Die ›Rechtssumme‹ Bruder Bertholds: Untersuchungen I [Reprint 2018 ed.] 9783110912548, 9783484103504


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German Pages 283 [284] Year 1980

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Table of contents :
Vorwort zur Reihe
Inhalt
Vorwort
Zur deutschen Werkbezeichnung der ›Summa Confessorum‹-Bearbeitung Bruder Bertholds
Die Entstehungsgeschichte der ›Rechtssumme‹ des Dominikaners Berthold
Stemma und Wortgeographie
Die Rezeption deutscher kanonistischer Literatur durch mittelalterliche Rechtsbücher
Abkürzungen
Literaturverzeichnis
Summary
Autoren-und Werkregister
Namenregister
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Die ›Rechtssumme‹ Bruder Bertholds: Untersuchungen I [Reprint 2018 ed.]
 9783110912548, 9783484103504

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TEXTE UND TEXTGESCHICHTE Würzburger Forschungen

Herausgegeben von der Forschergruppe »Prosa des deutschen Mittelalters«

Die >Rechtssumme< Bruder Bertholds Eine deutsche abecedarische Bearbeitung der »Summa Confessorum« des Johannes von Ereiburg

Untersuchungen I Herausgegeben von Marlies Hamm und Helgard Ulmschneider

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1980

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Berthold (von Freiburg): [Die Rechtssumme] Die Rechtssumme Bruder Bertholds : e. dt. abecedar. Bearb. d. „Summa confessorum" d. Johannes von Freiburg. — Tübingen : Niemeyer. NE: Johannes (de Friburgo, I.}: Summa confessorum Untersuchungen. 1. Hrsg. von Marlies Hamm u. Helgard Ulmschneider. — 1980. (Texte und Textgeschichte ; 1) ISBN 3 - 4 8 4 - 1 0 3 5 0 - 7

ISBN 3-484-10350-7 © Max Niemeyer Verlag Tübingen 1980 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany. Satz: Pagina GmbH, Tübingen. Druck: Allgäuer Zeitungsverlag GmbH, Kempten/Allgäu. Einband: Heinr. Koch, Tübingen

Vorwort zur Reihe

Die Reihe >Texte und Textgeschichte< dokumentiert die wissenschaftliche Arbeit der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit dem Jahre 1973 geförderten Forschergruppe >Prosa des deutschen Mittelalter am Institut für deutsche Philologie der Universität Würzburg. Sie nimmt aber auch Arbeiten auf, die außerhalb der Gruppe entstanden sind, sei es wegen ihres innovatorischen Effekts auf eben diese Gruppe, sei es wegen ihrer gleichen oder ähnlichen Methodik und Zielsetzung. Die Würzburger Forschergruppe als Institution war das Ergebnis langjähriger Bemühungen um die deutsche Prosa des Mittelalters, die zunächst einmal 1963 in einer >Forschungsstelle< eine organisatorische Mitte fanden. Umfangreiche Monographien und Textausgaben, vielfach Dissertationen, wurden in den >Münchener Texten und Untersuchungen zur Deutschen Literatur des Mittelalters^ herausgegeben von der Kommission für Deutsche Literatur des Mittelalters der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, kleinere Texte in der Reihe >Kleine deutsche Prosadenkmäler des Mittelalters^ herausgegeben von der Würzburger Forschungsstelle, veröffentlicht; kürzere Beiträge, in >Würzburger Prosastudien< gesammelt, erschienen 1968 und 1975 in der Reihe >Medium Aevum. Philologische StudienVorspiel< nennen, das dann in der Institution >Forschergruppe< eine programmatische Ausrichtung fand. Das Programm, das im Wesentlichen dem der Deutschen Forschungsgemeinschaft vorgelegten Antrag entspricht, ist veröffentlicht im J a h r buch für internationale GermanistikSpätmittelalterliche Prosaforschung. DFG-Forschergruppe-Programm am Seminar für deutsche Philologie der Universität WürzburgSumma ConfessorumRechtssumme< des Dominikaners Berthold. Ihr Verhältnis zur >Summa Confessorum< des Johannes von Freiburg und zu deren lateinischen Bearbeitungen

35

GERHARD DITTMANN

Stemma und Wortgeographie. Beobachtungen zur Umsetzung der oberdeutschen >Rechtssumme< Bruder Bertholds ins Niederdeutsche

115

H E L G A R D ULMSCHNEIDER

Die Rezeption deutscher kanonistischer Literatur durch mittelalterliche Rechtsbücher. Zur Wirkungsgeschichte der >Rechtssumme< Bruder Bertholds und des >Buchs der Tugenden< 143 Abkürzungen

261

Literaturverzeichnis

263

Summary

265

Autoren- und Werkregister

267

Namenregister

271

Vorwort

Der vorliegende Untersuchungsband ist Teil eines Veröffentlichungsprogramms, in dem die >Rechtssumme< Bruder Bertholds editorisch, überlieferungsgeschichtlich, sprachlich-lexikalisch und texterklärend erschlossen werden soll. Die Rechtssumme, ein wohl nach der Mitte des 14. Jahrhunderts vermutlich im Grenzgebiet Bayern-Schwaben von einem Dominikaner namens Berthold verfaßtes Werk, gehört zu den breit überlieferten und wirkungsmächtigsten Gebrauchstexten des deutschen Spätmittelalters. Überliefert in über 100 Textzeugen, stellt die >Rechtssumme< - auf der Basis ihrer Vorlage, der lateinischen >Summa Confessorum< des Dominikaners Johannes von Freiburg - ein alphabetisch geordnetes Sitten- und Rechtsbuch für Laien dar. In der vorgesehenen Publikationsserie wird, ausgehend von einem überlieferungsgeschichtlichen Ansatz, der in drei Fassungen tradierte Text der >Rechtssumme< in einer synoptischen Edition mit textgeschichtlichen Varianten und Wortersatzregister dargeboten. Ein Glossar sowie ein lateinisch-deutsches / deutsch-lateinisches Entsprechungsregister schließen sich an. In einem ergänzenden Kommentarband wird das Verhältnis Bertholds zu seiner Vorlage sowie das Verhältnis der einzelnen Fassungen in Bezug auf diesen lateinischen Text dokumentiert. Eine eigene Untersuchung erschließt die externe Textgeschichte der >RechtssummeRechtssumme< freigelegt und mit ersten Untersuchungsergebnissen gedeutet wird. G . STEER untersucht die historischen und wissenschaftsgeschichtlich gebräuchlichen Benennungen der deutschen >Summa ConfessorumSumma Confessorum< des Johannes von Freiburg ist die alleinige Quelle seines Werkes. Alle übrigen Werke des Johannes sowie deren Abbreviaturen können als vermutete Vorlagen ausgeschieden werden. Der stark redaktionelle Charakter der >Rechtssumme< erklärt sich weitgehend aus einer Publikumsbezogenheit, die von der der >Summa Confessorum< abweicht. G. DITTMANNS Aufsatz analysiert den Umsetzungsprozeß des oberdeutschen >RechtssummeRechtssumme< - vorwiegend weltlichen Inhalts - ist hier zusammen mit Exzerpten aus >Der tugenden büchSchwabenspiegelSachsenspiegel< samt Glosse und >Meißner Rechtsbuch< zu einem umfassenden Rechtskompendium verarbeitet. Hier zeigt sich, in welchem Ausmaß eine bisher überwiegend als theologisch klassifizierte Literatur unmittelbar in mittelalterliche deutsche Rechtsbücher eingeflossen ist.

Würzburg, im November 1979 Die Herausgeber

1 GEORG STEER

Zur deutschen Werkbezeichnung der >Summa ConfessorumRechtssumme< (RS) Bruder Bertholds' hat im Gegensatz zu ihrer Vorlage2, der >Summa Confessorum< (SC) des Johannes von Freiburg und deren lateinischen Bearbeitungen (>Summa RudiumSumma abbreviata< des Wilhelm von Cayeu, >Summa de casibus conscientiae< des Bartholomäus von Pisa) keinen vom Autor verbürgten Werktitel. Berthold nennt im Prolog sein deutsches Opus schlichtweg und ohne Spezifizierung puch: Ich pit auch all die, die daj puch lefen oder ichreiben, da5 fi niht dar ju noch von fetten, dann das not ift je tun, auf das der recht fin der heiligen lerer niht gefelfchet werd in difem puch. Vnd wer ¡weyfei [lv] hat an difem puch oder an dem finn oder an dermal der quoten vnd der capitel dej decretes oder an der ' In der Forschung seit O. GEIGER, Studien über Bruder Berthold. Sein Leben und seine deutschen Werke, in: Freiburger Diözesanarchiv N F 21 (1920) 1-54 und R. STANKA, Die S u m m a des Berthold von Freiburg (Theologische Studien der österreichischen LeoGesellschaft 36), Wien 1937, heißt der Autor Berthold von Freiburg, obwohl der Prolog der RS nur von Prüder Perchtholt spricht. Aufgrund einer Prozeßurkunde vom 24. Juni 1304 (vgl. Zeitschrift f. Geschichte des Oberrheins N F 21 [1906] S. 199-211), in der Johannes von Freiburg als gewesener Lesemeister< (lector quondam) bezeichnet wird und ein Lektor Berthold (Videlicet fratre Bertholdo lectore) als sein Nachfolger erscheint, nimmt O. GEIGER an, daß frater Bertholdus lector der U r k u n d e vom 24.6.1304 und Prüder Perchtolt der RS, der sich selbst nicht lefmeister nennt, identische Personen sind. Wie wenig letztlich GEIGER von seinem Identifizierungsversuch (S. 18) hält, beweist die Tatsache, daß er seinen Aufsatz schlicht mit >Studien über Bruder Berthold< überschreibt, wie schon R. STINTZING, Geschichte der populären Literatur des römischkanonischen Rechts in Deutschland am Ende des 15. und im Anfang des 16. Jahrhunderts, Leipzig 1867 (Nachdr. Aalen 1959), S. 516-519, (>Summa Johannis von Bruder BertholdRechtssumme< kritiklos >Berthold von Freiburg< (siehe Titel: >Die Summa des Berthold von FreiburgSumme< aus der lateinischen in die deutsche Sprache umgesetzt: j e däutfcher fprach . . . gemachet. 2. Er hat dabei die SC nicht vollständig übernommen - der Umfang der RS ist etwa ein Fünftel der SC -, sondern nach pastoralen und doktrinalen Gesichtspunkten (je pejjrung . . . allen chriftenleichen menfchen) kürzend das aus ihr ausgewählt, daj den läuten aller nüt^eft ift je wijjen: Daj han ich gebogen4 auj dem püch der fumm der peichtiger. 3. Er hat die voluminöse lateinische >Summa< des Johannes, die in Bücher, Titel, Quästionen und Rubriken eingeteilt ist, nicht nur inhaltlich gekürzt und auf die Ansprüche eines christlichen Laienpublikums ausgerichtet, sondern auch stofflich neu geordnet, nämlich alphabetisch: nach der Ordnung des Abc. Bei diesem dreifachen Umformungsprozeß ist ein Werk entstanden, das einerseits formell und tendenziell neu ist, und wofür Prüder Perchtolt als Autor zeichnen kann, das aber andererseits materiell mit der »Summa Confessorum< identisch bleibt, so daß dem Inhalt nach das Opus Bertholds auch als dasjenige des Johannes von Freiburg gelten konnte 5 . 2a

3

4

5

Innsbruck, Univ. Bibl. Cod. 549, jrv = 1 1 ; ein Faksimile von fol. jr der Handschrift bei K. RUH, Geistliche Prosa, in: Europäisches Spätmittelalter (Neues Handbuch der Literaturwissenschaft VIII), Wiesbaden 1979, S. 565-605; zur RS vgl. S. 576f. P. LEHMANN, Mittelalterliche Büchertitel, in: Erforschung des Mittelalters. Ausgewählte Abhandlungen und Aufsätze, Bd. V, Stuttgart 1962, S. 1-93, hier S. 2. Der Dictionarius latino-germanicus gibt für vß cjyehen extrahere an; vgl. L. DIEFENBACH, Glossarium Latino-germanicum mediae et infimae aetatis, Frankfurt a.M. 1857, S. 220. Materiell identisch heißt: Berthold hat ähnlich wie Bartholomäus von Pisa in seiner >Summa de casibus conscientiae< die Substanz der »Summa confessorum< des Johannes von Freiburg übernommen mit allen Freiheiten der Auswahl, der Kürzung und der

Zur deutschen

Werkbezeichnung

3

Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, daß bereits den ersten Rezipienten der >Rechtssumme< im 14. Jahrhundert der Berthold-Titel päch als zu blaß erschien. Nur 3 Handschriften begnügen sich mit der Angabe puch. Es dürfte aufschlußreich sein, in Erfahrung zu bringen, als was die nachfolgenden Jahrhunderte, in denen der Text verbreitet wurde, die RS genommen und bezeichnet und welche Traditionen der Titelgebung sich herausgebildet haben; dies nicht so sehr aus purem Interesse an der Historie als solcher, sondern zu dem Zweck, Erkenntnishilfen zu gewinnen, die >Rechtssumme< in ihrer Eigenart als Rechtstext zu verstehen und sie mit einem Titel für den wissenschaftlichen Gebrauch zu versehen, der keinesfalls ein schlechter, und wenn schon kein echter, zumindest doch ein rechter 6 sein soll. Die meisten historischen Versuche, angefangen vom 14. bis zum 20. Jahrhundert, der >Rechtssumme< Bruder Bertholds einen Namen zu geben, stützen sich auf die Angaben des Prologs, die allerdings recht unterschiedliche Ansätze für einen Gesamttitel des Werkes liefern. Der Prolog bot und bietet die Möglichkeit, zu rekurrieren auf den Unterschied 1. der Sprache: Die SC ist lateinisch, die RS deutsch geschrieben. 2. des Umfangs beider Werke: Die RS ist ein Exzerpt, eine >Summa abbreviata< der SC. 3. der Stoffdarstellung: Die SC bleibt der scholastischen Tradition der Quästionenabhandlung verpflichtet, Berthold ordnet seine themata und casus alphabetisch. 4. der Autoren: Johannes von Freiburg war lefmaifter und Verfasser einer vielgerühmten >Summa ConfessorumRechtssummeSumma< des Johannes war als >Summa ConfessorumSumma praedicatorum< und >Summa LectorisRechtssumme< dagegen für das »christliche Volk« (je nutj den läuten vnd je falikhait). Berthold selbst möchte sein püch, und diesen Eindruck vermittelt die Lektüre des Prologs zweifelsfrei, nicht als >Summe der peichtiger< und nicht als >Summe Johannis< benannt wissen. Doch weder seine spätmittelalterlichen Leser noch die Forschung der Neuzeit haben diesen seinen Wunsch, wie zu zeigen sein wird, respektiert. Zu bedenken bleibt auch das Folgende. Die >Rechtssumme< Bruder Bertholds gehört als Translat in den Umkreis der spätmittelalterlichen deutschen Übersetzungsliteratur. Dieser ist es eigen, in der Regel den lateinischen Titel und oftmals auch den Autor des Vorlagewerkes für die deutsche Übersetzung zu nehmen. Nicht selten wird dem übernommenen lateinischen Titel eine deutsche Übertragung beigefügt. Beispiele für diese Beobachtung sind Legion. Es genügt, einige wenige als Beleg anzuführen. Die deutsche Übertragung der Psalmenauslegung des Nikolaus von Lyra durch Heinrich von Mügeln ist im Cgm 526, lra-251va betitelt mit: Glösa magistri Nicolay de Lira supra psalteriumi0. Nicht weniger aufschlußreich sind Incipit und Explicit des >Paradisus animae deutsch< (>SündenRechtssummeBuchs der Natur< Konrads von Megenberg im 16. Jahrhundert, in: Volkskultur und Geschichte. Festgabe für Josef Dünninger, Berlin 14

1 9 7 0 , S. 5 7 0 - 5 8 4 . 17

SCHNEIDER ( A n m . 10), S. 190.

18

Konrad von Megenberg, Das Buch der Natur. Die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache. Hg. von F. PFEIFFER, Stuttgart 1861 (Nachdr. Hildesheim-New York 1971), S. 4 9 4 , 1 9 .

19

D. Martin Luther, Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Wittenberg 1545. Letzte zu Luthers Lebzeiten erschienene Ausgabe. Hg. von H. VOLZ unter Mitarbeit von H. BLANKE. Textredaktion FRIEDRICH KUR, München 1972. 20 G.H. BUIJSSEN (Hg.), Durandus' Rationale in spätmittelhochdeutscher Übersetzung. Das vierte Buch nach der Hs. CVP 2765 (Studia theodisca VI), Assen 1966, S. 4.

6

Georg Steer

I Das F e h l e n eines authentischen Titels für die >Rechtssumme< - puch wurde als zu unspezifisch abgelehnt - hat während der Zeit der h a n d s c h r i f t l i c h e n Ü b e r l i e f e r u n g des Textes zu einer N a m e n s gebung geführt, die vorbildlich wurde nicht nur für die Drucke des späten 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts, sondern auch für die Forschung des 19. und 20. Jahrhunderts. 90 Handschriften bezeugen den Text. D a dieser sich bereits in der Frühphase seiner Tradierung in drei unterschiedlichen Fassungen präsentiert, ist es ratsam, auch hinsichtlich des Werktitels die Fassungszugehörigkeit der Handschriften zu berücksichtigen. Zur Hauptfassung (B) gehören die folgenden Handschriften: B1 B2 B3 B4 B5 Bsl Chi Hl H2 H5 Hbl Kai Kl

Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 2° 574, l ra -199 vb . 200 ra -210 rb (Reg.) 15.m Jh. Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 2° 1233, l* ra -10* va . j ra -230 ra , v. J. 1456 Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 2° 1286, 122r-292v, v. J. 1462 Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 4° 1860, 4r-14r. 14v-324v, v. J. 1443 Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 4° 1973, l r -459 v , v. J. 1441 Basel, Univ. Bibl. Cod. F. V. 21, l ra -241 ra , 15.m Jh. Chicago, Newberry Lib. Cod. Add. 16 (f 67), l ra -184 vb , v. J. 1469 Heidelberg, Univ. Bibl. Cod. pal. germ. 30, l ra -201 rb , v. J. 1444 Heidelberg, Univ. Bibl. Cod. pal. germ. 33, l ra -6 va , 7va-132vb, 15.' Jh. Heidelberg, Univ. Bibl. Cod. Sal. 10, 3, 2 r -ll v . 15ra-225vb, v. J. 1450 Herzogenburg, Stiftsbibl. Cod. 334/1, 4 ra -145 rb (Auszüge), v. J. 1431 Kalosca, Kathedralbibl. Ms. 320, j ra -Cxlviiij vb . 150r-158v, v.J. 1462 Karlsruhe, Bad. Landesbibl. Cod. Gengenbach 1, I ra -XH va . j ra -CClxxxix va , 15." Jh.

Ml M2 M3 M4 M5 M6 M8 M9 MIO M12 M14 M15 M16 M17 M18

München, München, München, München, München, München, München, München, München, München, München, München, München, München, München,

Bayer. Bayer. Bayer. Bayer. Bayer. Bayer. Bayer. Bayer. Bayer. Bayer. Bayer. Bayer. Bayer. Bayer. Bayer.

Staatsbibl. Staatsbibl. Staatsbibl. Staatsbibl. Staatsbibl. Staatsbibl. Staatsbibl. Staatsbibl. Staatsbibl. Staatsbibl. Staatsbibl. Staatsbibl. Staatsbibl. Staatsbibl. Staatsbibl.

Cgm Cgm Cgm Cgm Cgm Cgm Cgm Cgm Cgm Cgm Cgm Cgm Cgm Cgm Cgm

226, 256, 265, 283, 293, 303, 513, 608, 609, 611, 613, 614, 615, 616, 617,

l ra -12 ra . 12ara-276vb, v. J. 1459 I ra -VIII ra . l ra -191 vb , 15." Jh. l ra -8 va . 8va-186v, v. J. 1458 l ra -191 vb , v.J. 1423 2ra-255rb, v. J. 1452 30ra-215vb, v. J. 1452 l r - l l r . 12ra-196ra, 15." Jh. l r -13 v . 14ra-305ra, v. J. 1468 l r a -18P b , 15.1 Jh. l ra -196 vb , 15.1 Jh. l r -229 v , v. J. 1448 l ra -198 vb , v. J. 1448 Ira-Vvb. l ra -160 vb , v.J. 1437 l ra -10 vb . ll ra -240 rb , v.J. 1432 l ra -9 rb . 9va-196vb, v.J. 1461

Zur deutschen

M19 M20 M21 M22 M24 M25 PI S1 Sei Sei Spl Ssl Stl U1 W1 W2 W4 W6 W7 Wül ZI

Werkbezeichnung

1

München, Bayer. Staatsbibl. Cgm 618, l ra -179 ra , v. J. 1450 München, Bayer. Staatsbibl. Cgm 619, l r -12 r . 12r-273rb, v.J. 1462 München, Bayer. Staatsbibl. Cgm 1106, Ira-Xra. l ra -177 vb , 15.m Jh. München, Bayer. Staatsbibl. Cgm 1128, l r -171 r , 15." Jh. München, Bayer. Staatsbibl. Cgm 5934, 2ra-222vb. 223r-237r, 15.' Jh. München, Bayer. Staatsbibl. Cgm 6014, l ra -200 rb , 15." Jh. Prag, Nat.Mus. Cod. XVII, D. 31, 2ra-240vb, v. J. 1461 Stuttgart, Württ.Landesbibl. Cod. theol. et philos. 2° 12, l ra -240 va , v.J. 1457 Schwaz, Stiftsbibl. Cod. Q 1/1.22, 25ra-34vb (fragm.), 15." Jh. Seitenstetten, Stiftsbibl. Cod. XXV, Ir-IXv. j ra -Clxxxviiij vb , v. J. 1436 St. Peter / Schwarzw., Sem. Bibl. Cod. ms. 6, 2r-12v. 13ra-261ra, 15.' Jh. Sélestat, Stadtbibl. Cod. 152, 2r-26v. j r -CCxxvj r , v. J. 1439 Straßburg, Nat. Bibl. Cod. 2261, 2ra-258vb, v. J. 1459 Ulm, Stadtbibl. Cod. 6767, 3r-15r. 16r-291v Wien, Dominikanerkl. Cod. 117/84, j ra -Clxxxx vb . 192ra-202ra, v.J. 1416 Wien, Österr. Nat. Bibl. Cod. 2791, l ra -231 rb , v. J. 14¿8 Wien, Österr. Nat. Bibl. Cod. 2842, 6ra-15ra. 17ra-191va, 15.' Jh. Wien, Österr. Nat. Bibl. Cod. 4142, l ra -186 vb . 187rb-196vb, v.J. 1411 Wien, Österr. Nat. Bibl. Cod. 12497, l ra -13 ra . 14ra-178rb, v. J. 1462 Würzburg, Univ. Bibl. M.ch.f. 37, l r -273 v , 15." Jh. Zwettl, Stiftsbibl. Cod. 186, l r -10 r . ll ra -175 vb , 15.' Jh.

A n vier Stellen findet der Titel der RS Erwähnung: am Beginn und am Ende des Registers, zu Beginn des Prologs und am Ende des Textes. A m häufigsten erscheint er im Zusammenhang des Prologs, nur einmal (ZI) nach d e m Register, und in gekürzter Form ab und zu am Schluß der Textabschrift. Für die B-Handschriften läßt sich ein gemeinschaftlicher Prologbeginn ermitteln, der folgende Textgestalt (nach M4) hat: Incipit prologus der Summ Johannis des decrets. Er wird von 13 Handschriften überliefert: Bl, B3 ( I n c i p i t ] Der), C h i , H l , K l , M2, M4, M19, PI, Ssl, W l , W6. Eine offensichtlich sekundäre Version ist die Fassung der Handschriften M l , MIO, M l 2, M l 6, M21, W ü l : Incipit prologus der Summ Johannis de$ decretor ( M l 6 , Ira). Nur 4 Handschriften begnügen sich mit der Angabe Summa Johannis: M3, M15, M25, Stl. Die übrigen 22 Handschriften der B-Redaktion haben keine Überschrift. Im Explicit ist der Titel einheitlich. Er heißt ohne Varation Summa Johannis: Explicit Summa Johannis M l 1, H5, K a i , SI, M18, C h i , M17, U l , M24, S e l ; Completa eft Summa Johannis B3; Et fic eft finis breuis summe Johannis M l , Summe Johannys M14; Explicit fumma bona W6; Hye hat ein endt dye Summ Johannis M15; Alf o endt fich die Summa Johannis M9. Besonders aufschluß-

8

Georg Steer

reich ist die Schlußnotiz des Schreibers von W6 (v.J. 1411), des Geistlichen, Innsbrucker rector scholarium und öffentlichen Notars Konrad Pegner: Explicit Summa Johannis alias Summa confeiforum. Sie beweist, daß unter der Bezeichnung >Summa JohannisSumma Confessorum< des Johannes von Freiburg verstanden wurde. Die fachkundigen Schreiber, und nicht nur sie, wußten über den Inhalt der >Summa Johannis< Bescheid. Der M3-Schreiber vermerkt expressis verbis: Explicit fumme Johannis ex decretalibus. Auch ZI beendet die Abschrift des Registers mit dem Vermerk: Et fic eft finis tabula decretalis. Die Tegernseer Handschrift des Johannes Leytner de Schlyers[ee] (Cgm 256 = M2) trägt sogar eine diesbezügliche Aufschrift auf dem Vorderdeckel: Dye Summ des Weifen herren Johannis Andree21 des Decretift (1497). Als decretbuch schlichtweg bezeichnet Bertholds >Summe< Albertus von Reimmaring, der Schreiber des Lambacher Codex B4: Das ift das Regifter und Tauel vber das decretbuch Maifter hänfen (vgl. 14r: Finis Regiftri Sew Tabule Magiftri Johannis) vnd nach dem A.B.C. etc. von vil Sachen vnd dingen die dem menfchen $ewiffen Sind jw feiner falichait leibs vnd der fei22 (: 4r). Durch seine Übersetzung des attributiven Genitivs de; decrets läßt der M8-Schreiber keinen Zweifel darüber aufkommen, welches Recht die >Summa Johannis< beinhaltet: Es ift ¡iimercken die capitel vnd Artickel der Summa Johannis nach geiftlichem gefecj vnd recht daraus man nemenn ift das weltlich recht Als dann die Capittel vnd artickel bewernt die hernach gefchriben fteend die man vinndet nach der $al der pletter. . . (: l r ). Die Deutlichkeit wird noch dadurch unterstrichen, daß er den Schwabenspiegel, der in der Handschrift nach (197r-273vb) der >Rechtssumme< folgt, unter die Schriften des weltichen rechts einordnet: Es ift jumerken die Capittel vnd Artickeln der weltlichen rechten wie man airi yeglich recht richten sol. . . (: 197r). Faßt man zusammen, so ergibt sich dies: Die >Rechtssumme< ist eine Summe des geistlichen Rechts, deren Autor Johannes von Freiburg ist. So ist der Inhalt des Titels zu verstehen, den die B-Redaktion mit der Überschrift >Summ Johannis des decrets< zum Ausdruck bringen will. Daß Berthold ihr Redaktor ist, der die >Summa Confessorum< gekürzt, übersetzt und alphabetisch geordnet hat, wird im Titel nicht für erwähnenswert erachtet. 21

Von Johannes Andreae (1270-1348) stammt ein Arbor affinitatis et consanguinitatis, der auch ins Deutsche übersetzt wurde; vgl. H. Eis, Zur Rezeption der kanonischen Verwandtschaftsbäume Joh. Andreae's, Diss. Heidelberg 1965. 22 Diese Ausführungen lehnen sich an die Formulierungen des Prologs an: vnd da; aller niicjift ift den läwten j e Witten .. . der mag gen zu der Summen Johannis oder zu dem decret vnd lefen nach feyner begir feiner fei falichait. (B-Fassung).

Zur deutschen Werkbezeichnung

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Wie konnte es zu der ungewöhnlichen Formulierung des Titels kommen? Der Genitiv des decrets ist von Summ abhängig. Eine spätere Redaktion des Textes, repräsentiert von einer Reihe von Münchener Handschriften, hat ihn als störend empfunden und ihn auf Johannis bezogen: Johannis de; decretors. Zwei Möglichkeiten der Erklärung bieten sich an. Der B-Redaktor hat den Titel entweder von sich aus nach Kenntnis des Textes und dessen Quelle erfunden oder er hat ihn in Anlehnung an Formulierungen des Prologs mehr schlecht als recht gebildet. Die Ausdrücke >Summa Johannis< und decret standen im Prolog bereit, noch dazu in verdächtiger Nähe. Beide als Paarformel aufgefaßt, in der der zweite Begriff den ersten inhaltlich variiert, dann läßt sich mühelos aus dem Satze Bertholds: der mag gen jw der Summen Johannis oder ju dem decret ein Werktitel formulieren: Summ Johannis des decrets. Einmal geprägt, haftet der Titel dem Werke Bertholds an. Über die Kurzfassung im Explicit, die auf den Genitiv de$ decrets verzichtet, dringt >Summa Johannis< als einprägsame Werkbezeichnung in die Incipit-Formulierungen des Prologs und des Registers ein. Die Titelüberlieferung der C-Handschriften 23 , die nachstehend folgen, weicht insofern vom B-Text ab, als der Prolog keine Überschrift kennt: A b i Altenburg, Stiftsbibl. Cod. AB 15 B 2, j ra -Clxj ra , v. J. 1443 Bai Bamberg, Staatsbibl. Cod. Msc.Theol.73, l ra -254 va . 255 r -273 v , v.J. 1467 B6 Berlin, Staatsbibl. Ms. germ. 2° 1116, ij ra -CCxxvj ra . CCxxix v a -241 r b , v.J. 1425 Brl Breslau, Univ. Bibl. Cod. I F 121, 189 r -203 v . 205 ra -422 ra , 15." Jh. D r l Dresden, Sächs. Landesbibl. Cod. M 69 m , l r -13 r . j r a -CClxxviiij v , v. J. 1461 Grl Graz, Univ. Bibl. Cod. 228, 1 ra -245 va . 246 ra -256 vb , 15. m Jh. H 4 Heidelberg, Univ. Bibl. Cod. Sal. 8, 36, S. 1-8. 12 a -471 b , v. J. 1463 12 Innsbruck, Univ. Bibl. Cod. 218, j ra -CClxlvij vb , 15. m Jh. Kl 1 Klosterneuburg, Stiftsbibl. Cod. 362, I r -XI r . ij r a -CCxxxij v a , v. J. 1464 Kl 2 Klosterneuburg, Stiftsbibl. Cod. 389, Ira-Vra. j ra -Cxj va , 15.' Jh. LI Ljubljana, Nat.- u. Univ. Bibl. Cod. 72, l r -12 r . 14 ra -227 vb , 1495-1519 Lzl Linz, Stud. Bibl. Cod. 377, 2 va -13 rb . 13 va -194 va , v.J. 1428 M7 München, Bayer. Staatsbibl. Cgm 367, 79 ra -80 rb . 84 ra -255 rb ( A 1 - G 5 1 Mitte), v. J. 1464 M l 1 München, Bayer. Staatsbibl. Cgm 610, l ra -158 ra , v.J. 1463 M13 München, Bayer. Staatsbibl. Cgm 612, l ra -207 vb , v. J. 1454 N1 Nürnberg, Stadtbibl. Cod. Cent. V, 1, 2 r -260 v , v. J. 1445 Ol 1 Olmütz, Stud. Bibl. Cod. II 61/1. (I d 11), l r -153 v , v. J. 1471 23

Die Vorlagenwechsel sind nicht eigens gekennzeichnet.

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Sfl St. Florian, Stiftsbibl. Cod. XI 613, l ra -13 vb . 14ra-270rb, v. J. 1485. W5 Wien, Österr. Nat. Bibl. Cod. 3039, 169ra-334rb. 334rb-343va, v.J. 1444 W8 Wien, Schottenkl. Cod. 204 (Hübl. Nr. 190), l ra -204 rb , v. J. 1458

Auch Titelnennungen im Explicit und im Registerbereich sind in C spärlich. Auffällig ist nur, daß 2 Handschriften von >Summa Johannis nach dem ABC< sprechen: Hye hebt fich an das Regifter der Summen Johanis nach dem ABC (LI, Ir), Dies M das Regifter über das vorgefchriben puch Da vindet man jnnen nach der ordenung des ABCs was in dem puch i f t . . . (Bai, 255r). Im Explicit des Registers und des Textes finden sich in einigen wenigen Handschriften Betitelungen, die bereits die B-Überlieferung kennt: Explicit Regiftrum Summe Johannis Brl, 203v; Explicit Summa Johannis de Freybürga et tranflata in theutonicum a venerabili fratre domino Berchtoldo de ordine predicatorum. . . (dem Prolog entnommen) Ml3, 207va; Explicit Uber decretalis B6, CCxxvjra. Eine Übersetzung des Titels, vergleichbar der in M8, bietet die Vorlage der Handschriften Lzl und Sfl: Das puch haiffet Summa Johannis dar aus man alle geiftleiche recht nymbt (: 194va). Anders als B verfährt der A-Redaktor. Er weiß, daß Berthold sein Werk puch genannt hat, und er findet es auch erforderlich, den Übersetzer eigens zu erwähnen, wenn auch nicht namentlich. Sein Titel lautet: Puch Summe Johannis von dem maifter der ej cje Dautfch gemacht hat. Die handschriftliche Tradierung des A-Textes ist indes schmal: Dil Dillingen, Stud. Bibl. Cod. XV 87, I ra -XII ra . 14ra-235va, v. J. 1418 G h l 's-Gravenhage, Koninkl. Bibl. Ms. 74 A 49, j ra -xij vb , xiij ra -CCxlij vb , v.J. 1470 II Innsbruck, Univ. Bibl. Cod. 549, I ra -XIII va . j r -CCxj rb , v. J. 1390 M23 München, Bayer. Staatsbibl. Cgm 14237, 185va-195va (Auszüge), 15." Jh. W3 Wien, Öster. Nat. Bibl. Cod. 2821, l ra -10 vb . ll ra -157 rb , v.J. 1466

Die Ergänzungen des Kurztitels von A puch Summe Johannis stammen ganz offensichtlich aus dem Prolog: Dilj ift die vor red an Difem puch Summe Johannis vnd der prologus von dem maifter der e j cje Dautfch (cje Dautfch fehlt Ghl) gemacht hat {der . . . hat]jn Tewtfch Dil) II, Dil, Ghl, fehlt W3, M23. Auf die alphabetische Gliederung despuches hebt besonders das Register-Incipit ab: Dicj ift die tauel des puches vnd der Summen Johannes als ir es ordenlichen hie vindet nach dermal die hie in der tauel ftett vnd nach dem a.b.c. II, Dil; Hie hebt fich an das regifter vnd dy Cappitel des puchs das da ift genant Svmma Johannis. Item von erft von dem aneuang vnd von der mattery dicj puchs die fich von erft anhebent an dem A W3, fehlt Ghl, M23. Das Explicit hat keine bemer-

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Werkbezeichnung

kenswerten Einträge; nur M23 schreibt: Explicit modicum ex fumma Johannis (: 195vb). Trotz einiger Übereinstimmungen zwischen B und A darf nicht geschlossen werden, daß >Summe Johannis< womöglich die ursprüngliche Titelformulierung des Autors sei. Die Aussagen des Prologs und das gänzliche Fehlen einer Titelüberschrift im C-Text, der stemmatisch von *AC abhängig ist, sprechen dagegen. Die Titelfassungen von B und A sind selbständige und voneinander unabhängige Versuche zweier Redaktoren, Bertholds puch bibliographisch präziser zu benennen. II Die >Rechtssumme< wurde in den Fassungen B und A in der Zeit von 1472 bis 1518 12mal im Druck aufgelegt. Die Drucke des B-Textes: al a2 a3 a4 ul a5 a6 bl

Augsburg 1472, Johannes Bämler Augsburg 1478, Johannes Bämler Augsburg 1480, Anthonius Sorg Augsburg 1482, Anthonius Sorg Ulm 1484, Conrad Dinckmut Augsburg 1489, Hans Schönsperger Augsburg 1495, Hans Schönsperger Basel 1518, Adam Petri

Die Drucke des A-Textes: 11 ml m2 b2

Lübeck 1487, Steffen Arndes Magdeburg 1491, Moritz Brandis Magdeburg 1498, Moritz Brandis Basel 1518, Adam Petri (nd.)

Die vermutliche Vorlage für den al-Druck, von dem alle Folgedrucke textverwandtschaftlich abhängen, ist die sehr wahrscheinlich aus Augsburg stammende Handschrift M3 (Cgm 265, v.J. 1458), die als PrologBeginn überliefert: Incipit prologus der vor red an difem buch vnd der prologus fumme johannis (: 8V). Daraus gestaltet unter Benutzung des Prologs al folgenden Textanfang: In nomine domini Amen. Hie hebt fich an der prologus / das ift die vorred diß büchs / genant Summa Johannis weliche Summ gebogen ift auß dem heyligen Decret buch. 1478 bei der Revision des al-Textes präzisiert und erweitert a2 den Nebensatz weliche Summ gebogen ift auß dem heyligen Decret buch, wiederum nach den Angaben des Prologs, zu: Weliche Summ der wirdig vatter leßmaifter Johannes von freyburg predier ordens ju latin gemacht vnd auß dem heyli-

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gen Decret buch gebogen hat. Diese Erweiterung übernehmen alle Drukke, auch die Drucke der A-Fassung (11, ml, m2, b2), die dann nach dem Nebensatz . . . gebogen hat nochmals eine Ergänzung nach dem BertholdProlog für nötig erachten: unde van latine in dat dudefche gemaket dorch einen hochgelerden doctoren. geheten broder Bartold. deffuluen prediker ordens. de ok mennige ftede nomet vnd allegeret in deme geiftliken vnd werliken rechte, als men hir na vint. Die Registerankündigung läßt zunächst vermuten, daß die Drucke den alphabetischen Charakter der >Summa Johannis< besonders herausstreichen wollen mit dem Ziel einer Titelpräzisierung: Hie nach volget das Regifter über das buch genant Summa Johannis Nach Ordnung des Abc. Doch dieser Annahme steht die Formulierung des Explicit entgegen: Hie enndet {ich Summa Johannis / die gejogen ift auß dem heyligen Decret buch / vnd von latein in tewtfch gemacht / durch ein hochgelerten man Bruder Berchtoldprediger ordens. Vollends macht es der Buchtitel der Drucke zur Gewißheit, daß die alte aus dem Explicit der B-Handschriften stammende Werkbezeichnung auch für die Drucker des 15. und 16. Jahrhundert verbindlich bleibt: >Summa Johannis< - allerdings mit einem bezeichnenden Unterschied. Die Drucker verfälschen die Angaben Bertholds in seinem Prolog zugunsten des Johannes von Freiburg: auzgezogen v^ dem piich der Summen der peychtiger wird zu auß dem heyligen Decret buch gezogen. Jetzt ist die »Summa Johannis< wirklich ein Werk des Johannes von Freiburg, ein Exzerpt aus dem Corpus iuris canonici, eine >Summa abbreviataSumma ConfessorumSumma (minor)Rechtssumme< Bertholds als Opus des berühmten Kanonisten Johannes, das noch dazu ein Auszug aus dem CIC sein soll, ausgab und verkaufte.

Noch eine Neuerung kommt durch die Drucklegung und Umdeutung des Textes als Text des Johannes hinzu. Das Zielpublikum wird erweitert. Dachte Berthold vorwiegend an Laien als Leser seiner deutschen Summe, so will Bämler zusätzlich die Käuferschicht der simplices clerici gewinnen. Er schmeichelt ihnen mit einem angehängten, nur für sie bestimmten, bezeichnenderweise lateinisch abgefaßten Explicit: Explicit 24

Studien (Anm. 1), S. 10, Anm. 1.

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Werkbezeichnung

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Summa Johannis Tranßlata de latino in wlgare. multum vtilis pro regentibus {regentibus ] habentibus 11, m l , m 2 ) curam animarum clericis fimplicibus. Nec non Layeis. qui fe informare poffunt ex eadem in diuerfis cafibus occurentibus. N o c h g e n a u e r sagen es die A - D r u c k e : Die simpliees elerici k ö n n t e n sich in d e r »Summa Johannis< i n f o r m i e r e n in diuerfis et varijs cafibus et punetis iurifcanonici fubtiliffimis occurentibus (11). Ü b e r die Laien u n d Seelsorgskleriker h i n a u s m ö c h t e n die beiden Baseler D r u c k e A d a m Petris v o n 1518 n o c h zwei weitere L e s e r g r u p p e n d e r >Summa Johannis< a n s p r e c h e n : Personen, die a n T e x t e n des weltlic h e n Rechts interessiert sind u n d alle j e n e A n g e h ö r i g e n jeglichen Standes, d e n e n es u m das Heil i h r e r Seele zu t u n ist. Explicit u n d Titel d e r D r u c k e b r i n g e n dies z u m A u s d r u c k , b l : Summa Joannis gebogen aufj den Euangelien vnd Geyftlichen vnd Weltichen rechten / auf; der ein yeglicher in feim ftandt / Beriecht nemen mag / on jüthün anderer lerer / was jm ju heyl feiner feien not ift ju wiffen. Hat auch die latinifch allegation vnd anjeygung wo aufs e'n yeglich ftuck gebogen ift . .. Explicit: Gotju lob vnd den menfehen ju nutj hat ein endt d i f j buch genant Summa Joannis / die do gebogen ift v / j den Geyftlichen vnd Weltlichen rechten / vnd new geordiniert mit capiteln nach dem Abc. vnd die einem yeglichen not ift zu wiffen. b2: Summa Joannis ghetogen allermeift vth deme hilligen Euangelio vnde Decret bocke fagent einem iuweleken ftant wat im aller nutteft is to falicheit finer ¡ele. Der werbewirksame Hinweis Adam Petris, daß die >Summa Johannis< auch aus weltlichen rechten gebogen sei, hat O . STOBBE25 dazu verleitet anzunehmen, Berthold habe auch aus dem deutschen Recht exzerpiert: »Der Verfasser ordnete den Stoff nach dem Alphabet und schöpfte seine Materialien aus den Pandekten, dem Raymundus, Hostiensis, zum Teil auch aus dem reinen deutschen Rechte. Die Summa liefert ein Beispiel, wie man das deutsche mit dem römischen Rechte für die unmittelbare Anwendung zu verbinden pflegte.« Auch R. STINTZING 26 , J.F. VON SCHULTE27 und noch R. STANKA28 teilen diese Ansicht. Sie ist völlig falsch. Die >Rechtssumme< Bertholds hat mit dem deutschen Recht nicht das mindeste zu tun. Unter weltlichem Recht wird einzig das römische verstanden.

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Geschichte der deutschen Rechtsquellen, Bd. 1, Leipzig-Braunschweig 1860 (Nachdr. Aalen 1965), S. 635. 26 Geschichte der populären Literatur (Anm. 1), S. 518. 27 Die Geschichte der Quellen und Literatur des canonischen Rechts, 3 Bde., Stuttgart 1875-1880 (Nachdr. Graz 1956), hier Bd. II, S. 423. 28 Die Summa des Berthold von Freiburg (Anm. 1), S. 10.

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III Die neuzeitliche Forschung zeigt sich in auffallender Weise von den empfehlenden Werbetexten der Drucker für die >Summa Johannis< abhängig. Nicht anders verhält es sich bezüglich des Titels. Die in zweifacher Hinsicht mißverständliche Bezeichnung >Summa Johannis< wird auch heute 29 noch beibehalten, obwohl schon G E I G E R 1920 die Bezeichnung >Summa Johannis, deutsch< als »sehr irreführend« (S. 35) verworfen hat. Unter der Annahme, daß die bisher nicht nachgewiesene >Summa (minor)< ein originäres Werk des Johannes von Freiburg ist, das sein Ordensbruder Berthold ohne sonstiges Zutun nur übersetzt habe, mag es angehen, die >Rechtssumme< weiterhin so zu bezeichnen. Sobald jedoch feststeht, und die Forschungen von M. H A M M haben dies zweifelsfrei erwiesen30, daß Berthold selbst die deutsche Summe konzipiert hat, ist die Bezeichnung schlichtweg unzutreffend. Der Zusatz >deutsch< wirkt da wenig klärend, da die >Rechtssumme< nicht allein eine Übersetzung und zudem nicht der ganzen >Summa Confessorum< ist. Die Zufügung >deutsch< verwendet O . STOBBE ( I , S. 633-635) 1860 als einer der ersten. Sie lag seit Luther nahe. Doch auch in diesem Punkt haben die Drucke vorgearbeitet. Der niederdeutsche Druck des Moritz Brandis von 1498 kündigt die >Rechtssumme< an als Summa Johannis Tho dude. Keinesfalls richtig ist die Bemerkung von H.W. STRÄTZ31, »die Summa des Berthold von Freiburg« sei »handschriftlich und in den frühen Drukken zumeist als >Summa Johannis deutsch< überliefert«. Um die >Rechtssumme< stärker von der lateinischen >Summa Johannis^ - so nennt STINTZING die »Summa Confessorum< - aber auch von den übrigen Bearbeitungen der SC absetzen zu können, betitelt er sie mit »Summa Johannis von Bruder Berthold« (S. 516). In dieser Funktion ist der Autorname austauschbar mit dem distinguierenden Attribut »deutsch«. 29

Vgl. GEIGER (Anm. 1), S. 3, Anm. 1: »Heute noch ist Bertholds Werk in den meisten Bibliotheken und Handschriftenabteilungen unter dem Titel »Summa Johannis, deutsch< verzeichnet zu finden«; W. TRUSEN, Anfänge des gelehrten Rechts in Deutschland. Ein Beitrag zur Geschichte der Frührezeption (Recht und Geschichte 1), Wiesbaden 1962, S. 140, Anm. 21: » D i e sog. >Summa Johannis deutsch< des Berthold von Freiburg ist eine selbständige Bearbeitung«; P. JOHANEK, Bruder Berthold (von Freiburg): » D i e deutsche »Summa JohannisJohannis< und spricht durchweg nur noch von »Bertholds deutscher S u m m e « (S. 27). R U D O L F STANKA folgt ihm in diesem Wortgebrauch. Indem G E I GER die Summe Bertholds als ein Werk beschreibt, das »in alphabetischer Reihenfolge 700 kleinere oder größere, in sich abgeschlossene Traktate über alle praktischen Fragen des kirchlichen und weltlichen R e c h t s (umfaßt)«, schafft er die Voraussetzung für den neuen Werktitel >RechtssummeRechtssumme< ist im weitesten Sinne zu verstehen, etwa als »Summe der Sitten und Rechte eines christlichen LebensRechtsbuch< bevorzugt. Man stützt sich dabei offensichtlich auf R. STINTZING, der eine Verlagsanzeige des Druckers Anton Sorg, Augsburg, von 1480 mitteilt, in der die RS als »ein nützliches Rechtsbuch, darin geistlich und weltliche Ordnung inbegriffen ist«36, angepriesen wird. FRIEDRICH EBEL37 hat selbst das >Buch der TugendenDer fügenden büch< durch M. HAMM und H. ULMSCHNEIDER, ZU Überlieferung und Rezeption von >Der fügenden büchRechtsbuch< für Bertholds RS fest: »Es handelt sich also kaum um das älteste alphabetische Rechtsbuch in deutscher Sprache überhaupt, wie Stanka (S. 18) vermutet, sondern um ein kanonistisches Parallelwerk zu anderen Rechtsbüchern seiner Zeit«. Nur W. TRUSEN meint, Bertholds puch sei »im eigentlichen Sinne kein Rechtsbuch« 40 . Was es aber, wenn schon kein Rechtsbuch, eigentlich ist, verrät er indes nicht. ADOLF LAUFS 41 bringt dann noch als Titel >kirchenrechtliches Handbuch sum der beichtiger< in Vorschlag: »Dem Dominikaner Berthold diente als Vorlage für sein alphabetisches, vorwiegend kirchenrechtliches Handbuch »sum der beichtiger« eine Kompilation der Summa Raymunds von Penaforte und der Quaestiones Causales zur Summa Decretalium des Johannes von Freiburg«. Die moraltheologische und katechetische Forschung ihrerseits bringt die RS Bertholds in die Nähe der Theologie: So konstatiert ZIEGLER42: »Von seinem Nachfolger in seinem Lektorat in Freiburg, Berthold, wurde eine Bearbeitung der Johannina in deutscher Sprache als >Laienmoraltheologie< (Stanka, L.c.9) herausgegeben«. Nicht anders urteilt PIERRE M I CHAUD-QUANTIN 4 3 : »On l'a aussi appelé Théologie moral des laïcs«. C. F R H R . VON SCHWERIN, von Haus aus Rechtshistoriker, möchte in Bertholds >puch< gar eine Art Laienkatechismus sehen: »Berthold hat unter alphabetisch geordneten Stichworten eine Art von Laienkatechismus in hochdeutscher Sprache verfaßt, der mit den > S u m m a e c o n f e s s o r u m < des Johannes von Freiburg nahe Beziehung aufweist« 44 . Auffällig häufig wird von der Forschung des 19. und 20. Jahrhunderts Bertholds Summe für eine glatte Übersetzung der >Summa< des Johannes gehalten. Daß dies völlig irrig ist, hat vor allem die Untersuchung zur Entstehungsgeschichte der >Rechtssumme< von MARLIES HAMM 45 erwiesen. Vorschub mag dieser Vorstellung die Bezeichnung >Summa Johannis deutsch< für Bertholds >puch< geleistet haben. Vorwiegend die Rechtshistoriker sind es, die an dieser Auffassung festhalten. So ist nach G. 39

Das Wimpfener Rechtsbuch, in: ZRG Germ. Abt. 89 (1972) 175-211, hier 191. Forum internum (Anm. 9), S. 98. 41 Wimpfener Rechtsbuch (Anm. 39), S. 190f. 42 Die Ehelehre (Anm. 9), S. 26, Anm. 63. 43 Sommes de casuistique et manuels de confession au moyen âge (XlI-XVI-siècles) (Analecta Mediaevalia Namurcensia 13), Louvain-Lille-Montreal 1962, S. 1-124, hier S. 48. 44 'VLI (1933) Sp. 209. 45 In diesem Band S. 35-114. 40

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Werkbezeichnung

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der Text der Linzer RS-Handschrift (Lz 1) eine »deutsche Übersetzung der Summa confessorum des Johannes von Freiburg von Michl Pechrâr geschrieben«. Sogar noch 1 9 7 2 spricht ADOLF LAUFS unbefangen von einer Übersetzung, obwohl W. TRUSEN 1 9 6 2 bereits eindringlich darauf hingewiesen hat47, daß »die sog. »Summa Johannis deutsch< des Bertholds von Freiburg eine selbständige Bearbeitung« der SC des Johannes ist: »Bertholds Werk wird gemeinhin als eine Übersetzung dieser Summa überliefert« 48 . >Beichtsumme< als Werktitel für Bertholds püch begegnet nicht, wohl aber als Gattungstitel: »Die bedeutendste deutsche Beichtsumme schuf um 1290 der Dominikanerprior Johannes von Freiburg, und wenig später verfaßte sein Ordensbruder Berthold von Freiburg ein ähnliches Werk in deutscher Sprache«49. Die Titelgebung der neuzeitlichen Forschung erscheint nach diesem kurzen Überblick als ziemlich diffus. Sie ist weitgehend von der Tradition, aber noch mehr von den speziellen Forschungsinteressen der Einzeldisziplinen beeinflußt. HOMEYER 46

Wie der Titel >Summa Johannis Tho dudeRechts-Summe< nicht neu. Es gehört zu den Singularitäten der Überlieferungsgeschichte des Textes, daß dem obd. Adam Petri-Druck von 1518 ein gereimtes Vorwort beigegeben wurde. Just in diesem Vorwort, das sich Begriff diffes Buochs nennt, wird gelehrt-umständlich ausgeführt, daß die >Summa Johannis< eigentlich eine Rechtssumme sei: Denn hie wurdt in der Summ geredt Was alles rechten vff im hett Vnd wefj fich halt die chriftenheyt In einer fumm d i f j buche feyt.

Weil dieses Vorwort der historische Hauptbeleg für den Werktitel >Rechtssumme< ist, sei es hier vollständig nach b 1 wiedergegeben: Begriff So mancherlay

d i f f e s Buoches ift menfchlich wandet

46

Die deutschen Rechtsbücher des Mittelalters und ihre Handschriften, Weimar 1931-1934, S. 163, Nr. 721. 47 Anfänge (Anm. 29), S. 140, Anm. 21. 48

LAUFS ( A n m . 3 9 ) , S. 191.

49

K. KROESCHELL, Deutsche Rechtsgeschichte 2 (1250-1650), Reinbeck b. Hamburg 1973, S. 57.

18 Vnd fall im jä fo mancher handel Daf niemants möcht beyeinander leben. Wo nit würd rechtlich vrteyl geben Zwifchen aller menfchen gefchlecht Dorumb befchriben feint die recht. Von bäbften / keyferen / von jn beyden. Wie niemants fol den andren beleyden Rechtlich / fridfam / leben fol Des feint nun beyde recht vol Doch mit folcher grSß befchriben Biß her fo vnuerftendtlich beliben Das kaum den gelerten ift bekandt Was beyde recht vff inen handt Bifs es jm letft ift darju kummen Das ettlich handt darauf3 genummen Vnd mit ftucken drauß gebogen Das niemants werd in recht betrogen Sy handt ettliche fachen jeigt Wo hyn das recht darin fich neigt Vnd ift der merer teyl beliben Vnbetracht vnd vnbefchriben Was offt das nStigft ift gewefen Das hant fy laffen vnbelefen »Sj handt villicht die grSß gefchücht Den yeder fchwerer handel flucht Bifj ju letft erfunden ift Ein beffere meynung jw gerift Das fSlche grSß kern in ein Summen Vnd kürzlich würd doraufj genummen Was jum rechten dienen mag Das felb dir diffe Summen fagt Bericht dich aller recht gemein Das fünft warlich thüd anders keyn Denn fy / fo auf; göttlicher lere Vnd auf^ den rechten kummen here Wefj fich ein yeder billich fol Halten / wil er faren wol Denn hie wurdt in der Summ geredt Was alles rechten vff im hett Vnd weß fich halt die chriftenheyt Jn einer fumm difj büche feyt Was vor gelerten was verborgen Das findftu hie on alles forgen

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Difj buch lernt alles menfchlig gfchlecht Fridfam leben vnd mit recht Vnd was der feien heyl antrifft Begriffen in der heyligen gfchrifft Das findftu hie in einer gemeyn Vnd darffit der andren füchen keyn.

IV Während der Zeit der handschriftlichen und drucktechnischen TextÜberlieferung sind für das Opus Bertholds vorwiegend Titel im Gebrauch, die es als >püch< des geistlichen Rechts erscheinen lassen: Summa Johannis des decrets, Summa Johannis (dar aus man alle geiftliehe recht nymbt), liber decretalis (B 6), decretbuch (B 4 und Drucke) und Summ ... alles rechten (b 1). Diejenigen Schreiber, die den Rechtscharakter der Berthold-Summe im Titel nicht zum Ausdruck bringen wollen, begnügen sich mit den inhaltlich neutralen Bezeichnungen: Summa Johannis, Summa Johanis nach dem ABC (L 1, A-Hss.), Summa Johannis Tho dude (11, m 1, m 2). Nur ein einziger Schreiber, bezeichnenderweise der juristisch und rechtshistorisch gebildete Notar Konrad Pegner (W 6) erinnert an die Herkunft des Yierthold-püches von der Gattung der Pönitentialsummen. Er schreibt im Explicit: Summa Johannis Alias Summa confefforum. Da nun die >Rechtssumme< Bruder Bertholds ganz offensichtlich zum Literaturtyp der >Summae Confessorum< gehört - die totale Abhängigkeit Bertholds von der SC des Johannes als seiner einzigen Vorlage läßt darüber keinen Zweifel -, die Schreiber und auch Berthold selbst die Bezeichnung Summ der beichtiger meiden 50 , ja überhaupt nie verwenden, ist es erforderlich, begrifflich zwischen Gattungstitel und Titel eines Werkes, das zu dieser Gattung gehört, zu unterscheiden. Eine verbindliche Definition der »Pönitentialsumme« (Summa Confessorum) fehlt bisher51. JOSEF G E O R G ZIEGLER 52 meint, es sei »schwierig, LAUFS (Anm. 39), S. 190 betitelt so fälschlich das püch Bertholds, nicht darauf achtend, daß Berthold die »Summa Confessorum< des Johannes als püch der fumm derpeichtiger bezeichnet und sein eigenes Werk lediglich als püch. 51 TRUSEN, Anfänge (Anm. 29), setzt zwar »die Gattung des sogenannten >ConfessionaleSummae Confessorum< ab, definiert sie aber nicht als eigenständiges literarisches Genus, weder in »Anfänge des gelehrten Rechts in Deutschland< noch in seiner Abhandlung »Forum internum und gelehrtes Recht im Spätmittelalten. Sie gehören nach ihm ganz generell »zur Jurisprudenz des forum internum« (S. 135). 50

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Rezension zu F. BROOMFIELD (Hg.), Thomae de Chobham - Summa Confessorum (Analecta Mediaevalia Namurcensia 25), Louvain-Paris 1968, in: ZKG 85 (1974) 419.

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die Literaturgattung der Pönitentialsummen näher zu umschreiben. Zutreffend erscheint die Bemerkung: >Jede Summe, die die Buße unter einem oder mehreren Aspekten (sc. der Theologie, Pastoral, Kanonistik) in den Blick nimmt und sich an eine nichtakademische Leserschaft wendet, hat das Recht, summa confessorum genannt zu werdenSumma confessorum< verwendet wird. Als Werktitel einer >Beichtsumme< gebraucht sie erstmals Johannes von Freiburg57. Die >Summa< des Conrad von Höxter führt neben der einfachen >SummaSummula iuris canoniciPönitentialsummen< in Handschriften und Drucken, die bisher fehlt, dürfte ein noch wesentlich umfangreicheres Titelspektrum aufzeigen können. " V g l . L. E. BOYLE O.P., The >Summa Confessorum< of John of Freiburg and the Popularization of the Moral Teaching of St. Thomas and some of his Contemporaries, in: Commemorative Studies II, Toronto 1974, S. 245-268, hier S. 248. 58 Siehe TRUSEN, Anfänge (Anm. 29), S. 139 Anm. 17; vgl. auch TRUSEN, Forum internum (Anm. 9), S. 94: »Die Anlage des Werkes und sein ausgesprochen juristischer Charakter läßt vermuten, daß Conrad infolge der Kürze der ihm zur Verfügung stehenden Zeit ein Manuskript aus seiner kanonistischen Lehrtätigkeit in Bologna verwendete«. S.u. S. 38, Anm. 11.

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Werkbezeichnung

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Vor allem aber heißt die >Summa< des Franziskaners Monaldus >Summa juris canonici und zwar bereits in der frühesten handschriftlichen Überlieferung des 14. Jahrhunderts 59 und nicht erst in der Druckausgabe >Summa perutilis< des 16. Jahrhunderts, wie W . TRUSEN anzunehmen verleitet 60 . J.F. VON SCHULTE61 nennt sie deswegen schlichtweg s u m m a j u r i s . R. STINTZING62 charakterisiert sie, obwohl für das forum poenitentiae bestimmt, als alphabetisches Rechtskompendium: »Die Summe, ein verhältnismäßig nicht sehr umfängliches Werk, ist zwar für das Judicium et consilium animarum in foro poenitentiae bestimmt, und also eine wirkliche Summa confessorum: allein mehr als ihre Vorgängerin bezweckt sie die Unterweisung im positiven Recht, damit die juris ignorantia, quae nullum excusat keinen Schaden bringe. Sie führt daher auch die Überschrift »Summa de jure canonico< in den meisten bekannten Handschriften, wie im Druck ... In der That ist diese Summe durchaus ein alphabetisches Rechtskompendium zu nennen. Die theologischen Elemente treten mehr zurück; so werden z.B. die Sakramente mit Ausnahme der Buße und Ehe sehr kurz behandelt, alles dagegen, was eine juristische Seite darbietet, ausführlich und zwar mit Allegation der kanonischen und römischen Quellen«. Als Gattungsführer der Pönitentialsummen gilt allgemein das Werk Raymunds von Pennaforte 63 . Die modernen Herausgeber der >Summa de casibus (iuris)Summae Confessorum< einordnen: »S. Raimundus erat et institutus erat canonista, et qua talis scribebat . . . Quare eius opus difficulter ingreditur categoriam typicam Summarum confessorum, quae f i n e m moralem et pastoralem in primis persequebantur, sed n o v u m et proprium incipit genus litterarium canonico-morale« 6 5 . Ihrer wahren Natur und Intention nach sei R a y m u n d s 65

Ebd., Tomus B: S. LXXXV, Anm. 244.

Zur deutschen

Werkbezeichnung

23

Pönitentialsumme eine » S u m m a i u r i d i c a de paenitentiaTit. XXXIV - De paenitentiis et remissionibusSumma theologiaeSumma< Bertholds. Diesem Titelvorschlag mangelt allerdings, wie auch der bloßen Bezeichnung püch, die inhaltliche Spezifizierung. Es erscheint daher naheliegend, den von G E I G E R inaugurierten Titel >Summa< für Bertholds püch beizubehalten, da er auf dessen Herkunft aus der gelehrt-scholastischen Summenliteratur verweist und Assoziationen zu den deutschen Spiegelrechten ausschließt, ihn aber inhaltlich durch das Bestimmungswort >Recht< zu präzisieren, dies umso mehr, als dadurch einem Bezeichnungsusus der Rechtshistoriker weitgehend entsprochen werden kann, die gerne vom >Rechtsbuch< Bertholds sprechen. Gleichwohl hat auch der Titel R e c h t s s u m m e seine Tradition. Er ist im Vorwort zur Druckausgabe Adam Petris von 1518 vorgeprägt (Summ . . . allen rechtes) und er wird fast ausschließlich von der germanistischen Mediävistik gebraucht, die 100

Rechtsbücher des Mittelalters (Anm. 46), S. *1: »Als >Spiegel des Rechts< oder >Rechtsbücher< bezeichnen sich Darstellungen deutscher Rechtssätze von etwa 1200 bis 1500, die nicht der rechtsetzenden Tätigkeit von Reich, Ländern oder Gemeinden, sondern schriftstellerischer Arbeit rechtskundiger Männer ihr Dasein verdanken«.

Zur deutschen

Werkbezeichnung

33

mit dieser Bezeichnung Bertholds püch glücklich von der Beichtspiegelund katechetischen Literatur101 (>Spiegel der LaienKlagspiegelLaienspiegel< des Ulrich Tenngier) absetzen kann. Da der Titel um seiner allseitigen wissenschaftlichen Verwendbarkeit willen auf definierende Beifügungen wie >kirchlich< oder >geistlich< verzichtet, muß mit aller Deutlichkeit gesagt werden, was er im Hinblick auf Bertholds püch beinhaltet: >Rechtssumme< bezeichnet eine summenhafte alphabetisch geordnete Zusammenstellung des kanonischen Rechts, soweit es nach dem Urteil Bertholds für den Laien von Interesse sein kann. Die >Rechtssumme< Bertholds ist sodann ein umfassendes >Vademecum< für ein christliches Recht-Tun in dieser Welt mit Blick auf das Heil der Seele im Jenseits. Die >Rechtssumme< ist schließlich unter sprachlichem Aspekt ein deutscher Rechtstext. Um die literarischen und entstehungsgeschichtlichen Zusammenhänge von Bertholds püch zu verdeutlichen und bereits in der Werküberschrift die Herkunft des Berthold-Rechtes vom ius ecclesiasticum sichtbar zu machen, wird dem Titel >Rechtssumme< sowohl in diesem Untersuchungsband wie bei der künftigen Textausgabe ein Untertitel beigegeben. Der Gesamttitel, Haupt- und Untertitel zusammen, hat dann folgende Gestalt: Die >Rechtssumme< Bruder Bertholds. Eine deutsche abecedarische Bearbeitung der >Summa Confessorum< des Johannes von Freiburg. Freilich ein allseits befriedigender Titel für Bertholds püch ist >Rechtssumme< nicht. Indes: Der Titel eines Buches ist zunächst nur sein Name. Eine Information über dessen Inhalt und die Gattung des Textes ist er erst in zweiter Linie. Wie ein Buch heißt, daraus läßt sich nicht notwendig schließen, was ein Buch ist. Diese Binsenwahrheit belegen so berühmte Beispiele wie der >LucidariusRenner< Hugos von Trimberg, der >Wälsche Gast< Thomasins von Circlaere104 und nicht zuletzt auch der Titel des Rechtsbuches Eikes von Repgow: 101

Siehe P. E. WEIDENHILLER, Untersuchungen zur deutschsprachigen katechetischen Literatur des späten Mittelalters. Nach den Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek (MTU 10), München 1965. 102 Vgl. P. KATARA (Hg.), Speygel der Leyen. Neuausgabe eines Lübecker Mohnkopfdruckes aus dem Jahre 1496 (Annales Academiae Scientiarum Fennicae, 77, 2), Helsinki 1952. 103 B. KOEHLER, Laienspiegel, in: HRG I (1950) Sp. 1375-1361, hier Sp. 1361; vgl. auch W. STAMMLER, Populärjurisprudenz und Sprachgeschichte im XV. Jahrhundert, in: Festschrift Friedrich Kluge, Tübingen 1926, S. 133-139; wiederabgedruckt in: W. STAMMLER, Kleine Schriften zur Literaturgeschichte des Mittelalters Bd. II, Berlin-Bielefeld-München 1953, S. 13-18. 104

Vgl. E. SCHRÖDER, Aus den Anfängen des deutschen Buchtitels, in: Nachr. d. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, Phil.-hist. Kl., Fachgr. IV, N F 2, Nr. 1 (1938) 1-48.

34

Georg Steer

spigel der sachsen Sal diz buch sin genant, wenne der sachsen recht ist hir an bekant, Alse an eime spigel de vrowen [di] ire antlitz schowen.m Der Titel >Rechtssumme< erfüllt über die Werkbezeichnungsfunktion hinaus noch zusätzlich den Dienst einer Erstunterrichtung über Inhalt und literarische Herkunft des Textes. Er ist zugestandenermaßen nur einer unter möglichen anderen Namen für Bertholds püch, da er nicht alle, sondern nur einige und zudem ausgewählte Merkmale des Werkes zur Titelbildung verwendet. Deshalb will >Rechtssumme< die übrigen im Gebrauch festgewordenen Werkbezeichnungen nicht verdrängen. Es bleibt auch fernerhin jedem wissenschaftlichen Autor unbenommen, für Bertholds püch den Titel zu gebrauchen, den er für richtig hält. In der Verwendung von Werktiteln für die einzelnen Opera der Gattung waren die >Summae Confessorum< immer schon liberal.

105

S a c h s e n s p i e g e l ( L a n d r e c h t ) . H g . v o n C. FRHR. VON SCHWERIN. E i n g e l . v o n H . THIEME

(Reclam-Universalbibliothek Z. 178-182.

Nr. 3355/56),

Stuttgart

1974,

S. 15,

Reimvorrede

35 MARLIES HAMM

Die Entstehungsgeschichte der > Rechtssumme < des Dominikaners Berthold. Ihr Verhältnis zur >Summa Confessorum< des Johannes v o n Freiburg und z u deren lateinischen Bearbeitungen. Inhalt: I

Das Genus der >Summae Confessorum< (36)

II

Johannes von Freiburg (39) 1. >Registrum seu tabula super textu et apparatu seu glossa Raymundi< (39) - 2. >Additiones ad Summam Raymundi< (39) - 3. >Libellus de questionibus casualibus< (40) - 4. >Summa Confessorum< (40) - 5. >Manuale super Summam Confessorum< (41) - 6. >Confessionale< (42)

III

Lateinische Bearbeitungen der »Summa Confessorum< (42) 1. »Summa abbreviata< des Wilhelm von Cayeu (43) - 2. »Summa confessorum abbreviata per ordinem alphabetiSumme< müssen die von ihm im Prolog gemachten Aussagen und die wenigen Hinweise im Werk selbst sein. Da genauere Angaben über die Person des Autors fehlen und die Abfassungszeit sowie die Intention seines Werkes in der Forschung bisher sehr unterschiedlich beurteilt wurden, können nur werkimmanente Kriterien eine Lösung der offenen Fragen bringen. Eindeutig bezeugt ist im Vorwort Bertholds seine Vorlage, die >Summa Confessorum< des Johannes von Freiburg. Ungeklärt hingegen ist die Frage, ob eventuell eines der übrigen Werke des Johannes, die sich alle mit dem forum internum befassen, herangezogen wurde oder eine der Bearbeitungen und Abbreviaturen, die zum Teil unter dessen Namen geführt werden.

I Das Genus der >Summae Confessorum< J. D I E T T E R L E stellt an den Beginn seiner Abhandlung über die >Summae confessorum sive de casibus conscientiaeSumma Raymundi< ist in drei bzw. vier Bücher eingeteilt, ein Schema, das verbindlich für alle nachfolgenden Bearbeitungen blieb und das von Raymund selbst folgendermaßen charakterisiert wurde: Prima (sc. particula) agitur de criminibus quae principaliter et directe committuntur in Deum; in secunda de his quae in proximum; in tertia de ministris irregularibus et irregularitatibus et impedimentis ordinandorum, dispensationibus, purgationibus, sententiis, paenitentiis et remissionibus9. Nach dem Jahr 1234 fügte Raymund seinem Werk als viertes Buch den >Tractatus specialis de matrimonioSumma metrica< des Arnulf von Löwen (1250), >Summula< des Adam, >Summa Casuum< des Burchard von Straßburg; vgl. ZIEGLER (Anm. 10), S. 4, Anm. 14. 15.

Die Entstehungsgeschichte

der >Rechtssumme
Summa Confessorum< des Johannes von Freiburg.

II Johannes von Freiburg Johannes Rumsik aus Haslach/Kinzigtal (ca. 1250 - 1314) wirkte gegen Ende des 13. Jahrhunderts als Prior und Lektor (daher auch sein Beiname Johannes Lector) im Dominikanerkonvent zu Freiburg14. Nach dem Studium der scholastischen Theologie und des kanonischen Rechts unter Ulrich von Straßburg15 und möglicherweise einem kurzen Aufenthalt in Paris, als dort Thomas von Aquin und Petrus de Tarantaise lehrten16, ist er seit 1280 als Lektor in Freiburg nachweisbar. Entsprechend dieser Tätigkeit ist sein gesamtes literarisches Schaffen der Beichtstuhljurisprudenz gewidmet. Gleich zu Beginn seiner Vorlesungen erkannte er die Notwendigkeit einer Überarbeitung der >Summa de paenitentia< des Raymund: Quoniam dubiorum nova cottidie difficultas emergit casuum: doctores moderni tarn theologie tarn juriste plures casus et legendo et scribendo determinaverunt que in antiquioribus compilationibus non habenturxl. So dürfen seine ersten Werke bereits als Vorarbeiten für eine solche geplante neue >Summa confessorum< angesehen werden. Es sind dies: 1. >Registrum seu Tabula super textu et apparatu seu glossa Raymundi secundum ordinem alphabeti< - ein praktisches Hilfsmittel zur Erschließung der >Summa Raymundk 2. >Additiones ad Summam Raymundi< - Zusätze aus Werken verschiedener Autoren zur Verbesserung, Ergänzung und Kommentierung der >Summa Raymundi< ohne eigene Stellungnahme des Johannes.

'"DIETTERLE ( A n m . 1), Z K G

XXIV,

2 5 5 ; STINTZING

( A n m . 7), S. 5 0 0 - 5 0 6 ;

SCHULTE

(Ann. 7), Quellen II, 419-423; DThC VIII, S. 761f.; DDC VI, S. 103-106; 2LThK V, 1033f.; ADB XIV, S. 455; BOYLE (Anm. 12), S. 246f. 15 A. FRIES, Johannes von Freiburg, Schüler Ulrichs von Straßburg, in: Recherches de théologie ancienne et médiévale 18 (1951) 332-340. 16 A. WALZ, »Hat Johann von Freiburg in Paris studiert?«, in: Angelicum 11 (1934) 245-249. 17

>Summa ConfessorumLibellus de questionibus casualibus< (nach 1280), mit Tabula Hierbei handelt es sich um die erste eigenständige Arbeit des Johannes, die als Ergänzung zur >Summa Raymundi< konzipiert wurde. Sie besteht in einer Sammlung von Casus, die bei Raymund nicht oder nur unvollständig abgehandelt wurden und die Johannes aus verschiedenen Werken zeitgenössischer Autoren kompilierte. Der Kanon der neu aufgenommenen Quellen deckt sich mit dem in der >Summa Confessorum< aufgezählten. Es sind dies vor allem Thomas von Aquin, Albertus Magnus, Petrus de Tarantaise, Ulrich von Straßburg, Goffredus de Trani, Heinrich von Segusia (Hostiensis). Besonders zahlreich sind die Anklänge an die Moraltheologie des Thomas. Als Vorlage Bertholds kommt der >Libellus< nicht in Betracht, da sämtliche bei Raymund dargelegten Themenkreise nicht wieder aufgenommen werden. Die Verbreitung des bis heute ungedruckten Werkes ist gering18. 4. »Summa Confessorum< (ca. 1280-1298)19 Das Hauptwerk des Johannes ist eine kommentierende Verarbeitung der >Summa de paenitentia< des Raymund samt der dazugehörigen Glosse des Wilhelm von Rennes mit Zusätzen des Johannes aus den >Additiones< zur >Raymundina< und dem >LibellusSumma Confessorum< aus vier Büchern. Eine ausführliche Tabula, ebenfalls auf der Grundlage des von Johannes selbst erstellten Registers zur >RaymundinaLiber Sextus< 1298 veröffentlichten Dekretalen enthalten. Offensichtlich wurde das Register zur »Summa Confessorum< erst im Anschluß an die >Additiones< erstellt, da diese ca. 170 mal darin zitiert werden. 18

Zur Verbreitung der Werke des Johannes vgl. TH. KAEPPELI, Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi, Vol. II, Rom 1975, S. 428-436. 19 BOYLE (Anm. 12), S. 248f. plädiert für eine Entstehung um die Jahre 1297-98. Diese These wird bewiesen durch eine Zeitangabe, die in den einzelnen Handschriften der >Summa Confessorum< zwar etwas variiert, aber immer auf die Jahre 1297-98 begibt Johannes das Modell schränkt ist. SC IV,22 q. 1 (De divorciopropter fornicationem) eines Anklagebriefes, mit dem ein betrogener Ehemann um Scheidung bitten kann: Forma vero libelli accusationis talis esse debet. Anno domini nostri Jesu Christi MCCXCVIII etc . . . hic residente domino Bonifacio in apostolica sede. Et domino Henrico episcopo Constantien. ecclesie quinto idus octobris, indictione X. Ego Petrus accuso Bertham uxorem....

Die Entstehungsgeschichte

der >Rechtssumme
Summa Confessorum< handelt es sich um den Höhepunkt der Beichtsummenliteratur. Das Werk drängte bald die >Summa de paenitentia< des Raymund zurück20. Ursache hierfür dürfte nicht nur die Aufnahme der jüngsten Quellen sein, sondern vor allem die im Vergleich zur >Raymundina< erheblich reichhaltigere Kasuistik im Zusammenhang mit prinzipiellen Ausführungen. Der besondere Wert der Summe des Johannes liegt in der Verbindung der weithin juristisch orientierten Arbeit Raymunds mit der Rezeption der größten dominikanischen Theologen Thomas von Aquin und Petrus de Tarantaise. Durch die Ergänzung der >Raymundina< mit den casus morales der doctores moderni, wie Johannes selbst im Vorwort sagt, wird das ursprüngliche Handbuch der Beichtväter in einen größeren theologischen Rahmen gestellt, wird zur Enzyklopädie des gesamten kirchlichen Wissens. Die eigenen Zusätze des Johannes beschränken sich dabei auf wenige formelhafte Äußerungen. Johannes sieht sich selbst als relator non inventor, der in einem flüssigen Latein ohne jegliche inhaltliche Eigenständigkeit das, was er bei den moderni doctores zur Ergänzung der >Summa Raymundi< fand, ad aliorum fratrum profectum zusammenschrieb (Praefatio)21. Wenngleich der >Summa Confessorum< des Johannes nie die offizielle Stellung der >Raymundina< eingeräumt wurde, so zeigt doch ihre Rezeption, die zahlreichen Bearbeitungen, die frühen Drucke 22 (der erste Druck der >Raymundina< dagegen ist erst um 1603 nachweisbar) sowie eine frühe Teilübersetzung ins Französische, ihren Stellenwert an, den Sylvester Prierio im Jahr 1516 mit dem Titel >Summa confessorum ordinis praedicatorum< umschreibt23. 5. >Manuale super Summam Confessorum< Hierbei handelt es sich um eine kürzende Bearbeitung der >Summa Confessorum< zum praktischen Gebrauch 24 . Sie folgt in der Konzep20

SCHULTE ( A n m . 7), Q u e l l e n II, S. 4 1 9 .

21

Auch dort, wo Johannes in auktorialer Form eine eigene Entscheidung zu treffen scheint (z.B. mihi videtur... ) oder eine Wertung des Gesagten gibt (z.B. tarnen probabilior est. . . ), zitiert er meist nur wörtlich seine Quelle. 22 KAEPPELI (Anm. 18) führt 6 Drucke an: Augsburg 1476, Reutlingen 1487, Nürnberg 1498, Lyon 1518, Paris 1519, Rom 1619. (Nach Auskunft des Gesamtkatalogs der Wiegendrucke, Berlin, handelt es sich allerdings bei Reutlingen 1487 und Nürnberg 1498 um »ghost printings«). 23

Z u S y l v e s t e r vgl. DIETTERLE ( A n m . 1), Z K G X X V I I I 401 - 4 3 1 ; SCHULTE ( A n m . 7), Q u e l -

len II, S. 455f. 24 Johannes hat sie offensichtlich als Nachschlagewerk konzipiert n a c h dem gründlichen Studium der >Summa Confessorum< vgl. Prolog zum >Manuale< (zitiert nach Paris

42

Marlies

Hamm

tion der >Summa ConfessorumSumma Confessorum< vorhandenen Themenkreise wurden übernommen. Die Kürzung erfolgte innerhalb der einzelnen Quästionen ausschließlich durch Verzicht auf Anwendung der scholastischen Methode, d.h. Johannes bringt nur eine einzige Lehrmeinung. Die Tabula ist bis auf wenige stilistische Änderungen mit der der »Summa Confessorum< identisch. Als direkte Vorlage Bertholds käme das >Manuale< in Betracht. Die Verbreitung ist gering, da es als Handbuch zum täglichen Gebrauch immer noch zu umfangreich erscheint. Das Werk ist ungedruckt25. 6. >Confessionale seu Tractatus de instructione confessorum< Dieser Traktat ist eine praktische Anleitung für Beichtväter: simpliciores et minus expertos confessores de modo audiendi confessiones informare cupiens. Als potentielle Vorlage Bertholds kommt das >Confessionale< wegen der einseitigen Beschränkung auf wenige speziell geistliche Themata nicht in Betracht. III Lateinische Bearbeitungen der »Summa Confessorum< Die zahlreichen lateinischen Bearbeitungen der >Summa Confessorum< zeigen zum einen die Bedeutung dieses Werkes, zum anderen aber auch seine Schwäche, nämlich die durch seine Unübersichtlichkeit bedingte geringe Brauchbarkeit im Alltag. Jede dieser Bearbeitungen ist als Vorlage der Summe Bertholds denkbar, da nicht selten Bearbeitungen unter dem Namen des Autors der Vorlage registriert wurden26. Bibl.Nat.Cod. 3532): . . . qui cum diligenti studio eandem summam (sc. summam confessorum) perlegerunt ad memoriam possunt casus frequentius occurere. 25 KAEPPELI (Anm. 18) unterscheidet bei der Zusammenstellung der Hss. der >Summa Confessorum< nicht zwischen der »Summa Confessorum< und dem >ManualeManuale< oft mit anderen Bearbeitungen verwechselt. München, Bayer. Staatsbibl. Clm 585, Olm 7212, Paris, Bibl.Nat. Ms. 3727 A, St. Omer, Bibl. Municipale Ms. 313 sind andere Bearbeitungen der SC. Bis jetzt bekannte Hss. des >Manuale< sind: Aschaffenburg, Hofbibl. Ms. 40 m; Bamberg, Staatsbibl. Theol. Ms. 72; Brügge, Stadsbibl. Ms. 230; Erlangen, Univ.Bibl. Ms. 366; Heiligenkreuz, Stiftsbibl. Ms. 258; Innsbruck, Univ.Bibl. Ms. 275; Königsberg Ms. 72. 73; Melk, Stiftsbibl. Cod. P 44 (jetzt 1232) unvollst.; München, Bayr. Staatsbibl. Clm 8021; Münster, Univ.Bibl. Ms. 319; Paris, Bibl.Nat. Ms. 18138, 3532. Diese Zahl läßt sich gewiß noch vergrößern. Das >Manuale< wurde oft zusammen mit dem >Confessionale< überliefert. Bei Überprüfung der von KAEPPELI (Anm. 18) genannten >ConfessionaleManualeRechtssumme
Summa Confessorum< aufzufinden. Anhand der Handschriftenkataloge war dies nicht möglich, da auch die neueren Kataloge Schwierigkeiten hatten, eine Summe eindeutig einem jeweiligen Kanonisten zuzuschreiben. So unterlief etwa KAEPPELI in seiner Beschreibung der Handschriften des Johannes der Fehler, das >Manuale< überhaupt nicht aufzunehmen und Handschriften als abbreviationes der >Summa Confessorum< zu nennen, welche nach genauer Überprüfung eindeutig als Vertreter der >Raymundina< zu identifizieren waren 27 . Eine Aufarbeitung der europäischen Rezeption der >Summa Confessorum< konnte im Rahmen dieses Forschungssprogramms nicht geleistet werden. Sie bedeutete einen immensen zeitlichen und finanziellen Aufwand. Sämtliche bekannten Bearbeitungen und Kürzungen der »Summa Confessorum< wurden jedoch von mir im Hinblick auf ihre mögliche Verwendung als Vorlage Bertholds überprüft. Bisher bekannte lateinische Bearbeitungen und Abbreviaturen der »Summa Confessorum< (vgl. Tab. XI, im Anhang S. 114): 1. »Summa abbreviata< des Wilhelmus Caiotus (um 1300) 2. »Kaisheimer Summe< (Anf. 14. Jh.) 3. »Summa casuum< (Anf. 14. Jh.) 4. »Excerpta de Summa Johannis< (1330) 5. »Summa Rudium< (1334 - 1338) 6. »Summa de casibus conscientie< des Bartholomäus von Pisa (de Sancto Concordio, 1338) 1. »Summa abbreviata< des Wilhelm von Cayeu Wilhelm de Cayeu (Caiotus, Kayoto, Kajoto) ist in den Jahren 1286 bis 1296 als Prior des Dominikanerklosters St. Joseph in Paris nachgewiesen28. Zwischen 1302 und 1309 ist er als Provinzial des Ordens für Frankreich belegt. Vielleicht als Schüler des Lektors Johannes von Freiburg verfaßte er um das Jahr 1298 eine »Summa confessionis sive casuum 26

z.B. Meister Adams Versifikation der »Summa de casibus< des Raymund, bekannt als »Summula Raymundi< oder als »Dicta RaymundiDe >De >De

symonia titulus primus< homicidio< qualitate ordinandorum< sponsalibus
Rechtssumme
Summa ConfessorumSumma Confessorum< (debent enim clerici vitare intemperantiam potus et cibi) für ein Laienpublikum umgeschrieben. Die speziell für Geistliche relevante Quästion 111,4 q. 5 Quare sobrietas in cibo requiritur in ordinando hat Berthold nicht verwertet bis auf einen allgemein verbindlichen Ausspruch: Item quia ventris ingluvies ad luxuriam provocat et omne opus bonum dissolvit . . . . Gänzlich fehlen die Tituli 111,6 {De pudicicia ordinandorum) und 111,7 (De ornatu ordinandorum). Deutlich ist das veränderte Publikum dort zu fassen, wo Berthold gezielt seine Vorlage verändert und sich direkt an die Laien wendet. Ein gutes Beispiel dafür ist in den Kapiteln über das Töten zu finden (T 2 - T 11, M 8 - M 10). 111,24 q. 125 T 6 . . . Ain m e n f c h der den andern 3etod . . . quod homicida voluntarius sine spe flecht mit pedachtem müt . . . der tfit restitutionis deponitur et septem annis ain todfund vnd fol fiben jar püffen peniteat. Di.L Miror. vnd vor der chirchen ligen vnd gots 11,1 q. 21 leichnam nit nemen in den iaren, er . . . Si laicus fuerit ad ianuam ecclesie wer dann todfiech. Di.L Miror. semper iaceat et c o m m u n i o n e m in exitu vite sue recipiat.

Weder aus der erstgenannten Quästion der >Summa Confessorum< wird der Satz sine spe restitutionis deponitur übernommen, noch wird der dem zitierten Satz vorausgehende Teil in der zweiten Quästion: Si homicida voluntarius clericus est, deponitur ut Di. L Siquis viduam rezipiert. Strafbestimmungen für Kleriker (es handelt sich um die Absetzung von geistlichen Ämtern bzw. bei noch nicht Geweihten um ein Weihehindernis - . . . impedit promovendum et deicit iam promotum -) bleiben hier also generell unberücksichtigt. Wo Berthold sie gelegentlich doch einschiebt, tut er dies in einem lateinischen Zusatz, oft beginnend mit Nota: Nota circa homicidium iusticie non dispensatur, ut aliquis possit promoveri, sed si promotus est tunc tolleratur in ordinibus et dispensat papa. Di. L Aliquantos ( = SC 11,1 q. 21). Er hebt damit diese für Laien im Grunde unerheblichen Passagen mit Bedacht von seinem sonstigen Leserkreis ab. 52

ZIEGLER (Anm. 11), S. 8: »In den Pönitentialsummen wurde . . . eine dogmatische, liturgische und aszetische Bildung des Seelsorgeklerus angestrebt«.

74

Marlies Hamm

Neben Auslassungen und lateinischen Zusätzen kommt es jedoch auch zu gezielten Umgestaltungen der Vorlage, die deutlich den Publikumswechsel signalisieren. Aus der Absetzung von Geistlichen wird die entsprechende kirchliche Strafe für Laien: sie werden gebannt, d.h. bei Berthold, sie werden irregularis. 11,1 q. 21 Que sit pena homicidii. Pro homicidio autem casuali, si dabat occisor operam rei illicite vel etiam licite: sed non adhibuit diligentiam quam debuit, irregularitas contrada impedit promovendum et deicit iam promotum. Si vero dabat operam licite rei et adhibuit diligentiam debitam: licet omnes casus fortuitos qui provideri non possent forsitan non providerit, in nullo tenetur et potest de iure, id est sine aliqua dispensatione non solum in susceptis remanere, sed etiam ad superiores ordines promoveri ut ex. e. lator.

T 7 Tod die nit von willen gefchen funder von gefchiecht. Tod die von gefchiecht c h o m e n vnd an willen vnd mainung des menfchen, hat der dar 3U nit güten vleis vnd pehuten gehabt, alfo er folt vnd möcht getan haben, fo wirt er irregularis, der tod gefchiecht von jimleichen wercken oder von unjimleichen, vnd fol v m b dy todfund enpfahen pÜ3 von ainem bifchoff. Di.L Clerico. Wär aber da3 ain m e n f c h tät ainen todflag von gefchicht, den er nit möcht pewart haben, oder tät ain 3imleich werck, da von ain todflag chäm von ungefchiecht, fo pedarff er de3 nicht pfiffen, vnd wirt auch nit manflächtig. Extra eo. ti. Lator.

Belegen dieser Art, die sich beliebig vermehren lassen, ist zu entnehmen, daß Berthold sich an ein Publikum wendet, das mit dem der lateinischen Pönitentialsummen nicht identisch ist. Daß der von ihm angesprochene Leserkreis jedoch auch nicht mit einem anderen spezifischen, z.B. juristischen Fachpublikum übereinstimmt, ist ebenfalls klar zu erkennen. Der Schwerpunkt der >Rechtssumme< liegt nicht auf juristischen Aussagen. Sie war nicht als rechtliches Nachschlagewerk konzipiert. Bertholds Aussagen sind manchmal juristisch ungenau, unbestimmt und oberflächlich. Durch allzu starke Kontraktionen und übermäßige Simplifizierung wird oftmals die konkrete Aussage der >Summa Confessorum< verfälscht. Manchmal läßt sich ohne Kenntnis des lateinischen Textes der Sinn des Gesagten nicht erkennen. Im kirchlichen Weiherecht kommt es z.B. durch allzu starke Vereinfachung zu einer solchen unklaren Aussage:

75

Die Entstehungsgeschichte der >Rechtssumme< S 17

Wie der menfch geordnet fol fein der das facrament wil empfahen. . . . Auch fol ain menfch fein weich enpfahen mit rechtem alter, alfo daj hab fünf

vnd jwaincjig

oder mynner

iar oder alfo ej dy obriften

nach der weifhait

vnd nücj vnd

mügen geachten,

er mer

notdurft.

In der entsprechenden Quästion der >Summa Confessorum< (111,12 q. 12 Quid iuris de aetate ordinandi) differenziert Johannes genau zwischen den niedrigen und höheren Weihen, die graduell in verschiedenen Altersstufen empfangen werden können. Diese werden exakt angegeben, während Berthold nur eine willkürlich ausgewählte Zahl (gemeint ist mit der Angabe von 25 Jahren das geforderte Alter eines Presbyters) nennt. Mehr Wert hingegen legt er auf die psychologischen Voraussetzungen zur Weihe, v.a. das Kriterium der Reife ( . . . mer oder mynner nach der weifhait vnd nücj vnd notdurft). Juristische Ratschläge der >Johannina< werden ebenfalls von Berthold im allgemeinen nicht rezipiert. In SC IV,22 q. 1-8 stellt Johannes die Frage . . . utrum propter aliquod aliud vicium quam propter fornicationem aliquando uxor dimitti possit. Er verneint sie und verweist auf juristische Scheidungsmodalitäten, u.a. auf die Pflicht des Anklägers, den Schuldnachweis zu erbringen ( . . . paratus sum legittime probare). Zu diesem Zweck gibt er IV, 22 q. 1 das Modell eines Briefformulars, mit dem ein Ankläger vor Gericht die Schuld seiner Frau anzeigen kann: Forma vero libelli accusationis talis esse debet. Anno domini . . . Ego P. accuso Bertham uxorem meam de adulterio . . . Berthold übergeht diesen Hinweis ganz und weist nur auf die grundsätzliche Möglichkeit einer Scheidung hin, ohne den Weg dazu zu beschreiben. Ebenso werden rechtliche Einspruchsmöglichkeiten, die von Johannes aufgeführt werden, von Berthold nicht übernommen. Allenfalls deutet er durch den Hinweis auf den rat der priefter auf eine solche Möglichkeit hin53. Noch auffallender ist das Fehlen der cognatio legalis in der >RechtssummeSumma Confessorum< (11,8 q. 29): Polest tarnen procurare quod compellatur maritus per iudicem alere eos wird nicht übernommen.

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Während die beiden Tituli 6 und 7 ausführlich von Berthold ausgeschrieben werden (E 21, M 2 - M 7), fehlt der Titulus 8 vollständig in der >RechtssummeJohannina< unterschiedener Leserkreis erschließen. Auch die Art der Darstellung und Übersetzung zeigt Bertholds Bemühen, sich auf die Kommunikationsebene einer anderen Leserschaft einzustellen. Aus den oben angeführten Beispielen ist ersichtlich, daß Berthold seine lateinische Vorlage nicht einfach wörtlich übersetzt hat. Sämtliche in der deutschen Literatur des Spätmittelalters bekannten Stufen der Übernahme eines lateinischen Textes in die deutsche Sprache sind bei ihm nachweisbar: wörtliche Übersetzung, Paraphrase, Kommentierung 54 . Die folgenden Anmerkungen zur Übersetzungstechnik sollen einen Eindruck von der Arbeitsweise Bertholds vermitteln. Sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit der Analyse, noch bieten sie eine systematische Darstellung. Johannes zielt mit seiner Summe auf eine inhaltlich erschöpfende und in sich geschlossene Darstellung ab. Zu der inhaltlichen Vollständigkeit gehört sowohl die Abhandlung aller relevanten Themen im Detail als auch die Einbeziehung der Problemgeschichte durch die Aufführung von differierenden Lehrmeinungen. Sein Vorgehen ist methodisch genau festgelegt: Der allgemeinen Themasetzung (die folgenden Beispiele basieren auf dem Themenkreis Ehe im 4. Buch der SC): Circa matrimonium hatte quero generaliter (IV, 1 q. 10) folgt die eingehende Behandlung von Einzelfragen : Post hoc quero specialiter (IV, 1 q. 64). Durch die Numerierung kennzeichnet Johannes deutlich den Übergang von der abstrakten Definition zur kasuistischen Analyse. Die prima questio beginnt mit der Ankündigung des deduktiven Verfahrens: Etprimo quero quidsit matrimonium, sodann erfolgt anreihend der Übergang zu speziellen Fragestellungen: Quero etiam an matrimonium sit sacramentum. Dann schließen sich die einzelnen Fallstudien an, deren logischen Zusammenhang gelegentlich Einschübe wie Post hoc videndum est (q. 22), Sequitur videre (q. 26) oder Deinde quero quae sit (q. 58) signalisieren. Diese deduktive Gliederung verbürgt die formale Geschlossenheit der »Summa Confes54

Vgl. K. RUH, Bonaventura deutsch, Bern 1956, bes. S. 73-78.

Die Entstehungsgeschichte der >Rechtssumme
Summa Confessorum< durch einen Aussagesatz in der >Rechtssumme< ersetzt. Diese Form tritt besonders häufig da auf, wo Berthold mehrere Quästionen der >Summa Confessorum< zu einem einzigen Kapitel verarbeitet. Dann wechselt er gelegentlich auch über in die Ankündigung einer Aufzählung: Vmb mangerlay wirt die e gemacht. . . oder in einen Verfügungsstil: Daj gelüpnuj mügen machen . . . Durch die Modifizierung des Frageschemas verliert sich der Eindruck der Geschlossenheit, den die stereotype Frage der >Summa Confessorum< erzeugt hat. Die Analyse der Fälle erscheint eher als eine kasuistisch gereihte Darstellung der Wirklichkeit. 55

Vgl. SC IV,2 q. 14: Pone quod aliquis desponsat aliquant per verba de futuro vel etiam de presenti: non Habens propositum contrahendi sed deeipiendi: ut sie possit ab ea carnalem copulam extorquere deinde cognoscit earn carnaliter. Nunquid stabitur hic pro matrimonio.

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Berthold stellt seine Übersetzung weniger in den Z u s a m m e n h a n g der theologischen Diskussion, er bedient sich einer Art »Verordnungsstil«, d.h. er gibt eine ihm richtig erscheinende Lehrmeinung ohne theoretische Begründung und ohne den A u f r i ß divergierender Argumente: seine Leser sollten nicht verunsichert werden. Er gibt ihnen Regeln für rechtes Verhalten an die Hand. Auffällig ist die Tendenz Bertholds, dort positiv zu formulieren, wo Johannes ein Verbot ausspricht. Die numerische Gliederung dient dabei nicht zur Demonstration einer logischen Verfahrensweise, sondern als mnemotechnisches Hilfsmittel für den Leser. Bertholds Leserkreis war an leicht faßlicher, gut memorierbarer und schnell auffindbarer Information zu einem speziellen Fall mehr interessiert als an einer gesamtheitlichen Problemdarstellung. Das alphabetische Gliederungsprinzip ist die Konsequenz aus dieser Einsicht; es hat keine themaimmanente Rechtfertigung, sondern allein den Vorzug eines schnellen Auffindens. Auch darin wird die unterrichtendpraktische Absicht Bertholds offenkundig. Die Umstrukturierung belegt die Tendenz, aus der spekulativen Systematik der Scholastik in die der Seelsorge, Belehrung und Erbauung überzugehen 5 6 . Berthold stand als Popularisator lateinischer Scholastik vor dem zweifachen Übersetzungsproblem, aus dem Lateinischen ins Deutsche und aus der Gelehrtensprache in die Sprache der Laien übertragen zu müssen. Der abstrakten, begrifflich differenzierten Fachsprache der >Summa Confessorum< stand die sowohl syntaktisch wie auch terminologisch noch weitgehend ungeformte deutsche Sprache gegenüber. Gleichzeitig mußte das veränderte Zielpublikum auch eine veränderte Kommunikationsebene erwarten lassen. Bertholds Stil orientiert sich an diesen Voraussetzungen. Seinem Publikum zuliebe bemüht er sich um eine anschauliche und bildhafte Sprache, die den sachlichen Juristenstil der >Summa Confessorum< in eine persönlichere und einprägsamere Form bringt, die oftmals der Predigtsprache sehr nahe steht. Hauptcharakteristikum der Sprache Bertholds ist sein explikativer Stil. Das Fehlen einer dem Lateinischen adäquaten deutschen Rechtsterminologie zwingt ihn häufig zur Explanation, d.h. er m u ß den zu übersetzenden Begriff in einem Nebensatz erläutern. Dabei werden Nominalabstracta oft in Verbalphrasen aufgelöst, manchmal auch ausführlich bildhaft aufgefächert. Ad quem pertineat peregrinorum defensio wird von ihm umgesetzt in Werpilgrim füllpefchirmen (P 19). Das Abstractum in 56

Vgl. R. RUDOLF, Heinrichs von Langenstein >Erchantnuzz der sund< und ihre Quellen, Festschrift G. Eis, Stuttgart 1968, S. 53f.

Die Entstehungsgeschichte der >Rechtssumme
Summa ConfessorumRechtssummeRechtssumme
Summa Confessorum< des Johannes übernommen hat. Bis jetzt konnte neben der >Summa Confessorum< keine einzige zusätzliche Quellenangabe in der >Rechtssumme< ausgemacht werden. Lediglich die Einarbeitung zusätzlicher Bibelstellen läßt sich nachweisen (z.B. in S 11, T 9). Mehr als die Hälfte der Zitate (ca. 625) beziehen sich auf das kanonische Recht, v.a. auf das >Decretum Gratiani< und die >Dekretalen< Gregors 58

K. BERG, Der tugenden büch (MTU 7), München 1964, S. 14.

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IX. Ihre Identifizierung bereitete wegen der Fehler- und Lückenhaftigkeit der handschriftlichen Überlieferung oft erhebliche Schwierigkeiten. Häufig wurden die römischen Zahlen verwechselt, einzelne Bestandteile weggelassen oder umgestellt, manchmal wurden Distinktionen mit Causae verwechselt, die Kapitelinitien vertauscht oder Tituli-Abkürzungen falsch aufgelöst. Ab und zu bezieht sich auch ein Zitat, das auf das >Decretum Gratiani< hinzuweisen scheint, nur auf eine Stelle der »Summa Confessorum< (z.B. T 14 Extra de duello V = SC 11,3 De duello q. 5). Häufig hat Berthold die Angaben des Johannes allzu wörtlich übernommen und in Fällen, wo Johannes mit Berechtigung zur Vermeidung von Wiederholungen schreibt eodem titulo, dieses eodem übernommen, obgleich er das vorige Zitat weggelassen hat, so daß eodem ohne jeglichen Bezug erscheint oder auf einen falschen Titulus hinweist. Der Nachweis solcher fehlerhafter Zitate wird zusätzlich dadurch erschwert, daß der Bezug der angegebenen Quelle zum >RechtssummeSumma Confessorum< stark kürzt, also oft willkürlich nur einen Beleg auswählt, wo Johannes für die verschiedenen Aussagen mehrere Quellenstellen zitiert. Insofern ist BERGS Vermutung richtig, Bertholds Zitierweise zeige, daß er nicht für Kanonisten schreibe59, sondern eher eine Darstellung des Kirchenrechts für Laien gebe. Diese Vermutung scheint sich zu bestätigen durch die Tatsache, daß wichtige kanonistische Neuerungen, die seit dem Erscheinen der >Summa Confessorum< getroffen wurden, bei Berthold unberücksichtigt bleiben. So bleibt die Bulle >Unam sanctam< unerwähnt, die >Clementinen< werden nicht genannt (gerade diese kanonistischen Neuerscheinungen gaben den Ausschlag für die Neubearbeitung der >Summa Confessorum< durch Bartholomäus von Pisa) und der >Liber Sextus< ist nur an wenigen Stellen eingearbeitet. Gerade das Fehlen neuerer juristischer Quellen glaubten STANKA und T R U S E N als Indiz für eine frühe Datierung der >Rechtssumme< werten zu können60. Berücksichtigt man jedoch die veränderten Intentionen Bertholds im Vergleich zu den traditionellen Beichtsummen, dann ist verständlich, 59 60

ders., S. 14: »Unter Kanonisten wird sehr genau zitiert«. s. STANKA (Anm. 34), S. 12. Zum Problem der Datierung der >Rechtssumme< vgl-.TRUSEN (Anm. 5), S. 101-105; H. KOLLER, Die Entstehungszeit der Summe des Berthold von Freiburg, in: MIÖG 67 (1959) 117-134.

Die Entstehungsgeschichte

der >Rechtssumme
Liber Sextus< konnte von mir insgesamt zwölfmal nachgewiesen werden. Berthold folgt in der Zitierweise genau dem Beispiel des Johannes, der, seinen eigenen Aussagen zufolge, in den >Additiones< nur die Publikationen des Papstes Bonifaz VIII. zitiert. Die von Gregor X. und Innozenz IV. auf den Konzilen von Lyon erlassenen Dekretalen hat er bereits innerhalb der »Summa Confessorum< erfaßt (z.B. ut dicit Gregorius in concilio Lugdunensi). Diese Zitate werden später nicht mehr in die nach 1298 allgemein übliche Zitierweise des >Liber Sextus< umgewandelt. Auch hieran zeigt sich Bertholds Desinteresse an kanonistischen Gepflogenheiten. Der >Liber Sextus< wird dreimal expressis verbis in der >Rechtssumme< erwähnt: P 20 (5. Zitat) . . . nicht nucj fein ju der chriftenhait Ii vj zitiert nach Additio in SC 111,26 q. 31: tit. de renunciatione, in eodem titulo cap. ij = Sexti Decretal. lib. 1, tit. VII De renunciatione c. j Quoniam aliqui (VI. 1.7.1.-Friedberg 603 II Sp. 971) R 24 (1. Zitat) . . . frawen fol man nicht laden aus iren chlöftern eodem titulo Uber vj Mulieres zitiert nach Additio in SC 11,5 q. 137: . . . ut patet in titulo De iudiciis c. 2 Mulieres = Sexti Decretal. lib. 2, tit. I De iudiciis c. 2 Mulieres (VI.2.1.2.-Friedberg II Sp. 995) R 24 (6. Zitat) . . . die vnder im [int. Extra de officio ordinarii liber vj Cum episcopus zitiert nach Additio in SC 11,5 q. 137: . . . officium libere exercere hec in ti. de o f f . ord., cap. Cum episcopus = Sexti Decretal. lib. 1, tit. XVI De officio ordinarii c. 7 Quum episcopus (VI. 1.16.7.-Friedberg II Sp. 988)

Aus der nämlichen Quästion der »Summa Confessorum< wurde das dritte Zitat des >Liber Sextus< entnommen, jedoch ohne ausdrücklichen Hinweis auf diesen: R 24 (5. Zitat) . . . vnd gunft geb der wer in dem pan. Extra de emunitate ecclesiarum. Quoniam zitiert nach Additio in SC 11,5 q. 137: . . . nullatenus absolvatur. Hec omnia in ti. de emunitate ecclesiarum cap. Quoniam 608

Corpus Juris Canonici, hg. von E. FRIEDBERG, 2 Bde., Leipzig 1879 (Nachdr. Graz 1959).

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= Sexti Decretal. Hb. 3, tit. XXIII De immunitate ecclesiarum coemeteriorum et aliorum locorum religiosorum c. 4 Quoniam ut intelleximus (VI.3.23.4. - Friedberg II Sp. 1063 f.).

Die restlichen Zitate aus dem >Liber Sextus< beziehen sich ausschließlich auf Publikationen Innozenz IV. und Gregors X. Sie sind dem fortlaufenden Text der >Summa Confessorum< entnommen: B 3 . . . die fach des richter. Extra eodem titulo. Cum medicinalis. zitiert nach SC 111,33 q. 66: . . . ut in novella Inn. extra de sent. excomm. Cum medicinalis = Sexti Decretal. lib. 5, tit. XI De sententia excommunicationis, suspensionis et interdicti c. 1 Quum medicinalis ( = Inn. IV. in concilio Lugdunensi) (VI.5.11.1.-Friedberg II Sp. 1093).

Dasselbe Zitat wird in P 7 noch einmal verwendet. B 9 (5. Zitat) . . . die find in dem pann. Extra de hiis que vi metusve causa fiunt absolucionis zitiert nach SC 111,33 q. 34: . . . ipso facto sunt excommunicati ut in titulo de hiis que vi metusve ca. Absolutionis = Sexti Decretal. lib. 1, tit. XX De iis, quae vi metusve causa fiunt c. 1 Absolutionis (Gregorius X. in concilio generali Lugdunensi) (VI. 1.20.1.Friedberg II Sp. 994). ibid. (6. Zitat) . . . metusve causa fiunt absolutionis et eodem titulo quemcumque zitiert nach SC 111,33 q. 34: . . . non possunt absolut nisi per sedem apostolicam ut in titulo de sententia excommunicationis, cap. Quicunque = Sexti Decretal. lib. 5, tit. XI De sententia excommunicationis suspensionis et interdicti c. 11 Quincunque pro eo (Gregorius X. in concilio Lugdunensi) (VI.5.11.11.-Friedberg II Sp. 1102) B 15 . . . die chirchen und das facrament e.t. Romano zitiert nach SC 111,33 q. 57: . . . ut patent haec in novella Inn. extra eo. Romana Ecclesia = Sexti Decretal. lib. 5, tit. XI De sententia excommunicationis, suspensionis et interdicti c. 5 Romana ecclesia (Innocentius IV. in concilio Lugdunensi) (VI.5.11.5.-Friedberg II Sp. 1095) K 9 (8. Zitat) . . . nennet den namen jhefu chrifti Gregorius eodem titulo. Decet domum zitiert nach SC 1,14 q. 2: Gregorius decimus in concilio lugdunensi eodem titulo cap. Decet domum, plura ibi prohibet = Sexti Decretal. lib. 3, tit. XXIII De immunitate ecclesiarum coemeteriorum et aliorum locorum religiosorum c. 2 Decet domum (VI.3.23.2.Friedberg II Sp. 1061)

Die Entstehungsgeschichte

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der >Rechtssumme
Liber Sextus< war Berthold also wohl bekannt. Diese drei Zitate als nachträgliche Einschübe zu vermuten, ist sicher nicht zulässig, da, wie im Kapitel über den Aufbau nachgewiesen wurde, Berthold mit Sicherheit das Register der >Summa Confessorum< gekannt hat, in dem ca. 170 mal auf die >Additiones< und ihre Ergänzungen aus dem >Liber Sextus< hingewiesen wird. Die Tatsache, daß der >Liber Sextus< so selten zitiert wird, muß nicht befremden, denn es liegt ja gerade in Bertholds Absicht, das schier endlose Aneinanderreihen der zitierten Autoren, wie es in der >Summa Confessorum< praktiziert wird, abzubauen. Nicht selten werden aus einer Quästion der >Summa Confessorum< alle Zitate bis auf eines eliminiert. An kirchenrechtlichen Diskussionen ist Berthold uninteressiert, er erwähnt nur e i n e Lehrmeinung zu einem jeweiligen Problem. Das Streben nach Vollständigkeit der Angaben ist ihm fremd. Daher spielt auch der >Liber Sextus< nur eine untergeordnete Rolle. Zusammenstellung der Zitate aus dem >Liber Sextus< B 3(4), P 7 VI.5.11.1 VI. 1.20.1 B 9(5), VI.5.11.11 B 9(6), B 15 VI.5.11.5 VI.3.23.2 K 9(8), P 14 VI.5.8.1 VI.1.7.1 P 20 (5), VI.2.1.2 R 24(1), VI.3.23.4 (5), VI.1.16.7 (6), V 43 VI.5.5.1

(Inn. IV) (Gregor X) (Gregor X) (Inn. IV) (Gregor X) (Gregor X) (Bonifaz VIII) (Bonifaz VIII) (Bonifaz VIII) (Bonifaz VIII) (Gregor X)

Add. Add. Add. Add.

in in in in

SC SC SC SC SC SC SC SC SC SC SC

111,33 q. 66 111,33 q. 34 111,33 q. 34 111,33 q. 57 1,14 q. 2 II, 7 q. 83 111,26 q. 31 II, 5 q. 137 II, 5 q. 137 II, 5 q. 137 II, 7 q. 71

Rund 70 Zitate in der >Rechtssumme< beziehen sich auf das weltliche

Recht und lassen sich im >Corpus Juris Civilis< nachweisen. Johannes

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unterscheidet in seiner >Summa Confessorum< zwischen canonicae leges und saeculares leges. Berthold übersetzt dies mit weltleich recht und geyftleich recht. Gelegentlich variiert er auch und gibt - wohl als Konzession an die >illiterati< seiner Leser - eine anschauliche Erklärung. Dann stellt er gegenüber: Dinge, welche die Kirche betreffen, und: Dinge, welche nicht die Kirche betreffen (z.B. G 35 = SC 11,5 q. 207). S 27

SC 11,5 q. 104

Wie man felgerat sülle machen das es krafft hab. Nach weltlichen rechten füllen fyben menfchen fein gejeugen eins felgeraets. Vnd nach geyftlichen rechten ift der 3eugen genüge an 3weyen oder an dreyen.

Qualiter conficiatur testamentum . . . licet sec, leges requirantur VII testes, tamen si legatur ecclesiis vel ad pias causas sufficiunt duo vel tres testes ut extra de testa. Cum esses . . . Sic addit Johannes quod sec, legem divinam vel canonicam in ore duorum vel trium testium . . . stat omne verbum.

oder C 6 Von verbintnuß die kaufleut vnder einander thund vnd machen .. . nach dem geichrieben weltleichen rechten. Codex de monopolis lege una SC 11,8 q. 16Quid de mercatoribus qui interse conveniunt. . . . C. de monopoliis l. una = Codex Justinianum lib. IV tit. LIX De monopolis et de conventu negotiatorum illicito artificium ergo laborumque, lege 2 Jubemus ne quis (C.4.59.2.)

Die Formulierung davon die rechtbucher fagent kann sich sowohl auf weltliches (Corpus Juris Civilis) als auch auf geistliches (Corpus Juris Canonici) Recht beziehen. Zu letzterem ein Beispiel: R 24 Weib foll man nit laden ju dem gericht denn in notfachen davon die rechtbucher fagent. SC, Additiones in 11,5 q. 137:. . . quod mulieres non debent ad iudicium . . . evocari . . . nisi in causa expressa in iure ut patet in titulo De iudiciis c ij Mulieres (VI.2.1.2.-Friedberg II sp. 995)

Als Beispiel für die Einbeziehung weltlichen mittelalterlichen Rechts mag das Lehenrecht der Ronkalischen Gesetze Friedrichs I gelten. Es handelt sich hierbei um das einzige weltliche Gesetz des Mittelalters, das bis jetzt nachgewiesen werden konnte. Es wurde wörtlich aus der >Summa Confessorum< übersetzt (B 24 zitiert nach SC 1,15 De feudis q. 56, 58).

Die Entstehungsgeschichte

der

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>Rechtssumme
Rechtssumme< sind wörtlich der »Summa Confessorum< entnommen. Nie zeigt sich eine auch nur geringfügige regionale oder temporäre Änderung. Das unrealistische Beispiel des Mörders, der zusammen mit Affe und Schlange in einen Sack eingenäht und ertränkt wird, wurde schon von W. TRUSEN in der >Summa Confessorum< nachgewiesen 61 . Johannes hat diese Bestimmung wörtlich dem >Corpus Juris Civilis< entnommen. Indes sind auf das kanonistische Gesetzbuch die meisten Strafbestimmungen der >Rechtssumme< - vermittelt durch die >Summa Confessorum< - zurückzuführen. z. B.: K 11 Von der penen der laut die freyhait der chirchen prechen. . . . (sc. wer chirchen pricht) foll be33eren mit dreiffig pfunden filbers. Vnd tüt er fchaden, den fol er nevnfältig gelten . . . vnd nympt er mit gewalt ainen menfchen au3 der chirchen . . . fo fol er geben nevnhundert fchilling da? find nevnhundert guldin. xvij q. iii Quisquis.

SC 1,14 q. 21 Que pena violantium emunitatem ecclesiasticam. . . . Jura tarnen . . . diversas penas determinant puta triginta librarum examinati a r g e n t i . . . et damnum nonies componat. ( E s handelt sich hier um die Lehrmeinung des Hostiensis, die auf das >Decretum Gratiani< xvij q. iiij Quisquis zurückgeht. Johannes selbst legt sich nicht fest: Credo tarnen quod hodie pena illa arbitrio iudicis relinquatur) . . . Sed et si quis servum fugientem ad ecclesiam inde violenter extraxit nongentos solidos componat.

Von den namentlich zitierten Kirchenlehrern steht mit 225 Nennungen Thomas von Aquin an der Spitze der zitierten Autoren. Die meisten Belege beziehen sich auf seine >Summa TheologiaeSecunda SecundaeCommentaria in IV Libros SententiarumSumma de paenitentia< an zweiter Stelle in der Hierarchie der zitierten Kirchenlehrer. Daneben wird noch ca. 20 mal die Glosse des Wilhelm von Rennes zu Raymunds Summe zitiert. Ihm folgt Heinrich von Segusia, der als Hostiensis 61 mal erwähnt wird und Augustinus, der, abgesehen von den ca. 30 Nennungen im Zusammenhang mit dem >Decretum Gratiani< noch 30 mal zusätzlich belegt ist (z.B. Regula Augustini, De civitate Dei, Sermones). Die päpstlichen Kirchenrechtler Gregor (20 mal), Innozenz IV. (14 mal), Petrus de Tarantaise (19 mal), Alexander IV. (3 mal) werden insgesamt häufiger zitiert als Kirchenlehrer und Kanonisten wie Hieronymus (10 mal), Ambrosius (10 mal), Albertus Magnus (8 mal), Hugo von St. Victor (8 mal), Bonifaz (3 mal), Isidor (3 mal), Ulrich von Straßburg (1 mal)62. Antike Autoren bleiben gänzlich unberücksichtigt. Auch dort, wo ihre Aussagen aus der >Summa Confessorum< übernommen werden, bleibt die Quelle unerwähnt. Die einzige Ausnahme bildet Aristoteles, dessen >Ethik< dreimal zitiert wird. 6. Die lateinischen Text-Einschübe Besonders auffallend treten in der >Rechtssumme< die zahlreichen lateinischen Texteinschübe in den Fassungen B und C hervor. Der erste lateinische Abschnitt findet sich in E 106, ab Buchstabe M erscheinen lateinische Passagen vermehrt, im Ganzen 27 größere Abschnitte. Zur Erklärung dieser lateinischen Passagen bieten sich verschiedene Möglichkeiten an: Es könnte sich hierbei um eine zusätzliche Quelle handeln, die Berthold deutlich von der sonst benutzten >Summa Confessorum< abheben will. Eventuell stammen diese Einschübe von einem späteren Redaktor, der sich durch die lateinische Sprache von Bertholds Text absetzen will. Berthold könnte, falls diese Einschübe ebenfalls von seiner Hand sind, damit ein anderes Publikum ansprechen, also zusätzliche Informationen für literati geben, die für die illiterati ohne Belang sind. Daneben besteht die Möglichkeit, daß es sich einfach um Ermüdungserscheinungen beim Übersetzen handelt. Da diese Einschübe erst am Ende des Werkes in zunehmendem Maße erscheinen, läßt sich vermuten, daß die Auto62

Alle diese Quellenstellen sollen im Kommentar zur RS aufgenommen und nachgewiesen werden.

Die Entstehungsgeschichte der >Rechtssumme
Summa Confessorum< entnommen. Gelegentlich aber erscheint in der >Summa Confessorum< nur die Quellenangabe und Berthold gibt von sich aus den Inhalt der zitierten Stelle in lateinischer Sprache an, oder er zitiert eine Bibelstelle lateinisch und erläutert sie anschließend ausführlich in Deutsch 63 . 2. Kirchenväter- und andere Quellenzitate z.B. Augustinus dixit . . . oder ut ait . .. 3. Kommentare bzw. kurze Inhaltsangaben zu zitierten Quellen z.B. ex quo patet . . . , oder dicunt quod. . . 4. Sätze oder längere Abschnitte, die jeweils mit Nota beginnen. Auffällig ist hier die Parallele zu den Zusätzen sowohl innerhalb der »Summa Confessorum< am Ende einer Quästion, als auch in den >Additiones< der >Summa ConfessorumSumma Confessorum< nachgewiesen werden. In den seltensten Fällen handelt es sich um die wörtliche Übernahme eines Absatzes, oft ist es nur die kurze Zusammenfassung einer längeren Quästion der >Summa Confessorum< mit eigenen lateinischen Worten. Hierbei lassen sich dieselben Bearbeitungstendenzen wie beim deutschen Text aufzeigen, nur eben ohne den letzten Schritt der Übersetzung. Tabelle X (im Anhang S. 113) veranschaulicht anhand der Quästion S 6 die Methode Bertholds. Die Art der Paraphrasen vermittelt den Eindruck, nicht ein fremder Bearbeiter habe diese Zusätze nachträglich eingefügt, sondern Berthold selbst habe sie vorgenommen. Häufig wird in ihnen lediglich ein Gedanke der vorangehenden Quästion resümiert, oft bringen diese Passagen aber inhaltliche Erweiterungen, genauere Definitionen und Differenzierungen. Ein Beispiel aus dem Bereich >Zoll< mag dies verdeutlichen:

63

Vgl. F.J. IFFLÄNDER, Die Übersetzung der Bibelverse in der >Rechtssumme< Bruder Bertholds, Zulassungsarbeit Würzburg 1979 (masch.).

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SC 11,5 q. 32:

. . . Exquo sequitur quod clerici non de- Utrum laicus possit . . . exigere pedabent dare theolonium quia non sunt gium . . . a clerico. mercatores. 11,5 q. 33 Nota etiam sec.Ber. in glo. ubi proximo quod pedagia dicuntur que Nota theolonium datur a vectigalibus dantur a transeuntibus in locis constised pedagium a pedicantibus. Gwidatutis a principe ut hic dicitur. Guidagia gium datur pro ducatu per terram propdicuntur que dantur pro ducatu per terter securitatem, salinarum pro sale. ram alicuius ut securius vadat. SalinaHec omnia potest princeps constituere ria dicuntur que dantur pro sale. Omnon civitas. nia ista dicuntur portatoria. Et solus princeps potest hoc statuere sed non civitas. Berthold wendet sich mit diesen Begriffsbestimmungen sicherlich an ein von der Lateinschule geformtes Publikum 64 . Nicht eindeutig ist, ob er hiermit ausschließlich Geistliche ansprechen wollte, denn auch Laien müssen wissen, ob sie von Geistlichen Zoll fordern dürfen oder nicht. A n vielen anderen Beispielen läßt sich jedoch eindeutig belegen, daß die lateinischen Zusätze in erster Linie für Geistliche bestimmt sind. Dies fällt besonders auf in K 13, dem einzigen Kapitel, das gänzlich in Latein abgefaßt ist. Hier handelt es sich um ein Problem, das speziell für Geistliche von Belang ist, nämlich wann die Verpachtung einer Kirche oder der geistlichen Gerichtsbarkeit Simonie ist und wann nicht (SC 1,2 q- 1,2). Im Buchstabenbereich M treten diese lateinischen Abschnitte vorwiegend in den Quästionen über die Messe auf. M 17 Von der m