Die Wortstellung in Notkers Consolatio: Untersuchungen zur Syntax und Übersetzungstechnik [Reprint 2019 ed.] 9783110846607, 9783110080582


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German Pages 549 [552] Year 1979

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VORWORT
INHALTSVERZEICHNIS
Erster Teil: METHODOLOGISCHE VORAUSSETZUNGEN
1. EINLEITUNG
2. LINEARITÄT UND DEPENDENZ
3. METHODEN ZUR UNTERSUCHUNG DER ALTHOCHDEUTSCHEN WORTSTELLUNG
4. DIE CONSOLATIO ALS ÜBERSETZUNG AUS DEM LATEINISCHEN
Zweiter Teil: DIE STELLUNG DER VERBALEN TEILE
5. ABGRENZUNGSFRAGEN
6. DIE STELLUNG DER VERBALEN TEILE IM HAUPTSATZ
7. DIE STELLUNG DER VERBALEN TEILE IM NEBENSATZ
Dritter Teil: ZUR STELLUNG DER NICHTVERBALEN SATZKONSTITUENTEN
8. DIE STELLUNG AUSGEWÄHLTER NICHTVERBALER SATZKONSTITUENTEN
Vierter Teil: DIE STELLUNG DER WOERTER IN DER SATZKONSTITUENTE
9. DIE STELLUNG DER WÖRTER IN DER NOMINAL-, ADJEKTIV- UND PARTIKELGRUPPE
LITERATURVERZEICHNIS
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Die Wortstellung in Notkers Consolatio: Untersuchungen zur Syntax und Übersetzungstechnik [Reprint 2019 ed.]
 9783110846607, 9783110080582

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Anton Näf Die Wortstellung in Notkers Consolatio

Das Althochdeutsche von St. Gallen

Texte und Untersuchungen zur sprachlichen Überlieferung St. Gallens vom 8. bis zum 12. Jahrhundert

Herausgegeben von

Stefan Sonderegger

5

w DE

G

Walter de Gruyter • Berlin • New York 1979

Anton Näf

Die Wortstellung in Notkers Consolatio Untersuchungen zur Syntax und Ubersetzungstechnik

w DE

G

Walter de Gruyter • Berlin • New York 1979

CIP-Kurztitelaufnähme

der Deutschen

Bibliothek

Näf, Anton: Die Wortstellung in Notkers Consolatio: Unters, zur Syntax u. Übersetzungstechnik/Anton Näf.— Berlin, New York : de Gruyter, 1979. (Das Althodideutsdie von S[ank]t Gallen; 5) ISBN 3-11-008058-3

© Copyright 1979 by Walter de G r u y t e r 8c Co., vormals G . J . Gösdien'sche Verlagshandlung — J. G u t t e n t a g , Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — K a r l J . Trübner — Veit 8c Comp., Berlin 30. P r i n t e d in Germany — Alle Rechte des Nadidrudcs, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise, vorbehalten. Druck: Rotaprintdrudc H i l d e b r a n d , Berlin Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin

VORWORT

Mit den Begriffen 'Wortstellung' und 'Übersetzungstechnik' sind die beiden Bereiche genannt, um die es in der vorliegenden Arbeit geht. In der germanistischen Forschung ist seit langem bekannt, dass Notker der Deutsche beim Übersetzen nicht sklavisch vorgegangen ist, sondern die Reguläritäten der Zielsprache respektiert hat. Es war daher ursprünglich meine Absicht, die althochdeutsche Sprache grundsätzlich ohne Rücksicht auf die lateinische Vorlage zu beschreiben und das Latein nur gelegentlich zur Demonstration von Notkers Eigenständigkeit heranzuziehen. Im Laufe der Arbeit gelangte ich aber dann zur Erkenntnis, dass nur eine konsequente Einbeziehung des lateinischen Grundtextes und der von Notker konstruierten lateinischen 'Textstufe II' einen wirklichen Einblick in den Übersetzungsprozess und in Notkers didaktische Bemühungen ermöglichen. Die Untersuchung wurde im November 1976 von der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg/Schweiz als Dissertation angenommen. Mein herzlichster Dank gilt allen, die meine Arbeit in irgendeiner Weise unterstützt haben, besonders aber meinem verehrten Lehrer, Prof. Dr. Eduard Studer (Freiburg), der ihre Entstehung mit wohlwollender Anregung und Kritik begleitet hat. Für wertvolle Hinweise bin ich Prof. Dr. Elmar Seebold (Freiburg) verpflichtet. Für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe "Das Althochdeutsche von St. Gallen" danke ich Prof. Dr. Stefan Sonderegger (Zürich) sowie Prof. Dr. H. Wenzel vom De Gruyter Verlag. Anton Näf

INHALTSVERZEICHNIS

Erster Teil: METHODOLOGISCHE VORAUSSETZUNGEN 1. 1.1. 1.2. 1.3.

Einleitung Zielsetzung Textkorpus Materialdarbietung

2. 2.1. 2.2. 2.2.1. 2.2.2. 2.2.3. 2.2.4. 2.2.5. 2.3. 2.3.1. 2.3.2. 2.3.3. 2.3.4. 2.3.5. 2.3.6.

Linearität und Dependenz 6 Stellungssyntax 9 Die Grundrelation der Linearität 10 Lineare Kette 10 Segmentierung der linearen Kette 11 Beschreibungsebenen für Stellungsregularitäten . . 12 Ueberlagerung von Ebenen 17 Der Terminus 'Wortstellung' 18 Die Grundrelation der Dependenz 20 Lineare Kette und strukturelle Hierarchie 20 Der Dependenzbegriff 21 Relationen im Satz 26 Valenztheorie 28 Satzkonstituente, Stellungseinheit und Position . . 31 Wortstellung und Flexion 40

3.

Methoden zur Untersuchung der althochdeutschen Wortstellung Problemstellung bei einer Korpussprache Ausdrucksseite und Inhaltsseite Gegenwartssprache als Ausgangspunkt Segmentierungsprobleme im Althochdeutschen . . . .

3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 4. 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.5. 4.5.1. 4.5.2. 4.5.3. 4.6. 4.7. 4.7.1. 4.7.2. 4.8. 4.9.

1 1 2 4

42 42 45 47 49

Die Consolatio als Uebersetzung aus dem Lateinischen 54 Der lateinische Originaltext 54 Die lateinische Vorlage-Handschrift Notkers . . . . 56 Die drei Stufen der Uebersetzung 58 Das Verhältnis des ahd. Textes zum lateinischen . . 61 Der lateinische Text der Stufe II 65 Hypothese 'Beeinflussung durch die ahd. Zielsprache' 66 Hypothese 'konstruktioneile Normalstellung' . . . . 69 Aufgabe und Funktion von Textstufe II 76 Der sog. St.Galler Traktat 78 Textstufe III: die althochdeutsche Uebersetzung . . 84 Weglassungen Notkers 85 Zusätze Notkers 90 Vergleichbarkeit von lateinischem und ahd. Text . . 96 Berücksichtigung des Lateinischen in unserer Untersuchung 99

VIII

Inhaltsverzeichnis

Zweiter Teil: DIE STELLUNG DER VERBALEN TEILE 5. 5.1. 5.2. 5.2.1. 5.2.2. 5.3.

Abgrenzungsfragen . Die Ebenen des Textes und des komplexen Satzes Rahmeneinheit: einfacher Hauptsatz oder Teilsatz Zerlegung in Teilsätze Teilsätze mit Ersparung Aufgliederung der Darstellung

102 i02 107 107 107 110

6. 6.1. 6.1.1. 6.1.1.1. 6.1.1.2. 6.1.1.3. 6.1.1.4. 6.1.1.5. 6.1.1.6. 6.1.1.7. 6.1.1.8. 6.1.1.9. 6.1.1.10. 6.1.2. 6.1.2.1. 6.1.2.2. 6.1.2.3. 6.1.3. 6.1.3.1. 6.1.3.2. 6.1.3.3. 6.1.3.4. 6.1.4. 6.1.4.1. 6.1.4.2. 6.2.

112 114 114 114 116 120 123 128 132 136 139 147 153 161 161 162 164 166 167 169 171 172 173 173 174

6.2.1. 6.2.2. 6.2.3. 6.2.4. 6.2.5. 6.2.6. 6.2.7. 6.3. 6.3.1. 6.3.2. 6.4.

Die Stellung der verbalen Teile im Hauptsatz . . Die Stellung der Personalform Aussagesatz Allgemeine Stellungsregel Satzeröffnende Partikeln Satzpartikeln Stellungsneutrale Partikeln Prolepse Inversion nach unde Partizipialsätze, absolute Dative Nichtzweitstellung der Personalform Nachsätze Verhältnis zum Latein Fragesatz Entscheidungsfrage Ergänzungsfrage Verhältnis zum Latein Aufforderungssatz . . . . Befehlssatz Begehrenssatz Irrealer Wunschsatz Verhältnis zum Latein Ausrufesatz Stellungsregel Verhältnis zum Latein Die Stellung der Infinitformen (Partizip II und Infinitiv) Partizipklammer Infinitivklammer Klammerfüllung Ausklammerung Gründe für Ausklammerung Dreiteilige Verbalgefüge Verhältnis zum Latein Die Stellung des Verbzusatzes Abgrenzungsfragen Stellungsregel Ersparung im Hauptsatz

7. 7.1. 7.1.1. 7.1.1.1.

Die Stellung der verbalen Teile im Nebensatz Nebensatz mit Einleitewort Stellung der Personalform Nebensatzklammer

217 221 225 226

. .

175 177 180 183 191 194 198 199 201 202 204 209

IX

Inhaltsverzeichnis 7.1.1.2. 7.1.1.3. 7.1.1.4. 7.1.1.5. 7.1.1.6. 7.1.1.7. 7.1.2. 7.1.2.1. 7.1.2.2. 7.1.2.3. 7.1.2.4. 7.1.3. 7.1.3.1. 7.1.3.2. 7.2. 7.2.1. 7.2.2. 7.2.3. 7.2.4. 7.3. 7.4. 7.4.1. 7.4.2. 7.4.3. 7.4.4. 7.4.5.

Abgrenzung zwischen Hauptsatz und Nebensatz Klammerfüllung Ausklammerung Gründe für Ausklammerung Spreizstellung Verhältnis zum Latein Stellung der Infinitform Stellungsregel Zur Erklärung des Befunds Dreiteilige Verbalgefüge Verhältnis zum Latein Stellung des Verbzusatzes Stellungsregel Verhältnis zum Latein Nebensatz ohne Einleitewort Anfangsstellung der Personalform Zweitstellung der Personalform Besonderheiten Verhältnis zum Latein Ersparung im Nebensatz Nebensatzartige Konstruktionen Partizipialgruppe Absoluter Dativ Infinitivgruppe Akkusativ mit Infinitiv Verhältnis zum Latein

. .

229 233 239 242 246 249 256 257 260 265 266 268 268 271 272 273 274 275 277 278 281 282 283 284 286 287

Dritter Teil: ZUR STELLUNG DER NICHTVERBALEN SATZKONSTITUENTEN 8. 8.1. 8.1.1. 8.1.2. 8.1.3. 8.2. 8.2.1. 8.2.2. 8.3. 8.3.1. 8.3.2. 8.3.2.1. 8.3.2.2. 8.3.3. 8.3.3.1. 8.3.3.2. 8.3.4. 8.3.4.1. 8.3.4.2. 8.3.5. 8.4. 8.4.1.

Die Stellung ausgewählter nichtverbaler Satzkonstituenten Verhältnisse in der Gegenwartssprache Verschiedene Forschungsrichtungen Allgemeine Voraussetzungen Stellungsrelevante Faktoren Besetzung des Vorfeldes bei Notker Funktion des Anschlusses Funktion der Emphase Stellung des Subjekts Subjektlose Sätze Stellung des Subjekts im Kernsatz Pronominales Subjekt Substantivisches Subjekt Stellung des Subjekts im Stirnsatz Pronominales Subjekt Substantivisches Subjekt Stellung des Subjekts im Spannsatz Pronominales Subjekt Substantivisches Subjekt Verhältnis zum Latein Stellung der Ergänzungen zum Subjekt Stellung der Ergänzungen im Akkusativ, Dativ und Genitiv

292 294 294 297 299 302 303 308 313 314 315 316 318 324 324 325 326 327 328 332 335 338

Inhaltsverzeichnis

X 8.4.1.1. 8.4.1.2. 8.4.2. 8.4.3. 8.4.4. 8.4.5. 8.5. 8.5.1. 8.5.2. 8.5.3. 8.5.4. 8.5.5. 8.5.6. 8.6. 8.6.1. 8.6.2. 8.6.3.

Pronominale Ergänzung Substantivische Ergänzung Stellung der präpositionalen Ergänzung . Stellung der Ergänzung im Nominativ Stellung des Satzadjektivs Verhältnis zum Latein Stellung der Ergänzungen untereinander . Allgemeines Akkusativ-Ergänzung und Dativ-Ergänzung . Akkusativ-Ergänzung und Genitiv-Ergänzung Akkusativ-Ergänzung und präpos. Ergänzung Uebrige Kombinationen Verhältnis zum Latein Zur Stellung der Negationspartikel nteht . Abgrenzungsprobleme Sondernegation Satznegation

338 343 ... 345 347 352 357 ... 360 360 ... 362 . . . 366 . . . 3 67 371 371 ... 373 373 377 378

Vierter Teil: DIE STELLUNG DER WOERTER IN DER SATZKONSTITUENTE 9. 9.1. 9.2. 9.2.1. 9.2.1.1. 9.2.1.1.1. 9.2.1.1.2. 9.2.1.1.3. 9.2.1.2. 9.2.1.2.1. 9.2.1.2.2. 9.2.1.3. 9.2.1.4. 9.2.2. 9.2.2.1. 9.2.2.1.1. 9.2.2.1.2. 9.2.2.2. 9.2.2.3. 9.2.2.3.1. 9.2.2.3.2. 9.2.2.3.3. 9.2.3. 9.2.3.1. 9.2.3.2. 9.2.4. 9.2.5. 9.3. 9.4.

Die Stellung der Wörter in der Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppe Allgemeines Nominalgruppen Einfache Nominalgruppen .... Nominalgruppen mit substantivischem Kern . . . Determinantienteil Adjektivteil Kernteil Nominalgruppen mit pronominalem Kern Nur substantivisch gebrauchte Pronomina . . . . Auch als Determinantien gebrauchte Pronomina . . Gemischte (ahd.-lat.) Nominalgruppen Verhältnis zum Latein (einfache Nominalgruppe) . Komplexe Nominalgruppen Stellung des Genitivattributs Stellungsregel Verhältnis zum Latein Präpositionales Attribut Erweitertes Adjektiv- und Partizipialattribut . Allgemeines Stellungsregeln Verhältnis zum Latein Reihung von Nominalgruppen Einfache Konjunktionen Mehrteilige Konjunktionen Proklitische Partikeln Ersparung in der Nominalgruppe Adjektivgruppen Partikelgruppen

383 383 385 387 387 391 404 413 419 421 426 430 435 443 444 445 458 463 467 467 472 484 493 494 497 500 506 513 518

LITERATURVERZEICHNIS

525

REGISTER

534

E R S T E R METHODOLOGISCHE

T E I L VORAUSSETZUNGEN

1. EINLEITUNG 1.1. ZIELSETZUNG

Die vorliegende Untersuchung stellt sich die Aufgabe, bestimmte Phänomene der Wortstellung in Notkers Consolatio-Uebersetzung zu beschreiben und darzustellen. Die Eruierung der für die Wortstellung entscheidenden Faktoren - dies hat sich bei der Erforschung der deutschen Gegenwartssprache mit aller Deutlichkeit gezeigt - ist ein sehr komplexes und vielschichtiges Unterfangen. Bei der Untersuchung einer Korpussprache, wie sie das Althochdeutsche darstellt, bringt der zeitliche Abstand des modernen Betrachters zum Gegenstandsbereich zusätzliche Schwierigkeiten mit sich. Wir wollen uns daher in den Kapiteln 2 und 3 zunächst mit einigen grundlegenden methodologischen Voraussetzungen einer stellungssyntaktischen Fragestellung befassen, während in Kapitel 4 auf die Probleme eingegangen werden soll, die sich aus der Tatsache ergeben, dass die althochdeutsche Consolatio die Uebersetzung eines lateinischen Originals darstellt. Nach diesen Präliminarien geht es um die Stellung ausgewählter Satzkonstituenten im Satz oder Teilsatz. Den grössten Raum wird die Beschreibung der Stellung der verbalen Teile einnehmen (Kapitel 5 bis 7). Bei den nichtverbalen Satzkonstituenten gehen wir vor allem auf die Subjektsstellung ein, ferner auf jene einiger Ergänzungen (Kapitel 8). Das Kapitel 9 schliesslich hat die Abfolgeregularitäten

im

Innern der nichtverbalen Satzkonstituenten zum Gegenstand. Wie jede sprachliche Erscheinung kann auch die Wortstellung unter synchronischem oder diachronischem Aspekt betrachtet werden. Unsere Absicht ist es, für ein syntaktisches Teilproblem

1. Einleitung

2

einen synchronischen Querschnitt durch die deutsche Sprache vor rund tausend Jahren zu geben, insofern diese durch die Person des St.Galler Mönchs Notker III. Teutonicus (ca.950-1022) repräsentiert wird. Gelegentlich geben wir einen kurzen Hinweis auf die Verhältnisse im ahd. Isidor und in der ahd. Tatian-Uebersetzung. Eine diachronisch-historische Darstellung der althochdeutschen Syntax im allgemeinen und der Wortstellungslehre im besonderen bleibt weiterhin ein Desiderat. 1.2.

TEXTKORPUS

Unserer Untersuchung liegt Notkers althochdeutsche Uebersetzung der Schrift 'De consolatione philosophiae' des Boethius zugrunde. Dazu ist freilich eine präzisierende Einschränkung zu machen. Infolge der Fülle der sprachlichen Daten erschien es uns vertretbar, eine auf dem Grad der jeweiligen Materialauswertung beruhende Unterteilung in ein Analyse-Korpus (AK) und ein Kontroll-Korpus (KK) vorzunehmen. Das Analyse-Korpus umfasst die Bücher 1 und 2, das Kontroll-Korpus die Bücher 3, 4 und 5. Das eigentliche Textkorpus für die vorliegende Arbeit bildet das AK. Alle quantitativen Angaben beziehen sich, sofern nichts anderes gesagt wird, auf das AK. Das KK hat eine doppelte Funktion: zum einen dient es dazu, abzuklären, ob die aufgrund des AK angesetzten Stellungsregularitäten sich auch 'prognostisch' , d.h. bei einer Erweiterung des Textkorpus bewähren; zum andern erlaubt es uns, bei Erscheinungen, für welche das Material der beiden ersten Bücher keine genügende Beurteilungsbasis abgibt,das Belegmaterial der ganzen ahd. Consolatio heranzuziehen. Bei der Frage des 'internen' Aufbaus der Satzkonstituenten greifen wir zur Bezeugung von seltenen Strukturen gelegentlich über die Consolatio hinaus auf Notkers Gesamtwerk zurück, 2

soweit dies mit Hilfe des 'Notker-Wortschatzes' von SEHRT-LEGNER möglich ist. 1) Während die 'klassischen' Handbücher der ahd. Grammatik keine Syntaxlehre enthalten, findet sich nun eine Skizze der ahd. Syntax bei ST. SONDEREGGER: Althochdeutsche Sprache und Literatur. Eine Einführung in das älteste Deutsch. Berlin-New York 1974 (-Sammlung Göschen 8005), S.237-246. 2)

Notker-Wortschatz. Das gesamte Material zusammengetragen von E.H.SEHRT und T.STARCK, bearbeitet und herausgegeben von E.H.SEHRT und W.K.LEGNER, Halle (Saale) 1955.

1.2. Textkorpus

3

Bei einem Grundriss der Wortstellungslehre eines Textes, wie wir ihn hier zu liefern versuchen, ist nun, mindestens im Prinzip, jedes Wort des Textes potentieller Gegenstand der Beschreibung. Häufig ist es überdies so, dass das gleiche Wort mehrmals in die Beschreibung eingeht, da es unter verschiedenen Blickwinkeln auf seine Stellung hin untersucht werden kann. Da längere Texte ohne Einsatz von datenverarbeitenden Maschinen kaum zu bewältigen sind, haben wir uns zur oben erwähnten abgestuften Intensität der Auswertung entschlossen. Man mag hier einwenden, dass es bei dieser Sachlage vorteilhafter gewesen wäre, die Fragestellung einzuengen und ein Einzelphänomen in der Consolatio oder in Notkers Gesamtwerk zu untersuchen. Wir konnten uns vor allem deshalb nicht dazu entschliessen, weil die Sichtbarmachung des Uebersetzungsprozesses über die drei Textstufen hinweg und die damit zusammenhängende Hypothese über die Funktion der lateinischen Textstufe II (s.u. 4.3. bis 4.6.) nur dann adäquat präsentiert werden konnten, wenn die Möglichkeit bestand, auf Stellungsfakten verschiedener Ebenen zu rekurrieren. Im weiteren interessieren in dieser Arbeit nicht allein die Fragen quantitativer Natur; ein ebenso grosses Gewicht wird auf qualitative Aspekte gelegt (z.B. Segmentierungsprobleme, Zusammenhang zwischen ausdrucks- und inhaltssyntaktischen Gegebenheiten) . Kurz vor Abschluss dieser Arbeit erschien die Dissertation von E.BOLLI mit dem Titel 'Die verbale Klammer bei Notker'.3 Ihren Gegenstand bildet eine Untersuchung der Stellung der vom finiten Verb abhängigen Nominalformen des Verbs: Infinitiv, Partizip, zum Acl gehöriger Infinitiv, ze+Gerundium. Während die Stellung der beiden letzteren Verbalformen in unserer eigenen Untersuchung nur ganz am Rande zur Sprache kommt, wird auf die Stellung von Infinitiv und Partizip als Teilen einer Verbalumschreibung auch in unserer Arbeit eingegangen. Da sich die entsprechenden Ergebnisse weitgehend mit jenen von BOLLI decken, hätten wir diesen Teil auch weglassen können. Wenn wir dies trotzdem nicht 3) E.BOLLI: Die verbale Klammer bei Notker. Untersuchungen zur Wortstellung in der Boethius-Uebersetzung. Berlin-New-York 1975 (=Das Althochdeutsche von St.Gallen, Bd.4).

4

1. Einleitung

getan haben, dann vor allem aus zwei Gründen: Erstens ginge der Zusammenhang mit andern - von BOLLI nicht behandelten - Möglichkeiten der verbalen Klammerbildung verloren (Klammer 'Personalform+Verbzusatz' im Kern- und Stirnsatz, Klammer 'Subjunktion+ (blosse) Personalform' im Spannsatz). Von grösserem Gewicht ist jedoch ein zweites Argument: Da unsere Untersuchung auch auf das Verhältnis zum lateinischen Originaltext eingeht, scheint es uns gerechtfertigt, die Abschnitte 6.2. und 7.1.2. in der Arbeit beizubehalten. 1.3.

MATERIALDARBIETUNG

Die einzelnen Abschnitte des Darstellungsteils beginnen meistens 4 mit einer statistischen Angabe über die Stellungsverhältnisse bei der betreffenden Grösse. Aus diesen wird dann eine (sprachlich formulierte) grammatische Stellungsregel abstrahiert. Erweist sich eine bestimmte Stellung als bei weitem dominierend oder sogar als allein möglich, so wird diese Stellung als 'Normalstellung' hingestellt. Belege, die von dieser von uns als Normalfolge bewerteten Stellung 'abweichen', werden als 'Ausnahmen' aufgeführt, wobei der Versuch unternommen wird, ob u.U. bestimmte Bedingungen für die betreffende Ausnahme verantwortlich gemacht werden können. Wenn hingegen von zwei oder mehr konkurrierenden Stellungsmöglichkeiten auch die seltenere(n) Stellung(en) anteilmässig relativ stark vertreten sind, so werden die verschiedenen Anordnungsmöglichkeiten bereits bei der Formulierung der Regel mitberücksichtigt; bei diesen 'Alternativregeln' wird die relative Häufigkeit der konkurrierenden Stellungen durch verbale Präzisierungen (z.B.'meist1,'seltener') angedeutet. Nach der Stellungsregel werden jeweils einige Belege im Wortlaut zitiert, welche diese illustrieren sollen. Daran schliesst sich meistens eine Diskussion des Befunds, in welcher Fragen wie die Bedingungen für die Realisierung der verschiedenen Stellungsvarianten, die Bewertung der Ausnahmen u.ä. zur Sprache 4) Diese 'statistischen' Angaben sind rein deskriptiver Natur und haben nichts zu tun mit den Stichprobenverfahren der Inferenzstatistik.

1.3. Materialdarbietung

5

kommen. Sofern durch die Berücksichtigung der Verhältnisse im KK bestimmte Modifizierungen an den aus dem AK gewonnenen Ergebnissen anzubringen sind, wird dies an dieser Stelle erörtert. Ein vollständiger Stellennachweis aller erfassten Daten wäre im Interesse der Ueberprüfbarkeit und Transparenz zweifellos wünschenswert; bei häufigeren Stellungsphänomenen würden derartige vollständige Listen der Belegstellen die Untersuchung jedoch über Gebühr anschwellen lassen, weshalb wir dort darauf verzichtet haben. Bei den stark dominanten Anordnungsmustern, die sich auf beinahe jeder beliebigen Seite mehrfach finden lassen (z.B. Nominalgruppen der Struktur 'Artikel+Substantiv', Zweitstellung des Finitums im Aussagesatz) lässt sich das Fehlen entsprechender Beleglisten noch am ehesten rechtfertigen. Nur bei seltenen Stellungsgegebenheiten wurde Vollständigkeit in der Belegangabe angestrebt; es wird an entsprechender Stelle jeweils ausdrücklich darauf hingewiesen. Noch einige technische Bemerkungen: - Zitatbezeichnung: die angegebenen Seiten- und Zeilenzahlen beziehen sich auf den Beginn des zitierten Textausschnitts (Syntagmas, Teilsatzes, Satzes). Zitiert wird folgende Ausgabe: Notkers des Deutschen Werke. Nach den Handschriften neu herausgegeben von E.H.SEHRT und TAYLOR STARCK, Band 1, Hefte 1 - 3 , Halle (SaaleJ 1966 (=Altdeutsche Textbibliothek Nr.32-34). Bei den gelegentlichen Zitaten aus andern Werken Notkers werden für den Marcianus Capeila und die Psalmenübersetzung ebenfalls die entsprechenden Ausgaben von SEHRT und STARCK zitiert, für die übrigen Schriften die Edition von PIPER (vgl. Literaturverzeichnis). - Schreibung der Zitate: Bei den ahd. Zitaten werden die Zirkumflexe gesetzt, die Akute hingegen weggelassen. Bei jenen ahd. Sätzen oder Syntagmen, bei denen wir zu Demonstrationszwecken Umstellungen oder Umformungen vorgenommen haben, werden die dadurch an sich erforderlichen Konsonantenwechsel im Anlaut gewisser Wörter (gemäss Notkers Anlautsgesetz) nicht durchgeführt.

2. Linearität und Dependenz

6

- Numerierung der Belege: Zur Erleichterung von Verweisen werden die zitierten Beispiele mit einer (in runde Klammern gesetzten) Ordnungszahl versehen; diese steht zu Beginn, die Stellenangabe am Ende des Zitats. - Numerierung der Regeln: Die im Laufe der Untersuchung gegebenen Stellungsregeln werden durchnumeriert. - Abkürzungen: Um die Lesbarkeit der Arbeit nicht zu beeinträchtigen, werden neben den allgemein üblichen Abkürzungen nur wenige neue eingeführt. - Fachliteratur: Diejenigen Werke der wissenschaftlichen Fachliteratur, welche mehrmals in den Anmerkungen erscheinen, werden nur unter dem Namen des Verfassers mit Angabe der Seitenzahl zitiert, der genaue Werktitel ist dem Literaturverzeichnis zu entnehmen. Falls mehrere Schriften des gleichen Verfassers verwendet werden, so wird ein entsprechender Kurztitel kreiert (z.B. ENGEL: Regeln). Bloss sporadisch benützte Werke erscheinen nur in den Anmerkungen.

2.

LINEARITÄT

UND

DEPENDENZ

Bevor wir uns den beiden grundlegenden Relationen der Linearität und der Dependenz zuwenden, seien einige allgemeine Bemerkungen zur Methodologie und zum Status der Stellungslehre innerhalb der Syntax vorausgeschickt. In neuerer Zeit wurden durch die internationale wie auch die deutschsprachige Forschung verschiedene linguistische Modelle vorgestellt und teilweise auch an konkretem Sprachmaterial erprobt, ohne dass es dabei zu einer Uebereinstimmung der Positionen selbst in grundlegenden Fragen gekommen wäre. Es kann selbstverständlich nicht Aufgabe einer Monographie sein, alle diese linguistischen Theorien referierend und kritisch modifizierend durchzubesprechen. Wir begnügen uns mit einigen Bemerkungen über den theoretischen Status unserer eigenen Arbeit. Die Linguistik ist eine zugleich empirische und theoretische Wissenschaft. Ihre empirische Grundlage bezieht sie aus der Ana-

2. Linearität und Dependenz

7

lyse der Daten. Die aus dieser Analyse gewonnenen Hypothesen werden an weiterem Material überprüft und allenfalls modifiziert. Die theoretische Komponente ergibt sich dadurch, dass der Bearbeiter durch die Art und Heise der Strukturierung und Erklärung der sprachlichen Fakten seine Einstellung zum Material, seine sprachtheoretische Orientierung durchscheinen lässt, selbst wenn er seine Position nicht explizit darlegt. Gewisse grammatische Modelle benützen zur Erklärung sehr weitgehende theoretische Konstrukte, während andere so weit wie möglich darauf verzichten. Unsere eigene Arbeit strebt eine eher 'unmittelbare', 'materialorientierte'^ Darstellung an, wobei allzu spekulative Hypothesen und ein subjektives Manipulieren der Daten nach Möglichkeit vermieden werden sollen. Es erscheint uns beim gegenwärtigen Entwicklungsstand der historischen Syntax sinnvoll, das Material möglichst unmittelbar zu präsentieren, da es durch die Einführung eines vielleicht nur kurzlebigen theoretischen Modells weniger brauchbar wird. Mit den eben vorgebrachten Bemerkungen soll keineswegs der Eindruck erweckt werden, dass wir an die Möglichkeit eines völlig 'direkten' und 'voraussetzungslosen' Zugangs zu den sprachlichen Phänomenen glauben würden. Auch unserer Untersuchung liegt eine Menge stillschweigender Voraussetzungen zugrunde. Es handelt sich dabei jedoch überwiegend um Voraussetzungen ganz allgemeiner Natur; so setzen wir z.B. voraus, dass sich die reiche Vielfalt der sprachlichen Erscheinungsformen auf eine relativ kleine Zahl von Grundmustern und Strukturen zurückführen lässt, dass Sätze analysierbar sind usw. Bei der konkreten Analysearbeit sind wir jedoch bestrebt, Zahl und Reichweite der Grundannahmen und der beschreibungstechnischen Kunstgriffe in engen Grenzen zu halten. Ein für die Linguistik spezifisches Problem ist die Tatsache, dass das Objekt der Aussagen (die Sprache) gleichzeitig auch das Medium dieser Aussagen ist, mit andern Worten dass man mit der Sprache über die Sprache redet. Viele Linguisten versuchen, diese Schwierigkeit durch eine mehr oder weniger formalisierte Meta5) PENZL spricht in diesem Zusammenhang sogar von 'materialimmanenten1 Untersuchungen (S.28) .

8

2. Linearität und Dependenz

spräche zu umgehen. Die Formalisierung hat zweifellos gewisse Vorteile; entscheidendes Kriterium für die Beurteilung einer grammatischen Aussage, z.B. einer Regel, ist jedoch nicht, ob diese formalisiert ist oder nicht, sondern ob sie richtig ist oder nicht. Grundsätzlich kann jede Regel verifiziert bzw. falsifiziert werden, ob sie nun formalisiert oder verbal, in normaler Alltagssprache ausgedrückt ist. Die in unserer eigenen Arbeit gegebenen Stellungsregeln sind verbal formuliert. Statt einer ausführlichen Diskussion des ihnen zugrundeliegenden Regelbegriffs sei auf den Aufsatz 'Die logische Struktur grammatischer Regeln' von ULVESTAD verwiesen, dessen theoretischen Hintergrund wir hier übernehmen wollen.

Wir unter-

scheiden demnach zwischen obligatorischen und fakultativen Stellungsregeln. Bei den natürlichen Sprachen sind obligatorische, d.h. exhaustiv für alle einschlägigen Fälle gültige Stellungsregeln offenbar eher die Ausnahme. Dies trifft zumindest für unsere Korpussprache zu; von den von uns gegebenen Regeln haben die meisten lediglich den Wert von 'Faustregeln', welche in bestimmtem Umfang Ausnahmen zulassen. Wie aber ULVESTAD zu Recht betont, ist es mit dem Hinweis auf die Fakultativität einer Regel noch nicht getan, besonders dann nicht, wenn eine bestimmte Variante numerisch klar bevorzugt wird: "Wenn wir eine sehr starke statistische Regel, z.B. eine Regel mit neunzigprozentiger Geltung, und eine sehr schwache Regel 'beliebig' nennen, geraten wir in die Gefahr, bemerkenswerte grammatische Regularitäten zu verschleiern, statt sie aufzudecken," 7

So ist es, um ein Beispiel aus der Sprache Notkers zu nehmen, durchaus sinnvoll, eine Stellungsregel aufzustellen, nach der das Possessivpronomen vor dem Substantiv steht, auf das es sich bezieht. Diese Regel vermag zwar nicht exhaustiv alle Belege abzudecken, ist aber als statistisch starke Regel anzusprechen. Dagegen wäre eine Regel der Art "Das Possessivpronomen kann sowohl vor als auch nach dem Substantiv stehen" zwar nicht falsch, würde aber den Befund quantitativ verzerrt wiedergeben. Bei 6) B.ULVESTAD: Die logische Struktur grammatischer Regeln. In: Neue Grammatiktheorien und ihre Anwendung auf das heutige Deutsch, Düsseldorf 1972 (Sprache der Gegenwart Bd.20), S.156-173. 7) ULVESTAD, S.161.

2.1. Stellungssyntax

9

fakultativen Stellungsregeln sind daher Angaben über deren Validität eine wichtige zusätzliche Information. 2.1.

STELLUNGSSYNTAX

Ueber die Frage, aus welchen Teilen eine Grammatik bestehen soll, herrscht unter den Forschern keine Einigkeit. Obwohl die traditionelle Einteilung in Phonemik, Morphemik, Wortbildung und Syntax oft abgelehnt wird, ist man im Grunde genommen noch nicht über dieses recht handliche Ordnungsschema hinaus gekommen. Aber auch Einteilung und Aufgaben einer Syntaxlehre variieren je nach dem zugrundegelegten theoretischen Modell. RIES, der diese Frage als erster prinzipiell und umfassend erörtert hatte, gebrauchte den Ausdruck 'Mischsyntax' für solche Darstellungen, welche die beiden Gebiete der 'Satzlehre' und der 'Lehre von Bedeutung und g Gebrauch der Wortklassen und Wortformen' behandeln. Irgendwo in einer Syntaxlehre - wie immer diese auch abgegrenzt wird - muss jedoch eine Komponente vorhanden sein, welche die lineare Anordnung der jeweiligen Elemente auf der Sprechkette regelt; diesen Teil der Syntax wollen wir Stellungssyntax nennen. Die Stellungssyntax ist somit ein Regelsystem, das die Kombination der Wörter zu höheren Einheiten (Wortgruppen oder Syntagmen, Teilsätzen, Sätzen, z.T. auch Texten) regelt. Wir geben nun eine knappe Uebersicht über die Erscheinungen, welche in einer erschöpfenden Behandlung der Stellungssyntax zur Sprache kommen müssten. Dabei ist für unsere Zwecke eine Identifikationsgrammatik (Erkennungssyntax: syntaktische Analyse 'von oben nach unten') besser geeignet als eine Produktionsgrammatik (Erzeugungssyntax: syntaktische Synthese 'von unten nach oben'), weil es bei uns nicht um die Erzeugung korrekter ahd. Sätze geht, sondern um die Analyse eines vorgegebenen Korpus, bei welcher den Sätzen eine Struktur zugeordnet wird. Natürlich müssen die beiden Arten von Grammatiken - im Idealfall vollständig ineinander überführbar sein. Die von uns aufgestellten Stellungs8) RIES: Syntax S.II. Man vergleiche ferner die Ausführungen von J.ERBEN: Prinzipielles zur Syntaxforschung. In: Das Ringen um eine neue deutsche Grammatik, hg. von H.MOSER, 2.Nachdruck, Darmstadt 1969 (=Wege der Forschung Bd.25), S.505-526.

2. Linearität und Dependenz

10

regeln erreichen allerdings nicht jenen Grad von Explizität, dass mit ihrer Hilfe alle korrekten und nur die korrekten Wortgruppen- und Satzketten erzeugt werden könnten; zudem wurde der grosse und wichtige Bereich der semantischen Selektionsbeschränkungen gänzlich beiseite gelassen. Im folgenden werden die beiden syntaktischen Grundrelationen der Linearität und der Dependenz in ihrer Anwendung auf die Stellungssyntax erläutert. Den theoretischen Hintergrund

bilden

dabei Methoden und Ergebnisse der Konstituentenstrukturgrammatik g mit ihren operational-analytischen Verfahren sowie die Dependenzgrammatik

und die Valenztheorie.

2.2. DIE G R U N D R E L A T I O N 2.2.1.

LINEARE

DER

LINEARITÄT

KETTE

Seit DE SAUSSUREs berühmtem 'Cours' ist der Begriff des sprachlichen Zeichens (signe linguistique) in der Linguistik eingeführt. Ein sprachliches Zeichen als Verbindung zwischen Zeicheninhalt (signifie) und Zeichenkörper (signifiant) weist in jeder beliebigen Sprache zwei Grundgegebenheiten auf: es unterliegt erstens dem Prinzip der Arbitrareität, zweitens - und in unserem 12

Zusammenhang nun von Interesse - dem Prinzip der Linearität. Der Zeichenkörper als eine hörbare Grösse läuft beim Sprechakt notwendigerweise in der Zeit ab; deshalb hat er auch Eigenschaften, die von der Zeit bestimmt sind: er hat eine messbare Ausdehnung, welche in einer einzigen Dimension verläuft. Darin unterscheidet sich die sprachliche Mitteilung unter anderem von visuellen Kommunikationssystemen. Die Phoneme der Lautkette können nicht simultan hervorgebracht werden. Es ist unmöglich, gleichzeitig a und b zu artikulieren, eines von beiden muss dem andern vorausgehen: ab oder ba. DE SAUSSURE nennt die lineare 9) Zu den von GLINZ beschriebenen Verfahren vgl. GLINZ: Deutsche Grammatik I, GLINZ: Deutsche Grammatik II. Vgl. ferner K.BRINKER: Konstituentenstrukturgrammatik und operationale Satzgliedanalyse, Frankfurt/M. 1972. 10) Vgl. TESNIERE: Elements. Zur Kritik an TESNIERE s. H.-J.HERINGER: Einige Ergebnisse und Probleme der Dependenzgrammatik. In: Der Deutschunterricht 22 (1970), Heft 4, S.42-98. 11) Vgl. HELBIG/SCHENKEL, ferner: Beiträge zur Valenztheorie, hg. von G.HELBIG, The Hague/Paris 1971. 1 2 ) DE SAUSSURE, S.105.

2.2. Die Grundrelation der Linearität

11

Aufeinanderfolge der akustischen Elemente 'chaîne parlée'. 13 Die gesprochene Sprache ist die primäre sprachliche Substanz. Das Prinzip der Linearität ist jedoch nicht nur bei der akustischen Realisierung der Sprache nachzuweisen. Wenn man gesprochene Sprache in die graphische Substanz umsetzt, wird das zeitliche Nacheinander der Zeichenkörper in einem räumlichen Nebeneinander abgebildet. Für die Fixierung der deutschen Sprache durch die Schrift gilt dabei die Konvention, dass die graphischen Zeichen eindimensional von links nach rechts aneinandergereiht werden. Die Lautkette ist nicht nur eindimensional, sondern sie läuft auch nur in einer einzigen Richtung - genau gleich wie die "Zeitlinie'; sie ist somit irreversibel. Dies zeigt sich auch darin, dass die Phoneme einer Aeusserung, in umgekehrter Richtung gelesen, keinen Sinn ergeben.

2.2.2. SEGMENTIERUNG DER LINEAREN KETTE

Wir können uns einen längeren Text, beispielsweise ein ganzes Buch, als eine fortlaufende Linie aneinandergereihter Buchstaben bzw. Phoneme vorstellen. Dies zeigt sich besonders anschaulich bei den Lochstreifenrollen, in denen der Satz eines Buches gespeichert ist. Bei einer akustischen Realisierung eines Textes entstehen durch das Atemholen gewisse Sprechpausen, welche, sofern sie mit linguistisch relevanten Einschnitten (z,B.Satzgrenzen) zusammenfallen, einen ersten Hinweis für die korrekte Segmentierung geben. In einer kurzen sprachlichen Aeusserung fällt meist auch dieser Hinweis weg, da das menschliche Ohr dort in der Regel keine eindeutigen Einschnitte hören kann. Wenn wir eine uns unbekannte Sprache hören, sind wir nicht imstande zu sagen, wie der Lautfluss analysiert werden muss. Dies alles deutet darauf hin: die korrekte Segmentierung einer Aeusserung in Wörter und Morpheme kann nicht ohne Rückgriff auf die Zeicheninhalte (Bedeutungen) durchgeführt werden. DE SAUSSURE illustriert diesen Sachverhalt an der französischen Lautkette /si21aprS/.^ Bei 13) Vgl. J.LYONS: Introduction to Theoretical Linguistics, Cambridge 1969, S.38ff. 14) DE SAUSSURE, S.150f.

12

2. Linearität und Dependenz

einer Segmentierung in Silben etwa kommt man nicht zu den sprachlich relevanten Einheiten: /siä-la-prä/. Theoretisch gesehen besteht eine grosse Zahl von Analysemöglichkeiten. Ein Hörer, der über den 'Kode' der französischen Sprache verfügt, d.h. der das für das Französische vorgesehene Zeicheninventar und die zugehörigen Kombinationsregeln kennt, wird das vorliegende akustische Kontinuum in eine der beiden folgenden Morphemketten segmentieren: (1) (a) /si - 2 - la - prä/

:

si je la prends

(b) /si - 2 - 1 - apra/

:

si je l'apprends

Alle andern Segmentierungsmöglichkeiten sind ausgeschlossen. Die korrekte Dekodierung einer geäusserten Lautkette setzt somit einen 'Empfänger' voraus, der einzelne Phonemfolgen mit den im Kode vorgesehenen Zeichen vergleichen und dann feststellen kann, ob eine Phonemfolge ein sprachliches Zeichen ist oder nicht. Eine Hilfe für die Segmentierung stellen in vielen Sprachen zudem die Betonungsverhältnisse sowie bestimmte Grenzsignale dar (für Morphem-, Wort- und Satzgrenzen). Bei der graphischen Realisierung ist bei den meisten Sprachen durch die Wortabstände bereits eine teilweise Voranalyse der Graphemketten in Wörter gegeben; ferner sind die Satzgrenzen durch Interpunktionszeichen markiert.

2.2.3. BESCHREIBUNGSEBENEN FÜR

STELLUNGSREGULARITÄTEN

Für die Beschreibung von Stellungsphänomenen erweist es sich als zweckmässig, verschiedene Ebenen der Beschreibung anzusetzen. Für die deutsche Gegenwartssprache kann man 6 verschiedene Ebenen vorsehen, welche für Stellungserscheinungen relevant sind, nämlich Text, (Gesamt)satz, Teilsatz, Satzkonstituente, Wort und Morphem. Auf jeder Beschreibungsstufe gibt es Reguläritäten, welche die beliebige Kombinierbarkeit der jeweiligen Einheiten einschränken. Da die Verhältnisse im Nhd. und Ahd. prinzipiell gleich gelagert sind, diskutieren wir die Probleme anhand von nhd. Beispielsätzen. 2.2.3.1. STELLUNG DER (EINFACHEN UND KOMPLEXEN) SÄTZE IM TEXT

Ein Text besteht aus einer Abfolge von (einfachen oder kom-

13

2.2. Die Grundrelation der Linearität

plexen) Sätzen.^"5 In einem fortlaufenden Text sind die Sätze nun keineswegs beliebig miteinander austauschbar. Neben den Restriktionen, welche vom Textaufbau und von semantischen Gegebenheiten herrühren , gibt es in geringerem Umfang auch solche formaler Natur(z.B. Anaphora durch Pro-Formen, ArtikelSelektion).

Am

besten fassbar sind dabei die Beziehungen zwischen Nachbarsätzen, z.B. (2)

(a) Wir haben einen Hund. (b) Er heisst Rex.

Die Reihenfolge dieser beiden Sätze ist nicht umkehrbar. Es gibt also offensichtlich bestimmte Reguläritäten, welche den Aufbau übersatzmässiger Gebilde (Satzgruppen, Absätze, Kapitel) regeln. Es wäre allerdings verfehlt zu glauben, dass sich die Entstehung und der Aufbau von Texten als Kombination von 'Positionen' für Sätze erklären lässt, wie dies auf der Ebene des Satzes mindestens modellhaft möglich ist.

17

Es ist vielmehr so, dass die

meisten der erprobten linguistischen Methoden bei der Beschreibung von Texten versagen.

18

2.2.3.2. STELLUNG DER TEILSÄTZE IM KOMPLEXEN

SATZ

Diese Ebene fällt bei einfachen Sätzen weg. In einem komplexen Satz, z.B. einem Satzgefüge, ist indes die Abfolge der Teilsätze von Interesse; 'Teilsatz' meint dabei das gleiche wie der Ter19

minus 'Subsatz' bei EGGERS.

Auch auf dieser Ebene gibt es

auffällige Reguläritäten, wobei die jeweilige Satzart zum Teil eine Rolle spielt. So ist etwa eine Umkehrung der Reihenfolge der beiden Teilsätze im Satzgefüge (3) möglich, nicht aber in (4): (3) (a) Wenn du nicht kommst, gehe iah allein. (b) loh gehe allein, wenn du nicht kommet. 15) Bei Sätzen, welche aus zwei oder mehr Teilsätzen bestehen, wollen wir von 'zusammengesetzen' oder 'komplexen' Sätzen sprechen. 16) Vgl. DRESSLER, S. 25ff. 17) Vgl. U.L.FIGGE: Syntagmatik, Distribution und Text. In: Beiträge zur Textlinguistik, hg. von W.-D.STEMPEL, München, 1971, S.161-181, bes. S.166. 18) ENGEL: Dependenzgrammatik, S.122, Anm.29. 19) EGGERS: Elektronische Syntaxanalyse, S.14 und 36.

2. Linearität und Dependenz

14

(4) (a) Er hatte Fieber, sodass er nicht wegfahren konnte. (b) *Sodass er nicht wegfahren konnte, hatte er Fieber.

2 . 2 . 3 . 3 . S T E L L U N G DER S A T Z K O N S T I T U E N T E N SATZ BZW. IM T E I L S A T Z

IM E I N F A C H E N

HAUPT-

Auf dieser Ebene sind die für den Satzbau entscheidenden Reguläritäten zu beobachten. Für die syntaktische Analyse der Sätze wurden in neuerer Zeit verschiedene operationelle Verfahren entwickelt, welche sich prinzipiell zwar auf allen Beschreibungsebenen anwenden lassen, sich aber auf der Ebene des Satzes als besonders fruchtbar erweisen. Die wichtigsten Verfahren zur Gewinnung der Satzkonstituenten und zur Ermittlung der Valenzbeziehungen - sie haben natürlich nur den Wert von heuristischen Entdeckungsprozeduren - sind die folgenden:20 - Verschiebeprobe (Permutation): innerhalb einer höheren Einheit wird die Reihenfolge der Elemente umgestellt - Ersatzprobe (Substitution): ein sprachliches Element wird durch ein anderes ersetzt -^Weglassprobe (Deletion): ein sprachliches Element oder ein Teil davon wird weggelassen (bes. zur Feststellung des 'syntaktischen Minimums') - Einfügeprobe (Insertion): ein neues Element wird eingefügt - Ausschliessprobe (Exklusion): zwei Elemente können nicht gleichzeitig in einer höheren Einheit stehen - Umformeprobe (Transformation): ein Element wird in ein anderes, im wesentlichen gleichbedeutendes umgewandelt Für die deutsche Sprache erweist sich die Verschiebeprobe als besonders aufschlussreiches heuristisches Verfahren; durch sie 21

werden die kleinsten 'nur gemeinsam verschiebbaren Einheiten' gewonnen, welche wir Satzkonstituenten (abgekürzt: SK) oder auch Satzglieder nennen wollen. In Abschnitt 2.3.5. wird der Begriff der Satzkonstituente weiter präzisiert werden. Bei einem nhd. 20) Zu den wichtigsten Testverfahren vgl. BECHERT et al., S.26ff., HERINGER: Deutsche Syntax, S.12ff., F.HUNDSNURSCHER: Syntax. In: LGL S.184-221, bes. S.192. 21) GLINZ: Innere Form, S.86.

2.2. Die Grundrelation der Linearität

15

Satz wie z.B. (5) gibt es rein theoretisch gesehen eine grosse Zahl von Möglichkeiten, diesen in Wortgruppen zu untergliedern. Dass aber eine Segmentierung wie in (5a) nicht sehr sinnvoll ist, leuchtet unmittelbar ein. Ein kompetenter Sprecher des Deutschen wird wohl die Unterteilung von (5b) als die angemessenste bezeichnen. (5) Die Königin von England besuchte letzte Woche Frankreich. (a) *Die Königin / von England besuchte / letzte / Woche Frankreich. (b) Die Königin von England / besuchte / letzte Woche / Frankreich.

Wie sich durch Verschiebeproben zeigt, können die beiden 'Blöcke' die Königin von England und letzte Woche nur geschlossen verschoben

werden, wenn das Ergebnis ein nichtabweichender Satz sein soll. Eine Ersatzprobe bestätigt dieses Ergebnis: die syntaktische Position, welche durch die Königin von England besetzt ist, kann als ganzes durch ein Einzelwort wie sie ersetzt werden, was auf eine gewisse Selbständigkeit dieser Wortgruppe hindeutet; im weiteren wird durch diese Ersatzprobe deutlich, dass dieselbe SK durch verschiedene Wortklassen repräsentiert werden kann. Durch die kombinierte Anwendung der beiden Tests der Verschiebe- und Ersatzprobe wird dem Satz eine Beschreibung seiner Konstituentenstruktur zugeordnet; die auf diese Weise gewonnenen Konstituenten sind die Voraussetzung für die noch zu besprechenden Dependenzbeziehungen. Noch kurz zu den übrigen Proben: Wie die Reaktion kompetenter Sprecher auf eine Weglassprobe zeigt, kann in Satz (5) zwar die SK letzte Woche weggelassen werden, nicht aber Frankreich. (5c) Die Königin von England / besuchte / Frankreich. (5d) *Die Königin von England / besuchte / letzte Woche.

Durch eine Einfügeprobe können neue SK in den Satz eingefügt werden (z.B. trotz der momentanen Krise) . Die Ausschliessprobe soll ver-

hindern, dass SK, welche der gleichen 'Position' (s.u.2.3.5.) angehören, gleichzeitig in einem Satz vorkommen und diesen damit ungrammatisch machen, z.B. (5e) *Die Königin

von England / besuchte / Frankreich / Deutsahland.

Als Beispiel für eine Umformeprobe sei auf die Nominalisierung hingewiesen: der Nebensatz von (5f) etwa kann auf eine Präposi-

2. Linearität und Dependenz

16

tionalgruppe (nach Abschluss des Vertrags) reduziert werden. (5f) Nachdem der Vertrag abgeschlossen war, besuchte die Königin von England Frankreich. Nach diesem Exkurs über einige Verfahren zur Bestimmung der SK nun wieder zurück zur Stellungssyntax. Die Anordnung der SK im einfachen HS oder im Teilsatz unterliegt ziemlich weitgehenden Restriktionen, was durch abweichende Sätze illustriert werden kann, z.B. (5g) *Die Königin von England / letzte Woche / besuchte / Frankreich. Für die Konstituierung von Satztypen erweist sich die Stellung des finiten Verbs als besonders wichtig.

2.2.3.-—

Im folgenden soll zunächst die Sachlage bei Nachstellung des Genitivattributs durch Beispiele veranschaulicht werden. Quantitativ gesehen dominieren hier die Typen (4) und (1): von total 89 Belegen des AK entfallen auf Typ (4) rund 3/5, auf Typ (1) ca. 1/3. Im kleinen verbleibenden Rest geschieht die Anordnung der drei Textstufen gemäss dem durch Typ (2) repräsentierten Muster. Schliesslich ist auch erwähnenswert, dass eine Anordnung gemäss Typ (3) im AK nicht zu belegen ist. Typ (1): Nachstellung mit I+II: (1969) 1=11 III

ob superbiam aonsulum umbe dta ubermuoti dero oonsulum

(1970) 1=11 III

oognitione fragilis feliaitatis mit tero guissün beohennedo. murgfäres kuotes

(1971) I II III

uniuersi innocentiam senatus innocentiam uniuersi senatus dte unscuIde alles tes hSrotes

(113.10) (133.9)

(37.19)

Belege wie (1971), bei denen ein attributives Element in Textstufe II zu seinem Kernteil gestellt wird, seien ebenfalls hier eingeordnet, da die relative Folge von zentralem und genitivischem Kernteil auf allen drei Textstufen die gleiche ist. Typ (2): Nachstellung gegen I+II: (1972) 1=11 III

has fortunarum uices tte uuehsela dero uutlsäldon (55.8)

Typ (3): Nachstellung mit I/gegen II: Kein Beleg im AK Typ (4): Nachstellung mit Ii/gegen I (1973) I II III

gd oaelestis globi magnitudinem ad magnitudinem cglestis globi uuider dero mioheli des himeles (121.12)

9.2. Nominalgruppen (1974) I II III

pulaherrimi operis pulohra portio pulohra portio pulaherrimi operis ein seine teil dero scdnCln uuerlte

(1975) I II III

ipsarum rerum ... effeatu effeatu ipsarum rerum an dero täte, dero dingo (117.33)

461

(100.26)

In Beispielen wie (1975) oder unten (1981) wird auf der Textstufe II neben der Umstellung auch noch eine Zusammenstellung der Bestandteile der NG auf der linearen Kette vorgenommen. Unter den Typen mit vorangestelltem Genitivattribut überwiegt eindeutig Typ (7), welcher 3/5 der total 51 vergleichbaren NG des AK auf sich vereinigt. Vom Rest entfällt der grössere Teil auf Typ (6), der kleinere auf Typ (5). Für die theoretisch mögliche Anordnungsstruktur gemäss Typ (8) gibt es im AK keinen Beleg. Typ (5): Voranstellung mit I+II: (1976) 1=11 III

Prouinaialium fortunas tero lant-liuto güot (29.23)

(1977) 1=11 III

rerum finis tero dingo ende

(55.4)

Typ (6): Voranstellung gegen I+II: (1978) 1=11 III

crimen iniqui tes unrehten soulde (45.3)

(1979) 1=11 III

amore iustiti% umbe rehte8 minna

(31.6)

Weitere Belege: (96) und (97). Typ (7): Voranstellung mit I/gegen II: (1980) I II III

Piatonis ore ore platonis mit platonis munde

(28.1)

(1981) I II III

barbarorum ... auaritia auaritia barbarorum dero heidenön ureohi (29.16)

(1982) I II III

cum fortunae suae condiaione cum oonditione suq fOrtung mit stnes Itbes geskefte (92.25)

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

462 (1983) I II III

Romani hominis gloria gloria romani hominis deheines vOmisk.es mannes keuuaht

(124.20)

Weitere Belege: (98) bis (100). Typ (8): Voranstellung mit Ii/gegen I: Kein Beleg im AK Was leisten nun die beiden schon mehrmals herangezogenen Hypothesen zur Erklärung dieses Befunds? Für die Hypothese der Normalstellung haben wir die zentrifugale Abfolge 'zentrale NG vor genitivischer NG' als konstruktioneile Normalstellung hingestellt (s.S.73). Dies ist auch die Reihenfolge, wie sie vom St. Galler Traktat gefordert wird, z.B. heres patris, uxor mariti (XXIX 7). Unter dieser Voraussetzung vermag diese Hypothese den gesamten Befund mit Ausnahme der nur schwach bezeugten Typen (2) und (5) zu erklären; in diesen beiden Typen wäre in Textstufe II einfach die Abfolge des Originals unverändert übernommen worden. Ein positives Argument für diese Hypothese, zugleich ein starkes Gegenargument gegen die andere Hypothese, ist im Anordnungsschema nach Typ (7) zu erblicken. Schliesslich glauben wir aus der Tatsache, dass sich für die Typen (3) und (8) keine Belege finden lassen, ein argumentum ex silentio ableiten zu dürfen. Es scheint kein Zufall zu sein, dass diese beiden theoretischen Typen, bei denen die bereits in Textstufe I vorliegende Normalstellung in II beseitigt würde, nicht zu belegen sind; bezeichnenderweise gibt es gerade für die 'Umkehrung' zum auffälligen Typ (7), nämlich für den Typ (3), keine Beispiele. Demgegenüber ist die erklärende Kraft der Hypothese der zielsprachlichen Beeinflussung eindeutig schwächer. Von den drei quantitativ gesehen wichtigen Typen (1), (4) und (7) Hessen sich die beiden ersten zwar auch durch diese Hypothese erklären. Unter dem Eindruck von Typ (7) sehen wir jedoch auch den Typ (1) und insbesondere die Verschiebungen in Typ (4) mit anderen Augen; die Uebereinstimmung von Textstufe II mit der Uebersetzung III bewerten wir nicht als Beeinflussung von II durch III, sondern

9.2. Nominalgruppen

463

diese hat unseres Erachtens insofern eher zufälligen Charakter, als hier eben die im Ahd. gewählte Anordnung mit der 'Normalstellung1 übereinstimmt. Zwar ist zuzugeben, dass die zielsprachliche Hypothese gegenüber der andern das Plus hätte, auch den (nur schwach bezeugten) Typ (5) zu erklären. Dies fällt jedoch gegenüber ihrem Versagen bei den Typen (6) und besonders (7) weniger ins Gewicht; zudem würden wir bei Zutreffen dieser Hypothese auch Belege nach Typ (8) erwarten. Insgesamt kann man sagen, dass die Hypothese der konstruktioneilen Normalstellung die zwischen Latein und Althochdeutsch bestehenden Stellungskonstellationen beim Genitivattribut sehr gut zu erklären vermag. Dies sei noch durch ein abschliessendes Beispielpaar veranschaulicht. (1984)

I II III

o uirtutum orrmium nutrix o nutrix orrmium uirtutum meistra allerg tugedo (88.5)

(1985)

I II III

(tu ... ) o orrmium magistra uirtutum o (tu) magistra orrmium uirtutum (tu) allero tugedo meistra (19.26)

Sowohl in Beleg (1984) (nach Typ (4)) als auch in (1985) (nach Typ (6), mit abgetrenntem genitivischen Determinans in I) entspricht die relative Folge von zentraler und genitivischer NG auf der Textstufe II der Normalstellung; sie ist offensichtlich unabhängig von der bei der anschliessenden Uebersetzung gewählten Stellungsart: Nachstellung in (1984), Voranstellung in (1985).

9.2.2.2.

PRÄPOSITIONALES

ATTRIBUT

Das Präpositionalattribut kommt in Notkers 'Consolatio' im Vergleich zu einem entsprechenden gegenwartssprachlichen Text selten vor. Das beträchtliche Anwachsen der Verwendung von Präpositionalattributen im Laufe der deutschen Sprachgeschichte geht zum einen auf die vermehrte Bildung von Verbalabstrakta zurück, zum andern auf das Vordringen der Konstruktion 'von + NG im Dativ' als Ersatz für das Genitivattribut. Inhaltlich

464

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

gesehen drückt das Präpositionalattribut bei Notker in den meisten Fällen eine Ortsbestimmung aus, was für das Althochdeutsche insgesamt charakteristisch ist. Regel 41: In der komplexen substantivischen Nominalgruppe steht das präpositionale Attribut nach dem zentralen Kernteil (im nominalen Nachfeld). Beispiele: (1986)

tiu luocha under zuiskên boomen (52.22) 'die Lücke zwischen je zwei Bäumen'

(1987)

den stûol ze romo (5.13) 'den Thron zu Rom'

(1988)

das fiur in qthna (108.20)

(1989)

tiu atta ohlaga fone gotes prouidentia (KK 356.8)

(1990)

nehein zutuet an dirro questione (KK 357.5)

'das Feuer auf dem Aetna' 'der alte Streit um Gottes Vorsehung' 'kein Zweifel bei dieser Fragestellung'

(1991)

an dero dtnero uuârûn redo. fone devo uuerlt-rihtnissedo (55.18) 'aufgrund deiner richtigen Ansicht über die Weltlenkung'

Belege: AK: 5.13, 6.2 (Pron.), 27.8, 37.14 (=82), 42.5, 44.12, 51.11(7), 52.22, 55.18, 76.20, 82.16, 92.13(7), 102.17(7), 107.15(7), 108.20, 124.14 KK: 171.19, 171.25/26(7), 174.14, 185.21, 276.13, 285.4(7), 303.6(7), 309.26, 332.25, 351.21(Spreizst.), 356.8, 357.5, 371.5 Wie bereits in 3.4. ausgeführt wurde, ist die Erkennung der Präpositionalattribute infolge der durch die Eindimensionalität der linearen Satzkette bedingten Mehrdeutigkeit gelegentlich 437 schwierig. Unproblematisch ist die Einordnung einer PG als 436)

Vgl. BEHAGHEL II S.58f.- Zu den in der Gegenwartssprache möglichen inhaltlichen Beziehungen zwischen zentraler NG und Präpositionalattribut vgl. HELBIG-BUSCHA S.525.

437)

Auch für die elektronische Syntaxanalyse stellt die Unterscheidung von Präpositionalgefügen in der Funktion von eigenen Satzkonstituenten und solchen in der Funktion von Teilkonstituenten (d.h. Präpositionalattributen) ein ungelöstes Problem dar, vgl. R.RATH: Die Erkennung nominaler Gruppen. In: EGGERS: Elektronische Syntaxanalyse, S.99-110, bes. S.101, Anm.86.

9.2. Nominalgruppen

465

Präpositionalattribut nur dann, wenn die fragliche Sequenz wie z.B. bei (1986) auf der Erstposition eines Kernsatzes steht. Ist dies nicht der Fall, so hängt die Analyse der betreffenden Sequenz von deren semantischer Interpretation ab, vgl. Beispiel (82) S. 53. In einem Beleg wie (1992), wo beide Interpretationen einen akzeptablen Sinn ergeben, lassen sich kaum Argumente für die Ausschaltung einer der beiden Analysen beibringen: (1992) sô sûoahet man diu animalia in demo mere. (diu latine conchilin heizent). (107.15) Die beiden möglichen Interpretationen von (1992) kann man durch die folgenden Stemmata, in welche der Einfachheit halber gleich die fertigen Wortformen eingesetzt seien, ins Bewusstsein heben: (a)

|sûoahet |

(b)

|sûoahet \

|in demo mere | In andern Beispielen kann man £ine der beiden möglichen Analysen mit Hilfe des Kontexts oder des lateinischen Originals als die wahrscheinlichere oder gar die einzig sinnvolle Interpretation bezeichnen. Betrachten wir die drei folgenden Belegsätze: (1993)

Übe du stüol-säzzo in dinge uuärtst

(KK 285.3)

'Wenn du Richter in der Gerichtsversammlung wärest'

(1994)

Er saüof tie mennisken in erdo. Sternen in himele. (KK 171.25)

(1995)

daz in ioh parthi. unde andere dtete dar in dero slihti intsäzen. (124.13)

'Er schuf die Menschen auf der Erde, Sternen am Himmel.'

'dass die Parther und andere Völker in dieser Gegend sie Staatsgewalt) fürchteten'

(=die römische

In (1993) sind wir geneigt, die Sequenz stüol-säzzo in dinge als zwei Satzkonstituenten zu bewerten, mithin für die PG von einer (lokalen) Angabe zu reden. In (1994) und (1995) dagegen fassen wir die PG in erdo, in himele und nalattribute auf.

dar in dero slihti als Präpositio-

466

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

Neben den bei Sätzen wie (1992) vorgefundenen Analyseproblemen, welche analog auch im Nhd. vorkommen, gibt es eine weitere Art von Mehrdeutigkeit, welche auf der Abfolgestruktur speziell der Notkerschen Sprache (und einiger weiterer altdeutscher Texte) beruht; es handelt sich um Belege, bei denen auf der linearen Kette einer komplexen NG nicht recht klar wird, ob die PG direkt vom zentralen Kernteil oder aber vom zentralen Adjektivteil abhängig ist (sog. erweitertes Adjektiv- bzw. Partizipialattribut, s. 9.2.2.3.). So ist durchaus nicht ohne weiteres klar, ob für die NG (1996) die durch das Stemma (a) oder (b) verdeutlichte Abhängigkeitsstruktur vom Autor intendiert ist. (1996) ohunt man fone geede le (92.13) (a)

\man|

(b)

\man\

| ohunt |

|fone geedele \ 'ein bekannter Mann von vornehmem Geschlecht'

•ein durch sein vornehmes Geschlecht bekannter Mann'

Soll man wie in (a) annehmen, dass der zentrale Kernteil zugleich durch ein Adjektiv- und Präpositionalattribut näher bestimmt wird, oder soll man sich wie in (b) die PG vom Adjektivteil abhängig denken? Für die letztere Auffassung scheint der Wortlaut des Originals zu sprechen: 1=11 Huna nobilitas notum facit 'diesen macht seine vornehme Abkunft bekannt'); unseres Erachtens sind jedoch beide Interpretationen möglich. Ausnahmen zur Regel 41 halten sich in ganz engen Grenzen, wobei auch hier die Präpositionalattribute nicht immer eindeutig als solche zu bestimmen sind. Immerhin wird man in Satz (1997) ein vor der zentralen NG stehendes Präpositionalattribut ansetzen dürfen. Im Gegensatz zur Sachlage beim Genitivattribut, wo Voran- wie Nachstellung gleichermassen gängige Anordnungsmuster darstellen, muss ein ins Mittelfeld gestelltes Präpositional-

9.2. Nominalgruppen

467

attribut als ausgesprochene Rarität gelten. (1997)

Taz tiu finuiu (diu ... ). ze säligheite uuega nesint. (KK 178.24) 'dass jene fünf

(1=11

...

keine Wege zur Glückseligkeit

...

sind'

ea nea ad beatitudinem quasi quidam Calles ferunt)

Auf die Stellung der einzelnen Segmente bei komplexen NG, welche

ein Genitivattribut und ein Präpositionalattribut zugleich

aufweisen, wurde schon weiter oben (S. 456f.) hingewiesen. Wegen der geringen Anzahl von über die drei Textstufen vergleichbaren Präpositionalattributen verzichten wir auf einen eigenen Abschnitt über das Verhältnis zum Latein; im Prinzip ist hier mit den ersten vier beim Genitivattribut vorgestellten Typen zu rechnen. Die beiden folgenden Belege mit Präpositionalattribut entsprechen dem dortigen Anordnungsschema (4). (1998) I II III

ueram de_ mundi gubermaticne sententiam ueram sententiam de mundi gubernatione an dero dtnero uuarün redo. fcne devo uuerlt-rihtnissedo (55.18)

(1999) I II III

Uetus ... de prouidentia quere lg uetus querela de_ prouidentia tiu alta ohlaga fone gotes prouidentia (KK 356.8)

9.2.2.3. ERWEITERTES ADJEKTIV- UND 9.2.2.3.1.

PARTIZIPIALATTRIBUT

ALLGEMEINES

Ein erweitertes Adjektiv- oder Partizipialattribut liegt vor, wenn vom Adjektivteil einer NG (Adjektiv, Partizip I und II) weitere Elemente (NG, PG, Adjektivadverbien, Partikeln) abhängig 438 sind.

Der Kürze halber verwenden wir im folgenden in gleicher

Bedeutung den Ausdruck 'erweiterter Adjektivteil'. Noch eine terminologische Vorbemerkung: Die S. 386 gewählte Festlegung hat zur Folge, dass NG mit erweitertem Adjektivteil dann als 'einfach 438)

Wir übernehmen die Begriffsfassung und den Terminus von WEBER S.9. WEBER hat den Terminus seinerseits einer Arbeit von W.G.ADMONI entnommen .

468

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

zu betrachten sind, wenn die Erweiterung in einer Partikel besteht, jedoch als 'komplex' bei Erweiterung durch eine NG oder PG. Man könnte sich überlegen, ob man nicht alle NG mit erweitertem Adjektivteil den komplexen NG zuschlagen soll. Jedenfalls behandeln wir aus praktischen Gründen alle NG mit erweitertem Adjektivteil an dieser Stelle. Wir können hier nicht auf alle mit dem erweiterten Adjektivteil zusammenhängenden Fragen eingehen; von besonderem Interesse wären die Regularitäten und Restriktionen bei der Zurückführung der NG mit erweitertem Adjektivteil auf die ihnen zugrundeliegenden Sätze. Eine umfassende Beschreibung der Struktur des Nhd. wie auch der Sprache Notkers müsste ferner der Tatsache Rechnung tragen, dass eine NG mit erweitertem Adjektivteil, z.B. (2000a), nur Sine von mehreren ausdruckssyntaktischen Möglichkeiten für die Wiedergabe des gleichen sprachlichen Inhalts darstellt.

In die-

sem Sinn konkurriert die hier interessierende syntaktische Konstruktion mit einem Satzpaar (2000b), einer Parenthese (2000c) , einem Relativsatz (2000d) oder einer erweiterten Partizipial439 apposition (2000e). (2000) (a) Ein über Westdeutsehland nach Südosten ziehendes Tief bestimmt zunächst unser Wetter, (b) Ein Tief zieht über Westdeutschland nach Südosten. Das Tief/Es bestimmt zunächst unser Wetter. (c) Ein Tief - es zieht über Westdeutschland nach Südosten - bestimmt zunächst unser Wetter. (d) Ein Tief, das über Westdeutschland nach Südosten zieht3 bestimnt zunächst unser Wetter. (e) Ein Tief, über Westdeutschland nach Südosten ziehend, bestimmt zunächst unser Wetter. Ein Syntagma wie

ein über Westdeutschland nach Südosten ziehendes Tief

kann man als Ergebnis einer 'Komprimierung' eines Satzes zu einer Nominalgruppe auffassen. Damit eine derartige Einbettung zustande 439)

Zum Terminus 'erweiterte Partizipialapposition 1 vgl. WEBER S.21. HELBIGBUSCHA verwenden in gleicher Bedeutung den Terminus 1 Partizipialkonstruktion' (S.570-572). Das Beispiel (2000) stammt von WEBER (S.35f.).

9.2. Nominalgruppen

469

kommen kann, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein: die beiden zugrundeliegenden Sätze müssen ein referenzidentisches Substantiv enthalten, wobei das Substantiv des einzubettenden Satzes die Subjektsstelle innehaben muss. ENGEL spricht mit Bezug auf die hier interessierende Konstruktion von einer 'Projektion' von 440 Elementen in eine andere als die ursprüngliche Stellungsebene. Elemente, welche in der Satzform den Wert von Konstituenten haben, haben in der NG mit erweitertem Adjektivteil nur noch jenen von Attributen. Allerdings geht die dem Verb zukommende Valenz auf das 'Verbaladjektiv' (Partizip I) über, und zwar dergestalt, dass aus den (konstitutiven) Ergänzungen, mit Ausnahme des wegfallenden Subjekts, nun konstitutive Attribute, aus den (nichtkonstitutiven) Angaben dagegen nichtkonstitutive, d.h. frei hinzufügbare bzw. weglassbare Attribute entstehen. Man kann sich dies durch eine 441 Heglassprobe (Eliminierungstest) vergegenwärtigen: (2001)

ein über Westdeutsehland nach Südosten ziehendes Tief ein

nach Südosten ziehendes Tief

ein über Westdeutschland

ziehendes Tief

* ein mit grosser Geschwindigkeit

ziehendes Tief

* ein

ziehendes Tief

Alle oben erwähnten ausdruckssyntaktischen Konstruktionen 442 mit Ausnahme allenfalls der Parenthese - dürften auch in der Sprache Notkers möglich sein. Zu der im Nebensatz (2002) vorkommenden NG mit erweitertem Adjektivteil dürften etwa auch die Konstruktionen mit Relativsatz (2002a) oder mit (normalerweise flektierter) erweiterter Partizipialapposition (2002b) grammatisch korrekte Alternativen bilden. 440)

ENGEL: Regeln S.116.

441)

Vgl. W.SCHENKEL: Die Valenz im adnominalen Raum. In: Beiträge zur Valenztheorie, hg. von G.HELBIG, Den Haag-Paris 1971 (= Janua Linguarum, Series Minor, Nr.115), S.67-83, besonders S.79.- Der Eliminierungstest in (2001) scheint darauf hinzudeuten, dass bei der hier vorliegenden 'Variante' des Verbs ziehen mindestens Sine PG als Richtungsbestimmung notwendig vorhanden sein muss, damit die ganze NG grammatisch bleibt.

442)

Ein in eine mehrgliedrige Satzkonstituente eingeschobener Nebensatz (sog. weiterführender Relativsatz) findet sich im Prolog; man kann hier von

einer 'Parenthese' sprechen: Fone diu slüog er boetium. unde stnen suSr syrrmachum. unde daz ouh uuirsera uuas. iohannem den bSbes. (6.5) .

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

470 (2002)

übe uuir in disemo mere geuuerfot uuerden. fone in allen sint züo-stozenten uuinden. (22.19) 'wenn wir in diesem Meer {des Lebens) von aus allen Richtungen brausenden Winden umhergetrieben werden'

(2002a)

+

fone uuinden. die in allen sint züo-stözent

(2002b)

+

fone uuinden. in allen sint züo-rstozenten

Wie die Beispiele (2000), (2002) und (2003) zeigen, liegt dem als Adjektivteil fungierenden Partizip I die Personalform eines Aktivsatzes zugrunde; bei der Transformation zur NG wird das Subjekt zentrale NG, während die übrigen Konstituenten unverändert übernommen werden. Im Gegensatz dazu geht die Personalform und die von dieser getragene Kategorie des Tempus in einem Satz mit prädikativem Adjektiv oder mit einer Partizip-Prät.-Umschreibung (Passiv, uuesen- Perfekt) nicht in die NG ein (der Wein ist gut —•*• * der gut seiende Wein ) . Durch

1

Rücktransformation' erhielte

man aus den NG (2003) bis (2005) die beigefügten Sätze: (2003)

den drölioho uuellonten mere

(97.8)

'das bedrohlich wogende Meer'

— (2004)

+

der mere uuellot drolicho

alle mtne harto ahiusken friunt

(40.12)

'alle meine sehr ehrenwerten Freunde'

— (2005)

+

alle mtne friunt sint harto ohiuske

Tte herte uuortenen gesuulste. fone anauallonten leiden (49.15) 'die durch die anfallenden Schmerzen verhärtete Geschwulst'



+

Tie gesuulste sint herte uuorten fone anaualldntSn leiden

Eine umfassende Untersuchung der Sprache Notkers müsste auch über Bedingungen und relative Häufigkeit

der

durch Beispiel

(2000) angedeuteten konkurrierenden Konstruktionsmöglichkeiten Auskunft geben. Wie ein Blick in neuhochdeutsche Uebersetzungen der Consolatio zeigt, werden in diesen lateinische Partizipialkonstruktionen öfter durch Relativsätze wiedergegeben, als dies bei Notker der Fall ist. Wir lassen nun aber die angesprochenen, noch weiterer Präzisierung bedürftigen Fragen auf sich beruhen und wenden unsere Aufmerksamkeit wieder dem Phänomen der Stellung auf der linearen

9.2. Nominalgruppen

471

Kette zu. Für die Gegenwartssprache lässt sich die Regel aufstellen, dass die Stellung der vom Adjektivteil abhängigen (konstitutiven oder nichtkonstitutiven) Erweiterungsglieder (ERW) genau jener Stellung entspricht, welche diesen als selbständigen SK in 443

einem eingeleiteten Nebensatz zukäme.

Bei der 'Projektion'

der Satzkette auf die Ebene der NG wird der Determinantien- bzw. Kernteil des Subjekts zum zentralen Determinantien- bzw. Kernteil; diese beiden letzteren Bestandteile schliessen alle übrigen attributiven Grössen (das nominale Mittelfeld) zwischen sich ein; wir wollen auch hier von einer Klammerbildung im nominalen Bereich sprechen. Der zentrale Adjektivteil steht immer unmittelbar vor dem zentralen Kernteil, d.h. am Ende des Mittelfeldes. Die Stellungsverhältnisse im Nhd. sollen noch an einem schematisch dargestellten Beispiel veranschaulicht werden: (2006)

(dass) der Botschafter / kürzlich / van seinem Vorgesetzten / mit einer heiklen Mission / betraut / wurde —*• der kürzlich von seinem Vorgesetzten mit einer heiklen Mission betraute Botschafter

Noch kompliziertere NG entstehen dadurch, dass zum Adjektivteil einer Erweiterung wiederum Erweiterungen hinzutreten können (Re443)

Vgl. HELBIG-BUSCHA S.531ff.- Unzutreffend ist die durch die DUDEN-Grammatik vorgelegte Stellungsregel: 'Die Anordnung der Satzteile erfolgt im attributiven Gefüge in umgekehrter Reihenfolge wie im Satz, und zwar zwischen dem Artikel und dem Bezugssubstantiv.' (S.546). Da mit 'Satz* offenbar 'Hauptsatz' gemeint ist, stimmt diese Regel zwar für das angeführte

Beispiel Der Sohn liebt die Mutter —der

die Mutter liebende Sohn,

vermag aber bereits bei der auf S.547 zitierten Transformation Dieser

Mann ist in München ansässig —dieser

in München ansässige Mann die

sprachliche Wirklichkeit nicht mehr abzudecken. Bei NG mit zwei oder mehr Erweiterungsgliedern wird die zitierte 'Regel' generell unzutreffend.

472

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

kursivität). Der syntaktisch unbeschränkten Erweiterbarkeit sind allerdings durch die Verständlichkeit kommunikative Grenzen gesetzt. Abschliessend wollen wir im Hinblick auf die Verhältnisse bei Notker zum Nhd. noch bemerken, dass vom Adjektivteil abhängige Erweiterungen nicht ins Nachfeld gestellt werden können; durch derartige Ausklammerungen aus der nominalen Klammer entstehen in jedem Fall abweichende Ketten, vgl. (2007a/b). Die strikte Durchführung der nominalen Klammer im Nhd. steht im Gegensatz zur Sachlage bei der verbalen Klammer und der Nebensatzklammer, wo eine Ausklammerung zumindest von PG als durchaus korrekt anerkannt werden muss. Im weiteren dürfen die Erweiterungen bei der nominalen Klammer nicht zwischen den zentralen Adjektivteil und den zentralen Kernteil gestellt werden, vgl. (2007c). Schliesslich führt auch eine Ausklammerung von Adjektivteil und Erweiterung(en) zugleich zu einem ungrammatischen Ergebnis, vgl. (2007d/e). (2007) (a) * der betraute Botschafter mit einer heiklen Mission (b) * der mit einer heiklen Mission betraute Botschafter von seinem Vorgesetzten (c) * der betraute mit einer heiklen Mission Botschafter (d) * der Botschafter betraute mit einer heiklen Mission (e) * der Botschafter mit einer heiklen Mission betraute

9.2.2.3.2.

STELLUNGSREGELN

Bei Notker sind die Stellungsmöglichkeiten im Bereich des erweiterten Adjektiv- und Partizipialattributs vielfältiger als in der deutschen Gegenwartssprache. Wir beschränken uns zunächst auf komplexe NG mit Siner Erweiterung und stellen folgendes Stemma der Abhängigkeiten auf:

473

9.2. Nominalgruppen

Kernteil

Determ.-teil

Adjektivteil

Erweiterung Von diesem hierarchischen Stemma sind bei Notker grundsätzlich die folgenden vier Linearisierungen möglich (der zentrale Determinantienteil ist dabei fakultativ): Schema A :

DET

1

+

ERW

+

AJD

Schema B :

DET

t

+

ADJ

+

KERN

f

+

ERW

Schema C :

DET DET

Ì

+

KEl KERN

t

+

ERW

+

ADJ

Schema D :

DET

+

KERN

+

ADJ

+

ERW

t

1

+

KERN

1

Kommentar zu den Abfolgeschemata: Die unter A stehende Struktur ist die im Nhd. verbindliche Anordnung; abgesehen vom klammereröffnenden zentralen Determinans sind die Bestandteile in zentripetaler Folge aufgereiht. Die Struktur von B unterscheidet sich von A darin, dass hier die Erweiterung ausgeklammert ist. In den durch die Schemata C und D veranschaulichten NG sind sowohl der zentrale Adjektivteil als auch die Erweiterung ausgeklammert, doch ist deren relative Folge verschieden.

Im Schema

D herrscht die zentrifugale Abfolge der Bestandteile. In A ist nur das Mittelfeld, in C und D nur das Nachfeld besetzt; in B verteilen sich die Bestandteile auf Mittel- und Nachfeld. Bemerkenswert ist ferner die Tatsache, dass bei vollständiger Einklammerung (Schema A) die relative Stellung von Erweiterung

474

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

und Adjektivteil fest ist, während dies bei vollständiger Ausklammerung nicht der Fall ist (Schemata C und D). Bevor wir die Diskussion der vier Linearisierungen weiterführen, sei zu jedem Schema ein Beispiel mit einer Präpositionalgruppe als Erweiterung 444 gegeben. (2008) A :

Pfalj [ ze herzen] \ ges lag eng \ | s er | 'der ins Herz eingedrückte

(2009) B :

(81.25)

Schmerz'

| diu\ [ nider-rinnenta| 1 aha\ \aba demo berge\

(56.23)

'der vom Berg herabfliessende Wildbach'

(2010) C :

| einen\ \ boum \ \ in stete\ | 8tänden\

(53.15)

'einen an seinem Standort verwurzelten Baum*

(2011) D :

| dehein] \ müot \ \ keuestenotez. \ \ mit redo |

(115.6)

'eine durch den Verstand gestärkte Seele'

Für das folgende nehmen wir eine auf der Art der Erweiterung beruhende Unterscheidung vor. Zu einer ersten Gruppe fassen wir die Erweiterungen in Form von Partikeln oder Adjektivadverbien zusammen, während die zweite, anschliessend zu behandelnde Gruppe die Erweiterungen in Form von NG und PG in sich vereinigen soll. Regel 42: In einer substantivischen Nominalgruppe, deren Adjektivteil durch eine Partikel und/oder ein Adjektivadverb erweitert ist, steht die Erweiterung unmittelbar vor dem im Mittelfeld stehenden Adjektivteil

(Schema A).

Unter den (unflektierbaren) Partikeln kann man aufgrund syntaktischer und/oder semantischer Kriterien verschiedene Untergruppen ansetzen. An erster Stelle seien die sog. graduierenden Partikeln genannt. Neben den mit Hilfe von Suffixen gebildeten Komparationsformen des Adjektivs besteht bei Notker wie in der Gegenwartssprache auch die Möglichkeit, Gradabschattungen beim Adjektiv mittels graduierender Partikeln auszudrücken 445 samo, ze, eteuuaz, filo, deste, harto u.a. ).

(so, sus,

444)

Die vier hier für die Consolatio aufgestellten Typen sind auch in der Capella-Uebersetzung nachzuweisen, vgl. MANTHEY S.20f.

445)

Harto ist formal 'Adjektivadverb' zu herte-, in vielen Fällen ist aber seine Bedeutung zu der einer graduierenden Partikel abgeschwächt.

9.2. Nominalgruppen

475

Beispiele: (2012) So luzzeliu ding (93.6) (2013) Sus sconiu geohose (81.19) (2014)

samo stäten frido (45.25)

(2015) se stark tunest (90.24) (2016)

Mit eteuuaz ohreftigdren muote (26.7)

(2017)

mit filo uuärevo redo

(2018)

des-te bezera chorn (KK 139.12)

(KK 213.21)

(2019)

(Unde) alle m-tne harto ohiusken friunt

(40.12)

Ebenfalls hier einordnen kann man die Interrogativpartikel uuto z.B. (2020). Die Partikeln

so, sus, samo, gnüog und uu-Co kön-

nen auch vor das (von uns zu den Determinantien gestellte) 'Pronominaladjektiv ' manig treten, z.B. (2021) und (2022). (2020)

uuto michel strtt

(110.17)

(2021) in sus maniga uuts (2022)

knüog manigero säldon

(KK 148.19) (88.22)

Für den Gebrauch dieser 'adadjektivisch1 verwendeten Partikeln und ihre relative Stellung zum Adjektiv ist es gleichgültig, ob das Adjektiv eine eigene Satzkonstituente oder nur Teilkonstituente innerhalb einer grösseren Einheit ist; für sich allein haben die graduierenden Partikeln keinen Satzkonstituentenwert. Eine weitere Untergruppe der Partikeln könnte man unter der 446 Bezeichnung 'situierende Partikeln' zusammenfassen. Semantisch gesehen handelt es sich um temporale, lokale und modale Partikeln, welchen bei einer 'Rücktransformation' der NG zu einer Satzkette Satzkonstituentenwert> zukommt, z.B. (2023) des to uuerenten Ubes (KK 383.28) 'des stets fortdauernden Lebens'

(2024)

tiu üzuuert pegagenenten bilde (KK 375.9)

(2025)

dtnes ungerno heilenten seres (82.1)

'die von aussen entgegentretenden

'deines nur zögernd nachlassenden 446)

Gestalten'

Schmerzes'

Auf eine feinere Untergliederung, wie sie bei WEBER (S.185-195) vorgenommen wird, wollen wir wegen der geringen Zahl einschlägiger Beispiele verzichten.

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

476

Bei einem Teil der um so oder sus erweiterten Adjektivteile kann man der Partikel bei Zurückführung auf den der NG zugrunde liegenden Satz den Wert einer eigenen SK zugestehen. So lässt sich etwa die NG Tiz sus ketäna getrahtede ist tiz getrahtede ketän zurückführen

(118.16) auf den Satz + Sus

(vgl. 61.17

sus ist st get&n) .

Wie die NG mit graduierender Partikel werden auch diese NG (es handelt sich vor allem um solche mit sd/sus ketän 'so beschaffen' als Adjektivteil) in der weiter unten stehenden Belegstellenliste beiseite gelassen. Eine eigene Untergruppe von Partikeln kann man für die sog. 'Pronominaladverbien' ansetzen; sie stehen anstelle von Präpositionalgruppen (in der Funktion von Ergänzungen oder Angaben) und nehmen anaphorisch auf im Vortext genannte Grössen Bezug, z.B. (2026)

ter dannän uuorteno strtt

(78.7)

'der daraus entstandene Streit*

(2027)

alliu diu hinnän ohomenen argumenta

(KK 254.29)

'alle davon abgeleiteten Argumente'

Es folgen nun einige Beispiele für Adjektivteile, welche durch ein Adjektivadverb auf -o erweitert sind. In (2031) ist das Adjektivadverb seinerseits durch eine graduierende Partikel erweitert, während in (2032) vom Adjektivteil sowohl eine situierende Partikel als auch ein Adjektivadverb abhängig ist. (2028)

Ter süozo ohdsönto homerus (KK 342.22) 'der lieblich sprechende Homer'

(2029)

ter hoho gändo uueg

(KK 328.6)

'der hoch hinauf führende Weg'

(2030)

(samo) durh sketero getana spizzün

(52.15)

'(wie) durch ein mit Lücken versehenes Pfahlwerk 1

(2031)

ein harto gnoto gesüoohet ting (KK 356.18) 'eine sehr genau erforschte Sache'

(2032)

dien eteuu&r fasto haftentSn animalibus (KK 376.5) 'den irgendwo sich festhaltenden Tieren'

Belege für Partikeln (exkl. graduierende Partikeln), Pronominaladverbien und Adjektivadverbien im Mittelfeld (gemäss Regel 42), (Ersp. : ersparter Kernteil): AK: 52.15, 65.14, 78.7, 82.1, 97.8, 120.3,

KK: 190.11/12,

9.2. Nominalgruppen

477

240.20, 254.29, 325.13 (Ersp.), 328.6, 332.11/20, 336.24(Verbzusatz) , 338.25(Verbzusatz), 342.22, 356.18, 374.9(Ersp.), 374.10, 375.9, 375.18, 376.5, 383.28, 391.3(Ersp.), 396.9(Ersp.) Ausnahmen zu Regel 42 sind selten: In vier Fällen ist der Adjektivteil samt graduierender Partikel ausgeklammert (AK 81.14, KK 180.16, 366.20, 367.15), z.B. (2033). Der Beleg (2034) stellt insofern für die Consolatio ein Unikum dar, als hier die graduierende Partikel . ^ 447 ist. (2033)

harto allein ins nominale Nachfeld gestellt

iro guotes sS unuuiriges (81.14) 'nach ihrem so vergänglichen Gut'

(2034)

Ev-uuirdigero täte harto (9.9) (1=11 Reuerendi admodum uultus) 'von überaus ehrwürdigem Aussehen'

Für die durch eine NG oder PG (in der Funktion von Ergänzungen oder Angaben) erweiterten Adjektivteile scheint bei Notker eine weitgehende Stellungsvariabilität zu bestehen, was bereits durch die obigen Schemata A bis D und die Belege (2008) bis (2011) veranschaulicht wurde. Quantitativ gesehen entfällt

von den total

119 Belegen mit einfachem Adjektivteil (AK und KK, zum Abgrenzungsproblem s.u. S.483) etwa je ein Drittel auf die Typen A und C, während sich das restliche Drittel auf die beiden anderen Anordnungsmuster B und D verteilt. Regel 43: In einer substantivischen NG, deren Adjektiv- oder Partlzipialattribut durch eine NG oder PG erweitert ist, bestehen folgende Anordnungsmöglichkeiten: a) die Erweiterung(en) stehen unmittelbar vor dem im nominalen Mittelfeld befindlichen Adjektivteil (Schema A) b) der Adjektivteil steht im Mittelfeld, die Erweiterung (en) sind ausgeklammert (Schema B) c) Erweiterung(en) und Adjektivteil sind zugleich ausgeklammert, wobei ihre relative Stellung im Nachfeld grundsätzlich frei ist (Schemata C und D) 447)

Man vergleiche dazu den folgenden Beleg aus dem Psalter: Michel

truhten. unde lobesam harto

ist

(et laudabilis nimis ) (Ps.1031.9).

min

478

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

Wir sind der Meinung, dass es sich bei den durch Regel 43a/b/c umschriebenen Stellungsmöglichkeiten im Prinzip um frei gegeneinander austauschbare 'Stellungsvarianten' handelt. Immerhin scheinen bei Vorliegen bestimmter Bedingungen gewisse Präferenzen für das eine oder andere Anordnungsmuster zu bestehen, was nun noch etwas näher erläutert werden soll. Zur Regel 43a: Die vollständige Klammer kommt anscheinend vor allem dann zum Zuge, wenn der durch die Erweiterung(en) und den Adjektivteil gebildete Komplex relativ kurz ist. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Erweiterung die Form eines Pronomens hat, vgl. (2035) bis (2037); wie aber der Beleg (2038) lehrt, ist bei pronominaler Erweiterung (Reflexivum) grundsätzlich auch eine Ausklammerung von Erweiterung und Adjektivteil zugleich (gemäss Schema C) möglich. Die Schemata B und D, bei denen das 'leichte' pronominale Element am Ende der ganzen NG stünde, dürften hingegen nicht sprachüblich sein. Die Beispiele (2039) bis (2041) haben als Erweiterung eine NG bzw. PG. Zusätzlich zu der substantivischen Erweiterung können etwa noch Partikeln ins Mittelfeld gestellt werden, z.B. in (2042) und (2043). Dass in keinem Fall zwei substantivische Erweiterungen von den Klammerteilen umspannt werden, dürfte darauf hindeuten, dass die 'Belastbarkeit' der nominalen Klammer bei Notker aufs ganze gesehen noch nicht so ausgeprägt ist wie in der Gegenwartssprache. (2035)

fone uns chundMn menniskdn

(121.27)

(2036)

an dero imo eigermn einualti stnero naturq

(2037)

des sih pergenten truge-tteueles

(KK 384.5)

(62.3)

(2038)

tien Hüten sih uuunderönten

(2039)

der driu houbet habento turo-uuart

(19.13) (KK 241.3)

(2040)

der fore durste ercheleto tantalus

(KK 241.18)

(2041)

ter in foge les uuts fltegendo merourius

(2042)

diu to ze tale stgenta rihti dero äho

(2043)

tero so mit syllogismo gestarhtun uuarheite

(KK 273.2)

(KK 338.8) (KK 389.22)

9.2. Nominalgruppen

479

Belege für Schema A (Regel 43a): vollständige Umklammerung von NG bzw. PG, wobei u.U. auch andere Erweiterungen (z.B. Partikeln) im Mittelfeld stehen. Pronominale Erweiterung: AK: 10.8, 62.3, 121.27,

KK: 172.18(Ersp.), 191.14, 193.10,

237.15, 307.9, 337.16(Ersp.), 373.4, 384.5, 386.25, 396.21 Substantivische Erweiterung: AK: 13.24(Ersp.), 16.13, 22.20, 34.7, 81.25, 130.8,

KK: 1*65.25,

225.21, 241.3/18, 266.9(Ersp.), 273.2, 289.16, 297.19, 303.14/16, 305.1, 306.27, 311.18, 314.13(Ersp.), 320.29(Ersp.), 338.8, 351.2(Ersp.), 384.10, 385.7, 389.22 Zur Regel 4 3b: Von der Möglichkeit der Ausklammerung der Erweiterung wird auch bei kürzeren substantivischen NG Gebrauch gemacht, vgl. (2044) bis (2046) . Bei (2047) wird die zweigliedrige PG ausgeklammert und ins Nachfeld, hinter das vom zentralen Kernteil abhängige Genitivattribut, gestellt. Wie aus Beispielen wie (2048) und (2049) zu ersehen ist, können die Erweiterungen auf das Mittel- und Nachfeld verteilt werden; in (2049) sind die beiden kurzen Erweiterungen nü und longo eingeklammert, die mit einem Genitivattribut versehene PG ist ausgeklammert. (2044)

einen geuualtigen man stnes müotes

(115.13)

'einen seiner Sinne mächtigen Mann'

(2045)

tise geuueneten huorä ze theatro (12.17) 'diese an die Bühne gewöhnten Dirnen 1

(2046)

tte stechen an dien Itahamon (KK 287.20) 'die körperlich Kranken'

(2047)

dte gezierten uuende dtnero büohohamero. mit helfent-peine. unde mit clase (47 . 20) 'die mit Elfenbein und mit Kristall geschmückten Wände deiner Bibliothek'

(2048)

(unde) die üzer erdo geuualzten ronen fone dero aho '(und) die von der Strömung entwurzelten

(2049)

(KK 337.24)

Baumstämme'

Ter nü longo uerstozeno basilius aba des chuninges ambäht-tieneste

(31.14)

'der nun schon lange aus dem königlichen Beamtendienst Basilius'

entlassene

480

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

Belege für Schema B (Regel 43b): Adjektivteil im Mittelfeld, sämtliche oder ein Teil der Erweiterungen im Nachfeld. AK: 12.17, 16.18, 23.21(Ersp.), 30.17, 31.14, 38.6, 47.20, 49.15, 56.23, 86.13, 115.13,

KK: 154.1, 171.4, 283.1, 287.20, 299.22

(Ersp.), 336.14 (Ersp.), 336.15 (Ersp.), 337.24, 357.25 (Ersp.) Zur Regel 43c: Der durch den Adjektivteil und die Erweiterung (en) gebildete Komplex kann, auch bei durchschnittlicher Länge, als ganzer ausgeklammert sein. Erreicht dieser Komplex einen grösseren Umfang, so wird meistens eine Anordnung nach Schema C oder D gewählt. Wir geben nun zunächst einige Beispiele für Schema C. In (2050) bis (2052) hat der Adjektivteil eine einzige Ergänzung bei sich, in (2053) und (2054) deren zwei. (2050)

tiu btsa fone tratia uuantiu

(19.8)

(2051)

Uuelih fiuv üzer qthna farentez

(2052)

manige Hute ennont tucmouuo gesezene (5.7)

(113.3)

(2053)

hSrren mit ahetennon -in scalches uu-ts kebundene (KK 264.17)

(2054)

fone demo anagenne. alliu ding üzer ntehte uuurohentemo

(KK 333.24)

In den beiden folgenden Beleglisten werden die Fälle, bei denen der Kernteil und der durch Adjektivteil und Erweiterung gebildete Komplex auf der linearen Kette diskontinuierlich getrennt sind, von den Belegen mit kontinuierlicher Sequenz getrennt. Zum Abgrenzungs- und Terminologieproblem s.u. S. 483f. Belege für Schema C (Regel 43c) : alle Erweiterungen stehen vor dem ins Nachfeld gestellten Adjektivteil. Kontinuierliche Sequenzen: AK: 5.7, 19.8/13, 45.5, 53.15, 113.3, 129.11, 135.21,

KK: 167.12

190.1, 219.3, 264.17, 285.17, 300.12, 304.20, 307.16, 325.1, 326.11, 333.24, 343.7, 373.1, 375.14 Diskontinuierliche Sequenzen:

481

9.2. Nominalgruppen AK: 14.11,

448

72.1/3/24, 117.24,

KK: 171.27, 192.4, 279.8,

280.16, 292.3, 298.8, 331.3(Ersp.), 335.18 In den Beispielen (2055) bis (2057) ist die Abfolge gemäss Schema D realisiert; ebenfalls hier einordnen wollen wir jene Belege, bei denen ein Teil der Erweiterungen vor und ein anderer hinter dem ins Nachfeld gestellten Adjektivteil steht, z.B. (2058) und (2059). (2055)

selbiu diu sestunga. anahaftentiu allen uuehsellichen dingen

(2056)

stniu ougen. pertimbertiu mit temo nebele dero stirbigön dingo

(2057)

iro fort, keteilta in zuene bogen

(2058)

mannes rruot. kahes kesturztez in dia gruoba

(2059)

ter mennisko gote geItaher. an dero icuirde stnero rationis

(KK 297.22) (18.16) (KK 192.12) (14.28)

(104.14)

Belege für Schema D (Regel 43c) : Erweiterungen stehen hinter dem ins Nachfeld gestellten Adjektivteil (zum Teil stehen zugleich noch Erweiterungen vor dem Adjektivteil). Kontinuierliche Sequenzen: AK: 13.27, 14.28, 18.16, 43.4, 70.11, 104.14, 115.6, KK: 169.7, 192.12, 297.22, 316.12/13 Diskontinuierliche Sequenzen: AK: 14.12, 15.18, 16.21, 42.23, 123.30,

KK: 168.15, 212.15,

2.40.8, 268.12, 325.15, 336.27, 375.3 (Kongruenz?) , 386.6 Wir haben bisher nur komplexe NG mit einem einzigen Adjektivteil berücksichtigt. Vom gleichen zentralen Kernteil können aber auch zwei oder mehr (koordinierte) Adjektivteile abhängen, von denen jeder gegebenenfalls eigene Erweiterungen bei sich führt. Die bei dieser Konstellation möglichen Linearisierungen sind vielfältig, und wir wollen nicht in extenso darauf eingehen. 448)

In 14.11 ist für die Kongruenz nicht das grammatische, sondern das natürliche Geschlecht massgebend (Konflikt zwischen Genus und Sexus): daz uutb ... so geuualttgo uarentiu.

482

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

Die häufigste Anordnung ist jene, bei welcher der erste (zumeist erweiterungslose) Adjektivteil im Mittelfeld steht, während der zweite samt seinen Erweiterungen ausgeklammert wird, z.B. (2060) und (2061). Es kommt jedoch auch vor, dass beide Adjektivteile samt allfälligen Erweiterungen im nominalen Nachfeld stehen, z.B. (2062) und (2063) . (2060)

tta gemaahün stiureda dtnero suhte. unde ouh filo ahrefttga (54.8)

(2061)

s-tnes liumendigen namen. noh sar ze ende devo smalün erdo gereichdntes (128.28)

(2062)

des meres. uuüolentes. unde Jone bodeme üf-ohSrentes stna zessa

(2063)

mtn analutte. träglichez fone vuüofte. LAT. nider-gehangtez (14.20)

(24.9)

Unde fone truvegi

Belege: AK: 5.12, 9.9, 14.20, 24.10, 54.8, 73.13, 89.17, 104.9(disk.), 106.15, 119.23, 120.18(disk., Ersp.), 121.25, 125.6, 128.28, KK: 156.3, 170.4(disk.), 191.15, 299.7, 304.11, 348.11, 352.14, 356.8(disk.), 356.18 (unflekt. Adjektivteil), 358.19, 361.11, 365.4, 369.9, 388.25 Eine Einklammerung von zwei koordinierten Adjektivteilen, von denen einer oder beide Erweiterungen bei sich haben, wird bei Notker fast durchgehend

vermieden. Einzig in den beiden

folgenden Belegen, bei denen einer der beiden Adjektivteile durch ein 'leichtes' Element (das unflektierte Pronominaladjektiv al) erweitert ist, findet sich eine vollständige Klammer: (2064)

fone ehaltemo. unde al rütöntemo norduuinde

(2065)

der al sehento. unde fore-uuizento got

(50.4)

(KK 396.21)

Gelegentlich sind drei Adjektivteile (samt allfälligen Erweiterungen) vom gleichen Kernteil abhängig, z.B. (2066)

ein süoze fisg luzzeler. samo rüoh s5 ein igel

(2067)

suäriu tsen. ohräpfahtiu. in chrtechiskün fone dero hende genamctiu

(KK 180.14)

(91.1)

Belege: AK: 27.3, 30.5, 91.1,

KK: 180.14, 366.23, 379.18

9.2. Nominalgruppen

483

Bei den NG mit einer Abfolgestruktur gemäss Regel 43c ergibt sich in der Sprache Notkers ein theoretisch kaum befriedigend lösbares Abgrenzungsproblem. Zumindest bei einem Teil der Belege gemäss Schema C bzw. D ist nicht auszumachen, ob eine NG mit erweitertem Adjektivteil oder eine erweiterte Adjektiv- bzw. Partizipialapposition vorliegt. Für das heutige Deutsch ist das Auseinanderhalten der beiden Konstruktionen problemlos, da sie sich sowohl durch die Stellung der Elemente (Schema A bei erweitertem Adjektivteil, Schemata C oder D bei der erweiterten appositiven Gruppe) als auch durch die Flexion des Adjektivteils (flektiert und mit dem Bezugssubstantiv kongruierend im einen, unflektiert im andern Fall) und schliesslich, in geschriebener Sprache, auch noch durch die Interpunktion unterscheiden. Man vergleiche (2000a) mit (2000e), ferner die beiden folgenden nhd. Uebersetzungen von (2059) : (2059') (a) der durah die Würde seines Verstandes Gott ähnliche Mensch (b) der Mensch, durch die Würde seines Verstandes Gott ähnlich, Man mag hier einwenden, dass die durch eine zweifache Uebersetzung wie in (2059') suggerierte Unterscheidung eine Angelegenheit des Neuhochdeutschen sei und nicht einfach als solche für die Sprache Notkers vorausgesetzt werden dürfe. Diese Ueberlegung ist nun im Prinzip zweifellos richtig; trotz aller Abgrenzungsschwierigkeiten scheint uns jedoch diese Unterscheidung auch für das Althochdeutsche sinnvoll zu sein. Selbst wer das Auseinanderhalten zweier Konstruktionsarten bei Belegen wie den obigen für undurchführbar hält, muss zumindest bei pronominalem Bezugswort mit der Existenz derartiger appositiver Adjektiv- und Partizipialgruppen rechnen; auch hier kommen kontinuierliche und diskontinuierliche Folgen von Bezugswort und appositiver Gruppe vor, z.B. (2068)

sia. ze ubelero uuts spildnta (62.15)

(2069)

Ir ... gote ge liehe in iuuermo sinne (104.20)

Wir haben oben bei den Schemata C und D nur solche Belege berücksichtigt, bei denen der (kontinuierlich oder diskontinuier-

484

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

lieh nachfolgende) Adjektivteil flektiert ist und mit dem Bezugswort in Genus, Numerus und Kasus kongruiert. Nichtkongruierende Adjektive und Partizipien sowie die Partizipialadverbien auf -ndo blieben beiseite. Diese Festlegung hat zur Folge, dass wir beispielsweise die diskontinuierlich nachgestellte Gruppe in (2070) zu den erweiterten Partizipialattributen hinzurechnen, die kontinuierliche Sequenz von (2071) dagegen nicht. (2070)

(2071)

übe toman durh acher-gang an dia erda brechende, ein fUnt ooldee

findet, iu dar begrabenes. (KK 335.17) zorm. in ituellün uuts sih heuende (KK 264.23)

Dass wir der Unterscheidung das Kriterium der Kongruenz des Adjektivteils zugrunde gelegt haben, ist indes nicht viel mehr als eine Verlegenheitslösung, welche keinen theoretischen Wert 449 für sich beansprucht.

9.2.2.3.3. VERHÄLTNIS ZUM

LATEIN

Wir haben bereits im ersten Teil unserer Untersuchung das Verhältnis zwischen Ausgangs- und Zielsprache bei NG mit erweitertem Adjektivteil kurz erörtert und durch ein paar Beispiele illustriert, s.o.S. 74f., (101) bis (103). An dieser Stelle soll nun etwas ausführlicher darüber gehandelt werden. Die Bedeutung von Notkers Uebersetzungen für die deutsche Sprachgeschichte liegt, was die Verwendung von erweiterten Adjektiv- und Partizipialattributen betrifft, darin, dass in ihnen zum ersten Mal in grösserem Umfang ins Mittelfeld gestellte erweiterte Adjektivteile (gemäss Schema A) auftreten. Im Althochdeutschen vor Notker finden sich nur ein paar wenige, ganz kurze Erweiterungen aufweisende derartige Fügungen (z.B. ze imo dingenten 450 man 'einen auf ihn hoffenden Menschen', Petruslied 2). Nach449)

Zur Abgrenzungsproblematik vgl. LIPPERT S.98ff., ferner I.DAL: Kurze deutsche Syntax auf historischer Grundlage, Tübingen ^1962, S.62f. und 180. BAUR versucht die Schwierigkeiten durch den von BEHAGHEL verwendeten Begriff 'halbprädikativ• zu lösen (BAUR S.9).

450)

Vgl. WEBER S.77f.

9.2. Nominalgruppen

485

gestellte Partizipialgruppen wurden jedoch bereits in der älteren ahd. Uebersetzungsliteratur verwendet. Dass solche Konstruktionen dem Deutschen ursprünglich fremd waren, geht nach WEBER auch daraus hervor, dass lateinische Partizipialgruppen in der sprachlich gewandten Isidor-Uebersetzung wesentlich häufiger durch Relativsätze wiedergegeben werden als in der 'interlinear451 artigen" Tatian-üebersetzung. Man könnte nun versuchen, für die drei Anordnungsmuster gemäss Regel 43 eine relative Chrönologie der Entstehung aufzustellen. In einem ersten Stadium wären zunächst, unter dem Einfluss des Lateins, Adjektivteil samt der oder den Erweiterungen hinter dem Bezugssubstantiv aufgereiht worden (Typen C und D). In einer nächsten Phase wäre der Adjektivteil vorangestellt, die Erweiterungen aber noch im Nachfeld belassen worden (Typ B). Diese Entwicklung wäre parallel zu jener beim einfachen attributiven Adjektiv verlaufen, bei dem die im ältesten Ahd. noch einigermassen lebendige Nachstellung mehr und mehr abgebaut wurde. In einer letzten Phase der Entwicklung wäre dann auch noch die Erweiterung ins Mittelfeld gerückt worden (Typ A). Ob eine Entwicklung wie die eben angedeutete tatsächlich jemals stattgefunden hat, müsste erst noch abgeklärt werden. Wenn BEHAGHEL von der Anordnung gemäss Schema A sagt, sie sei

45: 'die dem Geist der deutschen Sprache am meisten widersprechende',

so ist dies vorläufig nichts als eine Behauptung. Die reichliche Verwendung von erweiterten Adjektiv- und Partizipialattributen in der lateinischen wie in der althochdeutschen 'Consolatio' hängt auch damit zusammen, dass es in diesem Werk um den Ausdruck von komplexen, häufig abstrakten Sachverhalten geht, welche die Herausbildung neuer sprachlicher Mittel durch Notker erforderten. GÖCKING schreibt dazu: 'Während die früheren ahd. Uebersetzer und originalen Autoren meist nur einfache Handlungen und Begebenheiten zu schildern hatten, waren hier zum erstenmal vorwiegend Gedanken philosophischer und schöngeistiger Art darzustellen. Dies erforderte aber weit ausgedehntere Sprachmittel, als sie die deutsche Sprache um das Jahr 1000 zur Verfügung stellte.'453 451)

Vgl. WEBER S.77, Anm.65.

452)

BEHAGHEL II S.376.

453)

GÖCKING S.32.

486

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen In der Sprache Notkers stellen die NG mit erweitertem Ad-

jektivteil eine offenbar bereits 'eingebürgerte' Konstruktion dar. Zwar dienen sie auch hier überwiegend zur üebersetzung lateinischer Partizipialkonstruktionen; gelegentlich aber verwendet Notker diese Fügungen in seinen Exkursen (olV.), z.B. (2072) und (2073), oder er gibt mit ihnen andersartige lateinische Konstruktionen wieder (olV. i.w.S.), z.B. (2074) bis (2076). (2072)

fone horouue uuortene mennisken (KK 303.14) 'aus Staub entstandene Menschen'

(2073)

alliu diu hinnSn ehomenen argumenta (KK 254.29) 'alle davon abgeleiteten Argumente'

(2074)

Ter süozo chösönto homerus (KK 342.22) (II Homerus melliflui oris) 'der lieblich sprechende Homer 1

(2075)

tero sd mit syllogismo gestarhtun uuarheite (KK 389.22) (II rem solidissimg ueritatis) 'die auf diese Weise mit einem Syllogismus gestärkte Wahrheit'

(2076)

Tis er üzero ordo. fone demo inneren ohomener (KK 304.11) (1=11 Hic ... ordo ) 'diese äussere, aus der inneren hervorgegangene Ordnung'

Die Entscheidung, ob man eine NG mit erweitertem Adjektivattribut als 'olV. im weiteren Sinn' oder als wörtliche, inbezug auf die Bestandteile dem Original analoge Nachbildung einstufen soll, wird gerade in diesem Bereich öfter zur Ermessenssache. Ganz wörtlich wiedergegebene NG finden sich hier eher selten. Dies sei als generelle Präambel vorausgeschickt, bevor wir im folgenden den Stellungsvergleich zwischen Ausgangs- und Zielsprache über die drei Textstufen hinweg vorführen. Für diesen Vergleich lassen wir die NG, deren Erweiterung bloss aus einer graduierenden Partikel besteht, beiseite. Enthält bereits die zugrundeliegende lateinische NG eine derartige vor dem Adjektiv stehende Partikel, so kann deren Stellung meistens beibehalten werden, z.B. (2077) 1=11 III

in tarn saluhri sententia an sd heilesamero redo (51.31)

Ebenfalls unberücksichtigt bleiben alle 'appositiven' Adjektiv-

9.2. Nominalgruppen

487

und Partizipialgruppen, ferner die Konstruktionen mit einem Pronomen als Bezugsgrösse. Es geht nun darum, bei den 'eng' übersetzten, an einen substantivischen Kernteil angeschlossenen erweiterten Adjektiv- und Partizipialattributen die relative Stellung der drei an den NG beteiligten Bestandteile (Kernteil, Adjektivteil und Erweiterung (en))

auf der jeweiligen linearen Kette über die drei Text-

stufen zu verfolgen. Anstatt nun die vielen Kombinationsmöglichkeiten, von denen die meisten von bloss theoretischem Interesse wären, in allen Einzelheiten durchzuspielen, greifen wir auf die in 4.5.2. vorgestellte Hypothese der konstruktioneilen Normalstellung zurück und stellen hier die Behauptung auf, dass die auf der Textstufe II vorgenommenen Veränderungen der Wortstellung aus dem Bestreben heraus erfolgt sind, in II die Abhängigkeitsstruktur der Bestandteile in der Weise sichtbar zu machen, dass der jeweils übergeordnete Teil vor dem jeweils untergeordneten steht. Auf der Stufe II ist demnach die folgende zentrifugale Abfolge zu erwarten:

KERNTEIL

+

ADJEKTIVTEIL

+

ERWEITERUNG

Darüber hinaus werden natürlich auch hier auf der Textstufe II die im originalen Latein 'zerstreuten' zusammengehörigen Wörter in unmittelbare Sequenz gebracht; dies bedeutet im wesentlichen, dass die Attribute zu ihren Bezugswörtern gestellt werden. Auf den Stellungsvergleich beim zentralen Determinantienteil wird verzichtet, da im Latein ein solcher meist nicht vorhanden ist. Mit der erwähnten Hypothese lassen sich nun fast alle von Notker im Uebergang von I zu II vorgenommenen Umstellungen erklären. Gelegentlich wird in Textstufe II die Abfolge des originalen Texts unverändert übernommen, obwohl diese nicht der Normalstellung entspricht. Da dies jedoch fast ausschliesslich bei NG mit kurzer (oft einwortiger) Erweiterung der Fall ist, können wir uns als Erklärung zurechtlegen, dass bei derartigen gleichsam auf einen Blick überschaubaren Syntagmen eine Umstellung in II

488

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

nicht im gleichen Masse als wünschbar erschien wie bei umfangreicheren Gebilden. Wir präsentieren nun einige Beispiele, und zwar geordnet nach den Abfolgeschemata A bis D. Schema A: I II III

DET

(2078) I

KERN

ADJ

ERW

ERW

ADJ

KERN

tibique ipsi res diu prorsua multimque quaeaita

II

\res\ |quesita]

III

ein harto gnSto gesüoohet ting

|tibi ipsi. diu prorsus et multum\ (KK 356.18)

'eine sehr genau erforschte Angelegenheit'

(2079) I II III

orda de swnmi boni cardine profioiens ordo profioiens de cardine swrni boni fone got chomenSr ordo (KK 305.1) 'eine von Gott herstammende Ordnung' (Interpretatio Christ.)

(2080)

I II III

obliuiosam corpus inuehens molem corpus inuehena obUuioaam molem der àgez machSndo Itchamo (KK 225.21) 'der Vergessenheit bringende Leib 1

Vgl. ferner (102) S.75. In (2081) wird die Normalstellung in Textstufe II nicht ganz erreicht; zwar wird der Kernteil an die Spitze der NG gestellt, die beiden anderen Teile werden aber mit unveränderter relativer Folge übernommen. In (2082) wird an der Abfolge des originalen Texts überhaupt nichts verändert (kurze Erweiterung). (2081) I II III

longa 8ite perditu8 ... Tantalua tantalus longa siti perditus der fore durste ercheleto tantalus (KK 241.18) 'der von Durst gequälte Tantalus'

(2082) 1=11 III

omnia scienti prouidentig tero al uuizentün prouidentig (KK 307.9) 'der allwissenden Vorsehung'

9.2. Nominalgruppen

489

Schema B: I II

ERW

III

DET

(2083) I

ADJ

KERN

ERW

quaedam de meritis ueniens laus parentum

II

| qugdam laus.\

III

ahomen lob. fone dero forderen uuirden

\ ueniens] |de meritis parentum] (KK 171.4)

'ein von den Verdiensten der Vorfahren herrührender Ruhm'

(2084) I II III

bibliotheoae ... comptos ebore ac uitro parietes parietes bibliothece.. comptos ebore ao uitro dte gezierten uuende dtnero büohokamero. mit helfent-peine. unde mit olase (47.20) 'die mit Elfenbein und mit Kristall geschmückten Wände deiner Bibliothek'

Vgl. ferner

(103) S.75.

Wenn vom Adjektivteil mehrere Erweiterungen abhängig sind, so können diese auf das Mittel- und Nachfeld verteilt werden. Auf der Textstufe II sind normalerweise wie in (2085) beide Erweiterungen in Normalstellung; der Beleg

(2086) stellt insofern

eine Ausnahme dar, als hier eine der beiden Ergänzungen (olim) vor dem Adjektivteil steht. (2085) I II III

uel ui uel fraude nolentibus peauniae ... ereptae pecunia. erept&. uel ui. uel fraude tte mit nSte. aide mit undriuudn genomenen scazza neuuellentSn (KK 154.1) 'die mit Gewalt oder List den sich wehrenden entrissenen Schätze'

(2086) I II III

(Eigentümern)

Basilius olim regio ministerio depulsus basilius olim depulsus regio ministerio Ter nü longo uerstozeno basilius aba des ahuninges ambahttteneste (31.14) 'der schon lange aus dem königlichen Beamtendienst entlassene Basilius'

490

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

Schema C: I II

III

DET

(2087) I

KERN

ADJ

ERW

KERN

ERW

ADJ

flatibus inoitus pontus

II

| pontus| | inoitus] | flatibus]

III

mere ... fone uuinde eruuegetSr (72.1) 'das vom Wind bewegte

(2088) I II III

(gepeitschte) Meer'

animos oelsa sede petitos animos ... petitos oelsa sede dia sei-a ... fone himele hara-nider gefrumeta (KK 171.27) 'die vom Himmel herabgeholte Seele'

(2089) I II III

oondens vadios sub undas Phoebus, extremo ueniens ab ortu phoebus. ueniens ab extremo ortv. oondens vadios sub undas diu sunna ... ostenan ohomentiu. unde uuestert in sedel gändiu (119.23) 'die von Osten her kommende und im Westen untergehende Sonne'

Vgl. ferner (101) S.75. Im - übrigens ziemlich frei wiedergegebenen - Beleg (2089) sind vom gleichen Kernteil zwei erweiterte Adjektivteile abhängig. Auch beim Schema C gibt es in begrenztem Umfang Gegenbeispiele zu

unserer Hypothese; in (2090) unterbleibt jegliche Umstellung

auf der Textstufe II: (2090) 1=11 uxor. ingenio modesta. pudioitia pudore pveoellens ttn ohena. alles sites kezogeniu. in ohiuski. unde Srhafti sih fure-nemende (89.17) 'deine in ihrem ganzen Charakter bescheidene, durch Keuschheit und Sittsamkeit hervorragende Gattin'

9.2. Nominalgruppen

491

Schema D:

(2091) I

inhaerens rebus mobilibus dispositio

II

|dispositio\ | inherens7\

III

diu sestunga. anahaftentiu allen uuehselliahen dingen.

\ rebus mobilibusj

'die allen veränderlichen Dingen anhaftende Ordnung'

(KK 297.22) (2092) I II III

mentem firma sibi ratione oohaerentem mentem aoherentem sibi firma ratione dehein muot keuestenötez. mit redo (115.6) 'eine durch den Verstand in sich gefestigte Seele*

(2093) I II III

lumina eius mortalium rerum nube caligantia lumina eius. caligantia nube mortalium rerum stniu crugen. pertimbertiu mit temo nebele dero stirbigon dingo (18.16) 'seine durch die Umwölkung der sterblichen Dinge trüb gewordenen Augen'

Die Hypothese der zielsprachlichen Beeinflussung von Textstufe II kann hier, wie der Gesamtbefund der vier Schemata zeigt, nicht als Erklärung herangezogen werden. Mit dieser Hypothese Hessen sich nur die Belege nach Schema D erklären, wo die Textstufen II und III in der Abfolge der Bestandteile übereinstimmen. Wie aber die andern drei Schemata deutlich machen, ist die in II realisierte Stellung unabhängig von der nachfolgenden Uebersetzung gestaltet. In GÖCKINGs Untersuchung über das Partizip bei Notker werden auch die erweiterten Partizipialattribute behandelt. Dabei findet auch die - in unserer eigenen Arbeit vernachlässigte Blickrichtung vom Lateinischen zum Ahd. in weitem Umfang Berück454 sichtigung. Bei Aussagen über das Verhältnis von Deutsch und 454)

GOCKING S.27ff., 75ff. und passim.

492

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelguppen

Latein sind bei GÖCKING - wie auch in der auf GÖCKINGs Material fussenden Darstellung bei WEBER - stets die Textstufen II und III gemeint. Ein solcher Vergleich ist für viele syntaktische Fragen völlig unproblematisch. Die Aussagen von GÖCKING und WEBER, die sich auf Stellungsphänomene beziehen, müssen jedoch relativiert werden. Wenn etwa GÖCKING und im Anschluss an ihn auch WEBER zum Beleg (2094) bemerken, dass Notker hier gegen die lateinische Vorlage ein nachgestelltes Partizipialattribut 455 durch ein vorangestelltes wiedergebe (pendentis : hangenten), so muss eine solche Aussage von unserem Ansatz her folgendermassen präzisiert werden: das lateinische Partizip pendentis steht im Text des Boethius vor dem Kernteil; es wird dann von Notker in Textstufe II nachgestellt, in der ahd. Uebersetzung aber wieder ins Mittelfeld 'zurückgenommen': (2094) I II III

pendentis supra uertioem gladii gladii pendentis supra uertioem des obe heubete hangenten suertes (KK 165.25) 'des über dem Haupt hängenden Schwertes 1

Eine angemessene Beschreibung einer solch auffälligen 'Zickzackbewegung ' kann sich nicht einfach mit einem Etikett wie 'mlV.' oder 'glV.' zufrieden geben, sondern muss den Prozess der Veränderungen über die drei Stufen hinweg möglichst genau nachzuzeichnen versuchen; dabei ist eine etwas schwerfällige Formulierung in Kauf zu nehmen, z.B.: Das in I mittelbar vor dem Kernteil stehende Partizipialattribut wird in II unmittelbar hinter den Kernteil gestellt, wobei die Bestandteile der NG zugleich in zentrifugale Abfolge gebracht werden. Bei der Uebersetzung III werden die drei Bestandteile in umgekehrter (zentripetaler) Folge aufgereiht, wobei das Partizip ins Mittelfeld, und zwar unmittelbar vor den Kernteil zu stehen kommt. Schwieriger als die blosse Beschreibung eines Phänomens ist dessen Erklärung. Mit der Hypothese der konstruktionellen Normalstellung haben wir versucht, die Erklärung in eine bestimmte Richtung zu lenken. 455)

GÖCKING S.42, WEBER S.79.

9.2. Nominalgruppen 9.2.3. REIHUNG VON

493

NOMINALGRUPPEN

Aus einer morphologisch definierten Klasse der 'Partikeln' (= unflektierbaren Wörter) kann man aufgrund syntaktischer Kriterien die Konjunktionen zu einer eigenen Gruppe zusammenfassen. Nach dem Einfluss, den die vor einem Satz stehenden Konjunktionen auf dessen Personalform ausüben, werden diese in koordinierende und subordinierende Konjunktionen (= Subjunktionen) unterteilt. Durch die koordinierenden Konjunktionen werden in der Regel syntaktisch gleichwertige Elemente zu einer grösseren Einheit zusammengefügt. Im Deutschen dienen grundsätzlich die gleichen koordinierenden Konjunktionen zur Verbindung von Hauptsätzen, Ne456 bensätzen, Wortgruppen oder Wörtern. Die koordinierenden Konjunktionen stellen zwischen den verbundenen Teilen bestimmte semantische Beziehungen her (kopulativ, alternativ, adversativ, 457 kausal u.a.). Durch Koordination oder 'Reihung' von Wörtern oder Wortgruppen entstehen keine neuen Satzkonstituenten. Eine Konstituente mit 'interner' Reihung, welche aus zwei oder mehr NG besteht, hat in einem konkreten Satz den gleichen syntaktischen Wert wie eine einzelne NG; sie kann sogar als ganze durch ein einziges Wort (z.B. ein Personalpronomen) ersetzt werden. Ob eine beliebige NG den Wert einer Satzkonstituente oder bloss einer Teilkonstituente für sich in Anspruch nehmen kann, lässt sich nicht absolut, ohne Bezug auf den konkreten Satz, in dem sie steht, sagen. Während in den vorangehenden Abschnitten die Möglichkeiten der subordinativen Erweiterung, speziell der substantivischen Kernteile, zu einfachen oder komplexen NG geprüft wurden, geht es nun um die Erweiterungsmöglichkeiten mittels Koordination, d.h. um die Reihung von (einfachen oder komplexen) NG innerhalb einer zwei- oder mehrgliedrigen Satzkonstituente. Bei den zur Reihung von NG verwendeten koordinierenden Konjunktionen - wobei unter NG gemäss Festlegung (S. 386) auch ein 456)

Im Nhd. bildet denn eine Ausnahme; es dient nur zur koordinierenden Verbindung von Hauptsätzen.

457)

vgl. HELBIG-BUSCHA S.406ff.

494

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

einzelnes Substantiv oder Pronomen subsumiert werden soll wollen wir für die folgende Darstellung zwischen 'einfachen' und 'mehrteiligen' Konjunktionen unterscheiden. Zu den einfachen Konjunktionen gehören bei Notker: 0 (asyndet. Verbindung) , unde, aide, ioh, im weiteren Sinn auch daz ch-tt

Die mehrteiligen Konjunktionen sind: nteht ein

... nube (ioh/ouh)

beid- (ioh) ... ioh einuueder (sd) ... aide neuueder (noh) ... noh

9.2.3.1. EINFACHE

KONJUNKTIONEN

In einer einfachen NG bzw. PG der Struktur (PRAEP)+DET+ADJ+ KERN ist im Prinzip an allen vier Strukturstellen eine Koordi458 nation von gleichartigen Elementen möglich. Diese Art der Koordination kam indes bereits im Abschnitt 9.2.1. zur Sprache. Zur Unterscheidung von 'Koordination von Substantiven an der Kernteilstelle' und 'Koordination von NG' vgl. S. 417f. Zunächst führen wir einige zweigliedrige Satzkonstituenten an, deren Teile asyndetisch oder syndetisch (mit Hilfe von unde, aide, ioh ) verbundene einfache NG oder PG sind: (2095)

daz unde daz (110.15)

(2096)

ene. ioh tise (133.2 9)

(2097)

geuualt. unde mahtigi

(2098)

dia erda. unde den mere

(114.23) (136.8)

(2099)

iuueren liument unde iuueren namen

(123.22)

(2100)

liuhttge taga. unde uinstere nahte

(68.1)

(2101)

fone imo selbemo. aide feme iu

(2102)

in gnuhte. ioh in sooni

(2103)

in disa tr&vegi. unde in disen uuüoft

458)

(98. 25)

(66.33)

(61.11)

Ein Beleg für Reihung an der Strukturstelle der Präposition findet sich

in Notkers 'Categoriae':

ana aide in demo underen PIPER I 373.1).

9.2. Nominalgruppen

495

In den voranstehenden Beispielen sind die beiden gereihten NG, mit Ausnahme von (2101), in ihrem internen Aufbau gleich strukturiert, eine Konstruktionsweise, welche Notker zu lieben scheint. Dass Notker in solchen und ähnlichen Fällen die Ersparung sehr weitgehend vermeidet (vgl. S. 418 und unten S. 508f.),

deutet

auf seine Vorliebe für parallel strukturierte Teileinheiten inner459 halb einer zwei- oder mehrgliedrigen Konstituente hin. Natürlich gibt es auch gereihte NG mit Gliedern unterschiedlicher Struktur. In (2104) werden zwei unterschiedlich gebaute einfache NG, in (2105) eine komplexe und eine einfache NG miteinander verbunden. Die Satzkonstituenten (2106) und (2107) hingegen stellen ein 'symmetrisches',

aus je zwei komplexen NG bestehendes Syn-

tagma dar. (2104)

brutus. aide der einrihtigo cato

(2105)

Vuelih fiur üzer Qthna farentez. aide uuelih sinflüot

(129.23)

(2106)

mit allero dero hSrrdn manegi. unde mit alles tes Hutes mendi

(2107)

mit tero uuagi dtnero redo. ioh mit tero lustsami dtnes sanges

(113.3)

(83.16)

(KK 137.12)

Bei den drei- oder mehrgliedrigen NG wird meist zwischen alle beteiligten NG eine Konjunktion eingeschoben, vgl. (2108) bis (2110). In (2111) wird zwischen den Konjunktionen

unde und ioh

abgewechselt, woraus man vielleicht entnehmen darf, dass die beiden durch unde verbundenen Glieder als näher zusammengehörig betrachtet werden. Ein Beispiel für eine viergliedrige Konstituente ist (2112). Neben solchen polysyndetischen Syntagmen finden sich auch gelegentlich asyndetisch gereihte Gruppen, z.B. (2113). (2108)

rosa, unde ringelen. unde uiolg

(50.5)

(2109)

uuazer. unde fenne. unde eindte

(123.15)

(2110) (2111) 459)

anderes mannes tod. aide stn selbes suht. aide etelth ungeuuandiu

geskiht (79.4)

den hunger. unde den durst. ioh ten frost

(KK 155.1)

Dieses Streben nach parallel strukturierten Einheiten zeigt sich nicht bloss auf der Ebene der Satzkonstituente, sondern auch bei grösseren Einheiten wie z.B. im folgenden Nebensatzpaar: (Nesihest tu nu na.)

in uuelemo horouue die ubelen stecoheSn. unde in uuelero sodni die güoten sktnen? (kk 265.6)

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

496 (2112)

(2113)

fore gezogeni. unde fore ahiuski. unde fore mtdenne. unde fore

Srhafti (17.26) aSr. zorn. trßregi (49.6) (1=11

dolor, ira. meror)

Auch in der Capella-Uebersetzung bevorzugt Notker bei mehr als zwei Gliedern das Polysyndeton.

Die in der Gegenwarts-

sprache übliche monosyndetische Konstruktionsweise (und vor dem letzten Glied) ist in der Consolatio nicht zu belegen. Gelegentlich findet sich eine asyndetische Reihung von Gruppen 461 mit 'interner' Syndese (AK 135.13, KK: 238.21, 268.25). Beispiel: (2114)

Sumer unde uuinter. lenzo unde herbest

(135.13)

Normalerweise werden auch bei Notker nur syntaktisch

gleich-

artige Syntagmen aneinandergereiht. Es kann aber auch vorkommen, dass einer NG ein Nebensatz beigeordnet wird, z.B.^^ (2115)

tiz keohSse. unde daz ze disemo geehöse haftet

(109.27)

Zu den koordinierenden Konjunktionen kann man im weiteren Sinn auch daz ohtt rechnen; diese Fügung, welche zur Anknüpfung von Wörtern, Wortgruppen, Nebensätzen oder Hauptsätzen dient, wird in erster Linie zum Anschluss einer Uebersetzung der vorangehenden Grösse gebraucht, z.B. (2116)

oonieotura. daz ch-tt rätiska

(76.26)

Die Stellung einer SK mit gereihten NG auf der Satzkette ist grundsätzlich die gleiche wie jene einer entsprechenden SK ohne interne Koordination von NG; in der Regel bilden die an einer SK beteiligten koordinierten NG kontinuierliche Seguenzen. Diskontinuierliche Anordnung, d.h. Verteilung der zweigliedrigen SK auf zwei Segmente der linearen Kette, findet sich in grösserem 460)

MANTHEY S.86.

461)

Wenn die durch Koordination verbundenen Grössen als 'Einheit' aufgefasst werden, so kann die betreffende Konstituente in der Subjektsrolle auch mit singularischem Finitum verbunden werden, z.B. so golt. unde Silber ist (KK 266.15). Ferner: KK: 191.5/6, 220.7, 227.28.

462)

Für entsprechende Belege aus dem Marcianus Capeila vgl. MANTHEY S.88.

9.2. Nominalgruppen

497

Umfang nur bei der Spreizstellung (vgl. S. 193f. und 246ff.) In Bezug auf ihren internen Aufbau bestehen die hier zu besprechenden Konstituenten aus einfachen und/oder komplexen NG und einer oder mehreren Konjunktionen. Bei einem Teil der Konjunktionen ist die Reihenfolge der internen Glieder prinzipiell frei; sind dabei zwei koordinierte Glieder von unterschiedlicher Länge, so geht das kürzere Glied entsprechend BEHAGHELs 'Gesetz der wachsenden Glieder' normalerweise voraus, z.B. (2117); dies ist übrigens meistens bereits im lateinischen Original der Fall. Dass aber auch bei der Konjunktion

unde, welche sozusagen den

'reinen' Anschluss ohne zusätzliche Bedeutungskomponente markiert, eine Umkehrung der Glieder zum Teil aus semantischen Gründen gar nicht möglich ist, zeigt der Beleg (2118) . (2117)

mtne site. unde alla Ma uutsün mtnes Itbes (27.17) (II mores nostvos. et rationem totius uit%)

(2118)

uuundä. unde neheinen I6n dero uuundon (108.15) (II seua uulnera. nee ulla prerrria sanguinis)

9.2.3.2. MEHRTEILIGE

KONJUNKTIONEN

Bei den zwei- oder mehrteiligen koordinierenden Konjunktionen steht nicht nur zwischen den zu verbindenden Gliedern eine Konjunktion, sondern auch vor dem ersten Glied; häufig steht gar zu Beginn der ganzen Gruppe nicht bloss eine einwortige Konjunktion, sondern ein zweiwortiges Syntagma: nteht ein, beid- (ioh), eimtueder (sö), neuueder (sS) . Bei beid-

handelt es sich um ein de-

klinierbares 'Pronominaladjektiv', während sich bei einuueder bzw. neuuedev

nicht ohne weiteres entscheiden lässt, ob das un-

flektierte 'Pronominaladjektiv' vorliegt oder ob man bereits von einer Partikel sprechen soll.. Das Pronominaladjektiv beid- , welches die nachträgliche Konstituente mit interner Reihung vorausnimmt, ist als Satzkonstituente in den Satz eingebaut; es steht oft diskontinuierlich vor der (als Präzisierung dazu zu verstehenden) Satzkonstituente, vgl. (2125). Die zwei oder mehr Glieder der SK mit Reihung sind auf der linearen Satzkette

498

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

ziemlich häufig diskontinuierlich angeordnet, wobei in erster Linie verbale Teile zwischen die Glieder treten. nteht ein

... nube (ioh/ouh):

(2119)

nteht ein ze suhte. nube ze töde (55.10)

(2120)

nteht ein liuto täte, nube ouh ivo uuillen

(KK 344.11)

Auch die durch die 'einfache' Konjunktion nube angeschlossenen NG kann man hier anführen; Bedingung für das Auftreten von nube ist, dass eine Negation in irgendeiner Form vorausgeht, z.B. (2121)

nteht fcne ohreften. nube ferne Unehreften (KK 260.20)

(2122)

(uuanda er neuuaren) ztte. nube Suuigheite. (KK 189.5)

(2123)

(uuanda ... ) ze uuazere (neuuerdent.) nube ze horouue (KK 303.16)

beid- (ioh) ... ioh: (2124)

(uuaz tu noh eigest) peidero. leides ioh Itebes. (86.3)

(2125)

(unde er after rehte) beidiu (uersah. ih meino) sälda. ioh unsälda.

(24.3)

einuueder (so) ... aide: (2126)

(so ist tir iz) ein/uueder. so unuuvnna. aide saado

(2127)

(so lobon ih) ein/uueder. so dta ahleini des vuurohen. aide den geziug tes uuerohes. (102.10)

(102.3)

neuueder (noh) ... noh: (2128)

(danne daz) neuueder (nehabet.) lengi noh preiti. (121.17)

(2129)

(Ter nezimberoe) neuueder. noh an dero hohi des perges. noh an demo grteze des stades. (97.10)

Bei einem Teil der Belege mit einuueder bzw. neuueder ist die Entwicklung vom Pronominaladjektiv zur Partikel gleichsam in statu nascendi zu beobachten. In (2126) bis (2128) nehmen einuueder bzw. neuueder als 'Platzhalter' die nachfolgende zweigliedrige Konstituente voraus. Die betreffenden Sätze wären wohl auch ohne die nachfolgende Konstituente, welche man als nachträgliche inhaltliche Füllung des Platzhalters auffassen kann, grammatisch vollständig. Man könnte folgende verdeutlichende

499

9.2. Nominalgruppen nhd. UeberSetzungen geben: (2127')

'so lobe ich eines von beiden: die Geschicklichkeit des Herstellers oder den Stoff des Produkts (Kleides)' ( — — entweder die Geschicklichkeit ... oder den Stoff ...)

(2128')

'welches keines von beiden hat: Länge noch Breite1 ( — w e d e r Länge noch Breite)

Eine solche Interpretation, welche bei beid- (ioh) ... ioh noch durchgehend möglich ist, ist bei einuueder bzw.neuueder

nicht mehr

überall gegeben. In einem Beleg wie (2129) ist für neuueder die Entwicklung zur Partikel wohl bereits vollzogen. Ueber das Verhältnis zum Latein gibt es bei den Konstituenten mit Reihung nicht viel Auffälliges zu bemerken. Die Asyndese des lateinischen Texts wird in der Uebersetzung öfter vermieden, z.B. (2130) und (2131); einen Beleg für Beibehaltung stellt das obige Zitat (2113) dar. (2130) 1=11 III

naturam. mores iro naturq. unde iro sites (59.7)

(2131) 1=11 III

sub frequentia patrum. sub plebis alacritate mit allero dero herrdn manegi. unde mit alles tes Hutes

mendi. (83.16)

In weitem Umfang wird die im lateinischen Original I an das zu verbindende Wort angehängte enklitische Partikel -que in Textstufe II beseitigt und durch et ersetzt (Xque —*• et X ) , z.B. (2132) I II III

floribus frugibusque floribus. et frugibus mit chrute. unde mit ohorne (68.2)

(2133) I II III

mores nostros totiusque uitae rationem mores nostros. et rationem totius uitg mtne site, unde alla dta uutsün mines Itbes

(27.17)

500

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

9.2.4. PROKLITISCHE

PARTIKELN

Zu den NG und PG können proklitische Partikeln hinzutreten, und zwar gleicherweise zu pronominalen und substantivischen, zu einfachen und komplexen. Auf das damit verbundene theoretische Analyseproblem, welches prinzipiell für das Ahd. in analoger Weise besteht wie für das heutige Deutsch, sind wir bereits in der Einleitung kurz eingegangen (S. 37). Die proklitisehen Partikeln wollen wir, im Sinne eines vorläufigen Ordnungsversuches, auf zwei Gruppen verteilen. Eine erste Gruppe bilden jene Partikeln, welche zu der NG oder PG, vor welcher sie stehen und mit der zusammen sie in syntagmatischer Verbindung eine SK bilden, auch in paradigmatischer Relation stehen könnten. Sie wären auch für sich allein imstande, die betreffende Position im Satz auszufüllen (vgl. die Diskussion von hier in diesem Lande (S. 37) , ferner die Ausführungen zu Tär an dero stete und

Sär des anderen iares

(S. 122)) . Semantisch

betrachtet handelt es sich um lokale und temporale Partikeln. In der Sequenz von Partikel und PG (NG kommen nur selten vor) drückt die Partikel die unbestimmtere, abstraktere Vorstellung aus, während die PG eine Präzisierung dazu bietet.^^ In der beschriebenen proklitischen Funktion sind im AK und KK die folgenden Partikeln bezeugt:

hier, där, dara, hara, hara-üf,

hina; nü, do, sär.

Beispiele: (2134)

där ze stnemo hüs (78.14)

(2135)

där obe uns in himele (KK 291.7)

(2136)

hter in uuerlte (KK 307.21)

(2137)

tara ze dero selbün stete (KK 250.2)

(2138)

hara-üf ze tages Itehte

(KK 325.1)

(2139)

hina ze dten ältSn siten

(108.17)

(2140)

(noh sär) dö be stnen ztten (124.9)

(2141)

Sär äne tuäla (M.Cap. 67.19)

463)

Vgl. ENGEL: Regeln S.56.

9.2. Nominalgruppen

501

Belege: AK:

5.18, 6.7, 19.27(7), 27.20(7), 78.14, 80.27, 86.13,

108.17(7), 123.5(7), 124.9, 124.14, 129.9, 131.11, 131.12 KK: 167.13, 243.24, 250.2, 258.7, 262.24, 267.30, 289.9, 291.7, 294.21(7), 300.18, 307.21, 326.1(7), 347.9 Bei Belegen wie (2138) und (2139) ist an ein Analyseproblem zu erinnern, auf das wir schon S. 203 eingegangen sind. Die beiden PG stehen in folgenden Sätzen: (2138')

s8 er hara-üf ze tages Itehte aham

(KK 326.1)

(2139')

Uuolti got eruuundtn dise unseren ztte. hina ze dten altSn siten. (108.16)

Es wäre auch möglich, hara-üf bzw. hina nicht als proklitische Partikel auf die nachfolgende PG zu beziehen, sondern als Verbzusatz zum Verb zu stellen. Für diese letztere Möglichkeit hat sich SEHRT in seinem Glossar entschieden; er setzt dort nämlich ein Lemma

hina-er-v.uinden

an (S.294). Im Notker-Wortschatz dagegen

erscheint kein solches Lemma, und der Beleg ist s.v. eruuinden gebucht. Ein Verb hara-üf-ohomen

wird dagegen weder im Notker-

Glossar noch im Notker-Wortschatz angesetzt. Gelegentlich treten die proklitischen Partikeln kumuliert auf, vgl. (2140) oder (2142). (2142)

nu hter in demonstratiuo [genere oausq] (131.12)

In ähnlicher proklitischer Funktion können auch gewisse Adjektivadverbien verwendet werden: (2143)

ferro under enderske Hute

(2144)

ttefo in demo herzen

(KK 159.19)

(KK 226.5)

Nicht von Proklise sprechen würden wir hingegen bei den zweiwortigen Präpositionen von der Art unz an stn ende (KK 371.9). Eine Nachstellung (Enklise) der oben genannten Partikeln, wie sie in der Gegenwartssprache möglich ist (z.B. in diesem Lande hier ), scheint bei Notker nicht gebräuchlich zu sein.

502

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

Eine zweite Gruppe von proklitischen Partikeln soll negativ definiert werden: die betreffenden Partikeln können nicht in der gleichen paradigmatischen Reihe stehen wie die ihnen nachfolgende NG oder PG; ersetzt man in einem gegebenen Satz die NG bzw. PG durch die proklitische Partikel, so entsteht ein abweichender Satz. Immerhin kann auch von diesen Partikeln ein Teil bei nichtproklitischer Verwendung den Wert einer eigenen Satzkonstituente beanspruchen (z.B. ouh, noh, nah 'beinahe'); dabei kann aber die Bedeutung der betreffenden Partikel unter Umständen etwas variieren. Andere proklitische Partikeln können nicht als eigene SK auftreten oder sind zum mindesten nicht für sich allein vorfeldfähig (z.B. echert, -Loh, nals ) . Die durch die proklitischen Partikeln dieser zweiten Gruppe beigesteuerten semantischen Merkmale lassen sich durch Begriffe wie Hervorhebung, Verstärkung, Einschränkung u.ä. einfangen. Es sei an dieser Stelle noch auf zwei Probleme der Analyse hingewiesen. Da ioh zugleich als stellungsneutrale Partikel (koordinierende Konjunktion) als auch als proklitische Partikel fungiert, ergibt sich, wenn ioh zu Beginn eines Satzes oder Teilsatzes steht, ein Abgrenzungsproblem. So lässt sich in einem Satz wie (2145) nicht ohne weiteres ausmachen, ob ioh den ganzen HS mit dem vorangehenden HS verknüpft oder ob es proklitisch zur Nominalgruppe im Vorfeld zu stellen ist. (2145) loh tien gesellon. dte rehte geminne sint. saaffdt si Sa. (136.23) Ein weiteres Analyseproblem ergibt sich dadurch, dass bei den auch als Satzpartikeln (d.h. als eigenen SK) verwendbaren Partikeln in einem konkreten Fall nicht immer mit Sicherheit gesagt werden kann, ob proklitischer (d.h. attributiver) Gebrauch vorliegt oder ob man eine eigene, direkt vom Verbalknoten abhängige Satzkonstituente ansetzen soll. Die Partikel nah 'beinahe' wird man etwa in (2146) eindeutig als Satzpartikel bewerten, in (2147) hingegen als proklitische Partikel. Xn einem Beleg wie (2148) aber führen beide Auffassungen zu einem befriedigenden Ergebnis:

9.2. Nominalgruppen

503

(2146)

TS / habeta / mih / tiu leida stunda / nah / kenomen. (8.17)

(2147)

daz / philosophi / näh an alten questionibus / zutuelotdn. (118.20)

'Da hatte mich eine traurige Stunde beinahe dahingerafft' 'dass die Philosophen fast bei brachten'

(2148)

allen Fragestellungen Zweifel vor-

s5 / er / sia / nah / ze Uehte / brähta. (KK 243.6) 'als er

(=Orpheus) sie beinahe ans Tageslicht gebracht hatte'

Es folgen einige Beispiele für Konstituenten mit proklitischen Partikeln der zweiten Gruppe ( ouh, noh, näh, ioh, echert) : (2149)

ouh mih

(2150)

ouh tise (13.1)

(37.4)

(2151)

ioh ih

(2152)

eohert taz (42.5)

(89.30)

(2153)

noh neheinemo (85.26)

(2154)

ouh uivgilius (57.8)

(2155)

ouh tie mennisken (136.19)

(2156)

eohert ten ohuning (85.28)

(2157)

ioh ter blindo (KK 187.4)

(2158)

ouh ten eohaften gehtleih (136.21)

(2159)

eohert ter fterdo teil (121.26)

(2160)

näh an allSn questionibus (118.20)

Gelegentlich kommen auch Kombinationen der beiden Arten von proklitischen Partikeln vor, wobei die Lokalpartikel der anderen sowohl nachfolgen (2161) als auch vorangehen kann (2162) (mit Bedeutungsunterschied?) : (2161)

ouh hter an disemo strtte (80.27)

(2162)

hina ioh under die üzeren (KK 289.9)

Bei Vorliegen von Sondernegation (s.o. 8.6.2.) kann man die Negationspartikeln nteht bzw. nals als proklitische, attributiv zum folgenden Wort oder Syntagma hinzutretende Partikeln auffassen. Da der nichtnegierte Gegenbegriff meist unmittelbar davor steht, könnte man die Partikeln der Sondernegation aber auch den koordinierenden Konjunktionen zuschlagen:

504

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

(2163)

(mit totere.) nals mit tugede

(2164)

(mit tugede ... ) nals mit totere (127.28)

(126.28)

(2165)

(after natürlichere) ndte.) nals after demo unmeze dero giredo

(104.3)

Wie aus den Beispielen (2149) bis (2160) hervorgeht, steht die Partikel bei Notker in proklitischer Stellung. Ob wie im heutigen Deutsch auch Enklise möglich ist, lässt sich infolge der Eindimensionalität der Satzkette nur schwer beurteilen. In einem Fall wie (2166) aber ist eine Enklise von eahert die wahrscheinlichste Analyse, da die Partikel vom Sinn des Satzes her wohl nur auf das bezogen werden kann: (2166)

Uuanda / daz eahert / forderdra / -ist. / taz ... (94.29) 'Weil nur das wertvoller ist, was ... '

In andern Fällen ist eine klare Entscheidung nicht möglich; in einem Beleg wie (2167) könnte man zwar versuchen, die Partikel •Löh enklitisch auf die vorangehende NG

unsere after-ohomen zu be-

ziehen; ungezwungener scheint uns jedoch der Anschluss an die Verbalform zu sein. Da der Satz bei beiden möglichen Auffassungen einen befriedigenden Sinn ergibt, ist auch von der Semantik her keine Entscheidung möglich: (2167)

daz iz unsere after-ohomen ioh keeisco&n (34.21) 1. 'damit es auch unsere Nachkommen erfahren' 2. 'damit es unsere Nachkommen ebenfalls erfahren'

Ein entscheidendes Argument für das Ansetzen von Enklise bei den Partikeln wäre dann gegeben, wenn eine im Vorfeld stehende Satzkonstituente eine enklitische Partikel bei sich hätte. Für diese im Nhd. beliebte Anlehnung der Partikel an die SK in der Erstposition eines Kernsatzes scheint es in der Consolatio nur einen Beleg zu geben (grehto 'freilich, nämlich'): (2168). Da diese Konstruktion bei Notker offenbar sehr selten ist, wird man sich in den unklaren Fällen kaum für die Annahme einer Enklise entscheiden. (2168)

Mit imo selbemo grehto. ordenSt er diu ding. (KK 230.8) 'Durch sich selbst nämlich ordnet er alle Dinge.'

505

9.2. Nominalgruppen Was das Verhältnis zum Latein betrifft, ist hier nicht viel

beizufügen, da die meisten Belege olV. (im engeren oder weiteren Sinn) gebildet sind. Die proklitische Stellung erfolgt entweder mit I+II (2169) oder gegen I+II, (2170) und (2171). Gelegentlich stellt Notker die in Textstufe I enklitisch nachgestellte Partikel in II vor die NG (gegen I/mit II), vgl. (2172) und (2173). Wie sehr die Textstufe II den Charakter einer grammatischen Hilfskonstruktion hat, geht daraus hervor, dass in (2173) ein im Lateinischen nur enklitisch verwendetes quoque in proklitische Stellung gebracht wird (als Vorbereitung der nachfolgenden Uebersetzung?). Notker riskiert hier sogar einen 'Verstoss' gegen eine lateinische Wortstellungsregularität. (2169) I II III

et coniugi-i sacmm et saorvm aoniugii ouh ten Sohaften gehtleih (136.21)

(2170) 1=11 III

ouh tu

tu quoque

(59.27)

(2171) 1=11 III

Hoc tantum

(2172) I II III

hoc etiam etiam hoc

(2173) I II III

populos quoque quoque populos

eohert taz (42.5) ouh ten

(130.22)

cuh tie mennisken (136.18)

An dieser Stelle sei noch auf jene Partikeln hingewiesen, durch welche eine Konstituente (meist NG oder PG) im abstrakten 464 Stemma an einer andern SK angeschlossen wird; wir meinen die Partikeln

donne, samo-so, also, sô, âne. Die durch die Partikel danne

angeschlossenen SK stehen auf der linearen Kette (kontinuierlich oder diskontinuierlich) vor allem nach einer Komparativform als Regens. Wie bei danne liegt auch bei den Partikeln sarno-so, also und 8$ zumeist ein Vergleich vor. Alle vier Partikeln fungieren daneben auch als Subjunktionen, und in den meisten Fällen kann man die durch danne, samo-so, also und sS angeschlossenen Satzkonstituenten als Verkürzungen eines Nebensatzes ansehen. Damit soll nicht behauptet werden, dass die durch die erwähnten Par464)

Die DUDEN-Grammatik spricht von 'Satzteilkonjunktionen'

(S.319f.).

9. Nominal-, Adjektiv- und

506

Partikelgruppen

tikeln eingeleiteten Satzkonstituenten sprachhistorisch tatsächlich auf Nebensätze zurückgehen. Beispiele: (2174)

JJuaz ist tir Itebera ander güot. tanne [tir] das ttn [ist] ? (101.15)

(2175)

so ueret si also der uuellônto uuerbo [ueret],

(2176)

Uuâr ist sâr solih stritôd uuorto. so in dinge, unde in sprâoho [ist] ? (74.4)

(65.11)

Als Anschlussstelle für die satzkonstituenteneinleitende

Parti-

kel âne dient meist ein Interrogativpronomen oder eine Interrogativpartikel, Z.B. (2177)

Uuaz ist iro materia. âne der strtt?

(74.23)

Bei den als Fügeteilen für SK fungierenden Partikeln handelt es sich weder um Präpositionen - sie stehen nämlich sowohl vor NG wie vor PG - noch um proklitische Partikeln; die proklitischen Partikeln fassen wir als zur betreffenden Satzkonstituente gehörig auf, während die eben besprochenen Partikeln eher den Charakter von

'Verbindungsgelenken' haben. Man wird sie am ehe-

sten als Untergruppe zu den Konjunktionen

9.2.5. ERSPARUNG

IN DER

stellen.

NOMINALGRUPPE

Bei der Darstellung der Ersparung in der Nominalgruppe kann man zunächst eine auf dem Wirkungsgrad oder Bezugsrahmen beruhende Unterscheidung anbringen: im einen Fall handelt es sich um Ersparung innerhalb ein und derselben Satzkonstituente, d.h. der oder die ersparten Teile können durch Bestandteile der gleichen SK

'aufgefüllt' werden; im andern Fall wird der Rahmen

der SK gesprengt, indem der ersparte Teil von einer vorhergehenden SK des gleichen Satzes oder eines vorangehenden Satzes oder Teilsatzes

'herüberwirkt'. Mit dieser letzteren Möglich-

keit wollen wir uns zuerst befassen. In den im AK und KK vorkommenden Fällen von Ersparung über die Satzkonstituente hinaus ist stets der substantivische Kern-

9.2. Nominalgruppen

507

teil weggelassen, und zwar bei der zweiten NG. Die betreffenden Konstituenten bestehen somit (neben einer allfälligen Präposition) aus dem blossen Determinantienteil (2178) oder aus dem Adjektivteil (mit oder ohne Determinans). In (2179) ist der Kernteil von der auf der Satzkette unmittelbar vorangehenden Satzkonstituente her zu ergänzen, während in (2180) die ersparte Grösse von einem vorangehenden gleichartigen Teilsatz her aufgefüllt werden muss. In den Satzgefügen (2181) und (2182) ist die NG nur in den jeweils als Vordersatz stehenden Nebensätzen vollständig. (2178) Pediu nemaahdt tih sktnbaren. anderro märi. übe du dtna [wart]

nehabest.

(KK 171.9)

(2179) After dten man sttgen mahti. ferne demo nideren buohstabe ze demo oberen [buohstabe]. (11.16) (2180) ter in lustsamSn ztten neahumet. unde in leitsamSn [ztten] netuelet.

(8.9)

(2181) Unde mit al solemo fride. du diu himelisken ding reohenost. so reoheno diu irdisken [ding]. (45.23) (2182) Tes ubelemo iäre bräste. daz er-sazttst tu mit temo güoten [iäre].

(64.24)

Ersparung des Kernteils in der jeweils zweiten NG ist auch bei Kasuswechsel möglich, dies nicht nur in einem Fall wie (2178), wo die beiden verschiedenen Kasusformen homonym sind (Nom./Akk.Sg. märi). Beispiele: (2183) Taz aber gote züo-sehentemo. übel man an demo güoten [man ineJ] geskeinen mag stnen argen uuillen. (36.13) (2184)

...

s3 netugen dir starohiu lachen. LAT. Nu fähen züo mit linderSn

[lächenen].

(49.9)

Der gleiche substantivische Kernteil kann aber nicht bloss in 6iner nachfolgenden NG erspart sein, sondern auch in mehreren. In den Ausführungen von Abschnitt 12 in Buch II (Qui sint status legales ) werden fünf Unterarten von Streitigkeiten bei der Gesetzesauslegung unterschieden; der Kernteil strtt erscheint nur in der ersten NG und ist dann viermal erspart, wobei zwischen den einzelnen NG mit Ersparung jeweils mehrere Zeilen stehen:

Text

508

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

(2185)

Ein strtt ... AnderSr [strtt] ... Ter dritto [strtt] ... Ter fterdo [strit] ... Ter finfto [strtt] ... (75.24ff.)

Nun zu den Ersparungen in der NG im 'satzkonstituenteninternen' Bereich. Auch hier kann man eine Zweiteilung

des Materials

vornehmen: zunächst sprechen wir von der Ersparung von gleichen Attributen, die mehreren Substantiven gemeinsam sind, anschliessend geht es um die Ersparung von gleichen Substantiven, auf 465

die sich mehrere Attribute beziehen.

Die Ersparung von gemeinsamen attributiven Elementen (Determinans, Adjektivteil, Genitivattribut) scheint in der Sprache Notkers nicht sonderlich beliebt zu sein. In der Consolatio findet sich kein Beleg für Ersparung eines gemeinsamen Determinans, es sei denn man wolle Belege wie (1633) hier einordnen. Im Prinzip dürfen wir aber wohl davon ausgehen, dass die im Nhd. gültige fakultative Ersparungsregel, nach welcher ein gemeinsames, sich auf zwei oder mehr Substantive beziehendes Attribut nur einmal gesetzt zu werden braucht, wenn die Bezugssubstantive in Kasus, Numerus und Genus übereinstimmen, auch in der Sprache Notkers Gültigkeit besitzt. Für Ersparung im Adjektivteil findet sich in der Consolatio lediglich der Beleg (2186); weitere Notkersche Beispiele wären etwa (2187) aus dem Marcianus Capellla oder (2188) aus dem Psalter; bei (2188) sind Determinantienund Adjektivteil zugleich erspart. (2186)

AnderSn lebenden, unde vualldntSn

(2187)

fone lüto skellentSn timpanis unde eymbalis

(2188)

(KK 376.10) (M.Cap. 164.18)

über togeliohen purliahosten hoh-fater aide uuts-sagin

(Ps. 495.15)

Diese mehr oder weniger isolierten Fälle sind nun aber in Relation zu setzen zu den zahlreichen Belegen, bei denen eine mögliche Ersparung vor allem des Determinans, aber auch des Adjektivteils nicht genutzt wird, z.B. 465)

Vgl. DUDEN-Grammatik S.588f.

9.2. Nominalgruppen

509

(2189)

tero suasionis. unde dero dissuasionis (110.9)

(2190)

iuueren Hument unde iuueren namen

(2191)

tte dinglichen chlagä. unde die dinglichen rCtofta (KK 153.30)

(123.22)

Besonders aufschlussreich sind nun aber jene Belege, bei denen der bereits im Lateinischen das zweite Mal ersparte Determinantien- oder Adjektivteil im Ahd. wieder eingefügt wird, vgl. (2192) bis (2194). Entsprechendes gilt für die graduierende Partikel in (2195). (2192)

in iro stete, unde in iro ztte (KK 336.29) (II suis locie et temporibus )

(2193)

uuelih säligheit aide uuelih uuSnegheit (KK 228.23) (1=11 quq...(uel) felicitas. uel miseria )

(2194)

tero uuärun herskefte. unde dero vuärun mahtigi (112.28) (1=11 uerg dignitatis. ac potestatis)

(2195)

ferne s5 mieselichSn. unde ed_ uuideruuartigin. iro teilen.

(KK 227.27) (1=11

ex tarn diuersis contrarÜ8que partibue )

Zur Erklärung für die durch solche Belege dokumentierte Abneigung gegen die Ersparung von attributiven Bestandteilen innerhalb von Satzkonstituenten kann man auf das schon öfter beobachtete Streben nach 'parallelen' Strukturen, z.B. analog strukturierten NG innerhalb einer SK, hinweisen; durch eine Ersparung des Attributs beim zweiten Substantiv ginge der 'symmetrische' Aufbau der beiden Glieder der SK verloren. Bei Satzkonstituenten, die aus zwei oder mehr gereihten, durch die gleiche Präposition eingeleiteten PG bestehen, wird die Präposition das zweite Mal fast durchgehend gesetzt, und zwar öfter auch glV., z.B. (2196)

fone Mrskefte. unde fone geuualte (112.25) (II de dignitatibus et potentia )

(2197)

umbe geuualt. unde umbe uuunna (KK 142.18) ( II ob potentiam et uoluptates)

(2198)

after demo marge. unde after dero rindün (KK 218.26) ( II per medullas cortiaemque )

Ersparung der gemeinsamen Präposition wie etwa in (2199) ist aufs

510

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

Ganze gesehen die Ausnahme: (2199) Belege:

in chiuski. unde erhafti (89.18) AK: 89.18, 113.16,

KK: 186.3, 197.7 (ersp. Kernteil),

197.9 (ersp. Kernteii), 286.11 Wiederholte Setzung der Präposition findet sich auch bei der Präposition under in der Bedeutung 'zwischen'. Für das heutige Deutsch wird die doppelte Setzung von zwischen in einem Beispiel wie (2200) von den normativen Grammatiken als unkorrekt eingestuft.

Aus der Tatsache, dass sich derartige Doppelsetzungen

der Präposition under mehrfach finden (AK 80.27, KK: 351.22, 382.8) wird man wohl schliessen dürfen, dass diese von Notker nicht als anstössig empfunden worden sind. (2200) I II III

inter homines deumque inter deum et homines under gote unde under menniskon (KK 351.22) Nhd.:

?

zwischen Gott und zwischen den Menschen

Von der Ersparung bei Attributen ist nur jene beim Genitivattribut häufig zu belegen; mindestens grundsätzlich kann man bei allen in der Belegliste S.452 aufgeführten Nominalgruppen mit gemeinsamem Genitivattribut eine Ersparung ansetzen, vgl. (1938'). Bei vorangestelltem Genitivattribut ist dieses stets beim zweiten Substantiv erspart (2201), während bei nachgestelltem Genitivattribut die Ersparung sowohl beim ersten (2202) wie auch beim zweiten (2203) Substantiv erfolgen kann. (2201)

fone leidaro fratäten. unde [fone leidaro] undriuudn

(48.8)

'über die Verbrechen und Betrügereien der Ankläger'

(2202)

dta blindi [des irdisken Itchamen] Itahamen. (KK 195.4)

unde die sundä des irdisken

'die Blindheit und die Sünden des irdischen Leibes'

(2203)

ana-uang lineq. unde üz/läz [lineg] (121.14) 'Anfang und Ende der Linie'

Nun umgekehrt zur Ersparung von Substantiven, die mehreren Attributen (Determinantien, Adjektiven, Genitivattributen) gemeinsam sind. Bereits hingewiesen wurde auf die Tatsache, dass 466)

Vgl. Hauptschwierigkeiten der deutschen Sprache (Der Grosse DUDEN Band 9), bearbeitet von G.DROSDOWSKI, P.GREBE, W.MÜLLER, Mannheim 1965, S.731.

9.2. Nominalgruppen

511

es in der Consolatio keinen Beleg für Substantiversparung bei gemeinsamem Determinans gibt (s. S.401); es handelt sich wohl um eine bloss zufällige Lücke. Beispiele für Ersparung eines zu zwei Adjektivattributen gehörigen Substantivs gibt es mehrere; zumindest bei einem Teil der S.409f. angeführten Belege kann man eine Ersparung ansetzen, wobei diese auch hier sowohl beim ersten (2204) wie beim zweiten (2205) Adjektivteil realisiert sein kann. (2204)

ferne alten iz£ten] . ioh fone niuuen ztten

(2205)

güotiu iar. unde vbeliv [iar]

(KK 164.25)

(64.24)

Nun sind wir keineswegs der Meinung, dass bei allen dort zitierten Fällen eine Ersparung anzusetzen ist; ein rein mechanisches 'Auffüllen' von 'fehlenden' Bestandteilen wäre als mehr oder weniger unverbindliche Spielerei zu bewerten. Die Annahme einer Ersparung ist dann unzweckmässig oder unter Umständen sogar ungerechtfertigt, wenn die beiden Adjektivteile bedeutungsähnlich sind und/oder als Einheit verstanden werden wollen; die Uebergänge in diesem Bereich sind allerdings fliessend; in Belegen wie (2206) und (2207) wird man kaum von Ersparung reden wollen: (2206)

umbe manige. unde manigfalte iro undriuuä (31.22) 'wegen ihrer vielen und vielfältigen

(2207)

Betrügereien'

mit lenSn unde mezigen gebahedön (56.6) 'mit

(zugleich) milden und leichten

Linderungsmitteln'

Durchgehend vermieden wird die Ersparung von gleichen Substantiven, die von einer Präposition abhängen, vgl. (2208) und (2209) . Dass aber auch hier grundsätzlich Ersparung möglich ist, zeigt der Beleg (2210) aus den 'Categoriae' . (2208)

fone dero sunnün. aide züo depo sunnün

(KK 292.9)

(2209)

an dien eorporibus. aide sament tien eorporibus (KK 366.16)

(2210)

ana aide in demo underen (Categ., PIPER I 373.1)

Wenn sich der gemeinsame zentrale Kernteil auf zwei Genitivattribute bezieht, so kann bei vorangestelltem Genitiv der Kernteil sowohl beim ersten (2211) als auch beim zweiten (2212) Attribut erspart werden; bei nachgestelltem Genitivattribut ist

512

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

der zentrale Kernteil stets beim zweiten Attribut erspart (2213). (2211)

mannea [kagenuuerti] unde gotes kagenuuerti (KK 387.18)

(2212)

dero surmün uerte. unde des mänen [werte]

(2213)

fone ungeuuoneheite ohoufes. unde [föne ungeuuoneheite] allero

uuandelungo

(15.15)

(124.5)

SEHRT und STARCK setzen im Nebensatz (2214) den zweiten ersparten Kernteil dero natura zwischen Klammern in den edierten Text; dieses Vorgehen erscheint uns nicht gerechtfertigt, umso mehr als diese Ersparung für die Sprache Notkers durchaus nichts Aussergewöhliches an sich hat. (2214) Std alliu ding keuuizeniu. fone iro selbero natura neuuerdent keuuizen. nube fone (dero natura) dero uuizentdn. (KK 381.4)

Sowohl die über den Bereich der SK hinaus wirkenden als auch die 'satzkonstituenteninternen1 Ersparungen sind zum Teil bereits im Lateinischen vorgebildet. Daneben macht aber Notker von der Möglichkeit der Ersparung auch in Originalsätzen und in paraphrasierenden UeberSetzungen Gebrauch. Dem Latein nachgebildete Ersparungen zeigen die Belege (2180') und (2184'). Dass Notker aber auch in diesem Bereich nicht schematisch verfährt, geht etwa aus (2179') hervor, wo im Lateinischen das Substantiv beim ersten Adjektivteil erspart ist, im Althochdeutschen dagegen beim zweiten. (2180') 1=11 III

duloibus annis ... mestis in lustsamen ztten ... -in leitsamen (8.9)

(2184') 1=11 III

ualidiora remedia ... lenioribus starchiu lachen ... mit linderen (49.10)

(2179') 1=11 III

ab inferiori ad superius elementum fone demo nideren büohstabe ze demo oberen (11.17)

Im satzkonstituenteninternen Bereich kann man unterscheiden zwischen der Ersparung von Determinantienteil, Adjektivteil und Präposition einerseits und jener von Genitivattribut und substantivischem Kernteil andrerseits. Bei den ersteren wird die Ersparung fast durchgehend vermieden, und zwar unabhängig davon, ob eine solche im lateinischen Original vorgebildet ist oder

9.3. Adj ektivgruppen

513

nicht; wir verweisen auf die oben zitierten Belege (2192) bis (2198). Bei den letzteren indessen werden, soweit die Konstituenten überhaupt vergleichbar sind, die Ersparungen des Originals weitgehend mitgemacht. Ein Beispiel für das Genitivattribut bietet der Beleg (2215), für den Kernteil sei auf die früher zitierten (1875) und (1876) verwiesen. (2215) I II III

diuersarum gentium mores ... atque instituta mores, atque instituta diuersarum gentium misselichero tiuto site. unäe 6a (124.24)

Im Zusammenhang mit der nun schon mehrfach festgestellten verdeutlichenden und 'desambiguierenden' Funktion von Textstufe II wollen wir den Beleg (2216) nicht unerwähnt lassen: hier wird der in Textstufe I beim ersten Adjektivteil ersparte Kernteil possessio in II 'aufgefüllt', in der nachfolgenden Uebersetzung dann aber nicht mehr berücksichtigt. (2216) I II III

interminabili8 uitae tota simul et perfecta possessio tota simul possessio, et perfecta possessio interminabilis uitq folliu. unde samenthaftiu haba. des unentlichen libes

(KK 381.21)

9.3. ADJEKTIVGRUPPEN

Im Vergleich zu den Konstituenten mit einem substantivischen Kernteil sind die Ausbaumöglichkeiten bei jenen mit einem Adjektiv als zentralem Regens beschränkt. Umfangreichere adjektivabhängige Syntagmen liegen nur bei der sog. Adjektivvalenz vor; da aber die nur mittelbar vom Verb, unmittelbar aber von einem Adjektiv abhängigen Konstituenten zweiten Grades auf der linearen Satzkette ebenso leicht verschiebbar sind wie die Konstituenten ersten Grades und dadurch eine gewisse Eigenständigkeit bekunden, haben wir sie der Stellungsebene der Satzkonstituenten zugerechnet (vgl. oben S.354f.). Sieht man von den eben erwähnten Konstituenten zweiten Grades ab, so bleiben als attributive Satelliten der Satzadjektive nur noch die graduierenden Partikeln übrig. In den meisten Fällen bestehen aber die SK mit adjekti-

514

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

vischem Regens aus dem blossen Adjektiv, sodass gar kein satzkonstituenteninternes Linearisierungsproblem entsteht. Als graduierende Partikeln kommeh beim Satzadjektiv die gleichen Lexeme in Frage "wie beim Adjektivteil in einer NG (s. S.474) . Es handelt sich um die folgenden Partikeln: so, also, sus, samo, ze3 eteuuaz, filo, harto, dräto 'sehr', unmez 'ausserordentlich1, uuola, gnüog, follün, fure-nomes. Ferner kann man auch die Interrogativpartikel uuto und die Sondernegation nteht hier anschliessen. Von den angeführten Partikeln können die meisten auch als eigene SK (Satzpartikeln) fungieren, z.B. uuola in (2217) und follün in (2218) ; bei ze und nteht ist ein solcher Gebrauch nicht möglich. (2217)

Uuola gehugo ih is chad ih. (KK 2 3 0 . 1 5 )

(2218)

des nemag sih ntoman follün geuuunderon. noh kechlagon. (KK 2 4 6 . 1 3 )

Für das Auftreten der graduierenden Partikeln gibt es einige vom 'Komparationsgrad' des nachfolgenden Adjektivs her gesteuerte Beschränkungen. Sowohl vor einem Komparativ als auch vor einem Positiv können filo und eteuuaz stehen (vgl. aber nhd. *viel schön vs. viel schöner ) , z.B. (2219)

filo scone (KK 2 0 6 . 2 6 )

(2220)

filo mahttgera (KK 3 7 3 . 1 8 )

(2221)

eteuuaz crüone (M.Cap. 91.9)

(2222)

eteuuaz näheren (De musica, PIPER I 855.8)

Die übrigen Partikeln können nur vor einem Positiv stehen. Beispiele : (2223)

sd steh

(2224)

Also sälig (KK 1 6 6 . 4 )

(60.4)

(2225)

harto rtche (KK 1 5 3 . 1 3 )

(2226)

Träto uuäriu (KK 3 1 8 . 9 )

"sehr wahr'

(2227)

Unmez tiure (KK 2 1 3 . 1 6 )

(2228)

uuola chunt ( 1 1 9 . 4 )

'ausserordentlich kostbar'

(2229)

follün urt ( 4 7 . 2 )

(2230)

fure-nomes unantahunde ( 7 4 . 1 8 )

'gut bekannt' 'vollständig f r e i ' 'gänzlich unkundig'

9.3. Adjektivgruppen (2231)

uuto miahel

515

(111.27)

Wie den zitierten Beispielen zu entnehmen ist, steht die graduierende Partikel unmittelbar vor dem regierenden Adjektiv. Ein Beleg wie (2232), wo das offenbar als graduierende Partikel auf den folgenden Komparativ zu beziehende eteuuaz diskontinuierlich voraussteht, muss als Ausnahme gelten. (2232)

SS ist iz sär eteuuaz nü bezera umbe dih ohad si.

Die Partikeln

(91.14)

filo, harto, uuola und follün können ihrerseits

mit bestimmten graduierenden Partikeln (in erster Linie mit s5, 467 ze, samo) kombiniert werden, z.B. so uilo (31.4), samo-filo (126.7), sö harto (58.15),

ze harto (KK 318.30), filo harto (85.12) , sö uuola

(KK 146.19), samo-uuola

(101.27).

Im Anschluss an die Gruppen mit regierendem Adjektiv sei noch auf die formal analog gebauten Gruppen mit einem Adjektivadverb auf —o als zentralem Bestandteil hingewiesen. Beispiele für Adjektivadverbien, welche durch eine - auf der linearen Kette unmittelbar vorausgehende - graduierende Partikel näher bestimmt werden, sind etwa (2233)

sö gnSto

(114.16)

(2234)

samo offeno

(KK 2 3 1 . 7 )

(2235) ze ferro (KK 309.23) (2236) eteuuaz ferrdr (KK 291.11) (2237) Filo rehto (KK 203.8) (2238)

knOog hoho

(KK 2 4 9 . 1 6 )

(2239)

uuto ferro

(46.12)

In beschränktem Umfang finden sich auch dreiwortige Adjektivbzw. Adjektivadverbgruppen. In der abstrakten hierarchischen Struktur kann man für diese Syntagmen ein 'dreistöckiges' Stemma ansetzen: (2240)

nteht follün sälig ( 9 3 . 7 )

(2241)

86 filo uuttör

467)

(KK 3 0 0 . 1 7 )

'nicht gänzlich glücklich" 'um so viel weiter*

Der Bindestrich gehört nicht zur Ueberlieferung, sondern stammt von den Herausgebern.

516

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

Adjektiv

sâlig

uuttôr

Partikel 1

folliin

filo

Partikel 2

nteht

s6

Die drei Bestandteile sind - falls die in den betreffenden Syntagmen herrschenden Abhängigkeitsbeziehungen durch das gegebene Stemma zutreffend dargestellt sind - auf der linearen Kette in zentripetaler Abfolge aneinandergereiht. Die weiteren Belege sind: sö uollün sSltg (91.25) , sS uilo inbundenSra (KK 300.29), diskontinuierlich: SS uilo ... uueioheren (KK 167.1). Wenn an diesen Gruppen die Fragepartikel uuto beteiligt ist, wird man sich vielleicht eher für die Analyse (2242a) als für jene von (2242b) entscheiden: (2242)

Uuto harto grehto

(KK 347.15)

(a)

(Uuto (harto grehto))

(b)

(Uuto (harto (grehto)))

Ferner:

Uuto filo mir

kuissera

(KK 375.22), diskontinuierlich: uuto filo ...

(KK 349.18).

Mit den von der Adjektivvalenz abhängigen Elementen und den graduierenden Partikeln sind die Möglichkeiten- der subordinativen Erweiterung von SK mit adjektivischem Regens genannt. Auch hier besteht aber die Erweiterungsmöglichkeit mittels Koordination, indem Adjektive bzw. Adjektivadverbien zu einer zwei- oder mehrteiligen Konstituente aneinandergereiht werden, wobei die Reihung syndetisch oder asyndetisch erfolgen kann. Beispiele: (2243)

träregen. unde uuüofenten (46.9)

(2244)

ihaeltg. unde arm. unde fersihttg

(2245)

ohleine, unde uuahe. unde festes kezivges (10.11)

(2246)

naoheten. unde alles tinges unShttgen (66.27)

(2247)

riehen, mdhttgen. Sruuirdtgen. geuuahtliohen. frcruuen. (KK 187.11) (1=11 sufficientem potentem, reuerendum. aelebrem. Igtumque )

(KK 289.2)

9.3. Adjektivgruppen

517

In (2245) wird den zwei Adjektiven eine - zu diesen in paradigmatischer Relation stehende - genitivische NG nebengeordnet. Wie der Beleg (2246) zeigt, können einzelne Adjektive noch valenzabhängige Glieder bei sich haben. Das Beispiel (2247) stellt eine fünfgliedrige, asyndetisch gereihte Adjektivgruppe dar, welcher im Lateinischen ein entsprechendes Syntagma mit Monosyndese

gegenübersteht.

Für Belege mit Spreizstellung sei auf (802) und (803) S.247 verwiesen . Hie die folgenden Beispiele zeigen, können auch die durch graduierende Partikeln oder durch die Interrogativpartikel uuto erweiterten Adjektive oder Adjektivadverbien zu zu einer zweioder mehrgliedrigen Konstituente gereiht werden. (2248)

also

(2249)

sS ämerlioho

ferruomet

unde also

Itehte

(2250)

f i l o uasto.

unde f i l o uuärhafto

(2251)

uuto gndte.

unde uuto arm

(2252)

uuto zimtg.

uuto ahleine,

(127.1)

unde sS angeetVioho

(91.21) (KK 197.21)

(99.27)

uuto spilolth

(80.22)

In zwei Fällen (KK: 177.13, 201.19) ist dabei die Interrogativpartikel erspart, z.B. (2253)

uuto feste

unde [uuto]

stark

(KK 177.13)

Die Adjektivgruppen haben in den meisten Fällen kein genau entsprechendes Vorbild im Lateinischen. Wo ein solches vorliegt, ist die Uebersetzung nach den im Ahd. geltenden Stellungsregularitäten gestaltet, z.B. gegen I+II in (2254). In SK mit interner Reihung von Adjektiven bzw. Adjektivadverbien wird die in Textstufe I vorkommende enklitische Partikel -que in II häufig durch

et ersetzt, genau gleich wie bei den koordinierten NG (vgl. S.499), z.B. in (2255). Das bereits bei den NG registrierte Streben nach 'symmetrischen' Gliedern innerhalb'der Konstituente lässt sich auch hier beobachten. In den Belegen (2256) bzw. (2257) ist die Partikel tarn bzw. quam im Lateinischen nur beim ersten Adjektiv

518

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

gesetzt; sie ist indessen nicht bloss auf dieses zu beziehen, sondern wirkt zum zweiten koordinierten Adjektiv hinüber. Durch die Vermeidung der im Lateinischen vorgebildeten Ersparung entstehen in der jeweiligen ahd. Uebersetzung analog strukturierte Teilkonstituenten. (2254) 1=11 Felix nimium III filo sälig (106.30) (22 55) I II III

maestum laorimantemque mestum et lacrimantem trüregen. unde uuüofenten (46.9)

(2256) 1=11 tarn luetuosus atque anxius III so amerlicho unde so angestlidho (91.21) (2257) 1=11 quam veote atque disposite III Uuto vehto. unde uuto ordenlioho (KK 310.5)

9.4.

PARTIKELGRUPPEN

Wie die vorangehenden Abschnitte gezeigt haben, ist es im Bereich der Nominalgruppen (mit einem Substantiv oder Pronomen als Kern) und der Adjektivgruppen sinnvoll, zwischen die Ebene des Wortes und jene des Satzes die Ebene der Satzkonstituente einzuschieben;

die Segmentierung des Satzes in Konstituenten führt

denn auch im grossen und ganzen zu einem befriedigenden Ergebnis. Bei den Partikeln, die nun erörtert werden sollen, ist die Situation insofern etwas anders, als die erprobten Verfahren zur Ermittlung der SK hier weitgehend versagen. Auch in der deutschen Gegenwartssprache lässt sich oft nicht ausmachen, ob eine Partikel für sich allein eine eigene SK bildet oder bloss Bestandstück einer mehrwortigen SK ist. Besonders unsicher ist die Analyse dann, wenn zwei oder mehr Partikeln auf der linearen Kette hintereinander stehen. Eine zusätzliche Schwierigkeit besteht darin, dass viele Partikeln in verschiedenen Funktionen verwendet werden können (Satzpartikel, proklitische Partikel, koordinierende Konjunktion, Subjunktion, Präposition). Ob man dabei jeweils äin Lexem in verschiedenen Verwendungsweisen oder aber mehrere

9.4. Partikelgruppen

519

(homonyme) Lexeme ansetzen soll, ist weitgehend Ermessenssache; auch das Notker-Glossar entscheidet sich bald für die eine, bald für die andere Lösung. Die Segmentierung des Satzes in SK ist somit bei den Partikeln oft nicht mit Sicherheit vorzunehmen. Wir dürfen hier offenbar nicht eine Trennschärfe postulieren, welche in der (ahd. wie nhd.) Sprache gar nicht angelegt ist; vielmehr ist diese Unsicherheit der Analyse ein Indiz dafür, dass die Satzkonstituentengrenzen hier nur noch von relativer Wichtigkeit sind.''6®

Nun

gibt es allerdings auch hier Argumente, mit déren Hilfe in einem konkreten Fall éine von zwei oder mehr Analysemöglichkeiten als die wahrscheinlichere erwiesen werden kann. Einen Fingerzeig gibt oft die semantische Interpretation einer Stelle in ihrem Kontext. So ist etwa die Sequenz eohert tär in (2258) wahrscheinlich als eine einzige SK aufzufassen, während in der anscheinend parallelen Folge

ouh tär in (2259) jede Partikel für sich den Wert einer

eigenen SK beanspruchen dürfte. (2258) (2259)

Unde uuänet eohert tär geuuareheite. dar säligheit folget. (41.18) Uuanda diu edelesta uuirt ze tiro, unde st ouh tär ze erest uuard.

(107.19)

Ein weiteres Argument kann man von der Möglichkeit der Vorfeldbesetzung in einem Kernsatz ableiten; Partikelgruppen wie das öfter belegte noh tanne, welches in 38.15, KK 165.11 und 223.26 auf der Erstposition eines Kernsatzes steht, wird man als einzige Satzkonstituente ansprechen dürfen. Dies gilt schliesslich auch von solchen Partikeln, die auf der linearen Kette häufig in gleicher Reihenfolge hintereinander stehen; so wird etwa im Notker-Glossar (S.100) zwischen die Partikeln

to-doh 'tarnen' und

to-ana 'nunc, iam' ein Bindestrich gesetzt, womit angedeutet sein soll, dass es sich hier nach Meinung des Bearbeiters des Glossars um ein einziges Wort (und a fortiiori um höchstens eine SK) handelt. Mit den eben genannten Argumenten lässt sich jedoch nicht in 468)

Vgl. GLINZ: Deutsche Grammatik il S.219.

520

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

jedem Fall eine eindeutige Segmentierung erzielen. Welche Auffassung ist etwa bei ntomSr furder in (2260) oder to dannän hina in (2261) die angemessenste? (2260) taz imo ... ntomSr furder inslingen nemag. (81.16) (2261) Romanum Imperium habeta to dannän hina ferloren stna libertatem. (6.9) Für die fragliche Sequenz in (2260) könnte man eine einzige SK ansetzen, in (2261) hingegen eine Segmentierung in zwei SK erwägen ( to / dannän hina) , doch ist dies keineswegs zwingend. Wenn wir im folgenden nun trotzdem versuchen, bestimmte Partikelgruppen aus den Satzketten heraus zu segmentieren, so ist dabei der generelle Vorbehalt, dass es sich dabei nur um einen vorläufigen Versuch handelt, stets vor Augen zu halten; es würde zu weit führen, in den folgenden Beispielen die Segmentierungsprobleme und die jeweils getroffene Abgrenzung zu diskutieren. Von der morphologisch definierten Klasse der Partikeln wollen wir für das folgende die koordinierenden Konjunktionen und die Subjunktionen beiseite lassen. Es verbleiben dann noch die Präpositionen, die 'Pronominaladverbien' (z.B. dSr-ana, dara-uuidere ) und eine Rest- und Sammelklasse von Partikeln, bei denen man von 469 'situierenden' Partikeln sprechen kann. Diese letzteren zeigen eine reiche semantische Auffächerung, lassen sich aber nach morphologischen und syntaktischen Kriterien kaum mehr weiter un470 terteilen. Die von den betreffenden Partikeln geleistete 'Situierung' ist dabei in einem weiten Sinne zu verstehen (Raum, Zeit, Zusätzlichkeit, Einschränkung, Erwartungssteuerung, Geltungsgrad, Beurteilung u.a.). Bei den mehrwortigen Konstituenten mit einer Partikel als Kernbestandteil kann man vier Hauptfälle unterscheiden. Zur zentralen Partikel kann eine proklitische Partikel, eine Präposition oder eine graduierende Partikel hinzutreten; der vierte Typ von Mehrwortigkeit besteht in einer Koordination von zwei oder mehr 469) 470)

GLINZ nennt diese Partikeln 'Situative' (Deutsohe Grammatik II S.220 und 226) . Am ehesten lassen sich fürs Nhd. die sog. 'Modalwörter' (HELBIG-BUSCHA S.446ff.) oder 'Existimatoria' (ENGEL: Regeln S.80ff.) als eigene Gruppe aussondern.

521

9.4. Partikelgruppen

Partikeln. Proklitische Partikeln (z.B. cruh, ioh, eohert, noh, näh) können nicht nur vor NG und PG gestellt werden (vgl. 9 . 2 . 4 . ) ,

sondern

auch vor andere (besonders temporale und lokale) Partikeln, z.B. (2262)

ouh hter

(72.10)

(2263)

loh s6

(2264)

echert tarme

(96.1) (60.11)

(2265)

eohert üzen&n (KK 3 5 5 . 1 7 )

(2266)

Höh tonne

(38.15)

(2267)

näh also

(2268)

näh fure-ncmes ( 1 5 5 . 5 )

(KK 2 0 0 . 3 3 )

"beinahe ebenso' 'beinahe gänzlich'

Die Kombinationsmöglichkeiten dürften in diesem Bereich sehr vielfältig sein; nach Ausweis des Notker-Glossars kann beispielsweise die Partikel noh in proklitischer Verwendung mit den folgenden situierenden Partikeln kombiniert werden: dS, danne, hter, fore, furder, näh , ferner mit den Pronominaladverbien dara-züo und hara-züo . Analog der bei den PG ( 2 1 3 4 )

bis ( 2 1 4 1 ) vorgenommenen Analyse

kann man auch hier erwägen, die Partikeln sär bzw. nCt in Belegen wie den folgenden als proklitisch vor die Kernpartikel gestell471 te Elemente aufzufassen. (2269)

sär dara-näh

(2270)

sär näh

(5.26;

(2271)

sär ze Srest (KK 2 5 0 . 2 1 )

(KK 2 5 3 . 3 0 ;

69.2)

'bald darnach'

386.10)

(2272)

sär anauuertes (KK 1 3 7 . 1 6 )

(2273)

mi Srest ( 2 0 . 2 0 ;

85.21)

'bald darauf'

'nun zuerst' 'von nun an'

'nun zum ersten Mal'

Bei Zweiergruppen wie iu nd (KK 2 2 7 . 1 5 ) (KK 1 8 8 . 1 0 )

'schon lange", tonSr ana

'schon jetzt', iu forn

(KK 2 0 2 . 1 3 )

"irgendwie" kann

man mit mehr oder weniger festen Syntagmen rechnen. Ob man bei den Partikelgruppen auch Fälle mit Enklise ansetzen darf, ist 471)

MAMTHEY stellt für die Capella-Uebersetzung fest, dass sär nie allein vorkomme, sondern nur in Verbindung mit synonymen oder verstärkenden Partikeln (MANTHEY S.50).

522

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

nicht ohne weiteres auszumachen. Bei der auf der Erstposition des nachgestellten Aussagesatzes ( 2 2 7 4 )

stehenden Sequenz tS iu

'schon damals" ist die Annahme einer Enklise der Partikel iu immerhin die nächstliegende Erklärung. (2274)

to iu stüonden iro ding sltfen. . . .

(5.9)

Zu den proklitischen Partikeln kann man auch die Negationspartikeln der Sondernegation (nteht, nals, nt)

stellen. Häufig

steht zusätzlich zur Negationspartikel nteht eine verstärkende oder semantisch modifizierende Partikel ( nals nteht, toh nteht, noh nteht ) , z.B. (2275)

nteht

(2276)

toh nteht s5

(KK 3 5 8 . 3 2 )

(2277)

nt bediu

(36.3)

'nicht vorher' 'doch nicht so sehr'

(KK 3 4 5 . 6 )

'nicht deshalb'

Ein zweiter Fall von mehrwortigen (normalerweise zweiwortigen) Partikelgruppen liegt vor, wenn vor der Kernpartikel eine Präposition steht; von diesen kommen in erster Linie be und (2278)

ze, um, fone,

inin in Frage, z.B. (107.20)

ze Srest

(2279)

Ze iungest ( 4 8 . 2 0 )

(2280)

ze lezest

(48.26)

(2281)

Ze uuäre

(2282)

unz rm

(17.16)

(2283)

unz hara

(98.2;

(2284)

unz tara

(86.27)

(2285)

fone diu

(77.28)

(2286)

bediu

(2287)

inin diu

(98.1)

(49.25)

KK: 2 8 2 . 1 ,

375.19)

4 7 2

(KK: 2 4 1 . 1 1 ,

242.7)

'unterdessen'

Das Syntagma ze uuäre wird von Notker als ganzes partikelhaft gebraucht, obwohl der Zusammenhang mit dem zugrundeliegenden neutralen Substantiv sicher noch gefühlt wurde. Auch bei 472)

fone diu,

In der Edition von PIPER sind die beiden Bestandteile des Syntagmas (Präposition und Pronominalform) jeweils durch einen Wortabstand voneinander getrennt, in jener von SEHRT und STARCK dagegen univerbiert.

9.4. Partikelgruppen be diu und

523

inin diu kann man von partikelhafter Verwendung aus-

gehen, umso eher als sich die hier vorliegende Kasusform diu (Instrumental) in der Sprache Notkers nicht mehr in lebendigem Gebrauch befindet. Gelegentlich können von den aus ze und 'superlativischer' Partikel bestehenden Syntagmen NG bzw. PG abhängen, die man als Genitiv- oder Präpositionalattribute bezeichnen kann. Belege: (2288)

ze enderdst mtnes pettes

(14.19)

(2289)

Ze niderdst an devo uuate (11.7) 'zu unterst am Gewand'

(2290)

Ze niderdst tes pcrumes

'am Rande meines Bettes'

(M.Cap. 201.8) 'zu unterst am Baum'

Eine dritte Möglichkeit zum Aufbau von zweiwortigen Partikelgruppen ist dadurch gegeben, dass vor bestimmte Kernpartikeln (z.B. gerno, selten, filo, ofto, fure-nomes, niuuenes) graduierende Par-

tikeln gestellt werden können. Da die Partikeln ofto und gerno durch ihren Ausgang -o an die Adjektivadverbien erinnern und zudem - dies gilt auch für selten - komparierbar sind, könnte man sie auch zu den Adjektivadverbien hinzuzählen. Gegen eine solche Einordnung spricht aber die Tatsache, dass den betreffenden Partikeln kein Adjektiv zugrundeliegt, von dem sie abgeleitet wären. Beispiele: (2291)

Harto gerno (M.Cap. 12.19)

(2292)

filo selten (114.9)

(2293)

also filo

(2294)

so furenomes (Ps. 511.4)

(2295)

sd niuuenes (86.13)

(KK 242.10)

Wie bei den Nominal- und Adjektivgruppen besteht schliesslich auch bei den Partikeln die Möglichkeit der Koordination zu einer zwei- oder mehrgliedrigen Konstituente, z.B. i (2296) nu. unde hina-fure (90.26) (2297)

noh selten, aide neheinSst (Categ., PIPER I 434.9)

(2298)

nals nteht undenan. nube obenan

(16.2)

524

9. Nominal-, Adjektiv- und Partikelgruppen

In den Partikelgruppen steht in der Sprache Notkers die 'bestimmende' (abhängige) Partikel vor der 'bestimmten' Partikel (Kernpartikel); dies gilt sowohl für die olV. gebildeten als auch für die übersetzten Gruppen. In (2299) etwa übersetzt die ahd. Gruppe ein einziges lateinisches Lexem. Liegt bereits im Lateinischen ein zweiwortiges Syntagma vor, so wird in der Uebersetzung die relative Folge der Partikeln entweder übernommen oder aber glV. umgestellt, vgl. (2300) gegenüber (2301) und (2302) . (2299) 1=11 III

perrarum filo selten (114 .9)

(2300) 1=11 III (2301) 1=11 III (2302) 1=11 III

mox deinde sar dara-näh (69 .2) tum tantum eahert tonne (60 .11)

Sia quoque loh so (96.1)

LITERATURVERZEICHNIS

Editionen Die Consolatio-Uebersetzung wird nach folgender Ausgabe zitiert: Notkers des Deutschen Werke. Nach den Handschriften neu herausgegeben von E.H.SEHRT und Taylor STARCK, l.Band, Hefte 1-3: Boethius, De consolatione philosophiae, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage, Halle (Saale) 1966 (= Altdeutsche Textbibliothek Nr. 32-34). Die lateinische Consolatio des Boethius wird zitiert nach: BIELER, Ludwig (Hrsg.): Anicii Manlii Severini Boethii Philosophiae Consolatio. Turnhout 1957 (= Corpus Christianorum, Series Latina XCIV). Gelegentlich herangezogen werden folgende Ausgaben: Notkers des Deutschen Werke. Nach den Handschriften neu herausgegeben von E.H.SEHRT und Taylor STARCK, 2.Band: Marcianus Capeila, De nuptiis Philologiae et Mercurii, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage, Halle (Saale) 1966 (= Altdeutsche Textbibliothek Nr. 37). [M.Cap.] Notkers des Deutschen Werke. Nach den Handschriften neu herausgegeben von E.H.SEHRT und Taylor STARCK, 3. Band: Der Psalter, hg. von Edward H.SEHRT, Halle (Saale), Erster Teil (Psalm I-L) 1952, Zweiter Teil (Psalm LI-C) 1954, Dritter Teil (Psalm CICL nebst Cantica und katechetischen Stücken) 1955 (= Altdeutsche Textbibliothek Nr. 40, 42 und 43). [Ps.] PIPER, Paul: Die. Schriften Notkers und seiner Schule. l.Band: Schriften philosophischen Inhalts. Freiburg i.B. und Leipzig 1895 (= Germanischer Bücherschatz Nr. 8). Hilfsmittel Boethius. Trost der Philosophie. Lateinisch und Deutsch, hg. und übersetzt von Ernst GEGENSCHATZ und Olof GIGON, Zürich und Stuttgart 21969. COLEMAN, Evelyn S.: Bibliographie zu Notker III. von St.Gallen. In: Germanie Studies in Honor of Edward Henry Sehrt, hg. von F.A.RAVEN, W.K.LEGNER und J.C.KING, Coral Gables, Florida 1968 (= Miami Linguistics Series No. 1), S.61-76.

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REGISTER

A b h ä n g i g k e i t 21 (A 25) A b h ä n g i g k e i t s r i c h t u n g 70, 73, 440, 487, 516 Ablativ 432f.

ablativus

absolutus

250, 283, 290

a b s o l u t e S t e l l u n g 36, 183f., 233, 258, 316, 336f. a b s o l u t e r D a t i v 138, 283f., 2 9 0 f . A b w e i c h u n g 31f., 4 3 - 4 7 , 147 A c l 100, 138, 180, 235, 250, 265, 286f., 291 A d h o r t a t i v s a t z 170f. Adjektiv- und Partikelapposition 4 6 8 f . , 483 a d j e k t i v a b h ä n g i g e s S y n t a g m a 33f., 340f., 353ff., 513 A d j e k t i v a d v e r b 187, 233, 379f., 4 7 4 , 476, 515, 523 A d j e k t i v a t t r i b u t 74, 194, 242 s.auch Adjektivteil A d j e k t i v f l e x i o n 393, 395 Adjektivgruppe 513-18 adjektivischer Gebrauch der Determin a n t i e n 389 A d j e k t i v t e i l 74, 387-91, 4 0 4 - 1 3 , 418, 437, 445, 4 4 8 f . , 4 6 7 , 473, 487, 508f. A K s. A n a l y s e k o r p u s A k k u s a t i v - E r g ä n z u n g 191f., 237, 239-42, 338-45, 360-70 A k t i o n s a r t 370 A k z e p t a b i l i t ä t 43 (A 55) A l t e r n a t i v ü b e r s e t z u n g 87f. A n a k o l u t h 130f., 138 (A 163), 278 A n a l y s e 9, 12, 51 A n a l y s e k o r p u s 2, 9 9 A n a p h o r a d u r c h P r o - F o r m e n 13, 303-07 a n a p h o r i s c h e s P r o n o m e n 324f., 328f. A n g a b e 29, 338f., 360 - p r ä p o s i t i o n a l e A n g a b e 345, 351 A n r e d e n o m i n a t i v 128, 163, 274, 396f. A n s c h l u s s s t e l l e 39, 41, 52f., 506 a n t i k e K u n s t p r o s a 55 A p p o s i t i o n 415 - enge App. 415f. - l o c k e r e A p p . 415-17 A r c h a i s m u s 143, 145f., 149f., 169, 397 A r t i k e l s e l e k t i o n 13, 300f. A t t r i b u t 18, 33, 391 (A 376), 4 3 7 , 443, 508f. A t t r i b u t s a t z 2 1 8 f f . , 443 s.auch Relativsatz

A u f f o r d e r u n g s s a t z 116-73 Ausdrucksseite 45f., 468f. A u s k l a m m e r u n g (nominale Klammer) 4 1 0 f . , 472 A u s k l a m m e r u n g (verbale K l a m m e r u n d N e b e n s a t z k l a m m e r ) 176, 1 8 6 - 8 9 , 1 9 1 - 9 8 , 2 0 2 , 205f., 2 2 5 f . , 2 3 4 - 4 6 , 343f., 360, 370, 3 8 0 f . A u s n a h m e n (zu S t e l l u n g s r e g e l n ) 4 , 8, 147 A u s r u f e s a t z 173f. A u s s a g e s a t z 1 4 1 - 6 1 , 317f. A u s s c h l i e s s p r o b e 1 4 f . , 37 A u x i l i a r v e r b 175, 181 B e d e u t u n g 45 B e f e h l s s a t z 1 6 7 f f . , 379 Begehrenssatz 169ff. Begleiter des Substantivs 419 B e s c h r e i b u n g s e b e n e n für S t e l l u n g s r e g u l a r i t ä t e n 1 2 - 1 9 , 102, 383, 4 4 3 B i n a r i t ä t 28 B l o c k b i l d u n g 115, 129 B o e t h i u s 54f. C i c e r o 88f. C o d . S a n g . 8 2 5 58f., 64 Colon 59,82

corrrna 59, 82

citrsus

197f., 261

D a t i v - E r g ä n z u n g 192, 2 3 7 f . , 338-45, 3 6 0 - 6 5 , 371 D e l e t i o n s. W e g l a s s p r o b e D e m o n s t r a t i v p r o n o m e n 128, 150, 3i6ff., 320, 324, 327f., 341, 344, 426 D e p e n d e n s 69 D e p e n d e n z 20-25 D e p e n d e n z g r a m m a t i k 10

depositio

uocis

77, 82

D e s a m b i g u i e r u n g 39, 50, 53, 4 5 3 , 513 D e t e r m i n a n s 387f., 4 1 8 f . , 431 D e t e r m i n a n s v s . D e t e r m i n a t u m 73 D e t e r m i n a n t i e n t e i l 387-91, 3 9 1 - 4 0 4 , 437, 471, 508f. D i a c h r o n i e lf., 145 D i f f e r e n z i e r u n g s p a r t i k e l dir 230ff. d i s k o n t i n u i e r l i c h e S e q u e n z 3 4 f . , 73, 116, 1 2 1 f . , 2 7 0 f . , 3 4 2 - 4 4 , 4 0 4 , 416, 4 2 4 , 4 2 6 f . , 429, 438, 4 4 3 f f . , 4 8 0 f . , 483f., 497f., 515f. D i s t a n z r e l a t i o n 26 D i s t a n z s t e l l u n g 34 D i s t r i b u t i o n 22 (A 29) D o n a t u s 76

Register

dreifache Stufung der Übersetzung 59f. dreiteilige Verbalgefüge 198, 265f. Drittstellung der Personalform 111, 151 Drittstellung des Subjekts 316-19, 323 Eigenname 441f., 447f., 449ff., 455 Einbettung von Nebensätzen 107, 272 einfacher Satz 12f. Einfügeprobe 14f., 29 Einklammerung 176, 186-89, 205f., 235-39, 380 Einleitegruppe 221f. Einleitewort 104, 218, 221, 326 Eins-zu-eins-Entsprechung 32, 45 Ellipse 30, 209, 389 Emphase 113, 139ff., 189f., 207f., 293, 308-12, 341, 353, 363 Emphasestellung 299f., 308 endozentrisch 22 Endstellung der Infinitform 185 Endstellung der Personalform 225f-, 228f., 251-56 Englisch 206f., 358 (A 350) Enklise 37f., 164, 504f., 521f. Entscheidungsfrage 161f., 324 Ergänzung 29 (A 39), 187, 233, 335-73 -pronominale Erg. 335-43, 362-64, 379f. -substantivische Erg. 343-45, 362, 364-66, 379f. Ergänzung zweiten Grades 354f. Ergänzungsfrage 162ff., 173f., 317f. Ergänzungssatz 17 Erkennungssyntax 9 Ersatzinfinitiv 198 Ersatzprobe 14f., 31ff. Ersparung 77, 107-10, 133, 140ff.; im Hauptsatz 209-17 im Nebensatz 278-81 in Nominalgruppe 390, 453f., 495, 506-13 Erstposition im Kernsatz 38, 51 Erststellung der Personalform Ulf., 136, 139-42, 152, 161f., 169-72, 273f. Erststellung des Subjekts 316ff., 323 erweitertes Adjektiv- und Partizipialattribut 18, 49, 74f., 115, 466, 467-92 Erweiterung 74, 471, 473, 477, 479, 487 Erzeugungssyntax 9

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Etymologie 94 Existimatoria 38 (A 51), 520 (A 470) Exklusion s. Ausschliessprobe exozentrisch 23 Exzeptivsatz 274f. fakultative Ergänzung 29f. fakultative Stellungsregel 8f. Faustregel 8, 283, 292, 302, 338, 374, 388 Fernstellung s. Spreizstellung Flexion und Stellung 40f. Form 45 Fragesatz 161-66 Französisch 12, 70f., 75, 83f., 289f., 372 (A 360), 373, 375f., 441 freie Wortstellung 26 Funktionen der Partikeln 118-28 Funktionsverbgefüge 369f. generative Grammatik 25, 28 Genitivattribut 50, 52f., 66-69, 73, 115f., 193ff., 242f., 248, 375, 418, 420, 423ff., 426f., 428f., 444-63, 510ff. Genitivattribut zweiten Grades 454-57 Genitiv-Ergänzung 192, 237, 338-45, 360ff., 366f., 371 Gerundium 181, 265 Gerundiv 250 Gesamtfallwert 31, 386, 443 gesprochene Sprache 101, 130f. Gleichsetzungsakkusativ 356 Gliedsatz 219 (A 227) Gliedteil s. Attribut Gliedteilsatz 219 s.auch Attributsatz glV. (gegen lat. Vorlage) 61-65, 96-99, 492 graduierende Partikel 474f., 486, 509, 513-18, 523 Grammatikalität 43, 151 grammatische Hilfskonstruktion 99, 104, 288, 505 Gründe für Ausklammerung 194-98, 242-46 Hauptsatz 112f., 119, 144f., 229-33 Herausstellungskonstruktion 309 heterosyntaktische Substitution 305 heuristisches Verfahren 14, 48 hierarchische Struktur 20f., 23ff., 32, 49f., 74, 354, 473, 515f. Hieronymus 89f. Homonymie 38, 45, 77, 132ff., 518f. homosyntaktische Substitution 305 Hyperbaton 65 (A 85), 70, 76

536

Register

IC-Analyse 23f., 28 Idealisierung 17, 43 Identifikationsgrammatik 9 Indefinitpronomen 234, 320, 331f., 393, 423f., 427-30 indirekte Abhängigkeit 33 indirekter Fragesatz 222, 225, 257ff. infinite Kette 30, 350 (A 341) Infinitform 175ff-, 189, 256-68, 379 Infinitiv 175f. Infinitivgruppe 138, 284ff., 288f. Infinitivklammer 35, 177, 180-83 Infinitivsatz s. Infinitivgruppe Inhaltsseite 45f. Insertion s. Einfügeprobe Interjektion 163 interlinearartige Übersetzung 62 interpretatio Christiana 93f. Interpunktion Notkers 126, 164, 174 Interrogativpartikel 162f., 475, 514, 516f. Interrogativpronomen 162f., 423, 426f. Inversion nach unde 49, 132-36, 211 irrealer Wunschsatz 171f. ahd. Isidor 61, 63, 145f. Kasussystem 431 kataphorisches Pronomen 324, 328 Kernsatz 37, 297f., 313, 315f., 336, 338f., 343, 346, 351f., 355, 360, 370, 373, 379, 382 Kern(teil) 74f., 387-91, 413-18, 471, 473, 487, 506ff. -pronominaler K. 419-30 KK s. Kontrollkorpus Klammersatz 113, 147f., 218 kompetenter Sprecher/Hörer 27, 42f. komplexer Satz 12, 13 (A 15), 103f. Konditionalsatz, uneingeleiteter 151f. Kongruenz 26, 30, 41, 348f., 431-34 Konjunktion 493f-, 506 -einfache Konj. 494-97 -mehrteilige Konj. 497ff. Konnektor 306f. Konstituentensatz 218ff. Konstituentenstruktur 10, 15 konstruktioneile Homonymie 24, 39, 50, 376, 417, 452 konstruktioneile Normalstellung 69, 71ff., 76, 79-84, 158ff., 166, 200, 252ff., 267, 334, 358, 371, 439ff., 462f., 487 Kontaktrelation 26 Kontext 39, 50-53 kontinuierliche Sequenz 32, 34ff.

Kontrast 113, 190, 197, 206f., 310, 377f., 397 Kontrollkorpus 2, 99 Konzessivsatz 151 Koordination 23, 115, 129, 193f., 242f., 247, 409-11, 442, 452ff., 481, 493, 516ff., 523 Kopulaverb 347f., 352 Korpussprache 167, 193, 212, 293, 302 Korrelat 106, 149, 219f., 273f. Kumulation (der Determinantien) 401-04, 429 Kunstgriff der Beschreibung 37, 51f-, 122ff. Latein s. Verhältnis zum Lateinischen Latinismus 106, 137 Leerstelle 28f. Lehnsyntax 100, 283 s.auch Latinismus leichte Elemente 187f., 478, 482 Lexem 16, 24, 36, 45 Lexikon 47 lineare Kette 32, 40, 60, 74, 384, 473 Linearität 10ff., 24f. Linguistische Theorien 6f. Marcianus Capella 86, 98, 100, 137, 142f., 205 (A 213), 225f., 398 Metasprache 7f. Mischsprache 434 Mitteilungswert 193, 293, 296, 301ff., 323, 331, 344, 364, 368 Mittelfeld (verbale Klammer und Nebensatzklammer) 182, 226, 291t., 33539, 350, 352, 360f., 379 mlV. (mit lat. Vorlage) 61-65, 96ff., 492 Modalverb 180, 198f., 265, 267f. Modalwort 30 (A 42), 38 (A 51), 520 (A 470) Morphem 16, 23f. Nachbarsätze 13 Nachdrittstellung des Subjekts 317f., 322f. Nachfeld (verbale Klammer und Nebensatzklammer) 182, 186, 226, 297f., 335, 360 Nachsatz 103, 113f., 119, 147-53, 160f., 163, 167-70, 218, 316ff. Nachzweitstellung der Personalform 143-47, 174, 227, 229, 275f., 313 Nachzweitstellung des Subjekts 325, 329-332 Nebensatz 119, 173f., 217-21, bes. 219 (A 227), 229-33

Register

nebensatzartige Konstruktionen 281-91 Nebensätze ohne Einleitewort 272-77 Nebensatzklammer 194, 226-29, 233, 241f. Negationsklammer 373, 375, 378-81 Negationspartikel 114, 162, 373-82 Negationswörter 374f. Neutralstellung 299f. Nichtendstellung der Infinitform 185 nichtverbale Konstituenten 31, 34ff. nominale Klammer 75, 408f., 444, 471 nominaler Grundtyp 115 nominales Mittelfeld 409, 411, 420, 424, 445ff., 451f., 455, 471, 473, 479 nominales Nachfeld 409f., 420f., 424, 445ff., 451f., 464, 473, 479 Nominalgruppe 385f., 477 -einfache N. 386, 387-442 -komplexe N. 386, 420, 443-92 -gemischte (ahd.-lat.)N. 430 Nominalisierung 15, 469f. Nominativ-Ergänzung 192, 237, 347-51, 360f., 380, 416 Normalstellung 4 Notkers Psalter 83, 100 Notkers Rhetorik 59, 88f., 92f., 197f. Notkers Stil 86-90, 93 Nullartikel 393f., 447 Oberflächenstruktur 25, 34, 40 Objekt s. Ergänzung obligatorische Ergänzung 29 obligatorische Stellungsregel 8 olV. (ohne lat. Vorlage) 61f., 97ff., 153ff., 249f. olV. i.w.S. (ohne lat. Vorlage im weiteren Sinn) 96, 249f., 332f., 436, 486 operational-analytische Verfahren 9, 14 ordo naturalis 76, 79f., 83f., 160, 441f. paradigmatische Reihe 23, 36f. paradigmatische Relation 26, 31ff., 37, 51, 148, 500, 502 Parallelsätze 144 Parenthese 468f. Partikel 37f., 51, 116, 474-76, 493, 520 Partikelattribut 443 Partikelgruppe 518-24 partitiver Genitiv 451f. Partizip II 175f., 405f.

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Partizipialgruppe 136f., 282f., 288 Partizipialsatz s. Partizipialgruppe Partizipklammer 35, 177-80, 181 Passiv 178f., 198ff., 265ff., 357f. Perfekt 177ff., 198f., 262ff., 266f. periodos 59 Permutation s. Verschiebeprobe Personalform 63, 66f., 110f., 113-53, 212-16, 373 Personalpronomen 316-21, 324, 327f., 397, 421ff. Personenbezeichnung 447, 455 Pertinenzdativ 365 poetische Sprache 147, 169, 245f. Polysemie 25 Polysyndeton 496 Position 32-39, 50f., 123f. 184 Possessivpronomen 396f., 427 Prädikat 113 Prädikativ 352 Präposition 116, 386, 418, 431, 436f., 509f., 522f. Präpositionalattribut 33, 53, 115, 456f., 463-67 präpositionale Ergänzung 345ff., 361, 367-71, 381 Präpositionalgruppe 186 (A 199), 187, 191f., 233, 238, 385f. primäre Satzkonstituente 33 Produktionsgrammatik 9 Pro-Form 128 Projektion 18, 24, 32, 469, 471 Proklise 37f., 203, 269, 500-05, 521f. Prolepse 128-31, 149, 162, 223, 274, 325 Pronomen 419 Pronominaladverb 117, 121, 346, 476, 520 pronominale Satzkonstituenten 187ff., 205, 233ff. Pro-Verb 216, 305 Quadrivium 91 Reflexivpronomen 340, 366ff., 424 grammatische Regel 8, 296 Regens vor Dependens 69, 74, 82, 105 grammatische "Regieanweisung" 77, 81 Reihung 401, 493-99 Relation 26ff. relative Stellung 36, 147, 184, 233, 257f., 292f., 316, 335-38, 352, 360, 378f., 443 Relativpronomen 424f. Relativsatz 105f., 129, 144f., 195f., 221f., 225, 243f., 257ff., 362f.,

538

Register

381, 457f., 468f. Rhema 303f. Satz 25f., 108f. Satzadjektiv 187, 192, 233, 238, 35256, 360f., 379f. Satzakzent 46, 197, 308, 376f. Satzäquivalent 216, 374 Satzart 112, 176 Satzbaumuster 36 Satzbedeutung 39 Satzglied s. Satzkonstituente Satzintonation 46, 82, 293, 376f. Satzkette 25 Satzkonstituente 14ff., 31-39, 50, 122

Satzkonstituentenstellung 19 Satznegation 376, 378-82 Satzpartikel 117, 120-23, 233ff., 187, 189, 205, 306, 351, 381, 514 Satzrest 109, 278 Satzverbindung 132 Schaltsatz 126f., 138, 152f., 163, 168 Segmentierung llf., 15, Alt., 52f., 383f., 518ff. Selektionsregel 30 semantische Kompatibilität 31 semantische Kongruenz 30 semantische Selektionsbeschränkung 10, 145 Sequenz 26ff. situierende Partikel 475, 520 SK s. Satzkonstituente Sondernegation 376-78, 503f., 514, 522 Spannsatz 297f., 313, 326, 336, 338f., 343, 346, 351f., 355, 360, 370, 381f. Sprachschicht 46, 50 Sprechpause 11 Spreizstellung 193, 236, 246-49, 381, 445, 453 Statistik 4 (A4), 114 Stellenplan 71 stellungsbedingte Bedeutungsdifferenz 38 Stellungseinhait 31f., 50, 116, 121, 443f. stellungsneutrale Partikel 117, 12328, 162, 168, 223, 274, 306 stellungsneutrale Partikel i.w.S. 126ff. Stellungsregel 4, 9f. Stellungssyntax 6, 9, 43 Stellungstendenz 319, 446f.

Stellungsvariante 4, 8 Stellvertreter des Substantivs 419 Steroma 19f., 23f., 30, 35, 49f., 69, 116, 465, 473, 515 Stil 46f., 279 Stirnsatz 297f., 313, 324f., 336, 338f., 343, 346, 351f., 360, 370, 373, 379 St.Galler Traktat 78-84, 158ff., 166, 253, 441, 462 Subsatz s. Teilsatz Subjekt 30, 187, 191, 211f., 233, 236, 315-38, 351f., 361 -pronominales Subj. 316ff., 324f., 327f., 338-41, 343f., 352, 379f. -substantivisches Subj. 318-23, 325f., 328-32, 338, 342f. subjektloser Satz 314 Subjektspronomen 110, 135, 141f., 155ff., 168, 171, 211, 215ff., 315, 333 Subjektssatz 17 Subjunktion 35, 117, 221 (A 230), 306, 493 Subjunktionalsatz 223, 225, 257 Substantivierung 413f. substantivischer Gebrauch der Determinantien 389, 403 Substituendum 103, 303-07 Substituens 103, 303-07 Substitution s. Ersatzprobe suspensio uocis 77, 82 symmetrische Anordnung 194, 247, 453, 495, 509, 517f. Synchronie lf. Synonymie 45 Syntagma s. Wortgruppe syntagmatische Relation 26ff., 37, 500 syntaktisches Minimum 29 (A 39), 184 Syntaxlehre 9 ahd. Tatian 58, 62f., 145f., 224 Teilkonstituente s. Attribut Teilkonstituentenstellung 19 Teilsatz 13, 107-10 Term 27 Testpartikel 321f., 326, 330 Textkorpus 2 Textstufe II 53, 65-78, 158ff., 373, 462, 487, 513, 517 s.auch Verhältnis zum Latein Textsyntax 12f., 102f., 302-07, 316 Thema 303f. Trägersatz 218f., 287 Transformation s. Umformeprobe transieetio uerborum 65

Register

trennbare Verben s. Verbzusatz Trivium 91 Überlagerung von Ebenen 17 Oberleitungssatz 95 Öbersetzungsprozess 54, 58-61 Umformeprobe 14ff., 470 Umstellungen auf Textstufe II 56, 59ff. uneingeleiteter Konditional- und Konzessivsatz 273ff., 324 Univerbierung 35 unmittelbare Konstituenten 23f., 385f. Unterposition 36 Valenztheorie 10, 28-31, 49, 345f., 354f., 469 Varianten des Verbs (Valenzvarianten) 39, 52, 384, 469 (A 441) Verb als strukturelles Zentrum des Satzes 20f., 28f. verbale Klammer 176f., 181f., 202, 241f., 381 verbale Teile 34ff., 113, 102-291 Verbzusatz 175ff., 201-09, 268-72, 379, 501 Verhältnis zum Latein 58-78, 96-99, 103ff., 153-161, 164ff., 172-75, 199ff., 249-56, 271, 277, 287-91, 332-35, 357-60, 435-42, 458-63, 467, 484-92, 499, 505, 509, 512f., 517f., 524 Verschiebeprobe 14f., 28, 32f. verschränkte Nebensätze 76, 105 Vollverb 175, 181 Vordersatz 103, 113, 119, 147f., 218, 273

539

Vorerwähntheit 113 Vorfeld 115, 122, 136, 182f., 297f., 302-07, 309-13, 335f. Heglassbarkeit 30, 365 Weglassprobe 14f., 22, 29, 469 Weglassungen bei Übersetzung 85f. weiterführender Nebensatz 220 Wiederaufnahme 128-31, 149f., 169, 303-07 Wortakzent 207 Wortbildung 100 Worterklärungen 90f. Wortfolge 19 Wortgruppe 19, 36, 49f. Wortstellung 18f. Wortverschränkung 40, 60 Zahladjektiv 406f., 412f., 421 zentraler Kernteil 445 zentrale Nominalgruppe 443 zentrifugale Wortstellung 70, 74f., 76, 158, 160, 200f., 289f., 373, 441, 455, 473, 487, 492 zentripetale Wortstellung 70, 74f., 455, 492, 516 zielsprachliche Beeinflussung 66-69, 74, 166, 439, 462f., 491 zusammengesetzter Satz s. komplexer Satz Zusätze in Textstufe II 77 Zweitstellung der Personalform U l f . 114f., 123, 149, 155, 162f., 167f. 170ff., 174, 227, 274f. Zweitstellung des Subjekts 324f., 327f., 329 Zwischensatz 103, 147f., 218

w DE

G

Wolter de Gruyter Berlin-Newlfork Das Althochdeutsche von St. Gallen Texte und Untersuchungen zur sprachlichen Uberlieferung St. Gallens vom 8. bis zum 12. Jahrhundert Herausgegeben von Stefan Sonderegger

Emil Luginbühl

Studien zu Notkers Übersetzungskunst Mit einem Anhang: Die Altdeutsche Kirchensprache. Einleitung von Stefan Sonderegger Groß-Oktav. IV, 6, 171 Seiten. 1970. Ganzleinen DM 42,ISBN 3 11 006365 4 (Band 1)

Dieter Furrer

Modusprobleme bei Notker Die modalen Werte in den Nebensätzen der Consolatio-Übersetzung Groß-Oktav. X I X , 201 Seiten. 1971. Ganzleinen DM 5 6 ISBN 3 11 001808 X (Band 2)

Bernhard Hertenstein

Joachim von Watt (Vadianus) Bartholomäus Schobinger Melchior Goldast Die Beschäftigung mit dem Althochdeutschen von St. Gallen in Humanismus und Frühbarock Groß-Oktav. X I I , 276 Seiten. Mit 12 Tafeln. 1975. Ganzleinen DM 168,— ISBN 3 11 004292 6 (Band 3)

Ernst Bolli

Die verbale Klammer bei Notker Untersuchungen zur Wortstellung in der BoethiusÜbersetzung Groß-Oktav. X, 175 Seiten. 1975. Ganzleinen DM 78,— ISBN 3 11 005841 3 (Band 4) Preisänderungen

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G

kälter de Gruyter Berlin • N e w a r k Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker

Albert v o n Augsburg

Das Leben des Heiligen Ulrich Herausgegeben von Ernst Geith Groß-Oktav. X, 97 Seiten und 2 Faksimiles. 1971. Ganzleinen D M 32,TSBN 3 11 001810 1 (Band 39/163)

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Das Stadtrechtsbuch von Sillein Einleitung, Edition und Glossar Groß-Oktav. 228 Seiten und 2 Faksimiles auf Kunstdruck. 1972. Ganzleinen D M 68,— ISBN 3 11 003543 X (Band 46/170)

Eugen N y f f e n e g g e r

Cristän der Kuchimaister N ü w e Casus Monasterii Sancti Edition und sprachgeschichtliche Einordnung Groß-Oktav. X I I , 232 Seiten. 1974. Ganzleinen DM 124,— ISBN 3 11 004098 0 (Band 60/184)

Reiner H i l d e b r a n d t (Hrsg.)

Summarium Heinrici Band 1: Textkritische Ausgabe der ersten Fassung, Buch I- - X Groß-Oktav. XLIV, 404 Seiten und 16 Faksimiles. 1974. Ganzleinen D M 196 — ISBN 3 11 003750 5 (Band 61/185) Band 2: Textkritische Ausgabe der Zweiten Fassung (Redaktion B, Buch I—VI) sowie des Buches XI Groß-Oktav. Ca. 450 Seiten. 1980. Ganzleinen ca. D M 270,—

Ernst Götti

Die gotischen Bewegungsverben Ein Beitrag zur Erforschung des gotischen Wortschatzes mit einem Ausblick auf W u l f i l a s Übersetzungstechnik Groß-Oktav. X I I , 155 Seiten. 1974. Ganzleinen D M 86,— ISBN 3 11 004331 9 (Band 63/187) Preisänderungen vorbehalten