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German Pages 132 [188] Year 1922
Die mineralischen Rohstoffe Bayerns und ihre Wirtschaft Herausgegeben vom
Bayerischen Oberbergamt
1. Band
Die jüngeren Braunkohlen
München und Berlin 1922 Druck und Verlag von R. Oldenbourg
Alle Rechte, einschließlich des Übersetzungsredites, vorbehalten Copyright 1922 by R. Oldenbourg, Mündien
Inhaltsverzeichnis. Seite Einleitung
1
I. Geologische D a r s t e l l u n g der bayerischen B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n . A. B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n Oberpfalz
in O b e r f r a n k e n u n d in der
.
4
1. 2. 3. 4. 5.
Zeche „ H i n d e n b u r g " bei Schirnding Caroluszeche bei Hohenberg Steinberg-Kothigenbibersbach-Bergnersreuth Zeche „ E d u a r d " bei Seussen B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n von P r e i s d o r f , Oberteich u n d Steinmühle , 6. B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n auf der Sattlerin bei F u c h s m ü h l e . . 7. B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n bei Harlachhof-Zottenwies-Waldershof 8. T h u m s e n z e c h e bei T h u m s e n r e u t h B . B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n in der südlichen Oberpfalz
C. B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n in N i e d e r b a y e r n bei
D . B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n in U n t e r f r a n k e n
9 9 11 14
17 18 19 20 22 22 22 23 23 23 24 25
Schwanenkirchen-Hengersberg-Straubing
2. V o r k o m m e n bei R a t h s m a n n s d o r f , Tiefenbach u n d P a s s a u .
5 6 7 7
17
1. B r a u n k o h l e n g r u b e n der Vereinigten Gewerkschaft Schmidgaden-Schwarzenfeld 2. Fürstenhofzeche bei A m b e r g 3. B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n bei Wackersdorf-Klardorf 4. B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n im Sauforst 5. B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n bei Schwetzendorf u n d Schwaighausen 6. B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n in der U m g e b u n g von Regensburg B r a u n k o h l e n g r u b e Friedrichszeche bei P r ü f e n i n g B r a u n k o h l e n g r u b e Hedwigszeche bei K u m p f m ü h l B r a u n k o h l e n g r u b e Karolinenzeche bei Eichhofen B r a u n k o h l e n g r u b e Ludwigszeche bei Viehausen A n d e r e kleinere Vorkommen 1. Vorkommen
3
nördlichen
.
25 26 29
1. B r a u n k o h l e n g r u b e G u s t a v bei Dettingen a m Main
29
2. B r a u n k o h l e n g r u b e n in der bayerischen Hohen Rhön . . . .
37
E . B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n im A l p e n v o r l a n d e 1. 2. 3. 4.
Die Die Die Die
B r a u n k o h l e von lrsee u n d U m g e b u n g Schieferkohle von Imberg Schieferkohle v o n Großweil u n d O h l s t a d t Schieferkohlen von W a s s e r b u r g u n d U m g e b u n g
40 40 43 52 58
IV
Inhaltsverzeichnis. Sette
II. Die technisch-wirtschaftliche Auswertung der bayerischen Braunkohlenvorkommen A. Die wirtschaftlichen Verhältnisse des bayerischen Bergbaues auf jüngere Braunkohlen 1. Das Wesen der jüngeren Braunkohle 2. Die Gewinnung der Rohbraunkohle 3. Die Veredelung der Rohkohle B. Die wirtschaftlichen Verhältnisse und Leistungen des bayerischen Bergbaues auf jüngere Braunkohlen
63 64 64 67 73 77
C. Einzelschilderung der bayerischen Braunkohlenbergwerke . . . 89 1. Bayerische Braunkohlen-Industrie-A.-O. in Schwandorf, Werk Wackersdorf 89 2. Vereinigte Gewerkschaft Schmidgaden-Schwarzenfeld in Schwarzenfeld, Werk bei Schmidgaden und Schwarzenfeld . 96 3. Bayerische Überlandzentrale A.-G. in Ibenthann: Braunkohlengrube bei Haidhof 99 4. Eisenwerkgesellschaft Maximilianshütte A.-G. in Rosenberg: Braunkohlen 104 5. Gewerkschaft Hindenburg in Schirnding: Braunkohlengrube Hindenburg bei Schirnding 105 6.—10. Die kleineren Gruben des Oberpfälzer Beckens und der Donauniederung 107 Karolinenzeche bei Eichhofen 107 Friedrichzeche bei Prüfening 107 Ludwigszeche bei Alling 107 Hedwigzeche bei Dechbetten 108 Donaufreiheit bei Kapfeiberg 108 Concordiazeche bei Wemding 108 Grubenfelder und Konzessionen im Rieskessel . . . . 108 Schwanenkirchen bei Hengersberg 109 Rathsmannsdorf bei Vilshofen 109 Jägerreuth bei Passau 110 11. Gewerkschaft Gustav in Dettingen am Main: Braunkohlengrube und Überlandzentrale bei Dettingen am Main . . . . 110 12. Der Braunkohlenbergbau in der Rhön 117 13.—15. Die Gruben auf jüngere Braunkohlen im Alpenvorlande 119 Irsee bei Kaufbeuren 119 Josefzeche bei Imberg 119 Pfefferbichl bei Buching 120 Irene bei Großweil 121 Tafeln: Kohlenuntersuchungen und Verdampfungsversuche 123 Bildtafeln 129
Einleitung. Es h a t sich gezeigt, daß die Kenntnis unserer heimischen Lagers t ä t t e n und die Verwendung der aus denselben gewonnenen Erzeugnisse weiteren Kreisen noch nicht zugänglich geworden ist, daß aber anderseits ein ebenso großes Interesse der Öffentlichkeit besteht, hierüber eine objektive Darstellung zu erhallten. Mit vorliegendem Bändchen eröffnen wir eine Reihe von Einzeldarstellungen der technisch wichtigen im Bergbau gewonnenen bayerischen Mineralien. Die Herausgabe wird sich auf mehrere J a h r e erstrecken. Es werden immer diejenigen Mineralien behandelt werden, die besonders im Vordergrund des allgemeinen wirtschaftlichen Interesses stehen. Im B r e n n p u n k t des volkswirtschaftlichen Interesses steht augenblicklich die Kohlenfrage und vor allem die Frage der Gewinnung und Verwertung der Braunkohle. Die Notwendigkeit, während der Kriegszeit und der Zeit nach Kriegsende die Braunkohle mehr in den Bereich der Verwendung zu ziehen, lenkte n a t u r g e m ä ß auch die allgemeine Aufmerksamkeit auf die bayerischen Braunkohlen. Eine übersichtliche Darstellung über dieselben wurde zuletzt im J a h r e 1911 von dem damaligen Vorstand der geognostischen Abteilung des Oberbergamtes, Oberbergrat Professor Dr. v. Ammon gegeben. Diese hervorragende Arbeit ist naturgemäß infolge Fortschreitens des Bergbaues auf unsere Braunkohlen, d a n n dadurch, d a ß sich manche Anschauungen über die Braunkohlenfrage wesentlich gewandelt haben, heute überholt. Außerdem war die Arbeit, die den Titel „Bayerische Braunkohlen und ihre Verwertung. Bericht erstattet an das Kgl. Staatsministerium des Kgl. Hauses und des Äußern. München 1911, Kgl. Hof- und Universitätsbuchdruckerei C. Wolf & S o h n " f ü h r t , nur in einem außerordentlich geringen Umfange gedruckt worden, so daß sie nur einer beschränkten Anzahl von Interessenten zugänglich und sehr bald vergriffen war. Die neue Arbeit ist auf etwas anderer Grundlage als die Ammonsche aufgebaut. Zunächst k o m m t die Geologie der Braunkohlenlagerstätten in geschlossenen Darstellungen zur Schilderung, die von einzelnen, mit dem Studium derselben besonders befaßten Angehörigen der Geologischen Landesuntersuchung verfaßt sind. An diese schließt sich die technisch-wirtschaftliche Würdigung der Braunkohle und eine Beschreibung u n d Würdigung der gegenwärtig vorhandenen BraunkohlenMineraiische Rohstoffe Bayerns.
1
2
Einleitung.
betriebe an. Auf die Geschichte des bayerischen Braunkohlenbergbaues ist nur, soweit es die Geschichte der einzelnen Werke selbst betrifft, Rücksicht genommen, dagegen sind Ausführungen über ältere Unternehmungen, die ohnedies nur einen beschränkten Umfang hatten, unterblieben, da sie für den heutigen Stand der Beurteilung unserer Braunkohle ohne Bedeutung sind. Es darf der Hoffnung Ausdruck gegeben werden, daß mit der Übergabe der Kenntnisse der heimischen Braunkohlenvorkommen an die Öffentlichkeit das allgemeine Interesse an diesen zum Besten der bayerischen Volkswirtschaft geweckt werden wird, und daß das erwachte Interesse dazu führen wird, die heimischen Betriebe in ihrem schweren Kampf, den sie infolge des Eintritts der ungünstigeren Konjunktur zu führen haben, zu unterstützen. Die für einen wirtschaftlich gesunden Betrieb erforderlichen lagerstättlichen und technischen Voraussetzungen sind gegeben. An den Kreisen der Verbraucher wird es liegen, die Werke durch Abnahme ihrer Produkte auch lebensfähig zu erhalten. München, im Juli 1921.
Oberbergamt.
I.
Geologische Darstellung der bayerischen Braunkohlenvorkommen. Bearbeitet von Angehörigen der geologischen Landesuntersuchung des Oberbergamts.
Ä. Braunkohlenvorkommen in Oberfranken und in der nördlichen Oberpfalz. Vom Regierungsgeologen Dr. Heinrich Arndt. Die in Oberfranken und in der Oberpfalz auftretenden BraunkohlenVorkommen gehören sämtlich dem oberen Tertiär, und zwar dem Obermiocän an. Im Fichtelgebirge greift die Tertiärformation buchtartig von Böhmen nach Westen herüber, gabelt sich bei Eger in zwei Äste, deren einer über Eger-Schirnding-Marktredwitz bis gegen Neusorg hinzieht und b r a u n k o h l e f ü h r e n d ist, während der südliche von Eger aus, dem Lauf der Wondreb folgend, das Naab-Wondreb-Becken erfüllt und im allgemeinen b r a u n k o h l e f r e i ist. Auf bayerischer Seite sind die geologischen Verhältnisse der Braunkohlenablagerungen die gleichen wie in der Umgebung von Eger, und durch die in jüngster Zeit gemachten Aufschlüsse kann an einem Zusammenhang zwischen den bayerischen und böhmischen Vorkommen bei Eger kein Zweifel mehr bestehen. Das westlichste Auftreten von Braunkohlen im Egerer Tertiär liegt bei M ü h I b a c h , dicht an der bayerischen Grenze, an der Bahnlinie Eger-Marktredwitz, das während der letzten Jahre wiederum ausgebeutet, vor kurzer Zeit aber wieder aufgelassen wurde. In geringer Entfernung davon liegt auf bayerischer Seite der im Abbau befindliche Tage- und Tiefbau der G e w e r k s c h a f t „ H i n d e n b u r g " bei S c h i r n d i n g und die „ C a r o l u s z e c h e " bei H o h e n b e r g . Das Tertiär verschwindet hierauf unter diluvialer Bedeckung und taucht erst bei Seussen wieder auf, wo im Felde der „ E d u a r d z e c h e " bei K l a u s e n in früherer Zeit Braunkohle gewonnen wurde. Weiter gegen Westen hin treten Braunkohle führende Tertiärschichten wieder zutage bei W a l d e r s h o f , P o p p e n r e u t h , P i l g r a m s r e u t h und S c h i n d e l l o h e . Die Braunkohlenablagerungen im nordwestlichen Böhmen sind Süßwasserbildungen und lassen sich in zwei Hauptabteilungen, in eine ä l t e r e und in eine j ü n g e r e gliedern. Beide Ablagerungen sind zeitlich getrennt durch das Empordringen zahlreicher Basaltmassen, die die ältere Braunkohlenformation durchbrachen, in ihrer Lagerung störten und sie teilweise auch mit Tuffen eindeckten. Über diesen kamen erst die jüngeren Braunkohlen zur Ausbildung. In der Egerer Braunkohlenablagerung jedoch können nur die j ü n g e r e n Braunkohlen erkannt werden; diese Vorkommen liegen särat-
A. Braunkohlenvorkommen in Oberfranken u. in der nördl. Oberpfalz. 5 lieh a u f den basaltischen Ergüssen. Das gleiche gilt auch f ü r die Braunkohlenablagerungen auf bayerischem Gebiete. Nach den neuesten Untersuchungen in der Gegend zwischen Schirnding und Marktredwitz hat sich ergeben, daß die quartären Bildungen, die auf der Gümbelschen Karte des Fichtelgebirges und Frankenwaldes, Blatt Müjnchberg, in großem Maße ausgeschieden sind, an vielen Stellen als t e r t i ä r e Ablagerungen aufzufassen sind, so daß also dem Tertiär auf bayerischer Seite ein wesentlich größerer Anteil zukommt als aus der geologischen Karte ersichtlich ist. Immerhin handelt es sich bei diesen Tertiärvorkommen nur um mehrere kleinere Becken, deren Zusammenhang durch die diluviale Erosion gestört, und durch welche die tertiären Ablagerungen teilweise selbst noch angegriffen worden sind. Im Allgemeinen entspricht die Kohle sämtlicher Vorkommen in der Umgegend von Marktredwitz an Qualität und Alter der Oberpfälzer Braunkohle aus der Umgebung von Schwandorf. Die hochwertigen Kohlen der älteren Braunkohlenformation treten auf bayerischer Seite n i r g e n d s auf. 1. Zeche „Hindenburg" bei Schirnding. Der im F r ü h j a h r 1920 begonnene Tagebau befindet sich dicht an der Landesgrenze, südlich der Straße Schirnding-Eger. Unter 1,5—2 m mächtiger Überdeckung, bestehend aus Sanden und Tonen, wurde die Braunkohle angefahren, deren durchschnittliche Mächtigkeit etwa 6 m beträgt. Das Liegende der Kohle ist im Tagebau noch nicht erschlossen. Tonlagen von wechselnder Stärke sind der Braunkohle zwischengeschaltet. In einem Schacht auf der Ostseite des Tagebaues wurde die Kohle unter 4,5 m Überdeckung angetroffen und war bei einer Tiefe von 7 m (in der Kohle) noch nicht durchörtert. Die Überlagerung nimmt von Osten nach Westen zu und erreicht schließlich die Mächtigkeit von 12 m. Mit der Zunahme der Überdeckung ist eine Abnahme der Kohlenmächtigkeit festzustellen. Das Schirndinger Vorkommen stellt den südlichen Flügel der Mühlbach-Schirnding-Hohenberger Kohlenmulde dar, die sich gegen Süden und Westen zu den Phylliten des Mühlberges auflagert. Wie bei den Oberpfälzer Vorkommen ist auch bei Schirnding das Verhältnis der lignitischen Kohle zur erdigen Braunkohle etwa wie 1 : 2. Eine auch z. B. in Wackersdorf beobachtete Erscheinung konnte hier festgestellt werden: beim Liegen an der Sonne schwitzt aus der Kohle zähes, flüssiges Bitumen aus. Der Schwefelgehalt der Schirndinger Kohle beträgt etwa 2 % . Er rührt von zahlreichen darin eingelagerten Gipskristallen her, die wiederum aus der Zersetzung von Schwefelkies entstanden sind. Der gleichzeitig mit der Kohle geförderte Ton des Hangenden derselben soll in seinen reinen Partien ein vorzügliches Material f ü r Ziegelfabrikation abgeben. Da der Abbau im Felde der Zeche Hinden-
6 A. Braunkohlenvorkommen in Oberfranken u. in der nördl. Oberpfalz. bürg noch nicht wesentlich in die Tiefe gegangen ist, erscheint hier die Ausführung eines Profils angezeigt, das Gümbel im „Fichtelgebirge", S. 601, über die benachbarte Grube bei Mühlbach erwähnt, wo gegen Ende des 18. J a h r h u n d e r t s folgende Schichten durchfahren wurden: 3,16 m grauer, glimmeriger Sand und sandiger Letten; zäher, lichtbrauner Ton, 9,87 m schwarzgrauer, glimmeriger Ton, unten mit einzelnen Quarzkörnchen, 0,84 m eisenschüssiger Ton, 3,10 m grüner, zäher, zum Teil glimmerreicher, unten lichtbrauner Ton, 3,24 m dunkelbrauner, bituminöser Letten mit Pflanzenteilchen, 0,79 m M o o r k o h l e , 1,50 m M o o r k o h l e mi't lichtgrünem Ton gemengt, 2 , 7 6 m e r d i g e B r a u n k o h l e mit festen Stücken, 0,32 m b i t u m i n ö s e s H o l z . Des weiteren erwähnt Gümbel, daß „in einem Versuche auf der S c h e i b e l w i e s e , unfern Schirnding (dem jetzigen Felde der Zeche „Hindenburg"), nur gering mächtige, mulmige Braunkohlen und kohlige Schiefer gefunden wurden". Zu dieser Angabe Gümbels sei jedoch bemerkt, daß die damaligen Versuche höchst wahrscheinlich am Rande der Braunkohlenablagerung stattfanden und nur das gering mächtige Ausgehende des Kohlenvorkommens antrafen. 2. Carolus-Zeche bei Hohenberg. Im Felde der „ C a r o l u s - Z e c h e " bei H o h e n b e r g sind augenblicklich keine Aufschlüsse vorhanden, auch die Spuren früheren Bergbaues fast gänzlich verwischt. Es kann also bei Beschreibung dieses Vorkommens nur auf die ältere Literatur zurückgegriffen werden. So erwähnt Gümbel im „Fichtelgebirge", S. 601, daß auf dem (der Scheibelwiese unfern Schirnding) gegenüberliegenden Abhang gegen Hohenberg zu gelegentlich des Abbaues von Eisenerzen im J a h r e 1717 bei tieferem Niedergehen ein Braunkohlenflöz aufgedeckt wurde und seit 1732 eine Zeche „ F r e u n d s c h a f t " behufs Gewinnung der Kohle dort angelegt wurde. Derselbe schreibt 1. c., S. 609: „es ist schon wiederholt erwähnt worden, daß die Eisenerzablagerungen die fast steten Begleiter dieser tertiären Bildungen ausmachen, und daß man häufig vom Tage nieder zuerst auf Eisenerze baute und dann erst in größerer Tiefe auf Braunkohlen- und Tonlager stieß. So bei H o h e n b e r g ( „ F r e u n d s c h a f t " ) , am S t e i n b e r g ( „ f l e i ß i g e r B e r g m a n n " , „ f ü r s t l i c h e r V e r t r a g " , „ s c h w a r z e r L ö w e " usw.), bei B e r g n e r s r e u t h , bei W a l de r s h o f usw." Auch v. Ammon erwähnt in: „Bayerische Braunkohlen und ihre Verwertung" (München 1911), S. 69, das Hohenberger Vorkommen und bringt dort neben den oben erwähnten Gümbelschen Angaben noch folgendes:
A. Braunkohlenvorkommen in Oberfranken u. in der nördl. Oberpfalz.
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„Am Hohenberg-Schirndinger Sträßchen befindet sich ein verlassener Schacht, der 27 m tief war; er soll unterhalb lettiger Schichten bei 3 m ein 1 m starkes Braunkohlenflöz, dann sandigen Letten und bei 23 m ein 3 m mächtiges Flöz durchstoßen haben. Die Kohle zeigt milde Beschaffenheit und Spuren von Schwefelkies (Alaunerz). Es wird ein südwestliches Einfallen unter 13° angegeben. Beim benachbarten Mühlbach in Böhmen ging Ende des 18. Jahrhunderts ein Braunkohlenbergbau um; ein 2 9 m tiefer Schacht schloß unter 2 0 m Überdeckung ein etwa 5 m haltendes Lager von mooriger und erdiger Kohle auf." Eine Reihe von Bohrungen wurden im Felde der „Carolus-Zeche" innerhalb der letzten Jahre ausgeführt. Eine von diesen durchfuhr noch bei fast 24 m geröllreichen Sand und wurde daraufhin eingestellt. 3. Steinberg- Kothigenbibersbach-Bergnersreuth. Westlich von Hohenberg sind neuerdings Schürfe auf Braunkohle gemacht worden, so im Süden des S t e i n b e r g s und bei K o t h i g e n b i b e r s b a c h , doch sind nirgends dort befriedigende Resultate erzielt worden. Nach der Gümbelschen Karte 1 : 100000, Blatt Münchberg, befinden sich die genannten Orte am Rande der Tertiärbucht, und hierauf dürfte wohl der wenig günstige Ausgang der Schürfarbeiten zurückzuführen sein. Über das erwähnte Kohlenvorkommen bei B e r g n e r s r e u t h ist nichts Näheres mehr bekannt. 4. Zeche „Eduard" — Klausen bei Seussen. Das Vorkommen ist in einer Seitenbucht des von Eger südwestlich herüberziehenden Tertiärbeckens abgelagert und schon seit langer Zeit bekannt. Gümbel I.e., S. 601, berichtet, daß bei S e u s s e n und in d e r K l a u s e n 1762 die Zeche „ t r e u e F r e u n d s c h a f t " entstand, die das Rohmaterial, eine stark schwefelkieshaltige bituminöse Braunkohle und Blätterschiefer, für das dort betriebene Alaunwerk lieferte. Heute ist dort nichts Wesentliches mehr festzustellen. Vom früheren Bergbau ist in einem kleinen Wäldchen nur noch eine große, vollständig überwachsene Halde zu sehen, die aus Blätterschiefer und Blätterkohle mit zahlreichen Blattabdrücken besteht. In neuerer Zeit wurden im Gebiete der „Eduardzeche" mehrere Bohrungen angesetzt, die ergebnislos blieben, da sie zweifellos nicht tief genug niedergebracht wurden. Bohrung 1: bis 42,0 m gelber Sand und Ton 11
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23 0 f f ,f f, f ff >> rt 15,8 ff ff ff ff ff In der älteren Literatur finden wir über die „Eduard-Zeche" noch folgende Angaben: Gümbel, „Fichtelgebirge", S. 601/602: „Durch die Baue, die zum Teil unterirdisch, zum Teil oberirdisch geführt wurden, waren von Tl
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A. Braunkohlenvorkommen in Oberfranken u. in der nördl. Oberpfalz.
oben herein zunächst 2 bis 3 m Schutt von Basaltblöcken entblößt (oft bis gegen y 2 m dick). Die offenbar von dem anstoßenden Basaltberge herabgerollten Blöcke liegen in einem fetten, lehmigen Basalttuff, u n t e r welchem d a n n weiter 4—5 m mächtige weiße und b r a u n e Lettenlagen als das Dach des Braunkohlenflözes folgen. Das letztere ist bis zu einer Mächtigkeit von 42 m durchbohrt worden. Es liegt auf Geröll. Die dünnschieferige Braunkohle ist vorherrschend eigentlich nur ein bituminöser, erdiger, brauner, zum Teil Glimmer f ü h r e n d e r Blätterschiefer, der sich sehr d ü n n spaltet und eine überaus reiche Flora, selbst auch einige wichtige Tierüberreste beherbergt." An gleicher Stelle gibt Gümbel auch eine Analyse des Seussener Blätterschiefers, der sich nach den Untersuchungen von Dr. A. Schwager folgendermaßen z u s a m m e n s e t z t : „A. 63,92% Kohlen und Bitumen, davon 1,38% in Äther und Alkohol löslich, B. 23,85% in Salzsäure löslichem Anteil, wovon 5 , 0 6 % Kieselsäure in Kalilauge vor der Behandlung in Salzsäure löslich sind, C. 12,23°/» in Salzsäure unlöslichem Anteil. 100,00%. Das in Äther u n d Alkohol lösliche Harz schmilzt bei ungefähr 100° C und brennt mit stark rußender F l a m m e u n t e r Ausstoßung eines nach v e r b r a n n t e m Gummi riechenden Rauches. Die in Salzsäure löslichen (B) und nicht löslichen (C) R ü c k s t ä n d e sind zusammengesetzt wie folgt: B C Si02 A1 2 0 3 Fe203 CaO MgO KO NaO S03 H20 Summe:
57,444 2,472 16,791 0,388 0,541 Spur Spur 0,202 21,847
35,387 40,193 14,110 0,771 3,452 2,127 0,414 — 4,033
99,688
100,487."
In v. A m m o n „Bayerische Braunkohlen und ihre V e r w e r t u n g " finden wir noch folgende, die vorigen ergänzende A n g a b e n : „Die schieferige Kohle enthält viele organische Einschlüsse, die ein miozänes Alter der Schichten beweisen, zugleich aber auch die Annahme einer tieferen Stufe als Obermiozän wahrscheinlich machen. Unter den Pflanzenresten sind in manchen Lagen der Schichtenreihe kleine Früchte nicht selten, die zu der nußbaumartigen G a t t u n g Carya gehören.
A. Braunkohlenvorkommen in Oberfranken u. in der nördl. Oberpfalz.
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Bei der Analyse der Gesamtsubstanz (Bauschanalyse) ergab sich. nachstehendes R e s u l t a t : Reinkohle 62,563% Bitumen 1,380,, Kieselsäure 18,056,, Tonerde 5,443 „ Eisenoxyd 5,853 „ Manganoxydul Spur Kalkerde 0,187,, Bittererde 0,546 „ Kali 0,256 „ Natron 0,050 „ Schwefel 0,629,, Schwefelsäure 0,146,, Wasser 5,730,,
5. Braunkohlenvorkommen von Preisdorf, Oberteich und Steinmühle. Von Klausen aus zieht sich- das Tertiär östlich in einer Seitenbucht hinein nach Grünmühle und Konnersreuth und bildet hierdurch eine Verbindung mit den tertiären Ablagerungen des N a a b - W o n d r e b Beckens in der Gegend von Waldsassen. Dort sind dieselben z w a r sehr mächtig, doch wurde bisher abbauwürdige Kohle nirgends darin angetroffen. Bei P r e i s d o r f , südwestlich von Konnersreuth wurde bei d e r Gewinnung von Tonlagern Braunkohle gefunden. Gümbel 1. c., S. 606,, erwähnt dieses Vorkommen. Nähere Angaben über Mächtigkeit u n d Lagerungsverhältnisse fehlen. Bei O b e r t e i c h , südwestlich von Mitterteich (auf Blatt E r b e n dorf der geol. K a r t e 1 : 100000 gelegen) ist das gleiche der Fall. D e r Ton ähnelt sehr dem die Schirndinger Kohle überlagernden Ton u n d wird zur Ziegelfabrikation verwendet. Ein seiner a n g e b l i c h e n Lagerungsverhältnisse wegen interessantes Vorkommen soll im Bruchfeld der 1. bayerischen Basaltwerke in S t e i n m ü h l zwischen Mitterteich und Waldsassen erbohrt worden sein. Die Kohle soll dort u n t e r dem Basalt angetroffen worden sein. Die Möglichkeit hierfür ist wohl vorhanden, denn wir kennen, wie schon f r ü h e r erwähnt, Kohle, die ä l t e r ist als der Basalt. Auf bayerischem Gebiete wäre dieses Vorkommen das erste dieser Art. 6. Braunkohlenvorkommen auf der Sattlerin bei (Rudolfzeche).
Fuchsmühle
Das Vorkommen ist zwischen P u n k t 737 und 708 der topographischen K a r t e 1 : 50000 auf der Wasserscheide zwischen Donau und Elbe gelegen in der Nähe der Ortschaften Schafbruck und Herzogöd a m Teichelberg und schon seit langer Zeit bekannt. Es wurde in f r ü h e r e r
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A- Braunkohlenvorkommen in Oberfranken u. in der nördl. Oberpfalz.
Zeit vor allem das hier in den tertiären Bildungen in größerer Menge auftretende Eisenerz abgebaut, und hierbei stieß man dann wohl bei weiterem Vordringen in die Tiefe auf die Braunkohlen. Daß einmal ein reger Bergbau hier umgegangen sein muß, geht aus zahlreichen Löchern und Halden hervor, die überall im Walde verstreut sind. Das Haldenmaterial ist allenthalben noch mit Brocken von Eisenerzen untermischt. Im Jahre 1860 beschloß der Besitzer des Lehensgutes Fuchsmühl auf dem Gebiete der Grubenfelder „Rudolfzeche" und „Eisenberg" die Braunkohle auszubeuten, teufte einen Schacht ab und begann mit der Anlage eines 500 m langen Stollens. Durch seinen Tod geriet die Unternehmung ins Stocken. Im Jahre 1891 wurden dann erst weitere planmäßige Bohrungen zur Untersuchung des Braunkohlenvorkommens vorgenommen. Diese ergaben folgendes: „Im Felde der „Rudolfzeche" streicht die tertiäre Kohlenablagerung muldenförmig von SO nach NW und tritt am südöstlichen Rand schon nach zwei Metern lehmigen Überdeckungsgebirges zutage. Im Muldentiefsten ist zwar eine Kohlenmächtigkeit von 11 m durch eine Tiefbohrung konstatiert, die durchschnittliche Mächtigkeit wird aber 6—7 m nicht übersteigen. Wie die meisten tertiären Kohlenablagerungen in und an der Basaltbildung, so muß auch die in Frage stehende als eine lokale, begrenzte Formation bezeichnet werden." Während des Krieges wurden in einer Anzahl von kleinen Schächten der (nach Gümbel) mit der Kohle auftretende erdige Phosphorit ausgebeutet. Hierbei ist auffallend, daß auf den Halden dieser Schächte nirgends Braunkohle zu finden ist. Danach müßte also der Phosphorit ü b e r d e r Braunkohle und nicht, wie Gümbel es z. B. vom benachbarten Zottenwies erwähnt, in d e r Braunkohle liegen. F l u r l sagt in seiner „Beschreibung der Gebirge von Baiern und der oberen Pfalz" (München 1792) nichts von dem Braunkohlenvorkommen auf der Sattlerin, wohl aber kennt er den schon seit mehr als einem Jahrhundert dort umgehenden Eisensteinbergbau. G ü m b e l gibt im „Fichtelgebirge" nur kurze Notizen darüber, während v. A m m o n 1. c., S. 26, ausführlicher berichtet: „Gleichwie die Ablagerung von Zottenwies und Harlachhof („Philipps-Zeche"), befindet sich auch die der 7 km östlich davon entfernten „Rudolfs-Zeche" auf der Wasserscheide zwischen Donau und Elbe. Hier, auf der Sattlerin oder am Teichelrangen, liegt die Braunkohle direkt dem Basalt auf. Das Vorkommen läßt eine SO nach NW gerichtete Mulde erkennen. Die magere und leicht zerbröckelnde Braunkohle hat eine durchschnittliche Mächtigkeit von 6 m; die vorhandene Kohlenmasse wird im ganzen auf 5000 Wagenladungen geschätzt. Die Kohle soll 64% trockene Substanz und 36% Wasser haben, der Heizwert der lufttrockenen Substanz 3290 Kai. Geringer Schwefelgehalt. Der Verkaufspreis in Nürnberg wurde (1911) auf 50 Pf. für den Zentner berechnet. Nächste Bahnstation Groschlattengriin (334 km)."
A. Braunkohlenvorkommen in Oberfranken u. in der nördl. Oberpfalz.
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Nach neueren Angaben soll sich der Phosphorit im Basalttuff gefunden haben. Danach wäre als das Fehlen der Braunkohle dort erklärlich. 7. Braunkohlen vorkommen bei Harlachhof-Zottenwies-Waldershof („Philipps-Zeche" — Zeche „Nickel"). Von Marktredwitz aus erstrecken sich die tertiären Bildungen als Fortsetzungen der von Eger herüberziehenden Tertiärbucht nach SW zu über W a l d e r s h o f - P i l g r a m s r e u t h bis P u l l e n r e u t h - D e c h a n t s e e s . In diesem Gebiet wurden, wie schon Flurl 1. c., S. 412—438, berichtet, an zahlreichen Stellen Eisenerze ausgebeutet, bei deren Abbau man z. B. bei Z o t t e n w i e s Braunkohle antraf. Er beschreibt das Vorkommen wie folgt: „Dort kommt 3 % Lachter (7 m) unter dem Griese (Tertiärsand) eine Lage von bituminösem Holze in ganzen Bäumen noch mit Ästen und Rinden wohl gegen 4 Fuß mächtig vor und unter demselben eine schmale Schicht von Alaunerde, worunter kleinkörniger Schwefelkies liegt." Von dem alten Bergbau zwischen Pullenreuth und Pilgramsreuth ist heute nur noch sehr wenig zu sehen und unsere Kenntnis hiervon stützt sich lediglich auf die in den Akten befindlichen Berichte über die alten Schürfungen und Bohrbefunde sowie auf einige ältere Literaturangaben. Das Gebiet, in dem sich hier Kohlen fanden, ist begrenzt durch die Linien P i l g r a m s r e u t h - E i n ö d e Z o t t e n w i e s - R e h b ü h l - P u l l e n r e u t h und durch die S t r a ß e P u l l e n r e u t h - M a r k t r e d w i t z . Der Bergbau selbst wurde nur an zwei Stellen betrieben, in der Nähe der Einöde Z o t t e n w i e s und auf dem R e h b ü h l , 1 km von Zottenwies entfernt. Alle Angaben mit den Bezeichnungen Schindellohe, Pullenreuth, Pilgramsreuth dürften sich auf die beiden genannten Lokalitäten beziehen. Ausgenommen hiervon ist das nördlich gelegene Vorkommen von Waldershof und der sehr fragliche Kohlenfund am Kreuzweiher. Ein auf churfürstlichen Befehl im Jahre 1787 eine Viertelstunde von Schindellohe auf Kohle abgeteufter Schacht ergab nachstehendes Profil: 20 Fuß (6,1 m) Dammerde, 4 „ (1,2 m) Letten, y 2 „ (0,16 m) H o l z s c h i e f e r , ä—31/2 „ (0,9—1,05 m) H o l z l a g e r ( L i g n i t ) , y 2 „ (0,16 m) K o h l e n s c h i e f e r , n i c h t b r e n n b a r . Ein in der Nähe niedergebrachter zweiter Schacht traf Kohle an, die jedoch in kurzer Entfernung vom Schacht auskeilte. Im Jahre 1831 wurde vom Berg- und Hüttenamt Fichtelberg das Gebiet zwischen Zottenwies und Schindellohe abgebohrt und durch
12 A. Braunkohlenvorkommen in Oberfranken u. in der nördl. Oberpfalz. Schurfschächte aufgeschlossen; da jedoch keine „hoffnungsvolle" Aussicht bestand, wurden 1833 die Schürfarbeiten eingestellt. Um 1840 versuchte der Besitzer der Einöde Zottenwies den Kohlenbergbau wieder aufzunehmen und legte in der Nähe einen Stollen an, der aus Geldmangel nicht bis zur Kohle vorgetrieben werden konnte. 1842 erwarb von ihm der Fabrikbesitzer und Chemiker Fikenscher in Marktredwitz das Grubenfeld, der die Kohle f ü r seinen Fabrikbetrieb gewinnen wollte. Eine wohl von Fikenscher s t a m m e n d e Analyse der Zottenwieser Kohle zeigt folgende Zusammensetzung: Kohlenstoff Wasserstoff Stickstoff u. Sauerstoff Asche Wasser bei 100°
. . .
46,4% 4,1 „ 27,2,, 6,0 „ 15,0,, 99,3%.
Bergfeucht h a t t e die Kohle 5 0 % Wasser, trocknete langsam an der L u f t , wobei sie zuerst a u f b l ä t t e r t e und d a n n zu Grus zerfiel. Ihr Brennwert war etwa gutem Torf gleichzustellen. Beim Verbrennen hinterließ sie 15% Asche. N a u c k (Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1850, Bd. II, S. 39 ff.), der während der Zeit des Abbaues durch Fikenscher das Bergwerk öfter besuchte, gibt über die eigentümlichen Lagerungsverhältnisse nachstehendes Profil u n d schreibt d a r ü b e r : „ D a s abgebaute Kohlenflöz h a t eine mittlere Mächtigkeit von F u ß (1,7 m), in den oberen Teufen 2 % — 3 , in den unteren 7 % F u ß (2,6 m). Es besteht seiner H a u p t m a s s e nach aus breitgedrückten Stücken gut erhaltenen bituminösen Holzes, zum größten Teil von Koniferen. Es k o m m t darin Harz und Erdpech vor, einzelne Partien enthalten etwas Schwefelkies. Das Streichen des Braunkohlenflözes von NO nach S W ist in einer Länge von 200 Lachter (400 m) durch den Stollenbau und Abbau der Kohlen, das Fallen (im Mittel 28—30°) von SO nach N W durch den Abbau bis zu einer Teufe von 14 Lachter (28 m), von 5 Lachter (10 m) oberer Teufe an erwiesen. Das Hangende der Braunkohle ist sandiger Schieferton (etwa 2 Lachter), dann folgt Kohlenletten (etwa 1 Lachter), darüber sandiger Ton mit einer dünnen Schicht tonigen und kieseligen Brauneisensteins und von da bis zur Oberfläche Lehm, in welchem sich viele zerstreute Basaltblöcke finden. Das Liegende des Kohlenflözes ist ein bituminöser Schieferton, reich an Blätterabdrücken dikotyledonischer Pflanzen. U n t e r diesem etwa 2 Lachter mächtigen Schieferton liegt ein sandiger Ton mit einem 2—4 Zoll dicken Streifen P h o s p h o r i t . . . Im Verfolg des Abbaues der Kohlen zeigte sich, daß das Fallen des Flözes immer geringer wurde und bei 14 Lachter (28 m) Teufe in die horizontale Lage überging. Eine nach N W getriebene Versuchsstrecke (B) zeigte, d a ß das Flöz in geringer E n t f e r n u n g anstieg und d a n n plötzlich aufhörte. Im Verfolg dieser Versuchsstrecke fand m a n zu-
A. B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n in Oberfranken u. in der nördl. O b e r p f a l z .
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erst den bituminösen Schieferton, dann Basaltwacke und in einer E n t fernung von 5 Lachter (10 m) eine senkrecht stehende Basaltwand. Da jenseits des Basaltes durch Bohrversuche das Kohlenflöz wiedergefunden worden ist, so läßt sich das Fallen der Schichten bestimmen: dies ist hier entgegengesetzt von N W nach SO. Bemerkenswert ist es, daß der Basalt hier an der Durchbrechungsstelle die Schichten gebogen hat, was er sonst nicht zu tun p f l e g t . . . " (vgl. Gümbel: „Fichtelgebirge", S. 607 ff.), r Soweit der Bericht von Nauck. Nach 7 jährigem Betrieb-stellte Fikenscher im Jahre 1849 das Bergwerk ein. Die tiefst angefahrenen Kohlenschichten, Brandschiefer, lagen direkt auf dem Urgebirge, glimmerschiefer- und phyllitähnlichen Gesteinen. Die weitere Entwicklung des Pilgramsreuther Braunkohlenvorkommens, wie sie aus den Akten zu entnehmen ist, ist folgende: Bei den an zahlreichen Stellen dieses Tertiärgebietes umgehenden Bauten auf Eisenerz, wurde bei Schürfungen auf dem Rehbühl bei Zottenwies im Jahre 1849 bei 17 Lachter (34 m) Teufe Kohle angefahren. Zur genaueren Untersuchung derselben brachte das Bergamt Fichtelberg dort 8 Bohrungen nieder, von denen die 5. und 6. fündig wurde und eine bis zu 25 Fuß mächtige Kohle ergab. Zu ihrer Gewinnung wurde ein Stollen projektiert, der von der Klause her in einer Länge von 409 Lachter (818 m) und mit einem Kostenaufwand von 2930 fl. gegen den Rehbühl vorgetrieben werden sollte. An den hohen Kosten und den damaligen schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen scheiterte das Projekt. 1858 wurde bei Zottenwies neuerdings vom Staat aus auf Kohle geschürft und hierzu 7 Schächte abgeteuft, von denen nur einer auf Kohle traf. Die hierbei durchfahrenen Schichten ergaben nachstehendes Profil: 4 Lachter (8 m) Sand und Ton, i/ 2 „ (1 m) grauer Ton, 5 Fuß (1,5 m) K o h l e n m u l m , 3 „ (0,9m) Kohle, ? Brandschiefer. Die genauen Schachtansatzpunkte sind nicht mehr bekannt. In neuerer Zeit wurden wiederum mehrere Bohrversuche in der dortigen Gegend unternommen, nachdem das Vorkommen mehrmals den Besitzer gewechselt hatte. Die letzten Bohrungen wurden alle am Rehbühl niedergebracht. Ein Bohrprofil über eine der Bohrungen am Rehbühl zeigt nachstehende Schichtenfolge: 4 m gelber Ton, 34 m schwärzlich-blauer Ton, 6 m Kohle (Lignit). Im ganzen soll die Kohle dort 1 1 , 8 m mächtig sein, nur wurde diese Bohrung bei 44 m abgebrochen und erreichte nicht das Liegende der Kohle. An anderen Stellen sollen dort Braunkohlenflöze von 17 m und 19 m Mächtigkeit erbohrt worden sein.
14 A. Braunkohlenvorkommen in Oberfranken u. in der nördl. Oberpfalz. Im Felde der „Nickel-Zeche" ist im Bahneinschnitt beim Stationsgebäude von Waldershof unter einer 8 m mächtigen Überdeckung zur Zeit des Bahnbaues Marktredwitz-Schnabelwaid ein 4 m mächtiges Braunkohlenflöz aufgeschlossen gewesen. Die ersten Nachrichten über dieses Vorkommen finden wir bei Gümbel, „Fichtelgebirge", S. 606: „Verfolgen wir die Braunkohlen- und Tonbildungen in der Vertiefung der Kösseinemulde weiter aufwärts, so stoßen wir zunächst auf lehrreiche Aufchlüsse, die bei dem jüngsten Bahnbau gewonnen wurden. Am Stationsplatz Waldershof liegt unter 8 m hohem gelben Tertiärsand ein wellig gekrümmtes und zusammengefaltetes, bis 4 m mächtiges Braunkohlenflöz, begleitet von auflagerndem grauen, putzenweise selbst schön weißen, zum Teil rötlichen Ton. Ähnlicher grauer Ton und feiner Quarzsand bildet auch das Liegende. Etwas weiter nördlich davon steht im Bahneinschnitt weißer Ton 2 m mächtig und graue, feuerfeste Kapselerde 10 m mächtig an, gleichfalls von feinem weißen Quarzsand begleitet. Es ist zu erwarten, daß diese schöne Lage technisch nicht unbenutzt bleiben wird. Dieses Vorkommen ist aber deshalb von großer Wichtigkeit, weil es die direkte Verknüpfung des Tones mit der Braunkohlenbildung in dieser Gegend außer allen Zweifel stellt." Im Laufe der letzten Jahre sind sowohl im Felde der „Philipps"als auch der „Nickel"-Zeche eine Reihe von Bohrungen niedergebracht worden, die nur in einem Bohrloch bei Pilgramsreuth 14 m unreine Kohle durchfuhren. Der geologische Aufbau des Braunkohle führenden Tertiärgebietes südwestlich von Marktredwitz stellt sich folgendermaßen dar: In die zwischen Kösseine in NW und Steinwald in SO eingelagerten Phyllite, Gneis- und Quarzphyllite haben sich in einer darin NO-SW streichenden Mulde die miozänen Schichten, bestehend aus Sanden, Quarzgeröllen, Tonen und Kaolintonen abgelagert, zwischen denen an manchen Stellen Lignite, mulmige Braunkohle und bituminöse Brandschiefer auftreten. Auch hier ist dem Tertiär wahrscheinlich eine größere Flächenverbreitung, als auf der geologischen Karte angegeben ist, zuzusprechen. Gegen Waldershof zu taucht aus den tertiären Ablagerungen der Urkalk auf, der, bei Riglasreuth an der Fichtelnaab (südwestlich von Pullenreuth) beginnend, über Dechantsees-Waldershof-Marktredwitz, bis gegen Arzberg, mehrfach unterbrochen, fortsetzt. Bei dem beschriebenen Vorkommen handelt es sich um eine Reihe kleinerer Kohlenvorkommen, deren immer noch zweifelhafte Ausdehnung nur durch systematische und geologisch einwandfrei angesetzte Bohrungen festgestellt werden kann. 8. Thumsen-Zeche bei Thumsenreuth (ehemalige Zeche „Ernestine"). Am Nordende des großen Serpentinstockes von Erbendorf ist am B a i e r h o f bei T h u m s e n r e u t h in einer flachen Mulde des Granitgebirges ein kleines Braunkohle führendes Tertiärvorkommen abge-
A. Braunkohlenvorkommen in Oberfranken u. in der nördl. Oberpfalz.
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lagert. Nahe östlich davon wird der Granit von ziemlich ausgedehnten Basaltmassen durchbrochen. Diese Braunkohlen wurden seit dem J a h r e 1838 gewonnen, der Bergbau jedoch 1877 wieder aufgelassen. Im Sommer 1920 begann m a n östlich der Ziegelhütte das alte Grubenfeld wieder in Angriff zu nehmen. Die uns von dem ehemaligen Bergbau überkommenen Nachrichten über die Lagerungsverhältnisse sind äußerst spärlich und ohne genaue Ortsangaben. Die damals gewonnene Braunkohle war lignitisch u n d besaß eine durchschnittliche Mächtigkeit von 0,5—2,3 m. Das Lignitlager soll in seinen randlichen Teilen aus teilweise gebogenem, innen noch elastischen Holz bestanden haben. Gümbel, „Ostbayer. Grenzgebirge I", S. 437—438, bemerkt hierzu: „Zu den interessantesten Einschlüssen des Basalttuffes gehören die Pflanzenteile, welche in Form von S t ä m m e n u n d Ästen oder S t a m m stücken neuerlich in der Braunkohlengrube bei Bayerhof, unfern T h u m senreuth, aufgeschlossen wurden ( L X X X , 16): Am häufigsten erkennt man in diesem Holz, welches zum Teil sehr wohl erhalten ist, F r a g m e n t e von P i n i t e s H o e d l i a n u s U n g . Diese Lignite sind dadurch ausgezeichnet, d a ß das Holz nicht wie auf den Braunkohlenflözen zusammengedrückt, sondern als vollkommen walzenförmige Stücke im ursprünglichen U m f a n g im Tuff eingebacken ist, zugleich aber entweder vollständig oder doch am U m f a n g verkohlt erscheint. Der U m s t a n d , d a ß bei solchen, nur in den äußersten Teilen verkohlten Stücken der Tuff fest mit der Kohle zusammengebacken ist, beweist, daß die Verkohlung nicht vor dem Einschluß im Tuff s t a t t f a n d , sondern als eine Folge desselben angesehen werden m u ß . Vollständig verkohlte Stücke verhalten sich genau wie Holzkohle; sie enthalten keine bituminösen Bestandteile mehr, glimmen im Feuer ohne Geruch und geben mit Kalilauge behandelt keine, selbst nicht blaßweingelb gefärbte Flüssigkeit. Durch die galvanische Probe läßt sich erkennen, d a ß die Kohle keinem sehr hohen Hitzgrad, wenigstens nicht der Weißglut ausgesetzt war, d a sie nicht als leitend sich erweist. Bei den am U m f a n g verkohlten Stücken n i m m t der Gehalt an B i t u m e n mit der E n t f e r n u n g von diesen verkohlten Außenteilen stufenweise zu bis zum innersten Kern, wo die Masse aus mehr oder weniger normalem Lignit b e s t e h t . " Nach einem A k t e n v e r m e r k wurde die Kohle bei 15 m Tiefe angetroffen. Zincken („Physiographie der B r a u n k o h l e " , 1867, S. 514) erw ä h n t , d a ß „das Lager u n t e r 25—30 F u ß Basalttuff liegt, einem grauen Sandstein, welcher nach H a h n sein Material dem Granit und dem Basalt entnommen h a t , basaltischen Geschieben und Ton. Das Liegende des Lignits besteht aus einer schlammig-kohligen Schicht mit 6 0 % brennbaren Bestandteilen." Ein Bericht vom 10. März 1858 sagt, d a ß die Zeche auf einem 8 F u ß mächtigen Lignitlager baut, das horizontal abgelagert ist. Das ganze Braunkohlenlager scheint eine ziemlich ovale, nicht sehr ausged e h n t e Mulde zu bilden. Im Hangenden und im Liegenden derselben findet sich Ton. Im J a h r e 1863 waren bei der Grube 6 Förderschächte und ein 665 m langer Stollen mit 4 Stollenschächten vorhanden. Aus
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A. Braunkohlenvorkommen in Oberfranken u. in der nördl. Oberpfalz.
d e n etwa 6 m tiefen Schächten wurde Lignit gefördert, der von 3,94 m Teufe an in einem 0,5—2,3 m mächtigen Lager gewonnen wurde (Aktenbericht). Im Laufe des Sommers 1888 wurden in der Nähe der Ziegelh ü t t e 2 Schächte abgeteuft und mehrere Bohrlöcher niedergebracht. Aus dem der Ziegelhütte zunächst gelegenen 14 m tiefen Schacht wurde eine erdige, an der Luft sich b l ä t t e r n d e Braunkohle gefördert. Bei Gümbel, „Ostbayer. Grenzgebirge", S. 434 und 468—469, finden sich noch die genauesten Angaben über die Lagerungsverhältnisse dieses Braunkohlenvorkommens. S. 434: „Andererseits bemerkt m a n auch eine Verbindung von basaltischen Tuffmassen mit offenbar jüngeren Sedimentgebilden, welche in Form von Braunkohlenschjchten und Brauneisenerzablagerungen die Basalte begleiten. Nicht selten zeigen sich in der tonigen Unterlage d e r Braunkohlenflöze zahlreiche Einschlüsse von basaltischem Gestein u n d Tuff und aus den tonigen Schichten werden nach und nach Konglomeratlagen, so d a ß unzweifelhaft die E n t s t e h u n g dieser Tertiärgebilde nahe mit der Zeit der H a u p t b a s a l t e r u p t i o n zusammenfällt. An wenigen Stellen liegen selbst konglomeratartige T u f f e zwischen u n d über den Braunkohlenflözen (Bayerhof bei T h u m s e n r e u t h ) . " S. 468: „Auch Kieselsäure in derben Ausscheidungen beteiligt sich a n der Zusammensetzung unserer neogenen Tertiärschichten. Sie findet sich nicht nur als Versteinerungsmittel von B a u m s t ä m m e n , welche von Quarzsubstanz vollständig d u r c h t r ä n k t (Kieselhölzer) sind, z. B. bei T h u m s e n r e u t h . " Im Hangenden der Braunkohle bei T h u m s e n r e u t h fanden sich ziemlich mächtige Lagen einer erdigen Harzmasse zwischen den bituminösen Tonlagen. Gümbel 1. c., S. 469, n a n n t e dieses wohlriechende Erdharz E u o s m i t . Dessen Analyse ergab nach Abrechnung von 8 , 4 % Asche Kohlenstoff Wasserstoff Sauerstoff.
81,89% 11,73,, 6,38 „
C M Hgg 0'2. 100,00%. Es ist braungelb u n d in dünnen Schichten durchsichtig. Der Bruch ist muschelig. Beim Reiben wird es elektrisch und gibt einen s t a r k an Rosmarin und K a m p f e r erinnernden Geruch ab. H ä r t e 1,5; spez. Gew. 1,2—1,5. Schmelzpunkt bei 77° C. Mit s t a r k leuchtender F l a m m e brennend, in Alkohol, Äther, Terpentinöl ohne Rückstand löslich, nur teilweise in konzentrierter Schwefelsäure. Der A n f a n g September 1920 dort östlich der Ziegelhütte in Angriff genommene Schacht h a t t e gegen Ende des gleichen Monats eine Tiefe von 6 m erreicht und zeigte folgendes Profil: 0—2,75 m H u m u s u n d sandiger Letten, 2,75—4,25 m e r d i g e B r a u n k o h l e m i t L i g n i t l a g e n , 4,25—6,00 m bituminöser grünlicher Ton. Die durchfahrenen Schichten nach Osten.
zeigten
ein
schwaches
Einfallen
B. Braunkohlenvorkommen in der südlichen Oberpfalz.
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B. Braunkohlenvorkommen in der südlichen Oberpfalz. Vom Regierungsgeologen Dr. H e i n r i c h A r n d t . 1. Braunkohlengruben der Vereinigten Gewerkschaft Schmidgaden-Schwarzenfeld. In der Umgebung von S c h w a r z e n f e l d bei S c h w a n d o r f besitzt die Vereinigte Gewerkschaft Schmidgaden-Schwarzenfeld einen größeren Felderbezirk, der sich in der Hauptsache von Schwarzenfeld nach Westen zu erstreckt. Aus v. A m m o n : „Bayerische Braunkohlen usw." erfahren wir nähere Angaben darüber: „Die Flöze der Schwarzenfelder Gegend sind muldenförmig gelagert. Die durchschnittliche Mächtigkeit der abbaubaren Kohle beträgt 2,5 m. An den Rändern der der, nordwestlich gerichteten Einbuchtung folgenden Mulde sind die Muldenflügel steil aufgerichtet. Es zeigen sich einige Flöze übereinander ausgebildet, Deckgebirge nicht unbeträchtlich hoch, daher Tiefbau notwendig. Die Kohle ist mit sandigen und tonigen Bestandteilen durchsetzt, außerdem treten auch Schichten von sandigem Ton dazwischen auf Der in Betrieb gewesene Förderschacht von Schwarzenfeld ist 40 m tief. Bei 17 m und 30 m zwei Bänke von abbauwürdiger Kohle, von 33 m bis zur Sohle wurde Kohle mit einzelnen Tonzwischenlagen durchsunken. Das Kohlenmaterial der Grube Schwarzenfeld ist nicht von homogener Beschaffenheit, es setzt sich vielmehr zusammen aus mulmiger Kohle, aus fester Braunkohle und aus Lignit. Der Aschengehalt des Lignits beträgt 2—4%, der von der Kohle durchschnittlich 15—18%. Der Wassergehalt ist bei der grubenfeuchten Kohle 50%. Die Kohle besitzt eine wechselnde, nicht allzu große Mächtigkeit." An anderen Stellen werden 3—11 m genannt. In den letzten Jahren begann man im Felde der Braunkohlengrube Schmidgaden die Kohle im Tagebau zu gewinnen. Zwei Tagebaue befinden sich südöstlich der Ortschaft Schmidgaden und erstrecken sich dort in NW-SO streichender Richtung. Auch hier ist das Vorkommen muldenförmig abgelagert. In beiden Bauen ist das Deckgebirge sehr mächtig, durchschnittlich 12 m, schwillt aber stellenweise bis zu 17 m an. Im B u c h t h a l , etwa 1 km südöstlich von dem Schmidgadener Tagebau befindet sich zurzeit ein neuer Tagebau im Aufschluß, der die Kohle der sog. Buchthalmulde gewinnen soll. Bei den Abraumarbeiten im Buchthal hat sich eine durchschnittliche Mächtigkeit des Deckgebirges, das aus feinen, meistens sehr eisenschüssigen Sanden besteht, vermischt mit ziemlich fettem, sandigen Ton, der durch eingeschlossene Kohlenteilchen verunreinigt ist, von 6—8 m ergeben. In dem Muldentiefsten erreicht die Kohle, wie sich aus den Bohrungen gezeigt hat, eine Mineralische Rohstoffe Bayerns.
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B. Braunkohlenvorkommen in der südlichen Oberpfalz.
Mächtigkeit von 12—14 m ; im Durchschnitt geht sie jedoch nicht über 8 m hinaus. Das Braunkohle f ü h r e n d e Tertiär liegt bei Schmidgaden und im Buchthal auf Rotliegend-Schichten, die sich auf den Granit und Gneis des Urgebirgs auflegen. Bei Schmidgaden selbst ist das Rotliegende als U n t e r g r u n d der Kohle sicher nachgewiesen; vom Buchthal liegen noch keine Proben des Liegenden der Kohle vor. Nach Westen zu stoßen die tertiären Ablagerungen am Granit und Gneis ab, während sie sich gegen SW und S zu hauptsächlich auf Kreideschichten abgelagert haben. Wie v. A m m o n 1. c., S. 26, erwähnt, sollen durch Bohrungen Kohlenlagen in einer Mächtigkeit von 5—10 m bei Irrenlohe, im S der Schwarzenfelder Tertiärablagerungen nachgewiesen worden sein. Über Bohrergebnisse in der nach N W von Schwarzenfeld-Stulln gegen Rottendorf zu hinziehenden Tertiärbucht liegen Angaben nicht vor. 2. „Fürstenhof-Zeche" bei Amberg. Die Braunkohlen führenden tertiären Ablagerungen setzen sich vom N a a b t a l durch die Schwarzenfeld-Amberger Niederung nach N W zu fort und sind noch südlich und südöstlich der S t a d t Amberg beim Strafarbeitshaus in einigen kleinen Resten erhalten. Nach Gümbel wurden dort schon in den J a h r e n 1849/50 im Felde der „ F ü r s t e n h o f z e c h e " 2774 Ztr. Kohle gewonnen. Neuerdings wurden dort durch die Gewerkschaft Ludwig 3 Schächte abgeteuft, von denen zwei die Kohle antrafen. Hierbei ergab sich in dem dem Strafarbeitshaus zunächst gelegenen Schacht folgendes Profil: 0— 6,0 m 6,0— 7,4 m 7,4— 7,9 m 7,9— 9,4 m 9,4—10,4 m 10,4—10,8 m 10,8—11,8m
rötlicher, quarziger Sand, schwärzlicher Ton, stark durch Ton verunreinigte Kohle, schwarzer bis blauschwarzer Ton, Kohle, blauer Ton, Kohle, lignitisch, teilweise vollkommen holzkohlenartig, 11,8—12,3m grauer, grobkörniger Quarzsand, 12,3—13,0m blauer Ton.
In Schacht II, in geringer E n t f e r n u n g davon gelegen, wurde die Kohle bei l i m Teufe angetroffen, jedoch steil nach N W einfallend, während in Schacht I bei einem NO-SW verlaufendem Flözstreichen d a s Einfallen mit etwa 20° nach SO gemessen wurde. Falls nicht durch tektonische Störungen dieser starke Wechsel im Einfallen bedingt ist, wäre in Schacht II der Gegenflügel der Mulde aufgeschlossen, der sich der Beschaffenheit des J u r a u n t e r g r u n d e s entsprechend, steil aufgerichtet h a t , eine Annahme, die um so wahrscheinlicher erscheint, als man in dem südlicher gelegenen Schacht III schon in geringer Tiefe auf jurassische Gesteine stieß,, ohne vorher Kohle angetroffen zu haben.
B. Braunkohlenvorkommen in der südlichen Oberpfalz.
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3. Braunkohlenvorkommen bei Wackersdorf-Klardorf. (Bayerische Braunkohlen-Industrie-A.-G.,
Schwandorf.)
Betrachtet man auf der geologischen Karte den Verlauf der tertiären Ablagerungen der Naabtalsenke zwischen Regensburg und Schwarzenfeld, so zeigt sich, daß diese ihre größte zusammenhängende Verbreitung südlich von Schwandorf besitzen, wo sie sich auf dem linken Naabufer gegen SO hin in die Bodenwöhrer Bucht hinein erstrecken. Mit dem östlichen Teil des Schwarzenfelder Tertiärs stehen sie durch eine schmale Bucht in Zusammenhang, die sich über Kronstetten-Rauberweiherhaus nach N hinzieht. Auf der Westseite verschwindet das Tertiär unter den Alluvionen des Naabtales und ist nur in kleinen Resten bei Naabeck und bei Haselbach-Ensdorf sichtbar, v. Ammon gibt in trefflicher Kürze die Ablagerungsverhältnisse dieser weiten Tertiärmulde, 1. c., S. 52/53, in folgenden Ausführungen wieder: „Dieser Arm" (der die Verbindung mit der Schwarzenfelder Ablagerung herstellt) „ist über Kronstetten mit der Hauptablagerung verbunden, deren nördlicher Rand durch die Berge (Jura und Kreide) in der Schwandorfer Ecke und die Hügel (Kreide,* Jura und Keuper) rlördlich von Wackersdorf mit dem zweiten nach 0 vorspringenden Alberndorfer Riegel gebildet wird. Im 0 begrenzt der Keuper bei Höselbach und Steinberg die weite Mulde, die nach SO hin dem alten Gebirge sich anlehnt. Das Urgebirge setzt sich dann über Loisnitz südwärts nach Haidhof hin fort. Hier, am Südrand, an der Teublitzer Enge, geht das Becken in das Haidhofer Revier über, die Westgrenze ist durch das Juragebirge an der Naab gegeben." Wie bei Schwarzenfeld und bei den übrigen noch zu besprechenden Vorkommen sind auch hier im Zusammenhang mit dem Auftreten der Braunkohle verwertbare, meist hoch feuerfeste Tonvorkommen weit verbreitet. Die Mächtigkeit des die Kohle überlagernden Deckgebirges schwankt zwischen 5 und 15 m, das vorwiegend aus weißen und gelblichen Sanden besteht, deren oberste Partien v. Ammon als diluvial gelten lassen möchte. Flache, linsenförmige Toneinlagerungen treten häufig in diesen Sanden auf. Gegen das Hangende der Kohle hin stellt sich in der Regel ein brauner, bituminöser Ton ein, oft untermischt mit unreinen Kohlenstreifen. Die Mächtigkeit dieses Hangendtones übersteigt gewöhnlich nicht 2 m. Die oberste Partie der nun beginnenden Hauptkohlenablagerung bildet ein Lignitlager von 1,5—2 m Stärke, dessen Zwischenräume mulmige Kohle erfüllt. Die nun folgende erdige Braunkohle wird von dem Lignit durch eine schwache Tonlage getrennt, ist aber noch mit Lignit untermischt. Nach der Tiefe zu wird die erdige Braunkohle fester und läßt sich in größeren Stücken brechen. Im Hangenden der Kohle sowohl, wie auch etwa 1 m unter dem Lignitlager treten schwache, bis 30 cm starke, plattige Quarzitlagen auf mit zahlreichen Pflanzenabdrücken, ebenso wie sich in den Hangendtonen der Kohle stellenweise schwache Einschlüsse von Diatomeenerde vorfinden, eine Erscheinung, 2*
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B. Braunkohlenvorkommen in der südlichen Oberpfalz.
die sich auch im Tagebau der Überlandzentrale bei Haidhof beobachten ließ. Die in der Kohle auftretenden Zwischenmittel, seien es nun durchgehende Tonlagen oder nur flach linsenförmige Toneinlagerungen, können bei der großen Kohlenmächtigkeit, die im engeren Wackersdorfer Gebiet zwischen 18 und 40 m schwankt, nicht den Eindruck einer einzigen mächtigen Ablagerung verwischen. Im Allgemeinen sind die Schichten horizontal abgesetzt, nur stellenweise zeigen sie ein schwaches Einfallen nach S. Im Tagebau, der sich von Wackersdorf südwärts gegen Holzheim hin erstreckt, wurde in letzter Zeit am Südstoß sowohl auf der Ost- wie auf der Westseite desselben der Keuper als Liegendes der Kohle angetroffen, der die von Wackersdorf herziehende breite Kohlenmulde hier s t a r k einengt, ihre Flügel steil aufrichtet und auf geringe E n t f e r n u n g u n t e r starker Verminderung der Kohlenmächtigkeit zu Tage ausstreichen läßt. Aus den Bohrungen h a t sich eine wellige Unregelmäßigkeit des Keuperuntergrundes ergeben. Ungefähr am heutigen Südstoß des Tagebaues gabelt sich die von Wackersdorf herziehende Hauptkohlenmulde und setzt sich einerseits fort in südwestlicher Richt u n g gegen Holzheim zu, anderseits gegen Südost als die sog. H e s e l b a c h e r M u l d e . Torfschichten stellen im S des Tagebaues auf weite Erstreckung hin die obersten Überlagerungsgebilde dar. Im S des Wackersdorfer Tertiärgebietes, das sich an das Urgebirge anlehnt, haben die Bohrungen im Feld der „ n e u e n H o f f n u n g s Z e c h e " bei Holzheim ergeben, d a ß stellenweise sandige und tonige Keuperschichten hier noch dem Urgebirge auflagern. Die tertiären Ablagerungen haben sich in die Buchten des alten Gebirges hinein erstreckt, und es sind auch dort noch Kohlen von einiger Mächtigkeit erbohrt worden. 4. Braunkohlenvorkommen im Sauforst. ( B a y e r i s c h e Ü b e r l a n d z e n t r a l e , A.-G.,
Haidhof.)
Das südlichste der drei großen tertiären Becken zwischen Regensburg und Schwarzenfeld, das sog. Sauforst-Haidhofer Tertiärbecken, n i m m t im S seinen Anfang etwa bei Ponholz, erweitert sich nach W zu über den Forst R a f a gegen die N a a b und gegen Burglengenfeld hin, reicht nördlich bis Teublitz, wo es durch die Teublitzer Enge mit der Wackersdorfer Ablagerung in Verbindung steht und wird im Osten durch das Urgebirge begrenzt. Zahlreich sind die Stellen, an denen als Inseln der tertiären Gewässer J u r a - K a l k - und- Dolomitfelsen emporragen. Zwischen diesen haben sich, alle Vertiefungen und Unebenheiten des J u r a u n t e r g r u n d e s erfüllend, die tertiären Ablagerungen absetzen können, deren unterste Schichten aus Sanden, bituminösen und plastischen Tonen bestehen. In der großen Mulde westlich von Haidhof sind durch den schon seit langer Zeit dort umgehenden Bergbau und durch Bohrungen die Ablagerungsverhältnisse der Braunkohle sehr genau bekannt geworden. Von den fünf bauwürdigen Flözen des Muldeninnern, neben
B. Braunkohlenvorkommen in der südlichen Oberpfalz.
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denen noch einige nicht bauwürdige auftreten, sind nur 2—3 an den Muldenrändern noch ausgebildet. Drei Flöze streichen im Osten mit dem steil aufsteigenden Jurakalk zwischen Verrau-Haidhof und Station Ponholz zu Tage aus, gegen Westen zu verläuft ihre Ausbißlinie ungefähr parallel zur Ostgrenze der großen Rodinger Jurainsel. Die Begrenzung dieser Braunkohlen führenden Hauptmulde gibt v. Ammon I.e., S. 39, folgendermaßen an: „ . . . die hauptsächlichste flözführende Region stellt ein unregelmäßiges Rechteck dar mit 2 km Breite und 3 % km Seitenlänge. Die Nordseite reicht von Verrau an der Maxhiitte vorbei bis gegen den Westrand des Sauforster Holzes, westwärts läuft die Grenze bei Roding durch, die Südseite reicht noch über die Burglengenfeld-Regensburger Straße hinaus und ostwärts zieht sich die Linie über Winkerling nach dem Weiler Haidhof hin." Die Überdeckung der Kohle bilden weiße und gelbliche Sande mit tonigen Zwischenlagen und eingelagerten Schwimmsandnestern. Ihre Mächtigkeit ist außerordentlich schwankend und abhängig von der sehr hügeligen Bodenbeschaffenheit; sie bewegt sich zwischen 3 und 30 m. Gegen das oberste Flöz bilden stets tonige Schichten den Übergang. Diese sind stellenweise wasserführend. Gleichwie in Wackersdorf finden sich auch hier über der Kohle Einlagerungen von Saugschiefer oder Diatomeenerde, deren Analyse nach A. Schwager folgende Zusammensetzung zeigt (vgl. v. Ammon, Bayer. Braunkohlen usw., S. 40): Kieselerde 63,94% Tonerde 16,92 „ Eisenoxyd 4,22 „ Kalkerde 2,95 „ Bittererde 0,39 „ Kali 0,46 „ Natron 0,18,, Phosphorsäure 0,32,, Kohlensäure 2,74 „ Organisches und Wasser . . . 8,52,, Die Zwischenmittel der einzelnen Flöze bestehen immer aus Ton. Hierunter sind solche, die wegen ihrer hohen Feuerfestigkeit in der keramischen Industrie für Schamottefabrikation sehr gesucht sind. Für den bauwürdigen Teil der Haidhofer Mulde dürfen als durchschnittliche Flözmächtigkeiten folgende abgerundete Werte gelten: 1. Flötz 2,35 m 2. „ 2,30 „ 3. „ 4,35 „ 4. „ 2,50 „ 5. „ 2,30 „ Hieraus ergibt sich eine Gesamtflözmächtigkeit von rd. 13,80 m. Die Lagerung der Flöze ist im allgemeinen horizontal bis wellig, je nach
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B. Braunkohlenvorkommen in der südlichen Oberpfalz.
dem Untergrund, ungestört und mit schwachem Einfallen (ca. 8°) gegen das Muldentiefste zu, das sich etwa beim Förderschacht zwischen Zentrale und Deglhof befindet. Gegen das Ausgehende hin sollen sie nach Gümbel je nach dem mehr oder weniger steilen Aufsteigen des Jurauntergrundes Einfallen bis zu 50° aufweisen. Ferner weist Gümbel (Ostbayer. Grenzgebirge, S. 788/89) auf eine Erscheinung hin, die zurzeit nicht mehr zu beobachten ist, die aber von außerordentlicher Wichtigkeit für die Erklärung der Entstehung der Oberpfälzer Braunkohlen ist. Er schreibt: „Sehr merkwürdig sind die in den Braunkohlenflözen horizontal, liegenden, oft sehr langen Lignitstämme während die Wurzelstrünke noch senkrecht in der mulmigen Kohle stehen, ja manchmal hingen beide noch zusammen, so daß wir die Entstehung dieser Braunkohlenflöze aus einem an Ort und Stelle gewachsenen, wahrscheinlich sumpfigen Wald, dessen Bäume infolge des Alters oder durch Windbruch umgestürzt wurden, auf das Deutlichste erkennen." 5. Braunkohlenvorkommen bei Schwetzendorf und Schwaighausen. Bei der Beschreibung dieser Vorkommen, die auch heute noch nicht durch den Bergbau aufgeschlossen, sondern nur durch Bohrungen bekannt sind, müssen wir uns auf die Angaben verlassen, die v. Ammon hierüber gibt. Im Süden der tertiären Ablagerungen zwischen Naab und Regen liegen zwischen S c h w a i g h a u s e n und S c h w e t z e n d o r f die Felder der „ F o r t u n a z e c h e " , „ G u t G l ü c k " , „ H a s e l h o f " , „ S c h w a i g h a u s e n " und „ G u s t a v z e c h e " . Diese Vorkommen, die in den Jahren 1907/08 erbohrt wurden, gehören einer N-S verlaufenden, etwa 4 km langen und 100—400 m breiten Braunkohlenmulde an, die sich, bei Haselhof beginnend, über Schwetzendorf nach Schwaighausen hinaufzieht, mit einer nordwestlich gerichteten Ausbuchtung gegen Rohrdorf hin. Im Felde der „Fortunazeche" im Schwaighauser Forst wurde eine mit Zwischenmitteln durchzogene Kohle in einer Mächtigkeit von 5 m unter einer Überlagerung von 14 m angetroffen. Die Bohrungen zwischen Schwetzendorf und Schwaighausen ergaben im allgemeinen das Vorhandensein von zwei bauwürdigen Flözen von durchschnittlich 4—6 m Mächtigkeit bei einer verhältnismäßig geringen Überdeckung. Diese Vorkommen im Süden der tertiären Ablagerungen der Naabtalsenke leiten über zu den Braunkohlenvorkommen bei Regensburg, die sich in nächster Nähe der Stadt bei P r ü f e n i n g , D e c h b e t t e n K u m p f m ü h l , dann zwischen Naab und Donau bei E i c h h o f e n , V i e h a u s e n - A l l i n g und A b b a c h befinden. 6. Die Braunkohlenvorkommen in der Umgebung von Regensburg. „ F r i e d r i c h z e c h e " bei P r ü f e n i n g . Im Südweseten der Stadt Regensburg befindet sich dicht bei der Ortschaft D e c h b e t t e n die Tongrube des Tonwerkes Prüfening (Be-
B. Braunkohlenvorkommen in der südlichen Oberpfalz.
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sitzer Maier u n d R e i n h a r d t ) , wo die m i t dem Ton z u s a m m e n a u f t r e t e n d e B r a u n k o h l e f ü r den eigenen Bedarf des T o n w e r k e s gewonnen wird. Auf dieses K o h l e n v o r k o m m e n w u r d e d a s etwa 5 h a bedeckende G r u b e n feld „ F r i e d r i c h z e c h e " verliehen. v. A m m o n gibt 1. c., S. 31—33, über dieses V o r k o m m e n eine auch noch h e u t e vollgültige Beschreibung die d a h e r im Folgenden überübernommen wird: „ I m Süden u n d S ü d w e s t e n der S t a d t erheben sich niedrige.Hügel, a u s Sandstein oder P l ä n e r k a l k der K r e i d e f o r m a t i o n z u s a m m e n g e s e t z t . Dem R a n d e dieser v o n ; D e c h b e t t e n n a c h P r ü f e n i n g zur D o n a u sich hinziehenden flachen Geländeschwelle lehnt sich, ü b e r d e c k t von j ü n g e r e n Gebilden, eine t e r t i ä r e Mulde an, die auch s ü d w ä r t s in die Vertiefungen zwischen den a u s Kreidegestein b e s t e h e n d e n R ü c k e n hineingreift. Die t e r t i ä r e n A b s ä t z e lassen v o r w a l t e n d u n d n a c h der Tiefe zu toniges Material erkennen, a u ß e r d e m finden sich auch kohlige Einlagerungen vor, welche zumeist in der F o r m von flachen, langen Nestern a u f t r e t e n . Die kohligen E i n b e t t u n g e n bestehen z u m Teil aus B r a u n kohle selbst." E r w ä h n t zu werden v e r d i e n t noch, d a ß die P r ü f e n i n g e r T o n g r u b e eine Reihe der schönsten Versteinerungen geliefert h a t , besonders Skeletteile von Reptilien. „ H e d w i g s z e c h e " bei K u m p f m ü h l . In der östlichen F o r t s e t z u n g dieser schmalen T e r t i ä r m u l d e liegt d a s Grubenfeld „ H e d w i g s z e c h e " der „ D e u t s c h - L u x e m b u r g i s c h e n B e r g b a u - A . - G . " , die im J a h r e 1920 bei K u m p f m ü h l u n d K ö n i g s w i e s e n m i t der Erschließung der dortigen schon seit langem b e k a n n t e n Kohlenlager begonnen h a t . G e w e r k s c h a f t „ K a r o l i n e n z e c h e " bei
Eichhofen.
D i c h t östlich der B a h n s t a t i o n E i c h h o f e n e r s t r e c k t sich, beiderseits von J u r a f e l s e n begrenzt, in S O - N W - R i c h t u n g eine schmale B r a u n k o h l e n m u l d e von e t w a s m e h r als y 2 k m Länge, als einer der wenigen Reste der auf der H ö h e des J u r a p l a t e a u s zwischen N a a b - L a b e r - u n d A l t m ü h l t a l erhalten gebliebenen t e r t i ä r e n Ablagerungen. D a s H a n g e n d e der in mehrere B ä n k e geschiedenen, erdigen, s t a r k mit Lignit d u r c h s e t z t e n K o h l e n a b l a g e r u n g bilden leicht schmelzbare Tone, die in der n a h e bei der G r u b e liegenden F a b r i k v e r w e r t e t werden. Die g e s a m t e Mächtigkeit der K o h l e n a b l a g e r u n g b e l ä u f t sich auf etwa 3 — 4 m. U n t e r brochen wird sie m e h r f a c h d u r c h g r a u e mergelige Lagen, die ü b e r a u s reich sind an Fossileinschlüssen. D a s K o h l e n v o r k o m m e n ist z u m größten Teil schon a u s g e b e u t e t , die letzten Reste sollen noch d u r c h T a g e b a u geholt w e r d e n . „ L u d w i g s z e c h e " bei Viehausen. Die Felder der G e w e r k s c h a f t „ L u d w i g s z e c h e " befinden sich in den Gemeinden V i e h a u s e n , R e i c h e n s t e t t e n , K e l h e i m , E u l s b r u n n , S c h ö n h o f e n u n d K a p f e i b e r g . Die t e r t i ä r e n Ablagerungen
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B. Braunkohlenvorkommen in der südlichen Oberpfalz.
erstrecken sich hier vom Labertal in südlicher Richtung gegen die Donau bei Kapfeiberg in einer Länge von etwa 7 km und einer Breite v o n etwa 3 km. Zurzeit wird durch die Papierfabrik Alling im Bereiche der „ L u d w i g s z e c h e " Kohle gewonnen f ü r den eigenen Industriebedarf. Das Kohlenvorkommen erstreckt sich in seiner Längenausdehnung von N nach S. Das Muldentiefste liegt etwa 150 m vom östlichen Ausstreichen der Kohle entfernt. Der 27,80 m tiefe Förderschacht zeigt nach den erhaltenen Angaben folgendes Profil: 0,0— 6,0 6,0— 8,5 8,5— 9,5 9,5—11,5 11,5—25,5 25,5—26,0 26,0—26,3 26,3—26,7 26.7—27,5 27,5—27,8 27.8— ?
m „ „ ,, ,, „ „ „ „ „
b r a u n e r Lehm, sandiger Letten, Schwimmsand, blauer Ton, weißer Ton, schwarzer Ton, Braunkohle, Mergel, fossilleer, schwarzbrauner Ton, Braunkohle, hellgrauer Mergel, brauner Ton.
Nach v. Ammon wurde durch Bohrungen die Lage der Braunkohlenablagerung im ganzen Felde der „Ludwigszeche" festgestellt. Danach schwankt die Mächtigkeit des Deckgebirges zwischen 10 und 30 m ; die Kohle ist durchschnittlich 2 m s t a r k entwickelt. Zwei schwache Mergelschichten ziehen sich durch die kohligen Ablagerungen hindurch. Das Liegende des Tertiärs wird durch das aus Kalken u n d Dolomiten bestehende J u r a p l a t e a u gebildet. Andere kleinere
Vorkommen.
Im Süden dieser T e r t i ä r b u c h t gewinnen im Grubenfelde der Zeche „ D o n a u f r e i h e i t I I " bei K a p f e i b e r g am linken Donauufer die P o r t landzementwerke Abbach a. D., A.-G., f ü r eigenen Bedarf des Werkes Kohle. Auch hier gelten im wesentlichen die eben geschilderten geologischen Verhältnisse. Auf dem rechten Donauufer förderten schon 1866 einige kleinere G r u b e n bei A b b a c h 400000 Ztr. Kohlen. Vor den Toren der S t a d t Regensburg f a n d f r ü h e r bei K ö n i g s w i e s e n und K u m p f m ü h l Abbau auf Kohle s t a t t . An zahlreichen P u n k t e n im Süden von Regensburg ist m a n auf Kohle gestoßen, ohne d a ß es jedoch dort zu einer Gewinnung derselben k a m . Der Vollständigkeit halber seien die N a m e n dieser Fundstellen g e n a n n t : K a r t h a u s - P r ü l l , in der Fortsetzung der Dechbettener Mulde; H ö l k e r i n g bei P e n t l i n g ; auf der Z i e g e t s d o r f e r H ö h e ; bei W o l k e r i n g und G e b e l k o f e n und nördlich und südlich von A b b a c h bei G r a ß l f i n g und W e i c h s .
C. Braunkohlenvorkommen in Niederbayern.
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C. Braunkohlenvorkommen in Niederbayern. Vom Regierungsgeologen Dr. H e i n r i c h
Arndt.
Die niederbayerischen Braunkohlenvorkommen am Südabfall des Bayerischen Waldes gehören ausnahmslos dem Tertiär a n : Das bedeutendste dieser Vorkommen ist jenes von H e n g e r s b e r g S c h w a n e n k i r c h e n , östlich von Deggendorf, wo sich braunkohlef ü h r e n d e Tertiärschichten, dem Gneis und Granit des Bayerischen Waldes aufgelagert, in einer SO-NW-Erstreckung auf eine Länge von 6—8 km hinziehen. Auf diesem Vorkommen b a u t e in den 90 er J a h r e n des vorigen J a h r h u n d e r t s die „ A u g u s t u s z e c h e " (spätere „ A u g u s t u s - M a r i e n z e c h e " , nachher „ J o s e p h s z e c h e " ) . Hierbei wurde bei S c h w a n e n k i r c h e n im Schacht der „ J o s e p h s z e c h e " die Kohle in einer Mächtigkeit von 7 m angefahren u n t e r einer 30 m mächtigen sandig-tonigen Überdeckung. Durch eine Reihe von Bohrungen wurde die Kohle festgestellt bei L a p f e r d i n g und zwischen P o p p e n b e r g und D i n g s t e t t e n in einer Stärke von 1,5 m unter 28 m Deckgebirge. Hangendes und Liegendes der ziemlich festen, lignitisch-erdigen Kohle, die der Oberpfälzer Kohle ähnlich ist, bilden fette, plastische Tone. Neuerdings wurde der Abbau dieses Kohlenvorkommens wieder in Angriff genommen. Der Förderschacht, in der Talsohle zwischen H ü t t i n g u n d H u b gelegen, zeigt bis zu einer Tiefe von 32 m folgendes Profil: 0,00—27,25 m sandig-tonige Schichten, 27,25—28,25 „ B r a u n k o h l e , 28,25—29,25 „ fetter, grauer Ton, 29,25—29,40 „ fetter, brauner Ton, 29,40—31,00 „ B r a u n k o h l e , 31,00—32,00 „ fetter, brauner Ton. Im Bereiche des ehemaligen, j e t z t zur „ J o s e p h s z e c h e " gehörigen Braunkohlenfeldes „ H e n g e r s b e r g z e c h e " wurde die Kohle in einem Brunnen einer Brauerei nachgewiesen. Nähere Angaben hierüber fehlen. Ein weiterer F u n d p u n k t in einem G a r t e n g r u n d s t ü c k in H e n g e r s b e r g selbst zeigte in einem 3 m tiefen Schurfschacht 2,7 m bläulich-grauen Ton, d a r u n t e r ein schwaches 15 cm starkes Braunkohlenflözchen, dessen Liegendes wieder durch vereinzelte Kohlenbeimengungen verunreinigter Ton ist. Das Flöz zeigt ein Streichen von NO nach S W mit geringem Einfallen nach SO. Die Kohle war von lignitischer Beschaffenheit und n a h m an der Luft einen pechartigen Glanz an. In der Nähe von S t r a u b i n g wurde im J a h r e 1909 im Felde der B r a u n k o h l e n m u t u n g „ H a d w i g a I" nördlich der S t a d t , dicht an der Donau, eine Bohrung niedergebracht, die in einer Tiefe von 82,15—90,0 m Kohlen erbohrte, teilweise ausgesprochenen Lignit, teilweise mulmige Braunkohle. Der Wechsel von Braunkohle und Tonzwischenlagen konnte bei der Bohrung festgestellt werden. Mächtigkeiten der einzelnen Partien ließen sich jedoch wegen des Bohrverfahrens nicht ermitteln. Von 90—92 m wurde fester zäher Ton mit geringen Kohlen-
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C. Braunkohlenvorkommen in Niederbayern.
einlagerungen durchfahren, von 92—93 m mulmige Kohle und von 93—96 m lignitische Kohle. Die Kohlen setzten weiter fort bis zu 100,5 m in mehr oder weniger durch Ton verunreinigten Lagen. Bei •der W e i t e r b o h r u n g bis zu 106 m wurde keine Kohle mehr angetroffen. Die durchörterten kohlenführenden Schichten haben nach den Bohrergebnissen eine ungefähre Mächtigkeit von 15 m. Zum Abbau der Kohle ist es dort nicht gekommen. Ein anderes Braunkohlenvorkommen, 8 km nordwestlich von B o g e n , liegt im Felde der 1910 verliehenen B r a u n k o h l e n m u t u n g „ A n n y e n - Z e c h e " . Der in einem Garten in W o l f e r s z e l l liegende F u n d p u n k t , ein Schurfschacht von 3 , 3 m T i e f e , z e i g t nachstehendes Profil: 20 cm Humusdecke, 130 cm rötlicher Sand, 65 cm grauer Ton, 100cm B r a u n k o h l e n f l ö z , 5 cm Sand, 10 cm Ton. Die Ablagerung der Schichten ist horizontal erfolgt. Die Braunkohle selbst, s t a r k mit Ton verunreinigt, ist von minderer Qualität. In lufttrockenem Zustand enthält sie 14% Feuchtigkeit und 25,3% Aschenbestandteile. Bei 110° getrocknet beträgt der Aschengehalt 29,42%. Mit Ammoniak gibt die Kohlensubstanz nach kurzer Zeit eine sehr dunkle Lösung, eine Erscheinung, die auf eine sehr junge Kohle schließen läßt. Eine während des Krieges ausgeführte geologische Untersuchung des Grubenfeldes der A n n y e n - Z e c h e kam zu dem Ergebnis, d a ß dieses Kohlenvorkommen ein tertiäres ist, und die Kohle nicht als ein älterer Torf des Alluviums aufzufassen ist. Zwischen V i l s h o f e n und P a s s a u sind in den letzten J a h r e n die a u c h bei v. Ammon 1. c., S. 62, erwähnten Braunkohlenvorkommen von R a t h s m a n n s d o r f und J ä g e r r e u t h - T i e f e n b a c h in Abbau gen o m m e n worden. Die Grubenfelder „ R a t h s m a n n s d o r f " und „ R a t h s m a n n s d o r f I " liegen in der nach der Donau zu abfallenden Hügellandschaft des Bayerischen Waldes, die sich von Passau auf der Nordseite des Flusses über
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E. Braunkohlenvorkommen im Alpenvorlande.
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diesen einzelnen Formationsgliedern w ä r e f ü r die Geologie von großem Interesse; er ist a b e r leider nirgends aufgeschlossen, da Flysch u n d Kreide n u r an ganz wenigen P u n k t e n ü b e r T a g e anstehen, w ä h r e n d die Molasse n u r in der G r u b e u n t e r dem Höllersberg a m A u s g e h e n d e n des Flözes a n g e f a h r e n w u r d e . Im Bereiche dieser Kreide- u n d T e r t i ä r s c h i c h t e n h a t sich f r ü h e r eine Senke gebildet, in welcher die diluvialen Schichten, in denen sich die Kohlen f i n d e n , abgelagert w u r d e n . D a s Großweiler Kohlengebiet w a r einst eine s c h m a l e B u c h t des e h e m a l s viel weiter a u s g e d e h n t e n Kochelsees. In dieser B u c h t w u r d e n z u n ä c h s t S c h o t t e r u n d M o r ä n e n b i l d u n g e n einer f r ü h e r e n Vergletscherung a b g e l a g e r t ; die S c h o t t e r im Liegenden des Flözes e n t h a l t e n nämlich kristalline Gesteine a u s den Z e n t r a l a l p e n , welche n u r d u r c h Gletscher hierher g e b r a c h t sein k o n n t e n . Über diese S c h o t t e r legte sich eine L e t t e n s c h i c h t , welche als S c h l a m m a b l a g e r u n g eines Sees zu d e u t e n ist. Auf dieser L e t t e n s c h i c h t siedelte sich n u n eine m i t Schilfröhricht b e g i n n e n d e S u m p f m o o r v e g e t a t i o n a n ; d a r a u s entwickelte sich d a n n ein Zwischenmoor z u n ä c h s t m i t B i r k e n b e s t a n d , sodann m i t üppigem Misch- u n d Nadelwald, bis schließlich m i t der d a u e r n d e n E r h ö h u n g des Torflagers ein m ä c h t i g e s H o c h m o o r e n t s t a n d . Diese Bildungsgeschichte p r ä g t sich deutlich in der Z u s a m m e n s e t z u n g des Flözes aus, welches meist in den u n t e r e n 0,40 m S u m p f p f l a n z e n m i t S c h i l f r o h r a b d r ü c k e n e n t h ä l t , worauf eine Schicht m i t zahlreichen B i r k e n s t ä m m e n folgt, welche überlagert ist v o m H a u p t t e i l des Flözes, in welchem sich besonders h ä u f i g die Reste von Koniferen n e b s t Torfmooslagen f i n d e n . Die B i l d u n g des Flözes w u r d e einige Male stellenweise u n t e r b r o c h e n durch E i n s c h a l t u n g der f r ü h e r schon e r w ä h n t e n L e t t e n s c h i c h t e n , welche bis zu 1,30 m Mächtigkeit anschwellen u n d darauf h i n d e u t e n , d a ß das Gelände zeitweise Überf l u t u n g e n ausgesetzt war. D a d a s Flöz sich in ca. 625—632 m Höhe ü b e r dem Meere (also ca. 25—32 m ü b e r d e m heutigen Kochelseespiegel) b e f i n d e t , m u ß m a n a n n e h m e n , d a ß der Spiegel des f r ü h e r e n Kochelsees zeitweise u m 25—32 m höher lag. R o t h p i e t z (Die Osterseen, Mitt. d. Geograph. Ges. München, 12. Bd., S. (139) 237) n i m m t allerdings n u r einen u m e t w a 10 m höheren W a s s e r s t a n d an, w ä h r e n d P e n c k (Alpen im Eiszeitalter, S. 338) d a s D o p p e l t e f ü r wahrscheinlich h ä l t ; R o t h p i e t z s t ü t z t seine V e r m u t u n g auf die Höhenlage des Molasseriegels, der den Kochelsee s t a u t e u n d nirgends die H ö h e von 620 m erreicht. Als zwingend k a n n diese B e w e i s f ü h r u n g nicht gelten, weil der Molasseriegel seit der Interglazialzeit, in welcher die Großweiler Kohle e n t s t a n d , d u r c h dte Erosion sicher wesentlich erniedrigt worden ist. Die im v o r h e r g e h e n d e n geschilderte A u f e i n a n d e r f o l g e der Veget a t i o n s a r t e n im Flöz beweist, d a ß d a s Flöz a u t o c h t h o n ist, d. h. d a ß die S u b s t a n z des Flözes an O r t u n d Stelle gewachsen u n d n i c h t d u r c h Z u s a m m e n s c h w e m m u n g pflanzlicher Überreste — also allochthon — e n t s t a n d e n ist. Gegen eine E n t s t e h u n g d u r c h Z u s a m m e n s c h w e m m u n g spricht auch die große Reinheit der Kohle, d. h. das Fehlen v o n lettigen Einlagerungen zwischen den einzelnen B l ä t t e r n der Schieferkohle — natürlich mit A u s n a h m e der oben e r w ä h n t e n wenigen L e t t e n b ä n k e .
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E. Braunkohlenvorkommen im Alpenvorlande.
Eine besondere E i g e n t ü m l i c h k e i t , welche scheinbar gegen eine a u t o c h t h o n e E n t s t e h u n g des Flözes spricht, bedarf noch der E r w ä h n u n g ; es f i n d e n sich nämlich in diesen interglazialen Kohlen niemals größere u n v e r l e t z t e B a u m s t ä m m e ; es sind lediglich z e r b r o c h e n e B a u m s t ä m m e u n d S t r ü n k e mit W u r z e l s t ö c k e n wirr gelagert zu finden. Diese eigent ü m l i c h e E r s c h e i n u n g ist aber darauf z u r ü c k z u f ü h r e n , d a ß d a s f r ü h e r e t w a 20—30 m m ä c h t i g e H o c h m o o r t o r f l a g e r d u r c h das Gewicht des m i n d e s t e n s 900 m m ä c h t i g e n Gletschers der nachfolgenden Vereisung u n g e f ä h r auf den z e h n t e n Teil z u s a m m e n g e p r e ß t w u r d e ; bei diesem Vorgange m u ß t e n n a t ü r l i c h e t w a v o r h a n d e n gewesene ganze B a u m s t ä m m e z e r b r o c h e n u n d wirr m i t d e m u m g e b e n d e n Material v e r m e n g t w e r d e n . E i n e weitere E i g e n s c h a f t , nämlich die ausgesprochene Schieferung des Flözes, d ü r f t e ebenfalls d u r c h die D r u c k w i r k u n g des Eises h e r v o r g e r u f e n u n d n i c h t so sehr d u r c h die ursprüngliche S c h i c h t e n a b l a g e r u n g b e d i n g t sein; es ist sicherlich D r u c k s c h i e f e r u n g im Spiel gewesen. Ein deutlich s i c h t b a r e r A u s d r u c k des Einflusses der B e l a s t u n g d u r c h die gewaltige Eismasse ist die L a g e r u n g des Flözes u n t e r dem Höllersberg; d o r t t a u c h t die Molasse aus d e m s c h o t t e r e r f ü l l t e n U n t e r g r u n d in F o r m eines H ü g e l r ü c k e n s auf u n d bildet hier d a s u n m i t t e l b a r Liegende des Flözes. Hier w u r d e n u n d u r c h den B e r g b a u festgestellt, d a ß das Flöz, welches im allgemeinen ziemlich horizontal d u r c h s t r e i c h t , e n t l a n g diesem Molasserücken f l e x u r a r t i g abgebogen ist. Diese Lagerungsweise ist so zu erklären, d a ß n i c h t n u r d a s Flöz selbst sondern auch die liegenden S c h o t t e r nicht n u r d u r c h die n a t ü r l i c h e n S e t z u n g s v o r g ä n g e sondern in besonderem M a ß e d u r c h die E i s b e l a s t u n g etwas z u s a m m e n g e d r ü c k t w u r d e n , w ä h r e n d die Molasseschichten ein unnachgiebiges W i d e r l a g e r bilden (s. Fig. 5), auf welchem d a s Flöz seine u r s p r ü n g liche Höhenlage beibehielt, w ä h r e n d s ü d w ä r t s d a v o n Flöz u n d liegende S c h o t t e r u m ca. 1 % — 2 m tiefer g e p r e ß t w u r d e n . Die beiden Flözflügel blieben aber in Z u s a m m e n h a n g , jedoch ist längs der ganzen V e r d r ü c k u n g s z o n e die F l ö z m ä c h t i g k e i t d u r c h die Z e r r u n g wesentlich v e r m i n d e r t . D a ß dieses Absinken z u m großen Teil d u r c h die geschilderte Eispressung h e r v o r g e r u f e n sein d ü r f t e , wird auch noch d u r c h die a u ß e r o r d e n t l i c h e H ä r t e u n d Festigkeit der Kohle über der Molasse bewiesen; d e n n hier m u ß t e d a s Flöz infolge des unnachgiebigen Molasse-Widerlagers den g e s a m t e n D r u c k des Eises a u f n e h m e n , w ä h r e n d in dem a b g e s u n k e n e n Flözbereich sich der D r u c k verteilte, d a die liegenden S c h o t t e r einen Teil des D r u c k e s a u f n a h m e n . Die H ä r t e der auf der Molasse lagernden Kohle ist teilweise so groß, d a ß sie mit den gewöhnlichen S c h r ä m w e r k z e u g e n n u r schwer b e a r b e i t e t werden k a n n . Ü b e r die Flora der Großweiler Kohle ist aus der v o r h a n d e n e n L i t e r a t u r folgendes zu e n t n e h m e n : J u l . S c h u s t e r ( P a l a e o b o t a n . Notiz aus B a y e r n , Ber. d. B a y e r . Bot. Ges., Bd. 12, S. 58) stellte d a s V o r k o m m e n folgender P f l a n z e n a r t e n f e s t : E q u i s e t u m sp. ( S c h a c h t e l h a l m e ) ; T a x u s b a c c a t a L. ( E i b e ) ; Picea excelsa (Larn.) Link. v a r . europaea T e p l . ( F i c h t e ) ; P i n u s silvestris L. ( K i e f e r ) ; P h r a g m i t e s c o m m u n i s Trin. (Schilfrohr); Corylus avellana L. ( H a s e l s t r a u c h ) ; B e t u l a pubescens E h r h . ( B i r k e ) ;
E. Brauukohlenvorkommen im Alpenvorlande.
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Menyanthes trifolia L. (Bitterklee); ferner folgende Moose: Calliergon trifarium K i n d b . ; Scorpidium ( H y p n u m ) scorpioides (L.) W a r n s t . ; Meesia tristicha F u n c k und H y p n u m p u r u m L. Dagegen h a t sich das von v. Gümbel und auch noch von R o t h p i e t z (Osterseen, Mitt. d. Geograph. Ges. München, 12. Bd., S. 149) erwähnte Vorkommen von Latschen (Pinus pumilio) nicht bestätigt. Als besondere Merkwürdigkeit sei noch erwähnt, d a ß sich im Ostfeld (Tagebau) in der Birkenschicht des Flözes eine fossile Brandschicht mit angekohlten und angerußten Pflanzenresten fand, was auf einen während der Bildung des Torflagers s t a t t g e h a b t e n T o r f b r a n d schließen läßt. Das Hangende des Flözes wird mit teilweiser Zwischenschaltung einer Lettenschicht von glazialen Schottern, den „Murnauer S c h o t t e r n " Rothpletz's (Osterseen, S. 56) gebildet, welche nach Rothpietz der W ü r m eiszeit angehören; aus der Photographie, Bild 28 und 29, ist die Überlagerung des Flözes durch geschichtete Schotter sehr gut zu erkennen. Über diesen Schottern liegt gegen den Höllersberg zu als Bekrönung die J u n g m o r ä n e des Bühlstadiums nach Penck (Alpen im Eiszeitalter, S. 338), welche aber wahrscheinlich als Rückzugsmoräne der Würmeiszeit aufzufassen ist. Über die A u s d e h n u n g des Großweiler Flözes haben sowohl der Bergbau wie auch die Bohrungen einiges Licht verbreitet. Gegen Norden zu, etwa in der Linie der K a m m h ö h e des Höllersberges keilt das Flöz normal aus, indem sich in verzahnter Lagerung innerhalb kurzer E n t f e r n u n g Letten einstellt. Im Osten, im Tagebau, endigt das Flöz plötzlich an einer scharfen, durch Erosion verursachten Grenze; an den deutlich erodierten Flözstoß ist Schlamm u n d Sand angelagert. Über die Ausdehnung gegen Süd, also gegen das Gebirge, ist nichts b e k a n n t geworden. Es ist möglich, d a ß das Flöz sich bis an das Flyschgebiet ausd e h n t ; Klarheit darüber k a n n nur durch Bohrungen geschafft werden. Auch über die Erstreckung gegen Westen, also über Schwaiganger hinaus, ferner über den etwaigen Z u s a m m e n h a n g mit den Kohlenvorkommen des Murnauer bzw. Eschenloher Beckens ist bis j i t z t nichts festgestellt worden. Die niedergebrachten Bohrungen haben die E r s t r e c k u n g der Kochelseebucht bis etwa in die Gegend südlich von Schwaig sichergestellt. Falls ein die beiden Becken trennender Riegel vorhanden war, h a t er sich jedenfalls weiter westlich b e f u n d e n , etwa in der Gegend von Schwaiganger. Aus der Höhenlage des Ohlstädter Flözes (655—665 m) geht jedenfalls hervor, d a ß es nicht mit dem Großweiler Flöz identisch sein kann. Der Spiegel des interglazialen Eschenloher Sees stand also einmal ungefähr in der angegebenen H ö h e ; da f ü r eine solche Höhenlage des interglazialen Kochelseespiegels bisher keine A n h a l t s p u n k t e bestehen, ist anzunehmen, daß beide Beckcn voneinander unabhängig waren. Die Kohlenablagerungen des Murnauer bzw. Eschenloher Beckens, also die beiden Flözgruppen bei O h l s t a d t (Antoniezeche) und das Flöz bei Hechendorf (Karlzeche) dürften aller Wahrscheinlichkeit nach auf
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B. Braunkohlenvorkommen im Alpenvorlande.
ä h n l i c h e Weise e n t s t a n d e n sein, wie die Großweiler K o h l e ; sie d ü r f t e n sich auch in der gleichen Zwischeneiszeit gebildet h a b e n . D a s u n m i t t e l b a r H a n g e n d e des o b e r s t e n O h l s t ä d t e r Flözes ist g r a u e r L e t t e n ; d a r ü b e r liegen in einer M ä c h t i g k e i t v o n m i n d e s t e n s 12—15 m S c h o t t e r ohne m e r k b a r e S c h i c h t u n g m i t häufigen kristallinen Geschieben a u s den Z e n t r a l a l p e n ; die S c h o t t e r sind teilweise leicht verfestigt. Ü b e r diese S c h o t t e r sind s p ä t e r die T r ü m m e r eines wahrscheinlich nacheiszeitlichen Bergsturzes d a r ü b e r gebreitet w o r d e n . D a s Liegende des tiefsten Ohls t ä d t e r Flözes b e s t e h t , wie aus den Aufschlüssen an den eingangs erw ä h n t e n D r ä n a g e g r ä b e n h e r v o r g e h t , bis auf d a s Niveau des heutigen Eschenloher Mooses aus g r a u e m L e t t e n . E i n gleicher L e t t e n ist u n w e i t des Flözes der K a r l z e c h e bei Hechendorf an der B r ü c k e der S t a a t s s t r a ß e ü b e r die R a m s a c h aufgeschlossen; d a s Flöz selbst j e d o c h ist n i c h t m e h r s i c h t b a r , da der ehemalige, in den neunziger J a h r e n aufgef a h r e n e Stollen v o l l s t ä n d i g v e r b r o c h e n ist. Das Flöz soll eine Mächtigkeit v o n 0,5 m besessen h a b e n , d a s Liegende soll eine L e t t e n s c h i c h t , d a s H a n g e n d e Mergel gewesen sein. Die Kohlen v o n O h l s t a d t u n d Hechendorf sind aller W a h r s c h e i n lichkeit nach die Ü b e r r e s t e v o n A b l a g e r u n g e n , welche in einer (RißW ü r m ? — ) Interglazialzeit in dem Eschenloher Becken gebildet w u r d e n . 4. Die Schieferkohlen von Wasserburg und Umgebung. Vom Regierungsgeologen Dr. Jos. Knauer. A m Gehänge des j u n g e n Erosionstales des Inns zwischen W a s s e r b u r g u n d Gars f i n d e n sich in den tiefsten Teilen der v o m Inn d u r c h s c h n i t t e n e n glazialen A b l a g e r u n g e n j u n g e Schieferkohlen, welche d e m A l t e r u n d der A r t der E n t s t e h u n g n a c h z u r gleichen G r u p p e wie die Imberger u n d Großweiler Kohlen gehören, nämlich zu den d i l u v i a l e n Braunkohlen. Ü b e r die A r t u n d L a g e r u n g s v e r h ä l t n i s s e k o n n t e auf G r u n d der v o r h a n d e n e n L i t e r a t u r u n d der im F r ü h j a h r 1921 erfolgten U n t e r s u c h u n g e n an O r t u n d Stelle folgendes festgestellt w e r d e n : Die B r a u n k o h l e der W a s s e r b u r g e r Gegend ist im allgemeinen eine meist d u r c h S a n d u n d L e t t e n v e r u n r e i n i g t e dünnschieferige, s t a r k b l ä t t e r n d e , z u m Teil lignitische, z u m Teil m o o s t o r f ä h n l i c h e Schieferkohle. Sie f i n d e t sich an verschiedenen Stellen n a h e dem Wasserspiegel des Inns u n d v o n den S c h o t t e r m a s s e n der letzten Eiszeit ü b e r r a g t u n d b e d e c k t . Die L a g e r u n g ist, soweit B e o b a c h t u n g e n vorliegen, meist u n r u h i g gewellt, wechselnd zwischen h o r i z o n t a l e r L a g e r u n g u n d schwac h e m Einfallen. Auf G r u n d dieser V o r k o m m e n sind bisher f ü n f G r u b e n f e l d e r verliehen w o r d e n : 1. B r a u n k o h l e n g r u b e K r o n a s t z e c h e an der Innleite bei W a s s e r b u r g . Sie g r ü n d e t sich auf das V o r k o m m e n einer wenig m ä c h t i g e n Lage sehr v e r u n r e i n i g t e r sandiger b l ä t t e r i g e r Kohle, in welcher m a n Moos- u n d S u m p f p f l a n z e n erkennen k a n n . In einem teilweise verstiirzten Stollen k o n n t e n a c h s t e h e n d e Schichtenfolge festgestellt w e r d e n :
E. Braunkohlenvorkommen im Alpenvorlande.
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Hangendes: Schotter mit darüber liegender zwischenlagernder Moräne, ca. 0,10 m blätterige Kohle, gegen innen auskeilend, 0,40 m grauer Sand, ? m schwärzlicher, glimmerreicher, sandiger Letten. Liegendes: Lettiger Mergel, schmutzig-graugrün, wahrscheinlich tertiären Ursprungs. Die Lagerung ist annähernd horizontal, die Schichtfläche zeigt unregelmäßigen Verlauf. 2. Braunkohlengrube Barbarazeche am Inn, 2 km nördlich von Wasserburg. Am linken Innufer befindet sich am Fuße des Steilhanges einige Meter über dem Wasserspiegel ein alter Stollen, an dessen Eingang ein ca. 1 m mächtiges Braunkohlenflöz aufgeschlossen ist. Die untere Hälfte des Flözes besteht aus lignitischer und Mooskohle, und zeigt bessere Beschaffenheit als die obere Hälfte, welche sich als sandig verunreinigt erweist. Es zeigte sich folgende Schichtentwicklung: Hangendes: Schotter, reich an kristallinen Geschieben, mergeliger Letten, graugrün und feinsandig, ca. 1,00 m Schieferkohle. Liegendes: Ton, wahrscheinlich tertiären Ursprungs. Das Flöz fällt hier mit etwa 10—12° nach Norden ein. 3. Braunkohlengrube Ludwigszeche am östlichen Ufer des Inns, ca. 2 km nördlich von Wasserburg. Diese Zeche gründet sich auf das Vorkommen eines nahe am Wasserspiegel des Inns ausstreichenden, ca. 0,20—0,25 m mächtigen Flözes. Die Kohle ist eine lignitartige Schieferkohle, jedoch sehr unrein und wechsellagernd mit Mergel bzw. Letten. Das Hangende wird von Schotter gebildet. Die Lagerung des Flözes ist hier annähernd horizontal. 4. Braunkohlengrube Prinzregentzeche am rechten Innufer, etwa 600 m nordwestlich von Schambach. Etwa 5—6 m über dem Wasserspiegel des Inns befindet sich der Eingang eines alten Stollens, welcher vollständig verbrochen ist; jedoch ist das Flöz noch teilweise aufgeschlossen, so daß man seine Natur studieren kann. Das Flöz weist eine außerordentlich wechselnde Mächtigkeit bis zu 2 m auf; ein zusammenhängendes Normalschichtprofil läßt sich nicht aufstellen, da der Wechsel zu groß ist. Im allgemeinen besteht der obere Teil des Flözes aus mürber, blätteriger Kohle, deren oberste Lage schwarzbraun mulmig ist und als Hangendes zunächst ca. 0,35—0,40 m Schotter und darüber ca. 1 m gelbgrünen mergeligen Feinsand mit Kieseinlagerungen besitzt. Im unteren Teil des Flözes finden sich an einer Stelle ca. 0,35 m moorige, blätterige Lagen, darüber folgen lignitische und moosige Partien mit eingelagerten Baumstämmen und Ästen. Einige Meter südwestlich davon ist im unteren Teil des Flözes eine Einlagerung von sandigem Ton mit Quarzgeröllen sichtbar, welche den Eindruck macht, als wenn sie von unten her mit Gewalt in das Flöz hineingepreßt worden wäre. Überhaupt macht die ganze Kohlenablagerung den Ein-
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E. Braunkohlenvorkommen im Alpenvorlande.
d r u c k , als wenn sie d u r c h die Eispressung g e s t a u c h t worden wäre. D a s u n m i t t e l b a r Liegende ist, soweit s i c h t b a r , sandiger L e t t e n mit einges t r e u t e n Quarzgeröllen; d a r u n t e r d ü r f t e überall t e r t i ä r e r Flinzmergel a n s t e h e n , denn er streicht ca. 20 m f l u ß a u f w ä r t s u n d ca. 200 m f l u ß a b w ä r t s zu Tage a u s ; a u ß e r d e m sind an verschiedenen Stellen in dieser H ö h e G r u n d w a s s e r a u s t r i t t e s i c h t b a r , w a s ebenfalls auf F l i n z u n t e r g r u n d hindeutet. Die L a g e r u n g des Flözes ist, wie e r w ä h n t , u n r u h i g . 5. B r a u n k o h l e n g r u b e Hedwigszeche a m linken Innufer, s ü d w e s t lich v o n Gars u n d e t w a 1 k m nord-nordöstlich der K ö n i g s w a r t e r Eisenb a h n b r ü c k e . E t w a 5 m ü b e r d e m Wasserspiegel des Inns f i n d e t sich ein alter Stollen, welcher auf ca. 5 m Länge u n v e r l e t z t ist, jedoch wegen sehr großen W a s s e r a u s t r i t t e s u n g a n g b a r ist. D e r Stollen s t e h t in g r ü n g r a u e m Flinzmergel, welcher d a s Liegende des h ö h e r oben d u r c h s t r e i c h e n den ca. 0,50—0,55 m m ä c h t i g e n Kohlenflözes bildet. Das Flöz b e s t e h t aus einer dünnschieferigen, d u r c h feine Lettenzwischenlagen veru n r e i n i g t e n K o h l e von moostorfiger u n d lignitischer B e s c h a f f e n h e i t ; es f i n d e n sich darin Ast- u n d S t a m m s t ü c k e . D a s u n m i t t e l b a r H a n g e n d e w a r n i c h t aufgeschlossen, b e s t e h t aber l a u t f r ü h e r e n U n t e r s u c h u n g e n a u s Kies, welcher den ganzen hohen S t e i l h a n g d a r ü b e r a u f b a u t . Die L a g e r u n g des Flözes ist a n n ä h e r n d horizontal, m i t vielleicht schwachem Südfallen. Die
g e o l o g i s c h e n V e r h ä l t n i s s e u n d die der W a s s e r b u r g e r Kohle.
Entstehung
Die Schieferkohlen von W a s s e r b u r g sind allem Anschein n a c h a u s einer A n z a h l v o n S u m p f - u n d T o r f m o o r e n e n t s t a n d e n , welche e h e m a l s auf d e m Flinz u n d seinen V e r w i t t e r u n g s p r o d u k t e n sich a u s g e b r e i t e t h a b e n . E s w a r e n die gleichen Gebilde, wie sie h e u t e noch in den f l a c h e n E i n s e n k u n g e n des alpinen Vorlandes weit v e r b r e i t e t sind. Das g e h t a u c h aus den P f l a n z e n r e s t e n hervor, welche sich in den Flözen finden u n d von J u l . S c h u s t e r ( P a l a e o b o t a n . Notiz, a u s B a y e r n , Ber. d. Bayer. Bot. Ges., Bd. 12, S. 58) a u f g e z ä h l t w e r d e n ; es sind folgende P f l a n z e n a r t e n : Abies alba Miller ( E d e l t a n n e ) ; P i n u s sivcstris L. ( K i e f e r ) ; Picea excclsa ( L a m . ) Link. ( F i c h t e ) ; Larix decidua Miller ( L ä r c h e ) ; T a x u s b a c c a t a L. ( E i b e ) ; Corylus a v e l l a n a L. ( H a s e l s t r a u c h ) ; F a g u s silvatica L. ( B u c h e ) ; M e n y a n t h e s t r i f o l i a t a L. (Bitterklee); P o l y g o n u m m i n u s H u d s . ; P r a g m i t e s c o m m u n i s T r i n . (Schilfrohr); f e r n e r die Moose: Camplot h e c i u m nitens S c h i m p . ; H y p n u m a d u n c u m H e d w . ; H y p n u m f l u i t a n s Dill.; H y p n u m i n t e r m e d i u m L i n d b . ; H y p n u m scorpioides L.; H y p n u m c o m m u t a t u m H e d w . ; Calliergon g i g a n t e u m K i n d b . ; S p h a g n u m a c u t i folium E h r h . ; S p h a g n u m c u s p i d a t u m E h r h . Alle a u f g e f ü h r t e n P f l a n z e n d e u t e n darauf hin, d a ß d a s K l i m a d a m a l s ein ähnliches gewesen sein m u ß , wie es h e u t e in dieser Gegend herrscht. Diese alten S u m p f - u n d T o r f m o o r e f i n d e n sich nun sämtlich im Z u n g e n b e c k e n des Inngletschers der Würmeiszeit. Sic liegen, wie erw ä h n t , a u s n a h m s l o s auf d e m Flinz und sind b e d e c k t von den m i t e i n a n d e r v e r z a h n t e n S c h o t t e r n u n d Moränen, welche A. Penck (Alpen
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¡in Eiszeitalter, S. 127 ff.) als N i e d e r t e r r a s s e n s c h o t t e r u n d J u n g m o r ä n e bezeichnet u n d als vor u n d w ä h r e n d der W ü r m e i s z e i t e n t s t a n d e n erk l ä r t . Die B e d e c k u n g der Kohlenflöze d u r c h eiszeitliche A b l a g e r u n g e n ist einwandfrei festgestellt. Die Kohlen müssen also m i n d e s t e n s vor d e r letzten Eiszeit e n t s t a n d e n sein. Gehören sie n u n in die R i ß - W ü r m Interglazialzeit oder sind sie ä l t e r ? Ihrer L a g e r u n g ü b e r d e m Flinz n a c h wäre eine präglaziale E n t s t e h u n g n i c h t u n m ö g l i c h ; der E i n w a n d , d a ß sie d a n n a b e r längst d u r c h die Gletscher der folgenden Eiszeiten e r o d i e r t worden w ä r e n , ist nicht s t i c h h a l t i g ; denn wir sehen j a die Abl a g e r u n g e n der letzten Eiszeit d a r ü b e r ausgebreitet, sie w u r d e n also in der letzten Eiszeit n i c h t e r o d i e r t ; es k ö n n t e n also auch die Gletscher d e r f r ü h e r e n Eiszeiten d a r ü b e r hinweggeschritten sein, ohne die Kohlen zu zerstören. T r o t z d e m ist eine voreiszeitliche E n t s t e h u n g n i c h t w a h r scheinlich; denn d a s oben a n g e f ü h r t e V o r k o m m e n der L ä r c h e spricht d a g e g e n ; nach J . S c h u s t e r f e h l t nämlich die Lärche in allen präglazialen A b l a g e r u n g e n . Also bleibt n u r die E n t s t e h u n g in einer Zwischeneiszeit im Bereiche der Möglichkeit; a u s verschiedenen G r ü n d e n , deren E r l ä u t e r u n g hier zu weit f ü h r e n w ü r d e , besonders a b e r aus der im Vergleich zu den übrigen interglazialen K o h l e n wenig f e s t e n K o n s t i t u t i o n u n d dem j u n g e n Aussehen ist die E n t s t e h u n g vor der letzten Vergletscherung, also in die R i ß - W ü r m - I n t e r g l a z i a l z e i t zu setzen. A m Schlüsse der Eiszeit w a r e n die S c h o t t e r - u n d M o r ä n e n a b l a g e rungen in einer u n u n t e r b r o c h e n e n Decke ü b e r d a s Z u n g e n b e c k e n des Inngletschers a u s g e b r e i t e t ; seitdem h a t sich der Inn ein tiefes B e t t in diese S c h o t t e r - u n d M o r ä n e n d e c k e bis auf den Flinz h i n u n t e r h i n d u r c h g e n a g t , und auf diese Weise die i n t e r e s s a n t e n K o h l e n b i l d u n g e n aufgeschlossen.
II. Die technisch-wirtschaftliche Auswertung der bayerischen Braunkohlenvorkommen. Bearbeitet von Oberbergrat Dr. W. Fink und Bergmeister Paul Ertl.
Ä. Die wirtschaftlichen Verhältnisse des bayerischen Bergbaues auf jüngere Braunkohlen. Einleitung. Welterschütternde Kriege vermindern das Eigentum der Völker an den Sachgütern und verschieben die Besitzrechte an den N a t u r schätzen. Bis in das Leben des einzelnen hinein verändert sich das Verhältnis zwischen Bedarf und Bedarfsdeckung. Vor dem Weltkriege wurzelte die deutsche K r a f t in den Bodenschätzen Kohle, Eisen und Kali. Der Friedensschluß h a t diese Grundlagen s t a r k geschmälert. Unsere bayerische Heimat, welche von jeher arm an wertvolleren Lagerstätten war, h a t ihre besten Steinkohlenvorkommen verloren. Die verbliebenen Braunkohlen wurden f r ü h e r wenig geschätzt und der überwiegende Teil davon, die jüngeren Braunkohlen, galten als minderwertig. Bayern war der T u m m e l p l a t z des W e t t b e w e r b e s außerbayerischer Kohlen. Es vermochte sich infolgedessen in ausreichendem Maße und zu erträglichen Preisen mit Saar-, Ruhr-, schlesischen, sächsischen und böhmischen Kohlen ohne Schwierigkeit zu versorgen. Gleichwohl entstanden bereits in jener Zeit des Überflusses an hochwertigen Brennstoffen Bergbaue auf jüngere B r a u n k o h l e n ; die heutige Brennstoffnot h a t ihnen eine weitgehende B e a c h t u n g in der breitesten Öffentlichkeit gesichert und sie spielen gegenwärtig in der bayerischen Brennstoffversorgung eine erhebliche Rolle. Wir hoffen aber, daß uns die Hand unserer Feinde nicht auf immer den hochwertigen Brennstoff zumessen wird. D a n n wird Bayern wiederum ein K a m p f p l a t z der f r e m d e n Kohlen werden können. Der Bergbau auf jüngere Braunkohlen wird k ü n f t i g noch mehr als vor dem Kriege im uneingeschränkten W e t t b e w e r b der Steinkohle gegenüber stehen. Es ist daher angebracht, das technische und wirtschaftliche Rüstzeug zu betrachten, mit welchem er der Z u k u n f t entgegentritt. 1. Das Wesen der jüngeren Braunkohle. Die folgenden Darlegungen beschäftigen sich ausschließlich mit Roh-Braunkohle, über die Veredelung wird in einem späteren Abschnitt gesprochen werden. Zunächst ist es notwendig, Klarheit über das Wesen der Braunkohle als Brennstoff, die Bedingungen ihrer Gewinnung und die Möglichkeiten ihrer Veredlung zu bekommen. Als Vergleichsgrundlage werden
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wir die Steinkohle benutzen müssen. Für die Beurteilung eines Brennstoffes ist in erster Linie der Wärmepreis maßgebend, der bei seiner Verwendung erreicht werden kann. Dieser gründet sich wesentlich auf den Heizwert, d. h. die im Brennstoff enthaltene ausnutzbare Wärmemenge. Fügt man noch die Kosten der Verteuerung und der Abzahlung und Verzinsung der Dampferzeugungsanlage dazu, so erhält man unter Berücksichtigung der wirklichen Leistungsfähigkeit der Kessel von Fall zu Fall den Dampfpreis. Dieser bildet die Grundlage für die Gestehungskostenberechnungen der Dampfkraft. Der Heizwert hängt einerseits ab von dem Gewichtsanteil, anderseits von der Form und dem gegenseitigen Verhältnis der brennbaren Bestandteile der Kohle. Über die Zusammensetzung und den Heizwert verschiedener in Bayern in technischen Feuerungen verwendeter Steinkohlen, älterer und jüngerer Braunkohlen geben die Tabellen „Kohlenuntersuchungen und Verdampfungsversuche" Ausk u n f t (S. Seite 123—128.) Die abgedruckten Beispiele wurden nicht besonders ausgewählt und sollen im allgemeinen zum Vergleich der verschiedenartigen jüngeren Braunkohlen mit den älteren Braunkohlen und den Steinkohlen dienen. Selbstverständlich darf daraus nicht etwa ein Urteil für den Einzelfall abgeleitet werden; es ist auch über die ausschlaggebende Art der Probenahme nichts gesagt und die Tabellen sind auch nicht für strenge wirtschaftliche Vergleichbarkeit eingerichtet. Stets ist der sog. „untere" Heizwert angegeben, d. h. jene Wärmemenge, welche gewöhnlich in den Feuerungen nutzbar gemacht werden kann; dabei wird das eigene Wasser des Brennstoffes unter einem erheblichen Verbrauch der erzeugten Wärme verdampft und durch den Schornstein abgeführt. Der sog. „obere" Heizwert ist bei wasserreichen Kohlen, also vor allem bei der Rohbraunkohle, um mehrere hundert Wärmeeinheiten höher. Er setzt dabei die Rückgewinnung der Verdampfungswärme für das eigene Wasser voraus. Das kommt zwar manchmal, meist jedoch unfreiwillig, in der Praxis vor, und führt fast immer zu sehr großen Unzuträglichkeiten. Aus den Zusammenstellungen ist zu entnehmen, daß jüngere Braunkohlen im großen Ganzen überall hinsichtlich ihres Gehaltes an brennbaren Bestandteilen ziemlich gleichwertig sind. Stark wechselnd ist je nach der Lagerstätte der Anteil an Wasser, welcher der praktischen Verheizung dieses Brennstoffes große Schwierigkeiten bereitet. Außerdem sind die bayerischen jüngeren Braunkohlen ziemlich arm an sog. bituminösen Beimengungen, also an Stoffen, welche in Form von teer- und ölartigen Erzeugnissen gewonnen und nutzbar gemacht werden können. Wir sehen, daß für eine bestimmte Wärmemenge an jüngerer Braunkohle rund das 4 % fache Gewicht von guter Steinkohle gewonnen, gefördert, verladen, versandt und verbrannt werden muß. Dem entspricht auch je nach der Körnung ein Vielfaches des Raum Mineralische Rohstoffe Bayerns.
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Inhaltes der Steinkohle. Es werden also von den maschinellen Transporteinrichtungen nicht nur erheblich größere Kraftleistungen, sondern auch sehr viel größere räumliche Abmessungen gefordert. Die Verfrachtungskosten wachsen rmt der E n t f e r n u n g und dem Gewicht zugleich, so d a ß die Versendung z. B. einer Million Wärmeeinheiten bei Rohbraunkohle sehr viel teurer ist, als bei Steinkohle. Der W e t t b e w e r b beider Brennstoffe verlangt, daß der D a m p f p r e i s sich schließlich einigermaßen gleichstellt, oder d a ß ein Überpreis durch andere Vorteile ausgeglichen wird. Bei der Rohbraunkohle müssen f ü r die Verfeuerung erheblich größere Löhne aufgewendet oder leistungsfähigere, also in der Regel auch teuerere maschinelle Einrichtungen beschafft werden. Gleichwohl ist die Arbeitsweise der Kessel stark wechselndem Dampfbedarf schwierig anzupassen. Zur raschen Erzeugung großer D a m p f m e n g e n können in die Feuerzüge die notwendigen Wärmemengen nur u n t e r Aufwand großer Kohlenmassen geschafft werden. Dadurch werden aber die Verbrennungsbedingungen auf dem Rost wiederum s t a r k verändert, die L u f t z u f u h r m u ß in weiten Grenzen neu geregelt w e r d e n ; die Rohbraunkohle entzündet sich wegen ihres hohen Gehaltes an Wasser nur sehr schwer, da dasselbe vorher restlos v e r d a m p f t werden m u ß und dabei der vorhandenen Glut die erforderliche W ä r m e entzieht. Es k o m m t also leicht dazu, d a ß eine übereilte Z u f u h r frischer, feuchter Braunkohlen das Feuer vermindert a n s t a t t v e r m e h r t . Es ist allerdings der deutschen Technik gelungen, durch wärmestrahlende Gewölbe und andere Einrichtungen die Rohbraunkohle zwischen dem Kesselbunker und der eigentlichen Brennzone auf dem Rost soweit vorzutrocknen, d a ß bei nicht allzu hohen Anforderungen durchaus befriedigende Verdampfungsleistungen im Dauerbetrieb erzielt werden können. Hierzu ist jedoch die Anpassung der Feuerungen an die Bedingungen, welche die Rohbraunkohle stellt, erforderlich. Diese ungünstigen Eigenschaften werden durch folgendes noch weiter v e r m e h r t . Die Lagerung großer Vorräte von Rohbraunkohle ist schwierig. Zunächst zerfällt die Rohbraunkohle u n t e r dem Einfluß der W i t t e r u n g leicht zu Mulm und Staub. In diesem Falle erleidet sie in der Feuerung große Verluste, indem sie durch den notwendigen starken L u f t s t r o m vielfach u n a u s g e n u t z t fortgerissen wird oder bei ungeeigneten Rosten u n v e r b r a n n t durchfällt. Außerdem entzündet sich die Rohbraunkohle in unzweckmäßigen Lagerräumen, namentlich im Freien, infolge innerer chemischer Vorgänge gerne im Laufe der Zeit von selbst. Es ist also ein gesicherter regelmäßiger Frachtverkehr zwischen dem Gewinnungs- und dem Verbrauchsort unerläßlich, nachdem größere Reserven nicht leicht gehalten werden können und f ü r die aushilfsweise Verwendung anderer Brennstoffe wiederum die Braunkohlenfeuerungen nicht geeignet sind. Als Brennstoff ist daher die jüngere Rohbraunkohle der Steinkohle in jeder Hinsicht unterlegen. Ihr Preis m u ß demnach ganz erheblich geringer sein, wenn ein Anreiz zu ihrer Verwendung bestehen soll.
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2. Die Gewinnung der Rohbraunkohle. Bei dem geringen inneren Wert, dem niedrigen Preis und der Schwierigkeit des Absatzes der Rohbraunkohle, müssen die darauf bauenden Bergwerke mit wesentlich günstigeren Gewinnungsbedingungen rechnen können, als bei der hochwertigen Steinkohle. Flöze von Mächtigkeiten, bei denen Steinkohle noch mit sehr guten wirtschaftlichen Ergebnissen ausgebeutet werden kann, sind bei Braunkohle oft schon vollkommen unbauwürdig. Es kommen also nur verhältnismäßig wenige der vielen bekannten Ablagerungen f ü r die Ausnutzung ü b e r h a u p t in Betracht. In Norddeutschland und im Rheinlande kennt m a n Braunkohlenablagerungen in geringer Tiefe unter der Erdoberfläche und von leicht gewinnbaren Bodenmassen überdeckt in Mächtigkeiten bis zu 100 m ohne wesentliche Zwischenmittel. Die bayerischen Braunkohlenvorkommen zeigen an keiner Stelle derartig günstige Verhältnisse. Indessen haben auch wir Flözmächtigkeiten von im Mittel zwischen 10 und 25 m und darüber und dabei erhebliche Vorräte von Kohle, so d a ß auch bei uns die in den größeren Braunkohlenbergbaurevieren üblichen Abbauweisen angewendet werden können. Um zu der in den meisten Fällen a n n ä h e r n d wagrecht auf größere Erstreckung hin in ehemaligen Geländewannen ruhenden Kohle zu gelangen, müssen die darüber befindlichen sandigen und tonigen Schichten a b g e r ä u m t werden. Dieselben sind oft mächtiger als die Kohle selbst. Das Verhältnis zwischen Flözmächtigkeit und Abraumhöhe entscheidet über die Möglichkeit eines Tagebaubetriebes oder die Notwendigkeit einer Gewinnung im Tiefbau. J e nach der leichteren oder schwierigeren Gewinnbarkeit der Überdeckungsmasse k a n n bei der heutigen Ausbildung der Tagebautechnik eine drei- und mehrfache R a u m m e n g e der Überdeckung mit wirtschaftlichem Erfolg beseitigt werden. Die d a r u n t e r anstehende Kohle kann so viel billiger gewonnen werden, so d a ß die Aufwendungen f ü r die Freilegung sich bezahlt machen. Es handelt sich aber in allen Fällen um die Förderung außerordentlich großer Gewichte, so d a ß die Transporteinrichtungen f ü r die unbrauchbaren Abraumrhassen vielfach umfangreicher sein müssen, als jene f ü r die n u t z b a r e Kohle. Der Abraum m u ß zudem noch gelagert werden. Bei ungünstigen Verhältnissen ist die A u f s c h ü t t u n g ausgedehnter Halden nicht zu umgehen, wodurch große kulturelle Bodenflächen ihrem eigentlichen Zweck dauernd entzogen werden. Das Bestreben geht daher überall dahin, die ausgekohlten Ausschachtungen wiederum zu füllen. Die W i e d e r a n s c h ü t t u n g bietet auch die Möglichkeit, den seinerzeit entfernten Mutterboden über den verstürzten G r u b e n r ä u m e n aufzubringen und die durch Ausbeutung der Ablagerung zerstörten Kulturen wieder herzustellen. Die Gewinnung der Abraummassen erfolgt in der Regel durch maschinelle Bagger mit elektrischem oder Dampfantrieb. In Gebrauch sind sog. Eimerkettenbagger — auch u n t e r der Bezeichnung Lübecker oder C-Bagger b e k a n n t — und Löffelbagger oder Dampfschaufeln. 5*
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Die Eimerkettenbagger vermögen von ihrem Stand- und Verladegleise aus gesehen sowohl eine Böschung nach der Tiefe zu als auch aufwärts, wie auch eine wagrechte Fläche zu bearbeiten. Sie bestehen aus einem auf Schienen verschiebbaren und auf Rädern laufenden Maschinenhaus, an dessen einer Seite ein leiterartiger Arm eine endlose Kette mit Eimern über den Arbeitsstoß hinwegführt. Diese Kette wird maschinell bewegt. Dabei schleifen die Eimer auf dem Arbeitsstoß, reißen die Bodenmassen los und bringen sie ins Innere des Maschinenhauses, wo sie durch einen Verladetrichter in einen darunter gestellten Abraumzug fallen. Die Dampfschaufel besteht aus einem fahrbaren und nach allen Richtungen drehbaren Maschinenhäuschen, mit welchem durch eine Anordnung von zwei beweglichen Armen der kübeiförmige, mit Zähnen versehene Löffel verbunden ist. Durch Flaschenzüge kann man den Löffel heben und senken, durch ein Zahnradgetriebe mit Hilfe einer Zahnstange vor- und zurückschieben. Die Dampfschaufel kann mit besonderem Vorteil von ihrem Standplatz aus emporgehende Böschungen bearbeiten. Sie ist aber auch imstande, sich allmählich mit ihrem Maschinenhaus immer tiefer in den Erdboden einzugraben und von der Erdoberfläche nach dem Kohlenflöz nieder sich den Weg selbst zu bauen. Sie nimmt das hinter ihr freiwerdende Gleisstück selbst auf und legt es vorne auf ihrem weiteren Weg nieder. Während der Eimerkettenbagger nur lange, geradlinige Böschungen bearbeitet und infolgedessen auch entsprechend große und gleichmäßige Ablagerungen erfordert, kann die Dampfschaufel allen verhältnismäßig kleinen Krümmungen folgen. Ihre Leistungen sind allerdings entsprechend geringer. Die maschinelle Abräumungsarbeit kann jedoch den Unebenheiten der Flözoberfläche sich oft nicht genügend anpassen. Es müssen deshalb noch häufig ausgedehnte Säuberungsarbeiten von Hand vorgenommen werden, um beim späteren Abbau Verunreinigungen der Kohle zu vermeiden. Außerdem treten vielfach aus den durchlässigen sandigen Deckgebirgsschichten am Rande des Abraumstoßes die Grundwasser mehr oder minder stark aus und reißen Sand und feinen Kies mit sich. Dadurch werden die Abraumböschungen in ihrer Standfestigkeit oft erheblich beeinträchtigt. Man versucht die festen Bestandteile durch Faschinengeflecht und ähnliche Filtriereinrichtungen zwar zurückzuhalten, hat aber dennoch häufig erhebliche Mengen davon von der Flözoberfläche nachträglich mit der Hand zu beseitigen. Die Abraummassen werden in eigenen Abraumzügen durch Lokomotiven zur Kippe im ausgekohlten Tagebau oder auf die Halde verbracht. Dazu sind ausgedehnte Gleisanlagen notwendig, welche auf langen Rampen vom Tagebaurande zu den Böschungen der Kippe führen. Das abgeräumte Flöz wird im Tagebaubetrieb in verschiedener Weise abgebaut, die durch die Beschaffenheit der Kohle, durch die Reinheit oder den Gehalt an Zwischenmitteln, durch die Mächtigkeit der zusammenhängenden Kohlenschichten und durch eine Reihe anderer Bedingungen vorgeschrieben wird.
A. Die wirtschafte Verhältnisse d. bayer. Bergbaues a. jüng. Braunkohl. 6 9 Sehr mächtige reine Ablagerungen von großer Längsausdehnung können mit hervorragendem Erfolge durch Eimerkettenbagger bearbeitet werden. Kleinere u n d unregelmäßigere Flözteile, insbesondere Ausbuchtungen der W a n n e n und das Ausgehende sind geeignet f ü r den Löffelbagger. Diese Maschine vermag auch noch jene Lagen zu gewinnen, welche von B a u m s t r ü n k e n und B a u m s t ä m m e n durchsetzt sind, weil sie an beliebiger Stelle ihre Arbeit unterbrechen und unbearbeitbare Stellen ohne Schwierigkeit umgehen kann. Tonmittel oder Sandnester bereiten stets große Schwierigkeiten, weil sie wegen ihrer o f t unregelmäßigen Form nur m ü h s a m oder gar nicht ausgehalten werden können, aber die Kohle wesentlich verschlechtern und f ü r m a n c h e Zwecke ü b e r h a u p t u n b r a u c h b a r machen. Holzige Einlagerungen, welche manchmal in größeren Mengen vorkommen, sind vielfach sehr zäh u n d widerstandsfähig u n d müssen in umständlicher H a n d a r b e i t aus dem Zus a m m e n h a n g des Flözes herausgelöst werden, wenn die Maschine sie nicht loszureißen vermag. Mächtigere Zwischenmittel erfordern die völlige T r e n n u n g des Abbaues der u n t e r u n d über ihnen liegenden Flözteile. D a d u r c h wird in manchen Fällen die maschinelle Bearbeitung örtlich unwirtschaftlich, weil zu geringe Kohlenmengen anstehen, um den Bagger an einem Platz längere Zeit zu beschäftigen. Häufige Verschiebungen oder gar Verlegungen der maschinellen Gewinnungsvorrichtungen verteuern aber den Betrieb ungemein. Der Abbau mittels H a n d a r b e i t k a n n sich den wechselnden Bedingungen selbstredend am innigsten anpassen. Der Arbeiter vermag auch kleinere Verunreinigungen zu erkennen und auszuhalten und k a n n erforderlichenfalls die Kohle schon bei der Gewinnung nach ihrer Beschaffenheit trennen, indem er die holzigen, f ü r manche Zwecke nicht geeigneten Bestandteile gesondert verlädt. J e günstiger sich das Flöz f ü r einen maschinellen Betrieb gestaltet, desto mehr k a n n auch mit Menschenkräften geleistet werden. Die Entscheidung, ob m a n der einen oder der anderen Abbauweise mit Vorteil den Vorzug gibt, h ä n g t von einer sehr genauen Kenntnis der örtlichen Verhältnisse und der allgemeinen Arbeitsbedingungen des Bergwerkes, insbesondere auch der Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit der Arbeiterschaft ab. In mächtigen Flözen ist die A n o r d n u n g des Abbaues von H a n d meist folgende: In dem steilen Kohlenstoß werden Schlitze von Mannesbreite und ziemlicher Tiefe von der Oberfläche des Flözes bis zur Tagebausohle niedergebracht. Das untere E n d e wird mit einer kurzen unterirdischen Strecke unterfahren, welche mindestens einen Kohlenwagen aufnehmen kann. Darauf werden die Schlitze auf der Vorderseite durch Bohlenwände auf einige Meter Höhe verschlossen und bilden so eine Art Vorratsschacht. Es wird sodann am oberen Ende des Schlitzes alle erreichbare Kohle hereingehauen, herabgestürzt und k a n n u n t e n im untergestellten Wagen an einer A b f ü l l ö f f n u n g mühelos abgezogen werden. Auf diese Weise entsteht allmählich eine immer weitere trichterförmige Ausschachtung. Die Kohlengewinnung an einer Stelle wird
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aufgegeben, wenn infolge der flacher und flacher werdenden Böschungen das losgehauene Material nicht mehr a b r u t s c h t und mehr und mehr geschaufelt werden m u ß . Eine Reihe solcher nebeneinander angelegten Trichter, welche den N a m e n „ S c h u r r e n " f ü h r e n , hinterlassen beim Übereinandergreifen der R ä n d e r zum Schluß eine Anzahl etwa 2 Mann hoher Rippen. Diese Reste müssen nun in etwas umständlicherer Weise mit Hacke und Schaufel oder mit Löffelbaggern abgebaut werden. In Braunkohlenbergwerken mit einer Anzahl durch mächtigere Zwischenmittel getrennter Flöze von geringem Kohlenreichtum ist diese Abbauweise natürlich nicht anwendbar, weil auch sie die Aushaltung t a u b e n Materials gar nicht oder nur sehr unvollkommen ermöglicht. Es m u ß in diesem Falle zu einem förmlichen Terrassenabbau gegriffen werden. Die Arbeit auf den einzelnen Stufen ist d a n n nach den örtlichen Bedingungen so wechselnd, so d a ß eine eingehendere Schilderung hier zu weit führen würde. Beispielsweise k o m m t bei geringeren Flözmächtigkeiten, welche ein Wegfüllen vom Stoß in den Förderwagen gar nicht mehr oder nur schwierig ermöglichen, auch im Tagebaubetrieb Sprengarbeit vor. Die losgerissenen Massen müssen dann eben vom Boden aus mit einem erheblichen Mehraufwand an Arbeit aufgeladen werden. Auch beim Tagebaubetrieb werden ausgedehntere unterirdische Arbeiten durch die notwendige Vorentwässerung der Flöze erforderlich. Es müssen von den ersten bis auf die künftige Tagebausohle niederreichenden Einschnitten oder Ausschachtungen aus Strecken nach den Stellen im Flöz getrieben werden, an denen der Abbau zuerst beginnen soll. In diesen Hohlräumen sickert aus der Kohle das Wasser z u s a m m e n und wird mit P u m p e n weggeschafft. Auf diese Weise k a n n die natürliche Feuchtigkeit des Flözes nicht unwesentlich vermindert werden, was immerhin eine Rolle spielt. Die gewonnene Kohle wird beim Baggerbetrieb maschinell, beim Betrieb mit Schurren von Hand in Förderwagen verladen. An die Arbeitsstöße werden in der Regel K e t t e n b a h n e n herangeführt, welche die Förderwagen heran- und wegtransportieren. Besitzen die Bodenmassen der Überlagerung eine solche Zähigkeit, d a ß ihre Beseitigung unverhältnismäßige Schwierigkeiten macht, oder sind sie so mächtig, daß die d a r u n t e r freizulegende Kohle die Abdeckungskosten nicht mehr zu tragen vermag, so m u ß in vielen Fällen die Braunkohle auch im Tiefbau gewonnen werden. Die bergbauliche Arbeitsweise ist hier jener der Steinkohlengruben ziemlich ähnlich. Es ist aber leicht verständlich, daß bei Sem geringen W e r t der Rohbraunkohle nur die allerbilligsten Gewinnungsarten, bei welchen Erhaltungsarbeiten f ü r das Grubengebäude in weitestem Maße erspart werden können, in Betracht kommen. In den meisten Fällen wird der sog. Bruchbau angewendet. Hierbei wird von den möglichst in der Mitte der Lagerstätte aufgefahrenen Richtstrecken aus mit Seitenstrecken bis an das Ausgehende der Lagerstätte oder die Grenze der Bergwerksgerechtsame vorgegangen und durch Querverbindungen ein Netz von
A. Die wirtschaftl. Verhältnisse d. bayer. Bergbaues a. jting. Braunkohl. 7 1 unterirdischen H o h l r ä u m e n mit dazwischen verbleibenden Pfeilern ges c h a f f e n . Die am weitesten im Felde liegenden Pfeiler w e r d e n d a n n m i t H a n d oder auch m a n c h m a l m i t Hilfe von S p r e n g a r b e i t hereingewonnen. D a s auf diese Weise auf größere Flächen hin u n t e r h ö h l t e H a n g e n d e wird m i t Holzstempeln solange u n t e r s t ü t z t , bis E i n s t u r z g e f a h r zu v e r m u t e n ist. S o d a n n wird die K o h l e n g e w i n n u n g beendigt u n d der H o l z a u s b a u g e r a u b t . Das H a n g e n d e b r i c h t je n a c h seiner Zähigkeit oder lockeren B e s c h a f f e n h e i t allmählich oder plötzlich herein u n d v e r f ü l l t die a u s g e k o h l t e n R ä u m e . Sobald sich in der N ä h e des B r u c h e s das Gebirge b e r u h i g t h a t , k a n n m a n den n ä c h s t e n Kohlenpfeiler auf die gleiche Weise in Angriff n e h m e n . D a s Einsinken des H a n g e n d e n m a c h t sich bei der meist geringen Tiefe der B r a u n k o h l e n g r u b e n natürlich bis z u r E r d o b e r f l ä c h e z e r s t ö r e n d b e m e r k b a r . N a c h d e m Bergrecht h a t der Bergwerksbesitzer d e m G r u n d e i g e n t ü m e r allen S c h a d e n , der aus d e m B e r g b a u b e t r i e b e erwächst, zu ersetzen. E s ist o h n e weiteres klar, d a ß der B r u c h b a u in Gegenden m i t wertvollem G r u n d u n d Boden, e t w a u n t e r Ackerland, m i t w i r t s c h a f t lichem Erfolg nicht betrieben w e r d e n k a n n , weil auf der g e f ö r d e r t e n T o n n e Kohle ein allzu hoher Anteil f ü r E n t s c h ä d i g u n g e n lasten w ü r d e . So günstig diese A b b a u w e i s e in lignitischen Flözen m i t leicht n a c h b r e c h e n d e m H a n g e n d e n d u r c h z u f ü h r e n ist — m a n b r a u c h t f ü r den . S t r e c k e n a u s b a u so g u t wie kein Holz — , so u n g ü n s t i g gestalten sich die A u f w e n d u n g e n f ü r die Z i m m e r u n g in Flözen m i t m ü r b e m , b r ü c h i g e m K o h l e n i n h a l t u n d tonigem, d r u c k h a f t e m H a n g e n d e n . Befinden sich m e h r e r e w a g r e c h t gelagerte Flöze u n t e r e i n a n d e r , so w e r d e n sie wegen d e r an sich geringen Förderleistung im T i e f b a u b e t r i e b meist zu zweien o d e r dreien gleichzeitig z u m A b b a u k o m m e n . E s e n t s t e h e n also u n t e r e i n a n d e r verschiedene sich ü b e r d e c k e n d e N e t z e von H o h l r ä u m e n , welche f ü r eine verschieden lange B e n u t z u n g s d a u e r erhalten werden müssen u n d hinsichtlich der Festigkeit ihrer K o h l e n a b b a u s t ö ß e nicht g e s t ö r t werden dürfen. In solchen Fällen b r i n g t der B r u c h b a u mancherlei unliebs a m e Schwierigkeiten. E s m u ß peinlichst v e r m i e d e n w e r d e n , d a ß der n a c h oben sich i m m e r m e h r erweiternde Bruchbereich tieferer A b b a u e allenfalls die in den höheren Sohlen noch nicht a u s g e b e u t e t e n Lagers t ä t t e n t e i l e in Mitleidenschaft zieht. D e r geringe W e r t der B r a u n k o h l e n g e s t a t t e t in der Regel nicht, d a ß solche beschädigte Flözteile m i t größe* ren Kosten noch a u s g e b e u t e t werden. T i e f b a u m e t h o d e n m i t A u s f ü l l u n g der ausgekohlten R ä u m e h a b e n wegen ihrer Kostspieligkeit nur eine sehr engbegrenzte B e d e u t u n g u n d k ö n n e n hier ü b e r g a n g e n werden. Ein wichtiger P u n k t bei der B e u r t e i l u n g der B r a u n k o h l e n l a g e r s t ä t t e n sind die bei den a n w e n d b a r e n A b b a u m e t h o d e n zu e r w a r t e n d e n A b b a u v e r l u s t e . A u c h der T a g e b a u b e t r i e b m u ß mit solchen rechnen. A n den geneigten Böschungen des A u s g e h e n d e n stellen sich n a m e n t l i c h bei U n t e r l a g e r u n g mit T o n e n gerne a u s g e d e h n t e R u t s c h u n g e n ein, sobald durch den A b b a u der Sockel des Kohlenstoßes auf der T a g e b a u sohle m e h r und m e h r e n t f e r n t wird. Hierbei zerbrechen die noch vor-
72 A. Die wirtschafte Verhältnisse d. bayer. Bergbaues a. jting. Braunkohl. handenen randlichen Teile des Kohlenflözes vielfach in kleinere oder größere Schollen und das Deckgebirge stürzt in die entstehenden K l ü f t e nieder, wenn es nicht vorher bis über den Rand des Flözes hinweg a b g e r ä u m t ist. Derartig mit u n b r a u c h b a r e m Material vermischte Kohle ist einerseits meistens nicht mehr gewinnbar und k a u m zu v e r w e r t e n ; anderseits f ü h r t die weitgehende Z e r t r ü m m e r u n g namentlich im Sommer sehr rasch zur Austrocknung, und u n t e r dem Einfluß des überall eindringenden Luftsauerstoffes setzen innere chemische Vorgänge ein, welche die Massen vielfach von selbst entzünden. Solche Brände können sehr großen U m f a n g annehmen, sind nur mit großer Mühe zu löschen u n d bilden in jedem Falle eine schwere Beeinträchtigung des T a g e b a u betriebes. Weitere Kohlenverluste entstehen durch die Preisgabe von geringmächtigen Kohlenschichten zwischen u n b r a u c h b a r e n Mitteln. Die Wirtschaftlichkeit des Abraumbetriebes erfordert o f t m a l s die Beseitigung der gesamten Massen einschließlich der Kohleneinlagerungen bis zu den mächtigeren Flözen hinab. Manchmal müssen f ü r Gebäude, Straßen, Eisenbahnen oder zur E r h a l t u n g von F l u ß d ä m m e n Sicherheitspfeiler stehen gelassen werden; m a n sucht jedoch von vornherein diese Baulichkeiten aus dem Bereich des künftigen Abbaues fernzuhalten oder zu verlegen. Es sind in solchen Fällen schon ganze Dörfer abgebrochen und an anderer Stelle wieder aufgebaut worden. In den Tiefbaugruben sind die Abbauverluste vielfach noch größer, jedenfalls aber vielseitiger. Für unterirdische Baulichkeiten, wie Schächte usw., sowie f ü r die oberirdischen Gebäude werden durch die Bergpolizei Sicherheitspfeiler vorgeschrieben, welche in vielen Fällen auch beim Erlöschen des Betriebes nicht mehr a b g e b a u t werden können. Dazu k o m m t noch, d a ß bei nicht sehr zweckmäßiger Anordnung des Bruchbaues häufig Kohlenreste auch in den Abbauen selbst zurückgelassen werden müssen und ganze Flözteile durch die Folgen der Gebirgsbewegungen bis zur Unbauwürdigkeit in Mitleidenschaft gezogen werden. Wie aus dem bisher Gesagten erhellt, ist beim Braunkohlenbergbau eine von vornherein richtige Anordnung der gesamten A b b a u m a ß n a h m e n von größter Wichtigkeit, weil der geringe W e r t der gewonnenen Massen öftere Betriebsumstellungen nicht erlaubt. Es sind daher vor Inangriffn a h m e des Bergbaubetriebes, jedenfalls aber dem eigentlichen A b b a u weit voranschreitend, eingehende Untersuchungen der Ablagerungen notwendig. Diese erfolgen in der Regel durch die Herstellung eines Netzes von Hunderten von Tiefbohrungen, m i t Hilfe deren genaue S c h n i t t e nach allen Richtungen durch die Flöze gelegt werden können. Man m u ß von P u n k t zu P u n k t dadurch Klarheit über die Mächtigkeit u n d mineralische Zusammensetzung der Überdeckung, über die Ausbildung der Kohlenschichten, allenfallsige Zwischenmittel und Einlagerungen, über die Form des Liegenden und die Gestalt der Kohlenmulden selbst erhalten. Wenn auch f ü r derartige Vorarbeiten sehr große Beträge a u f gewendet werden müssen, so lohnen sie sich doch in allen Fällen durch Vermeidung falscher Betriebsanordnungen und deren nachträglicher Verbesserung.
A. Die wirtschaftl. Verhältnisse d. bayer. Bergbaues a. jung. Braunkohl. 7 3 3. Die Veredelung der Rohkohle. Die Schwierigkeiten, welche die u n m i t t e l b a r e Verteuerung d e r Rohkohle bereitet, und die geringe Absatzfähigkeit derselben h a b e n frühzeitig zu Versuchen einer Veredelung geführt. Als einfachster W e g erschien die bloße Trocknung. Durch Vertreibung eines Teiles der Feuchtigkeit k a n n m a n nicht nur das Brennstoffgewicht etwa um % vermindern, sondern den Heizwert auch um einige 100 W E erhöhen. Indes haben mancherlei in dieser R i c h t u n g angestellte Versuche f ü r den Großbetrieb doch verschiedene Schwierigkeiten gezeigt, welche ein Weiterarbeiten in dieser Richtung nicht aussichtsreich erscheinen ließen. Man b r a u c h t ja nur an die zu verarbeitenden ungeheuren Fördermengen denken, um einzusehen, welch große Trocknungsanlagen erforderlich sind, um ein p a a r h u n d e r t Wärmeeinheiten zu gewinnen, wobei d i e ungünstigen physikalischen Eigenschaften doch nicht erheblich geändert werden. E t w a in den fünfziger J a h r e n des vorigen J a h r h u n d e r t s ist in Deutschland zum erstenmal in größerem Maßstab der Versuch d u r c h g e f ü h r t worden, die ziemlich s t a r k getrocknete Kohle auf mechanischem Wege zusammenzupressen u n d ihr so die Dichte u n d den Heizwert hochwertiger Kohlen zu verleihen. Es ist auf diese Weise gelungen, den Kohlenstoffgehalt von mehreren Kilo R o h b r a u n k o h l e in einen v e r hältnismäßig kleinen und handlichen Ziegel zu sammeln, welcher von der ursprünglichen Wassermenge der Rohkohle nur mehr einen Bruchteil besitzt. Dieser Kohlenziegel, auch Brikett genannt, ist h a r t und zerbricht in kantige Stücke, wie Kohle. Seine Entzündlichkeit u n d die Beschaffenheit seiner Asche sind d u r c h a u s günstig. Der Heizwert erreicht 4000' bis 5000 W E . Bei geeigneter Beschaffenheit und richtiger Herstellung v e r t r ä g t er auch eine längere Lagerung, ohne zu zerfallen, und behält in der Feuerung seine Form bei. E r stellt dadurch und wegen seiner Gleichmäßigkeit einen äußerst wertvollen Brennstoff f ü r gewisse Industrien dar. Im H a u s b r a n d ist das Brikett beliebt wegen der Leichtigkeit seiner Aufbewahrung, der Reinlichkeit seiner H a n d h a b u n g und der Nachhaltigkeit in den Öfen bei richtiger Behandlung. Zur Brikettherstellung ist aber keineswegs jede Rohbraunkohle geeignet. Im Gegensatz zur Steinkohlenbrikettierung wird ein bindender Zusatz im allgemeinen vermieden, weil er im Verhältnis zu dem immerhin nicht allzu hohen, am Ende erreichbaren Heizwert doch zu viel Kosten, verursacht. D a f ü r gewinnen die schon erwähnten bituminösen Bestandteile, welche in Form von teer- u n d ölartigen Stoffen aus der R o h b r a u n kohle ausgeschieden werden können, bei einem gewissen W ä r m e g r a d und u n t e r einem gewissen Druck die Eigenschaft eines Bindemittels. Die Festigkeit des entstehenden Briketts ist also auch vom Bitumengehalt der Rohkohle abhängig. Nachteilig in der Brikettfabrikation machen sich lignitische Bestandteile wegen der Elastizität der eingelagerten Holzfasern geltend. Diese stauchen sich unter dem Druck der Presse zwar zusammen, dehnen sich aber allmählich wieder aus und lockern das Gefüge. Auch ein g e -
74 A. Die wirtschaftl. Verhältnisse d. bayer. Bergbaues a. jung. Braunkohl. wisser Tongehalt kann sich stellenweise unliebsam bemerkbar machen. Die beim Brikettierungsvorgang angewendete W ä r m e reicht nicht aus, um seine kolloidalen Eigenschaften zu zerstören, so d a ß er später trotz der Trocknung wieder Wasser a u f n i m m t , quillt und ebenfalls den Zusammenhalt des Briketts zerstört. Ein Gehalt an Schwefeleisen, welcher ab und zu a u f t r i t t , kann in ähnlicher Weise die Zerstörung der Kohlenziegel bei längerem Lagern herbeiführen. Die durch den Einfluß von L u f t und Feuchtigkeit sich bildenden Umwandlungsprodukte vergrößern ihren R a u m i n h a l t und zerreissen dabei gleichfalls den Zusammenhang der übrigen Bestandteile. Der Vorgang bei der Briketterzeugung wickelt sich im allgemeinen in folgender Weise a b : Die grubenfeuchte Rohkohle wird zunächst auf Walzwerken gequetscht und zerkleinert, so d a ß sich mulmige und holzige Bestandteile über geeigneten Sieben voneinander sondern lassen. Splitterige und faserige Bestandteile werden den eigenen Kesselanlagen des Werkes zugeführt, während die feineren Graupen und der Mulm den Weg in die Brikettfabrik nehmen. Zur Feuerungskohle wird auch von vornherein die sandige, tonige oder sonst u n b r a u c h b a r e Rohkohle gegeben werden, wenn sie irgendwie schon in der Förderung ausgehalten werden kann. Die bisher geschilderte Einrichtung wird als Naßdienst bezeichnet, weil sie ausschließlich grubenfeuchte Kohle verarbeitet. Ein Wassergehalt von 60 und mehr vom H u n d e r t des Gewichtes, wie er sehr häufig v o r k o m m t , würde die wechselseitige innige Bindung der Kohleteilchen in der Presse verhindern. Es wird daher das sortierte Gut dem sog. Trockendienst zugeführt, welcher die Beseitigung der überflüssigen Wassermenge zu besorgen h a t . Die feine Kohle wird über eiserne Dörreinrichtungen hinweggeführt und e n t n i m m t denselben die nötige Ver-dunstungswärme. Bei den sog. Tellertrocknern werden eine Reihe übereinander angebrachter Teller, zwischen welchen niedriggespannter Dampf strömt, angewendet; die Röhrentrockner enthalten in umlaufenden D a m p f t r o m m e l n mit schräger Drehachse eine Anzahl von Röhren, durch welche die feine Kohle von der einen nach der anderen Stirnseite gleitet. Der austretende Dunst wird durch Ventilatoren abgesogen und durch Schlote ins Freie geführt. Diese Schlote mit ihren mächtigen grauen Qualmwolken bilden das weithin erkennbare W a h r zeichen jeder Brikettfabrik. Mit der A b n a h m e der Feuchtigkeit steigert sich die Entzündlichkeit des vorwärts bewegten Kohlenpulvers. Die Graupen zerfallen teilweise zu feinem Staub und bieten dabei dem Luftsauerstoff eine immer größere Oberfläche. In den letzten Stufen erfolgt die Trocknung bereits u n t e r Bedingungen, bei welchen Explosionen jederzeit möglich sind und nur durch die sorgfältigsten Gegenmaßregeln verhindert werden können. In vielen Fällen wird der getrockneten Kohle die m i t g e f ü h r t e W ä r m e entzogen. Sie wird dabei in eigenen Kühlhäusern in Rieseleinrichtungen der frischen L u f t ausgesetzt und abgekühlt. Damit wird ihre Entzündlichkeit und die Gefahr einer Explosion großer Mengen bedeutend herabgesetzt.
A. Die wirtschaftl. Verhältnisse d. bayer. Bergbaues a. jling. Braunkohl. 7 5 Die letzte Stufe ist das Pressen, d. h. die eigentliche Herstellung des festen Briketts. Die Presse besteht aus einem von gepanzerten W ä n d e n umgebenen Hohlraum, in welchen von der Rückseite ein eiserner Stempel hineingedrückt werden k a n n , während auf der Vorderseite eine Ö f f n u n g von der Form des entstehenden Ziegels dessen Umriß bestimmt. Der stählerne Stempel sitzt auf der Koloenstange einer kräftigen Dampfmaschine. Schwere Schwungräder gleichen die außerordentlich schwankende Belastung zwischen dem Vor- und Rückgang des Stempels aus. Die in dicht geschlossenen Trichtern über dem Pressenraum angesammelte feine, trockene Rohkohle wird durch geeignete Vorrichtungen in bestimmten Mengen abgemessen, in den Hohlraum vor dem Stempel gebracht und dort auf einen kleinen R a u m zusammengedrückt. Die vordere Ö f f n u n g ist beim Beginn der Arbeit mit Holzkeilen verschlossen, so daß der nötige Gegendruck vorhanden ist. Im weiteren Verlauf bleiben die entstehenden Kohlenziegel zu H u n d e r t e n in einer Rinne voreinander liegen und werden mit jedem Pressenstoß um eine Breite weitergeschoben. Die starke Reibung, welche sie dabei am Boden und an den W ä n d e n der Rinne erleiden, ü b t den erforderlichen Widerstand auf die P r e ß k o p f ö f f n u n g aus. Die Brikettrinnen, welche aus dem Pressenhaus heraus über weite H o f r ä u m e hinweg bis zum Eisenbahnwaggon oder bis zum Flußschiff f ü h r e n , bilden ein weiteres auch dem Laien auffallendes Kennzeichen einer Brikettfabrik. So sehr das Brikett als Brennstoff beliebt ist, so sind die Meinungen doch sehr geteilt, ob vom wirtschaftlichen S t a n d p u n k t e aus die Herstellung von Briketts wünschenswert ist oder nicht. Die in mehreren T o n n e n Rohkohle enthaltene Kohlenstoffmenge wird zwar dem Verbraucher in einer f ü r die Verteuerung geeigneten Beschaffenheit zug e f ü h r t . Dagegen kostet die Beseitigung der Nachteile der Rohbraunkohle, vor allem ihrer hohen Feuchtigkeit, selbst einen beträchtlichen Brennstoffaufwand, der wiederum nur aus der Kohlenförderung des Bergwerkes gedeckt werden kann. Auf diese Weise müssen zur Erzeugung von 100000 t Briketts rd. 3 0 0 0 0 0 - 4 0 0 0 0 0 1 Rohbraunkohle je nach H e r k u n f t verarbeitet bzw. verfeuert werden. Weiter drückt die Wirtschaftlichkeit, daß der Trockendampf einen niedrigen Druck haben m u ß , also k a u m eine Arbeitsfähigkeit besitzt, aber teuer zu stehen k o m m t . Die größten W ä r m e m e n g e n können nämlich nicht etwa von einem besonders heißen (hochgespannten) Dampf abgegeben werden, solange er seine Gasform beibehält, sondern werden erst bei der U m w a n d l u n g niedergespannten Dampfes in tropfbarflüssiges Wasser frei. Im Kessel wird wiederum die meiste W ä r m e f ü r die Ü b e r f ü h r u n g des Wassers in Dampf, nicht aber f ü r die E r h ö h u n g des Dampfdruckes aufgewendet. Die Erzeugung hoher Dampfspannungen mit hervorragendem Arbeitswert ist nur um ein geringes kostspieliger, jedoch bei der reinen Brikettfabrik an und f ü r sich mangels Bedarfes daran nicht veranlaßt. Der naheliegende Gedanke, in dem Kessel Hochdruckdampf zu erzeugen, ihm seine wertvolle K r a f t in nutzbringender Weise zu entziehen u n d erst
7 6 A. Die Wirtschaft!. Verhältnisse d. bayer. Bergbaues a. jung. Braunkohl. den n i c h t m e h r recht a r b e i t s f ä h i g e n R e s t der S p a n n u n g den T r o c k e n e i n r i c h t u n g e n zuzuleiten, f ü h r t e d a r a u f , elektrische Energie zu erzeugen u n d den eigenen K r a f t b e d a r f des W e r k e s auf elektrischem W e g e zu decken. Bei den großen f ü r Trockenzwecke b e n ö t i g t e n D a m p f m e n g e n k o n n t e a b e r viel m e h r Energie erzeugt werden, als d a s eigene W e r k bedarf. M a n w a r also auf den A b s a t z v o n elektrischer K r a f t angewiesen. So entwickelte sich a u s der B r a u n k o h l e n - W e r k s z e n t r a l e die Ü b e r landzentrale. Sehr bald d r ä n g t e sich die E n t s c h e i d u n g auf, ob der U m f a n g d e r E r z e u g u n g von K r a f t u n d ihres A b s a t z e s v o n der H ö h e des B e d a r f e s a n B r i k e t t d a m p f a b h ä n g i g g e m a c h t werden sollte, oder ob m a n R o h k o h l e d a r ü b e r h i n a u s ausschließlich f ü r K r a f t z w e c k e v e r f e u e r n sollte. W i e bei allen gemischten industriellen W e r k e n , v e r s c h o b e n sich die Gesichtsp u n k t e f ü r die B e u r t e i l u n g des h a u p t s ä c h l i c h s t e n W e r k z w e c k e s . H e u t e ist der K a m p f in vielen Fällen z u g u n s t e n der elektrischen K r a f t e r z e u g u n g entschieden. E s ist lediglich eine k a u f m ä n n i s c h - r e c h n e r i s c h e F r a g e , o b die H e r s t e l l u n g von B r i k e t t s u n t e r M i t w i r k u n g einer sehr kostspieligen maschinellen Anlage, oder die V e r f e u e r u n g v o n R o h k o h l e u n d die U m w a n d l u n g ihrer W ä r m e e n e r g i e in elektrische Energie auf v e r h ä l t n i s m ä ß i g einfache Weise p r i v a t w i r t s c h a f t l i c h v o r t e i l h a f t e r erscheint. Dieselben G e s i c h t s p u n k t e gelten f ü r die B e u r t e i l u n g der A u f g a b e , e n t w e d e r die Energie auf der H o c h s p a n n u n g s l e i t u n g oder die R o h k o h l e m i t d e r E i s e n b a h n u n d anderen V e r k e h r s m i t t e l n d e m V e r b r a u c h e r möglichst billig z u z u f ü h r e n . Allgemein v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e G e s i c h t s p u n k t e k ö n n e n im Einzelfalle n a t ü r l i c h zu a n d e r e n Urteilen f ü h r e n . Sie werden einerseits die bestmöglichste A u s n u t z u n g der K o h l e n s c h ä t z e ü b e r h a u p t , a n d e r s e i t s a b e r den Bedarf der verschiedenen V e r b r a u c h e r k r e i s e an W ä r m e e n e r g i e in b e s t i m m t e r F o r m , z. B. e t w a in F o r m v o n B r i k e t t s f ü r den H a u s b r a n d oder f ü r b e s t i m m t e Spezialfeuerungen der I n d u s t r i e in den V o r d e r g r u n d stellen. Eine Vereinigung in einem einheitlichen allgemein gültigen Urteil wird wohl nie erreicht werden k ö n n e n . Die Beurteilung a u s z u b e u t e n d e r L a g e r s t ä t t e n an j ü n g e r e n B r a u n kohlen ist also in j e d e m einzelnen Falle sehr schwierig u n d die B e a c h t u n g einer ganzen Reihe v o n t e c h n i s c h - k a u f m ä n n i s c h e n G e s i c h t s p u n k t e n n o t w e n d i g . B r i k e t t f a b r i k e n k ö n n e n n u r auf größere A b l a g e r u n g e n m i t geeigneter R o h k o h l e u n d einer e n t s p r e c h e n d e n a u f n a h m e f ä h i g e n U m g e b u n g g e g r ü n d e t w e r d e n . Dabei wird die B e u r t e i l u n g des in A u s s i c h t s t e h e n d e n M a r k t e s die g r ö ß t e n Schwierigkeiten bieten. Elektrische Ü b e r l a n d z e n t r a l e n lassen sich m i t B r i k e t t f a b r i k e n in vielen Fällen sehr g ü n s t i g v e r b i n d e n , weil ihnen H o c h d r u c k d a m p f m i t einem s e h r g ü n s t i g e n S p a n n u n g s g e f ä l l e billig zur V e r f ü g u n g s t e h t . Reine Ü b e r l a n d z e n t r a l e n werden sich je nach ihrer Möglichkeit, f r e m d e Kohlen z u z u f ü h r e n , weniger nach der Größe ihrer eigenen K o h l e n v o r r ä t e , als n a c h d e m U m f a n g des möglichen Absatzes r i c h t e n . Der R o h k o h l e n v e r s a n d wird neben all diesen G e s i c h t s p u n k t e n eine sehr s c h w a n k e n d e , aber zeitweise ausschlaggebende Rolle spielen. B r a u n k o h l e n g r u b e n , welche sich
B. Die wirtschaftlichen Verhältnisse und Leistungen usw.
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ausschließlich auf den Verkauf ihrer Rohkohlen beschränken müssen, •werden stets eine sehr unsichere Grundlage haben und müssen daher ihren Betrieb hinsichtlich seiner Ausdehnungs- oder Einschränkungsfähigkeit schmiegsam gestalten. Es wird immer für sie von höchster Wichtigkeit sein, sich einen, wenn auch örtlich beschränkten, so doch festen Markt zu schaffen, etwa durch innige geschäftliche Verbindungen mit Kohlenverbrauchern, wie Ziegeleien, Tonwarenfabriken, Papierfabriken, Brauereien u. dgl. In Bayern hat in den letzten Jahren eine regelmäßige rege Aufschlußtätigkeit auf jüngere Braunkohlen stattgefunden. Es geht daraus hervor, daß sich manche der vor dem Kriege geltenden Gesichtspunkte verschoben haben; wir werden im nächsten Abschnitt über die wirtschaftlichen Leistungen des bayerischen Bergbaues auf jüngere Braunkohlen einiges darüber erfahren.
B. Die wirtschaftlichen Verhältnisse und Leistungen des bayerischen Bergbaues auf jüngere Braunkohlen. Fast bei allen Mineralien, an welchen durch bloßes Finden, Muten, und Verleihen ein Eigentum innerhalb bestimmter Flächen ohne Rücksicht auf das bestehende Grundeigentum erworben werden kann, steht der Umfang der vorhandenen Bergwerksfelder außer Verhältnis zu dem darin betriebenen Bergbau. Der Grund liegt in dem menschlichen Bestreben, von anderen nicht ausgenutzte Bodenschätze in die eigene Verfügungsgewalt zu bringen, um vielleicht Vorteile daraus ziehen zu können, ohne dabei ein großes Risiko zu laufen und ein erhebliches Maß von technischer und kaufmännischer Arbeit aufzuwenden. Nach dem bayer. Berggesetz, vor der Novelle vom 17. August 1918, mußten dem Muter, dessen Fund den gesetzlichen Anforderungen entsprach, Bergwerksfelder auf Kohle in der Größe bis zu 800 ha nach seinem Wunsch verliehen werden, ohne Rücksicht auf die wirkliche oder vermutliche Begrenzung der begehrten Ablagerung. Privatwirtschaftliche Gesichtspunkte durften bei der Verleihung keine Rolle spielen, es mußte lediglich eine vernünftige Möglichkeit der bergmännischen Gewinnung des Minerals angenommen werden können. Die Verleihungspraxis hat diesen letzteren Begriff in denkbar weitherzigstem Sinne ausgelegt. Die Bergbehörde war, veranlaßt durch die ständige Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofs, gehalten, auch solche Vorkommen zu verleihen, die einen wirtschaftlichen Bergwerksbetrieb niemals gerechtfertigt hätten. Daraus ergibt sich, daß von vornherein aus dem Vorhandensein eines Grubenfeldes nicht auf das Vorliegen einer wirtschaftlich bauwürdigen Lagerstätte geschlossen werden kann. Gerade aus diesem Grunde hat sich die Spekulation oft der Grubenfelder bemächtigt, um entweder durch den Verkauf von solchen mühelos Ver-
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B. Die wirtschaftlichen Verhältnisse und Leistungen
mögenszuwachs zu erzielen oder das gleiche durch den Verkauf von Kuxen der auf dieses O b j e k t gegründeten Gewerkschaft zu erreichen. Das Berggesetz k a n n t e zwar eine Pflicht zum Betriebe eines Bergwerkes, soferne wichtige öffentliche Interessen einen solchen erforderten; es sah auch eine Entziehung des Bergwerkseigentums vor, wenn einer diesbezüglichen Aufforderung des Oberbergamtes nicht genügt wurde. Jedoch t r a t dieser Fall f r ü h e r außerordentlich selten ein, so d a ß mit dem Erwerb eines Bergwerkseigentums die Absicht bergbaulicher Betätigung noch lange nicht v e r b u n d e n zu sein brauchte, sondern eine Handelsspekulation mit leicht erlangtem Eigentum an unaufgeschlossenen Bodenschätzen möglich war. Das verliehene Bergwerkseigentum an jüngeren Braunkohlen verteilte sich Ende 1920 auf die einzelnen Kreise wie folgt: Anzahl d e r Grubenfelder
Kreis
Oberbayern Niederbayern Rheinpfalz Oberpfalz Oberfranken Mittelfranken Unterfranken Schwaben
8 21 7 70 4 19 —
Summe:
Anza 11 d e r G r ö ß e in ha
6 728 12 271 3 623 38 149 1455 7 844 —
Alleineigentümer
Gewerkschaften
3 5 2 12 1 2 —
3 5 4 7 1 3 —
20
13612
3
11
149
83 682
28
34
N u r in 12 von den 149 Bergwerksfeldern war im gleichen J a h r e ein regelmäßiger Betrieb im Gange, während in 6 anderen nennenswerte Aufschlußarbeiten vorgenommen wurden. Die ausgedehnte Arbeitslosigkeit nach dem Kriege und die wachsende Unsicherheit der heimischen Versorgung mit Bodenschätzen schufen ein unbestreitbares volkswirtschaftliches Interesse an der Betriebsaufnahme überall dort, wo die Ablagerungen sich nur einigermaßen eigneten und versprachen, einer Reihe von Menschen Beschäftigung und Unterhalt zu bieten und unsere R o h s t o f f n o t etwas zu erleichtern. Es wurde daher durch das Berggesetz vom 10. Oktober 1919 die sofortige Eröffnung von Gruben in allen Bergwerksfeldern v e r l a n g t ; die Nichterfüllung dieses Gebotes wurde mit Entziehung des Bergwerkseigentums bedroht u n d das Oberbergamt mit besonderen Vollmachten zur raschesten Herbeiführung einer Betriebstätigkeit ausgestattet. Nur beim Vorliegen wichtiger Gründe, welche von Fall zu Fall zu prüfen sind, k a n n ein kürzerer oder längerer, aber stets begrenzter Aufschub gewährt werden. Dieses Gesetz erstreckte seine W i r k u n g auch auf die jüngeren Braunkohlen. Es ist tatsächlich in den allerletzten J a h r e n an ver-
des bayerischen Bergbaues auf jüngere Braunkohlen.
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schiedenen Stellen eine lebhaftere Bergbautätigkeit auf dieses Mineral entstanden. Indes steht die Zahl der Betriebs- und Aufschlußpunkte auch heute noch außer Verhältnis zur Größe und Zahl der Bergwerksfelder. Den größeren Unternehmungen, die eine Reihe von zusammenhängenden oder wenigstens nicht zu weit voneinander entfernten Bergfeldern besitzen, mußte für ihre bedeutenden Fördermengen ein umfangreicher lagerstättlicher Rückhalt zugebilligt werden, damit sie bei Erschöpfung der einen Abbausteile an einer anderen ihre Tätigkeit fortsetzen können, und entsprechende Zeiträume zur Tilgung der aufgewendeten Kapitalien verbleiben. Gerade bei der jüngeren Braunkohle ist, wie wir im vorhergehenden Teile gesehen haben, die sorgfältigste Berücksichtigung der. Marktlage und ihrer Kohlenpreise äußerst wichtig, wenn nicht ein neu entstehender Bergbau von vornherein den Todeskeim in sich tragen soll. Die ungünstige Entwicklung des bayerischen Rohbraunkohlenabsatzes um die Wende des Jahres 1920 rechtfertigt denn auch die maßvolle Zurückhaltung bei der Anwendung der Zwangsbestimmungen des bayerischen Berggesetzes von 1919. Nachdem weitaus der größte Teil der in Bayern bekannten oder vermuteten Braunkohlenlagerstätten auf dem Wege der Verleihung schon früher in feste Hand gekommen war, bestand wohl kein erheblicher Anreiz für eine weitere oft sehr kostspielige Aufsuchungstätigkeit, weil bei den Eigentümlichkeiten des Mutungswesens nicht immer demjenigen das Eigentum an der Lagerstätte zuteil wurde, welcher in ernsthaftester Weise oder mit den größten Aufwendungen danach gesucht hatte. Anderseits führte die heutige Wertschätzung der Kohlen dazu, daß das öffentliche Interesse an noch unaufgeschlossenen Lagerstätten seitens des Staates in jedem Einzelfalle mehr als bisher zu betonen war. Durch das Berggesetz vom 17. August 1918 hat sich der bayerische Staat die Braunkohlen selbst vorbehalten, sich aber zugleich die Befugnis zuerkannt, einzelne oder Gemeinschaften zur Aufsuchung und Gewinnung zu berechtigen. Er sieht von dem Nachweis einer Minerallagerstätte überhaupt ab und sichert dem Konzessionsnehmer ein bestimmtes Gebiet für seine Tätigkeit zu, in welchem er im Gegensatz zum früheren Mutungswesen durch Andere vollkommen unbehelligt bleibt. Die Verpflichtungen, welche für dieses Recht erwachsen, werden in jedem einzelnen Falle und den einzelnen Verhältnissen angepaßt durch Vertrag geregelt, so daß das öffentliche Interesse in einer viel eingehenderen Weise wahrgenommen werden kann, als durch die allgemeinen Bestimmungen des Gesetzes gegenüber dem älteren Bergwerkseigentum. Der Bergbauunternehmer kann sein Risiko erheblich sicherer einschätzen, als es früher der Muter bei dem heftigen Wettbewerb mehrerer Konkurrenten zu tun vermochte. Es hat daher diese neue Regelung mehrfach das Gefallen unternehmungslustiger Kreise gefunden, und es sind bereits 6 Braunkohlenkonzessionen mit zusammen rd. 21255 ha Fläche vergeben worden. Die Besitzform im bayerischen Bergbau auf jüngere Braunkohlen ist, wie auch sonst im Bergbau, sehr mannigfaltig und kennt sowohl
80
B. Die wirtschaftlichen Verhältnisse und Leistungen
Staatsbesitz, Alleineigentum und die Gewerkschaft als auch andere Rechtsformen, wie Pachtung, Ausbeutevertrag u. dgl. Das Verhältnis zwischen Bergbau und Absatzgebiet, die Verkaufsorganisation usw., näher zu betrachten, würde hier zu weit führen. Nur in beschränktem Maße bestehen wärme- und kraftverbrauchende Industrien in der Nähe der Braunkohlenablagerungen, welche dauernde und geschäftlich einfache, großzügige Beziehungen zwischen dem Bergbau und dem Kohlenverbraucher gewährleisten. Die Ausdehnung der Rohbraunkohlenverfeuerung auch auf nicht von vornherein dazu «ingerichtete Betriebe gestaltet gegenwärtig die ganze Absatzwirtschaft sehr wechselvoll, ohne daß ein klares und zuverlässiges Bild entsteht.
Flg. 6.
Oberbergamt München. Förderung B a y e r n s an jüngeren B r a u n k o h l e n 1913—1916.
Auf eine nähere Beleuchtung dieser dem Fachgebiet des Handels angehörenden Verhältnisse, muß daher hier verzichtet werden. Eine Betrachtung der wirtschaftlichen Kraft des Bergbaues muß von seinen bisherigen Leistungen, insbesondere in seiner letzten Entwicklungsstufe, ausgehen. Die statistisch festgelegten Ziffern über Fördermengen, Löhne u. dgl. weichen teilweise trotz scheinbarer Unterordnung unter einen gleichen Oberbegriff voneinander ab. Über die Förderung werden mehrere amtliche Erhebungen gepflogen, deren Grundlagen trotz gleicher Bezeichnung nicht dieselben sind. Jüngere Braunkohlen werden in vielen Fällen nicht nach Gewicht, wie sie in der Statistik erscheinen, sondern nach Raummaßen ermittelt. Der Umrechnungsfaktor ist von Fall zu Fall etwas verschieden. Es wird aber statistisch mit einem mittleren Wert gerechnet, welcher je nach dem Zweck der Erhebung nicht immer derselbe ist. Die erhaltenen Durchschnittsziffern können also sehr wohl einen rechnerisch richtigen Durchschnitt ergeben und dennoch
des bayerischen Bergbaues auf jüngere Braunkohlen.
81
ziffernmäßig voneinander abweichen. Ähnliche Schwierigkeiten entstehen bei der Berechnung der durchschnittlichen Anzahl der beschäftigten Arbeitskräfte, weil dieselbe j e nach J a h r e s z e i t und Geschäftsgang oft ziemlich s t a r k schwankt. Ein Vergleich unserer bayerischen Ziffern m i t denen größerer Bergbaubezirke, etwa Mitteldeutschlands, des Niederrheins, Sachsens, der Lausitz, kann nur mit sehr großer Vorsicht zu einer brauchbaren Beurteilung unserer eigenen Verhältnisse führen. Die Wechselfälle, welche durch die verschiedenartige Beschaffenheit der Ablagerung und unvorhergesehene störende Ereignisse eintreten, gleichen sich bei dem großen norddeutschen Bergbau mit Hunderten von Bergwerken natürlich viel weitgehender aus, als das bei unseren
• V i W y l M S i
Oberbergamt München.
Fig. 7 .
Förderung Bayerns an jüngeren Braunkohlen 1917—1920.
wenigen Betrieben möglich ist. Gerade im letzten J a h r z e h n t aber haben ungewöhnliche Ereignisse unseren B e r g b a u auf jüngere Braunkohlen äußerst zahlreich betroffen, so allein die Grube Gustav drei E i n b r ü c h e des Mains in die T a g e b a u e und die Grube Klardorf gleichfalls ein mächtiger Wassereinbruch bei einem schweren Unwetter. E s m u ß daher im nachfolgenden darauf verzichtet werden, Durchschnittsziffern von allgemeinem W e r t aufzuführen. Der P l a t z dafür wird bei den Einzelschilderungen für die Verhältnisse b e s t i m m t e r W e r k e sein. Die statistischen Feststellungen sind hier nur aus den letzten acht J a h r e n wiedergegeben. Als Quelle wurde teils die Produktionsstatistik der Kohlen-, Eisen- und Hüttenindustrie, teils die besondere S t a t i s t i k der bayerischen Kohlenförderung, unabhängig von der erstgenannten, benutzt. Die Entwicklungskurve der Braunkohlenförderung (vgl. F i g . 6 u. 7) seit dem J a h r e 1913 mit rd. 9 5 0 0 0 0 t zeigt allerdings eine Reihe von Mineralische Rohstoffe Bayerns.
6
82
B. Die wirtschaftlichen Verhältnisse und Leistungen
Schwankungen, so vor allem einen tiefen Abfall im August 1914, bedingt durch den Kriegsausbruch, weitere wesentliche Abfälle im April, Mai und Juni 1915, bedingt durch Einberufungen zum Heere, und im April und Juni 1916 durch verschiedene mit dem Krieg in Verbindung stehende Ungleichmäßigkeiten. Im Sommer des Jahres 1918 sank die Arbeitsleistung infolge der sich mehr und mehr geltend machenden Ernährungsschwierigkeiten und der Grippe. Von November 1918 bis Februar 1919 übten die politischen Wirren einen ungünstigen Einfluß aus. Dazu kam im November und Dezember 1919 die schlechte Witterung, endlich im Jahre 1920 ein außerordentlich schwerer Wassereinbruch auf der Grube Klardorf. Trotz alledem ist aber eine ständige Entwicklung des Gesamtergebnisses nach aufwärts deutlich zu erkennen, so daß im Jahre 1920 1,68 mal soviel jüngere Braunkohlen wie im Jahre 1913 gewonnen und 3,13 mal soviel Arbeiter beschäftigt wurden. Mehrere neue Werke wurden eröffnet und kamen in Förderung, so vor allem SchmidgadenSchwarzenfeld, Schirnding und einige kleinere Gruben. Andere große Werke erhöhten ihre Leistung ganz wesentlich, wie Klardorf, Haidhof und Großweil. Weiter war wohl von günstiger Wirkung, daß sich auf den Braunkohlengruben mehr und mehr ein fester Arbeiterstamm ausbildete. Förderung an jüngeren Braunkohlen. Jahr
Förderung t
Vergleich mit dem J a h r e 1913 1 0 0 %
Jahr
Förderung t
Vergleich mit dem J a h r e 1913
1913
949
941
1917
1 064
301
1 1 2 %
1914
814
581
88
>
1918
998
899
105
»
1915
885
545
93
>
1919
1 223
573
128
»
1916
946
393
99
»
1920
1 592
001
168
>
B e m e r k u n g : Obige Zahlen stimmen nicht genau mit den Ziffern der im Auftrag des Bayer. Staatsministerums für Handel, Industrie und Gewerbe von der Bayer. Landeskohlenstelle gemeinsam mit dem Bayer. Oberbergamt herausgegebenen Schrift: Die Kohlenwirtschaft Bayerns bis Ende 1920, überein. Die dortigen Ziffern sind noch mit den Unzulänglichkeiten des aus der Kriegszeit stammenden statistischen Materials behaftet, während die hier vorgetragenen aus den endgültigen Angaben der Reichsmontanstatistik entnommen sind.
Naturgemäß wuchs der Wert der gewonnenen Braunkohle noch viel mehr als die Förderung selbst, weil, wie auch sonst in Deutschland, die Braunkohle durch die allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse, das Wachsen der Löhne und sonstiger Aufwendungen, eine ungeheure Verteuerung erfuhr. Es erscheint daher wenig zweckmäßig, hier gegenwärtig nähere Ziffern anzugeben, da die Entwicklung dieser Seite des Wirtschaftslebens immer noch im Fluß ist. Eine Tonne Rohbraunkohle hat in den Jahren 1913—1920 eine Wertsteigerung auf das 19fache erfahren, wenn man das letzte Friedensjahr mit 1 einsetzt. Im April 1921 erreichte der Handelspreis der Tonne etwa M. 89, was dem 23fachen des Vorkriegspreises gleichkommt.
des bayerischen Bergbaues auf jüngere Braunkohlen.
83
Die Beschäftigung von Arbeitskräften hat sich im bayerischen Bergbau auf jüngere Braunkohlen vom Jahre 1913—1920 mehr als verfünffacht. Die Ursache dieser Steigerung ist der auch auf anderen industriellen Gebieten hauptsächlich infolge Kürzung der Arbeitszeit in Erscheinung getretene Rückgang der durchschnittlichen Arbeitsleistung, und zwar sowohl hinsichtlich der an die menschlichen Kräfte allein gebundenen Tätigkeit, als auch hinsichtlich des Zusammenwirkens von Arbeitern mit Maschinen, das im Braunkohlentagebau gewöhnlich besonderen Umfang erlangt. Sodann haben die stark vermehrten Aufschließungs- und Vorrichtungsarbeiten in den Lagerstätten selbstredend die Zahl der unproduktiven Arbeiter erheblich anschwellen lassen. In der Kohlengewinnung waren an berufsgenossenschaftlich versicherten Personen, d. h. an Arbeitern und unteren Betriebsbeamten beschäftigt:
Jahr
Berufsgenossen- Vergleich schaftlich mit dem versicherte J a h r e 1913 Personen
1913 1914 1915 1916
100% 78 » 70 » 44 >
916 717 647 404
Jahr
1917 1918 1919 1920
Berufsgenossen- Vergleich mit dem schaftlich versicherte J a h r e 1913 Personen
442 560 2700 2867
48 »/o 61 > 294 » 313 »
(Belegschaft 1915 mit 1918 ohne Kriegsgefangene)
Die Lohnverhältnisse beim bayerischen Bergbau auf jüngere Braunkohlen haben eine ähnliche Entwicklung wie in Norddeutschland durchgemacht. Auf Grund der dortigen Erhebungen sind Durchschnittsziffern errechnet worden, welche über die jeweiligen Verhältnisse in vortrefflicher Weise aufklären. Die Tabellen auf S. 83, 84 und 85 geben einen Überblick. Lohnverhältnisse im außerbayerischen Braunkohlenbergbau in den Jahren 1913, 1918, 1919 und itn IV. Vierteljahr 1920. A. Reiner durchschnittlicher Jahresverdienst. IV. Vierteljahr
Bergwerksbetriebe
Braunkohlenbergbau: Im O.B.B. Halle (unterirdisch und in Tagebauen Links des Rheins . . In Sachsen-Altenburg
1913
1918
1919
1920
M.
M.
M.
M.
1175 1328 1189
2217 4113 3055 5172 2380* 4528**
3117 4416 3298
Bemerkungen
•Hiezu t r i t t noch der Wert der Beihilfen 0,11 M. f ü r eine Schicht " H i e z u t r i t t noch der Wert der Behilfen 0,21 M. f ü r eine Schicht
6»
B. Die wirtschaftlichen Verhältnisse und Leistungen
9,73 7,71*
13,67 16,85 15,13*
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C. Einzelschilderung der bayer. Braunkohlenbergwerke.
89
nen und dort sehr wohl möglichen Durchschnittsleistungsziffern ist natürlich in diesem Falle ohne besondere Fachkenntnis und V e r t r a u t heit mit den besonderen Verhältnissen der betreffenden bayerischen Gruben nicht s t a t t h a f t . Es ist also ein Urteil im Einzelfalle, inwieweit die nach den Verhältnissen der L a g e r s t ä t t e und den Einrichtungen der Betriebe zu erwartenden Leistungen der Arbeiterschaft von den tatsächlichen wirklich erreicht werden, und eine Feststellung der wirklichen Ausnutzung der menschlichen Arbeitskraft nicht möglich. Es wäre noch interessant, das Verhältnis der derzeitigen technischen u n d wirtschaftlichen Ausgestaltung des bayerischen Bergbaus auf jüngere Braunkohlen zu seinen natürlichen Vorbedingungen, insbesondere seinen Lagerstätten im allgemeinen zu betrachten, um d a r a u s ein Bild über seine Lebensfähigkeit in der nächsten und der ferneren Z u k u n f t zu gewinnen. Unsere Vorräte an noch ungehobenen jüngeren Braunkohlen werden auf etwa 120 Mill. t, von einigen höher, von einigen geringer veranschlagt. Die teilweise großen Unterschiede in der Mengenberechnung beruhen einerseits auf der unzureichenden näheren K e n n t n i s von weiten, als braunkohlenführend bekannten Gebieten, anderseits spielt eine ausschlaggebende Rolle auch die jeweilige Ansicht über die Bauwürdigkeitsgrenzen, so daß der eine Sachverständige noch manche Ablagerung in den Kreis der Vorräte einbezieht, der andere sie nur als wirtschaftlich bedeutungslose Gebilde anerkennt und ihnen höchstens wissenschaftliches Interesse beimißt. Soviel steht jedenfalls fest, daß Bayern, wenn es auch im Vergleich zu Norddeutschland n u r geringe Vorräte an jüngerer Braunkohle birgt, immerhin über ein nennenswertes Kohlenvermögen verfügt, das es auch gestattet, größere und langlebige Anlagen darauf zu gründen.
C. Einzelschilderung der bayerischen Braunkohlenbergwerke. Wir treten nun in die Spezialbeschreibung der betriebenen Werke ein. Es wurde schon in der Einleitung darauf hingewiesen, d a ß nur die in Betrieb stehenden Vorkommen eine Würdigung finden können. Aus dem gleichen Grunde unterlassen wir es auch, auf die Vorkommen hinzuweisen, die in früherer Zeit schon einmal in Betrieb waren, da die damals gewonnenen Daten doch nicht hinreichen, um ein zuverlässiges Bild über den U m f a n g und die Bedeutung dieser Lagerstätten zu gewinnen. 1. Bayerische Braunkohlen-Industrie-A.-G. in Schwandorf, Werk Wackersdorf. ( H i e r z u Bild N r . 1 m i t Nr. 12.)
In der Nähe des Kreuzungspunktes Schwandorf der wichtigen Eisenbahnlinien N ü r n b e r g — F u r t h i . W . und Hof—Regensburg—München, zugleich ungefähr in der Mitte des vom Fichtelgebirge her zur Donauwasserstraße führenden Naabtales liegt auch der Schwerpunkt der in
90
C. Einzelschilderung der bayer. Braunkohlenbergwerke.
der Oberpfalz angehäuften und für Bayern bedeutungsvollsten Braunkohlenablagerungen. Der mächtigste und wertvollste Teil derselben ist heute nahezu in einer einzigen Hand vereinigt oder auf dem Vertragswege als eine wirtschaftliche Einheit der noch nicht dazu gehörigen unausgebeuteten Bergwerksfelder mit den bereits betriebenen gesichert. Die Bayerische Braunkohlen-Industrie-A.-G. in Schwandorf besitzt teils sämtliche, teils die meisten Anteile größerer Oberpfälzer Braunkohlengewerkschaften. Es gehören ihr insbesondere die Bergwerksfelder Consolidiertes Braunkohlenbergwerk Klardorf, Sonnenried, "Wackersdorf, Robertzeche, Josefzeche, Eugeniezeche, Frisch Glück, Heinrichzeche, Marien-Karolinenzeche, Schwarz-Johann-Zeche und Armandzeche mit zusammen 8355,62 ha Feldesgröße. Außerdem ist sie ausschlaggebend in der Gewerkschaft Schmidgaden-Schwarzenfeld, welche wiederum Eigentümerin einer Reihe von benachbarten Braunkohlenbergwerksfeldern ist. Mit der Entwicklung der heutigen Braunkohlengrube der Braunkohlen-Industrie-A.-G. bei Wackersdorf ist ein wesentlicher Teil der Geschichte des Bayerischen Braunkohlenbergbaues und der Versuche zur Verwertung der bayerischen Braunkohle verknüpft, soweit dieselben •günstig verlaufen sind. Es ist kaum ein Bergwerk seit so langer Zeit und unter mehr dem Handelsgetriebe angehörigen Schwierigkeiten zu einer solchen Blüte gelangt wie das Bergwerk in Wackersdorf. Schon im Jahre 1800 wurde die Braunkohlenablagerung gelegentlich einer Brunnengrabung auf dem Grundstücke eines Wackersdorfer Schneidermeisters erschürft und die Verwertbarkeit des glücklich aufgefundenen Minerals erkannt. In der Folge wurden verschiedene Versuche zur Durchführung eines dauernden Bergbaues im Kleinen unternommen, welche aber an technischen und finanziellen Unzulänglichkeiten gescheitert sind. Nicht viel besser erging es dem Staatsbetrieb, der auf ein Gutachten des Kgl. Berg- und Hüttenamtes Bodenwöhr über das Vorkommen und die gute Beschaffenheit der Wackersdorfer Kohle vom J a h r e 1807 bis zum Jahre 1845 fortgeführt wurde. Es fehlte damals vor allem an maschinellen Einrichtungen und an der Großzügigkeit, welche die Ausbeutung mächtigerer Braunkohlenablagerungen vor allem verlangt. Daneben dürfte eine Hauptursache an dem Mißlingen dieser Versuche in der Schwierigkeit der nutzbringenden Verwertung der Rohbraunkohle gelegen haben. Die Verheizung der Rohbraunkohle und die Verbesserung ihrer Verwendungsbedingungen durch Brikettierung oder, wie das in Norddeutschland häufig der Fall ist, durch Verkokung (Grudekoks) ist erst in verhältnismäßig junger Zeit in die heutigen erfolgreichen Bahnen gebracht worden. Im Jahre 1845 kam der Wackersdorfer Staatsbetrieb zum Erliegen. Im Jahre 1903 wurde unter dem Namen Gewerkschaft Klardorf eine Gewerkschaft mit 1000 Kuxen gegründet, welche die Ausbeutung der Bodenschätze auf die neuen Erfahrungen stellte. Diese Gewerkschaft ging am 5. Februar 1906 in den Besitz der neugegründeten Firma „Bayerische Braunkohlen-Industrie-A.-G. in Schwandorf" über. Das Gründungskapital betrug
C. Einzelschilderung der bayer. Braunkohlenbergwerke.
91
M. 2000000, welches am 4. Februar 1907 auf M. 2700000, am 11. März 1908 auf M. 3600000, am 23. März 1921 auf 7200000 M. erhöht wurde. Daneben besteht noch eine 5%-ige Schuldverschreibung von M.4Q00000 und eine Anleihe von M. 1000000. Diese rasche Entwicklung des Kapitalbedarfes der Gesellschaft zeigt an, wie rührig an dem Ausbau der Anlagen gearbeitet wurde, und daß man sich aus den von der Lagerstätte gewonnenen Erkenntnissen eine reiche Blüte des Werkes versprach. Der Zeitraum von 1906 bis April 1908 war in der Hauptsache Aufbauzeit. Es. wurde der Tagebau geschaffen und eine Brikettfabrik mit 8 Dampfpressen und den nötigen Nebeneinrichtungen errichtet. Die Kohlengewinnung in größerem Umfange sowie auch die Herstellung von Braunkohlenbriketts begann im Jahre 1908. Der Arbeiterbedarf des sich rasch vergrößenden Werkes wuchs und konnte in der nächsten Umgebung nicht untergebracht werden. Es wurde daher schon in den Jahren 1908 und 1909 eine größere Kolonie zur Seßhaftmachung eines geeigneten Arbeiterstammes erbaut. Diese Ortschaft ist heute längst zu klein geworden. Die jüngste Entwicklung des Schwandorfer Werkes hat eine weitere ausgedehnte Kolonisation gestattet. Es ist in den letzten Jahren wiederum eine neue Siedelung zur Unterbringung der Belegschaftsmitglieder teilweise schon erbaut worden, teilweise ist sie im Bau. Bei der Bereitstellung der Mittel wurde zunächst vom Staatsministerium für Soziale Fürsorge hilfreich eingegriffen, indem aus den allgemeinen, ihm zur Hebung der Wohnungsnot zur Verfügung stehenden Mitteln, im Jahre 1919 der Baugenossenschaft Wackersdorf für 54 Wohnungen ein Baukostenvorschuß von M. 1500000 gewährt wurde. Mit Beginn des Jahres 1920 wurde die Wohnungsfürsorge für Bergarbeiter auf eine neue noch breitere Grundlage gestellt und auf Grund eines Beschlusses des Reichskohlenverbandes vom 30. Dezember 1919 zur Gewährung von Beihilfen zur Errichtung von Bergmannswohnungen ein Zuschlag von M. 2 auf die Tonne Braunkohle erhoben. Durch die Vermittlung des Kohlensyndikats und der Reichsarbeitsgemeinschaft für den Bergbau werden diese Mittel nach bestimmtem Verteilungsschlüssel den Kolonisationszwecken mit Hilfe der Bayerischen Treuhandgesellschaft für Bergmannssiedelungen dienstbar gemacht. Die Bayerische Braunkohlen-Industrie-A.-G. stellte dieser Siedelung aus eigenen Mitteln einen Betrag von erheblich mehr als 2 Mill. M. zur Verfügung, nicht gerechnet die kostenlose Bauleitung und Beförderung aller Baumaterialien zu den Baustellen auf einer für diesen Zweck eigens gebauten ca. 2 km langen Eisenbahn, die vom Werksbahnhof Wackersdorf abzweigt. Die nähere und weitere Umgebung, in welcher das Wackersdorfer Werk liegt, zeigt wenig entschiedene Linien. Im allgemeinen beherrschen weit ausgedehnte flache Mulden, in deren tieferen Gebieten Sümpfe und weite offene Wasserflächen von seichten Weihern das eintönige Bild. Dazwischen erheben sich nur unbedeutende Geländewellen, welche vielfach mit mageren Wäldern bestanden sind. Wertvolleres Kulturland ist nur an vereinzelten Punkten dem dürftigen Boden abgerungen worden
92
C. Einzelschilderung der bayer. Braunkohlenbergwerke.
und t r i t t kaum wesentlich hervor. Die Gegend ist ziemlich dünn besiedelt, die Industrie nicht besonders entwickelt und hauptsächlich an die wenigen größeren Orte, wie Schwandorf, geknüpft. Der Verkehr wickelt sich ausschließlich auf den genannten Eisenbahnlinien ab. Eine Wasserstraße zur Donau fehlt zurzeit noch vollkommen. Mit dem E i s e n b a h n k n o t e n p u n k t Schwandorf ist die Braunkohlengrube Klardorf durch eine werkseigene, nahezu 7 km lange, normalspurige Grubenanschlußbahn mit ausgedehnten Aufstellungs- und Verschiebegleisen verbunden. Auf derselben findet auch Personenverkehr f ü r die Arbeiter und B e a m t e n in werkseigenen Zügen s t a t t . Schon bis auf größere E n t f e r n u n g k ü n d e t der Anblick des Werkes dem Beschauer die hervorragende wirtschaftliche und technische Bedeutung, welche es f ü r die Umgebung besitzt. Zwei hohe, weithin sichtbare Schornsteine überragen hoch eine Gruppe von Dunstschloten der Brikettfabrik, aus welchen weithin dicke Qualmwolken ziehen. Um die Brikettfabrik sind die mächtigen Kesselanlagen, die K r a f t zentrale, die Brikettlagerschuppen, die W e r k s t ä t t e n , zwei große Sortierungs- und Verladegebäude sowie das Verwaltungsgebäude angeordnet. Die Kesselanlage u m f a ß t 15 Dampfkessel zu je 105 qm Heizfläche. Die Rohbraunkohle wird auf mechanischem Wege in mächtige, über den Kesseln liegende Bunker gebracht und auf Treppenrosten, System Topf & Söhne in E r f u r t , ferner auf Muldenrosten, System Fränkel & Vibahn in Leipzig, verfeuert. Der Kesseldampf wird teils in der Brikettfabrik, teils in der elektrischen Zentrale zunächst zur K r a f t leistung in Gegendruckdampfmaschinen n u t z b a r gemacht. Der Abdampf wird gesammelt, entölt und dient zum Betrieb der Trockeneinrichtungen in der Brikettfabrik. Das gesammelte, aus dem D a m p f e zurückgewonnene heiße Wasser wird den Kesseln mit einer W ä r m e von 130° wiederum zugeführt. Die K r a f t a n l a g e des Werkes dient in der H a u p t s a c h e dem eigenen Bedarf. Es sind gegenwärtig im Betrieb: eine Zwillings-CompoundDampfmaschine mit Ventilsteuerung mit einer Leistung von 350 PS, weitere zwei Zwillings-Compound-Dampfmaschinen mit Ventilsteuerung mit einer Leistung von je 250 PS, außerdem noch eine Dampfmaschine mit 1900 PS. Die in dieser Anlage gewonnene D a m p f k r a f t wird in elektrische Energie mit einer Spannung von 500 V und 50 Perioden umgewandelt, welche zur Versorgung von 25 Motoren mit zusammen 1350 P S und außerdem noch zweier elektrisch angetriebener Pressen eigener Konstruktion des Werkes dienen. Die Brikettfabrik ist mit 8 Dampfpressen ausgestattet, deren Antriebsmaschinen je 150 P S Dauerleistung haben. Dazu kommen noch die vorerwähnten zwei elektrischen Pressen. Die Trocknung d e r t K o h l e erfolgt in Röhrentrocknern, welche die Feuchtigkeit bis auf etwa 12% entziehen. Im Naßdienst werden mehrere große Zyklopmühlen zur Zerkleinerung der Kohle nebst den erforderlichen Siebeinrichtungen verwendet.
C. Einzelschilderung der bayer. Braunkohlenbergwerke.
93
In der Nähe der Brikettfabrik befindet sich noch eine größere, mit modernsten Meß-, Analysier- u n d Kontrolleinrichtungen versehene Versuchsanlage zur Vergasung der Schwandorfer Kohle. Es stehen d o r t drei große Heller-Generatoren, welche nach Mitteilung der Bayerischen Braunkohlen-Industrie-A.-G. durchaus befriedigende Ergebnisse zeigen. Das erzeugte Gas g e s t a t t e t die Beheizung eines Kessels im Dauerbetrieb. Das erzeugte Gas h a t nach Mitteilung des Generaldirektors des Werkes, Herrn Kommerzienrates Kösters, eine chemische Zusammensetzung wie f o l g t : C02 02 CH 4 H2 CO N2
Kohlensäure Sauerstoff Methan Wasserstoff Kohlenoxyd Stickstoff
. . . .
9,2% 0,5% 1,6% 16,2% 20,9% 51,6%
100,0% was ca. 1300 W E entspricht. In der Verbrennungszone des Gases herrscht eine T e m p e r a t u r von 1150 bis 1200°. Diese günstigen Zahlen beweisen, d a ß das aus den Wackersdorfer bzw. Schwandorfer Rohbraunkohlen im Hellergenerator erzeugte Gas sich f ü r die meisten keramischen Zwecke, ferner f ü r die Glasindustrie eignet. Besonders aber d ü r f t e dieses Gas f ü r metallurgische Zwecke Verwendung finden. Für den Rohkohlenversand, welcher in der neueren Zeit Sinen besonders großen U m f a n g angenommen hat, bestehen zwei große Verladeanlagen; diese sind als hochgelegene Bunker über den Eisenbahngleisen ausgebaut. Von der Sohle des Tagebaues aus f ü h r e n Kettenbahnen u n m i t t e l b a r auf die oberhalb der Bunker noch gelegenen Wipperböden; die zugeführte Kohle wird dort ausgestürzt, sortiert und nötigenfalls gebrochen, in den Bunkern gespeichert und k a n n mit dem geringsten A u f w a n d von menschlicher K r a f t ohne weiteres in die Züge verladen werden. Die W e r k s t ä t t e n umfassen Schmiede, Schreinerei, außerdem eine moderne, auf der Brikettfabrik immer notwendige Schleiferei, in welcher mit Hilfe von Maschinen die Brikettformen geschliffen und stets im erforderlichen Z u s t a n d e erhalten werden. Die Briketts werden durch 100—150 m lange eiserne Rinnen und, soweit sog. Salonbriketts (Hausbrandbriketts) in Frage kommen, durch besonders konstruierte Kühlrinnen über den Fabrikhof hinweg bis an die Eisenbahnwagen bzw. in die mit Gleisanschluß ausgestatteten Brikettlagerschuppen gedrückt, von welch letzteren aus sie von Hand in die Eisenbahnwaggons verladen werden können. Eine weitere Gebäudegruppe birgt noch die Verwaltung des Werkes, die technischen Bureaus und die W i r t s c h a f t s r ä u m e f ü r die Arbeiter und Beamten des Werkes, welche bei der großen E n t f e r n u n g von dem Wohnsitz einen Teil ihrer Verpflegung hier finden.
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C. Einzelschilderung der bayer. Braunkohlenbergwerke.
Der Braunkohlentagebau unterscheidet sich von sonstigen, aus dem Braunkohlenbergbau bekannten Anlagen nicht wesentlich. Die Kohlengewinnung hat sich bis heute nur auf das 20 und mehr Meter mächtige Oberflöz erstreckt. Trotz seiner heute schon sehr bedeutenden Größe nimmt der Tagebau im Verhältnis zu der bis jetzt schon durch ein sehr sorgfältig angelegtes und wissenschaftlich bearbeitetes Netz von Bohrungen festgestellten Gesamtablagerung nur einen kleinen Teil ein. Das bis zu 12 m mächtige Unterflöz, welches durch eine Tonbank von verschiedener Stärke vom Oberflöz getrennt ist, wurde bisher lediglich durch die für die Wasserhaltung notwendigen Ausschachtungen verritzt, im übrigen aber ist es noch ganz erhalten. Der Abbau fand früher von der Mitte aus gegen die Muldenränder und das ziemlich steil ansteigende Ausgehende zu statt. Die Folgen waren, wie im vorausgehenden Teil näher erläutert wurde, umfangreiche und von sehr unangenehmen Wirkungen begleitete Rutschungen. Die sehr sorgfältig durchgeführten markscheiderischen Untersuchungen der noch unabgebauten Lagerstättenteile haben indes bereits so vollständige Klarheit über die wesentlichsten Unregelmäßigkeiten des Untergrundes und die Gestalt der Kohlenmulde ergeben, daß man in der letzten Zeit die gesamte Richtung des Abbaues um einen rechten Winkel verschwenkt und heute etwa in senkrechter Richtung zur Hauptmuldenachse den Kohlenstoß eingerichtet hat. Der Erfolg dieser, dem laufenden Betriebe große Schwierigkeiten verursachenden Maßnahmen ist denn auch nicht ausgeblieben. Rutschungen und'Kohlenbrände werden künftig wohl nur mehr zu den Ausnahmefällen zählen. Die Abbauweise ist zurzeit eingestellt auf ausgedehnte Bearbeitung des Kohlenstoßes von Hand durch Schlitzschurren, Beseitigung vereinzelter stehengebliebener Pfeiler mit der Dampfschaufel, auf die Abräumung von Tonmitteln von Hand oder mit horizontal arbeitenden Eimerkettenbaggern. Die Gewinnung von kleineren Kohlenflözteilen unterhalb der Fördersohle wird durch einen Tiefbagger betätigt. Die zeitweise auch wirtschaftlich bedeutsame Verladung des aus den Mitteln gewonnenen Tones bedingt eine entsprechend weitergehende Gliederung der Fördereinrichtungen, als das bei anderen Gruben der Fall ist. Eine Reihe von Kettenbahnen sammelt sowohl die Kohle als auch den verwertbaren Ton. Von der Tagebausohle führt je eine schräge Kettenbahn empor in den Naßdienst der Brikettfabrik sowie zu den Wipperböden der beiden Rohkohlenverladungen. Die Tonverladung muß von der Kohlenförderung ferngehalten werden; sie erfolgt deshalb getrennt davon und ist mit einer eigenen Kettenbahn ausgestattet. Etwas aus dem üblichen Bilde hinsichtlich der Unterbringung der gewonnenen Massen fällt der Abraumbetrieb der Grube Klardorf. Im großen ganzen sind die sandigen Deckgebirgsschichten ohne Schwierigkeit abzubaggern und im Verhältnis zur Kohlenablagerung von geringer Mächtigkeit. Nachdem aber durch die frühere Anordnung des Abbaues die vorläufige Belassung des Unterflözes auf der Tagebau-
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sohle notwendig geworden war, ist es nicht möglich, die gewonnenen Abraummassen wiederum in die ausgekohlten Räume zu verstürzen, sondern man ist gezwungen, sie auf besonderen Halden in einiger E n t fernung v o m Tagebaurande außerhalb des Ausgehenden aufzuschütten. Die Gewinnung des Abraumes erfolgt mit Eimerkettenbaggern, der Transport der Massen mit Dampflokomotiven. Der Stand der Belegschaft der Grube und Brikettfabrik in Wackersdorf entwickelte sich vom Jahre 1906—1920 in folgender Weise:
Kriegsgefangene sind in diesen Zahlen n i c h t e n t halten.
1906 auf 1907 „ 1908 „ 1909 „ 1910 „ 1911 „ 1912 „ 1913 „ 1914 „ 1915 „ 1916 „ 1917 „ 1918 1919 „ 1920 „
98 Köpfe 165 287 295 292 312 338 330 261 237 200 244 „ 248 848 1037
Davon entfallen heute auf den Tagebaubetrieb etwa 45%. Über das Verhältnis der einzelnen Arbeiterklassen zueinander gibt die Tabelle über die Lohnverhältnisse im bayerischen Braunkohlenbergbau Aufschluß. Die Lohnentwicklung auf der Grube Klardorf in den letzten Jahren kann ebenfalls daraus ersehen werden. Die Absatzverhältnisse der Schwandorfer Kohle waren namentlich in den ersten Betriebsjahren sehr wechselvoll und reich an Schwierigkeiten. Die Kohle sollte in Wettbewerb mit besseren Kohlen auf Feuerungsanlagen treten, welche den außerbayerischen Kohlen angepaßt und für die bayerische Braunkohle meist ganz und gar nicht geeignet waren. Die Herstellung von Briketts hat der Schwandorfer Kohle den W e g geöffnet. Heute erstreckt sich ihr Absatzgebiet über einen großen Teil von Bayern, zum Teil auch nach Württemberg und Tirol. Sie wird in Gestalt v o n sog. Salon- oder Hausbrandbriketts auf den Markt gebracht. Als Hausbrandkohle wird auch Rohkohle in der näheren U m gebung in größerem Umfange verheizt, da sie in luftigen Schuppen aufbewahrt, ziemlich viel an Feuchtigkeit verliert und dabei an Heizkraft zunimmt. An die Roste stellt sie keine besonderen Anforderungen, w e n n dieselben nur groß und weit genug sind und der vorhandene Zug genügt. Der Absatz der Bayer. Braunkohlen-Industrie-A.-G. in Schwandorf hat sich seit 1906 fortlaufend gesteigert. Das erhellt aus dem fortwährenden Anwachsen der Förderung, wie die nachfolgende Tabelle (s. S. 96) ausweist.
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C. Einzelschilderung der bayer. Braunkohlenbergwerke.
Sonach hat die Wackersdorfer Grube bis heute rd. 6 9 0 0 0 0 0 1 Braunkohle geliefert; gegenüber den noch anstehenden, durch Bohrungen sicher festgestellten Vorräten aber ist diese Menge als k a u m nennenswert zu bezeichnen. Braunkohlenförderung der Grube Klardorf. Jahr
t
Jahr
t
Jahr
t 530 634,240
1906
2 333,500
1911
399 057,610
1916
1907
62 953,400
1912
525 840,480
1917
661 2 7 2 , 4 8 0
1908
313 343,100
1913
539 564,640
1918
621 3 1 5 , 8 4 0
1909
340 903,580
1914
490 971,840
1919
674520,480
1910
383 245,780
1915
501 7 4 1 , 6 0 0
1920
833 348,160
Über eine weitere Ausdehnung der Verwertungsmöglichkeiten f ü r die Oberpfälzer Rohbraunkohle, insbesondere der Schwandorfer R o h kohle, durch Vergasung derselben wurde schon gesprochen. Wieweit die Entwicklung auf diesem Wege die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Brennstoffen heben wird, m u ß die Z u k u n f t lehren. Der Kampf mit den entgegenstehenden Eigenschaften des Rohmaterials ist seitens der Braunkohlen-Industrie-A.-G. in zähester Weise und mit A u f w e n d u n g großer Mittel geführt worden. W e n n die günstigen E r f a h r u n g e n des Versuchslaboratoriums, welches mit der Heller-Generatorenanlage verk n ü p f t ist, durch die Praxis des Großbetriebes noch bestätigt werden und sich die gegenwärtigen Erwartungen erfüllen, so werden die diesbezüglichen Arbeiten auf der Grube Wackersdorf dem ganzen Oberpfälzer Bergbau neue Bahnen zu weiterer Blüte gebrochen haben. 2. Vereinigte Gewerkschaft Schmidgaden-Schwarzenfeld. Werk bei Schmidgaden und Schwarzenfeld. (Hierzu Bild Nr. 13 mit Nr. 15.)
Nördlich von Schwandorf, und zwar westlich der an der Bahnlinie Regensburg—Hof gelegenen Station Schwarzenfeld, liegt das Kohlenvorkommen der Vereinigten Gewerkschaft Schmidgaden-Schwarzenfeld. Sie besitzt dort die Gruben Bavariazeche, Schmidgaden, Schwarzenfeld, Christianiazeche, Luitpoldzeche und Marienzeche, ferner östlich davon, und nicht im Zusammenhang mit diesen Feldern, das Grubenfeld Weiding, insgesamt 2943 ha. Die Kohlenablagerung ist in diesen sämtlichen Feldern nachgewiesen, doch sind nur im sog. Buchtal, das im Gebiet der Grubenfelder Bavaria und Schmidgaden liegt, d a n n beim Ort Schmidgaden selbst und bei der Ortschaft Kögl im Gebiet der Grubenfelder Bavaria und Luitpoldzeche eingehendere Aufschlüsse gemacht. Das Kohlenvorkommen der Gewerkschaft Schmidgaden-Schwarzenfeld ist der nordwestlichste Teil der in der mittleren Oberpfalz v o r h a n d e n e n größeren Kohlenmassen. Da es schon erheblich näher zum Ausgehenden der gesamten Ablagerung liegt, sind die Flözverhältnisse nicht mehr so günstig wie in dem zentral gelegenen Klardorf. Immerhin ist die Kohle
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noch gut bauwürdig und zwar im Tagebau zu gewinnen. Das Verhältnis von Kohle zu Abraum bewegt sich in den aufgeschlossenen Gebieten im Durchschnitt zwischen 1 : 1,13 und 1 : 1,46. Die Kohle ist gut von Aussehen und Beschaffenheit, wenig lignitisch und trotz einer gewissen Bitumenarmut brikettierfähig, besonders was die Kohle aus dem Gebiet dicht westlich der Ortschaft Schmidgaden anlangt. Der Bergbau auf Braunkohle bei Schwarzenfeld geht auf das letzte Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts zurück. In den 1890er Jahren betrieb in der Nähe der Station Schwarzenfeld die Bayer. Braunkohlenund Brikettindustrie Schwarzenfeld eine kleine Kohlengrube. Die im Tiefbau gewonnene Kohle stellte sich bei der damaligen Lage des Kohlenmarktes im Verhältnis zu ihrem inneren Wert viel zu teuer. Es wurde daher eine Veredelung durch Brikettierung in einer kleinen Brikettfabrik mit 2 Pressen, die am Bahnhof Schwarzenfeld errichtet wurde, versucht. Es ist jedoch unter den damaligen Verhältnissen nicht gelungen, den Betrieb aufrechtzuerhalten und so kam im Jahre 1904 das ganze Unternehmen wegen der zu hohen Produktionskosten zum Erliegen. Im Jahre 1917 ging die neue Gesellschaft, die Vereinigte Gewerkschaft Schmidgaden-Schwarzenfeld, welche inzwischen den Bergwerksbesitz und die Anlagen der Bayer. Braunkohlen-Industrie Schwarzenfeld erworben hatte, in Voraussicht der kommenden Kohlennot daran, den Bergbaubetrieb neu zu eröffnen, um durch Gewinnung der dort vorhandenen Kohle ebenfalls zur Behebung des drohenden Mangels beizutragen. Um die Fehler des früheren Bergbaues zu vermeiden und womöglich in kurzer Zeit größere und für das Wirtschaftsleben nennenswerte Kohlenmengen aufzuschließen und zu gewinnen, verzichtete man auf die alte Methode der Gewinnung im Tiefbau und schritt zum tagebaumäßigen Betrieb. Es lag auf der Hand, daß die neue Bergwerksunternehmung nicht an dem von der alten Gesellschaft betriebenen Werke ansetzen konnte, da das Vorhandensein der alten Grubenbaue dem neuen Bergbau zweifellos erhebliche Schwierigkeiten verursacht hätte. Sie lenkte daher ihr Augenmerk auf das Kohlenvorkommen dicht bei der Ortschaft Schmidgaden und setzte auch dort ihren Tagebau an. Die Verhältnisse für die Gewinnung an diesem Platze waren sehr günstig, besonders da die Überlagerung in einem vorteilhaften Verhältnis zur Mächtigkeit des Kohlenvorkommens stand. Die bereits vorhandene Brikettfabrik wurde wieder instand gesetzt und verbessert, insbesondere hinsichtlich der Kesselanlage. Ferner wurde eine Drahtseilbahn von der Brikettfabrik nach der Grube Schmidgaden gebaut und von der Brikettfabrik Schwarzenfeld ein Anschlußgleis nach der Station Schwarzenfeld gelegt. Trotz aller Schwierigkeiten konnte die Produktion rasch gesteigert werden, so daß sie im Jahre 1920 bereits 600 t pro Arbeitstag betrug. Die ständig wachsende Kohlennot in Bayern veranlaßte im Jahre 1919 die Bayer. Regierung zur Anregung, das Werk durch Anlage einer Grube in der sog. Buchtalmulde, etwa 2 km südlich von dem ersten Mineralische R o h s t o f f e B a y e r n s .
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C. Einzelschilderung der bayer. Braunkohlenbergwerke.
Betrieb, nahe bei der Staatsstraße Schwarzenfeld—Amberg, zwischen den Ortschaften Kögl und Dürnsricht, zu erweitern. Dieser etwas abgelegene Teil des Betriebes m u ß t e durch eine eigene Grubenanschlußb a h n mit der Station Schwarzenfeld v e r b u n d e n werden. Der Bau dieser B a h n verzögerte sich durch allerlei widrige Umstände, insbesondere durch einen monatelangen Streik der Arbeiter der die Bahn bauenden Firma so bedeutend, daß die getroffenen Aufschluß- und A b r a u m anordnungen d a d u r c h in ihrer Zweckmäßigkeit schwer beeinträchtigt wurden. Immerhin konnte die Förderung aus der Grube noch E n d e des J a h r e s 1920 aufgenommen werden. Die Förderung der beiden Gruben war auf täglich 1000 t veranschlagt worden und k o n n t e a u c h anstandslos erreicht werden. Der Krieg und die wirtschaftlichen Auswirkungen des Friedensvertrages h a t t e n , wie oben gesagt, dieses W e r k ins Leben gerufen u n d sein W a c h s t u m gefördert. Die letzten wirtschaftlichen Krisen aber, gleichfalls eine Folge des verlorenen Krieges, brachten einen Rückschlag f ü r den Absatz der oberpfälzischen Rohbraunkohle ü b e r h a u p t und der Schmidgaden-Schwarzenfelder Kohle im besonderen. Es b e d u r f t e des stetigen Einflusses der mit der Kohlenbewirtschaftung b e t r a u t e n amtlichen Stellen, um der bayerischen Rohbraunkohle einen f ü r sie auskömmlichen Absatzpreis und d a m i t den auf sie bauenden Werken die zu ihrer E r h a l t u n g nötige Mindestabsatzmenge zu sichern. Es ist klar, daß gerade neue Werke, deren Aufschluß- u n d Vorrichtungsarbeiten u n t e r den sehr hohen Nachkriegspreisen zustande gekommen sind, unter den sich einstellenden Absatzschwankungen vorzugsweise zu leiden haben. So war Schmidgaden-Schwarzenfeld gezwungen, seinen auf größere Leistungen berechneten Betrieb vorerst einzuschränken, ja sogar Teile davon ü b e r h a u p t einzustellen. Es besteht jedoch die begründete Hoffnung, daß beim Fortschreiten der Technik in der Verteuerung von Rohbraunkohle, insbesondere zur Speisung von Überlandwerken, auch dieser Braunkohlengrube wiederum günstige Absatzmöglichkeiten erschlossen werden. In technischer Beziehung sind die beiden Tagebaubetriebe Schmidgaden und Buchthal denen von Dettingen ähnlich, nur erheblich kleiner. Der Abraum wird mit Baggern weggenommen und mit D a m p f b a h n e n zur Kippe gebracht. Die Gewinnung im Tagebau bei Schmidgaden geschieht vorzüglich durch Schurrenbetrieb. Die Förderwagen laufen auf an dem Liegenden des Vorkommens verlegten Gleisen u n d werden aus den Schurren beladen. Eine K e t t e n b a h n f ü h r t sie bis zur Drahtseilbahn, wo die Wagenkästen von den Fahrgestellen abgehoben u n d in die Bügel der Seilbahn eingehängt werden, so d a ß eine Umladung der Kohle beim Übergang von der einen Transporteinrichtung zur anderen vermieden wird. Die Kohlengewinnung im Buchthal geschieht durch Dampfschaufeln.. Aus den Hinterstellungsgleisen des Grubenbahnhofes f ü h r t ein Schienenstrang in Normalspurweite bis an den Kohlenstoß heran, auf dem die Staatsbahnwagen bis zum Bagger gebracht werden können. Von diesem
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werden sie unmittelbar vom Arbeitsstoß weg beladen. Alle verteuernden Zwischenglieder, wie Verladen in Förderwagen, Kettenbahnförderung u. dgl. fallen hinweg. Allerdings muß dagegen in Kauf genommen werden, daß eine Sortierung der Kohle nur in sehr beschränktem Maße möglich ist und die sich einstellenden Ton- und Lettenschmitzen nur schwer ausgehalten werden können. Die vorerwähnte Drahtseilbahn bringt die Kohle direkt auf die Bunker der Brikettfabrik, während für die Kohle aus der Buchtalmulde, soweit sie auf der Grubenanschlußbahn nach dem Bahnhof Schwarzenfeld gelangt, der Versand als Rohbraunkohle vorgesehen ist. Über die Brikettfabrik selbst ist nichts besonderes zu sagen. Sie kann selbst bei vollem Betrieb nur einen Teil der Schmidgadener Kohle verarbeiten. Eine Vergrößerung derselben ist in Aussicht genommen, so daß dann durch Veredelung größerer Kohlenmengen auch für Schwarzenfeld günstigere Absatzbedingungen, als augenblicklich, gegeben sein werden. Die Produktion des Werkes ist aus nachstehender Tabelle ersichtlich. Kohlenförderung der Braunkohlengrube Schmidgaden-Schwarzenfeld. Jahr 1918 1919 1920 I—VI 1921 Summa:
t 5 110 174 74
311,60 395,10 065,08 114,48
363 884,26
Die Anlage des gesamten Werkes ist derart, daß es bei eintretenden Kohlenschwierigkeiten in kürzester Zeit seine Produktion erheblich vergrößern kann. In wirtschaftlicher Hinsicht kommt dem Werk zustatten, daß vor kurzem die kapitalkräftige und außerordentlich zielsicher geleitete Bayer. Braunkohlen- Industrie-A.-G. in Schwandorf die Hauptbeteiligung erworben hat. Dadurch ist eine sonst etwa mögliche und der Entwicklung des Werkes abträgliche Konkurrenz zwischen den beiden Gruben ausgeschaltet^ was um so wichtiger ist, als auch Schwarzenfeld über einen Kohlenvorrat verfügt, der eine länger währende Lebensdauer des Werkes gewährleistet. 3. Bayerische Überlandzentrale A.-G. in Ibenthann bei Haidhof. Braunkohlengrube Haidhof. (Hierzu Bild Nr. 16 bis mit 20.)
Haidhof ist das südwestlichste der großen oberpfälzischen Braunkohlenwerke. Es ist auch, wenn man von den über ganz primitiven Ansätzen nicht hinausgekommenen Arbeiten zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts auf Grube Klardorf absieht, das älteste Werk, da es bis in die 1860er Jahre zurückreicht. Es mag wohl das in der Nähe 7»
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gelegene Eisenwerk Haidhof der Eisenwerkgesellschaft Maximiliansh ü t t e mit die Veranlassung gewesen sein, d a ß der Braunkohlenbergbau in dortiger Gegend s t a r k betrieben wurde. W u r d e doch auch der größte Teil der Förderung, die sowohl im Tiefbau wie auch im Tagebau gewonnen wurde, mittels Pferdebahn den Kesseln der Eisenwerkgesells c h a f t Maximilianshütte zugeführt, während ein kleiner Teil im Landabsatz und auch im Bahnabsatz über die Industriegleisanlage der Maximilianshütte v e r s a n d t wurde. Auf dem Werke der Maximiliansh ü t t e wurden auf Kosten und Gefahr der Braunkohlenbergwerksgesellschaft Henkel & Co., die das Werk Haidhof besaß, Kessel f ü r B r a u n kohlenfeuerung aufgestellt, um die Maximilianshütte von f r e m d e r Kohle unabhängig zu machen. Diese Kessel wurden später von der Maximiliansh ü t t e übernommen. Im J a h r e 1898 ging das Braunkohlenwerk Haidhof in den Besitz der Oberpfälzer Braunkohlengewerkschaft Haidhof über, von der es dann im J a h r e 1908 die neu gegründete Bayerische Überlandzentrale A.-G., mit dem Sitz der Verwaltung in Regensburg, übern a h m . In allerjüngster Zeit ist Haidhof in das Eigentum des KreisÜberlandwerkes der Oberpfalz übergegangen. Die Bayerische Überlandzentrale besitzt die Grubenfelder: Consolidiertes Haidhof I, Haidhof II und Theresia Bergmannsheil bei Haidhof, ferner Theresia Geller von Kühlwetter und Wilhelmzeche bei Klardorf, Heinrichzeche bei Schmidgaden, Fortunazeche, G u t Glück, Haselhof, Schwaighausen und Gustav zwischen N a a b und Regen nordwestlich von S t a d t a m h o f , endlich* Friederike, Heinrich, Josef und Regina bei Abbach. Der Gesamtinhalt dieses Grubenfeldbesitzes bet r ä g t 7845 ha. Wie schon vorausgehend erwähnt, liegt der Betrieb bei Haidhof, woselbst er auf das Grubenfeld Consolidiertes Haidhof I beschränkt ist. Hier sind die Ablagerungsverhältnisse, die sich in der breiten Tertiärlandschaft von Klardorf so günstig gestalten, lange nicht mehr so befriedigend, da das Tertiärgebiet hier schon ganz erheblich durch ältere Schichten eingeengt ist, wie die geologischen Ausführungen ersehen lassen. Die Braunkohlenablagerung ist denn auch nicht mehr eine so homogene wie in Klardorf, selbst nicht wie in SchmidgadenSchwarzenfeld. Die Braunkohlenmasse ist durch Einschaltung verschiedener in ihrer Mächtigkeit wechselnder toniger Zwischenmittel in 5 Flöze getrennt, deren Mächtigkeit in der Reihenfolge von oben nach u n t e n gerechnet 2,35 m, 2,30 m, 4,33 m, 2,46 m und 2,30 m im Durchschnitt beträgt. Dazu k o m m t noch, d a ß das Lager durch aus dem Untergrund plötzlich steil aufsteigende Kalkrippen in eine Reihe verschieden großer Mulden untergeteilt ist. Diese Verhältnisse machen die Anordnung des Abbaues, gleichviel ob Tief- oder Tagebau in Frage k o m m t , f ü r einen größeren Betrieb sehr schwierig, wenn m a n nicht von vornherein mit unverhältnismäßig hohen Kohlenverlusten rechnen will. Allerdings begünstigte sie die kleinen Betriebe der früheren Zeit, aus denen allmählich das W e r k Haidhof erst entstanden ist, die o f t m i t den primitivsten Mitteln arbeiten m u ß t e n und d a n n ihren Abbau gewöhnlich nur auf ein oder zwei Flöze beschränkten. Man begnügte
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sich im allgemeinen mit der Auskohlung des sog. 1. Flözes und betrieb nach der heutigen Auffassung einen regelrechten R a u b b a u . Immerhin wurde das Kohlenvorkommen auch seinerzeit schon so hoch eingeschätzt, d a ß die Maximilianshütte ihren Betrieb bei Haidhof-Burglengenfeld seinetwegen errichtete. Dieses W e r k war denn auch zusammen m i t der Regensburger Zuckerfabrik ursprünglich der H a u p t a b n e h m e r der geförderten Kohle. Indes verringerten diese beiden ihre Bezüge mehr und mehr, so d a ß der Kohlenbergbaubetrieb wesentlich zurückging. Auf dem Braunkohlenwerk Haidhof wird die Kohle zurzeit sowohl aus dem Tief- wie aus dem Tagebau gefördert. Der Tiefbau geht gegenwärtig im 1. u n d 3. Flöz um und wird in der Form des Pfeilerbruchbaues ausgeführt, d. h. es werden immer zuerst am Rande des betreffenden vorgerichteten Feldteiles die Flöze ausgekohlt, sodann rückt der Betrieb immer näher gegen die in der Mitte durchgetriebene Grundstrecke heran. Die entstehenden Hohlräume läßt man in sich zusammenbrechen. Das ist um so leichter möglich, als die Erdoberfläche der Oberpfälzer Landschaft in der dortigen Gegend n u r schlecht bestandene Föhrenwälder und Heide trägt, die W e r t v e r m i n d e r u n g der Erdoberfläche, die in den Preis der anfallenden Kohlen hineingerechnet werden muß, auf die Tonne bezogen infolgedessen nur eine sehr geringe ist. Bei der doch ziemlich lang anhaltenden wagrechten Lage der einzelnen Kohlenflöze erstrecken sich mehrere Netze unterirdischer Strecken auf größere Ausdehnung übereinander. Es ist deshalb eine peinliche Planmäßigkeit bei der D u r c h f ü h r u n g des Bruchbaues nötig, d a m i t nicht der Bruchbereich des tiefer liegenden Abbaues etwa die noch anstehende Kohle der höher gelegenen Ablagerung e r f a ß t und deren Abbaumöglichkeit vernichtet. In dem gegenwärtig betriebenen Grubenteil ist durch zu schnelles Vortreiben der Baue in der 3. Sohle aus früherer Zeit her schon die Möglichkeit, das 2. Flöz zu gewinnen, genommen worden. Die Kohle wird mit Handförderung durch die Abbaustrecken der in der Grubenstrecke verlegten K e t t e n b a h n zugeführt, die sie zu dem technisch sehr richtig im Muldentiefsten angesetzten Förderschacht bringt. Dort wird sie nach Übertage gehoben u n d von hier aus auf einer etwa 350 m langen eisernen Förderbrücke ebenfalls mit K e t t e ohne E n d e zur elektrischen Überlandzentrale gebracht, die außerhalb des Bereichs der Abbauwirkungen angelegt ist. Die Arbeitsweise beim Pfeilerbruchbau ist die billigste, die es im Tiefbau ü b e r h a u p t gibt, vorausgesetzt, daß eben die durch die Beschädigung der Erdoberfläche erwachsenden Kosten gering bleiben und im Bereich der Abbaue irgendwelche andere unterirdische Anlagen nicht mit großen Kosten in dem zu Bruch gebauten Gebirge weiter unterhalten werden müssen. Die Arbeitsleistungen sind verhältnismäßig hoch, weil der Betrieb sich fast ausschließlich mit der Kohlengewinnung b e f a ß t und Nebenarbeiten beinahe vollständig entfallen. Immerhin lassen sich aber bei dem beschränkten Umfange, der durch die Ablagerungsverhältnisse der Grube gegeben ist, die Förderleistungen nicht mehr ausgiebig steigern. Im Verhältnis zum W e r t
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der Rohbraunkohle sind die Aufwendungen an Löhnen sehr hoch. Dazu kommt, daß noch erhebliche Kosten für den Grubenausbau erstehen, die besonders durch das bei Vorhandensein von Ton in erhöhtem Maße druckhafte Gebirge gesteigert sind. Der sich aus der allgemeinen Kohlenlage ergebende Zwang, die Kohlenförderung auch auf den Braunkohlengruben zu steigern, der sich bereits zu Kriegsende, in erhöhtem Maße aber seit dem Winter 1918/19 einstellte, hat auch das Werk Haidhof veranlaßt, soweit es die Überlagerung ermöglichte, zum Tagebaubetrieb überzugehen. Dieser Tagebaubetrieb ist südlich von dem Grubenbetrieb und dicht westlich der Überlandzentrale angelegt. Indessen stellte die Zersplitterung der Ablagerung durch Einschaltung der mächtigen Tonmittel die Tagebautechnik vor schwierige Aufgaben. Das.oberste Flöz kann unmittelbar nach dem Abräumen der Überdeckung abgebaut werden. Dann aber muß wieder ein Abraumbetrieb einsetzen, um das zwischen dem ersten und zweiten Flöz liegende Zwischenmittel zu entfernen, und so geht es weiter bis hinunter zum 5. Flöz. Es wechselt also ständig das Abräumen von Zwischenlagen mit der Gewinnung de'r Kohlenflöze. Daß die Zwischenmittel in der Tonwarenfabrikation nutzbringend verwertet werden können, anstatt daß sie auf die Kippe gebracht werden müssen, ändert nichts an der technischen Schwierigkeit der Anordnung des Tagebaues. Um die Förderleistung möglichst hoch zu gestalten, mußten die 5 Flöze und die 4 Abraumschichten zwischen ihnen zu gleicher Zeit in Betrieb genommen werden. Diese Notwendigkeit f ü h r t zu einer terrassenförmigen Ausbildung des Tagebaues. Die maschinelle Bearbeitung ist dadurch erschwert, daß eine große Anzahl von Maschinen mit zahlreicher Bedienungsmannschaft notwendig ist, während der Einzelvorrichtung nur geringe zu bewältigende Massen zugewiesen werden können. Weiterhin tritt noch der Nachteil ein, daß die Förderung bei dem Transport auf den Etagen sehr zersplittert ist und wenigstens bis zu den größeren Sammelstellen von Hand bewältigt werden muß, bis sie durch eine schräg aufsteigende Kettenbahn aufgenommen und der elektrischen Zentrale zugeführt werden kann. Nichtsdestoweniger ist aber eine solche Anlage gegenüber dem Tiefbaubetrieb immerhin günstig und erscheint, soweit nicht die Überlagerung infolge des Einfallens der Flöze zu mächtig wird, die gegebene Arbeitsmethode für eine Anlage, wie Haidhof, zu sein. Die Ablagerungsverhältnisse lassen es weiterhin zu, in Feldesteilen, in denen die Kohle für den Tagebau zu tief liegt, vom Tagebau aus in einfallenden Strecken in der Kohle nach dem Tiefbau zu vorzugehen und von diesen Hauptstrecken aus den Abbau unterirdisch zu betätigen. In den Hauptstrecken werden zweckmäßig Kettenbahnen eingerichtet, die die Kohle zunächst auf die betreffende Tagebauetage und von hier aus über die Tagebaukettenbahn der Überlandzentrale zuführen. Dadurch entfällt die stoßweise und teuere Förderung im Schachtbetrieb, die besonders bei wenig tiefen Schächten unwirtschaftlich ist. Nach den ganzen lagerstättlichen Verhältnissen bietet die Grube Haidhof, wenn sie auch augenblicklich nicht in der
C. Einzelschilderung der bayer. Braunkohlenbergwerke.
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Lage ist, den günstigeren Tagebaubetrieben die Wage zu halten, doch f ü r eine schon nahe Zukunft, wenn die Tagebaubetriebe vor allem in Norddeutschland mehr und mehr verschwinden, günstige Entwicklungsmöglichkeiten. Solange die Grube Haidhof sich ausschließlich mit der Förderung von Kohlen befaßte, h a t t e sie das Interesse, das gewonnene P r o d u k t durch Brikettieren zu veredeln. 1906 wurde eine Brikettfabrik mit zwei Pressen, die eine Tagesleistung von 100—200 t hatten, und eine gut arbeitende Sortierungsanlage errichtet. In Verbindung d a m i t stand eine kleine elektrische Anlage, die auch den Tiefbau mit K r a f t und Licht versorgte. Eine eigene Gleisanlage nach der Station Ponholz der H a u p t strecke Regensburg—Hof ermöglichte einen günstigen Versand des Produktes. Der Heizwert der Briketts lag zwischen 4500 und 4800 W E . Es wurden Verdampfungsziffern von 4,2—4,5 erreicht. Die Ergebnisse der Brikettfabrikation, die im März 1907 in Betrieb genommen wurde, befriedigten jedoch nicht, da die Haidhofer Kohle sich f ü r die Brikettierung nach dem damaligen S t a n d der Technik nicht zu eignen schien. Der der Oberpfälzer Kohle ü b e r h a u p t a n h a f t e n d e Nachteil der geringen Wetterbeständigkeit scheint hier schwer empfunden worden zu sein. E s wurde daher schon im F r ü h j a h r 1908 die Brikettfabrik wieder stillgelegt. Außer der Brikettfabrikation wurden eingehende Vergasungsversuche angestellt und ein Gas von 1 1 5 0 — 1 2 5 0 W E erzeugt. Doch haben auch diese Versuche keine günstigen Resultate ergeben und waren vielleicht mit die Veranlassung, d a ß m a n in weiten Kreisen der Oberpfälzer Kohle die Vergasungsmöglichkeit abgesprochen hat, eine Annahme, die inzwischen in erfreulicher Weise durch die Leistungen der Gewerkschaft Klardorf widerlegt worden ist. An Stelle der Brikettfabrikation beschritt die Überlandzentrale-A.-G. neue Wege zur Verwendung der Rohkohle. Sie errichtete u n m i t t e l b a r neben der alten Brikettfabrik eine kleine elektrische Zentrale, um die Kohlenenergie in elektrische umzuwandeln und in dieser Form dem Verbraucher auf der Hochspannungsleitung zuzuführen. Diese Form der Kohlenverwertung h a t ähnlich wie in Dettingen heute entschieden und endgültig gesiegt, nachdem das Absatzgebiet f ü r die elektrische K r a f t u n t e r dem Einfluß der neuen Zeit immer aufnahmefähiger geworden ist. Die elektrische Zentrale h a t 4 Steinmüller- und 2 MAN-Wasserröhrenkessel mit einer Gesamtheizfläche von 1560 qm. Weitere Kessel werden im Laufe des Sommers 1921 Aufstellung finden, um die Leistung der elektrischen Zentrale zu erhöhen. Im J a h r e 1920 w u r d e erstmals und restlos der Zentralenbedarf aus der eigenen Förderung gedeckt. Die Überlandzentrale ist ein durchaus modernes mit D a m p f t u r b i n e n ausgestattetes W e r k , das im großen und ganzen ähnlich wie die später geschilderte Dettinger Zentrale eingerichtet ist. Es ist von Interesse, die Förderung und die Energieerzeugung des Werkes kennenzulernen, worüber nachstehende Tabelle, welche von der Direktion des Werkes in liebenswürdigster Weise zur Verfügung gestellt wurde, Auskunft gibt:
104
C. Einzelschllderung der bayer. Braunkohlenbergwerke. Kalenderjähr 1909 1910 1911 1912 1913 1914 1915 1916 1917 1918 1919 1920
Förderung t 24000 24900 25951 31394 46695 58947 52108 53127 60187 82106 86475 121677
Energieerzeugung kW — 515230 3081200 4401400 6615942 9885449 9024270 9620640 11152445 11745203 12011610 15973179
4. Eisenwerkgesellschaft Maximilianshütte A.-G. In Rosenberg, „Braunkohlenbergbau im Sauforst". Bereits u m die Mitte des vorigen J a h r h u n d e r t s w u r d e v o n d e r Eisenwerkgesellschaft M a x i m i l i a n s h ü t t e in Rosenberg im sogen. S a u f o r s t bei Haidhof die A u s b e u t u n g des d o r t i g e n B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n s in einem f ü r die d a m a l i g e Zeit b e t r ä c h t l i c h e n U m f a n g e b e t r i e b e n . Die gewonnenen B r a u n k o h l e n w u r d e n in der M a x h ü t t e bei H a i d h o f , welche d e m V o r k o m m e n großenteils ihr E n t s t e h e n v e r d a n k t , v e r w e r t e t . Der B r a u n k o h l e n b e r g b a u d o r t s e l b s t erlag jedoch in den n e u n z i g e r J a h r e n bei f o r t s c h r e i t e n d e r V e r b e s s e r u n g der V e r k e h r s v e r h ä l t n i s s e d e m u n g e h e m m t e n W e t t b e w e r b h o c h w e r t i g e r e r Kohlen, n a m e n t l i c h böhmischer B r a u n k o h l e . D a m a l s w u r d e in den G r u b e n f e l d e r n »Ludwig«, »Theresia-Bergmannsheil« u n d »Austria I« bei S a u f o r s t besonders d a s 1. Flöz, weitgehend a b g e b a u t . Neuerdings, gegen E n d e des Krieges, ging die Eisenwerkgesellschaft M a x i m i l i a n s h ü t t e zur L i n d e r u n g der allgemeinen K o h l e n n o t a n die W i e d e r a u f s c h l i e ß u n g ihres bei der O r t s c h a f t M a x h ü t t e gelegenen G r u b e n f e l d e s »Austria I«, das in seinem östlichen Teile noch u n v e r r i t z t war. Im J a h r e 1919 w u r d e n a c h einer Reihe von B o h r u n g e n in der N ä h e der O r t s c h a f t M a x h ü t t e ein 20 m t i e f e r V e r s u c h s s c h a c h t zur g e n a u e r e n U n t e r s u c h u n g des K o h l e n v o r k o m m e n s n i e d e r g e b r a c h t , m i t welchem mehrere 1 — 3 m m ä c h t i g e B r a u n k o h l e n f l ö z e d u r c h t e u f t w u r d e n . Darauf w u r d e zur E n t w ä s s e r u n g des G r u b e n f e l d e s im J a h r e 1920 von einem E i n s c h n i t t nördlich der Bahnlinie H a i d h o f Burglengenfeld a u s bei der Haltestelle M a x h ü t t e ein E n t w ä s s e r u n g s stollen in südlicher R i c h t u n g in d a s G r u b e n f e l d v o r g e t r i e b e n , welcher eine Länge von 1 2 2 m erreichte u n d ein Kohlenflöz von e t w a I m Mächtigkeit sowie einige g u t v e r w e n d u n g s f ä h i g e Tonflöze d u r c h f u h r . Ein größerer S c h w i m m s a n d e i n b r u c h s e t z t e d e m Vordringen z u n ä c h s t ein Ziel und f ü h r t e zur vorläufigen Beendigung der Aufschließungsarbeiten.
C. Einzelschilderung der bayer. Braunkohlenbergwerke.
105
Außerhalb des Gebietes des » Sauforst« fanden noch Untersuchungsarbeiten s t a t t in dem Braunkohlengrubenfeld » M a t h i a s z e c h e « bei Sitzenhof, ferner in den Braunkohlengrubenfeldern »Marie« bei Wackersdorf und » L u d w i g « bei Steinberg. Die Untersuchungen der Grubenfelder f ü h r t e n jedoch vorerst nicht zur weiteren Aufschließung. Wie aus vorstehendem ersichtlich ist, hat die Eisenwerkgesellschaft Maximilianshütte in ihren Braunkohlengrubenfeldern eine recht lebhafte Aufschlußtätigkeit ausgeübt. Sie erwägt die Erzeugung von elektrischer Energie für ihre eigenen Betriebe sowie die Herstellung eines Braunkohlengases, das f ü r die metallurgischen Prozesse geeignet ist. Ihre endgültigen Entschlüsse sind aber noch nicht gefaßt. 5. Gewerkschaft Hindenburg in Schlrndlng. Braunkohlengrube Hlndenburg bei Schirnding. (Hierzu Bild Nr. 21.) Die Braunkohlengrube Hindenburg bei Schirnding b a u t dicht an der bayerisch-böhmischen Grenze, südlich der Staatsstraße Arzberg— Eger. Das Grubenfeld Hindenburg, das im Eigentum der gleichnamigen Gewerkschaft steht, hat eine Größe von 800 ha. Die Arbeiten wurden im Laufe des Jahres 1919 aufgenommen und zunächst nur in ganz kleinem Maßstab durchgeführt, um einerseits den Umfang der Ablagerung der Kohle festzustellen, anderseits einen kleinen Gewinnungsbetrieb auf Kohle zum Absatz f ü r die nächste Umgebung zu unterhalten. Da sich zeigte, daß die Ablagerung eine größere Ausdehnung hatte, als man vorher vermuten mochte, wurden die Arbeiten seit Beginn des Jahres 1920 energischer aufgenommen. Der östliche Teil des Grubenfeldes wurde an die leistungsfähige und tatkräftige Firma Heilmann & Littmann verpachtet, die in der Folge dann auch Gewerkin der Gewerkschaft Hindenburg geworden ist. Die Firma Heilmann & Littmann eröffnete den Betrieb sogleich mit großen Mitteln und unter Aufwand ganz erheblicher Kosten. Es zeigte sich bald, daß f ü r einen Teil der Ablagerung der Tagebau die geeignete Gewinnungsform ist, weshalb die Firma Heilmann jO 87—132 JD E X 78— 97 87—174 51— 80 102—240 81—197 96—140 129—205 120—157 150—296 134—179 115—174 118—179 162—245 108—283 275—314 242—312 334—422 323—352 412 354
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Werk Wackersdorf.
Untersucliungsbohrung.
P h o t . In.;. H . S c h i r m e r , R c g e n s b u r g .
Bild 19.
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B a y e r i s c h e Ü b e r l a n d z e n t r a l e A . - G . in I b e n t h a n n
Braunkohlengrube
Haidhof.
Werksbesitzer.
bei
Haidhof.
Kcsselanlage.
Bild 22. Grube Gustav, Dettingen.
Gewerkschaft
Gustav
z. Verf. gest. v o m W e r k s b e s i t z e r .
G u s t a v , D e t t i n g e n a m Main.
Gesamtansicht.
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Braunkohlen-Brikeit-Fabriken: Kettenbahnen / Aufbereitungsanlagen für die feuchte Kohle / Trocknungsanlagen mit Röhren- und Tellertrocknern / Kühlanlagen / Brikettierung / Verladung
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Großwasserraum -Steilrohrkessel
Patent Winands D.R.P. und Auslandspatente vereinigtin sich die Vorteile der Großwasserraumkessel, mit denen der Steilrohrkessel, ohne jedoch deren Nachteile zu besitzen. Für stark schwankende Betriebe infolge des großen Wärmespeichers ! - Für schlechtes Speisewasser infolge selbsttätiger Wasserreinigung im Kessel! - Nicht zu verwechseln mit den bekannten Steilrohrkesseln/ - IS jährige Erfahrung im Bau von Steilrohrkesseln/ Erklärung durch Drucksachen und Ingenieurbesuch bereitwilligst
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Der
ca. 700 Generatoren Im Betriebe, zahlreiche Anlagen in Bau und Bestellung Vorteile: 1. Der Heller-Generator ist wesentlich billiger als jeder andere moderne Generator mit der gleichen Durchsatzleistung. 2. Infolge der einfachen, dem natürlichen Vergasungsprozefe unter Vermeidung aller komplizierter Teile angepaßten Konstruktion sowie dank der niedrigen Temperatur in der Vergasungskammer — keine Abnützung, keine Betriebsstörungen oder Reparaturen. 3. Wöhrend Generatoren mit weiter Vergasungszone mit grobem Luftüberschufe arbeiten müssen, wird bei dem HellerGenerator nahezu mit der theoretischen Luftmenge das Auslangen gefunden. Dies hat zur Folge: a) einen Nutzeffekt von 85—90%,. b) Gastemperaturen von 70—120° C, also vom Generator weg Schwarzblechleitungen von 2 mm. c) Infolge schmalrfiumiger Vergasungskammer Dampfverbrauch minimal, kein Dampfflbersdiul). d) Der kalte Gang ermöglicht schlackenfreie Vergasung auch solcher Kohlen, die bisher nicht vergast werden konnten. e) Durch das mit deutschem Patente Nr. 256727 geschützte Verfahren werden Brennstoffe bis zu 6 0 % Wassergehalt im Heller-Generator zu hochwertigem Gas verarbeitet. f) Der Heller-Generator eignet sich Im Hinblick auf die niedrige Vergasungstemperatur naturgemäß hervorragend für die Gewinnung von Nebenprodukten. Die Bedingungen tür höchste Ausbeute an Ammoniumsulfat sind gegeben, ebenso die Bildung eines Urteers von besonderer Beschaffenheit bei höchster Ausbeute. Durdi die niedrige Temperatur des Gases kommt die Aufstellung von in der Anschaffung und im Betriebe kostspieliger Gaskühler in Wegfall. Im Großbetrieb praktisch bewährt für Vergasung von Rohbraunkohle.
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