gesehen, dass dann die Mädchen geschlagen und misshandelt wurden.566 Rozalija R. aus Karlovac, Opfer einer Ustascha-Razzia, war ebenfalls Arbeiterin bei „Semperit“, Wiener Neustadt. Dank einer persönlichen Beziehung zu einem Vertreter der Lagerhäftlinge erhielt sie eine leichtere Arbeit.567 Auch Gloria Rabar (nachmals Čondrić) wurde 1944 aus der Operationszone Adriatisches Küstenland nach Wiener Neustadt deportiert und in dieser Fabrik eingesetzt, wo schon – ihrer Aussage nach – viele Frauen aus ganz Europa arbeiteten. Ihre Aufgabe war es, Nägel aus einer Kiste in Schachteln zu zählen. Sie wurde von einem Vorarbeiter besonders kontrolliert, musste aber auch oft Dolmetscherdienste für französische, italienische und kroatische Arbeitskräfte verrichten. Die ihr zugeteilte Arbeit war psychisch ermüdend, ich habe mich oft verzählt, musste immer wieder von vorne anfangen und wurde dafür vom Vorarbeiter häufig getadelt.568 563 564 565 566 567 568
Hrvatski narod, Annoncen im Mai 1942. Siehe hierzu die Sammlung von Erinnerungen: Andrej Lepen, V borbi smo bile enake. Antragstellerin, 31. Oktober 2000. Antragstellerin, 17. Februar 2003. Antragstellerin, 16. August 2002. Univ.-Prof. Dr. Gloria Rabar Čondrić im Schreiben an die Autorin, 2. Februar 2006.
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D. Die Lebensbedingungen in Österreich
Gloria Rabar erfuhr, dass im Betrieb der WNF in Klagenfurt eine Gruppe von Mädchen aus Klana eingesetzt war und ihr Bruder auch in Kärnten arbeitete. Tatsächlich arbeiteten im Klagenfurter Werk, in dem Komponenten für Flugzeugsteuersysteme erzeugt wurden, von Mai 1944 an die in Klana (bei Rijeka) von Deutschen ausgehobenen Frauen Vera B. (geb. 1925), Veronika S. (geb. 1925), Marija S. (geb. 1921), Marija R. (geb. 1912), Emilija R. (geb. 1925), Ana Greta M. (geb. 1927), Stanislava R. (geb. 1925) und Marija Š. (geb. 1925) an Fräsmaschinen und bei der Herstellung von Stahlmessern für die Flugzeugproduktion. Am 19. Februar 1945 zerstörten Bomben das Werk in Klagenfurt und die Wohnbaracken. Daher wurden diese Frauen einer Baumschule zugewiesen.569 Gloria wagte eines Tages die Flucht aus dem Werk und die Zugfahrt nach Klagenfurt. Sie wurde jedoch unterwegs verhaftet und nach einer Einvernahme der Fabrik für Tragflügel in Friesach zugewiesen. Dort fand sie ebenfalls eine grössere Zahl von Leuten aus Istrien und dem Küstenland, aus Triest und dem „Karst“ (slowenisches Istrien). Die Arbeit war erträglich (…) die Mädchen waren kämpferisch, wir haben uns oft getroffen. Ich ahnte, dass sie etwas planten. Jože sagte mir (…), dass sich eine Fluchtmöglichkeit abzeichne. Fünf Mädchen und einige Männer wagten eines Nachts die Flucht, wurden aber entdeckt und kamen ins Gefängnis in Klagenfurt, Jože nach Dachau. Er überlebte jedoch und kehrte nach Kriegsende in die Heimat zurück. Die anderen unternahmen an Hitlers Geburtstag wieder einen Fluchtversuch, sogar aus dem Gefängnis in Klagenfurt. Dabei half (oder „half“) ihnen ein Slowene, der als deutscher Agent tätig war. Dieser Fluchtversuch endete an einem Polizeihinterhalt an der Draubrücke südlich von Klagenfurt. Das Kriegsende erlebten diese Frauen (auch Gloria Rabar) im Gefängnis in Klagenfurt. Dort mussten sie jeden Tag putzen.570 Die Verpflichtung von Lungenkranken und TBC-Patienten zur Arbeit, wie dies mit den italienischen Militärinternierten (IMIs) praktiziert wurde, und die „Auskämmaktionen“ in den Lazaretten und Sanatorien nach solchen Patienten,571 waren in so schweren Branchen wie der Metallindustrie auch für Zivilarbeiter anderer Nationalitäten und Kategorien üblich: Im Werk der WNF in Wiener Neudorf oder Wiener Neustadt – Ivan L. (geb. 1921 im nordbosnischen Derventa) konnte sich nicht mehr genau erinnern – wurde er eingesetzt, obwohl er lungenkrank war. Er und weitere junge, lungenkranke junge Männer waren schon ungeachtet ihrer
569 Vera B. – Auskunft und Antrag 8. Juli 2002. Vera B. erwähnte, dass noch weitere sieben Mädchen aus Klana mit ihrer Gruppe in Klagenfurt gearbeitet hätten. 570 Gloria Rabar Čondrić brieflich an die Autorin, 2. Februar 2006. 571 Eichholtz, Kriegswirtschaft, III. Bd., Teil 1, S. 246.
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Krankheit 1942 aus Derventa deportiert worden. In der Fabrik arbeiteten sie 13 Stunden pro Tag an der Drehbank. Die in Kroatien gängige Losung für die Arbeiter Produžite rad da skratimo rat! (Verlängert die Arbeitszeit, damit wir den Krieg abkürzen!) begleitete sie zur Arbeit in der WNF. Vom Aufenthalt in Lager Nr. 2 wusste er, dass es umzäunt war und die Insassen einen bestimmten Bewegungsradius hatten. Wollten sie Besuch von Kollegen empfangen, musste die Polizei dies genehmigen. Brot konnten sie (zusätzlich zur Ration) nicht kaufen, weil sie keine Marken hatten; die Ration war nur ein viertel Brot pro Tag. Trotz seiner Krankheit erlebte Ivan L. das Kriegsende und die Repatriierung.572 Im Tragflügelwerk Gutenstein war Božo R. (geb. 1925 in Maovice bei Vrlika, dalmatinisches Hinterland) beschäftigt. Er wurde schon zu Beginn des Krieges in Kroatien selbst zwangsverpflichtet, dann aber von der Wehrmacht nach Gutenstein verbracht. 1943, als dieses Werk von Bomben getroffen wurde, wurde er in das Gusswerk nach Kapfenberg verbracht, wo er Alteisen von Rost zu säubern und für die Schmelze vorzubereiten hatte. Von Jahresbeginn 1945 an war er wieder in Gutenstein: Aber damals war schon keine Arbeit mehr möglich, wegen der häufigen Luftangriffe. Meistens waren nur Aufräumarbeiten nach den Angriffen zu leisten.573 Im Betrieb Klagenfurt der RAX-Werke Wiener Neustadt, wo Tender (Wasserdampftanks für Lokomotiven) erzeugt wurden, wurden vom 3. April 1944 Josip G. (geb. 1924 in Rab, erwähnt im Zusammenhang mit der deutschen Besetzung der Insel Rab) und der gleichfalls in diesem Zusammenhang erwähnte Stipe Štokić (geb. 1926 in Barbat, Insel Rab) beschäftigt. Josip G. starb bei einem Bombenangriff auf das Werk (vermutlich) im Dezember 1944, während Stipe Štokić bis 15. März 1945 dort arbeitete.574 Die Patronenfabrik Hirtenberg, ein Betrieb der Hirtenberger Metallwerke, beschäftigte die Frauen des – wenig bekannten – Frauenlagers im Verband des KZ Mauthausen.575 Dorthin kamen aber auch – mit einem Häftlingstransport aus Auschwitz im September 1944 – die beiden istrischen „Schutzhaft-Italienerinnen“ Petra M. (geb. 1926) und Jaga R. (geb.1926), die im Juni 1944 ( Jaga) bzw. Juli 1944 (Petra) wegen Zusammenarbeit mit den Partisanen in das KZ Auschwitz eingeliefert worden waren. Die Frauen arbeiteten in der Munitionsfabrik 572 Antrag – 23. Juni 2003. 573 Antrag – 10. Jänner 2003. 574 Antrag der Familienangehörigen von Josip G. aus Rab. Stipe Štokić wurde als Zeuge genannt. – Ein großer Luftangriff auf Klagenfurt erfolgte am 13. Dezember 1944: Johann Ulrich, Der Luftkrieg über Österreich 1939–1945, S. 23, und Dörfler, Luftkrieg, S. 135. 575 Andreas Baumgartner, Die vergessenen Frauen von Mauthausen. Die weiblichen Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen und ihre Geschichte, Wien, 1. Auflage 1997, S. 17, und Dörfler, Luftkrieg, S. 79.
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D. Die Lebensbedingungen in Österreich
unter konstanter Aufsicht von Wärtern.576 Im Mauthausener Häftlingsverzeichnis werden als Insassinnen des Frauenlagers mehrere „Schutzhäftlinge“ sowie 101 Italienerinnen, zwei Kroatinnen, fünf Frauen aus „Jugoslawien“, 194 Russinnen, fünf Polinnen, drei Ungarinnen, eine Deutsche, eine Slowakin, drei Jüdinnen und sechs „Asoziale“ erwähnt. Petra und Jaga gehörten mit ihren 18 Jahren zu den jüngsten Zwangsarbeiterinnen in Hirtenberg, manche waren gerade 16 Jahre alt. Eine Frau aus Polen, 58 Jahre alt, war die älteste.577 1.4. Baugewerbe Im Baugewerbe wurden – nach den Erfahrungen der kroatischen Überlebenden – nur Männer eingestellt. Der Anteil kroatischer Bauarbeiter betrug im August 1944 15 % der insgesamt in dieser Branche arbeitenden in- und ausländischen Zivilarbeiter, bei Serben 8 % und Italienern 23 %.578 Die Organisation Todt (OT) beschäftigte bei dem von ihr geleiteten Bau des Militärflughafens Strasshof von der Jahresmitte 1944 bis zum Einmarsch der Roten Armee die Kroaten Stipo Č., Pavo K., Živko B. und Marko M. Auf der Baustelle für die Pisten waren Antun R. (geb. 1927 in Domaščinec, Zwischenmurgebiet)579 und Ladislav Š. (geb. 1926 in Čakovec, ebenfalls Zwischenmurgebiet), die von der ungarischen Gendarmerie festgenommen worden waren, tätig.580 Marko K. (geb. 1928 in Tordinci), der von Juni 1944 bis April 1945 beim Bau des Flugplatzes in Strasshof eingesetzt war, gab an: „Sein“ Lager sei zwar von dem der Judentransporte isoliert gewesen, aber als Arbeiterlager hatte es einen schlimmen Ruf, wegen der dort herrschenden sanitären und hygienischen Verhältnisse. Die Leute schliefen in feuchten, kalten Räumen, voller Ungeziefer. Sie waren hungrig und durstig und mussten bei allen Witterungsbedingungen den Weg zur Baustelle und zum Lager zu Fuß zurücklegen.581 Die Teer-AG, eines der führenden Tiroler Unternehmen für Straßen- und Tunnelbau, beschäftigte noch 1943 die kroatischen Vertragsarbeiter Ignac R. (Geburtsjahr unbekannt), und Slavko M. (geb. 1920). Beide wurden am 27. Mai
576 Petra M. und Jaga R. 577 Baumgartner, Die vergessenen Frauen von Mauthausen, S. 144. 578 Spoerer, Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz., Tabelle S. 225. (Auch hier gilt, dass unter „Kroaten“ auch kroatische Serben, unter Italienern kroatische bzw. slowenische BewohnerInnen der italienischen Provinzen des ehemaligen Königreiches Jugoslawien subsummiert wurden. Ungarn finden sich in der Tabelle nicht.) 579 Antun R. (Antrag vom 9. Dezember 2003) nannte die vorstehend zitierten Kameraden. 580 Antragsteller, 8. Juli 2002. 581 Antragsteller, 10. November 2003.
1. Arbeitsbedingungen vor dem Luftkrieg
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1943 eingestellt. Der Anteil kroatischer und jugoslawischer Arbeiter an der TeerAG betrug 1,6 % aller beschäftigten Ausländer.582 Das Bauunternehmen Canelutti mit Sitz in Engerau, das auch eine Firmentochter in Zagreb unterhielt, Braća Canelutti d.d. Zagreb-Wien, stand in Beziehungen zur OT und erhielt staatliche Aufträge. Die Zagreber Tochter warb für die Mutterfirma an den kroatischen Behörden vorbei Arbeiter für Aufträge in den Alpen- und Donaugauen an.583 Petar Tomljanović aus Senj, der die Firma Braća Canelutti d.d. Zagreb-Wien kannte, war von der Gestapo aufgegriffen worden, weil er keine Dokumente bei sich trug. Er wurde der österreichischen Firma Canelutti als Bautischler zugewiesen und in das Lager Berg verbracht. Im Arbeiterlager gab es keine sanitären Anlagen. Ich arbeitete unter Aufsicht der Lagerpolizei und trug wegen der schlechten Ernährung und schweren Arbeit gravierende seelische und körperliche Schäden davon.584 Auch Ivan B. (geb. 1922 in Rogoznica bei Šibenik), der über das Lager Sisak und Wien nach Berg an der Donau kam, bestätigt die primitiven Lagerverhältnisse: Wir haben zehn Stunden und mehr, auch sonntags, auf dem Bau verbracht. Schlechte Ernährung und häufige Bombardements der umliegenden Städte – es war die reinste Hölle.585 Auf der Straßenbaustelle in Berg an der Donau habe Canelutti ein Arbeiterlager und ein Arbeitserziehungslager unterhalten, wobei jedoch die Unterschiede zwischen den beiden Lagereinheiten kaum nennenswert gewesen seien, erinnert sich Mato Brkić (geb. 1928 in der Gemeinde Ključ, Bosnien).586 Er war (…) als fünfzehnjähriger Waisenknabe aus seiner Heimatgemeinde ausgewiesen worden, weil er ihr zur Last fiel und die falsche Nationalität hatte (als Serbe/Pravoslawe). Mit seinem Onkel kam er zur Firma Canelutti und wurde in das Arbeitserziehungslager eingewiesen. Für ihn bedeutete dies Arbeit bei miserabler Ernährung (…) und Unterbringung ohne elementarste sanitäre Anlagen. (…) spärliche Bekleidung, unter Bewachung und ohne Entgelt. Vor der Einweisung ins Arbeitserziehungslager war ich in einem Lager, in dem sie nicht Arbeitsfähige ausgesondert haben. Man hat sie nie wieder gesehen.587 582 Stephan Lütgenau & Alexander Schröck, Die Teer AG. Zwangsarbeit in der Österreichischen Bauwirtschaft. Universitätsverlag Innsbruck, 2001, S. 112, 113. Nachmaliger Firmennamen TeerAsdag. AG – www.teerag–asdag.at. 583 Für diese Informationen zur Firma Canelutti danke ich dem Antragsteller Pero Tomljanović aus Senj, der am 24. Juni 2005 telefonisch auch sein Einverständnis zur Namensnennung erteilt hat. 584 Petar Tomljanović, Antrag vom 15. September 2003 und Zustimmung zur Nennung seines vollen Namens. 585 Antragsteller an den Österreichischen Versöhnungsfonds. (ohne Datum, 2001). 586 Antragsteller und Gespräch mit der Autorin, 24. September 2005, telefonische Zustimmung zur Verwendung seiner Informationen. 587 Mato Brkić, 24. September 2005.
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D. Die Lebensbedingungen in Österreich
Auf der Baustelle zur Errichtung einer Raffinerie in Moosbierbaum war der schon genannte Vjeskoslav O. abgestellt. (Über die Umstände seiner Deportation aus Banjaluka konnte er keine Angaben machen, weil er sich nicht erinnerte, ob er als militärischer Deserteur oder bei einer Razzia verhaftet wurde. Er war Analphabet; falls er einen Stellungsbefehl erhalten haben sollte, so konnten weder er noch seine Mutter diesen lesen.) Als Sechzehnjähriger arbeitete er an der Isolierung der Rohrleitungen mit Glaswolle auf acht Meter hohen Baugerüsten, mit spärlichster Bekleidung und in Holzpantinen. Gegen die Kälte und den Wind sowie gegen die Glaswollpartikel, die die Haut reizten, schützten sie sich durch leere Zementsäcke. Hölzerne Baracken für je 20 Mann dienten als Unterkunft, menschenunwürdig. Zum Frühstück gab es „Ersac-kavu“ (Ersatzkaffee – Anmerkung A. G.) und ein Stück Brot, tagsüber dann gekochte Möhren, Kohl und anderes Gemüse mit wenig Gewürzen. Geld für die Arbeit habe ich nie gesehen.Wenn die Leute Schwäche und Erschöpfung zeigten, wurden sie (…) bewusstlos geschlagen. Der Aufseher hatte immer eine Peitsche bei sich und schlug auf Unbotmässige ein (…)588 Unter gleichen Bedingungen arbeitete Josip V. (geb. 1924 in Koprno, Dalmatien), der 1942 von den Italienern in Split verdächtigt wurde, antiitalienische Parolen geschmiert zu haben. Von den italienischen Behörden wurde er ins Reich deportiert und kam auf die Baustelle für eine Aluminiumhütte in Korneuburg. Auf dieser arbeiteten auch sowjetische Kriegsgefangene. Deren Lager war vom Arbeiterlager durch elektrisch geladenen Stacheldraht abgeschlossen, aber auch im Arbeitslager wurden Leute aus den Baracken abgeführt, und man hat sie nie wieder gesehen.589 In Klagenfurt wurden am 2. Juni 1943 sogar drei Außenlager von Mauthausen unter der offiziellen Bezeichnung „Arbeitslager der Waffen-SS“ eingerichtet: Es waren die beiden, Lager Loiblpass Nord und Loiblpass Süd sowie das Lager Lendorf. Alle drei Lager nahmen die KZ-Häftlinge auf, die für den Bau der Straße zum Loibl-Tunnel, zum Tunnelbau und zur Errichtung einer SS-Junkerschule eingesetzt wurden. Der Arbeitgeber war die Firma Universale Hoch- und TiefbauAG. Sie zahlte den Häftlingen sogar einen kleinen Tageslohn zwischen einer halben und einer Mark pro Tag aus; aber die Arbeitsbedingungen waren in allen drei Lagern gleich schwer, die Todesrate hoch: Entweder sie starben an Erschöpfung oder verhungerten und verdursteten, oder aber die SS brachte sie um, wenn die Arbeitsleistungen nicht mehr genügten. Die Toten wurden nicht einmal mehr in ein Krematorium gebracht, sondern an Ort und Stelle verbrannt.590 588 Vjeskoslav O., 9. Dezember 2003. 589 Josip V. – Antragsteller 2001. 590 Topografie des Karl-Ernst-Osthaus-Museums, Lager Nr. 793; Karner, Kärntner Wirtschaft, S.
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1.5 Handwerksbetriebe Private Arbeitgeber waren nicht weniger unbarmherzig: Stjepan C. (geb. 1922 in Zagreb) wurde 1943 von einer deutschen Patrouille ohne Dokumente angetroffen und verhaftet. Er kam in eine österreichische Tischlerei (den Ort konnte er nicht nennen): Dort wurden Werkzeuggriffe gefertigt. Er bekam einen Schlafplatz auf Hobelspänen in der Werkstatt, einer Baracke, und einmal pro Tag zu essen. 1943 bis zum Ende des Krieges dauerte sein Arbeitstag von sechs Uhr morgens bis zum Abend. Er wurde in der Baracke eingesperrt und durfte nur sporadisch an die frische Luft. Einmal wurde er von dem Arbeitgeber körperlich gezüchtigt und in einen Keller gesperrt; in der Folge wurde in den Keller Wasser eingelassen, bis es ihm an die Knie reichte. Den Tumult während eines Bombenangriffs benützte er zur Flucht nach Hause.591 Auch Šandor F. (geb. 1928 bei Krapinske Toplice, Nordkroatien) wurde im März 1945 aus politischen Gründen von der Gestapo verhaftet. In Oberösterreich wurde er als Maurergehilfe einem Privatunternehmen zugeteilt, das Särge herstellte. Sein Arbeitstag dauerte mehr als zehn Stunden und die Nahrung war so spärlich und schlecht, dass er auf dem Friedhof Besucher um Hilfe anging. Während der Bombenangriffe war er in Oberösterreich und Salzburg zu Räumungsarbeiten und zur Bergung der Verwundeten und Toten eingesetzt.592 1.6 Infrastrukturarbeiten 386 jugoslawische, darunter auch aus Kroatien stammende Arbeiter (6,1% der gesamten Arbeiterschaft) waren beim Bau eines der „Vorzeigeunternehmen“ des Nationalsozialistischen Regimes in der Ostmark, des Wasserkraftwerkes „Kaprun“, eingesetzt und arbeiteten gemeinsam mit italienischen Zivilarbeitern, mit Polen aus dem Generalgouvernement und Vertragsarbeitern aus der Slowakei. Diese Arbeiter erhielten 1939, als ihre Verträge ausliefen, keine Rückreisegenehmigungen in ihre Heimat. Unter den Todesopfern, die Sprengarbeiten für den Bau des Kraftwerkes gefordert hatten, waren die jugoslawischen Mineure Ivan Pernar und Ivan Šebalj (möglicherweise Kroaten): Sie wurden im April 1940 bei den Sprengarbeiten von abstürzenden Felsen erschlagen und mit den anderen Opfern 42. – Hans Maršalek, Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen, 2. Auflage, Wien 1980, S. 60. 591 Stjepan C. – Antragsteller ohne Datum (2002); nach Antragstellung 2002 verstorben. Seine Witwe gestattete die Verwendung seiner Erfahrungen, aber ohne Namensnennung. 592 Šandor F., 28. April 2003. – Er dürfte nach diesem Datum verstorben sein, da es keinen Telefonanschluss mehr gab und keine Wohnadresse zu ermitteln war.
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D. Die Lebensbedingungen in Österreich
– zwei Italienern, zwei Tschechen und Arbeitern nicht bekannter Nationalität – auf dem Friedhof von Kaprun beigesetzt.593 Wartungsarbeiten bei der Bahn im Auftrag und in Organsation der OT waren Einsatzgebiete kroatischer Arbeiter. Martin M. (geb. 1922 in Podturen) hatte in Rottenmann und Umgebung Gleise zu verlegen, zu warten und vom Schnee zu räumen.594 Ivan I. (geb. 1928 in Zagreb) hatte die Bahngleise in Graz zu reparieren.595 Jerko Đ. (geb. 1919 in Goričan, Zwischenmurgebiet, Grenzstadt zu Ungarn) war Gleisarbeiter in Niklasdorf.596 Viktor K. (geb. 1923 in Gračišće, Istrien), Ivan S. (ebenfalls ein Istrianer, zum Zeitpunkt des Arbeitseinsatzes schon 65 Jahre alt) und Mario T. (aus Pazin, Geburtsdatum nicht bekannt) hatten in Lienz die Elektroleitungen zu warten und zu reparieren. In Lienz gab es, wie Viktor K. berichtete, Arbeiter und Kriegsgefangene aus Slowenien, Italien sowie Briten und Franzosen. Letztere beiden Nationalitäten waren in Lienzer Hotels untergebracht, die anderen in Baracken an der Drau. Er erlebte, wie seine österreichisch-deutschen Kameraden beim Arbeitseinsatz einer nach dem anderen an die Front abgingen.597
2. Luftkrieg Militärisch gilt 1942 als Wendejahr im Kriegsverlauf598 – und zwar nicht (nur) wegen der Katastrophe von Stalingrad im November 1942, sondern wegen des Beginns der alliierten Luftangriffe auf die deutschen Industrie- und Infrastrukturanlagen im „Altreich“, die ab April 1942 an Intensität und Regelmäßigkeit zunahmen.599 Diese Entwicklung führte zur Entscheidung über die Verlegung von kriegswichtigen Betrieben auf das noch von Bombenangriffen verschonte Territorium der Alpen- und Donaugaue (über dem der Luftkrieg erst beginnen konnte, als die
593 Margit Reiter, Das Tauernkraftwerk Kaprun. In: Oliver Rathkolb/Florian Freund (Hg)., NSZwangsarbeit in der Elektrizitätswirtschaft der „Ostmark“ 1938–1945. Ennskraftwerke/Kaprun/ Draukraftwerke/Ybbs-Persenbeug/Ernsthofen. Mit Beiträgen von Christione Örtel, Markus Purkhart und Margit Reiter. Wien/Köln/Weimar 2002, S. 144f, 162f. 594 Antragsteller. 595 Antragsteller. 596 Antragsteller. 597 Antragsteller, 15. Oktober 2003. 598 Eichholtz, Kriegswirtschaft, III. Bd., 1. Teil, S. 49. 599 Ulrich, Luftkrieg, S. 5. – Aristotle A. Kallis, Der Niedergang der Deutungsmacht. Nationalsozialistische Propaganda im Kriegsverlauf. Der Zerfall der Propagandastrukturen. In: Echternkamp, Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, 9. Bd., 2. Halbband, S. 220–240, hier S. 225f.
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D. Die Lebensbedingungen in Österreich
– zwei Italienern, zwei Tschechen und Arbeitern nicht bekannter Nationalität – auf dem Friedhof von Kaprun beigesetzt.593 Wartungsarbeiten bei der Bahn im Auftrag und in Organsation der OT waren Einsatzgebiete kroatischer Arbeiter. Martin M. (geb. 1922 in Podturen) hatte in Rottenmann und Umgebung Gleise zu verlegen, zu warten und vom Schnee zu räumen.594 Ivan I. (geb. 1928 in Zagreb) hatte die Bahngleise in Graz zu reparieren.595 Jerko Đ. (geb. 1919 in Goričan, Zwischenmurgebiet, Grenzstadt zu Ungarn) war Gleisarbeiter in Niklasdorf.596 Viktor K. (geb. 1923 in Gračišće, Istrien), Ivan S. (ebenfalls ein Istrianer, zum Zeitpunkt des Arbeitseinsatzes schon 65 Jahre alt) und Mario T. (aus Pazin, Geburtsdatum nicht bekannt) hatten in Lienz die Elektroleitungen zu warten und zu reparieren. In Lienz gab es, wie Viktor K. berichtete, Arbeiter und Kriegsgefangene aus Slowenien, Italien sowie Briten und Franzosen. Letztere beiden Nationalitäten waren in Lienzer Hotels untergebracht, die anderen in Baracken an der Drau. Er erlebte, wie seine österreichisch-deutschen Kameraden beim Arbeitseinsatz einer nach dem anderen an die Front abgingen.597
2. Luftkrieg Militärisch gilt 1942 als Wendejahr im Kriegsverlauf598 – und zwar nicht (nur) wegen der Katastrophe von Stalingrad im November 1942, sondern wegen des Beginns der alliierten Luftangriffe auf die deutschen Industrie- und Infrastrukturanlagen im „Altreich“, die ab April 1942 an Intensität und Regelmäßigkeit zunahmen.599 Diese Entwicklung führte zur Entscheidung über die Verlegung von kriegswichtigen Betrieben auf das noch von Bombenangriffen verschonte Territorium der Alpen- und Donaugaue (über dem der Luftkrieg erst beginnen konnte, als die
593 Margit Reiter, Das Tauernkraftwerk Kaprun. In: Oliver Rathkolb/Florian Freund (Hg)., NSZwangsarbeit in der Elektrizitätswirtschaft der „Ostmark“ 1938–1945. Ennskraftwerke/Kaprun/ Draukraftwerke/Ybbs-Persenbeug/Ernsthofen. Mit Beiträgen von Christione Örtel, Markus Purkhart und Margit Reiter. Wien/Köln/Weimar 2002, S. 144f, 162f. 594 Antragsteller. 595 Antragsteller. 596 Antragsteller. 597 Antragsteller, 15. Oktober 2003. 598 Eichholtz, Kriegswirtschaft, III. Bd., 1. Teil, S. 49. 599 Ulrich, Luftkrieg, S. 5. – Aristotle A. Kallis, Der Niedergang der Deutungsmacht. Nationalsozialistische Propaganda im Kriegsverlauf. Der Zerfall der Propagandastrukturen. In: Echternkamp, Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, 9. Bd., 2. Halbband, S. 220–240, hier S. 225f.
2. Der Luftkrieg
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Alliierten auf dem italienischen Festland landeten und in Foggia eine Luftwaffenbasis mit Reichweite bis Österreich errichteten).600 Die Ankündigung des Totalen Krieges durch Göbbels in der brillant inszenierten Rede im Berliner Sportpalast am 18. Februar601 wurde aber erst mit „Führererlass“ vom 25. Juli 1944 (unter dem Eindruck des Anschlages auf Hitler) operationalisiert.602. Die Kriegswirtschaft unternahm trotz der Knappheit an Arbeitskräften und der Einziehung von 30% ihrer uk-gestellten (uk = unabkömmlich) Kräfte durch die Wehrmacht eine Kräfteanspannung, so dass sie trotz der Luftwaffenschäden 1943 sogar Steigerungsraten erzielte. Der Einsatz der italienischen Kriegsgefangenen bedeutete einen wichtigen Zuwachs an kriegswirtschaftlicher Kapazität und Arbeitskräften. Die Produktionssteigerung in der Rüstung erreichte auch bis zum Sommer 1944 Höchstwerte und bis Juli 1944 das Dreifache der Produktionsrate von 1941.603 2.1 Verlegung der Produktion in die Alpen- und Donaugaue Schon bei den ersten Luftangriffen auf deutsche Zentren begannen die Unternehmen selbst mit der Auslagerung der kriegswichtigen Produktion in luftkriegssichere Regionen. Unter den Maßnahmen für den „Totalen Krieg“ erhielt die Untertageverlegung der kriegswichtigen Produktion 1943 absolute Priorität.604 Diese Maßnahmen mussten trotz der zusätzlichen Einberufung von mehreren Hunderttausend Soldaten von Oktober 1943 bis Februar 1944, davon allein im Oktober 1943 70.000 aus der Industrie, organisiert werden.605
600 Ulrich, Luftkrieg, S. 5. 601 Kallis, Der Niedergang der Deutungsmacht. In: Echternkamp, Deutschland und der Zweite Weltkrieg, 9. Bd., 2. Halbband, S. 234f. 602 Eichholtz, Kriegswirtschaft, III. Bd., 1. Teil, S. 50. 603 Eichholtz, Kriegswirtschaft, III. Bd., 1. Teil, S. 2f. – Weber, Zwischen erzwungener Modernisierung und Zerstörung. In: Talos/Hanisch/Neugebauer & Sieder, Produktionsentwicklung, Rüstung und Arbeitereinsatz, S. 336–339. Die Wehrmachtsaushebungen konnten nicht mehr bedeutsam sein: Sie stiegen von 1942–1944 um 1,2 Mio (1942 standen 9,2 Mio Mann unter Waffen, 1943 waren es 11,2 Mio., 1944 insgesamt 12,4 Mio). A. a.O., Tabelle Nr. 4, S. 338. 604 Eichholtz, Kriegswirtschaft, III. Bd., 1. Teil, S. 11. 605 Anfang Februar 1944 betrug der tatsächliche Frontbedarf an neuen Soldaten 1,62 Mio. Mann + zusätzliche 840.000 Mann für die neu zu erwartenden Verluste und die Neuaufstellung von 34 Divisionen. Die Kriegswirtschaft musste für das Heer 1,2 Mio. uk-Gestellte, 25–30 % der insgesamt uk-gestellten Facharbeiter, freigeben. Eine Million neuer Soldaten konnte erst bis Mai 1944, aber zur Hälfte durch Umschichtungen in der Armee selbst aufgebracht werden: Eichholtz, Kriegswirtschaft, III. Bd., 1. Teil, S. 10.
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Zudem erwiesen sich Neuaushebungen von Zwangsarbeitern im Osten (wegen des Menschenmangels und der nicht mehr vorhandenen Beförderungsmöglichkeiten) als praktisch unmöglich.606 Wegen der (vermeintlichen) Sicherheit Österreichs vor alliierten Luftangriffen begannen in der zweiten Jahreshälfte 1942 deutsche Unternehmen mit der Verlegung ihrer Betriebe in den „Reichsluftschutzkeller“. An der Errichtung einer Produktionsstätte der Vereinigten Deutschen Metallwerke (VDM, Frankfurt/Main) in Amstetten arbeiteten seit Mai 1944 die direkt aus Metković (Kreis Split) in das Außenlager von Mauthausen Nr. 759, „Bahnbau“607, deportierten Kroaten Nikola S. (geb. 1924 auf der Insel Mljet), Jozo M. (geb. 1919 in Metkovic, Süddalmatien) und Andrija Trlin608 (geb. 1909 im Kreis Zadar): Sie erwähnten nicht, dass sie als Partisanen im Zuge einer „Bandenbekämpfungsaktion“ als Helfer oder Sympathisanten der „Banden“ gefangen wurden, was ihre Einlieferung in ein Konzentrationslager auf dem Reichsgebiet zur Folge gehabt hätte. Es ist daher anzunehmen, dass sie nur zu dem Zweck gefangen wurden, um als Arbeitskräfte ins Reich verbracht zu werden – oder nur zur Sicherung immer verfügbarer Arbeitskräfte für die kommerzialisierte Verwendung.609 Die kroatischen Arbeiter waren im Arbeitslager VIII, Adresse: Reichsstraße Ost, das zum Komplex „Außenstelle“ gehörte, untergebracht; ihre Aufgabe war die Adaptierung der Lagerhallen der Textilfabrik Kubasta610 zur Aufnahme des Maschi606 Eichholtz, Kriegswirtschaft, III. Bd., 1. Teil, S. 4–11. 607 Verzeichnis der Konzentrationslager und ihrer Außenkommandos gemäß Paragraph 424 Abs 2 BED (Bundesentschädigungsgesetz); ebenso: Konzentrationslager und Außenkommandos, Bundesgesetzblatt Nr. 64, Bonn, 24.9.1977, Teil I., Nr. 21. Das Lager Amstetten wurde auch von Andreas Baumgartner, Die vergessenen Frauen von Mauthausen. Die weiblichen Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen und ihre Geschichte, 1. Auflage, Wien, 1997, S. 174, erwähnt. Allerdings datiert Baumgartner die Gründung auf Anfang März 1945. Demnach hatte es nur einen Monat (bis 18.4.1945) Bestand. Baumgartner zufolge fasste es im März 1945 290 männliche und 250 weibliche Häftlinge. 608 Andrija Trlin ist bereits 1985 verstorben; weil ihn Nikola S. aber als Zeugen für seine Dienstverpflichtung namhaft gemacht hat und weil Nikola S. selbst nicht ausgeforscht werden konnte, hat die Autorin die Witwe von Andrija Trlin befragt. Frau Trlin bestätigte die Informationen der beiden anderen Zeitzeugen, weil ihr der verstorbene Gatte öfters von dieser Arbeit in Amstetten erzählt habe. Sie gab im Telefonat vom 24.9.2005 auch die Zustimmung zur publizistischen Verwendung der Information. 609 Himmler äußerte in einer Unterredung mit dem Chef der Arbeitseinsätze der SS- und KZ-Häftlinge und der systematischen „Durchkämmaktionen“ der SS auf der Suche nach Arbeitskräften die Befürchtung, die Bevölkerung könnte mitbekommen, dass die Einlieferungen in die KZs nur zum Zweck der Arbeiteraushebung erfolgten. Zitiert bei Jan Schulte, S. 103f, 351–364. 610 Die 1825 gegründete Textilfabrik gehörte zum Textilwerk Marienthal, bekannt durch die Studie von Marie Jahoda und Paul Lazarsfeld, Die Arbeitslosen von Marienthal. Die Fabrik bekam im 19. Jh. und in der Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg wiederholt neu Besitzer; 1938
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nenparks der VDM: Andrija Trlin hat seiner Frau schriftliche Erinnerungen an diese Zeit in Amstetten hinterlassen: Der Arbeitstag dauerte 12 Stunden, jeweils im Schichtdienst, eine Woche Tag-, eine Woche Nachtschicht. An Sonntagen war frei. Auf dem Weg zwischen Lager und Arbeitsstätte wurden sie vom Lageführer eskortiert. Ein besonderes Problem war die schlechte und unzureichende Ernährung. Anfangs bekamen wir morgens zum „Kaffee“ [Anführungszeichen im Original des undatierten Berichtes von Nikola S.] noch eine Schnitte Brot; das Mittagessen erhielten wir aus der Feldküche für das benachbarte Lager der sowjetischen Kriegsgefangenen – und dieses Essen war einfach ungenießbar – tagtäglich gekochte Rüben, ohne Gewürze. Später bekamen wir eine eigene Fabriksküche, da war das Essen akzeptabler, aber unzureichend, denn es gab nur Mittagessen. (…) Später arbeiteten wir 15 Stunden am Tag, und Arbeitsverweigerung wurde mit Erschießen bedroht. Auf dem Fabriksareal gab es ein Gefängnis; in der Einzelzelle war ich öfters, ohne Wasser und Brot. Das Baden war gemeinsam, das bedeutet, wir spritzten uns gegenseitig mit dem Schlauch ab (…) als ich nach einem 15-tägigen Fußmarsch völlig erschöpft zu Hause ankam, wog ich nur 41 kg; meine Frau hat mich nicht erkannt.611 2.2 Untertageverlegung Das erste Halbjahr 1944 war gekennzeichnet durch die Verlagerung erheblicher Teile der Rüstung aus den luftkriegsbedrohten Städten und Regionen in sichere Gebiete, v.a. aber unter Tage. Dies war die direkte Folge der Luftangriffe der „Big Week“ (20.–25. Februar 1944612), die 90 % aller Flugzeugwerke im Reich und 75% ihrer Produktion zerstörten. Die Verlagerung musste bis August 1944, die zweite Stufe, die totale Sicherung unter der Erde, bis Jahresende 1944 abgeschlossen werden. Tatsächlich wurde bis Kriegsende kein Betrieb zur Untertageproduktion von Jagdflugzeugen vollständig fertig.613 Die Untertageverlegung begann mit der Flugzeugproduktion. Göring zeichnete dafür verantwortlich und beauftragte die SS mit der Organisation der Bauausführung und Beschaffung der Arbeitskräfte aus den KZ. Für die eingesetzten KZ-Häftlinge bedeutete dies 72-stündige Wochenarbeitszeit und die „Verschrottung“ von vielen Zehntausenden arbeitsun-
wurde sie „arisiert“, 1943 stillgelegt: Archiv für Soziologie und Geschichte der Universität Graz, www.agso-unigraz.at. 611 Die Witwe von Andrija Trlin berichtete dies anhand von Aufzeichnungen ihres verstorbenen Gatten telefonisch, 24.9.2005. 612 Die Bilanz der „Big Week“ (mit Angriffen auf Steyr, Zell am See, Graz-Thalerhof, Regensburg, Schweinfurt, Gotha): 4000 t Bomben wurden insgesamt abgeworfen: Ulrich, Luftkrieg, S. 13. 613 Ibid., S. 24.
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fähiger KZ-Häftlinge.614 Während die deutschen Arbeiter für die Erhöhung der Wochenarbeitszeit und Sonderschichten Zulagen und Vorsorgeprogramme erhielten, verschärften SS und Gestapo gegen Kriegsgefangene, Ostarbeiter, Polen, IMIs und KZ-Häftlinge die Kontrollen und Strafen bei „Bummelantentum“.615 Marijan Rončević (geb. 1927) wurde als Achtzehnjähriger mit einer Gruppe junger Kommunisten von den Italienern in Sušak verhaftet und ins italienische Militärgefängnis in Koper eingeliefert. Dort geriet er bei der Besetzung Nordostitaliens durch die Deutschen in die Hände der SS. Über das von der SS verwaltete KZ Cairo Montenotte (Savoyen), wo er schon Schwerstarbeit leisten musste, wurde er in den Steinbruch in Gusen, zur Errichtung unterirdischer Stollen geschickt. Verletzungen durch losgelöste Granitbrocken, Dysenterie durch den Konsum von Wasser aus Pfützen und Appellstehen bis zur Erschöpfung – dies sind seine Erinnerungen an diese schreckliche Zeit. Sein Aufenthalt in Gusen dauerte vom 12. Oktober bis zum 25. November 1944 und nur dank der Vermittlung durch einen Dolmetscher, der Beziehungen zur Verwaltung hatte, wurde er entlassen.616 In der Lagertopografie des Karl-Ernst-Osthausen-Museums Hagen, Deutschland – ein Denkmal, ist das unterirdische Stollenwerk der Firma Siemens-Daimler-Puch im südsteirischen Aflenz, bei Leibnitz, noch nicht erfasst. Unter den dort eingesetzten Häftlingen des KZ Mauthausen soll sich auch ein Kroate (Name unbekannt) befunden haben.617 Miodrag Milić sammelte Unterlagen über die „jugoslawischen“ – er konzentrierte sich dabei auf die serbischen – Konzentrationslagerinsassen in Mauthausen, die in der nach unter Tage verlegten Kugellagerproduktion tätig waren.618 Der Priesterseminarist Živan Bezić aus Zadar, als gefangener Partisan Häftling der Konzentrationslager Dachau und Mauthausen, hat seiner Mithäftlinge 614 Eichholtz, Kriegswirtschaft, III. Bd., 1. Teil, S. 16–20. Analysen der Steigerungsraten: Die Rüstungsproduktion erreichte im Juli 1944 mit 322 % gegenüber dem Durchschnitt von Jänner und Februar 1942 einen Rekordstand. S. 79. 615 Eichholtz, a.a.O., S. 23. 616 Er stellte 2001 einen Antrag beim Fonds der Bundesrepublik Deutschland: 2005, anlässlich des Gedenktages zur Befreiung von Auschwitz äußerte er sich gegenüber der kroatischen Tageszeitung Novi list, Rijeka, 6.2.2005, wegen der Säumigkeit bei der Erledigung dieser Entschädigungsanträge: Sie warten, dass möglichst viele von uns sterben. Ein Versuch der Autorin, im Juli 2009, mit ihm wieder telefonisch Kontakt aufzunehmen, gelang nicht. Es ist ungewiss, ob er noch in den Genuss der Entschädigungszahlung gekommen ist. 617 D. Dörfler nennt unter den aus Mauthausen eingesetzten Zwangarbeitern 280 Franzosen, 221 Polen, 132 aus der UdSSR, 60 Deutsche, je acht Österreicher und Tschechen, einen Belgier und 12 Jugoslawen. Insgesamt 722 Personen arbeiteten an der Montage der Rakete. Dörfler, Der Luftkrieg über Österreich, S. 131. 618 Miodrag Milić, Jugoslaveni u koncentracionom logoru Mauthauzenu ( Jugoslawen im KZ Mauthausen). Institut za savremenu istoriju (Institut für Zeitgeschichte), Beograd, 1992.
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gedacht, die diese Arbeitsstätten nicht überlebt haben: Milovan Ž. (geb. 1922), verhaftet 1944, sowie Nikola Mihovilović wurden in das Untertagewerk in Steyr zur Erzeugung von Kugellagern geschickt. Mihovilović starb nach seiner Befreiung an den Folgen der unmenschlichen Arbeitsbedingungen im Untertagewerk im Krankenhaus in Gmunden. Seine Mutter erfuhr von seinem Tod über den Suchdienst des Roten Kreuzes.619 Die Untertageverlegung von sensiblen Industriezweigen ist untrennbar verbunden mit der Produktion von Hitlers „Wunderwaffe“, dem Raketensystem V2. Begonnen wurde die Produktion in Wiener Neustadt. Der geheime Ort waren die Produktionshallen für Lokomotivtender. Die Nachrichtendienste der Alliierten waren darüber informiert, was die Entscheidung über die Aufnahme der Luftangriffe auf Österreich vermutlich mitbestimmt hat.620 Die Produktion des Raketensystems V2 wurde in den unterirdischen Stollen von Dora-Mittelbau fortgesetzt. 2.3 Anpassung an den Luftkrieg Für die in der Schwer- und Rüstungsindustrie, in Bauunternehmen und bei der Wartung von Infrastrukturanlagen Beschäftigten änderten sich die Art der Arbeit und die Lebensbedingungen sukzessive. Die Produktion der wichtigsten Industriezweige – Flugzeuge, Fahrzeuge, schwere Rüstung – wurde stufenweise heruntergefahren, wie es sich an der Industrieentwicklung im Wiener Becken zeigt: Der erste alliierte Angriff erfolgte am 13. August 1943 und zielte auf Wiener Neustadt. Die Wiener Neustädter Flugzeugwerke und die Rax-Werke sowie die Arbeiterbaracken wurden getroffen: 185 Tote, 30 Vermisste, 150 Schwer- und 700 leichter Verletzte in den WNF-Hallen, 28 Tote und 70 Verletzte bei den RaxWerken waren die Bilanz. Die Arbeiter wurden zu Obdachlosen – an den Schrecken und an den Verlust der persönlichen Habseligkeiten durch den Brand der Baracken erinnerte sich auch Gloria Rabar Čondrić, die als Partisanin mit einem großen, um die 500 Personen umfassenden Häftlingstransport aus Mauthausen nach Wiener Neustadt kam: Bei den Bombenangriffen auf WNF und die RaxWerke in Wiener Neustadt gingen mehrmals Arbeiterbaracken in Flammen auf: 619 Auskunft der Angehörigen (10.10.2001) des nach der Antragstellung an den Österreichischen Versöhnungsfonds Verstorbenen. 620 Die Weiterentwicklung wurde in Wiener Neustadt abgebrochen und die dazu erforderlichen Anlagen durch zwangsverpflichtete KZ-Häftlinge nach Dora-Mittelbau, Red-Zipf und SchlierEbensee verlagert: Zu Ebensee: Florian Freund, Arbeitslager Zement. Das KZ Ebensee und die Raketenrüstung. Wien, 1989, S. 9 und 26f. – Zu Mittelbau-Dora siehe: Benz Wolfgang (Hg.), Der Ort des Terrors, Bd. 7, 2008, und Sellier André, Zwangsarbeit im Raketentunnel. Geschichte des Lagers Dora, Lüneburg, 2000.
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Eines Tages, als wir in der Kolonne ins Lager zurückkehrten, war da gar kein Lager mehr. … Mit den Baracken ist alles verbrannt, was dort uns gehört hat. Was uns blieb, waren die Holzpantinen an den Füßen und die schmutzige Arbeitskleidung am Körper (…). Sie erhielten „Ersatz“-Kleidung, die Uniformen der bei den Angriffen ums Leben gekommenen Häftlinge.621 Der bereits erwähnte Milan B. (geb. 1921) – Feinmechaniker zuerst auf dem Militärflughafen Zagreb-Borongaj, dann Thalerhof, Olmütz und Langenlebarn, zum Schluss wieder Thalerhof – erlebte den Luftkrieg auf die gleiche Art und Weise. Er wurde aber bei den Bombenangriffen sogar verletzt. Erst als die Russen in Österreich standen, gelang im die Flucht.622 Die Aufräumarbeiten besorgten Ausländer: z. B. Mirko B., geb. 1925, Mittelschüler, ein Slowene und Häftling des KZ Jasenovac, der von dort nach Österreich verbracht wurde. Auch er kam auf einen Militärflughafen; in Strasshof erlebte er tagtäglich die Bombenangriffe und das klammheimliche Verschwinden der Wärter bei Beginn der Angriffe. Daher wagten es die Häftlinge, aus dem Lager auszubrechen, um in den umliegenden Dörfern bei den Bauern um Kartoffeln zu betteln. 623 Aus Kroatien war im Jänner 1943 noch ein größeres Kontingent – 1038 Personen – für die Industrie vermittelt worden. Für „diverse Verwendungen“ kamen 193, für Bergbau 17 Arbeiter.624 Dies war die letzte dokumentierte Entsendung durch das Auswanderungsamt. Es dürfte auch kaum möglich gewesen sein, neue Kräfte zu vermitteln, da die bis dahin im Reich beschäftigten Arbeiter generell keine Heimfahrtmöglichkeiten und Urlaube bekommen konnten und nach Ablauf der Verträge auch nicht mehr zurückkehren durften. 2.4 Behebung von Bombenschäden Die Bergung von Verletzten, die Räumung von Bombenschutt und die Entschärfung von Blindgängern nach den Luftangriffen wurden ausschließlich Fremdarbeitern – vor allem KZ-Häftlingen, aber auch ZivilarbeiterInnen – auferlegt. In den Betrieben der Reichswerke Hermann Göring wurden – nach der Erinnerung des betroffenen kroatischen Arbeiters Rudolf A. (geb. 1928)625 – geschwächte oder 621 Brief von Gloria Rabar Čondrić an die Autorin vom 2. Februar 2006. – Zu den Luftangriffen: Dörfler, Der Luftkrieg, S. 94–96. 622 Milan B., Telefonat mit der Autorin, 2. 11. 2005. 623 Mirko B., Telefonat mit der Autorin, November 2005. 624 HDA Zagreb, Fonds 226, MZDU, Dok. Nr. 99.382/1943, 11. Februar 1943. – Spoerer beziffert den Gesamtanteil der kroatischen Arbeiter im Bergbau im August 1944 mit 5 %: Spoerer, Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, S. 225. 625 Antragsteller, 15. September 2003.
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für die Industriearbeit schon zu erschöpfte Personen abkommandiert. Wenn seine Gruppe zu Aufräumarbeiten in entlegene Stadtteile von Linz ausgeschickt wurde, nächtigten sie in Lagerhallen oder zwischen den Bombenruinen. Bei Bedarf wurden sie auch in die Umgebung gefahren. Dann schliefen sie in den Stadeln und Ställen bei Bauern. Šandor F. (geb. 1928 bei Krapinske Toplice, Nordkroatien), kam als Bombenräumer und zur Bergung von Toten und Verletzten in ganz Oberösterreich herum und war auch in Salzburg.626 Marija Ovuka (eine kroatische Serbin aus Hrvatske Dubice), die nach der Deportation aus Kroatien in die Papierfabrik Nikolsdorf kam, wurde für Aufräumarbeiten nach Bombenangriffen den Rotkreuz-Jungmaiden zugeteilt: Ich musste Helm, Gasmaske, Uniform, Gurt und Schuhe sowie zwei weiße Leintücher und eine Tragbahre übernehmen. So durfte ich, gemeinsam mit einer Österreicherin, während der Bombardements in die Luftschutzkeller, um Tote und Verletzte herauszuholen.627 Ivan Žgaljić (geb. 1914 auf der Insel Krk) arbeitete von Mai bis Dezember 1941 im Kohlebergwerk Essen, wurde dort lungenkrank und daher nach Judenburg in ein Sägewerk überstellt. Bei einem Fliegerangriff verlor er das Bewusstsein und erwachte erst nach drei Tagen im Lazarett. Doch blieben dauerhafte Bewusstseinsstörungen zurück, die ihn zum hundertprozentigen Invaliden machten.628 Die Ausfälle an produktiver Arbeit infolge der Luftangriffe waren im 3. Quartal 1944 so hoch, dass sie ein ernsthaftes Produktionshindernis darstellten. 4,3–5,45 Mio. Menschen, teils militärisches, teils ziviles Personal, waren nach Berechnungen des USSBS (US Strategic Bombing Survey) bei der Luftabwehr und mit der Beseitigung von Bombenschäden beschäftigt. Davon waren 1,5–2 Mio. Industriearbeiter, 750.000–1,2 Mio. Bauarbeiter; 1–1,2 Mio. wurden zur Versorgung der Ausgebombten gebraucht. Das Planungsamt schätzte den Prozentsatz der „außerhalb der Fertigung“ Beschäftigten in den A-Firmen im September 1943 auf 18,9%, im September 1944 auf 34,7%; dies bedeutet eine Anstieg von 850.000 auf 2,1 Mio. Beschäftigte. Umgelegt auf die gesamte Industrie war die Zahl der durch die Luftangriffe gebundenen Arbeitskräfte 2,5 Mio.629 Das Chaos nach einem Bombenangriff nützte Stjepan Č. zur Flucht von seinem schikanösen Arbeitgeber.630 Ein Toter eines Bombenangriffes auf Klagenfurt 626 Antragsteller, 28. April 2003. 627 Antragstellerin, 15. Oktober 2001. – Gleiches berichteten die bereits erwähnten Kroaten Martin M. (der in Rottenmann als Gleisarbeiter eingesetzt war), Ivan I. (Gleisarbeiter in Graz) und Jerko Đurić (Bahnarbeiter in Niklasdorf ) sowie Vjeskoslav O. in Wiener Neustadt. 628 Ivan Žgaljić – telefonische Information an die Autorin und Genehmigung zur Veröffentlichung seines Namens: 4. November 2005; Antrag auf Entschädigung: 30. April 2001. 629 Eichholtz, Kriegswirtschaft, III. Bd., S. 94. 630 Dies berichtete die Witwe der Autorin telefonisch am 24. September 2005.
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ist der von der Insel Rab stammende Josip G., der in der Klagenfurter Niederlassung der WNF eingesetzt war. Igan Žgaljić verlor bei einem Bombenangriff auf Judenburg das Bewusstsein und erwachte erst nach drei Tagen aus dem Koma, blieb aber lebenslang arbeitsunfähig.631 Wie viele Opfer die Bombardements auf Firmenniederlassungen in Kärnten, das 1942 als sicherster Reichsgau eingestuft wurde (weil die von den britischen Inseln startenden Bomber eine Reichweite nur bis Süddeutschland hatten), ist nicht feststellbar, denn zur Identifizierung der Opfer blieb keine Zeit.632 Marija M., eine Frau aus Karlovac, verlor bei einem der Angriffe auf Wiener Neustadt ihren Sohn: Der junge Mann war als Serbe (Pravoslawe) mit Altersgenossen zwangsrekrutiert worden. Der Zug, in dem sich die Gruppe befand, geriet vor dem Bahnhof von Wiener Neustadt in einen Bombenangriff. Da die Waggons verriegelt waren, konnte sich niemand befreien. Die jungen Leute kamen im Waggon ums Leben.633 Eine Erforschung von Pfarrmatriken österreichischer Pfarren bleibt ein Desiderat, dem die Autorin aus praktischen Gründen nicht entsprechen kann. Matrikenbücher könnten möglicherweise Aufschluss geben über die Identität der Opfer, inländischer wie ausländischer. Bisher hat sich nur Linz „seiner“ Fremdarbeiter und der Bombenopfer unter ihnen erinnert. Beim ersten Angriff, am 25. Juli 1944, der den Reichswerken Hermann Göring galt, kamen 36 italienische Militärinternierte ums Leben; 22 wurden verletzt.634 Unter den Opfern des dritten Luftangriffes am 4. November 1944, der sich auf den Hauptbahnhof konzentrierte, erwähnte Richard Kutschera zwei Häftlinge der Außenstelle des KZ Mauthausen in Linz. Richard Kutschera erwähnte nur die Hilfe der Hitlerjugend, des Bundes Deutscher Mädchen und des Technischen Hilfswerks.635 2.5 Schanzabeiten beim Südostwallbau Seit Jahresbeginn 1944 arbeitete das OKW fieberhaft am Ausbau des Verteidigungssystems, das der Roten Armee den Vormarsch verwehren sollte.636 Die jüdischen Gemeinden des von Ungarn besetzten Territoriums des Königreiches Ju631 Ivan Žgaljić (geb. 1914 auf der Insel Krk): Antragsteller, 30. April 2001, und telefonisches Gespräch mit der Autorin: 4. November 2005. 632 Dr. Dieter Neumann, Direktor des Stadtmuseums Villach – Auskunft per E-Mail September 2005. 633 Schreiben von Frau K. aus einem Altersheim in Karlovac, 2001. 634 Richard Kutschera, Die Fliegerangriffe auf Linz im Zweiten Weltkrieg, Ausstellungskatalog „Linz 1945“, Stadtarchiv Linz, 1995, S. 272. 635 Kutschera, Fliegerangriffe, S. 283–287. 636 Freund & Perz, in: Talos/Hanisch/Neugebauer & Sieder, NS-Herrschaft in Österreich, S. 683.
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goslawien – im Übermurgebiet, Zwischenmurgebiet, Baranja, Woiwodina – wussten bisher nicht, dass Überlebende der Zwangsarbeit für die Deutschen in der Kupfermine Bor637 zur Zwangsarbeit ins südliche Burgenland an den „Südostwall“ getrieben wurden. Dr. Aleksandar Pal, Präsident der jüdischen Gemeinde Čakovec, einer der zahlenstärkeren Gemeinden des Übermur- und Zwischenmurgebietes, sowie Pavle Šosberger, ehemaliger Präsident der jüdischen Gemeinde Novi Sad, haben keine Information, dass Mitglieder ihrer Gemeinden – Überlebende des Holocausts oder Opfer – Zwangsarbeit als Schanzjuden verrichten mussten.638 Wie schon im Zusammenhang mit Zwangsarbeit erwähnt, gingen die ungarischen Historiker auf die Besonderheiten der annektierten Regionen nicht ein. Dies gilt auch für die Deportation der jüdischen Bevölkerung aus diesen Gebieten.639 Aus Kroatien wurden Zivilarbeiter ins südliche Burgenland zu den Bauarbeiten abkommandiert: Ivan M. (geb. 1923 in Bajagić)640 konnte aber aus einem Transport ausbrechen und sich auf eigene Faust einen Arbeitgeber in Wien – eine Firma zur Erzeugung von Zahnradelementen – suchen. Dort nahm ihn die Polizei in einer Auskämmaktion – wie sie von 1942 der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz zur Aushebung aller Arbeiterreserven und uk-Geschriebener durchführen ließ – fest und verbrachte ihn zu Schanzarbeiten ins Burgenland.641 Der aus dem Übermurgebiet stammende Šandor F. befand sich in einem Transport mit Jüdinnen und Juden, dessen Bestimmungsort Auschwitz war. Der Zug wurde aber in Strasshof ausgeladen, die Insassen an die slowakische Grenze zu Schanzarbeiten geschickt.642 Auch Marko K. aus der Baranja hatte Glück; Er arbeitete mit Jüdinnen und Juden zusammen auf den Schanzen im Burgenland und wurde mit ihnen auf den Todesmarsch geschickt, als die Rote Armee am 29. März 1945 die Grenze zu Österreich überschritt. Die Polizei trieb sie Richtung Linz, von dort nach Liezen. Dort geriet die marschierende Kolonne in einen Luftangriff. Die Wachen verschwanden, die 637 Bei der Aufteilung des Königreiches Jugoslawien überließ Hitlerdeutschland Ungarn für die Unterstützung der Operation gegen Jugoslawien (Erlaubnis zum Durchmarsch der Wehrmacht durch ungarisches Territorium) zwar die Gebiete zwischen Donau und Theiss, behielt sich jedoch das Eigentumsrecht über die auf diesem Gebiet liegenden Kupferminen in Bor vor. Vladimir Rotbart, Jugosloveni u mađarskim zatvorima i logorima ( Jugoslawen in ungarischen Lagern), S. 318–321. 638 Dr. Aleksandar Pal – Information schriftlich, Juli 2005; Pavle Šosberger, mündlich, 8.3.2008. 639 Szabolcs Szita, Ungarische Zwangsarbeiter in Niederösterreich (Niederdonau) 1944/45. In: Unsere Heimat, Heft 1 (1992), Wien, str. 31–50, und Szabolcs Szita, Verschleppt, verhungert, vernichtet: Die Deportation von ungarischen Juden auf das Gebiet des annektierten Österreich 1944–1945, Wien. 640 Antragsteller, 18. August 2003. 641 Tooze, Ökonomie der Zerstörung, S. 353ff. 642 Šandor F. hat sich nicht als Jude deklariert. – Antragsteller, 28. April 2003.
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Kolonne löste sich auf, die Leute flüchteten Richtung Graz. In Graz stießen sie auf Angehörige der Roten Armee, die sie in ein Sammellager verbrachten und nach Jugoslawien repatriierten.643 Auch der aus Tordinci stammende Marko K. geriet in diesen Marsch. Unterwegs erkrankte er an Bauchtyphus. Trotzdem schaffte er es, nach Hause zu kommen. Marko K. erinnerte sich, dass die Jüdinnen und Juden, mit denen er Schanzarbeiten verrichtete, Ende März 1945 aus dem Burgenland zu Fuß zum Stammlager in Mauthausen aufbrechen mussten. In Niederdonau wurden sie teils auf Lastwagen verladen, einige auf Züge und auf Donauschiffe. Auch aus dem Lager Engerau sollen Juden auf Schiffe verladen worden sein.644 Stjepan F., der angab, mit Juden zusammen Gräben ausgehoben zu haben, zu einem Zeitpunkt, als die Endlösung der Judenfrage in Ungarn begann, kam 1943645 mit einem Transport, in dem sich auch ungarische Juden mit Bestimmungsort Auschwitz befanden, nach Linz. Dort geriet der Zug in einen Luftangriff. Die Insassen wurden ausgeladen und mussten die Straßen von Linz sowie den Bahnhof räumen. Da beim Angriff Lagerbaracken abbrannten, wurden die Menschen nach den Aufräumarbeiten wieder in den Zug verladen – die Juden Richtung Auschwitz; seine Zugkomposition irrte in Deutschland herum, bis sie im französischen „Merc“ (Metz oder Mercie?) zum Stehen kam. Von dort rettete sich, wer konnte.646 Der schon genannte Tscheche Rudolf Strnad (geb. 1923 in Slawonien) war zuerst auf einem landwirtschaftlichen Gut in der Steiermark, ehe er nach Südweststeiermark zu Grabungsarbeiten abgeordnet wurde.647 Er konnte 1945 auf eigene Faust nach Hause entkommen. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich die kroatischen Arbeiter, die über ganz Österreich verstreut waren, bei Kriegsende ähnlich organisierten wie russische KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene und dass sie sich auf kriminelle Weise Zugang zu Lebensmitteln verschafft hätten.
3. Schlussphase des Krieges Ende März 1945 konzentrierten sich die alliierten Angriffe auf Ostdeutschland, den Westen des Reichsprotektorates Böhmen und Mähren sowie auf die Verbindungen durch Österreich in das Gebiet der im Planungsstadium stecken geblie643 Antragsteller, 10. November 2003. 644 Michael Achenbach/Dieter Szorger, Der Einsatz ungarischer Juden am Südostwall im Abschnitt Niederdonau 1944–1945, Diplomarbeit am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, 1996, S. 181f. 645 Aufgrund der Umstände seines Transportes nach Linz – ungarische Juden auf dem Transport nach Auschwitz und ein Luftangriff auf Linz – ist das Jahr 1944 und nicht 1943 anzunehmen. 646 Stjepan F., Antragsteller. 647 Rudolf Strnad, 9. 11. 2005, telefonische Auskunft.
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Kolonne löste sich auf, die Leute flüchteten Richtung Graz. In Graz stießen sie auf Angehörige der Roten Armee, die sie in ein Sammellager verbrachten und nach Jugoslawien repatriierten.643 Auch der aus Tordinci stammende Marko K. geriet in diesen Marsch. Unterwegs erkrankte er an Bauchtyphus. Trotzdem schaffte er es, nach Hause zu kommen. Marko K. erinnerte sich, dass die Jüdinnen und Juden, mit denen er Schanzarbeiten verrichtete, Ende März 1945 aus dem Burgenland zu Fuß zum Stammlager in Mauthausen aufbrechen mussten. In Niederdonau wurden sie teils auf Lastwagen verladen, einige auf Züge und auf Donauschiffe. Auch aus dem Lager Engerau sollen Juden auf Schiffe verladen worden sein.644 Stjepan F., der angab, mit Juden zusammen Gräben ausgehoben zu haben, zu einem Zeitpunkt, als die Endlösung der Judenfrage in Ungarn begann, kam 1943645 mit einem Transport, in dem sich auch ungarische Juden mit Bestimmungsort Auschwitz befanden, nach Linz. Dort geriet der Zug in einen Luftangriff. Die Insassen wurden ausgeladen und mussten die Straßen von Linz sowie den Bahnhof räumen. Da beim Angriff Lagerbaracken abbrannten, wurden die Menschen nach den Aufräumarbeiten wieder in den Zug verladen – die Juden Richtung Auschwitz; seine Zugkomposition irrte in Deutschland herum, bis sie im französischen „Merc“ (Metz oder Mercie?) zum Stehen kam. Von dort rettete sich, wer konnte.646 Der schon genannte Tscheche Rudolf Strnad (geb. 1923 in Slawonien) war zuerst auf einem landwirtschaftlichen Gut in der Steiermark, ehe er nach Südweststeiermark zu Grabungsarbeiten abgeordnet wurde.647 Er konnte 1945 auf eigene Faust nach Hause entkommen. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich die kroatischen Arbeiter, die über ganz Österreich verstreut waren, bei Kriegsende ähnlich organisierten wie russische KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene und dass sie sich auf kriminelle Weise Zugang zu Lebensmitteln verschafft hätten.
3. Schlussphase des Krieges Ende März 1945 konzentrierten sich die alliierten Angriffe auf Ostdeutschland, den Westen des Reichsprotektorates Böhmen und Mähren sowie auf die Verbindungen durch Österreich in das Gebiet der im Planungsstadium stecken geblie643 Antragsteller, 10. November 2003. 644 Michael Achenbach/Dieter Szorger, Der Einsatz ungarischer Juden am Südostwall im Abschnitt Niederdonau 1944–1945, Diplomarbeit am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, 1996, S. 181f. 645 Aufgrund der Umstände seines Transportes nach Linz – ungarische Juden auf dem Transport nach Auschwitz und ein Luftangriff auf Linz – ist das Jahr 1944 und nicht 1943 anzunehmen. 646 Stjepan F., Antragsteller. 647 Rudolf Strnad, 9. 11. 2005, telefonische Auskunft.
3. Schlussphase des Krieges
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benen „Alpenfestung“ oder „Reichsfestung Tirol“. Aufgrund des „Führerbefehls“ vom 3. Jänner 1945 berief die Wehrmacht weitere Reserven aus den Reihen der Rüstungsarbeiter ein. Für die Zivilarbeiter kam am 28. Jänner 1945 ein von Bormann, Speer und Sauckel gezeichneter Erlass über den planvollen Einsatz der Arbeitskräfte bei Fertigungsstockungen heraus, der für die deutschen Arbeiter Ersatzund Notbeschäftigungen sowie die Verwendung im Volkssturm vorsah, während die ausländischen Arbeitskräfte für die Aufräumarbeiten während der Luftangriffe bestimmt wurden. Die generelle Urlaubssperre wurde per Erlass erneuert, obwohl Hunderte Betriebe Arbeiter wegen Produktionsausfalls in „Urlaub“ schickten.648 Der Erlass bestätigte auch das Verbot der Heimfahrten für ausländische Arbeiter und beschränkte die Heimfahrterlaubnis auf Todesfälle in der engsten Familie und auf Krankheitsfälle von Angehörigen, wobei darauf hingewiesen wurde, dass bei der Beurteilung eventueller Todesgefahr die strengsten Kriterien anzuwenden seien.649 Nur ein Zeitzeuge berichtete von einer vorzeitigen Entlassung der kroatischen Arbeitskräfte aus einem rüstungstechnischen Werk: Die Aluminiumschmelze in Wien-Liesing entließ die kroatischen Arbeiter schon im Jänner 1945. Himmler hatte nämlich am 25. September 1944 eine Grundsatzverordnung über die Sicherstellung der Ordnung und Disziplin unter den fremdvölkischen Arbeitern herausgegeben und strikteste Verfolgung aller Anzeichen von Nachgiebigkeit gegenüber ihren eventuellen Forderungen, Verhinderung von Sabotage, aufrührerischen Zusammenschlüssen etc. herausgegeben.650 Diese Maßnahmen, verbunden mit dem verstärkten Gestapoterror unter der Bevölkerung, trugen wohl dazu bei, dass die Betriebe die ausländischen Arbeiter auch noch festhielten, als die Kriegshandlungen produktive Arbeit unmöglich machten. Das Untertauchen setzte eine hohe Risikobereitschaft nicht nur seitens des Fluchtwilligen, sondern auch des jeweiligen Bauern und seiner Angehörigen, und ein hohes Maß an Solidarität und Empathie voraus, das die vom eigenen Überlebenskampf in Anspruch genommene und vom Terror eingeschüchterte Bevölkerung schwerlich aufzubringen vermochte. Kein kroatischer Arbeiter konnte sich solcher Erfahrungen erinnern. Vielmehr hatten Kärntner Partisanen, die versuchten, Kriegsgefangene und ZivilarbeiterInnen zur Flucht in die Befreiungsfront (Osvobodilna fronta, OF) zu bewegen, nur in einem Fall Erfolg.651
648 Eichholtz, Kriegswirtschaft, III. Bd., 2. Teil, S. 633–645. 649 Verlautbarung des Erlasses durch den Obersten Kommissar der Operationszone Adriatisches Küstenland, DAR, Rijeka Faszikel 696, Dokument Nr. 3841. 650 Eichholtz, Kriegswirtschaft, III. Bd., 2.Teil, S. 615. 651 Ante R. – Antragsteller, 20. März 2001.
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D. Die Lebensbedingungen in Österreich
4. Die Kirchen und die Fremdarbeiter Beide christlichen Kirchen pflegten in der frühen Nachkriegszeit die Überzeugung, dass sie sich vom Terror nicht beugen lassen und sich die staatlich verordnete Unmenschlichkeit nicht zu eigen gemacht hätten und daher als moralische Sieger aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen seien. Die katholische Kirche wurde vom NS-Regime nicht gleichgeschaltet und konnte sich daher als eine göttlich eingesetzte Institution verstehen, die unangefochten und unerschütterlich den Zeitirrtümern und Zeitverbrechen entgegengetreten sei, sich für die Rechte der Persönlichkeit eingesetzt und ihre Stimme gegen Rassendünkel und Völkerhass erhoben habe.652 Dies kommt in den Hirtenbriefen der österreichischen wie der deutschen Bischöfe (21. September 1945 in Österreich, 23. August 1945 in Deutschland) zum Ausdruck.653 Die evangelische Kirche distanzierte sich 1945 von den Deutschen Christen und positionierte sich als Nachfolgerin der Bekennenden Kirche, die 1946 gerichtlich als Widerstandsbewegung anerkannt wurde. Das evangelische Stuttgarter Schuldbekenntnis enthält Ansätze von Selbstkritik in der Bewertung, zwar gegen den Geist des nationalsozialistischen Gewaltregimes gekämpft, aber nicht genug mutig, treu … gekämpft, geliebt und bekannt … das Richtige zwar getan, aber nicht genug getan zu haben.654 Der evangelische Landesbischof von Österreich, Gerhard May, bekannte in seinem Hirtenbrief vom 26. November 1945, dass die Kirche nicht schuldlos geblieben sei und Menschenworten mehr geglaubt habe als dem Gotteswort.655 4.1 Katholische Kirche Die von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegebene und 2008 von der Kommission für kirchliche Zeitgeschichte veröffentlichte Dokumentation Zwangsarbeit und Katholische Kirche 1939–1945 656, die den Einsatz von Zwangsarbeitskräften in katholisch-kirchlichen Einrichtungen (in Deutschland, ohne Bezug zu Österreich) bestätigte, hat die katholische Kirche Deutschlands er652 Jan Rehmann, Die Kirchen im NS-Staat. Untersuchung zur Interaktion ideologischer Mächte. Projekt „Ideologietheorie“. Reihe: Ideologische Mächte im deutschen Faschismus, Bd. 2; Argument-Sonderband AS 160, Berlin, Argument-Verlag GmbH., 1986. 653 Rehmann, op. cit., S. 9. – Walter Sauer, Loyalität, Konkurrenz oder Widerstand? Nationalsozialistische Kultuspolitik und kirchliche Reaktionen in Östereich 1938–1945. In: Talos/Hanisch/ Neugebauer & Sieder, NS-Herrschaft in Östereich, S. 159–186, hier S. 181. 654 Rehmann, Die Kirchen im NS-Staat, S. 9ff. 655 Sauer, Loyalität, Konkurrenz oder Widerstand?, a.a.O., S. 181. 656 Karl-Joseph Hummel/Christoph Kösters (Hrsg.), Zwangsarbeit und katholische Kirche 1939– 1945. Eine Dokumentation, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn, 2008.
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schüttert (wie der damalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, gestand):657 Auch die katholische Kirche war Teil der deutschen Kriegsgesellschaft; sie hat sich ihr nicht entzogen, auch indem sie Arbeitskräfte beschäftigte, die als Zwangsarbeiter einzustufen waren. Ob sie sich diesen Zwängen tatsächlich nicht entziehen konnte, untersuchen die Mitarbeiter an dieser Dokumentation nach (nur deutschen) Diözesen.658 Die katholische Kirche irrlichterte zwischen Anpassung und entschiedener Verweigerung der Loyalität. Ein Akt des Widerstandes waren auch die fortgesetzten Bemühungen der Deutschen Bischofskonferenz, den ausländischen Arbeitskräften eine umfassende pastorale Betreuung zu ermöglichen. Schon allein dieses Vorhaben stand quer zu der völkisch-rassistischen Diskriminierung aller Nichtdeutschen und zum strikten Verbot jeglicher „Verbrüderung“ mit den Fremdarbeitern. Die katholische Kirche war bereit, die Bestimmungen des Reichskonkordates vom 20. Juli 1933 weitestgehend auszureizen,659 insbesondere auf Artikel 1, die Zusicherung des Staates zur freien Ausübung der kirchlichen Tätigkeit und des Religionsbekenntnisses, zu pochen. Daher ernannte die Kommission der Deutschen Bischofskonferez Fulda deutsche Priester, da Artikel 15 des Reichskonkordates für die Tätigkeit von Priestern in Deutschland deren deutsche Herkunft und Staatsbürgerschaft und die erforderliche seelsorgliche Ausbildung sowie Befähigung an einer deutschen Lehranstalt – alternativ: an einem päpstlichen Institut – vorschrieb. Deutsche Priester durften jedoch keine Ausländerlager 657 Hummel/Kösters, Zwangsarbeit und katholische Kirche, S. 584 und passim. 658 Die Dokumentation bezieht sich nur auf das „Altreich“. 659 Das Reichskonkordat wurde nach dem Vorbild des zwischen dem Hl. Stuhl und Italien abgeschlossenen Konkordates vom Jahre 1929 verfasst. Zentrales Anliegen dieser internationalen Verträge von Staaten mit dem Hl. Stuhl war auf kirchlicher Seite der Schutz der religiösen und kirchlichen Interessen, die genaue Bestimmung ihrer ihnen zustehenden Räume, die Abgrenzung und die Notwendigkeit der Interessenabstimmung bei den „res mixtae“, den sich überschneidenden Interessen der kirchlichen und weltlichen Sphäre. Die Reichsregierung sicherte der katholischen Kirche in Artikel 1 volle Bekenntnisfreiheit und das Recht auf öffentliche Ausübung sowie volle Autonomie im Inneren zu. In Artikel 4 sichert sich die Kirche das Recht auf freien Verkehr zwischen den römischen Zentralstellen und dem deutschen Episkopat und Klerus, sowie auf volle Freiheit des Verkehrs der kirchlichen Stellen mit ihren Gläubigen. Dem Klerus wird bei der Ausübung seiner religösen Ämter in Artikel 5 der Schutz des Staates zugesichert. Der Religonsunterricht in den Schulen aller Bildungsebenen wurde vom Staat garantiert (Artikel 21). Der Kirche wurde das Recht u.a. auf Krankenhaus und Gefängnisseelsorge, Betreuung der in Deutschland autochthonen katholischen Minderheiten (Art. 29) gewährt. Artikel 31 bot Freiheit für die katholischen Organisationen und Verbände: Hubert Gruber, Katholische Kirche und Nationalsozialismus. Ein Bericht in Quellen. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2006, S. 97–109; Thomas Brechenmacher, Das Reichskonkordat vom 20. Juli 1933. Vortrag beim Symposion der Katholischen Akademie Bayern, München, zum Thema „Kirchen im Krieg 1939–1945“. 6./7. Oktober 2004. Deutsches Historisches Museum Berlin (www.dhm.de).
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besuchen (Ausnahmen wurden nur bei Todesgefahr gewährt). Die Berufung von Priestern der jeweiligen Nationalitäten war daher eine Notwendigkeit. Die kirchenrechtliche Praxis in der Ostmark war jedoch grundverschieden von jener im „Altreich“660: Die deutschen Stellen vertraten die Auffassung, dass die mit dem Hl. Stuhl abgeschlossenen Konkordate Österreichs (1934), der Tschechoslowakei und Polens durch den Untergang dieser Staaten erloschen seien und die (…) Ostmark, das Sudetenland sowie die Reichsgaue Danzig und Warthegau konkordatsfreie Räume [bilden], in denen wir dem Vatikan gegenüber nicht gebunden sind. Eine Ausdehnung der Geltung des Reichskonkordates auf diese Gebiete lehnen wir ab. (…) Monatelange Verhandlungen im Jahre 1939 (…) mit Wissen des Führers und des Papstes … zwischen Gauleiter Bürckel und den österreichischen Bischöfen über einen konkordatsähnlichen Modus vivendi für die Ostmark seien von der Kurie abgebrochen worden.661 Am 22. Juni 1942 fand im Auswärtigen Amt eine interministerielle Besprechung über die Beziehungen des Deutschen Reiches zum Hl. Stuhl statt, an der die Chefs der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes der SS sowie des Oberkommandos der Wehrmacht teilnahmen. Staatssekretär Freiherr von Weizsäcker gab als Leiter der Besprechung bekannt, dass über die Zuständigkeiten, die dem Vatikan von jetzt ab zugebilligt werden, ein Führerbefehl vorliege, der keinerlei Auslegung bedürfe … In Bezug auf die Lage der katholischen Kirche in Österreich besagte Punkt 1: Der Führer wünscht nicht, dass die Beziehungen zur katholischen Kirche reichseinheitlich zusammengefasst bzw. vertreten werden. Punkt 2: Beziehungen zum Vatikan unterhält Deutschland ausschließlich für das Altreich, d.h. den Teil des Reiches, für den das Konkordat von 1933 gezeichnet worden ist. Punkt 4: In den konkordatsfreien Gebieten werden keine diplomatischen oder politischen Verbindungen mit dem Vatikan zugelassen werden. Schließlich hat der Hl. Stuhl mit seiner Note vom 18. Jänner 1942 festgestellt, dass er die im Verfolg militärischer Operationen eingetretenen territorialen Änderungen erst nach Friedensverträgen oder von den etwa vorhandenen zuständigen internationalen Organisationen [im Original: Ausrufezeichen in Klammer] formell anerkannt worden seien. Die Haltung der Reichsregierung ist die Konsequenz aus dieser Note.662
660 Walter Sauer, Loyalität, Konkurrenz oder Widerstand?, S. 167. 661 Gruber, Katholische Kirche und Nationalsozialismus 1939–1945. Dokument Nr. 208: Aufzeichnung des Leiters der Politischen Abteilung im Auswärtigen Amt, Unterstaatssekretär Ernst Wörmann, über den Stand der deutschen Beziehungen zum Hl. Stuhl (Auszug), 8. Jänner 1940, S. 416–419, hier S. 417. 662 Gruber, Katholische Kirche und Nationalsozialismus 1939–1945. Dokument Nr. 239 vom 22. Juni 1942, S. 474–476, hier S.475, 476. Walter Goldinger, „Gleichschaltung“. In: Erika Weinzierl & Kurt Skalnik (Hrsg.), Österreich. Die Zweite Republik, Graz/Wien/Köln, 1972, S. 91–108.
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Die deutsche Bischofskonferenz in Fulda berief sich auf das Konkordat, als sie die Seelsorge für die Ausländer organisierte und – laut einem Bericht des Sicherheitsdienstes (aus Bamberg) – mit Hinweis auf ihre „göttliche Sendung“ mit großem Eifer auch unter Ausländern tätig wurde. Für die Betreuung von Kriegsgefangenen wurde die Kirchliche Kriegshilfe, eine Einrichtung des Deutschen Caritasverbandes mit Sitz in Freiburg gegründet und vom Staat am 9. Oktober 1939 anerkannt. Die Kirchliche Kriegshilfe richtete in den einzelnen Diözesen regionale Kriegshilfestellen zur Seelsorge und zur Beschaffung von Auskünften über das Schicksal deutscher und ausländischer Vermisster ein.663 Für „Migranten“ der Umsiedlungs- und Arbeitereinsatzprogramme gründete der Bischof von Ermland (1930–1947), Maximilian Kaller, 1940 die Wandernde Kirche, eine Zentralstelle für „außerordentliche Seelsorge“ mit Sitz in Berlin. Ihr Hauptanliegen war der Schutz der Migranten vor den Gefahren für den Glauben durch den Verlust von Heimat, Tradition und Wurzeln.664 Die Wandernde Kirche war eine pastorale Einrichtung mit deutschen Seelsorgern. Für ihr Wirken unter Ausländern mussten sie die Genehmigung des Reichskirchenministeriums665einholen. Das Reichskirchenministerium erteilte im Sommer 1941 dem Berliner Bischof Heinrich Wienken eine Genehmigung zur Errichtung einer ständigen kroatischen Arbeitermission für das Deutsche Reich.666 Während für polnische Zivilarbeiterinnen und für „OstarbeiterInnen“ durch die „Polen“- und „Ostarbeiter“-Erlässe auch das religiöse Leben reglementiert und eingeschränkt wurde, ist nichts derartiges für ArbeiterInnen aus Kroatien bekannt. Ein Erlass Himmlers vom 30. Juni 1943 besagt zwar, dass mit Ausnahme von Polen und Ostarbeitern alle Ausländer an kirchlichen Veranstaltungen und Gottesdiensten teilnehmen durften. Es war aber deutschen Geistlichen untersagt, eigene Gottesdienste für ausländische Arbeiter abzuhalten; Geistliche aus den besetzten Gebieten und dem Generalgouvernement durften nicht nach Deutschland einreisen. Die griechisch-katholischen Priester in Deutschland mussten ihre Tätigkeit vom Reichs-
663 Karl-Joseph Hummel/Christoph Kösters (Hrsg.), Zwangsarbeit und Katholische Kirche 1939– 1945, Glossar „Kirchliche Kriegshilfe“, S. 19f. 664 Volk, Akten deutscher Bischöfe, Bd. V, S. 137, Referat der Plenarkonferenz der deutschen Bischöfe (20.–22. August 1940, Fulda), Karl-Joseph Hummel/Christoph Kösters (Hrsg.), Zwangsarbeit und Katholische Kirche 1939–1945, Glossar „Wandernde Kirche“, S. 25f. 665 Zur Institution des 1935 eingerichteten Reichskirchenministeriums: Hummel/Kösters, Zwangsarbeit und Katholische Kirche 1939–1945, Glossar, S. 23f. 666 Volk, Akten deutscher Bischöfe zur Lage der Kirche. Dok. Nr. 730, Punkt 2 des Schreibens Wienkens an Erzbischof Gröber von Freiburg. Antwort auf Gröbers Anfrage vom 28.11.1941, S. 649.
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kirchenministerium bewilligen lassen, Gottesdiente im Vorfeld anmelden und Predigttexte genehmigen lassen.667 Für italienische ZivilarbeiterInnen, die das faschistische Italien als wichtigen Faktor für den Bestand der „Achse“ erachtete, sorgten die weltlichen Behörden ganz im Sinne dieser Bedeutung. In Zusammenarbeit mit der italienischen Bischofskonferenz gründeten sie ein dichtes Netz von Seelsorgestellen im Deutschen Reich: Im Dezember 1941 wirkten 27 italienische Geistliche in allen größeren deutschen Städten; ein Zentralbüro entstand bei der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda.668 Ihre Tätigkeit kontrollierte das Ordinariat der italienischen Militärseelsorge in Berlin.669 Im Staatssekretariat des Hl. Stuhles war seit 1937 Bischof Antonio Giordani670 für die italienischen ArbeiterInnen in der Landwirtschaft bestellt worden.671 Der Bischof hatte den Rang eines Milizgenerals; im Jahre 1941 inspizierte er die Lager der italienischen Arbeiterinnen und Arbeiter. Laut Bericht des SD wurde der Bischof von vier Geistlichen in der Uniform der italienischen faschistischen „Schwarzhemden“ (Camicie nere) begleitet. Die Inspektion nahm keine Verbindung zum Präses der Deutschen Bischofskonferenz auf, sondern nur zum Militärbischof in Berlin.672 Im Zuge 667 Karl-Joseph Hummel/Christoph Kösters (Hrsg.), Zwangsarbeit und Katholische Kirche 1939– 1945, Glossar „Ukrainier“, S. 24f. – Heinz Boberach, Berichte des SD und der Gestapo über Kirchen und Kirchenvolk im Deutschen Reich 1939–1945. Serie A-Quellen, Bd. 12, S. 889. 668 Bischof Wienken an Bischof Gröber, 3.12.1942: Volk, Akten deutscher Bischöfe, Bd. V., S. 648, Dok. Nr. 730. 669 Mantelli, I lavoratori italiani in Germania dal 1938 als 1945. In: Carlotti, Italia 1939–1945, Storia e memoria, S. 490. 670 Bischof Giordani (seit 1933 Titularerzbischof, d.h. Bischof ohne eigene Diözese) war auch Pastoralinspektor für die faschistische Jugendorganisation in Italien. Er trug ständig die Epauletten der faschistischen Milizgenerale. Boberach, Berichte des SD und der Gestapo über Kirche und Kirchenvolk in Deutschland, 1939–1945, Fußnote Nr. 2, S. 730, und Boberach, Akten der Deutschen Bischofskonferenz (ADB), Bd. VI, Dok. Nr. 215 vom 1.10.1942, S. 730. 671 Schreiben von Bischof Heinrich Wienkens, Fulda, an den Freiburger Erzbischof Dr. Konrad Gröber, aus Berlin 3.12.1941: Commissariat der Fuldaer Bischofskonferenz, in Beantwortung eines Schreibens von Erzbischof Gröber vom 28.11.1941. Erzbischöfliches Archiv Freiburg, Dok. Nr. 730, Pkt. 1, S. 648, in: Volk, Akten der Deutschen Bischofskonferenz, S. 648f. 672 Boberach, Berichte des SD und der Gestapo über Kirche und Kirchenvolk in Deutschland 1939– 1945, Fußnote Nr. 2, S. 730. Boberach zitiert P. Angelo Martini S.J., Mitherausgeber der Actes et Documents du Saint Siege relatifs a la Seconde Guerre mondiale. P. Martini zufolge war Bischof Giordani auch Inspektor der Seelsorge für die faschistische Jugendorganisation in Italien. Im Jahre 1933 wurde er Titularbischof (d.h. ohne eigene Diözese). Heinz Boberach, Akten der deutschen Bischofskonferenz (ADB), Bd.VI, Dok. Nr. 215 vom 1.10.1942, S. 730. Diese Aktenedition bezieht sich auf die kirchenpolitischen Entscheidungsprozesse der Fuldaer Bischofskonferenz während der Kriegsjahre und enthalten ca. 600 ausgewählte und dokumentiere Quellen: Hummel/Kösters, Zwangsarbeit und Katholische Kirche, S. 37. -– Die vom Vatikanischen Archiv herausgegebene und betreute Serie, Actes et Documents du Saint Siege relatifs a la Seconde Guerre
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dieser Inspektionsreise besuchte Bischof Giordani auch die Reichswerke Hermann Göring in Linz. Im Aufenthaltsraum des Unternehmens zelebrierte er eine Messe; der Raum war zu diesem Anlass mit Bildern des Duce und des italienischen Königs sowie mit der italienischen Trikolore geschmückt. Der italienische Vizekonsul in Wien nahm in faschistischer Parteiuniform daran teil. Aber von den etwa 800 in den Reichswerken Hermann Göring beschäftigten italienischen Arbeitern waren nur etwa 50 erschienen. Ähnliches war beim Pastoralbesuch in Frankfurt am Main zu beobachten, bemerkte der SD: Die Italiener sind an Seelsorge nicht sehr interessiert. Die Zeit der Sonntagsmesse benützen sie lieber zur Erholung, oder aber sie arbeiten, weil sie dafür den Feiertagszuschlag in der Höhe von 50 % ihres Gehaltes bekommen.673 Der Präses der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Konrad Gröber von Freiburg/Breisgau, wusste eine andere mögliche Erklärung für das angebliche religiöse Desinteresse der italienischen Arbeiter: Die Italiener akzeptieren die vom faschistischen Regime eingesetzten Vertreter der Kirche nicht, schrieb Gröber in einer Lagebeurteilung für die Bischofskonferenz.674 Auf eine Anfrage der Autorin an die Kroatische Bischofskonferenz, ob die kroatischen Bischöfe für ihre im Deutschen Reich tätigen Gläubigen in gleichem Maße sorgten wie die Italiener und die deutschen Amtsbrüder, erhielt die Autorin von der Kroatischen Bischofskonferenz keine Antwort. Die kroatischen Kirchenhistoriker, der Dominikaner P. Franjo Šanjek (Katholische-theologische Fakultät Zagreb) und der Franziskaner P. Emanuel Hoško OFM (Katholisch-theologische Fakultät Zagreb in Rijeka) teilten der Autorin mit, dass sie vom Bestehen kroatischer Seelsorgeeinrichtungen im Deutschen Reich nie gehört hätten. Es gibt jedoch Indizien dafür, dass der Erzbischof von Zagreb, Dr. Alojzije Stepinac, eine institutionalisierte Pastorale für die kroatischen Arbeitsemigranten plante. Seine Sorge um ihr religiöses Leben in der Fremde war jedoch bestimmt durch seine Überzeugung, dass die kroatischen Arbeiter und Arbeiterinnen Wirtschaftsemigranten waren, wie sie seit Generationen Kroatien Richtung Westeuropa und Übersee verließen. Der Erzbischof scheint jedoch über die wahre Dimension und die Bedeutung der Verbringung nach Deutschland nicht umfassend
mondiale. (Hrsg. P. Angelo Martini S.J. seit 1961), eine für die Beziehungen des Hl. Stuhles zu den kriegführenden Staaten unerlässliche Quellenedition (erschienen sind bisher 11 Bände), konnte nicht einmal im Fernleihverkehr beschafft werden. 673 Boberach, ADB, Bd. VI, Dok. Nr. 217, S. 730. 674 Volk, Akten der deutschen Bischofskonferenz, Bd. V, S. 789.
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informiert gewesen zu sein: In den Weihnachtsbotschaften 1941675 und 1942676 warnte er vor sittlichen Gefahren (Alkohol, Kartenspiel, Fluchen).677Auch die Treue zu ihrer Heimat Kroatien in der Fremde war für Stepinac ein pastorales Anliegen, denn dies bedeutete für ihn, dass sie mit ihrem Volkstum auch ihre Religion bewahren würden. Daher schickte Erzbischof Stepinac im Jahr 1940, als die katholische Kirche Kroatiens das Jubiliäum 1300 Jahre lateinisches Christentum bei den Kroaten – 1300 Jahre Treue der Kroaten zum Papst in Rom beging, den Emigranten katholischen Glaubens und kroatischer Herkunft 200 kroatische Gebetbücher mit der Empfehlung, sie zu nutzen, wenn ihnen ihre Arbeitsverpflichtungen den Gang in die Kirche nicht erlaubten. In diesen beiden Weihnachtsbotschaften aber ermahnte der Erzbischof die kroatischen Arbeitskräfte im Reich, sich gegenüber allen Nationalitäten korrekt zu verhalten, niemanden und keine Nationalität zu verachten oder geringschätzig zu behandeln.678. In seiner Predigt zum Christkönigsfest 1942 (25. 10. 1942) verurteilte er überhitzten Nationalismus und Rassismus und erinnerte daran, dass alle Angehörigen aller Nationalitäten und Rassen Kinder Gottes seien.679 Das Jahr 1942 war das Jahr des kroatischen Genozids an den Roma, der vehementen Verfolgung der pravoslawischen Bevölkerung in Kroatien. Erzbischof Stepinac ließ der Deutschen Bischofskonferenz mitteilen, dass er bereit sei, mit ihr gemeinsam die Seelsorge für die kroatischen Katholiken im Reich zu organisieren.680 In einem Memorandum für den Staatssekretär des Hl. Stuhles legte Erzbischof Stepinac dar, dass es ihm insbesondere auf die seelsorgliche Be675 Katolički list, Crkveno-pastoralni časopis (Katholisches Blatt, Zeitschrift für Pastoral und Kirche), Jg. 92, Nr. 50/1941 vom 27.12.1941, S. 585–587. Božična poruka hrvatskim radnicima i radnicama u Njemačkoj Dr. A. Stepinac (Weihnachtsbotschaft von Dr. A. Stepinac, an die kroatischen Arbeiter und Arbeiterinnen in Deutschland). 676 Katolički list (Katholisches Blatt) vom 18.12.1942. 677 Dies war eines der großen Anliegen von Erzbischof Stepinac. Als Bußaktion gegen dieses Übel veranstaltete die Erzdiözese Zagreb noch mitten im Krieg spezielle Gebetsaktionen und Wochen/Tage der geistlichen Einkehr: Archiv der Erzdiözese (NAZ), Zagreb, Registar prezidijalnih spisa 1942–1945 (Register der Präsidialakten): Woche gegen die Schimpfwörter vom 5.–12.11.1944, Dokument Nr. 96; ebenso 194, Dok. Nr. 28; Katolički list (Katholisches Blatt), 21.9.1944; 2.11.1944; 16.11.1944. 678 Katolički list (Katholisches Blatt), 27.11.1941 und 18.12.1942. 679 J. Krišto, II. Bd., S. 224, 225, Dok. Nr. 214–216. Was sind vor Gott Rassen und Völker dieser Erde? Ein Nichts. Gott hat in der Geschichte des Menschen schon Rassen und Völker vom Angesicht der Erde verschwinden lassen, wenn sie sich gegen sein Wort versündigten. Aber trotzdem sagen wir: Alle Völker und alle Rassen stammen von Gott … sie können eine höher oder tiefer stehende Kultur haben … Weiße oder Schwarze sein … Sie sind alle da, um Gott zu verherrlichen … durch ihre Vielfalt … Die Unterschiede dürfen niemanden dazu verführen, ihnen das Lebensrecht abzusprechen … Jedes Volk, jede Rasse … hat ein Recht auf Leben und Menschenwürde … Man darf weder Zigeuner noch Juden ausrotten, weil man sie für niedrigere Wesen hält … 680 Katolički list (Katholisches Blatt), 10.7.1941.
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treuung der weiblichen Arbeitskräfte ankomme, die vielfachen Versuchungen ausgesetzt seien.681 Zu konkreten Aktionen von seiten des Erzbischofs kam es in der Folge jedoch nicht, obwohl das Reichskirchenministerium die Genehmigung zur Errichtung einer Seelsorgestelle für die kroatischen ArbeiterInnen erteilt hatte. Bischof Wienken drückte im Schreiben vom 3. Dezember 1941 an Erzbischof Gröber Befremden über das Nichtzustandekommen einer kroatischen Mission in Deutschland aus. Er verwies auf die Mission unter den ausgesiedelten Slowenen im Deutschen Reich: Sie funktioniere, obwohl es viel schwieriger gewesen sei, slowenische Priester zu bekommen, da die meisten slowenischen Priester nach dem Anschluss der Untersteiermark an das Reich nach Kroatien vertrieben worden seien. Da sei eben der Bischof der Diözese Gurk-Klagenfurt eingesprungen und habe slowenische oder slowenischsprachige Priester aus Kärnten geschickt.682 Im Diözesanarchiv in Klagenfurt finden sich Listen von Priestern der slowenischen Volksgruppe in Kärnten, die dort „Gauverweis“ erhalten hatten und strafweise in das „Altreich“ verbannt wurden. Einige erhielten die Erlaubnis zur seelsorglichen Betreuung der aus Kärnten „umgesiedelten“ 917 Kärntner Slowenen.683 Obwohl nur Priester der jeweils gleichen Nationalität Seelsorge unter ihren Landsleuten betreiben durften, übernahmen Kärntner Slowenen auch die Betreuung von kroatischen Arbeitskräften.684 681 Krišto, Nezavisna Država Hrvatska i Katolička crkva 1941–1945 (Der Unabhängige Staat Kroatien und die Katholische Kirche 1941–1945), II. Bd., Dok. Nr. 107 vom 3.12.1941, S. 118–120. 682 Volk, Akten deutscher Bischöfe, Schreiben von Erzbischof Gröber, Dok. Nr. 730, Pkt. 4, S. 649; zur Situation der vertriebenen Slowenen: Dok. Nr. 774 vom 14.6.1942, S. 651. 683 Am 15. April 1942 begann eine Umsiedlungsaktion von slowenisch-nationalbewussten Kärntner Familien unter der Organisation des Beauftragten des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums (RKFDV). Geplant war die Absiedlung von ca. 50.000 Menschen aus Kärnten. Aber nach der ersten Deportation im April 1942 wurden nur mehr einzelne Familien oder kleinere Gruppen umgesiedelt. Diese reduzierten Aktionen hatten den Charakter von Repressionsmaßnahmen wegen tatsächlicher oder vermeinter Unterstützung von Partisanen und anderer konkreter Widerstandshandlungen.Von den schließlich 917 im April 1942 Deportierten kamen Gruppen in diverse Lager der Volksdeutschen Mittelstelle (VoMi), von wo sie in den eroberten Ostgebieten hätten angesiedelt werden sollen. Diese VoMi-Lager wurden jedoch für die meisten zu einem mehr als dreijährigen Dauerprovisorium. Die arbeitsfähigen Männer, Frauen und Jugendlichen wurden zu Arbeitseinsätzen in Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft und Haushalt eingeteilt. 1944 konnten ca. 10% der Betroffenen als Arbeiter auf den Gutsbesitzungen von Maresch in Niederösterreich unterkommen. Einige wurden zur Wehrmacht eingezogen, andere wieder kamen wegen teilweise geringfügiger Vergehen in Konzentrationslager. Die meisten kehrten im Sommer 1945 in ihre Heimat zurück: Valentin Sima, Gewalt und Widerstand 1941–1945. In: Die Kärntner Slowenen 1900–2000. Bilanz des 20. Jahrhunderts, Herausgeber/izdajatelj: Andreas Moritsch, Redaktionelle Betreuung/uredila: Tina Bahovec. Mohorjeva/St. Hermagoras, Klagenfurt/Ljubljana/Wien 2000, S. 263–280, hier S. 267. 684 Diese offene Widerstandshandlung slowenischer Priester im Deutschen Reich und die KZHaft slowenischer Priester in Dachau hat der ebenfalls in Dachau inhaftierte Priesteramtskan-
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D. Die Lebensbedingungen in Österreich
Der Berliner Bischof Wienken verstand nicht, (…) warum sich Zagreb seinen wiederholten Bitten um kroatische Priester verschließt. Vonseiten der deutschen Bischöfe geschehe alles; sie könnten nur zutiefst bedauern, dass sich in Zagreb niemand um die Landsleute kümmere. Seine Briefe nach Zagreb seien nicht beantwortet worden. (…) Wenn die Katholische Kirche der besetzten und der befreundeten Staaten nichts für ihre Landsleute in Deutschland tut, wird sie dafür die Verantwortung tragen müssen. Und was geschieht von Rom aus? 685 Das Archiv der Erzdiözese Zagreb und des Erzbischofs von Zagreb besitzen keinerlei Unterlagen über etwaige Ansuchen um Einreise-, Aufenthalts- oder Arbeitsgenehmigungen für kroatische Priester (die entweder über das Ministerium für Justiz und Kultus oder über den Deutschen Gesandten in Zagreb weitergeleitet worden wären). Es finden sich auch keinerlei Hinweise auf irgendwelche konkreten Schritte des Erzbischofs zur Einrichtung einer ständigen kroatischen Seelsorge im Deutschen Reich, wie sie in der Nachkriegszeit als Kroatische Seelsorgezentren (Hrvatski dušobrižnički centar) in Städten und Orten mit einer größeren Konzentration katholischer „Gastarbeiter“ von der Kroatischen Bischofskonferenz eingerichtet wurden. Es gab einzelne Priester, die im Auftrag des Erzbischofs von Zagreb zur Deutschen Bischofskonferenz kamen und Botschaften für die kroatischen Arbeitskräfte im Reich mitbrachten. Die Spende des Erzbischofs, kroatische Gebetbücher, überbrachte ein jugoslawiendeutscher Priester,686 Dr. Vilim (Wilhelm) Keilbach687, Professor für Religionspsychologie an der Universität Zagreb. Er ging zu Studididat Živan Bežić in seinem Erinnerungsbuch U sjeni krematorija. Uspomene jednog logoraša (Im Schatten der Konzentrationslager. Erinnerungen eines Lagerhäftlings) gewürdigt. Eine quellengestützte Aufarbeitung des Widerstandes des slowenischen und des kroatischen Klerus gegen das Naziregime und gegen die Ustascha, aber auch gegen die slowenischen Kollaborateure ist ein Forschungsdesiderat. 685 Volk, Akten deutscher Bischöfe, Bd. V, Mainz 1983: Brief von Bischof Gröber an Bischof Heinrich Wienken, Berlin vom 28. November 1941; Dok. Nr. 730, Pkt. 4, S. 649. 686 Dr. Vilim (Wilhelm) Nuk, Artikel „Die Bundesrepublik Deutschland“ in: Katolička crkva i Hrvati izvan domovine (Die Katholische Kirche und die Auslandskroaten), Zagreb, Kršćanska sadašnjost (Verlag: Christliche Gegenwart), 1980. 687 Volk, Akten deutscher Bischöfe, Bd. V., S. 649, Bischof Wienken (Berlin) an Gröber, 3. Dezember 1942: Er äußert sich befriedigt über die Ankunft von Dr. Keilbach, Dr. Wilhelm (kroatisch: Vilim) Keilbach, geboren am 10.9.1906 in Banatski Despotovac (heute Serbien), studierte von 1931–1935 am Collegium Pontificum für Orientalistik in Rom Theologie, Philosophie und Islamwissenschaft und absolvierte im Vatikanischen Geheimarchiv den Kurs für Archivare. Daneben belegte er Vorlesungen für Experimentalpsychologie im Institut für Experimentalpsychologie in Rom. 1933 wurde er zum Priester geweiht. Von 1936 an lehrte er an der katholisch-theologischen Fakultät in Zagreb Religionspsychologie. Auch nach dem Krieg lebte er in München sowie in Wien und Salzburg, wo er am 26.10.1982 verstarb: Volk, Akten deutscher Bischöfe zur Lage der Kirche, Nr. 730, Pkt. 2, S. 648.
4. Die Kirchen und die Fremdarbeit
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enzwecken nach München, wurde aber vom Erzbischof zum Delegierten des kroatischen Episkopates für die Seelsorge unter den kroatischen Arbeiterinnen und Arbeitern im Deutschen Reich ernannt. Es ist nicht klar, ob Wilhelm Keilbach primär zum Studium nach München kam oder ob der Studienaufenthalt nur ein Vorwand für die Beschaffung der Einreisegenehmigung war. Neben Keilbach wirkte in München noch der katholische Priester Damjan (Damian) Rodin.688 Wer ihn entsandt hat und in wessen Auftrag er tätig war, lässt sich mangels Quellen nicht feststellen.689 Niederschlag hat sein Wirken als Missionar unter „Pravoslawen“ (aus dem NDH stammenden Personen orthodoxen Bekenntnisses) durch deren Aufnahme in die katholische Kirche690 gefunden. Den 688 Volk, Akten deutscher Bischöfe, Dok. Nr. 730, Pkt. 2 des Briefes des Berliner Bischofs Heinrich Wienken an den Erzbischof von Freiburg, Dr. Konrad Gröber, vom 3.12.1941, S. 648f. – Damjan (Damian) Rodin (geb. 30.11.1910 im Landkreis Šibenik, in Dalmatien, gestorben am 8.5.1968 in Sao Paulo, Brasilien): Information von Ivo Pomper, Diözesanarchiv der Erzdiözese Salzburg. Zu seiner Tätigkeit in München gibt es relativ wenige Informationen, dafür umso mehr zu seinen seelsorglichen, karitativen, kulturellen und pädagogischen Aktivitäten unter den kroatischen Emigranten in Brasilien. Dafür wurde er zum Ehrenbürger von Sao Paolo und des Bundesstaates Guanabara ernannt. Diese Tätigkeit würdigt die kroatische Emigrantenliteratur, die von 1945 bis 1990 im kommunistischen Jugoslawien verboten war. 689 HDA, Zagreb, Ministarstvo pravosudja i bogostovlja NDH (Ministerium für Justiz und Kultus des NDH, abgek. MPB), Fonds Nr. 218, Dok. Zl. 8195-B-1942, 27.7.1942: Die Stadt Šibenik war italienisch, aber das Hinterland, in dem Rodin geboren worden war, gehörte zum NDH. 690 HDA Zagreb, MPB, Fonds 218, Dok. Zl. 8195-B-1942: Der Akt enthält eine Liste von Personen, die den Übertritt in die katholische Kirche vollzogen sowie die amtlichen Mitteilungen darüber an ihre zuständigen Heimatgemeinden. – Gemäß Codex iuris canonici (1918), Can. 732, Paragr. 1, darf es jedoch keine katholische Taufe eines Orthodoxen geben, weil die katholische Kirche die orthodoxen Sakramente als gültig anerkennt und die orthodoxe Taufe daher auch nach katholischem Verständnis ein unauslöschliches Siegel einprägt. Daher konnte es keine Taufen für Pravoslawen geben, sondern nur einfache – erklärte – Übertritte von den orthodoxen Kirchen zur römisch-katholischen. Es war jedoch die Tendenz der Ustascha-Regierung, die Assimilierung durch den Wechsel der Religionsgemeinschaft, den Beitritt zur katholischen Kirche zu dokumentieren. Erzbischof Stepinac protestierte namens des kroatischen Episkopates gegen diese Vereinnahmung einer ausschließlich kirchlichen Angelegenheit durch den Ustascha-Staat, um mit der serbisch-orthodoxen Kirche das serbische Kulturleben auszulöschen. Zu den „Taufen“ von Pravoslawen durch katholische kroatische Geistliche: In einer geheimen Weisung an den kroatischen Klerus empfahl Erzbischof Stepinac jedoch, wegen der fortgesetzten Repressalien an der orthodoxen Bevölkerung Kroatiens, eventuellen Bitten um die katholische Taufe zu entsprechen, um das Leben der Petenten zu retten. Es bedürfe dazu keiner Unterweisung, es gehe nur darum, Leben zu retten. Dennoch hat diese Vorgangsweise der katholischen Hierarchie Kroatiens diese dem Verdacht der Proselytenmacherei und des psychologischen Drucks auf die gefährdeten Pravoslawen ausgesetzt: Juraj Kolarić, Stepinac i pravoslavlje (Stepinac und die Orthodoxie). In: Croatica Christiana Periodica. br. 41, godina XXII, Zagreb, 1998, S. 161–176. – Juraj Batelja/ Celestin Tomić, Alojzije kardinal Stepinac. Propovijedi, govori, poruke (1941–1946) (Alojzije Kardinal Stepinac. Predigten, Ansprachen, Botschaften [1941–1946]), Zagreb, 1996. Dok Nr. 267/BK vom 20.11.1941, in Bd. 1940–1946.
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D. Die Lebensbedingungen in Österreich
Versuch, seinen Amtsbereich auf die Erzdiözese Wien auszudehnen und dort die kroatischen Arbeiterskräfte zu betreuen, wies die Erzdiözese Wien zurück691. Im Februar 1942 kam der Priester Dr. Vilim Nuk692 als Delegierter der Katholischen Kirche Kroatiens nach Berlin, wo bis dahin schon Dr. Matija Luketa693 diese Funktion ausübte. Dr. Nuk geriet – aus nicht ermittelbaren Gründen – in Konflikt mit der Gesandtschaft des Ustascha-Staates (NDH) in Berlin; diese erwirkte für ihn 1943 eine Aufenthaltsverweigerung. Er betreute dann im Ruhrgebiet die etwa 10.000 kroatischen Bergleute, unter denen sich an die 1000 Moslems und etwa 400 Orthodoxe („Paroslawen“) befanden.694 Auch im Ruhrgebiet erhielt er keine Aufenthaltsgenehmigung, blieb jedoch ungeachtet dessen dort, weil er vom Bischof von Münster, August Graf von Galen695, gefördert und geschützt wurde.696 Zwei weitere kroatische Priester betreuten die kroatischen Arbeiter und Arbeiterinnen nicht nur pastoral, sondern gingen diesen auch in ihren Alltagsproblemen mit den Behörden und Arbeitgebern zur Hand: der Zagreber Franziskaner Osvald Tot in Hannover697 und Antun Kordić698, seit 1943 Delegierter der Kroa691 Diözesanblatt der Erzdiözese Wien, Nr. 8/1942, S. 24 und 35, Annoncen Nr. 4 und 6. 692 Dr. Vilim Nuk (27.4.1900–28.3.1987) ist Autor des Beitrages „Die Bundesrepublik Deutschland“ in der Dokumentation Katolička crkva i Hrvati izvan domovine (Die Katholische Kirche und die Auslandskroaten): Beitrag in memoriam in der Kirchenzeitung der Erzdiözese Zagreb, Glas koncila (Die Stimme des Konzils),Nr. 14/1987 und Nr. 37/2005. Seine Tätigkeit im Deutschen Reich, in Berlin und Essen, in der Arbeiterpastorale, erwähnten Ivan Čizmić, Marin Sopta und Vlado Šakić, Iseljena Hrvatska (Kroatien in der Diaspora), Zagreb, 2005, S. 232. 693 Dr. Matija Luketa (geb. am 21.12.1911 in Primošten, Dalmatien), auch er starb wie Rodin in der Emigration in Argentinien am 2.4.1977. Priesterweihe am 14.7.1935. Bis 1941 war er als Pfarradministrator in Vodice, Dalmatien, tätig. 1947 weilte er bereits in Argentinien. Dort gab er die Zeitschrift Studia Croatica heraus: Information: Ivo Pomper, Diözesanarchiv Salzburg. 694 Ivan Čizmić/Marin Sopta/Vlado Šakić, Iseljena Hrvatska (Kroatien in der Emigration), S. 232. 695 Bischof August Graf von Galen verdiente sich wegen seiner unerschrockenen Proteste gegen das Euthanasieprogramm, aber auch gegen die entwürdigende Behandlung der Zwangs- und SklavenarbeiterInnen die Bezeichnung Löwe von Münster: Zu seinen Bemühungen um seelsorgliche Betreuung der ausländischen Arbeitskräfte s. Hummel/Kösters, Zwangsarbeit und Katholische Kirche. S. 37, 102–104. 696 Nuk, Savezna Republika Njemačka (Die Bundesrepublik Deutschland), in: Katolička Crkva i Hrvati izvan domovine (Die Katholische Kirche und die Auslandskroaten), S. 204. 697 Fra Osvald (Oswald) Tot (geb. 13.12.1905 in Petrijanec bei Varaždin, gest. 5.3.1970 in Australien). Am 5.4.1930 in Zagreb zum Priester geweiht, kam er im September (nach dem Dienst als Kaplan in kroatischen Pfarren) auf Einladung von Vilim Nuk nach Deutschland. 1945 ging er nach Bolivien und dann nach Australien: Nuk, Savezna Republika Njemačka (Die Bundesrepublik Deutschland), a.a.O., S. 204; Čizmić/Sopta/Šakić, Iseljena Hrvatska (Kroatien in der Emigration), S. 233f. 698 Antun Kordić (geb. 1907), Weltpriester der Erzdiözese Sarajewo. Vor dem Zweiten Weltkrieg war er Redakteur der Kirchenzeitung der Erzdiözese Sarajewo, Katolički tjednik (Katholische Wochenzeitung): Glas Koncila (Die Stimme des Konzils), Nr. 37 vom 11.9.2005; Nuk, Savezna
4. Die Kirchen und die Fremdarbeit
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tischen Bischofskonferenz in Hamburg. Diese Priester hatten nach den Bombenangriffen auf die deutschen Städte auch eventuelle kroatische Opfer zu identifizieren, was sich mangels amtlicher Aufzeichnungen über Einsatzorte kroatischer Arbeitskräfte als unerfüllbare Aufgabe erwies.699 Spuren pastoraler Tätigkeit kroatischer Priester in Österreich sind noch spärlicher als in Deutschland. Damjan Rodin versuchte von München aus, seinen Amtsbereich auch auf die Erzdiözese Wien auszudehnen und annoncierte im Wiener Diözesanblatt700 ein Ersuchen an die „H.H. Seelsorgsvorstände“ um Mitteilung der Anschriften kroatischer Landsleute und um die Ermöglichung eines Besuches bei den kroatischen Katholiken in den österreichischen Diözesen. Darauf reagierte jedoch das Seelsorgeamt der Erzdiözese Wien mit der Feststellung (in der gleichen Ausgabe des Wiener Diözesanblattes auf Seite 35): Der ständige Seelsorger der Burgenland-Kroaten und der anderen Kroaten (kroatischer Arbeiter aus Kroatien) im Bereich der Erzdiözese Wien ist der hochw. Herr Stephan Dobrovich, Wien I, Habsburgergasse 7, Telefon Nr. R2 73 29. Die Pfarren mögen alle kroatischen Arbeiter, die sich im Bereich der Erzdiözese aufhalten, an ihn verweisen. Im Hinblick darauf erstreckt sich die Tätigkeit des Hochwürdigen Herrn Rodin nicht auf den Bereich der Erzdiözese Wien.701 Über den Priester Stephan Dobrovich gibt es weder im Archiv der Erzdiözese Wien noch in jenem der Diözese Eisenstadt Angaben. Informationen über seine Tätigkeit besitzt der Leiter des Archivs der Diözese Gurk, Dr. Peter Tropper702, dem bekannt ist, dass Stephan Dobrovich seit 1940 für die Pastoral der Burgenland-Kroaten in Wien zuständig war und in Eigeninitiative seine Tätigkeit auch auf die kroatischen Arbeiterinnen und Arbeiter in Groß-Wien ausdehnte. Im April 1944 bekam Stephan Dobrovich Unterstützung durch den Zagreber Priester Dr. Vilim Cecelj, Militärkurator der kroatischen Streitkräfte und für die kroatischen Verbände in der Deutschen Wehrmacht, sowie durch den Franziskaner Fra Dr. Mirko Čović703. Fra Mirko Čović kam in den Reichsgau Oberdonau als Begleiter und Betreuer einer Gruppe von Frauen und Kindern hochrangiger
699 700 701 702 703
Republika Njemačka (Die Bundesrepublik Deutschland), S. 205; Čizmć/Sopta/Šakić, Iseljena Hrvatska (Kroatien in der Emigration), S. 234. Nuk, Savezna Republika Njemačka (Die Bundesrepublik Deutschland), a.a.O., S. 204. Wiener Diözesanblatt, Nr. 8/1942, S. 24, Annonce Nr. 6. Wiener Diözesanblatt, Nr. 8/1942, S. 35, Annonce Nr. 4 Ich danke dem Leiter des Archivs der Diözese Gurk, Dr. Peter Tropper, der mir auch die Fotokopien der Annoncen aus dem Wiener Diözesanblatt zur Verfügung gestellt hat. Fra Mirko Čović, Dušobrižnička djelatnost među hrvatskim izbjeglicama u Austriji (Flüchtlingsseelsorge unter den Kroaten in Österreich). Separat aus der Zeitschrift Glasnik Srca Isusova i Marija (Herz Jesu- und Herz Mariä-Bote), Salzburg 1959, S. 95–113.
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D. Die Lebensbedingungen in Österreich
Ustascha-Politiker aus Kroatien,704 die angesichts des drohenden Unterganges des Ustascha-Staates in Österreich in Sicherheit gebracht werden sollten. Er sorgte in einem Lager in Wels vor allem für diese Personen; von einer Betreuung kroatischer Arbeitskräfte hat er nichts erwähnt. Für die Organisation einer seelsorglichen Betreuung der in Österreich tätigen ausländischen Arbeitskräfte gibt es in den österreichischen Diözesanarchiven der Bistümer Gurk-Klagenfurt705, Graz-Seckau706, im Bischöflichen Archiv in Linz707 und im Archiv der Erzdiözese Salzburg keinerlei Unterlagen über die seelsorgliche Betreuung von Kroaten.708 Nach Kenntnis der Quellenlage in Kroatien709 muss festgestellt werden, dass es trotz einzelner Initiativen zur Entsendung von kroatischsprachigen Priestern für die aus Kroatien stammenden Arbeitskräfte letztlich nicht gelungen ist, eine regelmäßige pastorale Betreuung aufzubauen. Warum der Zagreber Erzbischof (als Präsens der Bischofskonferenz des Unabhängigen Staates Kroatien) seine Ankündigungen nicht ausführte oder nicht ausführen konnte, ist aus den Quellen nicht zu erschließen. Ein Ersuchen der Autorin an den Postulator des Heiligsprechungsprozesses für Erzbischof Stepinac, Jure Batelja, um Einsichtnahme in das im Metropolitanmuseum der Erzdiözese Zagreb unter Verschluss liegende Tagebuch des Zagreber Erzbischofs Stepinac, um die Hintergründe seiner insgesamt umstrittenen Haltung zum Ustascha-Regime und zum Unabhängigen Staat Kroatien710 zu erhellen, wurde vom Postulator der Heiligsprechungs-Causa 704 Čović, Dušobrižnička djelatnost među hrvatskim izbjeglicama u Austriji (Kroatische Flüchtlingsseelsorge in Österreich), S. 95. 705 Dr. Peter Tropper, Direktor des Diözesanarchivs in Klagenfurt – telefonische Information am 2. Jänner 2007. 706 Generalvikar Dr. Heinrich Schnuderl, Graz – telefonische Information am 2. Jänner 2007. 707 Archivdirektor Prof. Dr. Johannes Ebner – E-Mail-Information am 27. Februar 2007. 708 Dr. Elisabeth Engelmann, 2.2.2007. 709 Auch die Quellenlage in deutschen Archiven ist dürftig, weil wertvolles Material im Bombenkrieg unwiederbringlich zerstört wurde: Christoph Kösters namens der Kommission für kirchliche Zeitgeschichte, Bonn, an die Autorin 2007. 710 Es gibt eine Fülle von Aufsätzen und Büchern über Erzbischof Stepinac, die entweder die unhaltbare These der Kollaboration des Erzbischofs mit der Ustascha-Führung und den Deutschen (die Anklagepunkte im Prozess, der mit Stepinacs Verurteilung zu 16 Jahren Gefängnis mit Zwangsarbeit endete) fortschreiben – und es gibt die apologetische Literatur. Von Apologetik nicht frei ist auch das Standardwerk, die Biografie von Aleksa Benigar, Alojzije Stepinac. Hrvatski kardinal (Alojzije Stepinac – Der kroatische Kardinal). Benigra beschäftigt sich vor allem mit der kirchlich-pastoralen Tätigkeit des Erzbischofs. Die politischen Hintergründe konnte er vermutlich mangels Quellen und Literatur nicht analysieren. Er schrieb seine Erstfassung in Rom: Im kommunistischen Jugoslawien hätte 1974 ein solches Werk nicht erscheinen können. – Jure Krišto hat sein zweibändiges Werk, Katolička crkva i NDH 1941–1945 (Die Katholische Kirche und der Unabhängige Staat Kroatien) explizit auf die Verteidigung von Erzbischof Stepinac ge-
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für Stepinac mit der Behauptung abgelehnt, das Tagebuch enthalte kein Faktenwissen.711 Die Aufklärung der Hintergründe der gescheiterten Pläne um die Arbeiterseelsorge im Deutschen Reich bilden wird jedoch erst dann gelingen, wenn diese Quelle und die Dokumente, die derzeit für die „Causa Stepinac“ aus den Beständen des Archivs der Erzdiözese Zagreb und des Zagreber Erzbischofs (im Verband des Kroatischen Staatsarchivs Zagreb) in den Heiligsprechungsakt übernommen wurden, wieder der Forschung zur Verfügung stehen. Weitere Ergebnisse sind auch nach Freigabe der Bestände des Vatikanischen Archivs für das Pontifikat Papst Pius’ XII. zu erwarten. 4.2 Evangelische Kirche Die Leitung der evangelischen Kirche tat sich mit ihrer Spaltung und den Versuchen des Regimes, die evangelische Kirche als Ganzes und nicht nur die „deutschen Christen“ als Stütze der NS-Herrschaft zu missbrauchen, schwer. Mit ihrer inneren Zerrissenheit war sie so sehr in Anspruch genommen, dass andere naheliegende Fragen nicht gestellt wurden:712 So auch die ethische Frage nach der Einstellung ausländischer Arbeitskräfte zu diskriminierenden Bedingungen und nach der moralischen Qualifikation der Ausländerbeschäftigung. Als im Zuge der Entschädigungsregelung für Zwangsarbeit in der Bundesrepublik Deutschland eine Dokumentation über Zwangsarbeit in Einrichtungen der evangelischen Kirche und des diakonischen Werkes erstellt wurde, war das Entsetzen über die Bestätigung der These in der ganzen evangelischen Kirche Deutschlands groß: 10.000 der geschätzten elf Millionen ausländischer Arbeiterinnen und Arbeiter wurden in den Einrichtungen der evangelischen Kirche und der Diakonie verwendet. Kirchlicherseits besass man so gut wie kein Bewusstsein, dass hier Menschen gen die kommunistischen Anschuldigungen angelegt. Unkritisch hagiografisch ist die Biografie des in Deutschland lebenden Jugoslawiendeutschen Ernest Bauer, Aloisius Kardinal Stepinac. Ein Leben für Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit, Wien, 1965. – Kritisch setzten sich mit ihm Fikreta Jelić Butić, Ustaše i Nezavisna Država Hrvatska (Die Ustascha und der Unabhängige Staat Kroatien), auseinader, ebenso Narcisa Lengel Krizman, Zagreb u NOB (Zagreb im Volksbefreiungskampf ), S. 77, 78. Die bisher detailreichste Kritik an der Haltung des gesamten kroatischen Episkopates (mit besonderer Berücksichtigung der kirchlichen Verhältnisse in Bosnien und Herzegowina) bietet Fra Petar Jeleč in seiner Dissertation (Fra Petar Jeleč OFM), Rapporti tra la Chiesa cattolica in Bosnia-Erzegovina e lo Stato Indipendente Croato (1941–1945). – Der Erzbischof selbst kam – außer in der Quellensammlung von Jure Krišto (op. cit.) – nur im Werk von T. Dragoun, Le dossier du Cardinal Stepinac, Paris 1958, vor. 711 Jure Batelja schriftlich an die Autorin, Februar 2006. 712 Zur Spaltung zwischen deutschen Christen und bekennender Kirche im Protestantismus: Jochen-Christoph Kaiser, Der Zweite Weltkrieg und der deutsche Protestantismus. Einige Anmerkungen. In: Hummel/Kösters, Kirchen im Krieg, S. 217–234.
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D. Die Lebensbedingungen in Österreich
beschäftigt wurden, die ihre Arbeit unter Zwang leisteten und dafür sehr wenig Lohn erhielten, stellte der Herausgeber fest.713 Die seelsorgliche Betreuung dieser Menschen spielte in der evangelischen Kirche im Vergleich zu katholischen Gemeinden eine wesentlich geringere Rolle, stellte Uwe Kaminsky – bezogen auf das „Altreich“ – fest,714 und nur vereinzelt gab es gemeinsame Gottesdienste mit ausländischen Arbeitern. Da in Kroatien das evangelische Bekenntnis A.B. als ein Identifizierungsmerkmal für Jugoslawiendeutsche galt, diese aber seit der deutschen Besetzung Kroatiens mit den Kroaten gleichgestellt waren, also eine privilegierte Minderheit darstellten, wurden sie vermutlich auch beim Arbeitseinsatz privilegiert. Zeitzeugen für Arbeitseinsätze von „Jugoslawiendeutschen“ in evangelischen Einrichtungen sind nicht bekannt, so dass Aussagen über ihre Situation nicht möglich sind. Ein Kontingent von 100 Deutschen und 19 Ungarn wurde laut Jahresbericht 1941–1942715 zur Arbeit ins Deutsche Reich vermittelt. 4.3 Serbisch-orthodoxe Arbeiter aus Kroatien und Angehörige der kroatisch-orthodoxen Kirche Abgesehen von den Informationen über die Bekehrungstätigkeit des katholischen Priesters Damjan Rodin in München an Orthodoxen gibt es nur ein archivalisches Zeugnis über orthodoxes Leben im nationalsozialistischen Österreich: Der kroatische Generalkonsul in Wien, Dr. Andija Karčić, berichtete seinem Außenminister Dr. Mehmed Alajbegović am 12. Februar 1945 über die Arbeit – bzw. über die Vernachlässigung der Arbeit – des Vertreters der kroatisch-orthodoxen Kirche716, des Archimandriten Miron Federer. Dieser wurde zur glei713 Jochen-Christoph Kaiser (Hrsg.), Zwangsarbeit in Diakonie und Kirche 1939–1945, Kohlhammer GmbH, Stuttgart, 2005. – Ebenso Uwe Kaminsky, Zwangsarbeit in Evangelischer Kirche und Diakonie. In: Karl-Joseph Hummel/Christoph Kösters (Hrsg.), Kirchen im Krieg 1939– 1945, Ferdinand-Schöning-Verlag, Paderborn, 2007, S. 343–262. 714 Kaminsky, Zwangsarbeit in Evangelischer Kirche und Diakonie, a.a.O., S. 353f. 715 HDA Zagreb, Fonds 226, MZDU, Jahresbericht Zl. 99328/42. 716 Mit Ministerverordnung vom 18. Juli 1941 hob der Minister für Justiz und Kultus, Dr. Milan Puk, die „Serbisch-Orthodoxe Kirche“ in Kroatien auf und verbot die weitere Verwendung dieser Bezeichnung für die Orthodoxie, mit der Begründung, dass die orthodoxe Kirche vom Ausland – von Belgrad – aus gelenkt werde, was im NDH inakzeptabel sei. Verordnung s. Amtsblatt des NDH Nr. 77/1942. Für die Orthodoxie wurde die Bezeichnung „griechisch-östlicher Ritus“ vorgeschrieben. Infolge der vehementen Proteste, u.a. von Kardinalstaatssekretär Tisserant, an den Ausschreitungen der Ustascha gegen die pravoslawische Bevölkerung Kroatiens entschloss sich der kroatische Poglavnik dazu, gegenüber dieser wieder vertrauensbildende Maßnahmen zu setzen. Eine davon sollte die Ernennung von Vertretern in das neu konstituierte Parlament (25.2.1942) sein, eine weitere war die Bildung einer Kroatisch-orthodoxen Kirche. Sie wurde am 7. Juni 1942 im Zagreber Gotteshaus „Sveto Preobraženije“ (Hl. Verklärung) vollzogen; kro-
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chen Zeit für fünf Monate dem Generalkonsulat des NDH in Wien zugeteilt. Generalkonsul Karčić war mit Federers Pflichterfüllung unzufrieden, denn die Behörden des Unabhängigen Staates Kroatien erwarten von einem Archimandriten der Kroatisch-orthodoxen Kirche Zusammenarbeit … im Sinne religiös-politischen Wirkens, Glaubens- und Politikpropaganda, besonders unter den Serben, um notorisch gefährliche, negative Elemente rechtzeitig zu eliminieren oder wenigstens zu paralysieren.717 Die „ständigen gefährlichen, negativen“ Tendenzen waren Federers Weigerung, vom Generalkonsul Weisungen entgegenzunehmen, mit der Begründung, er sei „kein Beamter“ (im Original: „da nije nikakav Beamter“), sondern ein Repräsentant der autokephalen Kroatisch-orthodoxen Kirche und daher niemandem unterstellt. Der Generalkonsul versah in seinem Bericht „autokephal“ mit „sic!“ und bemerkte, dass der Archimandrit seiner Funktion in keiner Weise gewachsen sei, weder intellektuell noch in seinem Auftreten. Leider gibt es keine Hinweise auf konkretere Unterlassungen, außer dass er in den fünf Monaten seines Wiener Aufenthaltes (noch) kein Treffen mit den Arbeitern orthodoxen Bekenntnisses abgehalten und ihnen die nötige religiös-politische Unterweisung nicht habe zuteilwerden lassen. 718 Insgesamt kann die geistliche und seelsorgliche Betreuung der Fremdarbeiter als eine „Verweigerung des Burgfriedens“ (Hummel/Kösters719) bezeichnet werden. Die Seelsorge an den ausländischen Arbeitskräften wurde, wie kirchliches Leben überhaupt, an den Rand gedrängt. Dies war Bestandteil der Kirchenpolitik, über deren Zukunft dem Führer klar war: Tabula rasa. Die nationalsozialistischen Kontrollore der Kirchen – Gestapo, SD, Sicherheitspolizei – gingen in diesem Sinne vor. Himmler zog den Seelsorgemöglichkeiten für die Fremdarbeiter enge Grenzen: Die restlose Beseitigung der christlichen Kirche – in erster Linie der katholischen Kirche – wurde aber auf die Zeit nach dem „Endsieg“ vertagt.720
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atisch-orthodoxer Patriarch wurde ein während der Oktoberrevolution nach Jugoslawien geflüchteter russisch-orthodoxer Priester: Petar Požar, Hrvatska pravoslavna crkva (Die Kroatische Orthodoxe Kirche), Naklada Pavić, Zagreb, 1996, S. 86f, 111ff. (…) suradnju … u smislu vjersko političkih zadaća … i vjersko-političke promidžbe, poglavito među Srbima, u cilju … eliminiarati ili barem paraliziati na vrieme sve te stalne i opasna pojave (…): HDA Zagreb, MPB, Kultussektion (Odjel bogoštovlja, OB), Fonds 218, Fasz. Nr. 2, Dok. Nr. 812. HDA Zagreb, MPB OB, Fonds 218, Fasz. 2, Dokument Nr. 812. Hummel/Kösters, Zwangsarbeit und Katholische Kirche 1939–1945, S. 27. Ibid., S. 27.
E. Zwangsarbeit und Nachkriegsgesellschaft 1. Repatriierung und Heimkehr Die letzte Kriegsphase begann für die ausländischen ArbeiterInnen auf dem Territorium der Republik Österreich mit dem Einmarsch der Alliierten. Die Rote Armee erreichte das Territorium der Alpen- und Donaugaue schon am 29. März 1945, die westlichen Alliierten am 30. April 1945. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich etwa 22.000 Zivilisten aus Kroatien (3,8% der ausländischen Arbeiter in den Alpen- und Donaugauen721) auf dem Territorium der heutigen Republik Österreich. Die ausländischen Arbeitskräfte, besonders jene, die bei den Aufräumarbeiten während der Bombenangriffe eingesetzt wurden, konnten sich anhand der selbst beobachteten Zerstörungen Hoffnung auf den Zusammenbruch des nationalsozialistischen Systems machen. Gloria Rabar Čondrić und Marija L. erfuhren Hilfe von Angehörigen des österreichischen Widerstandes im Arbeitsamt Klagenfurt: Beamte dort verhalfen Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen zur „Freisetzung“ in Betrieben und zum Wechsel auf Arbeitsplätze mit besseren Lebensbedingungen. Das Aluminiumwerk in Wien-Liesing hatte seine Arbeiter aus Kroatien schon im Jänner 1945 nach Hause entlassen. Gerade über die letzten Arbeitstage in den Industriebetrieben, als sich die Gerüchte über den Einmarsch der Roten Armee nicht mehr durch Terror unterdrücken ließen, wussten die meisten Überlebenden nur zu erzählen, dass auch sie von der Angst der österreichischen Zivilbevölkerung vor den Russen angesteckt worden seien: Vjekoslav O., der zum Zeitpunkt des Einmarsches der Russen auf dem Wiener Neustädter Flughafen mit der Be- und Entladung von Rüstungsgeräten beschäftigt war, schloss sich flüchtenden Österreichern an, die in einer Höhle im Wienerwald Zuflucht suchten. Als er sich nach einigen Tagen zur Fortsetzung der Flucht entschloss, fiel er einer russischen Patrouille in die Hände. Dies bedeutete wieder Lager mit Stacheldrahtverhau, jenes Lager in Wiener Neustadt, dem er gerade entkommen war. Unter den Augen bewaffneter russischer Wachen wurden seine Personalien aufgenommen und er hatte über seine Tätigkeit in Österreich Auskunft zu geben. Aus dem russischen Lager in Wiener Neustadt gelang ihm schließlich die Flucht nach Jugoslawien, aber die erkennungsdienstliche Prozedur war die gleiche: In Jugoslawien verhörte ihn der polizeiliche Geheimdienst (die später berüchtigte Geheimpolizei OZNA). Die einvernehmenden Be721 Diese Zahlen weist die Statistik des „Arbeitseinsatzes im Großdeutschen Reich“ vom 30. September 1944 aus: Freund & Perz, Zwangsarbeit von zivilen AusländerInnen … In: Talos/Hanisch/Neugebauer & Sieder, NS-Herrschaft in Österreich, S. 663.
1. Repatriierung und Heimkehr
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amten bohrten besonders nach möglichem „partisanenfeindlichem“ Verhalten. Die Eingewöhnung in das zivile Leben sei ihm nicht leichtgefallen, stellte Vjekoslav O. fest: Lange sei er von Alpträumen gequält worden, in denen er die inhumanen Bedingungen im Lager der Nazis nacherleben musste.722 In Kärnten traf die Vorhut der Briten auf Gruppen, die Richtung Italien marschierten. Der britische Aufklärungsoffizier Nicholas Saunders erfuhr von ihnen, dass es sich um ehemalige Fremdarbeiter handelte – um Italiener, aber auch Russen und Polen –, die erklärten, dass sie aus dem Altreich mit der Verlegung der deutschen Industriebetriebe nach Österreich gekommen seien und keinesfalls der Roten Armee in die Hände fallen wollten.723 Die Briten nahmen sie auf ihre LKWs, die zu Ladezwecken an die Adria fuhren. Die Istrianer Viktor K.724, Ivan S.725 und Mario T.726, die sich auf die Nachricht hin von der Kapitulation des Deutschen Reiches aus Lienz zu Fuß auf den Weg gemacht hatten, kamen so mit britischer Hilfe über Tarvis und Udine nach Hause. Einen zum Zeitpunkt des Arbeitsantritts in Lienz schon 65 Jahre alten Arbeitskameraden von Viktor K. aus Pazin mussten die britischen Soldaten stützen, damit er es bis nach Hause schaffte, erinnerte sich sein jüngerer Arbeitskollege und Landsmann Viktor K. Dora K. (geb. 1928 in Josipdol, Kreis Karlovac) machte nicht so gute Erfahrungen mit der britischen Besatzung. Aus einem Hotel in Velden am Wörther See, wo sie von 1944 an arbeitete, war sie zu Fuß Richtung Italien aufgebrochen. Die britischen Soldaten wiesen sie aber in eine Sammelstelle in Lind bei Velden ein, wo auch schon andere Frauen auf die Repatriierung nach Jugoslawien warteten. Statt nach Jugoslawien wurden die Frauen zu Putzarbeiten und als Pflegerinnen in das Lazarett (das nachmalige Rehabilitationskrankenhaus für Unfallgeschädigte) nach Hermagor geschickt. Erst als dieses Lazarett im Herbst 1945 geschlossen wurde, kam Dora mit zwei Krankenschwestern nach Spittal an der Drau in das britische Lager für Displaced Persons.727 Von dort glückte die Repatriierung mithilfe der britischen Besatzungssoldaten: Die Repatriierungswilligen wurden per Zug durch den Karawankentunnel nach Jugoslawien geschickt.728 722 723 724 725 726 727
Vjekoslav O. Walzl, Zwangsarbeit in Kärnten, S. 122f. Antragsteller, 13. Oktober 2003. Antragsteller, 18. August 2003. Antragsteller, 13. Oktober 2003. Dieses Lager – eines der Arbeitslager der Firma Funder-Spanplatten (für die Flugzeugindustrie) – diente nach dem Krieg als Auswanderungslager. Ich danke dem Magistrat der Stadt Spittal an der Drau, der mir einen Mikrofilm von Baracken und Lagerausweisen zur Verfügung gestellt hat. Auf den Lagerausweisen war vermerkt, dass die Ausweisinhaber die Auswanderung nach Übersee beabsichtigten. 728 Dora L., Antrag an den Österreichischen Versöhnungsfonds, 20. Februar 2001.
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E. Zwangsarbeit und Nachkriegsgesellschaft
Ein jugoslawisches Flüchtlingskomitee eröffnete am 15. Mai 1945 in Wien, im November 1945 in Klagenfurt (Salmstraße 10) Büros:729 Akten darüber konnte die Autorin bisher nicht einmal im dafür zuständigen Außenministerium in Belgrad und im Archiv für Jugoslawien (Arhiv Jugoslavije, Belgrad) ausfindig machen. Weiters etablierte sich in Klagenfurt ein „Ufficio di Collegamento“ der Republik Italien und half ehemaligen ZwangsarbeiterInnen ungeachtet ihrer Herkunft bei der Immigration nach Italien oder der Auswanderung nach Übersee.730
2. Ambivalentes Verhältnis des Nachkriegsjugoslawien Die Aufnahme der zurückkehrenden Arbeiterinnen und Arbeiter in Jugoslawien war von Person zu Person unterschiedlich. Zwischen geheimpolizeilichen Einvernahmen oder militärischer Prüfung des Kollaborationsverdachtes und der Anerkennung der in Österreich verbrachten Arbeitszeiten für die jugoslawische Pension gab es vielfache Abstufungen behördlichen Misstrauens. Vjekoslav O. wurde zu Jahresende 1945 in die jugoslawische Armee einberufen – aber nicht zum Grundwehrdienst, sondern ins Militärgefängnis: Er musste sich vor dem Militärgericht für seine Tätigkeit im Deutschen Reich verantworten. Die Lebensbedingungen im Gefängnis waren genau so menschenunwürdig wie jene in den Nazilagern, erinnert sich Vjekoslav O. Irma D., die in einem Privathaushalt in Kapfenberg gearbeitet hatte, musste nach ihrer Rückkehr nach Jugoslawien feststellen, dass mittlerweile ihre Familie Haus und Grund durch Enteignung verloren hatte.731 Die Beschlüsse des Antifaschistischen Rates der Volksbefreiung Jugoslawiens (AVNOJ) vom 21. November 1944732 enthielten eine Bestimmung zur generellen Aberkennung der jugoslawischen Staatsbürgerschaft und Konfiszierung des beweglichen und unbeweglichen Eigentums aller jener ehemaligen jugoslawischen Staatsangehörigen, die am 8. Mai 1945 nicht in Jugoslawien weilten, aber auch nicht nachweisen konnten, dass sie sich in deutscher Kriegsgefangenschaft oder in einem deutschen Konzentrationslager befunden hatten. Josip V., der in den letzten Kriegstagen von seiner Arbeitsstätte auf der Baustelle einer Aluminiumfabrik flüchten konnte, kehrte mit dem Zug nach Jugoslawien zurück. Nach der Einreise nahmen ihm die Partisanen733 alle Dokumente weg 729 730 731 732
Walzl, Zwangsarbeit in Kärnten, S. 123. Walzl, ibid., S. 126. Antragstellerin,13.10.2001. Der AVNOJ-Beschluss, betreffend die deutsche Volksgruppe in Jugoslawien, wurde im Amtsblatt der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien veröffentlicht 733 Richtig muss es heißen: Die jugoslawische Armee, denn im März 1945 hatten auf allen befreiten
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E. Zwangsarbeit und Nachkriegsgesellschaft
Ein jugoslawisches Flüchtlingskomitee eröffnete am 15. Mai 1945 in Wien, im November 1945 in Klagenfurt (Salmstraße 10) Büros:729 Akten darüber konnte die Autorin bisher nicht einmal im dafür zuständigen Außenministerium in Belgrad und im Archiv für Jugoslawien (Arhiv Jugoslavije, Belgrad) ausfindig machen. Weiters etablierte sich in Klagenfurt ein „Ufficio di Collegamento“ der Republik Italien und half ehemaligen ZwangsarbeiterInnen ungeachtet ihrer Herkunft bei der Immigration nach Italien oder der Auswanderung nach Übersee.730
2. Ambivalentes Verhältnis des Nachkriegsjugoslawien Die Aufnahme der zurückkehrenden Arbeiterinnen und Arbeiter in Jugoslawien war von Person zu Person unterschiedlich. Zwischen geheimpolizeilichen Einvernahmen oder militärischer Prüfung des Kollaborationsverdachtes und der Anerkennung der in Österreich verbrachten Arbeitszeiten für die jugoslawische Pension gab es vielfache Abstufungen behördlichen Misstrauens. Vjekoslav O. wurde zu Jahresende 1945 in die jugoslawische Armee einberufen – aber nicht zum Grundwehrdienst, sondern ins Militärgefängnis: Er musste sich vor dem Militärgericht für seine Tätigkeit im Deutschen Reich verantworten. Die Lebensbedingungen im Gefängnis waren genau so menschenunwürdig wie jene in den Nazilagern, erinnert sich Vjekoslav O. Irma D., die in einem Privathaushalt in Kapfenberg gearbeitet hatte, musste nach ihrer Rückkehr nach Jugoslawien feststellen, dass mittlerweile ihre Familie Haus und Grund durch Enteignung verloren hatte.731 Die Beschlüsse des Antifaschistischen Rates der Volksbefreiung Jugoslawiens (AVNOJ) vom 21. November 1944732 enthielten eine Bestimmung zur generellen Aberkennung der jugoslawischen Staatsbürgerschaft und Konfiszierung des beweglichen und unbeweglichen Eigentums aller jener ehemaligen jugoslawischen Staatsangehörigen, die am 8. Mai 1945 nicht in Jugoslawien weilten, aber auch nicht nachweisen konnten, dass sie sich in deutscher Kriegsgefangenschaft oder in einem deutschen Konzentrationslager befunden hatten. Josip V., der in den letzten Kriegstagen von seiner Arbeitsstätte auf der Baustelle einer Aluminiumfabrik flüchten konnte, kehrte mit dem Zug nach Jugoslawien zurück. Nach der Einreise nahmen ihm die Partisanen733 alle Dokumente weg 729 730 731 732
Walzl, Zwangsarbeit in Kärnten, S. 123. Walzl, ibid., S. 126. Antragstellerin,13.10.2001. Der AVNOJ-Beschluss, betreffend die deutsche Volksgruppe in Jugoslawien, wurde im Amtsblatt der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien veröffentlicht 733 Richtig muss es heißen: Die jugoslawische Armee, denn im März 1945 hatten auf allen befreiten
2. Unterschiedliches Verhältnis des Nachkriegsjugoslawien
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und trieben ihn in eine Kolonne, aus der er nur mit knapper Not lebend entkommen konnte. (…) Bei der Zwangsarbeit in Österreich habe ich nicht so viele Demütigungen und so viel Leid erlebt wie in der Kolonne, die aus Zagreb Richtung Serbien getrieben wurde. Er deutete damit an, dass er von den Partisanen zu jenen Zivilisten und entwaffneten Soldaten der Kroatischen Armee des NDH-Regimes gezwungen wurde, die in Gewaltmärschen zur Abschreckung und Vergeltung durch Jugoslawien getrieben und unterwegs exekutiert wurden, wenn sie nicht aus Erschöpfung oder an den Misshandlungen starben. Die Rache der kommunistischen Partisanen an jenen Kriegsgegnern, die ihnen die britische Besatzungsmacht ausgeliefert hatte, ist eines der dunkelsten Kapitel der Nachkriegsjahre und der ersten Jahre des kommunistischen Regimes in Jugoslawien, bekannt als Tragödie von Bleiburg.734 Die lokalen Archive in Bjelovar, Varaždin und Pazin enthalten Pensionsakten über die Anerkennung der im deutschen Reich verbrachten Arbeitszeiten, nicht nur für ehemalige InsassInnen von Konzentrationslagern, sondern auch für zivile Arbeiter: Dies war eine indirekte Wiedergutmachung und bedeutete eine Rehabilitierung der pauschal als Kollaborateure oder „Nutznießer des faschistischen Regimes“ Verdächtigten. Aber die Vorlage der Arbeitsbestätigung einer österreichischen oder deutschen Firma über Dienstzeiten zwischen 1941 und 1945 Territorien in Jugoslawien bereits Wahlen stattgefunden, die der Volksbefreiungsbewegung (Narodnooslobodilački pokret) unter der Dominanz der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) eine komfortable Mehrheit brachten. Goldstein, Croatia, S. 153. 734 Goldstein, Croatia, S. 155. Die Tragödie von Bleiburg, die Auslieferung von ca. 150.000 Personen – Angehörige der Ustascha-Formationen, der kroatischen Armee, rückflutende Deutsche der Heeresgruppe „E“ (ca. 5.000 Mann) und Zivilisten – nach ihrer Entwaffnung durch die britische Besatzungsmacht in Kärnten zwischen dem 8. und dem 15. Mai 1945, war bis zum Fall des Kommunismus ein Tabu der Geschichtsforschung; in der Geschichte des Bundes der Kommunisten (Istorija Saveza komunista) von Morača/Bilandži/Stojanović wird sie mit keinem Wort erwähnt: Führende kommunistische Politiker der zweiten und dritten Generation in Jugoslawien, wie die ehemalige jugoslawische Premierministerin Milka Planinc, haben von Dissidenten davon erfahren; Milka Planinc berichtete der Autorin (November 2008), dass auch der erste Ministerpräsident der Sozialistischen Republik Kroatien, Dr. Vladimir Bakarić, ihr versichert habe, keine Kenntnis dieser Vorgänge erhalten zu haben. Die heutige Diskussion um die Verantwortung für das völkerrechtswidrige Verhalten der jugoslawischen Kommunisten gegenüber den Unterlegenen sei persönlicher Rachsucht einzelner Partisanenkommandanten und nachgeordneter Politiker entsprungen. Josip Broz Tito habe einen Befehl an die Armee ausgegeben, sich diesen Exsoldaten gegenüber im Sinne der geltenden Kriegsgefangenenkonventionen zu verhalten. Nach der derzeitigen Quellenlage kann nicht mit Sicherheit behauptet werden, dass Tito die Exekutionen angeordnet hat. Noch immer werden Massengräber gefunden, die auf Exekutionen hindeuten; es besteht aber auch die Möglichkeit, dass es sich um Massengräber von Gefallenen (auch deutschen Soldaten) handelt. Nur werden bei jeder Neuentdeckung sofort Spekulationen über eine weitere Hinrichtungsstätten laut und erschweren sachliche Untersuchungen und Forschungen.
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E. Zwangsarbeit und Nachkriegsgesellschaft
konnte auch lange nach dem Krieg noch, wenn die 1941 etwa Zwanzigjährigen das Pensionsalter erreicht hatten, den Antragstellern auf Pensionen behördliche Ermittlungen über die Art der Arbeit eintragen und sie unter Rechtfertigungsdruck setzen. Mangels einer wissenschaftlichen Aufarbeitung dieses Themas hatten die Behörden das Argument, „Zwangsarbeit“ für kroatische Staatsbürger im Deutschen Reich habe es nicht geben können, da ja der Unabhängige Staat Kroatien, Italien, und Ungarn Bündnispartner waren. Die Bearbeitung dieses Themenkomplexes durch die Autorin bedeutet für die schon Betroffenen und für alle potenziell Verdächtigen eine Argumentationshilfe. Der wiederholt zitierte Überlebende (serbisches Opfer einer Ustascha-Razzia), Božo R., war bei Kriegsende in Kapfenberg; er sowie Štefanija P.,735 Ivanka K.736 und Marija K.737 erlebten ebenfalls, dass ihnen die „Partisanen“ die Dokumente, darunter auch die von den Arbeitgebern ausgestellten Dienstzeitenbestätigungen über die abgeleistete Arbeitszeit, wegnahmen. Die damalige jugoslawische Regierung glaubte, dass ihre Familie freiwillig ins Deutsche Reich gegangen sei, um dort zu arbeiten. Neben der Liquidierung der entwaffneten Streitkräfte des NDH-Regimes, der deutschen und italienischen Besatzungsmacht durch spezielle Kommandos der jugoslawischen Volksarmee und der „Todesmärsche“ der an die Partisanen Ausgelieferten gab es einen spektaktulären Fall von Rachejustiz für angebliche Kollaborateure: Das Laibacher Kreisgericht führte von April 1946 bis Oktober 1949 gegen 34 zurückgekehrte Überlebende der Konzentrationslager Dachau und Buchenwald Schauprozesse.738 Die Angeklagten der Dachau-Prozesse wurden der Zusammenarbeit mit der Gestapo, schändlichen Verhaltens im Krieg und Kontakte zu westlichen Geheimdiensten angeklagt; elf Angeklagte wurden zum Tod verurteilt, die anderen erhielten mehrjährige Haftstrafen. Der unerschrockenen Agitation von Dissidenten in ganz Jugoslawien ist es zu verdanken, dass die Prozesse in den Sechzigerjahren wieder aufgerollt wurden. Die Justiz gab keinen Irrtum zu, sondern begründete die Wiederaufnahme mit dem Bekanntwerden neuer Quellen über die Umstände in den Lagern der Nationalsozialisten und über Zwangsarbeit im nationalsozialistischen Regime. Immerhin wurden die 1949 Hingerichteten rehabilitiert und die zu Gefängnisstrafen Verurteilten freigesetzt, jedoch 735 736 737 738
Antragstellerin, 13. Oktober 2003. Antragstellerin, 18. Mai 2001. Antragstellerin, 18. August 2003. Zu den Prozessen gegen echte oder mutmaßliche Kollaborateure unter den ehemaligen „Ostarbeitern“ und Kriegsgefangenen in der UdSSR: Spoerer, Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, S. 213.
2. Unterschiedliches Verhältnis des Nachkriegsjugoslawien
191
ohne Haftentschädigung zu erhalten. Erst bei der Wiederaufnahme der Prozesse erfuhr die jugoslawische Öffentlichkeit die Hintergründe dieser stalinistischen Justiz.739 Wie verfuhren die Partisanen, die nachmalige jugoslawische Volksarmee und die kommunistischen Behörden Jugoslawiens mit den repatriierten italienischen Kriegsgefangenen und italienischen Militärinternierten (IMIs) aus den ehemaligen von Italien besetzten oder annektierten Gebieten, die 1954 definitiv Jugoslawien zugesprochen wurden? Auch dazu finden sich in den kroatischen Archiven keine Quellen; Forscher werden italienische Archive und das deutsche Bundesarchiv/Militärarchiv Koblenz konsultieren müssen. In der Repubblica Sociale di Salo wurde am 22. Februar 1944 ein Komitee für die Unterstützung der italienischen Kriegsgefangenen und IMIs im Deutschen Reich gegründet, das auch die Repatriierung Kranker und Verwunderter organisierte. Das Servizio Assistenza Internati (SAI) wirkte bis Jänner 1945 und unterstützte einerseits die italienischen Kriegsgefangenen und Zivilarbeiter durch Lebensmittelpakete, andererseits durch Heimholaktionen. Diese brachten allerdings Mussolini nicht Dankbarkeit ein – im Gegenteil: Die italienische Öffentlichkeit war entsetzt über die körperliche740 und seelische Verfassung der Repatriierten und begann zu fassen, wie schmählich sich Deutschland gegenüber Italien verhielt. Daher wurden nach einigen wenigen Transporten die Heimholungsaktionen eingestellt.741 Im Staatsarchiv Rijeka als dem zentralen Archiv für das Küstenland konnten keine Quellen für Heimholungen auf das Territorium der Operationszone Adriatisches Küstenland gefunden werden. Forschungsbedarf ist daher für die Gruppe der italienischen Soldaten aus diesem Bereich noch gegegeben. Das Fehlen von Quellen zur Entwicklung der von Italien besetzten oder annektierten Regionen des ehemaligen Jugoslawien in kroatischen (bzw. jugoslawischen Archiven) hängt mit der Entwicklung der italienischen Volksgruppe in Jugoslawien in der Nachkriegszeit zusammen. Die „Volksbefreiungsbewegung“ unter Führung der Kommunistischen Partei begann in den von ihr eroberten Städten und Ortschaften Istriens schon ab dem Frühjahr 1944 mit der Propaganda für den Anschluss der italienischen Regionen an Jugoslawien. Die Gerüchte von den Morden an Exponenten des faschistischen Regimes, Enteignungen und Kollek-
739 Die Dachauer Prozesse wurden bisher nur in der 1996 erschienenen Enciklopedija Slovenije stichwortartig von Boris Krivokapić, Dachauški procesi, behandelt. 740 Zu den gesundheitlichen Schäden durch Zwangsarbeit bei den IMI: Spoerer, Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, S. 215–219. 741 Overmans, Kriegsgefangenenpolitik, S. 832–834.
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E. Zwangsarbeit und Nachkriegsgesellschaft
tivierung von Grundbesitz und Unternehmen742 förderten die Tendenz zur Auswanderung der italienischen Bevölkerung nach Italien. Im Jahre 1946 setzte eine – von Italien unterstützte743 – Auswanderungsbewegung unter der italienischen Bevölkerung des Küstenlandes, Istriens und Dalmatiens ein: Es flohen die Exponenten der faschistischen Macht, die Kollaborateure der italienischen Herrschaft und der deutschen Besatzung – das heißt, die Beamten, höheren Angestellten, der Klerus, Angehörige der freien Berufe, die Akademikerschicht.744 Sie nahmen Kulturgut, auch Archivalien, mit in die neue Heimat Italien. Die Archive in Rijeka, Zadar und Split erlitten damals einen „Kahlschlag“ der Bestände. Weniger bekannt und historisch ebenfalls noch nicht aufgearbeitet745 ist der „Contraexodus“746 italienischer Kommunisten, Intellektueller747, aber auch Arbeiter: Italien hatte in der unmittelbaren Nachkriegszeit Millionen von Arbeitslosen: Sie suchten Beschäftigung in Frankreich und vernahmen den Ruf aus Jugoslawien, das wegen der hohen Verluste an Menschenleben und der Zerstörungen in den Produktionsbetrieben Arbeitskräfte aus dem Ausland benötigte. Kommunistische Sympathisanten unter der Arbeiterschaft der Werft in Monfalcone fanden Beschäftigung in den Werften Pula, Rijeka (wo vor allem der Wiederaufbau nach den alliierten Bombardements zu leisten war), Kraljevica und Split-Trogir. auch 742 Giuricin/Scotti, Italiani a Fiume, S. 37f. – Die Opferbilanz findet sich in der zweisprachigen Dokumentation von Amleto Ballarini/Mihael Sobolevski, Le vittime di nazionalita italiana a Fiume e dintorno (1939–1947)/Žrtve talijanske nacionalnosti u Rijeci i okolici (1939–1947). Ministero per i beni e le attivita culturali. Direzione per gli archivi. Roma 2002, Reihe, Sussidi 2. Für die Opfer der Region Rijeka gab die Societa di Studi Fiumani, Rom, 1955, das Il Piccolo Libro Bianco, heraus, das 242 spurlos verschwundene, 342 verschleppte, exekutierte und in die „Foibe“ geworfene Fiumer Italiener aufzählt. Von 1945–1948 wurden 1.500 Fiumeser von „Volksgerichten“ zu Zwangsarbeit verurteilt. Dies zog die Konfiskation ihres beweglichen und unbeweglichen Eigentums nach sich. Giuricin/Scotti, a.a.O., S. 38. 743 Klaus Gatterer, Im Kampf um Rom. Italien soll den Exodus auch befördert und aktiv angeregt haben. In der jugoslawischen und italienischen Historiographie umstritten ist, ob auch von Jugoslawien effektiv Druck zur Auswanderung ausgeübt wurde: Giuricin/Scotti, S. 38. Unbestreitbar hat jedoch der psychologische Druck der Enteignungen, Verschleppungen und politischen Prozesse die Auswanderung der Italiener nach Italien gefördert. 744 Zahlenangaben zum italienischen Exodus, der bis 1954 (bis nach der Friedenskonferenz von Paris und der Festlegung der italienisch-jugoslawischen Grenze dauerte), bewegen sich zwischen mehreren Zehntausend und 200.000: Goldstein, Croatia, S. 158f. Gatterer hält die italienische Schätzung – 370.000 – für realistisch. In Jugoslawien verblieben insgesamt etwa 26.000 Italiener (davon 21.000 in Kroatien und 5.000 in Slowenien). K. Gatterer, Im Kampf um Rom, S. 12–15. 745 Im Unterschied zum Exodus der Italiener, der in der italienischen Zeitgeschichtsforschung ein dominantes Thema ist. Zum Andenken an den Exodus und an die Foibemorde – beide Ereignisse hängen zusammen – hat das italienische Parlament 2006 einen eigenen „Gedenktag“ am 10. Februar beschlossen. 746 Giuricin/Scotti, Italiani a Fiume, S. 38ff. 747 Musiker, Lehrer, Schriftsteller: Giuricin/Scotti, a.a.O., S. 39.
2. Unterschiedliches Verhältnis des Nachkriegsjugoslawien
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dieser Aspekt der Geschichte der unmittelbaren Nachkriegszeit ist noch unerforscht. Solche Immigranten gerieten 1948 in die Auseinandersetzung der jugoslawischen Kommunisten mit der Moskauer Zentrale der Komintern und wurden als italienische Kommunisten pauschal der „Komintern-Sympathien“ verdächtigt. Dies bedeutete Haft in dem 1949 eröffneten berüchtigsten Gefangenenlager des kommunistischen Jugoslawien, Goli Otok (auf einer bis dahin unbewohnten Insel bei der Insel Rab).748 August Walzl hat Kenntnis, dass aus den italienischen Territorien stammende ehemalige Arbeiter und 300 italienische Militärinternierte es vorzogen, nicht nach Istrien oder ins slowenische Küstenland zurückzukehren, weil sie von der kommunistischen Anschlusspropaganda für Jugoslawien gehört hatten und nicht unter die Herrschaft der Kommunisten geraten wollten. Sie suchten nach Ausreisemöglichkeiten nach Übersee und blieben so lange als Displaced Persons in Käntner Lagern (Klagenfurt, Spittal an der Drau) oder auch in den Sammellagern um Triest, Palmanova, dem aus der faschistischen Zeit bekannten Gonars und Portogruaro. In Kärnten halft ihnen das Ufficio di Collegamento der Republik Italien teils zur Immigration nach Italien oder zur Auswanderung.749 An Quellen mangelt es auch für die Behandlung der Rückkehrer auf das bis 1945 von Ungarn besetzte Territorium, das im Friedensvertrag von Paris wieder Jugoslawien zugesprochen wurde. Der jugoslawische Kommunismus nahm 1948, als Tito und Stalin in Konflikt miteinander gerieten, eine andere Richtung als jener in Ungarn. Die bilateralen ungarisch-jugoslawischen Beziehungen wurden durch die territorialen Verluste Ungarns an Jugoslawien belastet. Jugoslawien vergaß aber auch nicht die Bündnistreue Ungarns zu Hitlerdeutschland und die Diskriminierung der slawischen Bevölkerung auf dem besetzten Territorium; auch die jugoslawischen Reparationsforderungen an Ungarn belasteten die politischen Beziehungen.750 Das offizielle Jugoslawien mit seinem kommunistischen System unterschied sich in der Anfangszeit, zur Zeit der Rückkehr der „Zwangsarbeiter“ aus Deutschland, nicht wesentlich vom System der Nazis: Ausländer und aus dem Ausland Kommende waren bei den Nazis diskriminiert, im kommunistischen Jugoslawien wurden sie mit Misstrauen bedacht, verdächtigt, beschattet. Die kommunistische 748 Erwähnung nur bei Giuricin/Scotti, S. 39f. Auch dies war ein Tabuthema im ehemaligen Jugoslawien. 749 Walzl, Zwangsarbeit in Kärnten, S. 126. 750 Kontler, Povijest Madžarske (Geschichte Ungarn), S. 393: Eine Entspannung trat erst mit der Entstalinisierung ein, da Ungarn sich auf der Linie der Komintern dem Verdikt Moskaus gegen Tito angeschlossen hatte: ibid. S. 409f.
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E. Zwangsarbeit und Nachkriegsgesellschaft
Ideologie der Arbeit als Quelle aller Rechte galt auch im Deutschen Reich, die daraus erfließende Instrumentalisierung und Entpersönlichung des Menschen war hier wie dort die Folge.
Schlusswort Die Erwartung des Unabhängigen Staates Kroatien, mit dem Einsatz seiner Arbeitskräfte „an der Seite des Großdeutschen Reiches an der Neugestaltung Europas mitwirken“ zu können, deretwegen dieser Staat seine produktivsten Arbeitskräfte ins Ausland entließ, für die Finanzierung dieses Einsatzes aufkam und selbst einen Arbeitskräftemangel in Kauf nahm, hat sich nicht erfüllt: Nicht nur weil der Unabhängige Staat Kroatien mit Nazideutschland, dessen „Schöpfung“ er war, unterging, sondern auch weil Hitlerdeutschland keinen Partner wünschte, sondern nur Hilfskräfte und „Zuarbeiter“. Wohin die Transporte aus Kroatien führten, was mit den solcherart „Ausgebürgerten“ geschah – darauf konnten die Forscher in den kroatischen Quellen nur eine Antwort finden: Die Entsendung von Arbeitern ins Deutsche Reich sei für den Unabhängigen Staat Kroatien die Bestätigung seiner international anerkannten Souveränität, eine Ehrensache und eine politische Chance, am militärischen Erfolg und an der Macht des Deutschen Reiches teilzuhaben. „Arbeit im Deutschen Reich“ hatte daher den Beigeschmack des Opportunismus und des Kriegsgewinnlertums; dies mag einer der Gründe dafür sein, dass die kroatischen Forscher sich scheuten, dieses Thema zu berühren und der kollektiven Schuldzuweisung für den Genozid an Serben, Juden und Roma im ehemaligen Jugoslawien zusätzlich Munition zu liefern. Dass Arbeitskräfte für Deutschland strafweise rekrutiert wurden, ergibt sich erst aus der Prüfung der Akten der jugoslawischen Kommission zur Ermittlung von Kriegsverbrechen der Besatzer und einheimischen Kollaborateure. Die Kommissionsberichte weisen den Weg zu den Archivbeständen über die Ustascha-Milizen und ihre Zusammenarbeit mit den Besatzungsregimen. Der Befund aus den Quellen spricht dafür, dass der Unabhängige Staat Kroatien mit der Entsendung von Arbeitskräften ins Deutsche Reich die ethnische Säuberung zur Schaffung eines „Nationalen Staates der Kroaten“ verfolgte und mit seinen Arbeitskräften dem großen Protektor Dankbarkeit und Willfährigkeit erweisen wollte. Die Aushebungsmodalitäten von Arbeitskräften bilden eines der zentralen Themen der Studie neben den Lebens- und Arbeitsbedingungen im Deutschen Reich und dem Verhalten des kommunistischen Jugoslawien zu ihrem Arbeitseinsatz im Deutschen Reich. Die Studie füllt die Lücke aus, die von der historischen Forschung außerhalb Jugoslawiens und seiner Nachfolgestaaten offen gelassen wurde. Aufgrund der in kroatischen Archiven eingesehenen Quellen kann belegt werden, dass die Arbeiteraushebung im Unabhängigen Staat Kroatien auf drei
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Schlusswort
„Schienen“ verlief. Im Rahmen des bilateralen Vertrages, im Rahmen von „wilden“ Razzien und im Rahmen der feindlichen Offensiven gegen die Partisanen. Der serbische Historiker Milan Ristović analysierte in seiner Studie die Inhalte der nationalsozialistischen „Neuordnung Europas“ und stellte die Formel auf: Hegemenonie Hitlerdeutschlands über Europa – die slawischen Völker würden diesem Reich als Arbeitssklaven dienen. Ristović bezog diese Vision auch auf die slawischen Völker des Balkan. Deshalb definierte er die Lebensbedingungen der aus Jugoslawien stammenden Arbeitskräfte im Dritten Reich generell als „Arbeitssklaverei“: Ristović urteilte aus serbischer Perspektive: Erst die serbischen Saisonarbeiter in der deutschen Landwirtschaft, dann die ca. 110.000 serbischen Kriegsgefangenen nach dem deutschen Überfall auf Jugoslawien – davon im Arbeitseinsatz 100.830 (Stand 1. Jänner 1945)751 – und schließlich die von der deutschen Besatzung in Serbien ausgehobenen Arbeitskräfte, die zwangsweise ins Deutsche Reich deportiert wurden. Der Quellenbefund bestätigt diese Qualifizierung für die kroatischen Arbeitskräfte nicht: Diese Bezeichnung trifft aufgrund der bilateralen Vereinbarungen nicht zu, denn als „Untertanen“ eines befreundeten Staates wurden sie dem Status der deutschen Arbeiter gleichgestellt. Die Praxis war komplexer: Die Quellen zeigen, dass das Gros der ins Deutsche Reich entsendeten Arbeitskräfte kroatische Serben waren, die von ihrer eigenen Heimat diskriminiert wurden, denen die Staatsbürgerschaft entzogen worden war und die damit im Ausland ohne Schutz ihres Herkunftslandes bestehen mussten. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der ins Deutsche Reich Entsandten verschlechterten sich generell infolge der Kriegswirtschaft und der immer drastischeren Reduktion des zivilen Sektors zugunsten der Rüstung, so dass der Einzug ziviler Arbeiter in den Militärdienst auch eine reale Gefahr für die kroatischen Arbeiter darstelltte. Ob die zum Abtransport Vorgesehenen von den Zurückbleibenden beneidet wurden? Nicht nur Ilija Jakovljević behauptete solches. Es soll „freiwillige“ Meldungen von Häftlingen gegeben haben, die überzeugt waren: Nur weg von hier! 752 Aber die meisten Häftlinge hatten keine Ahnung, was die Reise nach Deutschland in Wahrheit bedeutete, und auch die zivilen Arbeitskräfte erlebten eine Enttäuschung ihrer Erwartungen und der Versprechen der Werbeagenten. Dies gilt auch für die Arbeitsmigranten aus den von Italien besetzten und annektierten im Deutschen Reich: Die italienische Arbeitsmigration hat in 751 Spoerer, Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, S. 22 (Tabelle: Kriegsgefangene im Arbeitseinsatz 1939–1945). Mitte 1945 gab es 105.000 serbische Überlebende. 752 Antun Miletić, Koncentracioni logor Jasenovac 1941–1945 (Das Konzentrationslager Jasenovac 1941–1945), Beograd, Narodna knjiga – Jasenovac: Spomen-područje, 1986–1987.
Schlusswort
197
den „Territori occupati“ und „Territori annessi“ ebenfalls den Charakter einer „ethnischen Säuberung“, zum Zweck der Italianisierung der slowenisch und kroatisch bewohnten Provinzen. Die faschistischen Behörden forcierten die Auswanderung von Slowenen und Kroaten – aber für gewaltsame Entfernung wandten die italienischen Behörden vorzugsweise die Internierung (Confino) in Italien selbst an. Es blieb der deutschen Besatzung nach der Kapitulation Italiens vorbehalten, unter dem Titel „Bandenbekämpfung“ die Operationszone Adriatisches Küstenland weitgehend zu entvölkern. Auch die Rekrutierungspolitik der Besatzungsmacht Ungarn auf dem exjugoslawischen Territorium war für Ungarn ein politischer Akt der Erfüllung der Bündnisverpflichtung und gleichzeitig ein Instrument zur „Remagyarisierung“ jener Territorien, die es im Friedensvertrag von Trianon an Jugoslawien hatte abtreten müssen, aber als „Dank“ für die Unterstützung Hitlerdeutschlands beim Einmarsch in Jugoslawien wieder zurückholen durfte. Finanziell konnten weder der Unabhängige Staat Kroatien noch auch Italien oder Ungarn vom Arbeitereinsatz profitieren. Die Arbeitskräfte hatten auch keine Möglichkeit, durch etwaige, im Reich erworbene neue Kenntnisse und technische Fertigkeiten innovativ zum Wiederaufbau im schwer kriegsbeschädigten Jugoslawien beizutragen. Schließlich wurden sogar Facharbeiter und Auszubildende vorwiegend als Hilfsarbeiter beschäftigt und mussten die Hoffnung fahren lassen, Arbeitsplätze ihrer Wahl oder Zusatzqualifikationen oder Vervollständigung einer Berufsausbildung zu erhalten, wie manche von ihnen gehofft hatten. Gerade in diesem Bereich wurde die vertragliche Verpflichtung zur „Gleichstellung mit den Deutschen“ kaum erfüllt, denn allen Verträgen vorgeordnet war die grundsätzliche Ungleichheit von Deutschen und Ausländern. Hatten die ZwangsarbeiterInnen überhaupt keine Möglichkeit, sich gegen die Zwangsrekrutierung zu wehren, Widerstand zu leisten, sich zu organisieren? Tatsächlich gibt es nur wenige Hinweise von den ehemaligen ZwangsarbeiterInnen selbst, dass sie zumindest versucht haben, sich in der feindseligen Umwelt zusammenzuschließen und Solidarität zu üben (Marija L. hat darüber von ihren Erfahrungen mit Istrienserinnen in Klagenfurt berichtet). Gloria Rabar Čondric war wiederholt Mitorganisatorin einer Flucht aus dem Arbeitslager und vom Arbeitseinsatz, die aber nie gelang, sondern sie immer wieder ins Gefängnis brachte. Einem jungen Mann, der mit seiner Familie aus Drniš nach Schwabegg deportiert wurde, um dort beim Draukraftwerk zu arbeiten, gelang es, Kontakt mit der „Osvobodilna fronta“, den Partisanen in Kärnten, aufzunehmen. Auch sein Vater hatte Kontakt zu Kärntner Partisanen. Er wurde jedoch von der Gestapo überführt und kam ins Gestapogefängnis nach Klagenfurt. Seine Spuren verlieren sich
198
Schlusswort
Anfang 1945 in Dachau, während der Sohn mit seiner Mutter nach dem Krieg nach Jugoslawien zurückkehrte.753 Die Studie zeigt, dass die katholische Presse in Kroatien andere Interessen und Prioritäten hatte,754 weil sie die Intention der Deutschen Bischofskonferenz – dem Nationalismus entgegenzuarbeiten, universal zu sein – nicht begriffen hat.755 Die kirchliche Presse ging bis zum Ende des Unabhängigen Staates davon aus, dass die Arbeiter aus eigener wirtschaftlicher Not und wegen der besseren Bezahlung im Deutschen Reich arbeiteten. Von gewaltsamen Aushebungen und etwaigen Stellungnahmen dazu findet sich in den kirchlichen Medien keine Spur. Die Motive für die Betriebe des Deutschen Reiches, den Zwangs- und Sklavenarbeitereinsatz zu nutzen, wurden in einer Vielzahl von Einzelstudien deutscher, österreichischer und italienischer Historiker analysiert. Die Nationalsozialisten hatten den „Fremdarbeitern“ nicht nur die „rudimentäre Form modernen Arbeitsstils“ (Milan Ristović) zugedacht, sondern auch „moderne“ Lebensbedingungen: mobil, flexibel und daher leicht verfügbar, unabhängig von Arbeitsstätte, Arbeitgeber und Loyalitäten, dafür ungeschützt, rechtlos, immer auf Abruf. Waren sie also „Opfer“ oder „Stützen des Nationalsozialismus“? Das Nachkriegsjugoslawien behandelte sie doppelbödig: In den Reparationsansprüchen an die „Achsenmächte“ für die Friedenskonferenz in Paris benutzten die jugoslawischen Vertreter die Statistiken der Staatskommission für die Ermittlung von Kriegsverbrechen der Okkupatoren und ihrer inländischen Kollaborateure (bei der alle Ermittlungen der Landeskommissionen zusammenliefen). In diesen Statistiken war „Zwangsarbeit“ für die Okkupationsmächte, im Inland und im Ausland, eine „Opferkategorie“.756 Auch die Anerkennung der im Deutschen Reich erworbenen 753 Ante R. – Antragsteller, 20. März 2001. 754 Katolički list. Crkveno – pastoralni časopis, Jg. 92, 587 Nr. 50, S. 585. – Božična poruka hrvatskim radnicima i radnicama u Njemačkoj Dr. Alojzije Stepinca (Weihnachtsbotschaft von Dr. Alojzije Stepinac an die Arbeiter und Arbeiterinnen in Deutschland). 755 Katolički list. Crkveno – pastoralni časopis, Jg. 92, 587 Nr. 50, S. 585. – Božična poruka hrvatskim radnicima i radnicama u Njemačkoj Dr. Alojzije Stepinca (Weihnachtsbotschaft von Dr. Alojzije Stepinac an die Arbeiter und Arbeiterinnen in Deutschland). 756 Mihael Sobolevski Prilog metodologiji istraživanja stvarnih ljudskih gubitaka Hrvatske u tijeku drugog svjetskog rata (Beitrag zur Methodik der Ermittlung tatsächlicher Verluste an Menschenleben in Kroatien während des Zweiten Weltkrieges), Časopis za suvremenu povijest (Zeitschrift für Zeitgeschichte), Nr. 24 (1) (1992), Zagreb, S. 177–222. – Michael Sobolevski/Amleto Ballarini, Koautor: Le vittime di nazionalita italiani a Fiume e dintorno 1939–1947/Žttve talijanske nacionalnosti u rijeci i okolici 1939–1947. Ministero per i beni e per le attivita culturali. Direzione generale degli archivi. Roma 2002, Sussidi 12. Vladimir Žerjavić & Mihael Sobolevski, Demografija i žrtve rata. In: Časopis za suvremenu povijest (Zeitschrift für Zeitgeschichte), Zagreb, Nr. 2–3 (1993), S. 87–114.
Schlusswort
199
Versicherungszeiten ist als verständnisvolle Rücksichtnahme auf die Besonderheit dieses Arbeitseinsatzes zu würdigen. Initiativen einzelner Überlebender, sie als „Antifaschisten“ den Partisanen gleichzustellen, wie sie erst seit der Tätigkeit des Österreichischen Versöhnungsfonds unter Überlebenden in Kroatien aufkamen, spricht der Verband der Altpartisanen Kroatiens (SABH) jede Berechtigung ab – und es ist ihm darin auch zuzustimmen. Das Gros der Zivilarbeiter waren keine deklarierten Antifaschisten – diese kamen in die deutschen Konzentrationslager; die meisten Zivilarbeiter haben auch nicht an Widerstand gedacht, sondern versucht zu überleben. Auch Flucht war primär eine „Überlebensstrategie“. Die konträre Einstufung von Zivilarbeitern als „Kollaborateure“ übersieht jedoch ebenfalls die Bedingungen ihres Arbeitseinsatzes. Diese waren tatsächlich der kroatischen Öffentlichkeit kaum bekannt. In diesem Bereich war also Pionierarbeit zu leisten.
Anhang Tabelle 1: Nationalitäten im Unabhängigen Staat Kroatien (Stand: 10. April 1941) Nationalität
Quelle: Deutsches auswärtiges Amt
Quelle: „NDH“ gem. Jelić-Butić
Hrvatski narod vom 19.5.1941
Kroaten Serben
3,300.000
4,868.831
4,817.100
1,925.000
1.250.000
1,848.400
Moslems
700.000
(in die Zahlen für Kroaten miteingerechnet)
Deutsche
150.000
170.500
45.500
Ungarn
75.000
69.000
70.000
Juden
40.000
–
–
Slowenen
30.000
37.000
37.020 „Krainer und Slowenen“
Tschechen und Slowaken
65.000
Italiener
5.000
44.000 keine Angaben
Andere
44.267 keine Angaben 35.442 Ostalih
Tabelle 2: Unternehmen auf dem Territorium der Alpen- und Donaugaue, die kroatische Vertragsarbeiter beschäftigten Alpine Montan757 Eisenerz Linz
779 Arbeiter 1 Arbeiter
Böhler AG. – Edelstahl, Kapfenberg, Produktion von Panzerfahrzeugen der Serie „Panther“ und Tender für die Raupen-Fahrzeuge „Ost“, die an der Ostfront zur Beförderung schwerer Panzerabwehrkanonen „Ost“ und leichterer Feldhaubitzen verwendet wurden.758
29 Arbeiter
Brevillier & Co, Neukirchen759 „Brevillier-Urban Gesmbh“, Graz (Graphitverarbeitung; Bleistifte „Jolly“) (Stammwerk: Graz-Gösting )
48 Arbeiter
757 Alpine Montan – im Verband der Reichswerke Hermann Göring, Konzessionär zur Förderung von Eisenerz am Erzberg: Karner, Kärntner Wirtschaft 1938–1945, S. 272. 758 Karner, Kärntner Wirtschaft 1939–1945, S. 199. 759 www.brevillier-urban.com
Anhang Tabelle 1: Nationalitäten im Unabhängigen Staat Kroatien (Stand: 10. April 1941) Nationalität
Quelle: Deutsches auswärtiges Amt
Quelle: „NDH“ gem. Jelić-Butić
Hrvatski narod vom 19.5.1941
Kroaten Serben
3,300.000
4,868.831
4,817.100
1,925.000
1.250.000
1,848.400
Moslems
700.000
(in die Zahlen für Kroaten miteingerechnet)
Deutsche
150.000
170.500
45.500
Ungarn
75.000
69.000
70.000
Juden
40.000
–
–
Slowenen
30.000
37.000
37.020 „Krainer und Slowenen“
Tschechen und Slowaken
65.000
Italiener
5.000
44.000 keine Angaben
Andere
44.267 keine Angaben 35.442 Ostalih
Tabelle 2: Unternehmen auf dem Territorium der Alpen- und Donaugaue, die kroatische Vertragsarbeiter beschäftigten Alpine Montan757 Eisenerz Linz
779 Arbeiter 1 Arbeiter
Böhler AG. – Edelstahl, Kapfenberg, Produktion von Panzerfahrzeugen der Serie „Panther“ und Tender für die Raupen-Fahrzeuge „Ost“, die an der Ostfront zur Beförderung schwerer Panzerabwehrkanonen „Ost“ und leichterer Feldhaubitzen verwendet wurden.758
29 Arbeiter
Brevillier & Co, Neukirchen759 „Brevillier-Urban Gesmbh“, Graz (Graphitverarbeitung; Bleistifte „Jolly“) (Stammwerk: Graz-Gösting )
48 Arbeiter
757 Alpine Montan – im Verband der Reichswerke Hermann Göring, Konzessionär zur Förderung von Eisenerz am Erzberg: Karner, Kärntner Wirtschaft 1938–1945, S. 272. 758 Karner, Kärntner Wirtschaft 1939–1945, S. 199. 759 www.brevillier-urban.com
Tabellen
Chemosan, Wien Apotheker-AG,760 Pharmazie-Großhandel Reichswerke Hermann Göring Illwerke AG, damals Vorarlberger Illwerke AG Schruns Bregenz Industrie Baugesellschaft Wien, nachmals Allgemeine Baugesellschaft Porr AG, Wien761
201 15 Arbeiter 3 Arbeiter 1.215 Arbeiter 151 Arbeiter 1 Arbeiter
Kohlenhändlerverband, Klagenfurt (Die Kärntner Braunkohleförderung erhielt im ersten Vierjahresplan für die Ostmark Priorität, weil Braunkohle zur Verstärkung der Transformatorenleistung des Kärntner Stromnetzes benötigt wurde.)762
76 Arbeiter
Knagge & Peitz, Hausham (Stammhaus Stuttgart), Textilkonfektion763
18 Arbeiter
763
Long & Meihofer, Wien – Haute Couture Steyr-Daimler-Puch9 Graz Thondorf Reichsbahn – Direktion Wien Knittelfeld Semperit10 Wiener Neustadt Wimpassing Traiskirchen
Stickstoffwerke „Ostmark“ Linz, nachmals Chemie Linz AG767 Waggonfabrik Graz (vollständige Bezeichnung: Waggonfabrik Weitzer, Graz),768 heute: Siemens SGP Verkehrstechnik Graz
198 Arbeiter 1 Arbeiter 195 Arbeiter 1 Arbeiter 82 Arbeiter 507 Arbeiter 147 Arbeiter 142 Arbeiter 383 Arbeiter + 5 Arbeiter 8 Arbeiter
Wiener Kabel-und Metallwerke, Tochter der Siemens-Schuckert-Werke, heute Wiener Stadtwerke
41 Arbeiter
Gasruswerke Gleinitz
44 Arbeiter
760 761 762 763 764 765
www.chemosan.at www.porr.at Karner, Kärntner Wirtschaft 1938–1945, S. 187f. www.stuttgart.ichotelsgroup.de www.totally.custominc.com www.steyr-ssf.at – Freund-Perz, Zwangsarbeit, in Talos/Hanisch/Neugebauer & Sieder, NSHerrschaft in Österreich, S. 676f. 766 www.semperit.at 767 Österreichisches Lexikon. 768 www.verbundlinien.at
202
Anhang
Gasmotorenfabrik Steyr
4 Arbeiter
Johann Höbinger, Wien-Atzgersdorf
12 Arbeiter
Österreichische Sauerwerke, chemische Industrie, Wien. Diese Firma besteht nicht mehr.
17 Arbeiter
Tabelle 3: Statistik der im Deutschen Reich bis 1945 beschäftigten Arbeitskräfte aus dem ehemaligen Königreich Jugoslawien und den besetzten exjugoslawischen Gebieten (Quelle: Mark Spörer) 12.483 Kroaten und 2.330 Kroatinnen – ZivilarbeiterInnen 10.594 männlich (= 84,9 %) / 1.529 (65,6 %) weiblich – Industrie und Gewerbe 1.527 männlich (12,2 %) / 654 (28,1 %) weiblich – Dienstleistungssektor 1.362 männlich (2,9 %) / 147 (6,3 %) weiblich – Landwirtschaft „Jugoslawen“/„Jugoslawinnen“ (aus Slowenien, Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien) waren in drei Reichsgauen auf österreichischem Territorium beschäftigt)760 4.089 Männer, 1493 Frauen 3.188 Männer (78,0 %) / 926 (62,0 %) Frauen – Industrie und Gewerbe 776 Männer (19,0 %) / 516 (34,6 %) Frauen – Dienstleistungssektor 125 Männer (3,1 %) / 51 (3,4 %) Frauen – Landwirtschaft Serben: Insgesamt: 12.214
Landwirtschaft: 10.136 (83,0 %) Industrie/Gewerbe: 1.512 (12,4 %) Dienstleistungen: 566 (4,6 %)
Italiener/-innen in den drei Reichsgauen 10.356 Männer, 1.321 Frauen 8.619 Männer (83,2 %) / 898 Frauen (68,0 %) – Industrie, Gewerbe 1.566 Männer (15,1 %) / 397 Frauen (30,1 %) – Dienstleistungssektor 171 Männer (1,7 %) / 26 Frauen (2,0 %) – Landwirtschaft IMI Insgesamt: 29.283
Industrie, Gewerbe: 20.679 (70,6 %) Landwirtschaft: 4.018 (13,7 %) Dienstleistungssektor: 4.586 (15,7 %)
769 Spoerer, Schätzung der Zahl der im Jahre 2000 überlebenden Personen, die auf dem Gebiet der Republik Österreich zwischen 1939 und 1945 als Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen eingesetzt waren. Gutachten für die Historikerkommission der Republik Österreich (2000). Universität Hohenheim, www.uni-hohenheim.de, Tabelle 16. 770 Spoerer, ebda., Tabelle 17.
202
Anhang
Gasmotorenfabrik Steyr
4 Arbeiter
Johann Höbinger, Wien-Atzgersdorf
12 Arbeiter
Österreichische Sauerwerke, chemische Industrie, Wien. Diese Firma besteht nicht mehr.
17 Arbeiter
Tabelle 3: Statistik der im Deutschen Reich bis 1945 beschäftigten Arbeitskräfte aus dem ehemaligen Königreich Jugoslawien und den besetzten exjugoslawischen Gebieten (Quelle: Mark Spörer) 12.483 Kroaten und 2.330 Kroatinnen – ZivilarbeiterInnen 10.594 männlich (= 84,9 %) / 1.529 (65,6 %) weiblich – Industrie und Gewerbe 1.527 männlich (12,2 %) / 654 (28,1 %) weiblich – Dienstleistungssektor 1.362 männlich (2,9 %) / 147 (6,3 %) weiblich – Landwirtschaft „Jugoslawen“/„Jugoslawinnen“ (aus Slowenien, Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien) waren in drei Reichsgauen auf österreichischem Territorium beschäftigt)760 4.089 Männer, 1493 Frauen 3.188 Männer (78,0 %) / 926 (62,0 %) Frauen – Industrie und Gewerbe 776 Männer (19,0 %) / 516 (34,6 %) Frauen – Dienstleistungssektor 125 Männer (3,1 %) / 51 (3,4 %) Frauen – Landwirtschaft Serben: Insgesamt: 12.214
Landwirtschaft: 10.136 (83,0 %) Industrie/Gewerbe: 1.512 (12,4 %) Dienstleistungen: 566 (4,6 %)
Italiener/-innen in den drei Reichsgauen 10.356 Männer, 1.321 Frauen 8.619 Männer (83,2 %) / 898 Frauen (68,0 %) – Industrie, Gewerbe 1.566 Männer (15,1 %) / 397 Frauen (30,1 %) – Dienstleistungssektor 171 Männer (1,7 %) / 26 Frauen (2,0 %) – Landwirtschaft IMI Insgesamt: 29.283
Industrie, Gewerbe: 20.679 (70,6 %) Landwirtschaft: 4.018 (13,7 %) Dienstleistungssektor: 4.586 (15,7 %)
769 Spoerer, Schätzung der Zahl der im Jahre 2000 überlebenden Personen, die auf dem Gebiet der Republik Österreich zwischen 1939 und 1945 als Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen eingesetzt waren. Gutachten für die Historikerkommission der Republik Österreich (2000). Universität Hohenheim, www.uni-hohenheim.de, Tabelle 16. 770 Spoerer, ebda., Tabelle 17.
203
Tabellen
Ungarn/-innen 4.424 Männer, 1.898 Frauen 2.528 Männer (57,1 %) / 545 Frauen (28,7 %) – Industrie, Gewerbe 1.009 Männer (22,8 %) / 410 Frauen (21,6 %) – Landwirtschaft 887 Männer (20,0 %) / 943 Frauen (49,7 %) – Dienstleistungssektor770
Tabelle 4: Beschäftigung nach Branchen Quelle: HDA Zagreb, MZDU NDH, Fonds Nr. 226, Dok. Nr. 99382/92
Branchen
Zeitraum
Zahl der entstandten Arbeitskräfte
Landwirtschaft
20. 5.– 31. 12. 1941
11.061
1. 1.1942– 31. 12. 1942
1.996
Privathaushalte
1941/1942
263
Bergbau
1941
17.880
Bergbau
1942
1.654
„Andere“ – über die Landesarbeitsämter vermittelt, zumeist in Privathaushalten als Hausgehilfinnen
1941
11.282
Diverse
1942
3069
203
Tabellen
Ungarn/-innen 4.424 Männer, 1.898 Frauen 2.528 Männer (57,1 %) / 545 Frauen (28,7 %) – Industrie, Gewerbe 1.009 Männer (22,8 %) / 410 Frauen (21,6 %) – Landwirtschaft 887 Männer (20,0 %) / 943 Frauen (49,7 %) – Dienstleistungssektor770
Tabelle 4: Beschäftigung nach Branchen Quelle: HDA Zagreb, MZDU NDH, Fonds Nr. 226, Dok. Nr. 99382/92
Branchen
Zeitraum
Zahl der entstandten Arbeitskräfte
Landwirtschaft
20. 5.– 31. 12. 1941
11.061
1. 1.1942– 31. 12. 1942
1.996
Privathaushalte
1941/1942
263
Bergbau
1941
17.880
Bergbau
1942
1.654
„Andere“ – über die Landesarbeitsämter vermittelt, zumeist in Privathaushalten als Hausgehilfinnen
1941
11.282
Diverse
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204
Anhang
Anlagen Briefe von Insassen österreichischer Lager (Privatarchiv: Univ.-Prof. Dr. Silvija Szabo, Zagreb) Babić Stana, Lager Nr. 61, Barake 9/13, Wien Mödling; Brief vom 20. 11. 1943, Nr. 220433, suchte ihre Schwester Cveta Babić (1932) und den Bruder Mirko Babić ( 1933) Batar Petar und Ljubica, Neusiedler Sackstraße 16, Graz, suchten am 7. 10. 1943 ihren Sohn Sohn Nedeljko. Sie fanden ihn an der Adresse einer Pflegefamilie. Blažeković Anton, Kommissar der Organisation der kroatischen Arbeiter in Deutschland Ustaški radnik (Der Ustascha-Arbeiter), Lager Nr. 65, Eisenerz, bat am 2. 12. 1943 Diana Budisavljević mit Schreiben Nr. 42/43 um Nachricht, ob die Kinder Lajić Grozda (geb. 1935) und Lajić Stevo, geb. 1938 in Bistrica, Kreis Bosanska Gradiška, am Leben oder tot sind. Bobić Kosta, Lager Nr. 179, Prebichl, Eisenerz, Lagerbrief Nr. 5766 999 vom 22. 8. 1943, suchte seine Frau Vida (geb. 1897) und seine beiden Söhne (geb. 1926 und 1935); aus Bosanska Gradiška. Sie waren im Lager Stara Gradiška zurückgeblieben. Bojanić Ostoja, Firma Holemen & Stark – Ingenieure und Baumeister, Jakominigasse 7, Graz (seit 11 Monaten), suchte seine Ehefrau und die drei Kinder (darunter ein Neugeborenes). Borjanović, Rade, Lagerbrief Nr. 6796 vom 1. 10. 1943 aus dem Lager II, Wien 24, Wiener Neudorf bei Wien, meldete sich nach 15-monatigem Aufenthalt und suchte seine vierjährige Tochter und den einjährigen Sohn sowie die Kinder der Familie seines Bruders. Diese Kinder aus der Gemeinde Bosanska Gradiška waren am 12. Juli 1942 nach „Slawonien“ (Stara Gradiška?) gekommen. Borković Savo (geb. 1914.), Lembach, Untersteiermark (Post „Marburg“/ Maribor); Lagerbrief Nr. 705105 vom 20. 6. 1943, der mithilfe von Diana Budisavljević seine Kinder ausfinding machen konnte, übermittelte Diana B. eine Liste seiner Landsleute aus Bosanska Gradiška und Arbeitskameraden, die ebenfalls ihre Angehörigen suchten. Die nachstehenden Personen – Väter – waren am 9. Juli 1942 im Lager Sisak von ihren Frauen und Kindern getrennt worden, um zur Arbeit ins Deutsche Reich verbracht zu werden: Pećarnić Trivo, Grubešić Pejo, Borković Ostoja771, Jokić Janko, Grubešić Uroš, Borković Branko, Jeftović Mile, Gubičić Ilija Turjak und Borković Pantelija. 771 Dieser Brief trägt einen Vermerk „erledigt“.
Anlagen
205
Borović Spasa, Vordernberg, Markt bei Leoben 12 a, ersuchte am 12. 9. 1944 um Suche nach seinem Sohn Mladen (geb. 1938). Er habe keine Hoffnung, dass sein Sohn noch am Leben sei, aber wenn dieser vielleicht doch noch lebe und ausgeforscht werden könnte, bäte er um eine Nachricht. Hingegen habe er erfahren, dass der zweite Sohn, Nenad, gefunden werden konnte. Er bat Diana Budisavljević um Bestätigung, zumal er kein Lebenszeichen von ihm erhalten habe. Gajić Milan, Radmer bei Hieflau, Lager Nr. 69, Lagerbrief Nr. 84516 vom 3.8.1943 hat von Diana B.s Hilfe bei der Suche über seine Arbeitskollegen erfahren und bittet um Ausforschung seiner Ehefrau und Kinder, von denen er schon mehr als ein Jahr lang nichts gehört und gesehen habe: Ehefrau Joka, 40 Jahre alt, und Sohn Bogdan, 13 Jahre. Am 11. April 1944 bittet er nochmals um Ausforschung, nachdem er seine Familie schon zwei Jahre lang nicht gesehen habe. Gigonić Rade, Gemeinschaftslager Nr. 39, 10/1, Linz. Lagerbrief Nr. 566937 vom 1.6.1943. Er suche „seit 11 Monaten“ seine Kinder und seine Ehefrau. Gojić Lazar, Lager Nr. 65/30, Eisenerz, Brief Nr. 362294 vom 11. 7. 1943; er sucht seine beiden Kinder Bosiljka (ca. 4 Jahre alt) und Petar (ca. ein Jahr alt) sowie seine Ehefrau Jovanka, alle aus der Gemeinde Turjak, Kreis Bosanska Gradiška. Die Kinder wurden am 7. Juli 1942 aus dem Lager weggebracht. Gojić Milan, Lager Nr. 69, Radmer bei Hieflau, sucht mit Briefen vom 3. 8. 1943 und 11. 4. 1944 aus dem Lager bei der Fabrik für Kugellager (Lager Nr. 1/ 2, Post Wisimark, Eisenerz) seine Ehefrau Joka (ca. 40 Jahre alt) und seinen Sohn Bogdan (13 Jahre) aus Gornja Jurkovica, Gemeinde Turjak. Golić Đorđo, Lager Nr. II. B 419 c. 5, Wiener Neudorf; mit Postkart Nr. 2334 vom 26. 12. 1943 sucht er seinen Sohn Joco (1928), seinen Sohn Živko (1933) und Sohn Petar (1939) sowie seine Frau Darinka (geb. ca. 1938) und seine Mutter Draginja Golić aus Gašica, Gemeinde Bistrica, Kreis Bosanska Gradiška. Grbača Lazar schreibt am 19. 10. 1943 aus dem Lager 60/34, Eisenerz, mit Brief Nr. 351826, dass er seit ca. 150 Tagen keine Nachricht mehr habe, wo sich seine Familie befinde: Sohn Milan (ca. 15 Jahre alt), Sohn Mirko (14 Jahre alt), Sohn Boro (10 Jahre alt), Tochter Jovanka (20 Jahre alt) und seine Ehefrau Stoja (44 Jahre) aus Cerovljani, Kreis Bosanska Gradiška. Grbača Uroš, Lager Nr. 65, Saal 34, Eisenerz, Brief Nr. 351826 vom 19. 10. 1943 hat ebenfalls vor ca. 150 Tagen seine Familie im Lager zurücklassen müssen. Nur ein Kind konnte mit ihm mitkommen. Er bietet einen guten Lohn für eine Nachricht über seine Söhne Milan (15 Jahre), Mirko (14 Jahre), Boro (10
206
Anhang
Jahre), Jovanka (20 Jahre) und die Ehefrau Stoja (44 Jahre) aus Donji Kijevci, Kreis Bosanska Gradiška. Grubišić Mirko, „Loitenšoht“, Eisenerz, Brief Nr. 351782 vom 12. 11. 1943, Schon zwei Jahre lang weilt er in Eisenerz und sucht seine Söhne Slavko, Stoja und Mirko Grubišića, weiters den Sohn von Stonojka und Vosilije Grubišić, Veljko (alle aus Turjak, Kreis Bosanska Gradiška), die am 8. Juli 1942 im Lager Stara Gradiška verblieben sind. Grubišić Pejo, Lager Nr. 69/445, Radmer-Hieflau, Brief Nr. 371037 vom 6. 12. 1943, weiters ein Brief aus dem Lager Kogl, Post Wismuth bei Eisenerz: Auch seine Kinder sind im Juli 1942 in Stara Gradiška zurückgeblieben: Es handelt sich um die Söhne Ostoja (1936) und Zdravko (1941). Ihre Mutter heißt Staja Grubešić, geborene Šmitran. Von Arbeitskollegen hat er gehört, dass Kinder über Vermittlung von Diana Budisavljević Pflegefamilien übergeben worden seien, und bittet um Mitteilung, ob auch seine Kinder darunter waren. Ilišević Stanko, Lager Nr. 65/31, Eisenerz, Brief Nr. 557426 vom 24. 10. 1943. Seine Frau und seine Kinder waren am 7. 7. 1942 im Lager Stara Gradiška zurückgeblieben. Er bittet um Suche nach seiner Ehefrau Stoja Ilišević (1913), Tochter Milka (1933) und Tochter Vida (1935), alle aus Vrbaško, Gemeinde Bistrica, Kreis Bosanska Gradiška. Ilišević Vasilj bittet im Brief von Progoj Laić (vom 22. 9. 1943) um Auskunft über seine Tochter Vukosava (6 Jahre alt). Jeftinić Milan, Eisenerz, Lager Nr. 63/21, Brief Nr. 823190 vom 17. 3. 1944, bittet um Auskunft über seine Söhne Stanoje (5 Jahre), Dragan (8 Jahre), Jovan (4 Jahre) und über seine Ehefrau Rosa (26 Jahre), alle aus Grbavci, Gemeinde Turjak, Kreis Bosanska Gradiška. Er musste alle vor zwei Jahren in Stara Gradiška zurücklassen. Jokić Dmitar schrieb am 4. 12. 1943 aus dem Gemeinschaftslager Leißling772 bei Weißenfels773, Sale774 (Lagerbrief Nr. 270811), ein Ersuchen um Ausforschung seiner Frau und seiner drei Söhne. Seine Frau wurde mit einem Sohn aus dem Lager in Bosanska Gradiška in das kroatische Lager Mlaka – ein Nebenlager von Jasenovac – verbracht. Die zwei jüngeren Söhne wurden aus Bosanska Gradiška in das Kinderheim Sisak verbracht. Aber das Rote Kreuz fand sie dort nicht. Seine Mutter Gospava (geb. 1911) war seit 1941 verschollen. 772 Leißling – Leising? Gerichtsbezirk Leoben: Allgemeines Verzeichnis …, S. 92. 773 Weißenfels – Gerichtsbezirk Kronau/Kranjska Gora: Allgemeines Verzeichnis …, S. 144. 774 Im Allgemeinen Verzeichnis … keine Eintragung!
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Kosović Mihajlo, Lager II, Wien 24, Wiener Neudorf, Barake Nr. 401/1, Brief Nr. 360850 vom 26. 10. 1943. Dieses Kuvert enthält auch einen Brief von Rade Dončić (11 Monate auf Arbeit in Deutschland), der die Kinder seiner Schwester Vuka Šinik aus Jablanica (Bosnien und Herzegowina) sucht: Milutin Sohnik (Šinik?) (10 Jahre), Mile Sohnik (6 Jahre) und Dragoljub Sohnik (3 Jahre). Der Vater dieser Kinder ist Šinik (sic!) Uroš aus Gornji Pomgraci, Gemeinde Pomgraci, Kreis Bosanska Gradiška. Kotur Gojko, Lager Nr. II, Wien 24, Wiener Neudorf, Barake 413/7, Brief vom 8. 11. 1943. Schon seit 17 Monaten habe er nichts mehr von seinen Familienangehörigen gehört: von seiner Mutter Milka (55 Jahre) aus Miloševo Brdo, Kreis Bosanska Gradiška, von seiner Ehefrau Stojka (27 Jahre) und seinem Kind Mira (2 Jahre). Er erfuhr jedoch, dass das Kind von Ordensschwestern übernommen worden sei. Kotur Miloš, Lager II, Wien 24, Wiener Neudorf, Barake 413/7, Brief Nr. 362055 vom 13. 9. 1943, bittet um Nachricht über seine zwei Kinder, von denen er seit 13 Monaten, seit er in Wien ist, nichts mehr gehört hat: Slavko (15 Jahre) und Rosa (11 Jahre), aus Miloševo Brdo, Kreis Bosanska Gradiška. Kotur Vidosava, Lager 6, Barake 9 (Ort?), Brief Nr. 860434, Wien-Mödling, 31. 12. 1943. Sie bittet um Nachricht über ihre Schwester Rosa (1932) aus „Brda Miloševa“, der Tochter von Miloš Kotura und Nikromija Kotur aus Bosanska Gradiška.775 Kovač Danica, angestellt im Haushalt von Alois NEUHAUSER, Halbarting 13, Kematen, Krems a. d. Donau, sucht (Brief Nr. 592709 vom 7. 8. 1944) den Sohn Mladen Kovač (geb. 13. 4. 1934 in Hrvatska Dubica Nr. 442), der am 12. 6. 1942 ins Lager Bosanska Gradiška gekommen war. Die Mutter hatte erfahren, dass das Kind am 18. 9. 1942 nach Jaska ( Jastrebarsko) ins dortige Kinderlager gekommen sei.776 Kovač Jovo, gleiche Adresse wie Danica. Brief Nr. 847563 vom 26. 6. 1944. Er bittet um Auskunft über seinen Sohn Mladen. Weiters ersucht er für seinen Arbeitskollegen Stevo Vrsajko um Mitteilung über dessen Sohn Đuro (geb. 6. 9. 1934), der am 12. 6. 1942 ins Lager Stara Gradiška gekommen war und dort zurückgelassen werden musste. Krunić Ilija, Lager II, Wien 24, Wiener Neudorf, Barake 413/7, Brief Nr. 231214 vom 30. 9. 1943, ewähnte, dass gerade heute mein Zimmernachbar Kotur Miloš von 775 Dies bedeutet, dass eine Tochter von Kotur Miloš mit dem Vater (und der Mutter) zur Arbeit in Österreich war. 776 Dieser Brief trägt einen handschriftlichen Vermerk „Upitalo se Jastrebarsko“ („In Jastrebarsko angefragt“), aber keine Bemerkung über eine eventuell erhaltene Antwort.
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Ihnen eine Karte mit Mitteilungen über seine zwei Kinder erhalten hat; deswegen bitte auch ich Sie um Suche nach meiner Familie: nach der Tochter Zorka (6 Jahre) und der Tochter Nada (4 Jahre) aus Vrbačka, Kreis Bos. Gradiška. Laić Progojo, Lager Nr. 65, Saal 34, Eisenerz, Brief Nr. 241251 vom 22. 9. 1943. Er teilt mit, dass er sich als „Ustascha-Arbeiter“ (Ustaški radnik) in Deutschland befinde und seine Kinder suche, die deren Mutter Petra ins Lager gebracht habe: Sohn Veljko (6 Jahre), Sohn Mile (4 Jahre) und Sohn Savko (Zorko [?] – zwei Jahre alt) aus Trboško (Vrboško [?]), Gemeinde Bistrica, Bosanska Gradiška. Lalošević Lepa (Leposava), Burggasse 35, Wien VII, Frauenlager/Gemeinschaftslager Wien XIX/117, Halteraugasse 1), Brief Nr. 370031 vom 18. 9. ( Jahreszahl unleserlich), sucht die Töchter Slavica (6 Jahre), Jelica (4 Jahre) und Bosa (2 Jahre). Latinčić David, „Sturc“ (Barake) II/1, Post Wismuth, Steiermark, Brief Nr. 361327 vom 10. 10. 1943, bittet um Nachricht über seine Ehefrau Marija (35 Jahre), seine Töchter Mira (7 Jahre) und Zorka (5 Jahre) und die Söhne Živko (9 Jahre) und Slobodan (3 Jahre) aus Romanovci, Kreis Bosanska Gradiška, die im Juli 1942 im Lager Stara Gradiška zurückgeblieben waren. Lelić Ostoja, Lager Nr. 65/30, Eisenerz, Steiermark; Brief Nr. 665691 vom 14. 6. 1943 an die Caritas mit der Bitte um Nachricht über die Kinder, von denen er sich am 5. Juli 1942 im Lager Stara Gradiška verabschieden musste und die dort zurückblieben sind: Dragomir (1930) und Dragica (37), geboren in Vrbaška, Kreis Bosanska Gradiška. Mačkić Ilija, Gaukrankenhaus „Mašinhaus“, Graz, Brief vom 23. 10. 1943, Nr. 555955. Er bittet um Mitteilung über den Verbleib seiner in Jasenovac zurückgebliebenen Kinder Milan (4 Jahre) Ilija und Ljubo Mačkića, sowie seines Neffen Bogdan (14 Jahre alt), alle geboren in der Ortschaft Uštica bei Jasenovac. Maričić Rade, „Vismoth“ (Wismuth), Brief Nr. 361326, vom 10. 10. 1943 bittet um Nachricht über seine Ehefrau Savka, geb. Knežević (38 Jahre alt), seine Tochter Dušanka (15 Jahre), seinen Sohn Rajko (9 Jahre), Tochter Stoja (6 Jahre) und die Tochter Smilja (3 Jahre), alle aus Bekinci, Kreis Banja Luka. Sie blieben im Juli 1942 im Lager Stara Gradiška zurück. Miljanović Jovo, „Lajtesoft“, Post Eisenerz, Brief Nr. 798986 vom 19. 9. 1943, bittet um Auskunft über seine Söhne Stanko (1934) und Slavko (1935) und seine Tochter Gospava (1937), geb. aus Donji Kijevci, Kreis Bosanska Gradiška. Sie blieben im Juli 1942 im Lager Stara Gradiška zurück. Miljanović Nikola, Lager II. B, Nr. 433/6, Wiener Neudorf, Wien 24, Brief Nr.
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351060 vom 14. 6. 1943. Er bittet um Nachricht über seine Ehefrau und seine Kinder aus Cerovlji, Kreis Bosanska Gradiška, die vor 10 Jahren im Lager Stara Gradiška zurückgelassen worden waren: Miljka, geb. Jurić (49 Jahre alt), Sohn Đurađ (7 Jahre), Sohn Đorđe (9 Jahre). Weiters bittet er um Nachricht über seine Schwägerin Stoja Jurić (51). Mirjanić Dragutin, Schreiben Zl. 144179 vom 11. 7. 1943. Baumeister Holzmann und Stark, Jakominigasse Nr. 7, Graz, 11. 7.1943, sucht seine Töchter Zorka (1939) und Spomenka (1941) in Turjak sowie seinen Vater Petar (1887). Alle waren bis 10. 7. 1942 in Turjak. Dann verliert sich ihre Spur. Der Schreiber ist seit 1942 in Deutschland. Mišljenović Đuro und Milka aus Hrvatska Dubica, (Lagerbrief Nr. 545450) schrieben zuerst am 9.1. 1944 aus dem Lager Trofenger Volkskeller 25, Eisenerz, ein Ersuchen um Ausforschung der Kinder Mile (5 Jahre alt) und Desanka (4 Jahre alt). Der Sohn konnte bei Pflegeeltern gefunden werden. Mit einer Lagerpostkarte vom 4. 2. 1944 aus dem „Lager 65“ dankten sie Diana für die Ausforschung von Milan (der bei der Pflegefamilie Stjepan Hambar gefunden wurde). Dabei erwähnten sie, dass es noch Bosnier bei uns hier gibt, die nichts über den Verbleib ihrer Kinder wissen und sich gerne erkenntlich zeigen würden, wenn Diana B. auch ihre Kinder ausforschte. Da die Pflegefamilie nicht auf die Zuschrift der Kindeseltern reagierte, schrieben sie am 28. 6. 1944 aus „Steinfeld-Lager 9–25, bei Graz“, neuerlich an Diana Budisavljević, sie möge doch bei diesen Leuten intervenieren: … Sie können sich vorstellen, wie wir uns als Mutter und Vater in der Fremde Sorgen machen, wenn wir nicht wissen, wie es unseren beiden Kindern geht (…). Pejić Mihajlo und Grozda aus Bosanska Gradiška suchten ihre Kinder Stojna (weiblich, geb. 9. 10. 1936) und Lazo (männlich, geb. 19. 8. 1941/1940?) sowie den Bruder von Mihajlo, Marko (geb. 1932), und seine Schwester Vida (geb. 1926). Der Bruder forschte aber auch nach dem Verbleib von Mihajlo und meldete sich bei Diana aus dem Sägewerk Missner, Lenggries (Steiermark) am 20. 12. 1943, mit Lagerbrief Nr. 558112. Petrović Vaso, Gemeinschafts-Lager 39, Barake 10 c 1, Linz, bittet mit Lagerbrief Nr.271402 vom 23. 6. 1943 um Ausforschung seines Bruders Branko (geb. 10. 6. 1930 in der Gemeinde Turjak, Bosnien). Pureta Mihailo, Gemeinschafts-Lager Fliegerhorst Zeltweg, ersuchte mit Lagerbrief Nr. 232128 vom 27. 9. (1943?/1944?, unleserlich) seine Tochter Draginja (geb. 1938) auszuforschen. Sie hat bei der Aussiedlung der Bevölkerung aus Bosnien im Zuge der „Bandenbekämpfung“ ihre Mutter Vidosava Pureta verloren Er suchte auch seine Schwester Mileva Pureta (geb. 1930).
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Rašuo Jovo, Präbichl 5 „bei Eisenerz“, bat mit Schreiben vom 20. 7. 1943 (Lagerbrief Nr. 231499) seine Ehefrau Stojanka und seine beiden Töchter, die er am 30. 5. 1942 zum letzten Mal gesehen hat, auszuforschen. Er adressierte diesen Brief an den Direktor des Kinderheimes in Zaprešić bei Zagreb. Da sich die Kinder offenbar nicht in diesem Heim befanden, gelangte das Schreiben zu Diana Budisavljević. Ein weiterer Brief (Lagerbrief Nr. 697459) vom 4. 2. 1944 kam aus dem Lager 65, Zimmer Nr. 46, Eisenerz: Von seiner Frau und seinen Kindern habe er seit Juni 1942 keine Nachricht mehr. Er habe sie im Lager Bosanska Gradiška zurücklassen müssen und wisse jetzt nicht mehr, ob sie überhaupt noch lebten.777 Samardžija Bosa aus Wiener Neudorf ersuchte mit Lager-Postkarte vom 6. 12. 1943 Diana Budisavljević um Rettung von Dragomir Samardžija (geb. 1928) sowie von Vater Miloš und seiner Mutter Milka, die nach Mlaka bei Jasenovac verbracht worden waren. Ebenso bat er um Suche nach dem Bruder von Dragomir, Branko (geb. 1940), und nach dem Kind von Milka Krlić (geb. 1941?/1942?, Eltern: Stevo und Miljka Krlić aus Mlaka). Samardžija Stanko aus Bosanska Gradiška, im Lager 65/32, Eisenerz, ersuchte mit Schreiben vom 1. 6. 1943 um Ausforschung seines Sohne Vlado (neun Jahre alt) und dessen Mutter Vukosava. Sekulić Mitar, Drauweiler, Kentendorferstraße 132, Marburg-Drau, ersuchte mit Lagerbrief Nr. 696266 vom 20. 6. 1943 (der von der OKW-Zensur in Bosanska Gradiška geöffnet wurde) um Nachricht über seine Frau Jelena (geb. 1901) und die Töchter Mara (geb. 1928), Vukosava (geb. 1932), Andja (geb. 1934) sowie die Söhne Dušan (geb. 1936) und Milan (1939), die sich am 17. Mai 1942 im Lager Jasenovac befunden hatten. Spasević Mile, Lager Store (Eisenwerk in der slowenischen Untersteiermark), damals Post Wismuth, ersuchte mit Schreiben vom 17. 9. 1943, Lagerbrief Nr. 791970, um Ausforschung seiner zwei Kinder – Sohn Milutin (geb. 1925) und Tochter Branka (geb. 1938) –, die im Juli 1942 aus dem Landkreis Bosanska Gradiška íns KZ Stara Gradiška eingeliefert worden waren. Spasojević Dušan, Lager 62/10, Eisenerz, bat mit Lagerbrief Nr. 5766521 am 25. 5. 1943 um Ausforschung seiner Ehefrau Vukosava und seiner Kinder (Tochter Mirjana, 7 Jahre alt; Tochter Nevenka 6 Jahre alt; Sohn Milorad 4 Jahre), die er vor 10 Monaten in Bosanska Gradiška zurücklassen musste. Handschriftlicher Vermerk auf dem Kuvert: „Vukosava nicht gefunden“. Stanišljević Dragoje, Lager III. B, 1.25/12, Wiener Neudorf, ließ mit Lager777 Keine Angaben zum Verbleib der zweiten Tochter.
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postkarte am 31. 8. 1943 seinem Sohn Ilija in Turnjak (Nordbosnien) wissen, dass er und seine Frau am Leben und im Deutschen Reich auf Arbeit seien so wie mehrere aus seinem Heimatort. Lieber Sohn Ilija, Du brauchst Dir um Deine Mutter und Deinen Vater keine Sorgen zu machen. Staričić Rade ersuchte mit Schreiben vom 10. 10. 1943 (Aufgabepostamt nicht leserlich) um Ausforschung seiner Frau und seiner Kinder. Sie seien aus Bekinci bei Banja Luka im Jul 1942 ins Lager Stara Gradiška eingeliefert worden. Stojnić Panteljia, Gemeinschaftslager II, Leisling778, Bezirk Weißenfels779 wandte sich am 27. 2. 1944 an Diana Budisavljevic mit der Bitte, in Stara Gradiška nach seinem Sohn Petar (ca. 5 Jahre) und dessen Mutter Gospava zu forschen, die beide aus Turjak (Bosnien) vor 20 Monaten in dieses Lager gekommen seien. Subotić Duzo aus Cerovljani, Gemeinde Hrvatska Dubica, erbat mit Lagerpostkarte vom 25. 7. 1943 aus „Egidi-Büheln“ (Steiermark780) um Ausforschung seiner Kinder Glibo, Miza, Petar und Draginja. Auch für seine Lagerkameraden Mitar und Kata Ličanin, die ihre Kinder Nikola, Ako und Neven suchten, erbat er diesen Dienst. Subotić Jovo aus Hrvatska Dubica-Kostajnica ersuchte mit Lagerpostkarte vom 7. 3. 1944. aus Graz um Nachforschungen nach seiner Frau und seinen fünf Kindern. Er war bei der Firma Zankle (Zankel?) & Söhne in Graz-Gösting beschäftigt. Subotić Mile, Leitenschacht, Post Eisenerz (Štajerska), ersuchte (Lagerbrief Nr. 271550) um Nachforschung nach seinen zwei Kindern – Nada (geb. 1933) und Stoja( geb. 1938) aus Donji Kijevci, bei Bosanska Gradiška –, die er vor 18 Monaten (am 10. 7. 1942) im Lager Stara Gradiška zurücklassen musste. Subotić Nikola und Jelka (ebenfalls aus Hrvatska Dubica), bei der Firma ZANKL, Graz-Gösting, beschäftigt, ersuchten mit Postkarte vom 7. 3. 1944 um Auskunft über den Aufenthalt ihrer „verlorenen“ Kinder Jovo (geb. 1934), Petar (geb. 1936), Milivoj (geb. 1939). Tuomorović Miloš, Šturc Baraka II71 Vismoth (Wismath), Steiermark, ersuchte Diana Budisavljević brieflich am 28. 4. 1943 und am 4. 6. 1943 (La778 Politischer Bezirk nicht festzustellen: Allgemeines Verzeichnis der Ortsgemeinden und Ortschaften Österreichs nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 nebst vollständigem alphabetischem Namensverzeichnis. Herausgegeben von der k. k. Statistischen Zentralkommission in Wien, 1915. 779 Politischer Bezirk Radmannsdorf (Rateče, Gerichtsbezirk Kronau-Kranjska Gora). 780 St. Egidi – Šentilj (?) – Bücheln: Bezirk Weiz, Gemeinde Krottendorf: Allgemeines Verzeichnis der Ortsgemeinden, S. 105, oder Büchln in Gottschee: Allgemeines Verzeichnis der Ortsgemeinden, S. 131.
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gerbrief Nr. 763790 ) um Nachforschungen nach dem Verbleib seiner eigenen vier Kinder und der vier Kinder von Dušan und Vukosava Spasević. Mit Schreiben vom 4.6.1943 ersuchte der gleiche Briefschreiber noch um Nachforschung nach den im Juli 1942 im Lager Stara Gradiška verbliebenen drei Kindern von Đurđe und Bosa Grubor, auch nach den fünf Kindern von Gligorić, den drei Kindern von Jokić Žarko, den vier Kindern des Ehepaares Maričić Dušanka, den drei Kindern von Brkić, den zwei Kindern von Vidačković, den zwei Kindern von Miljanović, der kleinen, zweijährigen Tochter Mira des Ehepaares Savanović und den fünf Kindern mit dem Familiennamen Ristić. Am 29. 8. 1943 dankte dieser Briefschreiber für die vom Roten Kreuz erhaltenen Auskünfte über die gesuchten Kinder und erwähnte, dass im Lager viele Frauen, die ihre Kinder im Lager Stara Gradiška hatten zurücklassen müssen, schon lange nichts mehr von diesen gehört hätten, weshalb er Diana B. inständig bitte, Auskünfte einzuholen. Trivunović Dragoljub, „27. Lager Likevitc, baraka 15/6, (…) Leoben, Donawitz, suchte mit Lagerpostkarte Nr. 290255 (Datum unleserlich: 1943) um Auskunft über seinen Bruder Dušan an, den er im Lager Jasenovac zum letzten Mal gesehen habe. Er wollte wissen, ob sein Bruder noch lebe. Turudija Dušan, von Beruf Schuster, „Gajereggstraße“ Nr. 2, Eisenerz, bat schriftlich am 27. 1. 1944 um Ausforschung seiner Frau Vidosava und seiner zwei Töchter im Alter von drei und vier Jahren aus Bosanska Gradiška. Am 8. 7. ( Jahr?) hat er sie zum letzten Mal im Lager Stara Gradiška gesehen. Dann wurden die Mutter und die Kinder nach Jasenovac verbracht und die Kinder von der Mutter getrennt. Seither fehlt von den Kindern jede Spur. Vilendečić Ilija, „Austria Werke Knittelfeld“, Baraken 4 und 3, wandte sich nach Ansuchen an die Caritas und das Rote Kreuz (27. 12. 1943) schriftlich an Diana Budisavljević mit der Bitte um Auskunft, ob seine 1939 und 1941 geborenen Töchter Mitti und Juli 1942 nach Zagreb evakuiert worden seien. Vlaisavljević Nikola, Rottenmann und Eisenwerke Krems/Donau. Aus Rottenmann sandte er am 5. 9. 1944 den Lagerbrief Nr. 672799 (der vom OKW zur Kontrolle geöffnet wurde) mit der Bitte um Ausforschung seiner vier Kinder (von denen ein Zwillingspaar erst 1941 geboren wurde). Vlaisavljević Miluna, Engerthstraße 175, Wien II, 22. 12. 1943, erbat Nachricht, ob ihr Sohn Lazo (geb. 1933) aus Jasenovac evakuiert und nach einem Zwischenaufenthalt im Lager Jastrebarsko in eine Pflegefamilie gegeben worden sei. Auf dem Vermerk steht eine Adresse und Pfarre (mit ? versehen). Vračar Ilija, Wismuth, Eisenerz, „Laitmišaft“ (?), aus Bosanska Gradiška erbat mit Briefen vom 12. 6. 1943 (an die Caritas) und am 27. 9. 1943 (Lagerbrief
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Nr. 2700692) an Diana Budisavljević um Nachforschungen über den Verbleib seiner zwei Söhne (geb. 1935 und 1938), von denen er seit 15. Juni 1942 nichts mehr gehört hat. Er wollte wissen, ob sie sich in der Kartei von Diana Budisavljević befinden. Am 27. 9. 1943 bemerkte er, dass die Kinder im Juli 1942 im Lager Stara Gradiška gewesen seien. Vukotić Bogdan, Firma Holzwerke Schleusner, Wien-Mödling, Schillerstraße 79, aus Bosanska Gradiška erbat schriftlich (Lagerbrief Nr. 202660 vom 19. 10. 1943) Auskunft über den Verbleib seiner Ehefrau Milja und seiner vier Kinder. Ich flehe Sie an an, teilen Sie mir mit … (… Molim Vas ko Boga da mi javite …), schrieb er. Zrnić Dušan, Lager Rudolfi, Zimmer Nr. 3A, Post Wismath, Eisenerz, 12 A, bittet am 8. 7. 1944 um Ausforschung seines Sohnes Slavko (geb. 1940). Er wusste, dass das Kind 1942 in Jastrebarsko untergebracht worden war. Dies war die letzte Nachricht über ihn; seither fehlte jede Spur.
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Quellenverzeichnis Kroatisches Staatsarchiv Zagreb (Hrvatski državni arhiv) Zagreb (HDA) Fonds 223 – Innenministerium des Unabhängigen Staates Kroatien (Ministarstvo unutarnjih poslova NDH) Ministerkabinett – geheim (Ured ministra – tajno, U.M.T.) Kabinett des Beigeordneten Ministers – geheim (Ured Pomoćnika ministra – tajno. U.P.M.T.) Kabinett des Beigeordneten Ministers – streng geheim (Ured Pomoćnika ministra – vrlo tajno; U.P.M.V.T.) Direktion für innere Verwaltung (Ravnateljstvo za unutarnju upravu – R.U.V.) Generaldirektion für öffentliche Ordnung und Sicherheit (Glavno ravnateljstvo za javni red i sigurnost) Fonds 226 – Ministerium für Gesundheit und Korporationswesen des Unabhängigen Staates Kroatien (Ministarstvo zdravstva i udružbe NDH – MZDU NDH) Sitzungsprotokoll der Generaldirektion der Landesstelle für Versicherung am 3. Dezember 1942 (Zapisnik sjednice Glavara POR-a781 Sarajevo od 3. prosinca 1942), Sarajevo 22. 12. 1942. Nr. 12.555/42, Beilage Nr. 382/42. Fonds 227 – Außenministerium des Unabhängigen Staates Kroatien (Ministarstvo vanjskih poslova NDH – MVP NDH) HDA, MPV NDH, Fond 224. – Dok. Nr. 14 vom 13. 2. 1942. Die Gesandtschaft des Unabhängigen Staates Kroatien, Budapest: in den Fonds 227 übernommene Dokumente aus dem Fonds des Republikssekretariates für innere Angelegenheiten der Sozialistischen Republik Kroatien: Pro Memoria über Magyarisierungsmaßnahmen – Proteste kroatischer Diplomaten (RSU SRH-SDS 013.1.27 – Izvještaji Pro Memoria o mađarskim namjerama s okupiranim teritorijima, protesti hrvatskih diplomata). Dok. Nr. 14, 17, 22, 23. Landeskommission für Kriegsschäden, Statistik der Kriegsschäden (Zemaljska komisija za ratnu štetu: statistički pokazatelji ratnih šteta): Faszikel Nr. 15 – Schadensmeldungen des Ministeriums für Volksgesundheit (Arhivska jedinica Nr. 15 – Prijave šteta Ministarstva narodnog zdravlja). Faszikel Nr. 72 – Verluste an Menschenleben (Arhivska jedinica Nr. 72 – ljudski gubici). Faszikel Nr. 4, 8, i – Evidenzen der Volksausschüsse der Landkreise und Bezirke (Arhivske jedinice Nr. 4, 8, 9 – Upisnici okružnih i kotarskih Narodnih odbora [NOO]) Sammlung »Stampata« Annoncen, Signaturen 102/46 i 107/85
Quellenvrzeichnis
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Gesetzblätter Amtsblätter des Unabhängigen Staates Kroatien – Internationale Verträge (Narodne novine NDH – Međunarodni ugovori/1941–1945, NN NDH). Deutsche Version der Gesetzestexte: Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes Berlin. Tageszeitungen Hrvatski narod (Kroatisches Volk), Jg. 3–7; 10. April 1941–18. Februar 1945. Kroatisches Staatsarchiv Bjelovar (Hrvatski državni arhiv Bjelovar) Landeskomission für die Ermittlung von Kriegsverbrechen der Okkupatoren und ihrer Helfer (Zemaljska komisija za utvrđivanje ratnih zločina okupatora i njegovih pomagača), Faszikel Nr. 10, 11, 12. Staatsarchiv Rijeka (Državni arhiv Rijeka, DAR) Fonds JU 6: Präfektur Rijeka (1924–1945). Faszikel Nr. 696 – „Lavoratori italiani in Germania“. Faszikel Nr. 2207 – Kreiskommission für Kriegsverbrechen – Liste der Internierten, Vermissten und Erschossenen (Okružna komisija za ratne zločince – Popis interniranih, nestalih i strijeljanih lica). Faszikel Nr. 2208 – Opferliste der Kreiskommission für Kriegsverbrechen (Popis žrtava Okružne komisije za ratne zločince). Faszikel Nr. 2209 – Liste der Verdächtigen und der Polizeimaßnahmen der Quästur Rijeka, Verfolgung der slawischen Bevölkerung in Istrien (Popis sumnjivih lica i primijenjenih policijskih mjera riječke policijske kvesture, progoni Slavena u Istri). Faszikel Nr. 2286 – Miscellanea. Faszikel Nr. 2287, 2288 i 2289: „Verordnungs- und Amtsblatt des Obersten Kommissars in der Operationszone Adriat. Küstenland, Triest 1943–1945“ (Uredbeni i službeni list Vrhovnog komesara Operacione zone Jadransko primorje. Uredba o obveznoj vojnoj službi za stanovnike operativne zone Jadransko primorje 1943–1945). Fonds JU 51 – Technische Ämter der Stadt Rijeka (Tehnički uredi grada Rijeka). Fonds JU 52 – Infanteriekaserne Plase (Pješadijska vojarna na Plasama), Faszikel Nr. 4/60, Faszikel Nr. 91. Stadtmuseum Sisak (Gradski muzej Sisak) CD-Rom, Transportlisten: Nr. 151, Nr. 172 a–g, Nr. 175 a, b; Nr. 183 a, b, bb, c, d, dd; 175a, b; 183 dd; Nr. 190, a–dd.
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Anhang
Institut für Zeitgeschichte, München Publikation: „Der Arbeitseinsatz im Deutschen Reich“, Der Beauftragte für den Vierjahresplan/Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz.
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Anhang
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Optionen für die Politik der EU
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Register Personen und Institutionen2 1
A. Rudolf (Zeitzeuge) 135, 164 Abteilung für Staatssicherheit 20, 32, 33 34, 43, 79 (der Savebanschaft und Banschaft Kroatien, abgek. ODZ) Achenbach Michael 168, 217 Aida (Deckname, istrische Kommunistin) 127 Aimone, Herzog von Spoleto (Aimone di Savoia – Aosta, 1900–1948; designierter König von Kroatien, Tomislav II./ Tommaso II.) 47, 48, 53, 230 Alajbegović Dr. Mehmed (Außenminister des NDH, Mai 1944–Mai 1945) 184 Allgemeine Baugesellschaft Porr AG, Wien (s. Industrie Baugesellschaft Wien) 201, 233 Alpine Montan 200 Amedeo di Savoia-Aosta (Bruder von Aimone) 47 Andres Josip 86, 87 Anfuso Filippo (Gesandter des Königreiches Italien im NDH 1941–1942) 44 Anić Nikola 73, 82–84, 89, 98, 99, 100, 217 Anker-Datatechnik 233 Antifaschistischer Rat der Volksbefreiung Jugoslawiens (AVNOJ) 79, 188 Arbeitsamt Klagenfurt 186 Archiv der Stadt Wien 63 Archiv des Deutschen Auswärtigen Amtes, Berlin 18, 20, 232 Archiv des Dokumentationszentrums Jasenovac 232 Archiv der Erzdiözese Salzburg 182 Archiv der Derzdiözese Wien 180, 181
Archiv der Erzdiözese Zagreb (Bestand des Kroatischen Staatsarchives Zagreb, Signatur NAZ) 29,176, 178, 182, 183 Archiv für Soziologie und Geschichte der Univ. Graz 161 Archiv Jugoslawiens 20, 32, 188 Archiv Serbiens 23, 33, 232 Archiv Serbiens u. Montenegros (vormals: A.Jugoslawiens) 21, 23, 232 „August Šenoa“ (Kulturverein für Arbeiter aus dem NDH in Wien) 63 Auswärtiges Amt, Berlin 67, 172, 232 Außenministerium Jugoslawiens 188 Außenministerium des NDH (abgk. MVP NDH) 22, 24, 43, 48, 56–59, 61, 214, 218 Austria-Blödner 233 Austria-Papier 211, 233 Auswanderungsamt (NDH) 21, 33, 60, 68, 77, 88, 97, 110, 147, 164, 181 AVNOJ (Antifaschistischer Rat der Volksbefreiung Jugoslawiens) 79, 188 B B. Anđela (Zeitzeuge) 125, 126, 145 B. Ivan (Zeitzeuge) 155 B. Josip (Zeitzeuge) 82 B. Kata (Zeitzeugin) 125 B.Lazar (Zeitzeuge) 72, 77 B. Marija (Zeitzeugin) 146, 151 B. Milan (Zeitzeuge) 164 B. Miranda (Zeitzeugin) 73, 125, 146 B. Mirko (Zeitzeuge) 164
1 „Zeitzeugen/-innen“ sind ehemalige Arbeiter/-innen, die der Veröffentlichung ihres vollen Namens nicht zugestimmt haben. Sie wurden mit den Initialen ihrer Familiennahmen gekennzeichnet. Personen, die mit der Veröffentlichung des vollen Namens einverstanden waren, und archivalisch ermittelte Arbeitskräfte wurden nicht gekennzeichnet. 2 Für kroatische bzw. jugoslawische Institutionen werden nur die deutschsprachigen Übersetzungen ihrer Bezeichnungen und die im Text verwendeten originalen Abkürzungen angegeben.
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B. Neda (Tochter von Savka B.) 141 B. Nikola (Gatte von Savka B.) 141 B. Savka (Zeitzeugin) 141, 142 B. Vera (Zeitzeugin) 129, 152 B. Živko (Zeitzeuge) 154 Babić Stana 204 Badal Yvonne 230 Badoglio Pietro (Marschall, italienischer Regierungschef nach dem Sturz Mussolinis 25.7.1943) 118 Bahovec Tina 145, 177, 225, 228 Bailer Galanda Brigitte 140, 222 Bakarić Dr. Vladimir (erster NachkriegsMinisterpräsident der Sozialistischen Republik Kroatien) 189 Balać Draginja (Zeitzeugin) 75 Ballarini Amleto 49, 50, 116, 119, 192, 198, 217, 229 Banović Branimir 11, 12, 54, 55, 56, 59, 217 Barak Maria 114 Barić Nikola 61, 80, 86 Basaltwerke Pauliberg 233 Bastianini Giuseppe (ital. Gouverneur der Provinz Dalmatien 1941) 116 Batar Petar 204 Batelja Jure 179, 182, 183, 217 Bathou Jean Louis (französischer Außenminister; ermordet 1934) 37 Baudoin Dragutin 94 Bauer Ernest 183 Bauer Ingrid 150, 217 Bauernpartei (Kroatische Bauernpartei, HSS) 36 Baumgartner Andreas 153, 154, 160, 217 BBC (British Broadcasting Corporation) 81 Beaufttragter für den Vierjahresplan 216 Becker Max 217 Begović Nikola 90 Benčić Zora 126 Benigar Aleksa 29, 182, 217 Benz Wolfgang 132, 163, 217, 226 Benzon Branko (Gesandter des NDH in Berlin) 61
Bewegung kroatischer RevolutionäreUstascha 37 Bežić Živan 109, 110, 162, 178, 217 Bilandžić Dušan 82, 83, 84, 189, 225 Bischöfliches Archiv Linz 182 Blagoni Robert 112, 222, 225 Blažeković Anton 204 Blažeković Mijo 96 Boberach Heinz 174, 175, 217 Bobić Kosta 204 Böhler AG.-Edelstahl 200 Bojanić Ostoja 204 Boljić Nikola (Zeitzeuge) 149 Borjanović Rade 204 Borković Savo 204 Bormann Martin 169 Borović Spasa 205 Bosanac Lazo 90 Braća Canelutti d.d. Zagreb-Wien 155 Braham Randolph L. 17, 39, 51, 135, 218 Brkić Mato 155 Brös(s)ler Kamilo (auch Bresler, Bressler) 101, 226 Brechenmacher Thomas 171, 232 Brewillier & Co. Neukirchen, (BrewillierUrban GesmbH) 200, 233 Broszat Martin 10, 12, 38, 40, 41, 47, 51, 52, 69, 71, 101, 221 Brouček Peter 12, 26, 27, 41, 42, 43, 44, 45, 48, 49, 60, 71, 89, 99, 107, 148, 218 Bućin Rajka 43, 218 Budicin Pino 228 Budisavljević Diana (Olga Friederike) 25, 26, 65, 76, 77, 87, 90, 101, 102, 103, 104, 110, 132, 133, 148, 204, 205, 206, 209, 210, 211, 212, 213 229 Budisavljević Dr. Julije (Ehegatte von Diana B.) 25, 76 Buerckel, Josef (Gauleiter der Ostmark) 172 Bulajić Veljko (jugoslawischer Filmregisseur) 99 Bund der Kommunisten Jugoslawiens (SKJ) 82, 83, 225
Register – Personen und Institutionen
Bund Deutscher Mädchen 166 Bundesarchiv/Militärarchiv, Koblenz 16, 191 Bundesinnenministerium Jugoslawiens (1945–1991) 22 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst 85 Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte (Bundesrepublik Deutschland) 34, 79, 218 Butković Pavao Petar 94 C C. Bogdan (Zeitzeuge) 70, 71, 77 C.Branko (Zeitzeuge) 72 C. Stjepan (Zeitzeuge) 157 Cajani Luigi 218 Camicie nere (italienische faschistische Miliz) 174 Capogreco Carlo Spartaco 131, 218, 220 Caritas (Kroatische Caritas) 25, 102, 212 Carlotti Anna Lisa 16, 68, 113, 130, 174, 218, 225 Carpi Daniel 47, 115, 218 Cattaruzza Marina 84, 111, 112, 113, 116, 117, 119, 121–123, 218 Cecelj Dr. Vilim (Militärkurator des NDH) 181 Chemie-Linz AG (vormals: Stickstoffwerke „Ostmark“, Linz 201 Chemosan-Wien, Apotheker-AG 201, 233 Ciano Galeazzo (Außenminister des faschistischen Italien; 1944 ermordet) 46 Circolo Italiano di Cultura , Fiume/Rijeka 123, 220 Codiglia Antonio Nino 122 Commissione cittadina per l’ accertamento dei Crimini di Guerra di Fiume 123 Comunita degli Italiani, Fiume/Rijeka 123, 220 Conze Werner 79, 218 Coordinamento Nazionale per la Jugoslavia 119, 232
237
Coslovich Marco 130, 218 Cvetković Dragiša (jugoslawischer Ministerpräsident 1939–1941) 37 Ćurić Anto 107 Č. Stipo/Stjepan (Zeitzeuge) 154, 165 Čemerik Stjepan 92 Čizmić Ivan 180, 181, 218 Čmrlec Milan 92 Čović Fra Mirko (OFM) 181, 182, 218 Črpić Gordan 112, 222, 225 Čulinović Ferdo 34, 218 D D. Danica (Zeitzeugin) 75 D. Irma (Zeitzeugin) 188 D. Marija (Zeitzeugin) 126 D. Petra (Zeitzeugin) 146 Danica (Fabrik, Ustascha-KZ in Koprivnica, Ostkroatien) 70, 72 Danon Cadik A. 73, 219 Degussa 74, 120 Delić Martin 97 Deutsch (Firma, Macelj, Kroatien) 88 Deutsche Arbeitsfront (DAF; auch: Reichsarbeitsfront, RAF) 54, 56, 59, 62 Deutsche Bischofskonferenz 27, 29, 170, 171, 174–176, 198 Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung von Angehörigen deutscher Gefallener, Berlin 76 Deutsche Kriegsmarine 88 Deutsche Metallwerke (VDM) 160, 161, Deutsche Reichsregierung 27 Deutsche Volksgruppe 79 Deutsche Wehrmacht 23, 28, 39, 40, 42 43, 44, 45, 50, 64, 68, 76, 77, 84, 85, 86, 87, 88, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 97, 98, 99, 104, 105, 106, 109, 111, 118, 120, 121, 122, 123, 125, 130, 133, 143, 146, 153, 159, 167, 169, 172, 177, 181, 221, 225 Deutscher (Bevollmächtigter) General in Kroatien 12, 45, 218 Deutscher Caritasverband 173
238
Ahhang
Deutsches Historisches Museum, Berlin 171, 232 Deutsches Ministerium für Arbeiterbeschaffung 76 Diakonie (Evangelisches Diakonisches Werk) 183, 184, 222 Diestelkamp Adolf 79, 218 Diklić Marjan 130, 219 Diözesanarchiv der Diözese GurkKlagenfurt 177, 182 Diözesanarchiv der Diözese Graz-Seckau 182 Diözesanarchiv der Erzdiözese Salzburg 180, 182 Displaced Persons 187, 193 Distel Walter 226 Dizdar Zdravko 14, 219 Dobrić Tomislav 92 Dobrovich Stephan (Seelsorger der Burgenland-Kroaten in der Erzdiözese Wien) 181 Dobrovšak Ljiljana 112, 222, 225 Dörfler Doris 150, 153, 162, 164, 219 Domobran (Kroatische Landwehr) 80, 82, 85, 87, 91 Donauschwäbischer Kulturbund 78, 79 Dorić Slavko 90 Dornik Wolfram 145, 219 Dragoun T(heodore, Pater Theordore OP) 183, 219 Drauland, Sägewerk 120 Drvar Ignac 92 Drvar Viktor 92 Dukovski Darko 112, 219 Đ. Jerko (Zeitzeuge) 158, 165 Đaković Jovo (Zeitzeuge) 149 Đuraković Đuro 114, 115, 219 E Ebner Johannes (Leiter des Bischöflichen Archives Linz) 182 Eby Cecil D. 39, 135, 219 Eccher Roman (Österr. Staatsarchiv/ Kriegsarchiv) 76
Echternkamp Jörg 13, 15, 35, 39, 138, 147, 158, 159, 219, 221, 226, 227, 229 Egger, Kärntner Maschinenfabrik 120 Eichholtz Dietrich 37, 38, 67, 93, 138, 139, 152, 158, 159, 160, 162, 165, 169, 219 Einsatzkommando 3-SS (EK 3 SS) 23, 86, 87, 91 Engelmann Dr. Elisabeth (Archiv der Erzdiözese Salzburg) 182 Erdmann Wuehle (Tritolwerke) 150 Erzbischöfliches Archiv Freiburg 174 ELWA 67 ELWAERT Nienhagen 63 Enzesfeld Caro 233 Erzdiözese Zagreb 176 Esercito Popolare di Liberazione della Jugoslavia 134, 228 F F. Rudolf und Otilija (Zeitzeugen) 64, 138, 141 F. Slavko (Zeitzeuge) 64, 65, 147, 149 F. Šandor (Zeitzeuge) 157, 165, 167 F. Stjepan (Zeitzeuge) 167, 168 Feichtinger Friedrich 138, 219 Federer Miron (Archimandrit der Kroatisch-orthodoxen Kirche für die Alpen- und Donaugaue) 184, 185 Feldgendarmerie 91 Feldkommandantur 88, 94, 96 Feldpost 96 Fenyo Mario D. 39, 40, 51, 219 Ferenc Tone 232 Ferrero Alberto (Stadtkommandant von Triest) 118 Fiket Franjo 92 Flick, Friedrich Christian v. (Generaldirektor der I.G. Farben AG) 86 Heinrich v. (Direktor der Stiftung Flick, Berlin 86 Flugmotorenwerke „Ostmark“ (siehe WNF) Franz Scherr-Bau 233
Register – Personen und Institutionen
Friedl Ferdinand (Steinmetz, Klagenfurt) 100 Freund Florian 148, 158, 163, 166, 186, 201, 220, 227 Fricke Gert 45, 64, 71, 80, 87, 89, 220 Fugošić Katica 145, 219 Funder (Firma Funder) 187 G G. Josip (Zeitzeuge) 129, 153, 166 G. Ljubiša (Zeitzeuge) 149 Gajić Milan 205 Galen, August Graf v. (Bischof von Münster) 180 Gambarra Gastone (Stadtkommandant von Rijeka/Fiume) 118 Gasmotorenfabrik Steyr 202 Gasrusswerk Gleinitz 201 Gatterer Klaus 53, 112, 113, 114, 118, 192, 220 Gaukrankenhaus Graz 208 Gebirgsjäger 76 Geheime Feldpolizei 74 Geiger Vladimir 79, 220 Generaldirektion für Verkehr des NDH 104 Generaldirektion für die Arbeitsvermittlung (deutsche Dienststelle im NDH) 86 Generaldirektion für Korporationswesen (NDH) 9, 10, 21, 33, 67 Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz (GBVA) 9, 93, 216 Generaldirektion für öffentliche Sicherheit (NDH) 97 Gesandtschaft des NDH im Deutschen Reich 180 Gestapo 15, 24, 44, 98, 104, 125, 129, 130, 155, 157, 162, 169, 174, 185, 189, 190, 197, 217, 224 Gigonić Rade 205 Giordani Antonio (Bischof im Staatssekretariat des Hl. Stuhles, zuständig für die Arbeiterseelsorge im Deutschen Reich) 174, 175
239
Giron Anton 98, 99, 116, 117, 118, 119, 128, 133, 220 Giuricin Luciano 119, 123, 134, 192, 193, 220, 228 Gladanau Theodor (WehrmachtsUnteroffizier) 95 Glaise von Horstenau Edmund v., Deutscher Bevollmächtiger General in Kroatien (1941–1944) 12, 26, 27, 41, 43, 45, 60, 64, 71, 80, 81, 87, 88, 89, 96, 98, 99, 105, 106, 107, 218, 220 Globočnik Otto/Odilo v. 122 Godec Zvonimir 92 Göbbels Dr. Joseph 93, 159 Göring, Hermann 93, 161 Gojić Lazar 205 Gojić Milan 205 Goldinger Walter 172, 220 Golić Đorđo 205 Goldstein Ivo 20, 29, 30, 33, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 99, 111, 189, 192, 220 Goldstein Slavko 19, 29, 42, 43, 44, 45, 47, 70, 71, 74, 79, 89, 220 Gradinski Franjo 92 Grbača Lazar 205 Grbača Uroš 205 Grilli Marco 131, 220 Gröber Konrad (Erzbischof von Freiburg/ Brsg.) 173, 174, 175, 177, 178, 179 Groller Dr. Peter (Leiter des Universitätsarchivs Innsbruck) 232 Gruber Hubert 172, 221 Grubišić Mirko 206 Grubišić Pejo 206 Grünfelder Anna Maria 33, 221 Grumbach Lothar 125, 221 Guardia civile (Zivilgarde, Operationszone Adriatisches Küstenland) 123 H H. Barica (Zeitzeugin) 65, 149 H. Emil (Zeitzeuge) 149 H. Josip (Zeitzeuge) 137
240
Anhang
H. Rozalija (Zeitzeugin) 64 H. Tomislav (Zeitzeuge) 65 Habazin Dragica (Schwester des Kroatischen Roten Kreuzes, Mitarbeiterin Diana Budisavljević’s) 132 Halilović Kasim (Zeitzeuge) 91, 92, 143 Hamann Matthias 221, 230 Hammermann Gabriele 16, 118, 221 Hanisch Erich 38, 55, 63, 145, 147, 148, 150, 159, 166, 170, 186, 201, 217, 220, 224, 227, 228, 229, 230 Hasslacher, Firma Hasslacher 120 Haubersegg Willy (Wehrmachts-Unteroffizier) 96 Haug Wolfgang Fritz 227 Hecker (Deutsches Ministerium f. Arbeiterbeschaffung) 76 Heeres-Entlassungsstelle 76 Heeresgeschichtliches Museum 227 Hefer Dr. Stjepan (Großzupan von Osijek) 91 Heiliger Stuhl 27, 171, 172, 174, 175, 176 Heinkel-Werke, Jenbach (Tirol) 80 Herbert Ulrich 13, 34, 35, 39, 113, 135, 218, 221, 228, 230 Himmler Heinrich 93, 160, 169, 173, 185 Hinz Joachim 39, 221 Hirtenberger Metallwerke 153 Hitler Adolf 12, 13, 35, 38, 39, 40, 41, 42, 44, 45, 46, 50, 51, 64, 71, 86, 99, 116, 122, 139, 152, 159, 163, 219, 224 Hitlerjugend 166 Hlebec Martin 92 Höbinger Johann, Wien-Atzergsdorf 202 Holemen & Stark – Ingenieure und Baumeister, Graz 204 Holzamin & Stark, Graz, Baumeister (gleiche Adresse wie Holemen, Jakominigasse 7) 209 Holzwerke Schleusner, Wien-Mödling 213 Hornung Ela 143, 144, 221 Hory Ladislaus 10, 12, 38, 39, 40, 41,47, 51, 52, 69, 71, 101, 221
Horthy Miklas v. 39, 40, 51, 219 Hoško P. Emanuel OFM (Ordinarius für Kirchengeschichte an der Katholischtheologischen Fakultät Zagreb-Rijeka) 175 Hrešć Mirko 92 Hrvatski narod (Tageszeitung Zagreb, Sprachrohr der Ustascha) 12, 28, 54, 58, 61, 62, 63, 67, 68, 69, 81, 151, 231 Hubatsch Walther 50, 86, 99, 116, 122, 221 Hummel Karl Joseph 10, 170, 171, 173, 174, 180, 184, 185, 221, 222 I I. Ivan (Zeitzeuge) 158, 165 I.G. Farben (Premnitz, Sachsen) 86 Ilišević Stanko 206 Ilišević Vasilj 206 Ilijišević Vasilije 90 Illwerke AG (s. Vorarlberger Illwerke AG) 201 Industrie Baugesellschaft,Wien (nachmals: Allgemeine Baugesellschaft Porr AG) 201 Innenministerium (NDH) 21, 29, 49, 53, 63, 68, 71, 72, 84, 87, 88, 90, 91, 92, 93, 94, 96, 97, 98, 100, 101, 105, 106, 107, 116, 117, 128, 131, 132 Innerebner Mayer 233 Institut für Migrationsforschung, Zagreb 32 Institut für Zeitgeschichte, München 216 Internationales Komitee vom Roten Kreuz 121, 132 Internationaler Suchdienst (International Tracing Service, Bad Arolsen) 125 Irene von Griechenland (Gattin von Aimone di Savoia-Aosta) 47 Italienische Bischofskonferenz 174 Italienische Militärseelsorge im Deutschen Reich 174 Ivičić Adam 90 Ivoš Nikšić Erna 222
Register – Personen und Institutionen
J J. Ana (Zeitzeugin) 151 J. Đorđe (Zeitzeuge) 72 Jabloner Clemens 140, 222 Jahoda Maria 160 Jakovljević Ilija 14, 26, 74, 77, 80, 81, 196, 222 Jareb Mario 222 Jedlička Ulrich 222 Jeftinić Milan 206 Jeleč Fra Petar OFM 109, 110, 183, 222 Jelić Butić Fikreta 11, 15, 42, 43, 45, 52, 53, 54, 81, 82, 183, 222 Jelinić Tonka 15, 60, 61 Jokić Dmitar 90, 206 Jože (Fluchthelfer) 152 Jugoslawische Volksarmee 27 Jutarnji list (Zagreb; erscheint seit April 1998) 75 K K. Franca (Zeitzeugin) 142 K. Ivanka (Zeitzeugin) 189 K. Josip (Zeitzeuge) 148 K. Marija (Zeitzeugin) 126, 166, 189 K. Marko (Zeitzeuge) 154, 167, 168 K. Pavo (Zeitzeuge) 154 K. Stevan (Zeitzeuge) 70 K. Viktor (Zeitzeuge) 158, 187 Kärntner Gebietskrankenkasse 232 Kärntner Maschinenfabrik 120 Kaiser Jochen-Christoph 183, 184, 222 Kaller Maximilian (Bischof von Ermland) 173 Kallis Aristotle A. 138, 158, 159, 222 Kaminsky Uwe 184, 222 Kammerhofer Konstantin 23, 87, 88 Karađorđević (jugoslawische Königsdynastie) 35 Alexander I. (1888–1935) 37 Petar II. (1941–1945) 40 Karbach Dr. Hermann (Auswärtiges Amt Berlin) 20
241
Karčić Dr. Andrija (Generalkonsul des NDH in Wien) 184, 185 Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen 25, 142, 143, 156, 162, 232 Karner Stephan 80, 120, 129, 156, 200, 201, 223 Kasche Siegfried (Gesandter des Deutschen Reiches in Agram, 1941–1945) 43, 44, Katholische Aktion (Kroatien, Königreich Jugoslawien) 14 Katolički list (Katholisches Blatt, Kirchenblatt der kroatischen Bischofskonferenz, bis 1945) 29, 176 Kaunetz Willy (Unteroffizier der Deutschen Luftwaffe) 96 Kecegić Branka 28 Kečkemet Duško 118, 223 Keilbach Dr. Vilim (Dr. Wilhelm) 178, 180 Kerep Jalša 95 Kersić Ilija 107 Kirchliche Kriegshilfe 173 Kirin Renata 126 Kisić Kolanović Nada 43, 44, 47, 48, 50, 117, 118, 130, 223 Knagge & Peitz 201, 233 Knehe Wilhelm (Major der Deutschen Wehrmacht) 76 Knoll Harald 129, 145, 219, 223 Kösters Christoph 10, 170, 171, 173, 174, 180, 182, 183, 184, 185, 221, 222 Kohlehändlerverband, Klagenfurt 201 Kokot Andrej 108 Kokot Milka 107 Kolanda Mira 73 Kolak Dinko 117, 131 Kolanović Josip 229 Kolar Pavao 88 Kolar-Dimitrijević Mira 30, 32, 33, 36, 37, 65, 66, 67. 223 Kolarić Juraj 179, 223 Komintern (Kommunistische Internationale) 193
242
Anhang
Kommission für kirchliche Zeitgschichte 170, 182 Kommunistische Jugend Jugoslawiens (SKOJ) 83, 127, 145 Kommunistische Partei Italiens (PCI) 134 Kommunistische Partei Jugoslawiens (KPJ, seit 1945 SKJ) 83, 89, 134, 189, 191 Konforti Jožef 14, 223 Kontler Laszlo 16, 17, 193, 223 Kordić Antun (Delegierter der kroatischen Bischofskonferenz für die Arbeiterseelsorge, in Hamburg) 180 Kos Karmen 28, 60, 61 Kosović Mihajlo 207 Košutić Ivan 80, 224 Kotur Gojko 207 Kotur Miloš 207 Kotur Vidosava 207 Kotzian Albert von (Hauptmann der Wehrmacht in Zagreb) 76, 104 Kovač Danica 207 Kovač Jovo 207 Kovačec Deana 33, 224 Kovačić Ivan 115, 131, 224 Kovi Adam 232 Kreisgericht Laibach (Ljubljana) 190 Kreuzzugsbewegung (Kroatische) 229 Kriegsministerium der Streitkräfte des NDH 80 Krišto Jure 14, 29. 109, 110, 176, 177, 182, 224 Krivokapić Boris 191, 224 Krizman Bogdan 224 Kroatische Akademie der Wissenschaften und Künste (HAZU) 130, 219 Kroatische Bauernpartei (HSS) 36, 41, 79, 92 Kroatische Streitkräfte 81 Kroatische Bischofskonferenz 175, 178 Kroatische Landwehr 50 Kroatische Legion 64, 106 Kroatische Nationalbank 220 Kroatische Orthodoxe Kirche 81, 226 Kroatische Rechtspartei (HSP) 36, 178
Kroatisches Rotes Kreuz 25, 93, 101, 103 Kroatischer Rundfunk 60 Kroatisches Seelsorgezentrum 178 Kroatische Staatsbahnen 94, 95, 96, 104, 105 Kroatisches Staatsarchiv (HDA) Zagreb 20, 21, 22, 24, 32, 33, 34, 43, 49, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 63, 64, 68, 69, 72, 77, 79, 87, 88, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 100, 101, 105, 106, 107, 110, 116, 117, 128, 131, 132, 164, 179, 183, 184, 185, 203, 214, 215, 218 Kroatisches Staatsarchiv Bjelovar 22, 23, 77, 78, 79, 189, 215 Kroatisches Staatsarchiv Osijek 23 Kroatisches Staatsarchiv Pazin 23, 114, 189 Kroatisches Staatsarchiv Split 23, 114, 133 Kroatisches Staatsarchiv Varaždin 23, 189 Kroatisches Staatsarchiv Zadar 23, 114 Kroatisches Wissenschaftsarchiv 232, 233 Kroatisches Wissenschaftsportal 233 Krunić Ilija 207 Kubasta (Textilfabrik) 160 Kukić Angelina 75 Kurie (römische) 172 Kutschera Richard 166, 224 Kvaternik Eugen Dido (Leiter d. Generaldirektion für öffentliche Ordnung und Sicherheit, Leiter des Ustascha-Kontrolldienstes, kurzzeitig Innenminister des NDH bis 1943) 53 Kvaternik Slavko (Ministerpräsident des NDH, Minister für die Landwehr, 1941–1945) 41, 50, 52, 53, 81, 85 L L. Danica (Zeitzeugin) 75 L. Dora (Zeitzeugin) 187 L. Djordje (Zeitzeuge) 82 L. Ivan (Zeitzeuge) 152, 153, L. Marija (Zeitzeugin) 126, 127, 185, 197 L. Petra (Zeitzeugin 126 Lacković Stanko 90
Register – Personen und Institutionen
La(j)ić Progojo 90, 208 Lalošević Lepa (Leposava) 208 Langthaler Ernst 143, 144, 221, 224 Latinčić David 208 Laun Rudolf 79, 218 Lazar Marko 88 Lazarsfeld Paul 160 Ledinščak Franjo 88 Lehmann Karl (Kardinal, ehem. Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz) 171 Lelić Ostoja 208 Lenaz Giuseppe und Maria 123, 124 Lengel Krizman Narcisa 14, 17, 94, 183, 224 Lepen Andrej 108, 151, 224 Levačić Ivan 111 Liebenwein Feuertechnik 120 Liebmann Maximilian 224 Lindner, Firma Lindner 120 Lisak Erich 229 List Wilhelm (Generalfeldmarschall, Wehrmachtsbefehlshaber Südost) 86 Long & Manhofer Haute Couture, Wien 201 Lorković Dr. Mladen (Staatsminister des NDH 1941–1942) 91 Lotfi Gabriele 224 Lozica Ivica 133 Luetgenau Stephan 155, 224 Luketa Dr. Maks (Delegierter der kroatischen Bischofskonferenz für die kroatischen Arbeiter in Berlin) 180 M M. Ana Greta (Zeitzeugin) 152 M. Ivan (Zeitzeuge) 147, 167 M. Janko (Zeitzeuge) 123 M. Jozo (Zeitzeuge) 160 M. Marko (Zeitzeuge) 154 M. Martin (Zeitzeuge) 108, 136, 158, 165 M. Petar (Zeitzeuge) 85 M. Petra (Zeitzeugin) 153
243
M. Ruža (Zeitzeugin) 129 M. Slavko (Zeitzeuge) 154 Macan Trpimir 36, 41, 42, 63, 225 Maček Vladko (1879–1964; zweiter Parteiobmann der Kroatischen Bauernpartei, HSS) 40, 41 Mačkić Ilija 208 May Gerhard (evangelischer Landesbischof von Österreich) 170 Makuc Dorica 128 Manin Marino 18, 112, 119, 222, 225 Mantelli Brunello 16, 68, 113, 174, 225 Maragora Valent 95 Marcelja Vjekoslav 104 Margotti Carlo (Erzbischof der Erzdiözese Görz-Gradisca) 109 Maričić Rade 208 Marinić Tatjana 103, 104, 233 Marković Cincar (Dr. Aleksandar Cincar Markovic, Außenminister des Königreiches Jugoslawien 1939–1941) 37 Marita (Unternehmen Marita – „Balkanfeldzug“ und Schlacht um Griechenland) 38 Maršalek Hans 157, 225 Martini Angelo (P. Anđelo Martini SJ) 174 Martinović Grga 105 Mataušić Nataša 14, 17, 69, 225 Matišić Šimun 92 Matković Hrvoje 225 Maurević Roma 90 Meblin, Firma,Treibach Althofen 125 Meneghello Dinčić Kruno 42, 225 Mihovilović Đorđe 74, 228 Mihovilović Nikola 109, 163, Miljanović Jovo 208 Miljanović Nikola 208 Mikulec Fabijan 95 Mikulec Josipa 95 Miletić Antun 14, 15, 27, 73, 74, 77, 84, 85, 196, 225 Milić Miodrag 162, 225, 231 Militärgeschichtliches Forschungsam, Potsdam 219, 221, 229
244
Anhang
Militärhistorisches Institut, Wien 227 Milizia volontaria per la Sicurezza nazionale (MVSN) 53 Ministerium für Gesundheit und Korporativwesen des NDH (MZDU NDH) 9, 21, 44, 57, 60, 69, 72, 77, 79, 80, 88, 89, 97, 197, 110, 164, 184, 203, 214 Ministerium für Gesundheit und Soziales (der Sozialistischen Republik Kroatien) 103 Ministerium für Justiz und Kultus NDH (MPB NDH) 179, 185 Mirjanić Dragutin 209 Mišić Alojzije (Bischof von Mostar während des NDH) 109 Mišljenović Đuro und Milka 209 Mitrović Savo 149 Mitteldeutscher Rundfunk (MDR), Leipzig 232 Möstl Reinhard 145, 219 Morača Petar 82, 83, 84, 189, 225 Moritsch Andreas 145, 177, 225, 228 Müller Rolf-Dieter 45, 64, 225 Mussolini Benito 40, 41, 42, 45, 49, 53, 116, 118, 191, 224 N Nedić Milan (serbischer Regierungschef während der Deutschen Militärverwaltung Serbiens 1941–1944) 77 Nationalgarde der Repubblica Sociale di Salo 121 Neubacher Hermann (Sondergesandter des Deutschen Reiches für Südosteuropa) 12, 27, 37, 38, 39, 45, 225 Neugebauer Wolfgang 38, 55, 63, 145, 147, 148, 150, 159, 166, 170, 186, 201, 217, 220, 224, 227, 228, 229, 230 Neuhauser Alois 207 Neumann Dr. Dieter (Stadtmuseum Villach) 166, 232 Neuner Christoph (Lederfabrik, Klagenfurt) 120
Novak Stjepan 92 Nova Hrvatska (Tageszeitung Kroatien) 28, 231 Novi list (Tageszeitung im NDH-Staat) 28 Novi list (Rijeka) 124, 162, 231 Novi Omanut (Zeitschrift des Kulturvereines „Miroslav Šalom Freiberger“, der Jüdischen Gemeinden Kroatiens) 33, 221 Nuk Dr.Vilim (Delegierter der Kroatischen Bischofskonferenz für die Arbeiter im Deutschen Reich) 178, 180, 225 O O. Vjekoslav (Zeitzeuge) 148, 150, 156, 165, 186, 187, 188 Oberkommando der Wehrmacht (OKW) 43, 46, 85, 93, 116, 166, 172 Obersteiner Gernot Peter 12, 225 Oberster Kommissar der Operationszone Adriatisches Küstenland 122, 169 Obilić Miloš 111 Österreichische Historikerkommission 138, 139, 142, 222, 224, 232 ÖMV (OMV: vormals Österreichische Sauerwerke), Wien 219 Örtel Christine 158, 202, 220, 227 Österreichischer Versöhnungsfonds 26, 30, 32, 64, 65, 70, 71, 73, 75, 82, 94, 109, 111, 123, 124, 129, 149, 150, 155, 163, 187, 199 Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv 76 Operation Morgenstern 133 Operation Schach 133 Organisation Todt (OT) 63, 122, 123, 154, 155, 158, Befreiungsfront (OF; Partisanenorganisation der slowenischen Kommunisten, 1941–1944) 83, 169, 197 Ovčar Mate 88 Overmans Rüdiger 13, 35, 39, 85, 147, 191, 226 Ovuka Marija 74, 75, 165
Register – Personen und Institutionen
OZNA (militärischer Geheimdienst in Nachkriegsjugoslawien) 186 P P. Ivan 63 P. Štefanija 189 P. Vinko 136 Pal Dr. Aleksandar (Präsident der Jüdischen Gemeinde Čakovec) 167 Palatucci Dr. Giovanni 24 Papst Pius XII 110, 183 Paris Edmond 226 Pass-Freidenreich Harriet 69, 226 Pavelić Dr. Ante („Poglavnik“, „Führer“ des Unabhängigen Staates Kroatien) 12, 36, 37, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 48, 51, 52, 53, 71, 80, 130, Pejić Mihajlo 209 Perkins Lois 226 Pernar Ivan 157 Peršen Mirko 14, 42, 69, 71, 72, 73, 226 Perišić Ema (italianisiert: Perisich Emma) 128, 140 Perz Bertrand (Univ.-Doz., Universität Wien 86, 147, 148, 166, 186,201220, 226, 232 Petak Stjepan 92 Petersen Dr. (Vorname unbekannt: Vertreter des Reichsarbeitsministeriums im NDH) 74 Petešić Ciril 101, 104, 108, 109, 110, 226 Petrić Dr. Ivo (Minister für Gesundheit und Soziales des NDH) 68 Petrović Vaso 209 Petschnigg Edith 145, 219 Picciotto Liliana 24 Pirnath Peter 129, 223 Planinc Milka (ehemalige jugoslawische Ministerpräsidentin 1982–1986) 107, 189 Pleša Jure 100 Pleša Mile 100 Pohl Oswald 228
245
Poje Martin 90 Polić (Pollak) Branko 42, 43, 47, 226 Pomper Ivo 179, 180 Porr AG (Allgemeine Baugesellschaft Porr AG) 201, 233 Poslek Slavko 90 Poslek Stevan 90 Požar Petar 81, 185, 226 Prechtl (Alois? Franz?) 76 Prefettura (Präfektur) di Fiume 24, 120 Präsidium des NDH 63, 81 Pšeničnik Žarko alias Schening Richard 107 Puch, Firma Puch 120 Pufahl Erich (Wehrmachts-Unteroffizier) 96 Puk Dr. Milan (Minister für Justiz und Kultus des NDH) 184 Pureta Mihajlo 90, 209 Purkhart Markus 158, 220, 227 Q Quästur (Questura di Fiume) 24 R R. Antun 154 R. Božo 153, 189 R. Branko (Zeitzeuge) 149, 153 R. Đuro (Zeitzeuge) 70 R. Emilija (Zeitzeugin) 152 R. Ignac (Zeitzeuge) 154 R. Jaga/Agata (Zeitzeugin) 125, 153 R. Mara (Zeitzeugin) 75 R. Marija (Zeitzeugin) 152 R. Roza (Zeitzeugin) 65, 151 R. Stanislava (Zeitzeugin 152 R.Vojin (Zeitzeuge) 70 Rabar Čondrić Gloria 126, 151, 152, 163. 164, 186, 197 Radić Stjepan (1871–1928; kroatischer Abgeordneter im Belgrader Parlament und Obmann der Kroatischen Bauernpartei, HSS) 36
246
Anhang
Radošević Lazo 90 Radošević Luka 90 Radunić Petar 97 Rapajić Milka (verehelichte Medunić) 107, 108 Rapatz Marianne 146 Raso Jerko 92 Rassow Peter 79, 218 Rašuo Jovo 210 Rathkolb Oliver 13, 15, 147, 158, 220, 227 Rausch Josef 83, 227 RAX-Werke 150, 153, 163 Rechnungshof des NDH 22 Regionale Kommission zur Feststellung von Verbrechen der Okkupatoren und ihrer Kollaborateure 77, 78, 79 Rehmann Jan 170, 227 Reichsaußenministerium 57, 58 Reichsarbeitsministerium (RAM) 58, 60 Reichsbahn-Direktion Wien 201 Reichskirchenministerium 173, 177 Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums (RKFDV) 177 Reichsregierung 171 Reichsnährstand 59 Reichssicherheitshauptamt (RSHA) 35, 39, 53 Reichsvereinigungen (Industrie, Kohle. Energie) 67 Reichsvereinigung Kohle 68 Reichswerke Hermann Göring 148, 164, 166, 175, 200, 201, 227 Reiter Margit 158, 220, 227 Rekrutierungskommission für die deutsche Kriegsmarine 88 Rettl Lisa 83, 227 Richter-Malabotta Melitta 103, 233 Ribbentropp, Joachim v. (ReichsAußenminister) 71 Ristović Milan 12, 13, 60, 88, 196, 198, 227 Rittig Msgr. Dr. Svetozar (Zagreber Domherr; er kooperierte mit der Partisanenbewegung) 109 Rodin Damjan (Damian; kroatischer
katholischer Priester in München) 179, 181, 184 Romano Jaša 14, 227 Rommel Erwin 129, 133 Rončević Marijan 124, 162 Rote Armee 166, 167, 168, 186, 187 Rotbart Vladislav 167, 227 Rote Volkshilfe (sozialistische Arbeiterorganisation) 93, 94 Rothfels Hans 79, 218 Rotes Wien 103 Rüstungsinspektion 73, 77, 79, 86 Ruggenthaler Peter 129, 223 Runić Ante 150, 169, 198 Russinow Dennison I. 37, 38, 43, 44, 46, 47, 111, 115, 118, 227 S S. Budimir (Zeitzeuge) 149 S. Dominik (Zeitzeuge) 136 S. Dušan (Zeitzeuge) 104 S. Iskra (Zeitzeugin) 128 S. Ivan (Zeitzeuge) 158, 187 S. Marica (Zeitzeugin) 125 S. Marija (Zeitzeugin) 152 S. Nevenka (Zeitzeugin) 104 S. Nikola (Zeitzeuge) 160, 161 S. Vera (Zeitzeugin) 152 S. Veronika (Zeitzeugin) 152 SA 53 Sägewerk Missner, Lenggries 209 Samardžija Bosa 210 Samardžija Stanko 210 San Marco, italienisches Passagierschiff 122 Sauckel Fritz 93, 169, 232 Sauer Walter 170, 171, 227 Saunders Nicholas (britischer Aufklärungsoffizier in Kärnten) 187 Savoyen (Haus Savojen) 46, 47 Schening Richard alias Pšeničnik Žarkko 107 Scherr Franz (Franz-Scherr-KG) 233 Schieder Theodor 79, 218
Register – Personen und Institutionen
Schmider Klaus 10, 51, 87, 98, 99, 100, 101, 102, 117, 228 Schmidt J. H. 85, 233 Schmidt-Zabierov Paul, Oberleutnant (Kommandant der Geheimen Feldpolizei) 74 Schminck Gustavus Christoph 221, 230 Schnuderl Dr. Heinrich (Generalvikar der Diözese Graz-Seckau) 182 Schreder Erich 121, 228 Schreiber Gerhard 228 Schröck Alexander 155, 224 Schulte Jan Erik 160, 228 Schumann Wolfgang 37, 38, 39, 228 Schwan Gesine 144, 228 Schweitzer Sabine 143, 144, 221 Scotti Giacomo 18, 113, 119, 123, 134, 192, 193, 220, 228, 233 Seelsorgeamt der Erzdiözese Wien 181 Seiler Dr. Erna (Leiterin der Sozialfürsorge im Magistrat der Stadt Wien 1945) 103 Sekulić Mitar 210 Sellier Andre 163, 228 Semen Vencl 90 Semperit AG 137, 149, 233 Serbisch Orthodoxe Kirche 7 Servizio Assistenza Internati (Unterstützungsdienst für die Heimholung der italienischen Militärinternierten/IMI) 191 Sicherheitsdienst (SD) 15, 44, 98, 125, 129, 130, 172, 173, 174, 175, 185 Sicherheitspolizei 172, 185 Sieder Reinhard 39, 55, 63, 145, 147, 148, 150, 159, 166, 170, 186, 201, 217, 220, 223, 227, 228, 229, 230 Siemens AG 162, 233 – Brückenbau (Varaždin) 88 – Siemens-Schuckert-Werke – (nachmals: Wiener Stadtwerke) 201 – SGP Verkehrstechnik, Graz 201, 233 Sima Valentin 145, 177, 228 Skalnik Kurt 172, 220, 222, 230 Smreka Jela 74, 228
247
Sobolevski Mihael 49, 50, 119, 192, 198, 217, 228, 229, 231 Societa di Studi Fiumani (Rom) 192 Sokol (in Jugoslawien aktive Turnervereinigung) 83 Sopta Marin 180, 181,218 Spasević Mile 210 Spasojević Dušan 210 Speer Albert 80, 103, 169, 223 Spehar Filip 90 Spoerer Mark 13, 33, 139, 145, 146, 154, 164, 189, 190, 191, 196, 202, 229, 233 Spörker Hermann 138, 219 Spremnost (Zeitung im NDH-Staat) 28, 231 SS 15, 23, 40, 41, 44, 86, 87, 91, 97, 118, 124, 132, 137, 144, 148, 156, 160, 161, 162, 172, 228 SS-Division „Prinz Eugen“) 99, 118, 131 SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt 228 Staatsarchiv Rijeka (DAR) 24, 113, 114, 191 120, 123, 169, 215 Staatskommission zur Ermittlung von Kriegsverbrechen der Besatzer und Kollaborateure 74, 198 Staatssekretariat (Staatssekretär) des Hl. Stuhles 174, 176 Stadtarchiv Linz 166 Stadtkommission zur Ermittlung von Kriegsverbrechen der Okkupatoren und Kollaborateure, Rijeka 123 Stadtmuseum Sisak 86, 215 Stadtmuseum Villach 232 Stalin Joseph 193 Stanić Milan 229 Stanišljević Dragoje 210 Stanojević Rade 77 Staričić Rade 211 Statistische Abteilung des Auswanderungsamtes NDH 33 Steiermärkisches Landesarchiv 12, 225, 226 Stepinac Dr. Alojzije 29, 32, 89, 175, 176,
248
Anhang
177, 178, 179, 182, 183, 198, 217, 219, 229 Steyr-Daimler-Puch 65, 149, 201, 233 Stickstoffwerke „Ostmark“, Linz (nachmals „Chemie-Linz AG“, Linz) 201 Stipetić Dr. Zorica (kroatische Historikerin) 69, 82 Stojanović Stanislav 82, 83, 84, 189 225 Stojnić Pantelija 211 Stopić Branko 72 Strassl Harald 229 Strazzeri Gustavo (Admiral, Stadtkommandant von Pula/Pola) 118 Strnad Rudolf 65, 149, 150, 167, 168 STUAG (deutsche Firma, Vinice, Slawonien) 88 Subotić Duzo 211 Subotić Jovo 211 Subotić Mile 90, 211 Subotić Nikola und Jelka 211 Sundhaussen Holm 10, 15, 32, 36, 55, 56, 57, 58, 61, 65, 66, 80, 88, 98, 100, 105, 117, 229 Szabo Univ.-Prof. Dr. Silvija 7, 25, 90, 103, 104, 148, 204 229 Szabolcs Szita 17, 51, 134, 167, 229 Szechenyi-Bibliothek Budapest 232 Szorger Dieter 167, 168, 217 Š. Ladislav (Zeitzeuge) 136, 154 Š. Marija (Zeitzeugin) 152 Š. Stjepan (Zeitzeuge) 136, 142 Šanjek P. Franjo OP (Ordinarius für Kirchengeschichte an der Katholischtheologischen Fakultät Zagreb) 175 Šakić Vlado 180, 181, 218 Šambarek Feliks 92 Šalić Ivan 229 Šebalj Ivan 150 Šenoa August (kroatischer Romancier, 1838–1881) 63 Šegvić Ante 109 Šegvić Mirko 109 Šimić Josipa 128 Šimić Matija 128
Široko Jovo 90 Šmit Mato 92 Šosberger Pavle 167, 229 Štokić Stipe 129, 153 Štrkalj-Milić Vjekoslav 117, 131 T T. Dušan (Zeitzeuge) 111, 140 T. Ervin (Zeitzeuge) 146 T. Ilija (Zeitzeuge) 92, 142 T. Mario (Zeitzeuge) 158, 187 Tadić Marko (Zeitzeuge) 106 Talos Emmerich 38, 55, 63, 145, 147, 148, 150, 159, 166, 170, 186, 201, 217, 220, 224, 227, 228, 229, 230 Technisches Hilfswerk 166 Teer-AG 154, 155, 224 Tepelić Dragica (bosnische Partisanin) 108 Tihany Janos 229 Tiroler Landesarchiv 76 Tito ( Josip Broz, Partisanenname „Tito“) 18, 99, 189, 193 Tomić Celestin 179, 217 Tomljanović Petar 154 Tooze Adam 93, 107,167, 230 Tot Osvald (Delegierter kroatischer Priester in Hannover) 180 Treibacher Chemiewerke 120 Trbinjić (?) Savo 78 Tribunale speciale per la difesa dello Stato 114 Trivić Drena (Belgrader Partisanin) 108 Trivunović Dragoljub 212 Trivunović Jovo Dragoljub 90 Trlin Andrija (Zeitzeuge) 160, 161 Tropper Dr. Peter (Leiter des Diözesanarchivs Klagenfurt) 181, 182 Tuider Othmar 117, 230 Turk Ladislav 90 Tuomorović Miloš 211 Turudija Dušan 90, 212
Register – Personen und Institutionen
U U. Dragutin (Zeitzeuge) 72, 77 Ufficio di Collegamento (Verbindungsbüro der Republik Italien 1945) 188, 193 Ufficio croato (Kroatisches Verbindungsbüro des designierten Königs von Kroatien, Aimone di Spoleto) 48 Uglješić Pero 149 Ugust Jochen 221, 230 Ulrich Johann 129, 153, 158, 161, 230 Universale Hoch- und Tiefbau AG 156 Universitätsarchiv Innsbruck 232 Unternehmen Pfingstrose 128 US Strategic Bombing Survey (USSBS) 165 Ustascha 34, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 44, 45, 47, 46, 50, 52, 53, 69, 72, 80, 82, 84, 85, 88, 89, 90, 99, 102, 106, 107, 130, 131, 222, 229 Ustascha-Kontrolldienst (Ustaschamiliz; UNS, Abteilung I des Innenministeriums NDH) 53, 69, 71, 77 Ustascha-Arbeiter (Zwangsorganisation der Arbeitskräfte aus dem NDH im Deutschen Reich) 59 V V. Josip (Zeitzeuge) 156, 188 V. Mirjana (Zeitzeugin) 145 Valvo, Firma Philipp Valvo 120 Vatikanisches Archiv 174 Veesenmayer Edmund (SS-Standartenführer, deutscher Unterhändler in Agram bis zur Ausrufung des NDH) 40, 233 Velebit Vladimir (jugosl. Partisanengeneral und Diplomat) 230 Veljić Miloš (Zeitzeuge) 149 Verband der Altpartisanen Kroatiens (Savez antifašističkih boraca Hrvatske, SABH) 182, 198
249
Vereinigte Dampfmühlen, Bjelovar (Sammellager für Deportationsopfer) 72 Verkehrsministerium des NDH 68 Viali Vittorio 221, 230 Vignoli Giulio 40, 41,46, 47, 48, 53, 230 Vilendičić Ilija 212 Vincek Stjepan 88 Vinter Josef 111 Vlaisavljević Nikola 212 Vlaisavljević Miluna 212 Voigt Klaus 230 Volk Ludwig 173, 174, 175, 177, 178, 179, 230 Volksbefreiungsarmee (NOV) 84 Volksbefreiungsbewegung (NOP) 89, 91, 189, 191 Volksdeutsche Mittelstelle 79, 177 Vorarlberger Illwerke AG (s. Illwerke AG) 201 Vosko Wolfgang 229 Vračar Ilija 212 Vrančić Gizela (geb.Deutsch) 92 Vrhovski Leopold 92 Vujačić Dr. Miomir (Direktor des Archives f. Serbien und Montenegro, Beograd) 21, 32 Vukotić Bogdan 213 W Waggonfabrik Weitzer, Graz 201 Wagner Richard (Mitglied des „Kulturbundes“) 79 Walzl August 187, 188, 193, 230 Wandernde Kirche 173 Warlimont, Walter (General der Artillerie) 93 Weber Fritz 38, 148, 159, 230 Wedekind Michael 16, 118, 121, 122, 129, 130, 230 Wehrwirtschaftsoffizier (WO) 58, 80 Weinzierl Erika 172, 220, 222, 230 Weiss (Offensiven/Operationen Weiss I, II, III) 99
250
Anhang
Weizsäcker, Ernst Freiherr von (Staatssekretär im Auswärtigen Amt 1938–1941) 172 Westdeutscher Rundfunk (WDR) 86, 232 Wiener Kabel- und Metallwerke 201 Wiener Radiowerke 149 Wienken Heinrich (Bischof von Berlin) 173, 174, 177, 178, 179 Wiesinger Barbara 107, 231 WNF (Wiener Neustädter Flugmotorenwerke „Ostmark“) 120, 150, 152, 153, 163, 166 Wobisch Arno 129, 145, 219, 223 Wörmann Ernst (Leiter der Poliltischen Abteilung im Auswärtigen Amt) 172 Wulz Michael (Auskunftsperson zum Glimmerbergbau im Lavanttal) 120 Z Z. Milan (Zeitzeuge) 85, 147, 148 Zadarska smotra 222
Zankel & Söhne (Firma), Graz-Gösting 211 Zatezalo Djuro 15, 71, 231 Zember Anton 92 Zember Mato 92 Zentralkomitee der KPJ (ZK KPJ) 83, 84, 89 Zrnić Dušan 213 Zuckermann Itković Boško 28, 231 Zweite Italienische Armee 99 Ž. Milovan (Zeitzeuge) 94, 109, 163 Žanić Ivan (Bildungsminister des NDH) 69 Žerjavić Vladimir 198, 231 Žgaljić Ivan 165, 166 Živković (Dr.) Nikola 114, 115, 219 Žmak Josip (italianisiert Giuseppe Smachi, Giuseppe Macchi) 140, 141 Žugić (Dr.)Tomislav 231
Ortsnamenregister Achse (Staaten der Achse) 99, 133, 174 Adria 41, 48, 49, 99, 111, 122, 187, 230 Adriatisches Küstenland 50, 115, 130, 151, 218 Operationszone Adriatisches Küstenland 6, 24, 50, 94, 114, 119, 121, 122, 123, 124, 127, 129, 130, 133, 151, 169, 191, 197, 215, 230 Ägäis 48 Ägypten 133 Aflenz 162, 226 Agram (siehe Zagreb) 29, 42, 64, 86, 87 220 Alarich-Plan (Territorium des) 117, 118 Alpenvorland 141 Operationszone Alpenvorland 230 Alpen-Adria-Raum 230 Alpen- und Donaugaue 7, 121, 155, 158, 159, 186, 200 Alpenfestung 169 Althofen (Treibach-Althofen) 125 Altreich 121, 139, 158, 164, 171, 172, 177, 184, 187 Amstetten 160, 161 Aosta 47 Apenninenitalien 16, 113, 115 Arbe (ital. Rab, Stadt und Insel Rab) 115, 130, 131, 220 Argentinien 180 Assling ( Jesenice, Slowenien) 105 Auschwitz (kroatisch/serb. Aušvic) 125, 127, 153, 162, 167, 168, 231 Auschwitz-Birkenau 125 Austria 38, 43, 44, 46, 47, 111, 115, 118, 227, 231, 233 Australien 180 Aversa (Provinz Neapel) 133 B Bad Arolsen 125, Bačka (Batschka) 33, 39, 50
Bajagić 167 Bakar 47 Balkan 11, 12, 13, 38, 76, 89, 116, 118, 196 Bamberg 173 Banalkroatien 12, 47 Banat 33 Banatski Despotovac 178 Banija 71, 86, 89, 98,100 Banja Luka (auch Banjaluka) 60, 142, 156, 208, 211 Banschaft Kroatien 12, 33, 34, 41, 43 Baranja 33, 39, 50, 94, 166, 167 Barbat (Insel Rab) 129, 153 Bari (Provinz Apulien) 133 Basovizza 18 Bayern 61, 171, 232 Bekinci (Kreis Banja Luka) 208, 211 Belgien 57, 83 Bembo (Bahnhof Rovinj) 118 Benkovac (bei Nova Gradiška) 86, 147 Beograd (Belgrad) 14, 15, 20, 21, 22, 27, 32, 36, 37, 38, 39, 40, 73, 74, 77, 81, 82, 83, 84, 108, 115, 132, 162, 184, 188, 189, 196, 218, 219, 223, 224, 225, 227, 230, 231, 232 Berg (an der Donau) 155 Berg im Drautal 128 Berlin 20, 27, 34, 37, 39, 40, 44, 45, 57, 61, 64, 67, 76, 86, 87, 103, 148, 159, 170, 171, 173, 174, 178, 179, 180, 215,221, 225, 227, 228, 231, 232 Biaca (Landkreis Split) 132 Bihač 91 Bistrica (Kreis Bosanska Gradiška) 204, 205, 206, 208 Bjelovar 22, 23, 70, 71,72, 77, 78, 79, 141, 189, 215 Bleiburg 18, 102, 189 Bocche di Cattaro (Kotor) 115 Bolivien 180 Boljun (Bogliuno) 125, 128, 146 Bologna 218
252
Anhang
Bonn 87, 160, 182, 221, 228, 230 Bor 167 Borongaj (Zagreb-Borongaj,Fliegerhorst) 88, 164 Bosanska Dubica 90 Bosanska Gradiška 90, 141, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 211, 212, 213 Bosanski Grahovac 90 Bosanski Novi 91, 108 Bosnien 52, 65, 86, 91, 96, 97, 99, 101, 102, 143, 147, 155, 209 Bosnia ed Ercegovina 109, 183, 222 Bosnien und Herzegowina 29, 31, 90, 102, 141, 143, 183, 202, 207, 222 Bozen (Bolzano) 83, 121, 227, 228 Brač 115 Brandenburg 86 Brasilien 179 Brđani (bei Daruvar) 23 Bregana 105, 106 Bregenz 201 Brinje 65 Brdo Miloševo (auch Miloševo brdo; Kreis Bosanska Gradiška) 207 Britische Inseln 166 Budapest 16, 137, 214, 223 Büheln (Bücheln? Gemeinde Krottendorf Bezirk Weiz) 211 Bulgarien 13, 38, 39, 54, 67 Burgenland 167, 168, 181 Buzet (Buiseto, Istrien) 140 C Cairo Montenotte (Savoyen) 124, 162 Campagna (Italien) 24 Caprag (bei Sisak) 105 Cazinska krajina (Nordwestbosnische Region um die Stadt Cazin) 100 Central Europe 16, 223 Cerovlji (Kreis Bosanska Gradiška) 209 Cerovljani (Kreis Bosanska Gradiška) 205, 211 Chicago 226
Confine orientale 84, 111, 112, 116, 117, 119, 121, 122, 123, 218 Cerolach (Podgrad, slowenisches Istrien) 125 Coroneo (Gefängnis in Triest, Via Coroneo) 125, 126, 127, 128, 129, 140, 146 Cosel (Oberschlesien) 76 Cres-Lošinj (Inseln in der nordlichen Adria) 111 Crikvenica 129 Croatia 20, 30, 33, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 74, 79, 99, 111, 115, 189, 192, 218, 220, 226 Croatie (La Croatie) 42, 79, 225 Croazia 230 Čakovec (Zwischenmurgebiet) 65, 136,137, 147, 149, 150, 154, 167 Čapljina (Herzegowina) 92, 131 Čemparovica/Samparovizza, Istrien 124 D Dachau 24, 109, 148, 152, 162, 177, 190, 191, 198, 224 Dänemark 83 Dalmatien 6, 16, 23, 43, 44, 46, 47, 48, 50, 91, 107, 111, 115, 116, 117, 118, 119, 130, 131, 132, 133, 150, 151, 156, 179, 180, 192 Danzig (Reichsgau Danzig) 172 Daruvar 23, 68 Derventa (Bosnien und Hzerzegowina) 152, 153 Deutsch-Matrei (Matrei am Brenner) 76 Deutsches Reich 5, 6, 7, 9, 10, 11, 13, 14, 15, 16, 21, 22, 23, 24, 25, 28, 29, 30, 32, 33, 34, 35, 37, 38, 39, 42, 43, 51, 54, 55, 57, 59, 60, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 70, 71, 72, 73, 74, 80, 81, 82, 85, 86, 88, 92, 94, 95, 98, 104, 106, 110, 113, 114, 117, 118, 122, 123, 134, 135, 136, 139, 147, 151, 158, 173, 174, 175, 177, 179, 180, 183, 184, 187, 188, 190, 191, 194, 195,
Ortsnamenregister
196, 198, 202, 204, 211, 216, 219, 221, 222, 226, 227, 229 Deutschland 11, 13, 15, 16, 20, 21, 23, 25, 28, 29, 30, 32, 33, 38, 45, 46, 51, 54, 55, 58, 60, 61, 62, 63, 64, 68, 74, 75, 77, 78, 80, 81, 82, 84, 87, 94, 95, 96, 97, 98, 102, 105, 111, 113, 114, 132, 134, 138, 142, 143, 147, 159, 162, 168, 170, 171, 172 173, 175, 176, 177, 178, 180, 181, 183, 191, 193, 195, 196, 198, 204, 207, 208, 209, 217, 221, 225, 232 Djakovo (Đakovo, Slawonien) 65 Döllersheim 80 Domaščinec (Zwischenmurgebiet) 154 Donau 20, 155, 167, 207, 212 Donawitz 64, 149, 150, 212 Donja Stubica 95 Donji Kijevci (Kreis Bosanska Gradiška) 206, 208, 211 Dora (KZ-Dora Mittelbau) 163, 217, 228 Dragović (orthodoxes Mönchskloster im Dalmatinischen Hinterland) 117 Drau 20, 158 Drautal 128, 140 Drauweiler (Stadtteil von Maribor/ Marburg an der Dau) 210 Drittes Reich 10, 12, 13, 17, 33, 34, 36, 125, 196, 221, 223, 224 Drniš 49, 91, 197 Dubrava (Bosnien und Herzegowina) 143 Dubrovnik 47, 49, 115, 117, 130 Duisburg 76 E Ebensee 163, 220 Egidi-Büheln (St. Egidi-Štentilj? Grenzübergang im Bezirks Leibnitz?) 211 Eisenerz 148, 200, 204, 205, 206, 208, 209, 210, 211, 212, 213 Eisenstadt 181 El Shat (Internierungslager für die Bevölkerung Dalmatiens in Ägypten) 133
253
El Tulumbat (Internierungslager Ägypten) 133 Engerau (Niederdonau) 155, 166, 168 Enzesfeld 233 Erdödy-Schloss (bei Jastrebarsko) 101 Erdut (Baranja, Ostkroatien) 94 Ermland 173 Ernsthofen 158, 220, 227 Erste Republik (Österreich) 34 Erzberg 148, 200 Essen 165, 180, 218, 221 Europa 6, 9, 11, 13, 30, 33, 38, 66, 68, 74, 103, 111, 151, 195, 196, 221, 222, 229 F Fiesole 48 Finnland 54 Fiume (Rijeka) 16, 20, 24, 46, 49, 111, 113, 115, 116. 119, 121, 123, 128, 134, 192, 198, 217, 220, 229 Fliegerhorst Zagreb-Borongaj 164 Flössenburg 132 Foggia (alliierte Flugzeugbasis in Italien) 159 Frankfurt/Main 27, 38, 99, 160, 175, 217, 221, 225 Frankreich 37, 57, 83, 111, 140, 192 Freiburg (Brsg.) 45, 64, 173, 174, 175, 179, 220 Friaul 121 Friesach 152 Füssen (Bayern) 61 Fulda 171, 173, 174 G Gašica (Gemeinde Bistrica, Kreis Bosanska Gradiška) 205 Generalgouvernement 157, 173 Generalski Stol 95 Germania (siehe Deutschland) 16, 24, 68, 113, 128, 174, 215, 225 Glavnjača (Gefängnis in Belgrad) 108 Gleinitz 201
254
Anhang
Gmunden 163 Görz (Gorizia) 109, 121, 126, 128 Göttingen 27, 38, 225 Goli Otok (Gefängnis des titoistischen Jugoslawiens auf der Insel Goli otok, vor der Insel Rab) 193 Gonars (Internierungslager des faschistischen Italien bei Udine) 131, 193 Goričan (kroatisches Übermurgebiet) 158 Gornja Jurkovica (Kreis Turnjak bei Bosanska Gradiška) 205 Gornje Zagorje 65 Gornji Hrašćan 136 Gornji Pomgraci (Kreis Bosanska Gradiška) 207 Gorski kotar 116, 118, 128 Gospić 92, 100 Gotha 161 Gottschee 211 Gračišće (Istrien) 158 Gradina (Nordwestbosnien) 72 Gradisca (Friaul, Julisch-Venetien) 109 Graz 12, 64, 65, 73, 96, 106, 111, 136, 140, 147, 149, 158, 161, 165, 168, 172, 181, 182, 218, 200, 201, 204, 208, 209, 218, 220, 222, 224, 230, 233, 234 Graz-Gösting 200, 211 Graz-Seckau (Diözese Graz-Seckau) 182 Graz-Thalerhof (Flugplatz) 161, 164 Graz-Wetzelsdorf 233 Grbavci (Gemeinde Turjak, Kreis Bosanska Gradiška) 206 Greifenburg 128 Griechenland 38, 90, 99 Großdeutsches Reich 186, 195 Großdeutschland 28, 29 Groß-Wien 62, 181 Grubišno polje (Westslawonien) 78 Grün (bei Deutsch Matrei/Matrei am Brenner) 76 Guanabarra (Bundesstaat in Brasilien) 179 Gudovac (Kreis Bjelovar,Westslawonien) 70, 71, 72
Gurk (Diözese Gurk-Klagenfurt) 177, 182 Gusen (KZ Mauthausen-Gusen) 124, 162 Gutenstein 153 Gvozd (neuere topographische Bezeichnung: Vrginmost; Kreis Karlovac) 111, 140 H Hagen 25, 142, 143, 162, 232 Halbarting (Gemeinde Kematen an der Krems) 207 Hamburg 87, 181, 228 KZ Hamburg-Neuengamme 132 Hannover 180 Hausham 201 Hermagor 120, 187 Herzegowina 49, 52, 98, 99, 100, 102, 116, 117 Hieflau 205, 206 Hinterland Dalmatien 99, 116, 130, 153 Hirtenberg 125, 153, 154 Hitlerdeutschland 12, 13, 22, 28, 30, 37, 38, 39, 43, 44, 46, 50, 54, 78, 114, 117, 135, 167, 193, 195, 196, 197 Hörsching (Flughafen Linz) 136 Hohenheim 202, 233 Horn 138, 219 Hreljin (Kroatisches Küstenland) 49, 117 Hrvatska Dubica 85, 104, 165, 207, 209, 211 Hungary 16, 17, 39, 40, 51, 135, 218, 219, 223 Hvar (Insel Hvar) 115, 133 I Ilirska Bistrica (Villa del Nevoso, Provinz Fiume/Rijeka) 120, 125 Innsbruck 25, 76, 83, 84, 101, 121, 155, 224, 227, 228, 232 Ionische Inseln 48 Istrien (kroat. Istra, it. Istria) 16, 18, 20, 23, 109, 111, 112, 116, 118, 119, 120, 126,
Ortsnamenregister
127, 128, 129, 133, 134, 140, 146, 152, 158, 191, 192, 193, 215, 219, 222, 225, 228 Italien 5, 6, 10, 13, 16, 18, 23, 24, 34, 35, 37, 38, 39, 41, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 52, 53, 54, 56, 66, 68, 109, 111, 113, 115, 116, 117, 118, 119, 121, 122, 124, 130, 131, 133, 139, 147, 158, 159, 171, 174, 175, 187, 188, 190, 191, 192, 193, 196, 197, 200, 202, 219, 223, 226, 230, 232 J Jablanica (Bosnien und Herzegowina) 207 Jablanac (Westslawonien) 72 Japan 54 Jasenovac (Westslawonien, Ustascha-Konzentrationslager) 14, 17, 18, 26, 27, 41, 69, 72, 73, 74, 75, 77, 78, 84, 85, 86, 100, 101, 102, 108, 147, 148, 164, 196, 206, 208, 210, 212, 219, 223, 224, 225, 228, 232 Jaska (Stadtteil von Jastrebarsko) 207 Jastrebarsko 104, 207, 212, 213, 226 Javorje (slowenisches Istrien, Südwestslowenien) 125 Jelenje 128 Jenbach 80 Jerusalem 218 Jesenice ( Jesenice Dolenjske, Unterkrain, Republik Slowenien) 105 Jesenice (Assling, Oberkrain, Slowenien) 105 Joachimsthal (Reichsprotektorat Böhmen und Mähren) 120 Josipdol 187 Jošane (serb. Dorf inWestslawonien) 75 Judenburg 142, 165, 166 Julisch Venetien (S. Venezia Giulia) 128 Jugoslawien 6, 7, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 17, 18, 24, 29, 40, 41, 44, 46, 47,48, 49, 50, 51, 55, 56, 65, 78, 79, 82, 83, 84, 87, 90, 98, 99, 100, 102, 107, 108, 109, 111, 114,
255
115, 116, 119, 134, 134, 138, 143, 148, 154, 166, 168, 179, 182, 185, 186, 187, 188, 189, 190, 191, 192, 193, 195, 196, 197, 198, 218, 220, 223, 225, 226, 227, 230, 231, 232 K Kärnten 80, 83, 108, 120, 128, 129, 140, 145, 156, 166, 169, 177, 187, 189, 188, 193, 197, 200, 201, 223, 225, 227, 228 Kampor (italienisches Internierungslager auf derInsel Rab) 115, 130, 131, 224 Kanada 20 Kanal (Lager Na Kanalu, Zagreb, heute: Autobusbahnhof ) 87 Kapfenberg 153, 188, 190, 200 Kaprun 157, 158, 220, 227 Karawanken 116 Karawankentunnel 145, 187 Karlovac 15, 43, 44, 49, 64, 65, 70, 71, 86, 90, 95, 98, 123, 140, 151, 166, 187 Karst (Westslowenien) 18, 116, 152 Kastav/(ital.: Kastva und Castua, Provinz Rijeka/Fiume) 128 Katzelsdorf (an der Leitha, Niederösterreich) 64, 138, 141, Kematen (an der Krems) 207 Kerestinec (Schloss bei Zagreb, im April 1941 als KZ eingerichtet) 72 Khattatba (Internierungslager für Evakuierte aus Jugoslawien in Ägypten) 133 Klagenfurt 80, 100, 108, 120, 127, 129, 145, 152, 153, 156, 165, 166, 177, 182, 186, 188, 193, 197, 201, 223, 225, 228, 230 Klana (Provinz Fiume/Rijeka) 120, 128, 151, 152, 153 Klanjec (Nordkroatien) 95 Ključ (Bosnien und Herzegowina) 195 Knittelfeld 201, 212 Koblenz 16, 39, 191 Köln 12, 158, 172, 218, 220, 222, 227, 230 Königreich Italien 48
256
Anhang
Königreich Jugoslawien (Bezeichnung seit 1929) 12, 13, 16, 32, 34, 37, 51, 70, 111, 134, 138, 154, 167, 202 Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (abgekürzt SHS, Bezeichnung zwischen 1918 und 1929) 32, 35, 56, 80 Königreich Kroatien (Personalunion mit Italien) 47, 52 Komiža (Insel Vis/Lissa) 108 Koper (Capo d’ Istria) 124, 162 Koprivnica (Ostkroatien) 70, 72 Koprno (Region Šibenik-Knin) 156 Korčula (Insel Korčula) 133 Kordun (Region Karlovac) 71, 86, 89, 98, 100, 133 Koreničani (bei Daruvar) 23 Korneuburg 156 Kosovo (heute: Republik Kosovo) 31, 99 Kostajnica (Zentralkroatien) 211 Kotor (Bocche di Cattaro, Montenego) 115 Kozara (Gebirge in Nordwestbosnien; Zentrum der sieben Partisanenoffensiven 1941–1944) 6, 77, 86, 99, 100, 101, 102, 104, 148 Kraljevica (Schiffswerft an der nördlichen Adria) 49, 117, 192 Kranjska Gora (Nordwestslowenien) 206, 211 Krapje (serb. Dorf in Westslawonien) 72 Krapinske Toplice (Nordkroatien) 157, 164 Kreta 48 Krems a.d. Donau 207, 212, Krk (Insel Krk, it. Veglia) 46, 111, 145, 165, 166 Kroatien (kroatisch: Hrvatska, itl.: Croazia) 10, 11,12, 15, 18, 19, 20, 21, 22, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 33, 34, 35, 36, 37, 39, 40, 41, 42, 44, 45, 46, 47, 48, 53, 57, 58, 64, 65, 66,67, 69, 70, 71, 73, 74, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 86, 88, 89, 90, 94, 96, 98, 99, 100, 102, 104, 105, 107, 110, 119, 126, 130, 131, 134, 139, 141, 142, 149, 153, 157, 164, 165, 167, 173, 175, 176, 177, 181, 182, 184, 186, 192, 198, 199, 214,
216, 218, 225, 226 Operationszone Kroatien 116 Krona 206, 211 Krottendorf 211 Küstenland 47, 111, 115, 117, 118, 119, 123, 129, 131, 133, 134, 152, 191, 192, 193 Kupa (Fluss in Nordwestkroatien, ab April 1941 italienisch annektiertes Territorium) 47 Kutina (Westslawonien) 73 L Laibach (Ljubljana) 19,115, 177, 190, 224, 228 Provinz Laibach (Provincia di Lubiana) 50, 115, 119, 121 „Lajtesoft“, Lajtmišaft (Eisenerz) 208, 212 Landsee 233 Langenlebarn (Flugplatz) 88, 164 Lanišće (Istrien) 140 Lastovo (Insel, ital. Lagosta) 111 Lavanttal 120 Legrad 137 Leibnitz 162 Leipzig 2, 233 Leissling (bei Weissenfels-Leising, Gerichtsbezirk Leoben) 211 Leitenschacht (Seilbahn am Erzberg) 21 Lembach (Katastralgemeinde Maribor/ Marburg an der Drau) 204 Lendorf (bei Klagenfurt) 156 Lenggriess (bei Ramsau) 209 Leoben 64, 205, 206, 212 Lepoglava 88 Leuca (Provinz Apuglien) 133 Libyen 133 Lienz 158, 187 Liesing-(Wien) 148, 186 Liezen 166, 167 Lika 65, 71, 89, 100, 107, 133 Lind (bei Velden am Wörthersee) 187 Linz 147, 148, 150, 165, 166, 167, 168, 175, 182, 200, 201, 209, 205, 224, 227
Ortsnamenregister
Lipari (Liparische Inseln) 70 Livno 97 Loiblpass 156 Loitenschacht (Leitenschacht-Silbahn am Erzberg) 206 London 39, 40, 41, 46,81, 111, 219, 220 Lošinj 111 Lovran (Laurana) 120 Ludbreg 92 Lüneburg 163, 217, 226, 228 Lug (bei Bregana, Unterkrain) 105, 106 M Macelj (Nordkroatien) 88 Magdeburg 151 Mainz 217, 230 Mamula (Montenegro, italienisches Interenierungslager) 115 Maovice 153 Marburg an der Drau (siehe Maribor) 65,108, 147, 148, 204, 210 Marečići (Stadtgemeinde Pazin) 126 Maria Wörth 146 Marienthal 160 Markt Vordernberg Markt bei Leoben) 205 Matulj (Mattuglie) 120 Mauthausen (serbisch: Mauthauzen) 86, 108, 109, 124, 125, 141, 142, 147, 150, 153, 154, 156, 157, 160, 162, 163, 166, 168,217, 225, 226 Mazedonien 31, 37, 84 Meblin = Möbling (bei Treibach-Althofen) 125 Mecklenburg 86 Medinci 149 Melada (Molat, italienisches Internierungslager bei Dubrovnik) 115 Merc (?) 168 Mercy (Mercie?) 166 Metković (Landkreis Split) 132, 160 Metz 166, 168 Milano 24, 230
257
Miloševo brdo (Kreis Bosanska Gradiška) 207 Mittelbau-Dora (KZ) 163, 217 Mittelbosnien 99 Mitteleuropa 223 Mittelmeer 46 Mitterstein (Wien-Mitterstein) 95 Mlaka (serbisches Dorf in Westslawonien) 72, 75, 101, 102, 206, 210 Mljet (Insel Mljet) 160 Modena 127 Mödling 204 Molat (Melada bei Dubrovnik; italienisches Internierungslager) 115 Monfalcone 192 Montenegro 21, 31, 47, 100, 115 Moosbierbaum (Niederdonau) 150, 156 Morawa (Banschaft Morawa, heutiges Staatsterritorium von Mazedonien) 20 Moravice (Hrvatske Moravice) 104 Moskau 193 Moslavina 86 Mostar 14, 49, 60, 109, 117 Motovun (Motona) 127 Mrgani (Istrien) 125 Mrkonjić-grad 147 Muć 131 Mühlheim -Ruhr (Ausländerlager) 117, 131 München 13, 33, 34, 39, 79, 99, 121, 140, 144, 171, 178, 179, 181, 184, 216, 218, 219, 221 Münster (Westfalen) 180 Murakös (Zwischenmurgebiet) 39, 51 Muravidek (Übermurgebiet) 39, 50 N Nagykanisza 135 Navis (Tirol) 76 Nazideutschland 195 NDH (S. auch Nezavisna Država Hrvatska 5, 6, 11, 12, 13, 21, 22, 23, 24, 28, 29, 39, 41, 42, 43, 44, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53,
258
Anhang
54, 60, 63, 65, 69, 72, 74, 78, 79, 80, 81, 82, 84, 88, 89, 96, 98, 100, 109, 110, 117, 118, 123, 128, 130, 134, 135, 136, 147, 179, 180, 185, 189, 190, 200, 215, 223, 231 Neretva (Neretwa) 99, 102 Neukirchen 233 Neunkirchen 137 Neusiedler Sackstrasse 204 New Haven 39, 40 219 New York 135, 17, 218 Niederdonau (Reichsgau Niederdonau) 17, 144, 166, 167, 168, 217, 229 Niederlande 57, 83 Niederösterreich 17, 167, 177, 229 Nienhagen (Mecklenburg-Vorpommern) 63 Niklasdorf (Bezirk Leoben) 64, 158, 165 Nikolsdorf (Sächsische Schweiz) 165 Nordbosnien 86, 90, 98, 101, 152, 211 Norddalmatien 129 Norditalien 16, 118, 121, 122, 130, 230 Nordkroatien 88, 99, 165 Nordostitalien 18, 121, 130, 162 Nordostkroatien 65, 66 Nordwestbosnien 86, 98, 99, 100 Nordwestkroatien 14, 99, 219 Nordwestserbien 52, 65 Norwegen 72, 83 Nova Gradiška 63, 86, 95, 147 Nova Ves (Stadtteil von Zagreb) 97 Novi Sad 78, 167, 227, 229 Novska (Westslawonien) 149 Nürnberg 93 O Oberdonau (Reichsgau Oberdonau) 181 Oberösterreich 157, 165 Oberwaltersdorf 151 Obrežje (Landkreis Bregana, Republik Slowenien) 105 Ödenburg (Sopron) 136 Österreich 6, 10, 17, 25, 27, 33, 34, 38, 55, 56, 63, 65, 70, 103, 129, 138, 139, 140,
145, 139, 147, 148, 150, 151, 153, 157, 159, 160, 162, 164, 166, 167, 168, 169, 170, 172, 181, 182, 184, 186, 187, 188, 201, 202, 207, 211, 217, 218, 219, 220, 222, 223, 224, 227, 228, 229, 230 Österreich-Ungarn 35 Ogulin 95 Oldenbourg 221, 223 Olmütz 164 Omiš 49, 117 Opatija (Abbazia) 120 Osijek 23, 60, 87, 93 Ostdeutschland 168 Osteuropa 11, 34, 79, 151 Ostfront 11, 64, 80, 98, 148 Ostkroatien 149 Ostküste (Adria) 49 Ostmark 55, 56, 63, 120, 122, 157, 158, 172, 201, 220, 227, 229 Ost-Mitteleuropa 34, 79, 218 Ost-Mittelmeer 48 Otranto (Strasse von) 49 Oxford 37, 227 P Paderborn 10, 170, 171, 184, 221, 222, 228 Pag (Insel Pag) 130 Palagruža (Insel, it. Pelagosa) 111 Palmanova 193 Paris 111, 183, 192, 193, 198, 219 Pauliberg 233 Pazin (Pisino) 23, 114, 119, 125, 126, 127, 128, 146, 158, 187, 189 Peloponnes 48 Petrinja 86 Pennsylvania 135, 136 Persenbeug 158, 220, 227 Petrova Gora 99 Petrijančec (Kreis Varaždin) 180 Philadelphia 69, 70, 226 Piran 122 Plase (Kreis Rijeka) 216 Pleterje (Zisterzienserklause in Unterkrain) 109
Ortsnamenregister
Podgrad/Cerolach, slowenisches Istrien) 125, 126 Podturen (Zwischenmurgebiet) 136, 158 Pörtschach am Wörthersee 146 Pokuplja (Grossgespanschaft, Landkreis Karlovac) 49 Polen 10, 11, 16, 45, 92, 154, 172 Poreč 126, 127 Portogruaro 193 Prag 103 „Prebichl“ (sic! – Präbichl) 204, 210 Premnitz (Mecklenburg-Vorpommern) 86 Prevlaka (italienisches Internierungslager südlich von Dubrovnik) 115 Primošten 180 Provincie orientali (der von Italien im April 1941 besetzte Teil Jugoslawiens) 114 Pruda (Landkreis Split) 132 Pula (Pola) 113, 118, 119, 192 Q Quarner-Inseln 115 R Rab (Stadt und Insel, it. Arbe) 46, 111, 115, 129, 130, 131, 153, 166, 193, 224 Radmannsdorf (Rateče, Bezirk Kranjska Gora-Kronau, Slowenien) 211 Radmer (bei Hieflau) 205, 206 Ragusa (siehe Dubrovnik) 47 Ramljan (bei Otočac) 100 Rapallo 111 Ražanac (Kreis Zadar) 150 Red-Zipf 163 Regensburg 161 Regno di Croazia 47 Reichsfestung Tirol 169 Reichsgau Danzig 172 Reichsgau Kärnten 120 Reichsgau Tirol und Vorarlberg 121, 228 Reichsprotektorat Böhmen und Mähren 168 Repubblica Socialedi Salo 121, 191
259
Rhodos 48 Rijeka 16, 23, 24, 46, 47, 49, 111, 113, 114, 115, 116, 118, 119, 120, 121, 122, 123, 124, 125, 128, 129, 131, 134, 145, 152, 162, 169, 175, 191, 192, 198, 215, 217, 220, 221, 224, 233 Risiera di San Sabba (SS-Konzentrationslager bei Triest) 24, 130, 131, 218 Rogoznica 154 Rom (it. Roma, kroat. Rim) 16, 18, 29, 44, 47, 48, 49, 53, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 118, 119, 176, 178, 182, 192, 217, 218, 222, 229, 233 Romanovci (Kreis Bosanska Gradiška) 208 Rosenbach 145 Rottenmann 136, 158, 165, 212 Rovinj (Rovigno) 118, 134, 228 Ruhr (Ruhrgebiet) 58, 67, 180 Rumänien (Rumänen) 38, 54, 67 Russland 45 S Salo, Repubblica Sociale di Salo 121 Salzburg 157, 165, 178, 179, 180, 181, 218 Samobor 106, 107 Samparovizza (v. Čemparovica) 125 Sandschak 99 Santa Maria di Bagno (Provinz ForliDesena) 133 São Paolo (Brasilien) 179 Sarajewo (kroat./serb. Sarajevo) 14, 60, 88, 91, 104, 180, 214 Save 12, 14, 20, 26, 46, 73, 74, 80, 81, 98, 99, 102, 222 Savebanschaft (Savska Banovina) 20, 33, 34 Savoyen 46, 47, 124, 162 Savska cesta (Gefängnis und Sammellager Zagreb) 106 Savski Marof 95 Savudrija (Savore) 122 Schlesien 104
260
Anhang
Schlieer-Ebensee 163 Schruns 201 Schwabegg 197 Schwarzau 137 Schweinfurt 161 Seebach (bei Villach) 120 Seeboden (am Millstätter See) 125, 126, 145 Senj (Zengg) 60, 115, 155 Serbien 13, 21, 31, 33, 36, 71, 81, 84, 87,90, 96, 98, 99, 178, 189, 196 Šibenik (Sebenico) 115, 117, 179 Sinj (Landkreis Split) 49, 117, 151 Sisak 79, 86, 87, 90, 101, 105, 148, 155, 204, 206, 215 Sizilien 48 Skrad (Lika) 149 Slatina (Ostkroatien) 149 Slavonski Brod (Bezeichnung im NDH: Brod na Savi) 87, 103, 108, 151 Slawonien 108, 166, 168, 204 Slowenien 18, 31, 33, 35, 83, 90, 105, 110, 115, 116, 134 136, 158, 177, 191, 192, 224 Slowakei (Slowaken) 67, 157, 166 Sophiensäle (siehe Wien- Sophiensäle) 62 Sopron (Ödenburg) 136 Sowjetunion 64, 84, 92 Spanien 83 Spittal/Drau 125, 126, 187, 193 Split 23, 46, 47, 96, 114, 115, 118, 130, 132, 133, 156, 160, 192, 217, 223 Spoleto 47, 48, 53 Srinjina (Landkreis Split) 132 Stalingrad 158 Stara Gradiška 14, 61, 73, 74, 75, 79, 85, 100, 101, 102, 104, 108, 110, 148, 149, 204, 206, 207, 208, 209, 210, 211, 212, 213 Stato Indipendente di Croazia (siehe Unabhängiger Staat Kroatien) 109, 222 Steiermark 65, 88, 166, 168, 208, 209, 211 Steinamanger (Szombathely) 136 Steyr 85, 109, 161, 163, 202 Stockerau 91, 106, 109, 143
Store (Štore,Untersteiermark, heute Republik Slowenien, Kreis Celje) 210 Strasshof 154, 167 St. Andrä/Lavanttal 120 St. Pölten 232 St. Stefan/Lavanttal) 120 St. Veit/Glan 120 Stuttgart 10, 12, 33, 92, 170, 184, 201, 221, 224, 229, 230, 233 Sudetenland 172 Süddalmatien 115 Süddeutschland 166 Südost(europa) 12, 27, 37, 38, 39, 45, 46, 73, 79, 86220, 225, 227, 228 Südostkärnten 140 „Südostraum“ 48, 86, 98 Südostwall 7, 17, 51, 217, 229, 135, 166, 167, 168 Südtirol 116 Südwestbosnien 99 Südwestslowenien 125 Sušak 47, 49, 50, 124, 128, 162 Sutjeska 99, 102 Sveto Preobraženije (Metropolitankirche der Serbisch-Orthodoxen Kirche in Zagreb, „Zur Hl. Verklärung“) 184 Srijem (Syrmien) 52, 65, 96 Szombathely (Steinamanger) 136, 137 Šentilj (St.Egidi/Ägidi?) 211 Šibenik 46, 115, 117, 130, 131, 132, 155, 179 Štore (Slowenien) 210 Šturc (Store?, slowenische Untersteiermark?) 208, 211 T Tarvis 187 Tenje 87 Territori annessi 112, 134, 197 Territori occupati 134, 197 Theiss 167 Theresienfeld (Niederdonau) 150 Thondorf 201 Tinjan (Istrien) 127
Ortsnamenregister
Tirol 104, 154. 233 Tordinci 154, 166, 168 Traiskirchen 201 Trboško (? Gemeinde Bistrica, Kreis Bosanska Gradiška) 208 Trebinje 49, 117 Treibach-Althofen 125 Trianon 197 Triest(e) 18, 24, 103, 113, 118, 122, 125, 126, 127, 128, 129, 131, 140, 146, 152, 193, 215, 233 Trnovo 90 Trogir (Landkreis Split) 132, 192 Tschechoslowakei 172 Tübingen 16, 221 Tulumbat (Internierungslager für Evakuierte aus Jugoslawien, in Ägypten) 133 Tupljak (Bergwerk im heute kroatischen Istrien) 126, 127 Turin 218 Turjak (Kreis Bosanska Gradiška) 205, 206, 209, 211 Turnau (Steiermark) 87 Turnjak (Nordbosnien) 211 Tuturano (Stadtteil von Brindisi) 133 U Übermurgebiet (Muravidek) 39, 50, 92, 136, 167 Übersee 112, 175, 187, 188, 193 Udine 123, 126, 187 UdSSR 162, 190 Una (Fluss im Grenzgebiet von Kroatien und Nordwestbosnien) 102 Unabhängiger Staat Kroatien 5, 6, 7, 9, 10, 11, 12, 13, 15, 16, 17, 21, 22, 25, 27, 28, 29, 30, 33, 35, 37, 39, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 66, 67, 68, 70, 71, 80, 85, 89, 104, 105, 115, 116, 117, 118, 123, 128, 130, 131, 135, 177, 182, 183, 190, 195, 197, 200, 215, 217, 218, 220, 222, 224, 223, 233 Ungarn 5, 6, 10, 13,16, 17, 24, 35, 39, 47,
261
49, 50, 51, 54, 57, 67, 134, 135, 136, 139, 158, 166, 167, 168, 190, 193, 197, 214, 227, 229 Unterkrain 12, 17, 46, 50, 105, 142 Untersteiermark 12, 17, 46,71, 80, 110, 142, 177, 204 Uštica 72, 74, 208 V Varaždin 23, 88, 92, 135, 137, 180, 189 Vatikan 172, 174, 183 Velden am Wörthersee 187 Veliki Baštaji (bei Daruvar) 23 Vendome 225 Venezia Giulia 116, 121, 128 Versailles 111 Villa del Nevoso (Ilirska Bistrica, Südwestslowenien) 120 Villach 120, 125, 126, 128, 140, 166, 232 Vinice (Westslawonien) 88 Virginmost (siehe Gvozd) 11,140 Virovitica 86, 87 Vis (Lissa) 108 Viškovo 129 Voćin 90 Vodice 180 Vordernberg 205 Vranje (bei Boljun) 128 Vranješevci (Bezirk Slatina) 149 Vrbačka (Kreis Bosanska Gradiška) 208 Vrbaška (Kreis Bosanska Gradiška) 208 Vrbaško (Gemeinde Bistrica) 206 Vrboško (Trboško? – Gemeinde Bistrica, Kreis Bosanska Gradiška) 208 Vrginmost (heutiger Name: Gvozd) 111, 140 Vrlika 77, 153 Vrsi (Ortschaft im Kreis Zadar) 130, 219 Vukovar 107 W Warthegau 172 Wehrkreis XVII 117, 230
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Anhang
Wehrkreis XVIII 117, 120, 230 Weimar 32, 34, 55, 67, 158, 217, 220, 227 Weimar – Buchenwald 132 Weimarer Republik 32, 34, 55, 67, 217 Weisenfels (Gerichtsbezirk Krona-Kranjska Gora) 206 Weissenfels 211 Weiz 211 Wels 182 Westbosnien 90, 116 Westeuropa 57, 112, 175 Westfalen 31 Westkroatien 88, 99,100, 116, 117, 118, 119, 128, 133, 220 Westliche Herzegowina 98, 116 Westslawonien 61, 72, 73, 77, 86, 88, 90, 147 Westslowenien 116 Westwall 43 Wetzelsdorf (Graz-Wetzelsdorf ) 233 Wien (Stadt) 10, 12, 21, 37, 23, 44, 62, 63, 65, 73, 76, 77, 79, 80, 83, 86, 94, 95, 96, 97, 103, 108, 109, 120, 121, 140, 141, 142, 144, 149, 150, 151, 153, 155, 157, 158, 163, 166, 167, 168, 172, 175, 177, 178, 179, 181, 183, 185, 186, 188, 201, 202, 204, 208, 212, 217, 219, 220, 222, 225, 226, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 233, 234 – Wien, Erzdiözese 180, 181 – Wien-Mödling 204, 207, 213 – Wien-Liesing 97, 148, 169, 186 – Wiener Becken 163 Wiener Neudorf 152, 204, 205, 207, 208, 210 Wiener Neustadt 41, 120, 150, 151, 152, 153, 163, 164, 165, 166, 186, 201, 219 Wienerwald 186 Wimpassing 149, 201, 233 Wisimark, Wismat (bei Eisenerz) 205, 213 Wismut bei Eisenerz 148, 206 Wismut (bei Štore, Slowenien) 208, 210, 211
Wölfnitz 141 Woiwodina 78, 167 Y Yad Vashem 47, 115, 218 Ybbs 69, 50, 226, Z Zadar (Zara) 23, 46, 109, 111, 114, 115, 126, 130, 150, 160, 162, 192, 219, 222 Zagreb 7, 9, 11, 12, 14, 15, 16, 17, 20, 21, 22, 25, 26, 28, 29, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 40, 41, 42, 43, 44, 49, 50, 55, 57, 58, 59, 60, 63, 65, 66, 67, 68, 69, 72, 73, 74, 76, 77, 79, 80, 81, 82, 83, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 94, 95, 96, 97, 98, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 116, 117, 126, 128, 131, 132, 133, 134, 143, 148, 149, 155, 157, 158, 164, 175, 176, 178, 179, 180, 181, 182, 183, 184, 189, 198, 203, 204, 210, 212, 214, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 223, 224, 225, 226, 228, 229, 230, 231, 232 Zaprešić (bei Zagreb) 210 Zell am See 161 Zeltweg 233 Fliegerhorst Zeltweg 209 Zemun (Semlin) 23, 52, 90, 91, 118, 132 Zentralbosnien 97 Zentralkroatien 99, 116, 133 Zetra (Hauptfluss von Montenegro) 20 Zlatar 65 Zone annesse al Regno d’ Italia 49 Zone I oder A 48 Zone II oder B 48, 59, 99 Zone III 48, 99 Zürich 220, 228 Zvirica Vida (Landkreis Split) 32 Zweite Republik 16, 222, 230 Zwischenmurgebiet (Međimurje, ungarisch: Murakös) 39, 51, 64, 65, 135, 150, 154, 158, 167