Die neuere Kunst im Königl. Kupferstichkabinett: Eine Anleitung zur Benutzung der Sammlung [Reprint 2021 ed.] 9783112512104, 9783112512098


147 54 11MB

German Pages 62 [66] Year 1910

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Recommend Papers

Die neuere Kunst im Königl. Kupferstichkabinett: Eine Anleitung zur Benutzung der Sammlung [Reprint 2021 ed.]
 9783112512104, 9783112512098

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

KÖNIGL. MUSEEN ZU BERLIN

DIE NEUERE KUNST IM KÖNIGL. KUPFERSTICHKABINETT EINE ANLEITUNG ZUR BENUTZUNG DER SAMMLUNG

PREIS 30 PFENNIG

BERLIN 1909 VERLAG GEORG REIMER

VORBEMERKUNG.

N

achfolgender kurzer Führer soll den Besuchern der Abteilung die Benutzung der Sammlung erleichtern und eine systematische Übersicht über die vervielfältigenden Künste im X I X . Jahrhundert geben. Von den Bemerkungen über die Technik abgesehen, sind die Namen der wichtigsten Meister mit kurzer Charakterisierung ihrer Kunst im Rahmen einer historischen Skizze genannt. Durchweg wurde auf das in der Sammlung vorhandene Material Rücksicht genommen, so daß sich etwa auffallende Lücken aus der Unvollständigkeit der Sammlung erklären. Der Führer ist von Herrn Dr. J o h a n n e s S i e v e r s verfaßt.

INHALT. Seite

Vorbemerkung

2

Inhaltsverzeichnis D i e A b t e i l u n g für neuere

3







Die vervielfältigenden —





Kunst.

Die Einteilung der Sammlung

4

Künste.

Historischer Überblick

Zur T e c h n i k der v e r v i e l f ä l t i g e n d e n

7 Künste.







Der Schaukasten mit den W e r k z e u g e n . . .







Der ältere Holzschnitt (Tafel I des Schau-







Der







Der Kupferstich (Tafel III)







Der Steindruck (Tafel IV)

kastens) moderne (Tafel II)

9 9

(japanische)

Holzschnitt 10 10 11

D e r H o l z s c h n i t t (Xylographie) — — — Deutschland — — — England

13 15 19

— —

— -—

— —

Amerika Frankreich

20 20







Niederlande

21

Der Kupferstich — — — Deutschland

22 23







Frankreich

30

— —

— —

— —

England Spanien

33 36

4 Seite

Der Kupferstich — — — Der Steindruck — — — — — — — — — — — — — — — — — — — Alphabetisches

Niederlande Dänemark, Norwegen und Schweden . . . . (Lithographie) Deutschland Frankreich England Niederlande Dänemark, Norwegen und S c h w e d e n . . . . Spanien Rußland Künstlerverzeichnis

37 39 39 39 44 47 49 51 51 51 52

DAS KÖNIGLICHE KUPFERSTICHKABINETT.

DIE ABTEILUNG FÜR NEUERE KUNST.

D

ie Räumlichkeiten der Abteilung für neuere Kunst im II. Stock des Kgl. Neuen Museums bestehen aus einem für wechselnde Ausstellungen bestimmten Saal nebst angrenzendem Durchgangsraum, sowie einem Studiensaal, in welchem wochentäglich außer Montags in den Stunden von 10—3 Uhr Mappen und Bücher aus den Beständen der Abteilung dem Publikum auf Verlangen vorgelegt werden. Die Bestellzettel sind am Pult auszufüllen und den Saalaufsehern zu übergeben, alle Anfragen wolle man an den diensttuenden wissenschaftlichen Direktorialbeamten richten.

DIE EINTEILUNG DER SAMMLUNG. Die Sammlung enthält von Künstlern des X I X . und X X . Jahrhunderts in verschiedenen Verfahren hergestellte Werke der v e r v i e l f ä l t i g e n d e n K u n s t . Die Handzeichnungen aus dem gleichen Zeitraum befinden sich in der Kgl. Nationalgalerie. — Die Abteilung umfaßt in erster Linie Arbeiten d e u t s c h e r Künstler. Zu Deutschland wird auch ÖsterreichUngarn und die deutsche Schweiz gerechnet. In zweiter Reihe steht England und Frankreich. — Spanien, Italien, die Niederlande sowie die nordischen Reiche usw. sind unter besonderer Berücksichtigung ihrer Hauptmeister durch eine kleinere Auswahl vertreten.

6

Einteilung der Sammlung.

Die Sammlung besteht im wesentlichen aus drei A b teilungen, welche enthalten: A . Mappen und Bände mit Holzschnitten, Kupferstichen und Steindrucken (sowie einigen in anderer Spezialtechnik ausgeführten Drucken), die als Einzelblätter nach Maßgabe ihrer Größe in verschiedene Formate verteilt aufbewahrt werden. B. Bücher und gebundene Werke, zu deren Illustration in den eben genannten Verfahren hergestellte Drucke dienen. Ein im Bestellpult befindlicher, nach Künstlern geordneter K a t a l o g erleichtert die Benutzung dieser Abteilung. C. Eine Handbibliothek, welche die wichtigere Literatur über die verschiedenen Herstellungsarten des K u n s t druckes enthält, sowie Biographien der hauptsächlich in Frage kommenden Künstler und Verzeichnisse ihrer (graphischen) Arbeiten, die sogenannten „Oeuvrekataloge". Ist ein solcher K a t a l o g über die Werke eines Künstlers erschienen, so trägt jedes von dem Künstler in der Sammlung befindliche B l a t t auf dem K a r t o n links unten den Namen des Katalog-Verfassers mit der Nummer, unter der das betr. B l a t t im K a t a l o g verzeichnet ist.

Bei der Trennung dieser für die K u n s t des X I X . und X X . Jahrhunderts bestimmten Abteilung von dem anderen Teil der Sammlung, welcher alle v o r dem X I X . Jahrhundert entstandenen Werke der zeichnenden und vervielfältigenden Künste enthält, ließ sich eine scharfe Grenzlinie nicht ziehen. Die Zuweisung eines Künstlers, der um das Jahr 1800 gelebt hatte, an diese oder jene Gruppe, konnte nicht allein nach den Lebensdaten bestimmt werden, sondern mußte von Fall zu Fall nach Maßgabe des Charakters seiner K u n s t entschieden werden, so daß z. B. Thomas Bewick (1753—1828), dem man die Wiederbelebung der Holzschneidekunst verdankt, der n e u e r e n Abteilung, der französische Farbenstecher Debucourt, welcher noch bis 1832 lebte, der ä l t e r e n Abteilung

Historischer Überblick.

7

zugewiesen wurde, da dessen Arbeiten ebenso wie die von ihm bevorzugte Technik des Farbenstiches durchaus der Art des X V I I I . Jahrhunderts entsprechen. Hingegen wurden alle jene Künstler, die sich mit der für das X I X . Jahrh. bezeichnenden Lithographie befaßt haben, also z. B . Goya (1746—1828), der n e u e r e n Abteilung eingeordnet. Demnach sind in der älteren Abteilung sämtliche Farbenstiche, soweit sie die künstlerische Tradition des X V I I I . Jahrh. fortführen und nicht neuartige Versuche darstellen, in der neueren aber alle Steindrucke aufbewahrt.

DIE VERVIELFÄLTIGENDEN KÜNSTE DES XIX. JAHRHUNDERTS. HISTORISCHER ÜBERBLICK.

Die vervielfältigenden Künste haben stets in einem bestimmten Abhängigkeitsverhältnis zu der älteren Kunst der Malerei gestanden und sind zum großen Teil von Künstlern ausgeübt worden, die sich mehr oder minder mit der Malerei beschäftigt haben. Dementsprechend lassen sich in der Entwicklungsgeschichte der vervielfältigenden Künste immer gleiche oder ähnliche Tendenzen in künstlerischer und stofflicher Hinsicht wie in der gleichzeitigen Malerei feststellen. Dieses Abhängigkeitsverhältnis äußert sich im besonderen noch darin, daß vom X V I . Jahrh. bis auf die heutige Zeit die vervielfältigende Kunst zum Teil r e p r o d u k t i v e Aufgaben zu erfüllen, d. h. Wiedergaben nach Werken der Zeichenkunst, Malerei oder Skulptur herzustellen hatte. Wenn es sich um die Wiedergabe einer Zeichnung durch die vervielfältigenden Künste handelte, konnte eine bis zur Täuschung genaue Nachbildung angestrebt werden, während die Farbwerte eines Gemäldes eine Übersetzung in die den v e r v i e l f ä l t i g e n d e n K ü n s t e n zu Gebote stehenden Ausdrucksmittel erforderten.

Historischer Überblick.

7

zugewiesen wurde, da dessen Arbeiten ebenso wie die von ihm bevorzugte Technik des Farbenstiches durchaus der Art des X V I I I . Jahrhunderts entsprechen. Hingegen wurden alle jene Künstler, die sich mit der für das X I X . Jahrh. bezeichnenden Lithographie befaßt haben, also z. B . Goya (1746—1828), der n e u e r e n Abteilung eingeordnet. Demnach sind in der älteren Abteilung sämtliche Farbenstiche, soweit sie die künstlerische Tradition des X V I I I . Jahrh. fortführen und nicht neuartige Versuche darstellen, in der neueren aber alle Steindrucke aufbewahrt.

DIE VERVIELFÄLTIGENDEN KÜNSTE DES XIX. JAHRHUNDERTS. HISTORISCHER ÜBERBLICK.

Die vervielfältigenden Künste haben stets in einem bestimmten Abhängigkeitsverhältnis zu der älteren Kunst der Malerei gestanden und sind zum großen Teil von Künstlern ausgeübt worden, die sich mehr oder minder mit der Malerei beschäftigt haben. Dementsprechend lassen sich in der Entwicklungsgeschichte der vervielfältigenden Künste immer gleiche oder ähnliche Tendenzen in künstlerischer und stofflicher Hinsicht wie in der gleichzeitigen Malerei feststellen. Dieses Abhängigkeitsverhältnis äußert sich im besonderen noch darin, daß vom X V I . Jahrh. bis auf die heutige Zeit die vervielfältigende Kunst zum Teil r e p r o d u k t i v e Aufgaben zu erfüllen, d. h. Wiedergaben nach Werken der Zeichenkunst, Malerei oder Skulptur herzustellen hatte. Wenn es sich um die Wiedergabe einer Zeichnung durch die vervielfältigenden Künste handelte, konnte eine bis zur Täuschung genaue Nachbildung angestrebt werden, während die Farbwerte eines Gemäldes eine Übersetzung in die den v e r v i e l f ä l t i g e n d e n K ü n s t e n zu Gebote stehenden Ausdrucksmittel erforderten.

8

Historischer Oberblick.

Im Gegensatz zu der reproduktiven Tätigkeit stehen die an Zahl überwiegenden Werke der vervielfältigenden Kunst, die wir als O r i g i n a l a r b e i t e n bezeichnen, weil der einzelnen Arbeit ein vom ausführenden Künstler selbst erfundener Vorwurf zugrunde liegt, dessen künstlerische Ausdrucksformen genau den Wirkungen angepaßt sind, welche das für die Ausführung gewählte Material, sei es die Holz- oder Kupferplatte oder der lithographische Stein, zu bieten vermag. (Vergl. Dürers Kupferstiche, Rembrandts Radierungen, Menzels Lithographien.) In der I. Hälfte des X I X . Jahrh. trat diese Originalarbeit immer mehr hinter die reproduktive zurück. Das wachsende Bildungsbedürfnis, das Interesse an den Werken der alten Kunst sowie das Fehlen mechanisch hergestellter Reproduktionen (die Photographie wurde erst nach der Mitte des X I X . Jahrh. diesen Zwecken dienstbar gemacht) bedingten diese Erscheinung zum mindesten ebenso stark, wie die Schwäche der damaligen Kunst im allgemeinen. Später hat die glänzende Entwicklung der unendlich genauer arbeitenden p h o t o g r a p h i s c h e n Reproduktionsverfahren allmählich die reproduktive Betätigung der vervielfältigenden Künste überflüssig gemacht und das Handwerksmäßige verdrängt. Gleichzeitig mit dem Aufschwung der Malerei in den letzten Jahrzehnten des X I X . Jahrh. entfaltete sich auch eine reiche Blüte der vervielfältigenden Künste, vor allem durch die Pflege der Originalarbeit als einer Schöpfung von selbständiger künstlerischer Bedeutung. Nur in einzelnen Fällen hat sich die reproduktive Arbeit in veränderter Form erhalten, wenn hervorragende Künstler wie Gaillard, Klinger oder Koepping in der Reproduktion fremder Schöpfungen bei völlig getreuer Wiedergabe des Gegenstandes, subtilstem Eingehen auf die Farbbehandlung, ja den Pinselstrich ihres Vorbildes in gewissem Sinne künstlerische Neuschöpfungen in der Sprache der vervielfältigenden Kunst hervorgebracht haben, wie sie in früheren Jahrhunderten nicht möglich waren.

Der Schaukasten.

9

ZUR TECHNIK DER VERVIELFÄLTIGENDEN KÜNSTE. DER SCHAUKASTEN MIT D E N W E R K Z E U G E N .

Zur Erleichterung des Verständnisses für die verschiedenen Verfahren, nach denen dieWerke der vervielfältigenden Künste hergestellt werden, ist im Durchgangsraum ein Schaupult mit Werkzeugen und Platten usw. aufgestellt, zu dem hier einige kurze erläuternde Worte folgen mögen, während für ein genaueres Studium auf die technische Literatur verwiesen werden muß*).

DER

HOLZSCHNITT.

T A F E L I DES SCHAUKASTENS Original-Holzstock von Hans Sebald B e h a m (1500 bis 1550) nebst Abdruck, sowie eine Anzahl von Messern zum Ausheben des Grundes und Herstellen der stehenbleibenden Partien. Ein zweiter Holzstock, geschnitten von Unzelmann nach Menzel, bietet ein Beispiel für den weiter unten * ) Von den technischen Spezialwerken abgesehen finden sich leicht faßliche Erklärungen der einzelnen Verfahren u.a. in folgenden, in der Sammlung vorhandenen Werken, die eine Geschichte des jeweiligen graphischen Kunstzweiges enthalten: F ü r den H o l z s c h n i t t : Max Osborn, Der Holzschnitt. 1905.— Die vervielfältigende Kunst der Gegenwart: Band I. Der Holzschnitt. 1887. Für Kupferstich und R a d i e r u n g etc.: Friedrich Lippmann, Der Kupferstich, Handbücher d. Kgl. Museen. I I I . Aufl. 1905. — Die vervielfältigende Kunst der Gegenwart: II. Der Kupferstich. 1891. I I I . Die Radierung. 1892. — H . W. Singer, Der Kupferstich. 1904. — Nur für die Technik: Walter Ziegler, DieTechniken des Tiefdruckes. 1901. Hermann Struck, Die Kunst des Radierens. 1908. F ü r d e n S t e i n d r u c k : Die vervielfältigende Kunst der Gegenwart: IV. Lithographie. 1903. — Nur für die Technik: Alois Senefelder, Vollständiges Lehrbuch des Steindruckes. 2 Bde. 1818.

10

Der Schaukasten.

besprochenen Tonschnitt oder Holzstich, zu dessen Herstellung in erster Linie die sogen. „Tonstichel" verwandt werden. Der Farbenreiber dient zum Einschwärzen des Stockes vor dem Druck. T A F E L II Holzstöcke und Instrumente, wie sie in Anlehnung an japanische Technik für den modernen Farbenholzschnitt gebräuchlich sind. Die Reihe von Holzstöcken zeigt die einzelnen Farbplatten, deren Ubereinanderdruck zur Herstellung des fertigen Blattes (von Emil Orlik) notwendig ist. Dem Ausschneiden des Holzstockes dienen die verschiedenen Messer, während der (japanische) Pinsel sowie der Verreiber für das Auftragen resp. Vertreiben der Farben bestimmt ist. TAFEL III Oben eine Kupferplatte, in deren weiches Material die Zeichnung mit einem G r a b s t i c h e l , von dem verschiedene Formen ausgestellt sind, eingeschnitten worden ist. Das bei diesem Verfahren aus den Furchen emporgedrückte Metall (der sogen. „Grat") kann mit dem S c h a b e r entfernt werden, während man zum Glätten der Fläche den P o l i e r s t a h l verwendet. Zu besonders leichter und feiner Einritzung der Zeichnung in das Metall dient neben dem eben genannten Grabstichel die S c h n e i d e n a d e 1. Die heute fast ausschließlich geübte Art des Kupferstiches ist d i e R a d i e r u n g , auch Ätzkunst genannt. Bei ihr wird die Kupferplatte mit einer im wesentlichen aus Wachs, Harz und Asphalt bestehenden Masse überzogen und angeschwärzt. Dann ritzt man in diese Schicht die Zeichnung ein, so daß die Schicht an den betreffenden Stellen weggenommen und das Kupfer freigelegt wird. Die Säure, deren Einwirkung man nunmehr die Platte aussetzt, vermag nur an den offenen Stellen (der Zeichnung) vertiefend einzuwirken, während die übrige von der Schicht

Der Schaukasten.

bedeckte Fläche unverletzt bleibt. Im Gegensatz zur Grabsticheltechnik wird durch das Radierverfahren eine weitaus freiere Strichführung ermöglicht. Nach Beseitigung der Schicht kann man nun unter Verwendung der Schneidenadel Korrekturen usw. anbringen (sogen. „ K a l t Nadelarbeit"). Diese beiden, nur in den äußersten Umrissen berührten Techniken, lassen durch Kombinationen sowie durch Verwendung der verschiedensten Instrumente zahlreiche Abarten, wie die Schabkunst, die Aquatintamanier, das Vernis mou u. a. zu. (Vergl. hierfür die obengenannte Literatur.)

DER

STEINDRUCK.

Der Steindruck oder die Lithographie, erst 1797 von Alois Senefelder erfunden, ist für das X I X . Jahrh. ganz besonders charakteristisch. T A F E L IV Original-Stein (Solnhofer Schiefer), auf dessen geglätteter oder gekörnter Oberfläche die Zeichnung aufgetragen wird. Gewöhnlich bedient sich der Künstler einer aus Fettstoffen zusammengesetzten Kreide, von der eine angespitzte für feinere Stiche und eine breite, sogen. „Tablette" für breitere Strichlagen ausgestellt ist. Ebenso kann man noch eine entsprechend präparierte Tusche, die das Malen mit dem Pinsel oder das Zeichnen mit der Feder gestattet, verwenden. Mit Stichel und Schabeisen können schließlich noch besondere Wirkungen erzielt werden. — Der Prozeß des Druckens vollzieht sich kurz folgendermaßen: über den stets feuchtgehaltenen Stein mit der durch Gummilösung fixierten Zeichnung wird Farbe in jedem gewünschten Ton hinübergewalzt, doch bleibt diese nur an den f a r b b e d e c k t e n Stellen der Vorzeichnung, nicht aber an den freigebliebenen Partien haften, so daß sich bei dem Drucken in der Presse auf dem Papier nur die auf den S t e i n g e b r a c h t e Z e i c h -

12

Der Schaukasten.

n u n g abzieht. Steindrucke in verschiedenen Farben können entsprechend der bei dem Farbenholzschnitt besprochenen Methode durch das Übereinanderdrucken verschiedener, genau aufeinanderpassender Farbenplatten erzielt werden. Die Technik des Steindruckes bezeichnet man als F l a c h d r u c k , da die Zeichnung nicht wie beim Holzschnitt erhaben, oder wie beim Kupferstich vertieft ist.

Der Holzschnitt.

13

Im folgenden soll nach historischen Gesichtspunkten eig kurzer Uberblick über die w i c h t i g s t e n Vertreter der einzelnen Techniken gegeben werden, deren Arbeiten besonders geeignet sind, das Verständnis für die graphischen Künste des X I X . und X X . Jahrh. zu fördern. Für die Benutzung der Sammlung sei bemerkt, d a ß eine Trennung nach der jeweiligen Technik zwischen Kupferstichen und Holzschnitten einerseits und Steindrucken andrerseits getroffen ist, nur bei den ganz modernen Künstlern der ungefähr letzten 30 Jahre, die sich im Gegensatz zu früheren Zeiten meistenteils in den verschiedensten Techniken versucht haben, ist diese Teilung unterblieben.

DER HOLZSCHNITT.

(XYLOGRAPHIE.)

Das zu erzielende Bild wird v o m Künstler im Gegensinne (Spiegelbild) auf eine glatte Holzplatte aufgezeichnet. Früher verwandte man hierzu in der Richtung der Fasern geschnittenes Birnbaumholz, das sogen. „ L a n g h o l z " , in neuerer Zeit nimmt man rechtwinklig zur Faser geschnittenes Buchsbaumholz, das sogen. „ H i r n h o l z " . Da einzig die aufgezeichneten Linien des Bildes später die Druckfarbe annehmen und beim A b d r u c k wiedergeben sollen, so dürfen diese allein als erhabene Grate stehen bleiben, während der nicht von der Vorzeichnung bedeckte, also freigebliebene Grund v o m Holzschneider ausgehoben wird. Man bezeichnet infolgedessen die Holzschnittechnik als „ H o c h druck", während im Gegensatz dazu der Kupferstich, bei dem die Zeichnung in v e r t i e f t e n Linien gegeben

14

Der Holzschnitt.

wird, als Tiefdruck anzusehen ist. Von der Sorgfalt des Holzschneiders, der die Vorzeichnung möglichst genau beachten muß, hängt das Gelingen des Druckes im Sinne des Künstlers natürlich ab. Nur in den seltensten Fällen wird eine Ungenauigkeit dadurch zu vermeiden sein, daß der entwerfende Künstler den Holzstock selbst s c h n e i d e t : mit ganz wenigen Ausnahmen dürfte wohl stets eine Arbeitsteilung üblich gewesen sein. Die daraus entstehenden Differenzen zwischen Künstler und Holzschneider, die von ihrer Vorzeichnung mehr oder weniger abweichenden Holzstöcke, haben in jüngster Zeit manchen Künstler, der eine genaue Ausführung seines Entwurfes wünschte, veranlaßt, sich photomechanischer Hilfsmittel zu bedienen. In diesem Fall wird die Zeichnung des Künstlers entweder auf photographischem Wege auf die Holzplatte übertragen und dann geschnitten oder unter vollständiger Ausschaltung des Holzstockes ebenfalls photomechanisch auf eine Zinkplatte geätzt, ein Verfahren, das außer absoluter Treue der Wiedergabe noch den Vorzug besitzt, die Zinkplatte (das „Cliché") leichter wie eine Holzplatte in den Metall-Letternsatz des Druckes einzufügen, wenn es sich um Textillustrationen handelt. Die Feststellung, ob eine moderne Illustration auf diesem Wege oder mittels einer echten Holzplatte hergestellt ist, hält oft sehr schwer. Von diesem technischen Verfahren mußte deshalb hier Notiz genommen werden, da die Sammlung auch solche Drucke besitzt, sofern sie einen der Holzschneidetechnik angepaßten Charakter aufweisen. Den der Technik wie dem Material entsprechenden Charakter des Holzschnittes haben die Künstler früherer Zeiten, insbesondere im XV. und XVI. Jahrh. weitaus reiner zu wahren gewußt als die Mehrzahl der Künstler des X I X . Jahrhunderts, um so mehr als der Holzschnittstil dem auf einfache, großwirkende Darstellungen gerichteten Sinn jener Epoche entgegenkam. Das schwerfällige Material sowie die Struktur des Holzes, die Grundform des Hauptinstrumentes, eines M e s s e r s , lassen die Erzielung einer kräftigen, nicht sehr bewegten Linie sowie eine gewisse breitflächige zeichnerische Behandlung ohne allzu

Der Holzschnitt:

Deutschland.

15

viele und zu kleine Einzelheiten als das Gegebene erscheinen. Das X I X . Jahrh. geht von anderen Voraussetzungen aus, indem es diesen zeichnerischen „Linienschnitt" vernachlässigt, das Schneidemesser durch den Stichel ersetzt und malerischen Wirkungen nachstrebt. Das heißt: die Holzplatte wird mit dem Stichel ähnlich wie eine Kupferplatte behandelt, die alten Traditionen sind verschwunden, und man entfernt sich immer mehr von den natürlichen Bedingungen des Holzschnittes. Diese neue Technik verdient überhaupt viel eher den Namen „Holzstich". Selbst in den reifsten Leistungen, die die Holzschneidekunst des X I X . Jahrh. hervorgebracht hat, etwa den Illustrationen Menzels zu Kuglers „Geschichte Friedrichs des Großen", entsprechen eigentlich Menzels Entwürfe dem Holzschnittcharakter äußerst wenig, sie tragen vielmehr das Gepräge von Federzeichnungen, die mehr z u f ä l l i g gerade auf dem Wege des Holzschnittes vervielfältigt sind: eine Reproduktionsart, deren Stelle die Photomechanik heute zu größerer Befriedigung des entwerfenden Künstlers ausfüllt. Eine Rückkehr zu dem ursprünglichen Holzschnittstil des X V . und X V I . Jahrhunderts ist erst gegen Ende des X I X . Jahrhunderts erfolgt, hauptsächlich als das Kennenlernen japanischer Farbenholzschnitte das Verständnis für echte Holzschnittkunst neu belebte. D e r H o l z s c h n i t t , im X V . und X V I . Jahrh. allgemein verbreitet und von größter Bedeutung, tritt im X V I I . und X V I I I . Jahrh. sogar in der Buchillustration immer mehr hinter den Kupferstich, der weitaus glänzendere Wirkungen erlaubte, zurück. Eine Wiederbelebung der Holzschneidekunst, insbesondere nach der technischen Seite, geschah in England durch Thomas B e w i c k (1753—1828), der das „Langholz" durch das „Hirnholz" •ersetzte (vergl. das auf Seite 13 Gesagte) und zur Erzielung größerer malerischer Wirkungen den „Tonstichel" einführte. Fast gleichzeitig mit Bewick setzen in Deutschland Dent«chdie beiden U n g e r (Johann Georg der Vater und Johann land Friedrich Gottlieb der Sohn) mit ihrer Tätigkeit ein. Der

16

Der Holzschnitt:

Deutschland.

Jüngere (+ 1804), Akademieprofessor zu Berlin, ist der Lehrer von Friedr. Wilh. G u b i t z (1786—1870), der hauptsächlich in den 35 Jahrgängen seines Volkskalenders viel für die Hebung der Holzschnittechnik getan hat. Dessen Schüler, Friedr. U n z e l m a n n (1797—1854), war in erster Reihe bei der Ausführung der M e n z e l schen Illustrationen zu Kuglers „Geschichte Friedrichs des Großen" und zu den „Werken Friedrichs des Großen" für den Holzschnitt tätig. An den Aufgaben, die Menzels Zeichenkunst bot, arbeitete sich die Holzschneidekunst Norddeutschlands aus handwerklicher Bedeutungslosigkeit empor. Die Feinheit Menzelscher Entwürfe, deren sorgfältigste Ausführung der Künstler unermüdlich betrieb, stellte bisher nicht bekannte Anforderungen an den Holzschneider. In Männern wie U n z e l m a n n , Otto und Albert V o g e l sowie Eduard K r e t z s c h m e r fand Menzel die nötigen technisch geschulten Kräfte. Ein anderer Schüler „von Gubitz, Blasius H ö f e l (1792—1863), bildete in Österreich den Holzschnitt besonders in technischer Beziehung aus. Adrian Ludwig Richters (1803—1884) volkstümliche Arbeiten, vor allem die zahllosen Buchillustrationen, verursachten einen hohen Aufschwung des Holzschnittes in Deutschland. Auf einem anderen künstlerischen Gebiet, in heroisch-romantischen Kompositionen wie dem „Totentanz", dem „ Z u g des Hannibal über die Alpen" u. a. mehr, hat Alfred R e t h e 1 (1816—1859) seit der Zeit des X V . und X V I . Jahrh. als erster wieder den monumentalen Charakter der Holzschneidekunst seinen Zwecken dienstbar gemacht. Als eine in ihrer Einfachheit dem Volk besonders verständliche Sprache bevorzugten den Holzschnitt fast alle ihr deutsches Denken und Fühlen betonenden Künstler wie S c h n o r r v o n C a r o l s f e l d , S c h w i n d oder der G r a f P o c c i i n seinen selbstillustrierten und selbstgedichteten Kinderliedern und Kasperlkomödien. Unter den Holzschneidern, denen speziell Kompositionen von Rethel und Richter einen wesentlichen Teil ihrer Wirksamkeit schulden, sollen Hugo B ü r k n e r und G a b e r genannt werden. A n die Gründung der xylographischen Anstalt von Braun und

Der Holzschnitt:

Deutschland.

17

Schneider in München (Verlag der „Fliegenden B l ä t t e r " ) k n ü p f t sich die Tätigkeit zahlreicher Künstler wie S c h w i n d s , N e u r e u t h e r s u n d vor allemW i l h e l m B u s c h s . In Österreich wirkte Joseph von F ü h r i c h (1800 bis 1876), dessen spezifisch christlich-katholische K u n s t sich vorzugsweise in zahlreichen Buchillustrationen betätigte. Der tüchtige Holzschneider und Radierer Wilhelm H e c h t leitete u. a. die Herausgabe des graphischen Monumentalwerkes „ D i e österreichische Monarchie in W o r t und B i l d " . Neben ihm dürfen Hermann P a a r s Verdienste um die Xylographie, ganz besonders in seinen Versuchen auf dem Gebiet des Farbenholzschnittes (Chromoxylographie) nicht vergessen werden. Hauptsächlich unter dem Einfluß der in Amerika und in England zu außerordentlicher Routine gediehenen Technik wurde in Deutschland die Holzschneidekunst vor allem zur Reproduktion von Bildern zwar ungemein gepflegt, aber durch den Mangel einer größeren Zahl v o n bedeutenden, speziell für dieses Feld originalschaffenden Künstlern und das Überwiegen des Bedarfs minderwertiger Illustrationen für Zeitschriften und die sogen. „ P r a c h t w e r k e " immer mehr in ihrem Wert herabgesetzt, ihres Charakters beraubt und ihren besonderen Aufgaben entfremdet. Überdies verließ man allmählich den der Holzschnittechnik allein gemäßen Weg, nämlich den Umriß- oder Faksimileschnitt, um an seine Stelle den sogen. „ T o n s c h n i t t " zu setzen, der speziell m a l e r i s c h e Wirkungen, gesteigert bis zum Versuch der Gemäldenachahmung, zu erreichen strebte. Eine Wendung ist erst im letzten Jahrzehnt des X I X . Jahrh. eingetreten, nachdem die photographischen Reproduktionsverfahren das Gebiet der Zeitschriften- und Gemäldereproduktionen fast vollständig erobert hatten und man für den Holzschnitt durch das Studium der alten Vorbilder, und nicht zum wenigsten der japanischen Holzschneidekunst *) wieder zu geeig* ) Eine kleine Sammlung von japanischen Farbenholzschnitten befindet sich im Kgl. Kupferstichkabinett in der Abteilung der älteren Kunst. Im übrigen ist auf die Bibliothek des Kgl. Kunstgewerbemuseums zu verweisen. D i e A b t e i l u n g für neuere K u n s t .

2

i8

Der Holzschnitt:

Deutschland.

neteren Ausdrucksformen zurückgekommen war. In vereinzelten Fällen wird der Tonschnitt auch heute noch, z. B . von Künstlern wie Martin H o e n e m a n n , mit außerordentlicher technischer Geschicklichkeit ausgeübt. Eine kleine Zahl von Künstlern hat aber auch schon früher den richtigen Weg einzuhalten verstanden. Zu diesen darf man Adolf O b e r l ä n d e r zählen, vorzüglich bekannt durch seine Mitarbeit an den „Fliegenden Blättern", den humorvollen Düsseldorfer Adolf S c h r ö d t e r und die in Menzelscher Tradition fortwirkenden Illustratoren Ludwig B u r g e r und Woidemar F r i e d r i c h in Berlin. Otto S p e c k t e r s Quickbornillustrationen und Oskar P 1 e t s c h s Kinderszenen erfreuen auch heute noch durch ihre Einfachheit und Innigkeit. Gegen das Ende der 8oer J a h r e versuchte man durch eine Deutsche Schwarz-Weiß-Wanderausstellung, die der Verleger Franz v o n L i p p e r h e i d e ins Werk gesetzt hatte,eine Anregung zum Besseren zu geben. Männern, die, wie Albert K r ü g e r in Berlin, in erster Linie mit bedeutendem technischen Können und Geschmack Werke der alten wie der modernen Kunst in die Sprache des Holzschnittes übertrugen, gebührt ein großer Anteil an den neugewonnenen Erfolgen. Besonders bekannt sind Krügers Farbenholzschnitte, z. B. das Porträt der Bianca Maria Sforza nach Ambrogio da Predis, von dessen sämtlichen Farbenplatten (Zinkplatten, s. S. 14) das Kupferstichkabinett Abzüge besitzt, die den Hergang des Vielfarbendruckes klar veranschaulichen. Auf die Quellen, die eine durchgreifende Neugestaltung des Holzschnittes in Deutschland um 1890 bewirkten, wiesen wir bereits hin. Außer J a p a n war es die mittlerweile in England wieder zu hoher Blüte gelangte Buchkunst und Frankreichs moderne Illustrationstechnik, die Entwicklung des Plakatstiles usw., wodurch deutschen Künstlern wie Peter B e h r e n s und Otto E c k m a n n neue Wege gewiesen wurden. In J a p a n selbst studierte Emil O r 1 i k längere Zeit insbesondere die Technik des Farben.holzschnit.tes, in der er dann zahlreiche, meist das japanische Leben und Treiben schildernde Blätter ge-

Der Holzschnitt:

England.

schaffen hat. Auch auf dem Gebiete des Buchschmuckes durch Verwendung von holzgeschnittenen Vignetten, Initialen, Randleisten usw. ist in den letzten Jahren in Deutschland außerordentlich viel v o n Männern wie Th. T h . H e i n e , Ignatius T a s c h n e r und anlehnend an den mittelalterlich deutschen Holzschnitt von Joseph S a t t l e r , Georg B a r 1 ö s i u s , Franz N a a g e r und anderen geleistet worden, doch bietet für das Studium der Buchkunst die Bibliothek des K g l . Kunstgewerbemuseums ein weitaus reicheres Material wie das Kupferstichkabinett. Außer den Genannten haben in neuerer Zeit Künstler wie Wilhelm L a a g e , Fritz L a n g und Georg B r a u müller den auf einfachsten Kontrastwirkungen beruhenden Holzschnitt besonders gepflegt; im Farbenholzschnitt erzielten u. a. Gustav B e c h l e r , Siegfried B e r n d t , Carl M o l l , Henriette H a h n , Walter K l e m m , Harry S c h u l t z , Daniel S t a s c h u s , Adolf T h o m a n n u n d C a r l T h i e m a n n neuartige Wirkungen. In England, von wo, wie wir sahen, durch B e w i c k die Wiederbelebung des Holzschnittes ausgegangen war, hat er vor der Radierung niemals einen sonderlich bemerkenswerten Platz erobern können. Von technisch vortrefflichen, aber künstlerisch höchst zweifelhaften x y l o graphischen Arbeiten für die zahlreichen illustrierten Zeitschriften abgesehen, ist das Beste auf diesem Gebiet für die Buchausstattung geschaffen worden, um die sich Männer wie William M o r r i s (1834—1896), Walter C r a n e und A u b r e y B e a r d s l e y * ) die allergrößten Verdienste erworben haben. Als feinfühliger Illustrator ist an dieser Stelle auch C h a r l e s Ricketts zu nennen. Einer der wenigen, die von der Buchkunst minder abhängig blieben, ist William N i c h o l s o n , vor allem bemerkenswert wegen seiner zeitgenössischen Porträts. Der sonst nur durch seine Radierungen bekannte William S t r a n g hat einen schon durch seine außerordentliche Größe interessanten Holzschnitt „Pflügender B a u e r " *) Auch für diese Meister findet man in der Bibliothek des Kgl. Kunstgewerbemuseums ein größeres Material.

20

Amerika

Frcnkreich

D e r Holzschnitt:

Amerika,

Frankreich.

geschaffen, der zum Schmuck des Studiensaales II verwandt ist. Amerikas Holzschneidekunst hat v o n englischen Vorbildern ihren Ausgang genommen. An Bewick anlehnend wird Alexander A n d e r s o n (1775—1870) als ihr Begründer angesehen, seine Nachfolger, unter diesen ein Deutscher, Friedrich J u e n g 1 i n g , haben nicht viel mehr als das Verdienst einer zu den raffiniertesten Effekten gesteigerten Technik. Im vollen Gegensatz hierzu steht Frankreich. Das Gebiet der Satire ließ Künstler von scharfem Witz und bedeutender künstlerischer Gestaltungskraft zu W o r t kommen. Wenn auch die Mehrzahl ihre Arbeiten lithographierte, so hat doch wenigstens einer ihrer größten, Paul G a v a r n i (eigentlich Guillaume-Sulpice C h e v a l l i e r , 1801—1866), einige seiner schönsten Schöpfungen für den Holzschnitt gezeichnet (zahlreiche Holzschnitte in dem 1845 erschienenen Werk ,,Le diable à Paris"). Neben R a f f e t , J o h a n n o t und G r a n d v i l l e ist besonders Gustave D o r è durch seine Bibelillustrationen sehr bekannt geworden. Nach der erstaunlich produktiven Schaffenszeit eines Dorè, mit der ausgesprochenen Tendenz auf den m a l e r i s c h wirkenden Holzschnitt, den „ T o n schnitt", setzt auch hier eine Reaktion mit dem Zurückgreifen auf die einfache Kontrastwirkung des ,, Schwarz W e i ß " ein, die vor allem in Felix V a 11 o 1 1 o n einen berufenen Meister findet. Vorzügliche, malerisch wirkende und trotzdem durchaus dem Holzschnitt gerecht werdende Pariser Ansichten hat Auguste L e p è r e gezeichnet, j a einige sogar selbst geschnitten, und Henri R i v i è r e *) hat auf dem Felde des Farbenholzschnittes Wirkungen von bisher unbekanntem D u f t und Stimmungsreiz erzielt. Neben ihnen, aber unselbständiger, da er sichtlich v o n englischer Auffassung beeinflußt ist, steht Lucien P i s s a r r o mit seinen feinen Illustrationen zu Märchenbüchern usw. Die in Paris zu höchster Blüte gediehene Lithographie * ) T r e f f l i c h e B e i s p i e l e f ü r R i v i e r e s K u n s t b e f i n d e n sich in d e r B i b l i o t h e k des K u n s t g e w e r b e m u s e u m s .

Der Holzschnitt: Niederlande.

21

scheint den künstlerischen Nachwuchs vom Gebiet des Holzschnittes abzulenken. Die Bestände der Sammlung bieten für die Entwicklung des Holzschnittes in den übrigen Ländern nichts Nennenswertes. Als beachtenswerte Proben moderner Holzschneidekunst in Holland sei auf die Arbeiten von I. G. V e l d h e e r verwiesen.

NiedcrUl!