129 52 12MB
German Pages 133 Year 1976
Beihefte der Konjunkturpolitik Zeitschrift für angewandte Wirtschaftsforschung Begründet von Albert Wissler
Heft 23
Die Versorgung der Weltwirtschaft mit Rohstoffen
Duncker & Humblot · Berlin
Die Versorgung der Weltwirtschaft mit Rohstoffen
Beihefte der K o n j u n k t u r p o l i t i k Zeilechriii für angewandte
Konjunkturforschung
Begründet von Albert Wieeier
Heft 2 3
Die Versorgung der Weltwirtschaft mit Rohstoffen Bericht über den wissenschaftlichen Teil der 39. Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute e. V. in Bonn»Bad Godesberg am 6. und 7. Mai 1976
D U N C K E R
&
H U M B L O T
/
B E R L I N
CIP-Kurzlitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Die Versorgung der Weltwirtschaft mit Rohstoffen : Bericht über d. wissenschaftl. T e i l d. 39. Mitgliederversammlung d. Arbeitsgemeinschaft Dt. Wirtschaftswissenschaft!. Forschungsinst. e. V. i n B o n n - B a d Godesberg am 6. u. 7. M a i 1976. — 1. Aufl. — B e r l i n : Duncker und Humblot, 1976. — ( K o n j u n k t u r p o l i t i k : Beih. ; H. 23) I S B N 3-428-03764-2 N E : Arbeitsgemeinschaft Deutscher Wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, für sämtliche Beiträge vorbehalten © 1976 Duncker & Humblot, Berlin 41 Gedruckt 1976 bei Berliner Buchdruckerei Union GmbH., Berlin 61 Printed in Germany ISBN 3 428 03764 2
Vorbemerkung Dieses Beiheft der „ K o n j u n k t u r p o l i t i k " enthält den Bericht über den wissenschaftlichen Teil der 39. Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute e. V., die am 6. und 7. Mai 1976 in Bonn stattfand. Das Tagungsthema w i r d wegen der Forderungen nach einer neuen Ordnung der Weltwirtschaft, die vor allem den Rohstoffbereich betreffen, sicher noch längere Zeit aktuell bleiben. Referate hielten Prof. Dr. Friedrich Bender (Hannover), Dr. Manfred Liebrucks (Berlin), Prof. Dr. Hans-Karl Schneider (Köln), Dr. Juergen B. Dönges (Kiel) und Prof. Dr. Hendrik S. Houthakker (Cambridge/Mass.). Für die wissenschaftliche Vorbereitung dankt die Arbeitsgemeinschaft Dr. Liebrucks, für den zusammenfassenden Bericht über die Diskussion Dr. Herbert Wilkens. Die 40. Mitgliederversammlung soll am 12. und 13. Mai 1977 i n Bonn stattfinden. A u f ihr w i r d beraten werden, welche Lehren sich aus der Konjunkturentwicklung und der Konjunkturpolitik der letzten Jahre ergeben. Kiel, i m Oktober 1976 Prof. Dr. Herbert Giersch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft
Inhalt Friedrich Bender Metall-Rohstoffvorräte
aus theoretischer u n d wirtschaftlicher
Sicht
9
Manfred Liebrucks Die Entwicklung der Vorräte u n d der M ä r k t e wichtiger mineralischer Rohstoffe
25
Zusammenfassung der Diskussion
51
Hans K. Schneider Entwicklungsprobleme des Welterdölmarktes Zusammenfassung der Diskussion
56 74
Juergen B. Dönges K r i t i k der Pläne für eine neue internationale Rohstoffpolitik Zusammenfassung der Diskussion Hendrik
77 110
S. Houthakker
The Economics of Nonrenewable Resources
115
Zusammenfassung der Diskussion
125
Teilnehmerverzeichnis
130
Metall-Rohstofivorräte aus theoretischer und wirtschaftlicher Sicht Von Friedrich
Bender*
Sehr geehrter Herr Vorsitzender, meine sehr verehrten Damen und Herren! Zunächst möchte ich Ihnen für die freundliche Einladung, das einleitende Referat zu Ihrer diesjährigen Arbeitstagung zu halten, vielmals danken. Bekanntlich befassen sich die Geologen seit jeher m i t der Mutter Erde, aus deren Schoß, bislang jedenfalls, einzig und allein die mineralischen Rohstoffe kommen, die die Wirtschaft benötigt. Es liegt daher eigentlich nahe, daß die Wirtschaftswissenschaftler die Überlegungen und Erkenntnisse der Geologen i n i h r K a l k ü l ziehen. Es lag aber wohl i n der Natur der Sache, d. h. i n der verhältnismäßig problemlosen Versorgung m i t mineralischen Rohstoffen i n vergangenen Jahrzehnten, daß die Wirtschaftswissenschaftler, bis auf allerdings bedeutende Ausnahmen, den Weg vom Verbrauch über den Bedarf an Fertigprodukten zu den Vorstoffen und von da erst verhältnismäßig spät zu den mineralischen Rohstoffen gingen, womit sie bei den Geologen angelangt waren. Hier nun, i m Verzahnungsbereich zwischen Wirtschafts- und Geowissenschaften, hat eine fruchtbare und lebhafte Diskussion eingesetzt, vor allem, nachdem das berühmte Rohstoffbewußtsein durch die ö l v e r teuerung so plötzlich und schmerzhaft geweckt worden war. Daß diese Diskussion i n der Öffentlichkeit nicht frei von Mißverständnissen war und ist, dürfte bei den komplizierten Zusammenhängen verständlich sein. Vielleicht gelingt es mir, m i t meinem Referat „Metall-RohstoffVorräte aus theoretischer und wirtschaftlicher Sicht" den Standort der Geowissenschaftler, oder zumindest einer Reihe von Geowissenschaftlern, i n dieser Frage zu verdeutlichen Es ist bekannt, daß neben der „ A r b e i t " dem „Boden" als Hauptproduktionsfaktor die entscheidende Bedeutimg für jede wirtschaftliche Tätigkeit zukommt. Was den Bereich „Boden" betrifft — hier i m weiteren Sinne als Erdkruste gemeint —, so hat seine Ergiebigkeit unterschiedliche Aspekte. Zunächst bedeutet Ergiebigkeit die regenerierbare Fruchtbarkeit des Bodens als Voraussetzung der Nahrungsmittelproduktion. * Bundesanstalt f ü r Geowissenschaften u n d Rohstoffe, Hannover.
10
Friedrich Bender
Mineralrohstoffe, w i e sie i m Boden i n Form von Lagerstätten vorkommen, stellen natürliche Anreicherungen von industriell benötigten anorganischen und organischen Verbindungen dar, die i n geologischen Zeiträumen entstanden sind. Anders als pflanzliche und tierische Stoffe für die Nahrungsmittelproduktion sind sie daher i n den Zeitspannen wirtschaftlicher Planung nicht regenerierbar. Nach Abbau aller Minerallagerstätten hat der Boden i n dieser Hinsicht also seine Ergiebigkeit verloren. Die Minerallagerstätten-Ergiebigkeit ist zwar einerseits eine natürliche Gegebenheit, andererseits ist sie aber als das Ergebnis aufwendiger Such-, Erschließungs- und Entwicklungsarbeit aufzufassen. Minerallagerstätten sind also Wirtschaftsgüter. I n den letzten Jahren, besonders aber nach dem Bekanntwerden des Buches „ L i m i t s to Growth", dem Bericht des „Club of Rome", ist immer wieder darauf hingewiesen worden, daß die Rohstoff mengen begrenzt sind. Es lasse sich für jeden mineralischen, also i m vorher beschriebenen Sinn nicht regenerierbarem Rohstoff bei ansteigendem, aber auch bei konstantem Verbrauch bereits jetzt ein Zeitpunkt rechnerisch ermitteln, zu dem sämtliche natürlichen Reserven auf der Erde erschöpft seien. M i t dieser Aussage wurde der weltweite „ r u n for natural resources" weiterhin intensiviert, Oligopolbildung und Chauvinismus erhielten weitere Nahrung. I m Grunde erscheint sie m i r wie eine politische Aussage der Existenzangst, der Angst der hochindustrialisierten Länder insbesondere vor ihrer Zukunft. Vielleicht entspringt sie einem Mangel an Selbstvertrauen, eines der großen vor uns liegenden Probleme meistern zu können. A n die Geowissenschaften ist jedenfalls die Frage gestellt, sich zu dieser Aussage zu äußern und, wenn möglich, die auf der Erde verfügbaren Rohstoffvorräte zu quantifizieren. Für die Geowissenschaftler ist übrigens diese inzwischen so dramatisch politisierte Frage keineswegs neu. Sie lautet: Wie groß sind insgesamt die i n der uns zugänglichen Erdkruste zu erwartenden Rohstoffvorräte? Für welchen Zeitraum ist die Versorgung der Industrie m i t diesen Rohstoffen gesichert? Ich w i l l versuchen, i m folgenden diese Frage am Beispiel von MetallRohstoffen aus der Sicht eines Geologen zu beantworten. Schon seit etwa dem Beginn dieses Jahrhunderts haben sich Forscher m i t der stofflichen Zusammensetzung 'der Erde und besonders der oberen Kruste, d. h. den der direkten Beobachtung zugänglichen Gesteinen befaßt. Z u nennen sind hier vor allem Clarke , Fersmann, Vernadskyj und Goldschmidt. Nach statistischer Auswertung hunderttausender von Gesteinsanalysen gewann man eine Vorstellung über die mittlere chemische Zusammensetzung der Erdkruste.
Metall-Rohstoffvorräte aus theoretischer und wirtschaftlicher Sicht
11
Zahlen über die mittlere Konzentration aller Elemente i n der Erdkruste, aber auch solche i n unterschiedlichen Gesteinstypen, findet man heute i n geochemischen Tabellenwerken. Seit langem ist bekannt, daß die uns zugängliche Erdkruste zu etwa — 47,0 °/o aus Sauerstoff — 30,5 °/o aus Silizium —
8,0 °/o aus A l u m i n i u m
—
3,5 %> aus Eisen
besteht. A l l e übrigen Elemente entsprechen zusammen nur einem Anteil von 11 %>. Wichtige Metalle, wie Kupfer, Blei oder Zink, sind nur i n den Anteilen von 50, 13 oder 80 ppm vertreten. M i t den vorhandenen Daten der Geochemie ist es ohne weiteres möglich, aus der mittleren Konzentration und der Masse eines Erdkrustenbereiches für jedes Element die Menge zu berechnen, die theoretisch hier anzunehmen ist. Diese Rechnung soll hier einmal für eine 1 000 m dicke Gesteinsschicht von der Oberfläche aller Kontinente durchgeführt werden. Die gesamte Landoberfläche der Erde umfaßt rund 1,49 X 108 km 2 . Bis zur Teufe von 1 000 m, was etwa der heute für einen MetallerzBergbau denkbaren Maximaltiefe entspricht, ergibt sich ein Volumen von 1,49 X 108 k m 8 und bei einer mittleren Gesteinsdichte von 2,7 eine Gesamttonnage von 4,023 X 10 17 t. Geht man für das Beispiel Kupfer von einer mittleren Konzentration von 50 ppm aus, so errechnet sich i n dieser 1 k m dicken Gesteinsschicht eine theoretische Kupfermenge von ca. 2 X 10 13 t, mehr als das 50tausendfache der heute bekannten, i n bauwürdigen Lagerstätten anzunehmenden Kupferreserven. I n der folgenden Tabelle sind für eine Reihe von Metallen die theoretisch nach geochemischen Daten von Lee & Yao 1965 i n 1 000 k m kontinentaler Erdkruste errechneten Mengen den heute bekannten Vorräten gegenübergestellt. Man sieht, es lassen sich allein i n den oberen 1 000 m der Kontinentalkruste für alle Metalle riesige Mengen errechnen, die durchweg mehr als das 104fache der Lagerstättenvorräte ausmachen.
7
χ IO
3,6
6,4
4
χ IO 1250
IO
χ IO χ IO4 8
3,6
120
160 χ
25
0,2
1
3000
40
61
4 6000 0,7 700 0,008
1,6
50
30
81
IO3
48 χ IO3
4,8
3900
3,0 χ IO5 5,0 χ IO4
IO4
0,6
35 4
3,7 χ IO4
1,63 χ IO6 8,76 χ IO6
χ
5,2
5
490
350
5,2
11,2 χ IO6
2) Daten teils USBM 01.01.75, teils Erhebungen BGR
77
1,2 1,1
13
83x103
Gehalt für mittlerer Anreicherung f. Bauwürdigkeit Krustengehalt Bauwürdigkeit in % in ppm
1) Daten für Gehalte aus Lee& Yao 1965, gerechnet nach Anteilen von Schilden und Orogengebieten
6
1,45
3,9 χ IO8
9,84
χ IO5 χ IO5 5
1,75 χ IO
6,8 χ IO
4,82 x1ο11 4.40Χ1011
11
6,27 x1ο
Molybdän
Wolfram
Zinn
Blei
2,44 χ IO
2,02 χ IO13 5,24 χ IO12
Kupfer
13
3,10 χ IO
2,2
2,2
2,97 χ IO9
8,355 χ IO8
8
χ IO9
χ IO10
3,25 χ IO 1,853 χ IO 13
Nickel
Chrom
Zink
13
1,92
1,91 χ IO16 8,78
3,34 χ IO16
Mangan 4,21 χ IO14
Eisen
Aluminium
„ ... . , erforderliche w Krustenmenge Vorrate sicher A/ß m t 1) u. wahrsch. m t 2)
„Erdkruste": hier 1,49x10® km2, gerechnet bis zu einer Teufe von 1000 m, mittlere Gesteinsdichte 2,7; ergibt eine Krustentonnage von 4,023x1017t.
Friedrich Bender
Metall-Rohstoffvorräte aus theoretischer und wirtschaftlicher Sicht
13
Derartige Mengenrelationen können graphisch kaum hinreichend verdeutlicht werden. Die folgende Abbildung stellt einen Versuch dar.
Bei dieser Betrachtung stellt sich natürlich sogleich die Frage: Sind die immensen Mengen, die sich i n den normalen Gesteinen unserer Erdkruste errechnen, als Metallrohstoffreserven für die Zukunft von Interesse? Ich b i n davon überzeugt, daß dies nicht der Fall ist, und zwar einfach deswegen, w e i l Mengen- und Energie-Betrachtungen dagegen sprechen und damit die Kostenfrage nicht aufgeht Lassen Sie mich dies am Beispiel des Kupfers illustrieren. Die heute bauwürdigen Gehalte i n Kupfer-Großlagerstätten betragen etwa 0,6 °/o Cu i m Erz; d. h. es muß gegenüber dem mittleren Krustengehalt an Kupfer eine 120fache Anreicherung gegeben sein. Für die Gewinnung von 11 Kupfer sind heute bei einer Ausbringungsrate von 8 0 % etwa 200 t Erz — ein Würfel m i t der Kantenlänge von gut 4 m — abzubauen und einer Aufbereitung zu unterziehen. W i l l man Gesteine mittlerer Krustenzusammensetzung als Kupfererze nutzen, so sind für die Gewinnung von 1 1 Kupfer 25 000 t Gestein — ein Würfel m i t der Kantenlänge von 21 m — abzubauen und durch Aufbereitungsanlagen zu bringen.
14
Friedrich Bender
Denkt man sich einen heute üblichen Welt-Kupferverbrauch von etwa jährlich 7,5 Mio. t Metall, so wäre ein Gesteinswürfel m i t gut 4 k m Kantenlänge jährlich abzubauen. Betrachten w i r als nächstes die Energiebilanz bei Erzeugung von 1 1 Kupfer in Abhängigkeit vom Kupfergehalt des zu nutzenden Erzes bzw. Gesteins. Hierbei ist von folgenden Annahmen ausgegangen: 1. I m Bereich des Bergbaus beträgt der Energiebedarf für Abbau und Transport von 1 1 Erz bei Tagebau und einem Abraum/Erz-Verhältnis von 3 : 1 8 kWh. 2. I m Bereich der Aufbereitung beträgt der Gesamt-Energieverbraucb für Brechen, Mahlen und Flotation 22 kWh pro Tonne Erz. 3. Das Ausbringen beträgt etwa 80 °/o. 4. I m Bereich des Transports des Konzentrates m i t 3 0 % Cu beträgt der Energiebedarf 10,5 kWh pro Tonne Konzentrat; was 35 k W h für eine Tonne Kupfer entspricht. 5. Zur Verhüttung nötigt.
werden 350 kWh pro Tonne raffiniertes Kupfer be-
Die i n diesen Annahmen genannten Zahlen entsprechen heute i m Optimalfall denkbaren Werten und berücksichtigen nur den unmittelbar für die Kupfergewinnung erforderlichen Energieaufwand. Die insgesamt für die Gewinnung einer Tonne Kupfer erforderliche Energie läßt sich also als Summe der Komponenten Bergbau, Aufbereitung, Transport und Verhüttung nach den eingeführten Annahmen und unter Berücksichtigung der Ausbringungsrate von 80 °/o 0,8) formulieren. Damit läßt sich die Gesamtenergie zur Erzeugung von 1 Tonne Kupfer unter Benutzung der genannten Annahmen nach folgender Gleichung errechnen: E
=-ôjrhc
+
nürfe-
+ 35 +
350 [ k w h / t
C u ]
Man kann sich damit auch leicht davon überzeugen, daß die aufzuwendende Energie zur Kupfergewinnung m i t sinkenden Gehalten i m Erz umgekehrt proportional ansteigt und daß mit sinkenden Gehalten nacheinander die Komponenten Transport, Verhüttung und Bergbau i n der Gesamtbilanz relativ an Bedeutung verlieren. Demnach ist es die Aufbereitung, nämlich die Zerkleinerung, Aufmahlen und Flotation, die beim Durchsatz von Normalgestein die Hauptmenge der Energie benötigt.
kWh
ο
1
ίο 100 ppm
!
--1000 kWh 'S
10 000
« j Q.
jg
Γ
.
Es wird nur der unmittelbare Energieverbrauch gerechnet, nicht der
mit 100%
350 kwh/t raffiniertes Kupfer. Ausbringen gerechnet
Gesamtenergieverbrauch einschl. Elektrolyse
30% Cu (35 kwh/t Cu)~ -Verhüttung:
~ Κ=Kupfergehalt im Erz in %
10%
+ ^+35+350 [kWh/t CÜ]
Bergbauenergie+Aufbereitungsenergie
1% 1 • 10000 ppm ppm
0,Γ/ο 1— 1
1000 ppm
Ι I 1
I
Mahlen und Rotation 22 kwh/t Erz, Ausbringen 80% (0,8) Energieverbrauch 10,5kwh/t Konzentrat mit
I ö Investitionsgüter erforderlich ist, die benutzt und verbraucht werden. JP ! ® ^^ Gesamtenergie (E) =
ι Φ I "tn
Tagebau mit einem Abraum-Erzverhältnis von 3:1 Energieverbrauch pro Tonne Haufwerk für Abbau und Transport bis zur Aufbereitungsanlage 2 kwh, Energieverbrauch pro Tonne Erz 8-kwh.
mittelbare, der bei der Herstellung der Verbrauchsmaterialien und
Nv ν
|o J g ι
\ \
I ο. ! ο Q.
' £ IQ
ι
-Bergbau :
~ Annahmen :
Gesamtenergieverbrauch einschließlich für Brechen,
-Transport:
-Aufbereitung:
300385 kWh/t Τ
^
--100000 kWh
kWh/t Cu
600385O]-^
--1 Mio kWh
A kWh/t Cu
Energieverbrauch
Energieverbrauch zur Herstellung von raffiniertem Kupfer aus Erzen mit verschiedenen Cu-Gehalten (nach heutigen Technologien)
Metall-Rohstoffvorräte aus theoretischer und wirtschaftlicher Sicht 15
Es läßt sich an der Graphik w i e auch anhand der Gleichung feststellen, daß zur Erzeugung von 6 t Kupfer aus normalen Gesteinen eine Energie von 3,6 X 106 k W h aufzubringen ist.
16
Friedrich Bender
Dies heißt m i t anderen Worten, daß dazu ein mittleres Steinkohlenkraftwerk m i t einer Kapazität von 150 M W bei einem täglichen Einsatz von 1 200 t Kohle betrieben werden müßte. Diese überschlägige Mengen- und Energiebetrachtung sollte eigentlich genügen, eine Nutzung normaler Gesteine als Ressourcen zur Metallgewinnung auszuschließen, und zwar nicht nur für die nahe, sondern auch für die ferne Zukunft jenseits des Jahres 2000. Eine kurze wahrscheinlichkeitstheoretische Betrachtimg läßt den Schluß zu, daß die heute gebauten Lagerstätten der meisten Metalle Anreicherungen darstelllen, die von den Krustengesteinen völlig getrennt zu sehen sind. Es handelt sich bei den Lagerstätten u m solche Sonderfälle, die i n der geochemischen Gesamtbilanz der kontinentalen Erdkruste gar nicht erscheinen und nicht erfaßt sind. Unter Anwendung der Poisson-Verteilung als der mathematischen Beschreibung seltener Ereignisse sei einmal untersucht, für welche Maximalanreicherung (C) gegenüber dem Krustendurchschnitt überhaupt die Chance besteht, daß sie bei einer von den 4,023 X 10 17 Tonnen der Kruste angetroffen wird. Dies hieße so viel wie 4,023 X 1Q17 _ C! Χ β
Man kann sich überzeugen, daß nur eine 19 - 20fache Anreicherung statistisch ohne E i n w i r k i m g zusätzlicher geologischer Anreicherungsfaktoren denkbar ist. Ein Vergleich m i t den für eine Bautätigkeit erforderlichen Anreicherungen, wie ich sie i n der ersten Abbildung brachte, zeigt, daß es nur die Metalle A l u m i n i u m und Eisen sind, die i n normalen Krustengesteinen i n bauwürdiger Anreicherung angetroffen werden könnten. Eine Chance besteht ferner noch für Nickel i n Ultrabasiten, die normalerweise etwa Vs des für eine Bauwürdigkeit erforderlichen Nickelgehaltes aufweisen. Die Chance W rechnet sich hier nach der Poissonverteilung etwa so:
Das bedeutet, daß unter 1 000 t Ultrabasit 3 t die für eine Bauwürdigkeit erforderlichen Gehalte aufweisen könnten. Daß für die Prospektion auf Nickel basische bis ultrabasische Gesteine besondere Bedeutung haben, gehört zum Wissen eines jeden Erzlagerstättenkundlers, ist jedoch nur ein Gesichtspunkt der Suchstrategie. Das
Metall-Rohstoffvorräte aus theoretischer und wirtschaftlicher Sicht
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Wissen, daß i n Ultrabasiten Nickelanreicherungen vorkommen können, reicht keineswegs für die Identifizierung von Nickellagerstätten. Zusammenfassend läßt sich zu den Bilanzrechnungen von Metallmengen i n Krustengesteinen feststellen: Die imponierend großen Metallmengen, die sich i n Normalgesteinskörpern, aber auch i n Steinskörpern m i t relativ höheren Gehalten errechnen lassen, haben nur theoretisch-wissenschaftliches Interesse, nicht aber praktische Bedeutung für eine künftige Rohstoffversorgung. Die wahrscheinlichkeitstheoretische Betrachtung zeigt auf, daß die heute und künftig bauwürdigen Erzlagerstätten durch zusätzliche Anreicherungsvorgänge i m Verlauf geologischer Prozesse entstanden sein müssen. Das Studium und die Kenntnisse dieser geologischen Vorgänge und die aus diesem Wissen heraus zu entwickelnden Suchverfahren alleine gewährleisten, daß auch künftig rechtzeitig hinreichende Lagerstätten aufgefunden werden. Nach Ausschluß einer Nutzung normaler Gesteine als Ressourcen zur Metallgewinnung stellen sich die Fragen nach der Größe der tatsächlichen Lagerstättenvorräte und nach der Zeitspanne, für die sie vorhalten. Wenn man die diesbezüglichen Berechnungen i n den letzten 30 Jahren betrachtet, kommt man zu einer verblüffenden Erkenntnis: I n den letzten 30 Jahren ebenso wie heute entsprachen die Weltlagerstättenvorräte bei den meisten Metallen etwa der 20- bis 50fachen Menge einer jährlichen Bergbauproduktion. Die folgenden 3 Abbildungen sollen dies für Kupfer, Blei und Zink verdeutlichen. Man kann diesen Diagrammen die eigentlich doch sehr beruhigende Tatsache entnehmen, daß bislang noch immer genügende Mengen an Lagerstätten entsprechend dem steigenden Bedarf neu entdeckt und erschlossen werden konnten. Es gibt auch keine geologischen Gründe für die Annahme, daß sich dies i n den nächsten 30 Jahren gravierend ändern wird. Hierauf werde ich noch zu sprechen kommen. Die Suche nach Lagerstätten und damit auch die Zufundrate ist nämlich eine Funktion des Preises, der in freien Wirtschaftssystemen über Angebot und Nachfrage bestimmt wird. I m Unterschied zum Angebot vieler anderer Wirtschaftsgüter ist jedoch das Angebot an Lagerstätten wegen der langen Erschließungszeiten wesentlich weniger flexibel. Hierdurch und nicht wegen der Erschöpfung der Lagerstättenvorräte können Versorgungsengpässe entstehen. Diese Engpässe können durch politische und wirtschaftliche Erwägungen i n den Erzeugerländern zu Versorgungskrisen i n den Verbraucherländern führen, wie auch hierzulande 2 Konjunkturpolitik, Beiheft 23
Friedrich Bender
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KUPFER — Kumulierte Förderung, Vorräte,statische Lebensdauer und Bruttozuwachs der Vorräte in der Welt 1 9 4 6 bis 1 9 7 5
Kumulierte Förderung seit 1946 in Mio t 1975 • • 1 2 3 7 e r 1974 — I i Γ ι
-'
ι —
-
—
101.9—-
54,2
403.8
46,3
354,5
J
49,4
347,0
53,9
339,9
— 1
348.0'™' " 3 4 8 . 0 M. V
3 : i
Statische Bruttozuwachs Lebensder Vorräte seit dauer in 1946 Jahren in M i o t
1
390.1 348.0 —
- .M:." 348.0
1973 — 1 0 9 , 0 — 1972 •
KUPFERVORRÄTE in Mio t Kupfer
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333,5
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57,6
1951
51,6
31,5
1946 islllO.OM^
50,6
1971 • 9 5 . 9 — 1970 • 8 V . 1 — 1969 • 8 3 . 2 1 1 1968 1 7 7 V · ' 1967 • 7 2 , 6 » , 1966 1 6 / 3 ·
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1961
1956
142,2 i'w'o]
11.2
"Ί
die Erfahrung gezeigt hat. Dagegen h i l f t wohl nur mittelfristiges und langfristiges Denken und Handeln i m Prospektions- und Erschließungssektor, wozu antizyklische Investitionen gehören. Man muß sich wohl daran gewöhnen, auch gerade dann i n Prospektion und Erschließung zu investieren, wenn die Metallpreise ein bisher immer noch verhältnismäßig rasch vorübergehendes Tief durchlaufen. Doch erlauben Sie mir, zur Betrachtung der Metall-Lagerstättenvorräte zurückzukommen.
Metall-Rohstoffvorräte aus theoretischer und wirtschaftlicher Sicht
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BLEI -Kumulierte Förderung, Vorräte,statische Lebensdauer und Bruttozuwachs der Vorräte in der Welt 1 9 4 6 bis 1975
Kumulierte Förderung seit 1946 in Mio t 1975 • • / U . / b h 145.1 1974 M 6 / . 3 · · 130.6 1973 I H 6 3 . 8 H B '93,4 "-au 1972 • H Ü « "93,4 ! j 1971 • 5b.9 Η """86,2 i 1970 • 5 3 . 5 · · 81.6 1 1969 • 5 0 . 2 K ' 1968 •47,2 • 81,6 Τ Ί 1967 • 4 4,3W ~ 4 8 . 3 l 1966
BLEIVORRÄTE in Mio t Blei
Statische Bruttozuwachs Lebens- der Vorräte seit dauer in 1946 Jahren in Mio t 42,3 37,6 27,1 27,3 27,2 26,3 27,0 16,6 15,9
183.3 165,4 124,7 121,3 117,8 107,2 99,3 96,3 60,1 52,6
1961 2 8 , 6 Ü 4 4 , 3 1 i
18,6
40.4
1956 Π70153.71
16,9
21,2
24,2
15,5
1951
œio,8ii
1946 132, m
:: ι 1
28,0
27,7
Dazu lassen Sie mich bitte erläutern, was man unter Ressourcen und was unter Reserven bzw. Lagerstätten-Vorräten versteht, wenn man den entsprechenden Vorschlägen des US-Bureau of Mines und des USGeological Survey von 1974 folgen w i l l , was die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe tut. Als Ressourcen bezeichnet man Anreicherungen von Wertelementen i n der Erdkruste, für die eine wirtschaftliche Gewinnung des Wertelementes möglich ist oder i n Zukunft möglich erscheint. 2»
Friedrich Bender
20
ZINK -
Kumulierte Förderung, Vorräte, statische Lebensdauer und Bruttozuwachs der Vorräte in der Welt 1 9 4 6 bis 1 9 7 4
Kumulierte Förderung seit 1946 in Mio t
ZINKVORRÄTE in Miot Zinkinhalt
1975 185,3 1974 H H V V I H M · " 1973 » 1 4 · · 117.6' 1972 mmmti/./mmm ιοό.Γ""" '{ 1971 h « 2 / 2 w m m â 106.1
US
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hstoffpolitik
Quellen: Errechnet und zusammengestellt aus UNCTAD, „An Integrated Programme for Supp. 1), Juni 1975 (TD/B/C. 1/184) und Oktober 1975 (TD/B/C. 1/194 u. TD/B/C. 1/196).
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Weltimportanteile
1970 - 73 (vH)
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1970 - 73 (vH)
Weltexportanteile
) Lagervolumen bewertet mit den Durchschnittspreisen 1970 - 74. ) Weltexport und -import nur unvollständig ländermäßig erfaßt.
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Insgesamt^)
Zinn
Kupfer
Naturkautschuk
Juteb)
Hartfasern^)
Baumwolle
Zucker
21,6
0
0,5
Kakao
Tee
0
Kaffee
„Kern"-Rohstoffe
Tabelle 5
Daten zum „integrierten Rohstofprogramm" der UNCTAD
Kritik der Pläne für eine neue internationale
Juergen Β. Dönges
werden müßte (jeweils ein Drittel als von den Regierungen gezeichnetes Kapital und 2 Mrd. i n Form von Darlehen). Für Zeichnungsquoten zwischen Erzeuger-, Verbraucher- und (gesondert) Erdölländer stehen drei Modelle zur Diskussion, denen die Relationen 37,5 : 37,5 : 25, 50 : 50 : 0 und 60 : 40 : 0 zugrundeliegen (die sozialistischen Länder sind dabei mit erfaßt). Innerhalb der Ländergruppen sollen die Zeichnungsquoten von den einzelnen Ländern i m Verhältnis des jeweiligen Weltexport- oder Weltimportanteils aufgefüllt werden, wobei Ländern mit einem Pro-Kopf-Einkommen unter 200 US-$ Vergünstigungen eingeräumt werden sollten. Der Finanzrahmen erweitert sich auf rund 6 Mrd. US-$, sobald die Zinsen für den Kapitaleinsatz (sagen w i r 8 - 1 0