Die Homerischen Epigramme: sprachliche und inhaltliche Untersuchungen 3445024626


242 47 4MB

German Pages [311] Year 1986

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Recommend Papers

Die Homerischen Epigramme: sprachliche und inhaltliche Untersuchungen
 3445024626

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

BEITRÄGE ZUR KLASSISCHEN PHILOLOGIE Herausgegeben von Ernst Heitsch, Reinhold Merkelbach und Clemens Zintzen Heft 165

Georg Markwald

Die Homerischen Epigramme Sprachliche und inhaltliche Untersuchungen

GfJ Verlag Anton Hain

Georg Markwald Die Homerischen Epigramme

BEITRÄGEZUR KLASSISCHENPHILOLOGIE Herausgegeben von Ernst Heitsch,Reinhold Merkelbach und ClemensZintzen Heft 165

Georg Markwald

Die Homerischen Epigramme Sprachliche und inhaltliche Untersuchungen .

Verlag Anton Hain

CIP-Kurztitclaufnahmc der Deutschen Bibliothek

Markwald, Georg: Die Homerischen Epigramme : sprachl. u. inhaltl. Unters./ Georg Markwald. - Königstcin/Ts.: Hain.1986. (Beiträge zur klassischen Philologie ; H. 165) ISBN 3-445-02462-6 NE:GT

© 1986 Verlag Anton Hain Meisenheim GmbH, Königstcin/T s. Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlags ist es auch nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Reproduktion, Druck und Bindung: Hain-Druck GmbH, Meisenheim/Glan Printcd in W cst-Gcrmany ISBN 3-445-02462-6

INHALT EINLEITUNG

7

~ERZEICHNIS DER SIGLA

19

DES TEXTKRITISCHENAPPARATES VERZEICHNIS DER ABKURZUNGEN

21

DAS ERSTE EPIGRAMM Einzelanalyse Gesamtinterpretation

22 22

DAS ZWEITE EPIGRAMM Einzelanalyse Gesamtinterpretation

29 29 31

DAS DRITTE EPIGRAMM(Midasepigramm) Uberlieferung Einzelanalyse Gesamtinterpretation Zusammenfassung

34

DAS VIERTE EPIGRAMM Einzelanalyse Gesamtinterpretation

84 85

26

36 42

57 83

105

DAS FUNFTE EPIGRAMM Einzelanalyse Gesamtinterpretation

111

DAS SECHSTE EPIGRA."1M Einzelanalyse Gesamtinterpretation

117 120 139

DAS SIEBENTE EPIGRAMM Einzelanalyse Gesamtinterpretation

141

DAS ACHTE EPIGRAMM Einzelanalyse

150

111

113

141 145

152

6

Gesamtinterpretation DAS NEUNTEEPIGRAMM Einzelanalyse Gesamtinterpretation

168 173 173 178

DAS ZEHNTEEPIGRAMM Einzelanalyse Gesamtinterpretation

186

DAS ELFTE EPIGRAMM Einzelanalyse Gesamtinterpretation

197

186 191

198 203

DAS ZWÖLFTEEPIGRAMM Einzelanalyse Gesamtinterpretation

207

DAS DREIZEHNTEEPIGRAMM(Kaminos) Einzelanalyse Gesamtinterpretation

219

DAS VIERZEHNTEEPIGRAMM(Eiresione) Charakter Einzelanalyse Gesamtinterpretation

245

209 214

220 239

246 252 272

DAS FUNFZEHNTEEPIGRAMM Einzelanalyse Gesamtinterpretation

276

SCHLUSS BETRACHTUNGEN

281

ANHANG Wortregister Sachregister Literatur Nachwort

287

277 279

289 293 301 309

7

EINLEITUNG

IlOAA~ TL~ &µ&A&La nept ~v Ln' aGToÜ Lxetvou,

Platon

(rep.

~oµ~pov 6T& !~~-

600 B)

Die fünfzehn im hexametrischen Versmaß verfaßten Gedichte, LnLypaµµaTa eingebürgert hat, für die sich uns der Name 'oµ~pou sind in einer der Homerbiographien erhalten, und zwar in der umfangreichsten, die im Eingang den Anspruch erhebt, von 'Hp66oTo~ 'AALxapvaae6~ geschrieben worden zu sein und die Ergebnisse zuverlässigster Untersuchungen über Abstammung, Zeit und Leben Homers vorzulegen. Die Analyse der Vita hat ergeben, daß sie diesen Anspruch nicht aufrecht erhalten kann. Wir haben es mit einem Pseudonymos zu tun, der sich oder den man mit dem Namen des bekannten Historikers schmücken wollte. 1 Wenn auch die Ent1

Die sorgfältigste und umfangreichste Analyse der Vita hat Johannes Schmidt besorgt (De Herodotea quae fertur vita Homeri, Dissertationes Halenses II, 1876, 47 - 2.19). Die Argumente filr die Datierung der Vita, die er durch •annum p. Chr. n. circiter centesimum et quadragesimum• bestimmte, faßte er auf den Seiten 207 - 211 zusammen. Damit schloß er sich der allgemeinen Auffassung seiner Zeit an, polemisierend gegen Welcker und Bergk, von denen der erstere (Der epische Cyclus, Bd. 1, 2. Aufl., Bonn 1865, 168) die Vita Herodotea "in guter Alexandrinischer Zeit oder einer noch früheren" ansiedeln, der letztere sie "noch dem Ende der classischen Periode•, der Zeit um 335 v. Chr. zuschreiben wollte (Griechische Literaturgeschichte, Bd. 1, Berlin 1872, 443). Wilamowitz (Die Ilias und Homer, Berlin 1915, 416) dachte sich "die Schrift am Ende der hellenistischen Periode entstanden, etwa 130 - 80", während Ludwich (Homerische Gelegenheitsdichtungen, Rh. Mus. 71, 1916, 42 f. mit Anm. 2) sie im Anschluß an Schmidt ins 2. nachchristliche Jahrhundert verwies. Jacoby (Homerisches I. Der Bios und die Person, Hermes 68, 1933, 101 auch: Kleine Schriften, Bd. 1, Berlin 1961, 11) schien es "unzweifelhaft, daß nicht nur sein (sc. des Pseudoherodoteischen Traktates) Material, sondern die nur leicht

8

stehungszeit der Biographie durchaus umstritten ist, herrscht doch darin Einigkeit, daß die Verseinlagen aus weit älterer Zeit stammen. Es ist allerdings nicht unproblematisch, diese Gedichte aus ihrem biographischen Kontext zu nehmen und einer gesonderten Behandlung zu unterziehen. Außer den inhaltlichen Problemen, die ein solches Verfahren aufwirft, und von denen weiter unten die Rede sein wird, stellen sich zunächst Fragen nach Zahl und Reihenfolge der Gedichte. Bei den älteren Herausgebern herrscht in dieser Hinsicht ein beträchtliches Durcheinander. C. D. Ilgen zum Beispiel nahm achtzehn Gedichte in seine Sammlung auf 2 Clark und ordnete sie nach inhaltlichen Gesichtspunkten. Ernesti dagegen behielten die Reihenfolge der Verse bei, so wie sie sich in der Vita Herodotea finden, druckten jedoch auch den Anfang der Kleinen Ilias mit ab, der schwerlich in diese 3 Sammlung gehört. Am

2

3

zweckmäßigsten

scheint

das Verfahren

zu sein,

dem A.

bearbeitete Vorlage voraristotelisch ist, möglicherweise sogar dem 5. Jahrhundert angehört." Schadewaldt schließlich glaubte die Vita "gewiß nicht vor dem ersten Jahrhundert n. Chr. in ionischer Mundart und altertümlicher Erzählweise geschrieben •••• Aus einem Homerwerk des Platonschillers Herakleides hat vermutlich unser kaiserzeitlicher Herodot sein 'Leben Homers' genommen" (Legende von Homer, dem fahrenden Sänger, Leipzig 1942; Neudruck 1959, 42 f. m. Anm. 7). Hymni Homerici cum reliquis carminibus minoribus Homero tribui solitis et Batrachomyomachia, Halle 1796. Er bot die Sammlung unter dem Titel ö~a~opa no~~µa,~a &C~,ov uOµ~pov dva~&p6µ&va. Zusätzlich zu den filnfzehn Verseinlagen, die nach Aussage des Verfassers der Vita Herodotea von Homer gedichtet wurden, setzte er aus anderer biographischer Oberlieferung das Grabepigramm und ein Weihepigramm Homers, aus der Herodotea einen Doppelvers hinzu, den Barnes aus der Prosa Pseudoherodots (Kap. 19) komponiert hatte (s. unten, 151 f.). Wichtig ist, daß auch das Greek - English Lexicon von Liddell and Scott, die nach D. B. Monros Homerausgabe, Oxford 1894, zitieren, so verfährt, daß ab ep. 8 wegen der Barnesschen Dichtprobe alle weiteren Epigramme sich in der Numerierung um eine Ziffer erhöhen. Homeri opera omnia, Bd. 5, 2. Aufl., Leipzig 1824.

9

Ludwich in seinem genannten Aufsatz folgt: 4 zum einen Beschränkung der Zahl auf die Gedichte der Pseudoherodotea und innerhalb dieser Vita auf diejenigen Verse, die von Pseudoherodot ausdrücklich als Stegreifoder Gelegenheitsdichtungen Homers ausgewiesen sind; zum anderen Beibehaltung der Reihenfolge, wie sie der Kontext der Vita Herodotea erfordert. Unter diesen Bedingungen ergibt sich die Zahl von fünfzehn Epigrammen in kontextgemäßer Numerierung. Viele der fünfzehn Gedichte sind nicht nur in der Vita Herodotea überliefert. Die Epigramme Nr. 11, 12, 6, 8, 9, 10, 13, 14, 15 (in dieser Reihenfolge!) finden sich auch im Artikel 5 •oµ~po~ des Sudalexikons. Der Verfasser des Lexikonartikels entnahm die Gedichte - wahrscheinlich mittelbar - der Vita Herodotea; das beweisen seine aus Pseudoherodot verkürzt wiedergegebenen Prosaangaben, mit denen er die Verse verband. Da ferner zwei Epigramme, das dritte und das zwölfte, im Certamen Homeri et Hesiodi tradiert, einige an anderen Stellen der griechischen Literatur teilweise oder ganz zitiert werden, finden wir uns in der günstigen Lage, daß die meisten Gedichte in doppelter, manche sogar in drei- und mehrfacher Uberlieferung erhalten sind. Am häufigsten überliefert ist das Midasepigramm (Nr. 3), das an nicht weniger als fünfzehn verschiedenen 6 Das erste Epigramm steht außer bei PseudoStellen erscheint. herodot am Schluß einiger Handschriften der Homerischen Hymnensammlung, das elfte bei Pseudoherodot, im Sudaartikel und bei Athenaeus 13 (592 A). Lediglich die Epigramme 2, 4, 5, 7 also kennen wir allein aus der Vita Herodotea. Für unsere fünfzehn Epigramme bildet die Vita die Hauptquel•oµ~po~ und - für die le. Wichtig ist außerdem der Sudaartikel Epigramme 3 und 12 - das Certamen. Einige Worte zur Uberlieferung dieser Quellen und zu ihrem Wert sind notwendig. Ludwich bescheinigte der Uberlieferung des Sudaartikels 4 5 6

Oben, 7, Anm. 1. Nr. 251, Adler, Bd. 3, Stuttgart bei Th. w. Allen, Homeri opera, Dazu unten, 36 ff.

1933, 524 - 531; abgedruckt Bd. 5, Oxford 1912, 256 - 263.

10

"eine bemerkenswerte Uberlegenheit" ilber die der Herodotea, nicht zuletzt deswegen, weil "die vorhandenen Hss. von s in als die von H". 7 In der Tat stammen frilhere Zeit hinaufreichen die ältesten Handschriften der Vita aus dem Anfang des 14., die des Lexikons aus dem 12. Jahrhundert. Filr die beste Handschrift der Pseudoherodotea hielten Ludwich und Wilamowitz ilbereinstim2766 (R), der ins 14. Jhdt. gehört. 8 Ebenmend den Parisinus falls ilbereinstirnmend und unabhängig voneinander zogen sie den weder von Westermann noch von Allen benutzten Vaticanus 305 (V) aus dem Anfang des 14. Jhdts. zur Textherstellung heran. Wilamowitz hielt Rund V filr völlig ausreichend. Ludwich meinte, zusätzlich "als brauchbare Aushilfe" filr V den Palatino-Vaticanus 310 (U) aus dem 15. Jhdt. berilcksichtigen zu milssen, der ihm "direkt oder indirekt aus V geflossen" schien. 9 Außerdem betonte er, in der Nachfolge Westermanns, Alter (14. Jhdt.) und Wert 32 (Lb), in dem unter dem Tieines Teiles des codex Lipsiensis 06~ lnt Tat~ n6~&0LV 6LaTp(ßwv l~ey&, zutel 'Oµ~pou aT(xoL, die Epigramme sammen mit den Anfangsversen der Kleinen Ilias, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 9, 10, 11, 12, 13, 14 nebeneinander gestellt sind. So sind Lb, R, V, u seiner Ansicht nach die wichtigsten Handschriften filr die Epigramme der Herodotea. Wie bemerkt, geht die handschriftliche Uberlieferung der suda in erheblich frilhere Zeit zurilck. Der beste codex ist der Parisinus 2626 (A) aus dem 12. Jhdt., der die zweite Hälfte des

7

8

9

Gelegenheitsdichtungen, 67: vgl. auch 46. Ludwich, Gelegenheitsdichtungen, 45: Wilamowitz, Vitae Homeri et Hesiodi, Bonn 1916, 3. Schon A. Westermann, BLoypa~oL, Vitarum scriptores Graeci minores, Braunschweig 1845, p. V, galt dieser codex als "omnium praestantissimus", den er ins 13. Jhdt. setzte. Allen, Opera, 185, nannte den Parisinus 2955 aus dem 15. Jhdt. "vetustissimum", nicht sein einziger Irrtum bei der Darstellung der pseudoherodoteischen Uberlieferung (scharfe Kritik von Wilamowitz, Vitae, 2 f., und Ilias, 413: Richtigstellungen bei Ludwich, Gelegenheits9ichtungen, 45). Dem Parisinus 2766, den er mit dem Siglum P bezeichnete, das Ludwich ilbernahm, schenkte er nicht die gebilhrende Beachtung. Gelegenheitsdichtungen, 45.

11 Lexikons (ab Buchstabe K) enthält. Wilamowitz berücksichtigte uOµ~oo~ der neun Epigramme des Artikels für die Uberlieferung ihn als einzigen, Ludwich außerdem den Parisinus 2622 (B) aus dem 13. Jhdt., da es sich bei diesen beiden codices, laut Al10 len, um die ältesten handele. Nach Adler müssen der Laurentianus 55, 1 (F) des Jahres 1422, der Vossianus Bibliothecae Lugdunensis 2 Fol. (Vo) aus dem 12. Jhdt., der leider einen großenteils gekürzten Text bietet, zu dessen Vervollständigung der Vaticanus 1296 (S) des Jahres 1204, ferner der Marcianus 448 (M) aus dem 13. Jhdt., der zum Teil mit B verwandt ist, und 11 einige andere hinzutreten. Die Verse 12 und 13 der Eiresione (ep. 14) zeigen, daß die Uberlieferung der Suda-Epigramme und die der Gedichte Pseudoherodots auf verschiedene Abschriften desselben Exemplars zurückgehen. Pseudoherodot ließ die zweite Hälfte von Vers 12 und den ganzen Vers 13 fort, der Verfasser des Sudaartikels schrieb undaß diese Stelle verständliche Wortreste hin: Das bedeutet, in 12 dem Exemplar, von dem beide abhängen, nicht lesbar war. Wie in diesem Falle, erweist sich auch darin, daß Vers 7 desselben Gedichtes bei Pseudoherodot fehlt, in der Suda jedoch, obwohl syntaktisch unvollständig, stehen geblieben ist, die zumindest größere Texttreue der Sudaüberlieferung. Allerdings, daß die Sudaüberlieferung eine "bemerkenswerte Uberlegenheit" über die der Herodotea aufweise, dieses Urteil Ludwichs kann ich nicht teilen. Denn an den Stellen, wo Pseudoherodot und die Suda voneinander abweichen, scheint mir etwa doppelt so oft die Lesart der Vita besser zu sein als die der Suda. 13 Das Gegenteil also 10

11 12

13

Wilamowitz, Vitae, 3: "Fidem ••• unus meretur Parisinus A (2626), quare ceteros neglexi". Ludwich, Gelegenheitsdich 4 tungen, 46. Der letztere benutzte die Allenschen Sigla: P filr den Par. 2626, P filr den Par. 2622. Suidae Lexicon, Bd. 5, Leipzig 1938, 228 ff.: zum cod. M ebd., 255 f. Vgl. Wilamowitz, Vitae, 3: Ilias, 414. Anders D. Millder, Rezension A. Ludwich, De Iresione Carmine Homerico, Berl. Phil. Woch. 27, 1907, 612, der - unwahrscheinlich - die "Versausfilllung" filr spätere "Zutat" hält. Zu Ludwichs Beurteilung vgl. oben, 9 f. Etwas vorsichtiger

12 ist richtig: Pseudoherodot erweist sich meist als der vertrauenswürdigere Zeuge. Dennoch besitzt selbstverständlich die Sudaüberlieferung als die ältere und häufig von der anderen abweichende einen hohen Wert und verlangt dementsprechende Berücksichtigung bei der Herstellung des ursprünglichen Textes. Der Sudaartikel "Oµ~po~ ist eine Kompilation des zehnten Jahrhunderts, die aus drei Elementen besteht: aus einer Auflides Hesychios Illustung von Daten, die auf den 'Ovoµa,o\6yo~ strios (Anf. 6. Jhdt.) zurückgehen, über Abstammung, Herkunft und Werke Homers: aus einem gekürzten Exzerpt des Athenaeus (1, 8 E - 9 C) über den erzieherischen Wert der Homerischen Epen in Bezug auf schlichte Lebensführung: schließlich aus der 14 Epitome, die unserer Vita Herodotea entnommen wurde. Auch die Schrift ITcpt 'Oµ~pou xat 'HaL66ou xat ,oü ylvou~ xat &ywvo~ kurz "Certamen" oder "Agon" genannt, ist eine Kompilaa6,wv, tion aus nachchristlicher Zeit (2. Jhdt.). Sie besteht aus vier Teilen: Den Anfang (1) bildet eine Darstellung über Abstammung und Herkunft der beiden großen Dichter, dann (2) schließt sich (als Hauptteil) deren Sängerwettstreit an, worauf (3) die Schilderung des Lebensendes Hesiods und dann (4) Homers folgt, in

14

äußerte er sich Gelegenheitsdichtungen, 215: "S überragt H an Alter und häufig (nicht immer) auch an Güte der Uberlieferung". In den insgesamt 69 Versen (9 Epigrammen), die Pseudoherodot und Suda gemeinsam überliefern, weichen ihre Lesarten 50mal voneinander ab. Von diesen Stellen sind drei so verdorben (ep. 13, 3, 111 14, 6), daß mir keine Lesart annehmbar ist. 30mal jedoch habe ich Veranlassung, Pseudoherodot zu folgen, 17mal der Sudaüberlieferung. Obwohl Wilamowitz das Urteil Ludwichs über den Wert der Uberlieferungen teilte (Ilias, 432, Anm. 1: "Da die Suidasrezension meist besser ist, ••• "), ein Urteil, das die Herausgeberin der Suda, Ada Adler, in ihrem RE-Artikel "Suidas (Lexikograph)" übernahm (RE IV, A 1, 1931, 709: "S. hat meistens eine bessere Uberlieferung"), gab er doch in seiner Vitenausgabe an den besagten 50 Stellen 28mal Pseudoherodot und nur 20mal dem Sudalexikon den Vorzug (an zwei Stellen, ep. 13, 11 und 14, 6, traute er keiner Uberlieferung). Selbst Ludwich favorisierte 25mal die Lesart der Vita Herodotea, 24mal die des Sudaartikels (ep. 13, 3 holte er das ncpavectcv aus dem Lexikon des Pollux). Genaueres über den Sudaartikel s. Adler, RE IV, A 1, 1931, 706 ff.

13 15 welcher letzteren die Epigramme 3 und 12 stehen. Uberliefert ist die Schrift in einem einzigen codex, dem 56, 1 (L) aus dem Anfang des 14. Jhdts. 16 WiegeLaurentianus sagt, sind die Homerischen Epigramme Nr. 3 und 12 darin enthalten, und zwar, wie die Gedichte der Vita Pseudoherodots, mit einer biographischen Prosaerzählung verknüpft. Ihr Auftreten im Certamen genügte Wilamowitz für die Vermutung, daß dem Verfas17 ser dieses Agon die Vita Herodotea bekannt gewesen sei. Doch kennt Pseudoherodot die Ereignisse aus dem Leben Homers nicht, mit denen der Agon die Epigramme verbindet. Auch unterscheiden sich die Gedichte in ihrem Wort- und sogar Versbestand so beträchtlich von den entsprechenden der Vita Herodotea, daß ich nicht an eine Abhängigkeit der beiden Quellen glauben kann. Meiner Ansicht nach entstammt das letzte Stück des Certamen einer (wahrscheinlich jüngeren) Homerbiographie, in der das Wanderleben Homers auf dem griechischen Festland, das der große Sänger nach der Darstellung Pseudoherodots nie erreichen sollte, einen wesentlichen Bestandteil ausmachte. Wir k!\nnen bei den Homeri-

15

16

17

Die wichtigsten Abhandlungen: F. Nietzsche, Der Florentinische Tractat über Homer und Hesiod, ihr Geschlecht und ihren Wettkampf, Rh. Mus. 25, 1870, 528 - 540, und 28, 1873, 211 - 249 (= Nietzsche's Werke, Bd. XVIII, 3. Abt., Philologica, Bd. 1, hrg. v. E. Holzer, Leipzig 1910, 215 - 276): u. v. Wilamowitz-Moellendorff, Der Wettkampf zwischen Homer und Hesiod, in: Ilias, 296 - 413: E. Vogt, Die Schrift vom Wettkampf Homers und Hesiods, Rh. Mus. 102, 1959, 193 - 221: K. Hess, Der Agon zwischen Homer und Hesiod, Winterthur 1960: M. L. West, The Contest of Homer and Hesiod, Cl. Qu. 17, Homers im Dich1967, 434 - 450: K. Heldmann, Die Niederlage terwettstreit mit Hesiod, Göttingen 1982. Vogt, Schrift vom Wettkampf, 205, bestreitet den KompilatiHeldmann, onscharakter der Teile 3 bis 4: dagegen neuerdings Niederlage Homers, 14: "Das Certamen Homeri et Hesiodi ist ••• ein Gebilde aus sehr verschiedenartigen Bestandteilen, die ganz verschiedenen Epochen angehören". Zu Geschichte und Beschaffenheit des codex vgl. Nietzsche, Tractat, 237 f., der auch die erste kritische Ausgabe besorgte (Acta Societatis Philologae Lipsiensis I, 1, Leipzig 1871). Wichtig sind die Ausgaben von A. Rzach, Hesiodi carmina, 3. Aufl., Leipzig 1913, und von A. Colonna, Hesiodi Opera et Dies, Mailand 1959, der die Handschrift neu durchsah. Ilias, 422 f.

14

sehen Epigrammen des Agon von einer Nebenüberlieferung im strengen Sinne des Wortes reden. Das Certamen ist, außer in den wichtigen Ausgaben von Rzach und Colonna (s. Anm. 16), bequem im 5. Bd. der Homerausgabe von Allen, 225 - 238_, und in der Ausgabe der Vitae Homeri et Hesiodi von Wilamowitz, Bonn 1916, 34 - 45, zu lesen. Den Sudaartikel •oµ~ooc; findet man, außer in der Ausgabe des Lexikons von Adler, im genannten Band des Allenschen Homeroeuvres abgedruckt (256 - 263). Für die Vita Herodotea sind in der vorliegenden Arbeit eine beträchtliche Anzahl von Ausgaben benutzt worden, die ich den Leser dem jeweiligen Ort ihrer Benutzung oder dem Literaturverzeichnis zu entnehmen bitte. Hier hervorgehoben seien lediglich die Ausgabe der BLoypa~oL von Westermann, Braunschweig 1845, die von Allen in seinem fünften Homerband, Oxford 1912, die von Wilamowitz in den "Vitae" und die zweisprachige von H. G. Evelyn-White, Hesiod. The Homeric Hymns and Homerica (Loeb Classical Library), 2. Aufl., London 1936, 466 - 477. Die vorliegende Arbeit ist ein Kommentar der sogenannten, oben, 8 f., definierten Homerischen Epigramme. Der mehrfach erwähnten Abhandlung von A. Ludwich im "Rheinischen Museum" aus dem Jahre 1916 verdankt sie viel, nicht zuletzt die Vorgehensweise in der Kommentierung der Gedichte. Jedem Epigramm ist eine eigene und in sich abgeschlossene sprachliche und inhaltliche Untersuchung gewidmet. voran steht jeweils ein Text, der auf der Grundlage der genannten Ausgaben neu durchgesehen ist. Im allgemeinen kann ich dem Text der Gedichte so folgen, wie Wilamowitz ihn in den "Vitae" bietet: nur an wenigen Stellen bin 18 ich anderer Ansicht. Für die Kommentierung der Epigramme wa18

An insgesamt Bei folgenden Vorsicht: ep.

4,

13, i4, 14,

11 Stellen: 4 Konjekturen

von Wilamowitz

rate

ich

zur

8: Moüo-aL, 6: ~µtv 5' ~5iwc; O"~Lv &e!o-aL, 6: xopßao-C~ 5' alet µat~c; xaTd xao56noo lonoL, 13: UTT&pO"t T 1 '2n6\\wvoc;, J; yuvaL TL 56. C. w. Goettling, -Gesammelte Abhandlungen aus dem classischen Alterthume, Bd. 1, Halle 1851, 148, Anm. 1, sah in Nymphe, ••• schlafend ••• , der nap8evo~ •eine jungfräuliche

80

ep.

3

Wenn die Inschrift wirklich - und nichts spricht dagegen - von einem Grab stammt, dann wird es auch von einer solchen ehernen Plastik gekrönt gewesen sein; denn schwerlich wird man - wie 114 Körte - die xa\x~ nap9evo~ für ein bloßes Phantasiegebilde halten können. Wilamowitz nannte die "nap9Evo~ von Bronze ••. ein seltsames ln(G~µa". Simonides habe die cr,a\a verstanden: 115 Aber daß die Stele den daher das feminine Partizip µfvoucra. Besucher des Grabes anredet, kommt in Grabgedichten nicht häufig vor, ist keineswegs selbstverständlich. Wer den Auswahlband 116 Werner Peeks daraufhin durchschaut, wird finden, daß meist entweder der Verstorbene selbst redet, oder die Hinterbliebenen ihn dem Betrachter vorstellen. Wo die cr,fi\~ oder das Grab sprechen, wird das jeweils auch gesagt, wie etwa in einer alten In3~vfapgo~ ,oü schrift aus dem Ende des 7. Jhdts. v. Chr.: a,a\a

114

115

116

von dem Gemurmel der ihrer Urne entströmenden Quelle gleichund sicilisam eingewiegt." Für o. Benndorf, Griechische sche Vasenbilder, Bd. 2, Berlin 1868, 38 f., war eine Sphinx "als ein hinraffender Daimon" der wahrscheinlichste s. v. Keren, Roschers Lexikon d. Grabschmuck. o. crusius, griech. u. röm. Mythologie, II, 1890 - 1894, Sp. 1154, Anm.**, vermutete die Todesgöttin, eine K~p ,uµßo~xo~, plastisch auf dem Grabe dargestellt; Weber, Steinepigramm, 543 f., eher eine Sirene, mit Hinweis auf die älteste (ca. 550 v. Chr.) erhaltene sepulkrale Sirenendarstellung auf einem Grabstein aus Xanthos in Kleinasien (abgebildet, beschrieben und besprochen von G. Weicker, Der Seelenvogel in der alten Literatur und Kunst, Leipzig 1902, 42 f. u. 96 f.: " ••• ein Menschenvogel ••• mit kurzem gegürteten, fein gefältelten Chiton"). Midas-Epigramm, 115. Seiner Ansicht nach "lag Plato das Gedicht bereits in entstellter Form vor." Man habe "schon vor Platos Zeit begonnen, Epigramme von den Steinen abzuschreiben, und ••• diese Gedichte schon damals auf dem Papier mit derselben Willkür verändert und erweitert, wie im 4. Jahrhundert die Epigramme der Perserkriege." Lesefrüchte 30, 220, Anm. 5. Körte, Midas-Epigramm, 114, pflichtete ihm bei: "In deren (sc. des Simonides und Pseudoherodot) Fassung spricht das Grabmal selbst wie in unzähligen alten Grabepigrammen, und wenn sich Simonides das Denkmal als steinernen Pfeiler denkt, so wird er damit voraussichtlich das Richtige getroffen haben." Griechische Grabgedichte, Berlin 1960.

ep.

3

81

117 Die Annahme von Wilamowitz und Körte, das beim Fehlen von Vers 1 unseres Epigramms der Leser das Partizip µevouaa ohne weiteres auf die aT~h~ bezogen habe, findet also keine Stütze. Anders stellt sich das Verhältnis zwischen figürlichem Grabschmuck und Betrachter dar. Oft war der Verstorbene auf dem Stein abgebildet, und wenn er sich in den Versen selber vorstellte, redete natürlich sein Relief. Sonstiger Figurenschmuck wird selten in den Epigrammen erwähnt, ll\Anchmal Löwen oder Schlangen, die dann meist als Grabeswächter bezeichnet sind. 118 In Dialoggedichten findet man die Grabfigur zuweilen als Gesprächspartner des vorbeigehenden aufgefaßt: aT~8L ~(hov napd 119 ty~ ae ht~v. Tuµßov, ~5otn6pe. - TC,µ& Xth&U&L; - 1 ~poupö, recht frühen Beispiel einer solchen GrabIn einem anderen, schrift aus der Wende vom 6. zum 5. Jhdt. v. Chr. redet der Wanderer die Figur, eine Sphinx, an: a,tt, 'A(öao xuov, Tlv' l[xoua'] Me(tt6,

tCµ'

~nLV [dt

tnt

Tuµß~.

~U)haOOtL,

1 ~µev[a

'H)po,[(hOU

x!)öo[,

dnJo,aLµ[evou;

120 Diese Verse stellen - 1 tet[ve ---. sich dem Midasepigramm gut zur Seite, da es sich, wie o. Benndorf ansprechend vermutete, auch bei unserer xahx~ nap0evo, sehr wohl um eine Sphinx 121 gehandelt haben könnte. Ebenso läßt sich ein etwas jüngeres 117

Peek,

Grabgedichte,

7, Anm. 1. Andere Beispiele:

Nr. 51,

hOLµi 0avo6a~, eCµt a~µa Mupp(v~, (6. Jhdt. v. Chr.); Nr. tCµL (6./5. Jhdt. v. Chr.)1 Nr. 109, 31, a~µa 8e6yvtö6, ~Lµta iCµt TOÜ 'laato, (4./3. Jhdt. v. Chr.)1 Nr. 217, OT~h~ OOL htt&L TOV tµov n6pov (1. Jhdt. v. Chr.); Nr. 136, 8av9ov tyro OT«Aa xt68~, ttvt (Ende d. 1. Jhdts. v. Chr.)1 Nr. 310, 4, Cöo6, aT~h~ TaÜTa ypa,etaa htytL

Ta~o,

118

(Anf. d. 3. Jhdts. n. Chr.). Peek, Grabgedichte, Nr. 78, ••• TÖ a~µa h&~~6pov (5./4. Jhdt. v. Chr.) 1 Nr. 161, 14, X«Axeov tCx6v' lxeL neTpo, 'AxpaL,Lt~v (um 293 v. Chr.); Nr. 173, 7 f., vüv Ö& 9avrov y~pat3, 0oüpov

119 120 121

t,·

[µev

abT~ T6vöe öpaXOVTa I e[aaTO, TOÜÖ& Ta,ou ~6Aaxa (Anf. d. 2. Jhdts. v. Chr.).

Peek, Grabgedichte, Nr. 4271 Versinschriften, Nr. 1843. Die Inschrift stammt aus dem 1. od. 2. Jhdt. n. Chr. Peek, Grabgedichte, 17 f. mit Anm. 11 Versinschriften, Nr. 1831. Vasenbilder, 391 siehe auch oben, 80, Anm. 113. Als Beweis, das Sphingen nap0tvot genannt werden konnten, zi-

ep.

82

3

Grabdistichon aus der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts dvTl yuvaLxo~ v. Chr. unmittelbar heranziehen: zum Vergleich ly~

nap(ou

X(9ou

lv9a5t

xetµaL

1 µv~µ6auvov

B(TT~~.

µ~Tpt

5axpu-

122 Eine Grabfigur aus Bronze, die, wie im MidasepiTOv ~xo~. gramm, zum Besucher des Grabes spricht, scheint auch für frühe Zeiten, mindestens für das 6. Jhdt. v. Chr., durchaus nicht undenkbar. Der Inhalt des ersten Verses unseres Gedichts wird also durch Parallelen gestützt, und formal scheint er notwendig zu sein, (Vs. 6) durch µevouaa (Vs. 5) als weil die erste Person dyytXf~ Femininum ausgewiesen ist, das in der xa\x~ nap9evo~ sich bietet. Doch steht der Ursprünglichkeit des Verses das Zeugnis Pseudoherodots entgegen, und formal wird sie zweifelhaft durch die sprachlich jungen Formen. Alles kommt darauf an, ob Pseudoherodot das Grabmal wirklich gesehen hat. Natürlich wissen wir 123 darauf keine sichere Antwort. Wenn aber, was seine Worte nahelegen, die Frage zu bejahen ist, dann wird der erste Vers nicht auf dem Stein gestanden haben. Andererseits dürfte eine xaXx~ nap9fvo~ - ob E~(yt, EtLp~v~ oder K~p, mag dahingestellt des Grabes gesprochen haben, bleiben - die Verse zum Betrachter eine Figur, die durch ihre plastische Anwesenheit das feminine Partizip selbstverständlich machte. Denn wie sonst sollte sie mit dem Epigramm in Verbindung gebracht worden sein? Ich denke mir, daß Grab und Grabfigur wirklich existierten, daß auf dem Stein die in der Vita Herodotea überlieferten Verse standen und nach der tatsächlichen Gestalt des Grabdaß Vers 1 erst später, mals, hinzugedichtet wurde. tierte

Benndorf Eur., Phoen. 48 u. 1730, und Soph., Oed. 1199. Peek, Grabgedichte, Nr. 54; Seite 331 übersetzt er: "Statt einer Frau nur ein Stein, aus parischem Marmor ein Bildnis, 1 Bittes Gedenken bestimmt, ewig der Mutter ein Weh." daß im 2. Jhdt. n. Chr. das Grab nicht mehr exiLediglich, stierte, ist bekannt, weil Favorin, Zeitgenosse Hadrians, 'AXX' J nap9evt a6TayytXt, sagt (or. Cor. 39 Barigazzi):

Tyr.

122 123

TOÜ µ&V TTOL~TOÜ&xouoµtv, TO a~µa TOÜ M(5ou.

a& 5&

~~TOÜVTt~ o6x

tßpOµtV

065&

ep.

3

83



Fassen wir die Ergebnisse unserer Untersuchungen über das AnaMidasepigramm kurz zusammen. Die sprachlich-stilistische iyse des ersten Teils hob die Verse 1 und 4 von den anderen ab. Dieses Ergebnis spiegelte sich in der Untersuchung der inhaltiichen und Uberlieferungsfragen des zweiten Teils insofern, als die beiden Verse auch unter diesen Fragestellungen als die jüngeren erschienen. Die Herodotvita bietet also mit den Versen 2, 3, 5 und 6 die ursprüngliche Fassung des Epigramms. Die Behandlung der Frage der Verfasserschaft erbrachte nur negative Ergebnisse. Der von Theodor Preger vermutete Sophist des fünften Jahrhunderts scheidet aus, weil Pregers These auf dem Kyklosgedanken beruht, der sich als von Platon inauguriert herausstellte. Ebensowenig ist dieser als Verfasser denkbar. Leon Parmentiers schwache Gründe halten denen, die dagegen sprechen, nicht stand. Ob man in Kleobulos den Verfasser sehen darf, ist ungewiß. Fest steht lediglich, daß ihm manche antike Autoren, und unter diesen wahrscheinlich Simonides von Keos, die Urheberschaft zusprachen. Vermutlich standen die bei Pseudoherodot überlieferten Verse 2, 3, 5 und 6 in der Gegend von v. Chr., das mit einer Kyme auf einem Grabmal des 7. Jhdts. Bronzefigur geschmückt und einem Fürsten namens Midas, wohl nicht dem bekannten phrygischen Herrscher, aber vielleicht einem gleichnamigen Seitensproß der königlichen Familie gewidmet war. Das hohe Alter zusammen mit der Schönheit der Grabinschrift würde erklären, warum die Urheberschaft der Verse schon früh verschiedenen griechischen Dichtern, Homer und, möglicherweise schon vor 500 v. Chr., Kleobulos von Lindos, zugeschrieben werden konnte. Sprachlich hindert jedenfalls nichts, die genannten Verse in das siebente Jahrhundert vor Christus zu datieren.

ep.

84

4

• DAS VIERTE EPIGRAMM

In Kyme trug Homer an den Versammlungsplätzen der Alten seine Dichtung vor und schuf sich Verehrer. Als er einigermaßen bekannt geworden war, machte er seinen Zuhörern den vorschlag, daß die Kymäer ihm auf Staatskosten Unterhalt gewährten; zum Lohn würde er ihrer Stadt zu größtem Ruhm verhelfen. Den Angesprochenen war das sehr willkommen, und sie ermutigten ihn, vortragen wenn er sein Anliegen dem Stadtrat wolle, werde es an ihrer Unterstützung nicht fehlen (Kap. 12). Doch der Rat lehnte das Gesuch ab, aus Angst, daß das Beispiel Schule machen könnte und in Zukunft jeder hergelaufene Blinde ein Gleiches beanspruchen werde. Da die Kymäer fUr blind dµ~po~ sagen, hatte Homer, der ja bis dahin Melesigenes hieß, von dieser Zeit an seinen Namen (Kap. 13). Als der Ratsvorsteher ihm den abschlägigen Bescheid der Versammlung Uberbrachte, brach er in folgende Klage aus (Kap. 14): otu

µ'

atcru

5wxe TiaT~P Zeo~ xupµa

N~TILO~ aCöo(~~

lTit youvacrL

1

ßou\ü

~V TIOT lnupywcrav \aot 5

~p(xwvo~,

µapywv

6TI\6T&POL µa\epoto A(o\(5a

ol

ö'

&y\aov

x\ücraL

o65e

xoüpaL

Texva,

6LO~ &y\ad

x96va

lep~v

xat

Öna,

n6\Lv

dvöpwv·

~~µLV doLÖ~~.

lµov

5L&µ~craTO n6Tµov.

lyoo T~V µoL 9eo~ ~nacr& y&LVOµev~ n&p

Tt µoL ~(\a

K6µ~~ 6pµa(voucrL, 5~µov

wAp~a,

Twv µev T& Tia9oov Tl~ ~pacrcr&Tal a~TL~,

TA~croµaL dxpaavTa 15

xp(vovT&~

Me\~TO~.

&~ cr~LV 6v&L5eCucrLv K~pa ö'

lTILß~TOP&~ tTITiwv,

eLcrLv Ö5wp lepoto

5tav

dnav~vacr9~v

d~paöCu.

6LO~ alyL6XOLO

nupo~

WEv9ev &TiopvuµevaL 10

µ~TPO~ aTa\\ov,

~µupv~V &\Ly&(TOVa TIOVTOTtVaXTOV,

~V T& 5L' ~9e\eT~v

y&vecr9aL.

l~ &\\oöanwv

~EPWV T&TA~6TL 9uµle, yuta µeya~

µev&LV lepat~ öe µ& 9uµo~

CevaL 6\(yov

lv dyuLat~ lne(y&L

TI&p l6vTa.

ep.

4,

2

1

85

Wil. : v~ntov Her 1 !,aAAOV corr. Wil. 3 -!')v]· ~ coni. Weaseling, scr. w. 6 Zµupv~v RV (-av superscripsit R) 1 nov,o,(vax,ov em. Pierson : nov,t6.vax,ov V : no,vt6.vax,ov R : n6,vtav 6.x.~v coni. Scaliger, probavit Ludw. 6 et 7 interpolatos 8 xoüpat] Moüaat coni. Wil, 9 om. esse vidit Pepp. 10 ~~µtv V (corrector) R post 9 lacunam statuit Wil. : 6.otöoü : ~~µ( R 1 6.otö~~ em. Wolf : 6.otö~v codd. 11 6.~paö(~ LbP, quod verbum disiunxit a seconi, Pepp. 12 ~~] ~ coni. Hermann, quentibus Ilgen : 6.~paö(~v V probaverunt Ludw. et Wil. 1 6vetöe(~atv coni. Stephanus : 6ve(öeaatv Her : 6ve(öeaatv .~v coni. Allen, scr. E.-w. 13 et 14 om. : ~vetöo~ f~v, ~~ coni. Ludw., alii aliter 14 6.xp6.av,a P ~ -dxp6.av,ov ceteri : 6.xp6.öav,a coni. R 16 Kuµ~~] Ilgen 1 ,&,A~6,t] ,t,t~6,t coni. Ilgen z~&pv~~ coni. Bergk :

v~nto~ corr.

6.,6. AAc.ivHer

Dieses Gedicht bekommt seinen Sinn erst durch den zugehörigen biographischen Kontext. Doch auch mit der Prosaerzählung sich dem Verständnis Schwierigkeiten zusaJlllllen stellen in den Textüberlieferung Weg, die nicht zuletzt in der mangelhaften begründet sind. Wir wollen, bevor wir das Gedicht insgesamt betrachten, diese Schwierigkeiten darlegen und zu beseitigen versuchen. Der erste Vers ist ein Klageruf. Homer beklagt sich über sein Geschick. Bemerkenswert ist die Konstruktion des Satzes, durch die ein besonderer Effekt erzielt wird. Der wesentliche nämlich das böse Geschick, das den Gegenstand des KlaBegriff, geliedes bildet, ist betont an den Anfang gestellt; außerdem hat er in gewisser Weise dnoXOtvoiS-FWlktion. Man liest zunächst: •welchem Geschick gab mich Vater Zeus preis ••• •, bezieht also den Dativ auf das HauptverbUII amxe. Der angehängte finale Infinitiv x&p~a yevea8at, der bei den Verben des Gebens, Uberlassens und ähnlichen durchaus regelrecht ist, verlangt aber in gleicher Weiae eine dativische Erglnzung, ebenfalls die 4Zaa: • ••• auf daß ich ihm (dem Geschick) zur Beute würde.• Wie überhaupt der Wortschatz in dieser ersten Zeile, 1 so ist gerade 1

Zu den Wendungen und Formeln dieses Epigramms vgl. neben Ludwich, Gelegenheitsdichtungen, 60 ff., vor allem auch Peppaiilller, 4. EpigraJ11111,der auf den Seiten 438 - 441 eine

86

ep.

4,

1.2

auch die besondere Konstruktion im Zusammenhang mit der Forme1 xupµa yevea8aL im Homerischen Epos geläufig und beliebt. Als Beispiel mag P 151 gelten: CEapn~66val xaAALne~ 'Apye(oLcrLv lA~P xat xupµa yevea8aL, wo 'Apye(OLOLV die dnö XOLVOÜ-Stellung einnimmt. In den folgenden Versen (2 - 7) ist von der Mutterstadt des Sängers die Rede, und dies im ursprünglichsten Sinne des Wortes, denn Smyrna wird in poetischer Weise als die µ~~~P bezeichnet, auf deren Knien der Zögling aufgewachsen ist. Die Handschriften der Vita haben v~nLov al6o(~~ !nt youvacrL µ~~pö~ dTaAA~v. Danach ist das Verb transitiv gebraucht(= aufziehen), der Aufziehende ist naT~P Zeu~, das Objekt die in dem Gedicht zu uns sprechende Person (µe, Vs. 1), die durch das prädikative Adjektiv v~nLov näher bestimmt wird. Grammatisch ist, abgesehen davon, daß sich dieser transitive Gebrauch von dTaAA&Lv sicher erst bei Pindar (frg. 214, 2) und Sophokles (Aias 559) nachweisen läßt, bei Homer und Hesiod aber nur die intransitive Bedeutung erscheint, an sich nichts dagegen einzuwenden. Doch ist Zeus als der Ernährer schwerlich denkbar. Wollte man den Text halten, müßte man eine sehr übertragene Bedeutung annehmen, etwa, daß erst durch die Allmacht des Zeus die Aufzucht des Kindes möglich gewesen sei. Das läßt sich aber für dTaAA&Lv im griechischen Sprachgebrauch kaum belegen, nicht einmal, soweit ich gesehen habe, für die erweiterte Form dTLTaAA&Lv, die speziell und fast nur die transitive Bedeutung "aufziehen" hat und bei Homer und Hesiod gern mit dem synonym TP&~&Lv verbunden erscheint. 'ATLTaAA&Lv ist meistens das Ge2 schäft von Frauen (Mutter, Amme), allenfalls der Elterni erst ziemlich spät (bei Theokrit) findet sich ein übertragener Gebrauch in der Weise, daß mit der Aufziehenden eine Landschaft oder Insel gemeint sein kann. Die Korrekturen von Wilamowitz fv~nLo~ für v~nLov und dTaAAov für dTaAA~vl sind daher not-

2

gute Ubersicht über das verwendete sprachliche Material zusammengestellt hat. Wies 202: ot Csc. 'Qxeav6~ und T~8u~l µ' !v cr~otcrL 66µoLcrLv Et TP&~ov ~5• dTCTaAAOv.

ep. 4, 2.3.4

87

wendig. 3 Hinzu kommt, daß dieser Vers an die berühmte Hesiodstelle im Weltaltermythos (Erga, 130 f.) anklingt, wo Hesiod in daß der Charakterisierung des "Silbernen Zeitalters" ausführt, 1 ein jedes Kind hundert Jahre napa µ~TtPL xf6vv I tTp&~&T dTaAAWVµeya v~nLo~ ~ tvt o[xf, 4 Wenn man bedenkt, daß sich gerade in diesem Epigramm noch weitere Anklänge an Hesiod finden, 5 daß die Stelle hier Vorbild wird man leicht für möglich halten, gewesen ist, und wird leichter der Änderung des überiieferten Textes zu der im Alten Epos üblichen intransitiven Bedeutung von dTaAAttv (= fröhlich umherspringen) sein Vertrauen schenken. "Unverständig hüpfte ich auf den Knien der ehrbaren Mutter." Da denkt man natürlich an die leibliche Mutter Homers Kretheis, deren Name uns am Anfang der Biographie mitgeteilt wird (Kap. 1). Doch der folgende Relativsatz ~v noT' tn6pywaav ~ouA~ ~LÖ~ aLyLklar, daß eine Stadt 6xoto I Aaot ~p(xwvo~ macht unzweideutig gemeint ist, in welcher der Leser, der die Biographie kennt, die Heimatstadt Homers, also Smyrna vermutet und sich in dieser Vermutung drei Zeilen später bestätigt findet. 6 Die Männer des Phrikon haben sie gebaut, oder genauer, ummauert, die dann im folgenden als µapywv int~~Tope~ tnnwv bezeichnet (Vs. 4) und mit 6nA6T&POL µaA&poto nupö~ xp(vovT&~ •Ap~a (Vs. 5) charakterisiert werden. "Es unterliegt nun auch für mich keinem zweifel, dasz Phrikon als der sagenhafte gründer von Kyme anzusehen ist", 7 schreibt Peppmüller und sieht sich vor allem dadurch veranlaßt, 424. Schadewaldt, Legende, 80, lehnte WiWilamowitz, Ilias, ab und übersetzte (S. 13): "Gab lamowitz' Verbesserungen Zeus mich als Knäblein zur Beute, 1 Welches er einst auf den Knien der würdigen Mutter heranzog". So vorher auch Peppmüller (4. Epigramm, 441: •der mich als kind im schosze der würdigen mutter gepflegt hat") und Evelyn-White (Homerica, 467: •se made me to grow•). 4 Liddell-Scott-Jones, Greek - English Lexicon, s. v. dTaAA~, möchten für dTaAA~v an dieser Stelle die intransitive Bedeutung •aufwachsen• annehmen. Vgl. LfgrE, •· v. dTaAA~, Sp. 1474. 5 zum Beispiel Vs. 8 zu Hes., Theog. 9, 25, 29, 52. 6 Wesseling nahm daran Anstoß und setzte für ~v den Dativ~Ludwich, Gelegenheitsdichtungen, 61, lehnte die Konjektur, die Westermann in seinen Text übernommen hatte, mit Recht ab. 7 4. Epigramm, 435.

3

ep.

88

4, 4.5

das ganze Epigramm auf Kyme zu beziehen und die beiden Verse 6 und 7, die eindeutig auf Smyrna weisen, als Einschiebsel des Verfassers der Biographie zu erklären und zu streichen. Doch ist Vorsicht geraten, denn der Eigenname Phrikon kommt nur an unserer Stelle vor, und hier wird gesagt, daß seine Schar Smyrna mit Mauertürmen versehen, d. h. gegründet habe. Der Beiname Kymes "Phrikonis", durch (den echten) Herodot 1, der allerdings 149, 1, und auch sonst bezeugt ist, 8 muß nicht besagen, daß unser Phrikon in der Antike als der Gründer gegolten hat, denn den Beinamen von dem lokrischen Berg Strabo (13, 3, 3) schreibt Phrikion her, an dem die ersten Siedler Kymes vorher gewohnt 9 und Pseudoherodot nennt unter den Gründern Kymes nur hätten, den reichen Theseus, nach dessen Gattin Smyrna die Tochtergründung benannt worden sei (Kap. 2). Von den genannten Fakten ausgehend, läßt sich ilber diesen Phrikon also zunächst nicht mehr sagen, als daß er in der Gründungszeit Smyrnas und vielleicht auch Kymes eine wichtige Rolle gespielt hat. Wir werden auf diese Frage bei der Gesamtbetrachtung des Epigramms zurückkommen. Die Männer, die Phrikon befehligte, werden als kriegerisch geschildert. Wie die Wortwahl zeigt, sind die Verse 4 und 5 of10 im a der Odyssee beeinflußt, fensichtlich durch eine Partie die Stelle, an der Odysseus seiner Gattin ein Bild von der xat ydp Tpwa, Kriegstüchtigkeit der Trojaner entwirft: (261 ff.) cpaaL µ.axri-i-d, lµ.µ.evaL dvöpa, 1 ••• 1 tnnoov -i-' r!ixun6öoov lnLßfi-i-opa,, ot x& -i-axLa-i-a 1 lxpLvav µ.&ya vetxo~ ~µ.oL(ou n-i-oA&iJ.OLO.Der Ausübernommen, und aus f.xpLvav druck lnLßTJ-i-ope~ tnn~v ist wörtlich µ&ya vetxo~

8

ist

xp(vov-i-e~

wAp~a geworden.

Da in der Odysseestel-

Herodot 1, 149, 1: Ku~TJ~ ~pLxoovt~ xaA&oµ.ev~. Der Verfasser der Vita nennt am Anfang (Kap, 1) Kyme ~ naAaL ACoALW't"L,, am Ende (Kap. 38) ~ AloALCÖ't"L~xat ~pLxoov(~ (dies Wort mit zahlxaAeoµ.ev~. Steph. Byz., s. reichen Uberlieferungsvarianten) fälschlich verschiedene Orte mit diev. Kuµ.~, unterscheidet sem Namen: eine n6AL~ AloA(öo~ npo -i-~, Aeaßou und eine ~pLxwvi:-i-L~.

9 10

How and Wells, A Commentary on Herodotus, Bd. 1, Oxford 1912, 124 (zu Herodot 1, 149, 1) bezeichnen die Nachricht Strabos als "probably a mere invention". Bemerkt von Peppmüller, 4. Epigramm, 436.

ep.

4, 4. 5

89

le unter den tnnwv Jxun65wv lnt~~Topt~ Wagenkämpfer verstanden werden müssen (denn die homerischen Helden benutzten das Pferd im Kampf nicht als Reittier, sondern zum Ziehen des Wagens), 11 könnte diese Vorstellung auch dem Epigramm zugrunde liegen. 12 Doch ist darauf hinzuweisen, daß im Homerischen Hymnos 17, 5 die Dioskuren in Verwendung derselben Homerformel mit Taxlwv werden, wo sie wohl als Reiter zu lntß~Tope~ tnnwv angeredet denken sind. Der Hymnos beweist, daß die Homerformel ohne weiteres übernommen und zeitgemäß uminterpretiert werden konnte (d. h. lntß~Topt~ tnnwv nicht als Besteiger des Wagengespanns, sondern der Pferde). In unserem Ausdruck ist das Epitheton der Pferde µapywv auffällig, das bei Homer gewöhnlich auf Menschen in einem zustand der Tollheit angewendet wird. Man muß aber zugeben, daß eine solche Raserei gerade für Pferde in der Wildheit des Schlachtgetümmels gut paßt, wie es denn bei Aischylos in den •sieben gegen Theben" (Vs. 475) eine Parallele gibt, wo in einer gleichartigen Situation das Schnauben der Pferde durch dieses Adjektiv gekennzeichnet wird. Große Schwierigkeiten macht der nächste Vers (5), der eine weitere Charakterisierung der Mannen des Phrikon beinhaltet. Sie sind ~nX6Ttpot und xpCvovTt~ •ApT)a, also jung, d. h. in ihrer besten Manneskraft, und sie "entscheiden den Kampf•. Diese letztere Wendung kommt zwar nur hier vor, doch ist oben gezeigt, wie sie vermutlich entstanden ist; außerdem kann sie kaum Bedenken erregen, weil im Epos häufig Kampf oder Schlacht mit •ApT)~, der ja die göttliche Verkörperung des Krieges darstellt, 13 umschrieben wird. Ubrig bleibt der Genitiv µaXtpoto nup6~, der sich nur schwer erklären läßt. Peppmüller bezeichnete die Konstruktion als "hart": Er setzte ein Komma nach ~nX6Ttpot, machte ~aXtpoto nup6~ von •Ap~a abhängig und übersetzte: •wel14 ehe die hitzigsten Kämpfe entscheiden•. Eine bes11 12 13

~lnnot ist das schnellfüßigen So Peppmüller, Vgl. auch das •ApT)o~, unten,

Wagengespann; also wörtlich: "Besteiger des Wagengespannes". 4. Epigramm, 436. Adjektiv cipT)·lqn).o~ und ep. 9, 3: cr(5T)po~ 176.

90

ep.

4, 5

sere Möglichkeit bietet Ludwich: Er erklärt den Genitiv durch 6nA6T&POL und übersetzt: den eigentlich komparativischen Begriff "Jugendkräftiger als gewaltiges Feuer entscheidend den 15 Kampf". Das scheint zwar glatt, ist aber auch nicht ohne Probleme. Das Hauptproblem besteht darin, daß 6nA6Ttpo, - in der 16 Tat oft komparativisch gebraucht - im wesentlichen "jung• bedeutet. Jedenfalls ließ sich keine Stelle finden, an der die Bedeutung •stark, kräftig", die nach Ludwich hier angenommen bleibt werden muß, überwog. Selbstverständlich unbestritten, daß Jugend und Jugendkraft in enger Verbindung zueinander stehen, und auch im Epos findet man Belege, wo Jungsein C6nA6Ttpov tlvat> und ß(a (Körperkraft) in natürlicher Beziehung erscheinen (z.B. 6 324 f.1 der greise Nestor sagt, die Schwäche seines Alters beklagend: alxµd, 5' alxµacraoucrt vtwT&pot, ot ntp lµ&to 1 6nA6T&POL ytyaacrt ntno(0acr(v T& ßC~~tvl. Dennoch scheint 6nA6T&POL µaA&poto nup6, mit •stärker als das Feuer• wiederzugeben nicht ohne weiteres möglich, da die Jugend in allen Fällen den überragenden Bedeutungsanteil hat. 17 Und nicht nur das Wort 6nA6Ttpot erregt Anstoß, sondern auch die komparativische Verbindung selbst ist der Symbolik des Alzwar wird das Feuer, dem Menschen ten Epos nicht angemessen. eines der eindrucksvollsten Naturphänomene, gern zur Bezeichnung des Außergewöhnlichen vergleichend herangezogen, doch nicht so, daß es von dem verglichenen Gegenstand noch übertroffen wird. Die einzige Ausnahme macht, wenn es um den Schein, die Leuchtkraft einer Sache geht1 dann finden sich gelegentlich Wendungen wie Z 610, T&~(' apa ol 9wp~xa ~a&LV6T&pov nupö, a6y~,. Wenn aber, wie im Epos nicht ungewöhnlich, die Kampfes14 15 16 17

4. Epigrarmn, 438. Eine Ubersetzung des Gedichtes gibt er am Schluß seines Aufsatzes, 441. Gelegenheitsdichtungen, 61. In ähnlicher Weise deutete schon eine Glosse in einer der Handschriften das 6nA6TtpoL durch µaxtµwT&pot, vgl. Wilamowitz, Ilias, 423, Anm. 2. Auch der Superlativ 6n\6TaTo~ ist gebräuchlich. Ähnlich ist die Problemlage in Vs. 4 des 11. Epigramms, Jv ~p~ µev dn~µßAUVTaL. Vgl. unten, 202 f.

ep. 4, 5.6

91

ist, kraft mit der verzehrenden Gewalt des Feuers verglichen scheint eine Steigerung nicht möglich. Das zeigt die bei solchen Gelegenheiten meist verwendete Formel bpacr8aL - yepapcoTepoc; olxoc; Cötcr8aL, Hinzu koaant, da8 nicht leicht erklärbar ist, wie aus einem ursprünglichen AaotcrLv der (einmütig Uberlieferte) sollen. Gawi8 ist die KonFehler T' !AAOLcrLvhätte entstehen struktion der Uberlieferten Worte hart, aber da in allen Versen wagen ihres gnomiachen Charakters d-crCv (bzw. !crTtv) fehlt, doch nicht unerträglich. Mir scheint daher die Konjektur Ruhnkana fraglich, die Oberlieferung dagegen empfehlenswert zu sein. 12

Der Rahmen ist die Mauerschau, wo Priamos sich von Helena Helden der Achäer nennen NQen und Herkunft der prächtigsten lä8t. Den ihm unbekannten Agamemnon beschreibt er ihr so ( r 169 f.): XaA~V 6' oaTw lywv 0~ nw föov 6,eaA~otcrLV I o6ö' oaTw ytpap6v· ßacrLX~t yap dv5pt !oLXtv. Einige Verse weiter, Antenor seinen Eindruck, wo es um Odysseua geht, schildert den er anläßlich einer früheren Begegnung mit jenem und Menalaos gewonnen hatte: Während in stehender Haltung Menelaos die stattlichere Figur gaacht habe, sei, als sie beide saßen, Odysseus die mehr Ehrfurcht gebietAnde Erscheinung gewesen (r 210 f.: crT4vT~v µ!v MevfAaoc; bn.dpexev e6pfoc; &Sµouc;, 1 !µ~w ö' t~oµ!vw yepap6Ttpoc; ~ev 'Oöucrcre6c;).

214

ep.

12

Betrachten wir das Epigramm in seiner Gesamtheit und stellen die pseudoherodoteische Fassung der des Agon gegenüber, finden wir in der letzteren zwei Abweichungen, die den Sinn und die verändern. Während man im erAussage des Gedichtes entscheidend plumpen Plusten Vers den durch natöe~ und nupyoL veranlaßten im zweiten, wie oben, 210, ral aT&~avoL mit Recht beseitigte, ö' a6 n&ö(ou analog zu öe 8aAaaa~~ geschrieben wurde, gezeigt, begegnet der erste gravierende Unterschied darin, daß die Verse im Agon auf einen einzigen (den dritten) 3 und 4 Pseudoherodots verkürzt scheinen: Die von Nietzsche bekämpfte "graue Abstrakdie tion• (oben, 211) xp~µaTa ö' aG,&L olxov ist fortgefallen, ßaaLA~&~ sind durch Aa6~ ersetzt, und aus dem Rest ist ö' &!v &yop~aL xaa~µ&vo~ &(aopaaa8aL geworden. Nietzsche fand den Vers "völlig unverständlich": er und (in seiner Folge) Schmidt wuß13 &laopaaa8aL zu konstruieren sei. ten nicht, wie der Infinitiv Es ist aber nicht schwer zu erraten, daß aus dem vorangehenden "Das Volk, das Vers dem Sinne nach x6a~o~ ergänzt werden soll: auf den Marktplätzen sitzt, ist eine Zierde anzuschauen.• Der Verfasser wollte also das Gegensatzpaar "Könige - Markt" in das "Volk - Markt" ändern. Dies findet seine Entsprechung in der Sinapa MiöovTL T~ tuation, in die der Agon das Epigramm stellt: ßaaLA&t T~v 'A8~vatoov tv T~ ßOUA&UT~pt~. Die Szene spielt in Athen, und hier ist der ßaaLA&U~ Medon nurmehr der Vorsitzende der Volksversammlung, die allein über Recht und Unrecht auf der &yopa entscheidet. Man kann daher Bergk und Wilamowitz nur zudem Ausdruck Pseudoherodots "aristokrastimmen, deren ersterer tische Färbung", deren letzterer dem des Certamen "demokrati14 sehen Sinn" bescheinigte. Und auch ein anderer, formaler Grund spricht sehr deutlich dafUr, daß die "athenische" Fassung des Gedichtes die jüngere, nachträglich entstandene ist: die wort13 14

Nietzsche, Tractat, 2491 Schmidt, Herodotea, 183. Bergk, Literaturgeschichte, 548, Anm. 381 Wilamowitz, 431, Anm. 1.

Ilias,

ep.

12

215

nahe Ähnlichkeit des Verses Aa~~ 6' tCv &yop~aL xa8~µevo, e(aopa1 aa8aL mit Y 495: &AA bµet, &v &y~vL xa8~µevoL eCaopaaa8e. Da der Vers bei Homer formelhaft erscheint (außer I 495 noch 448 und~ 9) und wir schon im Midasepigramm eine gewisse Neigung zu homerischer Diktion feststellten (vgl. oben, 63 f., Anm. 79), seiist es nicht undenkbar, daß der Verfasser zur Realisierung nes tendenziösen Gedankens eine Anleihe im Epos Homers gemacht hat. Jedenfalls weist in dieselbe Richtung auch der letzte Vers der Version des Certamen, den Pseudoherodot nicht kennt: ~µaTL sprach von X&Lµ&p(~, bn6T' av vet,vaL Kpov(~v. Schon Ernesti einem "versus ••• Homericus et notus•, und Ludwich nannte ihn "eine offenbare Interpolation, mit Benutzung von M 279 ~µaTL xeL15 1 µepC~, ~T& T ~P&TO µ~T(&Ta Zeu, VL,eµev zustande gekonlllen.• Das ist um so glaubhafter, als der Iliasvers eine zentrale Stelle einnimmt, nämlich in der Teichomachie im Augenblick der höchsten Bedrängnis der Achäer steht und eindrucksvoll die Dichte des Steinhagels von Verteidigern und Angreifern mit einem Schneegestöber vergleicht. Außerdem ist der Vers 5 des Agon, wie der Man denke an e 485 dritte, aus epischen Formeln zusamengesetzt: (C:Sp'tl~&L}UP('t), Versanfang) oder Hesiod, Erga 494 (C:Sp\lX&Lµep('t), und im Versende an den gewaltigen Forbn6Te, erstes Hemistich) (A 528 = P 209). fi, xat xuavi't)aLv &n' 6,puaL melvers der Ilias d. J. aus dem Kopf zitierte (epist. veüae Kpov(~v, den Plinius 1, 7,

4) •

Während also der Zusatzvers des Certamen sich schon aus forentstanden begreift, kommt malen Gründen leicht als nachträglich Aussage auch die inhaltliche Betrachtung Uber die eigentliche des Gedichtes zu demselben Ergebnis: Er stört die Pointe. K. Hess wies nachdrllcklich darauf hin, daß es sich bei dem Gedicht WIJ eine Priamel handelt, •eine auf einen B6hepunkt ••• hin orientierte Aufreihung von parallelen Beziehungen (mit durchgehendem 16 Vergleichsmanent, ••• )•. Der Höhepunkt, fllr den alle Bilder 15

Ernasti, 205 mit 16 K. Hess, J., 43.

Bomeri opera, 1371 Luclwich, Gelegenheitsdichtungen, 2. Der Agon zwischen Homer und Hesiod, Winterthur, o. Zur Priamel allgemein vgl. w. Kr6hling, Die Priamel

Amn.

216

ep.

12

geschaffen sind, ist das lodernde Feuer des Hauses, das Ver~n6T' 4v gleichsmoment ist die Zierde, der Vers ~µaTi xciµcp(i, ve(,~cri Kpovtoov wirkt unpassend und angehllngt. Ferner erklärte schon Joh. Schmidt, daß der Zweck des Epigramms nicht darin bestehe, den vulgären Nutzen, die Heizkraft des Bausherdes zu preisen, und Ludwich interpretierte die Verse in seinem Sinne, nämlich daß "das gläubige Auge voll Ehrfurcht in der Flamme den jene himmlische Gabe, göttlichen Ursprung C8ccrni6at~ n~p) sieht, um deren willen der menschenfreundliche Prometheus gelitten hat. Eine Huldigung vor der erlauchten Festversammlung und vor der religiösen Bedeutung des Feuers war beabsichtigt, kein Lob 17 des Heizers.• Hess hält es für •müssig, über den Zweck der Priamelverse des Agon in jener besonderen Situation zu streiten•, da •die archaische Priamel typisch volkstilmlichen Ursprungs• sei gehöre, die •erst nachträglich in und •zu jenen Volksliedern• 18 die Homer-Legende eingesetzt wurden•. Aber gerade diese Frage ist für uns von größtem Interesse. Das Alter der Verse ist nicht nur durch die Volkstilmlichkeit sondern der Priamel bezeichnet, auch durch die Tatsache, daß sie mit der Hcmerlegende in BezieVersionen der Hamerlegenhung gebracht wurden. In verschiedenen de aber wurden sie verschieden interpretiert. Greifbar ist das für uns in der kurzen Episode des Agon, die aus einer jüngeren Darstellung des Lebens Homers stammen dürfte. 19 Hier stehen sie (Beispielreihung) als Stilmittel in der griechisch-römischen und StilforBeiträge zur LiteraturDichtung (Greifswalder schung, Heft 10), Greifswald 1935. 17 Schmidt, Herodotea, 181 f.~ Ludwich, Gelegenheitsdichtungen, 204 u. 205. 18 Hess, Agon, 45. 19 Diese Vita ließ im Gegensatz zur Herodotea einen beträchtlichen Teil des Wanderlebens Homers auf dem griechischen und enthielt den Wettkampf Homers Festland sich abspielen mit Hesiod. In den beiden Epigrammen, die sie parallel zur Herodotea überliefert, zeichnet sie sich durch Eindichtungen aus. So bietet sie den 4. Vers des Midasepigramms zusätzlich, bei dem es sich wahrscheinlich um eine Nachdichtung aus einem Simonidesgedicht handelt (vgl. oben, 62 ff.). Auch bringt sie, ganz wie zum zwölften, so zum dritten Epigramm in der Prosaeinleitung andere oder zusätzliche Nachrichten, von denen Pseudoherodot nichts weiß: Die Auftrag-

ep.

12

217

- daa beweiaen der Zuaatzvers ÖVTO, XaL nupo,

und die einleitenden

XaLOµ&VOU OXt6La.aaL

Worte ,uxou,

A&y&TaL TOua6& TOU, OT(xou,

- als Auadruck der Freude Homers über einen warmen Raum bei winterlicher Kälte. Diesen Zug der Legende scheint Pseudoherodot ol µcv A&youaL xaLgekannt zu haben, denn er sagt ausdrücklich: oµevou nupo, tv Tf o[xi, ol 6& ~aaL T6T& txxaÜaaL a~!,, tn&L6~ WOµ~po, TO (n&a slnev· 'Av6po, µcv nat6&, XTA. Das Gewicht des zweiten Gliedes gegenüber dem ersten deutet darauf hin, daß er der Meinung der •anderen• zuneigte, das Epigramm also, um mit Wilamowitz zu sprechen, als "eine geschickte Mahnung des Dich20 im Saale einzuheizen•, auffaßte. Doch die Verse, für ters, Ludwich hat Recht, sich allein genommen, wollen nichts Profanes. wenn er betont, daß die Vergleiche einen sichtbaren Schmuck bezeichnen und der Anblick des Feuers den Raum erhaben erscheinen l5ea9aL>. Abgesehen davon, daß die Worte läßt Cyspap~T&po, olxo, ein nicht in den Mund eines Blinden gehlSren, eine Aufforderung, Feuer zu machen, sind sie ursprünglich keinesfalla. Sie preiaen den Glanz und die Featlichkeit des Feuers. Das paßt in den Rahmen dea Apaturienfestea, in dessen Verlauf gerade das Herdfeuer eine beaondere Rolle spielte: Harpokration nämlich überliefert in seinem Attikerlexikon, s. v. Aaµna.,, daß während der Apaturien v0111Feuer des Herdes Fackeln entzündet und unter Geal.ngen dem Hephaistos Opfer dargebracht wurden. 21 In dieser Hinsicht ist das zwölfte Epigramm ähnlich dem elften: Es stilmt zum Wesen der

20

gebar der Midasgrabschrift sind nicht die Schwiegereltern des Midaa, sondern die Söhne Xanthos und Gorgos, und nach Vollendung seines Auftrags erhält Homer als Belohnung eine Apoll stiftet. Intersilberne Schale, die er dem delphischen essanterweise gibt Pseudoherodot in den Einleitungen zu beiMeinung oder Gedichtden Epigranaen Hinweise auf.abweichende faaaung:. (zum Midaaepigramm, Kap. 11) ~, KuµatoL AlyouaL und aT(XOL T&aaape,, (zum 12. Epigramm, Kap. 31) ol µlv A&youaL Vita. ••• ot 6& ~aaL, Offenbar kannte er die •festländische• 431, Anm. 1. So verstand auch der VerfasWilamowitz, Ilias, ser der Suda den Herodot, denn er gibt ihn, wann auch ungenau, weil verkürzt, so wieder: tnst 5i ~x&v el~ T~v ~P~Tpav, (v9a loatvUVTO, nüp ~vexauaav. µ&v OT&~avo, nat6s, XTA,

21

Vgl. Deubner,

Feste,

'O 6& WOµ~po, &(ngv•

233 mit Anm. 10.

•Av6po,

218

ep.

12

Apaturien. Allerdings - anders als beim elften - scheint der Verfasser der Vita einen profanen Sinn untergeschoben ben, der ihm ursprünglich nicht zukam.

ihm zu ha-

ep.

13

219

DAS DREIZEHNTEEPIGRAMM (Kamines)

nächsten Morgen, als Homer fortging, sahen ihn Töpfer, Da sie schon die gerade in ihrem Ofen feine Keramik brannten. von seinem Ruhm vernommen hatten, baten sie ihn, daß er etwas vortrage, und versprachen ihm als Lohn einige Stücke ihrer Töpferware. Homer sang ihnen daraufhin folgendes Gedicht, das den (Kap. 32): Namen KaµLvo, trägt Am

El µ&v owcr&,& µLcr0ov doLo~,.

J xepaµ~t,, X&tpa xaµ(vou, o&üp' dy' 'A0~va(~ xat bn&poxt0t ' ' ' tuY ö' t ntpav 0 &L&v x 6 ,u~oL xaL' nav,a xavao,pa, 5

~pux0~va( no>..>..dµtv

T& xa>..oo, xat TLµ~, Jvov dptcr0aL, tCv dyop~ noo>..tuµ&va, no>..>..do' dyuLat,,

no>..Xd 5& x&po~vaL, ~µtv Ot 5~ ~, o~Lv dttcraL. dp~cr9t, ~Hv o' ln' dvaLO&L~V Tpt~0&VT&, te6ot'

10

15

ouyxa>..eoo O~ff<a xaµCvoov o~>..~T~pa,, ZUVTPLß' 6µ00, Zµapay6v T& xat WAcrßtTOV~Ot Zaßax,~v '2µ6oaµ6v 9', ~, ,~5& ,&xvu xaxd no>..Xd nop(~&L tn&t0& nupa(0ouoav xat owµa,a• cruv Ot xaµLvo, 0

n!cra xux~0tl~, xepaµ&oov µ&ya ~xuoav,oov. '2, yvaao, tnn&(~ ßPUX&L, ßpuxoL Ot xaµLvo, nav,' fv,008' a6.~, xepaµ~ra >..tn,a nooüoa. ~&Üpo xat 'He>..(ou 0uya,&p, no>..u,apµaxt K(px~, dypLa ,apµaxa oeüpo 5& xat

ßa>..>..t, xaxou o' a6,ou, T& xat Xe(poov dye,oo no>..&a, Ktv,aupou,,

ot 0' 'Hpax>..~o, xetpa, TUffTOL&VTaO& lpya

ipya·

,uyov ot ,' dn6>..ov,o· nCnTOL O& xaµLvo,.

xa~,.

20

AÖTOL o' r~a~ooo o' ~o, O& x' ~>..exaec~.

oCµw~OVT&, 6p~aTO (pya

nov~pa.

6p6oov a6,wv xaxooaCµova T&XV~v. bnepxutu, nept TOUTOU nav TO np6ooonov ~, nav,&, lntcrTOOVT1 atoLµa ~&~&LV.

220

ep.

13

1 4ol6~, J Sud : 4tL6~aoo RLb : dtlaoo ~ V 2 4y' 'A8't')vat't')] dyae~ yat't') Sud I bnepaxt8t Sud bntpaxcyt R : bntpext yt V 3 ntpav8tttv Pollux 10, 85 : µtXav8tttv Her : µapav8tttv Sud I xavaaTpa Pollux 10, 85 : µaX' lCtlpa Her Sud µaXtupa (~ 4Xtupa) male coni. Allen : µaXLpa fortasse ignotum vasculi nomen esse putavit Wil. , TLµ~~ ~vov dpca8aL Her : TLµ~ ~VtLap !Xca8aL GM 5 noX6 xa 5• Sud : noxxa 6' lv Her : n6XX' lv coni. Ludw. ~µtv 6& 6~ ~~ a,Lv dttaaL Sud : ~µtv 6& 6~ ~, a,L vo~aaL Her : ~µtv 6' ~6coo, a,Lv dttaaL Wil. : bµtv 6& 6~ ~, a,lv 4tLaa Ludw. : alii aliter 8 xaµCvoov Sud : xaµCv~ Her t aUVTPLß' bµoaµapay6v Her : auvTpCtoo aµapay6v AS : : auv TpLß6X~ (TpLßaXf maluit auvTpttaL aµapay6v dett.Sudae 1 •AaßtTov Stephanus : 4aßtaTov Ludw.) Eµapay6v Scaliger •AaßoXov coni. West I aaßaxT't')V Sud : y' 4ßaxHer Sud : y' 4µaxTov R, rectum esse putavit Cook, Notes, p. Tov V 56 10 nopC,tL Her Sud : nop(,oL Herodoteae codd. dett. : nopl~tLV coni. Ludw. 11 ntt8t Her aTttXaL Sud ncp8t Scaliger : np~8t Portus : aTttßt coni. Wil. : attt vel natt coni. Allen I nupa(8ouaav nomen ignotum est : ncp8t nup'Ctl a[8ouaav coni. Barnes : ntp8eµtv a[8ouaav coni. Ilgen : nupa(8ouaav daemonan fornacis esse putavit xaTa coni. Ludw. 1, nooüaa R Sud (v. 1. Ludw. 1 xat] noLoüaa) : dnoXoüaa coni. Cook 15 - 21 interpolatos esse censuerunt Wil. et M.-w. : tantum versus 15 - 11 insertos 11 nlnTOL 6& xaµLvo, R Sud (xamihi verisimilius videtur 22 ntpt) nupt µLvo, etiam IP) : TUnTOL 6& xaµLvov V coni. Barnes I TOUTOUSud : TaUT't')VR : TaÜTa V : TOuT~ coni. M.-w.

Wenn die Verse auch sprachlich und inhaltlich eine ganze Reihe von Problemen aufwerfen, so liegt der klar in zwei Teile gegliederte Hauptgedankengang doch offen zutage: EC µh 6~atTt µLa8~v

dol6~,

xaµ(vou I ••• 6T)AT)T~pa,

6tüp' fiv 6'

c•wennihr

•••

4y' ttu6t'

'A8~va(T) 4pT)a8t

'K und 23 C!n(aTwvT' / a(aLµa). Auch hinsichtlich der Prosodie ist in dem Gedicht ein gewisser Grad der •verwilderung• gegenüber homerischem Gebrauch zu konstatieren: die kurze Messung des a in xaX~, (Vs. 4), die iambische Messung von T&~v~ in Vs. 10 (homerisch gemessen dagegen Vs. 21) und das Fehlen der HiatkUrzung in den Versen 6 Cxtp6~vaL, ~~tv> und 23 CfXtX8t(~, ~,>.5 Wir dürfen diese metrischen und prosodischen Mängel als So zum Beispiel Allen, Evelyn-White und ältere Herausgeber wie Westermann, Ernesti und Ilgen. 2 'AtL6~aw oder 4oL6~aoo. Vgl. Ludwich, Gelegenheitsdichtungen, 206 f. Merkelbach-West, die unser Gedicht aufgrund einer Notiz bei Pollux 10, 85, da8 einige es dem Hesiod zuschrieben, in die "Fragmenta Hesiodea" (Oxford 1967, 155 f.i aufgenommen haben, entschieden sich für die Version 4oi6~,. w. 3 So spricht o. Schönberger, Griechische Beischelieder, Meisenheim am Glan 1980, 6, von "der abrupten Form des Nachsatzes", zu der er aber Z 150, A 302 und P 685 vergleicht. 4 Vgl. D. Korzeniewaki, Griechische Metrik, Darmstadt 1968, 33. Nach Korzeniewski, ebd., Anm. 13, ist "im homerischen Hexameter ••• daa Verh<nia von zwei- zu einsilbigem 4. Bicepa, wenn Wortende folgt, 8 1 1, wenn Interpunktion folgt, aogar 20: 1." 5 Man halte zum Beispiel A 522 f. dagegen:µ~ TL vo~a~ 1 •Hp~• entschul!µot 6s x& TaÜTa µtX~atTaL, ~,pa T&X&aaoo. Allerdings 1

ep.

222

Indizien

für nachhomerische

Entstehung

13, 2. 3

des Epigramms betrachten.

Nach dem Anruf der G6ttin Athena, die unter dem Namen 'A8~vä als Schutzg6ttin des Handwerks verehrt wurde, 6 'Epyav~ vielfach spricht der Dichter seinen Wunsch aus: "Halte (schützend) deine Hand Uber den Ofen!" Dies ist die einzige unter den hier an und Athena gerichteten Bitten, in der er die G6ttin pers6nlich direkt in der zweiten Person anredet: und auch inhaltlich heben sich die drei Worte Cbnepcrxt0t xttpa xaµ(voul von den folgenden Wilnschen ab: Sie bilden den Hauptwunsch, der so allgemein gehalten ist, daß sich die anderen als Spezifikationen von ihm verstehen lassen, logisch unter ihn subsumiert werden k6nnen. Es wilrde daher passen, wenn sein allgemeiner Charakter auch grammatisch zum Ausdruck gebracht wilrde, und zwar dadurch, daß der Imperativ in einer durativen Zeitstufe, also im Präsens erschiene, da die nachfolgenden Spezifikationen den ingressiven Aorist zeigen. Tatsächlich bietet eine der beiden wichtigsten Handschriften der Herodotea, der Vaticanus 305 (V), bn&PEXE, was, da es in dieser Form metrisch nicht m6glich ist, leicht in das 7 epische bntlPEXE geändert werden konnte. Dennoch scheint der Grund filr eine solche Konjektur nicht schwerwiegend genug, denn auch das bnepcrxt0t, das aus der Sudailberlieferung stammt, läßt sich inhaltlich rechtfertigen. Es scheint daher geraten, mit Wi8 lamowitz und Ludwich bei der letzteren zu bleiben, zumal mehrere verdorbene und unannehmbare Lesarten der pseudoherodoteischen Handschriften der lectio der Suda sehr nahe kommen. 9 Die nächste Zeile (Vs. 3) ist E6 5e µt\av0etev x6Tu\oL bietet:

6 7 8 9

stark xat

verdorben. navTa

µa\'

Pseudoherodot t und mit Zustimmung von Peppmilller, die geistrei16 che Konjektur nptn&L. Aber ßps~&L ist sowohl bei Pseudoheround findet zudem, wie Luddot als auch in der Suda überliefert wich sah, im übertragenen Gebrauch der Nebenform ßpoµetv bei dem hellenistischen Epiker Rhianos von Kreta insofern eine wenigstens indirekte Parallele, als dort die Donnergewalt des Zeus als Metapher für großtuerisches Auftreten dient: -o~ 5& xtv eöox8~oL, 8tö~ ö' lnt 6Xßov 6na~u yatav I noootv lnLOT&(ß&L ... ,

14 15 16

... , lnLX~8&TaL, o~vtxa dXX' ~n&ponXCu xat aµapTw-

Das kurze u von ö6vaµaL wird nach LSJ, s. v., nur im Genitiv öuvaµevoLo und im Eigennamen äuvaµ&v~ metri causa gedehnt. Gelegenheitsdichtungen, 214. Ilgen, Hymni, 601. Evelyn-White, Homerica, 474, setzt die Konjektur in seinen Text. Als Beleg für das Simplex (bei Hoö' mer sonst nur µ&Tanpen&Lv) möchte ich M 104 hinzufügen:~ inp&nt xat ÖLa navTWV. - R. Peppmüller, Drei bei Umgängen in Griechenland gesungene Bittlieder, Jahrb. f. class. Phil.,

ep.

253

14, 2

(frg. 1, 9 - 13: "Wem es dagegen gut geht, wem Gott Reichtum gegeben hat, ••• er vergißt gar zu leicht, daß er die Erde nur mit den FUBen stampft, ••• sondern in seinem Hochmut und frevelnd in seiner Gesinnung donnert er 17 gerade wie Zeus"). Auch bei Euripides, Phoen. 113, schwingt in ßpeµwv die Ubertragene Bedeutung der Machtfülle mit, obwohl man natilrlich im Vordergrund, ähnlich wie bei Rhianos den Donner, das Stampfen und Klirren der Waffen und Hufe hört: 06 yap l~oL

v6oLO

,L faulw~

loa

~l8e

6Lt

nolovetx~~

ßpoµeeL

x86va

I

nollot~

µ&v tnnoL~,

µoploL~

Das ilberlieferte ßpeµ&L der Eiresione ist alµiya µ&v 56va,aL im so zu halten1 ebenso wie das tautologische ersten Halbvers. Denn alle bisherigen Konjekturen sind unbefrieµeya µ&v dü,et digend und gehen von dem metrisch fehlerhaften ("er brilllt laut") der Suda aus, was (gegen Millder) nicht so sondern seinerseits schon Konsehr Verschreibung aus 56va,aL, jektur zu sein scheint und die Tautologie zu 5ovaµevoLo nur in 18 die zu ßpeµ&L verwandelt. Es ist zu fragen, ob die Tautologie zu öovaµevoLo wirklich so "unerträglich" ist. Schon Ilgen 19 wies auf Parallelen im Homerischen Epos, die Peppmilller 20 noch um viele weitere vermehrte. Am besten vergleichbar sind e 528, ~ 475, M 295 und N 482, da an diesen Stellen ebenso wie an unserer ein Partizip durch einen Relativsatz und unter Verwendung N 481 f.: öe(5La 5' aCvoo~ desselben Verbs erklärt wird (z.B. 5'

önloL~

ßpeµwv.

16. 17 Powell, Collectanea, 9 f. 18 D. MUlder, Rezension "A. Ludwich, De Iresione Carmine HOJDePhilologische Wochenschrift 27, 1907, 6111 rico", Berliner Peppmüller, Bittlieder, Kilster schrieb µeya µev y' a6xet, Ludwich (nach xpa,Ee~, nAou.et 15 f., vermutete nloo,et, und ßAao.et, Jahrbilcher filr classische Philologie, 1889, 214, µey' 640) in seinem Kommentar "Gelegenheitsdichtungen", dü.et. Zu Unrecht bestritt Ludwich die Tautologie dü.et ßpeµeL, indem er das erstere als Gebrüll, das letztere als dessen Widerhall auffaßte: Er Ubersah, daß beide Verben hier nur Ubertragen gemeint sein können und damit dasselbe bedeuten müssen. 19 Hymni, 601 f. 20 Bittlieder, 15. Doch findet er keine der von ihm angeführten Tautologien so "nichtssagend" wie unsere, eine Ansicht, 1894,

ep.

254

ACvi(av

l n

L

6 v,

a

n65a~

,axuv,

d~ µoL

~

n

i

14, 2.3 L o L v),

offenbar in dem Bestreben, den wichtigsten Begriff des Gedankens durch Wiederholung hervorzuheben, ein Kennzeichen ursprilnglicher, einfacher Sprache. Und gerade bei der Eiresione handelt es sich ja um ein Volkslied, an das allzu strenge Kunst- und Stilkriterien anzulegen wir uns hilten sollten. Die singenden Kinder stellen am Anfang ihres Bettelliedes im Sinne einer "captatio benevolentiae" die Macht des Hausherrn in den Vordergrund (µeya 5uvaµevoLo, Vs. 1), die im folgenden Vers in der oben geschilderten "homerischen" Weise mit denselben Worten wiederaufgenommen und dann durch das spielerisch-scherzhafte, ebenfalls der Sphäre volkstümlicher Sprache entstammende ßpeµ&L in ihrer µeya öuva,aL und Wirkung beschrieben wird, wobei das allgemeine µlya ßplµiL mit µlv ••• öl einander gegendas spezifizierende übergestellt sind, während die materielle Grundlage der Macht, dauernder Reichtum; an das Ende des Verses, also an betonte Stelle gerückt ist. Mit dieser Interpretation fällt zugleich der Einwand, den zuerst Ernesti, dann Peppmüller gegen den zweiten Vers erhoben, daß er nämlich mit dem folgenden nicht zusammenstimme, wo der Reichtum ja erst Einzug halten solle (n\oü,o~ yap loiLoL, Vs. 3) und daher nicht als schon vorhanden gedacht werden k6nne: 21 Es kommt den Sängern darauf an, Gaben zu erhalten, und dazu wenden sie sich an einen reichen, das heißt, zu geben fähigen Mann, dessen Wohlwollen sie sich gleichzeitig durch Hervorheben seines Reichtums sichern. Die folgenden Segenswünsche schließen vorhandenen Besitz keineswegs aus. Nach der "captatio benevolentiae" der ersten beiden Verse, im Koronisma durch das Anfangswort ..>..6, ebenfalls auf; er vermutete nach Hesiod, Theog. 972, lcre>..6,. Nach Ausweis von Bruchmann (Roschers Mythologisches Lexikon, Bd. 7, 193) finden sich als Epitheta des Plutos tµepoecrTaTo,, xa>..>..LcrTo,, xpaTLOTO,, 6>..ßo66T~,, no>..uo>..ßo, Und TU~>..6,. Meines Wissens die einzige Stelle, wo ein Gott no>..u, genannt wird, ist Eur., Bacchae 300: µavTL, 6' 6 6a(µrov ~6&" TÖ yap ßaxxeucrLµov I xat TÖ µaVL006&, µaVTLX~V no>..>..~v lxeL· 1 1 >..eyHv TÖ µe>..>..ov ~TQV yap 6 8eö, d, TÖ crooµ' l>..au no>..u,, meint hier die weissagende Tou, µeµ~v6Ta, noLet. Teiresias

30 31

Kraft des Dionysos, die erst dann aus einem Menschen sprechen kann, wenn er die Gottheit "voll", das heißt ganz in sich aufgenommen hat. Heischelieder, 19. Er verweist auf Hesiod, Erga 600. Die Handschrift stammt frühestens aus dem 16. Jhdt. Sie hat viele Zusätze und Auslassungen und ist wahrscheinlich von der editio princeps des Sudalexikons aus dem Jahre 1499 abhängig. Immerhin ist besonders für die Epigramme eine Handschrift der Herodotvita benutzt worden. Siehe A. Adler, Die phil. 39, Hermes 67, 1932, Homervita im Codex Vindobonensis 363 - 366.

ep.

258

14,

6

Die Suda Uberliefert1 xupxa(~ ö' aCt~ Die Gegenüberstellung zeigt, daß die SuxaTd ö6pnou lpneo µa,a. daversion unverständlich ist, während die der Herodotvita bis 32 auf das erste Wort guten Sinn ergibt. Ma,a (•Fladenbrot") kommt bei Homer nicht vor, aber bei Hesiod; ~ xapöono~ ("Holzschüssel•) ebenfalls nicht, aber in der Alten Komödie. Der Sinn des Verses ist: •Der Fladen soll stets Uber den Gefäßrand lappen", ein sehr anschauliches Bild von Oppigkeit. 33 Probleme sind Anfang und Versschluß. Dieser ist, um mit Wi34 lamowitz zu reden, "ein UngetUm"; er dachte an die Form der Maza, machte xupßacr(~ (die hochgewölbte, in eine Spitze auslaufende persische Haube) aus xupßa(~ und µa~a als Genitivattribut unter Umstellung davon abhängig: xupßacr(~ ö' alet µa~~~ xaTd xapö6nou lpnoL. Doch sollte man den Spondiacus nicht antasten, da µa,a in beiden Oberlieferungszweigen den Versschluß behauptet,35 und xupßacr(~ µa,~~ ("Haubenmaza") ist ein kühnes Bild. Es gibt viele Möglichkeiten, das xupßa(~ der Herodotvita oder das xupxa(~ der Suda zu verstehen oder zu heilen: Die einen faßten das erstere als Adjektiv, d. h. als Epitheton zu µa,a auf und leiteten xupßato~ von xupßL~ ab (dem dreiseitigen, spitz zulaufenden attischen Gesetzespfeiler), dachten also wie WilamoxaTa

xapö6nou

lpTIOL µa,a.

sehr ähnlich sehen, Da sich ß und x in der Minuskelschrift dürfte die unterschiedliche Oberlieferung des ersten Wortes auf einem späten Abschreibfehler beruhen. Wilamowitz bietet im textkritischen Apparat seiner Vitenausgabe als Oberliexopßa(a statt xopßa(~. Es handelt sich ferung Pseudoherodots gewiß um einen Druckfehler. 33 Wegen des lpncLv versteht man µa,a hier allgemein als "Graupenbrei"; vgl. Schönberger, Heischelieder, 20: "lpntLv drückt das zähe Fließen des Teiges oder Breies aus." Doch kann µa,a kaum diese Bedeutung haben. Die singenden Kinder spielen mit lpnoL zwar auf den Backvorgang an, haben aber im Sinn: das leckere Fladenbrot. Ich natürlich das Resultat glaube, meine Paraphrase gibt am ehesten wieder, was gemeint ist. 433. 34 Ilias, 35 Die Sudavariante lpneo verdankt ihre Entstehung dem Bestreben, den Spondeus zu beseitigen, denn lpntLv kommt als Medium sonst nicht vor. Auch beweist der im vorangehenden Vers ausgesprochene Segenswunsch, daß ein Optativ nötig ist.

32

ep.

14, 6. 7

259

witz an die Form der Maza (so Ernesti), andere vermuteten einen sich auf Aorist Optativ nach Analogie von ßa(v&tv und beriefen ("mit den Hörnern stoßen"): µff~a xupßai~ Hesychs xup~ßacracr8at xapö6nou ~px&a = die Masse soll die Gefäßränder stoßen, d. h. vor Fillle sprengen (so Ilgen). Goettling änderte in xpt8a(~v (als Adjektiv zu xpt8ai verstanden), das er aus dem folgenden ("Flamme"). 36 Von den zehn MazaVers holte, Hermann in nupxat~ arten gedacht - die abschließende und zugleich stärkste Meta54 pher für den künftigen Reichtum des Hauses. Nachdem also formal und in höchster Steigerung die Segenswünsche abgeschlossen sind, in deren Mitte (von dreieinhalb und drei Versen umrahmt) die Bitten und Aufzählung der einzelnen Gaben eingeschaltet waren, wenden sich die Kinder im Schlußteil des Liedes noch einmal verstärkt und ausschließlich ihrem eigentlichen Anliegen zu. Dasselbe Prinzip - die konkreten Bitten unter Nennung der Gaben am Anfang oder im Anfangsteil und die in eindringlicherem Tonfall gehaltene allgemeine Aufforderung zur Freigebigkeit am Schluß - findet sich auch in den anderen Heischeliedern.55 Leider ist der Schlußteil der Eiresione schwer beschädigt. Pseudoherodot bricht nach npo8&poL~ in Vers 12 ab und fügt, ähnlich wie es Athenaeus im Krähenlied nach Vers 17 macht, mit einem xa( die beiden letzten iambischen Trimeter an (Vs. 14 - 15). Das zweite Hemistich von Vers 12 und den ganzen Vers 13 bietet nur die Suda, diesen allerdings bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Der Grund für die Auslassung in der Vita Herodotea scheint damit gegeben. Eine gr6ßere Lücke anzunehmen, wie Ilgen es tat, 56 der an ~AAd ~ep' alta (Vs. 12) als "additamentum" die mit vüv µ&v xpL8a(~v (Vs. 7) beginnenden Bitten um

54

55

56

Uberfluß an Edelmetall im Hause ist auch bei Homer Ausdruck h6chster Macht. So bestaunt Telemach im Palast des Menelaos Glanz Cö 72 f.: •.. crTepon~v xaTd den ringswn herrschenden öooµaTa ,,, 1 XPUaOÜ T 1 ~A&XTpOU TE xat ~pyupou •••) Und ruft bewundernd aus, daß er sich so den Palast des Zeus vorä 2 sind die G6tter beim Gelage im Festsaal des Zeus stelle. auf goldenem Fußboden sitzend gedacht . Im Chelidonismos die einzelnen Bitten Vs. 6 - 11, die wiederholte Aufforderung Vs. 17; im Koronisma die Bitten vs. 1 - 6, die Aufforderung Vs. 18 - 21. Auch in dieser Hinsicht fällt die Kamines grundsätzlich aus dem traditionellen Rahmen des Bettelliedes heraus. Hymni, 602.

266

ep.

14

Gaben anzuschließen in Betracht zog, ist im Vergleich mit Vers