Die Nubier: Untersuchungen und Beobachtungen zur Gruppengliederung, Gesellschaftsform und Wirtschaftsweise [Reprint 2021 ed.] 9783112529706, 9783112529690


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German Pages 244 [259] Year 1958

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Die Nubier: Untersuchungen und Beobachtungen zur Gruppengliederung, Gesellschaftsform und Wirtschaftsweise [Reprint 2021 ed.]
 9783112529706, 9783112529690

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Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin VÖLKERKUNDLICHE FORSCHUNGEN Herausgegeben v o n d e r Sektion f ü r V ö l k e r k u n d e u n d Deutsche Volkskunde Band 2

ROLF HERZOG

DIE NUBIER Untersuchungen

und Beobachtungen

Gesellschaftsform

und

zur

Gruppengliederung,

Wirtschaftsweise

1 Farbtafel, 36 Abbildungen 1 Karte

1957 A K A D E M I E - V E R L A G - B E R L I N

Copyright 1 9 5 7 by A k a d e m i e - V e r l a g G m b H . , Berlin Alle Rechte vorbehalten

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH., Berlin W 8, MohrenstraBe 39 Lizenz-Nr. 202 • 100/437/57 • M d l Nr. 3143 Satz und D r u c k : Druckhaus „ M a x i m Gorki", Altenburg Bestell- und Verlagsnummer: 2079 2 Printed in G e r m a n y

J u n g o TSTuliîoriti a u s

Siikluil

Inhalt I. EINLEITENDER TEIL 1. Einleitung und Abgrenzung 2. Umwelt 3. Quellen II. SPRACHE UND DIALEKTE

Selte

5 9 15 22

III. ENTSTEHUNG DER JETZIGEN BEVÖLKERUNGSGLIEDERUNG 1. 2. 3. 4. 5.

Rassengeschichtlicher Abriß Die Hypothese von Zyhlarz Kritische Stellungnahme Ein neues Bild der nubischen Geschichte Belege, Erläuterungen und Beispiele

35 35 38 58 63

IV. GESELLSCHAFTSFORM 1. 2. 3. 4.

Familie Sippe Sklaven Höhere Gesellschaftsordnung

88 106 107 120

V. WIRTSCHAFTSWEISE UND DEREN BEZIEHUNGEN Z U R GESELLSCHAFTSFORM 1. 2. 3. 4. 5.

Anbau Viehzucht Fischfang Handwerk Handel

134 142 152 153 155

VI. VERÄNDERUNGEN UND STÖRUNGEN DER GESELLSCHAFTSORDNUNG UND DES BEVÖLKERUNGSBILDES: 1. 2. 3. 4. l

Abwanderung Das südliche Nubien in der Mahdi-Zeit Der Aswan-Damm Seßhaftwerden von Nomaden

163 174 180 181

4

Inhalt

VII. SCHLUSSBETRACHTUNG VIII. ANHANG (HANDSCHRIFT WANSLEBENS) IX. LITERATURVERZEICHNIS X. R E G I S T E R XI. BILDTEIL Karte

184 189 191 215 Anhang Anhang

I. E I N L E I T E N D E R T E I L 1. E i n l e i t u n g u n d A b g r e n z u n g Diese Abhandlung bedarf einer vorausgehenden Begriffsbestimmung, denn — ungeachtet eines sich abzeichnenden, erfreulichen Strebens zur Verwendung allgemein üblicher u n d gleich verstandener T e r m i n i in der Völkerkunde Afrikas — gilt heute noch in fast vollem Umfange, was vor zwanzig Jahren Hillelson m i t den Worten ausdrückte: „Die Bezeichnungen Nubien, nubisch, Nuba werden gewöhnlich ohne wissenschaftliche Genauigkeit gebraucht; n u r i m linguistischen Sinne haben sie unzweideutige Bedeutung" 1 . Insonderheit war die weite Fassung des Begriffs Nubien u n t e r den Geographen ein G r u n d f ü r die zitierte Unsicherheit in der Abgrenzung. Waitz 2 hielt i h n f ü r einen „geographischen Sammelnamen von ziemlich unbestimmter Bedeutung" u n d Lepsius 3 bedauerte, daß auf den Karten seiner Zeit u n d von diesen ausgehend i m allgemeinen Sprachgebrauch die Bezeichnung Nubien „über G e b ü h r ausgedehnt" wurde. Vom Süden Oberägyptens bis an die Grenzen Abessiniens u n d von der Libyschen Wüste bis z u m Roten Meer stellte m a n sich damals Nubien vor 4 . Ein Rest dieses mißverständlichen Gebrauchs hält sich bis zur Gegenwart in d e m Namen „Nubische Wüste", obwohl in dieser Landschaft seit Menschengedenken kein echter Nubier gelebt hat u n d niemals die dortigen Stämme nubisch gesprochen haben. Schweinfurth schlug a m Ende seines bekanntesten Werkes „ I m Herzen von Afrika", in d e m er anfangs noch Schaikije u n d Dja'alin in den S a m m e l n a m e n Nubier einbezog, die Begrenzung des T e r m i n u s auf die drei i m Niltal lebenden Gruppen, Kenuzi, Mahas u n d Danagla, vor. I h r e n u r durch Dialekte u n t e r schiedene Sprache, die nicht bedeutenden Unterschiede der physischen Merkmale u n d ein nach seiner Meinung „gemeinsames Band der Sitten u n d des Charakters" bewogen ihn zu diesem Vorschlag. „Die in der genannten Begrenzung noch wenig gebräuchliche Bezeichnung Nubier wäre demnach in m e h r als einer Hinsicht gerechtfertigt, u n d sie hat in der Tat ihre historische, geographische u n d ethnologische Begründung" 5 . 1

H I L L E L S O N , 1 9 3 6 , S. 1 0 1 8 .

2

WAITZ, S. 4 7 6 . LEPSIUS, 1 8 8 0 , S. I. z. B . P E E L , GUMPRECHT, 1 8 5 3 , S . 7 8 f f ; BELTRAME, S . 2 0 5 , u n d H E I C H E N , S . 1 0 0 0 .

3 4

VIRCHOW und KIRCHHOFF behandeln viele S t ä m m e , jedoch keine Nubier, auf die ihre Titel weisen. Selbst GAUTIER, 1939, S. 9 7 , s a g t noch: „La Nubie e s t . . . u n désert traversé par le Nil.'" 5

SCHWEINFURTH, 1 8 7 4 , B d . I I , S. 3 3 7 .

6

R O L F HERZOG

W i r schließen uns dieser Ansicht Schweinfurths an u n d gebrauchen die Bezeichnung Nubier n u r f ü r die nubisch sprechende Bevölkerung des Niltals zwischen Aswan u n d der Nilinsel Tangassi, die auf 15° 7' nördlicher Breite liegt, wobei wir anmerken, daß Streusiedlungen von Nubiern auch nördlich u n d südlich dieser Linien vorkommen. W i r heben hervor, daß sich die n u n m e h r definierten Nubier bis in die jüngste Vergangenheit selbst nicht so bezeichneten, sondern ihre Gruppennamen gebrauchten; der übergeordnete Sammelbegriff ist erst in neuerer Zeit u n d u n t e r dem Einfluß der in Kairo ansässigen Europäer bekannter geworden 1 . „Le mot Nubie s'est entièrement perdu chez ses modernes habitants, et ce ne sont pas que les géographes européens qui le maintiennent", stellte vor einhundert Jahren de Gottberg 2 fest. I n der älteren Literatur begegnen wir häufiger als jetzt der Bezeichnung Barabra f ü r die Nubier, in abgewandelter Form Berberiner oder Berberins. Auch hier handelt es sich nicht u m eine Selbstbenennung, sondern u m einen u n t e r der arabischen Bevölkerung Ägyptens ehemals gebräuchlichen Namen, d e m nach S c h w e i n f u r t h 3 ein spöttischer, verächtlicher Unterton innewohnte. Die von Europäern i m vorigen J a h r h u n d e r t oft gebrauchte Form Berberiner barg die Gefahr der Verwechslung oder begrifflichen Verbindung mit den Berbern in sich; eine Gefahr, der noch Stern 4 erlag. H a r t m a n n 6 glaubt, eine Vorform des Barabra schon u n t e r den Völkernamen deraltägyptischen Inschriften von Karnak erkennen zu können. Ob diese D e u t u n g richtig ist, bleibe dahingestellt; sie darf aber wohl eher W a h r scheinlichkeit beanspruchen als die sehr k ü h n e Etymologie von H o m b u r g e r 8 , die den Namen mit indischen Zuwanderungen erklären will. Die beigefügte Karte zeigt die gegenwärtige Gliederung. Die nördliche Gruppe der Nubier n e n n t sich Kenuzi (Singular: Kenzi; daneben gibt es unterschiedliche Schreibweisen der Pluralform, wie Kunuzi, Kanusi, Beni Kenz, Banu Kanz), der mittleren Gruppe fehlt ein zusammenfassender Name, sie bezeichnet sich nach Landschaften verschieden, z. B. Kushshaf, Sukkot u n d Mahas. Die südliche Gruppe u m die Stadt Dongola n e n n t sich Danagla (Singular: Dongolawi). W i r gebrauchen hier wie in den weiteren A u s f ü h r u n g e n die Bezeichnung Gruppe f ü r ethnische Einheiten, die von anderen Autoren als Stämme angesehen werden. Der terminologischen Klarheit wegen n e h m e n wir damit ein Ergebnis der Untersuchung vorweg, u m zu vermeiden, daß wir erst von Stämmen sprechen, die wir bald darauf nicht m e h r als solche anerkennen. Die Grenzen zwischen den nubischen Gruppen werden noch eingehend erörtert. Hier sei einleitend n u r bemerkt, daß die ägyptisch-sudanische Staatsgrenze 1

HILLELSON, 1 9 3 6 , S. 1 0 1 8 .

2

GOTTBERG, S . 1 7 ; ä h n l i c h R Ü P P E L L , S . 3 2 .

3 SCHWEINFURTH, 1 8 7 4 , B d . I I , 3 3 8 ; v g l . BURCKHARDT, S . 2 5 , TAYLOR, S . 1 6 5 , WALD, B d . I I , S. 2 3 2 , MEINHOF, 1 9 1 6 , S. 8 2 .

* S T E R N , S . 6 0 ff. HARTMANN, 1 8 6 5 , S . 2 3 8 .

6

« HOMBURGER, 1 9 5 6 , S. 1 9 / 2 0 .

HELL-

Die

Nubier

7

bei Wadi Haifa keine Volkstumsgrenze ist, wie schon frühere Reisende erkannten 1 . Nachdem so der Kreis, mit dem wir uns zu befassen vorhaben, umschrieben ist, können wir aufzeigen, was diese Untersuchung sein möchte und als was sie von Anfang an nicht betrachtet werden darf. So soll diese Arbeit kein Beitrag zur Ägyptologie sein. Auf diesem Gebiet haben sich Fachgelehrte in großer Zahl durch Einzeluntersuchungen oder Zusammenfassungen, die zuletzt der schwedische Ägyptologe Säve-Söderbergh ausgewertet und kritisch dargestellt hat, Verdienste erworben. Soweit sie zur Aufhellung der gegenwärtigen Zustände beitragen, haben wir uns selbstverständlich der Ergebnisse bedient. Ebensowenig wollen wir die Zahl der Abhandlungen über die christliche Zeit Nubiens vermehren. Doch gilt auch hier die oben erwähnte Übernahme einzelner Erkenntnisse. Das Gewicht dieser Arbeit liegt nicht auf der Religionsgeschichte, weshalb auch keine islamkundliche Betrachtung eingefügt, sondern die jetzt herrschende Glaubenslehre nur soweit erwähnt wird, als für das Verständnis der Gesellungsform nötig erscheint. Obwohl wir ein recht bescheidenes Vokabular von speziellen Ausdrücken der Pferdehaltung bei den Danagla aufgezeichnet haben und uns stark mit den Anschauungen und Meinungen zur Dialektgeschichte Nubiens auseinandersetzen, sollte diese Schrift nicht als linguistische aufgefaßt werden. Auch in diesem Falle muß auf eine stattliche Reihe von Spezialuntersuchungen verwiesen werden, deren Ergebnisse in besonderem Maße eingearbeitet wurden. Wenn ein so überragender Könner auf dem Gebiete der afrikanischen Sprachforschung wie Meinhof schon 1918 zugab: „Die Literatur des Nubischen ist so umfangreich und die Mitarbeit von hervorragenden Gelehrten ist so tief eindringend gewesen, daß ich nicht hoffen kann, bei einer flüchtigen Berührung mit der Sprache etwas Nennenswertes zur Förderung der Forschung beizutragen" 2 , wäre es vermessen, wollten wir Neues versprechen. Nach unserer Überzeugung kann nur eine langjährige stationäre Forschung das Bild der nubischen Sprache weiter verdeutlichen helfen. Nicht zufällig sind die wertvollsten Beiträge in den letzten Jahrzehnten von der Missionarin von Massenbach, die sich jahrelang im gleichen Gebiet aufhielt, geschrieben worden. Ein reisender Forscher hat keine Chance, Ebenbürtiges mitzubringen. Das Ziel unserer Behandlung der Nubier ist, deren gegenwärtige, eigenartige Gruppengliederung zu erklären und die gesellschaftliche Ordnung, einschließlich der Störungen, welche sie erfuhr und noch erfährt, zusammen mit den wirtschaftlichen Voraussetzungen aufzuzeigen. Wir sind in der glücklichen Lage, als Ausgangspunkt unserer Betrachtungen eine ausreichende, während zweier mehrmonatiger Reisen gewonnene eigene Kenntnis des Landes und der Nachbargebiete zur Verfügung zu haben. Die zweite 1

%. B . BRJANTSCHANINOW, S. 1 3 .

2

MEINHOF, Zeitschr. f. Kolonialspr., Bd. I X , S. 2 2 6 .

8

ROLF HERZOG

Reise war nur dank der Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft möglich. Da wir auch die nubischen Landschaften südlich des 2. Kataraktes, die wegen ihrer Abgeschiedenheit und verkehrsmäßigen Unzugänglichkeit kaum von Europäern aufgesucht werden, langsam durchreisten und die Streusiedlungen in Kordofan und am Weißen und Blauen Nil besuchten, dürfen wir ohne Übertreibung behaupten, den gesamten Lebensraum der Nubier kennengelernt zu haben. Der Vergleich unserer eigenen Beobachtungen mit den Berichten früherer Reisender hat uns mehrfach belehrt, wie rasch und tiefgreifend sich Veränderungen vollziehen. Solche Umgestaltungen und Wandlungen im Leben ethnischer Einheiten, die sich nach keinem Schema abspielen, darf die Völkerkunde nicht übersehen. Wir wollen deshalb durch Gegenüberstellung alter Berichte mit neueren und unseren eigenen Feststellungen das Beständige wie deutlich erkennbare Veränderungen herauszuarbeiten versuchen. Außer in zahlreichen deutschen Bibliotheken fanden wir Berichte über Nubien dank der freundlichen Mithilfe vieler Bibliothekare in wissenschaftlichen Büchereien von Khartum, Kairo, London und Paris. Der Bau des Staudammes von Aswan hat den althergebrachten Daseinsformen der Kenuzi empfindliche Stöße versetzt; in den Fluten des Stausees sind nicht nur die einstigen Felder und Häuser, sondern mit ihnen auch manches alte Brauchtum versunken. Zahlreiche Sippen haben sich nach Verlust der Heimat in der Fremde angesiedelt und zumeist in der zweiten Generation schon ihre nubische Sprache und Volkstum aufgegeben. Schon zwängen sich erneut Preßluftbohrer in die Felswände des Nilufers, um einen neuen, noch gigantischeren Staudamm aufzurichten. Wenn die Pläne voll ausgeführt werden, wird ein weiterer Teil Nubiens im Wasser verschwinden. Wadi Haifa soll 30 m unter dem Spiegel des künftigen Sees liegen, und die Stauung wird bis Sukkot zu spüren sein. In Anbetracht dieser sich abzeichnenden weiteren Erschütterung der Existenzgrundlagen ist es fraglich, ob man in einigen Jahren noch berechtigt von einem eigenständigen Nubiertum wird sprechen können. Da von ägyptischer Seite der Kultur dieser Minderheit kaum Interesse entgegengebracht wird, steht zu befürchten, daß man nur die Tempel der altägyptischen Zeit, wie Abu Simbel und Buhen, wissenschaftlich aufnehmen und fotografisch bis ins Detail dokumentieren lassen wird; mit den abwandernden Lebenden aber werden sich vermutlich nur die für die Auszahlung der Entschädigungssummen zuständigen Behördenkassen beschäftigen. Aus diesen Erwägungen fügen wir unserer Abhandlung einiger Fotografien bei, die zusammen mit dem Text auch später noch vom Zustande des mittleren Nubiens Kunde geben mögen. Wenn nicht alle Zeichen trügen, wird vom alten Nubien in Kürze nur noch ein Drittel übriggeblieben sein. Unsere Beobachtungen und Bildbelege gewinnen damit den Charakter einer völkerkundlichen Bestandsaufnahme fünf Minuten vor Zwölf. Dank schulden wir insbesondere dem kürzlich verstorbenen Nestor der Afrikanistik, Herrn Professor Dr. Diedrich Westermann, der bis zu seinem Tode den Fortgang dieser Untersuchung ständig gefördert hat.

9

Die Nubier

2. U m w e l t Hodgkin vergleicht Nubien mit einer sehr langen Oase, die sich dem Nillauf entlang durch die Wüste zieht; auch Passarge 2 spricht von nubischer Oasenkultur. Das Bild trifft manches Richtige, bedarf aber im Hinblick auf die Abhängigkeit von den Überschwemmungen der jährlichen Hochflut des Nils der Einschränkung, daß nur die sogenannten Überschwemmungsoasen in den nördlichen Randgebieten der Sahara zum Vergleich herangezogen werden dürfen. Vor der Darstellung des gegenwärtigen Landschaftscharakters sei ein kurzer Blick auf die erdgeschichtliche Vergangenheit geworfen. Der Ansicht, daß die Sahara nicht zu allen Zeiten Voll wüste war, wird heute kaum widersprochen, da zahlreiche Belege eine zu deutliche Sprache reden. Auch das nubische Niltal ist von dem allmählichen Austrocknungsprozeß der Nachbargebiete in Mitleidenschaft gezogen worden. Südlibyen war wohl schon sehr früh ein relativ trockenes Gebiet. Uhden 3 hat sich gegen die u. a. von Gautier 4 vertretene Ansicht, daß diese Trockenzone seit dem Tertiär bis nahe an das linke Nilufer reichte, auf Grund nachweisbarer alter Erosionswirkungen ausgesprochen. Welche Faktoren im einzelnen die spätere Ausweitung der Wüste bewirkten, läßt sich kaum noch klären®. In bezug auf Paläoklimatologie und Paläozoologie sei auf die Zusammenfassungen von Passarge, Wölfel, v. Eickstedt, Schiffers und Gautier 6 verwiesen. Lepsius 7 machte schon auf eine Felsinschrift am 2. Katarakt aufmerksam, die eindeutig beweist, daß der Nil vor rund 4000 Jahren erheblich höher anstieg als in unserer Zeit. Für das Neolithikum wird der durchschnittliche Nilspiegel um 8 m und die obere Flutgrenze um 16 m höher als jetzt angenommen 8 . Russegger 9 vermutete sogar einen früher veränderten Verlauf des Nils, der noch das südliche Nubien betroffen haben würde. Raubbau an den Waldbeständen zu beiden Seiten des Niles mag das seine beigetragen haben, den Wasserhaushalt der Natur in Unordnung zu bringen 10 . Eine weitere Verschlechterung ergab sich aus dem Nachlassen der Regenfälle um das Jahr 200 unserer Zeitrechnung, die nach Arkell 11 die Verlegung der Residenz von Napata nach Meroe ausgelöst und durch die Verminderung der Existenzmöglichkeit in Arabien auch der späteren Expansion der arabischen Stämme Vorschub geleistet habe. Der gegenwärtige Zustand Nubiens läßt sich folgendermaßen beschreiben: Zu beiden Seiten des Niles zieht sich ein schmaler Vegetationsstreifen, der an eini1

1

HODGKIN, S. 155.

2

PASSARGE, 1 9 5 1 , S.

3

UHDEN, 1930, S. 188.

107.

4

GAUTIER, 1928, S. 67.

5

V g l . A R K E L L , 1 9 5 0 , S. 1 1 ff., u n d 1 9 5 5 , S .

6

PASSARGE,

1940,

1950, und GAUTIER,

WÖLFEL,

1942,

105.

S. 9 1 ff., E I C K S T E D T ,

1945, S.

170ff.,SCHIFFERS,

1952.

7

LEPSIUS, 1852, S. 2 5 9 ; vgl. WILKINSON, S.

8

RIZKANA, S. 1 1 9 ; vgl. SANDFORD, 1 9 3 3 , S. 54, u n d A R K E L L , 1 9 5 2 , S. 13.

9

RUSSEGGER, S. 38.

10

SÄVE-SÖDERBERGH, S. 25.

11

ARKELL, 1952, S. 15.

156.

10

ROLF HERZOG

gen Stellen des Dongolagebietes, bei Debeira im mittleren und bei Dakke im nördlichen Nubien, die Breite von 300 bis 400 m erreichen mag. Im Durchschnitt rückt die Wüste jedoch erheblich näher an den Fluß heran. Betrachtet man die Landschaft von einem erhöhten Punkte aus, so fällt die unterschiedliche Färbung des Wüstensandes auf: im Westen der goldgelbe Sand der Libyschen Wüste, im Osten dagegen ein schmutziggrauer Sand. Das Westufer ist im Durchschnitt stärker von Dünen bedroht, da der Sand auf dieser Seite lockerer liegt und die Windverhältnisse ihn offensichtlich häufig zum Nil bewegen. Abb. 1 soll illustrieren, wie solche Dünen bis in den Fluß hinein wandern; wir haben niemals die gleiche Erscheinung am Ostufer beobachtet. Diese Dünenbedrohung ist nach unserer Ansicht der Grund für die unterschiedliche Besiedlungsdichte der beiden Ufer. Als die Auswirkungen des Staudammes noch nicht tiefgreifende Veränderungen erzwungen hatten, betrug die Gesamtbevölkerung zwischen Aswan und Dongola 62774 Menschen am Westufer, wogegen am Ostufer 117401 lebten 1 . Abwechselnd zur Wüste treten Felsen an den Nil heran. Im Dongolagebiet sind Berge in unmittelbarer Ufernähe selten, in Mahas und Sukkot nehmen sie an Häufigkeit zu, um schließlich im Batn el-Hadjar (nubisch Kidu-n-tu), d. h. im Steinbauch, das Landschaftsbild vollständig zu beherrschen. Nördlich des 2. Kataraktes gleicht das Bild etwa dem von Mahas, mit erheblichen Zwischenräumen treten am Ostufer zum Teil hohe Felsen bis unmittelbar an das Nilwasser heran. Abb. 2 zeigt den steilen Abfall von Ibrim. Die vielen kleinen Höhlen und Löcher in der Sandsteinwand sind von Vögeln, die darin nisten, angelegt worden. Die geologische Erschließung Nubiens ist seit den Untersuchungen von Russegger und de Gottberg mit Unterbrechungen fortgesetzt worden. Den letzten Stand der Kenntnisse hat Andrew 2 zusammengefaßt und vereinfacht auf einer geologischen Übersichtskarte dargestellt. Das südliche Dongolagebiet und, mit einigen Ausnahmen, auch das nördliche Nubien zeigen das Vorkommen nubischer Serien (Sandstein); am 3. Katarakt weist die Signatur Lavas Tertiary aus und nördlich anschließendBasementComplex. Dort, wo Sandstein vorherrscht, ist der Nillauf nicht durch Katarakte unterbrochen; Grabham 3 spricht ihm außerdem noch siedlungsgeographische Bedeutung zu, wenn er einen Zusammenhang zwischen der größeren Dichte der Dörfer und dem Vorkommen des Sandsteines annimmt. Der Nil hat in Nubien ein etwa gleichbleibendes Gefälle, sofern man von der künstlichen Stauung absieht. Am 4. Katarakt bei Merowe ist der Flußspiegel bei Niedrigwasser 239 m über dem Mittelmeer, von dem noch 2270 km trennen; bei Wadi Haifa ist die Höhe 115 m, die Entfernung zur Mündung 1531 km; bei Aswan 87 m und 1180 km. Im Flußbett liegen zahlreiche flache Inseln, von denen Argo im Dongolagebiet, Ardwan in Mahas und Sai in Sukkot die größten sind. 1 KUMM, 1 9 0 3 , S . 5 1 ; v g l . LIGHT, S . 4 2 8 ; CALLOT, T e i l 6 , S . 2 6 9 , u . T e i l 7 , S . 8 ; H A R N I E R , S . 1 2 9 , u n d RAFALOWITSCH, S . 1 2 0 . 1 3

ANDREW, G . , S. 1 1 2 ; GRABHAM, S . 2 7 3 .

vgl.

SANDFORD, 1 9 4 9 , S . 9 7 f f . , u n d MACHATSCHEK,

S. 1 7 6 f f .

Die

Nubier

11

Der Nil ist von Merowe bis zur Nordgrenze von Dongola schiffbar, daran schließt sich bis nahe an Wadi Haifa eine vielfach von Katarakten unterbrochene Strecke an (vergleiche Abb. 3), die nur stellenweise ruhigem Lauf Platz macht. Zwischen dem 5. und 2. Katarakt (die Katarakte werden von der Mündung aus gezählt) liegen noch mehrere kleinere Stromschnellen, die in diese Zählung nicht aufgenommen sind, so beispielsweise bei Kaibar, Attab und Dal 1 . In das Nilbet't münden viele ausgetrockenete Flußbetten, Wadi oder Khor genannt, von denen das Wadi 'Allaqi im nördlichen Nubien wegen seiner früheren Goldvorkommen das dem Namen nach bekannteste wurde. Die hydrologischen Bedingungen sind hier der menschlichen Existenz nur im Niltal günstig. Brunnen mit sicherem Wasservorkommen sind in der anschließenden Wüste selten. So ist der Nil in jeder Hinsicht Lebensader des Landes, auf seinem Wasser basiert das Leben von Mensch und Tier wie jeglicher Anbau.Da der Nil in gleicher Weise Existenzgrundlage für Ägypten ist, wurde er seit alter Zeit genau beobachtet und in den letzten Jahrzehnten eingehend wissenschaftlich untersucht. Das viele Bände umfassende, von Hurst mit Unterstützung zahlreicher Gelehrter im Auftrage des ägyptischen Ministeriums für öffentliche Arbeiten herausgegebene Werk „The Nile Basin" legt davon Zeugnis ab. Wir verzichten hier auf zu viele Einzelheiten und fassen nur das wichtigste zusammen. Charakteristisch für den Nil ist seine jährliche Hochflut, die in Nubien ihren Höchststand normalerweise im September erreicht. Die Nilfluten differieren erheblich und beeinträchtigen mit diesen Schwankungen die Anbauverhältnisse. Die jährliche Wassermenge, die durch Aswan fließt, beträgt in durchschnittlichen Jahren 82 Milliarden cbm; die Abweichungen aber sind ungeheuer: in extrem wasserarmen Jahren fiel die Menge auf 42 Milliarden, in Jahren mit gewaltiger Flut stieg sie bis zu 155 Milliarden 2 . Hohe Nilfluten wurden 1861, 1874, 1878, 1892 und 1929 berichtet. 1954 erlebte Nubien eine Fluthöhe, die als die höchste seit Menschengedenken bezeichnet wurde 3 . Weitere hohe Fluten folgten 1946 und 1954. Obwohl solche überdurchschnittliche Wassermassen reichlich Schaden anrichten und viele Häuser wegspülen, ist das andere Extrem für die Bevölkerung noch folgenschwerer, besonders wenn ein ungünstiges Schicksal zwei aufeinanderfolgende geringe Nilfluten sendet, wie es 1899/1900 und 1913/14 der Fall war. In Nubien regnet es nahezu nie. Es gibt Dörfer, deren Bewohner in ihrem ganzen Leben nur einmal, in einigen Fällen überhaupt nie, Regen erlebt haben. Wir wurden in einem kleinen Weiler, in dem es schon jahrzehntelang nicht geregnet haben soll, mit einem alten Mann bekannt, der der letzte lebende Zeuge des letzten Schauers war. Dieser Greis wußte das Naturereignis anschaulich zu schildern: für wenige Minuten füllten sich die Rinnsale und Khore, doch dann war der kurze, aber kräftige Regenguß vorbei und die Bewohner hatten die vielen Schäden, die an den von Nilschlamm gebauten Häusern entstanden waren, aus1 2

3

V g l . M O R R I C E , S . 167FF. SUDAN ALMANAC 1 9 5 3 , S. 5 8 .

Sudan Monthly Record, 1934, Note 1458; vgl. AYOUB, S. 336FF.

12

ROLF HERZOG

zubessern. Auch Lepsius 1 hörte vor über einhundert Jahren von der Seltenheit des Regens am 1. Katarakt. I m Dongolagebiet erzählte m a n uns, daß in den letzten Jahren an verschiedenen Plätzen kurze Schauer niedergegangen sind, die der Bevölkerung, die auf solche „Katastrophen" nicht eingestellt ist, sehr unerwünscht kamen, da sie Vorräte u n d Häuser zerstörten. Von Erdbeben hörten wir in Nubien nichts. W i r verweisen auf die Nachricht Prokesch-Ostens 2 über ein Erdbeben im Jahre 1868, das den Tempel von Dabod teilweise zerstört haben soll. Das Klima Nubiens neigt zu Extremen. Wadi Haifa ist der Ort, an d e m sowohl die höchste wie auch die niedrigste je i m anglo-ägyptischen Sudan aufgezeichnete T e m p e r a t u r gemessen wurde. I m April 1903 m a ß m a n 52,5°C, i m Dezember 1917 dagegen — 2,0°C! W i r geben einige Werte von Wadi Haifa 3 : die erste Zeile gibt den Monatsdurchschnitt der Tageshöchsttemperaturen, die zweite das Maximum, das je in diesem Monat gemessen wurde, die dritte den Monatsdurchschnitt der niedrigsten Nachttemperaturen u n d die vierte das M i n i m u m , das je in diesem Monat gemessen wurde (alle W e r t e in C). Jan.

Febr.

März April

Mai

Juni

Juli

Aug.

Sept.

Okt.

Nov.

24,0 37,5 7,8 0,0

26,5 41,0 8,7 1,0

51,3 46,5 12,4 2,5

39,9 49,0 21,1 11,5

41,3 49,0 25,1 13,6

41,1 49,0 25,2 17,0

40,6 47,7 25,8 14,0

58,6 48,0 22,4 13,4

56,7 47,0 19,7 5,6

50,8 25,6 46,0 59,0 14,5 9,5 4,0 — 2 , 0

36,4 52,5 16,9 7,0

Dez. Durchschn. 34,4 16,9

Bei diesen Zahlen ist zu bedenken, daß n u r aus Wadi Haifa lang)ährige meteorologische Beobachtungen vorliegen; in Dongola ist erst vor wenigen Jahren damit begonnen worden. Ireland hat auf G r u n d der neuesten Unterlagen eine Karte der mittleren Jahrestemperaturen entworfen, wonach das südliche Dongolagebiet mit 29,0° C zum heißesten Teil des Sudans, der auch K h a r t u m einschließt, gehört; nach Norden n i m m t der Durchschnittswert ab, f ü r das nördliche Dongolagebiet beträgt er noch 28° C, f ü r Mahas 27° C, f ü r Sukkot u n d Batn el-Hadjar 26°C. Die Luftfeuchtigkeit ist gering; sie beträgt in Wadi Haifa i m Jahresdurchschnitt in der Mittagszeit 17%, in den f r ü h e n Morgenstunden 3 5 % . Die Tierwelt war in der Vergangenheit reicher als gegenwärtig. Das erheblich weiter nördliche Vorkommen von Elefant, Krokodil, Nilpferd u n d Ibis in altägyptischer Zeit ist nicht zu bezweifeln 4 . Unsere A u f n a h m e (Abb. 4) einer Felszeichnung an einer u f e r n a h e n Sandsteinwand im Kenuzi-Gebiet zeigt deutlich ein Nilpferd (rechts) u n d einen Elefanten (links). Das Alter der Zeichnung ist zwar n u r zu schätzen, doch dürfte der Bootstyp rechts von d e m Vermessungs1 A

L E P S I U S , 1 8 5 2 , S. 1 0 7 . P R O K E S C H - O S T E N , d. J. S. 5 1 1 .

3

Nach IRELAND, S. 74ff. * NEWBERRY, S. 7; Felszeichnungen von Elefanten und Nilpferden in Nubien auch bei DUNBAR, 1 9 4 1 , Abb. 7 4 u. 9 9 .

Die Nubier

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zeichen CCO, das natürlich jüngsten Datums ist, auf die altägyptische Epoche hinweisen. Reiseberichte bestätigen, daß bis zum 17. Jahrhundert Krokodile in der Nähe Kairos noch häufig waren; 1826 kamen sie noch bei Asiut vor 1 . Es nimmt deshalb nicht wunder, wenn zahlreiche Reisende 2 des 19. Jahrhunderts Krokodile im nördlichen Nubien erwähnen. Gegen Ende dieses Jahrhunderts wurden die Tiere nördlich des 2. Katarakts schon selten 3 . Wir sahen zwischen Dongola und Djemai (2. Katarakt) oft das graubraune Krokodil, welches die Nubier mit dem arabischkoptischen Timsah oder dem nubischen Elurn bezeichnen; nur bei Debba beobachteten wir zwei ausgewachsene Exemplare mit sehr dunkler Färbung. Die Rewohner nennen diese Art Nafar, ein Wort, das Jackson 4 auch aus dem Distrikt Abu Hamed überliefert. Die geringe Furcht, welche die Nubier in der Nähe von Krokodilen zeigen, überraschte uns. Bei Djemai sahen wir Frauen und Kinder die Furt zu einer Insel durchwaten, obwohl weniger als 100 m entfernt ein ausgewachsenes Krokodil in der Sonne lag. Auch unsere Bootsleute schleppten bei Windstille das Boot am Seil, wobei sie ohne Bedenken am Ufer entlang liefen und uns mehrfach auf Krokodilspuren aufmerksam machten. Pückler-Muskau und Pfund 5 hatten ähnliches erlebt. Das Nilpferd sahen wir in Nubien nicht mehr. Unser Gewährsmann Abdallah Suliman auf der Insel Sai, dessen Alter 110 bis 115 Jahre sein dürfte — berechnet nach seinen eigenen Angaben über Beschäftigungsverhältnisse vor der MahdiZeit —, erzählte uns, daß er in seiner Kindheit das Auftreten des letzten Nilpferdes in diesem Gebiet miterlebt habe. Diese Behauptung ist sicher keine Fabel, denn nach Light und Burckhardt gelangten um 1810—20 noch öfter einige dieser Kolosse bis nahe an den 1. Katarakt. In Sukkot soll es nach English um diese Zeit noch 12 Nilpferde gegeben haben, was Rüppell einige Jahre später zu Jagdausflügen verlockte. Ehrenberg berichtet von Nilpferden im Dongolagebiet, wo Rüppell sogar eine Berufsgruppe der „Hippopotamusjäger" fand. St. John und Pückler-Muskau erwähnen in folgenden Jahrzehnten Nilpferde südlich des 2. Kataraktes 6 . Waddington und Cailliaud 7 erfuhren, daß Nilpferde auf Argo großen Schaden in den Fluren anrichteten. Vom Elefanten ist jetzt jede Erinnerung verschwunden, wie schon Burckhardt 8 nichts mehr von ihm hörte. 1 2

V g l . IBN BATUTA, S. 3 2 3 ; FERMANEL, S . 4 1 1 ; M A D D E N , B d . I I , S. 1 . I R B Y , S. 4 ; PROKESCH-OSTENCI. Ä . , S. 2 5 ; PROKESCH-OSTEN D. J . , S . 5 3 7 ; SOLYMOS,

S. 102. VIÈNOT, S . 1 9 3 . JACKSON, 1 9 2 6 , S . 1 3 . 5 P Ü C K L E R - M U S K A U , B d . I I I , S . 4 4 ; PFUND, S. 1 4 2 . 6 LIGHT, S . 4 3 0 ; BURCKHARDT, S. 6 7 ; ANTES, S. 7 7 ; PROKESCH-OSTEN d. Ä . , S. 5 2 ; ENGLISH, S. 2 5 ; R Ü P P E L L , S . 9 ; L A U E , S . 7 5 ; ST. JOHN, 1 8 3 4 B d . 1 , S. 4 8 4 ; P Ü C K L E R MUSKAU, Bd. III, S. 1 . 7 WADDINGTON, S . 2 5 0 ; CAILLIAUD, B d . I , S. 4 0 7 ; HOSKINS, S . 2 1 9 . 8 BURCKHARDT, S . 6 7 . 3

4

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ROLF HERZOG

Auf Felszeichnungen, südlich der von uns aufgenommenen, hat Dunbar 1 Giraffen erkannt, die noch zur Zeit von Pückler-Muskaus Reise 2 in der an Dongola angrenzenden Wüste vorgekommen sein sollen, doch hat sie letzterer nicht selbst gesehen, weshalb wir vorsichtshalber ein Fragezeichen anbringen wollen, denn nach unserer Erfahrung verstehen Eingeborene unter der Bemerkung „nahe bei" die unterschiedlichsten Entfernungen. Bis vor nicht allzulanger Zeit kam in Nubien noch die Hyäne häufig vor 3 . Wir haben in der Wüste unfern des Nils noch einige Gazellen gesehen, und es wurde uns in Dongola erzählt, daß als seltener Gast manchmal auch der Oryx sich bis in die Nähe wage 4 . Von den Raubvögeln sieht man am häufigsten den Geier 6 . Vipern kommen in der Wüste vor, und der Skorpion ist in den heißen Monaten, besonders wenn sich die Nächte nicht abkühlen, eine wirkliche Gefahr. Seit alter Zeit sind die weißen Ameisen eine Plage des Landes, von der schon Krump 8 und nach ihm andere berichteten. Diese weißen Ameisen, Arda genannt, zerfressen nicht nur auf dem Boden liegende Textilien oder Koffer und Kartons," sondern greifen' auch Erntevorräte an. Weit unangenehmer noch als die weiße Ameise ist der kleinste Vertreter der Insekten, eine winzige, aber zu Milliarden auftretende Mücke, welche die Bewohner des Sudans, die Nubier eingeschlossen, Nimitti nennen. Diese landläufige Bezeichnung umfaßt an sich drei zoologisch unterscheidbare Insekten: Simulium Griseicolle, die kleine graue Stechmücke des Dongolagebietes; Simulium damnosum, eine größere schwarze Art, die an den Katarakten vorkommt und sofort Blut saugt, und schließlich Tantytarsus, die nicht stechende grüne Mücke, die in Wadi Haifa und Khartum auftritt 7 . Die Nimitti-Plage sucht Nubien jährlich zwischen Dezember und April, manchmal Mai, heim. Wir erlebten sie in vollem Ausmäße in allen Landschaften. Die graue Nimitti zersticht den ganzen Körper und kriecht in Nase und Ohren; auch die meisten Danagla schützen sich durch Netze über dem Kopf oder Räuchern. Die schlimmsten Stunden sind vor Sonnenuntergang, dagegen bleiben die Insekten des Nachts und in den ersten Morgenstunden bewegungslos. Wenige Kilometer vom Nilufer entfernt läßt die Plage nach, und die Wüste ist im allgemeinen frei von ihnen, nicht dagegen die Oasen8. Uns wurde in Dongola tröstend versichert, daß die Nimitti nicht nördlich des 5. Kataraktes vorkämen. Doch entsprach das leider nicht mehr dem gegenwärtigen Zustande, denn wir 1 2 3



4

DUNBAR, 1 9 3 4 , S. 1 4 0 ; v g l . SANDFORD, 1 9 3 3 , S. 6 4 — 7 1 . PÜCKLER-MUSKAU, Bd. III, S. 2 6 . P Ü C K L E R - M U S K A U , B d . I I , S. 2 7 0 ; SCHÄFER, 1 9 1 7 , S . 1 3 7 .

Vgl. AUDAS, S. 20.

— Über Wildvorkommen

siehe weiterhin PARTHEY, S. 2 8 6 ;

HARTMANN, 1 8 6 3 , S. 1 2 9 ; M A Y D O N , S . 3 4 — 4 1 . 5 PÜCKLER-MUSKAU, Bd. II, S. 3 4 5 . 8 KRUMP, S . 2 2 1 ; PARTHEY, S. 2 5 7 ; P Ü C K L E R - M U S K A U , B d . I I I , S . 1 6 ; MERON, S . 2 3 2 ; R o s s i , S. 5 1 ; C U N Y , 1 8 6 2 B d . 3 , S . 2 7 5 ; GOTTBERG, S. 2 2 ; ENSOR, S . 3 7 ; ABBATE, S . 2 8 2 . 7 Zoologische Namen nach einem Brief des Medical Entomologist, W a d Medani, 9. 1 1 . 1 9 5 2 . 8

V g l . RICHTER, S . 1 0 5 .

vom

Die

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Nubier

wurden von ihren Stichen bis an die Südgrenze des Batn el-Hadjar gepeinigt. Die Ausbreitung der grauen Nimitti in Mahas u n d Sukkot ist jungen D a t u m s u n d d ü r f t e nach unserer Schätzung m i t der Errichtung modernen Pumpanlagen zur Bewässerung zusammenhängen. In den stehenden Wasserlaken entwickelt sich die Brut. Auf der Insel Sai waren alle Befragten der Meinung, daß die ersten Nimitti vor zehn bis zwölf Jahren auftauchten. Erklärlicherweise erwähnen fast alle Reisenden, die sich in den Eingegebenen Monaten in Dongola aufhielten, dieses Insekt. Cadalvene 1 überliefert auch schon den Namen Nimitti. Waddington, Chiron und Pückler-Muskau gedenkender Qualen, u n d Rüppel spricht von „empfindlichen Schmerzen". An das Verbreitungsgebiet der grauen Nimitti schließt sich i m Norden, nach unserer Feststellung vom 2. Katarakt, die grüne Art an, die in wechselnder Stärke des Auftretens etwa in den gleichen Monaten die Bewohner belästigt, da sie aber nicht sticht, ist sie erträglicher. Viele Männer in Wadi Haifa vertraten die Ansicht, daß die in den Abendstunden meist fingerdick an den Fenstern liegenden toten Nimitti Asthma hervorriefen oder schon erkrankte Personen u n g e h e u e r plagten. W i r überlassen die Beurteilung dieser V e r m u t u n g den Medizinern. I n besonders schlimmen Jahren — 1940 wurde uns als ein solches mehrfach g e n a n n t 2 — behinderten die dichten Mückenschwärme sogar die Sicht auf der Straße. W i r haben dieses Insekt so ausführlich behandelt, weil wir der in der Unterhaltung einige Male eingestreuten Bemerkung, daß es anderswo diese Plage nicht gäbe, einiges Gewicht beimessen u n d glauben, daß dieses quälende Insekt ein gerüttelt Maß Schuld an der Abwanderung vieler Nubier trägt. Es gibt Beispiele aus anderen Teilen des Sudans f ü r Wanderbewegungen, welche von Stechfliegen ausgelöst wurden 3 . Die jetzige Flora Nubiens hat n u r noch wenig Ursprüngliches. Wo i m m e r n u r ein winziges Fleckchen Boden fruchtbar erhalten werden konnte, hat es der Mensch ununterbrochen bebaut. So ist die gesamte Pflanzenwelt der P l a n u n g der Bewohner unterworfen; n u r noch hier u n d da sind kleine Akazienvorkommen, denen m a n nicht anmerkt, daß der Mensch Einfluß genommen h a t 4 . Auch die Dattelbestände werden nach alten Erfahrungsgrundsätzen erhalten u n d sogar künstlich befruchtet. I m nördlichen Nubien ist darüber hinaus die f r ü h e r e Vegetation i m Stausee untergegangen.

5. Q u e l l e n Die f ü r unsere Abhandlungen in Betracht k o m m e n d e n schriftlichen Quellen beginnen mit den Handschriften arabischer Reisender u n d Gelehrter. Aus d e m 10. Jahrhundert z u m Beispiel ist uns der a m meisten auf eigener Beobachtung 1

CADALVENE,

Bd. II,

S. 3 4 4 / 4 5

u.

504;

WADDINGTON,

S. 1 8 ;

HILL,

1948,

S. 5 9 ;

PÜCKLER-MUSKAU, Bd. II, S. 2 7 7 ; RÜPPELL, S. 7 3 ; vgl. w e i t e r R o s s i , S. 5 1 ; C U N Y , 1 8 6 2 , B d . 3, S. 2 9 6 ; GLEICHEN, B d . I, S. 8 5 ; W E S T , S. 2 5 . 2

Vgl. Northern Province Monthly Diary, March 1940, Note 39.

3

L E W I S , 1 9 5 2 , S . 2 7 6 ff.

4

V g l . SCHWEINFURTH, 1 8 6 8 ; B O N D ,

1919.

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Nubier

wurden von ihren Stichen bis an die Südgrenze des Batn el-Hadjar gepeinigt. Die Ausbreitung der grauen Nimitti in Mahas u n d Sukkot ist jungen D a t u m s u n d d ü r f t e nach unserer Schätzung m i t der Errichtung modernen Pumpanlagen zur Bewässerung zusammenhängen. In den stehenden Wasserlaken entwickelt sich die Brut. Auf der Insel Sai waren alle Befragten der Meinung, daß die ersten Nimitti vor zehn bis zwölf Jahren auftauchten. Erklärlicherweise erwähnen fast alle Reisenden, die sich in den Eingegebenen Monaten in Dongola aufhielten, dieses Insekt. Cadalvene 1 überliefert auch schon den Namen Nimitti. Waddington, Chiron und Pückler-Muskau gedenkender Qualen, u n d Rüppel spricht von „empfindlichen Schmerzen". An das Verbreitungsgebiet der grauen Nimitti schließt sich i m Norden, nach unserer Feststellung vom 2. Katarakt, die grüne Art an, die in wechselnder Stärke des Auftretens etwa in den gleichen Monaten die Bewohner belästigt, da sie aber nicht sticht, ist sie erträglicher. Viele Männer in Wadi Haifa vertraten die Ansicht, daß die in den Abendstunden meist fingerdick an den Fenstern liegenden toten Nimitti Asthma hervorriefen oder schon erkrankte Personen u n g e h e u e r plagten. W i r überlassen die Beurteilung dieser V e r m u t u n g den Medizinern. I n besonders schlimmen Jahren — 1940 wurde uns als ein solches mehrfach g e n a n n t 2 — behinderten die dichten Mückenschwärme sogar die Sicht auf der Straße. W i r haben dieses Insekt so ausführlich behandelt, weil wir der in der Unterhaltung einige Male eingestreuten Bemerkung, daß es anderswo diese Plage nicht gäbe, einiges Gewicht beimessen u n d glauben, daß dieses quälende Insekt ein gerüttelt Maß Schuld an der Abwanderung vieler Nubier trägt. Es gibt Beispiele aus anderen Teilen des Sudans f ü r Wanderbewegungen, welche von Stechfliegen ausgelöst wurden 3 . Die jetzige Flora Nubiens hat n u r noch wenig Ursprüngliches. Wo i m m e r n u r ein winziges Fleckchen Boden fruchtbar erhalten werden konnte, hat es der Mensch ununterbrochen bebaut. So ist die gesamte Pflanzenwelt der P l a n u n g der Bewohner unterworfen; n u r noch hier u n d da sind kleine Akazienvorkommen, denen m a n nicht anmerkt, daß der Mensch Einfluß genommen h a t 4 . Auch die Dattelbestände werden nach alten Erfahrungsgrundsätzen erhalten u n d sogar künstlich befruchtet. I m nördlichen Nubien ist darüber hinaus die f r ü h e r e Vegetation i m Stausee untergegangen.

5. Q u e l l e n Die f ü r unsere Abhandlungen in Betracht k o m m e n d e n schriftlichen Quellen beginnen mit den Handschriften arabischer Reisender u n d Gelehrter. Aus d e m 10. Jahrhundert z u m Beispiel ist uns der a m meisten auf eigener Beobachtung 1

CADALVENE,

Bd. II,

S. 3 4 4 / 4 5

u.

504;

WADDINGTON,

S. 1 8 ;

HILL,

1948,

S. 5 9 ;

PÜCKLER-MUSKAU, Bd. II, S. 2 7 7 ; RÜPPELL, S. 7 3 ; vgl. w e i t e r R o s s i , S. 5 1 ; C U N Y , 1 8 6 2 , B d . 3, S. 2 9 6 ; GLEICHEN, B d . I, S. 8 5 ; W E S T , S. 2 5 . 2

Vgl. Northern Province Monthly Diary, March 1940, Note 39.

3

L E W I S , 1 9 5 2 , S . 2 7 6 ff.

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V g l . SCHWEINFURTH, 1 8 6 8 ; B O N D ,

1919.

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R O L F HERZOG

beruhende Bericht des 'Abd Allah ibn Ahmed ibn Sulaim el-Aswani1 erhalten; neben ihm stehen Aufzeichnungen von Mas'udi, Abu Salih, Makrizi und anderen, die seit dem vorigen Jahrhundert von Orientalisten herausgegeben und kommentiert worden sind 2 . Stammestraditionen der Sudanaraber, die zum Teil Beziehungen zu Nubien haben, enthält das Standardwerk MacMichaels3. Der Wert dieser alten arabischen Berichte darf andererseits nicht überschätzt werden, denn die darin enthaltenen Angaben sind oft vage und widerspruchsvoll, eine Erkenntnis, zu der sich schon der erste Bearbeiter durchgerungen hat und die er ohne Beschönigung in dem Satze ausdrückt: „Les géographes arabes ne parlent de la Nubie que d'une manière également superficielle et inexacte" 4 . Auch Kramers 6 hebt hervor, daß zuverlässiges Wissen über die Gebiete südlich Ägyptens nur langsam zunahm. Am Anfange der mittelalterlichen Reiseberichtes aus der Feder von Nichtarabern stehen drei umstrittene Quellen. Mande villes Buch von einer angeblich 1556/57 durchgeführten Reise in viele Teile der Alten Welt, einschließlich Nordostafrika, erfreute sich jahrhundertelang großer Beliebtheit, wie man aus den zahlreichen Auflagen und Übersetzungen erkennt. Obgleich er Landschaften und Völker südlich Ägyptens beschreibt, ist es sehr fraglich, ob er Nubien tatsächlich erreicht hat. Seine Monstra in Äthiopien, Einfüßige und Fußschattner, gehören noch ganz in die Vorstellungswelt einiger antiker Autoren, wie etwa des Plinius, der von den Blemmyern, den nächsten Nachbarn der Nubier, schrieb, sie hätten keine Köpfe und trügen Augen und Mund auf der Brust 6 . Arnold von Harff, ein rheinischer Edelmann, will auf seiner Pilgerfahrt in den Jahren 1496—99 auch Nubien und Äthiopien erreicht haben. Doch ist auch sein Bericht voller Fabeln und der geschilderte Ablauf der Reise unglaubwürdig; er will z. B. vom Sinai aus nach Madagaskar gesegelt sein, danach die Mondberge und die Quellen des Nils erreicht haben usw. Sicher war er einige Zeit in Kairo, doch sind selbst die von ihm dort über Nubien erlangten Nachrichten phantastisch, z. B. wenn er von einem nubischen König Thodar, dem viele Nachbarn unterworfen gewesen sein sollen, berichtet, daß er den Nil zu verstopfen vermochte, damit das Wasser nicht nach Ägypten fließe. Da sich in seiner Schilderung des Nils kein Hinweis auf die Katarakte findet, erscheint es uns höchst zweifelhaft, daß er überhaupt Nubien betreten hat 7 . 1 HILLELSON, 1936, S. 1 0 1 8 ; HILL, 1931, S. 3. Den Text in englischer Übersetzung findet man bei BURCKHARDT, S. 493 ff., in Französisch von BOURIANT in dessen MakriziAusgabe, S. 549ff. 2 QUATREMÄRE, 1 8 1 1 ; STOWE, 1 8 5 6 ; MEYER, 1 9 0 3 ; DAMMANN, 1 9 2 9 . 3 4 5 6

WÜSTENFELD,

1847;

SCHWARZ, 1 8 9 7 ;

REITE-

MACMICHAEL, 1922. Q U A T R E M E R E , B d . I I , S . 1. KRAMERS, S. 995. MANDERVYL, S. 3 2 ;

vgl.

PLISCHKE,

SCHEN. 7 HARFF, S. 1 5 3 ; vgl. DOPP, S. 53.

1926,

S. 2 9 f f . ; HIRSCHBERG,

S. 3 2 7 ;

BOVEN-

Die

Nubier

17

Als drittes folgt das Itinerar des Juden David Reubeni, der sich als jüngerer, nicht erbberechtigter Sohn eines mächtigen Herrschers in Kleinasien ausgab und in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts das Fundj-Reich kennengelernt haben will. Das hebräische Original der Handschrift ist im vorigen Jahrhundert in England verschollen; die späteren Bearbeiter fußen nur auf Kopien, deren Vollständigkeit und Echtheit nicht zu prüfen ist. Biberfeld und Adler veröffentlichten den erhaltenen Text, der jedoch bei den beiden Herausgebern nicht völlig übereinstimmt. Über die Glaubwürdigkeit dieses Reisetagebuches hat es Diskussionen gegeben, die dennoch vieles dunkel gelassen haben. Crawford1, der Reubenis Aufzeichnungen sehr ausführlich behandelt und zum Teil als Quelle für das Fundj-Reich anerkennt, beurteilt den Menschen als „preposterously vain and probably half crazy". Wir können uns einer Stellungnahme enthalten, da, wenn Crawfords Deutung der unsicheren Ortsangaben richtig ist, Reubeni auf der Flucht von Sennar nach Ägypten zwar Nubien berührte, aber so schnell wie möglich mit einer Karawane auf dem Darb el-'Arbain, der Straße der 40 Tage, verschwand. Über die Nubier bemerkte er nichts. Die ersten wirklich zuverlässigen Erkundigungen über Nubien hinterließ Wansleben in einer Handschrift, welche den Titel trägt: „Beschreibung des Egypten Landes nach dem Zustand des Jahres 1664. Von einem reysenden Teutschen in Teutscher Sprach beschrieben. Von J. Michael Wansleben." Der 1635 in Erfurt geborene Autor hatte in Königsberg studiert und bei Ludolf später eine orientalistische Ausbildung genossen, ehe er vom Herzog von Gotha in die Nilländer entsandt wurde. Die „Beschreibung" stellt den Abschlußbericht nach der Rückkehr an seinen Auftraggeber dar, der allerdings von den Ergebnissen nicht befriedigt war. Kapitel VIII der Handschrift ist überschrieben: „Von Nubia und Sennar." Erstaunlicherweise ist dieser Bericht bis jetzt nicht vollständig veröffentlicht worden. Wir konnten nicht feststellen, inwieweit in einem 1671 erschienenen italienischen Auszuge (Relazio dello stato presente dell'Egitto) das hier interessierende Kapitel eingearbeitet ist; in einem späteren Werk des Autors ist es nicht enthalten. Michaelis und Bruns 2 haben nur die letzten Sätze über den Karawanenhandel abgedruckt. Wegen der Bedeutung für unsere Untersuchung geben wir das Nubien Betreffende aus dieser Handschrift, welche in der Universitätsbibliothek Göttingen aufbewahrt wird, ungekürzt und in der Originalschreibweise im Anhang wieder. Am Ende des 17. Jahrhunderts rief der Kaiser von Abessinien den in Kairo lebenden französischen Arzt Poncet zu sich. Poncet und sein Begleiter de Brevedent reisten auf dem Darb el-'Arbain westlich des Nils, bis sie südlich des 5. Kataraktes im Gebiet der Danagla den Strom wieder erreichten. Poncets Buch und von Beccari und Crawford3 abgedruckte Briefe de Brevedents sind wertvolle Quellen. Poncet bemüht sich, vorurteilsfrei zu beob1 2

CRAWFORD, S . 1 4 2 ; v g l . HILLLESON, 1 9 5 3 , u n d HILL, 1 9 5 1 , S . 3 1 7 . VANSLEB, 1 6 7 7 ; MICHAELIS, S . 2 5 ; BRUNS, S . 1 2 ; z u r B i o g r a p h i e v g l .

Deutsche Biographie Bd. 41, Leipzig, 1896. 3

BECCARI, S . 60FF; CRAWFORD, S . 2 9 2 f f .

2 H e r z o g , Die Nnbier

Allgemeine

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ROLF HERZOG

achten und naturwissenschaftlich genaue Schilderungen zu geben, ohne — wie Mandeville, Harff und Reubeni — weitschweifig Kuriositäten auszumalen. Ritter 1 führt diese Haltung auf den Einfluß des damals bekannten französischen Botanikers Tournefort zurück. Auf der gleichen Strecke reiste zwei Jahre später der bayrische Franziskaner Krump. Er hinterließ einen 1710 erschienen Bericht, den wir mehrfach als Quelle heranziehen. Er ist bisher im Auslande wohl wegen der ungewöhnlichen Sprachschwierigkeiten — Krump schrieb in einem zur Schriftsprache erhobenem Dialekt mit reichlicher Zugabe von Kraftausdrücken — selten ausgewertet worden. Aufgeschlossenheit und Urteilsvermögen Krumps halten allerdings nur schwerlich einen Vergleich mit denen Poncets aus. Gumprecht 2 nennt ihn sehr scharf „einen Mann von höchst beschränkten Fähigkeiten und Kenntnissen, der häufige Beweise des borniertesten Aberglaubens" biete. Poncet, de Brevedent und Krump hatten nur den südlichen Teil Nubiens kennengelernt; die nördlichen und mittleren Landschaften wurden wegen der Unsicherheit und der fremdenfeindlichen Haltung der dortigen nahezu unabhängigen Machthaber gemieden. Der dänische Seeoffizier Norden wagte sich im Winter 1737/58 als erster moderner Reisender auf eine Flußfahrt südlich des 1. Kataraktes. Ein luxemburgischer Graf, der um die gleiche Zeit versuchte, durch Nubien nach Abessinien zu gelangen, scheiterte 3 . So blieb Norden für 75 Jahre der einzige, dem ein solches Unternehmen geglückt war. Weder Bruce noch Browne, die großen Reisenden nach dem Ostsudan am Ende des 18. Jahrhunderts, haben Nubien aufgesucht; nur wenige in Aswan oder Darfur gesammelte Nachrichten sind uns von ihnen mitgeteilt worden. Erst als politische Veränderungen in Ägypten, besonders der Regierungsantritt des energischen Mohammed Ali (1811), der Selbstherrlichkeit der Kashefs von Derr ein Ende setzten, begann ein neuer Abschnitt in der Erforschung Nubiens, an dessen Beginn der Schweizer Burckhardt stand 4 . Der arabischen Sprache absolut mächtig, auf das gründlichste wissenschaftlich vorbereitet und von erstaunlicher persönlicher Anspruchslosigkeit, hat Burckhardt sich in seinem posthum gedruckten ausgezeichneten Werk ein unvergängliches Denkmal gesetzt. Mit wenigen Jahren Abstand folgten ihm Legh und Light. Als Mohammed Ali 1821 das Dongolagebiet eroberte, befanden sich in seinem Gefolge bzw. zogen noch im Schutze seiner Truppen die Reisenden English, Waddington und Cailliaud. Die deutschen Naturforscher Ehrenberg und Hemprich hielten sich bald danach in Dongola auf. Ihre Tagebücher enthielten „Bemerkungen über MenschenraQen, Sitten und Sprache", wie Alexander von Humboldt 6 der Berliner Akademie berichtete. Leider sind unsere Bemühungen, 1

RITTER, S. 5 8 3 .

GUMPRECHT, 1850, S. 53; •— eine ausführliche Abhandlung über Krump vom Verf. erscheint in Kürze in den Sudan Notes and Records. 2

S

KÖRTE, S. 3 5 / 3 6 ; BECCARI S. V .

* Ausführlicher Lebenslauf und kartographisch dargestellte Reiserouten Burckhardts, bei BANSE, S. 135/36, und 1+2—48. S

HUMBOLDT, S. 2 5 .

Die Nubier

19

diese handschriftlichen Aufzeichnungen in Berliner Archiven oder bei Nachkommen Ehrenbergs zu finden, erfolglos geblieben, so daß wir die schon von Stresemann 1 geäußerte Befürchtung des Verlustes als begründet ansehen müssen. Von Reisenden, die im ersten Jahrzehnt nach der Eroberung des Sudans ausführlich über Nubien in seiner gesamten Ausdehnung berichteten, seien hier Rüppell und Cadalvène hervorgehoben. Seit dem Feldzuge Napoleons in Ägypten und der Tätigkeit seiner Gelehrten hatte die Archäologie gewaltige Impulse bekommen. So darf es nicht wundernehmen, daß unter den an Zahl ständig zunehmenden Reisenden, die nach 1820 Nubien, teils nur bis Philä, teils bis Abu Simbel, teils bis zum 2. Katarakt, bereisten, die meisten ihr Augenmerk hauptsächlich den Altertümern zuwandten und Beobachtungen über die Bevölkerung nur nebenbei, oft nur zur Auflockerung, in ihre Berichte einstreuten. Die Zahl solcher halbwissenschaftlicher, unterhaltender Reisewerke über Ägypten und Nubien wuchs in den folgenden Jahren ins Unvorstellbare. Ein ironischer Londoner schrieb schon 1824, daß man neue literarische Ergüsse über den 1. Katarakt und die Oasen Ägyptens mit der gleichen Selbstverständlichkeit erwarte wie die Post von Hamburg 2 . Auch Lenormant 3 würzte fünf Jahre später seine Schilderung mit einem Seitenhieb auf die Sucht, das Programm einer Nilfahrt unbedingt bis zum 2. Katarakt auszudehnen: „Sérieusement, le voyage de la Basse-Nubie est devenu indispensable, et tout bon touriste se ferait rire au nez dans les cercles de Londres, s'il avait manqué d'inscrire son nom sur le revers occidental du rocher d'Abousir." — Oft kennzeichnen die Reisebücher den Standpunkt und Blickwinkel der Autoren deutlicher als die Einwohner Nubiens. Während sich einige an der wilden Schönheit des Menschen und der paradiesischen Einfachheit ihrer Lebensweise begeistern, fallen andere in das entgegengesetzte Extrem und bezeichnen die Nubier, nur nach mitteleuropäischen Maßstäben messend, als „une population complètement sauvage et primitive" 4 . Wollten wir nur die Hälfte der Reisebeschreibungen hier behandeln, würde unsere Untersuchung zu einer literarhistorischen Studie werden. Wir können diesen bibliographischen Teil um so begründeter verkürzen, als schon eine Reihe von Übersichten und kritischen Wertungen erschienen ist, auf die wir verweisen: die englischen Reisenden hat Rushdi, die Franzosen Carré, die Deutschsprachigen Keimer, die Russen Sabrodskaja, die Italiener Lumbroso und alle Nationalitäten, soweit sie den jetzt zum Sudan gehörigen Teil Nubiens betreten haben, Hill bearbeitet. Eine Namensliste von Reisenden durch Nubien folgt in anderem Zusammenhange auf S. 28. Die eigentliche wissenschaftliche Arbeit mit bewußter Zuwendung zu den jetzt lebenden Menschen setzte Jahrzehnte später ein. Auch in Nubien bewahr1

Ecletic Review vol. X X , Januar 1824, S. 2.

3

LENORMANT, S. 1 7 4 ; v g l . S t . JOHN, 1 8 3 4 , B d . 1, S . 4 7 9 . MEIGNAN, S. 250/51.

4

2*

STRESEMANN, S. 4.

2

20

ROLF HERZOG

heitet sich Baumanns Feststellung 1 , daß die afrikanische Sprachforschung früher als die Ethnologie begann. Lepsius hatte sich während seiner Reise durch ganz Nubien in den Jahren 1845/44 eingehend mit der Sprache befaßt und war weit über das Sammeln eines Vokabulars, das wir auch schon bei früheren Reisenden finden, hinausgelangt. Wenn sich auch der Druck seiner „Nubischen Grammatik" um Jahre verzögerte und sie dann fast gleichzeitig mit dem Werke Reinischs erschien, so möchten wir in ihm doch den Begründer der nubischen Sprachforschung erblicken. Zur gleichen Zeit wie Reinisch hatte sich noch der schwedische Philologe Almkvist mit der nubischen Sprache beschäftigt, danach aber ruhte die Arbeit für ein Vierteljahrhundert. Der Dammbau von Aswan und die damit zusammenhängenden Proteste zahlreicher gelehrter Gesellschaften wegen der Überflutung Philäs erweckten erneut das Interesse an Nubien. Wenn auch die vom ägyptischen Staat finanzierten Unternehmungen sich vorzugsweise den Altertümern zuwandten, so erbrachte doch die vielseitige Arbeit, z. B. der von der Wiener Akademie ausgesandten Gelehrten, auch sehr gründliche Aufzeichnungen über die Sprache und das alltägliche Leben der Kenuzi, die als Akademieabhandlungen oder als Schriften der Sprachenkommission von Junker und Schäfer herausgegeben und mit trefflichen Erläuterungen versehen wurden. Später sind die Arbeiten von Massenbach hinzugekommen, so daß wir gegenwärtig über die Kenuzi mit Abstand besser orientiert sind als über die Nubier südlich davon. Bei uneingeschränkter Anerkennung der Leistung dieser Gelehrten muß auf zwei Umstände aufmerksam gemacht werden: einmal war die Sprachforschung das Primäre, nicht die Ethnographie, und zum zweiten haben diese Bearbeiter nur das Kenuzigebiet kennengelernt, hatten aber kaum Vergleichsmöglichkeit mit den anderen Landschaften, denn über diese war damals wie heute kaum eingehend gearbeitet worden. Die dünne Bevölkerung in Mahas, Sukkot und im Batn el-Hadjar hat keine Wissenschaftler angelockt, so blieb vieles, was einst für diesen Teil charakteristisch gewesen sein mag, unaufgenommen und ging in den letzten Jahrzehnten für immer verloren. Den Publikationen von Fräulein von Massenbach messen wir besonderes Gewicht bei, nicht nur weil sie nach der Dauer des Aufenthaltes in Nubien weit an der Spitze aller Autoren steht, sondern weil sie Zugang zum Reich der Frau hatte, das in der mohammedanischen Welt dem männlichen Betrachter weitgehend verschlossen bleibt. Alle älteren Reiseberichte kranken im Grunde daran, daß sie nur die Hälfte des nubischen Alltagslebens, die männliche Sphäre, darzustellen vermögen. Auch wir haben diese Schwierigkeit oft genug empfunden. Schäfers Abhandlung über das nubische Frauenleben beruht auf Angaben eines männlichen Kenzi, nicht auf eigenen Beobachtungen; der Wert dieser Aufzeichnungen wurde durch die Mitarbeit von Fräulein von Massenbach erhöht, deren Erläuterungen Schäfer 2 dankbar anerkennt. Auch wir sind Fräulein von Massenbach und anderen Damen der Mission in Aswan und Dakke zu großem Dank für 1 2

BAUMANN, 1 9 4 0 , S . 3 . SCHÄFER, 1 9 3 5 , S . 2 0 3 .

Die Nubier

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viele Hinweise auf Besonderheiten des Frauenlebens, die wir anders nie erfahren hätten, verpflichtet. Das Übergewicht des über die Kenuzi Bekannten hat leicht zu ungerechtfertigten Verallgemeinerungen geführt, die man in den zusammenfassenden „Völkerkunden" spürt; Vycichls Beitrag 1 nimmt im wesentlichen nur auf die Kenuzi Bezug. Anchieris Behandlung des Gebietes2 ist, nach unserem Urteil, vorwiegend eine Kompilation von Statistiken und Auszügen aus Behördenhandbüchern. Zum Schluß wäre noch ein Wort über schriftliche Zeugnisse von Nubiern selbst nötig. Für die Kenuzi hat der Missionshelfer Samuel Ali Hussein wertvolle Beiträge verfaßt und als hauptsächlicher Gewährsmann Junker und Schäfer zur Verfügung gestanden. Wir haben nicht den Eindruck, daß er, Christ und Missionar, die Zustände seiner mohammedanischen Heimat in einer propagandistischen Schwarz-Weiß-Malerei entstellt hätte. Ebenfalls auf die Kenuzi bezogen sind einige Abschnitte der genealogischen Handschrift des damals in Omdurman lebenden Sadik 'Isa 3 . Für die mittleren Landschaften ist die arabische Handschrift „Köstliche Perlen nützlicher Weisheit oder ein Kompendium der Geschichte und Geographie vom El Nuba und die Gründe für das Kommen der Türken in der Zeit des Sultans Selim I. und in der Zeit des Mohammed Ali Pascha, des Gründers der Dynastie der Khediven, bis auf die heutigen Tage", die der Autor Daud Kubara ibn Sulayman, der in Wadi Haifa lebte, 1911 vollendete, von Bedeutung. MacMichael 4 bemerkte dazu: „ . . . the record of what is presumably the traditional belief of the people as to the origin of the Nubian race is of distinct value". Der Mahdi wie sein Nachfolger der Khalifa Abdullahi hatten die Vernichtung aller Bücher und Dokumente, den Koran ausgenommen, befohlen. Dieser Zerstörungswut ist im Sudan und auch in Nubien südlich des 2. Kataraktes unersetzliches Material zum Opfer gefallen 6 . Das wenige, was an sogenannten nisba, d. h. Stammes- oder Familiengenealogien, im Sudan übriggeblieben ist, hat MacMichael zusammengetragen und auf Grund seiner vortrefflichen Landes- und Sprachkenntnisse bearbeitet und kommentiert. Hin und wieder findet man einen Hinweis auf Nubien. Auf die Herkunft der Bewohner des Dongolagebiets nimmt beispielsweise die Handschrift des Scheich el Dardiri Mohammed el Khalifa aus Kordofan Bezug, die 1884 niedergeschrieben wurde, aber auf eine Vorlage aus dem Jahre 1738 zurückgeht.

4

VYCICHL, 1 9 5 9 . ANCHIERI, 1 9 4 7 . MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I I , S . 1 0 0 . MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I I , S . 3 2 4 .

5

O H R W A L D E R , S . 4 6 ; NICHOLLS, 1 9 1 3 , S . V ; M A C M I C H A E L , 1 9 2 2 , B d . I , S . V I .

1 2 3

II. S P R A C H E U N D D I A L E K T E Baumann 1 weist den Nubiern eine ethnographische Sonderstellung zu, da ihre Eingliederung in eine der großen afrikanischen Sprachgruppen noch nicht allgemein verbindlich gelöst sei. In der Tat behauptet sich in diesem Punkte eine verwirrende Fülle von Ansichten, die Hillelson 2 wie Westermann, ungeachtet ihrer dazu vorgetragenen Meinung, zu der Schlußfolgerung kommen lassen, daß es gegenwärtig nur schwer möglich ist, dem Nubischen einen festen Platz zuzuweisen. Lepsius und Reinisch versuchten als erste, die sprachliche Verwandtschaft des Nubischen zu Nachbarsprachen aufzuklären. Lepsius 3 reihte das Nubische unter den „Östlichen Misch-Negersprachen" ein, zu denen er auch Dinka und Schilluk rechnete, während Reinisch eine hamitische Sprache erkennen zu können glaubte. 1911 erschienen drei weitere Abhandlungen von Fachgelehrten, die erneut unterschiedlicher Ansicht waren. Almkvist 4 betrachtete das Nubische als völlig isoliert in Afrika dastehend, während Westermann 5 es als Sudansprache erkannte, allerdings mit der Einschränkung 8 , daß es von verschiedenen Seiten so stark beeinflußt worden sei, daß eine „klar geschnittene Zuteilung zu einer Gruppe kaum möglich sei". Reinisch 7 beharrte weitgehend auf seinem alten Standpunkt und nannte das Nubische eine protohamitische Sprache. Meinhof 8 schloß sich der Ansicht Westermanns an, mit dem gleichen Zusatz, daß bei der jahrtausendelangen Berührung zwischen Hamiten- und Sudansprachen mit Entlehnungen zu rechnen sei. Wenn Hillelson9 in Meinhof einen Verfechter der Zuordnung zu den hamitischen Sprachen sehen will, so muß das — unserer Meinung —auf einem Mißverständnis beruhen, denn Meinhof 10 führt deutlich aus, daß er es nicht dazu zählt und daß das Nubische „nicht protohamitisch, nicht einmal prähamitisch" sei. 1 2

3

BAUMANN, 1 9 4 0 , S. 2 5 7 . HILLELSON, 1930, S. 142, und 1936, S. 1019.

LEPSIUS, 1880, S. X V I I ; vgl. zur Geschichte der Sprach forsch ung in diesem Gebiet

LUKAS, 1939, S. 338, und KÖHLER, 4

5 6 7 8 8 10

1955.

ALMKVIST, S. X I V .

WESTERMANN, 1911, Karte am Schluß. WESTERMANN, 1935, S. 143/44, und 1950, S. 17.

REINISCH, 1 9 1 1 , S. 120. MEINHOF, 1912, S. 3 ; ebenso FINCK, S. 213. HILLELSON, 1936, S. 1019. MEINHOF, 1 9 1 5 , S. 162, und 1 9 1 6 , S. 2.

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Westermann 1 hat eine Untergliederung geboten, worin er als 5. Gruppe der nigritischen Abteilung der Sudan-Sprachen die Nuba-Sprachen aufführt, die wiederum dreifach aufgegliedert sind: a) das Sprachgebiet südlich von Aswan, b) in Kordofan, c) in Darfur. Hillelson 2 , Zyhlarz 3 und Greenberg 4 treten der Auffassung Westermanns bei, daß Nubisch den Sudansprachen zuzuordnen sei; im Prinzip nicht abweichend, rechnen es Drexel 6 , Schmidt 6 und Kieckers 7 zu den nilotischen Sprachen, während es Murray 8 als nilotisch-hamitische Gruppe etwas abrückt. Schließlich hat es auch nicht an Versuchen gefehlt, Beziehungen zwischen dem Nubischen und außerafrikanischen Sprachen zu belegen, so zum Hethitischen und Baskischen 9 . Ist schon die Einordnung im großen umstritten, so gilt das in noch verstärktem Maße von der Bewertung der verschiedenen nubischen Dialekte. Jedem aufmerksamen Reisenden wird heutigentags auffallen, daß sich nubische Begleiter aus der Umgebung von Aswan in Wadi Haifa nur schwierig in ihrer Muttersprache verständigen können und deshalb meist arabisch sprechen; in Dongola dagegen wird ihr Nubisch mühelos verstanden. Sehen wir zunächst noch von den nubischen Sprachinseln in Kordofan und Darfur ab, so ergibt sich für das Nilgebiet zwischen Aswan und Tangassi der erstaunliche Tatbestand, daß im äußersten Norden annähernd der gleiche nubische Dialekt wie im Süden, auf rund 600 km in der Mitte jedoch ein erheblich abweichender Dialekt gesprochen wird. Diese Besonderheit ist schon im vorigen Jahrhundert festgestellt und erläutert worden. Lepsius 10 folgerte daraus, daß diese Lagerung der Dialekte einer volklichen Teilung entspräche. Wir dürfen nicht unterlassen, diese Frage eingehend zu erörtern, da mit ihr die Berechtigung, die Nilnubier, wie wir es vorhaben, als Einheit zu behandeln, auf das engste verbunden ist. Lepsius sah zwei, Reinisch dagegen vier Dialekte. Seit 1879/80, den Erscheinungsjahren der hierzu wichtigen Werke der beiden Gelehrten, haben sich die unterschiedlichen Auffassungen über die Zahl (zwei, drei oder vier) nebeneinander behauptet, ohne daß eine Annäherung zu spüren wäre. Nicht alle Autoren geben klar zu erkennen, ob sie ihre Gruppen nur als Dialekte aufgefaßt 1

WESTERMANN, 1 9 4 0 b , S. 584.

2

HILLELSON, 1 9 3 0 , S . 1 4 2 . ZYHLARZ, 1 9 3 5 , S . 1 6 4 . GREENBERG, S. 1 5 5 . DREXEL, 1 9 2 5 , S . 2 3 5 , u n d 1 9 3 2 . SCHMIDT, 1 9 2 6 , S . 1 0 8 . KIECKERS, S . 1 5 8 . MURRAY, 1 9 2 0 . DREXEL, 1 9 1 9 , u n d 1 9 2 5 , S . 2 2 6 u. 2 3 5 ; SCHUCHARDT.

3 4 5 0 7 8 9

10

LEPSIUS, 1 8 8 0 , S. C X V r i l .

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sehen wollen, ohne daß damit eine ethnische T r e n n u n g verbunden wäre, oder ob rassische u n d kulturelle Unterschiede bestimmend oder mitbestimmend sind. Die vor 1879 gedruckten Abhandlungen schwanken ausnahmslos n u r zwischen zwei oder drei Gruppen, je nachdem, ob der Autor die Kenuzi u n d Danagla als Einheit betrachtete. Die mittlere Gruppe wurde bis dahin, bei voller Beachtung der unterschiedlichen Landschaftsbezeichnungen, zumindest sprachlich als Einheit aufgefaßt. Erst Reinisch f ü h r t e die vierte Gruppe, die Fadidscha in seiner Schreibweise, in die Fachliteratur ein, in der sie sich — nicht von allen a n e r k a n n t — bis heute gehalten hat. P r ü f e n wir zunächst die Berechtigung der A b t r e n n u n g einer vierten G r u p p e , ehe wir uns weiteren Erörterungen zuwenden! Bei unserer Reise durch den gesamten Lebensraum der Nubier von Süden nach Norden haben wir eine große Zahl von M ä n n e r n gefragt, wo die Fadidscha leben, beziehungsweise wo m a n Fadidscha spricht, wobei wir alle Aussprachemöglichkeiten des Namens (z. B. Fadikka, Fiadikka, Feyadicha usw.) durchprobierten. W i r waren nicht wenig erstaunt, feststellen zu müssen, daß dieses Wort in Mahas u n d Sukkot keiner der Befragten kannte; erst nördlich von Wadi Haifa hörten wir eine Erklärung. W i r können f ü r uns fast wörtlich ü b e r n e h m e n , was 1860 Robert H a r t m a n n in einem Brief an Brugsch schrieb: „So oft ich mich erkundigte, hieß es i m m e r : die Bewohner von Wadi-Kenus, Qism-Halfah, Dar-Sukkot, Dar-Mahas, Dar-Dongolah . . So waren uns schon während der Reise Zweifel an dieser vierten Gruppe aufgestiegen, die sich nach gründlichem Studium der Entstehungsgeschichte der „Fadidscha" so weit festigten, daß wir uns berechtigt fühlen, diese angebliche Gruppe nach Darlegung der G r ü n d e aus der weiteren Betrachtung auszuschließen. Lepsius hatte bei seiner Reise durch Nubien in den Jahren 1845 bis 1845 zusammen mit seinem gelehrten Freunde Heinrich Abeken siebzehn Lieder i m Mahas-Dialekt i m Lande selbst aufgezeichnet, die i h m leider bald nach der Rückkehr in Deutschland abhanden k a m e n . I n dem Ersatz, den er f ü r seine „Nubische Grammatik" verwandte, befanden sich drei Lieder, welche der französische Arabist Fresnel zwischen 1838 u n d 1840 a u f g e n o m m e n hatte. Lepsius weiß zu berichten, daß Fresnel Nubisch nicht verstand, sondern den T e x t n u r so genau wie möglich nach dem Gehör niederschrieb. Der I n h a l t w u r d e i h m von seinem Gewährsmanne auf Arabisch, das er ausgezeichnet beherrschte, erklärt. Das f ü r unsere Erörterung wichtige Lied soll i m Mahas-Dialekt abgefaßt gewesen sein, „wurde aber ohne Zweifel von einem Dongola-Mann mitgeteilt, da auch das Mahas-Lied viele Dongola-Ausdrücke e n t h ä l t . . . Die vielen I r r t ü m e r in T e x t u n d Übersetzung fallen offenbar m e h r als seiner (Fresnels) Auffassung, d e m nubischen Überlieferer zur Last, welcher das Lied n u r unvollkommen i m Gedächtnis t r u g u n d mit M e t r u m u n d Reim fortwährend in Konflikt k a m . . . Es w ü r d e m i r nicht möglich gewesen sein, es in so korrekter Form, wie es hier 1

BRUGSCH, 1 8 6 4 , S . 1 1 .

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geschieht, vorzulegen, wenn ich es nicht mit dem überaus einsichtigen Ali, der das Gedicht weit besser als Fresnel's Gewährsmann kannte und verstand, hätte durcharbeiten können. Dieser berichtigte überall die Ausdrücke und den Sinn der Übersetzung und setzte mich dadurch erst in den Stand, mit Zuhilfenahme des Metrums und des Reims den ursprünglichen Text im ganzen und im einzelnen wesentlich zuverlässiger wieder herzustellen. Ich habe mir dabei einige unbedenkliche Umstellungen des Fresnel'schen Textes erlauben müssen . . . Vornehmlich aber waren es eine Anzahl Dongola-Formen, die nach Ali's Angaben mit den entsprechenden Mahas-Formen vertauscht wurden 1 ." Die Zeile 18 des so korrigierten Liedes von „Sibers Kriegszug" lautet: Fa-digin wildig kauwagga = die Söhne der Sukkot verjagend (in der Übersetzung von Lepsius). Wer war dieser Ali, auf dessen Erläuterungen hin Lepsius den Fresnel'schen Text so frei und großzügig bearbeitete? Wir erfahren über ihn im Vorwort zur „Nubischen Grammatik", daß er der aus Derr stammende Nubier Ali wad Scheltuf war, den ein Graf Schlieffen nach Deutschland mitgebracht hatte und der 1853 Lepsius bei seinen sprachlichen Untersuchungen zur Verfügung stand. Daß junge nubische Diener von reichen Ägyptenreisenden nach Europa mitgenommen wurden, war um die Mitte des vorigen Jahrhunderts nicht selten. Einzelheiten über die zahlreichen nubischen Diener folgen später. Lepsius und Abeken haben offensichtlich während ihres Aufenthaltes in Nubien den Namen Fadidscha nicht gehört. Es soll eine verächtliche Bezeichnung der Mahas für die Bewohner der nördlich benachbarten Landschaft Sukkot gewesen sein. „Darauf weist nämlich der Spottname fä-digi hin, der Zeile 18 den Sukkot gegeben wird und der uns völlig unverständlich geblieben wäre, wenn Ali nicht folgende Erklärung davon gegeben hätte. Bei den Mahas war eine Hungersnot eingetreten, und die Sukkot wurden von ihnen um Hilfe angegangen. Diese antworteten aber: fa-digur, wir werden (selbst hungers) sterben und wiesen sie ab. Seitdem hießen sie spottweise bei den Mahas: fa-digi, „die Sterbenden" 2 . Obwohl also Lepsius nachträglich die Bezeichnung Fadidscha kennenlernte, hielt er sie nicht für eine echte Dialekt- oder Gruppenbezeichnung, sondern nur für einen Spitznamen. Deshalb wandte er sich auch entschieden gegen die vierfache Gliederung von Reinisch, der als erster den vermutlichen Spottnamen als ernstzunehmende Bezeichnung auffaßte 3 . Reinisch hatte nahezu gleichzeitig mit Lepsius sein sprachwissenschaftliches Werk „Die Nuba-Sprache" veröffentlicht. Darin erscheint eine Erzählung, deren Originaltext im Dongolawi niedergeschrieben wurde: Ein Reisender kam ins Land von Fadidscha und bat um Brot; er wurde mit den Worten u-gon-fadijru ( = wir werden auch hungers sterben) abgewiesen. In den Varianten in den Mundarten von Mahas und im angeblichen „Fadidschaischen" lauten die entsprechenden Erwiderungen u-goni-dijru, beziehungsweise ui-fa-dijru. Den 1 2 3

LEPSIUS, 1 8 8 0 , S . 2 3 7 U. 2 4 5 . LEPSIUS, 1 8 8 0 , S . 2 4 5 . LEPSIUS, 1 8 8 0 , S. 4 5 9 .

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Schlußsatz hat Reinisch wie folgt übersetzt: „Der Mahassier n u n gab d e m Fadidschaland diesen N a m e n " Welche Quellen benutzte Reinisch? Weder aus seinen eigenen Schriften noch aus dem Nachruf von Junker geht hervor, daß er durch Nubien gereist ist. Nach Junker diente i h m „nur das von Lepsius herausgegebene Markus-Evangelium u n d eigene A u f n a h m e n , die er aber bei seiner Expedition n u r nebenher machen konnte", als Quellen 2 . Reinisch selbst f ü h r t vier nubische Diener namentlich an, die i h m als Gewährsmänner dienten, wovon besonders ein Abdu'l-Medschid aus Dongola f ü r uns bedeutsam wird, da er der Überlieferer der oben a n g e f ü h r t e n Erzählung war. Reinisch charakterisiert ihn als seinen „treu ergebenen D i e n e r auf den W a n d e r u n g e n a m Roten Meer u n d in der Samhara". Auch die übrigen Gewährsmänner, welche die Nacherzählung der Fadidscha-Geschichte in zwei anderen Dialekten besorgten, finden wir mit N a m e n verzeichnet. Reinisch hat die Aussagen seines Dieners so aufgefaßt, daß einmal ein geographischer Regriff „Land von Fadidscha" existiere, z u m anderen ein selbständiger Dialekt, dessen nördliche Ausdehnung bis I b r i m reicht u n d der i m Süden an der Grenze von Sukkot u n d Mahas endet 3 . D a ß Reinisch nicht selbst den südlichen Teil Nubiens kennengelernt hat, läßt sich weiterhin daraus schließen, daß er behauptet, die M u n d a r t von Dongola erstrecke sich von Nestu bis Napata. Dieser Ort Nestu e n t s t a m m t den mittelalterlichen arabischen Geographen, u n d kein späterer Reisender hat ihn je wiedergefunden; die Ausdehnung des Nubischen bis Napata ist ebensowenig mit allen übrigen Berichten aus dem 19. J a h r h u n d e r t vereinbar. Über die Wahrhaftigkeit dieses nubischen Dieners Abdu'l-Medschid können wir uns ein Urteil erlauben, wenn wir die übrigen von i h m stammenden Erzählungen in Reinischs W e r k 4 nachlesen. Eine phantastische Geschichte von 7 Brüdern u n d einer Schwester würde noch am ehesten h i n g e n o m m e n , schon weniger die allen historischen Nachrichten zuwiderlaufende Erzählung von einer nach "der Eroberung durch M o h a m m e d Ali großzügigen f ü r Dongola gewährten Steuerfreiheit, wo der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen zu sein scheint. Tatsache ist, daß die türkisch-ägyptische Verwaltung des vorigen Jahrhunderts in Dingen der Staatseinnahmen keinen Spaß verstand u n d schnell u n d unerbittlich reagierte, w e n n eine Einzelperson oder gar ein Stamm seinen Verpflichtungen nicht nachkam. Aufstände in Nubien in den ersten Jahren der ägyptischen Besetzung wegen der erhöhten Steuerforderungen drücken klar das Gegenteil der Erzählung aus. Den deutlichsten Beweis aber lieferte dieser Diener m i t seiner Gruselgeschichte von einer Frau, die auf einem Berge von Pavianen so lange gebraucht wurde, bis sie starb, f ü r unsere Ansicht, daß er ein Mensch gewesen ist, der Phantasie u n d Wirklichkeit nicht zu t r e n n e n vermochte, oder ver1

REINISCH, 1 8 7 9 , Bd. I, S. 1 8 0 / 8 1 .

2

JUNKER, 1 9 2 0 , S. 2 1 8 . REINISCH, 1 8 7 9 , B d . I , S. V I , u . B d . I I , S. 3 8 . REINISCH, 1 8 7 9 , B d . I, S . 1 8 9 , 1 9 1 u n d 2 2 1 .

3 4

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schlagen seinem Dienstherrn etwas vorlog, wenn er glaubte, diesem damit zu imponieren. Dieses Urteil kann abgeschwächt auch auf den Diener Ali, der Lepsius' Helfer bei der Durcharbeitung des Materials in Deutschland war, ausgedehnt werden, da er manche Erläuterung zu dem Liede von Sibers Kriegszug gab, die einer kritischen historischen Durchleuchtung nicht standhält, wie etwa die angebliche Verbindung Sibers mit Melek Nimr, dem Herrscher von Schendi, welcher den Eroberer Ismail umbrachte, oder die angebliche Einnahme Derrs durch die Mahas. Dieser Ort wurde von den Mameluken eingenommen, als sie auf der Flucht nach Süden waren. Hier sei eine kurze psychologische Betrachtung über die Wahrheitsliebe der Nubier eingeschoben. So gewissenhaft und ehrlich die nubischen Diener in Dingen der Hauswirtschaft anerkanntermaßen sein mögen, ihren Erzählungen über ihre ferne Heimat ist dennoch mit großer Vorsicht zu begegnen, besonders solange sie wissen, daß der Fremde nicht selbst in Nubien gewesen ist, also sie wahrscheinlich nicht sofort berichtigen kann. Mit wenigen Ausnahmen reden sie ihrem Herrn nach dem Munde oder schätzen ab, wie ihre Geschichte am ehesten seinen Geschmack treffen kann, entweder u m nicht als dumm und ungebildet zu erscheinen oder u m sich wichtig zu machen. Wir stellten das Experiment an, drei Nubiern mittleren Bildungsgrades in Kairo unabhängig voneinander eine von uns erfundene Geschichte aus der Vergangenheit ihres Landes, die den Tatsachen völlig zuwiderlief, zu erzählen, und alle drei bestätigten, daß sie dies natürlich kennen und für absolut verbürgt halten. Mit dieser kritischen Einstellung stehen wir nicht allein. Russegger 1 hörte in Dongola märchenhafte Erklärungen einer ungewöhnlichen Tierspur; er deutete die Worte richtig als „ausgeschmückt durch ihre lebendige Phantasie und ihre Neigung fürs Zauberhafte. Wahrheit und Fabel ist in ihrer Aussage . . . schwer zu trennen". — Pallme 2 , der viele Danagla in Kordofan kennenlernte, urteilt noch schärfer: „Man erfährt aus ihren Munde nie die Wahrheit, und sie sind das lügenhafteste Volk, das man auf Gottes Erdboden treffen kann." Schweinfurth 3 lauschte oft den Gesprächen seiner nubischen Begleiter. „Sie erzählten sich von den Wundern der Welt . . . von Jagd und Krieg, von den wilden Tieren und den noch wilderen Bewohnern Centraiafrikas . . . ja, von Cyklopen und Automolern ..." Fröhlich 4 hörte bei Festlichkeiten aus der Fremde zurückgekehrte Männer sich der Schläue, mit der sie ihre europäischen Dienstherren hintergangen oder Eingeführt hatten, rühmen. Als weiteres Argument sei die schon angedeutete Tatsache genannt, daß vor der Veröffentlichung von Reinisch eine stattliche Zahl europäischer Reisender, darunter namhafte Gelehrte, bis an die Grenze des angeblichen Fadidscha-Gebietes gelangt ist oder sogar den gesamten nubischen Raum durchreist hat, ohne diesen 1 2 3 4

RUSSEGGER, S. 55. PALLME, S. 73. SCHWEINFURTH, 1874, B d . II, S. 131. FRÖHLICH, 1 9 2 6 , S. 2 8 2 : M A S S E N B A C H , 1 9 2 7 , S .

118.

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Namen gehört zu haben. Viele von ihnen verstanden Arabisch und führten gewissenhaft jeden Ort, jedes Wadi, jede Landschafts- und Sippenbezeichnung in ihren Berichten auf. Sehen wir von Poncet, Brevedent und Krump ab, weil diese das mittlere Nubien umgingen und erst am 3. Katarakt das Niltal wieder erreichten, so sind von der Fahrt des Dänen Norden bis zur Veröffentlichung Reinischs folgende Männer durch das in Frage stehende Gebiet gereist: Abbate Abeken Almkvist Ampère Barnim Belzoni Brehm Brugsch Burckhardt Cadalvène und Breuvery Cailliaud Callot Gammas und Lefévre Champollion Cherubini Chiron 1 Combes Cuny Curtis Dandolo Didier Dümichen Edwards Ehrenberg und Hemprich

English Ensor Escayrac Gau Gottberg Hartmann, Robert Henniker Holroyd Hoskins Irby und Mangles Kleinpaul Koenig Lacour Legh Lenormant Lepsius Light Madden Meignan Melly Mengin Meron Müller Norden Norow

Pallme Parthey Petherick Pfund Prime Prokesch-Osten (der Ältere) Prokesch-Osten (der Jüngere) Pückler-Muskau Rafalowitsch Rifaud Rossi Rüppell Russegger Salle St. John Schweinfurth Segato Senkowsky Smith Stacquez Taylor Waddington und Hanbury Wallner Wilkinson

Diejenigen, welche ihre Reise über den 2. Katarakt südwärts ausdehnten, waren wegen der Unmöglichkeit der Schiffahrt auf Kamel, Esel oder Pferd angewiesen; sie nächtigten in den kleinen nubischen Ortschaften und hatten mehr Kontakt zur Bevölkerung als während der Bootsfahrt zwischen dem 1. und dem 2. Katarakt. Das ist in ihren Reiseberichten zumeist deutlich erkennbar, die gerade in dem angeblichen Fadidscha-Gebiet besonders ausführlich sind. Einige reisten einmal auf dem einen Ufer, bei der Rücktour auf dem anderen, lernten also jeden Winkel 1

Bericht herausgegeben von HILL, 1948.

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Nubiens kennen. Die obige Namensliste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie genüge für die Behauptung, daß es denkbar wäre, daß einem dieser Autoren eine Stammes-, Landschafts- oder Dialektbezeichnung entgangen ist, daß sie aber alle den Namen Fadidscha überhört oder vergessen haben sollten, erscheint wenig glaubhaft. Es ist weiter zu bedenken, daß diejenigen Nubier, welche den Ausdruck Fadidscha später gebrauchten, durch langen Umgang mit europäischen Gelehrten möglicherweise deren Terminologie übernommen hatten, wie z. B. Samuel Ali Hussein, welcher in seinen ersten Schriften das Wort noch nicht gebraucht, später aber annimmt, und der Diener und Gewährsmann Abels, der im übrigen über die Gebiete südlich seines Heimatdorfes erhebliche Unkenntnis verrät. In den Aufzeichnungen, die Nubier unabhängig von europäisch-wissenschaftlichem Einfluß niederschrieben, findet sich der Begriff Fadidscha nicht, weder in der Handschrift des Daud Kubara noch in der des Dardiri Mohammed el Khalifa, noch in der des Sadik 'Isa, noch in dem von einem Omda des Dongolagebietes aufgestellten Glossar1. In den mündlichen Überlieferungen, welche Junker 2 von einer großen Zahl Kenuzi aufnahm, erscheint ebenso nicht ein einziges Mal das Wort Fadidscha, obwohl mehrere Geschichten auf südlichere Landschaften hinweisen; dagegen wird der Name Mattokki für die Kenuzi aufgeführt. Die Bezeichnung Saidokki für die Bewohner um Wadi Haifa, sicher im Anschluß an den in Ägypten seit Jahrhunderten gebrauchten Namen Said für den südlichen Teil des Landes, wird von anderen Autoren 3 angeführt. In der linguistischen Untersuchung des mittleren Dialektes von Ayoub erscheint das Wort Fadidscha nicht, auch nicht in den von ihm aufgenommenen Texten. Mitwalli Badr behandelt den mittleren Dialekt unter der Bezeichnung Mahasi. Bei unserem Bemühen, den wahren Sachverhalt zu ergründen, befragten wir in Aniba einen mit der Geschichte seiner Heimat wohlvertrauten älteren Nubier namens Soliman Hassan Agib, der als Jurist in Kairo tätig und früher Abgeordneter des südlichsten Wahlkreises (Nubien) im ägyptischen Parlament gewesen war. Er erklärte die Bezeichnung Fadidscha folgendermaßen: die alten nubischen Ortsnamen umfaßten erhebliche Strecken des Nilufers, zum Teil auf beiden Seiten; die darin befindlichen Ortsteile oder Weiler hatten wieder eigene Namen, die kaum je aufgezeichnet wurden. Ein solcher Weiler am Ostufer, etwa gegenüber dem Tempel von Abu Simbel, habe Fad geheißen und dadurch eine bescheidene Bedeutung gehabt, daß in ihm der Kashef oder ein Kadi gelegentlich Recht gesprochen habe. Für die Kenuzi, deren unmittelbare südliche Nachbarn im Wadi el-Arab nur arabisch sprachen, was die meisten männlichen Kenuzi ebenfalls verstanden, sei die Sprache, die bei Rechtsstreitigkeiten in Fad gesprochen wurde, dagegen ein sehr schwer verständlicher Dialekt gewesen, dem sie den Namen Fadikka gaben. — Demnach wäre also Fadikka die Kenuzi-Bezeichnung für eine 1

MEINHOF, Ztschr. f. Kol.-Spr. IX, S. 237.

2

JUNKER, 1 9 3 2 , S. 5 9 — 1 1 7 . z. B. KUMM, 1 9 0 3 , S. 4 7 ; MASSENBACH, 1 9 3 3 , S. 2 0 6 . V i e l l e i c h t k l i n g t in

s

sogar das altägyptische Matoi nach; vgl. KEES, 1955, S. 78.

Mattokki

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Mundart südlich von Ibrim, die von den Bewohnern des Gebietes selbst nicht so benannt wurde. Uns wurde diese Erklärung in Gegenwart des Leiters der Mittelschule von Aniba, des Nubiers Mohammed Munir Hussein gegeben, der den Ausführungen nicht widersprach. Wir geben diese an sich glaubhafte Darstellung wieder, ohne für die Richtigkeit Gewähr zu übernehmen, denn im einzelnen sind die Angaben nicht mehr zu prüfen, zumal die alten Orte dieses Teils durch den Bau des Aswan-Dammes und besonders seit den Erhöhungen in den Fluten versanken. Heute gibt es keinen Weiler Fad mehr, wohl kehrt aber dieser Ortsname noch zweimal in Nubien wieder. Diese Erläuterung würde auch in Einklang zu bringen sein mit dem von Schäfer überlieferten und interpretierten Text des Kenzis Samuel Ali Hussein x. Die alten Karten aus der Zeit vor dem Dammbau sind meist von viel zu großem Maßstab, um die Ortsteilnamen zu verzeichnen. Der Reisebericht Prokesch-Ostens2 gibt ein wenig Aufschluß. Das Dorf, dem berühmten Tempel gegenüber, hieß Fareg, ein Name, den es heute noch führt; es zählte 17 Weiler, während das nördlich anschließende Ermenne nur 6 und das südlich anschließende Gustul nur 7 umfaßte 3 . Nach Prokesch-Osten war Fareg die südliche Grenze des Machtbezirks des Kashefs von Ibrim. Dieser bisherige Erläuterungsversuch klärt noch immer nicht völlig auf, wie in dem von Fresnel aufgezeichnetem Lied die Mahas zu dem Namen Fa-digi für ihre Nachbarn kommen. Hier mag vielleicht die Volksetymologie des Ali wad Scheltuf, daß die Bezeichnung „die hungers Sterbenden" bedeute, einen Hinweis geben, wobei wir an die Möglichkeit denken, daß dieses Schimpfwort im Sinne unseres „Hungerleiders" in Nubien zu verschiedener Zeit und in verschiedenen Landschaften vorübergehend auf Nachbarn, mit denen man eben nicht auf gutem Fuße stand, angewandt wurde. Unfreundliche Namen für die Umwohnenden sind in Nubien keine Seltenheit (vgl. Seite 52). Ein anderes Beispiel von Volksetymologie finden wir in der arabischen Handschrift des Dardiri Mohammed el Khalifa, der den Namen Mahas als „Langschläfer" deutet 4 . Auch Schäfer nennt die Erzählung Fresnels und Reinischs über die Fadidscha „Geschichtchen", die offenbar nur Volksetymologien darstellen. Schließlich sei noch erwähnt, daß die genaueste verfügbare Karte, deren Verläßlichkeit wir erprobten, hergestellt 1942 vom Survey Office Khartum und 1951 revidiert, für Wadi Haifa und Umgebung als Bezeichnung der Bevölkerungsgruppe Rushshaf angibt, für die südlich anschließenden Landschaften Sukkot,. Mahas und Danagla. Das Wort Fadidscha (oder ähnliche Schreibweise) erscheint nicht. Offenbar haben es auch die sudanischen Landmesser nicht gehört 6 . 1

SCHÄFER, 1 9 1 7 , S . 3 9 .

2

PROKESCH-OSTEN d. Ä . , S. 2 5 .

3

KUMM, 1 9 0 3 , S. 52/53.

4

MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . II, S. 1 9 1 .

5

Auch ältere Landkarten enthalten das W o r t nicht, z. B. die Karte des Senex

1709'

( F a k s i m i l e b e i PAUL S . 9 4 ) , o d e r b e i WADDINGTON, 1 8 2 2 , MENGIN, 1 8 2 3 , COOPER, 1 8 2 4 , R Ü P P E L L , 1 8 2 9 , R U S S E L L , 1 8 3 3 , CHERUBINI, 1 8 4 7 , PETERMANN u n d HASSENSTEIN

(PETERMANNSMitteilungen, Erg.-Bd. 2, Heft 7 , 1 8 6 3 ) , STEPHAN, 1872, und EDWARDS, 1877..

Die Nubier

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Reinisch selbst und nach ihm alle, die die Untergruppe Fadidscha von ihm übernahmen, haben zugestanden, daß die Unterschiede zum Mahasi sehr gering sind. Wir haben noch in keiner Veröffentlichung die Angabe klarer Differenzierungsmerkmale der vermeintlichen beiden Dialekte gefunden. Es ergibt sich der nahezu kuriose Zustand, daß ein nubisches Lied fünfzehn Jahre nach der ersten Aufzeichnung durch einen französischen Wissenschaftler von einem Nubier in Deutschland in gewisser Weise interpretiert wurde, daß wiederum 25 Jahre später Reinisch, der — wie wir vermuten — die Fresnel'schen Lieder kannte, eine etwas variierende Darstellung von seinem nubischen Diener erhielt. Während Lepsius, der Reinisch die bessere Kenntnis Nubiens voraushatte, es mit der Erklärung des Liedes bewenden ließ, führte Reinisch, nur auf die wenig glaubhafte Erzählung seines Dieners gestützt und alle bis dahin erschienenen Reiseberichte mißachtend, eine neue Dialektgruppe in die Fachliteratur ein, wo sie sich, ohne abgegrenzt und nachgewiesen zu sein, zählebig bis in unsere Tage hielt. Wir meinen, daß Reinisch gutgläubig seinem Diener zu viel Vertrauen schenkte und es deshalb an der gebotenen kritischen Vorsicht mangeln ließ. Lepsius hat die Existenz der Fadidscha-Gruppe sofort scharf abgelehnt, wie wenige Jahre später auch Rochemonteix 1 , welcher bemerkte : „En réalité, le nom de Fadikka ou Feiadika est un sobriquet, qui s'applique aux habitants de la vallée depuis Derr jusqu'à Soleb. Je n'ai pour le moment à en donner aucune interprétation qui ne soit hypothétique." Almkvist, Zetterstéen, Keane, Trémaux, Budge, Crowfoot, MacMichael, Murray, Hillelson, Monneret de Villard und Field haben die Fadidscha nicht übernommen 2 . Griffith, Schäfer und Homburger 3 fassen die Dialekte von Mahas und dem angeblichen Fadidscha-Gebiet zusammen. Voll beibehalten haben in jüngster Zeit die vierfache Gliederung noch Vycichl und Hirschberg 4 . Am weitesten gingen in der Beurteilung der Gruppendifferenzen Seligman 5 , der die Fadidscha, obwohl er den Namen als „nickname" kennzeichnet, als „tribal unit" aufführt, und Trimingham®, der vier „main tribal groups" der Nubier kennt, die sich nicht nur im Dialekt, sondern auch in Brauchtum, Hausbau, Kleidung und Haartracht unterscheiden sollen. Hiermit greift die Auseinandersetzung um eine zunächst sprachwissenschaftliche Gliederung auf völkerkundliches Gebiet über und unsere Stellungnahme wurde unerläßlich. Wenn wir uns der Meinung von Lepsius anschließen, so nicht, um die nach Meinhofs 7 Worten „herbe Kritik", welche jener an Reinisch übte, fortzusetzen. Wir glauben, daß Reinischs Verdienst und Pionierleistung in der Frühzeit der ROCHEMONTEIX, S . 4 3 6 . KEANE, S . 2 9 3 ; TRÉMAUX, S. 4 0 5 ; BUDGE, 1 9 0 7 , B d . I I , S . 4 3 5 ; CROWFOOT, S . 3 1 8 ; MONNERET DE VILLARD, 1 9 3 2 , S . 3 0 7 . 3 HOMBURGER, 1 9 3 1 . 4 VYCICHL, 1 9 3 9 , S . 2 5 2 ; HIRSCHBERG, S . 3 7 3 . 1

2

5

SELIGMAN, 1 9 3 0 , S. 1 1 3 / 1 4 , und 1 9 4 5 , S. 93.

* TRIMINGHAM, S . 7 . ' MEINHOF, 1 9 1 6 , S . 1 .

1905,

32

R O L F HERZOG

afrikanischen Sprachforschung so groß sind, daß sein Ruhm nicht Schaden nehmen kann, wenn wir auf die Fragwürdigkeit einer von ihm eingeführten Dialektgliederung hinweisen. Unsere Gründe sind einzig und allein darin zu suchen, daß wir im Lande selbst niemanden fanden, der sich als zum Stamme Fadidscha gehörig oder seine Sprache so bezeichnete. Zum anderen erlebten wir, daß sich die Bewohner von Sukkot, Mahas und der Umgebung von Wadi Haifa ohne jede Schwierigkeit nubisch unterhalten und uns auch erklärten, daß sie alle einen völlig gleichen Dialekt reden. Wir nehmen für die weiteren Ausführungen als gegeben an, daß es nur zwei nubische Dialekte gibt, der eine von den Kenuzi und Danagla im Norden und Süden gesprochen, in der Mitte ein deutlich getrennter Dialekt, den man mit Lepsius, Murray und Hillelson die Bezeichnung Mahasi geben mag, allerdings mit dem Zusatz, daß die Nubier in Sukkot, im Batn el-Hadjar und um Wadi Haifa ihre Sprache nicht so bezeichnen; es gibt offenbar keinen unter den Nubiern allgemein verbindlichen Namen für diesen mittleren Dialekt. Unbeschadet dieser sprachlichen Zweiteilung halten wir kulturell und rassengeschichtlich eine andere Gliederung für erforderlich. Hier schließen wir uns aus verschiedenen und wie uns scheint gewichtigen Gründen der Ansicht MacMichaels 1 an, daß die Kenuzi ein besonderes Element darstellen. Lenken wir nun unser Augenmerk auf die nubischen Sprachinseln in Kordofan und Darfur! Schon im vorigen Jahrhundert hat Rüppell 2 die Vermutung ausgesprochen, daß die Sprache der Bewohner der Nuba-Berge in Kordofan nubisch sei oder zumindest diesem nahe verwandt. Einen kräftigen Impuls gab MacMichael 3 der Forschung auf diesem Gebiete durch seine Veröffentlichung über eine nubische Sprachinsel am Djebel Midob. Westermann 4 untersuchte die zwar nicht umfangreichen, aber doch genügenden Sprachproben und stellte den Zusammenhang mit dem Nilnubischen fest. Meinhof 5 ließ nach dem Abschluß seiner Sprachforschung in Kordofan die Frage, ob es sich hier um einen alten nubischen Bestand handele, oder ob die Sprache mit nilnubischen Abwanderern nach Kordofan gelangt sei, offen. Der von Zyhlarz erneut behauptete, nicht nur linguistische, sondern auch anthropologische Zusammenhang zwischen den Bewohnern der Sprachinseln und den Nubiern am Nil berührt die Grundlagen der Ras sengeschichte in diesem Räume, weshalb wir den Fragenkomplex ausführlich auf S. 58 behandeln. Zum Schlüsse der Besprechung der sprachlichen Verhältnisse sei erwähnt, daß wir während unseres Aufenthaltes keinen männlichen Nubier kennenlernten, der nicht zugleich geläufig arabisch gesprochen hätte. Nur unter Frauen soll es noch vorkommen, daß einige schlecht Arabisch verstehen und es kaum sprechen. 1 2 3 4 E

MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I , S . 1 3 . RÜPPELL, S. 53. MACMICHAEL, 1912a. WESTERMANN, 1913, S. 2 4 9 . MEINHOF, 1 9 1 6 , S. 3.

III. ENTSTEHUNG DER JETZIGEN BEVÖLKERUNGSGLIEDERUNG 1. R a s s e n g e s c h i c h t l i c h e r Abriß Die Bezeichnung Nubier f ü r die Zeit vor der hellenischen Epoche Ägyptens ist nicht belegt 1 u n d eine Verwendung f ü r f r ü h e r e Zeiten n u r m i t dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß m a n in den f r ü h e r e n Bewohnern nicht unbedingt Vorfahren der jetzigen sieht, zulässig. Ein Ergebnis der Vorgeschichtsforschung dürfen wir als mit größter Wahrscheinlichkeit gesichert unserer Betrachtung vorausschicken, nämlich daß das Niltal südlich des 1. Kataraktes seit menschheitsgeschichtlicher Frühzeit besiedelt war. Die Felsbilder geben dafür hinreichend Zeugnis. W i r lassen offen, ob es berechtigt ist, diesen Zeichen ein so hohes Alter zuzuschreiben, daß m a n in ihnen Erzeugnisse einer sehr alten u n d weitverbreiteten Bevölkerungsschicht, deren jetzige Repräsentanten die Buschmänner sind, erblicken darf 2 , oder die sogenannten Keilstil- u n d Penistaschenleute, wie auch die Menschen der ersten Nagada-Kultur als Hamiten zu bezeichnen 3 . Uns genügt die Feststellung, daß das hier zu behandelnde Nilgebiet seit grauester Vorzeit menschlicher Lebensraum ist; die Erörterung der Einzelheiten überlassen wir b e r u f e n e n Vertretern der Prähistorie u n d der Paläontologie. Den Untersuchungen Junkers 4 über das erste A u f t r e t e n der Neger in Ägypten ist unseres Wissens bisher nicht widersprochen worden, so daß wir als Erkenntnis der Ägyptologie ü b e r n e h m e n dürfen, daß jene relativ spät, d. h. erst im Mittleren Reich, im Lande der Pharaonen allgemein bekannt wurden. Da aber andererseits friedliche u n d kriegerische Berührungen der Ägypter mit der damaligen Bevölkerung des mittleren Niltales viel f r ü h e r überliefert sind 5 , d ü r f e n wir folgern, daß die Menschen südlich des 1. Kataraktes damals keine Neger waren, sondern wahrscheinlich Äthiopide (in der Terminologie v. Eickstedts). Die A n n a h m e einer alten Schicht in Nordostafrika, welche man als Äthiopide, Hamitide oder H a m i t e n bezeichnet (der letzte Ausdruck ist wegen seiner linguistischen Bedeutung, die sich mit rassenkundlichen Abgrenzungen nicht deckt, ungeeignet), ist vielfach vorgetragen u n d begründet worden und hat ohne Zweifel gute G r ü n d e auf i h r e r Seite. Nach Baumann ähneln die Skelette in den Gräbern von Aniba denen von Oldoway in der Serengeti-Steppe; beide „bleiben i m R a h m e n einer altäthiopiden 1

HILLELSON, 1 9 3 6 , S. 1 0 1 8 : W I N D B E R G , S. 1 2 3 0 .

2

EICKSTEDT, 1 9 4 3 , S . 1 9 4 ; CROWFOOT, 1 9 0 5 , S . 3 2 0 . W I N K L E R , 1 9 3 7 , S. 2 1 ; v g l . D U N B A R , 1 9 3 4 , S. 1 4 3 , u. SCHARFF, 1 9 4 2 , S. 162FF. JUNKER, 1 9 2 1 , S. 1 2 6 f f . ; v g l . W Ö L F E L , 1 9 4 2 , S. 1 0 1 . SÄVE-SÖDERBERGH, S. 2 ; E D E L .

3 4 5

3 H e r z o g , Die Nubier

34

R O L F HERZOG

Rasse". Die jetzt lebenden Nubier verglich Bates mit den Tibbu, und Westermann sprach von hamitider äußerer Erscheinung. Von Eickstedt beschreibt den Rassencharakter der gegenwärtigen Nubier: „Zu den Nordäthiopiden gehören auch die Nuba am Nil, mäßig große, dunkle und hübsche Menschen von äthiopo-mediterranem Übergangstypus, demselben, der in den Prädynastengräbern des ältesten Ägypten häufig ist 1 ." Seit dem Beginn unseres Jahrhunderts haben Ausgrabungen auf alten Friedhöfen im Gebiet nördlich des 2. Kataraktes etwas Licht auf die einstigen rassischen Verhältnisse zu werfen vermocht. Fachgelehrte wie Smith und Batrawi veröffentlichten nicht nur anthropometrische Tabellen, sondern zogen auch wichtige Schlüsse aus dem gewonnenen Material. Andere Wissenschaftler bezogen das jetzt sudanische Hoheitsgebiet ein, wenngleich hier die Unterlagen nicht zahlreich sind. Wir skizzieren das Bild in Umrissen und im wesentlichen im Anschluß an die Arbeiten von Reisner, MacMichael, Batrawi und Kirwan und einer zusammenfassenden maschinenschriftlichen Ausarbeitung von Arkell, die uns in Wadi Haifa zugängig wurde. Die meisten Autoren stimmen in der Ansicht überein, daß die älteste, historisch faßbare Bevölkerungsschicht südlich des 1. Kataraktes, die A-Gruppe, dem oberägyptischen Typ der späten prädynastischen und frühen dynastischen Zeit sehr ähnlich war 2 , zumindest im Bereich bis zum 2. Katarakt. Die südlichste Fundstätte für diese Gruppe ist Faras. „The physical remains show that these people were of the Mediterranean race, indistinguishable from the early Egyptians. They were sedentary" 3 . Auf Grund der kulturellen Analyse kommt Arkell zu dem Schluß, es sei wahrscheinlich, daß diese Menschen als Kolonisten aus den damaligen Zentren der Zivilisation in Oberägypten, die bei Edfu lagen, nach Süden abgewandert waren. Zur Zeit der 6. Dynastie veränderte die Bevölkerung ihren rassischen Charakter, da von Süden her ein negrides Element eindrang und der alte blutmäßige Zusammenhang zu Oberägypten teilweise verloren ging. MacMichael vergleicht den zugewanderten Menschenschlag mit dem gegenwärtig im südlichen Bahr elGhasal lebenden. Im wesentlichen nur auf altägyptische bildliche Darstellungen gestützt, urteilen verschiedene Gelehrte unterschiedlich über weitere Blutzufuhr von außerhalb; sei es, daß libyscher Zuzug aus dem Westen oder hamitider aus dem Osten oder negerischer anderer Stämme des Südens (Niloten?) angenommen wird. Doch glaubt man, daß in der C-Gruppe schon eine Mischung entstanden war, die den jetzigen Nubiern nicht unähnlich zu denken ist 4 . Nach Ansicht der 1

BAUMANN,

EICKSTEDT, S.

150;

1 9 5 2 , S. 1 7 3 ; BATES, S. 4 5 ; W E S T E R M A N N ,

1943,

RUSSEGGER,

S.

191,

S.

215

193/94;

u.

224,

und

SPANNAUS,

1949,

1 9 4 1 , S. 5 6 , u. 1 9 5 2 , S. 2 7 7 ;

S. 1 1 6 ;

1929b u. 1931;

vgl.

CADALVENE,

SELIGMAN,

H Ö L S C H E R , S . 5 3 f f . ; C z E R M A K , 1 9 4 3 , S. 1 0 9 ; PASSARGE, 1 9 5 1 , S. 57 u. 6 7 ; BIASUTTI,

Bd.

3, S.

95.

2

MACMICHAEL, 1 9 3 5 , S. 1 6 ; BATRAWI, S. 1 4 4 ; BAUMGARTEL, S. 2 5 .

3

ARKELL,

1

REISNER,

SELIGMAN,

Bd. II,

1932, S. 462; 1955,

Haifatexte.

1918, S. 7/8; MACMICHAEL,

1945,

S.

9 3 ; G R U B E R , S. 91

ff;

1922, ARKELL,

Bd. I,

S.

16,

Haifatexte.

20

und

1935,

S.

16;

Die

35

Nubier

einen behauptete sich diese Gruppe bis zur 12., nach Arkell bis zur 18. Dynastie; nach MacMichael erreichte in der Zeit zwischen diesen Dynastien eine weitere, dritte und wiederum unterscheidbare Welle negrider Zuwanderer das Kataraktenland. In der Meroitischen Periode, etwa von 500 v. bis 550 n. d. Zeitwende, dominierten im nördlichen Nubien die Blemmyer, die Vorfahren der jetzigen Bedja. Rassengeschichtlich von Bedeutung ist schließlich noch die letzte der heidnischen Bevölkerungskategorien, die X-Gruppe, welche Arkell für die Zeit v. 550 bis 550 ansetzt. Gräber dieser X-Gruppe sind zwischen dem 1. Katarakt und Firka gefunden worden; Arkell 1 nimmt jedoch an, daß sie sich erheblich weiter nach Süden ausdehnte. Die bedeutendsten Fundplätze liegen in der Nähe von Abu Simbel. Auf Grund der anthropometrischen Ergebnisse ist Batrawi 2 von einem engen Zusammenhang zwischen der X-Gruppe und den Bewohnern von Meroe überzeugt. „The Meroitic and X-group series have been seen to be closely related and may be considered to represent variants of the same population." Kirwan 3 dehnt dies noch über das rein Rassengeschichtliche aus, wenn er behauptet: „The X-group people were Sudanese in type and culture." Wir können diese Übersicht mit einer wichtigen Bemerkung Batrawis 4 abschließen, nämlich daß die Bevölkerung Nubiens zunehmend uneinheitlicher wurde. Die A-Gruppe ist die in sich geschlossenste, die X-Gruppe die heterogenste. Gesichert ist auf jeden Fall die Erkenntnis, daß sich das Bevölkerungsbild von den Katarakten bis zum Nilknie mehrfach tiefgreifend wandelte, und wir schließen uns der Formulierung Schweinfurths 5 an: „Vermag doch niemand zu sagen, ob die heutigen Nubier, die sogenannten Barabra, Söhne oder bloß Erben der alten sind, ob ihre direkten Vorfahren jenes ,elende Volk von Kusch' waren, das die Ägypter des mittleren Reiches zur Botmäßigkeit zwangen".

2. Die H y p o t h e s e v o n Z y h l a r z Zu diesem Problem hat sich in den letzten Jahren Zyhlarz mehrmals geäußert und einen Ablauf der sprach- und rassengeschichtlichen Begebenheiten geboten, der durch das scheinbar fugenlose Zueinanderpassen der einzelnen Teile besticht. Seine erste Veröffentlichung im Jahre 1928 ist nicht ohne Kritik aufgenommen worden, desungeachtet hat er erneut bis 1949 seine Hypothese vorgetragen, 1 ARKELL, Haifatexte; WAINWRIGHT, S. 36, setzt die X-Gruppe ron 3 0 0 — 6 0 0 und weist auf den Mangel an Eisenwaren in den Fundplätzen hin. 2 3

BATRAWI, S. 1 4 5 . K I R W A N , 1 9 3 7 a , S . 5 7 u . 1 9 5 3 ; v g l . JUNKER, 1 9 2 5 , S . 8 1 ;

an

— LUKAS, 1 9 5 4 , S. 2 8 / 2 9 ,

schreibt: „Gegen Ende der meroitischen Periode wurden zur militärischen Stärkung des Reiches in immer steigendem Maße Neger als Soldaten aus dem südlichen Sudan geholt und im nördlichen Sudan angesiedelt. 4 5

3*

BATRAWI, S. 1 5 4 . SCHWEINFURTH, 1 9 2 2 , S . 2 9 2 , u . 1 9 2 5 , S. 2 7 6 .

Die

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Nubier

einen behauptete sich diese Gruppe bis zur 12., nach Arkell bis zur 18. Dynastie; nach MacMichael erreichte in der Zeit zwischen diesen Dynastien eine weitere, dritte und wiederum unterscheidbare Welle negrider Zuwanderer das Kataraktenland. In der Meroitischen Periode, etwa von 500 v. bis 550 n. d. Zeitwende, dominierten im nördlichen Nubien die Blemmyer, die Vorfahren der jetzigen Bedja. Rassengeschichtlich von Bedeutung ist schließlich noch die letzte der heidnischen Bevölkerungskategorien, die X-Gruppe, welche Arkell für die Zeit v. 550 bis 550 ansetzt. Gräber dieser X-Gruppe sind zwischen dem 1. Katarakt und Firka gefunden worden; Arkell 1 nimmt jedoch an, daß sie sich erheblich weiter nach Süden ausdehnte. Die bedeutendsten Fundplätze liegen in der Nähe von Abu Simbel. Auf Grund der anthropometrischen Ergebnisse ist Batrawi 2 von einem engen Zusammenhang zwischen der X-Gruppe und den Bewohnern von Meroe überzeugt. „The Meroitic and X-group series have been seen to be closely related and may be considered to represent variants of the same population." Kirwan 3 dehnt dies noch über das rein Rassengeschichtliche aus, wenn er behauptet: „The X-group people were Sudanese in type and culture." Wir können diese Übersicht mit einer wichtigen Bemerkung Batrawis 4 abschließen, nämlich daß die Bevölkerung Nubiens zunehmend uneinheitlicher wurde. Die A-Gruppe ist die in sich geschlossenste, die X-Gruppe die heterogenste. Gesichert ist auf jeden Fall die Erkenntnis, daß sich das Bevölkerungsbild von den Katarakten bis zum Nilknie mehrfach tiefgreifend wandelte, und wir schließen uns der Formulierung Schweinfurths 5 an: „Vermag doch niemand zu sagen, ob die heutigen Nubier, die sogenannten Barabra, Söhne oder bloß Erben der alten sind, ob ihre direkten Vorfahren jenes ,elende Volk von Kusch' waren, das die Ägypter des mittleren Reiches zur Botmäßigkeit zwangen".

2. Die H y p o t h e s e v o n Z y h l a r z Zu diesem Problem hat sich in den letzten Jahren Zyhlarz mehrmals geäußert und einen Ablauf der sprach- und rassengeschichtlichen Begebenheiten geboten, der durch das scheinbar fugenlose Zueinanderpassen der einzelnen Teile besticht. Seine erste Veröffentlichung im Jahre 1928 ist nicht ohne Kritik aufgenommen worden, desungeachtet hat er erneut bis 1949 seine Hypothese vorgetragen, 1 ARKELL, Haifatexte; WAINWRIGHT, S. 36, setzt die X-Gruppe ron 3 0 0 — 6 0 0 und weist auf den Mangel an Eisenwaren in den Fundplätzen hin. 2 3

BATRAWI, S. 1 4 5 . K I R W A N , 1 9 3 7 a , S . 5 7 u . 1 9 5 3 ; v g l . JUNKER, 1 9 2 5 , S . 8 1 ;

an

— LUKAS, 1 9 5 4 , S. 2 8 / 2 9 ,

schreibt: „Gegen Ende der meroitischen Periode wurden zur militärischen Stärkung des Reiches in immer steigendem Maße Neger als Soldaten aus dem südlichen Sudan geholt und im nördlichen Sudan angesiedelt. 4 5

3*

BATRAWI, S. 1 5 4 . SCHWEINFURTH, 1 9 2 2 , S . 2 9 2 , u . 1 9 2 5 , S. 2 7 6 .

36

R O L F HERZOG

ohne die Einwände zu berücksichtigen oder die Quellen zu vermehren. So entsteht der Eindruck, daß Zyhlarz persönlich fest von der Richtigkeit seiner Ansicht überzeugt ist. Da zudem kein anderer Gelehrter ein ebenso ausführliches Bild entworfen hat, glauben wir richtig zu verfahren, wenn wir zunächst zu den Ausführungen von Zyhlarz Stellung nehmen, um danach unsere eigene Meinung darzulegen und nach Kräften zu belegen und zu beweisen. Nach Zyhlarz ist Kordofan der Raum, in dem sich das Volk der Nubier bildete; dort sei es jedoch schon in zahlreiche Stämme und in „zwei sprachlich nicht unbedeutend unterschiedene Hauptgruppen A und B" aufgespalten gewesen. Die Bajudasteppe habe diese Altnubier vom Nil getrennt, und im Nordwesten seien sie nicht über das Wadi el-Melik hinausgelangt. Am Nil, in den jetzt nubischen Landschaften, seien „libysche Völkerschaften" ansässig gewesen. In den letzten Jahrhunderten vor der Zeitwende hätten Teile der Gruppe A (wir nennen sie A 1) in verschiedenen Wellen den bisherigen Lebensraum verlassen und sich am Djebel Midob festgesetzt und am Nilknie zwischen die libysche Bevölkerungsschicht geschoben. Dieser Stand sei Eratosthenes bekannt geworden. — Kurz nach der Zeitwende sei dann der Rest der Gruppe A (A 2) aus Kordofan ausgewandert und habe sich vorwiegend im jetzigen Dongolagebiet angesiedelt, während ein Teil auf dem Darb el-'Arbain bis zur Oase Kharga gewandert sei, die er im 5. Jahrhundert auf jeden Fall erreicht haben soll. Im Niltal traf das Gros der Gruppe A (A 2) auf die zwei bis vier Jahrhunderte früher abgewanderten Stammesgenossen, welche „längst in ihren Wohnsitzen eingewohnt und sich den vorgefundenen Zivilisationsverhältnissen angepaßt hatten, z. T. dürften sie auch völkisch libysiert worden sein. Geschlossen konnten sie sich den Neuankommenden gegenüber nur dort behaupten, wo sie dichter wohnten, d. h. in Sukkot und Dar el Mahas. Im Besitze einer gewissen Zivilisation, blickten sie auf die halbnomadischen ehemaligen Stammesgenossen mit Geringschätzung herab und behaupteten auch in der Folge die geistige Dominanz. Kriegerisch-politisch blieb aber der in Dongola sitzende Hauptstamm Hauptfaktor" Im Stammlande Kordofan blieb nur noch die Gruppe B zurück, die bis in die Gegenwart in den Bergnuba fortleben soll, welche sich in „sagenhafter Tradition" des einstigen ethnischen und sprachlichen Zusammenhanges mit den Nilnubiern erinnern und in ihnen jetzt „sprachlich und völkisch entartete Verwandte" erblicken sollen. Am Ende des 3. Jahrhunderts sei Unternubien, d. h. das jetzige Gebiet der Kenuzi, noch nicht nubisch bevölkert gewesen. Erst eine staatlich angeordnete Umsiedlung des Teiles der A 2-Gruppe, der bis zur Oase Kharga gelangt war, brachte eine nubische Bevölkerung in den Raum südlich Aswan. Da nun auch die neuen Bewohner des Dongolagebietes zur A 2-Gruppe gehörten, erkläre sich damit die noch in der Gegenwart bestehende große Ähnlichkeit zwischen dem Kenziund Dongolawi-Dialekt. Die in Mahas und Sukkot ansässig gewordenen Nubier der A 1-Gruppe hätten ihren besonderen Dialekt bewahrt, den sie kraft ihrer 1

ZYHLARZ,

1928a,

S.

208.

Die Nubier

37

geistigen Ü b e r l e g e n h e i t später als G r u n d l a g e der nubischen Kirchensprache d u r c h zusetzen v e r m o c h t e n . Soweit die Konzeption von Zyhlarz, der korrekterweise a n f ü h r t , daß n i c h t alles Gebotene von i h m s t a m m t . „Die dargelegte Schilderung steht in m a n c h e n P u n k t e n bisherigen A u f f a s s u n g e n entgegen, z. T . b r i n g t sie n e u e Z ü g e in bereits als b e k a n n t Geltendes, so z. B. die A n n a h m e einer zeitlich g e t r e n n t e n Besiedlung des nördlichen Nilgebiets, deren Niederschlag sich in der dialektischen S p a l t u n g bemerkbar macht1." Hillelson b e d a u e r t e 1930 in seiner a u s f ü h r l i c h e n S t e l l u n g n a h m e in den Sudan Notes and Records, daß Zyhlarz das zweibändige S t a n d a r d w e r k MacMichaels „History of t h e Arabs in t h e Sudan", das i m m e r h i n sechs J a h r e vor seiner ersten Veröffentlichung z u m T h e m a erschienen w a r , n i c h t in die B e t r a c h t u n g einbezogen u n d sich n i c h t m i t den darin v o r g e t r a g e n e n Ansichten a u s e i n a n d e r gesetzt hat. M a n m u ß feststellen, daß Zyhlarz auch in späteren A b h a n d l u n g e n n i c h t darauf eingeht. Uns erscheint es n i c h t glücklich, daß Zyhlarz die Bezeichnung A- u n d B - G r u p p e , die schon lange vor i h m von Archäologen u n d Anthropologen g e b r a u c h t w u r d e , m i t völlig a n d e r e r B e d e u t u n g v e r w e n d e t . Solche m u t w i l l i g e U m g e s t a l t u n g i n d e r Terminologie k a n n n u r zu vielfachen V e r w e c h s l u n g e n u n d Mißverständnissen f ü h r e n . U m dies n a c h K r ä f t e n zu v e r m e i d e n , w e r d e n wir in den w e i t e r e n Ausf ü h r u n g e n die Zyhlarzschen Kategorien d u r c h den Zusatz (Zyhl.) k e n n z e i c h n e n ; wo dies n i c h t geschieht, m e i n e n wir G r u p p e n , wie sie h e r k ö m m l i c h v e r s t a n d e n werden. Welche A n s c h a u u n g e n ü b e r n a h m Zyhlarz von älteren G e l e h r t e n ? E i n h u n d e r t J a h r e vor i h m h a t t e R ü p p e l l 2 — nach u n s e r e m Wissen als erster — die V e r m u t u n g ausgesprochen, daß zwischen den N u b i e r n des Niltales u n d den B e r g n u b a Kordofans sprachliche, vielleicht auch rassische V e r w a n d t s c h a f t bestünde. L e p s i u s 3 h a t offenbar seine M e i n u n g i m L a u f e der J a h r e g e ä n d e r t ; 1852 schrieb er: „Ich h a l t e den ganzen Volksstamm (der Nubier) f ü r erst spät aus Südwesten in das Niltal vorg e d r u n g e n " ; — 1880 dagegen: „ D e r älteste K e r n der N i l n u b i e r saß i m m e r nördlich von Dongola u n d reichte ursprünglich bis zur ersten Katarakte." Ebenso ist die A n n a h m e , die Kenuzi seien ü b e r die Oase K h a r g a in i h r e n jetzigen L e b e n s r a u m gelangt, in der wissenschaftlichen L i t e r a t u r n i c h t n e u . D e r Geograph R i t t e r 4 gebrauchte schon 1822 die Ü b e r l i e f e r u n g des Prokopius m i t Vorsicht. Rossi 6 v e r w a n d t e sie dagegen unkritisch u n d u n t e r der fälschlichen Voraussetzung, daß es sich u m einen A u g e n z e u g e n b e r i c h t handele. A u c h L e p s i u s 8 zog sie als „wahrscheinliche" E r k l ä r u n g f ü r den Z u s a m m e n h a n g der Dialekte i m Norden u n d S ü d e n des nilnubischen Sprachbereichs h e r a n . 1

ZYHLARZ, 1 9 2 8 a , S. 2 1 1 .

2

RÜPPELL, S. 3 3 u. 9 8 .

3

LEPSIUS, 1 8 5 2 , S. 2 5 1 , und 1 8 8 0 , S. CXVIII.

4

RITTER, S . 5 6 3 .

5

Rossi, S. 117.

« LEPSIUS, 1880, S. CXIX.

38

R O L F HERZOG

3. K r i t i s c h e S t e l l u n g n a h m e Unsere Kritik setzt bei der ersten Phase der von Zyhlarz behaupteten Wanderbewegung, besonders bei der als Ausgangspunkt herausgehobenen Zusammengehörigkeit der Nilnubier mit den Bergnuba im zentralen Kordofan, ein. Zyhlarz' Belege für Kordofan als Urheimat ist zusammengesetzt aus: a) der angeblich nicht nur sprachlichen, sondern auch rassischen Verwandtschaft der Bergnuba, d. h. der jetzt lebenden Nachkommen der Gruppe B (Zyhl.) mit den Nilnubiern; b) einer mündlichen Überlieferung; c) angeblichen Relikten einer „Sprache der Vorfahren"; d) dem gemeinsamen Namen „Nuba". Gegen die Einbeziehung der Bergnuba in den Begriff ,Nubier' wenden wir uns entschieden. Die Bergnuba, die wir selbst gesehen haben, sind in ihrer äußeren Erscheinung, d. h. in den meisten anthropologischen Merkmalen, von den Nilnubiern verschieden. Gestützt auf Schädelmessungen und andere Angaben, gibt Struck 1 eine anthropologische Charakteristik der nubisch sprechenden Bergnuba, die in auffallenden Merkmalen, wie zum Beispiel „breiter Nase mit tiefer und breiter Wurzel, sehr dicken Lippen, wenig breiter Mundspalte, mehr nasaler als alveolarer Prognathie", weit vom Durchschnitt der Nilnubier abweicht. MacMichael 2 faßte seinen Eindruck dahingehend zusammen: „. . . BarabraDanagla . . . are almost the complete antithesis of the southern Nuba both physically sind culturally." Schon das sprachliche Argument, von dem Zyhlarz ausgeht, bedarf der Einschränkung. Die Bewohner der vielen, ein ideales Rückzugs gebiet darstellenden Berge im zentralen Kordofan sprechen sehr verschiedene Idiome, die teils reinen Sudansprachen, teils reinen Bantusprachen, teils aber auch dem Nubischen, hier als hamitisch beeinflußte Sudansprache verstanden, zuzurechnen sind. Nur einige der nördlichen Berge gehören zur letzten Gruppe 3 . Diese einen dem Nilnubischen ähnlichen Dialekt sprechenden Bergbewohner wurden, da sie von el-Obeid aus leicht zu erreichen waren, ungerechtfertigt verallgemeinernd zum Grundtyp der Bergnuba erhoben. Seit Rüppells erster Veröffentlichung hat sich eine stattliche Reihe von Wissenschaftlern mit der Frage des Zusammenhanges zwischen Bergnuba und Nilnubiern beschäftigt, eine Frage, die sich zum Problem auswuchs, denn letzten Endes stand zur Debatte, ob anthropologische Erkenntnisse durch linguistische Befunde aus den Angeln zu heben sind. 1

STRUCK, 1 9 2 0 , S. 1 6 8 , v g l . TUCKER, 1 9 1 0 , S. 1 4 5 ; LEBEUF, S. 4 5 6 .

2

MACMICHAEL, 1 9 2 2 , Bd. I, S. 1 4 / 1 5 , ebenso TREMAUX, S. 3 9 9 .

3

MEINHOF, 1 9 1 5 , u . F o r t s . ; H A W K E S W O R T H , S . 1 6 0 ; M A C D I A R M I D , 1 9 5 1 ,

W I L S , S . 2 9 2 f f ; N A D E L , S . 2 ; STEVENSON, 1 9 5 1 u .

1956.

S. 1 6 0 / 6 1 ;

Die Nubier

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Prichard 1 hatte, obwohl er die Abstammung der Nilnubier von den Bergnuba gesichert glaubte, schon die Schwierigkeit gefühlt, denn er gestand zu, daß letztere Neger, erstere jedoch keine sind. Vorsichtig suchte Morton 2 wenige Jahre später nach Erklärung dieser Tatsache, die er darin zu finden hoffte, daß er den Nilnubiern kräftige Beimischung von Bergnuba, die ins Niltal eingewandert seien, zusprach. Da Lepsius 1844 in einem Brief an Ehrenberg berichtet hatte, daß die Herkunft aus Dongola sich bei den Bewohnern der nubischen Sprachinseln „noch jetzt in traditioneller Erinnerung" erhält, konnten Nott und Gliddon 3 die Eingeborenen Kordofans in drei Gruppen aufgliedern, wovon, nach eben diesen Kolonisten aus Dongola und den arabischen Einwanderern, die dritte bezeichnet wird als „original natives of the country, who cfdl themselves Nouba, whereas, in race, they are genuine Negroes"; in den Nilnubiern sahen sie dagegen „a group of peculiar races, differing from Arabs, Negroes, or Egyptians." In den 60er Jahren hatten Reisende wie Cuny und Lejean 4 erneut erfahren, daß zahlreiche Bewohner Kordofans behaupten, ihre Vorfahren seien aus Nubien eingewandert. In unserem Jahrhundert ist die Diskussion um die Bergnuba und die nubischen Sprachinseln erneut aufgeflammt; sie erreichte Höhepunkte in den Sudan Notes and Records, wo sich zahlreiche Kenner des Gebietes zu Wort meldeten. Crowfoot5 hat die Möglichkeit, daß die nördlichen Bergnuba irgendwann eine andere, ihnen ursprünglich fremde Sprache übernahmen, ernsthaft erwogen. Seligman 6 war dessen schon 1913 sicher. Diese der Zyhlarzschen Hypothese völlig entgegengesetzte Ansicht, daß die nubische Sprache vom Nil her mit Auswanderern nach Kordofan und den anderen Sprachinseln gelangt ist, haben Vivien St. Martin, MacMichael, Henderson, Krämer, Lampen, Arkell und Lebeuf 7 vertreten. Wir schließen uns ihnen an und stellen im folgenden einige Belege zusammen: In den nubischen Dialekten der nördlichen Bergnuba sind Worte enthalten, die altägyptischen oder koptischen Ursprungs sind und sich auch als Lehnworte im Nilnubischen finden 8 . Daß sie dort vorkommen, nimmt bei der jahrtausendelangen nachbarlichen Berührung, zeitweisen Besetzung und bedeutenden Vermischung nicht wunder; nach Kordofan hingegen, das nie zum Einflußbereich des alten Ägyptens gehörte, können sie auf keinem anderen Wege als durch ausgewanderte Nubier gelangt sein. Weiter sei angeführt, daß im Kordofan-Nubischen in den Bezeichnungen der Wochentage griechisch-christlicher Einfluß er1

PRICHARD, Bd. II, S. 172—183.

MORTON, S. 5 8 f f . 3 LEPSIUS, 1 8 4 4 , S. 3 8 4 ; NOTT a n d GLIDDON, S. 1 9 7 u. 1 9 9 . 4 CUNY, 1 8 6 2 , Bd. I I I , S. 3 0 2 , u. Bd. I V , S. 7 5 ; LEJEAN, 1 8 6 3 , S . 2 6 . 6 CROWFOOT, 1 9 0 5 , S. 3 1 9 . E SELIGMAN, 1 9 1 3 , S . 6 1 1 u. 6 2 0 , u n d 1 9 3 0 , S . 8 6 . 7 VIVIEN St. MARTIN, S. 9 1 ; MACMICHAEL, 1 9 1 8 , S. 3 5 u. 4 1 ; LAMPEN, 1 9 2 8 , S. 1 8 1 ; HENDERSON, 1 9 3 1 , S. 2 2 4 ; KRÄMER, S. 5 5 ; ARKELL, 1 9 4 6 , S. 3 9 ; L E B E U F , S. 4 4 5 u n d 4 4 8 . 8 HARTMANN, 1 8 6 5 , S. 2 1 0 ; HOMMEL, 1 9 2 6 , S. 7 2 / 7 3 ; ABEL, 1 9 3 4 ; ZYHLARZ, 1935, S. 1 7 9 . 2

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kennbar ist 1 . Dieser kann nur in der Zeit des christlichen Nubiens oder kurz danach in die Berge Kordofans gelangt sein, denn neuerer Missionseinfluß scheidet aus, da die ersten Aufzeichnungen vor über 130 Jahren von Rüppell gemacht wurden, lange bevor Missionsgesellschaften ihre Wirksamkeit im Sudan entfalteten. Diese gewichtigen sprachlichen Gegenargumente gegen seine Hypothese waren Zyhlarz bekannt; nach dem von ihm entworfenen Geschichtsbild dürften ja altägyptische Lehnworte schon im Nilnubischen nicht zu erwarten sein. Er kommentiert diesen Tatbestand wohl zu sehr vereinfachend mit: „. . . bleibt die Frage nach der Herkunft dieser Worte im Nubischen offen. Damit aber klafft an dieser Stelle eine merkliche sprachgeschichtliche Lücke" 2. In der materiellen Kultur der Bergnuba findet sich nur weniges, was zugleich auch nilnubisch ist, ohne fast im ganzen Sudan verbreitet zu sein. Weiter führen wir an, daß der Haustyp der Nuba völlig verschieden von den beiden nubischen ist. Mag man nun entgegenhalten, daß Hausformen durch Vorhandensein oder Fehlen bestimmter Baumaterialien beeinflußt werden, was nach unserer Ansicht noch immer nicht das Fehlen der bergnubischen Rundbauweise im Nilgebiet erklärt, da das dortige Material dies ebenso zuließe, so ist unser nächster Einwand wohl schwerer abzuweisen, weil er dem Gesellschaftsleben entnommen ist, das durch geographische Veränderungen bei Wanderungen nicht wechselt. Die verschiedenen Gruppen der Bergnuba teilen sich in patrilineare und matrilineare Klanorganisationen 3 ; dabei zeigt sich, daß diejenigen der nördlichen Bergnuba, welche nubisch sprechen, patrilinear sind. Nun steht aber außer jedem Zweifel, daß die Nubier im Nilgebiet vor dem Einbruch des Islam mutterrechtlich waren. Wenn die nubisch sprechenden Bergnuba wirkliche Verwandte der Nilnubier wären, müßte man bei ihnen das gleiche erwarten. Da dies nicht der Fall ist, darf man schließen, daß sie die mutterrechtliche Erbfolge nie gehabt haben, denn daß sie das Vaterrecht von den zugewanderten arabischen Stämmen, von denen sie nie als gleichberechtigt anerkannt wurden, die sie im Gegenteil als Sklaven jagten, in enger Berührung übernommen hätten, ist unwahrscheinlich. Das zweite Argument von Zyhlarz ist eine „sagenhafte Tradition" der Bergnuba, die sich in der Erzählung um einen Schweinskopf niedergeschlagen haben soll. Wegen eines Streites um diesen zwischen Vettern sei vor langer Zeit ein Teil der Nuba aus Kordofan nordwärts ausgewandert. Der Überlieferer dieser Schweinskopfgeschichte war ein Bergnuba, der schon in jungen Jahren nach Kairo gekommen und in einem christlichen Missionshause erzogen war. Er hatte die Erzählung nicht selbst aus seiner Heimat mitgebracht, sondern „von einem alten Nubaner gehört, der früher in Kairo wohnte und als Erzähler berühmt war" 4 . Die Szene, in der am Ende des Streites einer der Vettern über einen Kanal springt, widerspricht einer Lokalisierung in Kordofan, denn 1 2 3 4

RÜPPELL, S. 3 7 5 ; MEINHOF, Z t s c h r . f . K o l . - S p r . B d . I X , S . 9 0 ; ZYHLARZ, 1 9 2 8 a , S . 2 0 7 . ZYHLARZ, 1 9 3 5 , S . 1 6 5 / 6 6 . NADEL, S . 1 1 . JUNKER, 1 9 1 3 , S . 4 9 u . 5 3 ; a u c h d e r G e w ä h r s m a n n v o n HESS, S . 6 3 F F . , w a r e i n i n K a i r o

lebender Bergnuba.

Die Nubier

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dort gibt es weder Flüsse noch Kanäle. Die ausführlichste Fassung dieser Erzählung hat Czermak 1 von dem gleichen Bergnuba in Kairo a u f g e n o m m e n . Darin erscheinen während des Streites religiöse Sendboten, die Czermak als islamische Glaubensstreiter erläutert, deren Bekehrungsversuch bei den Bergnuba erfolglos blieb, weshalb sie ihnen das Schimpfwort Nuba anhingen. W i r heben hervor, daß erstens die Quelle fragwürdig ist, zweitens die Landschaftsangabe nicht auf Kordofan weist u n d drittens die Zeitangabe das 7. Jahrh u n d e r t deutlich erkennen läßt. Schließlich ist zu bedenken, daß Zyhlarz bei seiner Interpretation der Schweinskopfgeschichte unterstellt, daß in einer schriftlosen, sehr primitiven Gemeinschaft die E r i n n e r u n g an Ereignisse, die — falls sein Zeitansatz richtig wäre — r u n d 2000 Jahre zurücklägen, von Generation zu Generation so getreulich weitergegeben worden sei, daß m a n heute darauf wissenschaftliche Theorien bauen darf. MacDiarmid 2 gibt genau das Gegenteil an: „The Nuba of this region seem to have no knowledge of their origin, and their history seems to go no f u r t h e r back t h a n their grandfathers." Auch Svoboda 3 stellt fest, daß das geschichtliche Bewußtsein solcher einfacher Menschen höchstens einige J a h r h u n d e r t e u m f a ß t . Aus eigenem Gespräch mit Sudanern gewannen wir den gleichen Eindruck bei M ä n n e r n , die keine höhere Schulbildung genossen hatten. Neuere Erkenntnisse oder allgemeines islamisches beziehungsweise christliches - Bildungsgut klingen nicht selten in solchen Erzählungen an. Czermak erklärt damit ja das Auftreten der Sendboten, welche die Nuba wegen der W e i g e r u n g , den Islam anzunehmen, beschimpfen, u n d Sagar 4 gibt an, daß in H e r k u n f t s legenden der Nuba auch die christliche Mythe von Adam wiederkehre. I n T e x t e n , welche Kauczor 5 in Dilling a u f n a h m , erscheint die Vertreibung aus dem Paradiese, eingeblendet in die Erzählung von der Suche nach geeigneten Rückzugsgebieten. Es wiegt auch die Tatsache, daß viele Bergnuba vorgeben, aus dem Niltale zu stammen. Gewiß wird diese Behauptung, soweit sie sich auf die Gesamtheit der kordofan-nubisch sprechenden Bewohner der Berge bezieht, abzulehnen sein, denn zu eindeutig sind die Negermerkmale, die sie nicht vom mittleren Nil mitgebracht haben können (vgl. S. 54); doch läßt sie den Schluß auf eine einstige Über Schichtung durch Nilnubier, die, nachdem sie ihre Sprache durchgesetzt hatten, vernegerten, zu, wie u. a. ein von Hill® gegebenes Beispiel lehrt. Sagar 7 berichtet: „The G h u l f a n Nuba actually have a legend t h a t they once lived in Dongola." Die halbarabisierten Bewohner der U m g e b u n g des Djebel Dair (nicht des Berges selbst) geben ebenfalls an, daß ihre Vorfahren vom Nil eingewandert seien 8 . '

CZERMAK, 1 9 1 9 , S. 1 2 2 .

2

MACDIARMID, 1 9 2 7 , S. 2 2 8 .

3

SVOBODA, S. 2 2 9 .

* SAGAR, S. 1 4 2 / 4 3 . 6

KAUCZOR, 1 9 2 6 , S. 2 4 1 .

« HILL, 1 9 5 1 , S. 2 5 9 .

' SAGAR, S. 1 3 8 ; ä h n l i c h NlCHOLLS, 1913, S. 5, von d e n N u b a des D j e b e l A b u D j e n u d . 8

BOLTON, 1 9 3 6 , S. 9 5 / 9 6 .

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Es existieren noch weitere solcher Kolonien ausgewanderter Nilnubier im nördlichen Kordofan und Darfur (vgl. S. 59), deren Bewohner, obzwar zumeist mehr oder minder mit Alteingesessenen oder Sklaven vermischt, sich zu einer Herkunft aus dem nubischen Niltal bekennen; ein Umstand, der in einem Gebiet hervorgehoben zu werden verdient, in dem viele Stämme, entgegen dem anthropologischen Befund, einen mehr als fraglichen Ursprung in Arabien vorgeben, um damit genealogisch in die Nähe des Propheten zu gelangen. So geben die Bewohner des Djebel Midob und des Djebel Haraza wie die Birked an, Nachkommen nubischer Auswanderer zu sein 1 . MacMichael faßt das Ergebnis seiner Nachforschung zusammen: „The facts appear to be that for centuries after the time of the Arab conquest of Dongola, if not earlier, there was a more or less continuous flow of slightly arabicized Barabra emigration from Nubia to the fertile country . . . which lies to the south of the latitude of El Obeid." Als drittes führt Zyhlarz an, daß ungedruckte Aufzeichnungen Kauczors, von dem übrigens mehrere Beiträge erschienen sind, Bruchstücke von traditionellen Formeln und Gesängen der Bergnuba enthielten, die als Sprache der Vorfahren bezeichnet und jetzt nicht mehr allgemein verstanden würden. Er hält es für möglich, daß dies Reste eines Urnubischen sind. Unserer Meinung dürfte es sich dabei wahrscheinlich um Relikte der Sprache, der sich die Bergnuba bedienten, bevor sie vor einigen Jahrhunderten ihr eigenes Idiom zugunsten des Nubischen aufgaben, handeln, oder es sind Proben einer Geheimsprache eines begrenzten Personenkreises (Zauberer, Regenmacher usw.), wie sie in nächster Nachbarschaft am Weißen Nil vorkommen 2 . Es bleibt noch die gemeinsame Bezeichnung Nuba für die Bewohner des Nilgebiets wie der Berge Kordofans. Nach Zyhlarz ist das Wort kuschitisch und bedeutet Bewässerer, es charakterisiere die wesentliche Beschäftigung. Die Bezeichnung wäre bewußt auf beide Gruppen angewandt worden, da ob „am Nil lebend oder im Binnenland, es immer die Schöpfarbeit zur Bodenbewässerung ist, welche den Lebensstandard und Unterhalt dieses Volkes schafft" 3 . Zugegeben, daß der Name Bewässerer für die Nilnubier treffend gewählt wäre, für die Bergnuba aber ist er irreführend. Deren Wirtschaftsform ist von der der Nilnubier eindeutig verschieden; es ist negerischer Hackbau in einem Gebiet mit Sommerregen (die Nuba-Berge erhalten den reichsten Niederschlag von ganz Kordofan). Rüppell 4 beschreibt ihren Anbau in alter Zeit, vor jedem modernen Einfluß; kein Wort wird von Bewässerung gesprochen, im Gegenteil festgestellt, daß „die Bebauung wenig Mühe erfordert". Auch Bell 5 erwähnt aus neuer Zeit keine Bewässerung. Wie wollte man auch auf Bergen, die sich aus einem Land ohne Flüsse erheben, in der regenlosen Jahreszeit bewässern ? Außer dieser ethnographischen Diskrepanz muß auch noch hervorgehoben werden, daß sich weder 1

MACMICHAEL, 1912a, 1918, S. 35ff u. 1927; LAMPEN, 1928.

2

V g l . W E S T E R M A N N , 1 9 3 9 , S . 6.

3

ZYHLARZ, 1 9 3 5 , S. 1 7 6 , u. 1 9 4 9 , S . 2. RÜPPELL, S. 157.

4 5

B E L L , 1 9 3 8 ; vgl. FALKNER, S. 58 u n d K a r t e 1.

Die Nubier

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die Nilnubier noch die Bergnuba als ,Nuba' selbst bezeichnen (vgl. S. 6). Jeder Stamm der Bergnuba hat nach Kauczor 1 seinen Eigennamen, ein Sammelbegriff für ihre Gesamtheit fehlt ihnen. Stevenson 2 wendet deshalb mit Recht ein, daß „the term ,Nuba' used by Europeans and Arabs . . . is strictly speaking erroneous". Wird somit die Zyhlarzsche Etymologie von der Sache her zweifelhaft, so darf auch nicht unerwähnt bleiben, daß schon seit langem die Ableitung des Wortes Nubien von nob ( = altägyptisch Gold) vorgetragen worden ist 3 . Da in Nubien tatsächlich seit dem Altertume Gold geschürft wird (vgl. S. 69), wäre die Bezeichnung ,Goldland' leicht verständlich. Für die Nuba Kordofans bietet Arkell 4 eine andere Etymologie an: „The name of the Nuba apparently comes, like so many other tribal names of the Sudan (Berti, Berta, Burgu etc.), from a word in their own language which means ,slaves' . . ." Als Kollektivbezeichnung, die heterogene Gruppen umfaßt, gebraucht Mohammed el-Tunsy 5 das Wort ,Nuba', worunter er auch Stämme im Süden von Sennar und in Dar Fertit versteht. Selbst in Wadai ist dieser Sammelname üblich, der sich dort nur negativ abgrenzen läßt, nämlich daß die Nuba weder Araber noch Fetischisten, also wohl nichtarabische Moslime, seien 6 . Behandeln wir nun die nächste Phase im Verlauf der nubischen Rassengeschichte, die Abwanderung der Gruppe A 1 (Zyhl.) teils nach Djebel Midob, teils nach dem Niltal, ein Vorgang, der etwa um 250 v. Chr. abgeschlossen gewesen sein soll, denn um diese Zeit schrieb Eratosthenes 7 . Es fehlen auch hier alle historischen Belege, und im Falle der Midob besagt die mündliche Überlieferung sogar das Gegenteil, doch Zyhlarz glaubt dies übersehen zu dürfen, weil „das Midobi in vielen Punkten archaisch wirkt" 8 . MacMichael zeichnete zugleich mit den ersten Sprachproben auf, daß die Midob sich von den Mahas herleiten. Die Diskrepanz zwischen dem eigenen Schema und der von MacMichael aufgezeichneten Überlieferung sucht Zyhlarz durch eine weitere Hypothese zu überbrücken. Dongola habe früher nicht nur das Niltal, sondern auch das Hinterland mit dem Verkehrswegen beherrscht; deshalb hätten sich die Midob als Bestandteil Dongolas gefühlt. Wir vermögen hier nur schwer zu folgen! Die Midob wären nach Zyhlarz gleichzeitig mit der anderen Kolonne der Gruppe A 1 (Zyhl.) aus Kordofan abgewandert; während die letzteren dem Niltal zustrebten, wandten sich die Midob gleich ihrem neuen Lebensraume zu, ohne das Dongolagebiet oder Mahas kennengelernt zu haben. Die ins Niltal eingebrochene Gruppe sei stark libysiert worden; das Gros der Gruppe A 2 (Zyhl.) traf erst zweihundert bis vierhundert KAUCZOR, 1 9 2 6 , S . 2 4 4 , u. 1 9 3 0 , S . 6 7 . STEVENSON, 1 9 5 6 , S . 7 7 / 7 8 . 3 Z.B. v o n HARTMANN, 1 8 6 3 , S. 2 0 2 ; VIVIEN S t . MARTIN, S . 9 2 ; LAUTH, S . 3 6 0 ; HOMMEL, 1 9 2 6 , S . 5 7 3 ; MONNERET DE VILLARD, 1 9 3 8 , S . 4 0 ; WESTERMANN, 1 9 5 2 , S. 2 7 6 . 4 ARKELL, 1 9 5 5 , S . 1 7 7 . 6 MOHAMMED EBN-OMAR EL-TOUNSY, 1 8 4 5 , S . 4 7 8 . 6 CARBOU, 1 9 1 3 , S . 2 4 4 / 2 5 . 1

2

7

Voller Text dieser Quelle bei YOUSSOUF KAMAL, Bd. I, S. 45/46.

8

ZYHLARZ, 1 9 2 8 a, S . 2 0 1 .

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Jahre später in Dongola ein. Trotz des erheblichen zeitlichen Abstandes und der großen Entfernung sollen die Midob aber zu den letzteren in so starke Beziehung getreten sein, daß sie sich als politischer Bestandteil dieses Reiches fühlten und eine Herkunftslegende erfanden, die ihre Heimat in eine Landschaft verlegt, die sie — wenn das Zyhlarzsche Ablaufschema stimmt — nie betreten haben. Von der Historie her ist einzuwenden, daß jeder Beleg für ein wesentliches Ausgreifen des nubischen Staates über das Niltal hinaus in die von Nomaden bewohnten angrenzenden Wüstenstriche fehlt. Die Untersuchungen von Robinson, Lampen, Balfour-Paul und Arkell 1 zur Geschichte Darfurs geben nicht den geringsten Anhalt für die Annahme, daß Dongola die Midob-Hügel beherrscht habe, die immerhin rund 560 km west-südwestlich von Debba liegen. Arkell stellt im Gegenteil fest: „The Christian kingdom of Dongola seems never to have been strong enough to be effective outside the Nile valley." Sudanische Großreiche haben in wenig späterer Zeit sogar bis an den Nil gereicht. Wenn es auch recht schwierig ist, den Zeitpunkt der Besetzung des Djebel Midob durch Nubier zu schätzen, so glauben wir doch als gesichert annehmen zu dürfen, daß dies vor dem Ende des christlichen Nubiens oder in den ersten Jahrzehnten der uneingeschränkten Herrschaft des Islams geschehen ist, denn die Midob sind mutterrechtlich geblieben, wie es die Nubier bis zu dieser Zeit auch waren. Gründe für die Auswanderung aus dem Niltal mögen politische Unzufriedenheit, Entweichen vor dem Steuerdruck, Übervölkerung oder Hungersnot gewesen sein. Im weiteren Verlauf der Abwanderung aus Kordofan folgt die Gruppe A 2 (Zyhl.), die sich wiederum in zwei Kolonnen formiert. Für die zahlenmäßig wohl stärkere, die sich den kürzeren Weg nach Dongola ausgesucht hatte, ist die Frage zu stellen, ob sie wirklich auf eine vorwiegend libysche Bevölkerung oder eine libysierte ältere nubische Einwanderschicht traf. Die dargestellten Ansichten der Anthropologen (S. 34) stützen diese Annahme kaum, denn schon seit der C-Gruppe lebt im Kataraktenland eine Mischbevölkerung, in die gerade in den hier in Betracht kommenden Jahrhunderten immer neue Ströme negerischen oder nilotischen Blutes eingeströmt waren oder noch einströmten. Eine Libysierung wäre aber nur denkbar, wenn Libyer im Bereiche südlich des 2. Kataraktes zahlenmäßig so überlegen und kulturell, rassisch und sprachlich noch einigermaßen rein erhalten gewesen wären. Dies anzunehmen, gestattet weder der anthropologische noch der sprachwissenschaftliche Befund, denn die wenigen angeblich libyschen Lehnwörter vermögen kaum zu überzeugen. Weiterhin ist es schwer zu erklären, weshalb die Gruppe A 1 (Zyhl.), welche bei ihrem Einbruch ins Niltal ja kräftig genug gewesen sein muß, um sich zwischen die Alteingesessenen zu drängen, gerade das steinige, unfruchtbare und wirtschaftlich wenig ergiebige Gebiet von Mahas und Sukkot zum Bereiche ihrer „dichteren Ansiedlung" gemacht haben soll. Das Dongolagebiet wäre ungleich verlockender gewesen. 1 ROBINSON, 1 9 2 8 , S . 2 7 7 ; L A M P E N , 1 9 5 0 ; A R K E L L , 1 9 5 1 u n d 1 9 5 5 , S . 1 9 4 ; B A L F O U R PAUL, 1 9 5 5 .

Die

Nubier

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Von besonderer Bedeutung im Rahmen der Zyhlarzschen Erklärung der Dialektspaltung der gegenwärtigen Nubier ist die Kolonne der Gruppe A 2 (Zyhl.), die sich über die bekannte Wüstenhandelsstraße Darb el-'Arbain bis zur Oase Kharga bewegt haben soll. Zyhlarz führt auch Ammianus Marcellinus als Beleg an, doch ist von dessen historischem Werk gerade die Behandlung des hier entscheidenden Zeitabschnittes verlorengegangen; was uns dieser römische Autor des 5. Jahrhunderts an anderer Stelle 1 über die Nachbarn Ägyptens mitteilt, ist ein völliges Durcheinander. Die einzige Quelle, die Nobatae um Kharga erwähnt, ohne dabei anzudeuten, wann und wie sie dorthin gelangt sind, ist der byzantinische Geschichtsschreiber Prokopius, der in der Mitte des 6. Jahrhunderts lebte. Er war in Palästina geboren und unter Justinian in verschiedenen Staatsämtern tätig. Aus dem über sein Leben Bekannten geht nicht hervor, daß er längere Zeit in Ägypten gelebt hat 2 . Nach Prokopius soll der römische Kaiser Diokletian (gestorben 313) die Umsiedlung von Nobatae, die um Kharga lebten, in den Dodekaschoinos, d. h. in das Gebiet unmittelbar südlich von Aswan angeordnet haben, vermutlich um dort eine Pufferzone zwischen seiner Südgrenze, die kurz zuvor bis zum 1. Katarakt zurückgenommen worden war, und die unruhigen Blemmyer zu legen. Auf diese Weise sei, so folgert Zyhlarz, eine Bevölkerung von gleicher Sprache wie die Danagla in den nördlichsten Teil Nubiens gelangt. Wegen der Wichtigkeit dieser Mitteilung gestatten wir uns hier ein langes Zitat aus Prokopius in der Übersetzung von Kanngiesser 3 : „Von der Stadt Auxomis bis zu der Grenze des römischen Gebiets in Ägypten, wo die Stadt Elephantine liegt, ist der Weg dreißig Tage für einen rüstigen Mann. Hier sitzen viele andere Völkerschaften und auch die Blemyes und Nobatae, welche an Menschenzahl sehr stark sind. Die Blemyes bewohnen die mittleren Landschaften dieser Gegend; die Nobatae aber besitzen die Ländereien um den Nilfluß. Ehemals hatte die römische Herrschaft hier nicht dieselben äußersten Grenzen, sondern erstreckte sich noch an sieben Tagereisen darüber hinaus. Als aber der römische Kaiser Diocletian bei seiner Anwesenheit daselbst erkannte, daß der Ertrag jener Gegenden höchst unbedeutend sei, weil das Land dort sehr schmal ist, denn nicht weit vom Nil erheben sich sehr hohe Felsen, welche die übrige Landschaft einnehmen; daß*ber eine große Anzahl Soldaten dort seit alten Zeiten gestanden habe, deren Unterhalt der Staatskasse zu einer übermäßigen Last geworden sei, zugleich auch, daß die in der Gegend der Stadt Oasis früherhin wohnenden Nobatae beständig alle jene Gegenden ausplünderten und verheerten: So beredete er diese Fremdlinge, aus ihren eigenen Wohnsitzen fortzuziehen und sich an dem Nilflusse niederzulassen, indem er versprach, große Städte und bei weitem besseres Land, als sie früher 1 2

AMMIANUS, B d . I , S . 4 6 6 . V g l . DAHN, S . 1 2 FF.

3 KANNGIESSER, Bd. I, S. 155/36; zur Geschichte der ägyptischen Südgrenze in dieser Epoche vgl. MOMMSEN, Bd. 5, S. 594ff., und LESQUIER. — Soldquittungen römischer Legionäre im Dodekaschoinos sind von WILCKEN, Bd. I, S. 7 0 5 — 7 0 7 , behandelt. In der genauen Datierung der Räumung schwanken die Autoren zwischen 287 (EDMONSTONE,

S . 1 4 1 ) u n d 2 9 6 (ROBINSON, 1 9 2 8 , S . 5 6 ) .

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bewohnt hatten, ihnen zu schenken. Er glaubte, daß sie auf diese Weise nicht länger die Ortschaften u m Oasis beunruhigen, u n d w e n n sie des ihnen geschenkten Landes, als ihres Eigentums, sich bemächtigt hätten, sie die Blemyes u n d die übrigen wilden Völkerschaften wahrscheinlicherweise zurück drängen w ü r d e n . D a sich die Nobatae diesen Vorschlag gefallen ließen, verlegten sie sogleich dahin ihren Aufenthalt, wohin ihnen Diocletian Anweisung gegeben hatte, u n d n a h m e n die römischen Städte u n d das ganze L a n d auf beiden Seiten des Flusses, von der Stadt Elephantine an, in Besitz. Dieser Kaiser setzte auch damals fest, ihnen u n d den Blemyes jährlich eine bestimmte Geldsumme u n t e r der Bedingung zu zahlen, daß sie nicht weiter das L a n d der Römer berauben wollten. Sie erhalten dasselbe bis zu meiner Zeit; streifen jedoch nicht minder in den dortigen Ortschaften." T r ä f e die Überlieferung des Prokopius in allen P u n k t e n zu, ist k a u m staatsmännische Weisheit in dieser M a ß n a h m e zu erblicken. Einmal werden, u m Ausgaben zu sparen, Militärstationen, welche bis zu ihrer Auflösung offensichtlich nicht in der Lage waren, die u n r u h i g e n Blemmyer von Raubzügen auf Oberägypten abzuhalten, aus einem u n f r u c h t b a r e n Grenzgebiet zurückgenommen. N u n aber wird ein weiterer, wegen P l ü n d e r u n g e n der Oasen berüchtigter Nomadenstamm durch Versprechungen an Stelle der Soldaten ins Niltal verpflanzt. Statt des einen u n r u h i g e n Nachbarn hatte m a n jetzt deren zwei, an die a u ß e r d e m noch Gelder auf G r u n d eines Stillhalte-Abkommens gezahlt wurden, wodurch die Einsparungen i m Militär-Etat wieder ausgegeben wurden. Prokopius, der r u n d 260 Jahre nach den Veränderungen i m Dodekaschoinos schrieb, k a n n n u r entweder auf mündlichen Überlieferungen oder auf älteren Schriftstellern, deren W e r k e uns verlorengegangen sind, g e f u ß t haben. Sofern es sich u m römische Berichte gehandelt haben sollte, müssen wir bemerken, daß anthropologische Sicherheit in solchen Aufzeichnungen selten zu finden ist; oft sind die Bezeichnungen so vage, daß m a n sie beliebig auffassen u n d interpretieren kann, was v. Eickstedt 1 zu der kurzen, aber treffenden Feststellung veranlaßte: „Anthropologie war nicht die starke Seite der Römer." Gegen die Zuverlässigkeit der Quelle sind seit langem Bedenken geäußert worden. Woolley 2 wies auf die falsche Nachricht des Prokopius hin, daß die äthiopische Kultur metallos sei. Zur Umsiedlung von Kharga bemerkte Hall 3 , Kustos der ägyptischen u n d assyrischen Abteilung a m Britischen M u s e u m u n d Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts: „Procopius simply made an absurd mis-statement. All Diocletian did was to create a Nubian buffer State between Egypt sind t h e Blemmyes." Budges 4 Erklärungsversuch, wonach die von Diokletian G e r u f e n e n Angehörige eines großen Stammes, der — den alten Ägyptern als Mentiu bekannt — sich einst von D a r f u r u n d Kordofan bis zu den Oasen erstreckt habe u n d der gegenwärtig von den Baggara repräsentiert würde, seien, birgt einen Widerspruch in sich,, 1

EICKSTEDT, 1 9 4 3 , S. 1 9 8

2

W O O L L E Y , B d . I I I , S. 9 1 . HALL, S . 7 6 . BUDGE, 1 9 2 8 , B d . I, S. 1 0 2 .

s 4

Die Nubier

47

denn die Baggara sind in ihrer Grundlage arabische Einwanderer. Sie können also nicht den alten Nilbewohnern bekannt gewesen sein. Kirwan 1 , dem Arkell zustimmt, hat die Nachricht des Prokopius erneut angezweifelt: „Procopius is here the sole authority andone both distant and far from contemporary . . . No mention of the Nobatae occurs in any known inscription or texts of the 3 rd Century." Selbst wenn versucht worden sein sollte, einen Bevölkerungsteil von Kharga nach Unternubien umzusiedeln, so seien das — nach Kirwan — nicht Nubier, sondern eher Mazig-Stämme gewesen. Zur Quellenfrage gibt Monneret de Villard 2 Kirwan recht, daß der Name Nobades (oder Nobatae) in zeitgenössischen Aufzeichnungen nicht zu finden ist. Er erscheint erstmals auf dem Papyrus des Theodosios II. (425 —450) und bei Priscus. Schon 1865 hatte Vivien St. Martin 3 erkannt, daß die Unsicherheit bei der Interpretation des Prokopius im Grunde zurückzuführen ist auf die Frage, ob es zulässig ist, die Bezeichnungen Nobatae oder Nobades einerseits und Nubae oder Nubei andererseits für identisch zu erklären. Er lehnte dies ab: „Les deux mentions sont successives, complètement distinctes, et, jusqu'à présent, nous ne voyons pas quelle raison, soit géographique, soit historique ou ethnographique, a pu rapprocher et confondre ces deux grandes appellations." Beechey 4 hatte wahrgenommen, daß es nach der Aussprache der Eingeborenen unmöglich sei, zwischen lub und nub zu unterscheiden. Hieran anknüpfend, folgert Vivien St. Martin, daß gleichsam nur durch phonetische Unklarheit aus dem bekannten Berberstamme der Lowata die Nobata des Prokopius entstanden sind. „II reste donc parfaitement établi que les Nobatae ou Nobades de la période byzantine ne sont autre chose qu'une tribu des Berber Lowata." Gestützt wird diese Erklärung beträchtlich durch andere Nachrichten über Lowata als Bewohner der Oase Kharga bis ins 10. Jahrhundert (vgl. S. 50). Deshalb sehen auch Monneret de Villard und Bensch 6 in den Nobatae eine Gruppe berberischer Libyer. Wir halten die Theorie von einer nubischen Zuwanderung über den Umweg Kharga, auch aus anderen, völkerkundlichen Erwägungen für nicht annehmbar. Der Darb el-'Arbain, die Straße der 40 Tage, ist eine Karawanenstraße, die nur mit Kamelen zu überwinden ist. Die älteren Reiseberichte, wie die von Poncet und Krump, zeigen deutlich, welche außerordentliche Strapaze die Wüstenreise von Asiut bis Moscho (das ist nur etwa die Hälfte der Gesamtstrecke!) darstellte, wieviele Tiere dabei verendeten und welche Gefahren das Versiegen einer Wasserstelle heraufbeschwor. Selbst wenn wir unterstellen, daß um die Zeitwende die Niederschläge im nördlichen Kordofan reichlicher fielen als heute, so steht kaum in Frage, daß der weitaus größte Teil des Darb el-'Arbain schon damals durch 1 2 3 4 5

KIRWAN, 1 9 5 7 a , S . 6 1 , u. 1 9 5 3 , S . 106FF.; ARKELL, 1 9 5 5 , S . 1 7 9 . MONNERET DE VILLARD, 1 9 5 8 , S . 4 0 . VIVIEN ST. MARTIN, S . 8 4 U. 8 7 / 8 8 . BEECHEY, S . 5 8 . MONNERET DE VILLARD, 1 9 3 8 , S . 4 0 ; BENSCH, S. 2 6 5 .

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ROLF HERZOG

Wüste führte 1 . Wie furchtbar ein solcher Wüstenmarsch bei eintretendem Wassermangel enden konnte, zeigen historisch belegte Katastrophen in erheblich früherer Zeit, z. B. der Untergang der Armee des Kambyses und das Ende einer Abordnung in das Wadi Allaqi zur Zeit Ramses II. 2 . Selbst wenn wir die Entfernungen, die diese Gruppe innerhalb Kordofans zurückgelegt haben muß, nicht einkalkulieren, so blieb noch immer von Djebel Midob bis Kharga eine Strecke von über 1200 km zu überwinden, in einem Gebiet, das den Menschen der A 2-Gruppe (Zyhl.) gar nicht bekannt sein konnte und das sich vielfältig, besonders aber durch seine extreme Lebensfeindlichkeit, von dem bisherigen Wohnsitz unterschied. Zudem wäre die unerläßliche Voraussetzung für einen solchen Wüstenmarsch der Besitz einer stattlichen Anzahl von Kamelen gewesen, die damals eben in Nordafrika üblich wurden. Es gibt keinen Hinweis, daß die Nubier zu irgendeinem Zeitpunkt Kamelzüchter gewesen sind. Dagegen spricht insbesondere, daß die nubische Bezeichnung für Kamel ein arabisches Lehnwort ist. Arkell 3 glaubt, daß in den ersten Jahrhunderten der Verwendung des Kamels im Sudan das Transportmonopol in den Händen der Tuareg lag, die damals viel weiter nach Osten reichten als gegenwärtig. Später sind diese von arabischen Stämmen abgelöst worden. Es bleibt ohnehin eine schwierige Frage, ob es überhaupt je ein autochthones sudanisches Nomadentum gegeben hat 4 . Unsere Quellen geben nicht den geringsten Anhalt, daß die Nubier in späterer Zeit Kamelzucht trieben oder Karawanen mit eigenen Tieren zusammenstellten. Es waren vielmehr immer die Bischarin und Ababde, die in der östlichen Wüste, und die Kerrarisch, Kababisch und Schaikije, die in der westlichen Wüste und in der Bajuda das Transportgeschäft mit eigenen Kamelen und wegekundigen Treibern, wohl aber im Auftrage von Händlern in Dongola, besorgten. Zyhlarz 5 schreibt, daß sich die Nubier bis Kharga „vorgearbeitet" hätten. Soll man darunter verstehen, daß sie an einigen Stellen, wie etwa der kleinen Oase Selima, einige Zeit geblieben wären? Wir können uns das aus der eigenen Kenntnis des Landes und einer bescheidenen Erfahrung im Wüstenreisen einfach nicht vorstellen. Hat eine Karawane erst einmal den Ausgangspunkt verlassen und sich in die Wüste begeben, so strebt sie ohne jeden Aufenthalt ihrem Ziele oder einem Zwischenziele an einer unerschöpflichen Wasserstelle zu, ohne Rücksicht auf die schwächsten Glieder, die man, der Not gehorchend, lieber am Wege verenden läßt, als daß man den Weitermarsch verzögert. Auf dem Darb el-'Arbain gibt es aber keine Wasserstelle von solchem Ausmaße, daß sich daran eine stattliche Gruppe für Wochen niederlassen könnte. Selbst Selima kommt dafür nicht in Betracht; diese Oase ist ja eben wegen

1 SHAW, 1 9 2 9 ; OPPENHEIM, S. 1 9 3 ; GLEICHEN, B d . II, S . 189FF.; BORCHARDT, 1 9 2 9 , S. 3 0 6 . 2 KEES, 1 9 3 3 , S . 1 2 9 , u. 1 9 5 5 , S . 1 8 3 . S ARKELL, 1 9 5 2 , S . 1 6 . 1 V g l . BENSCH, S . 2 0 2 . 5 ZYHLARZ, 1 9 4 9 , S . 3 .

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der Unsicherheit jeglicher Lebensgrundlage nie besiedelt gewesen 1 . D i e Karawanen des Mittelalters und der Neuzeit bis an die Schwelle unseres Jahrhunderts bewegten sich i m allgemeinen n u r einmal i m J a h r e , während des Winters, ü b e r die ganze L ä n g e des D a r b el-'Arbain und wieder zurück 2 . I m S o m m e r riet wohl nicht n u r die große Hitze, als vielmehr die damit verbundene Gefahr des Wassermangels zu größter Vorsicht. Nach unserer Ansicht gab es für eine Bevölkerungsgruppe, die — i m m e r vorausgesetzt, daß sie ausreichend Kamele besaß — m i t Frauen und Kindern auf dem D a r b el-'Arbain nach Kharga gelangen wollte, n u r die Möglichkeit, dies in einem Zuge zu t u n ; jede Unterbrechung hätte die G e f a h r des Verdurstens m i t sich gebracht und außerdem die Frage der Lebensmittelund Futterversorgung für die Wartezeit aufgeworfen. Betrachtet man die T h e s e von der nubischen W a n d e r u n g nach Kharga von der psychologischen Seite, kommt man zu dem Schluß, daß diese Gruppe ungewöhnlich zwingende G r ü n d e gehabt haben m ü ß t e , sich auf diesen abenteuerlichen und gefährlichen Marsch zu begeben. W a r u m blieben sie nicht in D j e b e l Midob oder Nachbarschaft, wo schon Stammesgenossen der Gruppe A 1 (Zyhl.) saßen? W a r u m zogen sie nicht auch zum Nil, wie der Hauptteil der Gruppe A 2 (Zyhl.) ? D a r a u f gibt es keine Antwort! R a t z e l 3 hat hervorgehoben, daß unbewußte Bewegungen, denen das Ziel fehlt, sich zwar über große Strecken ausdehnen, aber nicht in Gebiete von wesentlich anderen Lebensbedingungen übergehen, sondern dann auf den gewohnten Boden zurückkehren. Hier aber wäre ein Beispiel aufgestellt, daß eine Bevölkerungsgruppe aus einer Landschaft m i t ausreichender Vegetation und Sommerregen freiwillig in eine reine Wüste wandert. Schließlich m u ß noch ergänzend zu Ratzels allgemeiner anthropogeographischer B e m e r k u n g die besondere Begrenzung von Wanderbewegungen in Nordafrika durch das Klima in R e c h n u n g gestellt werden, worauf wir noch i m Zusammenhange mit dem Sklavenhandel auf S. 111 zu sprechen kommen werden. D i e Bergnuba sind Neger, und sollten Teile von ihnen je nordwärts gewandert sein, so wären sie bald (besonders in Kharga) in ein i h n e n abträgiges Klima gelangt. Awad 4 hat diese vom Klima gezogene Grenze unterstrichen, als er w a r n t e : „Thus the negroids were never tempted to migrate further north than t h e 12 t h ° N unless they are forced to do so . . . Those writers who have spoken of invasions by negroids reaching as far north as Nubia, have usually lost sight of this important limiting factor." Obwohl wir schon Beweggründe und Durchführbarkeit in Frage stellen müssen, wollen wir doch noch erörtern, welches Schicksal die Nuba in Kharga erwartet haben dürfte. Es besteht kein Zweifel, daß diese Oase schon lange vor der Zeitwende besiedelt war, daß also die Neuankömmlinge entweder die alte Bevölkerung vernichtet, verdrängt oder sich m i t ihnen vermischt haben m ü ß t e n , sofern man unterstellt, daß diese Nubier zur Seßhaftigkeit neigten und nicht schon so voll1

NEWBOLD, 1 9 2 8 ; LEACH,

2

B R O W N E , S. 2 4 7 . RATZEL, B d . I , S. 8 6 ; ä h n l i c h W E R T H , S. 7. AWAD, 1 9 5 3 , S. 1 1 4 .

3 4

4 H e r z o g , DieNobler

1926.

50

ROLF HERZOG

tommene Wüstennomaden geworden waren, daß sie nur in der Umgebung von Kharga umherschweiften. Die sehr lange und viele Dörfer und eine Stadt umfassende Oase 1 war mit größter Wahrscheinlichkeit bis zum 10. Jahrhundert von Lowata-Berbern bewohnt, wie Mas'udiund Leo Africanus berichten 2 . Die gegenwärtigen Bewohner der Oasen Kharga und Dakhla, die unter sich sehr ähnlich sind, zeigen vielfache Übereinstimmung mit den oberägyptischen Fellachen, wie die Untersuchungen von Mitwalli 3 lehren. Es scheint uns jedoch gewagt, vom jetzigen Befund ohne weiteres auf den Zustand vor 1700 Jahren zu schließen. Heute aber ist ebenso wie vor Tausenden von Jahren für die Oasen das Zusammendrängen der Bewohner charakteristisch, das Batzel 4 gemeinsam mit der Neigung zur Übervölkerung und der daraus entstehenden Auswanderung als ihre Merkmale aufzählt. Waren nun die Nubier der A 2-Gruppe (Zyhl.) keine Nomaden, dann werden sie sich kaum ohne Kampf in nennenswerter Zahl innerhalb der Oase Kharga haben festsetzen und behaupten können. Waren sie aber Nomaden, dann konnten sie sich jedem staatlichen Zugriff und besonders dem Befehl zum Seßhaftwerden im Niltal durch das zeitweilige Entschwinden in die Unendlichkeit der Libyschen Wüste entziehen, eine Praxis, die echte Nomaden auch heute noch oft genug üben, wenn die jeweilige Verwaltung nur Steuern eintreiben will. Bei einem angenommenen Einschieben in die schon vorhandene Oasenbevölkerung wäre wiederum der scharfe Wechsel in den Lebensbedingungen zu bedenken: in Kordofan Weiträumigkeit und Ausdehnungsmöglichkeit, gute Voraussetzungen für jahreszeitlich extensiven Anbau und Viehzucht; in der Oase Enge und Begrenztheit, dichtestes Zusammen wohnen, Anbau nur mit Bewässerung und geringe Möglichkeit für Viehzucht. Es ist unwahrscheinlich, daß die Nubier dieser Gruppe auch nur für einige Zeit friedlich in der Oase Kharga ansässig waren, bis sie der Umsiedlungsbefehl erreichte. Dies hätte sicher zu einer gewissen Vermischung und sprachlichen Beeinflussung geführt. Es wäre auch zu erwarten, daß das Kenuzi im Gegensatz zum Dongolawi eine größere Anzahl Lehnwörter berberischen Ursprungs aufgenommen hätte, besondere Begriffe, die mit dem Bewässerungsanbau zusammenhängen. Das ist aber nicht nachweisbar, wie umgekehrt auch in Kharga und dem benachbarten Dakhla keine Spuren einer einstigen linguistischen Beeinflussung durch das Nubische zu finden sind, worauf Monneret de Villard 6 hinweist. Nicht zu übersehen ist auch, daß Ausgrabungen auf den Friedhöfen Khargas gezeigt haben, daß negroide Elemente erst spät unter den Toten zu finden sind. Nach Hrdliöka 6 zeigen die Bestatteten der koptischen Zeit „almost exclusively hair

ALMASY, S. 54/55. MAS'UDI, B d . 3, S . 5 1 ; LORSBACH, S . 4 7 5 ; v g l . VIVIEN ST. MARTIN, 1 9 3 5 , S. 2 6 . 3 MITWALLI, 1 9 4 4 , S . 124FF. 4 RATZEL, B d . I, S . 3 1 6 . 5 MONNERET DE VILLARD, 1 9 3 8 , S . 4 0 . 6 HRDLIÖKA, S . 7. 1

2

S. 8 6 ; MURRAY,

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Nubier

51

and features of a non-negroid character".Es fehlen also Anklänge an die Physiognomien der Bergnuba, deren Verwandte ja nach Kharga gewandert sein sollen! Die Untersuchungen B r a u n e r t s 1 zur Bevölkerungsgeschichte des ptolemäischen u n d römischen Ägyptens zeigen, daß es schon damals eine Art polizeiliches Meldewesen gab, in d e m Begriffe wie ,Heimatbezirk' u n d ,1. Wohnsitz 1 nicht fehlten. Die Freizügigkeit war durchaus beschränkt, u n d Wohnungswechsel bedurfte der Z u s t i m m u n g der Behörde. W ä r e die alte Bevölkerung von Kharga auch n u r teilweise verdrängt worden, so hätte sich dies in U r k u n d e n u n d Zuzugsgenehmigungen niedergeschlagen. Braunert, der die diesbezüglichen D o k u m e n t e weitgehend durchgearbeitet hat, berichtet jedoch nichts davon. Die Oasen erlebten i m Gegenteil u n t e r der römischen Herrschaft eine Blütezeit. Eine gut funktionierende Bewässerungswirtschaft sicherte den Bewohnern, wie wir aus dem Bericht des Olympiodorus erkennen, einen beachtlichen Wohlstand 2 . Auch enthält diese Darstellung der Oase aus dem 5. J a h r h u n d e r t keine Hinweise auf Nubier in Kharga oder E r i n n e r u n g e n an diese. Die Beweiskraft der Gegenargumente scheint uns groß genug, u m die allein von Prokopius behauptete Umsiedlung u n d besonders die Gleichsetzung von Nobatae (oder Nobades) m i t Nubiern in unserem Sinne als ungesichert abzulehnen. So wie Olympiodorus 150 Jahre nach den angeblichen Ereignissen in K h a r g a keine Hinweise m e h r fand, so ist auch in U n t e r n u b i e n dergleichen nicht m e h r beizubringen. I n die oft erwähnte Inschrift des nubischen Königs Silko bei Kalabsche, deren vollen Text Letronne, Woolley u n d B u d g e 3 wiedergeben, versucht Zyhlarz 4 hineinzuinterpretieren, daß Silko die von Kharga umgesiedelten Nubier i m 5. J a h r h u n d e r t von der Herrschaft der Blemmyer, u n t e r der sie d e m nach r u n d 150 Jahre gestanden hätten, erlöste. Die griechische Inschrift besagt aber n u r , daß Silko in m e h r e r e n Gefechten die Blemmyer aus d e m R ä u m e zwischen I b r i m u n d dem 1. Katarakt vertrieb; „befreite" Stammesgenossen werden nicht erwähnt. Silko rückte mit seiner T r u p p e offenbar aus dem m i t t l e r e n Nubien stromab. Auch die sprachliche Seite, auf die gerade Zyhlarz seine Theorie abstimmt, m u ß kritisch betrachtet werden. Nach seinem Ablaufschema wären die G r u p p e A 1 (Zyhl.) i m mittleren u n d das Gros der Gruppe A2 (Zyhl.) i m südlichen Nubien auf eine berberisch-libysche Schicht gestoßen wie auch die Nordgruppe von A 2 in der Oase Kharga, diese wäre aber nach der baldigen Umsiedlung r u n d 150 J a h r e d e m Einfluß der Blemmyer, die eine Bedja-Sprache reden, ausgesetzt gewesen. Desungeachtet n i m m t Zyhlarz, der mögliche Einwirkungen der B l e m m y e r offenbar als unerheblich beiseite läßt, an, daß trotz der weiten Umwege u n d unterschiedlichen B e r ü h r u n g e n m i t Nachbarn u n d der inzwischen vergangenen 1700 Jahre die Dialekte der beiden Untergruppen von A2 sich so ähnlich blieben, 1 2 3 4

4*

BRAUNERT, S . 1 4 / 1 5 . B E A D N E L L , S. 1 0 7 ; KIRWAN, 1 9 5 3 , S. 1 0 7 . L E T R O N N E , S. 9 9 ; W O O L L E Y , B d . I I I , S. 9 8 u . 1 0 4 ; B U D G E , 1 9 2 8 , B d . I , S. 1 1 6 . ZYHLARZ, 1 9 4 9 , S. 5 1 1 .

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ROLF HERZOG

daß ihr Z u s a m m e n h a n g auch heute noch unverkennbar ist; während andererseits ein Zeitraum von 300 bis 400 Jahren ausreichte, u m die Gruppe A I (Zyhl.), die im Niltal auch n u r libyschen Einwirkungen ausgesetzt gewesen sein soll, sprachlich so erheblich von der Gruppe A 2 (Zyhl.) zu t r e n n e n , daß heute eine gegenseitige Verständigung schwierig ist. Ein wichtiges A r g u m e n t , das Zyhlarz f ü r die Stützung seiner Ansicht von der kulturellen Überlegenheit u n d dem längeren Aufenthalt i m Niltale f ü r die Mahas a n f ü h r t , ist die Bezeichnung oskir, was soviel wie Sklave als Schimpfwort bedeutet. Lepsius 1 hatte davon berichtet; es war eine von den Mahas gebrauchte verächtliche Bezeichnung f ü r den Kenuzi-Dongolawi-Dialekt. Zyhlarz ü b e r n i m m t diese Angabe, u m damit zu beweisen, daß die mittlere nubische Bevölkerung, die Nachfahren seiner AI-Gruppe, noch i m 19. J a h r h u n d e r t die vor m e h r als anderthalb Jahrtausenden begründete Überlegenheit bewußt ausdrückte. Lepsius selbst hat dem Gehörten nicht die Bedeutung beigemessen, die ihr später Zyhlarz zulegte; er hörte die Bezeichnung auch nicht auf das Volk angewandt. Die Beweisführung von Zyhlarz wirkt wenig überzeugend, wenn m a n entgegenhält, daß auch u m g e k e h r t die wenig freundliche Bezeichnung „Sklave" f ü r Stammesgenossen gebraucht wurde. D e r erste Beleg f ü r die Verwendung bei den Kenuzi ist sogar älter als der von Zyhlarz herangezogene. Burckhardt 2 schreibt: „ M u c h animosity exists between the Kenous, and their southern neigbours, t h e Noubas (womit er die Bewohner von Wadi Haifa u n d U m g e b u n g meint); t h e latter upbraiding t h e former with avarice, and bad faith, while the Kenous call the Noubas filthy slaves, living like t h e people of S u d a n . " I n m e h r e r e n Berichten 3 wird vermerkt, daß m a n abfällig über die Bewohner von Kalabsche urteilt, was auch wir hörten, dies sowohl von Seiten der Menschen des Wadi el-Arab als auch von der der Kenuzi selbst. Zwischen den verschiedenen Sippen der Kenuzi hält sich oft seit alters eine verborgene oder offene Feindschaft 4 . N ä h m e m a n als Fremder jede Beschimpfung des Nachbarn als k u l t u r geschichtliche Offenbarung, so könnte m a n in wenigen Monaten feststellen, daß ausnahmlos jede Untergruppe der Nubier von irgendeinem verärgerten Nachbarn ,Sklaven' genannt wird. Selbst ein so aufgeklärter M a n n wie der Missionshelfer Samuel Ali Hussein 5 , ein Kenzi, schrieb, daß die Danagla fast Sklaven u n d moralisch ohne Halt seien; die Kenuzi selbst hielten sich f ü r Edle u n d distanzierten sich von den Überresten aus der Pharaonenzeit, den Kopten u n d anderen Stämmen; er überliefert auch ein Spottgedicht auf die Mahas u n d f ü g t hinzu, daß diese „in den Augen der freien Wüstenaraber n u r als Sklaven geachtet werden". Dies deckt sich mit Rüppells® Nachricht, daß die zwischen die Nubier eingeschobenen arabischen Familien, solange sie sich noch 1

LEPSIUS, 1 8 8 0 , S.

2

BURCKHARDT, S.

445. 138.

3

Z. B . HARTMANN, 1 8 6 3 , S.

4

BURCKHARDT, S. 2 6 ; M A S S E N B A C H , 1 9 3 1 , S. 1 9 7 .

114.

5

SAMUEL ALI H U S S E I N , 1 9 0 0 , S. 1 6 ; 1 9 0 1 , S. 1 1 0 , u . 1 9 3 2 , S. 1 4 5 .

6

RÜPPELL, S. 6 6 .

Die

Nubier

53

nicht vermischt haben, von den Nubiern „mit einer gewissen Verachtung" sprechen, und mit Slatins 1 Angabe, daß die Dja'alin die Danagla als Sklavenabkömmlinge beschimpfen. Es gebrauchten also sowohl die Nubier unter sich die Bezeichnung, wie sie auch die arabischen Nachbarn auf die Nubier anwandten. Abfällige Beurteilung der Nachbarn von einer sich selbst zuerkannten höheren Kulturwarte aus spielt bei der Entstehung von Stammes- und Völkernamen, aber auch bei weitverbreiteten Spottnamen eine erhebliche Rolle 2 . Arkell trifft wahrscheinlich das Richtige, wenn er den Namen Nuba (als Bezeichnung der Bergnuba) von ,Sklave' herleitet (vgl. S. 43). Hohe Selbsteinschätzung und Abwertung anderer ist kein Spezifikum der Nubier. Man sollte deshalb nicht aus Schimpfworten Schlüsse auf kulturelle Leistungen in der Vergangenheit oder Alter der Ansässigkeit im Lande ziehen. Zyhlarz 3 aber tut dies in einem uns unverständlichen Ausmaße, wie die folgenden Sätze beweisen: „Die seinerzeit von Diokletian im Norden Unteräthiopiens angesiedelten Nubier der Oase Charge (dongolesischen Stammes), welche bald danach Untertanen des Blemmyerreiches geworden waren, wurden durch Silko von der Fremdherrschaft befreit; ihr Sklaventum' blieb ihnen aber bei dem mahassischen Volk von Nobatia in der Folge haften; sie hießen von da an ,oskiri'. Die heutige Dialektlagerung des Kenuz, getrennt durch die Nobatae von den Dongolesen im Süden, spiegelt die Verhältnisse jetzt noch." Zyhlarz 4 stellt die von Griffith ausgesprochene Vermutung, daß die nubische Kirchensprache der christlichen Epoche direkter Vorläufer des jetzigen mittleren Dialektes sei, als inzwischen gesicherte Tatsache und Beweis der geistig-kulturellen Überlegenheit der Mahas hin. Bruchstücke einer christlichen Erbauungsliteratur in Nubisch sind die wesentlichen Quellen unserer Kenntnis dieser alten Sprachform, die in koptischen Lettern, mit wenigen Zusatzzeichen, niedergeschrieben wurde. Zu Anfang unseres Jahrhunderts erwarben reisende Gelehrte zufällig in Aswan und Kairo von dortigen Händlern Schriftstücke, die später in Berlin von Schäfer und anschließend von Griffith bearbeitet wurden. Die Art des Erwerbs läßt mehrfach nicht zu, den Ort der Entstehung des Dokumentes zu bestimmen; zumeist ist auch die Datierung unsicher (Zyhlarz setzt 8. —12. Jahrhundert an). Diejenigen Sprachdenkmäler, welche mit einiger Sicherheit zu lokalisieren sind, stammen überraschenderweise zum Teil aus dem Bereich des jetzigen Kenuzi-Dialektes. Schäfer 5 schilderte die Schwierigkeiten bei seiner ersten Durchsicht: „Was die Arbeit an den Texten . . . erschwert, ist der Umstand, daß gerade die meisten der Worte, die in den Erbauungsbüchern die größte Rolle spielen, also Ausdrücke, die in das religiöse Gebiet fallen, im heutigen Nubischen verschwunden sind . . . dazu kommen die mannigfachen literarischen Berührungen mit byzantinischen 1

SLATIN, 1 8 9 9 , S . 1 2 ; ä h n l i c h HARTMANN, 1 8 6 5 , S . 2 5 9 .

2

Vgl. PLISCHKE, 1939, S. 4 0 0 - 4 0 2 .

3

ZYHLARZ, 1 9 4 9 , S . 3 1 1 . ZYHLARZ, 1 9 2 8 b , S . 4 u . 1 8 8 . SCHÄFER, 1 9 0 6 , S . 7 8 0 u . 7 8 2 ; 1 9 0 7 , S . 6 0 9 / 1 0 .

4 5

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Predigten . . . Wir wissen nicht einmal, ob die nubische Handschrift unmittelbar oder durch Vermittlung des Koptischen aus dem Griechischen übersetzt ist." Er setzt auch selbst ein Fragezeichen in bezug auf die Zugehörigkeit zu einem Dialekt. „Ob in früheren Jahrhunderten das ganze Nubien eine einheitliche Schriftsprache besaß, oder ob die gewiß schon vorhandenen Dialekte sich in der Schrift bemerkbar gemacht haben, muß die Zukunft lehren." Mein hat bis zur Stunde keine nubischen Textproben gefunden, die älter als die genannten christlichen sind. Die im Lande häufigen Inschriften sind in früher Zeit in Hieroglyphen, in den letzten heidnischen Jahrhunderten in Meroitisch 1 und schließlich, wie z. B. die Siegesnachricht des Silko, in Griechisch verfaßt. Zyhlarz 2 hält das Meroitische für eine hamitische Sprache, wogegen sich Hintze 3 wendet. Eine Erörterung dieses Streitpunktes erübrigt sich hier, da offenbar nie nubische Worte mit meroitischen Zeichen niedergeschrieben wurden. Als christliche Missionare etwa vom 6. Jahrhundert an in Nubien festen Fuß gefaßt hatten, wurde es unumgänglich, für die Verbreitung der Lehre auch schriftsprachliche Voraussetzungen zu schaffen. Es handelte sich nicht um das bloße Fixieren der Umgangssprache, sondern um die Ausbildung einer Kirchensprache, die sowohl bei einfachen Menschen als Instrument der Glaubenspropaganda dienen konnte als auch zu Übersetzungen der Liturgie, Bekenntni&schriften und Heiligenleben aus dem Griechischen oder Koptischen geeignet war. Naturgemäß mußte ein erheblicher Teil der in dieser Art Schrifttum gängigen Termini erst geschaffen bzw. als Fremdwort eingeführt werden. Sicherlich war es auch das Bestreben der ersten Schreiber, der nubischen Kirchensprache etwas Weihevolles, Erhabenes beizulegen, sie vom alltäglichen Geplauder in Stil und Wortwahl zu distanzieren. Schließlich mußte man den Lautbestand des Nubischen in einem fremden Alphabet unterbringen, was Stricker 4 berechtigt als ernste Schwierigkeit ansieht. Schäfer 5 hatte als erster eine kleine Aufstellung von altnubischen Vokabeln und Formelementen, die nach seiner Ansicht jetzt nur im Mahas-Dialekt wiederkehren, geboten. Griffith hat später keine weiteren Belege hinzugefügt; er sprach seine Vermutung des Zusammenhanges des Altnubischen mit dem jetzigen mittleren Dialekt auch zu einer Zeit aus, da eben dieser Dialekt wesentlich besser bekannt war als der der Kenuzi und Danagla, über die gründliche Einzeluntersuchungen erst 1917 und später erschienen. Schäfers Aufstellung enthält folgendes:

1 2

-dan -gu uru unne wingi sauarti

G R I F F I T H , 1 9 1 2 , S. 1 5 ; vgl. ZYHLARZ, 1 9 3 5 , S . 1 6 5 . ZYHLARZ, 1 9 3 0 , S . 4 6 3 .

3

HINTZE, S. 3 5 5 - 3 7 2 .

4

STRICKER, S. 439.

5

SCHÄFER, 1 9 0 6 , S. 7 8 0 .

— = = = = =

mit (Postposition) Pluralsuffix König gebären Stern Geist

Die Nubier

55

I m einzelnen erscheinen diese Belege bei einer Analyse nach d e m neuesten S t a n d der Kenntnisse fraglich oder unhaltbar. So gibt es i m Kenuzi die Postposition godon in der Bedeutung von mit, in Begleitung von; zum Teil wird das g assimiliert, so daß beispielsweise in koccodon ( = mit d e m Pferde) die Postposition nur noch geringfügig von der des mittleren Dialekts abweicht 1 . — Ebensowenig ist das Pluralsuffix -gu i m Kenuzi unbekannt; es kommt sowohl in besonderen Fällen der Pluralbildung des Substantivs als auch i m Plural des Personalpronomens vor 2 . — Uru wird i m Dongolawi f ü r groß, lang, der Große, der König u n d auch als Umschreibung für den großen Fluß, den Nil, gebraucht 3 . — Wingi k o m m t gleichfalls i m Dongolawi vor und ist als wisse i m Kenuzi wiederzufinden 4 . Konsonantenwechselläßt sich an vielen Wörtern, die in den beiden Dialekten geringf ü g i g voneinander abweichen, erkennen. Vielleicht ist es nicht zu kühn, das KenuziY e r b u m uski (— gebären, erzeugen, Frucht tragen) mit d e m altnubischen u n d mahassischen unne/unni in Verbindung zu bringen. — Sauarti ist nach M u r r a y 6 ägyptisches Lehnwort; die Entsprechung i m Kenuzi heißt nowerti 6. I n einem Nachwort gibt Griffith 7 Erklärungen wieder, welche er von Schäfer, der sich inzwischen i m L a n d e selbst mit d e m Kenuzi-Dialekt beschäftigt hatte, erhielt. I n zwei Fällen sieht er altnubische Wörter in diesem nördlichen Dialekt erklärt. Zwei Formelemente hatte Schäfer schon fälschlich als ausschließlich altnubisch und jetzt mahassisch hingestellt; Zyhlarz 8 steuert einen weiteren I r r t u m bei, indem er die E n d u n g -ri, eine der Möglichkeiten der Pluralbildung (in diesem Falle nur von Belebtem), aus „altem Gebrauch" und jetzt nur noch in Mahas verwendet hinstellt. Tatsächlich kommt diese Pluralendung aber auch i m Kenuzi v o r , z. B . nögo ( = S k l a v i n ) >

pl.

nogori 9.

Abel hatte beim Studium der Verbalendungen bemerkt, daß einmal der eine, einmal der andere Dialekt sprachgeschichtlich ältere Bildungen zeigt, wie beispielsweise beim Subjunktiv: „Hatte sich soeben das Kenus als der altertümlichste Dialekt in bezug auf eine Verwendungsart der Subjunktive mit Wahrscheinlichkeit erwiesen, so ist es in einem anderen Punkte sicher sekundär" 1 0 . Auch Z y h l a r z 1 1 muß zugeben, daß der Kenuzi-Dialekt mit der alten Literatursprache viele, heute exklusive Merkmale gemeinsam hat, woraus er — unter Z u g r u n d e l e g u n g einer uns fragwürdig erscheinenden terminologischen Gegenüberstellung von 1 2 3 4

MASSENBACH, 1 9 3 3 , S . 1 1 7 . MASSENBACH, 1 9 3 3 , S . 1 1 0 / 1 1 . L E P S I U S , 1 8 8 0 , S . 4 0 7 ; MURRAY, 1 9 2 3 , S . 1 8 0 . D R E X E L , 1 9 1 9 , S . 2 2 8 ; MURRAY, 1 9 2 3 , S . 1 8 7 ;

MASSENBACH,

1933, S. 2 2 5 ;

Lautveränderungen im Nubischen allgemein Tgl. REINISCH, 1879, Bd. I, S. 3—15. 5 6 7 8 9 10 11

MURRAY, 1 9 2 3 , S . 1 5 4 u . 1 5 6 . LEPSIUS, 1880, S. 434. GRIFFITH, 1 9 1 3 , S . 1 3 2 . ZYHLARZ, 1 9 2 8 b , S . 3 6 . MASSENBACH, 1 9 3 3 , S . 1 1 0 . ABEL, 1921, S. 56. ZYHLARZ, 1 9 2 8 b , S . 4 u . 1 8 8 .

zu

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Dialekt und Mundart — folgert, „daß die Unterschiede innerhalb des heute in zwei Unterdialekte gespaltenen Nilnubischen (mit je zwei Hauptmundarten) vor einem Jahrtausend noch nicht je einen separaten Dialekt, sondern höchstens zwei unterschiedliche Mundarten gekennzeichnet haben, etwa ähnlich dem Maße des Unterschieds zwischen dem modernen Kenuz gegenüber dem modernen Dongolawi". Fassen wir das Ergebnis dieses linguistischen Exkurses zusammen, so zeigt sich die geringe Überzeugungskraft der Belege für eine geradlinige Entwicklung des Altnubischen zum jetzigen mittleren Dialekt, an der angeblich das Kenuzi und Dongolawi nicht teilgehabt haben sollen. Wir sind der Ansicht, daß das für den religiösen Gebrauch niedergeschriebene Altnubische nur wenig Auskunft über die damalige Sprache des Volkes im Alltag und etwaige Dialektunterschiede gibt. Um einen Vergleich zu deutschen Verhältnissen heranzuziehen: Für Luthers Bibelübersetzung wurde ein mitteldeutscher Dialekt ausgewählt, der damit über seine Grenzen hinaus Verbreitung fand, ohne die Mundarten zu verdrängen. Wenn man an einer alten Dorfkirche in Norddeutschland eine buchstabengetreue Inschrift in Luthers Sprache findet, wird man daraus nicht schließen, daß im 16. Jahrhundert die Bauern dort so sprachen. Ähnlich stellen wir uns die Verhältnisse in Nubien vor. Zyhlarz beendet seine Ausführungen mit dem Zusammenbruch des christlichen Nubiens. „Der völkische und sprachliche Charakter der nilnubischen Bevölkerung blieb von der neuen Situation ziemlich unberührt, trotz unleugbar stattgefundener Vermischung mit arabischem Volkselement 1 ." Hier müssen wir wieder schwerste Bedenken anmelden. Die Abhandlungen MacMichaels zeigen deutlich, wie sich seit der Eroberung Ägyptens durch die Araber deren Einfluß in Nubien zunehmend bemerkbar macht, besonders seit dem 10. Jahrhundert mit den Rabi'a im nördlichen Nubien. Die arabische Besiedlung des Wadi 'Allaqi und Wadi el-Arab fällt ebenso in diese Zeit. Der Islam änderte den Lebenszuschnitt nicht unbedeutend, zum Beispiel erreicht er den Wechsel vom Mutter- zum Vaterrecht und gestattete die Vielehe mit der Verschlechterung der Stellung der Frau. Sollte das nicht eine Veränderung des völkischen Charakters sein ? Fragwürdig erscheint es uns weiter, den Verlauf der Geschichte über mehrere Jahrhunderte zu ignorieren I Die Zugehörigkeit des Dongolagebietes zum Fundj-Reich, die Errichtung bosnischer und türkischer Garnisonen, die im Lande blieben und heirateten, die vom Mittelalter bis zum 19 .Jahrhundert zunehmende Einfuhr von schwarzen Sklaven und das immer erneute Nachrücken von seßhaft werdenden Nomaden und schließlich die schweren Erschütterungen, die die Mahdi-Zeit in den Landschaften südlich des 2. Kataraktes verursachte, kann man nicht übersehen, ohne Gefahr zu laufen, ein nur unvollkommenes Bild zu bieten. Zum Schluß unserer Auseinandersetzung mit der Anschauung Zyhlarz' möchten wir zwei methodische Punkte berühren. Zyhlarz 2 geht von folgender 1

ZYHLARZ, 1 9 2 8 a , S. 2 1 0 .

2

ZYHLARZ, 1 9 4 9 , S . 1 .

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Grundlage aus: „Konsequenter Lautwechsel der Dialekte einer Sprache untereinander gegenüber einem als historischen zu postulierenden gemeinsamen Grund- und Ausgangstypus der betreffenden Sprache ist und war stets Kriterium entsprechender innerpolitischer Spaltung." Ob diese scharfe Formulierung aufrecht zu halten ist, bleibe dahingestellt. Möglicherweise wurde Zyhlarz von Lepsius angeregt, der vermutet hatte, daß der jetzt hervortretenden Dialekttrennung im Nubischen eine weit zurückreichende volkliche Spaltung entspreche. Trotz dieser speziell auf Nubien bezogenen Bemerkung vertrat Lepsius 1 im allgemeinen die Meinung, daß „die Verbreitung und Vermischung der Völker ihren Weg geht, und die der Sprache, wenn auch stets durch diese bedingt, den ihrigen, oft gänzlich verschiedenen". Ratzel 2 hatte diesen Standpunkt übernommen und durch völkerkundliche Belege erhärtet. Er hebt hervor, daß es zwei- und mehrsprachige Völker gibt, deren geschichtliches Auftreten dennoch einheitlich ist, und daß sich in manchen Fällen die Sprache leichter verändert hat als materieller und geistiger Besitz des betreffenden Volkes. — Für Afrika ließen sich zahlreiche Beispiele anführen, so gaben die Pygmäen ihre Sprache auf, ohne rassisch in den großwüchsigen Nachbarn aufzugehen. Wir halten die Bergnuba in gleicher Weise für eine Gruppe, die ihre Sprache teilweise aufgab. Hätte Zyhlarz die These von der innerpolitischen Trennung als Begründung für die Dialektteilung konsequent angewandt und in der Geschichte Nubiens nach einem ausreichend langen Zeitabschnitt gesucht, in dem das mittlere Dialektgebiet politisch selbständig war, hätte er eine unserer Ansicht nicht entgegenstehende Lösung zumindest in Erwähnung ziehen müssen. Er verlegte sich jedoch in hohem Maße auf den Versuch, die Bergnuba in sein System einzubauen. Deshalb griff er in erhebliche historische Tiefe zurück. Durch den Verzicht auf die Bewertung der nubischen Geschichte seit etwa 1000 Jahren, begab er sich einer brauchbaren Plattform für die Korrektur seiner Lehre. Zum zweiten halten wir es für bedenklich, nur von der Linguistik ausgehend, was Zyhlarz mit Ausnahme der Übernahme der ungesicherten Umsiedlung von Kharga tut, einen geschichtlichen Ablauf zu konstruieren, für den sehr viele Belege fehlen. Westermann 3 betont, daß Völkerkunde und Sprachforschung in Afrika dicht beieinander stehen, daß aber beide „selbständige Wissenschaften mit eigenen Aufgaben, Wegen und Zielen" sind, die vielen Verbindungen es aber erfordern, Mittel und Ergebnisse der anderen zu gebrauchen. Uns scheint, daß Zyhlarz die Ergebnisse und Erkenntnisse der Nachbarwissenschaften Völkerkunde, Rassenkunde und neuere Geschichte nicht genügend berücksichtigt hat, ja daß er nicht einmal die wichtigsten Reisewerke, wie die Burckhardts und Rüppells, auswertete. Felix von Luschan 4 warf einst seinem älteren Zeitgenossen Friedrich 1

LEPSIUS, 1 8 8 0 , S. X C V I I I und S. 1 8 2 .

2 3

RATZEL, B d . I I , S . 5 8 6 . WESTERMANN, 1 9 4 3 , S. 8 0 .

4

LUSCHAN, 1 9 1 2 , S . 2 4 1 ; v g l . SELIGMAN, 1 9 1 5 , S . 6 1 0 .

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Müller, dessen Rasseneinteilung v. Eickstedt1 eine „Katastrophe" nannte, vor, daß er konsequent für Ethnographie hielte, was reine Linguistik sei. Wir glauben nicht, daß dieser Einwand hier ebenso scharf ausgesprochen zu werden verdient. Vielleicht hat Zyhlarz seine Hypothese ursprünglich nur linguistisch gemeint; es wird aber nicht zu bestreiten sein, daß er seine Darlegungen weit über das rein Sprachwissenschaftliche ausgeweitet und damit sich in Gebiete der Anthropologie und Völkerkunde begeben hat. Zyhlarz bleibt, was die Mißachtung der Rassenkunde betrifft, bedenklich auf dem längst überholten Standpunkte Reinischs stehen, der einst, um seine Hypothese von der nilotischen Herkunft der Nubier glaubhafter zu machen, argumentierte: „Ein Bedenken gegen diese Annahme einer ursprünglichen Gemeinschaft der Nubier mit den Dinka usw. wird jedoch darin gefunden, daß diese einen ausgesprochenen Negertypus besitzen, während die Nubier . . . in ihrer somatischen Erscheinung mit den kuschitischen Völkern übereinstimmen . . . Ich bin aber schon lange vom Glauben abgekommen, daß Rassenunterschiede eine ursprünglich gemeinsame Herkunft von Völkern ausschließen sollten. Jedermann kann zwar auf den ersten Anblick z. B. einen Neger von einem Europäer unterscheiden, wird aber in gar vielen Fällen den Unterschied nicht anzugeben vermögen, wenn er nur die Skelette solcher Typen vor sich hätte. Hautfarbe und Haarwuchs unterliegen den Einwirkungen des Klimas . . . Es ist sehr begreiflich, daß es den Ethnologen nicht gelungen ist und wohl auch nicht gelingen wird, ein einwandfreies System der Rassentrennung aufzustellen 2 ." Wenn wir damit die sachliche Kritik an dem Entwurf der nubischen Geschichte, wie ihn Zyhlarz geboten hat, schließen, so nicht, ohne hervorzuheben, daß damit nicht im entferntesten die sprachwissenschaftlichen Verdienste dieses Gelehrten angezweifelt oder geschmälert werden sollten. Diese zu beurteilen, steht uns nicht zu. 4. E i n n e u e s B i l d d e r n u b i s c h e n G e s c h i c h t e Die bloße Verneinung des einzigen bisherigen Erklärungsversuches des eigenartigen Zustandes der nubischen Dialekttrennung durch eine abweichende Mittelgruppe erschiene uns ein zu geringer Beitrag zur Kenntnis des nubischen Volkstums zu sein, wäre er nicht von einem neuen, nach unserer Meinung besseren Vorschlag begleitet. So wollen wir im folgenden unsere Ansicht darlegen und zur Diskussion stellen. Zu Beginn eine terminologische Klärung: Wir schließen uns dem von Eickstedt vorgeschlagenen Sprachgebrauch der Anthropologen an, wonach es Mischrassen nicht gibt. „Entweder es liegt eine Rasse vor, d. h. eine regionale Ähnlichkeitsgruppe, oder eine Mischbevölkerung, d. h. die Verflechtung vieler, regionaler Ähnlichkeitsgruppen 3." 1 2 S

EICKSTEDT, 1 9 4 3 , S. 2 1 8 . REINISCH, 1 9 1 1 , S. 1 7 0 / 7 1 . EICKSTEDT, 1 9 4 7 , S. 1 1 3 .

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Müller, dessen Rasseneinteilung v. Eickstedt1 eine „Katastrophe" nannte, vor, daß er konsequent für Ethnographie hielte, was reine Linguistik sei. Wir glauben nicht, daß dieser Einwand hier ebenso scharf ausgesprochen zu werden verdient. Vielleicht hat Zyhlarz seine Hypothese ursprünglich nur linguistisch gemeint; es wird aber nicht zu bestreiten sein, daß er seine Darlegungen weit über das rein Sprachwissenschaftliche ausgeweitet und damit sich in Gebiete der Anthropologie und Völkerkunde begeben hat. Zyhlarz bleibt, was die Mißachtung der Rassenkunde betrifft, bedenklich auf dem längst überholten Standpunkte Reinischs stehen, der einst, um seine Hypothese von der nilotischen Herkunft der Nubier glaubhafter zu machen, argumentierte: „Ein Bedenken gegen diese Annahme einer ursprünglichen Gemeinschaft der Nubier mit den Dinka usw. wird jedoch darin gefunden, daß diese einen ausgesprochenen Negertypus besitzen, während die Nubier . . . in ihrer somatischen Erscheinung mit den kuschitischen Völkern übereinstimmen . . . Ich bin aber schon lange vom Glauben abgekommen, daß Rassenunterschiede eine ursprünglich gemeinsame Herkunft von Völkern ausschließen sollten. Jedermann kann zwar auf den ersten Anblick z. B. einen Neger von einem Europäer unterscheiden, wird aber in gar vielen Fällen den Unterschied nicht anzugeben vermögen, wenn er nur die Skelette solcher Typen vor sich hätte. Hautfarbe und Haarwuchs unterliegen den Einwirkungen des Klimas . . . Es ist sehr begreiflich, daß es den Ethnologen nicht gelungen ist und wohl auch nicht gelingen wird, ein einwandfreies System der Rassentrennung aufzustellen 2 ." Wenn wir damit die sachliche Kritik an dem Entwurf der nubischen Geschichte, wie ihn Zyhlarz geboten hat, schließen, so nicht, ohne hervorzuheben, daß damit nicht im entferntesten die sprachwissenschaftlichen Verdienste dieses Gelehrten angezweifelt oder geschmälert werden sollten. Diese zu beurteilen, steht uns nicht zu. 4. E i n n e u e s B i l d d e r n u b i s c h e n G e s c h i c h t e Die bloße Verneinung des einzigen bisherigen Erklärungsversuches des eigenartigen Zustandes der nubischen Dialekttrennung durch eine abweichende Mittelgruppe erschiene uns ein zu geringer Beitrag zur Kenntnis des nubischen Volkstums zu sein, wäre er nicht von einem neuen, nach unserer Meinung besseren Vorschlag begleitet. So wollen wir im folgenden unsere Ansicht darlegen und zur Diskussion stellen. Zu Beginn eine terminologische Klärung: Wir schließen uns dem von Eickstedt vorgeschlagenen Sprachgebrauch der Anthropologen an, wonach es Mischrassen nicht gibt. „Entweder es liegt eine Rasse vor, d. h. eine regionale Ähnlichkeitsgruppe, oder eine Mischbevölkerung, d. h. die Verflechtung vieler, regionaler Ähnlichkeitsgruppen 3." 1 2 S

EICKSTEDT, 1 9 4 3 , S. 2 1 8 . REINISCH, 1 9 1 1 , S. 1 7 0 / 7 1 . EICKSTEDT, 1 9 4 7 , S. 1 1 3 .

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Wir wollen erst später die Belege für die einzelnen Abschnitte der nubischen Bevölkerungsgeschichte anführen und Erläuterungen wie Ergänzungen zum Gesagten bieten. Wir haben dies bewußt nicht in den eigentlichen Aufriß eingearbeitet, um diesen nicht durch zu viele Zitate, Quellenangaben und Aufführen von Beispielen unübersichtlich werden zu lassen. Die Numerierung der Abschnitte dient dem leichteren Auffinden der Belege. § 1. In der Bevölkerung Unternubiens hat sich, wenn auch in den Zugewanderten nahezu aufgegangen, ein Rest jener Bevölkerung erhalten, die bis zur Entstehung der C-Gruppe Unternubien und Oberägypten bewohnte. Dies läßt sich u. a. an der Bauweise mit Tonnengewölbe bei den Kenuzi noch heute erkennen. § 2. Seit der C-Gruppe hat Nubien eine Mischbevölkerung, die durch das Einströmen negrider Gruppen entstanden ist (vgl. S. 54). Ein beträchtlicher Anteil Alteingesessener, der Träger der nubischen Sprache, hat sich seit dieser Zeit erhalten und sprachlich (vielleicht auch kulturell) die verschiedenen Zuwanderer teilweise absorbiert. Das Vorkommen ägyptischer Lehnworte im Nubischen (vgl. S. 39) ist ein klarer Beweis, daß die Nubier schon seit langem ihren jetzigen Lebensraum innehaben. Eine dichter werdende Bevölkerung im Niltal, der Zuzug weiterer sudanischer Elemente, die wir in der X-Gruppe erkennen, und vielleicht auch der kriegerische Druck der Aksumiten zwangen zum Ausgreifen nach Norden, in den Raum südlich des 1. Kataraktes. Dort hatten die Römer am Ende des 5. Jahrhunderts ihre Garnisonen bis Aswan (damals Syene) zurückgenommen und das Nachrücken der Nubier begünstigt, die zusammen mit der alten Bevölkerung, die noch immer Anklänge an Oberägypten zeigte und inzwischenBedja-Einflüsse aufgenommen hatte, eine Pufferzone an der Südgrenze des Imperiums bilden sollten, um den unruhigen Bedjastämmen der östlichen Wüste, den Blemmyern, die Waage zu halten. § 5. Bis in die ersten nachchristlichen Jahrhunderte existierten jüdische oder syrische Kolonien im Norden Unternubiens. § 4. Gegen Ende der Regierung Silkos und zur Zeit der ersten christlichen Missionare (5-/6. Jahrh.) bewohnten die Nubier die Landschaften von Aswan südwärts bis zum Dongolagebiet, vermutlich sogar noch weiter am Nil nach Osten, etwa bis Merowe, oder östlicher. Mit dem Christentum und der Errichtung eines königlichen Hofstaates nach byzantinischem Muster kamen nicht nur Geistliche, Schreiber und Beamte, sondern auch kulturelle Einflüsse aus dem Norden. Die christlichen Glaubensboten fixierten das Nubische in einer geschriebenen Kirchensprache. § 5. In die an sich schon uneinheitliche Bevölkerung wanderten noch vor dem Wirken Mohammeds die ersten Araber ein; es waren Himjariten, die über das Rote Meer gekommen waren und von Süden her Nubien erreichten. § 6. Während das Christentum in erster Blüte stand, begann seit der Mitte des 7. Jahrhunderts die arabische Unterwanderung, deren sprachliche, religiöse

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und kulturelle Auswirkung sich erst später zeigte. Solange die politische Vorherrschaft der Araber in Ägypten bestand, mag dieser Einfluß nur in bescheidenem Ausmaße angelaufen sein. Als aber die Araber mit Beginn der Tuluniden-Zeit in Ägypten an Einfluß verloren, wanderten sie in verstärktem Maße von dort ab, z. T. auch nach Süden. In diesem Zusammenhange wurde das Wadi 'Allaqi und Wadi el-Arab von ihnen in Besitz genommen, wo sie sich, umgeben von Nubiern, bis heute behauptet haben. Die arabische Blutzufuhr erfaßte alle nubischen Landschaften, zuerst den Norden, wo die 'Aleiqat und Rabi'a mächtig wurden; später auch das Dongolagebiet, dessen Bewohner, die Danagla, obwohl sie nubisch sprechen, eng mit den Dja'alin zusammenhängen. § 7. Das Christentum Nubiens verfiel nicht nur wegen Mangels an Priestern und unzureichender Unterstützung seitens des Patriarchen von Alexandria, sondern ebenso sehr wegen des immer stärkeren Eindringens von Moslimen. Einflußreiche arabische Sippen hatten auf das staatliche Leben Nubiens Einfluß erlangen können, indem sie in die alten Herrscherfamilien einheirateten, wobei ihnen die mutterrechtliche Erbfolge sehr zustatten kam. Das Erlöschen des Christentums und die Annahme des Islams brachten außer auf religiösem Gebiet Änderungen im Gesellschaftsleben: an die Stelle des Mutterrechts trat das Vaterrecht, die Vielehe wurde gestattet, und die Stellung der Frau verschlechterte sich. §8. Nach dem Zusammenbruch des christlichen Nubiens haben im Norden seit 1412 die Howara, ein ins Niltal Oberägyptens eingedrungener Berberstamm, ihre Macht auf Teile Nubiens auszudehnen vermocht; vielleicht, daß sich auch Gruppen dieses Stammes daselbst niederließen. Auch das zeitweise Ausgreifen des sudanischen Großreiches von Kanem bis zum 2. Katarakt kann Blutzufuhren aus dem Westen und Südwesten zur Folge gehabt haben. Im Süden wurde der einst ausgedehntere Lebensraum der Nubier durch die zugewanderten Schaikije eingeengt. In häufigen kriegerischen Auseinandersetzungen hatten anfangs die Nubier, später, d. h. im 18. Jahrhundert, die Schaikije die Oberhand. Wie immer auch die Gruppen oder Sippen, die sich im Niltal zwischen den Nubiern niederließen, hießen, woher sie auch kamen und welche Sprache sie auch sprachen, mit Ausnahme der 'Aleiqat sind sie nahezu in der nubischen Bevölkerung aufgegangen und haben deren Sprache übernommen. Nur noch manche Stammestradition erwähnt das Herkunftsland. § 9. Von größter Bedeutung für die weitere Entwicklung Nubiens wurden zwei politische Ereignisse zu Beginn des 16. Jahrhunderts, die weit von außerhalb auf die Nubier zukamen. Es war einmal die Gründung des Fundj-Reiches mit der Hauptstadt Sennar am Blauen Nil, das schon in den ersten Jahren seines Bestehens nach Norden ausgriff und das südliche Nubien bis etwa nach Mahas botmäßig machte. Es war zum andern die Veränderung beim nördlichen Nachbarn, wo 1517 die seit Jahrhunderten regierenden Mameluken von dem türkischen Sultan

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Selim I. geschlagen wurden. Eine türkische Streitmacht stieß nach Süden vor und traf in Mahas auf die Grenzsicherungen der Fundj. Nach kurzem Kampfe einigten sich die beiden mohammedanischen Mächte auf eine Grenzfestlegung am 3. Katarakt, die für 300 Jahre Bestand haben sollte und Nubien teilte. Der südliche Teil, von den Danagla bewohnt, erlebte im wesentlichen eine Fortsetzung der arabischen Zuwanderung. Eine Gruppe der Fundj, die sich im Nilknie bei Debba niederließ, blieb in sich geschlossen und wurde erst später kulturell und sprachlich arabisiert. Zahlreiche Danagla wanderten nach Kordofan und nach verschiedenen Teilen des Fundj-Reiches aus. § 10. Die mittleren Landschaften Nubiens, Mahas, Sukkot, Batn el-Hadjar und das Gebiet zwischen dem Wadi el-Arab und dem 2. Katarakt, erlebten tiefgreifende Veränderungen in der Zusammensetzung der Bevölkerung. Hier wurden Truppenteile stationiert, die aus den verschiedensten Provinzen des Osmanischen Reiches stammten; so kamen Bosniaken, Tscherkessen, Kurden, Ungarn, Albaner, Türken u. a. ins Land, wo sie verblieben und einheimische Frauen heirateten. Ihre militärischen Führer, Kashef genannt, übernahmen die gesamte Verwaltung und gewannen mehr und mehr die Stellung unabhängiger kleiner Fürsten, die an den Oberherrn in Ägypten n u r noch einen jährlichen Tribut zahlten. Am konzentriertesten war der Einfluß dieser Soldaten aus Kleinasien und Europa im Gebiet von Derr und Ibrim, wo sich heute ein großer Teil der Bevölkerung mit dem Namen Kushshaf (Plural von Kashef ) bezeichnet und seine Herkunft von eben diesen Fremden herleitet. Eine dieser Soldatenkolonien ungarischer Abstammung erhielt sich auf der Insel Magarnarti bei Wadi Haifa exklusiv bis in unsere Tage. Auf der Insel Sai blieb eine ähnliche Kolonie von Kurden nahezu unabhängig bis ins vergangene Jahrhundert. § 11. Unter der arabischen Bevölkerung des Wadi el-Arab scheint die Macht dieser Besatzungsnachkommen viel geringer gewesen zu sein als unter den Nubiern, auch die blutmäßige Vermischung war unbedeutend. Im nördlich anschließenden Gebiet der Kenuzi war ebenso der Einfluß der Kashefs unbedeutend. Wohl versuchten sie Steuern einzutreiben, zogen sich danach aber sofort in ihre Sitze Derr und Ibrim zurück. Es gibt keinen Hinweis auf eine über lange Zeit erhaltene Militärstation der Türkenzeit im KenuziGebiet. Offenbar waren die Kashefs, deren Beziehungen zu den ägyptischen Machthabern nicht immer die besten waren, an einer Pufferzone zwischen ihrem Kerngebiet und der Grenzstadt Aswan interessiert. Blutmäßige Vermischung wie ständiger persönlicher Kontakt zwischen den Kenuzi und den Soldatennachkommen waren auf wenige Ausnahmefälle beschränkt; im allgemeinen blieb der Bevölkerungsstand im Kenuzigebiet unverändert, d. h. es erhielt sich eine Mischbevölkerung, bestehend aus einer sehr alten Grundschicht, den Nubiern und den arabischen Rabi'a. Teile der nubischen Bevölkerung waren mit den neuen Verhältnissen unzufrieden. Besonders aus Mahas wanderten viele Sippen ab, um sich am Blauen Nil

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niederzulassen; die Kargheit des Bodens in ihrer alten Heimat mag zuweilen zur Auswanderung gezwungen haben. § 12. Die Nubier der mittleren Landschaften wurden im Laufe der folgenden 300 Jahre von den türkischen Soldaten sprachlich beeinflußt, was sich in der jetzigen Dialektlagerung abzeichnet, deren Grenzen genau mit denen der ehemaligen Besatzungen übereinstimmen: im Norden im Wadi el-Arab, im Süden am 3. Katarakt. Im äußersten Norden, bei den Kenuzi, und im äußersten Süden, bei den Danagla, kam in dieser Zeit kein fremder Einfluß hinzu, wenn wir von den Sklaven absehen. Das erklärt die Ähnlichkeit ihrer Dialekte. § 13. Das Auftreten der Mameluken in Nubien blieb eine Episode, die im anthropologischen und sprachlichen Bild keine Spuren hinterließ, wohl aber politische Bedeutung für den Süden erlangte, indem die Mameluken der kurzfristigen Herrschaft der Schaikije über die Danagla ein Ende setzten. § 14. Neue Veränderungen brachte die ägyptische Eroberung des Sudans unter Mohammed Ali. Am wenigsten wurden die Kenuzi davon berührt. Im mittleren Nubien endete nach und nach die absolute Macht der Kashefs, und mit der Einrichtung eines regelmäßigen Karawanenverkehrs auf der Route Korosko — Abu Hamed erlangte Nubien verkehrsgeographische Bedeutung für den Nachschub nach dem Sudan. Nach Korosko wanderten zahlreiche Ababde zu, welche von der Regierung für den Transport und die Sicherheit der Wüstenwege verantwortlich gemacht wurden. Im Süden stieg Neu-Dongola rasch zu einem bedeutenden Platze empor, und die Einrichtung einer Gouverneursresidenz zog viele türkisch-ägyptische Beamte und Schreiber an, deren Nachkommen noch heute zu finden sind und als Muwallid bezeichnet werden. § 15. Im 19. Jahrhundert erlebte der Sklavenhandel eine letzte Blüte und erreichte zahlenmäßig wohl seinen Höhepunkt überhaupt. Die Nubier, welche sehr in diesem Handel engagiert waren, brachten viele Sklaven in ihre Heimat, wo deren Nachkommen zum Teil noch zu erkennen sind. § 16. Der Mahdi-Aufstand und die damit zusammenhängenden kriegerischen Ereignisse an der ägyptisch-sudanischen Grenze griffen die völkische Substanz, in den Landschaften südlich des 2. Kataraktes bedrohlich an. Als das Gebiet zurückerobert war, erkannte man die weitgehende Entvölkerung und die Zerstörung der wirtschaftlichen Daseinsvoraussetzungen. Eine intensive Werbung bewog die noch am Leben gebliebenen Bewohner, aus ihren Zufluchtsorten in die alte Heimat zurückzuwandern, und zog viele Siedler verschiedenster Herkunft an. So füllte sich allmählich die Bevölkerung wieder auf. Viele der Neuangesiedelten nahmen die nubische Sprache an. § 17. Mit dem Bau der Eisenbahnlinie von Wadi Haifa (nach Khartum) stieg dieses bis dahin bedeutungslose Dorf am 2. Katarakt rasch an Volkszahl, verlor aber seinen nubischen Charakter und wurde ein Sammelbecken verschiedensterBevölkerungselemente.

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Die letzte und tiefgreifendste Erschütterung der alten Wirtschafts- und Bevölkerungsverhältnisse traf die nördlichen Nubier durch den Bau und die mehrfache Erhöhung des Staudammes von Aswan. Seit alter Zeit sind einzelne Familien oder Sippen der in der angrenzenden Wüste schweifenden Nomaden oder Halbnomaden im Niltal seßhaft geworden und zumeist bald in der nubischen Bevölkerung aufgegangen. Dieser Vorgang spielt sich in der Gegenwart noch oft ab, da einmal die Abwanderung sehr vieler Männer zur Arbeit nach Ägypten, zum anderen das Ende der Sklaverei, vielerorts, besonders aber dort, wo moderne Pumpanlagen die Anbaufläche vervielfacht haben, einen Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitskräften oder Kleinpächtern entstehen ließ. Seßhaft werdende Nomaden können sich daher leicht bei einiger Arbeitswilligkeit eine Existenzgrundlage schaffen. § 18. Überschauen wir den von uns skizzierten Ablauf der nubischen Geschichte, so ergibt sich eine Kette von Bewegungen und Mischungen, die uns zu dem Gesamturteil veranlassen, daß es sich bei den Nubiern um eine Mischbevölkerung handelt, deren Durchschnittstypus etwa die Mitte zwischen dem hellfarbigen Nordafrikaner und dem Neger darstellt. Wir glauben, daß auch die dieser Schrift beigefügten Fotografien diesen Eindruck bestätigen. Erstaunlich ist die Beständigkeit der nubischen Sprache, die in der Vergangenheit nahezu alle Zuwanderer in ihren Bann zwang und oft schon in der zweiten Generation zum Verständigungsmittel innerhalb der Familie wurde. Die Dialektgliederung der Gegenwart erklären wir im Gegensatz zu Zyhlarz nicht mit ungesicherten Ereignissen in grauer Vorzeit, sondern in der geschichtlich nachweisbaren dreihundert]ährigen Besatzungszeit, wobei wir als die beiden wichtigsten Argumente anführen, daß sich die Nord- und Südgrenze des Mahas-Dialektes genau mit der Verbreitung der fremden Garnisonen deckt, und daß sich ein großer Teil der Bewohner dieser Abstammung bewußt ist, was auch in vielen Namen anklingt.

5. B e l e g e , E r l ä u t e r u n g e n u n d B e i s p i e l e Zu § 1. Wie auf Seite 34 über die Menschen der A- bis C-Gruppe ausgeführt, besteht Einigkeit in der Ansicht, daß die älteste erfaßbare Bevölkerungsschicht Unternubiens von der Oberägyptens kaum zu unterscheiden ist 1 . Während des Mittleren Reiches erreicht eine erste negerische Welle Nubien, die aber — nach Batrawi 2 — im Neuen Reich noch einmal vorübergehend vom oberägyptischen Typ überlagert wird. Erst danach wird das Einströmen von Negern so stark, daß der Zusammenhang mit den Oberägyptern verlorengeht. Wir sind der Überzeugung, daß in unmittelbarer Grenznähe sich dieser Typ, der Ähnlichkeit mit Oberägypten bewahrte, als Grundschicht weiter hielt, wofür nach unserer Ansicht 1

STEINDORFF, 1932, S. 559.

BATRAWI, S. 1 5 5 ; auch BREASTED, S. 200, hält es für bewiesen, daß Nordnubien um. 1400 v. Ztw. weitgehend ägyptisiert war; ähnlich LlSOWSKI, S. 228. 2

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Die letzte und tiefgreifendste Erschütterung der alten Wirtschafts- und Bevölkerungsverhältnisse traf die nördlichen Nubier durch den Bau und die mehrfache Erhöhung des Staudammes von Aswan. Seit alter Zeit sind einzelne Familien oder Sippen der in der angrenzenden Wüste schweifenden Nomaden oder Halbnomaden im Niltal seßhaft geworden und zumeist bald in der nubischen Bevölkerung aufgegangen. Dieser Vorgang spielt sich in der Gegenwart noch oft ab, da einmal die Abwanderung sehr vieler Männer zur Arbeit nach Ägypten, zum anderen das Ende der Sklaverei, vielerorts, besonders aber dort, wo moderne Pumpanlagen die Anbaufläche vervielfacht haben, einen Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitskräften oder Kleinpächtern entstehen ließ. Seßhaft werdende Nomaden können sich daher leicht bei einiger Arbeitswilligkeit eine Existenzgrundlage schaffen. § 18. Überschauen wir den von uns skizzierten Ablauf der nubischen Geschichte, so ergibt sich eine Kette von Bewegungen und Mischungen, die uns zu dem Gesamturteil veranlassen, daß es sich bei den Nubiern um eine Mischbevölkerung handelt, deren Durchschnittstypus etwa die Mitte zwischen dem hellfarbigen Nordafrikaner und dem Neger darstellt. Wir glauben, daß auch die dieser Schrift beigefügten Fotografien diesen Eindruck bestätigen. Erstaunlich ist die Beständigkeit der nubischen Sprache, die in der Vergangenheit nahezu alle Zuwanderer in ihren Bann zwang und oft schon in der zweiten Generation zum Verständigungsmittel innerhalb der Familie wurde. Die Dialektgliederung der Gegenwart erklären wir im Gegensatz zu Zyhlarz nicht mit ungesicherten Ereignissen in grauer Vorzeit, sondern in der geschichtlich nachweisbaren dreihundert]ährigen Besatzungszeit, wobei wir als die beiden wichtigsten Argumente anführen, daß sich die Nord- und Südgrenze des Mahas-Dialektes genau mit der Verbreitung der fremden Garnisonen deckt, und daß sich ein großer Teil der Bewohner dieser Abstammung bewußt ist, was auch in vielen Namen anklingt.

5. B e l e g e , E r l ä u t e r u n g e n u n d B e i s p i e l e Zu § 1. Wie auf Seite 34 über die Menschen der A- bis C-Gruppe ausgeführt, besteht Einigkeit in der Ansicht, daß die älteste erfaßbare Bevölkerungsschicht Unternubiens von der Oberägyptens kaum zu unterscheiden ist 1 . Während des Mittleren Reiches erreicht eine erste negerische Welle Nubien, die aber — nach Batrawi 2 — im Neuen Reich noch einmal vorübergehend vom oberägyptischen Typ überlagert wird. Erst danach wird das Einströmen von Negern so stark, daß der Zusammenhang mit den Oberägyptern verlorengeht. Wir sind der Überzeugung, daß in unmittelbarer Grenznähe sich dieser Typ, der Ähnlichkeit mit Oberägypten bewahrte, als Grundschicht weiter hielt, wofür nach unserer Ansicht 1

STEINDORFF, 1932, S. 559.

BATRAWI, S. 1 5 5 ; auch BREASTED, S. 200, hält es für bewiesen, daß Nordnubien um. 1400 v. Ztw. weitgehend ägyptisiert war; ähnlich LlSOWSKI, S. 228. 2

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das Beibehalten einer Hausform mit Tonnengewölbe spricht, die heute für Profanbauten nur noch bei den Kenuzi zu finden ist. Nach unseren Beobachtungen gibt es in Nubien drei Arten von Wohnstätten: die viereckige Hütte aus Strohmatten, das Lehmkastenhaus und das Haus mit tonnenähnlichem Dach. Der Strohmattenhütte (vgl. Abb. 5) begegnet man nur im mittleren und südlichen Nubien, wo sie für Batn el-Hadjar, Sukkot, Mahas und Dongola frühere Reisende 1 vermerkten. Sie ist durchaus nicht nur als vorübergehende Behausung gedacht, sondern dient sehr oft einer Familie jahrelang als Unterkunft. Vor über einhundert Jahren war sie erheblich weiter nach Norden verbreitet; Legh 2 fand Derr zum großen Teil aus solchen Hütten bestehend. Zum anderen kommen gleiche Strohhütten bei den südlichen Nachbarn vor. Wir sahen sie z. B. bei den Hawawir; MacLaren 3 erwähnt sie bei den Kababisch. Diese Strohhütten werden an Zahl von den festen Häusern überwogen; Abb. 12 zeigt eine Reihe von flachdachigen Lehmkastenhäusern in den Außenbezirken von Dongola. Ähnliche Gebäude sind in ganz Nubien zu finden, wie auch im übrigen Schematische Darstellung eines nubischen nördlichen Sudan 4 und in den meiTonnendachhauses. sten Landbezirken Ägyptens. Im allgemeinen umschließt eine Umfassungsmauer mehrere stets einstöckige Räume, deren Zugänge nur zum Innenhof weisen; nach außen führt nur ein Tor. Fenster nach der Außenseite sind moderner Einschlag. Junker 6 gab die Skizze eines solchen mehrräumigen Wohnhauses, die auch heute noch für den Durchschnitt zutrifft. Die größten Häuser mit den geräumigsten Innenhöfen fanden wir bei den Muwallid in Dongola, die sogar Palmen als Schattenspender darin pflanzten. Die dritte Gruppe nubischer Wohnstätten bilden die ebenfalls aus Lehmziegeln gebauten Häuser mit Tonnengewölbe, die man nur bei den Kenuzi findet. Wir haben nicht ein einziges Mal diesen Haustyp im mittleren oder südlichen Nubien gefunden. Junker gab auch hierzu eine Skizze, die kaum von unserer Zeichnung (oben) abweicht. Dieser Baustil ist auch heute noch bei den Kenuzi sehr häufig, doch nicht absolut verbindlich. Auch auf Kupferstichen 1 BURCKHARDT, S . 5 9 ; WADDINGTON, S . 3 5 u . 2 9 9 ; CAILLIAUD, B d . I, S . 3 2 7 , u . B d . I i r , S . 2 5 5 ; R Ü P P E L L , S . 3 9 ; CADALVENE, B d . I I , S . 1 2 3 ; PARTHEY, S . 2 4 4 u . 3 0 1 ; L E P S I U S , 1 8 5 2 , S . 2 5 9 ; BARNIM, S . 1 7 8 ; HARTMANN, 1 8 6 3 , S . 1 3 9 U. 2 0 8 ; GOTTBERG, S . 1 8 . 2 LEGH, S . 6 8 . 3 M A C L A R E N , S . 2 5 5 FF.

4 Vgl. SMITH/PETRIE, S. 4 ; BREHM, Bd. I, S. 7 2 ; BÄTJER, S. 66, f ü h r t diesen Bautypus auf das vorderasiatische Flachdachhaus zurück. 5

JUNKER, 1 9 2 1 , S . 1 0 7 ; v g l . M A S S E N B A C H , 1 9 2 7 , S . 1 2 5 ; A Y O U B , S . 3 1 2 f f .

Die Nubier

65

Gaus1 kommen beide Formen nebeneinander vor. Das Bild eines Kenuzi-Dorfes zeigt deutlich, daß neben dem Tonnendach auch das Flachdach zu finden ist (Abb. 7). Die scharfe Abgrenzung dieser Bauweise, die größere technische Fertigkeiten erfordert als die flachdachige, regt zu Nachforschungen in verschiedener Hinsicht ein. Mein findet sie noch, wenn auch sehr selten, in einigen oberägyptischen Fellachendörfern; das nördlichste Vorkommen stellten wir in Kena fest 2 . Lozach, der sich eingehend mit den ländlichen Wohnstätten Ägyptens beschäftigt hat, versucht das Fehlen des Tonnendaches, das nach seinen Beobachtungen nördlich von Esna nicht mehr gebaut wird, zu erklären. Nach der Ablehnung geologischer oder klimatischer Einflüsse kommt er zu einer kulturgeschichtlichen Erklärung, der wir nicht folgen können. Er schreibt: „La voûte exprime une influence africaine ou plutôt soudanienne3." Wir haben im Ostsudan nicht ein einziges Tonnendach gesehen und auch in keinem Reisebericht davon gelesen. Zum andern aber fanden, wir es in den Wirtschaftsgebäuden des Simeonsklosters bei Aswan, das vom 4. bis 7. Jahrhundert bewohnt war, und in den zumeist übersehenen Wirtschaftsgebäuden des Ramesseums in Theben, wie auch in Medinet Habu, wofür wir Bildbelege beifügen (Abb. 8 und 9). Das gewölbte Dach in Theben wird an Alter noch erheblich von den aus dem Alten Reich stammenden Tonnengewölben in Giza übertroffen4. Wir unterstreichen, daß außer bei den Kenuzi das Tonnengewölbe in Nubien 6 unbekannt ist; man findet sonst nur Hütten von Stroh oder Palmblättern und das flachdachige Viereckhaus. Das Tonnengewölbe hebt sich als Besonderheit ab; es kann nicht von späteren Zuwanderern, etwa den Rabi'a, gebracht sein, da diese vorher nomadisch lebten. Auch im Sudan ist es unbekannt. Ein so spezieller Baustil, der beachtliche handwerkliche Fertigkeit erfordert, wird nicht von zugewanderten Bevölkerungsteilen nachgeahmt, wenn nicht genügend Alteingesessene vorhanden sind, die sie lehren. Materielles Kulturgut von räumlich kleinem Ausmaß mag als Tausch- oder Handelsobjekt weite Verbreitung finden; die Bauweise der Wohnstätten des Durchschnittsmenschen aber ist konstant; hier findet ein Wechsel nur langsam statt. Es ist unwahrscheinlich, daß das Tonnengewölbe, das nur in Altägypten, sonst in keinem südlichen Nachbargebiet nachweisbar ist, sich in Unternubien erhielte, wenn sich nicht zugleich ein Rest jener Menschen, deren Bauweise es einst war, dort fortgepflanzt hätte. Unsere Ansicht deckt sich mit der Auffassung MacMichaels 8 : „In the Dodekaschoinos it is probably 1 GAU, Vignette 9 u. 1 0 ; Ein Foto bei GUERVILLE, S. 251, zeigt ein Dorf bei Philä 2. Zt. des Dammbaus, nur aus Tonnendachhäusern bestehend. 2 Vgl. WINKLER, 1936, Tafel 1 2 : Tonnendach in Benban; in Tunesien kommt es wieder

v o r , BIASUTTI, 1 9 5 5 , B d . 3 , S. 1 2 8 . FROBENIUS, 1 9 5 4 , S. 2 1 9 . 3 LOZACH, S. 1 0 9 . 1 V g l . B A D A W Y , S. 1 3 6 , Fig. 1 1 0 , S. 1 3 8 , Fig. 1 1 2 , u. S. 1 3 9 , F i g . 1 1 3 . 5 Vorkommen von Tonnengewölben an Ruinen in Karanog, WOOLLEY, Bd. V, Tafel 6, und in Toschke, JUNKER, 1926, Tafel XII, sprechen nicht dagegen; sie stammen aus einer Zeit anderer Bevölkerungsgruppierung. 6

MACMICHAEL, 1 9 2 2 , Bd. I, S. 1 4 ; ähnlich vordem CHAMPOLLION, S. 4 2 9 .

5 Herzog, Die Kubier

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ROLF HERZOG

that the negroes had hardly displaced the original inhabitants, but south of Haifa they must have done so . . . " Zu § 2. Zur Behandlung der C-Gruppe sei hinzugefügt, daß die von Köhler 1 ausgesprochene Vermutung vbn Spuren des Nilotischen in der nubischen Sprache, wofür er als Beleg das nubische Wort für Rind ti, das nilotischen Ursprungs ist, anführt, nach unserer Ansicht viel für sich hat. Früher war auch in Nubien das. bei den Niloten allgemein verbreitete Langhornrind häufig. Dafür sprechen außer dem sprachlichen Hinweis Felszeichnungen, von denen wir ein Beispiel in Abb. 10 geben. Die Möglichkeit nilotischen Einflusses wird erklärlicher, wenn wir bedenken, daß deren Lebensraum bis zur Einwanderung arabischer Stämme in den Sudan erheblich ausgedehnter war. Nach Westermann 2 umfaßte ihr Gebiet bis zum 17. Jahrhundert die dreifache Fläche des jetzigen und reichte am Weißen Nil erheblich weiter nach Norden als gegenwärtig. Zieht man in Erwägung, daß auch das nubische Gebiet sich vor der arabischen Zuwanderung weiter nach Südosten ausgedehnt hat, so gewinnt diese Annahme viel an Wahrscheinlichkeit. Es muß bei dieser rassengeschichtlichen Betrachtung bedauert werden, daß nur sehr wenige neuere anthropologische Unterlagen greifbar sind 3 . Wie in allen Ländern des Islams, ist es auch in Nubien ungeheuer schwierig, die Bevölkerung dazu zu bewegen, an ihrem Körper Messungen vornehmen zu lassen. Insbesondere scheidet der weibliche Teil, der zahlenmäßig überwiegt, da die meisten Männer außerhalb arbeiten, fast vollständig aus. 1947 hat der ägyptische Professor Mitwalli einige Messungen im südlichen und mittleren Nubien durchgeführt. Leider ruht dieses Material noch immer unveröffentlicht in seinen Notizbüchern. Die Messungen Fields 4 umfaßten nur wenige Individuen in Amka am 2. Katarakt; es scheint riskant, von dieser einzelnen Aufnahme allgemeine Schlüsse abzuleiten. Für die X-Gruppe hebt Kirwan 5 den Zusammenhang zwischen dem Machtgipfel des Reiches von Aksum im 4. Jahrhundert mit beständigen Kriegen gegen die Meroiter und ,Noba' und dem Nordwärtsdrängen der letzteren in die von den Römern geräumten Bezirke südlich des 1. Kataraktes hervor. Diese Ansicht erscheint begründet, wenn man sich vergegenwärtigt, daß die damaligen Herren Unternubiens, die Blemmyer, nach allem, was wir von ihnen wissen, entweder Nomaden oder Halbnomaden, jedenfalls aber in nur begrenzter Zahl anbautreibende Bewohner am Flußufer waren. Die Blemmyer hielten die Landschaft südlich des 1. Kataraktes, in der als seßhaftes Bevölkerungselement jene schon erwähnte Altschicht, deren charakteristische Bauweise das Tonnengewölbe war, 1 KÖHLER, 1950, S. 1 6 0 ; er griff damit einen von REINISCH, 1 9 1 1 , überspitzt formulierten Gedanken auf. 2 WESTERMANN, 1912a, S.20; ähnlich ARKELL, 1932, S. 222; fraglich scheint uns dennoch, ob man wie REINISCH, 1 9 1 1 , S. 121, die Niloten als einstige „unmittelbare Nachbarn" der Nubier annehmen darf. 3 Vgl. die wenigen älteren Messungen, z. B. von CHANTRE, S. 1 0 — 2 0 ; STRUCK, 1922, hat die zuverlässigsten Unterlagen zusammengestellt. 4 FLELD, 1952; auch bei CRAIG, S. 72, nur wenige sichere Nubier. 5 KIRWAN, 1937a, S. 49ff.

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Die Nubier

lebte, botmäßig u n d tributpflichtig, bis Silko ihrer Macht ein Ende setzte. Zwischen diese vermutlich n u r d ü n n e Bevölkerung schoben sich vom Süden h e r die von Aksum bedrängten Nubier, welche sich m i t den v o r g e f u n d e n e n Einwohn e r n vermischten, aber ihre Sprache durchsetzten. Zu § 5. Eine jüdische Niederlassung auf der Insel Elephantine existierte schon i m 6. u n d 5. vorchristlichen J a h r h u n d e r t u n d scheint sich über lange Zeiträume gehalten zu h a b e n 1 . Ein Friedhof bei Shellal, den Batrawi 2 i m 4. bis 7. nachchristlichen J a h r h u n d e r t datiert, enthält Skelette von 510 Menschen, die weder Nubier noch Oberägypter waren. S m i t h 3 v e r m u t e t , „that we m a y have in Biga the cemetry of one of those colonies of Syrian Christians driven to Egypt in t h e early part of the 7 t h century by the Persian invasion u n d e r Chosroes . . . have lived in t h e neighbourhood of Biga a sufficiently long t i m e to have intermarried with the local Nubians". D e m f ü r uns allein wichtigen Tatbestand der Vermischung mit den Nubiern widerspricht auch Batrawi nicht, der jedoch von der syrischen H e r k u n f t nicht so fest überzeugt ist, sondern auch andere Gruppen des römischen Weltreiches, speziell Griechen oder sogar Ägypter aus dem Delta, in E r w ä g u n g zieht. Zu § 4. Mit dem Zurückdrängen der Blemmyer aus U n t e r n u b i e n ist auf das engste der Name des Königs Silko verbunden, dessen Inschrift in Talmis (nahe dem jetzigen Kalabsche) unterschiedlich gedeutet worden ist. Krall 4 hält sie noch nicht f ü r christlich. Erst bald danach, etwa u m die Mitte des 6. Jahrhunderts, sei das Christentum in Nubien eingedrungen. Nach Krall waren die B l e m m y e r Vasallen Aksums, wogegen die Nubier eine römerfreundliche H a l t u n g e i n n a h m e n u n d sich b e m ü h t e n , „durch A n n a h m e des Christentums möglichst bald in den byzantinischen Kulturkreis sich einzufügen". I n etwa der gleichen Art beurteilen auch K i r w a n 5 u n d andere die damalige Situation. Nubische Könige wie Silko hätten einen Staat nach byzantinischem Modell eingerichtet, was damals nicht selten gewesen zu sein scheint (z.B. behauptet Krall gleiches von den Blemmyern); sie f ü h r t e n Kunstgegenstände aus Alexandria u n d Antiochia ein „and later, with t h e introduction of Christianity, aping almost to the point of mimicry t h e elaborate ceremonial of t h e Byzantine court". Es ist nicht anzunehmen, daß die Zahl der von Ägypten zugewanderten Kopten groß war, denn ihre Betätigungsmöglichkeit als Schreiber u n d Beamte in i h r e r Heimat hatte durch den Beginn der islamischen Ära keine Begrenzung er1

M E Y E R , 1 9 1 2 ; STEINDORFF, 1 9 1 5 , S. 1 3 8 ; T O R R E Y , S. 1 4 9 ; GORDON.

S. 2 1 2 ;

DAVIS,

S. 89FF.; BROCKELMANN

1954,

2

BATRAWI, S. 1 3 6 . SMITH, E . S . 3 1 . * KRALL, S. 1 1 / 1 2 u. 6 0 ; v g l . L E P S I U S , 1 8 8 0 , S. C X V I ; SCHÄFER, 1 9 0 7 , S. 6 0 5 ; R O E D E R , 1 9 1 2 b , S. 3 7 8 ; STEINDORFF, 1 9 1 5 , S . 1 9 6 ; K R A U S ; HILLELSON, 1 9 3 6 , S. 1 0 1 9 ; W E S T E R MANN, 1 9 5 2 , S. 2 7 8 ; ARKELL, 1 9 5 5 , S. 1 8 5 . 3

5 KIRWAN, 1 9 3 5 , u. 1 9 3 7 a , S . 6 0 , u. 1 9 3 7 b , S. 2 9 0 ; FROBENIUS, 1 9 1 2 , B d . I I , S. 3 4 8 ; CROWFOOT, 1 9 2 7 , S. 1 4 2 ; W Ö L F E L , 1 9 5 0 , S. 2 3 3 ; CRAWFORD, S. 2 9 .

5*

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fahren 1 . Ihren Einfluß auf das damalige kulturelle Leben Nubiens aber sollte man nicht unterschätzen. MacMichael 2 gibt eine nach unserer Meinung treffende Notiz über unsere geringe Kenntnis der inneren Verhältnisse. „We know very little of the state of affairs in Nubia in Silko's time or of the people over whom he ruled, their racial characteristics, their customs . . . " Zu § 5. MacMichael 3 weist darauf hin, daß seit dem 5. oder 4. Jahrhundert Arabernach dem Sudan eingesickert sind. „In the two centuries before the Christian era, and later, many Himyarites from southern Arabia had crossed over into Abyssinia, and, while some settled there, others had worked their way across to the valleys of the Blue Nile and the Atbara, and so northwards into Nubia proper." Schon in mittelalterlichen arabischen Schriftstellern wird Himjariten-Einfluß in Nubien angedeutet 4 . In der Handschrift des Dardiri Mohammed el Khalifa wird z. B. eine Familie erwähnt, die von Jemen nach Dongola übersiedelte. Daß dies zu Vermischung führte, steht außer Zweifel. Zur weiteren Bestärkung der Ansicht von der vorislamischen Einwanderung der Araber zitieren wir aus einem der frühen Berichte: „The inhabitants of Mahas have a tradition that they are of Arabian descent, and that their ancestors came from the East before the time of the Prophet 8 ." Zu § 6. Wenn auch schon bald nach der Eroberung Ägyptens durch die Araber unter 'Amr ibn el-'As die ersten Vorstöße nach Nubien unternommen wurden und es zu einem Vertrag kam, der moslimischen Kaufleuten erhebliche Freiheiten einräumte®, so setzte die arabische Einwanderung in größeren Gruppen doch erst zweihundert bis dreihundert Jahre später ein, nachdem die Beduinen in Ägypten ihre politisch herrschende Stellung verloren hatten (vgl. S. 70). Man darf die Gesamtzahl der Araber, die in der Eroberungszeit nach Nordafrika einströmten, nicht zu hoch veranschlagen. Es mögen 80000 bis 150000 gewesen sein, die sich über einen Riesenraum, außerhalb Ägyptens vorwiegend in den Städten des Küstensaumes, bis nach Spanien hin verteilten 7 . Zwei Gruppen von Arabern lassen sich in Nubien in größter Volkszahl vor der Hilalischen Wanderung erkennen: die Rabi'a und 'Aleiqat. In beiden Fällen war es nur ein Teil des Stammes, der sich Nubien zuwandte; bei den Rabi'a blieb mindestens die Hälfte auf oberägyptischem Gebiet, das Gros der 'Aleiqat blieb im Sinai. 1 2 3

M E Z , S . 3 7 , 3 8 u. 47. MACMICHAEL, 1922, Bd. I, S. 26. MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I, S. 8, und 1 9 2 8 , S . 4 ; vgl. DAMMANN,S. 59, u n d PAUL, S. 2 4 .

— Diese Ansicht wird weiterhin gestützt durch das Vorkommen altarabischer Worte als Lehngut im Nubischen, KAMIL, S. 617. QUATREMÄRE, Bd. I I , S. 16. WADDINGTON, S. 2 7 0 . 6 QUATREMÄRE, B d . I I , S. 7. ' V g l . KAMPFFMEYER, S . 1 7 4 ; B E N S C H , S. 1 6 0 ; HERZOG, 1 9 5 6 b , S. 2 1 5 . 4

5

Die Nubier

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Der Stamm der Rabi'a war 854 nach Ägypten eingewandert und hatte sich in die verschiedenen Provinzen verteilt, der Hauptteil begab sich offenbar sofort in das Gebiet von Aswan und nach Unternubien, wo sie sich in leidlichem Einvernehmen mit den Ansässigen niederließen 1 . Im Jahre 1020 verlieh der Fatimiden-Khalife el-Hakim dem Abu Makarim Hibat Allah, einem Führer dieser Rabi'a, den erblichen Titel Kanz el-Dawla (was Reichsschatz bedeutet) für Verdienste im Kampfe gegen einen Rebellen. Seit dieser Zeit führt dieser Teil der Rabi'a die Bezeichnung Banu Kanz oder Beni Kanz, auch Aulad Kanz, woraus später Kenuzi wurde 2 . In den folgenden Jahrhunderten haben diese Beni Kanz erheblich zu der allgemeinen Unruhe und politischen Unsicherheit beigetragen 3 . Das Eindringen der Howara-Berber in Oberägypten zu Beginn des 15. Jahrhunderts beeinträchtigte ihre Unabhängigkeit und Machtfülle, bis diese mit der osmanischen Eroberung gänzlich aufhörte. Diese Vorgänge können nicht nur als Abschnitt der militärisch-politischen Geschichte Nubiens betrachtet werden, ihre Auswirkungen auf den Bevölkerungsstand sind nicht weniger bedeutend. „The Rabi'a Arabs . . . settled round Aswan, but so completely did they coalesce with the Nubian element that gradually they ceased to speak Arabic as their native tongue 4 ." Außer den Rabi'a scheinen noch kleinere Splitter anderer arabischer Stämme in das jetzige Kenuzi-Gebiet eingewandert zu sein, worauf eine Aufzeichnung Burckhardts 6 weist, der die Bezeichnung ,Bagdadli' für die Bewohner von Dehmit und Umbarakab hörte, die mit der Herkunft von einem um Bagdad lebenden Beduinenstamm erklärt wurde. Die im Wadi el-Arab Ansässigen nennen sich selbst 'Aleiqat und werden auch von ihren Nachbarn so genannt, falls man sie nicht verallgemeinernd nur als Araber bezeichnet. Wir fanden mehrfach den Namen 'Aleiqat im Gebrauch, den schon Burckhardt 6 anführt, der ihr Gebiet als die Trennungslinie zwischen den Kenuzi und den mittleren Nubiern vermerkt. Von späteren Reisenden überliefern die Bezeichnung Rüppell, Cadalvene, Prokesch-Osten7 und andere. Diese 'Aleiqat in Nubien sind ihrem Ursprung nach kaum so relativ einheitlich wie die Rabi'a, denn die Goldvorkommen des Wadi 'Allaqi, die Mez 8 das ägyptische Klondyke der damaligen Zeit nennt, übten Anziehungskraft auf viele aus. Nach Sandars 9 setzten sich die ersten Gruppen, bestehend aus Rabi'a und 1 2 3 4 6

W Ü S T E N F E L D , S. 6 8 ; MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I, S. 1 4 8 , u. 1 9 2 8 , S. 7. HILLELSON, 1936, S. 1020. LANE-POOL, S. 308. MACMICHAEL, 1918, S. 30. BURCKHARDT, S. 2 6 .

• B U R C K H A R D T , S . 1 8 U. 2 7 . 7 R Ü P P E L L , S . 1 2 ; C A D A L V È N E , B d . I I , S. 6 2 ; P R O K E S C H - O S T E N d. Ä . , S. 13. 8 MEZ, S. 4 1 5 ; vgl. BECKER, 1 9 1 0 , S. 159.

9 SANDARS, S. 124; vgl. AWAD, 1953, S. 122. — Diese Edelmetallvorkommen waren schon in altägyptischer Zeit abgebaut worden, KEES, 1955, S. 180; im 3. nachchristlichen Jahrhundert spielten sie wieder eine Rolle, KORTENBEUTEL, S. 17; MAS'UDI, Bd. 3, S. 33, IBN HAUKAL, S. 32 u. 37, und LDRISL,Bd. I, S. 35 berichten von den Goldminen im Mittel-

70

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Djuhaina, i m Jahre 869 i m bisherigen Bedja-Gebiet fest, u m die alten Minen i m Tagebau wieder zu eröffnen. Nach M u r r a y 1 k o m m e n a u ß e r 'Aleiqat u n d Rabi'a auch noch Sawalha aus dem südlichen Sinai f ü r die Besiedlung in Frage. Die Goldgruben scheinen guten Gewinn abgeworfen zu haben, denn nach Schweinf u r t h 2 wurden schon neunzig Jahre später, in der Mitte des 10. Jahrhunderts, 3000 aus Ägypten u n d Jemen herbeigezogene Reiter in den Schürffeldern stationiert, zweifellos zur Sicherung gegen die Nubier. Nach Makrizis Angaben waren zeitweise Tausende von Lasttieren zwischen Aswan u n d den G r u b e n nötig. D e r Abbau wurde etwa bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts fortgesetzt 3 . W i r dürfen, wozu die obengenannte Zahl verleitet, dennoch den blutsmäßigen Einfluß dieser Goldgräber auf die Nubier nicht überschätzen, denn die Schürffelder lagen nicht direkt a m Nil, sondern erheblich landeinwärts i m Wadi 'Allaqi, wo m a n sie heute noch besichtigen kann. W i r sind der Meinung, daß die Araber den Uferstreifen u m die E i n m ü n d u n g des Wadi 'Allaqi in den Nil schon mit Beginn des Goldabbaues fest in ihre H ä n d e n a h m e n u n d mit starken eigenen Kräften sicherten, hing doch die Wasserversorgung f ü r Mensch u n d Tier in den Schürffeldern einzig u n d allein von diesem Zugang zum Nil ab. Caillaud 4 sah noch die Reste einer alten arabischen Verteidigungsanlage. Ob sie eine ältere nubische Bevölkerung verdrängten, läßt sich k a u m entscheiden, vielleicht war dieser Streifen so d ü n n besiedelt, daß es gar nicht dazu zu k o m m e n brauchte. Auf jeden Fall wurde dieser arabische Brückenkopf so lange gegen eventuelle nubische Vorstöße gehalten, als Gold g e f u n d e n w u r d e ; danach aber hatte diese Enklave genügend innere Festigkeit, u m sich bis in die Gegenwart zu erhalten u n d ihre Sprache zu bewahren. Die W i e d e r a u f n a h m e des Goldabbaus traf zwar die Bedja stärker als die Nubier, doch auch f ü r die letzteren gilt Schweinfurths 5 Bemerkung, daß das Gold „wesentlich dazu beigetragen hat, in diesem Gebiet der ethnischen Hegemonie der Araber u n d dem Islam die Wege zu ebnen". Es ist kein Zufall, daß die ersten arabischen Einbrüche in Nubien erst m e h r als 200 Jahre nach der Eroberung Ägyptens begannen. Bis z u m Beginn des 9. Jahrhunderts waren die Araber die Herrenschicht in Nordafrika gewesen, als aber die Zahl der z u m Islam bekehrten Nichtaraber erheblich größer wurde als die der Stammesgenossen des Religionsstifters, erkannte m a n ihre ausschließliche Vorherrschaft nicht m e h r an u n d forderte Gleichberechtigung. Es entstand eine an sich landfremde Militärkaste, die Mameluken, gegen die sich die Araber Ägyptens anfangs — ohne Erfolg — a u f l e h n t e n ; seit 856 gab es in Ägypten keinen arabischen Statthalter mehr®. Besonders u n t e r den Tuluniden wurden die arabischen alter. E s s c h e i n e n z w i s c h e n E p o c h e n intensiven Ausbeutens d e r V o r k o m m e n Zeitspannen, i n d e n e n n i c h t g e s c h ü r f t wurde, g e l e g e n zu h a b e n . 1 2 3 4 5 6

M U R R A Y , 1 9 3 5 , S. 3 3 . SCHWEINFURTH, 1 9 2 2 , S. 2 9 5 ; v g l . HILLELSON, 1 9 3 6 , S. 1 0 2 1 . P R O K E S C H - O S T E N d. J . , S. 5 2 7 ; L A U T H ; SANDARS, S. 1 2 4 . CAILLIAUD, B d . I , S. 3 1 0 . SCHWEINFURTH, 1 9 2 2 , S. 3 0 4 . PARET, S. 5 5 8 , 5 6 2 u . 5 7 0 .

Die Nubier.

71

Nomaden als Staatsbürger zweiter Klasse behandelt, Murray 1 spricht direkt von einer ,Anti-Beduinen-Politik' i n dieser Zeit. So wird erklärlich, daß von da an zahlreiche Araber aus Ägypten auswanderten, oder, wie die Rabi'a bei ihrer Ankunft in Nordafrika gar nicht erst den Versuch machten, in Unterägypten Fuß zu fassen, sondern sofort nach Süden weiterzogen 2 » Zu § 7. Neue arabische Blutzufuhr erreichte Ägypten im 11. Jahrhundert mit der Hilalischen Wanderung 3 , die bald über Ägypten hinwegrollte, aber nicht eigentlich im Ostsudan, sondern in anderen Teilen Nordafrikas ausklang. Dennoch ist denkbar, daß Splitter verschiedener arabischer Stämme in dieser Periode, da die Bevölkerung in Bewegung geriet, auch in Nubien anlangten und sich zwischenschoben. Einige der Beni Hilal sind mit den Truppen Kalauns im 13. Jahrhundert bis Dongola gelangt 4 . Die Nachricht Burckhardts 6 und Cadalvenes, daß sich die Mahas von den Quraish herleiten, gleicht der Genealogie der nach dem Blauen Nil abgewanderten Mahas. Obwohl wir der Meinung sind, daß arabische Genealogien, die mit einer Abkunft vom Stamme des Propheten beginnen, cum grario salis aufzufassen sind, stimmen wir doch MacMichael zu,1 daß Araber von irgendeinem Stamme sich zu einem nicht mehr festzulegenden Zeitpunkt in Mahas niederließen. MacMichael und Henderson 6 sehen eine enge Verflechtung zwischen den jetzigen Danagla und den Dja'alin, letztere'stellen die .köpfstärkste äiabische Gruppe im nördlichen Ostsudan dar. Die Bezeichnung Djä'alin wird heute, verbunden mit einer vagen Genealogie, von Mensehen unterschiedlichen Aüssehens in Anspruch genommen, weshalb wir MacMichael zustimmen, daß der Name nicht als echte Stammesbezeichnung aufgefaßt werden sollte, andererseits aber die nahe Verwandtschaft vieler Danagla zu den im Niltal zwischen : Dongola und Khartum ansässig gewordenen Arabern sehr Wahrscheinlich ist. Die arabische Einwanderung hat nicht alle Provinzen Nubiens gleichmäßig erfaßt, im Batn el-Hadjar war sie spärlich geblieben, im Dongölägebiet beeinflußte sie dagegen die Bevölkerungszusammensetzung erheblich. Die christlichen nubischen Könige erkannten die Gefahr, die mit dem Zuzug der Moslime in das eigene Reich und in die Nachbarprovinzeii erwuchs, ja sie versuchten sogar in Kairo und Bagdad die Möglichkeit einer politischen Gegenmaßnahme zu erörtern 7 . Aber unaufhaltsam schritten Vermischung und Besitzverändorung, begünstigt durch die mutterrechtliche Erbfolge, fort, bis auch die Herrscherhäuser und ein-

1

M U R R A Y , 1 9 3 5 , S. 2 9 .

2

MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I , S. 1 6 6 . V : . ' . ; . 3 V g l . W Ü S T E N F E L D , S. 5 8 . , ,• 4 M A C M I C H A E L , 1 9 2 2 , B d . I , S. 1 4 7 . j; - • , • 5 BURCKHARDT, S. 6 4 ; CACALVENE, B d . I I , S . ß + ä ; y g l . W 4 D B I N G T O N , S. 2 7 0 u n d M A C M I C H A E L , 1 9 2 2 , B d . I , S. 3 4 1 . . • 6 M A C M I C H A E L , 1 9 2 2 , B d . I , S. 1 9 7 f f ; H E N D E R S O N , 1 9 3 5 , S . 5 0 ; v g l . SI.ATIN, 1 8 9 9 , S. 1 3 ; G R A E F E , S. 1 1 9 9 ; JACKSON, 1 9 4 5 , S. 5 2 8 . 7

W E S T E R M A N N , 1 9 5 2 , S. 2 9 7 . .

>

, . .

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flußreichen Familien nach u n d nach erfaßt wurden. MacMichael 1 sieht darin den H a u p t g r u n d des Zerfalls des Dongola-Reiches. „Above all, it m u s t b e r e m e m b e r e d t h a t in Nubia a system of matrilinear inheritance obtained, u n d e r which t h e Arab chieftain by m a r r y i n g the sister of t h e ruling magnate ensured the succession to his son, t h e offspring of t h e union." Die arabische U n t e r w a n d e r u n g wurde allmählich so spürbar, daß der Glaubenswechsel i m wesentlichen darauf zurückzuführen ist. Diese Ansicht vertreten zahlreiche Autoren, wie Schweinfurth, Hillelson, Westermann, Theobald u n d Olderogge 2 . Auch in einer der wenigen schriftlichen Aufzeichnungen der Nubier, den „Köstlichen Perlen nützlicher Weisheit" des D a u d Kubara, wird die starke Vermischung m i t Arabern v e r m e r k t 3 . Zu § 8. Arkell u n d Urvoy 4 sind überzeugt, daß das sudanische Reich von Kanem in der Zeit seiner größten Ausdehnung i m 13. J a h r h u n d e r t den Nil südlich des 2. Kataraktes erreichte u n d auch die Nilinsel Sai einbezog. Arkell v e r m u t e t , daß k ü n f t i g e Ausgrabungen beweisen werden, daß kultureller Einfluß von Bornu bis z u m Nil reichte. Eine Bestätigung erfährt die Behauptung blutsmäßiger Beimischung von dieser Seite durch einen Satz in der Handschrift des Dardiri M o h a m m e d el Khalifa 5 , wonach eine Gruppe aus Borku, Gharbawingi genannt, u n t e r den Danagla lebe. W e n n wir auf G r u n d der neueren archäologischen Forschung schon eine zeitweise Zugehörigkeit Nubiens, oder eines Teiles davon, zu einem solchen Reich Einnehmen müssen, so darf m a n auch nach der Möglichkeit einer Verbindung zu den Großstaaten, die vor d e m Reich von Kanem i m Sudan existierten, fragen, denn solche weit ausgedehnte Staaten m i t unterschiedlichster Bevölkerung sind i m Sudan alt, nach W e s t e r m a n n 6 reichen sie sicher bis vor die Zeitwende. D e r Berberstamm der Howara oder Hawara wird uns i m 14. J a h r h u n d e r t in Unterägypten bekannt, von wo er sich nach Süden wandte, 1412Aswan zerstörte u n d seitdem die entscheidende Machtgruppe Oberägyptens bis z u m Jahre 1813 darstellte 7 . Obwohl die Rabi'a 1378 von den Mameluken geschlagen u n d die Köpfe von elf i h r e r F ü h r e r nach Kairo gesandt worden waren, hielten sie sich, w e n n auch in Abhängigkeit von den Howara, in ihren alten Wohnsitzen bis 1517. D i e Howara waren f ü r lange Zeit H e r r e n Unternubiens, wo sie Lehnsfürsten bestätigten, die gegen entsprechende Geschenke ihre Bestallung auf ein Jahr er1

M A C M I C H A E L , 1 9 2 8 , S. 1 3 ; v g l . BECKER, 1 9 1 0 , S. 1 6 0 ; TRIMINGHAM, S. 7 9 .



Die

mutterrechtliche Erbfolge bei den christlichen Nubiern erwähen mehrere arabische Autoren, so z. B. IBN KHALDUN (in Ü b e r s e t z u n g b e i MACMICHAEL, 1 9 2 2 , Bd. I, S. 1 3 8 u. 1 9 5 4 , S . 2 5 ) u n d A B U SALIH, S. 2 7 1 . 2 SCHWEINFURTH, 1 9 2 2 , S. 3 0 4 ; H I L L E L S O N , 1 9 3 6 , S. 1 0 2 0 / 2 1 ; W E S T E R M A N N , S . 2 8 0 ; T H E O B A L D , 1 9 5 2 , S . 5 ; OLDEROGGE, S. 2 1 7 . 3 MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I I , S. 3 2 5 .

1952,

* ARKELL, 1946a, S. 88 u. 90, 1946b S. 202, 1955, S. 194; URVOY, S. 44, mit Angabe der arabischen Quelle. 5

MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I I , S . 1 9 5 .

* W E S T E R M A N N , 1 9 5 2 , S. 3 2 . 7 M U R R A Y , 1 9 3 5 , S. 2 9 ; N I E M E Y E R , S 3 5 ; HERZOG, 1 9 5 5 , S. 4 6 7 .

Die Nubier

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hielten, wie wir aus der Handschrift des Daud Kubara ersehen 1 . Hamam, ein Stammesoberhaupt der Howara in der Mitte des 18. Jahrhunderts, war offensichtlich als mächtigster Mann Oberägyptens von Kairo mit der Aufsicht über alle südlich Aswan gelegenen türkischen Gebiete betraut, denn Burckhardt 2 berichtet, daß er seine Inspektionsreisen, die wohl zugleich auch immer der Eintreibung von Abgaben bei den verschiedenen Kashefs dienten, bis nach Mahas ausdehnte. Wenngleich diese Oberhoheit mehr oder weniger nominell war und Abhängigkeit oder Unabhängigkeit der Kashefs im mittleren Nubien sehr von der Tatkraft und Persönlichkeit des weit entfernten Oberhauptes der Howara abhing, wie auch von dessen Verhältnis zu Kairo, so ist es nach den Überlieferungen doch als wahrscheinlich anzunehmen, daß sich in dieser Zeit Berber, z. B. einige Sippen der Zenata unter dem Namen Gharbia, zwischen die Nubier schoben3. Zu § 9. Amara Dunkas, der erste Herrscher des Fundj-Reiches, bestieg den Thron im Jahre 1504. Sein Reich dehnte sich rasch nach Norden aus, eroberte Dongola und verleibte sich vor 1517 auch Mahas und Sukkot ein, das es aber bald wieder verlor 4 . Die Besatzungszeit in diesen letzten Landschaften war zu kurz, um irgendwelche Spuren hinterlassen zu haben. Nach der Rücknahme der Grenze bis zum 5. Katarakt blieb nur Dongola beim Fundj-Reiche, das zweifellos militärische Sicherungen Ein seiner Nordgrenze unterhielt. Wenn für Nubien das gleiche galt, was Arkell 5 für das Gezira-Gebiet zwischen Blauem und Weißem Nil behauptet, nämlich „that the Fung were ein army that brought no women with them, but took wives from the people of the country", müssen wir, wie Riad 6 es tut, auch von dieser Seite Blutzufuhr aus im einzelnen nicht mehr bestimmbaren Stämmen dieses rassisch heterogenen Reiches einkalkulieren. Noch heute findet man am Ostufer des Nilknies bei Debba eine Kolonie der Fundj, die allerdings außer dem Namen und einigen vagen Traditionen keine sprachlichen oder anthropologischen Charakteristika zeigt, die sie von ihren arabischen Nachbarn abheben 7 . Als Selim I. im Jahre 1517 Ägypten eroberte, spielten auch religiöse Gesichtspunkte mit 8 ; Nubien war für ihn niemals Kriegsziel gewesen, es scheint mehr oder weniger eine Zufallsbeute geworden zu sein. Selims Söldner trieben die Fundj-Besatzung aus Sukkot und Mahas nach Süden, bis es bei Hannek zu einer Schlacht kam. „Selim seems to have been surprised to find that he had been fighting against brother Möslems", schreibt Arkell 9 . Vielleicht mag dies mitMACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I, S. 1 5 0 , 1 5 1 u . 1 5 5 , u n d B d . i l , S. 3 2 6 / 2 7 . BURCKHARDT, S . 1 3 5 ; v g l . HILL, 1 9 5 1 , S. 1 5 0 . » BURCKHARDT, S. 1 3 3 / 3 4 ; MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I , S. 2 1 2 . 4 CRAWFORD, S . 3 0 u n d 3 2 9 . 6 ARKELL, 1 9 3 2 , S . 2 3 4 . « RIAD, S . 1 4 9 . 7 V g l . HOSKINS, S. 2 0 1 ; TUCKER, 1 9 4 0 , S. 2 6 . 8 BROCKELMANN, 1 9 4 3 , S. 2 6 2 . 9 ARKELL, 1 9 4 6 a, S . 9 0 , u n d 1 9 5 5 , S . 2 0 4 . 1

2

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R O L F HERZOG

gesprochen haben, daß m a n sehr bald die Grenze zwischen dem Osmanischen Reich u n d dem der F u n d j dicht südlich des 5. Kataraktes festlegte, wo eine Gubba als Markierung noch bis 1821 erhalten war 1 . I m Süden war die Einbeziehung in das Fundj-Reich straffer als i m Norden die nach Ägypten. Die Kashefs strebten bald nach Unabhängigkeit, u n d die häufigen inneren W i r r e n u n d Palastrevolutionen in Kairo konnten in ihnen k a u m die Furcht vor einem H e r r n , der sie mit starker Hand zur Rechenschaft zöge, aufkommen lassen. Lesen wir die Reiseberichte Poncets u n d Krumps aufmerksam, so k o m m e n wir zu dem Schluß, daß u m 1700 im mittleren Nubien reichlich u n geordnete Zustände herrschten: Unsicherheit der Wege u n d des Eigentums, willkürliche Steuer- u n d Zollerhebungen an vielen kleinen Militärstationen usw. Dongola war dagegen u m die gleiche Zeit in bedeutend festerem Z u s a m m e n h a n g mit Sennar; m a n respektierte Befehle, die von dort kamen, u n d legte auf einigerm a ß e n freundliche Beziehungen W e r t . Die Danagla t r e n n t e n sich nicht selbst vom Fundj-Reich. „Alleinder mächtig gewordene militärische Freistaat der Schaikie-Araber hatte durch seine Kriegszüge das Ansehen u n d den Einfluß der F u n g h i ganz vernichtet", urteilt Rüppell 2 . D e n H ö h e p u n k t ihrer Macht erreichten die Schaikije gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Zu § 10. Die Stationierung bosnischer T r u p p e n als Besatzung i m mittleren Nubien wird von Cadalvene auf 1518, von K u m m u n d T r i m i n g h a m 3 auf 1520 festgelegt. Man darf vermuten, daß es dieselben Verbände waren, die Nubien eroberten, hinzu k a m e n wahrscheinlich einige Einheiten, die m a n wegen i h r e r Neigung zu U n r u h e u n d Meuterei möglichst weit aus der Hauptstadt e n t f e r n e n wollte; eine Praxis der Versetzung, die sich in Ägypten über J a h r h u n d e r t e gehalten hat u n d noch von Mohammed Ali geübt wurde 4 . Jungfleisch 5 f ü h r t an, daß die Kashefs, d. h. die militärischen F ü h r e r der einrückenden Besatzung, schon von Sultan Selim I. als erbliche Statthalter eingesetzt worden wären. Zwar haben die mächtigsten Familien der Kashefs, wie die von Derr, tatsächlich diese W ü r d e über mehrere Generationen vererbt, doch scheint die Art der Bestallung u n d jährlich n e u e Belehnung, wie sie z u m m i n destens zeitweise vorkam, ebenso wie die Tatsache häufiger Wechsel u n d Absetzungen zugunsten anderer Brüder, gegen eine prinzipielle Erblichkeit zu sprechen. Die politische, verwaltungsrechtliche u n d militärische Stellung der Kashefs in den dreihundert Jahren ihrer Wirksamkeit wird an anderem Orte zu besprechen sein. Hier soll n u r ihr u n d ihrer Soldaten Einfluß auf das Bevölkerungsbild Nubiens nachgewiesen werden. 1 2 3

CRAWFORD, S . 3 0 ; v g l . D O U I N , 1 9 4 6 , S . 3 . R Ü P P E L L , S. 2 1 ; v g l . NICHOLLS, 1 9 1 3 , S . 1 5 ; ARKELL, 1 9 5 5 , S . 2 1 5 . CADALVÄNE, B d . I I , S . 3 6 1 ; KUMM, 1 9 0 3 , S . 1 0 ; TRIMINGHAM, S . 8 4 ; v g l .

S. 39 ff. 4 5

RÜPPELL, S. 2 3 ; STEINDORFF, 1 9 1 5 , S. 1 6 2 . JUNGFLEISCH, S . 2 3 9 .

EDHEM,

Die Nubier

75

Da die Behauptung einer vielfachen Vermischung m i t den i m 16. u n d den folgenden J a h r h u n d e r t e n zugezogenen europäischen u n d kleinasiatischen Soldaten der Angelpunkt unserer Theorie von der nubischen Dialektspaltung ist, sei hier eine größere Zahl von Zitaten erlaubt. B u r c k h a r d t 1 berichtet von D e r r : „The greater part of the inhabitants are Turks, t h e descendants of t h e Bosnian soldiers who were sent by Sultan Selym" u n d von I b r i m : „They are white, compared with the Nubians, and still retain the features of their ancestors, the Bosnian soldiers . . . ,We are Turks', they say, ,and not Noubas'." Nachkommen ehemaliger Soldaten bewohnen die Insel Sai. I n einer allgemeinen Charakteristik schreibt er: „They call themselves Kaladshy, or the people of t h e castle, b u t are distinguished by t h e Nubians by the appellation of Osmanli. T h e y have long forgotten their native language; but their features still denote a n o r t h e r n origin." An anderer Stelle v e r m e r k t er den N a m e n Ghuzz f ü r sie als eine in Ägypten wie Nubien gebräuchliche Benennung der Mameluken, die später auch i m Sudan bekannt wurde. Nirgends finden wir einen Hinweis, daß diese Soldaten F r a u e n aus ihrer H e i m a t mitbrachten. Sie werden diese ausnahmslos u n t e r Nubierinnen gewählt haben. A u ß e r Burckhardt überliefern zahlreiche Reisende, daß die Bewohner von Derr, Ibrim u n d U m g e b u n g stolz auf ihre A b k u n f t von türkischen, bosnischen u. a. Söldnern der einstigen Armee Selims hinwiesen, so Cadalvene, ProkeschOsten, St. John, Rafalowitsch, H a r t m a n n u n d Edwards 2 . I n zusammenfassenden Beurteilungen heben K u m m , Robinson, T r i m i n g h a m u n d Hillelson 3 den Einfluß der Garnisonen von T r u p p e n des Osmanischen Reiches auf die nubische Bevölker u n g hervor. I n der arabischen Handschrift des Daud Kubara heißt es in der Übersetzung MacMichaels 4 : „And the Kashifs coalesced with the Nubians by intermarriage u n t i l it came to pass t h a t most of the tribes of Kashifs were descended f r o m N u b a mothers; and thus the Kashifs became partners of the Nubians in their possessions, and the tribes became closely connected." Die mächtigsten der Kashefs heirateten vier Frauen u n d hielten sich noch zahlreiche Konkubinen. Von Hassan Kashef in D e r r , d e m letzten, der in der Zeit Mohammed Alis das Ende seiner Macht erlebte, wissen wir a m besten Bescheid. Nach Lepsius 5 hatte er von 64 Frauen, von denen noch 42 a m L e b e n waren, 29 Söhne u n d 17 Töchter. „Wieviel i h m gestorben sind, hat er wahrscheinlich nie zu zählen die M ü h e genommen, doch nach dem hier üblichen Verhältnis wird i h m u n g e f ä h r die vierfache Anzahl der lebenden, also gegen 200 Kinder geboren worden sein." K u m m 8 hörte noch höhere Zahlen. Nach D e n y 7 leben u m D e r r 1

BURCKHARDT, S. 5 0 , 3 4 , 5 6 , 1 3 4 ,

2

138.

C A D A L V E N E , B d . I I , S . 7 7 ; P R O K E S C H - O S T E N d . Ä . , S . 2 8 ; ST. J O H N , 1 8 3 4 , B d . 1 , S . 4 2 8 u . 4 3 3 ; RAFALOWITSCH, S . 1 1 4 ; HARTMANN, 1 8 6 3 , S . 1 1 9 ; E D W A R D S , S . 3 7 5 u . 5 2 5 . 3 KUMM, 1 9 0 3 , S. 1 1 ; R O B I N S O N , 1 9 2 8 , S . 2 7 5 ; TRIMINGHAM, S . 8 4 ; H I L L E L S O N , 1 9 3 6 , S. 1 0 2 1 . 4 M A C M I C H A E L , 1 9 2 2 , B d . I I , S . 3 2 6 ; ä h n l i c h SAMUEL A L I H U S S E I N , 1 9 3 2 , S . 9 2 . 5

LEPSIUS, 1 8 5 2 , S. 1 1 6 . « KUMM, 1 9 0 1 , S . 8 3 . 7 D E N Y , 1 9 3 0 , S. 2 5 .

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ROLF HERZOG

über 300 Männer, die direkte Nachkommen der Kashefs zu sein behaupten und dies in ihrem Namen ausdrücken. Von den Söhnen wurden die meisten als Scheichs in den Dörfern des Bereichs eingesetzt1. Russegger 2 bemerkt über die Söhne eines Kashefs: „Sie sind ganz Nubier in Sprache, Sitte und Kleidung, haben nur nubische Frauen und deshalb im Volk eine äußerst ausgebreitete Verwandtschaft." Der Kashef von Amara in Sukkot hatte zu Burckhardts 3 Zeit 20 Frauen, die er — wie auch die anderen Kashefs — nicht in einem einzigen Harem zusammenzuleben zwang, sondern über sein ganzes Gebiet verteilt in eigenen Häusern wohnen ließ; dadurch sicherte er sich bei Reisen überall ein vorbereitetes Quartier. Die Kashefs richteten sich bei der Verheiratung ihrer Söhne nach erprobten heiratspolitischen Grundsätzen, die Burckhardt ebenfalls überliefert: „When any wealthy individual has a daughter of a suitable age, they demand her in marriage; the father seldom dares to refuse, and sometimes feels flattered by the honour; but he is soon ruined by his powerful son-in-law, who exorts from him every article of his property under the name of presents to his own daughter. All the governors are thus married to females in almost every considerable village; Hosseyn Kashef has above forty sons of whom twenty are married in the same manner." Unterstellt man, daß in den vorangegangenen Generationen die Situation ähnlich und die Fortpflanzungsfreudigkeit der Kashefs nicht geringer war, muß man eine tiefgreifende Vermischung der mittleren Nubier mit ihnen als gesichert anerkennen. Als weiteren Beweis führen wir aus den eigenen Aufzeichnungen an, daß viele der Familien-, Sippen- oder Beinamen auf diese Abstammung von den Soldaten hinweisen. So lebten wir z. B. auf der Insel Sai im Hause eines Mannes namens Ali Kurdi. Dieser Name soll auf der Insel mehrfach vorkommen. Auch erzählte uns unser mehr als hundertjähriger Gewährsmann Abdallah Suliman in Sai-Sab, daß in seiner Jugend die führenden Männer der Insel noch Kurden waren. Ein weiterer Gewährsmann, Soliman Hassan Agib, gab an, daß um Wadi Haifa und Aniba die Namen oft auf Bosniaken, Türken, Albaner, Tscherkessen und Ungarn hinwiesen. Wir sind wie v. d. Esch4 der Ansicht, daß die zumeist an erster Stelle genannten Bosniaken wohl zahlenmäßig die stärksten gewesen sein mögen, daß aber andererseits ihr Name als Sammelbegriff für fast alle Söldner aus Südosteuropa oder anderen Teilen des Osmanischen Reiches gebraucht wurde. Eine der interessantesten Kolonien dieser Söldner ist die der Magarab (gesprochen Madjarab) bei Wadi Haifa, die wir selbst aufsuchten. Field 5 spricht von den Magyarnarti. Hier war sein Gewährsmann nicht zuverlässig. Magar-n-arti ist der Name der Nilinsel, auf der die Magar-ab leben, -ab ist die Endung vieler Sippennamen (vgl. S. 106), arti bedeutet Insel, n ist Genetivpartikel. 1 2 3 4 6

LEPSIUS, 1 8 8 0 , S. 2 4 4 . RUSSEGGER, S . 8 5 . BURCKHARDT, S . 5 5 u . 1 3 9 ; v g l . LIGHT, S . 4 1 6 ; PRIME, S . 2 8 7 . ESCH, S . 3 9 . FIELD, 1 9 5 2 , S . 1 6 5 .

77

Die Nubier

Auffällig ist, daß dicht bei der Insel M a g a r n a r t i ein Eiland m i t d e m sehr ä h n lich k l i n g e n d e n N a m e n M a n a r t i , das schon von Belzoni u n d Cailliaud 1 e r w ä h n t w u r d e , liegt. Sollte dies n u r eine Verschleifung sein u n d u n t e r U m s t ä n d e n darauf hinweisen, daß die M a g a r a b vor Zeiten m e h r e r e Inseln besiedelt h a t t e n ? W e n i g e J a h r e nach Cailliaud v e r m e r k t Prokesch-Osten 2 präzise eine Insel „ M e j a n a r t h i " . Ü b e r die Bewohner geben aber beide keine A u s k u n f t ; sie sind wohl n i c h t auf die Insel übergesetzt. Das Interesse an den M a g a r a b w u r d e erst wach, als die W ü s t e n f o r s c h e r Almasy u n d von der Esch 1935/36 in W a d i Haifa auf den h ä u f i g e n N a m e n e l - M a d j a r a u f m e r k s a m w u r d e n . Von der Esch besuchte d a n n die Insel m e h r f a c h , zeichnete Traditionen u n d Sprachproben der Bewohner auf u n d gab eine z u s a m m e n f a s s e n d e Darstellung, aus der wir e i n e n Auszug g e b e n : „Allmählich stellte ich e t w a ein-h u n d e r t W ö r t e r n i c h t arabischen Ursprungs fest. Einige, d a r u n t e r V e r w a n d t schaftsbezeichnungen wie Schwager, Schwiegervater usw. erwiesen sich später als der Nubasprache e n t n o m m e n , die ich selbst n i c h t beherrsche. U n t e r d e m R e s t f a n d Almasy eine ganze R e i h e von A n k l ä n g e n a n e n t s p r e c h e n d e W ö r t e r seiner ungarischen M u t t e r s p r a c h e . . . D a Bosnien u n d Serbien ebenfalls d e m Reiche Selims I . a n g e h ö r t e n , k ö n n t e n a u c h Bestandteile aus den Sprachen dieser L ä n d e r auf die Nilinseln a m 2. Katarakt gelangt sein 3 ." Von der Esch e r k a n n t e viele T y p e n , die sich deutlich d u r c h i h r nichtnubisches Aussehen abhoben. F i e l d 4 b e h a u p t e t sogar: „ T h e N u b a stated categorically t h a t t h e y (die Magarab) can be recognized easily b o t h by appearance a n d n a t u r a l l y b y t h e i r l a n g u a g e . " W i r m ö c h t e n auf G r u n d u n s e r e r B e o b a c h t u n g e n u n d Fotog r a f i e n etwas vorsichtiger f o r m u l i e r e n , daß m a n m a n c h e u n t e r den M a g a r a b von den richtigen N u b i e r n zu u n t e r s c h e i d e n v e r m a g , daß aber andererseits h e u t z u t a g e in W a d i H a i f a ein solches Völkermosaik angesiedelt ist, daß m a n sehr k ü h n sein m u ß , zu b e h a u p t e n , die M a g a r a b i m Straßenbild h e r a u s f i n d e n zu k ö n n e n . I n einer Notiz 6 n i m m t m a n Bezug auf einen Briefwechsel zwischen u n g a r i s c h e n Moslimen u n d den Magarab. Etwas v e r e i n f a c h t u n d ohne ausreichende U n t e r s u c h u n g der Sprache wird festgestellt: „Some of t h e islanders are fair skinned a n d t h e r e is a strong tradition about a common ancestor, b u t t h e r e is no trace of a n y E u r o p e a n language." D e r District-Commissioner von W a d i H a i f a zeigte u n s e i n e n Schriftwechsel m i t M r . Jackson. I n e i n e m Brief v o m 8. 10. 52 h a t t e er d e m f r ü h e r e n englischen G o u v e r n e u r ü b e r die Magarab berichtet: „ T h e y actually look d i f f e r e n t , t h e m a j o r i t y b e i n g taller, of a fairer complexion and l i g h t e r coloured t h a n t h e average p u r e N u b i a n . " (Vgl. h i e r z u Abb. 13.) Von e i n e m hochbetagten M a n n e h a t t e er e r -

1

BELZONI, 1821b, S. 256—59, mit Betonung der abgeschlossenen Lebensweise der Bewohner der Kataraktinseln; CAILLIAUD, Bd. I, S. 524. 2 3 4 6

P R O K E S C H - O S T E N d . Ä . , S. 1 8 . ESCH, S . 3 2 . FIELD, 1 9 5 2 , S. 1 6 5 ; ä h n l i c h JACKSON, 1 9 5 4 , S. 2 1 4 . S U D A N M O N T H L Y RECORDS, N e w S e r i e s N o . 8 9 , M a y - J u n e 1 9 5 6 , N o t i c e

2255.

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R O L F HERZOG

fahren, daß dieser der Ur-Ur (7x)-Enkel des Stammvaters Musa, der aus Ungarn gekommen war, sei. In dem Brief steht ferner: „They speak Nubian, their mother tongue and Arabic." Auf unsere Frage, ob damit gemeint sei, daß sie neben Nubisch ihre eigene Sprache oder Dialekt gebrauchten, erhielten wir unterschiedliche Antworten. Zwei eingeborene Angestellte am Amtssitz des District-Commissioners behaupteten, daß die Sprache der Magarab Eigentümlichkeiten enthielte; während ein anderer erklärte, dies sei früher wohl der Fall gewesen, jetzt aber sprächen sie nubisch wie alle andern und ebenso geläufig arabisch. Uns erzählte man bei unserem Besuch, daß die Insel Magarnarti 1946 bei einer ungewöhnlich hohen Nilflut so großen Schaden litt, daß die Magarab sich danach ausnahmslos am Ostufer in Haifa Degheim niederließen, wo sie zum Teil schon zur Zeit von Eschs Nachforschung lebten, und auf die Insel nur noch übersetzen, um Vieh zu versorgen und Felder, die jetzt mit einer Dieselpumpe bewässert werden, zu bestellen. Heiraten mit Nicht-Magarab kommen in letzter Zeit häufiger vor * als früher.

Zu § 1 1 . Zu unserer Behauptung, daß das Machtbereich der Kashefs von Derr das Gebiet der Kenuzi nicht einschloß, führen wir die Nachrichten von Wansleben (Handschrift S. 41. Siehe Anhang) und Norden 1 an. Ersterer nennt das Amt Ibrim das nördlichste von Nubien; letzterer zieht die Grenze zwischen Ägypten und Nubien bei Kalabsche und erwähnt erstmals in Korosko einen Mann, der im Auftrage des Kashefs handelte. Bruce hatte Ende 1768 eine geplante Bootsfahrt von Aswan nach Derr wegen verschiedener Schwierigkeiten und der damit verbundenen Gefahren nicht durchgeführt. Burckhardts Angaben 2 über einen Steuern eintreibenden Kashef in Dehmit müssen im richtigen geschichtlichen Zusammenhang gesehen werden. Er reiste, nachdem Ibrahim, der Sohn Mohammed Alis, die Mameluken durch einen Feldzug aus Unternubien vertrieben hatte. Die Kashefs waren aber ebenso Gegner der Mameluken gewesen und wurden nun als tributpflichtige Statthalter in ihren alten Sitzen bestätigt 3 , ja sogar ihre Zuständigkeit bis zum 1. Katarakt erweitert. Es war dies eine veränderte Situation, die mit dem Erstarken der Zentralmacht in Kairo und der Neuverteilung der Provinzen nach der Vernichtung der Mameluken zusammenhängt. Burckhardt bemerkt überdies, daß dieser Kashef im Kenuzi-Gebiet keinen festen Wohnsitz hatte, sondern im Zelt lebend von Ort zu Ort zog, um Abgaben zu fordern. Wäre er schon länger Herr dieses Bereiches gewesen, hätte er sicher wie die 1 NORDEN, S. 399 und 410; Karten als Anhang zur französischen Originalausgabe von 1755. — Auch HARTMANN, 1799, S. 11, 75, 1046 und 1194, zieht die Grenze im Anschluß an NORDEN bei Kalabsche. — Schon in früherer Zeit war die verwaltungsmäßige Nordgrenze Nubiens nicht a m 1. Katarakt, sondern südlich davon verlaufen, wie MAKRIZI, S. 549—67, überliefert; vgl. die Bemerkungen hierzu von BURCKHARDT, S. 497 und 508. Offenbar war man im 9. und in den folgenden Jahrhunderten allerseits an einer Pufferzoneinteressiert. 2 3

BURCKHARDT, S . 8. S H U K R Y , S . 5 8 ; ROBINSON, 1 9 2 5 , S . 5 0 .

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anderen Kashefs ein ansehnliches Gebäude als Residenz erbauen lassen. Die Machtausdehnung über die Kenuzi dauerte nur kurze Zeit und wurde bald wieder aufgehoben1. An anderer Stelle berichtet Burckhardt 2 ,daß die Bewohner vonGirsche dem Kashef ständig Widerstand entgegengesetzt, auch ihm nie ihre Töchter zur Ehe gegeben hätten. „They are the most independent tribe of the Kenous." Für die davorliegende Zeit haben wir nur Nordens Zeugnis. Für die Zeit nach Burckhardts Reise führen wir den Satz Cadalvènes3 an: „Jusqu'en 1816, ElKalabsheh se gouvernait par elle-même et n'était que tributaire du divan du Caire." Vermutlich ist die Zeitangabe nicht ganz zutreffend, die Unabhängigkeit wird nur bis 1811 oder 1812 gedauert haben. Auch Rifaud 4 vermerkt über die Nubier von Kalabsche, daß sie sich selbst regiert hätten. Zu § 12. Dieser neue Erklärungsversuch der nubischen Dialektspaltung geht von dem gesicherten historischen Befund der dreihundert]ährigen Besatzung Mittelnubiens aus und von der uns überzeugend erscheinenden Übereinstimmung der Nord- und Südgrenze des Machtbereichs der ursprünglich landfremden Kashefs und ihrer Untergebenen mit der des mittleren Dialektes. Nur so, glauben wir, kann man erklären, daß dieser Dialekt in Landschaften von unterschiedlichem Charakter und Fruchtbarkeit gesprochen wird. Denn der auch naheliegenden Vermutung, daß sich im Mahasi eine archaische Form des Nubischen in den unzugängigen und felsigen Gebieten zwischen den Katarakten isoliert erhalten konnte, widerspricht die Tatsache, daß dieser Dialekt ebenso in den fruchtbaren Uferstrecken nördlich von Wadi Haifa gesprochen wird, die zu allen Zeiten Anziehungskraft ausübten und kein Rückzugsgebiet waren. Schon in alten Berichten wird hervorgehoben, daß bei Debeira am Ostufer die Anbaufläche ungewöhnlich breit sei, und die an Statistiken überreiche Abhandlung von Kumm 5 belehrt uns über den hohen Prozentsatz, den dieser Abschnitt vom Gesamtbestand Nubiens an Palmen, Sakijen und Bevölkerung auf sich zog. Debeira, das nach uns zuteil gewordenen Erklärungen der Bewohner „fruchtbare Stadt" bedeutet, machte auch auf uns den Eindruck einer der wenigen von der Natur begünstigten Stellen in Nubien; darüber hinaus liegt es noch an der schiffbaren Nilstrecke, so daß insgesamt von einer Isolierung, die vielleicht der Konservierung sprachlicher Eigentümlichkeiten günstig gewesen wäre, keine Rede sein kann. So vermögen wir uns der Ansicht Lepsius' 6 , daß der Mahas-Dialekt der ursprünglichste und reinste sei, weil er „nach seiner geographischen und geschichtlichen Stellung am unzugänglichsten blieb", nicht anzuschließen. Dreihundert Jahre der Vermischung mit Männern ursprünglich fremder Zunge, die von Zeit zu Zeit Nachschub aus dem Norden erhalten haben mögen, die sich 1 2 3 4

RÜPPELL, S . 2 3 . BURCKHARDT, S . 1 3 9 . CADALVÈNE, B d . I I , S . 3 2 . RIFAUD, S . 2 6 1 .

5 KUMM, 1903, S. 26—51;BELZONI, 1821b, S. 255, ist ein früher Zeuge für ausgedehnte Ländereien bei Debeira. 8

LEPSIUS, 1 8 8 0 , S. 4 4 7 .

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wahrscheinlich in den ersten zwei, drei Generationen ihrer Heimatsprache bedienten oder bei Zusammentreffen verschiedener Söldnergruppen das allgemeinverbindliche Türkisch sprachen, d ü r f t e nach unserer Ansicht zu einer allmählichen Dialektveränderung g e f ü h r t haben, zumal das öffentliche Leben n u r von den M ä n n e r n bestritten wurde, w ä h r e n d die Frauen in i h r e m eigenen Bereich möglicherweise dem W a n d e l stets etwas später folgten. Auch heute noch sind die Frauen das konservativere Element Nubiens; sie sprechen auch gegenwärtig fast n u r nubisch, w ä h r e n d die Männer schon oft das Arabische vorziehen. Das Nubische ist keineswegs starr geblieben, nachdem es als Kirchensprache schriftlich festgelegt worden war. Zettersteen 1 k a m nach der Bearbeitung des ältesten uns erhalten gebliebenen Vokabulars des Kenzi-Dialektes, welches von d e m Italiener Arcangelo Carradori aufgezeichnet wurde, zu dem Schluß: „There is no doubt t h a t the language has changed in more t h a n one respect since t h e beginning of the 17 th Century, and m a n y words t h e n in use must habe been lost in t h e course of time." Das Tempo der Veränderung scheint sich eher noch beschleunigt zu haben, denn jetzt genügen schon 25 Jahre oder etwas m e h r , u m Ausdrücke altertümlich zu finden. „Der Kunuzi-Dialekt verändert sich in unserer Zeit sehr rasch. Manche der Ausdrücke, die Samuel Prof. Schäfer gegeben hat, werden heute als altertümlich eingesehen; der Einfluß desArabischen auf dieSprache n i m m t m e h r u n d m e h r zu", schreibt v. Massenbach, u n d Kamil f a ß t zusammen: „Es ist auffallend, wie groß die Anzahl arabischer Wörter in der nubischen Sprache ist. I n dieser Hinsicht könnte m a n sie vielleicht m i t der türkischen Sprache vergleichen 2 ." Ein schwedischer Sprachforscher h a t t e erstmals auf dieses Moment, welches später Czermak 3 eingehend behandelte, a u f m e r k s a m gemacht: auf die vielen Parallelerscheinungen zwischen dem Nubischen u n d dem Turko-Tatarischen. Ohne eine Verwandtschaft damit beweisen zu wollen, hat Czermak hervorgehoben, daß diese Ähnlichkeiten, wie das Fehlen des grammatischen Geschlechts, die gleichartig d u r c h g e f ü h r t e Agglutination u. a., das Erlernen der anderen Sprache f ü r einen Menschen, der eine de? verglichenen beherrscht, nicht schwer werden läßt. Sollte, was nicht m e h r nachzuweisen ist, Türkisch u n t e r diesen Soldaten Selims nicht n u r Kommando-, sondern teilweise auch Umgangssprache gewesen sein, so d ü r f t e das die Beeinflussung aus dieser Richtung erleichtert haben. D e n Anteil der Balkansprachen erklärt es jedoch nicht. H a l l 4 hat z. B. zwei Ortsnamen aus d e m Türkischen erklärt: Bostan u n d Karanog; i m letzteren sei das türkische kara ( = schwarz) mit d e m nubischen nog ( = Haus) verschmolzen. 1 ZETTERSTEEN, 1906, S. 2 2 8 ; weitere alte Vokabulare, die zum Studium der Veränderlichkeit des nubischen Wortschatzes herangezogen werden sollten, sind die von

S E E T Z E N , M A L T E - B R U N , S. 3 2 1 , SEGATO, CADALVÈNE, B d . I I , S. 4 9 3 ff. ( v g l . h i e r z u B e m e r k u n g e n v o n SCHÄFER, 1 9 1 8 , S. 2 5 6 f f . ) , KOENIG, S. 1 7 f f . , PARTHEY, S. 1 4 , SALLE,

S. 4 6 9 f f . 2 3 4

MASSENBACH, 1 9 3 3 , S . 1 0 4 ; KAMIL, 6 1 6 . ALMKVIST, S. X I V ; CZERMAK, 1 9 2 1 , S. 2 3 1 — 2 3 8 . HALL, S. 7 4 .

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Die Balkansprachen enthielten i m 16. J a h r h u n d e r t weit m e h r türkisches Sprachgut als gegenwärtig, da aus nationalen Erwägungen in der jüngsten Vergangenheit türkische Worte weitgehend ausgemerzt wurden. Dieser Umstand u n d das Fehlen lexikalischer Unterlagen aus d e m 16. u n d 17. J a h r h u n d e r t f ü r viele Sprachen u n d Dialekte der Balkan- oder Kaukasusländer, aus denen die Söldner stammten, macht es schwierig, Listen von Wortvergleichen aufzustellen. Ohnehin wird mit dieser Art der Beweisführung oft allzu leichtfertig u m g e g a n g e n u n d entfernte Anklänge i m Lautbild von Worten, die zuweilen unterschiedlichste Bedeutung haben, als Belege einer vermeintlichen Verwandtschaft hingestellt. Murrays vergleichendes Wörterbuch ist ein solch schlechtes Beispiel. Fremdworte m i t ungewohnten L a u t e n werden häufig der a u f n e h m e n d e n afrikanischen Sprache angepaßt u n d dabei oft bis zur Unkenntlichkeit entstellt 1 . Das arabische abu Hussein ( = Fuchs, in der bildlichen Art, wie wir Reineke Fuchs sagen) ist i m Nubischen zu iblisert, eblisen verschliffen wiederzufinden. Ein weiteres Beispiel zeichneten wir von einem nubischen Kraftfahrer auf, der, u m den Vergaser zu bezeichnen, das englische carburettor völlig entstellt u n d m i t arabischer Pluralbildung in seinen nubischen Wortschatz a u f g e n o m m e n hatte. E n d e r l i n 2 beschreibt, wie in seiner Zeit das französische vapeur als arabisiertes F r e m d w o r t Verbreitung fand. „Mit Babur benennt ein Araber alles, was ins Bereich der Maschine gehört, von einem einfachen Spiritus- oder Petroleumkocher an bis zu der größten P u m p - u n d Maschinenanlage, aber auch jedes Dampfschiff u n d die Eisenbahn." Dieses W o r t zählt auch heute noch z u m allgemeinen nubischen Wortschatz, i m Zuge der weiteren Verbreitung technischer Kenntnisse jedoch meist n u r noch f ü r Motorschiffe verwandt. Unsere hier dargelegte Ansicht, daß i m mittleren Dialekt außer d e m Einfluß des Arabischen, der auch i m anderen Dialekt spürbar ist, noch die Sprachen der Söldner Selims wirksam wurden, wird bestätigt durch einen Nubier dieser Landschaft. D a u d Kubara n e n n t in seiner H a n d s c h r i f t 3 das von Korosko bis Mahas gesprochene Rotana (d. i. die arabische Bezeichnung f ü r nichtarabische Sprachen), ein Gemisch von Nubisch, Arabisch u n d Türkisch. Zu § 13. N u r ein Jahrzehnt lang haben die Mameluken die Geschichte Nubiens beeinflußt, doch drängen sich in dieser Zeit viele Ereignisse zusammen, u n d das Schicksal der Handelnden entbehrt nicht der Tragik. Mameluken, usprünglich als Sklaven aus dem Kaukasus oder vom Balkan f ü r den militärischen Dienst nach Ägypten gebracht, bildeten seit J a h r h u n d e r t e n a m u n t e r e n Nil einen entscheidenden Machtfaktor, aber auch ebenso ein Element der U n r u h e , denn n u r zu oft lösten sich rivalisierende Gruppen nach heftigen Auseinandersetzungen ab. Man darf den Mameluken kriegerische Tüchtigkeit u n d Tapferkeit zuerkennen, staatsmännische Fähigkeiten u n d Talent f ü r friedliche Verwaltungsaufgaben haben sie in der langen Zeit, in der das Geschick Ägyptens 1

V g l . MEINHOF, 1 9 4 3 , S. 1 0 2 .

2

E N D E R L I N , 1 9 0 8 a , S . 4 ; v g l . MASSENBACH, 1 9 3 3 , S. 1 4 7 . M A C M I HAEL, 1 9 2 2 , B d . I I , S . 3 2 8 .

3

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in ihren Händen lag, nur selten bewiesen. Hatten sie schon während des Napoleonischen Feldzuges Verluste hinnehmen müssen, so führte das Massaker auf der Zitadelle von Kairo (1811) zur Vernichtung des größten Teiles der politisch einflußreichen Mameluken, die Mohammed Ali, obwohl gleicher Herkunft wie sie, fest entschlossen, sich mit einem Schlage dieser kriegsgewohnten, zügellosen Nebenbuhler zu entledigen,unter einemVorwande dorthin zusammengerufen hatte. Die überlebenden Mameluken, in der Mehrzahl solche, die in Städten außerhalb Kairos geblieben waren, scharten sich zusammen, um sich nach Süden, nach Nubien, abzusetzen. Zunächst versuchten sie, im nördlichen Nubien Fuß zu fassen, dabei die Herrschaftsansprüche der Kashefs, obgleich diese wie sie selbst Nachkommen einer landfremden Kriegerkaste waren, mißachtend. Ibrim wurde weitgehend zerstört, als sie erfolglos einer von Mohammed Ali nachgesandten Truppe Widerstand zu leisten versuchten. Sie mußten diesen Teil Nubiens räumen und sich weiter südwärts zurückziehen. So erreichten sie die Landschaften am 3. Katarakt, von denen sie damals annehmen durften, daß sie weit außerhalb der ägyptischen Zugriffsmöglichkeiten lägen. Sie wählten die kleine Siedlung Maharaka am Westufer zu ihrem Hauptlager und gaben ihr, gleichsam zum Zeichen, daß sie an die Tradition des einstigen Reiches anzuknüpfen beabsichtigten, den Namen Neu-Dongola. Alt-Dongola, erheblich südlicher am Ostufer, war zu dieser Zeit schon eine weitgehend verlassene Stadt mit nur wenig mehr als hundert Menschen 1 ; es blieb im Machtbereich der Schaikije, die wohl die Hauptschuld am Verfall hatten. Die Zahl der Mameluken, die sich in Neu-Dongola oder Umgebung niederließen, schätzen zeitgenössische Beobachter 2 auf 500 bis 600, unter ihnen sollen sich nach Light 3 18 englische und französische Deserteure befunden haben. Die einheimischen Herrscher wurden, bis auf den Melik von Argo, dem man nur die Macht beschnitt, verjagt. Damit war auch das südliche Nubien wie der mittlere Teil unter die Herrschaft einer fremden Söldnerschar geraten. Während aber die Regierung der Kashefs jahrhundertelang währte, dauerte die der Mameluken in Dongola nur 9 Jahre. Zunächst brachten die neuen Herren dem Lande auch manche Vorteile. Diese geübten und waffentechnisch überlegenen Kriegsknechte setzten 1812 schnell den ständigen Einfällen und Plünderungen der Schaikije, die die Nubier bis nördlich des 3. Kataraktes zermürbt hatten, ein Ende 4 . Auch wurde den Mameluken andere gute Taten nachgesagt. So sollen sie Neu-Dongola zu einem wichtigen Handesplatz, zu dem sogar Kaufleute aus Darfur kamen, entwickelt haben 5 . Einige Autoren® sprechen den Mameluken auch Förderung der Landwirtschaft, 1 WADDINGTON, S . 2 1 4 u. 2 2 7 ; HOLROYD, S . 1 6 4 ; HARTMANN, 1 8 6 3 , S. 1 7 9 ; TONNE, S . 4 3 7 . 2 LEGH, S . 7 7 ; HOSKINS, S. 2 0 2 ; v g l . ALBAN. 3 LIGHT, S . 4 1 7 . 4 WADDINGTON, S . 226FF.; NICHOLLS, 1 9 1 3 , S . 2 2 U. 2 6 . 5 WADDINGTON, S . 2 2 7 . 6 LEGH, S. 7 7 ; NICHOLLS, 1 9 1 3 , S . 2 5 .

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sogar die Einführung des Weizens zu. Letzteres wird dadurch widerlegt, daß schon Krump 1 geringen Weizenanbau erwähnt. Gegen die Annahme einer günstigen Einwirkung der Mameluken auf die einheimische Landwirtschaft spricht die Bezeichnung Kolemun, welche Rüppell und Almkvist 2 überliefern. Diese bedeutet nämlich, wie uns Scheich Zubeir Hamad el-Melik belehrte, „Sakijenhasser", was nicht gerade zu dem Schluß berechtigt, die so Benannten seien Freunde der Bauernarbeit gewesen. Oder sollten ihnen die Sakijen nur wegen der Erinnerung, die sie bei ihnen an Ägypten auslösten, verhaßt gewesen sein? Light und L e g h 3 geben auf Grund von Gerüchten, die sie in Nordnubien hörten, an, die Mameluken hätten in Dongola ein Heer von 4000 bis 6000 Negersklaven, nur mit Speeren und Schwertern bewaffnet, aufgestellt. Diese Zahl ist mit Vorsicht aufzunehmen! Sie übertreibt unserer Meinung erheblich, denn eine Truppe solchen Ausmaßes wäre für ein so kleines Land eine ungeheuerlich große Streitmacht gewesen. Wie sollten die Mameluken in den Besitz von Tausenden waffenfähiger Negersklaven gekommen sein, ohne selbst Razzien in den Landschaften am oberen Nil zu unternehmen (vgl. S. 112ff.) ? Abgesehen davon hätten sich ernste Ernährungsschwierigkeiten ergeben müssen, wollte man so viele zusätzliche, wirtschaftlich unproduktive Menschen aus den eigenen Agrarerträgen versorgen. Auch bliebe es unerklärlich, daß die Mameluken, falls sie wirklich über solch eine Streitmacht verfügt hätten, der Armee Mohammed Alis bei deren Einmarsch ins südliche Nubien (1821) nicht ein einziges Gefecht geliefert haben. Als nämlich eigene Kundschafter die Bereitstellung erheblicher Truppen in Wadi Haifa meldeten, verließen die Mameluken Dongola. Zwischen ihrem Abzug und dem Einrücken der Ägypter lag eine kurze Zeitspanne, in der die Schaikije wieder, ihrer einstigen Gewohnheit folgend, Südnubien heimsuchten 4 . Während des Aufenthaltes im Dongolagebiet ist ein großer Teil der Mameluken Tropenkrankheiten erlegen. Als sie die Flucht ergriffen, waren ihrer nach Waddington 5 nur noch 300 am Leben, dazu 600 Frauen und Sklaven; Cailliaud 6 gibt noch weit niedrigere Zahlen an, nach seinen Erkundigungen hatten nur 80 den Krankheiten und dem ungewohnten Klima standgehalten, wovon sich 20 auf Gnade oder Ungnade den Ägyptern ergaben und nur 60 in ein neues Exil auswichen. Dieser Rest, 60 oder 300,wandte sich zunächst nach Schendi, wohin aber bald die ägyptischen Truppen folgten, so daß die Mameluken erneut abziehen mußten. Ein kleiner Teil wich zum Roten Meere hin aus, das Gros unter Abd erRahman, der schon in Dongola ihr Oberhaupt geworden war, zog nach Darfur, wo sie aber auch soviel Unruhe erregten, daß der einheimische Herrscher ihren Weitermarsch erzwang. Durch Todesfälle an Zahl ständig abnehmend, durchzogen 1

KRUMP, S. 2 4 3 .

RÜPPELL, S. 2 1 : „ I c h weiß nicht, woher der N a m e Coloman kömmt, unter welchem man in diesem Theil von Nuhien diese Mamelucken bezeichnet . . . " — ALMKVIST, S. 1 8 2 . 2

3 4 5 6

6*

LIGHT, S. 4 1 7 ; L E G H , S. 7 7 . NICHOLLS, 1 9 1 3 , S. 2 9 ; HARTMANN, 1 8 6 3 , S. 1 4 0 . WADDINGTON, S. 2 3 0 . CAILLIAUD, B d . I I , S. 9 .

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sie Baghirmi u n d Bornu u n d gelangten schließlich nach Fessan, wo D e n h a m u n d Clapperton 1 den kümmerlichen Rest dieser einstigen Herrenschicht Ägyptens u n d zeitweiligen Herrscher Nubiens trafen. N u r einer von ihnen erreichte später noch Tripolis 2 . Stellt m a n die Frage nach der Auswirkung der Mameluken-Episode auf die Nubier, so m u ß m a n feststellen, daß sie linguistisch gleich null war, denn die Eindringlinge sprachen ägyptisches Vulgär-Arabisch, welches ohnehin den meisten männlichen Nubiern schon geläufig war. Anthropologisch haben sie n u r geringe Spuren hinterlassen. Die in Dongola angeheirateten Nubierinnen blieben, wie W a d d i n g t o n 3 berichtet, in treuer Anhänglichkeit bei ihnen, als sie die Flucht antraten u n d das Leben heimatloser Desperados begannen. N u r einige Kinder von Mameluken, die Krankheiten erlegen waren, blieben in Dongola zurück. Doch ist die Zahl der jetzigen Bewohner der Stadt, die von Mameluken abzustammen vorgeben, gering, wie uns berichtet wurde. Es bleibt als nachhaltigster Eindruck ihrer Herrschaft, der Bedrückung derDanagla durch dieSchaikije ein Ende gesetzt zu haben. A u ß e r d e m stellen sie eine weitere Fremdbeeinflussung Nubiens dar, die allerdings wegen der Kürze der Einwirkungszeit nicht das gleiche Gewicht erlangte wie vorangegangenejahrzehnte- oder jahrhundertelange Einflüsse vonNachbarn u n d Eroberern. Zu § 14. Die Bedeutung der Ababde f ü r den Karawanen verkehr in der östlichen W ü s t e stieg rasch an. I m wesentlichen begann erst u m 1820 ihre Z u w a n d e r u n g nach Korosko, dessen Blüte n u r wenige Jahrzehnte anhielt 4 . Die Eröffnung der Eisenbahnlinie ließ den Ort in die f r ü h e r e Bedeutungslosigkeit zurückfallen u n d einige der Zugezogenen wieder abwandern. Das hochbetagte Oberhaupt der Ababde am Roten Meer bei Koseir, Scheich Tawfik, den wir aufsuchten, erzählte uns, daß in seiner Kindheit sich viele seiner Verwandten in Nubien, teils in Seyala, teils in Korosko, niederließen®. Als Muwallid gelten eigentlich Nachkommen nicht-arabischer Eltern, die u n t e r Arabern aufgewachsen u n d erzogen sind 6 . In diesem Sinne wurde noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts diese Bezeichnung in K h a r t u m gebraucht 7 . Allmählich scheint sich aber i m Sudan eine Bedeutungsverschiebung eingebürgert zu haben insofern, als m a n n u r noch dort geborene Kinder von Nicht-Sudanern, d. h. speziell von Ägyptern, darunter verstand. I n Nubien findet m a n Muwallid n u r in den Städten Dongola u n d Wadi Haifa. Sie f ü h r e n ihre H e r k u n f t zum geringen Teil auf die Mameluken, zum größten Teil aber auf türkisch-ägyptische Offiziere, Verwaltungsbeamte u n d Kaufleute, die zwischen 1821 u n d 1882 nach dem Sudan 1 2 3

DENHAM, S. 2 5 . KUMM, 1 9 0 3 , S . 1 1 . WADDINGTON, S. 2 2 9 .

4 L E P S I U S , 1 8 5 2 , S . 1 1 6 ; A B E K E N , S . 1 6 7 ; HAMILTON, 1 8 5 7 , S . 3 8 9 ; G L E I C H E N , B d . I , S . 9 3 ; SHOEMAKER, S . 4 ; D O U I N , 1 9 2 9 , S . 4 1 5 ; S A N D A R S , S . 1 5 8 . 5 V g l . L I N A N T , S . 2 ; ST. JOHN, 1 8 3 4 , B d . I , S. 4 1 0 . 6 HEFFENING, 1 9 3 6 , S. 8 5 9 . 7

PRUDHOE, S. 3 8 .

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kamen, zurück. Äußerlich sind sie kaum von Bewohnern ägyptischer Städte zu unterscheiden (vgl. Abb. 11). I n der Familie sprechen sie n u r arabisch, w e n n auch einige M ä n n e r durch den U m g a n g mit nubischen Geschäftskunden bescheidene Kenntnisse von deren Sprache erlangt haben. Zu § 15. Das Problem der Sklavenhaltung in Nubien u n d des Sklavenhandels durch Nubier wird zusammen m i t dem Gesellschaftsleben erörtert werden. Deshalb sei hier auf Einzelheiten verzichtet u n d auf das spezielle Kapitel verwiesen. Zu § 16. Es sei auf das Kapitel über die Mahdi-Zeit hingewiesen. Zu § 17. Wadi Haifa hatte schon vor, besonders aber während der Herrschaft des Mahdi u n d seines Nachfolgers als Sitz des Befehlshabers der ägyptischen T r u p p e n u n d als Nachschubbasis seinen Charakter als nubisches Dorf eingebüßt. 4000 bis 5000 Soldaten waren z. B. 1820 in Wadi Haifa z u m Vorstoß in den Sudan bereitgestellt worden 1 . D e r Khedive Tawfik hat später r u n d 4000 nubische Bewohner umgesiedelt. Eine alte handgezeichnete Karte von Wadi H a i f a 2 zeigt, daß schon 1896 die Viertel der Nubier in den nördlichen u n d südlichen Vororten lagen, nicht aber i m eigentlichen Z e n t r u m . Der Bedeutungszuwachs, den es als Anfangsstation der Eisenbahn erlebte, zog viele Menschen an, darunter auch G r u p p e n von Nubiern aus Dörfern, die i m Stausee versanken. Unser Gwährsmann Mohammed Hadj, Sekretär des Town Council von W a d i Haifa, gab uns folgende Darstellung der gegenwärtigen Zusammensetzung der ortsansässigen Bevölkerung, die wir wiedergeben, da sie in dieser Form nicht in den offiziellen Statistiken erscheint, die n u r Sudaner u n d Nichtsudaner, diese wieder nach Nationalität untergliedert, a n f ü h r e n . Eine der Bevölkerungsgruppen ist nach der Mahdi-Zeit von Aswan zugewandert, m a n n e n n t sie Uswanli, oft wie Uswalli gesprochen. Sie haben sich als Händler, H a n d w e r k e r u n d Eisenbahneingestellte niedergelassen, sprechen fast n u r arabisch u n d bauen z. T. ihre Häuser zweistöckig, was in Aswan häufig, in Nubien aber ganz ungewöhnlich ist. Ebenso sind die Basalwa (Singular Beseli) erst seit der J a h r h u n d e r t w e n d e in Wadi Haifa. Ihre H e i m a t ist Baselija in Oberägypten. Die M ä n n e r sind meist als Träger oder Eselstreiber an den Umladesteilen vom Nildampfer auf die Eisenbahn beschäftigt; die Frauen backen r u n d e Brote f ü r den freien Verkauf. Oberägypter, die weder zu der einen noch zu der anderen Gruppe gehören, werden u n t e r dem bekannten Namen Saidi zusammengefaßt. Sie haben sich auch erst nach der Mahdi-Zeit als Landarbeiter oder Kleinpächter niedergelassen. Gegenwärtig findet m a n sie besonders in Haifa D e g h e i m u n d in der U m g e b u n g Haifas a u ß e r d e m in den Orten Daberosa u n d Debeira u n d auf der Insel Argin. Seit der Füllung des Stausees sind einige Sippen der Kenuzi, 'Aleiqat u n d Ababde hinzugekommen, die, n a c h d e m ihre Dörfer i m Wasser versunken waren, die Umsiedlung in den Sudan der nach 1

2

SABRY, 1 9 3 0 , S. 6 9 ; v g l . A Y O U B , S. 3 0 2 ff.

Karte von YOUSBAS MOH. EFF. GHALIB., 6. Batt. Egypt. Army, 30. 12. 1896, i m Museum von Wadi Haifa.

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Ägypten vorzogen. Nicht alle dieser nach Süden Ausgewichenen blieben in Wadi Haifa; manche ließen sich später in Schendi u n d Khartum-Nord nieder. D e r Anteil der L a n d f r e m d e n an der Bevölkerung Wadi Haifas hat sich von Jahr zu Jahr erhöht. K u m m 1 f ü h r t e u m die Jahrhundertwende die verschiedenen Bevölkerungselemente Wadi Haifas auf; damals traten noch Italiener hinzu, die heute fehlen. Uns zugängige n e u e Aufzeichnungen geben ein Ansteigen von 1908 Personen (1952) auf 2487 (1953) an; davon sind die meisten ägyptische Staatsangehörige, es folgen Syrer u n d Griechen u n d in geringerer Zahl Inder. Die Auswirkungen des Aswan-Dammes wie das Seßhaftwerden von Nomaden werden in besonderen Kapiteln dargelegt werden. Zu § 18. Unsere feste Überzeugung, daß die Nubier eine Mischbevölkerung sind, ist keine neue Erkenntnis. Vor 128 Jahren vertrat schon Rüppell 2 , nach dessen Worten die Nubier mehrfach „eine n a m h a f t e Beimischung von f r e m d e m Geblüt erleiden m u ß t e n " , diese Meinung. Zeitlich folgt Cadalvènes Angabe 3 : „. . . que les Barabrahs étaient u n mélange du sang de tous les peuples conquérans qui se sont succédé dans ces contrées." Brugsch 4 behauptete 1864: „Die Barabra sind entschieden keine Neger i m Sinne Blumenbach's u n d Vogt's; sie sind ein Mittelding zwischen Negern u n d Kaukasiern." D e n hohen Mischungsgrad erkannte auch S c h w e i n f u r t h 5 klar: „. . . die heutigen Nubier . . . ihre physischen Merkmale geben durchaus keinen durchgreifenden Unterschied m e h r zu erkennen. Man m u ß eben in E r w ä g u n g ziehen, daß diese nubischen Nilbewohner seit J a h r h u n d e r t e n sich nicht n u r durch Heiraten untereinander, sondern auch durch das Einschleppen von Sklavinnen der verschiedensten Provenienz so arg vermischt u n d vermengt haben, daß sie sich heute n u r noch als eine einzige Rasse zu offenbaren scheinen." MacMichaels Bewertung der Blutzufuhr durch Sklavinnen wird auf Seite 112 zitiert; a u ß e r d e m vermerkt er noch, daß alle Nubier arabisches Blut in den Adern h ä t t e n 6 . P. W . Schmidt 7 betrachtet die Nubier „als die F r u c h t einer derartigen Vernegerung ehemaliger H a m i t e n " . Hillelson 8 ist der Meinung, daß die Nubier so sehr mit den arabischen Einwanderern verschmolzen sind, „daß es nicht m e h r möglich ist, die beiden Rassen zu unterscheiden". Andere Gelehrte haben später die Auffassung, daß Nubien rassisch ein Übergangsgebiet ist, wiederholt, so Seligman, Oberhummer, West, von Eickstedt, Evans-Prichard u n d Hassinger 9 . Die Tatsache, daß in Nubien noch heute die eigene Sprache gesprochen wird, ist, nachdem wir hier ausführlich die vielfache Vermischung u n d E i n w a n d e r u n g 1

KUMM, 1 9 0 5 , S. 6 0 . RÜPPELL, S. 3 1 . 3 CADALVÈNE, B d . I I , S . 1 9 . 4 BRUGSCH, 1 8 6 4 , S . 1 1 . 5 SCHWEINFURTH, 1 8 7 4 , B d . I I , S. 3 5 7 . « MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I , S. 1 5 . 7 SCHMIDT, 1 9 2 4 , S. 5 2 0 ; v g l . FROBENIUS, 1 8 9 3 . S. 8 7 . 8 HILLELSON, 1 9 5 6 , S. 1 0 1 8 . ' SELIGMAN, 1 9 1 3 , S. 6 1 9 ; OBERHUMMER, S. 2 8 4 ; W E S T , S. 4 9 0 ; EVANS-PRICHARD, S. 8 2 ; HASSINGER, S. 8 1 . 2

S. 2 7 ;

EICKSTEDT,

1954,

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dargelegt haben, schon Beweis genug für die Absorptionskraft dieses Idioms, so daß es nur noch weniger Belegstellen in der Literatur bedarf. Burckhardt 1 hörte die Bewohner des Batn el-Hadjar, das damals wie heute sehr dünn besiedelt war, ihre Abstammung zur Hälfte von einem Stamm bei Mekka, zur andern Hälfte von den Kerrarisch, einem noch heute westlich des Nils lebenden Halbnomadenstamm, herleiten. Trotzdem sprachen alle nubisch; obwohl sich offenbar niemand zu einer solchen Herkunft bekannte. Aus dem Gebiet der Kenuzi berichtet v. Massenbach 2 : „Es gibt auch noch andere Volkssplitter im Lande, das sind die Abisko und die Sulu; die Abisko sollen ganz aussehen wie die Nubier und auch nubisch sprechen." Uns selbst wurden eindringliche Beispiele von der Übernahme des Nubischen im Grenzgebiet zwischen Dongola und Mahas erzählt, wo seßhaft gewordene Kerrarisch 3 und Kababisch 4 meist schon in der ersten Generation Nubisch dazulernen und in der zweiten vorwiegend sprechen. Hillelson 5 faßt zusammen: „Die Barabra haben ihre Eigenart bewahrt und eher fremde Elemente absorbiert als umgekehrt"; ebenso Trimingham 6 „The Barabra . . . have maintained themselves as a separate entity and have absorbed the alien Arab and other elements and preserved their own language." 1

BURCKHARDT, S. 4 3 .

2

MASSENBACH, 1 9 3 1 , S. 1 9 8 .

3

V g l . R Ü P P E L L , S. 1 3 , 1 9 u.

33.

* V g l . SELIGMAN, 1 9 1 8 , S. 1 0 8 . 5

HILLELSON, 1 9 3 6 , S. 1 0 1 8 .

6

TRIMINGHAM, S. 5 .

IV. GESELLSCHAFTSFORM 1. F a m i l i e Die Eheschließung der Nubier wird — wie die aller Moslime — in den Grundzügen durch die im Koran enthaltenen Anweisungen geregelt. Inwieweit noch Spuren vorislamischer Anschauungen erkennbar sind, wird am Ende dieses Kapitels, nachdem die Einzelheiten dargelegt sind, zu beurteilen sein. Die Eheschließung ist eine Abmachung vorwiegend wirtschaftlicher Natur zwischen dem Bräutigam oder dessen Familie und der Familie der Braut, wobei weder die Mitwirkung der Obrigkeit noch eine religiöse Zeremonie erforderlich ist 1 . Zuneigung der Brautleute zueinander wurde nur gering und deren Fehlen nicht als Ehehindernis bewertet; doch hat dieser Faktor in neuerer Zeit wahrscheinlich an Bedeutung zugenommen. Unverheiratet bleiben zu wollen, wird als ungewöhnlich empfunden. Die Ehe gilt nach islamischer Auffassung als verdienstlich 2 . Bevor es zum Aushandeln des Brautpreises kommt, findet eine erste Fühlungnahme zwischen den Familien statt, an der der künftige Ehemann noch nicht beteiligt zu sein braucht. Bei den Kenuzi ergreift unter Umständen die Mutter des Bräutigams die Initiative; sie sucht die Mutter der Braut auf, um nach einem langen rhetorischen Umweg auf den Grund ihres Kommens einzugehen und, falls sie ein offenes Ohr spürt, ein paar kleine Geschenke zu überreichen. Die beiden Frauen beeinflussen danach ihre Männer, deren Zustimmung entscheidend ist 3 . Wenn wir auch über die Mahas und Danagla nicht in gleichem Ausmaße unterrichtet sind wie über die Kenuzi, so läßt doch die Bemerkung Rüppells 4 „Der Mann kauft seine Braut von der Mutter", auf ähnliche Verhältnisse schließen. Auch heute noch reden die beiden Mütter entscheidend mit, besonders dann, wenn der Vater in der Fremde arbeitet. Zuweilen wirken auch ältere Freunde des Bräutigams bei der ersten Fühlungnahme mit. Da das Heiratsalter der Männer heute höher liegt als früher und sie den Brautpreis meist aus eigenem Arbeitsverdienst entrichten, ist die Abhängigkeit vom Willen der Eltern für den Mann nicht mehr so groß wie ehedem; doch die Entscheidung auf Seiten der Braut liegt absolut bei deren Eltern. Uns ist auf Fragen kein Fall genannt worden, in dem sich ein Mädchen der Wahl ihrer Eltern widersetzt hätte. Es hat sich in bezug auf die 1 Vgl. HUGHES, S. 5 1 4 : „Marriage, according to Muhammadan law, is simply a civil contract, and its validity does not depend upon any religious ceremony." 2

V g l . HARTMANN, 1 9 4 4 , S . 8 0 .

3

SCHÄFER, 1 9 3 5 , S . 2 0 9 ; SAMUEL A L I HUSSEIN, W a s s e r q u e l l e n N r . 1 7 , S . 1 .

4

RÜPPELL, S. 4 2 .

89

Die Nubier

Braut seit Rüppells Feststellung „Neigung wird bei der Verehelichung so zu sagen nie berücksichtigt" k a u m etwas geändert 1 . W ä h r e n d des Aushandelns des Ehevertrages werden die Interessen der Braut von einem Wekil oder Wali vertreten, der ein männlicher Verwandter sein soll. Bei der Wiederverheiratung von Witwen oder Geschiedenen ist deren ausdrückliche Z u s t i m m u n g erforderlich; n u r der Vater oder Großvater als Wekil k a n n eine Braut auch gegen i h r e n Willen verheiraten 2 . Doch erkennen gerade die hanefitische u n d die malekitische Rechtsschule, welche beide in Nubien beachtet werden, Ausnahmen, d. h. Eheschließungen ohne Wali, a n 3 . W e n n nicht G r ü n d e zur Abweichung von der Regel zwangen, wurde zunächst die Ehe mit einer i m rechten Alter stehenden Base erwogen 4 . Samuel Ali Hussein klagte aber schon vor 1910, daß diese Sitte i m m e r häufiger mißachtet werde 5 . Uns erklärte m a n , daß die Heirat der Base in m e h r als der H ä l f t e der Ehen u m g a n g e n würde. D e r Nubier darf wohl seine Base, nicht aber seine Nichte heiraten; auch ist es i h m verboten, Frauen, m i t denen er in gerader Linie verschwägert ist, oder zwei Schwestern gleichzeitig zu heiraten. Die Vetternheirat ist keineswegs auf Nubien beschränkt, sondern in Ägypten wie im Sudan zu finden, nach unseren Erkundigungen auch dort m i t der Einschränkung allmählichen Abnehmens. T h u r n w a l d 6 bringt die Verbreitung der Vetternehe m i t dem Vordringen des Islams in Afrika in Verbindung, wogegen einzuwenden bleibt, daß eine eigenartige Form der Vetternheirat (cross-cousin-marriage) bei den Aschanti v o r k o m m t 7 , die sicher nicht auf islamischen Einfluß zurückgeht. Ob ähnliche Heiratsordnungen i m vorislamischen Ostsudan vorkamen, entzieht sich unserer Kenntnis. Das Heiratsalter der Mädchen ist auch gegenwärtig i m Vergleich zu Europa sehr niedrig, wenn auch die Angaben der älteren Reisenden f ü r unsere Tage n u r noch selten zutreffen. Nach Rüppell 8 heirateten die Danagla-Mädchen durchschnittlich i m zehnten oder elften Lebensjahr, nach Cadalvene 9 m i t elf oder zwölf, die Kenuzi-Mädchen nach Samuel Ali Hussein 1 0 mit zwölf oder dreizehn. Hingegen gab H a r t m a n n n a n , „gewöhnlich ehelichten 17 —18 Jahre alte Burschen Mädchen, die bereits das vierzehnte Jahr überschritten h ä t t e n " . — Soweit Nubien ägyptisches Hoheitsgebiet ist, wirkt sich die gesetzliche Regelung von 1925 1 2 aus, 1

Ähnlich WEST, S. 31.

2

HARTMANN, 1 9 4 4 , S. 7 7 u . 8 0 . 3 SCHACHT, 1 9 5 0 , S . 1 8 2 . 4 KLUNZINGER, S . 1 9 2 ; SCHWALLY, S . 1 0 U. 1 4 ; SAMUEL A L I H U S S E I N , W a s s e r q u e l l e 1 7 , S . 1 ; E N D E R L I N , 1 9 0 8 b , S . 9 5 ; FRÖHLICH, 1 9 2 6 , S . 2 8 0 . 5 6

SCHÄFER, 1 9 3 5 , S. 2 0 7 . THURNWALD, 1 9 3 2 , B d . I I , S. 2 3 1 .

7

Vgl. RATTRAY, S. 2 3 f f . ; SELIGMAN, B., 1925, S. 114ff.

8

R Ü P P E L L , S. 4 2 .

9

CADALVENE, B d . I I , S. 1 5 4 . SAMUEL A L I H U S S E I N , W a s s e r q u e l l e 2, S . 32.

10

Bd. 11 12

17,

S. 1 ; v g l . HOSKINS,

H A R T M A N N , 1 8 6 3 , S. 2 1 4 . CLELAND, S. 4 3 ; MITWALLI, 1 9 4 6 , S. 2 9 0 ; WOODSMALL, S. 1 1 6 .

S. 1 1 ;

SMITH,

1868,

90

R O L F HERZOG

welche die Heirat eines Mädchens u n t e r 16 u n d eines Jünglings u n t e r 18 Jahre verbietet. Doch setzt die D u r c h f ü h r u n g dieser sehr v e r n ü n f t i g e n Anordnung eine genaue Geburtenregistrierung voraus; gerade hier aber sind in entlegenen Gebieten Mängel zu erkennen, so daß schließlich doch die Altersangabe der Eltern oft den einzigen Anhalt bietet. I m Sudan besteht dagegen diese Beschränkung nicht, weshalb Zenkovskys 1 Angabe, daß noch 1945 nach landläufiger Auffassung zwölf Jahre als ausreichendes Heiratsalter f ü r Mädchen angesehen wurde, glaubh a f t erscheint, w e n n auch damit nicht gesagt sein soll, daß die meisten schon in diesem kindlichen Alter Braut werden. Kennzeichnend f ü r die alte Zeit war die Ansicht, daß ein Mädchen von achtzehn oder zwanzig Jahren schon als alt gilt u n d schleunigst verheiratet werden m ü ß t e 2 . Soweit wir in dieser Frage, zu der es keine Unterlagen gibt, schätzen können, möchten wir auf G r u n d zahlreicher Unterhaltungen a n n e h m e n , daß in der Gegenwart Heiraten von F ü n f z e h n jährigen in Südnubien als normal e m p f u n d e n werden. I m Kenuzi-Gebiet hörten wir in Dakke 3 , daß Mädchen zuweilen unfreiwillig bis an zwanzig ledig bleiben. Insgesamt scheint sich allmählich ein vom medizinischen Standpunkte v e r n ü n f tiger Wandel anzubahnen. W ä h r e n d f r ü h e r das Heiratsalter des Bräutigams etwa bei achtzehn lag 4 , ist gegenwärtig ein u m einige Jahre höheres Alter als Durchschnitt a n z u n e h m e n . Die meisten jungen M ä n n e r arbeiten — schon aus finanziellen Erwägungen in bezug auf den Brautpreis — erst ein paar Jahre in den Städten. D e r Bräutigam zahlt heute wie vor J a h r h u n d e r t e n einen Brautpreis Ein die Schwiegereltern. F r ü h e r m a g dies wohl ausschließlich in Sachwerten geschehen sein, solange wir jedoch genauere Nachrichten haben, tritt daneben schon die Geldzahlung auf. D e r übliche Preis bei den Kenuzi war vor 150 Jahren 36 Piaster 5 , bei den Danagla eine Kuh, zwei Schafe oder Ziegen u n d Geld 6 . H e u t e ist es üblich, daß der Ehekontrakt schriftlich festgelegt wird; m a n beugt damit Unklarheiten bei Scheidung oder Tod vor. Doch ist prinzipiell auch eine mündliche Abrede voll gültig. D e r Brautpreis gilt „als wesentlicher Bestandteil des Ehevertrages" 7 . Seine Höhe schwankt nach dem Ansehen der beteiligten Familien. Fast nie wird die ganze vereinbarte S u m m e auf einmal bezahlt, sondern zumeist in zwei oder drei Teilen; der erste (meist größte) Teil beim Abschluß des Ehekontraktes oder kurz vor der Hochzeit, der Rest wird als Sicherung der Frau f ü r den Fall der Auflösung der Ehe entweder von den Brauteltern a u f b e w a h r t oder n u r schriftlich festgelegt.

1 2

3 4

ZENKOVSKY, S . 2 4 1 . SCHÄFER, 1 9 3 5 , S . 2 0 8 .

mündliche Auskunft der Missionarin MARIANNE BÜHLER. Vgl. Zitat HARTMANN, auf S. 8 9 ; nach PETHERICK, S. 116 i m Alter von 16 bis 17

J a h r e n ; FRÖHLICH, 1 9 2 6 , S . 2 8 0 . 5 BURCKHARDT, S . 1 4 5 . 6 RÜPPELL, S. 4 3 . 7 SCHACHT, 1936, S. 9 8 6 / 8 7 ; — LITTMANN, S. 37, gibt die H ö h e des Brautpreises in wohlhabenden ägyptischen Kreisen mit durchschnittlich 60ägypt. Pfund an; AYOUB, S. 3 2 2 ff. beziffert die 1. Rate in Wadi Haifa mit 20 Pfund.

Die Nubier

91

Z u der schriftlichen Festlegung dieser finanziellen Verpflichtung wird an den größeren Orten Unternubiens in neuerer Zeit oft eine Art von Zivilbeamten hinzugezogen, deren Standesbezeichnung Masun ist 1 . I n dem bisher Gesagten sind schon wesentliche Züge der Eheschließung u m rissen; das Zeremoniell der Festtage ist in verschiedenen Publikationen ausführlich beschrieben. Von einer vollständigen Wiedergabe k a n n abgesehen werden, da das Nebeneinanderreihen unwichtiger Lokalvarianten keinen Gewinn brächte. Schon vor 120 Jahren stellte Hoskins 2 fest: „The ceremonies of marriage vary in a slight degree in almost every district of the valley of t h e Nile." W i r beschränken uns deshalb auf Merkmale, die kulturgeschichtliche Schlüsse zulassen. Die Hochzeitsfeier findet bei den Eltern der Braut statt. W e n n sich der Bräutigam, meist auf einem Kämel oder Esel reitend, diesem Hause n ä h e r t , werden er u n d seine Begleiter von den Angehörigen u n d F r e u n d e n der Braut m i t P r ü g e l e m p f a n g e n . Es k o m m t zu einem Scheingefecht 3 . Samuel Ali Hussein 4 k o m m e n tiert diesen Brauch seiner Heimat wie folgt: „Diesen Kampf, so überraschend u n d f ü r europäische Begriffe ungewöhnlich er scheinen mag, ist doch durch uralte Sitte geheiligt u n d nicht bös gemeint, so oft es auch zu erschrecklichen Verwund u n g e n kommt." Selbst in der Fremde behielt m a n diesen Brauch bei. Die nach dem Bahr el-Ghasal abgewanderten Danagla veranstalteten ebensolche Scheingefechte, w e n n einer der ihren ein eingeborenes Mädchen heiratete 6 . Dieser Brauch könnte dazu verleiten, Relikte einer f r ü h e r e n Raubheirat anz u n e h m e n . Man sollte jedoch, eingedenk der Einwände T h u r n w a l d s 6 , daß durch oberflächliche D e u t u n g „der wissenschaftliche Mythos vorr der Raubehe, richtiger Raubheirat, als U r f o r m der Ehe" entstanden ist, vorsichtig auch andere Erklärungsmöglichkeiten abwägen. W i r weisen insbesondere darauf hin, daß Scheingefechte auch bei der Rückkehr der Könige von Argo auf ihre Stamminsel a u f g e f ü h r t wurden (vgl. S. 127). U m 1700 — so schildert K r u m p 7 — w u r d e bei der A n k u n f t einer großen Karawane in Moscho a m 5. Katarakt m i t allen Flinten eine wilde Schießerei veranstaltet, was alle Beteiligten in „hohes Ansehen gesetzt" habe. Ähnliches erlebte er wenige Wochen später a m Hofe von Sennar, wo zu Ehren der ankommenden Gäste aus allen Rohren u n d sogar von galoppierenden Pferden gefeuert wurde. Der festliche u n d gesellige L ä r m , den nach u n s e r e m Urteil die Nubier sehr hoch schätzen und der je ohrenbetäubender, je stimmungsvoller e m p f u n d e n wird, hat sich über die Zeit erhalten. So bat i m vorigen Jahrh u n d e r t eine Festgemeinde in Tomas einen Europäer, einmal seine Jagdflinte zur 1 FRÖHLICH, 1926, S. 2 8 1 ; — WEHR, Bd. 1, S. 10, gibt für dieses arabische Wort die Erklärung: Bevollmächtigter des Kadi, der die Befugnis hat, E h e n zu schließen. 2 3

HOSKINS, S. 1 8 9 . CADALVENE, B d . I I , S. 3 1 8 ; HOSKINS, S. 1 9 0 ; SCHÄFER, 1 9 3 5 , S. 2 2 9 ;

MASSENBACH,

1928, S. 8 8 , u . 1933, S. 1 7 2 : der Scheinangriff auf den Hochzeitszug des Bräutigams wird i m Kenuzi-Dialekt hajdza genannt. 1 6 4 7

SAMUEL ALI H U S S E I N , W a s s e r q u e l l e 1 7 , S. 1 2 . W I L S O N , 1 8 8 2 , B d . I I , S. 3 0 9 . T H U R N W A L D , 1 9 3 2 , B d . I I , S. 1 0 5 ; v g l . L O W I E , S . 9 7 . KRUMP, S. 2 2 1 u . 2 8 7 .

92

ROLF HERZOG

Verherrlichung der Feier abzuschießen 1 . — Ferner ist zu bedenken, daß sich die vorbereitete Gewaltanwendung gegen den Bräutigam richtet, dessen Begleiter durch Z u r u f e den Kampf abzuwenden versuchen 2 . Das paßt schlecht zu einer Darstellung des Raubes der Braut. T h u r n w a l d sieht gerade in dem Kampf gegen den M a n n einen Beweis, daß der L ä r m u n d die durch den Scheinkampf ausgelöste allgemeine Ausgelassenheit H e m m u n g e n u n d Befangenheit beim Brautpaar überwinden helfen sollen. Gleichfalls von beträchtlichem Alter ist ein weiterer Brauch, der den Eintritt der Braut in den n e u e n Lebensabschnitt versinnbildlichen soll: der zeremonielle Kleidungswechsel. Bis ins vorige J a h r h u n d e r t war, wie wir schon an anderer Stelle 3 ausgeführt haben, der Rahat, ein Lederfransenschurz (vgl. Abb. 17), die alltägliche Tracht der Mädchen, nicht n u r in Nubien, sondern auch in Nachbargebieten. Dieses Kleidungsstück wurde bei der Hochzeitsfeier vom Bräutigam abgenommen, zuweilen sogar gewaltsam abgerissen u n d zerstückelt, u m der Braut d a f ü r die Vollkleidung der verheirateten Frauen anzulegen. Aus Nubien berichten zahlreiche Reisende 4 darüber. Rafalowitsch 5 schreibt z. B.: „Verheiratet sich Eine, so löst ihr der junge Gemahl selbst a m Abend nach der Hochzeit diesen Gürtel." In den Streusiedlungen nubischer Auswanderer in der Nähe K h a r t u m s hielt sich dieser Brauch ebenso bis in unser J a h r h u n d e r t , wie Crowfoot 6 berichtet, der dies „the most obvious rite" n e n n t , die ihre Wurzeln nicht i m Islam hat. Tatsächlich läßt sich der Rahat in vorislamischer Zeit in Arabien nachweisen, wo er von Mädchen u n d Frauen in Zeitabschnitten, in denen sie keine Beziehungen zu M ä n n e r n haben sollten, getragen wurde, d. h. vor der Ehe, während der Menstruation u n d beim Aufenthalte an einem heidnischen Heiligtume. Mit himjaritischen Auswanderern (vgl. S. 68) gelangten Wort u n d Sache nach d e m Ostsudan, wo der Symbolcharakter erhalten blieb, sich aber der Kreis der Träger i n n e n auf die Unverheirateten verengte. D a m a n in Nubien die Jungfernschaft hoch schätzt (vgl. S. 94), blieb der Rahat das allgemein verstandene Zeichen, daß die Trägerin noch unverheiratet u n d sexuell tabu ist. W e g e n dieser besonderen Bedeutung erhielt sich der lederne Rahat in einem Gebiet alter Hausweberei. Auch als der Rahat i m vorigen J a h r h u n d e r t m e h r u n d m e h r aus dem Alltagsgebrauch verschwand, blieb es erforderlich, daß der Bräutigam a m Hochzeitstage öffentlich den R a h a t seiner Braut löst, u m sie damit von der letzten Beschränkung zu befreien. So stark ist dieser Brauch noch heute, daß junge Nubierinnen a m 1

GONZENBACH, S. 1 0 5 . SCHÄFER, 1 9 5 5 , S. 2 2 8 . 3 HERZOG, 1 9 5 6 a. 4 KRUMP, S. 2 2 3 ; COSTAZ, S. 4 0 3 ; BURCKHARDT, S. 3 2 U. 2 1 5 ; LIGHT, S. 4 2 7 / 2 8 ; W A D D I N G T O N , S. 2 4 5 ; SENKOWSKY, S . 2 9 ; MINUTOLI, 1 8 2 4 , S . 2 9 1 ; PROKESCH-OSTEN d. Ä . , S. 4 9 , u. P R O K E S C H - O S T E N d. J., S. 4 2 ; M A D D E N , B d . I I , S . 7 9 ; CADALVENE, B d . I I , S. 1 5 3 ; P Ü C K L E R - M U S K A U , B d . I I , S. 2 5 4 ; COMBES, B d . I I , S . 1 7 ; S T E P H E N S , S. 2 8 ; M E L L Y , B d . I , S . 2 2 9 ; H A R T M A N N , 1 8 6 3 , S . 2 0 6 ; SMITH, 1 8 6 8 , B d . I I , S. 3 2 ; E D W A R D S , S . 2 6 0 . 5 RAFALOWITSCH, S . 1 1 6 ; v g l . HOSKINS, S. 1 8 7 . * CROWFOOT, 1 9 3 2 , S. 4 4 3 . 2

Die

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Nubier

Hochzeitstage über ihr Textilkleid aus eingeführten Stoffen für kurze Zeit und zum ersten und letzten Male in ihrem Leben den Rahat bindet, damit ihn der Bräutigam abnehmen kann. Von den Kenuzi sind uns noch Bräuche aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg überliefert, die die Herrschaft des Mannes über seine Frau symbolisieren sollten. So spie der Bräutigam seiner Braut, nachdem er ihr bis dahin am Festtage verhülltes Gesicht entschleiert hatte, Nilwasser ins Gesicht, setzte seinen Fuß auf den ihren und brachte ihr Schnitte an der Wade bei 1 . Da wir in keinem anderen Bericht die Erwähnung dieses Brauches fanden, auch selbst keine Auskunft mehr darüber erlangen konnten, lassen wir es mit der Feststellung bewenden, daß die meisten der zitierten Belege auf ein und dieselbe Quelle, nämlich den Missionshelfer Samuel Ali Hussein, zurückgehen und möglicherweise hier eine Lokalvariante seines Bezirkes Abu Hör aufgezeichnet ist, deren Verallgemeinerung ungerechtfertigt wäre. Die Braut spielt Unnahbarkeit, wenn sich der Bräutigam — meist erst in der zweiten Nacht der Hochzeitsfeier — ihr zum ersten Male nähert. Sie schmollt, geht nicht auf sein Gespräch ein und hält unablässig einen Schleier vor das Gesicht. Alle Aufmunterungskünste des Bräutigams bleiben vergeblich, bis er ihr ein ansehnliches Geldgeschenk macht, wodurch sie sofort gefügig wird. Dieser Brauch könnte dazu verleiten, hier einen Einfluß des modernen, auf Gelderwerb konzentrierten Denkens erkennen zu wollen. Doch würde das in die Irre führen, denn der Bräutigam mußte schon in der Antike wie im frühen Islam durch Geschenke die Braut dazu bewegen, sich vor ihm zu entschleiern 2 . — Der Defloration steht die Vernähung des Mädchens, die im südlichen Nubien noch vorkommt und an anderer Stelle zu besprechen sein wird, entgegen. Die wesentlichen Festlichkeiten währen sieben Tage, was wiederum altes orientalisches Brauchtum ist 3 . Tanz und Unterhaltung dehnen sich aber bei Wohlhabenden bis zu 40 Tagen aus 4 . Der jungen Frau wird zuweilen von nächsten Verwandten viel Hausarbeit abgenommen, auch der Mann geht noch nicht seinem Beruf nach; beiden sollen sich aneinander gewöhnen und noch nicht durch Alltagssorgen belastet werden. Unser Gewährsmann Rashed in Kuddi erklärte uns, daß das volle Zeremoniell von vierzig Tagen nur noch vereinzelt in entlegenen und sehr konservativen Dörfern durchgehalten wird; im allgemeinen begnügt man sich, besonders in größeren Ortschaften, mit einer Hochzeitsfeier von wenigen Tagen. Das junge Paar bleibt oft für einige Zeit im Hause der Eltern der Braut, meist bis das erste Kind geboren wird, zuweilen auch länger, besonders dann, wenn der Mann außer Landes arbeitet.

1 JUNKER, 1 9 1 8 , S . 5 6 ; SAMUEL A L I 1 9 2 8 , S . 8 9 ; SCHÄFER, 1 9 5 5 , S . 2 5 2 .

HUSSEIN,

Wasserquelle

S. 1 4 ;

MASSENBACH,

2 HEFFENING, 1944, S. 4 1 1 ; den gleichen Brauch berichtet PARKYNS, S. 271, von den Kababisch. 3

HEFFENING, 1 9 4 4 , S . 4 1 5 .

4

SCHUVER, S . 1 3 5 .

94

ROLF HERZOG

Aus anderen Berichten 1 entnehmen wir, daß den Neuvermählten vorübergehend eine Hütte aus Palmblättern und Strohmatten in der Nähe der Wohnung der Brauteltern errichtet wird. Die Mutter der Braut behält in diesen Fällen auch weiterhin eine Art Aufsicht über die Jungvermählte, wie überhaupt noch andere Zeichen, außer der matrilokalen Wohnweise, auf die geachtete Stellung der Brautmutter hinweisen. In der zweiten Hochzeitsnacht ruft der Brautvater dem jungen Manne zu, er solle auf keinen Fall seine Frau hindern, zu ihrer Mutter zu gehen 2 . Der junge Mann darf seine Schwiegermutter weder anschauen noch ansprechen; er hat ihr stets aus dem Wege zu gehen. Samuel Ali Hussein 3 erläutert dieses Verhalten: „Von Alters her ist dieses Verhalten unter ihnen im Gange. Und das ist nicht Haß, noch Abneigung . . . sondern dieses ihr Tun halten sie für ein Zeichen von Hochachtung." Obwohl der Islam vier Frauen erlaubt, haben wir in Nubien nur in wenigen Fällen zuverlässig gehört, daß ein Mann zwei oder gar drei Frauen habe. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen gestatten den meisten nicht, sich diesen Luxus zu leisten. Hinzu kommt, daß, falls ein Nubier das Verlangen nach einem anderen Ehepartner verspürt, die Scheidung von der Ersten so leicht ist, daß gar kein Zwang zur gleichzeitigen Erhaltung mehrerer Frauen besteht. Notizen aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts deuten die Seltenheit der Mehrehe in Nubien an 4 . Die Jungfernschaft der nubischen Mädchen wird sehr genau bewacht, und Fehltritte verheirateter Frauen werden aufs härteste bestraft. Schon Burckhardt 5 erwähnte, daß der Verdacht der Untreue dem Ehemann genüge, seine Frau zu töten, sie zum Fraß für Krokodile werden zu lassen, wie die gängige Redewendung lautete. Auch Rüppell 6 berichtete aus Mahas und Sukkot, daß Frauen, die sich mit Nichtnubiern eingelassen hatten, auf Grund der Beschuldigung des Mannes von ihren eigenen Eltern im Nil ertränkt werden mußten. War aber der Ehebrecher auch Nubier, so wurde die Frau nur schmachvoll verstoßen. Im Gegensatz zu den Nubierinnen wurde den Frauen der südlichen Nachbarn, der Schaikije, nachgesagt, sie seien „um ihrer lockeren Sitten willen berüchtigt". — Mit besonderer Strenge ging man gegen Mädchen, denen vorehelicher Verkehr vorgeworfen wurde, vor. Wir haben aus verschiedenen Zeiträumen detaillierte Schilderungen der meist grausamen Todesart, die die Verführte erwartete 7 . In allen Fällen waren es die nächsten männlichen Verwandten, die das Mädchen umbrachten. 1

z. B. CALLOT, Teil 6, S. 160.

2

JUNKER, 1 9 1 8 , S. 5 9 . SCHÄFER, 1 9 3 5 , S. 2 3 9 ; v g l . MASSENBACH, 1 9 2 7 , S. 1 3 9 .

3

4 MADDEN, Bd. II, S. 75; COMBES, Bd. II, S. 18. — Die Zahl der Mehrehen in islamischen Ländern wird in Europa zumeist überschätzt. CLELAND, S. 47/48, gibt an, daß in Ägypten, das nördliche Nubien eingeschlossen, auf 1000 verheiratete männliche Moslime im Jahre 1907 1062, 1917 105+ und 1927 1048 Frauen entfielen. 5 6 7

BURCKHARDT, S. 1 4 6 . RÜPPELL, S. 6 7 . KRUMP, S. 2 4 7 ; MINUTOLI, 1 8 2 4 , S. 2 9 2 ; SCHÄFER, 1 9 3 5 , S. 4 7 .

Die

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Nubier

W i r hörten von der Missionarin Marianne Bühler, daß sich vor etwa sechs Jahren in Dakke ein Fall solcher Familienjustiz zutrug, bei dem die Beschuldigte getötet wurde. Das islamische Familienrecht macht eine Scheidung sehr leicht; Trennung vom Ehepartner aus an sich nicht schwerwiegenden Gründen ist deshalb häufig und — das sei hervorgehoben — nicht ein Zeichen modernen Sittenverfalls. Unmittelbar nach dem Einmarsch der türkisch-ägyptischen Truppen in den Sudan, zu einer Zeit, als deren eventuell demoralisierender Einfluß noch gar nicht spürbar sein konnte, stellte Waddington 1 fest: „The number of wives possessed by the Egyptian Arabs and the Nubians is not so remarkable as the facility with which they divorce and change them." Samuel Ali Hussein 2 erinnert sich der mehrfachen Scheidungen seiner Mutter u m die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Der Mann kann die Ehe durch einmaliges Aussprechen des Talak3 mit einer Wartezeit oder durch dreimalige Wiederholung endgültig scheiden. Arbeitet er in der Fremde, so genügt eine briefliche Mitteilung, die die Frau in vielen Fällen nicht einmal selbst lesen kann. Unfruchtbarkeit ist der häufigste Scheidungsgrund, doch gibt es daneben natürlich noch ungezählte andere Umstände, die das Mißfallen eines Nubiers erregen können. So berichtet von Massenbach 4 von einer Verstoßung, weil sich die Frau hatte fotografieren lassen, was auch heute noch die Männer ungern sehen. Die Frau hat an sich ebenso das Recht der Trennung, von dem sie aber selten, höchstens bei wiederholter körperlicher Mißhandlung, Gebrauch macht. Schätzungsweise 9 0 % der Scheidungen liegt die Willenserklärung des Mannes zugrunde, welche, da es keinen Prozeß gibt, ausreicht. So ist in der Tat die Nubierin lebenslang von einer schnellen Scheidung, die fast immer ihre wirtschaftliche Stellung verschlechtert, bedroht, und Trimingham 5 übertreibt nicht mit der Ansicht, „Divorce ist one of the Nubian women's great fears". Das islamische Familienrecht läßt den Fortbestand der Ehe, falls sich der Mann während der Wartezeit dazu entschließt, und auch eine neue Eheschließung nach vollzogener Scheidung zwischen den gleichen Partnern zu. Scheidung und anschließende Wiederverheiratung dürfen bis zu dreimal wiederholt werden. Sofern die Mutter noch lebt, kehrt die geschiedene Frau zu ihr zurück, andernfalls zu einem nahen Verwandten. Ein festgesetzter Anteil des Brautpreises war schon bei der Eheschließung für den Fall der Scheidung vorgesehen. Diese Regel u n g wird nun wirksam. I m Dongolagebiet war es früher üblich, daß die Mutter der Frau den in Bargeld gezahlten Anteil des Brautpreises behielt, dafür aber verpflichtet war, ihre Tochter gegebenenfalls wieder bei sich aufzunehmen 6 . I m Kenuzi-Gebiet wurde schon zu Anfang unseres Jahrhunderts eine andere, seit 1

WADDINGTON, S. 2 7 8 ;

SAMUEL A L I ' H U S S E I N , AUS m e i n e L e b e n , S. 7 , v g l . L Ü T T K E , S . 1 4 7 ; CHABROL, S . 4 0 5 ; SCHWALLY, S. 1 7 . 2

3

SCHACHT, 1 9 3 4 , S. 6 8 8 f f .

4

MASSENBACH, 1 9 2 8 , S. 9 3 . TRIMINGHAM, S . 9 ; v g l . M A S S E N B A C H , 1 9 2 7 , S .

5

' RÜPPELL, S. 4 3 .

139.

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1912 auch in Regierungsverordnungen verankerte Regelung üblich. Bei der Unterzeichnung des Ehekontraktes wird der für den Scheidungsfall vorgesehene Anteil vom Bräutigam nicht bar bezahlt, sondern er verpflichtet sich nur urkundlich zu einer Abfindungssumme von soundsoviel Pfund, falls er seine Frau verstoßen sollte. Eine Ausfertigung dieser Urkunde erhält der Bräutigam, eine die Braut. Im allgemeinen wird die Summe von der Familie der Braut nicht gering veranschlagt. Außer diesem vereinbarten Betrag muß der scheidungswillige Ehemann auf ägyptischem Hoheitsgebiet noch Unterhalt für drei Monate zahlen, tritt während dieser Zeit bei der Frau die Menstruation ein, enden damit seine finanziellen Verpflichtungen; zeigt sich aber ihre Schwangerschaft, so muß er sie bis zur Niederkunft wirtschaftlich sicherstellen und auch danach noch bis zum 6. Lebensjahre des Kindes Unterhaltungszuschüsse beisteuern 1 . Doch kommt es selten vor, daß sich der Mann während der Schwangerschaft scheiden läßt. Dieses Übereinkommen für den Scheidungsfall, das zuweilen auch von den Nubiern, die sudanische Staatsangehörige sind, übernommen wird, weist einige erhebliche Vorteile auf. Einmal brachte die Hinterlegung des für den Scheidungsfall bestimmten Teiles des Brautpreises bei der Familie der Braut diese in Versuchung, das Geld zunächst für dringende Ausgaben zu verwenden, wenn auch vielleicht mit dem Vorsatz, die Summe später wieder zu sparen und in Reserve zu legen. Häufig war es aber in der Vergangenheit so, daß die verstoßene Tochter zurückkehrte und keine finanzielle Rücklage mehr vorhanden war, die Geschiedene also in mißlichste Umstände gebracht und oft von den Angehörigen als schwere Last empfunden wurde. Waren die Eltern inzwischen gestorben, war oft auch die Sicherheitssumme nicht mehr aufzutreiben. Kehrt die geschiedene Tochter jetzt zurück, so verfügt sie über den früher vereinbarten Betrag und über ausreichende Mittel zur Lebenshaltung für drei Monate. Zum anderen zwingt die neue Regelung den Ehemann zu einer plötzlichen bedeutenden Geldausgabe: den letzten Teil des Brautpreises und die Unterhaltszahlung im voraus. Der Betrag übersteigt oft das Barvermögen der Männer und läßt sie die Angelegenheit noch einmal ruhig überlegen, denn ohne die Abfindung braucht die Frau nicht wegzuziehen. Diese allmählich zunehmende Sicherung der Interessen der Frau wird sicher im Laufe dieser und der nächsten Generation zu einem weiteren Absinken der Ehescheidungen führen. Im allgemeinen verläßt die Frau das Haus mit all ihrem Eigentum, auch den Geschenken, die sie bei der Hochzeit persönlich erhielt, und der Mitgift 2 . Soweit wir Auskunft erhielten, scheint eine Sonderregelung nur für den Goldschmuck, der das mit Abstand Kostbarste ist, zu bestehen. Wurde der Braut am Hochzeitstage der Schmuck von der eigenen Familie angelegt, so nimmt sie ihn bei der Scheidung mit zurück; brachte ihn aber der Bräutigam, so muß sie ihn zurückgeben. Die Kinder bleiben bis zu ihrem 6. oder 7. Lebensjahre bei der Mutter, danach hat der Vater ein. Anrecht auf sie, doch wird davon nicht immer Gebrauch ge1

V g l . SCHÄFER, 1 9 5 5 , S . 2 1 8 .

2

V g l . RÜPPELL, S. 4 5 .

Die

Nubier

97

macht, besonders wenn der Mann auswärts arbeitet. Nach Rüppell 1 nahm in früherer Zeit bei den Danagla der Vater nur die Knaben zu sich, die Mädchen blieben bei der Mutter. Die Stellung der Kinder wird bedenklich, wenn die geschiedene Mutter sich wiederverheiratet, worauf ihre nächsten männlichen Verwandten meist energisch drängen. Ein Mann muß bei der Heirat einerGeschiedenen deren Kinder aus der vorigen Ehe nicht bei sich aufnehmen. Die Frau versucht, in diesem Falle die Kinder dem Vater noch vor dem Erreichen des 6. Lebensjahres aufzudrängen, um ihre Wiederverheiratung nicht zu verhindern. Samuel Ali Hussein 2 drückt es etwas roh aus, daß sie dem Vater das Kind „hinwirft". Ist der Erzeuger im Lande, so übergibt er das Kind meist seiner Mutter, also der Großmutter des Kindes väterlicherseits, oder einer Schwester. Da aber häufig die Männer jahrelang abwesend sind, kann die Mutter ihr Kind auf diese Weise nicht immer loswerden, besonders wenn die frühere Schwiegermutter nicht mehr am Leben ist oder durch Scheidung und Wiederverheiratung nun mit einem Maxine lebt, der nicht der Vater des Kindesvaters ist, deshalb die Aufnahme des PseudoEnkelkindes verweigern kann. In solchen Fällen muß das Kind innerhalb der Familie der Mutter untergebracht werden, entweder bei der Großmutter mütterlicherseits, was am häufigsten geschieht, oder bei einer Schwester. Natürlich kommen auch Fälle vor, wo Verwandte, die an sich nicht zur Aufnahme des Kindes verpflichtet sind, dieses zu sich nehmen, sei es, daß sie eine billige Hilfe im Hause gebrauchen können, oder sei es aus Gutherzigkeit. Nach diesen Ausführungen braucht kaum betont zu werden, daß die leichte Ehescheidung die Versorgung und Erziehung der Kinder erheblich gefährdet. Die Lebenserinnerungen Samuel Ali Husseins, dessen Mutter mehrfach heiratete, lassen deutlich erkennen, zu welcher Verwahrlosung dies führen kann. Auch ist es wahrscheinlich mit ein Grund, daß solche elternlose Kinder schon in frühester Jugend zur Arbeit gezwungen werden, sei es auf den Feldern oder als Treiber an den Sakijen. An Unterricht und erzieherische Beeinflussung der Heranwachsenden dachte kaum jemand. An sich haben alle islamischen Rechtsschulen mehr oder weniger genaue Vorschriften über die Versorgung der Kinder ( h a d a n a ) aus geschiedenen Ehen 3 , doch scheint sich in Nubien durch die Besonderheit der langdauernden Abwesenheit der meisten Männer ein den Umständen angepaßtes Gewohnheitsrecht herausgebildet zu haben. Bei der Wiederverheiratung einer Geschiedenen oder einer Witwe beträgt der Brautpreis im Durchschnitt nur ein Drittel dessen, was bei der ersten Ehe gefordert worden war. Eine kindelose Ehe ist in den Augen eines Nubiers unvollkommen; Unfruchtbarkeit wird als Schicksalsschlag empfunden. Deshalb ist das Eheleben mit vielen abergläubischen Vorstellungen verwoben: Liebeszauber, Verhaltensregeln bei RÜPPELL, S . 4 5 . SCHÄFER, 1 9 3 5 , S . 2 1 8 . 3 Vgl. HARTMANN, 1944, 1

2

1903, S. 228. 7 Herzog, Die Nnbier

S. 77; L A N E , Bd. I, S. 1 1 9 ; SACHAU, S. 1 1 2 f f . ; JUYNBOLL,

98

R O L F HERZOG

Schwangerschaft und Geburt und besonders alle mögliche Magie, wenn der Kindersegen ausbleibt. Von Massenbach 1 lernte z. B. folgendes kennen. Man schneidet die betreffende Frau ein wenig ins Bein, so daß einige Tropfen Blut fließen. Sie unternimmt danach einen Spaziergang und schaut sich viele schöne Dinge an, was eine günstige Wirkung auf die Schwangerschaft haben soll. Dies nennt man Muschahara. Doch auch das umgekehrte Verfahren, eine Art Schrecktherapie, ist bekannt. Man zeigt ihr Dinge, die sie erschaudern lassen sollen. Durch Zauber kann eine Frau die Fruchtbarkeit einer anderen auf sich ziehen und damit die andere kinderlos bleiben lassen. „Gerade in der letzten Zeit hat eine junge Frau mir ihr Leid geklagt, daß man sie am Hochzeitstage verhext habe zu Gunsten einer anderen, die nun ein Kindchen hat. Mir sind da Dinge erzählt worden,bei denen einem wohl das Grausen kommen kann",schreibt von Massenbach. Auch spielt in dem Zauber, der den Kindersegen fördern soll, ein alter Brunnen auf der Insel Elephantine und eine nahe dabeistehende Granitstatue aus altägyptischer Zeit, der man den Namen Kom Idris zugelegt hat, eine Rolle 2 . Am 7. Tage nach der Geburt werden in Ashkeit bei Wadi Haifa dem Säugling Amulette umgehangen und morgens und abends je siebenmal Eisenstücke zusammengeschlagen; die Nachbarn bringen ihre Glückwünsche an 3 . Auch im Kenuzi-Gebiet findet eine kleine Feier statt, die fast ausschließlich Angelegenheit der Frauen bleibt. Sie gehen mit dem Kinde und sieben Korbtellern mit verschiedenen Nahrungsmitteln zum Nilufer; dort verzehren sie, was auf sechsTellern liegt, die Speise des siebenten aber werfen sie als Opfer für die Wassergeister in den Fluß. Danach schwimmt ein Knabe mit einem Bündel Durrastroh, dessen Enden nach oben geknickt und angezündet sind, ein Stück in die Strommitte und stößt das brennende Floß ab, so daß es mit der Strömung abtreibt. Zum Schluß wäscht eine der Frauen, nicht die Mutter, dem Kinde dreimal das Gesicht mit Nilwasser. Oft wird bei diesem Anlaß der Name einer Tochter festgelegt. Von Massenbach 4 kommentiert diesen Brauch als eine Mischung von heidnischen und christlichen Erinnerungen, eine Ansicht, der später Crowfoot 5 beitrat. Bei Knaben wird die Namensgebung als Mulid im mohammedanischen Sinne festlich begangen 6 . Am vierzigsten Tage nach der Geburt wird die Mutter rein, sie darf zum ersten Male wieder ein Bad nehmen, dabei wird auch das Kind erstmals gebadet. Dieser hygienisch besorgniserregende Brauch, gegen den die Regierungsärzte mit wachsendem Erfolg angehen, ist nicht nur auf Nubien beschränkt, sondern auch in Ägypten weit verbreitet 7 . 1

MASSENBACH, 1 9 2 9 , S. 1 7 5 / 7 6 . AYOUB, S . 5 5 5 , g i b t aus d e m m i t t l e r e n N u b i e n a n :

,,On Saturday night, a woman who is sterile cuts her leg in front of one who has recently given birth, and...goes to the river, washes her face . . . " 2 3

MASSENBACH, 1 9 5 1 , S. 201. AYOUB, S. 518.

4

MASSENBACH, 1928, S. 91; ähnlicher Brauch bei AYOUB, S. 520 u. 554.

5

CROWFOOT, 1 9 5 2 , S . 45.9.

6

SCHÄFER, 1955, S. 262ff.

7

KLUNZINGER, S. 1 8 2 ; VYCICHL, 1 9 5 9 , S. 2 4 .

Die

Nubier

99

Auch der Säugling bleibt nicht von abergläubischen Handlungen verschont. Das meiste geschieht zur Abwehr des Bösen Blicks, der die vorherrschendste aller abergläubischen Vorstellungen der Nubier ist. Seligmann 1 vertritt die Ansicht, daß sich dieser Aberglaube seit der Zeit der alten Ägypter bis in unsere Tage von Generation zu Generation fortgeerbt hat. Ein guter Teil der Gewohnheiten ist vorbeugend gegen diese Gefahr gerichtet, zumal die Eigenschaft, einen Bösen Blick zu tun, vom Menschen nicht immer willkürlich herbeigeführt oder abgelegt werden kann. „Wer könnte alle die Belege, die das Volk für diese Theorie angibt, aufführen!" ruft Klunzinger 2 aus. Schweinfurth 3 weist dem Bösen Blick, auf dessen Verbreitung im gesamten Mittelmeerraum er hinweist, die Hauptrolle im geistigen Leben der Nubier zu, eine Ansicht, die Trimingham 4 übernimmt und auf alle Sudaner ausdehnt. Das Neugeborene ist von den ersten Minuten seines Erdendaseins an der Gefahr des Bösen Blickes ausgesetzt; um dem zu begegnen, hängen die Geburtshelferinnen ihm entweder einen Dinar an die Stirn oder einen Nasenring um den Hals Seit den Aufzeichnungen von Lane 6 wird immer wieder bestätigt, daß auch das dem Europäer ins Auge fallende Schmutziglassen der Kinder, ihr ungewaschenes und ungekämmtes Aussehen und die vor Dreck und Fett strotzende Kleidung Schutz gegen den Bösen Blick gewähren sollen. Die Vorstellung, daß das Häßliche und Abscheuliche den Bösen Blick abzuwenden vermag, ist auch die Grundlage einiger weiterer Schutzmaßnahmen. Die Kenzimutter nähte gelegentlich dem Kinde ein Kreuz auf die Kappe oder auf die Schultern des Kleides, wobei dieses Zeichen, dem Mohammedaner Inbegriff aller Gottlosigkeit, abschreckend wirken sollte 7 . Aus Ashkeit berichtet Ayoub 8 : „With the baby's first excretion they used to draw a cross on the wall." Im südlichen Dongolagebiet sahen wir kleine Kinder, die Silberstückchen oder Münzen an den Haaren im Nacken hängen hatten. Jackson 9 gibt an, daß auch dies — hafida genannt — ein Schutz gegen den Bösen Blick nicht nur bei den Danagla, sondern auch bei den Schaikije und im Distrikt Abu Hamed sei. Ein Einschnitt im Leben des Kindes, auf dessen festliche Ausgestaltung die Eltern Wert legen, ist die Beschneidung, welche im Niltal sehr alt und nicht erst mit dem Islam nach Nubien gelangt ist. Wir dürfen annehmen, daß sie auch im christlichen Nubien geübt wurde. Pruner 1 0 vertritt die Ansicht, daß die Ägypter SELIGMANN, 1 9 1 0 , B d . I, S. 1 8 ; v g l . WELLHAUSEN, S. 1 6 5 . KLUNZINGER, S. 3 8 3 / 8 4 . 3 SCHWEINFURTH, 1 8 7 4 , B d . I I , S. 3 4 3 ; v g l . COMBES, B d . I , S. 3 4 9 ; SCHWALLY, S. 1 6 ; DANDOLO, S. 1 3 5 . 4 TRIMINGHAM, S. 1 6 9 / 7 0 . — FROBENIUS, 1 9 2 2 , 1 . L i e f e r u n g B l a t t 3 , g i b t die w e i t e 1

2

Verbreitung des Bösen Blicks in Afrika kartographisch. SCHÄFER, 1 9 3 5 , S . 2 5 0 . " LANE, B d . I, S. 6 1 . ' MASSENBACH, 1 9 2 7 , S. 1 5 0 u n d 1 9 2 8 , S . 9 1 . 8 AYOUB, S . 3 2 0 . 9 JACKSON, 1 9 2 6 , S. 1 4 . 1 0 PRUNER, S . 6 3 . 5

7*

100

R O L F HERZOG

„seit der Morgenröte ihrer Geschichte" beschnitten, und Wellhausen, Wensinck 1 u. a. weisen auf das Vorkommen dieses Brauches bei den alten Ägyptern, den vorislämischen Arabern, den Israeliten, den Kopten und anderen hin. Auch im mittelalterlichen christlichen Abessinien war die Beschneidung üblich 2 . Die Beschneidung eines Knaben ist ein großes Fest 3 . Der späteste Zeitpunkt liegt noch vor Beginn der Pubertät, als frühestes Beschneidungsalter nennt Samuel Ali Hussein 4 das zweite Lebensjahr. Im Durchschnitt dürfte die Beschneidung zwischen dem 5. und 10. Lebensjahre — ähnlich wie in Ägypten 8 — vollzogen werden. Für Dakke wurde uns die Zeitspanne von 2 % bis 8 Jahre, innerhalb der beschnitten wird, genannt. Ein Mann, der häufig die Beschneidung vollzieht, wird bei den Kenuzi Halak genannt 6 . Dem Knaben wird auf einfache Weise mit einem Rasiermesser das Präputium abgelöst und die Blutung durch Aufstreuen von Sand gestillt. Komplikationen sind nicht häufig. Die Ausschneidung und anschließende Vernähung der Mädchen ist eine weit gefährlichere Angelegenheit, die meist ohne öffentliche Feier vonstatten geht. Im Niltal sind drei Arten zu unterscheiden: Vom Delta bis in die Gegend von Edfu wird nur die Klitoris beschnitten; von Edfu bis etwa Wadi Haifa werden zusätzlich noch die Labiae minores ausgeschnitten 7 ; südlich davon findet man die sogenannte sudanische Beschneidung, die außer dem Angeführten auch noch die Labiae majores entfernt. Das durchschnittliche Beschneidungsalter der Mädchen wird verschieden angegeben; während Cadalvene und Rüppell 8 das 8. oder 9. Lebensjahr angeben, nennt Fröhlich 9 für die Kenuzi das 3. oder 4. Jahr. Nach dem Ausschneiden mit einem Rasiermesser wird die Scheide bis auf eine kleine Öffnung vernäht; die Verwachsung darf erst am Hochzeitstage geöffnet werden. Soweit wir in der Intimsphäre Auskunft erhielten, sind wir der Ansicht, daß die Wiedervernähung, wenn der Mann erneut für lange Zeit die Frau verläßt, um in den Städten zu arbeiten, nicht mehr so häufig ist, wie sie nach den Schilderungen älterer Reisender gewesen zu sein scheint; doch kommt sie in der Tat noch vor. Rüppell berichtet von drei- bis viermaliger, Cadalvene von sechs- bis 1 WELLHAUSEN, S . 167 u. 1 7 4 ; WENSINCK, S. 1 0 2 9 — 3 1 ; über B e s c h n e i d u n g bei K o p t e n EGMONT, Bd. 2, S. 73. — E i n e f r ü h e Behandlung der B e s c h n e i d u n g a l l g e m e i n g a b e n BLUMENBACH S. 74 u. T a f e l I I / 4 , und MEINERS, darin auch Hinweise a u f ältere L i t e r a t u r ; in neuerer Zeit befaßten sich BRYK und JENSEN m i t diesem T h e m a . 2

HEYLING, S. 2 0 6 ; BRUCE, Bd. V, S. 27.

3

W A L L N E R , S. 2 3 1 ; J U N K E R , 1 9 1 8 , S. 6 2 ; vgl. AMMAR, S. 119.

4

SCHÄFER, 1955, S. 274.

5

KLUNZINGER, S. 191.

8

M ü n d l i c h e Auskunft d e r Missionarin MARIANNE BÜHLER.

7

V g l . BURCKHARDT, S. 3 3 2 ;

MENGIN, B d . III, S. 2 0 1 ; COMBES Bd. II, S. 1 1 ;

BILHARZ,

S . 2 9 1 — 9 4 ; HARTMANN, 1 8 6 5 , S. 2 7 9 ; PLOSS, S. 5 8 5 ff.; E C K E R , S . 2 2 5 ff.; B R Y K , S. 2 3 4 — 5 9 ;

WINKLER, 1 9 5 6 , S. 1 9 6 ; HILLS-YOUNG, (eingehende Studie der einstigen L e i t e r i n der H e b a m m e n - S c h u l u n g i m S u d a n ! ) ; BRIFFAULT, B d . I I I , S. 3 4 4 ; 8

CADALVÄNE, B d .

II,

S.

8. L e b e n s j a h r an. '

FRÖHLICH, 1926, S. 285.

158;

RÜPPELL,

S.

42;

AWAD, 1 9 5 4 , S. 2 5 2 .

HARTMANN, 1863, S. 214,

gibt

5.—

Die

Nubier

101

achtmaliger und Pückler-Muskau 1 gar von zehnmaliger Wiederholung der Prozedur. Die gesundheitsgefährdende Ausschneidung ist nicht auf Nubien beschränkt, sondern kommt bei vielen Stämmen des nördlichen und zentralen anglo-ägyptischen Sudans vor, z. B. bei den Bischarin 2 , den Kababisch 3 und in Kordofan 4 , nicht dagegen in den Neger- und Nilotengebieten der südlichen Provinzen. Wir hatten in Khartum Gelegenheit, die Akten des Advisory Council of the Northern Sudan einzusehen. Vor diesem parlamentarischen Gremium ist seit 1945 in mehreren Sitzungsperioden ein heftiger Kampf um die Abschaffung der weiblichen Beschneidung geführt worden, der schließlich auch zu einer entsprechenden Regierungsverordnung geführt hat, die, da es sich hier um die Ablösung eines alten Brauches handelt, lange Fristen der Straffreiheit und Übergangsmaßnahmen vorsieht. Es mag für die fortschrittliche Haltung der Nubier sprechen, daß ihr Vertreter, Scheich Osman Abd el-Gader, energisch für das Verbot eintrat 6 . Die Ulema hatte in diesem Zusammenhange in Gutachten gefertigt, worin festgestellt wird, daß die weibliche Beschneidung nicht auf ein Gebot des Korans zurückzuführen sei 6 . Nicht die Beschneidung der Knaben, aber die Ausschneidung der Mädchen ist eine Form der Körperverstümmelung, die im allgemeinen bei Hamiten und Semiten selten ist 7 . Sie bleibt um so unverständlicher, wenn man in Betracht zieht, daß es sich nicht um ein Glaubensgebot handelt. Alle logischen Erwägungen sprechen dagegen: das Mädchen wird grundlos in Lebensgefahr gebracht, der Mann, welcher eine so Beschnittene zur Frau hat, erlebt keine Reizsteigerung, die Frau selbst ist nahezu empfindungslos, außerdem ist es dem Geburtsvorgang nicht förderlich, da die gleitfähigen Schleimhäute entfernt werden. Vielleicht trifft Winkler 8 mit seiner Erklärung der relativ harmlosen Beschneidung der ägyptischen Mädchen das Richtige: „Die Beschneidung ist im Volksbewußtsein in erster 1 2 3 4

RÜPPELL, S . 4 3 ; CADALVENE, B d . IT, S . 1 5 9 ; P Ü C K L E R - M U S K A U , B d . I I I , S . 3 0 / 3 1 . CLARK, S . 8 . P A R K Y N S , S . 2 6 6 ; SELIGMAN, 1 9 1 8 , S . 1 5 0 . PALLME, S . 5 2 ; BARNIM, S . 2 0 3 ; BROWNE, S . 3 4 6 / 4 7 ; f ü r D a r f u r , MOHAMMED E L -

TUNSI, 1845, S. 2 1 7 ; für die Fundj von Sennar HARTMANN, 1865, S. 2 7 9 ; für die Baggara NEGIB, S. 2 0 3 . 5 Sitzungsbericht Advisory Council, 4. Sitzungsperiode Nov. 1945, S. 21. — Es hat auch früher Gegner gegeben, die sich aber meist der Landessitte beugen mußten, wie das von ESCAYRAC, 1855, S. 192, überlieferte Beispiel aus Bara zeigt. 6 Vgl. HUGHES, S. 57, U. HARTMANN, 1944, S. 8 5 : „Obwohl sie (die Beschneidung) im Koran überhaupt nicht erwähnt wird, manchen Rechtsschulen nicht einmal als Pflicht, sondern nur als sunna gilt und auch im übrigen im Gesetz keine bevorzugte Stellung einnimmt, wird sie im Volksempfinden als eine Art Symbol des Islam aufgefaßt und auch bei einem Übertritt zum Islam kaum je außer acht gelassen. Ihre Hochschätzung hängt wohl damit zusammen, daß sie bereits den vorislamischen Arabern wie manchen anderen Völkern, unter denen sich der Islam später ausbreitete, selbstverständlich war." Vgl.

JACOB, S . 6 0 ; A M M A R , S . 1 2 1 . 7 8

V g l . BAUMANN, 1 9 4 0 , S . 2 3 7 . W I N K L E R , 1 9 3 6 , S. 1 9 6 .

102

R O L F HERZOG

Linie eine ästhetische Angelegenheit. Nicht beschnittene Organe gelten als häßlich und ekelhaft." Für diese Ansicht spricht, daß in früherer Zeit im Ostsudan auch Sklavinnen, an deren Bekehrung man kaum Interesse hatte, ausgeschnitten wurden, wenn man sie im Lande behielt 1 . Am Schluß der Betrachtung des Ablaufes eines normalen Familienlebens mag sinngemäß die Bestattung stehen. Die Nachricht vom Tode eines Angehörigen löst im Dorfe oder Weiler augenblicklich ein großes Geschrei der Weiber 2 , die sich oft Staub auf den Kopf streuen, aus. In diese laute Klage stimmen alle, auch die nicht eigentlich Verwandten, ein; es spielt dabei keine Rolle, ob der Dahingegangene eben in einem Hause der Nachbarschaft oder schon vor Tagen oder Wochen irgendwo an seiner Arbeitsstätte in den Städten verstorben und soeben erst die Nachricht eingetroffen ist. Außer dem Klagegeschrei beginnen die Frauen gelegentlich sogleich mit einem Trauertanz. Dies, wie auch das laute Aufschreien der nächsten Verwandten, wenn jemand kondoliert, das schnelle Abschwenken auf reale wirtschaftliche Fragen, das bei Eintritt neuer Trauergäste mit leidenschaftlicher Heftigkeit aufs neue angestimmte Gezeter erwecken den Eindruck der Äußerlichkeit und Fröhlichs Vermutung 3 , daß mehr Schein und Gemachtes als echte Trauer mitspricht, ist nicht unbegründet, obwohl natürlich bei den Nächststehenden oft echtes Leid zu erkennen ist und ein Europäer im allgemeinen nur schwer die Mentalität eines Nubiers voll erfassen kann. Stirbt ein angesehener Mann, so begehen seine im Lande verstreuten Verwandten in ihren Häusern Trauerfeiern. Das Ausmaß der Festlichkeit, wie es Burckhardt 4 aus Adindan beschreibt, wo zu Ehren eines in Derr Verstorbenen eine Kuh geschlachtet wurde, dürfte heute nur noch selten erreicht werden. Die Vorbereitung des Toten für die Beisetzung, d. h. Waschen, Rasieren und sauberes Bekleiden, sind von Rüppell und Junker 5 ausführlich aufgezeichnet worden. Wir stellten fest, daß die Angaben heute noch in vollem Umfange zutreffen. Die Grabstätten des mittleren und südlichen Nubiens sind äußerlich lange Rechtecke, an deren Stirnseiten zwei große Steine etwa 50 bis 40 cm aus der Erde ragen. Manchmal wird nur ein Stein an die Seite, wo der Kopf des Verstorbenen liegt, gesetzt. Das Grab ist mit bunten Kieselsteinen belegt, die bis zur Höhe der großen Randsteine aufgehäuft werden. Dieser mehrfarbige Steinbelag wurde schon von Burckhardt, Rüppell und Pückler-Muskau 6 erwähnt. Diese Angaben 1 2

RÜPPELL, S. 1 4 0 . V g l . HENNIKER, S . 1 6 5 ; BREHM, B d . I I I , S . 4 0 ; M A S S S N B A C H , 1 9 2 7 , S . 1 4 8 .

3 FRÖHLICH, 1926, S. 2 8 8 ; ähnliches hatte auch der mit den Sitten nordafrikanischer Moslime wohlvertraute ROHLFS, S. 142, in Marokko empfunden; vgl. SAMUEL, 1932, S. 99. 1 BURCKHARDT, S. 39. — In den weit älteren Aufzeichnungen MAILLETS wird vermerkt, daß sich Beisetzungsfeierlichkeiten und Totenklage im Dongolagebiet über 40 Tage hingezogen haben sollen; MASCRIER, S. 89. 5

RÜPPELL, S . 6 0 ; JUNKER, 1 9 1 8 , S . 6 5 .

6

BURCKHARDT, S . 3 5 , 2 6 4 u . 2 6 9 , R Ü P P E L L , S . 6 0 ; P Ü C K L E R - M U S K A U , B d . I I I , S . 2 9 . —

Ein Nubier aus Ashkeit gibt an, daß die Hinterbliebenen am 7. Tage nach dem Tode am Grabe zusammenkommen, um 7000 mal den Namen Allahs auszusprechen, wobei sie mit

Die

103

Nubier

beziehen sich nicht auf die Kenuzi, deren Grabform solchen Schmuck nur selten aufweist. Bei Murwau findet man Gräber, die gitterartig mit Ziegeln umstellt sind 1 . Zunächst wird das Grab ziemlich breit bis etwa zu 70 bis 80 cm Tiefe ausgeschachtet, danach wird nur ein schmales Stück tiefer ausgehoben. Dieser Grabbau 2 , der allgemein üblich ist, entspricht praktischen Erwägungen. Die Leiche wird in den engen, unteren Teil mit dem Gesicht nach Osten (Mekka) gelegt, auf dem Boden des breiteren Oberteils werden schwere flache Steine gelegt, die damit die eigentliche Grabkammer für Hyänen und herumwildernde Hunde unerreichbar machen, zumal ja auch noch über diese Steinplatten anderes Material, z. B. Kieselsteine, aufgeschichtet wird. Man findet vielfach auf den Gräbern oder dicht daneben Tongefäße stehen, die unmittelbar nach der Beisetzung noch mit Wasser gefüllt sind, das früher täglich erneuert wurde 3 . In einigen Fällen, z. B. in Djemai am 2. Katarakt, sahen wir manche Gräber mit Blechkanistern „verziert". Für die Mächtigen des Landes wurde ein weithin sichtbares Grabmal errichtet, das man Gubba nennt. Rüppells Beschreibung4 trifft durchaus zu, wenn auch die Zahl solcherGrabmäler inzwischen abgenommen hat. Es sei auf die Fotografie der Gubba eines der Kashefs von Ibrim aus dem 16. oder 17. Jahrhundert (Abb. 16) verwiesen. Sie liegt ungefähr 1 km östlich vom Nil und nordöstlich der Ruinen von Kasr Ibrim auf einem Berg. Der Eingang weist nach Süden. In einer alten Beschreibung des Lebens in Kairo aus dem 17. Jahrhundert 5 findet man die Bemerkung, daß neben der Bahre grüne, rote und schwarze Fahnen getragen wurden. Die gleiche Sitte muß auch bei der Bestattung der Kashefs geübt worden sein, denn wir fanden in dem abgebildeten Grabmal mehrere, zum Teil schon zerfallene lange Wimpel mit religiösen Aufschriften. Einen der am besten erhaltenen von roter Farbe brachten wir nach Deutschland mit, wo er sich in der völkerkundlichen Sammlung der Universität Göttingen befindet. Nach dem Tode eines Nubier wird sein Nachlaß, über den er testamentarisch nur begrenzt verfügen darf, nach den im Koran verankerten Regeln verteilt. Hartmann bemerkt treffend: „Das Erbrecht ist eines der verwickeltsten und zugleich der praktisch wichtigsten Kapitel des islamischen Gesetzes6." Es ist trotz seiner Kompliziertheit, die dem Kadi viel Arbeit und schwierige Rechenaufgaben einbringt, nicht nur theoretisch anerkannt, sondern auch noch gegenwärtig uneingeschränkt im Gebrauch. Kieselsteinen, welche sie auf dem Grab aufschichten, zählten; AYOUB, S. 330. — W i r glauben indes nicht, daß auch nur ein Grab so viele Steine als Belag aufweist. Vgl. BECKETT. 1

SCHÄFER, 1 9 1 7 , S . 2 0 2 .

2

Vgl. Beschreibung bei ST. JOHN, 1834, Bd. I, S. 5 1 0 ; Abbildung bei JUNKER, 1 9 1 8 ,

S . 8 2 ; SCHÄFER, 1 9 1 7 , S . 2 0 2 ; W O O L L E Y , B d . I V , T a f e l

110c.

5

RAFALOWITSCH, S . 1 2 7 ; RÜPPELL, S. 1 2 7 . W I L D , S. 1 8 6 .

6

HARTMANN, 1 9 4 4 , S . 8 8 u . f f . ; v g l . HUGHES, S . 2 0 7 — 2 1 1 ; SCHACHT: M i r a t h ,

3 4

LACOUR, S . 3 5 0 ; HARTMANN, 1 8 6 3 , S . 1 4 8 ; A Y O U B , S . 3 3 0 .

1936.

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ROLF HERZOG

Neben den erbberechtigten Verwandten väterlicherseits ('asabat) stehen die im Koran genannten Quotenerben, worunter Frauen mitberückichtigt werden. Die Mutter des Verstorbenen erbt ein Sechstel; sind keine Kinder, Enkel, Brüder oder Schwestern des Erblassers vorhanden, sogar ein Drittel. Ist die Mutter verstorben, erbt die Großmutter mütterlicherseits ein Sechstel; die Großmutter väterlicherseits erbt nur, wenn der Vater des Erblassers nicht mehr lebt. Die Ehefrau erbt, falls sie kinderlos ist, ein Viertel; falls Kinder vorhanden, ein Achtel. Mehrere Ehefrauen teilen sich in diese Quote. Sind keine Söhne des Erblassers vorhanden, steht der Tochter die Hälfte zu, mehreren Töchtern zusammen zwei Drittel. Erben jedoch Söhne und Töchter, erhält jede Tochter die Hälfte von dem, was einem Sohne zukommt. Die Tochter eines Sohnes des Erblassers kann den gleichen Teil beanspruchen wie die eigene Tochter des Verstorbenen (also ihre Tante); lebt jedoch außer ihr ein erbberechtigter Sohn des Sohnes (Enkel) des Erblassers, erbt sie nur halb so viel wie letzterer. Die Vollschwester oder Halbschwester väterlicherseits erbt wie eine Tochter, falls keine Söhne oder Sohnessöhne vorhanden sind und auch der Vater des Erblassers nicht mehr lebt. Lebt nur noch der Großvater oder ein Vollbruder oder ein Halbbruder väterlicherseits, erbt sie als indirekte 'asabat halb so viel wie ein Bruder. Es war schon im Zusammenhange der Scheidung erwähnt worden, daß die Frau in der Ehe ihr Privateigentum behält und bei einer Trennung mitnimmt. Überlebt der Ehemann seine Frau oder eine seiner Frauen, so erbt er, falls die Verbindung kinderlos geblieben war, die Hälfte des Nachlasses; ist jedoch ein Kind oder Enkel vorhanden, nur ein Viertel. Es kann vorkommen, daß alle Pflichtteile zusammengerechnet mehr als 1 j 1 ergeben. Die Anteile müssen in solchen Fällen proportional gekürzt werden. Vom Erbe wird ausgeschlossen, wer vom Islam abgefallen ist, wie überhaupt Religionsunterschied das Erbrecht beeinflußt. Der Nichtmoslim kann nicht vom Moslim erben; andererseits darf aber auch der Moslim nicht den Nichtmoslim beerben. Diese letzte Anordnung ist sicher in der Vergangenheit in Nubien nicht streng befolgt worden, denn die arabische Unterwanderung des christlichen Nubiens wirkte ja so tiefgreifend verändernd, weil Araber in angesehene nubische Familien einheirateten und durch die damalige mutterrechtliche Erbfolge bald den Besitz in ihre Hand bekamen, beziehungsweise ihre mit einer Nubierin gezeugten, aber mohammedanisch erzogenen Söhne erben ließen. Hartmann hebt hervor, daß das islamische Erbrecht nur aus seiner historischen Entwicklung heraus verständlich wird. Die Erbteilung im vorislamischen Arabien habe die Frauen und Töchter kaum oder überhaupt nicht berücksichtigt. Mohammed habe zugunsten der Frauen eingegriffen; deshalb seien von ihm eingehende Bestimmungen erlassen worden, die aber „offenbar nur als Ergänzung oder Korrektur des bisherigen (in Arabien) geltenden Erbrechtes gemeint" waren. Man merkt dem islamischen Erbrecht an, daß es in einer Gemeinschaft von Hirtennomaden entstanden ist. Die Quotenteilung läßt sich wohl bei Herden von Zuchttieren durchführen, für die Aufteilung von Anbauflächen ist sie denkbar

Die Nubier

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ungeeignet und führt zu unvorstellbarer Parzellierung, worauf noch in anderem Zusammenhange zurückzukommen sein wird. Für Nubien brachte die Einführung des Islams ein Erbrecht, das einmal die mutterrechtliche Komponente in der Bevölkerungsstruktur der christlichen Zeit verdrängte und zum andern nicht für die besonderen Verhältnisse, d. h. den Bewässerungsanbau auf einem sehr begrenzten Uferstreifen, zugeschnitten war. Da die alte nubische Erbfolge durch die eindeutig festgelegte Erbordnung des Islams vollkommen abgelöst wurde, sind gerade auf diesem Gebiet, in dem sich sonst mutterrechtliche Züge lange erkennen lassen, die Spuren verwischt. Es muß unterstrichen werden, daß sich in Nubien das islamische Erbrecht restlos durchsetzte, während älteres Recht bei den benachbarten Bedja-Stämmen zum Teil bis in unsere Tage erhalten geblieben ist. Wir fanden mutterrechtliche Erbfolge bei den Bischarin bestätigt1, auch von den Hadendoa ist sie sicher überliefert 2 . Um zu erklären, weshalb bei den Nubiern im Gegensatz zu ihren östlichen und südöstlichen Nachbarn die wichtigsten mutterrechtlichen Züge verschwunden sind, ziehen wir die schon ausgeführte starke blutsmäßige Vermischung mit Arabern heran. Die Bedja übernahmen zwar ebenfalls den Islam, blieben aber (mit Ausnahme der Ababde) in ihrer rassischen Zusammensetzung relativ einheitlich und von arabischer Zuwanderung wenig berührt; die Nubier änderten dagegen nicht nur die Religion, sondern erlebten eine tiefgreifende arabische Unterwanderung, die das ihre zur unveränderten Annahme des islamischen Erbrechtes beitrug. Weit eher lassen sich mutterrechtliche Relikte in den Heiratsbräuchen vermuten. Das Auftreten der Mutter als Handelnde bei der ersten Fühlungnahme könnte ein Nachklang ihrer einst bedeutenderen Stellung in der Familie sein, sofern man es nicht als Auswirkung der fast ständigen Abwesenheit eines Großteiles der Männer ansehen will. Der Respekt vor der Schwiegermutter, die Ermahnung des Brautvaters an den Bräutigam, seine eben geheiratete Frau nicht zu hindern, in der ersten Zeit der Ehe häufig zu ihrer Mutter zurückzukehren, und schließlich die matrilokale Wohn weise zu Anfang der Ehe sind jedoch Erscheinungen, die nichts mit der Arbeit der Männer außer Landes zu tun haben und die Annahme, daß es sich hierbei um letzte Reste aus der Zeit der vollkommen oder teilweise mutterrechtlichen Gesellschaftsordnung der Nubier handelt, zulassen. Die in der Verwandtschaftsnomenklatur deutlich ausgebildete Unterscheidung zwischen Onkel väterlicher- oder mütterlicherseits 3 könnte gleichfalls in diese Richtung weisen. Wils 4 glaubt, im Zahlsystem der afrikanischen Sprachen Merkmale der Gesellschaftsstruktur erkennen zu können; in bezug auf 1 Vgl. LINANT, S. 139/40; HEUGLIN, 1 9 2 6 , S . 1 2 5 ; HIRSCHBERG, S . 5 2 8 .

1861, S. 14;

HARTMANN,

2

SELIGMAN, 1 9 1 3 , S . 6 5 0 .

3

ALMKVIST, S . 2 7 / 2 8 ; MASSENBACH, 1 9 3 3 , S . 1 2 0 .

1

W I L S , S. 2 8 0 .

1879b,S.

123;BAUMANN,

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die nubischen Dialekte behauptet er: „. . . steeds liggen de kenmerken van de matriarchale denkvorm duidelijk in het taalsysteem gereflecteerd."

2. S i p p e Nachdem die Familie der Nubier besprochen worden ist, muß die Frage gestellt werden, welche Gesellungsform über der Familie steht: Großfamilie, Sippe, Klan oder Stamm. Unerläßlich ist zunächst eine Definition der Begriffe, die leider in der ethnologischen Fachliteratur nicht einheitlich aufgefaßt werde. Wir schließen uns Thurnwalds 1 Sprachgebrauch an, der unter Großfamilie eine Verwandtengruppe versteht, „die an einem Ort zusammen siedelt und von einem gemeinschaftlichen Oberhaupt geleitet wird. Dadurch, daß sie mehrere Generationsschichten, somit verheiratete Kinder mit ihren Nachkommen umschließt, unterscheidet sie sich von der Kleinfamilie. Von der Sippe wird sie durch ein gemeinsames Zusammenleben und Wirtschaften an einem Ort und unter einer Leitung abgegrenzt, und dadurch, daß . . . die Herden oder die Felder von der Großfamilie gemeinschaftlich als Eigentum beansprucht werden. Die als Sippe bezeichnete Verwandtengruppe kann sich über verschiedene Wohnplätze verteilen und braucht nicht durch gemeinschaftliches Wirtschaften oder einheitliche Leitung zusammengefaßt zu werden. Der Klan als politischer Verband knüpft an die Gesellung der Männer zu gemeinsamem Schutz und Trutz an". Die nubische Familie zeigt die Merkmale der Kleinfamilie, denn die verheirateten Kinder bleiben nicht ständig im Hause der Eltern, eine Zeitspanne nach der Eheschließung als Übergangsperiode ausgenommen. Weiter fehlt das gemeinsame Besitzrecht an den Feldern, die jeder Kleinfamilie eigen sind. Wenn auch der Respekt vor dem Vater groß ist, so kann dennoch nicht von einer Leitung der verheirateten Söhne durch ihn gesprochen werden. Da die jungen Männer fast alle einige Jahre in den Städten arbeiten und mit ersparten Beträgen zurückkehren, sind sie insbesondere wirtschaftlich nicht unbedingt von seinem Willen abhängig. Die wichtigen Merkmale der Großfamilie, Zusammenleben mehrerer Generationen und gemeinsames Wirtschaften, fehlen. Mehrere Kleinfamilien, die ihre Herkunft von einem gemeinsamen Ahnen herleiten, bilden in Nubien Sippen, von denen wir eine große Anzahl dem Namen nach kennen. Für das Kenuzi-Gebiet geben die Aufzeichnungen Junkers 2 viele Einzelheiten. Wenn er auch die Einheiten als Stämme bezeichnet, so sind wir jedoch der Meinung, daß es sich um Sippen handelt. Die Sippennamen enden meist auf -ab, was andererseits nicht für Nubier, sondern auch für Ababde und Bischarin zutrifft 3 . Die Handschrift des Sadik 'Isa 4 zählt 27 Sippen der Kenuzi auf, 1

THURNWALD, 1932, B d . II, S. 22.

2

JUNKER, 1932, S. 14ff.

3

L E P S I U S , 1 8 4 4 , S . 3 9 0 / 9 1 , MUNZINGER, S . 5 6 5 , u n d SELIGMAN, 1 9 1 3 , S . 6 2 0 , h a l t e n

diese Endung für ursprünglich den Bedja-Sprachen eigen; vgl. WINKLER, 1936, S. 9 ; AWAD, 1 9 5 3 , S. 1 3 0 . 4

MACMICHAEL, 1922, Bd. II, S. 100.

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die nubischen Dialekte behauptet er: „. . . steeds liggen de kenmerken van de matriarchale denkvorm duidelijk in het taalsysteem gereflecteerd."

2. S i p p e Nachdem die Familie der Nubier besprochen worden ist, muß die Frage gestellt werden, welche Gesellungsform über der Familie steht: Großfamilie, Sippe, Klan oder Stamm. Unerläßlich ist zunächst eine Definition der Begriffe, die leider in der ethnologischen Fachliteratur nicht einheitlich aufgefaßt werde. Wir schließen uns Thurnwalds 1 Sprachgebrauch an, der unter Großfamilie eine Verwandtengruppe versteht, „die an einem Ort zusammen siedelt und von einem gemeinschaftlichen Oberhaupt geleitet wird. Dadurch, daß sie mehrere Generationsschichten, somit verheiratete Kinder mit ihren Nachkommen umschließt, unterscheidet sie sich von der Kleinfamilie. Von der Sippe wird sie durch ein gemeinsames Zusammenleben und Wirtschaften an einem Ort und unter einer Leitung abgegrenzt, und dadurch, daß . . . die Herden oder die Felder von der Großfamilie gemeinschaftlich als Eigentum beansprucht werden. Die als Sippe bezeichnete Verwandtengruppe kann sich über verschiedene Wohnplätze verteilen und braucht nicht durch gemeinschaftliches Wirtschaften oder einheitliche Leitung zusammengefaßt zu werden. Der Klan als politischer Verband knüpft an die Gesellung der Männer zu gemeinsamem Schutz und Trutz an". Die nubische Familie zeigt die Merkmale der Kleinfamilie, denn die verheirateten Kinder bleiben nicht ständig im Hause der Eltern, eine Zeitspanne nach der Eheschließung als Übergangsperiode ausgenommen. Weiter fehlt das gemeinsame Besitzrecht an den Feldern, die jeder Kleinfamilie eigen sind. Wenn auch der Respekt vor dem Vater groß ist, so kann dennoch nicht von einer Leitung der verheirateten Söhne durch ihn gesprochen werden. Da die jungen Männer fast alle einige Jahre in den Städten arbeiten und mit ersparten Beträgen zurückkehren, sind sie insbesondere wirtschaftlich nicht unbedingt von seinem Willen abhängig. Die wichtigen Merkmale der Großfamilie, Zusammenleben mehrerer Generationen und gemeinsames Wirtschaften, fehlen. Mehrere Kleinfamilien, die ihre Herkunft von einem gemeinsamen Ahnen herleiten, bilden in Nubien Sippen, von denen wir eine große Anzahl dem Namen nach kennen. Für das Kenuzi-Gebiet geben die Aufzeichnungen Junkers 2 viele Einzelheiten. Wenn er auch die Einheiten als Stämme bezeichnet, so sind wir jedoch der Meinung, daß es sich um Sippen handelt. Die Sippennamen enden meist auf -ab, was andererseits nicht für Nubier, sondern auch für Ababde und Bischarin zutrifft 3 . Die Handschrift des Sadik 'Isa 4 zählt 27 Sippen der Kenuzi auf, 1

THURNWALD, 1932, B d . II, S. 22.

2

JUNKER, 1932, S. 14ff.

3

L E P S I U S , 1 8 4 4 , S . 3 9 0 / 9 1 , MUNZINGER, S . 5 6 5 , u n d SELIGMAN, 1 9 1 3 , S . 6 2 0 , h a l t e n

diese Endung für ursprünglich den Bedja-Sprachen eigen; vgl. WINKLER, 1936, S. 9 ; AWAD, 1 9 5 3 , S. 1 3 0 . 4

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deren einzelne Glieder, d. h. Kleinfamilien, sich weit verteilen. Samuel Ali Hussein 1 gibt für den Bezirk Abu Hör, der 23 Weiler umfaßt, sechs Sippen an. Von Massenbach 2 erwähnt die drei bedeutendsten Sippen unter den Kenuzi, deren Namen wir auch mehrfach erwähnt hörten, wogegen viele der kleineren Sippen, die Junker namentlich festgehalten hat, wahrscheinlich durch die von zwei Dammerhöhungen herbeigeführten Veränderungen zerfallen oder abgewandert sind. Für das Gebiet um Wadi Haifa finden wir eine Anzahl Sippennamen in der Handschrift des Daud Kubara 3 . Diese Sippen werden allen Anforderungen der oben zitierten Begriffsbestimmung gerecht; sie sind, oft sogar mit erheblicher Unterbrechung, über verschiedene Weiler verteilt, schon daraus ergibt sich die Unmöglichkeit gemeinsamen Anbaues, der auch, wie wir erfuhren, nie vorkommt. Von einem Sippenoberhaupt, das irgendwelche leitende Funktion ausübt, hörten wir nichts. Sind Entschlüsse von ungewöhnlicher Tragweite, die über das Schicksal der Kleinfamilie hinaus die gesamte Sippe betreffen, zu fassen, so tritt ein Sippenrat, bestehend aus allen erwachsenen Männern, zusammen. Auf unsere Frage, in welchen Fällen eine solche Versammlung stattfindet, antwortete man uns, daß beispielsweise bei den Überflutungen der bisherigen Heimat durch den Stausee auf diese Weise entschieden wurde, ob sich die Sippe allen Schwierigkeiten zum Trotz in höher anzulegenden Dörfern in Nubien behaupten oder sich geschlossen entweder nach Ägypten oder dem Sudan absetzen oder sich nach beiden Richtungen teilen solle. Wenn der neue Staudamm Wirklichkeit geworden sein wird, werden auch diese lebenswichtigen Fragen der Umsiedlung erneut in den noch intakten Sippen öffentlich besprochen werden. Man schränkte ein, daß einige Sippen nur mehr bloße Namen seien, hinter denen kaum noch der bescheidenste Zusammenhalt stehe. In der Vergangenheit haben die nubischen Sippen durch den Brauch, die Base zu heiraten, Neigung zur Endogamie gezeigt, wenn auch die Regelung nicht absolut verbindlich gewesen zu sein scheint. Wir sind der Ansicht, daß es in Nubien nie ein Klansystem im Sinne der obigen Definition gegeben hat. Soweit Quellen zurückreichen, waren politische Organisationsformen vorhanden, in denen die militärische Gewalt in den Händen erblicher Herrscher oder einer belehnten Soldatenkaste lag.

5. S k l a v e n In allen islamischen Ländern war die Sklavenhaltung bis ins vorige Jahrhundert üblich und erlaubt, Nubien stellt keine Ausnahme dar. Auch in der christlichen Zeit darf dort die Sklavenhaltung als sicher angenommen werden, denn die Stellung der Kirche zur Sklavenfrage war in der Epoche, in welcher Nubien christianisiert wurde, eine andere als in der Gegenwart. Das frühe Christentum 1 2 3

SCHÄFER, 1 9 1 7 , S. 41. MASSENBACH, 1931, S. 197. MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I I , S. 3 2 4 ff.

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deren einzelne Glieder, d. h. Kleinfamilien, sich weit verteilen. Samuel Ali Hussein 1 gibt für den Bezirk Abu Hör, der 23 Weiler umfaßt, sechs Sippen an. Von Massenbach 2 erwähnt die drei bedeutendsten Sippen unter den Kenuzi, deren Namen wir auch mehrfach erwähnt hörten, wogegen viele der kleineren Sippen, die Junker namentlich festgehalten hat, wahrscheinlich durch die von zwei Dammerhöhungen herbeigeführten Veränderungen zerfallen oder abgewandert sind. Für das Gebiet um Wadi Haifa finden wir eine Anzahl Sippennamen in der Handschrift des Daud Kubara 3 . Diese Sippen werden allen Anforderungen der oben zitierten Begriffsbestimmung gerecht; sie sind, oft sogar mit erheblicher Unterbrechung, über verschiedene Weiler verteilt, schon daraus ergibt sich die Unmöglichkeit gemeinsamen Anbaues, der auch, wie wir erfuhren, nie vorkommt. Von einem Sippenoberhaupt, das irgendwelche leitende Funktion ausübt, hörten wir nichts. Sind Entschlüsse von ungewöhnlicher Tragweite, die über das Schicksal der Kleinfamilie hinaus die gesamte Sippe betreffen, zu fassen, so tritt ein Sippenrat, bestehend aus allen erwachsenen Männern, zusammen. Auf unsere Frage, in welchen Fällen eine solche Versammlung stattfindet, antwortete man uns, daß beispielsweise bei den Überflutungen der bisherigen Heimat durch den Stausee auf diese Weise entschieden wurde, ob sich die Sippe allen Schwierigkeiten zum Trotz in höher anzulegenden Dörfern in Nubien behaupten oder sich geschlossen entweder nach Ägypten oder dem Sudan absetzen oder sich nach beiden Richtungen teilen solle. Wenn der neue Staudamm Wirklichkeit geworden sein wird, werden auch diese lebenswichtigen Fragen der Umsiedlung erneut in den noch intakten Sippen öffentlich besprochen werden. Man schränkte ein, daß einige Sippen nur mehr bloße Namen seien, hinter denen kaum noch der bescheidenste Zusammenhalt stehe. In der Vergangenheit haben die nubischen Sippen durch den Brauch, die Base zu heiraten, Neigung zur Endogamie gezeigt, wenn auch die Regelung nicht absolut verbindlich gewesen zu sein scheint. Wir sind der Ansicht, daß es in Nubien nie ein Klansystem im Sinne der obigen Definition gegeben hat. Soweit Quellen zurückreichen, waren politische Organisationsformen vorhanden, in denen die militärische Gewalt in den Händen erblicher Herrscher oder einer belehnten Soldatenkaste lag.

5. S k l a v e n In allen islamischen Ländern war die Sklavenhaltung bis ins vorige Jahrhundert üblich und erlaubt, Nubien stellt keine Ausnahme dar. Auch in der christlichen Zeit darf dort die Sklavenhaltung als sicher angenommen werden, denn die Stellung der Kirche zur Sklavenfrage war in der Epoche, in welcher Nubien christianisiert wurde, eine andere als in der Gegenwart. Das frühe Christentum 1 2 3

SCHÄFER, 1 9 1 7 , S. 41. MASSENBACH, 1931, S. 197. MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I I , S. 3 2 4 ff.

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hatte die Sklaverei als eine festgewurzelte Institution vorgefunden und in den ersten Jahrhunderten geduldet. In dem Vertrag, den die in Ägypten eingedrungenen Araber im Jahre 652 mit dem christlichen König von Dongola schlössen, werden als ein Teil des den Nubiern auferlegten jährlichen Tributs 360 Sklaven erwähnt 1 . Später gab der nubische König mehrfach für die höchsten islamischen Würdenträger in Kairo noch 40 oder 20 Sklaven als persönliche Geschenke zu. D a dieser Tribut — wenn auch in manchen Jahren verweigert — im ganzen mit Unterbrechungen über Jahrhunderte entrichtet wurde, läßt sich daraus erkennen, daß im christlichen Nubien Sklaven in ausreichender Zahl vorhanden und leicht neue zu erwerben gewesen sein müssen 2 . Sklaven wurden auch im vorchristlichen Nubien gehalten, wie wir überhaupt Sklaverei in diesem Teile des Nilgebietes für nahezu die gesamte historisch faßbare Zeit annehmen dürfen. Die auf Anbau basierende Wirtschaft der Nubier bot weitgehend Verwendungsmöglichkeit für Sklaven als Arbeitskräfte; sie war nicht mehr eine primitive Jagd- und Sammelwirtschaft, in der der Sklave keinen Nutzen bringt, und sie war andererseits kein Hirtennomadismus, in dem ebenso ein nur geringer Anfall von Handarbeit die Zahl der Sklaven begrenzt 3 . Wenn wir die Sklaverei vom Beginn der islamischen Epoche Nubiens bis an die Schwelle unseres Jahrhunderts betrachten, muß deutlich zwischen Sklavenhaltung und Sklavenfang und -handel unterschieden werden. Zunächst sei nur die Haltung von Sklaven behandelt, wozu nötig erscheint, die Stellung der Sklaven in der islamischen Gesellschaft und die im Koran gebotenen Regelungen zu erwähnen. Der Islam hat von Anfang an mildernd auf die Sklaverei eingewirkt, die Institution als solche jedoch übernommen. Sklave konnte nur der Nichtmoslim werden; der freie Moslim konnte nicht einmal durch Selbstverkauf (Schuldverkauf) Sklave werden, noch seine Kinder als Sklaven verkaufen. Ein Sklave wurde durch den Übertritt zum Islam, der häufig vorkam, nicht frei 4 . Diese Prinzipien waren für die nubischen Verhältnisse von Bedeutung. Solange Nubien christlich war, stand dem Wegführen von Teilen der Bewohner oder Kriegsgefangener bei den gelegentlichen Auseinandersetzungen für den jeweiligen ägyptischen Heerführer keine Bedenken im Wege. Als aber Nubien ebenfalls islamisiert war, hatte die Bevölkerung — zumindest theoretisch — Sicherheit vor der Sklaverei. Daß man trotzdem in mittelalterlichen Berichten europäischer Reisender 6 von nubischen Sklavinnen und Sklaven auf dem Markte von Kairo erfährt, hängt mit der schon 1 STÜWE, S. 1 2 9 ; BECKER, 1908, S. 1 4 5 ; LANE-POOLE, S. 2 2 ; BUDGE, 1928, Bd. I, S. 1 0 4 ; MUSTAFA, S. 4 0 — 4 2 . 2 V g l . M A S ' U D I , Bd. III, S. 43. 3 SCHURTZ, S . 1 1 0 ; V I E R K A N D T , S . 1 3 FF.; N I E B O E R , S . 2 7 4 ; B I R K E T - S M I T H , S . 1 3 8 ; THURNWALD, 1 9 3 2 , B d . I V , S. 2 0 3 u. 2 0 7 . 4 HARTMANN, 1 9 4 4 , S . 7 8 . 5 Z . B . ALPINO, S. 4 9 ; FÜRER-HAIMENDORFF, S. 6 3 ; — vgl. IBN KHALDUN, B d . I I , S. 1 0 9 ; GRUNEBAUM, S. 211.

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in der Einleitung ausgeführten weiten geographischen Begriffsfassung zusammen. Nubier im Sinne unserer Abhandlung dürften diese Sklaven nur in seltenen Fällen gewesen sein, sondern in der Mehrzahl Angehörige heidnischer Stämme des Ostsudans (z. B. Bergnuba) oder Abessiniens (z. B. Galla). Mit Zustimmung seines Herrn wurde der Sklave geschäftsfähig; er durfte seinen Erwerb sogar dazu benutzen, sich loszukaufen 1 . Er konnte bis zu zwei Frauen heiraten und sich wieder scheiden. Erwählte ein Moslim seine Sklavin zur Konkubine, so waren deren Kinder frei, sie selbst durfte nicht weiterverkauft, wohl aber verheiratet werden, beim Tode des Herrn wurde sie frei. Hartmann 2 hebt hervor, daß die Humanisierung der Sklavenhaltung besonders darin zum Ausdruck kam, daß der Sklave eines Moslims im Krankheitsfalle seinem Herrn gegenüber Anspruch auf Unterhalt hatte. Mohammed hatte mehrfach seinen Anhängern gütige Behandlung der Sklaven ans Herz gelegt 3 . Auch die Freilassung eines Sklaven wurde als gutes Werk anerkannt und zum Teil sogar als Buße auferlegt, wenn sich ein Moslim der geringfügigen Übertretung eines Glaubensgebotes schuldig gemacht hatte. Es genügte schon das Nichtbeachten des Fastens im Monat Ramadan, um zur Freilassung eines Sklavens gezwungen zu werden. Außer dieser Art und den schon erwähnten Formen des Freiwerdens (einer Sklavin beim Tode des Herrn, von dem sie ein Kind hat, oder durch Loskauf mit selbstverdientem Gelde) gab es noch die der Willenserklärung des Herrn, die dem Sklaven sofortige Freiheit gewährte, oder den Vertrag, der dem Sklaven Freilassung beim Tode des Herrn zusicherte (arabisch kitaba). Die Stellung des Sklaven war oft der eines blutsverwandten Familienangehörigen nicht ungleich. Burckhardt 4 betont dies besonders für die Stadt Berber am Nil: „The slaves . . . being considered as members of the family in which they reside . . . " Von Massenbach 6 bestätigt es für die Kenuzi. Bei der Betrachtung der speziellen Umstände der Sklavenhaltung in Nubien stehen uns eine Anzahl präziser Angaben der ersten europäischen Reisenden zu Gebote. Für die Zeit vor 1820 gibt Rüppell 6 die Zahl der Sklaven in Nubien südlich des 2. Kataraktes bei einer geschätzten Gesamtbevölkerung von rund 90000 mit 4500 an. Diese Angabe, daß etwa 5 % der Bewohner Sklaven gewesen sind, erscheint glaubhaft, wenn man die Besonderheiten der nubischen Lebensverhältnisse, die sowohl für wie gegen eine Verwendung von Sklaven sprachen, berücksichtigt. Die Haltung von männlichen Haussklaven, die mehr oder weniger dem Luxusoder Repräsentationsbedürfnis des Herrn dienten, nicht aber einem großen Anfall von körperlicher Arbeit entsprach, war in den ägyptischen Städten für die wohl1 2 3 4 5 6

MEZ, S. 1 5 9 . HARTMANN, 1 9 4 4 , S . 7 8 . HUGHES, S . 5 9 6 ; JUYNBOLL, 1 9 1 5 , S . 1 9 . BURCKHARDT, S . 2 2 3 ; v g l . P F A F F - G I E S B E R G , S . 2 2 . MASSENBACH, 1 9 3 1 , S. 2 0 1 . RÜPPELL, S. 29.

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habenden Schichten von Bedeutung und nahezu eine gesellschaftliche Verpflichtung. In Nubien war jedoch ein breitgestreuter Wohlstand nicht gegeben, und Sklaven dieser Art dürften nur bei den wenigen Machthabern oder bei einigen Kaufleuten zu finden gewesen sein. Die Verwendung von Sklaven in der Anbauwirtschaft am nubischen Nilufer war begrenzt. Dort, wo der Boden durch ausreichende Ernten die Mühe lohnte, wurde er mittels der von Rindern getriebenen Sakijen bewässert. Das Antreiben der Zugtiere von einem am Gestänge angebrachten Sitz aus ist eine leichte Beschäftigung und wurde damals wie heute oft Kindern übertragen. Eine anstrengende körperliche Tätigkeit stellt dagegen das Bewässern mittels Schaduf, einem von Menschenhand betriebenen Schwengelschöpfwerk, dar. Das Schaduf war und ist noch gegenwärtig auf besonders kleine Anbauflächen oder solche von geringer Fruchtbarkeit beschränkt. Es kommt überwiegend im felsigen Batn-elHadjar vor, wo Sakijen selten unterhalten werden können. In diesem ärmsten Teile Nubiens war aber ein Sklave, obwohl unter Umständen eine wertvolle Arbeitskraft, auch ein unerwünschter Mitesser mehr. Als 1821 von der eingerückten türkisch-ägyptischen Verwaltung erstmals die Abgabe von Sklaven für die Armee befohlen wurde, nahm man den Batn-el-Hadjar aus, weil zu wenig Sklaven vorhanden waren 1 . Im allgemeinen war die Haltung eines Sklaven nur dort wirtschaftlich gerechtfertigt, wo die durchschnittlichen Ernten ausreichend waren und die Verpflegung eines zusätzlichen Hausgenossen kein Problem darstellte. Obwohl Marno 2 hervorhebt, daß viele Nubier ihr Land selbst bebauen und darin den Fellachen ähneln, darf der Anteil der Sklaven am Anbau in den fruchtbaren Teilen Nubiens auch nicht ganz außer acht gelassen werden. Nach Rüppells Statistik entfielen auf je sechs Sakijen je vier bis fünf Sklaven (die weiblichen eingerechnet); diese vermochten zwar nicht alle anfallende Arbeit allein zu bewältigen, mußten aber auf jeden Fall in Zusammenarbeit mit dem Grundeigentümer weit kräftiger zufassen als die Haussklaven der ägyptischen Stadtbewohner. Die Sklaverei war eine der Säulen, auf denen die nubische Anbauwirtschaft ruhte, aber nicht die einzige und vielleicht nicht einmal die wichtigste. Wir sehen eine gelinde Übertreibung in der Behauptung Traceys 3 : „Slavery was the basis of their agricultural economy . . . For 3000 years the economy of the country between the cataracts had been founded on the slavery . . . " Eine im Vergleich zu den in der Landwirtschaft verwandten männlichen Sklaven geringere Zahl wurde von den Königen und Kaschefs als Bewaffnete unterhalten, um im Falle von Streitigkeiten oder zwangsweisen Steuereintreibungen als Truppe zur Verfügung zu stehen. (Vgl. S. 127 u. 131.) Daß solche Soldaten der nubischen Machthaber mit Sklavinnen verheiratet waren und deren Söhne wiederum in der kleinen Streitmacht dienten, geht aus folgender Aufzeichnung Cadalvenes 4 hervor: „. . . six des principaux serviteurs du Melek. Ces 1 2 3 4

RÜPPELL, S. 2 7 . MARNO, 1 8 7 4 , S. 2 4 6 / 4 7 . TRACEY, S. 7 3 7 . CADALVENE, B d . I I , S. 5 3 4 .

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serviteurs étaient esclave comme les autres, seulement descendans d'esclaves qui, depuis plusieurs générations, appartenaient à la famille du Melek, et nés dans la maison, ils jouissaient à ce titre de plus de privilèges que les esclaves achetés." Schwer abzuschätzen ist der Prozentsatz weiblicher Sklaven, da die alten Autoren hierüber keine Auskunft geben. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts dürfen wir einen Teil von ihnen auch bei Nubiern, die nicht zu den Reichen des Landes 1 zählten, vermuten. Als aber die Berufsausübung auswärts mehr und mehr üblich wurde, dürfte bei den meist abwesenden Männern das Interesse am Erwerb einer Sklavin als Konkubine geringer geworden sein, denn sie konnten eine solche keinesfalls an ihre Arbeitsstätte mitnehmen. In nicht wenigen Fällen wurden Sklaven und Sklavinnen von ihrem Herrn miteinander verheiratet, der damit ein gemeinsam wirtschaftendes Paar zurückließ, dem er während seiner Abwesenheit die Bearbeitung eines Teiles oder auch der Gesamtheit seines Fruchtlandes überließ. Ohne Zweifel ist durch Sklavinnen, deren vom Herrn stammenden Kinder frei waren, bis ins letzte Jahrhundert zusätzlich fremdes Blut in die an sich schon gemischte Bevölkerung Nubiens eingeflossen. Die Spuren dieser Beimischung sind nicht wegzuleugnen, andererseits sprechen aber auch Argumente gegen eine Überbewertung. In Anbetracht der seit alten Zeiten unterbrochenen Zufuhr von Negerblut nach Weißafrika hat Fischer 2 den Eindruck, „es war überraschend wenig, zumal wenn man an die Dominanz vieler Negermerkmale im Erbgang denkt". Die Erklärung geben die Anthropologen in der Klimaanfälligkeit des Negers, der oft im ariden wie gemäßigten Klima kränkelt. Reche 3 weist auf die Stenothermie der Negerhaut hin, die größeren Temperaturunterschieden gegenüber sehr empfindlich ist, besonders bei Abkühlung. Von Eickstedt 4 sieht darin die Ursache des Sterbens Tausender von Negersklaven in den Salzlagern bei Timbuktu. Auch das Klima Nubiens ist dem Neger nicht angenehm, nicht nur hat es scharfe Tag- und Nachtunterschiede, sondern auch Jahresamplituden von erstaunlicher Weite. Wadi Haifa hat, wie schon in dem Kapitel „Umwelt" ausgeführt, den zweifelhaften Ruhm, die höchste wie auch niedrigste je im anglo-ägyptischen Sudan gemessene Temperatur aufzuweisen. Der Reisende kann in den kühleren Monaten besonders in den frühesten Morgenstunden im nördlichen Sudan viele vor Kälte schlotternde Neger sehen, so daß man sich wohl vorzustellen vermag, wie sie in früherer Zeit, als wärmende Bekleidung ihnen kaum erreichbar war, an Erkältungskrankheiten litten und oft während der Akklimatisation starben. Ein Beispiel aus der Geschichte mag diese Vermutung unterstreichen: 1824 wurden rund 20000 Neger aus dem Sudan nach Aswan zur militärischen Ausbildung gebracht, davon waren nach einem Jahr n u r noch etwa 3000 am Leben; während die gleiche Zahl von Fellachen, die m a n 1

Zu der großen Zahl von Frauen oder Konkubinen der Kaschefs siehe S. 75.

2

FISCHER, S . 1 5 2 . RECHE, S . 1 5 9 . EICKSTEDT, 1 9 4 3 , S . 1 9 5 .

3 4

112

ROLF HERZOG

nach diesem Fehlschlag einzog, gesund blieb 1 . Die V e r m u t u n g , daß auch in N u b i e n ein erheblicher Prozentsatz der eingeführten Negersklaven f r ü h starb, liegt nahe. Z u m anderen hört m a n i m m e r wieder, daß Negerinnen in ihnen nicht zuträglichem Klima selten gebären sollen, weshalb wahrscheinlich die Blutzufuhr von dieser Seite, die zweifellos stattgefunden hat, soweit in Grenzen blieb, daß keine absolute Vernegerung der Nubier eintrat. Schweinfurth u n d MacMichael 2 sehen gerade in dieser mäßigen Beimischung einen der G r ü n d e f ü r die Ents t e h u n g des jetzigen Durchschnittstyps. „The importation of slave women f r o m the south, which has proceeded uninterruptedly for centuries, has lent a f u r t h e r measure of spurious homogenity to all of these Nubian peoples." Selbst wenn m a n als gesichert a n n i m m t , daß bis zum Ende des 18. Jahrhunderts n u r etwa 5 % der Bevölkerung Nubiens aus Sklaven bestand, die i m Durchschnitt ihr Leben lang bei dem gleichen H e r r e n blieben, oft sogar untereinander heirateten, u n d deren Kinder (wenn beide Elternteile Sklaven waren) wiederum i m Lande als Sklaven zur V e r f ü g u n g standen, m u ß Nachschub notwendig gewesen sein. W i r schätzen, daß bei dem zugrunde gelegten Zahlenverhältnis k a u m m e h r als 200—300 n e u e Sklaven jährlich in Nubien eingeführt zu werden brauchten, •diejenigen, welche während des Antransportes u n d der Akklimatisation verstarben, nicht mitgerechnet. U m dieses nicht große Kontingent an n e u e n Negersklaven zu erwerben, standen den Nubiern verschiedene Wege offen. Einmal konnte die gewünschte Zahl Sklaven von den aus D a r f u r nach Ägypten ziehenden Sklavenkarawanen, die «ich auf dem D a r b el-'Arbain bei der Oase Selima d e m Nil bis auf zwei Tagemärsche näherten, oder von den von Sennar kommenden Karawanen erworben werden; zum anderen war es durch die in Kobe, el-Obeid, Bara u n d an weiteren Plätzen ansässig gewordenen nubischen Händler leicht möglich, n e u e Sklaven •selbst u n d auf eigene R e c h n u n g einzukaufen. Dabei braucht mein nicht unbedingt .Sklavenjagden mit brutaler Gewaltanwendung zu v e r m u t e n , denn ein zahlenm ä ß i g begrenzter Bedarf konnte auch auf friedliche Weise gedeckt werden. D a ß •die schwarzen Eingeborenen des Sudans in der Vergangenheit oft ihre Kinder freiwillig in die Sklaverei verkauften, geht aus den Beobachtungen hervor, die der Italiener Alpino, der einige Jahre als Arzt in Kairo lebte, u m 1580, zu einer Zeit, als die europäische öffentliche M e i n u n g noch nicht von der Antisklavereibewegung erfaßt war, niederschrieb: „In multis Africae provinciis, praesertimque in provincia N u b u m Decrur vocata, usque adeo miserrimam vitam homines ob soli sterilitatem ducunt, u t patres, matresque libenter proprios filios venditent mercatoribus, qui eos in Aegyptum ducunt, et t a m vili pretio h a b e n t u r , u t puer, puellave non plus aureo argenteo apud eos aestimetur: suique parentes v e n d u n t

1

DODWELL,

S. 6 5 ;

vgl.

MADDEN,

Bd. I,

S. 1 4 3 ;

STEPHENS,

S. 2 0 ;

JUNKER,

1925,

•S. 164, fand in E r m e n n e zahlreiche L e i c h e n von Negersklaven aus jüngster Vergangenheit in Gewölben regellos übereinandergeschichtet. 2 SCHWEINFURTH, 1 8 7 4 , B d . I I , S. 3 3 7 ; MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I , S. 1 3 ; ä h n l i c h e s Ä u ß e r t e n M Ü L L E R , S. 3 2 6 ; NACHTIGAL, 1 8 7 9 , B d . I , S. 1 8 6 , u . AWAD, 1 9 5 3 , S . 1 2 0 .

Die Nubier

113

ipsos, ut in alias provincias profecti, commodius, feliciusque vivant, cum in natali solo máxime sterili ii miserrime vivant" x. 240 Jahre nach dieser Aufzeichnung Alpinos berichtete Rüppell aus dem Gebiet der Bergnuba Zentralkordofans, die später vielfach Opfer gewaltsamen Sklavenfanges wurden, daß diese andere Neger als Sklaven hielten, welche sie zum Teil von deren Stammesgenossen gegen Lebensmittel eingetauscht hatten. Gerieten die Bergnuba wegen schlechter Ernte in Schwierigkeiten, so verhandelten sie nicht nur diese ihre Sklaven, sondern auch eigene Angehörige, um Getreide oder Vieh zu erwerben 2 . Es hat vor 1820 einige Sklavenhändler in Mahas und Dongola gegeben, die ihre lebende Ware, soweit sie nicht in Nubien verhandelt wurde, zusammen mit Produkten des Südens nach Ägypten brachten. Dieser Zwischenhandel war von der ständigen Gefahr der Konfiskation im Bereich der willkürlich regierenden Kashefs bedroht, weshalb mein meist den Wüstenweg wählte. Burckhardt 3 erwähnt ausdrücklich, daß erstmals 1815, nachdem die Macht der Kashefs gebrochen war, diese Karawane den Nil entlang zog. Die über Jahrhunderte etwa ausgeglichene nubische Sklavenwirtschaft erfuhr 1821, unmittelbar nach dem Einmarsch der türkisch-ägyptischen Truppen, eine tiefgehende Erschütterung. Außer den auferlegten Steuern wurden in diesem und im folgenden Jahre und nochmals 1824 Sonderabgaben gefordert, die jedesmal aus einem Sklaven von je fünf Sakijen bestanden. Durch diesen Abgang, der vorwiegend der Rekrutierung für die vergrößerte ägyptische Armee diente, und viele Notverkäufe, welche die erhöhte steuerliche Belastung ausgelöst hatte, büßte Nubien, d. h. das Dongolagebiet, Mahas und Sukkot, binnen vier Jahren rund 4000 in der Hauptsache männliche Sklaven ein. Da vielerorts der Sklaven bestand bald erschöpft war, mußte die Verwaltung zugestehen, daß dort, wo keine Sklaven mehr vorhanden waren, Geldzahlungen als Ersatz geleistet wurden 4 . Man darf als sicher annehmen, daß 1825 die Zahl der männlichen Sklaven zu gering war, um die bisher übliche Anbauwirtschaft fortzuführen. Als einzigen Ausweg sahen die Nubier den verstärkten Erwerb neuer Sklaven, um die Lücken wieder aufzufüllen. So begann die Epoche des nubischen Sklavenhandels, der wegen der damit verbundenen Grausamkeiten den Nubiern manche abfällige Kritik von Europäern und im südlichen Sudan ein schlechtes Andenken einbrachte. Die Tendenz Mohammed Alis zur Monopolisierung des Handels (vgl. S. 157) zwang die nubische Kaufmannschaft zur Umstellung. Bei der Suche nach neuen Gebieten, in denen sie Wären, die im Norden interessierten, einhandeln konnten, drangen sie zusammen mit Khartumer Elfenbeinhändlern weiter und weiter • nach Süden bis in den Bahr el-Ghasal vor. Schweinfurth 5 weist auf den ZusammenALPINO, S . 4 9 . R Ü P P E L L , S . 1 5 9 ; ähnlich BURCKHARDT, WEIDNER, S. 1 0 . 3 BURCKHARDT, S . 4 1 u . 6 4 . 4 R Ü P P E L L , S . 2 7 ; v g l . STRESEMANN, S . 5 3 . 1

2

5

SCHWEINFURTH, 1 8 7 4 , B d . I , S . 5 0 .

8 H e r z o g , Die Nubier

S. 3 2 4 ,

nach Berichten aus Darfur; vgl.

114

R O L F HERZOG

hang zwischen dem Elfenbein- und Sklavenhandel hin: „Ohne die durch den Elfenbeinhandel im Innern entstandenen Niederlassungen . . . und die teilweise Vergewaltigung jener Länder, hätten auch die Sklavenhändler von Profession nicht so weit vorzudringen vermocht." Zum Teil war es für die Sklavenhändler gar nicht nötig, selbst Razzien durchzuführen. Es war für sie bequemer, sich mit einem Eingeborenenhäuptling zu verständigen, der — wenn der Absatz gesichert war — einen Nachbarstamm überfiel und teilweise in die Sklaverei abführte. Dafür verlangte er als Gegenleistung Gewehre, die wiederum seine Überlegenheit untermauerten. Mofio, ein Asande-Herrscher, war ein solcher Großlieferant an die aus dem nördlichen Sudan gekommenen Händler. „Die Sklavenvorräte Mofios scheinen unerschöpflich zu sein", schätzte Schweinfurth 1 , dessen Aufzeichnungen eine Quelle ersten Ranges Über den Menschenhandel sind. Man findet bei ihm mehrfach Notizen, daß die Nubier nicht vor der Mitte des 19. Jahrhunderts in die Negerländer eingedrungen waren. Stellt man die Frage nach den Gründen, die zu dem weiten Ausgreifen und der zahlenmäßigen Zunahme des nordostafrikanischen Sklavenhandels im 19. Jahrhundert führten, so bietet allein die sich verändernde Verwendungsmöglichkeit eine Erklärung. Solange der Sklave in Ägypten weitgehend Luxusgegenstand war, blieb er auf die Wohlhabenden beschränkt; mit der wirtschaftlichen Modernisierung, die Mohammed Ali mit Hilfe europäischer Fachleute einzuleiten versuchte, gewann er aber als Arbeitskraft Wert. Noch wichtiger wurde die Einreihung großer Sklavenkontingente in die Armee. Aus der Zeit vor 1840 besagt die Mitteilung Holroyds a , daß die Hälfte der Sklaven von den Streitkräften übernommen wurde; das bedeutet, daß viele Sklaven gar nicht erst nach Ägypten gelangten, sondern gleich in die im Sudan stationierten Truppenteile gesteckt wurden. Daß Heerführer große Sklavenaufgebote für militärische Zwecke benötigten, war in Ägypten nicht neu. Die Mameluken ergänzten sich über Jahrhunderte aus weißen Waffensklaven, und selbst Napoleon hatte während seines ägyptischen Feldzuges Interesse an einer Lieferung von 2000 kräftigen Sklaven aus Darfur 3 . Parallel zu der Entwicklung im Nilgebiet ging die Steigerung des Sklavenhandels an der Ostküste. Hier hatte 1818 der Beginn der Gewürznelkenkultur auf Sansibar einen Bedarf an Arbeitskräften ausgelöst, der bald danach durch die ersten Plantagen in Ostafrika erhöht wurde. Während die arabischen Sklavenhändler bis dahin nicht weit ins Innere vorgedrungen waren, griffen sie nunmehr zur Deckung des größer werdenden Bedarfs auf entlegene Inlandstämme über. 1840 errichteten sie eine Sklavenhandelsstation am Tanganjika 4 . Da die nubischen Händler um die gleiche Zeit südwärts drangen, stießen sie, nachdem sie die 1 SCHWEINFURTH, 1 8 7 4 , B d . I , S . 2 2 8 u . 2 5 5 , B d . I I , S . 5 2 u . 4 3 4 ; v g l . HEUGLIN, 1869, S . 1 4 ; NIEBUHR, S . 9 6 9 .

3

BUXTON, S . 4 9 ; ä h n l i c h P A R T H E Y , S . 2 7 9 , u . D I D I E R , S . 1 5 . M A C M I C H A E L , 1 9 3 4 , S . 3 2 ; PATERSON, S . 8 5 4 .

4

WEIDNER, S. 4 7 ; v g l . WESTERMANN, 1 9 4 1 , S. 5 1 ; CZEKANOWSKI, S . 3 .

2

Die

115

Nubier

Nil-Kongo-Wasserscheide überschritten hatten, auf die arabisch-ostafrikanische Konkurrenz. Ausschlaggebend für den Erfolg der Sklavenzüge war die waffentechnische Überlegenheit der Händler, die es verstanden haben, sich ausreichend Gewehre zu beschaffen. Als es erheblich zu spät war, wurde in der Brüsseler Generalakte zur Bekämpfung der Sklaverei von den Unterzeichnerstaaten jede Waffenlieferung nach Afrika zwischen dem 20. Grad nördlicher und dem 22. Grad südlicher Breite verboten 1 . Diese willkürliche Festsetzung erlaubte theoretisch den nubischen Sklavenhändlern in Mahas den Ankauf von Feuerwaffen, während er den Danagla verboten war. War in früherer Zeit ein Teil des Sklavenbedarfs Kairos auch aus anderen Gebieten als dem Ostsudan gedeckt worden, z. B. durch Sklavenkarawanen, die vom Tschadsee über die Oasen Mursuk und Siwa anlangten 2 , oder durch weiße Sklaven vom Balkan, aus Südrußland und dem Kaukasus 3 oder durch Transporte abessinischer Sklaven, zumeist Galla 4 , auf dem Roten Meer, so war durch die veränderte politische Situation im 19. Jahrhundert fast nur noch Nachschub aus dem eroberten ägyptischen Sudan möglich, den man auf drei Routen nordwärts befördern konnte: auf dem Darb el-'Arbain von Darfur in einem anstrengenden 35—45-Tage-Marsch nach Asiut 5 , von Kordofan oder Omdurman durch die Bajuda nach Dongola und am Nil entlang bis Aswan, oder schließlich von Schendi 6 und Berber, zwei wichtigen Handelsplätzen, durch die Nubische Wüste nach Korosko. Residierte in Khartum ein Generalgouverneur, der die wiederholt befohlene Bekämpfung des Sklavenhandels ernst nahm, verlagerte sich der Verkehr von der letzten Route auf die schwer zu überwachenden beiden westlichen. Nubien wurde in solchen Perioden verstärkt Durchzugsgebiet, was zahlreiche Notizen 7 von Sklaventransporten bestätigen. Für den Sklavenhändler hatte die nubische Route Dongola — Aswan noch den bedeutenden Vorteil der stets gesicherten Trinkwasserversorgung, der auf den Wüstenstrecken nicht gegeben war. Die Gesamtzahl der nach Ägypten verschleppten Negersklaven wird von zeitgenössischen Landeskennern nicht sehr hoch veranschlagt. Pruner 8 schätzte, daß es 1830 jährlich etwa 3000 Sklaven waren, welche Zahl bis 1846 auf rund 5000 anstieg, danach aber wieder abnahm und nach von Kremers Angaben 9 um 1860 1 2 3

SCHERLING, S. 18. MITWALLI, 1 9 4 4 , S. 134, u. 1 9 5 2 , S. 1 2 8 ; vgl. ASCHERSON, S. 356. ARVIEUX, B d . I, S. 1 3 3 u. 1 3 5 ; G H I S T E L E , S. 1 5 5 ; F E R M A N E L , S. 4 1 6 ; B R U Y N , S . 2 1 1 ;

EGMONT, B d . 2, S. 6 9 ; vgl. MEZ, S. 154. < LANE, Bd. I, S. 233/35. 6 STEPHAN, S. 3 6 3 ; SHUKRY, S. 50. CALLOT, T e i l 7, S . 6 4 - 6 7 . Z . B . WADDINGTON, S. 2 8 1 u. 3 0 8 ; LEGH, S. 7 3 ; HOSKINS, S. 1 7 2 / 7 3 ; PÜCKLERM U S K A U , B d . I I , S . 2 9 7 / 9 8 u. 3 3 7 ; L E P S I U S , 1 8 5 2 , S . 1 3 6 ; W A L L N E R , S . 1 8 0 u. 2 0 6 ; Y U N E S B E D I S , S . 1 6 9 ff.; F L A U B E R T , S . 2 1 . 0

7

9 9

Bd. 8*

PRUNER, S. 68. KREMER, B d . II, S. 8 6 ; ebenso BUXTON, I, S . 243.

S. 4 8 ;

vgl. MARNO

1874,

S. 2 4 6 , u . CLOT,

116

ROLF HERZOG

nur noch 1000 betrug. Zweifellos blieb eine größere Zahl im Sudan, und auch die Nubier haben in dieser Zeit ihren Sklavenbestand, den sie von 1821 bis 1824 eingebüßt hatten, wieder voll aufgefüllt und wahrscheinlich sogar erhöht. In Dongola gab es zeitweise einen offenen Sklavenmarkt 1 . Bei dieser Betrachtung des Sklavenhandels, der ohne Zweifel oft mit Grausamkeiten verbunden war 2 , sei eine notwendige Richtigstellung geboten. In einem Teil der älteren wie der neueren Literatur 3 läßt die verallgemeinernde Darstellung den Eindruck entstehen, als wären die Nubier, speziell die Danagla, die einzigen gewesen, die in den Südprovinzen auf Sklavenfang auszogen. Dies entspricht nicht den Tatsachen. Einmal waren unter der Sammelbezeichnung Djelaba für die Händler verschiedene nichtnubische Gruppen des nördlichen Sudans, z. B. die Dja'alin, einbezogen; zum anderen war die starke Gruppe der Baggara in Kordofan, deren Stammesgebiet den Negerländern unmittelbar benachbart ist, mindestens ebenso sehr an Menschenjagden und -handel beteiligt wie die Nubier 4 . Obwohl sich die öffentliche Meinung in Europa seit der Zeit, da Christen mit einer Brutalität, die der der Araber und Nubier nicht nachstand, Hunderttausende von westafrikanischen Negern einfingen, um sie als Sklaven nach Amerika zu verfrachten 5, geändert hatte, war dennoch ein nicht zu unterschätzender Teil der ersten in Khartum ansässigen Weißen der direkten oder indirekten Beteiligung am Sklavenhandel verdächtig 6 . Die Bekämpfung des Sklavenhandels und die Aufhebung der Sklaverei, die von allen Kulturstaaten nach jahrzehntelangen Bemühungen 7 vertraglich beschlossen wurde, hat das innere Gefüge der islamischen Länder tief berührt. Die Lösung des Problems ist nicht immer glücklich vorangetrieben worden und krankte zuweilen daran, daß die amerikanischen Sklavenverhältnisse mit den andersgearteten orientalischen zusammen behandelt wurden. Bei Anerkennung der Tatsache, daß Sklavenfang und -verkauf auch in Nordafrika mit vorübergehend menschenunwürdiger Behandlung verbunden waren, haben zahlreiche Beobachter 8 die bedeutenden Unterschiede in der endgültigen Stellung und VerwenHOSKINS, S . 1 8 4 ; v g l . DOUIN, 1 9 5 6 , S . 4 5 8 . PALLME, S. 188FF. 3 Z. B . EVANS-PRICHARD, S . 9 2 ; NALDER, S . 1 7 . 4 BÜXXON, S . 7 2 ; E S C A Y R A C , 1 8 5 1 , S . 3 6 9 ; BRUN-ROLLET, S . 4 5 ; L E J E A N , 1 8 6 2 , S . 8 6 6 ; KREMER, B d . I I , S . 2 3 5 ; HARTMANN, 1 8 6 5 , S . 2 8 8 ; SCHWEINFURTH, 1 8 6 9 , S . 5 6 , u. 1 8 7 4 , B d . I I , S . 5 5 9 ; B A K E R , B d . I , S . I l i ; SLATIN, 1 8 7 6 , S . 7 8 2 ; MACMICHAEL, 1 9 2 2 , Bd. I, S . 2 7 2 . 5 V g l . SPRENGEL; INGRAM, S . 1 5 3 ; THURNWALD, 1 9 4 0 , S. 4 9 2 ; W E S T E R M A N N , 1 9 4 1 , S. 9 4 — 1 0 0 . • RUSSEGGER, S. 94; HAMILTON, 1857, S. 517/18; DIDIER, S. 45; HEUGLIN, 1863, S . 9 9 ; MUNZINGER, S . 5 8 4 ; L E J E A N , 1 8 6 5 , S . 2 9 ; WACHENHUSEN, B d . I I , S . 1 5 4 ; HARTMANN, 1 8 7 1 , S . 1 4 5 f f . 7 Über den Beginn vgl. CLARKSON U. HÜNE, Bd. I I . 8 Z. B . CHABROL, S . 4 8 2 ; RITTER, S . 5 4 7 ; MINUTOLI, 1 8 2 4 , S . 2 2 3 ; AMPÈRE, S . 9 7 ; CLOT, B d . I, S . 3 3 8 ; KREMER, B d . I I , S . 8 2 ; HILL, 1 8 6 6 , S. 1 5 6 ; WACHENHUSEN, B d . I I , 1

2

Vgl. die Schilderungen von

Die

Nubier

117

dung der Sklaven in Amerika und im Orient hervorgehoben. „Die Sklaverei ist im Orient bei weitem nicht das, was sie . . . unter den brutalen Händen Amerikas geworden ist", urteilte Lüttke 1 , und von der Decken sprach von „der beschämenden Tatsache, daß deir sogenannte gesittete Mensch und Christ ein viel grausamerer Herr ist als der . . . Muslim". Erste Maßnahmen gegen den Sklavenhandel wurden schon 1838 von seiten der ägyptischen Regierung durch Mohammed Ali eingeleitet 2 . Auch in dem Firman der Hohen Pforte vom 15. 1. 1841, der Mohammed Ali auf Lebenszeit als Herrn des eroberten Sudans bestätigte, wurde ihm aufgetragen, Sklavenfang und -handel in diesem erworbenen Gebiet zu beenden; die Sklävenhaltung als solche wurde noch nicht angetastet 3 . Unter Abbas I. (1848—54) geschah nichts, und der Sklavenhandel florierte; sein Nachfolger Said versuchte wohlgemeinte Reformen in der Sklavenfrage, die er aber nicht durchzusetzen vermochte4. Shukry 5 stellt berechtigt fest, daß bis 1863 die Sklavenhändler im Sudan zunehmend mächtiger wurden; erst unter Ismail (1865—79) wurden energische Maßnahmen eingeleitet. Doch hing der Erfolg der von Kairo angeordneten Bekämpfung des Sklavenhandels zu sehr von der Rechtschaffenheit und Unbestechlichkeit der häufig wechselnden Generalgouverneure in Khartum ab, deren charakterliche Qualitäten recht unterschiedlich gewesen zu sein scheinen. Schweinfurth 8 erkannte als Folge der uneinheitlichen und an Strenge ab- und zunehmenden Maßregeln nicht das Aufhören des Sklavenhandels, sondern nur ein erhebliches Schwanken der Preise für Sklaven. Wenn auch die von Ismail beauftragten Engländer Baker und Gordon und der Italiener Gessi über die nötige Macht verfügten, den Sklavenhändlern hart zuzusetzen, so vermochten doch auch sie nicht einen grundsätzlichen Wandel herbeizuführen. Im Widerspruch zur öffentlichen Meinung in Ägypten, Nubien und dem Sudan, welche Marno 7 wie folgt umreißt: „Berücksichtigt man die Notwendigkeit der Negersklaven . . ., so wird man sich eine Vorstellung von den Meinungen und Ansichten machen können, welche die gesamte Bevölkerung über die versuchten Eingriffe in die ihr so nahe gehende Angelegenheit hegt", unterzeichnete der Khedive am 4. 8. 1877 einen von England vorgelegten Vertrag, der nicht nur den Sklavenhandel verbot, sondern darüber hinaus die weitverbreitete Institution der Sklaverei überhaupt auflöste. Wegen der Bedeutsamkeit dieser Veränderung waren lange Übergangsfristen vorgesehen: in Kairo sollte das neue S . 1 3 4 ; MARNO, 1 8 7 4 , S . 2 5 1 ; NACHTIGAL, 1 8 7 9 , B d . I , S . 1 7 u . 1 3 5 ; GOLDSTEIN, S . 3 5 3 ; CARRÉ, B d . I I , S. 3 6 ; P F A F F - G I E S B E R G , S. 3 0 ; BIRKET-SMITH, S . 3 0 7 . 1 LÜTTKE, S . 1 6 2 ; DECKEN, B d . I , S . 8 0 . 2 BUXTON, S . 3 2 1 ; A B B A S , S . 3 1 . 3

SHUKRY, S. 9; voller Text des Firmans bei MUSTAFA, S. 59.

PETHERICK, S . 1 1 6 ; GLEICHEN, B d . I, S. 2 3 2 ; SCHANZ, S . 1 1 3 ; W E S T E R M A N N , S. 3 0 6 . 5 SHUKRY, S. 9 3 u. 1 1 1 ; ä h n l i c h MACMICHAEL, 1 9 3 4 , S. 3 6 . 8 SCHWEINFURTH, 1 8 7 4 , B d . I I , S. 4 3 6 ; v g l . NACHTIGAL, 1 8 7 8 , S . 3 1 6 . ' MARNO, 1 8 7 4 , S . 2 4 8 . 4

1952,

118

R O L F HERZOG

Gesetz in sieben, in Nubien u n d dem Sudan in zwölf Jahren voll wirksam werden W ä h r e n d in Ägypten die A u f h e b u n g der Sklaverei planmäßig d u r c h g e f ü h r t werden konnte, waren die Widerstände in Nubien u n d dem Sudan groß, wo viele Moslime sich noch schnell mit jungen Sklaven versahen, was zu einer zeitweisen Wiederbelebung des Handels f ü h r t e 2 . Felkin 0 machte deshalb den Vorschlag, bis z u m Inkrafttreten des endgültigen Verbotes den Transport nach h u m a n i t ä r e n Gesichtspunkten zu regeln, da zu seiner Zeit (1878/79) durch die Beschränkungen die Händler oft mit ihren Sklaven auf Nebenrouten, die große Strapazen m i t sich brachten, zogen. Schweinfurth hatte, in Erkenntnis der engen Verflechtung der wirtschaftlichen Basis Nubiens mit der Sklavenhaltung, den interessanten, aber nicht durchgeführten Vorschlag gemacht, Chinesen ins Land zu r u f e n . „Der chinesische Arbeiter würde in Nubien vortrefflich gedeihen, u n d ohne Zweifel würde er dem Lande in wenigen Jahren zu einer hohen Steuerkraft verhelfen 4 . ' U m 1880, so e r f u h r e n wir von alten Einwohnern, war der Sklavenbestand Nubiens sehr hoch, denn einmal hatten die nubischen Sklavenhändler Praxis i m billigen Erwerb ihrer W a r e in den Fanggebieten u n d konnten deshalb ihre Anbauflächen in der Heimat von diesen bearbeiten lassen; zum anderen hatte der sich ständig verstärkende Zug der Männer zur Arbeitsaufnahme in den Städten auch in diesen Kreisen das Bedürfnis nach Landarbeitern f ü r die zurückbleibenden Felder vergrößert. Die angekündigte A u f h e b u n g der Sklaverei, die in Nubien u n d dem Sudan 1889 wirksam geworden wäre, hat zweifellos in erheblichen Teilen der Bevölker u n g Unwillen hervorgerufen. Zwei kompetente Autoren sehen darin eine der Voraussetzungen f ü r die Erfolge des Mahdi. „Man war unzufrieden . . . die ägyptische Regierung hatte u n t e r dem Druck ihres englischen Vormundes die Sklaverei f ü r abgeschafft erklärt u n d damit das ganze Wirtschaftsleben gestört", k o m m e n tiert Brockelmann 5 die damalige Situation, u n d W e s t e r m a n n 6 schreibt: „Gordons B e m ü h u n g e n u m die Beseitigung des Sklavenhandels u n d die H e r b e i f ü h r u n g geordneter Verhältnisse hatte u n t e r der arabischen Bevölkerung i m Sudan eine gefährliche G ä r u n g hervorgerufen; sie f ü h l t e sich in ihren Lebensinteressen getroffen." Wie wenig die A u f h e b u n g der Sklaverei in Nubien u n d dem Sudan propagandistisch vorbereitet war u n d welch geringes Echo die Reformen in der Bevölker u n g fanden, läßt sich u n t e r anderem daran ermessen, daß Gordon, f ü r viele Europäer ein Symbol der Antisklavereibewegung in Afrika, zu Beginn seiner letzten Tätigkeit i m Sudan (1884) die Befreiung durch Proklamationen in Berber u n d K h a r t u m aufhob 7 . Durch dieses Zugeständnis glaubte er, die noch nicht von 1

SCHERLING, S . 1 2 ; CRABITES, S . 1 1 2 / 1 3 ; SCHÖNFELD, S . 1 4 5 .

2

S C H W E I N F U R T H , 1 8 8 0 , S . 98FF. FELKIN, S. 1 0 2 5 . SCHWEINFURTH, 1 8 7 4 , B d . I I , S. 4 5 9 .

3 1 5 S 7

BROCKELMANN, 1 9 4 3 , S . 3 6 9 . WESTERMANN, 1 9 5 2 , S. 5 0 8 . CRABITES, 1 9 3 3 , S . 2 1 1 / 1 3 ; S H I B E I K A , S . 1 7 7 u . 2 1 3 .

Die Nubier

119

der Mahdi-Bewegung erfaßte Bevölkerung Nubiens und des Sudans gefühlsmäßig auf seine Seite ziehen zu können. Während der Mahdi-Zeit war die Sklavenhaltung keiner Beschränkung unterworfen. Die Brüsseler Beschlüsse in der Sklavenfrage wirkten sich in diesem Räume, der dem Einfluß der Mächte entzogen war, nicht aus 1 . Das ägyptische Gesetz von 1896, das Sklavenhandel mit 5 —10 Jahren Zwangsarbeit bestrafte, erlangte nur im nördlichen Nubien Gültigkeit. In Nubien südlich des 2. Kataraktes beendete Kitchener nach der Rückeroberung die Sklaverei, die jedoch wegen der von den Kriegsereignissen hervorgerufenen Entvölkerung (vgl. S. 179) zahlenmäßig nicht mehr bedeutend war, durch energische Maßnahmen 2 . Unter der englisch-ägyptischen Kondominiumsverwaltung ist die Sklavenhaltung unmöglich gemacht worden, und der Handel wurde hart bestraft. Da Ägypten wegen der strengen Überwachung als Absatzgebiet ausfiel, blieb den unverbesserlichen Menschenhändlern nur der Verkauf nach Arabien. Doch auch am Roten Meere wurde das Kontrollnetz so dicht, daß die Chance, bei solchem Handel etwas zu gewinnen, von Jahr zu Jahr weiter absank. Hatten um die Jahrhundertwende die Bischarin zuweilen noch versucht, eingefangene junge Menschen nach Arabien zu verkaufen, so ergaben sie sich doch bald den veränderten Umständen und ließen von diesem Handel ab 3 . Die Aufhebung der Sklaverei zwang die Nubier besonders in der Frage der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte zur Umstellung, die anfangs große Schwierigkeiten aufwarf, denn in den ersten Jahren unseres Jahrhunderts fehlte es überall an Arbeitern, wie Kumm 4 1905 feststellte. In dieser Zeit hat die Versandung erheblich zugenommen und zum Teil ein irreparables Ausmaß erreicht. Westermann 6 erklärt das Unbewohnbarwerden vieler kleiner Oasen mit der Aufhebung der Sklaverei, da seitdem nicht mehr genug Arbeitskräfte zum Zurückdämmen des Flugsandes zur Verfügung standen. Das nubische Westufer ist von den Dünen der Libyschen Wüste (vgl. S. 10) in gleicher Weise bedroht und hat deshalb teilweise ein ähnliches Schicksal erlebt. In den Landschaften nördlich des 2. Kataraktes wurden zahlreiche Sklaven in den achtziger Jahren in der Tat „frei" und konnten über ihr Schicksal entscheiden. Wie in Ägypten 6 blieb auch in Nubien der größte Teil von ihnen im bisherigen Lebensbezirk und zeigte kein Verlangen nach Veränderung. Mehrere Gründe mögen dafür ausschlaggebend gewesen sein: ein Teil der Sklaven war schon in Nubien geboren und hatte keine Beziehungen zur Heimat der Eltern; andere waren so jung aus ihrem Stammesgebiet fortgekommen, daß sie kaum noch Erinnerung an ihr Herkunftsland hatten, das ihnen zudem wegen der Kriegs1

KAYSEL, S. 9 1 u. 1 0 5 .

Artikel 1 1 des Kondominium-Vertrages vom 19. 1. 1 8 9 9 verbietet jeden Sklavenhandel. Report by His Majesty's Agent and Consul General on the Finances, Administration, and Condition o f the Sudan. 1 9 0 4 , S. 40. 2

3

4 6 6

KUMM, 1 9 0 3 , S . 2 5 . WESTERMANN, 1 9 5 2 , S . 5 2 . V g l . STEINDORFF, 1 9 1 5 , S . 2 0 8 .

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ereignisse im Sudan zur Zeit der Aufhebung nur sehr schwer zu erreichen gewesen wäre; viele hielten wohl auch ihren Lebensstandard in Nubien für höher als den ihrer Heimat und waren mit der Behandlung durch ihren Herrn zufrieden gewesen; ein Teil von ihnen bebaute das Land des abwesenden Herrn schon seit Jahren nahezu selbständig und wechselte nun nur in den Status eines Pächters. Die enge persönliche wie wirtschaftliche Bindung der Freigelassenen an den ehemaligen Herrn oder dessen Erben hat sich über Jahrzehnte erhalten. 1931 schrieb von Massenbach 1 : „Der Sklave war ein Glied der Familie, noch heute leben unter den Nubiern und in der Gegend von Aswan Neger, die in einem gewissen Verhältnis der Zugehörigkeit zur Familie ihres ehemaligen Herren stehen." — Unsere Gewährsmänner Soliman Hassan Agib und Mohammed Munir Hussein erklärten uns, daß es auch gegenwärtig im Bezirk von Aniba noch Weiler gäbe, in denen vorwiegend Nachkommen früherer Sklaven leben. Diese Nachfahren der Sklaven haben Sprache, Sitte und Religion der Nubier angenommen und unterscheiden sich nur noch durch Rassenmerkmäle, wie die Abb. 15 eines Bootsmannes in Wadi Haifa erkennen läßt 2 .

4. H ö h e r e G e s e l l s c h a f t s o r d n u n g Es kann nach den gesicherten historischen Unterlagen keinem Zweifel unterliegen, daß Nubien Zeiten hochentwickelter politischer Ordnung erlebt hat und daß sich auf seinem Territorium Staaten gebildet haben. Lassen wir die altägyptische Zeit und die meroitische Epoche aus, weil es fraglich ist, ob in diesen Jahrhunderten wirklich Nubier im Sinne unserer Auffassung zwischen den Katarakten gelebt haben, so ist zumindest seit dem Beginn des christlichen Abschnittes in der nubischen Geschichte eine staatliche Organisationsform nachzuweisen. Die Zentralgewalt lag damals in Alt-Dongola, und in Mittel- und Unternubien wurden Statthalter, deren einer als „Herr vom Berge" am 2. Katarakt in arabischen Quellen vermerkt ist, in Abhängigkeit gehalten 3 . Möglicherweise waren es kleine Könige im Vasallen Verhältnis. Überraschend ist, wie trotz der spärlichen Quellen über die Herkunft der Herrscher im christlichen Nubien sich zeigt, daß diese Nicht-Nubier waren, nämlich Himjariten 4 . Über die mutterrechtliche Erbfolge im Herrscherhause besteht kaum Zweifel. Obwohl wir über die Zustände in Nubien unmittelbar vor der Christianisierung noch weniger wissen als über die inneren Verhältnisse im christlichen Reiche von Dongola, ist es wahrscheinlich, daß eine Anzahl von kleinen Herrschern das Land unter sich aufgeteilt hatte und oft Streitigkeiten ausfocht. „Avant la naissance du christianisme, les habitans de la Nubie et du Makorrah avoient eu, les uns 1 2 3 4

MASSENBACH, 1951, S. 201. Vgl. W E S T , S. 28. MAKRIZI, S. 5 5 0 ; STÜWE, S. 128. MAS'U'DI, B d . I I , S. 5 8 3 ; M O N N E R E T D E VILLARD, 1 9 3 8 , S. 1 7 0 ( m i t w e i t e r e r Q u e l l e ) .

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ereignisse im Sudan zur Zeit der Aufhebung nur sehr schwer zu erreichen gewesen wäre; viele hielten wohl auch ihren Lebensstandard in Nubien für höher als den ihrer Heimat und waren mit der Behandlung durch ihren Herrn zufrieden gewesen; ein Teil von ihnen bebaute das Land des abwesenden Herrn schon seit Jahren nahezu selbständig und wechselte nun nur in den Status eines Pächters. Die enge persönliche wie wirtschaftliche Bindung der Freigelassenen an den ehemaligen Herrn oder dessen Erben hat sich über Jahrzehnte erhalten. 1931 schrieb von Massenbach 1 : „Der Sklave war ein Glied der Familie, noch heute leben unter den Nubiern und in der Gegend von Aswan Neger, die in einem gewissen Verhältnis der Zugehörigkeit zur Familie ihres ehemaligen Herren stehen." — Unsere Gewährsmänner Soliman Hassan Agib und Mohammed Munir Hussein erklärten uns, daß es auch gegenwärtig im Bezirk von Aniba noch Weiler gäbe, in denen vorwiegend Nachkommen früherer Sklaven leben. Diese Nachfahren der Sklaven haben Sprache, Sitte und Religion der Nubier angenommen und unterscheiden sich nur noch durch Rassenmerkmäle, wie die Abb. 15 eines Bootsmannes in Wadi Haifa erkennen läßt 2 .

4. H ö h e r e G e s e l l s c h a f t s o r d n u n g Es kann nach den gesicherten historischen Unterlagen keinem Zweifel unterliegen, daß Nubien Zeiten hochentwickelter politischer Ordnung erlebt hat und daß sich auf seinem Territorium Staaten gebildet haben. Lassen wir die altägyptische Zeit und die meroitische Epoche aus, weil es fraglich ist, ob in diesen Jahrhunderten wirklich Nubier im Sinne unserer Auffassung zwischen den Katarakten gelebt haben, so ist zumindest seit dem Beginn des christlichen Abschnittes in der nubischen Geschichte eine staatliche Organisationsform nachzuweisen. Die Zentralgewalt lag damals in Alt-Dongola, und in Mittel- und Unternubien wurden Statthalter, deren einer als „Herr vom Berge" am 2. Katarakt in arabischen Quellen vermerkt ist, in Abhängigkeit gehalten 3 . Möglicherweise waren es kleine Könige im Vasallen Verhältnis. Überraschend ist, wie trotz der spärlichen Quellen über die Herkunft der Herrscher im christlichen Nubien sich zeigt, daß diese Nicht-Nubier waren, nämlich Himjariten 4 . Über die mutterrechtliche Erbfolge im Herrscherhause besteht kaum Zweifel. Obwohl wir über die Zustände in Nubien unmittelbar vor der Christianisierung noch weniger wissen als über die inneren Verhältnisse im christlichen Reiche von Dongola, ist es wahrscheinlich, daß eine Anzahl von kleinen Herrschern das Land unter sich aufgeteilt hatte und oft Streitigkeiten ausfocht. „Avant la naissance du christianisme, les habitans de la Nubie et du Makorrah avoient eu, les uns 1 2 3 4

MASSENBACH, 1951, S. 201. Vgl. W E S T , S. 28. MAKRIZI, S. 5 5 0 ; STÜWE, S. 128. MAS'U'DI, B d . I I , S. 5 8 3 ; M O N N E R E T D E VILLARD, 1 9 3 8 , S. 1 7 0 ( m i t w e i t e r e r Q u e l l e ) .

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avec les autres, de fréquentes guerres", beurteilt Q u a t r e m è r e 1 die Situation auf G r u n d arabischer Quellen. Nach Kirwan 2 regierten in Nubien bis 580 drei verschiedene Könige, deren Herrschaftsbereiche wir nicht m e h r genau bestimmen können. Das Christentum hat in k e i n e m Lande zur E i n f ü h r u n g des Mutterrechts beigetragen; es ist i m Gegenteil in seinen G r u n d g e d a n k e n vaterrechtlich orientiert. Deshalb ist wohl der Schluß zulässig, daß das Mutterrecht in Nubien schon vorhanden war, als die christlichen Missionare i h r Bekehrungswerk begannen. D a f ü r spricht weiter, daß die benachbarten Bedjastämme, wie auch teilweise die vorislamisch zugewanderten Himjariten, mutterrechtliche Erbfolge k a n n t e n 3 . Z u m anderen halten wir es k a u m f ü r wahrscheinlich, daß in Nubien vor oder zu Beginn der christlichen Zeit echte Stammesorganisationen anzutreffen w a r e n , dazu war nach u n s e r e m Urteil die Bevölkerung damals schön zu heterogen. F ü r die Zeit zwischen d e m Ende des christlichen Reiches u n d dem Beginn des 16. Jahrhunderts m i t dem Ausgreifen des F u n d j - u n d Osmanischen Reiches wird unsere Quellenlage 4 nicht besser; wir wissen eigentlich n u r ü b e r die Kenuzi, deren Schicksal eng m i t d e m der Rabi'a verflochten bleibt, ein wenig Bescheid. Die historischen Vorgänge sind schon auf Seite 68 ff. geboten worden, wobei zu unterstreichen ist, daß sich bei den Kenuzi kein Nachweis einer eigenen Gesellschaftsordnung ü b e r die Sippe hinaus erbringen läßt. Anfângs von den Bedja (Blemmyern), später von den arabischen Rabi'a politisch abhängig u n d g e f ü h r t , müssen wir eineÜbeischichtung der Kenuzi von dieser Seite a n n e h m e n , die durch die Blutmischung der folgenden J a h r h u n d e r t e u n d die wechselnden Machtverhältnisse heute allerdings so verwischt ist, daß m a n keine unterscheidbare H e r r e n schicht m e h r erkennen k a n n . Burckhardt® hat einiges aus den Traditionen hinterlassen. Die Djawabra u n d Gharbia, die letzteren ein Zweig der berberischen Zenata, haben sich gegen Ende des christlichen Nubiens die Herrschaft über die Landstriche zwischen d e m 1. u n d dem 2. Katarakt geteilt u n d auch die Kenuzi abhängig gehalten. „... a f e w families of Sherifs settled in t h e Batn el H a d j a r ; and a bränch of t h e Koreysh possessed themselves of Mahas. For several centuries Nubia was occupied by these Arabs, w h o were at continuai war with each other, in t h e course of which t h e King of Dongola had acquired so m u c h influence over t h e m , as to be able at last, to compel t h e m to pay tribute." I m mittleren Nubien h a t die Überschichtung durch die Kashefs, d. h. die Söldner vom Balkan u n d aus Kleinasien, erst i m 16. J a h r h u n d e r t eingesetzt; welche politische O r d n u n g das L a n d kurz zuvor hatte, ist schwer nachzuweisen. 1

QUATREMERE, B d . I I , S. 1 7 .

2

KIRWAN, 1 9 5 5 , S. 5 8 .

3

v g l . HELLBUSCH, S. 4 3 .

4

Unsicher erscheint uns die von MORIE, Bd. I, S. 421, überlieferte Nachricht, daß u m 1 2 1 0 ein zentralasiatischer Prinz in Nubien Zuflucht gefunden habe; zumindest ist ungewiß, wo er sich niedergelassen haben soll und ob er irgendwelche Herrschaft erlangte. 5

BURCKHARDT, S. 1 3 5 ; v g l . MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I, S. 2 1 2 ; CRAWFORD, S. 1 6 8 .

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Für das Dongolagebiet überliefern uns außer Burckhardt schon die ersten modernen Reisenden, Poncet, Brévedent undKrump,die Existenz von Herrschern sowohl auf der Insel Argo als auch in Alt-Dongola; doch über deren Herkunft vermerken sie nichts. Auch Waddington 1 erwähnt nur, daß sich der König seiner Vorfahren rühme. Welcher, bleibt offen. Waren sie Nubier oder Araber? Wir hatten Gelegenheit, mit dem jetzigen Oberhaupt der alten regierenden Familie auf Argo, dem Scheich Zubeir Hamad el-Melik, eingehend zu sprechen und auch diese Frage anzuschneiden. Er beantwortete sie ohne jedes Zögern oder Nachdenken mit der Behauptung, daß seine Familie von den Abbasiden abstamme. Wenig später zeigte uns der sudanische Museumsdirektor Thabit Hassan Thabit eine maschinenschriftliche Ausarbeitung des Regierungsbeamten Mohammed Abu Bakr aus dem Jahre 1947 mit dem Titel „History and development of Local Government in Dongola", worin eben diese Angabe wiederholt wird. Wir exzerpierten: „The Argo-Sab Palace or Castle was headquarter of local Arab kings who are descendants of Abbassides and who were powerful enough to rule this area some 500 years ago." Diese Zeitangabe scheint das Richtige zu treffen, denn obwohl es Abbasiden, d. h. Nachkommen des Onkels dès Propheten, in Ägypten schon seit dem 8. Jahrhundert in höchsten Stellungen gibt — MacMichael 2 vermerkt zwischen 750 und 856 fünfzehn Statthalter vom Stamme der Beni Abbas — ist es in dieser Zeit, trotz ihrer Machtfülle, unwahrscheinlich, daß sie sich im christlichen Nubien durchsetzen konnten, vielleicht aber versuchten sie schon Einheiraten. Nachdem der letzte Abbaside auf dem Khalifenthron in Bagdad beim Angriff der Mongolen 1258 ums Leben gekommen war, ließen sich zwei angebliche Nachkommen, die entflohen waren, in Ägypten nieder, wo sie nacheinander als Scheinkhalifen zur Ausschmückung der Umgebung der Mameluken und zur Legitimierung ihrer Herrschaft geduldet wurden 3 . Bis zum Jahre 1517 führten diese Abbasiden ein Schattendasein in Kairo, und es wäre erklärlich, wenn in dieser Zeit tatendurstige Söhne ihr Glück außerhalb des Machtbereichs der Mameluken versucht hätten, spätestens aber ausgewandert wären, nachdem Selim I. den letzten Abbasidenkhalifen entthront und die Würde auf sich gezogen hatte. — Wir halten es für berechtigt, die Zuwanderung der Abbasiden nach Nubien und den Beginn ihrer Herrschaft über die Danagla zwischen 1260 und 1520 anzusetzen. Diese Annahme deckt sich mit einer arabischen Handschrift des Scheichs Ali Mohammed, I m a m der Moschee von Manakil, die auf eine ältere, verlorengegangene Geschichte von Dongola zurückgeht. MacMichael 4 , der die Handschrift veröffentlichte, bringt die zum Teil verworrenen historischen Vorstellungen in eine annehmbare Reihenfolge und stimmt sie mit einer anderen Handschrift des Sadik el-Hadra, einem Mahas, ab. Danach erreichte der erste, mit dem Beinamen „el 1

WADDINGTON, S.

195.

2

MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I, S. 160.

3

ZETTERSTÉEN, 1938, S. 1 — 3 ; BROCKELMANN,

SPTTLER, S . 1 0 5 . 1

MACMICHAEL, 1922, Bd. II, S. 335.

1943, S. 2 2 8 ; HARTMANN, 1 9 4 7 , S.

3;

Die Nubier

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Abbasi", den Sudan nach der Einnahme Bagdads durch die Mongolen und nachdem er in dem von den Fatimiden regierten Ägypten nicht hatte Fuß fassen können, d. h. am Ende des 13. Jahrhunderts. Diese beiden Handschriften geben Anhaltspunkte, daß andere Abbasiden sich nach dem Weißen und Blauen Nil wie nach Darfur und Wadai wandten. An diese Festlegung schließt sich gut ein, daß Abbasiden wenig später Wadai erreichten, dort die Herrschaft an sich rissen und den Islam als Staatsreligion durchsetzten. Barth 1 , der davon berichtete und auch einen Brief des Herrschers von Wadai mit einem Siegel, das auf die Abbasidenherkunft hinwies, besaß, glaubte nicht an die Richtigkeit dieser Genealogie, doch haben spätere Autoren 2 die Wahrscheinlichkeit höher eingeschätzt. Auch der durch seine Eroberung von Darfur berühmte und wegen seines ausgedehnten Sklavenhandels berüchtigte Zubeir war angeblich ein Abbasidensprößling 3 . Nach Sabry 4 waren seine Vorfahren aus Bagdad entflohen. Burckhardt 5 , der das Dongolagebiet nicht erreicht.hatte, hörte daß „according to the relation of the Arabs, Dongola had been governed from time immemorial by the families of Zebeyr". Natürlich ist es möglich, daß alle diese angeblichen Abbasidennachkommen in Nubien und dem Ostsudan Usurpatoren waren, die durch eine Herkunftslegende ihrem Herrschaftsanspruch größeres Gewicht beilegen wollten. Hartmann hebt hervor, daß nach dem Fall Bagdads nur die Fürsten die Lücke, welche durch das Erlöschen des echten Khalifats entstanden war, schmerzlich empfanden. „So stark war doch ihr Verlangen nach Legitimität i m Sinne der traditionell islamischen Auffassung, daß man ohne die Legitimierung durch den Khalifen sich nicht sicher genug f ü h l t e 6 . ' Ob die Könige auf Argo echte Abbasiden waren oder nicht, auf jeden Fall waren sie landfremden, nichtnubischen Geblüts, denn ein solch bedeutsamer Herkunftsanspruch hätte — von einer angesehenen nubischen Familie vorgebracht — sofort Zweifel und Widerspruch ausgelöst. Nur ein aus unkontrollierbarer Ferne Zugezogener konnte eine derartige Behauptung wagen. Brevedent 7 erwähnt die Bezeichnung Arbab für die Herrscher auf Argo. Es ist dies kein Widerspruch zu den Angaben des von uns befragten Familienoberhauptes, denn es handelt sich hier u m den Plural des arabischen Substantives rab

1

BARTH, B d . I I I , S . 4 8 5 .

— V o r i h m h a t t e MOHAMMED E L - T O U N S Y , 1 8 5 1 , S . 7 0 , b e -

richtet: „Les enfants des Khalifes Abbâcides, après le renversement de leur dynastie, se dispersèrent, et ils cherchèrent asile dans différents pays." 2

Z. B . CARBOU, 1 9 1 2 , S . 1 1 0 ; BAUMANN, 1 9 4 0 , S . 2 5 4 ; A R K E L L , 1 9 5 1 , S . 4 2 .

3

JUNKER, W i l h e l m S. 1 2 3 ; STUART, S. 5 9 .

1

S A B R Y , 1 9 4 7 , S . 1 4 ; v g l . JACKSON, 1 9 5 5 , S . 9 8 .

6

BURCKHARDT, S . 7 1 ; ä h n l i c h R Ü P P E L L , S . 2 1 .

ß

HARTMANN, 1 9 4 7 , S . 8 .

7

CRAWFORD, S . 2 9 4 .

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ROLF HERZOG

( = Herr, Gebieter). Burckhardt 1 erwähnt das Wort als Anrede für die Mitglieder der Familie des Königs von Berber. Es gibt nicht den geringsten Hinweis, daß das Ausgreifen der Fund) nach Norden im Dongolagebiet auf irgendwelchen Widerstand stieß. Die kleinen Könige unterwarfen sich dem mächtigen Herrscher in Sennar sowohl in der Erkenntnis, daß ein Kampf gegen einen solchen Gegner aussichtslos, als auch, daß ein Vasallenverhältnis zu einem mohammedanischen Großreiche kein Nachteil sei, zumal Dongolas Haupteinnahmequelle der Transithandel zwischen Ägypten und dem Sudan war, den es, je besser sich seine Beziehungen zu den Fundj gestalteten, desto sicherer über sein Gebiet leiten konnten. Vor dem osmanischen Feldzug gegen die ägyptischen Mameluken haben die Abbasidennachkömmlinge wahrscheinlich auch Mahas und vielleicht sogar Sukkot beherrscht, denn ihr Stammsitz wäre sonst wohl anders gewählt worden. Die Insel Argo liegt im äußersten Norden des Dongolagebietes, hätte aber für Dongola und Mahas zusammen eine zentrale Residenz dargestellt. Wie schon auf Seite 75 ausgeführt, stießen die türkischen Söldner in Sukkot oder Mahas auf die nördlichsten Vorposten des Fundjreiches, die wahrscheinlich mit der Absicht weiterer Eroberungen eingedrungen waren, aber von ihnen bis Hannek abgedrängt wurden 2 . Wir halten die Interpretation von Chataway 3 , wonach die Fundj die schon im Lande garnisonierten bosnischen Truppen angegriffen haben sollen, für nicht zutreffend. Die Grenzfestlegung unmittelbar südlich des 3. Kataraktes bedeutete zwar für die Könige von Argo den Verlust ihrer Herrschaft über Mahas, doch blieb ihre Existenzgrundlage erhalten und somit die Friedensbedingungen für sie noch relativ günstig. Der gesamte schiffbare Teil des Nils im südlichen Nubien blieb in ihrer Hand, wie auch der handels- und zollpolitisch wichtige Übersetzpunkt über den Nil bei Moscho. Die Nachrichten von Poncet, Brevedent und Krump geben manche Einzelheit über die Stellung des Königs bei den Danagla. Gemeinsam nennen sie den auf Argo residierenden Herrscher den mächtigsten, der dennoch die schuldige Achtung seinem Lehnsherrn in Sennar nicht versagte 4 . Geringer scheint am Ende des 17. Jahrhunderts das Ansehen des Melik von Alt-Dongola gewesen zu sein, wohl im Zusammenhang mit dem stets zunehmenden Bedeutungsverlust seiner Hauptstadt. Brevedent bezeichnete ihn nicht als Vasallen, sondern als Untertanen der Fundj, die ihn nach Belieben absetzen konnten. Auch seine Landeskinder gehorchten ihm nur gelegentlich, wie Brevedent und Krump 6 beobachteten. Als letzterer mit einigen Kaufleuten an AltDongola vorbeizog, um erneuten Abgaben zu entgehen, schickte der Melik mehrfach Boten mit der Aufforderung, bei ihm zu erscheinen, der niemand nachkam. 1 2 3 4 S

BURCKHARDT, S . 2 2 6 . V g l . CRAWFORD, S . 3 0 u . 1 7 0 ; ARKELL, 1 9 4 6 , S . 9 0 . CHATAWAY^ 1 9 3 0 , S. 2 5 3 . CRAWFORD, S. 294; vgl. NICHOLLS, 1913, S. 17/18. CRAWFORD, S . 2 9 5 ; KRUMP, S . 2 3 7 .

Die

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Der König von Argo hatte zu Poncets Zeit 1 die Zolleinnahme seinem Sohn, der auf der gleichen Insel lebte, übertragen. Die Abgaben bestanden in Seife und Leinen, die wohl kaum nur für den lokalen Verbrauch behalten, sondern weiterverhandelt wurden, vielleicht nach Kordofan oder Darfur, wohin alte Handelsverbindungen liefen. Das Schloß oder die Burg des Melik lag auf Argo gegenüber dem Zoll- und Rastplatz Moscho. Brevedent 2 hebt das vorteilhaftere Äußere des Melik, verglichen mit der Bevölkerung, hervor und nennt sein Schloß hoch und geräumig. Im öffentlichen Auftreten wurde eine gewisse Etikette eingehalten: grundsätzlich beritten, das Sattel- und Zaumzeug mit vielen Messingglöckchen behangen, begleitet von zwanzig Musketieren und zweihundert mit Lanzen und Säbeln bewaffneten weiteren Soldaten. Die dem Herrscher zunächst laufenden Leibgardisten trugen Säbel, die äußeren Mannschaften Lanzen 3 . Für geistige Aufgeschlossenheit dieser Herrscher spricht, daß Poncet bei Hofe in einem längeren Disput über Religionsfragen den katholischen Glauben verteidigen durfte und sogar gegen einen mohammedanischen Eiferer geschützt wurde 4 . Aus der Zeit zwischen Krumps Reise (1700) und der Burckhardts (1813) fehlen nahezu alle präzisen Nachrichten. Nubien war mit dem politischen Wohl und Wehe des Fundj-Reiches und auch dessen Kraftproben mit Abessinien verbunden. Zeitweise mußte auch der König von Dongola Abgaben an den Kaiser von Abessinien entrichten, wie Michael von Tripolis 5 erwähnt. Adlan, einer'der Fundj-Könige, hat um 1611/12 eine (Inspektions ?-)Reise durch Dongola bis Möscho unternommen, die aber kaum irgendwelchen Einfluß auf die Stellung der Lehnsfürsten gehabt haben wird, denn während Adlan noch in Nubien weilte, wurde er von Badi entthront 6 . Schon Poncet mußte bei seiner Reise die Bajuda-Steppe umgehen, da ein Stamm im Aufstand gegen Sennar war. Crawford 7 ist sicher, daß damit die Schaikije gemeint seien, obwohl ihr Name nicht genannt wird. Wenn diese Annahme richtig ist, so hat schon damals eine Feindschaft der Schaikije gegen die Fundj begonnen, die — immer fortschreitend — schließlich Dongola von Fundj-Reich trennte. Im 18. Jahrhundert war die Macht der Schaikije so weit angewachsen, daß sie in Dongola Könige „nach Gutdünken ein- und absetzten, ... Nur die Herrscher auf Argo erhielten sich mit gewaffneter Hand" 8 . Es ist ebenso denkbar, daß die Könige von Argo durch geschickte Diplomatie mit den Schaikije dahin übereingekommen waren, jenen das südliche Dongolagebiet zu überlassen, das die Schaikije in der Tat bis zum Eintreffen der Mameluken vollständig beherrschten; dafür ließen die Schaikije den Herren auf Argo, das vom Stammgebiet der Schaikije schon erheblich abliegt, gegen bestimmte Abgaben 1

PONCET, S . 9.

- CRAWFORD, S. 2 9 4 . 3

P O N C E T , S . 9 U. 1 4 .

4

CRAWFORD, S. 2 9 4 .

5

M I C H A E L VON T R I P O L I S , S . 4 8 2 u. 4 8 4 .

« CRAWFORD, S. 1 7 8 . 7

CRAWFORD, S . 1 9 8 .

8

RÜPPELL, S. 21.

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ihre Würde, ja vielleicht sogar in der nördlich angrenzenden Landschaft Mahas freie Hand. Im einzelnen wissen wir nicht, in welchem Abhängigkeitsverhältnis die Danaglafürsten zu den Schaikije standen, auch nicht über welchen Zeitraum dieser Zustand sich ausdehnte. Ein völliger Umschwung trat ein, als die Mameluken, die dem Gemetzel auf der Zitadelle von Kairo und den Verfolgungen in ganz Ägypten entronnen waren, 1811 oder 1812 Dongola erreichten und die Macht der Schaikije brachen. Aus der alten Herrscherfamilie auf Argo stellte sich einer auf die Seite der Mameluken, während ein anderer ihnen feindlich blieb 1 . Der letzte Melik von Argo, der zumindest noch zeitweise unabhängig regierte, war Tan bal Mohammed Idris, dessen Lebensdaten Hill 2 mit 1780 —1843 angibt und der in den Reisebeschreibungen dieser Zeit in immer neuen farbigen Schilderungen und in den verschiedensten Schreibweisen wiederkehrt, z. B. als Toubol, Tumbal, Tombol usw. Als die türkisch-ägyptische Armee Mohammed Alis im Dongolagebiet einrückte, war auch seinem Herrscherdas ein ein allmähliches Ende gesetzt; doch mit der seiner Familie eigenen Geschicklichkeit und einem sicheren Schätzvermögen für politische Kräfteverhältnisse, das sich schon bei verschiedenen Eroberern, wie den Fundj, Schaikije und Mameluken bewährt hatte, stellte er sich auch diesmal auf die richtige Seite. Russegger, der ihn wenige Jahre vor seinem Tode kennenlernte, beurteilt seine Lage wie folgt: „Argo . . . ein eigenes Königreich, dessen letzter Beherrscher, Melik Tombol, sich klugerweise den Eroberern (gemeint sind die Ägypter) unterwarf, noch gegenwärtig auf Argo residiert und unter allen den in eine Art von Pensionsstand versetzten Meliks am meisten seiner alten Vorrechte und seiner souveränen Macht gerettet hat 3 ." Es ist in vieler Hinsicht bedauerlich, daß wir mit Tanbal einen König kennenlernen, dessen Autorität schon im Schwinden und der im eigentlichen Sinn weder Souverän noch Vasall war. So können wir nur schließen, wie Machtbefugnisse und Hofhaltung waren, als die nubischen Könige noch nicht den vorgesetzten Gouverneur wenige Kilometer von sich in Neu-Dongola wußten. Die schriftlich hinterlassenen Beobachtungen der Reisenden geben folgendes Bild zu Anfang des vorigen Jahrhunderts: Die Königswürde war erblich vom Vater auf den Sohn. Cadalvène betont, daß die Könige über die ihnen erlaubten vier Frauen hinaus keine Konkubinen hielten. „De même que les rois ses voisins, il aurait regardé comme une dégradation d'avoir un enfant d'une esclave ou d'une femme de basse condition, et il n'avait jamais épousé que des filles de Méleks" 4 . Dies erklärt, daß man auch gegenwärtig in dieser Familie keinen negerischen Einschlag feststellt. Der König auf Argo war durch zwei äußere Würdezeichen bei besonderen Anlässen von den übrigen unterschieden: durch besondere Kopfbedeckung und 1

BURCKHARDT, S. 7 2 .

HILL, 1951, S. 356. ' RUSSEGGER, S. 57. 4 CADALVÈNE, B d . I I , S. 3 3 0 u. 335. 2

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Szepter. Das erste beschrieb Cadalvène als „un bonnet d'indienne piquée, coiffure de distinction des Méleks". Ein gleiches Standeszeichen gab es in Mahas 1 . Waddington 2 erwähnt das Szepter nur beiläufig, auch in einer Art, die Zweifel aufkommen läßt, ob es sich nicht einfach um eine Redewendung handelt. Cadalvène überliefert uns eine fast rührende Szene, in der der alte Tanbal ihm das Szepter, das gambagagui genannt wurde, als Souvenir mit den Worten verehrt: „Tenez, reprit-il en nous offrant un bâton recourbé, signe du pouvoir des Méleks dans toute la Nubie, recevez ce sceptre comme un gage de mon amitié. Gardez ce souvenir du pauvre Tombol ... La figure du Mélek était empreinte de tant de tristesse en prononçant ces paroles" 3 . Dieses Szepter richtete der König in der Ratsversammlung auf denjenigen, dem er das Wort erteilte; nahm er es aus dessen Richtung weg, so gebot er damit zu schweigen. Wir haben schon aus den älteren Berichten des 17. Jahrhunderts erfahren, mit welch stattlicher Leibwache sich die Herrscher auf Argo umgaben. Waddington 4 klärt uns dahin auf, daß es sich zumindest im 18. Jahrhundert bei dieser Truppe um nichtnubische Söldner gehandelt hat; jedoch nicht um solche aus Kleinasien oder vom Balkan wie im mittleren Nubien, sondern um „Moggrebyns", d. h. Menschen aus dem Westen. Es ist kaum anzunehmen, daß diese Söldner aus Marokko, das man heutigentags gemeinhin als Mogreb bezeichnet, stammten. Auch erscheint es fraglich, ob man darunter Tuareg verstehen darf. Möglicherweise waren es Sklaven von nicht rein negerischem Typus. So bleibt der Deutung ein sehr weiter Spielraum! Die Schaikije bereiteten dieser nubischen «Schweizergarde" ein militärisches Ende. „They had a corps of Moggrebyns in their pay, which rendered them formidable, tili their army was destroyed by the Sheygya near Mount Dager." Unmittelbar nach dem Einmarsch der türkisch-ägyptischen Truppen (1821) war noch ein Teil der Bewohner bewaffnet und stellte noch eine kleine Streitmacht dar. Waddington besuchte Tanbal auf der Insel Benna, wohin seine Residenz zu verlegen diesen die Schaikije gezwungen hatten, damit er ihrem Zugriff näher sei. Dort wurde er empfangen „by a large body of his subjects, cavalry and infantry", die zu seiner und des Gastes Ehre ein Scheingefecht von viertelstündiger Dauer veranstalteten, bei dem viel Pulver vergeudet wurde. Obwohl das Haus des Königs in dieser zwangsweisen Nebenresidenz an Größe und Repräsentationsfähigkeit keinen Vergleich mit dem Stammsitz auf Argo aushielt, achtete er dennoch auch hier auf Umgangsformen, die seine Stellung unterstrichen, z. B. ließ er sich von Sklaven die Hand küssen, wenn er ihnen Befehle erteilte. 1 Kopfbedeckungen als Herrschaftszeichen sind in Nordostafrika weit verbreitet, SCHILDE, 1929a, S. 160ff., u. 1929b, S. 68. 2

WADDINGTON, S . 1 9 5 .

CADALVENE, Bd. II, S. 338. Über Szepter als Herrscherzeichen in Afrika vgl. SCHILDE, 1929b, S. 83. 3 4

WADDINGTON, S. 1 9 5 u. 2 3 4 — 3 6 .

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Seit d e m Bericht Poncets wird mehrfach die Vorliebe des Königs f ü r Pferde erwähnt. Beritten in der Öffentlichkeit zu erscheinen, war zweifellos eine Grundforderung der Etikette. Die Zucht des Dongolawi-Pferdes hängt eng mit der alten politischen Ordnung zusammen u n d ging erst ein, als die Könige von Argo nur noch ein Schattendasein führten und keine eigene Truppe mehr unterhalten konnten. Bei unserem Aufenthalt stellten wir fest, daß die letzten Pferde, die i m Dongolagebiet gehalten werden, i m Besitz der Nachkommen der Könige sind. F ü r sie m a g in diesen Tieren, deren Unterhalt kostspielig und deren Nutzen gering ist, ein ferner Nachklang der einstigen Größe ihrer Familie symbolisiert sein. (Weiteres über Pferde siehe S. 145.) Wir suchten den alten Stammsitz in Argo-sab, a m Nordende der Insel, auf. Noch sind dort einige Gebäude erhalten, die sich in Größe und Baustil von den Durchschnittshäusern abheben, obwohl wir bei der Lehmbauweise bezweifeln, daß sie aus der Zeit Tanbals stammen. Die Danagla nennen diesen Teil Argos auch Hellet el-Muluk, d. h. Dorf der Könige. Früher wurde es mit verschiedenen N a m e n von Königen belegt, z. B. notierte Cailliaud 1 die Bezeichnung HelletMohammed. Hoskins veröffentlichte einen Stich der alten Residenz auf Argo, den kürzlich Crawford 2 in guter Reproduktion wiedergab. Abb. 18 zeigt den jetzigen Zustand. Wenn wir bisher vorwiegend von den Königen auf Argo, als den mächtigsten i m Dongolagebiet, gesprochen haben, so dürfen die zahlreichen kleinen und den Wechselfällen der Politik häufiger zum Opfer gefallenen Könige südlich davon nicht übersehen werden. A m Westufer des Nils residierte nach Waddington 3 in Khandaq bis zum Einmarsch der Mameluken ein Melik Chowes, nach Crawford ein Schaikije-Oberhaupt, der das L a n d ostwärts bis Merowe beherrschte. Khandaq dürfte dann entweder nur gelegentlicher Aufenthalt oder aber Sitz eines der Söhne gewesen sein. Daß Alt-Dongola einen eigenen König hatte, ist schon erwähnt worden; in Ganetti a m Nilknie gab es die Duffar Muluk, deren Nachkommen noch jetzt leben 4 . D a sie aber zum S t a m m der Bedeirije gehören, lassen wir sie wie auch die a m Nillauf weiter anschließenden Könige aus der Betracht u n g aus, zumal sie auf das Dongolagebiet keinen Einfluß gehabt haben. Burckh a r d t 5 beziffert die Zahl der Könige a m Nil zwischen Mahas und Sennar auf m e h r als zwanzig. Als die Herrschaft der Schaikije sich nordwärts ausdehnte und ihre Überfälle u n d Streifzüge auch Mahas heimsuchten, scheinen die Nachkommen der türkischen Söldner sich auf die Insel Sai und die Landschaften nördlich davon zurückgezogen zu haben. Militärisch waren die Kashefs, ohne jeden Nachschub, einem Angriff dieses an Zahl und kriegerischem Geist weit überlegenen Araberstammes ohnehin nie gewachsen. D i e Schaikije haben, nachdem die Grenzsicherungen der 1 2 3 4 S

CAILLIAUD, B d . I I , S . 5.

C R A W F O R D , Tafel 5. WADDINGTON, S . 2 2 0 ; CRAWFORD, S . 4 8 f f . H I L L , 1 9 5 1 , S . 3 6 ; vgl. NICHOLLS, 1 9 1 3 , S. 8. BURCKHARDT, S. 64.

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Gegenseite zurückgenommen waren, in Mahas ihnen genehme Personen als Herrscher eingesetzt; darunter — in Zeiten leidlichen Einvernehmens mit dem Königshause von Argo — auch nahe Verwandte des dortigen Herrschers. Andererseits berichtet Burckhardt 1 , daß auch der Schwiegervater des Kashefs Hussein Anspruch auf den Thron von Mahas erhob und mit Gewalt durchzusetzen versuchte, wobei ihm sein Schwiegersohn half. Wir schließen daraus, daß nach dem Rückzüge der Schaikije die Kashefs wieder in die Vorgänge in Mahas eingriffen. Burckhardt erreichte als südlichsten Punkt den Sitz eines solchen Königs in Tinari, was heute nur noch eine unbedeutende Landschaft im nördlichen Mahas bezeichnet, einen Ort dieses Namens gibt es nicht mehr. Dieser Fürst sollte aus der Familie der Djama stammen, scheint aber erheblich SklaVenblut in sich gehabt zu haben, denn Burckhardt 2 schildert ihn, im Gegensatz zu anderen, als Schwarzen. Nach Russeggers Feststellungen 3 hatte die Herrlichkeit dieses Melik von Tinari mit dem Einmarsch der türkisch-ägyptischen Armee 1820 ein Ende. Als Cadalvene 4 wenige Jahre nach diesem Ereignis durchreiste, fand er die einstige Residenz in Trümmern. Ob die Gouverneure Mohammed Alis neue Könige in Mahas bestätigten, was ihrem üblichen Verfahren widersprochen haben würde, oder ob einfach eine einflußreiche Familie einen staatlich nicht anerkannten Herrschaftsanspruch erhob, läßt sich nicht mehr unterscheiden. Als Waddington 5 Mahas kennenlernte, gab es zwei Könige von Mahas, Ibrahim und Zubeir, wovon der erste behauptete, das südliche Mahas sei Besitz seiner Vorfahren gewesen, aber zur Zeit der Mameluken durch Intrigen des Königs Zubeir abgetrennt worden. Die beiden Halbbrüder (gleicher Vater, verschiedene Mütter) standen zweifellos nicht herzlich zueinander; es kam sogar zu blutigen Überfällen auf die Untertanen des anderen. Es sei hier übergangen, welche Beschuldigungen jeder der Halbbrüder gegen den anderen erhob. Ihre Herrschaft war kaum alt, und Waddington vermutet sicher richtig, daß Zubeir erst mit Hilfe der Mameluken zur Herrschaft kam. Von Interesse ist noch eine Bemerkung über die Stellung der Königin, die einmalig ist und von keinem anderen Reisenden wiederholt wurde. „We came to the king's capital, Hadji Omar, a large village with two fortresses. It ist the residence of the queen and her father, who has given his own name to the place." Die Rechtsprechung lag, soweit es sich in unserem Sinne um Strafrecht handelte, in den Händen der Könige. Familienrechtliche Streitfälle, d. h. hauptsächlich Erbschaftsangelegenheiten, wurden vom Kadi nach dem Koran geregelt, Scheidungen waren damals wie heute sehr einfach und eigentlich nur eine Willenserklärung des Mannes. Nur Waddington 6 gibt einigen Aufschluß über Strafmaß und Strafart, die der König verhängen konnte. „For murder the king may punish 1 2 3 1 6 6

BURCKHARDT, S . 6 9 . BURCKHARDT, S . 6 4 ; v g l . MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I , S . 2 2 3 . RUSSEGGER, S. 59. CADALVÄNE B d . I I , S . 3 5 8 . WADDINGTON, S . 2 5 0 , 2 6 1 , 2 6 7 , 2 6 9 u. 2 7 6 / 7 7 ; v g l . CADALVÈNE, B d . I I , S . 3 4 1 / 4 2 . WADDINGTON, S . 2 5 3 .

9 H e r z o g , Die Nubier

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with instant death; for theft, he has only power to beat the culprit . . . There is no gradation of punishment, branding, or banishment are not heard of; nor is there any thing intermediate between the nabboot and death." Wir können die Betrachtungen der Könige im südlichen Nubien mit der Feststellung abschließen, daß sich in der Zeit nach dem Ende des christlichen Königtums nur die auf Abbasiden zurückgehende Herrscherfamilie auf Argo über Jahrhunderte, wenn auch mit Schwankungen, an der Macht gehalten hat; einen letzten Abglanz dieser Tradition fanden wir darin, daß zur Zeit unseres Besuches ScheichZubeirHamad el-MelikPräsident der zivilen SelbstverwaltungdesDongolaDistrikts war. Weniger Tradition hat das Königtum in Mahas erlangt. Doch hat sich auch hier noch ein Quentchen Erinnerung daran gehalten. Wir suchten den jetzigen Scheich el-Gism von Mahas, Mohammed Taha Abbas Fagir, auf, um ihn zu diesem Punkte zu befragen. Die politische Stellung eines Königs von Mahas wurde, unserem Gewährsmann zufolge, schon im vorigen Jahrhundert aufgehoben, ein Mamur in Delgo hatte alle Verwaltungsfunktionen in der Hand; desungeachtet hat sich aber der Titel Melik wie auch eine als Volksfest begangene Krönung auf dem Berge Sesi, gegenüber Delgo, bis fast in die Gegenwart erhalten. Die letzte Krönungfand amEndedes ersten Weltkrieges oder bald danach statt. Man setztedem Melik Abdel-Aziz 1 ein ungewöhnliche Kopfbedeckung auf und führte ihn mit viel Geschrei von dem genannten Berge herab. Überhaupt hätte es sich bei dieser letzten Krönung schon mehr um eine Volksbelustigung gehandelt; niemand habe mehr politische Bedeutung hineingelegt oder des geschichtlichen Hintergrundes gedacht. Ein erheblich älterer Einwohner von Mahas als der Scheich el-Gism erzählte uns, daß in früherer Zeit der Melik ebenso an einer bestimmten Stelle des Berges Sesi eine hohe und bunte Kopfbedeckung aufgesetzt bekam und danach mit einem geraden Schwert drei oder sieben Schläge ins Nilwasser ausführte. Der alte Mann • hatte das nicht selbst erlebt, sondern nur vom Vater gehört. Auch konnte uns kein anderer die Zeremonie der Schwertschläge bestätigen. Vielleicht war es eine Handlung, die die Herrschaft über die Katarakte versinnbildlichen sollte. Lepsius 2 hörte von seinem Diener nahezu die gleiche Schilderung, wie sie uns erzählt wurde, aber ohne die Schwertsymbolik. Für Sukkot gibt es keine Belege für ein früheres Vorkommen von Königen. Wir fragten mehrere alte Nubier in Sukkot, darunter den mehr als 100jährigen Gewährsmann Abdallah Suliman, ob sie je in ihrer Kindheit von einem Melik von Sukkot gehört hätten. Alle verneinten und behaupteten, daß es Muluk nur in Dongola und Mahas gegeben hätte, nie dagegen in Sukkot oder im Batn el-Hadjar. Der Titel Kashef bestand ebenso in Ägypten und wurde nach 1820 auch im Sudan für eine Verwaltungsstellung, die man am besten als die eines Bezirkshauptmannes beschreibt, verwandt. Die Kashefs im mittleren Nubien unter1

GRIFFITHS, 1955, S. 154, gibt den Namen Abdul Aziz Zibir.

2

LEPSIUS, 1 8 5 2 , S. 2 5 6 .

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131

schieden sich im wesentlichen von ihren ägyptischen Kollegen durch eine erheblich größere Unabhängigkeit, die sie dank der Entfernung von Kairo und des dort nur geringen Interesses an dem wirtschaftlich unergiebigen Nubien bis zur Zeit Mohammed Alis nicht nur erhalten, sondern sogar erhöhen konnten. Doch auch an den Gipfelpunkten ihrer Selbstherrlichkeit haben sich die Kashefs niemals den Titel Melik beigelegt. Burckhardts 1 Erklärungen folgend, galt der Herrschaftsanspruch der Kashefs nur über die Nubier, nicht aber über die geschlossenen Siedlungen ihrer ehemaligen Waffengefährten in der ersten Besatzungszeit und deren Nachkommen. Letztere beriefen sich noch immer auf einen alten Firman, der sie unmittelbar dem Sultan unterstellte. Ein wesentliches Privileg war die Steuerfreiheit. An der Spitze ihrer Gemeinden standen Agas, deren Titel nicht erblich gewesen zu sein scheint. Den Kashefs waren diese unabhängigen Kolonien, gleichsam kleine Staaten im Staate, verständlicherweise ein Dorn im Auge, und die Beziehungen waren gespannt, weshalb sich wohl bis in die letzte Zeit solche Enklaven nur auf den Inseln hielten. „They are independent of the governors of Nubia (damit meint Burckhardt: von den Kashefs), who are extremely jealous of them, and are often at open war with them." Zu dieser Ansicht Burckhardts paßt die Nachricht Cadalvènes 2 „L'Aga de Say était en quelque sorte président d'une espèce de petite république aristocratique". Als die Truppen Mohammed Alis einrückten, unterwarf sich Sai, und man ließ ihnen weitgehend die bisherigen Vorrechte. Als sie sich aber 1823 weigerten, die auferlegten Abgaben zu zahlen, bereitete eine neue Besatzungstruppe der Unabhängigkeit dieser eigenwilligen und selbstbewußten Insulaner, den Nachkommen der älteren Besatzungstruppe, ein Ende. Die Streitmacht der Kashefs, deren Hauptaufgaben es waren, Steuern einzutreiben, Handelskarawanen mit Zoll zu belegen und die Nachbarn zu bekriegen, bestand einmal aus den an Zahl nicht unerheblichen Nachkommen der Kashefs, soweit sie nicht in höhere Posten, z. B. als Dorf-Scheichs, geschoben werden konnten; zum größten Teil aber — nach Legh 3 — aus Sklaven, die im Sudan gekauft wurden. Burckhardt 4 vertrat die gegenteilige Anschauung, daß der Hauptteil aus Verwandten bestand, im übrigen diese Truppe, deren Kern 120 Reiter ausmachte, keinen Sold erhielt und nur durch gelegentliche Geschenke entlohnt wurde. Damit schlössen sich die Kashefs einem Brauch des osmanischen Heeres an, wo gewisse Kontingente auch nicht besoldet, sondern nur durch Beuteanteile entschädigt wurden. Vermutlich hat das nach Nubien übertragene System zu zahllosen Übergriffen und Plünderungen geführt. Wenn auch in der Praxis die Zahlung an die Staatskasse in Kairo häufig zurückbehalten, verzögert oder schließlich ganz verweigert wurden, so waren die Kashefs lehnsrechtlich verpflichtet, jährlich eine festgesetzte Summe nach Kairo 1 2 3 1

9*

BURCKHADRT, S. 1 5 5 . C A D A L V È N E , B d . I I , 'S. 3 6 1 . LEGH, S. 69. BURCKHARDT, S. 1 3 5 .

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zu senden. Wir erwähnten bereits, daß sich in späterer Zeit mächtige Stämme in Oberägypten, wie die Howara, berechtigt fühlten, die Abgaben der Kashefs in Empfang zu nehmen bezw. einzutreiben. Burckhardt 1 schätzte den Wert der Abgabe auf nur einhundert Pfund, fügte aber hinzu, daß diese Summe früher weit mehr bedeutet habe. Fassen wir das Ergebnis unserer Betrachtung dahingehend zusammen, daß nur im Dongolagebiet sich das Königtum bis in die Neuzeit erhalten hat; Mahas hat zeitweise Könige gehabt, möglicherweise war es von solchen vor dem Türkeneinmarsch von 1518 regiert. In den nubischen Landschaften nördlich von Mahas ist kein mittelalterliches Königtum nachzuweisen. Die Königshäuser entstammten nicht der nubischen Bevölkerung; sie waren Landfremde. Verbindungen zu den geistigen Grundlagen der nächstliegenden afrikanischen Königreiche fehlen, z. B. wird nie eine rituelle Königstötung erwähnt, die im benachbarten alten Meroe und Äthiopien geübt wurde 2 . Ebensowenig ist je von der Tötung, Blendung oder Verbannung der jüngeren Brüder eines neuen Königs die Rede, einem Brauch, der in vielen afrikanischen Reichen die Gefahr von Machtkämpfen, Palastrevolutionen und Erbfolgekriegen bannen sollte. In den Königshäusern auf nubischem Gebiet blieben alle Söhne am Leben und wurden sogar in wichtige Ämter gesetzt. Die untergeordnete Stellung der Frauen wurde durch den Islam bedingt; nirgendwo findet die Königinmutter Erwähnung. Das Mutterrecht, welches noch in der Zeit der christlichen nubischen Könige galt, war dem Vaterrecht gewichen. Alle diese Tatsachen bestätigen nach unserer Meinung die Richtigkeit der von uns aufgezeichneten Überlieferung von der Abbasidenherkunft der Danagla-Könige. Sie brachten mit sich nach Nubien, in ein Gebiet, das fast ununterbrochen jahrhundertelang von Hochkulturen beeinflußt worden war 3 , eine fürstliche Familientradition und eine in der geistigen Welt Bagdads und Kairos ausgebildete Vorstellung von der Herrscherwürde. Sie hatten weder Bezug zum christlichen Nubien noch zum alten Meroe. Die inneren Verhältnisse Nubiens waren zur Zeit ihres Eintreffens so im Wandel, daß sie auf altes Brachtum viel weniger Rücksicht zu nehmen nötig hatten als ihre später nach Wadai gewanderten Nachkommen. Der Untermauerung ihres Ansehens diente weiterhin in dem eben zum Islam übergetretenen Leinde ihre Abkunft von den Khalifen, d. h. den höchsten religiösen Führern des Islams. Theoretiker der Staatsentstehung verschiedener Richtung 4 lehnen gemeinsam eine gradlinige Entwicklung aus den blutsmäßigen Verwandtschaftsverbänden (Familie, Sippe, Stamm) heraus zum Staat ab. Für die Staatsbildung ist das Territorium wichtig, auf dem unter Umständen rassisch heterogene Gruppen, von einer Erobererschicht beherrscht, zusammenleben. Spannaus hat an Hemd reicher Quellensammlungen für Afrika die Bestätigung erbracht, daß fast alle 1 2 3 4

BURCKHARDT, S . 1 3 4 . WESTERMANN, 1 9 5 2 , S . 3 8 . V g l . SCHILDE, 1 9 3 9 , S . 4 1 1 ; WÖLFEL, 1 9 5 0 , S . 2 3 4 . Z. B. ENGELS, S . 1 6 8 / 6 9 ; THURNWALD, 1 9 2 9 , S . 3 6 7 .

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größeren Staaten des dunklen Kontinents durch Überschichtungen entstanden sind. „Neben den Hamiten haben in Afrika die Araber, Malaien, Inder und Europäer an der Herausbildung von Schichtenstaaten mitgewirkt 1 ." Das mohammedanische Nubien dürfte ein weiterer, bisher nicht genannter Beleg sein, wobei allein die Araber die Überschichtenden im Dongolagebiet waren. 1

SPANNAUS, 1 9 2 9 a, S . 1 9 5 u. 2 0 0 .

V. W I R T S C H A F T S W E I S E UND DEREN BEZIEHUNGEN ZUR GESELLSCHAFTSFORM 1. A n b a u Wirtschafts- und Gesellungsform beeinflussen sich gegenseitig in fast allen ethnischen Einheiten. Auch f ü r Nubien ist eine wirtschaftsethnographische Betrachtung der Erhellung soziologischer Tatbestände dienlich. D e r Anbau ist der mit Abstand bedeutendste Wirtschaftsfaktor des Landes. Die einfachste Art der L a n d b e b a u u n g nennt m a n Seluka, eine Bezeichnung, die auf das Arbeitsgerät, einen Seluka genannten Pflanzstock mit Tritt, zurückgeht 1 . Für den Selukaanbau wird das L a n d ausgewählt, welches unmittelbar nach dem Fall des Nils vom Hochflut- auf den normalen Wasserspiegel frei wird. D a dieser Streifen auf beiden Uferseiten und auf den Inseln gut bewässert und m i t einer Schicht Nilschlamm gedüngt zur V e r f ü g u n g steht, ist der Selukaanbau ohne Einsatz von tierischer Kraft, denn eine zusätzliche Bewässerung ist nicht erforderlich, ertragreich, vorausgesetzt, daß sich genügend Hände regen, solange das Erdreich noch feucht und leicht zu bearbeiten ist; wird es erst von der Sonne hart gebacken, ist der geeignete Zeitpunkt zur Feldbestellung vorbei. Dieser Anbau ist i m Niltal sehr alt; Plinius hat ihn schon beschrieben 2 . I m allgemeinen wird der Selukaanbau vom E i g e n t ü m e r des Bodens mit seiner Familie ausgeführt, doch kommt es auch vor, daß er i h m gehöriges Selukaland anderen überläßt, besonders wenn es abgelegen oder a m anderen Flußufer liegt. Für diesen Fall wird die Ernte zwischen dem Grundbesitzer und demjenigen, der das Saatgut stellte und die Arbeit übernahm, geteilt. Zuweilen wird noch f ü r die Feldarbeit eine arme Familie herangezogen, so daß dann die Ernte gedrittelt wird 3 . Hewison 4 ist der Ansicht, daß vor E i n f ü h r u n g der Dieselpumpe die Selukafläche halb so groß wie die gesamte Bewässerungsfläche war, was die Bedeutung dieser einfachen Anbauweise hinreichend charakterisiert. Auf der gleichen Grundlage der Ausnutzung der Nilflut beruht der Bassinanbau. An geeigneten Stellen durchsticht m a n den U f e r d a m m und läßt die Wassermassen des Nils in dahiriterliegendes L a n d fließen, dessen Niveau tiefer liegt als der Hochflutspiegel. Es ergibt sich von selbst, daß diese Anbauart auf landschaftlich günstige Stellen, die der Forderung nach einer d e m Nil nahen 1

Vgl. Abb. q bei BURNETT, S. 276.

HEWISON, S . 745. * Vgl. MITWALLI, 1951, S. 65. 4 HEWISON, S. 745. 2

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Senke entsprechen, beschränkt bleibt. Praktisch hat es Bassinanbau n u r i m Dongolagebiet gegeben. Er scheint auch dort bei weitem nicht das hohe Alter zu haben wie in Ägypten, wo er seit dynastischer Zeit bis z u m Ende des 19. Jahrhunderts vorherrschend war 1 . Einige Autoren sind der Ansicht, daß die Bassinbewässerung von der türkisch-ägyptischen Verwaltung nach Nubien gebracht worden sei u n d vordem dort u n b e k a n n t gewesen w ä r e 2 . Dagegen sprechen einige Überlegungen. Nördlich von Alt-Dongola sind in Kawa R u i n e n einer Stadt von so bedeutendem Ausmaße gefunden worden, daß Griffith wie Addison 3 a n n e h m e n , daß zur E r n ä h r u n g einer solchen auf 20000 Bewohner geschätzten Stadt, die mindestens 1 500 Jahre bestand, in der Nähe liegende große Anbauflächen, die jetzt u n t e r dem Wüstensand begraben sind, gehört haben müssen. Als K r u m p 4 durch die Gegend von Alt-Dongola reiste, wurde er u n d seine Begleiter von der Nilflut, die in vielen Gräben ins Land geleitet wurde, eingeschlossen u n d m u ß t e auf erhöhten Stellen zurückwaten. Da er Gräben erwähnt, k a n n es sich nicht u m eine zufällig sehr hohe Nilflut gehandelt haben, die über das U f e r getreten war. Seine Angabe bedeutet, daß m a n diese Bewässerung schon 120 Jahre vor dem Einmarsch der türkisch-ägyptischen Armee kannte. Ohne Zweifel hat aber die Bassinbewässerung i m Dongolagebiet durch die Ägypter gewaltig an Bedeutung gewonnen, vielleicht schon dadurch, daß die politischen Zustände stabiler u n d die Kämpfe der Danagla m i t den kriegerischen Schaikije beendet wurden. Abb. 12 zeigt einen der ältesten Bassingräben bei Dongola während der trockenen Zeit. Die jetzigen Bassins im südlichen Nubien haben moderne Schleusen f ü r den Einlauf u n d auch einen Auslauf f ü r das Wasser, das aus verschiedenen G r ü n d e n , z. B. wegen der Insektenplage u n d Malariagefahr, nicht ü b e r m ä ß i g lange in den Bassins stehen soll. Die Einlaufschleuse wird wieder geschlossen, w e n n das Bassinland etwa 70 cm u n t e r Wässer steht. Dieser Wasserspiegel wird durch m e h r faches kurzes Wiederöffnen etwa einen Monat gehalten, danach läßt m a n das Wasser an der Auslaufschleuse in den Nil, der inzwischen gefallen ist, zurückfließen. Das Land ist dann ausreichend mit Feuchtigkeit getränkt u n d m i t Nilschlämm gedüngt. D e r Anbau selbst geht nach dem Selukasystem vor sich, sofern m a n nicht moderne Anbaumethoden, z. B. m i t dem Pflug, vorzieht. Die jetzt noch bestehenden drei großen Bassins des Dongolagebietes w u r d e n zumeist erst vor dem ersten Weltkrieg mit erheblichen Mitteln voll ausgebaut u n d mit modernen Schleusen versehen. Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche schwankt mit der jeweiligen Fluthöhe des Nils erheblich: das Letti-Bassin zwischen 1000 u n d 8000 Feddan, das Argo-Bassin von 1000 bis 7000 Feddan u n d das größte, das Kerma-Bassin, zwischen 4000 u n d 25000 Feddan 5 . Vom wirtschaftlichen Standpunkte war die Anlage so großer u n d kostspieliger Bassins ein 1 2 3 4 5

M Ü L L E R - W O D A R G , S . 1 8 8 ; A M M A N N , S. 7 8 . ALLAN, S . 6 2 5 ; P A R T H E Y , S . 2 6 2 . GRIFFITH, 1 9 3 1 , S. 8 8 ; ADDISON, 1 9 2 9 , S. 8 9 , u . 1 9 3 4 , S. 1 0 . KRUMP, S . 3 7 3 . ALLAN, S. 6 2 4 .

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Fehlschlag, weshalb in den letzten drei Jahrzehnten auch kein Kapital in solchen Unternehmungen neu investiert wurde. Uns wurde berichtet, daß die Fluthöhen von 1947 bis 1953 zu niedrig waren, u m die Bassins richtig zu fluten, so daß nur ein sehr bescheidener Anbau möglich war. Die Bevölkerung kann unmöglich ihre Ernährung von den Ernten in den Bassins abhängig machen. Den beiden geschilderten Anbauarten, die von der Nilflut abhängen, steht die mechanische Bewässerungswirtschaft gegenüber, die zwar zum ständigen Einsatz menschlicher oder tierischer Arbeitskraft zwingt, aber den großen Vorteil hat, auch bei niedrigem Wasserstand und unzureichender Flut einen Ertrag zu garantieren. Sieht man von der primitivsten Art, bei der in Tonkrügen oder Blechkanistern Wasser auf die Felder getragen wird, ab, so gibt es in Nubien zwei Vorrichtungen zur Bewässerung, die auch in Ägypten seit alter Zeit das Landleben bestimmen: das Schaduf, ein von Menschenhand betriebenes Schwengelschöpfwerk, und die Sakije, ein mit Rindern bespanntes Göpelschöpfwerk. Die in Ägypten, besonders im Delta, als tambura bekannte Wasserschraube sahen wir in Nubien nie. Das Schaduf wurde schon in altägyptischer Zeit im Niltale gebraucht. Die Fellachen Oberägyptens erzählen sich eine Sage, wonach der erste Pharao sein Erfinder gewesen sei 1 . Die Sakije, ein vermutlich persischer Beitrag zur Bewässerungswirtschaft Nordafrikas, erreichte Nubien und den Sudan in der Meroitischen Epoche und blieb in der alten Form, d. h. nahezu ohne Metallteile, bis in die Neuzeit unverändert 2 . Nach Monneret de Villard 3 hat die Sakije in Nubien ihre weite Verbreitung im 3. Jahrhundert erreicht. Viele alte Ortsnamen, in denen das nubische Wort für Sakije — kole — enthalten ist, beweisen, welche Bedeutung diese Bewässerungsanlage bald erlangte. Eine Sakije bewässert etwa vier Feddan 4 , doch nimmt die Fläche in den heißesten Monaten mit dem niedrigsten Stande des Nils ab. Allan 5 gibt für diese landwirtschaftlich schwierigste Zeit einen Durchschnitt von 1 % Feddan an. Rechnet man ein, daß etwa die Hälfte des Ertrages als Futter für die Rinder, die zum Betrieb unerläßlich sind, verbraucht wird, so bleibt wenig für die menschliche Ernährung. Trotz aller Schwierigkeiten hatten die Nubier die Bewässerungswirtschaft ausgebaut und auf beachtlicher Höhe gehalten. Zum Teil wurde sogar mit einer zweiten Reihe weiter landeinwärts stehender Sakijen das- Wasser auf eine zweite Hebungsstufe gebracht, wodurch sich die Anbaufläche erheblich verbreiterte, wenn man auch den Nachteil der doppelten Bespannung in Kauf nehmen mußte. RÜTIMEYER, S. 4 8 4 ; WINKLER, 1958, S. 41. SCHNEBEL, S. 7 3 f f . ; M I T W A L L I , 1 9 5 2 , S. 1 2 2 ; ARKELL, 1 9 5 2 , S. 1 6 ; ALLAN, S. 6 2 7 ; MÜLLER-WODARG, S. 189. 3 MONNERET D E VILLARD, 1 9 4 1 , S. 46. 4 Vgl. HOSKINS, S. 1 7 7 ; PÜCKLER-MUSKAU, B d . III, S. 3 9 ; RÜPPELL, S. 29, schätzte, 1

2

daß durchschnittlich 18 Menschen vom Land einer Sakije leben. 5

ALLAN, S. 628.

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137

English 1 schildert aus Mahas diesen Zustand zur Zeit des ägyptischen Einmarsches: „ . . . this country was watered by two ranges of waterwheels; one ränge on the banks of the river, which threw the water of the Nile into small canals leading to reservoirs inland, from whence the other ränge took it up and distributed it to this fine territory." Zur Bedienung einer Sakije und der Bearbeitung des damit bewässerten Uferlandes schließt sich meist eine Gruppe von Personen, welche nach dem Brauch der Landschaft bestimmte Pflichten übernehmen und feststehende Anteile der Bespanhung wie des Saatgutes stellen, zusammen. Die folgende Darstellung gibt die Verhältnisse des südlichen Nubiens wieder, wo wir eigene Beobachtungen mit denen Nicholls und Mitwallis 2 vergleichen konnten. Lokalvarianten kommen in allen Teilen Nubiens vor. Über die Arbeitsverteilung und -Vorgänge bei den Kenuzi geben Schäfer und Junker 3 Auskunft. Wenn der Landeigentümer die Arbeit nicht selbst ausführt oder beaufsichtigt, leitet ein Samad als Aufseher den Betrieb der Sakije. Ihm stehen im Durchschnitt drei Tarabla oder Landarbeiter zur Verfügung, deren Zahl sich manchmal auf zwei verringert, aber nie vier übersteigt. Jeder Terbal (sing, von Tarabla) muß für eine bestimmte Zeitspanne des Tages oder nachts zur Bespannung der Sakije ein Rind zur Verfügung stellen; das zweite stellt der Samad bzw. der Besitzer. Wechseln sich also drei Tarabla schichtweise an der Sakije ab, muß der Samad insgesamt drei Zugtiere aufbringen. Jeder der drei Tarabla steuert ein Sechstel des Saatgutes bei; der Samad die Hälfte. Auch alle praktischen Arbeitsvorgänge 4 sind nach festen Regeln zwischen Samad und Tarabla aufgeteilt. Die Verteilung des Ertrages, die einzige Entschädigung für alle Beteiligten, sieht in der Praxis meist erheblich komplizierter aus als die bisher skizzierte Aufteilung der Pflichten, denn nicht immer besitzt der Samad drei Rinder und jeder Terbal wenigstens eines; auch gehört die hölzerne und versetzbare Sakije zuweilen einer weiteren Person. Derjenige, welcher seine Zugochsen oder seine Sakije ausleiht, verlangt wiederum einen Prozentsatz der Ernte 6 . Das für die Sakije Gesagte gilt ähnlich auch für den Seluka-, Schaduf- und Bassinanbau, da hier bei weitem nicht immer der Grundbesitzer die Arbeiten selbst ausführen und Saatgut wie Zugtiere ausreichend aufbringen kann. Selbst bei der Kultur der Dattelpalme ist diese Berechnung von Anteilen häufig, z. B. zwischen dem Mann, dem der Schößling gehört, und dem, der den Boden besitzt, in den der junge Baum gepflanzt wird; oft kommt noch derjenige hinzu, welcher 1 2

ENGLISH, S. 35. NICHOLLS, 1 9 1 8 ; MITWALLI,

minologie gibt NICHOLSON. 3

1951,

S . 6 1 ff; B O N D , 1 9 2 5 ,

SCHÄFER, 1 9 1 7 , S. 9 7 — 1 1 1 ; J U N K E R , 1 9 2 1 , S. 1 3 9 — 1 9 8 .



Die ausgefeilte

Ter-

Auf die Beschreibung der Arbeitsvorgänge wird hier verzichtet. Wir drehten einen 16 mm-Schmalfilm über „Alte Bewässerungsmethoden in Nubien", welcher vom Institut für den wissenschaftlichen Film in Göttingen für den Hochschulverleih bereitgehalten wird. 4

5

Beispiele bietet BURNETT, S. 3 0 0 .

138

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die junge Palme bewässert, bis ihre Wurzeln tief genug sind, um sich selbst zu versorgen. Die verwickelten Besitz- und Anrechtsverhältnisse geben erklärlicherweise häufig zu Meinungsverschiedenheiten Anlaß, die aber nur selten zu einem Streit vor dem Kadi führen, da viele dieser Fragen, weil im islamischen Gesetz nicht erschöpfend beantwortet, nach einem in Nubien herausgebildeten, Ada genannten Gewohnheitsrecht entschieden werden. Jedes Dorf hat eine Autorität auf diesem Gebiet, Sahib el Ada betitelt, die zugleich als Schiedsmann fungiert. Mitwalli 1 nennt ihn berechtigt „by far the most important person in the Dongola village community". Zwei wichtigen Gründe scheinen zur Ausbildung dieses nicht kodifizierten Gewohnheitsrechtes geführt zu haben. Einmal besteht eine unvorstellbare Zersplitterung des Grundbesitzes, den das islamische Erbrecht (vgl. S. 103), dessen geringe Eignung für die speziellen nubischen Verhältnisse kaum zu bestreiten ist, herbeigeführt hat. Da es bis vor wenigen Jahren und in konservativen Kreisen Nubiens noch heute als Schande und Verstoß gegen die guten Sitten gilt, ererbtes Land zu verkaufen, sind Miniaturanbauflächen entstanden, die oft die Größe eines Beetes nicht übersteigen. Die ufernahen und damit am leichtesten zu bewässernden Streifen sind deshalb seit alters an eine Vielzahl von Besitzern verteilt. Der Zusammenschluß zu kleinen Landbaugemeinschaften glich zwar den Übelstand in geringem Maße aus, änderte aber nicht, daß jede rentable Landwirtschaft nahezu unmöglich war 2 . Den für die Versorgung der Bevölkerung ungesunden Zustand kennzeichnet Mitwalli 3 : „It is common in the Northern Province of the Egyptian Sudan, that the holding in the land is so small that it is insufficient for the support of its owner, therefore two or more people similarly situated band together and agree that only one of them should cultivate all their land for one or for a series of crops." Der bei solcher Übereinkunft nicht beschäftigte Mitbesitzer bleibt deshalb keineswegs untätig, denn praktisch setzt hier die zweite Begründung des Ada ein: die Abwanderung eines hohen Prozentsatzes der männlichen Bevölkerung zur Arbeit in den Städten. Da die monate-, oft jahrelange Abwesenheit der Männer eine über Jahrhunderte zurückzuverfolgende Erscheinung ist (vgl. Kapitel Abwanderung!), war schon seit langem ehi System der Lasten- und Anrechtsverteilung für kleine Anbauflächen, die vom Eigentümer nicht selbst bebaut wurden, notwendig. Ein Nubier konnte und kann ohne weiteres vor seiner Abreise nach Ägypten Abmachungen treffen, durch welche sein Uferland, seine Zugtiere, seine Sakije, sein Saatgut, die Arbeitskraft seiner Frau wie der Kinder und früher auch die seines Sklaven einer oder verschiedenen Anbaugemeinschaften gegen entsprechenden Anteil am Ertrag zur Verfügung gestellt wurden. 1

MITWALLI, 1 9 5 2 , S. 79.

2

Vgl. MISKIN, S. 2 8 5 ; TOTHILL, S. 210FF.; HEWISON, S. 7 4 8 .

3

MITWALLI, 1 9 5 2 , S. 82.

Die Nubier

159

Beide Faktoren (die Parzellierung wie die Abwanderung) haben zur Ausbildung der Ada-Ordnung geführt, die ihrerseits klar beweist, daß es in Nubien seit Jahrhunderten keine großfamiliare Gemeinschaftswirtschaft gegeben hat. Das Gefüge der nubischen Anbauwirtschaft erfuhr seit Beginn der zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts durch die Installierung maschineller Pumpanlagen erhebliche Veränderungen. Während des ersten Weltkrieges zogen im Sudan die Preise für Agrarprodukte gewaltig an, und der Anbau über das Ausmaß des örtlichen Verbrauchs hinaus wurde wirtschaftlich lohnend. Nach uns erzählten Erinnerungen wurde bald nach 1918 im Dongolagebiet die erste Motorpumpe, die deutschen Reparationslieferungen entstammte, aufgestellt. Seitdem wurden verschiedene pump-schemes, wie man die Gesamtanlage nennt, im Dongolagebiet von Regierungsseite errichtet. Die Anfangsschwierigkeiten waren beträchtlich, da privates Kapital nicht ausreichend zur Verfügung stand und oft die konservative Haltung mancher Eigentümer des Uferlandes, die nicht in die Genossenschaften eintreten wollten, große Anlagen unmöglich machte. So blieb zunächst meist nur das als Karru bezeichnete Land, welches von den Sakijen nicht mehr bewässert werden konnte, für die ersten Anlagen übrig. Daß trotzdem erhebliche Flächen bebaut wurden, überzeugte nach und nach die Zweifler. So bedurfte es nur noch des neuen Ansteigens der Preise für landwirtschaftliche Produkte, die der zweite Weltkrieg mit sich brachte, damit sich viele kleinere Genossenschaften gründeten, die zum größten Teil die früher von der Regierung betriebenen Anlagen übernahmen. 1957 bestanden in der ganzen Northern Province des Sudans 77 pump-schemes, die sich bis 1943 verdoppelt hatten 1 . 1944 erklärte der Abgeordnete des Dongola-Distrikts im Advisory Council of the Northern Sudan 2 , daß zahlreiche kleine Genossenschaften gegründet und das Betriebskapitel bereit sei; lediglich die kriegsbedingten Schwierigkeiten der Lieferung der Maschinenanlagen verhinderten den Beginn der praktischen Tätigkeit. Da bei der alten Sakijenbewässerung mehrere, meist nicht verwandte Partner gleichsam in einer Vorstufe der genossenschaftlichen Betriebsform zusammenarbeiten, war psychologisch der Übergang zur Genossenschaft im großen Rahmen keine erschütternde Neuerung. Die Schwierigkeiten lagen in anderen Bereichen, von denen noch zu sprechen sein wird. Ungeachtet der notwendigen Einschränkung beurteilt Tracey 8 unseres Erachtens die Bedeutung der Anbaugenossen schaften moderner Art für das gegenwärtige Bevölkerungsbild richtig: „Their finance is unstable, their cultivation sometimes uneconomic, but their produce still stave off the ultimate depopulation of the country of the cataracts." Wenn auch der moderne Anbau vielfach die Bevölkerungszahl nicht nur gehalten, sondern sogar erhöht hat, so scheint doch die Hoffnung, daß im Laufe der Zeit das nubische Dorf wieder ein ausbalanciertes inneres Gefüge zurückgewinnen wird (d. h. mit entsprechendem Anteil am Ort beschäftigter Männer), zu kühn, weil die Zahl der pump-schemes nahezu konstant ist und neue nur beginnen, wenn 1

HEWISON, S . 7 5 5 ; v g l . FIELD, 1 9 5 2 , S . 2 5 4 .

2

Sitzungsbericht, 1. Sitzungsperiode Mai 1944, S. 29.

3

TRACEY, S. 7 3 9 .

140

R O L F HERZOG

a n a n d e r e r Stelle eines zu existieren a u f g e h ö r t hat. D e n n z u m Aufstellen e i n e r D i e s e l p u m p e — n u r solche sind i m G e b r a u c h — bedarf es einer Lizenz, d e r e n jährlich nötige V e r l ä n g e r u n g versagt w e r d e n k a n n , w e n n der Betrieb n i c h t zufriedenstellend g e f ü h r t , d. h . w e n n i m v e r g a n g e n e n Betriebsjahr durch m e n s c h liches Verschulden der E r t r a g so m a g e r war, daß mein von M i ß w i r t s c h a f t sprechen darf. Dieses Lizenzsystem, das die E n t w i c k l u n g in N u b i e n von Tangassi bis zur ägyptischen G r e n z e beeinträchtigt, h ä n g t m i t d e m Nilwasserabkommen zwischen Ä g y p t e n u n d d e m Sudan von 1 9 2 9 1 u n d den Z u s a t z b e s t i m m u n g e n z u s a m m e n . D a n a c h ist die W a s s e r e n t n a h m e vom 15. Juli bis 31. D e z e m b e r n i c h t b e g r e n z t ; v o m 1. J a n u a r bis 28. F e b r u a r d ü r f e n 3 8 0 0 0 Feddan i m Sudan bewässert w e r d e n , zwischen 1. März u n d 15. Juli n u r 2 2 5 0 0 F e d d a n . Entsprechend gibt es verschiedene A r t e n von Lizenzen, deren erstrebenswerteste die f ü r das ganze J a h r geltende ist, die jedoch n u r g e w ä h r t wird, w e n n die bisherigen Anbauerfolge f ü r eine überdurchschnittliche L e i s t u n g sprechen. Die meisten Lizenzen schließen die M o n a t e März bis Juli aus, wo der Boden gerade a m durstigsten ist. W e n i g g e f r a g t sind die sogenannten Flutlizenzen, die in den M o n a t e n freier Wasserentn a h m e gelten, wo w e g e n der Nilflut sowieso ausreichend Wasser zur V e r f ü g u n g s t e h t u n d k u r z n a c h d e m Fall der Flut der billige Selukaanbau alle Arbeitskräfte b e a n s p r u c h t . I m letzten Falle ist die Rentabilität der Anlage meist n i c h t g e w ä h r leistet. Die W a s s e r e n t n a h m e m i t Schaduf u n d Sakije ist dagegen nicht von dieser zwischenstaatlichen R e g e l u n g betroffen. W i r sind der M e i n u n g , daß n u r dieser U m s t a n d jene u r a l t e n V o r r i c h t u n g e n noch einige Jahre, w e n n auch in stets abn e h m e n d e r Zahl, a m L e b e n h a l t e n wird, d e n n ü b e r den kleinen genossenschaftlichen pump-schemes schwebt wie ein Damoklesschwert die G e f a h r des Lizenzentzuges, der die Beteiligten d a n n doch wieder auf die Sakije z u r ü c k w e r f e n w ü r d e , weshalb m a n einige davon noch i m m e r in leidlich betriebsfähigem Z u s t a n d e erhält. Nichtsdestoweniger n i m m t die Zahl der Sakijen rapide ab, w e n n m a n sie a u c h noch gelegentlich dicht beieinander sieht. W i r beobachteten die konzentrierteste V e r w e n d u n g von Sakijen auf der Insel Sogdan westlich von K e r m a . Die h ä u f i g e A u f g a b e der Sakijen wird bei e i n e m Vergleich der von K u m m 2 gebotenen Zahlen aus der Zeit u m die J a h r h u n d e r t w e n d e m i t den gegenwärtigen Beständen offenbar. Diese E n t w i c k l u n g setzt sich w e i t e r fort. I m T o w n Council von W a d i H a i f a erl a n g t e n wir folgende A n g a b e n : I m Haifa-Distrikt w a r e n 1951/52 noch 643 Sakijen in Betrieb, 1952/53 n u r 573 u n d 1953/54 schließlich n u r noch 540. Das b e d e u t e t , i n n e r h a l b von drei J a h r e n w u r d e n m e h r als ein Sechstel der Sakijen a u f g e g e b e n ! A u ß e r der ä u ß e r e n B e e i n t r ä c h t i g u n g durch das Lizenzsystem weist die m o d e r n e nubische A n b a u w i r t s c h a f t auch erhebliche i n n e r e Schwächen a u f , die schon m e h r f a c h z u m Konkurs von Genossenschaften g e f ü h r t h a b e n . Von zwei in N u b i e n stationierten B e a m t e n des L a n d w i r t s c h a f t s m i n i s t e r i u m s in K h a r t u m h ö r t e n w i r viel Kritik an den Arbeitsmethoden. Es gab zur Zeit der E i n f ü h r u n g der Diesel1

V g l . ABBAS, S . 8 3 ; ADAM, S. 5 .

2

KUMM, 1903, S..24.

Die Nubier

141

p u m p e n in Nubien nicht genügend Personen, die über ausreichende E r f a h r u n g i m großräumigen L a n d b a u verfügten. Mit wenigen Ausnahmen existierten bis dahin nur Miniatur betriebe. D e r Gewinn, den Anbauprodukte in neuerer Zeit abwarfen, lockte zwei Klassen an, ihr Geld in pump-schemes anzulegen: örtliche Würdenträger, wie die Nachkommen der früheren Könige, die Omdas u n d führenden Männer der Religion, und zweitens die Kaufmannschaft. H e w i s o n 1 urteilt sehr scharf und wohl etwas zu sehr verallgemeinernd: „Both of these types m a k e thoroughly bad schemes owners. Neither has any real interest in farming, and neither is prepared to do anything more than exploit the soil and the peasant farmers." Wir vermuten, daß eine andere, bisher k a u m beachtete Unzulänglichkeit der tiefste Grund f ü r die zahlreichen Versager ist. Diejenigen Männer, die f ü r die eigentliche Feldarbeit und Fruchtfolge eines solchen genossenschaftlichen pumpschemes verantwortlich wurden, hatten bis vor einigen Jahren nur mit Sakije Bewässerungs Wirtschaft getrieben. Ihr betriebswirtschaftliches Vorstellungsvermögen übersprang selten die 20 Feddan-Grenze. Plötzlich wurden sie m i t der Nutzung einer zehn- oder zwanzigfachen Fläche betraut. Ihr landwirtschaftlicher Erfahrungsschatz reichte dafür nicht aus; den Vorschlägen der von der R e g i e r u n g beauftragten Agricultural Officers, die nur beratende Funktion haben, standen sie mit dem angeborenen Konservativismus der bäuerlichen Bevölkerung des Niltales skeptisch, wenn nicht sogar offen ablehnend gegenüber. M a n übertrug die Arbeitsvorgänge des Gartenbaues auf eine große Fläche und wurde fast nie zur rechten Zeit mit der Aussaat fertig. Hinzu kommt noch in einigen Gegenden der Landarbeiterbedarf, der aus der eigenen nubischen Bevölkerung nicht gedeckt werden kann, da die meisten Männer die Arbeit in den Städten mit den höheren Einnahmen der mit harter körperlicher Anstrengung verbundenen Feldarbeit vorziehen. Unser Gewährsmann Rashed in Kuddi erklärte uns, daß die j u n g e n Männer, die einmal in der Fremde waren, i m allgemeinen f ü r i m m e r f ü r die landwirtschaftliche Arbeit verloren sind. Schließlich bereitet noch das unentwickelte Verkehrsnetz, besonders in Mahas und Sukkot, von d e m sehr wenig bevölkerten Batn el-Hadjar zu schweigen, einige Schwierigkeiten in bezug a u f den Transport des Rohöls f ü r die Dieselpumpen und der Beförderung der Erträge. War in der Vergangenheit neben dem Seluka-Pflanzstock vorwiegend die Hacke i m Gebrauch 2 , deren nubische Bezeichnung tobro i m Dongolagebiet u n d torrei oder toria in den übrigen Landschaften sicher auf das V e r b u m ter ( = Saatlöcher hacken) zurückgeht, so ermunterten die n u n m e h r groß gewordenen Felder die Nubier zu Versuchen mit d e m Pflug, der bis dahin nahezu unbekannt war. Auf einigen Übersichtskarten, die die Verbreitung des Pflugbaues in Afrika darstellen, wird Nubien in diesen Bereich einbezogen, wogegen wir uns schon m i t ausführlicher B e g r ü n d u n g ein anderer Stelle 3 gewandt haben. In den Reise1 2 1

HEWISON, S . 7 5 5 . Vgl. BURNETT, S. 2 7 7 , m i t A b b . ; MASSENBACH, HERZOG, 1 9 5 6 c,

1933, S. 2 1 6 ; FIELD,

1952, S. 171.

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R O L F HERZOG

berichten sucht m a n vergeblich nach der Erwähnung des Pfluges. B u r c k h a r d t 1 gibt genau das Gegenteil ein: „ T h e inhabitants of the banks of the Nile, from t h e first Cataract to the frontier of Dongola, do not plough their fields, after the inundation has subsided, as is done in E g y p t . " Von mehreren alten Männern hörten wir, daß der Pflug früher nicht oder nur selten gebraucht worden sei. Unser ältester Gewährsmann, Abdallah Solimán, gab präzise an, daß in seiner Kindheit auf Sai kein Pflug existiert habe. Auch ist bekannt, daß Hussein Pascha Khalifa, der von 1869 bis 1873 Gouverneur der Provinzen Berber und Dongola war, die Bewohner das Pflügen lehrte 2 . In dieser Zeit dürften wahrscheinlich in den Bassins die ersten Pflüge verwandt worden sein. Heute findet man sie nur in den pump-schemes s. Wir sahen nie einen Pflug auf Feldern, die von Sakijen bewässert werden. D e r Pflug in Nubien ist gegenwärtig von dem gleichen T y p , wie ihn die ägyptischen Fellachen benutzen (siehe Abb. 14). Dort, wie auch in Abessinien, ist er ohne Zweifel lange vor modernen Einflüssen i m Gebrauch gewesen 4 . Neben den Genossenschaftsfeldern gibt es auch einige größere Flächen in Privathand. D e r erwähnte Gewährsmann Rashed in Kuddi ist einer der wenigen Männer in Nubien, die die Bezeichnung Großgrundbesitzer verdienen. E r besitzt 700 Feddan, die sein Vater kurz nach der Rückeroberung kaufte, und pachtete noch 300 Feddan dazu. Von diesen 1000 Feddan bebaut er einen besonders fruchtbaren Streifen selbst nach modernsten Grundsätzen; auf dem verbleibenden Hauptteil arbeiten rund sechzig Kleinpächter, die i m allgemeinen außer ihrer Familie nur noch einen männlichen Helfer gegen Lohn beschäftigen. D i e Pachtverträge werden vom Grundherren sehr kurzfristig abgefaßt, da er sich damit die Möglichkeit erhält, ungeeignete Pächter schnell wieder loszuwerden. In den Reihen solcher Kleinpächter findet m a n zur völligen Seßhaftigkeit ü b e r g a n g e n e Halbnomaden wie auch die Nachkommen von freigelassenen Sklaven. 2.

Viehzucht

I m Anschluß an die Erörterung der Beziehungen zwischen Anbau und Gesellschaftsleben soll die Bedeutung der Viehzucht aus dem gleichen Blickwinkel untersucht werden. Es ist zu fragen, ob eine viehzüchterische Komponente in der nubischen Wirtschaftsform und daraus sich eventuell ergebende Auswirkung a u f die Gesellschaftsordnung erkennbar sind. Bis zur E i n f ü h r u n g der Dieselpumpe war die Rinderhaltung ein fundamentales Erfordernis der ungestörten nubischen Wirtschaft, da sie f ü r die Bespannung der Sakijen unerläßlich war. Das Rind stand deshalb bedeutungsmäßig an der Spitze aller gezüchteten Tierarten. Es überwiegt jetzt ein kurzhörniger Schlag, wie ihn Abb. 19 zeigt; in früherer Zeit war das Langhornrind in Nubien häufiger als gegenwärtig. W i n k l e r 1 2 3

4

BURCKHARDT, S. 1 + 0 . BACON, S . 2 2 6 ; v g l . H I L L , 1 9 5 1 , S . 1 6 9 . V g l . B U R N E T T , S . 2 8 0 ; BACON, S . 3 0 8 ; F I E L D , 1 9 5 2 , S . 1 7 1 .

SCHÄFER, 1903, S. 1 2 7 f f . ; KOTHE, S. 103ff.

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berichten sucht m a n vergeblich nach der Erwähnung des Pfluges. B u r c k h a r d t 1 gibt genau das Gegenteil ein: „ T h e inhabitants of the banks of the Nile, from t h e first Cataract to the frontier of Dongola, do not plough their fields, after the inundation has subsided, as is done in E g y p t . " Von mehreren alten Männern hörten wir, daß der Pflug früher nicht oder nur selten gebraucht worden sei. Unser ältester Gewährsmann, Abdallah Solimán, gab präzise an, daß in seiner Kindheit auf Sai kein Pflug existiert habe. Auch ist bekannt, daß Hussein Pascha Khalifa, der von 1869 bis 1873 Gouverneur der Provinzen Berber und Dongola war, die Bewohner das Pflügen lehrte 2 . In dieser Zeit dürften wahrscheinlich in den Bassins die ersten Pflüge verwandt worden sein. Heute findet man sie nur in den pump-schemes s. Wir sahen nie einen Pflug auf Feldern, die von Sakijen bewässert werden. D e r Pflug in Nubien ist gegenwärtig von dem gleichen T y p , wie ihn die ägyptischen Fellachen benutzen (siehe Abb. 14). Dort, wie auch in Abessinien, ist er ohne Zweifel lange vor modernen Einflüssen i m Gebrauch gewesen 4 . Neben den Genossenschaftsfeldern gibt es auch einige größere Flächen in Privathand. D e r erwähnte Gewährsmann Rashed in Kuddi ist einer der wenigen Männer in Nubien, die die Bezeichnung Großgrundbesitzer verdienen. E r besitzt 700 Feddan, die sein Vater kurz nach der Rückeroberung kaufte, und pachtete noch 300 Feddan dazu. Von diesen 1000 Feddan bebaut er einen besonders fruchtbaren Streifen selbst nach modernsten Grundsätzen; auf dem verbleibenden Hauptteil arbeiten rund sechzig Kleinpächter, die i m allgemeinen außer ihrer Familie nur noch einen männlichen Helfer gegen Lohn beschäftigen. D i e Pachtverträge werden vom Grundherren sehr kurzfristig abgefaßt, da er sich damit die Möglichkeit erhält, ungeeignete Pächter schnell wieder loszuwerden. In den Reihen solcher Kleinpächter findet m a n zur völligen Seßhaftigkeit ü b e r g a n g e n e Halbnomaden wie auch die Nachkommen von freigelassenen Sklaven. 2.

Viehzucht

I m Anschluß an die Erörterung der Beziehungen zwischen Anbau und Gesellschaftsleben soll die Bedeutung der Viehzucht aus dem gleichen Blickwinkel untersucht werden. Es ist zu fragen, ob eine viehzüchterische Komponente in der nubischen Wirtschaftsform und daraus sich eventuell ergebende Auswirkung a u f die Gesellschaftsordnung erkennbar sind. Bis zur E i n f ü h r u n g der Dieselpumpe war die Rinderhaltung ein fundamentales Erfordernis der ungestörten nubischen Wirtschaft, da sie f ü r die Bespannung der Sakijen unerläßlich war. Das Rind stand deshalb bedeutungsmäßig an der Spitze aller gezüchteten Tierarten. Es überwiegt jetzt ein kurzhörniger Schlag, wie ihn Abb. 19 zeigt; in früherer Zeit war das Langhornrind in Nubien häufiger als gegenwärtig. W i n k l e r 1 2 3

4

BURCKHARDT, S. 1 + 0 . BACON, S . 2 2 6 ; v g l . H I L L , 1 9 5 1 , S . 1 6 9 . V g l . B U R N E T T , S . 2 8 0 ; BACON, S . 3 0 8 ; F I E L D , 1 9 5 2 , S . 1 7 1 .

SCHÄFER, 1903, S. 1 2 7 f f . ; KOTHE, S. 103ff.

Die Nubier

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u n d D u n b a r 1 sind auf G r u n d i h r e r Felsbildforschung sogar überzeugt, daß das langhörnige Rind bei weitem überwog. W i r f ü g t e n zur Erweiterung der Kenntnisse die Felszeichnung eines Landhornrindes, welches wir bei Geddi in Mahas a u f n a h m e n , hinzu (vgl. Abb. 10). Mahas war damals keineswegs das nördlichste Verbreitungsgebiet des Landhornrindes. Felszeichnungen bei Aswan 2 zeigen völlig gleiche Darstellungen, die bestätigen, daß dieses Haustier auch in Oberägypten seit langem bekannt war. Nach Lucas 3 wurde das L a n g h o r n r i n d schon zur Zeit der 5. Dynastie gezüchtet, seitdem scheint es sich in Nubien bis ins vergangene J a h r h u n d e r t erhalten zu haben. D e r Wechsel in der Rinderrasse ist damit zu erklären, daß i m vorigen J a h r h u n d e r t die Viehbestände Nubiens nahezu ausgerottet wurden, zuerst durch die umfangreichen Requirierungen nach d e m Einmarsch der türkisch-ägyptischen T r u p p e n 4 , danach in der Mahdi-Zeit. Z u r Neubeschaffung stand Vieh aus Kordofan k a u m zur Verfügung, so schaffte m a n kurzhörnige Rinder aus Oberägypten an. Zu d e m zeitweise sehr geringen Rinderbestand i m 19. J a h r h u n d e r t bemerkt Rüppell 5 , daß die Danagla zu seiner Zeit „nur noch wenige Ziegen u n d H ü h n e r " hielten. D e r geschätzte Viehbestand war 1897 n u r noch ein Drittel dessen von 1885, u n d D a w k i n s 6 erläutert den Zustand m i t den W o r t e n : „The existing cattle (in den während der Mahdi-Zeit g e r ä u m t gewesenen Gebieten südlich des 2. Kataraktes) are small and weak. Most of t h e m are brought f r o m Wady Haifa; others f r o m Merawi." Rei den Kenuzi scheint das Langhornrind schon i m 18. J a h r h u n d e r t nicht m e h r üblich gewesen zu sein; N o r d e n 7 erwähnt es nicht, sondern spricht n u r allgemein von der Dürftigkeit des Viehs. In Sukkot sah English 8 Buckelrinder, welche m a n auch heute noch dort antrifft, aber durchgängig mit kurzen H ö r n e r n . Das mit den Fellachen u n t r e n n b a r verbundene Wasserrind (gamus) findet m a n in Nubien nicht. W i r n e h m e n von einer Erörterung der Frage, ob die Nubier selbst wesentlich zur Entwicklung der Rinderzucht beigetragen haben, Abstand, da einmal — wie schon e r w ä h n t — unsicher ist, ob die f r ü h e r e n Bewohner des Niltales zwischen den Katarakten Vorfahren der jetzigen sind, welche uns allein interessieren, z u m andern diese Diskussion weit in das Gebiet der Vorgeschichte u n d der Zoologie greifen würde. Adametz 9 h a t den H a m i t e n nahezu alle viehzüchterischen Fortschritte in Nordafrika zugesprochen, was Wölfel 1 0 unserer Ansicht zu Recht abschwächt. 1

W I N K L E R , 1 9 5 7 , S. 1 7 ; D U N B A R , 1 9 3 8 , S. 1 4 2 ; v g l . K E E S , 1 9 5 5 , S . 4 4 u n d e i n s c h r ä n k e n d A N T O N I U S , S. 1 4 5 . 2 V g l . LUSCHAN, 1 9 2 2 , S. 1 7 9 , A b b . C. * LUCAS, 1 9 5 2 , S. 2 0 . 4 V g l . RUSSEGGER, S. 4 1 — 4 3 ; WALLNER, S. 2 5 4 . 5 RÜPPELL, S. 38. * D A W K I N S , S. 5 . ' NORDEN, S. 4 0 2 . 8 E N G L I S H , S. 2 5 . 9 ADAMETZ, S . 1 1 FF. 1» W Ö L F E L , 1 9 4 2 , S. 1 1 0 ; v g l . B E N S C H , S. 4 1 ff.

SANDFORD,

1933,

S. 6 4 / 6 5 ;

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Für die Bezeichnung des Rindes im Nubischen, die weder altägyptisch noch kuschitisch noch berberisch ist, hat Köhler 1 nilotischen Ursprung behauptet. Wenn auch die Nubier in ferner Vergangenheit den Rinderschlag der Niloten samt Bezeichnung übernommen haben mögen, so ist doch die dominierende Stellung des Rindes in Wirtschaft und Brauchtum, wie zum Beispiel bei den Dinka und Nuer, in Nubien verlorengegangen. Es fehlt eine klare Abgrenzung der Wartung der Rinder zwischen Mann und Frau, wie sie bei zahlreichen afrikanischen Stämmen, bei denen Anbau und Tierzucht gleichwertig nebeneinanderstehen, existiert. In Nubien gibt es weder einen Bevölkerungsteil, der sich speziell der Rinderzucht widmet, noch innerhalb der Familie eine feste Ordnung, wer füttert, milkt und anspannt. Die nubische Rinderzucht ist untrennbar mit dem Anbau verbunden und kein selbständiger Wirtschaftszweig. Herden sind kaum zu erhalten, da die schmalen Uferstreifen vom Bewässerungsanbau erfaßt sind und Weiden nicht zur Verfügung stehen. Auch ist es unmöglich, in den heißesten Monaten die Tiere nach günstigeren Plätzen zu treiben (in einer Art Transhumanz), da gerade in dieser Zeit die Sakijen Tag und Nacht bespannt werden müssen. Da wegen der größeren Zugfestigkeit und Ausdauer ein hoher Prozentsatz Ochsen gehalten wird, ist die Milchwirtschaft nicht von Bedeutung. Als Transport- und Reittiere werden Esel, Kamel und Pferd in Nubien unterschiedlich häufig verwandt. Der Esel ist das einzige Haustier, welches in der Umgebung Nubiens, vermutlich in der östlichen Wüste, seine Urheimat hat, und dessen Domestikation, die Robinson 2 im 4. Jahrtausend v. d. Ztw. ansetzt, ein Verdienst der Nordostafrikaner ist. „Von dort hat er", nach Westermann 3 , „im Dienste des Händlers seine unermüdliche Wanderung nach dem Westen angetreten, wo sein Name noch seine östliche Herkunft bezeugt". In Nubien verlor der Esel durch die Einführung des Kamels, das um das Jahr 25 v. d. Ztw. im Sudan erstmals nachzuweisen ist 4 , für den Lasttränsport über große Entfernungen Edlmählich an Bedeutung, doch ist er noch das allgemeine Reittier. Planmäßige Zucht und Weiterverkauf dieses nützlichen Tieres fehlt aber, so daß man wohl behaupten darf, daß die Eselhaltung ohne Auswirkung auf Wirtschafts- und Gesellschaftsform der Gegenwart ist. Zum Kamel hat der Nubier nicht das enge Verhältnis wie der benachbarte Wüstennomade. Für die weiträumig schweifenden Nomadenstämme war der Vorteil, den das Kamel für sie brachte, offensichtlicher als für die von Bewässerungsanbau lebenden Bewohner des Niltales. Wir nehmen deshalb ein, daß das Kamel erst später zum Handel innerhalb Nubiens genutzt wurde; die großen Karawanen wurden ohnehin mit Tieren und Begleitern der nahen Nomadenstämme ausgerüstet (vgl. S. 48). 1 2

KÖHLER, 1950, S. 160. ROBINSON, 1 9 3 6 , S. 5 2 ;

auch

HAHN,

S.

5 0 9 , und HILZHEIMER, S. 4 7 7 , vertreten

die Ansicht, daß der Esel hier Urheimat und Domestikationsgebiet hat. 3

WESTERMANN, 1952, S. 7 ; vgl. ARKELL, 1952, S. 12.

LUCAS, 1952, S. 25. Aus der reichen Literatur über die Frage der Herkunft des Kamels und den Zeitpunkt seines Auftretens in Nordafrika vgl. UHDEN, 1929, ALMAGRO BÄSCH, 1

S . 127, u. WALZ.

Die Nubier

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B u r c k h a r d t 1 sah die meisten Kamele i m W a d i el-Arab, in den ü b r i g e n L a n d schaften n u r wenige, ebenso b e m e r k e n Prokesch-Osten u n d R ü p p e l l 2 d e r e n Selt e n h e i t . Nach der Mahdi-Zeit w a r der Kamelbestand auf ein M i n i m u m v e r r i n g e r t ; es soll in der gesamten Dongolaprovinz n u r noch e t w a 250 T i e r e gegeben h a b e n 3 . G e g e n w ä r t i g h a t die K a m e l h a l t u n g n u r einige Z e n t r e n ; in a n d e r e n L a n d s c h a f t e n k o m m t das T i e r n u r gelegentlich vor. I m Dongolagebiet u n d bei Abri, wo der Salzhandel von der Oase Selima den Nil erreicht, u n d in der U m g e b u n g von W a d i H a i f a beobachteten wir a m häufigsten Kamele. D a b e i m u ß in Betracht gezogen w e r d e n , daß ein erheblicher Prozentsatz n i c h t in n u b i s c h e m Besitz ist, so z. B. in D e b b a , wo die E i g e n t ü m e r vorwiegend Kababisch sind, oder bei Abri, wo die meisten T i e r e den Kerrarisch gehören. W i e in ganz Afrika, so ist auch in N u b i e n n u r das einhöckerige Kamel, das D r o m e d a r , b e k a n n t . Hochqualifizierte Tiere, wie sie bei den Bischarin 4 oder u m El-Obeid zu sehen sind, bleiben in N u b i e n eine A u s n a h m e . W i r sind der Ansicht, daß die N u b i e r zu k e i n e r Zeit b e d e u t e n d e K a m e l z ü c h t e r w a r e n . D a f ü r sprechen a u ß e r der n u r begrenzten Verwendungsmöglichkeit noch die sprachlichen G e g e b e n h e i t e n . Das nubische W o r t f ü r K a m e l ist ein arabisches L e h n w o r t , was auf ein spätes E i n d r i n g e n hinweist. Auch f e h l t die bei k a m e l z ü c h t e n d e n N o m a d e n gebrauchte, bis ins einzelne g e h e n d e N o m e n k l a t u r f ü r T i e r e verschiedener Altersstufen u n d unterscheidbarer ä u ß e r e r M e r k m a l e , wovon MacMichael 5 f ü n f z e h n Bezeichnungen der Sudan-Araber a u f f ü h r t Das P f e r d scheint das einzige T i e r zu sein, bei dessen Z u c h t die N u b i e r Beachtliches aufzuweisen h a b e n , w a r doch der N a m e Dongola m i t e i n e m jetzt n a h e z u ausgestorbenen Schlage u n t r e n n b a r v e r b u n d e n . Die Möglichkeit, daß es sich h i e r u m eine echte viehzüchterische Komponente, vielleicht sogar u m S p u r e n eines einstigen kriegerischen R e i t e r n o m a d e n t u m s handelt, m a g eine a u s f ü h r l i c h e B e h a n d l u n g r e c h t f e r t i g e n . W i r h a b e n die letzten Reste dieser Z u c h t , n u r noch f ü n f Tiere, aufgesucht u n d ausreichende fotografische Belege m i t g e b r a c h t (vgl. Abb. 21 u . 22). Alle Pferde, die wir v o r g e f ü h r t b e k a m e n , w a r e n schwarz oder tief d u n k e l b r a u n , n u r das Fohlen w a r etwas heller, noch i m m e r aber k r ä f t i g b r a u n . Abb. 21 zeigt in der P r o f i l a u f n a h m e deutlich die konkave Nase, die Ramsnase, die g r o ß e Blesse u n d die weiße Unterlippe. Blessen u n d weißgestiefelte Beine sind Schönheitsm e r k m a l e , die hoch b e w e r t e t w e r d e n . Diese P f e r d e w e r d e n n u r z u m Reiten, n i e i m Zuge g e b r a u c h t . Die T i e r e w e r d e n ü b e r lange M o n a t e m i t D u r r a - oder W e i z e n stroh g e f ü t t e r t ; H e u ist u n b e k a n n t . N u r k u r z e Zeit k ö n n e n sie in den g r ü n e n G e r s t e n f e l d e r n weiden. J u n g e T i e r e e r h a l t e n reichlich K u h m i l c h zu s a u f e n . Beim Vergleich der letzten Reste der D o n g o l a w i - P f e r d e z u c h t m i t G e s t ü t e n r e i n arabischen Blutes h a t t e n wir den E i n d r u c k , daß das Dongolawi sehr v o m 1 2 S 4 5

BURCKHARDT, S . 2 4 . P R O K E S C H - O S T E N D. Ä . , S. 4 9 ; RÜPPELL, S. 3 9 . D A W K I N S , S. 3 . V g l . ACLAND, S. 1 1 9 . MACMICHAEL, 1 9 1 3 , S. 3 9 .

10 H e r z o g , Die Nubier

146

ROLF HERZOG

arabischen Typ, besonders in der Kopfform, abweicht, dagegen dem in Kordofan u n d D a r f u r üblichen Schlag nahekommt. W i r können deshalb der V e r m u t u n g Burckhardts u n d Russeggers 1 , diese Zucht habe ihren Ursprung in Arabien, nicht zustimmen. D a andererseits Adametz 2 das Dongolawi-Pferd zu einem Angelp u n k t seiner Ansicht erhob, erscheint es zweckmäßig, zunächst einen kurzen historischen Überblick über die Pferdezucht i m Niltal zu bieten. Es gilt als gesicherte Erkenntnis der Ägyptologie, daß das Pferd vor dem Hyksoseinfall am Nil unbekannt war 3 . Adametz 4 bezeichnet den mit den Hyksos in Afrika angekommenen Pferdeschlag als Tarpanrasse, u m so die nahe Verwandtschaft zum asiatischen Wildpferd zu unterstreichen. Das Basutopony sei ein „ u n verkennbarer Vertreter" dieses Typs. Die Welle der kriegerischen Ereignisse, welche die Hyksos auslösten, erreichte auch Nubien, so daß es wohl denkbar wäre, daß zu dieser Zeit das Pferd nach Nubien gelangt sei, was Lucas u n d B e n n e t t 6 v e r m u t e n . D a m i t würde auch d e r Befund der Felszeichnungen übereinstimmen: in der frühesten Zeit fehlt das Pferd, doch seit der dynastischen Periode ist es vielfach bis in die griechischrömische Zeit wie auch in den folgenden J a h r h u n d e r t e n nachzuweisen 6 . D e r altnubische König Pianchi (um 730 v. d. Ztw.) zeigte großes Interesse an der Pferdehaltung 7 . Adametz hebt hervor, daß die Pferdedarstellungen auf ägyptischen Altertümern eine andere Rasse erkennen läßt als die des Dongolawipferdes. Leider fehlen uns zoologisch exakte Messungen an den Pferdeskeletten, die in den alten vorchristlichen nubischen Gräbern gefunden wurden. Auf den Friedhöfen von Baiana u n d Kostol i m mittleren Nubien fand m a n neben d e r Leiche der Vornehmen getötete Sklaven, Konkubinen u n d Haustiere, darunter Pferde 8 . L ä ß t m a n den Einwand von Adametz, die altägyptischen Pferde seien nicht von der gleichen Rasse wie die Dongolawi-Zucht gewesen, gelten, so k o m m t in der Tat n u r seine Hypothese zur Erklärung zu Hilfe: die Verwandtschaft des Dongolawi mit dem Berberpferd Nordwestafrikas. Er f ü h r t als Belege ins Feld: die ü b e r einstimmende Schädelform mit der Ramsnase, die Figur u n d selbst die durchschnittliche Färbung. W i r haben 1951 während unserer Reisen in Marokko u n d Algerien viele Pferde gesehen u n d fotografiert. Besonders im Muluya-Gebiet fielen uns die häufigen Ramsnasen auf. Auf G r u n d unserer eignen Beobachtungen müssen wir dem Erklärungsversuch Adametz' einen erheblichen Wahrscheinlichkeitsgrad zubilligen, denn gerade die Ramsnase, welche bei der arabischen. Zucht fehlt, ist ein wesentliches Charakteristikum des Dongolawi. 1 2 :1 4 5

6

BURCKHARDT, S. 6 6 ; RUSSEGGER, S. 4 8 . ADAMETZ, S. 5 7 / 5 8 . V g l . R O B I N S O N , 1 9 3 6 , S. 5 3 ; LUCAS, 1 9 5 2 , S. 2 3 . ADAMETZ, S. 53FF. LUCAS, 1 9 5 2 , S. 2 3 ; B E N N E T T , S. 6 4 7 ; v g l . P R I S S E D ' A V E N N E S .

WINKLER, 1938, S. 15—24.

7

K E E S , 1 9 3 3 , S. 3 5 3 .

8

EMERY, T a f e l 4 u. 8 ; KIRWAN, 1 9 3 7 b , S. 58.

Die

Nubier

147

Wülfel 1 , der mit Adametz zusammen die älteren bildlichen Pferdedarstellungen Nordwestafrikas untersuchte, kam zu dem Ergebnis, daß die mit Sicherheit bestimmbaren Typen stets das ramsnasige Pferd, das er als Kaltblüter bezeichnete, aufweisen. Daraus folgert er, daß das Pferd des westlichen Weißafrika nicht gleichen Ursprungs wie das Ägyptens sei; er vermutet die Herkunft des ramsnasigen Kaltblüters aus Europa. Hochstetter 2 , einstiger fürstlicher Stallmeister, verglich die nach Europa gelangten 12 Dongolawi mit der spanischen Zucht und wies auf die Ramsnase und andere Merkmale, wie die flache Kruppe, hin. Cadalvene 3 fand das Dongolawi dem Pferde der Normandie ähnlich und bestätigte die Unterschiede zum arabischen Vollblut. Bennett 4 unterscheidet für die Gegenwart im Sudan zwei bodenständige Zuchten, wovon neben dem Dongolawi die zahlenmäßig weit größere Kordofani-Zucht, die jetzt überwiegend in Darfur gehalten wird, nordwestafrikanischen Ursprungs sein soll. Pallme 5 hatte schon im vorigen Jahrhundert festgestellt, daß bei den Pferden Kordofans nur selten Anklänge an die arabische Zucht zu erkennen sind, dagegen viel Ähnlichkeit zum Dongolawi. Wir können aus eigener Beobachtung dieser Feststellung unterstreichen. Auch die Abbildung eines Pferdes der Kababisch 6 bestätigt unsere Ansicht. Historische Quellen belegen unzweifelhaft, daß die nubische Pferdezucht sich über die Zeit gehalten hat und zu Beginn der islamischen Epoche über die engeren Grenzen hinaus, besonders in Ägypten, bekannt war. Als der arabische Heerführer 'Amr ibn el-'As die Kapitulationsverhandlungen mit Alexandria führte, wurde als eine Bedingung eingefügt, daß diejenigen Nubier, die unter diesen Vertrag fielen, mit Sklaven und Pferden denMoslimen zu helfen verpflichtet seien 7 . Es ist offenbar nicht zur Durchführung dieser Bestimmung gekommen, was in unserer Betrachtung ohne Gewicht bleibt, denn allein die Forderung an die Nubier, auch Pferde zur Verfügung zu stellen, genügt uns als Beweis, daß man im Delta von der Zucht jenseits der Katarakte wußte. Auch Mas'udi 8 erwähnt, daß die christlichen Könige Nubiens zu Pferde ritten. Alle diese Umstände zusammengenommen lassen den Schluß zu, daß es sich beim Dongolawi-Pferd um den östlichsten Ausläufer der Berberrasse handelt. Die Pferdezucht Dongolas hat in viele und zum Teil weit entlegene Gebiete ausgestrahlt; es muß zeitweise einen nubischen Pferdeexport gegeben haben. Daß das Dongolawi bei den benachbarten Schaikije vorkam, ist verständlich. 1942, S. 108; P E T E R S , S . 98/99, und S T A F F E , S . 28, schlössen sich ebenso an. Auch aus der Sahara liegen Pferdedarstellungen mit Ramsnase als Feldzeichnungen vor, z. B. LHOTE, S. 129ff. 1

WÖLFEL,

ADAMETZ 2

HOCHSTETTER, S. 68.

3

CADALVENE, B d . II, S.

4

BENNETT, S. 647.

5

PALLME, S.

142.

« SELIGMAN, 1918, 7

Tafel

148.

IV,

No.

1.

BUTLER, S. 325.

» MAS'UDI, Bd. II, S. 3 8 2 / 8 3 ; IDRISI, Bd. I, S. 33. 10*

148

R O L F HERZOG

Rüppell 1 hinterließ folgende Notiz: „Jeder Araberstamm besitzt eine geringe Anzahl Pferde, ehemals waren es meistens schöne Stuten von dongolawischer Race, aber die türkischen Truppen haben ihnen solche beinahe alle abgenommen, und ihnen dagegen syrische Pferde verkauft." In der Stadt Berber, nördlich Khartum, fand Burckhardt 2 nur Dongolawi-Pferde. Sie gelangten sogar bis Jemen 3 . Die Schlagkraft der Kavallerie der Fundj von Sennar beruhte nach Bruce 4 auf der Leistungsfähigkeit des Dongolawi. In Darfur stand dieses Pferd obenso in hohem Ansehen 5 , und Mason 6 belehrt uns über seine Verbreitung in Westafrika. Am reinsten sind danach Dongolawi am Tschad und in Bornu zu finden, wogegen sie in Kanem stärker vermischt sind. Auch das Hausapferd zeigt Merkmale des Dongolawi, das sich am Nigerbogen mit anderen Pferdeschlägen kreuzte. Von der Seite der Sprachforschung her hat Köhler 7 die Bezeichnung für Pferd in den Gur-Sprachen behandelt und auf einen inzwischen nahezu absorbierten Dongolawi-Einschlag hingewiesen. Während der Mamelukenherrschaft wurden Dongolawi-Pferde in Kairo zu hohem Preise gehandelt 8 . Seit derZeit der Reise von Poncet und Brevedent 9 , die es ein wohlgeformtes und brauchbares Pferd nennen, folgen in vielen Reisebeschreibungen Angaben über diese Zucht, die je nach Interesse und Pferdeverstand des Autors von geringerem oder größerem Wert sind 10 . Wir haben auf Argo die Pferdehalter und -pfleger über die mit der Zucht und Nutzung zusammenhängenden nubischen Ausdrücke befragt und das folgende kleine Vokabular aufgenommen. Es sei bemerkt, daß wir in keinem Falle von uns aus ein aus Wörterverzeichnissen älterer Reisender entnommenes Wort in die Frage eingebaut haben, um so Anregung zu geben. Die Fragen waren nur arabisch gestellt. Es fiel uns auf, daß die anwesenden fünf Männer oft lange überlegen mußten, welches die nubische Entsprechung zu dem von ihnen sofort verstandenen arabischen Wort ist; wohl ein Zeichen, daß sie im Alltagsleben fast nur noch die arabischen Ausdrücke gebrauchen, wie sie auch ihren Dialekt als Rotana, also gleichsam aus dem Blickwinkel des Arabers als nichtarabisch bezeichneten. Die Aussprache der Gewährsmänner schwankte ein wenig, wodurch wir manchmal zwei Formen aufzuzeichnen gezwungen waren. Pferd Stute

Kadj kadj

3

RÜPPELL, S. 6 8 . RURCKHARDT, S . 2 5 5 ; v g l . REURMANN, S . 1 2 7 . MINUTOLI, 1 8 2 7 , S. 5 5 .

4

RRUCE, B d . V I , S . 4 2 5 .

1 2

-n-karri

MOHAMMED E L - T O U N S Y , 1 8 5 1 , S . 4 4 5 . « MASON, S. 2 5 / 2 6 . 5

7 8

KÖHLER, 1 9 5 4 , S . 9 4 / 9 5 . LEGH, S. 7 7 .

' PONCET, S . 1 1 ; C R A W F O R D , S . 2 9 5 . K R U M P , S . 2 5 0 u . 2 5 5 ; B R U C E , B d . V I , S . 4 5 1 ; BURCKHARDT, S . 6 6 ; W A D D I N G T O N , S . 2 6 0 u . 2 8 2 ; M E N G I N , B d . I I , S . 2 0 2 ; M I N U T O L I , 1 8 2 7 , S . 5 2 ; ST. JOHN, O. J . , S . 2 4 4 ; P A R T H E Y , S . 2 8 8 ; HARTMANN, 1 8 6 5 , S . 2 2 1 . 10

Die Nubier

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Hengst kadj-n-undi oder kadj-n-ondi (da das Kastrieren unbekannt ist, fehlt ein Ausdruck f ü r Wallach) Fohlen kadj-n-dod Rappe kadj-n-rumé Schimmel kadj-n-arru Falbe kadj-n-dehiss Tragende Stute kadj mä'u Mähne gumur dilti Blesse konj garra Schweif ffu Stiefel (weißes Bein) ossi dschik Schritt sera nogi Trab hamara Galopp gobor dschin Pferdekrankheiten: wissi f ü r arabisch nigma berri noté f ü r arabisch seraga silti Häcksel dagir oder degir Sattel sak Zaum rekab (ist arabisches Lehnwort, angebSteigbügel lich kein nubisches Wort bekannt) Uns fällt in diesem Vokabular der Mangel an echten Fachausdrücken auf; ondi und karri sind allgemeine Bezeichnungen, die auf Männchen und Weibchen jeder Tierart angewandt werden. Bei Rappe, Schimmel und Falbe sind einfach nur die Farbbezeichnungen dazugesetzt. Auch die Wörterverzeichnisse von Lepsius, Reinisch und Almkvist enthalten keine anderen Ausdrücke. Es gibt wohl ein nubisches Wort f ü r Sattel, das von allen Reisenden und f ü r alle Dialekte m i t nur geringen Schwankungen notiert wurde 1 , dagegen keines f ü r Steigbügel 2 . Das Fehlen spezieller nubischer Termini der Pferdezucht, die i m Arabischen ebenso vorhanden sind 3 wie in den Sprachen anderer Völker, die seit l a n g e m u n d in allen Bevölkerungsschichten U m g a n g mit diesem Tier haben, hat sicher tieferliegende Gründe. Wir halten folgende Erklärung f ü r wahrscheinlich: Die Bedingungen f ü r eine allgemeine Pferdehaltung in Nubien sind denkbar schlecht, es ist ein L a n d ohne Weiden. Das Pferd ist viel zu anspruchsvoll, u m f ü r den einfachen Mann von Nutzen sein zu können; f ü r den Transport von Lasten ist das genügsame und strapazierfähige Kamel ungleich geeigneter, zum Reiten der Esel vollkommen ausreichend, f ü r die Arbeit an der Sakije das Rind, das nebenbei Milch gibt, auch nach d e m Temperament vorzuziehen. So blieb dem Pferd nur die Verwendung i m R a h m e n der Kriegsführung und zur Repräsentation vor1

2 3

BURCKHARDT, S. 1 5 5 ; SEGATO, S . 3 2 7 ; C A D A L V È N E , B d . I I , S. 5 1 4 ; A B E L , 1 9 2 0 , S . 1 1 .

Bei den gleichen Autoren arab. rikab oder erkab. Vgl. R A S W A N , S. 97ff.

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behalten. Westermann 1 definiert treffend die Sonderstellung des Pferdes als seltener Gast im Sudan, „es wurde das Reittier des Herrschers, des Adels und allenfalls einer Elitetruppe; seine besten Pfleger waren die Araber, während die Neger es nie zu behandeln gelernt haben". B a u m a n n 2 hält das Pferd als Reittier des Herrschers für ein Merkmal des sudanischen Kulturkomplexes. Bensch 3 spricht ebenso von der Bedeutung der Reiterei für die Staaten des Sudans und der vom Herrscher gelenkten Zucht oder Einfuhr von Pferden. Die daraus sich ergebende Frage, ob die hierfür benötigte Anzahl von Pferden den Zuchten der im Lande ansässigen Eingeborenen oder Nomaden entstammte oder eingeführt wurde, beantwortet Bensch, gestützt auf Leo Africanus, zugunsten des Imports. Südnubien hatte als Liefergebiet guten Ruf. Auch in Nubien war die Pferdezucht untrennbar mit dem Königtum verbunden, wie alle älteren Berichte erkennen lassen. Sie hielt sich nur dort, wo das standhafteste Königshaus die Wechselfälle der Jahrhunderte überstand: auf der Nilinsel Argo. D e m vom Bewässerungsanbau lebenden einfachen Nubier hat das Pferd nie etwas bedeutet, und er hatte deshalb wenig Anlaß, eine ausgefeilte Nomenklatur zu entwickeln. Die Königshäuser selbst aber waren ihrer Herkunft nach landfremd, sie werden ihre Gestüte entweder von Sklaven oder von seßhaft gewordenen Arabern haben betreuen lassen. Die Dialektverhältnisse haben sich auch auf dem Gebiet der Haustiernamen ausgewirkt und lassen die ohnehin schon schwer erkennbaren Verhältnisse noch verworrener erscheinen. I m Dongolawi- und Kenzidialekt wird das Pferd kadj genannt, der Esel hanu oder anu-, im mittleren Dialekt wird der Esel mit kadj und das Pferd mit murti bezeichnet. So ergibt sich der kuriose Zustand, daß in Dongola, wo die Pferdezucht ihre Heimstätte und Pflege fand, das Pferd ebenso kadj genannt wird wie im entfernten Kenuzigebiet, dessen Bewohner nie Pferde gezüchtet oder auch nur gehalten haben. In den mittleren Landschaften, in denen besonders die Mahas und Sukkot Pferde von Dongola erwarben, versteht man jedoch unter kadj den Esel. In den nubischen Sprachinseln in Kordofan findet sich ebenso diese Differenz wieder. Am Djebel Dair sagt man Kod für Pferd und onnu für Esel 4 , also genau wie in Dongola. Bei den übrigen Bergnuba wechseln sich kadj und murti, natürlich mit kleinen Lautwandlungen, ab. Meinhof 5 faßt das Ergebnis seiner Untersuchung zusammen: „Das Pferd wird in den nubischen Dialekten Kordofans durchweg mit dem Wort bezeichnet, das mit Kadj des Dongoladialektes identisch ist, während die übrigen Kordofansprachen einschließlich des Nyima Worte f ü r Pferd haben, die mit dem murti des Mahas verwandt sind." I m nubischen Dialekt von Dilling kommen beide Bezeichnungen nebeneinander vor 6 .

1

W E S T E R M A N N , 1 9 5 2 , S . 7.

2

BAUMANN, 1 9 4 0 , S. 61. BENSCH, S. 2 0 5 ; vgl. SCHICKELE, S. 88. JUNKER, 1913, S. 70.

3 4 5 6

MEINHOF, 1917, S. 2 5 8 . MEINHOF, 1917, S. 2 6 6 .

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Nubier

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Verschiedene Erklärungsmöglichkeiten bieten sich an. Erstens kann murti aus dem Koptischen ins Nubische gelangt sein, was Zyhlarz und Murray 1 annehmen. Dann wäre das Vorkommen dieses Wortes in den Bergen Kordofans «in Beweis, daß die Nuba von Dilling ihre jetzige Sprache oder andere Nuba einige Lehnwörter während oder nach der christlichen Zeit Nubiens angenommen haben. Zweitens kann murti einer Sudansprache entstammen und mit Zuwanderern, z. B. in der Zeit als das Reich Kanem sich bis zum Nil ausdehnte, oder durch Sklaven in das mittlere Nubien gelangt sein, und dort stellenweise das nubische Wort kadj auf den Esel abgedrängt haben. Drittens kann murti durch die Beeinflussung des Nubischen durch die Sprachen der im 16. Jahrhundert eingewanderten Söldner entstanden und später mit Händlern nach Kordofan gelangt sein, wo es einige Bergnuba als Lehnwort übernahmen. Viertens ist denkbar, daß im Nubischen ursprünglich zwei Bezeichnungen für Pferd bekannt waren, so etwa wie im Deutschen Pferd und Roß, und daß im Laufe der Zeit im mittleren Dialekt eines der Worte einen Bedeutungswandel erlebte und nur noch für Esel gebraucht wurde. Die umgekehrte Möglichkeit, daß nämlich ursprünglich zwei nebeneinanderstehende Bezeichnungen für den Esel im Gebrauch waren, von •denen eine mit Zunahme der Bedeutung der Pferdezucht nur noch für das Pferd gebraucht wurde, läßt besonders die Frage offen, weshalb die nie zur Pferdezucht gelangten Kenuzi diesen Wandel mitgemacht haben sollten. So müssen wir wohl die Erörterung des Wortschatzes der nubischen Pferdezucht mit der Feststellung schließen, daß vieles schwer erklärlich bleibt und vermutlich jeder Deutungsversuch von irgendeiner Seite her angegriffen werden kann. Das Ende der Dongolawizucht zeichnete sich zu Beginn des vorigen Jahrhunderts ab. Während Burckhardt und Waddington noch nichts von einem Aussterben vermerken, weiß Rüppell, der 1822 — 25 mehrfach Dongola aufsuchte, zu berichten, daß eine Seuche viele Pferde wegraffte und der Rest zumeist in den Besitz türkisch-ägyptischer Soldaten überging. Cadalvene 2 , der 1831 reiste, gibt eine weitere Notiz über den nur noch geringen Bestand. Auch Field 3 vertritt die Ansicht, daß Krankheiten und der Einfluß des arabischen Pferdes dem Dongolawi den Garaus gemacht hätten. Wir können uns dem nicht anschließen. Die wenigen Pferde, die noch existieren, gedeihen prächtig und leiden unter keinen Krankheiten, zum anderen ist auch keine Konkurrenz des arabischen Vollblutes zu spüren; in Nubien gibt es außer auf Argo — und abgesehen von einigen eingeführten Zugpferden am Güterbahnhof von Wadi Haifa — überhaupt keine Pferde mehr. Wir sind der Überzeugung, daß die politischen Veränderungen, besonders der Verfall der Macht der Könige, die Existenzberechtigung des Pferdes in Nubien in Frage stellte. Ohne Kriegseinsatz, ohne Repräsentation war es, aller Verwendungsmöglichkeiten beraubt und in der Landwirtschaft unbrauchbar, Symbol vergangener Herrlichkeit geworden. 1 2 3

MURRAY, 1 9 2 3 , S. 1 2 5 . CADALVENE, B d . I I , S . 1 4 8 . FIELD, 1 9 5 2 , S . 1 8 0 .

152

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In vorchristlicher wie christlicher Zeit sind in Nubien Schweine gezüchtet worden 1 . Das Vordringen des Islams machte hiermit ein Ende; in Ibrim wurden z. B. 1173 aus Glaubenseifer 700 Schweine getötet. An Kleinvieh sind Schaf und Ziege von Bedeutung. Uns wurden Karten der Landwirtschaftsbehörden des Sudans zugängig, die unter dem Stichwort Animal Density im August 1944 für den Dienstgebrauch aufgestellt wurden und die Zentren der verschiedenen Tierzuchten deutlich machen. Im Dongoladistrikt waren 4000 Schafe angegeben, nördlich davon fehlt die kleinste Signatur (1000 Tiere), ein Zeichen, wie gering die Tierhaltung in Mahas, Sukkot und Batn el-Hadjar ist. Den 4000 Schafen stehen auf dem etwas weiter gefaßten Raum von Debba bis Kerma 50000 Ziegen gegenüber. Auch wenn der Vergleichswert einzuschränken ist, wird auf jeden Fall deutlich, daß die Ziege mit Abstand an der Spitze liegt, doch ist auch ihr Vorkommen in den Landschaften zwischen dem 2. und 3. Katarakt erheblich geringer. Schaf und Ziege haben den Vorteil, daß sie sich, Sträucher und Büsche abfressend, noch in der Halbwüste erhalten können, wo Rind und Pferd zugrunde gehen. Bei den angeführten Zahlen ist zu bedenken, daß der Distrikt Dongola auch zahlreiche Halbnomadengruppen einschließt, die im Durchschnitt einen höheren Kleinviehbestand haben als die anbautreibenden Nubier des Niltales. Werden die Halbnomaden voll seßhaft, verhandeln sie meist einen Teil ihres Kleinviehes, um zu Rindern und Saatgut zu kommen. Am Schlüsse der Betrachtung der Viehzucht mag die zusammenfassende Feststellung stehen, daß Zucht und Herdenhaltung von einer Ausprägung, die das Leben der Gemeinschaft erheblich beeinflußt, in Nubien fehlt. Tierhaltung ist überwiegend mit dem Anbau gekoppelt oder dient ihm sogar ausschließlich (Ochsenbespannung!). Der Anbau ist das Primäre, er bestimmt den Lebensrhythmus des nubischen Dorfes. 3. F i s c h f a n g Die Lebensader aller nubischen Landschaften ist der Nil, der allein den Anbau und die Wasserversorgung des täglichen Lebens garantiert; so wäre eigentlich zu vermuten, daß die Nubier auch den Fischreichtum ihres Stromes ausnutzen, zumal in vielen unfruchtbaren Strecken die Pflanzenkost nur eine kärgliche Lebenshaltung zuläßt. Es ist überraschend und schwer zu erklären, daß dies nur in sehr begrenztem Umfange zutrifft. Fischfang gab es zu Burckhardts Zeit 2 nur sehr wenig. „The Nubians have no fishing apparatus whatever." In der Mitte des vorigen Jahrhunderts bemerkte Pückler-Muskau 3 keinen Fischfang zwischen Aswan und Mahas. Schäfer 4 wun-

3

Vgl. SETHE, S . 55—55; A B U SALIH, S . BURCKHARDT, S . 2 5 . PÜCKLER-MUSKAU, Bd. III, S. 8.

4

SCHÄFER, 1 9 1 7 , S . 1 5 8 .

1 2

267.

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In vorchristlicher wie christlicher Zeit sind in Nubien Schweine gezüchtet worden 1 . Das Vordringen des Islams machte hiermit ein Ende; in Ibrim wurden z. B. 1173 aus Glaubenseifer 700 Schweine getötet. An Kleinvieh sind Schaf und Ziege von Bedeutung. Uns wurden Karten der Landwirtschaftsbehörden des Sudans zugängig, die unter dem Stichwort Animal Density im August 1944 für den Dienstgebrauch aufgestellt wurden und die Zentren der verschiedenen Tierzuchten deutlich machen. Im Dongoladistrikt waren 4000 Schafe angegeben, nördlich davon fehlt die kleinste Signatur (1000 Tiere), ein Zeichen, wie gering die Tierhaltung in Mahas, Sukkot und Batn el-Hadjar ist. Den 4000 Schafen stehen auf dem etwas weiter gefaßten Raum von Debba bis Kerma 50000 Ziegen gegenüber. Auch wenn der Vergleichswert einzuschränken ist, wird auf jeden Fall deutlich, daß die Ziege mit Abstand an der Spitze liegt, doch ist auch ihr Vorkommen in den Landschaften zwischen dem 2. und 3. Katarakt erheblich geringer. Schaf und Ziege haben den Vorteil, daß sie sich, Sträucher und Büsche abfressend, noch in der Halbwüste erhalten können, wo Rind und Pferd zugrunde gehen. Bei den angeführten Zahlen ist zu bedenken, daß der Distrikt Dongola auch zahlreiche Halbnomadengruppen einschließt, die im Durchschnitt einen höheren Kleinviehbestand haben als die anbautreibenden Nubier des Niltales. Werden die Halbnomaden voll seßhaft, verhandeln sie meist einen Teil ihres Kleinviehes, um zu Rindern und Saatgut zu kommen. Am Schlüsse der Betrachtung der Viehzucht mag die zusammenfassende Feststellung stehen, daß Zucht und Herdenhaltung von einer Ausprägung, die das Leben der Gemeinschaft erheblich beeinflußt, in Nubien fehlt. Tierhaltung ist überwiegend mit dem Anbau gekoppelt oder dient ihm sogar ausschließlich (Ochsenbespannung!). Der Anbau ist das Primäre, er bestimmt den Lebensrhythmus des nubischen Dorfes. 3. F i s c h f a n g Die Lebensader aller nubischen Landschaften ist der Nil, der allein den Anbau und die Wasserversorgung des täglichen Lebens garantiert; so wäre eigentlich zu vermuten, daß die Nubier auch den Fischreichtum ihres Stromes ausnutzen, zumal in vielen unfruchtbaren Strecken die Pflanzenkost nur eine kärgliche Lebenshaltung zuläßt. Es ist überraschend und schwer zu erklären, daß dies nur in sehr begrenztem Umfange zutrifft. Fischfang gab es zu Burckhardts Zeit 2 nur sehr wenig. „The Nubians have no fishing apparatus whatever." In der Mitte des vorigen Jahrhunderts bemerkte Pückler-Muskau 3 keinen Fischfang zwischen Aswan und Mahas. Schäfer 4 wun-

3

Vgl. SETHE, S . 55—55; A B U SALIH, S . BURCKHARDT, S . 2 5 . PÜCKLER-MUSKAU, Bd. III, S. 8.

4

SCHÄFER, 1 9 1 7 , S . 1 5 8 .

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Nubier

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derte sich während seines Aufenthaltes zwischen Aswan und Abu Simbel in den Jahren um 1910, daß seine nubischen Bootsleute nie den Versuch machten, ihre Mahlzeiten durch Fischkost zu bereichern. Anders lagen die Verhältnisse im Dongolagebiet; dort gab es Sippen, die sich nur dem Fischfang, der Krokodil- und Nilpferdjagd widmeten. Sie waren jedoch keine reinen Nubier. Ausführliche Beobachtungen hinterließ Rüppell 1 , der diese Fischer, Hauauit in seiner Schreibweise (wir hörten den Namen Hawawir gesprochen), als Kaste bezeichnete. Mit kleinen Kähnen, die höchstens drei Menschen Platz boten, fuhren sie zum Fang mit Stellnetzen von Baumwollgarn aus. In der Nähe einer Sandbank wurde dieses Netz weit ausgespannt, um danach enger und enger zusammengezogen zu werden. Die Fische verstrickten sich im Netz, ein Fischer blieb außerhalb der Netze, um mit Knüppeln Ausreißer zu erschlagen. Diese Fangart, oft nachts ausgeübt, zog man dem Angeln mit dem Haken vor, da erstere größere Fänge lieferte und bei letzterer die zum Teil recht großen Nilfische den Haken abbissen und wieder wegschwammen. Die Tatsache, daß die Fischer einem anderen Volksstamm angehören, gibt zu denken. Rüppell weist zwar in einer Fußnote darauf hin, daß diese Hawawir nicht mit dem in der Bajuda lebenden Stamm zu verwechseln seien, doch scheint uns hier ein Zusammenhang zu bestehen, wie wir schon an anderem Orte ausgeführt haben 2 . Zufällig ist nämlich eine sudanarabische Pluralform für „Fischer" diesem Namen zum Verwechseln ähnlich. Daß Fischgenuß in Nubien bis ins vorige Jahrhundert weitgehend vermieden wurde, dürfte kulturgeschichtlich mit einem alten Tabu, welches schon zur Zeit Pianchis bestand 3 , zu erklären sein. Frobenius 4 hat die Verbreitung des Fischverbotes dargestellt und Lagercrantz 8 daraus geschlossen, daß dies ein hamitisches Kulturelement sei. Zum gegenwärtigen Zustand in Nubien sei bemerkt, daß der Fischreichtum des Nils nur zu einem bescheidenen Teil ausgenutzt wird. In manchen Landschaften scheint jeglicher Fisch als Kost nicht geschätzt zu sein. Hinzukommen mag, daß in dünnbesiedelten Gebieten ein Fischer, wenn er nicht sofort Absatz findet, seine Ware bei den hohen Mittagstemperaturen schnell verderben sieht; es verspricht also nur geringen Gewinn. Im April 1953 lagen am Aswan-Damm mehrere Boote aus Oberägypten vor der Schleuse, die zum Fischfang in den Stausee wollten. Auf die Frage, ob sie dort mit nubischer Konkurrenz rechnen müßten, verneinten sie jeden nennenswerten Fischfang der Nubier.

4. H a n d w e r k In Nubien gibt es kein Handwerk von allgemeiner Bedeutung. Hausgeräte werden, sofern nicht eingeführt, von der Familie selbst hergestellt. Die in vielen 1 2 3

R Ü P P E L L , S . 4 9 FF. HERZOG, 1 9 5 5 , S. 4 7 6 . BATES, S. 141.

4

FROBENIUS, 1 9 2 2 , 1. L i e f e r u n g , K a r t e 5.

5

LAGERCRANTZ, 1 9 5 3 , S. 8 ; vgl. K E E S , 1 9 5 5 , S. 4 8 .

Die

Nubier

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derte sich während seines Aufenthaltes zwischen Aswan und Abu Simbel in den Jahren um 1910, daß seine nubischen Bootsleute nie den Versuch machten, ihre Mahlzeiten durch Fischkost zu bereichern. Anders lagen die Verhältnisse im Dongolagebiet; dort gab es Sippen, die sich nur dem Fischfang, der Krokodil- und Nilpferdjagd widmeten. Sie waren jedoch keine reinen Nubier. Ausführliche Beobachtungen hinterließ Rüppell 1 , der diese Fischer, Hauauit in seiner Schreibweise (wir hörten den Namen Hawawir gesprochen), als Kaste bezeichnete. Mit kleinen Kähnen, die höchstens drei Menschen Platz boten, fuhren sie zum Fang mit Stellnetzen von Baumwollgarn aus. In der Nähe einer Sandbank wurde dieses Netz weit ausgespannt, um danach enger und enger zusammengezogen zu werden. Die Fische verstrickten sich im Netz, ein Fischer blieb außerhalb der Netze, um mit Knüppeln Ausreißer zu erschlagen. Diese Fangart, oft nachts ausgeübt, zog man dem Angeln mit dem Haken vor, da erstere größere Fänge lieferte und bei letzterer die zum Teil recht großen Nilfische den Haken abbissen und wieder wegschwammen. Die Tatsache, daß die Fischer einem anderen Volksstamm angehören, gibt zu denken. Rüppell weist zwar in einer Fußnote darauf hin, daß diese Hawawir nicht mit dem in der Bajuda lebenden Stamm zu verwechseln seien, doch scheint uns hier ein Zusammenhang zu bestehen, wie wir schon an anderem Orte ausgeführt haben 2 . Zufällig ist nämlich eine sudanarabische Pluralform für „Fischer" diesem Namen zum Verwechseln ähnlich. Daß Fischgenuß in Nubien bis ins vorige Jahrhundert weitgehend vermieden wurde, dürfte kulturgeschichtlich mit einem alten Tabu, welches schon zur Zeit Pianchis bestand 3 , zu erklären sein. Frobenius 4 hat die Verbreitung des Fischverbotes dargestellt und Lagercrantz 8 daraus geschlossen, daß dies ein hamitisches Kulturelement sei. Zum gegenwärtigen Zustand in Nubien sei bemerkt, daß der Fischreichtum des Nils nur zu einem bescheidenen Teil ausgenutzt wird. In manchen Landschaften scheint jeglicher Fisch als Kost nicht geschätzt zu sein. Hinzukommen mag, daß in dünnbesiedelten Gebieten ein Fischer, wenn er nicht sofort Absatz findet, seine Ware bei den hohen Mittagstemperaturen schnell verderben sieht; es verspricht also nur geringen Gewinn. Im April 1953 lagen am Aswan-Damm mehrere Boote aus Oberägypten vor der Schleuse, die zum Fischfang in den Stausee wollten. Auf die Frage, ob sie dort mit nubischer Konkurrenz rechnen müßten, verneinten sie jeden nennenswerten Fischfang der Nubier.

4. H a n d w e r k In Nubien gibt es kein Handwerk von allgemeiner Bedeutung. Hausgeräte werden, sofern nicht eingeführt, von der Familie selbst hergestellt. Die in vielen 1 2 3

R Ü P P E L L , S . 4 9 FF. HERZOG, 1 9 5 5 , S. 4 7 6 . BATES, S. 141.

4

FROBENIUS, 1 9 2 2 , 1. L i e f e r u n g , K a r t e 5.

5

LAGERCRANTZ, 1 9 5 3 , S. 8 ; vgl. K E E S , 1 9 5 5 , S. 4 8 .

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ROLF HERZOG

Formen u n d Farben beliebten Flechtarbeiten aus Palmfaser, Haifagras oder Stroh werden ausnahmslos von den Frauen u n d Mädchen in den Monaten, die geringeren Einsatz auf den Feldern erfordern, ausgeführt. F r ü h e r wurde eine bescheidene Weberei von Leinwand oder Baumwollzeug getrieben 1 . Sooft wir danach fragten, erhielten wir stets die Auskunft, daß heutigentags n i e m a n d m e h r selbst webe; alle kleiden sich in eingeführte Tuche. Maurer, die diesen Beruf das ganze Jahr ausüben, gibt es nicht, wohl aber Männer, die im Hausbau eine größere E r f a h r u n g haben u n d deshalb häufig u m Hilfe eingegangen werden. I n den alten Berichten werden nie nubische Schmiede erwähnt. Auf unsere Frage erklärte m a n uns, daß f r ü h e r in Nubien nicht geschmiedet wurde, da erstens kein Eisen i m Lande vorkomme, zweitens der Bedarf an eisernen Geräten, d. h. an Beilen, Messern u n d Speerspitzen, nicht groß u n d leicht durch Karawanenhandel zu befriedigen war. Die in den Städten arbeitenden Männer brachten oft die in ihrem Hausstand benötigten Metallgegenstände mit. Für den Bau der Sakijen wurde f r ü h e r k a u m Eisen verwandt, wie auch der Bootsbau fast ohne Metall auskam. Pferde u n d Esel werden nicht beschlagen. I n sehr bescheidenem Ausmaße findet m a n noch Töpferei; i m Dongolagebiet überwiegt allerdings E i n f u h r w a r e aus Hassaheissa a m Blauen Nil u n d aus O m d u r m a n , i m Gebiet zwischen dem 1. u n d 2. Katarakt Töpferware aus Kena, d e m T ö p f e r z e n t r u m Oberägyptens. W i r beobachteten, daß oberägyptische Fischerboote, die sich durch die Schleusen des Aswandammes in den Stausee z u m F a n g begeben, mit irdenen Gefäßen aller Größen, besonders m i t Kutten u n d Siren, den überall gebrauchten Kühlbehältern f ü r das Trinkwasser, voll beladen sind; diese verhandeln sie unterwegs in den nubischen Dörfern oder tauschen sie gegen Landesprodukte ein. Das ist nach unserer Ansicht der G r u n d , weshalb zwischen Aswan u n d Wadi Haifa keine nubische Töpferei m e h r zu finden ist. N u r in Abri in Sukkot zeigte m a n uns noch eine Töpferei, die aber n u r noch gelegentlich in Betrieb genommen wird; der Blechkanister ist schon eine zu ernste Konkurrenz. (Vgl. Abb. 24 u. 25.) W i r finden keine Erklärung f ü r die Behauptung Hirschbergs 3 , die nubische Töpferei sei hoch entwickelt u n d werde sehr geschätzt. Die im Gegenteil sehr wenig ausgebildete Töpferei wird f ü r die ältere Zeit schon von B u r c k h a r d t 8 festgestellt. Das einzige Gewerbe, das die Bezeichnung H a n d w e r k verdiente, ist das der Bootszimmerleute. D e r Bootsbau ist auf einige Punkte, wo Suntholz ausreichend zur H a n d ist, beschränkt. Ein Z e n t r u m ist das Gebiet u m Dongola; auch nördlich W a d i Haifa werden Boote gezimmert. Aus G u r t e überlieferte J u n k e r 4 die detaillierte Schilderung des Baues eines kleinen Fährbootes vor etwa 50 J a h r e n .

1

V g l . E N S O R , S. 3 5 .

2

HIRSCHBERG, S. 3 7 5 . BURCKHARDT, S. 1 4 0 / 4 1 .

3 4

J U N K E R , 1 9 2 1 , S . 122FF.

Die

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Nubier

In den mittleren Landschaften, Mahas, Sukkot und Batn el-Hadjar, ist dagegen der Bootsbau selten. Es hat nicht an Versuchen gefehlt, handwerkliche Tätigkeit zu beleben. Purves 1 schrieb vor 22 Jahren: „There are, regrettably, few handicrafts . . . Efforts are being made to preserve and stimulate native handicrafts, but the importation of •cheaper and more attractive articles from abroad will probably prove too strong in the long run." Seine Prophezeiung traf ein, der .Belebungsversuch des Handwerks wurde ein Mißerfolg. Der Entwicklung eines selbständigen nubischen Handwerkes ging von wenig günstigen Voraussetzungen aus. Die bäuerliche Bevölkerung lebte bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts sehr anspruchslos und bedurfte der Handwerksprodukte in nur bescheidenem Umfange. Die begrenzte Nachfrage wurde zu einem Teil von dem Nubiern berührenden Karawanenhandel befriedigt; zum anderen brachten die in Ägypten arbeitenden Männer handwerkliche Erzeugnisse aus den Werkstätten der Städte mit, so daß ein bodenständiger nubischer Handwerker schärfste Konkurrenz zu fürchten gehabt hätte. Bei der Kleinheit der Dörfer und dem unentwickelten Binnenhandel hätte sich ein Handwerker nur als Wanderarbeiter erhalten können; auch machte der Mangel an Geldverkehr unter der bäuerlichen Bevölkerung, die selbst ihre Mitarbeiter auf den Feldern nur durch Ernteanteile entlohnte, jede Bezahlung schwierig. Alle diese widrigen Umstände haben verhindert, daß sich in Nubien ein Handwerkerstand entwickelte. 5. H a n d e l Ähnliche geringe Entwicklungs- und Existenzmöglichkeit wie dem Handwerk bot das nubische Dorf dem vom örtlichen Umsatz abhängigen Kleinkaufmann oder Krämer; der mit dem Karawanenbetrieb verknüpfte Außen- oder Transithandel hatte gegenüber dem wirtschaflich bedeutungslosen Binnenhandel ein erdrückendesUbergewicht 2 . Der Warenaustausch zwischen Ägypten und den Negerländern des Südens hat in Dongola und Mahas, ähnlich manchen anderen Plätzen der Übergangszone, den Wohlstand einer Großhändlerschicht über Jahrhunderte gesichert. Borchardt 3 glaubt zudem, noch eine alte Handelsstraße von Tripolis nach Dongola nachweisen zu können. Die gewinnbringenden Handelsbeziehungen Dongolas mit Kairo vermerkte schon Marmol 4 , und Dapper 5 gab an, daß die nubischen Stadtbewohner vom Handel lebten. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts erreichten die Karawanen von Dongola jährlich zweimal Ägypten 6 . Krump 7 beschrieb Karawanen von 4000 bis 1

PURVES,

S. 1 7 5 ;

RAFALO WITSCH,

S. 1 2 2 ,

berichtete

1855,

daß

viele

notwendige

Artikel aus Ägypten nach Unternubien eingeführt wurden und deshalb kein Handwerk zu finden sei. 2 3 4 5 6

7

V g l . THURNWALD, 1 9 3 2 , B d . I I I , S . 1 3 2 ; W E S T E R M A N N , 1 9 5 2 , S . 5 7 . BORCHARDT, 1 9 2 4 , S . 2 2 1 . MARMOL, S . 2 6 . DAPPER, S . 3 5 6 . MASCRIER, S . 2 1 6 .

KRUMP, S. 2 5 8 - 6 0 .

Die

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Nubier

In den mittleren Landschaften, Mahas, Sukkot und Batn el-Hadjar, ist dagegen der Bootsbau selten. Es hat nicht an Versuchen gefehlt, handwerkliche Tätigkeit zu beleben. Purves 1 schrieb vor 22 Jahren: „There are, regrettably, few handicrafts . . . Efforts are being made to preserve and stimulate native handicrafts, but the importation of •cheaper and more attractive articles from abroad will probably prove too strong in the long run." Seine Prophezeiung traf ein, der .Belebungsversuch des Handwerks wurde ein Mißerfolg. Der Entwicklung eines selbständigen nubischen Handwerkes ging von wenig günstigen Voraussetzungen aus. Die bäuerliche Bevölkerung lebte bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts sehr anspruchslos und bedurfte der Handwerksprodukte in nur bescheidenem Umfange. Die begrenzte Nachfrage wurde zu einem Teil von dem Nubiern berührenden Karawanenhandel befriedigt; zum anderen brachten die in Ägypten arbeitenden Männer handwerkliche Erzeugnisse aus den Werkstätten der Städte mit, so daß ein bodenständiger nubischer Handwerker schärfste Konkurrenz zu fürchten gehabt hätte. Bei der Kleinheit der Dörfer und dem unentwickelten Binnenhandel hätte sich ein Handwerker nur als Wanderarbeiter erhalten können; auch machte der Mangel an Geldverkehr unter der bäuerlichen Bevölkerung, die selbst ihre Mitarbeiter auf den Feldern nur durch Ernteanteile entlohnte, jede Bezahlung schwierig. Alle diese widrigen Umstände haben verhindert, daß sich in Nubien ein Handwerkerstand entwickelte. 5. H a n d e l Ähnliche geringe Entwicklungs- und Existenzmöglichkeit wie dem Handwerk bot das nubische Dorf dem vom örtlichen Umsatz abhängigen Kleinkaufmann oder Krämer; der mit dem Karawanenbetrieb verknüpfte Außen- oder Transithandel hatte gegenüber dem wirtschaflich bedeutungslosen Binnenhandel ein erdrückendesUbergewicht 2 . Der Warenaustausch zwischen Ägypten und den Negerländern des Südens hat in Dongola und Mahas, ähnlich manchen anderen Plätzen der Übergangszone, den Wohlstand einer Großhändlerschicht über Jahrhunderte gesichert. Borchardt 3 glaubt zudem, noch eine alte Handelsstraße von Tripolis nach Dongola nachweisen zu können. Die gewinnbringenden Handelsbeziehungen Dongolas mit Kairo vermerkte schon Marmol 4 , und Dapper 5 gab an, daß die nubischen Stadtbewohner vom Handel lebten. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts erreichten die Karawanen von Dongola jährlich zweimal Ägypten 6 . Krump 7 beschrieb Karawanen von 4000 bis 1

PURVES,

S. 1 7 5 ;

RAFALO WITSCH,

S. 1 2 2 ,

berichtete

1855,

daß

viele

notwendige

Artikel aus Ägypten nach Unternubien eingeführt wurden und deshalb kein Handwerk zu finden sei. 2 3 4 5 6

7

V g l . THURNWALD, 1 9 3 2 , B d . I I I , S . 1 3 2 ; W E S T E R M A N N , 1 9 5 2 , S . 5 7 . BORCHARDT, 1 9 2 4 , S . 2 2 1 . MARMOL, S . 2 6 . DAPPER, S . 3 5 6 . MASCRIER, S . 2 1 6 .

KRUMP, S. 2 5 8 - 6 0 .

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5000 Kamelen, die Dongola in Richtung Sennar verließen, und Cadalvene 1 gab die Gewinnspanne des Handels mit in Kairo eingekauften Waren ägyptischer oder europäischer Herkunft, die in Darfur, Kordofan oder Sennar abgesetzt wurden, mit 100% an. Für diesen Handel wurde eine Abzweigung von der Wüstenstraße Darb el-'Arbain (vgl. S. 47), die von der kleinen Oase Selima nach Moscho am 3. Katarakt und von da nach Dongola führte, wichtig. Karawanen, die diesen Weg wählten, verließen das Niltal wieder bei Debba, um sich entweder über Bara nach el-Obeid oder durch die Bajuda nach Berber, Omdurman oder Sennar zu bewegen 2 . Ein Teil der Handelsgüter blieb zum Verkauf im Basar von Dongola, der wegen der Mannigfaltigkeit seines Warenangebotes von Hoskins 3 dem von Aswan überlegen genannt wurde und der noch um 1858 größer als der von Khartum war 4 . Die Handelskarawanen kauften für den Rückmarsch nach Ägypten wertvolle Produkte der südlichen Länder auf, wie Elfenbein, Straußenfedern und besonders Gummi arabicum; in Nubien wurde nichts hinzugeladen, wenn man vom gelegentlichen Dattelhandel absieht. Gummi arabicum stand bis 1920 an erster Stelle der sudanischen Ausfuhrgüter, wurde dann aber von der Baumwolle abgelöst 5 . Doch deckt Kordofan auch heute noch 75% des Weltverbrauchs an Gummi arabicum. Die geringen Vorkommen in Ägypten, die in alten Berichten des 16. Jahrhunderts erwähnt werden®, hatte keine handelspolitische Bedeutung. Von der Mitte des vorigen Jahrhunderts bis zum ersten Weltkrieg war Österreich der Hauptabnehmer von Gummi arabicum, welches mit Kamelkarawanen bis Ägypten gebracht und auf Schiffen von Alexandrien nach Triest verfrachtet wurde 7 . Das Einwirken der Konsuln der an diesem Handel interessierten Mächte ließ um 1850 die Monopolbestimmungen etwas lockerer werden, doch ging die ägyptische Regierung schon nach wenigen Jahren auf den alten Stand zurück 8 . So wandten sich die Nubier notgedrungen anderen Handelszweigen zu, die sie in dem kombinierten Elfenbein-Sklavenhandel im Bahr el-Ghasal fanden. Zur Zeit von Poncet und Krump stand der Handel Dongolas in voller Blüte, die Handelsbeziehungen nach jeder Richtung liefen normal und ohne empfindliche Störungen. Im 19. Jahrhundert wurde jedoch diese günstige Position Dongolas schwer erschüttert. Zu Anfang des Jahrhunderts beeinträchtigten die von Ägypten geflohenen Mameluken das Verhältnis zu diesem wichtigsten Handelspartner. Als Mohammed Ali den Sudan erobert hatte, erhofften die

1 2 3 4

5 6

CADALVÈNE, B d . I I , S . 1 4 9 ; v g l . A N T E S , S.26FF., G I B B , 1 9 5 1 , S . 3 0 5 . V g l . BURCKHARDT, S . 2 3 8 ; RUSSEGGER, S . 3 8 ; BARNIM. HOSKINS, S . 1 8 5 ; ä h n l i c h ENSOR, S . 2 1 . RUSSEGGER, S . 4 7 .

„The Sudan" 1934, S. 45. Z. B. BELON, S. 410, U. HELFFRICH, O. S., Kapitel Bericht aus Kairo.

7 ZAGHI, S. 4 3 2 ; MACMICHAEL, 1 9 1 2 B , S. 2 0 — 3 1 ; GLEICHEN, B d . I , S . 2 0 8 . 8 SHUKRY, S. 9 8 .

vgl. ESCAYRAC,

1855,

S. 2 7 6 / 7 7 ;

Die Nubier

157

Danagla ein Wiederaufleben des Transithandels, doch sahen sie sich in ihren Erwartungen getäuscht. Schon im frühen Mittelalter waren in Ägypten Ansätze zu staatlicher Monopolwirtschaft zu beobachten gewesen; Mohammed Ali spitzte das System der Staatswirtschaft außerordentlich zu und legte Monopole auf fast alle wichtigen Handelsgüter, so daß dem privatwirtschaftlichen Groß- und Karawanenhandel der Nubier nur noch ein sehr geringes Feld blieb 1 . Der Bedeutungsverlust diese wichtigen Erwerbszweiges, der seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts — anfangs langsam, aber dennoch unaufhaltsam — die größten Siedlungen des Dongolagebietes und Mahas, besonders die Stadt NeuDongola, traf, hat Nubien eine ergiebige Einnahmequelle genommen, die bis dahin den Mangel an fruchtbaren Anbauflächen für einen Teil der Bevölkerung nicht spürbar werden ließ. Man muß sich fragen, ob kaufmännische Unzulänglichkeit, Unfähigkeit zum Einstellen auf die Erfordernisse der Neuzeit, innerer Zwist oder äußere Einwirkung zu dieser Entwicklung geführt haben. Nach dem türkisch-ägyptischen Einmarsch im Sudan wurde Khartum gegründet und als Sitz des Generalgouverneurs ausgebaut. Es lag einmal im Interesse des höchsten Beamten, den Handel über seine Hauptstadt, wo er ihn weit besser überwachen und besteuern konnte als auf entferntesten Wüstenrouten, zu leiten, zum anderen sahen sich die Großhändler ihrerseits ebenso veranlaßt, ihren Geschäftsitz in der Nähe der wichtigsten Behörden aufzuschlagen. Die kürzeste Route von Khartum nach Ägypten läuft über Schendi—Abu Hamed nach Korosko und Aswan. Seit 1820 wurden die Ababde für die Sicherheit dieser Strecke verantwortlich gemacht und hatten für den Nachschub Kamele und Führer zu festen Preisen zu stellen. Erklärlicherweise pendelte sich auch der monopolisierte Handel auf diese offizielle Nachschublinie ein, und Dongola verlor an Bedeutung 2 . Die nächste Verschlechterung der handelspolitischen Stellung Dongolas brachte die Eröffnung des Suezkanals, der dem Hafen Suakin am Roten Meer neue Bedeutung verlieh und viele Waren, besonders auch Gummi arabicum, vom Karawanentransport über Ägypten dorthin abzog, wobei die Großkaufleute einmal Zoll einsparten 3 . In der Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden in einflußreichen Kreisen Ägyptens verschiedene große Bahnbauprojekte diskutiert, darunter das einer Verbindung bis Kordofan, die über Dongola laufen sollte 4 . Es war schon eine englische Firma mit der Ausführung beauftragt, Material teilweise beschafft und mit der Arbeit begonnen worden, als Gordon, damals Generalgouverneur in Khartum, durch einen sehr scharfen Brief im Oktober 1878 das Vorhaben, mit 1 V g l . BURCKHARDT, S . 5 3 ; MINUTOLI, 1 8 2 4 , S . 2 2 3 ; R U S S E L L , 1 8 3 1 , S . 3 6 8 ; HOLROYD, S . 1 8 0 ; CLOT, B d . I I , S. 1 8 6 ; PALLME, S. 1 7 2 ; RUSSEGGER, S . 2 0 6 ; MERON, S . 2 3 0 ; NEIMANS, S . 5 0 5 ; PARET, S . 5 7 0 ; D M I T R E W S K I J , S . 8 9 . 2 LINANT, S . 6 1 ; L E P S I U S , 1 8 5 2 , S . 1 2 0 ; HARTMANN, 1 8 6 3 , S . 1 6 6 ; M A R N O , 1 8 7 7 , 5 . 9 6 f f . ; DRIAULT, S . 2 4 6 ; VIENOT, S . 1 8 9 . 3 Vgl. STEPHAN, S . 380/81.

1 Vgl. Cox, S. 1 9 9 ; DOUIN, 1936, Bd. III, S. 1 4 8 ; interessant ist, daß etwa xur gleichen Zeit das Projekt Depouchels einer Eisenbahnlinie von Algier zum Niger entstand.

158

ROLF HERZOG

dessen L e i t u n g Abd el-Kader Pascha, der in Wien studiert hatte, beauftragt worden war, aus k a u m ersichtlichen G r ü n d e n vereitelte 1 . Dongola b ü ß t e damit eine Chance, sich wieder energisch in den Handel einzuschalten, ein. Von diesem Projekt blieb n u r eine kurze Strecke von Wadi Haifa bis Sarras als u n b e n u t z t e r Bahnkörper übrig. Erst Jahre später, als der gleiche Gordon, der den W e i t e r b a u verhindert hatte, in K h a r t u m belagert wurde, baute inan als Nachschublinie f ü r die T r u p p e n , die ihn entsetzen sollten, die Bahnlirtie bis Akasha weiter (Gesamtlänge 138 km). Mit der R ä u m u n g des Sudans bis zum 2. Katarakt fiel der H a u p t teil dieser Bahnlinie in die Hände der Mahdi-Truppen, die sie abbrachen. Der älteste Teil bis Sarras blieb f ü r die Versorgung der südlichsten ägyptischen Posten erhalten. Als Kitchener aus London den Befehl zur Rückeroberung des Dongolagebietes erhielt, beschloß er, die Truppen nicht weiter vorstoßen zu lassen, als die Nachschublinien sicher ausgebaut wären. Die Kämpfe zur Rückgewinnung des Sudans waren begleitet u n d vorbereitet von erstaunlichen Leistungen der Ingenieure der Eisenbahntruppen. Zunächst wurde die Strecke bis Akasha wieder instand gesetzt u n d sofort bis Kerma erweitert. D a m i t war 1897 der nicht schiffbare Nilteil zwischen dem 2. u n d 3. Katarakt durch eine Eisenbahnlinie u m g a n g e n 2 . D u r c h den französischen Griff nach dem oberen Nil wurde mit z u n e h m e n d e r Dringlichkeit der britischen Rückeroberung auch das Tempo der Bahnbauten beschleunigt. Kitchener entschloß sich, die bisherige L i n i e n f ü h r u n g ü b e r Dongola nicht fortzusetzen, dagegen eine Eisenbahnlinie von Wadi Haifa aus in südöstlicher Richtung durch die Nubische Wüste zu legen mit dem Ziel Abu Hamed, das zum Zeitpunkte des Beginns des Bahnbaues noch von seinen Feinden besetzt war 3 . D a ß die tiefste Begründung dieses schnellen u n d fast abenteuerlichen Bahnbaues durch die Wüste die Trikolore über Faschoda war, spricht Churchill 4 , der als Kriegsberichterstatter Augenzeuge der Ereignisse war, klar aus. Die Linie von Wadi Haifa bis Kerma hatte damit }ede militärische B e d e u t u n g eingebüßt, u n d sie w u r d e nicht n u r nicht weitergebaut, wie vorgesehen gewesen war, sondern wenige Jahre später e r n e u t abgerissen u n d die Schienen f ü r die n e u e Linie vom Nil zum eben gegründeten H a f e n Port Sudan verwandt. Dongolasletzte Chance, in ein modernes Verkehrsnetz einbezogen zu werden, war verspielt I W i r werden in anderem Zusammenhange noch ausführen, wie entvölkert das südliche Nubien kurz nach der Mahdi-Zeit war. Es ist kein W u n d e r , daß zu dieser Zeit die Eisenbahnlinie Wadi Haifa—Kerma sich wirtschaftlich nicht

1

V g l . WEINTHAL, B d . I, S. 5 6 0 ; HILL, 1 8 8 1 , S. 3 2 2 ; HILL, 1 9 5 1 , S. 1 3 .

2

L O N G F I E L D , S. 3 0 9 f f . ; GIROUARD, S. 527FF.

3 Vgl. GRANT BIRCH, S. 1 3 f f . ; der Gedanke dieser Linienführung war nicht neu; schon 1839 hatte M o h a m m e d Ali eine Bahnverbindung von Korosko nach Abu Hamed erwogen;,

vgl. BUXTON, S. 3 2 4 . 4

CHURCHILL, B d . I , S. 2 8 4 .

Die

Nubier

159

selbst erhielt. Cromer 1 wies 1902 auf die großen Zuschüsse hin, die diese für militärische Belange zu rasch und flüchtig gebaute Linie für einen ordentlichen Verkehr brauchte. 1904 meldete er seiner Regierung, daß der Verkehr eingestellt worden sei 2 . Um die Proteste der Danagla-Händler abzuschwächen, versprach man, die von Abu Hamed nach Merowe gebaute Bahnlinie, die den 4. Katarakt umging, bis Dongola fortzuführen 3 ; doch ist dies nie in die Tat umgesetzt worden. Als schließlich 1913 auch noch eine Bahnlinie von Khartum nach El-Obeid gebaut wurde,die den wichtigen Gummi arabicum-Handel restlos nach Port Sudan zog, war Dongolas wirtschaftlicher Stillstand nicht mehr aufzuhalten. Die v e r k e h r s g e o g r a p h i s c h e S c h w e r p u n k t v e r l a g e r u n g im Sudan hat Dongola arg geschadet und es zu einem unbedeutenden, verträumten Städtchen, das die Wandlungen der letzten Jahrzehnte kaum mitgemacht hat, herabsinken lassen. Der Eisenbahnbau hat wohl Wadi Haifa als Endpunkt eine erhebliche Bedeutung verliehen, für Dongola jedoch blieb bis zum letzten Jahrzehnt der Lastentransport auf Kamelen neben dem Schiffsverkehr die einzige Verkehrsmöglichkeit. Der Darb el-'Arbain verlor nach und nach jeden Wert für den Handel. 1929 beurteilte Shaw 4 das Absterben des Verkehrs auf dieser einst berühmten Wüstenstraße: „Traffic on the Arbain-Road is now reduced to a minimum; probably no caravan has passed along its entire length since the beginning of the 20 t h Century." Trotz dieser Einschränkungen hielt sich kleinerer Karawanenverkehr zwischen dem Niltal und Bara oder el-Obeid und durch die Bajuda nach Omdurman noch bis zum Ausbruch des letzten Krieges zu mäßigen Frachtsätzen 5 . Schon 1927 hatte der erste Lastwagenverkehr in Kordofan begonnen, wie uns Mohammed Bakhit Ali, der bedeutendste Fuhrunternehmer el-Obeids, erzählte. Als am Ende des letzten Krieges die alliierten Einheiten, die besonders um einen großen Militärflugplatz in Darfur konzentriert waren, die wüstenfesten Lastwagen, mit denen ihr Nachschub transportiert worden war, billig verkauften, nahm das private Transportgewerbe gewaltig zu. Der Lastwagenverkehr läuft von el-Obeid aus in drei Richtungen: nach Westen bis el-Fascher und nach Französisch-Äquatorial-Afrika, nach Süden bis Dilling und nach Osten bis Omdurman. Nach Norden, in Richtung Dongola, verkehren die Lastwagen nicht. Dongolas geringer Warenbedarf wird von Omdurman aus gedeckt. Das modernste Verkehrsmittel, das den Kamelkarawanen endgültig den Garaus machte, hat also auf der Nord-Süd-Achse Nubien —Kordofan, der einst Dongola Reichtum und Bedeutung verdankte, kein Betätigungsfeld gefunden. Spärlicher Lastwagenverkehr läuft von Omdurman in nord-westlicher Richtung durch die 1 Report of His Majesty's Agent and Consul General on the Finances, Administration, and Condition of the Sudan 1902, S. 11. 2 Report of His Majesty's Agent and Consul General on the Finances, Administration,

a n d C o n d i t i o n of t h e S u d a n 1 9 0 4 , S . 3 0 ; vgl. ARMINJON, S . 3 2 , u. W E S T , S. 2 2 . 3 M É Z I È R E S , S. 1 8 9 ; vgl. JACKSON, 1 9 5 4 , S. 2 1 7 . 4

5

SHAW, 1 9 2 9 , S . 6 3 .

Vgl. Sudan Monthly Record 1938, Note 3033.

160

ROLF HERZOG

Bajuda, erreicht den Nil wieder bei Ganetti u n d bleibt den Strom entlang a m Westufer bis Dongola, von wo aus ein weiteres Nordwärtskommen n u r nach vorherigem Übersetzen auf das Ostufer möglich ist. Dongola hat die einzige W a g e n f ä h r e auf m e h r als 1000 k m Flußlaufes. D e r Kraftwagenverkehr zwischen K h a r t u m u n d Dongola ist erst w ä h l e n d des letzten Krieges a u f g e n o m m e n worden; 1957 waren die ersten Versuchsfahrten zur D u r c h q u e r u n g der Bajuda vorausgegangen 1 . Von Wadi Haifa aus verkehren Lastwagen nach Süden bis zum 3. Katarakt. Die Fahrt durch die Felsen des Batn el-Hadjar ist schwierig u n d verschleißt die Reifen in kurzer Zeit. Dennoch ist der Lastwagen heute schon f ü r die Versorgung der Bevölkerung unentbehrlich. Händler, welche heute die m i t Lastwagen eingeführten W a r e n verkaufen, sind keine Großhändler m e h r , u n d das Transitgeschäft ist ihnen g e n o m m e n ; sie beliefern n u r die nubische Bevölkerung, deren Ansprüche in den letzten Jahrzehnten allerdings gestiegen sind. Ständige Verkaufräume zu unterhalten, lohnt sich auch gegenwärtig n u r in größeren Dörfern; kleine u n d abgelegene Weiler werden von ambulanten Krämern, die ihre W a r e n auf Nilbooten feilbieten (vgl. Abb. 27), aufgesucht. Die ehemals gewichtige, selbstbewußte u n d begüterte Großkaufmannschaft u n t e r den Danagla u n d Mahas hat Südnubien über das rein Wirtschaftliche hinaus beeinflußt. I h r e über Jahrhunderte gepflegten Geschäftsbeziehungen, ihr verständliches Interesse an Ereignissen in den Nachbarländern, deren veränderliche Bedürfnisse sie zu befriedigen trachteten, verhinderten eine Isolierung Südnubiens u n d öffneten geistigen Strömungen wie N e u e r u n g e n materieller A r t das Tor. Die bei Moscho den Nil überquerenden Karawanen waren f ü r die Nubier, gleich welchen Standes, eine wichtige Informationsquelle. Die aus Erzählungen gewonnene Kenntnis der Lebensbedingungen der ägyptischen Stadtbevölkerung e r m u n t e r t e die Unternehmungslustigen u n t e r den Armen, zur Arbeitssuche nordwärts zu wandern. W e n n auch seit dem vorigen J a h r h u n d e r t i m Geschäftsleben Neu-Dongolas die Muwallid (vgl. S. 84) eine Rolle spielen, so war doch der Handel zuvor eine überwiegend nubische Angelegenheit. Eine spezielle Händlerkaste f r e m d e n Blutes, wie in Ostafrika u n d seit einigen Jahrzehnten auch in O m d u r m a n die I n d e r darstellen, gab es in Südnubien nicht. D e r Karawanentransport, die Grundlage des alten Nord-Süd-Handels, brachte einen engen Kontakt der nubischen Kaufleute zu den benachbarten kamelzüchtenden Nomadenstämmen mit sich, denn wie schon ausgeführt, war die nubische Kamelhaltung nicht erwähnenswert (vgl. S. 144). Das f ü r beide Partner gewinnbringende Geschäft milderte den andernorts schroff zutage tretenden Gegensatz zwischen Nomaden u n d Anbautreibenden. Obwohl der Hauptteil der W a r e n f r ü h e r mit Kamelen transportiert wurde, bot sich doch auch die Möglichkeit einer Flußschiffahrt auf den d a f ü r geeigneten 1

Sudan Monthly Record, May—June 1937, Note 2273.

Die

161

Nubier

Nilstrecken, d. h. auf den großen Entfernungen vom 4. zum 5. Katarakt (von Kereima bis Kerma; rund 370 km) und vom 2. zum 1. Katarakt (von Wadi Haifa bis Schellal; 338 km) an. Damit wäre die Frage verknüpft, ob es eine Berufsgruppe der Binnenschiffer gegeben hat und eventuell noch gibt. In den alten Berichten wird nie eine entwickelte nubische Schiffahrt erwähnt. Krump 1 sah im Dongolagebiet nur an der Übersetzstelle Moscho Wasserfahrzeuge von einigem Ausmaß, an allen anderen Stellen bediente man sich nur der Flöße. Norden 2 hebt hervor, daß die Nubier zwischen Aswan und Derr keine Kähne zum Übersetzen über den Fluß hätten und sich Flößen aus Holz oder Strohbünden anvertrauen müßten. Zu Burckhardts Zeit 3 existierten zwischen Aswan und Derr sechs Fährboote, aber südlich davon bis an die Nordgrenze Dongolas gab es nicht ein einziges. Es scheint, daß die Schiffahrt der altägyptischen Zeit 4 in Nubien nicht beibehalten worden ist. Die wenigen Barken, die zum Übersetzen an wichtigen Punkten unterhalten wurden, sind von Caldavene und Rüppell 6 beschrieben worden. Sie weichen sowohl vom altägyptischen Bootstyp wie von der jetzt üblichen Form entscheidend ab; insbesondere waren sie ohne Segel. Robinsons Behauptung®, „it is certain that sails were unknown south of Khartoum until the Türks introduced them in 1820", darf man, unserer Meinung, nach Norden bis einschließlich Nubien ausdehnen. Die Schiffahrt nahm erst Mitte des vorigen Jahrhunderts an Bedeutung zu; bis zur türkisch-ägyptischen Eroberung hatte man Waren von Dongola fast nur auf dem Karawanenwege befördert, um den vielfachen Zollerhebungen und Schikanen der Kashefs zu entgehen. Legh 7 hörte, daß die Mameluken während ihrer Herrschaft in Dongola einige große Handelsboote hatten bauen lassen, und Rüppell 8 vermerkte, daß alle Nilboote, die ein Fährboot an Größe übertrafen, der Regierung gehörten. Die Vermutung liegt nahe, daß erst nach 1820 der jetzt im südlichen Nubien übliche Bootstyp, der sich von dem zwischen Wadi Haifa und Aswan gebrauchten unterscheidet 9 , für die jährlich einmal durchgeführte Schiffahrt über die Stromschnellen während der Hochflut entwickelt wurde. 1

KRUMP, S. 259.

2

NORDEN, S. 444.

— Ä h n l i c h e A n g a b e n bei LUCAS, 1 7 0 5 , S. 9 5 ; POCOCKE, S. 1 2 1

Hinweis auf eine Bemerkung bei Strabo); mit Lithographie; R A F A L O W I T S C H , S. 123; 1932, S. 93. 3

4

BURCKHARDT, S. 1 2 9 .

Vgl. Abb. 4 und

WEIGALL,

S. 18, 7 5 u. 7 8 ; F I E L D , 1 9 5 5 , S. 5

Tafel 29;

ENGLISH, S. DÜMICHEN,

DUNBAR,

1934,

(mit

29 u. 36; C O O P E R , Lieferung 5 S. 12; S A M U E L A L I H U S S E I N ,

S.

141/42;

SÄVE-SÖDERBERGH,

24—26.

CADALVÄNE, Bd. II, S. 1 7 2 / 7 3 ; RÜPPELL, S. 48.

• ROBINSON, 1931, S. 7

LEGH, S. 77.

8

R Ü P P E L L , S. 2 9 u.

149.

42.

Das jetzt von Dongola bis Sukkot übliche Segelboot weicht von dem nördlich anschließenden Typ ab. (Vgl. Abb. 2 7 — 2 9 . ) H O R N E L L , der offensichtlich über hervorragende schiffbautechnische Kenntnisse verfügt, bietet eine bis ins letzte Detail gehende Beschreibung aller im nördlichen Sudan verwandten Bootstypen. 9

11 H e r z o g , Die Nubier

162

R O L F HERZOG

Obwohl gegenwärtig der Lastwagenverkehr schon Konkurrenz bietet, verkehrt noch die sogenannte Dattelflotte, die dieses einzige nubische Ausfuhrgut von Dongola, Mahas und Sukkot nach Wadi Haifa bringt. 1959 wurden noch 65 Boote, die die gefährliche Fahrt gewagt hatten, gezählt 1 . Wir hörten für die letzten Jahre nur noch von der Hälfte dieser Zahl. Es scheint berechtigt, für die Vergangenheit keine Berufsgruppe der Binnenschiffer anzunehmen, was auch mit dem Fehlen nubischer Fischer in Einklang stünde (vgl. S. 152). Obwohl sich seit der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Schiffer der Dattelflotte durch Geschicklichkeit und Mut beim Durchfahren der Stromschnellen Ansehen erworben haben, sind sie doch nur während der Flutperiode mit den Booten unterwegs, also gleichsam Saisonarbeiter. Etwa zehn Monate des Jahres werden die Boote nur als Fähren zum Übersetzen oder zu gelegentlichen Transporten über kurze Entfernungen verwandt; die meisten Bootsleute arbeiten während dieser Zeit auf den Feldern. 1 Sudan Monthly Record, Dec. 1939, Note 3 7 8 1 ; Tgl. REISNER, 1929, S. 1 4 7 ; JACKSON, 1954, S. 2 1 7 , gibt an, daß in Jahren schwieriger Stromverhältnisse bis zu einem Viertel der Dattelflotte in den Stromschnellen Schiffbruch erlitt.

VI. V E R Ä N D E R U N G E N U N D STÖRUNGEN DER GESELLSCHAFTSORDNUNG U N D D E S BEVÖLKERUNGSBILDES 1. A b w a n d e r u n g Die spürbare Begrenzung der landwirtschaftlichen Nutzungsfläche scheint schon seit alter Zeit eine häufige Abwanderung der Nubier aus i h r e r H e i m a t verursacht zu haben. Über die Abwanderung nach Süden fehlen uns Berichte aus dem A l t e r t u m u n d aus d e m f r ü h e n Mittelalter; dagegen läßt sich der Strom der Nubier nordwärts, d. h. nach Ägypten, bis in beträchtliche historische Tiefe verfolgen. Nubier sind schon f r ü h in Altägypten bekannt u n d verwandt worden. SäveSöderbergh 1 läßt keinen Zweifel darüber, „ebenso wie noch h e u t e , w u r d e n Nubier auch als Hausangestellte i m Alten Reich verwendet, wie es einige Reliefs in Giza zeigen". I p u 2 erwähnt Nubier, die schon insoweit eine Rolle gespielt haben, daß er, der die Verfallserscheinungen nach d e m Z u s a m m e n b r u c h des Alten Reiches anprangert, sie f ü r die mögliche Ursache einiger Mißstände hält. W i r können jetzt n u r schwer feststellen, ob die Nubier dieser Epoche freiwillig nach Ägypten gingen oder ob sie von der ägyptischen Verwaltung, die ja ü b e r lange Zeitspannen hinweg Nubien ganz oder teilweise beherrschte, f ü r Arbeitsleistungen rekrutiert oder gar als Sklaven weggeschleppt w u r d e n ; schon zu Anf a n g der 4. Dynastie wurden, als Nubien noch gar nicht ständig besetzt war, 7000 M ä n n e r u n d Weiber f o r t g e f ü h r t 3 . Daß auch in der christlichen Zeit Nubiens eine nennenswerte Zahl von i h n e n i m moslimischen Ägypten u n d auch in anderen Teilen der damaligen Machtsphäre des Khalifen gelebt haben m u ß , kann m a n Aufzeichnungen aus d e m 9. oder 10. J a h r h u n d e r t 4 e n t n e h m e n . Damals unterhielten die nubischen Könige besondere Steuereinzieher auf mohammedanischem Boden, da ihnen durch A b m a c h u n g die Abgaben ihrer Landeskinder in der Fremde zustanden. Sklaven können es also keineswegs gewesen sein, denn diese wurden als E i g e n t u m ihres H e r r n betrachtet u n d hatten keine steuerpflichtigen E i n k ü n f t e . D e n nubischen Machthabern 1 SÄVE-SÖDERBERGH, S. 2 7 ; EDEL, S. 65, hält es ebenso für eine Tatsache, daß Leute aus Nubien „von den Königen der 6. Dynastie als Arbeitskräfte und als Rekruten angeworben wurden". 2 SPIEGEL, S. 38. 3 SÄVE-SÖDERBERGH, S. 9; vgl. FLINDERS-PETRIE, S. 407. 4 MEZ, S. 3 2 ; vgl. IDRISI, Bd. I, S. 33.

n*

164

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scheint auch teilweise noch die Rechtsprechung über ihre Untertanen in der Fremde zugestanden zu haben, obgleich man sich nur schwer vorstellen kann, wie sie diese entweder selbst oder durch Beauftragte ausübten. Es wird überliefert, daß ein in Bagdad zum Islam übergetretener Nubier von dem diese Stadt besuchenden Sohn des nubischen Königs ins Gefängnis geworfen wurde. In späteren Jahrhunderten erledigten eigene Scheichs in Kairo Streitfälle zwischen Nubiern 1517 begann mit der Eroberung Ägyptens durch Selim I. die Epoche der Zugehörigkeit dieses Landes zum Osmanischen Großreich. Offenbar nahm seitdem auch die Zahl der Europäer, die sich für länger geschäftehalber in Kairo aufhielten, zu. Die ältesten Berichte dieser Männer sind für unsere Betrachtung aufschlußreich. Der italienische Arzt und spätere Professor an der Universität Padua, Prospero Alpino 2 , lebte von 1581'—85 in Ägypten. Aus seinen nachgelassenen lateinischen Schriften ergibt sich deutlich, daß nubische Diener und Hausknechte damals in Kairo ein gewohnter Anblick waren. Er faßt jedoch den Begriff Nubier sehr weit und läßt nicht erkennen, inwieweit alle oder nur einige davon freiwillig oder als Sklaven nach Ägypten gelangten. Wir dürfen nicht übersehen, daß zu dieser Zeit freiwillig dienendes Gesinde in den Haushaltungen der wohlhabenden Bewohner Kairos an Zahl den Haussklaven sicher weit unterlegen war. Bis zum 18. Jahrhundert dürfte allein Kairo Anziehungskraft auf europäische Kaufleute und damit auch auf freiwillige nubische Dienstleute ausgeübt haben; Alexandria war als Stadt nahezu bedeutungslos, nur der Hafen war das Tor des Mittelmeerhandels. Fürer-Haimendorff 3 fand 1565, daß die meisten Häuser verfallen und nur wenige Gassen bebaut waren. Kairo beherbergte nach seinen Angaben jedoch schon damals Kaufleute verschiedener europäischer Nationen, überwiegend Italiener, Franzosen und Spanier, auch einige wenige Deutsche. Das gleiche ungünstige Bild von Alexandria überliefert der Schweizer Ammann 4 , der die Stadt 1615 kennenlernte. Aus dem 17. Jahrhundert haben wir dann verschiedene ausführliche Aufzeichnungen, die eindeutig beweisen, daß die Nubier zu dieser Zeit freiwillig nach Ägypten kamen, um in Dienst zu treten, und daß sie nach Hause zurückkehrten, wenn sie einigen Verdienst erspart hatten. Der Gesandte des abessinischen Kaisers, Michael von Tripolis, hatte auf seinen Reisen nach Ägypten wahrscheinlich Teile Nubiens kennengelernt, so daß seinen Angaben 5 Gewicht zukommt. Danach kamen Nubier in Scharen nach Kairo, um Dienste anzunehmen; er nennt sie etwas einfältig, aber sehr treu; sie arbeiteten für geringen Lohn, entweder für 2 Maidin je Tag oder 1 Maidin und die Kost. Man könne sie zu allem gebrauchen. Wenn sie 10 oder 12 Piaster gespart hätten, 1 M I C H A E L VON T R I P O L I S , S . 4 8 4 ; christliche Nubier als eine der Bevölkerungsgruppen von Kairo erwähnt auch FRESCOBALDI, S. 94,

4

ALPINO, S . 4 9 u . 5 2 . FÜRER-HAIMENDORFF, S . 1 3 u . 7 8 . AMMANN, S . 8 1 u . 2 2 9 .

5

MICHAEL VON T R I P O L I S , S . 4 8 4 ; v g l . THEVENOT, S . 4 7 4 u n d

2 3

478.

Die

Nubier

165

fühlten sie sich wohlhabend und kehrten in ihre Heimat zurück. Die Reise nach Kairo wie auch zurück nach Nubien wagten sie nur in Gruppen, um Plünderungen durch Araber zu entgehen. Aus der Handschrift Wanslebens (vgl. S. 189) erfahren wir, daß durchschnittlich das Arbeitsverhältnis ein bis zwei Jahre dauerte. Im Gegensatz zu Michael hält er sie nicht für einfältig, sondern „trefflich fähigen Verstandes". Krump 1 bestätigte Michaels Angaben über die Gefährlichkeit der Reise. Nach seinen Beobachtungen bevorzugten heimkehrende Nubier zerrissene Gewänder, um Armut vorzutäuschen und Räuber abzulenken. Br'evendent2 warf den Heimgekehrten vor, sie vertränken meist ihren Verdienst. Als 1706 der Franzose Le Noir du Roule in Sennar ermordert wurde, verfügte der französische Konsul in Ägypten als Repressalie die Entlassung aller Nubier in den Haushalten seiner Schutzbefohlenen 3 , — zweifellos ein Beweis, daß jene so zahlreich waren, daß der Konsul glaubte, durch diese Verordnung dem Fundj-König zu schaden. Ihm scheint nicht bekannt gewesen zu sein, daß nur der südlichste Teil Nubiens zum Fundj-Reiche gehörte. Pococke4, der sich 1737 in Ägypten aufhielt, berichtete vom Organisationstalent und Zusammengehörigkeitsgefühl der Nubier: „ . . . a great number of their men coming here to offer themselves as servants. They ... have a sort of government among themselves, those of such a part of the country chusing a Sheik or head, who takes care of all new comers to recommend them to places, to supply them with money wehn they are out of service, or sick, for which they have a common purse; and when they are able, they faithfully return what was dispursed to them." Aus der Zeit der Napoleonischen Besetzung Ägyptens wird wieder die vielfache Verwendung von Nubiern erwähnt. „On les emplois le plus ordinairement ä garder les magasins et les chantiers de bois 6 ." Burckhardt 6 gibt an, daß außer in Kairo Nubier auch in größeren Orten Oberägyptens zu finden seien, wo sie Läden für den Verkauf von Busabier betrieben; die in Kairo Arbeitenden zögen sich im Durchschnitt nach 6 oder 8 Jahren wieder in ihre Heimat zurück. Seit Burckhardts Tode nehmen die Belege für die Beschäftigung von Nubiern in Ägypten in solchem Ausmaße zu, daß eine vollständige Wiedergabe Seiten füllen würde, ohne neue Gesichtspunkte zu ergeben. Deshalb sei im folgenden nur eine Auswahl geboten. Auch außerhalb Ägyptens, z. B. in Syrien und Konstantinopel 7 , fanden Nubier Beschäftigung. 1 2

3

KRUMP, S . 2 2 6 u. 2 5 1 ; v g l . VANSLEB, 1 6 7 7 , S . 5 5 4 . CRAWFORD, S . 2 9 5 ; v g l . SCHARFF, 1 9 2 8 , S . 9 5 1 .

SONNINI, Bd. II, S. 585/86.

POCOCKE, S . 5 8 . DENON, B d . I , S . 1 4 5 ; v g l . BROWNE, S . 7 1 ; COSTAZ, S . 4 0 1 ; GALLAND, B d . I I , S . 2 5 8 ; ANTES, S. 27. • BURCKHARDT, S . 1 4 5 . 7 DANDOLO, S . 1 8 6 . 4

5

166

ROLF HERZOG

Nach Minutoli 1 übertrug man Nubiern gern die Aufsicht über Lagerplätze. Cailliaud, Jomard, Pruner, Curtis und Hartmann 2 verglichen den Wandertrieb der Nubier mit dem der Schweizer. Seit Cadalvène 3 hören wir mehrfach, daß männliche Nubier schon in sehr jungen Jahren ihre Heimat zur Arbeitssuche verlassen 4 . Außer in den genannten Berufen verdienten sich die Intelligentesten Geld als Dragomane 5 . Mit der Zunahme des Fremdenverkehrs in Ägypten und dem Entstehen großer Hotels verdingten sich viele Nubier auch als Kellner und Köche, was Enderlin 6 veranlaßte, Nubien „das Land der Sofragis (Kellner) und der Tabachs (Köche)" zu nennen. Auch in Aswan nahm der Fremdenverkehr erheblich zu; um 1900 bestanden 4 große Hotels mit Unterkunftsmöglichkeit für 600 Gäste 7 . Während die Geschäftsführer meist Europäer waren, bestand das Dienstpersonal überwiegend aus Nubiern. In Banken und Kontoren wurden sie zunehmend als Boten beschäftigt. Überhaupt scheint den arbeitsuchenden Nubiern ein gewisser Instinkt eigen, mit fortschreitender Modernisierung und Technisierung des Landes sich bietende Erwerbszweige zu erkennen und zu, ergreifen. Aus den früheren Kutschern wurden Kraftfahrer 8 , aus Büroboten Schreiber und Angestellte, und die geistig Wendigsten gelangten mehr und mehr an Bibliotheken und sogar zur Universität. Nach der Eröffnung des Suezkanals wanderten viele nach Port Said und Suez, um in den verschiedensten Beschäftigungen bei der Kanalverwaltung unterzukommen oder sich als Kellner in neuerstandenen Restaurants oder in den Häusern der zugezogenen Europäer zu verdingen. Mit dem Entstehen der ägyptischen Eisenbahn fanden viele ihr Brot als Schaffner, Speisewagenkellner und Schlafwagenpersonal. Auch unter den Mannschaften der Dahabijen, jener Wohnboote, auf denen Touristen des vorigen Jahrhunderts in kleinen Gesellschaften wochenlange Nilfahrten zu unternehmen pflegten, fand man Nubier 9 . Auffällig bleibt dagegen die nur geringe Neigung der Nubier für den Dienst in der Polizei und beim Militär. Hier kann man einwenden, daß in Reiseberichten mehrfach von kriegerischen Nubiern und von nubischen Regimentern gesprochen wird. Es sind diese Soldaten jedoch überwiegend Schaikije 10 . Die ältere, sehr weite Auffassung des Begriffes Nubien trug zu dieser ungerechtfertigten Verallgemeinerung bei. Aufschlußreich ist eine Beobachtung Combes 11 : „Ces jeunes mères . . . viennent de couper MINUTOLI, 1 8 2 4 , S . 2 9 1 . CAILLIAUD, B d . I , S . 3 2 6 ; JOMARD, S . 5 8 6 u . 6 9 5 ; HARTMANN, 1 8 7 2 , S . 5 0 1 . 3 CADALVENE, B d . I I , S . 1 7 ; v g l . STANTON, S . 1 5 0 . 1

2

4 5 6 7 8 9 10

PRUNER, S . 6 5 ; CURTIS, S . 1 6 1 ;

MASSENBACH, 1 9 5 1 , S . 1 9 7 . KLEINPAUL, S . 9 8 . ENDERLIN, 1 9 0 8 , S . 9 5 ; v g l . STEPHAN, S . 5 1 u . 7 1 ; M A S S E N B A C H , 1 9 2 7 , S . 1 1 8 . KUMM, 1 9 0 3 , S . 5 9 . MASSENBACH, 1 9 3 1 , S . 1 9 7 . P R O K E S C H - O S T E N d. J . , S . 1 9 2 ; SAMUEL A L I HUSSEIN, 1 9 0 1 , S . 1 1 0 . V g l . DUMREICHER, S . 8 , M A C M I C H A E L , 1 9 2 2 , B d . I , S . 2 1 9 .

11 COMBES, Bd. I, S. 286; S. 1 2 4 ; FIELD, 1 9 5 2 , S. 1 8 7 .

ähnlich

PÜCKLER-MUSKAU,

Bd. II, S. 252;

RAFALOWITSCH,

Die Nubier

167

elles-mêmes l ' i n d e x de la m a i n droite à tous leurs e n t f a n t s mâles p o u r les r e n d r e impropres au service militaire . . . Rien n ' é t a i t plus capable q u ' u n e pareille scène de donner la m e s u r e de l ' i n s u r m o n t a b l e aversion des Nubiens pour le m é t i e r des armes." (Vgl. S. 175.) Von A u s n a h m e n abgesehen, scheinen die a b g e w a n d e r t e n N u b i e r B e r u f e zu bevorzugen, deren A u s ü b u n g n i c h t m i t ausgesprochen schwerer körperlicher Arbeit u n t r e n n b a r v e r b u n d e n ist. Zu dieser E r k e n n t n i s k a m zu A n f a n g des vorigen J a h r h u n d e r t s M e n g i n 1 u n d in den 60er J a h r e n L ü t t k e 2 , der n a c h s i e b e n j ä h r i g e m A u f e n t h a l t in Ägypten schrieb: „Die Beschäftigungen, die sie h i e r (in den Städten) zu ergreifen pflegen, gehören der N e i g u n g u n d G e w o h n h e i t dieser L e u t e g e m ä ß keineswegs zu den schweren u n d m ü h s a m e n " , u n d in der G e g e n w a r t E m e r y 3 . B e i m Bau des A s w a n - D a m m e s u n d dessen E r h ö h u n g e n ü b e r w o g e n die anspruchslosen u n d an h a r t e körperliche Arbeit g e w ö h n t e n Saidi alle a n d e r e n G r u p p e n , nächst i h n e n w a r e n italienische Arbeiter zahlreich 4 . 1954 k o n n t e n wir beobachten, d a ß bei g r o ß e n Bauvorhaben a m W e s t u f e r des Stausees k a u m N u b i e r u n t e r den A r b e i t e r n zu finden w a r e n ; sie bevorzugten die Stellen als Kantiniers oder als a m b u l a n t e Kleinhändler f ü r N a h r u n g s - u n d G e n u ß m i t t e l . Die in Kairo u n d a n d e r e n Städten l e b e n d e n N u b i e r pflegen i m a l l g e m e i n e n e i n e n a n e r k e n n e n s w e r t e n Z u s a m m e n h a l t . T r e f f p u n k t e sind Kaffeehäuser, z. B. in Kairo in der Sharia I m a d ed-Din, wo noch eine regionale U n t e r g l i e d e r u n g besteht, so daß N u b i e r b e s t i m m t e r Bezirke meist w i e d e r u m b e s t i m m t e Kaffeeh ä u s e r aufsuchen. Vycichl 5 f ü h r t an, daß sie in Not geratene L a n d s l e u t e u n t e r stützten u n d 1956, e i n e m wirtschaftlich kritischen J a h r , m a n c h e N u b i e r die H ä l f t e ihres L o h n e s in einen U n t e r s t ü t z u n g s f o n d spendeten. Angeblich h a f t e t e n sie auch g e m e i n s a m f ü r eventuelle Unredlichkeiten i h r e r L a n d s l e u t e . Sind erst e i n m a l einige N u b i e r des gleichen Bezirkes in e i n e m Hotel oder ü b e r h a u p t a m gleichen Arbeitsplatz beschäftigt, so v e r s u c h e n sie in den meisten Fällen, bei P e r s o n a l e r w e i t e r u n g oder W e g g a n g V e r w a n d t e oder e n g e r e L a n d s l e u t e n a c h zuziehen. Hillelson weist völlig zu R e c h t darauf hin, daß die G r ü n d u n g nubischer Vere i n i g u n g e n in den ägyptischen Großstädten u n d die E r w e c k u n g e i n e r A r t Nationalg e f ü h l in diesen Kreisen j ü n g e r e n D a t u m s ist. Sie d ü r f t e z u s a m m e n h ä n g e n m i t d e m seit der J a h r h u n d e r t w e n d e z u n e h m e n d e n europäischen u n d a m e r i k a n i s c h e n Interesse an kleinen Nationen, was gelegentlich m i t d e m W o r t I n d i g e n i s m u s bezeichnet w o r d e n ist. Bisher ist ausnahmslos die individuelle A b w a n d e r u n g zur Arbeitssuche n a c h Ägypten, die meist m i t einer R ü c k k e h r in die H e i m a t in h ö h e r e n L e b e n s j a h r e n endet, b e l e u c h t e t worden. N e b e n dieser auf der E n t s c h e i d u n g des e i n z e l n e n b e r u h e n d e n B e w e g u n g steht die W a n d e r u n g g r ö ß e r e r G r u p p e n . D i e älteste A n 1 2 S 1 5

M E N G I N , B d . I I , S. 2 0 2 . LÜTTKE, S. 1 0 1 . E M E R Y , S. 1 4 . WORSFOLD, S. 8 . VYCICHL, S. 2 5 2 .

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gäbe findet man darüber bei Burckhardt1, der von nubischen Siedlungen in Esna und in Dörfern südlich davon berichtet. Norden2 fand sie dort noch nicht. Burckhardt erfuhr, daß eine große Hungersnot nach dem Durchzug der Mameluken die Bewohner von Girsche zur Auswanderung dorthin veranlaßt hätte, wo sie jedoch sehr bald durch Pocken dezimiert worden seien. Callot3 erwähnt nubische Familien bei Komombo. Sippennamen, die nubischen Ursprung verraten, fand Winkler 4 in arabischen Dörfern nördlich von Aswan. Es ist anzunehmen, daß die meisten dieser nubischen Siedlungen im mittleren Ägypten im Laufe der Zeit Sprache und kulturelle Eigenheit verloren und in der Fellachenbevölkerung aufgingen. Hartmann 5 führt das allmähliche Dunklerwerden der Fellachen Oberägyptens nach Süden hin auf nubische Einwanderung zurück. Eine neue Welle nubischer Zuwanderung ließ sich im Niltal bis Kena seit dem Beginn unseres Jahrhunderts nieder, nachdem viele Dörfer in den Fluten des Stausees versunken waren oder durch die Erhöhungen dieses Schicksal erlitten. Nubische Bedienstete in Ägypten sind vielen Touristen in Erinnerung geblieben, so daß die Vorstellung des nubischen Hausknechtes in Europa sich nicht nur in der Reiseliteratur, sondern auch in Romanen und Liedern niedergeschlagen hat; als Beispiel sei das alte Trinklied „Im schwarzen Walfisch zu Askalon", worin in der letzten Strophe der „Hausknecht aus Nubierland" den zechprellenden Fremden vor die Tür setzt, angeführt. Im Vergleich blieb die nubische Abwanderung nach Süden lange unbekannt und unbeachtet. Genauere Angaben und Unterlagen liegen erst seit kurzem vor. Auf einen deutlich erkennbaren Unterschied sei hingewiesen. Nach dem Norden gingen zuerst Einzelpersonen in größerer Zahl, und Gruppen scheinen relativ spät und nur unter ungewöhnlichen und zwingenden Umständen gefolgt zu sein. Nach Süden und Südosten sind nach unserer Quellenkenntnis Nubier schon vor Jahrhunderten gruppenweise, d. h. mit Familien, abgewandert und haben, im Unterschied zu den nach Ägypten gelangten, mancherorts Namen und Teile des Brauchtums, seltener dagegen die Sprache bewahrt 6 . Für ein einstiges Ausgreifen des nubischen Siedlungsraumes über die jetzige Südgrenze bei Tangassi (vgl. S. 6) hinaus geben — worauf Lepsius 7 schon hinwies — viele Ortsnamen zwischen 3. und 4. Katarakt und noch weiter stromauf Hinweise. In den größeren Städten wie Schendi, Berber und ed-Damer sind seit langem Nubierkolonien fester Bestandteil der Bürgerschaft 8 . Khartum hat viele Danagla angezogen, wenn auch Lejeans 9 geschätzte Zahl von 18000 reichlich hoch gegriffen zu sein scheint im Verhältnis zur Gesamteinwohnerschaft. BURCKHARDT, S . 1 2 ff. NORDEN, S . 3 3 7 U. 3 4 1 . 3 CALLOT, Teil 6, S. 134. * WINKLER, 1 9 3 6 , S. 9. 5 HARTMANN, 1 8 7 9 , S . 8 ; v g l . LORSBACH, S . 5 5 3 . 8 V g l . AWAD, 1 9 5 3 , S. 1 1 8 . 7 L E P S H J S , 1852, S. VIII u. CXVII u. 246. 8 BURCKHARDT, S . 2 3 9 , 2 6 5 u n d 2 7 9 ; DIDIER, S . 1 4 9 . 4 LEJEAN, 1 8 6 5 , S. 2 8 . 1

2

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Die Nubier

Bekannt sind Gruppen der Mahas in der U m g e b u n g von K h a r t u m , auf der Nilinsel T u t i u n d in dem Dorfe Burri el-Mahas. Nach unseren Beobachtungen sprechen die Einwohner n u r noch arabisch. Die Ansiedlung auf T u t i „soll die älteste Niederlassung der Barabra in dieser Gegend sein, weshalb sie denn auch aus der ganzen Umgegend ihre Toten dort begraben" Diese Mahas haben sich schon so lange mit Arabern vermischt, daß m a n sie k a u m noch von jenen u n t e r scheiden kann. Sie lebten lange Zeit in Ansehen u n d Wohlstand, was u n t e r a n d e r e m aus der Tatsache hervorgeht, daß m e h r e r e von ihnen sowohl in den Jahrzehnten der türkisch-ägyptischen Verwaltung als auch nach der Rückeroberung wichtige öffentliche Ämter bekleideten 2 . Auf G r u n d etymologischer Untersuchungen glaubt Bosaylay 3 , daß auch zahlreiche Ortsnamen a m Blauen Nil nubischen Ursprunges seien u n d damit auf eine f r ü h e r e nubische Bevölkerung hinwiesen. Seine Anschauung wird teilweise gestützt durch einen arabischen S t a m m b a u m 4 , der neben vielem Unklaren doch mit einiger Sicherheit erkennen läßt, daß es Mahas-Nachkommen in K u t r a n g a m Blauen Nil gibt. Eilafun ist eine andere, sehr alte Mahas-Kolonie in dieser Gegend, die u m 1500 von Mohammed el-Arbab, der z u m Heiligen wurde, gegründet w u r d e 5 . Auch in der jetzigen Kassala-Provinz an der abessinischen Grenze haben sich Nubier niedergelassen 6 . Schließlich gibt es auch noch solche Kolonien a m Weißen Nil 7. Die Handelsinteressen der Nubier waren vorwiegend auf den Transithandel nach Ägypten gerichtet. Z u m Ankauf des G u m m i arabicum u n d anderer Erzeugnisse des Südens, wie Elfenbein u n d Straußenfedern, haben sich vor J a h r h u n d e r t e n die ersten nubischen Kaufleute in Kordofan u n d in Dar f ü r 8 niedergelassen. Man erfährt aus den Reiseberichten der ersten Europäer, die Kordofan genauer k e n n e n lernten, daß es in El-Obeid ein Danagla-Viertel gab, welches die Hauptgeschäftsstraße der Stadt u m f a ß t e . Die Danagla waren die „bemitteltsten Einwohner Kordofans, u n d fast der ganze Karawanenhandel in ihren H ä n d e n . Auch der kleine Handel mit den Negerbergen wird von ihnen betrieben" 9 . Nach unseren eigenen Beobachtungen wird das Geschäftsviertel von El-Obeid heutzutage nicht m e h r nach den Danagla genannt, obwohl noch viele der einflußreichsten Kaufleute ihre H e r k u n f t von diesen wissen. Diese Danagla-Nachkommen sprechen jetzt nahezu ausnahmslos n u r arabisch u n d können sich in keinem der nubischen Dialekte einwandfrei verständigen. 1 2 3

W E R N E , S. 4 8 ; v g l . MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I , S. 5 4 1 . H I L L , 1 9 5 1 , S. 3 5 , 5 5 u . 3 1 5 . BOSAYLAY, S. 2 5 f f . ; B A D R , S. 3 5 — 5 5 , g l a u b t a u c h d e n

Namen

Sennar

aus

dem

Nubischen erklären zu können. 1

MACMICHAEL, 1 9 2 2 , B d . I I , S. 1 5 6 .

5

JACKSON, 1 9 1 9 , S. 2 8 5 ; CRAWFORD, S. 7 3 . • JUNKER, 1 8 8 9 , S. 1 2 5 ; M A C K I N N O N , S. 7 0 5 . 7 H E U G L I N , 1 8 6 9 , S. 6 5 . 8 B R O W N E , S. 2 4 1 ; H E U G L I N , 1 8 6 5 , S. 1 9 ; H A R T M A N N , 1 8 6 5 , S. 3 0 5 ; SLATIN, S. 1 0 4 .

1899,

• PALLME, S . 7 2 ; v g l . CADALVENE, B d . I I , S. 2 2 0 u . 2 3 2 ; KOTSCHY, S. 1 3 ; H E U G L I N ,

1869, S. 48.

170

ROLF HERZOG

Bara, eine h e u t e d u r c h die U n g u n s t der V e r k e h r s v e r b i n d u n g e n in Vergessenheit geratene Stadt nördlich von El-Obeid, ist eine G r ü n d u n g der D a n a g l a . Nach d e m Bericht des französischen Reisenden Chiron aus d e m J a h r e 1825 h o b e n sich die Bewohner Baras d u r c h h ö h e r e Zivilisation von den ü b r i g e n Kordofans ab u n d u n t e r h i e l t e n ständige Handelsbeziehungen zu Ägypten u n d D a r f u r , wohin sie a u c h oft reisten. A n b a u u n d Bewässerung w u r d e n von Sklaven betrieben. Die Anz i e h u n g s k r a f t Baras w a r 1817 so groß, daß sich f ü h r e n d e M ä n n e r des religiösen Lebens, z u m Beispiel Sayed M o h a m m e d Osman el-Mirghani u n d 'Abd e l - M u t ' a l A h m e d el-Idrisi, in i h r n i e d e r l i e ß e n 1 . S e l i g m a n 2 ü b e r t r e i b t sicher nicht, w e n n er den D a n a g l a einen erheblichen E i n f l u ß in Kordofan in den letzten 100 — 150 J a h r e n zuspricht. Nach Südwesten zu überschritt die nubische A u s w a n d e r u n g die G r e n z e n des Sudans u n d erreichte m i t letzten A u s l ä u f e r n sogar N i g e r i e n 3 . Gleichsam als letzte Etappe der W a n d e r u n g n a c h Süden erreichten die N u b i e r das Gebiet der N i l s ü m p f e u n d der L ä n d e r südlich u n d westlich der Nil-KongoWasserscheide. Eine sehr ergiebige Quelle ist in diesem Z u s a m m e n h a n g e Schweinf u r t h s Standardwerk „ I m H e r z e n von A f r i k a " . Die G r ü n d e f ü r das E i n d r i n g e n der N u b i e r in diese i h r e r H e i m a t so völlig f r e m d e n L a n d s c h a f t e n sind n u r i m H a n d e l u n d Sklavenhandel zu suchen (vgl. Kapitel: Sklaven). Sofern sie n i c h t als Djelabas (Händler) k a m e n , w a r e n sie in größerer Zahl als W a c h m a n n s c h a f t e n in den Seriben verdingt. S c h w e i n f u r t h 4 unterscheidet die nubischen „Flintent r ä g e r " , welche arabisch Asker, P l u r a l Assaker (Soldaten) g e n a n n t w u r d e n , von den eingeborenen L a n d s k n e c h t e n , d e n e n i m Sudan-Arabischen drei verschiedene Bezeichnungen gegeben w u r d e n , wovon Basinger5 die b e k a n n t e s t e geworden ist. Bei alledem bleibt jedoch zu b e d e n k e n , daß S c h w e i n f u r t h den Begriff N u b i e n damals noch viel weiter f a ß t e , als wir es t u n . Seine Statistik gibt, obwohl zweifellos n u r auf Schätzungen b e r u h e n d , eine u n g e f ä h r e Vorstellung von der Z a h l der aus d e m Nordsudan n a c h d e m Bahr el-Ghasal z u g e w a n d e r t e n H ä n d l e r oder Söldn e r . D a n a c h w a r e n in den von K h a r t u m beaufsichtigten Seriben folgende Verhältnisse: Söldner (Nubier, Schaikije u n d andere) Schwarze Sklavensoldaten (Basinger) Ansässige Djelaba in D a r Fertit U m h e r z i e h e n d e Djelaba, welche n u r i m W i n t e r k a m e n

5000 5000 2000 . . . 2000

Nach u n s e r e r Ansicht darf m a n den Anteil der echten N u b i e r a n der Z a h l d e r Söldner n i c h t h ö h e r als die H ä l f t e veranschlagen, d e n n v e r m u t l i c h h a b e n a u c h damals die Schaikije, deren soldatische Qualitäten u n b e s t r i t t e n sind, e i n e n e r h e b lichen Prozentsatz dieser „ P r i v a t a r m e e n " a u s g e m a c h t . A u c h in den beiden G r u p 1

PALLME, S. 8 ; HILL, 1 9 4 8 , S. 6 2 / 6 3 , und 1 9 5 1 , S. 12.

2

SELIGMAN, 1 9 4 5 , S. 9 3 . MACMICHAEL, 1 9 2 3 , S. 1 1 0 . SCHWEINFÜRTH, 1 8 7 4 , B d . I , S. 5 2 2 , u . B d . I I , S . 4 4 5 .

3 4

5

OPPENHEIM, S. 10, bietet eine Erklärung dieser Bezeichnung.

Die Nubier

171

pen der Djelaba standen den Nubiern in den Dja'alin nahezu ebenbürtige Konkurrenten gegenüber 1 . Wir glauben deshalb, daß die Höchstgrenze der im Bahr el-Ghasal zeitweise ansässigen Nubier mit insgesamt 5000 etwa richtig geschätzt sein dürfte. Die nubischen Söldner zeigten auch in der Fremde ein gewisses Gefühl der Zusammengehörigkeit. So verweigerten sie ihren Befehlshabern den Gehorsam, wenn er ihnen bei Auseinandersetzungen zwischen konkurrierenden Seriben zumutete, auf ihre im anderen Lager dienenden Landsleute zu schießen 2 . Als der Sklavenhandel energisch bekämpft wurde und aufhörte, für die Unternehmer großen Gewinn abzuwerfen, wandten sich einige der nubischen Söldner nach Uganda, manche sogar nach dem ehemaligen Deutsch-Ostafrika 3 . Nach dieser Episode nubischen Eindringens in die südlichsten Provinzen des anglo-ägyptischen Sudans, die kaum mehr als 50 —70 Jahre umfaßt haben dürfte, folgt eine Einzelabwanderung in verschiedene Berufe in den rasch aufblühenden Städten wie Khartum, Atbara und Port Sudan. Die Nubier haben außer im Hotelgewerbe vorwiegend Anstellung bei der Eisenbahn und bei Behörden gesucht, da sie als häusliches Gesinde die viel billigere schwarze Konkurrenz aus dem Süden nicht so leicht aus dem Felde schlagen konnten. Der Süden, einst das Ziel nubischer Händler und Abenteuerer, blieb seit der Rückeroberung praktisch den mohammedanischen Nordsudanern verschlossen. Obwohl nicht ausdrücklich in Gesetzen verankert, hat die britische Kolonialpraxis es bis in die Gegenwart zu verhindern verstanden, daß sich Geschäftsleute aus den nördlichen Provinzen im Süden niederließen; eher gewährte sie Griechen und anderen südeuropäischen Einwanderern die Erlaubnis. Diese Maßnahmen richteten sich nicht speziell gegen die Nubier, sondern sperrten das Gebiet ganz allgemein für Mohammedaner. Welche Gründe Kitchener und seine Nachfolger auf dem Posten des Generalgouverneurs in Khartum auch immer gehabt haben mögen, sei es, daß man den christlichen Missionen eine ungestörte Arbeit sichern wollte, sei es, daß man die rassisch und kulturell vom Nordsudan so deutlich verschiedene Bevölkerung politisch nach Uganda orientieren wollte, Tatsache ist, daß heute diese Abtrennung des Südens ein tagespolitisches Argument der sudanischen Nationalisten ist, das man in allen Kreisen und in allen Bildungsschichten hört. Wirsing 4 schildert treffend, wie der Gedanke an den „verlorenen Süden" sonst Gemäßigte erhitzen kann. Trotz der seit der Jahrhundertwende eingeschränkten Möglichkeiten hat der Sudan auf die Nubier seine Anziehungskraft nicht verloren. Als durch den AswanDamm viele Kenuzi ihre Dörfer räumen mußten, zogen nach Enderlins Erfahrungen 5 viele eine Übersiedlung nach dem Sudan der nach Oberägpyten vor. Fortschritte in der Technik und der zivilisatorischen Erschließung eröffneten auch hier, ähnlich wie in Ägypten, den Nubiern neue Erwerbszweige. So war z. B. 1 2 3 4 5

HILLELSON, 1 9 3 6 , S . 1 0 2 1 ; MUNZINGER, S . 5 6 6 . SCHWEINFURTH, 1 8 7 4 , B d . I , S . 2 4 8 . MEINHOF, 1 9 1 6 , S . 4 u . 2 7 . WIRSING, S. 1 0 9 ; vgl. ABBAS, S. 1 7 5 . ENDERLIN, 1 9 0 8 C, S . 4 .

172

R O L F HERZOG

in den ersten Jahrzehnten des Betriebes der Eisenbahnlinie von Wadi Haifa nach Khartum und von Port Sudan nach Atbara und von Abu Hamed nach Kereima das technische wie das Zugpersonal vorwiegend nubisch. Uns berichtete ein nubischer Student an der Universität Khartum, daß er einer Familie entstamme, die in der Zeit der Errichtung der Eisenbahnwerkstätten in Atbara mit vielen anderen Familien dorthin übersiedelte. Sie bauten ein eigenes Wohnviertel, dem sie den Namen ihres Heimatdorfes gaben, und behielten über lange Jahre Gebräuche und Dialekt der Heimat bei. Erst jetzt schwindet mehr und mehr die Bindung an die Tradition. Übersehen wir die nubische Wanderung in ihrer Gesamtheit, so zeigt sich, daß sie fast ausnahmslos auf der Nord-Süd-Achse verlaufen ist, die Westermann 1 als die wichtigste und älteste von Ägypten bis zum Seengebiet bezeichnete. Für eine Abwanderung nach Westen oder nach Osten, eventuell über das Rote Meer, fehlen alle Belege und Hinweise. Einer der wichtigsten Gründe, nämlich die nicht ausreichende Ernährungsgrundlage, wurde schon eingangs genannt; doch scheint uns, daß auch eine erhebliche psychologische Bereitschaft, eine Art Fernweh, das recht eigentümlich zu der Heimatliebe kontrastiert, diesem Zuge sehr entgegenkam. Einige charakterliche Vorzüge öffneten den Nubiern den Zugang zu manchen Berufsgruppen eher als anderen, z. B. den Fellachen. Schließlich darf auch nicht übersehen werden, daß eine leichte Auffassungsgabe für fremde Sprachen es den meist schon bilingual aufgewachsenen Nubiern erleichterte, auch noch einen Alltagswortschatz europäischer Sprachen hinzuzulernen. Viele, nicht alle Nubier erlernen die Sprache ihrer Dienstherren rasch, falls diese nicht von Anfang an mit ihnen arabisch sprechen. Wir fanden eine stattliche Zahl von Nubiern, die ausreichend englisch oder französisch sprachen, eine Beobachtung, die keineswegs auf unsere Tage beschränkt ist, sondern schon in älteren Reiseberichten vermerkt wird. So traf Norden2 1738 einen Nubier, der in Algier geläufig Französisch erlernt hatte. Die Gewandtesten oder zuweilen auch nur die Glücklichsten unter den nubischen Dienern und Kellnern verbrachten sogar einige Jahre in Europa. Vor einem Jahrhundert bemerkte Callot3, „daß in diesen Gegenden die Frauenzimmer weit zahlreicher sind als die Männer". Wir hörten im nördlichen Nubien in einigen Orten, daß auf 100 Frauen oder heiratsfähige junge Mädchen etwa 15 im Weiler anwesende männliche Wesen, die entweder noch zu jung oder untauglich für die Arbeit außerhalb oder schon zu alt sind, kommen. Enderlin 4 schreibt sogar von nur zwei Männern, die in manchen Dörfern zum Schutze der Frauen und Kinder zurückbleiben. Es gibt keine exakten Unterlagen über den Prozentsatz der sich normalerweise außerhalb Nubiens aufhaltenden Männer. Nach unserer Schätzung liegt er bei den Kenuzi am höchsten; im Distrikt Wadi Haifa etwas niedriger, da die Stadt mit Flußhafen, Eisenbahn, Flugplatz und 1

I

WESTERMANN, 1 9 4 2 , S 4 9 .

* NORDEN, S . 4 3 3 . 3 CALLOT, Teil 6 , S . 2 6 2 ; 4

vgl.

STACQUEZ, S . 2 2 6 .

E N D E R L I N , 1 9 0 8 , S . 9 6 ; v g l . SCHANZ, S . 1 5 5 .

Die Nubier

173

Hotels vielfache Arbeitsmöglichkeit bietet. W i r versuchten, ein Zahlenbild a u f zustellen, u n d fanden als geeignetste Unterlage die Wahlergebnisse der ersten allsudanischen Parlamentswahl von November 1955. Alle M ä n n e r über 21 J a h r e waren stimmberechtigt. Bei einer Gesamtbevölkerung von r u n d 81 000 Menschen i m Haifadistrikt wurden von den Omdas n u r 9600 M ä n n e r als anwesend gemeldet, von denen in der Wahlzeit n u r 7000 wirklich vorhanden waren. Dies beweist, daß die Behauptung, die Mehrzahl der Männer arbeite in der Fremde, die, abgesehen von den alten Reisenden, in den letzten Jahren Seligman, T r i m i n g h a m u n d T r a c e y 1 vertreten haben, auf richtigen Schätzungen b e r u h t . Es ist auffallend, daß diejenigen Nubier, die z. B. in Kairo eine feste u n d auskömmlich bezahlte Stellung haben, auch w e n n sie schon viele Jahre dort arbeiten u n d eine Kündigung nicht zu fürchten brauchen, ihre Familie nicht an i h r e n Arbeitsort nachkommen lassen, sondern i m allgemeinen n u r alle zwei, drei oder vier Jahre f ü r einen Monat oder etwas m e h r zu Besuch k o m m e n . Fröhlich 2 stellte schon vor 31 Jahren die Frage: W a r u m lassen die Nubier ihre F r a u e n zurück? Er beantwortete sie selbst mit der Angabe von zwei G r ü n d e n . E i n m a l wollten die M ä n n e r in den Städten angeblich ganz u n a b h ä n g i g ein freies u n d sittenloses Leben f ü h r e n . Z u m anderen f ü r c h t e t e n sie, daß sie, w e n n sie m i t ihrer Frau einen geordneten Hausstand f ü h r t e n , sich ein richtiges Parasitennest errichteten, „d. h. alle die anderen nubischen Verwandten u n d Bekannten finden sich hier beständig ein, u n d besonders solche, die gerade keine Stellung haben, würden im Hause Gastfreundschaft beanspruchen". W i r hörten mehrfach, daß erst seit ungefähr zwanzig Jahren die Zahl der i h r e n M ä n n e r n vorübergehend oder f ü r i m m e r folgenden Nubierinnen allmählich ansteige. Dies deckt sich mit der Notiz von Fräulein von Massenbach 3 , welche u n s freundlicherweise noch zusätzliche Erklärungen brieflich zukommen ließ. Sie besuchte solche nubische Auswandererfrauen, die in Unterägypten gruppenweise in engen W o h n u n g e n , die keinen Vergleich mit ihren geräumigen nubischen Häusern aushielten, lebten. Eine Schwierigkeit war weiter, daß sie meist nicht arabisch sprachen. „Ich glaube aber", fährt Fräulein von Massenbach fort, „daß diese Frauen wohl alle zu einer Geburt nach Nubien zurückkehrten, da oberhalb des ersten Kataraktes die Bevölkerung vom Militärdienst frei war; also m u ß t e n die Kinder in Nubien geboren werden 4 ." Die Versorgung der zurückgebliebenen F r a u e n u n d Kinder erledigen die M ä n n e r fast n u r durch Geldsendungen, die sie per Postanweisung von i h r e m Arbeitsort abschicken. In Kerma erzählte uns der Leiter der Poststelle, daß in m a n c h e m Monat f ü r Kerma u n d U m g e b u n g m e h r als 1000 P f u n d solcher Auszahlungen von i h m auszuführen sind. Die Zahl wird glaubhaft, wenn m a n z u m Vergleich heranzieht, daß vor achtzehn Jahren, als die Gehälter noch niedriger waren, die Poststelle von Abri monatlich 800 P f u n d auszahlte. Diese Angabe 1 A

SELIGMAN, 1 9 4 5 , S . 9 5 ; TRIMINGHAM, S. 8 ; T R A C E Y , S . 7 3 7 . FRÖHLICH, 1 9 2 6 , S . 2 8 5 .

3

MASSENBACH, 1 9 3 1 , S. 1 9 7 .

4

Freundliche briefliche Mitteilung vom 25. 10. 54.

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ROLF HERZOG

wurde damals mit folgendem Satze, der heute ebenso hinzugefügt werden könnte, kommentiert: „The money remitted by the male population f r o m Egypt a n d other parts of t h e Near East enables a riverain people to exist in comfort where n » local means of livelihood is available by agriculture 1 ." Diese Betrachtungsweise verzeichnet n u r das Positive, die wirtschaftliche Sicherung der Zurückbleibenden in einem von der N a t u r nicht begünstigten Lande, läßt aber die Erschütterungen, welche die häufige u n d langdauernde Abwesenheit der Mehrzahl der Männer dem Gesellchaftsleben zufügt, u n e r w ä h n t . Die Familie als kleinste Einheit menschlichen Gemeinschaftslebens existiert vielerorts nicht m e h r ; die Frau zieht n u r noch die Kinder auf, die sie w ä h r e n d des Besuches ihres Mannes empfängt, von einer erzieherischen Einwirkung des Vaters kann nicht m e h r gesprochen werden. Das Dorf oder der Weiler hört auf, eine funktionierende soziale Einheit zu sein; es sinkt z u m zufällig gemeinsamen Wohnplatz vieler versorgungsberechtigter Frauen u n d einiger weniger alter M ä n n e r ab, die sich zur Bestreitung des Lebensunterhaltes stärker auf die Geldsendungen aus der Fremde als auf eigene Betriebsamkeit u n d Schaffenskraft verlassen.

2. D a s s ü d l i c h e N u b i e n i n d e r M a h d i - Z e i t D e r Islam hat von Nubien erst zwischen dem 12. u n d 14. J a h r h u n d e r t vollständig; Besitz ergriffen, ohne gewaltsam eingeführt worden zu sein 2 . D e m vollen Verständnis der Mahdi-Zeit ist ein kurzer Rückblick auf die religiöse H a l t u n g d e r Nubier in der Zeit vor d e m Wirken des Mahdi dienlich. Es ist zu fragen: W a r e n die Nubier fanatische Moslime oder milderten Nachklänge der vergangenen christlichen Epoche ihre religiöse Einstellung? Prokesch-Osten, Rüppel, Callot u n d Combes 3 stellten vor m e h r als e i n h u n d e r t Jahren fest, daß an das einstige Christentum in Nubien n u r noch die R u i n e n d e r Kirchen e r i n n e r n ; die Nubier aber hätten diese Religion „bis auf den N a m e n vergessen". Inwieweit Nachklänge des einstigen Glaubens noch bis ins 19. J a h r h u n d e r t v e r m u t e t werden dürfen, hinge auch von d e m einst erreichten Grad der D u r c h dringung der Nubier von der christlichen Heilslehre ab. Hierzu haben sich einigeAutoren kritisch geäußert. Roeder 4 ist auf G r u n d der arabischen Berichte d e r Meinung, daß es m i t dem Glauben der Nubier „nicht z u m besten ausgesehen haben mag" u n d sie sich durch Beimischung uralter heidnischer Vorstellungen die n e u e L e h r e nach i h r e m Geschmack u m g e f o r m t hätten. Trimingham® geht noch weiter mit der Behauptung: „There is no reason to suppose t h a t the mass of the rural population ever were Christians, and Christianity probably only existed 1 2

Sudan Monthly Record 1939, Note No. 3781. MARQUART, S. CCLIX.

3

P R O K E S C H - O S T E N d. Ä . , S. 4 7 ; R Ü P P E L L , S. 6 2 ; B I E B E R , S. 1 4 9 ; v g l . KUMM, S. 1 0 ; TRIMINGHAM, S. 9 ; COMBES, B d . I , S. 2 7 8 . 4

ROEDER, 1 9 1 2 a , S. 3 8 8 .

5

TRIMINGHAM, S. 7 8 .

1903„

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wurde damals mit folgendem Satze, der heute ebenso hinzugefügt werden könnte, kommentiert: „The money remitted by the male population f r o m Egypt a n d other parts of t h e Near East enables a riverain people to exist in comfort where n » local means of livelihood is available by agriculture 1 ." Diese Betrachtungsweise verzeichnet n u r das Positive, die wirtschaftliche Sicherung der Zurückbleibenden in einem von der N a t u r nicht begünstigten Lande, läßt aber die Erschütterungen, welche die häufige u n d langdauernde Abwesenheit der Mehrzahl der Männer dem Gesellchaftsleben zufügt, u n e r w ä h n t . Die Familie als kleinste Einheit menschlichen Gemeinschaftslebens existiert vielerorts nicht m e h r ; die Frau zieht n u r noch die Kinder auf, die sie w ä h r e n d des Besuches ihres Mannes empfängt, von einer erzieherischen Einwirkung des Vaters kann nicht m e h r gesprochen werden. Das Dorf oder der Weiler hört auf, eine funktionierende soziale Einheit zu sein; es sinkt z u m zufällig gemeinsamen Wohnplatz vieler versorgungsberechtigter Frauen u n d einiger weniger alter M ä n n e r ab, die sich zur Bestreitung des Lebensunterhaltes stärker auf die Geldsendungen aus der Fremde als auf eigene Betriebsamkeit u n d Schaffenskraft verlassen.

2. D a s s ü d l i c h e N u b i e n i n d e r M a h d i - Z e i t D e r Islam hat von Nubien erst zwischen dem 12. u n d 14. J a h r h u n d e r t vollständig; Besitz ergriffen, ohne gewaltsam eingeführt worden zu sein 2 . D e m vollen Verständnis der Mahdi-Zeit ist ein kurzer Rückblick auf die religiöse H a l t u n g d e r Nubier in der Zeit vor d e m Wirken des Mahdi dienlich. Es ist zu fragen: W a r e n die Nubier fanatische Moslime oder milderten Nachklänge der vergangenen christlichen Epoche ihre religiöse Einstellung? Prokesch-Osten, Rüppel, Callot u n d Combes 3 stellten vor m e h r als e i n h u n d e r t Jahren fest, daß an das einstige Christentum in Nubien n u r noch die R u i n e n d e r Kirchen e r i n n e r n ; die Nubier aber hätten diese Religion „bis auf den N a m e n vergessen". Inwieweit Nachklänge des einstigen Glaubens noch bis ins 19. J a h r h u n d e r t v e r m u t e t werden dürfen, hinge auch von d e m einst erreichten Grad der D u r c h dringung der Nubier von der christlichen Heilslehre ab. Hierzu haben sich einigeAutoren kritisch geäußert. Roeder 4 ist auf G r u n d der arabischen Berichte d e r Meinung, daß es m i t dem Glauben der Nubier „nicht z u m besten ausgesehen haben mag" u n d sie sich durch Beimischung uralter heidnischer Vorstellungen die n e u e L e h r e nach i h r e m Geschmack u m g e f o r m t hätten. Trimingham® geht noch weiter mit der Behauptung: „There is no reason to suppose t h a t the mass of the rural population ever were Christians, and Christianity probably only existed 1 2

Sudan Monthly Record 1939, Note No. 3781. MARQUART, S. CCLIX.

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P R O K E S C H - O S T E N d. Ä . , S. 4 7 ; R Ü P P E L L , S. 6 2 ; B I E B E R , S. 1 4 9 ; v g l . KUMM, S. 1 0 ; TRIMINGHAM, S. 9 ; COMBES, B d . I , S. 2 7 8 . 4

ROEDER, 1 9 1 2 a , S. 3 8 8 .

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in the principal towns and larger villages." Vorsichtiger formuliert Westermann 1 unsere auf zu knappen Quellen beruhende Unsicherheit: „Wie weit und in welcher Weise das Christentum auf das Volksleben gewirkt hat, läßt sich kaum feststellen." Seit den ersten Notizen von Poncet und Brevedent 2 ziehen sich wie ein roter Faden kritische Bermerkungen über eine angeblich geringe Intensität der Befolgung der Lehre des Korans durch die Berichte. Die Verhältnisse haben sich in den 115 Jahren bis zum Aufenthalte Burckhardts 3 offenbar kaum verändert, denn auch er vermerkt, daß mit Ausnahme derjenigen Männer, die in Ägypten gearbeitet hatten, die religiöse Erziehung nicht tief eingedrungen sei. „In general the olny prayer known . . . is the exclamation of Allahu Akbar." — Light, Rüppell, Cadalvene, Prokesch-Osten, Lane, Dandolo und Munzinger 4 hielten ebenso nicht viel vom Religionseifer der Nubier; Prokesch-Osten sprach sogar von „höchster Vernachlässigung". Die Danagla befolgten außer dem Fasten im Monat Ramadan nur selten andere vorgeschriebene Zeremonien5. Außer den angeführten Berichten scheinen zwei Umstände für einen nur durchschnittlichen Glaubenseifer der Nubier zu sprechen. Es ist einmal der geringe Beitrag, den diese zum geistigen Leben des Islams leisteten, und zweitens die unter Nubiern seltene Pilgerfahrt nach Mekka, wovon schon Burckhardt, Cadalvene und Rüppell sprachen. Trotz der nicht allzugroßen Entfernung zu den heiligen Plätzen des Islams findet man nur verschwindend wenige Nubier, die eine Wallfahrt dorthin unternommen haben. An Anregungen hat es den in religiösen Fragen offenbar nur wenig begeisterungsfähigen Nubiern nicht gefehlt. Verschiedene Bruderschaften oder Orden, Tarika genannt, haben das geistige Leben Nubiens zu aktivieren versucht. Zum Beispiel war Mohammed ibn 'Isa ibn Salih el-Bidairi, der auch Suwar el-Dhahab® genannt wurde, zu Anfang des 16. Jahrhunderts der religiösen Führer einer Gruppe der Bedeirija-Araber am Nil, nachdem er vorher bis Andalusien gereist war und sich für kurze Zeit in Aswan niedergelassen hatte. Um 1504 predigte er in Dongola die Lehre des Islams in der der Qadiriya eigenen Art und warb viele Anhänger in diesem seit dem Erlöschen des Christentums religiös nicht einheitlichen Gebiet. Man könnte vermuten, daß Nubien im Rahmen der islamischen Welle, die gerade im 16. Jahrhundert in neue Gebiete, z. B. nach Darfur 7, ausgriff, eine der Ausgangspositionen darstellte. WESTERMANN, 1 9 5 2 , S . 2 8 0 . PONCET, S. 1 2 ; CRAWFORD, S . 2 9 3 . 3 BURCKHARDT, S. 1 4 8 . 1 LIGHT, S . 4 2 4 ; RÜPPELL, S . 4 6 ; CADALVENE, B d . I I , S . 1 4 8 ; PROKESCH-OSTEN d. Ä . T S. 4 7 ; L A N E , B d . I I , S . 3 1 2 ; DANDOLO, S . 1 8 7 ; MUNZINGER, S . 5 5 2 . 5 RÜPPELL, S . 4 6 . 8 HILL, 1 9 5 1 , S . 2 5 9 . 7 BECKER, 1910, S . 155; WESTERMANN, 1912b, S . 6 1 9 f f ; NIEDERMEYER, S . 2 6 4 ; DELAFOSSE, S . 5 3 5 ; A R K E L L , 1 9 5 1 , S. 4 5 . 1

2

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Das 19. Jahrhundert brachte dem Ostsudan neue religiöse Bewegung, die zunächst friedlich begann, aber blutig endete. ;Das südliche Nubien war in allen Fällen in die Ereignisse verwickelt. Die für den Ostsudan bedeutendste Tarika der Gegenwart ist die Khatmija, deren Gründer Mohammed Osman el-Mirghani 1787 oder 1792 im Hedschas geboren wurde. Nach Willis studierte er in Mekka die Grundsätze von vier verschiedenen Tarikas, kombinierte sie und fügte eigene Gedanken hinzu, dadurch entstand seine Lehre, die im Sudan weite Verbreitung fand. Seinen politischen Einfluß auf die Bevölkerung erprobte er, als er zur allgemeinen Beruhigung nach dem Einmarsch der türkisch-ägyptischen Truppen 1821/22 erheblich beitrug 1 . Die protürkische Haltung sicherte der Tarika bis 1882 die Unterstützung der höchsten Verwaltungsstellen. Bei unserem Aufenthalt in Nubien wurde uns mehrfach erklärt, daß eine bedeutende Mehrheit der Danagla und Mahas Anhänger der Khatmija ist und schon vor dem Mahdi-Aufstand war. In den kritischen Jahren um 1880 war Nubien religiös relativ einheitlich, da zudem auch die christlichen Missionen noch nicht eingegriffen hatten. Am Anfange der katholischen Bestrebungen steht die Persönlichkeit des Slowenen Knoblehar (Knoblecher) 2 , der zwar 1847 durch Dongola reiste, aber, in Erkenntnis der Schwierigkeiten in Gebieten des Islams, die ersten Stationen unter den Heiden des oberen Nils errichtete. Der böhmische Kaufmann Pallme, der 1857 —41 Kordofan und Nubien kennenlernte, warnte schon damals vor jeder Art von Mission. „Sollten sich katholische oder protestantische Missionsgesellschaften entschließen, Missionare zu entsenden, so sollen sie sich nicht niederlassen, wo der Islam schon herrschend ist, alle Mühe und alles Geld wäre verloren 3 ." Die Erhebung des bei Dongola geborenen Mahdi Mohammed Ahmed, die im August 1881 am Weißen Nil begann 4 und sich rasch über weite Teile des Ostsudans ausweitete, hat unterschiedliche geschichtliche Beurteilungen erfahren. Während britische Autoren oft Auflehnung gegen die türkisch-ägyptischen Verwaltungsmethoden als Ursache anführen, erkennt Smirnow 5 in dem Aufstand ein soziales Aufbegehren und eine antikoloniale Erhebung. Olderogge 6 hat wenig später ebenso wie Pirschiz 7 hervorgehoben, daß sozialistische Gedanken wohl dem Anfangsstadium, d. h. noch zu Lebzeiten des Mahdi, innewohnten, daß aber in der weit längeren Regierungszeit des nachfolgenden Khalifen Abdullahi eine feudalistische Oberschicht die politische Macht erlangte. Der religiös-reformierende 1

V g l . HILL, 1 9 5 1 , S . 2 7 8 ; W I L L I S , S . 1 8 0 f f .

2

TONIOLO, S . 9 9 ; TGL. BREHM. PALLME, S . 1 1 7 .

3

4 THEOBALD, 1952, S. 3 5 ; Mohammed Ahmed war nicht der erste, der die Bezeichnung Mahdi, die wörtlich „der Geleitete" bedeutet, aber wohl treffender als „der Verheißene" umschrieben wird, beanspruchte; vgl. MACDONALD, S. 120.

SMIRNOW, S . 4 2 f f . ; v g l . SCHLOSSER, S . 1 7 5 . * OLDEROGGE, S . 2 2 4 . 5

7

PIRSCHIZ, S . 2 5 1 .

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Gehalt der ursprünglichen Lehre des Mahdi, auf den Theobald 1 hinweist, wird zu Unrecht oft übersehen. Auch Gordon, der gegen den Willen des erfahrenen britischen Repräsentanten in Kairo mit der Räumung des Sudans betraut wurde, eine Aufgabe, für die er ungeeignet war, hat den wirklichen Charakter des MahdiAufstandes nicht erkannt; er hielt ihn für eine der häufig vorkommenden Stammesrevolten 2. Die Nubier bewiesen auch in diesen stürmischen Jahren geringe Neigung zu religiösem Fanatismus, von einigen ehemaligen Sklavenhändlern, die sich dem Mahdi anschlössen, abgesehen. Der Widerstand von Khartum, der erst Ende Januar 1885 endete, brachte eine längere Zeit der Entlastung; kriegerische Ereignisse hatten Nubien bis dahin kaum berührt, und die Bevölkerung bekundete kaum Sympathie für den Propheten aus ihren eigenen Reihen. Telegramme Kitcheners an General Wood aus Dongola vom 2. 8. und 3. 8. 1884 melden eine proägyptische Einstellung der Stadtbewohner, besonders der Kaufmannschaft. Aus dem gleichen Monat kennen wir den Bericht des für Unternubien zuständigen Polizeiinspektors von Asiut an den Generalinspektor der Polizei in Kairo, den er nach einer Reise von Aswan bis Korosko am 14. 8. 1884 absandte. Darin hebt er hervor, daß die Mehrheit der Nubier, auch die ärmsten, den Mahdi nicht herbeiwünschten. Als der zu Gordons Entsetzung durchgeführte Versuch, mit Streitkräften von Dongola aus Khartum zu erreichen, fehlgeschlagen und die Verteidiger der Hauptstadt im Januar 1885 den Tod gefunden hatten, wurde der Sudan endgültig geräumt und auch Nubien bis einschließlich Sukkot den Streitkräften des Mahdi kampflos überlassen. Die Verteidigungslinie verlief wechselnd zwischen Firka und Djemai. Mitte November 1885 standen die Mahdi-Truppen in Djemai, 26 km südlich von Wadi Haifa 3 . Zu dieser Zeit herrschte der Mahdi schon nicht mehr; er war, seinen großen Triumph nur wenige Monate überlebend, im Juni 1885 an einer Krankheit gestorben. Sein Nachfolger war der Khalife Abdullahi, ein Mann aus dem südlichen Kordofan, geworden. In der Zeit der Zugehörigkeit Südnubiens zum Reich des Khalifen verhielt sich der verbliebene Teil der Bevölkerung — ein Großteil war mit den abziehenden ägyptischen Truppen nach Norden ausgewichen 4 — unterschiedlich. Zu Anfang war passiver Widerstand gegen die Beauftragten aus Omdurman nicht selten. Fälle feindseliger Haltung sind aus Mahas überliefert 5 . Der Khalife versuchte, das Dongolagebiet, das als Aufmarschgelände für den geplanten Angriff gegen Ägypten fest in seiner Hand sein mußte, durch milde Behandlung stimmungsmäßig für sich zu gewinnen 8 . Drei gleichberechtigte Unterführer befehdeten 1 2

3

THEOBALD, 1 9 5 2 , S . 4 4 . V g l . BLUNT, S. 7 1 ; SHIBEIKA, S. 1 7 2 / 7 3 .

Bericht Major-General GRENFELL an BARING, Wadi Haifa, 22. 1 1 . 8 5 ; vgl. MIT-

FORD, S . 1 6 7 . 4 SLATIN, 1 8 9 9 , S. 4 3 8 . 5 HILL, 1 9 5 1 , S . 1 2 4 . 6 SLATIN, 1 8 9 9 , S . 4 3 8 . 12 H e r z o g , Die Nubier

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sich indessen in Dongola, bis Wad el-Nedjumi, einer der ersten Anhänger des Mahdi, mit den Operationen gegen Ägypten betraut wurde. Wad el-Nedjumi marschierte mit seiner Armee in so großem Abstand westlich parallel zum Nil, daß es ihm gelang, die ägyptisch-britischen Posten in der Wüste zu umgehen. Es kam erst bei Toschke südlich von Aniba, also schon auf ägyptischem Hoheitsgebiet, zur Schlacht, in der Wad el-Nedjumi mit den meisten seiner Soldaten fiel. Die Niederlage von Toschke am5. August 1889 war vernichtend; nur etwa800 Derwische entkamen nach Süden. Noch heute findet man auf dem Schlachtfeldegebleichte Gebeine im Wüstensande. Wir sehen folgende Gründe für den Mißerfolg Nedjumis: Seine Streitkraft war viel zu schwach für einen Angriff auf Ägypten, der Troß hingegen riesenhaft, da fast alle Soldaten Frauen oder Sklavinnen mitschleppten. Bei etwa 4000 bis 5000 waffentragenden Männern umfaßteseine Truppe rund 14000 Personen1! Er hatte die Kampfkraft des Gegners weit unterschätzt, aber die Begeisterung der Nubier nördlich von Wadi Haifa für die Idee des Mahdi, von der er erhebliche Unterstützung erhoffte, ebenso sehr überschätzt. Diese militärischen Ereignisse2 geben noch wenig Aufschluß über die inneren Verhältnisse Südnubiens während dieser Zeit. Alte Nubier erzählten uns, daß die Truppen des Khalifen meist aus Nichtnubiern, aus sogenannten Basingern der südlichen Provinzen, bestanden. In Firka sei eine große Militärsiedlung gewesen, deren Grundmauern man uns noch zeigte. Die vielen Soldaten hätten schwer auf dem Lande, in dem es nicht genug Nahrungsmittel gab, gelastet. Diese mündliche Auskunft deckt sich mit Shuhdi Paschas zwanzigstem Bericht über Spionageergebnisse aus Dongola; danach war im Februar 1887 die Stadt mit 20000 Menschen übervölkert, und Lebensmittel waren knapp. Der Mißerfolg an der Südgrenze Ägyptens und die geringe Begeisterung der Nubier für seine Sache veranlaßten den Khalifen zu einem zunehmend negativeren Urteil über die Nubier. Slatin 3 berichtet, daß jener ihnen in seinen letzten Regierungsjahren mißtraute und sie vom Dienste in der Garde ausschloß. Allesin allem verdichtet sich der Eindruck, daß, von einigen tapferen Berufskriegern abgesehen, die Masse der Nubier nur eine laue Anhängerschaft der Lehre desMahdi war und für den angeblich größten Sohn ihrer Heimat wenig Einsatzfreudigkeit zeigte. Die britisch-französische .Kolonialrivalität durch den französischen Vorstoß ins obere Nilgebiet und hinzutretende Schwierigkeiten der Italiener, die mit Billigung Englands Eroberungskriege in Abessinien führten, aber sowohl bei Adua durch die Abessinier als bei Kassala durch die Truppen des Khalifen militärische Niederlagen hatten hinnehmen müssen, lösten den überraschend schnellen Entschluß in London aus, den Sudan zurückzuerobern. Im Sommer 1896 trat eine dazu befohlene ägytische Armee, verstärkt von wenigen britischen Einheiten, unter dem Oberbefehl Kitcheners zum Angriff auf Dongola an, das Ende September 1 2

VERME, S. 42/43. THEOBALD, 1950, S. 2 6 1 , u. 1952, S. 1 6 0 f f .

* SLATIN, 1 8 9 9 , S . 4 8 1 ; e b e n s o OHRWALDER, S . 1 8 8 .

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besetzt wurde. Erst im folgenden Jahr stieß man, nachdem durch Eisenbahnbauten die Versorgung der Truppen sichergestellt war, weiter in Richtung Khartum vor 1 . Dongola wechselte als Gebiet der verbrannten Erde den Besitzer. Die Truppen des Khalifen hatten vor ihrem Rückzug gründliche Zerstörungsarbeit geleistet, so war z. B. mehr als die Hälfte der Dattelpalmen umgeschlagen worden 2 . Wietief die Erschütterungen der Mahdi-Zeit das Bevölkerungsbild der betroffenen Teile Nubiens veränderten, läßt sich aus Berichten, die kurz nach dem Ende der Kämpfe abgefaßt wurden, erkennen. Garstin 3 gab 1897 seine Eindrücke wie folgt wieder: „What impresses the visitor to Dongola more forcibly than almost anything else is the scantiness of population . . . Between Wady Haifa and Hannek, the inhabitants might almost be described as non-existent, so few in number are they. South of Hannek, more especially in the district of Old Dongola, Ambigol, and Merawe, more life is apparent . . . Labour must for many years be a great difficulty in this region." Auch in dem Bericht Cromers an Salisbury vom 27. 9. 1898 heißt es: „One of the principle wants of the Dongola Province at present is population." — Samuel Ali Hussein 4 war erschüttert von einem Besuch des Südteiles seiner Heimat. „ . . . liegen Hunderte von Städten und Dörfern in Trümmern . . . überall Haufen von Knochen von Menschen und Tieren . . . Nicht einmal ein Fünftel der großen früheren Bevölkerung ist übrig geblieben. Es tut einem so weh, diese großen Landstrecken in solchem Zustande zu sehen!" Den gleichen geringen Prozentsatz an Überlebenden schätzte Budge 6 . Zur Behebung des Menschenmangels sind verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen und durchgeführt worden. Dawkins 6 glaubte, daß Veteranensiedlungen die Lücken füllen könnten; entlassene Soldaten gab es ja damals genug im Sudan. Doch scheint dieser Weg nicht zum vollen Erfolg geführt zu haben, denn fünf Jahre später leitete der damalige Sudanagent in Kairo eine große Werbung unter den ägyptischen Fellachen ein. Freie Fahrt ab Shellal, jede Hilfe und Zuteilung von Land, das zu 12000 Feddan auf Bebauung wartete, waren zugesichert. Die Anwerbung sollte besonders das Dongolagebiet wieder bevölkern; die geringen Flächen kultuvierbaren Landes im felsigen Mahas, Sukkot und Batn el-Hadjar wurden nicht angeboten 7 . Man ginge sicher mit der Annahme, vier Fünftel der Bewohner des Dongolagebietes hätten sich vor rund einem halben Jahrhundert aus nichtnubischen Einwanderern ergänzt, zu weit. Wenn sich auch die Assimilationskraft der nubischen Sprache in der Vergangenheit als groß erwies, so hätte doch die sprachliche „Bewältigung" einer prozentual so bedeutenden Immigration die Nubier überfordert. Da aber Südnubien unverändert nubisches Sprachgebiet blieb, muß bei 1

Vgl. ABBAS, S. 4 2 f f .

2

DAWKINS, S. 5 ; vgl. B e r i c h t BARINGS an SALISBURY, K a i r o 20. 2.

3

GARSTIN, S. 13.

4

SAMUEL ALI HUSSEIN, 1900, S. 15.

5

BUDGE, 1 9 0 7 , B d . I, S. 1 0 6 ; DUGMORE, S. 241.

6

DAWKINS, S. 2.

7

SCIAVI, S . 6 3 ff.

12*

1890.

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der Wiederbesiedlung der durch die Kriegswirren entvölkerten Landschaften auch ein Teil ehemaliger nubischer Auswanderer, die während der Mahdi-Zeit im Ostsudan verstreut gelebt hatten oder in Ägypten an ihren Arbeitsstellen geblieben waren, allmählich zurückgekehrt sein, sicher ebenso von der Möglichkeit billigen Landerwerbes angelockt wie von Heimatliebe beeinflußt. Förderlich für die Erhaltung des nubischen Charakters des Gebietes südlich des 2. Kataraktes war der Zuzug von Kenuzi-Familien, die gerade in den Jahren der Wiederbesiedlung Dongolas ihre Dörfer wegen der Füllung des Stausees von Aswan räumen mußten. Da sie auch den gleichen Dialekt wie die Danagla sprachen, fügten sie sich reibungslos in die erhalten gebliebene nubische Bevölkerung ein und sicherte deren Übergewicht gegenüber anderen Ein wan derer gruppen. 5. D e r A s w a n - D a m m Für die Kenuzi wurde der Bau des Aswan-Dammes zum einschneidendsten Ereignis ihrer Geschichte. Den ersten Vorschlag zum Bau eines Staudammes am 1. Katarakt hat schon 1866 Samuel Baker, der Entdecker des Albertsees, gemacht1, doch vergingen viele Jahre, bis dieser kühne Plan in die Tat umgesetzt wurde. Noch vor dem Abschluß der Rückeroberung des Sudans, jedoch als keine Gefahr eines neuen Angriffs auf Unternubien — wie 1889 — mehr bestand, trat man 1895 der praktischen Durchführung näher 2 . Kitchener, der die große wirtschaftliche und politische Auswirkung eines solchen Dammes auf die ägyptische Bevölkerung richtig einschätzte, trieb die vorbereitenden Arbeiten voran3. Im Februar 1899 wurde der Grundstein vom Khediven gelegt 4 . Erst 1903 war das Staubecken voll gefüllt und die letzten Nubier zum Verlassen ihrer Dörfer gezwungen. Die erste Erhöhung war 1915 vollendet. Nach dem ersten Weltkrieg, gezwungen durch die immer ansteigende Bevölkerungszahl Ägyptens, mußte man nochmals erhöhen,was 1929 zu neuer Umsiedlung von betroffenen Bevölkerungsteilen aus solchen Dörfern, deren Höherlegung unmöglich war, führte. Dieses mehrfache Verändern der oberen Grenze des Stausees hat sich auf die Nubier besonders nachteilig ausgewirkt, mußten doch viele ihre dicht am Wasser gebauten Häuser immer wieder ein Stück höher erneut anlegen. Nicht die Zerstörung ihrer von Nilschlamm gebauten Häuser war für die Kenuzi das Schmerzlichste, sondern der Verlust der von Natur aus schon begrenzten Anbaufläche. Bei den meisten Weilern ist jetzt am Ufer des Stausees ein übergangsloser Wechsel vom Wasser zum Felsen oder Sand, ohne dazwischenliegendem schmalem Vegetationsstreifen, zu beobachten. Dort, wo mit Hilfe von 1 2 3 1

MARTIN, S . 3 8 9 . COLVIN, S . 2 2 8 . AWAD 1 9 4 7 , S. 2 8 7 . WEINI*HAL, B d . I I , S . 5 8 4 .

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der Wiederbesiedlung der durch die Kriegswirren entvölkerten Landschaften auch ein Teil ehemaliger nubischer Auswanderer, die während der Mahdi-Zeit im Ostsudan verstreut gelebt hatten oder in Ägypten an ihren Arbeitsstellen geblieben waren, allmählich zurückgekehrt sein, sicher ebenso von der Möglichkeit billigen Landerwerbes angelockt wie von Heimatliebe beeinflußt. Förderlich für die Erhaltung des nubischen Charakters des Gebietes südlich des 2. Kataraktes war der Zuzug von Kenuzi-Familien, die gerade in den Jahren der Wiederbesiedlung Dongolas ihre Dörfer wegen der Füllung des Stausees von Aswan räumen mußten. Da sie auch den gleichen Dialekt wie die Danagla sprachen, fügten sie sich reibungslos in die erhalten gebliebene nubische Bevölkerung ein und sicherte deren Übergewicht gegenüber anderen Ein wan derer gruppen. 5. D e r A s w a n - D a m m Für die Kenuzi wurde der Bau des Aswan-Dammes zum einschneidendsten Ereignis ihrer Geschichte. Den ersten Vorschlag zum Bau eines Staudammes am 1. Katarakt hat schon 1866 Samuel Baker, der Entdecker des Albertsees, gemacht1, doch vergingen viele Jahre, bis dieser kühne Plan in die Tat umgesetzt wurde. Noch vor dem Abschluß der Rückeroberung des Sudans, jedoch als keine Gefahr eines neuen Angriffs auf Unternubien — wie 1889 — mehr bestand, trat man 1895 der praktischen Durchführung näher 2 . Kitchener, der die große wirtschaftliche und politische Auswirkung eines solchen Dammes auf die ägyptische Bevölkerung richtig einschätzte, trieb die vorbereitenden Arbeiten voran3. Im Februar 1899 wurde der Grundstein vom Khediven gelegt 4 . Erst 1903 war das Staubecken voll gefüllt und die letzten Nubier zum Verlassen ihrer Dörfer gezwungen. Die erste Erhöhung war 1915 vollendet. Nach dem ersten Weltkrieg, gezwungen durch die immer ansteigende Bevölkerungszahl Ägyptens, mußte man nochmals erhöhen,was 1929 zu neuer Umsiedlung von betroffenen Bevölkerungsteilen aus solchen Dörfern, deren Höherlegung unmöglich war, führte. Dieses mehrfache Verändern der oberen Grenze des Stausees hat sich auf die Nubier besonders nachteilig ausgewirkt, mußten doch viele ihre dicht am Wasser gebauten Häuser immer wieder ein Stück höher erneut anlegen. Nicht die Zerstörung ihrer von Nilschlamm gebauten Häuser war für die Kenuzi das Schmerzlichste, sondern der Verlust der von Natur aus schon begrenzten Anbaufläche. Bei den meisten Weilern ist jetzt am Ufer des Stausees ein übergangsloser Wechsel vom Wasser zum Felsen oder Sand, ohne dazwischenliegendem schmalem Vegetationsstreifen, zu beobachten. Dort, wo mit Hilfe von 1 2 3 1

MARTIN, S . 3 8 9 . COLVIN, S . 2 2 8 . AWAD 1 9 4 7 , S. 2 8 7 . WEINI*HAL, B d . I I , S . 5 8 4 .

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Steinwällen und dahinter aufgetragenem Erdreich eine spärliche Anbaufläche errichtet werden konnte, muß diese ständig mit Schaduf oder Sakije bewässert werden. Die Felder reichen aber selten an Größe aus, um für die Zugtiere ausreichend Futter zu liefern, weshalb auch die Sakijen-Bewässerung nicht den wirtschaftlichen Faktor darstellt wie in den Landschaften südlich des Stausees. Nur bei Dakke ist noch Landwirtschaft zu finden, die mit der von Dongola oder Mahas vergleichbar wäre. Die Vergrößerung der Seluka-Anbauöäche, die sich ergibt, wenn der Stausee einmal jährlich abgelassen wird, behebt die Versorgungsschwierigkeiten nicht. Die in der Heimat verbliebenen Eenuzi hängen ernährungsmäßig erheblich von Einfuhren aus Ägypten oder dem Sudan ab, welche die Verbraucher nur bezahlen können, weil fast in jeder Familie ein männliches Mitglied seinen Barverdienst in der Stadt teilweise als Unterhaltsbeihilfe schickt. Die Stauung des Nils ist bis Baiana spürbar, greift also über das Kenuzigebiet noch ein erhebliches Stück südwärts hinaus und zieht auch die mittlere nubische Gruppe, hier Kushshaf genannt, in Mitleidenschaft. Von Djemai, dem nördlichsten Punkt, der durch die Kriegsereignisse der Mahdi-Zeit gelitten hat, bis Baiana beträgt die Entfernung nur rund 100 km, so daß man berechtigt feststellen kann, daß das nubische Bevölkerungsbild, mit Ausnahme dieser kurzen Strecke, in den letzten 70 Jahren schweren Erschütterungen ausgesetzt gewesen ist. In den vergangenen Jahrzehnten haben Vermessungstrupps auf der Suche nach einer geeigneten Stelle für eiiien neuen Damm in verschiedenen Landschaften Nubiens, z. B. am Dal-Katarakt 1 , gearbeitet und damit erhebliche Unruhe in die Bevölkerung, die ihre Dörfer und Felder bedroht sah, gebracht. Auch die neuen Arbeiten für den großen Damm bei Dabod sind unter den Kenuzi ein häufiger Gesprächsstoff. Im allgemeinen schicken sich die Nubier mit orientalischem Fatalismus in das Unvermeidliche. Eine klare Kenntnis von der Notwendigkeit der Dammbauten 2 haben wohl nur einige Männer, die in den Städten durch Presse und Rundfunk aufgeklärt worden sind. Welche Auswirkung der geplante neue Damm im einzelnen auf die nubische Bevölkerungsgruppierung haben wird, läßt sich schwer abschätzen. Für die Kenuzi dürfte kaum noch die bescheidenste Existenzmöglichkeit in der alten Heimat bleiben, doch auch die mittlere Gruppe wird zu einem erheblichen Teile, besonders nördlich des 2. Katarakts, zur Abwanderung gezwungen werden.

4. S e ß h a f t w e r d e n v o n N o m a d e n Wie der geschichtliche Abriß zeigte, sind seit alter Zeit Angehörige von Nomadenstämmen (arabische Beduinen oder Bedja) zwischen den Nubiern seßHURST, Bd. VII, S. 1 0 1 — 1 0 3 . Vgl. SELIM, S. 115, der zu Recht darauf hinweist, daß die ständig wachsende Bevölkerungszahl Ägyptens zum Handeln zwingt. 1885 hatte Ägypten 7 Mill. Einwohner, 1897 10 Mill., 1927 14 Mill., 1937 16 Mill., 1947 19 Mill., 1955 22 Mill. — vgl. CLELAND. 1

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Steinwällen und dahinter aufgetragenem Erdreich eine spärliche Anbaufläche errichtet werden konnte, muß diese ständig mit Schaduf oder Sakije bewässert werden. Die Felder reichen aber selten an Größe aus, um für die Zugtiere ausreichend Futter zu liefern, weshalb auch die Sakijen-Bewässerung nicht den wirtschaftlichen Faktor darstellt wie in den Landschaften südlich des Stausees. Nur bei Dakke ist noch Landwirtschaft zu finden, die mit der von Dongola oder Mahas vergleichbar wäre. Die Vergrößerung der Seluka-Anbauöäche, die sich ergibt, wenn der Stausee einmal jährlich abgelassen wird, behebt die Versorgungsschwierigkeiten nicht. Die in der Heimat verbliebenen Eenuzi hängen ernährungsmäßig erheblich von Einfuhren aus Ägypten oder dem Sudan ab, welche die Verbraucher nur bezahlen können, weil fast in jeder Familie ein männliches Mitglied seinen Barverdienst in der Stadt teilweise als Unterhaltsbeihilfe schickt. Die Stauung des Nils ist bis Baiana spürbar, greift also über das Kenuzigebiet noch ein erhebliches Stück südwärts hinaus und zieht auch die mittlere nubische Gruppe, hier Kushshaf genannt, in Mitleidenschaft. Von Djemai, dem nördlichsten Punkt, der durch die Kriegsereignisse der Mahdi-Zeit gelitten hat, bis Baiana beträgt die Entfernung nur rund 100 km, so daß man berechtigt feststellen kann, daß das nubische Bevölkerungsbild, mit Ausnahme dieser kurzen Strecke, in den letzten 70 Jahren schweren Erschütterungen ausgesetzt gewesen ist. In den vergangenen Jahrzehnten haben Vermessungstrupps auf der Suche nach einer geeigneten Stelle für eiiien neuen Damm in verschiedenen Landschaften Nubiens, z. B. am Dal-Katarakt 1 , gearbeitet und damit erhebliche Unruhe in die Bevölkerung, die ihre Dörfer und Felder bedroht sah, gebracht. Auch die neuen Arbeiten für den großen Damm bei Dabod sind unter den Kenuzi ein häufiger Gesprächsstoff. Im allgemeinen schicken sich die Nubier mit orientalischem Fatalismus in das Unvermeidliche. Eine klare Kenntnis von der Notwendigkeit der Dammbauten 2 haben wohl nur einige Männer, die in den Städten durch Presse und Rundfunk aufgeklärt worden sind. Welche Auswirkung der geplante neue Damm im einzelnen auf die nubische Bevölkerungsgruppierung haben wird, läßt sich schwer abschätzen. Für die Kenuzi dürfte kaum noch die bescheidenste Existenzmöglichkeit in der alten Heimat bleiben, doch auch die mittlere Gruppe wird zu einem erheblichen Teile, besonders nördlich des 2. Katarakts, zur Abwanderung gezwungen werden.

4. S e ß h a f t w e r d e n v o n N o m a d e n Wie der geschichtliche Abriß zeigte, sind seit alter Zeit Angehörige von Nomadenstämmen (arabische Beduinen oder Bedja) zwischen den Nubiern seßHURST, Bd. VII, S. 1 0 1 — 1 0 3 . Vgl. SELIM, S. 115, der zu Recht darauf hinweist, daß die ständig wachsende Bevölkerungszahl Ägyptens zum Handeln zwingt. 1885 hatte Ägypten 7 Mill. Einwohner, 1897 10 Mill., 1927 14 Mill., 1937 16 Mill., 1947 19 Mill., 1955 22 Mill. — vgl. CLELAND. 1

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haft geworden. Dieser Prozeß hat sich ununterbrochen bis in unsere Tage fortgesetzt1. Als Grund für die in den letzten Jahrzehnten zunehmende Neigung zur Aufgabe des reinen Nomadenlebens glauben wir erkennen zu können, daß einmal die Mahdi-Zeit erhebliche Veränderungen herbeiführte, die Reid 2 richtig beurteilt: „The Khalifa's rule desintegrated nomad Arab life by massing them in Omdurman and by sending them on expeditions far beyond their local confines." Zum anderen gilt, daß ganz allgemein das materielle Zubehör des täglichen Lebens bei nahezu allen Nomaden gewaltig zugenommen hat und kaum noch bei weiträumigen Bewegungen vollständig mitgeführt werden kann. Die Einrichtung von festen Plätzen, in denen eine Nachhut zurückgelassen wird, ist schon die erste Stufe des Ubergangs zur Halbseßhaftigkeit. Diese Beobachtung in der Ostsahara und der Nubischen Wüste hatten wir vorher ganz ähnlich in der Nordwestsahara, z. B. bei den Beni Bu Jahi am Muluya, gemacht. Absterben des Karawanenverkehrs und Aufkommen des Lastwagentransportes an Stelle der Warenbeförderung mittels Kamelen haben das ihrige dazu beigetragen, die Axt an die Wurzeln des alten Wüstennomadentums zu legen 3 . Auch hat die beschriebene Werbeaktion zur Wiederbesiedlung des Dongolagebietes zahlreiche Nomaden ins Niltal gelockt. Nach den Angaben unseres Gewährsmannes Scheich Zubeir Hamad el-Melik sind besonders die Kerrarisch weitgehend zur Seßhaftigkeit übergegangen 4 . Zwischenheiraten mit Danagla kommen häufig vor, außer Arabisch sprechen und verstehen sie meist auch Nubisch. Von den Kababisch hat sich ein geringerer Prozentsatz im Niltal niedergelassen; Teile der Untergruppe Ummatto konzentrieren sich gegenwärtig um Debba und befinden sich — nach unserem Augenschein — mitten im Übergang. Von den anderen Untergruppen der Kababisch sind die Gungonab teilweise seßhaft geworden, während die Mereisat noch in der Mehrzahl westlich von Dongola schweifen, sich aber schon ständig unterhaltene feste Plätze anlegen. Große Anbauflächen ziehen oft Nomaden der angrenzenden Wüste an, um ihre Tiere nachts wild weiden zu lassen. Vor Jahren schon wurden in Südnubien Strafbestimmungen gegen das Wildweiden erlassen: pro Nacht ist als Buße an den Bauern für jedes Schaf oder jede Ziege 2 Piaster, für jede Kuh 5 Piaster und für jedes Kamel 5 Piaster zu zahlen. Unser Gewährsmann Rashed klagte, daß diese Schutzbestimmungen, da der Preis der Tiere, nicht aber die Höhe der Bußzahlung anstieg, heute nicht mehr wirkungsvoll seien. Ein Nomade, der sein Vieh einige Zeit vor dem Verkauf durch Wildweiden in den Anbauflächen fett werden läßt, macht, auch wenn er täglich die Buße zahlt, noch immer ein gutes Geschäft. Um dem Übel zu steuern, haben die örtlichen Verwaltungsstellen die 1 Vgl. AWAD 1 9 5 4 ; MACMICHAEL, 1 9 1 0 , S. 2 2 0 ; im Dongolagebiet hatten sich, nach MACMICHAEL, 1922, Bd. I, S. 359, schon vor 1 8 0 0 riele Ababde festgesetzt. 2

REÍD, S. 1 1 6 .

3

Vgl. HERZOG, 1 9 5 6 b , S. 217.

4

Vgl. WILSON, 1 8 8 8 , S. 1 2 .

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Befugnis erhalten, in Fällen zu häufigen Wildweidens entweder den Nomaden dorthin zu weisen, wo er als Kleinpächter einen legalen Übergang zur Seßhaftigkeit erleben kann, oder ihn wieder in die Wüste zurückzuschicken. Die Besonderheiten der nubischen Anbauwirtschaft machen es dem Nomaden leicht, am Nilufer Fuß zu fassen. Da der Grundeigentümer durchaus nicht immer sein Land selbst bestellt, kann sich der Nomade, wenn er wenigstens ein Rind besitzt, als Terbal an einer Sakijen-Arbeitsgemeinschaft beteiligen (vgl. S. 137). Er erlangt damit, ohne selbst Uferland zu besitzen, Anrecht auf einen Teil des Ertrages. Eine andere Möglichkeit bietet ihm die Arbeitsaufnahme als selbständiger Kleinpächter (vgl. S. 142). Eine feindselige Haltung der Dorfbewohner braucht er kaum zu fürchten, da viele Männer abwesend sind und niemals ein Überangebot an Arbeitskräften Konkurrenzgefühle aufkommen läßt.

VII. SCHLUSSBETRACHTUNG D e r rassengeschichtliche Abriß zeigte den Mischungsgrad der Nubier u n d der entworfene Verlauf der nubischen Geschichte, der hier nicht wiederholt zu werden braucht, die temporäre Zugehörigkeit zu benachbarten Großstaaten. W e n n auch dieser m e h r f a c h e Wechsel nicht einer Ein- u n d Ausklammerung in deutlich unterscheidbare Kulturprovinzen gleichkam, so öffnete doch die politische Bindung an mächtige Nachbarn auch geistigen Strömungen das Tor. D e r Beeinflussung vom dynastischen Ägypten u n d von Napata/Meroe folgten Jahrh u n d e r t e der Zugehörigkeit zum christlichen Mittelmeerraum mit Ausstrahl u n g e n von Byzanz u n d dem Patriarchensitz Alexandrien auf Nubien, das ein wichtiges Verbindungsglied zwischen dem koptischen Ägypten u n d dem christlichen Abessinien war. Noch zur Zeit politischer Unabhängigkeit der christlichen nubischen Herrscher begann die Islamisierung als Folge des vielfältigen Kontaktes aller nubischen Bevölkerungsteile m i t eingewanderten Moslimen, den weder die Könige noch die kirchlichen W ü r d e n t r ä g e r zu hindern vermochten. W e n n auch die Teilung Nubiens in eine zum Osmanischen Reich u n d eine zum sudanischen Fundj-Reich gehörige Hälfte manche Besonderheit entwickeln u n d konservieren half, so war doch die Einbeziehung Nubiens in die große Gemeinschaft des Islams damit endgültig geworden. I n dieser, jetzt schon m e h r als ein halbes Jahrtausend währenden islamischen Epoche Nubiens sind die Merkmale der vorangegangenen Kulturen weitgehend überdeckt, oft sogar völlig ausgelöscht worden. Besonders i m Glaubensleben u n d in der Gesellungsform ließen die bindenden Vorschriften des Korans alte Vorstellungen u n d O r d n u n g e n ausklingen. N u r noch in wenigen Zügen nubischen Brauchtums darf m a n m i t einigem Recht Relikte einstigen Gesellschaftsleben oder Glaubens v e r m u t e n (vgl. z. B. S. 105). Nubien ist h e u t e kein dankbares Feld f ü r ethno-soziologische Forschung. I m Hinblick auf die vorislamische Grundlage sieht Frobenius 1 in Nubien das Gebiet, in d e m sich „Äthiopik u n d Hamitik in höchster Gestaltungskraft ü b e r schneiden". Kennzeichnend f ü r die äthiopische Kultur ist i h m die Pflanze, f ü r die hamitische das Tier. Dieser Zusammenklang von B a u e r n t u m u n d Viehzucht ist in der Tat f ü r Nubien charakteristisch, denn — wie wir ausgeführt haben — t r e t e n weder H a n d w e r k noch städtisches B ü r g e r t u m daneben. Auch sieht Frobenius richtig, daß bei den Nubiern das „äthiopische Lebensgefühl", anders ausgedrückt das bäuerliche Denken, vorherrscht, wogegen die viehzüchterische Lebensauffassung, welche den benachbarten Bedja eigen ist, weniger ausgeprägt blieb. Leider ergibt die Betrachtung der materiellen Kulturgüter Nubiens nicht in gleichem Maße völkerkundliche Erkenntnisse, wie m a n das z. B. bei Negern 1

FROBENIUS, 1 9 5 4 , S. 4 2 1 .

Die

Nubier

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erwarten darf. Es sind so vielfältige Einflüsse aus dem modernen Ägypten nach Nubien gelangt, daß es schwer ist, altes nubisches Gut herauszuschälen. Die in den ägyptischen Städten arbeitenden Männer haben seit Jahrhunderten Erzeugnisse von dort mitgebracht, und die Händler boten im Basar von Dongola und Wadi Haifa schon im vorigen Jahrhundert eine Fülle europäischer Exportartikel an. Japanische und indische Waren traten mit den europäischen in den letzten Jahrzehnten in Konkurrenz, was das Verschwinden des Einheimischen beschleunigte. Unter dem wenigen, was nicht importiert wird, ist eigentlich nichts spezifisch nubisch. Das Angareb (vgl. Abb. 29), die Schlafstelle, zeigt zwar im Dongolagebiet noch eine spezielle Musterung des Palmfasergeflechtes 1 , ist aber zugleich in weiten Teilen des nördlichen und zentralen Ostsudan heimisch und nach Baumann und Rütimeyer 2 altes orientalisches Hochkulturgut. Ebenso weit verbreitet sind in Nordostafrika (von Ägypten bis Abessinien und Darfur) die großen irdenen Yorratsgefäße (vgl. Abb. 30) 3 , die Reib- oder Drehmühlen zum Herstellen des Brotmehles 4 , die farbigen Flechtarbeiten in Spiralwulsttechnik 5 und die ehemals gebrauchten runden Schilde 6 . Die Sichel reicht zeitlich weit ins ägyptische Altertum zurück und ist gegenwärtig bei der bäuerlichen Bevölkerung des ganzen nördlichen Sudans und Abessinien wie auch bei den Fellachen zu finden. Die Leier, nubisch Kisir genannt, ist der antiken Lyra vergleichbar und heute als Musikinstrument von den Ägyptern bis zu den Kawirondo verbreitet 7 . Nach Arabien weist das aus der Mode kommende Kleidungsstück Rahat (vgl. S. 92). Das kalebassenförmige Tongefäß zur Kaffeebereitung, djebana, ist rein sudanisch. So wie sich in bezug auf den materiellen Besitz durch die Mitbringsel der Männer der Unterschied zwischen Arbeits- und Heimatort ausglich, verminderte sich auch im Geistigen der kulturelle Niveauunterschied zwischen den männlichen Nubiern und ihren hochentwickelten Nachbarn. Thurnwald 8 wies darauf hin, daß dort, wo nur geringe Spannung besteht, sich der Ausgleich so gründlich vollzieht, „daß es oft schwer wird, den Ursprung eines zum Kulturbestandteil gewordenen ,Inventarstückes' nachzuweisen". Nubien ist nach unserer Ansicht ein gutes Beispiel für diese Behauptung. Herskovits® hat, wohl vorwiegend den gegenwärtigen Zustand berücksichtigend und die Inventarstücke zählend, ohne

1

C A D A L V È N E , B d . I I , S . 1 2 2 ; W E R N E , S . 1 9 ; P A L L M E , S . 3 3 ; L E P S I U S , 1 8 5 2 , S . 1 3 7 U.

1 7 6 ; CROWFOOT, 1 9 3 3 , S . 12. 2

BAUMANN, 1 9 4 0 , S . 2 3 7 ; R U T I M E Y E R , S. 4 6 4 .

3

VYCICHL, S. 2 4 7 ; BAUMANN, 1 9 4 0 , S. 2 3 9 ; BACON, S. 3 1 7 .

1

J U N K E R , 1 9 2 1 , S . 199FF.

5

SCHMIDL, S. 650.

'

FROBENIUS, 1903, S. 30.

7

BURCKHARDT, S. 1 4 6 ; J U N K E R , 1 9 2 1 , S. 2 5 7 / 3 9 ; FROBENIUS, 1 8 9 9 , S. 1 3 4 ; ANKERMANN,

S . 2 3 U. 8 1 . 8

THURNWALD, 1940, S. 455.

9

H E R S K O V I T S , S . 6 7 U. 7 5 .

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R O L F HERZOG

nach der Herkunft zu fragen, in seiner Einteilung Afrikas in „culture areas* Nubien zu Ägypten geschlagen. Hatte schon der bedeutende Karawanen-Transithandel nie eine völlige Isolierung Nubiens zugelassen, so hat die seit dem 16./17. Jahrhundert belegte zeitweise Abwanderung der Männer in die Städte noch nachhaltiger gewirkt. Dieser Kontakt kann k a u m überschätzt werden; er übertrifft an Bedeutung die Einflüsse, welche durch Händler und Besatzungstruppen ins L a n d kamen. Die nubischen Männer gerieten als Hausangestellte in den Städten mit zwei grundverschiedenen Kulturbereichen in jahrelange und engste Berührung: mit dem wohlhabenden orientalischen Stadtbürgertum und den zugewanderten Europäern. D e m ersten Kreise gegenüber ergab gleiches Glaubensbekenntnis, Ähnlichkeit der Mentalität und leichte Verständigung^ möglichkeit in der allgemein verstandenen arabischen Sprache eine größere Aufgeschlossenheit als den nichtmohammedanischen Europäern gegenüber. Wenn sich auch zwischen nubischem Diener und europäischem Dienstherrn oft ein dauerhaftes Vertrauensverhältnis entwickelte, so blieb doch die Religionsschranke eine Barriere, die verhinderte, daß europäische Anschauung u n d Einrichtungen unter Nubiern heimisch wurden. Wohl übernahmen viele Nubier europäische Zivilisationsgüter, doch ihre Weltanschauung und Sozialordnung beließen sie unbeirrt in der vom Islam geprägten Form. Anders als bei einigen Negerstämmen bildete die festgefügte Kultur des islamischen Orients ein ausreichendes Gegengewicht gegen europäische Einflüsse. Hinzu kommt, daß n u r die Männer den europäischen Lebensstil kennenlernten, die Frauen aber unbeeinflußt blieben, da die nubischen Landschaften nie Siedlungsraum europäischer Kolonisten wurden. Trotz des jahrhundertelangen Kontaktes der männlichen Nubier mit Europäern kann von einer Europäisierung nicht gesprochen werden. Das weitgehende Aufgehen der männlichen Nubier in der Kultur der orientalischen Städte läßt die V e r m u t u n g zu, daß es schon seit Jahrzehnten kein eigenständiges nubisches Volkstum mehr gibt. Einige Völkerkundler und Kulturhistoriker sprechen geradzu vom Völkertod, womit sie nicht die physische Auflösung einer ethnischen Einheit meinen, sondern den weitgehenden Verlust kultureller und sprachlicher Individualität. U m die Frage, ob die Nubier alle kulturelle Individualität verloren haben, beantworten zu können, scheint es notwendig, auf die Besonderheit der Aufteilung des nubischen Volkstums in zwei unterscheidbare Sphären hinzuweisen. Es ist einmal die männliche Sphäre, gekennzeichnet durch Weltoffenheit (zumindest soweit es die Welt des Islams betrifft) und Angleichung an den Lebenszuschnitt orientalischer Städte; es ist zum anderen die weibliche Sphäre, gekennzeichnet durch Abgeschlossenheit, begrenzten Horizont, geringe Impulse von außen und damit zusammenhängendem Konservativismus. Die der männlichen Sphäre eigene Tendenz zum Anpassen fehlt der weiblichen, die in Sprache u n d Brauchtum noch i m m e r ein Hort des Alten ist. Die lange Abwesenheit der meisten Nubier verhindert oder verzögert eine Angleichung der Sphären, an der viele Männer — wie es scheint — auch nicht sonderlich interessiert sind, da sie

Die Nubier

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fürchten, durch Modernisierung und Ausweitung der weiblichen Lebenssphäre -die Ansprüche der zurückbleibenden Frauen zu steigern und einer raschen Emanzipierung den Weg zu ebnen. Diese Teilung in zwei Sphären wirkt sich seit langem in der Erziehung aus. In der ersten Phase des Heranwachsens ist der junge Nubier, gleich ob Knabe •oder Mädchen, in die weibliche Sphäre einbezogen. Je länger sich die ungestörte Betreuung von seiten der Frauen auch auf Lebensjahre, in denen dem Kinde schon bleibende Bildungswerte vermittelt werden können, ausdehnt, desto tiefer wird der Heranwachsende mit dem eigentlich Nubischen vertraut. In dem Augenblick, da sich religiöse oder staatliche Erziehungsinstitutionen einmischen, beginnen die der Erhaltung der nubischen Individualität nicht förderlichen Tendenzen Oberhand zu gewinnen. Gleichgültig, in welchen Schultyp (Koranschule alter Art oder weitgehend säkularisierte Regierungsschule neuer Art) der junge Nubier eingereiht wird, in allen Fällen wird der Unterricht arabisch erteilt, und Sprache wie der vermittelte Stoff entfremden den Schüler der ihn bisher umgebenden weiblichen Sphäre. Bis in die letzten Jahre erfaßte die Schulerziehung nur Knaben, nicht Mädchen. Der Erziehungseinfluß auf die männliche Jugend ist keine junge Erscheinung. Schon in der Fundj-Zeit unterhielt fast jedes größere Dorf eine Khalwa (Koranschule). Die Begabten vervollkommneten ihre Bildung teils in Ed-Damer im Sudan, teils unter Leitung der Ulema der Schaikije, in beiden Fällen außerhalb Nubiens1. Auch zählte die berühmte Al-Azhar-Universität in Kairo im 18. Jahrhundert unter den landsmannschaftlichen Studentengruppen ( riwak ) eine solche für Nubier 2 . Mit der Gründung des Gordon-College in Khartum begann im Sudan die Entwicklung eines modernen Schulsystems mit Einbeziehung europäischen Lehrstoffes3. Dongola und Wadi Haifa gehörten zu den ersten Städten, die schon 1902/05 säkularisierte Regierungsschulen unterhielten 4 . Da die Nubier die Vorteile, welche die Schulbildung ihrer männlichen Jugend bei der späteren Berufsausübung in den Städten bringt, richtig einschätzten, erfreuten sich alle Erziehungseinrichtungen für Knaben bald regen Zuspruchs. Mit dem Ausbau der Schulerziehung, die oft in die Hände nichtnubischer Lehrer gelegt ist, werden sehr viele Knaben schon früh dem weiblich-nubischen Einfluß entzogen. Schließlich wirkt auf die Knaben auch noch das Vorbild des Vaters, wenn er in großen Zeitabständen die Familie besucht. Ist der Sohn schon verständig genug, sind die Schilderungen des Vaters vom Leben in den Städten für ihn Verlockung, im geeigneten Alter selbst die Heimat zu verlassen. Nachahmung ist ein wichtiger Faktor und führt hier, zusammen mit dem wirtschaftlichen Zwang, zur Herausbildung eines sozialen Kodex, einer Verhaltensnorm. Diese besagt, daß es für einen Mann, der später Ansehen geniesen will, selbstverständlich ist, jähre- oder 1 2 3

BACON, S . 2 2 4 ; B U R C K H A R D T , S . 5 1 ; WADDINGTON, S . 2 4 9 ; CADALVENE, B d . I I , S . 2 6 0 . CROWFOOT, 1 9 3 2 , S . 4 3 7 ; HEYWORTH-DUNNE, S . 2 5 u . 3 9 . CURRIE, S . 3 6 5 ; v g l . WESTERMANN, 1 9 4 0 , S . 4 4 1 ; GRIFFITH, 1 9 5 3 .

1 CURRIE, Ansprache bei Eröffnung des Gordon-College; vgl. WEST, S. 3 1 ; MACMICHAEL, 1 9 3 4 , S. 2 5 8 f f .

188

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jahrzehntelang außerhalb zu arbeiten, und daß es für die Frau unvermeidlich ist, den größten Teil des Lebens allein und nur mit der Aufzucht der Kinder beschäftigt in der nubischen Heimat zurückzubleiben. Diese Verhaltungsnorm legalisiert gleichsam das Verlöschen der Familie als kleinste Lebensgemeinschaft. Iii bezug auf die Mädchenerziehung lagen die Dinge anders als bei der Knabenbildung. Von verschwindend wenigen Ausnahmen abgesehen, sahen die Eltern nicht die geringste Notwendigkeit, ihre Töchter Lesen und Schreiben lernen zu lassen. Die letztlich entscheidenden Männer lehnten alles, was zur Emanzipierung führen könnte, schroff ab. Der weibliche Bevölkerungsteil blieb damit in seiner überkommenen engen Sphäre; da er nicht Arabisch zu lernen Gelegenheit erhielt, blieb er zwangsläufig auf das Nubische, sprachlich wie kulturell, beschränkt. Die ersten Versuche mit Mädchenklassen waren wenig ermutigend; zu dem Unverständnis der Elternschaft trat die Schwierigkeit, weibliches Lehrpersönal zu finden 1 . Erst in den letzten Jahren änderte sich die Haltung vieler Nubier. Während unseres Aufenthaltes besuchten wir mehrer neugegründete Mädchenschulen und erfuhren, daß die Zahl der weiblichen Schulanfänger dauernd steige. Wenn auch die Weiterentwicklung kaum abzuschätzen ist, darf doch für unsere Betrachtung folgende Prognose gestellt werden: wenn sich in nächster Zukunft die Mehrzahl der heranwachsenden Mädchen der bisher weiblich-nubischen Sphäre entfremden und sich bildungsmäßig dem Niveau der Männer nähern sollte, dürfte dem endgültigen Verlöschen kultureller und sprachlicher nubischer Eigenständigkeit nichts mehr Einhalt gebieten. Wir beantworten die auf Seite 186 gestellte Frage damit, daß wir den gegenwärtigen Nubiern noch Individualität als Bevölkerungsgruppe beimessen, wenn auch einschränkend zu sagen ist, daß bei weitem nicht alle Bevölkerungsteile zur Erhaltung der sprachlichen und kulturellen Eigenart beitragen und die Gefahr des Völkertodes durchaus besteht. Das Nubiertum ist nicht scharf abzugrenzen und hat, außer auf sprachlichem Gebiet, nur weniges, was ihm speziell eigen ist. So wie in anthropologischer Hinsicht der Mischcharakter deutlich wird, ist auch im Kulturellen und Wirtschaftlichen eine Mischung von Elementen Ägyptens und des Sudans erkennbar. Das ausgewogene Verhältnis der ins Nubische eingegangenen Inventarstücke verschiedener Herkunft, das bis jetzt noch keiner Seite das Übergewicht gibt, ist das charakteristisch Nubische. Es ist genug, um die Nubier nach beiden Seiten hin abzugrenzen, aber des Eigenen zu wenig, um sie bei den nördlichen oder südlichen Nachbarn als Fremde erscheinen zu lassen. Händelsinteressen und Arbeitssuche führten die Nubier vom Nildelta bis zu den großen Sümpfen, d. h. von dem Hochkulturgürtel der Mittelmeerküste bis in unerschlossene Negergebiete. Afrika nördlich und südlich der Sahara stellt, wie Westermann 2 betont, zwei verschiedene Welten dar. Das Nubiertum ist ein lebendiges Verbindungsstück zwischen diesen beiden Teilen des Kontinentes. 1 Vgl. BACON, S. 244/45; Sitzungsbericht d. 1. Sitzungsperiode d. Advisory Councils of the Northern Sudan, 17. 5. 1944, S. 33 ff.; Report of de la W a r r Commission S. 15. 2

WESTERMANN, 1 9 5 2 , S . 5 0 .

VIII. ANHANG Abdruck eines Kapitels aus der Handschrift ,,Beschreibung des Egypten Landes nach dem Zustand des Jahres 1664. Von einem reysenden Teuischen in Teutscher Sprach beschrieben. Von J. Michael Wansleben." Diese Handschrift befindet sich seit 1774 im Besitze der Universitätsbibliothek Göttingen; Signatur Cod. M. Histor. 81S. S. 41-. Cap. VIII: Von Nubia und Sennar. Das erste land so gegen Süden mit Egypten gräntzt, ist Nuba oder Nubia m i t einem frembden n a h m e n Dungala genennt, die gräntzstadt oder Ambt, so beyde provincien, nehmblich Dungala et Egypten von ein ander scheidet, ist Ibrim. Die Leute darin, sind nicht Pech sondern R u ß (?) schwartz, kommen häufig daraus nach Cairo und dienen sonderlich den Europeern trefflich gern, die Persohn des tages gemeiniglich vor 2 meidin. S. 42: Sie kommen gemeiniglich nackt und ausgezogen, haben n u r eine L e d e r n e Sole unten an den f ü ß e n , mit etlichen riemen u m b den f u ß geschnüret, u n d auf •dem Leib ein kurtz blau Hembt, ohne ermel welches nehrlich (?) biß auf die Knie reichet, selten hat einer Von ihnen ein Volkommen blau Hembde ahn, •daraus abzunehmen daß sie ein sehr elendes Volck dort in ihrem Lande seyn müßen, Ihr gewehr ist eine halbe Pike, ihre provision ist ein wenig brot u n d etwas Tabac. Sie kaufen in Egypten trefflich gern alte breite Wolffsbieigen (?) auf, wenn sie sie haben können, und f ü h r e n sie in ihr Landt, wenn sie wieder zurück reysen, und ie breiter sie sind ie lieber sie sie kaufen. Neben anderen wahren, als Affen u n d Papageyen, bringen sie gemeiniglich auch eine arth von Chitarra mit, das corpus besteht aus einer runden höltzern schüßel, die m i t einem Rohen Leder überzogen, darinn gehen zwey runde stocke Daumens dicke, so oben mit einem andern runden Holtz nach der quer Zusammen gefüget, daran sindt 5 Seiten angebunden, und an dem boden des Instruments festgemacht, darauf zempern sie, und machen sich lustig dabey mit tantzen und singen. Sie sind trefflich fähiges Verstandes als eine nation so ich iemahls. S. 43: practicirt, doch nennet man sie Barbari, ich kan nicht eigentlich sagen, aus was Ursachen ? Sie sind sehr anmuhtiger conversation, getreuw, diensthafftig, u n d halten unter ein ander Zusammen wie Brüder, u n d wenn sie ein oder 2 Jahr in Egypten gewest, u n d ein 30-rdl. Zusammen gebracht haben, kaufen sie davor blau Leinwand, Befta (?) und Schaschat und marschiren wieder heim. Ihre Landsprach ist gantz different von der Arabischen, Türckischen u n d Abissinischen, sie reden aber auch gemeiniglich Arabisch oder türckisch darneben, u n d die Italiänische spräche begreifen sie in gar weniger Zeit; I h r e r Secte nach sind sie Mahumedaner Von Christen ursprung, so da von Alvarez zu lesen. Die Haupt-

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statt ihres Landes ist Dungala davon auch das gantze Landt den nahmen hat,, und nicht weit davon ist Dangosi, so weit ist mir Von der anderen, nach ihrem bericht als Cairo und Bolacco. Und finden sich in obgedachten statten noch Christen Kirchen, so aber geschloßen sollen seyn. Ihr Herr anietzo heißt Hussein,, sie sagten mir sein bart were noch nicht weiß, er dependire Von Sultan in Sennar. Sie zeugen ein lang Haar und daßelbe flechten sie auf eine hübsche manier alle in Zöpfe, den Kopff hinten lang herunter, und unten schrencken sie dieselben in 4 Zöpfe hübsch geflochten einen unter den andern die quer durch ein, daß man nicht siehet, wo die enden Zusammen gehen, nachdem sie sich vorher mit alter stinckigter butter wohl geschmieret und in der sonne wieder haben eintrücknen laßen, damit kein unziefer sich darein setze, und sehen ihre Haar also geflochten aus wie eine Waiber Haube: dienet ihnen anstatt eines Cawuks, i. e. eines türckischen bundes; weil sie sonst alle Zeit mit bloßem Haupt gehen. Wenn sie kranck werden, haben sie diese manier sich zu curiren, sie hacken mit einem scheermeßer bey die hundert löcher in eine von ihren Waden, also daß das blut häufig heraus fleußt, und wens anfängt schwach zu laufen, so trucken und streichen sie es mit gewalt heraus; oder aber sie laßen sich ein ader an der stirn, und so werden sie innerhalb wenig tagen Wieder gesund, und stehen die schmertzen mit so trefflicher gedult aus, daß ich mich sehr drüber gewundert, als ichs gesehen hab; sonst sind sie wie alle orientalischen Völcker dem Laster der Sodomiterey trefflich ergeben. Die reise in ihr Land nach dem Bericht eines Copten in Girge, Muattin Girges il Maas'rani geheißen, der Vor diesem mit Sklaven aus Sennaar gehandelt, wird nach folgender gestalt verrichtet, In Cairo vechio imbarquirt man sich Vor Si-jut, weil aber Si-jut Land hinwärts Vom Nilo ist, so steigt man aus gemeiniglich Zu Momfallot (ist 6 oder 7 Tage reyse Von Cairo) und gehen Zu Land auf Si-jut soirgend 11/2 Tage davon ist, oder aber: welches gleichviel ist, man steiget Zu Girge (so 3 Tage über Momfallot liegt) denn die Carovane setzt entweder Von Momfallot oder Si-jut oder Girge aus, und halten ihr rendevous Zu Wach, so 3 tagreise über Si-jut ist. Von dar auf Meks — 2 tage, auf Schebb 3 tage auf Sellim 3 tage auf Moschu 5 tage Dongola 5 tage in allem Von Girge irgent 18 tage. Etliche Dungaliten reisen in 25, etliche in 30 tagen Zu fuß Von Cairo; die Carovana aber, weil sie offt unterwegens ruhet, und sich zum öftern aufs frische proviantiren muß bringt länger Zu. Etliche Dungaliten haben mir andere öhrter, so unterwegens. sind genent, nachdem sie Vielleicht den weg nach ihrer commoität genommen, haben.

IX. LITERATURVERZEICHNIS A b k ü r z u n g e n : AiS = Agriculture in t h e Sudan, h e r a u s g e g e b e n von T o t h i l l (siehe N r . 7 2 2 ) SNR = Sudan Notes and Records, K h a r t u m 1918 ff. Z f E = Zeitschrift f ü r Ethnologie, 1869 ff. 1. Abbas, M e k k i : T h e Sudan question. London 1952. 2. Abbate, O n o f r i o : Dongola et la Nubia. Aegyptiaca. Kairo 1909. 3. Abeken, H e i n r i c h : B e r i c h t ü b e r eine Reise d u r c h die nubische W ü s t e von Korosko bis A b u - H a m m e d . Monatsberichte über die Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin; N. F. Bd. X, 1853. 4. Abel, H a n s : E i n e E r z ä h l u n g i m Dialekt von E r m e n n e . Abhandlungen der sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften; Phil.-hist. Klasse, J a h r g a n g 1913. 5. Abel, H a n s : Die V e r b a l f o r m e n des a b h ä n g i g e n Satzes i m Nubischen. Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Phil.-hist Klasse, J a h r g a n g 1921. 6. Abel, H a n s : Nubisch-ägyptisches S p r a c h g u t . Zeitschrift für Eingeborenensprachen, Band 24, 1934. 7. Abel, W o l f g a n g : Rassenprobleme i m Sudan und seinen R a n d g e b i e t e n . Beiträge zur Kolonialforschung, Tagungsband I, 1943. 8. Abu S a l i h : C h u r c h e s and monasteries of E g y p t . E d . and transl. by Evetts. Anecdota Oxoniensia. Semitic Series, part VII, Oxford 1895. 9. Acland, P. B. E . : Notes on t h e c a m e l in t h e eastern Sudan. SNR XV, 1932. 10. A d a m , L. : D e Soedan-Kwestie. Afrika-Instituut, Leiden 1952. 11. Adametz, Leopold: H e r k u n f t und W a n d e r u n g d e r H a m i t e n , erschlossen aus i h r e n Haustierrassen. Osten und Orient, herausgegeben von Geyer und Ubersberger, 1. Reihe, 2. Band, W i e n 1920. 12. Addison, F . : T h e t e m p l e of T a h a r q a at Kawa. SNR XII, 1929. 13. Addison, F. : A short guide to t h e M u s e u m of Antiquities, Gordon-College K h a r t o u m , 2. Auflage, 1934. 14. Adler, E l k a n N a t h a n : Jewish Travellers. London 1930. 15. Alban, A. H. A . : T h e M a m e l u k e s in t h e Sudan. SNR V, 1922. 16. Allan, W . N . , and S m i t h , R . J . : Irrigation in t h e Sudan. AiS. 17. A l m a g r o Bäsch, M a r t i n : Das alte Nordafrika. Historia Mundi, herausgegeben von Valjavec, Bd. 2, M ü n c h e n 1953. 18. Almäsy, L . E . : Unbekannte Sahara. Leipzig 1940. 19. Almkvist, H e r m a n : N u b i s c h e Studien i m Sudan. H e r a u s g e g e b e n von Zetterstéen,. Uppsala 1911. 20. Alpino, P r o s p e r o : Historia Aegypti Naturalis, o. O., 1735. 21. A m m a n n , Hans J a k o b : Reise ins Gelobte L a n d . N a c h d r u c k , Zürich 1919 (Original 1618). 22. A m m a r , H a m e d : Growing up in an E g y p t i a n village. London 1954. 23. A m m i a n u s Marcellinus : R ö m i s c h e Geschichte, übersetzt von L u d w i g T r o ß , S t u t t g a r t . 1827. 24. A m p è r e , J.-J. : L a Nubie. Revue des deux Mondes. 19. Jahrgang, Paris 1849. 25. Anchieri, E t t o r e : , Ä g y p t e n ' u n d ,Der anglo-ägyptische S u d a n . ' Afrika, Handbuch der angewandten Völkerkunde, herausgegeben von Bernatzik, I n n s b r u c k 1947. 26. Andrew, G. : Geology of t h e Sudan. AiS.

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ROLF HERZOG

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R O L F HERZOG

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X.

REGISTER

A b a b d e 48, 62, 84, 85, 105, 106, 157 A b b a s i d e n 122, 123, 130, 132 A b d u l l a h i ( N a c h f o l g e r des Malidi) 21, 176 bis 179, 182 A b e r g l a u b e 97 —99, Abb. 33 Abessinien 5, 17, 18, 100, 109, 115, 125, 132, 142, 164, 169, 178, 184, 185 Abisko 87 A b r i 145, 154, 173, Abb. 24, 2S Abu H a m e d 13, 62, 99, 157, 158, 159, 172 A b u H ö r 93, 107 A b u S i m b e l 8, 19, 29, 35, 153 Ada 138, 139 A d i n d a n 102 Ägypten, Ä g y p t e r , Ägyptisch (Alt-) 6, 8 , 1 2 , 33, 34, 35, 39, 46, 48, 52, 55, 59, 63, 65, 69, 98, 100, 120, 135, 136, 143, 144, 146, 147, 153, 161, 163, 184, Abb. 8, 9 Ägypten, Ä g y p t e r , Ägyptisch (Neu-, d. h . seit 632) 5, 29, 60, 100, 113, 114, 115, 117, 118, 119, 122, 123, 126, 127, 130, 131, 135, 143, 154, 155, 156, 157, 160, 164, 165, 166, 167, 173, 177, 180, 181, 185, 186, 188, 189 Ä t h i o p i e n , Ä t h i o p i d e 16, 33, 34, 184, A k a s h a 158 A k s u m 59, 66, 67 A l b a n e r 61, 76 ' A l e i q a t 60, 68, 69, 70, 85 A l e x a n d r i e n 60, 67, 147, 156, 164, 184 A l g e r i e n 146, 157, 172 A m a r a 76 A m b i g o l 179 A m k a 66 A n g a r e b 185, Abb. 23 Aniba 29, 30, 33, 76, 120, 178, Abb. 26, 36 A r a b i e n , A r a b e r , Arabisch 9, 13, 15, 16, 32, 39, 43, 56, 59, 60, 61, 66, 68, 69, 70, 72, 80, 81, 84, 85, 86, 92, 100, 104, 105, 108, 114, 115, 118, 119, 120, 121, 122, 133, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 165, 169, 181, 182, 186, 187, 188 A r d a 14 A r d w a n 10 Argin 85

Argo 10, 13, 82, 91, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 135, 150, 1 5 1 , Abb. S, 18 Asande 114 A s h k e i t 98, 99, 102, Abb. 34 Asiut 13, 47, 115, 190 Aswan 8, 10, 11,18, 20, 23, 36, 45, 53, 59, 61, 65, 69, 70, 72, 73, 85, 111, 115, 120, 143, 152, 156, 157, 161, 166, 175 A s w a n - D a m m 8, 2 0 , 30, 63, 86, 107, 153, 154, 167, 171, 180, 181, A t b a r a 171, 172 A t t a b 11 B a g d a d 69, 71, 122, 123, 132, 164 B a g g a r a 46, 101, 116 B a h r e l - G h a s a l 34, 91, 113, 156, 170, 1 7 1 B a j u d a 48, 115, 125, 153, 156, 159, 160 B a i a n a 146, 181 B a r a 101, 112, 156, 159, 170 B a r a b r a 6, 35, 86, 87, 189 Basinger 170, 178 Batn el-Hadjar (durchgängig gebrauchte Landschaftsbezeichnung; wichtig oder erk l ä r e n d : ) 10, 12, 32, 71, 121, 160, 179 B e d e i r i j e 128, 175 B e d j a 51, 59, 70, 105, 121, 181, 1 8 4 B e n n a 127 B e r b e r , B e r b e r i s c h 6, 47, 50, 73, 121, 144, 146, 147 B e r b e r (Stadt a m Nil) 109, 115, 118, 1 2 4 , 142, 148, 156, 168 B e r g n u b a 32, 36, 3 7 - 4 3 , 49, 51, 57, 109, 113, 150, 151 B e s c h n e i d u n g 99 — 102 B e v ö l k e r u n g s d i c h t e , -statistik 10, 112, 1 3 9 , 172, 173, 178, 179, 180, 181 B i r k e d 42 B i s c h a r i n 48, 101, 105, 106, 119, 145 B l e m m y e r 16, 45, 46, 51, 53, 59, 66, 67, 121 B o r n u 72, 84, 148 Bosniaken 56, 61, 7 4 — 7 7 , 124 Bostan 80 B u r r i e l - M a h a s 92, 169

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Register

Buschmänner 33 Byzanz, byzantinisch 45, 47, 59, 67 Charakterzüge (der Nubier) 5, 26, 27, 52, 53, 164, 165, 166, 167, 172, 173, 178, 186, 189 Christentum, christlich 39, 40, 41, 44, 53, 54, 56, 59, 60, 67, 71, 72, 98, 104, 105, 107, 108, 120, 121, 132, 163, 174, 175, 176, 184, 190 Daberosa 85 Dabod 12, 181 D a k k e 10, 20, 90, 95, 100, 181 Dal 11, 181 Danagla (durchgängig gebrauchte Gruppenb e z e i c h n u n g ; w i c h t i g oder e r k l ä r e n d : ) 6, 14, 32, 62, 71, 116 Darb el-'Arbain 17, 36, 45, 4 7 - 4 9 , 112, 115, 156, 159 Dar Fertit 43, 170 D a r f u r 18, 23, 32, 42, 44, 46, 82, 83, 101, 112, 113, 114, 115, 123, 125, 146, 147, 148, 156, 159, 169, 170, 175, 185 Datteln 15, 137, 162, 179, Abb. 29 Debba 13, 44, 73, 145, 152, 156, 182 Debeira 10, 79, 85, Abb. 14 D e h m i t 69, 78 Delgo 130, Abb. 23 Derr 18, 27, 31, 61, 64, 75, 78, 102, 161 Dilling 41, 159 Diokletian 4 5 — 4 7 , 53 Dja'alin 5, 53, 60, 71, 116, 171 Djawabra 121 Djebel Dair 41 Djebel Haraza 42 Djebel Midob 32, 36, 42 — 44, 48, 49 Djelaba 116, 170, 171 Djemai 13, 177, 181 Dokekaschoinos 45, 46, 65 Dongola( d u r c h g ä n g i g gebrauchte Bezeichnung der Landschaft wie der S t a d t ; w i c h t i g oder e r k l ä r e n d : ) 6, 11, 12, 14, 23, 62, 71, 8 2 — 8 4 , 116, 120, 124, 125, 135, 154 bis 158, 160, 175, 179, 187, 190, Abb. 6, 11, 12, 20 E d - D a m e r 168, 187 Edfu 34, 100 E i l a f u n 169 Elephantine 45, 46, 67, 98 E l - F a s c h e r 159 Elfenbein 113, 114, 156, 169 El-Obeid 38, 42, 112, 145, 156, 1 5 9 , 1 6 9

Eratosthenes 36, 43 E r m e n n e 30, 112 Erziehung 97, 174, 175, 187, 188 Esna 65, 168 Europa, Europäer, europäisch 6, 8, 16, 17, 18, 19, 27, 28, 29, 31, 43, 76, 82, 86, 112, 113, 114, 116, 118, 147, 156, 164, 165, 167, 168, 169, 171, 172, 178, 185, 186, 187, 189 F a d 29, 30 Fadidscha (Fadikka) 24 — 32 Faras 34 F a r e g 30 Fellachen 50, 65, 85, 110, 111, 142, 143, 168, 172 Felszeichnungen 12, 14, 33, 66, 143, 146, Abb. 4, 10 Firka 35, 177, 178, Abb. 31 Flechtarbeiten 154, 185 Fundj 17, 56, 60, 61, 73, 74, 101, 121, 124, 125, 126, 148, 165, 184, 187 Galla 109, 115 Ganetti 128, 160 Geddi 143, Abb. 10 Gharbia 73, 121 Gharbawingi 72 Ghuzz 75 Girsche 79, 168 Gordon 117, 118, 157, 158, 177 Griechen, Griechisch 33, 39, 51, 54, 67, 86, 146, 171 G u m m i a r a b i c u m 156, 157, 159, 169 Gungonab 182 Gurte 154 Hadendoa 105 Haifa D e g h e i m 78, 85 Hamiten, Hamitide, hamitisch 22, 23, 33, 34, 54, 86, 101, 133, 143, 153, 184 Hannek 73, 179 Hawawir 64, 153, Abb. 17 Hilal 68, 71 H i m j a r i t e n 59, 68, 92, 120, 121 Howara 60, 69, 72, 73, 132 Hyksos 146 I b r i m 10, 30, 61, 75, 78, 82, 103, 189, Abb. 2, 16 Inder, indisch 6, 86, 160, 185 Islam 40, 41, 56, 60, 67, 68, 70, 71, 72, 88, 9 2 , 9 3 , 9 4 , 9 5 , 97, 98, 99, 101—105, 107, 108, 122, 123, 132, 138, 152, 164, 170, 174, 175, 184, 186, 189

Register J e m e n 68, 70, 148 Juden 17, 59, 67 Kababisch 48, 64, 87, 93, 101, 145, 147, 182 Kaibar 11 Kairo 8, 15, 16, 17, 27, 40, 55, 71, 72, 75, 74, 82, 103, 108, 112, 115, 117, 122, 131, 132, 148, 155, 156, 164, 167, 173, 179, 187, 189, 190 Kalabsche 52, 67, 78, 79 Kanem 60, 72, 148, 151 Karanog 65, 80 Kashef 18, 29, 50, 61, 62, 75—76, 78, 79, 82, 105, 110, 113, 121, 1 2 8 - 1 5 2 , 161, Abb. 16 Kena 65, 154, 168 Kenuzi (durchgängig gebrauchte Gruppenbezeichnung; wichtig oder erklärend :) 6, 20, 21, 24, 32, 62, 64, 69, Abb. 7 Kereima 161, 172 Kerma 135, 140, 152, 158, 161, 173 Kerrarisch 48, 87, 145, 182 Khandaq 128 Kharga (Oase) 36, 57, 45 — 51, 55, 57 K h a r t u m 8, 12, 62, 71, 84, 86, 9 2 , 1 0 1 , 1 1 3 , 115, 116, 118, 156, 157, 158, 159, 160, 168, 170, 171, 172, 177 Kitchener 119, 158, 171, 178, 180 Klan 40, 106, 107 Kleidung 51, 76, 92, 99, 111, 154, 1 8 5 , 1 8 9 , Abb. 30, 31, 32 Kobe 112 Kopten, Koptisch 39, 50, 52, 53, 54, 67,100, 151, 184, 190 Komombo 168 Kordofan 8, 21, 25, 27, 32, 56, 3 7 - 4 4 , 46, 47, 50, 61, 101, 115, 115, 116, 125, 145, 146, 147, 150, 151, 156, 157, 159, 169, 170, 176, 177 Korosko 62, 78, 81, 84, 115, 157, 177 Kos toi 30, 146 Krokodil 12, 15, 94, 155, Abb. 33 Kuddi 95, 141, 142 Kulturwandel 8, 55, 59, 60, 68, 152, 184 bis 188 Kurden 61, 76 Kusch, Kuschiten, Kuschitisch 55, 42, 58, 144 Kushshaf 6, 30, 61, 181 Kutrang 169 Landkarten 5, 50, 78, 85 Letti 155 15 H e r z o g , Die Nubier

217

Libyen, Libyer, Libysch, Libysche Wüste 5, 9, 10, 34, 36, 43, 44, 47, 51, 52, 84, 119, 155 Magarab 61, 7 6 - 7 8 , Abb. 13 Maharraka 82 Mahas (durchgängig gebrauchte Landschaftsbezeichnung; wichtig oder erklärend:) 6, 12, 24, 30, 52, 36, 68, Abb. 10, 23, 29 Mahdi, Mahdi-Zeit 21, 56, 62, 85, 118, 119, 145, 145, 158, 174, 176, 177, 178, 180, 182 Mameluken 27, 62, 70, 72, 75, 78, 81, 82, 83, 84, 114, 122, 124, 125, 126, 128, 129, 148, 156, 161, 168 Marokko 102, 127, 146, 182 Mattokki 29 Mereisat 182 Meroe, Meroitisch 9, 35, 54, 66, 120, 132, 156, 184 Merowe 10, 11, 59, 128, 145, 159, 179 Metall (Verwendung und Gewinnung) 11, 35, 43, 46, 69, 70 Militär 55, 45, 46, 70, 71, 74, 82, 85, 85, 110, 111, 115, 114, 127, 128, 131, 158, 166, 167, 170, 173, 177, 178, 179 Mission 20, 21, 40, 54, 59, 121, 171, 176 M o h a m m e d Ali 18, 21, 26, 62, 74, 75, 78, 82, 83, 115, 114, 117, 126, 129, 131, 156, 157 Moscho 47, 124, 125, 156, 160, 161, 190 Mühlen 185 Mursuk (Oase) 115 Murwau 105 Musikinstrument 185, 189 M u t t e r r e c h t 40, 44, 56, 6 0 , 7 1 , 7 2 , 1 0 4 , 1 0 5 , 120, 121, 152 Muwallid 62, 64, 84, 160, Abb. 11 Nagada 55 Napata 9, 26, 184 Napoleon 19, 82, 114, 165 Neger, Negride 55, 34, 35, 59, 44, 49, 58, 59, 63, 66, 85, 86, 101, 111, 112, 114, 115, 116, 120, 127, 150, 186, 188 Nestu 26 Nigerien 89, 148, 157, 170 Nil (durchgängig g e b r a u c h t ; wichtig:) 9, 10,11, 55, 79, 9 4 , 1 2 4 , 1 5 0 , 1 3 4 , 1 3 5 , 140, 152, 161, Abb. 3 Niloten, Nilotisch 22, 23, 34, 44, 58, 66, 101, 144 Nilpferd 12, 15, 153

218

ROLF HERZOG

Nimitti 14, 15, 135 Nobatae, Nobades 45—47, 51, 55, 66 Nomaden 36, 44, 46, 48, 50, 56, 63, 66, 71, 86, 104, 108, 142, 144, 145, 150, 152, 160, 1 8 1 - 1 8 3 Nubier, Nuba (Begriffsabgrenzung" und Etymologie) 5, 6, 41, 42, 43, 53 Nubisch (Sprache und Dialekte) 7, 15, 20, 2 2 - 3 2 , 36 — 40, 45, 50,51, 53—57,59, 60, 62, 63, 66, 68, 7 7 - 8 1 , 85, 86, 87, 105, 144, 145, 148, 150, 151, 168, 169, 172, 179, 182, 186 Nubische Wüste 5, 115, 158, 182 Oldoway 33 Omdurman 21, 115, 154, 156, 159, 160, 177 Perser, Persisch 67, 136 Pflug 141, 142, Abb. 14 Philä 19, 20, 65 Port Sudan 158, 159, 171, 172 Prokopius 37, 45—47 Pygmäen 57 Quraish 71, 121 Babi'a 56, 60, 65, 68, 69, 70, 72, 121 Rahat 92, 93, 185, Abb. 17 Rassenzugehörigkeit, -merkmale, -geschiehte. 33 — 51, 56 — 63, 66—73, 7 5 - 7 7 , 8 4 - 8 7 , 105, 110, 111, 112, 120, 126, 129, 132, 184 Römer, Römisch 45, 46, 51, 59, 66, 67, 146 Rotes Meer 5, 26, 59, 83, 84, 115, 119, 157, 172 Sai 10, 13, 15, 61, 72, 75, 76, 128, 151, 142 Saidokki, Saidi 29, 85, 167 Sakije 79, 83, 97, 110, 136 — 140, 142, 144, 149, 181, 183 Sansibar 114 Sarras 158 Schaduf 110, 136, 137, 140, 181 Schaikije 5, 48, 60, 62, 74, 82, 83, 84, 94, 99, 125 — 129, 135, 147, 166, 170, 187 Schendi 27, 83, 86, 115, 157, 168 Schild 185 Selim 21, 61, 73, 74, 75, 80, 122, 164 Selima (Oase) 48, 112, 145, 156, 190 Seluka 134, 135, 137, 140, 141, 181 Sennar 43, 60, 74, 91, 101, 112, 124, 125, 148, 156, 165, 169, 190 Seyala 84 Shellal 67, 161, 179

Silko 51, 53, 54, 59, 67, 68 Sinai 16, 68, 70 Siwa (Oase) 115 Sklaven 40, 43, 52, 53, 55, 56, 62, 83, 85, 86, 107 — 120, 123, 126, 127, 129, 131, 138, 142, 146, 147, 150, 151, 156, 163, 164, 170, 171, 178, Abb. IS Sogdan 140 Suakin 157 Suezkanal 157, 166 Sukkot(durchgängig gebrauch teLandschaftsbezeichnung; wichtig oder erklärend:) 6, 12, 24, 25, 32, 36, Abb. 24, 2S, 27, 30, 31 Sulu 87 Syrer, Syrisch 59, 67, 86, 148, 165 Tanganjika 114, 171 Tangassi 6, 23, 168 Tarika 175, 176 Tibbu 34 Tomas 91 Tongefäße,Töpferei 154,185 Abb. 24, 26 Tinari 129 Toschke 65, 178 Tschad 115, 148 Tscherkessen 61, 76 Tuareg 48, 127 Türken, Türkisch (Osmanisches Reich) 56, 61, 62, 73—76, 80, 81, 84, 95, 121, 124, 128, 131, 135, 148, 151, 164, 165, 176, 184, 188 Tuti 169

25,

20, 113, 161,

Uganda 171 Umbarakab 69 Ummatto 182 Ungarn 61, 76—78 Wadai 43, 123, 132 Wad el-Nedjumi 178 Wadi 'Allaqi 11, 48, 56, 60, 68, 70 Wadi el-Arab 29, 56, 60, 61, 62, 69, 145, Abb. 33 Wadi el-Melik 36 Wadi Haifa (durchgängig gebrauchte Ortsbezeichnung; wichtig:) 7, 8, 10, 12, 15, 24, 29, 32, 62, 76, 77, 85, 140, 158—162, 173, 178, 185, 187 Wohnstätten 11, 12, 31, 40, 59, 64, 65, 66, 94, 180, Abb. S, 7, 8. 9, 18, 34 Zenata 121

BILDTEIL alle Aufnahmen

vom

Verfasser

í f c r z n g , P í o NU hin-

A b b . 5. T e i l dos 2. K a t a r a k t e s

A b b . 4. r V l s i e i c h n i i n n ; i m

Kenuzi-Gebict

-Abb. 6. Dondola

A l i l i . 8. T o n n e i i < r o w ( > l l i o i m

Siinoonsldnstov

A b b . 10.

Kelsbild (Rimi) h e i G e l i d i in M a l m s

A b b . 12.

Altev B a s s i n g r a b e n a m

R a n d e von

Dondola

Abb. 14. >5euer P f l u g aus dorn m i t t l e r e n N u b i e n (Debeira)

Abb. -iti. G r a b m a l c i n e s K a s h e f s boi I b r i m

A b b . 17. H a w a w i r ; rechts M ä d c h e n m i t Kaliat

A b b . 18. H e l l e t e l - M u l u k a u f A r g o

Abb. 2 0 . Blecblcanisterb¡indici- i m Dongolagobiot

Abb. 22. Dongolawi-Stute m i t F o h l e n

Abb. 24. T ö p f e r s c h e i b e in Abri/Sukkol

Abb. 2li.

] rdciio Vorralsbchiillpi-in

Aliiba

Abb. 51. J u n g e M u t t e r aus P i r k a in S n k k o t Cioldscbinuck und Backenscbnittcn

mit

A b b . 52. V b l i c l i e T r a c h t d e r M ä n n e r i m m i t t l e r e n "Nubien

Abi. 54. Verzierter Hauseingang in Ashkeit

Abb. 56. G o l d s c h m u c k einer V e r h e i r a t e t e n , Alliba

I n der gleichen Reihe erschien f e r n e r :

EVA

UPS

Die Reisernte der Ojibwa-Indianer Wirtschaft

und Recht eines Erntevolkes

1956. X V I , 392 S. — 175 Abb. — 1 m e h r f a r b . T a f . — gr. 8° — Broschur D M 38,—, Halbleinen D M 41 —

Die Verfasserin bietet in diesem W e r k das auf einer Forschungsreise zu den OjibwaIndianern i m J a h r e 1947 in Nord-Minnesota g e s a m m e l t e Originalmaterial, u n t e r Berücksichtigung der gesamten über die Ojibwa vorhandenen L i t e r a t u r und i m R a h m e n i h r e r historischen Entwicklung. Theoretisch gesehen setzt die Arbeit das von Prof. Dr. Dr. Julius Lips begonnene Untern e h m e n fort, h e u t e noch existierende „ a r c h a i s c h e " W i r t s c h a f t s f o r m e n auf G r u n d eigener Forschungsreisen m o n o g r a p h i s c h darzustellen und die R e c h t s n o r m e n der Völker jener Kulturen daraus abzuleiten. Das W e r k ist a u ß e r d e m als ein Beitrag zur P r o b l e m a t i k der sogenannten „ E t h n o b o t a n i k " anzusehen. Es ist m i t bisher unpublizierten eigenen A u f n a h m e n und m i t historischem Vergleichsmaterial illustriert.

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In Vorbereitung:

Agrarethnographie Vorträge der Berliner

Tagung

vom 29. September bis 1. Oktober 19 SS

(Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Volkskunde der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Band 13) 1957. Etwa 368 S. - etwa 52 Abb. — 2 Kartell — gr. 8» — etwa DM 29,—

Auf dem internationalen Kongreß der Pflugforscher in Kopenhagen (1954) wurde des öfteren angeregt, die materielle Volkskultur weit stärker als bisher auf internationaler Basis zu erforschen. Das Institut für deutsche Volkskunde führte im Herbst des vergangenen Jahres eine Tagung in Berlin durch, an der die international führenden Fachleute teilnahmen. Das Ziel dieser Tagung war, einen ersten Überlick über die noch zu leistende Arbeit auf dem Sektor der Agrarethnographie zu geben. Der angekündigte Band enthält die gesammelten Vorträge und Referate. Ein dokumentarischer Teil füllt eine große Lücke in unserem Wissen um den Stand der agrarethnographischen Forschung in einzelnen Ländern Europas und zeigt an einigen Beispielen die Methodik durchgeführter Forschungen. Eine Reihe von Untersuchungen ist der Frage des pfluglosen Feldbaues in Europa, Afrika und auf den Südsee-Inseln gewidmet. Hierbei legen einzelne Referenten erstmalig das E r . gebnis eigener Feldforschung vor. Andere Beiträge lenken die Aufmerksamkeit auf neuere Forschungsvorhaben und der^n erste Ergebnisse.

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