Die Produktionsverhältnisse im Alten Orient und in der griechisch-römischen Antike: Ein Diskussionsbeitrag [Reprint 2022 ed.] 9783112640821


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Die Produktionsverhältnisse im Alten Orient und in der griechisch-römischen Antike: Ein Diskussionsbeitrag [Reprint 2022 ed.]
 9783112640821

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D E U T S C H E A K A D E M I E D E R W I S S E N S C H A F T E N ZU B E R L I N SCHRIFTEN DER SEKTION FfiR ALTERTUMSWISSENSCHAFT 5

DIE PRODUKTIONSVERHÄLTNISSE IM ALTEN ORIENT UND IN DER GRIECHISCH-RÖMISCHEN ANTIKE EIN DISKUSSIONSBEITRAG VON ELISABETH CHARLOTTE WELSKOPF

19 5 7 AKADEMIE-VERLAG

• BERLIN

Gutachter dieses Bandes: Werner Hartke und Johannes Irmscher

Redaktor der Reihe: Johannes Irmscher Redaktor des Bandes: Gisela Amberg

Erschienen Im Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, Mohrenatraße 39 Lizenz-Nr. 202-100/88/57 Gesamtherstellung: IV/2/14-VEB Werkdruek Gräfenhatnlchen-627 Bestell- und Verlagsnummer 2087/5 Printed in Germany

Inhalt Vorwort

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I. Die Frage nach dem Sinn der Geschichte im allgemeinen und nach dem Sinn der „Alten Geschichte" im besonderen . . . . II. Die Geschichtsauffassung des historischen Materialismus und die speziellen Probleme der „Alten Geschichte"

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III. Die ökonomischen Bewegungsgesetze in der Geschichte. Wie ist es möglich, ihre spezifische Form in vergangenen Perioden wissenschaftlich zu verstehen? Voraussetzungen und Methoden

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IV. Der allgemeine Charakter der Sklaverei als Produktionsverhältnis 71 V. Grundeigentumsverhältnisse und Sklaverei im Alten Orient und in der Antike 96 1. Die Eigentumsverhältnisse im Alten Orient . f 96 2. Die Eigentumsverhältnisse in der Antike 115 VI. Auf welche Weise hat sich durch die Verhältnisse der altorientalischen Despotie und der antiken Sklaverei die menschliche Arbeitskraft als Produktivkraft weiter entwickelt und in welchen Beziehungen wurden Despotie und Sklaverei zum Hemmschuh der Entwicklung? ..121 1. Die Scheidung von leitender und ausführender (Kopf- und Hand-) Arbeit 121 2. Kooperation, Verlängerung des Arbeitstages und Stetigkeit 139 der Arbeit, Qualifizierung des unmittelbaren Produzenten 3. Die Arbeitsteilung nach Produktionszweigen unter den Verhältnissen der Despotie und der Sklaverei und ihr direkter und indirekter Einfluß auf die Qualität der Produktion . . . 153 VII. Die besondere Rolle der außerökonomischen Gewalt unter den Verhältnissen der altorientalischen Despotie und der antiken Sklaverei

158

VIII. Die Einstellung des Herrn und die Einstellung des Sklaven zur Arbeit. Uber einige ökonomische Voraussetzungen des Klassenkampfes der Sklaven

178

IX. Das kleine und das große Grundeigentum unter den Verhältnissen der altorientalischen Despotie und der antiken Sklaverei 197 X. Gebrauchswert und Tauschwert unter den Verhältnissen der altorientalischen Despotie und der antiken Sklaverei

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Inhalt

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1. Die auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichtete Produktion, ihre historischen Perspektiven und ihr Einfluß auf die Lebensund Denkweise der Menschen. Kritik der Begriffe „Naturalwirtschaft" und „Patriarchalisch" 2. Austausch und Tauschwert. Entstehung, Entwicklung und Verselbständigung von Austauschbeziehungen unter den ökonomischen Bedingungen der altorientalischen Despotie . . . . 3. Die besondere Entwicklung von Gebrauchswert und Tauschwert auf der Basis der antiken Eigentumsverhältnisse. Zur Theorie des Tauschwerts in der Antike XI. Polis und Politik

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XII. Ist in der altorientalischen Despotie und in der antiken Sklavenhaltergesellschaft die Wirkung ökonomischer Gesetze ausgenutzt bzw. eingedämmt worden? 377 XIII. Bemerkungen über den ökonomischen Charakter des „Hellenismus" und die Entwicklungsphasen der antiken Gesellschaft 383 XIV. Bevölkerungsgesetz und ökonomische Krisen unter den Verhältnissen der altorientalischen Despotie und der antiken Sklaverei 388 XV. Was ist „produktive Arbeit" unter den Verhältnissen der Despotie und der Sklaverei? 401 XVI. Fragen des „ökonomischen Grundgesetzes" 407 XVII. Probleme der Periodisierung der Alten Geschichte 424 XVIII. Eine Antwort des wissenschaftlichen Sozialismus auf die Frage nach dem Sinn der alten Geschichte 457 Anhang: Über die wissenschaftliche Möglichkeit, Äußerungen von Marx und Engels über die Negersklaverei in den Vereinigten Staaten von Amerika und über die moderne Kindersklaverei für die Beurteilung der Verhältnisse in den alten Gesellschaften mit heranzuziehen 460 Literaturverzeichnis

467

Fundstellen Verzeichnis

473

Namenverzeichnis

480

Sachwortverzeichnis

482

Vorwort Das Wesen und die Entwicklung der Produktionsverhältnisse sind Gegenstand der Geschichtswissenschaft, der Politökonomie, der Wirtschaftsgeschichte und der Philosophie; die gemeinsame Aufgabe dieser Wissenschaften ist es, das bunte Spiel der Erscheinungen festzuhalten und das Wesentliche und Notwendige im fortwährenden Wechsel zu entschleiern. Wie das tätige Leben, so knüpft auch die Wissenschaft stets an das Vorgefundene an, wenn nicht Zeit und Kraft unnütz vergeudet werden sollen. Für die Analyse der Produktionsverhältnisse der alten Gesellschaften ist durch die Arbeiten von Karl Marx, Friedrich Engels und Lenin die Aufgabe gestellt, deren Ergebnisse zu prüfen, sich mit ihren Erkenntnissen auseinanderzusetzen, ihre Tragweite zu studieren und für die Erforschung der Geschichte der Alten Welt fruchtbar zu machen. Dazu will unsere Untersuchung einen weiteren Diskussionsbeitrag geben, in Anknüpfung an vorliegende Studien, bei denen unserer Auffassung* nach einige Probleme noch nicht genügend gründlich und nicht genügend im Zusammenhang betrachtet worden sind. Es ist nicht von ungefähr, daß sich mit den ökonomischen Problemen, die wir hier behandeln, ein Historiker beschäftigt; auch die Ökonomie ist eine historische Wissenschaft (vgl. S. 43/44). Der Arbeit liegt eine neue Belegstellensammlung aus den Arbeiten von Marx und Engels zugrunde. Ihre Mängel sind die Mängel, die der Herausgabe der Werke von Marx und Engels heute noch anhaften. Sie sind unvollständig und mußten verschiedenen Ausgaben entnommen werden. Der Fortschritt der Ausgaben wurde so weit berücksichtigt, als es bis zur Drucklegung der Arbeit möglich war. Im Jahre 1932 gab der sowjetische Gelehrte Kowaljew eine Belegstellensammlung „Marx und Engels über die Antike" heraus. Das Material ist chronologisch geordnet. In dem Vorwort bezeichnet der Verfasser die Sammlung als eine erste Etappe auf dem Weg zum Studium der Ansichten der Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus über die antike Gesellschaft. Dieses Studium, meint er, habe eine große methodologische Bedeutung für die Lehre von den gesellschaftlichen Formationen und diene als Ausgangspunkt für die weitere geschichtswissenschaftliche Arbeit.

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Der Rohentwurf von Marx „Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie" (1857—1858) mit dem für unser Thema ungemein wichtigen Kapitel „Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehen" wurde 1939 erstmals in Moskau herausgegeben. Das genannte Kapitel erschien später als Sonderdruck mit Kommentar in russischer Ubersetzung und — ohne Kommentar — 1952 beim Dietz Verlag Berlin, in der deutschen Originalfassung. 1953 gab der Dietz Verlag den Nachdruck des gesamten Werkes heraus. Auf Grund dieses Materials und auf Grund der Werke von Lenin und Stalin ist die sowjetische Wissenschaft mit neuen Fragestellungen an die Erforschung der Geschichte der alten Gesellschaften herangegangen. Die Äußerungen von Marx, Engels, Lenin und Stalin wurden im einzelnen in Beziehung auf vorliegendes Material ausgewertet und als Wegweiser für die weitere Forschung herangezogen. Einigen Fragen, die sich dabei aufgetan haben und die noch nicht befriedigend gelöst sind, wie z. B. die Probleme der Qualität und der Qualifizierung der Sklavenarbeit und der Periodisierung der Geschichte, wollen wir besondere Aufmerksamkeit widmen. W. W. Struwe hat in dem „Vorwort zur Chrestomathie der Geschichte der alten Welt" zusammenfassend auf eine Reihe wichtiger Gesichtspunkte aufmerksam gemacht, die sich aus dem Studium des Marxismus-Leninismus für die Beurteilung der historischen Vorgänge im Alten Orient und ip der Antike ergeben. Der verstorbene Forscher Ranowitsch, dessen Spezialgebiet der Hellenismus war, schrieb einen Aufsatz „Marx und Engels über die Antike". In dem Lehrbuch der „Politischen Ökonomie", das 1954 von der Akademie der Wissenschaften der UdSSR — Institut für Ökonomie — herausgegeben wurde und 1955 beim Dietz Verlag Berlin in deutscher Übersetzung erschien, behandelt Kapitel 2 „Die auf Sklaverei beruhende Produktionsweise" unter Bezugnahme auf die Arbeiten von Marx, Engels, Lenin und Stalin. Jürgen Kuczynski geht in seiner Studie „Allgemeine Wirtschaftsgeschichte von der Urzeit bis zur sozialistischen Gesellschaft" (Berlin 1951) von den Grundauffassungen des wissenschaftlichen Sozialismus aus. Neben den allgemeinen Darstellungen sind eine Reihe von Spezialstudien erschienen. Die vorliegende Arbeit ist auf einen Kreis von Erscheinungen spezialisiert, auf die vor allem die Arbeiten von Marx neues Licht geworfen haben, nämlich die Produktionsverhältnisse. In die Untersuchung dieser Beziehungen sind nicht nur die griechisch-römische Antike, sondern auch der Alte Orient und Altamerika einbegriffen, wie es der Konzeption von Marx entspricht. Es wird der Versuch gemacht, durch das Studium der Erkenntnisse des wissenschaftlichen Sozialismus in ihrer

Vorwort

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Entwicklung sowie durch die Synthese der zerstreuten Hinweise auf die Verhältnisse und Vorgänge im Altertum ein möglichst vollständiges und systematisches Bild der Zusammenhänge und der noch offenen, umstrittenen Probleme der Alten Geschichte in dem Sinne des wissenschaftlichen Sozialismus zur Diskussion zu stellen. Bei der Synthese der Hinweise zeigen sich die noch bestehenden Lücken, die zum Teil schon ergänzt werden können auf Grund sinngemäßer Anwendung jener Fragen, von denen der wissenschaftliche Sozialismus bei der Analyse der Geschichte anderer Perioden ausgegangen ist. Zitate können nur in ihrem allgemeinen Zusammenhange analysiert, verstanden oder auch kritisiert werden. Daher ist der Besprechung der einzelnen Hinweise der Überblick über die Geschichtsauffassung des wissenschaftlichen Sozialismus in ihren wesentlichen Zügen und in ihrer Beziehung auf die speziellen Probleme der alten Geschichte vorangestellt. Um die Geschlossenheit des Geschichtsbildes von Marx und Engels nicht zu verwischen, besprechen wir im Laufe unserer Untersuchung im wesentlichen nur solche anders gerichteten Anschauungen, zu denen die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus noch selbst Stellung genommen haben. Es handelt sich dabei um Probleme, um die auch heute noch gerungen wird. Die Diskussion mit anderen neueren Lehrmeinungen ist einer besonderen anschließenden Veröffentlichung vorbehalten.

I. Die Frage nach dem Sinn der Geschichte im allgemeinen und nach dem Sinn der „Alten Geschichte" im besonderen In seinen Auszügen aus Hegels Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte und den nachgelassenen kritischen Bemerkungen dazu schreibt Lenin: „Im allgemeinen gibt die Philosophie der Geschichte sehr, sehr wenig — das ist begreiflich, denn gerade hier, gerade auf diesem Gebiete, in dieser Wissenschaft haben Marx und Engels den größten Schritt vorwärts getan. Hier ist Hegel am meisten veraltet und antiquiert..." (LENIN: „Philosoph. Nachlaß", DVB, S. 175). Neben diesem allgemeinen Urteil findet sich die Bemerkung: ' „ A m wichtigsten die ,Einleitung', w o viel Herrliches in der der Frage",

Stellung

und zur Erläuterung dieser Nebenbemerkung dient die ausführliche Wiedergabe der Hegeischen Fragestellung, die hier wiederholt sei, da sie etwas von der allgemeinen Frage enthält, mit der nicht nur jeder Wissenschaftler, sondern jeder Mensch überhaupt an die geschichtlichen Erscheinungen, an die Beziehungen, Ereignisse, Kämpfe, Leiden und Errungenschaften des menschlichen Lebens herantritt. „Wenn wir nun schließlich die Weltgeschichte von der Kategorie aus ansehen, von welcher aus sie angesehen werden muß, so haben wir ein unendliches Gemälde menschlicher Lebendigkeit, Tätigkeit unter den mannigfaltigsten Umständen, Zwecken aller Art, der verschiedenartigsten Ergehungen und Schicksale vor uns. In allen diesen Begebenheiten und Zufällen sehen wir menschliches Tun und Treiben obenauf; überall Unsriges, und darum überall Reizung unseres Interesses dafür oder dawider. Bald zieht es durch Schönheit, Freiheit und Reichtum an, bald durch Energie, bald weiß selbst das Laster sich bedeutsam zu machen. Oft gibt es die umfassende Masse eines allgemeinen Interesses, das sich schwer fortbewegt, öfter ein menschliches Aufgebot von kleinen Kräften, die aus unbedeutend Scheinendem Ungeheures hervorbringen; überall das bunteste Schauspiel, und wenn eines entflieht, tritt anderes wieder an seine Stelle. Der nächste Erfolg aber dieser Betrachtung, so anziehend sie ist, ist die Ermüdung, die auf das Durchlaufen eines mannigfaltigsten Schauspiels, einer laterna magica folgt, und wenn wir auch jeder einzelnen Repräsentation ihr Verdienst zugestehen, so erweckt sich doch die Frage in uns, was ist denn das Ende von allen

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diesen Einzelheiten, ist jede in ihrem besonderen Zwecke erschöpft, oder ist nicht vielmehr ein Endzweck aller dieser Geschichten zu denken; ist hinter dem lauten Lärmen dieser Oberfläche nicht die Arbeit und Förderung eines Werkes vorhanden, eines inneren, stillen, geheimen Werkes, in dem die wesentliche Kraft aller jener vorübergehenden Erscheinungen aufbewahrt ist? Wenn man aber nicht den Gedanken, die Erkenntnis der Vernunft schon mit zur Weltgeschichte mitbringt, m u ß man wenigstens den festen unüberwindlichen Glauben mitbringen, daß Vernunft in derselben ist, und wenigstens den, daß die Welt der Intelligenz und des selbstbewußten Wollens nicht dem Zufalle anheimgegeben sei, sondern in dem Lichte der sich wissenden Idee zeigen müsse" ( L E N I N : „Philosoph. Nachlaß", DVB, S. 176/177). Der „Ermüdung", ja Verzweiflung, die die scheinbare Unordnung und damit die scheinbare Sinnlosigkeit des Geschehens im Bewußtsein des Betrachters hervorruft, hat Goethe in seinem Lebenswerk, im „Faust", Ausdruck verliehen: „Ist es nicht Staub was diese hohe Wand, Aus hundert Fächern, mir verenget; Der Trödel, der mit tausendfachem Tand In dieser Mottenweit sich dränget? Hier soll ich finden was mir fehlt? Soll ich vielleicht in tausend Büchern lesen, Daß überall die Menschen sich gequält, Daß hie und da ein Glücklicher gewesen?" ( G O E T H E : „Faust", 1. Teil, Nachtszene, Gespräch mit Wagner.) Den gleichen Gedanken wiederholt Goethe = Faust in dem Gespräch mit Wagner, dem gewissenhaften Sammler in der Wissenschaft: Wagner: „Tut nicht ein braver Mann genug, Die Kunst, die man ihm übertrug, Gewissenhaft und pünktlich auszuüben? Wenn du, als Jüngling, deinen Vater ehrst, So wirst du gern von ihm empfangen; Wenn du, als Mann, die Wissenschaft vermehrst, So kann dein Sohn zu höhrem Ziel gelangen." Faust: „O glücklich, wer noch hoffen kann Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen! Was man nicht weiß das eben brauchte man, Und was man weiß kann man nicht brauchen." ( G O E T H E : „Faust", 1. Teil, Osterspaziergang.) Im Jahre 1830 hatte Hegel die Frage des Menschen an seine eigene Geschichte in der von Lenin zitierten Fassung formuliert. Ein Jahr später, 1831, nahm ihm der Tod die Feder aus der Hand, und 1832 starb Goethe und hinterließ den „Faust" in seiner großartigen, aber nicht vollendeten Fassung. Rund einundeinhalbes Jahrzehnt später, 1845/46, waren zwei junge Revolutionäre und Wissenschaftler, der damals 27jährige Karl Marx und der 25jährige Friedrich Engels, mit der

I. Sinn der Geschichte

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ersten systematischen Ausarbeitung ihrer neu gewonnenen Erkenntnisse über Wesen und Notwendigkeit des geschichtlichen Ablaufs beschäftigt (MARX U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB). Die Frage nach dem allgemeinen S i n n und Z i e l der Geschichte, die der junge Marx und der junge Engels in dem zitierten Werk zunächst sich selbst zu beantworten suchten, umschließt auch die spezielle Frage, welchen Sinn oder Zweck es heute noch haben kann, sich mit den Ereignissen und Personen des Alten Orients und der Antike zu beschäftigen. Zeit und Kraft auf eine bloße Kuriositätensammlung zu verwenden, wäre für uns ebenso unbefriedigend wie für „Faust". Schillers allgemeine Frage: „Was heißt und zu welchem Ende studieren wir Universalgeschichte?", mit der er 1789, wenige Monate vor dem Sturm auf die Bastille, seine Vorlesung in Jena eröffnete, ist dem Sinne nach auch die Grundfrage eines jeden Forschers auf seinem Spezialgebiet. Was ist und zu welchem Ende studieren wir Alte Geschichte? Wir studieren die Antwort, die die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus auf diese Frage zu geben haben.

II. Die Geschichtsauffassung des historischen Materialismus und die speziellen Probleme der „Alten Geschichte" Die Fähigkeit v o n M a r x u n d Engels, t i e f e r in das verborgene Wesen der Geschichte einzudringen, w a r nicht allein in i h r e r individuellen Genialität b e g r ü n d e t . Friedrich Engels beschreibt die historische E n t wicklung, die bis dahin u n b e a c h t e t e Z u s a m m e n h ä n g e zutage brachte, so d a ß sie f ü r den, der die A u g e n nicht davor verschloß, e r k e n n b a r w u r d e n . Engels schildert diesen Vorgang in einer späteren A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit Feuerbach, nicht m e h r als 27- sondern als 66jähriger, als der in politischen K ä m p f e n u n d wissenschaftlichen Arbeiten, in der F r e u n d s c h a f t m i t M a r x gereifte M a n n , der die eigene E n t w i c k l u n g z u gleich m i t der allgemeinen übersieht u n d analysiert. Engels schreibt: „Während aber in allen früheren Perioden die Erforschung dieser treibenden Ursachen der Geschichte fast unmöglich war — wegen der verwickelten und verdeckten Zusammenhänge mit ihren Wirkungen —, hat unsre gegenwärtige Periode diese Zusammenhänge soweit vereinfacht, daß das Rätsel gelöst werden konnte. Seit der Durchführung der großen Industrie, also mindestens seit dem europäischen Frieden von 1815, war es keinem Menschen in England ein Geheimnis mehr, daß dort der ganze politische Kampf sich drehte um die Herrschaftsansprüche zweier Klassen, der grundbesitzenden Aristokratie (landed aristocracy) und der Bourgeoisie (middle class). . (ENGELS: „Ludwig Feuerbach", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 366/367.) „Wie aber waren diese Klassen entstanden? Konnte man auf den ersten Blick dem großen, ehemals feudalen Grundbesitz noch einen Ursprung aus — wenigstens zunächst — politischen Ursachen, aus gewaltsamer Besitzergreifung zuschreiben, so ging das bei der Bourgeoisie und dem Proletariat nicht mehr an. Hier lag der Ursprung und die Entwicklung zweier großer Klassen aus rein ökonomischen Ursachen klar und handgreiflich zutage . . (a. a. O., S. 367). „In der modernen Geschichte wenigstens ist also bewiesen, daß alle politischen Kämpfe Klassenkämpfe, und alle Emanzipationskämpfe von Klassen, trotz ihrer notwendig politischen Form — denn jeder Klassenkampf ist ein politischer Kampf — sich schließlich um ökonomische Emanzipation drehen. Hier wenigstens ist also der Staat, die politische Ordnung, das Untergeordnete, die bürgerliche Gesellschaft, das Reich der ökonomischen Beziehungen, das entscheidende Element..." (a. a. O., S. 368).

II. Probleme der „Alten Geschichte"

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Die materielle Entwicklung war also zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus den sie verdeckenden politischen, juristischen religiösen Verhältnissen als die eigentliche Triebkraft der Geschichte in der Praxis zutage gekommen. Nicht nur Marx und Engels nahmen jetzt wahr, daß die Erscheinungen des materiellen Lebens das gesamte moderne gesellschaftliche Leben bestimmten. Marx und Engels haben diese Erkenntnis, die aus den Verhältnissen ihrer Gegenwart geschöpft war, auch auf die Lebensverhältnisse der vergangenen Zeiten wissenschaftlich angewandt und eine solche Anschauung in der entstehenden Polemik verteidigt. Wir müssen auf ihre Thesen und die damit verbundenen Probleme bei der Behandlung der speziellen Fragen der Alten Geschichte näher eingehen. Hier sei zunächst der allgemeine Gedankengang von Marx und Engels über die eigentliche Triebkraft und die Voraussetzung aller Geschichte weiter verfolgt. Marx und Engels haben in der Diskussion um die „Voraussetzungen" speziell in der Geschichtswissenschaft schon in ihrer frühen gemeinsamen Schrift, der „Deutschen Ideologie", den Standpunkt verfochten, der für ihre weitere Arbeit grundlegend blieb: „Wir müssen bei den voraussetzungslosen Deutschen damit anfangen, daß wir die erste Voraussetzung aller menschlichen Existenz, also auch aller Geschichte konstatieren, nämlich die Voraussetzung, daß die Menschen imstande sein müssen zu leben, um ,Geschichte machen' zu können. Zum Leben aber gehört vor allem Essen und Trinken, Wohnung, Kleidung und noch einiges andere. Die erste geschichtliche Tat ist also die Erzeugung der Mittel zur Befriedigung dieser Bedürfnisse, die Produktion des materiellen Lebens s e l b s t . . . " (MARX U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S . 2 4 ) .

Wir analysieren diesen Gedankengang weiter. Die von Marx und Engels angenommene Voraussetzung aller Geschichte ist nichts als eben die Voraussetzung, die im Begriffe der Geschichte selbst liegt: daß Menschen — und zwar auch die antiken, altorientalischen oder altamerikanischen Menschen — wirklich „leben", das bedeutet bei ihrer physischen Konstruktion, daß sie sich ernähren und fortpflanzen, und zwar nicht als Tiere, sondern als Menschen. „Die erste Voraussetzung aller Menschengeschichte ist natürlich die Existenz lebendiger menschlicher Individuen. Der erste zu konstatierende Tatbestand ist also die körperliche Organisation dieser Individuen und ihr dadurch gegebenes Verhältnis zur übrigen Natur" ( M A R X U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 16).

Es wäre sinnlos, in der Geschichtswissenschaft von dem eigensten Gegenstande der Geschichte, vom lebendigen Menschen, abstrahieren zu wollen! Welche ungeheure Entwicklung aber allein schon diese Tatsache voraussetzt, hat Friedrich Engels ein Menschenalter später in seiner Schrift „Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des

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Affen" (1876) berührt. Was ergibt sich nicht alles aus der historischen Analyse der scheinbar so einfachen Tatsache, daß Menschen leben! Die „Voraussetzung" der Geschichte ist selbst Geschichte. Jahrtausendelang allerdings konnte die Existenz des Menschen in Religion und Wissenschaft als eine vor aller Geschichte gegebene Tatsache angenommen werden, von deren Erforschung die historische Wissenschaft ausgeschlossen und entlastet blieb. Das änderte sich erst mit dem Fortgang der Bruderwissenschaften der Geschichte. Die Funde aus „vorgeschichtlicher Zeit waren Zeugnis für die Entwicklung des organischen Lebens, auch des menschlichen Körpers. Darwins Entwicklungstheorie pochte um die Mitte des 19. Jahrhunderts an die Tore der Geschichtswissenschaft. Die Frage nach dem Unterschiede zwischen Mensch und Tier wurde neu gestellt und mußte geschichtlich beantwortet werden. Die metaphysischen Unterscheidungen waren stets von einem gegebenen Zustande des Unterschieds zwischen Mensch und Natur ausgegangen und hatten das Wesen des bereits entwickelten Menschen, des homo sapiens, sowohl in seiner fertigen körperlichen Konstitution als auch insbesondere in seiner Fähigkeit zu denken, zu sprechen, in seinem religiösen Bewußtsein oder seinen wissenschaftlichen und künstlerischen Fähigkeiten gesehen. Als die Geschichtswissenschaft auf die Frage hingeführt wurde, wodurch sich der Mensch vom Tier unterscheide, war sie zur gleichen Zeit auf die Probleme der Produktion und Reproduktion des Lebens gelenkt worden. Die Frage nach dem Wesen des Menschen wurde historisch, entwicklungsgeschichtlich gestellt. Gerade auf dem Gebiet, das bisher als das tierischste aller menschlichen Betätigungsfelder gegolten hatte, in der Erhaltung und Entwicklung des materiellen Lebens, wurde jetzt eine bestimmende Unterscheidung aufgefunden. „Man kann die Menschen durch das Bewußtsein, durch die Religion, durch was man sonst will, von den Tieren unterscheiden. Sie selbst fangen an sich von den Tieren zu unterscheiden, sobald sie anfangen ihre Lebensmittel zu produzieren, ein Schritt, der durch ihre körperliche Organisation bedingt ist" (MARX U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 17).

Die Erkenntnis von Marx, daß sich die geschichtliche Entwicklung jedoch nicht zuerst in dem „was", sondern zuerst in dem „wie" der Unterhaltungsgewinnung vollzieht, gibt auch hier den wahren Aufschluß. „Nicht was gemacht wird, sondern w i e . . . unterscheidet die ökonomischen Epochen" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 188).

Auch in der „Deutschen Ideologie" ist dieser Gedanke anschaulich ausgesprochen:

II. Probleme der „Alten Geschichte"

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„Herr Grün vergißt ferner, daß Brot heutzutage durch Dampfmühlen, früher durch Wind- und Wassermühlen, noch früher durch Handmühlen produziert wurde, daß diese verschiedenen Produktionsweisen vom bloßen Brotessen ganz unabhängig sind und also eine geschichtliche Entwicklung der Produktion hereinkommt..." (MARX u. ENGELS, „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 556).

Das geschichtlich Wesentliche ist nicht, ob Menschen und Tiere die gleichen Körner essen, sondern ob die Tiere sie abweiden und die Menschen sie anpflanzen. In seiner Schrift „Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen" hat Engels diese Gedankengänge spezifiziert. Das Tier weidet seine Nahrung ab, der Mensch produziert sie, er arbeitet. Seine Arbeit hat körperliche Voraussetzungen: den aufrechten Gang, die Ausbildung der Hand, die Weiterbildung seines Gehirns. In allen diesen Fällen entsteht gegenüber dem Tier nichts unzusammenhängend Neues; die organischen Anknüpfungspunkte sind in jedem Falle gegeben (vgl. S. 23). Aber auf Grund der angesammelten Veränderungen erfolgt ein Sprung in der Entwicklung: Die Hand und das Gehirn werden die Voraussetzung für die Erfindung und Vervollkommnung des Werkzeugs. „Die Arbeit fängt an mit der Verfertigung von Werkzeugen" „Menschwerdung des Affen", DVB, S. 11).

(ENGELS:

Im allgemeinen handelt es sich dabei um die erste primitive Beherrschung und Ausnutzung von Gesetzen der Physik, aber einem Falle, in dem Gesetze der Chemie praktisch ausgenutzt werden, mißt Engels besondere Bedeutung bei: „Denn das Reibfeuer gab dem Menschen zum erstenmal die Herrschaft über eine Naturkraft und trennte ihn damit endgültig vom Tierreich." (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 139). Die Arbeit ist Umformung der Natur für die Zwecke des Menschen; sie ist eine zwecksetzende Tätigkeit. „Der Mensch kann in seiner Produktion nur verfahren, wie die Natur selbst, d. h. nur die Formen der Stoffe ändern." (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 47.)

Und diese Feststellung erläutert Marx anmerkungsweise mit einem Zitat aus Pietro Verri (1773): „Alle Erscheinungen des Weltalls, seien sie hervorgerufen von der Hand des Menschen oder durch die allgemeinen Gesetze der Physik, sind nicht tatsächliche Neuschöpfungen, sondern lediglich eine Umformung des Stoffes" (a. a. O.).

Umformung, die auch von Naturelementen oder Tieren bewirkt werden kann, wird zur Arbeit, sofern sie mit verfertigten Werkzeugen und nach einem gesetzten Zweck vorgenommen wird:

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„Was aber von vornherein den schlechtesten Baumeister von der besten Biene auszeichnet, ist, daß er die Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 186).

Da der gesetzte Zweck aber nicht eine Neuschöpfung, sondern nur eine Umformung vorsehen kann, ist er stets an die materielle Welt gebunden, von ihr bedingt. Lenin erläutert diese Frage: „In Wirklichkeit werden die menschlichen Zwecke durch die objektive Welt erzeugt und setzen sie voraus —, finden sie als das Gegebene, Vorhandene vor" (LENIN: „Philosoph. Nachlaß", DVB, S . 1 0 8 ) .

Das zwecksetzende Bewußtsein der Menschen, das sich in und an der gesellschaftlichen Arbeit entwickelt, ist also ein Faktor dieser Arbeit selbst. Es ist durch die „physische Organisation" des Menschen gegeben (Marx in MARX und E N G E L S : „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 27), wird produziert von der höchst entwickelten Form der Materie, dem Gehirn (vgl. E N G E L S : „Antidühring", DVB, S. 41 und L E N I N : „Materialismus und Empiriokritizismus", DVB, S. 76). Es hat die materielle Natur zur Voraussetzung für seine Anwendung. Marx definiert dementsprechend die Arbeit als eine „zweckmäßige" Tätigkeit: „Der Arbeitsprozeß, wie wir ihn in seinen einfachen und abstrakten Momenten dargestellt haben, ist zweckmäßige Tätigkeit zur Herstellung von •Gebrauchswerten, Aneignung des Natürlichen für menschliche Bedürfnisse, allgemeine Bedingung des Stoffwechsels zwischen Mensch und Natur, ewige Naturbedingung des menschlichen Lebens und daher unabhängig von jeder Form dieses Lebens, vielmehr allen Gesellschaftsformen gleich gemeinsam" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 192).

Diese Definition bezieht sich nur auf eine Seite der materiellen Tätigkeit des Menschen, auf die Beziehung zwischen Mensch und Natur, und eben darum enthält sie nur die „abstrakten Momente", die von allen geschichtlichen Wandlungen der Beziehungen der Menschen untereinander unabhängig bleiben. Eine solche Abstraktion ist brauchbar als Erkenntnismittel, aber sie wird unbrauchbar für geschichtliche Erkenntnisse, wenn wir dabei stehen bleiben (vgl. S. 56). Denn die Arbeit der Menschen, als Bedingung menschlicher Existenz überhaupt, ist nicht nur eine Beziehung zwischen Mensch und der Natur, sondern sie erfolgt notwendigerweise als gesellschaftliche Tätigkeit. Für die Arbeit in ihrem Charakter als gesellschaftliche Tätigkeit wird im Sprachgebrauch von Marx und Engels die Bezeichnung „Produktion" bevorzugt. „Diese Produktion ist sein werktätiges Gattungsleben", skripte", Gesamtausgabe, erste Abtlg., Bd. 3, S. 89)

(MARX:

„Manu-

II. Probleme der „Alten Geschichte"

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formulierte Marx 1844, und 1857 notierte er sich: „In Gesellschaft produzierende I n d i v i d u e n . . . der Ausgangspunkt. Der einzelne und vereinzelte J ä g e r und F i s c h e r . . . gehört zu den phantasielosen Einbildungen des 18. Jahrhunderts." „ J e tiefer wir in der Geschichte zurückgehen, j e m e h r erscheint das Individuum — daher auch das produzierende Individuum als unselbständig, einem größren Ganzen angehörig: erst noch in ganz natürlicher Weise in der Familie und in der zum Stamme erweiterten Familie; später in dem aus dem Gegensatz und Verschmelzung der Stämme hervorgehenden Gemeinwesen in seinen verschiedenen Formen. Erst in dem 18. Jahrhundert, in der .bürgerlichen Gesellschaft' treten die verschiedenen Formen des gesellschaftlichen Zusammenhangs dem Einzelnen als bloßes Mittel für seine Privatzwecke entgegen, als äußerliche Notwendigkeit. Aber die Epoche, die diesen Standpunkt erzeugt, den des vereinzelten Einzelnen, ist gerade die der bisher entwickeltsten gesellschaftlichen (allgemeinen von diesem Standpunkt aus) Verhältnisse. Der Mensch ist im wörtlichen Sinn eingwov jiofanxóv, nicht nur ein geselliges Tier, sondern ein Tier, das nur in der Gesellschaft sich vereinzeln kann. Die Produktion des vereinzelten Einzelnen außerhalb der Gesellschaft — eine Rarität, die einem durch Zufall in die Wildnis verschlagenen Zivilisierten wohl vorkommen kann, der in sich dynamisch schon die Gesellschaftskräfte besitzt — ist ein ebensolches Unding als Sprachentwicklung ohne zusammen lebende und zusammen sprechende Individuen" {MARX: „Zur Kritik . . . " , DVB, S. 235 u. 236/37).

Die gesellschaftliche Arbeit nach bestimmter Zwecksetzung und mit Hilfe verfertigter Werkzeuge verlangt eine bessere Verständigungsmöglichkeit unter den Zusammenarbeitenden als sie durch einfache tierische Laute möglich ist. Aus der praktischen gesellschaftlichen Tätigkeit entwickelt sich die Sprache als die Form des gesellschaftlichen Denkens. „Die Sprache ist so alt wie das Bewußtsein — die Sprache ist das praktische, auch für andre Menschen existierende, also auch für mich selbst erst existierende wirkliche Bewußtsein, und die Sprache entsteht, wie das B e wußtsein, erst aus dem Bedürfnis, der Notdurft des Verkehrs mit anderen "Menschen... Das Bewußtsein ist also von vornherein schon ein gesellschaftliches Produkt, und bleibt es, solange überhaupt Menschen existieren",

erkennen Marx und Engels schon in der „Deutschen Ideologie". (DVB, S. 27). „Daß diese Erklärung der Entstehung der Sprache aus und mit der Arbeit •die einzig richtige ist, beweist der Vergleich mit den Tieren." . . . „Arbeit zuerst, nach und dann mit ihr die Sprache . . . " (ENGELS: „Menschwerdung des Affen", D V B , S. 8 u. 9).

Engels zitiert 1884 in „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" einleitend die Einteilung der frühen Entwick2

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lungsstufen durch Morgan, unter dem Vorbehalt, daß „bedeutend erweitertes Material zu Änderungen" nötigen könne (a. a. O. DVB, S. 25) und in dieser Morganschen Einteilung ist die Entstehung der artikulierten Sprache in einen Entwicklungsabschnitt zurückversetzt, in dem weder das Werkzeug noch der Gebrauch des Feuers bekannt war. Es handelt sich um Hypothesen, aber wir dürfen kaum annehmen, daß Engels seine acht Jahre früher, 1876, niedergeschriebene Anschauung über die Entstehung der Sprache „nach und mit der Arbeit" durch das Zitat der Morganschen Ansichten aufheben wollte, um so weniger, als in den 1882 zuletzt durchgesehenen Manuskripten der „Dialektik der Natur" auch an andrer Stelle „die Differenzierung der Hand" (a. a. O. DVB, S. 21) gleichgesetzt wird mit dem frühesten Gebrauch von Werkzeugen („Die Spezialisierung der Hand — das bedeutet das Werkzeug" [a. a. O., S. 22]) und als solche nach Engels der Ausbildung der Sprache vorangeht. Stalin hat die Anregungen von Marx und Engels in seinen Darlegungen über die Sprachwissenschaft ausgebaut und weiter entwickelt. Hier sei nur die Ubereinstimmung der marxistisch-leninistischen Klassiker in den Fragen der Entstehung, der Bedeutung und der Lebensdauer der Sprache hervorgehoben mit den Formulierungen Stalins: „Die Lautsprache ist in der Geschichte der Menschheit eine jener Kräfte, die den Menschen halfen, sich aus dem Tierreich auszusondern, sich zu Gemeinschaften zu vereinigen, ihr Denken zu entwickeln, die gesellschaftliche Produktion zu organisieren, einen erfolgreichen Kampf mit den Naturkräften zu führen und zu dem Fortschritt zu gelangen, den wir gegenwärtig haben" (STALIN: „Fragen der Sprachwissenschaft", DVB, S . 54). „Die Sprache... entsteht und entwickelt sich mit dem Entstehen und der Entwicklung der Gesellschaft. Sie stirbt mit dem Zeitpunkt des Todes der Gesellschaft" (a. a. O., S. 25/26).

Ohne Sprache ist weder eine gesellschaftliche Produktion noch das Bestehen der menschlichen Gesellschaft überhaupt möglich (Stalin: a. a. O., S. 26). Solange die Frage nach dem Zusammenhang von Denken und Sprache nur für das Individuum gestellt wurde, war es unmöglich, das Wesen der Sprache als Materialisierung des gesellschaftlichen Gedankenaustausches wirklich zu begreifen, und es entstanden notwendig die Irrtümer über ein Bewußtsein o h n e Sprache, mit denen sich Stalin in seinen Darlegungen über den „Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft" auseinandersetzt (a. a. O. DVB, S. 53). Innerhalb einer Gesellschaft sprechender Menschen ist zwar die Existenz eines Stummen als denkenden Individuums möglich, aber die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft als solcher ist ohne Sprache unmöglich und t

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bleibt auch die notwendige Voraussetzung für die zufällige Existenz des denkenden Stummen, ebenso wie das gesellschaftliche Dasein der Menschen Voraussetzung bleibt für die Existenz des vereinzelten Individuums (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 237, zitiert S. 17). Interessanter als der Einwurf vom „denkenden Stummen", der zu unrecht die Existenz eines entwickelten gesellschaftlichen Bewußtseins ohne Sprache beweisen sollte, erschiene uns die Frage der richtigen Einordnung des zwecksetzenden Bewußtseins als einer Beziehung zwischen Mensch und Natur, bei der die Sprache — im vereinzelten Akt — keine Rolle spielen kann, da der Mensch mit Erde, Pflanze und Tier nicht spricht, während er die Form, die er ihnen geben will, schon im Kopfe setzt (S. 16). Wir vertreten die These, daß sich auch das Bewußtsein von der Form, die der Materie für menschliche Zwecke gegeben werden soll, nicht ohne die Voraussetzung der gesellschaftlichen Beziehungen in der Produktion, d. h. nicht ohne die Vorbedingung des Gedankenaustauschs in der Sprache entwickelt. Wie es keine Gesellschaft gibt ohne Sprache, so gibt es auch keine Geschichte der Gesellschaft ohne entsprechende Sprachentwicklung und keine wissenschaftliche Geschichte der Sprachentwicklung ohne Kenntnis der Geschichte der Gesellschaft. Wie die Sprachwissenschaft für die Geschichtswissenschaft, so wird nach marxistisch-leninistischer Auffassung umgekehrt die Geschichtswissenschaft für die Sprachwissenschaft eine notwendige „Hilfswissenschaft"; ohne die Zusammenarbeit der Wissenschaftszweige können die historischen Probleme weder auf dem einen noch auf dem anderen Gebiet gelöst werden. Die in der materiellen Produktion und durch den Gedankenaustausch in der Sprache verbundene Gesellschaft konnte endlich jene weitere Qualität entwickeln, die den Menschen vom Tier unterscheidet: die Fähigkeit zum Austausch der Produkte und Leistungen. Der 26jährige Marx stellt in seinen ökonomisch-philosophischen Manuskripten fest: „Viele Tierrassen, obgleich von derselben Spezies, haben von der Natur unterschiedene Charaktere erhalten, die in bezug auf ihre Anlagen augenfälliger sind, als man bei den ungebildeten Menschen beobachten könnte. Von Natur ist ein Philosoph nicht halb so verschieden von einem Sackträger an Talent und Intelligenz, als ein Haushund von einem Windhund, ein Windhund von einem Wachtelhund . . . Dennoch sind diese verschiedenen Tierrassen . . . fast von gar keiner Nützlichkeit für einander . . . Die Wirkungen dieser verschiedenen Talente . . . können, aus Mangel der Fähigkeit zum . . . Austausch, nicht zusammen, in Gemeinschaft, geworfen w e r d e n . . . " (Gesamtausg., erste Abtlg., Bd. 3, S. 140).

Marx ist in seinen späteren Werken auf diese Gedanken nicht mehr in der gleichen Form zurückgekommen. Sie hängen aber mit anderen Erkenntnissen und Schlußfolgerungen zusammen, denen wir noch 2*

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begegnen werden und sie sind wichtig genug, um dabei einen Augenblick zu verweilen. Marx gebraucht bei seiner vergleichenden Unterscheidung von Mensch und Tier im Hinblick auf die Spezialisierung ihrer körperlichen Fähigkeiten und ihrer Fähigkeit zum Austausch das Bild der Hunderassen. Der Einwurf liegt nahe, daß er eher das Bild der Ameisen oder Bienen hätte heranziehen sollen und daß die Struktur des Ameisen- oder Bienenvolkes seine Behauptungen Lügen strafe, da diese Tiere imstande seien, ihre verschiedenen Fähigkeiten füreinander nützlich zu machen. Gerade durch diesen Einwurf aber wird das Problem genauer gestellt. Ameisen und Bienen sind zwar imstande, ihre Fähigkeiten füreinander nützlich zu machen, aber nicht auf Grund des freien Austauschs, sondern auf Grund spezialisierter körperlicher Beschaffenheit. Auf diesen Punkt kommt es auch in der Marxschen Formulierung wesentlich an. Windhund und Haushund unterscheiden sich in ihrer körperlichen Fähigkeit stärker, als Philosoph und Sackträger sich „von Natur" unterscheiden, und das gleiche gilt für Soldatenameisen und Bienenkönigin innerhalb ihres Insektenvolkes. Die Menschen unterscheiden sich „von Natur" nicht wesentlich, nicht in ihren Hauptbestimmungsmerkmalen. Die Unterschiede ihrer Tätigkeiten führen auch nicht zu einer erblichen körperlichen Spezialisierung in Gruppen. Der Mensch, der das Werkzeug erfunden hat, ist nicht mehr gezwungen, seine Organe weiter zu Spezialwerkzeugen umzubilden, und das gesellschaftliche Denken in der Sprache vermittelt den freien Austausch. Es ist ein Merkmal der menschlichen Gesellschaft geworden, daß eine gruppenweise erbliche Spezialisierung wesentlicher körperlicher Fähigkeiten sich im Prozeß der Menschwerdung nicht vollzogen hat, daß daher körperlich gleich konstruierte Lebewesen den freien Austausch der Fähigkeiten entwickelten. Eben weil die ursprüngliche Gruppe der menschlichen Gesellschaft einem Ameisenvolk an Spezialisierung weit nachstand, konnte sie später die höhere, die menschliche — freie — Form der Spezialisierung und des Austausches entwickeln. Das beliebte Beispiel des Ameisenstaates ist auf menschliche Verhältnisse nicht anwendbar. Als ein ehemaliger bayrischer Regent einen in seine Tafelrunde geratenen Verteidiger des Sozialismus mit dem Argument widerlegen wollte: „Sehen Sie — auch bei den Ameisen gibt es Arbeiter, aber es gibt keine Sozialdemokraten!" hatte er eines vergessen: daß es bei den Ameisen auch keine „Arbeiter" gibt, da Arbeit und Arbeiter Begriffe des menschlichen Lebens sind. Die Begriffe Arbeit, Produktion, Gesellschaft können nur auf den Menschen, nicht auf das Tier angewendet werden. Wie der Mensch durch die Arbeit, so entsteht die Gesellschaft als die Gesamtheit der Beziehungen zwischen den Menschen in der Produktion. Produktion ist ihrem Be-

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griffe nach gesellschaftliche Tätigkeit zur Erhaltung und Entwicklung des wirklichen, materiellen Lebens des Menschen, Umformung der Natur zu menschlichen Zwecken, die den Gebrauch verfertigter Werkzeuge, den Gedankenaustausch in der Sprache und auf Grund dieser Voraussetzungen — endlich den freien Austausch von Produkten und Leistungen einbegreift. Wir beziehen uns dabei auf den umfassenden Begriff der Produktion, den Karl Marx in seinem Werke „Zur Kritik der politischen Ökonomie" entwickelt hat. Dieser weitere Begriff der Produktion enthält den Austausch als ein Moment (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 255). Vom lebendigen, arbeitenden Menschen aus können die wesentlichen Unterschiede zwischen Mensch und Tier historisch begriffen werden. Fähigkeit zur Arbeit, gesellschaftliche Produktion ist Qualität des Menschseins schlechthin. Sie konnte aber als menschliche Qualität erst gewürdigt werden, nachdem der arbeitende Mensch formal frei geworden war und um den Inhalt seiner Freiheit, um die Herrschaft über die gesellschaftliche Produktion zu kämpfen begann. Wie der wirkliche, lebendige, tätige Mensch selbst die Voraussetzung und Grundlage seiner eigenen Geschichte ist, so ist die Verbindung seines Denkens mit seinem materiellen, tätigen Leben, die Besonderheit und Bestimmtheit der Verbindung seines Denkens mit seinem Leben eine allgemeine Frage aller Geschichtsepochen. Durch die Erkenntnis des wirklichen tätigen Menschen wird also die Vorstellung von dem bewußten, denkenden Menschen nicht etwa ausgeschlossen, sondern vielmehr einbegriffen und überhaupt erst geschichtlich erklärt. Geändert hat sich gegenüber früheren Auffassungen die Erkenntnis des Zusammenhangs zwischen Denken und Materie. Der lebende Mensch ist jetzt auch in seiner Leiblichkeit vom Tier unterschieden. Essen und Trinken sind, abstrakt und für sich allein betrachtet, tierische Funktionen. Nur im Umkreis menschlicher Tätigkeit sind sie „echt menschliche Funktionen". (MARX: „Manuskripte", Gesamtausg., erste Abtig., Bd. 3, S. 86). Die menschlichen Leiber, nicht nur in ihrer Bedürftigkeit genommen, sondern als Körper der arbeitenden Menschen, nicht nur als Mund und Magen, sondern als Gehirn und Hand, sind die Voraussetzung und die Träger der Geschichte (MARX u. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", Gesamtausg., erste Abtlg., Bd. 5, S. 17, [auch die Anmerkung von Marx] und DVB [aber ohne Anmerkung], S. 24). Nahrungssuche ist tierisch, aber die Begriffe der Arbeit und der Produktion umschließen die Entwicklung und Würde der Menschen in der Gesellschaft.

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„ . . . das Tier benutzt die äußere Natur . . . der Mensch . . . beherrscht sie. Und das ist der letzte, wesentliche Unterschied des Menschen von den übrigen Tieren" (ENGELS: „Menschwerdung des Affen", DVB, S. 16).

Auch dieser Unterschied ist nichts in sich Abgeschlossenes und Gleichbleibendes. Menschwerdung ist nach der Auffassung von Marx und Engels ein Prozeß, der sich heute noch fortsetzt; zu immer höheren Formen entwickelt der Mensch seine Herrschaft über die Natur und damit auch sich selbst. Er reißt sich dabei nicht los von der Natur; das Wesen seiner Herrschaft besteht vielmehr darin, daß er vor allen anderen Lebewesen die Gesetze der Natur zu erkennen und richtig anzuwenden vermag (ENGELS: „Menschwerdung des Affen", DVB, S.

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Tiere kämpfen „ums Dasein"; wenn aber die menschliche Gesellschaft in der ökonomischen Anarchie des Kapitalismus noch das gleiche tierische Bild zu bieten schien, so ist das nur bitterste historische Ironie (MARX an Engels, Briefwechsel, DVB, Bd. 3, S. 94/95 Brief 780, vom 18. Juni 1862). Menschen kämpfen mit der Natur; sie ringen um die Erleichterung dieses Kampfes durch die Verbesserung ihrer Produktionsmethoden, und sie haben untereinander einen erbitterten Klassenkampf geführt um das nicht nur absolut, sondern auch relativ wachsende Produkt ihrer Arbeit, also um ein Gut, das es unter Tieren überhaupt nicht gibt (ENGELS: „Dialektik der Natur", DVB, S. 328/329). Wir stehen in diesem speziellen Gedankengange vor einem letzten Problem: ob die Voraussetzung des wirklichen lebenden Menschen als Träger der Geschichte und dessen Analyse als etwas geschichtlich Gewordenen überhaupt an die letzten Fragen von Materialismus und Idealismus heranreicht? Engels äußert: „Aber diese gleichen Tiermenschen hatten vor den übrigen Tieren eine Eigenschaft voraus: die Perfektibilität, die Fähigkeit, sich weiter zu entwickeln; und diese wurde die Ursache der Ungleichheit" (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 170/171).

Wenn aber der Mensch die Ausbildung seiner Hand und seines Gehirns seiner besonderen „Perfektibilität" verdankt, so ist noch die Frage zu beantworten, woher seine spezifische „Perfektibilität, die Fähigkeit, sich weiter zu entwickeln", stammen? Der ganze Fragenkomplex zwischen Idealismus und Materialismus, zwischen Dualismus und Monismus verschiebt sich scheinbar wieder hinter alle historische Entwicklung zurück in die Frage nach dem Unterschiede ursprünglicher Fähigkeiten von Tieren und Tier-Menschen, einem Unterschiede, der mit Entwicklung und Geschichte nichts mehr zu tun hat, sondern metaphysisch gegeben ist. Wir sind nach allen Erwägungen theoretisch

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wiederum vor der Möglichkeit angelangt, daß der Mensch zu arbeiten und zu sprechen begann und sich damit aus dem Tierreich heraus zum Menschen entwickelte, weil ihm allein eine geistige, immaterielle Fähigkeit innewohnte, die der übrigen Natur gefehlt hat und über deren Herkunft die Wissenschaft, auf Erkenntnis verzichtend, nur ihr „ignorabimus" sprechen könnte. Eine solche Auslegung weist Engels in seiner Darstellung der „Menschwerdung des Affen" in bezug auf die Entstehung der Sprache aber mit guten Gründen ab. Die Möglichkeit zur Entwicklung der Denkfähigkeit und damit auch zur Entwicklung der Sprache spricht er auch den Tieren zu (ENGELS: „Menschwerdung des Affen", DVB, S. 9 u. 15). Daß diese Möglichkeit in einer und nur in einer Gattung zur Wirklichkeit wurde, dazu bedurfte es des Zusammenwirkens einer Fülle von Faktoren, notwendiger und zufälliger Art (ENGELS: „Menschwerdung des Affen", DVB, S. 11—13). Wir können die Auffassung von Engels über die allgemeine Möglichkeit und spezifische Verwirklichung der Sprachentwicklung sinngemäß ausdehnen auf die allgemeine Möglichkeit und historisch beschränkte, konkrete Verwirklichung des Mensch-Werdens mit allen seinen charakteristischen Merkmalen. So betont Engels, daß den Tieren bereits die Fähigkeit zu planmäßigen (wenn auch noch unbewußten) Handlungen, die (ebenfalls unbewußte) Ausbildung von Körperwerkzeugen, die einfachen Formen der Verstandestätigkeit in der Praxis eigen sei (ENGELS: „Dialektik der Natur", DVB, S. 22, 189 u. 190, 236 u. 237). Er maß aber vor allem der Tatsache, daß bei den Wirbeltieren durch die „Gruppierung des ganzen Körpers um das Nervensystem" schon die „Möglichkeit der Entwicklung zum Selbstbewußtsein" vorhanden ist (a. a. O., S. 329), Bedeutung bei. Die Frage, warum nun eine einzige Tiergattung anfing Hand und Gehirn weiter zu entwickeln, Werkzeuge und Feuer zu gebrauchen, wird selbst zu einer historischen Frage. Der Mensch „entsteht durch Differenzierung... auch historisch" (ENGELS: „Dialektik der Natur", DVB, S. 21). In diesem historischen Sinne verstehen wir auch die Äußerung von Marx: „ . . . er (der Mensch, d. Verf.) tritt dem Naturstoff selbst als eine Naturmacht gegenüber . . . um sich den Naturstoff . . . anzueignen . . . verändert er zugleich seine eigne Natur. E r entwickelt die in ihr schlummernden P o t e n z e n . . . " (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 185).

Engels hat angedeutet, daß bei der Frage der beginnenden Differenzierung zwischen Mensch und Tier die Untersuchung der Ernährungsverhältnisse etwa weiter führen könne (ENGELS: „Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen", DVB, S. 11). Auch das offene Problem der historischen Entwicklungsstufen in der Beobachtung und Aus-

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nützung von Naturfeuer gehört in diesen Fragenkreis. Die Geschichtsforschung ist nicht so einfach wie die „Lösung einer einfachen Gleichung ersten Grades" (ENGELS an Bloch, Brief vom 21./22. September 1890, Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 459). Daß wir mit unserer grundsätzlichen Auffassung des Problems der Menschwerdung im Sinne von Marx und Engels auf dem richtigen Wege sind, bezeugen uns die Äußerungen von Engels in den Schriften zur „Dialektik der Natur" (ENGELS: „Dialektik der Natur", DVB, S. 28, 207 u. 211), deren besonders charakteristische hier wiederholt sei: „In Wahrheit aber ist es die Natur der Materie, zur Entwicklung denkender Wesen fortzuschreiten, und dies geschieht daher auch notwendig immer, w o die Bedingungen (nicht notwendig überall und immer dieselben, dazu vorhanden" (a. a. O., S. 221).

Damit ist die Existenz der Materie schlechthin mit den ihr allgemein innewohnenden Potenzen als Voraussetzung anerkannt, während alle Verwirklichung dieser Potenzen, dieser Möglichkeiten, geschichtlicher Prozeß im weitesten Sinne wird. In dem Augenblick, in dem die metaphysische Annahme eines ein für allemal bestehenden Unterschiedes zwischen Mensch und Tier der historischen Wissenschaft unter den Füßen weggezogen wurde, war und ist sie gezwungen, in ungeheure neue Gebiete der Forschung einzudringen. Je weiter die Entwicklung und damit die Differenzierung der Entwicklungsformen der Materie fortschreitet, desto differenzierter, zugleich beschränkter und konkreter werden die spezifischen Entwicklungsmöglichkeiten, die ja zu ihrer Verwirklichung an eine bereits erreichte Stufe und Form anknüpfen müssen. Heute spricht Engels den Tieren die Möglichkeit, noch eine Sprache zu entwickeln, ab. So wie wir es bei der „Menschwerdung" des höchst entwickelten Lebewesens annehmen müssen, so können wir bei jedem qualitativen Sprung in der Geschichte beobachten, wie er, durch tausenderlei kleine Veränderungen vorbereitet, an einer Stelle plötzlich aus der Möglichkeit zur Wirklichkeit wird. Ein solcher historischer Vorgang verpflichtet uns in jedem Falle zur historischen Forschung. Zuweilen als „vorhistorisch" angenommene Voraussetzungen, z. B. die Vorstellung von der naturgegebenen überragenden Genialität eines Volkes wie das der Griechen, können wir nicht mehr als ausreichenden Erklärungsgrund historischer Erscheinungen betrachten; wir sind vielmehr auch in einem solchen Falle gezwungen, allen geschichtlichen Fakten und Faktoren nachzugehen, die die großartige Entfaltung menschlicher Fähigkeiten an einem bestimmten Punkt in Raum und Zeit ermöglichten. Der Historiker wird sich dabei nicht damit bescheiden dürfen, das bereits in

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seinen Kausalzusammenhängen Erkannte als notwendig, das noch nicht in seinem Z u s a m m e n h a n g Verstandene als zufällig zu bezeichnen, sondern sich bemühen, gerade die notwendigen Zusammenhänge zu e r forschen, die wir bisher noch nicht im einzelnen verfolgt haben (vgl. ENGELS: „Dialektik der Natur", DVB, S. 231). Auf der anderen Seite kritisiert Engels mit Recht jede allgemeine P h r a s e von historischer „Notwendigkeit" in bezug auf die Unzahl besonderer, individueller Erscheinungen und Vorgänge, deren spezifischer Z u s a m m e n h a n g noch nicht entschleiert ist u n d möglicherweise nie entschleiert wird. Wir können nicht aus der N a t u r des Sonnensystems ableiten, w a r u m „ein Floh u m vier Uhr morgens gebissen h a t und nicht u m d r e i . . . " (ENGELS a. a. O., S. 232). Die besondere „psychische Wesensart", die sich in den spezifischen Besonderheiten einer Kultur offenbart (STALIN: „Die nationale Frage u n d d e r Leninismus", Werke, Bd. 11, DVB, S. 298) ist nicht n u r eines der Kennzeichen der modernen Nation, sondern auch der alten Kulturvölker; der Historiker wird bestrebt sein, ihre Zusammenhänge tiefer einzusehen, aber er k a n n nicht das gesamte bunte Spiel in allen seinen Kausalbeziehungen verfolgen, ohne die Arbeit mit dem Begriffe der Notwendigkeit selbst lächerlich zu machen (vgl. S. 60/61).

Die W ü r d e der arbeitenden menschlichen Gesellschaft als Z e n t r u m und Träger der Geschichte gibt aber der Geschichte einen ausschlaggebenden Wert als Erkenntnisquelle der notwendigen Zusammenhänge. Auf allen ihren Gebieten entstehen f ü r die Geschichtswissenschaft neue Aufgaben. Auf der dargelegten Analyse über die entscheidende Rolle des w i r k lichen, lebendigen, tätigen Menschen in der Geschichte fußend, findet sich in dem Vorwort zur „Kritik der politischen Ökonomie" die ber ü h m t e Formulierung der marxistischen Auffassung ü b e r die S t r u k t u r des gesellschaftlichen Lebens, der gesellschaftlichen Beziehungen u n d Tätigkeiten: „In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt" (MARX: „Zur Kritik ...", DVB, S. 13). Marx h a t hier den Ausdruck „Basis-Uberbau" als ein Bild gebraucht, dessen tertium comparationis in der primären Abhängigkeit der poli-

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tischen und rechtlichen Institutionen von den Beziehungen der Menschen in ihrer materiellen Tätigkeit zu finden ist. Ein Jahrhundert später formulierte Stalin über den Charakter von „Basis und Überbau" zugespitzte Aussagen, die als Antithesen die besonderen Entwicklungsgesetze der Sprache unterstreichen. Eine anschließende philosophische Spekulation beschäftigte sich mit der Freiheit der Sprachwissenschaft, die das zentrale Anliegen von Stalins Schrift war, in geringerem Maße, um so eifriger wurde das Bild von „Basis" und „Überbau" in ein System von Abstraktionen umgemünzt. Wir können diesen Irrweg beiseite liegen lassen, um uns den weiteren Gedankengängen zum Thema zuzuwenden. Zu den Worten von Marx haben wir die Spezifizierung der These von Marx und Engels in „Die Deutsche Ideologie" vor uns: „Das Bewußtsein kann nie etwas anderes sein als das bewußte Sein, und das Sein der Menschen ist ihr wirklicher Lebensprozeß" ( M A R X U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 22).

Lenin kommentiert hierzu, daß „der Materialismus in seiner Anwendung auf das gesellschaftliche Leben der Menschheit die Erklärung des gesellschaftlichen Bewußtseins aus dem gesellschaftlichen Sein" verlange (LENIN: „Karl Marx", Dietz Berlin, S. 12) und Stalin faßt die gewonnene Erkenntnis auf das kürzeste zusammen in seiner Formulierung: „Wie die Lebensweise der Menschen ist ihre Denkweise" (STALIN: „Dialekt, und histor. Materialismus", S . 146). Die Anwendung des Begriffs „gesellschaftliches Bewußtsein" als terminus technicus auf jenen Kpmplex von Bewußtseinsakten, die sich außerhalb — nach dem Bilde von Basis und Überbau „oberhalb" — der materiellen Produktion abspielen, hat Anlaß zu der Argumentation gegeben, daß das Bewußtsein nicht vom „Sein" abhängen könne, da es in dem „Sein", nämlich in der materiellen Tätigkeit der Menschen, bereits enthalten sei. Das ist es ganz ohne Zweifel (vgl. S. 21), da es sich in den zitierten Thesen um menschliches Sein handelt. Wenn wir die Zusammenhänge für alle Gebiete menschlichen Lebens übersehen wollen, so können wir ausgehen von Stalins Aussage über die Sprache. „Die Sprache... ist mit der Produktionstätigkeit des Menschen unmittelbar verbunden, und nicht nur mit der Produktionstätigkeit, sondern auch mit jeder anderen Tätigkeit des Menschen in allen Bereichen seiner Arbeit, von der Produktion bis zur Basis, von der Basis bis zum Überbau" (STALIN: „Fragen der Sprachwissenschaft", DVB, S. 12). Da es keine Sprache ohne gesellschaftliches Bewußtsein — im allgemeinen Sinne (S. 17/18) — und kein gesellschaftliches Bewußtsein ohne Sprache gibt, ist hier die Funktion des menschlichen Bewußtseins

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auf allen Lebensgebieten eindeutig anerkannt. Es wäre aber falsch, bei dieser abstrakten Allgemeinheit des Begriffes „Bewußtsein" stehen zu bleiben (vgl. hierzu S. 56). Das Bewußtsein des Menschen ist als Produkt des Gehirns immer ein Produkt der Materie (S. 16), es ist in seiner Anwendung in der materiellen Produktion unmittelbar an die materielle Welt gebunden (S. 16), auf allen übrigen durch die gesellschaftliche Arbeitsteilung sich sondernden Lebensgebieten aber durch seine Abhängigkeit von den Verhältnissen, in denen sich die materielle Produktion vollzieht. Der bestimmende Einfluß, den das materielle Leben der Gesellschaft und seine Entwicklung auf die gesamte Geschichte hat, ist von Marx und Engels aus der ungeheuren verwirrenden Fülle der historischen Vorgänge herausgeschält worden. Das hat Marx und Engels aber nicht gehindert, auch den Einfluß in umgekehrter Richtung anzuerkennen. Zusammenfassend schreibt Engels 1890 an Bloch über die Bedeutung der ökonomischen Struktur der Gesellschaft und die Rückwirkung aus anderen, davon abhängigen Tätigkeitsgebieten der Menschen auf diese Basis: „Nach materialistischer Geschichtsauffassung ist das in letzter Instanz bestimmende Moment in der Geschichte die Produktion und Reproduktion des wirklichen Lebens. Mehr hat weder Marx noch ich je behauptet. Wenn nun jemand das dahin verdreht, das ökonomische Moment sei das einzig bestimmende, so verwandelt er jenen Satz in eine nichtssagende, abstrakte, absurde Phrase. Die ökonomische Lage ist die Basis, aber die verschiedenen Momente des Uberbaus — politische Formen des Klassenkampfs und seine Resultate — Verfassungen, nach gewonnener Schlacht durch die siegende Klasse festgestellt, usw. — Rechtsformen, und nun gar die Reflexe aller dieser wirklichen Kämpfe im Gehirn der Beteiligten, politische, juristische, philosophische Theorien, religiöse Anschauungen und deren Weiterentwicklung zu Dogmensystemen, üben auch ihre Einwirkung auf den Verlauf der geschichtlichen Kämpfe aus und bestimmen in vielen Fällen vorwiegend deren Form. Es ist eine Wechselwirkung aller dieser Momente, worin schließlich durch alle die unendliche Menge von Zufälligkeiten (d. h. von Dingen und Ereignissen, deren innerer Zusammenhang untereinander so entfernt oder so unnachweisbar ist, daß wir ihn als nicht vorhanden betrachten, vernachlässigen können) als Notwendiges die ökonomische Bewegung sich durchsetzt. Sonst wäre die Anwendung der Theorie auf eine beliebige Geschichtsperiode ja leichter als die Lösung einer einfachen Gleichung ersten Grades" ( E N G E L S an Bloch, Brief vom 21./22. September 1890, Marx-Engels, Ausgew. Sehr., Bd. 2, S. 458).

Wie Engels am Schlüsse seines Briefes an Bloch betont (a. a. O., S. 460), haben er und Marx im Kampfe mit der bisherigen Geschichtsschreibung vor allem das Hauptprinzip, die Anerkennung des bestimmenden Einflusses der Produktion des materiellen Lebens, hervorheben müssen, dabei aber die Rückwirkung der Politik und anderer Beziehungen und

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Ideen auf die Geschichte der Produktion nicht verleugnet. Wenn Engels an Stelle des Begriffspaares von Wirkung und Rückwirkung in dem Briefe an Bloch (a. a. O., S. 459) die Bezeichnung „Wechselwirkung" anwendet, so darf dieser Begriff allerdings nur in dem bezeichneten Sinn von Wirkung und Rückwirkung verstanden werden. Sonst ist es für abweichende Auffassungen möglich, sich in dem Schutze des Wortes „Wechselwirkung" einzunisten. Während das Begriffspaar 'Wirkung und Rückwirkung' den Charakter der Bewegung, ihren Ausgangspunkt eindeutig festlegen, verschwimmt in dem Begriffe der „Wechselwirkung" die Erkenntnis über den ersten Anstoß und das Zurückschlagen der von ihm hervorgerufenen Bewegung. Es entsteht die Vorstellung von einem in der Luft wirbelnden Hin und Her, einem Wechsel von Wirkungen und Funktionen ohne feste Ordnung. Unter dem Schutze des Begriffs „Wechselwirkung" wird das erste zum zweiten, das zweite zum ersten gemacht, ja, der Charakter des „ersten" oder „zweiten" wird überhaupt wieder bestritten, und das geschichtliche Geschehen taucht damit in das hoffnungslose Chaos zurück, aus dem die Erkenntnislinien der revolutionären Theorie es zu befreien im Begriffe sind. Mit solchen Vorstellungen haben die Aussagen von Marx und Engels nichts gemein; sprechen sie von „Wechselwirkung" zwischen Produktionsverhältnissen und Politik, so ist darunter immer eindeutig die primäre Wirkung und die sekundäre Rückwirkung verstanden. Eine sehr gute, praktische Illustration zu diesem Thema ist der Kampf im sozialistischen Lager selbst gegen die Simplifizierer einerseits, gegen die Voluntaristen andrerseits. In seinen Darlegungen über den „Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft" hat Stalin die große aktive Kraft des „Überbaus" — dessen Kerninstitution der Staat ist — hervorgehoben (Stalin: „Fragen der Sprachwissenschaft", DVB, S. 6). Der Mensch bewirkt bewußt, daß die Produktionsverhältnisse bestimmte Formen annehmen und sich festigen. Im politischen Kampf der Klassen werden überholte Verhältnisse innerhalb der Produktion beseitigt, neue geschaffen und verteidigt. Aber dieser politische Einfluß kann nicht willkürlich ausgeübt werden. Seine Möglichkeiten sind geschaffen und zugleich begrenzt durch die geschichtlichen ökonomischen Voraussetzungen, die die Menschen in diesem Kampf vorfinden und durch die historischen ökonomischen Gesetze, deren Wirksamkeit der politische Kampf fördern oder eindämmen, die er aber nicht aufheben noch einführen kann. „Manche Genossen verneinen den objektiven Charakter der Gesetze... der politischen Ökonomie... Sie sind der Meinung, in Anbetracht der besonderen Rolle, die die Geschichte dem Sowjetstaat zugewiesen hat, könnten

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der Sowjetstaat, seine Führer die bestehenden Gesetze der politischen Ökonomie aufheben... Diese Genossen irren sich gründlich" (STALIN: „ökonomische Probleme", DVB, S. 3/4). Bleiben die M a ß n a h m e n aber in dem von den Voraussetzungen des materiellen Lebens selbst geschaffenen Rahmen, so hat nicht n u r die siegreiche Arbeiterklasse im sozialistischen Staat, es hatten auch die herrschenden Klassen der f r ü h e r e n Geschichtsperioden die Möglichkeit, ihre politische Macht zur Förderung oder E i n d ä m m u n g der ökonomischen Entwicklung anzuwenden (STALIN: „ökonomische Probleme", DVB, S. 49/50). Die Formulierungen von Stalin sind die eindrücklichste zusammenfassende Studie, die die marxistisch-leninistische Wissenschaft zu der Frage von Wirkung u n d Rückwirkung zwischen der ökonomischen gesetzmäßigen Entwicklung einerseits, der Politik mit Hilfe des staatlichen Machtinstrumentes andrerseits bis heute gegeben hat. Wir k o m m e n n u n zu den besonderen Fragen, die sich nach den Grunderkenntnissen des wissenschaftlichen Sozialismus über historische Voraussetzungen, T r i e b k r ä f t e und den Z u s a m m e n h a n g von Sein u n d Bewußtsein f ü r das Gebiet der Alten Geschichte ergeben. Die Thesen von Marx über das Verhältnis von Sein und Bewußtsein u n d die Beziehungen von Produktivkräften, Produktionsverhältnissen u n d ihrem politischen und juristischen Uberbau, zu denen er auf G r u n d seiner Arbeit u n d seiner Studien 1842—1857 gekommen war u n d die wir wiedergegeben haben (S. 25/26), sind von der Kritik in ihrer speziellen Gültigkeit f ü r Mittelalter u n d Altertum bestritten worden. Der kritische Einwand ging dahin, daß Marx und Engels die f r ü h e r e n Perioden nach modernen Maßstäben beurteilten, daß es aber unzulässig sei, die nicht bestreitbaren Erkenntnisse über die bestimmende Rolle der ökonomischen S t r u k t u r in der modernen Gesellschaft auch auf die Vergangenheit auszudehnen. Dazu n i m m t Marx im „Kapital" Stellung: „Ich ergreife diese Gelegenheit, um einen Einwand, der mir beim Erscheinen meiner Schrift ,Zur Kritik der Politischen Ökonomie', 1859, von einem deutsch-amerikanischen Blatt gemacht wurde, kurz abzuweisen. Es sagte, meine Ansicht, daß die bestimmte Produktionsweise und die ihr jedesmal entsprechenden Produktionsverhältnisse, kurz ,die ökonomische Struktur der Gesellschaft' die reale Basis sei, worauf sich ein juristischer und politischer Uberbau erhebe, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprächen', daß ,die Produktionsweise des materiellen Lebens den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt bedinge', — alles dies sei zwar richtig für die heutige Welt, wo die materiellen Interessen, aber weder für das Mittelalter, wo der Katholizismus, noch für Athen und Rom, wo die Politik herrschte. Zunächst ist es befremdlich, daß jemand vorauszusetzen beliebt, diese weltbekannten Redensarten über Mittelalter und antike Welt seien irgend jemand unbekannt geblieben. So viel ist klar,

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daß das Mittelalter nicht vom Katholizismus und die antike Welt nicht von der Politik leben konnte. Die Art und Weise, wie sie ihr Leben gewannen, erklärt umgekehrt, w a r u m dort die Politik, hier der Katholizismus die Hauptrolle spielte . . . " ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S . 88). Engels erläutert seine übereinstimmende Auffassung in Zusammenhang:

anderem

„Wenn aber schon in unserer modernen Zeit mit ihren riesigen Produktions- und Verkehrsmitteln der Staat nicht ein selbständiges Gebiet mit selbständiger Entwicklung ist, sondern sein Bestand wie seine Entwicklung in letzter Instanz zu erklären ist aus den ökonomischen Lebensbedingungen der Gesellschaft, so muß dies noch viel mehr gelten f ü r alle früheren Zeiten, wo die Produktion des materiellen Lebens der Menschen noch nicht mit diesen reichen Hilfsmitteln betrieben wurde, wo also die Notwendigkeit dieser Produktion eine noch größere Herrschaft über die Menschen ausüben mußte. Ist der Staat noch heute, zur Zeit der großen Industrie und der Eisenbahnen, im ganzen und großen nur der Reflex, in zusammenfassender Form, der ökonomischen Bedürfnisse der die Produktion beherrschenden Klasse, so mußte er dies noch viel mehr sein zu einer Epoche, wo eine Menschengeneration einen weit größeren Teil ihrer Gesamtlebenszeit auf die Befriedigung ihrer materiellen Bedürfnisse verwenden mußte, also weit abhängiger von ihnen war, als wir heute sind. Die Untersuchung der Geschichte früherer Epochen, sobald sie ernstlich auf diese Seite eingeht, bestätigt dies im reichlichsten M a ß e . . . " ( E N G E L S : „Ludwig Feuerbach", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 368/369). Auch in der „Deutschen Ideologie", die mehr als 20 Jahre früher als der erste Band des „Kapital" abgefaßt, aber zur Zeit der erwähnten Kontroverse noch nicht veröffentlicht war, ist die Auseinandersetzung mit der Auffassung der Antike als einer in erster Instanz politisch bestimmten Periode schon spürbar. „Die ganze bisherige Geschichtsauffassung... hat daher in der Geschichte nur politische Haupt- und Staatsaktionen und religiöse und überhaupt theoretische Kämpfe sehen können, und speziell bei jeder geschichtlichen Epoche die Illusion dieser Epoche teilen müssen. Z. B. bildet sich eine Epoche ein, durch rein .politische' oder .religöse' Motive bestimmt zu werden, obgleich ,Religion' und .Politik' nur Formen ihrer wirklichen Motive sind, so akzeptiert ihr Geschichtsschreiber diese Meinung. Die .Einbildung', die .Vorstellung' dieser bestimmten Menschen über ihre wirkliche Praxis wird in die einzig bestimmende und aktive Macht verwandelt, welche die Praxis dieser Menschen beherrscht und b e s t i m m t . . . " ( M A R X U . ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 36). Marx und Engels bestreiten also keineswegs, daß Menschen der Antike selbst ihr Leben als v o n der Politik her wesentlich bestimmt oder die Motive ihres Handelns als wesentlich politische Motive verstanden hätten. Die beiden Wissenschaftler sind aber der Auffassung, daß die Mächte zu erforschen sind, die hinter den bewußten Beweggründen der

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tätigen Menschen stehen. Engels schreibt zu dieser gemeinsamen A u f fassung der Freunde: „Diese Frage hat sich der alte Materialismus nie vorgelegt. Seine Geschichtsauffassung, soweit er überhaupt eine hat, ist daher auch wesentlich pragmatisch, beurteilt alles nach den Motiven der Handlung, teilt die geschichtlich handelnden Menschen in edle und unedle und findet dann in der Regel, daß die edlen die Geprellten und die unedlen die Sieger sind, woraus dann folgt f ü r den alten Materialismus, daß beim Geschichtsstudium nicht viel Erbauliches herauskommt, und für uns, daß auf dem geschichtlichen Gebiet der alte Materialismus sich selbst untreu wird, weil er die dort wirksamen ideellen Triebkräfte als letzte Ursachen hinnimmt, statt zu untersuchen, was denn hinter ihnen steht, was die Triebkräfte dieser Triebkräfte sind. Nicht darin liegt die Inkonsequenz, daß ideelle Triebkräfte anerkannt werden, sondern darin, daß von diesen nicht weiter zurückgegangen wird auf ihre bewegenden Ursachen. Die Geschichtsphilosophie dagegen, wie sie namentlich durch Hegel vertreten wird, erkennt an, daß die ostensiblen und auch die wirklich tätigen Beweggründe der geschichtlich handelnden Menschen keineswegs die letzten Ursachen der geschichtlichen Ereignisse sind, daß hinter diesen Beweggründen andere bewegende Mächte stehen, die es zu erforschen gilt; aber sie sucht diese Mächte nicht in der Geschichte selbst auf, sie importiert sie vielmehr von außen, aus der philosophischen Ideologie, in die Geschichte hinein. Statt die Geschichte des alten Griechenlands aus ihrem eignen, innern Zusammenhang zu erklären, behauptet Hegel z. B. einfach, sie sei weiter nichts als die Herausarbeitung der .Gestaltungen der schönen Individualität', die Realisation des .Kunstwerks' als solches. Er sagt viel Schönes und Tiefes bei dieser Gelegenheit über die alten Griechen, aber das hindert nicht, daß wir uns heute nicht mehr abspeisen lassen mit einer solchen Erklärung, die eine bloße Redensart i s t . . . " ( E N G E L S : „Ludwig Feuerbach", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. L,it. Moskau, Bd. 2, S. 365/366). Den „eignen innern Zusammenhang", das in „letzter Instanz bestimmende Moment" der griechischen Geschichte w i e aller Geschichte überhaupt suchen Marx und Engels nicht in Ideen und Gestaltungen von Ideen, sondern in der „Produktion und Reproduktion des wirklichen Lebens" (ENGELS an Bloch, Brief vom 21./22. September 1890, Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 458). Die beiden Wissenschaftler und Freunde haben allen vorhergehenden Auffassungen und allen späteren kritischen Einwänden zum Trotz an ihrer neuen Erkenntnis festgehalten, daß das unmittelbare tätige Leben, daß die Verhältnisse, die die Menschen in der Produktion miteinander eingehen, in allen Epochen der Geschichte den bestimmenden Einfluß auf Politik und Kultur ausüben, daß diese grundlegende Struktur de» gesellschaftlichen Lebens zu allen Zeiten und bei allen Völkern die Entwicklung von Staat, Recht, Kunst, Wissenschaft und Religion in wesentlichen Zügen bestimmt hat. Die „entscheidende Wendung" in der Geschichtsauffassung, die durch den Kampf der Arbeiterklasse, durch den

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e r s t e n Arbeiteraufstand in Lyon 1831, durch die C h a r t i s t e n b e w e g u n g 1838—1842 i n den K ö p f e n der b e i d e n k ü n f t i g e n Führer des Weltproletariats, M a r x u n d Engels, h e r v o r g e r u f e n w o r d e n w a r ( E N G E L S : „Antidühring", D V B , S. 29), galt nicht nur f ü r die kritische A n a l y s e des Kapitalismus. Engels bestätigt diese A u f f a s s u n g auch durch s e i n e Darl e g u n g über die B e d e u t u n g der Arbeiten v o n Karl Marx: „Die ganze bisherige Geschichtsanschauung beruhte auf der Vorstellung, daß die letzten Gründe aller geschichtlichen Veränderungen zu suchen sind in den sich verändernden Ideen der Menschen, und daß von allen geschichtlichen Veränderungen wieder die politischen die wichtigsten, die ganze Geschichte beherrschenden sind. Woher aber den Menschen die Ideen kommen und welches die treibenden Ursachen der politischen Veränderungen sind, danach hatte man nicht gefragt. Nur der neueren Schule der französischen und teilweise auch der englischen Geschichtsschreiber hatte sich die Überzeugung aufgedrängt, wenigstens seit dem Mittelalter sei die treibende Kraft in der europäischen Geschichte der Kampf des sich entwickelnden Bürgertums mit dem Feudaladel um die gesellschaftliche und politische Herrschaft. Marx wies nun nach, daß die ganze bisherige Geschichte eine Geschichte von Klassenkämpfen ist, daß es sich in all- den vielfachen und verwickelten politischen Kämpfen nur um die gesellschaftliche und politische Herrschaft von Gesellschaftsklassen handelt, um die Behauptung der Herrschaft seitens älterer, um die Erringung der Herrschaft seitens neu emporkommender Klassen. Wodurch aber entstehen und bestehen wieder diese Klassen? Durch die jedesmaligen materiellen, grobsinnlichen Bedingungen, unter denen die Gesellschaft zu einer gegebenen Zeit ihren Lebensunterhalt produziert und austauscht..." „Die Geschichte war zum erstenmal auf ihre wirkliche Grundlage gestellt; die handgreifliche, aber bisher total übersehene Tatsache, daß die Menschen vor allem essen, trinken, wohnen und sich kleiden, also arbeiten müssen, ehe sie um die Herrschaft streiten, Politik, Religion, Philosophie usw. treiben können — diese handgreifliche Tatsache kam jetzt endlich zu ihrem geschichtlichen Recht" (ENGELS: „Karl Marx", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 151/152 [aus der Grabrede auf Karl Marx]). D i e s e A u s f ü h r u n g e n sind nicht nur durch ihre knappe u n d klare Formulierung, sondern i n d e m behandelten Z u s a m m e n h a n g auch darum v o n speziellem Interesse, w e i l sie die A u f m e r k s a m k e i t w i e d e r auf das Verhältnis z w i s c h e n Produktionsweise u n d Politik lenken, also auf denj e n i g e n Problemkreis der B e z i e h u n g e n z w i s c h e n den Menschen, der f ü r die A n t i k e historisch besonders charakteristisch u n d zugleich besonders umstritten ist. Marx h a t diese K e r n f r a g e v o m Standpunkt des historischen Materialismus in der bereits zitierten A n m e r k u n g i m „Kapital" (siehe S. 30) formuliert: daß nämlich zu u n t e r s u c h e n sei, i n w i e f e r n die besondere A r t u n d Weise z u l e b e n die Tatsache erkläre, daß i n der ant i k e n Welt die Politik die Hauptrolle spielte.

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Auch die Sinngebung der griechischen Geschichte durch Hegel, die Engels als Materialist ablehnt (vgl. die Belegstelle S. 31) ist historisch zu untersuchen. Was hat Hegel dazu geführt, die griechische Geschichte als „Gestaltungen der schönen Individualität" oder als die Realisation des Kunstwerks als solches aufzufassen? Derartige Auffassungen sind selbst historische Fakten, die der Erklärung bedürfen. Es hat bisher nur einmal in der Geschichte wieder eine politische Lebensform gegeben, die gleich dem griechischen Stadtstaat von Philosophen oder Geschichtsschreibern als „Kunstwerk" gepriesen wurde, das war der oberitalische Stadtstaat der Renaissance. Ist es ein Zufall, daß es sich in beiden Fällen um ökonomische und politische Gestaltungen handelte, die Träger einer hohen Blüte der Kunst gewesen sind? Wenn wir in beiden Fällen die bisherigen Auffassungen umstülpen und das Leben nicht als Ausdruck der Kunst, sondern die Kunst als Ausdruck des Lebens erkennen, so müssen wir uns neben der oben formulierten Frage zur Politik auch in Beziehung auf die griechische Kunst fragen: können wir uns aus der besonderen Art und Weise der Griechen zu leben auch die Tatsache erklären, daß in ihrer Welt die Kunst eine hohe Entwicklung sowohl der harmonischen Form als der Harmonie von Form und Inhalt erreichte, zugleich eine Verbindung des allgemeinen Lebens mit der Kunst darstellte, wie sie kaum wieder erreicht worden ist? In einer Äußerung von Engels in der Vorbemerkung „Deutscher Bauernkrieg" aus dem Jahre 1850 findet sich schon die Erkenntnis über die mögliche Rückwirkung der Politik auf die „geschichtliche Bewegung", die im materiellen Leben der Gesellschaft Ursache und Anstoß hat (vgl. S. 375). Engels ist auf dieses Problem im „Antidühring" später ausführlich eingegangen: „Hiernach ist es klar, welche Rolle die Gewalt in der Geschichte gegenüber der ökonomischen Entwicklung spielt. Erstens beruht alle politische Gewalt ursprünglich auf einer ökonomischen, gesellschaftlichen Funktion, und steigert sich in dem Maß, wie durch Auflösung der ursprünglichen Gemeinwesen die Gesellschaftsglieder in Privatproduzenten verwandelt, also den Verwaltern der gemeinsam-gesellschaftlichen Funktionen noch mehr entfremdet werden. Zweitens, nachdem sich die politische Gewalt gegenüber der Gesellschaft verselbständigt, aus der Dienerin in die Herrin verwandelt hat, kann sie in zweierlei Richtung wirken. Entweder wirkt sie im Sinn und in der Richtung der gesetzmäßigen ökonomischen Entwicklung. In diesem Fall besteht kein Streit zwischen beiden, die ökonomische Entwicklung wird beschleunigt. Oder aber sie wirkt ihr entgegen, und dann erliegt sie, mit wenigen Ausnahmen, der ökonomischen Entwicklung regelmäßig" (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 223/224). 3

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Engels spezifiziert auch schon die mögliche Art der Einwirkung: Die Haupt- und Staatsaktionen können die Richtung der geschichtlichen Bewegung nicht ändern, sie vermögen die Bewegung aber zu beschleunigen. Marx hat aus der gleichen Auffassung heraus in der Einleitung zu seiner Kritik der politischen Ökonomie die Fragen berührt, wie allgemein geschichtliche Verhältnisse — insbesondere politische Eroberungen — in die Produktion hineinspielen und dabei drei Fälle skizziert, deren grundsätzliche Beurteilung gerade für die Geschichte der alten Welt von Bedeutung ist: „Das erobernde Volk unterwirft das eroberte seiner eignen Produktionsweise . . . oder es läßt die alte bestehen und begnügt sich mit Tribut (z. B. . .. Römer); oder es tritt eine Wechselwirkung ein, wodurch ein Neues entsteht, eine Synthese . .." (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 253).

Die letzte Konzeption ist besonders für das Verständnis des Hellenismus zu beachten. Die Frage, die sich aus der Kontroverse von Marx mit der bürgerlichen Geschichtswissenschaft herauskristallisiert hatte, inwiefern nämlich die besondere Art zu leben in der Antike die Tatsache erkläre, daß damals die Politik „die Hauptrolle" spielte, ist also noch näher zu bestimmen. Sie zieht unter der Einsicht über Wirkung und Rückwirkung von Wirtschaft und Politik die Frage nach sich, ob und auf welche spezielle Weise die antiken Staatsmänner und altorientalischen Despoten es verstanden haben, ihrerseits auf die Produktionsverhältnisse einzuwirken, sie zu formen, zu festigen, den Entwicklungsgang zu fördern oder aufzuhalten, oder wie Engels formuliert, inwieweit die Haupt- und Staatsaktionen dazu beigetragen haben, auch in der alten Welt die Geschwindigkeit der geschichtlichen Bewegung zu beschleunigen, bzw. zu mindern (S. 375). Für die Anschauung, daß auch im Altertum die Beziehungen der Menschen innerhalb ihrer lebensnotwendigen praktischen Tätigkeit die Verhältnisse, Formen und Anschauungen des gesamten Lebens in erster Instanz bestimmt haben, daß auch die Menschen der Antike zuerst die „Produzenten" und dann erst die „Dogmatiker" ihrer Welt gewesen sind ( M A R X - E N G E L S : „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 134), enthalten die zitierten Äußerungen von Marx und Engels schon kurze Begründungen. Engels analysiert speziell die Natur des antiken Staates als eines Machtinstruments der ökonomisch herrschenden Klasse in den Kapiteln über die Entstehung des athenischen und des römischen Staates im „Urspung der Familie, des Privateigentums und des Staates". Marx schreibt, daß auch die antike Welt nicht von der Politik leben konnte (S. 30) und Engels bemerkt hierzu, daß in der alten Welt die Menschen einen relativ noch größeren Teil ihrer Gesamtlebenszeit auf

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die Befriedigung der materiellen Bedürfnisse verwenden mußten als das im 19. Jahrhundert der Fall war (S. 30). Gegen die letzte Aussage von Engels könnte sogleich ein Widerspruch konstruiert werden. Marx ironisiert nämlich einmal die Tatsache, daß sich die Sklavenhalter, die von ökonomischen Aufgaben durch einen Verwalter-Sklaven entlastet waren, ihren Lieblingsbeschäftigungen der Politik und Philosophie widmen konnten, während solche Muße dem Kapitalisten versagt blieb (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 418 bis 422). Ist danach die „Hauptrolle" der Politik in der Antike nicht eben entgegengesetzt, nämlich nicht aus der relativ großen, sondern aus der relativ geringen Belastung des Menschen mit ökonomisch notwendiger Arbeit zu verstehen? Es ist offenbar, daß die bisher angeführten Hinweise zum vollen Verständnis für solche Fragen noch nicht genügen. Wir müssen die Erkenntnisse von Marx und Engels nach allen Richtungen weiter verfolgen, um die — nur scheinbaren — Widersprüche der Aussagen als Ausdruck der tatsächlichen Widersprüche in der Realität des historischen Geschehens im richtigen Zusammenhang zu begreifen. Da in der Geschichte alle Erscheinungen zusammenhängen, ist die hier wiederaufgenommene Diskussion um die Politik als bestimmendes Moment in der Antike — und dementsprechend um die Religion als bestimmendes Moment des Mittelalters — auch eine Diskussion über die Auffassung des Geschichtsverlaufs überhaupt und wir kommen aus den besonderen Fragen noch einmal auf die allgemeinen zurück. Gehen wir aus von der Hegeischen Formulierung, daß wir in der Geschichte „überall Unsriges", überall „Menschliches Tun und Treiben" finden (S. 9), so erscheint es zunächst als eine überraschende Behauptung, daß die verschiedenen Epochen der Menschengeschichte von grundsätzlich verschiedenen Momenten bestimmt gewesen seien. Auch Hegel geht jedoch in seinen weiteren Darlegungen von einer solchen Konzeption aus. Wir erinnern hier nur an seine Auffassung der griechischen Geschichte als der Verkörperung der schönen Individualität oder der Realisation des Kunstwerks schlechthin, eine Auffassung, die auch nach Hegel für die moderne Zeit keinerlei Geltung mehr hat. In den verschiedenen Momenten, die den Charakter der Geschichtsepochen verschieden bestimmen sollen, ist aber nach der Hegeischen Geschichtsphilosophie selbst ein Fortschritt und ein einheitliches Element beschlossen, der Fortschritt im Selbstbewußtsein des Geistes. Wird solche Auffassung „auf die Füße gestellt", wird der Fortschritt nicht auf den absoluten Geist, sondern auf die Entwicklung des lebendigen, des konkreten Menschen bezogen, so sind wir in der Lage, den Wahrheits-

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gehalt einer solchen Analyse im Wege der historischen Forschung zu prüfen. Liegt der Hegeischen Konzeption trotz der Bestimmung der einzelnen Epochen durch verschiedene Momente die Uberzeugung von einem weltgeschichtlichen Aufstieg zugrunde, so steht es in dieser Beziehung anders mit der Meinung, daß die Antike von der Politik, das Mittelalter von der Religion, die moderne Zeit aber von der Wirtschaft bestimmt seien. Im Hintergrund dieser Thesen finden sich ganz entgegengesetzte Anschauungen über die Richtung der weltgeschichtlichen Entwicklung. Der Unternehmer in der frühen Phase der kapitalistischen Verhältnisse sieht und bekennt sich selbst offen als die treibende Kraft seiner Zeit und glaubt an den Fortschritt. Die Bestimmung seiner Zeit durch die Wirtschaft, d. h. durch ihn selbst und nicht durch die Politik in Gestalt eines feudalen oder halbfeudalen Staatswesens ist für ihn schon Fortschritt. Umgekehrt betrachtet die versinkende feudale Welt in allen ihren religiösen und romantischen Ideologien die Herrschaft der „Wirtschaft" — das bedeutet unter kapitalistischen Verhältnissen die Herrschaft des nackten Egoismus — als einen furchtbaren Abstieg der Menschheit. Die Theorie vom Abstieg des menschlichen Geschlechts,, das Mißtrauen, die Furcht und die Verachtung gegenüber der „Wirtschaft" ist aber nicht auf die herrschenden Kreise der sinkenden feudalen Welt beschränkt. Der tiefe Pessimismus, der sich auch in den antiken Mythen vom goldenen, silbernen und eisernen Zeitalter ausgedrückt hat, war immer schon eine Volksmeinung, seitdem der größte Teil des Volkes ökonomisch geknechtet wurde und solange die Geknechteten noch nicht die geschichtliche Kraft besaßen, ihr Schicksal zu ändern. Unsere Untersuchungen werden auch darauf Bezug nehmen müssen, warum seit dem Entstehen von Reichtum und höherer Kyltur im Altertum vielen Menschen ein Leben mit verhundert- ja vertausendfachter Wirksamkeit ihrer Werkzeuge als ein physisch und moralisch sich verschlechterndes Leben erscheinen mußte. Die Dialektik des Fortschritts, das Ungleiche der Entwicklung auf den verschiedenen Lebensgebieten seit der Auflösung der Urgesellschaft, die Tatsache, daß seit Jahrtausenden jeder Fortschritt zugleich einen Rückschritt, insbesondere der wirtschaftliche Fortschritt einen ethischen Rückschritt bedeutete ( E N G E L S : „Antidühring", DVB, S. 170/171), werden wir uns vergegenwärtigen müssen, um die Theorie von der angeblich unterschiedlichen politischen, religiösen oder ökonomischen Bestimmtheit der Epochen und von dem Abstieg der Menschheit vollständig verstehen und richtig kritisieren zu können. Die Geschichte zu begreifen, ohne die Klassenspaltung und den daraus hervorwachsenden Klassenkampf in der Geschichte zu kennen, ist unmöglich.

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Es ist der durchgehende Gedanke des „Manifestes der Kommunistischen Partei", das Marx und Engels im Jahre 1848 der Welt übergaben: „daß die ökonomische Produktion und die aus ihr mit Notwendigkeit folgende gesellschaftliche Gliederung einer jeden Geschichtsepoche die Grundlage bildet f ü r die politische und intellektuelle Geschichte dieser Epoche; daß demgemäß (seit Auflösung des uralten Gemeinbesitzes an G r u n d und Boden) die ganze Geschichte eine Geschichte von Klassenkämpfen gewesen ist, K ä m p f e n zwischen ausgebeuteten und ausbeutenden, beherrschten und herrschenden Klassen auf verschiedenen Stufen der gesellschaftlichen Entwicklung; daß dieser Kampf aber jetzt eine Stufe erreicht hat, w o die ausgebeutete . . . Klasse . . . sich nicht mehr . . . befreien kann, ohne zugleich die ganze Gesellschaft f ü r immer . . . zu befreien . . . " (ENGELS: V o r w o r t dtsche Ausg. Manifest, A u s g e w . Sehr., Bd. 1, S. 18/19).

Aber auch der Begriff des Klassenkampfes, der ein politischer Kampf ist (S. 12), bleibt ein Gemeinplatz ohne Erkenntniswert, wenn er nicht dazu dient, die Besonderheiten der Klassenkämpfe in den einzelnen Epochen zu untersuchen (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 106/107). Die Geschichte des Altertums ist ein entscheidender Entwicklungsabschnitt, in dem sich Klassen ausbildeten und in dem Klassenkämpfe stattgefunden haben. Zahlreiche neue, wesentliche Erscheinungen im Leben der altorientalischen und der antiken Menschen sind von dieser Tatsache her zu erklären. Die äußeren Erscheinungen der Klassenkämpfe in der Geschichte sind der Geschichtsschreibung niemals unbekannt gewesen, wenn sie auch einen bedeutenden Teil davon verschwieg oder falsch etikettierte. Die berichteten Kämpfe wurden, von der antiken Geschichtsschreibung angefangen, zumeist als eine Kette Schaden stiftender Gewalttätigkeiten beklagt. Nach der Geschichtserkenntnis von Marx und Engels — ja, man kann in diesem Falle sagen, nach allgemeiner Erkenntnis heute — liegen den politischen Klassenkämpfen ökonomische Vorgänge und Beziehungen zugrunde. Diese aber bilden eine nicht weniger verwirrende Fülle menschlicher Lebendigkeit, Tätigkeit unter den mannigfaltigsten Umständen, Zwecken aller Art, der verschiedenartigsten Ergehungen und Schicksale, Begebenheiten und Zufälle, Reichtum, Energie, Laster — und ihre Betrachtung kann zuletzt nicht weniger ermüden als die laterna magica der politischen Kämpfe, Erfolge und Niederlagen (vgl. S. 9). Die Erkenntnis, daß die notwendigen wechselseitigen Beziehungen der Menschen in ihrer materiellen Arbeit die Basis ihrer politischen Haltung und Tätigkeit sind, wird uns nur dann zur Einsicht in die Ordnung des geschichtlichen Geschehens führen, wenn sich in den ävayxaia, den Lebensnotwendigkeiten, auch wirklich eine ävayxrj, ein Zwang, ein Schicksal, ein Gesetz auffinden läßt.

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Schon vor Marx hatte die klassische englische Ökonomie die „ökonomische Anatomie" der Klassenkämpfe, die Gesetzmäßigkeit des wirtschaftlichen Geschehens untersucht. Marx führte diese Untersuchung auf einem fortgeschrittenen Stande der geschichtlichen Entwicklung weiter. Wir knüpfen abschließend noch einmal an Hegel an, von dessen Fragestellung wir ausgingen. Engels schreibt: im Hegeischen System, worin zum erstenmal — und das ist sein großes Verdienst — . . . der Versuch gemacht wurde, den inneren Zusammenhang in dieser Bewegung und Entwicklung nachzuweisen. Von diesem Gesichtspunkt aus erschien die Geschichte der Menschheit nicht mehr als ein wüstes Gewirr sinnloser Gewalttätigkeiten, die vor dem Richterstuhl der jetzt gereiften Philosophenvernunft alle gleich verwerflich sind, und die man am besten so rasch wie möglich vergißt, sondern als der Entwicklungsprozeß der Menschheit selbst, dessen allmählichen Stufengang durch alle Irrwege zu verfolgen, und dessen innere Gesetzmäßigkeit durch alle scheinbaren Zufälligkeiten hindurch nachzuweisen, jetzt die Aufgabe des Denkens wurde. Daß (das) Hegel(sche System) diese Aufgabe nicht löste (die es sich gestellt), ist hier gleichgültig. Sein epochemachendes Verdienst war, sie gestellt zu haben" ( E N G E L S : „Antidühring", DVB, S. 27).

Die Lösung dieser großen „Aufgabe des Denkens" wurde von Marx und Engels begonnen mit der Erkenntnis der Rolle der wirklichen, lebendigen menschlichen Gesellschaft in der Geschichte, sie wurde notwendig fortgesetzt durch den Versuch einer genaueren Analyse der Gesetzmäßigkeit in der materiellen Entwicklung der Gesellschaft.

III. Die ökonomischen Bewegungsgesetze in der Geschichte. Wie ist es möglich, ihre spezifische Form in vergangenen Perioden wissenschaftlich zu verstehen? Voraussetzungen und Methoden Marx selbst beschreibt — 1858 — den langen Weg, den er in seiner wissenschaftlichen Arbeit von der Hegeischen Philosophie bis zur Erkenntnis der materiellen Lebensverhältnisse als Basis von Politik und Recht und von dieser Erkenntnis weiter zur Entdeckung des spezifischen Bewegungsgesetzes der kapitalistischen Produktionsweise gegangen ist. „Die erste Arbeit, unternommen zur Lösung der Zweifel, die mich bestürmten, war eine kritische Revision der Hegeischen Rechtsphilosophie, eine Arbeit, wovon die Einleitung in den 1844 in Paris herausgegebenen .DeutschFranzösischen Jahrbüchern' erschien. Meine Untersuchung mündete in dem Ergebnis, daß Rechtsverhältnisse wie Staatsformen weder aus sich selbst zu begreifen sind noch aus der sogenannten allgemeinen Entwicklung des menschlichen Geistes, sondern vielmehr in den materiellen Lebensverhältnissen wurzeln, deren Gesamtheit Hegel, nach dem Vorgang der Engländer und Franzosen des 18. Jahrhunderts, unter dem Namen .bürgerliche Gesellschaft' zusammenfaßt, daß aber die Anatomie der bürgerlichen Gesellschaft in der politischen Ökonomie zu suchen sei. Die Erforschung der letztern, die ich in Paris begann, setzte ich fort zu Brüssel, wohin ich infolge eines Ausweisungsbefehls der Herrn Guizot übergewandert war" (MARX: „Zur Kritik . . .", DVB, S. 12/13).

Bei der Untersuchung der Rolle der materiellen Verhältnisse in der Geschichte hatten Marx und Engels an die Materialisten, zuletzt an Feuerbach, anknüpfen können. Bei der Untersuchung des Bewegungsgesetzes der kapitalistischen Produktionsweise standen Marx die Arbeiten der Physiokraten und der klassischen englischen Ökonomie zur Verfügung. Marx und Engels haben selbst immer wieder auf ihre Vorgänger hingewiesen, sie zugleich gewürdigt und kritisiert. Wenn auch die Geschichte der Wissenschaft nicht eine eigengesetzliche Entwicklung hat, sondern als Bewußtseinsform die Veränderungen im Sein reflektiert, so ist doch das Wachsen der wissenschaftlichen Erkenntnis auch in sich verbunden; Erkenntnis baut sich auf Erkenntnis auf. Das Alte wird geprüft und im Neuen aufgehoben. Lenin betont besonders, wie Marx und Engels das geistige Erbe in den drei fortgeschrittensten Ländern des 19. Jahrhunderts — Deutschland, England und Frankreich —

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weiter entwickeln (LENIN: „Karl Marx", Dietz Berlin, S. 7). Marx hat bei der Untersuchung des Wesens der Ware, des Tauschwertes und des Mehrwertes inhaltlich an die Physiokraten und vor allem an die klassische englische Ökonomie, m e t h o d i s c h aber an Hegel angeknüpft. In der Analyse der Gesetzmäßigkeit der ökonomischen Verhältnisse hat er mit der dialektischen Methode Erkenntnisse gewonnen, die ohne diese Methode verschlossen blieben, da erst die Auseinanderlegung der Widersprüche im Wesen der Erscheinungen selbst das Wesen der ökonomischen Entwicklung zu enthüllen vermochte. In bezug auf die Geschichtsauffassung Hegels hatte Lenin urteilen müssen, daß sie "am meisten antiquiert" sei, daß ihr Inhalt für uns nicht mehr annehmbar ist (S. 9). Von bleibendem Wert erschien nur die F r a g e Stellung, die Vorstellung von der Geschichte als einem Gesamtzusammenhang, der nicht richtungs- und sinnlos ist. In der Enthüllung der Gesetzmäßigkeit der ökonomischen Erscheinungen aber zeigt sich jetzt die Bedeutung der dialektischen Methode, die von Hegel nicht erfunden, aber bis zu jenem Stande gebracht war, auf dem Marx sie, nun in Verbindung mit der materialistischen Weltauffassung, zu höherer wissenschaftlicher Fruchtbarkeit entwickeln konnte. Die Erkenntnis des wirklichen Menschen als Träger der Geschichte, die dem entsprechende neue Auffassung über das Verhältnis von Sein und Bewußtsein, von ökonomischer Struktur, Politik, Recht und Kultur in den Gesellschaftsformationen finden wir schon in den frühen Schriften von Marx und Engels. Diese grundlegenden Erkenntnisse haben Marx und Engels in der „Deutschen Ideologie" 1845 in vielfältiger Beleuchtung, und 1848 im „Kommunistischen Manifest" in der vorbildlich kurzen und eindrücklichen Weise formuliert, in der sie das Gemeingut der Ausgebeuteten und Unterdrückten aller Länder geworden sind. Dagegen konnte Marx über „die Anatomie" der Produktionsverhältnisse, über das Gesetz in der Bewegung dieser Erscheinungen erst nach jahrelangen weiteren Studien zu neuen Ergebnissen kommen. Seine wissenschaftliche Leistung dabei war, nach seiner eigenen Aussage, nicht die Entdeckung der ökonomischen Gesetzmäßigkeit — diese Entdeckung kam der englischen klassischen Ökonomie zu. Der besondere Beitrag von Marx zu dem Fortschritt der Erkenntnis liegt in der Vollendung der „ökonomischen Anatomie" und zugleich in dem Nachweis von der historischen, d. h. vorübergehenden Geltung bestimmter historischer Gesetze (MARX an Weydemeyer, London, 5. März 1852, Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 425). Zwischen der Erkennbarkeit der materiellen Verhältnisse als der Basis des geschichtlichen Lebens einerseits und der Möglichkeit der

III. ökonomische Bewegungsgesetze

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Analyse ihrer gesetzmäßigen Bewegung andrerseits bestand in der kapitalistischen Gesellschaft ein eigentümlicher Gegensatz. Während nämlich die materielle Entwicklung als entscheidende Triebkraft zu Beginn des 19. Jahrhunderts allgemein sichtbar wurde, waren ihre Bewegungsgesetze jetzt viel schwieriger zu entschleiern. Die politischen Verhältnisse konnten zwar nicht mehr die ökonomischen Verhältnisse überdecken, aber die ökonomischen Verhältnisse selbst verbargen und verwirrten sich vor den Augen des Forschers durch ein neu zutage tretendes Herrschaftsverhältnis von Sachen über die Menschen, durch einen Automatismus, der nicht mehr von den Produzenten, sondern von den Produkten auszugehen schien. Nachdem die Gesellschaft sich in zunehmendem Maße von der Herrschaft der natürlichen Erscheinungen frei gemacht hatte, geriet sie in Abhängigkeit von ihren eigenen sachlichen Schöpfungen, von der Ware und dem Geld. Marx mußte erst das Rätsel dieses eigenartigen Fetischismus, dieser modernen SachAnbetung lösen, ehe er die ökonomischen Bewegungsgesetze bloßzulegen vermochte. Zu den Voraussetzungen für den Erfolg seiner Forschung auf diesem Gebiet gehörte die gewonnene Erkenntnis über die Bedeutung der ökonomischen Verhältnisse als Basis und zum wenigsten eine entscheidende Erkenntnis über das Wesen dieser ökonomischen Verhältnisse selbst. Marx verstand sie als Verhältnisse tätiger Menschen. In den „Thesen über Feuerbach", in denen Marx 1845 seine neuen Gedanken zu dem bisherigen Materialismus skizziert, heißt es: „Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus — den Feuerbachschen mit eingerechnet — ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt w i r d ; nicht aber als menschliche sinnliche Tätigkeit, Praxis, nicht subjektiv" (MARX: „Thesen über Feuerbach", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 376, ebenso in M a r x u. Engels „Die Deutsche Ideologie", D V B , S. 593).

Wir haben uns im vorangegangenen Abschnitt darüber zu unterrichten versucht, daß Marx und Engels als Träger der Geschichte den wirklichen t ä t i g e n Menschen erkennen, in dem historischen Prozeß der Menschwerdung den Anteil der Arbeit als bestimmend analysieren und der gesellschaftlichen Tätigkeit der Produktion historisch den entscheidenden Rang zuerkennen. Es ist die gegenständliche Tätigkeit des Menschen, in deren geschichtlicher Analyse der historische Materialismus den bisherigen Materialismus und den bisherigen Idealismus — Feuerbach und Hegel — überwindet. Nur von der Erkenntnis der gegenständlichen Tätigkeit des Menschen, von den Verhältnissen der gegenständlich tätigen Menschen untereinander ausgehend, war es Marx dann möglich an die Rätsel von Ware und Geld wissenschaftlich näher heranzukommen.

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Marx war nicht der erste, der die „Naturgesetzlichkeit" (vgl. S. 62) im Kapitalismus zu analysieren oder zu kritisieren trachtete, aber er ging als erster von einer neuen erfolgversprechenden Position aus. Engels hat die große wissenschaftliche Tat von Marx daher mit Recht in ihren verschiedenen, notwendig aufeinander bezogenen Stufen gerühmt: Als epochemachende Leistung von Marx, die der Bedeutung von Darwins Theorie für die Naturwissenschaften ebenbürtig an der Seite stehe, nennt er die Erkenntnis über die ökonomische Basis der Gesellschaft, die Erkenntnis über den Zusammenhang zwischen den ökonomischen Verhältnissen und den Klassenkämpfen und endlich die Entdeckung des Mehrwerts als Kernfrage der politischen Ökonomie des Kapitalismus (ENGELS: „Vorwort dtsche Ausg. Manifest, Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 19, ferner E N G E L S : „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 19). Lenin urteilt im gleichen Sinne: „Die Lehre vom Mehrwert ist der Grundpfeiler der ökonomischen Theorie von Marx", (LENIN: Ausgew. Werke, Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S . 66).

Vom Mehrwert ausgehend, hat Marx das Verhältnis zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter, das Kapital als gesellschaftliches Produktionsverhältnis, das Gesetz der kapitalistischen Akkumulation, das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate, die Natur der Krisen im Kapitalismus, das Wesen des Profits, des Zinses und der Grundrente erforscht. „Diese beiden großen Entdeckungen: die materialistische Geschichtsauffassung und die Enthüllung des Geheimnisses der kapitalistischen Produktion vermittelst des Mehrwerts, verdanken wir Marx" (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 32).

Um den Mehrwert selbst als eine grundlegende Kategorie zu analysieren, war es notwendig, das Wesen des „Wertes", das ist des Tauschwertes in der Warenproduktion zu bestimmen. Die ersten Theoretiker des Mehrwertes waren die Physiokraten. Sie waren aber noch nicht den Weg vom Allgemeinen zum Speziellen gegangen, sondern hatten bei dem besonderen Phänomen zu untersuchen begonnen: „Den Physiokraten jedoch, wie ihren Gegnern, ist die brennende Streitfrage nicht sowohl, welche Arbeit den Wert, sondern welche den Mehrwert schaffe. Sie behandeln also das Problem in komplizierter Form, bevor sie es in seiner elementarischen Form gelöst hatten..."

Marx bemerkt hierzu: „ . . . wie der geschichtliche Gang aller Wissenschaften durch eine Masse Kreuz- und Querzüge erst zu ihren wirklichen Ausgangspunkten führt. Im Unterschied von andern Baumeistern zeichnet die Wissenschaft nicht nur Luftschlösser, sondern führt einzelne wohnliche Stockwerke des Gebäudes auf, ehe sie seinen Grundstein legt" (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 55).

III. ökonomische Bewegungsgesetze

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Karl Marx hat systematisch das Wesen der Ware, den Tauschwert und endlich den Mehrwert untersucht. Die Arbeit der Jahre 1844 bis 1857 hat sich zuerst in den Vorarbeiten niedergeschlagen, die unter dem Titel „Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie" 56 Jahre nach dem Tode von Marx veröffentlicht worden sind. Diese Vorarbeiten geben eine Vorstellung von der Fülle der Einzelstudien, die Karl Marx als Grundlage für historisch brauchbare Abstraktionen und Synthesen gedient haben. Den Grundrissen seiner Arbeit folgte 1859 die Veröffentlichung der „Kritik der Politischen Ökonomie", die die Analyse von Ware, Wert und Geld in mehr allgemeiner Form zusammenfaßt. Die Untersuchungen über Ware und Tauschwert wurden dann weitergeführt in der Kritik der bisherigen „Theorien über den Mehrwert" (1861—1867). Die Krönung der Arbeiten war Marxens größtes Werk, „Das Kapital". Die systematische Darstellung des Wesens der Ware, des Tauschwertes und des Mehrwertes enthält der erste Band (1865), dessen Bekanntwerden in der Öffentlichkeit Marx selbst noch erlebt hat. Während wir uns im ersten Abschnitt unserer einleitenden Ausführungen auf dem Gebiete des historischen Materialismus befanden, bewegen wir uns jetzt speziell auf dem Gebiete der politischen Ökonomie. Wie sich im ersten Abschnitt zeigte, welche Bedeutung die allgemeine Frage nach dem Zusammenhang von Sein und Bewußtsein für die Aufrollung spezieller Probleme der Alten Geschichte hat, so werden wir jetzt auf die Fragen stoßen müssen, wie die allgemeinen und besonderen Gesetze der ökonomischen Erscheinungen ineinander greifen und den Charakter der Epochen, auch den des „Altertums", bestimmen. Marx hat in seinen großen Werken den geschichtlichen Stoff der ersten Phase der kapitalistischen Produktionsweise verarbeitet und dabei ihre besonderen Entwicklungsgesetze, beginnend mit der Analyse der Ware, behandelt. Aber „Um diese Kritik der bürgerlichen Ökonomie vollständig durchzuführen, genügte nicht die Bekanntschaft mit der kapitalistischen Form der Produktion, des Austauschs und der Verteilung. Die ihr vorhergegangenen oder die noch neben ihr, in weniger entwickelten Ländern bestehenden Formen mußten ebenfalls, wenigstens in den Hauptzügen, untersucht und zur Vergleichung gezogen werden. Eine solche Untersuchung und Vergleichung ist bis jetzt im ganzen und großen nur von Marx angestellt worden, und seinen Forschungen verdanken wir daher auch fast ausschließlich das, was über die vorbürgerliche theoretische Ökonomie bisher festgestellt ist" (vom Verf. hervorgeh.) (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 183).

Für Marx war die politische Ökonomie eine historische Wissenschaft in dem Sinne, in dem Engels schreibt: „Die politische Ökonomie ist somit wesentlich eine historische Wissenschaft. Sie behandelt einen geschichtlichen, das heißt, einen stets wechselnden

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Stoff; sie untersucht zunächst die besonderen Gesetze jeder einzelnen Entwicklungsstufe der Produktion und des Austausches, und w i r d erst am Schluß dieser Untersuchung die wenigen, f ü r Produktion und Austausch überhaupt geltenden, ganz allgemeinen Gesetze aufstellen können. W o b e i es sich jedoch von selbst versteht, daß die f ü r bestimmte Produktionsweisen und Austauschformen gültigen Gesetze auch Gültigkeit haben f ü r alle G e schichtsperioden, denen jene Produktionsweisen und Austauschformen gemeinsam sind. So z. B. tritt mit der Einführung des Metallgeldes eine Reihe von Gesetzen in Wirksamkeit, die f ü r alle Länder und Geschichtsabschnitte gültig bleibt, in denen Metallgeld den Austausch vermittelt" (ENGELS: „Antidühring", D V B , S. 179).

Er hat auf Grund der Erkenntnis über die Bedeutung der materiellen Lebensverhältnisse in der Geschichte ihre besondere Gesetzmäßigkeit unter kapitalistischen Verhältnissen, das Wesen der kapitalistischen Produktionsweise und damit auch das Wesen der kapitalistischen Gesellschaftsformation überhaupt analysiert. Er war aber weit davon entfernt, den fertigen Begriff der kapitalistischen Gesellschaftsformation nun wie eine Käseglocke auch über das Gewimmel von Menschen und Vorgängen in den alten Gesellschaften zu stülpen. Wenn Marx aber auch niemals Erkenntnisse über das Wesen seiner Zeit mechanisch auf das Altertum übertrug, wenn er nicht „modernisierte", so ist er doch, wie jeder Forscher, gezwungen gewesen, vom gegenwärtigen Leben aus Vergangenes zu erforschen. Da Marx in den Lebensverhältnissen seiner Gegenwart ökonomische Bewegungsgesetze aufgedeckt hatte, suchte er solche Bewegungsgesetze auch in der Geschichte der früheren Jahrhunderte und Jahrtausende. Für die moderne Zeit besaß Marx in seiner Analyse ökonomischer Gesetzmäßigkeiten wissenschaftliche Vorgänger. Das Denken der Menschen hatte sich durch die klassische englische Ökonomie schon an die Möglichkeit einer solchen wissenschaftlichen Leistung gewöhnt. Für die früheren Geschichtsepochen gab es diese Art der Vorarbeit nicht; das Problem mußte neu aufgerollt werden. Es ist verständlich, daß sich infolgedessen auch der Widerspruch gegen die Möglichkeit einer Erkenntnis ökonomischer Gesetzmäßigkeiten speziell in bezug auf die alten Gesellschaften erhoben hat und daß er sich dort zu verschanzen versuchte. Es wird mit Rücksicht auf diese Lage in der wissenschaftlichen Entwicklung nicht unnütz sein, wenn wir die Methoden und Voraussetzungen für die Erkenntnis der Vergangenheit von der Position der Gegenwart aus und für die Erkenntnis von Gesetzmäßigkeiten in der Geschichte überhaupt kurz diskutieren. Marx wirft bei seiner Untersuchung selbst die Frage auf, ob es möglich sei, von der Gegenwart her die Vergangenheit wissenschaftlich zu verstehen und beantwortet diese Frage mit „Ja". Er geht noch einen Schritt weiter: es ist von der Gegen-

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wart her möglich, die Vergangenheit besser zu verstehen als sie sich selbst verstanden hat: „Weil der ausgebildete Körper leichter zu studieren ist als die Körperzelle" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 6). „Der klare Uberblick über die ökonomische Geschichte einer gegebenen Periode ist nie gleichzeitig, ist nur nachträglich, nach erfolgter Sammlung und Sichtung des Stoffes, zu gewinnen" (MARX: „Klassenkämpfe", Ausgew. Werke, Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 105). „Das Nachdenken über die Formen des menschlichen Lebens, also auch ihre wissenschaftliche Analyse, schlägt überhaupt einen der wirklichen Entwicklung entgegengesetzten Weg ein. Es beginnt post festum und daher mit den fertigen Resultaten des Entwicklungsprozesses" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 81). Niemand, der eine Geschichte Ägyptens, Griechenlands oder Roms schreibt, zweifelt daran, daß wir die Geschichte der alten Völker heute besser übersehen und verstehen können als die alten Ägypter, Griechen und Römer sie selbst verstanden haben. Andernfalls müßte es unserem Bedürfnis genügen, die Werke der alten Geschichtsschreiber nachzudrucken. Niemand zweifelt aber auch daran, daß es richtige und falsche oder mehr oder weniger richtige moderne Darstellungen der alten Geschichte gibt, andernfalls könnten wir uns auf die Verbreitung eines einzigen Werkes zu jedem besonderen Gegenstand einigen. Mit der Möglichkeit, die Vergangenheit von der Gegenwart her neu zu analysieren, ist zugleich die Möglichkeit (und Wirklichkeit) neuer unvollständiger oder falscher Analysen gegeben. Marx hat sich nicht nur mit der allgemeinen Möglichkeit, Vergangenes wissenschaftlich zu verstehen, sondern auch mit den bedeutenden Fehlerquellen einer Analyse vergangener Perioden grundsätzlich beschäftigt. Er schreibt an Hand eines konkreten Beispiels, bei dem gewisse typische Kurzschlüsse im Denken zutage gekommen waren: „Der gewöhnlichen Anschauung erscheinen diese Verteilungsverhältnisse (Arbeitslohn, Profit, Grundrente, d. Verf.) als Naturverhältnisse, als Verhältnisse, die aus der Natur aller gesellschaftlichen Produktion, aus den Gesetzen der menschlichen Produktion schlechthin entspringen. Es kann zwar nicht geleugnet werden, daß vorkapitalistische Gesellschaften andre Verteilungsweisen zeigen, aber diese werden dann als unentwickelte, unvollkommene und verkleidete, nicht auf ihren reinsten Ausdruck und ihre höchste Gestalt reduzierte, anders gefärbte Weisen jener naturgemäßen Verteilungsverhältnisse gedeutet... Die Identität der verschiedenen Verteilungsweisen kommt also darauf hinaus, daß sie identisch sind, wenn man von ihren Unterscheidungen und spezifischen Formen abstrahiert, nur die Einheit in ihnen, im Gegensatz zu ihrem Unterschied festhält. Weiter gebildetes, mehr kritisches Bewußtsein gibt jedoch den geschichtlich entwickelten Charakter der Verteilungsverhältnisse zu (J. Stuart Mill: „Some Unsettled Questions of Political Economy", London 1844), hält dafür aber um so fester

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an dem sich gleichbleibenden, aus der menschlichen Natur entspringenden, und daher von aller geschichtlichen Entwicklung unabhängigen Charakter der Produktionsverhältnisse selbst. Die wissenschaftliche Analyse der kapitalistischen Produktionsweise beweist dagegen umgekehrt, daß sie eine Produktionsweise von besonderer Art, von spezifischer historischer Bestimmtheit ist; daß sie, wie jede andre bestimmte Produktionsweise, eine gegebene Stufe der gesellschaftlichen Produktivkräfte und ihrer Entwicklungsformen als ihre geschichtliche Bedingung voraussetzt: eine Bedingung, die selbst das geschichtliche Resultat und Produkt eines vorhergegangenen Prozesses ist, und wovon die neue Produktionsweise als von ihrer gegebenen Grundlage ausgeht; daß die dieser spezifischen, historisch bestimmten Produktionsweise entsprechenden Produktionsverhältnisse — Verhältnisse, welche die Menschen in ihrem gesellschaftlichen Lebensprozeß, in der Erzeugung ihres gesellschaftlichen Lebens eingehen — einen spezifischen, historischen und vorübergehenden Charakter haben; und daß endlich die Verteilungsverhältnisse wesentlich identisch mit diesen Produktionsverhältnissen, eine Kehrseite derselben sind, so daß beide denselben historisch vorübergehenden Charakter teilen" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 933/934). Marx kritisiert hier zunächst eine falsche Art und Weise, von der Gegenwart Rückschlüsse auf die Vergangenheit zu ziehen. Ihr Fehler ist logisch begründet in einer falschen Abstraktion, historisch in dem Versuch, die kapitalistische Produktionsweise als absolut und unvergänglich zu setzen. Die falsche Analyse der Gegenwart zieht auch eine falsche Analyse der Vergangenheit nach sich. Anschließend argumentiert Marx, wie eine richtige Analyse der Gegenwart die Voraussetzung für eine richtige Analyse der Vergangenheit sei. Wie nahe Falsches und Richtiges nebeneinander liegen und wie scharf sie geschieden werden müssen, ergibt sich aus dem Vergleich der kapitalistischen und. der marxistischen Position zu der Vergangenheit als einem Unentwickelten. Marx lehnt es ab, die Produktions- und Lebensweise der alten Gesellschaften als einen unentwickelten Kapitalismus zu betrachten. E r betrachtet sie aber sehr wohl als eine vorkapitalistische Entwicklungsstufe in der Geschichte und sagt über die methodische Möglichkeit, ihr Wesen zu erkennen: „Die bürgerliche Gesellschaft ist die entwickeltste und mannigfaltigste historische Organisation der Produktion. Die Kategorien, die ihre Verhältnisse ausdrücken, das Verständnis ihrer Gliederung, gewährt daher zugleich Einsicht in die Gliederung und die Produktionsverhältnisse aller der untergegangenen Gesellschaftsformen, mit deren Trümmern und Elementen sie sich aufgebaut, von denen teils noch unüberwundene Reste sich in ihr fortschleppen, bloße Andeutungen sich zu ausgebildeten Bedeutungen entwickelt haben etc.: Anatomie des Menschen ist ein Schlüssel zur Anatomie des Affen. Die Andeutungen auf Höhres in den untergeordneten Tierarten können dagegen nur verstanden werden, wenn das Höhere selbst schon bekannt ist. Die bürgerliche Ökonomie liefert so den Schlüssel zur antiken etc. Keineswegs aber in der Art der Ökonomen, die alle historischen Unterschiede verwischen und in allen Gesellschaftsformen die bürgerlichen'

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sehen. Man k a n n Tribut, Zehnten etc. verstehen, wenn man die Grundrente kennt. Man muß sie aber nicht identifizieren. Da ferner die bürgerliche Gesellschaft selbst nur eine gegensätzliche Form der Entwicklung, so werden Verhältnisse früherer Formen oft nur ganz verkümmert in ihr anzutreffen sein, oder gar travestiert. Z. B. Gemeindeeigentum. Wenn daher wahr ist, daß die Kategorien der bürgerlichen Ökonomie eine Wahrheit f ü r alle andren Gesellschaftsformen besitzen, so ist das nur cum grano salis in ganz bestimmter Bedeutung zu nehmen. Sie können dieselben entwickelt, verkümmert, karikiert etc. enthalten, immer in wesentlichem Unterschied. Die sogenannte historische Entwicklung beruht überhaupt darauf, daß die letzte Form die vergangnen als Stufen zu sich selbst betrachtet, und, da sie selten, und nur unter ganz bestimmten Bedingungen fähig ist, sich selbst zu kritisieren — es ist hier natürlich nicht von solchen historischen Perioden die Rede, die sich selbst als Verfallszeit vorkommen — sie immer einseitig auffaßt. Die christliche Religion w a r erst fähig, zum objektiven Verständnis der f r ü h e r n Mythologien zu verhelfen, sobald ihre Selbstkritik zu einem gewissen Grad, sozusagen SiSva/iei [der Möglichkeit nach] fertig war. So kam die bürgerliche Ökonomie erst zum Verständnis der feudalen, antiken, Orientalen, sobald die Selbstkritik der bürgerlichen Gesellschaft begonnen. Soweit die bürgerliche Ökonomie nicht mythologisierend sich rein identifiziert mit dem Vergangnen, glich ihre Kritik der frühern [Gesellschaft], namentlich der feudalen, mit der sie noch direkt zu kämpfen hatte, der Kritik, die das Christentum am Heidentum, oder auch der Protestantismus am Katholizismus ausübte" ( M A R X : „Zur Kritik ...", DVB, S. 262/263). Sowohl die richtige als auch die falsche Analyse der Vergangenheit v o n dem Erkenntnis-Stande der Gegenwart aus betrachtet die V e r gangenheit als etwas „Unentwickeltes". Der Widerspruch des Richtigen g e g e n das Falsche kann daher nur in einer richtigen oder falschen A u f fassung .der „Entwicklung" bzw. des „Unentwickelten" selbst liegen. Das ist auch tatsächlich der Fall. Die Anschauung, der Marx den Vorwurf macht, v o n der Wirklichkeit abzuirren, sieht die Entwicklung geradlinig zu e i n e m Höhepunkt, nämlich z u der entfalteten kapitalistischen Produktionsweise, gehen, die zugleich der Schlußpunkt der Geschichte sein soll. Marx und Engels erkennen dagegen die Entwicklung als einen dialektischen Prozeß, dessen Einheit die Widersprüche umfaßt, und der niemals zu einem Schlußpunkt kommt: das einzig Absolute ist der revolutionäre Charakter der Geschichte und der der geschichtlichen Realität entsprechenden Anschauung. „Vor ihr (dieser Anschauung, d. Verf.) besteht nichts Endgültiges . . . nichts besteht vor ihr als der ununterbrochene Prozeß des Werdens und Vergehens, des Aufsteigens . . . vom Niedern zum Höhern, dessen bloße Widerspiegelung im denkenden Hirn sie selbst ist. Sie hat allerdings auch eine konservative Seite: sie erkennt die Berechtigung bestimmter Erkenntnis- und Gesellschaftsstufen f ü r deren Zeit und Umstände an; aber auch nur so weit. Der Konservatismus dieser Anschauungsweise ist r e l a t i v . . . " (ENGELS: „Ludwig Feuerbach", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 337/338).

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Mit diesen Worten schildert Friedrich Engels nicht die Hegeischen Auffassungen selbst, aber die Konsequenzen ihrer Methode, der dialektischen Methode, die Marx und Engels übernommen und in Verbindung mit der materialistischen Weltanschauung weiter entwickelt haben. Mit Hilfe dieser Methode wird das eigene historische Gesetz einer jeden Periode begriffen und sie wird zugleich eingeschlossen als ein Schritt in den ganzen Gang der Geschichte der menschlichen Gesellschaft. Lenin urteilt über die Bedeutung der dialektischen Methode und ihre zentrale Stellung in der Arbeit von Marx und Engels: „Wenn man versuchen will, mit einem Wort zu bestimmen, was sozusagen den Brennpunkt des ganzen Briefwechsels ausmacht, jenen zentralen Punkt, zu dem das ganze Netz der geäußerten und besprochenen Ideen führt, so wird dieses Wort die Dialektik sein. Die Anwendung der materialistischen Dialektik zur Umarbeitung der gesamten politischen Ökonomie von Grund auf, ihre Anwendung auf die Geschichte, auf die Naturwissenschaften, die Philosophie, die Politik und Taktik der Arbeiterklasse — das ist es, was Marx und Engels vor allem interessiert, das ist das Wesentliche und Neueste, was sie bringen, und das ist die geniale Leistung, die sie für die Weiterentwicklung des revolutionären Denkens vollbracht haben" ( L E N I N : „Briefwechsel Marx-Engels", in: Briefwechsel, DVB, Bd. 1, S. XI). Da die Entwicklung weitergeht, kann diese Methode nicht wieder zu einem fertigen philosophischen System führen, sondern nur der Lotse des Forschers bleiben. Das Verhältnis von Philosophie und Geschichte, die Geschichtsphilosophie, hat sich grundlegend gewandelt, darüber waren sich Marx und Engels schon 1845 durchaus klar. „Die selbständige Philosophie verliert mit der Darstellung der Wirklichkeit ihr Existenzmedium. An ihre Stelle kann höchstens eine Zusammenfassung der allgemeinsten Resultate treten, die sich aus der Betrachtung der historischen Entwicklung der Menschen abstrahieren lassen. Diese Abstraktionen haben für sich, getrennt von der wirklichen Geschichte, durchaus keinen Wert. Sie können nur dazu dienen, die Ordnung des geschichtlichen Materials zu erleichtern, die Reihenfolge seiner einzelnen Schichten anzudeuten. Sie geben aber keineswegs, wie die Philosophie, ein Rezept oder Schema, wonach die geschichtlichen Epochen zurechtgestutzt werden können. Die Schwierigkeit beginnt im Gegenteil erst da, wo man sich an die Betrachtung und Ordnung des Materials, sei es einer vergangenen Epoche oder der Gegenwart, an die wirkliche Darstellung gibt" (MARX U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 23/24). In der „Dialektik der Natur" wiederholt Engels diese Erkenntnis: „Es ist also die Geschichte der Natur wie die der menschlichen Gesellschaft, aus der die Gesetze der Dialektik abstrahiert werden. Sie sind eben nichts andres als die allgemeinsten Gesetze dieser beiden Phasen der geschichtlichen Entwicklung, sowie des Denkens selbst" (ENGELS: „Dialektik der Natur", DVB, S. 53).

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Als Grundzüge der dialektischen Methode nennt J . W. Stalin die Erkenntnis der Natur als eines zusammenhängenden Ganzen, als einer unaufhörlichen Bewegung, Veränderung, Erneuerung und Entwicklung, in der quantitative Veränderungen sprunghaft zu qualitativen Veränderungen übergehen, und zwar nicht zufällig, sondern gesetzmäßig, und die Erkenntnis der Widersprüche in den Erscheinungen, des Kampfes der Gegensätze zwischen Ablebendem und sich Entwickelndem, die den inneren Gehalt des Entwicklungsprozesses bilden ( S T A L I N : „Dialekt, und histor. Materialismus", S. 1 2 7 — 1 3 1 ) . Stalins Zusammenfassung ist nach Engels (a. a. O.) zu ergänzen durch das Gesetz von dem möglichen Umschlag der Qualität in die Quantität und das Gesetz „von der Negation der Negation". Solche Gesetze können der Natur und der Geschichte jedoch nicht „aufoktroyiert", sie müssen aus ihnen abgeleitet werden, sonst entsteht, wie bei Hegel, eine „gezwungene und oft haarsträubende Konstruktion: Die Welt, sie mag wollen oder nicht, soll sich nach einem Gedankensystem einrichten..." (ENGELS: a.a.O., S. 53/54).

Man hat versucht, Marx nachzuweisen, daß er der Fülle der Tatsachen doch ein Korsett anlege, daß er von dialektischen Begriffen, wie z. B. der „Negation der Negation" ausgehe, um die Wirklichkeit in diese Begriffe zu zwängen. Engels weist demgegenüber nach, wie die Menschen lange dialektisch gedacht haben, ehe sie wußten, was Dialektik war „ebenso wie sie schon Prosa sprachen, lange bevor der Ausdruck Prosa bestand" (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 175). Auch Rousseau Begriff den Widerspruch in der Entwicklung, der mit der Differenzierung der Entwicklung von Anfang an verbunden war; jeder Fortschritt in der Zivilisation wurde zugleich ein Rückschritt (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 1 7 0 — 1 7 2 ) . Als ein Beispiel notiert Engels die Entwicklung der antiken Philosophie: „Die antike Philosophie war ursprünglicher, naturwüchsiger Materialismus. Als solcher war sie unfähig, mit dem Verhältnis des Denkens zur Materie ins reine zu kommen. Die Notwendigkeit aber, hierüber klarzuwerden, führte zur Lehre von einer vom Körper trennbaren Seele, dann zu der Behauptung der Unsterblichkeit dieser Seele, endlich zum Monotheismus. Der alte Materialismus wurde also negiert durch den Idealismus. Aber in der weiteren Entwicklung der Philosophie Wurde auch der Idealismus unhaltbar und negiert durch den modernen Materialismus. Dieser, die Negation der Negation, ist nicht die bloße Wiedereinsetzung des alten, sondern fügt zu den bleibenden Grundlagen desselben noch den ganzen Gedankeninhalt einer zweitausendjährigen Entwicklung der Philosophie und Naturwissenschaft, sowie dieser zweitausendjährigen Geschichte selbst. Es ist überhaupt keine Philosophie mehr, sondern eine einfache Weltanschauung, die sich nicht in einer aparten Wissenschaftswissenschaft, sondern in den wirklichen Wissenschaften zu bewähren und zu betätigen hat. Die Philosophie ist hier also 4

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.aufgehoben', das heißt, .sowohl überwunden als aufbewahrt'; überwunden, ihrer Form, aufbewahrt, ihrem wirklichen Inhalt nach. Wo Herr Dühring nur ,Wortspielerei' sieht, findet sich also, bei genauerem Zusehn, ein w i r k licher Inhalt, (ENGELS „Antidühring", DVB, S. 169/170).

Es ist allerdings auch möglich, die dialektische Methode falsch anzuwenden und Marx ironisiert die „Synthese der Sklaverei und der Freiheit", die den Widerspruch aufheben soll: „Was soll nun der gute Herr Proudhon nach diesen Reflexionen über die Sklaverei anfangen? Er sucht die Synthese der Freiheit und der Sklaverei, den wahren goldenen Mittelweg (juste milieu), mit anderen Worten: das Gleichgewicht zwischen Sklaverei und Freiheit" (MARX: Brief an Annenkow in „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 14).

Ebenso zerpflückt Marx die Auffassung des historischen Widerspruchs als des Gegensatzes einer „guten" und einer „schlechten" Seite: „Jedes ökonomische Verhältnis hat eine gute und eine schlechte Seite, das ist der einzige Punkt, in dem Herr Proudhon sich nicht selbst ins Gesicht schlägt. Die gute Seite sieht er von den Ökonomen hervorgehoben. Die schlechte von den Sozialisten angeklagt. Er entlehnt den Ökonomen die Notwendigkeit der ewigen Verhältnisse; er entlehnt den Sozialisten die Illusion, in dem Elend nur das Elend zu erblicken (statt darin die revolutionäre, zerstörende Seite zu erblicken, welche die alte Gesellschaft u m stürzen wird)" (MARX: Brief an J. B. Schweitzer, in „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 43).

Aber die „schlechte" Seite eben ist es in der in Klassen gespaltenen Gesellschaft, die den Kampf der Gegensätze und die fortschreitende Entwicklung hervorruft: „Auch die feudale Produktion hatte zwei antagonistische Elemente, die man gleichfalls als gute und schlechte Seite des Feudalismus bezeichnet, ohne zu berücksichtigen, daß es stets die schlechte Seite ist, welche schließlich den Sieg über die gute Seite davonträgt. Die schlechte Seite ist es, welche die Bewegung ins Leben ruft, welche die Geschichte macht, dadurch, d a ß sie den Kampf zeitigt" (MARX: „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 142).

Wer die „schlechte Seite" ausstreichen wollte, hätte „sich das absurde Problem gestellt, die Geschichte auszustreichen" (MARX: „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 142). Die dialektische Methode kann nicht als die Entgegensetzung von „Gut und Schlecht" und nicht als die Wahl des Mittelwegs mit Hilfe der Synthese verstanden werden, sondern allein in dem Sinne, in dem sie auch Lenin und Stalin definierten: als die Erfassung der „Einheit von Gegensätzen", der „Widersprüche im Wesen der Gegenstände selbst" (LENIN: „Nachlaß", DVB, S. 286 u. 188), des Widerspruchs in der fortschreitenden Entwicklung (STALIN: „Dialekt, und histor. Materialismus", S. 131).

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Die dialektische Methode ist untrennbar verbunden mit jeder Erkenntnis des wissenschaftlichen Sozialismus. Das Verhältnis von Mensch und übriger Natur, von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen, von Produktionsverhältnissen, Politik und Kunst, von Möglichkeit und Wirklichkeit, von Allgemeinem und Besonderem, von Gegenwart und Vergangenheit wird dialektisch erfaßt. Wenn die bei der Analyse des Kapitalismus in Theorie und revolutionärer Praxis bewährte dialektische Methode auch bei der Erforschung der Geschichte der alten Gesellschaften fruchtbar angewandt werden soll, so ist das keinesfalls im Wege einer schematischen Übertragung von Denkergebnissen möglich. Vielmehr muß die dialektische Methode auf die Alte Geschichte in der gleichen Weise angewendet werden, in der sie der Untersuchung der kapitalistischen Verhältnisse diente, nämlich Schritt für Schritt, wenn auch selbstverständlich unter Ausnutzung der bereits errungenen wissenschaftlichen Ergebnisse. Der Forscher, der sich der dialektischen Methode des historischen Materialismus bedient, beginnt seine Arbeit — wie jeder ernsthafte Vertreter der Geschichtswissenschaft — mit dem Studium der konkreten Erscheinungen des Geschichtsablaufs. „Darüber sind wir uns alle einig", stellen wir auch heute mit Friedrich Engels fest, „daß auf jedem wissenschaftlichen Gebiet in Natur wie Geschichte von den gegebenen Tatsachen auszugehen ist" (ENGELS: „Dialektik der Natur", DVB, S. 37). Engels formuliert die Notwendigkeit der Erforschung der Fülle der einzelnen konkreten Tatsachen noch ausführlicher: „Die Entwicklung der materialistischen Auffassung auch nur an einem einzigen historischen Exempel war eine wissenschaftliche Arbeit, die jahrelange ruhige Studien erfordert hätte, denn es liegt auf der Hand, daß hier mit der bloßen Phrase nichts zu machen ist, daß nur massenhaftes, kritisch gesichtetes, vollständig bewältigtes historisches Material zur Lösung einer solchen Aufgabe befähigen kann" (ENGELS über Karl Marx, „Zur Kritik der Politischen Ökonomie", in M A R X : „Zur K r i t i k . . . " , DVB, S. 213).

Die Feststellung der einzelnen historischen Erscheinungen ist also stets der Ausgangspunkt. Marx beginnt seine Analyse der kapitalistischen Produktionsverhältnisse mit der Untersuchung der Ware als der „Zellenform" des Kapitalismus und eben dieser Beginn mit der einfachsten, gewöhnlichsten, massenhaftesten konkreten Erscheinung in einer Epoche entspricht der dialektischen Methode (LENIN: „Nachlaß", DVB, S. 287). Nicht durch den Vergleich von Ideen mit Tatsachen, sondern in dem Vergleich einer konkreten Tatsache mit einer anderen Tatsache fängt die Forschung an (vgl. hierzu MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 16). 4»

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Die kritische Methode, die sich in diesem Verfahren entwickelt, bejaht Marx schon in den Vorarbeiten zu seiner Dissertation in dem Abschnitt über „Die Aufgaben der philosophischen Geschichtsschreibung": „Am wenigsten darf bei einer Philosophie auf Autorität und guten Glauben angenommen werden, daß sie eine Philosophie sei, sei auch die Autorität ein Volk und der Glaube der von Jahrhunderten. Der Beweis kann aber nur durch die Exposition ihres Wesens geliefert werden; (diese beiden trennt)') ja jeder, der Geschichte der Philosophie schreibt, Wesentliches und Unwesentliches . . . " ( M A R X : „Dissertation", Gesamtausg., erste Abteilung, Bd. 1, erster Halbband, S. 143/144).

Marx macht auch schon in seiner Dissertation auf eine Fehlerquelle der Tatsachenforschung aufmerksam, die der Voreingenommenheit, der objektiven, aus den Verhältnissen entspringenden Begrenzung oder der subjektiven Unfähigkeit des Forschers entspringen kann. Das „Unverstandene" wird einfach ausgelassen. Das ist ein unwissenschaftliches Verfahren. „Spinoza sagt, die Ignoranz sei kein Argument. Wollte jeder die Stellen in den Alten, die er nicht versteht, ausstreichen, wie bald hätte man tabula rasa!" ( M A R X : „Dissertation", Gesamtausg. 1. Abtig., Bd. 1, erster Halbband, S. 32).

Aber die Materialien allein, die Fülle der konkreten Tatsachen, deren Kenntnis dem Forscher heute schon zur Verfügung steht und deren Zahl sich immer mehr vergrößert, das „bunteste Schauspiel", wie Hegel es genannt hat (S. 9) oder die „toten Fakten" MARX und ENGELS: „Die deutsche Ideologie", DVB, S. 23) können uns mit Doktor Faustus (S. 10) zur Verzweiflung treiben, wenn es uns nicht gelingt, ihre notwendige Ordnung, ihr Wesen einzusehen. Die Aufgabe der Wissenschaft ist es daher, den „inneren Zusammenhang" der vielfältigen Erscheinungen Zu erkennen, die „sichtbare, bloß erscheinende Bewegung auf die innere wirkliche Bewegung zu reduzieren" (MARX an Engels, Briefwechsel, DVB, Bd. 3, S. 481, Brief 1030, vom 27. Juni 1867 und MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 344). Der Begriff der „Wirklichkeit" bleibt bei Marx nicht an der äußeren konkreten Erscheinung allein hängen; der Forscher geht von der Wirklichkeit des Einzelnen aus, um die tiefere Wirklichkeit der Zusammenhänge einzusehen (vgl. S. 13, 43 u. 53—70). Alle Wissenschaft wäre überflüssig — und eine bloße Sammeltätigkeit würde genügen —, „wenn die Erscheinungsform und das Wesen der Dinge unmittelbar zusammenfielen" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S.870). Aber alle Wissenschaft wäre auch totgeboren, wenn die konkrete Erscheinung das Wesen der Dinge nicht tatsächlich enthielte. Führt das l

) Zweifelhafter Text.

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„Wesen" eine gesonderte Existenz außerhalb der Erscheinung, so entzieht es sich der historischen Forschung. Wir stoßen hier auf eine Grundfrage der Erkenntnistheorie. Es ist nicht zu leugnen, daß die Möglichkeit der wissenschaftlichen Geschichtsforschung erkenntnistheoretische Voraussetzungen hat. „ . . . die Erkenntnis enthüllt... in den unmittelbaren Erscheinungen das Wesen... dies ist wirklich der allgemeine Gang aller Wissenschaft überhaupt" (LENIN: „Nachlaß", DVB, S. 247). Enthält die Erscheinung nicht das Wesen, so wird die wissenschaftliche Erkenntnis unmöglich. Erscheinung und Wesen fallen nach der Erkenntnistheorie des wissenschaftlichen Sozialismus nicht zusammen, aber sie sind beide „wirklich" (vgl. S. 52) und in der Realität miteinander als Entgegengesetztes zu einer dialektischen Einheit unlösbar verbunden. Lenin gebraucht das Bild des Flusses: „ . . . der Schaum oben und die tiefen Strömungen unten. Aber auch der Schaum ist ein Ausdruck des Wesens!" (LENIN: „Nachlaß", DVB, S. 44). „Die Erscheinung ist die .Manifestation des Wesens' ", (LENIN: „Nachlaß", DVB, S. 92).

Da die konkrete Erscheinung das Wesen enthält, wenn das Allgemeine und das Besondere in der Realität dialektisch verbunden sind, hat die Erkenntnis die Möglichkeit „von der Erscheinung zum Wesen und vom Wesen zum tieferen Wesen" vorzudringen (LENIN: „Nachlaß", DVB, S. 145). Die letzte Schlußfolgerung dieser Gedankenreihe lautet: „Die Welt ist erkennbar" (STALIN: „Dialekt, und histor. Materialismus", S. 136). Tatsächlich arbeitet die Geschichtswissenschaft seit ihrem Entstehen unentwegt und notwendig mit dieser Prämisse, sie würde sich sonst selbst aufheben. Der Unterschied der Auffassungen besteht nur darin, ob es außer dem erkennbaren Wesentlichen auch Wesentliches gibt, das in den Erscheinungen nicht enthalten und von der Forschung daher auch nicht mehr erkennbar sei. Es ist eine Tatsache, daß das tiefere Wesen der Dinge, das eine höhere Abstraktion voraussetzt, Jahrhunderte und Jahrtausende hindurch von der Forschung noch nicht entschleiert werden konnte. Von allen anderen Hemmungen abgesehen, fehlte einfach noch das Erfahrungsmaterial des fortschreitenden Geschichtsablaufs. Dadurch wurde die Auffassung gestützt, daß es in der Geschichte über bereits erkannte notwendige Zusammenhänge hinaus noch „unerkennbare" Zusammenhänge, ein unerforschliches Schicksal gebe. Je weiter die Geschichte vorangeht und je weiter die menschliche Erkenntnis sich dementsprechend entwickelt, desto mehr wird auch in der Geschichtswissenschaft der Bereich des noch Unerforschten und auf bestimmten Entwicklungsstufen praktisch Unerforschlichen eingeengt, der Bereich des Erforschten erweitert. Wir

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haben hier den gleichen Prozeß vor uns wie in der Naturwissenschaft. Wenn der wesensgleiche Prozeß in der Geschichtswissenschaft langsamere Fortschritte gemacht hat, so liegt das allerdings nicht nur an den größeren Schwierigkeiten im Gegenstande selbst, der die höchst entwickelten, kompliziertesten Formen des Lebens umfaßt; es liegt nicht nur an der Unmöglichkeit, wissenschaftliche Experimente zu machen und auch nicht einzig und allein an der höchst eigenartigen Situation aller Gesellschaftswissenschaft, die dadurch charakterisiert wird, daß der Mensch nicht anderes, sondern sich selbst erkennen muß. Die Selbsterkenntnis der menschlichen Gesellschaft ist Jahrtausende hindurch gehemmt worden durch ein Interesse, das sich nicht auf die Wahrheit richtete. Marx hat in seinen Forschungen diesen Widerstand zu spüren bekommen: „Auf dem Gebiet der politischen Ökonomie begegnet die freie wissenschaftliche Forschung nicht nur denselben Feinden wie auf allen anderen Gebieten. Die eigentümliche Natur des Stoffes, den sie behandelt, ruft wider sie die heftigsten, kleinlichsten und gehäßigsten Leidenschaften der menschlichen Brust, die Furien des Privatinteresses auf den Kampfplatz" (MARX: „Das Kapital", D V B , Bd. 1, S. 8).

Ist das Wesen der Dinge in ihrer Erscheinung enthalten, so kann und muß der Forscher aus den einzelnen Tatsachen das Wesentliche herausschälen, er muß die einzelnen konkreten Erscheinungen analysieren, auseinanderlegen, das Vergleichbare dieser mit anderen Erscheinungen herausfinden. Die richtige Analyse des Einzelnen ist also der Beginn der wissenschaftlichen Arbeit. Bei diesem Erkenntnisweg von der Erscheinung zu dem ihr innewohnenden Wesen befinden wir uns auf dem Wege vom Konkreten zum Abstrakten, vom sinnlich Wahrnehmbaren zum sinnlich nicht mehr Wahrnehmbaren. Die avTÓQxeia xai avrovo/iia, die Freiheit und die Selbstbestimmung der hellenischen Polis, die zu ihrem Wesen gehören, manifestieren sich in zahlreichen konkreten Vorgängen, aber als solche sind sie nicht wahrnehmbar, sondern eine historisch notwendige und brauchbare Abstraktion. Bei der Analyse historischer Erscheinungen gilt allgemein, was Marx für die „ökonomischen Formen" sagt: es können dazu „weder das Mikroskop dienen noch chemische Reagentien. Die Abstraktionskraft muß beides ersetzen" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 6 ) . Die Abstraktion ist somit unentbehrliches Mittel jeder Erkenntnis, die über das unmittelbare einzelne Faktum hinausgeht. Da die Abstraktion nirgends vermieden werden kann, wo Zusammenhänge überhaupt festgestellt werden sollen, wirken sich die mit der Abstraktion gegebenen Fehlerquellen um so verwirrender auf das gesamte Geschichtsbild aus. Die Fehler im Denkprozeß der Abstraktion haben im Lebens-

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prozeß Wurzeln, die nur durch die fortschreitende Veränderung des Lebensprozesses selbst beseitigt werden können. Der verbreitetste logische Fehler liegt darin, daß ein Abstraktum, ein Allgemeines, Wesentliches, zu Unrecht absolut gesetzt wird, und zwar in einem doppelten Sinne: 1. es wird ein nur mehreren Erscheinungen Gemeinsames als Allgemein-Gültiges angesehen oder 2. der Forscher verharrt bei der Abstraktion, setzt sie absolut gegen die konkrete Erscheinung und gerät so aus der Wirklichkeit in eine Geister- und Gespensterwelt. Der erste Fehler kann historisch verschieden begründet sein. Er ist praktisch unvermeidlich, wenn dem Forscher im Gang der Geschichte das nötige Vergleichsmaterial noch fehlt. Ein Philosoph oder Geschichtsschreiber in Griechenland oder Rom konnte sich unmöglich derjenigen zutreffenden Abstraktionen bedienen, die aus der Analyse und dem Vergleich historischer Erscheinungen seiner Zeit und der modernen kapitalistischen oder der sozialistischen Verhältnisse abgezogen werden. — Oder dem Forscher fehlt auf Grund seiner Klassengebundenheit der Wille und die Fähigkeit, das Vorübergehende einer bestimmten Gruppe von Erscheinungen zu begreifen; er sieht ihr Wesen absolut, weil er sie als Unvergängliches glauben will. „In diesem Vergessen (der Verschiedenheiten, d. Verf.) liegt z. B. die ganze Weisheit der modernen Ökonomen, die die Ewigkeit und Harmonie der bestehenden Verhältnisse beweisen" (MARX: „Zur Kritik ...", DVB, S. 238).

Der zweite Fehler ist der Fehler des Idealismus schlechthin. Auch der Idealismus, der in der Untergangszeit der Antike entstanden ist (ENGELS: „Menschwerdung des Affen", DVB, S. 14 u. 17) war notwendig, hatte eine objektive Funktion in der Geschichte, aber diese Funktion ist durch den dialektischen Materialismus überwunden (S. 49/50). Der Weg, der zur Wahrheit weiter führen kann, ist der Weg vom Konkreten zum Abstrakten und vom Abstrakten wieder zurück zum Konkreten, von der noch chaotischen konkreten Vorstellung über das Abstrakte, sinnlich nicht Wahrnehmbare weiter und zugleich zurück zum Konkreten, das jetzt aber nicht mehr chaotisch, sondern als Einheit des Mannigfaltigen vorgestellt wird (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 256/ 257). Das Stehenbleiben bei der Abstraktion führt nur zu Gemeinplätzen und „Plattheiten" (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 107). Marx bemerkt zu diesem Punkt: „Es gibt allen Produktionsstufen gemeinsame Bestimmungen, die vom Denken als allgemeine fixiert werden; aber die sogenannten allgemeinen

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Bedingungen aller Produktion sind nichts als diese abstrakten Momente, mit denen keine wirkliche geschichtliche Produktionsstufe begriffen ist" ( M A R X : „Zur Kritik ...", DVB, S. 242). Es gibt also eine richtige u n d eine falsche Anwendung von Abstraktionen, wie es eine richtige und eine falsche A n w e n d u n g der dialektischen Methode gibt. Als falsche Abstraktion erklärt Marx z. B. den Begriff der „Nation" sofern sie als ein „bloß f ü r die nationalen B e d ü r f nisse arbeitender Gesamtkörper" im Kapitalismus a u f g e f a ß t wird (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 907), einen bestimmten Begriff der „Verteilungsverhältnisse als Naturverhältnisse (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 933). Auch eine richtige Abstraktion verliert, f ü r sich genommen, ihren spezifischen Erkenntniswert. Das gilt uneingeschränkt selbst f ü r richtige und notwendige Abstraktionen wie Arbeit und Klassenspaltung (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 107). Marx weist bei Gelegenheit auf den durchaus abstrakten Charakter des Begriffs „Bevölkerung" hin, der nichts historisch Präzises aussagt, ehe nicht die Klassenverhältnisse dieser „Bevölkerung" untersucht sind (MARX: „Zur K r i t i k . . . " , DVB, S. 256/257). An dem Beispiele des Begriffes „Arbeit" erläutert Marx, wie eine richtige Abstraktion aus dem Denken in der Praxis entsteht (MARX: „Zur K r i t i k . . . " , DVB, S.260 bis 262). Zugleich erleben wir an diesem Begriff die m e h r f a c h e n Möglichkeiten und Bedeutungen der Abstraktion. „Arbeit", in ihrem allgemeinen Sinn genommen als die Erzeugung von Gebrauchswerten, ist konkret ihrer Qualität nach, abstrakt durch das Abstreifen jeglicher besonderer historischer Verhältnisse, unter denen sie geleistet wird. Bleiben wir bei diesem Begriffe stehen, so wird er ein „Gespenst" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 868). Die Tauschwert setzende „Arbeit" dagegen ist „abstrakte Arbeit" — t e r m i n u s technicus! — in einem spezifischen historischen Sinne. Sie e n t b e h r t jeglicher Qualität, wird n u r nach der Quantität bemessen, ist aber gebunden an die bestimmten gesellschaftlichen Verhältnisse der Warenproduktion. Arbeit als Abstraktum, stoffliche Arbeit in ihrer Allgemeinheit ist Erscheinung und Kategorie aller Epochen der Geschichte, „abstrakte Arbeit" ist eine Kategorie der Warenproduktion und n u r einigen Epochen eigen. In unserer Belegstelle (S. 46), in der Marx über das Verständnis u n entwickelter Verhältnisse aus den entwickelten spricht, e r w ä h n t er in diesem Zusammenhang auch den Unterschied von „Verstehen" und „Identifizieren". Das Verständnis der Vergangenheit aus der Gegenwart ist dialektisch, die Identifizierung mechanisch. Das Verständnis erfordert die richtige Abstraktion, die Identifizierung beruht auf der falschen. Die Aussagen in der angegebenen Belegstelle beziehen sich auf

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ökonomische Erscheinungen und die ihnen entsprechenden Kategorien in verschiedenen historischen Epochen. Die Kategorien sind Abstraktionen aus geschichtlichen ökonomischen Erscheinungen; sie bezeichnen das allgemeine Wesen dieser Erscheinungen. Die Kategorien können daher auch nur auf eben diese Erscheinungen angewandt werden; gehören die Erscheinungen ausschließlich der Vergangenheit an, sind auch die ihnen entsprechenden Kategorien nur noch auf die Vergangenheit anwendbar. Das hat Marx schon früh — 1846 — erkannt: „Die Kategorien sind also genausowenig ewig wie die Verhältnisse, deren Ausdruck sie sind. Sie sind historische und vorübergehende Produkte" ( M A R X an Annenkow, in „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 15).

Die genaue Bezeichnung der ökonomischen Kategorien, die auf die Vergangenheit anwendbar sind, ist noch nicht in allen Fällen gefunden, wie sich bei unserer Untersuchung im Einzelnen herausstellen wird. Es tritt aber der Fall ein, daß bestimmte ökonomische Erscheinungen einer Produktionsweise sich in einer anderen wiederholen „entwickelt, verkümmert, karikiert usw immer in wesentlichem Unterschied" (vgl. S. 47). Dann wird die gleiche Bezeichnung nicht vermeidbar sein, aber der Unterschied ist durch entsprechende Zusätze zu erläutern. Wir ziehen das Beispiel der Sklaverei heran. Der Begriff der Sklaverei wird angewandt 1. auf die Arbeit unter ökonomischem Zwang überhaupt, und in diesem Sinn ist die Rede von „Lohnsklaverei", Sklaverei des Proletariats, 2. auf die Arbeit unter ökonomischem Zwang und direkter körperlicher Gewalt im Altertum, die in sich wieder vielfältig unterschiedene Formen hatte, 3. auf die Arbeit unter ökonomischem Zwang und direkter körperlicher Gewalt in den Anfängen des Kapitalismus (Negersklaverei, überhaupt Kolonialsklaverei, und Kindersklaverei). Offenbar sind es ökonomisch ungleiche Tatbestände, die hier von der gleichen Bezeichnung getroffen werden. Es ist daher in jedem Falle notwendig, zu dem Abstraktum „Sklaverei" schlechthin jeweils den genauen Ort und die genaue Zeit zu bezeichnen, wenn wir nicht mit einem „Gespenst" (S. 56) einhergehen wollen. Mit der Frage der Erforschung einzelner konkreter Erscheinungen und der Abstraktion hieraus steht in engem Zusammenhange die Frage der Induktion und Deduktion. Obwohl die Feststellung der konkreten Vorgänge immer der Ausgangspunkt der Forschung bleibt, ist sie nicht der ausschließliche Weg der Erkenntnis. Induktion und Deduktion

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ergänzen sich. Von Irrtümern sind beide nicht ausgeschlossen (ENGELS: „Dialektik der Natur", DVB, S. 241). Zu der Erforschung der konkreten Erscheinungen, der Analyse und der Abstraktion tritt die Synthese als die vierte Stufe, auf der Marx die historische Wahrheit über die kapitalistischen Verhältnisse erkundet hat. Wenn Marx schon in den „Berliner Excerpten" die Aristotelische Auffassung über „die [falsche d. Verf.] Synthese als Grund alles Irrtums" zitiert (MARX: „Excerpte", Gesamtausg., erste Abteilung, Bd. 1,

erster Halbband, S. 107), so kann dementsprechend die richtige Synthese als die Quelle aller Erkenntnis bezeichnet werden. Das dialektische Denken bedient sich der Erforschung der konkreten Erscheinungen, der Analyse, des Vergleichs, der Abstraktion und der Synthese: keiner dieser Wege zur Erkenntnis der Realität kann entbehrt werden. Die Synthese aber ist es, die die Denkarbeit krönt und den richtigen Zusammenhang, das Notwendige entschleiert. Nur durch die Synthese, durch die Verbindung der einzelnen Erscheinungen im Begriff, kann die Geschichte als Prozeß begriffen werden. „Der große Grundgedanke, daß die Welt nicht als ein Komplex von fertigen Dingen zu fassen ist, sondern als ein Komplex von Prozessen, worin die scheinbar stabilen Dinge, nicht minder wie ihre Gedankenabbilder in unserm Kopf, die Begriffe, eine ununterbrochene Veränderung des Werdens und Vergehens durchmachen, in der bei aller scheinbaren Zufälligkeit und trotz aller momentanen Rückläuflgkeit schließlich eine fortschreitende Entwicklung sich durchsetzt — dieser große Grundgedanke ist, namentlich seit Hegel, so sehr in das gewöhnliche Bewußtsein übergegangen, daß er in dieser Allgemeinheit wohl kaum noch Widerspruch findet. Aber ihn in der Phrase anerkennen und ihn in der Wirklichkeit im einzelnen auf jedem zur Untersuchung kommenden Gebiet durchführen, ist zweierlei..." „Hier galt es also, ganz wie auf dem Gebiet der Natur, diese gemachten künstlichen Zusammenhänge zu beseitigen durch die Auffindung der wirklichen; eine Aufgabe, die schließlich darauf hinausläuft, die allgemeinen Bewegungsgesetze zu entdecken, die sich in der Geschichte der menschlichen Gesellschaft als herrschende durchsetzen" (ENGELS: „Ludwig Feuerbach", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 361 u. 364).

Was der „richtige" Zusammenhang, die zutreffende Synthese ist, kann allein durch die Übereinstimmung mit der Realität endgültig erwiesen werden: „Zweitens kann das Denken, ohne Böcke zu schießen, nur diejenigen Bewußtseinselemente zu einer Einheit zusammenfassen, in denen oder in deren realen Urbildern diese Einheit schon vorher bestanden. Wenn ich eine Schuhbürste unter die Einheit Säugetier zusammenfasse, so bekommt sie damit noch lange keine Milchdrüsen" (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 4 9 ) .

Die Erforschung der konkreten Erscheinungen sammelt alles, auch das Zufällige. Analyse, Abstraktion und Synthese, vereint in der

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Dialektik des Denkens, dringen zu dem Wesentlichen, zu dem Zusammenhang der einzelnen Erscheinungen, endlich zu den allgemeinsten Zusammenhängen, den Bewegungsgesetzen der Geschichte vor. Das dialektische Verhältnis von Erscheinung und Wesen, in dem zugleich das dialektische Verhältnis von Besonderem und Allgemeinem und von Zufälligem und Notwendigem enthalten ist, ist eine Realität, die sich in der Einzelerforschung des konkreten Vorgangs und der Erkenntnis der Zusammenhänge widerspiegelt. Die unterschiedenen und doch untrennbaren Methoden entsprechen den verschiedenen Seiten der Realität. Das dialektische Verhältnis von Zufall und Notwendigkeit in der Geschichte behandelt Engels in seiner Schrift über „Ludwig Feuerbach und der Ausgang der Klassischen Deutschen Philosophie" — 1888 — und zwei Jahre später fast gleichlautend in seinem Briefe an Bloch vom 21./22. September 1890 (S. 27). Die Ergebnisse jahrzehntelanger gemeinsamer Arbeit mit Marx über eine für die Geschichtsforschung entscheidende Frage sind an diesen beiden Stellen zusammengefaßt, deren erste hier ausführlich wiedergegeben sei: „ . . . man läßt sich auch nicht mehr imponieren durch die der noch stets landläufigen alten Metaphysik unüberwindlichen Gegensätze von . . . Notwendig und Zufällig; man weiß, daß diese Gegensätze nur relativ Gültigkeit haben . . . daß das behauptete Notwendige sich aus lauter Zufälligkeiten zusammensetzt und das angeblich Zufällige die Form ist, hinter der die Notwendigkeit sich b i r g t . . . " und „ . . . in der Geschichte der Gesellschaft sind die Handelnden lauter mit Bewußtsein begabte, mit Überlegung oder Leidenschaft handelnde, auf bestimmte Zwecke hinarbeitende Menschen; nichts geschieht ohne bewußte Absicht, ohne gewolltes Ziel. Aber dieser Unterschied, so wichtig er f ü r die geschichtliche Untersuchung, namentlich einzelner Epochen und Begebenheiten ist, kann nichts ändern an der Tatsache, daß der Lauf der Geschichte durch innere allgemeine Gesetze beherrscht wird. Denn auch hier herrscht auf der Oberfläche, trotz der bewußt gewollten Ziele aller einzelnen, im ganzen und großen scheinbar der Zufall. Nur selten geschieht das Gewollte, in den meisten Fällen durchkreuzen und widerstreiten sich die vielen gewollten Zwecke, oder sind diese Zwecke selbst von vornherein undurchführbar oder die Mittel unzureichend. So führen die Zusammenstöße der zahllosen Einzelwillen und Einzelhandlungen auf geschichtlichem Gebiet einen Zustand herbei, der ganz dem in der bewußtlosen Natur herrschenden analog ist. Die Zwecke der Handlungen sind gewollt, aber die Resultate, die wirklich aus den Handlungen folgen, sind nicht gewollt, oder soweit sie dem gewollten Zweck zunächst doch zu entsprechen scheinen, haben sie schließlich ganz andre als die gewollten Folgen. Die geschichtlichen Ereignisse erscheinen so im ganzen und großen ebenfalls als von der Zufälligkeit beherrscht. Wo aber auf der Oberfläche der Zufall sein Spiel treibt, da wird er stets durch innre verborgene Gesetze beherrscht, und es kommt nur darauf an, diese Gesetze zu entdecken. Die Menschen machen ihre Geschichte, wie diese auch immer ausfalle, indem jeder seine

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eigenen, bewußt gewollten Zwecke verfolgt, und die Resultate dieser vielen in verschiedenen Richtungen agierenden Willen und ihrer mannigfachen Einwirkung auf die Außenwelt ist eben die Geschichte. Es kommt also auch darauf an, was die vielen einzelnen wollen. Der Wille wird bestimmt durch Leidenschaft oder Überlegung. Aber die Hebel, die wieder die Leidenschaft oder die Überlegung unmittelbar bestimmen, sind sehr verschiedener Art. Teils können es äußere Gegenstände sein, teils ideelle Beweggründe, Ehrgeiz, .Begeisterung für Wahrheit und Recht', persönlicher Haß oder auch rein individuelle Schrullen aller Art. Aber einerseits haben wir gesehn, daß die in der Geschichte tätigen vielen Einzelwillen meist ganz andre als die gewollten — oft geradezu die entgegengesetzten — Resultate hervorbringen, ihre Beweggründe also ebenfalls für das Gesamtergebnis nur von untergeordneter Bedeutung sind. Andrerseits fragt es sich weiter, welche treibenden Kräfte wieder hinter diesen Beweggründen stehn, welche geschichtlichen Ursachen es sind, die sich in den Köpfen der Handelnden zu solchen Beweggründen umformen? Wenn es also darauf ankommt, die treibenden Mächte zu erforschen, die — bewußt oder unbewußt, und zwar sehr häufig unbewußt — hinter den Beweggründen der geschichtlich handelnden Menschen stehn und die eigentlichen letzten Triebkräfte der Geschichte ausmachen, so kann es sich nicht so sehr um die Beweggründe bei einzelnen, wenn auch noch so hervorragenden Menschen handeln, als um diejenigen, welche große Massen, ganze Völker und in jedem Volk wieder ganze Volksklassen in Bewegung setzen; und auch dies nicht momentan zu einem vorübergehenden Aufschnellen und rasch verlodernden Strohfeuer, sondern zu dauernder, in einer großen geschichtlichen Veränderung auslaufender Aktion. Die treibenden Ursachen zu ergründen, die sich hier in den Köpfen der handelnden Massen und ihrer Führer — der sogenannten großen Männer — als bewußte Beweggründe klar oder unklar, unmittelbar oder in ideologischer, selbst in verhimmelter Form widerspiegeln — das ist der einzige Weg, der uns auf die Spur der die Geschichte im ganzen und großen wie in den einzelnen Perioden und Ländern beherrschenden Gesetze führen kann. Alles, was die Menschen in Bewegung setzt, muß durch ihren Kopf hindurch; aber welche Gestalt es in diesem Kopf annimmt, hängt sehr von den Umständen ab" (ENGELS: „Ludwig Feuerbach", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 361/362 u. 364—366). Engels leugnet den Zufall nicht. Vielmehr m u ß der Zufall notwendig a n e r k a n n t werden, w e n n nicht die Notwendigkeit auf den R a n g des Zufälligen h e r a b g e w e r t e t w e r d e n soll. B e g i n n t die Wissenschaft n a c h d e m notwendigen Grunde zu suchen, w a r u m „diese Erbsenschote fünf E r b s e n enthält und nicht vier oder sechs"

(ENGELS:

„Dialektik der

N a t u r " , D V B , S. 232) so w i r d sie zur Spielerei; denn zu der

einen

gesellen sich viele w e i t e r e individuelle Eigenschaften und „die eine Erbsenschote gäbe schon m e h r K a u s a l z u s a m m e n h ä n g e zu verfolgen, als alle B o t a n i k e r der Welt lösen k ö n n t e n " ( a . a . O . , S. 233). E b e n diese nicht oder noch nicht e r k l ä r t e n unendlichen Zufälligkeiten haben z. B. D a r w i n gezwungen, den Artbegrifl in seiner metaphysischen S t a r r h e i t in F r a g e zu stellen:

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„ D a s . . . angehäufte Material von Zufälligkeiten hat die alte Vorstellung der Notwendigkeit erdrückt und durchbrochen . . . Die Zufälligkeit wirft die Notwendigkeit, wie sie bisher aufgefaßt, über den Haufen" (ENGELS: „Dialektik der Natur", DVB, S. 235).

Die dialektische Auffassung über das Verhältnis von Zufall und Notwendigkeit berührt sich eng mit der dialektischen Auffassung über das Verhältnis von Möglichkeit und Wirklichkeit und in einem speziellen Sinne auch mit dem Verhältnis von Persönlichkeit und Masse. Es ist durchaus kein unnützes Beginnen, die Individualität einer historischen Persönlichkeit in allen Zufälligkeiten und Besonderheiten ihrer Triebkräfte und Fähigkeiten zu durchforschen, aber es ist unnütz, dabei stehen zu bleiben — ebenso unnütz, wie auf der anderen Seite das Verharren bei einer Abstraktion. Nur in der dialektischen Verbindung des Notwendigen und Zufälligen ereignet sich die „in einer großen geschichtlichen Veränderung auslaufende Aktion" (S. 60), und nur aus dem bunten Spiel des Zufälligen selbst können wir das Wesentliche, den inneren Zusammenhang herausfinden. Das Allgemeine, das ist „das durch Vergleichung herausgesonderte Gemeinsame" (S. 64) der Erscheinungen und ihr darin auffindbarer notwendiger Zusammenhang machen die Gesetzmäßigkeit in der Geschichte aus. „...der Begriff des G e s e t z e s ist eine der Stufen der Erkenntnis der E i n h e i t und des Z u s a m m e n h a n g e s , der wechselseitigen Abhängigkeit und der Totalität des Weltprozesses durch den Menschen", bemerkt Lenin in seinen nachgelassenen Studien über Hegels „Wissenschaft der Logik" (LENIN: „Nachlaß", DVB, S. 69). Wir verweilen noch einen Augenblick bei dem Begriff des Gesetzes in der Geschichte, um seinen spezifischen Charakter und Unterschied gegenüber dem Naturgesetz hervorzuheben. Die Gesetze des gesellschaftlichen Lebens beziehen sich ihrem Wesen und Begriffe nach auf die Gesellschaft. Die Gesellschaft aber existiert als Gesellschaft wirklicher, lebendiger Menschen (S. 13 u. 17) in der Gesamtheit ihrer Verhältnisse, die die Menschen in der Produktion und Reproduktion ihres wirklichen, leiblichen Lebens miteinander eingehen (S. 25 u. 45/46), und miteinander eingehen müssen, um überhaupt leben zu können. Wie es aber keine tierische, sondern nur eine menschliche „Gesellschaft" gibt (S. 16/17), so nehmen Marx und Engels auch den Begriff des „Verhältnisses" in ausschließlichen Anspruch für die mit der menschlichen Arbeit verbundenen oder auf ihr basierenden gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen. Der Begriff des „Verhältnisses" wird dadurch zu einer Kategorie des menschlichen gesellschaftlichen Lebens. Das Tier „verhält" sich nicht in diesem spezifisch menschlichen Sinne. „Wo ein Verhältnis existiert, da existiert es für mich, das Tier .verhält'

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sich zu Nichts und überhaupt nicht. Für das Tier existiert sein Verhältnis zu anderen nicht als .Verhältnis' (MARX und ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 27). Die Gesetze der Geschichte sind im Wesen der Beziehungen der Menschen untereinander beschlossen und unterscheiden sich somit wesentlich — „wesentlich" im eigentlichen Sinne des Wortes — von den für die übrige Natur geltenden notwendigen Zusammenhängen. Es ist allerdings nicht schwierig nachzuweisen, daß Marx von Naturnotwendigkeiten in der Geschichte spricht. In dem Vorwort zur ersten Auflage seines Werkes „Das Kapital" zum Beispiel gebraucht er den Ausdruck „Naturgesetze der kapitalistischen Produktion" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 6). Es ist aber aus den gesamten Darlegungen ebenso offenbar, daß Marx mit einer solchen Bezeichnung die Gesetze der Geschichte und die Gesetze der Natur nicht identifizieren, sondern nur den objektiven, vom Willen der Menschen unabhängigen Charakter der Gesetze des gesellschaftlichen Lebens hervorheben will. Er widerspricht sofort, wenn aus der „Naturnotwendigkeit" eine „allgemeingültige Notwendigkeit" gemacht werden soll. Solche Versuche nennt Marx „naiv" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 12). Die Funktion der gesellschaftlichen Verhältnisse „erscheint" nur als blinde Notwendigkeit (MARX: „Das Kapital, DVB, Bd. 3, S. 885). „Die alten Ökonomen verkannten die Natur ökonomischer Gesetze; als sie dieselben mit den Gesetzen der Physik und Chemie verglichen..." zitiert Marx zustimmend aus einer Kritik seines großen Werkes (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 17) und er spricht davon, daß ein historisches Gesetz in ein Naturgesetz „mystifiziert" wird: „Das in ein Naturgesetz mystifizierte Gesetz der kapitalistischen Akkumulation . . . " ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 652).

Den Begriff des „objektiven" Gesetzes gebraucht Engels im „Antidühring": „Daß die Gesetze der Ökonomie in aller bisherigen plan- und zusammenhanglosen Produktion den Menschen als objektive Gesetze, über die sie keine Macht haben, entgegentreten, also in Form von Naturgesetzen..." ( E N G E L S : „Antidühring", DVB, S. 447).

Wir beachten zu dem Begriffe des objektiven Gesetzes die Bezeichnung „in Form von Naturgesetzen". Der objektive Charakter ist für Marx und Engels der Vergleichspunkt zwischen physikalischen, chemischen Gesetzen einerseits, historischen Gesetzen andererseits. Die Erkenntnis des objektiven Charakters der historischen ökonomischen Gesetze behandelt Stalin in seiner Schrift über „ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR" als

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wesentlich, ja entscheidend für das Verständnis der Geschichte und für richtiges geschichtliches Handeln. „Der Marxismus faßt die Gesetze der Wissenschaft — ganz gleich, ob es sich um Gesetze der Naturwissenschaft oder um Gesetze der politischen Ökonomie handelt — als die Widerspiegelung objektiver, unabhängig vom Willen der Menschen vor sich gehender Prozesse auf. Die Menschen können diese Gesetze entdecken, sie erkennen, sie erforschen, sie in ihrem Handeln berücksichtigen, sie im Interesse der Gesellschaft ausnutzen, aber sie können diese Gesetze nicht verändern oder aufheben. Um so weniger können sie neue Gesetze der Wissenschaft aufstellen oder schaffen" (STALIN: „ökonomische Probleme", DVB, S. 4).

Es gibt somit ein tertium comparationis, etwas Wesensgleiches zwischen natürlichen und historischen Gesetzen, das ist ihr objektiver Charakter und eben darum tragen bestimmte notwendige Beziehungen in Natur und Geschichte gleichermaßen die Bezeichnung „Gesetz". Auch das Verhältnis des Menschen zu diesen objektiven Gesetzen in Natur und Geschichte hat einen gleichen Wesenszug: die Menschen können diese Gesetze nicht aufheben, sie können sie aber beherrschen, d. h. erkennen, ausnutzen und in ihrer Wirkung eindämmen (vgl. a.a.O., S. 25/26 und S. 31/32). Wir fügen zu diesem Thema noch eine charakteristische Bemerkung von Marx an: „Auch wenn eine Gesellschaft dem Naturgesetz ihrer Bewegung auf die Spur gekommen i s t . . . kann sie naturgemäße Entwicklungsphasen weder überspringen noch wegdekretieren. Aber sie kann die Geburtswehen abkürzen und mildern" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 7/8).

Diese Möglichkeit besteht als solche, seitdem es Menschen gibt, aber ihre Verwirklichung ist an Bedingungen gebunden, die sich erst in einer langen Entwicklung der menschlichen Gesellschaft Schritt für Schritt realisieren. Die Unterschiede, die trotz bestimmter allgemeiner wesensgleicher Züge zwischen den Gesetzen der Natur und denen der Geschichte bestehen, haben wir zunächst von der Grundlage her — die im einen Falle die Natur, im andern die Gesellschaft ist — mehr postuliert als bewiesen (S. 62). Wir sind aber schon einigen spezifischen Momenten begegnet, in denen sich diese Unterschiede manifestieren. Alles geschichtliche Geschehen, also auch die Verwirklichung aller geschichtlichen Gesetze muß durch das b e w u ß t e Handeln der Menschen, durch „ihre Köpfe" und auch durch ihre Herzen, durch „Überlegung" und „Leidenschaft", zuweilen durch die abstrusesten individuellen Einbildungen hindurch (S. 59/60). Dieser' Kampf der ihre subjektiven Zwecke verfolgenden Menschen erschwert die Erkenntnis des inneren notwendigen Zusammenhangs in der Geschichte. Ein zweites unter-

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scheidendes Moment, das uns im Gange der Untersuchung auch bereits begegnete, ist der vorübergehende Charakter vieler historischer Gesetze (vgl. S. 43/44, 45, 59/60). Wenn wir die wichtigsten Äußerungen der marxistisch-leninistischen Klassiker zu diesem Thema ordnen wollen, können wir von den Ausführungen von Marx ausgehen: „Indes dies Allgemeine, oder das durch Vergleichung herausgesonderte Gemeinsame, ist selbst ein vielfach Gegliedertes, in verschiedene Bestimmungen Auseinanderfahrendes. Einiges davon gehört allen Epochen; andres einigen gemeinsam. Gewisse Bestimmungen werden der modernsten Epoche mit der ältesten gemeinsam sein. Es wird sich keine Produktion ohne sie denken lassen; allein... so ist grade das, was ihre Entwicklung ausmacht, der Unterschied von diesem Allgemeinen und Gemeinsamen, die Bestimmungen, die für die Produktion überhaupt gelten, müssen grade gesondert werden, damit über der Einheit — die schon daraus hervorgeht, daß das Subjekt, die Menschheit, und das Objekt, die Natur, dieselben — die wesentliche Verschiedenheit nicht vergessen wird . . . " ( M A R X : „Zur Kritik . . . " , DVB, S. 238).

Dieser Erkenntnis von Marx (1857) entspricht seine spätere Auseinandersetzung mit der bisherigen Wissenschaft der Ökonomie in „Das Kapital" (S. 45/46), ferner die zitierte Äußerung von Engels (S. 43/44) im „Antidühring" (1894) über die ganz allgemeinen, die für einige Produktionsweisen geltenden und die nur für eine spezielle Epoche gültigen historischen Gesetze, und endlich die Darlegung von Stalin (1952) über die allgemeingültigen Gesetze der Geschichte, über die für einige Perioden geltenden, wie z. B. das Wertgesetz, und über die Gesetze, die den spezifischen Charakter einer Epoche bestimmten (STALIN: „ökonomische Probleme", DVB, S. 6, 23 und 72). „Eine der Besonderheiten der politischen Ökonomie besteht darin, daß ihre Gesetze, zum Unterschied von den Gesetzen der Naturwissenschaft, nicht von langer Dauer sind, daß sie, wenigstens die meisten von ihnen, im Verlauf einer bestimmten historischen Periode wirksam sind, worauf sie neuen Gesetzen Platz machen" ( S T A L I N : „ökonomische Probleme", DVB, S . 6).

Da der Begriff des historischen „Gesetzes" nur ein Ausdruck für das Wesen und das Notwendige in der Entwicklung gesellschaftlicher Beziehungen ist, hängen die Gesetze der Geschichte unbedingt von den notwendigen und grundlegenden gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen in der Produktion, von dem Wesen und Charakter der Produktionsverhältnisse ab. Allgemeingültig können nur jene Gesetze sein, die von dem geschichtlichen Wandel der Produktionsverhältnisse unberührt bleiben, wie das Gesetz der — dialektischen — Einheit zwischen Produktionsverhältnissen und Produktivkräften und das Gesetz der unbedingten Ubereinstimmung der Produktionsverhältnisse mit dem Charakter der Produktivkräfte (STALIN: „ökonomische Probleme",

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DVB, S. 7 u. 72). Die wenigen allgemeingültigen Gesetze in der Geschichte der Produktion allerdings „können überhaupt nicht aufgehoben werden..." (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 838). Es hat den Anschein, daß die oben formulierten allgemeinen Gesetze einen rein formalen Charakter tragen. Die Formen der Entwicklung haben aber nach den Erkenntnissen von Marx und Engels entscheidende Bedeutung im geschichtlichen Geschehen, denn diese „Formen" sind die Beziehungen der Menschen untereinander (vgl. S. 80). Es gibt allgemeinst bestimmte Formen und es gibt spezielle Formen, die diesen allgemeinen entsprechen müssen, ohne die sich aber auch die allgemeinen Formen nicht verwirklichen können. In diesem Sinne ist zu verstehen, wie Marx seinen in der oben genannten Belegstelle berührten Gedankengang fortsetzt: „ . . . W a s sich in historisch verschiedenen Zuständen ändern kann, ist nur die Form, worin jene Gesetze sich durchsetzen... Die Wissenschaft besteht eben darin, zu entwickeln, wie d a s . . . Gesetz sich durchsetzt" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 838 — vgl. auch hier S. 80/81). Die allgemeinen Gesetze (die allgemeinen Entwicklungsformen) und die spezifischen Gesetze (die spezifischen Entwicklungsformen) einer Epoche oder einiger Epochen bestehen also nicht unabhängig voneinander und wir können sie auch nicht unabhängig voneinander denken, ohne die Wirklichkeit zu verkennen. Haben wir uns über die Auffassungen des historischen Materialismus zu der angeschnittenen Frage der Wesensgleichheit wie des Unterschiedes von natürlichen und historischen Gesetzen unterrichtet, bleibt uns noch die Aufgabe, die Diskussion zu andersartigen Meinungen zu verfolgen. Über die Verabsolutierung von Abstraktionen, die logisch falsch ist und auch zu falschen Ergebnissen in der historischen Forschung und im geschichtlichen Handeln führen muß, haben wir schon das Nötige ausgeführt (S. 45/46 und S. 54/55). In dem Vergessen der Verschiedenheiten der einzelnen historischen Epochen ist das Vergessen des vorübergehenden Charakters solcher Epochen eingeschlossen; das als ewig erklärte historische Gesetz einer Periode soll dem Beweis von der „Ewigkeit und Harmonie" der bestehenden Verhältnisse dienen r' aXXoiaiv ävrjo ¿xaegnezai egyoi;" [denn ein andrer Mann ergötzt sich auch an andren Arbeiten] und Archilochus beim Sextus Empiricus: , "AW.oz cMq> In' egycp xaQdirjv laiverai" [jeder erquickt seinen Sinn bei andrer Arbeit], 79 ) „TIoXK fimcnaTo egya, xaxäig ö' f^mazaxo näma', [Viele Arbeiten könnt' er, doch alle konnte er schlecht], — Der Athenienser fühlte sich als Warenproduzent dem Spartaner überlegen, weil dieser im Krieg wohl über Menschen, nicht aber über Geld verfügen könne, wie Thukydides den Perikles sagen läßt in der Rede, worin er die Athenienser zum peloponnesischen Krieg aufstachelt: ,Mit ihren Körpern Krieg zu führen sind die Selbst wirtschaftenden (oi avrovQyoi rojv äv&omjzcov) eher bereit als mit Geld" (Thukydides Buch I, Kap. 141). Dennoch blieb ihr Ideal, auch in der materiellen Produktion, die avrdqxeia Autarkie, die der Teilung der Arbeit gegenübersteht, „denn bei diesen gibt es Wohlstand (r6 et5), bei jenen aber auch die Unabhängigkeit (rd avtOQxeg)". Man muß dabei erwägen, daß es noch zur Zeit des Sturzes der 30 Tyrannen keine 5000 Athener ohne Grundeigentum gab. 80

) Plato entwickelt die Teilung der Arbeit innerhalb des Gemeinwesens aus der Vielseitigkeit der Bedürfnisse und der Einseitigkeit der Anlagen der Individuen. Hauptgesichtspunkt bei ihm, daß der Arbeiter sich nach dem Werk richten müsse, nicht das Werk nach dem Arbeiter, was unvermeidlich, wenn er verschiedene Künste zugleich, also eine oder die andre als Nebenwerk treibe. ,Denn die Arbeit will nicht warten auf die freie Zeit dessen, der sie macht, sondern der Arbeiter muß sich an die Arbeit halten, aber nicht in leichtfertiger Weise. — Dies ist notwendig. — Daraus folgt also, daß man mehr von Allem verfertigt und sowohl schöner als auch leichter, wenn einer nur eine Sache macht, seiner natürlichen Begabung gemäß und zur richtigen Zeit, frei von andern Geschäften.' (,De

VI. Menschliche Arbeitskraft in Despotie und Sklaverei

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handelt, als bei Xenophon 81 ), der mit seinem charakteristisch bürgerlichen Instinkt schon der Teilung der Arbeit innerhalb einer Werkstatt näher rückt. Piatos Republik, soweit in ihr die Teilung der Arbeit als das gestaltende Prinzip des Staats entwickelt wird, ist nur atheniensische Idealisierung des ägyptischen Kastenwesens, wie Ägypten als industrielles Musterland auch andren seiner Zeitgenossen gilt, z. B. dem Isokrates 82), und diese Bedeutung selbst noch für die Griechen der römischen Kaiserzeit behielt 83 ). República', I, 2. Ausg., Baiter, Orelli etc.) Ähnlich bei Thukydides, ebd. Kap. 142: „Das Seewesen ist eine Kunst so sehr wie irgend etwas andres und kann nicht bei etwa vorkommenden Fällen als Nebenwerk betrieben werden, sondern vielmehr nichts andres neben ihm als Nebenwerk." Muß das Werk, sagt Plato, auf den Arbeiter warten, so wird oft der kritische Zeitpunkt der Produktion verpaßt und das Machwerk verdorben, „Igyov xaigov öMhrcai" [die rechte Zeit für die Arbeit geht verloren]. Dieselbe platonische Idee findet man wieder im Protest der englischen Bleichereibesitzer gegen die Klausel des Fabrikakts, die eine bestimmte Eßstunde für alle Arbeiter festsetzt. Ihr Geschäft könne sich nicht nach den Arbeitern richten, denn ,von den verschiedenen Operationen des Absengens, Waschens, Bleichens, Mangeins, Pressens und Färbens kann keine in einem bestimmten Augenblick ohne Gefahr der Schädigung abgebrochen werden... Die Erzwingung derselben Eßstunde für alle Arbeiter kann gelegentlich wertvolle Güter dadurch in Gefahr bringen, daß der Arbeitsprozeß nicht beendet wird.' [Le platonisme oü va-t-il se nicher! Wo wird der Piatonismus sich noch überall einnisten!] 81) Xenophon erzählt, es sei nicht nur ehrenvoll, Speisen von der Tafel des Perserkönigs zu erhalten, sondern diese Speisen seien auch viel schmackhafter als andre. ,Und dies ist nichts Wunderbares, denn wie die übrigen Künste in den großen Städten besonders vervollkommnet sind, ebenso werden die königlichen Speisen ganz eigens zubereitet. Denn in den kleinen Städten macht derselbe Bettstelle, Türe, Pflug, Tisch; oft baut er obendrein noch Häuser und ist zufrieden, wenn er selbst so eine für seinen Unterhalt ausreichende Kundschaft findet. Es ist rein unmöglich, daß ein Mensch, der so vielerlei treibt, alles gut mache. In den großen Städten aber, wo jeder einzelne viele Käufer findet, genügt auch ein Handwerk, um seinen Mann zu nähren. J a oft gehört dazu nicht einmal ein ganzes Handwerk, sondern der eine macht Mannsschuhe, der andere Weiberschuhe. Hier und da lebt einer bloß vom Nähen, der andre vom Zuschneiden der Schuhe; der eine schneidet bloß Kleider zu, der andre setzt die Stücke zusammen. Notwendig ist es nun, daß der Verrichter der einfachsten Arbeit sie unbedingt auch am besten macht. Ebenso steht's mit der Kochkunst.' (Xenophon, ,Cyropaedia', Buch VIII, Kap. 2.) Die zu erzielende Güte des Gebrauchswerts wird hier ausschließlich fixiert, obgleich schon Xenophon die Stufenleiter der Arbeitsteilung vom Umfang des Markts abhängig weiß. 82) ,Er (Busiris) teilte alle in besondere K a s t e n . . . befahl, daß immer die nämlichen die gleichen Geschäfte treiben sollten, weil er wußte, daß die, welche mit ihren Beschäftigungen wechseln, in keinem Geschäft gründlich werden; die aber, welche beständig bei denselben Beschäftigungen bleiben, jedes aufs vollendetste zustande bringen. Wirklich werden wir auch finden, daß sie in Beziehung auf Künste und Gewerbe ihre Rivalen mehr über-

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Von der Sklaverei ist hier nirgends die Rede, dennoch ist der bedeutende Vorgang von dem Bestand dieses Knechtschaftsverhältnisses nicht zu trennen. Die Arbeitsteilung erhöhte das Mehrprodukt und machte Sklavenarbeit in zunehmendem Maße anwendbar (S. 153), aber die Sklavenarbeit, einmal verbreitet, steigerte infolge der Vorteile der Kooperation, der Stetigkeit, der Erhöhung der Arbeitszeit wiederum das Mehrprodukt und so ergänzten sich Wirkung und Rückwirkung und trieben den Entwicklungsprozeß weiter. Die Qualifizierung des Produzenten durch die Spezialisierung machte sich auch in Sklavenarbeit geltend (hierzu 148—150). Darüber hinaus zwang die Anwendung der Sklavenarbeit, die vor allem durch die Kooperation überlegen war, auf dem indirekten Wege der Konkurrenz den einzelnen freien Produzenten, besonders den Bauern, eine möglichst sorgfältige, qualifizierte Arbeit zu leisten (vgl. S. 221), um noch bestehen zu können. Über die Frage der Qualifizierung durch Spezialisierung der fachlichen Arbeit hinaus finden sich in den Zitaten und Bemerkungen von Marx noch zwei Gesichtspunkte, die wir beachten wollen. Das eine ist der Hinweis nach Plato, daß die Spezialisierung und die Stetigkeit der Arbeit im Zusammenhang stehen, indem die Spezialisierung Zeitverluste erspart. Dieser Vorzug konnte vor allem auch von den Sklavenhaltern ausgenutzt werden. Zum zweiten macht Marx darauf aufmerksam, daß die Autarkie des antiken Gemeinwesens der Entwicklung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung entgegensteht. Dieser letzte Hinweis von Marx bezieht sich nicht auf das rückständige Sparta, sondern auf das fortschrittlichste der hellenischen Gemeinwesen, die Führerin der hellenischen Welt, Athen. Marx stellt in der aufgeführten Anmerkung nur die Tatsache fest. „Dennoch blieb ihr Ideal, auch in der materiellen Produktion d i e . . . Autarkie... die der Teilung der Arbeit gegenübersteht." Ideale, besonders wenn sie sich auf die materielle Produktion beziehen, haben ihre materiellen Gründe. Wir werden an Hand von anderen Belegstellen weiter verfolgen müssen, warum die gesellschaftliche Arbeitsteilung zwischen Ackerbau und Handwerk, die eine Voraussetzung der Verbreitung der Sklaverei gewesen war und durch die Sklaverei gefördert wurde, in den auf Sklaverei gegründeten Gemeinwesen dennoch eine Grenze in der Vorstellungswelt und in der Wirklichkeit fand. Wir stoßen hier wieder auf Hemmungen, die die trollen haben als sonst der Meister den Stümper und in Beziehung auf die Einrichtung, wodurch sie die Königsherrschaft und übrige Staatsverfassung erhalten, so vortrefflich sind, daß die berühmten Philosophen, welche darüber zu sprechen unternehmen, die Staatsverfassung Ägyptens vor andren lobten' (Isokrates, ,Busiris', Kap. 8).' 83 ) Vgl. Diodorus Siculus (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 383—386).

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Entwicklung der Arbeitsteilung und der Arbeitsproduktivität in der Gesellschaft der Sklaverei aufhalten, und zwar diesmal von einer a n deren Seite her. Handelte es sich bei den im vorigen Abschnitt besprochenen Fragen u m die Möglichkeiten u n d Grenzen der Kooperation und der Qualifizierung sowohl des einzelnen als auch des „Gesamt"arbeiters in dem Betrieb, in dem Sklaven arbeiten, so ist es jetzt die tatsächliche und gewollte Beschränkung des gesellschaftlichen Austauschs, die die Entwicklung unter Sklavereiverhältnissen zurückhält. Wir werden hierüber im Zusammenhang mit „Gebrauchswert und Tauschwert" in der Gesellschaft der Sklaverei weiter sprechen müssen.

VII. Die besondere Rolle der außerökonomischen Gewalt unter den Verhältnissen der altorientalischen Despotie und der antiken Sklaverei Die Argumente von Marx und Engels über die sekundäre Rolle der Gewalt und die primäre Bedeutung der ökonomischen Verhältnisse haben wir uns schon vergegenwärtigt (S. 91/92). Die sekundäre Rolle der gesellschaftlichen Gewaltanwendung gilt für die Geschichte überhaupt. Aber auch diese sekundäre Rolle nimmt in den einzelnen Perioden der Weltgeschichte verschiedene Formen an, je nach dem spezifischen ökonomischen Charakter der jeweiligen Entwicklungsstufe. Die Veränderungen in den Formen der Gewaltanwendung sind einbegriffen in den Formwechsel der Knechtschaft (S. 71). Niemals aber ist eine Gesellschaft, die auf der Scheidung von Herren und Knechten beruht, etwa ohne Gewalt ausgekommen. Der Sklave war dem unmittelbaren körperlichen Zwang unterworfen; der Lohnarbeiter arbeitet, „um nicht Hungers zu sterben" (STALIN: „Dialekt, und histor. Materialismus", S. 152), aber es stehen ihm auch, das darf nicht vergessen werden, die Staatsgewalt in Händen der herrschenden Klasse, die Polizei und das Militär gegenüber. „In der ganzen Gewalttheorie also so viel richtig, daß bisher alle Gesellschaftsformen zu ihrer Erhaltung Gewalt nötig hatten . . . Diese Gewalt, in ihrer organischen Form, heißt Staat", schreibt Engels in den Vorarbeiten zum Antidühring (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 439/440). Einen staatlichen „Gewaltapparat" gab es sowohl zur Zeit der Sklaverei als auch zur Zeit der Lohnarbeit im Kapitalismus. Mit dieser Feststellung ist ein Gemeinsames, aber noch nicht die Besonderheit der Gewaltanwendung in den verschiedenen Formen der Klassengesellschaft herausgefunden. Wenden wir uns den spezifischen Problemen der außerökonomischen Gewalt zu, die in der ökonomischen Despotie und in den Verhältnissen der antiken Sklaverei mit und nach. Ausbildung eines Staatswesens entstehen. Den verschiedenen Verhältnissen im Alten Orient und in der Antike entsprechend zeigt auch unser Problem ein verschiedenes Gesicht. Will der Despot über die Arbeitskräfte seines Landes verfügen, so muß er auf einem großen Gebiet mit Gewalt vorgehen können. Sein

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Heer und seine Beamten sind die Machtmittel, mit denen er die ökonomische Zwangsaufsicht nicht nur mittelbar garantiert wie die herrschende Klasse späterer Zeiten, sondern auch unmittelbar ausübt. Eine spezifische Aufgabe aller späteren Formen der Klassenherrschaft, nämlich den unmittelbaren Produzenten von seinen Produktionsmitteln völlig loszureißen, aber obliegt dem Despoten der alten Zeit nicht als Hauptaufgabe; das Wesen seiner Herrschaft besteht in der Verfügungsgewalt über die ansässige Bevölkerung, die er durch Eroberung sowie durch Verschleppung und Verpflanzung der Bevölkerung ganzer Dörfer, ja Länder zu vermehren strebt. Zwar wird der unmittelbare Produzent in bestimmten Fällen auch schon im Alten Orient endgültig von seinen Produktionsmitteln losgerissen, im kleinen Maßstab durch die patriarchalische Haussklaverei, vor allem die Kindersklaverei, im größeren durch die Verwendung von Kriegsgefangenen zur Arbeit. Der letzte Vorgang löst aber die typischen Verhältnisse der Despotie bereits auf. Wesentlich ist der Charakter des Apparates, den der Despot unterhalten und einsetzen muß, um die Bevölkerung zur regelmäßigen kontrollierten Mitarbeit an der Wasserregulierung, zur sporadischen großen Kooperation bei Wege-, Mauer-, Palast-, Tempel- und Grabbauten u. dgl. sowie zur Tributleistung zu zwingen. Die Zwangskontrolle landwirtschaftlicher Arbeiten, die nach dem Willen der Despoten in bestimmter Weise ausgeführt werden sollen, tritt hinzu. Mit der Entwicklung, Ausdehnung und Intensivierung der ökonomischen Despotie — die mit der politischen Despotie untrennbar eins ist — wachsen Heer und Bürokratie notwendig an. Ihre Kosten sind unvermeidlich bei dem Charakter dieser Produktionsweise, aber sie sind unproduktiv. Wir beachten dabei, daß bei einigen Arbeiten, vor allem der Wasserregulierung, das eigene wirtschaftliche Interesse der unmittelbaren Produzenten stark mitspricht, während in anderen Fällen nur der direkte körperliche Zwang die Massen in Bewegung setzt oder sie zur Abgabe von Produkten veranlaßt. In welcher Weise der körperliche Zwang vom geistigen Zwang, von der ideologischen Beeinflussung der Unterdrückten durch die Herrschenden unterstützt wird, darüber wäre unter den altorientalischen Verhältnissen sehr viel zu sagen. Diese Frage als Ganzes zu behandeln, überschreitet die Grenzen unseres Themas. Wir müssen jedoch darauf hinweisen und der Untersuchung empfehlen, in welchen Formen und bis zu welchem Grade die Verhüllung des nackten Ausbeutungsverhältnisses durch Verhältnisse und Vorstellungen anderer Art möglich war und von den Unterdrückten geglaubt wurde. Es handelt sich dabei zunächst um den Deckmantel des Verwandtschaftsverhältnisses, der

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„patriarchalischen" Herrschaft, der bis heute das Fluidum des väterlichen Schutzes, der persönlichen Beziehung, des Vertraulichen anhaftet (vgl. hierzu M A R X U. E N G E L S : „Manifest", Ausgew. Sehr., Bd. 1, Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, S. 26); diese besondere, dem Schutzverhältnis des Vaters gegenüber dem Kinde entnommene Atmosphäre des „Patriarchen" umgab sowohl die Haussklaverei als auch noch das Verhältnis des Despoten zu seinen Untertanen, dieses Patriarchat auf großer Stufenleiter. Mit dem „Familienverhältnis" zwischen dem antiken Privateigentümer und seinem Sklaven war auch die patriarchalische Atmosphäre sowie die häusliche Kultgemeinschaft in den Anfängen vorhanden, sie hielt sich am längsten bei dem Haussklaven, während der im Betriebe des Großgrundbesitzers oder der in einem Bergwerk oder einem Ergasterium angewandte Sklave unvermeidlich mehr und mehr von allen solchen Bindungen und Illusionen befreit wurde. Je weniger eine Beeinflussung des Ausgebeuteten durch Verhältnisse und Vorstellungen anderer Art erfolgen konnte, desto rücksichtsloser und kräftiger mußte die unmittelbare körperliche Gewalt in Aktion treten. In der Antike wurde die Rolle der außerökonomischen Gewalt mehr und mehr isoliert von anderen Einwirkungsmöglichkeiten; ihre Bedeutung nahm nicht ab, sondern sie verstärkte sich (vgl. S. 151). Betrachten wir nun die fortgeschritteneren Verhältnisse der Antike und vergleichen die antike Sklaverei mit der Lohnarbeit, um die Besonderheiten besser herauszufinden, so stößt uns sofort die folgende Frage auf: Warum strömen die Lohnarbeiter unter der Hungerpeitsche arbeitsuchend zu den Fabriktoren, während die antiken Sklavenhalter immer wieder Gewalt gebrauchen, auf Jagd und Krieg ausgehen, oder mit Menschenräubern verhandeln mußten, um das „Menschenmaterial", das nicht zur Einsicht seiner Sklavennatur kommen wollte, mit Gewalt heranzuholen? Warum reproduzierten sich wohl im Kapitalismus die Lohnarbeiter, aber warum reproduzierten sich die Sklaven in den führenden Staaten der Antike nicht in zunehmendem und ausreichendem Maße? Wir können an Hand der Arbeiten von Marx und Engels versuchen, diesen Fragen nachzugehen. Dabei ist es allerdings nicht möglich, sich in allen Fällen auf direkte Äußerungen der Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus, über die Rolle der Gewalt unter den Verhältnissen der Sklaverei zu stützen; wir müssen auch, von den allgemeinen Erkenntnissen oder den Erkenntnissen der Klassiker über andere Formationen ausgehend, sinngemäß die entsprechenden Probleme für die Sklaverei behandeln. Marx hat der historischen Untersuchung der „ursprünglichen Akkumulation" in der kapitalistischen Formation große Aufmerksamkeit

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gewidmet und die Hauptergebnisse seiner Studien in dem entsprechenden Abschnitte des „Kapital" (DVB, Bd. 1, S. 751—804) mitgeteilt. Die ursprüngliche Akkumulation ist „nichts als der historische Scheidungsprozeß von Produzenten und Produktionsmitteln. Er erscheint als .ursprünglich', weil er die Vorgeschichte des Kapitals und der ihm entsprechenden Produktionsweise bildet" (a. a. O., Bd. 1, S. 753). Die Lostrennung des unmittelbaren Produzenten von seinen Produktionsmitteln — also den historischen Schnitt mitten zwischen Arbeitskraft und Instrument, mitten zwischen den Produktivkräften hindurch — nennt Marx in bezug auf den Kapitalismus „die Historie vom ökonomischen Sündenfall". „ . . . von diesem Sündenfall datiert die Armut der großen Masse" (a. a. O., S. 752), die jetzt für andere arbeiten muß; von diesem Sündenfall aber datiert auch die Tatsache, daß eine Gruppe von Leuten entsteht, die es keineswegs mehr nötig hatten, das Brot im Schweiße ihres Angesichts zu essen. In der Geschichte der ursprünglichen Akkumulation spielte „Eroberung, Unterjochung, Raubmord, kurz Gewalt die große Rolle" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 752). Alle diese Feststellungen gelten unverändert auch für die Antike mit Ausnahme einer einzigen. Die Lostrennung des unmittelbaren Produzenten von seinen Produktionsmitteln vermittelst der Gewalt ist unter den antiken Verhältnissen der Sklaverei nicht nur Vorgeschichte, sondern es ist ihre Geschichte. Darin liegt der Unterschied, der erklärt werden muß. Im Kapitalismus hat sich die Masse der arbeitsuchenden Lohnarbeiter nicht nur reproduziert, sondern sie hat sich unter der Wirkung der kapitalistischen maschinellen Warenproduktion zwangsläufig vermehrt (vgl. die folgenden Ausführungen bis S. 170). In bezug auf die antike Gesellschaft bemerkt Marx im Gegensatz dazu, daß wir nie von einem Uberschuß an Sklaven hören. In einem Zusammenhang, in dem Marx nachweisen will, daß die Vermehrung der Menschen nicht in einfacher Abhängigkeit von den vorhandenen Lebensmitteln steht, sondern von spezifischen ökonomischen Gesetzmäßigkeiten der Gesellschaftsform bestimmt wird, schreibt er: „Für den Sklaven in Athen war keine Schranke da seiner Vermehrung außer den produzierbaren necessaries (Lebensnotwendigkeiten). Und wir hören nie, daß im Altertum Surplussklaven existiert hätten. Vielmehr steigt das Bedürfnis nach ihnen. Wohl aber Surpluspopulation von Nichtarbeitern . . . " (MARX: „Grundrisse . . . " , DVB, S. 501).

Die gleiche Erscheinung stellen Marx und Engels für Rom fest: „ . . . die Sklaven selbst starben immer wieder aus und mußten stets durch neue ersetzt werden" (MARX U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 19). 11

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Was soll mit diesen in ihrer Kürze sehr allgemein gehaltenen Feststellungen gesagt sein? Offenbar ist der Kern des Problems, daß die einfache und die für den Fortschritt notwendige erweiterte Reproduktion der Sklaven auf die Dauer weder durch die natürliche Vermehrung der Sklaven noch durch eine ökonomisch-gesetzmäßige Ausdehnung des Sklavereiverhältnisses auf bisher freie Bürger herbeigeführt wurde. Vielmehr wurde und blieb ein Import von Sklaven erforderlich. Auf die Gründe werden wir im folgenden eingehen. Wir müssen aber der Erörterung vorausschicken, daß die Rede von zu viel (surplus) oder zu wenig Sklaven nicht in dem Sinne absolut genommen werden darf, daß ein solcher Zustand in allen Entwicklungsphasen der antiken Gesellschaft, in jedem einzelnen Staatswesen (vgl. S. 166/167) oder gleichzeitig bei jedem einzelnen Sklavenhalter konstatiert werden könnte. Wenn Marx in bezug auf Athen und Rom davon spricht, daß nicht zu viel Sklaven existiert hätten und die aussterbenden immer durch neue ersetzt werden mußten, so dürfte damit das Typische der Entwicklung in Athens und Roms Aufstiegs- und Blütezeiten gemeint und getroffen sein. Auch in diesen beiden Staaten und auch in solchen Entwicklungsphasen sind jedoch Sklaven freigelassen worden, d. h. Mangel und Uberfluß an versklavten Arbeitskräften bestanden nebeneinander. Abgesehen von hier unwesentlichen individuellen Gründen der Freilassung wäre es interessant zu untersuchen, inwiefern sich beispielsweise in Rom die „Überkonsumtionskrise" (S. 242) auch in einem Uberfluß an Bedientensklaven ausdrückte und zu Freilassungen größeren Umfangs führte. Die Anfänge einer Überkonsumtionskrise können mit den Endstadien einer sich noch erweiternden Produktion bei dem relativ langsamen Entwicklungstempo der Produktionsweise über einen bedeutenden Zeitabschnitt hin parallel gehen, und bei einer solchen gleichzeitigen Vor- und Rückströmung Sklavenimport und Sklavenfreilassung in bemerkenswertem Umfang nebeneinander stattfinden. Auch die Wirkung partieller Krisen (S. 395—397) ist hier nicht außer acht zu lassen. Wir dürfen dabei nicht vergessen, daß ein aus einem kapitalistischen Betrieb entlassener Arbeiter unter Umständen bei einem anderen Kapitalisten wiederum als Arbeiter eingestellt werden kann, daß er sich jedenfalls um ein neues Lohnarbeitsverhältnis bemühen wird, während der entlassene Sklave kein Sklave mehr ist und die auf Sklaverei basierenden Produktionsverhältnisse in dieser Beziehung schwerfälliger funktionieren, andere Reibungsflächen erzeugen. Hier beschäftigt uns jedoch zuerst das Grundproblem des Unterschieds zwischen der auf Sklaverei und der auf Lohnarbeit basierenden Produktionsweise, das sich daraus ergibt, daß wir in den antiken Gesell-

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Schäften keine „Sklavenreservearmee" finden, die der industriellen Reservearmee unter kapitalistischen Verhältnissen entsprechen würde. Es ist in diesem Zusammenhang nicht ohne Interesse, daß auch die im Rahmen einer kapitalistischen Welt mit Sklaven betriebene Produktion in Amerika stets des Sklavenimports bedurfte. Auch die Negersklaven in Amerika reproduzierten sich nicht ausreichend. „Er (Carey, d. Verf.) zeigt noch, wie die Hauptstärke der Neger in Jamaica usw. immer aus frisch importierten barbarians bestand, da unter der englischen Behandlung die Neger nicht nur ihre Population nicht aufrechterhalten, sondern auch der jährliche Import zu zwei Dritteln immer w e g gefressen w u r d e . . . " (MARX an Engels, Briefwechsel, DVB, Bd. 1, S. 586/587, Brief 261, v o m 14. 6. 1853).

ferner: „ökonomische R ü c k s i c h t e n . . . verwandeln sich nach Einführung des Sklavenhandels umgekehrt in Gründe der extremsten Zugrunderichtung des Sklaven . . . Es ist daher eine Maxime der Sklavenwirtschaft in Ländern der Sklaveneinfuhr, daß die wirksamste Ökonomie darin besteht, die größtmöglichste Masse Leistung in möglichst kurzer Zeit dem Menschenvieh (human chattle) auszupressen" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 277).

Der Erfolg w a r , daß selbst das „Sklavenzuchtgebiet" (MARX: "Das

Kapital", DVB, Bd. 2, S. 484), die „strotzenden Gehege von Virginien u n d K e n t u c k y " (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 2, S. 277) d e n Sklaven-

bedarf nicht vollständig decken konnten und der Negersklaven-Raubhandel so lange wie möglich fortgesetzt wurde (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 2, S. 484). Die rücksichtslose Ausbeutung der Sklaven, der Menschenmord „ d u r c h Uberarbeit u n d Mangel an Schlaf" (MARX: „Das Kapital", DVB,

Bd. 1, S. 278) war in der Antike nicht durchweg gang und gäbe, sondern n u r unter bestimmten sich entwickelnden Verhältnissen der Warenproduktion. Aber das bleibt hier f ü r uns noch eine zweite Frage. Wesentlich f ü r das Problem, das vor uns liegt, ist die Tatsache, daß das Leben der Lohnarbeiter im Kapitalismus ebenso rücksichtslos verschwendet worden ist wie nur je ein Sklavenleben, und wenn wir auf die Quantität der verbrauchten Menschen sehen, in einem noch viel größeren Umfange. Marx schreibt über den kapitalistischen „Konsum" an Arbeitskräften, über den Menschenmord auf der neuen Basis i m Anschluß an die oben wiedergegebenen Bemerkungen über die Negersklaverei: „Mutato nomine de te fabula narratur! (Unter anderem Namen wird deine eigene Geschichte erzählt. Übers, v. Verf.) Lies statt Sklavenhandel A r b e i t s m a r k t . . . ,Die Baumwollindustrie zählt 90 Jahre . . . In drei Generationen der englischen Rasse hat sie neun Generationen von Baumwoll-

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arbeitern verspeist' (Ferrand, Rede im „House of Commons" vom 27. April 1863)... in einzelnen Epochen des fieberhaften Aufschwungs zeigte der Arbeitsmarkt bedenkliche Lücken" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 278). Marx spricht mit Recht von der wahrhaft Timur-Tamerlanschen Verschwendung von Arbeiterleben im Kapitalismus ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 274) und stellt fest, daß die Bevölkerung ganzer Distrikte Englands krankhaft entartete, daß die Lebenskraft der Nation an der Wurzel angegriffen wurde (a. a. O., 'S. 252, 254/255, 274), daß Fabrikanten sich zynisch bereit erklärten, weitere Arbeitskräfte zu absorbieren und zu konsumieren ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 278). Welches waren die Gründe dafür, daß sich trotz dieses furchtbaren Menschenverbrauchs das Reservoir der Arbeitskräfte im Kapitalismus wieder füllte? Folgende Umstände sind dabei in Rechnung zu ziehen: 1. Die Länder, in denen sich der Kapitalismus entwickelte, waren auf Grund der vorangegangenen feudalen Stufe umfang- und volkreicher als die antiken Staaten (vgl. hierzu auch Engels über die Entwicklung der europäischen Nationen im „Ursprung der Familie usw.", DVB, S. 154). Sie begannen den Prozeß mit größeren Reserven. 2. Die Entwicklung der Produktivkräfte, damit auch der Verkehrsverhältnisse, erlaubte im Kapitalismus, die Menschenreserven nahezu aller Länder der Welt anzugreifen in einem Umfange, an den in der Sklavenhaltergesellschaft auf Grund der primitiven Technik nie zu denken war. 3. Der Lohnarbeiter war Bürger. Im Kapitalismus konnten daher die Menschenreserven des eigenen Volkes für die Ausbeutung mobilisiert, von ihren Produktionsmitteln losgerissen werden, und zwar nicht nur mit den einmaligen großen Gewaltakten der ursprünglichen Akkumulation, sondern auch laufend durch die automatische Bewegung der einmal in Gang gesetzten Produktionsverhältnisse der kapitalistischen Warenproduktion, durch die der Bauer und Handwerker ökonomisch enteignet wurde. Dieser ökonomische Selbstlauf der erweiterten Reproduktion der bestehenden Verhältnisse war auch in der Antike durch die einfache Warenproduktion, durch Geldwesen und Wucher schon vorhanden. Er trieb aber in der Antike auf die Auflösung der Gesellschaft überhaupt zu, da die Sklaven keine Bürger waren, und mußte daher bewußt eingedämmt werden. Diese Frage verdient in ihrer grundlegenden Bedeutung große Aufmerksamkeit. Es hat in der Periode der Sklaverei Sklaven gegeben, die nicht durch direkte körperliche Gewalt, sondern durch den indirekten Zwang der von der Staatsgewalt ganz allgemein garantierten

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ökonomischen Verhältnisse Sklaven geworden sind. In diesen Kreis gehören die Schuldsklaven und die Sklaven, die sich „freiwillig" in dieses Verhältnis begaben, um, bei Mißernten beispielsweise, nicht zu verhungern. Auch die Tatsache, daß arme Eltern ihre Kinder ausgesetzt, weggegeben oder verkauft haben, gehört hierher. „Im römischen Reich geschah es bekanntlich häufig, daß Hungersnot den Verkauf der Kinder und Selbstverkauf von Freien als Sklaven an die Reicheren herbeiführte" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 647).

Marx zitiert hierzu ferner 2. Ausg., S. 600:

NIEBUHR,

Römische Geschichte, Bd. 1,

„Die Befugnis, sich und die Seinigen in der Not zu verkaufen, war ein leidiges allgemeines Recht; es galt im Norden wie bei den Griechen und in Asien: die des Gläubigers, den Schuldner, welcher mit der Zahlung ausblieb, zu seinem Knecht zu nehmen und sich durch seine Arbeit oder durch Verkauf seiner Person, soweit es reichte, bezahlt zu machen, war fast ebenso ausgebreitet" (MARX: „Grundrisse ...", DVB, S. 400).

Schließlich ist an diejenigen Sklaven zu denken, die auf die Freilassung — zum Beispiel anläßlich des jeweiligen „Jubeljahres" in Israel — verzichteten, weil sie keine Möglichkeit einer eigenen wirtschaftlichen Existenz vor sich sahen. Diesen Sklaven wird zuweilen eine Knechtsgesinnung oder rassische Minderwertigkeit zugeschrieben, ohne daß man die ökonomischen Hintergründe ihres Verhaltens studiert. Das perpetuum mobile, die fortlaufende Bewegung der einmal geschaffenen Produktionsverhältnisse in ihrer eigenen Reproduktion war im Kapitalismus durchgehend erreicht; in der antiken Sklavenhaltergesellschaft funktionierte sie nur in einem relativ kleinen Umkreis und wurde bewußt abgeschafft, sobald sie sich beschleunigte und ausbreitete und dabei die Gesellschaft durch die Versklavung des Bürgers überhaupt aufzulösen im Begriffe war. In diesem Zusammenhang sind die Ausführungen von Engels über die solonischen Reformen zu beachten (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB., S. 114/115). Durch das Verbot der Schuldknechtschaftsverträge wurde die Wirkung der Gesetze des Privateigentums und der Warenproduktion auf der Basis der Sklaverei eingedämmt, und zwar in einem solchen Maße, daß der Selbstlauf der erweiterten Reproduktion des Sklavereiverhältnisses unterbunden war. Die Solonischen Reformen sind eins der frühen und bedeutenden Beispiele für die vom Menschen erreichte Fähigkeit, die Gesetze des gesellschaftlichen Lebens in ihrer Wirkung bewußt auszunutzen und auch einzudämmen. (STALIN: „ökonomische Probleme", DVB, S. 49/51).

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Nach der Reform wurden die Angehörigen des eigenen Gemeinwesens keine Sklaven mehr. Das Sklavereiverhältnis konnte nur noch durch unmittelbaren oder mittelbaren Raub der Angehörigen anderer Gemeinwesen, durch Krieg oder über den Sklavenhandel reproduziert und erweitert werden. Das gleiche gilt für die römischen Verhältnisse nach dem entsprechenden Erfolg der Plebejer in der Schuldknechtschaftsfrage. Die ökonomische Enteignung der dem Staatsverband angehörigen Bauern und Handwerker durch Warenproduktion, Geldwesen und Wucher setzte sich zwar in den hellenischen Poleis und in Rom fort, aber sie führte nicht mehr zur erweiterten Reproduktion der Sklaven, sondern zur Produktion und erweiterten Reproduktion des freien Lumpenproletariats, das, was Marx einmal die „Surpluspopulation (Übervölkerung) von Nicht-Arbeitern" nennt (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 501). 4. Mit der Einführung großer Maschinerie und der Akkumulation des konstanten Kapitals wurden unter kapitalistischen Verhältnissen Arbeitskräfte freigesetzt; es bildete sich auf Grund der besonderen ökonomischen Gesetzmäßigkeit im Kapitalismus aus den Reihen der bereits enteigneten Lohnarbeiter die industrielle Reservearmee. In der Sklavenhaltergesellschaft ist es nicht zur Entwicklung der großen Maschinerie gekommen. Es gab daher auch keine ökonomisch freigesetzte „Sklavenreserve", konnte sie gar nicht geben, da der Sklave nicht entlassen werden kann, ohne seine Qualität als „Sklave" zu verlieren. Aus diesen vier Gründen, unter denen die beiden letzten die entscheidenden sind, hat es in der Antike keine automatische erweiterte Reproduktion der Sklaven auf Grund der ökonomischen Gesetzmäßigkeiten, keine „Sklavenreserve" gegeben. Wenn Engels davon schreibt, daß es eine „wachsende Zahl der Freilassungen überflüssiger, zur Last gewordener Sklaven" in jener Periode endgültigen Niedergangs gegeben habe, in der sich im Römischen Reich" die antike Sklaverei... überlebt" hatte und „Weder auf dem Lande in der großen Agrikultur, noch in den städtischen Manufakturen... einen Ertrag mehr" gab, „der der Mühe wert war — " ( E N G E L S : „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 148 u. 149), so spricht das nicht gegen den Grundzug ungenügender Reproduktion der Sklaven, der für die Periode der Sklaverei, solange sie in Kraft und Blüte stand, charakteristisch gewesen ist. Wir beobachten aber eine für diese Frage sehr bemerkenswerte Ausnahme in Griechenland, das ist Sparta. In Sparta gab es nicht zu wenig, sondern immer wieder zu viel Heloten. Die Spartiaten machten sich die unangenehme Arbeit, sie zu ermorden, und zwar beseitigten sie aus

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Gründen des Klassenkampfes gerade die kräftigsten unter den Feldarbeitern, d. h. die besten Arbeitskräfte. Die Heloten waren eine Gruppe Unfreier mit besonderen Merkmalen, die von der übrigen antiken Sklavenschaft stark unterschieden ist. Es handelt sich bei den Heloten um eine alteingesessene Bevölkerung, die auf ihrem Heimatboden verblieb, ihre gewohnte gemeinsame Sprache beibehielt, ihre eigenen Überlieferungen von Generation zu Generation weitergeben konnte, sich ihre eigenen Hütten baute und im Gebrauch von leichten Waffen geschult war. Wie die von Jahrhundert zu Jahrhundert wiederholten Aufstände zeigen, erlosch bei ihnen nie die Hoffnung, sich die Freiheit der Person und der Heimat wieder zu erkämpfen. Es ist kein Wunder, wenn bei ihnen Fortpflanzungswille und Fortpflanzungsmöglichkeit größer waren als bei jenen Sklaven, die aus fremden Ländern, meist über See, in den Privatbesitz eines Herrn geraubt waren und von deren Lebensumständen genau das Gegenteil von dem galt, was für die Lebensverhältnisse der Heloten charakteristisch war. Fern der Heimat, in einem Lande, dessen Sprache ihnen fremd war, unter Mitarbeitern aus fremden Völkern mit fremden Zungen, im fremden Hause vollzog sich ihr Knechtsleben. Die verbreitete Nichtanerkennung der Ehen von Sklaven trat hinzu. Schließlich aber ist auch hier ein ökonomischer Faktor in seiner ganzen Bedeutung zu beachten: die Wirtschaft und der Reichtum der privaten Sklavenbesitzer, insbesondere der Kaufmannschaft, der Großgrundbesitzer, dehnte sich durch die Entwicklung der Warenproduktion aus, wohingegen die eigentümliche spartanische Wirtschaft im großen und ganzen stagnierte. Während daher in den jonischen Poleis, in Korinth und Athen und später in Rom der Bedarf an Sklaven dauernd wuchs, war das in Sparta nicht der Fall. So kam es, daß die einen Gewalt anwenden mußten, um Sklaven zu erlangen, die anderen aber Gewalt anwendeten, um Heloten zu beseitigen. Damit ist der erste Teil unserer Frage in den Grundzügen geklärt. Es war unvermeidlich, die Sklavenzufuhr, den Sklavenraub, den Prozeß der gewaltsamen Trennung des Produzenten von seinen Produktionsmitteln unaufhörlich fortzusetzen. Die der ursprünglichen Akkumulation entsprechenden gewaltsamen Vorgänge sind in der Sklavenhaltergesellschaft eine ständige Notwendigkeit. Das ist aber auch einer der Gründe, warum die Sklavenhaltergesellschaft aus ihren Wurzeln nicht weit hinaus zu wachsen vermochte; sie blieb ihren Anfängen verhaftet. Der zweite Teil unserer Frage ist noch zu beantworten. Warum müssen in den antiken Gesellschaften die Sklaven nicht nur immer wieder zusätzlich geraubt, warum müssen auch die geraubten dauernd unter dem Druck körperlicher Gewalt gehalten werden, um ihre

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Flucht zu verhindern? Warum ist es notwendig, daß der unmittelbare Produzent Eigentum seines Herrn ist? Stalin verweist auf den allgemeinen Zusammenhang dieser Erscheinung: „In der auf Sklaverei beruhenden Gesellschaftsordnung ist die Grundlage der Produktionsverhältnisse das Eigentum des Sklavenhalters an den Produktionsmitteln, aber auch an dem Produzenten, dem Sklaven . . . Derartige Produktionsverhältnisse entsprechen im wesentlichen dem Zustand der Produktivkräfte in jener Periode" (STALIN: „Dialekt, und histor. Materialismus", S.

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Die Trennung des Produzenten von seinen Produktionsmitteln hat die antike Sklaverei mit anderen Ausbeuterformationen gemein. Das Spezifische der Sklaverei ist die Tatsache, daß sich nicht nur eine bestimmte Gruppe in der Gesellschaft die Produktionsmittel aneignet, sondern daß der Mensch selbst zum Produktionsmittel gemacht, selbst Eigentum eines andern wird. Dieses Eigentum am Menschen wird durch einen dauernden, körperlichen Zwang oder die dauernde Androhung eines solchen unmittelbaren Zwangs verwirklicht. Es war also offenbar in der Sklavenhaltergesellschaft noch schwieriger, einen Produzenten von eigenen Produktionsmitteln dauernd fern zu halten als unter den Verhältnissen des Kapitalismus. Aber warum ist das in der Antike schwieriger gewesen? Inwiefern hing diese Tatsache mit dem unentwickelten Stande der Produktivkräfte zusammen? Marx bringt zu dieser Frage das schon erwähnte Zitat aus Linguet: „Und bildet nicht den wahrhaften Wendepunkt der Geschichte (époque) der Augenblick, von dem an es Menschen gab, die man mit Stockstreichen zur Arbeit zwingen konnte, unter Hinweis auf einige Maß Hafer, die man ihnen verabreichen wollte, wenn sie in den Stall zurückgeführt wurden? Nur in der höher entwickelten Gesellschaft erscheinen dem hungrigen Armen die Lebensmittel als ein genügendes Äquivalent seiner Freiheit: aber in einer Gesellschaft, die am Beginn ihrer Entwicklung steht, würde dieser ungleiche Tausch den freien Menschen grauenhaft erscheinen. Nur Kriegsgefangenen kann man ihn da vorschlagen. Erst nachdem man ihnen den Gebrauch jeglichen Vermögens genommen hat, kann man ihnen diesen Tausch notwendig erscheifien lassen" („Théorie des lois civiles ou principes fondamentaux de la société, London 1767; MARX: „Mehrwerttheorien", Dietz Stuttg., Bd. 1, S. 80/81).

Diese besondere Art der Schwierigkeit, Menschen ökonomisch zu knechten, die Linguet hier zutreffend schildert, hängt einmal mit der Struktur der Urgesellschaft zusammen, aus der sich die Gesellschaft der Sklaverei entwickeln mußte, zum zweiten mit der schon besprochenen Notwendigkeit, immer wieder neue Sklaven aus fremden Völkern zu beschaffen. Die Gentilgenossen waren besonders tapfer und freiheitliebend (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 96 u. 97).

VII. Außerökonomische Gewalt

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Die Gentilgenossen waren aber nicht nur Freiheit, sie waren auch Muße gewohnt. Der Stock war ihnen so verhaßt wie die Unablässigkeit der Arbeit. Marx und Engels erwähnen die heldenmütige Haltung der Negersklaven, die aus dem Haß und Stolz der Geknechteten entsprang. „Sankt Sancho .erduldet' seine Tracht Prügel allerdings mit mehr Würde, als die wirklichen Sklaven. Die Missionäre mögen diesen noch so oft im Interesse der Sklavenbesitzer vorhalten, daß sie die Schläge ,zu ihrem Nutzen erdulden', die Sklaven lassen sich dergleichen Faseleien nicht einreden. Sie machen nicht die kühle und furchtsame Reflexion, daß sie sonst .Ärgeres sich zuziehen' würden, sie bilden sich auch nicht ein, ,durch ihre Geduld den Sklavenbesitzer zu täuschen' — sie verhöhnen ihre Peiniger im Gegenteil, sie spotten ihrer Ohnmacht, die sie nicht einmal zur Demütigung zwingen kann, und unterdrücken jedes .Ächzen', jede Klage, solange der physische Schmerz es ihnen noch erlaubt. (Siehe Charles Comte. Traité de législation.) Sie sind also weder .innerlich' noch .äußerlich' ihre .Eigner', sondern bloß die ,Eigner' ihres Trotzes, was ebensogut so ausgedrückt werden kann, daß sie weder ,innerlich' noch ,äußerlich' ,frei', sondern bloß in einer Beziehung frei, nämlich .innerlich' frei von der Selbstdemütigung sind, wie sie auch .äußerlich' zeigen" ( M A R X U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 319).

Wir erinnern uns hier aber auch der von Marx erwähnten „Blutgesetzgebung" in England (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1. S. 773/774).

Die gepeitschten, gebrandmarkten, endlich gehängten Vagabunden — die verjagten Bauern — in England waren nicht williger zur Knechtsarbeit als die Gentilgenossen in der alten Zeit. Die erste Generation der Geknechteten macht immer Schwierigkeiten besonderer Art, und in der Sklavenhaltergesellschaft gab es aus den aufgeführten Gründen immer wieder eine solche erste Generation. Aber das ist noch nicht der einzige und auch nicht der allein zureichende Erklärungsgrund. Den Griechen und Römern standen ja auch Sklaven zur Verfügung, die seit Generationen die Knechtschaft unter einem Despoten gewohnt waren. Auch ihnen gegenüber konnte der dauernde direkte Zwang, der aus dem privaten Eigentumsverhältnis entspringt, nicht entbehrt werden. Wir zitieren für die weitere Analyse zunächst ein Beispiel aus der Zeit der Lohnarbeit, das drastisch veranschaulicht, wie sich unmittelbare Produzenten verhalten, wenn ihnen die Möglichkeit winkt, wieder selbst Produktionsmittel unter ihre ökonomische Verfügungsgewalt zu nehmen : „ ,Herr Peel, jammert er (Herr Wakefield, d. Verf.) uns vor, nahm Lebensmittel und Produktionsmittel zum Belauf von 50 000 Pfd. St. aus England nach fiem Swan River, Neuholland, mit. Herr Peel war so vorsichtig, außerdem 3000 Personen der arbeitenden Klasse, Männer, Weiber und Kinder

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mitzubringen. Einmal am Bestimmungsplatz angelangt, .blieb Herr Peel ohne einen Diener, sein Bett zu machen, oder ihm Wasser aus dem Fluß zu schöpfen'. Unglücklicher Herr Peel, der alles vorsah, nur nicht den Export der englischen Produktionsverhältnisse nach dem Swan River!" (MARX: „Das Kapital". DVB, Bd. 1, S. 806).

Die Lohnarbeiter hatten sich, sobald sie auf Kolonialboden die Möglichkeit dazu fanden, wieder selbst in den Besitz von Produktionsmitteln gesetzt. Der „ökonomische Zwang" hatte nicht mehr funktioniert, denn die Arbeiter, die die Fabrik verließen, hungerten nicht. Unser Problem spitzt sich also auf die Frage zu, ob es dem unmittelbaren Produzenten unter antiken Verhältnissen relativ leichter war, gegen den Willen seines Arbeitsherrn wieder in den Besitz eigener Produktionsmittel zu kommen, als das unter den Verhältnissen des Kapitalismus der Fall gewesen ist. Von der Seite der Produktionstechnik her gesehen, ist die Frage zweifellos zu bejahen. Der unentwickelte Stand der Produktivkräfte gab generell eher die Möglichkeit, in den Besitz eigener Produktionsmittel und eigenen Bodens zu gelangen, als das in den modernen, hoch zivilisierten Ländern der Fall war und ist. In der Antike wurde kaum maschinell, weithin aber mit einfachen, relativ leicht herstellbarem Gerät gearbeitet, und riesige, dünn besiedelte Gebiete umgaben dauernd die wenigen Zivilisationszentren der Sklavenhalter. Die Masse der modernen Lohnarbeiter braucht, von den einmaligen großen Kolonisationsvorgängen abgesehen, die Maschine und die Fabrik, um arbeiten und somit leben zu können. Der unmittelbare Produzent in der Antike benötigte demgegenüber nur bescheidene Werkzeuge zum individuellen Gebrauch für seine Existenz. Der ökonomische Zwang genügte nicht allein, um ihn in dem Knechtschaftsverhältnis festzuhalten. Es mußte zusätzlich ein außerökonomischer Zwang ausgeübt werden. Da der Sklave durch die Anwendung oder Androhung direkter Gewalt zum Sklaven gemacht wurde, war er aber auch frei, sobald es ihm gelang, dieser direkten Gewalt zu entkommen. Entfloh er seinem Herrn, so war er de facto kein Sklave mehr, wenn er es auch in einem Sklavenhalterstaate de jure blieb. Der Lohnarbeiter aber blieb, in der Masse gesehen, seinem ökonomischen Charakter nach ein Lohnarbeiter, auch wenn er sein Arbeitsverhältnis bei einem bestimmten Kapitalisten aufkündigte. Der Sklave gehört einem Herrn, der Lohnarbeiter dient der ganzen herrschenden Klasse (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 368). Allerdings dürfen wir auch diese grundlegenden Unterschiede zwischen Sklaven und Lohnarbeiter nicht schematisieren, sondern ihre Erkenntnis nur als einen Leitfaden für unsere weiteren Forschungen benutzen. Denn es konnte unter besonderen Umständen durchaus der

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Fall sein, daß z. B. der unentwickelte Stand der Produktivkräfte es einem in die Ferne verschleppten Sklaven sehr schwer machte, als Flüchtling in Gebiete zu gelangen, in denen er wieder zu einem Freien wurde. Er konnte insofern dem ökonomischen Zwang unterliegen, Sklave zu bleiben, während ein Lohnarbeiter in bestimmten Perioden der Kolonisation mit Hilfe des entwickelten Schiffs-Passagierverkehrs relativ leicht auszuweichen und dann im Koloniallande Grundbesitz zu erwerben vermochte — allerdings nur, bis ihn die verhaßten Produktionsverhältnisse in der neuen Heimat wieder einholten. Auch dieser letzte Vorgang darf nicht individuell verstanden, sondern muß in seinem Massencharakter begriffen werden. Solche Besonderheiten, wie wir sie eben dargelegt haben, ändern nicht die bestimmende Tendenz, die einer Epoche das Gesicht gibt. Die Gewalt spielte in der Periode der antiken Sklaverei zwar auch eine sekundäre, aber notwendig eine andere, mehr hervortretende Rolle als in dem hoch entwickelten ökonomischen Automatismus der kapitalistischen Verhältnisse. Das macht sich auch innerhalb des Betriebes geltend. Im Betrieb nimmt der Zwang die Form der Aufsicht und der Strafe an. Die Form, in der die Autorität des Sklavenhalters gegenüber den Sklaven geltend gemacht wird, ist anders als diejenige, in der der Kapitalist die ökonomische Herrschaft über die in seiner Fabrik vereinigten Arbeiten ausübt, obwohl Marx auch das Regiment des Kapitalisten als „despotisch" bezeichnet hat. „Arbeit der Oberaufsicht... erreicht... ihr Maximum im Sklavensystem" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 347). Dieses „Maximum" der Oberaufsicht mit den Mitteln der Gewalt gilt es zu analysieren. Wir können hier nur die ersten Hinweise geben. Gleich die erste Aufgabe der Sklavenaufsicht ist eine Aufgabe, die im Kapitalismus gegenüber dem Lohnarbeiter überhaupt nicht existiert, und die nur Herr Peel gegenüber seinen in freies Kolonialland exportierten englischen Fabrikarbeitern hätte ausüben müssen (S. 169/170): es ist die schon besprochene Aufgabe des einzelnen Sklavenhalters, die Flucht der Sklaven zu verhindern. Die Zwangsaufsicht durch die individuell ausgeübte körperliche Gewalt wirkt aber unproduktiv. Die primitivsten Mittel, die Flucht zu verhindern, wie Blenden, Füße abhacken, mindern die Arbeitsfähigkeit und Verwendbarkeit der Sklaven. Die Kette schränkt die Arbeitsfähigkeit nicht derart einschneidend ein, aber auch sie hindert körperlich. Zahlreiches Aufsichtspersonal verursacht hohe unproduktive Kosten. War dem Sklaven die Flucht verwehrt, so mußte er noch bei der Arbeit angetrieben und kontrolliert werden. Was im Kapitalismus der Lohnabzug oder die drohende Entlassung bewirkte, das sollte in der

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Sklaverei die Drohung mit Peitsche, Kette und Haft erreichen. Die körperlichen Strafen gingen jedoch, sobald sie die Arbeitsfähigkeit minderten, wirtschaftlich auch zu Lasten des Eigentümers und erhöhten weiterhin die unproduktive Arbeit der Aufseher. Die körperliche Bestrafung der Sklaven brachte für den Sklavenhalter Unkosten, die Geldstrafe des Arbeiters brachte dem Unternehmer Einnahmen. „An die Stelle der Peitsche des Sklaventreibers tritt das Strafbuch des Aufsehers. Alle Strafen lösen sich natürlich auf in Geldstrafen und Lohnabzüge, und der gesetzgeberische Scharfsinn der Fabrik-Lykurge macht ihnen die Verletzung ihrer Gesetze wo möglich noch einbringlicher als deren Befolgung" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 446).

Im frühen Kapitalismus gab es ein ausgeklügeltes Straf- und Disziplinarsystem, um eine sorgfältige Behandlung der Maschinen durch die Arbeiter zu sichern, denen Arbeit und Maschinen verhaßt sein mußten. Ein solches System war in der Sklaverei unmöglich. Wir haben bereits untersucht, daß unter Sklavereiverhältnissen bei wachsender Betriebsgröße die Anreizmittel zur Arbeit, die nicht-gewaltsamen Kontrollmittel, und die ideologischen Illusionen mehr und mehr versagen. Der einzige Ausgleich blieb die verstärkte Gewaltanwendung. Das ist unvermeidlich, aber es ist ökonomisch ein Rückschritt. Damit gelangen wir auch in dieser Entwicklungslinie an einen Punkt, an dem sich die Widersprüche der Sklaverei in der Geschichte zuspitzten. Zu bemerken ist noch, daß sich der Kaufmann in der alten Welt in bezug auf die Frage der außerökonomischen Gewalt in einer ähnlichen Lage befand wie der Eigentümer in der Produktion. Wie der Grundeigentümer und Werkstattbesitzer Arbeitskräfte besaß, die zur Flucht oder Widersetzlichkeit neigten, so handelte der Kaufmann mit einer Ware, die sich wehren konnte und davonzulaufen trachtete und die er mit Gewalt ergreifen und festhalten mußte. Auch im Handelsgeschäft verursachte die Gewaltanwendung zusätzliche Unkosten, die jedoch nicht verhindert haben, daß der Sklavenhändler, große Gewinne einstrich. Er konnte seine Unkosten auf den Käufer abwälzen, und auch die Unkosten des Sklavenhandels mußten letzten Endes aus dem Mehrprodukt der Landwirtschaft und des Gewerbes aufgebracht werden. Über den ökonomischen Charakter der Unkosten, die bei dem Erwerb der Sklaven für den Sklavenhalter entstanden, hat sich Marx ziemlich ausführlich geäußert. Wenn wir zunächst von der Selbstversorgerwirtschaft in Naturalform ausgehen, so war der Aufwand an Arbeit und materiellen Mitteln für den Sklavenfang ein Aufwand, der durch die besonderen Verhältnisse der Sklaverei notwendig wurde, aber nicht unmittelbar der Ausbeutung der Sklavenarbeit diente, sondern nur mittelbar, indem er die

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Voraussetzung dafür schuf. Der eingefangene Sklave mußte ernährt und angeleitet werden, um seinen ökonomischen Zweck zu erfüllen. Dieser Aufwand des Unterhalts und der Leitung ging unmittelbar (ebenso wie beim Lohnarbeiter) in die Erzeugung eines Mehrprodukts ein. Anders der Aufwand für die Menschenjagd. In ihm erscheinen die Unkosten bestimmter Produktionsverhältnisse, die mit diesen Produktionsverhältnissen selbst wieder verschwinden. Sobald sich nun Tauschverkehr, Handel und Geldwesen der Vorgänge beim Sklavenerwerb bemächtigen, erscheint der Aufwand für die Menschenjagd nicht mehr als Arbeitsaufwand und Verschleiß materieller Mittel, sondern in Form einer bestimmten Geldsumme, die für den Ankauf ausgegeben werden muß. Über den Charakter dieser Geldsumme spricht Marx. Wir geben die Belegstellen wieder. Es ist darin die Bezeichnung „Kapital" enthalten. Ob und inwiefern in der Produktionsweise der alten Gesellschaften vom „Kapital" gesprochen werden kann, muß der weiteren Erörterung vorbehalten bleiben (S. 312—351). Für unsere gegenwärtig behandelte Frage ist wichtig, daß die Geldsumme, die im Sklavenankauf angelegt wird, für die gesellschaftliche Produktion ebensowenig unmittelbar wirksam wird wie eine im Grundstücksankauf ausgelegte Summe: „Ganz so erscheint einem Sklavenhalter, der einen Neger gekauft hat, sein Eigentum an dem Neger nicht durch die Institution der Sklaverei als solche, sondern durch Kauf und Verkauf von Ware erworben. Aber der Titel selbst wird durch den Verkauf nicht erzeugt, sondern nur übertragen. Der Titel muß da sein, bevor er verkauft werden kann, und so wenig wie ein Verkauf, kann eine Reihe von solchen Verkäufen, ihre beständige Wiederholung, diesen Titel schaffen. Was ihn überhaupt geschaffen hat, waren die Produktionsverhältnisse. Sobald diese auf einem Punkt angelangt sind, wo sie sich umhäuten müssen, fällt die materielle, die ökonomisch und historisch berechtigte, die aus dem Prozeß der gesellschaftlichen Lebenserzeugung entspringende Quelle des Titels und aller auf ihm begründeten Transaktionen fort. Vom Standpunkt einer höhern ökonomischen Gesellschaftsformation wird das Privateigentum einzelner Individuen am Erdball ganz so abgeschmackt erscheinen, wie das Privateigentum eines Menschen an einem andern Menschen" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 826). und im gleichen Sinne: „Aber das im Ankauf der Sklaven gezahlte Kapital gehört nicht zu dem Kapital, wodurch Profit, Mehrarbeit, aus dem Sklaven extrahiert wird. Umgekehrt. Es ist Kapital, dessen sich der Sklavenbesitzer entäußert hat, Abzug vom Kapital, worüber er in der wirklichen Produktion verfügt. Es hat aufgehört für ihn zu existieren, ganz wie das im Ankauf des Bodens ausgelegte Kapital aufgehört hat für die Agrikultur zu existieren. Der beste Beweis ist, daß es für den Sklavenbesitzer oder den Bodeneigner nur wieder in Existenz tritt, sobald er den Sklaven oder den Boden wieder verkauft.

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Dann tritt aber dasselbe Verhältnis für den Käufer ein. Der Umstand, daß er den Sklaven gekauft hat, befähigt ihn noch nicht ohne weiteres, den Sklaven zu exploitieren. Dazu ist er erst befähigt durch ferneres Kapital, das er in die Sklavenwirtschaft selbst steckt" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 860/861). Die Belastung der Gesellschaft mit den Unkosten der Sklavenjagd, mit deren Hilfe der Eigentumstitel hergestellt, das Produktionsverhältnis Sklaverei verwirklicht wird, bleibt bestehen, gleich ob sie in Naturalform oder in Geldform auftritt. Es kann auf dem Wege der Arbeitsteilung eine Senkung solcher unwirtschaftlicher Kosten eintreten, aber sie können nicht verschwinden, solange die Verhältnisse der Sklaverei noch in Kraft sind. Der Sklave ist für den Sklavenhalter teurer, als es der Lohnarbeiter für den Kapitalisten ist. Das gilt in bezug auf die Unkosten des Sklavenerwerbs in gleicher Weise wie für die Unkosten der dauernden Zwangsaufsicht, die der Aufrechterhaltung des erworbenen Eigentumstitels dient. Der Charakter des Sklavenhalters und Sklavenhändlers erscheint unter dem Aspekt der „außerökonomischen Gewalt" unmenschlich. Der Sklavenhändler, seine Beauftragten, Lieferanten und Verbündeten waren Menschenfänger, ihr Gewerbe die Menschenjagd, die im kleinen, in ihren primitiven Anfängen Raubhandel gewesen ist und endlich die Form des großen ökonomischen und politischen Raubkrieges annahm. „So ist denn die Kriegskunst ihrer Natur nach eine Art der Erwerbskunst (die Jagdkunst ist nämlich ein Teil von ihr); man muß sich ihrer gegen die Tiere bedienen und gegen jene Menschen, die, zum Beherrschtwerden (&Q%e(t&ai) geboren, doch nicht beherrscht werden wollen. Ein solcher Krieg ist von Natur ein gerechter Krieg" (Aristot., „Politik", 1256 b, 23—26). Die Sklaverei war ein Verhältnis, in dem der unmittelbare Produzent gleich einem Haustier angesehen wurde; es war ein Verhältnis, das seinem Wesen nach der Humanität hohnsprach und mit unmenschlicher Gewaltanwendung notwendig verbunden. Die Apologeten der Sklaverei berufen sich gern darauf, daß Sklaven unter Umständen ausreichend ernährt und ausreichend bekleidet waren, daß unter Umständen ihre materielle Versorgung nicht schlechter, vielleicht sogar besser gewesen sei als die des Lohnarbeiters, der für den Kapitalisten keinen Vermögenswert und dessen Tod kein materieller Schaden für den Unternehmer bedeutete. Das ist zuzugeben; wir verweisen auf ein Zitat von Marx aus Linguet, der die Form der altorientalischen Sklaverei unter solchen Gesichtspunkten allen anderen Knechtschaftsformen vorziehen will ( M A R X : „Mehrwerttheorien", Dietz Stuttg., Bd. 1, S. 85). Man kann ein „Haustier" gut versorgen, wenn man dazu willens ist, aber den ungeheuerlichen Widerspruch, der darin liegt,

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einen Menschen überhaupt in die Rolle des Haustieres zu drängen, wird nur der begreifen, der in allen Epochen das volle Menschentum des Arbeitenden anerkennt. Auch die Sklavenhalter und Sklavenfänger befanden sich in einem — für den Menschen tragischen — Widerspruch; sie waren vom Gang der Geschichte zur Unmenschlichkeit gezwungen und haben diesen Zwang als Klasse brutal bejaht, wenn sie auch, wie wir gleich sehen werden, die Mühen der Gewaltausübung abzuschieben trachteten. Es ist über ihren Charakter in dieser Beziehung das gleiche zu sagen, was Marx über den Kapitalisten sagt: „Die Gestalten von Kapitalist und Grundeigentümer zeichne ich keineswegs in rosigem Licht. A b e r es handelt sich hier um die Personen nur, soweit sie die Personifikation ökonomischer Kategorien sind, Träger von bestimmten Klassenverhältnissen und Interessen. Weniger als jeder andere kann mein Standpunkt, der die Entwicklung der ökonomischen Gesellschaftsformation als einen naturgeschichtlichen Prozeß auffaßt, den einzelnen verantwortlich machen für die Verhältnisse, deren Geschöpf er sozial v e r bleibt, so sehr er sich auch subjektiv über sie erheben mag" (MARX: „Das Kapital", D V B , Bd. 1, S. 8).

Die Gewalt, mit der Menschen in das Sklavereiverhältnis gezwungen und darin festgehalten wurden, konnte von den Sklavenhaltern und Sklavenfängern sowohl , individuell als auch gemeinsam — in der Form der Staatsgewalt — ausgeübt werden. Die Sklavenhalter haben ihr Interesse, das Knechtschaftsverhältnis des Sklaven aus einem individuellen in ein allgemeines Verhältnis überzuführen, sehr wohl und sehr früh eingesehen. Wo das Interesse und die Macht der Sklavenhalter in einem Staatsapparat zusammengefaßt war, ist auch das Eigentumsverhältnis am Sklaven als ein allgemeines Rechtsverhältnis stabilisiert und geschützt worden. Es hat allerdings schon Sklaverei gegeben, ehe es einen Staat gab. In den Zeiten des primitiven Patriarchalismus, der „militärischen Demokratie", wie Engels mit einem Ausdruck von Marx die Ubergangszeit von der Gentil- zur Klassengesellschaft bezeichnet, in dieser Periode, in der der Raubkrieg schon zu einem „stehenden Erwerbszweig" wurde (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 163), genügten die bewaffneten Gefolgschaften der Stammesführer, um auch die Sklaven in Schach zu halten. Aber eine Masse von Produzenten in die Verhältnisse der latenten oder offenen Knechtschaft hinabzudrücken, dazu gehörten schon relativ bedeutende und stabile Machtmittel, wie wir sie in den altorientalischen Despotien, der hellenischen Polis und endlich im Römischen Reich tatsächlich vor uns haben. Engels schreibt über die Rolle des Staates, über die „von der Masse des Volkes unterschiedene öffentliche Gewalt" (ENGELS: „Ursprung der Familie", DVB, S. 117 u. 170) in der Gesellschaft der Sklaverei:

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„Die bisherige, sich in Klassengegensätzen bewegende Gesellschaft hatte den Staat nötig, das heißt eine Organisation der jedesmaligen ausbeutenden Klasse zur Aufrechterhaltung ihrer äußern Produktionsbedingungen, also namentlich zur gewaltsamen Niederhaltung der ausgebeuteten Klasse in den durch die bestehende Produktionsweise gegebnen Bedingungen der Unterdrückung (Sklaverei, Leibeigenschaft oder Hörigkeit, Lohnarbeit)" ( E N G E L S : „Antidühring", DVB, S. 347).

In der gleichen Richtung argumentiert Lenin: „Dieser Apparat, diese Gruppe von Menschen, die andere regieren, bemächtigt sich stets eines gewissen Apparates zur Ausübung von Zwang, von physischer Gewalt — . . . Die Methoden der Gewalt änderten sich, doch existierte überall dort, wo es einen Staat gab, stets auch eine Gruppe von Personen, die regierten, die kommandierten, die herrschten und zur Aufrechterhaltung ihrer Macht einen Apparat zur Ausübung von physischem Zwang, einen Gewaltapparat in Händen hatten, ausgerüstet mit denjenigen Waffen, die dem* technischen Niveau der jeweiligen Epoche entsprachen" < L E N I N : „Über den Staat", DVB, S . 1 3 / 1 4 ) .

und „Immerhin war aber ein Apparat da, der die Sklaven zwang, in Sklaverei zu verbleiben, der einen Teil der Gesellschaft unter dem Zwang, der Unterdrückung des anderen hielt. Ohne einen ständigen. Zwangsapparat kann der eine, der überwiegende Teil der Gesellschaft nicht zur systematischen Arbeit f ü r den anderen gezwungen werden" ( L E N I N : „Über den Staat", DVB, S. 15).

Die Sklavenhalter haben sich nicht mit der Anwendung der Staatsgewalt innerhalb räumlich beschränkter Gemeinwesen begnügt. Sie sind zu internationalen Abmachungen übergegangen, um sich gegenseitig das Eigentumsrecht am Sklaven zu garantieren und der Sklavenflucht einen Riegel vorzuschieben. Doch konnten Gewalt und „Recht" als Ausdruck des ökonomischen Interesses, nie so wirksam werden, wie es ökonomische Verhältnisse selbst sind, und so blieb es der Vorteil der Sklaven, daß die gemeinsamen ökonomischen Interessen der Sklavenhalter oft genug durch den ebenfalls ökonomisch begründeten Widerstreit ihrer Interessen durchbrochen worden sind, und die eine Gruppe die entlaufenen Sklaven der andern mit Schadenfreude aufnahm und als frei erklärte. Unter den Verhältnissen der griechischen Kleinstaaterei hat dieser Vorgang eine besondere Bedeutung gehabt. Wir erinnern nur an die Flucht tausender Sklaven aus Athen zur Zeit der spartanischen Invasion im Dekeleischen Kriege. Aus der Wirkung, die die Öffnung des Ventils hatte, können wir den Druck ermessen, mit dem es geschlossen gehalten werden mußte. Auch in den altorientalischen Reichen war es eine bekannte Erscheinung, daß verschleppte und verpflanzte Bevölkerungsteile heimlich in die Heimat zurückzuwandern trachteten.

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Bei allen diesen Vorgängen ist nicht zu vergessen, daß die Technik der Gewaltanwendung von dem Stande der Produktivkräfte abhängt (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 202—212) und daß die Gewalt, in der Gesellschaft der Sklavenhalter im relativ größten Umfange notwendig, mit verhältnismäßig einfachen Waffen ausgeübt werden mußte. Auch die Zentralisierung und Rationalisierung der Gewalt im Staatsapparat konnte unter solchen Umständen die individuelle Anwendung des körperlichen Zwanges nie ganz entbehrlich machen. Wir beobachten hier eine eigentümliche Entwicklungslinie, die näher studiert zu werden verdient. Während der Staatsapparat zunächst die Anwendung roher und sehr primitiver Gewaltmittel einschränkte oder überflüssig machte, läßt sich auf dem Kulminationspunkt der massenhaften Anwendung der Sklavenarbeit und des höchst entwickelten Staatsapparates im Römischen Reich wieder ein Anwachsen der individuellen brutalen Zwangsmittel beobachten. Die erneute Verschärfung und Verrohung des Zwanges, der jetzt gegen große Sklavenmassen angewendet wurde, mußte auch zu einer wachsenden Empörung der Sklaven führen. Dabei sei der Disput erwähnt, den Karl Marx und Friedrich Engels wider eine sinnverdrehende Ausnutzung des bloßen „Freiheitsbewußtseins" geführt haben. Die Stellungnahme der beiden Revolutionäre (MARX u. ENGELS, „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 316—320) läßt sich kurz dahin charakterisieren: nichts gegen das Bewußtsein des Menschen, immer und überall ein Mensch und somit auch „in Ketten frei" zu sein, aber alles gegen die Versuche, daraus eine Beruhigungspille zu drehen. Sinn behält das stolze Bewußtsein nur dann, wenn alle Kraft aufgewandt wird, sich des Menschseins nicht nur bewußt zu bleiben, sondern es auch dem Sklavenhalter zum Trotz zu realisieren. Das Ende der Gesellschaft der Sklaverei deutete sich an, sobald die Sklavenhalter in dem höchst ausgebildeten Sklavenhalterstaate, in Rom, dazu übergehen mußten, die außerökonomische Gewalt im Großbetrieb durch den Übergang zum ökonomischen Anreiz im Kleinbetrieb — in der Form des Kolonats — zu ersetzen. Wir beschäftigen uns im nächsten Kapitel mit den ökonomischen Gründen und Zusammenhängen dieser Erscheinung.

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VIII. Die Einstellung des Herrn und die Einstellung des Sklaven zur Arbeit. Uber einige ökonomische Voraussetzungen des Klassenkampfes der Sklaven Die Einstellung einer Klasse zur Arbeit ist kein Problem der individuellen, wohl aber der gesellschaftlich und das heißt ökonomisch bedingten Psychologie. Marx ist sehr früh mit seinen Gedanken in diese Richtung vorgestoßen: „Man sieht, wie die Geschichte der Industrie und das gewordene gegenständliche Dasein der Industrie das aufgeschlagene Buch der menschlichen Wesenskräfte, die sinnlich vorliegende menschliche Psychologie ist, die bisher nicht in ihrem Zusammenhang mit dem Wesen des Menschen, sondern immer nur in einer äußeren Nützlichkeitsbeziehung gefaßt wurde, weil man — innerhalb der Entfremdung sich bewegend — nur das allgemeine Dasein des Menschen, die Religion, oder die Geschichte in ihrem abstraktallgemeinen Wesen, als Politik, Kunst Literatur etc., als Wirklichkeit der menschlichen Wesenskräfte und als menschliche Gattungsakte zu fassen wußte (MARX: „Manuscripte", Gesamtausg., erste Abteilung, Bd. 3, S. 121).

Wir untersuchen zuerst die gesellschaftlich bedingte psychologische und praktische Einstellung des Sklavenhalters zur Arbeit. Im Zuge der Arbeitsteilung zwischen leitender und ausführender Arbeit hat der Sklavenhalter als Eigentümer der Produktionsmittel die Leitungsfunktion an sich gerissen, die aus aller kombinierten Tätigkeit notwendig entspringt (S. 129) und er hat auf Grund des Herrschaftsund Knechtschaftsverhältnisses, in dem sich die Arbeitsteilung verwirklicht, auch die Funktion der Oberaufsicht übernommen. Die allgemeine Leitungsfunktion ist samt den speziellen Aufgaben der Arbeitsanweisung in der Sklaverei unvermeidlich mit körperlicher Gewaltanwendung verbunden. Wie der antike Sklavenhalter sich zu diesen seinen Aufgaben verhielt, darüber zitiert Marx eine aufschlußreiche Stelle aus der „Politik" des Aristoteles: „Aristoteles: "O yaQ dEOnortjg ovx ev rqj xräa&ai TOI); öovAovg, dXX' EV T?Die Deutsche Ideologie", D V B , S. 19/20).

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Die dort entwickelte Auffassung wiederholt sich in den Ausführungen von Engels in seiner Schrift über den „Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats": „Innerhalb dieser neuen Verfassung (der dem Servius Tullius zugeschriebenen Verfassung, d. V e r f . ) . . . bewegt sich die ganze Geschichte der römischen Republik mit allen ihren Kämpfen der Patrizier und Plebejer um den Zugang zu den Ämtern und die Beteiligung an den Staatsländereien, mit dem endlichen Aufgehen des Patrizieradels in der neuen Klasse der großen Grund- und Geldbesitzer, die allmählich allen Grundbesitz der durch den Kriegsdienst ruinierten Bauern aufsogen, die so entstandnen enormen Landgüter mit Sklaven bebauten, Italien entvölkerten und damit nicht nur dem Kaisertum die Tür öffneten, sondern auch seinen Nachfolgern, den Barbaren" (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 129/130).

Die spezielle Rolle der Schuldverhältnisse in dem Kampf zwischen dem kleinen und dem großen Grundeigentümer wird in der „Deutschen Ideologie" erwähnt (DVB, S. 19), und im „Kapital" als eine charakteristische Erscheinung der antiken Klassenkämpfe bezeichnet: „Der Klassenkampf der antiken Welt z. B. bewegt sich hauptsächlich in der Form eines Kampfes zwischen Gläubiger und Schuldner, und endet in Rom mit dem Untergang des plebejischen Schuldners, der durch den Sklaven ersetzt wird" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 141).

Der Wert dieser Belegstelle liegt vor allem in der Betonung der Rolle, die die Schuldverhältnisse im Kampf des großen und des kleinen Grundeigentums und damit im Klassenkampf gespielt haben. Die wiedergegebene Äußerung steht im Zusammenhange der Marxschen Erörterungen über Geld und Warenzirkulation. Die Gesamtheit der römischen Verhältnisse, die in der Antike vor allem wesentlichen Faktoren, sind in dem eingangs zitierten Briefe von Marx vollständiger charakterisiert, da dort nicht nur die Schuldverhältnisse, sondern ihr Zusammenhang mit dem kleinen Grundeigentum sowie die Modifikationen durch die Basis der Sklaverei betont werden. Die große Bedeutung, die Marx und Engels dem Kampfe zwischen Bauer und Großgrundbesitzer, zwischen Schuldner und Gläubiger in der Antike beimessen, zeigt eindeutig, daß den maßgebenden sozialistischen Wissenschaftlern nichts ferner gelegen hat, als eine banale Vereinfachung der antiken Verhältnisse auf den Gegensatz „HerrSklave". Die Sklaverei war nach den Analysen von Marx und Engels das die Entwicklung bestimmende, aber darum durchaus nicht das einzig wichtige Produktionsverhältnis in den alten Gesellschaften. Im Gegenteil, die Gesellschaft der Sklaverei ist gerade dadurch wesentlich charakterisiert, daß dort noch eine Vielfalt der Verhältnisse und Gegensätze bestand. In der Diskussion über menschliche Gleichheit und soziale Ungleichheit, die Engels mit Dühring geführt hat, erwähnt

IX. Kleines und großes Grundeigentum

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Engels stichwortweise einige der gegensätzlichen Verhältnisse, die f ü r die Antike charakteristisch gewesen sind: „Bei den Griechen und Römern galten die Ungleichheiten der Menschen viel mehr als irgendwelche Gleichheit. Daß Griechen und Barbaren, Freie und Sklaven, Staatsbürger und Schutzverwandte, römische Bürger und römische Untertanen (um einen umfassenden Ausdruck zu gebrauchen) einen Anspruch auf politische Geltung haben sollten, wäre den Alten notwendig verrückt vorgekommen" (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 125). und „Die Gleichheit aller Menschen, Griechen, Römer, Barbaren, Freier und Sklaven, Staatsangehöriger und Fremder, Bürger und Schutzverwandter etc. war für den antiken Kopf nicht nur verrückt, sondern verbrecherisch, und ihr erster Anfang wurde im Christentum konsequent verfolgt" (ENGELS: a. a. O., S. 426/427). Da es Engels an den angegebenen Stellen nicht auf die einzelnen ungleichen G r u p p e n u n d ihre besondere Bedeutung ankommt, sondern lediglich auf die Illustrierung der vielfältigen Ungleichheiten, darf aus seinen auswahlweisen Hinweisen keine Systematik abgeleitet werden. Eine kurze systematische Zusammenfassung h a t Stalin gegeben: „Reiche und Arme, Ausbeuter und Ausgebeutete, Vollberechtigte und Rechtlose, heftiger Klassenkampf zwischen ihnen — das ist das Bild der auf Sklaverei beruhenden Gesellschaftsordnung." und kurz davor: „Hier erscheint der Sklavenhalter als der erste, der grundlegende vollwertige Eigentümer" (STALIN: „Dialekt, und histor. Materialismus", S. 1 5 1 ) . Aus den zuerst zitierten Äußerungen von Marx und Engels haben wir ersehen, daß Marx u n d Engels dem kleinen Grundeigentümer, dem Bauern, u n d seinen ökonomischen und politischen K ä m p f e n in der Gesellschaft der Sklaverei eine besondere Bedeutung zumessen. Die Aufgabe der weiteren Untersuchung ist es, darzulegen, auf welche Weise die kleinen bäuerlichen Eigentümer in der Gesellschaft der Sklaverei i n ' die K ä m p f e zwischen Reich u n d Arm, Ausbeutern u n d Ausgebeuteten, Vollberechtigten und Rechtlosen verstrickt waren. Dabei interessiert in unserem Zusammenhange wiederum nicht das leidenschaftliche und b u n t e Spiel der Vorgänge im einzelnen, sondern das Typische der Verhältnisse u n d ihrer Widersprüche. Die Arbeiten der marxistisch-leninistischen Klassiker geben uns, ebenso wie bei den Erscheinungen der Sklaverei, die Möglichkeit, die Entwicklungszusammenhänge des bäuerlichen Eigentums u n t e r weltgeschichtlichem Aspekt zu verfolgen und die ackerbauende Gemeinde im Alten Orient wie den Bauern in der Antike als Entwicklungsstufe in der Geschichte

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der Bauernklasse und in der Geschichte der menschlichen Gesellschaft ü b e r h a u p t zu sehen. Wir verfolgen zuerst die Darlegungen von Marx u n d Engels über die ackerbauende Gemeinde als Voraussetzung f ü r die Entstehung der Gesellschaft der Sklaverei. Die außerordentliche Bedeutung der ackerbauenden Gemeinde f ü r die U r b a r m a c h u n g des Bodens, f ü r die Ausdehnung der Herrschaft des Menschen über die Natur schildert Engels in seiner Kontroverse mit Dühring: „Und da finden wir im Anfang der Geschichte aller Kulturvölker nicht den .großen Grundherrn', den uns Herr Dühring hier unterschiebt... sondern Stamm- und Dorfgemeinden mit gemeinsamem Grundbesitz. Von Indien bis Irland ist die Bewirtschaftung des Grundeigentums in größeren Strecken ursprünglich durch solche Stamm- und Dorfgemeinden vor sich gegangen, und zwar bald in gemeinschaftlicher Bebauung des Ackerlandes für Rechnung der Gemeinde, bald in einzelnen, von der Gemeinde den Familien auf Zeit zugeteilten Ackerparzellen bei fortdauernder Gemeinnutzung von Waldund Weideland... Es ist eine reine .freie Schöpfung und Imagination' des Herrn Dühring, wenn er behauptet, daß zur Bewirtschaftung des Grundeigentums auf größeren Strecken Grundherrn und Knechte erforderlich gewesen seien. Im ganzen Orient, wo die Gemeinde oder der Staat Grundeigentümer ist, fehlt sogar das Wort Grundherr in den Sprachen, worüber sich Herr Dühring bei englischen Juristen Rats erholen kann, die sich in Indien ebenso umsonst mit der Frage abquälten: wer ist Grundeigentümer? . . . Griechenland tritt schon im Heroenzeitalter in die Geschichte ein mit einer Ständegliederung, die selbst wieder das augenscheinliche Erzeugnis einer längern, unbekannten Vorgeschichte ist; aber auch da wird der Boden vorwiegend von selbständigen Bauern bewirtschaftet... Italien ist urbar gemacht worden vorwiegend von B a u e r n . . . " ( E N G E L S : „Antidühring" DVB, S. 214/216). Diese A u s f ü h r u n g e n von Engels enthalten zwei Grunderkenntnisse: einmal als Tenor die Erkenntnis, daß die Erschließung der Wildnis f ü r den Ackerbau u n d damit die Grundlage allen kulturellen Fortschritts dem Ackerbauer zu danken ist, der den Boden selbst bearbeitete, u n d z u m zweiten, daß die weltgeschichtlich erste ökonomische E r o b e r u n g von Ackerboden f ü r den Menschen durch ackerbauende Gemeinden in den Verhältnissen des Gemeineigentums vollzogen wurde. Die Gemeinde der Parzellenbauern, in der sich aus der getrennten Arbeit das gesonderte Eigentum entwickelt hat, wird als eine spätere — wie w i r sehen werden fortgeschrittene — F o r m erkannt. Das entspricht genau der Analyse, der wir bei den Betrachtungen über die latente Knechtschaft auf der Grundlage des gemeindlichen Erbbesitzes u n d des Königseigentums am Boden einerseits, ü b e r die offene Sklaverei auf der Grundlage des antiken Privateigentums andererseits bei Marx schon begegnet sind (S. 96—120).

IX. Kleines u n d großes G r u n d e i g e n t u m

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Wir haben in jenem Zusammenhange die Ausführungen von Marx über die ursprünglichen ackerbauenden Dorfgemeinschaften im Hinblick auf die Entstehung besonderer Formen der Sklaverei studiert und machen sie jetzt zur Grundlage einer Analyse der Bedeutung und Entwicklung der bäuerlichen Eigentumsformen. Zuerst gilt unsere Aufmerksamkeit den ackerbauenden Dorfgemeinschaften im Alten Orient und ihrer Geschichte in den altorientalischen Despotien. Die Stammgemeinde der Jäger und Hirten-Nomaden, so schildert Marx, wird seßhaft und betreibt Viehzucht, Ackerbau und Jagd (MARX: „Grundrisse ...", S. 376). Den Ubergang bildete eine Kombination von nomadisierenden Viehzüchtern und einfachem Feldbau (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 158/159). Die Gemeinde der Ackerbauer, die entstand, betrieb Viehzucht nebenbei. In diesem Stadium ist die Dorfgemeinschaft noch in vollem Maße autark. Die Gesellschaft existiert als ackerbauende Dorfgemeinschaft. Landwirtschaft und Handwerk sind kombiniert (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 377). Die Ämter, die die gemeinschaftlichen Interessen vertreten, werden von Gemeindegliedern ausgeübt (MARX: „Die Britische Herrschaft", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 323). Der von der Gemeinde in Nutzung genommene Boden ist ihr gemeinschaftliches, selbst bearbeitetes Eigentum. Das ist in der Weltgeschichte die erste Form der ackerbautreibenden Gemeinde, die Marx bei den altorientalischen Völkern, bei den Slawen, Rumänen, in Mexiko, Peru, bei den alten Kelten und in Indien konstatiert (MARX: „Grundrisse...", S. 377). Für den Typ der ursprünglichen ackerbauenden Gemeinden ist allgemein kennzeichnend: die Seßhaftigkeit und die autarke Selbstversorgerwirtschaft, der noch die Verkehrsweise der Naturalwirtschaft eigen ist. Die Seßhaftigkeit haben wir nach den Bemerkungen von Marx „Grundrisse...", DVB, S. 376) schon erwähnt. Sie ist die Begleiterscheinung des großen Fortschritts der Produktivkräfte, der in der Ackerbaugemeinde vor sich geht. Diese Seßhaftigkeit aber ist relativ. Die selbst arbeitenden Ackerbauer wären nicht die Kolonisatoren in der Weltgeschichte gewesen (S. 200) hätten sie nicht große Wanderungen unternommen. Aber diese Wanderungen waren nicht mehr unmittelbarer Faktor der Produktion, wie bei den nomadisierenden Hirtenvölkern, sondern, soweit sie aus innerem Anlaß und nicht auf äußeren Anstoß erfolgten, nur Notwendigkeit der erweiterten Reproduktion. Die Bauernsiedlung gründete Pflanzstätten für ihre Kinder und Kindeskinder. (MARX:

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Die Selbstversorgerwirtschaft, wie sie Marx f ü r die indischen Gemeinden im „Kapital" wieder erwähnt (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 836/837) aber setzte voraus, daß das Produkt der Gemeinde nicht n u r agrikol war, sondern auch die Erzeugnisse des Hausfleißes mit umfaßte. Die ökonomisch und politisch autarken und autonomen Ackerbauergemeinden waren das höchste Entwicklungsstadium, das in den Formen des primitiven, lokal gebundenen Gemeineigentums erreicht werden konnte. Die Zeiten, in denen solche Gemeinden entstanden, kolonisierten und blühten, waren diejenige Phase in der Geschichte, in der die Gemeinde der Ackerbauer und Viehzüchter die Gesellschaft als solche und ihre höchst entwickelten Produktivkräfte repräsentiert hat, in der sie ökonomisch autark, politisch autonom, Träger der Kultur in ihrer dapials höchsten Form gewesen ist. Wenn wir die weitere Entwicklung solcher kleinen, voneinander unabhängigen ackerbauenden Gemeinwesen zu den großen Despotien und der antiken Gesellschaft der Sklaverei verfolgen und die Art und Weise des ökonomischen Fortbestandes der bäuerlichen Gemeinwesen in der Gesellschaft der Sklaverei untersuchen wollen, ist es zuerst notwendig, die Keime der neuen fortschreitenden Entwicklung in den ursprünglichen selbständigen Gemeinden der Ackerbauer und Viehzüchter selbst aufzudecken. Zu einem Teil haben wir diese Analyse in anderem Zusammenhang schon durchgeführt. Die Ergebnisse können wir hier mit den noch neu zu behandelnden Fragen vereinen. Wir beginnen mit dem Hinweis von Stalin, daß es der Übergang von Steinwerkzeugen zu Metallwerkzeugen und der Übergang zu Viehzucht, Ackerbau und Handwerk gewesen ist, der eine auf Knechtung und Ausbeutung beruhende Gesellschaftsordnung ermöglicht und als ein dem Stande der Produktivkräfte entsprechendes System der Produktionsverhältnisse historisch auch gefordert hat (STAUN: „Dialekt, und histor. Materialismus", S. 150). Dabei erinnern wir uns der Diskussion über das „Mehrprodukt" (S. 72—80). Die Landwirtschaft speziell der Ackerbau, mußte zuerst ein über den traditionellen lebensnotwendigen Bedarf hinausgehendes Produkt abwerfen, um die gesellschaftliche Arbeitsteilung, und zwar sowohl die Arbeitsteilung zwischen Hand- und Kopfarbeiter, als auch die Arbeitsteilung zwischen den verschiedenen Produktionszweigen, Landwirtschaft und Handwerk, aufkommen zu lassen. Dabei scheint sich allerdings ein Widerspruch zu ergeben. Denn Marx hat ausdrücklich betont, daß die Arbeit der wirtschaftlich autarken ackerbauenden Gemeinden, wie wir sie am Ausgang der Urgesellschaft finden, keine Reichtum erzeugende („wealth

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producing") Arbeit gewesen ist, sondern nur eine Reproduktion der Gemeinwesen in ihrem traditionellen Bestände (MARX: „Grundrisse . . . " ,

DVB, S. 380). Der Widerspruch ist jedoch nur scheinbar, da Marx auch betont, daß und wie die ursprünglichen Gemeinwesen in ihrer Entwicklung über sich selbst hinaustrieben. Sie enthalten nicht nur die Bedingungen der Reproduktion, sondern auch die Bedingungen der Mehrproduktion (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 377). Wir begegnen

hier wieder dem allgemeinen dialektischen Verhältnis zwischen ökonomischer Möglichkeit und historischer Wirklichkeit in einem besonderen Fall. Die ursprünglichen autarken Gemeinden der Ackerbauer und Viehzüchter enthalten bereits die Bedingungen, d. h. die Möglichkeiten zur Erzeugung des Mehrprodukts. Damit diese Erzeugung eines Mehrprodukts in einem geschichtlich epochemachenden Sinne zur Wirklichkeit wurde, mußte jedoch die Verfassung der ursprünglichen Gemeinden verändert, ihr primitives, lokal eng gebundenes Gemeineigentum mußte überwunden werden. Für eine solche Entwicklung neuer Produktionsverhältnisse waren in den Verhältnissen der alten Gemeinden die Ansätze vorhanden. Die Erkenntnis von Marx, daß das Stammeigentum dieser urwüchsigen Gemeinwesen die Möglichkeit der Sklaverei in sich enthielt, haben wir schon behandelt. Die freilich noch sehr rohe, latente Sklaverei in der Familie ist das erste Eigentum, das übrigens hier schon vollkommen der Definition der modernen Ökonomen entspricht, nach der es die Verfügung über fremde Arbeitskraft ist" ( M A R X u. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 2 9 ) .

Die zweite Entwicklungslinie beginnt, wie wir aus den Ausführungen von Engels entnahmen (S. 107), in der Übertragung bestimmter Funktionen, die dem allgemeinen Interesse dienten, auf erbliche Inhaber. Marx schildert eine solche Dorfverwaltung mit Erbämtern nach einem schon einmal zitierten alten Bericht des britischen Unterhauses: „Zu seinem (des indischen Dorfes, d. Verf.) eigentlichen Personal an Amts- und Hilfspersonen gehören: Der Potail oder Haupteinwohner, dem gewöhnlich die Oberaufsicht über die Dorfangelegenheiten obliegt. Er schlichtet Streitigkeiten zwischen den Einwohnern, übt die Polizeigewalt aus und versieht das Amt des Steuereinnehmers in seinem Dorfe, für welche Aufgabe er durch sein persönliches Ansehen und seine gründliche Vertrautheit mit der Lage und den Verhältnissen der Bevölkerung am besten geeignet ist. Der Kurnum führt Rechnung über den Ackerbau und registriert alles darauf Bezügliche. Dann der Tallier und der Totic; die Aufgabe des ersteren besteht in der Untersuchung von Verbrechen und Vergehen sowie im Geleit und Schutz von Personen, die von einem Dorf zum andern ziehen, während der Wirkungskreis des letzteren unmittelbar auf das Dorf beschränkt zu sein scheint und u. a. darin besteht, die Erträge zu bewachen und bei ihrer Feststellung mitzuwirken. Der Grenzmann sorgt für die

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Erhaltung der Dorfgrenzen und legt über sie in Streitfällen Zeugnis ab. Der Vorsteher der Zisternen und Wasserläufe verteilt das Wasser für landwirtschaftliche Zwecke. Der Brahmane versieht im Dorfe den Gottesdienst. Der Schulmeister lehrt die Dorfkinder, im Sande zu lesen und zu schreiben. Ferner der Kalenderbrahmane oder Astrolog usw. Aus diesen Amts- und Hilfspersonen setzt sich gewöhnlich die Dorfverwaltung zusammen. In einigen Teilen des Landes ist sie jedoch weniger umfangreich, weil dort mehrere der vorstehend geschilderten Funktionen in einer Person vereinigt sind; in anderen Gegenden geht sie über den erwähnten Personenkreis noch hinaus. Unter dieser einfachen Form der Gemeindeverwaltung haben die Einwohner des Landes seit unvordenklichen Zeiten gelebt" ( M A R X : „Die Britische Herrschaft", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 323/324). Die Inhaber der Gemeindeämter verselbständigten sich, erweiterten ihren Machtbereich und schlössen sich endlich zu der herrschenden Klasse des Despoten und seiner Satrapen zusammen. Auf diesem Wege kam die Uberwindung des engen, lokalen Gemeineigentums, die Entwicklung der Haussklaverei auf großer Stufenleiter zustande (S. 109). Eine dritte Wurzel für die Veränderung der Produktionsverhältnisse der alten, auf Gemeineigentum basierenden Ackerbaugemeinden ist in der Arbeitsteilung zwischen landwirtschaftlicher und handwerklicher Arbeit zu suchen. Aber die Verselbständigung des Handwerks gedieh in den altorientalischen Gemeinden nicht weit. „Die Familiengenossenschaften hatten ihre Grundlage im Hausgewerbe, in jener eigenartigen Verbindung von Handweberei, Handspinnerei und handbetriebnem Ackerbau, die sie in den Stand setzten, sich selbst zu versorgen" ( M A R X : „Die Britische Herrschaft", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 324). Engels schildert die Arbeit einer sich selbst genügenden Hausgenossenschaft mit weiteren, die handwerkliche Arbeit betreffenden Einzelheiten: „Die Familie treibt nicht bloß Ackerbau und Viehzucht, sie verarbeitet auch deren Produkte zu fertigen Verbrauchsartikeln, mahlt stellenweise noch selbst mit der Handmühle, bäckt Brot, spinnt, färbt, verwebt Flachs und Wolle, gerbt Leder, errichtet und repariert hölzerne Gebäude, stellt Werkzeuge und Geräte her, schreinert und schmiedet nicht selten: so daß die Familie oder Familiengruppe in der Hauptsache sich selbst genügt" (ENGELS: im „Nachtrag" zu Bd. 3 des „Kapital", DVB, S . 3 1 ) . Für Indien betont Marx, daß sich die enge Verbindung zwischen Landwirtschaft und häuslichem Nebengewerbe bis zum Eindringen der Engländer, zum Teil noch darüber hinaus gehalten habe (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 374/375 u. „Die Britische Herrschaft", Ausgew. Sehr., Bd. 1, S. 322/323). Es wäre jedoch irrig, daraus auf die Meinung zu schließen, daß ein selbständiges Handwerk in den altorientalischen Reichen überhaupt nicht existiert habe. An der gleichen Stelle, an der

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Marx die enge Verbindung landwirtschaftlicher Arbeit mit häuslichem Gewerbe hervorhebt, nennt er auch die Spezialisierung von DorfHandwerkern neben der Spezialisierung von Dorf-Ämtern, so den Schmied, den Zimmermann und den Töpfer, den Barbier, den Wäscher und den Silberschmied. Diese Handwerker wurden noch auf Kosten der ganzen Gemeinde erhalten. Die zahlreichen Handwerker, die für die Bedürfnisse des Despoten arbeiteten, wurden aus dessen Einkommen ernährt, und Marx erwähnt diese „free hands", diese von Landarbeit freien Hände in den Vorarbeiten zum „Kapital" (MARX: „Grundrisse ...", DVB, S. 370/371). Solche Handwerker gehörten auch zu der Bevölkerung jener Städte, die — nach dem Ausdruck von Marx — nur „wandelnde Lager" der Despoten waren. Engels sucht den Beginn des Austauschs zwischen landwirtschaftlichen und handwerklichen Erzeugnissen, wie er zwischen Ackerbauern und Handwerker stattfindet, in den Ursprüngen der altorientalischen Kulturen. Ein solcher Austausch, der immer die Anfänge der Arbeitsteilung voraussetzt, datiert nach seiner Auffassung „ . . . von einer Zeit, die vor aller geschriebenen Geschichte liegt, die in Ägypten auf mindestens drittehalbtausend, vielleicht fünftausend, in Babylonien auf viertausend, vielleicht sechstausend Jahre vor unserer Zeitrechnung z u r ü c k f ü h r t . . . " (ENGELS: „Nachtrag zu Bd. 3 des „Kapital", DVB, S. 34/35).

Es kommt hier nicht auf die Jahreszahlen im einzelnen, sondern auf den Ursprung der Arbeitsteilung zwischen Landwirtschaft und Handwerk in den alten Dorfgemeinschaften an, deren Geschichte die ungeschriebene Vorgeschichte der alten Reiche gewesen ist. Engels waren auch die Funde bekannt, die auf eine erste derartige Arbeitsteilung in den Gemeinden der Neusteinzeit hinweisen (S. 273). In den ursprünglichen Dorfgemeinschaften der Ackerbauer waren also schon die Keime für die große gesellschaftliche Arbeitsteilung zwischen Landwirtschaft und Handwerk vorhanden, aber diese Ansätze entwickelten sich in den Agrardespotien nur in einem begrenzten Maße und ohne daß eine Auflösung des häuslichen Nebengewerbes in der ackerbauenden Dorfgemeinschaft erfolgte. Auf diese Weise entstand auch das eigentümliche, noch nicht voll differenzierte Verhältnis zwischen Stadt und Land, das für den Alten Orient charakteristisch war (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 382) sowie ein beschränkter Tauschverkehr, der von Engels schon als „einfache Warenproduktion" gewertet wird (ENGELS: „Nachtrag" zu Bd. 3 des „Kapital", DVB, S. 34). Eine vierte Entwicklungslinie, die sich in den ursprünglichen Verhältnissen der altorientalischen Dorfgemeinschaften angebahnt hat,

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beschreibt Marx. Es handelt sich u m die Sonderung der Familienarbeit auf dem gemeinsamen Ackerboden. „Diese Art Gemeindeeigentum kann nun, soweit es nun wirklich in der Arbeit sich realisiert, entweder so erscheinen, daß . . . der einzelne auf dem ihm angewiesenen Los unabhängig mit seiner Familie arbeitet (eine bestimmte Arbeit iür gemeinschaftlichen Vorrat... und für Bestreitung der Kosten des Gemeinwesens als solchen... oder die Einheit kann auf die Gemeinschaftlichkeit in der Arbeit selbst sich erstrecken, die ein förmliches System sein kann..." ( M A R X : „Grundrisse...", DVB, S. 377). In der Gemeinschaftlichkeit der Arbeit u n d dem Gemeineigentum am Boden erscheint die Übereinstimmung der Produktionsverhältnisse mit dem Charakter der Produktivkräfte. Arbeitsweise und Form des Eigentumsverhältnisses entsprechen sich vollkommen. Dagegen wird in der unabhängigen Familienarbeit, wenn auch auf dem von der Gemeinschaft zugewiesenen Los, eine neue Arbeitsteilung sichtbar, die die Keime des Widerspruchs gegen das Gemeineigentum schon enthält. U n t e r den besonderen Umständen der altorientalischen K u l t u r e n h a t sich aber die gesonderte Familienarbeit auf dem gemeinschaftlichen Boden durch sehr lange Zeiträume hindurch gehalten, ohne die Eigentums- oder Besitzform zu verändern. Um die natürliche Beschaffenheit der großen Stromtäler in eine f ü r den Menschen nützliche F r u c h t b a r keit umzuwandeln, b e d u r f t e es des Wasserregulierungssystems, das als ein dem Boden einverleibtes Produktionsmittel gesellschaftlichen Charakters gesellschaftliche Arbeit erheischte u n d den Charakter der Produktion als einer gesellschaftlichen Produktion im spezifischen Sinne bestimmt hat. Diese Erörterungen nach zerstreuten Hinweisen von Marx und Engels zeigen die Ansätze zu einem über die Dorfgemeinschaften h i n a u s treibenden Fortschritt innerhalb der alten ackerbauenden Gemeinden sowie die A r t u n d Weise, wie sich bestimmte Entwicklungen auf der Grundlage des Königseigentums a m Boden und der allgemeinen K n e c h t schaft der produzierenden Bevölkerung schon durchgesetzt haben, andere dagegen auf halbem Wege stecken blieben. Entscheidend f ü r den Fortschritt w u r d e die Erzeugung eines relativ erheblichen Mehrprodukts, die Verselbständigung u n d Machterweiterung der Ämter, die zugleich mit d e r allgemeinen latenten Knechtung der produzierenden Bevölkerung die Uberwindung des lokal eng gebundenen Gemeineigent u m s u n d die Zentralisierung des Bewässerungssystems sowie die sporadische große Kooperation unter der Leitung der herrschenden Klasse, des Despoten u n d seiner Statthalter ermöglicht hat. Die D o r f gemeinschaften h a t t e n in dieser, aus ihnen selbst erzeugten neuen Gesellschaftsform die bereits besprochene eigenartige Stellung. Sie

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leisteten der zusammenfassenden Einheit, dem despotischen Hausvater des übergreifenden Gemeinwesens Tribute und Zwangsarbeiten. Die Familienhäupter der ackerbauenden Familien, Vorsteher der Hausgenossenschaften, waren politisch die Untertanen, ökonomisch die Knechte des obersten Despoten und wurden von diesem ausgebeutet. Sie waren als Gemeindemitglied Mit-Besitzer des der Dorfgemeinschaft vom Despoten überlassenen Grund und Bodens, sie waren endlich selbst Despoten über die Familienmitglieder und die der Familie eingeordneten unfreien Arbeitskräfte und Privateigentümer des Mobiliarvermögens. Ein Streit darüber, ob diese Familienhäupter innerhalb der Dorfgemeinschaften „Bauern" gewesen seien, ist ebenso müßig wie der Streit, ob sie Sklaven oder ob sie Bürger waren. Sie waren weder das eine noch das andere in der Bedeutung, die die Privateigentumsverhältnisse diesen ökonomischen Erscheinungen geben können und in der Antike schon gegeben haben. Aber sie waren «ine notwendige Ursprungsform für Bauer, Sklave und Bürger, wobei die ganz verschiedenartigen Verhältnisse, ökonomische wie politische Verhältnisse, noch in einer indifferenten Weise zusammenflössen. Auch für die ursprünglichen ackerbauenden Dorfgemeinschaften, die die Keime des ökonomischen Fortschritts, die Möglichkeiten der Sklaverei in sich enthielten, war die Gewalt ohne Zweifel der „Geburtshelfer" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 791), als die Entwicklung reif war, um die Dörfer zu einer größeren Einheit zusammenzufassen. Aber an der einzigen Stelle, an der Engels über die Revolutionierung der Verhältnisse der alten Stammgemeinden und die Entstehung der Despotien spricht, hat er die Aufgabe, die primäre Rolle der ökonomischen Faktoren gegenüber der Gewalt als einer sekundären Erscheinung zu betonen (S. 107). Wir besitzen daher in den Schriften der Klassiker des Marxismus-Leninismus keine direkten Äußerungen über die historische Rolle der Gewalt — die Marx (a. a. O.) eine „ökonomische Potenz" genannt hat — bei der Entstehung der alten Despotien. Es wird aber möglich sein, gewisse Bemerkungen von Engels, die er gemeinsam mit Marx über die Auflösung der Gentilgesellschaft gemacht hat, sinngemäß auch auf die Periode anzuwenden, in der auf der Grundlage der altorientalischen autonomen Ackerbauerngemeinden mit Gemeineigentum die Agrardespotien entstanden sind. Denn auch in diesem Falle handelt es sich, und zwar als erstmaligen geschichtlichen Vorgang, um eine Entwicklung über die Gentilgesellschaft hinaus, und um die Ausbildung der ersten Klassengesellschaft in der Geschichte überhaupt.

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Engels schreibt über die Gens und ihre Auflösung im Anschluß an die Schilderung der Verhältnisse bei den Irokesen: „Der Stamm blieb die Grenze für den Menschen, sowohl dem Stammesfremden, als auch sich selbst gegenüber: der Stamm, die Gens und ihre Einrichtungen waren heilig und unantastbar, waren eine von Natur gegebne höhere Macht, der der einzelne in Fühlen, Denken und Tun unbedingt Untertan blieb. So imposant die Leute dieser Epoche uns erscheinen, so sehr sind sie ununterschieden einer vom andern, sie hängen noch, wie Marx sagt, an der Nabelschnur des naturwüchsigen Gemeinwesens. Die Macht dieser naturwüchsigen Gemeinwesen mußte gebrochen werden — sie wurde gebrochen. Aber sie wurde gebrochen durch Einflüsse, die uns von vornherein als eine Degradation erscheinen, als ein Sündenfall von der einfachen sittlichen Höhe der alten Gentilgesellschaft. Es sind die niedrigsten Interessen — gemeine Habgier, brutale Genußsucht, schmutziger Geiz, eigensüchtiger Raub am Gemeinbesitz —, die die neue, zivilisierte, die Klassengesellschaft einweihen; es sind die schmählichsten Mittel — Diebstahl, Vergewaltigung* Hinterlist, Verrat, die die alte klassenlose Gentilgesellschaft unterhöhlen und zu Fall bringen. Und die neue Gesellschaft selbst, während der ganzen dritthalbtausend Jahre ihres Bestehns, ist nie etwas andres gewesen, als die Entwicklung der kleinen Minderzahl auf Kosten der ausgebeuteten und unterdrückten großen Mehrzahl, und sie ist dies jetzt mehr als je zuvor" (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 97/98).

Auch die autonome „Macht" der ursprünglichen Dorfgemeinschaften mit ihrem Gemeineigentum an Grund und Boden ist von den altorientalischen Despoten „gebrochen" worden. Aber diese Dorfgemeinschaften wurden darum nicht beseitigt, wie die Gentes als ökonomische Einheit in der griechischen Polis und im Römischen Reich beseitigt worden sind. Die Dorfgemeinschaften im Alten Orient blieben vielmehr bestehen, wenn auch untertänig, geknechtet und ausgebeutet. Ihre erstaunliche Zähigkeit, mit der sie Jahrtausende überdauerten, war begründet in den Schranken der Arbeitsteilung, der Abwesenheit des Privateigentums an Grund und Boden, damit in den engen Grenzen der Warenproduktion. Sie hatten an dem Despoten einen Ausbeuter, aber keinen Konkurrenten. Ihre Selbstversorgerwirtschaft, dieses ökonomische Merkmal bäuerlicher Produktionsform, blieb im wesentlichen unangetastet. Die spezifische Sklaverei, die auf der Grundlage des Privateigentums alle alten Eigentumsverhältnisse auflöste (S. 115), konnte sich im Rahmen der allgemeinen Knechtschaft aller Untertanen nicht durchsetzen. Auf die vielfachen örtlichen Unterschiede und die zeitlichen Veränderungen, die in dem historischen Verhältnis zwischen dem despotischen Gesamteigentümer und den Gemeinde-Erbbesitzern am Grund und Boden zu beobachten sind, auf die Zuspitzung dieses besonderen Unterschiedes und Gegensatzes zwischen Kopf- und Handarbeiter, zwischen herrschender und ausgebeuteter Klasse, wie sie in

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den großen Bauernaufständen des Alten Orient hervortrat, sind Marx und Engels im einzelnen nicht eingegangen. Wahrscheinlich waren ihnen diese blutigen Klassenkämpfe infolge des Zurückbleibens der Einzelforschung noch nicht ausreichend bekannt. Marx hat nur die in der alten Gesellschaftsform in Indien zu beobachtende völlige ökonomische Abhängigkeit der Dorfgemeinschaft gekennzeichnet: „In asiatischen Reichen sind wir es jedoch durchaus gewohnt, zu sehen, daß die Landwirtschaft unter der einen Regierung in Verfall gerät und unter einer anderen wieder auflebt. Hier hängen die Ernten von guter oder schlechter Regierung ab, wie sie in Europa mit guten oder schlechten Jahreszeiten wechseln" (MARX: „Die Britische Herrschaft", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 322). Die endliche Auflösung der Eigentums- und Produktionsformen, wie sie sich in den altorientalischen Despotien als erste epochemachende Form einer latenten Knechtschaft herausgebildet hatten, datiert Engels für das Byzantinische Reich erst mit der türkischen Eroberung, durch die der grundherrliche Feudalismus eingeführt worden sei ( E N G E L S : „Antidühring", DVB, S. 215), Marx für Indien mit dem Eindringen der britischen Herrschaft und der Erzeugnisse der britischen Textilindustrie, wobei er die wesensverwandten Verhältnisse in China erwähnt. „Die Hindernisse, die die innere Festigkeit und Gliederung vorkapitalistischer, nationaler Produktionsweisen der auflösenden Wirkung des Handels entgegensetzt, zeigt sich schlagend im Verkehr der Engländer mit Indien und China. Die breite Basis der Produktionsweise ist hier gebildet durch die Einheit kleiner Agrikultur und häuslicher Industrie, wobei noch in Indien die Form der auf Gemeineigentum am Boden beruhenden Dorfgemeinden hinzukommt, die übrigens auch in China die ursprüngliche Form war. In Indien wandten die Engländer zugleich ihre unmittelbare politische und ökonomische Macht, als Herrscher und Grundrentner, an, um diese kleinen ökonomischen Gemeinwesen zu sprengen. Soweit ihr Handel hier revolutionierend auf die Produktionsweise wirkt, ist es nur, soweit sie durch den niedrigen Preis ihrer Waren die Spinnerei und Weberei, die einen uralt-integrierenden Teil dieser Einheit der industriell-agrikolen Produktion bildet, vernichten und so die Gemeinwesen zerreißen. Selbst hier gelingt ihnen dies Auflösungswerk nur sehr allmählich. Noch weniger in China, wo die unmittelbare politische Macht nicht zu Hilfe kommt" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 365/366). Zu dem schließlichen Ruin der kleinen indischen Gemeinwesen als einem Prototyp der altorientalischen Gemeinde überhaupt schreibt Marx: „So sehr es nun auch dem menschlichen Empfinden widerstreben mag, Zeuge zu sein, wie Myriaden betriebsamer patriarchalischer und harmloser sozialer Organisationen zerrüttet und in ihre Einheiten aufgelöst werden, hineingeschleudert in ein Meer von Leiden, wie zu gleicher Zeit ihre einzelnen Mitglieder ihrer alten Kulturformen und ihrer ererbten Existenz14 Welskopf

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mittel verlustig gehen, so dürfen wir doch darüber nicht vergessen, daß diese idyllischen Dorfgemeinschaften, so harmlos sie auch aussehen mögen, seit jeher die feste Grundlage des orientalischen Despotismus gebildet haben, daß sie den menschlichen Geist auf den denkbar engsten Gesichtskreis beschränkten, ihn zum gefügigen Werkzeug des Aberglaubens, zum unterwürfige^ Sklaven traditioneller Regeln machten und ihn jeglicher Größe und geschichtlichen Energien beraubten. Wir dürfen nicht die barbarische Selbstsucht vergessen, die, an einem elenden Stückchen Land klebend, ruhig dem Untergang ganzer Reiche, der VerÜbung unsäglicher Grausamkeiten, der Niedermetzelung der Einwohnerschaft großer Städte zusah, ohne sich darüber mehr Gedanken zu machen als über Naturereignisse, dabei selbst jedem Angreifer, der sie auch nur eines Blickes zu würdigen geruhte, hilflos als Beute preisgegeben. Wir dürfen nicht vergessen, daß dieses menschenunwürdige, stagnierende Dahinvegetieren, diese passive Art zu leben, auf der andern Seite ihre Ergänzung fanden in der Beschwörung wilder, zielloser, hemmungsloser Kräfte der Zerstörung, und in Hindustan selbst aus dem Mord einen religiösen Ritus machten. Wir dürfen nicht vergessen, daß diese kleinen Gemeinwesen durch Kastenunterschiede und Sklaverei befleckt waren, daß sie den Menschen unter das Joch äußerer Umstände zwangen, statt den Menschen zum Beherrscher der Umstände zu erheben, daß sie einen sich naturwüchsig entwickelnden Gesellschaftszustand in ein unveränderliches, naturgegebnes Schicksal transformierten und so zu jener tierisch rohen Naturanbetung gelangten, deren Entartung zum Ausdruck kam in der Tatsache, daß der Mensch, der Beherrscher der Natur, vor Hanuman, dem Affen, und Sabbala, der Kuh, andächtig in die Knie sank. Gewiß war schnödester Eigennutz die einzige Triebfeder Englands, als es eine soziale Revolution in Indien auslöste, und die Art, wie es seine Interessen durchsetzte, war stupid. Aber nicht das ist hier die Frage. Die Frage ist, ob die Menschheit ihre Bestimmung erfüllen kann ohne fundamentale Revolutionierung der sozialen Verhältnisse in Asien" ( M A R X : „Die Britische Herrschaft", Ausgew. Sehr., Vlg fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 324/325). Da das Verhältnis zwischen dem Despoten und den Dorfgemeinschaften ein Ausbeutungs- aber kein Konkurrenzverhältnis ist, konnte der Despot die Dorfgemeinschaften nicht ökonomisch vernichten, ohne sich selbst in seiner Qualität als Despot aufzuheben. Das Verhältnis des Gesamteigentümers am Boden zu den Erbbesitzern ist ein grundsätzlich anderes als das zwischen großen und kleinen Privateigentümern. Marx und Engels haben, wie schon einmal erwähnt, ihr Augenmerk nur auf den Grundzug der Despotie und noch nicht auf die verschiedenen Formen und Probleme des „überlassenen" Besitzes gelenkt (S. 113). Unter der Oberherrschaft des Despoten konnte sich eine besondere Art der ökonomischen Konkurrenz zwischen den Dorfgemeinschaften und den Mitgliedern der herrschenden Klassen als großen Grundbesitzern ergeben, die an Hand der geschichtlichen Daten zu verfolgen sind. Wenden wir uns der nächsten Entwicklungsphase in der Geschichte, der antiken Form der Gesellschaft der Sklaverei zu, so finden wir in

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ihrem Ursprung wiederum die Gemeinde, die Ackerbau und Viehzucht treibt. Aber diese Gemeinde hat einen anderen Charakter oder sie gewinnt zumindest im Laufe der Geschichte einen anderen Charakter als die Dorfgemeinschaft auf der Grundlage des Gemeineigentums bzw. des gemeinschaftlichen Erbbesitzes, die die Basis der altorientalischen Despotien gewesen ist. Die Unterschiede, die in den Unterschieden des Eigentums begründet sind, haben wir im Zusammenhange der Sklavereiverhältnisse erörtert (S. 115—120), und zwar insbesondere an Hand der Marxschen Ausführungen in dem Kapitel „Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehen" in den „Grundrissen der Kritik der Politischen Ökonomie". Wenn wir jetzt speziell auf die Eigentums- und Lebensverhältnisse der antiken Bauernklasse eingehen wollen, ist es notwendig, die Ausführungen von Marx über die antiken Bauerngemeinden am angeführten Orte und die Untersuchungen von Engels in seiner Schrift „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats", schließlich auch die einschlägigen Bemerkungen von Engels in seiner Streitschrift gegen Dühring heranzuziehen und in bezug auf die historischen Zeiträume, die jeweils gemeint sind, abzustimmen. Die ausführlichste Darstellung, unter Verwertung der Forschungen von Morgan, Grote, Niebuhr und Mommsen, finden wir im „Ursprung der Familie usw.". An den Vorarbeiten zu dieser Darstellung war Marx beteiligt, und Engels zieht gerade an einer für unseren Zusammenhang wesentlichen Stelle die Ausführungen von Marx wörtlich heran. Marx hatte in seinen Vorarbeiten, die Engels benutzte, die Darlegungen von Morgan u. a. dahin zusammengefaßt, daß die griechischen Stämme ebenso wie „andere Sterbliche" die „Gens in ihrer Urform" als Entwicklungsstadium durchgemacht hätten (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 102). Diese Feststellung interessiert hier nicht in bezug auf die Blutsverwandtschaftssysteme, sondern im Hinblick auf das Gemeineigentum und die gemeinschaftliche Arbeit, die die ökonomische Organisationsform der Gens gewesen sind. Dem entspricht die Äußerung von Engels, daß im Anfang aller Kulturvölker die Stamm- und Dorfgemeinde mit gemeinsamem Grundbesitz gestanden habe, „von Indien bis Irland" (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 214). Da Griechenland in der Heroenzeit in die Geschichte mit einer gesellschaftlichen Gliederung eintrat, die selbst schon das Ergebnis einer längeren Vorgeschichte gewesen ist (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 215) und da die Griechen selbst ihre ferne Vergangenheit nur noch als „mythologisches Phantasiegebild" kannten (MARX in Engels: „Ursprung der Familie", DVB, S. 102), war die Rekonstruktion der ursprünglichen Zustände nur durch wissenschaftliche Schlußfolgerungen möglich. In der Zeit, über die die Griechen sich 14*

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selbst in ihren Epen Rechenschaft gaben, befand sich die Gentilgesellschaft und damit das Gemeineigentum schon in dem Zustande der Auflösung, den Engels beschreibt (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 104—107 u. 163/164). Auch die Funde aus der mykenischen Zeit, die Marx und Engels nicht mehr für ihre Arbeiten auswerten konnten, führen uns in eine Entwicklungsphase, in der die Gentilorganisation schon von einer anderen Gesellschaftsordnung abgelöst wurde. Die Gentilgemeinde mit gemeinschaftlichem Eigentum und gemeinschaftlicher Arbeit bleibt für Griechenland, und ebenso für Rom, soweit wir aus den Arbeiten von Marx und Engels entnehmen können, nicht eine unmittelbar feststellbare, sondern eine nach den späteren Daten und analogen Institutionen zu erschließende Erscheinung. Sie konnte nicht, wie die indische, bei lebendigem Leibe, wenn wir uns einmal so ausdrücken dürfen, vom Forscher studiert werden. In der nach materiellen und literarischen Zeugnissen nachzuweisenden geschichtlichen Zeit hatte die griechische Bauerngemeinde schon die Form, die Marx in seinen Vorarbeiten zum „Kapital" beschreibt: eine Gemeinde von Parzellenbauern, von selbst arbeitenden Privateigentümern, die Grundeigentum als Mitglied ihrer Gemeinde besitzen und Teilhaber an der Benutzung des unmittelbaren Gemeindegrundes sind, für die ferner schon eine Stadt Mittelpunkt des gemeindlichen Lebens ist und die wesentlich kriegerisch organisiert sind (MARX: „Grundrisse ...", DVB, S. 378/379). Diese Charakteristik gilt nach Marx nicht nur für das griechische, sondern ebenso, ja in besonders ausgesprochener Weise, für das alte römische Gemeinwesen. Wenn wir im jetzigen Zusammenhang noch einmal die vier Ansätze zur ökonomischen und politischen Fortentwicklung in den altorientalischen Dorfgemeinschaften mit Gemeineigentum studieren (S. 202—210), haben wir festzustellen, daß die beiden letzten, nämlich die gesonderte Familienarbeit auf dem gemeinsamen Boden und die Arbeitsteilung zwischen Landwirtschaft und Handwerk, also die beiden Entwicklungslinien, die sich im Alten Orient nicht voll durchzusetzen vermochten, in den antiken Dorfgemeinschaften gerade die ersten wesentlichen Veränderungen herbeiführten. Die Unterschiede der Entwicklung sind vor allem in den Unterschieden der für den Produktionserfolg in der Landwirtschaft maßgebenden Produktionsmittel begründet. In den antiken Gemeinden kann das Eigentum des Einzelnen faktisch verwertet, d. h. für die Produktion genutzt werden ohne eine so umfangreiche gemeinsame Arbeit, wie sie die Wasserleitungen im Alten Orient verlangten (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 378). Marx nennt an der gleichen Stelle auch noch andere Gründe mehr oder weniger zufälliger Art, wie die Wanderungen der Stämme, die Ansiedlung auf fremdem,

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okkupiertem Boden, u m die f r ü h e Entstehung des Privateigentums in Griechenland und Rom zu erklären. Wir ziehen jedoch hier die allgemeinen Erkenntnisse von Marx und Engels mit heran: „Die verschiedenen Entwicklungsstufen der Teilung der Arbeit sind ebensoviel verschiedene Formen des Eigentums; (vgl. S. 89)

und „Zu jeder Arbeitsteilung gehören spezifische Produktionsinstrumente" (MARX an Annenkow, Brief vom 28. Dezember 1846 in „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 10).

Danach ist der zuerst gegebenen Begründung von Marx nicht die alleinige, aber eine entscheidende Bedeutung zuzumessen. Weil in Griechenland und Rom nicht das Wasserregulierungssystem, sondern das Ein-Mann-Instrument des Pfluges das ausschlaggebende Produktionsmittel f ü r den Ackerbauer wurde, konnte die gesonderte Familienarbeit schon vor einer ausgebildeten Klassen- und Staatsbildung zur Umwandlung des Gemeineigentums in ein Parzelleneigentum führen. Griechenland und Rom gehörten zu den „Ländern, wo der alte Gemeinbesitz am Boden bereits z e r f a l l e n . . . war", als die Sklaverei und damit die Klassenspaltung sich entwickelte (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 220). Auf dieser Grundlage des Privateigentums konnte sich auch das Handwerk eher von der Ackerarbeit scheiden, obwohl das häusliche Nebengewerbe auch in der antiken Gemeinde eine bedeutende Rolle gespielt hat und wir seine Zurückdrängung durch das spezialisierte Handwerk natürlich nicht mit kapitalistischen Verhältnissen gleichsetzen dürfen. „ . . . für den unmittelbaren Konsum arbeitende kleine Landwirtschaft; Manufaktur häusliches Nebengewerb der Frauen und Töchter (Spinnen und Weben) oder nur verselbständigt in einzelnen Branchen (fabri etc. Schmied, Zimmermann, dann Handwerker überhaupt, d. Verf.) (MARX: „Grundrisse ...", DVB, S. 379).

So charakterisiert Marx den Ubergangszustand in der Spezialisierung des Handwerks in den antiken Gemeinden. Die neue fortgeschrittene Art der Arbeitsteilung wird schon allein durch die f r ü h e und ausgeprägte Städtebildung sichtbar (MARX: „ G r u n d r i s s e . . . " , DVB, S. 378). Die Erzeugung eines ökonomisch bedeutsamen Mehrprodukts und die Verselbständigung und Machterweiterung der GemeindeÄmter, die zur Klassen- u n d Staatsbildung führten, erfolgten im Alten Orient auf der Grundlage der Gemeinden mit Gemeineigent u m und f ü h r t e n zum „Königseigentum". Unter diesen Verhältnissen konnte gesonderte Familienarbeit nicht mehr zu einer Veränderung der Eigentumsverhältnisse führen und die Spezialisierung der Pro-

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duktionszweige blieb gehemmt. Bei den antiken Gemeinden lief die Entwicklung gerade umgekehrt. Hier hatte sich die gesonderte Familienarbeit, ein besonderes Entwicklungsstadium der gesellschaftlichen Arbeitskraft, in den Eigentumsverhältnissen aus dem dargelegten Grunde schon durchgesetzt, als die Erzeugung eines epochemachenden Mehrprodukts und die Machterweiterung der Amtspersonen begann. Auf der Grundlage des privaten Parzelleneigentums, wie es in der autarken und autonomen antiken Gemeinde schon vorhanden war, haben die Entstehung und Aneignung des Mehrprodukts und die Ausdehnung der amtlichen Machtbefugnisse andere Gesellschaftsformen erzeugt, als auf der Grundlage der altorientalischen Dorfgemeinschaft mit Gemeineigentum. Der „ursprüngliche Diener" der Gesellschaft, der sich, „wo die Gelegenheit günstig... allmählich in den Herrn verwandelte", wurde unter den in Griechenland und Rom gegebenen „Umständen" nicht Despot (ökonomisch Gesamteigentümer des Landes), sondern „Stammesfürst" (ökonomisch Großgrundbesitzer) (S. 107). Die einzelnen Phasen dieses Prozesses in der Antike hat Engels geschildert. Es sind, politisch gesehen, die Vorgänge der „militärischen Demokratie" — nach einem Ausdruck von Marx, den Engels aufgenommen hat (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 106) — ökonomisch die Vorgänge bei der Entwicklung einer höheren Produktionsweise aus der Bauerngemeinde heraus. Die Fortentwicklung auf Grund der altorientalischen Dorfgemeinschaften, die Überwindung ihres lokalen Gemeineigentums durch die Despotie dient ökonomisch dem zentralen Bewässerungssystem als der großen Gesamtaufgabe. „Hierdurch wurde allen asiatischen Regierungen eine ökonomische Funktion z u g e w i e s e n . . . " ( M A R X : „Die Britische Herrschaft", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 321). „Wie viele Despotien auch über Persien und Indien auf- oder untergegangen sind, jede wußte ganz genau, daß sie vor allem die Gesamtunternehmerin der Berieselung der Flußtäler war, ohne die dort kein Ackerbau möglich" (ENGELS: „Antidühring", DVB, S . 2 1 9 / 2 2 0 ) .

Für die antiken Bauerngemeinden war dagegen der Krieg, der zu den ökonomischen Bedingungen ihrer Produktion und Reproduktion gehörte, die große gemeinsame Aufgabe: „Der Krieg ist dabei die große Gesamtaufgabe, die große gemeinschaftliche Arbeit, die erheischt ist, sei es um die objektiven Bedingungen des lebendigen Daseins zu okkupieren, sei es um die Okkupation derselben zu beschützen und zu verewigen. Die aus Familien bestehende Gemeinde daher zunächst kriegerisch organisiert — als Kriegs- und Heerwesen, und dies eine der Bedingungen ihres Dasein^ als Eigentümerin" ( M A R X : „Grundrisse ...", DVB, S. 378).

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Insofern gleichen die Verhältnisse der antiken Gemeinwesen den

Verhältnissen der kriegerischen Hirtenstämme (MARX: „Grundrisse...",

DVB, S. 390). Der Krieg war aber eine gemeinsame Aufgabe, die die ursprünglichen Verhältnisse nicht nur in erweiterter Form reproduzierte, sondern sie bei dieser Reproduktion zugleich zersetzte und aufhob:

„Andrerseits treibt die Richtung dieses kleinen kriegerischen Gemeinwesens hinaus über diese Schranken . . . " (der wirtschaftlichen Autarkie und der Gleichheit der Parzelleneigentümer, d. Verf.) (MARX: „Grundrisse . . . " , DVB, S. 379)

und „Namentlich der Einfluß des Kriegswesens und der Eroberung, der in Rom z. B. wesentlich' zu den ökonomischen Bedingungen der Gemeinde selbst gehört, hebt auf das reale Band, worauf sie beruht" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 386).

Es ist die Phase, von der Engels sagt: „die Bevölkerungszahl stieg mit der Ausdehnung der Herden, des Feldbaus und den Anfängen des Handwerks; damit wuchsen die Reichtumsverschiedenheiten . . . Die einzelnen Völkchen führten unaufhörlich K r i e g e . . . " (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S . 1 0 4 ) . „Die dichtere Bevölkerung nötigt zu engerem Zusammenschließen... Die Reichtümer der Nachbarn reizen die Habgier . . . Der Krieg . . . wird stehender Erwerbszweig" (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S . 1 6 3 ) .

Der Krieg hing mit dem besonderen System der Raubsklaverei zusammen. Der Kriegsgefangene wurde Sklave des Privateigentümers (ENGELS: „Antidühring", D V B , S. 220).

Wenn wir sagten, daß nach Marx und Engels das Privateigentum des Parzellenbauern an seinem Grund und Boden die Voraussetzung der besonderen Klassen- und Staatsbildung in der Antike gewesen ist (S. 212), so müssen wir diese Angaben noch präzisieren. Das ursprüngliche Privateigentum war gleiches Eigentum; in diesem Sinne spricht Marx von der „Gleichheit" der sich selbst erhaltenden Bauern (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 379). Diese ursprünglich gleichen

Parzellen, die in das Familieneigentum übergehen, sind auch die konkrete Form des Privateigentums, von der Engels schreibt, daß sie ohne Gewaltanwendung entstehen kann: „die Bauern finden es eben in ihrem Interesse, daß das Privateigentum am Acker an Stelle des Gemeineigentums trete" (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 197).

Es bleibe dahingestellt, inwieweit schon bei dieser ursprünglichen gleichen Aufteilung die Inhaber von Ämtern dahin Einfluß nehmen,

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daß ihnen gut gelegene und fruchtbare Landstücke überlassen bleiben. Schon in der Aufteilung nach gleichen Stücken kann der Keim der Ungleichheit enthalten sein. Entscheidend aber wird die Tatsache, daß die Möglichkeit der Konzentration zur Qualität des Privateigentums überhaupt gehört — hierüber finden wir schon die entsprechenden Äußerungen von Marx und Engels in der „Deutschen Ideologie" (DVB, S. 368). „ . . . die Eigentumsdifferenz innerhalb derselben Gens" hat „die Einheit der Interessen verwandelt in Antagonismen der Gentilgenossen" (Marx zitiert bei Engels „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 164). Die Konzentration von Grundeigentum hat in der antiken Gemeinde ihr besonderes Gesicht. Sie setzt den privaten Besitz an Sklaven voraus, die das größere Grundeigentum bearbeiten. Der private Besitz an Sklaven aber entsprach wiederum dem privaten Parzelleneigentum (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 220). Es entstand die Ungleichheit des Parzelleneigentums auf der Grundlage der Sklaverei. Aus einem Teil der Parzellenbauern, insbesondere aus jenen, die Ämter innehatten, wurden Großbauern, die schon Knechte beschäftigten und endlich Grundeigentümer, die nicht mehr selbst arbeiteten. Der Unterschied und der Gegensatz zwischen großem und kleinem privatem Grundeigentum hatte sich auf der Basis der Sklaverei herausgebildet. Das war das ökonomische Ergebnis der Zeit der „militärischen Demokratie" in der Antike. In den antiken ackerbauenden Gemeinden ist der „Bauer" im vollen und eigentlichen Sinne entstanden, als der selbst wirtschaftende Privateigentümer seines Bodens. Marx nennt ihn im Unterschied von der in Dorfgemeinschaften mit Gemeineigentum arbeitenden bäuerlichen Bevölkerung des Alten Orients den „Parzellenbauern" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 379). Diese Form des Eigentums und der Arbeitsweise hat sich, allerdings mit starken Modifikationen, über drei Jahrtausende hindurch, bis in den Kapitalismus hinein, immer wieder neu gebildet. Sie wurde immer wieder ruiniert und mußte immer von neuem entstehen, so lange der Pflug das ausschlaggebende Instrument des Ackerbaus gewesen und geblieben ist. In der „Bauernfrage in Frankreich und Deutschland" (Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 394) setzt sich Engels 1894 mit dieser besonderen ökonomischen Erscheinung im Kapitalismus auseinander und nennt sie unter diesen Verhältnissen „ein Überbleibsel einer vergangnen Produktionsweise" (a. a. O., S. 396). Trotzdem ist dieser Bauer nach den Worten von Engels auch im 19. Jahrhundert „von Irland bis Sizilien, von Andalusien bis Rußland und Bulgarien" noch „ . . . ein sehr wesentlicher Faktor der Bevölkerung, der Produktion und der politischen Macht" (a. a. O., S. 394).

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Engels definiert den „Kleinbauern", also das ökonomische Verhältnis, das dem „Parzellenbauern" entspricht, wie folgt: „Unter Kleinbauer verstehen wir hier den Eigentümer... eines Stückchens Land, nicht größer als er mit seiner eignen Familie in der Regel bebauen kann, und nicht kleiner, als was die Familie ernährt" (ENGELS: „Die Bauernfrage in Frankreich und Deutschland", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 396).

Engels weist aber auch gleichzeitig darauf hin, wodurch sich dieser Kleinbauer im Kapitalismus von dem Bauern in früheren Produktionsweisen, insbesondere im Feudalismus unterscheidet. Von den Unterscheidungsmerkmalen, die Engels nennt, treffen zwei für die Unterscheidung des Parzellen- oder Kleinbauern im Kapitalismus gegenüber der entsprechenden Erscheinung in der Antike zu, das ist der Verlust des Gemeindelandes, das der Viehzucht des Dorfes diente, und die Auflösung des häuslichen Nebengewerbes (a. a. O., S. 396/397). Wir werden sehen, wie ein solcher Prozeß in der Antike in Gang gekommen ist. Zunächst halten wir fest, daß der Parzellenbauer einmal in der Antike und wiederum in unserer Gegenwart eine ökonomisch und politisch bedeutende Erscheinung gewesen ist: „Diese Form des freien Parzelleneigentums selbstwirtschaftender Bauern als herrschende, normale Form bildet einerseits die ökonomische Grundlage der Gesellschaft in den besten Zeiten des klassischen Altertums, andererseits finden wir sie bei den modernen Völkern als eine der Formen vor, die aus der Auflösung des feudalen Grundeigentums hervorgehen" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 858).

Marx hat diese Aussage an anderer Stelle präzisiert: „Die kleine Bauernwirtschaft und der unabhängige Handwerksbetrieb, die beide teils die Basis der feudalen Produktionsweise bilden, teils nach deren Auflösung neben dem kapitalistischen Betrieb erscheinen, bilden zugleich die ökonomische Grundlage der klassischen Gemeinwesen zu ihrer besten Zeit, nachdem sich das ursprünglich orientalische Gemeineigentum aufgelöst, und bevor sich die Sklaverei der Produktion ernsthaft bemächtigt hat" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 350).

Wir begegnen hier dem scheinbaren Widerspruch, daß das klassische Altertum, eine Entwicklungsphase in der Geschichte der Menschheit, die wir als „die Gesellschaft der Sklaverei" (S. 71) charakterisiert fanden, in ihrer „besten Zeit" die kleine Bauernwirtschaft und den unabhängigen Handwerksbetrieb zur „ökonomischen Grundlage" gehabt habe, während sich die Sklaverei „der Produktion noch nicht ernsthaft bemächtigt" hatte. Wir kommen auf diesen Punkt nach Erörterung weiterer Zusammenhänge noch zurück (S. 380). Hier, wo es sich für uns um das Verständnis der weltgeschichtlichen Bedeutung

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des Bauern handelt, nehmen wir lediglich die These vorweg, daß in den Jahrhunderten des Aufstiegs der griechischen wie der römischen Gesellschaft die Bauernklasse noch die breite Grundlage, das Verhältnis der Sklaverei aber schon das neue, treibende, die Entwicklungsrichtung bestimmende Element gewesen ist. Dieses neue Element bewirkte einen großen Fortschritt, damit unausweichlich verbunden aber die Zerstörung der alten Grundlage. Marx deutet selbst an, daß der Parzellenbauer im „klassischen Altertum" mit seiner ökonomischen Bedeutung in Parallele steht zu dem Bauern im Feudalismus und selbst noch im Kapitalismus. Wir können hier eine Äußerung von Marx anwenden, die er im Zusammenhange seiner Betrachtungen über die Ware und den kapitalistisch beherrschten Weltmarkt getan hat, auf dem sich Waren aller Produktionsweisen trafen: „Doch bleibt es dabei, daß zu ihrem Ersatz (Ersatz der Waren vorkapitalistischer Produktionsprozesse im Kapitalismus, d. Verf.) ihre Reproduktion nötig, und insofern ist die kapitalistische Produktionsweise bedingt durch außerhalb ihrer Entwicklungsstufe liegende Produktionsweisen" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 2, S. 106).

Nicht nur der Warenverkehr, sondern der Produktionsprozeß auf der Basis der Sklaverei selbst war bedingt durch die außer ihr liegende weniger entwickelte bäuerliche Produktionsweise. Es ist nicht verwunderlich, daß sich die sozialistischen Wissenschaftler mit einer ökonomisch und politisch so bedeutenden Erscheinung wie dem bäuerlichen Eigentum und der Bauernklasse unter verschiedenen Gesichtspunkten immer wieder beschäftigt haben. Wir verfolgen die Äußerungen über den Charakter des bäuerlichen Eigentums, über seine Vorzüge und seine Grenzen im allgemeinen und unter den besonderen Verhältnissen der Sklaverei. Von den Apologeten des Privateigentums ist die besondere Form des bäuerlichen Eigentums immer wieder herangezogen worden, um das Privateigentum als ein auf eigener Arbeit basierendes Verhältnis ökonomisch und moralisch zu rechtfertigen. Demgegenüber betonen Marx und Engels, daß nicht die „eigne Arbeit" die entscheidende Triebkraft für die Entstehung des Parzelleneigentums gewesen ist. Marx und Engels zitieren in diesem Zusammenhange zustimmend Proudhon: „Der Arbeiter mag sich die Produkte seiner Arbeit aneignen, aber ich begreife nicht, daß das Eigentum der Produkte das der Materie nach sich zieht. Der Fischer, der an demselben Ufer mehr Fische als die übrigen Fischer zu fangen weiß, wird er durch diese Geschicklichkeit Eigentümer des Striches, worin er fischt? Wurde die Geschicklichkeit eines Jägers jemals als ein Eigentumstitel auf das Wild eines Kantons betrachtet? Ahn-

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lieh verhält es sich mit dem Ackerbauer. Um den Besitz in Eigentum zu verwandeln, ist noch eine andere Bedingung nötig als die bloße Arbeit, sonst würde der Mensch aufhören, Eigentümer zu sein, sobald er aufhören würde, Arbeiter zu sein" (MARX u. ENGELS: „Die Heilige Familie", DVB, S. 150). Engels greift mit dem überzeugenden A r g u m e n t an, daß das Gemeineigentum d e r S t ä m m e in der Urgesellschaft ein wirklich selbstbearbeitetes Eigentum war, in dem Mann u n d F r a u in gleicher, freier Weise tätig gewesen sind: „Was gemeinsam gemacht und genutzt wird, ist gemeinsames Eigentum: das Haus, der Garten, das Langboot. Hier also, und nur hier noch, gilt das von Juristen und Ökonomen der zivilisierten Gesellschaft angedichtete „selbstbearbeitete Eigentum", der letzte verlogne Rechtsvorwand, auf den das heutige kapitalistische Eigentum sich noch stützt" (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 158). Es ist nicht das F a k t u m der eigenen Arbeit gewesen, das die A u f teilung des gemeinsam bewirtschafteten Feldes der Dorfgemeinschaft auf die einzelnen Familien hervorgebracht hat. Vielmehr w a r es die Sonderung der Arbeit, ihre Aufteilung, die in der F o r m des P r i v a t eigentums die ihr entsprechende F o r m fand. Die objektive Voraussetzung w a r u n t e r gegebenen natürlichen Voraussetzungen der Pflug. Die subjektive T r i e b k r a f t w a r der Eigennutz. Trotzdem ist das selbst bearbeitete Eigentum des Bauern ökonomisch eine andere A r t des Privateigentums als das bereits konzentrierte Eigentum, das zur Ausb e u t u n g f r e m d e r Arbeitskräfte dient. M a r x sagt hierüber: „Die politische Ökonomie verwechselt prinzipiell zwei sehr verschiedne Sorten Privateigentum, wovon das eine auf eigner Arbeit des Produzenten beruht, das andre auf Ausbeutung fremder Arbeit. Sie vergißt, daß das letztre nicht nur den direkten Gegensatz des erstren bildet, sondern auch bloß auf seinem Grabe wächst" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 804). Die Dialektik der Entwicklung liegt darin, daß das große G r u n d eigentum, das den direkten Gegensatz des kleinen bildet und n u r auf seinem Grabe wächst, doch eben aus diesem kleinen Grundeigentum mit Notwendigkeit hervorgehen muß, da die Möglichkeit der Konzentration des Privateigentums eine dem Privateigentum innewohnende ökonomische Qualität ist. Die Keime zur Ausdehnung des Eigentums ü b e r die Möglichkeiten der eigenen A r b e i t s k r a f t hinaus, die Ansätze zur Ausbeutung, sind im bäuerlichen Eigentum schon dadurch gegeben, daß die Familienmitglieder u n t e r der Herrschaft des b ä u e r lichen Eigentümers arbeiten müssen. Das selbst bearbeitete Eigentum des B a u e r n hat, als eine besondere F o r m des Privateigentums, eine große historische Bedeutung f ü r

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mehrere Epochen der Geschichte gewonnen. Das konnte es nur, weil sich bei ihm bestimmte ökonomische Vorzüge vereinen, die eine höhere Arbeitsproduktivität gegenüber dem primitiven Gemeineigentum herbeigeführt haben. Die Vorzüge des bäuerlichen Kleinbetriebs auf der Grundlage des Privateigentums des Bauern an dem von ihm bearbeiteten Boden sind Freiheit, Selbständigkeit und daraus entspringendes Interesse an der Arbeit. „Das Privateigentum des Arbeiters an seinen Produktionsmitteln ist die Grundlage des Kleinbetriebs, der Kleinbetrieb eine notwendige Bedingung für die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion und der freien Individualität des Arbeiters selbst. Allerdings existiert diese Produktionsweise auch innerhalb der Sklaverei, Leibeigenschaft und andrer Abhängigkeitsverhältnisse . . . " (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 801).

In den Formen eines primitiven, lokal beschränkten Gemeineigentums hatte es keine „freie Individualität" gegeben, vielmehr hing das Gemeindemitglied noch „an der Nabelschnur des naturwüchsigen Gemeinwesens" nach den Worten von Marx, die Engels wiederholt (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 98). Der von seinen Produktionsmitteln getrennte, ausgebeutete unmittelbare Produzent in der Klassengesellschaft aber hatte nicht mehr die materiellen Mittel, um eine freie Individualität zu entfalten. Der einzige unmittelbare Produzent, dem diese Freiheit der Persönlichkeit in der antagonistischen Gesellschaftsform zukam, war der selbst arbeitende Kleineigentümer. „Es (das Eigentum am Boden, d. Verf.) bildet hier die Basis f ü r die Entwicklung der persönlichen Selbständigkeit" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 858). Aber die Entwicklung des Individuums, die relativ frei erschien, hatte dennoch ihre Grenzen: „ . . . an freie und volle Entwicklung weder des Individuums noch der Gesellschaft hier nicht zu denken" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 386/387). Das eigene Interesse des Kleineigentümers an der Produktion hatte eine zwiefache Wirkung. Zuerst wurden dadurch sämtliche Aufsichtskosten, die in einem Betrieb mit fremden, ausgebeuteten Arbeitskräften eine so große Rolle spielen und im Sklavensystem ihr „Maximum" erreichten (S. 130), hinfällig: „Bei Vergleichung der Produktionsweise unabhängiger Bauern oder selbständiger Handwerker mit der auf Sklaverei beruhenden Plantagenwirtschaft, zählt der politische Ökonom diese Arbeit der Oberaufsicht zu den faux frais de production (Unkosten der P r o d u k t i o n ) . . . Nachdem Professor Cairnes die „superintendence of labour" (Überwachung der Arbeit) als einen Hauptcharakter der Sklavenproduktion in den südlichen Staaten von Nordamerika dargestellt hat, fährt er fort: ,Da der bäuerliche Eigentümer (des Nordens) das ganze Produkt seines Bodens bekommt, braucht er keinen besonderen Ansporn zur Anstrengung. Überwachung wird hier völlig unnötig' " (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 348).

IX. Kleines und großes Grundeigentum

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Z u m zweiten f ü h r t e die F u r c h t des Kleinproduzenten, das Eigentum a n den eigenen Produktionsmitteln, damit seine ökonomische Selbständigkeit u n d persönliche Freiheit zu verlieren, zu einer rastlosen Überarbeit. Diese Uberarbeit w a r nicht durch außerökonomischen Zwang, sondern durch den ökonomischen Zwang der K o n k u r r e n z des größeren Eigentums hervorgerufen. Der verzweifelte wirtschaftliche Kampf des B a u e r n geht i m Kapitalismus so weit, daß er das Mehrp r o d u k t seiner Arbeit „verschenkt", n u r u m als Bauer weiter arbeiten zu können u n d nicht von seinem Boden vertrieben zu w e r d e n (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 858). Auch der Bauer in der Antike w a r bereit, f ü r das Existenzminimum bis zur körperlichen Erschöpfung zu arbeiten. Der Lobpreis der Arbeit bei Hesiod hat auch in solchen Zus a m m e n h ä n g e n seine Wurzel. W ä h r e n d der erste ökonomische Vorzug, der Fortfall aller Aufsichtskosten, dem Kleineigentum selbst innewohnt, ist der zweite Faktor, die Uberarbeit, die nicht eine relative, aber eine absolute E r h ö h u n g des Mehrprodukts erzeugt, erst durch den Gegensatz des kleinen gegen das große Grundeigentum hervorgerufen. Marx hat den bäuerlichen Kleinbetrieb in der F o r m des privaten Eigentums am G r u n d und Boden nicht n u r einen notwendigen Durchg a n g s p u n k t f ü r die Entwicklung genannt (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 858), sondern betrachtet diese Produktionsform f ü r die Agrik u l t u r als die relativ beste v o r dem Sozialismus. „Die Moral von der Geschichte... ist die, d a ß . . . die rationelle Agrikultur . . . entweder der Hand des selbst arbeitenden Kleinbauern oder der Kontrolle der assoziierten Produzenten bedarf" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 143). Alle Vorzüge, wie auch alle noch zu besprechenden ökonomischen Nachteile der Bauernarbeit u n d des ihr entsprechenden bäuerlichen Eigentums sind in der Sonderung, der Isolierung dieser Arbeit begründet. Hierüber ist grundsätzlich an Hand der Hinweise von M a r x u n d Engels einiges zu sagen. Alle Arbeit ist in einem allgemeinen Sinn gesellschaftliche Arbeit. Das gilt auch f ü r die B a u e r n a r b e i t u n d in diesem Sinne sagt Marx, daß der Kleinbetrieb, also der Betrieb mit isolierter Arbeit, eine notwendige Bedingung f ü r die gesellschaftliche P r o d u k t i o n sei (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 801). Das b ä u e r liche Eigentum und die isolierte Arbeit des B a u e r n h e b t nicht etwa die Tatsache auf, daß alle Arbeit gesellschaftliche Arbeit ist (S. 17). Die Arbeit u n d das Eigentum des Bauern sind n u r isoliert und privat innerhalb der Gesellschaft. Ebenso wie es eine nutzlose Arbeit n u r i n n e r h a l b der Gesellschaft geben k a n n (MARX: „Kritik des Gothaer Programms", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 12),

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so kann es auf die Dauer eine isolierte Arbeit nur innerhalb der Gesellschaft geben. „Der Mensch (und also auch der Bauer [d. Verf.]) ist im wörtlichen Sinne ein £ TZOAITIXOV, nicht nur ein geselliges Tier, sondern auch ein Tier, das nur in der Gesellschaft sich vereinzeln kann" (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 237).

Der isolierten Arbeit innerhalb der Gesellschaft steht eine „gesellschaftliche" Arbeit in spezifischem Sinne gegenüber. Darüber hinaus aber vermag die Arbeit des Bauern als isolierte Arbeit auch innerhalb der Gesellschaft nur zu bestehen, wenn ihr Zusammenhang mit bestimmten Formen der spezifisch gesellschaftlichen Arbeit und des alten Gemeineigentums noch gewahrt ist. Einmal muß die Bauernfamilie selbst noch eine kleine Produktionsgemeinschaft bilden, in der nicht nur agrikole, sondern auch handwerkliche Arbeit vereinigt ist, und zum zweiten muß das Gemeindeland als Viehweide verfügbar sein. Marx betont diese Verbindung von gesonderter und gemeinschaftlicher Arbeit, von Privateigentum und Gemeindeeigentum f ü r die Antike als einen spezifischen Wesenszug: „Das Gemeindewesen beruht hier ebensosehr darauf, daß seine Mitglieder aus arbeitenden Grundeigentümern, Parzellenbauern bestehn, wie die Selbständigkeit der letztren durch ihre Beziehung als Gemeindemitglieder aufeinander, Sichrung des ager publicus für die gemeinschaftlichen Bedürfnisse" ( M A R X : „Grundrisse ...", DVB, S. 3 7 9 ) .

Auf die Bedeutung des Hausfleißes und der gemeinsamen Viehweide haben Marx und Engels mehrfach hingewiesen im Hinblick auf die antike Ackerbürgergemeinde und den Raub des Gemeindelandes durch die Patrizier (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 379 u. 382), im Hinblick auf den Ruin der indischen Gemeinden infolge der Vernichtung der ländlichen Weberei durch die britische Textilindustrie (MARX: „Die Britische Herrschaft", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 322), endlich zusammengefaßt im „Kapital" bei der Behandlung der Grundrente (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 859) und der ursprünglichen Akkumulation (a. a. O., S. 755) und in der „Bauernfrage in Frankreich und Deutschland" (ENGELS: „Die Bauernfrage", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 396/397). Die Ergänzung von Landwirtschaft und häuslichem Nebengewerbe ist für die bäuerliche Wirtschaft darum so notwendig und taucht darum immer wieder auf, weil sie aus den besonderen Verhältnissen der Anwendung der Produktivkräfte in der landwirtschaftlichen Produktion hervorwächst. Marx unterscheidet Produktionsperiode und Arbeitszeit in der Landwirtschaft (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 2, S. 237). Die Produktionsperiode der Landwirtschaft ist in der gemäßigten Zone

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durchschnittlich ein Jahr. Diese Jahresperiode zerfällt in die Abschnitte, in denen die Arbeit des Bauern erforderlich ist, und die Abschnitte, in denen das unfertige Produkt „dem Walten von Naturprozessen überlassen ist" (MARX: a. a. O., S. 236). Diese letzteren Zeitabschnitte haben in der Landwirtschaft ein größeres Gewicht als im Gewerbe. Die Arbeitskraft der bäuerlichen Bevölkerung bleibt also zu einem bedeutenden Teile ungenutzt, wenn nicht das häusliche Nebengewerbe betrieben wird, das die toten Zeiten ausfüllen kann. Um untätig zu bleiben und die erforderlichen gewerblichen Produkte einzutauschen, reicht der landwirtschaftliche Ertrag nicht aus. Die bäuerliche Arbeit ist noch nicht produktiv genug, um mit einer durchschnittlichen Halbtagsarbeit den vollen Lebensunterhalt zu gewinnen. Daher greift die Auflösung des häuslichen Gewerbes die Existenz des Bauern an der Wurzel an. Die Vereinigung von gesonderter und gemeinschaftlicher, von landwirtschaftlicher und gewerblicher Arbeit ist es gewesen, die der Bauernklasse in der Antike ihre ökonomische Kraft gegeben hat. In dieser Vereinigung war „die Form des freien Parzelleneigentums der selbst wirtschaftenden B a u e r n . . . die ökonomische Grundlage der Gesellschaft in den besten Zeiten des klassischen Altertums (S. 217) und die „Bauernklasse" bildete die „große Majorität" der nicht versklavten Produzenten (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 642). Die Ackerarbeit des antiken Bauern war isoliert, nicht aber seine Gesamtarbeit. Dieser Bauer erschien den Alten als ein guter Bürger. „Im Altertum . . . Ackerbau... hoch geachtet..." (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 3 8 1 ) .

„Den Landbau achteten die Alten einstimmig für das eigentliche Geschäft des freien Mannes, Schule des Soldaten" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 381). „Wir finden bei den Alten nie eine Untersuchung, welche Form des Grundeigentums etc. die produktivste, den größten Reichtum schafft. Der Reichtum erscheint nicht als Zweck der Produktion, obgleich sehr wohl Cato untersuchen kann, welche Bestellung des Feldes die einträglichste, oder gar Brutus sein Geld zu den besten Zinsen ausborgen kann. Die Untersuchung ist immer, welche Weise des Eigentums die besten Staatsbürger schafft" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 387).

Die Untersuchung, welche Form des Grundeigentums usw. die besten Staatsbürger schafft, endete nicht immer bei der Meinung, daß das bäuerliche Eigentum die besten Staatsbürger schaffe, Aristoteles z. B. kam in der „Politik" zu der Meinung, daß der Bauer nicht der beste Bürger schlechthin, nur der beste Vertreter des Demos sei (a. a. O., 1318 b, 9—20).

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Dieser beste Vertreter des Demos, ein notwendiger Bürger in den Gemeinwesen des klassischen Altertums wurde durch das große Grundeigentum ruiniert. Worin lagen ökonomisch die Schwächen, die Grenzen des Parzelleneigentums, durch die es in seinem Kampf unterlag? Sie waren in der gleichen Erscheinung begründet, die den Fortschritt herbeigeführt hatte, in der Vereinzelung der Bauernarbeit. „Es ist richtig, daß z. B. der Bauer auf seine kleine Parzelle viel Arbeit verwendet. Aber isolierte und der objektiven, sowohl gesellschaftlichen wie materiellen Bedingungen der Produktion beraubte, von ihnen entblößte Arbeit" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 728). „Das Parzelleneigentum schließt seiner Natur nach aus: Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit, gesellschaftliche Formen der Arbeit, gesellschaftliche Konzentration der Kapitale, Viehzucht auf großem Maßstabe, progressive Anwendung der Wissenschaft... Unendliche Zersplitterung der Produktionsmittel und Vereinzelung der Produzenten selbst. Progressive Verschlechterung der Produktionsbedingungen und Verteuerung der Produktionsmittel ein notwendiges Gesetz des Parzelleneigentums."

und an der gleichen Stelle: „ . . . allmähliche Verarmung und Aussaugung des dieser Kultur unterworfenen Bodens . . . " ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 859).

Für den Bauern in der „Gesellschaft der Sklaverei" waren die Folgen dieser grundlegenden Schranken vor allem, daß keine Knechtsarbeit angewendet werden konnte und daß der bebaute Boden allmählich ausgelaugt wurde. Es ist wichtig, daß diese letzte Erscheinung in ihrem richtigen Zusammenhang betrachtet wird. Die Erschöpfung des Bodens ist eine Folge der ökonomischen Schranken der Eigentumsverhältnisse, in denen er bearbeitet wird. Die Verarmung des Bodens bedeutete eine Verschlechterung der Produktionsbedingungen. Nachdem das bäuerliche Eigentum aus seinen eigenen Voraussetzungen und Bedingungen heraus das große Grundeigentum erzeugt hatte und infolge der unübersteigbaren Schranken seiner eigenen Produktionsform dem großen Grundeigentum im Konkurrenzkampfe ökonomisch unterlegen war, wurden seine Existenzbedingungen noch weiter dadurch verschlechtert, daß das große Grundeigentum in wachsendem Maße das Gemeindeland usurpierte und den Bauern der Möglichkeit einer rentablen Viehzucht beraubte. Endlich war die vordringende Warenproduktion der Feind des Bauern, dessen Wirtschaftsweise wesentlich auf Selbstversorgung beruht. Auch hier wieder der den Erscheinungen selbst innewohnende Widerspruch in einem konkreten historischen Fall! Das bäuerliche Privateigentum ist die Voraussetzung für die Trennung von Landwirtschaft und Handwerk gewesen. Der Bauer selbst hat den großen Fort-

IX. Kleines und großes Grundeigentum schritt dieser gesellschaftlichen zweigen erzeugt.

Arbeitsteilung

nach

225 Produktions-

„ . . . Arbeitsteilung zwischen Ackerbau und Handwerk, damit Produktion eines stets wachsenden Teils der Arbeitserzeugnisse direkt f ü r den Austausch, damit Erhebung des Austauschs zwischen Einzelproduzenten zu einer Lebensnotwendigkeit der Gesellschaft" (Engels: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 164). Die Warenproduktion, die sich fortschreitend entwickelte, löste den bäuerlichen Hausfleiß auf, die zweite notwendige Ergänzung des Parzelleneigentums neben der gemeinsamen Viehweide. Marx faßt alle diese Faktoren für den Ruin des Parzellenbauern in seinen Ausführungen zusammen: „Die Ursachen, an denen es u n t e r g e h t . . . Vernichtung der ländlichen Hausindustrie, die seine normale Ergänzung b i l d e t . . . Usurpation, durch große Grundeigentümer, des Gemeineigentums, das überall die zweite Ergänzung der Parzellenwirtschaft bildet und ihr allein die Haltung von Vieh ermöglicht... Konkurrenz der . . . Plantagenwirtschaft. . . " ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 858/859). Aus der Warenproduktion entwickelte sich das Geldwesen, das der auf Gebrauchswerte gerichteten bäuerlichen Produktion widersprach. Der Wucher wurde der bestgehaßte Feind des Parzellenbauern. Wir hören zuerst die Ausführungen von Marx in den „Theorien über den Mehrwert". Marx bemerkt über den Wucher unter feudalen und antiken Verhältnissen: „Der Wucher zentralisiert nur dort das Vermögen, speziell in der Form des Geldvermögens, wo die Produktionsmittel zersplittert sind, wo also der Arbeiter mehr oder weniger selbständig produziert, als kleiner Bauer, Zünftler (kleiner Kaufmann) usw. Als Bauer oder Handwerker, mag dieser Bauer ein Leibeigener sein oder nicht, oder dieser Handwerker Zünftler oder Nichtzunftgenosse. Er eignet sich hier nicht nur jenen Teil der Mehrarbeit an, worüber der Hörige selbst verfügt, oder die ganze Mehrarbeit, wo e r mit freien Bauern usw. zu tun hat, sondern er eignet sich die Produktionsinstrumente an, deren nomineller Eigentümer der Bauer usw. bleibt und zu denen er sich in der Produktion selbst als Eigentümer verhält. Jener Wucher beruht auf dieser Basis, dieser Produktionsweise, die er nicht verändert, sondern an die er sich als Parasit ansetzt und sie miserabel macht. Er saugt sie aus, entnervt sie und läßt die Reproduktion unter immer scheußlicheren Bedingungen vor sich gehen. Daher der populäre Haß gegen den Wucher, nun gar in den antiken Verhältnissen, wo diese Produktionsbestimmtheit — das Eigentum des Produzenten an seinen Produktionsmitteln — zugleich die Basis der politischen Verhältnisse, der Selbständigkeit des Staatsbürgers war. Das hört auf, sobald der Arbeiter keine Produktionsmittel mehr hat. Damit hört zugleich die Macht des Wuchers auf. Andererseits, soweit Sklaverei herrscht, oder die Mehrarbeit vom Feudalherrn und seinen Gefolgen aufgegessen wird und diese dem Wucher verfallen, bleibt die Produktions35

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weise ditto dieselbe; nur wird sie härter. Der verschuldete Sklavenhalter oder Feudalherr saugt mehr aus, weil er selbst ausgesaugt wird, oder schließlich macht er dem Wucherer Platz, der selbst Grundeigentümer usw. wird, wie der Ritter usw. im alten Rom. An die Stelle des alten Ausbeuters, dessen Ausbeutung mehr oder minder ein politisches Machtmittel war, tritt ein roher geldgieriger Emporkömmling. Aber die Produktionsweise selbst wird nicht geändert. Revolutionär wirkt der Wucherer in allen vorkapitalistischen Produktionsweisen nur politisch, indem er die Eigentumsformen zerstört und ruiniert, auf deren fester Basis und beständiger Reproduktion in derselben Form die politische Gliederung ruht. Auch zentralistisch [wirkt er], aber nur zentralistisch auf der Base der alten Produktionsweise, wodurch die Gesellschaft, außer den Sklaven, Leibeigenen usw. und ihren neuen Herren, sich in Pöbel auflöst. Bei asiatischen Formen kann der Wucher lange fortdauern, ohne etwas anderes als ökonomisches Verkommen und politische Verderbtheit hervorzurufen, ohne aber real aufzulösen" (MARX: „Mehrwerttheorien", Dietz Stuttg., Bd. 3, S. 596—598). Wir beachten, daß der Wucher unter den Verhältnissen der Despotie und unter den Verhältnissen der antiken Sklaverei zwar in der gleichen Richtung wirkt, aber nicht die gleichen Ansatzpunkte für seine zerstörende Wirkung findet. Das Privateigentum ist dem Wucher in stärkerem Maße ausgeliefert. Im „Kapital" ist Marx auf wichtige Gedanken aus seinen Vorarbeiten zurückgekommen: „Der Wucher zentralisiert Geldvermögen, wo die Produktionsmittel zer r splittert sind. Er ändert die Produktionsweise nicht, sondern saugt sich an sie als Parasit fest und macht sie miserabel. Er saugt sie aus, entnervt sie, und zwingt die Reproduktion, unter immer erbärmlicheren Bedingungen vorzugehen. Daher der populäre Haß gegen den Wucher am höchsten in der antiken Welt" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 644). „Der Wucher . . . untergräbt und r u i n i e r t . . . die kleinbürgerliche. . . Produktion, kurz alle Formen, worin der Produzent noch als Eigentümer seiner Produktionsmittel erscheint" (a. a. O., S. 644). Marx sagt in bezug auf den Kapitalismus, daß die Gesetze des Kredits nicht auf den Bauern passen ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 863). Das gilt auch für die antiken Verhältnisse. Wo sich der Bauer den Gesetzen des Wucherkredits unterwerfen muß, zieht er den kürzeren. „Im einzelnen betrachtet hängt Erhalt oder Verlust der Produktionsbedingungen für den Kleinproduzenten von tausend Zufällen ab, und jeder solcher Zufall oder Verlust bedeutet Verarmung, und wird ein Punkt, wo der Wucherparasit sich ansetzen kann. Dem Kleinbauer braucht bloß eine Kuh zu krepieren, damit er unfähig wird, seine Reproduktion auf der alten Stufenleiter wieder zu beginnen. Damit verfällt er dem Wucher und einmal verfallen, kommt er nie wieder frei" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 647).

IX. Kleines und großes Grundeigentum

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Da der Wucherer in der Antike — trotz der Verbote — zumeist zugleich Grundbesitzer war, begegneten dem B a u e r n zwei ökonomische Feinde in einer Person, u n d der Kampf zwischen großen u n d kleinen Grundeigentümern w u r d e zum Kampf zwischen Gläubiger und Schuldner. Welche große Bedeutung Marx diesem Kampf zumaß, haben wir aus d e n eingangs gegebenen Belegstellen schon ersehen (S. 197/198). Die Schulden w a r e n dabei die Konsequenzen der ökonomischen U n t e r legenheit des kleinen Grundeigentums. „Wucher u n d Steuersystem müssen es (das kleine Grundeigentum, d. Verf.) überall verelenden" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 859). Es gibt noch einen letzten wichtigen Faktor f ü r den Ruin des antiken Parzellenbauern, auf den Marx u n d Engels im „Kapital" m e h r f a c h zurückkommen. Das ist der Krieg. Der Krieg, „die große G e s a m t a u f gabe" der antiken Gemeinden zum Zwecke der erweiterten Reproduktion (S. 215) ist schließlich auch die große allgemeine Ursache f ü r den Ruin der Bauern geworden. Marx hat auf die Dialektik in der Geschichte gerade im Hinblick auf die kriegerischen Eroberungen hingewiesen. „Daß ein Ding seine eigne Ursache schließlich zerstören kann, ist nur für den in den hohen Zinsfuß verliebten Wucherer eine logische Absurdität. Die Größe der Römer war die Ursache ihrer Eroberungen, und ihre Eroberungen zerstörten ihre Größe. Reichtum ist die Ursache von Luxus, und Luxus wirkt zerstörend auf den Reichtum" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 462). Den direkten Zusammenhang zwischen dem Krieg u n d der Schuldabhängigkeit der B a u e r n behandelt M a r x : „Dieselben Kriege, wodurch die römischen Patrizier die Plebejer ruinierten, sie zu Kriegsdiensten zwangen, die sie an der Reproduktion ihrer Arbeitsbedingungen hinderten, sie daher verarmen machten (und Verarmung, Verkümmerung oder Verlust der Reproduktionsbedingungen ist hier die vorherrschende Form) füllten jenen die Speicher und Keller mit erbeutetem Kupfer, dem damaligen Geld. Statt den Plebejern direkt die benötigten Waren zu geben, Korn, Pferde, Hornvieh, liehen sie ihnen dies für sie selbst nutzlose Kupfer, und benutzten diese Lage zur Erpressung enormer Wucherzinsen, wodurch sie die Plebejer zu ihren Schuldsklaven machten" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 646/647). Der Wechsel in der Wirkung der Kriege hängt damit zusammen, daß sie ihren ökonomischen Charakter geändert haben. In der Zeit, als der kleine Eigentümer noch ökonomischer und politischer H e r r oder wenigstens entscheidender Bestandteil der antiken Gesellschaft gewesen ist, w u r d e n Bauernkriege im Interesse der Okkupation von Bauernland geführt. Solche Kriege dienten der erweiterten R e p r o d u k tion der Bauerngemeinden, w e n n auch schon die Entstehung von großem Grundbesitz damit v e r k n ü p f t w a r (MARX: „ G r u n d r i s s e . . . " , 15»

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DVB, S. 386). Aber nach der ökonomischen und politischen Zurückdrängung der Bauernklasse durch die Grundbesitzer, Wucherer und Sklavenhalter führten diese ihre Kriege zum Zwecke des Sklavenraubs, oder aus Handelsinteressen, und die Bauern wurden zu Menschenmaterial, das andere gegen das eigene Interesse der Bauern anwendeten. Diesen Gedanken haben Marx und Engels nicht ausdrücklich ausgesprochen, aber die Erkenntnis ergibt sich aus einem aufmerksamen Studium ihrer Äußerungen über die Rolle des Krieges in den ursprünglichen Bauerngemeinden und im Römischen Reich. Während die ursprünglichen antiken Gemeinwesen durch den Krieg „die objektiven Bedingungen des lebendigen Daseins... okkupieren" (Marx: „Grundrisse...", DVB, S. 378), wurden die Bauern des Römischen Weltreichs „durch den Kriegsdienst ruiniert" (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 130). Wir verweisen hier nochmals auf die einschlägige Belegstelle aus dem „Kapital" (vgl. S. 227). Das Merkmal einer ökonomischen Aufgabe aber ist den Kriegen in der Antike auch in der zweiten Form geblieben. Die Bauerngemeinde, deren Produktionsmethoden auf ihrem altherkömmlichen Stande einer wachsenden Bevölkerung keine Nahrung beschaffen konnte, waren für die erweiterte Reproduktion auf neue Landnahme angewiesen, und soweit das neue Siedlungsland schon besetzt war, auf Krieg. Die antiken Sklavenhalter mußten Sklaven rauben, um sich in ihrer ökonomischen Eigenschaft als Sklavenhalter zu reproduzieren (S. 166). Unter den Verhältnissen des „gemeinschaftlichen Privateigentums" (S. 117) war der Krieg zur Erhaltung und Erweiterung der bestehenden Eigentumsverhältnisse ihre gemeinsame Aufgabe. Er war nicht mehr die „Gesamtaufgabe" der Gesellschaft, aber die ökonomische Aufgabe des fortgeschrittensten Teils der herrschenden Klasse. Wenn die ökonomische Wirkung des kleinen Grundeigentums, das zunächst die Entwicklung der Produktivkräfte gefördert hat, in der Verschwendung von Menschenkraft und in der Erschöpfung des Bodens, in der Verschlechterung der Produktionsbedingungen endet und f ü r die höheren Formen des Tauschverkehrs zwischen den Menschen keinen Raum gibt, so wird die Grenze, die der gesellschaftlichen Produktion durch die Form des Parzelleneigentums gesetzt ist, auch im Absinken des kulturellen Niveaus der Bauernklasse sichtbar. So wie Marx die Begrenztheit der altorientalischen idyllischen Gemeinwesen erkannt hat (S. 209), erkennt er auch die Begrenztheit der Bauernkultur innerhalb der antagonistischen Formationen ohne kleinbürgerliche Sentimentalität:

IX. Kleines und großes Grundeigentum

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„Wenn das kleine Grundeigentum eine halb außerhalb der Gesellschaft stehende Klasse von Barbaren schallt, die alle Roheit primitiver Gesellschaftsformen mit allen Qualen und aller Misere zivilisierter Länder verbindet . . . " (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 865).

Nicht umsonst hat das Wort „rusticus" nach dem Sprachgebrauch der Römer die Bedeutung von bäuerlich, schlicht, idyllisch, tölpelhaft und ungeschliffen angenommen, während „urbanus" städtisch, gebildet, geistreich und keck bezeichnet. Blicken wir noch einmal auf die zahlreichen Faktoren und Umstände zurück, die den Bauern, die „ökonomische Grundlage der besten Zeiten des klassischen Altertums" (S. 217), ruiniert haben, so ist die Wurzel die isolierte Arbeit, die die Anwendung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit unmöglich macht. Weil der Bauer der Konkurrenz der Kooperation — wie sie in der Sklavenarbeit hergestellt war — ökonomisch nicht gewachsen sein konnte, verarmte er, wurde er Schuldner und nicht Gläubiger, war er mit seinem Gemeindeeigentum dem Zugriff des ökonomisch Mächtigeren ausgeliefert, bestimmte nicht er den Beginn, die Beendigung oder den Charakter der Kriege mehr, sondern sein ökonomischer Gegner, der große Grundbesitzer. Weil die isolierte Arbeit eine Arbeit wesentlich zur Selbstversorgung sein muß, konnte der Bauer die Fortschritte der Warenproduktion und des Geldwesens sich nicht zunutze machen, im Gegenteil, sie zerstörten seine Produktionsform. „Die Entwicklung der Sklaverei, die Konzentration des Grundbesitzes, Austausch, Geldwesen, E r o b e r u n g . . . " sind Elemente, die aus dem Privateigentum des Bauern am Boden selbst hervorgehen, die es zunächst n u r „unschuldig zu erweitern" schienen, endlich aber die Formen sprengen und f ü r das kleine Grundeigentum in der Antike Verfall und Untergang bedeuten (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 386). Marx trifft diese Feststellungen speziell f ü r Rom. Sie gelten-aber auch f ü r die hellenische Polis. Wir wenden uns der Eigentumsform zu, die „auf dem Grabe" (S. 219) des kleinen bäuerlichen Eigentümers der Antike gewachsen ist, dem mit Sklavenarbeit betriebenen größeren Grundeigentum. Marx hat gegen Proudhon einmal ironisch bemerkt, daß er nicht von den schlechten, sondern von den „schönen Seiten" der Sklaverei sprechen wolle und anschließend ausgeführt, wie die direkte Sklaverei f ü r die u r sprüngliche Akkumulation des Kapitals „eine ökonomische Kategorie von der höchsten Wichtigkeit" gewesen ist (MARX: „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 132). Dem entspricht die Auffassung von Engels über die Rolle der Sklaverei in der Antike: „Ohne Sklaverei kein griechischer Staat, keine griechische Kunst und Wissenschaft; ohne Sklaverei kein

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Römerreich. Ohne die Grundlage des Griechentums und des Römerreichs aber auch kein modernes Europa" (ENGELS; „Antidühring", DVB, S. 221). Von der weltgeschichtlichen Bedeutung der Sklaverei in der Antike sprechen, heißt aber auch von der weltgeschichtlichen Bedeutung des mit Sklaven arbeitenden Grundeigentümers in der Antike sprechen, denn diese Eigentums- und Betriebsform war die in der Antike ausschlaggebende Form der Sklavenarbeit. In den vorkapitalistischen Gesellschaftsformen werden die Menschen noch „unter die Natur subsumiert" und das Grundeigentum erscheint als unmittelbare Herrschaft (MARX u. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 65). In der Antike entspringen nach der Auffassung von Marx „die wichtigsten Verhältnisse der verschiedenen Gesellschaftsklassen" aus „dem Eigentum und Besitz von Boden". Das geht aus der negativen Feststellung hervor, daß im Kapitalismus die wichtigsten Verhältnisse aufgehört haben, aus dem Besitz von Boden zu entspringen (MARX: „Mehrwerttheorien", Dietz Stuttg., Bd. 3, — zustimmendes Zitat aus Jones 'An Essay on the Distribution of Wealth and on the Sources of Taxations.' Part. I. Rent. London 1831, S. 454). Marx stellt für die Periode des Feudalismus ausdrücklich fest, daß „der Grundeigentümer noch als die Person erscheint, die in erster Hand die überschüssige Arbeit der unmittelbaren Produzenten vermittelst des Monopols des Grundeigentums sich aneignet, wo also das Grundeigentum auch- noch als die Hauptbedingung der Produktion erscheint" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 834). In der Antike, in der nach der Aussage von Engels „der Ackerbau der entscheidende Produktionszweig" gewesen ist (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 148), ist ebenfalls das Grundeigentum die Hauptbedingung der Produktion gewesen, dieses „Monopol gewisser Personen... über bestimmte Portionen des Erdkörpers als ausschließliche Sphären ihres Privatwillens, mit Ausschluß aller anderen zu verfügen" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 663/664). Die Verhältnisse der Despotie und Sklaverei im Alten Orient und in der Antike gehören zu jenen „Zuständen, worin der größte Teil der Surplusarbeit als Landarbeit erscheint und der Landeigentümer daher sowohl als der Eigentümer der Surplusarbeit, wie des Surplusprodukts..." (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 371). Das sind allgemeine Äußerungen von Marx und Engels, und da sie sich zum Teil auf vorkapitalistische Produktionsweisen schlechthin, zum Teil auf den Feudalismus beziehen, könnte es strittig erscheinen, ob wir sie zu Recht auch auf die antike Gesellschaft speziell anwenden. Wir verfolgen daher die Auffassung, daß das Grundeigentum als die Hauptbedingung der Produktion erscheint und die wichtigsten gesell-

IX. Kleines und großes Grundeigentum

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schaftlichen Produktionsverhältnisse davon abhängen, nach den Hinweisen von Marx im einzelnen. Über den Zusammenhang von Grundeigentums- und Sklavereiverhältnissen in der Antike und im Alten Orient haben wir schon gesprochen und sind an Hand der Analysen von Marx und Engels zu dem Ergebnis gekommen, daß die Grundeigentums- und Sklavereiverhältnisse sich entsprochen haben und auch notwendig entsprechen mußten, da eine Gesellschaftsformation nicht auf Eigentumsverhältnissen verschiedenen Charakters beruhen kann. Die Notwendigkeit der Übereinstimmung darf man allerdings nicht im absoluten Sinne verstehen. Ihre historische Erscheinung war relativ, stets in Entwicklung begriffen, ebenso als Prozeß zu verstehen wie die Wirkung des Gesetzes von der unbedingten Übereinstimmung der Produktionsverhältnisse mit dem Charakter der Produktivkräfte (STALIN: „Die ökonomischen Probleme, DVB, S. 52). Die Abhängigkeit vom Grundeigentum bestand nach der Auffassung von Marx für das Gewerbe in der Antike: „Bei Völkern von festsitzendem Ackerbau — dies Festsitzen schon große Stufe —, wo dieses vorherrscht wie bei den Antiken und Feudalen, hat selbst die Industrie und ihre Organisation und die Formen des Eigentums, die ihr entsprechen, mehr oder minder grundeigentümlichen Charakter, ist entweder ganz von ihr abhängig wie bei den älter n R ö m e r n . . . " ( M A R X : „Zur Kritik . . . " , DVB, S. 264).

Der antike Handel hatte es mit dem Grundeigentümer und Sklavenhalter als dem „Hauptbesitzer des Mehrprodukts" zu tun; dieser Hauptbesitzer des Mehrprodukts war Träger des „genießenden Reichtums", dem der Kaufmann „Fallen stellte" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 363). Die erste charakteristische Form des Wuchers in der Antike war das „Geldverleihen an verschwenderische Große, wesentlich Grundeigentümer", die zweite war die schon besprochene Form des Geldverleihens an den Bauern (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 642). Die „reale Basis" des „Tauschwerts", auf dessen Entwicklung Handel und Wucher beruhen, ist in der Gesellschaft der Sklaverei das „Grundeigentumsverhältnis" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 164). Die altorientalische Stadt bildet noch eine Art indifferenter Einheit mit dem Lande (vgl. S. 352) und auch die antike Stadt ist auf „Grundeigentum und Agrikultur" gegründet, ist das „Zentrum der Landleute" (vgl. S. 357). Durch die besondere Stellung des Grundeigentümers ist in der Antike auch das Wesen der Grundrente bestimmt. Diese ökonomische Kategorie hat unter kapitalistischen Verhältnissen einen durchaus anderen Inhalt als in vorkapitalistischen, wie Marx in dem Kapitel

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über die „Genesis der kapitalistischen Grundrente" in seinen zum dritten Bande des „Kapital" vereinigten nachgelassenen Schriften nachgewiesen hat (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 832—866). Während die Grundrente unter kapitalistischen Verhältnissen der Teil des Mehrwerts ist, den sich der Grundeigentümer auf der Basis seines Monopols am Boden auf Kosten des Kapitalisten aneignet, also ein „Uberschuß des agrikolen Profits über den Durchschnittsprofit" (a. a. O., S. 833), ist die Grundrente in der Gesellschaft der Sklaverei das Mehrprodukt im Ganzen, über das der Grundeigentümer als erste Hand auf Grund der Ausbeutung abhängiger Arbeit verfügt. „Grundeigentümer und Eigentümer der Produktionsinstrumente, daher auch direkter Exploiteur der unter diese Produktionselemente zählenden Arbeiter, fallen hier zusammen. Ebenso fallen Rente und Profit zusammen, es findet keine Trennung der verschiednen Formen des Mehrwerts statt. Die ganze Mehrarbeit der Arbeiter, die sich hier im Mehrprodukt darstellt, wird ihnen direkt vom Eigentümer sämtlicher Produktionsinstrumente, zu denen der Boden und in der ursprünglichen Form der Sklaverei die unmittelbaren Produzenten selbst zählen, extrahiert" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 855).

Die Tatsache, daß der Grundeigentümer, der die Sklavenarbeit anwendete, als die „Hauptbedingung der Produktion" erscheint, von der die wichtigsten gesellschaftlichen Verhältnisse abhängig sind, ist wesentlich darin begründet, daß dieser Grundeigentümer „der unmittelbare Aneigner fremder Mehrarbeit" ist. Die Form der Aneignung fremder Mehrarbeit durch den Grundeigentümer ist in der Antike die „gewaltsame Herrschaft eines Teiles der Gesellschaft über den andern", die „direkte Sklaverei" [vom Verf. hervorgehoben] (MARX: „Mehrwerttheorien", [zustimmendes Zitat aus Jones], Dietz Stuttg., Bd. 3, S. 451). Der Grundeigentümer, der Sklavenarbeit anwendet, hat somit in der Gesellschaft der Sklaverei die Stellung, die dem Kapitalisten unter kapitalistischen Verhältnissen zukommt (vgl. S. 139). Er ist der Repräsentant der Produktivkräfte der Gesellschaft und repräsentiert zugleich die maßgebende Form der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Das gilt allgemein, sowohl für den altorientalischen Despoten als auch für den Grundeigentümer der Antike. Als Sklavenhalter ist der Grundeigentümer in der Gesellschaft der Sklaverei der „vollwertige Eigentümer" (STALIN: „Dialekt, und histor. Materialismus", S. 151). Der Grundeigentümer der Antike beutete den Sklaven mit Hilfe direkter körperlicher Gewalt aus, den Bauern indirekt als überlegener Konkurrent. Oft genug erschien die Abhängigkeit der wichtigsten Verhältnisse der Gesellschaft vom Grundeigentum in der anschaulichen Form der Personalunion von Grundeigentümer, Kaufmann und

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Wucherer, insbesondere in den Anfängen, während sich die Funktionen später spezialisieren, ja selbst entgegensetzen konnten. In immer neuer Gestalt begegnete dem Bauern sein großer ökonomischer Feind, der ihn zwang, für das Existenzminimum zu arbeiten und das Mehrprodukt seiner Arbeit „der Gesellschaft" zu schenken (S. 221) die in erster Linie durch den Grundeigentümer repräsentiert wurde. Waren die Schulden die stammbürtigen Konsequenzen des kleinen (S. 197), so war die Qualität, Gläubiger zu sein, die Konsequenz des großen Grundeigentums; und der Kampf zwischen großem und kleinem Grundeigentümer konnte so zum Klassenkampf zwischen Gläubiger und Schuldner werden (S. 198). Brutaler Eigennutz, Habgier, Diebstahl, Vergewaltigung, Hinterlist, die die „zivilisierte, die Klassengesellschaft einweihen" (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 98), feierten immer neue Triumphe in dem Kampfe des großen gegen das kleine Grundeigentum. Dieser Kampf ist der rote Faden in der römischen Geschichte (S. 197), aber auch ein roter Faden in der Geschichte der hellenischen Polis, wie wir der Schilderung von Engels über das Vorgehen der adligen Grundeigentümer und Wucherer gegen den Bauern und über die solonische Reform entnehmen (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 112—114). Doch alle Gier und alle Gewalt und Hinterlist hätte dem Grundeigentümer nichts genutzt, wäre er nicht dem Bauern ökonomisch überlegen gewesen, hätte die von dem Grundeigentümer vertretene Eigentumsform nicht Platz gemacht für eine höhere Produktivität der Arbeit. Die ökonomische Überlegenheit des Grundeigentümers gegenüber dem Bauern ist begründet in der Überlegenheit der gesellschaftlichen Arbeit über die isolierte Arbeit. Im Rahmen des bäuerlichen Eigentums war die Kooperation auf den engsten Kreis, die Familie des Bauern, beschränkt. Der Grundeigentümer erzwang die Kooperation der Sklaven in wachsendem Maße. Es ist dabei klar, daß auch die Überlegenheit der gesellschaftlichen über die isolierte Arbeit nicht als ein starres Faktum, sondern immer in Beziehung auf Ort und Zeit betrachtet werden muß. Die isolierte Arbeit des Bauern war einer primitiven gemeinschaftlichen Arbeit auf der Basis eines primitiven lokalen Gemeineigentums überlegen gewesen. Aber die neue Form der Kooperation der Sklavenarbeit hatte selbst als Grundlage das Privateigentum. Der Antrieb des eigenen, eigensüchtigen Interesses, dieser Motor in den Verhältnissen des Privateigentums und der Klassenspaltung, wurde kombiniert mit den objektiven Möglichkeiten der Anwendung dei menschlichen Arbeitskraft als Gattungsvermögen unter unmittelbarem Zwang. Der Privateigentümer, der die Kooperation in seinem Betrieb auf großem Maßstab erzwingen konnte, war dem bäuerlichen Privat-

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eigentümer, der nur isolierte Arbeit leistete, ökonomisch überlegen. Alle Momente, die Kooperation produktiver machen als vereinzelte Arbeit (S. 139—143), kamen dem Grundeigentümer und Sklavenhalter zugute. Der altorientalische Despot konnte allerdings auch die Kooperation erzwingen, und zwar sporadisch in einem viel größeren Maßstabe als der private Grundeigentümer der Antike. Aber der ökonomische Vorzug der Sklaverei auf der Grundlage des Privateigentums lag demgegenüber in der erzwungenen Stetigkeit der Kooperation und ihrer Vollständigkeit. Der Sklave des Privateigentümers war mit seiner gesamten Tätigkeit in die unmittelbare Zusammenarbeit eingereiht, während das Mitglied der altorientalischen Dorfgemeinschaft immer auch isolierte Arbeit oder Arbeit in primitiverer Gemeinschaftsform (unmittelbare Gemeindearbeit) leistete. Der Grundeigentümer, der Sklavenarbeit anwendete, war somit in einer bestimmten Phase der Entwicklung der Repräsentant der fortschrittlichsten Arbeitsweise und der fortschrittlichsten Eigentumsform. Die von Widersprüchen erfüllte ökonomische Erscheinung des nicht-arbeitenden Eigentümers und des arbeitenden Nicht-Eigentümers hatte in der Antike ihre Form im Grundeigentümer und seinen Sklaven. In den Zeiten, in denen das mit Sklaven bewirtschaftete Grundeigentum Basis der wirtschaftlichen Blüte gewesen ist, betrieb der Grundeigentümer Getreidebau, ferner Viehzucht und Gartenkultur auf großem Maßstab (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 148). Wenn wir nach Marx und Engels dargelegt haben, wie das bäuerliche Privateigentum die Arbeitsteilung und den Tauschverkehr zwischen Bauern und Handwerker, die einfache Warenproduktion, entwickeln half, so gilt für den mit Sklaven arbeitenden landwirtschaftlichen Betrieb in um so höherem Maße, daß er Arbeitsteilung und Austausch durch die höhere Produktivität der Arbeit gefördert hat. Der Grundeigentümer war der Kunde des Kaufmanns im internationalen Handel und er spezialisierte seine Produktion für die Versorgung der Stadt und für den Verkauf in fremde Länder. Nur so konnten sich Getreidebau, Viehzucht und Gartenkultur in größerem Maßstabe entwickeln. Wir haben über diese Tatsachen bei Marx und Engels wenige direkte Aussagen, aber aus ihren Bemerkungen darüber, was in der Verfallzeit der Sklavenhaltergesellschaft verfiel, werden wir hingewiesen auf das, was in der Blütezeit bestand. Der Grundeigentümer wurde Träger der Warenproduktion in einer relativ hoch entwickelten Form. Marx spricht von einer „Plantagenwirtschaft" auf Sizilien und in Karthago, die bereits eine formelle Analogie zu der kapitalistischen Landwirtschaft hatte (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 837). Der Ackerbau auf Sizilien war „wesentlich auf den Export gerichtet", ein

IX. Kleines und großes Grundeigentum

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Urteil, das auch f ü r die landwirtschaftlichen Kulturen Karthagos gilt. Die formelle Analogie zur kapitalistisch betriebenen Landwirtschaft ergab sich daraus, daß, wie Marx an andrer Stelle ausführt (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 641), die „SklavenWirtschaft" in den späteren griechischen und römischen Zeiten schon als „Mittel der Bereicherung" bestand und das Geld das Mittel wurde, um sich „durch Ankauf von Sklaven, Land etc. fremde Arbeit anzueignen". Wenn Marx also an der zuerst zitierten Stelle nur das römische Sizilien und Karthago nannte, so berechtigt uns die zweite dazu, seine Aussage auch auf bestimmte Phasen in der Entwicklung der hellenischen Polis und ihrer mit Sklaven betriebenen Land- und Gartenkultur auszudehnen. Das große Grundeigentum setzte mit seinem erfolgreichen Kampf gegen das kleine Grundeigentum das Privateigentumsverhältnis in fortschreitendem Maße durch. Die Usurpation des ursprünglichen Gemeinde-Eigentums an der Viehweide, des ager publicus, durch die Grundeigentümer beseitigte die besondere Erscheinung des Gemeineigentums in der Antike, diesen Restbestand aus einer früheren Produktionsweise. Da der Charakter der antiken Eigentumsverhältnisse gerade durch die Kombination des Privateigentums und des Gemeindeoder Staatseigentums bestimmt war (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 378/379), trieb also das große Grundeigentum über die besonderen antiken Eigentumsverhältnisse hinaus. Nachdem die auf dem großen Grundeigentum durch Sklavenarbeit erzeugten Produkte in die Warenproduktion eingingen, lief die Entwicklung dahin, auch den Boden selbst zur freien Ware zu machen, eine Entwicklung, die später mit zu den Bedingungen des Kapitalismus gehört hat. „Es ist n ö t i g . . . daß das Grundeigentum, die Wurzel des Privateigentums, ganz in die Bewegung des Privateigentums hineingerissen und zur Ware wird . . . daß alles persönliche Verhältnis des Eigentümers mit seinem Eigentum aufhört und dasselbe zum nur sachlichen, materiellen Reichtum wird . . . Es ist notwendig, daß, w a s die Wurzel des Grundeigentums ist, der schmutzige Eigennutz, auch in seiner zynischen Gestalt e r s c h e i n t . . . " (MARX: „Manuskripte", Gesamtausg., erste Abtlg. Bd. 3, S. 77).

Wenn wir den letzten Punkt zuerst betrachten, so ist festzustellen, daß niemand, weder in der Antike noch in der modernen Zeit, an dem zynischen Eigennutz der römischen Großgrundbesitzer gezweifelt hat, die den „ager publicus", das gemeinsame Land, an sich rissen. Wenn Marx ferner schreibt, daß das Geld schon Mittel geworden war, um Land zu erwerben mit dem Ziele der Bereicherung und der Ausbeutung fremder Arbeitskraft (s. oben), so ist damit auch gesagt, daß das persönliche Verhältnis des Menschen zum Boden, dieser Schein, der im

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Patriarchalismus noch die Ausbeutung überdeckt, bereits aufgehoben war. Der Boden war in den Händen des antiken Großgrundeigentümers auf dem Wege, zur freien Ware zu werden. Die juristische Formel für das freie Privateigentum, das der freien Ware zugrunde lag, ist das „ius utendi et abutendi re sua", das Recht, die im Eigentum befindliche Sache zu gebrauchen und zu mißbrauchen. Marx schreibt über den Zusammenhang der juristischen Vorstellungen und der ökonomischen Realitäten in diesem Fall: „Mit der juristischen Macht dieser Personen, Portionen des Erdballs zu brauchen und zu mißbrauchen, ist nichts abgemacht. Der Gebrauch derselben hängt ganz und gar von ökonomischen Bedingungen ab, die von ihrem Willen unabhängig sind. Die juristische Vorstellung selbst heißt weiter nichts, als daß der Grundeigentümer mit dem Boden verfahren kann, wie jeder Warenbesitzer mit seiner Ware; und diese Vorstellung — die juristische Vorstellung des freien Privateigentums — tritt in der alten Welt nur ein zur Zeit der Auflösung der organischen Gesellschaftsordnung..." ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 664/665).

Hier also haben wir die Erkenntnis, daß der Warencharakter der Produktion die antiken, wesentlich auf Selbstversorgung gegründeten und daher nicht anarchischen, sondern „organischen" Verhältnisse auflöst. „Das ius utendi et abutendi selbst spricht... die Tatsache aus, daß das Privateigentum vom Gemeinwesen durchaus unabhängig geworden i s t . . . " ( M A R X U . E N G E L S : „Die Deutsche Ideologie" DVB, S. 63). „Es ist das gemeinschaftliche Privateigentum ( . . . Privateigentum . . . als e i n e . . . dem Gemeindeeigentum untergeordnete Form) der aktiven Staatsbürger, die den Sklaven gegenüber gezwungen sind, in dieser naturwüchsigen Weise der Assoziation zu bleiben. Daher verfällt die ganze hierauf basierende Gliederung der Gesellschaft und mit ihr die Macht des Volks in demselben Grade, in dem namentlich das immobile Privateigentum (vom Verf. hervorgeh.) sich entwickelt" (MARX u. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 18/19).

Das Privateigentum am Boden aber und damit der Warencharakter des Bodens konnte in der Antike vom Gemeinwesen zwar nahezu, auf eine schon zerstörende Weise, aber nie vollständig unabhängig werden, weil das Grundeigentum an die Staatsbürgerschaft geknüpft war. Mit der Bindung an das Bürgerrecht war hier eine durch die allgemeine Verleihung des Bürgerrechts zwar dehnbare, aber bis zum Untergang der antiken Gesellschaft immer noch vorhandene Grenze gesetzt. Wenn das große Grundeigentum alle Vorzüge entwickelte, die der Produktionsweise der Sklaverei innewohnen, so entwickelten sich unter der Herrschaft des großen Grundeigentümers auch alle spezifischen Widersprüche des Sklavereisystems, vereint mit den Widersprüchen des Kampfes zwischen großem und kleinem Grundeigentum. War es

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daher der Grundeigentümer, der die politische und kulturelle Blüte der Antike als führende Kraft geschaffen und getragen hat, so war er es auch, der sie ruinierte. Der Grundeigentümer hat den Bauern durch die Sklaven ersetzt. Das war eine „Revolution der Produktionsweise", die durch die „Kooperation und Kombination der Arbeitsmittel in den Händen weniger" hervorgerufen wurde (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 452) und die zunächst, wie wir entwickelt haben, einen großen Fortschritt bedeutete. Aber das große Grundeigentum hat bei der Beschäftigung großer Sklavenmassen auch zu jener Entwicklung getrieben, die die Kontrolle und Qualifizierung der versklavten Arbeitskräfte zunehmend erschwerte und den Klassenkampf der Sklaven bis zu großen Aufständen verschärfte (S. 398). Der Sklave war zudem kein Bürger. In der antiken Welt war das „Eigentum des Produzenten an seinen Produktionsbedingungen zugleich Basis der politischen Verhältnisse, der Selbständigkeit des Staatsbürgers" (MARX: „Das Kapital", Bd. 3, S. 644). Dieselbe Tatsache kennzeichnet Marx in spezieller Beziehung auf Rom: „ . . . der Privatgrundeigentümer ist solcher nur als Römer, aber als Römer ist er Privatgrundeigentümer (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 386). Diese spezifisch antiken Verhältnisse wurden durch den Ruin des Bauern und die Beschäftigung von Sklaven zersetzt. Der vertriebene Bauer hatte seinen Boden, seine Produktionsmittel verloren und ging in die Stadt. Das war keine Eigentümlichkeit der Gesellschaft der Sklaverei. Die gleiche Erscheinung zeitigte das große Grundeigentum auch unter kapitalistischen Verhältnissen. „Auf der anderen Seite reduziert das große Grundeigentum die agrikole Bevölkerung auf ein beständig sinkendes Minimum und setzt ihr eine beständig wachsende, in großen Städten zusammengedrängte Industriebevölkerung e n t g e g e n . . . " ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 865).

Die Eigentümlichkeit in der Gesellschaft der Sklaverei lag aber darin, daß der vertriebene Bauer in der Stadt nicht eine „Industriebevölkerung" bildete, sondern ein Lumpenproletariat. Das Wachstum der Stadt führte unter solchen Umständen nicht mehr zu einem Wachstum der Produktivkräfte der Gesellschaft und des gesellschaftlichen Produkts, sondern zu ihrer Minderung. „Der römische Proletarier lebte fast ganz auf Kosten der Gesellschaft... Man könnte fast sagen, daß die moderne Gesellschaft auf Kosten der Proletarier l e b t . . . " ( M A R X : Zitat aus Sismondi „Etudcs 6tc." Bd. 1, S. 24 in „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 625).

Auf dem Lande selbst aber wurde „die Arbeitskraft in der letzten Region, wohin sich ihre naturwüchsige Energie flüchtet, und wo sie als Reservefonds für die Erneuerung der Lebenskraft der Nation sich

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aufspeichert", untergraben (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 865). Diese Worte von Marx sind auf kapitalistische Verhältnisse bezogen. Doch bezeichnen sie die Wirkung der Ausdehnung des großen Grundeigentums in der Antike ganz genau. Die Sklavenwirtschaft konnte praktisch nicht aufrechterhalten werden, wenn der kleine bäuerliche Eigentümer ausfiel. Mit ihm verschwand nicht nur der Bürger und der Soldat, sondern auch der unmittelbare Produzent, der noch mit Interesse arbeitete; endlich wurde mit ihm ein Zirkulationszentrum der Warenproduktion vernichtet. Der Sklave hatte von allen diesen ökonomischen Qualitäten nicht eine einzige. Der verlumpte Freie aber war ein Bürger ohne Verantwortungsbewußtsein, Soldat nur als Söldner; er spielte als Produzent keine Rolle und statt den Warenmarkt zu beleben, verließ er sich auf öffentliche Almosen aus dem knappen Mehrprodukt der Sklavenarbeit. Er lebte in jeder Beziehung „auf Kosten der Gesellschaft", ohne seine Schuld, aus unausweichlicher ökonomischer Notwendigkeit. Das große Grundeigentum mußte infolge seiner ökonomischen Überlegenheit den kleinen Eigentümer zwangsläufig vernichten und konnte doch nicht ohne ihn existieren. Es konnte ihn auch nicht als Lohnarbeiter verwenden, weil die Arbeit in ihrer Knechtsgestalt durch die Sklaverei verächtlich geworden war und der proletarisierte Freie sie nicht annahm. (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 149 und „Antidühring", DVB, S. 434). Daher haben schon die alten Schriftsteller die Vertreibung der Bauern und ihren Ersatz durch Sklaven als ein Verhängnis für die Gesellschaft angesehen. Marx zitiert eine Stelle aus Appian: „Die Reichen hatten sich des größten Teils der ungeteilten Ländereien bemächtigt. Sie vertrauten den Zeitumständen, daß sie ihnen nicht mehr abgenommen würden, und kauften daher die in ihrer Nähe gelegenen Stücke der Armen, zum Teil mit deren Willen, zum Teil nahmen sie sie ihnen mit Gewalt, so daß sie nur mehr weit ausgedehnte Domänen statt einzelner Felder bebauten. Sie gebrauchten dabei Sklaven zum Landbau und zur Viehzucht, weil ihnen freie Leute weg von der Arbeit zum Kriegsdienst genommen worden wären. Der Besitz von Sklaven brachte ihnen auch insofern großen Gewinn, als sich diese wegen ihrer Befreiung vom Kriegsdienst ungefährdet vermehren konnten und eine Menge Kinder bekamen. So zogen die Mächtigen durchaus allen Reichtum an sich und die ganze Gegend wimmelte von Sklaven. Der Italer dagegen wurden immer weniger, aufgerieben wie sie waren durch Armut, Abgaben und Kriegsdienst. Traten aber auch Zeiten des Friedens ein, so waren sie zu vollkommener Untätigkeit verdammt, weil die Reichen im Besitz des Bodens waren, und statt freier Leute Sklaven zum Ackerbau brauchten" (MARX: Zitat aus Appian: „Römische Bürgerkriege", I, 7 in „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 765/766).

Aus der Darstellung Appians entnehmen wir noch einen wichtigen Hinweis. Nicht nur, daß die Freien, wie Engels ausgeführt hat, die

IX. Kleines und großes Grundeigentum

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Sklavenarbeit verachteten, die G r u n d e i g e n t ü m e r h a t t e n auch kein Interesse daran, sie bei sich arbeiten zu lassen, weil die Freien kriegsdienstpflichtig waren. Die Sklaven konnten dagegen nicht z u m Militärdienst herangezogen werden. Das w a r bei wachsender Sklavenzahl ein Nachteil f ü r die Gesellschaft. Aber f ü r den Sklavenhalter privat ist es ein Vorteil gewesen, den er auf Kosten der Gesellschaft w a h r genommen hat, solange es ihm wirtschaftlich möglich war. Auf die Entvölkerung des Landes durch die großen G r u n d e i g e n t ü m e r machten Marx u n d Engels auch schon in ihren zusammenfassenden A u s f ü h r u n g e n in der „Deutschen Ideologie" a u f m e r k s a m : „In Italien . . . war durch die Konzentration des Grundeigentums . . . die freie Bevölkerung fast verschwunden..." (MARX u. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 19) u n d Engels e r w ä h n t sie wiederum in seiner Kritik der Dühringschen Unwissenheit: „Ehe also Sklaverei möglich wird, muß schon eine gewisse Stufe in der Produktion erreicht und ein gewisser Grad von Ungleichheit in der Verteilung eingetreten sein. Und damit die Sklavenarbeit die herrschende Produktionsweise einer ganzen Gesellschaft werde, braucht es eine noch weit höhere Steigerung der Produktion, des Handels und der Reichtumsansammlung. In den alten naturwüchsigen Gemeinwesen mit Gesamteigentum am Boden kommt Sklaverei entweder gar nicht vor, oder spielt eine sehr untergeordnete Rolle. Ebenso in der ursprünglichen Bauernstadt Rom; als dagegen Rom .Weltstadt' wurde und der italische Grundbesitz mehr und mehr in die Hände einer wenig zahlreichen Klasse enorm reicher Eigentümer kam, da wurde die Bauernbevölkerung verdrängt durch eine Bevölkerung von Sklaven" (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 195/196). Wir vermerken, daß die Voraussetzung des Ersatzes der B a u e r n durch Sklaven, eine Steigerung der Produktion, des Handels u n d der Reichtumssammlung gewesen ist. Die Steigerung d e r Produktivität der Arbeit hatte das große Grundeigentum bewirkt, im Fortgang der Entwicklung aber bewirkte es die Entvölkerung des Landes. „Wo er (der große Grundeigentümer, d. Verf.) im Altertum auftritt, wie in Italien, macht er nicht Wüstland urbar, sondern verwandelt das von Bauern urbar gemachte Ackerland in Viehweide, entvölkert und ruiniert ganze Länder" (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 216). Wir erinnern schließlich daran, daß die Kriege, sobald sie nicht m e h r i m Interesse der erweiterten Reproduktion der Bauerngemeinde, sondern im Interesse der großen Grundeigentümer g e f ü h r t w u r d e n , den B a u e r n wirtschaftlich schwer schädigten u n d seinem K o n k u r r e n t e n u m so schneller auslieferten (S. 228).

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In der letzten Belegstelle ist neben der Entvölkerung schon eine zweite ökonomische Entwicklungslinie angedeutet, die im „Ruin ganzer Länder" geendet hat, das ist die Extensivierung der Bewirtschaftung. An die Stelle des Ackerbaus tritt die extensive Viehzucht. Auch in der „Deutschen Ideologie" ist die „Verwandlung desselben (des großen Grundeigentums, d. Verf.) in Viehweiden" schon als wesentlich erwähnt (MARX u. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 19). Das große Grundeigentum bewirkt in der Gesellschaft der Sklaverei also auf einem bestimmten Punkte auch keinen Fortschritt der landwirtschaftlichen Kulturen mehr, sondern senkt die Produktivität des entscheidenden Produktionsmittels, des bearbeiteten Bodens. Zuerst wird der Getreidebau aufgegeben und die großen Grundeigentümer gehen zur extensiven Viehzucht über. Ein solcher Vorgang, daß Ackerland vom Grundeigentümer zur Viehweide gemacht wird, ist ebenso wie die Entvölkerung des Landes nicht auf die antiken Verhältnisse beschränkt. Marx hat sich mit der Verwandlung von englischem Bauernland in Schafweide als einem Vorgang der ursprünglichen Akkumulation auseinandergesetzt (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd, 1. S. 756). Aber der Vorgang in der Antike hatte einen anderen Charakter. Während die englischen Grundeigentümer sich mit der Zucht von Wollschafen dem Aufschwung der holländischen Manufakturen anschlössen, haben die römischen Grundeigentümer den Getreidebau aufgegeben, weil er durch ihre eigene Politik ruiniert war. Marx und Engels nennen die Stichworte für die Begründung: Raub und Tributgetreide nahmen dem römischen Grundeigentum die Konsumenten für seine Erzeugnisse fort (MARX U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie, DVB, S. 19). Dieser Prozeß ist eine Folge des eigentümlichen Ineina n d e r und Gegeneinanders von Selbstversorger- und Warenproduktion in der Antike. Raubt der Warenproduzent sich Gebrauchsgüter, die er selbst produziert, so senkt er damit den Tauschwert seiner Ware und stört seine eigene Produktion. Marx bemerkt, daß die Form eines ökonomisch erfolgreichen Raubs an die Produktionsweise der zu beraubenden wie der raubenden Gesellschaft geknüpft ist (MARX: „Zur K r i t i k . . . " , DVB, S. 254, auch „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 64). Die Art des geraubten Gutes muß der Produktionsweise des Räubers entsprechen. Ein Grundeigentümer, der mit Sklavenarbeit Getreide als Ware produziert, konnte daher die Produktionsmittel für diese Ware, in unserem Falle also Sklaven, rauben und sie ökonomisch zweckmäßig anwenden. Wenn er Getreide raubte, ruinierte er seinen Absatz und damit die Rentabilität seiner Produktion. Die Extensivierung der Produktion auf den großen Gütern blieb nicht bei der Aufgabe des Getreidebaus stehen. Auch die Gartenkul-

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turen in großem Maßstab, die „Villen" verfielen (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 148). Es entstanden die großen Latifundien, die aus der Warenproduktion wieder in die Selbstversorgerwirtschaft und damit in die Naturalwirtschaft zurückkehren. „ . . . gar kein oder nur ein sehr unbedeutender Teil des agrikolen Produkts... tritt in die Zirkulation" (MARX: „Das Kapital", Bd. 3, S. 836). Zur Bewertung dieser ökonomischen Autarkie zitiert Marx das Urteil von List: „F. List bemerkt richtig: ,Vorherischende Selbstbewirtschaftung bei großen Gütern beweist nur Mangel an Zivilisation, an Kommunikationsmitteln, an einheimischen Gewerben und an reichen S t ä d t e n . . . ' " („Die Ackerverfassung, die Zwergwirtschaft und die Auswanderung", 1842, S. 10; M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 941).

Die Ausführungen von List beziehen sich nicht auf die Gesellschaft der Sklaverei, sondern auf moderne Verhältnisse, aber sie treffen sinngemäß auf die spätrömischen Latifundien zu. Wir können hierzu die Studien von Engels über die spätrömische Zeit in seiner Schrift über „Der Ursprung der Familie" heranziehen, wo er mit der Existenz der Latifundien zugleich den „Rückgang des Verkehrs, des Handwerks, der Kunst, Abnahme der Bevölkerung, Zerfall der Städte, Rückkehr des Ackerbaus auf eine niedrigere Stufe" feststellt (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 148). Die Rückkehr des Ackerbaus auf eine niedrigere Stufe vollzog sich zugleich mit einer Umwandlung des Großbetriebes in den Kleinbetrieb, wenn auch im Rahmen des großen Eigentums. Der Kleinbetrieb erhielt die Form des Kolonats (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 148). Die Theorie der Ausbeutung der Kolonen durch die Latifundienbesitzer ist uns von Marx an die Hand gegeben durch seine Analyse der Arbeitsrente, der Produktenrente und der Geldrente (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 840—854). Nachdem die wachsende Kooperation der Sklaven unmöglich geworden, an ihren eigenen Widersprüchen und den daraus entspringenden großen Aufständen der Sklaven gescheitert war, gab es in der Gesellschaft der Sklaverei keine andere Möglichkeit mehr für die Kooperation auf großem Maßstabe. Sie mußte zum Kleinbetrieb zurückkehren, der in der geschichtlichen Entwicklung einen Rückgang, aber zugleich einen neuen Anfang für veränderte Verhältnisse bedeutet hat. In der niedergehenden Gesellschaft der Sklaverei entwickelten sich die Keime des Feudalismus (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 148). Um die kulturelle Bedeutung des sklavenhaltenden Grundeigentümers nach den Anschauungen von Marx und Engels zu beleuchten, 18

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greifen wir auf die Äußerung zurück, daß die Bauernarbeit eine die alten Verhältnisse traditionell reproduzierende, aber nicht eine Reichtum erzeugende Arbeit ist (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 380). Die isolierte Arbeit des Bauern hatte relativ enge Grenzen in ihrem ökonomischen und in ihrem kulturellen Erfolg. denn wenn die vereinzelte Arbeit... auch Gebrauchswerte schaffen kann, kann sie weder Reichtümer noch Kultur schaffen" ( M A R X : „Kritik des Gothaer Programms", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 13).

Derselbe Satz gilt nicht nur von der vereinzelten Arbeit des Bauern, sondern auch von der Gemeindearbeit auf einem lokal eng begrenzten Gemeineigentum. Marx weiß wohl, daß sich die Mitglieder indischer Dorfgemeinschaften für einen Arbeitsertrag, der über das traditionell lebensnotwendig erachtete Maß hinausging, goldene Schmuckstücke anschafften (MARX: „Die Britische Herrschaft", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 322). Es gibt auch einen Reichtum und Uberfluß an Gebrauchswerten (MARX: „Mehrwerttheorien", Dietz Stuttg., Bd. 3, S. 152), denn der Reichtum kann in verschiedener Form erscheinen. Die in bezug auf die isolierte, vor allem die Bauernarbeit gebrauchte Formulierung von Marx ist nur zu verstehen, wenn darin unter Reichtum das Produkt jener Mehrarbeit gefaßt wird, das die Spezialisierung der Kopfarbeit und den Austausch von überflüssigem Produkt als regelmäßige Erscheinung ermöglicht. Ein solcher Reichtum kann in der Bauerngemeinde noch nicht entstehen. Es ist aber der Reichtum des altorientalischen Despoten und der Reichtum des sklavenhaltenden Grundeigentümers der Antike. „Reichtum und Kultur" erscheinen „auf Seiten des Nicht-Arbeiters" (MARX: „Kritik des Gothaer Programms", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 2, S. 13). Dieser Reichtum, die Basis der höchsten kulturellen Errungenschaften im Alten Orient und im klassischen Altertum, hat auch nach den Anschauungen von Marx und Engels seine Entartungsform, die mit dem Übermaß des Besitzes zusammenhängt. Reichtum gebiert Luxus und Luxus zerstört Reichtum (S. 227). Es kommt zu der Überkonsumtionskrise, zu der verrückten Konsumtion, die typisch für den Niedergang der Selbstversorgerwirtschaft in der Klassengesellschaft ist. Diese gesetzmäßige Erscheinung hat die Laster der Despoten, die Laster der reichen Griechen und Römer hervorgebracht. Es gab eine „Überkonsumtion der Reichen bei den Alten, die in den letzten Zeiten Roms und Griechenlands in verrückte Verschwendung ausschlägt" ( M A R X : „Mehrwerttheorien", Dietz Stuttg., Bd. 2, S. 310).

Damit wurde die Kultur zur Unkultur, aber nicht zur entwicklungsfähigen Barbarei der ursprünglichen Bauerngemeinden, sondern zum

IX. Kleines und großes Grundeigentum

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dekadenten Luxus der großen Grundeigentümer und Wucherer, die die Gesellschaft ökonomisch, politisch und moralisch ruinierten. Hatte das bäuerliche Privateigentum in Erschöpfung des Bodens, Verschwendung der Menschenkraft und bäuerlicher Rohheit geendet, so endete sein Gegner, das große Grundeigentum im Ruin der gesamten Gesellschaft, die es repräsentiert hatte. Die Schranken des Privateigentums, hier auf der Grundlage der Sklaverei, zeigten sich in dem einen wie in dem andern Falle. „Alle Kritik des kleinen Grundeigentums löst sich in letzter Instanz auf in Kritik des Privateigentums als Schranke und Hindernis der Agrikultur. So auch alle Gegenkritik des großen Grundeigentums... Diese Schranke und dies Hindernis, welche alles Privateigentum am Boden der agrikolen Produktion und der rationellen Behandlung, Erhaltung und Verbesserung des Bodens selbst entgegengesetzt, entwickelt sich hüben und drüben • nur in verschiedenen Formen, und im Zank über diese spezifischen Formen des Übels wird sein letzter Grund vergessen" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 865).

Löst sich die Kritik des großen und des kleinen Grundeigentums überhaupt in einer Kritik des Privateigentums am Boden, so löst sich die Kritik an dem großen Grundeigentum im Alten Orient und in der Antike zudem in einer Kritik der allgemeinen Knechtschaft auf der Basis des allgemeinen Grundeigentums des Despoten und eine Kritik der spezifischen, entwickelten Sklaverei auf der Grundlage des Privateigentums am Boden. Die historische Rechtfertigung des kleinen und des großen Grundeigentums ist nur seine transitorische, seine vorübergehende Notwendigkeit (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 671). Die „Geschichte des Grundeigentumes" bildete, wie Marx schreibt, die „Geheimgeschichte" der Römischen Republik: „Es gehört übrigens wenig Bekanntschaft z. B. mit der Geschichte der römischen Republik dazu, um zu wissen, daß die Geschichte des Grundeigentumes ihre Geheimgeschichte bildet" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 88).

In dem gleichen Sinne war die Geschichte des Grundeigentumes die „Geheimgeschichte" der alten Gesellschaften überhaupt.

16'

X. Gebrauchswert und Tauschwert unter den Verhältnissen der altorientalischen Despotie und der antiken Sklaverei Jede Gesellschaftsformation ist ein in sich zusammenhängendes Ganzes, das nach seiner eigenen Struktur und nicht nur nach dem zeitlichen Ablauf der einzelnen Erscheinungen betrachtet werden muß. So hängen auch die Probleme des Gebrauchswertes, des Tauschwertes, damit des Geldes und des Kapitals von dem jeweiligen Charakter der gesamten Produktionsverhältnisse, maßgeblich der Eigentumsverhältnisse, einer Epoche ab. „Die Produktionsverhältnisse jeder Gesellschaft bilden ein Ganzes . . . Wie kann in der Tat die logische Formel der Bewegung, der Aufeinanderfolge, der Zeit allein den Gesellschaftskörper erklären, in dem alle Beziehungen gleichzeitig existieren und einander stützen?" (MARX: „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 130/131).

1. Die auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichtete Produktion, ihre historischen Perspektiven und ihr Einfluß auf die Lebens- und Denkweise der Menschen. Kritik der Begriffe „Naturalwirtschaft" und „Patriarchalisch" Das Interesse von Marx an den Verhältnissen der auf den Eigene bedarf gerichteten Wirtschaft ist einmal diktiert von der wissenschaftlichen Aufgabe, die ihn umgebenden kapitalistischen Verhältnisse in ihren Wurzeln bloßzulegen, aber auch wachgerufen durch den Ausblick in die sozialistischen Verhältnisse der Zukunft. Die Erscheinungen und Begriffe einer nicht vom Tauschwert beherrschten, sondern auf das Gebrauchsgut unmittelbar gerichteten Produktion werden von Marx also, der historischen Stelle seines Lebens und Wirkens entsprechend, nicht nur in Beziehung auf eine altertümliche Phase der „Hauswirtschaft", sondern in Beziehung auf ganz verschiedene. Entwicklungsstufen der gesellschaftlichen Produktivkräfte und der gesellschaftlichen Verhältnisse behandelt. Die Belegstelle, die den besten Aufschluß hierüber gibt, befindet sich im ersten Bande des „Kapital" (DVB, S. 83/84). Dort skizziert Marx drei Typen der auf das Gebrauchsgut als unmittelbaren Zweck gerichteten Produktion:

X. Gebrauchswert und Tauschwert

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1. das naturwüchsige Gemeinwesen, dessen Mitglieder auf Grund des Gemeineigentums f ü r ihren eigenen Bedarf und den Bedarf der Gemeinde als solcher arbeiten (hierzu als Erläuterung MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 377); 2. die patriarchalische, auf den eigenen Bedarf gerichtete Wirtschaft des Parzellenbauern, die wir im vorigen Kapitel als eine höchste ökonomische Entwicklungsstufe der Urgesellschaft und als ökonomische Grundlage der zur antiken Gesellschaft übergehenden „militärischen Demokratie" besprachen; 3. den Verein freier Menschen im Sozialismus, die ebenfalls das herstellen, was sie f ü r ihren Bedarf benötigen, auf deren hoher Produktionsstufe aber schon eine bewußte Scheidung gemacht wird zwischen den Produktionsmitteln, die gesellschaftliches Produkt sind und gesellschaftliches Eigentum bleiben, und den Verbrauchsgütern, die zur individuellen Verfügung — nach einem dem jeweiligen Entwicklungsstande entsprechenden Maßstabe — verteilt werden. Mit diesen drei Typen sind die ökonomischen Verhältnisse, innerhalb deren sich die Produktion ausschließlich unmittelbar auf das Gebrauchsgut richtet, vollständig erfaßt. Nach den A u s f ü h r u n g e n v o n Marx, insbesondere in den „Grundrissen der Kritik der Politischen Ökonomie" u n d i m „Kapital", war aber auch die Produktion in der altorientalischen Agrardespotie, sowie die analoge Form in Altamerika, und die Produktion in der Antike noch vorwiegend unmittelbar auf den eigenen Bedarf gerichtet. In die Produktionsweise der Sklaverei drang der Tauschwert zwar ein, aber er blieb der auf den eigenen Bedarf der Produzenten gerichteten Produktion untergeordnet: „In den altasiatischen, antiken usw. Produktionsweisen spielt die Verwandlung des Produkts in Ware, und daher das Dasein der Menschen als Warenproduzenten, eine untergeordnete R o l l e . . . " (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 85). Marx bezieht sich bei der Analyse der Kapitalbewegung auch ausdrücklich auf den der unendlichen Kapitalbewegung entgegengesetzten endlichen Prozeß der Selbstversorger- oder Hauswirtschaft in der Antike, w i e sie Aristoteles z u m Gegenstande seiner Untersuchung g e macht hat. „Aristoteles stellt der Chrematistik die Ökonomik entgegen. Er geht von der Ökonomik aus. Soweit sie Erwerbskunst, beschränkt sie sich auf die Beschaffung der zum Leben notwendigen und f ü r das Haus oder den Staat nützlichen Güter. ,Der w a h r e Reichtum (ó áXr¡{hvoq nkovroc.) besteht aus solchen Gebrauchswerten; denn das zum guten Leben genügende Maß dieser Art von Besitz ist nicht unbegrenzt" (Aristoteles: „De República", Ausg. Bekker, Buch I, Kap. 8 u. 9 fortl."; MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S . 159/160).

Auch im Feudalismus ist die auf den eigenen Bedarf gerichtete Produktion die herrschende Form g e w e s e n (MARX: „Das Kapital". DVB, Bd. LT S. 82/83). In allen vorkapitalistischen Produktionsweisen war somit

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der Gebrauchswert entweder ganz — wie in der Urgesellschaft — oder überwiegend der unmittelbare ökonomische Zweck der Produktion. Marx spricht daher von allen „unentwickelten, vorbürgerlichen Weisen der Produktion, in denen der Austausch sie nicht in ihrem ganzen Umfang

beherrscht"

(MARX a n

ENGELS, B r i e f w e c h s e l , D V B ,

Bd.

2,

S. 384, Brief 516, vom 2. April 1858). Die direkte Richtung auf den Gebrauchswert für den Menschen gibt der Produktion einen spezifischen Charakter. Aber sie bestimmt den Charakter der Produktionsweise nicht allein, nicht ausschlaggebend. So wie es Warenproduktion in der Gesellschaft der Sklaverei, im Feudalismus, im Kapitalismus und im Sozialismus (als Ubergangsstadium zum Kommunismus) gegeben hat und gibt und wie diese Warenproduktion jeweils eine recht verschiedene Rolle spielt, weil ihr Wesen trotz gemeinsamer Grundzüge verschieden ist (vgl. hierzu STALIN: „ökonomische Probleme", DVB, S. 18), so können auch die historischen Perioden der unmittelbar auf den eigenen Bedarf der Gesellschaft gerichteten Produktion ihrem Charakter nach keineswegs gleichgesetzt werden. Davon unabhängig besteht die Tatsache, daß der Gebrauchswert eine von dem Wechsel der Gesellschaftsformen nicht berührte Existenzbedingung der Gesellschaft überhaupt, Verkörperung des Stoffwechsels zwischen Mensch und Natur ist, der so lange währt, als es Menschen gibt. Als „letztes" Resultat des gesellschaftlichen Produktionsprozesses erscheint immer die Gesellschaft selbst, d. h. der Mensch selbst in seinen gesellschaftlichen Beziehungen (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 600). Die historische Besonderheit liegt jeweils darin, ob dieser Gebrauchswert das direkte Ziel der Produktion ist oder das indirekte, durch den Tauschwert vermittelte. Der Gebrauchswert kann ohne den Tauschwert bestehen, nicht aber der Tauschwert ohne den Gebrauchswert (vgl. hierzu MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 47). Wie definiert Marx den „Gebrauchswert", der im Altertum noch vorwiegend das unmittelbare Produktionsziel gewesen ist? Der Gebrauchswert ist der Inbegriff der „Eigenschaften von Dingen, die der Mensch gebraucht und die eine Beziehung zu seinen Bedürfnissen ausdrücken" (MARX: „Mehrwerttheorien, Dietz Stuttg., Bd. 3, S. 152), er ist ein „Ganzes vieler Eigenschaften und kann daher nach verschiedenen Seiten nützlich sein" — »Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert", er ist „ein durch Formveränderung menschlichen Bedürfnissen angeeigneter Naturstoff" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 39, 40 u. 189). Wenn Marx schreibt, daß die Ware „zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding", sei, das „durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt (MARX:

X . Gebrauchswert und Tauschwert

247

„Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 39), so ist dieses „Ding", dieser „Warenkörper" mit solchen Eigenschaften ein Gebrauchswert oder Gut. Es kann sich dabei um Bedürfnisse materieller oder auch geistiger Art, um Bedürfnisse nach Gütern des unmittelbaren Konsums oder nach Produktionsmitteln für die Herstellung solcher Konsumgüter handeln. „Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z. B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache. Es handelt sich hier auch nicht darum, wie die Sache das menschliche Bedürfnis befriedigt, ob unmittelbar als Lebensmittel, d. h. als Gegenstand des Genusses, oder auf einem Umweg, als Produktionsmittel" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 39).

Der Mensch setzt seine „physischen und geistigen Fähigkeiten" in Bewegung, „so oft er Gebrauchswerte irgendeiner Art produziert" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 175) und er produziert Gebrauchswerte physischer und geistiger Art. Marx gebraucht für die hier untersuchte Erscheinung zumeist den Ausdruck „Gebrauchswert". Er spricht aber auch von „Produkt" oder „Arbeitsprodukt" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 42, 63, 67, 83, 84, 85, 86); von „Gebrauchsgegenstand" und „Gebrauchsding" (MARX:

„Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 45, 67 u. 83) und von „Gut" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 40). Der Ausdruck „Gebrauchsgegenstand" kann mit einer Einschränkung verstanden werden, die der Sache nicht entspricht, da nicht nur Gegenstände, sondern auch Dienste Gebrauchswerte sind (vgl. oben). In der Bezeichnung „Produkt" ist die Beziehung zwischen Mensch und Natur ausgedrückt, die Umformung des Naturstoffes durch den Menschen. Der Gebrauchswert kann Produkt der menschlichen Arbeit sein und ist es in der entscheidenden Überzahl der Fälle, aber er muß nicht Produkt sein. Auch bloße Naturstoffe, wie z. B. Luft, werden Gebrauchswerte durch ihre Beziehung zu den menschlichen Bedürfnissen, sie sind es ohne Produktion (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 45). Der Begriff des „Gutes" kommt dem des „Gebrauchswertes", am nächsten, da einerseits die Beziehung zu den Bedürfnissen des Menschen darin ausgedrückt ist, andrerseits diese Beziehungen in ihrer Vielfältigkeit, unter Einbeziehung der Dienste, eingeschlossen werden können. In einer Hinsicht erscheint der Begriff des Gebrauchsgutes sogar zweckmäßiger als der des Gebrauchswertes. Der Begriff des Wertes schlechthin, ohne nähere Bezeichnung, wird von Marx für den „Tauschwert" in Anspruch genommen. Es ergibt sich von hier aus die paradoxe Aussage: „Ein Ding kann Gebrauchswert sein, ohne

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Wert zu sein" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 45). In der Umkehrung dieser Aussage bedient sich Marx nicht des Begriffes „Gebrauchswert" sondern sagt „Gebrauchsgegenstand": „Endlich kann kein Ding Wert sein, ohne Gebrauchsgegenstand zu sein" (a. a. O.). Der Begriff „Gebrauchsgut" an Stelle des „Gebrauchswerts" würde alle Mißverständnisse ausschließen und seine allgemeine Anwendung wäre zu diskutieren. Da Marx jedoch im allgemeinen den Ausdruck „Gebrauchswert" angewendet hat und gegen eine mißbräuchliche Voranstellung des Begriffes „Gut" ausdrücklich protestiert (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 20), bleiben wir in den folgenden Auslegungen der Aussagen von Marx bei dem Begriff „Gebrauchswert", wie er auch in die Terminologie des „Lehrbuchs der Politischen Ökonomie" der Akademie der Wissenschaften der UdSSR übernommen worden ist (a. a. O., DVB, S. 82). Der Gebrauchswert verkörpert die ökonomische Beziehung zwischen Mensch und Natur, er ist als Produkt ein Stück vom Menschen umgeformter Natur. Aber er verkörpert nicht eine Beziehung zwischen Menschen, er verkörpert nicht ein Produktionsverhältnis. „Obgleich Gegenstand gesellschaftlicher Bedürfnisse, und daher in gesellschaftlichem Zusammenhang, drückt der Gebrauchswert jedoch kein gesellschaftliches Produktionsverhältnis aus . . . " ( M A R X : „Zur Kritik ...", DVB, S.

20).

Diese Tatsache ist ökonomisch von großer Bedeutung. Wenn der Gebrauchswert selbst kein Produktionsverhältnis ausdrückt, wohl aber Inbegriff von Eigenschaften ist, die eine Beziehung zu den Bedürfnissen des Menschen ausdrücken (S. 246), so muß er den Produktionsverhältnissen der Menschen untergeordnet sein. Das ist tatsächlich der Fall. Der gesellschaftliche Charakter der Arbeit wird in der Produktion von Gebrauchswerten nicht durch den Gebrauchsgegenstand vermittelt. Der Produktion des Gebrauchswertes ist ein Gemeinwesen bereits vorausgesetzt (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 27). Das Gemeinwesen selbst ist Bedingung und Zweck der Produktion (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 886). Gebrauchswerte, die ihrer Natur nach für den Menschen bestimmt sind, erfüllen ihre Bestimmung und haben ihr Ende in der Konsumtion. „Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 40). Selbst wenn in höher entwickelten Formen der unmittelbar auf den Gebrauchswert gerichteten Produktion ein Kaufvorgang eingeschaltet wird, findet der Prozeß „Maß und Ziel an einem außer ihm liegenden Endzwecke, der Konsumtion, der Befriedigung bestimmter Bedürfnisse" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 158).

X. Gebrauchswert und Tauschwert

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Die Frage des unmittelbaren Zweckes der Produktion ist darum von besonderer historischer Bedeutung, weil das Ziel der Produktion das Grundgesetz einer Produktionsweise mitbestimmt. Das Ziel der sozialistischen Produktion ist die größtmögliche Befriedigung der ständig wachsenden materiellen und kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft (STALIN: „ökonomische Probleme", DVB, S. 41). Jede Produktion, die den Gebrauchswert zu ihrem unmittelbaren ökonomischen Zweck hat, ist auf die Befriedigung von Bedürfnissen der Menschen gerichtet. „Das Gemeinwesen selbst ist", wie Marx sich ausdrückt, „Zweck der Produktion" (S. 248). Aber der in Gesellschaft lebende Mensch ist nicht zu allen Zeiten mit der „Universalität der Bedürfnisse" (MARX: „Grundrisse . . . " , DVB, S. 387) der Zweck der Produktion gewesen, das wird erst in der zukünftigen Gesellschaft auf dem zu erreichenden höheren Entwicklungsstande der Produktivkräfte möglich. In den früheren Phasen einer unmittelbar auf den Gebrauchswert und die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse gerichteten Produktion war der Mensch, der reproduziert werden sollte, ein Mensch in „bornierter nationaler, religiöser und politischer Bestimmung" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 387) und diese seine nationale, religiöse und politische Bestimmung war darum so begrenzt, weil seine Existenz ökonomisch noch in enge Grenzen eingeschlossen war. Der Mensch wurde reproduziert „in den bestimmten Verhältnissen zu seiner Gemeinde" (MARX: „Grundrisse . . . " , DVB, S. 384). Er wurde, wenn wir diese Aussage allgemein fassen, in seinen bestimmten Produktionsverhältnissen reproduziert, als Despot oder Mitglied einer unterjochten Dorfgemeinschaft, als Bürger einer Polis, Hausherr und Privateigentümer an Boden und an Sklaven oder als Sklave im Eigentum eines anderen. Nicht die Universalität seiner Bedürfnisse, nicht die Totalität seiner freien menschlichen Entwicklung war das Ziel, da ein solches Ziel unter beschränkter Entwicklung der Produktivkräfte gar nicht erreicht werden konnte. Die Verhältnisse, unter denen er lebte und am Leben erhalten wurde, und die Bedürfnisse, die er entwickeln konnte, entsprachen dem Stande der Produktion und den Verhältnissen, unter denen sie vor sich ging. Da die Menschen, Mitglieder ein und derselben Gesellschaft, in defr Epoche der Sklaverei nicht unter den Verhältnissen der Gleichheit und Freiheit, sondern unter den Verhältnissen der Ungleichheit und der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen lebten, wurde nicht „der" Mensch produziert und reproduziert, sondern der ausbeutende oder der ausgebeutete Mensch, der freie oder der unfreie, der Bürger oder der Fremde. „Bei den Griechen und Römern galten die Ungleichheiten der Menschen viel mehr als irgendwelche Gleichheit" (S. 199). Dadurch unterscheidet sich das Produktionsziel in der

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vorwiegend auf Gebrauchswerte gerichteten Produktion in der Gesellschaft der Sklaverei von dem Produktionsziel des Sozialismus. Der Mensch wird, um den Unterschied nach den Worten von Marx zusammenfassend zu wiederholen, in der Gesellschaft der Sklaverei reproduziert in seiner „Bestimmtheit", im Sozialismus aber in seiner „Totalität" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 387). Diese „Totalität" bedeutet nicht eine Gleichheit nach Schablone, sondern die gleiche ökonomische Freiheit für die Entfaltung der Bedürfnisse und Fähigkeiten. Mit dem Ziele der Produktion ist das Grundgesetz einer Formation schon wesentlich bestimmt, da der Charakter des Zieles von den spezifischen materiellen Möglichkeiten seiner Verwirklichung abhängt. Wir kommen auf die Frage des Grundgesetzes in einem späteren Kapitel unserer Ausführungen noch einmal zurück. Hier sei nur noch die Frage des „Menschen" als Produktionziel unter den ursprünglichen Verhältnissen des Gemeineigentums und der Arbeit in Gleichberechtigung und gegenseitiger Hilfsbereitschaft angeschnitten, die der Epoche der Sklaverei vorangingen (STALIN: „Dialekt. und histor. Materialismus", S. 145). Die Verhältnisse der Urgesellschaft waren die Verhältnisse einer auf den Gebrauchswert gerichteten Produktion in vollständiger Weise. Auf Grund des Gemeineigentums lebten alle Produzenten in dem gleichen Verhältnis zum Boden und wurden insofern auch als „Gleiche" reproduziert. Ihre „Bestimmtheit" war nicht durch die historische Differenzierung der Verhältnisse zwischen den Menschen gegeben, sondern durch die Entwicklung der Produktivkräfte. Durch den Unterschied in der Entwicklung der Produktivkräfte, durch die Entwicklungsunterschiede in der Beherrschung der Natur durch den Menschen, unterscheidet sich der Mensch in der Urgesellschaft von dem Menschen im Sozialismus. Wir verweisen hier auf die schon zitierten Ausführungen von Marx über die engen Grenzen in der Entwicklung der bäuerlichen Kultur und Lebensweise (S. 229) und der Kultur und Lebensweise der altorientalischen Dorfgemeinschaft (S. 209), vor allem aber auch auf die Ausführungen von Engels über die Grenzen der menschlichen Entwicklung in der Gentilgesellschaft (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 97/98). Derartige Grenzen in der Beherrschung der Natur, die sich in Grenzen der allgemeinen menschlichen Entwicklung umsetzen, gelten natürlich auch noch für die Gesellschaft der Sklaverei, wenn auch bereits auf einem bedeutend höheren Stande der Produktion als in der Urgesellschaft. Der „Mensch" im Alten Orient und in der Antike unterscheidet sich von dem Menschen im Sozialismus also in doppelter Richtung, erstens durch den Unterschied der Entwicklung der Bedürfnisse und Fähigkeiten und zweitens durch die Ungleichheit der

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menschlichen Verhältnisse in der Gesellschaft der Sklaverei, auf Grund deren nicht „Menschen", sondern Bürger, Despoten und Sklaven reproduziert werden. Auch durch die Besonderheit des menschlichen Verhältnisses zur Natur unterscheiden sich die verschiedenen Perioden, in denen sich die Produktion unmittelbar auf den Gebrauchswert richtet. Obwohl die Erzeugung von Gebrauchswerten wesentlich eine Umformung der Natur für menschliche Zwecke, immer ein Verhältnis zwischen Mensch und Natur ist, verändert doch auch dieses Verhältnis zwischen Mensch und Natur seinen Charakter, und zwar nicht nur in einem technischen, sondern damit zugleich in einem allgemein menschlichen Sinne, und wir können von hier aus wichtige Züge der menschlichen Vorstellungswelt besser verstehen. Schon in dem frühen Augenblick, in dem der homo sapiens sich entwickelt hat, ist seine Beziehung zur Natur nicht nur von der des Tieres zur Außenwelt grundlegend unterschieden, sondern sie ist auch in sich selbst differenziert. Das zukunftweisende Element liegt in der zunächst noch erfahrungsmäßigen Ausnutzung von Gesetzen der Mechanik bei der Verfertigung von Werkzeugen, und von Gesetzen der Chemie, z. B. bei der Erzeugung und der Anwendung des Feuers. Diese Fähigkeit, Naturgesetze auszunutzen, ist schon in den Urzeiten der Entwicklung des Menschen für die gesellschaftliche Produktion vorhanden, mit der sie ja entsteht. Aber sie strahlt ihre materielle und bewußtseinsmäßige Wirkung auch sofort weiter aus. Mit primitivem Werkzeug und Feuer ausgerüstet, vermag der Mensch Pflanzen und Tiere für seine Zwecke — ohne Reproduktion — zu verbrauchen, d. h. also Raubbau in einem Maße zu betreiben, wie es im einfachen „Abweiden" durch das Tier niemals erreicht wird. Sofern ihm die Natur aber unbezwungen und drohend entgegentritt und sein Leben im Sturm der Elemente vernichten kann, beginnt das in der Produktion entstandene menschliche Bewußtsein doch schon die Unterwerfung der gewaltigen Naturkräfte „in der Einbildung" (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 268). Alle diese differenzierten Beziehungen des Menschen zur Natur finden wir auch heute noch, aber ihr relatives Gewicht hat sich vollständig verschoben. War in den Anfangszeiten der Entwicklung das Neue, die Ausnutzung der Naturgesetze, noch gering und schwach, der Raubbau in seinen Anfängen, die Furcht vor der Natur und ihre gespenstererzeugende Wirkung im menschlichen Bewußtsein aber mächtig, so hat die menschliche Gesellschaft in den Gemeinwesen des Alten Orients und der Antike umwälzende Fortschritte gemacht. Als Beispiel dafür, wie der Mensch die objektiven von seinem Willen unabhängigen Gesetze der Natur auszunutzen und einzudämmen

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vermag, hat Stalin die Stromregulierung als Beispiel erwähnt (STALIN: „ökonomische Probleme", DVB, S. 4/5), die in relativ einfachen Formen im Alten Orient eine so große Rolle gespielt hat. Das Feuer mußte im Schmelzofen der Metallverarbeitung und damit einem außerordentlichen Fortschritt der Produktivkräfte dienen. Die rein erfahrungsmäßige Ausnutzung von Naturgesetzen wurde zu einem bewußten Studium entwickelt, zunächst im Alten Orient in einem sehr engen Kreise und unter Geheimhaltung der neuen Erkenntnisse, in der Antike schon breiter und öffentlich. — Der Raubbau konnte umfangreicher und intensiver betrieben werden, und zeigte auf die seßhaft gewordenen Gesellschaften eine entsprechend spürbarere Wirkung. Es bildete sich bei ihnen ein in Mythen, Märchen und Dichtung deutlich erkennbares Gemisch der Triumph- und der Furchtvorstellungen. Soweit diese Furcht ein Restbestand aus alter Abhängigkeit gewesen ist, mußte sie dem prometheischen Sieges- und Trotzbewußtsein weichen. Aber es gab eine Furcht neuer Art. Wie die Beziehungen der Menschen in allen Formen der Klassengesellschaft nicht vorwärts schreiten konnten, ohne zugleich eine Negation ihrer selbst zu entwickeln (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 170—172), so war auch die Beziehung des Menschen zur Natur in dieser Entwicklungsperiode widerspruchsvoll. Die Natur, in dem Zusammenhang ihrer Erscheinung nicht genügend bekannt und geachtet, konnte sich „rächen" (ENGELS: „Menschwerdung des Affen", DVB, S. 16). Der Schauer des antiken Menschen vor der Hybris, dem Übermut des Eroberers, der in den Anfängen noch wie ein Räuber angesehen wurde, mochte auch in der Furcht vor solcher Rache wurzeln. Die Bezwingung der noch unbezwungenen Natur in der Phantasie, die bildliche Gestaltung der Furcht vor der vernichtenden, der Ehrfurcht vor der segnenden Natur nahm religiöse Formen von großartiger dichterischer Kraft an, zwang aber auch den Menschen noch in die Fesseln des Aberglaubens. Erst in der letzten und höchsten Form der vorwiegend auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichteten Produktionsweisen, dem Sozialismus, kann das Verhältnis des Menschen zur Natur sich auf die allgemeine Erkenntnis gründen, daß „wir mit Fleisch und Blut und Hirn ihr (der Natur, d. Verf.) angehören und mitten in ihr stehn, und daß unsre ganze Herrschaft über sie darin besteht, im Vorzug vor allen andren Geschöpfen ihre Gesetze erkennen und richtig anwenden zu können" (ENGELS: „Menschwerdung des Affen", DVB, S. 17). Dementsprechend kann sich die Herrschaft des Menschen in früher nicht geahnter Weise ausbreiten, der Raubbau zum Schwinden gebracht und die wissenschaftliche Erkenntnis der Naturgesetze zum Allgemeingut gemacht werden.

X . Gebrauchswert und Tauschwert

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Wenn wir die Entwicklung des Menschen sehen, der Ziel der Produktion ist, und wenn wir die Entwicklung des menschlichen Verhältnisses zur Natur begreifen, so verstehen wir um so besser die Worte des jungen Marx, daß „ . . . für den sozialistischen Menschen die ganze sogenannte Weltgeschichte nichts anderes ist als die Erzeugung des Menschen durch die menschliche Arbeit, als das Werden der Natur für den M e n s c h e n . . . " ( M A R X : „Manuskripte", Gesamtausg., erste Abtig., Bd. 3, S. 125).

Durch diese Worte von Marx bestätigt sich auch die Auffassung, daß die Menschwerdung nicht als ein mit dem Entstehen des homo sapiens abgeschlossener Prozeß betrachtet wird. Auch die qualvolle Geschichte der Gesellschaft der Sklaverei war eine Phase im großen Prozeß der Menschwerdung durch die Arbeit. Wir kehren zu der Definition des „Gebrauchswertes" durch Marx (S. 246) zurück, nachdem wir verfolgt haben, welche weiten historischen Perspektiven sich aus der Analyse der Grundlinien einer auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichteten Produktion in ihrer geschichtlichen Entwicklung ergeben. Marx spricht in seiner Definition von den „Bedürfnissen" des Menschen. Auch diese Erscheinung muß wissenschaftlich analysiert sein, wenn eine Produktionsweise, in der direkt für die menschlichen Bedürfnisse gearbeitet Wird, in ihrem Wesen verstanden werden soll. Das „Bedürfnis" ist ebenso veränderlich wie irgendeine andre Erscheinung des gesellschaftlichen Lebens. „Das" Bedürfnis ist eine Abstraktion, die wie alle anderen Abstraktionen aus dem gesellschaftlichen Leben nur dazu dienen kann, den roten Faden der Entwicklung deutlich zu machen und die Besonderheiten der einzelnen Epochen gegenüber dem Allgemeinen der Entwicklung hervortreten zu lassen. Die grundlegende Rolle der ursprünglichen materiellen Bedürfnisse, die aus der natürlichen körperlichen Konstitution des Menschen entspringen, haben wir schon behandelt. Diese Bedürfnisse würden aber den Menschen nicht vom Tier unterscheiden, wenn er nicht gelernt hätte, sie auf andere Weise zu befriedigen als das Tier. Sobald mit den Produktivkräften die Möglichkeiten der Produktion wachsen, wächst nicht nur der absolute Umfang der gesellschaftlichen Bedürfnisse, da die Menschen sich in stärkerem Maße vermehren, sondern es steigert und differenziert sich auch die Qualität der Bedürfnisse, wie ihr relativer Umfang zunimmt. Marx hat diesen Gedanken schon in den „Ökonomisch-Philosophischen Manuskripten" aus Schulz: „Bewegung der Produktion" (S. 65 u. 66) zitiert:

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„Denn gerade weil die Gesamtproduktion steigt und in demselben Maße, als dies geschieht, vermehren sich auch die Bedürfnisse, Gelüste und Ans p r ü c h e . . . " (MARX: „Manuskripte", Gesamtausg., erste Abtlg., Bd. 3, S. 47).

Aber nicht nur im Zusammenhang der Entwicklung der Produktivkräfte, sondern auch im Zusammenhang der Produktionsverhältnisse wachsen, verschwinden oder differenzieren sich Bedürfnisse. Darauf macht Marx gegenüber Proudhon aufmerksam: „Ist das System der Bedürfnisse in seiner Gesamtheit auf die Meinung oder auf die gesamte Organisation der Produktion begründet? In den meisten Fällen entspringen die Bedürfnisse aus der Produktion oder aus einem auf die Produktion begründeten allgemeinen Zustand . . . setzt nicht das Bedürfnis nach Notaren ein gegebenes Zivilrecht voraus, das nur der Ausdruck einer bestimmten Entwicklung des Eigentums, d. h. der Produktion ist?" ( M A R X : „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 61/62).

Den Einfluß der Produktionsverhältnisse im allgemeinen, den Einfluß der Klassenspaltung auf die Bedürfnisse hat Marx in den „ÖkonomischPhilosophischen Manuskripten" schon eindrücklich dargestellt. In der Gentilgesellschaft sind die Bedürfnisse gleich, weil die Menschen unter gleichen Eigentumsverhältnissen die gleiche Arbeit tun. Marx zitiert hierfür aus Schulz (siehe oben) das Beispiel des Samojeden. Aber sobald die herrschende Klasse, die Besitzer der Produktionsmittel, die wachsende Menge an Gebrauchswerten für sich allein in Anspruch nehmen und die unmittelbaren Produzenten — ausgebeutete Dorfgemeinschaften, Sklaven im Privatbesitz, Tagelöhner — auf die notwendigsten Leibesbedürfnisse beschränken, verfeinern und vervielfältigen sich die Bedürfnisse der Reichen, während die Bedürfnisse der unterdrückten Handarbeiter — in der Sklaverei mit außerökonomischer Gewalt, im Kapitalismus mit Hilfe der mangelnden Zahlungskraft — auf ein Maß herabgedrückt werden, das noch unter dem Bedürfnisstand des Tieres steht. Marx schildert den brutalen und erschreckenden Vorgang, wie das objektive materielle Elend auch das subjektive Bedürfnis nach den einfachsten Gütern der menschlichen Kultur erstickt (MARX: „Manuskripte", Gesamtausg., erste Abtlg., Bd. 3, S. 128/129). Der „Raffinierung der Bedürfnisse" auf der einen entspricht die „viehische Verwilderung, vollständige rohe, abstrakte Einfachheit des Bedürfnisses" auf der andern. Das hat Marx in bezug auf den Arbeiter im frühen Kapitalismus und in bezug auf den irischen Bauern geschrieben. Aber es gilt mutatis mutandis auch für den verarmenden Bauern in Griechenland und Rom, für die verelendenden Dorfgemeinschaften im Alten Orient, die Arbeiter in der „großen Kooperation" unter dem Zwang des Despoten und für die Sklaven in der griechischen Polis und in Rom, soweit sie unter entsprechenden Verhältnissen, zum Beispiel

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jahrelang in den Bergwerken oder auf den Latifundien arbeiten mußten. Eine Veränderung der objektiven Lage und damit das Wiedererwachen der menschlichen Bedürfnisse im vollen geschichtlich möglichen Umfang konnten die unterdrückten Klassen nur in einem erbitterten Klassenkampf erstreben und erreichen. Wie der Mensch überhaupt, so haben die Bedürfnisse wie die Fähigkeiten, die seine menschliche Natur ausmachen, einen historisch unterschiedlichen Charakter. Zum Beispiel ist das „Bedürfnis", gewisse erwünschte Gebrauchsgegenstände allein für sich zu haben, eine Folge des Privateigentumsverhältnisses. Marx und Engels sprechen in dieser Beziehung von dem „eigennützigen" Bedürfnis (MARX U. ENGELS: „Die Heilige Familie", DVB. S. 238). Die „Vermehrung der Bedürfnisse" im patriarchalisch organisierten Stamm, die Marx und Engels erwähnen (MARX U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 18) entstand aus dem wachsenden Mehrprodukt in der bäuerlichen Wirtschaft gegenüber Jagd und primitiver Viehzucht. Wie der Mensch überhaupt, so sind seine Bedürfnisse in der Gesellschaft der Sklaverei durch den Stand der Produktivkräfte und durch die Produktionsverhältnisse bestimmt und begrenzt. Für einen Aristoteles ist die schöpferische Muße, die freie Tätigkeit ein Bedürfnis. Darin verkörpert sich die höchste kulturelle Entwicklung, die in der Gesellschaft der Sklaverei möglich gewesen ist, schon möglich gewesen ist, fügen wir hinzu, aber erst für einen sehr kleinen Teil der Gesellschaft. Unter sozialistischen Verhältnissen kann die Totalität der Bedürfnisse bei allen Mitgliedern der Gesellschaft geweckt und in zunehmendem Maße befriedigt werden ; hier zum erstenmal in der Geschichte nach der Auflösung der Urgesellschaft soll bei der weiteren Entwicklung der Produktivkräfte nur noch die persönliche Veranlagung den Unterschied bestimmen. Sofern der Gebrauchswert ein Produkt ist, steht er nicht nur in Beziehung zu den Bedürfnissen des Menschen, sondern auch zu der Art und Weise der Produktion. Schon bei der Analyse der Bedürfnisse sind wir immer wieder auf die Frage der Produktion gestoßen. Die Produktion, die unmittelbar für den Gebrauchswert stattfindet, hat bestimmte Charakterzüge. Die Gesellschaftlichkeit der Arbeit, für die die Herstellung von Gebrauchswerten der unmittelbare Zweck ist, wird nicht durch den produzierten Gebrauchsgegenstand vermittelt, sondern sie ist „unmittelbar vergesellschaftete" Arbeit (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 83). Wir beachten, daß der Begriff der gesellschaftlichen Arbeit hier in einer dritten Bedeutung auftritt (vgl. S. 17 u. 141). Die erste war Arbeit (Produktion) als gesellschaftlicher Prozeß überhaupt, die

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zweite Arbeit in der spezifischen Form der direkten Kooperation, die dritte begegnet uns hier und meint eine nicht durch den Austausch vermittelte, sondern im Produktionsprozeß unmittelbar vorhandene Beziehung der Produzenten, gleich, ob es sich dabei um eine Produktion in der Form der Kooperation oder in der Form isolierter Arbeit handelt. Auch eine autarke Gemeinde von Bauern, in der die einzelnen Stücke des gemeindlichen Grund und Bodens für die Bearbeitung auf die einzelnen Familien aufgeteilt sind, leistet unmittelbar gesellschaftliche Arbeit für den gemeinsamen Bedarf. Wir bleiben uns der Unterschiede der Erscheinungen, die bei Marx noch mit dem gleichen Worte bezeichnet sind, bewußt. Ist der Gebrauchswert den Bedürfnissen des Menschen untergeordnet, so ist er auch den Beziehungen der Menschen in der Produktion untergeordnet. Der Mensch selbst beherrscht seine Produktion. Der Mensch beherrscht die Sache und nicht die Sache den Menschen. Die Produktionsverhältnisse der Menschen sind unmittelbar menschliche, nicht durch Sachen vermittelte Beziehungen. Die Arbeiten der Menschen sind „schon in ihrer Naturalform gesellschaftliche Funktionen". Der Mensch ist „von Haus aus" ein Glied der „gemeinsamen Arbeitskraft" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 84). Diese Formulierungen gebraucht Marx mit speziellem Bezug auf die Arbeit in einer patriarchalischen Bauernfamilie, also unter den Verhältnissen, wie wir sie auch im Altertum finden. Marx spricht in bezug auf die Produktion von Gebrauchswerten unter sozialistischen Verhältnissen von „gesellschaftlichem Produkt", von „Gemeinprodukt" oder „Gesamtprodukt des Vereins", das „selbstbewußt" und „planmäßig" in Gesellschaft hergestellt und auf die gesellschaftlichen und individuellen Bedürfnisse verteilt wird (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 84). Weder unter den Verhältnissen eines primitiven, lokalen Gemeineigentums der Gens, noch unter den patriarchalischen Verhältnissen der autarken Bauerngemeinde, noch unter der Despotie des Alten Orients oder in der autarken Polis kann von einer „selbstbewußten" und „planmäßigen" Produktion im sozialistischen Sinne gesprochen werden, obwohl den Produzenten bzw. den Besitzern der Produktionsmittel Ziel und Zusammenhang ihrer Produktion bekannt gewesen ist. Aber die Gesamtheit der Gebrauchswerte war immer ein gesellschaftliches Produkt insofern, als sie das Erzeugnis unmittelbar vergesellschafteter Arbeit gewesen ist. Die Tatsache, daß die Produktionsverhältnisse unter der unmittelbaren Bestimmung des Gebrauchswertes auch unmittelbare menschliche, persönliche Verhältnisse sind, wirkt sich auf den Charakter aller Abhängigkeitsverhältnisse aus. Auch die Abhängigkeitsverhält-

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nisse — so die Sklaverei — sind persönliche und keine sachlich-vermittelten Verhältnisse (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 83). Marx hat betont, daß es die Mystifikationen der Warenwirtschaft in der auf das Gebrauchsgut gerichteten Produktion gar nicht geben kann. „ . . . diese ökonomische Mystifikation . . . der Natur der Sache nach ausgeschlossen, . . . wo die Produktion für den Gebrauchswert, für den unmittelbaren Selbstbedarf v o r w i e g t . . . " (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 885).

Engels spricht denselben Gedanken der „Herrschaft der Produzenten" über ihren Produktionsprozeß und ihr Produkt aus, wie sie auf den f r ü h e n Stufen in einem engen Umkreis Wirklichkeit gewesen ist: „Sie wissen, was aus ihrem Produkt wird: sie verzehren es, es verläßt ihre Hände nicht; und so lange die Produktion auf dieser Grundlage betrieben wird (gemeint ist das lokal eng begrenzte Gemeineigentum, d. Verf.), kann sie den Produzenten nicht über den Kopf wachsen, keine gespenstischen fremden Mächte ihnen gegenüber erzeugen, wie dies in der Zivilisation regelmäßig der Fall ist" (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 173).

Wenn Engels davon spricht, daß „die Produktion" — und zwar spricht er in diesem Falle von der Warenproduktion — „gespenstische fremde Mächte" gegenüber dem Produzenten erzeuge, so betont er damit die eine, die grundlegende Seite eines solchen Prozesses, daß nämlich aus objektiver ökonomischer Notwendigkeit Verhältnisse entstehen, die von den Produzenten nicht durchschaut, nicht beherrscht werden, sondern die umgekehrt die Produzenten beherrschen. Daß diese nicht durchschauten, nicht beherrschten menschlichen Verhältnisse „gespenstisch" erscheinen, danken sie aber der Widerspiegelung in den menschlichen Köpfen; die Erzeugung von „Gespenstern" als Personifikation des Unbekannten ist ein subjektiver Prozeß, ein Vorgang in dem menschlichen Gehirn, das aus dem nicht Begriffenen ein Mysterium macht, es mystifiziert. Im Alten Orient und in der Antike konnte es Mystifikationen besonderer Art geben, auf die Marx auch aufmerksam gemacht hat. Diese Mystifikationen in der Vorstellungswelt eines f ü r den eigenen Bedarf produzierenden Gemeinwesens rühren einmal aus den Beziehungen zwischen Mensch und Natur her, die der Produktion von Gebrauchswerten ihren Charakter geben, und sind in diesem Falle darin begründet, daß die Menschen die Natur noch wenig kennen. Zum zweiten werden die Mystifikationen durch die mangelnde Differenzierung der verschiedenartigen Beziehungen der Menschen untereinander begründet. Zu dem ersten Punkt vergleichen wir das Zitat aus M A R X : „Die Britische Herrschaft in Indien" (S. 209), in dem er über den Aberglauben in der altindischen Dorfgemeinschaft spricht. Ein f ü r die 17

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Ökonomie aufschlußreiches Beispiel der Mystifikation des Produktionsmittels, das selbst unter Aufopferung von Menschenleben für die Produktion erhalten werden soll, bringt Marx aus einem anderen Bericht über Indien; es handelt sich dabei um die heilige Kuh (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 2, S. 234). Auf dem Mangel an Kenntnis über die Naturgesetze und natürlichen Vorgänge konnten sich weitere Mystifikationen aufbauen, deren Charakter wir aus den sonstigen Erkenntnissen von Marx heraus nun auch genauer verstehen. Innerhalb der Produktion für den eigenen Bedarf, deren Beziehungen dem Menschen offen und klar sein müßten, gibt es auf den frühen Stufen eine Mystifizierung großer Erfindungen und großer gesellschaftlicher Arbeiten, die als Götter- oder Riesenwerke angestaunt werden. Eine solche Mystifizierung kann ihre spezielle Wurzel darin haben, daß bei dem relativ niedrigen Stande der Produktivkräfte die Verbindung und Verständigung von Ort zu Ort sehr mangelhaft ist und eine weniger entwickelte Gesellschaftsgruppe die Arbeiten der entwickelteren als übermenschlich ansieht. Eine zweite Möglichkeit ist das Abreißen der Verbindung in der Zeit. Auch hier liegt der letzte Grund in der noch geringen Entwicklung der Produktivkräfte. Die Tradition ist noch nicht gesichert. Eine Epoche zum Beispiel, der unter den Verhältnissen des Privateigentums die Formen der einfachen großen Kooperation fremd geworden sind, kann deren Werke als angebliche Riesenwerke anstaunen. Endlich, aber nicht zuletzt, spielt hier die Klassenspaltung und die Trennung von Kopfarbeit und Handarbeit eine gewichtige Rolle. Sobald sich die Leiter der Produktion auf Grund der Usurpation der Produktionsmittel zu einer herrschenden Klasse zusammengeschlossen haben, mystifizieren sie die eigene Leistung aus Herrschaftsinteresse gegenüber dem unterdrückten Handarbeiter. Alle diese Mystifikationen von Menschenwerken in einer auf den eigenen Bedarf gerichteten Produktion aber können nur in Entwicklungsphasen stattfinden, in denen die Kenntnis der Naturgesetze noch sehr mangelhaft ist. Solche Mystifikationen fallen in einer wissenschaftlich betriebenen Produktion, unter den Verhältnissen des sozialistischen Gemeineigentums, mit der Qualifikation des Handarbeiters, notwendig fort. Im Altertum waren die aus der Unkenntnis der Naturgesetze direkt und indirekt herrührenden Mystifizierungen noch sehr verbreitet. Die zweite Quelle der Mystifikation, die Indifferenziertheit der verschiedenartigen menschlichen Beziehungen, haben wir in anderem Zusammenhange schon berührt (S. 159). Die Tatsache, daß die Produktionsverhältnisse in der „unmittelbar vergesellschafteten" Arbeit — wir vergleichen hierzu unsere unmittelbar vorausgegangenen Aus-

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führungen — von den familiären, sippen- und stammesmäßigen Verwandtschaftsverhältnissen überdeckt werden, führt dazu, daß die ökonomischen Ausbeutungsverhältnisse in patriarchalische Schutzverhältnisse der Väter gegenüber den Kindern, der Großen (Erwachsenen) gegenüber den Kleinen (Kindern) umgedeutet werden, daß das Ausbeutungsverhältnis, in andre Verhältnisse eingewickelt, deren Schein von Würde oder Idylle annimmt. In letzter Konsequenz wird der göttliche Ahnherr der Sippe, der Stammesgott, in der Person des Despoten zum Arbeitsherrn; zur verwandtschaftlichen Hülle tritt die religiöse Mystifikation. Die auf den Gebrauchswert direkt gerichtete und unmittelbar vergesellschaftete Produktion hat noch weitere spezifische Eigenschaften, die die gesamte Lebens- und Denkweise der Menschen beeinflussen. Die Produktion für den eigenen Bedarf ist eine unmittelbar nützliche, konkrete Arbeit in zweckbestimmter Form (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 46, 50/51). Die im Gebrauchswert enthaltene Arbeit ist qualitativ bestimmt. Auch der Produzent, der Gebrauchswerte für sich selbst herstellt, wird allerdings die Zeit beachten, die die Herstellung eines jeden Gutes beansprucht, aber es handelt sich für ihn nicht zuerst um die Zeitdauer, sondern zuerst um die bestimmte, nützliche Qualität des Produktes. Der nützliche Charakter eines Gegenstandes, sein Charakter als Gebrauchswert, „hängt nicht davon ab, ob die Aneignung seiner Gebrauchseigenschaften dem Menschen viel oder wenig Arbeit kostet" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 40) und „Dort (d. h. mit Bezug auf den Gebrauchswert, d. Verf.) handelt es sich um das Wie und Was der Arbeit" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 50), während es sich in der Warenproduktion um die Zeitdauer handelt. Es leuchtet ein, daß Menschen, die „konkret" arbeiten, auch konkret denken und sprechen, daß überhaupt diejenigen Formen ihrer Vorstellungswelt, die ihrem Wesen nach konkret und anschaulich sind, also alle Kunstformen, eine Blüte besonderer Art erleben. Diese Tatsache hängt noch mit einer anderen spezifischen Qualität des Gebrauchswertes und der darauf gerichteten Arbeit zusammen. Konkret sein, bedeutet zugleich begrenzt sein. In einer auf Gebrauchswerte unmittelbar gerichteten Produktion gibt es wachsende Bedürfnisse der Menschen, wie wir gesehen haben (S. 254/255), und in der hoch entwickelten Form des Sozialismus wachsen diese Bedürfnisse ständig (S. 249). Aber es gibt in der auf den Gebrauchswert gerichteten Produktion trotz des Wachsens der Bedürfnisse Befriedigung (MARX: „Grundrisse . . .", DVB, S. 388). Die Befriedigung der Bedürfnisse ist das Ziel der Produktion. In der auf den Gebrauchswert 17»

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gerichteten Produktion entsteht nicht das Gefühl des ständigen Unbefriedigtseins als eine gesellschaftliche, notwendige Erscheinung. Dem Gebrauchswert ist dadurch, daß er mit dem Konsum aus der Produktion, aus der Ökonomie im engen und im weiten Sinne endgültig heraustritt, „Maß und Ziel" gesetzt (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 158). Auch der Reichtum an Gebrauchswerten, der Reichtum in seiner stofflichen Form, der charakteristisch ist für die hier besprochene Art der Produktion, ist, wie schon Aristoteles darlegt, nicht unbegrenzt. Marx gibt diese Erkenntnis des griechischen Philosophen zustimmend wieder (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 159). Der Reichtum an Gebrauchswerten ist nicht nur stofflich und begrenzt, er ist konkret und individuell; es besteht eine besondere Beziehung zwischen dem Besitzer und seinem Reichtum: „Jede Form des natürlichen Reichtums, ehe er durch den Tauschwert versetzt ist, unterstellt eine wesentliche Beziehung des Individuums zum Gegenstand, so daß es sich nach einer seiner Seiten hin selbst in der Sache vergegenständlicht und sein Besitzen in der Sache zugleich als eine bestimmte Entwicklung seiner Individualität erscheint; der Reichtum an Schafen der Entwicklung des Individuums als Hirten, der Reichtum an Korn eine Entwicklung als Landmann etc." (MARX: „Grundrisse ...", DVB, S. 1 3 3 ) . Diese individuelle Beziehung zum Besitz besteht nicht nur zwischen dem Eigentümer und seinen direkt zum Konsum bestimmten Gütern, sondern auch zwischen dem Eigentümer und seinen Produktionsmitteln, insbesondere dem Grund und Boden. Marx kennzeichnet das persönliche Verhältnis zwischen Mensch und Erde unter feudalen Verhältnissen: „Ebenso existiert noch der Schein eines innigem Verhältnisses zwischen dem Besitzer und der Erde... Das Grundstück individualisiert sich mit seinem Herrn, es hat seinen R a n g . . . hat seine Privilegien, seine Gerichtsbarkeit, sein politisches Verhältnis etc. Es erscheint als der unorganische Leib seines Herrn" (MARX: „Manuskripte", Gesamtausg., erste Abtlg., Bd. 3 , S. 76). Die gleichen Charakterzüge gelten für das Grundeigentum des griechischen und des römischen Bürgers, für die im Grundeigentum sich manifestierende Hausgewalt des altorientalischen Despoten und für den Erbbesitz der Dorfgemeinschaft an einem Stück Land, das von Generation zu Generation durch Jahrhunderte, selbst Jahrtausende in der Hand der gleichen Familien geblieben ist. Das Interesse der herrschenden Klasse richtete sich daher auch nicht auf die Frage, welche Form des Eigentums den quantitativ größten Reichtum, sondern „die Untersuchung ist immer, welche Weise des Eigentums die besten

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Staatsbürger schafft" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 387). Der Mensch, der seinem Produkt noch nicht untergeordnet ist, sondern es als Produzent und Konsument beherrscht, ist auch den gesellschaftlichen Verhältnissen in der Produktion noch nicht in der Weise subsumiert, daß er nur als das Mittel ihrer Produktion erscheint. Er ist der Zweck der Produktion, wenn er auch an die enge Begrenzung ihrer Verhältnisse gebunden bleibt. Der Qualitätsbestimmtheit und Begrenzung in der Produktion entsprechen die Individualität des Reichtums, die Anschaulichkeit und die Form in der Vorstellungswelt. Uberall „wo geschlossne Gestalt, Form und gegebne Begrenzung gesucht wird", also vor allem in der Kunst, ist so die „alte Welt" das „Höhere" gegenüber der modernen. Die alte Welt ist noch Befriedigung, wenn auch „Befriedigung auf einem bornierten Standpunkt" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 387/388). Wir bemerken zum Verständnis des Zitats, daß Marx das Wort „borniert" noch in seiner ursprünglichen Bedeutung von „begrenzt" gebraucht und nicht in jedem Falle mit dem Nebensinne von beschränkt, eng und dumm. Die Befriedigung und das Maß im ökonomischen wie im ideologischen Sinne bedeuten für die „alte Welt", das ist die Welt der Despotie und Sklaverei, aber nicht nur Form, Ruhe und Geschlossenheit, sie bedeuten ebenso Grenze, Stagnation, Verharren in der Tradition, und endlich Abschließung gegen die ungeheuren Möglichkeiten des Fortschritts. Das wird besonders deutlich, wenn wir die Zählebigkeit uralter Formen des Lebens in den altorientalischen Kulturen betrachten, in denen die Menschen „etwas Gewordnes zu bleiben" suchen (MARX: „Grundrisse . . . " , DVB, S. 387) und sie vergleichen mit der Entwicklung in der Antike, in der die Produktion der Gebrauchswerte zwar auch noch vorherrscht, der aber der Stachel der Tauschwerte-Produktion schon tief im Fleische sitzt. Die Konkretheit und das gegebene Maß der unmittelbar auf den Gebrauchswert gerichteten Produktion in ihren frühen Stufen — einschließlich der Gesellschaft der Sklaverei — ist der Entwicklung der Kunst günstig gewesen. Das Anarchische und Maßlose der Warenproduktion (S. 283) dagegen widerspricht den Prinzipien der Anschauung und Formgebung, während die Abstraktheit der Arbeit in der Ware (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 42/43) das abstrakte Denken und damit die Abstraktion in der Sprache auf eine vorher nie gekannte Weise fördert. Daraus ist unter fortschreitenden kapitalistischen Verhältnissen der Schluß gezogen worden, daß die große Zeit der Kunst unwiederbringlich vorbei und eine Epoche der abstrakten Wissenschaft angebrochen sei. Die Kunst selbst wurde als „abstrakte Kunst" ihrem

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eigenen Prinzip untreu. Allerdings kann die Kunst des griechischen Heroenzeitalters und der griechischen Polis nicht wiederkehren, sie gehört einer bestimmten historischen Stufe an (MARX: „Zur Kritik . . . " , DVB, S. 268—270). Achill existiert nicht unter den Bedingungen von Pulver und Blei. Aber die Entwicklung der vom Gebrauchswert bestimmten Produktion in ihrer Vereinigung mit hohen Formen der Arbeitsteilung und des Produktentauschs (STALIN: „ökonomische Probleme, DVB, S. 18), wie sie zukünftig Realität werden kann, vereinigt das Maß mit dem Streben, das Konkrete und das Abstrakte, obwohl in der Einheit diese dialektische Gegensätze erhalten bleiben. Daher birgt die Zukunft für die Kunst ebenso große Entwicklungsmöglichkeiten wie für die Wissenschaft. Die „Universalität der Bedürfnisse, Fähigkeiten, Genüsse,...", von der Marx spricht (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 387), die „ständig wachsenden... kulturellen Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft", wie Stalin formuliert (STALIN: „ökonomische Probleme", DVB, S. 41), enthalten nicht nur die Entfaltung der Wissenschaft, sondern auch die der Kunst auf einer neuen Stufe. Wenden wir uns nach dieser Skizze allgemeiner charakteristischer Momente der Gebrauchswerte-Produktion und einiger ihrer Wirkungen nun auch dem Inhalte dieser Produktion zu. Der Hauptproduktionszweig in der Gesellschaft der Sklaverei ist die Landwirtschaft (S. 79). Die Landwirtschaft ist der Produktionszweig, „der überhaupt abgesondert, unabhängig von der Zirkulation, von dem Austausch gedacht werden kann und nicht den Austausch zwischen Mensch und Mensch, sondern nur zwischen Mensch und Natur voraussetzt" ( M A R X : „Mehrwerttheorien", Dietz Stuttg., Bd. 1, S. 40).

Eben das, die Beziehung zwischen Mensch und Natur, ist aber auch das Bestimmende in der unmittelbar auf den Gebrauchswert gerichteten Produktion überhaupt. Die Tatsache, daß die Landwirtschaft in den frühen Formen der auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichteten Produktion der Hauptproduktionszweig war, drückt der Produktions- und Lebensweise noch in einer besonderen Richtung ihren Stempel auf. Die Landwirtschaft war noch relativ primitiv; Instrumente und Arbeitsweise erbten sich Jahrhunderte und Jahrtausende von Generation zu Generation weiter. Die Landwirtschaft wurde empirisch und nicht wissenschaftlich betrieben (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 665). Ihre Produktionsperiode war im großen und ganzen mindestens ein Jahr (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 2, S. 232); sie hatte gegenüber dem Gewerbe eine lange Produktionsperiode, die für den Produzenten viele Wartezeiten enthielt (S. 222), Pflanzen- und Tiersorten mit kürzeren Wachstumszeiten zu züchten (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 2, S. 234), hatten

X. Gebrauchswert und Tauschwert

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die Menschen noch nicht gelernt. Die Menschen mußten warten und sie lernten zu warten. Das Verhältnis der Menschen zur „Zeit" ist das Verhältnis der Menschen zur Arbeitszeit. Das Verhältnis von Arbeitszeit und Produktionsperiode in der Landwirtschaft enthielt die Wartezeit notwendig in sich. In diesem Zusammenhange fiel ferner ins Gewicht, daß in der auf den Gebrauchswert gerichteten Produktion die Qualität bestimmend und die Frage der Arbeitszeit dem untergeordnet ist. Der Gebrauchswert bemißt sich nicht nach der aufgewandten Arbeitszeit, sondern nach den in ihm enthaltenen Eigenschaften (S. 246). In der Herstellung von Gebrauchswerten dominierte wesensgemäß nicht das Tempo, sondern die Güte. Die Menschen hatten daher notwendig einen anderen „Zeitbegriff" und ein anderes „Zeitgefühl" als die Menschen in der entwickelten Warenproduktion, in der die Höhe des erstrebten Profits mit der Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit und der Ausdehnung der Mehrarbeitszeit zusammenhing. In der Gebrauchswerteproduktion regiert der Mensch über seine Zeit, wie er über sein Produkt regiert, soweit er nicht noch von der Natur abhängig ist. In der Warenproduktion regiert die Zeit über den Menschen, wie das Produkt über den Menschen regiert; die Verkürzung der notwendigen Arbeit und die Ausdehnung der Mehrarbeit werden zu bestimmenden Faktoren in der Warenproduktion. Nicht die Nützlichkeit f ü r den Menschen, sondern das Maximum an Profit, d. h. das Minimum der Produktionszeit regiert über die Produktion und damit über den Konsum (MARX: „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 83). Aber auch das Verhältnis zur Zeit hat sich nicht n u r zwischen Gebrauchswerte- und Tauschwerteproduktion, sondern auch in den verschiedenen Perioden der unmittelbaren Gebrauchswerte-Produktion verändert. Auf einem primitiven Stande der Produktivkräfte, wie wir ihn noch im Alten Orient verzeichnen, war Qualität der Produktion verbunden mit großem Zeitaufwand, ja mit Zeitverschwendung. Auf einem hohen Stande der Produktivkräfte, wie er f ü r Sozialismus und Kommunismus Voraussetzung ist, muß sich das Qualitätsstreben mit einer rationellen Zeiteinteilung verbinden, die vom Menschen beherrscht wird. Die gesellschaftliche Nützlichkeit der Produkte bestimmt die Produktionszeit, die ihnen gewidmet wird (MARX: „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 83). Ein Thema, daß wir in unserem Zusammenhang noch streifen müssen, ist der Raub. Der Raub ist keine Produktion, er ist nicht ein Verhältnis zwischen Mensch und Natur, sondern ein Verhältnis zwischen Menschen. Kein Mensch kann von der Beraubung andrer Menschen leben, wenn nicht die andren produzieren. Auf diese scheinbar selbstverständ-

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liehe Tatsache sind Marx und Engels mehr als einmal zurückgekommen, angefangen von der „Deutschen Ideologie": „Und endlich hat das Nehmen überall sehr bald ein Ende, und wenn nichts mehr zu nehmen ist, muß man anfangen zu produzieren" ( M A R X U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 64).

Weiter: „Es ist eine hergebrachte Vorstellung, daß in gewissen Perioden nur vom Raub gelebt ward. Um aber rauben zu können, muß etwas zu rauben da sein, also Produktion" (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 253/254).

und endlich Engels: „Vermögensbesitz . . . muß sogar erarbeitet sein, ehe er überhaupt geraubt werden kann" (ENGELS: Antidühring", DVB, S. 196/197).

Aber die „Beraubung" der Natur und die Menschenjagd, Raub und Menschenraub sind nicht nur aus uralter Praxis und in uralten Vorstellungen eng verquickt, sondern für die gesamte Gesellschaft der Sklaverei in der Praxis unlösbar verbunden und infolge des besonderen Charakters der antiken Sklaverei bis zu ihrem Ende notwendig geblieben. Was Jagd und Menschenjagd anbelangt, so hat Marx bei der Analyse der Kooperation auf einen Hinweis von Linguet aufmerksam gemacht: „Linguet in seiner .Theorie des Lois civiles' hat vielleicht nicht Unrecht, wenn er die Jagd für die erste Form der Kooperation und Menschenjagd (Krieg) für eine der ersten Formen der Jagd erklärt" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 350).

Nur nebenbei sei bemerkt, daß alte Produktionsformen — Jagd, Sammeltätigkeit — auf höheren Entwicklungsstufen, wo sie nicht mehr zur lebensnotwendigen Arbeit gehören, Betätigung in der Muße und Spiel in der Arbeitspause werden, eine Erscheinung, die ihrer ökonomischen und psychologischen Analyse noch harrt. Marx hat ironisch den Charakter des Sklavereiverhältnisses bloßgestellt als eines Raubsystems seiner Natur nach, in dem der Sklave ständig selbst geraubt, und der Verfügung über seine Arbeitskraft und der Produkte seiner Arbeitskraft beraubt wird, in dem der systematisierte Raub innerhalb der Produktion zum Charakter der Gesellschaftsordnung gehört. „Wahrhaft drollig ist Herr Bastiat, der sich einbildet, die alten Griechen und Römer hätten nur von Raub gelebt. Wenn man aber viele Jahrhunderte durch von Raub lebt, muß doch beständig etwas zu rauben da sein oder der Gegenstand des Raubes sich fortwährend reproduzieren. Es scheint daher, daß auch Griechen und Römer einen Produktionsprozeß hatten, also eine Ökonomie, welche ganz so die materielle Grundlage ihrer Welt bildete, wie

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die bürgerliche Ökonomie die der heutigen Welt. Oder rrieint Bastiat etwa, daß eine Produktionsweise, die auf der Sklavenarbeit beruht, auf einem Raubsystem ruht? Er stellt sich dann auf gefährlichen Boden" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 87/88).

Es gibt tatsächlich eine Beziehung, in der das Wesen des Raubes mit dem Wesen der unmittelbar auf den Gebrauchswert gerichteten Produktion übereinstimmt. Ist die Gebrauchswert-Produktion ihrem Wesen nach unabhängig vom Austausch, so entspricht dem der Vorgang des Raubs, der nicht einen Austausch von Werten, sondern eine einseitige Übertragung darstellt. Wir stoßen damit auf das Problem der Ubertragung. Insofern, als der Raub kein Austausch ist, vereint er sich der Möglichkeit nach mit dem System der Gebrauchswerte und widerspricht dem Wesen einer auf den Tausch gegründeten Produktion (vgl. S. 240). Marx war kein Freund der „Robinsonaden" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 82). Er benutzte an der angegebenen Stelle die Fiktion des allein lebenden Robinson nur, um in der Anknüpfung daran seine Gegner zu widerlegen. Marx wußte, daß der Mensch nur in Gesellschaft existieren kann (S. 17). Daher ist die Fiktion des Robinson auch nicht geeignet, um die Struktur einer auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichteten Produktion wirklich zu verstehen. Es kann der „Robinsonade" lediglich das eine Moment entnommen werden, daß Robinson, wenn er leben will, zu allererst gezwungen ist, die für sein körperliches Leben notwendigen und nützlichen Güter herzustellen. Aber die Punktualität, in der hier die Wirtschaft für den eigenen Bedarf erscheint, bleibt eine Fiktion oder ein zufälliges Ereignis. In der Gesellschaft, die für den unmittelbaren Bedarf ihrer Mitglieder arbeitet, arbeitet doch niemals ein jeder für sich allein. Zumindest muß eine Übertragung produzierter Lebensmittel von den Eltern auf die Kinder — in Analogie zum Tierreich —. stattfinden. Es entwickelt sich — im Gegensatz zum Tierreich — die Übertragung von den jungen, arbeitsfähigen, auf die alten, nicht mehr arbeitsfähigen Mitglieder der Gesellschaft. Endlich findet bei bestimmten Produktionszweigen eine Übertragung der Produkte — z. B. der Jagdbeute — vom Mann auf die Frau statt. Eine jede solche Übertragung ist zugleich ein Vorgang der Arbeitsteilung. Übertragung der Produkte und Arbeitsteilung sind noch naturwüchsig, stehen im Zusammenhang mit der körperlichen Konstitution, obgleich selbst auf diesem primitiven Stande die Differenzierung der Beziehungen gegenüber dem Tierreich schon einsetzt (vgl. S. 126). Bei einer solchen Übertragung findet kein Austausch von Äquivalenten statt. Es wird nicht Wert und Gegenwert eines Produkts berechnet, wenn Eltern ihre Kinder oder Kinder ihre Eltern erhalten. Die Uber-

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tragung hat ihre Basis darin, daß allen Mitgliedern der Gesellschaft durch die gemeinsame Arbeit, auch in der Form der Arbeitsteilung, ein dem allgemeinen Niveau der Gesellschaft entsprechendes Leben garantiert wird. Marx erläutert diese unmittelbar vergesellschaftete Arbeit mit ihrer naturwüchsigen Arbeitsteilung und der gemeinsamen Lebenshaltung an dem Beispiel der patriarchalischen Bauernfamilie (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 83/84). Der Gebrauchswert wird auf frühen Entwicklungsstufen ohne Privataustausch realisiert (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 89), aber nicht ohne eine primitive Arbeitsteilung und ihr entsprechende Produktenübertragung. „In der altindischen Gemeinde ist die Arbeit gesellschaftlich geteilt, ohne daß die Produkte zu Waren werden" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 46)

und „So richtig es nun ist, daß Privataustausch Teilung der Arbeit, so falsch ist es, daß Teilung der Arbeit den Privataustausch voraussetzt. Unter den Peruanern z. B. war die Arbeit außerordentlich geteilt, obgleich kein Privatausftausch, kein Austausch der Produkte als Waren stattfand" (MARX: „Zur Kritik . . D V B , S. 58);

dazu: „Andrerseits kann gesagt werden, daß es sehr entwickelte, aber doch historisch unreifere Gesellschaftsformen gibt, in denen die höchsten Formen der Ökonomie, z. B. Kooperation, entwickelte Teilung der Arbeit etc. stattfinden, ohne daß irgendein Geld existiert, z. B. Peru" (MARX: „Zur Kritik . . . " , D V B , S . 259).

Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß sich Marx für die Tatsache der Arbeitsteilung ohne Privateigentum und ohne ÄquivalentenTausch in besonderem Maße im Hinblick auf ihre Entwicklungsfähigkeit in der sozialistischen Gesellschaft interessiert hat. Marx spürte die frühen historischen Formen einer auf Gemeineigentum gegründeten Produktion mit Arbeitsteilung ebenso aufmerksam auf wie die frühen geschichtlichen Existenzweisen des Kapitals. Stalin hat dann die Frage aufgeworfen, ob die Arbeitsteilung im Sozialismus ihre Entsprechung nicht mehr im Warenaustausch habe, sondern in der Übertragung von Produkten (STALIN: „ökonomische Probleme", DVB, S. 18). Aber es gab historisch keinen direkten Weg von der altindischen Gemeinde zu einem hoch entwickelten sozialistischen Gemeinwesen. Die Auflösung der eng begrenzten Verhältnisse und ihre Entwicklung erfolgte auf den vielen Zwischenstufen der Privateigentumsverhältnisse. Die Arbeitsteilung in der auf Gebrauchswerte unmittelbar gerichteten Produktion,

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der kein Warenverkehr entspricht, trägt auch insofern einen spezifischen Charakter, als sie Teilung konkreter Arbeit ist und nicht vornehmlich quantitativ, sondern qualitativ bestimmt wird. Das Produkt soll nicht billiger, sondern besser werden. Auch bei der Arbeitsteilung handelt es sich, wie bei der Arbeit zur Herstellung von Gebrauchswerten überhaupt, zuerst um die Veränderung und Verbesserung der Qualität, der Brauchbarkeit, und nicht nur um die Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit. Marx weist hierauf an Hand von Zeugnissen antiker Schriftsteller hin (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 153—157 u. 383—386). Auch die Arbeitsteilung befindet sich in einer ständigen geschichtlichen Entwicklung und ändert ihren Charakter mit der jeweiligen Produktionsweise. Das altorientalische Kastenwesen war die Erscheinung der Arbeitsteilung unter ganz bestimmten historischen Umständen (MARX an Annenkow, Brief vom 28. Dezember 1846 in „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 9). In der Form der urwüchsigen Arbeitsteilung und Übertragung von Produkten gehen aber Veränderungen vor sich, die ihren Inhalt schon wandeln, während die äußere Form noch bestehen bleibt. Das Mehrprodukt erlaubt, Sklaven mit Nutzen für ihren Eigentümer zu beschäftigen. Der Sklave der Antike und der Untertan des Despoten muß einen wesentlichen Teil der Produkte seiner Arbeit auf seinen Herrn übertragen, und es wird ihm dafür nicht ein Leben auf dem allgemeinen Niveau der Gesellschaft, sondern nur die nackte Existenz notgedrungenermaßen garantiert, da er sonst aufhören müßte zu arbeiten. Das Produkt, das der Ausgebeutete nicht für seinen persönlichen Bedarf, sondern für den Herrn produziert, wird durch die Übertragung keine „Ware", denn es findet kein Tausch von Wert und Gegenwert statt. Marx ist auf diese Frage speziell eingegangen, wenn auch nicht am Beispiel des Sklaven, sondern an dem des zinspflichtigen Bauern. „Der mittelalterliche Bauer produzierte das Zinskorn für den Feudalherrn, das Zehntkorn für den Pfaffen. Aber weder Zinskorn noch Zehntkorn wurden dadurch Ware, daß sie für andre produziert waren" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 45).

Der Ausgebeutete wird praktisch ständig beraubt. Seine Beraubung stellt eine höhere Form des Raubs dar, der nicht mehr zufällig ist, sondern durch den Arbeitszwang in seinem ständigen ökonomischen Erfolg garantiert wird. Das wahre Wesen einer „Produktion für den eigenen Bedarf" ist aber durch das ökonomische Knechtschaftsverhältnis bereits negiert. Wir ziehen zur Erläuterung dieser Tatsache eine Stelle aus den Werken von Marx heran, in der die Frage der „produktiven" oder „unproduktiven" Arbeit angeschnitten ist. In einer auf den Gebrauchs-

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w e r t als unmittelbaren ökonomischen Zweck gerichteten Produktion ist produktive Arbeit diejenige Arbeit, die Gebrauchswerte herstellt. In einer auf der Sklaverei basierenden Produktionsweise ist produktive Arbeit diejenige Arbeit, durch die der Sklave den Reichtum seines Herrn vermehrt: „Productive labourer he that directly augments his master's wealth" sagt Malthus daher sehr richtig (IX, 40); wenigstens nach einer Seite hin richtig. Der Ausdruck ist zu abstrakt, da er in dieser Fassung ebenso von Sklaven gilt" (MARX: „Grundrisse ...", DVB, S. 213). Während der unmittelbare Zweck der Gebrauchswerte-Produktion in der auf Gemeineigentum gegründeten Gemeinde der eigene Bedarf der Produzenten ist, ist der maßgebende Zweck ausgebeuteter Arbeit nicht m e h r der eigene Bedarf der unmittelbaren Produzenten, sondern der Bedarf des Sklavenhalters u n d Despoten. Soweit der Bedarf des Ausbeuters sich noch direkt auf den Gebrauchswert richtet, soweit der Despot u n d der Sklavenhalter also noch Konsument u n d nicht W a r e n besitzer ist, besteht eine formelle Analogie beider Produktionsweisen, aber n u r m e h r zum Schein. Der Inhalt hat sich innerhalb der gleichen F o r m schon gewandelt. Die auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichteten Formen der P r o duktion werden gemeinhin als „Naturalwirtschaft" gekennzeichnet. Marx selbst spricht von „der eigentlichen Naturalwirtschaft", bei der gar kein oder n u r ein sehr geringer Teil des Produkts, den der H a u p t produktionszweig dieser Wirtschaftsform, nämlich die Landwirtschaft, liefert, in die Zirkulation eingeht ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 837) u n d er bezieht sich dabei auf das „europäische A l t e r t u m u n d Mittelalter", speziell auf die altrömischen Latifundien und die Villen Karls des Großen, sowie auf die indischen Gemeinden ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 836). Marx n i m m t aber an anderer Stelle seines Hauptwerkes grundsätzlich Stellung zu dem Begriffe der „Naturalwirtschaft", und diese präzise Begriffsbestimmung ist zu beachten. Marx schreibt: „Man hat daraufhin Naturalwirtschaft, Geldwirtschaft und Kreditwirtschaft als die drei charakteristischen ökonomischen Bewegungsformen der gesellschaftlichen Produktion einander gegenübergestellt. Erstens stellen diese drei Formen keine gleichwertigen Entwicklungsphasen dar. Die sogenannte Kreditwirtschaft ist selbst nur eine Form der Geldwirtschaft, soweit beide Bezeichnungen Verkehrsfunktionen oder Verkehrsweisen zwischen den Produzenten selbst ausdrücken. In der entwickelten kapitalistischen Produktion erscheint die Geldwirtschaft nur noch als Grundlage der Kreditwirtschaft. Geldwirtschaft und Kreditwirtschaft entsprechen so nur verschiednen Entwicklungsstufen der kapitalistischen Produktion, sind aber keineswegs verschiedne selbständige Verkehrsformen

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gegenüber der Naturalwirtschaft. Mit demselben Recht könnte man die sehr verschiednen Formen der Naturalwirtschaft als gleichwertig jenen beiden gegenüberstellen. Zweitens: da man in den Kategorien: Geldwirtschaft, Kreditwirtschaft, nicht die Wirtschaft, d. h. den Produktionsprozeß selbst betont und als unterscheidendes Merkmal hervorhebt, sondern die der Wirtschaft entsprechende Verkehrsweise zwischen den verschiednen Produktionsagenten oder Produzenten, so müßte dasselbe bei der ersten Kategorie geschehen. Statt Naturalwirtschaft also Tauschwirtschaft. Vollständig abgeschlossene Naturalwirtschaft, z. B. der peruanische Inkastaat, fiele unter keine dieser Kategorien. Drittens: Geldwirtschaft ist aller Warenproduktion gemein, und das Produkt erscheint als Ware in den verschiedensten gesellschaftlichen Produktionsorganismen. Es wäre also nur der Umfang, worin das Produkt als Handelsartikel, als Ware produziert wird, also auch seine eignen Bildungselemente wieder als Handelsartikel, als Waren in die Wirtschaft, aus der es herkommt, eingehn müssen, welche die kapitalistische Produktion charakterisierte" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 2, S. 111).

Aus diesen Ausführungen ist für die ergänzende Bestimmung der unmittelbar auf den Gebrauchswert gerichteten Produktion zu entnehmen oder zu folgern: 1. Das Wesentliche ist die Produktion, deren spezifische Charakterzüge durch den unmittelbaren ökonomischen Zweck, den Gebrauchswert bestimmt werden. Die Naturalform der Produktenübertragung oder des einfachen Tauschhandels ist nur eine Folge des Charakters der Produktion. In einer Produktion, in der die Arbeit als konkrete Arbeit in ihrer Naturalform das Wesentliche und in der das Produkt als Gebrauchswert ebenfalls in seiner Naturalform Maß und Ziel ist (S. 248) tragen auch die Übertragungs- und Austauschverhältnisse überwiegend naturalen Charakter. Der Begriff „Naturalwirtschaft" in seiner üblichen Anwendungsweise bezeichnet aber nicht die Produktion, sondern nur die ökonomische Verkehrsweise in einer auf den eigenen Bedarf gerichteten Produktion; er betrifft insofern nicht ein ökonomisch primäres, sondern ein sekundäres Element. 2. Die Verkehrsweise in Naturalform verändert sich mit der Entwicklungsgeschichte der Produktion für den Selbstgebrauch. Die „Naturalwirtschaft" kann in der Produktenübertragung ohne direktes Äquivalent in den auf Gemeineigentum begründeten Produktionsweisen bestehen. Die Naturalwirtschaft kann „Tauschwirtschaft" bedeuten, daher schon den Austausch von Äquivalenten zwischen Gemeinwesen oder zwischen Privateigentümern, aber noch in ihrer Naturalform, bezeichnen. Die Naturalwirtschaft umfaßt endlich das in Natur angeeignete — durch Zwang übertragene — Mehrprodukt in den auf Ausbeutung beruhenden Gesellschaften, deren Produktion wesentlich auf den Gebrauchsgüterbedarf der Ausbeuterklasse gerichtet ist.

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Naturalwirtschaft ü b e r h a u p t ist somit eine Abstraktion, ebenso wie Warenproduktion oder Produktion f ü r den eigenen Bedarf. N a t u r a l wirtschaft ist f e r n e r ein Begriff, der gemeinhin n u r auf die Über 1 tragungs- u n d Austauschbeziehungen, die „Wechselbeziehungen der sozialen G r u p p e n in der Produktion" (STALIN: „ökonomische Probleme", DVB, S. 74) angewendet wird, nicht auf die Art, in der die Menschen tätig sind, sondern n u r auf die Art, wie sie ihre Tätigkeiten gegeneinander austauschen (a. a. O.). Diese Wechselbeziehungen ergeben sich aber erst aus den Eigentumsverhältnissen, sie sind von ihnen abhängig. Wir beachten ferner, daß Stalin ausdrücklich die Wechselbeziehungen der sozialen Gruppen einer Gesellschaft in ihrem allgemeinsten C h a r a k t e r nicht als Austausch bezeichnet hat, weil in dem Begriffe des Tausches — also auch des Naturaltausches! — die Beziehung von Wert u n d Gegenwert, der Warencharakter bereits einbegriffen ist. Es gibt jedoch, wie wir gesehen haben, auch auf den f r ü h e n Stufen einer vom Gebrauchswert bestimmten Produktion Wechselbeziehungen ohne Warencharakter. Nach der Marxschen Kritik des Begriffes „Naturalwirtschaft" sollte dieser Begriff nicht m e h r unkritisch angewendet werden. Es ist notwendig jeweils zu sagen, ob von der N a t u r a l f o r m der Arbeit, des Reichtums, der P r o d u k t e n ü b e r t r a g u n g , des »Tauschverkehrs die Rede ist u n d von welcher Produktionsweise dabei gesprochen wird. Neben dem Begriffe „Naturalwirtschaft", den Marx kritisiert hat, wird auch der Begriff der „patriarchalischen" Wirtschaft auf die u n mittelbar auf den Gebrauchswert gerichtete Produktion angewandt. Marx selbst spricht z u m Beispiel von der „Verwandlung eines p a t r i archalischen, auf Produktion unmittelbarer Subsistenzmittel gerichteten Sklavensystems in ein auf Produktion von Mehrwert gerichtetes" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 364). Da in einem patriarchalischen Sklavensystem ein M e h r p r o d u k t schon vorhanden ist und vom Sklavenhalter angeeignet wird, b e r u h t der Unterschied der von Marx charakterisierten Systeme nicht in der Ausbeutung, diese ist in beiden Fällen vorhanden. Der Unterschied beruht darauf, daß das vom Sklavenhalter angeeignete P r o d u k t einmal in seiner naturalen, konkreten F o r m als Gebrauchsgut und Mehrprodukt, im zweiten Fall aber als Tauschw e r t in der F o r m des M e h r w e r t s erscheint. Marx hat es in der angegebenen Belegstelle f ü r notwendig befunden, den Begriff „patriarchalisch" zu erläutern als „auf Produktion unmittelbarer Subsistenzmittel gerichtet"; in gleicher Weise t u t er das an a n d r e r Stelle: „Die patriarchalische, unmittelbar auf Schöpfung von Gebrauchswerten für den Besitzer des Landes gerichtete Agrikultur . . . " ( M A R X : „Zur Kritik ...", DVB, S. 57).

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Da die Bezeichnung „patriarchalisch" historisch vieldeutig ist, kann ohne eine solche Erläuterung mit dem Begriffe „patriarchalisch" ebenso viel Verwirrung angerichtet werden wie mit einem unkritisch angewandten Begriffe „Naturalwirtschaft". Es hat eine auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichtete Produktion in patriarchalischer Form gegeben, aber es kann sie auch in kommunistischer Form geben. Zudem ist das, was als „patriarchalisch" betrachtet wird, in sich selbst stark differenziert, wie wir schon mehrmals erörtert haben. Patriarchalisch war zum Teil die Ackerbauergemeinde mit Gemeineigentum am Ausgang der Urgesellschaft organisiert — soweit nicht noch das Mutterrecht herrschte. Patriarchalisch war die antike autarke Parzellenbauerngemeinde organisiert, und diese patriarchalische Form kehrt immer wieder, solange es in der Geschichte Bauerngemeinden gibt. Dabei handelt es sich um die patriarchalischen Verhältnisse unter selbst arbeitenden Eigentümern; ihre Entwicklungsmöglichkeiten sind begrenzt. Als Patriarchalismus wird auch die altorientalische Produktions- und gesamte Lebensweise bezeichnet. In diesem Falle haben wir patriarchalische Verhältnisse in ihrer weitestgehenden Entwicklung zur ökonomischen Despotie und der allgemeinen latenten Knechtschaft vor uns. Der Begriff des Patriarchalischen wird endlich auf den Feudalismus angewandt, um das Persönliche aller Abhängigkeitsverhältnisse gegenüber den vom Tauschwert — d. h. vom Gelde — beherrschten Beziehungen im Kapitalismus zu bezeichnen, wie Marx und Engels das in dem „Manifest der Kommunistischen Partei" tun. Der Gegensatz einer auf den Tauschwert gerichteten Produktion ist im präzisen Sinne die auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichtete. Wir haben gesehen, wie eine auf das Gebrauchsgut und den menschlichen Bedarf gerichtete Produktion das Konkrete, Individuelle, Qualitative, Persönliche in allen Beziehungen zur Geltung bringt. Darum können Marx und Engels von der kapitalistischen Produktion, die alle Güter in Ware und Geld verwandelt, sagen: „Sie hat die persönliche W ü r d e in den T a u s c h w e r t aufgelöst" (MARX u. ENGELS:

„Manifest",

Ausgw. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 26). Marx und Engels gebrauchen diese Wendung in bezug auf die Veränderung der kapitalistischen gegenüber den feudalen patriarchalischen Verhältnissen, aber sie gilt auch für den Gegensatz des Kapitalismus zu der Gesellschaft der Sklaverei. Von dem Begriffe „patriarchalisch" gilt somit das gleiche, was von dem Begriffe der „Naturalwirtschaft" zu sagen war. Seine Anwendung ist wissenschaftlich nur möglich in Verbindung mit einer Aussage, ob es sich um die Abstraktion des „Patriarchalischen" in seiner Allgemein-

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heit, um die primitiven patriarchalischen Verhältnisse von Bauerngemeinden — mit Gemeindeeigentum oder mit Privateigentum am Boden — um den altorientalischen Patriarchalismus in der Form der Despotie, um feudale Verhältnisse, um eine auf die Schöpfung von Gebrauchswerten gerichtete vorkapitalistische Produktion überhaupt oder endlich um die Tatsache der Herrschaft des Mannes über die Frau handeln soll, die allen genannten ökonomischen Verhältnissen eigen ist, aber nicht nur diesen, sondern auch noch dem Kapitalismus. 2. Austausch und Tauschwert. Entstehung, Entwicklung und Verselbständigung von Austauschbeziehungen unter den ökonomischen Bedingungen der altorientalischen Despotie Außer der mit jeder gesellschaftlichen Produktion bereits gesetzten naturwüchsigen Arbeitsteilung und Produktenübertragung entwickelt sich schon auf den frühesten historisch kontrollierbaren Stufen der Gesellschaft der Tausch von Äquivalenten. Marx hat mehrfach darauf hingewiesen, daß früheste Tauschvorgänge sich zwischen den Stämmen, und zwar nicht auf der Basis des Privateigentums, sondern noch auf der Grundlage des Gemeineigentums abgespielt haben. Der Stamm tauschte mit Hilfe des Überflusses, der nicht einer erhöhten Produktivität der Arbeit, sondern den Zufällen natürlicher Umstände zu danken war (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 87). In seinen Ausführungen zur „Kritik der Politischen Ökonomie" formuliert Marx: „In der Tat erscheint der Austauschprozeß von Waren ursprünglich nicht im Schoß der naturwüchsigen Gemeinwesen, sondern da, wo sie aufhören, an ihren Grenzen, den wenigen Punkten, wo sie in Kontakt mit andern Gemeinwesen treten. Hier beginnt der Tauschhandel und schlägt von da ins Innere des Gemeinwesens zurück, auf das er zersetzend wirkt. Die besonderen Gebrauchswerte, die im Tauschhandel zwischen verschiedenen Gemeinwesen Waren werden, wie Sklave, Vieh, Metalle, bilden daher meist das erste Geld innerhalb der Gemeinwesen selbst" (MARX: „Zur K r i t i k . . . " , DVB, 46/47).

Marx bezieht sich mit seiner Auffassung in einer Anmerkung auf Aristoteles: „Aristoteles bemerkt dasselbe von der Privatfamilie als dem ursprünglichen Gemeinwesen. Aber die ursprüngliche Form der Familie ist selbst Stammfamilie, aus deren historischer Analyse sich erst die Privatfamilie entwickelt. ,Denn in der ursprünglichen Gemeinschaft (dies aber ist die Familie) bestand offenbar keinerlei Notwendigkeit für diesen (nämlich den Tausch.'" („De República" ebd. Opera ed. Bekkeri, Oxonii 1837, Bd. X, S. 14, M A R X : „Zur K r i t i k . . . " , DVB, S. 47, Anm. 13).

X. Gebrauchswert und Tauschwert

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Im griechischen Text ist von oixia die Rede, dem selbstversorgenden Hause, das nach Aristoteles die Familie des Hausherrn und die Sklaven umfaßt (vgl. Aristot.: „Politik", 1252 a, 26—31). Der Austausch zwischen den Stammwesen erfolgte auf dieser Stufe durch die beiderseitigen Gentilvorsteher (ENGELS: „Der Ursprung der Familie, DVB, S. 159). Die gleiche Auffassung wird von Marx im „Kapital" wiederholt: „Der Warenaustausch beginnt, wo die Gemeinwesen enden, an den Punkten ihres Kontakts mit fremden Gemeinwesen oder Gliedern fremder Gemeinwesen. Sobald Dinge aber einmal im auswärtigen, werden sie auch rückschlagend im inneren Gemeinleben zu Waren" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 93). Engels geht in seinem „Nachtrag" zu Band 3 des „Kapital" auf diesen Punkt ein: „Wir alle wissen, daß in den Anfängen der Gesellschaft die Produkte von den Produzenten selbst verbraucht werden und daß diese Produzenten in mehr oder minder kommunistisch organisierten Gemeinden naturwüchsig organisiert sind; daß der Austausch des Überschusses dieser .Produkte mit Fremden, der die Verwandlung der Produkte in Waren einleitet, späteren Datums ist, zuerst nur zwischen einzelnen stammesfremden Gemeinden stattfindet, später aber auch innerhalb der Gemeinde zur Geltung kommt, und wesentlich zu deren Auflösung in größere oder kleinere Familiengruppen beiträgt" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S . 3 1 ) . Engels weist darauf hin, daß die Spezialisierung von Hirtenstämmen den Austausch von Stamm zu Stamm kräftig gefördert und zu einer regelmäßigen Erscheinung gemacht hat. Die Produkte, die jetzt getauscht werden konnten, waren nicht einem zufälligen naturwüchsigen Uberfluß zu verdanken, sondern Ergebnis der gesellschaftlichen Arbeitsteilung (vgl. ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 158/159). In solchem Tauschverkehr wird Wert für Gegenwert gegeben. Wie aus den einzelnen Belegstellen hervorgeht, nehmen Marx und Engels an, daß der Tauschverkehr zwischen den Gemeinwesen in das Innere der Gemeinwesen zurückschlägt. Auch der Austausch von Äquivalenten innerhalb der Gemeinwesen ist schon sehr früh belegt: „Auf früheren Stufen können nur gelegentliche Austäusche stattfinden; besondre Geschicklichkeit in der Verfertigung von Waffen und Werkzeugen kann zu vorübergehender Arbeitsteilung führen. So sind unzweifelhafte Reste von Werkstätten für Steinwerkzeuge aus dem späteren Steinzeitalter an vielen Orten gefunden worden; die Künstler, die hier ihre Geschicklichkeit ausbildeten, arbeiteten wahrscheinlich, wie noch die ständigen Handwerker indischer Gentilgemeinwesen, für Rechnung der Gesamtheit. Keinesfalls konnte auf dieser Stufe ein andrer Austausch als der innerhalb des Stammes entstehen, und dieser blieb ausnahmsweises Ereignis" (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 159). 18

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Engels hat auf die jahrtausendelange Dauer der einfachen Tauschvorgänge hingewiesen, die die bäuerliche Wirtschaft ergänzen ( E N G E L S im Nachtrag zu dem dritten Bande des „Kapital", DVB, Bd. 3, S. 30 bis 34). Diese Tauschvorgänge beruhten auf der Arbeitsteilung zwischen Ackerbau und Handwerk (S. 153), die sich im Alten Orient schon herausgebildet hatte, aber infolge der noch nicht gelösten Verbindung von Landwirtschaft und Hausfleiß in den altorientalischen Dorfgemeinschaften relativ eng begrenzt blieb. Sobald die Despotie und die Ausbeutung entstanden sind und das Mehrprodukt die Gestalt von Luxusprodukten annahm, begann auch der Austausch von Luxusprodukten, die aus unfreier Arbeit erpreßt wurden. „Das Austauschen des Überflusses ist Austausch- und Tauschwert-setzender Verkehr. Er erstreckt sich aber bloß auf den Überfluß und spielt neben der Produktion selbst her" ( M A R X : „Grundrisse ...", DVB, S. 167).

So wie Engels darlegt, daß der einfache Tausch der Produkte zwischen Bauer und Handwerker ein Tauschvorgang ist, der die Wirtschaft für den eigenen Bedarf beim Bauern nur ergänzt, nicht in ihrem Charakter verändert, so schreibt Marx, daß der zufällige und auch der allmählich regelmäßig werdende Austausch von Luxusprodukten zwischen den Gemeinwesen „neben der Produktion selbst her" spielt, also die Produktion für den eigenen Bedarf der Gesellschaft in diesem Stadium noch nicht auflöst. Der Tauschhandel zwischen einzelnen Bauern und Handwerkern, zwischen Dorfgemeinschaften und zwischen großen Gemeinwesen durch die Hände ihrer Repräsentanten, der Despoten, begründet das Verhältnis der „Ware". Diese Ware enthält alle Qualitäten die sich später im Kapitalismus entfalten sollten, aber erst im Keim. Sie enthält alle Widersprüche, aber erst der Möglichkeit nach. Wir befinden uns mit unserer Untersuchung hier, wo uns der „Tauschwert" begegnet, in einer anderen Lage als in Beziehung auf den Gebrauchswert und die von ihm in wichtigen Zügen bestimmte Produktion. Die Analyse des Tauschwerts in allen seinen Entwicklungsstadien von der einfachen Ware über das Geld bis zum Kapital war die zentrale Aufgabe für Marx bei der Kritik der kapitalistischen Verhältnisse, und dieses Thema ist der Inhalt seiner theoretischen Hauptwerke: „Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie", „Zur Kritik der Politischen Ökonomie", „Theorien über den Mehrwert" und „Das Kapital". Es ist nicht unsere Aufgabe, die Analyse von Ware, Geld und Kapital, die Marx gegeben hat, ausführlich zu wiederholen. Es ist aber das Interesse des Historikers, diese Analyse zu studieren, da die Erkenntnis des Wesens von Ware und Geld notwendig ist, um die Ge-

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schichte des Alten Orients und der Antike zu verstehen, in der sich die ökonomischen Erscheinungen von Ware und Geld zuerst gebildet und entwickelt haben, und es verbleibt unsere Aufgabe hier, die besondere Stellung und Entwicklung des Tauschwerts in der Gesellschaft der allgemeinen Sklaverei und Despotie und in der Gesellschaft der spezifischen Sklaverei auf der Grundlage des Privateigentums nach den Hinweisen von Marx und Engels zu charakterisieren. Nach dem tertium comparationis zwischen zwei in ihrer stofflichen Qualität, in ihren brauchbaren Eigenschaften durchaus verschiedenen Dingen hat Aristoteles wissenschaftlich vergeblich gesucht; er hat die Frage danach abgebrochen (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 64/65; vgl. S. 339). Aber die selbst arbeitenden Eigentümer, die den Tauschhandel in seiner einfachsten Form schon in uralter Zeit begonnen haben, fanden, wie Engels im Nachtrag zum dritten Bande des „Kapital" darlegt, die Vergleichsmöglichkeit durch die Praxis. Sie berechneten die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit für die Herstellung des Produkts. Das war in den Anfängen, bei unentwickeltem Bewußtsein, ein mühseliger Prozeß, der nur durch die gesellschaftliche Tradition zum Erfolg führen konnte. Das zeitraubende Feilschen, das sich besonders im Alten Orient entwickelt, aber nicht auf diesen beschränkt hat, hing mit der Primitivität der Wertermittlung zusammen. Da der Zeit- und Kraftaufwand dafür als Unkosten begriffen wurde, verlegte man den Abschluß der Tauschgeschäfte meist auf die Feiertage (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 2, S. 124). Die Übervorteilung des Tauschpartners bei den Tauschakten wurde subjektiv erstrebt, sobald das Privatinteresse dominierte, aber sie war bei den Tauschakten innerhalb des Gemeinwesens nur individuell, nicht gesellschaftlich möglich, da die objektiven Umstände und gesellschaftlichen Verhältnisse dem Betrug wenig Chance gaben. Die Tauschpartner waren, als Ackerbauern und Handwerker, Besitzer ihrer Produktionsmittel, also von gleicher ökonomischer Macht, und ein jeder kannte die Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse des andern. Der Tausch erfolgte somit zum „Wert", nach Maßgabe der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit für jedes Produkt, und er erfolgte zum Vorteil eines jeden Tauschpartners, da die Arbeitsteilung in der Produktion von Gebrauchswerten der Verbesserung des Produkts dient. „Der Austausch von Waren zu ihren Werten oder annähernd zu ihren Werten, d. h. also ein Austausch ohne Übervorteilung, aber auch ohne Durchschnittsbildung bei den Preisen, entwickelt sich auf einer viel niedrigeren Stufe der Entwicklung als die kapitalistischen Verhältnisse sie darstellen" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 202). 18*

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Bei solchem einfachen Tauschverkehr kann in der Warenproduktion jene Mystifikation, die später aus der Versachlichung der persönlichen Verhältnisse, aus der Herrschaft der scheinbar dinglichen Beziehungen über die persönlichen Beziehungen entstanden ist, noch keinen Raum gewinnen. Der Tauschakt ist den Tauschpartnern seiner Natur nach bekannt, er dient ihren unmittelbaren konkreten Bedürfnissen und wird von ihnen beherrscht. Innerhalb des einfachen Tauschverkehrs kann sich schon eine Geldware entwickeln. „Salz, Häute, Vieh, Sklaven" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 83) haben die Rolle des Geldes gespielt, haben den Tauschwert als solchen verkörpert, waren Maß des Wertes, Maßstab der Preise und Zahlungsmittel. Das Geld, das innerhalb der auf Gebrauchswerte unmittelbar gerichteten Produktion der Vermittlung des Tauschverkehrs dient, hat charakteristischerweise als Geldstoff ein Gebrauchsgut von besonderer Nützlichkeit, sei es ein „besonderer Konsumtionsgegenstand" oder ein „unmittelbares Produktionswerkzeug" (MARX: „Grundrisse ...", DVB, S. 83). Der Tauschverkehr zwischen den Selbstversorgern wird durch die Herausbildung einer Geldware scheinbar „unschuldig erweitert" — um diesen Ausdruck von Marx zu gebrauchen (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 386). Wesentlich ist, daß bei Anwendung von Geld, gleich weichen Stoffes, nicht nur zwei Partner, der unmittelbare Produzent und Konsument, an dem Tausch beteiligt sind, sondern mindestens drei, von denen einer den Gebrauchsgegenstand nur durch seine Hände passieren läßt. Die Möglichkeit zur Verselbständigung des Tauschaktes, zur Spezialisierung des Kaufmannshandels, ist in dieser einfachen Fortentwicklung der Tauschpraxis bereits gegeben. Wir werden bald sehen, wo und wie diese Möglichkeit in der Gesellschaft der altorientalischen Despotie zur Wirklichkeit wurde. Solange aber das Geld nur der Vermittlung des Produktentausches diente, solange der Gebrauchswert der Anfang und das Ende des Prozesses blieb, nach der Formel: „W-G-W" (Ware-Geld-Ware) (S. 313) ist die Natur dieses Tauschprozesses noch die gleiche. Er bleibt der Befriedigung der konkreten Bedürfnisse des Menschen Untergeordnet. Gebrauchswerte sind nicht immer Gegenstände. Auch Dienste können Gebrauchswerte sein (S. 247). Sobald Dienste gegen Tauschartikel z. B. f ü r Lebensmittel oder auch für Geld, geleistet werden, entsteht formell Lohnarbeit. Sklavenarbeit gehört in die Rubrik der bloßen Übertragung von Produkten, der Tagelohn aber ist eine Erscheinung des Äquivalenten-Tausches, er ist ökonomisch eine andere Kategorie, obgleich Ausbeutung in beiden Fällen stattfindet. Aber diese Lohnarbeit im Altertum hat wiederum auch einen anderen Charakter als die Lohn-

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arbeit in einer Gesellschaft der allgemeinen kapitalistischen Warenproduktion. Marx hat ausführlich dargelegt, daß es sich bei der „Lohnarbeit" in einer auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichteten Produktion nur um einen besonderen Fall des einfachen Tausches von Gebrauchswerten handelt (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 369—371). Er nennt als Beispiel den Bauern, der sich einen vagabundierenden Schneider ins Haus nimmt und sich von diesem gegen Lebensmittel, oder auch schon gegen Geld, Kleidung anfertigen läßt. In dem gleichen Verhältnis wie der Schneider arbeitet der Arzt, dessen Dienste gegen Lebensmittel oder gegen Geld in einer überwiegend auf den Gebrauchswert gerichteten Produktionsweise in Anspruch genommen werden. Die ökonomische Gleichstellung von Diensten zur Herstellung eines Kleides oder der Gesundheit ist darin begründet, daß die Natur des Gebrauchsgutes nicht auf Gegenstände beschränkt ist (S. 247). Das gesamte Rätselraten aber um den produktiven oder unproduktiven Charakter der Dienste unter kapitalistischen Verhältnissen fällt in einer unmittelbar auf den Gebrauchswert gerichteten Produktion fort (S. 247). Der Austausch schon erarbeiteter Produkte gegen einen zu leistenden Dienst, also der Austausch schon vergegenständlichter gegen lebendige Arbeit ist im geschilderten Fall nur ein „formeller Unterschied der verschiedenen tempora der Arbeit, die einmal im Perfectum steht und einmal im Präsens (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 369). Der Vorgang ist und bleibt ein einfacher Tauschakt, auch wenn ein Dienst geleistet wird im Austausch gegen ein gegenständliches Produkt. „Do ut facias, erscheint hier ganz auf derselben Stufe wie facio ut des oder do ut des" (MARX: „Grundrisse . . . " , DVB, S. 369).

Auch die Vermittlung des Tauschaktes durch Geld begründet kein kapitalistisches Lohnarbeitsverhältnis: „Nun aber existiert das Geld schon sehr früh als Käufer sogenannter Dienste, ohne daß G ( = Geld, d. Verf.) sich in Geldkapital verwandelt oder der allgemeine Charakter der Wirtschaft umgewälzt würde" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 2, S. 28).

Solange die Partner bei einem solchen Tauschvorgang Eigentümer ihrer Produktionsmittel sind, erscheint in dieser Analyse keinerlei Schwierigkeit. Aber die genaue Analyse des einfachen Tauschvorganges war notwendig, um seine Entwicklung unter den Verhältnissen der Ausbeutung richtig zu verstehen. Die Verhältnisse treiben über sich selbst hinaus. In der Gesellschaft der altorientalischen Despotie tauscht nicht nur der landwirtschaftlich Tätige die Dienste des Handwerkers ein, sondern auch der Despot und seine Satrapen nehmen Dienste in Anspruch.

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Auf Grund der Ausbeutung der Dorfgemeinschaften sammeln sich Reichtümer bei dem Despoten und seinen Satrapen, die für jene frühen Zeiten ungeheuerlich erschienen. Der Despot und seine Satrapen verausgabten ihre angesammelten Schätze für ihren persönlichen und für ihren repräsentativen Bedarf. Sie beschäftigten eine große Anzahl von Handwerkern. War das Verhältnis zwischen dem reichen Despoten und dem von ihm ernährten oder auch entlohnten Handwerker auch nur ein einfacher Tauschakt oder gleich dem Verhältnis zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter? Im Tauschverkehr zwischen den selbst arbeitenden Eigentümern, zwischen Handwerker und Bauern, gab es keine Ausbeutung des einen durch den anderen. Aber jetzt taucht das Ausbeutungsverhältnis auf. Marx hat den Charakter der „Lohnarbeit" auch unter diesen Verhältnissen untersucht. „Austausch des Geldes als Revenu, als bloßes Zirkulationsmittel gegen lebendige Arbeit, kann nie das Geld als Kapital, daher nie die Arbeit als Lohnarbeit im ökonomischen Sinne setzen" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 371). Marx nimmt dann direkt Bezug auf die Gesellschaften im Altertum, in denen der Despot oder der Staat Arbeiten in großem Umfang in Anspruch nimmt; wo sich das charakterisierte Verhältnis also in großem Maßstab wiederholt, ohne darum ein Kapitalverhältnis zu begründen. „In asiatischen Gesellschaften, wo der Monarch als der exklusive Besitzer des Landsurplusprodukts erscheint, entstehn ganze Städte, die au fond nichts als wandelnde Lager sind, durch den Austausch seiner Revenu mit den free hands, wie Steuart sie nennt. In diesem Verhältnis ist nichts von Lohnarbeit, obgleich es im Gegensatz zur Sklaverei und Leibeigenschaft stehen kann, nicht muß, denn unter verschiednen Formen der Gesamtorganisation der Arbeit wiederholt es sich immer. Sofern Geld diesen Austausch vermittelt, wird die Preisbestimmung auf beiden Seiten wichtig werden, aber für A nur insofern als er den Gebrauchswert der Arbeit nicht zu teuer bezahlen will; nicht insofern es ihm um ihren Wert zu tun ist. Daß dieser Preis, ursprünglich mehr konventionell und traditionell, nach und nach ökonomisch bestimmt wird, erst durch Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr, schließlich durch die Produktionskosten, wodurch solche lebendige Dienste Verkaufende selbst hergestellt werden können, ändert am Wesen des Verhältnisses nichts, da nach wie vor die Preisbestimmung nur ein formelles Moment für den Austausch bloßer Gebrauchswerte bleibt. Diese Bestimmung selbst wird aber durch andre Verhältnisse, die allgemeinen, gleichsam hinter dem Rücken dieses besondren Austauschakts vor sich gehenden Gesetze und Selbstbestimmung der herrschenden Produktionsweise hervorgebracht. Eine der Formen, in denen zuerst in den alten Gemeinwesen diese Art der Besoldung erscheint, ist das Heerwesen. Der Sold des gemeinen Soldaten wird auch auf ein Minimum herabgesetzt — ist

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rein durch die Produktionskosten bestimmt, zu denen er verschafft werden kann. Wogegen er aber seine Dienstleistung austauscht, ist die Revenue des Staats, nicht Kapital" (MARX: „Grundrisse...", D V B , S. 371)

und dementsprechend in den „Theorien über den Mehrwert": „Wo . . . A r b e i t . . . sich direkt gegen die Revenue austauscht, wie die Manufakturarbeit der Städte in Asien, existiert kein Kapital und keine Lohnarbeit im Sinne der bürgerlichen Ökonomie" (MARX: „Mehrwerttheorien", Dietz Stuttg., Bd. 1, S. 259).

Besonders zu beachten ist hier, daß auf Seiten des Arbeitenden die Herabdrückung seines Entgelts auf die Produktionskosten schon vorliegt (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 371). Insofern befindet er sich materiell in der gleichen Lage, in der sich später der Lohnarbeiter im Kapitalismus befand. Aber da seine Arbeitskraft nicht zur Verwertung in der Warenproduktion in Anspruch genommen wird, sondern nur der Vermehrung von Gebrauchsgütern dient, ist er nicht ein Lohnarbeiter im kapitalistischen Sinne. Er ist ein ausgebeuteter unmittelbarer Produzent, aber er produziert keine Waren, sondern Gebrauchswerte. Daher steht er in einem anderen Verhältnis als der „Lohnarbeiter". Diese Analyse ist für die ökonomische Beurteilung der Arbeitsverhältnisse in der Gesellschaft der Sklaverei von großer Bedeutung. Auch die vom Ausbeuter natural oder in Geld entlohnte Arbeit hat einen durchaus verschiedenen Charakter, wenn sie in der unmittelbar auf den Gebrauchswert oder wenn sie in der auf den Tauschwert gerichteten Produktion angewendet wird. Die logische Darstellung der typischen Verhältnisse (S. 67) dient auch in dem hier vorliegenden Falle nicht einer unzulässigen Verallgemeinerung, sondern vielmehr dem genaueren Verständnis und der genaueren Differenzierung historischer Erscheinungen. Arbeit für Entgelt ist nicht in allen geschichtlichen Perioden dasselbe. „Die Produktionsverhältnisse jeder Gesellschaft bilden ein Ganzes..." (S. 244) und können nur in ihrer Beziehung aufeinander richtig erkannt werden. Es gibt einfache Austauschverhältnisse — und dazu gehören die von Marx beschriebenen „Lohnarbeiten" in der Gesellschaft der Sklaverei — die sich noch nicht zum Kapitalverhältnis entwickelt haben, auch dann nicht, wenn der „Tausch" nur noch formell erscheint als Hülle der Ausbeutung und Zwangsübertragung von Produkten. Die Ausbeutung allerdings, der der Arbeitende bei Herabdrückung seines Lohns auf die bloßen Reproduktionskosten der Arbeitskraft unterworfen ist, untergräbt die direkte Gebrauchswerte-Produktion schon ebenso wie das Ausbeutungsverhältnis der Sklaverei sie untergräbt. Das Verhältnis einer für den Konsumenten geleisteten „Lohnarbeit" wiederholt sich, wie Marx bemerkt, unter den verschiedenen Formen

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der Gesamtorganisation der Arbeit, unter den Verhältnissen der Sklaverei wie denen der Leibeigenschaft. Es braucht zu diesen Verhältnissen nicht im Gegensatz zu stehen. Es kann sogar das Verhältnis efrier Knechtschaft im weiteren Sinne überdecken, soweit es in der Gesellschaft der Despotie — wie im Alten Orient — stattfindet. Innerhalb der Produktion in den Formen der ökonomischen Despotie hat es also Kapital nicht gegeben. Wir halten das zunächst fest, um auf die Frage des „Kapitals" unter antiken Verhältnissen später einzugehen. Zunächst beschäftigen uns nach den frühen Formen der Tagelöhnerarbeit gewisse neuartige Prozesse im Rahmen des Tauschverkehrs, sobald dieser mit der Entstehung des Geldes zur Zirkulation im eigentlichen Sinne wurde. Der Tauschwert verselbständigte sich in zwei ökonomischen Vorgängen, die nicht mehr den Gebrauchswert, sondern den Tauschwert als solchen zum unmittelbaren Zwecke hatten. Der eine dieser ökonomischen Vorgänge ist die Schatzbildung, der zweite die Entwicklung des Kaufmannshandels und des Handelskapitals. Eine Voraussetzung für beide ist das Metallgeld. In einem Zirkulationsprozeß, dessen direktes Ziel nicht mehr der Gebrauchswert, sondern die Vermehrung des Tauschwerts war, nahm das Geld selbst eine andere Gestalt an. Nicht mehr die Ware, die die nützlichste für den Konsum oder die Produktion war, wurde Geldstoff, sondern diejenige, die ihrer Natur nach nicht in den Konsum und nicht in die Produktion einging, die vielmehr in der Zirkulation verblieb, oder, herausgezogen, in der gleichen Gestalt von neuem darin erscheinen konnte. Das Edelmetall ist nicht, wie ehedem Vieh und Sklave, zum Geldstoff geworden auf Grund seines besonderen Gebrauchswertes; vielmehr erhielt es seinen besonderen Gebrauchswert dadurch, daß es als Geld diente (MARX: „Grundrisse ...", DVB, S. 83). Die Schatzbildung, die unter den Verhältnissen der altorientalischen Despotie zum erstenmal aufgetreten ist, hat Marx in verschiedenem Zusammenhang in den Kreis seiner Betrachtung einbezogen. Wie jede ökonomische Erscheinung, erhält auch die Schatzbildung ihren besonderen Charakter durch die allgemeinen Verhältnisse, in denen sie stattfindet. Eine kurze Bemerkung von Marx in einem Briefe an Engels aus dem Jahre 1858 berührt die Weltgeschichte der Schatzbildung: „In dieser Eigenschaft [als selbständiges Dasein des Wertes, d. V ö r f . ] . . . ist das Geld . . . Gegenstand des hoarding [Schatzbildung, d. Verf.] (Diese Funktion erscheint wichtig in Asien jetzt noch und in der antiken Welt und Mittelalter generally. Existiert jetzt nur noch untergeordnet im Bankwesen . . . ) " ( M A R X an Engels, Briefwechsel, DVB, Bd. 2, S. 386, Brief 516, vom 2. April 1858).

X. Gebrauchswert und Tauschwert

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„In Asien jetzt noch", das bedeutet im Alten Orient und in denjenigen Ländern, in denen sich in Asien Formen der altorientalischen Despotie und ursprünglichen Dorfgemeinschaft noch immer erhalten hatten, wie z. B. in Indien. Unter den Verhältnissen der altorientalischen Despotie trat also die Schatzbildung zum erstenmal auf, weil das Geld zum erstenmal das selbständige Dasein des Tauschwertes verkörperte. Es gibt jedoch schon im Alten Orient mehrere Formen der Schatzbildung, die ökonomisch zu unterscheiden sind. Eine Vorstufe der Schatzbildung, ihre „naive Form" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 136) ist zunächst die Aufspeicherung von Goldund Silberschätzen, die sich in der Form des Schmuck- und Prunkstückes, also eines Gebrauchsgutes, befinden. Gold und Silber sind die Luxusgüter unter den Gebrauchswerten; sie repräsentieren den Reichtum an GebrauchsgÄtern. Wie der Tausch von Luxusgütern eine Wurzel des internationalen Kaufmannshandels, so ist der Prunkschatz des Despoten eine Erscheinung, die der Anhäufung von Geldschätzen direkt vorangeht, aber ökonomisch noch einen anderen Charakter hat, da sie ein Vorgang der auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichteten Wirtschaft ist. Auf derselben Linie liegt die Freude der indischen Dorfgemeindeglieder an Schmuck. Diese beiden Ausgangspunkte erwähnt Marx: „ . . . in Asien und Ägypten erscheinen diese Schätze in der Hut der Könige und Priester mehr als Zeugen ihrer Macht" (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 134). „Seit unvordenklichen Zeiten bezog Europa die wundervollen Gewebe indischer Arbeit, für die es im Austausch Edelmetalle lieferte, das Material für den Goldschmied, dieses unentbehrliche Mitglied der indischen Gesellschaft, deren Vorliebe für Schmuck so groß ist, daß selbst die Angehörigen der niedrigsten Klasse, die fast nackt herumlaufen, gewöhnlich ein Paar goldene Ohrringe und irgendein anderes goldenes Schmuckstück am Halse tragen" (MARX: „Die Britische Herrschaft", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 322).

Diese „ästhetische Form des Schatzes" ist auch nach der Entstehung des Geldschatzes noch von einer bestimmten Bedeutung gewesen. „Neben der unmittelbaren Form des Schatzes läuft seine ästhetische Form, der Besitz von Gold- und Silberwaren . . . Es bildet sich so teils ein stets ausgedehnter Markt für Gold und Silber, unabhängig von ihren Geldfunktionen, teils eine latente Zufuhrquelle des Geldes, die namentlich in gesellschaftlichen Sturmperioden fließt" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 139).

Der „Ästhetische Schatz" ist noch eine Erscheinung der auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichteten Produktion, der Geldschatz, die „Akkumulation" im ursprünglichen und eigentlichen Sinne (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 141) ist eine erste Erscheinung des im Zirkulationsprozeß verselbständigten Tauschwertes in seiner Geldform. Da, wo diese

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Erscheinung zuerst auftritt, in den altorientalischen Despotien, wird der Reichtum in der Form des Schatzes noch als letzter Zweck festgehalten (MARX: a. a. O., S. 143/144), und das ist offenbar eine erste, sehr rohe, dem Wesen des Tauschwertes nicht voll entsprechende Verfahrensform. Es deutet sich aber auch schon in dieser Form die Umkehrung der bisherigen Verhältnisse und Vorstellungen an. Die Gold- und Silberwaren, der Schmuck- und Prunkschatz im Dorf und beim Despoten werden eine sekundäre Erscheinung, sie sind nicht mehr als ästhetischer Schatz der höchste Luxus, Gipfel der Gebrauchswerte-Produktion, sondern nur noch eine sekundäre Form des Geldschatzes, gesucht und nützlich, weil man ihren Gebrauchswert besonders leicht und sicher in Tauschwert umwandeln kann (MARX: „Das Kapital" DVB, Bd. 1, S. 144). Das Benutzen von Gold- und Silberwaren als Schmuck- und Gebrauchsgegenstände wird jetzt aus der Freude des Konsumenten'^m Gebrauchsgut zur größten „Schaustellung des Reichtums" an Tauschwert (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 143). Diese Schaustellung erfolgt allerdings nur, wenn sich der Besitzer ganz und gar in Sicherheit fühlt. Dann „vergoldet" er „sich und sein Haus" (MARX: a. a. O., S. 143). Aber wie er Gefahr wittert, vergräbt er seinen Schatz (MARX: a. a. O., S. 138/139). Auf Grund der Widersprüche des Tauschwerts gegen den Gebrauchswert überhaupt und auf Grund der Wiedersprüche einer sehr unentwickelten Funktionsform des Tauschwertes in einer noch vorwiegend auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichteten Produktionsweise wird das Verhalten des Schatzbildners immer bizarrer. Marx schildert die neuen Gegensätze in Formulierungen von köstlicher Ironie. „Unser Schatzbildner erscheint als Märtyrer des Tauschwerts, heiliger Asket auf dem Gipfel der Metallsäule" (MARX: „Zur Kritik . . .", DVB, S. 140). „Er schwärmt für den Tauschwert und darum tauscht er nicht aus." — „Es ist ihm nur um den Reichtum in seiner gesellschaftlichen Form zu tun und darum vergräbt er ihn vor der Gesellschaft." — „Er verlangt die Ware in ihrer stets zirkulationsfähigen Form, und darum entzieht er sie der Zirkulation" (a. a. O.). Aber dieses absurd erscheinende Verhalten entspricht nur den Widersprüchen von Verhältnissen, die Durchgangsphase für eine wichtige ökonomische Entwicklung sind. „In der Tat aber ist das Aufhäufen des Geldes um des Geldes willen die barbarische Form der Produktion um der Produktion willen, d. h. Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit hinaus über die Schranken herkömmlicher Bedürfnisse. Je unentwickelter die Warenproduktion, um so wichtiger ist die erste Verselbständigung des Tauschwerts als Geld, die Schatzbildung, die daher eine große Rolle spielt bei den alten Völkern, in Asien bis auf die heutige Stunde, und bei den modernen Bauernvölkern, wo der Tauschwert noch nicht alle Produktionsverhältnisse ergriffen hat" (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 142).

X. Gebrauchswert und Tauschwert

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Wir halten aus dieser Belegstelle besonders den Gedanken fest: „Je unentwickelter die Warenproduktion, u m so wichtiger ist die erste Verselbständigung des Tauschwerts". Der Schatzbildner ist nicht ein N a r r auf G r u n d seiner individuellen Veranlagung. Die Absurdität seiner Erscheinung ist n u r die Manifestation eines in der Entwicklung u n v e r meidlichen Widerspruchs: „Der Trieb der Schatzbildung ist von Natur maßlos. Qualitativ oder seiner Form nach ist das Geld schrankenlos, d. h. allgemeiner Repräsentant des stofflichen Reichtums, weil in jede Ware unmittelbar umsetzbar. Aber zugleich ist jede wirkliche Geldsumme quantitativ beschränkt, daher auch nur Kaufmittel beschränkter Wirkung. Dieser Widerspruch zwischen der quantitativen Schranke und der qualitativen Schrankenlosigkeit des Geldes treibt den Schatzbildner stets zurück zur Sisyphusarbeit der Akkumulation" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 138). Auf einer relativ hohen Entwicklungsstufe finden wir die Schatzbildung in der Hand des K a u f m a n n s , obgleich sie in primitiven Zuständen auch hier noch u n t e r primitiven, selbst abergläubischen Vorstellungen vor sich gehen kann. Marx e r w ä h n t die Tatsache, daß in Indien selbst noch in moderner Zeit — aber u n t e r altertümlichen Verhältnissen — die Kaufleute ihr Geld vergruben, u m es im Jenseits zur V e r f ü g u n g zu haben (MARX: „Zur K r i t i k . . . " , DVB, S. 138). Es sind vor allem zwei Momente, die aus dem Wesen des Tauschwertes h e r a u s die Schatzbildung bestimmen: Maßlosigkeit u n d Abstraktheit. Der Konsum des Menschen u n d der i h m dienende Gebrauchswert tragen Maß u n d Ziel in sich. Alle Prozesse, die vom Tauschw e r t beherrscht werden, sind jedoch i h r e r N a t u r nach maßlos, weil ihr A n f a n g zugleich ihr Ende ist u n d sie auf diese Weise im Ende zum neuen A n f a n g zurückkehren (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 158). Alle diese Prozesse erhalten zugleich einen abstrakten Charakter. Die Konkretheit u n d Individualität des Reichtums, die wir in der auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichteten Produktion erscheinen sahen, verschwindet bei dem Geldschatz-Bildner. „Alle andern Waren werden aufgehäuft entweder als Gebrauchswerte, und dann ist die Art ihrer Aufhäufung bestimmt durch die Besonderheit ihres Gebrauchswerts. Aufhäufen von Getreide z. B. erfordert besondre Vorrichtungen. Schafe aufhäufen macht mich zum Hirten, Sklaven und Land aufhäufen macht Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnisse nötig usw. Die Vorratbildung des besondern Reichtums erfordert besondere Prozesse, unterschieden vom einfachen Akt des Aufhäufens selbst, und entwickelt besondre Seiten der Individualität. Oder der Reichtum in der Form von Waren wird als Tauschwert aufgehäuft, und dann erscheint die Aufhäufung als eine kaufmännische oder spezifisch ökonomische Operation. Das Subjekt derselben wird Kornhändler, Viehhändler usw. Gold und Silber sind Geld nicht durch irgendeine Tätigkeit des Individuums, das sie auf-

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häuft, sondern als Kristalle des ohne sein Zutun vor sich gehenden Zirkulationsprozesses. Er hat nichts zu tun, als sie beiseite zu schaffen und Gewicht zu Gewicht zu häufen, eine ganz inhaltslose Tätigkeit, die auf alle anderen Waren angewandt, sie entwerten würde" (MARX: „Zur Kritik . . . " , DVB, S. 141)

und dazu: „Die Bereicherungssucht im Unterschied von der Sucht nach besonderm natürlichen Reichtum oder Gebrauchswerten, wie Kleider, Schmuck, Herden usw., ist nur möglich, sobald der allgemeine Reichtum als solcher in einem besondern Ding individualisiert ist, und daher als einzelne Ware festgehalten werden kann. Das Geld erscheint also ebensosehr als Gegenstand wie Quelle der Bereicherungssucht. Was in der Tat zugrunde liegt ist, daß der Tauschwert als solcher und damit seine Vermehrung zum Zweck wird" (MARX: „Zur Kritik . . . " , DVB, S. 140).

Der Tauschwert als solcher, der dem Prozeß der Schatzbildung zugrunde liegt, ist ein Abstraktum; er ist kein Gegenstand, sondern eine Beziehung. In der Schatzbildung, sofern sie eine Geldschatzbildung ist, erscheint zum erstenmal, absurd, bizarr, komisch, zugleich erschreckend und drohend die Umkehrung aller menschlichen Verhältnisse durch die direkte Richtung auf den Tauschwert. Die Entwicklung einer spezifisch menschlichen Qualität, der Fähigkeit zum Austausch (S. 19), nimmt eine aller Humanität entgegengesetzte Form an. An Stelle der Menschenwürde tritt der Tauschwert (MARX U. ENGELS: „Manifest", a. a. O., S. 26). Aber er tritt an die Stelle einer sehr begrenzten Menschlichkeit (S. 249), die zu entwickeln nur auf dem Wege der — vorübergehenden — Herrschaft der Ware über den Menschen, der Abstraktheit und Maßlosigkeit möglich war (S. 283). Für die Entwicklung der Verhältnisse der Despotie und allgemeinen Knechtschaft war es typisch, daß inmitten einer auf den Gebrauchswert — auch schon auf den Luxusgebrauchswert — unmittelbar gerichteten Produktion das neue und widersprechende Element von Prozessen, die der Tauschwert beherrschte, bereits auftauchte. Der Despot repräsentierte noch den genießenden Reichtum, die Fülle des ästhetischen Reichtums, er repräsentierte seine ökonomische Macht durch diese Art des Reichtums. Der Asket auf der Metallsäule, der „dem Goldfetisch seine Fleischeslust" opferte (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 139) war eine dem völlig widersprechende und neue Erscheinung. Er war die Ankündigung der heraufziehenden Warenproduktion. Der Schatz entsteht dadurch, daß Geld aus der Zirkulation herausgezogen wird. Dieser Vorgang ist allen Formen der Warenproduktion gemein. Das Besondere der Schatzbildung in einer Gesellschaft, in der die Warenproduktion noch wenig entwickelt ist, liegt darin, daß die

X. Gebrauchswert und Tauschwert

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Schatzbildung noch als Selbstzweck erscheint (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 2, S. 79). Entstand der Schatz dadurch, daß das Geld, die Verkörperung des Tauschwertes, aus der Zirkulation herausgezogen wurde, so entstand eine zweite, höhere Entwicklungsform des Tauschwerts auf dem Wege, daß der Tauschwert in einen besonderen selbstständigen Zirkulationsprozeß hineinging. Dieser besondere Prozeß war der Kaufmannshandel, und die besondere Erscheinungsweise des Tauschwerts darin war das Handelskapital. Ehe wir auf die Bemerkungen von Marx über die „Handelsvölker" im Alten Orient eingehen, unterrichten wir uns über die besondere Art des Kaufmannshandels, die für jene Zeiten charakteristisch war, und über den Zusammenhang seiner Geschäfte mit der Sklaverei. Mit der Periode der „militärischen Demokratie", in der der Krieg zu einem ständigen Erwerbszweig wurde (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 163), hat sich auch der Charakter des friedlichen Handels zwischen einzelnen Gentilgruppen verändert. Es entstand der Raubhandel zu Lande und zur See, der mit dem Raubkrieg verwandt war. Abgesehen von den Unterschieden in der Quantität der aufgewandten Kräfte, des betroffenen Gebiets und der Beute unterschieden sich Raubkrieg und Raubhandel aber auch qualitativ, da der Raubhandel grundsätzlich nicht — wie der Raubkrieg — der unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung des Räubers diente, sondern der Beschaffung von Tauschgegenständen. Diese andere Qualität kam auch darin zum Ausdruck, daß sich eine Gruppe, die Kaufmannschaft, auf den Handel spezialisierte: „Die Zivilisation... erzeugt eine Klasse, die sich nicht mehr mit der Produktion beschäftigt, sondern nur mit dem Austausch der Produkte — die Kaufleute" (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", D V B , S. 164).

So schreibt Engels und tatsächlich hat sich erst in der „Zivilisation", d. h. unter Privateigentumsverhältnissen eine breitere Schicht von Kaufleuten bilden können. Aber vorhanden waren die Spezialisten des Austauschs auch schon in der „Barbarei", in der Bronzezeit, unter den Verhältnissen der alten Despotien. Das Goethewort: „Man fragt ums Was? und nicht ums Wie? Ich müßte keine Schiffahrt kennen: Krieg, Handel und Piraterie, Dreieinig sind sie, nicht zu trennen." (Goethe: „Faust", 2. Teil, 5. Akt, Palast, Mephistopheles).

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trifft in den Anfängen der Ausbeutung und des systematischen Raubes genau die ökonomische Eigenart dieses Handels, wie sie auch von Marx gekennzeichnet sind: „ . .. ein System der Plünderung dar, wie denn auch seine Entwicklung (die Entwicklung des Handelskapitals, d. Verf.) bei den Handelsvölkern der alten wie der neuen Zeit direkt mit gewaltsamer Plünderung, Seeraub, Sklavenraub, Unterjochung... verbunden ist" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 363/364). Zum Raub trat die Prellerei: „Solange das Handelskapital den Produktenaustausch unentwickelter Gemeinwesen vermittelt, erscheint der kommerzielle Profit nicht nur als Übervorteilung und Prellerei, sondern entspringt großenteils aus ihr. Abgesehen davon, daß es den Unterschied zwischen den Produktionspreisen verschiedener Länder ausbeutet (und in dieser Beziehung wirkt es hin auf die Ausgleichung und Festsetzung der Warenwerte), bringen es jene Produktionsweisen mit sich, daß das Kaufmannskapital sich einen überwiegenden Teil des Mehrprodukts aneignet, teils als Zwischenschieber zwischen Gemeinwesen, deren Produktion noch wesentlich auf den Gebrauchswert gerichtet ist, und für deren ökonomische Organisation der Verkauf des überhaupt in Zirkulation tretenden Produktenteils, also überhaupt der Verkauf der Produkte zu ihrem Wert von untergeordneter Wichtigkeit ist; teils weil in jenen früheren Produktionsweisen die Hauptbesitzer des Mehrprodukts, mit denen der Kaufmann handelt, der Sklavenhalter, der feudale Grundherr, der Staat (z. B. der orientalische Despot) den genießenden Reichtum vorstellen, dem der Kaufmann Fallen stellt, wie schon A. Smith in der angeführten Stelle für die Feudalzeit richtig herausgewittert hat" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 362/363). Für diese Entwicklung eines Kaufmannshandels, der durch Raub und Prellerei charakterisiert war, ist der Sklavenhandel typisch, und wuschen, wie auch in den aufgeführten Belegstellen der Handel mit Sklaven erwähnt und der Sklave als eine allgemeine Ware erkannt wird, die sogar zur „Geldware" werden konnte (S. 276). Tauschverkehr und Außenhandel setzen das Privateigentum nicht unbedingt voraus. Aber sie werden durch das Privateigentum gefördert. Auch der Mensch ist als Privateigentum zur Ware geworden. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, daß das Privateigentum an dem Produktionsmittel „Sklave" früher bestanden hat als das Privateigentum am Grund und Boden. Die Sklaven gehörten zu dem „Mobiliareigentum", von dem Marx und Engels sagen: „Das eigentliche Privateigentum fängt bei den Alten, wie bei den modernen Völkern, mit dem Mobiliareigentum an" (MARX u. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 61). „Kaum hatten die Menschen angefangen auszutauschen, so wurden sie auch schon selbst ausgetauscht" (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 175).

X . Gebrauchswert und Tauschwert

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Die Patriarchen der Hirtenstämme beispielsweise, die die Weiden noch gemeinsam besaßen, hatten Sklaven schon im Privatbesitz (ENGELS: „Ursprung der Familie", DVB, S. 55 u. 160). Der Sklavenhandel gehört daher zu den frühesten Formen des Warenhandels auf der Grundlage des Privateigentums und auch zu den frühesten Formen des Handels, in dem nicht mehr Äquivalente zwischen Produzenten ausgetauscht worden sind, sondern auf den sich die Händler spezialisierten, um Handelsgewinne zu machen. „Wohlfeil kaufen, um teuer zu verkaufen, ist das Gesetz des Handels. Also nicht der Austausch von Äquivalenten" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 361).

Wie die Sklaverei auf Ausbeutung, so beruhte der Sklavenhandel von Anbeginn auf diesem Gesetz, das er durch Raub und Prellerei, durch Ausnutzung der Ungleichmäßigkeiten in der Entwicklung der Völkerschaften, durch eigene genaue Kenntnis einerseits, durch Täuschung der Lieferanten und Abnehmer über die Unterschiede der Produktionsweisen in den Ursprungs- und Bestimmungsländern andererseits verwirklicht hat. Warum aber ließ der Despot und Sklavenhalter, der „genießende Reichtum" es sich gefallen, daß ihm der Kaufmann „Fallen stellte", wie Marx schreibt (Belegstelle S. 286). Warum ging er dazu über, sich Schätze und Sklaven nicht mehr durch die Anstrengung eigener Raubzüge, sondern kraft seiner schon bestehenden Herrschaft über die Dinge anzueignen, die er eintauschen lernte? „Von der sehr frühen Zeit an, wo Sklavenfängerei und Sklavenausbeutung getrennte Geschäftszweige wurden, mußten die Ausbeuter von Sklavenarbeit die Sklaven kaufen, die Herrschaft über den Menschen erst durch die Herrschaft über die Dinge, über den Kaufpreis, die Unterhalts- und Arbeitsmittel des Sklaven erwerben" (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 227).

Die Voraussetzungen waren offenbar, daß der materielle gegenständliche Reichtum des Sklavenhalters zu einem solchen Austausch bereits ausreichte und daß er in dem Tausch einen Vorteil für sich sah, selbst wenn er dabei geprellt wurde. „Der Kaufmann kauft und verkauft für Viele. In seiner Hand konzentrieren sich Käufe und V e r k ä u f e . . . " (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 357).

Durch die Konzentration der Vorgänge tritt speziell im Handel eine große Arbeitsersparnis ein. Schiffsraum, Rudererzahl, Fahrtdauer sind bis zu einem gewissen Grade die gleichen beim Transport weniger oder vieler Gegenstände und Sklaven. Die Gefahren und Kämpfe, das notwendige Wachpersonal vermehren sich nicht im gleichen Maße wie die toten und lebenden Güter. Kurz, die Unkosten verteilen sich auf eine

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größere Beute. Der Kaufmann kann besonders beim Sklavenraub mit relativ weniger Aufwand arbeiten als der einzelne Sklavenhalter, der nur den eigenen Bedarf decken will. Durch die Spezialisierung entwickeln sich aber auch die Handelserfahrung und die „kaufmännischen Fähigkeiten". Die Erfahrungen und Traditionen im Sklavenhandel z. B. führten außerdem dazu, daß in bestimmten, keineswegs unbedeutenden Fällen die Mühe der Menschenjagd, des ersten Versklavungsaktes, vom Erwerber auf einen Lieferanten abgeschoben werden konnten. Wenn ehedem der Gentilvorsteher Tauschakte für die Gens vollzog, so entwickelte sich diese Erscheinung unter veränderten ökonomischen und politischen Verhältnissen zur Machtvollkommenheit des Stammeshäuptlings, Angehörige seines Stammes oder Kriegsgefangene seines Stammes als Sklaven wegzugeben. Bei solchem Handel vermochte der Sklavenhändler des Landes mit der entwickelteren Produktion beide Teile zu prellen, sowohl den Lieferanten durch minderwertige Tauschgegenstände als auch den Abnehmer durch Täuschung über die wahren Kosten der Sklavenbeschaffung. Der Sklavenhandel wurde so gewinnbringend genug, um die Anstrengungen der Kaufmannschaft auf die Verbreitung der Sklavereiverhältnisse und damit die Erweiterung ihrer Absatzgebiete zu richten. War einerseits die Sklaverei eine bedeutende Quelle neuer Handelsmöglichkeiten — Raubhandelsmöglichkeiten! — zwischen den Völkerschaften, so wurde sie andrerseits durch den Handel selbst verbreitet und vorwärts getrieben. Der Menschenräuber und der Menschenhändler waren gleicherweise daran interessiert, daß es Sklavenhalter gab, Abnehmer für die Menschenware. „In dem Sklaven wird das Produktionsinstrument direkt geraubt. Dann aber muß die Produktion des Landes, für das er geraubt wird, so gegliedert sein, um Sklavenarbeit zuzulassen, o d e r . . . es muß eine dem Sklaven entsprechende Produktionsweise geschaffen werden" (MARX: „Zur Kritik . . . " , DVB, S. 254).

Kaufleute — wie Seeräuber — wurden vor allem Küsten- und Inselbewohner, die ihre günstig gelegenen Wohnsitze für das gewinnbringende Geschäft ausnutzen konnten. Aber wir dürfen nicht schematisieren, es gab auch andere Anknüpfungspunkte. Engels hat der Spezialisierung von Hirtenvölkern eine große Bedeutung für die Entwicklung des Austausches zugewiesen. „Die Hirtenstämme produzierten nicht nur mehr, sondern auch andere Lebensmittel als die übrigen Barbaren... Damit wurde ein regelmäßiger Austausch zum erstenmal möglich" (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 158/159).

X. Gebrauchswert und Tauschwert

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Engels spricht dabei von einer ursprünglichen Stufe der Entwicklung, in der der Austausch der Hirten- mit anderen Barbarenvölkern erstmals in der Entstehung von Geld, und zwar von Vieh-Geld resultierte. Aber diese Entwicklungslinie ist weiter gegangen und Marx erwähnt im „Kapital": „Andrerseits, im geraden Gegenteil zur städtischen Entwicklung und ihren Bedingungen, ist Handelsgeist und Entwicklung des Handelskapitals oft gerade nicht ansässigen, nomadischen Völkern eigen" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 364). Handelskapital erschien also auch ohne Städtebildung. Dennoch war es die Stadt, die in der Geschichte das für die Entwicklung des Handels und Handelskapitals maßgebende Zentrum geworden ist. Unter den Verhältnissen der Agrikultur und der Despotie waren die „Handelsvölker" bereits in Städten ansässig. Marx, der den geschichtlich frühesten Erscheinungsformen des Kapitals nachspürte, ist in seinen Analysen mehrfach auf die „Handelsvölker" in der Alten Welt gestoßen. Material stand ihm dabei nur für die großen selbständigen Handelsstädte, die der Phönizier und Karthager, zur Verfügung, und für diese infolge der großen Zerstörungen nur in sehr beschränktem Maße. „Es hängt lediglich von der Ausdehnung des Verkehrs ab, ob die in einer Lokalität gewonnenen Produktivkräfte, namentlich Erfindungen, für die spätere Entwicklung verlorengehen oder nicht. Solange noch kein über die unmittelbare Nachbarschaft hinausgehender Verkehr existiert, muß jede Erfindung in jeder Lokalität besonders gemacht werden, und bloße Zufälle, wie Irruptionen barbarischer Völker, selbst gewöhnliche Kriege, reichen hin, ein Land mit entwickelten Produktivkräften und Bedürfnissen dahin zu bringen, daß es wieder von vorne anfangen muß. In der anfänglichen Geschichte mußte jede Erfindung täglich neu und in jeder Lokalität unabhängig gemacht werden. Wie wenig ausgebildete Produktivkräfte selbst bei einem verhältnismäßig sehr ausgedehnten Handel vor dem gänzlichen Untergange sicher sind, beweisen die Phönizier, deren Erfindungen zum größten Teil durch die Verdrängung dieser Nation aus dem Handel, die Eroberung Alexanders und den daraus folgenden Verfall auf lange Zeit verlorengingen. Ebenso im Mittelalter die Glasmalerei z. B. Erst wenn der Verkehr zum Weltverkehr geworden ist und die große Industrie zur Basis hat, alle Nationen in den Konkurrenzkampf hereingezogen sind, ist die Dauer der gewonnenen Produktivkräfte gesichert" ( M A R X U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 53). ' Für die historische Tradition sind zwei Vorgänge notwendig: die Uberlieferung und die Forschung, die erste auf die Zukunft, die zweite auf die Vergangenheit gerichtet. Der Fortschritt der Kultur kommt darin zum Ausdruck, daß die Forschung die Lücken der Überlieferung in zunehmendem Maße zu ergänzen vermag. Aber auch heute noch 19

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haben die Mängel der Überlieferung ihren Einfluß auf die Forschung und die Geschichtsdarstellung. Diejenigen Völker, die ökonomisch und politisch unterlagen, deren Wohnstätten und Kulturdenkmäler zerstört wurden, werden in der Geschichtsschreibung leicht vernachlässigt, diejenigen aber, die uns selbst ihr Leben und ihre Leistungen mitzuteilen vermochten, nehmen einen breiten Raum ein. So wirkt sich der Erfolg oder Mißerfolg in der Vergangenheit auf die Geltung in der Vorstellungswelt der Gegenwart aus. Es ist die Aufgabe der Forschung und Geschichtschreibung, diese Erscheinung da zu überwinden, wo sie zu einer Täuschung über die wahre historische Bedeutung bestimmter Völker und Kulturen führt. Denn nicht eine jede Entwicklungsstufe, deren Zeugnisse auf einer späteren, höheren zerstört worden sind, ist darum ohne Bedeutung gewesen. Vielmehr kann sie zu ihrer Zeit und an ihrem Ort von unbedingter Wichtigkeit gewesen sein, und die Erkenntnis, inwiefern und inwieweit sie die Voraussetzung des Folgenden war, erscheint notwendig, wenn der Zusammenhang der Geschichte begriffen werden soll. Das gilt für die Phönizier und Karthager. Wir verfolgen, ob Marx unter den „Handelsvölkern", auf die er des öfteren zurückkommt, die phönizischen Städte und Karthago allein verstanden hat und worin nach seiner Auffassung das Neue und Bedeutende in ihrer ökonomischen Struktur zu suchen ist. Gleich die erste der Belegstellen hierzu umfaßt im Grunde alle Momente, die Marx später im Speziellen wiederum erwähnt und weiter ausgeführt hat. „Bei den Alten war nicht der Tauschwert der nexus rerum; erscheint so nur bei den Handelsvölkern, die aber nur carrying trade hatten und nicht selbst produzierten. Wenigstens war das bei den Phöniziern, Karthaginiensern etc. Nebensache. Sie konnten ebensogut in den Zwischenräumen der alten Welt leben, wie die Juden in Polen oder im Mittelalter. Vielmehr war diese Welt selbst die Voraussetzung solcher Handelsvölker. Sie gehen auch jedesmal kaputt, sobald sie in ernsthaften Konflikt mit antiken Gemeinwesen geraten" ( M A R X : „Grundrisse ...", DVB, S. 134).

Marx nennt als „Handelsvölker" ausdrücklich die „Phönizier, Karthaginienser". Er fügt hinzu „etc.". Dieses „etc." ist später verschwunden und Marx spricht in seinem Werke „Zur Kritik der Politischen Ökonomie" einfach von den Phöniziern und Karthaginiensern als den Handelsvölkern in der Alten Welt schlechthin. Daß Marx die Träger der antiken Kultur, auch die Griechen, nicht in den Begriff der „Handelsvölker" einbezieht, geht schon aus der oben wiedergegebenen Belegstelle hervor. Auch in „Zur Kritik der Politischen Ökonomie" (DVB, S. 259/260) werden die „Handelsnationen" von den Griechen und Römern unterschieden. Als Handelsvölker bezeichnet Marx also die Phönizier und ihre Tochterstadt Karthago. Das entsprach den Forschungsergeb-

X . Gebrauchswert und Tauschwert

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nissen, die Marx zur Verfügung standen. Die Zeugnisse über das Leben der handeltreibenden Kreter waren ihm noch nicht bekannt. Marx nennt die Phönizier und Kartaginienser die „eigentlichen" Handelsvölker (MARX: „DasKapital", DVB, Bd. 1, S. 85), spricht von der „Reinheit (abstrakte Bestimmtheit)", in der sie zwischen den Agrikulturvölkern erscheinen (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 265) und von den Phöniziern als dem „Handelsvolke par excellence" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 137). Die Reinheit oder abstrakte Bestimmtheit ganzer Völker als Handelsvölker „ist eben durch das Vorherrschen der Agrikulturvölker selbst gegeben" (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 265). Die Spezialisierung eines Volkes auf den Handel ist also kein Zufall und wird von Marx nicht als das Resultat irgendeines besonderen Handelsgeistes, irgendeiner besonderen Veranlagung zum Schachern betrachtet. Die Spezialisierung ist vielmehr Resultat der ökonomischen Verhältnisse in der die Handelsvölker umgebenden Welt: „Vielmehr war diese Welt selbst die Voraussetzung solcher Handelsvölker" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 134).

„Diese Welt" aber ist die Welt der Agrikulturvölker gewesen, in der nicht der Tauschwert der nexus rerum gewesen ist, sondern der eigene Bedarf, der Gebrauchswert. Die Produktion von Gebrauchswerten befand sich jedoch auf einem Entwicklungsstande, auf dem der internationale Tauschhandel zu einer regelmäßigen Erscheinung geworden war, basierend auf dem Uberfluß aus dem Mehrprodukt, das sich der Despot und seine Satrapen aneigneten, daneben auch, wie schon in der Urgesellschaft, auf der natürlichen Verschiedenheit der Produkte in den Wohngebieten der verschiedenen Völker. Der Handel beruhte „auf der Barbarei der produzierenden Völker, zwischen denen sie (die Handelsvölker) die Rolle des Geldes spielten [die Vermittler] (MARX: „Grundrisse ...", DVB, S. 741). Die Erscheinung reiner Handelsvölker und Handelsstädte wiederholte sich unter analogen Verhältnissen. Marx vergleicht die Phönizier mit den Juden im Mittelalter und im Polen des 19. Jahrhunderts (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 134) und schildert den in wesentlichen Zügen gleichen ökonomischen Charakter des Raubhandels von Venedig und Genua vor der Entwicklung der kapitalistischen Produktion (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 795 u. Bd. 3, S. 360). Für die eigentümliche Stellung der Handelsvölker inmitten einer von Gebrauchswert und Agrikultur noch vorwiegend bestimmten Welt gebraucht Marx mehrfach das Bild, daß diese Völker in den „Zwischenta»

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räumen der alten Welt leben" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 134), in den „Poren der alten Welt" (MARX: „Grundrisse;..", DVB, S. 387). „Eigentliche Handelsvölker existieren nur in den Intermundien der alten Welt, wie Epikurs G ö t t e r . . . " (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 85; vgl. den Ausdruck „Intermundien" auch in „Grundrisse ...", DVB, S. 741).

Dieses Bild mochte Marx auf Grund seiner Studien über Epikur in seiner Doktordissertation besonders nahe liegen. Es bedeutet, daß die Handelsvölker innerhalb einer Welt existierten, die nicht von ihnen umgestaltet wurde. Es ist nun durchaus nicht typisch für den Handel, daß er die umgebende Welt nicht umgestaltet, im Gegenteil, es ist typisch, daß er sie umgestaltet (S. 300). Aber diese umgestaltende Wirkung hängt von der Natur der Gemeinwesen, zwischen denen der Handel stattfindet und von dem Charakter des Handels selbst ab. Die Natur des Handels der reinen Handelsvölker hat Marx von Anfang an (vgl. Belegstelle S. 290) als carrying trade, als Zwischenhandel charakterisiert; ein Wesenszug, der auch für die Rolle dieser Völker als Vermittler kultureller Errungenschaften zu beachten ist. Der vorwiegend als Zwischenhandel vor sich gehende verselbständigte Tauschakt hat „die altindischen Gemeinwesen und überhaupt asiatischen Verhältnisse kaum erschüttert" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 742). Dieser Charakter des Handels als Zwischenhandel brachte umgekehrt die völlige Abhängigkeit der reinen Handelsvölker von der sie umgebenden Welt mit sich. „Sie gehn auch jedesmal kaputt, sobald sie in ernsthaften Konflikt mit antiken Gemeinwesen geraten" (S. 290). Der Ausdruck „antike Gemeinwesen" deutet darauf hin, daß Marx hier den Sieg der Makedonen und Griechen über die Phönizier im Persischen Reiche und die Zerstörung Karthagos durch die Römer im Auge gehabt haben kann. Aber die Äußerung gilt im gleichen Sinn in bezug auf die vergeblichen Versuche der Phönizier, ihre Selbständigkeit gegen die großen Despotien des Vorderen Orients auf die Dauer zu behaupten. Worin lagen die weiteren ökonomischen Besonderheiten dieses Zwischenhandels in den Händen von Handelsvölkern, der zum Gesamtcharakter der Periode der altorientalischen Despotie gehört? Bei den Völkern, die sich auf diesen Handel spezialisiert hatten, war der Tauschwert schon der nexus rerum, das Verhältnis, das alle Erscheinungen verband (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 134). Bei ihnen erscheint der „Reichtum" bereits als „Selbstzweck" (MARX: „Grundrisse ...", DVB, S. 387) in einer vom konkreten Bedürfnis abgelösten abstrakten Form. Das ist nur möglich, weil der Tauschwert im Gelde bereits eine selbständige Gestalt angenommen hat. Das Geld ist bei den „einseitig bestimmten Nationen, Handelsnationen" im Altertum schon das „herrschende Element" (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 259).

X. Gebrauchswert und Tauschwert

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Marx beachtet die Wirkung der Öffnung der spanischen Silberminen durch die Karthager auf das Verhältnis des Gold- und Silberwertes: „Besonders aber die Karthaginienser, Exploitierung von Spanien, die das Verhältnis von Gold und Silber ähnlich revolutionieren mußte, wie die Entdeckung des amerikanischen Silbers Ende des 1 5 . Jahrhunderts" ( M A R X : „Grundrisse ...", DVB, S. 100, und fast gleichlautend in „Zur Kritik . . . " , DVB, S. 169).

Die neuen ökonomischen Verhältnisse kamen auch im Heerwesen der Karthager zum Ausdruck: „Das erste fertige Auftreten des Söldnerwesens im großen and at once (mit einem Male, d. Verf.) bei den K a r t h a g i n i e n s e r n . . . " ( M A R X an Engels, Briefwechsel, DVB, Bd. 2, S. 285, Brief 460, vom 25. 9. 1857).

Wir ziehen hier die Karthager mit den phönizischen Städten Syriens zugleich in den Umkreis der Betrachtung, obgleich die ökonomische Entwicklung, wie wir noch sehen werden, in Karthago besonders weit vorgeschritten war (S. 297). Aber es scheint unbestreitbar, daß Marx die Karthager, trotz des relativ jungen Gründungsdatums ihrer Stadt, noch zu den typischen altorientalischen Zwischenhandelsvölkern gerechnet hat. Das „Handelskapital" hat sich als eine neue ökonomische Erscheinung bereits bei den alten Handelsvölkern gebildet (MARX: „Zur Kri-

tik ...", DVB, S. 265). Die Personifikation des Handelskapitals war der Kaufmann, von dem Engels schreibt: „ . . . eine Klasse, die sich nicht mehr mit der Produktion beschäftigt, sondern nur mit dem Austausch der Produkte — die Kaufleute. Alle bisherigen Ansätze zur Klassenbildung hatten es noch ausschließlich mit der Produktion zu tun; sie schieden die bei der Produktion beteiligten Leute in Leitende und Ausführende, oder aber in Produzenten auf größerer und auf kleinerer Stufenleiter. Hier tritt zum erstenmal eine Klasse auf, die, ohne an der Produktion irgendwie Anteil zu n e h m e n . . . sich zum unumgänglichen Vermittler zwischen je zwei Produzenten macht und sie beide ausbeutet. Unter dem Vorwand, den Produzenten die Mühe und das Risiko des Austausches abzunehmen, den Absatz ihrer Produkte nach entfernten Märkten auszudehnen, damit die nützlichste Klasse der Bevölkerung zu werden, bildet sich eine Klasse von Parasiten aus, echten gesellschaftlichen Schmarotzertieren, die als Lohn f ü r sehr geringe wirkliche Leistungen sowohl von der heimischen wie von der fremden Produktion den Rahm abschöpft, rasch enorme Reichtümer . . . e r w i r b t . . . " (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 164/165).

Schon bei der Erörterung über den Sklavenhandel — der für die ersten Kaufleute der Weltgeschichte ein ebenso einträgliches Geschäft war wie der spätere Negerhandel für die Kaufmannsschaft des frühkapitalistischen Europa — sind wir auf die Marxsche Feststellung gestoßen, daß der Gewinn des Kaufmanns bei dem Zwischenhandel

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zwischen unentwickelten Gemeinwesen „ein System der Plünderung" dargestellt hat; Marx nennt als Beispiele Karthago, Rom, Venedig, Portugal und Holland (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 3 6 3 / 3 6 4 ) . Da Marx den Charakter des phönizischen Handels vor allem im Zwischenhandel und den Zwischenhandel als eine besondere Form des Kaufmannshandels zwischen barbarischen Völkern, und zwar Völkern verschiedener Produktionsstufe sieht, so können wir seine Äußerungen über den in dieser bestimmten Beziehung wesensgleichen Handel von Venedig, Genua und Holland für unsere Untersuchung mit heranziehen. Zur Erläuterung sei nur bemerkt, daß „barbarische" Völker auf sehr verschiedner Produktionsstufe arbeiten und leben konnten, da unter „Barbarei" hier der Engelsschen Auffassung entsprechend alle Entwicklungsphasen verstanden werden dürfen, in denen sich das Privateigentum noch nicht durchgesetzt hat ( E N G E L S : „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 175). Damit fallen — übrigens ganz in Übereinstimmung mit den allgemeinen griechischen Ansichten — die Kulturen des Alten Orients noch in den Sammelbegriff der „Barbarei". Diese Art der Periodisierung und Charakteristik ist durch die genauere Wesensbezeichnung der gesellschaftlichen Entwicklungsstufen nach dem Charakter des maßgebenden Ausbeutungsverhältnisses überholt, aber wir müssen uns über die Anwendung des Begriffes „Barbarei" im alten Sinne im klaren bleiben (S. 432). Der Zwischenhandel zwischen „kommerziell und sonst ökonomisch unentwickelten Gemeinwesen", der seine Hauptgewinne aus der „Exploitation beider Produktionsländer" holt, ist zum Niedergang verurteilt, sobald sich die ausgebeuteten Länder ökonomisch entwickeln. Die Kaufleute selbst fangen an, Produktionsbetriebe für die gewünschten Waren in den fremden Ländern anzulegen, um die Frachtkosten zu sparen ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S . 3 6 0 / 3 6 1 ) und schaffen damit die Grundlagen ihres eigenen Niedergangs. Das ist ein Vorgang, der sich notwendig wiederholt und dessen besondere historische Erscheinung in der Alten Welt zu beobachten ist. Das Handelskapital ist die höchste Entwicklungsform des Tauschwertes, die auf Grundlage der ökonomischen Despotie und allgemeinen Sklaverei erreicht werden konnte. Mit dem Handelskapital und der Schatzbildung historisch verbunden ist das Wucherkapital, das ebenfalls zu den frühesten Existenzweisen des Kapitals gehört. „Die Existenz des Wucherkapitals erfordert nichts, als daß wenigstens ein Teil der Produkte sich in Waren verwandelt und zugleich mit dem Warenhandel das Geld sich in den verschiedenen Funktionen entwickelt h a t . . . Man hat gesehen, wie sich mit dem Geld notwendig die Schatzbildnerei ein-

X. Gebrauchswert und Tauschwert

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findet. Der professionelle Schatzbildner wird jedoch erst wichtig, sobald er sich in den Wucherer verwandelt" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 641).

Voraussetzungen für die Entstehung des Wucherkapitals waren nach dem Gesagten in den alten Despotien schon vorhanden. Aber das Wucherkapital konnte die Verhältnisse der Despotie ebensowenig auflösen wie der Einfluß des Handelskapitals. Seine zerstörende Wirkung war durch die besonderen Eigentumsverhältnisse noch begrenzt. „Bei asiatischen Formen kann der Wucher lange fortdauern, ohne etwas anderes als ökonomisches Verkommen und politische Verderbtheit hervorzurufen" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 645).

Ihrem Prinzipe nach widersprachen das Handelskapital und das Wucherkapital den Gesetzen einer auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichteten Produktion; dennoch hatten sie das Vorherrschen einer solchen Produktion zur Voraussetzung, allerdings auf einer Stufe, in der die Gebrauchswerte-Produktion der Gesellschaft schon durch das Verhältnis der Ausbeutung wesentlich verändert war. Wir fassen nun die Momente zusammen, die mit Bezug auf die spezielle Bestimmung des Gebrauchswerts und des Tauschwerts für die Entwicklungsstufe der allgemeinen latenten Knechtschaft (der Haussklaverei auf großer Stufenleiter) unter der ökonomischen Despotie charakteristisch sind. In der Periode der ökonomischen Despotie im Alten Orient haben wir eine vornehmlich auf den Gebrauchswert als unmittelbaren ökonomischen Zweck gerichtete Produktion vor uns, und es gelten somit für diese Entwicklungsstufe alle jene Gesichtspunkte, die wir im ersten Abschnitt unseres Kapitels (S. 246—272) herausgearbeitet haben. Neben der Übertragung von Produkten in freiwilliger Weise zwischen den Mitgliedern der Dorfgemeinschaften und ihrer Zwangsübertragung von Sklaven an den Patriarchen, von der Dorfgemeinschaft an den Despoten in Form von Tributen und Dienstleistungen, entwickelte sich der Austausch von Produkten, der Tausch von Wert und Gegenwert. Es gab also schon „Waren". Aber die Entwicklung des Tauschwerts war der unmittelbar auf den Gebrauchswert gerichteten Produktion noch durchaus untergeordnet. Die Keime des Neuen, die Momente der Zerstörung des Alten waren die Sklaverei als Verhältnis des privaten Mobiliareigentums und die Ware. Auf der Grundlage des Königseigentums am Boden und des gemeinsamen Erbbesitzes der Gemeinden konnten jedoch weder die Sklaverei als Privateigentumsverhältnis noch die Ware zur vollen Entwicklung kommen. Die fortgeschrittensten Erscheinungen und Prozesse des Tauschwertes waren die Entstehung von Metallgeld, die Schatzbildung, das Handelskapital und das Wucher-

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kapital. Die besondere, fortschrittliche, aber auch zugleich schwache, untergeordnete Rolle des Handelskapitals erschien in der Geschichte der „Handelsvölker", der Phönizier und Karthager, die vornehmlich Zwischenhandel betrieben und den ökonomischen Charakter der Agrardespotie mit ihrer Handelstätigkeit nicht umgestalteten. 3. Die besondere Entwicklung von Gebrauchswert und Tauschwert der Basis der antiken Eigentumsverhältnisse. Zur Theorie des Tauschwerts in der Antike

auf

Es ist notwendig zu sagen, daß auch unter den antiken Verhältnissen des Privateigentums am Boden und an den Sklaven eine auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichtete Produktion die herrschende Form gewesen ist. Die Warenproduktion blieb das untergeordnete Element (S. 245). Aber obwohl es notwendig ist, das festzuhalten, ist hiermit allein noch nichts von dem besonderen Charakter der antiken Verhältnisse begriffen. Wäre weiter nichts über sie zu sagen, so könnten sie den Verhältnissen im Alten Orient oder im mittelalterlichen Europa in ihrer Beziehung auf den Gebrauchswert gleichgesetzt werden. Gewisse gleichartige Züge ergeben sich allerdings. Aber wenn es richtig und unerläßlich ist, diese im Gegensatz zu den kapitalistischen Verhältnissen festzuhalten, so ist es nicht weniger richtig und unumgänglich, die Besonderheiten der auf die Sklaverei in Verbindung mit dem Privateigentum am Boden gegründeten Gesellschaft auch im speziellen Hinblick darauf zu untersuchen, welche Bedeutung in ihr die Entwicklung des Tauschwerts hatte, wie sie durch die Eigentumsverhältnisse gefördert und endlich wieder gehemmt wurde. Wir gehen davon aus, daß Marx die „reinen Handelsstädte" der Phönizier und Karthager im Unterschied und Gegensatz zu den antiken Gemeinwesen gesehen hat (S. 290). Das bedarf keiner besonderen Erklärung in bezug auf das Römische Reich, aber es bedarf zumindest der Klarstellung zu der griechischen Polis, in deren ökonomischem Leben der Kaufmannshandel eine nicht geringe Rolle gespielt hat. Trotzdem hat Marx die Polis, auch Korinth und Athen, nicht in die Kategorie der „eigentlichen" Handelsstädte eingereiht, für deren gesellschaftliche Verhältnisse der Tauschwert schon maßgebend (schon der „nexus rerum") war, vielmehr sieht er sie im Zusammenhang der „antiken Gemeinwesen", in denen der Tauschwert ein Moment von unterschiedlicher, aber nirgends von durchaus bestimmender Bedeutung gewesen ist. Wir beachten in diesem Zusammenhang den Hinweis von Marx auf Ausführungen von Steuart, in denen Athen speziell genannt ist und

X. Gebrauchswert und Tauschwert

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denen Marx in Beziehung auf die antiken Gemeinwesen offenbar zustimmt: „Die patriarchalische, unmittelbar auf Schöpfung von Gebrauchswerten für den Besitzer des Landes gerichtete Agrikultur erklärt er daher (als Vertreter des Fortschritts zu einer auf Tauschwert gerichteten Produktion, d. Verf.) für einen „Mißbrauch", zwar nicht in Sparta oder Rom oder selbst in Athen, wohl aber in den industriellen Ländern des 18. Jahrhunderts" (MARX: „Zur Kritik ...", DVB, S. 57).

Wenn wir die Entwicklung der Austauschbeziehungen und damit des Tauschwerts mit Recht als einen Fortschritt erkennen, könnte es somit scheinen, als ob die antike Entwicklung hinter den Stand der phönizischen Städte und Karthagos nach der Auffassung von Marx einen Schritt zurückgegangen sei, da hier der Tauschwert, dort aber noch die Produktion für den Gebrauchswert überwiegend charakteristisch war. Dieser scheinbar einfache und klare Schluß enthält jedoch einen Fehler in sich, den wir nach den eigenen Bemerkungen von Marx herausfinden können. Die Entwicklung des Tauschwerts bei den „eigentlichen Handelsvölkern" beruhte in erster Linie auf dem Zwischenhandel. Marx leugnet keineswegs, daß es in Phönizien und Karthago eigenes Gewerbe, eine Produktion für den Handel gab, in die, wie wir hinzufügen müssen, auch ein Teil der landwirtschaftlichen Produktion einbezogen war. Marx erwähnt die Agrikultur in Karthago in der Form der Plantagenwirtschaft, die schon eine formelle Analogie mit der kapitalistisch betriebenen Landwirtschaft erreichte (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 837, vgl. hier S. 235). Aber er ist der Meinung, daß diese Produktion hinter der Bedeutung des Zwischenhandels zurücktrat, während in der hellenischen Polis ein hoch entwickeltes Gewerbe die Entwicklung des Handels begleitete, die Akzente also anders verteilt sind. „Bei den Alten war nicht der Tauschwert der nexus rerum; erscheint so nur bei den Handelsvölkern, die aber nur carrying trade (Zwischenhandel, d. Verf.) hatten und nicht selbst produzierten. Wenigstens war das bei den Phöniziern, Karthaginiensern etc. Nebensache" (vgl. S. 290).

Dagegen: „ . . . während in Korinth und andren griechischen Städten Europas und Kleinasiens ein hoch entwickeltes Gewerbe die Entwicklung des Handels begleitet" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 364).

Daß die antiken Gemeinwesen anderer Natur waren als die reinen Handelsstädte, kennzeichnet Marx auch mit der Erwähnung des entscheidenden historischen Vorgangs, daß die Handelsstädte immer unterlagen, wenn sie in ernsthaften Konflikt mit antiken Gemeinwesen gerieten (S 290).

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Wir haben also, nach den Darlegungen von Marx, einmal die in der Hauptsache mit dem Zwischenhandel beschäftigten, durch seinen ökonomischen Charakter durchaus bestimmten Handelsvölker, die in einer widerspruchsvollen Lebensgemeinschaft mit den altorientalischen Despotien existierten, und davon unterschieden die antiken Gemeinwesen. Die antiken Gemeinwesen unterschieden sich ökonomisch sowohl von den Agrardespotien — das haben wir in früheren Kapiteln eingehend dargelegt — als auch von den Handelsvölkern. Während Phönizier und Karthager — wir fügen hinzu auch die Kreter — und die großen Agrardespotien ein Zusammenhängendes, eine ökonomische Einheit trotz ihrer Entgegensetzung waren, repräsentierten die antiken Gemeinwesen demgegenüber eine neue Entwicklungsstufe. Das heißt allerdings nicht, daß die Antike ihre eigene historische Voraussetzung, den Alten Orient, auch und gerade in Beziehung auf die Entwicklung des Austauschs jemals hätte entbehren können. Sie war nicht nur in ihren Anfängen, sondern in jedem Augenblick ihrer Existenz auf das Fortleben der Verhältnisse einer früheren Entwicklungsstufe mit angewiesen. Zu dieser eigentümlichen Erscheinung vergleichen wir die Bemerkung von Marx über den Kapitalismus, die wir schon auf die Notwendigkeit der Weiterexistenz der antiken Bauerngemeinden angewandt haben (S. 218). Weder konnte der griechische Kaufmann ohne den Handel mit Asien, noch konnte das Römische Reich ohne seine Ostprovinzen bestehen. Marx notiert sich z. B. als eine für die Geschichte Roms wesentliche Tatsache, daß Konstantin der Große „den Römern die Getreidezufuhr aus Ägypten" entzog (MARX: „Chronologische Auszüge", Marx-Engels-Archiv, Bd. 5, S. 11).

Aber diese Beziehung einer fortgeschritteneren zu einer früheren Produktionsstufe trägt einen anderen Charakter als die Beziehung einseitig orientierter und in ihrer Einseitigkeit zusammengehöriger Gemeinwesen. Der Unterschied zwischen dem Alten Orient und der Antike ist vom Gesichtspunkt der Selbstversorger- oder Tauschwirtschaft nach Marx dahin zu formulieren, daß im Alten Orient die unmittelbar auf den Gebrauchswert gerichtete Produktion und die unmittelbar auf den Tauschwert gerichtete Handelstätigkeit sich noch wesentlich auf verschiedene Gemeinwesen verteilten, von denen die ersten die grundlegenden und maßgebenden, die zweiten die abhängigen waren. In der Antike dagegen drang die auf den Tauschwert gerichtete ökonomische Tätigkeit in größerem Umfang direkt in die Gebrauchswerte-Produktion der autarken Gemeinwesen ein und veränderte ihre Struktur. Ein den altorientälischen Beziehungen zwischen Despotie und Handelsvolk in gewisser Weise analoges Verhältnis finden wir noch zwischen Sparta

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und Korinth, aber andererseits hat Marx gerade für Korinth mit Recht die Entwicklung des eigenen Gewerbes betont (S. 297). Um zu verstehen, wie es zu der neuen Entwicklung in den antiken Gemeinwesen gekommen ist, müssen wir noch einmal auf die Äußerungen von Marx in seinen Vorarbeiten zum „Kapital" zurückgehen, in denen er das Privateigentum des Parzellenbauern am Grund und Boden als etwas der antiken Gemeinde Eigentümliches ansieht. Die Entwicklung der Produktionsinstrumente hatte unter bestimmten natürlichen Voraussetzungen, auf einer bestimmten Entwicklungsstufe, zur isolierten Arbeit des Parzellenbauern und damit zum Privateigentum geführt. Die Verbindung der isolierten mit der unmittelbar gesellschaftlichen Arbeit, die Bindung des Privateigentums am Boden an die Staatsbürgerschaft lassen wir zunächst beiseite, da sie für den hier herauszuhebenden Gegensatz nicht wesentlich sind. Wesentlich neu war, daß es überhaupt Privateigentum am Boden gab. Privateigentum konnte nur dann zum Fortschritt führen, wenn es die Form war, in der sich Arbeitsteilung und Austausch entwickelten, in der der gesellschaftliche Reichtum, wenn auch in antagonistischer Form, vermehrt wurde. Die Repräsentanten der Despotien des Alten Orient, der Despot und seine Satrapen, waren aber ohne Zweifel noch reicher, sie hatten ein größeres gesellschaftliches Produkt zu ihrer Verfügung, als die antiken Parzellenbauerngemeinden auf ihrem kärglicheren Lande. Was die Parzellenbauerngemeinden Neues in die Wagschale der Geschichte zu legen hatten, das war die Institution des Privateigentums. Sie besaßen eine bessere Vorbedingung für die Entwicklung des Austauschs der Produkte und der Fähigkeiten, als sie auf der Basis eines primitiven Gemeineigentums oder auf der Basis des Königseigentums und des gemeinschaftlichen Erbbesitzes am Gemeinde-Boden bestanden. Wenn die Entwicklung des Geldes, des Handels, der Kaufmannschaft, der PrivatSklaverei — wenn es erlaubt ist, diesen kurzen Ausdruck einmal in Analogie zum Privateigentum zu gebrauchen — von den „Handelsvölkern" aus nicht die Agrardespotien hatte auflösen können, sondern immer „zwischen den Welten" blieb, so war jetzt in der antiken Gesellschaft der Privatgrundeigentümer die Basis vorhanden, auf die sich die entwickelten Erscheinungen des Tauschwertes vom Alten Orient her übertragen konnten. Der Tauschwert, „nexus rerum" bei den Handelsvölkern des Alten Orients, war nicht tief in die Struktur der Agrardespotien eingedrungen. In die ökonomische Struktur der Parzellenbauerngemeinde drang er tiefer ein. Wenn die natürliche Beschaffenheit des Landes beim Aufkommen des Pfluges die Entstehung des Privateigentums in Griechenland begünstigt hatte (S. 213), so begünstigte sie jetzt auch die Entwicklung des Handels.

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Marx schildert die „zivilisierende" Wirkung des Handels und ihre allgemeinen Bedingungen in den „Grundrissen der Kritik der Politischen Ökonomie". Zivilisieren, das bedeutet nach der von Engels gegebenen Erklärung in der Antike: Entstehung, Verbreitung und Intensivierung des Austauschs, der Arbeitsteilung, des Kaufmannshandels, des Geldes, des Zinses, des Wuchers, des Privateigentums am Boden und am Sklaven (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB. S. 175). Marx schreibt: „Wiederholt sich aber das Erscheinen der zum Austausch sollizitierenden Händler... so muß das Surplus der Produktion nicht nur ein zufälliges, gelegentlich vorhandenes sein, sondern ein beständig wiederholtes, und so erhält die inländische Produktion selbst eine auf die Zirkulation, das Setzen von Tauschwerten gerichtete Tendenz. Zunächst ist die Wirkung mehr stofflich. Der Kreis der Bedürfnisse ist erweitert; der Zweck ist die Befriedigung der neuen Bedürfnisse, und daher größre Regelmäßigkeit und Vermehrung der Produktion. Die Organisation der inländischen Produktion selbst ist bereits modifiziert durch die Zirkulation und den Tauschwert; aber noch nicht, weder über ihre ganze Oberfläche, noch in ihrer ganzen Tiefe von ihr ergriffen. Dies ist, was man die zivilisierende Wirkung des auswärtigen Handels nennt. Es hängt dann ab, teils von der Intensität dieser Wirkung von außen, teils von dem Grade, worin die Elemente der inländischen Produktion — Teilung der Arbeit etc. — schon entwickelt sind, inwieweit die Tauschwert setzende Bewegung das Ganze der Produktion angreift" ( M A R X : „Grundrisse ...", DVB, S. 167/168).

Griechenland wurde zweimal von Handelsvölkern des Alten Orients beeinflußt. Die Voraussetzungen, die für diesen Einfluß in Kreta und dann in Phönizien vorhanden waren, und die Bedingungen, die für die Aufnahme und Weiterentwicklung solcher Einflüsse in Griechenland selbst bestanden, können nach den oben wiedergegebenen Bemerkungen von Marx systematisch in ihrem ökonomischen Charakter studiert werden, besonders die Entwicklung der „Elemente der inländischen Produktion" und die unterschiedliche „Intensität" der „Wirkung von außen" in ihrer Wechselbeziehung. Der Einfluß der Kreter und dann der Phönizier auf die Griechen ist nicht ein Zufall und nicht nur aus geographischen Bedingungen, sondern aus der Einwirkung der geographischen Bedingungen auf einem bestimmten Stande der historischen Entwicklung zu erklären. Wie der Einfluß der Naturbedingungen durchaus von dem Entwicklungsstande der menschlichen Gesellschaft abhängt, hat Marx gerade in bezug auf Griechenland betont: „Die äußeren Naturbedingungen zerfallen ökonomisch in zwei große Klassen, natürlichen Reichtum an Lebensmitteln, also Bodenfruchtbarkeit, fischreiche Gewässer usw. und natürlichen Reichtum an Arbeitsmitteln, wie lebendige Wassergefälle, schiffbare Flüsse, Holz, Metalle, Kohle usw. In den

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Kulturanfängen gibt die erstere, auf höherer Entwicklungsstufe die zweite Art des natürlichen Reichtums den Ausschlag. Man vergleiche z. B. England mit Indien, oder, in der antiken Welt, Athen und Korinth mit den Uferländern des Schwarzen Meeres" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 537/538).

Für Ägypten waren, wie Marx an Hand eines Zitats aus Diodor ausführt, das landwirtschaftliche Mehrprodukt, das einen großen Teil der Bevölkerung für die große Kooperation disponibel machte, und die — erzwungene — Bedürfnislosigkeit der Bevölkerung die Grundlage der ökonomischen Entwicklung. Auf der folgenden Stufe war es nicht mehr die „absolute Fruchtbarkeit des Bodens", sondern „seine Differenzierung, die Mannigfaltigkeit seiner natürlichen Produkte, welche die Naturgrundlage der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit bildet und den Menschen durch den Wechsel der Naturumstände, innerhalb deren er haust, zur Vermannigfachung seiner eignen Bedürfnisse, Fähigkeiten, Arbeitsmittel und Arbeitsweisen spornt" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 538/539). Diese letzten Bemerkungen hat Marx in bezug auf die Unterschiede zwischen dem Alten Orient und kapitalistischen Zuständen gemacht. Sie treffen auch auf die Unterschiede zwischen dem Alten Orient und der Antike zu, insofern sich in der Antike diejenigen Elemente entwickelten, die die entsprechenden Naturgrundlagen erforderten und die Vorläufer der kapitalistischen Entwicklung wurden, wie Arbeitsteilung, Austausch, Entwicklung der Metallinstrumente. Sehr interessant ist es zu beobachten, wie die Fülle der Naturgaben an Lebensmitteln auf einer bestimmten Entwicklungsstufe nicht mehr als ein Vorzug, sondern als ein Nachteil für den Menschen bewertet wird, da bei dem Fortschritt von Austausch und Gewerbe der Anreiz zur Arbeit als das Wesentliche erscheint, das den Fortschritt bewirkt. Die Verwandlung der Vorstellungen mit der Wandlung der Verhältnisse geht so weit, daß der „Segen" der Erde dem Menschen als „Fluch" erscheint und Thomas Mun sich „keinen schlimmeren Fluch" für ein Volk vorstellen kann als auf fruchtbarster Erde zu wohnen (zitiert von M A R X in „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 539). Die „verschwenderische Natur" hält den Menschen „an ihrer Hand wie ein Kind am Gängelband" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 538). Es kommt aber der Moment, wo die „eigne Entwicklung" des Menschen (a. a. O., S. 538) in einem besonderen Maße zur Notwendigkeit des Fortschritts wird, wo auch nicht mehr die Beziehung des Menschen zur Natur, sondern wo die Entwicklung der Austausch-Beziehungen von Mensch zu Mensch dominiert. Ein entscheidender Punkt in dieser Entwicklung war erreicht, als die antiken Gemeinwesen sich herausbildeten. Der Weg zum Reichtum in seiner historisch größtmöglichen Fülle führte bei den alten Despotien über den Ausbau des Wasserregulie-

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rungssystems (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 539). Auch die griechischen Bauern wollten reich werden. Der Anblick des Reichtums der andern mußte die Gier wecken, reich zu werden; um so mehr, als dieser Reichtum ohne wesentliche körperliche Anstrengung für seine Besitzer von den Unterdrückten produziert wurde. Um den Wunsch nach Reichtum zu verwirklichen, gab es für die griechischen Bauern nur einen Weg. „Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen" ( MARX: „Der 18. Brumaire", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 226).

Der Weg, reich zu werden, war für die griechischen Parzellenbauern Sklavenraub und Entwicklung von Handel und Exportgewerbe. Dafür waren in einem bestimmten Zeitpunkt sowohl die inneren als auch die äußeren Voraussetzungen gegeben. Der Moment und die besondere Art und Weise, in der die griechischen Bauerngemeinden an die ökonomischen Errungenschaften des Alten Orient, an die höchsten Entwicklungsformen des Tauschwerts bei den Handelsvölkern anzuknüpfen vermochten, waren auch der Moment und die besondere Art und Weise, in der diese Bauerngemeinden in die Weltgeschichte eingetreten sind, in der ihre Geschichte Epoche gemacht hat. Diesen letzten Gedanken finden wir bei den Klassikern des Marxismus-Leninismus nicht in solcher prägnanten Form ausgesprochen, aber er ist eine Erkenntnis, die sich auf ihren Erkenntnissen unmittelbar aufbaut. Das Privateigentum am Boden war die Form, in der sich die im Alten Orient schon angebahnte Entwicklung fortzusetzen vermochte. Es liegt in der historischen Besonderheit der stagnierenden Eigentumsverhältnisse der Despotie, daß die Fortentwicklung nicht in dieser Despotie selbst stattfinden konnte, sondern auf ein anderes Land überspringen mußte. Marx warnt einmal ausdrücklich davor, den Handel in den antiken Gemeinwesen zu unterschätzen. Das hieße aus der Vorherrschaft der auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichteten Produktion eine Alleinherrschaft zu konstruieren, aus der Verbindung und dem Widerstreit der Chrematistik und der Ökonomik — im aristotelischen Sinne — eine bloße Ökonomie, eine ausschließlich auf den Gebrauchswert gerichtete „Hauswirtschaft" machen. Marx warnt aber im gleichen Atemzuge auch davor, den antiken Handel zu überschätzen, die antiken Zustände zu modernisieren. Gleiches gilt für die Verhältnisse der altorientalischen Despotie. „Im Gegensatz zu der früheren Auffassung, die Umfang und Bedeutung des asiatischen, antiken und mittelalterlichen Handels unterschätzte, ist es Mode geworden, ihn außerordentlich zu überschätzen. A m besten heilt man

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sich von dieser Vorstellung, wenn man die englische Aus- und Einfuhr gegen Anfang des 18. Jahrhunderts betrachtet und der heutigen gegenüberstellt. Und doch war sie unvergleichlich größer als die irgendeines früheren Handelsvolks (siehe Andersen „History of Commerce" [London 1764, Bd. II, S. 261 ff.])" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 365). Das „Zurückschlagen" des auswärtigen Handels in das Innere des Gemeinwesens (S. 272) fand in dem Gemeinwesen, in dem das Privateigentum am Boden durchdrang, bedeutend bessere Voraussetzungen als überall da, wo noch Gemeineigentum in irgendeiner Form herrschte. Denn das Privateigentum ist auf einer bestimmten Entwicklungsstufe nicht nur die günstigere Vorbedingung für den Austausch, sondern es erlaubt auch das weitere Vordringen der großen gesellschaftlichen Arbeitsteilung zwischen Landwirtschaft und Handwerk. Nicht umsonst hat Engels diese Arbeitsteilung in epochemachendem Ausmaß erst in den Anfängen der Eisenzeit, in der „Heroenzeit" Griechenlands entstehen sehen (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 161). Wir haben die Arbeitsteilung nach den beiden entscheidenden Produktionszweigen schon im Hinblick auf die Entwicklung der gesellschaftlichen Arbeitskraft betrachtet (S. 153), jetzt sehen wir ihre Beziehung zum gesellschaftlichen Austausch. „Mit der Spaltung der Produktion in die zwei großen Hauptzweige, Ackerbau und Handwerk, entsteht die Produktion direkt für den Austausch, die Warenproduktion..." (ENGELS: a. a. O.). Diese einfache Warenproduktion (S. 275) durchdringt das antike Gemeinwesen in stärkerem Maße als das altorientalische. Auf der Warenproduktion basierte der Handel, soweit er nicht bloßer Zwischenhandel war (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 162), und das antike Gemeinwesen wird gegenüber der Gesamtheit der altorientalischen Welt die günstigere Basis für Kaufmannshandel und Geldwesen, obgleich diese beiden nicht erst in der Antike entstanden sind. Die Entwicklung des Handels war auch in der Antike gestützt und begleitet von der frühesten Form der Tauschwert-Akkumulation, dem Edelmetall- und Geldschatz. Auch in der Antike hat der Schatz die Entwicklung durchlaufen vom ästhetischen und repräsentativen Schatz innerhalb der auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichteten Produktion — wie wir ihm noch in den Gräbern der mykenischen Zeit begegnen — bis zu dem Geldschatz als aufgehäuftem, aus der Zirkulation gezogenem Tauschwert (S. 284). Aber da sich die Entwicklung in Griechenland auf der Grundlage des Privateigentums am Boden und am Sklaven vollzog und die Tauschwertbeziehungen sich schneller und intensiver entfalteten als im Alten Orient, ist auch die ökonomische Veränderung der Schatzbildung

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dort rascher und gründlicher vor sich gegangen. Wir denken daran, daß Alexander der Große, in diesem Moment Exponent des antiken Kaufmanns und Warenproduzenten, die Goldschätze der Perserkönige als Tauschwert in Umlauf brachte. Wir haben schon ausgeführt, wie der Schatzbildung das Abstrakte, und Maßlose eigen war, das die Tauschwertzirkulation überhaupt charakterisiert. Da jedoch die antiken Verhältnisse in ihrem maßgebenden Charakterzug immer noch die Verhältnisse einer auf den Gebrauchswert unmittelbar bezogenen Produktion geblieben sind, empfanden die Menschen in der Antike die Jagd nach Geld und Gold noch als etwas Unnatürliches. Marx zitiert Horaz und Plinius als Zeugen für diese Einstellung: „Horaz v e r s t e h t also nichts von d e r Philosophie d e r Schatzbildung, w e n n er sagt (.Satiren', Buch II, S a t i r e III [Vers 104—110]): . K a u f t e sich j e m a n d L a u t e n u n d h ä u f t e den K r a m a u f e i n a n d e r , — W ä h r e n d er w e d e r d e r Laute, noch einer d e r Musen sich hingab, — A h l e n u n d Leist, w e r nicht S c h u h macher, u n d Segel zur S c h i f f a h r t — W e r nicht hold d e m V e r k e h r e z u r See: Wahnwitzig u n d hirnlos — N e n n t e mit Recht ihn jeder. I n was ist von diesen verschieden, — W e r sein Silber u n d Gold einscharrt, nicht w e i ß zu gebrauchen, — Und das G e s a m m e l t e nicht, gleich Heiligem w a g t zu ber ü h r e n ? ' Q u i n t u s H o r a t i u s Flaccus. Deutsch v. Wilhelm Binder, II. Bd., S. 47 (MARX: „ Z u r K r i t i k . . . " , D V B , S. 141/142)

und „Im Geld liegt der U r s p r u n g des Geizes . . . allmählich e n t b r e n n t hier eine A r t Tollheit, schon nicht m e h r Geiz, sondern Goldgier." Plinius, „Historia naturalis", B u c h X X X I I I , Kap. III, Abschn. 14 (MARX: „Zur K r i t i k . . . " , DVB, S . 140).

In dem einen Worte der „auri sacra fames" liegt die Vorstellung eines furchtbaren und unabwendbaren Verhängnisses. Aber es gab Praktiker, die schon anders dachten als die Dichter. Die ökonomisch beachtenswerte Rolle der Schatzbildung in der Antike kennzeichnet Marx mit kurzen Worten: „Bei Völkern von rein metallischer Zirkulation, wie bei den Alten, zeigt sich Schatzbildung als ein allseitiger Prozeß vom einzelnen bis z u m Staat, d e r seinen Staatsschatz hütet. In den altern Zeiten, in Asien u n d Ägypten, erscheinen diese Schätze in der H u t d e r Könige u n d der Priester m e h r als Zeugen i h r e r Macht. In Griechenland u n d R o m w i r d es Politik, Staatsschätze zu bilden, als die stets gesicherte u n d stets schlagfertige F o r m des Überflusses. Das schnelle Ü b e r f ü h r e n solcher Schätze von einem L a n d in das a n d e r e d u r c h Eroberer u n d ihre teilweise plötzliche Ausgießung in die Zirkulation bilden eine Eigentümlichkeit d e r a n t i k e n Ökonomie" (MARX: „Zur K r i t i k . . .", DVB, S. 134/135).

Schatzbildung ist eine Erscheinung, die noch vor die Zeit des Metallgeldes zurückreicht, im Metallgeld aber eine besondere Entwicklungsmöglichkeit fand, eine Entwicklungsmöglichkeit, in der sie aber auch

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schon ihren eigenen Charakter wiederum veränderte, in der sie aus einer herrschenden eine untergeordnete Erscheinung wurde. Das Geld hat in den antiken Gemeinwesen verschiedene Funktionen übernommen. Seiner Natur nach der verkörperte Tauschwert, wurde es Maß der Werte, Maßstab der Preise und Repräsentation des Reichtums in seiner allgemeinen Form (S. 283/284). Mit der Entwicklung des Reichtums wurde das minder edle Metall durch das edlere aus der Funktion des Wertmaßes verdrängt, Kupfer durch Silber, Silber durch Gold (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 104/105). Das Wertverhältnis zwischen Silber und Gold hat dem unterschiedlichen Aufwände von Arbeit in der Produktion entsprechend in langen Perioden geschwankt. Marx machte sich zu dieser Tatsache Auszüge aus Dureau de la Malle ; . . . usura quincunx beim T r a j a n ist das intérêt légal von 5 %>. 12 °/O était l'intérêt commercial en Egypte 146 a n s v o r J . C . (1. c. p . 263)" (MARX: „ G r u n d r i s s e . . . " , S . 720),

und später eine kurze Bemerkung: „In der besseren Zeit der antiken Welt war der Wucher verboten, das heißt kein Zins erlaubt. Später [wurde er] gesetzlich [erlaubt]. Sehr vorherrschend. Theoretisch herrschte stets (wie bei Aristoteles) die Ansicht, daß er an und f ü r sich schlecht sei" (MARX: „Mehrwerttheorien", Dietz Stuttg., Bd. 3, S. 591).

XIII. Bemerkungen über den ökonomischen Charakter des „Hellenismus" und die Entwicklungsphasen der antiken Gesellschaft Marx und Engels fanden in der Literatur ihrer Zeit noch nicht die Forschungsergebnisse vor, die sie zu einer eingehenderen Beschäftigung mit der hellenistischen Staatenwelt hätten anregen können. Lenin hat sich nur mit dem allgemeinen Charakter der Sklavenhaltergesellschaft, mit besonderen Gebieten wie dem Staatswesen und der antiken Philosophie, nicht aber mit einzelnen Entwicklungsphasen beschäftigt. Dennoch wäre es falsch, zu behaupten, daß wir in den klassischen Werken des wissenschaftlichen Sozialismus keine Anhaltspunkte darüber finden, was von dieser Seite her zu der Entwicklungsphase des Hellenismus zu sagen sei. In den Griechen verkörperte sich im vierten Jahrhundert die damals höchste Entwicklungsstufe der menschlichen Gesellschaft, die sich allerdings durch die Widersprüche des Ausbeutungsverhältnisses in der Zersetzung befand; nur durch die Unterwerfung geeinigt konnten die Polis-Bürger noch erobern. Nicht Athen oder Korinth siegten, aber die in Korinth und Athen entwickelte Produktionsweise und Gesellschaftsstruktur trat einen Siegeszug an; einen Siegeszug allerdings, in dem sie sich selbst veränderte. Die erste Äußerung, die wir zu dem hier gesuchten Zusammenhang bei Marx finden, ist eine Bemerkung des jungen Karl Marx in dem schon von uns zitierten Aufsatz in der „Rheinischen Zeitung" vom 10. Juli 1842 (Gesamtausg., 1. Abtig., Bd. 1, 1. Halbbd., S. 236—238). Dort spricht Marx davon, daß die höchste innere Blüte in die Zeit des Perikles, die höchste äußere Blüte Griechenlands in die Zeit Alexanders falle. Schon diese kurze Bemerkung ist programmatisch, denn sie zeigt, daß Marx in der historischen Wirksamkeit des Makedonenkönigs und späteren Despoten nicht nur einen Niedergang Griechenlands, sondern auch eine Blüte Griechenlands sieht. Die Unterwerfung der alten klassischen Poleis ist in seinen Augen also nicht nur ein Ende, sondern zugleich der Beginn eines neuen Aufstiegs. Aber eines Aufstiegs in welchem Sinne? Bewundert Marx allein das Faktum der Eroberung, der territorialen Erweiterung?

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Das wäre selbst bei dem 24jährigen Karl Marx erstaunlich. Wir sehen uns danach um, was Marx über die ökonomische Bedeutung und Wirkung von Eroberungskriegen gesagt hat. Marx diskutiert über dieses Thema in der „Kritik der Politischen Ökonomie" und wir finden da die Äußerung, auf die wir uns schon einmal bezogen haben: „Das. erobernde Volk unterwirft das eroberte seiner eignen Produktionsweise . . . oder es läßt die alte bestehn und begnügt sich mit T r i b u t . . . oder es tritt eine Wechselwirkung ein, wodurch Neues entsteht, eine Synthese..." (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 253).

Marx bringt für diese Vorgänge Beispiele. England versuchte Indien seiner eigenen Produktionsweise zu unterwerfen, was ihm nur teilweise gelang. Rom begnügte sich — in bestimmten Fällen — mit Tribut und ließ die alte Produktionsweise bestehen. Eine Synthese, aus der etwas Neues entstand, waren zum Teil die germanischen Eroberungen. Die Mongolen handelten mit ihren Verwüstungen ihrer Produktionsweise als Hirten gemäß. Sie brauchten weite, unbewohnte Strecken. Wie ist von solchen Gesichtspunkten aus die Entstehung und das Wesen des Hellenismus zu beurteilen? Was war der Hellenismus ökonomisch? Nach unseren vorangegangenen Erörterungen ist zu sagen, daß bei der Entstehung des Hellenismus die Welt der entwickelten Sklavenhaltergesellschaft, die Welt des Privateigentums am Grund und Boden und an den Sklaven, die vom Tauschwert bereits durchsetzte Produktionsstufe, die auf Mehrwert gerichtete Produktion mit Sklaven, die Welt der Scheidung und des Gegensatzes zwischen Stadt und Land, die politische Welt des freien Bürgers und Privat-Sklavenhalters obgesiegt hat und eingedrungen ist in die Sphäre des Alten Orient, d. h. des Königseigentums am Boden und der allgemeinen Despotie und Knechtschaft, der nicht differenzierten Verhältnisse des großen „Hauses", in dem Familie und Sklaven, Sklave und Bürger, Stadt und Land noch eine in sich nicht scharf unterschiedne Einheit bildeten. Wenn die Mongolen Viehweiden brauchten, so brauchten die Griechen und die makedonischen Eroberer, die die griechische Lebensweise annehmen wollten, Geld und Städte. Das, was den altorientalischen Handelsvölkern, den Kretern, Phöniziern, Karthagern, nicht gelungen war, nämlich die Struktur der Agrardespotien durch den Tauschwert zu verändern, wurde jetzt auf einer andern Basis von neuem versucht. Die Agrardespotien hatten die phönizischen Städte immer wieder unterworfen. Aber den antiken Gemeinwesen gelang es, die Agrardespotien zu unterwerfen. Es gelang, sie politisch zu unterwerfen, und es ist ein äußerst schwieriger und vielseitiger Prozeß, in dem die Vertreter der höher entwickelten Produktionsstufe nun versuchten, die weniger entwickelte mit ihren Verhältnissen zu durchdringen. Es kam dabei zu

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XIII. ökonomischer Charakter des Hellenismus

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einer widerspruchsreichen Synthese, eben dem Hellenismus. Wir greifen nur die eine Frage heraus: Stadt und Land. Die Stadt gewann ein neues Gesicht und Gewicht. Aber es.ist auch der hellenistischen Stadt niemals gelungen, das Land vollständig zu beherrschen. Dazu hätte es einer Auflösung der altorientalischen Dorfgemeinschaft bedurft, der Trennung von Landwirtschaft und Hausindustrie, der Schaffung des inneren Marktes durch die gesellschaftliche Arbeitsteilung. Solange die altorientalische autarke Dorfgemeinschaft und auf dieser Basis die ökonomische Aufgabe des Wasserregulierungssystems durch die Zentralgewalt bestand, bestand auch notwendig die Despotie. Es ist ökonomisch begründet, daß die hellenistischen Städte dieser Despotie gegenüber eine andre Stellung hatten als bloße Königslager oder Außenhandelsplätze. Ihre fortgeschritteneren Verhältnisse waren privilegiert. Aber die Städte waren nicht als solche die absoluten ökonomischen und politischen Herrschaftszentren. Die Synthese zweier Produktionsstufen, von denen bei dem Eroberungsvorgang die höhere die Vorherrschaft (nicht die Alleinherrschaft) gewann, das ist das ökonomische Gesicht des Hellenismus. Mit der Produktionsweise der entwickelten, auf dem Privateigentum beruhenden Sklavenhaltergesellschaft drangen allerdings auch alle ungelösten und unlösbaren Widersprüche der griechischen Gesellschaftsstruktur mit in die Verhältnisse der altorientalischen Despotie ein. Die hellenistischen Staaten, die sich unter griechischmakedonischer Herrschaft aus den alten Despotien entwickelten, haben schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder ihren Niedergang erlebt. Nicht die Griechen versagten, sondern die Sklaverei auf der Grundlage des Privateigentums versagte als Entwicklungsform in einem bestimmten Umkreis; nur durch das Hereinziehen immer neuer, vom Sklavereisystem noch nicht zermürbter Volkskräfte konnte die Sklavenhaltergesellschaft als solche ihren Weg noch einmal fortsetzen (siehe unten). Es ist übrigens von Interesse zu beobachten, wie auch der Feudalismus und der Kapitalismus die Aufgabe, die Struktur der Agrardespotien grundlegend zu verändern, nicht gelöst haben. Entweder zerstörten sie die Kulturen vollständig — wie in Mesopotamien — oder sie verelendeten das Dorfsystem, ohne es zu neuen Formen zu entwickeln. Erst eine Produktionsweise, die nicht mehr auf dem Privateigentum aufgebaut ist, kann den besonderen Erfordernissen der Produktivkräfte hier in vollem Maße gerecht werden und die „fundamentale Revolutionierung der Verhältnisse in Asien" vollziehen (S. 97). Bei Engels finden wir noch einen wichtigen Hinweis, der uns unterrichtet, wie die Klassiker des Marxismus-Leninismus die drei Phasen der Antike, nämlich die griechische Polis, den Hellenismus und das 25

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Römische Reich, nicht nur als Zufallsergebnisse der Taten geldgieriger Kaufleute oder machtlüsterner Könige und Republikaner betrachten, sondern als Entwicklungsstufen der Gesellschaft. Engels schreibt: „Sklaverei, wo sie Hauptform der Produktion, macht die Arbeit zu sklavischer Tätigkeit, also entehrend für Freie. Damit der Ausweg aus einer solchen Produktionsweise verschlossen, während andrerseits die entwickeltere Produktion an der Sklaverei ihre Schranke findet und zu deren Beseitigung gedrängt wird. An diesem Widerspruch geht jede auf Sklaverei gegründete Produktion und die auf ihr gegründeten Gemeinwesen zugrunde. Lösung in den meisten Fällen durch gewaltsame Knechtung der verkommenden Gemeinwesen durch andre, stärkere (Griechenland durch Makedonien und später Rom); solange diese selbst auf Sklaverei beruhn, wird das Zentrum nur verlegt und der Prozeß auf höherer Stufe wiederholt (vom Verf. hervorgeh.) bis (Rom) endlich ein Volk erobert, das eine andre Produktionsform an die Stelle der Sklaverei setzt" ( E N G E L S : „Antidühring", DVB, S. 4 3 4 ) .

Über den wesentlichen Widerspruch in der Gesellschaft der entwickelten Sklaverei, in der der kleine Eigentümer ruiniert werden muß, ohne entbehrt werden zu können, haben wir bereits in dem Kapitel über den Kampf des großen und des kleinen Grundeigentums gehandelt. Hier taucht dieser Widerspruch als eine Triebkraft der Geschichte wieder auf. Die zitierte Belegstelle aus der Engelsschen Streitschrift gegen Dühring ist auch insofern zu beachten, als sie zeigt, wie Engels trotz seines Urteils über die Griechen als das „höchst zivilisierte" Volk des Altertums (S. 330), das wir mit der qualitativen Entwicklung der Tauschwertbeziehungen erklären konnten, die auf die hellenistische Polis folgenden Entwicklungen nicht als einen Niedergang, sondern als einen Fortschritt zu „höheren Stufen" ansieht. Die Tatsache, daß die bei den Griechen ausgebildeten Produktions- und allgemeinen Lebensformen die Enge und damit auch die Form der Polis sprengten und von ihren Trägern mit Hilfe der Gewalt ausgebreitet wurden, erkennt Engels als eine geschichtliche Notwendigkeit und einen durch die inneren Widersprüche der Sklavenhaltergesellschaft hervorgerufenen Fortschritt an. Zu der Auseinandersetzung, ob in der hellenistischen Staatenwelt feudale oder gar sozialistische Verhältnisse bestanden, haben sich Marx und Engels nicht äußern können, da ihnen diese Argumentation noch unbekannt gewesen ist. Es besteht aber kein Zweifel, daß sie solche Auffassungen als unhistorisch ebenso scharf angegriffen haben würden wie die Legende vom dunklen Mittelalter oder vom Kapitalismus in Rom. Sie hätten aber die Historiker, die sich heute solcher ungenauer ökonomischer Begriffe bedienen, nicht mehr in der gleichen Weise entschuldigen können wie sie noch Mommsen oder Pauly entschuldigten: mit dem Zustand der deutschen Volkswirtschaftslehre

XIII. ökonomischer Charakter des Hellenismus

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oder dem halbfeudalen Zustand europäischer Länder. Denn in der „deutschen Volkswirtschaftslehre" hat es unterdessen einen Marx und Engels gegeben und die kapitalistischen Verhältnisse haben sich auch in Deutschland weiter entwickelt. Die Verwechslung feudaler und despotischer Verhältnisse hat einen ebenso leicht einzusehenden Grund wie die Verwechslung der Verhältnisse der entwickelten Sklaverei und des Kapitalismus. In der entwickelten Sklaverei und im Kapitalismus ist der unmittelbare ausgebeutete Produzent vollständig von seinen eigenen Produktionsmitteln getrennt. In der allgemeinen Knechtschaft auf der Grundlage des Königseigentums am Boden und im Feudalismus dagegen ist der unmittelbare landwirtschaftliche Produzent nicht vollständig von seinen Produktionsmitteln getrennt. Daß aber ein völlig enteigneter Produzent als Sklave oder als Lohnarbeiter dennoch unter sehr verschiedenen Bedingungen arbeiten kann, die der gesamten Produktionsweise jeweils einen anderen Charakter geben, hat Marx in der Diskussion über Kapitalismus in der Gesellschaft der Sklaverei ausführlich und eingehend nachgewiesen. Ebenso verschieden können die Bedingungen sein, unter denen nicht völlig enteignete Besitzer arbeiten. Die Stellung des unmittelbaren Produzenten auf der Basis des Königseigentums und des Gemeinde-Erbbesitzes ist anders als die Stellung des unmittelbaren Produzenten auf der Basis eines noch gebundenen Privateigentums wie im Feudalismus. Wir sind diesen Fragen eine gründliche Untersuchung und präzise Charakteristik noch schuldig. Den Ausgangspunkt können auch in diesem Falle die Analysen von Marx über die altorientalische, antike und germanische Gemeindeverfassung bilden, die uns in dem Kapitel über „Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehen" auf Grund der in den letzten Jahren erfolgten Veröffentlichungen der „Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie" wieder allgemein zugänglich sind. Dort tritt mit voller Deutlichkeit hervor, wie Marx im Ausgangspunkt des europäischen Feudalismus einen starken Einschlag des Privateigentums findet, der unter den Verhältnissen der altorientalischen Despotie noch fehlt. Die feudalen Verhältnisse sind nach den Auffassungen von Marx und Engels Verhältnisse, die bedeutend höher sich entwickelnden Produktivkräften Raum zu geben vermögen, als selbst die Verhältnisse der Sklaverei auf der Basis des Privateigentums. Zur völligen Klärung des viel diskutierten Problems schiene es uns unter anderem auch nützlich, die Auffassungen der Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus über Feudalismus ebenso zu studieren, wie wir das für die Produktionsverhältnisse der Despotie und der Sklaverei hier zu tun versucht haben. 25«

XIV. Bevölkerungsgesetz und ökonomische Krisen unter den Verhältnissen der altorientalischen Despotie und der antiken Sklaverei Mit den ökonomischen Verhältnissen einer Gesellschaftsformation hängt das Bevölkerungsgesetz dieser Formation aufs engste zusammen. Marx hat gegen Malthus die Erkenntnis vertreten, daß es nicht ein einziges, allgemeines und abstraktes Bevölkerungsgesetz für die Gesellschaft in allen ihren Entwicklungsstufen gibt, sondern daß jede Formation ihr eigenes Bevölkerungsgesetz hat. wie in der Tat jede besondre historische Produktionsweise ihre besondren, historisch gültigen Populationsgesetze hat. Ein abstraktes Populationsgesetz existiert nur für Pflanze und Tier, soweit der Mensch nicht gesetzlich eingreift" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 666).

Der Grundzug eines jeden historischen Bevölkerungsgesetzes ergibt sich aus der Art und Weise, in der die Gesellschaft ihre Produktivkräfte zu entwickeln vermag. In der langen Geschichte der menschlichen Gesellschaft hat eine ständige Steigerung der Produktivkräfte und daher auch ein dauerndes absolutes und relatives Wachstum der Bevölkerung stattgefunden. Allerdings ist dieser Wachstumsprozeß nicht geradlinig verlaufen, er hatte seine Rückschläge und Unterbrechungen, aber aufs Ganze gesehen, setzte er sich durch. Das Tempo jedoch, in dem die Menschen ihre eigenen Fähigkeiten entwickelten und ihre Instrumente verbesserten, war sehr verschieden. Es war in den frühen Zeiten der menschlichen Entwicklung außerordentlich langsam, und es beschleunigte sich dann dauernd. Wenn wir die Art und Weise betrachten, in der die Gesellschaft der Sklaverei die Produktivkräfte entwickelt hat, so können wir sie immer nur vergleichsweise charakterisieren und müssen feststellen, daß der Fortschritt im Vergleich zur Urgesellschaft sehr rasch, im Vergleich zum Kapitalismus und Sozialismus aber noch sehr langsam vor sich gegangen ist. Diese Beziehung drückt auch dem Bevölkerungsgesetz der Gesellschaft der Sklaverei ihren Stempel auf. Unter den Verhältnissen der Despotie und den Verhältnissen des antiken Privateigentums und der entwickelten Sklaverei konnten nach den ersten revolutionären Fortschritten in Landwirtschaft und Handwerk (Wasserregulierung, Metallverarbeitung) bedeutend mehr Men-

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sehen auf gegebenem R a u m e r n ä h r t werden als u n t e r d e n Bedingungen der neolithischen Dorfgemeinden. Aber der Bevölkerungsvermehrung w a r auch durch die Schwerfälligkeit in der weiteren Entwicklung der P r o d u k t i v k r ä f t e insbesondere der Landwirtschaft noch eine relativ enge Grenze gesetzt. Daher galt das Gesetz der relativen Übervölkerung nicht n u r in der Urgesellschaft und den Zeiten der „militärischen Demokratie", sondern auch in der Gesellschaft der Sklaverei. Die großen Kolonisationsbewegungen in den alten Gesellschaften sprechen hierzu eine ebenso deutliche Sprache wie die Sitte, Kinder auszusetzen. Wird der erste Grundzug jedes historischen Bevölkerungsgesetzes durch das Entwicklungstempo der P r o d u k t i v k r ä f t e bestimmt, so der zweite Grundzug durch die Notwendigkeit, die Produktionsverhältnisse zu reproduzieren. Schon in der alten ackerbauenden Gemeinde, in der der Boden auf Privateigentümer aufgeteilt ist und in der jeder Ackerbauer in seiner Existenzweise als Besitzer von Boden reproduziert w e r d e n soll, sind der Bevölkerungsvermehrung durch dieses von der Gesellschaft verlangte Verhältnis neue Grenzen gesetzt: „Zum Beispiel, wo der Individuen jedes soviel Acker Land besitzen soll, schon der Fortschritt der Bevölkerung im Wege. Soll dem gesteuert werden, so Kolonisation, und diese macht Eroberungskriege nötig" (MARX: „Grundrisse ...", DVB, S. 393). Die Produktionsverhältnisse, die eine neue Grenze setzten, gaben auf der andern Seite aber auch neuen Antrieb zur Bevölkerungsvermehrung. Für den Parzellenbauern w a r es ökonomisch vorteilhaft Kinder zu haben, da diese f ü r ihn wie Sklaven arbeiteten. Die kapitalistischen Verhältnisse setzten mit der Möglichkeit der Ausbeutung eine Prämie auf die Produktion von Arbeiterkindern (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 415/16). Die Verhältnisse des Patriarchats in der Bauerngemeinde h a t t e n diese P r ä m i e auf die Produktion von Bauernkindern gesetzt. Aber es w a r notwendig, daß die Bauernkinder, w e n n sie h e r a n gewachsen waren, auswanderten, soweit sie nicht Landbesitzer in der Gemeinde werden konnten. Dieser Widerspruch in der W i r k u n g der Bevölkerungsvermehrung bestand auch noch in der Antike. Er w a r u n vermeidlich mit einer jeden Formation verbunden, in der der Bürger als privater Landeigentümer existierte. Ist die Kindererzeugung unbeschränkt und es besteht keine Auswanderungsmöglichkeit, so m u ß das die V e r a r m u n g der Bürger zur Folge haben, die V e r a r m u n g aber r u f t A u f r u h r und Gewalt, r u f t das Bestreben nach Ä n d e r u n g der Produktionsverhältnisse hervor, eben das, was die herrschende Klasse vermeiden möchte (vgl. hierzu z. B.

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Aristot., „Politik", 1265 a, 38—41 u. 1265 b, 1—12). Es sei vom Übel, meint Aristoteles, wenn durch die Bevölkerungsvermehrung aus Reichen viele Arme werden, und es halte schwer, dafür zu sorgen, daß diese Leute sich nicht zu Unruhestiftern entwickeln, die die Verhältnisse ändern wollen (a. a. O., 1266 b, 8—14). Während sich die Bauernbevölkerung also, von den Verhältnissen gedrängt, immer wieder über das Maß der gegebenen Produktivkräfte und des verfügbaren Bodens hinaus vermehrte, hat sich die Sklavenbevölkerung im Gegensatz dazu auf natürlichem Wege nur unzureichend vermehrt. Auch dieser Satz gilt nicht absolut, sondern trifft nur das Typische der Verhältnisse (S. 68). Der Sklave konnte seine Kinder nicht ausbeuten, er konnte nur zusehen, wie sie von anderen ausgebeutet wurden. Er konnte auch kaum den Wunsch haben, sich unter den Verhältnissen, unter denen er lebte, zu reproduzieren. Solange der Sklavenraub einfach und billig war, hatte nicht einmal der Herr ein Interesse an der natürlichen Reproduktion seiner Sklaven, deren Aufzucht kostspieliger erschien als der Raub. Die Vermehrung der Sklaven durch Sklavenkriege und Raubhandel brachte aber jene Verhältnisse hervor, durch die die bäuerliche Übervölkerung noch verstärkt worden ist. Denn der mit Sklaven bewirtschaftete große Grundbesitz vertrieb den Bauern von seiner Scholle. Der Bauernbevölkerung stand daher bei relativ stationären Produktivkräften und den Beschränkungen des Privateigentums nicht ein gleichbleibender, sondern ein sich mindernder Anteil am Boden zur Verfügung. Die eigentliche „Surplusbevölkerung" in der Gesellschaft der Sklaverei entstand auf Grund der Produktionsverhältnisse aus der bäuerlichen Bevölkerung. Diese „Surplusbevölkerung" auf dem Lande blieb aber nicht in den ländlichen Gebieten. Aus den wesentlichen ökonomischen Unterschieden zwischen Stadt und Land ergab sich auch für die Antike schon das Gesetz, daß die nicht-landwirtschaftliche Bevölkerung schneller als die landwirtschaftliche zunahm (S. 353). Was nun den Sklavenhalter und großen Grundeigentümer anbetraf, so konnte er seine Kinder nicht mehr ausbeuten, wie der Bauer, denn die Differenzierung zwischen Kind und Sklaven hatte in seinem Hause schon stattgefunden. Er konnte sich durch seine Kinder nur reproduzieren. Es war aber nicht sein Wunsch, sich in der Reproduktion zu vervielfältigen, da auf beschränktem Territorium die Vermehrung der Sklavenhalter-Individuen ihrer Qualität als Grundeigentümer widersprach und noch mehr dem Prozeß der Konzentration und Zentralisation des Besitzes widersprochen hat, der dem Privateigentum immanent war. Hinzu kamen die Wirkungen der Überkonsumtionskrise

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(S. 242), die die großen Grundeigentümer- und Sklavenhalterfamilien schließlich in Lastern aller Art verkommen machten. In den altorientalischen Despotien war es bei der Indifferenziertheit der Verhältnisse der Vorteil des Despoten, daß sich mit den Ackerbau und Viehzucht treibenden Familien zugleich die „Sklaven" und die Untertanen vermehrten. Dennoch wurde der Menschenraub in der Form der Verschleppung und Verpflanzung der Bevölkerung eroberter Gebiete auch dort gepflegt, ein Zeichen dafür, daß es entweder keine Surplusbevölkerung an unmittelbaren Produzenten gab oder einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Die Gesellschaft der Despotie und der Sklaverei war auf allen ihren Stufen auf eine Beschränkung der Zahl der Mitglieder der herrschenden Klasse angewiesen, da die Produktivkräfte nur ausreichten, um einem kleinen Teil der Bevölkerung das Leben ohne Handarbeit zu gestatten (vgl. hierzu auch ENGELS: „Die Wohnungsfrage", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 536/537). Diese Beschränkung war natürlich keine absolute Schranke in allen Entwicklungsphasen; die unüberschreitbare Grenze zeigte sich erst in den Untergangszeiten der Gesellschaft. Auch für die Bauernklasse und die Sklavenklasse haben sich die Bedingungen für die natürliche Vermehrung, wenn auch in bestimmtem ^lahmen, in den einzelnen Entwicklungsabschnitten geändert. Während zum Beispiel zur allgemeinen Charakteristik der Bevölkerungsverhältnisse zu sagen war, daß sich die Sklaven auf natürlichem Wege ungenügend, die Bauern aber über die gegebenen Verhältnisse hinaus vermehrten, gab es auch einen Zeitpunkt, in dem das genaue Gegenteil einzutreten schien, als nämlich die Sklavenzucht von den Sklavenhaltern eifriger betrieben wurde und die Sklaven, die nicht kriegsdienstpflichtig waren, sich jedenfalls dem Anschein nach stärker als die Bauern vermehrten (S. 238). Alles in allem gab es in den Zeiten der Despotie und der Sklaverei für die Bevölkerungsvermehrung auf Grund des Standes der Produktivkräfte Schranken, die nicht überschritten, und auf Grund der Produktionsverhältnisse Widersprüche, die nicht behoben werden konnten. Verhältnisse, in denen Menschen nicht gezeugt oder nach der Geburt wieder getötet werden, weil die Produktivkräfte für ihre Ernährung nicht ausreichen, sind von der Natur beherrschte Verhältnisse; es sind in diesem Sinne keine menschlichen, sondern natürliche Verhältnisse. Verhältnisse, in denen Menschen mit Rücksicht auf ihre mögliche Ausbeutung oder mit Rücksicht auf ihre Chance, Ausbeuter zu werden, entweder gezeugt oder nicht gezeugt werden, sind unmenschliche und unnatürliche Verhältnisse, unmenschlich durch den unmenschlichen Charakter der gesellschaftlichen Ordnung, unnatürlich,

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weil nicht die vorhandene Menge der Lebensmittel, sondern die gesellschaftliche Möglichkeit der Aneignung über Sein oder Nicht-Sein entscheidet (vgl. hierzu MARX: „Grundrisse..." DVB, S. 499/501). Die Bevölkerungszahl, auf ein gewisses Gebiet bezogen, ergibt die Bevölkerungsdichte. Die Bevölkerungsdichte aber läßt sich, wie Marx bemerkt, nicht allein durch eine solche Beziehungszahl ausdrücken. Die gleiche Bevölkerung auf gleichem Gebiet wohnt mehr oder weniger „dicht" beieinander je nach den bestehenden Verkehrs- und Austauschbeziehungen. Aber auch die Bevölkerungsdichte ist ein ökonomischer Begriff. Nur wenn die Menschen ökonomisch in Verbindung stehen, können sie ihre Arbeitskraft gesellschaftlich anwenden, ihre Fähigkeiten füreinander nützlich machen und ihre Bedürfnisse wechselseitig decken. Die außerordentliche Bedeutung der Herstellung von Verkehrsund Handelsverbindungen in der Gesellschaft der Despotie erhellt hieraus noch einmal. Marx hat mit Beziehung auf Indien dieses Problem der Bevölkerungsdichte angeschnitten. Eine Summe autarker, wirtschaftlich voneinander unabhängiger Gemeinden ist ökonomisch noch keine „dichte" Bevölkerung, obwohl sie eng gedrängt sein kann (vgl. MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 370). Die hellenische Polis war ökonomisch dichter besiedelt. Wir kommen zu. dem Thema der ökonomischen Krisen. Lenin charakterisiert die zyklischen Krisen des Kapitalismus auf Grund der Arbeiten von Marx als Krisen der Erweiterung der Produktion ohne entsprechende Erweiterung der Konsumtion, d. h. als Überproduktionskrisen in dem circulus vitiosus Produktion (der Produktionsmittel) für die Produktion sowie als Krisen der Nicht-Übereinstimmung der einzelnen Teile der gesellschaftlichen Produktion, die sich bei der Anarchie der Produktion immer wieder mit Notwendigkeit ergeben (LENIN: „Kapitalismus in Rußland", DVB, S. 582 u. 586). Es ist klar, daß es zyklische, die ganze Produktion und Zirkulation erschütternde Krisen dieser Art im Altertum nicht geben konnte, da es keine derart umfangreiche Produktion von Produktionsmitteln und keine allgemeine Warenproduktion gegeben hat. Welches war die Natur der ökonomischen Krisen in den Zeiten der Despotie und der Sklaverei? Wir sind in jeder Beziehung, die wir bisher innerhalb der altorientalischen und antiken Völker und Staaten behandelt haben, auf Widersprüche gestoßen, die zu Krisenerscheinungen führen mußten, und wir fassen hier das bereits Gesagte unter dem Gesichtspunkt der „Krise" noch einmal zusammen. Wenn wir unsere Untersuchung leiten lassen von der Erkenntnis, daß die Beziehungen der Menschen in der Produktion der Entwicklung der Produktivkräfte, vor allem der wichtigsten Produktivkraft, der

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menschlichen Arbeitskraft, ebenso aber auch der Entwicklung der Produktionsinstrumente, Raum geben müssen, so entstehen die grundlegenden Krisen einer Formation dadurch, daß der historische Charakter der menschlichen Beziehungen dieser Aufgabe nicht mehr zu genügen vermag. Das grundlegende Knechtschaftsverhältnis in den alten Despotien war nach Marx die latente „Versklavung" der Dorfgemeinschaften unter den Verhältnissen des Königseigentums am gesamten Grund und Boden und des Gemeinbesitzes der Dörfer am überlassenen Boden. Diese Eigentums- und Besitzformen eröffneten ganz bestimmte Möglichkeiten der Arbeitsteilung und der Kooperation, aber diese Möglichkeiten waren begrenzt. Die große Kooperation mobiler Arbeitskräfte blieb sporadisch, die große Kooperation der seßhaften Arbeitskräfte war auf das riesige Produktionsinstrument des Wasserregulierungssystems beschränkt. Die Eigentumsverhältnisse gaben dem Austausch zwar in der Form der einfachen Warenproduktion, des Handels und Wuchers Spielraum, aber doch nur in einem sehr beschränkten Maße, da die Verbindung von Landwirtschaft und Hausindustrie in den Dorfgemeinschaften mit Gemeinbesitz nicht aufgelöst wurde und die Arbeitsteilung nach Produktionszweigen dadurch behindert war. Die Sklaverei in der Form des Mobiliareigentums, d. h. die Trennung des unmittelbaren Produzenten von seinen Produktionsmitteln und seine Vereinigung zu einer neuen Form der Kooperation unter dem Kommando des Sklavenhalters, drang zwar vor und trug die Tendenz der Auflösung des alten maßgebenden Knechtschaftsverhältnisses in sich, diese Tendenz konnte aber nicht durchdringen, sie „modifizierte nicht das wesentliche Verhältnis" wie Marx sich ausdrückt (vgl. „Grundrisse ...", DVB, S. 393). Maßgebend blieb die Ausbeutung der Dorfgemeinschaften in der Form der Despotie. Da eine Intensivierung des wirtschaftlichen Lebens begrenzt war, mußte die alte Despotie in ihrer fortschreitenden Entwicklung zur Expansion schreiten. Unter den Bedingungen der alten Despotien, auf einem vergleichsweise sehr niedrigen Stande der Produktivkräfte, war die Weltherrschaft aber praktisch unmöglich. Die Expansion fand daher, ebenso wie die Intensivierung des ökonomischen Lebens, jeweils eine unüberschreitbare Grenze. Die ökonomische Krise war da. Sie konnte zu großen Aufständen der Ausgebeuteten und Unterdrückten, zu Niederlagen gegenüber ökonomisch anders strukturierten Völkern führen. Diese Vorgänge haben Marx und Engels, wie schon erwähnt, nicht weiter untersucht. Aber es war sehr schwer, die eigentliche, grundlegende Krise der Despotie durch eine grundlegende Revolutionierung der Verhältnisse zu lösen. Auf der Basis der latenten Knechtschaft der Dorfgemeinschaften blieben die Krisen-

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erscheinungen sehr lange Zeit latent, schleichend; die Dorfgemeinschaften wurden durch direkte Ausbeutung — Zwangsarbeit und Tribute — und indirekte Ausbeutung — Wucher — verelendet, aber sie wurden nicht aufgehoben, und die Eroberervölker nahmen jahrtausendelang immer wieder das gleiche System an. Die Abwesenheit des Privatgrundeigentums, die Abwesenheit von Konkurrenz und Anarchie, wie sie sich nur auf der Basis des Privateigentums entwickelt, war zugleich die Stärke und die Schwäche dieser ökonomischen Struktur. Auch die politische Despotie im Byzantinischen Reich hat sich wesentlich auf die Verhältnisse und Vorstellungen der alten ökonomischen Despotie in den Ostprovinzen des Reiches gestützt. Offene Krisen in der Form von Hungersnöten entstanden beim Zerfall der politischen und ökonomischen Zentralgewalt (S. 209). Unter den Verhältnissen des Privateigentums an den ausschlaggebenden Produktionsmitteln, Boden und Sklave, haben die ökonomischen Krisen in der Antike ein anderes Gesicht angenommen. Mit der uneingeschränkten Ausbeutung und Knechtschaft beschleunigte sich zwar die wirtschaftliche Entwicklung, aber es verschärfte sich auch der Gegensatz zwischen den Herren und den Sklaven und die Grenze der möglichen Fortschritte wurde, nach einem stürmischen Aufstieg, viel rascher erreicht. Der Gegensatz von kleinem und großem Grundeigentum und der Gegensatz von Stadt und Land entstand in seinem spezifischen Charakter erstmals in der Gesellschaft der Sklaverei auf der Basis des Privateigentums. Die Arbeitsteilung nach Produktionszweigen und der Austausch drangen auf der Grundlage des Privateigentums weiter vor und die aus dem Austausch entspringenden Verhältnisse, Geldwesen, Wucher, Handel konnten den kleinen Privatgrundeigentümer nicht nur verelenden, sondern auch völlig entwurzeln. Die klassische Form der antiken Sklaverei schloß den Bürger von der Versklavung aus und trieb daher unaufhörlich zu Raubhandel und Raubkrieg, nicht nur, um das maßgebende Produktionsverhältnis zu erweitern, sondern auch schon für die bloße Reproduktion. Hinzu kam der Druck, der von den enteigneten oder von der Enteignung gefährdeten Parzellenbauern ausging. Auch die Expansionsbestrebungen, sei es durch Kolonisation oder Eroberung, waren daher in den antiken Gemeinwesen drängender. Auch sie stießen aber notwendig auf Grenzen, die durch den Stand der Produktivkräfte relativ eng gezogen waren. Eine entscheidende, der kapitalistischen Uberproduktionskrise in ihrer ökonomischen Bedeutung entsprechende Krisenerscheinung in der Gesellschaft der Sklaverei sieht Marx in der Uberkonsumtionskrise (S. 242). Der „Überkonsum" entspricht der auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichteten Produktion, in deren Beziehungen bereits die

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Ausbeutung und zugleich das Privateigentum eingedrungen ist. Ihr entspricht die „Unterkonsumtion" der arbeitenden Massen, die, wie Engels schreibt, „eine stehende geschichtliche Erscheinung seit Jahrtausenden" gewesen ist und die es gegeben hat, seitdem es „ausbeutende und ausgebeutete Klassen" gibt (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 356). Auch in der auf das Despoteneigentum am gesamten Grund und Boden gegründeten Gesellschaft gibt es Erscheinungen des Überkonsums, aber sie können durch den repräsentativen Konsum, der das ganze Gemeinwesen und die Macht der herrschenden Klasse anschaulich darstellen soll, und durch die repräsentative Schatzbildung eine längere Zeit hindurch aufgefangen werden. Auf der Grundlage des Privateigentums wird der Überkonsum notwendig verrückt, exzentrisch, entnervend. Ein Überkonsum kann auch innerhalb der Warenproduktion eintreten, sobald diese ihren Leitsatz „Produktion um der Produktion willen" aus Mangel an Akkumulationsmöglichkeiten verläßt. Die Grenze der Akkumulation war für die noch nicht kapitalistische, wohl aber schon auf Mehrwert gerichtete Warenproduktion in der Antike sehr viel enger gezogen als für den Kapitalismus. Der Punkt, wo Überkonsumtion auch im Zusammenhange der Warenproduktion, wo das maßlose Bedürfnis eintrat, wurde daher eher erreicht (S. 242). Die grundlegenden ökonomischen Krisenerscheinungen in der antiken Gesellschaft der Sklaverei hängen alle ihrem Wesen nach mit der Sklaverei auf der Basis des Privateigentums zusammen. Die Kooperation und Qualifikation findet hierin ihre Grenze (S. 152), die Entwicklung der Produktionsinstrumente wird hierdurch schließlich behindert (S. 194), der kleine Eigentümer wird durch die Konkurrenz der Sklavenarbeit entwurzelt, aber er kann nicht durchweg vom Sklaven ersetzt werden (S. 238), der Tauschwert dringt vor, ohne durchdringen zu können, da er das Verhältnis der Sklaverei selbst nicht aufzulösen vermag (S. 151 u. 165). Wie die Anwendung der Sklaverei im Privateigentumsverhältnis durch eine neue intensive und stetige Kooperation der große Motor in der antiken Gesellschaft gewesen war, Antrieb für die Erhöhung des Mehrprodukts, für die gesellschaftliche Arbeitsteilung, für die Entwicklung des Austauschs, so wurde sie endlich doch zum Verhängnis, da der Spielraum für die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft in diesem unmenschlichen Verhältnis erschöpft war. Die Grundkrise der antiken Sklavenhaltergesellschaft hat auch in einer Reihe einzelner krisenhafter Erscheinungen ihren Ausdruck gefunden, die bei Marx beiläufig erwähnt werden. Krisenerscheinungen sind aufgetreten infolge des Vordringens der Warenproduktion innerhalb einer auf den Gebrauchswert unmittelbar

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gerichteten Produktion. Auf eine mögliche solche Krisenerscheinung weist Marx hin: „Statt daß, wie A. Smith wähnt, die Vorratbildung erst entspringt aus der Verwandlung des Produkts in Ware und des Konsumtionsvorrats in Warenvorrat, verursacht umgekehrt dieser Formwechsel während des Übergangs aus der Produktion für den Selbstbedarf in die Warenproduktion die heftigsten Krisen in der Ökonomie der Produzenten. In Indien erhielt sich z. B. bis auf die allerneueste Zeit ,die Gewohnheit, das Getreide, wofür in Jahren des Überflusses wenig zu haben war, massenhaft aufzuspeichern'" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 2, S. 135). Ebenso wie die B e r ü h r u n g mit der amerikanischen u n d britischen kapitalistischen Warenproduktion die alten Vorräte an Gebrauchsgütern in Indien schwinden machte — so wie Marx das an der angegebenen Stelle noch weiterhin schildert — h a t in der A n t i k e das Vordringen des Handels die Vorratsbildung bei Bauer und großem Grundeigentümer ohne Zweifel beeinträchtigt, so daß auch aus diesem G r u n d e bei einem plötzlichen Versagen der Handelsbeziehungen Hungersnöte eintreten konnten. Eine zweite Nicht-Übereinstimmung zwischen dem Wesen u n d den Gesetzen der auf den eigenen Bedarf und der auf den Tauschwert gerichteten Produktion, die zu Krisen f ü h r t e , haben wir schon u n t e r dem Thema des „Raubes" besprochen. In der Antike, in der die auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichtete Produktion vorherrschte, h a t m a n sich immer ganz naiv des Raubes bedient, u m die eigene Lage zu v e r bessern. Aber die naturale Zwangsübertragung des Raubes widersprach den Gesetzen der Warenproduktion. Der R a u b erstreckte sich nicht n u r auf naturale Güter, er erstreckte sich auch auf Tauschwert, auf Edelmetall u n d Geld. Der R a u b von v e r körpertem Tauschwert konnte nicht produktiv wirken in einer F o r m a tion, in der er nicht das „Ganze der Arbeit" zu ergreifen vermochte (S. 334). Das geraubte Geld wirkte im Endeffekt auflösend auf die alten Verhältnisse, ohne neue von Dauer a u f b a u e n zu können. Marx erörtert diese Erscheinung mit Bezugnahme auf den U n t e r g a n g Roms ( M A R X : „ G r u n d r i s s e . . . " , DVB, S. 134). Eine ernste Krisenerscheinung ergab sich i m Kaufmannshandel, sobald sich die Gebiete, die zunächst Ausbeutungsobjekt f ü r die Händlerschaft eines ökonomisch überlegenen Landes gewesen waren, in ihrer eigenen Produktion entwickelten, was d u r c h a u s u n t e r Mithilfe, ja F ü h r u n g von Personen solcher K a u f m a n n s k r e i s e geschehen konnte. Derartige Absatzkrisen m u ß t e n auf die Exportproduktion und damit auf die ganze wirtschaftliche Lage u n d S t r u k t u r des bisherigen K a u f -

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manns- und Ausbeuterlandes stark zurückwirken. Krisenwirkungen gingen auch von plötzlichen politischen Veränderungen aus. Die Widersprüche der Verbindung von Privateigentum- und Sklavereiverhältnis sind ernst und zahlreich, so daß es den Betrachter fast wundernimmt, wie eine Formation sich auf so widerspruchsvollen Verhältnissen aufzubauen vermag und in ihrer Blütezeit Bedeutendes zu leisten vermochte. Wir zitieren dazu aber die Worte von Lenin und setzen nur jeweils statt des von ihm genannten Kapitalismus die Gesellschaft der Sklaverei ein, um die für alle antagonistischen Formationen geltende Wahrheit aus seinen Worten herauszuholen: Und schließlich gibt es nichts Abgeschmackteres, als aus den Widersprüchen der „Gesellschaft der Sklaverei" auf ihre Unmöglichkeit, ihr nichtfortschrittliches Wesen usw. zu schließen — das ist Flucht aus der unangenehmen, aber unbezweifelbaren Wirklichkeit in die Wolkenreiche romantischer Phantasien . . . Die Widersprüche der „Sklavenhaltergesellschaft" zeugen von ihrem historisch-vergänglichen Charakter, erklären die Bedingungen und Ursachen ihrer Zersetzung und ihrer Umwandlung in eine höhere Form, — aber sie schließen weder die Möglichkeit der „Sklaverei" noch ihre Fortschrittlichkeit im Vergleich zu den vorangegangenen Systemen gesellschaftlicher Wirtschaft irgendwie aus (formuliert nach LENIN: „Kapitalismus in Rußland", DVB, S. 584). Der „historisch-vergängliche Charakter", von dem Lenin spricht, muß für eine jede Formation, die zum Hemmschuh wird, auch historisch, durch die Kämpfe der Menschen bewiesen werden, und in der in Klassen gespaltenen Gesellschaft sind diese Kämpfe Klassenkämpfe. Es gibt eine Äußerung von Marx, aus der hervorzugehen scheint, daß er einen Klassenkampf der Sklaven nicht kennt oder nicht anerkennt. Sie lautet: „Schließlich hoffe ich, daß meine Schrift zur Beseitigung der jetzt namentlich in Deutschland landläufigen Schulphrase vom sogenannten Cäsarismus beitragen wird. Bei dieser oberflächlichen geschichtlichen Analogie vergißt man die Hauptsache, daß nämlich im alten Rom der Klassenkampf nur innerhalb einer privilegierten Minorität spielte, zwischen den freien Reichen und den freien Armen, während die große produktive Masse der Bevölkerung, die Sklaven, das bloß passive Piedestal für jene Kämpfer bildete. Man vergißt Sismondis bedeutenden Ausspruch: Das römische Proletariat lebte auf Kosten der Gesellschaft, während die moderne Gesellschaft auf Kosten des Proletariats lebt. Bei so gänzlicher Verschiedenheit zwischen den materiellen, ökonomischen Bedingungen des antiken und des modernen Klassenkampfes können auch seine politischen Ausgeburten nicht mehr miteinander gemein haben als der Erzbischof von Canterbury mit dem Hohenpriester Samuel" (MARX: Vorwort zur zweiten Auflage des „Der 18. Brumaire", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 223/224). Da wir den verschiedenen ökonomischen Vorbedingungen des Klassenkampfes im Rahmen unseres Themas nachgehen mußten, halten wir

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es für angebracht, die wiedergegebene Kritik von Marx an der „Schulphrase des Cäsarismus" und seine Äußerungen über die Sklavenklasse als das „bloß passive Piedestal" kurz zu besprechen. Zunächst: Klassenkampf ist ein politischer Kampf, und die angezogene Äußerung von Marx bezieht sich somit auf politische Verhältnisse und nicht auf die grundlegenden ökonomischen Wirkungen der Sklaverei, die ihn veranlaßt haben, die Antike als „Gesellschaft der Sklaverei" zu bezeichnen und somit der Sklaverei den bestimmenden Einfluß auf die ökonomische Basis dieser Epoche zu bezeugen, der, wir wir gesehen haben, auch in einer Fülle von Beziehungen und Wirkungen entscheidend zur Geltung kommt. Da jedoch nach den Auffassungen von Marx das Wesen der politischen Verhältnisse von der ökonomischen Struktur bestimmt wird, muß sich, sofern diese Auffassung zutrifft, die Tatsache der Sklaverei auch in der Politik auswirken. Ziehen wir allein die Belegstelle aus dem Vorwort des „18. Brumaire" heran, so war Marx der Meinung, daß die Sklaverei die Masse der unmittelbaren Produzenten politisch zu einem „bloß passiven Piedestal" mache. Das gilt ohne Einschränkung für alle Formen des legalen Klassenkampfes, aus dem die Sklaven ausgeschlossen bleiben. Daß die Sklaven einen Klassenkampf in illegalen Formen führten, war Marx bekannt, wie aus der früher zitierten Äußerung über die systematische Arbeitssabotage (S. 194) und aus einer brieflichen Bemerkung über Spartacus zweifelsfrei hervorgeht: „Spartacus erscheint als der famoseste Kerl, den die ganze antike Geschichte aufzuweisen hat. Großer General (kein Garibaldi), nobler Charakter, real representative (echter Vertreter, d. Verf.) des antiken Proletariats" (MARX an Engels, Briefwechsel, DVB, Bd. 3, S. 19, Brief 737, vom 27. Februar 1861).

Wir dürfen aber die Tatsache, daß die Sklaven keinen legalen Klassenkampf führen konnten, nicht unterschätzen. Ebenso wie die ökonomische Entwicklung (S. 190) ist dadurch auch die politische Entwicklung wesentlich beeinflußt und modifiziert worden. Lenin hat hierauf mit Nachdruck hingewiesen: „Die demokratische Republik und das allgemeine Wahlrecht waren im Vergleich mit dem Leibeigenschaftssystem ein gewaltiger Fortschritt: sie gaben dem Proletariat die Möglichkeit, die Vereinigung, die Geschlossenheit zu erreichen, die es jetzt aufzuweisen hat, jene wohlorganisierten, disziplinierten Reihen zu bilden, die den systematischen Kampf gegen das Kapital führen. Nichts auch nur annähernd Gleiches gab es bei den leibeigenen Bauern, von den Sklaven ganz zu schweigen. Die Sklaven, wie wir wissen, erhoben sich, meuterten, gingen zu Bürgerkriegen über, aber niemals konnten sie eine klarbewußte Mehrheit, den Kampf leitende Parteien schaffen, niemals vermochten sie klar zu begreifen, welchem Ziel sie zustreben, und sie

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erwiesen sich selbst in den revolutionärsten Augenblicken der Geschichte stets als Schachfiguren in den Händen der herrschenden Klassen. Die bürgerliche Republik, das Parlament, das allgemeine Wahlrecht — alles das stellt vom Standpunkt der weltgeschichtlichen Entwicklung der Gesellschaft einen riesigen Fortschritt dar. Die Menschheit schritt dem Kapitalismus entgegen, und erst der Kapitalismus gab, dank der städtischen Kultur, der unterdrückten Klasse der Proletarier die Möglichkeit, sich ihrer selbst bewußt zu werden und jene internationale Arbeiterbewegung zu schaffen, jene Millionen der in der ganzen Welt in Parteien organisierten Arbeiter, jene sozialistischen Parteien, die bewußt den Kampf der Massen leiten. Ohne Parlamentarismus, ohne Wahlrecht wäre diese Entwicklung der Arbeiterklasse unmöglich gewesen. Das ist auch der Grund, warum das alles in den Augen der breitesten Massen der Menschen so große Bedeutung erlangt hat" (LENIN: „Über den Staat", DVB, S. 24/25).

Es würde zu weit führen, wollten wir auf die Probleme der Kennzeichnung der Sklaven als „Schachfiguren in den Händen der herrschenden Klasse" eingehen, denn es handelt sich hier um Fragen der politischen Geschichte, deren gründliche Analyse erst allmählich in Gang kommt. Bekanntlich hat Stalin auf Grund neuerer Untersuchungen sowjetischer Historiker besonders auf den Beitrag aufständischer Sklaven und Kolonnen im Verein mit den Barbaren zum Sturze des Römischen Reiches hingewiesen. ( S T A L I N : „Fragen des Leninismus", DVB, S . 498 u. 524.) Es ist f ü r uns an dieser Stelle von Interesse zu bemerken, daß Marx auf das Bündnis von Sklaven und Barbaren in seinen Excerpten aus Carlo Botta schon einmal aufmerksam geworden war. Wäre es ihm vergönnt gewesen, weiter zu leben und zu forschen, so h ä t t e er kaum versäumt, diesen Zusammenhängen einmal nachzugehen. Aus Bottas „Geschichte der Völker Italiens" hatte sich Marx nach 1871, also im letzten Jahrzehnt seines Lebens, notiert: „Nach dem Einfall Alarichs in Italien setzte von dort eine starke Auswanderung ein, viele Sklaven folgten den Barbaren (40 000 derselben waren bereits vor der Einnahme Roms zu den Fahnen Alarichs übergegangen usw ...)" (MARX: „Chronologische Auszüge", Marx-Engels-Archiv, Bd. 5, S. 17).

Der Beseitigung der römischen Sklavenhaltermacht ist ein jahrhundertelanger Umbildungsprozeß der ökonomischen Verhältnisse vorangegangen, den Engels in seinen Bemerkungen über die Niedergangszeit Roms schon andeutet (Engels: „Ursprung der F a m i l i e . . . " , DVB, S. 146—149). Die Krise der Städte und der Landgüter (Villen), die übermäßige Belastung der Bevölkerung durch Steuern, Fronden und Lieferungen f ü r die Staatsmaschine, die Ausbreitung des Kolonats, d. h. des Kleinbetriebes auf dem großen Grundeigentum sind wesentliche Züge dieses

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Prozesses. Die Analyse der frühfeudalen Elemente und der veränderten ökonomischen Voraussetzungen des Klassenkampfes im 3., 4. und 5. Jahrhundert v. d. Z. werden von der sowjetischen Wissenschaft unter lebhaften Diskussionen weitergeführt. Einen Überblick über den augenblicklichen Stand der wissenschaftlichen Auseinandersetzungen und ihrer Ergebnisse vermittelt die Redaktion des „Boten der alten Geschichte" (hrsg. von der „Akademie der Wissenschaften der UdSSR", Moskau 1956, Heft 1, S. 3—14) unter dem Titel: „Problem des Niedergangs der Sklavenhalter Ordnung". Die Krise der Stadt, deren ökonomische Existenz auf Sklavenarbdit basierte, die Verselbständigung der Grundmagnaten, die sich von der Staatsmacht auch militärisch unabhängig machen, verdienen besondere Aufmerksamkeit.

XV. Was ist „produktive Arbeit" unter den Verhältnissen der Despotie und der Sklaverei? Mit dem Begriff der „produktiven Arbeit", wie er insbesondere in der klassischen englischen Ökonomie bei Adam Smith erscheint, hat sich Marx in seiner Untersuchung der „Theorien über den Mehrwert" auseinandergesetzt. Gehen wir von dem ursprünglichen und vollständigen Begriffe der Arbeit aus, die den Menschen zum Menschen gemacht hat und die ihrem Wesen nach gesellschaftliche Produktion, Umformung der Natur durch den in Gesellschaft arbeitenden — d. h. auch denkenden, sprechenden — Menschen f ü r seine Zwecke ist, so ist diese Arbeit auch ihrem Wesen und Begriffe nach produktiv. Die Fragen „was ist produktive Arbeit?" und „wer ist ein produktiver Arbeiter?" beginnen — von verschiedenen Gesichtspunkten aus — 1. mit den Anstrengungen zur Sicherung des Produktionsprozesses gegen störende Einflüsse und der antagonistischen Form der Produktionsverhältnisse, 2. mit der Teilung der Arbeit in Handarbeit und Kopfarbeit, 3. mit der Scheidung der Produktion in Produktion von Konsumgütern und Produktion von Produktionsmitteln sowie der Scheidung der Konsumgüter in notwendige Güter und Luxusgüter, 4. mit der Bindung des Produktionszieles an die Interessen der Eigentümer der Produktionsmittel und 5. mit der Herrschaft des Tauschwertes. 1. Die Anstrengungen zur Sicherung des Produktionsprozesses können sich gegen störende Naturgewalten, gegen wilde Tiere, aber auch gegen Menschen außerhalb oder innerhalb des Gemeinwesens richten. Anstrengungen zur Sicherung des Produktionsprozesses sind in irgendeiner Form zu allen Zeiten und in allen Produktionsweisen notwendig, einen besonderen Charakter erhalten sie in den antagonistischen Produktionsweisen, in denen die Mehrheit der unmittelbaren Produzenten unter dem Zwang von Knechtschaftsverhältnissen arbeitet. Sicherung der Produktion bedeutet in dem letzten Falle Sicherung der Verhältnisse, 26

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in denen gearbeitet werden muß. Alle derartigen Anstrengungen zur Sicherung des Produktionsprozesses überhaupt oder des Produktiönsprozeses in einer bestimmten Form sind notwendig, aber nicht unmittelbar produktiv. Smith würde sagen, daß die Tätigkeit des Soldaten Verteidigung produziert, aber nicht Getreide. Stellte sich Ordnung im Lande her, so würde der Landarbeiter nach wie vor Getreide produzieren, ohne gezwungen zu sein, das Leben, weil den Unterhalt der Soldaten obendrein, zu produzieren. Der Soldat gehört zu den faux frais der Produktion, wie ein großer Teil unproduktiver Arbeiter, die nichts selbst produzieren, weder geistig noch materiell, sondern nur nützlich, nötig sind wegen der mangelhaften sozialen Verhältnisse — die also sozialen Übeln ihr Dasein verdanken" ( M A R X : „Mehrwerttheorien, Dietz Stuttg., Bd. 1, S. 389). Marx spricht häufig von den Unkosten, den „faux frais" der Produktion, die in der Gesellschaft der Sklaverei durch die Zwangsaufsicht über den unmittelbaren Produzenten entstehen (S. 130), und zwar in maximaler Höhe. Diese Anstrengungen zur Herstellung und Aufrechterhaltung des Sklavereiverhältnisses sind notwendig, aber unproduktiv. Das gleiche gilt in vollem Maße für alle militärischen Aufwendungen. 2. Die Teilung der Arbeit in Handarbeit und Kopfarbeit hat der Theorie von der „produktiven Arbeit" in der Ideologie des Kapitalismus besonderes Kopfzerbrechen verursacht. Der Smithsche „produktive Arbeiter" produziert materielle Güter. Sollte die geistige Arbeit in diesem Sinne als „produktiv" nachgewiesen werden, so mußte bewiesen werden, daß sie direkt materielle Güter produziere. Dieser salto mortale der Beweisführung konnte nicht gelingen. Denn die Kopfarbeit wirkt zwar auf die materielle Arbeit ein oder darauf zurück, aber sie ist keine materielle Arbeit. „Nach Storch produziert der Arzt Gesundheit (aber auch die Krankheit), Professoren und Schriftsteller die Aufklärung (aber auch den Obskurantismus), Poeten, Maler usw. den Geschmack (aber auch die Geschmacklosigkeit), die Moralisten usw. die Sitten, Prediger den Kultus, die Arbeit der Souveräne die Sicherheit usw. Ebensogut kann gesagt werden, daß die Krankheit Ärzte, die Dummheit Professoren und Schriftsteller, die Geschmacklosigkeit Poeten und Maler, die Sittenlosigkeit Moralisten, der Aberglauben Prediger und die allgemeine Unsicherheit Souveräne produziert. Diese Manier, in der Tat zu sagen, daß alle diese Tätigkeiten, diese Dienste einen wirklichen oder eingebildeten Gebrauchswert produzieren, ist von den späteren wiederholt, um zu beweisen, daß die produktive Arbeiter im Smithschen Sinne sind, das heißt direkt nicht die Produkte sui generis, sondern die Produkte der materiellen Arbeit produzieren und daher direkt Reichtum. Bei Storch findet sich dieser Blödsinn noch nicht, der übrigens sich in zweierlei auflöst:

XV. Was ist „produktive Arbeit"?

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1. Daß die verschiedenen Funktionen in der bürgerlichen Gesellschaft sich wechselseitig voraussetzen; 2. daß die Gegensätze in der materiellen Produktion einen Uberbau ideologischer Schichten nötig machen, dessen Wirksamkeit, sei sie gut oder schlecht, gut, weil nötig ist; 3. daß alle Funktionen im Dienste des Kapitalisten sind, zu seinem „Guten" auslaufen; 4. daß selbst die höchsten geistigen Produktionen nur dadurch anerkannt und vor dem Bourgeois entschuldigt werden sollen, daß sie als direkte Produzenten von materiellem Reichtum dargestellt und fälschlich nachgewiesen werden" (MARX: „Mehrwerttheorien", Dietz Stuttg., Bd. 1 , S. 384/385);

dazu: „Nassau Senior setzt sich aufs hohe Pferd. ,Nach Smith war der Gesetzgeber der Hebräer ein unproduktiver Arbeiter' (,Principes fondamentaux de l'économie politique.' Traduits par Jean Arrivabene. Paris 1836, S. 198). War es Moses von Ägypten oder Moses Mendelssohn? Moses würde sich schön bei Herrn Senior bedankt haben, ein Smithscher ,produktiver Arbeiter' zu sein. Diese Menschen sind so unter ihre fixen Bourgeoisideen unterjocht, daß sie glauben würden, den Aristoteles oder den Julius Cäsar zu beleidigen, wenn sie dieselben „unproduktive Arbeiter" nennen. Diese würden schon den Titel „Arbeiter" als eine Beleidigung betrachtet haben" (a. a. O., S. 387).

Wir versuchen, die zitierten Gedankengänge von Marx für unsere speziellen Probleme auszuwerten. Daß „die verschiedenen Funktionen" sich wechselseitig voraussetzen, ist von der Gesellschaft der Despotie und der Sklaverei in der gleichen Weise zu sagen wie von der bürgerlichen Gesellschaft. Leitende und ausführende Arbeit gehören als eine Einheit zusammen, ohne ihre Verbindung kann nicht produziert werden. Auch die Funktion der Leitung ist im allgemeinen Sinne für alle Produktionsweisen „produktiv" (S. 125). Aber nicht lallie geistige Tätigkeit ist produktive Leitungsfunktion. Wie für die Zwangsaufsicht über den geknechteten Produzenten ein unproduktiver materieller Aufwand notwendig ist, so ist auch ein unproduktiver ideologischer Aufwand unvermeidlich, er ist, wie Marx schreibt, „gut, weil nötig", wobei unter „gut" nicht eine moralische Bewertung, sondern die ökonomische Bewertung als „gut" für die gegebene Gesellschaftsformation zu verstehen ist. Diese Auffassung wird erläutert und bestätigt durch Punkt drei unserer Belegstelle: „daß alle Funktionen im Dienste des Kapitalisten sind, zu seinem .Guten' auslaufen", wobei wir an Stelle des Kapitalisten auch den Despoten und den Sklavenhalter setzen können. Was aber 26*

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schließlich den letzten Punkt anbetrifft, so ist darin ein Specificum des Kapitalismus enthalten, das in den alten Despotien und in der Antike noch nicht zu finden war; Marx zeigt in der anschließenden Belegstelle mit ironischer Deutlichkeit den Unterschied eines auf die Warenproduktion und den Mehrwert gerichteten und eines noch auf das Gebrauchsgut und die Muße gerichteten Wirtschaftssystems. Aristoteles und Cäsar hatten es in den Augen ihrer Zeitgenossen nicht nötig, sich als direkte Produzenten von materiellem Reichtum fälschlich auszugeben; für diese Aufgabe waren ihre Sklaven und ihre Verwalter da (S. 179). Wir müssen aber an Hand der zuerst gebrachten Ausführungen von Marx hinzufügen, daß auch dem Sklavenhalter eine produktive Funktion zukam, und daß der Sklavenhalter als Repräsentant des ökonomisch maßgebenden Knechtschaftsverhältnisses in der gleichen Weise produktiv gewesen ist wie das Kapital: „Das Kapital ist produktiv: 1. als Zwang zur Mehrarbeit, 2. als in sich Absorbierer und Aneigner, sowie als Personifizierung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit und der allgemeinen gesellschaftlichen Produktivkräfte, wie der Wissenschaft" (MARX: „MehrWerttheorien", Dietz Stuttg., Bd. 1, S. 407).

3. Die Scheidung der Produktion in Produktion von Konsumgütern und in die Produktion von Produktionsmitteln ist ebenso alt wie die Produktion überhaupt, da Produktion Werkzeuge voraussetzt. Mit zunehmender Vervollkommnung der Herrschaft des Menschen über die Natur wächst der Anteil der Arbeit, die auf die Herstellung von Produktionsmitteln aufgewandt wird. Die Produktion von Konsumgütern, die nicht mehr dem notwendigen Aufwand zur Erhaltung des Lebens dienen, sondern darüber hinaus hergestellt werden, also Luxusgüter im weitesten Sinne des Wortes sind, hat erst begonnen, als die Arbeit schon zu einer gewissen Produktivität entwickelt war (S. 76). Mit Bezugnahme auf diese Unterscheidungen hat sich eine Anwendung des Begriffes „produktive Arbeit" in einem besonderen Sinne herausgebildet. Während es sich bei den zuerst angeführten Diskussionen um den Charakter von Arbeiten außerhalb der unmittelbaren materiellen Produktion von Gebrauchsgütern handelte, wird jetzt innerhalb der materiellen Produktion von Gebrauchsgütern ein Unterschied der „produktiven" und der „unproduktiven" Arbeiten gemacht. Als produktiv erscheinen nur noch diejenigen Arbeitsvorgänge, in denen entweder Produktionsmittel — die im Produktionsprozeß verbleiben — oder solche Konsumgüter hergestellt werden, die unmittelbar der Reproduktion der Arbeitskraft, also einer Produktivkraft dienen. Die Entstehung dieses Begriffes der „produktiven Arbeit" hängt eng zusammen mit dem Akkumulationsund dem Verwertungsprozeß des Kapitals, in dessen historischer Form

XV. Was ist „produktive Arbeit"?

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sich die materiellen Produktivkräfte enorm gesteigert haben. Legen wir diesen Maßstab an, so gab es in den alten Despotien und in der Antike einen großen Anteil „unproduktiver" Arbeiten, insbesondere für den gesellschaftlichen Konsum, ja, die Grenze für die Entwicklung der Gesellschaft der Sklaverei erscheint gerade dadurch gesetzt, daß die Arbeiten, deren Ergebnisse sich in Produktionsmitteln anhäufen können, beschränkt blieben, daß die produktive Akkumulation stockte und die Überkonsumtionskrise infolgedessen eintrat (S. 350/351). 4. Jedoch wäre es nicht richtig, von diesem Begriff der „produktiven" Arbeit allein auszugehen. In der auf den Gebrauchswert gerichteten Produktion, die in den Despotien und den Sklavenhalterstaaten herrschte, ist historisch ein anderer Begriff der „produktiven Arbeit" maßgebend als im Kapitalismus. Marx unterscheidet die Frage „welche Arbeit überhaupt produktiv" von der Frage, „was produktive Arbeit vom Standpunkt des Kapitals aus ist" und im gleichen Sinne fragen wir, was produktive Arbeit vom Standpunkt des Despoten und Sklavenhalters aus ist. Wir sind auf diese Frage schon bei der Untersuchung der Besonderheiten einer auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichteten antagonistischen Produktionsweise gestoßen und wiederholen den Hinweis von Marx, auf den wir uns dort gestützt haben: „Productive labourer he that directly augments his masters wealth", sagt Malthus daher sehr richtig (IX, 40; wenigstens nach einer Seite hin richtig. Der Ausdruck ist zu abstrakt, da er in dieser Fassung ebenso vom Sklaven gilt)" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 213).

Produktive Arbeit vom Standpunkte des Despoten und Sklavenhalters aus ist diejenige Arbeit, die der Vermehrung seines Reichtums und zwar seines Reichtums an repräsentativen und privaten Gebrauchsgütern gilt. Das ist der historische Begriff der produktiven Arbeit in der alten Welt. Im Kapitalismus ist produktive Arbeit diejenige Arbeit, die Ware und in der Ware den Mehrwert für den Kapitalisten produziert. „Dagegen umfaßt produktive Arbeit im engeren Sinne (d. h. im kapitalistischen Sinne, d. Verf.) alle Arbeit, die in die Produktion von Ware eingeht — die Produktion umfaßt hier alle Akte, die die Ware vom ersten Produzenten bis zum Konsumenten zu durchlaufen hat —, welcher Art sie immer sei, Handarbeit oder nicht, also auch wissenschaftliche. Unproduktive Arbeit ist in diesem Sinne solche, die nicht in die Produktion von Ware eingeht, deren Zweck und Ziel nicht die Produktion von Ware ist. Diese Unterscheidung muß festgehalten werden, und der Umstand, daß alle anderen Sorten Tätigkeit auf die materielle Produktion zurückwirken und umgekehrt, ändert absolut nichts an der Notwendigkeit der Unterscheidung" (MARX: „Mehrwerttheorien", Dietz Stuttg., Bd. 3, S. 496).

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Was aber ist produktive Arbeit schlechthin? Oder wodurch kann eine historische Epoche den nachfolgenden Generationen beweisen, daß sie produktiv gearbeitet habe? Produktive Arbeit schlechthin — damit kehren wir an den Ausgangspunkt unserer Untersuchung zurück — ist die Umformung der Natur für die Zwecke des Menschen, ein Prozeß, der die Entwicklung des Menschen selbst, seine fortschreitende „Menschwerdung" einbegreift. Insofern eine Epoche diesen Prozeß gefördert hat, haben die Menschen in ihr produktiv im absoluten, im weltgeschichtlichen Sinne gearbeitet.

XVI. Fragen des „ökonomischen Grundgesetzes" Die Frage des ökonomischen Grundgesetzes einer Produktionsweise ist von Marx zum erstenmal für den Kapitalismus aufgeworfen und von Stalin für den modernen Kapitalismus und den Sozialismus behandelt worden (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, besonders S. 650, Stalin: „ökonomische Probleme", DVB, S. 38—42). Es erscheint nicht überflüssig, diejenigen Aussagen der Vertreter des Marxismus-Leninismus noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, die die Diskussionsgrundlage für die Fragen eines ökonomischen Grundgesetzes in der Gesellschaft der Despotie und der Sklaverei geben. Wir gehen davon aus, daß Marx das „absolute Gesetz" der kapitalistischen Produktionsweise formuliert auf Grund der Forderung, daß die „differentia specifica", die spezifischen Besonderheiten und Unterscheidungsmerkmale des Kapitalismus begriffen werden müssen (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 650). Diese Marxsche Forderung, die „differentia specifica" herauszuschälen, erörtert Stalin ausführlicher: „Das ökonomische Grundgesetz des Kapitalismus ist ein Gesetz, das nicht irgendeine einzelne Seite oder irgendwelche einzelnen Prozesse der Entwicklung der kapitalistischen Produktion bestimmt, sondern alle wichtigsten Seiten und alle wichtigsten Prozesse dieser Entwicklung, folglich das Wesentliche der kapitalistischen Produktion, ihr Wesen, bestimmt" (STALIN: „ökonomische Probleme", DVB, S. 38).

Also suchen wir auf unserem Gebiet auch nach dem Spezifischen, nach demjenigen Grundgesetz, das die wichtigsten Seiten, die wichtigsten Prozesse, das Wesentliche der auf der Despotie und der auf Sklaverei basierenden Produktion, ihr Wesen — im Unterschied zu andern Produktionsweisen — bestimmt. „Ist vielleicht das Wertgesetz das ökonomische Grundgesetz des Kapitalismus?" fragt Stalin und beantwortet diese Frage mit „Nein". „Das Wertgesetz ist vor allem das Gesetz der Warenproduktion. Es bestand vor dem Kapitalismus." Diese Feststellung von Stalin können wir für unsere Probleme dahin spezifizieren, daß das Wertgesetz auch — und zwar in einer speziellen Art und Weise — für die einfache

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Warenproduktion gilt, in der die Waren noch zu ihren Werten (ohne „Mehrwert") verkauft werden. Diese einfache Warenproduktion und das in ihr wirkende Wertgesetz hat es gegeben, seitdem es eine gesellschaftliche Arbeitsteilung zwischen Landwirtschaft und Handwerk gab, die einen regelmäßigen Austausch notwendig machte. Das Wertgesetz hat, wenn wir die Ausführungen von Engels im Nachtrag zum dritten Bande des „Kapital" zugrunde legen, in der altorientalischen Despotie, in der entwickelten Sklavenhaltergesellschaft der Antike, im Feudalismus und selbst noch im Kapitalismus bei dem Austausch von Äquivalenten zwischen Bauer und Handwerker gewirkt. Also hat das Wertgesetz in der Gesellschaft der Despotie und der Sklaverei gewirkt, aber es wirft noch nicht die spezifischen Probleme dieser beiden Gesellschaftsformen auf, die sowohl die eine als auch die andere vom Feudalismus unterscheiden. Es bestimmt nicht das Wesen der Produktion in der Antike, noch viel weniger in den altorientalischen Gesellschaften, wenn auch seine Wirksamkeit mit zu den Bedingungen ihres ökonomischen Lebens gehört und in der Antike diese Bedingungen schon merklich verändert hat. Das Grundgesetz einer Formation ist aber nicht ein allgemeines ökonomisches Gesetz, das in allen oder mehreren Formationen wirkt, sondern es ist ein spezifisches Gesetz, das das Gesicht einer bestimmten und keiner anderen Formation charakterisiert. Stalin stellt auch das „Gesetz der Konkurrenz und Anarchie" zur Diskussion. Insofern sich in der Gesellschaft der Sklaverei die Warenproduktion schon bis zu einer Produktion für den Markt, als Produktion für „Unbekannt" entwickelt hat, gab es auch in dieser Periode bereits Konkurenz und Anarchie. Aber abgesehen davon, daß auch das Gesetz der Konkurrenz und Anarchie in allen jenen Formationen wirkt, in denen es eine entwickeltere Warenproduktion gibt, könnte es unmöglich den ökonomischen Charakter einer Gesellschaft bestimmen, in der die vom Tauschwert beherrschten Beziehungen noch untergeordnet blieben. Stalin bringt dann das „Gesetz der ungleichmäßigen Entwicklung" in die Debatte. Es ist eine sehr wichtige Frage, inwieweit dieses Gesetz, das im Kapitalismus wirksam war, auch unter den Verhältnissen der Despotie und der Sklaverei gewirkt hat. Wir vertreten die Auffassung, daß das Gesetz der ungleichmäßigen Entwicklung solange wirksam sein muß, als die Produktivkräfte der Gesellschaft noch nicht ausreichen, um die an einem Ort unter besonderen Bedingungen entstandenen Fortschritte allgemein zu verbreiten, oder solange der ökonomische Charakter der Gesellschaftsformation eine allgemeine Verbreitung möglichst verhindert, weil sie den Interessen der jeweils herrschenden Klasse widerspricht. Es wird immer so sein, daß ein bestimmter Fortschritt an einem bestimmten

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Ort, unter bestimmten günstigen Bedingungen gemacht wird, unter denen die Möglichkeit des Fortschritts zuerst zur Wirklichkeit wird. Aber ein hoher Entwicklungsstand der Produktivkräfte fördert die Ausbreitung des Fortschritts, selbst wider alle Versuche der Monopolisierung und in Verhältnissen der Völkerfreundschaft wird er sich ohne antagonistischen Widerspruch vollziehen können. Durch die örtliche Ungleichmäßigkeit der Entwicklung werden also vorübergehende Unterschiede, aber keine Gegensätze entstehen. Bei dem Entstehen und in der Entwicklung der Völker und Staaten im Altertum aber gab es solche Unterschiede des Fortschritts, die ebenso wie in der Epoche des Kapitalismus notwendig zu Gegensätzen wurden, z. B. in dem Verhältnis der Griechen und Römer zu den „Barbaren". „Bekanntlich blickte das alte Rom auf die Vorfahren der heutigen Deutschen und Franzosen genauso, wie jetzt die Vertreter der .höheren Rasse' auf die slawischen Stämme blicken. Bekanntlich betrachtete das alte Rom sie als ,niedere Rasse', als .Barbaren', die dazu bestimmt seien, für alle Ewigkeit der .höheren Rasse', dem .Großen Rom', unterworfen zu sein, wobei übrigens — unter uns gesagt — das alte Rom dazu einigen Grund hatte, was man von den Vertretern der jetzigen .höheren Rasse' nicht sagen kann" (STALIN: „Fragen des Leninismus", DVB, S. 524).

Es ist typisch für Gesellschaftsformationen, die in Klassen gespalten sind, daß die herrschende Klasse minder entwickelte Völker auszubeuten und zu versklaven sucht. Diese Erscheinung hat Stalin auch im ökonomischen Grundgesetz des modernen Kapitalismus eigens erwähnt und hinzugefügt, daß „Kriege und Militarisierung der Volkswirtschaft" zu den Grundzügen des modernen Kapitalismus gehören. Der Krieg gehörte auch zu dem Wesen der Despotie und insbesondere der antiken Sklavenhaltergesellschaft, und auf der jeweils höchsten Entwicklungsstufe, sowohl in den großen Erobererreichen des Alten Orient als auch im Römischen Reich hat das Militärwesen eine besondere ökonomische und politische Bedeutung erlangt. Was nun die „Durchschnittsprofitrate" anbelangt, die Stalin erwähnt, so hat es eine solche im Altertum nicht gegeben, da es weder im Alten Orient noch in der Antike eine allgemeine kapitalistische Warenproduktion gab, in der Kapital frei von einem Produktionszweig zum andern zu wandern vermochte. — Endlich bespricht Stalin das „Gesetz des Mehrwerts" und bestätigt, daß dieses Gesetz die grundlegenden Züge der kapitalistischen Produktion bestimmt. Auf der Grundlage des Mehrwertgesetzes fordere der moderne Kapitalismus aber nicht nur den Mehrwert in der Form des Durchschnittsprofites, sondern er fordere den Maximalprofit. Der Charakter der kapitalistischen Gesellschaftsformation wird also von Stalin nicht nur generell, sondern auch in

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seinen wichtigsten Entwicklungsphasen durch gewisse Modifikationen des Grundgesetzes gezeichnet, um eine Verschärfung der Gegensätze mit auszudrücken. Auch in den alten Gesellschaften war im Umkreis von Handels- und Wucherkapital das Gesetz des Mehrwerts wirksam. Produktion und Mehrwert fand in der antiken Gesellschaft schon der Form nach statt, aber sie konnte sich infolge des Sklavereiverhältnisses nicht weiter entwickeln. Sie gehört notwendig zu dem Wesen der Gesellschaft der Sklaverei auf der Basis des Privateigentums, aber sie bestimmt dieses Wesen nicht. Wenn wir das von Marx formulierte „absolute Gesetz" der kapitalistischen Produktionsweise studieren, so finden wir, daß nur ein Faktor darin genannt ist: das maßgebliche Produktionsziel. Stalin zieht nicht nur das Produktionsziel, sondern auch die Charakteristik der entsprechenden Mittel, mit denen dieses Produktonsziel erreicht wird, als Merkmale heran. Bleiben wir zunächst bei dem Problem des Produktionszieles. Im Kapitalismus ist das unmittelbare Produktionsziel der Mehrwert, den sich der Kapitalist aneignet, im modernen Kapitalismus ist das unmittelbare Produktionsziel auf Grund des Mehrwertgesetzes die Sicherung des kapitalistischen Maximalprofits, im Sozialismus aber muß das Produktionsziel die größtmögliche Befriedigung der ständig wachsenden materiellen und kulturellen Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft sein, die „Universalität der Bedürfnisse" des „Menschen in seiner Totalität", wie Marx gesagt hat (S. 249/250). Auf die Frage nach dem Produktionsziel in der Gesellschaft der Despotie und der Sklaverei hat Marx schon eine für unsere Diskussion wichtige Antwort gegeben (S. 249). Danach war in der Gesellschaft der Sklaverei das entscheidende Produktionsziel nicht irgendeine Form des Tauschwerts. Produktionsziel war vielmehr die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse, jedoch nicht die Befriedigung der ständig wachsenden Bedürfnisse der Gesellschaft schlechthin, wie in der sozialistischen Gesellschaft, sondern die Befriedigung der Bedürfnisse einer begrenzten Minderheit innerhalb der Gesellschaft. Wie wir wissen, hat es einen besonderen Grund, daß Marx gerade das Produktionsziel in der Gesellschaft der Sklaverei und das Produktionsziel im Sozialismus verglich und unterschied. In beiden Formationen haben wir nämlich die Erscheinung vor uns, daß nicht der Tauschwert, sondern das konkrete Bedürfnis des Menschen an Gebrauchswerten das unmittelbare Ziel der Produktion ist. Eben diese Erscheinung aber, nämlich die auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichtete Produktion, hat auch ihre entscheidenden Unterschiede je nach dem Stande der Produktivkräfte und der Entwicklung der Produktionsverhältnisse.

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In der Antike „entschuldigten" die Wortführer des bestehenden Gesellschaftszustandes „die Sklaverei des einen als Mittel zur vollen menschlichen Entwicklung des andern" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 429). Die Philosophen „entschuldigten", die Leiter der Produktion und Eigentümer des Grund und Bodens aber erzwangen die Sklaverei einer Mehrheit mit dem Ziele der vollen menschlichen Entfaltung einer Minderheit. Der Begriff der „vollen" Entfaltung ist relativ, in seiner Beziehung zum gegebenen Stande der Produktivkräfte und auch in seiner Bindung an die Produktionsverhältnisse zu verstehen. Ebenso wie die „maximale" Befriedigung der ständig wachsenden materiellen und kulturellen Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft, wie Stalin das Produktionsziel der sozialistischen Gesellschaft formuliert, als „möglichst vollständige" Befriedigung zu interpretieren ist („Politische Ökonomie", Lehrbuch, DVB, S. 462), so bedeutete auch die „volle" Entfaltung des antiken Bürgers immer nur eine größtmögliche Befriedigung seiner Bedürfnisse. Die historische Möglichkeit, von der wir hiermit sprechen, ist in der Antike nicht nur durch den tieferen Stand und das langsamere Wachstum der Produktivkräfte bedeutend enger begrenzt gewesen als im Sozialismus, sondern fand auch noch eine absolute Wachstumsgrenze an den gegebenen Knechtungsverhältnissen, die die Produktivkräfte einengten. Warum auf dem „bornierten" Stande dennoch eine höhere Harmonie als im Kapitalismus erreicht werden konnte, haben wir bereits nach Marx erläutert (S. 179). Marx setzt die „menschliche" Entwicklung, die Entwicklung der kulturellen Bedürfnisse und Leistungen des antiken Sklavenhalters in ausgesprochenen Gegensatz zu der Kulturlosigkeit, der Roheit und Halbbildung des kapitalistischen Unternehmers, dessen Muße schon von der Jagd nach dem Profit verzehrt ist. Wir finden bei Aristoteles eine charakteristische Bemerkung darüber, daß in der Polis das Ziel der Oikonomia der Mensch, und zwar mit Vorrang der Mensch in seiner Eigenschaft als freier Bürger (und Sklavenhalter) ist: ,,avEQov Toivvv Sri nXelcov fj anovöJj rrjg olxovo/iiag neql rovg äv&Qa>iiovg fj neqi rijv zä>v äyrv/ov nrrjaiv, xai TIEQI äger^V rovrcov rj jieqi ri/v rfjg xrrjaecog, Sv xaXov/UEV nXovrov, xai TWV EXEV&£QWV fiäXXov TJ dovXojv." („Es ist also klar, daß die Sorge und Tätigkeit in der Hauswirtschaft in stärkerem Maße den Menschen als dem leblosen Besitz, und mehr der Vollkommenheit dieser als der Fülle des Besitzes gilt, den wir Reichtum nennen, und daß sie sich mehr auf die Freien als auf die Sklaven richtet") (Aristot.: „Politik", 1259 b 18—21).

Die Befriedigung noch begrenzter, aber schon wachsender materieller und kultureller Bedürfnisse einer Minderheit auf Kosten der Mehrheit

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kann sowohl für die Periode der alten Despotien als auch f ü r die Periode der antiken Gesellschaft der Sklaverei als maßgebendes Produktionsziel angesprochen werden. Es fragt sich, ob wir nicht noch genauer sondieren müssen. Marx spricht auch davon, daß „das Gemeinwesen" selbst sich reproduziert, und daß diese Reproduktion — des aus Menschen bestehenden — Gemeinwesens das wesentliche Produktionsziel der alten Dorfgemeinschaften gewesen ist (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 375). Nach der Spaltung der Gesellschaft in Klassen ist das unmittelbare entscheidende Produktionsziel nicht mehr das Gemeinwesen als Ganzes, sondern die herrschende Klasse, aber insofern diese herrschende Klasse in Anspruch nimmt, das Gemeinwesen zu repräsentieren, wird Produktionsziel nicht nur der persönliche „private", sondern auch der repräsentative Gebrauchswert. Der repräsentative Gebrauchswert soll das Gemeinwesen darstellen, aber er stellt es dar in seiner antagonistischen Form, als Schaustellung der Macht, die die Eigentümer der Produktionsmittel gegenüber den unterdrückten Klassen im eigenen Gemeinwesen und gegenüber fremden Völkern und Staaten ausüben oder ausüben wollen. Wir stoßen hier wieder auf einen beachtlichen Unterschied zwischen einer auf den Tauschwert, und einer auf die unmittelbare Produktion des Gebrauchswertes begründeten Gesellschaft. Wo der Tauschwert herrscht, stellt er in Wahrheit das Gemeinwesen dar; die Tauschwertform umfaßt sowohl das persönliche als auch das gesellschaftliche Produktionsziel der Kapitalisten. Wie der Tauschwert abstrakt, so bleibt der Funktionär des Tauschwerts, der Wucherer, der Bankier, der Unternehmer gern anonym, er verschleiert seine Macht. Aber in den früheren Produktionsepochen existiert die Gesellschaft noch in unmittelbaren persönlichen Beziehungen — auch persönlichen Beziehungen der offenen Herrschaft und Knechtschaft — und diese unmittelbare Existenz der Gesellschaft drückt sich in der anschaulichen Repräsentation aus, deren Inhalt und Form die herrschende Klasse bestimmt, jedoch nicht ohne Rücksicht auf die Vorstellungen der Unterdrückten, die dadurch beeinflußt werden sollen. In den alten Despotien, in denen der Despot das Gemeinwesen als „höchste Einheit" (S. 108) darstellte und auf Grund der Eigentumsverhältnisse die Bande, die den einzelnen mit dem Gemeinwesen verbanden, noch besonders eng gewesen sind, ist auch repräsentativen Bedürfnissen ein besonderes Gewicht zugekommen. Aber auch das antike Gemeinwesen existierte nicht nur tatsächlich, sondern zugleich repräsentativ-anschaulich in der Polis, der Gemeinschaft der Bürger, die auch in den Eigentumsformen ihre materielle Grundlage hatte (ager publicus, vgl. S. 117). Produktionsziel waren demnach die begrenzten, aber schon wachsenden repräsentativen

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und privaten, materiellen und kulturellen Bedürfnisse einer Minderheit der Gesellschaft; wir sind der Auffassung, daß es in bezug auf die alten Despotien richtig wäre zu sagen: „repräsentativ und privat", daß sich für die Antike aber schon die umgekehrte Reihenfolge angebahnt hat: „privat und repräsentativ" (S. 284). Die „Minderheit" der Gesellschaft, für deren Bedürfnisse produziert werden muß, erhält ihren Charakter durch die Eigentumsverhältnisse, in deren Formen sie ihre ökonomische Macht ausübt. In den Despotien sind es in erster Linie der Despot selbst, in abgeleiteter, abhängiger Form seine Statthalter und Priester; in der Antike ist es die Minderheit der privaten Grundeigentümer und Sklavenhalter. Der „erste, der grundlegende, vollwertige Eigentümer" (STALIN: „Dialekt, und histor. Materialismus", S. 451) war in der Antike der Privateigentümer am Boden und am Sklaven, in der Despotie war es der Despot. Die Bedürfnisse des maßgebenden Eigentümers bestimmen das Produktionsziel. Was endlich die Mittel anlangt, mit' der das Produktionsziel erfüllt werden kann, so sind es in der Despotie und Sklaverei die der Ausbeutung und Unterdrückung; die menschliche Entwicklung des einen geht auf Kosten des andern, und zwar in der Form unmittelbarer, persönlicher Knechtschaftsverhältnisse. Das für die Produktion wesentliche Knechtungs- und Ausbeutungsverhältnis basiert in der alten Despotie auf dem Königseigentum am Grund und Boden; die Dorfgemeinschaften leisten Zwangsarbeiten und Tribute. Die Sklaverei als Privateigentumsverhältnis vermag dieses wesentliche Verhältnis weder aufzuheben noch zu modifizieren (MARX: „Grundrisse...", DVB, Belegstelle S. 111/112), bildet aber eine ständige, in ihrer Bedeutung wachsende Ergänzung. Die maßgebliche Aneignung des Mehrprodukts erfolgte auf direktem Wege, nicht durch den Tausch vermittelt. Das wesentliche Herrschaftsverhältnis, die latente Knechtschaft des unmittelbaren Produzenten, wurde auf ein möglichst großes Gebiet ausgedehnt. Konnte die Ausdehnung dieser allgemeinen latenten Knechtschaftsverhältnisse auf ein erweitertes Gebiet nicht in vollem Maße erfolgen, so wurde sie wenigstens durch die Ausdehnung der Tributpflicht erstrebt. Für die Antike ist es im Unterschied zu der Despotie typisch, daß die direkte Knechtung der eigenen Bürger abgeschafft wurde und die Mitglieder des eigenen Gemeinwesens nur noch auf der TauschwertBasis in einer durch die verdinglichten Verhältnisse verschleierten Form ausgebeutet wurden. Versklavt wurden Angehörige anderer Gemeinwesen; die fremden Völker, insbesondere die minder entwickelten, wurden außerdem je nach Kräften der herrschenden Sklavenhalterklasse unterdrückt und beraubt und zudem auf dem Wege des Raub-

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handels und des Betrugs ausgebeutet (vgl. hierzu ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 115/116). Die unterworfenen Völker wurden zuerst willkürlich, aber auf der letzten Stufe der Sklavenhaltergesellschaft im Römischen Reich unter den Verhältnissen des Prinzipast auch schon systematisch ausgeplündert: „ . . . das Kaisertum hatte diese Ausbeutung (der Provinzen, d. Verf.) nicht abgeschafft, sondern im Gegenteil geregelt" (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 147).

Die herrschende Form der Ausbeutung war auch in der antiken Gesellschaft der Sklaverei die direkte zwangsweise Übertragung des Mehrprodukts auf den Eigentümer der Produktionsmittel, aber es entwickelte sich daneben die Ausbeutung innerhalb der Tauschwertbeziehungen in bedeutenderer und vielfältiger Form, sowohl durch die Tagelöhnerarbeit, die Lohnarbeiten der Handwerker, den Söldnerdienst als auch durch den Handel und Wucher sowie durch die Steuern und Abgaben, endlich im „Plantagenbetrieb" und im gewerblichen Betrieb (vgl. auch ENGELS: „Ursprung der Familie", DVB, S. 116 u. 118). Die Sklavenhalter, die die Sklaven ausbeuteten, beuteten außerdem auf dinglich verhüllte Art im Rahmen der Tauschwertverhältnisse auch diejenigen freien Mitglieder des Gemeinwesens aus, die keine eigenen Produktionsmittel oder nur selbst bearbeitetes Eigentum besaßen. Da die Versklavung der eigenen Bürger im klassischen Gemeinwesen der Antike abgeschafft wurde, kommt dieser indirekten Ausbeutung durch den ungleichen Tausch eine notwendige und wachsende Rolle zu. Gegenüber den durch Waffengewalt unterworfenen Völkern wurden von dem Verein der siegreichen Grundeigentümer und Sklavenhalter alle direkten und indirekten Methoden der Ausbeutung angewandt. Im Gegensatz zu den sozialistischen Verhältnissen, unter denen die Bedürfnisse der Gesellschaft „durch ununterbrochenes Wachstum und stetige Vervollkommnung der sozialistischen Produktion auf der Basis der höchstentwickelten Technik" befriedigt werden sollen (STALIN: „ökonomische Probleme", DVB, S. 41) und auch im Unterschied zu den kapitalistischen Verhältnissen, in denen die Jagd nach dem Profit, die Konkurrenz, die „Produktion um der Produktion willen" (S. 282) zur großen Akkumulation und zu einer unaufhörlichen Umwälzung der Technik führte (MARX U. ENGELS: „Manifest", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 28), ging die Entwicklung der Produktivkräfte in der Gesellschaft der Sklaverei im ganzen noch verhältnismäßig langsam vor sich. Wenn wir die Gesellschaft der Sklaverei mit der Urgesellschaft vergleichen, so waren die technischen Fortschritte, besonders zu Beginn der Sklavereiverhältnisse, groß — wir denken hier besonders an die Entwicklung der Metallbearbeitung — aber im Ver-

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gleich zu der Formation des Kapitalismus oder gar des Sozialismus vollzogen sich diese Fortschritte trotz einiger bedeutender Sprünge schwerfälliger, langsamer der Zeit, behinderter der örtlichen Verbreitung nach. Wir kommen nach dieser Diskussion der einzelnen Züge eines „ökonomischen Grundgesetzes" zu dem Ergebnis: Schon auf Grund der vorliegenden Hinweise und historischen Materialien der Klassiker des Marxismus-Leninismus ist es möglich, die Formulierung des ökonomischen Grundgesetzes der altorientalischen und der antiken Gesellschaften in der Diskussion zu klären. Es gibt keine wesentliche Beziehung, über die wir nicht bereits Aufschlüsse besitzen. In dem Lehrbuch der „Politischen Ökonomie" hat die Akademie der Wissenschaften der UdSSR zum erstenmal eine Formulierung des Grundgesetzes der ökonomischen Entwicklung im Altertum zur Diskussion gestellt (vgl. S. 416 u. 419). Die gesamte Entwicklung von den Anfängen der alten Despotien bis zum Sturze des Römischen Reiches wird in dem „Lehrbuch" durch ein einziges einheitliches ökonomisches Grundgesetz charakterisiert, und zwar im wesentlichen nach Maßgabe antiker Verhältnisse. Die Unterschiede in den Eigentumsverhältnissen, sowie die entsprechenden Unterschiede in dem maßgebenden Knechtschaftsverhältnis in den alten Despotien einerseits, in den klassischen antiken Gemeinwesen andrerseits sind aber, wie wir aus den Hinweisen insbesondere von Marx entnommen haben, bedeutend genug, um die Gesetzmäßigkeiten in der Entwicklung zu modifizieren. Stalin hat die gesetzmäßige Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise in zwei Phasen gekennzeichnet und diese Unterscheidung ist f ü r die kapitalistischen Verhältnisse auch in das Lehrbuch übernommen worden (a. a. O., S. 129 u. 273/274). In einem noch stärkeren Maße unterscheiden sich die Entwicklungsphasen der Despotie und der antiken Sklavenhaltergesellschaft. Es erscheint daher geboten, auch die Formulierung des Grundgesetzes entsprechend zu spezifizieren. Die Auffassung, daß die Produktionsformen der altorientalischen Despotie nur eine Besonderheit einzelner Länder darstellen (Lehrbuch, S. 39), können wir uns nach den Analysen von Marx nicht zu eigen machen; es handelt sich nach diesen Analysen bei der alten Despotie u m eine ökonomische Entwicklungsstufe, deren Besonderheiten wir in vielfältigen Beziehungen verfolgen konnten, nachdem die spezifischen Eigentumsverhältnisse klar gelegt waren. Ganz allgemein ist zu bemerken, daß in die Grundgesetze der vorkapitalistischen Verhältnisse im „Lehrbuch", die Charakteristik der Eigentumsverhältnisse mit aufgenommen ist, während Marx und Stalin die Eigentumsverhältnisse in der Formulierung der spezifischen Gesetz-

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mäßigkeit für Kapitalismus und Sozialismus nicht mehr eigens erwähnen, sondern lediglich das darauf gegründete Produktionsziel bzw. die wesentlichen Ausbeutungsverhältnisse. Wir geben zum leichteren Verständnis die zur Diskussion gestellte Formulierung der Grundgesetze in einer Übersicht wieder. Der T e x t entspricht der deutschen Übersetzung der ersten Ausgabe des Lehrbuches. a. a. O., S. 31: Die wesentlichen Züge des ökonomischen Grundgesetzes der Urgemeinschaft sind: Sicherung der äußerst dürftigen Existenzbedingungen der Menschen mit Hilfe primitiver Produktionsinstrumente durch gemeinschaftliche Arbeit im Rahmen eines Gemeinwesens und durch gleichmäßige Verteilung der Produkte. a. a. O., S. 47/48: 4. Die wesentlichen Züge des ökonomischen Grundgesetzes der auf Sklaverei beruhenden Produktionsweise bestehen etwa in folgendem: Aneignung des Mehrprodukts durch die Sklavenhalter für ihre parasitäre Konsumtion durch räuberische Ausbeutung der Masse der Sklaven auf der Grundlage des uneingeschränkten Eigentums an den Produktionsmitteln und an den Sklaven, durch Ruinierung und Versklavung der Bauern und Handwerker sowie durch Eroberung und Versklavung der Völker anderer Länder. a. a. O., S. 76: 3. Die Hauptzüge des ökonomischen Grundgesetzes des Feudalismus bestehen etwa in folgendem: Aneignung des Mehrprodukts durch die Feudalherren für ihre parasitäre Konsumtion durch Ausbeutung der abhängigen Bauern auf der Grundlage des Eigentums des Feudalherrn am Grund und Boden und des beschränkten Eigentums des Feudalherren an den Produzenten, den Leibeigenen . . . a. a. O., S. 129: Das ökonomische Grundgesetz des Kapitalismus ist das Mehrwertgesetz. Den Kapitalismus charakterisierend, schrieb Marx: .Produktion von Mehrwert oder Plusmacherei ist das absolute Gesetz dieser Produktionsweise' ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 650). Dieses Gesetz bestimmt das Wesen der kapitalistischen Produktion . . . a. a. O., S. 273/274: 3. Das ökonomische Grundgesetz des monopolistischen Kapitalismus besteht in der Sicherung des kapitalistischen Maximalprofits durch Ausbeutung, Ruinierung und Verelendung der Mehrheit der Bevölkerung des gegebenen Landes, durch Versklavung und systematische Ausplünderung der Völker anderer Länder, besonders der zurückgebliebenen Länder, und schließlich durch Kriege und Militarisierung der Volkswirtschaft... a. a. O., S. 462: Die wesentlichen Züge und Erfordernisse des ökonomischen Grundgesetzes des Sozialismus sind: „Sicherung der maximalen Befriedigung der ständig

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wachsenden materiellen und kulturellen Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft durch ununterbrochenes Wachstum und stetige Vervollkommnung der sozialistischen Produktion auf der Basis der höchst entwickelten Technik . . .

In der Kennzeichnung der Eigentumsverhältnisse der feudalen und der auf Sklaverei basierenden Produktionsweise haben sich die Lehrbuchautoren im wesentlichen an die Darlegung der Grundzüge der verschiedenen Produktionsweisen gehalten, wie Stalin sie in dem Kapitel über „dialektischen und historischen Materialismus" in der Geschichte der KPdSU gibt. Während jedoch Stalin von dem „Eigentum des Sklavenhalters an den Produktionsmitteln, aber auch an dem Produzenten, dem Sklaven..." als Grundlage der Produktionsverhältnisse spricht, ist im Lehrbuch hinzugefügt „uneingeschränktes" Eigentum. Offenbar ist beabsichtigt, damit das Korrelat zu dem Begriffe des „beschränkten" Eigentums des Feudalherrn am Leibeigenen zu schaffen, von dem Stalin anschließend gesprochen und den das Lehrbuch übernommen hat. Stalin hat aber den Begriff des „beschränkten" Eigentums auf das Verhältnis des Eigentümers der Produktionsmittel zu dem Produzenten angewandt, und die Entgegensetzung „uneingeschränkt" würde zweckmäßigerweise nur durch den Fortfall des Attributes „beschränkt" ausgedrückt werden, da wir keineswegs sagen können, daß der antike Eigentümer an dem wichtigsten Produktionsmittel, nämlich an seinem Grund und Boden, ein „uneingeschränktes" Eigentum besessen habe. Der Warencharakter des Bodens war auf den Umkreis •der Staatsbürger beschränkt (S. 236), das Privateigentum also nicht in der Weise frei und uneingeschränkt wie im Kapitalismus; es war vielmehr noch gebunden. Die Ausführungen von Engels in „Der Ursprung der Familie" (DVB, S. 166, „volles freies Eigentum") scheinen dem zu widersprechen, jedoch müssen wir uns vor Augen halten, daß Engels hier die Unterscheidung von Gemeineigentum und Privateigentum charakterisieren will und die in der Antike noch bestehende Bindung als ¡für diese Unterscheidung unwesentlich vernachlässigt. Auch wir haben, im Rahmen solcher Unterscheidung, häufig von dem „Privatgrundeigentum" in der Antike gesprochen, ohne zu vergessen, daß es sich hier um ein Entwicklungsstadium des Privateigentums handelte, in dem es noch nicht voll ausgebildet und nicht völlig frei war. Was das „uneingeschränkte" Eigentum am Sklaven anbetrifft, so liegt das Problem hier anders, denn auch der Metöke, der Freigelassene, der Fremde konnte sich Sklaven Eds privates Mobiliareigentum halten, wie denn das Eigentum am Menschen überhaupt eine der frühesten Formen des Privateigentums an wesentlichen Produktionsmitteln gewesen ist (S. 116). Es ist uns allerdings bekannt, daß auch das „jus abutendi" am Sklaven nicht während der ganzen Dauer und nicht an allen Orten der antiken 27

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Geschichte uneingeschränkt bestanden hat, vielmehr gab es auch Gesetze, gesellschaftliche Konventionen zum Schutze des Lebens der Sklaven. Es gab ferner primitivere Sklavereiverhältnisse, für die die Tauschbeziehungen noch unwesentlich waren. Die Entwicklung in der Antike ging auf die Herausbildung eines vollen Privateigentums am Menschen im Sinne des römischen Rechtes hin und kann daher historisch auch in diesem Sinne definiert werden, wenn wir ausdrücklich das voll ausgebildete Verhältnis der Definition zugrunde legen und damit die Entwicklungsstadien vergleichen wollen. Notwendig ist jedoch das Attribut „uneingeschränkt" im Bezug auf das Eigentum des Menschen am Menschen keineswegs; das Eigentumsverhältnis als solches begründet schon Sklaverei; d. i. Entmündigung des arbeitenden Menschen, im einzelnen variiert ihr historischer Charakter. Wir sehen, daß die Einbeziehung der Eigentumsverhältnisse in ein Grundgesetz, das gerade die „differentia specifica" herausheben soll, in verschiedener Richtung bedacht sein will. Wir sind der Auffassung, daß die Grundgesetze der verschiedenen Produktionsweisen möglichst nach einheitlichen Gesichtspunkten formuliert werden sollten, und die Eigentumsverhältnisse daher auszuscheiden oder in bezug auf alle Epochen nach entsprechenden Merkmalen zu charakterisieren sind; bei einer solchen durchgängigen Charakteristik würden alle Eigentumsprobleme sehr rasch sichtbar werden. Scheiden wir sie aus der Formulierung des Grundgesetzes aus, so sind die Eigentumsfragen in ihrem eigenen Zusammenhang weiter zu besprechen, und der ökonomisch wichtige Begriff des Privateigentums, der jetzt in den „Grundgesetzen" nicht erscheint, wird in der Periodisierung der Geschichte der Eigentumsverhältnisse seine Rolle spielen (vgl. hierzu auch Punkt 1 der „Kurzen Zusammenfassung" der Sklavereiverhältnisse im Lehrbuch S. 47). Zu der Formulierung des Produktionszieles: „Aneignung des Mehrprodukts durch die Sklavenhalter für ihre parasitäre Konsumtion" sind die Formulierungen und Ausführungen von Marx über die „Bedürfnisse" des Menschen, die im Gegensatz zu der vom Tauschwert beherrschten Produktionsweise in den vorkapitalistischen Produktionsweisen das Ziel der Produktion bildeten, zu vergleichen (S. 249), ferner auch die Ausführungen über die notwendige und produktive Leitungsfunktion (S. 129), die in der antagonistischen Form ausgeübt wurde. Die bedeutenden kulturellen Leistungen in der Antike und in den alten Despotien, die auch im Lehrbuch ein „Grundstein für die weitere Entwicklung der Menschheit" — ganz im Sinne der Klassiker des Marxismus-Leninismus — genannt werden (a. a. O., S. 42), mußten in die Formulierung des Grundgesetzes nach den Hinweisen von Marx mit einbegriffen werden. Wir vertreten die These, daß der Konsum der

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Despoten und Sklavenhalter erst parasitär wurde, als ihnen keine objektiv fortschrittliche Funktion mehr zukam, als die Entwicklungsmöglichkeiten im R a h m e n der Sklavereiverhältnisse erschöpft w a r e n (S. 395). Der Begriff parasitär ist zu klären im Z u s a m m e n h a n g mit dem Begriff „produktiv" (S.405). Im historisch begrenzten Sinne der Sklavenhalterordnung w a r produktive Arbeit solche Arbeit, die f ü r die B e d ü r f nisse des Sklavenhalters geleistet wurde. Solange diese Bedürfnisse des Sklavenhalters einen ökonomischen, politischen, kulturellen Fortschritt umschlossen u n d er eine im Rahmen der gesellschaftlichen Produktion notwendige u n d fortschrittliche Funktion ausübte, w a r die Arbeit f ü r ihn produktiv schlechthin, produktiv ihrem weltgeschichtlichen Inhalte nach, w e n n sie sich auch in der antagonistischen F o r m im Knechtschaftsverhältnis vollziehen mußte. Die Diskussion u m die Formulierungen der „Grundgesetze" der einzelnen Geschichtsepochen hat in der zweiten Auflage des „Lehrbuchs", die noch nicht in deutscher Übersetzung erschienen ist, die Autoren zu einer Reihe von Abänderungen veranlaßt. Sie betreffen die Urgesellschaft, die Gesellschaft der Sklaverei u n d den Feudalismus. Wir geben den neuen Wortlaut in Übersetzung wieder: a. a. O., S. 26: 3. Das ökonomische Grundgesetz der Urgesellschaft besteht in der Sicherung der lebensnotwendigen Existenzmittel der Menschen mit Hilfe primitiver Produktionsinstrumente auf der Grundlage eines gemeinschaftlichen Eigentums an Produktionsmitteln auf dem Wege der gemeinschaftlichen Arbeit und einer gleichmäßigen Verteilung der Produkte. a. a. O., S. 40/41: 4. Das ökonomische Grundgesetz der auf Sklaverei beruhenden Produktionsweise besteht in der Schaffung des Mehrprodukts zur Befriedigung der Bedürfnisse der Sklavenhalter auf dem Wege der räuberischen Ausbeutung der Sklaven auf der Grundlage des uneingeschränkten Eigentums an den Produktionsmitteln und an den Sklaven, durch Ruinierung und Versklavung der Bauern und Handwerker, sowie durch Eroberung und Versklavung der Völker andrer Länder. a. a. O., S. 65: 3. Das ökonomische Grundgesetz des Feudalismus besteht in der Schaffung des Mehrprodukts zur Befriedigung der Bedürfnisse der Feudalherrn durch Ausbeutung der abhängigen Bauern auf der Grundlage des Eigentums der Feudalherrn am Grund und Boden und des beschränkten Eigentums der Feudalherrn am Produzenten, dem Leibeigenen. Die kritisierte Bezeichnung „parasitär" f ü r d e n Konsum der Sklavenhalter u n d F e u d a l h e r r n ist weggefallen. Die Eigentumsverhältnisse sind jetzt auch in d e m Grundgesetz f ü r die Urgesellschaft berührt, nicht jedoch in das Grundgesetz des Kapitalismus u n d Sozialismus auf27»

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genommen, die Uneinheitlichkeit in dieser Richtung besteht also weiter. In Beziehung auf die Urgesellschaft ist von einem „gemeinschaftlichen Besitz an Produktionsmitteln" die Rede. Diese Formulierung ist unbestimmt. Die Jagdwaffen als Produktionsinstrumente in einer Horde oder einem Stamm von Jägern z. B. waren persönliches Eigentum, wie auch Stalin noch hervorgehoben hatte („Geschichte der KPdSU", S. 150). Der Grabstock, der Pflug waren auch persönliches Eigentum. Nicht alle Produkte sind „gleichmäßig" verteilt worden, z. B. blieben individuelle Jagdbeute und das Zelt persönlicher Besitz. Gemeinschaftliches Eigentum war immer das Hauptproduktionsmittel, der Boden, solange wir von einer Gesellschaft auf der Basis des Gemeineigentums überhaupt sprechen können. Die Verhältnisse der Urgesellschaft, die in einigen Hunderttausend Jahren viele Wandlungen durchgemacht haben, nur durch die wirklich und durchweg entscheidenden Merkmale zu kennzeichnen, scheint uns wissenschaftlich notwendig zu sein. In der Charakterisierung der Sklavenhaltergesellschaft ist dem Eigentumstitel wiederum das Attribut „uneingeschränkt" beigegeben, gegen das wir unsere Bedenken vorbringen (vgl. S. 417). Wir stellen folgende Erwägung zur Diskussion: Die Formulierung eines Gesetzes, das die Spezifica einer Produktionsweise auf den kürzesten Nenner bringt, ist von Marx ausgegangen. Er hat zur Kennzeichnung der notwendigen Zusammenhänge innerhalb einer Produktionsweise das unmittelbare den Wirtschaftsablauf bestimmende Produktionsziel genannt, das ist im Kapitalismus der Mehrwert. Wenn diese Charakteristik auf dem Boden des wissenschaftlichen Sozialismus bis heute von allen Seiten als ausreichend anerkannt wird, und das ist der Fall, so müßten entsprechende Formulierungen auch für die übrigen Produktionsweisen zureichen. Stellen wir nach den inzwischen erarbeiteten Ergebnissen die markanten Produktionsziele einer jeden Produktionsweise nebeneinander (vgl. S. 109, 249, 250, 405, 416, 419): Urgesellschaft: Despotie: Sklavenhaltergesellschaft: Feudalismus: Kapitalismus: Monopolkapitalismus: Sozialismus:

Produktion für den lebensnotwendigen Bedarf einer Verwandtschaftsgruppe Produktion von Mehrprodukt für den Despoten Produktion von Mehrprodukt für die Sklavenhalter Produktion von Mehrprodukt für die Feudalherren Produktion von Mehrwert Produktion von Maximalprofit Produktion für die universellen Bedürfnisse der Menschen.

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Auf der ersten Stufe gibt es kein wesentliches Mehrprodukt, daher auch nicht die Möglichkeit der Ausbeutung. Das ist entscheidend. Produktionsziel ist der Mensch, aber nur in kleinen Verwandtschaftsgruppen und nur mit seinen notwendigen Bedürfnissen. Daß Produktionsinstrumente gebraucht werden, geht schon aus dem Begriff der Produktion hervor. Auf den folgenden Stufen wird ein Mehrprodukt erzeugt. Ausbeutung ist möglich. Produktionsziel ist der Mensch, aber nicht der Mensch schlechthin, sondern eine Minderheit, in ihrer begrenzten, durch die Produktionsverhältnisse gegebenen Bestimmung, als Despot, als Sklavenhalter, als Feudalherr. Mit diesen Begriffen ist das Wesen der Produktionsverhältnisse bereits charakterisiert, die einer Minderheit auf Kosten der Mehrheit die vollere Entfaltung materieller und kultureller Bedürfnisse erlauben. Im Kapitalismus und im Monopolkapitalismus ist nicht mehr der Mensch das Ziel der Produktion, sondern der Tauschwert, in seiner Form als Mehrwert, als Maximalprofit. Neben der Ausbeutung wird die unmenschliche Versachlichung und Abstraktion allen menschlichen Tuns und Treibens sichtbar. Im Sozialismus (Kommunismus) wird der Mensch wieder unmittelbares Ziel seiner eigenen Tätigkeit, nicht in begrenzter, sondern in universeller Bestimmung, sowohl was die Aufhebung der verwandtschaftlichen und lokalen Beschränkung, als auch was die Aufhebung der Klassen und endlich die Fülle der materiellen und kulturellen Bedürfnisse anlangt. Das spezifische Gesetz bringt für die antagonistischen Produktionsweisen jeweils das Verhältnis zum Ausdruck, das die Triebkraft des Egoismus weckt und mit ihrer Hilfe die Entwicklung bis zu der durch das maßgebende Produktionsverhältnis selbst gesetzten Grenze vorantreibt. Mit Bezug auf die Urgesellschaft bleiben wir uns bewußt, daß der Fortschritt der Forschung den Begriff der „Urgesellschaft" zunehmend in Entwicklungsphasen differenziert, die künftig mit besonderen Merkmalen zu charakterisieren sein werden, vor allem was die seßhaft gewordene Ackerbau und Viehzucht betreibende Dorfgemeinschaft im Unterschied zu den noch umherschweifenden Gruppen anbelangt. Auch das Stadium der „militärischen Demokratie", bei Hirten und Ackerbauern, in dem es bereits ein Mehrprodukt gab, das von den Amtsinhabern in Anspruch genommen wurde, scheint ursprünglich viel mehr als ein kurzes Durchgangsstadium der Geschichte gewesen zu sein. Die zukünftige praktische Entwicklung wird kommenden Geschlechtern erlauben, die „differentia specifica" der sozialistischen Epoche der Welt-

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geschichte von Stufe zu Stufe genauer zu formulieren, als es unserem Bewußtsein heute möglich ist. Der Versuch, das spezifische Gesetz einer jeden Produktionsweise nach der von Marx für den Kapitalismus angewandten Methode aufs kürzeste zu formulieren, ist nicht dahin auszulegen, daß die Bedeutung der Eigentumsverhältnisse, die die Grundlage der Produktionsverhältnisse bilden, etwa übersehen wird. Aber ein sachlicher Anlaß, die Gesetze für die verschiednen Epochen nach verschiednen Gesichtspunkten mit jeweils anderen Merkmalen zu formulieren, scheint uns nicht gegeben und die Hinzuziehung einer ganzen Reihe weiterer Kennzeichen nach dem Vorschlag von Stalin hat, aufs Ganze gesehen, eher zu Ungenauigkeiten als zur Präzision geführt. Wir halten es aber, neben der scharfen und kurzen Formulierung des spezifischen Bewegungsgesetzes einer jeden Epoche, für ein dringendes wissenschaftliches Erfordernis, die Eigentumsverhältnisse in entsprechender Weise einwandfrei zu charakterisieren. Dabei ergibt sich die Frage, in welcher Beziehung das Eigentumsverhältnis jeweils auszudrücken ist. In der zweiten Ausgabe des Lehrbuches sind genannt: für die Urgesellschaft: gemeinschaftlicher Besitz an Produktionsmitteln für die Gesellschaft der Sklaverei:

uneingeschränktes Eigentum (der Sklavenhalter) an den Produktionsmitteln und an den Sklaven

für den Feudalismus: Eigentum (der Feudalherren) am Grund und Boden und beschränktes Eigentum am Produzenten (Leibeigenen). Soll das Typische der Eigentumsverhältnisse jeder Formation im Vergleich hervortreten und darf infolgedessen auf eine vollständige Kennzeichnung der Eigentumsverhältnisse an den Produktionsmitteln innerhalb einer Produktionsweise, die einen ausführlicheren Text erfordern würde, verzichtet werden, so muß in jeder Epoche das Eigentumsverhältnis an den in dieser Epoche entscheidenden Produktionsmitteln genannt werden. Die Tendenz, so zu verfahren, zeigt sich in den Formulierungen des Lehrbuches in bezug auf den Feudalismus, sie ist aber noch nicht folgerichtig durchgesetzt. Welche Produktionsmittel waren entscheidend? In der Urgesellschaft, vorläufig als Ganzes genommen, ist es der Grund und Boden gewesen. In der Despotie, in der Sklaverei und im Feudalismus wurde der Mensch zu einem entscheidenden „Produktionsmittel" gemacht, im Kapitalismus sind es Grund und Boden und an Stelle des Menschen Maschinen. Wir müßten also etwa folgendermaßen formulieren:

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Urgesellschaft: gemeinschaftliches Eigentum am Grund und Boden Despotie: Königseigentum am Grund und Boden und direkte ökonomische Verfügungsgewalt über die ansässige Bevölkerung Sklaverei: (an die Bürgereigenschaft) gebundenes Privateigentum am Grund und Boden, (mobiles) Privateigentum am Menschen. Das Eigentum der Feudalherren nach der gleichen Methode genau zu bezeichnen, sind wir unsererseits noch nicht in der Lage. Für den Kapitalismus ist zum erstenmal das uneingeschränkte Privateigentum an allen Produktionsmitteln charakteristisch geworden. Der Monopolkapitalismus stützt sich auf das private Monopoleigentum an denjenigen „Stücken des Erdballes" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 684), die die entscheidenden Rohstoffe enthalten, sowie auf das Monopol an der entscheidenden Maschinerie. Wir fügen zur Erläuterung einer solchen Charakteristik der Eigentumsverhältnisse die Bemerkungen von Marx an: „Welches immer die spezifische Form der Rente sei, alle Typen derselben haben das gemein, daß die Aneignung der Rente die ökonomische Form ist, worin sich das Grundeigentum realisiert, und daß ihrerseits die Grundrente ein Grundeigentum, Eigentum bestimmter Individuen an bestimmten Stücken des Erdballs voraussetzt; sei nun der Eigentümer die Person, die das Gemeinwesen repräsentiert, wie in Asien, Ägypten etc., oder sei dieses Grundeigentum nur accidens (Zubehör) des Eigentums bestimmter Personen an den Personen der unmittelbaren Produzenten, wie beim Sklaven oder Leibeignensystem, oder sei es reines Privateigentum von Nichtproduzenten an der Natur, bloßer Eigentumstitel am Boden..." (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 684).

Nach diesen Hinweisen von Marx ist darüber zu diskutieren, ob nicht die Reihenfolge, in der wir die maßgebenden Produktionsmittel nennen, zu ändern und für die alten Gesellschaften der Mensch als „Produktionsmittel" sowie für den Kapitalismus die Maschine vor den Grund und Boden zu setzen sei als jeweils entscheidende Faktoren, kraft deren die Entwicklung vor allem vorangetrieben und der Mensch von der Natur unabhängiger geworden ist.

XVII. Probleme der Periodisierung der Alten Geschichte Soll die Periodisierung der Geschichte nicht nur behelfsmäßig mit zeitlichen Relationen — z. B. dem Begriffe „Altertum" — vorgenommen werden, sondern sich auf die geschichtlichen Vorgänge selbst beziehen, so fordert sie bereits die Erkenntnis des Wesentlichen im geschichtlichen Prozeß. Die richtige Periodisierung der Entwicklung krönt die gesamte Analyse dieser Entwicklung. Marx und Engels haben schon sehr früh, unmittelbar nach der gewonnenen Erkenntnis über die ökonomische Basis der geschichtlichen Vorgänge, auch Fragen der Periodisierung berührt. Zum Verständnis der Belegstellen, die sich auf die Fragen der Periodisierung der Geschichte, insbesondere der alten Geschichte, beziehen, bedarf es noch einmal der Besinnung auf die MarxEngelssche Gesamtauffassung der Geschichte, die wir in den einleitenden Kapiteln in ihren Grundzügen dargelegt haben. Marx und Engels studieren die Weltgeschichte des lebendigen, tätigen Menschen, der in Gesellschaft produziert, der die Natur für seine Zwecke umformt, und dabei Denken und Sprache entwickelt. Die Gesetzmäßigkeit in den Beziehungen, in denen die Menschen miteinander tätig sind, um ihr Leben zu erhalten, fortzupflanzen, zu entwickeln, bestimmt die weltgeschichtliche Entwicklung. Es kann zahlreiche Besonderheiten in dieser Entwicklung geben, die von dem unendlichen bunten Spiel objektiver und subjektiver Faktoren abhängen, aber es gibt keine grundsätzlichen unabänderlichen gesetzmäßigen Abweichungen in der Entwicklung der verschiedenen Gesellschaftsgruppen des homo sapiens. Von dieser Auffassung aus sehen sich Marx und Engels durchaus in der Lage, z. B. die Gentilverhältnisse bei den Griechen und bei den Irokesen (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 399—405), die „Hausgenossenschaften" bei Slawen, Römern, Semiten und anderen orientalischen Kulturvölkern (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 58/59) zu vergleichen. Marx findet gewisse gleiche typische Züge in den indischen und chinesischen Verhältnissen (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 366), bei Ägyptern, Etruskern und im Alten Orient (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 349/350) in Indien, Mexiko, Peru, bei den alten Kelten,

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slawischen und rumänischen Gemeinden (MARX: „ G r u n d r i s s e . . D V B , S. 377). Den ersten Versuch, die Geschichte ihrer neuen Grundauffassung entsprechend einzuteilen, haben Marx und Engels in „Die Deutsche Ideologie" unternommen. Der wissenschaftliche Einblick in die Verhältnisse der Urgesellschaft, den sie erst später nach den Schriften von Morgan gewannen, fehlte ihnen damals noch (vgl. hierzu die Anmerkung 2 zum Abschnitt I des „Manifestes der Kommunistischen Partei", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 23). Die 'beiden Freunde hatten sich auch noch nicht des Näheren mit den altorientalischen Lebensformen auseinandergesetzt. Sie waren sich jedoch schon vollständig klar geworden über den progressiven Charakter der geschichtlichen Entwicklung, der in dem Fortschritt der ökonomischen Verhältnisse, in der zunehmenden Herrschaft des Menschen über die Natur begründet war. Marx hatte in seinen Thesen zu Feuerbach schon das Neue in seiner materialistischen Auffassung von Welt und Geschichte formuliert, nämlich die Erkenntnis der zentralen Bedeutung des tätigen Menschen (S. 41). Auf Grund dieser Voraussetzungen konnten Marx und Engels in der Deutschen Ideologie schreiben: „Die Teilung der A r b e i t . . . f ü h r t . . . die Trennung der industriellen und kommerziellen von der ackerbauenden Arbeit, und damit die Trennung von Stadt und Land und den Gegensatz der Interessen beider h e r b e i . . . Die Stellung dieser einzelnen Abteilungen (Produktionszweige und deren Unterabteilungen, d. Verf.) gegeneinander ist bedingt durch die Betriebsweise der ackerbauenden, industriellen und kommerziellen Arbeit (Patriarchalismus, Sklaverei, Stände, Klassen) (MARX U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 17/18).

Wir finden also in diesem frühen, aber bereits entscheidenden Entwicklungsstadium des Marxschen Denkens eine Einteilung der Geschichte in vier Perioden, und zwar nach einem einheitlichen Prinzip, nämlich jeweils nach der charakteristischen Form der menschlichen Beziehungen in der Produktion. An Stelle des später gebrauchten Ausdrucks „Produktionsweise" finden wir hier noch die Bezeichnung „Betriebsweise". Der Begriff „Klasse" ist in der zitierten Entwicklungsreihe der Geschichtsperioden in dem engeren Sinn des besonderen Gegensatzes von Kapitalist und Lohnarbeiter gebraucht, Marx und Engels wenden den Begriff „Klasse" aber in der gleichen Schrift auch schon in dem weiteren Sinn f ü r das antagonistische Verhältnis der Herrschenden und Geknechteten in der Produktion überhaupt an und sprechen ausdrücklich auch von einem Klassenverhältnis zwischen

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Bürger und Sklaven (MARX U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 19). Uber die Besonderheit des „Patriarchalismus" bemerken Marx und Engels: „Die erste Form des Eigentums ist das Stammeigentum . . . Die Teilung der Arbeit ist auf dieser Stufe noch sehr wenig entwickelt und beschränkt sich auf eine weitere Ausdehnung der in der Familie gegebenen naturwüchsigen Teilung der Arbeit. Die gesellschaftliche Gliederung beschränkt sich daher auf eine Ausdehnung der Familie: patriarchalische Stammhäupter, unter ihnen die Stamm-Mitglieder, endlich Sklaven. Die in der Familie latente Sklaverei entwickelt sich erst allmählich mit der Vermehrung der Bevölkerung und der Bedürfnisse und mit der Ausdehnung des äußeren Verkehrs, sowohl des Kriegs- wie des Tauschhandels" ( M A R X U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 18). Im Unterschied und im Fortschritt gegenüber dieser Stufe der patriarchalischen Produktionsweise und der ihr eigenen Sklaverei wird die folgende Form, d. h. also die „Sklaverei" im spezifischen Sinne oder die Antike wie folgt geschildert: „Die zweite Form ist das antike Gemeinde- und Staatseigentum . . . bei dem die Sklaverei fortbestehen bleibt. Neben dem Gemeindeeigentum entwickelt sich schon das mobile und später auch das immobile Privateigentum, aber als eine abnorme, dem Gemeindeeigentum untergeordnete Form. Die Staatsbürger besitzen nur in ihrer Gemeinschaft die Macht über ihre arbeitenden Sklaven... Es ist das gemeinschaftliche Privateigentum der aktiven Staatsbürger, die den Sklaven gegenüber gezwungen sind, in dieser naturwüchsigen Weise der Assoziation zu bleiben... Wir finden schon den Gegensatz von Stadt und Land . . . Das Klassenverhältnis zwischen Bürgern und Sklaven ist vollständig ausgebildet" ( M A R X U. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 18/19). In diesen ersten Ausführungen, die wir bei Marx und Engels über die Verhältnisse des „Patriarchalismus" und die der „Sklaverei" finden, werden schon die beiden entscheidenden Wesenszüge angedeutet, deren Analyse wir in den späteren Schriften von Marx und Engels in einer eingehenderen Art bereits begegnet sind: Einmal nämlich die Besonderheit der Eigentumsform, auf der ersten Stufe das Stammeigentum, auf der zweiten eine Übergangsform vom Stamm- zum Privateigentum, in der Gemeinde- und Privateigentum noch miteinander bestehen, und zwar so, daß das freie Privateigentum das untergeordnete bleibt, zum zweiten die besondere Rolle der Sklaverei, die auf der ersten Stufe „latent" besteht, sich entwickelt, und die auf der zweiten Stufe fortbesteht und sich ausbildet. Es ist nicht genau festzustellen, welchen Kreis geschichtlicher Vorgänge Marx und Engels unter dem Begriffe des „Patriarchalismus"

XVII. Probleme der Periodisierung

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zusammengefaßt haben, nur einen primitiven Patriarchalismus oder auch die hohen altorientalischen Kulturen. Der Ausdruck „Stammhäupter" scheint ebenso wie der einleitende Satz: „Die erste Form des Eigentums ist das Stammeigentum. Es entspricht der unentwickelten Stufe der Produktion, auf der ein Volk von Jagd und Fischfang, von Viehzucht oder höchstens von Ackerbau sich nährt" (MARX u. ENGELS: „Die Deutsche Ideologie", DVB, S. 18).

eher auf das erste hinzuweisen. Doch ist auch, wie wir uns unterrichtet haben, der altorientalische Herrscher in den großen Despotien das Stammhaupt geblieben, und hat in dieser Eigenschaft als höchste Einheit das Stammeigentum repräsentiert. Der Ackerbau war in den alten Despotien der entscheidende Produktionszweig. Die auf dem Stammeigentum aufgebauten „patriarchalischen" Verhältnisse sind keinesfalls als Verhältnisse der Urgesellschaft gezeichnet, sondern werden von Marx und Engels als Verhältnisse einer ersten Periode der Klassenspaltung dargestellt. Die Periode der Urgesellschaft ist aus den schon genannten Gründen nicht erwähnt. Die aufgeführten Belegstellen bleiben wichtig für die Beurteilung der späteren Stellen, an denen der Ausdruck „Stammeigentum" in der „Deutschen Ideologie" gebraucht wird (DVB, S. 61). Unmißverständlich unterscheiden Marx und Engels die „patriarchalische" Betriebsweise von einer Betriebsweise, die sich auf „Ständen" aufbaut, also von der später als feudal gekennzeichneten Produktionsweise. Dagegen heben sie von Anfang an gewisse Gemeinsamkeiten und auf dem Boden dieser Gemeinsamkeiten zu konstatierende Unterschiede zwischen der patriarchalischen und der antiken Produktionsform hervor. Dabei erscheinen ihnen die Verhältnisse des Grundeigentums und der Sklaverei als bestimmend sowohl in ihren allgemeinen, als auch in ihren besonderen unterscheidenden Zügen. Diese konkrete Feststellung in bezug auf zwei Perioden der Geschichte, die Marx und Engels im Jahre 1845 gemacht haben, entspricht schon der allgemeinsten abstrakten Erkenntnis, die Stalin in seiner letzten Schrift „ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR" dahin formulieren konnte, daß die Eigentumsverhältnisse die Grundlage der Produktionsverhältnisse überhaupt sind (STALIN: a. a. O., DVB, S. 74). Dem nächsten Versuch einer Periodisierung begegnen wir in den „Grundsätzen des Kommunismus", die Engels 1847, also ein bis zwei Jahre nach der gemeinsamen Arbeit der „Deutschen Ideologie" allein ausgearbeitet hat, und zwar als programmatische historische Leitsätze für die politische Arbeit. Hier nimmt Engels Bezug nicht auf die Betriebs- oder Produktionsweise, sondern auf die „Arbeiterklasse", die Klasse der unmittelbaren Produzenten, und unterscheidet drei Phasen

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ihrer Entwicklung: Sklaven — Leibeigene — Proletarier (ENGELS: „Grundsätze...", Gesamtausg., erste Abtlg. Bd. 6, S. 505—507). Die Erläuterung, die Engels in den „Grundsätzen des Kommunismus" unter Frage 7: „Wodurch unterscheidet sich der Proletarier vom Sklaven" (a. a. O., S. 506) gibt, klärt eindeutig, daß Engels hier als „Sklaven" den Sklaven der Antike definiert und nicht den Untertan eines despotisch-patriarchalischen Herrschers. Dem entspricht die im „Manifest der Kommunistischen Partei" 1847/48 wiedergegebene Auffassung von Marx und Engels, in der die Verhältnisse des Alten Rom, die Verhältnisse der feudalen Gesellschaft und die Verhältnisse der bürgerlichen Gesellschaft als Verhältnisse der Unterdrückung in verschiedenen Formen gegenübergestellt werden (MARX U. ENGELS: „Manifest", Ausgew. Sehr., Vlg. fremdspr. Lit. Moskau, Bd. 1, S. 23/24). Die altorientalischen Völker und Staaten sind nicht erwähnt. In seinen Arbeiten über Indien (1853 und 1856) sowie in den Vorarbeiten zum „Kapital", den „Grundrissen der Kritik der Politischen Ökonomie" (1857) hat Marx dann, wie wir wissen, die Gemeinsamkeiten und die Besonderheiten der altorientalischen und der antiken Verhältnisse eingehender analysiert. Diese Arbeiten und die Ergebnisse, zu denen Marx dabei gekommen ist, sind für unser Problem von hervorragendem Interesse. In dem umfangreichen Manuskript, das Marx vom Oktober 1857 bis zum November 1858, mit dem geschichtlichen Hintergrund der großen Wirtschaftskrise der kapitalistischen Welt, zu seiner Selbstverständigung und als Vorarbeit f ü r „Das Kapital" geschrieben hat, geht er zunächst von der uns schon bekannten Vorstellungsweise über eine „patriarchalische, antike, feudale" Entwicklungsstufe aus. In dem ersten Kapitel der Arbeit, dem „Kapitel vom Geld" findet sich („Grundrisse...", DVB, S. 76) die Bemerkung: „welchen Charakter diese Uber- und Unterordnung annehme: patriarchal, antik oder feudal". Alle diese Über- und Unterordnungsverhältnisse sieht Marx im Unterschied zu der kapitalistischen Gesellschaftsformation, deren bestimmende Produktionsverhältnisse durch den privaten Austausch vermittelt sind. Marx gebraucht für die Charakterisierung der „Uber- und Unterordnung" die Begriffe „naturwüchsig oder politisch", wobei mit naturwüchsig die ursprünglich so einflußreichen Verwandschafts- und Erblichkeitsverhältnisse, unter politisch der Einfluß der außerökonomischen Gewalt gemeint sein dürfte. Der sekundäre Einfluß dieser Faktoren bei der Verwirklichung ökonomisch begründeter Beziehungen wurde von Marx im weiteren Zuge seiner Arbeit aber eindeutig analysiert. In dem „Kapitel vom Kapital" ist er zu der Untersuchung der altorientalischen und der antiken Eigentumsformen und der ihnen entsprechenden wesentlichen Knechtschaftsverhältnisse vorgestoßen. Auf

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diese Ausführungen sind wir schon eingegangen (S. 102—120). Hier interessiert uns vor allem, welche Schlußfolgerungen Marx aus seinen eigenen Analysen für die Periodisierung der Geschichte gezogen hat. In bezug auf die Verhältnisse der Despotie spricht Marx von den „asiatischen Grundformen" („Grundrisse...", DVB, S. 376), von dem „orientalischen Despotismus" als System (a. a. O., S. 377), von der „spezifisch-orientalischen Form" des Eigentums (a. a. O., S. 380), von der „asiatischen Geschichte" als einer „Art indifferenter Einheit von Stadt und Land" (a. a. O., S. 382) und charakterisiert die spezifisch-orientalische Form des Eigentums: „In der asiatischen (wenigstens vorherrschenden) Form kein Eigentum, sondern nur Besitz des einzelnen..." (a. a. O., S. 383). „Am zähesten und längsten", schreibt er, „hält sich notwendig die asiatische Form. Es liegt dies in ihrer Voraussetzung: daß der einzelne der Gemeinde gegenüber nicht selbständiger wird . . . Einheit von Agrikultur und Manufaktur etc." (a. a. O., S. 386). „Sklaverei und Leibeigenschaft sind daher nur weitere Entwicklungen des auf dem Stammwesen beruhenden Eigentums. Sie modifizieren notwendig alle Formen desselben. Am wenigsten können sie dies in der asiatischen F o r m . . . Sklaverei hebt hier weder die Bedingungen der Arbeit auf noch modifiziert sie das wesentliche Verhältnis" (a. a. O., S. 392/393). „In der orientalischen Form ist dies Verlieren (des Grundeigentums, d. Verf.) kaum möglich, außer durch ganz äußere Einflüsse" (a. a. O., S. 394). Im Unterschied zu diesen ökonomischen Charakterzügen der Despotien kennzeichnet Marx die antiken Verhältnisse, in denen das Privateigentum am Boden erscheint, der Verlust des Bodens unter Entwicklung des Wuchers nicht nur möglich, sondern eine verbreitete Erscheinung ist, die Arbeitsteilung zwischen Landwirtschaft und Handwerk Fortschritte macht und die Einheit der dörflichen Wirtschaft damit auflöst, in der die Stadt das Land beherrscht und die Sklaverei in der Form des privaten Mobiliareigentums das herrschende Produktionsverhältnis wird. Gerade der Vergleich der antiken und der altorientalischen Verhältnisse ermöglicht es Marx, die Besonderheiten herauszufinden. Wie hat Marx nach diesen Studien die Weltgeschichte periodisiert? Wir finden darüber eine Bemerkung in der „Kritik der Politischen Ökonomie", die Marx 1857/1858, also unmittelbar anschließend, geschrieben hat. „In großen Umrissen können asiatische, antike, feudale und modern bürgerliche Produktionsweisen als progressive Epochen der ökonomischen Gesellschaftsformation bezeichnet werden" (MARX: „Zur Kritik...", DVB, S. 14).

Die Grundlinien, die für die marxistisch-leninistische Geschichtsauffassung maßgebend sind, spricht Marx an dieser Stelle ausdrücklich

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aus: das ist der Gedanke der „progressiven Epochen der ökonomischen Gesellschaftsformationen". Die Verhältnisse der Urgesellschaft sind auch hier noch nicht genannt, da sie noch nicht erforscht waren. Die Weltgeschichte des „Altertums" scheidet Marx in eine „asiatische" und eine „antike" Epoche. Diese Bezeichnungen sind offenbar Hilfsbegriffe, der eine ein geographischer, der zweite ein Begriff zeitlicher Relation. Der Begriff der „asiatischen Produktionsweise" ist für Marx ein Arbeitstitel gewesen, der sich daraus ergeben konnte, daß die Mehrzahl der Völker, die die „patriarchalische" Produktionsweise in einer Epoche machenden Art entwickelten, ihren Wohnsitz in Asien hatten. Der zitierten Vierstufen-Einteilung der Geschichte der in Klassen gespaltenen Gesellschaft entsprechend schreibt Marx im gleichen Werk (a. a. O., S. 263) von der „bürgerlichen", „feudalen, antiken, Orientalen" Ökonomie. Wichtig ist für uns, daß Marx die Verhältnisse der ökonomischen Despotie, unter denen sich die ersten Völker über die primitiven Verhältnisse der Urgesellschaft erhoben und große Gemeinwesen bildeten, als eine besondere Epoche der Geschichte ansah. Marx ist auf diese Einteilung des „Altertums" in zwei weltgeschichtliche Epochen im „Kapital" noch einmal zurückgekommen. Er spricht dort von „altasiatischen, antiken usw. Produktionsweisen" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 85). In den zum 3. Bande des „Kapital" vereinigten nachgelassenen Schriften von Marx finden wir in einer Anmerkung die gleiche Einteilung in bezug auf den Handel: „Bedeutung des asiatischen, antiken und mittelalterlichen Handels" „Das Kapital", DVB, Bd. 3, S. 365).

(MARX:

Marx schreibt, wie wir wissen, in dem ersten Bande des „Kapital" auch von der „Gesellschaft der Sklaverei" (DVB, S. 225), ohne dabei genauer auf die geschichtliche Abgrenzung dieser Periode einzugehen, da es ihm an dieser Stelle lediglich auf den Vergleich und die Unterscheidung von Lohnarbeit und Sklaverei ankommt. Im Jahre 1876, ein gutes Jahrzehnt nach dem Erscheinen des ersten Bandes des „Kapital", beschäftigte sich Engels mit der Polemik gegen Eugen Dühring. Er berührte dabei auch Fragen der altorientalischen Despotie (vgl. z. B. S. 107) und notierte in seinen Vorarbeiten: „In der ganzen Gewalttheorie also soviel richtig, daß bisher alle Gesellschaftsformen zu ihrer Erhaltung Gewalt nötig hatten und sogar teilweise gewaltsam eingeführt worden. Diese Gewalt, in ihrer organisierten Form, heißt Staat. Wir haben hier also die Trivialität, daß, sowie die Menschen sich über die rohesten Zustände erhoben, überall Staaten existiert haben, und um das zu wissen, hat die Welt nicht auf Dühring gewartet. — Nun ist aber Staat und Gewalt grade das allen bisherigen Gesellschaftsformen Gemeinsame, und

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wenn ich z. B. orientalische Despotismen, die antiken Republiken, die mazedonischen Monarchien, das römische Kaisertum, den Feudalismus des Mittelalters dadurch erkläre, daß die alle auf Gewalt beruhn, so .habe ich noch gar nichts erklärt. Die verschiednen sozialen und politischen Formen müssen also nicht durch die Gewalt, die ja stets dieselbe, sondern durch dasjenige erklärt werden, worauf die Gewalt angewandt wird, auf das, was geraubt wird, — die Produkte und Produktivkräfte der jedesmaligen Epoche und deren aus ihnen selbst hervorgehende Disposition. Und da würde man finden, daß der orientalische Despotismus auf dem Gemeineigentum, die antiken Republiken auf den ackerbautreibenden Städten, das römische Kaiserreich auf den Latifundien, der Feudalismus auf der Herrschaft des Landes über die Stadt, die ihre materiellen Gründe hatte, beruhn etc." (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 439—440).

Die Notiz, daß die alten Despotien auf dem Gemeineigentum beruhten, hat Engels nicht für die Veröffentlichung, sondern im Zuge der Vorarbeiten für sich selbst gemacht. Sie ist im Zusammenhange dessen zu verstehen, was wir bereits aus der „Deutschen Ideologie" und aus den „Grundrissen der Kritik der Politischen Ökonomie" über die Rolle des Gemeineigentums im Alten Orient gelesen haben (S. 111 u. 426), das von der höheren Einheit, dem Despoten, repräsentiert wird. Von Bedeutung ist, daß Engels die altorientalischen Verhältnisse gesondert anführt, daß er die Rolle der Gewalt unter diesen Verhältnissen betont und diese Produktionsverhältnisse in die Epochen einreiht, in denen sich die Gewalt bereits zur Staatsgewalt formiert hatte. Was die Antike anlangt, so deutet Engels auf gewisse Unterschiede im Charakter der hellenischen Polis und des Römischen Reiches hin, ohne auf die Gemeinsamkeiten einzugehen. Alles in allem lassen sich die Ausführungen von Engels in den Vorarbeiten zum Antidühring mit der Vierstufen-Einteilung der Klassengesellschaft von Marx und mit der Vierstufen-Einteilung in der „Deutschen Ideologie" bei näherer Analyse und entsprechender Vergleichung auf einen Nenner bringen. Marx ist nicht mehr dazu gekommen, seine Vierstufen-Einteilung der Geschichte der Klassengesellschaften weiter durchzuarbeiten und begrifflich endgültig zu fassen. Nach den von ihm nachgelassenen Schriften, insbesondere in den „Grundrissen der Kritik der Politischen Ökonomie", müßte es seinen Ansichten entsprechen, die „altasiatische" Produktionsweise als die Produktionsweise der ökonomischen patriarchalischen Despotie (und allgemeinen latenten Knechtschaft) zu charakterisieren. Im Jahre 1877, als der „Antidühring" eben abgeschlossen war, erschienen die Studien von Morgan. Sobald diese Forschungen Marx und Engels bekannt wurden, kam dadurch ein neues Element in ihr Geschichtsbild. Marx hat sich mit Morgans Arbeiten intensiv beschäftigt, aber der Tod nahm ihm die Feder aus der Hand, ehe er seine Ansichten darüber ausarbeiten konnte. Engels hat diese Aufgabe in seiner popu-

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lärsten Schrift „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates" 1884 allein, und nur unter Benutzung hinterlassener Marxscher Notizen, lösen müssen. Durch Morgans Studien und andere Arbeiten, die Engels bekannt wurden (vgl. das Vorwort zu der genannten Schrift), lichtete sich das Dunkel der „Vorgeschichte", die jetzt für die Forschung „Geschichte" zu werden begann, deren Eigentumsverhältnisse sich entschleierten. Für die Periodisierung entstanden neue Probleme. Engels hat sich in bezug auf die Periodisierung zunächst an Morgan angeschlossen, dessen Einteilung der Entwicklung in die drei großen Stufen der Wildheit, Barbarei und Zivilisation er einleitend zitiert und übernimmt (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 25—30). Diese Übernahme der Morganschen Periodisierung hat zur Folge, daß in die Geschichte der in Klassen gespaltenen Gesellschaft ein fremdes Einteilungsprinzip hineinkommt. Die Geschichte der großen altorientalischen Staaten und Kulturen der Bronzezeit sowie die Geschichte des homerischen Griechenland werden zur „Barbarei" (Mittel- bzw. Oberstufe) gerechnet, mit der Geschichte der hellenischen Polis beginnt die Zivilisation. Mit der Geschichte der hellenischen Polis hat, wie wir schon nach Marx erläuterten, tatsächlich die Geschichtsepoche des Privateigentums an den maßgebenden Produktionsmitteln — dem Boden und dem Menschen — begonnen. Aber die Klassenspaltung, die Knechtschaft, existierte auch schon vorher unter der Form der ökonomischen Despotie, dem Königseigentum am Grund und Boden. Die Morgansche Periodisierung, die Engels zunächst noch behelfsweise übernahm, ist in diesem Punkte unklar und überholt. Engels hat diesen Mangel noch nicht so stark empfunden, da er sich die Entstehung des Privateigentums und der Monogamie zum speziellen Thema gewählt hatte und diese neuen Erscheinungen nach Morgan in die Epoche der Zivilisation fallen, deren Charakter Engels so kritisch wie Morgan zeichnet (a. a. O., S. 175—178). Die Engelssche Dreistufen-Einteilung der Geschichte, die jetzt wiederkehrt, ist eine Einteilung der Geschichte der Zivilisation — nach dem Morganschen Begriffe — geworden, wie Engels selbst ausspricht, und sie schließt die altorientalischen Kulturen aus: „Mit der Sklaverei, die unter der Zivilisation ihre vollste Entfaltung erhielt, trat die erste große Spaltung der Gesellschaft ein in eine ausbeutende und eine ausgebeutete Klasse. Diese Spaltung dauerte fort während der ganzen zivilisierten Periode. Die Sklaverei ist die erste der antiken Welt eigentümliche Form der Ausbeutung; ihr folgt die Leibeigenschaft im Mittelalter, die Lohnarbeit in der neueren Zeit. Es sind dies die drei großen Formen der Knechtschaft, wie sie für die drei großen Epochen der Zivilisation charakteristisch sind; offne, und neuerdings verkleidete, Sklaverei geht stets daneben her" (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S . 1 7 5 ) .

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Die Geschichte der großen Despotien ist in der Untersuchung von Engels auch an anderen Stellen nur beiläufig und im wesentlichen nach Morgan behandelt, dessen Periodisierung nicht die Produktionsverhältnisse, sondern die Produktionsmethoden als Kriterium hat. Soweit Engels selbst sich äußert, haben wir einige seiner Bemerkungen schon unter dem Thema der Haussklaverei herangezogen (S. 104—108). Mit der Untersuchung darüber, wann die Sklaverei entstand, geht Engels überhaupt wesentlich über Morgan hinaus (vgl. besonders a. a. O., S. 160), aber das spezielle Problem der Despotien, die Frage ihrer besonderen Eigentumsverhältnisse, wird dabei nicht mehr aufgerollt. Die Untersuchung von Engels über die Entstehung des Privateigentums in der Antike und die Periodisierung aller vorhergehenden Epochen nach Morgan kann uns in der Einordnung der altorientalischen Kulturen infolgedessen nicht viel weiter führen. Die Vierstufentheorie von Marx in bezug auf die Geschichte der Klassengesellschaft wird von Engels in seiner Schrift nicht mehr diskutiert. Auch die früheren Belegstellen für die Dreistufen-Einteilung in den „Grundsätzen des Kommunismus" und im „Kommunistischen Manifest" (S. 428) beziehen sich nur auf die Geschichte seit der Antike, ohne daß die Fragen der „asiatischen Produktionsweise" gelöst werden. Eine letzte Arbeit über die drei Formen der Knechtschaft hat Engels nicht mehr ausführen können (vgl. das Vorwort des Verlages zu Engels „Dialektik der Natur", DVB). Wir finden aber in dem „Vorwort zur englischen Ausgabe der Lage der arbeitenden Klasse in England" von Friedrich Engels die folgenden Bemerkungen: „ . . . Im asiatischen und klassischen Altertum war die herrschende Form der Klassenunterdrückung die Sklaverei, d. h. nicht sowohl die Enteignung der Massen vom Grund und Boden, als vielmehr die Aneignung ihrer Personen durch dritte... Im Mittelalter war keineswegs die Enteignung der Volksmassen vom Boden, sondern vielmehr ihre Aneignung an den Boden die Grundlage des feudalen Drucks . . . " (entnommen aus: E N G E L S : „Die Arbeiterbewegung in Amerika", SeparatAbdruck, herausgegeben von F L O R E N C E K E L L E Y - W I S C H N E W E T Z K Y und Dr. L . W I S C H N E V E T Z K Y New-York, Druck und Verlag von Louis Weiss, 1 8 8 7 ) .

Prüfen wir diesen Text in unserem Zusammenhange, so hat Engels drei Jahre, nachdem er! seine Studie über „Den Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" (1884) veröffentlichte, die Richtung seiner weiteren Gedankengänge über die Periodisierung der Alten Geschichte angedeutet, und zwar in der Weise, daß er durch den Begriff „asiatisches Altertum" die Verbindung mit den Äußerungen von Marx herstellte, im Gegensatz zu ihm aber den Alten Orient und die griechisch-römische Antike zusammenzieht unter der gemeinsamen 28

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Bestimmung durch die „Sklaverei". Die Formulierung „nicht sowohl" — „als vielmehr" im folgenden Satze, in dem die Wesenszüge der Sklaverei gekennzeichnet werden, kann zunächst zu Zweifeln über den gemeinten Sinn Anlaß geben. Der weitere Text scheint uns eindeutig zu klären, daß Engels das „nicht sowohl — als vielmehr" in der Bedeutung von „nicht nur — sondern auch" gebraucht hat. Die Sklaverei wird hier von Engels als Enteignung vom Boden und Aneignung der Person des unmittelbaren Produzenten definiert. Wir betonen das, weil Engels in einem anderen Hinweis, in „Der Ursprung der Familie usw." davon spricht, daß die Sklaverei im Alten Orient „nicht direkt", sondern „indirekt", als Bestandteil der Familie und unmerklich in diese übergehend, die Grundlage der Produktion gebildet habe. Diese Bemerkung von Engels halben wir bei unserer Analyse der spezifischen altorientalischen Knechtschaftsformen herangezogen (S. 104). Wir untersuchen jetzt, inwiefern die Äußerung von Engels über die „Haussklaverei", die „indirekt" und „in die Familie übergehend" die Grundlage der Produktion in den alten Despotien gebildet habe, und seine drei Jahre später veröffentlichte Bemerkung über die ihres Bodens beraubten und versklavten Massen als ausgebeutete Hauptklasse der Bevölkerung miteinander zusammenhängen oder einander widersprechen. In dem uns bekannten Hinweis aus „Der Ursprung der Familie..." gebraucht Engels den auch heute viel angewandten, infolge der Indifferenziertheit der Verhältnisse im „Hause" aber auch vieldeutigen Begriff der „Haussklaverei". Wir sind bereits darauf eingegangen, daß die Entgegensetzung „Haussklaverei" und „Arbeitssklaverei" in einer abstrakten, die Entwicklung der Arbeitsteilung nicht berücksichtigenden Weise nicht möglich ist, ohne die Wirklichkeit zu vergewaltigen (S. 106). Die „Haussklaverei" umschließt dem ökonomischen Begriffe des „Hauses" entsprechend sowohl Dienste als auch Arbeiten in der materiellen Produktion. Insoweit ist gegen Engels' These, daß die „Haussklaverei", die unmerklich in die Familie überging, die „Grundlage der Produktion" (vom Verf. hervorgeh.) im Alten Orient gebildet habe, nichts einzuwenden. Die „Haussklaverei" enthält aber, vom gleichen ungeschiednen Charakter aller Verhältnisse im „Hause" bestimmt, auch ein Knechtschaftsverhältnis doppelten Charakters, das zwar „unmerklich" ineinander übergeht, dessen innere Scheidung der Wissenschaftler aber doch nicht übersehen darf. Es handelt sich einmal um die Unterjochung der Frau und der Kinder unter den Patriarchen, für den sie nicht nur Verwandte, sondern auch Arbeitskräfte sind, zum zweiten um das Knechtschaftsverhältnis der Personen, die nicht in die Verwandtschaft eingeschlossen sind, aber im „Hause" gehalten werden. Gibt es einen wesentlichen ökonomischen Unterschied im Verhältnis der An-

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verwandten und der übrigen nicht-verwandten oder nicht als verwandt einerkannten Personen innerhalb des Hauses? Sind „Haussklaverei" und die „in der Familie latente Sklaverei", von der Marx und Engels in „Die Deutsche Ideologie" sprechen (S. 426), im wesentlichen identisch oder sind sie es nicht? Wir finden einen entscheidenden ökonomischen Unterschied in dem Verhältnis zum Grund und Boden, das auch in der Definition der Sklaverei durch Engels („Vorwort zur engl. Ausgabe..." S. 4) als Merkmal ausdrücklich herangezogen wird. Die Frau, als Ehefrau des Patriarchen, und das Kind — solange es sich im Verhältnis der ökonomischen Unselbständigkeit befindet — sind zwar dem Patriarchen unterworfen und ihre Arbeitskraft wird von ihm ausgenutzt, aber sie sind nicht losgelöst von dem Boden, dem sie kraft Verwandtschaft, Geburt oder Ehe, in ihrer ökonomischen Betätigung zugehören. Die aus einem anderen Verwandtschaftsverband, gleich auf welchem Wege, herangeholten Menschen und ihre Nachkommen aber sind von ihrem ursprünglichen Boden weggerissen, mobilisiert, und sie gehören nicht kraft Verwandtschaft zu dem Boden, den sie jetzt bearbeiten, oder zu dem Herrn, den sie bedienen. Diese fremd herangeholten Kräfte und ihre Nachfahren gehören lediglich im Rahmen eines ökonomischen Verhältnisses zum Hause, sie sind Mobiliareigentum des Patriarchen, sie sind ihres Bodens enteignet, selbst dann, wenn sie durch die Teilnahme am Familienleben, am Hauskult, in die Beziehungen des Hauses oder der Familie verwoben erscheinen und von dieser Atmosphäre auch bis zu einem gewissen Grade geschützt werden. Es ist sachlich falsch zu sagen, daß der Sklave im Hause des Patriarchen „als" ein Mitglied der Familie betrachtet wurde, wie die deutsche Übersetzung des Textes des Lehrbuches der Politischen Ökonomie lautet (DVB, 1955, S. 36). Der russische T e x t „ K a K q j i e n ceMbH"(2. Aufl. S. 31) ist haltbar, wenn wir unter„KaK" den Begriff „wie" oder „gleich" verstehen, und ihn auf die äußeren Arbeitsbedingungen beziehen, die jedoch f ü r das Wesen des Knechtschaftsverhältnisses nicht letztlich entscheidend sind. Allerdings ist es überall, wo sich die ökonomische und mit ihr die rechtliche Verfügungsgewalt des Patriarchen über seine Familie voll durchgesetzt hat, auch möglich, daß das Verhältnis der Verwandtenknechtung in die Fremd-Knechtschaft, die Sklaverei, übergeführt wird: der Herr des Hauses kann seine eigenen Kinder verkaufen, ebensogut, wie er sie aussetzen oder töten darf. Der latente Unterschied zwischen Haussklaven einerseits, verknechteten Frauen und Kindern andrerseits wurde erst in der griechischen Antike de facto offenbar (S. 106), und Aristoteles hat auch begrifflich hierin eine Differenzierung und den 28»

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Fortschritt der „Hellenen" gegenüber den „Barbaren" gesucht (Aristot., „Politik", 1952 b, 1—6). Welches der beiden „im Hause" existenten Verhältnisse, die Knechtung der nicht von ihrem Boden losgerissenen Anverwandten, oder die Sklaverei der „mobilisierten" unfreien Arbeitskräfte im Hause hat nun überwogen? Irgendwelche Zahlenangaben über das quantitative Verhältnis der unter dem Patriarchen arbeitenden Verwandten und der unter dem Patriarchen im Hause arbeitenden Sklaven liegen für keine Periode der altorientalischen Geschichte vor. Da aber ganz ohne Zweifel die entscheidende Mehrheit der Bevölkerung der alten Agrardespotien in Dorfgemeinschaften lebte, die Acker- und Gartenbau, nur ergänzt durch Viehzucht, betrieben, können wir vermuten, daß auch der entscheidende Teil der Arbeitskräfte die Mitglieder der Dorfgemeinschaft und ihre Anverwandten gewesen sind. Für die kleinen Gemeinwesen, die die Basis der Despotien bildeten, ist also die „latente" Knechtung nicht von ihrem Boden losgerissener Produzenten als maßgebend anzunehmen, wenn auch ein Anteil der fremden, unfreien Arbeitskräfte u. E. nicht in der Weise negiert werden darf, daß dabei beispielsweise die Arbeit der weiblichen Sklavinnen unbeachtet bleibt. Was nun in dem „Königseigentum" am Boden, im Patriarchalismus auf großer Stufenleiter, in der Despotie des Alten Orients überhöht und über ein großes Gebiet ausgebreitet erscheint, ist das „Haus" oder in China die Dorfgemeinde. Der Despot wird zu dem „Vater" des großen Kollektivs. Was sind die Bewohner des Landes? Sind sie seine Kinder (in einem ökonomischen Knechtschaftsverhältnis) oder seine Sklaven (als Mobilareigentum) ? Die Frage ist in dieser Form noch nicht gestellt worden, so weit wir sehen. Das patriarchalische Haus mit seinen einander überdeckenden Verhältnissen hat auch die Wissenschaft weithin zu ungenauen Fragestellungen und Definitionen verleitet. So weit wir uns schon ein Urteil zu bilden vermögen, scheint uns auf großer Stufenleiter nicht das Haussklaven-Verhältnis als Mobiliareigentumsverhältnis, sondern das Verhältnis Vater-Kinder (im direkten Knechtsverhältnis) seinem Wesen nach der großen Monarchie am ehesten analog, wenn auch keineswegs gleich zu sein. Das kleine und das überdachende große Kollektiv stimmen unleugbar überein in einem für viele andere Beziehungen insbesondere auch für die Entwicklung der gesellschaftlichen Arbeitskraft in der Kooperation, entscheidenden Zuge: die verfügbaren Arbeitskräfte sind nicht „mobil" schlechthin, sie bleiben wesentlich dem Boden verbunden, dem sie in der zu Stamm und Volk ausgeweiteten Verwandtschaft zugehören. Nur für einen bestimmten Teil des Jahres, nur sporadisch, müssen die „Kinder" des Patriarchen und Despoten ihre spezielle Tätigkeit in Familie und Dorf verlassen,

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um entweder an Ort und Stelle an dem großen Produktionsinstrument des Bewässerungssystems oder, vom Orte entfernt, für andere, oft „rein phantastische" (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 655) Bedürfnisse der „höheren Einheit" zu arbeiten. In der Sklaverei, als Mobiliareigentumsverhältnis entwickelt und verstanden, ist die Loslösung vom Boden, die Mobilisierung der Arbeitskraft, einbegriffen. Sofern wir mit Engels die „Enteignung vom Grund und Boden" ausdrücklich als ein Merkmal der Sklaverei ansprechen, kann die altorientalische „latente" oder „allgemeine" Knechtschaft der Bevölkerung (S. 112) unter ihrem Patriarchen und Despoten begrifflich nicht in die Sklaverei einbezogen werden. Die Parallele im Kleinen bietet nicht die vieldeutige Haussklaverei, sondern das darin enthaltene Knechtschaftsverhältnis der Anverwandten, die für den Herrn des Hauses ökonomisch arbeitspflichtig sind, ohne mobilisiert, ohne ihres Bodens einfach beraubt zu werden. Wir machen auf den keineswegs zufälligen Widerspruch aufmerksam, daß die Familienangehörigen des Patriarchen von Engels in seiner Schilderung dör „Hausgenossenschaft" als „Freie" (S. 103), in anderen Fällen von Marx und Engels als die „Sklaven des Patriarchen in sehr „roher latenter Sklaverei" befindlich (S. 203) angesprochen werden. Wir werden dem gleichen scheinbaren Widerspruch in der neueren Diskussion um Königseigentum und „Fron" begegnen (S. 450). Die ursprünglichen Formen des Eigentums am Menschen sind faktisch nicht jene engen Klammern, begrifflich nicht so fest umgrenzt wie das Privateigentum und alle damit verbundenen Beziehungen. Auf alle Fälle steht die Hauptklasse der Produzenten in der patriarchalischen Gemeinde und im Umkreis der Königsgewalt noch mit ihrem Boden in Verbindung. Die Typisierung der altorientalischen Verhältnisse in der Richtung, daß von ihrem Grund und Boden enteignete, versklavte Massen die Hauptklasse der unmittelbaren Produzenten gebildet hätten, entspricht weder den Auffassungen von Marx noch den von der Forschung damals und heute festgestellten Fakten. Wir werden später noch die Frage diskutieren müssen, ob die patriarchalische Knechtschaft in der Familie und unter dem Despoten, in der die geknechteten Produzenten nicht oder nicht vollständig von ihrem Boden fortgerissen werden, mit der Sklaverei, in der der Produzent in vollem Sinne mobilisiert ist, eine so enge Wesensverwandtschaft hat, daß die beiden Knechtschaftsformen unter einem Begriffe zusammengefaßt werden können. Beide Formen sind in der altorientalischen „Haussklaverei" noch unter der Herrschaft des Patriarchen verbunden; die ökonomische Knechtung der „freien" Verwandten hat in der großen Despotie, die Versklavung Fremder hat erst in der Antike Epoche gemacht.

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Die Einteilung der Entstehungsperiode der Klassengesellschaft und die Probleme der Definition der „Sklaverei" waren bei dem Tode von Marx und Engels noch nicht endgültig und systematisch im Sinne des wissenschaftlichen Sozialismus durchgearbeitet. Der Vierstufeneinteilung der Geschichte der Klassengesellschaft in der „Deutschen Ideologie", in den „Grundrissen der Kritik der Politischen Ökonomie", in der „Kritik der Politischen Ökonomie" und im „Kapital", sowie der Anlehnung daran im „Antidühring" stand die Dreistufeneinteilung in den „Grundsätzen des Kommunismus" und im „Kommunistischen Manifest", sowie die Dreistufeneinteilung der „Zivilisation", d. h. der Geschichte des Privateigentums, in „Der Ursprung der Familie...", endlich die Zusammenfassung von „asiatischem und antikem" Altertum im „Vorwort zur englischen Ausgabe der Lage der arbeitenden Klasse in England" noch unvereint gegenüber. In seinen Vorträgen über den „Staat", im Jahre 1919, hat Lenin die altorientalischen Kulturen in die Epoche der Sklaverei einbezogen. Er schreibt: „Die Entwicklung aller menschlichen Gesellschaften, wie sie sich im Laufe von Jahrtausenden in ausnahmslos allen Ländern vollzogen hat, zeigt uns eine allgemeine Gesetzmäßigkeit, Regelmäßigkeit, Folgerichtigkeit derart, daß wir zuerst eine Gesellschaft ohne Klassen haben — die ursprüngliche patriarchalische Urgesellschaft, in der es keine Aristokraten gibt; dann eine Gesellschaft, die auf Sklaverei beruht, die Gesellschaft der Sklavenhalter. Dieses Stadium hat das ganze moderne zivilisierte Europa durchgemacht — die Sklaverei war vor zweitausend Jahren durchaus herrschend. Auch die übergroße Mehrheit der Völker der übrigen Weltteile hat dieses Stadium durchschritten... Sklavenhalter und Sklaven, — das ist die erste große Klassenteilung. Die erste Gruppe besaß nicht nur alle Produktionsmittel — den Grund und Boden, die Werkzeuge, wie primitiv diese damals auch gewesen sein mögen —, sondern sie besaß auch Menschen. Die Angehörigen dieser Gruppen hießen Sklavenhalter, diejenigen aber, die arbeiteten, und zwar für die anderen Arbeit verrichteten, hießen Sklaven. Diese Form wurde in der Geschichte abgelöst durch eine andere Form — die Leibeigenschaft... (LENIN: „Über den Staat", DVB, S. 10).

Wenn wir diese Ausführungen von Lenin, die im Hinblick auf Wesen und Entstehung des Staates gemacht sind, für unser Problem analysieren, so ist dreierlei besonders zu beachten. Zunächst: die Morgansche Einteilung in Barbarei und Zivilisation ist ausgeschaltet. Die Urgesellschaft wird jetzt definiert als die Gesellschaft, in der es keine herrschende Klasse gab. Der Trennungsstrich zwischen den Despotien und der Urgesellschaft wird dadurch deutlich. In bezug auf die ersten Entwicklungsphasen der Klassengesellschaft ist die Definition des Sklaven und des Sklavenhalters und die Bemerkung über die Ausbreitung der Sklaverei von Bedeutung. Lenin be-

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zeichnet die Sklavenhalter als die Eigentümer von Boden, Werkzeug und Menschen. Diese Definition trifft die Privateigentumsform der Sklaverei. Die Bemerkungen von Lenin über die Verbreitung der Sklaverei auf „die übergroße Mehrheit der Völker der übrigen Weltteile" aber können sich nur auf die Länder der altorientalischen Kulturen beziehen. Ob Lenin dort an die Haussklaverei — den Sklaven als Mobiliareigentum des Patriarchen •—, an die Sklaven als Mobiliareigentum des Despoten und seiner Satrapen gedacht hat oder die allgemeine latente Sklaverei im Orient einbeziehen wollte, ist nicht ausgesprochen. Der Ausdruck Sklavenhalter läßt jedoch die Vermutung zu, daß Lenin den antiken Sklaven und den Sklaven als Mobiliareigentum der Patriarchen und Despoten gemeint hat. Eine ausdrückliche Auseinandersetzung mit den spezifischen Problemen des Alten Orient finden wir auch an dieser Stelle nicht. In seinen weiteren Darlegungen faßt sich Lenin noch kürzer und spricht mehrfach von der Periode oder von „der Epoche der Sklaverei" (a. a. O., S. 14), dem „Zeitalter der Sklaverei" (a. a. O., S. 15), das sich an die Verhältnisse der Urgesellschaft angeschlossen habe. Er betont aber auch weiterhin die allgemeine Ausbreitung dieses Entwicklungsstadiums über „Dutzende und Hunderte von Ländern" und beschränkt sich mit der Charakteristik der Staaten als Sklavenhalterstaaten also nicht auf die Antike, denn im Zusammenhang mit der früheren Äußerung über die verschiedenen Weltteile, in denen es Sklavenhalterstaaten gegeben habe, dürfen wir nicht annehmen, daß Lenin die einigen hundert griechischer Poleis habe erwähnen wollen. Lenin nennt endlich als die „fortgeschrittensten, kultiviertesten und zivilisiertesten Länder" das alte Griechenland und Rom (a. a. O., S. 15) und charakterisiert sie dahin, daß sie „ganz auf der Sklaverei beruhten", woraus wir schließen können, daß Lenin die Staaten nach Art der altorientalischen Despotien als nicht ganz auf der Sklaverei (in der Form des Privateigentums) beruhend ansah. Trotzdem nennt er sie offenbar Sklavenhalterst.aaten. Diese ausgesprochene Einbeziehung der Produktions- und Lebensformen der Kulturvölker des Alten Orient in die Epoche der Sklaverei ist etwas Neues, sowohl gegenüber der Marxschen Einteilung der Geschichte der Klassengesellschaft in vier Stufen „altasiatische, antike usw." als auch gegenüber der Dreistufeneinteilung der Geschichte der Arbeiterklasse oder der Geschichte der Zivilisation, wie sie vorwiegend von Engels vertreten wurde, unter einer ausgesprochenen (in „Der Ursprung der Familie usw.") oder stillschweigenden Ausschaltung der Geschichte des Alten Orient. Die von Marx skizzierte Vierstufeneinteilung der Geschichte der Klassengesellschaften war Lenin natürlich bekannt; er zitiert beispielsweise ausdrücklich die oben (S. 25) angegebene Stelle aus „Zur Kritik

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der Politischen Ökonomie" und verweist dabei auf eine Bemerkung von Marx in einem Briefe an Engels, in dem das Prinzip, das dieser Einteilung zugrunde liegt, erwähnt ist, „die Bestimmung der Arbeitsorganisation durch dais Produktionsmittel" ( L E N I N : „Karl Marx", Dietz Berlin, S. 13/14). Die eingehendste Analyse der unterschiedlichen Verhältnisse in der Alten Welt, die wir bei Marx in den „Grundrissen der Kritik der Politischen Ökonomie" finden, stand Lenin für seine Arbeiten aber noch nicht zur Verfügung. Diese Manuskripte sind 1939 erstmals im Druck erschienen. Lenin konnte daher zu den Thesen von Marx über die „asiatische" und die „antike" Produktionsweise nicht im einzelnen Stellung nehmen. Ein Jahrzehnt nach dem Tode Lenins hat S. I. Kowaljew in einer Schriftenreihe der „Staatlichen Akademie der Geschichte der materiellen Kultur" eine Sammlung der Äußerungen von Marx und Engels über die Antike herausgegeben. Das Manuskript von Marx „Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie" mit dem Kapitel über die „Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehen" ist in dieser Sammlung noch nicht berücksichtigt. Kowaljew schließt sich in seinem Vorwort nicht der Marxschen Vierstufenfolge, auch nicht der Leninschen Auffassung an, wie sie in den Vorträgen über den Staat erscheint, sondern greift auf diejenige Konzeption von Engels zurück, die im Anschluß an Morgan den Alten Orient der „Barbarei" zurechnet. Kowaljew gebraucht allerdings nicht den Ausdruck „Barbarei", sagt aber ausdrücklich, daß die Antike als eine Gesellschaftsformation besonderen und antagonistischen Charakters keine ihr vorangehende antagonistische Gesellschaftsformation kenne. Damit sind die altorientalischen Verhältnisse, ihrem Charakter nach angeblich ohne Klassenwiderspruch, in die Gesellschaften mit Gemeineigentum eingeordnet. Wir geben den Wortlaut der wichtigsten Formulierungen von Kowaljew in Übersetzung wieder: „Welches sind die territorialen und chronologischen Rahmen der antiken Gesellschaft? Für Marx und Engels stimmen sie überein mit dem Rahmen des alten Griechenland und Rom (einschließlich der hellenistischen Epoche). Der vorhellenistische Orient (Ägypten, Babylon, Palästina, Arabien, Persien) gehört nicht zum Begriff der Antike . . . Antike ist für Marx und Engels nicht nur ein Komplex kultureller Elemente, sondern ein soziales Ganzes, eine gesellschaftliche Formation, die sich stützt auf die antike Produktionsweise (der Sklavenhalter) und ein unumgängliches Glied des Prozesses der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft i s t . . . Die antike Produktionsweise ist Sklaverei. Aber nicht jede Art von Sklaverei ist antike Produktionsweise. Bei Marx und Engels bestehen drei grundlegende Formen der Sklaverei:

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1. Familien — patriarchalische — (häusliche) 2. antike — und 3. Plantagen — (kapitalistische) Für die erste ist charakteristisch, daß „sie nicht auf direkte Weise die Grundlage der Produktion dargestellt", für die dritte, daß sie „für den Weltmarkt arbeitet". Was die zweite betrifft, so ist diese „Arbeitssklaverei" entstanden aus dem eigentümlichen System der Wirtschaft und zu dem Höhepunkt ihrer Entwicklung gelangt im Kulturgebiet des Mittelmeerraumes in der Periode zwischen 5. Jahrhundert v. u. Z. und 2. Jahrhundert u. Z . . . . Voraussetzung für die Entwicklung der antiken Produktionsweise ist die Auflösung des Erbbesitzes der Gemeinden, auftretend in der alten Welt in der Form des „antiken Staatseigentums"; innerhalb dessen schon die Sklaverei herrscht. Das Resultat dieser Auflösung war die Entwicklung des Privateigentums. Die Wirtschaft der kleinen Produzenten, der Bauern und Handwerker, welche die „ökonomische Grundlage der klassischen Gesellschaft" in der Epoche nach ihrem Entstehen war, gerät unter das Joch der Großgrundbesitzer und Wucherer — den Eupatriden in Griechenland, den Patriziern in Rom — dem Stand der „Vornehmen", der sich aus der Gentilverfassung absondert. Gleichzeitig hiermit unter dem Einfluß der Entwicklung der Produktion, Steigerung der ^Produktivkräfte, Ausdehnung des Handels, der Kriege nimmt die Sklaverei schnell zu. Die soziale Differenzierung der freien Bevölkerung, die Unterjochung der kleinen Produzenten, das Auftauchen einer neuen Klasse der Händler und Industriellen, die Entziehung der politischen Rechte, rufen einen scharfen Klassenkampf hervor, welcher den Überresten der gentilen Lebensformen ein Ende bereitet und zum vollkommenen Sieg der Sklaverei als Wirtschaftsform führt, der Bildung der Klassengesellschaft der Sklavenhalter. So formiert sich die ökonomisch-gesellschaftliche Formation der Sklavenhalter in der konkret-historischen Form der antiken Gesellschaft. Das alte Griechenland und Rom kannte keinerlei andere antagonistische Gesellschaftsformation, die der antiken vorangegangen wäre (z. B . Feudalismus)." (Kowaljew: „Marx und Engels über die Antike", S. 3—5.) Hier finden wir zum erstenmal die ausdrückliche Behauptung, daß die von der Antike getrennte Formation des Alten Orients nicht zu den antagonistischen Entwicklungsstufen der Gesellschaft zu rechnen sei, und zwar vertritt Kowaljew diese Meinung im Gegensatz zu einer Typisierung des Alten Orients als „Feudalismus". Einige J a h r e später gab Stalin den allgemein bekannten Uberblick über die fünf Stufen der gesellschaftlichen Entwicklung: „Die Geschichte kennt fünf Grundtypen von Produktionsverhältnissen: die Produktionsverhältnisse der Urgemeinschaft, der Sklaverei, des Feudalismus, des Kapitalismus, des Sozialismus" ( S t a l i n : „Dialekt, und histor. Materialismus", S. 150). In seinen Erläuterungen zu dieser Einteilung geht Stalin in jeder Epoche von den grundlegenden Eigentumsverhältnissen an den P r o duktionsmitteln aus und sieht diese besonderen Eigentumsverhältnisse in ihrem Zusammenhang mit dem C h a r a k t e r der Produktivkräfte.

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Über die „auf Sklaverei beruhende Gesellschaftsordnung" schreibt Stalin: „In der auf Sklaverei beruhenden Gesellschaftsordnung ist die Grundlage der Produktionsverhältnisse das Eigentum des Sklavenhalters an den Produktionsmitteln, aber auch an dem Produzenten, dem Sklaven, den der Sklavenhalter verkaufen, kaufen, töten kann wie ein Stück Vieh. Derartige Produktionsverhältnisse entsprechen im wesentlichen dem Stand der Produktivkräfte in jener Periode. An Stelle der Steinwerkzeuge hatten die Menschen jetzt Metallwerkzeuge zu ihrer Verfügung, an Stelle der armseligen und primitiven Jagdwirtschaft, die weder Viehzucht noch Ackerbau kannte, kamen Viehzucht, Ackerbau, Handwerk und die Arbeitsteilung unter diesen Produktionszweigen auf, kam die Möglichkeit des Austausches von Produkten zwischen einzelnen Personen und Gemeinschaften auf, die Möglichkeit der Anhäufung von Reichtümern in den Händen weniger, die tatsächliche Anhäufung von Produktionsmitteln in den Händen einer Minderheit, die Möglichkeit einer Unterwerfung der Mehrheit durch eine Minderheit und der Verwandlung der Angehörigen dieser Mehrheit in Sklaven. Hier gibt es bereits keine gemeinsame und freie Arbeit aller Mitglieder der Gesellschaft im Produktionsprozeß, hier herrscht die Zwangsarbeit von Sklaven, die von den nichtarbeitenden Sklavenhaltern ausgebeutet werden. Daher gibt es auch kein Gemeineigentum an den Produktionsmitteln sowie an den erzeugten Produkten. Es wird abgelöst durch das Privateigentum. Hier erscheint der Sklavenhalter als der erste, der grundlegende vollwertige Eigentümer. Reiche und Arme, Ausbeuter und Ausgebeutete, Vollberechtigte und Rechtlose, heftiger Klassenkampf zwischen ihnen — das ist das Bild der auf Sklaverei beruhenden Gesellschaftsordnung" ( S T A L I N : „Dialekt, und histor. Materialismus", S. 150/151). Diese Bemerkungen über die Entwicklung der Produktionsinstrumente, der Produktionsmethoden und der Produktionsverhältnisse treffen nur auf die Zeit der griechisch-römischen Antike zu. Die Produktionsverhältnisse werden nach ihrem entwickeisten Stande, den sie in der Antike erreichten, charakterisiert: das „Privateigentum" entsteht, der „erste, grundlegende vollwertige Eigentümer" ist der Eigentümer an den Produktionsmitteln und am Menschen. Die Verhältnisse in den altorientalischen Despotien erwähnt Stalin nicht gesondert. Die eingehende Arbeit v o n Marx über den Charakter der „asiatischen" Periode war auch Stalin zur Zeit der Abfassung des Kapitals über „Dialektischen und Historischen Materialismus" in der „Geschichte der KPdSU" (1938) vermutlich noch nicht bekannt und auch er konnte daher zu jenem Zeitpunkt nicht ausdrücklich dazu Stellung nehmen. Wir sind damit an dem Punkte angelangt, an dem die weiteren wissenschaftlichen Diskussionen eingesetzt haben und noch nicht zu einer allseits befriedigenden Lösung gelangt sind. J . KUCZYNSKI hat die Fragen in seiner „Allgemeinen Wirtschaftsgeschichte" (2. Aufl., DVB, 1951) berührt. Er knüpft zunächst an die

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Periodisierung von Engels nach Morgan an, in der die altorientalischen Verhältnisse noch von der Antike getrennt und der Barbarei zugerechnet werden, und schreibt (a. a. O., S. 5): „Dieser erste Band gibt einen Überblick über die Wirtschaftsformen und über die Produktionsweise der Menschen in der Urgemeinschaft, in der a n t i k e n (vom Verf. hervorgeh.) Periode der Sklaverei unter dem Feudalismus..." Der „Alte Orient" verschwindet in dieser Betrachtungsweise wiederum ganz. Kuczynski bemerkt dazu (a. a. O., S. 7): „Die Hauptschwächen, die auch in dieser zweiten Auflage (der Allgemeinen Wirtschaftsgeschichte", d. Verf.) noch zu finden sind, sind einmal die u n g e n ü g e n d e B e h a n d l u n g d e r „ a s i a t i s c h e n P r o d u k t i o n s w e i s e (vom Verf. hervorgeh.), das heißt vor allem die viel zu kurze Behandlung der Wirtschaft der alten orientalischen Staaten sowie der Wirtschaftsgeschichte Chinas und Indiens bis in die Gegenwart..." Die Gründe für diesen Mangel findet Kuczynski darin, daß „Friedrich Engels in seiner Arbeit über den Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates die Gesamtentwicklung der asiatischen Kultur unberücksichtigt läßt" (a. a. O., S. 56) — wie wir gesehen haben notwendigerweise, da das Privateigentum am entscheidenden Produktionsmittel nicht im Alten Orient entstanden ist — zum zweiten beruft sich Kuczynski auf das Fehlen ausreichender wissenschaftlicher Informationen über das Leben der asiatischen Völker. Da in dem Literaturverzeichnis zu Kuczynskis Darstellung die Studien von Marx über die „Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehen" nicht genannt sind, nehmen wir an, daß dem Verfasser diese wesentliche Marxsche Arbeit bei seinen Konzeptionen noch nicht zur Verfügung gestanden hat. Kuczynski bezieht sich aber des öfteren auf den Begriff der „asiatischen Produktionsweise", der in den Hauptwerken von Marx auftaucht. Auf eine endgültige Stellungnahme zu der Periodisierungsfrage hat Kuczynski auf dem damaligen Stande der Forschung und Diskussion noch bewußt verzichtet: „Eine solche Gliederung der Geschichte ist nicht endgültig" (a. a. O., S. 56). Er streift das Periodisierungsproblem aber immer wieder unter verschiedenen Gesichtspunkten, da ihn die bekannten Lösungen offensichtlich noch nicht befriedigen. Dabei berührt er zwei historische Faktoren, die nach unseren bisherigen Untersuchungen entscheidend erscheinen. Das sind einmal die Grundeigentumsverhältnisse im Aiten Orient und in der Antike, deren Bedeutung Kuczynski prinzipiell vollkommen versteht, zum zweiten ist es die Arbeitspflicht für die Zentralgewalt in den alten Despotien. Kuczynski schreibt: „Die wahre Basis ihrer Herrschaft (der Helden der Ilias, der Verf.) aber sind nicht die geraubten oder erhandelten Schätze sondern der Grundbesitz" (a. a. O., S. 61) — „Aber über all dieser Gier nach

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Schatz (der ägyptischen, babylonischen, zyprischen Könige, d. Verf.) darf man niemals vergessen, daß gesellschaftlich entscheidend nicht der Schatz, sondern die Grundbesitzverhältnisse sind" (a. a. O., S. 63). Kuczynski hebt „ . . . die große Rolle der ganz einfachen und primitiven Sklaverei nicht nur bei Bauarbeiten, sondern vor allem bei Anlegung und Instandhaltung des künstlichen Bewässerungssystems..." hervor und erklärt: „ . . . d i e Grundbasis aller wirtschaftlichen Tätigkeit (das Bewässerungssystem, d. Verf.) im Orient wurde durch Sklavenarbeit oder Zwangsarbeit geschaffen und erhalten, wie umgekehrt die asiatische Despotie, der Sklaven und Zwangsarbeiter dienten, ,vor allem die Gesamtunternehmerin der Berieselung der Flußtäler war' " (a. a. O., S. 65) In dieser auf die gesamte Bevölkerung ausgedehnten Zwangsarbeitspflicht gegenüber dem Despoten sieht Kuczynski, den Auffassungen von Marx entsprechend, ein ökonomisches Hauptunterscheidungsmerkmal der „asiatischen Produktionsweise" (KUCZYNSKI: a. a. O., S. 64) gegenüber den feudalen Verhältnissen des mittelalterlichen Europa. Kuczynski setzt sich jedoch nicht mit der Frage auseinander, ob diese allgemeine Zwangsarbeitspflicht auch ein Hauptunterscheidungsmerkmal gegenüber den antiken Verhältnissen sei, unter denen nicht nur die Zwangsarbeit verschwand, sondern auch die allgemeine direkte Steuer als ein des Bürgers unwürdiger Tribut empfunden werden konnte. Kuczynski behandelt somit nebeneinander die Periodisierung von Marx, der den Alten Orient als eigengesetzliche Epoche der in antagonistischen Produktionsverhältnissen lebenden Gesellschaften charakterisiert (a. a. O., S. 7 u. 64), die Periodisierung von Engels nach Morgan, in der der Alte Orient noch zur „Barbarei" gerechnet wird und getrennt erscheint von der mit dem Privateigentum in Griechenland entstehendenden „Zivilisation" (a. a. O., S. 15 u. 56), endlich die Periodisierung von Stalin, in der sich an die Urgesellschaft unmittelbar eine nach Merkmalen der antiken Formation gekennzeichnete „Gesellschaft der Sklaverei" anschließt (KUCZYNSKI: a. a. O., S. 13). Trotz kritischer Einsicht kam Kuczynski, auf dem Stande von 1951, noch zu keiner Entscheidung. In der Sowjetunion hat W. W. Struwe eine neue Lösung versucht. Er hält an der unmittelbaren Stufenfolge „Urgesellschaft" — „Gesellschaft der Sklaverei" fest. Im Unterschied zu Kowaljew sieht Struwe aber den Antagonismus der Produktionsverhältnisse in den altorientalischen Reichen und nimmt diese daher aus der Urgesellschaft heraus, um sie mit der Antike zusammenzufassen. Er folgt damit der beiläufigen Bemerkung von Lenin in den Vorträgen über den Staat (S. 438), begründet sie aber nicht in der Weise wie Engels in dem „Vorwort... 1887" (S. 433),

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sondern läßt die unhaltbar gewordene These von einer Sklaverei antiken Charakters als Hauptproduktionsverhältnis im Alten Orient fallen. Bei Abfassung seiner Einleitung zu der Chrestomathie der Geschichte der Alten Welt war Struwe die Studie von Marx über die „Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehen", bereits bekannt und er unterteilt die Geschichte der „Sklavenhaltergesellschaft" in zwei Entwicklungsstufen. Die altorientalische Despotie bezeichnet er als eine „primitive Sklavenhaltergesellschaft" (W.W.STRUWE: Geschichte der Alten Welt — Chrestomathie", VWB, Bd. 1, S. 11), die Antike als „die höchste Stufe in der Entwicklung der Sklavenhalterformation" (a. a. O., S. 12). Zu ähnlichen Ergebnissen kommt A . RANOWITSCH in seiner Schrift „Der Hellenismus und seine historische Bedeutung". In dem schon erwähnten Vorwort zur „Chrestomathie", (VWB, Bd. 1, S. 10) unterscheidet Struwe für die altorientalischen Despotien zwei Ausbeutungsformen, und zwar 1. den Tribut (die Steuer-Rente) der ackerbautreibenden Bevölkerung als eine ursprüngliche, aus primitiven patriarchalischen Verhältnissen erwachsende Form und 2. die fortschrittliche Form der Sklaverei, die Ausbeutung von Sklaven durch die Könige, die Priester, den Adel und dann auch durch die begütertsten Schichten der freien „nicht-ackerbautreibenden Bevölkerung". Es fällt sofort auf, daß die allgemeine Arbeitspflicht hier nicht unter den wesentlichen Ausbeutungsformen genannt ist. Struwe charakterisiert nach den von ihm aufgeführten Merkmalen die altorientalische Gesellschaft „als eine halb auf Sklaverei beruhende und halb patriarchalische Gesellschaft" (a. a. O., S. 10) und fügt bei Besprechung der altorientalischen Dorfgemeinschaft ein weiteres Element hinzu: „Damit hängt auch die patriarchalische Haussklaverei zusammen, die für die meisten Länder des Alten Orients so charakteristisch ist" (a. a. O., S. 13). Endlich berührt Struwe die Tatsache, daß „das Mitglied der Dorfgemeinschaft" unter Umständen „das ganze Jahr hindurch für andere arbeitete" und dabei „die Stellung eines Sklaven einnahm" (a. a. O., S. 14), wobei offen bleibt, ob die vorwegerwähnten Formen der Schuldsklaverei (a. a. O., S. 13) oder Zwangsarbeit für den Despoten, seine Priester und seine Statthalter gemeint sind (a. a. O., S. 10). Eine solche Bestimmung der altorientalischen Verhältnisse entspricht jedoch nicht vollständig der Marxschen Konzeption, auf die sie sich beruft.

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W. W. Struwe bezieht sich bei seiner Bestimmung der direkten Sklavereiverhältnisse in den altorientalischen Gesellschaften allerdings auf Marx, und zwar, wie aus den von ihm in Anführungsstriche gesetzten Worten „nicht — ackerbautreibende Bevölkerung" hervorgeht, vermutlich auf die Stelle im „Kapital" Bd. 1 (DVB, S. 349). Die wörtlich angeführte Wendung ist nicht die Formulierung von Marx selbst, sondern des von Marx zitierten R. Jones (vgl. a. a. O., S. 350, Anm. 23). In dem Zitat von Marx aus R. Jones wird aber gesprochen von dem „Kommando" der „asiatischen Staaten" über „die Hände und Arme fast der ganzen nicht ackerbautreibenden Bevölkerung". Das Wort „Sklaverei" fällt bei Marx anschließend (a. a. O., S. 350), aber unter Bezug auf die „antike Welt", die Marx vom Alten Orient stets begrifflich getrennt hat. Was Marx vielmehr durch sein Zitat aus Jones zum Ausdruck bringen will, ist die Wirkung der einfachen Kooperation der Bevölkerung unter dem Kommando der Monarchen und Priester. Der heutige Stand der Forschung gibt Marx gegen Struwe recht. Die mächtigen Bewässerungssysteme sind nicht in erster Linie durch Arbeitskräfte in direkter Sklaverei, sondern durch die Hände der Fronarbeiter unter dem Kommando der Monarchen und Priester errichtet worden. W. W. Struwe kommt auf die Macht des Despoten noch einmal zurück (a. a. O., S. 13), betrachtet sie aber — wiederum unter Bezugnahme auf Marx — als ein lediglich politisches Faktum, als „politischen Überbau" (a. a. O., S. 13). Die Despotie ist zwar auch eine politische Form, aber sie ist, wie wir nach den Ausführungen von Marx klargestellt zu haben glauben, im Alten Orient in indifferenter Weise zugleich eine ökonomische Herrschaftsgewalt. Auf dieser ökonomischen Despotie beruht überhaupt erst die politische. Es handelt sich bei der altorientalischen Despotie um die Ausübung eines zentralen wirtschaftlichen Kommandos auf der Basis spezifischer Grundeigentumsverhältnisse. Marx sieht daher die Tribute und die gemeinsamen Zwangsarbeiten der Dorfgemeinschaften in unmittelbarem Zusammenhang als diejenigen Vorgänge, in denen sich die .latente Sklaverei' der Mitglieder der kleinen Gemeinwesen gegenüber der „höheren Einheit", dem Despoten, manifestiert. Er erkennt in diesem besonderen latenten Knechtungsverhältnis, das durch direkte Zwangsarbeit und durch die Zwangsübertragung von Mehrprodukt auf doppelte Weise sichtbar wird ( M A R X : „Grundrisse...", DVB, S. 377), das charakteristische Produktionsverhältnis, das die Basis der Produktion bildet. Nur weil Marx hier das grundlegende ökonomische Verhältnis und nicht nur ein politisches Verhältnis sieht, kann er an der bekannten Stelle (Kapital, DVB, Bd. 1, S. 350) fortfahren: „Diese Macht asiatischer und ägyptischer Könige oder etruskischer Theokraten usw. ist in der

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modernen Gesellschaft auf den Kapitalisten übergegangen..." Ein politisches Knechtschaftsverhältnis hätte nur auf den kapitalistischen Staat, niemals aber „auf den Kapitalisten" übergehen können, der seinem Begriffe nach immer der ökonomische Herr innerhalb eines Produktionsverhältnisses ist. Da W. W. Struwe die allgemeine Fron, ein Verhältnis von ganz besonderem Charakter, aus den ökonomischen Wesenszügen des Alten Orient theoretisch hinweggeschoben hat — und den Begriff des „Königtums", nach Marx und Engels den „Schlüssel zum ganzen Orient" (S. 95) überhaupt nicht erwähnt, kommt er notwendigerweise zu einer andern Gesamtanschauung über den Charakter der Despotie und damit auch über das Verhältnis von Altem Orient und Antike, als wir sie bei Marx gefunden haben. Struwe betrachtet den Tribut und den Gemeinbesitz der alten Dorfgemeinschaften als Reste aus urgemeinschaftlichen Verhältnissen, reiht in diesem Zusammenhang die „Haussklaverei" ein und sieht die altorientalischen Kulturen als eine halb „patriarchalische" Gesellschaft, die sich von den Verhältnissen der Militärischen Demokratie nur durch den wachsenden Mobilarbesitz an Sklaven sowie durch die politische Gewalt des Despoten differenziert, von der Antike aber nur durch die „Reste der Urgemeinschaft" und die Wachstumsgrenzen des Mobiliarbesitzes an Sklaven unterscheidet. Struwe hebt zwar einen Unterschied zwischen Altem Orient und Antike ausdrücklich hervor; nach der dorischen Wanderung bilden sich seiner Auffassung nach neue Verhältnisse auch gegenüber Kreta und Mykene heraus (Struwe, a. a. O., S. 16). Aber nach den von ihm festgehaltenen Merkmalen kann allerdings kein „qualitativer, kein prinzipieller" Unterschied zwischen Altem Orient und Antike gefunden werden (Struwe, a. a. O., S. 12). Das liegt daran, daß ein entscheidendes ökonomisches Verhältnis der alten Despotien in diesen Merkmalen nicht als solches berücksichtigt wird. Das Ringen um die richtige Erkenntnis ist mit den Analysen Struwes in der Einleitung zur „Chrestomathie" noch nicht abgeschlossen. In den Lehrbüchern f ü r den Geschichtsunterricht an den Schulen in der Deutschen Demokratischen Republik ist die Bezeichnung „Massensklaverei" f ü r die antike Form der Sklaverei üblich geworden. Diese Bezeichnung trifft noch nicht den Kern der Sache, nicht die qualitative Besonderheit, sondern nur die quantitative Entwicklung der Sklaverei in der Form des Privateigentums; diese Bezeichnung kann sich nur auf die kurzen Hinweise von Engels in „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" stützen: „Die fortwährende Steigerung der Produktion und mit ihr der Produktivität der Arbeit erhöhte den Wert der menschlichen Arbeitskraft; die

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Sklaverei, auf der vorigen Stufe noch entstehend und sporadisch, wird jetzt wesentlicher Bestandteil des Gesellschaftssystems; die Sklaven hören auf, einfache Gehilfen zu sein, sie werden dutzendweise zur Arbeit getrieben auf dem Feld und in der Werkstatt" (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", D V B , S. 162).

Mit der folgenden Bemerkung bezieht sich Engels auf die überlieferten Zahlenangaben, die von der Forschung heute kritisiert werden, das Ansteigen der Sklavenzahlen ist jedoch unbestritten. „Und neben dieser Scheidung der Freien in Klassen nach dem Reichtum ging besonders in Griechenland eine ungeheure Vermehrung der Zahl der Sklaven, deren erzwungene Arbeit die Grundlage bildete, auf der sich der Überbau der ganzen Gesellschaft erhob" (ENGELS: a. a. O., S. 166/167).

Engels, der in seiner Schrift den Ursprung des Privateigentums in der Antike behandelt — und daher nicht die grundlegenden Verhältnisse im Alten Orient —, spricht in den aufgeführten Belegstellen von der Entwicklung der Sklaverei aus primitiven patriarchalischen Verhältnissen des Heroenzeitalters bis zu den Verhältnissen der ausgebildeten Polis im fünften und vierten Jahrhundert. Wollte man die rein quantitativen Veränderungen in bezug auf die im Privateigentum befindlichen Sklaven als typisch für die großen historischen Entwicklungsstufen betrachten, so wäre damit nicht nur der qualitative Unterschied der Eigentumsformen übersehen, sondern auch der Einwand herausgefordert, daß die altorientalischen Despoten noch größere Menschenmassen zur Arbeit treiben konnten, als es einem antiken Privateigentümer, und sei er auch ein großer römischer Grundherr gewesen, möglich war (vgl. hierzu die Belegstelle aus MARX: „Das Kapital", [DVB, Bd. 1, S. 349/350] S. 109/110). In eine neue Phase trat die Diskussion um die Periodisierungsfrage durch die Darstellung in dem „Lehrbuch für Politische Ökonomie", das von der Akademie der Wissenschaften der UdSSR herausgegeben wird. Dieses Lehrbuch übernimmt die Dreistufeneinteilung der Geschichte antagonistischer Produktionsverhältnisse nach dem von Stalin gegebenen Abriß. Das zweite Kapitel behandelt „Die auf Sklaverei beruhende Produktionsweise", in der die Verhältnisse des Alten Orients und der Antike zusammengefaßt betrachtet werden. Die systematische Gliederung der Geschichte der Alten Völker in zwei Entwicklungsstufen — Alter Orient und Antike —, wie wir sie bei Marx als zwei unterschiedene Epochen, bei Struwe als zwei Stufen einer Epoche finden, ist im „Lehrbuch" nicht mehr in der präzisen Weise wie bei Struwe beibehalten. In den einleitenden Notizen über Völker und Staaten, deren Geschichte zum Bereiche der Sklavenhaltergesell-

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schaft gerechnet wird, dringt zwar diese Gliederung mit der Zusammenfassung der .altorientalischen Kulturländer in einem, der antiken Staaten im zweiten Absatz, vor allem aber mit dem Hinweis auf die „höchste Entwicklungsstufe" der Sklavenhaltergesellschaft in Rom (a. a. O., S. 32, 2. Aufl., S. 27) noch durch. Es folgt der Überblick über die Entstehung der auf Sklaverei gegründeten Produktionsweise (a. a. O., S. 32—35, 2. Aufl., S. 27—31). Er lehnt sich sehr eng an die Ausführungen von Engels in „Der Ursprung der Familie usw." (DVB, S. 159—162) und an die zitierten Darlegungen von Stalin (S. 442) an und berücksichtigt die besonderen altorientalischen Verhältnisse nicht; es erscheint lediglich ein Hinweis auf die primitive „Haussklaverei", der aber auch f ü r die frühen Stadien der antiken Kulturen Geltung hat. Die Entstehung der Sklavenhaltergesellschaft ist in den wesentlichen Zügen als die Entstehung der antiken Sklavenhaltergesellschaft unmittelbar aus den Gentilverhältnissen heraus beschrieben. Auf das „Privateigentum" wird dabei Bezug genommen (a. a. O., S. 33, 2. Aufl., S. 28). Dementsprechend wird in dem vorangehenden Kapitel auch der Zerfall der Urgesellschaft mit der Entstehung des Privateigentums am Boden identifiziert (a. a. O., S. 29, 2. Aufl., S. 24). Auch die weiteren Ausführungen über die Entwicklung der Sklavenhaltergesellschaft (a. a. O., S. 35/36, 2. Aufl., S. 30/31) legten die antiken Verhältnisse zugrunde. Erst im Rahmen der „Produktionsverhältnisse der Sklavenhalterordnung" — nicht in ihrer Entwicklung, sondern im Querschnitt, als System betrachtet — werden auch die altorientalischen Verhältnisse in ihrer Eigenart — die Despotie, das Dorf system — erwähnt, jedoch nicht als eine erste Entwicklungsstufe, sondern nur als „Besonderheiten" „in den verschiedenen Ländern". Die weiteren Darlegungen über - die Entwicklung des Austauschs, das Handels- und Wucherkapital, die Verschärfung der Widersprüche und den Untergang der Sklavenhalterordnung beziehen sich wiederum auf die antiken Verhältnisse (a. a. O., S. 40—44, 2. Aufl., S. 35—38). In dem letzten Absatz kommt noch einmal der Gedanke der Entwicklung innerhalb des historischen Geltungsbereichs von Sklavereiverhältnissen zum Ausdruck: „Im Römischen Reich hatte die auf Sklaverei begründete Produktionsweise ihre höchste Entwicklung erreicht" (a. a. O., S. 44, 2. Aufl., S. 38). Umfang und Zweck des Lehrbuches, dessen Hauptgegenstand die Produktionsweise des Sozialismus und des Kapitalismus sind, verbietet eine ausführliche Diskussion über Probleme der auf Sklaverei gegründeten Produktionsweise. Warum die Einteilung der Periode der Sklaverei in zwei Entwicklungsstufen, wie sie von den sowjetischen Historikern nach den Marxschen 29 Welskopf

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Analysen vorgeschlagen war, nicht beibehalten wurde, ist nicht mitgeteilt. Bei der einfachen Zusammenziehung der Engelsschfn Darstellung der Entstehung der Sklaverei, monogamer Familie, antikem Privateigentum und antikem Staat mit den Marxschen Ergebnissen über die besonderen Eigentums- und besonderen Knechtschaftsverhältnisse im Alten Orient bleiben ungelöste Fragen. Die Erklärung der spezifischen Eigentums- und Knechtschaftsformen in den Despotien als Besonderheiten einzelner Länder im Rahmen einer nach antiken Verhältnissen definierten Sklaverei kann diese Fragen nicht befriedigend beantworten (S. 96—120). Die Diskussion setzt sich daher unvermeidlich fort. In seinen Ausführungen über „Hauptprobleme und einige Entwicklungsergebnisse der sowjetischen Geschichtswissenschaft" auf der Historikerkonferenz in Rom (Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 1956, Beiheft 2, S. 16 bis 21) äußerte S I D O R O W zu dem Thema (a. a. O., S . 17): „Obwohl einige Fragen umstritten sind (z. B. die Frage nach den Formen und der Rolle der Dorfgemeinde oder nach der sozialen Natur der unmittelbaren Produzenten in den Tempel-, Hof- und anderen Großwirtschaften des Sumerergebietes der Mitte des dritten Jahrtausends und in Ägypten zur Zeit des Alten Reiches), sind die sowjetischen Wissenschaftler heute der Auffassung, daß die sozialökonomischen Verhältnisse des alten Orients eine Abart der Sklavenhalterordnung mit mehreren wesentlichen Besonderheiten darstellten, die sich daraus ergaben, daß sich Reste der urgemeinschaftlichen Verhältnisse erhalten hatten und daß ferner in der Produktion weitestgehend die einheimische Bevölkerung als Arbeitskraft verwendet wurde, deren Ausbeutung sich kaum von der Ausbeutung der eigentlichen Sklaven unterschied. Damit ist die prinzipielle Einheit der gesellschaftlichen Entwicklungswege des Alten Orients und der Welt der klassischen Antike erwiesen, wodurch die unwissenschaftliche Auffassung von einem .ewigen Feudalismus' im Orient überwunden werden kann." Sidorows Bericht über die Auffassung der sowjetischen Wissenschaftler, daß „in der Produktion weitestgehend die einheimische Bevölkerung als Arbeitskraft verwendet wurde, deren Ausbeutung sich kaum von der Ausbeutung der eigentlichen Sklaven unterschied", geht über Struwes Darstellung von 1951, wie sie uns vorliegt (S. 445) hinaus und entspricht nunmehr der Auffassung von Marx über die „latente" oder „allgemeine" Sklaverei im Rahmen des Königseigentums am Boden. Aber eben dieses besondere, noch nicht differenzierte Knechtschaftsverhältnis, das für den Alten Orient grundlegend geworden ist, hat Marx Anlaß gegeben, die altorientalische Entwicklungsphase als eine besondere Formation anzusehen und sie nicht nur vom Feudalismus, sondern auch von der antiken Periode der Sklaverei zu scheiden. Marx setzt die „latente" Abhängigkeit im Orient, der offenen Sklaverei mit Privateigentumscharakter in der Antike entgegen. Er arbeitet aus-

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drücklich den ökonomischen Widerspruch heraus, in dem das allgemeine Knechtschaftsverhältnis im Alten Orient zu der Ausbreitung des Privateigentumsverhältnisses am Menschen, damit auch zu der völligen Loslösung des unmittelbaren Produzenten von den eigenen Produktionsmitteln gestanden hat. Die Einsicht in diese dialektischen Spannungen entspricht den Forschungsergebnissen und wir finden in den Ausführungen von Sidorow zwar eine Argumentation im marxistischen Sinne gegen den „ewigen Feudalismus" im Orient, aber kein ausdrückliches und überzeugendes Argument gegen die historische Differenzierung, wie Marx sie zwischen der „altasiatischen" und „antiken" Produktionsweise vorgenommen hat. Was die „Reste" urgemeinschaftlicher Verhältnisse im Alten Orient anbetrifft, so können sie nicht ohne Kritik als allgemeine Charakteristik der Gesellschaftsstruktur angenommen werden. Der gemeinschaftliche Erbbesitz der Dorfgemeinden ist wohl als bloßes Relikt anzusprechen, nicht aber das Königseigentum am Boden, das die Institution des Gemeineigentums, damit auch die mögliche Kooperation epochemachend erweitert, das alte Gemeineigentumsverhältnis in diesem Prozeß aber vollständig aushöhlt und zur Form von Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnissen macht. Der erwähnte sowjetische Forscher A. Ranowitsch (S. 445) hat Marx' Analysen der qualitativ verschiedenen Grundeigentumsverhältnisse in den alten .'Despotien und in der antiken Sklavenhaltergesellschaft ihre wirkliche Bedeutung zugemessen. Wir halten das nicht für einen Zufall. Ranowitsch betrachtete die hellenistische Staatenwelt als sein spezielles Forschungsgebiet. Hier stieß er sowohl in der Kritik der Quellen als auch in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Max Weber, Michail Rostovtzeff und dem sowjetischen Gelehrten S. Juschkow unvermeidlich auf die Grundeigentumsfragen, ohne deren Klärung die Fragen der vielfältigen Abhängigkeitsverhältnisse in der hellenistischen Staatenwelt nicht gelöst werden können. Ranowitsch hat gerade im Ptolemäer- und Seleukidenreich die praktische ökonomische Antinomie zwischen dem altorientalischen Königseigentum am Boden, das das ganze Land umfaßte, und dem antiken Privatgrundeigentum am Boden, das mit den Städten ein- und vordrang, erkannt. Von der dialektischen Erkenntnis dieser nie zur vollen Einheit führenden Spannungen aus vermochte er die Theorien über feudale Grundeigentumsverhältnisse im Alten Orient und im Hellenismus aufzulösen und die Terminologie der Quellen auszulegen. (Ranowitsch: „Die abhängigen Bauern im hellenistischen Kleinasien" in „BecTHHK-HpeBHeia HCTopHH — Bote der Alten Geschichte" 1947, 2, S. 2839). Dem entspricht folgende Stellungnahme: 29*

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„Das Studium der antiken Sklaverei interessiert die sowjetischen Gelehrten nach wie vor. Es wäre jedoch eine unverzeihliche Vereinfachung (vom Verf. hervorgehoben), sich beim Studium der ökonomischen Basis der antiken Geschichte auf die Analyse des grundlegenden Antagonismus zwischen Sklavenhaltern und Sklaven zu beschränken und nur von diesem Gesichtspunkte aus die Arten des juristischen und politischen Uberbaus, die Zivilgeschichte und die Geisteskultur der Völker des Altertums zu erforschen... Im Alten Orient bildeten die Bauern die Grundmasse der arbeitenden Bevölkerung. Die Sklaverei stellte hier Jahrtausende hindurch nicht unmittelbar die Grundlage der Wirtschaft dar, wenn sie auch die führende, fortschrittliche Form w a r . . . Die Sklaverei entwickelt sich im Alten Orient außerordentlich langsam... Daher hat der Bauernstand allen Seiten des gesellschaftlichen Lebens im Alten Orient sein Gepräge aufgedrückt. Für ein richtiges Verständnis des sozialökonomischen Wesens der antiken Sklavenhaltergesellschaften ist es unbedingt nötig, den Charakter des Grundbesitzes im Altertum klar zu erfassen... Der Erforschung der Formen des Grundbesitzes im Altertum ist die Arbeit von K. Marx gewidmet: Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehen . . . Der Reichtum der Gedanken und Verallgemeinerungen, die in der Arbeit von Marx vorhanden sind und sich auf ein ungeheures Tatsachenmaterial stützen, ist bis jetzt von den sowjetischen Gelehrten in konkreten Untersuchungen nicht in genügendem Maße verwandt worden... Man kann eine Reihe von Arbeiten nennen, die diesen Themen gewidmet s i n d . . . Jedoch gibt es bei uns bis jetzt nicht eine einzige spezielle Monographie, die der Geschichte des Bauernstandes und der Agrarfrage im Altertum gewidmet ist, ganz zu schweigen von irgendwelchen verallgemeinernden Arbeiten über dieses Thema" („Zur Erforschung der Geschichte des Bauerntums im Altertum", d. Red. in „BecTHHK jjpeBHea HCToppw — Bote der Alten Geschichte", 1947, 1, S. 4—7). Diese noch immer nicht ganz gefüllte Lücke macht sich auch heute noch in der Diskussion um die Periodisierung geltend. Die jahrzehntelange Diskussion hat aber doch zu einer schrittweisen Klärung geführt. Auf bestimmte Thesen wird allgemein verzichtet, da sie mit der Wirklichkeit, wie die heutige Fachforschung sie uns vor Augen führen kann, offenbar nicht übereinstimmen. So wird von keiner Seite mehr, soweit wir sehen, eine Eingliederung der altorientalischen Gesellschaften in die „Urgesellschaft", also in eine Formation ohne antagonistische Produktionsverhältnisse, ohne Klassengegensatz, vertreten. Auch der Versuch, den Alten Orient und die Antike zusammenzufassen als eine Formation, deren herrschendes Produktionsverhältnis durchweg die Sklaverei (als Mobiliareigentum) gewesen sei, ist unter dem Druck des vorliegenden Materials offenbar aufgegeben worden. Den Kern der weiteren Debatte auf dem Boden des wissenschaftlichen Sozialismus finden wir in folgenden Fragestellungen: Jede Gesellschaftsformation wird Von den Vertretern des wissenschaftlichen Sozialismus nach dem jeweils herrschenden Produktionsverhältnis bezeichnet, aus dem auch das immanente historische Gesetz

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ihrer Struktur und ihrer Entwicklung im zeitlichen Ablauf erwächst. Als das die Entwicklung treibende und endlich bestimmende Produktionsverhältnis in den antiken Staaten (in der hellenischen Polis und in Rom) wird die Sklaverei als Privat- und Mobiliareigentumsverhältnis angesehen. Als ein solches Privateigentumsverhältnis des Menschen am Menschen wird die Sklaverei von Engels, Lenin und Stalin (S. 433, 438, 442) definiert. Auch Marx hat den Ausdruck Sklave und Sklaverei nur in diesem Sinne gebraucht. Die Hauptmerkmale dieses Sklavenverhältnisses sind Enteignung vom Boden und Aneignung der Person, sofern der Begriff nicht durch ein besonderes Attribut behelfsweise abgewandelt wird. In der Struktur der altorientalischen Länder ist aber diese Sklaverei antiken Charakters nicht durchgedrungen, weil das Bewässerungssystem zu einer zentral geleiteten gesellschaftlichen Arbeit der ansässigen Bevölkerung führte, deren Form für die gesamten Verhältnisse maßgebend geworden ist. Die Basis der Produktion bildet im Alten Orient (vgl. hierzu die Ausführungen von Marx, S. 111) dementsprechend das Königseigentum am Boden, der überlassene Erbbesitz der Dorfgemeinschaften, die als geknechtete Produzenten ansässig bleiben und nur sporadisch mobilisiert werden. Die Entwicklung dieser Länder hatte auch ein anderes Tempo und ein anderes Ergebnis. Ihre Produktionsverhältnisse führten nicht zu einer zerstörenden Zersetzung von innen heraus, sondern endeten in einer Stagnation durch Jahrtausende hindurch, soweit nicht politische und ökonomische Eingriffe von außen ein Ende herbeiführten. Unter welchen Gesichtspunkten scheint es berechtigt, die spezifischen Knechtschaftsverhältnisse im Alten Orient, die sich im Zusammenhang spezifischer Eigentumsverhältnisse als antagonistische Form der gesellschaftlichen Arbeit am Wasserbau- und Wegwesen entwickelt haben, in die „Gesellschaft der Sklaverei" einzubeziehen? Zur Diskussion stehen darüber folgende Auffassungen: .1. Maßgebend sind die antiken Verhältnisse. Die altorientalischen Verhältnisse sind nur ein primitives Stadium, eine Eierschale der antiken Verhältnisse und ohne jene Bedeutung, die ihre Behandlung als selbständige Gesellschaftsformation rechtfertigt. Hiergegen wäre mit allen Argumenten Beweis zu führen, die Marx für die weltgeschichtliche Rolle und die besondere Struktur der asiatischen Länder anführt (S. 97). Die Argumente von Marx haben durch die jüngste Entwicklung an Gewicht nicht eingebüßt, sondern gewonnen. Es ist allerdings Tatsache, daß in der Despotie Verhältnisse der Sklaverei als Privateigentumsverhältnisse schon bestanden und im Vordringen waren, ohne je endgültig durchdringen zu können.

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Darauf weist Struwe in seinem Vorwort zu der „Chrestomathie" mit Recht hin (W. W . STRUWE: „Chrestomathie", VWB, Bd. 1, S. 10/11). Aber einem wesensgleichen Vorgang begegnen wir in der Folgezeit auch: feudale Verhältnisse entwickelten sich im Schöße der antiken Sklavenhaltergesellschaft, kapitalistische im Feudalismus. Ein solcher Entwicklungsanschluß allein berechtigt uns nicht, eine Gesellschaft etwa schon nach dem Charakter der jeweils kommenden Verhältnisse einzureihen. 2. Maßgebend für die Epoche sind die altorientalischen Verhältnisse. Die Entwicklung von der hellenischen Polis über die hellenistische Staatenwelt bis Rom ist vom Alten Orient prinzipiell nicht unterschieden, also eine zufällige Sonderentwicklung in einigen Ländern. Dem widerspricht der Gang der Geschichte in den folgenden beiden Jahrtausenden, dessen spezifische Fortschritte an die Antike angeknüpft haben. Dem widersprechen auch die Analysen von Marx und von Engels über die besonderen Eigentumsverhältnisse der antiken Formation. 3. Endlich könnten wir auf die engere und gewohnte Definition der Sklaverei als Privateigentumsverhältnis verzichten und die „latente" Sklaverei unter der despotischen Herrschaft in den Begriff der Sklaverei mit einbeziehen, der stark erweitert bzw. höher abstrahiert werden müßte, um sowohl den ansässigen, als auch den mobilisierten Produzenten im Knechtungsverhältnis zu erfassen. Unter dem Dache eines solchen Allgemeinbegriffes wird es dann möglich, die verschiedenartige Entwicklung in den einzelnen Ländern als mehr oder weniger zufällig rein synchronistisch zu behandeln. Damit verlieren wir aber die tiefe Einsicht in die immanente historische Gesetzmäßigkeit sowohl der altorientalischen als auch der antiken Entwicklung, die uns Marx und Engels geöffnet hatten, und bewegen uns zwischen Abstraktionen und Zufälligkeiten. Unter der Voraussetzung einer zusammenfassenden Betrachtung von Altem Orient und Antike scheinen uns nur die Lösung, die W. W. Struwe vorgeschlagen hat, noch mehr die Auffassung von Ranowitsch der Realität noch gerecht zu werden und für die von Marx und Engels gewonnene Erkenntnis der notwendigen historischen Zusammenhänge Raum zu bieten. Eine wissenschaftliche Definition der Sklaverei in dem entsprechenden umfassenden Sinne wurde aber, so weit uns bekannt ist, noch nirgends versucht und jeder Versuch dazu bringt auch die Gefahr mit sich, den Begriff seiner Merkmale zu entleeren und seine Grenzen zu verwischen, eben darum, weil in ihrer ökonomischen Qualität unterschiedene Verhältnisse darin auf einen Nenner gebracht werden sollen.

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Verzichten wir auf die Zusammenfassung von Altem Orient und Antike, so können wir die Trennung nicht mehr in der Form vornehmen, daß die altorientalischen Verhältnisse in die „Urgesellschaft", also in eine Formation ohne antagonistische Produktionsverhältnisse und ohne Klassengegensatz eingereiht werden. Bei einer Trennung gelangen wir auf Grund der heutigen Forschungsergebnisse notwendig zu der Vierstufenfolge der antagonistischen Gesellschaften, wie Marx sie zuerst konzipiert hatte. Der progressive Charakter in der ökonomischen und damit verbunden der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung, diese Grunderkenntnis von Marx und Engels, wird bei der Vierstufenfolge antagonistischer Produktionsverhältnisse gewahrt. Die Marxsche Konzeption, ihre tiefer greifende Differenzierung scheint uns die historische Wirklichkeit am besten zu fassen. Diese Periodisierung von Marx, in der die alte patriarchalische Despotie als besondere Epoche erscheint, hat nicht das geringste mit den Vorstellungen eines „Feudalismus" im Alten Orient zu tun, im Gegenteil, sie erleichtert durch ihre Präzision die Auseinandersetzung mit modernisierenden Vorstellungen. Marx hat niemals von „Feudaleigentum", von „Lehnsleuten" oder „Leibeigenschaft" im Alten Orient gesprochen, sondern sich bemüht, eine Terminologie zu entwickeln, die einer der antiken Sklavenhaltergesellschaft noch vorangehenden Entwicklungsstufe entspricht. Die Bezeichnung „Satrapen" für die abhängigen Statthalter, Fürsten oder Beamten des Despoten beispielsweise mag noch sehr unzulänglich sein, aber sie zeigt das Bemühen, ein eigenes Begriffssystem für einen Abschnitt der Weltgeschichte zu finden, dessen Struktur einen eigenen notwendigen und unwiederholbaren Zusammenhang im Entwicklungsstand der Produktivkräfte, der Produktionsverhältnisse, der politischen und rechtlichen Institutionen und der Ideenwelt in Religion, Kunst und Wissenschaft zeigt. Insofern scheint uns die Konzeption und der Versuch einer eigenen Terminologie von Marx richtungweisend zu sein. Die Diskussionen über die richtige Charakteristik und die entsprechende richtige Einreihung des Despotismus in die Reihe der Geschichtsepochen hat nicht nur für die Geschichte des Altertums Bedeutung, sondern auch für die Geschichte des Mittelalters, des Feudalismus. Marx bemerkt, daß nicht nur die Sklaverei — als Privateigentumsverhältnis — sondern auch die Leibeigenschaft, d. h. die maßgebende Knechtschaftsform des Feudalismus die „asiatischen Formen" am wenigsten modifizieren kann (MARX: „Grundrisse...", DVB, S. 392). Die Begriffe des „Feudalismus", des Lehenswesens, der Hörigkeit und Leibeigenschaft sind weltgeschichtlich nicht auf dem Boden des Despotismus, der stagnierte und die Entwicklung der Widersprüche hinderte, sondern

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auf dem Boden der zerstörten antiken Sklavenhaltergesellschaft und in ihren Randgebieten entstanden. Soweit sich Verhältnisse, die in Parallele hierzu als „feudal" bezeichnet werden, an die despotischen Formen der Knechtschaft anschlössen, wurden sie durch diese Tatsache, wie Marx sagt, „modifiziert". Das ist für den Historiker kein unbekanntes und ein sehr beachtenswertes Faktum. Wir haben in anderem Zusammenhang schon darauf hingewiesen, daß Marx die endgültige Auflösung der altorientalisch-despotischen Formen mit dem zugrunde liegenden Dorfsystem in Indien erst mit dem Eindringen der englischen Webereiprodukte, Engels die Ablösung des Despotismus durch feudale Verhältnisse im Byzantinischen Reich nicht vor der Eroberung durch die Türken angesetzt hat (S. 209). Die besonderen Unterschiede und Übergänge waren zur Zeit von Marx und Engels noch kaum, sie sind auch heute noch nicht genügend durchforscht.

XVIII.

Eine Antwort des wissenschaftlichen Sozialismus auf die Frage nach dem Sinn der alten Geschichte Wir sind am Ende unserer Arbeit angekommen und kehren zu der Frage zurück, mit der wir sie begonnen haben. Was ist und zu welchem Ende studieren wir Alte Geschichte? Marx und Engels verstanden die Geschichte als den Prozeß der Menschwerdung, der auch heute noch nicht abgeschlossen ist. Wenn wir wissen wollen, wo wir hergekommen sind, um besser zu begreifen, wo wir hingehen wollen und können, so ist es notwendig, daß wir unsere eigene Geschichte ergründen. Der Mittelpunkt einer Geschichte des Menschen kann nur der Mensch sein. Nach der Erkenntnis von Marx und Engels ist der Mittelpunkt und Träger der Geschichte der tätige, der in Gesellschaft arbeitende Mensch. Diesen tätigen, sein eigenes Leben produzierenden und reproduzierenden Menschen, diesen sich entwickelnden, leidenden und kämpfenden Menschen auf seinem Wege zu verfolgen, ist auch die Aufgabe der Wissenschaft von der alten Geschichte. Die Gesellschaftsformen, die wir betrachtet haben, waren von der Tatsache bestimmt, daß der unmittelbare Produzent in Knechtschaft arbeitete. Von der Analyse dieses Produktionsverhältnisses her ist es wissenschaftlich möglich, den Aufstieg, den Niedergang, die Leistungen und Lebensformen der alten Gesellschaften in wesentlichen und besonderen Zügen zu durchforschen. Marx hat von der „Gesellschaft der Sklaverei" gesprochen, um den Grundcharakter der gesellschaftlichen Verhältnisse in der Antike zu charakterisieren (S. 71). Engels unterscheidet die drei Grundformen der Knechtschaft, als deren erste er die Sklaverei bezeichnet (ENGELS: „Der Ursprung der Familie", DVB, S. 175), Lenin spricht von einer „Gesellschaft, die auf Sklaverei beruht" und der „Gesellschaft der Sklavenhalter" (LENIN: „Über den Staat", DVB, S. 10), Stalin von der „auf Sklaverei beruhenden Gesellschaftsordnung" (STALIN: „Dialekt, und histor. Materialismus", S. 150). Von vielen wird dieser Begriff heute noch als eine Herabwürdigung der Kultur der Antike angesehen. Das ist diese Bezeichnung nicht (S. 128/129). Sie spricht aber die ungeschminkte Wahrheit aus über die grausamen und widerspruchsvollen Verhältnisse, unter denen damals die unmittelbaren Produzenten tätig werden

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mußten, damit sie selbst überhaupt leben und ihre Herren mit ihrer Hilfe eine hohe Kultur hervorbringen konnten. Auch Forscher, die die Natur und das Verhängnisvolle, den schicksalartigen Charakter des Sklavereiverhältnisses, nicht leugnen, weigern sich doch, die gesamte Gesellschaftsformation danach zu benennen. Aber wir müssen hier noch einmal darauf zurückgreifen, daß die Menschen erst leben müssen, um Geschichte machen zu können (S. 13). In einem historischen Zeitpunkt, in dem ein Teil der Gesellschaft sich die Produktionsmittel aneignet und durch den Eigentumstitel einen Schnitt macht mitten zwischen den unbedingt zusammengehörigen Produktivkräften, zwischen Boden und Werkzeug einerseits, dem arbeitenden Menschen andrerseits, in einem solchen historischen Augenblick bestimmt das Verhältnis, in dem die Produktivkräfte mit Erlaubnis der Eigentümer wieder zusammenkommen können, über das Leben der Gesellschaft schlechthin. Nur wenn die lebendige Arbeit sie ergreifen kann, werden Gegenstände, die Produktionsmittel der Möglichkeit nach sind, zu wirklichen, wirkenden Produktionsmitteln (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 191). Darum sind die Formen der Knechtschaft in den antagonistischen Gesellschaftsformationen die für den Charakter der gesamten gesellschaftlichen Beziehungen bestimmenden Formen. Nicht nur die Ausgebeuteten, sondern auch ihre Herren wurden von dem Verhältnis, in dem der unmittelbare Produzent tätig war, in ihrem historischen Charakter bestimmt. Die Muße zu freier schöpferischer politischer, künstlerischer, wissenschaftlicher Tätigkeit war dem Sklavenhalter ebenso durch die Sklavenarbeit geschenkt wie ihm die Notwendigkeit aufgezwungen war, das zu tun, was nach des Aristoteles Worten weder schön noch ehrwürdig war, noch Tugend erforderte (S. 178): nämlich Sklaven zu rauben, auszubeuten, ihnen die Muße, die Freiheit der Arbeit und oft genug das Leben zu nehmen. Die Geschichte der Gesellschaft der Despotie und der Sklaverei war ein Stück der „langen qualvollen Entwicklungsgeschichte" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 85) der menschlichen Gesellschaft, eine Zeit menschlicher Qual, die ökonomisch unvermeidlich war. Die Geschichte der Gesellschaft der Sklaverei aber war auch eine Zeit menschlicher Leistungen und Erfolge, ein Stück der „Erzeugung des Menschen durch die menschliche Arbeit", des „Werdens der Natur für den Menschen" (MARX: „Manuskripte", Gesamtausg., erste Abtig., Bd. 3, S. 125). „Dank der einfachen Tatsache, daß jede nachfolgende Generation von der vorhergehenden Generation erworbene Produktivkräfte vorfindet, die ihr als Rohmaterial für neue Produktion dienen, entsteht ein Zusammenhang in der Geschichte der Menschen, entsteht die Geschichte der Menschheit, die um so mehr zur Geschichte der Menschheit wird, je mehr die Produktiv-

XVIII. Sinn der Alten Geschichte

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kräfte der Menschen und infolgedessen ihre sozialen Beziehungen sich entwickeln" (MARX an Annenkow, Brief vom 28. Dezember 1846 in „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 7). Darin liegt das „stille innere Werk der Geschichte, die wesentliche Kraft der vorübergehenden Erscheinung" (S. 10). Die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus haben unsere Erkenntnisse der Geschichte durch die neue Sicht der Zusammenhänge und durch Aufdeckung bis dahin nicht beachteter Zusammenhänge so erweitert und vertieft, daß der Leitfaden der Entwicklung aus der bunten Fülle der Erscheinungen für unser Wissen faßbar geworden ist. So groß diese Leistung in der Geschichte der Wissenschaft ist, Marx und Engels waren diejenigen, die am bescheidensten darüber dachten. Sie sahen das eigene wissenschaftliche Wirken in dem Prozeß, in dem die lange Reihe der Generationen die menschliche Erkenntnis Stück für Stück erweitert hat und Stück für Stück erweitern wird. „Ist das menschliche Denken souverän? Ehe wir Ja oder Nein antworten, müssen wir erst untersuchen, was das menschliche Denken ist. Ist es das Denken eines einzelnen Menschen? Nein. Aber es existiert nur als das Einzeldenken von vielen Milliarden vergangner, gegenwärtiger und zukünftiger Menschen. Wenn ich nun sage, daß dies in meiner Vorstellung zusammengefaßte Denken aller dieser Menschen, die zukünftigen eingeschlossen, souverän, imstande ist, die bestehende Welt zu erkennen, sofern die Menschheit nur lange genug dauert und soweit nicht in den Erkenntnisorganen und den Erkenntnisgegenständen diesem Erkennen Schranken gesetzt sind, so sage ich etwas ziemlich Banales und zudem ziemlich Unfruchtbares. Denn das wertvollste Resultat dürfte dies sein, uns gegen unsre heutige Erkenntnis äußerst mißtrauisch zu machen, da wir ja aller Wahrscheinlichkeit nach so ziemlich am Anfang der Menschheitsgeschichte stehn, und die Generationen, die uns berichtigen werden, wohl viel zahlreicher sein dürften als diejenigen, deren Erkenntnis wir — oft genug mit beträchtlicher Geringschätzung — zu berichtigen im Falle sind" (ENGELS: „Antidühring", DVB, S. 1 0 3 ) . Dieses Wissen aber u m die Geschichtlichkeit des eigenen Wissens erschreckt den Historiker nicht: „Übrigens brauchen wir uns keineswegs darüber zu erschrecken, daß die Erkenntnisstufe, auf der wir heute stehn, ebensowenig endgültig ist als alle vorhergegangenen. Sie umfaßt schon ein ungeheures Material von Einsichten und erfordert eine sehr große Spezialisierung der Studien f ü r jeden, der in irgendeinem Fach heimisch werden will. Wer aber den Maßstab echter, unwandelbarer, endgültiger Wahrheit letzter Instanz an Erkenntnisse legt, die der Natur der Sache nach entweder für lange Reihen von Generationen relativ bleiben und stückweise vervollständigt werden müssen, oder gar an solche, die, wie in Kosmogonie, Geologie, Menschheitsgeschichte schon wegen der Mangelhaftigkeit des geschichtlichen Materials stets lückenhaft und unvollständig bleiben werden — der beweist damit nur seine eigne Unwissenheit und Verkehrtheit, selbst wenn nicht, wie hier, der Anspruch auf persönliche Unfehlbarkeit den eigentlichen Hintergrund bildet" (a. a. O., S. 109).

Anhang Uber die wissenschaftliche Möglichkeit, Äußerungen von Marx und Engels über die Negersklaverei in den Vereinigten Staaten von Amerika und über die moderne Kindersklaverei für die Beurteilung der Verhältnisse in den alten Gesellschaften mit heranzuziehen Wenn wir mit Marx jede Gesellschaftsformation als ein Ganzes betrachten, dessen Teile durch ihre besonderen Beziehungen aufeinander bestimmt sind (S. 244), so ist es wissenschaftlich unmöglich, Äußerungen von Marx über die Negersklaverei und die moderne Kindersklaverei ohne Kritik auf die Antike oder den Alten Orient zu beziehen. Es wird vielmehr in jedem einzelnen Falle notwendig sein zu prüfen, ob analoge Tatsachen vorliegen oder ob eine analoge Fragestellung der Erkenntnis dienen kann. Bei solchen Erwägungen im einzelnen müssen wir wissen, wie Marx den Charakter der Sklavereiverhältnisse in der kapitalistischen Produktionsweise überhaupt beurteilt hat. Die Gewalt war für die sogenannte ursprüngliche Akkumulation, für die Herstellung der Voraussetzungen des kapitalistischen Automatismus der Produktion und Reproduktion, unumgängliches Hilfsmittel. Diese Gewalt nahm auch die Form der Versklavung von Menschen an. „Überhaupt bedurfte die verhüllte Sklaverei der Lohnarbeiter in Europa zum Piedestal die Sklaverei sans phrase (ohne Phrasenhülle, d. Verf.) in der neuen Welt" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 800).

Marx hat diesem Vorgang bei der Entstehung des Kapitalismus große Bedeutung beigemessen. Er schreibt gegen Proudhon: „Die direkte Sklaverei ist der Angelpunkt unseres heutigen Industrialismus, ebenso wie die Maschinen, der Kredit usw. Ohne Sklaverei keine Baumwolle, ohne Baumwolle keine moderne Industrie. Nur die Sklaverei hat den Kolonien ihren Wert gegeben, die Kolonien haben den Welthandel geschaffen, und der Welthandel ist die notwendige Bedingung der maschinellen Großindustrie. So lieferten denn auch die Kolonien der Alten Welt vor dem Negerhandel nur sehr wenig Produkte und änderten das Antlitz der Erde nicht merklich" (MARX an Annenkow, Brief vom 28. Dezember 1846, „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 14).

Sklaverei ist, wie Marx nach Wakefield zitiert, die „einzige naturwüchsige Grundlage des Kolonialreichtums" (MARX: „Das Kapital",

Anhang: Negersklaverei und Kindersklaverei

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DVB, Bd. 1, S. 807). Über die Greuel der holländischen Kolonialsklaverei, die eine der wesentlichsten Grundlagen der Kapitalakkumulation in Holland war, berichtet Marx nach Howitt: „Die Geschichte der holländischen Kolonialwirtschaft — und Holland war die kapitalistische Musternation des 17. Jahrhunderts — .entrollt ein unübertreffbares Gemälde von Verrat, Bestechung, Meuchelmord und Niedertracht'. Nichts charakteristischer als ihr System des Menschendiebstahls in Celebes, um Sklaven für Java zu erhalten. Die Menschenstehler wurden zu diesem Zwecke abgerichtet. Der Dieb, der Dolmetscher und der Verkäufer waren die Hauptagenten in diesem Handel, eingeborne Prinzen die Hauptverkäufer. Die weggestohlene Jugend wurde in den Geheimgefängnissen von Celebes versteckt, bis reif zur Verschickung auf die Sklavenschiffe. Ein offizieller Bericht sagt: .Diese eine Stadt von Makassar z. B. ist voll von geheimen Gefängnissen, eins schauderhafter als das andre, gepfropft mit Elenden, Opfern der Habsucht und Tyrannei, in Ketten gefesselt, ihren Familien entrissen" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 791/792). Marx erinnert an den Asientovertrag, durch den England das Recht erhielt, jährlich 4800 Negersklaven nach dem damals spanischen Amerika zu bringen, und fügt hinzu: „Liverpool wuchs groß auf der Basis des Sklavenhandels. Er bildet seine Methode der ursprünglichen Akkumulation. Und bis heutzutage blieb die Liverpooler .Ehrbarkeit' Pindar des Sklavenhandels, welcher — vgl. die zitierte Schrift des Dr. Aikin von 1795 — ,den kommerziellen Unternehmungsgeist bis zur Leidenschaft steigere, famose Seeleute bilde und enormes Geld einbringe'. Liverpool beschäftigte 1730 im Sklavenhandel 15 Schiffe, 1751: 53, 1760: 74, 1770: 96 und 1792: 132" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 799). Wer dächte bei dem leidenschaftlichen Unternehmungsgeist, den famosen Seeleuten und den enormen Summen, die der Sklavenhandel einbrachte, nicht auch an die phönizischen und griechischen Sklavenhändler und wer erinnerte sich bei den eingeborenen Prinzen von Celebes, die ihre Landeskinder verkauften, nicht an ähnliche Möglichkeiten bei den Skythen in den Schwarzmeergebieten? Gewisse Analogien sind bei den in gewisser Weise analogen Verhältnissen gar nicht zu übersehen. Wir gehen zunächst in dieser Richtung weiter. Warum hat „nur die S k l a v e r e i . . . den Kolonien ihren Wert gegeben?" (MARX: „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 132). Marx beantwortet diese Frage mit Wakefield, der uns auch die hübsche Geschichte des Herrn Peel in Amerika erzählt hat (S. 169/170): „ ,Wo Land sehr wohlfeil ist und alle Menschen frei sind, wo jeder nach Wunsch ein Stück Land für sich selbst erhalten kann, ist Arbeit nicht nur sehr t e u e r , . . . sondern die Schwierigkeit ist, kombinierte Arbeit zu irgendeinem Preis zu erhalten'" ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 808). Hier gewinnen wir einen Gesichtspunkt, der für die Gesellschaft der Sklaverei von Bedeutung gewesen ist, und zwar besonders ausgedehnter Kolonisationsmöglichkeiten der Polis.

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In der Sklavenwirtschaft der Südstaaten hat sich eine Veränderung vollzogen von der „mehr oder minder patriarchalischen Sklavenwirtschaft der Vereinigten Staaten in ein kommerzielles Exploitationssystem" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 800). Unter patriarchalisch ist hier zugleich feudal und auf den Gebrauchswert unmittelbar gerichtet zu verstehen. Das „kommerzielle Exploitationssystem" schloß die Sklavenwirtschaft noch enger an den aufkommenden Kapitalismus an. Wir haben also eine andere Lage vor uns als zu der Zeit Griechenlands oder Roms. Was vergleichbar bleibt, ist der Charakter der Maßlosigkeit in der vordringenden Warenproduktion, die überall die Greuel der Überarbeit mit sich bringt (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 243/244 u. 277/278).

Um die Besonderheit der Sklavenwirtschaft im aufkommenden Kapitalismus zu verstehen, ziehen wir zwei Äußerungen von Marx heran. Die erste findet sich in den „Grundrissen..." Kapitel „Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehen" und lautet: „Indes ist dieser Irrtum keineswegs größer als der z. B. aller Philologen, die vom Kapital im Altertum sprechen, römischen, griechischen Kapitalisten. Es ist dies nur ein andrer Ausdruck dafür, daß die Arbeit in Rom und Griechenland frei war, w a s die Herrn schwerlich behaupten möchten. Daß wir jetzt die Plantagenbesitzer in Amerika nicht nur Kapitalisten nennen, sondern daß sie es sind, beruht darauf, daß sie als Anomalien (Ausnahmen von der Regel, d. Red.) innerhalb eines auf der freien Arbeit beruhenden Weltmarkts existieren" (MARX: „Grundrisse...", S. 412).

In diesen Ausführungen findet sich noch ein ungeklärter Widerspruch. Der amerikanische Sklavenhalter ist ein Kapitalist, insofern er mit dem auf der freien Arbeit beruhenden Weltmarkt verbunden ist — durch seinen Baumwollexport wie durch die Herkunft seines Kapitals — aber in seinem Verhältnis zum Sklaven kann er kein Kapitalist sein, oder n u r ein formeller Kapitalist (vgl. S. 313). Daß wir mit diesem Gedankengang auf der richtigen Spur sind, bestätigt uns Marx in den „Theorien über den Mehrwert", also in dem auf die „Grundrisse" unmittelbar folgenden Werk, wo er den Gedanken wieder aufnimmt: „In der zweiten Sorte Kolonien-Plantagen, die von vornherein Handelsspekulationen, für den Weltmarkt produzierend sind — findet kapitalistische Produktion statt, obgleich nur formell, da die Negersklaverei die freie Lohnarbeit, also die Grundlage der kapitalistischen Produktion ausschließt. Es sind aber Kapitalisten, die das Geschäft mit Negersklaverei treiben. Die Produktionsweise, die sie einführen, ist nicht aus der Sklaverei entsprungen, sondern wird auf sie gepfropft" (MARX: „Mehrwerttheorien", Dietz Stuttg., Bd. 2, zweiter Teil, S. 72).

Hier finden wir also wieder die Definition der formellen Analogie m i t dem Kapitalismus, der wir schon mehrfach begegnet sind.

Anhang: Negersklaverei und Kindersklaverei

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Welche Sklavenmassen im Verhältnis zu den freien Herren unter den Verhältnissen der Waren- und Exportproduktion vorhanden waren, dafür gibt Marx einige Stichproben: „Als 1790 der erste Sklavenzensus in den Vereinigten Staaten aufgenommen ward, betrug ihre Zahl 697 000, dagegen 1861 ungefähr 4 Millionen" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 467). „Die sezedierten Staaten haben ca. 7V2 Millionen Einwohner, wovon über 3 Millionen Sklaven; 1 Million Weiße muß mindestens wegen Bewachung der Sklaven abgerechnet werden, so daß kaum 21/2 Millionen bleiben als für den Krieg disponible Bevölkerungsmasse" (ENGELS an Marx, Briefwechsel, DVB, Bd. 3, S. 34, Brief 743, vom 12. Juni 1861). „1790 kamen im englischen Westindien 10 Sklaven auf 1 Freien, im französischen 14 auf 1, im holländischen 23 auf 1 . . . " (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 800).

Wir vergleichen hiermit die Angaben über das Anwachsen der Sklaventransporte mit englischen Schiffen (S. 461). Unter modernen Verhältnissen fand mit dem Eindringen der kapitalistischen Warenproduktion eine außerordentliche Steigerung der Sklavenzahlen, absolut und relativ statt. Wir haben für die Antike die Frage aufzuwerfen, wie sich dort die Sklavenzahlen im Zusammenhang mit der Entwicklung der Tauschwert-Beziehungen verändert haben. Ein großes Anwachsen ist uns bekannt. Aber die Negersklaverei wurde auf einem Höhepunkt ihrer Entwicklung beseitigt. Sie wurde nicht durch einen jahrhundertelangen Klassenkampf, sondern durch das Eingreifen der Kapitalistenklasse selbst beseitigt. Die Voraussetzungen dafür, Sklaven in ihrer Masse zu freien Lohnarbeitern zu machen, die in der Antike noch nicht bestanden hatte, bestanden im Zusammenhang mit der ausgebildeten Herrschaft des Kapitals, d. h. des Verhältnisses zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter, in den fortgeschrittensten Ländern der Welt. Wir haben mehrfach darauf hingewiesen, wie unter kapitalistischen Verhältnissen die Gewalt . nur benötigt wurde, um die Voraussetzungen der allgemeinen Warenproduktion und der Enteignung der unmittelbaren Produzenten zu schaffen und aufrechtzuerhalten, während in der Gesellschaft der Sklaverei die herrschende Klasse zu dauernder Gewaltanwendung im Produktionsprozeß selbst gezwungen war. Daraus resultiert die verschiedene Rolle der Sklaverei im Altertum und in der neuen Zeit. Daraus resultiert aber auch eine andere Lage der Sklaven. Die Tatsache, daß die Neger von „Kapitalisten" als Sklaven angewendet worden sind, ist noch in anderer Beziehung zu berücksichtigen. Der Unterschied in der Qualifikation, der Unterschied in der Fähigkeit, Produktionsinstrumente herzustellen und zu gebrauchen, war zwischen dem Baumwollbaron und dem Neger noch bedeutend

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größer als zwischen, sagen wir beispielsweise (S. 149), einem Syrer und einem Römer. Die Baumwollbarone, die an der Herrschaft der Kapitalistenklasse über die höchst entwickelten Produktionsinstrumente teilnahmen, wendeten ausschließlich „Barbaren" aus einer Gesellschaft sehr gering entwickelter Technik an. Auch die Griechen und die Römer versklavten Barbaren, die aus Jägervölkern und primitiven Ackerbauer-Stämmen kamen, aber sie versklavten nicht ausschließlich solche Arbeitskräfte, sondern auch höher qualifizierte. Die Römer versklavten auch Griechen. Wenn es also möglich ist, Analogien zu finden, so dürfen diese Analogien doch niemals kritiklos hergestellt oder übernommen werden. Wir dürfen nicht vergessen, daß wir es mit zwei verschiedenen Produktionsweisen, zwei ganz verschiedenen Stufen der Entwicklung der Produktivkräfte zu tun haben, in denen ein Verhältnis auftritt, das scheinbar gleich ist, in Wahrheit aber in einem anderen Zusammenhang steht und daher auch als wesentlich verschieden begriffen werden muß. Die bestimmten Analogien und die wesentlichen Unterschiede des Produktionsverhältnisses, in dem der unmittelbare Produzent tätig ist, wirken sich auch in analogen und unterschiedlichen Zügen anderer Produktionsverhältnisse sowie des Uberbaus aus. Marx sagt zu dieser Frage: „Die Negersklaverei — eine rein industrielle Sklaverei —, die ohnehin mit der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft verschwindet und unverträglich ist, unterstellt sie (die Vermehrung des Geldes bzw. die Lohnarbeit, d. Verf.), und wenn nicht andere freie Staaten mit Lohnarbeit neben ihr existierten, sondern sie isoliert, würden sich sofort alle Gesellschaftszustände in den Negerstaaten in vorzivilisierte Formen umwandeln" (MARX: „Grundrisse", DVB, S. 136).

Wir werden bei Marx noch auf ein zweites Sklavereiverhältnis im werdenden Kapitalismus aufmerksam, das ist die Kindersklaverei. Die Kinderausbeutung geht auf das Recht des Vaters zurück, über seine Kinder gleich Sklaven zu verfügen, also auf ein Recht, das sich in den ältesten Entwicklungsstadien der Sklaverei ausgebildet hat. Aber dieses Recht hat in der Gesellschaft der Sklaverei nur an wenigen Stellen so grausame und mörderische Folgen gehabt, wie unter kapitalistischen Verhältnissen. „Ihr Bericht (der Bericht der industriellen Untersuchungskommission in England, d. Verf.) von 1842 entrollte nach den Worten N. W. Seniors ,das furchtbarste Gemälde von Habsucht, Selbstsucht und Grausamkeit der Kapitalisten und Eltern, von Elend, Degradation und Zerstörung der Kinder und jungen Personen, das jemals das Auge der Welt schlug'... die 1842 gerügten Mißbräuche stehen heutzutage (1863) in voller B l ü t e . . . " ( M A R X : „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 518).

Anhang: Negersklaverei und Kindersklaverei

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Das Ausbeutungsrecht der Eltern gegenüber den Kindern hatte in der Gesellschaft der Sklaverei eine andere ökonomische Form als im Kapitalismus. Der Patriarch im Alten Orient, in Griechenland und Rom konnte seine Kinder für sich als Sklaven arbeiten lassen oder er konnte sie einem anderen als Sklaven verkaufen. Der Vater unter kapitalistischen Verhältnissen kann seine Kinder vermieten und den Lohn einstreichen. Die bitterste Not und die Gewinnsucht haben in dem einen und in dem anderen Fall ihre Rolle gespielt (S. 165). Die Kindersklaverei hat im Kapitalismus einen durchaus besonderen Charakter, da sich bei ihr die Lohnarbeit verbindet mit der direkten körperlichen Gewalt. Insofern die Kinderarbeit Lohnarbeit ist, ist sie ein dem Kapitalismus zugehöriges Verhältnis. Insofern aber das Kind der körperlichen Gewalt der Eltern oder ihrer Stellvertreter völlig ausgeliefert ist, liegt ein Fall echter Sklaverei vor. „Der Arbeiter . . . wird Sklavenhändler" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 415). Die erzwungene Kinderarbeit ist ein „System unbeschränkter Sklaverei, Sklaverei in sozialer, physischer, moralischer und intellektueller Beziehung" (MARX zitiert aus dem „Daily Telegraph" vom 17. 1. 1860 in „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 253). Dieses System der unbeschränkten Sklaverei ist im Namen der Freiheit des Vaters, über seine Kinder zu verfügen, in Europa sehr lange verteidigt worden. Es taucht faktisch immer wieder auf, wohin auch die kapitalistische Warenproduktion vordringt, und verbindet sich mit der Kolonialsklaverei. Treffen die sich ausbreitenden kapitalistischen Verhältnisse auf noch bestehende Verhältnisse der alten Haussklaverei der Kinder, so werden diese in die neue Form übergeführt in dem Maße, in dem die kapitalistischen Verhältnisse sich allgemein durchzusetzen vermögen. Die völlige Beseitigung der Kindersklaverei kann nur durch den internationalen Kampf der Arbeiterklasse um neue Produktionsverhältnisse herbeigeführt werden. Das .römische Recht' der Eltern, das das ungeschriebene Recht der gesamten Sklavenhaltergesellschaft gewesen ist, wurde durch den Kapitalismus ökonomisch und gesellschaftlich ad absurdum geführt, da die Kindersklaverei unter den Bedingungen des „freien" Kapitalismus auf die Dauer gesellschaftlichen Selbstmord bedeutet. Das „Recht des Kindes" ist zur gesellschaftlichen Notwendigkeit geworden. „Das Recht der Kinder mußte proklamiert werden. .Unglücklicherweise', heißt es im Schlußbericht der ,Child. Empl. Comm.' von 1866, .leuchtet aus der Gesamtheit der Zeugenaussagen hervor, daß die Kinder beiderlei Geschlechts gegen niemand so sehr des Schutzes bedürfen als gegen ihre Eltern'. Das System der maßlosen Exploitation der Kinderarbeit überhaupt und der Hausarbeit im besondern wird dadurch .erhalten, daß die Eltern über ihre jungen und zarten Sprößlinge eine willkürliche und heillose Gewalt ohne Zügel oder Kontrolle ausüben . . . Eltern dürfen nicht die absolute Macht 80

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besitzen, ihre Kinder zu reinen Maschinen zu machen, um so und so viel wöchentlichen Lohn herauszuschlagen . . . Kinder und junge Personen haben ein Recht auf den Schutz der Legislatur wider den Mißbrauch der elterlichen Gewalt, der ihre physische Kraft vorzeitig bricht und sie degradiert auf der Staffel moralischer und intellektueller Wesen'. Es ist jedoch nicht der Mißbrauch der elterlichen Gewalt, der die direkte oder indirekte Exploitation unreifer Arbeitskräfte durch das Kapital schuf, sondern es ist umgekehrt die kapitalistische Exploitationsweise, welche die elterliche Gewalt, durch Aufhebung der ihr entsprechenden ökonomischen Grundlage, zu einem Mißbrauch gemacht hat" (MARX: „Das Kapital", DVB, Bd. 1, S. 515). Nicht nur das ökonomische Wesen, sondern auch die sittliche Beurteilung der Sklaverei ist in und für die Epoche der Despotie und Sklaverei sowie in und für unsere Gegenwart notwendig verschieden. Neben den Äußerungen von Engels, die wir bereits zitiert haben (S. 165 u. 167) ist für die historische Auffassung des ökonomischen und des ethischen Problems das Urteil Stalins wichtig: „Die auf Sklaverei beruhende Gesellschaftsordnung ist unter modernen Bedingungen ein Unsinn, eine widernatürliche Dummheit. Die Sklaverei unter den Bedingungen der sich zersetzenden Urgemeinschaft ist eine völlig verständliche und gesetzmäßige Erscheinung, weil sie im Vergleich mit der Urgesellschaft einen Schritt vorwärts bedeutet" (STALIN: „Dialekt, und histor. Materialismus", S. 132). D e m entspricht die Bemerkung von Marx: „Erklärt das sittliche Bewußtsein der Masse eine ökonomische Tatsache, wie seinerzeit die Sklaverei oder die Fronarbeit, für unrecht, so ist das ein Beweis, daß die Tatsache selbst sich schon überlebt hat, daß andre ökonomische Tatsachen eingetreten sind, kraft deren jene unerträglich und unhaltbar geworden ist" (MARX: „Das Elend der Philosophie", DVB, S. 27). Die Despotie und die Sklaverei waren historisch notwendig, sie waren und sind daher historisch zu rechtfertigen. Daß diese notwendig u n menschlichen Verhältnisse auch notwendig nur vorübergehend gewesen sind, liegt in dem Wesen der Geschichte als dem gesellschaftlichen Prozeß der immer vollkommeneren Menschwerdung begründet.

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zu den

Literaturangaben

Den Belegstellen sind nach Möglichkeit diejenigen Ausgaben zugrunde gelegt, die der Leser zur Verfügung hat. Textliche Abweichungen liegen nicht vor oder sind vermerkt. Bei den Fundstellen aus den „Theorien über den Mehrwert" nach der Ausgabe von 1919 sind die Seitenangaben der inhaltlich entsprechenden Texte in der Neuausgabe 1956 im Fundstellenverzeichnis vermerkt.

Fundstellenverzeichnis Die k u r s i v gesetzten Z a h l e n b e z e i c h n e n d i e S e i t e n i n d e n z i t i e r t e n W e r k e n G e n a u e L i t e r a t u r a n g a b e n siehe L i t e r a t u r v e r z e i c h n i s F. Engels: siehe M a r x u n d E n g e l s S. J . K o w a l j e w : „ K a r l M a r x u n d F r i e d r i c h E n g e l s ü b e r die A n t i k e " 3—5 440 bis 441 J. K u c z y n s k i : „Allgemeine W i r t s c h a f t s g e s c h i c h t e v o n d e r Urzeit bis z u r sozialistischen G e s e l l s c h a f t " 5 443, 7 443, 7 444, 13 444, 15 444, 56 443, 56 444, 61 443, 63 444, 64 444, 65 444 W. I. L e n i n : „Was sind die V o l k s f r e u n d e u n d w i e k ä m p f e n sie gegen die S o z i a l d e m o k r a t e n ? " 93 360, 117 324 W. I . L e n i n : „Drei Q u e l l e n u n d d r e i B e s t a n d t e i l e des M a r x i s m u s " 66 42 W. I. L e n i n : „ K a r l M a r x " 7 40, 12 20, 13-14 440 W. I. L e n i n : „Aus d e m P h i l o s o p h i s c h e n N a c h l a ß , E x z e r p t e u n d R a n d g l o s s e n " 44 53, 69 61, 92 53, 108 16, 145 53, 175 9, 176-177 9—10, 188 50, 247 53, 286 50, 287 51 W. I. L e n i n : „ Ü b e r d e n S t a a t " 1948 6 - 9 369, 10 438, 10 457, 13-14 176, 14 439, 15 176, 15 439, 16 374, 24-25 368, 24-25 3 9 8 - 3 9 9 W. I. L e n i n : „Die g r o ß e I n i t i a t i v e " 571 133 W. I. L e n i n : „ Ö k o n o m i e u n d Politik in d e r E p o c h e d e r D i k t a t u r " 621 319 W. I. L e n i n : „Der I m p e r i a l i s m u s als h ö c h s t e s S t a d i u m des K a p i t a l i s m u s " 848-849 138—139 W. I. L e n i n : „Die E n t w i c k l u n g des K a p i t a l i s m u s i n R u ß l a n d " 582 392, 584 397, 586 392, 587-588 332, 587—588 353, 589 324, 593 334 W. I. L e n i n : „ M a t e r i a l i s m u s u n d E m p i r i o k r i t i z i s m u s " 76 16 W. I. L e n i n : „Der B r i e f w e c h s e l z w i s c h e n M a r x u n d E n g e l s " in: K. M a r x / F. E n g e l s : B r i e f w e c h s e l , DVB, Bd. 1 XI 48 K. M a r x : D i f f e r e n z d e r D e m o k r i t i s c h e n u n d E p i k u r e i s c h e n N a t u r p h i l o s o p h i e " nebst e i n e m A n h a n g v o n Dr. phil. K a r l H e i n r i c h M a r x (Doktordissertation). 32 52, 80-81 344, 143-144 52 K. M a r x : „ B e r l i n e r E x z e r p t e 1840—1841" 107 58, 148 83 K. M a r x : „Der l e i t e n d e A r t i k e l in No. 179 d e r K ö l n i s c h e n Z e i t u n g " e r s c h i e n e n in d e r „ R h e i n i s c h e n Z e i t u n g " v o m 10. J u l i 1842, No. 191 236 — 238 383, 237 370 237 381 K. M a r x : „ Ö k o n o m i s c h - P h i l o s o p h i s c h e M a n u s k r i p t e " 47 82, 47 254, 76 260, 77 235, 85 185, 85-86 186, 86 21, 88-89 186—187, 89 16, 90 109, 90 185, 90 - 91 88, 121 178, 125 253, 125 458, 128-129 254, 140 19, 140 126 K. M a r x : „ T h e s e n ü b e r F e u e r b a c h " 376 41 K. M a r x / F . Engels: „Die Heilige F a m i l i e o d e r K r i t i k d e r k r i t i s c h e n K r i t i k — gegen B r u n o B a u e r u. C o n s o r t e n " 150 218—219, 238 255, 242 368, 247 332, 249 320, 249-250 368

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Fundstellenverzeichnis

K. M a r x / F ^ Engels: Die Deutsche Ideologie — K r i t i k der neuesten d e u t s c h e n Philosophie in i h r e n R e p r ä s e n t a n t e n , F e u e r b a c h , B. B a u e r u n d Stirner, u n d des d e u t s c h e n Sozialismus in seinen verschiedenen P r o p h e t e n " 16 13, 17 14, 17 21, 17-18 96, 17 — 18 354, 17-18 425, 18 88, 18 89, 18 102, 18 255, 18 426, 18 427, 18-19 115, 18-19 117, 18-19 236, 18-19 425—426, 18-19 426, 19 161, 19 198, 19 239, 19 240, 19 331, 19 358—359, 19-20 197, 19-20 331, 20 359, 20 372, 22 26, 23 52, 23-24 48, 24 13, 24 21, 25-26 356, 27 16, 27 17, 27 62, 28 124, 28 126, 28 128, 29 88, 29 90, 29 128, 29-30 90, 32 88, 33 375, 36 30, 36 134, 36 375, 41 100, 44 134, 44-45 125, 48-49 361 bis 362, 53 289, 61 88, 61 116, 61 286, 61 427, 63 236, 64 240, 64 264, 65 230, 134 34, 316-320 177, 319 169, 341-342 92/93, 368 187, 368 216, 371 373, 379-381 88, 415 135, 474 361, 556 15, 593 41 F. Engels: „ G r u n d s ä t z e des K o m m u n i s m u s " 503 325, 505 428, 505—507 427 bis 428, 506 324, 506 325, 506 368 K. M a r x : „Das Elend d e r Philosophie — A n t w o r t auf P r o u d h o n s .Philosophie des E l e n d s ' " 27 466, 61-62 254, 70 82, 83 263, 130-131 244, 132 122, 132 229, 132 461, 142 50, 142 188, 148 354, 149 127, 187 191, 193 188 K. M a r x : „ L o h n a r b e i t u n d K a p i t a l " 76 315, 77 315, 77 315-316, 78 315, 78 317 K. M a r x / F . Engels: „Manifest der K o m m u n i s t i s c h e n P a r t e i " 18—19 188, 18-19 37, 19 42, 23 425, 23-24 428, 26 160, 26 271, 26 284, 28 414 K. M a r x : „Die K l a s s e n k ä m p f e in F r a n k r e i c h 1848—1850" 105 45 K. M a r x : „Der 18. B r u m a i r e des Louis B o n a p a r t e " 223—224 397, 226 302 K. M a r x : „Die Britische H e r r s c h a f t in I n d i e n " 319ff.97, 321 100, 321 214, 322 209, 322 222, 322 242, 322 281, 322-323 204, 323 126, 323 201, 323-324 204, 324 101, 324 204, 324-325 209—210, 325 97, 326ff.97 K. M a r x : „Die k ü n f t i g e n Ergebnisse d e r Britischen H e r r s c h a f t in I n d i e n " 326ff.97 K. M a r x : „ G r u n d r i s s e d e r Kritik der Politischen Ökonomie" 76 328, 76 428, 80 344, 83 276, 83 280, 87 272, 100 293, 133 260, 133-134 347, 134 79, 134 290, 134 291, 134 292, 134 328, 134 329, 134 332, 134 333, 134 346, 134 347, 134 396, 135 328, 135 329, 135 347, 136 329, 136 464, 137 305, 137 305—306, 137 370, 137-138 305, 137-138 306, 156 347-348, 157 349, 164 231, 165 79, 167 274, 167-168 300, 172 315, 188 309, 188 326—327, 200 368, 213 405, 231 268, 231-232 326, 232 327, 321 325, 368 135, 368 135—136, 368 170, 368 324, 369 277, 369/371 277, 370-371 205, 371 230, 371 278, 371 278—279, 371 279, 375 88, 375 98, 375 412, 375 91, 376 88, 376 102, 376 108, 376 109, 376 111, 376 112, 376 201, 376 429, 377 99, 377 102, 377 108, 377 109, 377 111, 377 112, 377 119, 377 201, 377 203, 377 206, 377 245, 377 352, 377 429, 377 446, 378 98, 378 115-116, 378 116, 378 119, 378 212, 378 213, 378 214, 378 228, 378 356, 378 357, 378-379 212, 378-379 235, 379 115—116, 379 116, 379 117, 379 213, 379 215, 379 216, 379 222, 379 357, 380 115, 380 202, 380 242, 380 429, 379 213, 379 215, 279 216, 379 222, 379 357, 380 115, 380 202, 380 242, 380 429, 381 223, 381 335—336, 381 372, 382 205, 382 222, 382 252, 382 355, 382 358, 382 429, 383 115, 383 117, 383 358, 383 429, 384 249, 384 358, 385 89, 386 102, 386 215, 386 227, 386 229, 386 237, 386 276, 386 429, 386-387 220, 387 222, 387 249, 387 250, 387 261, 387 262, 387 292, 3 8 7 - 3 8 8 261, 388 259, 388 346, 388 371, 389 118, 389 - 390 101, 390 215, 391 98, 391 114, 391 119, 392 119, 392 455, 3 9 2 - 3 9 3 111—112, 3 9 2 - 3 9 3 429, 393 89, 393 119, 393 389, 393 393, 394 102, 394 355, 394 360, 394 372, 394 429, 394-395 102, 395 89, 395 112, 395 113, 395 114, 396 98, 397 102, 398 114, 399 112, 399 114, 400 90, 400 165,

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401 372, 405 351, 408 354, 411-412 354, 412 462, 423-424 73—74, 428 334, 499-501 391—392, 5Ol 161, 501 166, 596 179, 600 246, 635 79, 655 436—437, 718 305, 718-719 381, 718,-720 69, 720 331, 720 332, 720 380—381, 741 291, 741 292, 742 292 K . Marx: „Zur Kritik der Politischen Ökonomie" 12—13 39, 13 25, 14 429, 20 248, 27 248, 28 316, 28 329, 30 86, 4 6 - 4 7 272, 47 272, 55 42, 57 270, 57 297, 57 337, 58 266, 65 339, 66 340, 72 306, 123 341, 134 281, 1 3 4 - 1 3 5 304, 136 320, 138 283, 138-139 282, 140282, 140 284, 141 281, 141 282, 141 283-284, 141-142 304, 142 282, 143 143, 143 282, 143-144 282-283, 146 335, 168 341, 168-169 70, 169 293, 216 81, 235 17, 236-237 17, 237 19, 237 222, 238 55, 238 64, 238 81, 238 86, 242 5 5 - 5 6 , 253 34, 253 384, 253-254 264, 254 135, 254 240, 254 288, 255 21, 255 316, 256-257 55, 256-257 56, 259 266, 259 292, 259-260 290, 260 333—334, 260 357, 260 -262 56, 262 - 263 46—47, 263 430, 264 79, 264 231, 265 291, 265 293, 267 85-86, 267 357, 268 251, 268-270 262 F. Engels: über „Karl Marx, ,Zur Kritik der Politischen Ökonomie' " 213 51, 217 67, 218 68 K. Marx: „Theorien über den Mehrwert" — aus dem nachgelassenen Manuskript „Zur Kritik der Politischen Ökonomie", Bd. 1 (Neuauflage = N) 36—37 N 12 77, 39 N 14 77, 39-40 N 14-15 76, 40 N 14-15 79, 40 N 14-15 262, 80 N 310 77, 80 N 310 123, 8 0 - 8 1 N 3 1 0 - 3 1 1 168, 81 N 310-311 123, 85 N 313 174, 85 N 313 369, 259 N 120 219, 259 N 120 316—317, 384-385 N 249-250 402—403, 387 iV 250 403, 389 N 252 402, 407 N 356 404 Bd. 2 72 462, 310 242, 310 350—351 Bd. 3 152 242, 152 246, 155 315, 451 232, 453 353, 454 230, 477 106, 477 137, 477 323, 496 405, 498 145, 498-499 145, 499 360—361, 499-501 144, 591 382, 596-598 225-226 K. Marx: „Das Kapital", „Kritik der Politischen Ökonomie" Bd. 1: „Der Produktionsprozeß des Kapitals" 6 45, 6 54, 6 62, 7 - 8 63, 8 54, 8 66, 8 175, 12 62, 16 51, 17 62, 17 67, 39 246, 39 247, 39 350, 40 246, 40 247, 40 248, 40 259, 42 247, 4 2 - 4 3 261, 45 247, 45 247-248, 45 248, 45 267, 46 259, 46 266, 46 348, 47 15, 47 246, 50 259, 5 0 - 5 1 259, 63 247, 6 4 - 6 5 339, 64-65 275, 65 339, 65 348, 65 349, 67 247, 78 348, 79 348, 81 45, 82 265, 8 2 - 8 3 245, 83 247, 83 255, 83 257, 8 3 - 8 4 244, 8 5 - 8 4 266, 84 247, 84 256, 85 245, 85 247, 85 291, 85 292, 85 348, 85 430, 85 458, 86 247, 8 7 - 8 8 264-265, 88 29-30, 88 243, 89 266, 91 340, 93 273, .97 307, 104 305, 104-105 305, 104-105 307, 106 306, 110 306, 136 281, 137 291, 138 283, 138 336, 138 337, 138 350, 139 281, 139 284, 141 198 141 338, 144 282, 153 312, 153 341-342, 154 312-313, 154 313, 154 342, 157-158 313, 158 248, 158 260, 158 283, 159 313, 159-160 245, 159-160 342-343, 160 314, 160-161 314, 162 313, 172 343, 175 81, 175 83, 175 247, 175 309, 175 324-325, 175 325, 175 329, 179-180 76, 185 23, 186 16, 188 14, 189 246, 191 458, 192 16, 205 84, 205 135, 205 148, 205 194, 211 136, 224 72, 224-225 71, 225 80, 225 430, 238 337, 238 337-338, 240 145, 240-241 74, 243-244 146, 243-244 462, 244 185, 244 321-322, 252 164, 253 465, 254-255 164, 274 164, 277 82, 277 163, 277-278 462, 278 163, 278 163—164, 278 164, 287 372, 323 323, 337 142, 338-339 142, 339-340 142, 341 142, 342 142, 342 143, 343 143, 344 143, 344-345 143, 345 85, 345 140, 346 125, 346-347 188, 347 129, 347 171, 347 367, 348 220, 348-349 141, 349 85, 349 446,

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349-350 109-110, 349-350 140, 349-350 424, 349-350 448, 350 217, 350 264, 350 446, 356 373, 369 355, 370 364, 370 392, 374 367-368, 374-376 102, 374-375 204, 375-376 108, 376 102, 378 66, 381 133, 383-386 156, 383—386 267, 384 235, 415 465, 415—416 389, 428-429 185, 429 411, 446 172, 452 237, 467 463, 515 465—466, 518 464, 537-538 100, 537-538 300—301, 538 301, 538—539 301, 539 301, 539 301-302, 539 364, 540-541 73, 541 74, 565 80, 567 146, 624 321, 624-625 321, 625 237, 625 321, 628 320, 639 185, 649 189, 649 324, 650 407, 652 62, 659 320, 666 388, 682-683 124, 682-683 185, 751 161, 752 161, 753 161, 754 359, 756 240, 758 372, 765-766 238, 773-774 169, 791 207, 791 367, 791-792 461, 795 291, 795-796 359, 799 461, 800 460, 800 462, 800 463, 801 220, 801 221, 804 219, 806 170, 807 461, 808 461, 838 65, 853 85 Bd. 2: „Der Zirkulationsprozeß des Kapitals" 28 277, 50 309, 77 313, 79 284-285, 106 218, 111 268-269, 124 275, 129 310, 135 396, 210 82, 210 84, 232 262, 234 258, 234 262, 236 223, 237 222, 249 309-310, 249 311, 347 305, 362 82, 484 163, 484 320, 484 322 Bd. 3: „Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion" 30-34 274, 31 204, 31 273, 34 205, 34-35 205, 3 5 - 3 7 310, 37 310, 98 85, 103 151, 143 221, 267 68, 202 275, 2 9 7 - 2 9 « 309, 307-308 309, 339 310, 344 52, 348-349 310, 353 310-311, 354 309, 357 287, 359 81, 360 291, 360-361 294, 361 287, 362-363 286, 363 231, 363-364 286, 363-364 294, 364 270, 364 289, 364 297, 364 309, 364 319-320, 364 323, 364 330-331, 365 303, 365 430, 365-366 209, 366 101, 366 424, 368 359, 418-422 35, 419 129-130, 420 151, 420 330, 420-421 178-179, 421 131, 462 227, 477 322, 641 235, 641 294-295, 641 311, 641 331, 642 223, 642 261, 644 226, 644 237, 644 322, 645 295, 646-647 227, 646-647 312, 647 165, 647 226, 647 312, 663-664 230, 664-665 236, 665 262, 671 243, 684 99, 684 111, 684 423, 684-685 78, 728 224, 755 222, 826 173, 832-866 232, 833 232, 834 230, 836 241, 836 268, 836-837 202, 837 81, 837 234, 837 268, 837 297, 837 318, 837 329, 840-854 241, 852 359, 855 232, 858 217, 858 220, 858 221, 858-859 225, 859 222, 859 224, 859 227, 860 320, 860 329, 860-861 173—174, 863 226, 865 229, 865 237, 865 243, 867-868 317, 868 56, 870 52, 870 105, 871-872 86, 872 71, 872 72, 872 75, 872 78, 873 180, 873 182, 875 139, 885 62, 885 257, 885 361, 886 248, 903 73, 907 56, 933 56, 933-934 45-46, 933-934 73, 933-934 83, 937-938 139, 941 241 K. Marx: „Lohn, Preis und Profit" 375 66 F. Engels: „Zur Wohnungsfrage" 529 357, 536-537 391 K. Marx: „Chronologische Auszüge 1 (—91 bis + 1320c)" aus „Charles Botta (1766-1837): Histoire des peuples d'Italie" 11 298, 13 331, 17 399 F. Engels: „Der Deutsche Bauernkrieg" 12 375, 19 375, 20 373 K. Marx: „Kritik des Gothaer Programms" 11 98, 12 89, 12 123, 12 221, 13 123, 13 147, 13 185, 13 242, 1 4 - 1 5 72, 1 4 - 1 5 73, 17 132, 22 190 F. Engels: „Karl Marx" 151-152 32 F. Engels: „Dialektik der Natur" Vorwort 433, 21 18, 21 23, 22 18, 22 23, 28 24, 35 181, 35 330, 37 51, 53 48, 53-54 49, 189-190 23, 202-205 327-328, 204-205 152, 207 24, 211 24, 221 24, 231 25, 232 25, 232 60, 233 60, 235 61, 236 23,. 237 23, 241 58, 328—329 22, 329 23 F. Engels: „Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen" 8 17, 9 17, 9 23, 11 15, 11 23, 1 1 - 1 3 23, 14 55, 15 23, 16 22, 16 252, 1 6 - 1 7 138, 17 22, 17 55, 17 252

Fundstellenverzeichnis

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F. E n g e l s : „ L u d w i g F e u e r b a c h u n d d e r A u s g a n g d e r d e u t s c h e n P h i l o s o p h i e " 337-338 47, 361 58, 361-262 5 9 - 6 0 , 364 58, 3 6 4 - 3 6 6 5 9 - 6 0 , 365-366 31, 366-367 12, 367 12, 368 12, 368-369 30, 370 373 F . E n g e l s : „ D i e B a u e r n f r a g e in F r a n k r e i c h u n d D e u t s c h l a n d " 394 216, 394 216, 396 216, 396 217, 396-397 217, 396-397 222 F. Engels: „Der U r s p r u n g der Familie, des P r i v a t e i g e n t u m s u n d des Staates" 19 42, 25 18, 25-30 432, 29 105, 55 287, 57-58 1 0 3 - 1 0 4 , 58-59 424, 60 1 0 3 - 1 0 4 , 60 106, 65 330, 96 168, 97 168, 9 7 - 9 8 208, 9 7 - 9 8 250, 98 220, 98 233, 102 211, 104 215, 104-107 212, 106 214, 110-111 197,112 134, 112 3 3 9 - 3 4 0 , 112-114 233, 114-115 165, 114-115 378, 115-116 413/414, 116 414, 117 175, 117-118 180, 118 381, 129-130 198, 130-228, 146-149 399, 147 139, 147 181, 147 332, 147 369, 147 414, 148 79, 148 137, 148 166, 148 230, 148 234, 148 241, 149 166, 149 238, 155-156 105, 156 105, 156 106, 158 123, 158 219, 158-159 201, 158-159 273, 158-159 288, 159 105, 159 273, 159-162 449, 160 105, 160 123, 160 287, 160 433, 161 105, 161 303, 162 105, 162 106, 162 153, 162 303, 162 355, 162 4 4 7 - 4 4 8 , 163 105, 163 175, 163 215, 163 285, 163-164 212, 164 216, 164 225, 164 285, 164 355, 164-165 293, 165 134, 166 417, 166-167 448, 170 175, 173 257, 175 286, 175 294, 175 300, 175 308, 175 330, 175 3 7 3 - 3 7 4 , 175 432, 175 457, 175-178 432, 176 349, 177 361, 177 374, 399-405 424 F . E n g e l s : „Die A r b e i t e r b e w e g u n g i n A m e r i k a " 4 433, 4—5 434—435 F . E n g e l s : „ H e r r n E u g e n D ü h r i n g s U m w ä l z u n g d e r W i s s e n s c h a f t " 27 38, 27 376, 29 32, 32 42, 41 16, 49 58, 100-144 90, 103 459, 106-107 37, 107 55, 107 56, 109 459, 114 93, 119 91, 124-130 93, 125 199, 139 15, 169-170 4 9 - 5 0 , 170-171 22, 170-171 36, 170-172 49, 170-172 252, 175 49, 179 43—44, 183 43, 192—225 94, 194-195 9 1 - 9 2 , 195—196 239, 196-198 264, 197 215, 202-212 177, 203 332, 203-212 195, 214 211, 214-216 200, 215 209, 215 211, 216 239, 218/219/220 1 0 7 - 1 0 8 , 219 365, 219-220 214, 220 213, 220 215, 220 216, 221 2 2 9 - 2 3 0 , 222 127, 223 128, 223-224 33, 227 287, 255 318, 346 377. 347 176, 356 395, 387 307, 426-427 199, 434 104, 434 181, 434 238, 434 386, 435 102, 435 104, 435 195, 439-440 158, 439-440 4 3 0 - 4 3 1 , 440 379, 447 62 K . M a r x / F . E n g e l s : B r i e f w e c h s e l B d . 1: 54 N r . 12 E n g e l s a n M a r x 352, 287 N r . 108 E n g e l s a n M a r x 66, 293—295 N r . 110 M a r x a n E n g e l s 233, 574—576 N r . 258 M a r x a n E n g e l s 97—98, 580 N r . 259 E n g e l s a n M a r x 98, 580 N r . 259 E n g e l s a n M a r x 109, 586—587 N r . 261 M a r x a n E n g e l s 163, 586—587 N r . 261 M a r x a n E n g e l s 192, 5 8 7 - 5 8 8 N r . 261 M a r x a n E n g e l s 108 B d . 2: 105 N r . 349 M a r x a n E n g e l s 197, 285 N r . 460 M a r x a n E n g e l s 293, 285 N r . 460 M a r x a n E n g e l s 330, 384 N r . 516 M a r x a n E n g e l s 246, 386 N r . 516 M a r x a n E n g e l s 280 B d . 3: 19 N r . 737 M a r x a n E n g e l s 398, 34 N r . 743 E n g e l s a n M a r x 463, 94—95 N r . 780 M a r x a n E n g e l s 22, 126 N r . 802 E n g e l s a n M a r x 82, 481 N r . 1030 M a r x a n E n g e l s 52 B d . 4: 298 N r . 1322 M a r x a n E n g e l s 138 K . M a r x / F . E n g e l s : „ B r i e f e v o n K a r l M a r x u. F r i e d r i c h E n g e l s a n A n n e n k o w u. a. in „ D a s E l e n d d e r P h i l o s o p h i e " . M a r x a n A n n e n k o w : 6 188, 7 459, 9 267, 9 354, 10 190-191, 10 213, 14 50, 14 460, 15 57 M a r x a n J . B. S c h w e i t z e r : 39—43 188, 43 50 K. M a r x / F . Engels: Briefe von K a r l M a r x u n d Friedrich Engels a n A n n e n k o w u. a. i n : K a r l M a r x u. F r i e d r i c h E n g e l s , A u s g e w ä h l t e S c h r i f t e n in z w e i B ä n d e n . E n g e l s a n B l o c h : 458 27, 458 31, 459 24, 459 28, 460 27

478

Fundstellenverzeichnis

Engels an Schmidt: 463 369 Marx an Weydemeyer: 425 40 „Politische Ökonomie", Lehrbuch der Akademie der UdSSR, 1. Auflage, übers, hrsg. 24 449, 27 449, 27-31 449, 30-31 449, 31 416, 35-38 449, 36 435, 38 449, 39 415, 40 181, 42 181, 42 418, 47 418, 47-48 416, 76 416, 82 248, 129 415, 129 416, 273-274 415, 462 411, 462 415-416, 528 449 „Politische Ökonomie", Lehrbuch der Akademie der UdSSR, russ. 2. Auflage 26 419, 29 449, 31 435, 32 449, 32-35 449, 33 449, 35-36 449, 40-41 419, 40-44 449, 44 449, 65 419 A. B. Ranowitsch: „Die abhängigen Bauern im hellenistischen Kleinasien" in: BecTHHK ApeBHen hctophh — „Bote der Alten Geschichte" 1947, 2 28—39 451 Redaktion: BflM [„Bote der Alten Geschichte"], K HayneHHio hctophh KpecTbHHOTBa ApeBHOCTH [„Zur Erforschung der Geschichte des Bauerntums im Altertum"] 1947, 1 4-7 452 A. L. Sidorow: „Hauptprobleme und einige Entwicklungsergebnisse der sowjetischen Geschichtswissenschaft" 16—21 450, 17 450 J. W. Stalin: „Rechenschaftsbericht an den XVI. Parteitag" 524 399, 524 409 J. W. Stalin: „Rede vor den Absolventen der Akademie der Roten Armee" 595 82-83 J. W. Stalin: „Rede vor den Stoßarbeitern der Kollektivwirtschaften" 498 399 J. W. Stalin: „Über dialektischen und historischen Materialismus" 127—131 49, 131 50, 132 466, 136 53, 143 99, 145 84, 145 250, 146 26, 146 375, 147 375, 149-154 375-376, 150 168, 150 202, 150 420, 150 441, 150 457, 150-151 442, 151 199, 151 232, 152 158, 152 325, 451 413 J. W. Stalin: „Der Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft" 6 28, 12 26, 13-14 331, 25-26 18, 26 18, 53 18, 54 18 J. W. Stalin: „ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR" 3—4 29, 4 63, 4 380, 4-5 252, 6 64, 7 64, 12 377, 18 246, 18 262, 18 266, 18-19 75-76, 23 64, 25-26 63, 26-31 132-133, 26-31 362, 30-34 183, 31-32 63, 38 407, 38-42 407, 40 366, 41 249, 41 262, 41 414, 49-50 28-29, 49-51 165, 51-52 380, 52 231, 59-84 85, 60 377, 63 87, 64 86, 72 64, 72 86, 74 95, 74 270, 74 427, 89 139 J. W. Stalin: „Die nationale Frage und der Leninismus" 298 25 W.W. Struwe: „Geschichte der Alten Welt — Chrestomathie" 10 445, 10-11 453-454, 12 445, 12 447, 13 445, 13 446, 14 445, 16 447 Antikes

Schrifttum

Aristoteles: „Politik" ex ree. Immanuelis Bekkeri ed. Academia Regia Borusia, Berolini 1831 1252 a, 24-27 346, 1252 a, 26-31 273, 1252 a, 30-34 130-131, 1252 o, b 108, 1252 b 1-6 436, 1252 b, 6-9 131, 1253 b, 15-23 94, 1253 b, 27-30 84, 1253 b, 33-38 184, 1254 b, 24-26 84, 1255 b, 22-27 183, 1256 b, 23-26 174, 1257 b, 10-17 307, 1258 a, 8-14 337, 1258 b, 5-8 311, 1259 b, 18-1260 b, 24 349, 1265 a, 38-41 389, 1265 b, 1-12 389, 1266 b, 8-14 390, 1317 b, 12-13 138, 1318 b, 9-20 223, 1325 a, 25-26 179, 1327 b, 27-28 149,1330 a, 26 193, 1330 a, 32 151, 1333 b, 16-23 381, 1333 b, 27-29 179 Aristoteles: „Politik" — von Marx zitiert als „De Republica", Ausg. Bekker, Buch I, Kap. 8 u. 9 forti. (Kapital 1, 159—160> 245, Kap. 8 u. 9 (Kapital 1,

Fundstellenverzeichnis

479

159-160) 341, Kap. 9 (Kapital 1, 91) 340, Kap. 9 (Kapital 1, 159-160) 342-343, Kap. 10 (Kapital 1, 172) 343, Bd. X, 14 (Zur Kritik 47, Anm. 13) 272 Aristoteles: „Staat der Athener", hrsg. Fr. Blass, 4. Ausg. Leipzig 1903 Kap. XII 12, 14-15 183 Aristoteles: „Ethica Nicomachea" (Ausg. Bekker, Vol. 2), von Marx zitiert Buch V, 1132 b, 20 ff. 336, Buch V, Kap. 8 (Zur Kritik 66) 341, Buch V, Kap. 8 (Zur Kritik 123) 340 Homer: „Ilias" 6, 450-465 182 Xenophon, OIKONOMIKOE (Wirtschaftslehre) VII, 7, 37 183, VII, 7, 41 150, XII, 13, 9-10 151, XIII, 12, 20 151, XIII, 13, 6-12 184 Heraklit, Fragm. 90 in: Hermann Diels, Die Fragmente der Vorsokratiker 171 307

Namenverzeichnis Achill 262 Äsop 147 Aikin 321, 461 Alarich 399 Alberoni, Giulio 333 Alexander 289, 304, 331, 383 Anacharsis 306 Andersen, J. 303 Annenkow, P. W. 50, 57, 188, 191, 354, 460 Antipatros 185 Appian 238 Archilochos 154 Aristoteles 69, 83, 84, 94, 108, 130, 131, 138, 149, 151, 178, 179, 183, 184, 193, 245, 255, 260, 272, 273, 275, 302, 307, 311, 314, 336—343, 346, 349, 358, 381, 390, 403, 404, 411, 435, 436, 458 Augustus 100 Baco (Bacon), F. 372 Bastiat, F. 264, 265 Beccaria, C. 154 Bloch, J. 24, 27, 28, 31, 59 Botta, C. 331, 399 Brutus 223 Busiris 155 Cäsar 331, 403, 404 Cairness, J. E. 194, 220 Carey, H. Ch. 86, 138, 163 Cato 151, 223, 319-321, 330 Chevalier, M. 341 Comte, Ch. 169 Cyrus 331 Darwin, Ch. R. 14, 60 Diels, H. 307 Diodor 146, 156, 185, 301, 373 Dühring, K. E. 91, 198, 200, 211, 239, 332, 386, 430

Dureau de la Malle A. J. Q. A. 305, 331, 333, 381 Engels, F. 5 - 7 , 9 - 1 8 , 21-39, 41-42, 44, 47-52, 55, 58-62 64-71, 76, 81-82, 86, 88-100, 103-109, 112-115, 117, 121-128, 133-134, 137-139, 150, 152-153, 158, 160 bis 161, 164-166, 168-169, 176-177, 180-181, 187-188, 190, 192, 195, 197-200, 204-222, 227-231, 233-234, 236, 239-242, 246, 255, 257, 264, 271, 273-275, 280, 285-289, 293—294, 300, 303, 307, 309-310, 318, 323 bis 328, 330-333, 340, 350, 352, 354 bis 359, 361-365, 368-369, 372-381, 383, 385-387, 391, 393, 395, 398 bis 399, 408, 414, 417, 424-428, 430-435, 437—441, 443-444, 447-450, 453 bis 457, 459-460, 463 Epikur 292 Euripides 335, 338 Peuerbach, L. 39, 41, 47, 58-60, 100, 352, 373, 425 Goethe, J. W. 10, 285 Grote, G. 211 Harris, J. 154 Hegel, G. F . W . 9 - 1 0 , 31, 33, 35-36, 38-41, 48-49, 52, 58, 61, 81, 323 Heraklit 306 Herodot 69 Hesiod 221 Homer 182, 308 Horatius 304 Howitt, A. W. 461 Isokrates 155

Namenverzeichnis

481

Jaroschenko, L. D. 86 Jones, R. 106, 109-110, 137, 140, 144, 230, 323, 353, 446 Juschkow, S. 451

Plinius 304 Postlethwayt, M. 372 Proudhon, P. J. 50, 88, 122, 127, 188, 190, 229, 254, 353-354, 460

K a r l der Große 268 Konstantin der Große 331 Kovalevsky, M. M. 104 Kowaljew, S. I. 5, 440—441, 444 Kuczynski, J. 6, 442—444

Ranowitsch, A. B. 6, 445, 451 Ricardo, D. 82, 337—338 Robespierre, M. 368 Rostovtzeff, M. 451 Rousseau, J. J. 49

Lasalle, F. 189, 306 Lenin, W. I. 5 - 6 , 9 - 1 0 , 16, 26, 39, 40, 42, 48, 50-51, 53, 76, 81, 133, 138, 176, 180, 188, 195, 319, 324, 332, 334, 353, 360, 368-369, 374-376, 383, 392, 397-399, 438-440, 444, 453, 457 Linguet, S. N, J. 77, 123-124, 168, 174, 264, 368 List, F. 241

Sancho (Sankt Sancho) 169 Schiller, F. 11 Schweitzer, J. B. 50, 188 Senior, W. N. 403, 464 Servius Tullius 198 Sextus Empiricus 154 Sidorow, A. L. 450 Sismondi, J. Ch. 397 Smith, A. 82, 84, 126-127, 318, 396, 401, 403 Solon 165, 183, 193, 378-381 Sophokles 336—337 Spartakus 398 Spinoza, B. D. 52 Stalin, J . W . 6, 18, 25-26, 28-29, 49-50, 53, 62-64, 75-76, 81-87, 95, 99, 128, 132-133, 139, 165, 168, 183, 188, 195, 199, 202, 231-232, 246, 249-250, 252, 262, 266, 325, 326, 331, 362, 366, 367, 375-377, 380, 399, 407-411, 413-415, 417, 420, 422, 427, 441—442, 444, 448-449, 453, 457 Steuart, Sir J. 331, 337 Storch, H. F. 124, 402 Struwe, W. W. 6, 444—447, 450, 454 Stuart Mill, J. 45

Mac Culloch, J. R. 314 Malthus, Th. R. 321, 388, 405 Maron, H. 329 Marx, K. 5 - 7 , 9 - 2 2 , 24, 26-32, 34-35, 37—52, 54-58, 61—86, 88—103, 105 bis 137, 139-152, 156, 158, 160-166, 168-175, 177-180, 182-183, 185 bis 195, 197-207, 209-232, 234-244, 246-250, 253-308, 310-324, 326 bis 339, 341-365, 368-376, 378, 380-381, 383-384, 386-389, 392-399, 401 bis 405, 407, 410-415, 418, 420, 422 bis 433, 435, 437-442, 444-466 Menenius Agrippa 66, 131 Mommsen, Th. 81, 211, 329-330, 386 Morgan, L. H. 18, 211, 425, 431-433, 438, 440, 443-444 Moses 403 Mun, Th. 301 Niebuhr, B. G. 165, 211 O'Connor, Ch. 131 Olmsted, F. L. 148, 193-194 Pauly, 330, 386 Peel, Sir R. 170-171, 326, 461 Perikles 69, 335, 381, 383 Plato 154-156, 321, 341 31 WeUkopf

Thukydides 335 Varro, Marcus Terentius 135 Verri, P. 15 Wakefield, E. G. 170, 460—461 Weber, M. 451 Weydemeyer, J. 40 Xenophon 150-151, 155, 183-184, 335 Young, A. 337-338

Sachwortverzeichnis Seitenangaben ohne Bezeichnung beziehen sich auf den Text Z = Zitat TZ = Text u. Zitat Abendland, Okzident, Europa 96, 97, 100 Z, 103, 209 Z, 230, 281 Z, 296, 297 Z, 333 Z, 352 Z, 387, 438 Z, 444, 460 Z, 465 Abhängigkeit — d. Menschen v. d. Natur s. Mensch, Geogr. Milieu — d. Menschen v. Menschen s. Knechtschaft, Gewalt, Sklaverei, Ideologie — d. Menschen v. d. Sache s. Mensch, Tauschwert, Ware, Geld — d. Bewußtseins v. Sein s. Bewußtsein — d. Überbaus v. d. Basis s. Basis Absolut, endgültig, ewig — Naturbedingungen d. menschl. Lebens 16Z — revolut. Charakter d. Geschichte u. d. entsprech. Anschauung 47 TZ — falsche Anwendung d. Begr. 13, 46, 55, 57, 64, 65, 459 Z s. abstrakt, allgemein, Dialektik Abstraktion, Abstraktum, abstrakt — brauchbare 16, 43, 56 TZ, 87, 427 — falsche 27, 45 Z, 46, 55, 56 TZ (Beispiel), 61, 65, 69, 268 Z, 353, 405 Z, 434 — relativer Wert 48 Z, 55, 56 TZ, 81, 253, 454 — u. Wesen der Erscheinung 53, 54 TZ, 56 TZ, 57, 58, 68 — Kategorien 42, 46-47 Z, 55 (Best.), 56, 57 TZ, 61, 75 TZ — Deduktion 57—58 — Arbeit s. Arbeit, abstrakte — a. Momente (d. Arbeitsprozeß, d. Konsums) 16 Z, 21 — Tauschwert 283, 284, 292, 304, 314 Z, 344, 346, 360, 370 Z, 412

Abstraktion, Abstraktum, abstrakt — Gemeinwesen 101 Z — Denken 261, 346, 360 — Sprache 261 — Wissenschaft 261 — Kunst 261, 262 — Naturalwirtschaft 270 — Patriarchalismus 271 — abstrakte Bestimmung d. Handelsvölker 291 Z — Gottesvorstellung 345 Z — Genußsucht 346 TZ, 347 — Mensch 348 Z, 421 — Ethik 350 — ökon. Gesetz 378 — Haussklaverei 434 s. absolut, allgemein, Dialektik Ackerbau, Agrikultur, Viehzucht, Landwirtschaft, Gartenbau — Aufkommen des Ackerbaus 201, 442 Z — urspr. ackerb. Gemeinde 200 bis 207 TZ, 211, 421 — milit. Demokratie, allg. 421 — Hauswirtschaft 103 Z, 104 TZ, 105, 204 TZ — Hirtenvölker 116, 201, 215, 288 TZ, 384, 421 — entscheid. Produktionszweig 79 Z r 95, 139, 262, 268 — unabhängig v. Austausch 79, 262 TZ, 268, 270 Z (patriarchal.) 297 Z, 335—336 Z, 337 Z — empir. tradit. 262, 388, 389 — Produktionsinstrumente 212, 213 TZ, 216 s. Wasserregulierung — Produktionsperiode 222, 223, 262,, 263, 361

Sachwortverzeichnis Ackerbau, Agrikultur, Viehzucht, Landwirtschaft, Gartenbau — Kooperation 142 — qualifizierte Arbeitskräfte 148, 149, 150 — Eigentumsformen 221 TZ, 243 Z, 327 Z, 389 Z — Mehrprodukt 77 TZ, 78 Z, 79, 172, 202, 232 (Profit), 301, 319 (Mehrwert), 353 Z, 421 — Land u. Stadt 231 Z, 331, 353 TZ, 357—359, 369, 390, 425 Z, 431 Z — Hausfleiß s. Gewerbe — Arbeitstlg. Ackerbau-Handwerk 153 TZ, 156, 202, 205 TZ, 212, 213, 224, 225 Z, 234, 274, 303 TZ, 332, 335, 355 Z, 356 TZ, 408, 425 Z, 429, 442 Z — Viehzucht — Gemeindeland 200, 217, 222, 224, 225 TZ, 235 — Extensivierung 150, 166 Z, 184, 238 Z, 239 Z, 240 TZ, 381 — Warenproduktion 234, 235 s. Grundeigentum, Bauer, Sklaven (Arbeitstlg.) ager publicus s. Grundeigentum Ägypten, Ägypter, ägyptisch 45, 99 (Nil), 100, 109 Z, 110 Z, 111 Z, 122, 134, 149, 155 Z, 156 Z, 205 Z, 281 Z, 298 Z, 301, 304 Z, 373, 378, 423 Z, 424, 440 Z, 446 TZ, 450 Z Akkumulation ^ — Schatzbildung, Aufhäufung 283 Z, 303, 442 — Geldvermögen, Grundeigentum 320, 347, 395, 405 — Privateigentum 187 — kapitalistische (Vergleich) 42,62 Z, 148, 160 Z, 161, 164, 166, 167, 222, 229, 240, 281 Z, 321 TZ, 327, 369, 404, 414, 460, 461 TZ Allgemeines, Allgemeinheit als B e griff 55, 58 Z, 61 (Def.), 66, 68 Z, 279, 427, 454 — Besonderes (Spezielles) 37, 42, 44 Z, 45—47 Z, 48, 51, 53, 55 TZ, 56, 57 TZ, 59, 61, 64 TZ, 65, 67, 69, 80, 81, 95, 218, 253, 271—272 s. absolut, Abstraktion, Dialektik Altamerika, Mexiko, Peru 13, 97, 102, 112, 201, 245, 266 Z, 269 Z, 424 31*

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Alter Orient — allg. 11, 13, 37, 74, 82, 91, 94, 95, 440 Z, 445 Z, 450 Z — Grundeigentum u. Sklaverei 96 bis 115, 117, 120, 450 Z — leitende — ausführende Arbeit 134, 137, 138, 308, 309, 312, 319, 328, 333, 345 — Kooperation 139, 140, 142—144 TZ, 148—150, 152 — Arbeitstlg. u. Produktionsinstr. 153 — außerök. Gewalt 158, 159, 174 bis 176 — Einstellg. z. Arb. 179, 181, 191 — Gemeindebesitz u. Königseigentum 199, 200 Z, 201, 204—209, 210 Z, 211—213, 214, 216, 217 Z, 228, 231, 232, 234, 242, 243 — Gebrauchswert 245, 250—252, 254, 256, 257, 260, 261, 263, 267, 271, 272 — Tauschwert 272—296, 298—303, 308, 309, 312 319, 328, 333, 345 — Stadt und Land 352 TZ, 353, 355 bis 358, 363—366, 370, 373 — Ausnutzg. ökon. Gesetze 377, 379, 384, 385, 387 — Bevölkerungsgesetz 391 — Krisen 392 — Grundgesetz 408, 409, 415 — Periodisierung 424, 425, 427 bis 433, 434, 436—446, 447 TZ, 448 bis 456 — Analogie 460, 465 s. Asien, Dorfgemeinschaft, Despot Altertum, klassisches Altertum, alte Gesellschaften, alte Völker, alte Geschichte — in Zitaten 79, 146, 153, 161, 217, 239, 268, 282, 290, 292, 297, 304, 326, 335, 336, 350, 355, 433 — im T e x t 13, 43, 71, 76, 79, 80, 81, 87, 94, 179, 181, 185, 192, 224, 246, 258 s. Alter Orient, Antike, Griechenland, Rom Amerika (in Beziehung auf Negersklaverei) 82, 122, 146 Z, 149, 163 TZ, 169, 192, 193, 194 Z, 220 Z, 320, 326, 460, 461, 462' TZ, 463 Z — Entdeckung (Silber) 293 Z

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Sachwortverzeichnis

Analyse — Bedeutung als Methode 54, 58, 68, 69 — einzelne Aufgaben — Mensch als histor. Erscheinung 14, 22, 25 — Lebensformen 45 TZ Ware 43 — — Kapitalismus 32, 41, 42, 44, 51 — Staat 34 — — — Gesellschaft 67 Z Vergangenh. v. d. Gegenw. — aus 46—47 TZ s. Dialektik, Synthese Anarchie, ökonomische 22, 236, 344, 394, 408 Aneignung — d. Prod.bedingungen 88 Z, 89 TZ, 90 TZ, 99, 116 Z, 218, 458 — d. Produkte 392, 404 — d. Mehrprodukts (d. Mehrwerts, d. Mehrarbeit) 214, 232, 235 Z, 269, 311, 314 315, 318 Z, 322, 378, 410, 413, 423 Z (Rente) — d. Willens 91 — d. Person 433 Z, 434, 453 s. Eigentum, Grundeigentum Antike, antik — allg. 11, 13, 29 Z, 30 TZ, 32, 34—37, 46 Z, 49 Z, 55, 97, 433 Z, 439, 441 Z, 444, 449, 450 Z — Sklaverei allg. 80, 91, 94, 95 — Grundeigentum u. Sklaverei 110 Z, 112, 114, 115—120 — leitende — ausf. Arbeit 122, 134, 135, 138 — Kooperation 139, 140, 142, 147 bis 152 — Arbeitstlg. n. Produktionszweigen 153, 156 — außerök. Gewalt 158, 160—164, 166, 167, 170, 171 — Einstellg. z. Arbeit 178, 181, 183, 187, 191, 196 — kleines u. großes Grundeigentum 198 TZ, 199 TZ, 200, 202, 207, 210 bis 243 — Gebrauchswert 245 TZ, 250—252, 267

Antike, antik — Tauschwert 275, 280 TZ, 290, 292 Z, 296—351 — Polis u. Politik 352—359, 362 bis 367, 368 TZ, 369, 370 TZ, 372—374, 376 — Assoziation der Staatsbürger 117 — Ausnutzg. ökon. Gesetze 378, 379, 382 Z, 384—385, 387 — Bevölkerungsgesetz 388—390 — Krisen 392, 394—396, 398 TZ — Grundgesetz 408—415, 417, 418 — produktive Arbeit 404 — Periodisierung 426 TZ, 427,428 TZ, 429 TZ, 430 Z, 431 TZ, 432 Z, 433, 435, 437, 438 Z, 439 TZ, 440 TZ, 441—443 TZ, 444, 445, 446 Z, 447 bis 450, 451 TZ, 452 TZ, 453—457 — Analogien 460, 463 s. Griechenland, Rom a priori 67 Z s. Abstraktion Äquivalentenaustausch s. Austausch Arbeit (Tätigkeit) — Definition 15 TZ, 16 TZ, 20, 21, 56, 71—73, 135, 136 Z, 138, 181, 182 — Menschwerdung d. A. 15—25 TZ, 32 (A. als Basis) Z, 41, 83 (A. Qualität d. Menschen), 181, 253 TZ — materielle 21, 37, 41, 181, 316 Z, 363 — lebendige 277, 278 Z, 315 Z — vergegenständlichte (objektiv.) 84, 186 Z, 187 Z, 266, 277, 315 Z — konkrete (ungleiche) 56, 259, 262, 267, 269, 316 Z, 324, 339 Z, 344, 348, 350, 363 — abstrakte (gleiche) 56, 261, 262, 339 TZ, 341, 344, 348 TZ, 350, 371 (maßlos) — gesellschaftliche (gemeinsame) 87, 101—104 TZ, 109 Z, HOTZ, 115, 119, 122, 125, 129 TZ, 133, 141, 142, 143 TZ, 166, 178 TZ, 181, 187, 200 Z, 206, 211, 212, 214 Z, 219, 221, 222, 224 Z, 229, 233, 234, 242, 248, 255 TZ, 258 Z, 278 Z, 282 Z, 299, 325 (d. Ganze d. A.), 334 TZ (d. Ganze d. A.), 350 Z, 367—368 TZ, 401, 404, 442 Z, 453

Sachwortverzeichnis A r b e i t (Tätigkeit) — vereinzelte (individuelle, isolierte) 17 Z, 101, 102, 104, 110, 141 bis 143, 154 Z, 187, 206 Z, 213, 219, 221, 222—224 TZ, 229, 233, 234, 242 TZ, 299 — p r o d u k t i v e 42 Z, 84 Z, 125, 129 TZ, 130, 138, 224 (rentabel), 267, 268 Z, 277, 309 (Handel), 316, 319, 350, 364, 397, 401—406, 418, 419 — u n p r o d u k t i v e 129, 130, 138, 171, 172, 211 (nutzlose) 267, 277, 293 Z (Parasiten), 309, 401—406 — P r o d u k t i v i t ä t 76 Z, 77 TZ, 78 Z, 121, 122, 127 Z, 134, 139, 142, 143 TZ, 145 (Def.) TZ, 147, 153 TZ, 223 TZ, 233, 234, 239 TZ, 240, 272, 326, 364, 404, 447 Z — n o t w e n d i g e (mühselige) 27, 71, 73 TZ, 74 75 Z, 76 TZ, 78 Z, 80 TZ, 124 TZ, 125 TZ, 128, 129, 135, 148, 180, 264, 265, 267, 305 Z, 318 Z, 363 — f r e i e s. A r b e i t e r f r e i e r — E n t ä u ß e r u n g , E n t f r e m d u n g 33 Z, 138 Z, 143, 368 — E r l e i c h t e r u n g 184 — Arbeitsfreude, Widerwille 178 bis 196 — I n t e r e s s e 220 TZ, 238 — E i g e n n u t z 219, 372 — V e r a c h t u n g 181, 238, 386 — A r b e i t s a m k e i t 347 A r b e i t e r , allg. s. P r o d u z e n t — freier — Definition 161, 276, 318 Z — R e p r o d u k t i o n 82, 254, 279 Z s. A r b e i t s k r a f t — i m Alt. O r i e n t u. A n t i k e — U n t e r s c h . z. L o h n a r b e i t e r i. K a p i t a l i s m u s 276—280 T Z — R e p r o d u k t i o n 254, 279 T Z — Grenzen der Anwendung 326—327 TZ, 329 T Z — j u r i s t . P e r s o n 349 Z — Tagelöhner 254, 369 Z (elende Lage), 414 — L a n d a r b e i t e r 238 Z — 239 K r i e g s d i e n s t 238 Z —239 — — S o l d a t als L o h n e m p f ä n g e r 150, 278 Z, 334 Z, 357 Z

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A r b e i t e r , f r e i e r s. A r b e i t s k r a f t — i m H e l l e n i s m u s 151 — Lohnarbeiter im Kapitalismus allg. 45 (Arbeitslohn), 57, 71 TZ, 72, 80, 83, 84, 140 Z (und A r b e i t s lohn), 145, 146 Z, (Arbeitslohn), 158, 254, 277, 279, 316 TZ, 317 TZ, 318 TZ, 328, 329, 348, 349, 357, 369, 425, 432, 460 Z, 462 TZ, 465 — u. S k l a v e , U n t e r s c h i e d 57, 80 TZ, 81, 84, 94, 140 Z, 142, 145, 146 TZ, 151, 160—162, 163 TZ, 164, 166, 169—170 TZ, 171, 173, 174, 178 Z, 184, 185 TZ, 186 TZ, 189 TZ, 190 T Z , 191, 192, 194 Z, 254, 322, 323, 324 TZ, 325 TZ, 326, 327 TZ, 368 TZ, 387, 430, 460 Z, 462 TZ, 463, 464 Z, 465, 466 Z — „ L o h n s k l a v e " 57, 189 Z, 190 Z s. P r o l e t a r i a t (antikes), A r m e A r b e i t s h e r r s. K n e c h t s c h a f t Arbeitskraft, Arbeitsvermögen, Fähigkeit — Definition 82, 83 Z, 85, 136, 247 Z — l e b e n d i g e 84 (Def.), 85 (Def.), 87, 140, 141, 148, 152, 161, 315 Z, 317 Z, 318 Z, 393, 447 Z, 458 — vergegenständlichte (objektiv) 84, 152, 315 Z, 317 Z, 458 — g e s e l l s c h a f t l i c h e 85 (Def.), 89, 111, 122, 133—135, 140—142, 151, 186, 214, 234, 256 TZ, 303, 360, 363, 381, 392, 436 — e i n z e l n e (individuelle, isolierte) 85, 141, 142, 151 — U n g l e i c h h e i t 349 Z — W e r t 70 Z, 153 Z, 191, 278 Z, 279, 447 Z — R e p r o d u k t i o n 76 Z, 77 Z, 78 Z, 82, 87, 89 Z, 91 s. A r b e i t e r (freier), S k l a v e , D o r f gemeinschaft, Bauer, — V e r b r a u c h ( d u r c h d. A r b e i t s h e r r n ) 145, 163, 164, 179 Z, 237 Z — als W a r e — P r i v a t e i g e n t u m s. A r b e i t e r (freier) — E n t w i c k l u n g 250, 255 — m o b i l i s i e r t e 437 s. S k l a v e (Mobiliareigentum) A r b e i t e r (freier)

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Sach Wortverzeichnis

Arbeitskraft, Arbeitsvermögen, Fähigkeit — Verfügung über fremde s. Knechtschaft Arbeitsteilung — naturwüchsige — historische 126 bis 128 — gesellschaftliche 105 Z, 122, 124, 126—128, 132, 135, 146, 202, 205, 262, 266, 267, 273 TZ, 301, 303, 346, 350, 352, 353, 358, 360, 366, 372, 385, 395, 408, 425 — Stadt und Land 213, 352, 353, 354 Z, 355 Z, 358, 362 Z, 425 — Produktionszweige s. Ackerbau, Handwerk, Handel, Sklaven — notwendige (unangenehme) Arbeit 78 Z, 123 TZ, 124 TZ, 125 TZ, (auch leitende) 128, 129, 130 (leit.), 131, 132, 135 Z, 136, 148, 179, 180 TZ, 182 TZ, 265, 418 — freie (angenehme) Arbeit 179 TZ, 180 TZ, 181, 182 — leitende — ausf. 107—109, 110 Z, 121, 122, 124—126, 127 TZ, 128, 129 TZ (produktive leit.), 130 TZ, (produktive leit.) 131 TZ, 132, 135—138, 142, 145, 147, 148, 173, 178—180, 181 (Entartung d. ltd. A.), 258, 293, 357, 364—366, 371, 403, 404 (produktive leit.), 418, 453 — Kopf — Hand (geist.-mat.) 27, 66, 121—123, 124 TZ, 125—126, 127 Z, 128. 129, 130 Z, 131 TZ, 132, 133 TZ, 134 TZ, (Arbeitstlg. als Hauptmacht), 135—137, 147, 148, 153 Z, 180, 181, 185 Z, 202, 208, 242, 258, 353, 357, 361 TZ, 362 TZ, 365, 377, 401, 402 TZ, 403, 425 — u. Produktionsinstrumente 213 Z, 350, Maschinen 190 Z, 350—351 Z — Erhöhung d. Produktivität 121 bis 139, 153—157, 174, 267, 275 — u. Eigentumsformen 89 TZ, 92 Z, 266 TZ, 299, 300 TZ, 355, 362 Z, 393, 394 — u. Klassenspaltung 121—139 Arbeitszeit — allg. 143—146 TZ, 155 Z, 156, 163, 179, 222 Prod.-per. 223, 259, 263, 321, 340 Z

Arbeitszeit — notwendige 71 Z, 74, 75 Z, 76 Z, 78 Z, 267, 275, 318 — Surplusarbeitszeit (Mehrarbeitszeit) 71 Z, 75 Z, 78 Z s. Mehrarbeit Arm (elend), Arme und Reiche 65, 66, 123, 199 Z, 238 Z, 333 Z, 416 Z, 442 Z, 448 Z s. Reichtum Asien, asiatisch, Asiaten, altasiatisch — modernes 97 Z, 210 Z, 282 Z — Alter Orient: allgemein 453 — altor. Dorfgemeinsch. 102, 103, 210 Z — Despotie, ökon. Aufgabe 209 Z, 214 Z, 444 — Despotie, Königseigentum 423 Z, 429 Z — Kooperation unter d. Despoten 109—110 Z, 446 Z — allgem. Knechtschaft im Alten Orient 112 TZ — Kinderverkauf 165 Z — Sklaverei 369 Z — Schatzbildung 280 Z, 281 Z, 282 Z, 304 Z — Handwerk (im Alten Orient) 144 Z — Wucher 226 Z, 295 Z — Austausch, Handel 292 Z, 302 Z, 430 Z — auf Gebrauchswert ger. Wirtschaft 278 Z — Stadt u. Land 352' Z, 353 Z, 429 Z — Stagnation im Alten Orient 111 Z, 112, 210 Z, 226 Z, 292 Z, 295 Z, 429 Z, 455 Z — asiat. Produktionsweise 114 bis 115 TZ, 245 Z, 429 Z, 431, 433 TZ, 438, 439 Z, 440, 443 Z, 444 Z, 451 Z s. Alter Orient, Despot, Dorfgemeinschaft aufheben im dial. Sinne 39, 49, 50 Z Ausbeutung s. Knechtschaft Austausch (Verkehr) freier, bewußter — allg. 19—21, 43—44 Z, 265, 270, 272, 297, 344, 442 Z, 449 — kein biol. Zusammenhang 66, 131 bis 132 — u. Arbeitsteilung 126, 133

Sachwortverzeichnis Austausch (Verkehr) freier, bewußter — u. Eigentumsformen 266 TZ, 299, 344, 393—395 — u. Verbreitung v. Erflndg., Entwicklung d. Produktionsmethoden 289 Z —300, 301, 303 — wird lebensnotwendig 225 Z — Beschränkung 228, 256, 262 Z, 364, 366, 413 — formell freier 279 s. Freiheit — u. Sklaverei 322, 324 TZ, 325 TZ, 418 — u. Stadt 352 TZ, 353, 355 TZ, 360, 361 — u. Bevölkerungsdichte 392 — u. Gleichheit 336, 339 TZ, 340 TZ, 347 TZ — u. Recht 336, 349 TZ — von Äquivalenten 205, 266, 269, 270, 272—279 TZ, 286, 287, 288 Z, 295, 298, 314, 336, 337 Z, 338, 342 Z, 348, 354, 408, 426, 442 Z — Warenform 43 Z (kapitalistisch), 72, 155 Z (Markt) 225, 234 (einfache), 226, 270, 272—279 TZ, 281 TZ (Luxusgüter), 286, 287, 289, 290, 306—308, 319, 328 (zerstör. Wirkung), 329 (zerstör.), 330, 332, 334, 338, 342 Z, 355 Z, 371, 380 (notw. u. zerstör.) — Produktenübertragung 121, 265, 266 TZ, 267, 268 TZ, 269, 270, 272, 295, 322, 336, 414 s. Tauschwert, Ware, Handel Barbaren, Barbarei, barbarisch 131 Z, 150, 180, 192 Z (Neger), 193 Z, 198 Z, 199 Z, 229 Z, 242, 289, 399 TZ, 409 Z, 464 — als Periode 105 Z, 285 Z, 288 Z, 289 Z, 291 Z, 294 Z, 361 Z, 432 Z, 436, 438, 440, 443, 444 Basileus (griech. Stammesfürst) 107, 120, 214, 288, 427 Basis (ökon. Struktur) — Uberbau — allg. 25 TZ, 26 TZ, 27 TZ, 28 TZ, 31, 37, 39 TZ, 40, 41, 42', 61, 68, 69, 360 — allg. sinngem. 12 Z, 30—32 TZ, — 33 Z, 37 Z, 39 Z, 40, 44, 51

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Basis (ökon. Stuktur) — Überbau — Alter Orient u. Antike 29 TZ, 347 Z, 464, sinngemäß: 31 TZ, 34—35, 446 Z, 448 Z, 452 — Bild d. Organismus 45 Z, 63 Z, 66, 67, 131, 132 s. Produktionsverhältnisse, Sklaverei, Klassen, Staat, Recht, Kunst, Religion Bauer (Parzellenbauer), kleiner Grundeigentümer — Definition 207, 216, 217 Z, 219, 242 — allg. 82, 221, 224, 250, 254, 260 — ursprüngl. Bauerngemeinde (Patriarch., milit. Demokr.) 200 TZ, 201, 202, 205, 245, 255, 256, 266, 270 Z, 271, 272, 274, 319, 320 — in der Antike — Stellung u. Bedeutung im Gemeinwesen, selbst, bearb. Privateigentum 117 Z, 120, 199, 200 Z, 212, 214, 216, 217 Z, 223 Z, 224, 237, 243, 299, 336, 386 TZ, 394, 395, 452 Z — Reproduktion 215 TZ, 219, 225 Z, 229 TZ, 355 u. 360 TZ (Dorf — Stadt), 389 TZ, 390, 391 — Pflug 213 TZ, 216 — Anfänge d. bäuerl. Privateigentums 215 Z Charakter d. selbst, bearb. — Eigentums 218—219 TZ — formale Gleichheit d. Privateigentums 215 TZ, 348 — selbst. Initiative, Entwicklung d. Individ. 137, 220 Z — Konkurrenz als Antrieb z. Qualiflz., Akkum. Überarb. 156, 221, 224 Z, 319, 320, 321 — Produktionsperiode und Hausfleiß 213 Z, 222, 223, 225 Z — isolierte u. gesellsch. Arbeit 221, 222, 224 Z — Arbeitstlg. Bauer — Handwerker 225 TZ

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Bauer (Parzellenbauer), kleiner Grundeigentümer Raub d. Gemeindelandes — 222 — u. großes Grundeigentum 197 Z, 198 TZ, 233, 234, 238 Z, 239 TZ Klassenkampf 195 — — Handel 302 — Wucher 225—226 Z, 311,' 312 — Krieg 198 Z—214 Z, 215 Z, 227 TZ, 228 — Schuldknechtschaft 183, 193, 379 — ökon. Enteignung 166, 195, 197 Z, 198 Z — Verschuldung, Verelendung 224 Z (Erschöpf, d. Bodens), 228—229, 243, 327, 386 TZ, 395, 396, 416 Z, 441 Z und Proletarier 237 TZ, — 238 TZ, 239 TZ, 380 — Bevölkerungsgesetz 389 bis 391 — Kultur 228, 229 Z, 242 TZ — im Feudalismus 220 Z, 267 TZ, 319, 323, 398, 416 — im Kapitalismus 164, 169, 216, 217 TZ, 220, 221, 282, 323, 327 s.Ackerbau, Grundeigentum, Stadt Bedürfnisse — allg. materielle 13 Z, 16 Z, 21 TZ, 30 Z, 34—35, 72, 247 TZ, 253, 412 — geistige 247 TZ, 412, 437 — gesellschaftliche, gemeinsame 72 TZ, 73 TZ, 75, 76, 109, 117, 253, 256, 278, 282, 303, 350, 405, 412 — individuelle 72, 73 TZ, 76, 109, 254, 256, 278, 351 Z, 405, 412 — laufende 76, 247 — Reproduktion (auch erweit, gesellsch.) 76, 161, 247 — lebensnotwendige 75 Z, 76 TZ — über das lebensnot. Maß hinausg. kulturelle, universelle 75 Z, 76, 282, 420, 421 — Überkonsum 242'TZ, 243, 347, 351 Z, 394—395 — Beziehung z. Gebrauchswert, konkrete 246, 247 TZ, 248 TZ, 253, 255, 256, 259, 276, 292, 410, 418

Bedürfnisse — als Produktionsziel — d. Stande d. Produktionskräfte u. Produktionsverhältnisse entsprechend, Quantität u. Qualität 154 Z, 179 TZ, 246, 248 Z, 249, 250, 253, 254 TZ, 255, 259, 260, 262, 270 TZ, 269, 283 TZ, 289 Z, 300 Z, 301, 322, 336—338 TZ, 346—347 TZ, 349, 360 TZ, 362 Z, 363, 371, 395, 405 TZ, 410, 411 TZ, 412—414, 416—419, 426 Z Begrenzt-unbegrenzt, endlich-unendlich, maßlos — konkret (begrenzt) — Gebrauchswert, als Produktionsziel entspr. Verhältnisse und Vorstellungen 259, 260 Z, 261 TZ, 269, 284, 342—343 Z, 344, 345 TZ (Stammgötter) 347, 349, 421 — abstrakt (maßlos) Tauschwert, Ware u. entspr. Verhältn. u. Vorstellungen 261, 283 TZ, 284, 304, 313, 314 TZ, 334, 342—343 Z, 344, 346, 347, 371, 421 s. Abstraktion, konkret, Austausch, Gebrauchswert, Tauschwert, Produktionsziel Bergwerke 160, 184, 185 Z, 187, 255, 320, 321, 335 Z Besonderes s. konkret, Allgemeines Bevölkerung — allg. 56 — ansässige, Arbeitspflicht s. Sklaverei u. Arbeitspflicht — Bevölkerungsgesetz (Zus.hang m. Produktivkräften und Produktionsverh.) 161 TZ, 162, 163 Z, 164, 166, 167, 237 TZ, 353 Z, 388—392 Bewußtsein — u. Sein 21, 24, 25 Z, 26 TZ, 27 TZ, 29 TZ, 30 TZ (Illusion) 35, 38—40, 41 TZ, 43, 47 TZ, 49 TZ, 51, 58 TZ, 68, 82—85 (Denkfehler), 136, 138, 251, 252, 259, 261, 275, 290, 301, 344—346 — menschl. im Untersch. z. Tier 14,23 — Grenzen 422 — planmäß. — planlose Handig. 23, 62 Z, 256

!

Sachwortverzeichnis Bewußtsein — gesellschaftliches 17 TZ, 18 TZ, 19—21, 25 Z, 26 TZ, 459 TZ — des Einzelnen 18, 19, 59—60 Z, 314 Z, 459 TZ — u. Gehirn (Kopf) 15, 21—23, 47 Z, 60 Z, 63, 67, 84, 252 — u. Sprache 17 TZ, 18 TZ, 19, 26 TZ — Gesetze (Dialektik) 48 Z s. Dialektik — Zwecksetzung — i. d. Arbeit 16 TZ, 17, 19, 21, 138, 249—251, 314 Z, 342 TZ — i. d. Geschichte allg. 59 Z, 60 Z, 63, 91 TZ s. Produktionsziel — Stadt u. Land 360 — an Klasse gebundene Denkfehler 55, 82—85 — Illusionen 30 Z, 50 Z s. Geschichtswissenschaft, Ökonomie, Philosophie Bürger s. Freiheit Byzanz, Konstantinopel 209, 333 Z, 351 Z, 359, 394, 456 China 101Z, 122 Z, 209 Z, 424, 436, 443 Z Chrematistik (Aristoteles) 245 Z, 302, 342—343 TZ Deduktion s. Abstraktion Demokratie, antike 368 Z — militärische s. militärische D. Denken s. Bewußtsein Despotie, Despot, Despotismus — allg. 82, 122, 123 Z, 171 Z — Agrardespotie 205, 207, 245, 298, 299, 384, 385, 436 — Grundeigentum u. Sklaverei 96—115 TZ, 117—120, 450 Z — leitende — ausf. Arbeit 123 Z, 125, 129, 132, 134, 137, 138 — Kooperation 139—141 TZ, 143, 147, 149, 150, 152 — Arbeitstlg. n. Produktionszweigen 153, 155—156 TZ — außerökon. Gewalt 158—160, 169, 175

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Despotie, Despot, Despotismus — Einstellg. z. Arbeit 179—181, 191, 193, 196 — Gemeindebesitz u. Königseigent u m 201, 202, 204—209 TZ, 210 TZ, 211, 214 TZ, 226, 232, 234, 242 — Gebrauchswert 249, 251, 254, 256, 259—261 TZ, 267, 268, 271, 272, 286 Z — Tauschwert 274—296 TZ, 298, 299, 301, 302, 308, 309, 312, 319, 328, 332, 345 — Stadt und Staat 352 Z (Staatsoberh.), 353 Z (Regierung) — Ausnutzung ökon. Gesetze 377, 379, 383—385, 387 — Bevölkerungsgesetz 388, 391 — Krisen 392—395 — produktive Arbeit 403—405 TZ — Grundgesetz 407—413 TZ, 415 bis 418 TZ, 423 — Periodisierung 427—434 TZ, 436 bis 439 TZ, 442—451 TZ, 453—456, 458 — Analogie 466 s. Alten Orient, Dorfgemeinschaft, Sklaverei Dialektik — Wesen und Erscheinung 40—44, 46, 47, 49—52, 53 TZ, 54, 55, 57—59, 61—64, 67 TZ, 68 TZ, 69, 103, 378, 459, 466 — historische Fakten als Ausgangspunkt d. Forschung 9—10 Z, 24, 51, 52, 54, 67 Z, 68—69 — Zusammenhänge 10 Z, 12 Z, 31, 35, 52, 53, 58 TZ, 61, 69, 70, 83, 458 Z, 459 — Gegensätze i. d. Einheit (Zusammenhang—Widerspruch) allg. 35, 36, 47 TZ, 49, 50, — 53, 59 TZ, 61 TZ, 63, 67, 78, 84—85, 86 TZ, 274 — Alter Orient, Antike 219, 227 Z, 229, 282, 383 TZ, 284, 329 Z, 336 TZ, 338, 342 Z, 344, 348, 350, 361, 369, 371, 379, 383, 385, 386 Z, 389,

490 Dialektik

Sachwortverzeichnis

391, 392, 396, 397 TZ, 409, 451, 457, 462 — Quantität und Qualität, Sprung 24, 49, 323 Z, 447 — Negation der Negation 36, 49 TZ, 58 Z — Objekt—Subjekt — Welt 16 Z — Subj.—Obj. 41 Z obj. Verstehen 47 Z — — obj. Gesetze s. Gesetze — Möglichkeit (Fähigkeit) u. Wirklichkeit im allg. u. besonderen 22 TZ, 23 TZ, 24 TZ, 28, 29, 40, 44. 45, 46/47 TZ, 51, 53, 56, 61, 66 (Veränd. d. Entwicklungsmögl.), 112 TZ, 113, 114 Z, 115, 122, 123, 127, 128/129, 134, 147, 148, 149, 157, 184, 203, 216, 219, 224, 241, 253, 261, 274, 310, 421, 458, 460 — Erkennbarkeit und Erkenntnis (Kriterium) 40—41 TZ, 52—54 TZ, 65, 70, 459 Z — Wechselwirkung (Wirkung und Rückwirkung) 27 TZ, 28, 34, 61, 66, 67 — Verhältnis v. Vergangenheit u. Gegenwart 44—45 TZ — Entwicklung und Anwendung d. Begriffs und der Methode der D. 40, 48 TZ, 49, 51, 56, 58 TZ, 59, 61, 67, 81, 84, 85/86 TZ — falsche Anwendung 49, 50, 56 s. absolut, Relation, Analyse, Synthese, abstrakt, konkret Allgemeines (Besonderes), Entwicklung Dienste 247, 276, 277 TZ, 278, 319, 402 Z s. Arbeitsteilung, Sklaven (Arbeitsteilung) Differenzierung, Indifferenziertheit 23 Z, 24, 49, 118, 251, 279, 301, 407 u. 421 (differentia specifica), 434, 435, 441 Z, 447, 450, 451, 455 Dorfgemeinschaft, ursprüngliche 200—207 TZ, 211, 212, 219, 250, 273 TZ, 281 — Reproduktion 201—203

Dorfgemeinschaft, ursprüngliche — Selbstversorgerwirtschaft s. d. s. Urgesellschaft — altorientalische — seßhaft werdende naturw. Gemeinwesen 98, 201, 421 98, — Wasserregulierungsarbeiten 99, 102, 115, 206, 213, 364 — entscheid. Teil der unmittelbaren Produzenten 436 (Dorfsystem), 452 Z — Einh. v. Agrikultur und Hausfleiß 101, 102, 201, 204 TZ, 274 — Stabilität, Stagnation 101 TZ, 208, 385 — Selbstversorgerwirtsch. s. d. — Gemeinbesitz a. Boden 102, 106, 108, 200 Z, 203, 206, 211, 213, 214, 393, 447, 451, 453 — Patriarch. Haus u. Familie 103, 106 — Beamtungen 107 Z, 108, 126, 203/ 204 TZ, 206 — Krieg 119 — selbständ. Handwerk 144 Z, 153, 204, 205 — Reproduktion 102, 202/203, 206, 254, 391, 412 TZ — Mehrprodukt (Luxusproduktion u. Schatzbildung) 203, 206, 242, 274, 281 — gesond. Familienarbeit 206 TZ — Begrenzung, Borniertheit 208 Z, 209/210 Z, 242, 249, 429 — Auflösung, moderne 209/210 Z, 222, 456 — Bedürfnisse 254 TZ — Herrsch, d. Produz. über d. Produkt 257 TZ — konkretes Verhält, z. Boden 260 TZ s. Alter Orient, Asien, Despotie Edelmetalle (Tauschmittel u. Luxusgüter) 69, 70, 146 Z, 280, 281Z, 282, 283 Z, 284, 293 TZ, 303, 304 TZ—307 TZ, 310 Z, 316 Z, 317 Z, 335 Z, 336 Z, 340 Z, 341 Z, 381 Z, 396, 443 Z (Schatz), 447 Z (Schatz) s. Schatzbildung

Sachwortverzeichnis Eigentumsverhältnisse allg. — Definition (ökon.4 jurist., Zus.hang mit Prod.kr.) 88 TZ, 89 TZ, 90 TZ, 91 TZ, 99, 101 Z, 11, 114 TZ, 133, 218—219 TZ, 299, 415, 417, 418, 422, 438, 441 Z, 442 TZ, 458 (Enteign.) — Zusammenhang d. Eigentums a. Boden (a. d. Dingen) u. am Menschen 95, 96—120, 231, 287 TZ, 423 Z — Zusammenhang mit d. übrigen Produktionsverh. u. d. Bedürfnissen 244, 254 TZ, 255, 299, 309, 427 s. Aneignung, Grundeigentum Entfremdung s. Arbeit Entwicklung — allg. 18 Z, 35—36, 49, 50, 58 Z, 435, 436, 440 Z — Bestimm, durch ökon. Bewegung (These) 27 Z — bewußter Einfluß d. Menschen 28, 29, 33 Z, 34, 377—383 — Frage nach Gesetzmäßigkeit 37, 38 TZ — Entwicklungsstufen i. d. Geschichte 37, 38 Z, 43—44 TZ, 89 Z — Entwicklungsstufen i. d. Wissenschaft 42—45 — rieht, und falscher Rückblick auf die E. 45—47 TZ — unendlich 47 Z — ungleichmäßig 131, 408 s. differenziert — Ende und Anfang (Identität) 241 — Struktur und Bewegung 244 Z — Beziehg. zu früheren Stufen 46 Z, 218, 298 Erscheinung s. Dialektik Ethik, Moral, Menschlichkeit — historisch bedingt 50 TZ, 92 Z, 93 TZ, 175 Z, 347, 349, 402 Z, 466 TZ — Klassenmoral 93 Z, 210 Z (Kasten) — Moral und Schönheit 371 — menschl. Moral, Humanität 83 Z, 93 Z, 209 Z, 284 — Abstieg, Fortschritt, Widerspruch 36, 93 TZ, 161 Z, 208 Z, 344, 350, 457, 458

491

Ethik, Moral, Menschlichkeit — antike Vorstellungen 175, 178 Z, 179 Z, 180, 198, 199 TZ, 215, 304 Z, 320, 336 TZ, 337 Z, 347 TZ, 349 Z, 350, 458 — Entwickl. menschl. Verhaltensweisen einfache Sittlichkeit 208 Z, — 209 Z — unbeugsam, abstinent 320, 321 TZ, 347 Z — Tapferkeit 372 Z — Geduld, Demut, Furcht 169 Z, 252 — Ehrfurcht 252 Begeisterung 60 Z — — Selbstverleugnung 92 Z, 93 Z — Egoismus 36, 92 Z, 93 Z, 208 Z, 210 Z, 219, 233, 349, 421, 464 Z — Hybris 252 Grausamkeit 210 Z, 338, — 457, 461 Z, 464 Z — Haß 60 Z — Habgier (Bereicherungssucht) 208 Z, 233, 284 Z, 286 TZ, 287, 311 (sinngem.), 321 Z, 346 TZ, 347 TZ, 349 Z, 443/444 (Z), 464 Z, 465 — Geiz 208 Z, 304 Z, 346 Z, 347 — Genußsucht, Verschwendung 208 Z, 321 Z, 346 TZ, 347 — Hinterlist, Betrug 210 Z, 233, 286 TZ, 287, 288, 310, 315 (sinngem.), 321, 414, 461 Z — Heuchelei 361 TZ — Zynismus 82 Z, 338 — Borniertheit 362 — Passivität 210 Z — wild, zügellos 210 Z Etrusker 109 Z, 110 Z, 146 Z, 446 Europa s. Abendland Extensivierung s. Ackerbau Familie — allg.-bürgerl. 360 Z, 450 — ursprüng. 98

492

Sachwortverzeichnis

Familie — Patriarch. F. 103 TZ, 104, 106, 107 Z, 108, 204 Z, 207, 222 (sinngem.), 249 (Hausherr), 256, 266, 320, 349, 426 Z, 437, 465 — i. d. altor. Dorfgemeinschaft 101 Z, 391 — gesonderte Familienarbeit auf gemeins. Grundbesitz 102, 116 Z, 200 Z, 206 TZ, 212, 213, 256, 272—273 Z, 287, 295, 308 — gesond. Familienarb. u. Privatgrundeigentum 214, 214 Z (aus F. bestehende Gemeinde) 215, 217 Z, 219, 233, 245, 356 Z (Höhle, Zelt) s. Sklaverei Feudalismus, Mittelalter, feudal 12 Z, 36, 50 Z, 225 TZ, 260, 289 Z, 290 Z, 291, 302 Z, 307 Z, 310, 336 Z, 387, 454 s. Handel — als Gesellschaftsformation 29 TZ, 30 Z, 32 Z, 35, 36, 47, 50 Z, 80, 94, 96, 98 Z, 130, 144 Z, 152, 164, 209 Z, 217 Z, 218, 230, 231Z, 241, 245, 268, 280 Z, 286 Z, 296, 323 TZ, 327, 349 Z, 354 TZ, 359, 360, 372, 385, 387, 398 Z, 408, 416 Z, 419 Z, 420 Z, 421, 422 Z, 423, 427, 428, 429 TZ, 430, 431, 432 Z, 433 Z, 438 Z, 441 Z, 443 Z, 450 Z — Grundgesetz 419—423 TZ — angebl. Analogie alt.or. Despot. 271, 296, 427, — 431 Z, 433 Z, 441 TZ, 443 Z, 450 Z, 454—456 — Hellenismus 386, 454, 456 — Feudalherren, grundbes. Aristokr. 12 Z, 32 Z, 217 Z, 225 Z, 226 Z, 267 Z, 286 Z, 416 Z, 417, 421, 423 Z — Hörigkeit, Leibeigensch., Fronarbeit 84, 103 Z, 111 Z, 114 TZ, 176 Z, 225 Z, 226 Z, 267 Z, 278 Z, 280, 359 Z, 398 Z, 416 Z, 417, 428, 431 Z, 454, 466 Z Feuer, Beherrsch, durch d. Menschen 15 TZ, 23—24 Form — Produktion als U m f o r m u n g der Materie (formgebende, konkr. Arbeit) 15 Z, 350

Form — Erscheinungen als Formen 52, 59 Z, 68 Z, 157, 371 — begrenzte Form 261, 346 Z, 371 — Produktionsverhältnisse als allg. u. spez. Formen 28, 34, 65 — Eigentumsformen 89 Z, 344, 428, 448 — Knechtschaftsformen s. Knechtschaft — Sklaverei, Form d. 440 Z — Verteilungsund Austauschformen 43 Z, 45 Z — Gesellschaftsformen, Produktionsformen (-weisen) 14 Z, 15 Z, 16 Z, 21, 35, 36, 37 Z, 39 Z, 43 TZ, 46 Z, 47 Z, 71 Z, 278 Z, 327 Z, 349, 388 — Verhältnis in Dingform 316 Z, 322 — W e r t f o r m 338—339 Z, 340 Z — Abstraktion als Form 346 Z — formelle Analogie od. Unterschdg. 268, 277 Z, 278 Z, 314, 319, 327 Z, 368 — Staatsform 39 Z — Bewußtseinsformen 25 Z, 39, 370 — Philosophie, Form d. 50 Z — formale Freiheit und Gleichheit 347—348 Z Freiheit — menschl. Bedürfnisse u. K r a f t entfaltung als Selbstzweck; Herrschaft über Natur u. gesellschaftl. Verhältnisse auf Grund d. Einsicht i. ihre Gesetze 21—22, 138, 182, 245, 249, 250, 252, 257 TZ, 263 — freier Wille 25 Z, 28—29 TZ, 59—60Z, 62 TZ, 63 TZ, 73, 74, 91—93 TZ, 94, 134, 138, 151, 165, 236 Z — F. als Vorstellung 347 TZ, 360 Z — innerlich-äußerlich frei 169 Z, 177, 194 Z, 255, 321 — frei von notwendiger Arbeit (Muße) 74, 133 TZ, 138 TZ, 161, 179, 180—182, 264, 363, 371, 372, 404, 411, 442, 458 — Gentilgenossen 118, 168—169, 220 (Grenzen), 442 Z

Sachwortverzeichnis Freiheit — d. Freie als Privatgrundeigentümer, Bauer 116 Z, 117, 118, 193, 220 TZ, 221, 223 TZ, 225 Z, 236 TZ, 261 Z, 299, 328, 335/336 Z 358 Z, 366, 367, 373, 379, 380, 389 s. Bauer — Bürger in der Antike 104, 164, 181 Z, 207, 224, 239 Z, 249, 251, 260, 349 TZ, 368 TZ, 383, 384, 394, 411, 412, 414, 426 TZ s. Proletariat, antikes, Schuldknechtschaft — als Gegensatz zur Sklaverei 50 TZ, 147, 164, 165, 167, 168 Z, 169, 189, 199 Z, 207, 237, 249, 347—348 Z, 367, 368, 379, 384, 386 Z, 394, 411 Z, 414, 426 TZ, 448 Z — Freilassung v. Sklaven 151, 162, 165, 166 Z, 176, 184, 189, 192, 194, 336 Z, 417 — freier Austausch s. Austausch — formale 348 (Grundeigentum) s. Arbeiter (freier) Gebrauchswert, Gebrauchsgut — Definition 246—248 TZ (konkret, nützlich, Beziehung z. d. menschl. Bedürfnissen) — Produktionsziel 146 Z, 225, 244 bis 246, 248, 249, 286 TZ, 291, 295, 296, 297 TZ, 298, 302, 343, 354, 366 — Qualität, Maß und Ziel, konkret, schön 259, 260 TZ, 261, 262, 371 — Gegensatz z. Tauschwert i. d. Antike 308, 311, 314 Z, 319, 343—345 TZ, 347 TZ, 350, 359, 368 — Zwangsübertragung, Ausbeutung 267 TZ, 268 TZ, 295 — Landwirtschaft 262 TZ, 263 — Produktion in Kooperation 143 Z — Zeitgefühl 263 — Mystifikation 257, 258 — Schatz u. Reichtum 179, 281, 283 TZ, 284 Z, 304 Z — Krise 394—396 — produktive Arbeit 405 — Raub 240, 264—265 TZ

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Gebrauchswert, Gebrauchsgut — Austausch 265, 266 TZ, 272 bis 280 TZ, 342 Z — Naturalwirtschaft 268—270 TZ — Patriarch 270—272 TZ — d. Arbeitskraft 145 — u. Münze 305 Z, 341 Z — antike Theorien 153 Z, 154 Z s. Selbstversorgerwirtschaft, Naturalwirtschaft, Bedürfnisse, Produktionsziel, Ökonomik Geld — Wesen 41, 146 Z, 244, 266 Z, 268 bis 269 Z, 274, 283 TZ, 316 Z, 316 bis 317 Z, 329, 345 Z — erste Geldwaren 262 Z, 276 — Metallgeld 44 Z, 280 TZ, 295, 304 Z, 330 Z — Münzgeld 69, 305—306 TZ, 307 TZ, 310 TZ — in der einfachen Tauschwirtschaft (Revenu) 110 Z, 277, 278—279 TZ, 319, 322, 326—327 Z, 352 Z — W—G—W und G—W—G 306 bis 307 TZ, 312—313 Z, 318, 319, 321, 329, 342, 346 TZ, 371 — und Kapital 277 Z, 278 Z, 311 Z, 312 TZ, 313 TZ, 314 TZ, 323 TZ, 329, 351 Z — Geldwechsel und Wechselgeschäft 310—311 TZ, 314 — Geldhandel 173, 310—311 TZ, 314, 331 Z — Bereicherung, Schatzbildung 235, 280 Z, 281 Z, 282 TZ, 283 TZ, 284 TZ, 295, 303, 304 Z, 347 TZ — ökon. Gesetze 44 Z — und altorient. und antikes Gemeinwesen 154 Z, 166, 198 Z, 229, 299, 303, 305, 306 TZ (Rechengeld), 307 TZ, 308, 312, 314, 318, 320, 328—334 TZ, 347, 351 Z, 354 TZ, 357, 359—361, 370 TZ, 381, 384, 394, 396 — antike Geldpolitik 343, 380—382 — Herrschaft über den Menschen — allg. 41, 185 TZ, 271 TZ, 316 Z, 321, 350, 361 — antike Theorie 335—343 TZ Gemeindeland s. Grundeigentum, Bauer

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Sachwortverzeichnis

Geographisches Milieu (Klima, Bodenverhältnisse, Milieutheorie) 74, 78 Z, 98 TZ, 99 TZ, 100, 101, 102, 116, 300—301 TZ, 335 Z s. Mensch (Natur) Geschichte — Sinn 9—11 TZ, 12 Z, 37 TZ, 38 TZ, 40, 457—459 TZ — Voraussetzung 13, 21 — als Erkenntnisquelle 25 — Triebkraft 12 Z, 13, 31 Z, 32 Z, 41 Z, 59—60 Z — dialektischer Prozeß, revol. Char a k t e r 47, 58 s. Mensch Geschichtswissenschaft — Gegenstand 13, 14, 24, 25, 375 TZ — antike 37, 45, 55, 376 — u. Philosophie 48 Z — Forschung u. Darstellung 67 bis 69 TZ, 279 — Entwicklung d. hist. Kritik (modernisieren, identifizieren, verstehen) 29—30 TZ, 45—47 TZ, 51 Z, 56—57 TZ, 62 (falsch), 66, 455 — A n k n ü p f u n g a n vorlieg. Denkergebnisse 39, 40, 44 s. Entwicklung Gesellschaft, gesellschaftlich — zum Begriff 221—222 TZ s. Arbeit(gesellschaftl.), Sein (gesellschaftl.) Bewußtsein (gesellschaftl.), Sprache, Bedürfnisse (gesellschaftl.), Reichtum (repräsent.), Verhältnis, Produktionsverhältnis, Verteilungsverh., Austausch Gesetze (in Natur und Geschichte) — Problem 9—11 — Definition 48 Z, 58 Z, 61 Z — objektiver Charakter 28—29 Z, 33 Z, 62 TZ, 63 TZ — allg. Natur u. Geschichte 38 Z, 39 bis 70 TZ, 422, 438 Z, 452, 454 — Wirkung ausnutzen u. eindämmen — allg. 33 Z, 63 Z, 252—253, 376 — Alter Orient u. Antike ökon. Gesetz 223, 251, 252, 257, 258, 307, 377—382

Gesetze (in Natur und Geschichte) — Ökonom. Gesetze im besonderen allg. 38 Z, 39—70 TZ, 422, — 438, Z, 452, 454 — Unterschied z. d. N a t u r gesetzen 62—67 TZ, 128 — vorübergehend (spezifisch) oder allg.gültig 45—48 TZ, 55—56 Z, 64—65 TZ — Alter Orient u n d Antike 44—45 TZ, 165, 166, 224, 278 Z, 301—302 TZ ö k o n . Grundgesetz 249, 250, — 407—423 TZ Gewalt (Zwang), außerökonomisch — allg. 37, 78, 79, 376 Z — und Ökonom. Verhältnisse 91 bis 92 TZ, 107 TZ, 123, 129 TZ, 130 TZ, 131, 195, 267, 337, 387, 403, 430 bis 431 TZ — ursprüngl. Arb.tlg. u. Klassenbildung 129, 134, 147, 207 TZ, 215 TZ, 216, 378 — Despotie und antike Sklaverei 57, 77 TZ, 109, 120, 138 Z, 139, 145, 151, 158, 177—180, 185 TZ, 187, 190, 191, 195, 220 Z, 232 Z, 233, 234, 254, 321 Z, 322, 327 Z, 332 TZ, 333, 347, 348 Z, 349, 364, 365, 367, 369, 377, 386 TZ, 402, 442 Z, 448 Z — Bauer 220 Z, 221 — Feudalismus 12, 327 Z — Kapitalismus 57 (Negerski.), 71 Z, 151, 158—177, 186 Z, 320 Z (Negerski.), 369 Z, 463 (auch Negerski.), 460 TZ (auch Negerski.), 465 TZ Gewerbe — Hausfleiß ( M a n u f a k t u r - H a n d w e r k i. entsprechenden Sinne) 101Z., 102, 104, 111, 201, 202, 204 TZ, 205, 209 Z, 213 Z, 217, 222, 223, 225 Z, 274, 356 (Manuf.) 364, 385, 393, 429 (Manuf.), 429 Z (Manuf.) — H a n d w e r k 151, 153—156 TZ, 164, 166, 184, 191, 201, 202, 205 TZ, 212, 213, 217 TZ, 220 Z, 222 TZ, 224, 225 Z, 234, 273 Z, 274, 275, 277, 281Z, 303, 319, 335, 336 Z, 349, 351 Z, 354, 355 Z, 356, 372 TZ,

Sachwortverzeichnis Gewerbe 373, 388, 408, 414, 416 Z, 419 Z, 441 Z, 442 Z — Gewerbe i. bes. 166 Z (Manufaktur i. entspr. Sinne) 231 TZ (Indiv.), 241 TZ, 279 Z, 297 TZ, 299, 301, 320, 330—331 TZ, 330—333 Z (Industrie), 335, 358, 361, 362, 441 Z — Manufaktur (im spez. kapital. Sinn) 187, 240, 337 Z — Industrie 78 Z, 144 Z, 297 Z, 327 Z, 332, 351 Z, 359 Z, 363, 375 Z, 460 Z Gleichheit — Ungleichheit — Mensch —Tier 22 — primitive Gleichheit d. Menschen 107 Z, 250, 254 — Arbeit (gleiche) s. d. — Austausch (Gleichheit) s. d. — Menschen, gleich — ungleich 249 TZ, 250, 349 — Klassen u. ihre Aufhebung 92 bis 93 Z, 107 Z — Privateigentum 215—216 TZ, 336 — Verteilung, ungleich 239 Z — formale Gleichheit 348, 360 Z s. Freiheit — ungleiche Entwicklung 36 s. Differenzierung Griechenland, Griechen, griechisch, hellenische Polis — histor. Fragestellung 24, 31 TZ — Mögl. d. Verstehens 45 TZ, 55 — hist. Forschung — logische Darstellg. 69 — als Wurzel d. „Abendlandes" 96 — Grundeigentumsverhältnisse (gebundenes Privateigentum) i. Untersch. z. Alt. Or.) 115/116 TZ, 120, 212, 213, 303, 432 — Charakter u. Gegens. v. großem u. kleinem Grundeigentum 197, 218, 229, 233, 254, 302, 380 — Schuldknechtschaft (Solon) 165, 183, 193, 378/379 s. Sklaverei (Schuldknechtschaft) — Sklaverei — als hist. Notwendigkeit u. Fortschr. 122, 127 Z, 128 TZ,

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Griechenland, Griechen, griechisch, hellenische Polis 180, 229 Z, 264/265 Z, 326, 436 Athen/Sparta 166, 167 — — Ski. aus altor. Ländern 169 — Ski. Mittel d. Bereicherung 235 — Ski. als Basis 339 Z, 448 Z — als Privat- u. Mobilareigentum 435, 453 Widerspr. d. auf Ski. gegr. — Produktionsweise 386 Z — Herrsch, über Barbaren, Ungleichh. d. Menschen 131 Z, 199 Z, 249, 294, 348, 349, 409, 436, 464 — Sklavenhalter, Muße — freie Tätigk. 118, 178/179 Z — Überkonsumtion 242 TZ, 351 Z — Gentilgesellsch., Patriarch, u. Entstehung d. Staates 69, 106, 120, 208, 212, 214 Staat als Machtinstr. 175, — 214 — Staatsutopie 155 Z — Polis als ökon. u. polit. Form 54, 120, 212, 214, 256, 292, 331, 332, 336 Z, 359 (eig. ök. Basis), 352 bis 376 TZ (Polis u. Politik), 392 s. Selbstversorgerwirtschaft — Vorherrsch, d. Politik 29, 363 — Mensch als Produktionsziel 249 — Stadtstaat als „Kunstwerk" 31 TZ, 33, 35, 370, 371 — Polis als Entwickl.phase i. Vgl. z. Alt.Or. Hellenismus u. Rom 333, 334, 359, 383—385, 433, 439, 440 Z, 441 Z, 448 TZ — Zivilisation 330 TZ, 386, 432, 439, 444 — Kolonien 381 Z — Gewerbe, Handel 296, 297 TZ, 298 bis 300, 314, 328 Z — Austauschbeziehungen 320, 330 — Warenzirkulation (W-G-W u. G-W-G) 342 — Schatzbildung 304 Z, 306 Z — Rechengeld 306 Z — Wechselgeschäft 310 Z — Wucher 166, 314

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Sachwortverzeichnis

Griechenland, Griechen, griechisch, helleiiische Polis — Wirkung des Tauschwerts 338 — Kapital 624 TZ — Kultur 149, 179, 180 — Kunst 33, 127 Z, 149, 150, 179, 180, 262, 346 — Wissenschaft 127 Z, 346 — Mythologie u. Religion 211, 345 TZ, 370 — Philosophie u. Literatur vgl. das Namenverzeichnis (Achill, Anarchis, Antipatros, Äsop, Archilochos, Aristoteles, Diodor, Epikur, Euripides, Heraklit, Herodot, Hesiod, Homer, Isokrates, Perikles, Piaton, Thukydides, Xenophon) — Mykenä, Achäer 107 Z, 120 TZ, 149, 200 Z (Heroenzeitalter), 211 TZ, 262 (Heroenzeitalter), 303, 308, 424 (Gentilverh.), 433 (homer. Griechenl.), 447 (Heroenzeitalter), 448 (Heroenzeitalter) — Athen 29, 34, 69, 146 Z, 154 Z, 155 Z, 156, 161Z, 162, 167, 176, 183, 184, 193, 195, 197, 224 (Demos), 296, 297 Z, 301 Z, 320, 331, 335, 340, 341, 373, 379, 380, 381, 383, 417 (Metöke) — Sparta 154 Z, 156, 166, 167, 176, 180, 193, 297 Z, 298, 335, 381 — Korinth 167, 296, 297 Z, 299, 301 Z, 383 s. Antike, Hellenismus, Makedonien Grundeigentum und Grundbesitz, gemeins. — ursprüngl. Gemeineigentum 37 Z, 103 Z, 105 Z, 108, 110 Z, 111Z, 114 Z, 200 TZ, 201, 203, 204, 208 Z, 211, 212, 213 TZ, 215 TZ, 219 TZ, 220. 222, 233, 239 Z, 242, 245, 250, 256, 268, 271, 272, 287, 299, 303, 379, 417, 419 Z, 420, 423, 426 TZ, 427 TZ, 429, 432 — Königseigentum 98 Z, 111—118TZ, 120, 140, 149, 200 TZ, 206—208, 210, 213, 260, 294, 295, 299, 309, 378, 379, 384, 387—393, 395, 413, 423, 427, 431 Z, 432, 436, 437, 443, 444 Z, 446, 447, 450 TZ, 451, 452, 453

Grundeigentum und Grundbesitz, gemeins. — Erbbesitz d. altorientalischen Gemeinden 98 Z, 99, 100, 101 Z, 102, 111—113, 115, 116, 118, 137, 149, 200 TZ, 204, 206 TZ, 207, 208, 209 Z, 211—214, 242, 260, 270, 271, 295—299, 303, 309, 312, 387, 393, 440, 441 Z, 442 Z, 447, 451, 453 — überlassener Grundbesitz (Satrapen) 113, 137, 210 — Einzelbesitz (im Rahmen des Gemeineigentums) 111 Z, 112, 113, 120, 429 — ager publicus — Gemeindeland 116 Z, 117 Z, 198 Z, 200 Z, 217, 222 TZ, 224, 225 TZ, 229, 235, 366, 412, 426 Z, 441 Z Grundeigentum — Privateigentum — allg. 69, 91, 92 Z, 96—120, 173 TZ, 175 Z, 187, 197—200, 211, 235 bis 236 Z, 243, 266, 269, 272, 286, 294, 299, 319, 320, 344, 356 Z, 362 Z, 363 Z, 376, 385, 418, 426 TZ, 432 — Entstehung 103 Z, 215 TZ, 287 Z — ursprüngl. u. formale Gleichheit 215—216 TZ, 336 — antikes, allg. 115—120, 122, 138, 153, 165, 191, 197—200, 211—243, 260, 270, 275, 285, 296, 299, 302, 303, 308, 309, 312, 328, 330 Z, 334, 344, 347 349, 351, 355 Z, 356 Z, 357, 358, 362, 363 Z, 366, 367, 370, 372, 373, 376, 378, 379, 381, 384, 385, 387—389, 394, 395, 397, 410, 411, 413, 416Z, 417, 420, 423 TZ, 426TZ, 427, 429, 432, 433, 441 Z, 443, 444, 449, 450, 451, 452, 454 — antikes, großes 120, 139, 160, 167, 173 Z, 179 TZ, 180, 183, 197—200, 211—243, 250, 311, 312, 318 TZ, 319, 320, 321, 326, 326—327 TZ, 348, 358, 378, 386, 390, 394, 396, 414, 441 Z, 443 Z, 444 Z, 448 — antikes, kleines s. Bauer — Konzentration u. Zentralisation 197, 216, 226 Z, 229, 237 (sinngem.), 239 Z, 320, 381 Z, 390 — Plantagen, Villen, Latifundien 187, 192, 193, 225 Z, 234, 235, 238,

Sachwortverzeichnis 241, 255, 268, 297, 318, 319, 399 bis 400, 414, 431 Z, 462 Z s. Ackerbau (Extensivierung), Kolonat, Sklaverei Grundrente 42, 45 Z, 47 Z, 209 Z, 230 bis 232 TZ, 241, 318 Z, 337 Z, 423 Z Handel, Handelskapital, Kaufleute — Handelskapital, Definition 276, 280, 283 Z, 285, 293 Z, 294, 311, 312—313 Z — Entstehung, Anfänge 232, 239 Z, 280, 281, 283, 286, 287, 289 TZ, 291, 295, 309, 310, 345 — Zwischenhandel 290, 292—296, 297 TZ, 298, 303 — Außenhandel 234, 286, 294, 303, 310 TZ, 311, 352, 357, 379, 385 — Binnenhandel, Markt 281 Z, 332, 334, 385 — Raubhandel 285, 291, 379, 390, 394, 413—414 — Kaufmannshandel 276, 285 Z, 293, 309, 310, 313, 314, 354, 396 — Handelsgewinn 287, 310 — unproduktive Funktion (Betrug, Prellerei) 286 TZ, 287, 288, 293, 294, 311 — produktive Funktion (Ortsveränderung) 309 TZ, 320 — Arbeitsersparnis 287, 288, 294 — Verbreitung der Zivilisation (Kultur) 300, 310 — „Handelsgeist" 291 in Alt.Or. u. Antike 109, 167, 172, 173, 183, 225 Z, 228, 231, 276, 285, 287, 288, 289 TZ, 292, 295, 296, 300 TZ, 302, 303, 309, 311, 328 Z, 331Z, 333 Z, 334, 342, 354, 357, 358, 362, 393, 396, 441 Z, 443, 449 — im Feudalismus 290 Z, 291, 302/ 303 Z, 310 — moderner (Kapitalismus) 209 Z, 303 Z, 310 TZ, 460, 462 TZ Handelsstadt, antike 183, 28i9, 291, 294, 296, 297, 359 Handelsvölker 79, 148, 285, 286 Z, 288, 289, 290 TZ, 291 TZ, 292 TZ, 293, 296, 297 TZ, 298—300, 302, 303 Z, 309, 345, 346, 363, 384 s. Phönizier, Karthager, Kreter 82

Welskopf

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Handwerk s. Gewerbe Hausfleiß s. Gewerbe Hauswirtschaft s. Ackerbau, Sklaverei (Haussklaverei), Familie, Patriarchat (Hausgenossenschaft), Selbstversorgung Hellenismus 34, 149, 191, 330, 383 bis 386 TZ, 440, 445, 451, 454 Herrschaft s. Knechtschaft, Minderheit (herrsch.), Klassen, Staat Hirtenvölker s. Ackerbau Ideologie, Ideen, ideell 31 Z, 32 Z, 51, 59—60 Z, 66, 93 Z, 159, 172, 195, 251, 361, 376, 402—403 Z Industrie s. Gewerbe Indien 96, 97 Z, 99, 100 Z, 101 TZ, 102, 107 Z, 110 Z, 122, 134, 144 Z, 200 Z, 201, 202, 203 Z, 204, 209 TZ, 210 Z, 211, 214 Z, 222, 242, 258, 266 TZ, 268, 273 Z, 281 TZ, 283, 292, 301 Z, 364, 384, 392, 396 TZ, 424, 443 Z, 456 Irokesen 69, 208, 424 J a g d 110 Z, 264, 427 Z, 442 Z s. Raubkrieg, Menschenjagd „Kampf ums Dasein" 22 Kapital (produktives) — allg. 42, 71 81 — Definition, Entwicklung im Alten Orient und in der Antike 152, 266, 278—279 Z, 312—328 TZ, 329; 330 TZ, 342—343 TZ, 350—351 TZ, 354 Z, 362 TZ, 403—404 TZ, 462 Z — Anknüpfung an Antike 359 T Z s. Geld, Handel, Wucher Kapitalismus, Bourgeoisie, bürgerl. Gesellschaft, insbes. im Vergleich zur Sklaverei 12 Z, 22, 32 TZ, 36, 37 Z, 39 Z, 41—47 TZ, 51, 55—58, 62, 71 TZ, 72, 75/76 Z, 80, 82 TZ, 94, 142, 144/145, 148, 151, 158, 160, 161—166, 168, 169/170 TZ, 171, 172, 190 Z, 191 TZ, 194 Z, 209/ 210 Z, 216, 217 TZ, 220 TZ, 226 TZ, 230—232, 234, 235 TZ, 237 TZ, 240, 244 TZ, 246, 254, 261, 268/269 Z, 271, 274, 275 TZ, 277, 328, 334, 337—339 TZ, 344—483 TZ, 350 TZ, 355 TZ, 359 TZ, 360 TZ, 363,

498

Sachwortverzeichnis

366—379 TZ, 385, 387, 389, 392, 394—397, 399 TZ, 402—405 TZ, 408—412, 414—417, 418—423 TZ, 422/423, 441 Z, 449, 454, 460—466 s. Kapital, Geld, Tauschwert Kapitalist 35, 71 Z, 82, 129 Z, 130 TZ, 140 TZ, 141, 146 Z, 162, 175 TZ, 318 TZ, 371, 447 TZ s. Kapital u. Kapitalismus Karthago, K a r t h a g e r 234, 289, 290 TZ, 291, 292, 293 TZ, 294, 296, 297 TZ, 298, 320, 333 Z, 381 Z, 384 Kaste, Kastenwesen (Stand) 134, 150, 154 Z, 155 Z, 210 Z, 267 Kategorie s. Abstraktion Kaufleute s. Handel Klassen — allg. 12 Z, 60 Z, 110, 111, 132, 133, 178, 207, 208 Z, 239 TZ, 281 Z, 293, 315 Z, 324 Z, 330 Z, 356, 362 Z, 374, 378, 397, 398, 412, 425 TZ, 430, 431, 438, 439, 441 — Entstehung 37, 69, 107 Z, 147, 213, 215, 293, 362 Z, 412 — Spaltung 36, 50 TZ, 56, 66, 76, 108, 110, 124, 133, 136, 213, 233, 258, 357, 412, 427, 430, 432 TZ, 438 Z, 441 Z — Herrschaft (herrschende, u n t e r drückte Kl.) 30 Z, 37 TZ, 65, 83, 86, 92 Z, 93 Z, 107 Z, 108, 111, 113, 125, 130, 158, 159, 170, 175, 176 Z, . 181, 185, 189, 196, 204, 206, 208, 210, 228, 254, 255, 258, 260, 357 TZ, 363—365, 373 TZ, 374 TZ, 376, 381, 389, 391, 395, 398, 408, 409, 412, 433 Z, 463 — Gegensätze 37, 93 Z, 127 Z, 132, 134, 176 Z, 318 Z, 360 Z, 362 Z — klassenlose Gesellschaft 421, 438 TZ, 440, 452, 455 — Sklaven s. Sklaven — Bauern 82, 218, 223, 228, 229 Z, 391 — Sklavenhalter s. d. — Lohnarbeiter (moderne) 29, 31, 48, 75 Z, 76 Z, 185, 325 Z, 357 TZ, 368, 427, 439, 441 Z, 465 — Kapitalisten 369, 463 — Moral 93, 175, 178 — Schranken 343 TZ

Klassen, Kapitalisten — angebl. Klassenharmonie 55 Z, 65 s. Arbeitsteilung, Gewalt, Knechtung Klassenkampf — allg. 22, 28, 31, 32 Z, 36, 37 TZ, 187, 189, 190, 192, 193, 195, 199 Z, 209, 233, 237, 255, 374, 397, 398, 442 Z — i. d. Antike (Freie Bürger) 197 TZ, 198 TZ, 199 TZ, 227 TZ, 233, 255, 312, 397 TZ, 441, 442 Z, 448 Z — der Sklaven s. Sklaven — im Kapitalismus 28, 31, 38, 368 Knechtschaft (ökonomische), Ausbeutung, antagonistische Verhältnisse — Ökonom. Knechtschaft, Arbeitsherrn, abhängige Arbeit, V e r f ü gung über f r e m d e Arbeitskraft 32 Z, 36, 57, 65, 74 Z, 76, 77 TZ, 78 TZ, 82—84, 90, 91 TZ, 92 Z, 94, 108, 109 TZ, 113, 123, 125, 129, 130—132, 134—136, 137 (übertrg. A.), 138, 139, 145, 165 TZ, 166, 168 Z, 169, 170, 178, 182, 185, 189, 194, 195, 202, 208 Z, 232, 238 (Knechtsgestalt), 258, 267, 317, 327 Z, 322, 336, 357 Z, 368, 374, 393, 394, 401, 404, 411, 413, 415, 419, 423, 433—437, 442 Z, 446, 450, 451, 453—455, 457, 458 — Knechtschaftsformen 71, 111, 158, 174, 432—434, 437, 438, 450, 458 — Ausbeutung (Beraubung) 37 Z, 75 Z, 78/79 (Def.) 80, 91, 123 Z, 124, 131, 133, 142, 143, 159, 160, 163, 164, 168, 186, 196 (unterdr. Völker), 199 Z, 202, 208 TZ, 219 Z, 220, 226 Z, 232 TZ, 235, 241, 249, 258, 259, 267/268, 269, 270, 274, 276—279, 287 TZ, 294, 295, 317, 318 TZ, 321, 324, 325, 326, 344, 349, 357 Z, 361, 363, 368, 369, 371, 374 TZ, 383, 387, 390 (Kinder), 391, 393—395, 413, 414 TZ (auch unterdr. Völker), 416 Z (Grundges.), 419 Z, 421, 432 TZ (auch

Sachwortverzeichnis Knechtschaft (ökonomische), Ausbeutung, antagonistische Verhältnisse unterdr. Völker), 435, 442 Z, 445, 450, 458, 462, 464 (Kinder), 465 TZ (Kinder) — antagonistische Produktionsverhält. 50 Z, 75—81, 85, 94, 95, 129 Z, 216 Z, 228, 361 (Gegens.) 371, 380, 397 (Widerspr.), 401, 412, 421, 426, 440, 441 TZ, 444, 448, 452, 453, 455, 457 (Widerspr.), 458 — indirekte Ausbeutung 231 (Konkurrenz), 238 (Lumpenprol.), 286 TZ (Wucher), 287 TZ, 293 Z, 294, 347, 354, 413, 414 Kolonat 177, 195, 241, 399 Königseigentum s. Grundeigentum (gemeins.), Sklaverei Konkret — Verwirklichung (d. Möglichk.) 23, 378 — Differenzierung (d. Entwickl.) 24 — Erscheinung 51, 52, 54, 55, 58, 59, 69 — Arbeit s. Arbeit (konkrete) — Gebrauchswert 261, 262, 271, 321, 344 s. Gebrauchswert — Bedürfnisse s. Bedürfnisse (konkrete) — Reichtum s. Reichtum (konkreter) — Tugend 349 s. begrenzt-unbegrenzt, Dialektik, Entwicklung, Form Konkurrenz — i. Alt.Or. u. Antike 93 Z, 156, 191, 210, 221, 224, 225 Z, 229, 232, 239 Z, 319, 320, 379, 394, 395, 408 Kooperation s. Ackerbau, Sklaven, Alter Orient Kosten — Unkosten 141, 159, 172—174 TZ, 220 TZ, 221, 237 u. 239 (auf Kosten d. Gesellsch.), 275, 287, 288, 305 (d. Warenprod.), 325, 332 — Produktionskosten 78 Z, 82, 278/ 279 TZ Kreditwesen 310/311 TZ, 312 TZ, 314 TZ, 330 TZ, 412, 460 32»

499

Kreter 298, 300, 384, 447 Krieg — allg. 337 Z, 376 Z, 379, 463 Z, 441 Z — Heerwesen, Flotte 159, 214 Z, 278 Z, 329, 332 Z, 333 Z, 334 Z, 356 Z, 357 Z, 366, 372 Z, 375 Z — Eroberung 112, 114 Z, 147, 161, 227 Z, 252, 289 Z, 328 Z, 375 Z, 384 TZ, 389 Z, 394, 409, 456 — einzelne Kriege 154 Z, 289, 335, 380, 381, 398 — u. antike Stadt 355 TZ, 357 — u. ant. Bauer 119 TZ, 145, 198 Z, 214 TZ, 215 TZ, 227 TZ, 228, 229, 239, 356, 357 TZ, 366 — u. ant. Grundbesitzer 145, 160, 174, 214 TZ, 215 TZ, 227—229, 238 Z, 339 — u. altoriental. Dorfgemeinschaft 109, 119 TZ, 214 TZ, 215 TZ — u. altoriental. Despotie 109, 119, 210 Z, 285 — Raubkrieg allg. 285, 286 — Sold (Söldner) 150 (Maschinerie i. Kriegsw.) 196, 238, 278 Z, 293 Z, 327, 335 Z, 414 s. Sklave (Sklavenraub) Krise — Stagnation — allg. 138, 18§, 196, 236, 240, 241, 243, 294, 295, 328, 343, 373, 380 — Bauer 224, 226 Z, 227, 236, 239, 327, 416 Z — Sklavenarbeit 150, 151 — Sklaverei als Hemmschuh d. geschichtl. Entw. 181, 182, 195 — Überkonsumtion 160, 242 TZ, 347, 390, 405 — Alter Orient 453, 455 — Kapitalismus 190 Z Kultur 36, 77, 147—150, 181, 185, 202, 205, 209 Z, 228, 237, 242 TZ, 250, 254, 255, 261, 289, 290, 294, 325, 345, 360, 385, 399 Z, 411, 413, 418, 424 Z, 427, 432, 439, 452 Z, 458 Kunst — allg. 134, 135 TZ, 179, 344, 346, 361, 455 — griechische 31 TZ, 33, 35, 125, 127 Z, 135 TZ, 148—150, 179 bis 181, 229 Z, 241 Z, 261, 262, 342 Z, 345, 350 TZ, 458

500

Sachwortverzeichnis

Landwirtschaft s. Ackerbau Lohnarbeiter s. Arbeiter (freier) Makedonien 292, 383—385, 386 Z, 431 Z Manufaktur s. Gewerbe Maschine 85, 139, 143, 144 Z, 150—152, 166, 170, 172, 184, 185 TZ, 187, 190—191 TZ, 315 Z, 316, 324 TZ, 326, 350/351 Z, 357 Z, 363, 422 bis 423, 460 Z Massen 60 Z, 175 TZ, 187, 375 Z, 433 Z, 434, 437, 448, 452 Z s.Sklaven (-Massen und Massensklaverei) Mehrarbeit — Definition 71—80 TZ, 94, 95, 108/109, 119, 145, 185/186, 225 Z, 230 TZ, 232 TZ, 242, 263, 318 Z, 404 Z s. Arbeit (notwendige) Mehrprodukt — Definition 22, 71—73 Z, 75 Z, 77 bis 80 TZ, 108/109, 111, 113, 127 Z, 129, 141, 142, 146, 156, 173, 180, 195, 196, 203, 213, 221, 231, 232 Z, 233, 238, 255, 267, 269, 270, 274, 278 Z, 286 Z, 291^ 300 Z, 301, 311, 319, 350 Z, 377, 378, 380, 395, 413, 414, 416 Z, 419 Z, 420, 421, 446 Mehrwert — Definition 40, 42 TZ, 43, 71 Z, 72, 75 Z, 77 Z, 78, 79, 94, 191, 232 TZ, 270 TZ, 309, 311, 314 TZ, 315, 318 Z, 318/319, 320 TZ, 321, 322, 323, 327, 336, 353, 384, 395, 409, 410, 416, 420, 421 s. Tauschwert Mensch — Menschwerdung 14—29, 38, 41, 87, 138, 181, 209/210 Z, 246, 250, 406, 424, 458 — Mensch, tätiger, wirklicher — allg. 87, 284, 336 TZ, 337 TZ, 411 — Menschenwürde 13, 21, 41 TZ, 61 — gesellschaftl. Lebewesen 17 Z, 25 Z, 222 Z

Mensch u. Natur — allg. 186/187 Z, 251, 252, 253 Z, 300/301 TZ, 423 — Herrsch, d. Natur über den Menschen 230 — d. Menschen über d. Natur s. Menschwerdung, Arbeit, Produktion, Raubbau, Gesetze, Naturgesetze, Grundeigentum — i. d. Geschichte s. Geschichte, Menschwerdung, Zweck der Produktion, Bedürfnisse, Subjekt (Individuum) Produktionsverhältnisse Mexiko s. Altamerika Militärisch-administrativ 331 Z, 332 Z, 333, 359 Militärische Demokratie, heroisches Zeitalter, Überg. aus der Urgesellsch. zu Despotie u. Sklaverei 120, 126 Z, 175 Z, 180, 214 Z, 216 Z, 245 Z, 285 Z, 319 Z, 332 Z, 377/378, 389 Z, 421, 441Z, 447, 448 s. Griechenland (Mykenä, Achäer), Ackerbau, Sklaverei (Haussklaverei) Minderheit, herrschende — produktive u. unproduktive Funktionen 121—134 TZ, 178—181 TZ, 185 Z, 208, 391, 411/412, 413, 458 — Reproduktion 390, 391 s. Arbeitsteilung, Mehrarbeit, Sklaverei, Sklavenhalter, Despot, Klassen, Klassenkampf, Staat Mystifikation, mystifizieren, mystisch 257 TZ, 258, 259, 276, 316 Z, 317 Z, 361 Nation, Nationalität 56, 332, 335/336 Z Naturalwirtschaft 244, 268 TZ, 269 TZ, 270 TZ, 271 TZ, 333 Z, 335 s. Selbstversorgerwirtschaft Neger s. Sklaverei (Kapitalismus), Amerika Notwendigkeit — Lebensnotwendigkeit 34, 37, 71 — historische Notwendigkeit, ök. Gesetz 19, 23, 25 TZ, 27 Z, 30 Z, 37, 38, 52, 53, 55, 58, 59 TZ, 60 TZ,

Sachwortverzeichnis 61 TZ, 61—68 (hist. Ges., Naturges.), 134, 219, 238, 260, 301, 344 TZ, 378, 454/455, 458, 466 — der histor. wissenschaftl. Entwicklung 38, 49 Z, 56 Nützlichkeit 246 Z, 259, 263, 276, 337 s. Gebrauchswert Ökonomie (als Wissenschaft) — antike Anschauungen 130, 131, 335—343 TZ — vormarxistische 38—40 TZ, 42 bis 44 TZ, 50, 68 TZ — marxistische (Untersuchung der vorkapitalist. Verhältnisse) 42 bis 47 TZ, 57 s. Geschichtswissenschaft Ökonomik (Aristoteles) 245 Z, 342 Z Patriarchat, Patriarchalismus, Patriarch — allg. 96, 270—272 (Begriff) — Verwandtschaftsverh. 103, 121/ 122, 140, 434, 435, 437, 441 — Hausgenossenschaft 103 Z, 104, 106, 116 (Hirten), 140, 204 Z, 207, 273 Z, 424, 434—437 — patriarchal. Gemeinde 102, 209 Z, 356 (aus Familien bestehend), 437 — primit. Patriarchalismus 175, 255, 272/273 TZ, 287, 308, 378, 425 Z, 426 Z, 427, 437, 438 Z, 445, 448 — Despot, Despotie, patriarch. 112, 119, 160, 428, 431, 435/436, 437, 445 Z, 447 Z, 455 — Produktionsweise 115, 271, 426, 427, 430, 431 — auf Gebrauchswert gerichtet 270 TZ, 297 Z, 318 — Ideologie 159, 160, 235/236, 259 — Amerik. Sklaverei 462 s. Sklaverei (Hausski., Familie) Persien 100, 155 Z, 214 Z, 380, 440 Z Peru s. Altamerika Philosophie — als Überbau 32 Z — zur Kritik 52 Z — antike allg. 35, 94, 178/179 Z — antiker Materialismus 49 Z — antiker Idealismus 49 Z, 55

501

Philosophie — Materialismus „alter" 31Z, 39, 41 Z — Metaphysik 14, 24, 59 Z, 60/61 TZ, 93 — Hegel 9 Z, 38 Z, 39 Z, 40 — Geschichtsauff. d. dial. Materialismus 12—70, 42 Z, 49—50 Z — System — Leitfaden 48 Z, 49 Z, 51 Z, 459 Z s. Dialektik Phönizier, Phönizien 289 TZ, 290 TZ, 291, 292, 293 TZ, 294, 296, 297 TZ, 298, 300, 363, 389, 461 Polis s. Griechenland Privateigentum s. Akkumulation, Grundeigentum, Sklave Produktenübertragung (ohne Tausch) 77 (Zwang), 265, 266 TZ, 267, 269, 270 Produktion — Definition 14 Z, 15 Z, 16 TZ, 20—22, 64 Z, 87 TZ — Produktion u. Reproduktion allg. 72 TZ, 73 TZ, 76, 87, 218 Z, 403—406 TZ s. Arbeitskraft, Arbeiter (freier), Bauer, Dorfgemeinschaft, Sklave, Minderheit (herrschende), Bedürfnisse, Produktionsziel — gesellschaftlich-individuell 73 Z, 86 TZ s. Arbeit (gesellsch., vereinzelte) — materielle und geistige s. Arbeitsteilung — Produktion u. Eigentum s. Aneignung, Eigentumsverhältnisse (allgem.) Produktionsinstrumente — allg. (Werkzeug) 15 Z, 16 Z, 20, 21, 23, 36, 84, 89 Z, 128 Z, 152, 213, 420, 437, 439, 442 TZ s. Wasserregulierung — Mensch als instrumentum vocale 194 Z — Haustier 84, 174, 175, 442 Z — Instrument, Werkzeug, Produktionsmittel 84—86, 113, 118, 136 TZ, 138, 371, 422, 423

502

Sachwortverzeichnis

Produktionsmittel 30 Z, 73, 75, 76, 78, 90, 401, 404, 422, 423, 440 Z, 442 TZ Produktionsperiode s. Ackerbau, Stadt (Stetigkeit) Produktionsverhältnisse — Definition 25 Z, 45/46 Z, 81—82 — allg. 440 Z, 444, 448, 455 — u. Produktivkräfte (Übereinstimmung) 380, 441 Z, 442 TZ — unmittelbare — versachlichte 248 TZ, 255, 256, 257 TZ, 258, 316 Z, 317 Z, 350 — Struktur u. Bewegung 244 Z, 457, 464 — bestimmendes Produktionsverh. 446, 452, 453 s. Eigentumsverh., Grundeigentum, Sklaverei, Bauer, Arbeiter (freier), Tauschwert, Ware, Geld, Kapital Produktionsziel — Sache (Wert) als Selbstzweck 285, 292, 312—314 TZ, 322, 336, 338 TZ — Mensch als Produktionsziel 179 TZ, 223 Z, 249—251, 269, 337 TZ, 338, 344, 349, 420, 421 Produktivität s. Arbeit, Arbeitsteilung Produktivkräfte 25 Z, 46 Z, 51, 84—87 TZ, 404 Z, 441 Z, 442 Z, 455 s. Arbeitskraft, Produktionsinstrumente Produzenten — unmittelbare 71Z, 140 Z, 145 Z, 146 Z, 185, 186 Z, 194 Z, 279, 423 Z, 450 Z s. Arbeit, Arbeitsteilung — Trennung von den Produktionsmitteln 94, 161 TZ, 164—171 TZ, 387, 393, 433 Z, 434, 435—437, 438 Z, 451, 453 — Privatproduzenten 33 Z s. Arbeit (isolierte, Warenproduktion — u. Produkt 41 s. Ware (Herrsch, über d. Menschen)

Produzenten — Reproduktion der Produzenten 78 Z s. Sklave (Reprod.) — u. Dogmatiker 34 TZ s. Arbeiter (freier) s. Ackerbau, Stadt (Stetigkeit) Profit 42, 45 Z, 311 Z, 318 Z, 327 TZ, 337 Z, 371, 409, 411, 414, 416 Z, 421 Proletariat — antikes, Surpluspopulation 94, 161 Z, 165, 166, 189, 196, 199, 227, 237 TZ, 238, 239, 372, 397 Z, 398 Z — modernes 57, 161, 324 TZ, 357 Z, 359 Z, 398 Z, 428 s. Arbeiter, freier Psychologie — psych. Wesensart d. Völker 25 — Mensch u. Industrie 178 Z s. Ethik (Verhaltensweisen) Raub — allgemein 94, 240, 244, 263, 264 TZ, 265 TZ, 267, 286, 315, 333, 366, 376, 379, 390, 396, 416 Z, 431 Z, 443 — Seeraub 285, 288 s. Handel (Raubhandel), Sklaverei (Sklavenraub) Recht, Gerechtigkeit — allg. 442 Z, 455 — Rechtsverhältnisse als Überbau — allg. 25 Z, 39 Z, 90,92/93 TZ, 125, 452, 465 TZ Antike 29 Z, 82, 88, 93 TZ, — 127 Z, 175, 176, 236 TZ, 347 TZ, 348/349 TZ, 465 — Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit 93, 336, 338 Reichtum — allg. 36 — als Selbstzweck (Tauschhandel) 146, 283 Z, 284 Z, 292 TZ, 305, 307, 328 Z, 335 Z, 342/343, 346 Z, 350 Z — als unmittelbare Herrschaft 327 Z — genießender (Gebrauchsgüter, konkreter) 179 TZ, 185 TZ, 231, 245 Z, 260 TZ, 261, 268 TZ, 283,

Sachwortverzeichnis Reichtum 287, 299, 301, 311, 321, 327 Z, 333 Z, 335 Z, 342 Z, 404, 405 Z — Reichtum erzeugen 202/203 TZ, 219, 223 Z, 239 Z, 241 Z, 242 TZ, 268 TZ, 293 Z — Krieg um Reichtum 215 Z — destruktive Wirkung 227 Z, 239 Z s. Schatzbildung, Arme und Reiche Relation, relativ 47 Z, 59 Z, 67, 76 Religion — allg. 30—32, 35, 49, 80, 259, 350, 365, 367, 370 — als Überbau 25, 26, 30 TZ, 31, 32 TZ, 370 — Christentum 39, 47 Z, 80, 348 — Göttervorstellungen, Kult, Riten 210 Z, 252, 258, 259, 345 TZ, 365, 435, 455 Reproduktion s. Produktion Revolution, revolutionär — allg. 47, 48 Z — i. d. Antike 237, 399 Z — modern (Kapitalismus) 327 Z Rom — Möglichkeit des Verstehens 45 TZ, 55 — Forschung u. Darstellung 69, 330 — Eigentum a. Produktionsmitteln 326 — Grundeigentumsverhältnisse allg. 115, 116 TZ, 117 Z, 231, 240, 243 TZ, 260 — Privatgrundeigentum 237, 334 — Entstehung 213, 433, 441 Z — Konzentration d. Grundeigentums 197, 229, 239 — Kampf großes gegen kleines Grundeigt. 197 TZ, 198 TZ — großes Grundeigentum 235, 241, 268, 431 Z, 441 Z, 448 — kleines Grundeigentum (Bauer) 200 Z (Urbarm. Italiens), 218, 228, 237, 254, 337 Z, 380 — iamilia, patriarchal. Hausgenoss. 103 Z, 106, 424, 465 — Patrizier, Adel 183, 198 Z, 222 (Raub d. Gemeindelandes) 226 Z, 227 Z — Plebejer 166, 198 Z, 227 Z — Proletarier 166, 237 Z, 397 Z

503

Rom — Sklaverei — als Notwendigk. u. Fortschritt 122, 230 — als mobil. Privateigentum 118, 418, 441 Z, 453 steigender Sklavenbedarf — 167 — Alt. Or. als Ski. Reservoir 149, 150, 169 — Versklavg. v. Griechen 464 — Reproduktion d. Ski. 161 Z, — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —

162, 166

Ausbeutung 185, 441 Z Schuldsklaverei 165 TZ Kindersklaverei 165 TZ, 465 als Mittel d. Bereicherung 235 als materielle Grundlage 264 Z, 441 Z, 449 Z als Hauptform d. Produktion 386 Z Niedergang d. Ski. 166 Widerstand 192, Flucht 193 Sklavenhalter Freiheit 118 Leitungsfunktion 179 altröm. Einfachh. 320, 321 Überkonsumtion 162, 242 TZ, 351 Z Gleichheit — Ungleichheit 199 Z, 249, 464 (Griechenski.) Verhältnis z. d. Barbaren 409 TZ Staat und Politik 34 TZ Vorherrschaft der Politik 29 Z, 369 Gentilgesellsch. u. ihre Beseitigung 208 TZ, 212, 213, 349 Z Entstehung d. Staates 213, 214, 373 Staat als Machtinstr. 175, 177, 441 Z Untergang 396, 399 TZ, 415 Militär, administr. Klammer 331, 359 Prinzipat 414 Z Munizipien 331, 333 Z Steuern und Lasten 333 Z civis romanus 146 Z

504

Sachwortverzeichnis

Rom — ökon. Basis 359, 379, 462 TZ (kein Kapitalismus) — Kriegswesen, (Eroberung 215 Z, 227 Z, 228, 290, 328 Z, 333 Z, 366, 384 — Kriegsdienst, Sold 238 Z, 334 Z, 357, 409 Z — Stadt und Land 352, 359, 370 — als Entwicklungsphase i. Vergl. z. Alt. Or., Griechenland u. Hellenismus 96, 155 Z, 440 Z, 449 Z, 454 — Zivilisation 439 — Römisches Recht 307 Z, 349 Z — Gewerbe 330, 331 — Austausch 320 — Warenproduktion 381 — Warenzirkulation 305, 381 — Handel 293/294 Z, 314, 328 Z, 331 (Handelskapital), 333, 336 Z — Getreide aus Ägypten 298 TZ — Geld 328 Z, 332 Z — Schatzbildung 304 Z — Wucher 166, 331 TZ, 381 Z, 441 Z — Wechselgeschäft 310 Z s. Antike, Kolonat, Proletariat (antikes) Sache, Beziehg. d. Menschen z. S. s. Mensch (Natur), Grundeigentum, Gebrauchswert, Tauschwert, Ware, Geld, Reichtum S a t r a p 107 Z, 109, 111, 113, 179, 180, 204, 206, 277, 278, 291, 299, 308, 333 Z, 352 Z, 365, 439, 445, 446, 455 Schatzbildung — Alter Orient 280—285, 294/295 TZ, 395 — Antike 303—306 TZ, 313 Z, 314 TZ, 320, 321, 335 Z, 350 Z, 443 Z, 444 Z s. Edelmetalle, Reichtum, Geld, Tauschwert Schuldverhältnisse — Schuldner 197 TZ, 198, 227 TZ, 229, 312 — Gläubiger 198 TZ, 227, 229, 233, 312 s. Sklaverei (Schuldknechtschaft), Bauer, Wucher, Kreditwesen

Selbstversorgerwirtschaft (Autarkie), eigener Bedarf — Hauswirtschaft, Hausgenossenschaft 104, 204 Z, 245, 273, 302 — ursprüngl. Dorfgemeinsch., bäuerl. Wirtschaft 104, 106, 201, 203, 245, 268, 273 Z, 274, 336 — altor. u. altamerik. Dorfgemeinsch. 102 TZ, 111 Z, 201/202, 208, 268, 364, 385, 392, 396 Z — altor. Despotie 79 — antikes Gemeinwesen 79, 146, 154 Z, 156, 214, 215 Z, 224, 229, 236, 240, 242, 298, 319, 322, 331, 335, 342/343 TZ, 354, 367, 381 — Latifundien 241 TZ — N a t u r a l f o r m allgem. 79, 172, 179, 201, 257, 269, 270, 298, 319, 322, 337 Z, 338 s. Gebrauchswert, Sklaverei, P a t r i arch, Naturalwirtschaft Sklave, Sklaverei, Arbeitspflicht d. Bevölkerung — Sklave, Definition — Mehrdeutigk. d. Begriffs 57 — Produktionsverhältnis und Grundwiderspruch 81—94, 173/174 TZ, 175, 326 — Unterscheidungsmerkmale 105, 137/138, 168 TZ, 182, 189 TZ, 264/265 TZ, 417, 418, 433 Z, 434, 435, 437 bis 439, 440 Z, 441 Z, 450, 453, 454 — Unterschied Sklave—Lohnarbeiter s. Arbeiter (freier) — ö k o n . Notwendigkeit 127 Z, 128 Z, 160—170 TZ, 229/230 Z, 440 Z, 466 Z — Haussklaverei — Definition 106 433—437 — Übergangsperiode (milit. Demokr.) 102, 103, 104, 105 (Gehilfen), 106, 377/378, 441 Z, 448 Z, 449 — Alt. Or. 102, 104 TZ (indir. Grundig.), 105, 106, 108, 113, 137 Z, 141, 159, 434 (indir. Grdl.), 441 Z (indir. Grdl.), 445, 447

Sachwortverzeichnis Sklave, Sklaverei, Arbeitspflicht d. Bevölkerung — Antike 106, 137 Z, 141, 249, 273, 377/378 — In der Familie (latente) Sklaverei, Sklaven d. Patriarchen — Definition 105, 106, 122, 203 Z, 435 — Kinder spez. 165 TZ, 308, 389, 434, 435, 464, 465 TZ, 466 Z Übergangsperiode (milit. — Demokr.) 102 TZ, 103 Z, 104, 106, 108 TZ, 116, 122, 203, 207, 426 TZ, 441 Z, 449 — Alt. Or. 102, 104 TZ (abhäng. Arb. nicht entehrend), 106, 140, 160, 203, 207, 210 Z, 295, 434, 435, 437 — Antike 103 Z, 105, 106, 160, 389 — Knechtschaft unter dem Despoten (Alt. Or.) — latente Sklaverei 102 TZ, 103, 112, 113, 115, 117, 118, 137, 138, 140, 147, 149, 200, 271, 295, 393, 413, 431, 439, 446, 450, 454 im Grunde Sklaven 111/ — 112 TZ, 113 — primitive Sklaverei 444 Z, 445 Z allgemeine Sklaverei 112 — TZ, 113 TZ, 115, 118, 119, 294, 450, 451 — Haussklaverei im erweiterten Sinn 112, 204, 207, 295, 436, 437 — allgemeine Knechtschaft 280, 308, 437, 451, 456 Arbeitspflicht, Zwangsarb., — gemeins. Arb. unter d. Kommando d. Desp. 108, 113, 120, 122, 139, 158, 159, 193, 207, 230 Z, 267, 295, 393, 394, 413, 436, 443, 444 TZ, 445 TZ, 446—448, 450 Z — indiifer. Verhältn. 113 bis 115, 118, 207, 384, 434, 450

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Sklave, Sklaverei, Arbeitspflicht d. Bevölkerung — unmittelb. Produz. in Verbdg. m. d. Boden 118, 140, 149, 159, 435, 436, 437 — löst d. Gemeineigtumsverh. nicht auf 112 Unterscheidg. v. feudalen — Knechtschaftsformen 387 — Eigentum am Menschen — Folge d. Stammeigt. an d. Produktionsmitteln 111 Z, 114 Z, 115 — Grundeigentum als accidens d. Eigt. a. M. 423 Z — Königseigentum (allg. ökon. Verfüg.gew. über d. ansäss. Bevölk.) Alt. Or. 112, 114 Z, 117, 118, 140/141, 206/207, 387, 413, 418, 423 Z, 426 Z Privateigt., Mobiliareigent. — (v. Boden getr. mobil. Arb.kr.) Antike 114 Z, 116, 117, 118, 119, 129, 136, 138, 141, 147, 149, 160, 165, 167 bis 175 TZ, 187, 196, 200, 206/ 207, 216, 232 Z, 254, 286 TZ, 287, 295, 299, 303, 308, 324 TZ, 366, 378, 384, 393, 394, 395, 413, 417, 418, 423 Z, 426 Z, 429, 432—439 TZ, 441/442 TZ, 447, 448, 450, 455 — Privateigentum, Mobiliareigentum Alt. Or. 112, 115, 118—120, 122, 159, 433 Z, 436, 439, 445, 446, 450 Z — Mensch als Ware (Sache) 286 TZ, 325 Z, 435, 442 Z s. Sklavenhandel — Antike Sklaverei (offene, spezifische) — Bestandteil d. Gesellschaftssystems s. Sklavenhaltergesellsch. — Mensch nur Produktionsmittel s. Produktionsinstr. — widerspricht d. Gemeineigentum u. fördert Privateigentum 112, 114 TZ, 115, 118, 141, 159

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Sachwortverzeichnis

Sklave, Sklaverei, Arbeitspflicht d. Bevölkerung — differenz. Verhältnis 114, 117, 118, 160 — außerökon. G e w a l t (auch Krieg) 119, 158, 190, 264 s. Gewalt, Sklaverei (Raubkrieg) s. Eigentum a m Menschen (Privateigentum), Sklave (Def.) — Antike „Arbeitssklaverei" 105 TZ, 106, 434 — „Massensklaverei" 105 TZ, 434, 447, 448 TZ — Sklavenmassen 177, 188, 192—194 — Antike Theorie 130 Z, 131 TZ, 138, 149 — Reproduktion d. Sklaven — natürliche 150, 161 TZ, 162, 163 TZ, 167, 390, 391 — durch die ökon. Verh. 91 TZ, 160, 162, 163, 164, 165 TZ s. Schuldknechtschaft — durch d. außerökon. Gewalt 166, 167, 391, 394 — der Arbeitskraft, laufd. 80 TZ, 254 — Unterhalt d. Sklaven 151, 172, 174, 185/186 TZ, 187, 189 TZ, 190 Z, 287 Z, 324 Z — Peculium u. a. Freiheiten 151, 183, 189 Z, 324 — Schuldknechtschaft, Schuldsklaven 149, 165 TZ, 166, 193, 226 Z, 227, 308, 379, 445 — Heloten 166, 167, 193 — Kriegsgefangene 105, 115, 119, 127 Z, 149, 150, 159, 168 Z, 193, 215, 288 — Sklavenraub, Raubkrieg, Menschenjagd 114 Z, 119, 141, 149, 160, 166, 167, 172, 173, 174 TZ, 176, 180, 215, 228, 264 TZ, 286, 287, 288 TZ, 291, 302, 308, 309, 390, 391, 394, 458 — Sklavenhandel 141, 147, 149, 150, 162, 166, 167, 172—174, 180, 286 TZ, 287 TZ, 288, 291, 293, 308 TZ, 309, 320 TZ, 329 TZ, 379, 461

Sklave, Sklaverei, Arbeitspflicht d. Bevölkerung — Arbeitsteilung zwischen H e r r n und Sklaven (leitd. — ausf., Kopf- u. Hand-, materielle u. geistige Arbeit) 121—136 fördernde Wirkung 122, — 125, 126 TZ, 127 TZ, 128, 129 TZ — h e m m e n d e Wirkung 135 bis 136 TZ — Arbeitsteilung u n t e r den Sklaven allg. 156, 157, 434 — — Dienste (Gehilfen, Bediente, Kopfarbeit) 105, 106, 125, 135, 137 TZ, 147, 148, 162, 183, 188, 192, 319, 434 — Villicus, Epitropos, Verwalter 35, 151, 178/179 TZ, 180, 183, 184, 188, 358 — Polizei 180 — materielle Produktion (Handarbeit) 105, 106, 135, 179, 180, 192, 319, 434, 448 — Ackerbau 106 TZ, 137 TZ, 183, 188, 192, 193, 238, 320, 448 — Hirten, Viehzucht 106, 137 TZ, 188, 238 — H a n d w e r k e r 137 TZ, 149, 150, 183, 184, 188, 320, 448 Bergwerkssklaven 183, — 185 Z, 192, 320 — Kooperation (Möglichkeiten u n d Grenzen) — Begriff u. Wesen 142/ 143 TZ, 256, 264 TZ, 266 Z — Alt. Or., Dorfgemeinschaften 102, 140, 206 Z, 393, 436, 461 Z — unter dem Despoten 108, 140, 141, 159, 254, 258, 377/378, 393, 436, 446, 451, 461 Z — Antike Sklaven 139—147, 156, 157, 187, 195, 229, 233, 234, 237, 241, 325, 393, 395 — Qualifizierung des unmittelbaren Produzenten (Möglichkeiten u. Grenzen) — Alt. Or. 147, 148, 150

Sachwortverzeichnis Sklave, Sklaverei, Arbeitspflicht d. Bevölkerung — Hellenismus 149, 151 Antike, Möglichkeiten: 147 — bis 151, 156, 157, 183, 184, 395, 463/464 — Grenzen: 187, 188, 192, 194, 237, 325, 395 — Kontrolle, Anreiz, Strafe 150 bis 152, 159, 171, 172 TZ, 177 — Stetigkeit der Arbeit — Alt. Or. 144 Z Antike 143, 144, 145 TZ — — Verlängerung des Arbeitstages, Überarbeit, Menschenmord 145, 146 TZ, 163 TZ, 185 TZ, 221, 321 Z — Arbeitserleichterung 182—184 — Psychische Einstellung z. Arbeit 181—196 TZ — Sklaven als Klasse 130, 167, 185, 281, 391 — Mitgl. d. altor. Dorfgemeinsch. als Klasse 437 — Klassenkampf der Sklaven — allg. 438 Z — legal/illegal 190, 191 TZ, 374, 376, 397, 398 — revolut. Seite des Elends 188 TZ — Klassenbewußtsein 189 TZ, 190 TZ — Widersetzlichkeit 169, 172, 176, 177, 187—189, 195 — Arbeitssabotage 192, 193, 194 TZ, 195 — Attentate 192 — Flucht 168, 170—172, 176, 192, 193 — Aufstände 167, 177, 189, 192, 193, 237, 241, 326, 398 TZ, 399 TZ — Sklavenaristokratie 184, 192 — Bündnisfrage 193, 195, 196 s. Knechtschaft, Gewalt, Sklavenhalter Sklavenhalter (Alt. Or. u. Antike) — Eigentum a. d. Produktionsmitteln 168 Z, 199 TZ (Vollwert. Eigentümer)

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Sklavenhalter (Alt. Or. u. Antike) — Privateigentümer 370, 422, 423 — Grundeigentum 139, 348 — Personifizierung d. Produktivkräfte 404 TZ — Lebensmittelfond 140 TZ — Minderheit d. Gesellsch. 391 — Nutznießer der Kooperation 141 bis 143 — Nutznießer der Stetigkeit d. Arb. 145 — Nutznießer der Qualifizierung d. Arbeitskräfte 149/150 — Aneignung d. Mehrprod. 146 TZ, 147 — nutzt billiges Produktionsmittel 191 — unter ökon. Zwang 187, 379, 393, 395, 416 Z, 419 Z — Charakter, Ethos 175, 178/179 Z, 458 — hist. Zweck d. Produktion 268 TZ, 350/351 TZ, 405 TZ, 411 TZ — auf Mehrwert gerichtete Prod. 318—322 — Aufwand v. Unkosten 173/174 TZ, 325 — außerökon. Gewalt b. Sklavenbeschaffg. 167, 169, 326 — Kontroll- u. Zwangsmaßnahmen i. Betrieb 151, 159, 160 (ideol.), 171 — Machtkonzentr. i. Staat 175—177, 180, 367 — Klassenkampf gegen d. Sklaven 166, 167, 176, 192, 195, 196 — Freilassung v. Ski. 162 — Wucher 226 TZ — Krieg 228, 366, 367 — Sklavenhändler 287 — Muße 178/179 TZ, 180, 371 — kultur. Bedeutg. 242 — Verachtung d. Arb. 178/179 TZ, 196 — Wohnsitz i. d. Stadt 363 — entvölkert d. Land 239 TZ — Keime d. Feudalismus 241 Sklavenhaltergesellschaft, Gesellschaft der Sklaverei (Sklaverei wesentl. Bestandteil d. Gesell-

508

Sachwortverzeichnis

schaftssystems, H a u p t f o r m d. Knechtsch.) 71 Z, 105 Z, 120, 146 Z, 153 Z, 181 Z, 197 Z, 199 Z, 200, 217 Z, 220 Z, 232 TZ, 325 Z, 339 Z, 386 Z, 397 Z, 416 Z, 432, 438—445 Z, 448—450 Z, 452 Z, 457 Z Sklaverei im Kapitalismus — Kolonial- u. Negersklaverei 57, 82, 122, 146 Z, 149, 163 TZ, 169 Z, 173 TZ, 174 TZ, 192, 193, 194 Z, 220 TZ, 293, 320, 326, 460 TZ, 461 TZ, 462, 463 — Kindersklaverei 57, 460 TZ, 464 TZ, 465 TZ, 466 TZ s. Amerika Sold (Söldner) s. Krieg Sprache — allg. 14, 17 TZ, 18 TZ, 19—21, 23, 24, 26 TZ, 101 TZ, 102, 192, 193, 194 Z, 229, 360 TZ, 361 — Phrase 51 Z, 58 Z, 69, 361 — Sprachwissenschaft 19 Staat, Politik — Entstehung 103 Z, 107 Z, 108, 126, 127 Z, 129, 203/204 TZ, 421, 438 — gesellschaftliche Aufgabe 33 Z, 107 Z, 108, 209 Z, 214 Z, 278, 375 Z — als Form der außerökonomischen Gewalt 158—160, 164, 175, 176 TZ, 177, 180, 189, 373 Z, 374 Z, 402 Z, 430/431 — Alter Orient 439, 446, 447, 453, 455 — u. Privateigentum 115/116 TZ, 118, 120, 213—215, 225 Z, 226 Z, 237 — Polis und Politik 331 TZ, 352 bis 376 TZ, 439, 441 Z, 450 — dial. Anschauung 48 Z, 68/69 — St. u n d Sklaverei 348 Z, 426 Z, 439 — als Überbau (Wirkung und Rückwirkung) 12 Z, 13, 25 Z, 27 Z, 28, 29 TZ, 30 TZ, 31, 32—34 TZ, 35, 37—40 TZ, 80, 92 Z, 188, 198 Z, 375 Z, 376, 430/431Z, 446, 452 — politische Tätigkeit i. d. Muße 125, 179 TZ, 180 — Staatsschatz 304 Z — Münzrecht 305 Z, 306 TZ — modern. Kapitalismus 447

Stadt — Arbeitsteilung, Geldwesen, H a n del 155 Z, 241 Z, 335 Z, 336 Z — Arbeitserleichterung 183, 184, 399 Z — Stetigkeit d. Arbeit, Kooperation 360, 361 — alt. Orient. Stadt 205, 231, 278 Z, 352, 353 — antike Stadt 212, 213, 231, 249, 256, 288/289 TZ, 323, 331, 333, 351Z, 352—376, 384, 385, 390, 392, 394, 412, 425 Z, 429, 431 TZ, 439, 451 — Stadt u. Land s. Ackerbau (Land u. Stadt), Bauer (Reprod.) — Städter 229 — Proletariat 237 TZ, 238 s. Handelsstätte, Griechenland, Rom Stamm, Stammwesen 88, 98, 110 Z, 111Z, 112, 115, 116, 207, 208 Z, 211, 212, 219, 259, 272 TZ, 273, 288 TZ, 355 Z, 361Z, 426 TZ, 427 TZ, 429 Steuer — allgemein 362 Z, 364 Z, 414 — Steuersystem 227 — Steuerpächter 312 — Naturalsteuer 333 — Fiskus 354 Subjekt, subjektiv, Individuum, Persönlichkeit — Tätigkeit 41 Z — individ. Zwecke u n d Motive 9, 37, 59/60 Z, 63, 314 Z — Persönlichkeit 61, 69, 83 Z, 89 Z, 110 Z, 115/116 Z, 175 Z, 220 Z, 223 TZ, 229 Z, 235 Z, 260 TZ, 283/ 284 TZ, 314 Z, 344 TZ, 348, 349, 352 Z, 361 TZ, 362 Z, 370 Z, 389 Z Synthese — historisch 34 Z — wissenschaftlich 43, 50, 58, 67, 68, 69, 83/84 Tagelöhner s. Arbeiter (freier) Tauschwert — Wesen u. Begriff 40, 42, 43, 56, 71 TZ, 72, 77 Z, 247, 274, 275 Z, 282, 316 Z, 338/339 TZ, 340/341 TZ

Sachwortverzeichnis Tauschwert — Geldform 146 Z, 280 Z, 281, 283, 284 Z, 292, 305, 306 TZ, 307, 313 Z, 316 Z, 322 — Abstraktheit 263, 283/284 Z, 371 — Wertgesetz 407—410 — Kapitalform 313—316 TZ, 318 Z, 319, 322 — Herrsch, über den Menschen (Produktionsziel) 41, 246, 271 TZ, 276, 284, 290 TZ, 291, 292, 296 bis 298, 300 Z, 302, 315 TZ, 316 Z, 321 TZ, 344, 346—351, 368, 371, 384, 401, 410, 412 — Tauschwert und Raub 265, 396 — in der Urgesellschaft 272, 273, 275 Z — in der Antike und im alten Orient 157, 231, 240, 244—246, 274 TZ, 275 Z, 295—299, 302, 303, 311, 312, 325, 326, 328, 330, 343, 352, 354, 359, 379, 386, 395, 410, 412, 418 — Einfluß u. Grenzen 325 TZ, 343, 344—350 s. Austausch, Handel, Ware, Wucher, Reichtum, Schatz Tribut 34, 47, 109, 111, 113, 159, 207, 240, 295, 384 TZ, 394, 413, 444—447 Typ, Typisch 67—69, 279 Überbau s. Basis Ungleichheit s. Gleichheit Urgesellschaft, Gens, Gentilgesellschaft, Gentilgenossen — Urgesellsch. als Gesellschaf tsform allg. 36, 211, 430, 432; 438 Z, 439, 441 Z, 443 Z, 452, 455 — Grundgesetz 419—423 TZ — Eigentumsverh. 200, 206 TZ, 211, 219 TZ, 245, 250, 254, 256, 271, 419, 422, 423, 427 Z — Auflösung d. Gemeineigentums 118, 212, 215—216 TZ — Auflösung d. Urgesellsch. 175, 207, 208 TZ, 212, 441 Z — naturwüchsige Arbeitstlg. 121, —

128

Anfänge d. gesellsch. Arbeitstlg. 148, 203—205 TZ, 273 Z

509

Urgesellschaft, Gens, Gentilgesellschaft, Gentilgenossen — primit. tradit. Produktion u. Technik 142, 152, 201, 202, 255, 273 TZ, 388, 414, 427 Z, 442 Z — Urbarmachung großer Strecken 200 Z — Reproduktion, erweiterte 203 — Selbstversorgung 245, 246, 250 — Herrsch, d. Produz. über d. Produkt 256 — Entstehung d. Austauschs 273 TZ, 285, 288 — Freiheit s. d. — Gleichheit (primitive) s. d. — Hilfsbereitschaft, Gleichberechtigung, sittl. Höhe 208 Z, 250 — Reste urgesellsch. Verhältnisse i. Alt. Or. u. d. Antike 281, 447, 450 Z, 451 s. Mensch (Menschwerdung), Barbaren, Dorfgemeinschaft (ursprüngliche), Stamm, Ackerbau, militärische Demokratie, Arbeitsteilung Vergleich (wissenschaftlich) 51, 54, 55, 61 Z, 62, 67 Verhältnis (Begriff) 61/62 Verteilungsverhältnisse 43 Z, 45/46 Z, 56 Viehzucht s. Ackerbau Vorkapitalistische Produktionsweisen 72, 226 Z, 230, 231, 246, 355, 387, 415, 418, 462 Vorratsbildung 109, 283 Z, 396 TZ Ware — allg. 40, 41, 43, 51, 247 Z, 261, 269 Z, 274, 286 Z, 316 Z, 371 — Alt. Or. u. Antike 245 TZ — Grund u. Boden 235 TZ, 236 TZ — Herrschaft über den Menschen 41, 256, 257, 261, 263, 276, 316 Z, 325, 350, 421 (Versachlichung Kapitalismus) — Geldware 283/284 Z, 307 TZ, 310 TZ — Mystifikation 257 TZ, 276, 316 Z, 361 s. Geld, Tauschwert

510

Sachwortverzeichnis

Warenproduktion — allgemein 42, 56, 78, 246, 266, 268, 270, 305, 318 Z, 369, 370, 392, 405 TZ, 407—409, 463 — Antike allg. 246, 275 Z, 282—284, — 286 Z, 304, 308, 309, 330 TZ, 332, 353 TZ, 354, 355 Z, 359, 378, 381 — Entstehung 205 TZ, 234, 266 Z, 267, 272 TZ, 273 Z, 303 Z — Sklaverei 146 TZ, 163 TZ, 164, 165, 167, 185 TZ, 279, 286 TZ, 308, 319—326, 379 — großes Grundeigentum 234 Schuldverhältnisse, Geld— wesen, Wucher 197, 224, 225, 229, 294/295 Z, 355 Z — Theorie 335—349 — Alter Orient 208, 268, 275 Z, 282—284, 286 Z, 295, 305, 353 TZ, 393 — Warenzirkulation 238, 268, 280, 294 Z, 300 Z, 305/307 TZ, 312 bis 316 TZ, 317, 333, 358 Z — im Widerspruch zur Selbstversorgung 240, 245 TZ, 268, 282, 283, 296, 333/334 TZ, 350, 395, 396 Z, 404, 405 TZ — anarchisch-maßlos 261 — u. Zeit 263, 361 Wasserregulierung (Bewässerung — Entwässerung) 98 TZ, 99, 100 TZ, 102, 104, 108—111, 115 Z, 120, 140, 143, 159, 206, 207, 212, 213, 214 TZ, 252, 301, 364, 378, 385, 388, 393, 437, 444, 446, 453 Wegewesen, Verkehrswesen 99, 104, 109—111, 120, 140, 143, 159, 364, 392, 453 Wert s. Tauschwert Wesen s. Dialektik

Wirklichkeit — obj. — subj. 41 TZ — Vergangh. — Gegenwart 45 Z — Erscheinung — Wesen s. Dialektik Wissenschaft — produktive K r a f t 224 Z, 404 Z — Entwickl. abstr. Denkens 261 — freie Tätigkeit 127 Z s. Geschichtswissenschaft, Ökonomie, Philosophie, Sprachwissenschaft Wucher — u. ant. Bauer, altorient. Dorfgemeinsch. 164, 166, 225 TZ, 226 TZ, 231 TZ, 233, 295 Z, 311, 312, 394, 429 — u. Grundbesitzer 225/226 Z, 231 TZ — u. K a u f m a n n 311 TZ — Wucherkapital 81, 294/295 TZ, 306, 307, 311, 313 TZ (Def.) 314, 315, 331 TZ, 343 (auch Leihkap.), 354 TZ, 449 — Wucherer 223 Z, 227 Z, 233, 243, 300, 312, 314, 322, 330 Z, 349, 358, 362, 412, 414, 441 Z — ant. Wirtschaftspolitik 381 TZ. 382 Z Zins 42, 300, 311—313 TZ, 315, 330 Z, 343, 361, 381 Z, 382 Z, 439 Zivilisation — allg. 49 — i. d. Antike 69, 229 Z, 257 Z, 300 TZ, 318, 330 TZ, 355 Z, 361/ 362 Z, 386, 432 TZ, 438 TZ, 439 TZ, 444 Zufall — in der geschichtl. Entwickig. 23, 25, 27 Z, 38 Z, 49, 59 TZ, 60 TZ, 61 TZ, 67, 69, 454 — Behandlung i. d. Wissenschaft 58/59 TZ, 60 TZ, 61 TZ, 67, 68 Z, 69 Zwang s. Gewalt

SCHRIFTEN DER SEKTION FÜR ALTERTUMSWISSENSCHAFT BEI DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN Heft

1

W O L F G A N G KULLMANN:

Heft

2

H A N S L E B E R E C H T Z E R N I A L : Über den Satzschluß in der Historia Augusta 1966. VIII, 156 S. — gr. 8° — DM 16,—

Heft

3

Alexander der Große in den Offenbarungen der Griechen, Juden, Mohammedaner und Christen 1956. 55 S. — gr. 8° — DM 5,—

Heft 4

Das Wirken der Götter in der Ilias Untersuchungen zur Frage der Entstehung des homerischen .Götterapparats' 1956. 161 S. — gr. 8 ° — DM 18,—

FRIEDRICH PFISTER:

G Y U L A MORAVCSIK:

in Ungarn

Stand und Aufgaben der klassischen Philologie

1956. 74 S. — gr. 8° — DM 6,80 Heft 6 Heft 6

Vorliegendes

Heft

K U R T ALAND: Die Handschriftenbestände der polnischen Bibliotheken, insbesondere an griechischen und lateinischen Handschriften 1956. 66 S . — gr. 8 ° — DM 7,50

7

Heft Uber Jahrespunkte und Feste, insbesondere das

WILHELM HARTKE:

Weihnachtsfest 1956. 106 S. — gr. 8° — DM 15,—

Heft 8

Das Institut für griechisch-römische Altertumskunde Protokoll der Eröffnungstagung vom 2 4 . - 2 6 . 10. 1955 1957. 166 S. — gr. 8° — DM 19,50

Heft

9

GERHARD P E R L :

Heft

10

Kritische Untersuchungen zu Diodors römischer Jahrzählung 1957. V I I , 174 S. — 1 Tab. — gr. 8° — DM 23,—

CARL BLÜMEL:

Phidiasische Reliefs und Parthenonfries In Vorbereitung

Bestellungen einzeln oder zur Fortsetzung durch eine Buchhandlung

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B E R L I N

erbeten

DAS ALTERTUM HERAUSGEGEBEN VON D E R SEKTION F Ü R ALTERTUMSWISSENSCHAFT B E I DER D E U T S C H E N AKADEMIE D E R W I S S E N S C H A F T E N ZU B E R L I N Vierteljährlich ein Heft von 64 Seiten — 17 x 24 cm je Heft DM 3,—

Die Sektion stellt sich mit dieser Zeitschrift die Aufgabe, Erkenntnisse über die alten Kulturen um das Mittelmeer zu verbreiten. Dabei werden die griechisch-römische Antike und der Vordere Orient gleichermaßen berücksichtigt; „Das Altertum" wendet sich an alle, die sich für die antiken Kulturen interessieren und an den Ergebnissen der Altertumsforschung Anteil nehmen, an den Fachgelehrten, Lehrer, jungen Studenten und an die zahlreichen Freunde der Altertumskunde in anderen Berufen. Bestellungen durch eine Buchhandlung erbeten

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