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German Pages 577 [580] Year 1993
Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland Reihe 1945/1946 Herausgegeben von Günter Benser und Hans-Joachim Krusch
KGSaur München • New Providence • London • Paris 1993
Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland Reihe 1945/1946 Band 1 Protokolle des Sekretariats des Zentralkomitees der KPD Juli 1945 bis April 1946 Bearbeitet von Günter Benser und Hans-Joachim Krusch unter Mitarbeit von Hans Meusel
KG-Saur München • New Providence • London • Paris 1993
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland / hrsg. von Günter Benser und Hans-Joachim Krusch. - München ; New Providence ; London ; Paris : Säur Reihe 1945/1945. ISBN 3-598-11114-2 NE: Benser, Günter [Hrsg.] Bd. 1. Protokolle des Sekretariats des Zentralkomitees der KPD Juli 1945 bis April 1946 / bearb. von Günter Benser und HansJoachim Krusch unter Mitarb. von Hans Meusel. - 1993 ISBN 3-598-1 1 1 15-0
© Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed on acid-free paper Alle Rechte vorbehalten / All Rights Strictly Reserved K. G. Saur Verlag, München 1993 A Reed Reference Publishing Company Printed in the Federal Republic of Germany Druck: Strauss Offsetdruck, Hirschberg Binden: Buchbinderei Schaumann, Darmstadt ISBN 3-598-111 15-0
INHALTSVERZEICHNIS 1. Einführung
9
2. Vorbemerkung zu Band 1
23
3. Protokolle des Sekretariats des Zentralkomitees der KPD
31
Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Nr. 4 Nr. 5 Nr. 6 Nr. 7 Nr. 8 Nr. 9 Nr. 10 Nr. 11 Nr. 12 Nr. 13 Nr. 14 Nr. 15 Nr. 16 Nr. 17 Nr. 18 Nr. 19 Nr. 20 Nr. 21 Nr. 22 Nr. 23 Nr. 24 Nr. 25 Nr. 26 Nr. 27 Nr. 28 Nr. 29 Nr. 30 Nr. 31 Nr. 32 Nr. 33 Nr. 34 Nr. 35 Nr. 36 Nr. 37 Nr. 38 Nr. 39 Nr. 40 Nr. 41 Nr. 42
02.07.1945 08.07.1945 12.07.1945 15./16.07.1945 21.07.1945 25.07.1945 26.07.1945 28.07.1945 28.07.1945 30.07.1945 01.08.1945 02.08.1945 07.08.1945 09.08.1945 10.08.1945 13.08.1945 16.08.1945 20.08.1945 22./23.08.1945 25.05.1945 28.08.1945 31.08.1945 05.09.1945 06.09.1945 13.09.1945 14.09.1945 15.09.1945 20.09.1945 21.09.1945 23.09.1945 25.09.1945 28.09.1945 01.10.1945 02.10.1945 03.10.1945 08.10.1945 15.10.1945 22.10.1945 23.10.1945 24.10.1945 29.10.1945 10.11.1945
32 34 37 38 39 41 44 50 52 53 54 55 57 59 63 64 65 70 74 75 76 77 78 80 81 84 85 87 88 89 91 92 93 96 97 103 105 107 110 112 113 115 5
Nr. 43 Nr. 44 Nr. 45 Nr. 46 Nr. 47 Nr. 48 Nr. 49 Nr. 50 Nr. 51 Nr. 52 Nr. 53 Nr. 54 Nr. 55 Nr. 56 Nr. 57 Nr. 1/58 Nr. 2/59 Nr. 3/60 Nr. 4/61 Nr. 5/62 Nr. 6/63 Nr. 7/64 Nr. 8/65 Nr. 9/66 Nr. 10/67 Nr. 11/68 Nr. 12/69 Nr. 13/70 Nr. 14/71 Nr. 15/72 Nr. 16/73 Nr. 17/74 Nr. 18/75 Nr. 19/76 Nr. 20/77 Nr. 21/78 Nr. 22/79 Nr. 23/80
12.11.1945 15.11.1945 19.11.1945 24.11.1945 30.11.1945 03.12.1945 08.12.1945 14.12.1945 17.12.1945 19.12.1945 19.12.1945 22.12.1945 22.12.1945 27.12.1945 28.12.1945 05707.01.1946 07.01.1946 08./09.01.1946 14.01.1946 18.01.1946 22.01.1946 24.01.1946 27.01.1945 07.02.1946 08.02.1946 09.02.1946 12.02.1946 14.02.1946 23.02.1946 11.03.1946 13.03.1946 19.03.1946 20.03.1946 30.03.1946 01.04.1946 11.04.1946 15.04.1946 17.04.1946
117 118 121 122 124 127 129 131 133 137 139 140 141 142 144 145 146 147 148 153 154 156 159 164 166 167 168 171 175 182 188 190 193 198 204 207 212 214
4. Beilagen
221
4.1. Beschlüsse
222
Nächste zentrale Aufgaben der Parteiführung auf Grund des Aufrufes des ZK der KPD (Beschluß vom 09.06.1945)
222
Grundlage für den Etat des ZK der KPD (Beschluß vom 09.06.1945)
224 6
4.2. Dokumente (Aufrufe - Reden - Artikel) Einheitsfront der antifaschistisch-demokratischen Parteien
226
Schaffendes Volk in Stadt und Land! Männer und Frauen! Deutsche Jugend (Aufruf des ZK der KPD vom 11.06.1945)
227
Feste Einheit der demokratischen Kräfte (Artikel Wilhelm Piecks - 13.06.1945)
234
Erste Funktionärkonferenz des KPD Groß-Berlins (Rede Walter Ulbrichts - 25.06.1945)
237
Wohin der Ackermanns Weg gehen - 14.06.1945) (Artikelsoll Anton Die antifaschistische Einheit in den Konzentrationslagern
256
(Artikel Franz Dahlems - 14.07.1945)
260
Vereinbarung des Zentralkomitees der Kommunistischen und des Zentralausschusses der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (19.06.1945) Die antifaschistische Einheit ist da (Kommunique über die Bildung des Blocks der antifaschistisch-demokratischen Parteien
264
14.07.1945)
266
Der Weg zum Wiederaufbau Deutschlands (Rede Wilhelm Piecks - 19.07.1945) Erste Einheitskundgebung der antifaschistisch-demokratischen Parteien (Rede Wilhelm Piecks - 12.08.1945)
268 278
4.3. Berichte
285
Instrukteurbericht - Britische Zone (13.08.1945)
285
Instnikteurbericht- Französische/Amerikanische Zone (01./05.10.1945)
310
Instrukteurbericht - Amerikanische Zone (14./17.10.1945) Instrukteurbericht - Amerikanische Zone (15.01.1946)
347 7
372
Protokolle Aktionsgemeinschaft SPD-KPD München
385
4.4. Tabellen
473
Einwohner der SBZ
474
Organisation und Struktur der KPD Bezirke - Kreise - Orte - Betriebe
475
Betriebsgruppen
481
Quantitatives Wachsen der Mitgliedschaft
485
Mitglieder nach Alter und Geschlecht
493
Soziale Zusammensetzung der KPD
498
Politische Zusammensetzung der KPD
502
5. Anmerkungen
505
Zur Einführung
506
Zur Vorbemerkung zu Band 1
509
Zu den Protokollen
512
Zu den Beschlüssen
551
Zu den Aufrufen - Reden - Artikeln
552
Zu den Berichten
556
Zu den Tabellen
566
6. Verzeichnisse
567
6.1. Kalender Juli 1945 bis April 1946
568
6.2. Abkürzungen
574
8
Einführung * Reihe EINFÜHRUNG
ganz wenige Editionen zur Geschichte politischer Parteien oder von Massenorganisationen können Anspruch erheben, ohne Selektion auszukommen und geschlossene archivalische Überlieferungen lückenlos dem Nutzer darzubieten. Für die Jahre 1945/1946 und bezogen auf die zentrale Ebene mindestens einer Besatzungszone - beruhen unseres Wissens nur die Veröffentlichung der Protokolle des zentralen Einheitsfrontausschusses der antifaschistisch-demokratischen Parteien7 und die Quellenpublikation zur Vorgeschichte des FDGB8, die sich vor allem auf die Sitzungsberichte des Vorbereitenden Gewerkschaftsausschusses für Groß-Berlin stützt, aufder Erschließung und Wiedergabe vollständiger Fonds. Als Zeugnisse der Außensicht auf die politischen Kräfte im Deutschland des ersten Nachkriegsjahres ließen sich auch die veröffentlichten Berichte an den amerikanischen Geheimdienst OSS hier einordnen, obwohl es sich um eine Auswahl handelt.9 Weitere vergleichbare Editionen sind dann schon thematisch10 oder regional11 deutlich eingegrenzt.
Vorstellung und Einordnung der Reihe Dieser Band eröffnet eine fünfbändige Edition von Dokumenten zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland, Reihe 1945/1946. Das gesamte Vorhaben ordnet sich in vorliegende Ausgaben und Quellenpublikationen zur deutschen Nachkriegsgeschichte ein und hebt sich zugleich von diesen ab. Allein die Zahl der Quellen, die bislang zu dieser Thematik veröffentlicht worden sind oder mit ihr in Verbindung stehen - auf die umfängreiche Sekundärliteratur einzugehen, würde den Rahmen dieser Einführung sprengen - ist wahrlich nicht gering. Zeitlich meist aufdie Jahre 1945-1949 bezogen, finden sich diese in Aktenpublikationen1, in Editionen zu spezielleren Gegenständen oder zur Geschichte einzelner Parteien, Organisationen und Verbände oft in regionaler oder zonaler Begrenzung. Zum großen Teil sind dies allerdings Sammlungen zeitgenössisch bereits publizierter Aufrufe, Beschlüsse, Gesetze, Reden, Artikel und ähnlicher historischer Zeugnisse. Hierein fügt sich auch der Band 1945/ 1946 der Reihe Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, aufden in dieser Edition oft verwiesen wird.2 Besonders umfangreich ist die Veröffentlichung von Reden, Aufsätzen, Briefen und anderen Äußerungen von Zeitgenossen unterschiedlicher politischer Einfarbung.3
Eine fünfbändige Quellenedition, die für das erste Nachkriegsjahr die geschlossene Überlieferung der Protokolle der obersten Gremien und der zentralen Führungsorgane einer deutschen Partei darbietet, überragt somit in ihrer Dimension und in der damit erreichten Authentizität die bisherigen Veröffentlichungen deutlich. Dieses Gesamtprojekt sieht die Herausgabe folgender archivalischer Überlieferungen vor: - Die Protokolle der Sitzungen des Sekretariats des Zentralkomitees der KPD - Juli 1945 bis April 1946 (Bd. 1) - Die Protokolle der erweiterten Sitzungen des Sekretariats des Zentralkomitees der KPD - Juli 1945 bis Februar 1946 (Bd. 2) - Das Protokoll der Reichsberatung der KPD - 8./9. Januar 1946 (Bd. 3) - Das Protokoll der Reichskonferenz der KPD - 2./3. März 1946 (Bd. 4) -Das Protokoll des 15. Parteitages der KPD-19/20. April 1946 (Bd. 5)
Quellenpublikationen, die unsere neu eröffnete Reihe tangieren - Editionen zu den internationalen Beziehungen und zur Deutschlandpolitik der Siegermächte einmal ausgenommen haben meist eine beträchtliche Spannweite. Vorherrschend sind Zusammenstellungen von Dokumenten und Materialien unterschiedlicher Provenienz und verschiedenartigen Charakters, mit denen die Herausgeber ein aktuelles historisches Interesse befriedigen wollten.4 Überwiegend in thematisch angelegten Publikationen finden sich Quellen, die in besonderem Maße Bezug zu unserem Gegenstand haben.5 Beachtung verdienen auch Zeitzeugnisse aus der regionalen Geschichte, die häufig interessante Einblicke in die mittlere und untere Ebene der Organisationstrukturen der KPD bieten.6 Die Herausgeber all dieser Publikationen kamen in der Regel nicht umhin, eine Auswahl zu treffen. Nur
Diese Protokolle tragen die Gesamtedition, welche durch Beilagen bereichert wird. So bietet der erste Band weitere zeitgenössische Beschlüsse und Verlautbarungen der KPD, Instrukteurberichte aus den Westzonen, das Protokoll der Aktionsgemeinschaft von KPD und SPD, München, Tabellen und Statistiken zum Organisationsaufbau und zur Mitgliederbewegung. Vorgesehen ist die Aufnahme eini9
Einfuhrung * Reihe zwar weitgehend war, der Drang nach einer antifaschistisch-demokratischen Erneuerung jedoch historisch und unmittelbar aus den deutschen Verhältnissen erwuchs und, sofern er im Osten Deutschlands Realität wurde, nicht als Sowjetisierung erklärbar ist.
ger Beschlüsse und Rundschreiben im zweiten Band, von Protokollen der ersten überregionalen Konferenzen von Parteibezirken der Westzonen im dritten Band, von Anträgen und anderen Beilagen aus dem Umfeld der Reichskonferenz beziehungsweise des 15. Parteitages der KPD im vierten und fünften Band. Mit geringen Ausnahmen werden Erstveröffentlichungen dargeboten.
Ohne Vorgaben machen zu wollen, meinen wir, daß der Benutzer Anspruch auf einige Informationen hat. Schließlich käme es einer Täuschung gleich, versuchten wir den Eindruck zu erwecken, als hätten die Herausgeber keinen eigenen Standpunkt zu den Ereignissen der Jahre 1945/1946 und zu den in dieser Zeit entstandenen historischen Quellen. Auch bedürfet die allgemeinen Prinzipien der Auswahl und Edition einer Erläuterung und Begründung. Detaillierte Angaben und Hinweise sollen indes den Vorbemerkungen zu den jeweiligen Bänden vorbehalten bleiben. Dort werden die Quellen genauer beschrieben, ihre Genesis erhellt und einige bei der intensiven Beschäftigung mit dieser historischen Überlieferung gewonnene Erkenntnisse mitgeteilt. Auf übergreifende Rahmenbedingungen, Entwicklungstendenzen und Problemlagen der kommunistischen Bewegung des Jahres 1945/1946, die sich in allen fünf Bänden widerspiegeln, sei hingegen in dieser Einfuhrung aufmerksam gemacht.
Nicht nur bezogen auf das Nachkriegsgeschehen, sondern auch für die Geschichte der KPD ist diese umfangreiche und dichtgelagerte Edition ein Novum. Für keine Periode der Geschichte dieser zur Jahreswaide 1918/1919 gegründeten Partei existiert eine vergleichbare Quellenveröffentlichung.12 Abgesehen von dem 1985 - also nach fest 70 Jahren erstmals komplett herausgegebenen Protokoll des Gründungsparteitages13 sind Protokolle der insgesamt 15 Parteitage der KPD14 nie wieder veröffentlicht worden. Protokolle der Reichskonferenzen, von denen in der Weimarer Republik drei und im März 1946 eine weitere stattfänden, wurden weder als zeitgenössische Publikationen, noch später als historische Quellenveröffentlichungen herausgebracht. Hier beschränkte sich das Öffentlichmachen der Konferenzergebnisse auf den Abdruck einzelner Referate oder Beschlüsse. Gleich gar nicht wurden Protokolle von Sitzungen des Zentralkomitees, seines Politbüros und seines Sekretariats beziehungsweise vergleichbarer Führungsgremien bekannt.15 Allerdings ist die Situation im Zugang zu den internen Quellen anderer deutscher Parteien nicht besser. Insofern könnte diese nunmehr eröffnete Reihe durchaus geeignet sein, Maßstäbe für Transparenz der Geschichte politischer Parteien im Deutschland des 20. Jahrhunderts zu setzen.
Die KPD in der deutschen Gesellschaft Bei der Beurteilung aller in dieser Reihe dargebotenen Quellen sollte bedacht werden, daß die sich 1945 zu neuem politischen Handeln formierende KPD eine traditionsreiche deutsche Partei war. Auf äußere Einflüsse und Bindungen wird zurückzukommen sein. Aus den Auseinandersetzungen um Weg und Ziel sozialistischer Politik nach dem Zerfall der n. Internationale unmittelbar hervorgegangen, hegen ihre Quellen indes schon in den Anfangen der marxistischen deutschen Arbeiterbewegung. Zur Jahreswende 1918/ 1919 gegründet, war die Kommunistische Partei Deutschlands mit dem Anspruch angetreten, den Kapitalismus aufrevolutionäre Weise zu überwinden und eine sozialistische Gesellschaft zu errichten; sie wollte dem deutschen Volke aus Kriegen und Krisen den Weg in eine ausbeutungsfreie, friedensfahige, menschliche Gesellschaft weisen. Aus der Geschichte der ersten deutschen Republik ist diese Partei nicht hinwegzudenken. Immerhin war sie als Sektion der Kommunistischen Internationale die stärkste kommunistische Partei in einem kapitalisti-
Die Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung gewähren zudem - über die Geschichte der KPD hinausgreifend - auch Einblicke in die deutsche Gesellschaft der unmittelbaren Nachkriegszeit: in die ökonomischen, politischen und ideologischen Gegebenheiten, in die Spezifik der jeweiligen Besatzungspolitik, in das Agieren sowohl von Parteien und Organisationen als auch von Basisbewegungen wie antifaschistische Ausschüsse und Betriebsräte. Direkt oder indirekt widerspiegeln sie mitunter auch Vorgänge von europäischer oder globaler Dimension, vor allem Wechselbeziehungen zwischen deutscher Politik und dem Handeln der Siegermächte. So wird erkennbar, daß der Einfluß der Siegermächte 10
Einführung * Reihe pressalien, welche die bittersten Erfahrungen sammeln mußten, wurden sie doch von Leuten drangsaliert oder gar in den Tod getrieben, die sie eigentlich für ihre Genossen hielten. Alle waren sie hineingezogen in die Frontenbildung und Wechselfalle des zweiten Weltkrieges. Gemessen an diesen so unterschiedlichen Schicksalen und Erfahrungen nahmen die Kader der KPD bei durchaus auszumachender Differenziertheit im Frühjahr 1945 ihre Tätigkeit mit einem erstaunlichen Maß an politischer und strategischer Obereinstimmung auf.
sehen Lande gewesen. Auf ihrem Höbepunkt, im Jahre 1932, hatte sie etwa 360.000 Mitglieder in ihren Reihen vereinigt; organisatorisch war sie in 28 Bezirke, etwa 1000 Unterbezirke und 6500 Ortsparteiorganisationen gegliedert. Sechs Millionen Wähler hatten im November 1932 der KPD ihre Stimme gegeben, so daß die Kommunisten mit 100 Abgeordneten im Deutschen Reichstag vertreten waren. Tausende Abgeordnete der KPD wirkten in Landtagen, Kreistagen, Stadtverordnetenversammlungen und Gemeindevertretungen. Durch die Aktivität von Kommunisten in Gewerkschaften, Betriebsräten und anderen Interessenvertretungen, über Organisationen wie den Kommunistischen Jugendverband, die Revolutionäre Gewerkschaftsopposition, die Rote Hilfe Deutschlands, den Roten Frontkämpferbund, die Arbeitersportbewegung und Kulturverbände war die KPD mit zahlreichen Sympathisierenden verbunden gewesen. Millionen Deutsche hatten ihre politische Orientierung der Presse der KPD und den Veröffentlichungen parteinaher Verlage entnommen.
Was kommt nach Hitler? - Das war die Frage, die deutsche Kommunisten wie deutsche Antifaschisten insgesamt permanent bewegte. Die Auseinandersetzungen um das Scheitern der Weimarer Republik und um die Ursachen der Niederlage von 1933 sowie die mit dem VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale eingeleitete Kursänderung erbrachten neue Erkenntnisse. Diese wurden in den Debatten um Charakter und Folgen des zweiten Weltkrieges, durch Erfahrungen des antifaschistischen Kampfes im Lande und durch Lernprozesse in und mit der Bewegung "Freies Deutschland" vertieft. Schließlich zwang die sich mit den Ergebnissen der Krimkonferenz im Februar 1945 abzeichnende Nachkriegsordnung zu neuen Schlußfolgerungen. Das war keine Abkehr von der marxistisch-leninistischen Lehre; und der Glaube, im Besitz der Wahrheit zu sein, war bei den überzeugten Kommunisten eher bekräftigt als erschüttert. Die Zeitgenossen empfanden das Abrücken von Positionen, wie sie die KPD traditionell vertreten hatte, dennoch als sehr weitgehend. Das haben seinerzeit auch politisch den Kommunisten fernstehende Beobachter wiederholt registriert.
Diese Partei nun hatte die Verbots-, Unterdrückungsund Vernichtungspraxis des Dritten Reiches und der Terror der nazistischen Organisationen mit beispielloser Schärfe getroffen. Wenn die KPD diesen antikommunistischen Feldzug trotz unerhörter Verluste und trotz wiederholter Zerschlagung ihrer Strukturen und Verbindungen überstanden hat, so ist dies mehr als ein Hinweis auf ihre Verwurzelung in der Geschichte und den realen gesellschaftlichen Verhältnissen Deutschlands. Die deutschen Kommunisten, die in ihrer Mehrheit ungebrochen gegen Faschismus und Krieg stritten, sind natürlich besonders nachhaltig durch die Jahre 1933 bis 1945 geprägt. Sie harrten nicht nur einem Neubeginn entgegen, die meisten von ihnen arbeiteten mutig daraufhin. Viele Kommunisten in Deutschland leisteten dem Hitlerregime Widerstand, zumindest verweigerten sie sich den Nazis. Auch in Zuchthäusern und Konzentrationslagern schufen sie sich ihre Organisationen, um zu überleben und aufden Tag der Befreiung vorbereitet zu sein. Kommunisten eilten nach Spanien, um in den Internationalen Brigaden die Republik gegen Franco und gegen deutsche und italienische Legionäre zu verteidigen. In der Emigration stellten sie sich an die Seite der Antihitlerkoalition. So mancher in die Wehnnacht oder deren Strafkompanien gepreßte Kommunist lief zu den alliierten Armeen oder zu Partisaneneinheiten über. Doch da waren auch die Opfer und Zeugen Stalinscher Re-
Früher als andere Parteien versetzte sich die KPD so in die Lage, ihre Programmatik für die mit der Befreiung vom Faschismus beginnende neue Etappe deutscher Geschichte vorzulegen. Aus ihrer Überzeugung, den richtigen Weg gewählt zu haben, aus intensiver konzeptioneller Vorarbeit, aus ihrer Bereitschaft zu Disziplin und organisiertem Handeln und nicht zuletzt aus einem im Widerstand gegen die nazistische Diktatur gewonnenen neuen Selbstbewußtsein schöpften Kommunisten starke ideelle Triebkräfte für energisches und engagiertes Handeln. Hier liegen allerdings auch Ursachen von Selbstüberschätzung und der Anmaßung, andere, auch gegen deren Willen, in die von Kommunisten erstrebte Gesellschaft der Zukunft zu fuhren. 11
Einführung * Reihe Dieses Vorgehen war gleichbedeutend mit einem Abrücken der Führung der KPD von der Bewegung "Freies Deutschland", die für ein besiegtes und besetztes Land, angesichts der bedingungslosen Kapitulation und der Ergebnisse der Konferenzen von Jalta und Potsdam für nicht mehr zeitgemäß gehalten wurde. Das erklärt, weshalb wir in dieser Edition der Bewegung "Freies Deutschland" nur noch als historisches Relikt begegnen, obwohl die offizielle Auflösung des NKFD erst am 2. November 1945 erfolgte.
Die strategischen Erwägungen, die der Politik der KPD zu Grunde lagen, wie auch die näheren Ziele waren von der Führung der KPD unter Berücksichtigung der absehbaren Resultate des zweiten Weltkrieges und der ersten Erfahrungen der revolutionären Prozesse in den Ländern Ost- und Südosteuropas seit Herbst 1944 in Moskau erarbeitet worden. Deshalb bildet die Genesis dieser Strategie und Politik nicht den eigentlichen Inhalt unserer Edition. Vielmehr ging es für die KPD nun vorerst wesentlich um drei Richtungen beziehungsweise Felder des theoretischstrategischen und politisch-taktischen Denkens und Handelns:
Umsetzen und Ausformen der Strategie und Politik der KPD hatte unter Bedingungen zu geschehen, die gegenüber denen der Weimarer Republik grundlegend verändert waren. Die Nazis und die hinter ihnen stehenden Mächtigen der Rüstungswirtschaft hatten nicht allein ein total zerstörtes Land mit einer demoralisierten Bevölkerung hinterlassen, sondern Deutschland hatte seine Souveränität verloren, und es war in Besatzungszonen aufgeteilt. Es existierte anfangs keine funktionierende Verwaltung. Die Wirtschaft lag am Boden. Verkehr und Nachrichtenwesen waren gelähmt. Dies alles schlug auf die Arbeits- und Gestaltungsmöglichkeiten politischer Parteien voll durch. Politische Betätigung und deutsche Einflußnahme waren von Militärbehörden abhängig, die diese gewähren oder auch verweigern konnten. Die Gesetze und Direktiven des Alliierten Kontrollrates und seiner Organe, die Befehle der SMAD und die Gesetze und Erlasse der anderen Militärregierungen waren für alle Parteien unmittelbar geltendes Recht. So war in allen Zonen die Grenze deutscher Handlungsspielräume mehr oder weniger eng gezogen. Das wird in den hier abgedruckten Quellen immer wieder deutlich, war aber für die KPD nie Grund zur Resignation, vielmehr versuchte sie dennoch Hoffnung zu geben, Ziele zu vermitteln und Menschen zu aktivem Handeln zu bewegen. Auch davon spiegelt sich in den hier veröffentlichten Quellen viel wider.
Es galt erstens die grundlegende Orientierung in konkrete Initiativen und Kampagnen umzusetzen, dafür die Kader auszuwählen und zu formieren, generelle Richtlinien zu praktikablen Verordnungen und Gesetzen weiterzuführen sowie ständig Entwicklungen zu analysieren, um sie möglichst steuern zu können. Dabei mußte die KPD, die mit unterschiedlichen Bedingungen in den einzelnen Besatzungszonen durchaus gerechnet hatte, die Erfahrung sammeln, daß sich eine alle Besatzungszonen übergreifende Politik selbst innerhalb der kommunistischen Bewegung wegen vieler Hindernisse nur schwer durchsetzen ließ, was sich die Berliner Zentrale nicht ohne weiteres eingestehen wollte. Es sollten nun zweitens die vor allem im Exil, aber in erheblichem Maße auch in Deutschland diskutierten Lagebeurteilungen, Ausgangsüberlegungen, Etappenziele, Bündnisvorstellungen der gesamten Partei nahegebracht werden. Dies war um so nötiger, da selbst langjährige Parteimitglieder ein solches Umdenken nicht oder nur teilweise mitvollzogen hatten. Erst recht war diese politische Linie den zu erwartenden neuen Mitgliedern zu vermitteln. Die KPD strebte drittens danach, ihre Vorstellungen von Weg und Ziel sowohl zum Ausgangspunkt als auch zum Inhalt der Aktionseinheit der Arbeiterbewegung - vor allem natürlich von KPD und SPD zu machen und sie, gemeinsam mit sozialdemokratischen Partnern, zur Programmatik einer sozialistischen Einheitspartei weiterzuentwickeln. Soweit es sich um Gegenwartsaufgaben handelte, sollten diese politisch-strategischen Vorstellungen - wenn nötig mit Abstrichen und begrenzter Bereitschaft zu Kompromissen - zugleich als Plattform einer antifaschistisch-demokratischen Einheitsfront beziehungsweise eines Blocks der antifaschistisch-demokratischen Parteien dienen.
Die vorliegende Quellensammlung dokumentiert aus der Geschichte der KPD nur einen kurzen Abschnitt: die Zeitspanne vom Hervortreten aus der Illegalität bis zum 15. Parteitag der KPD im April 1946. Ist diese Wegstrecke lediglich nach wenigen Monaten zu bemessen, so nimmt sie doch einen besonders markanten Platz in der Entwicklung und im Wirken der KPD ein. Für die bis dahin stets in striktem Gegensatz zum herrschenden Gesellschaftssytem stehende KPD bot sich nun erstmals die Möglichkeit, nicht als Oppo12
Einfühlung * Reihe sitionspartei, sondern als eine den Neuaufbau mitgestaltende und tragende Kraft in die Geschehnisse und in die Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse eingreifen zu können - eine Chance, die diese Partei in allen Besatzungszonen zu nutzen suchte. Die Bände diese Reihe widerspiegeln durchgängig das Bestreben der Kommunisten, ihre Organisation als Partei des antifaschistisch-demokratischen Neuaufbaus zu profilieren und das von der Parteiführung erarbeitete Konzept in ganz Deutschland zum Tragen zu bringen, schon deshalb war sie damals prinzipiell zur Zusammenarbeit mit allen Besatzungsmächtal bereit.
Weise unterschiedlichen Schichten der Bevölkerung öffnen wollte. Die Archivalien entstammen jener Periode, in der im Osten Deutschlands weitreichende gesellschaftliche Veränderungen eingeleitet wurden. Dies geschah meist auf Initiative und unter maßgeblichem Einfluß der KPD, doch vielfach im Konsens mit anderen Parteien und Organisationen, unter Mitwirkung von Antifaschisten unterschiedlicher sozialer Herkunft und parteipolitischer oder weltanschaulicher Bindung. Im Selbstverständnis der KPD wurden damit Schlußfolgerungen aus der fehlgeschlagenen Novemberrevolution, dem Scheitern der Weimarer Republik und den bitteren Erfahrungen mit Faschismus und Krieg gezogen; und es wurde für sie mit dem Blick auf ganz Deutschland in einem Teil des Landes begonnen, Forderungen und Ziele der deutschen Arbeiterbewegung durchzusetzen. Aus vielen Dokumenten wird zugleich deutlich, daß dieses Konzept von Anfang an auf Widerstand der traditionellen politischen Gegner der KPD stieß. Auch Partner der KPD in der Einheitsfront der antifaschistisch-demokratischen Parteien verhielten sich nicht selten kritisch zur Politik der KPD. Nach Zustimmungserklärungen kam es auch zu Differenzierungen, die teilweise zum offenen Bruch mit den Kommunisten führten. Der mit der Bildung der Einheitsfront erreichte Konsens wurde im Prozeß der antifaschistisch-demokratischen Veränderungen immer wieder auf die Probe gestellt, und so zeigten sich bei der Bodenreform, bei der Sequestrierung von Betrieben, bei der Schulreform und in anderen Bereichen neben Obereinstimmung auch gegensätzliche und zum Teil unvereinbare Standpunkte sowohl in den Inhalten als auch in den Methoden, zumal natürlich jede Partei ihren Einfluß auszudehnen suchte und in den Mitteln nicht immer wählerisch war. Jedoch nicht in jedem Falle lagen die Ursachen von Zerwürfnissen in Meinungsverschiedenheiten über den antifaschistisch-demokratischen Neuaufbau, auch vehement vertretene Führungsansprüche der KPD und die Art ihrer Durchsetzung führten dazu, daß anfängliche Partner von der KPD abrückten.
Die Programmatik der KPD für eine antifaschistischdemokratische Umwälzung, die an die Verwirklichung der sozialistischen Ziele heranführen sollte, unterschied sich - was viele Zeitzeugen bestätigten erheblich vom Kurs dieser Partei vor 1933. Ihre Anziehungskraft war vor allem in der Anfängsphase des politischen Neubeginns beträchtlich. Das trifft vor allem auf den Aufruf des Zentralkomitees der KPD vom 11. Juni 1945 zu, mit dem die KPD die Korrektur ihrer Programmatik in Deutschland öffentlich machte. Hier sprach sie sich für "die Errichtung eines antifaschistischen, demokratischen Regimes, einer parlamentarisch-demokratischen Republik mit allen demokratischen Rechten und Freiheiten für das Volk" aus. Sie stellte ein zehn Punkte umfassendes Aktionsprogramm vor, das sie zugleich als Grundlage für einen Block antifaschistisch-demokratischer Parteien offerierte.16 Die anhaltende und gegenwärtig durch den erweiterten Quellenzugang neu genährte Diskussion, ob und wie ernst es der KPD wirklich mit dieser Neuorientierung gewesen ist, wird sich anhand der nun einem größeren Nutzerkreis zugänglich gemachten Quellen gründlicher und stärker auf der Basis komplexer authentischer Zeugnisse weiterführen lassen. Auf alle Fälle belegen die hier unterbreiteten Quellen Standpunkte und Entscheidungen, die in der "alten" KPD so nicht oder kaum anzutreffen waren. Das gilt für die nationale Frage, für die Teilnahme an Koalitionsregierungen wie überhaupt die Übernahme von Verantwortung im Regienmgs- und Verwaltungsapparat sowie für die verfassungsrechtliche Gestaltung der Gesellschaft. Das zeigt sich im Verhältnis zur Sozialdemokratie und zu einem dem Antifaschismus verpflichteten breiten Bündnis. Ein verändertes Herangehen läßt sich nicht zuletzt auch hinsichtlich der Partei selbst feststellen, die sich aufneue
Entwicklungsabschnitte der KPD 1945/1946 Ist jeder Band bereits für sich genommen ein wichtiges Zeugnis kommunistischer Programmatik, Politik und des Funktionierens der Partei selbst, so liegt doch der Hauptwert in der Quellenpublikation als Ganzem, denn nur aus der Gesamtheit erschließt sich das vollständige Bild der KPD von 1945/1946. 13
Einführung * Reihe Historisch-chronologisch betrachtet - die noch geraume Zeit fortexistierende Emigration nicht berücksichtigt -, zeichnen sich vier Entwicklungsabschnitte ab. Dabei ist im ersten Abschnitt für die einzelnen Besatzungszonen eine deutliche Phasenverschiebung zu beobachten: Während in der Sowjetischen Besatzungszone der Befehl Nr. 2 der SMAD vom 10. Juni 1945, der die Betätigung antifaschistisch-demokratischer Parteien und freier Gewerkschaften gestattete, einen deutlichen Einschnitt markierte, erstreckte sich der Übergang in die Legalitat in den Westzonen über einen längeren Zeitraum mit regionalen Unterschieden und Zwischenstufen. Die wesentlichen Inhalte der einzelnen Etappen lassen sich stichwortartig so beschreiben:
Bildungssystems, von Agitation und Propaganda erste Reichsberatung der KPD mit Vertretern aus allen Besatzungszonen als Abschluß der Neuformierung und gedacht als Schritt zu vereinheitlichter Handlungsfähigkeit der KPD in ganz Deutschland.
Januar bis Anfang März 1946 Zentrale Konferenzen der KPD zur Wirtschaftspolitik, zur Kulturpolitik und zu anderen Hauptfeldern ihrer Programmatik - Aktionen zur Durchsetzung der Forderungen des Aufrufs vom 11. Juni 1945 - Gewerkschaftswahlen in der Sowjetischen Besatzungszone und erster Kongreß des FDGB Gründung der FDJ - Erklärungen für den Erhalt der Einheit Deutschlands - erste legale Bezirks- und Landeskonferenzen der KPD in den Westzonen Mitarbeit von Kommunisten in Regierungen und verfassungsvorbereitenden Gremien westdeutscher Länder - Wahlen in der Amerikanischen Besatzungszone - faktisches Scheitern des für ganz Deutschland gedachten Konzeptes der KPD in den Westzonen Entscheidung für die Einheitspartei in der Sowjetischen Besatzungszone - die letzte Reichskonferenz der KPD.
Frühjahrbis September 1945 Die KPD in den Antifa-Ausschüssen und lokalen Verwaltungsorganen - ihre Vorbereitungen auf den Übergang in die Legalität unter den Bedingungen des Besatzungsrechtes - der Aufruf des ZK vom 11. Juni 1945 und seine Verbreitung - die Arbeitsaufnahme des Sekretariats des Zentralkomitees - der Aufbau des zentralen Parteiapparates - die Formierung der Parteiorganisationen in Orten, Kreisen und Ländern - das Zustandekommen von Aktionsabkommen mit der SPD und von Ausschüssen der Einheitsfront der antifaschistisch-demokratischen Parteien - die Mitarbeit in Betriebsräten und beim Aufbau freier Gewerkschaften - das Eintreten der Kommunisten in die Präsidien von Landes- und Provinzialverwaltungen die Stellung zum Potsdamer Abkommen.
Anfang März bis Ende April 1946 Polarisierung zwischen Befürwortern und Gegnern der Einheitspartei - politisch-organisatorische Konsolidierung der den Zusammenschluß mit den Kommunisten ablehnenden Sozialdemokraten - Verabschiedung der Entwürfe von Grundsätzen und Zielen sowie des Statuts der Einheitspartei - Zusammenschluß der kommunistischen und der sozialdemokratischen Parteiorganisationen in der Sowjetischen Besatzungszone, lokale Bestrebungen zur Fortentwicklung der Aktionseinheit und zur Schaffung von Organisationen der Einheitspartei in den Westzonen - Zuspitzung der Auseinandersetzungen um die Einheitspartei in Berlin (Urabstimmmung) - massive Einflußnahme der Besatzungsmächte - Signale des heraufziehenden Kalten Krieges -15. Parteitag der KPD - Vereinigungsparteitag mit der SPD.
September bis Jahresende 1945 Beginn der Bodenreform, der Schulreform, der Zerschlagung von Konzernen und weiterer Eingriffe in die alten Gesellschaftsstrukturen - Organisierung entsprechender Kampagnen - Verabschiedung der Richtlinien für die Entnazifizierung im zentralen Einheitsfrontausschuß - Vorbereitungen zur Bildung eines Gewerkschaftsbundes - Kurswechsel der KPD in Richtung Einheitspartei - deutliche Anzeichen gegensätzlicher Entwicklungstendenzen und unterschiedlicher Bedingungen für die KPD in der Sowjetischen Besatzungszone einerseits und den Westzonen andererseits - Hervortreten der Besonderheiten der Viersektorenstadt Berlin - Rückläufigkeit von Einheitsbestrebungen in den Westzonen - erste SechzigerKonferenz von KPD und SPD - straffere Organisierung der Partei und Aufbau des Schulungs- und
Der erste Band der Reihe erstreckt sich über alle vier, der zweite Band über die ersten drei der genannten Entwicklungsabschnitte; die übrigen Bände ordnen sich jeweils in einen der beiden letzten Zeiträume ein. 14
Einführung * Reihe anzuerkennen und sich für die Verwirklichung der Beschlüsse der Partei einzusetzen.
Hauptfelder der Aktivität der KPD 1945/1946 Inhaltlich gesehen sind die genannten Entwicklungsabschnitte dadurch miteinander verbunden, daß in der Gesamtedition, wenngleich mit gewissen zeitlichen Schwerpunkten, einige Hauptfelder der Tätigkeit der KPD und ihrer Führung deutlich hervortreten.
Zur KPD stießen nun nicht wenige Funktionäre und Mitglieder, die vor 1933 sowohl in Opposition zur Politik des sozialdemokratischen Parteivorstandes als auch zum Kurs der damaligen kommunistischen Führung standen. Sie hatten sich der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands, dem Internationalen Sozialistischen Kampfbund, der KPD (Opposition) oder dem Leninbund angeschlossen. Eigentlich sollte ihre Aufnahme in die KPD durch noch im Moskauer Exil festgelegte Steuerungsmechanismen19 zunächst zurückgestellt werden. Doch gelangte eine derartige Kontrolle von Parteiaufhahmen an der Basis wohl kaum zur Wirkung. Die im Sommer 1945 von der Zentrale und auch von einer Reihe Bezirksparteiorganisationen erlassenen Richtlinien über Parteiaufbau und Mitgliederaufnahme betonten dann, daß sich die KPD weit öffnen, zugleich aber gegen das Eindringen von Nazis schützen müsse. Langjährige KPD-Mitglieder sollte Rechenschaft legen, wie sie sich in der Zeit des Faschismus verhalten hatten.
Erstens offenbaren die Quellen viel über die oiganisatorische und politisch-ideologische Entwicklung der Partei selbst. Der Benutzer wird bei Durchsicht der Bände feststellen, daß sich die KPD als eine sehr geschichtsbewußte Partei begriff. Sie verstand sich als eine Organisation der deutschen Arbeiterbewegung und führte sich vor allem auf den Bund der Kommunisten, auf die Eisenacher Partei und auf die Linken in der deutschen Sozialdemokratie zurück. Auch nach Auflösung der Kommunistischen Internationale fühlte sie sich dem Ideengut der Oktoberrevolution verpflichtet und der Sowjetunion aufs engste verbunden. Vor allem die von den alliierten Streitkräften aus Zuchthäusern und Konzentrationslagern befreiten, aus dem Untergrund heraustretenden oder aus dem Exil zurückkehrenden Parteimitglieder betrachteten sich als Wahrer des Vermächtnisses der antifaschistischen Widerstandskämpfer, zuvörderst ihrer gefallenen Kameraden.17
Wie die dem ersten Band beigefugten Tabellen ausweisen, traten der KPD Hunderttausende neuer Mitglieder bei, von denen der große Teil vor 1945 parteipolitisch nicht gebunden gewesen war. Die Mitgliederzahl der KPD wuchs bis zum April 1946 auf über 800.000 an, also auf weit mehr als das Doppelte des Standes von 1932. Das wies die KPD als die nach der SPD mitgliederstärkste deutsche Partei aus. Doch war dieser Zuwachs territorial äußerst unterschiedlich. Über 600.000 Mitglieder waren von den Parteiorganisationen in der Sowjetischen Besatzungszone erfaßt, die damit im Schnitt sechsmal so viel Mitglieder wie vor 1933 aufwiesen. Jene, die sich schon vor der Errichtung der Hitlerdiktatur der KPD angeschlossen hatten, stellten zwar proportional die Minderheit dar, doch lag auf allen Ebenen und Aktionsfeldern die Leitung in der Regel fest in deren Händen. Sie brachten in den Aufbau der Presse und der Verlage, in das Schulungssystems, das Organisationswesen und den politischen Stil der Partei viel von ihren Erfahrungen ein, was allerdings nicht selten auch ungeprüft zu Rückgriffen auf vertraute, aber nicht unbedingt zeitgemäße Formen und Methoden führte. So bieten die Quellen das Bild einer Partei, die Vielfalt aufwies - verwurzelt in den Traditionen der deutschen Arbeiterbewegung, geprägt durch das widersprüchliche Erbe der KPD, stalinistische Auffassungen und Praktiken inbegriffen, zugleich
Eine Analyse der im ersten Band enthaltenen biographischen Angaben" zu Funktionären der KPD weist aus, daß diejenigen, welche der älteren Generation angehörten, bereits vor 1914 der SPD beitraten, während des ersten Weltkrieges mit den Mehrheitssozialisten brachen und über den Spartakusbund, teilweise über andere linke Gruppierungen, vor allem aber über die USPD zur KPD gelangten. Ausschließlich alle nahmen nach 1933 am antifaschistischen Widerstand teil. Dominierten im Sekretariat des ZK und bei den Unterzeichnern des Aufrufs vom 11. Juni 1945 dieausdemExilinderUdSSRzurückgekehrten Funktionäre, so waren von den 1. Sekretären der im Herbst 1945 bestehenden 20 Bezirksparteiorganisationen nur drei in sowjetischer Emigration, die meisten aber im Lande selbst, in der französischen Resistance oder in westlichen Exilländem aktiv gewesen. Die Quellen zeugen von dem Bestreben, die KPD über die Arbeiterklasse und über die traditionelle Anhängerschaft hinaus allen zu öffnen, die bereit waren, das Aktionsprogramm vom 11. Juni 1945 15
Einführung * Reihe offen für Neues und bereit aus bitteren Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen.
schistisch-demokratische Veränderungen, die ursprünglich längerfristig angelegt war, wie auch über das Reagieren der KPD auf widersprüchliche Entwicklungen in den Führungsgremien und den Bezirksverbänden der SPD, sowohl in der Sowjetischen Besatzungszone als auch in den Westzonen. Dabei treten bezüglich der Westzonen Erwartungshaltungen zutage, die nicht der realen Lage entsprachen, auch Illusionen hinsichtlich der eigenen Einflußmöglichkeiten. Die große Aufmerksamkeit, die das Sekretariat des ZK der Entwicklung in den Westzonen widmete, die so entstandenen internen Informationen und Berichte oder auch ein solches Zeugnis wie die Protokolle der Aktionsgemeinschaft SPD-KPD, München, lassen sich schwerlich als Suche nach einem "Blutspender" interpretieren. Sie wollen vielmehr befragt sein, wie ernst es der KPD mit ihrem Bemühen um ein gemeinsames Vorgehen mit der Sozialdemokratie in ganz Deutschland gewesen ist.
Zweitens zeugen die Quellen vom starken Engagement der Funktionäre und Mitglieder der KPD für das Überleben der deutschen Bevölkerung und den Wiederaufbau des Landes, der eigentlich ein Neuaufbau mit weitgehenden politischen und sozialen Veränderungen sein sollte. Diese Verknüpfung von drängenden Tagesinteressen mit gesellschaftlicher Umgestaltung war ein Wesenszug kommunistischer Politik jener Zeit. Die Bände enthalten eine Fülle von Informationen über die Wirksamkeit von Kommunisten in AntifäKomitees und Aktionsausschüssen, über ihr Engagement für starke und einflußreiche Einheitsgewerkschaften, weitgehende Rechte der Betriebsräte und umfassende Mitbestimmung der Werktätigen, in Komitees der gegenseitigen Bauernhilfe, in Frauenausschüssen, in der Jugendbewegung, im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, in Hilfsorganisationen für Flüchtlinge und Umsiedler, für Kinder und andere besonders vom Kriege Betroffene, für Opfer des Faschismus, in Verwaltungen der Kommunen, Kreise, Länder und Provinzen sowie schließlich in Regierungsämtem. Dokumente aus allen Besatzungszonen belegen, daß die KPD überall für die Bestrafung der Nazi- und Kriegsverbrecher, für die Entmachtung der von ihr für Faschismus und Krieg verantwortlich erklärten Kräfte des Monopolkapitals und Großgrundbesitzes, für die Vergesellschaftung der großen Industrie und für eine Agrarreform, für eine Erneuerung der Schule, des kulturellen Lebens, der Justiz und anderer Bereiche eintrat.
Besonders gut belegt sind Optionen und Motivationen der KPD in der im September 1945 beginnenden Etappe, in der sie, gestützt auf Erfolge der Aktionseinheit, einen möglichst raschen Zusammenschluß mit der SPD ansteuerte. Aufschlußreich sind hier vor allem die im zweiten Band dominierenden stenographischen Protokolle der Beratungen des Sekretariats des ZK der KPD mit den Bezirkssekretären und anderen Funktionären der Partei aus den Monaten November 1945 bis Januar 1946, also aus einer Zeit, da die Beziehungen zwischen beiden Parteien, auch in der Sowjetischen Besatzungszone, starken Belastungen ausgesetzt waren und die KPD ihren Kurs auf die Vereinigung emsthaft gefährdet sah. Die KPD suchte nun durch die inhaltliche Ausfüllung des von ihr schon auf der Brüsseler Parteikonferenz (1935) und der Bemer Parteikonferenz (1939) erörterten Einheitsparteiprojektes dessen Anziehungskraft zu erhöhen. Ihre programmatische Arbeit gewann wieder an Bedeutung . Über bereits veröffentlichte Materialien hinausgehend, geben die in dieser Reihe abgedruckten Quellen genauere Einblicke in die Vorstellungen der kommunistischen Führung, so vom Konzept eines besonderen deutschen Weges zum Sozialismus und vom kompromißbereiten Herangehen an die Erarbeitung von Grundsätzen und Zielen der Einheitspartei und des Parteistatuts. Ahnliches trifft auf die Tätigkeit der Kommunisten in den auf allen Ebenen geschaffenen, paritätisch zusammengesetzten Organisationsausschüssen für die Vereinigung der Parteien zu, über die berichtet wird.
Dabei erweisen die Quellen Motivationen und Vorgehensweisen deutscher Kommunisten, aber auch die Zwänge, denen sie unter Besatzungsbedingungen ausgesetzt waren. Sie lassen die Widersprüche zwischen überzeugter Aktivität an der Parteibasis und dirigistischen Führungsmethoden, das Spannungsfeld von Einordnung in eine zentralistisch geführte Kaderpartei und eigenständigem Handeln von Mitgliedern und Funktionären einer Massenpartei erkennen. Drittens erhellt diese Edition in bisher noch nicht erreichter Konkretheit die Beziehungen der KPD zu anderen Parteien. Sehr detailliert tritt das Verhältnis zur Sozialdemokratie, der wichtigsten Partnerin und zugleich Rivalin der KPD hervor. So geben die ersten beiden Bände weitere Aufschlüsse über die Politik der KPD in der Phase der Aktionseinheit für antifa16
Einführung * Reihe Erheblich geringer spiegeln sich die Beziehungen der KPD zu den anderen Parteien wider. Doch belegen auch hier die Quellen, wie das im Kampf gegen Faschismus und Krieg geborene Volksfrontkonzept in der Sowjetischen Besatzungszone zunächst aufzugehen schien. Im Kontext der bereits veröffentlichten Protokolle des zentralen Einheitsfrontausschusses der antifaschistisch-demokratischen Parteien geben sie weiteren Aufschluß über die Vorbereitung der KPD auf diese Sitzungen, über die Genesis gemeinsamer Beschlüsse und Aufrufe, über Gemeinsamkeiten und Differenzen auf unterschiedlichen Politikfeldem. Klarer erschließen sich auch Ansätze und Grenzen von Blockpolitik in den Westzonen. Es ist belegt, daß Zusammenarbeit mit Christdemokraten und Liberalen in der Landes- oder Kommunalpolitik auch hier nichts Ungewöhnliches war.
durchziehen diese Quellenpublikation. Augenfällig ist, mit welchem Nachdruck - bis hin zu Eingriffen in Aktionslosungen regionaler Parteiorganisationen die kommunistische Führung das Übereinstimmende zwischen den Positionen der KPD und den Festlegungen alliierter Abkommen hervorkehrte. Das betraf nicht nur die den Kommunisten genehmen Festlegungen über die Bestrafung der Nazi- und Kriegsverbrecher, die vollständige Entnazifizierung, die völlige Abrüstung und Entmilitarisierung, die Vernichtung der bestehenden übermäßigen Konzentration der Wirtschaftskraft in Gestalt von Kartellen, Syndikaten und Trusts sowie die demokratische Umgestaltung des politischen Lebens. Dies galt auch für die schwer auf dem deutschen Volke lastenden Auflagen zur Wiedergutmachung, für Gebietsabtretungen, Aussiedlungen, Reparationen und Demontagen.
Viertens dokumentieren diese Quellen die Stellung der KPD in der nationalen Frage, zur Deutschlandpolitik der Siegermächte und vor allem zum Potsdamer Abkommen. Im Unterschied zu ihrer Haltung in der Weimarer Republik präsentierte sich die KPD im Ergebnis ihres antifaschistischen Kampfes ausdrücklich als eine patriotische Kraft. Sie bot ihre Politik als Alternative zur - wie es zeitgenössisch hieß - Restauration des deutschen Imperialismus und Militarismus an, der Deutschland in die größte Katastrophe seiner Geschichte gestürzt habe. Ihre Forderungen nach einem radikalen Bruch mit der reaktionären Vergangenheit, nach weitreichenden Eingriffen in die alten Macht- und Eigentumsverhältnisse sowie nach einer Erneuerung des gesamten gesellschaftlichen Lebens begründete sie explizite damit, daß allein so eine friedliche Zukunft der deutschen Nation gesichert werden könne. So sah sie auch die nationalen Belangen anderer Völker, insbesondere die Sicherheitsinteressen der europäischen Nachbarn, die bereits mehrfach Opfer deutscher Aggression und Expansion geworden waren, am besten gewahrt.
Aus der Überlieferung geht hervor, daß die KPD um die schweren Belastungen wußte, die dies hinsichtlich der Akzeptanz der eigenen Politik in der deutschen Bevölkerung mit sich brachte. Die KPD unterschied sich damit nicht nur von jenen zunächst im Hintergrund agierenden Kräften, die von Anfang an aufeine Revision dieser Ergebnisse des zweiten Weltkrieges und der antifaschistischen Befreiungsbewegung der Völker hinarbeiteten, sondern hinsichtlich der Konsequenz ihrer Haltung auch von allen anderen deutschen Parteien. Die KPD sah trotz der Schwere vieler Bedingungen gerade im Potsdamer Abkommen eine Chance, die eigene nationale Politik gestützt auf völkerrechtliche Vereinbarungen zum Tragen zu bringen. So beriefsie sich auch zunehmend aufdie von den Regierungschefs der USA, der UdSSR und Großbritanniens in Potsdam getroffene Übereinkunft, zentrale deutsche Verwaltungen mit Staatssekretären an der Spitze einzurichten und Deutschland als wirtschaftliches Ganzes zu behandeln, um so ihr Verlangen nach Erhalt der staatlichen Einheit zu legitimieren.
Dieses Verständnis deutscher Schuld und Verantwortung bestimmte auch ihr Herangehen an die Ergebnisse der Konferenzen von Jaha und Potsdam. Die Übereinkunft der Siegermächte, den deutschen Militarismus und Faschismus auszurotten und dafür Sorge zu tragen, daß "Deutschland nie wieder seine Nachbarn oder die Erhaltung des Friedais in der ganzen Welt bedrohen kann" 20 , war zentraler Bezugspunkt der Politik der KPD. Der Inhalt der Vereinbarungen der Potsdamer Konferenz und die Auseinandersetzungen um ihre Verwirklichung
In diesem Zusammenhang sind in dieser Dokumentation wiedergegebene Zeugnisse aus den Westzonen aufschlußreich, die belegen, daß sich die KPD gegen eine Loslösung des Saarlandes und linksrheinischer Gebiete wandte, frühzeitig Gefahren für den Erhalt der deutschen Einheit signalisierte und Stellungnahmen gegen jedweden Separatismus initiierte. Die Quellen bezeugen, daß von der KPD seit der Jahreswende 1945/1946 gemeinsam mit der SPD und den anderen Parteien der Einheitsfront Anstöße zur Schaffimg 17
Einführung * Reihe einer breiten nationalen Bewegung kamen, welche Gefahren für die deutsche Einheit abwenden sollte. Einer Deutschland teilenden Blockbildung und der Separiemng einzelner Länder oder Zonen wollte die KPD durch die Errichtung einer antifaschistischdemokratischen deutschen Republik mit Berlin als Hauptstadt begegnen. Eine so verstandene nationale Verantwortung diente ihr auch als wesentliches Argument zur Begründung des Zusammenschlusses der Arbeiterparteien und zur Schaffung einheitlicher Massenorganisationen der Jugend, der Frauen, der Bauemund der Kulturschaffenden. Die Übereinstimmung dieses Konzeptes mit der damaligen sowjetischen Deutschlandpolitik steht ebenso außer Zweifel wie die Tatsache, daß die KPD auf diese Weise ihre Gesellschaftsstrategie in ganz Deutschland zu verwirklichen suchte. Gerade daraus folgt aber, daß es sich hierbei nicht um ein taktisches Manöver zur Flankierung eines ostdeutschen Separatweges handelt.
Wie zu erwarten, stand die KPD nicht in gleicher Nähe oder Feme zu allen Besatzungsmächten, wie die Besatzungsmächte auch ihrerseits der KPD auf verschiedene Weise begegneten. Aus den Quellen geht hervor, daß sich frühzeitig sehr unterschiedliche Bedingungen für das Wirken der KPD in den einzelnen Zonen abzeichneten, die in den jeweiligen Parteiorganisationen, ihren Leitungen und in der Führung der KPD registriert wurden und überliefert sind. Als gravierendsten Unterschied zur Sowjetischen Besatzungszone empfanden und vermerkten die Funktionäre aus den Westzonen, daß dort, also im weitaus größeren Teil Deutschlands, die KPD noch Monate nach der Potsdamer Konferenz nicht zugelassen war, einen längeren Zeitraum also faktisch halblegal arbeiten mußte. Selbst auf Orts- und Kreisebene zogen sich die Lizensierungen bis zur Jahreswende, in der französischen Zone bis zum April 1946 hin. Durchweg verwehrt blieb die Herausgabe eigener Zeitungen; auch andere Möglichkeiten, die eigene Politik der Bevölkerung nahezubringen, waren sehr eingeengt. Demgegenüber bezeugen Quellenstücke aus den ersten Nachkriegsmonaten jedoch auch Beispiele guter Zusammenarbeit mit Besatzungsorganen. Die Mitwirkung der Kommunisten an der Entnazifizierung und an einer demokratischen Neugestaltung - bis hin zu ihrer Teilnahme an den Landesregierungen - wurde von Besatzungsbehörden als unumgänglich und von nicht wenigen ihrer Vertreter sogar als unverzichtbar betrachtet.
Fünftens erlauben die Quellen das Verhältnis der KPD zu den Besatzungsmächten, das entsprechenden Raum in dieser Edition einnimmt, genauer zu bestimmen. Obwohl die KPD mit Unterschieden in der Besatzungspolitik gerechnet hatte, baute sie grundsätzlich auf den Fortbestand der Zusammenarbeit der Siegermächte in der Antihitlerkoalition. Die bald aufbrechenden Differenzen zwischen den Alliierten und die Gegensätze in der Ausübung der Besatzungsfunktionen werden vor allem in den Quellen aus dem regionalen Bereich recht deutlich. Diese widerspiegeln die Abhängigkeit der KPD in allen Zonen von der Politik der jeweiligen Militärregierungen.
Insgesamt sah sich die KPD jedoch als eine Partei, die im Westen Deutschlands in ihrem Handlungsspielraum gezielteingeschränkt, oftmals ausgegrenzt, injedem Falle aber benachteiligt wurde. Die Kommunisten registrierten die Parteinahme westlicher Besatzungsbehörden für konservative Kräfte und demgegenüber die Behinderung antifaschistischer Aktivitäten und Organisationen. Aus diesen Erfahrungen heraus bewerteten sie die Besatzungspolitik der westlichen Alliierten zunehmend als einen Kurs, der von den Verpflichtungen des Potsdamer Abkommens abrückte und einer restaurativen, die monopolkapitalistischen Eigentumsverhältnisse bewahrenden Entwicklung Vorschub leistete.
Die Mehrzahl der Bezirksorganisationen der KPD (14 von insgesamt 20) hatte ihr Wirkungsfeld im amerikanischen, britischen oderfranzösischenBesatzungsgebiet. Unter diesen befanden sich mit den Bezirken Ruhrgebiet und Wasserkante die nächst den KPD-Organisationen Berlin-Brandenburg-Grenzmark-Lausitz und Sachsen mitgliederstärksten Bezirksorganisationen der KPD während der Weimarer Republik. In Berlin, dem traditionellen Sitz der Führungsgremien der Partei, waren die KPD-Spitze und die Bezirksorganisation nach dem Einzug westalliierter Streitkräfte auf engstem Raum mit der Besatzungspolitik aller vier Siegermächte konfrontiert. Von den 20 Berliner Unterbezirken der KPD lagen nur acht im sowjetischen Sektor der Stadt - also eine Situation wie im Landesmaß stab.
Offiziell war den Deutschen jegliche öffentliche Kritik an jedweder Besatzungsmacht verboten. In den parteiinternen Unterlagen wird der Leser jedoch auf sehr kritische Bewertungen der Haltungen und Handlungen der westlichen Besatzungsmächte stoßen, in 18
Einführung * Reihe denen die KPD eine Gefahrdung der Verwirklichung des Potsdamer Abkommens und die Gefahr einer Aufspaltung Deutschlands erblickte.
alliierte» Vereinbarungen über die Entnazifizierung, Entmilitarisierung und Demokratisierung Deutschlands wirklich ernst nahm und die Gegenkräfte blokkierte.
Eine ganz andere Sprache reden die Akten, in denen das Wechselverhältnis zwischen KPD und sowjetischer Besatzungsmacht berührt wird. In der Vorstellungsweh der bereits vor 1933 in der KPD organisierten Mitglieder und Funktionäre gehörte mit der Sowjetunion eine Siegermacht zu den Unterzeichnern des Potsdamer Abkommens, der sie sich traditionell, teilweise seit den Tagen der Oktoberrevolution, eng verbunden fühlten.
Das ließ viele Kommunisten Begleiterscheinungen der Besatzung wie Vergewaltigungen, Plünderungen, undurchschaubare Verhaftungen als schlimmes, aber schwer vermeidbares, durch den Krieg und als Reaktion auf die deutschen Kriegsverbrecher erklärliches Übel sehen, zumal aus anderen Besatzungszonen ähnliche Vorkommnisse bekannt wurden. Es gibt keinen Zweifel, daß im Osten Deutschlands neben der SMAD auch der Apparat des NKWD tätig wurde, der nicht nur nach Kriegsverbrechern fahndete, sondern auch mit politischer Überwachung und mit der Ausschaltung aus unterschiedlichsten Gründen verdächtigter Persemen - sicherlich auch in den sowjetischen Organen selbst - befaßt war. Zwar wird zunehmend mehr über Folgen des Wirkens des NKWD bekannt, aber Quellen, welche die tatsächlichen Strukturen, Motive oder Proportiemen seines Tuns erhellen, sind den Forschern nach wie vor kaum zugänglich.
Die Irritationen, welche der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt des Jahres 1939 ausgelöst hatte, waren kaum noch gegenwältig, die Zusatzabkommen noch streng gehütetes Geheimnis. Daß die Säuberungswellen der Stalinzeit auch deutsche Kommunisten und andere Antifaschisten schlimm getroffen hatten, wußten die aus der UdSSR zurückkehrenden Emigranten, von der Gesamtheit der Mitglieder und Funktionäre aber nur wenige. Das volle Ausmaß und den ganzen Schrecken dieses Terrors kannte damals wohl niemand. Nicht nur für Kommunisten, sondern auch für die westlichen Verbündeten der UdSSR waren dies in der unmittelbaren Nachkriegszeit Tabuthemen.
Die in dieser Edition vorgestellten Archivalien zeigen, daß die KPD beim Aufbau ihrer Parteiorganisation, ihrer Presse und Verlage, ihres Schulungssystems, in ihrer Agitation und Propaganda auf vielfaltige Weise von der SMAD unterstützt wurde. Die Führer der KPD hatten weitaus unkomplizierter und häufiger Zugang zu den Verantwortlichen der SMAD und waren 1945/1946 zweimal sogar direkt bei J.W. Stalin und anderen Vertretern der sowjetischen Partei- und Staats fuhrung zur Beratung.21 Somit besaßen sie gegenüber anderen Politikern einen Informationsvorsprung, der sie in eine exponierte Position brachte. Die SMAD favorisierte die Kommunisten bei der Besetzung von Schlüsselfunktionen in deutschen Verwaltungen, wenngleich sie auch vielen Sozialdemokraten und anderen Antifaschisten wichtige Posten übertrug. Die KPD, die sich voll und ganz hinter die von der UdSSR gutgeheißenen Ergebnisse der Konferenzen von Jalta und Potsdam stellte und daraufihr Konzept der Errichtung einer einheitlichen, antifaschistisch-demokratischen deutschen Republik aufbaute, war Nutznießer der Politik der SMAD. Sie war alles in allem wichtigste Stütze sowjetischer Politik in Deutschland.
So spricht aus vielen Quellen die Hoffnung, in einer befreiten Heimat mit sowjetischer Unterstützung das strategische Konzept der KPD und ihren konkreten Forderungskatalog erfüllen und damit auf ganz Deutschland ausstrahlen zu können. Die in der KPD festverwurzelte Sympathie für die Sowjetunion, Übereinstimmung in Weltanschauung und Politik sowie die uneingeschränkt anerkannte Führungsrolle der KPdSU(B) ließen den deutschen Kommunisten die Zusammenarbeit mit der Roten Armee auch dann als Selbstverständlichkeit erscheinen, als ihnen diese nicht nur als Sieger über die faschistische Militärmaschine, sondern auch als Besatzungsarmee gegenübertrat. DiefrühzeitigeZulassung antifaschistisch-demokratischer Parteien und freier Gewerkschaften, Sofortmaßnahmen der sowjetischen Besatzungsmacht zur Sicherung des Überlebens der deutschen Bevölkerung und Hilfe beim Ingangsetzen des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens, vor allem jedoch von der SMAD ausgehende Impulse für antifaschistisch-demokratische Reformen stellten in den Augen deutscher Kommunisten jene Unterstützung dar, die sie von der Sowjetunion erwartet hatten. Für sie war die UdSSR jene Siegermacht, welche die
Es überrascht den Kenner der Materie keineswegs, wenn in der gesamten Quellenedition kaum Anzeichen einer Kritik an den sowjetischen Besatzungs19
Einführung * Reihe ten ebenso wie Anton Ackermann den Versuch einer schematischen Übertragung der Erfahrungen der Oktoberrevolution auf Deutschland, das Kopieren der Politik der Bolschewiki, die Unterschätzung nationaler Besonderheiten, die Unterbewertung der demokratischen Republik, Fehleinschätzungen der Sozialdemokratie und deren verhängnisvollen Folgen. Diese Selbstkritik stellte keine Grundüberzeugungen der kommunistischen Bewegung in Frage. Im Wirken der KPD ergab sich ein Nebeneinander von praxisnahen Einsichten und Beharren auf dogmatisierten Positionen. Dennoch drang die KPD zu Neuansätzen vor.
Praktiken zufindensind, etwa bezüglich der Demontagen, der Übergriffe von Besatzungssoldaten auf die Bevölkerung, der Intemierungslager oder der Kriegsgefangenen. Vor allem in Berichten aus den Bezirken ist allerdings ersichtlich, daß die KPD nicht nur Nutzen aus der sowjetischen Besatzungspolitik zog, sondern auch Belastungen ausgesetzt war, die ihr Ansehen unter der Bevölkerung erheblich beeinträchtigten. Das wurde von Wilhelm Pieck in Verhandlungen mit der SMAD auch thematisiert, doch sagen die spärlichen Notizen wenig über den konkreten Inhalt und die Atmosphäre solcher Gespräche aus. Wie für die gesamte bisherige Forschung war es auch für diese Quellenpublikation eine erheblich Erkenntnisschranke, daß einschlägiges Archivmaterial der SMAD nicht gesichtet werden konnte. So bleibt von den konkreten Wechselbeziehungen zwischen KPD und sowjetischer Besatzungsmacht nach wie vor vieles ungeklärt.
Außerhalb der Kritik blieb vor allem das innere Gefüge der "alten" KPD, der seit Mitte der zwanziger Jahre sich verstärkende zentralistische Zug, das administrative Vorgehen gegen Andersdenkende in der Partei und die Kaderpolitik von oben her. Auch wurde das Verhältnis der KPD zur Kommunistischen Internationale, die spätestens seit ihrem VI. Weltkongreß des Jahres 1928 vom politischen Kurs Stalins und seiner Gruppe beherrscht wurde, nicht hinterfragt. Dabei war doch die KPD als größte Sektion der Komintern nach der KPdSU(B) nicht nur schlechthin in die Disziplin dieses Parteityps eingebunden, sondern sie trug und gestaltete die Generallinie und die politische Praxis der Kommunistischen Internationale bis zu deren Auflösung aktiv mit. Selbst in den internsten Quellen wird der Benutzer dieser Reihe keine Anhaltspunkte dafür finden, daß sich die Führung der KPD einer kritischen Auseinandersetzung mit der Stalinschen Politik und der auch an deutschen Kommunisten verübten Verbrechen gestellt hat, was wiederum nicht heißen muß, daß es keinerlei Nachdenken über diese schlimmen Erfahrungen gegeben hat. Vielmehr entsteht der Eindruck einer Verschwörung des Schweigens, wohl darauf bauend, daß dieses dunkle Kapitel in der Geschichte der kommunistischen Bewegung für immer der Vergangenheit angehören werde.
Die Herausgeber sind sich bewußt, daß eine solche Auflistung von Hauptfeldern des Wirkens der KPD und damit von Hauptinhalten der dargebotenen Quellen die Fülle der Probleme auch nicht annähernd erfassen kann. Die historisch-wissenschaftliche Bewertung dieser Quellen gebietet eigentlich den ständigen Vergleich des Jahres 1945/1946 mit der vorausgegangenen Geschichte dieser Partei und mit dem Schicksal ihrer Politik in der Folgezeit. Das aber kann und soll hier nicht geleistet werden. Erwähnung verdient indes, daß die KPD des Jahres 1945/1946 durchaus kritisch auf ihre Geschichte zurückschaute. Wie nicht wenige Quellen ausweisen, gab es auf allen Ebenen dieser Partei ein kritisches Potential, das sich vornehmlich mit tiefverwurzeltem Sektierertum und Dogmatismus auseinandersetzte. Anton Ackermann, der maßgeblich an der Erarbeitung, Formulierung und theoretischen Begründung des Konzeptes der KPD für die Nachkriegszeit beteiligt war, kam im März 1946 zu dem Schluß, daß die KPD nicht nur das ' 'ehrliche, konsequente marxistische Wollen und die Größe der Traditionen eines Karl Liebknecht und einer Rosa Luxemburg" übernahm; sie habe zugleich unter einem "scheinrevolutionären Dogmatismus" gelitten.22
Doch wird in zahlreichen Dokumenten zumindest indirekt der Widerstreit zwischen einem Gefangensein in dieser Vergangenheit mit strategischen Fehleinschätzungen, mit Demokratiedefiziten in den eigenen Reihen, Verstrickungen in den Stalinismus einerseits und dem Abschütteln von Ballast sowie dem Aufbruch zu neuem Denken und Handeln andererseits offenbar.23
Auch andere Zeugnisse lassen erkennen, daß führende Vertreter der KPD einen kritischen Umgang mit der eigenen Vergangenheit einforderten. Sie kritisier-
So umfangreich und repräsentativ diese Quellenedition ist, hat sie dennoch ihre Grenzen. 20
Einfuhrung * Reihe Zum einen ermöglicht diese Ausgabe durchaus erkenntnisbringenden Einblick in die Tätigkeit der KPD im regionalen Bereich. Sie kann jedoch eigenständige Quellensammlungen und Untersuchungen zu den Parteiorganisationen in den Territorien nicht ersetzen, vor allem fehlen Quellenveröffentlichungen zu den Parteibezirken der Westzonen.
andere interessierte Nutzer - so bestimmte Grenzwerte nicht unterschritten werden - einen in seiner Lesbarkeit etwas beeinträchtigten originalgetreuen Nachdruck einer Klarschrift vorziehen werden. Die Beschreibung der Quellen und die Verweise auf Standorte und Signaturen geschieht immer in den jeweiligen Bänden.
Zum anderen löst diese Reihe die Quellen kommunistischer Provenienz erheblich aus ihrem gesellschaftlichen und politischen Umfeld heraus. Gegenkräfte, Gegenkonzepte, Gegenargumente erscheinen in der Regel nur insoweit und wie sie von der KPD reflektiert worden sind. Gleich gar nicht war das Einbringen der kaum noch übersehbaren Sekundärliteratur möglich, die ja äußerst konträre Interpretationsversuche enthält.
Aufbau und Anlage der Bände, die alle ihre Eigenheiten haben, folgt einer Grundstruktur: Vorbemerkung, Protokolle, Beilagen, Anmerkungen, Verzeichnisse. In der Vorbemerkung zum vorliegenden Band sind die Editionsprinzipien und die Kriterien für bestimmte Vorgehensweisen exemplifiziert, die sinngemäß für die gesamte Reihe gelten. Bei den in Anmerkungen und Verzeichnissen gegebenen Erläuterungen waren die Herausgeber bemüht, auch an jene Nutzer zu denken, für die deutsch nicht die Muttersprache ist oder die keine Spezialkenntnisse über die deutsche Nachkriegsgeschichte besitzen. Personen- und Ortsregister sind für die Gesamtreihe geplant und werden im letzten Band veröffentlicht.
Die Reihe 1945/1946 der "Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland" stellt sich in die Auseinandersetzungen um deutsche Geschichte in der zweiten Hälfte dieses Jahrhundert. Möge sie einer soliden, differenzierenden Aufarbeitung deutscher Geschichte in ihrer Ganzheit und in ihren internationalen Verflechtungen - mithin auch des im Osten Deutschlands in den ersten Nachkriegsjahren beschrittenen Weges zum Aufbau einer antifaschistisch-demokratischen Ordnung - dienlich sein. Möge sie dazu beitragen, alte Legenden abzubauen und neuen entgegenzuwirken.
Das Gedeihen dieses umfangreichen editorischen Unternehmens war und ist an zwei Voraussetzungen gebunden: Ein Archiv, das seine Zustimmung zur Veröffentlichung seiner Fonds gibt und die Herausgeber verständnisvoll unterstützt. Ein Verlag, der das Risiko einer großangelegten und sich über Jahre hinziehenden Quellenveröftentlichung nicht scheut und den Bearbeitern günstige Arbeitsbedingungen einräumt. Beides war für uns gegeben.
Zur Edition Die Quellenstücke - sie entstammen alle dem Zentralen Parteiarchiv, vereinzelt der Bibliothek im Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung23* - werden in dieser Edition originalgetreu wiedergegeben. Überwiegend handelt es sich um maschinenschriftliche Ausfertigungen, von denen in der Regel das Original, mitunter nur eine Kopie, teilweise aber auch beides archiviert worden sind. Nicht sehen enthalten diese handschriftliche Korrekturen und Ergänzungen beziehungsweise Hervorhebungen. Insoweit deren Herkunft geklärt werden konnte oder eine Entzifferung geboten war, werden in Anmerkungen entsprechende Informationen gegeben. Sollte die technische Qualität mancher Vorlagen keine Reproduktion gestatten es wurde oft mit abgenutzten Farbbändern aufschlechtem Papier geschrieben -, sind dem Original möglichstnahekommende Übertragungen vorgesehen. Die Herausgeber nehmen jedoch an, daß Historiker und
Deshalb gebührt an dieser Stelle unser besonderer Dank dem Verbund Archiv, Bibliothek, Technische Werkstätten beim Parteivorstand der PDS und dem K. G. Saur Verlag München.
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Vorbemerkung * Band 1 archiv im damaligen Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung überfuhrt.
VORBEMERKUNG zu Band 1
Das Sekretariat des Zentralkomitees der KPD war das eigentliche Entscheidungs- und Fühningszentrum dieser Partei. Mit den Worten seines Mitgliedes Anton Ackermann: "de facto Politbüro und Sekretariat in einem", ein "kleines, aber festes, geradezu vorbildliches kollektives Führungsorgan*\M Es war personell aus den auf der Brüsseler Parteikonferenz (1935) und der Berner Parteikonferenz (1939) gewählten bzw. bestätigten Führungsgremien der KPD hervorgegangen, weshalb die Autorität der Mitglieder dieses Sekretariats von keiner kommunistischen Parteiorganisationen in Zweifel gezogen wurde. Andere Parteien begannen im Gegensatz dazu ihren Wieder- oder Neuaufbau im Frühjahr 1945 unter Leitung selbsternannter Gründerkreise oder Initiativkomitees.
Diese Edition von Dokumenten zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland wird aus gutem Grund mit der Wiedergabe der Beschlußprotokolle des Sekretariats des Zentralkomitees der KPD eröffnet. Dieses Führungsorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands traf zwischen dem 2. Juli 1945 und dem 17. April 1946 auf seinen in rascher Folge durchgeführten Sitzungen eine Fülle von Entscheidungen, welche die Standpunkte und Aktivitäten der KPD sowie ihr Verhalten in unterschiedlichen Situationen und ihre Stellung zu Hunderten von Problemen in außergewöhnlicher Verdichtung widerspiegeln. Somit liefert gerade diese Quelle in mancher Beziehung den roten Faden der gesamten Reihe. Allerdings weist sie auch die meisten Eigenheiten aufund ist kein proportioniertes Konzentrat der Gesamtedition. Dennoch bietet sie eine durchgängige Überlieferung, die andere Protokolle und Materialien miteinander verknüpft.
Eigentlich war eine Wahl des Sekretariats des ZK der KPD vorgesehen, sobald hierfür die Voraussetzungen gegeben schienen. Dazu hatten sich seine Initiatoren in ihrem Beschluß über die nächsten Aufgaben der Parteiführung am 9. Juni 1945, in dem vom provisorischen Zentralkomitee und vom provisorischen Sekretariat die Rede war, eigentlich verpflichtet.23 Die ersten gedruckten Exemplare des Aufrufs des Zentralkomitees der KPD vom 11. Juni 1945 hatten öffentlich gemacht, daß sich die Parteiführung der KPD selbst als provisorisch verstand und eines demokratischen Mandats noch bedurfte.26 Doch hat das Sekretariat des ZK der KPD nach wiedererlangter Legalität nicht die Möglichkeiten demokratischer Legitimierung genutzt. Auf der Reichsberatung der KPD vom 879. Januar 194627 oder auf der Reichskonferenz der KPD vom 273. März 1946 a hätte durchaus eine Wahl erfolgen können. In Entwürfen der Tagesordnung der Reichskonferenz taucht zunächst der Punkt Wahlen auch auf, er wurde jedoch wieder gestrichen. Die Gründe hierfür lassen sich nur vermuten: Sieben Wochen vor dem Vereinigungsparteitag mag eine solche Wahl nicht mehr sinnvoll erschienen sein, möglicherweise hätte sie sogar die zur Vereinigung bereiten Sozialdemokraten irritiert.
Insgesamt trat das Sekretariat des Zentralkomitees der KPD zu 68 Sitzungen zusammen. Darüber hinaus berief es 11 als "erweiterte Sitzungen" oder "Sitzungen des erweiterten Sekretariats" bezeichnete Zusammenkünfte von Funktionären und eine Reichsberatung der KPD ein. Die Protokolle all dieser Tagungen wurden in chronologischer Folge durchgängig numeriert, so daß sich die Gesamtzahl 80 ergibt. Mit dem Januar 1946begann eine neueZählung bei gleichzeitiger fortlaufender Numerierung; die Protokolle des Jahres 1946 tragen somit die Nummern 1/58 bis 23/80. Die Überlieferung der erweiterten Sitzungen des Sekretariats und der Reichsberatung der KPD ist so umfangreich, daß sie als zweiter und dritter Band dieser Reihe publiziert wird. Bereits in den vorliegenden Band sind indes in Regestform die Tagesordnungen dieser Beratungen eingefugt worden, damit sich für den Benutzer der Gesamtzusammenhang herstellt und die durchgehende Numerierung aller Sitzungen und Beratungen nachvollziehbar wird.
Die Bildung des Sekretariats des ZK der KPD war erfolgt, nachdem die KPD von der bevorstehenden Zulassung antifaschistisch-demokratischer Parteien in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands in Kenntnis gesetzt worden war, das heißt unmittelbar vor Erlaß des Befehls Nr. 2 des Obersten Chefs der
Die Protokolle der Sitzungen des Sekretariats des ZK der KPD befanden sich im Internen Archiv des Politbüro des ZK der SED und wurden erst Anfang 1990 auf Anweisimg des Vorsitzenden der Partei des Demokratischen Sozialismus in das Zentrale Partei23
Vorbemerkung * Band 1 der die Mehrzahl der Protokolle abgefaßt haben dürfte.
SMAD. 29 Bereits Ende April/Anfang Mai 1945 hatten sich von Moskau aus drei - oft als Initiativgruppen bezeichnete - Gruppen kommunistischer Funktionäre und Mitarbeiter des Nationalkomitees "Freies Deutschland" nach Berlin, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern begeben, die von Walter Ulbricht, Anton Ackermann und Gustav Sobottka geleitet wurden. Anfang Juni 1945 berief Wilhelm Pieck die Leiter dieser Gruppen zur Ausarbeitung eines Aktionsprogramms der KPD und zur Einleitung der nächsten Schritte zur Schaffung einer legalen kommunistischen Massenpartei nach Moskau zurück.
Mithin war im Sekretariat eine eindeutiges Übergewicht der aus der UdSSR heimgekehrten kommunistischen Funktionäre gegeben. Von 17 Anfang März 1946 amtierenden Abteilungsleitern des Zentralkomitees kamen 7 aus dem Exil in der UdSSR, 2 aus dem Exil in Frankreich beziehungsweise in Schweden, 8 hatten Widerstand im Lande geleistet und waren nach ihrer Befreiung aus Zuchthäusern oder Konzentrationslagern im zentralen Parteiapparat eingesetzt worden.
Der schließlich mit dem Datum des 11. Juni 1945 versehene programmatische Aufruf des Zentralkomitee der KPD wurde - gestützt auf die von der KPD-Führung in den letzten Kriegsmonaten geleistete intensive konzeptionelle Arbeit - von Anton Ackermann entworfen und in Beratungen mit J.W. Stalin und weiteren Vertretern der sowjetischen Partei- und Staatsfuhrung sowie mit Georgi Dimitroff in seine endgültige Fassung gebracht. Die zu den Verhandlungen mit J.W. Stalin von Wilhelm Pieck angefertigten Notizen wurden in den letzten Jahren publiziert; wobei deren Aussagekraft und quellenkritische Beurteilung kontrovers diskutiert worden ist.30
Die Zuständigkeiten der Sekretariatsmitglieder lassen sich aus den Protokollen entnehmen.39 Die grundlegende Orientierung, auch für die Tätigkeit des Sekretariats des ZK der KPD, bildete der Aufruf des Zentralkomitees der KPD vom 11. Juni 1945. Dieses Dokument und andere programmatische Äußerungen der KPD sowie in Gemeinschaft mit der SPD oder mit allen antifaschistisch-demokratischen Parteien abgegebene Erklärungen sind als Faksimile einer zeitgenössischen Broschüre in die Beilagen dieses Bandes aufgenommen worden.44 Das ermöglicht dem Benutzer den Brückenschlag zwischen der lakonischen Fassung der KPD-Politik im Stile der Beschlußprotokolle des Sekretariats und der öffentlichen Darstellung der Politik der deutschen Kommunisten in ihren Verlautbarungen. Obwohl die genannten Aufrufe und Erklärungen oft nachgedruckt wurden und leicht zugänglich sind, wird durch ihre Aufnahme in diesen Band die Handhabe erleichtert und Zugang zu einer authentischen, typographisch den Zeitgeist widerspiegelnden Fassung geboten.
In diesem Umfeld wurde ein Beschluß über nächste zentrale Aufgaben der Parteiführung der KPD gefaßt und eine Struktur als Grundlage für den Etat der Partei festgelegt.31 Vorgesehen war ein aus fünf Personen bestehendes Sekretariat des Zentralkomitees der Partei. Zunächst wurden als Mitglieder Wilhelm Pieck32, Walter Ulbricht33 und Anton Ackermann34 benannt. Am 11. Juni 1945 - Ulbricht, Ackermann und Sobottka waren aus Moskau bereits wieder abgereist - traf Franz Dahlem35, aus Mauthausen über Wien kommend, in der sowjetischen Hauptstadt ein. Wilhelm Pieck gab die telegraphische Anweisung nach Berlin, Dahlems Namen an dritter Stelle unter den Aufruf zu setzen. Er wurde in das Sekretariat des Zentralkomitees aufgenommen. Der fünfte Platz sollte durch Paul Merker36 besetzt werden, dessen Rückkehr aus Mexiko sich aber bis Mitte 1946 verzögerte, so daß das Sekretariat in der meisten Zeit seines Wirkens aus vier Mitgliedern bestand. In Zusammenhang mit seiner Berufung zum Politischen Sekretär der Bezirksleitung Groß-Berlin der KPD wurde Hermann Matern37 Mitglied des Sekretariats des ZK und nahm ab 30. März 1946 - ausgenommen die letzte Sitzung - regelmäßig an dessen Beratungen teil. Sekretär des Sekretariats wurde Richard Gyptner38,
Die Sitzungen des Sekretariats des ZK der KPD fanden - ausgenommen die beiden ersten, die noch in der Prinzenallee (heute: Einbeckerstraße) in BerlinLichtenberg abgehalten wurden - im damaligen Gebäude des Zentralkomitees der KPD in der Wallstraße 76-79 in Berlin-Mitte statt. Einen ständig wiederkehrenden Sitzungstag gab es nicht. Das Sekretariat trat an unterschiedlichen Tagen, selbst an Sonntagen, zusammen. Am häufigsten tauchen als Sitzungstage der Montag und der Donnerstag auf.41 Die Folge der Sitzungen ist in den ersten drei Monaten am engsten, wo sie nicht selten an zwei oder gar drei aufeinanderfolgenden Tagen - am 2 8. Juli 1945 gar zwei Beratungen an einem Tage - stattfanden. Dann wurden die Abstände zwischen den Sitzungen größer, dafür die Tagesordnungen umfängreicher. Uhrzeit und Dauer 24
Vorbemerkung • Band 1 der Sitzungen gehen aus den Protokollen nicht hervor. Soweit sich Angaben ermitteln ließen, deuten sie darauf hin, daß die späten Nachmittagsstunden als Sitzungszeiten bevorzugt wurden. Eine Ausnahme bildet Protokoll Nr. 31 von 25. September 1945, dessen Beschlüsse offensichtlich im Umlaufverfahren herbeigeführt wurden. In der Regel tagte das Sekretariat in kompletter Besetzung. Ohne Wilhelm Pieck fand keine einzige Sitzung statt; Franz Dahlem fehlte auf zwei, Walter Ulbricht auf drei, Anton Ackermann auf acht Sitzungen. Ab der dritten Sitzung trat Richard Gyptner als Sekretär des Sekretariats in Erscheinung, der von da an mit Ausnahme von vier Sitzungen ständig als Teilnehmer ausgewiesen ist. Zu einer Reihe von Sitzungen oder zu bestimmten Tagesordnungspunkten wurden weitere Funktionäre der KPD zugeladen, so daß die Namen von insgesamt 76 Teilnehmern auftauchen. Breit gefächert ist der Inhalt der Sitzungen des Sekretariats des ZK der KPD; die Protokolle weisen etwa 500 Beratungsgegenstände aus. Bei deren Studium sollte bedacht werden, daß sich organisatorische und personelle Entscheidungen leichter und genauer protokollieren lassen als die damit verbundenen Erwägungen und Motivationen oder gar die Erörterung politischer, taktischer oder theoretischer Probleme. Die Beschlußprotokolle dienten dem Zweck, die getroffenen Festlegungen kontrollfällig zu machen. Angesichts der bereits in den letzten Kriegsmonaten erfolgten Vorklärungen bedurften im Kreise der Sekretariatsmitglieder viele Grundfragen keiner besonderen Diskussion oder Begründung. Zur Erörterung zentraler Aufgaben wurden Funktionäre aus den Parteibezirken und den Verwaltungen hinzugezogen oder erweiterte Sitzungen des Sekretariats anberaumt. Auf den Tagesordnungen dieser Beratungen standen Probleme wie Bodenreform und Genossenschaftswesen, Gewerkschaften und Wirtschaftsaufbau, Schulreform und Kulturpolitik, Propaganda und Parteischulung, Aktionseinheit und Vorbereitung der Einheitspartei. Die stenographischen Protokolle und andere Überlieferungen dieser erweiterten Sitzungen machen deutlich, daß die Analyse der Lage, die Begründung getroffener Entscheidungen und das Herausschälen von Argumentationslinien in der Tätigkeit des Sekretariats eine gewichtige Rolle spielten. Ergebnisse dieser Beratungen fanden ihren Niederschlag häufig in Beschlüssen, auf die in den Anmerkungen mit Quellenangaben verwiesen wird. Dem-
gegenüber widerspiegeln die in den vorliegenden Band aufgenommenen Protokolle mehr die Entscheidungen in den praktischen Fragen des Parteiaufbaus und des Umwälzungsprozesses. Bei einer inhaltlichen Analyse der Sitzungsprotokolle fallt auf, wie stark besonders Kaderfragen viele Sitzungen dominierten und auch in zahlreiche Sachkomplexe eindrangen. Nach zwölf Jahren Illegalität und Exil gab es angesichts des Neuaufbaus der KPD tatsächlich großen Handlungsbedarf. Darüber hinaus zog das Sekretariat auch viele personalpolitische Entscheidungen über den Einsatz von Kommunisten in den Leitungen der freien Gewerkschaften, des zentralen Frauenausschusses, der FDJ, des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, in zentralen Verwahungs- und Wirtschaftsorganen an sich. Die Protokolle verdeutlichen, daß das Sekretariat hierzu eine Vielzahl von Entschlüssen zentralistisch und dirigistisch traf, daß es sich das Recht nahm, über Personen zu verfügen und in die Personalhoheit regionaler Parteiorganisationen, aber auch von Verwaltungs- und Wirtschaftsorganen einzugreifen. Es kann allerdings angenommen werden, daß dem Vorabsprachen vorausgegangen waren. Generell hielten die Funktionäre der KPD solche Verfugungen der Parteiführung über ihre Person für normal. Sie suchten nach ihrer Befreiung aus Zuchthäusern oder Konzentrationslagern, nach ihrer Rückkehr aus dem Exil wie selbstverständlich den Kontakt zur Parteiführung und erwarteten vom Sekretariat des ZK die Zuweisung einer politischen Aufgabe beziehungsweise Funktion, was ja für viele auch mit der Gewinnung einer neuen Existenzgrundlage verbunden war. An der hohen politischen und moralischen Motivation der überwiegende Mehrheit dieser Kommunisten und an ihrer selbstlosen Bereitschaft, dem Wiederaufbau und einer antifaschistisch-demokratischen Erneuerung zu dienen, sollte nicht gezweifelt werden. Wie zahlreiche Protokolle ausweisen, gehörte zu den personalpolitischen Entscheidungen auch die Einstufung in eine Verpflegungskategorie; das bezog sich auf die Teilnahme am Betriebsessen und auf die zusätzliche Ausgabe einiger Lebensmittel. Für verantwortliche Funktionäre politischer und gesellschaftlicher Organisationen und staatlicher Institutionen mit uneingeschränkter Arbeitszeit, von denen viele völlig ausgehungert aus Zuchthäuser und Konzentrationslagern zurückkehrten, war eine garantierte Mindestemährung gewiß unabdingbar. Üppig sollte
Vorbemerkung * Band 1 sich diese Zusatzrationen niemand vorstellen; schon einem Vergleich mit den in den Westzonen verabreichten'' Care-Paketen'* dürften sie nicht standhalten. Indes drängt sich die Frage au£ wieso Kommunisten, die eine Gesellschaft der Gleichheit anstrebten, in einer beispiellosen Notzeit eine derartige Differenzierung in Verpflegungsgruppen praktizierten.
men die Aufgabe von Emissären. Bereits im Juli 1945 ging der erste Instrukteur in die Britische Besatzungszone, dem folgten Instrukteureinsätze in den anderen westlichen Besatzungszonen. Die überlieferten Instrukteur- oder Situationsberichte geben nicht nur Auskunft, aufwelchen Kenntnisstand die Entscheidungen des Sekretariats beruhten; sie erweisen sich insgesamt als sehr aussagefahige historische Quellen, weshalb vier dieser Berichte als Beilagen in diesen Band aufgenommen wurden.42 Da zwischen den Berichten über die Situation und Entwicklung der KPD in Bayern und den Protokollen der Aktionsgemeinschaft SPD-KPD, München, ein enger Zusammenhang besteht und die Berichte häufig auf die Protokolle verweisen, ist auch diese Quelle in die Beilagen aufgenommen worden. Wiedergegeben wurde jener maschinenschriftliche Text, nach dem die Drucklegung der für innerparteilichen Gebrauch gedachten Broschüre erfolgte.43
Auf ihren Sitzungen trafen die Sekretariatsmitglieder nahezu 300 Entscheidungen über den Einsatz namentlich aufgeführter Personen, für die in der Regel das Sekretariat beziehungsweise der Parteivorsitzende nach damals geltendem bürgerlichem Recht zugleich "Arbeitgeber" war. In 19 Fällen entschied das Sekretariat Untersuchungen über das Verhalten von Personen vor allem in der NS-Zeit vorzunehmen. Das betraf vor allen Kommunisten, die für die Übernahme leitender Funktionen vorgesehen waren. Nach zwölf Jahren Illegalität war eine solche Überprüfung an sich legitim; denn anzunehmen, die Kommunisten seien gegen Verrat oder gegen Kollaboration mit den Nazis gefeit gewesen, ist naiv. Zu denken gibt allerdings, daß einige der 1945 überprüften und daraufhin mit verantwortlichen Funktional betrauten Kommunisten Jahre später schlimmen Unterstellungen, Anwürfen und nicht selten auch Repressalien ausgesetzt waren, mit denen ihre Lebensbahn gebrochen wurde. Ob die Wurzeln dieser Verdächtigungen bis 1945 und weiter zurückreichen, ist bis jetzt ungeklärt.
Im Herbst traten dann die in der Einführung erwähnten großen Politikfelder44 zunehmend in den Vordergrund. Wie die Fülle der Tagesordnungspunkte belegt, fühlte sich das Sekretariat des ZK für nahezu alle Probleme der Umgestaltung von Industrie und Landwirtschaft, für die Entnazifizierung und den Verwaltungsaufbau, für die Orientierung von Kultur und Volksbildung zuständig. Es verstand sich als Führungszentrum einer Partei, ohne die eine konsequente antifaschistisch-demokratische Umgestaltung der Gesellschaft nicht gelingen konnte. Die hieraus abgeleiteten politischen und organisatorischen Aufgaben und die Formierung der Kräfte für einschneidende Veränderungen revolutionären Charakters bildeten die Drehachse seiner gesamten Tätigkeit. Durch Beschlüsse, Gesetzesvorlagen und nicht zuletzt durch personelle Entscheidungen suchte es auf den Gang der Dinge Einfluß zu nehmen. Stärker als die regulären Sekretariatssitzungen bezeugen dies die erweiterten Sitzungen des Sekretariats des Zentralkomitees und das Auftreten der Sekretariatsmitglieder in den Parteibezirken.
Ein vorrangiges Feld der Aktivitäten des Sekretariats des ZK bildete der Parteiaufbau der KPD. Die Protokolle weisen aus - und andere Quellen bestätigen dies -, daß August/September 1945 die erste Aufbauphase der nun in der Sowjetischen Besatzungszone wieder legalen Partei abgeschlossen wurde. In den Westzonen stand die Zulassung von Parteien bevor. Dort hatten es die Kommunisten inzwischen gelernt, die Möglichkeiten der Halblegalität zu nutzen. Die Verbindungen zu den Parteibezirken der Amerikanischen, der Britischen und der Französischen Besatzungszone konnten dennoch nur schrittweise entwickelt werden. Das Sekretariat nutzte alle Möglichkeiten, sich zu informieren und Kontakte zu knüpfen. Das war für sie keine vorrangig organisatorische Frage, sondern Ausdruck einer nationalen Politik, die sie auch veranlaßte, von Reichsberatung, Reichskonferenz und Reichsparteitag zu sprechen. In Berlin ankommende oder in ihre Heimatbezirke zurückkehrende Parteifunktionäre gaben Bericht oder übernah-
Verlagswesen, Presse, Finanzen, Immobilienerwerb, die Vorbereitung der erweiterten Sitzungen des Sekretariats des ZK oder von Tagungen und Konferenzen sind häufige Tagesordnungspunkte; Agitation und Propaganda sowie Parteischulung sind nahezu ständige Themen. Die Protokolle weisen aus, daß fast alle zentralen Publikationen und eine Reihe von Grundsatzartikeln der Deutschen Volkszeitung auf Beschlüsse des Sekretariats zurückgehen. 26
Vorbemerkung * Band 1 Erstens hatte das Zentralkomitee der KPD am 19. Juni 1945 ein Aktionsabkommen mit dem Zentralausschuß der SPD abgeschlossen und einen gemeinsamen zentralen Arbeitsausschuß vereinbart.45 Diesem Ausschuß gehörten alle Mitglieder des Sekretariats des ZK der KPD an. Später erstreckte sich diese Zusammenarbeit auch aufdie eigens zur Vorbereitung des Zusammenschlusses von KPD und SPD geschaffenen Gremien. Das gilt besonders für die Studienkommission, die vor allem mit der Vorbereitung der Entwürfe von Grundsätzen und Zielen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und eines Parteistatuts befaßt war, aber auch für den aus dieser Kommission hervorgegangenen Organisationsausschuß, der den unmittelbaren Vereinigungsprozeß und die Vorbereitung des Vereinigungsparteitages leitete.
Unter den Massenorganisationen galt das besondere Interesse des Sekretariats den Gewerkschaften, dorn diese sollten aus der Rolle eines bloßen Tarifpartners herausgehoben und zur tragenden Kraft einer antifaschistisch-demokratischen Umwälzung profiliert werden. Dazu hielt das Sekretariat einen starken Einfluß der KPD auf die Gewerkschaftsbewegung für unerläßlich. Dieser sollte sowohl durch Gewinnung der Gewerkschaftsbasis infolge besonderer Aktivität kommunistischer Gewerkschaftsfunktionäre als auch durch Einflußnahme auf die Kaderauswahl von oben her erreicht werden. Mit der Jugendbewegung beschäftigte sich das Sekretariat im September 1945, als ein zentraler Jugendausschuß für die Sowjetische Besatzungszone ins Leben gerufen, und im Februar 1946, als die Gründung der Freien Deutschen Jugend vorbereitet wurde. In beiden Fällen hielt das Sekretariat die Entscheidungen und Vorgänge ziemlich straff in seinen Händen.
Die Protokolle des Sekretariats deuten nicht darauf hin, daß sich seine Mitglieder regelmäßig kollektiv aufdie Treffen mit den Sozialdemokraten vorbereitet haben. Das Verhältnis zwischen KPD und SPD war ein häufiges, aber kein Dauerthema, zumal es sich anfangs - an zurückliegenden Jahre» gemessen - sehr konstruktiv und unproblematisch gestaltete. Die Themen SPD und Einheit der Arbeiterparteienfindensich gehäuft im Herbst 1945, als sowohl Erfolge der Aktionseinheit wie auch erste Spannungen offenkundig wurden und die KPD-Führung nun aufdie Vorbereitung einer Einheitspartei Kurs nahm. Dann tritt diese Thematik im Frühjahr 1946 wieder stark hervor, als einerseits die Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern einer Einheitspartei ihrem Höhepunkt zutrieben und andererseits der Zusammenschluß der Parteien in Orten, Betrieben, Kreisen und Ländern sowie die Vorbereitung des Vereinigungsparteitages, mithin auch das Zusammenfuhren der Parteiapparate und ihres Personals, der Zeitungen, der Verlage und der Parteivermögen in das akute Stadium ihrer Verwirklichung traten.
In eher geringem Maße tauchten Frauenprobleme im Sekretariat des ZK als spezieller Beratungsgegenstand auf. Nur auf zehn Sitzungen waren Frauen überhaupt anwesend, wofür lediglich sechs Namen stehen. Doch war die KPD bestrebt, den Anteil der Frauen an der Mitgliedschaft und unter den Teilnehmern von Konferenzen und Tagungen zu erhöhen. So wurde zum Beispiel für den 15. Parteitag der KPD die Vorgabe gemacht, daß ein Drittel der Delegierten Frauen sein sollten. In ihrem öffentlichen Auftreten betonten die Mitglieder des Sekretariats die gravierend gewachsene Rolle der Frauen. Sie unterstützten die Schaffung und die Tätigkeit antifaschistischer Frauenausschüsse und setzten sich für die Gleichberechtigung der Frauen ein. Allerdings wurden nicht alle Forderungen der KPD der Weimarer Republik zum Beispiel Abschaffung des § 218 - aufgegriffen. Zu einem über die Traditionen der Arbeiterbewegung hinausgreifenden generellen Neuansatz in der Geschlechterfrage stieß die KPD nicht vor.
Zweitens wurde die Tätigkeit des Sekretariats des ZK wesentlich durch die Blockpolitik beeinflußt. Am 14. Juli 1945 hatten sich KPD, SPD, CDUD und LDPD in der Einheitsfront der antifaschistisch-demokratischen Parteien zusammengefunden.4* Dem zentralen Einheitsfrontausschuß gehörten alle Mitglieder des Sekretariats des ZK an. Wilhelm Pieck nahm regelmäßig an den Sitzungen dieses Ausschusses teil, Walter Ulbricht, Franz Dahlem und Anton Ackermann waren auf den meisten Sitzungen zugegen. In diesem Ausschuß spielten die Vertreter der KPD zu dieser
Intensiv lassen sich die Protokolle des Sekretariat des ZK der KPD nur dann erschließen, wenn die Einbindungen dieses Führungsgremiums in das gesamte politische Umfeld beachtet wird. Dies ist natürlich ein weites Terrain. In diesem Band wird auf direkte, ursächliche Zusammenhänge zwischen dem Handeln des Sekretariats und dem Agieren seiner Mitglieder auf anderen Politikfeldern verwiesen. 27
Vorbemerkung * Band 1 Quelle für die Aufhellung dieser Wechselbeziehungen zwischen KPD und SMAD sind bislang Notizen Wilhelm Piecks. Gemessen an der Gesamtheit der im Sekretariat des ZK der KPD erörterten Tagesordnungspunkte, ist die Zahl der Themen, die Beratungsgegenstand mit der SMAD waren, nicht übermäßig groß. Doch fehlt kaum ein wirklich gravierendes Problem. Viele Teilfragen ließen sich aus Grundsatzentscheidungen der SMAD beziehungsweise aus Übereinkünften mit ihr ableiten.
Zeit keine beherrschende, jedoch eine tonangebende Rolle, die sowohl aus ihrer außerordentlichen Aktivität und aus der Anziehungskraft der Idee einer Volksfront als auch aus der Privilegierung der Kommunisten durch die sowjetische Besatzungsmacht resultierte. Stärker als im Falle des Arbeitsausschusses von KPD und SPD belegen die Protokolle die Beschäftigung des Sekretariats mit den Beratungsgegenständen, Entschließungsentwürfen und dem öffentlichen Auftreten der Einheitsfront. Für das Jahr 1945 kann allerdings davon ausgegangen werden, daß die Treffen mit den Vertretern des ZA der SPD im Aktionsausschuß beider Parteien wesentlich der gemeinsamen Vorbereitung auf die Sitzungen des zentralen Einheitsfrontausschusses dienten und sich so die Beratungsgegenstände in vielem deckten.
In deutlich geringerem Maße bestanden Kontakte des Sekretariats der KPD zu Vertretern westalliierter Militärbehörden und zu amerikanischen, britischen oder französischen Politikern und Journalisten. Das geringe Maß dieser Beziehungen dürfte nicht in erster Linie der KPD anzulasten sein; denn diese hatte sich wiederholt und grundsätzlich für Zusammenarbeit mit allen Besatzungsmächten erklärt, was ja sowohl ihrer eigenen nationalen Politik als auch damaligen Interessen der UdSSR entsprach.
Drittens war das Agieren des Sekretariats nachhaltig am Wirken der SMAD orientiert und eng mit der Vorbereitung, Auswertung und Umsetzung von Beratungen mit den sowjetischen Behörden verknüpft. Dazu ist Grundsätzliches in der Einfuhrung gesagt.47
Die Herausgeber dieser Bandes waren bemüht dieses Gefüge des Agierens und Reagierens durch Anmerkungen und mit Hilfe eines Kalenders transparent zu machen.49
Zweimal - im Juni 1945 und Ende Januar/Anfang Februar 1946 - waren Vertreter der KPD direkt zur Information und Beratung bei J.W. Stalin in Moskau.48 Häufig trafen sich Mitglieder des Sekretariats des ZK mit Vertretern der SMAD, mit denen sie mitunter auch freundschaftliche Kontakte pflegten. Dabei wurden Probleme erörtert, Empfehlungen und Kritik entgegengenommen und bestimmt auch Weisungen empfangen. Naheliegend ist, daß aus den gemeinsamen politischen Grundüberzeugungen in der Regel auch ein übereinstimmendes Herangehen an die zu lösenden Probleme erwuchs. Die bislang zugänglichen Quellen geben nur teilweise darüber Auskunft, welche Entscheidungen von der SMAD und welche von der KPD initiiert waren. An manchen Protokollen läßt sich nachvollziehen, daß bestimmte Fragen und Vorgänge ihren Ausgangspunkt zunächst in Besprechungen mit der SMAD hatten, anschließend im Sekretariat des ZK der KPD behandelt wurden, von wo aus sie entweder direkt oder erst nach Verständigung mit der SPD in den zentralen Einheitsfrontausschuß gelangten. Doch sind ebenso umgekehrte Wege und Reaktionen erkennbar, die darauf hindeuten, daß auch die SMAD an sie herangetragene Probleme oder Vorschläge aufgriff und in Vorbereitung ihrer Befehle oder Direktiven die Meinung deutscher Vertreter einholte und deren Sachverstand brauchte. Die wichtigste zugängliche
Dabei will die unterschiedlich dichte Quellenlage beachtet sein. Diese ist am günstigsten bezüglich der Einheitsfront der antifaschistisch-demokratischen Parteien, von welcher Protokolle des zentralen Ausschusses sowie tangierende Dokumente geschlossen überliefert und durch Siegfried Suckut bereits 1986 publiziert worden sind.50 Von den Sitzungen des zentralen Arbeitsausschusses von KPD und SPD sind bislang keine Protokolle aufgefunden worden, und es gibt sie wohl auch nicht. Vermutlich sind erst die in Vorbereitung des Zusammenschlusses von KPD und SPD im Dezember und im Februar durchgeführten Konferenzen sowie die Beratungen der Studienkommission und des Organisationsausschusses in Protokollen oder anderer Schriftform festgehalten worden.51 Doch gestatten es Notizen Wilhelm Piecks die Sitzungstermine des zentralen Arbeitsausschusses von KPD und SPD und manche Beratungsthemen zu rekonstruieren. Die Verbindungen zur SMAD sind ebenfalls durch Notizen Wilhelm Piecks überliefert. Diese enthalten aber nur Stichworte, und nicht jedes Gespräch wird einen solchen schriftlichen Niederschlag gefunden haben. Sinngemäß gilt dies auch für die Kontakte zu westalliierten Besatzungsorganen und Politikern. 28
Vorbemerkung * Band 1 erforderten einen umfangreichen Anmerkungsapparat, bei dem sich die Herausgeber von folgenden Überlegungen leiten ließen:
Zur Edition Die im Zentrum dieser Edition stehenden Protokolle des Sekretariats des Zentralkomitees der KPD wurden - so ist diesjedenfalls, beginnend mit der Sitzung vom 30. November 1945, am Ende der Protokolle vermerkt - in zwei Exemplaren angefertigt. Im Zentralen Parteiarchiv befinden sich die Originale, ausgenommen die Protokolle Nr. 1-12 und deren Anlagen, von denen nur Durchschläge Überliefert sind.52 Das jeweils zweite Exemplar wurde der sowjetischen Seite ausgehändigt.
Die Anmerkungen sollen die wegen der telegrammartigen Kürze des Protokolltextes oft nur dem Spezialisten verständlichen Sachverhalte und Entscheidungen erläutern. Sie verdeutlichen also, inwieweit in den Sitzungen getroffene Festlegungen auch tatsächlich verwirklicht wurden, welche Abweichungen bei der praktischen Durchfuhrung von Beschlüssen den Herausgebern bekannt sind, wann geplante Kundgebungen stattgefunden haben, wo und wann vorgesehene Aufrufe oder Artikel, Bücher und Broschüren, Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind. Verwiesen wird auf spätere Abdrucke von Beschlüssen, Reden und Schriften, wobei möglichst leicht zugängliche Publikationen angegeben wurden. Darunter befinden sich allerdings auch Bände, die in den fünfziger oder sechziger Jahren herausgegeben wurden und bei denen mitunter politisch motivierte Auslassungen oder Korrekturen nicht auszuschließen sind. Für die exakte Forschung empfiehlt sich deshalb der Rückgriff auf die Originalquellen.
Die in den Beilagen wiedergebenen Beschlüsse beziehungsweise Festlegungen vom 9. Juni 1945 wurden (ebenfalls als Durchschläge) als eine Art Anlage zum Protokoll Nr. 1 überliefert. Sie befinden sich auch im Nachlaß Wilhelm Piecks.53 Die Instrukteurberichte sind teils der Überlieferung zur KPD in den Westzonen, teils dem Nachlaß Wilhelm Piecks entnommen worden.54 Die diesen Berichten beigegebenen Protokolle der Aktionsgemeinschaft SPD-KPD, München, befinden sich im Bestand der Bibliothek des Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung.23*
Die Anmerkungen geben Auskünfte zu in den Protokollen benannten Personen. Die Herausgeber haben sich entschieden, folgenden Personenkreis mit knappen biographischen Angaben zu versehen: Die Unterzeichner des Aufrufe des Zentralkomitees der KPD vom 11. Juni 1945; die Mitglieder des Sekretariats des ZK; die Politischen Leiter beziehungsweise 1. Sekretäre von Bezirksparteiorganisationen der KPD; die Abteilungsleiter des ZK; die Berichterstatter zu Punkten der Tagesordnungen der Sekretariatssitzungen; Personen, über die in den Protokollen wesentliche Aussagen gemacht werden; die der KPD angehörenden Vizepräsidenten von Landes- oder Provinzialverwaltungen beziehungsweise Minister westdeutscher Länder; die der KPD angehörenden Leiter Deutscher Zentralverwaltungen.
Die Tabellen - teils Originale, teils Durchschläge entstammen der Überlieferung der Organisationsabteilung.55 Dort befinden sich weitere Teilübersichten, deren Daten meist in jenen zusammenfassenden Tabellen wiederkehren, die in diesem Band Aufnahme gefunden haben. Nicht in jedem Falle sind die Tabellen rechnerisch exakt. Da es sich sowohl um fälsche Addition oder ungenaue Prozentrechnung als auch um falsch geschriebene Summanden oder unrichtige Ausgangswerte handeln kann, wurde aufNachberechnungen und Korrekturen verzichtet. Die in den Tabellen verwendeten Abkürzungen beziehungsweise verknappten Schreibweisen werden im Abkürzungsverzeichnis erläutert. Zwei mit schlecht leserlichen handschriftlichen Ergänzungen oder Korrekturen versehene Tabellen beziehungsweise Tabellenteile werden in den Anmerkungen als Klarschrift geboten.
Um auch die wichtigsten politischen Partner und Kontrahenten zu charakterisieren, mit denen die Mitglieder des Sekretariats des Zentralkomitees der KPD in gemeinsamen Gremien zusammenwirkten, wurden derartige biographische Angaben auch auf folgenden Personenkreis ausgedehnt: Die Unterzeichner des Aktionsabkommens von KPD und SPD vom 19. Juni 1945 und die Mitglieder der gemeinsamen Studienkommission beziehungsweise des zentralen Organisationsausschusses beider Parteien; die Unterzeichner
Bei den Beilagen handelt es sich um Quellenstücke unterschiedlicher Beschaffenheit, teils um Originale, teils um Durchschläge. Daraus erklären sich Abweichungen in der Druckqualität. Die im vorliegenden Band abgedruckten Quellen, besonders die Protokolle des Sekretariats des ZK, 29
Vorbemerkung * Band 1 wohl die in den Quellenstücken als auch die von den Herausgebern verwendeten Abkürzungen. Dabei wurden mit Rücksicht auf die Nutzer, für welche das Deutsche nicht die Muttersprache ist, auch relativ leicht zu entschlüsselnde Verknappungen und eine Reihe allgemein gebräuchlicher Abkürzungen in das Verzeichnis mit aufgenommen. Die im Kalender benutzten Kürzel sind an Ort und Stelle erklärt. Abgekürzte Namen werden in Anmerkungen aufgehellt.
des Kommuniques über die Bildung der Einheitsfront der antifaschistisch-demokratischen Parteien. Damit diese über den Band verstreuten biographischen Daten leichter auffindbar sind, wurden in den Anmerkungen die Namen dieser Persemen kursiv hervorgehoben. Namen sind in den Protokollen nicht in jedem Falle exakt wiedergegeben. In den Anmerkungen wird die als zuverlässig anzusehende Schreibweise verwendet. Ansonsten erfolgt die Richtigstellung wie auch die Auflösung von Pseudonymen und Decknamen über das für den letzten Band dieser Reihe vorgesehene Personenregister, insofern nicht von vornherein Fehlinterpretationen auszuschließen sind. Die Anmerkungen geben des weiteren Hinweise auf die Verknüpfungen zwischen den Beratungsgegenständen im Sekretariat des ZK und den Verhandlungen im gemeinsamen Arbeitsausschuß von KPD und SPD beziehungsweise anderen Gremien beider Parteien, den Sitzungen des zentralen Ausschusses der Einheitsfront der antifaschistisch-demokratischen Parteien sowie den Treffen mit Vertretern der SMAD und der westalliierten Besatzungsbehörden. Eine wichtige Funktion der Anmerkungen besteht ferner darin, zwischen den einzelnen Sitzungen zu vermitteln. Tagessordnungspunkte oder Beratungsgegenstände, die das Sekretariat wiederholt beschäftigten, Beschlüsse und Festlegungen, die später korrigiert, präzisiert oder ergänzt wurden, lassen sich so in ihrem Werdegang leichter überblicken. Auch zwischen den Sitzungen des Sekretariats des ZK und den in den Beilagen wiedergebenen Beschlüssen, Aufrufen, Reden, Artikeln, Berichten und Protokollen wurden durch Verweise Beziehungen hergestellt. Schließlich werden mit Anmerkungen unkorrekt wiedergegebene Daten oder Tatbestände richtiggestellt, soweit den Herausgebern derartige Ungenauigkeiten bekannt sind. Sinngemäß ist auch in den Beilagen verfahren worden. An einigen Stellen wird der aufmerksame Benutzer womöglich Anmerkungen vermissen, weil in vergleichbaren Fällen Erläuterungen oder Verweise gegeben werden. Er muß dann davon ausgehen, daß es den Herausgebern nicht gelungen ist, weitergehende Informationen zu ermitteln. Abkürzungen werden in einem gesonderten Verzeichnis aufgeführt und entschlüsselt. Dieses enthält so30
PROTOKOLLE des Sekretariats des Zentralkomitees der KPD
Nr. 1 - Nr. 23/80
Prot. Nr. 1 • 02.07.1945
Protokoll Nr. 1
Eitsons üee l e u r c t e r i a t s an 2 . J u l i 1945 fixwreeend* Pieck, Ulbricht, Dahlem» Aciicnnann, Grosse, Irene Gärtner«
Befcchlöfcüsm B r i c h t wird cur Kenntnis genommen.
1. Information des Gen. Ulbricht aber die .Lande E- und Provinzialverw<ongen filr di« ProTinz Brendenbarg und dl« M a d s r Sachsen aad Mecklenburg. 2. Information des Gen.Ulbricht Uber die Einselbespreehnagen alt Vertretern der SPD« Deookraten und den ChrlEtllch-Demokratcn Uber die Schaffung eines Blocke« der antifaschisti.sch-deiiiokrstlcchen P&rttien, ferner Uber die Besprechung Marschall Shukows mit Vertretern der Chrictl.-Eemokrtitiechen Union*
Der Bericht wird sor Kenntnis genooaen.
3. Bericht de« Qen.Ulbricht Uber die Vorbereitungen des Parteiaufbaue, der sich anpassen toll an die Verwaltongsstruktar der Provinzen und L&ndcr (Ort, Kreis, Provinz, reep.X^nd) und In Berlin Venraltungebezirite". In den Betrieben und Wohnbezirken sollen Parteigruppen gebildet «erden. Die Aufnahme der Parteimitglieder erfolgt durch die Kreisleitungen und in den größeren orten durch die Stadtleitangen. PUr den Eintritt in die Partei wird eine Beitragsmarke la lerte von 3,- MC geklebt. Die Jiitgllederbeitrüge richten ei oh nach den EiEliO-aen 6er Parteimitglieder und ZVBT
bis >u ISO,- t k 2,50 Uc;
von 150,- bis 300*— £k 5 Hkj von 300 bis 400 Jlk 8 10c und Uber 400 lük 3 1* des Einkommens. PUr ,'rbeitElose, Hausfrauen und Landarbeiter ein Hiniou-lbeitrfeg von 1 Bk.
Den Vorschlägen wird zugestiiaat.
Gen. Ulbricht soll £Ur die niiehete EekretarictBsitauug einen Bericht vorbereiten, wte in der v.irtcch^ftsfrage bit-her von den Bce:.tr.ungEbeh5rden unternommen wurde und was getan werden coli, um solche Industriezweige BU E 1 o h e m , die nicht zur Eüttungainduetrie gehören and die für den Aufbau der Wirtschaft von Bedeutung sind. Hierbei eteht auch die Frage der De montier«ng von Betrieben.
4. fcirtBch&fts-ufbau
32
Prot. Nr. 1 * 02.07.1945
Eictt - Z zu
P r o t o k o l l
Hr. 1
Behandelt» Oen* P r l t s Grotes f ä h r « nach Dieeden e i s S t e l l v e r t r e t e r v o a Mater» r a r d i e A r b e i t i n Seohanu
5» Verwendung d u Oen. Groesq
33
Prot. Nr. 2 * 08.07.1945
Protoixll I j ,
2
C i t s u r y ; dos S e k r e t a r i a t s oa 0 . J u l i Anneoond» P l a c k , U l b r i c h t , t - o h l o c ,
Ackcrcnrm.
Beschlossen«
C ehondaltt 1, Lrraitcrto eitsung.
1945
SekretarlatB-
3 e r l e b t U l b r i c h t Uber s e i n e Heloo n a c h H a l l e » relmer, Erfurt, Jona, Leipzig
Dlo S i t z u n g s o l l a n Sonnabend, d e n 1 4 * 7 « l o Uhr s t a t t f i n d e s t wozu d i e L e i t e r d e r Bezirke i n d e r sowJotlBchen Besatzungs« zone e i n g e l a d e n werden und « w a r t Gesohlte-Berlin; Sägebreeht-Brandenburg; Untern-SachBen; Koenen-Provlns Sachsen; Bucoo-Ihürincon; Sobottkn-Uocklönburg. oerflnunrt 1 . VortelauiTiGU - h e f . D a h l e n 2 . O r g a n i s i e r u n g d e r Propaganda und dec V e r t r i e b s d e r P r e o c e - He f . AokDrc.xam 3 . B e r i c h t Uber d i e S c h a f f u n g d e s B l o a k s der antlfaschlstlsch-denokratlBChen Parteion - Ref. Pieck 4* E r n t e e l n b r i n g u n g und AgrorreforcaP.ef. I l o e m l e 5 . Ingangsetzung der r i r t ß c i i a f t Bef. Ulbricht Der B e r i c h t w i r d z u r K e n n t n i s g e n o c t a o n . üegon des e c h l e c h t e n Zustande6 d e r P a r t e i f ü h r u n g I n L e i p z i g w i r d Gen. l l a t e r n b e a u f t r a g t , s e l b s t nach L e i p z i g s u f a h r e n o d e r e i n e n a n d e r e n Genossen bu s c h l o ß e n , un d l o vorhandenen Schwachen a b z u s t e l l e n . F e r n e r s o l l Gen. Cundolach a u f e i n i g e S a g e n a c h H o l l s f a h r e n , um dort Personen zu p r ü f e n , d i e f ü r d i e P r o v i n s l n l Verwaltung g«lgr.et sind» r.obert f:levert. der J e t z t Leiter f ü r ricllo¿orseburg i c t , s o l l f ü r die Provincialv e r r / a l t u n g v e r w a n d t w e r d e n . Gegen S c l b n a n r L e i p z i g v ? i r d w o g e n s e i n e s V e r h a l t e n s -im. 12 e i n e ttitersacbung durch d l o KaderAbteilung durchgeführt.
Unterbringung der: n ü c h t l l n g e a u s P o l e n und den oudotondcutschen Gebiet« U l b r i c h t b e r i c h t e t , dnoc d i e Ueoataungobehärdon angeordn e t haben, a l l e Iivoliulortcr. a ü s u e n a n Ort und E t e l l o b l o l b e n und b e s o n d e r s b e i den E m t o a r b c i t o n e i n g e setzt
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Prot. Nr. 2 * 08.07.1945
wcrüon. A l i c r i ü e f c t l i x i f e ouc Ctx. ;-^Ie'ccncoblct und Ubcrec^ic— c i e n r-crücr nach Heeüenburi;
unter ifc^ehang der grossen Städte ¿•Gleitet.
Ten Vorschlügen r : i r d c u e o c t i r t i t .
4 . Übersiedlung der i n ülen ber m d l i c i . G E , aus IC.E. i ^ u t Jiauoec b e f r e i t e n Genossen*
Den Vorcchlfißcn ü l b r i c h t G , d i e GonoBccr. noch Drcßäcn zu t i - a a t p o r t l c r e n und d o r t über i h r e n E i n s a t z i n den e i n z e l n e s Bezirken s u e n t s c h e i d e n , wird EUgectisi^t. tfc d i e Einbringung der F . r a t e , die l a s ü d l i c h e n T e i l d e r 3ecatzungGzane b e r e i t e begonnen h a t , BU s i c h e r n , c o l i e i n e Aufforderung an die Bevölkerung g e r i c i . t e t Verden, wozu von Iioernle e i n Entwurf auenuarijeiter i c t . F e r n e r c o l i c r . ir. den ".eitunger. A r t i i x l v c " B f f e r . t l i c i : t werden, die z u r b e s c h l c i n i g t o n Umteeinbrtngung a u f r u f e n .
f.'^iteeir.bringung.
I n S e k r e t a r i a t GOII e i n e Abteilung f ü r A r g r a r - und Bauernfragen ges c h a f f e n werden. C. V i r t c c h c f t c a u f b c u und von B e t r i e b e n .
Unter Hinzuziehung von F a c h l e u t e n c o l i ein T i r t e c h a f t s p l e n für Berlin und andere Gebiete Qucgoarbeitet norden, der n i e Grundlage f ü r e i n e Besprechung n i t den Besatzungsbehörden dienen s o l l . I n S e k r e t a r i a t s o l l e i n e Abteilung für r i r t e c h a f t c f r a g c n gebildet werden, d i e s p e z i e l l e F a c h l e u t e c u r Beratung h e r a n z i e h t .
7 . "•fl.viostr.tion i n L e i p z i g .
Bio r ^ i d i o c t a t i o n i n wenigstens i n s o f e r n UE vor dort aus auf und - i t t r . l w e l l e n zu d e r J i e r l i n e r Sonder sanen K o n t r o l l e der etehen w i r d .
Leipzig c o l i e r h a l t e n werden, e i n i g e K.urzcenden, cunal ur.tcr der geiacij Alliierten
iicLaffur.;; ei:sec Abwehra^parates ,-.„„ _,,„ ^ „ „ v ^ . k i . , « . Die uaderabteilung ^LTL mit c e r s u r Beobachtung und jeschafftEig v Vorbereitung b e aUui Uf t -Uot g t .
VÜS I n i o i T i a t i o n s n ß t c r i a l i e n .
0 . M eraueßabe von L i t e r a t u r .
«.-«.-.FCU.IT
''"
Eine Brocchüre i n Auflege von l o o . o o o n i t den I n h a l t : Aufruf dcc SIC, A r t i k e l dec Ger.. Pieel: sun A u f r u f , Vereinbarung d t der SPD, Aufruf d e r Gewerkschaften, I\ede des Gen. U l b r i c h t v o r der B e r l i n e r Funlrti onürve rcrumJ.tmg. Weitere Broschüren« P a l l a s Uber d i e G r e u e l t a t e n der Hoele i n den KZ; Kurt F i s c h e r Uber d i e Schuld an K r i e g e .
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Prot. Nr. 2 * 08.07.1945
10. Herausgabe des theoretischen Organs ¿er Partei "Der neue V?eg".
Free Oelsner r i r c c i t de.v Vorbereitung beauftragt, der auch der verantwortliche Redakteur sein s o l l .
11. L e i t e r des Verlages für die H erausgabe der Literatur.
Erich Fendt« der von Moskau angefordert i s t .
12. Herausgabe von Schulunge- Den drei vorliegenden Thesen rdrd trüge stlmErt. thesen. Von den 18 aus der SU erhaltenen Hand13. Handbibliothek., bibliotheken sollen 15 den berliner Verwaltungsbezirken und Je eine Bibliothek dem Sekretariat dec ZK, der Redaktion der ÜVZ und der Hedaktion der Berliner Zeltung z u g e s t e l l t werden. 14. Erhöhun.-- der Auflage der DVZ.
Die Auflage s o l l von Hunderttausend auf Zweihunderttausend erhöht v.erden, wovon 9o.ooo f ü r Berlin und l l o . o o o f ü r die Provinz verwendet werden.
15. Ocueincane Beratung a l t An der Besprechung sollen teilnehmen: den Sozialdemokraten, den Pieck, Ulbricht, Dahlen, Ackermann Liberal-Demokraten und und ein Berliner Genosse (Geschke oder den Christlich-Denokraten Einser). zun Zwecke der Blockbildung. 16. neue Arbeitsverteilung i n Sekretariat Infolge E i n t r i t t s des Genossen Dahlen.
Pleckt Allgemeine Leitung, Kasse, Jugend Frauen, Genossenschaften, Ausschuss f ü r die Opfer des Faschismus. Ulbricht: Verbindung mit den 3eseteungsbehörden und Bezirken, Gewerkschaften, T i r t s c h a f t s f r a g e n , Bauernagitation. Dnhlemt Aufbau der Partei in den Bezirken, Kaderfragen, Sport. Ackcrmann: Propaganda, Kulturarbeit, Zentralorgan, Verlagsfragen, P a r t e i schule , Information. ^le Genossenschaftsabteilung s o l l Handke übernehmen, der cIch in ZvTickau befindet und angefordert \7ird. Die Leitung der Frauenabtellunr; sso] oll eine geeignete Berliner Oenoeein üt übernehmen. Die Genossin Irene Gärtner s o l l in der Frauenkomnis s ion der Gewerkschaften arbeiten.
36
Prot. Nr. 3 « 12.07.1945
Protol:oll I.'r.3 E i t z u n r des S e k r e t a r i a t s aa 1?. J u l i 1945« Anwesend» Pieck» Ulbricht* Bahlen, Aokeinnan, Gyptner. B*»hpndelti
Beschlossen»
1 , B e r i c h t Gyptners Uber d i e Die Sitzung der 4 P a r t e l e n Uber d i e Bildung des Blocks s o l l a a F r e i t a g , d e s Vorbereitung d e r Sitaung 1 3 . 7 . , nachn. 5 Uhr« 1& Stadthaas dar vier Partelen. s t a t t f i n d e n . Gyptnar s o l l die 3 P a r t e l en davon b e n a c h r i c h t i g e n . Der T r e f f f ü r d i e Sitzung I s t S l a n e r 125 i n Stadthaas. 2. l.ntwurf der Voreinbciung d e r 4 P a r t e i e n über die BllüunG öcc Blobks.
B c r i e h t Ulbricht über die Besprechung von Pieclr u . U l b r i c h t mit Sh. oa 1 1 . 7 .
In dea von der EPE den 3 anderen P a r t e l e n U b e r n i t t e l t c n kntimrf c o l i noch folgende Ergänzung e i n g e f ü g t werdeni 'lach dem e r s t e n Eir£zmgesatEt "Die Kriegsschuld H i t l e r d e u t s c h l a n d s i s t offenkundig.* F e m e r vor dem l e t a t e n Abcatz folgende Forniulierungi "Auf Grund d e r vorstehenden Hauptauf« Gaben s o l l baldmöglichst e i n geneincanee Aktionsprogramm des Blocks der antifaschistisch-demokratischen Partelen a u s g e a r b e i t e t worden.* Der b e r e i t s ausgegebene Entwurf s o l l gegen den so abgeänderten Entwurf ausgetauscht werden. e) Zu den sündigenden Gerüchten über U b e r g r i f f e der Eesatsungstruppen s o l l von Ackemann I n d e r EVZ e i n A r t i k e l v e r ö f f e n t l i c h t werden. b) In der nächsten Voche s e i l e i n e Beratung mit Unternehmern und Gewexks c h a f t B - V e r t r e t e r n über d i e Frage des r / i r t s c h a f t s c u f b a u s durchgeführt werden. Verantwortlich f ü r die Organisierung! U l b r i c h t .
4« I n t e r v i e w s n i t a u s l ä n d i schen Korrespondenten.
Interviewe s o l l e n k ü n f t i g nur durch Gen. Pieck d u r c h g e f ü h r t werden. Die Vermittlung e r f o l g t durch Gyptner (der auch d i e Presseausweise zu p r ü f e n h a t ) u n t e r der Voraussetzung, daae die gewünschten Auskünfte vorher I n s c h r i f t l i c h e r Fora e i n g e r e i c h t norden u n t e r Angabe der Adresse, wohin d i e Einladung e r f o l g e n «
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Prot. Nr. 4 • 14 /15.07.1945 9,
Protokoll Nr. 4 Erweiterte Sitzung des Sekretariats des ZK der KPD 14./15. Juli 1945
Tagesordnung 1. Parteiaufbau 2. Organisierung der Propaganda und des Vertriebs der Presse 3. Ernteeinbringung und Agrarreform 4. Bericht über die Schaffung des Block des antifaschistisch-demokratischen Parteien 5. Ingangsetzung der Wirtschaft
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Prot. Nr. 5 » 21.07.1945
/f. Protokoll Er. 5 _ _ _ _der_SekretariatEeitzang_am 21.7_.1945
_ _ _ _ _ _
Ar-reeend» Pieok, Ulbricht, Ackermann, Dahles, Qyptner,feraer beia 1.Pauktt KBppe nad Sägebreoht} " 2. • Wandel, Leitner und Max Keileon; * 3. " Chwalek, Walter, Jendretzki. Behandelt» 1. Erntekampagne., Zur Behandlang stand anch der Entwarf su einen Aufruf der 4 antifaschistisch-demokratischen StflSifcB'wurden erstattet von Sägebreoht Uber Brandenbarg, von KSppe über Berlin. 2. Deutsohe Volkezeltung. Bericht wird erstattet von Wendel.
V
. Gewericsohaftsfra^e. erlebt wird erstattet von Cfarale^.
Beschlossen» 1. Hit der Schlussredigierung des Entwurfes f l r den Aufruf wurüen Ulbricht and Leitner beauftragt. 2. Der Aufruf ist durch eine gemeinsame Sitzung der 4 Parteien oder durch Umfrage bei ihnen bestätigen Z9 lassen. Zur Sicherung der Leitung der Redaktion durch das Sekretariat vlrd festgelegt: 1. Die Bedaktion soll eine tägliche, zeitlloh begrenzte Eedaktionabeeprechung durchfahren. 2. Vor dieser Bedaktioncbesprechung soll der leitende Bedakteur mit Ackermann eine Besprechung haben. 3. Wenn grössere und grundsätzliche Prägen zu behandeln sind, soll Aokermann an der betreffenden Hedak— tionsbesprechung teilnehmen. 4. Leitartikel, sowie andere wichtl ge Beiträge sind vorher Ackermann vorzulegen. Beim Ausscheiden von Wandel aus der Kedaktion infolge Übernahme der Leitung der Tolkcbildungearbelt in dea zentralen Verwaltungsorgan für das sowjetische Beoatzungsgeblet soll die Leitung der Bedaktion Leitner übertragen werden. Zu S t e l l vertretern werden Erpenbeck und Keilson bestimmt. Franse, Scholz, Beinhord, Rinker und Linz Collen provisorisch in die Bedaktion eintreten. Später soll Uber ihre feste Anstellung entschie_ den werden. ~
w
94 n2
1. In d€r DVZ ist ein Aufsatz Uber die neuen Aufgaben der freien Gewerkschaften zu veröffentlichen.
^
2. Bs sind ferner einige Artikel zu veröffentlichen, die die gegen-
97
39
»
- 2 -
/h.
wärt igen brennenden Gewerkschaft«— fragen behandeln. 3. Der Berliner Ortsaassehnsa soll die* Gewerkschaftsarbeit einea Verwaltungsbezirk0 gründlich behandeln. 4. Anstelle eines Statutes sind vorläufige Richtlinien für die Arbeit und Organisation der freien Gewerkschaften auszuarbeiten. 5. Unsere Genossen sollen die Initia» tive ergreifen, OB die Arbeit alle* Jlebenorganieationen (Soziale Püreorge, Genossenschaften) klarzustellen. 6. Eine Geschäftsordnung des vorläufigen Ortsaucschusses für Grose-Berlin ist auszuarbeiten. 7»Jendretzki wird beauftregt, Richtlinien Uber die Organisation und Arbelt von Jugendsektionen in den Gewerkschaften auazuarbeiten.
40
Prot. Nr. 6 * 25.07.1945 /fp
- P i a i o b o l i tir. 6„, d e r S e k r e t a r l a t B B i t z u n g am 25.7*1945 Anwesend! Pieck» U l b r i o h t , Ackermann, Dahlem, Oyptner. Behandelt» X. Verwendung dea 1 . W i e n e r X r a n e p o r t s d e r Kader aua d e a Koaalsger Bauthaneen. 2 . Andere P e t e o n a l f r e g e n » Fagger,. Xarl Selbmann, F r i t z
Beschlossen» S i e Verwendang wird nach b e i l i e g e n d e r L i s t e f e s t g e l e g t (Anlage I f U r P r e s s e und Bildung beim AusBohosB d e r F r e i e n Gewerkschaften* Untersuchung w e i t e r z u f ü h r e n .
Müller, Kurt Auer, E r i c h K a s p e r , V. Schlaffer, Josef
S i e Akten s u r Übterauchung anfordern.
S i e v e r t , Eobert Schönebeck, r i l l e
Über d i e V/ie de r a u f nähme s p ä t e r entscheiden.
Barthei, Valter
S i e Akten a n f o r d e r n . Sie P ß r t e i z u gehörigkeit v o r l ä u f i g unentschieden l a s s e n . Ge^en d i e Verwendung i n d e r Volk&bildungsabteilung d e r S t a d t v e r w a l t u n g n i c h t s einzuwenden.
3 . B e d a k t i o n d e r DVZ.
Zum v e r a n t w o r t l i c h e n Redakteur wird a n s t e l l e von Kandel L c i t n e r b e s t i m m t .
4. Terlac.
Für d i e V e r l a g s GmbH s o l l O e l e c n e r , A l f r e d , zeichnen
/f
e^ÌAjf
41
Prot. Nr. 6 » Anlage I
Anlage I eoa P r o t o k o l l Hr. 6 su Punire 1 d e r Tagesordnung d e r S e k r e t a r i a t s s i t z o n g vom 25.7.1945 1 . Bau, Heiner
A n s t e l l e von Hornle I n d e r Provincial— Verwaltung' van Brandenburg (Ernährung and Landwirtschaft).
2 . Selgetrasser, Hans
fUr I n f o r m a t i o n und Becherohpn
3 . V o e s e l e r , Walther
Mitarbeiter i n der Kaderabteilung
4 . Baun, Brano
Mitarbeiter i n der Agitpropabteilung
f ü r BI» B e r l i n : 5. Harter,Ernst
f ü r Jugendarbeit In Berlin
6- S t a e o h , A l b e r t
TBL B e r l i n
7.
f ü r Jugendarbeit i n Berlin
fciesner,
Otto
8 . Leuechner, Brano
Redaktion " B e r l i n e r Zeitung"
9 . R e n t m e i e t e r , Bobert
f ü r z e n t r a l e komaanale Verwaltung
1 0 . Seck, Otto
f i r Kreuzberg
1 1 . Gingold, P e t e r
TBL B e r l i n
f l l r Brandenburg» 1 2 . Wilhelm, Johann
ProvinzlalVerwaltung
1 3 . Ludwig, Pani
HL Brandenburg
1 4 . Hecht, Franz
für Kreisarbelt
1 5 . P a t s o h u l , Hugo 16. I v e r s t o s s k i , Paul 17. Rottenhöfer, T i l l ! 18. Butat, V i l l i 1 9 . Danerow, F r i t z
BL Personalamt f ü r P o l i z e i
i n andere Bezirice» 2 0 . S c h u s t e r , Ludwig
Hagdeburg
21. Steinbaeh, Jaoob
Hnj n»
2 2 . Kaufmann, Alex
Sordhausen
2 3 . Heuaann, V a l t e r
Porst
2 4 . Piohon
Cottbus
2 5 . Baueleen, E r n s t
Bitterfeld
42
Prot. Nr. 6 * Anlage I
.2 2 6 . KohlñSfcr, Otto
Hänchen
27. Söhnt, Earl
Osnabrück
26« Hose, Helmnth
Bremen
43
Prot. Nr. 7 * 26.07.1945
Protokoll
Hr.
7
der S e k r e t e r i a t s s i t z u n g am 26.7.1545P Anweeendt P i e c k , U l b r i c h t , Ackermann, Dahlem, Gyptner.
10S
Behandelt! 1 . Kaderfragen. leubne r , üana
106 204
Studlenrätin Torhoret
tos
Besohlocsen» 2usaaaen a l t L e i t n e r die Leitung der Bedektion der WZ. Wandel e o l l innerhalb 3 Tagen die Bedektion der I)7Z Ubergeben und eich auf seine neue Arbeit v o r b e r e i t e n . Entscheidung z u r ü c k g e s t e l l t , erat Uber Vertretung anfragen.
B e u t t e r , Hudolf
S o l l die Leitung der Landabteilung beim S e k r e t a r i a t des ZK. übernehmen.
Stein, Siegfried (Arsen, E r i c h )
l a Hamburg anfragen
Werner, Hedwig
S o l l e o f o r t den Tosten eines S t e l l vertretenden Geschäftsführers mit einem Gehalt von UM 4 0 0 . - beim S e k r e t a r i a t des ZK a n t r e t e n .
Willmann, Johanna
Als M i t a r b e i t e r i n i n der Agitpropabteilung des ZK a n z u s t e l l e n .
Stalmer, Btchprd
Beservieren f ü r den Selbstverwaltungsapparat ( S t a a t s a n w a l t s c h a f t ) .
Verwendung von 23 einget r o f f e n e n Genossen von Schule 12 Weitere Anforderangen von Kadern
Ulbricht, Dahlem und Grete Xeilcon s o l l e n Uber ihren Eineatz Vorschläge machen. Grätz, Rudolf fUr Parteischale Both, Heinz zur Vorbereitung Hoffte, Erriet SchulTTlttfogel, Bosa von büchern Stanm, KEtha Wendt, E r i c h a l s V e r l a g e l e i t e r Xcrfcecher, ) Heilmann-WiEter, F r i t z ) Rektionen Pollack, Rikolaa ) Stern, Heinz Übersetzer des Sekret a r i a t s des ZK Meyer,Therese Sekretärin von Pieck BSlke, H i l l l ) Schfillcke,Luise ) Sekretärinnen Bergmann, Edith ) Weiss, Lotte ) fiiederkirohne r , I i i c h e l f ü r Gewerkschaftsführung.
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Prot. Nr. 7 « 2 6 . 0 7 . 1 9 4 5
c7