Iberoromanische Arabismen im Bereich Urbanismus und Wohnkultur: Sprachliche und kulturhistorische Untersuchungen 9783110944389, 3484523247, 9783484523241

The Islamic era on the Iberian peninsula brought many innovations with it, most of them adopted together with their Arab

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Table of contents :
Vorbemerkung
Einführung
1 Gegenstand und Grundlage der Untersuchung
2 Aufbau, Ziele und Thesen
3 Relevanz und Abgrenzung
4 Aufbau der einzelnen Teile und Vorgehensweise
4.1 Kulturhistorischer Teil
4.2 Linguistischer Teil
5 Methode und verwendete Quellen
6 Begriffe und Definitionen
7 Schreibweisen und Konventionen
Erster Teil: Urbanismus und Wohnkultur im mittelalterlichen Iberien
1 Al-Andalus
1.1 Die hispanoislamische Stadt
1.2. Das städtische Wohnhaus im islamischen Iberien
2 Das christliche Iberien
2.1 Christlich-iberische Städte
2.2 Städtische Wohnhäuser im christlich-iberischen Mittelalter
Zweiter Teil: Lexikologie
1 Stadt
1.1 Städtisches Umland
munya
maqbara, maqābir
musāra/muṣāra
1.2 Vororte
rabaḍ
1.3 Zitadelle
qaṣaba/qaṣba
qaṣr
maṭmūra
ṭābiqa, ṭabaq
1.4 Marktbezirk
sūq
qaisārīya/qaiṣārīya
fundaq
1.5 Straßensystem
zanāqa
zuqāq
darb
1.6 Wohnviertel
barrī
ǧamā‘a, ǧāmi‘
1.7 Öffentliche Einrichtungen
qūša/kūša
ṣahrīǧ
qanṭara
ballā‘a/ballū‘a
2 Haus
2.1 Fassade, Tür, Fenster
ḍabba
ḥilqa
‘amūd, ‘imād
fasḥa
šimās, šamāsīya
duffa
mušabbak, tašbīk
2.2 Aufbau des Hauses, Räumlichkeiten
’isṭawān
suṭayyaḥ
saqf samā’, saqīfa
ġurfa
maṣrīya
qubba
ḥanīya
2.3 Vorratshaltung, Wasserversorgung, sanitäre Einrichtungen
ḫazāna
ǧubb/ǧibb
birka/barka
ǧarūz
taǧriya, maǧrā
bait al-mā’
Schlussbetrachtung
Bibliographie
Literaturverzeichnis
Wörterbuchverzeichnis
Index
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Iberoromanische Arabismen im Bereich Urbanismus und Wohnkultur: Sprachliche und kulturhistorische Untersuchungen
 9783110944389, 3484523247, 9783484523241

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BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR ROMANISCHE PHILOLOGIE BEGRÜNDET VON GUSTAV GRÖBER HERAUSGEGEBEN VON GÜNTER HOLTUS

Band 324

YVONNE KIEGEL-KEICHER

Iberoromanische Arabismen im Bereich Urbanismus und Wohnkultur Sprachliche und kulturhistorische Untersuchungen

MAX NIEMEYER VERLAG T Ü B I N G E N 2005

Die vorliegende Arbeit wurde von der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich im Sommersemester 2001 auf Antrag von Prof. Dr. Georg Bossong als Dissertation angenommen.

Für Linus

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 3-484-52324-7

ISSN 0084-5396

© Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2005 http://www. niemeyer. de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Satz: epline, Kirchheim unter Teck Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Einband: Norbert Klotz, Jettingen-Scheppach

Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung

1

Einführung 1 Gegenstand und Grundlage der Untersuchung 2 Aufbau, Ziele und Thesen 3 Relevanz und Abgrenzung 4 Aufbau der einzelnen Teile und Vorgehensweise 4.1 Kulturhistorischer Teil 4.2 Linguistischer Teil 4.2.1 Kriterien für die Auswahl der Korpuselemente 4.2.2 Aufbau der lexikologischen Kapitel und untersuchte linguistische Aspekte 5 Methode und verwendete Quellen 6 Begriffe und Definitionen 7 Schreibweisen und Konventionen

3 5 9 11 13 13 14 15 16 19 22 24

Erster Teil: Urbanismus und Wohnkultur im mittelalterlichen Iberien 1 Al-Andalus 1.1 Die hispanoislamische Stadt 1.1.1 Städtisches Umland 1.1.2 Vororte 1.1.3 Die qasaba 1.1.4 DiQ madina 1.1.4.1 Öffentliche Bereiche der madina 1.1.4.1.1 Die Freitagsmoschee 1.1.4.1.2 Der süq und seine Elemente 1.1.4.1.3 Weitere öffentliche Einrichtungen... 1.1.4.1.4 Verkehrswege 1.1.4.2 Nichtöffentliche Bereiche: die Wohnviertel.... 1.1.4.2.1 Straßen und Gassen 1.1.4.2.2 Kollektive Einrichtungen 1.1.4.2.3 Wohnbevölkerung 1.2. Das städtische Wohnhaus im islamischen Iberien 1.2.1 Anlage und Aufbau 1.2.1.1 Äußeres Erscheinungsbild

29 29 29 30 33 34 36 37 37 39 44 47 50 51 58 61 64 64 64

V

1.2.1.2 1.2.1.3 1.2.1.4 1.2.1.5

Haushöhe, Dach und Flachdach Zugang Innenhof Räume 1.2.1.5.1 Anordnung 1.2.1.5.2 Art und Funktion 1.2.2 Versorgung des städtischen Wohnhauses in al-Andalus 1.2.2.1 Wasser und Abwasser 1.2.2.2 Raumklima und Beleuchtung 2 Das christliche Iberien 2.1 Christlich-iberische Städte 2.1.1 Religiöse und politisch-administrative Institutionen . . . 2.1.2 Städtische Märkte 2.1.3 Straßensysteme 2.1.4 Öffentliche Einrichtungen 2.1.5 Stadtviertel und Bevölkerungsgruppen 2.1.6 Städtisches Umland 2.2 Städtische Wohnhäuser im christlich-iberischen Mittelalter .. 2.2.1 Haustypen 2.2.2 Aufbau und Anlage der von Christen bewohnten Stadthäuser 2.2.2.1 Äußeres Erscheinungsbild 2.2.2.2 Haushöhe, Dach und Flachdach 2.2.2.3 Zugang 2.2.2.4 Innenhof 2.2.2.5 Räume 2.2.2.5.1 Anordnung 2.2.2.5.2 Art und Funktion 2.2.3 Versorgung des christlich-iberischen Stadthauses 2.2.3.1 Wasser und Abwasser 2.2.3.2 Raumklima und Beleuchtung

115 115 121 122 123 124 124 125 129 129 130

Zweiter Teil: Lexikologie 1 Stadt 1.1 Städtisches Umland munya maqbara, maqäbir musära/musära 1.2 Vororte rabad 1.3 Zitadelle qasaba/qasba qasr matmüra

133 133 133 133 137 142 147 147 152 152 158 163

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66 68 70 72 72 73 77 77 78 80 80 84 87 92 102 106 113 114 114

täbiqa, tabaq 168 1.4 Marktbezirk 175 süq 175 qaisärlya/qaisäriya 184 fundaq 192 1.5 Straßensystem 199 zanäqa 199 zuqäq 202 darb 206 1.6 Wohnviertel 214 barn 214 gamaa, gämi' 221 1.7 Öffentliche Einrichtungen 228 qüsa/küsa 228 sahrig 230 qantara 238 balla a/ballua 243 2 Haus 250 2.1 Fassade, Tür, Fenster 250 dabba 250 hilqa 256 'amüd, 'imäd 259 fasha 264 simäs, samäslya 269 duffa 277 musabbak, tasbik 281 2.2 Aufbau des Hauses, Räumlichkeiten 287 'istawän 287 sutayyah 292 saqf samä', saqifa 297 gurfa 305 masriya 310 qubba 314 hamya 319 2.3 Vorratshaltung, Wasserversorgung, sanitäre Einrichtungen... 322 hazäna 322 gubb/gibb 326 birka/barka 333 garüz 336 tagriya, magrä 340 bait al-mä' 346 Schlussbetrachtung

351 VII

Bibliographie Literaturverzeichnis Wörterbuchverzeichnis

359 359 382

Index

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VIII

Vorbemerkung

Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2001 von der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich als Dissertation angenommen. An dieser Stelle möchte ich besonders Herrn Prof. Dr. Georg Bossong danken, der als Doktorvater das Entstehen der Arbeit mit großem Engagement begleitet und mich stets mit wertvollem Rat und vielen Anregungen unterstützt hat. Dank gebührt ebenfalls Herrn Prof. Dr. Albrecht Noth, der mich in zahlreichen Gesprächen gerade in der Anfangsphase der Arbeit bestärkt, ihre Fertigstellung aber leider nicht mehr erlebt hat. Herrn Prof. Dr. Günter Holtus danke ich für die Aufnahme meiner Arbeit in die Reihe der Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie. Dem Deutschen Akademischen Austauschdienst sei für die Gewährung eines Stipendiums für einen Forschungsaufenthalt in Marokko gedankt. Danken möchte ich ebenso dem Romanischen Seminar der Universität Zürich, der Universitätsbibliothek Tübingen, der Biblioteca Geral der Universidade de Coimbra, den Bibliotheken der Universität de Barcelona und der Universität Pompeu Fabra in Barcelona sowie der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, insbesondere Frau Sturm, Frau Nuß und Frau Baudoux von der Abteilung Alte Drucke. Meinem Mann Jürgen Keicher danke ich für die Durchsicht des Manuskriptes und die Ideen und kritischen Anmerkungen, mit denen er mich in jeder Phase der Arbeit unterstützt hat. Dank gilt auch meinen Eltern für ihre konstruktive Geduld und die finanzielle Unterstützung. Für die Auszeichnung meiner Dissertation mit dem Jahrespreis 2002 möchte ich der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich meinen Dank aussprechen.

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Einführung

Die Zeit der islamischen Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel dauert insgesamt fast acht Jahrhunderte an. Zu Beginn dieser Epoche erstreckt sich der hispanoislamische Machtbereich noch über den größten Teil des heutigen Portugal und Spanien. Mit dem allmählichen Voranschreiten der christlichen Eroberungen Richtung Süden reduziert sich das islamisch beherrschte Territorium, bis während der letzten 260 Jahre nur noch ein kleines Königreich, Granada, übrig bleibt. Im Jahr 1492 kapituliert auch dieses schließlich vor der Übermacht Kastiliens und Aragons. Mit dem Ende der islamischen Herrschaft jedoch ist die Präsenz dieser Kultur auf der Iberischen Halbinsel noch nicht beendet. Nachdem die Muslime schon während der Reconquista in den im Laufe der Zeit eroberten Gebieten in großer Zahl als Mudejares wohnen bleiben, schließen sich nach dem endgültigen Fall von al-Andalus noch über hundert Jahre der Duldung der Moriscos an, die, offiziell zum Christentum bekehrt, meist weiterhin heimlich ihren islamischen Glauben praktizieren, bevor sie schließlich zwischen 1609 und 1614 endgültig vertrieben werden. Den christlichen Bewohnern Iberiens - ob es sich nun um in al-Andalus unter Muslimen lebende Christen (Mozaraber) oder um die Bevölkerung der nördlichen christlichen Königreiche handelt - ist die Überlegenheit der Muslime auf vielen Gebieten bewusst. Dazu zählen Naturwissenschaften und Medizin, Literatur und Architektur, Bewässerungstechnik und Gartenbau. Diese Überlegenheit führt zu einer tief greifenden kulturellen Beeinflussung der Christen während jeder der verschiedenen Phasen muslimischer Herrschaft. Der Einfluss, der die unterschiedlichsten Lebensbereiche betrifft, ist motiviert durch die Notwendigkeit der Übernahme technischer und anderer Neuerungen, durch die Defizite auf wissenschaftlichem Gebiet, durch die Beibehaltung bereits vorhandener Strukturen und Institutionen nach der Eroberung muslimischer Städte oder einfach durch Mode- und Prestigegründe. Viele dieser Einflüsse und Neuerungen gelangen von den Gebieten des heutigen Portugal, Spanien und Katalonien aus auch in die übrigen Länder Westeuropas, was die Iberische Halbinsel zu einer der Nahtstellen zwischen Orient und Okzident macht. Auf der Iberischen Halbinsel selbst jedoch wirkt der Einfluss aufgrund der un-

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mittelbaren Koexistenz von Christen und Muslimen am intensivsten und am nachhaltigsten und ist in einigen Lebensbereichen heute noch spürbar. In unmittelbarem Zusammenhang mit dem kulturellen Einfluss, den der arabisch-muslimische Teil der Bevölkerung auf den christlich-romanischen ausübt, steht die sprachliche Beeinflussung. Diese, für die der kulturelle Einfluss die Voraussetzung und Grundlage darstellt, ist ihrerseits nicht nur dessen Konsequenz, sondern transportiert ihn auch. Betroffen ist hiervon in erster Linie das Lexikon des Portugiesischen, Spanischen und Katalanischen: Im Laufe der Jahrhunderte finden zahlreiche arabische Wörter als Lehnwörter Eingang in die drei großen iberoromanischen Sprachen, denn die Übernahme kultureller oder technischer Neuerungen bringt die Notwendigkeit mit sich, diese auch adäquat zu benennen. Die häufigste Art, diesem Ausdrucksbedürfnis nachzukommen, ist die Übernahme des neuen Gegenstandes zusammen mit seiner Bezeichnung in der Ursprungssprache. Oftmals handelt es sich bei den Entlehnungen aber auch um neue Bezeichnungen für bereits bekannte Dinge, die gewählt werden, weil dem fremdsprachlichen Wort eine höhere Präzision oder größeres Prestige beigemessen wird. Ebenso wie kulturelle Neuerungen und wissenschaftliche Erkenntnisse von der Iberischen Halbinsel aus in andere europäische Länder gelangen, finden auch die entsprechenden, aus dem Arabischen entlehnten Bezeichnungen über das Iberoromanische in viele andere europäische Sprachen Eingang. Dabei erreichen die Sprachen jenseits der Pyrenäen jedoch nie die große Zahl an Arabismen, die sich aufgrund des direkten Einflusses und der jahrhundertelangen Koexistenz in den iberoromanischen Sprachen etablieren und von denen noch heute ein großer Teil in Gebrauch ist. Bedingungen für den sprachlichen Einfluss sind Sprachkontakt und Bilingualismus zumindest der kulturell unterlegenen, entlehnenden Gruppe. Charakteristisch für die muslimische, christliche und jüdische Bevölkerung in al-Andalus ist sowohl Diglossie als auch Mehrsprachigkeit: Verkehrssprache sind neben dem Hispanoarabischen die romanischen, so genannten mozarabischen Dialekte, in frühester Zeit auch Berbersprachen; hinzu kommen für den schriftlichen und den liturgischen Gebrauch das klassische Arabisch, das Lateinische sowie das Hebräische.1 Auf mündlichem, dem häufigsten Weg gelangen arabische Lexeme vor allem durch Vermittlung der zweisprachigen und bikulturellen Mozaraber

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Auf die Gewichtung dieser Sprachen und Dialekte im Laufe des iberischen Mittelalters geht beispielsweise Cruz Hernandez (1992, 359s. und 481s.) ein, auf die romanisch-arabischen Sprachkontakte Kontzi (1998, 329b ss. und 332b ss.). Zum Thema Diglossie siehe die Arbeit von Ferguson (1959); Sprachkontakt und Bilingualismus als Voraussetzungen für sprachliche Entlehnung behandeln z.B. die Arbeiten von Weinreich (1977), Vogt (1954) und Oksaar (1984).

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und durch Mudejares in das iberoromanische Lexikon; auf schriftlichem Weg werden Lehnwörter zumeist bei Übersetzungen arabischer Texte in die romanischen Sprachen bzw. das Lateinische übernommen. 2

1

Gegenstand und Grundlage der Untersuchung

Gegenstand dieser Arbeit ist eine Untersuchung des lexikalischen Einflusses des Arabischen auf die drei iberoromanischen Sprachen Portugiesisch, Spanisch und Katalanisch. Jedoch nicht allein der sprachliche Einfluss wird zu betrachten sein: Wenn sich die Erweiterung des Lexikons einer Sprechergemeinschaft aus kulturellen Veränderungen ergibt, bzw. wenn sich kultureller Wandel in sprachlichem Wandel manifestiert, dann liegt es nah, den kulturhistorischen Kontext der involvierten Sprechergemeinschaften in der Untersuchung zu berücksichtigen. Von Interesse sind dabei die vielfältigen Beziehungen, die zwischen kulturellem Einfluss, Sprachkontakt und sprachlicher Entlehnung bestehen. Eine Untersuchung dreier Sprachen, die zudem das zu untersuchende Merkmal in relativ großer Zahl aufweisen, wie es bei den Arabismen in den iberoromanischen Sprachen der Fall ist,3 muss exemplarisch vorgehen, wenn das Ziel über eine bloße Bestandsaufnahme hinausgeht und außerdem der kulturhistorische Hintergrund einbezogen werden soll: Sie muss sich auf eine nach bestimmten Kriterien getroffene Auswahl von Beispielen beschränken, die in gewissem M a ß e als für den gesamten Bestand repräsentativ angesehen werden kann. Als Grundlage dient daher ein bestimmter definierter Ausschnitt aus dem kulturellen Leben der betreffenden Gesellschaftsgruppen bzw. Sprechergemeinschaften. Dieser bildet einerseits den Inhalt einer kulturhistorischen Untersuchung; andererseits liefert er das Kriterium, das die Auswahl der Arabismen bestimmt, die - als Ausschnitt aus dem iberoromanischen Wortschatz - in die darauf folgende lexikologische Analyse einbezogen werden. Urbanismus und Wohnkultur stellen einen Untersuchungsgegenstand dar, der mit Blick auf die hispanoislamische und die christliche Gesellschaft im mittelalterlichen Iberien aus mehreren Gründen besonders lohnend ist. 2

3

Z u diesem Weg der Entlehnung und dem Begriff der Akkulturierung siehe die Arbeit von Bossong (1979, besonders 3ss.). Die Schätzungen, die von einigen Autoren hinsichtlich der Zahl der Arabismen in den iberoromanischen Sprachen angestellt werden, variieren zum Teil erheblich und bewegen sich zwischen einigen Hundert und über Tausend ( ζ . B. werden auf der Grundlage des Akademiewörterbuchs 1285 spanische Arabismen gezählt). Siehe dazu Sola-Sole (1968, 276) sowie N o l l (1996, 299s.) und Kiesler (1994, 69s.), wo verschiedene Meinungen zusammengefasst werden. Im Allgemeinen wird für das Katalanische eine geringere Zahl an Arabismen vermutet als für das Portugiesische und insbesondere das Spanische.

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Unter kulturhistorischen Gesichtspunkten bietet sich dieser Bereich an, weil beide Kulturkreise - der hispanoislamische und der christlich-iberische - einerseits eigenständige und grundlegend verschiedene Traditionen und Entwicklungen in Städte- und Hausbau aufweisen, die einen ausführlichen Vergleich nahe legen; andererseits aber ist vor allem die christliche Seite diejenige der beiden, die aufgrund der historischen Umstände mit den städtebaulichen Strukturen und architektonischen Prinzipien der anderen Kultur konfrontiert wird. Diese Konfrontation besteht zum einen darin, dass Christen als Mozaraber in Städten leben, die nach islamischer Tradition angelegt sind und sich dort an der muslimischen Lebensweise orientieren; zum zweiten behalten die Christen nach der Eroberung einer islamischen Stadt zunächst bei, was sie an Bausubstanz und städtischer Organisation vorfinden. Zum dritten nehmen die Christen jedoch auch ganz bewusst und aus Gründen des Prestiges und der Mode von der islamischen Architektur zahlreiche Einflüsse auf, denn Urbanismus und Wohnkultur gehören zu den vielen Bereichen, die schon in frühester Zeit in der hispanoislamischen Kultur weiter entwickelt sind als in der christlichiberischen und daher Vorbildcharakter erlangen. Die verschiedenen Berührungspunkte zwischen christlichem und islamischem Urbanismus machen diesen Themenbereich auch unter lexikologischem Aspekt interessant: Zusammen mit den von den Christen übernommenen Elementen des hispanoislamischen Städtebaus und der Bauweise und Ausstattung von Wohnhäusern gelangen zumeist auch die arabischen Bezeichnungen dafür in den romanischen Wortschatz. Urbanismus und Hausbau gehören daher zu denjenigen Gebieten, die besonders viele Arabismen aufweisen. Ein weiterer wesentlicher Aspekt, der den Bereich des Urbanismus als Untersuchungsgegenstand besonders in den Vordergrund rückt, ist in der großen Bedeutung zu sehen, die der Stadt und dem städtischen Leben im islamischen Kulturkreis zukommt. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass der Islam vom Urbanen Leben geprägt und die Ausübung des islamischen Glaubens von einem Leben in der Stadt abhängig ist.4 Zweifellos sind die Gründe für den hohen Stellenwert des städtischen Lebens im Islam bereits in seiner Entstehungsgeschichte zu sehen, denn er ist als eine Religion von Städtern begründet worden und der Prophet Muhammad hat sich - aufgrund seiner Herkunft, aber auch aus Misstrauen gegenüber den nicht sesshaften Beduinenstämmen, die zunächst gar nicht oder nicht aus religiöser Überzeugung für einen Anschluss an den neuen Glauben zu gewinnen waren - wohl selbst als Städter begriffen. Diese Geringschätzung des nomadischen Lebens schlägt sich auch im Koran nieder, und die Normen und Vorschriften, die die medinensischen Teile des Korans ent4

Siehe hierzu insbesondere Grunebaum (1955, 139s.) und die Arbeit von Margais (1928).

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halten, sind ein Regelwerk für das Zusammenleben in einem Urbanen Kontext. Im Verlauf der islamischen Expansion und in der Folgezeit werden aufFallend viele neue Städte gegründet, die schon bald zu einer Blüte gelangen, mit der die zeitgenössischen europäischen Städte nicht konkurrieren können. Das Ideal des städtischen Lebens und das Bewusstsein für die kulturelle und soziale Bedeutung der Städte in Abgrenzung zum nomadischen Leben zieht sich durch die gesamte islamische Geschichte und findet im 14. Jh. ihren Ausdruck in Ibn Haldüns Muqaddima. Auch auf der Iberischen Halbinsel, wo die Muslime im 8. Jh. auf eine in weiten Teilen agrarische Gesellschaft stoßen, erfolgen viele Neugründungen5 und den alten römischen Städten wird wieder zu neuem Aufschwung verholfen. Dieser dynamische Urbanisierungsprozess führt in al-Andalus schon in frühester Zeit zu einer bedeutenden Stadtkultur und einer großen Urbanen Dichte; Cordoba ist im 10. Jh. die größte Stadt Westeuropas.6 Der christliche Norden der Iberischen Halbinsel dagegen erlebt nicht vor dem späten 11. Jh. eine erste, bei weitem noch nicht vergleichbare Phase Urbanen Wachstums, bevor sich schließlich vor allem ab dem 13. Jh. die von Christen gegründeten Städte deutlich zu entwickeln beginnen. Die Begriffe «Urbanismus» und «Wohnkultur» sollen nun zunächst für die Verwendung in dieser Arbeit definiert und eingegrenzt werden: Unter den Begriff des Urbanismus fallen Konzeption und Anlage von Stadt und Stadtvierteln sowie alle städtebaulichen und infrastrukturellen Elemente mit ihren jeweiligen Funktionen. Der Begriff der Wohnkultur bezieht sich auf das städtische Wohnen im kleinsten sozialen Rahmen, dem der Familie in ihrem privaten Wohnhaus, wobei dessen Anlage, Aufbau und Ausstattung von Interesse sind. Diese Bereiche werden nur mit Blick auf die Stadt zu beschreiben sein; ländliche Siedlungen oder Hausformen werden nicht berücksichtigt.7 5

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Für eine Aufstellung der muslimischen Stadtgründungen auf der Iberischen Halbinsel siehe Kress (1996, 231ss.); siehe auch ausführlich Kress (1968, 212ss.), Lombard (1992, 129ss.) und Mazzoli-Guintard (1996, 163ss. und 1998, 102s.). Diese Tatsache zumindest steht fest, wenn auch die Mutmaßungen über die ungefähre Einwohnerzahl des kalifalen Cordoba beträchtlich schwanken, nämlich zwischen 100.000 (Torres Balbäs 1971, 104), einer halben (Lombard 1992, 152) und einer Million (Kress 1968, 211). Für Berechnungen und Schätzungen von Einwohnerzahlen in al-Andalus siehe ausführlich Torres Balbäs (1971, 93ss.) sowie Kress (1968, 205ss.) und Almagro (1987, 424ss.). Bei der Abgrenzung der Stadt von ländlichen Siedlungen muss für das Mittelalter eine andere Definition angesetzt werden als für die heutige Zeit. Weiter ist zu unterscheiden zwischen dem, was im christlichen Iberien, und dem, was in alAndalus als Stadt angesehen wird. Eine genaue Abgrenzung erweist sich allerdings aufgrund von manchmal fließenden Ubergängen und übergreifenden Merkmalen zwischen Stadt und Land als schwierig. Die meisten Definitionen stimmen jedoch für beide Kulturkreise darin überein, dass sich eine Stadt vom Dorf -

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U m sowohl die kulturhistorische Untersuchung als auch die Zahl der Korpuselemente für die linguistische Analyse überschaubar zu halten, muss der hier definierte Bereich des Urbanismus und der Wohnkultur gegen andere, benachbarte oder sich damit überschneidende Gebiete abgegrenzt werden. Es handelt sich dabei u m solche Themenkreise, die für sich g e n o m m e n schon aufgrund ihres U m f a n g s genügend Stoff für eine eigenständige Untersuchung bieten würden. Bei den Bereichen, die nicht in die Untersuchung einfließen werden, handelt es sich hinsichtlich des Wohnhauses um Architektur im engeren Sinn (d.h. fachsprachliche Bezeichnungen für Bauelemente und -Stoffe sowie der Kunstgeschichte zuzurechnende Begriffe) und den großen Bereich der z u m Haushalt zählenden Textilien und Gefäße; für die Stadt sind dies Begriffe aus der städtischen Verwaltung oder Bezeichnungen für Ämter und Berufe, der Bereich der Toponomastik und schließlich die Verteidigungsanlagen: Von den baulichen und infrastrukturellen Elementen der Stadt sollen nur diejenigen beschrieben werden, die als «zivil» anzusehen sind. D i e Zitadelle beispielsweise wird nur als konstituierendes Element des städtischen Ganzen, in ihrer Funktion als einer der Stadtteile behandelt, nicht aber in ihren verteidigungstechnischen Details analysiert. 8

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mehr noch als in einer höheren Einwohnerzahl - vor allem darin unterscheidet, dass sie bestimmte administrative, politische, juristische, wirtschaftliche, religiöse und kulturelle Funktionen wahrnimmt. Daraus wiederum ergibt sich die vorherrschende Ausübung von charakteristischen städtischen Berufen, was gleichzeitig Unterschiede in der Sozialstruktur und in der Lebensweise der Stadtbewohner gegenüber der ländlichen Bevölkerung bedingt (siehe dazu ζ. B. Delort 1972, 250s., Mattoso 1992a, 14ss., Bazzana 1992, 208s.). Weiter wird bisweilen das Vorhandensein von Befestigungsanlagen und einer Stadtmauer genannt, wiewohl es natürlich auch befestigte Dörfer gibt. Die islamische Stadt ist darüber hinaus dadurch gekennzeichnet, dass sie über ein religiöses Zentrum in Gestalt einer Freitagsmoschee verfügt und über ein wirtschaftliches Zentrum in Form eines permanenten Marktes (cf. z.B. Margais 1928, 96, Grunebaum 1955, 138s., Hakim 1986, 57). Über diese und andere Merkmale, die in ihrer Gesamtheit die (hispano)islamische Stadt definieren, wird in den einzelnen Kapiteln des kulturhistorischen Teils zu sprechen sein. In den christlichen Städten kommt mit der städtischen Autonomie und Selbstverwaltung - mit einem mit Privilegien verknüpften Stadtrecht sowie einer Bürgervertretung - noch ein weiterer definierender Faktor hinzu, der islamischen Städten fehlt. Da es sich daher, anders als im Fall der christlich-iberischen Städte, bei den Bewohnern der hispanoislamischen Städte nicht um «Bürger» im eigentlichen Sinn des Wortes handelt, soll von diesen hier stets als von «Bewohnern» gesprochen werden. Auch der Bau und die Ausstattung von Palästen sollen, abgesehen von sporadischen Hinweisen, nicht Untersuchungsgegenstand sein: der Stoff, den eine ausführliche Beschreibung von Palästen bietet, würde den Rahmen dieser Arbeit übersteigen; sie sind zudem, anders als das gewöhnliche städtische Wohnhaus, Gegenstand vieler kunsthistorisch orientierter Arbeiten. 8

2

A u f b a u , Ziele u n d T h e s e n

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in zwei Teile. Der erste beinhaltet die Darstellung und den Vergleich der Formen und Strukturen, durch die Urbanismus und städtisches Wohnen in den beiden Kulturkreisen, dem christlichen und dem islamischen, gekennzeichnet sind, die während des Mittelalters auf der Iberischen Halbinsel koexistieren. Im zweiten Teil folgt eine linguistische Analyse, in der in vierzig lexikologischen Kapiteln Arabismen der drei iberoromanischen Sprachen untersucht werden. Ein unabhängiger, der linguistischen Analyse vorangehender kulturhistorischer Teil trägt - abgesehen von dem besonderen kulturwissenschaftlichen Interesse des Themas Urbanismus im mittelalterlichen Iberien - zwei Zielen Rechnung: Zum einen kann er im Hinblick auf den linguistischen Teil der Arbeit als Einführung in die sachliche Materie, die die Grundlage und das Kriterium für die Auswahl des Lexemkorpus bildet, gelesen werden: die Sachgruppe Urbanismus wird vorgestellt, indem ihre materiellen Elemente beschrieben und verglichen werden, bevor im zweiten Teil die linguistische Analyse der Bezeichnungen von Elementen dieser Sachgruppe erfolgt. Auf die sachkundlichen Informationen dieses ersten Teils wird im linguistischen Teil zurückgegriffen. Gleichzeitig wird bereits während des ersten, kulturhistorischen Teils für die Erläuterung spezieller, darin verwendeter Begriffe und Bezeichnungen auf den zweiten Teil verwiesen. Zum anderen wird in diesem ersten Teil - exemplarisch anhand der gewählten Sachgruppe - der kulturelle Aspekt des islamischen Einflusses auf das christliche Iberien behandelt. Dieser kulturelle Einfluss bildet den unmittelbaren Hintergrund des sprachlichen Einflusses und stellt die direkte Voraussetzung für ihn dar. Durch die Rekonstruktion eines wesentlichen Teils der materiellen Kultur und des sozialen Umfeldes mithilfe der Beschreibung der unterschiedlichen Ausprägungen von Urbanismus und Wohnkultur sollen entscheidende außersprachliche Faktoren herausgearbeitet werden, die zu Übernahme und Gebrauch der Arabismen beitragen. Dabei wird von weiteren, mittelbaren extralinguistischen Faktoren abstrahiert, die ebenfalls die lexikalische Beeinflussung bedingen, wie etwa Art und Intensität des AufeinandertrefTens oder Zusammenlebens der Bevölkerungsgruppen oder historisch-politische Ereignisse. Im Verlauf der kulturhistorischen Untersuchung sollen jedoch nicht nur die materiellen Unterschiede zur Kenntnis genommen werden; es wird ebenso nach den Hintergründen und Motiven für die eine oder die andere urbane Form und für die Unterschiede, die zwischen beiden festzustellen sind, zu fragen sein. Dabei liegt diesem ersten Teil der Arbeit eine eigene These zugrunde. Diese geht davon aus, dass es insbesondere die kulturspezifischen Vorstellungen, Prioritäten und Tabus einer Gesellschaft sind, die ebenso das Gesamtbild wie einzelne Elemente einer Stadt prägen. Es wird unterstellt, dass die grundsätzlichen und systematischen Unterschiede 9

in der Gestaltung sowohl der Stadt als auch des Hauses auf die kulturellen Unterschiede zwischen den beiden Gesellschaften zurückzuführen sind und dass diese Faktoren noch vor anderen, äußeren Gegebenheiten wie klimatischen und landschaftlichen Bedingungen, Bevölkerungsstruktur, wirtschaftlicher Ausgangslage und Entwicklung oder bereits vor Ort vorhandenen älteren Strukturen als prägend anzusetzen sind, Umständen also, die unbestritten ebenfalls auf Anlage und Form einer Urbanen Siedlung einwirken. In Anbetracht bestimmter kultureller, religiös begründeter Unterschiede im Leben beider Gesellschaften lässt sich die These noch weiter pointieren. So wird davon ausgegangen, dass in der islamisch geprägten Gesellschaft die Grenze zwischen Öffentlichem und Privatem niedriger angesetzt und schärfer gezogen wird als in der zeitgenössischen christlichen Gesellschaft und dass sich die Unterschiede in der Trennung beider Bereiche deutlich in der Gestalt der Städte und Häuser dieser Kulturen bemerkbar machen. Es wird beispielsweise zu sehen sein, wie sich die besondere, kultur- und religionsspezifische Gewichtung öffentlicher und privater Räume auf das Straßensystem auswirkt und inwieweit sie im Zusammenhang steht mit der Verwendung von Innenhofstrukturen als Grundelement islamischer städtischer Bauweise im Allgemeinen und mit dem im islamischen Kulturkreis verwendeten Typ des Innenhofhauses als städtischem Wohnhaus im Besonderen. Die These entsteht vor dem Hintergrund des Stellenwertes, der der Privatheit im Gegensatz zur Öffentlichkeit in islamisch geprägten Gesellschaften eingeräumt wird. Dieser beruht auf den Einschränkungen und Tabus, die mit dem Prinzip der Geschlechtertrennung verbunden sind.9 Um dem Grundsatz gerecht zu werden, dass Frauen zwar Männer, Männer aber nicht Frauen sehen dürfen (abgesehen von den Frauen der eigenen Familie), müssen im täglichen Leben bestimmte Maßnahmen und Vorkehrungen getroffen werden. Am Beispiel des hispanoislamischen Urbanismus wird zu 9

Die Prinzipien der Privatheit und der Geschlechtertrennung sind auf die Organisation und die Strukturen einer tribalen und patrilinearen Gesellschaft zurückzuführen, wie sie wahrscheinlich bereits in den altorientalischen Kulturen, auf jeden Fall aber schon in vorislamischer Zeit auf der Arabischen Halbinsel bestanden hat (zu diesen Aspekten in der arabisch-islamischen Gesellschaft im Allgemeinen und im islamischen Westen im Besonderen siehe die Arbeit von Guichard 1977). Darauf kann hier ebenso wenig näher eingegangen werden wie auf die Prägung der entstehenden islamischen Religion und ihrer Grundsätze durch dieses soziale Umfeld. Es darf jedoch auch die Tatsache nicht aus den Augen verloren werden, dass sich das Innenhofhaus und wesentliche Elemente der in der islamischen Kultur verbreiteten Stadtform ebenfalls ursprünglich auf altorientalische, d. h. lang vor islamischer Zeit bestehende Vorläufer gründen. Zu diesen verschiedenen Gesichtspunkten siehe unter anderem die Arbeiten von Wirth (1975, 1991 und 2001), Rapoport (1969), Abu-Lughod (1987), Raymond (1989) und Kress (1996).

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überprüfen sein, in welchem Maße und auf welche Weise sich diese Prinzipien auf die Struktur von Stadt und Wohnhaus auswirken. Das Ziel der linguistischen Analyse besteht darin, den lexikalischen Einfluss des Arabischen auf das Spanische, Portugiesische und Katalanische exemplarisch anhand einer überschaubaren Menge von Arabismen darzustellen, d. h. anhand eines durch semantische Kriterien definierten Ausschnittes aus dem Gesamtbestand an Arabismen. Zu diesem Zweck werden Lehnwörter der drei Sprachen nach bestimmten Aspekten analysiert, die weiter unten erläutert werden. Dabei interessieren nicht nur die Art und Weise der Übernahme, Integration und Weiterentwicklung eines Arabismus, sondern ebenso die Hintergründe und Motive, die dazu beigetragen haben. Die These, die diesem zweiten, lexikologischen Teil zugrunde liegt, beruht auf der Tatsache, dass eine Sprache keine isolierte Erscheinung, sondern ein wesentlicher Bestandteil des gesamten kulturellen Kontextes einer Gruppe ist. So soll davon ausgegangen werden, dass sprachlicher und kultureller Wandel direkt ineinandergreifen und sprachliche als Reflexe kultureller Veränderungen anzusehen sind. Damit ist nicht nur der eigentliche Akt der Entlehnung eines Lexems gemeint, sondern es wird ebenso unterstellt, dass die innersprachliche Weiterentwicklung eines in das Lexikon aufgenommenen Lehnwortes und sein möglicher späterer Verlust nicht nur mit Faktoren des sprachlichen Umfeldes, sondern insbesondere auch mit den außersprachlichen Veränderungen eng verknüpft sind. Mit Blick auf das konkrete Interesse dieser Arbeit bedeutet dies, dass überprüft werden soll, inwieweit die Daten des linguistischen Teils mit den Ergebnissen des ersten, kulturhistorischen Teils in Einklang zu bringen sind bzw. sich auf diese zurückführen lassen, wie also in der Sachgruppe Urbanismus und Wohnkultur kulturelle Veränderungen und sprachlicher Wandel in den drei Objektsprachen zusammenhängen. Dass diese Untersuchung an drei Sprachen vorgenommen wird, liegt nicht nur in dem Interesse eines Vergleichs des Spanischen, Portugiesischen und Katalanischen begründet, sondern vor allem auch darin, dass es für eine ausführliche und umfassende Überprüfung der These sinnvoll ist, nicht eine Sprache allein zu betrachten: Die Untersuchung dreier Sprachen, hinter denen drei verschiedene Sprechergemeinschaften mit ihrem jeweiligen soziokulturellen Umfeld und unterschiedlichem historischem Kontext stehen, erlaubt einen differenzierteren Blick auf diese Zusammenhänge als es bei der Betrachtung nur einer Sprache möglich wäre.

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Relevanz und Abgrenzung

Es existiert bereits eine Fülle von einzelsprachlichen Untersuchungen, die sich unter verschiedenen Fragestellungen mit den Arabismen in den ibero11

romanischen Sprachen befassen. Darunter sind auch solche zu finden, die sich Arabismen widmen, die den Sachgruppen Urbanismus oder Wohnkultur zuzurechnen sind. Arbeiten, die den lexikalischen Einfluss des Arabischen auf mehrere romanische Sprachen zum Gegenstand haben, sind jedoch bisher eher selten. 1994 legte Reinhard Kiesler mit dem Kleinen vergleichenden Wörterbuch der Arabismen im Iberoromanischen und Italienischen zum ersten Mal eine vergleichende Untersuchung der Arabismen in vier romanischen Sprachen vor. Darin werden je hundert Arabismen der vier Objektsprachen, die Kiesler aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur heutigen Standardsprache und weiterer, formaler Kriterien auswählt, in Wörterbuchartikeln verglichen. 1999 erschien Federico Corrientes Diccionario de arabismos y voces afines en iberorromance, das eine Bestandsaufnahme des Arabismenschatzes der iberoromanischen Sprachen einschließlich des Galicischen darstellt und als etymologisches Wörterbuch sowohl für moderne als auch veraltete Arabismen konzipiert ist. In der vorliegenden Arbeit soll nun eine Untersuchung von Arabismen dreier romanischer Sprachen durchgeführt werden, die sich nach anderen Kriterien richtet und einen anderen Ansatz hat als die beiden genannten Arbeiten. Sie konzentriert sich auf einen bestimmten, semantisch definierten Ausschnitt aus dem Gesamtbestand an Arabismen und bezieht zusätzlich eine ausführliche Betrachtung der kulturhistorischen, also außersprachlichen Hintergründe der Entlehnungen ein. Der geographische bzw. sprachliche Rahmen der Arbeit ist bewusst gewählt worden. Mit der Einbeziehung aller drei großen iberoromanischen Sprachen ist praktisch der gesamte einstmals von Muslimen beherrschte Teil der Iberischen Halbinsel Grundlage der Untersuchung. Gleichzeitig handelt es sich dabei um Sprachen, deren Lexikon vom hispanoarabischen Einfluss intensiv betroffen war. 10 Die große Gewichtung der außersprachlichen Realität erlaubt es, Beziehungen zwischen den Ergebnissen der linguistischen Analyse und den unterschiedlichen historischen Entwicklungen in den verschiedenen Sprach- und Kulturregionen der Iberischen Halbinsel herzustellen. 10

Das Galicische mit seinem sehr geringen Anteil an Arabismen wird in dieser Arbeit nicht gesondert behandelt. Gegebenenfalls wird jedoch auf entsprechende Lehnwörter im Galicischen hingewiesen. Besondere Formen oder Bedeutungen, die das Aragonesische aufweist, werden ebenfalls stets genannt, wenn dadurch wesentliche Informationen gewonnen werden. Für das dialektal stark zergliederte Katalanische wird häufig vor allem auf das Valencianische und das Balearische einzugehen sein, da diese Varietäten aufgrund der wesentlich längeren Persistenz der hispanoislamischen Kultur und des arabisch-romanischen Sprachkontaktes einen deutlich größeren lexikalischen Einfluss aufweisen als der Norden des katalanischen Sprachgebietes.

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Durch die Beschränkung auf diesen geographischen und sprachlichen Rahmen wird der Tatsache Rechnung getragen, dass es sich bei der islamischen Kulturepoche auf der Pyrenäenhalbinsel um ein besonderes Phänomen handelt, das aufgrund seiner Bedingungen, Dauer und Intensität nicht ohne weiteres mit anderen Beispielen der sprachlichen und kulturellen Beeinflussung christlich-romanischer Gesellschaften durch arabisch-islamische zu vergleichen ist. Die italienische Konfrontation mit der arabischen Kultur und Sprache beispielsweise ist von ganz anderen historischen Zusammenhängen geprägt, auch ist das Adstrat hier ein anderer arabischer Dialekt. Daher und aufgrund ihrer Konzeption bezieht sich diese Arbeit nur auf einen der genannten Kulturräume. Besonderes Gewicht liegt dabei auf dem interkulturellen Gesichtspunkt, dem Zusammentreffen von christlich-romanischer und islamisch-arabischer Welt und ihren materiellen und sprachlichen Auswirkungen. So hat die Arbeit einen in zweifacher Hinsicht interdisziplinären Ansatz. Zum einen wird im Rahmen der sprachwissenschaftlichen Untersuchung sowohl von iberoromanistischer als auch von arabistischer Seite aus an das Thema herangegangen. Zum anderen wird diese linguistische Analyse mit einer Untersuchung verbunden, die auf kulturwissenschaftlicher Basis im Allgemeinen und islamwissenschaftlicher im Besonderen erfolgt. Hierfür wird ein Gebiet herausgegriffen, das als repräsentativ für die Vielzahl der von der hispanoislamischen Kultur beeinflussten Lebensbereiche angesehen werden kann. Ein solcher, eher in die Tiefe gehender Ansatz erlaubt es, im gewählten Sachgebiet die Kausalitäten und Zusammenhänge zwischen sozialen, kulturellen und anderen historischen Bedingungen und der Übernahme von Lehnwörtern herauszuarbeiten. Bei einem eher extensiven Vorgehen dagegen, bei dem eine Vielzahl von breit gestreuten Daten verarbeitet wird, die verschiedenen Lebensbereichen angehören, in denen hispanoislamischer Einfluss gewirkt hat, könnte auf die sich dahinter verbergenden kulturellen Zusammenhänge nicht in dieser Weise eingegangen werden.

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Aufbau der einzelnen Teile und Vorgehensweise

4.1

Kulturhistorischer Teil

Inhalt dieses Teils sind die Beschreibung und der Vergleich von Stadt und städtischem Wohnhaus in den beiden Kulturkreisen. In der ersten Hälfte dieses Teils werden zunächst die charakteristischen Ausprägungen urbaner Strukturen in al-Andalus behandelt. Dabei werden die einzelnen Elemente in einer Reihenfolge dargestellt, die von außen nach innen und gleichzeitig vom Öffentlichen zum Privaten verläuft. Diese Vorgehensweise betrifft die Makro- und Mikrostruktur der Stadt ebenso wie das städtische Wohnhaus. 13

Darauf folgt, in der zweiten Hälfte, die Betrachtung verschiedener Formen von Urbanismus und Hausbau in den mittelalterlichen christlichen Gesellschaften der Regionen des heutigen Portugal, Spanien und Katalonien. Hier wird die Reihenfolge, in der die einzelnen Elemente vorgestellt werden, gegenüber der ersten, auf al-Andalus bezogenen Hälfte in bestimmten Punkten abgewandelt, was in den unterschiedlichen städtebaulichen Konzeptionen begründet liegt. Zu den Städten der Iberischen Halbinsel, die durch die Christen geprägt und weiterentwickelt werden, gehören auch die ursprünglich islamischen Städte nach ihrer christlichen Eroberung: Als die Zeit der islamischen Herrschaft 1492 mit der Eroberung von Granada endet, wird auch die letzte hispanoislamische Stadt zu einer Mudejar-Stadt, die - obgleich die alten Strukturen zum Teil lange Zeit fortbestehen - von nun an den städtebaulichen Vorstellungen und reformerischen Aktivitäten der neuen christlichen Herrscher unterworfen ist. Vor allem mit Beginn der Renaissance setzt eine Umwandlung der alten Städte durch die Christen ein, die im Laufe des 16. Jh. weiter zunimmt. Da diese Phase für den Urbanismus beider Kulturen entscheidend ist, übersteigt der zeitliche Rahmen des mit dem christlichen Urbanismus befassten Teils denjenigen über al-Andalus. Das Schicksal der ehemaligen hispanoislamischen Städte wird gleichzeitig mit der Entstehung und Weiterentwicklung rein christlich geprägter Städte betrachtet. Im Rahmen dieser parallelen Beschreibung sollen die Einflüsse herausgearbeitet werden, die die Christen vom islamischen Urbanismus und Hausbau aufgenommen haben. 4.2

Linguistischer Teil

In vierzig Einzelkapiteln werden Arabismen der drei iberoromanischen Sprachen und ihre Etyma untersucht. Dabei werden die von einem gemeinsamen Etymon entlehnten Entsprechungen aller drei Sprachen - sofern vorhanden - in ein und demselben Artikel behandelt, auch wenn sie sich im Laufe der Zeit in mehreren Aspekten auseinander entwickelt haben: Als Gemeinsamkeit bleibt stets der Ursprung von diesem Etymon, das auch den Ausgangspunkt der Analyse bildet und dem Kapitel seinen Namen 11 gibt. Letzteres liegt zusätzlich darin begründet, dass auf diese Weise die drei zu untersuchenden iberoromanischen Sprachen gleichberechtigt behandelt werden können und nicht eine davon, wenn auch nur scheinbar, zum Maßstab für die anderen gemacht wird. 12 11

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Dabei wird in der Überschrift das entlehnte hispanoarabische Lexem in der zugrunde liegenden, phonologischen Form angegeben. Verschiedene entlehnte Varianten des Etymons werden durch Schrägstrich kenntlich gemacht. Sind mehrere Formen der Wurzel als Arabismen der Sachgruppe Urbanismus und Wohnkultur entlehnt, erscheinen alle diese Etyma im Titel, aufgezählt durch Kommata. Cf. Kiesler (1994, IX), der in seiner Arbeit auf die gleiche Weise für dieses Vorgehen argumentiert. Nicht geeignet wäre dagegen die Verwendung von Lem-

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Die linguistischen Kapitel sind wie der kulturhistorische Teil nach Sachgruppen angeordnet. Dabei wird die Reihenfolge übernommen, in der Stadt und Wohnhaus für al-Andalus beschrieben werden. Dadurch werden die Teilbereiche des hispanoislamischen Urbanismus augenfällig, in denen sich der kulturelle Einfluss auch sprachlich niedergeschlagen hat. 13 Dem schnellen Auffinden eines bestimmten lexikologischen Artikels dienen Inhaltsverzeichnis und Index. 14 4.2.1

Kriterien für die Auswahl der Korpuselemente

Voraussetzung für die Aufnahme eines Lexems in das der linguistischen Analyse zugrunde liegende Korpus ist, dass es sich dabei um einen spanischen, katalanischen oder portugiesischen Arabismus handelt, der einen Gegenstand bezeichnet, der der Sachgruppe Urbanismus und Wohnkultur zuzurechnen ist, so wie sie oben eingegrenzt wurde. Die Elemente des dreisprachigen Korpus werden allein nach diesen semantischen Kriterien ausgewählt; formale Bedingungen werden darüber hinaus nicht gestellt. Aus dem semantischen Merkmal ergibt sich jedoch, dass es sich bei den in Frage kommenden Lexemen ausschließlich um Substantive, und zwar um Konkreta, handelt. Der Begriff des Arabismus wird für diese Untersuchung einerseits eng gefasst, denn es sollen nur Lehnwörter untersucht werden, nicht aber andere Formen sprachlichen Lehngutes wie Lehnbildungen oder Lehnbe-

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mata aus einer anderen Sprache, die nicht Objektsprache ist, beispielsweise des Deutschen, obwohl dies theoretisch den gleichen Vorteil einer neutralen Kapitelüberschrift bieten würde: aufgrund der vielfaltigen Bedeutungsunterschiede, die sich zwischen dem Etymon und den Arabismen entwickeln können, wäre in mehreren Fällen kein gemeinsamer semantischer Nenner zu finden. Die Kapitel widmen sich zu gleichen Teilen der Urbanen Struktur und dem städtischen Wohnhaus. Im Rahmen dieser vierzig Kapitel wird nicht der komplette Bestand an Arabismen behandelt, die auf diesem semantischen Feld im Laufe der Zeit im Iberoromanischen vorhanden waren; vielmehr wurde auf der Grundlage der oben umrissenen Grenzen der Sachgruppe und der weiter unten erläuterten Kriterien versucht, eine sinnvolle Auswahl zu treffen. Auf die Einbeziehung der zahlreichen Arabismen, die Einrichtungsgegenstände wie Mobiliar und im Haus verwendete Textilien bezeichnen, musste beispielsweise verzichtet werden: sie liefern genügend Stoff für eine eigenständige Untersuchung. Mit einer Anordnung der lexikologischen Kapitel in alphabetischer Reihenfolge dagegen wäre nicht nur der Nachteil verbunden gewesen, dass der erwähnte Überblick über die semantischen Teilbereiche verloren ginge, sondern es wäre auch notwendig geworden, sich zwischen zwei alphabetischen Systemen zu entscheiden, die sich letztendlich beide als ungeeignet erwiesen hätten: die hispanoarabischen Lemmata, die die Kapitelüberschriften bilden, nach dem arabischen Alphabet anzuordnen, wie es nahe liegt, hätte die Auffindbarkeit einzelner Kapitel f ü r Nichtarabisten eher erschwert; sie stattdessen nach dem lateinischen Alphabet anzuordnen, hätte im Widerspruch zur Gewichtung dieses arabischen Etymons innerhalb der linguistischen Analyse gestanden.

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deutungen. 15 Andererseits jedoch werden auch Lehnwörter einbezogen, die nicht notwendigerweise direkte Arabismen sind, sondern auch solche indirekten Arabismen, die über eine der beiden anderen Objektsprachen aus dem Arabischen entlehnt wurden. 16 Als zeitliches Kriterium für die Aufnahme von Arabismen in das Lexemkorpus gilt der gleiche Rahmen wie für den kulturhistorischen Teil der Arbeit: Da dieser die gesamte Dauer der islamischen Kulturepoche auf der Iberischen Halbinsel umfasst, einschließlich des 16. Jh., der Zeit des Verbleibs der Moriscos bis zu ihrer Vertreibung also, werden auch in die linguistische Untersuchung Arabismen einbezogen, die innerhalb dieser gesamten langen Phase entlehnt wurden bzw. erstmals belegt sind. Behandelt werden auch Lehnwörter, die nicht mehr Teil der heutigen Standardsprache sind. Auch dies liegt in der Wahl des kulturhistorischen Rahmens begründet und ergibt sich aus dem Ansatz dieser Arbeit: Wenn die Bedingungen und Hintergründe der lexikalischen Entlehnung und Weiterentwicklung das Hauptinteresse darstellen, so ist es zunächst von untergeordneter Bedeutung, ob das fragliche Lexem noch heute gebräuchlich ist oder nicht; interessant sind, im Gegenteil, in ähnlichem Maße wie die Entlehnung selbst, auch die Umstände des Verschwindens eines Arabismus. 4.2.2

Aufbau der lexikologischen Kapitel und untersuchte linguistische Aspekte

Jedes lexikologische Kapitel beginnt mit einer eingehenden Betrachtung des Etymons. Diese erfolgt auf der Grundlage der morphologischen und semantischen Einordnung der arabischen Form innerhalb ihrer Wurzel. Zu diesem Zweck wird stets zuerst das klassische Arabisch behandelt, danach der hispanoarabische Dialekt. 17 Dabei gilt es jedoch zu betonen, 15

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Zu verschiedenen Formen von sprachlichem Lehngut und terminologischen Unterscheidungen siehe die Arbeiten von Haugen (1950) und von Kiesler (1993), sowie Kiesler (1994, 35ss.) und Maillo Saigado (1991, 472ss.); cf. auch Höfler (1969/70, 63ss.). So werden beispielsweise auch die katalanische und die portugiesische Entsprechung eines spanischen Arabismus behandelt, wenn sie über diesen und nicht direkt aus dem Arabischen in die beiden Sprachen eingegangen sind, es sich also streng genommen um Kastilianismen handelt und nicht um Arabismen. Die Berücksichtigung auch dieser Formen folgt schon allein aus dem Aufbau der lexikologischen Untersuchung, die vom arabischen Etymon ausgeht und alle iberoromanischen Formen einbezieht, die sich letztendlich auf diese etymologische Form zurückführen lassen. Arabismen, die von verschiedenen Formen derselben arabischen Wurzel entlehnt wurden, werden innerhalb eines Kapitels in getrennten Abschnitten behandelt. Bezeichnen sie Elemente verschiedener Untergruppen des Urbanismus und der Wohnkultur, so wird das Kapitel einer der Gruppen zugeteilt. Dies gilt auch für Arabismen, die aufgrund ihrer getrennten semantischen Entwicklung innerhalb der iberoromanischen Sprachen oder aufgrund der Entlehnung unterschiedlicher etymologischer Bedeutungen verschiedenen Sachgruppen zugeordnet werden können. 16

dass die Mehrheit der Arabismen - so auch die Elemente der hier gewählten Sachgruppe - auf mündlichem Weg entlehnt wurden und daher selbstverständlich der gesprochenen Sprache, nämlich dem hispanoarabischen Dialekt, entnommen sind und nicht etwa dem klassischen Arabisch. 18 Die Darstellung der Wurzel und der Entsprechung der etymologischen Form im klassischen Arabisch nimmt hier dennoch breiten Raum ein. Die Motivation hierfür liegt in der Datenlage für das Hispanoarabische begründet, denn dieser Dialekt wurde gemeinhin - wie die modernen arabischen Dialekte auch - nur gesprochen, nicht aber schriftsprachlich verwendet und ist daher in nur wenigen zeitgenössischen Quellen 19 dokumentiert. Deshalb ist es hilfreich, für die Zwecke der vorliegenden Arbeit das klassische Arabisch heranzuziehen, denn auf der Grundlage der Vielzahl an gut belegten Formen und Bedeutungen, die hier für eine Wurzel zu finden sind, kann mittels Rekonstruktion und Analogie auf eine möglicherweise auch im hispanoarabischen Dialekt vorhandene, aber nicht schriftlich nachgewiesene Form geschlossen werden. 20 Dies ist ζ. B. dann von Nutzen, wenn ein Arabismus eindeutig auf eine bestimmte Form oder Bedeutung des Etymons hinweist, die für das Hispanoarabische aber in den Quellen nicht belegt ist. Mit Hilfe des klassischen Arabisch können zudem auf einer breiteren Fläche Kausalitäten und Beziehungen zwischen Formen und Bedeutungen innerhalb einer Wurzel aufgezeigt und das Lexem in einen größeren Zusammenhang gestellt werden, um die Entlehnung durch das Iberoromanische transparenter zu machen. Einen Beitrag dazu kann oftmals auch der moderne marokkanische Dialekt leisten, der als westarabischer Dialekt mit dem hispanoarabischen verwandt ist 21 und außerdem von 18

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Zahlreiche falsche oder lange Zeit ungelöste Etymologien beruhen darauf, dass Autoren bis vor nicht allzu langer Zeit immer wieder dem Irrtum aufgesessen sind, klassisch-arabische Formen zu suchen oder zugrunde zu legen. Derartige fehlerhafte Angaben finden sich bisweilen auch in neueren etymologischen Arbeiten. In den jeweiligen Kapiteln des lexikologischen Teils wird dazu Stellung genommen. In dieser Arbeit werden als Quellen die drei alten Wörterbücher bzw. Glossare verwendet, die Auskunft über das Hispanoarabische geben. Dies sind das von Seybold edierte lateinisch-arabische Glossarium von Leiden aus dem 11. Jh. mit vielen dialektalen Elementen (das jedoch laut anderen Meinungen aus dem 9. bzw. 10 Jh. stammt, siehe MenendezPidalOrig, 385s., cf. auch Galmes de Fuentes 1983, 17), der von Schiaparelli herausgegebene anonyme Vocabulista aus dem 13. Jh., der Ramon Marti zugeschrieben wird und im östlichen Teil der Iberischen Halbinsel entstanden ist, und Alcaläs spanisch-hispanoarabisches Wörterbuch von 1505. Zusätzliche wertvolle Hinweise liefert, neben Dozy (DE, DozySuppl), vor allem CorrDAA, wo Corriente weitere dialektale Quellen auswertet. Damit soll jedoch nicht der Eindruck erweckt werden, das Hispanoarabische sei aus dem klassischen Arabisch hervorgegangen. Siehe zu diesem Aspekt auch CorrDAI, 18 Nr. 2. Siehe hierzu ausführlich Fischer/Jastrow (1980, 31ss.) und Singer (1980). Dem marokkanischen Dialekt widmen sich mehrere Wörterbücher und vergleichbare Werke. Für die vorliegende Arbeit wurden neben den Darstellungen von Dombay 17

diesem durch die von der Iberischen Halbinsel auswandernden Muslime stark beeinflusst wurde. Die marokkanischen Entsprechungen relevanter hispanoarabischer Formen oder Bedeutungen werden daher bei der Beschreibung des Etymons ebenfalls herangezogen, um eine bestimmte Entwicklung zu verdeutlichen oder eine phonetische Form zu belegen. Nach der Betrachtung des Etymons folgt die Analyse der Arabismen, die in einer, zwei oder allen drei iberoromanischen Sprachen daraus entstanden sind. Die untersuchten linguistischen Aspekte sollen Aufschluss geben über Bedingungen und Verlauf der Aufnahme des Arabismus, seine Anpassung an das phonetische und morphologische System der Zielsprache und seine Integration in das iberoromanische Lexikon sowie über seine innerromanische Weiterentwicklung oder sein Verschwinden aus dem Sprachgebrauch. Zu diesem Zweck werden zunächst in einer Art Bestandsaufnahme die im Laufe der Zeit dokumentierten Varianten des Arabismus, wenn möglich mit zeitlichen Angaben zu ihrem Gebrauch, sowie die Erstdokumentation des Lexems und, sofern vorhanden, die heute noch gebräuchliche Form genannt. Auf dieser Grundlage erfolgt die phonetische Analyse der Arabismen, die dazu dient, die Lehnwörter möglichst zweifelsfrei auf ihr hispanoarabisches Etymon zurückzuführen 22 und - anhand der verschiedenen graphischen Varianten - den weiteren Weg der phonetischen Entwicklung innerhalb des Iberoromanischen zu rekonstruieren. An die phonetische schließt sich die semantische Untersuchung der Arabismen an. Hierbei wird versucht, die semantische Entwicklung, die die Lexeme nach ihrer Entlehnung durchlaufen, von der frühesten belegten bis zur heutigen Bedeutung nachzuvollziehen23 und die verschiedenen Phasen mit dem Etymon in Beziehung zu setzen.24

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und Lerchundi (LerchundiRud und LerchundiVoc) aus dem 19. Jh. insbesondere das Dictionnaire Colin d'Arabe Dialectal Marocain (DCMar) von 1993 und das 1993-1999 erschienene Dictionnaire arabe-frangais (DAF) verwendet. Für die Darstellung des phonetischen (und morphologischen) Systems des hispanoarabischen Dialektes sind - neben Steigers Contribution a la fonetica del hispano-ärabe y de los arabismos en el ibero-romänico y el siciliano von 1932 (SteigerContr) - insbesondere die unentbehrlichen Arbeiten von Corriente von 1977, A Grammatical Sketch of the Spanish Arabic Dialect Bundle (CorrSketch), und von 1992, Arabe andalusi y lenguas romances (CorrAALR), zu nennen. Im Fall des Spanischen und Portugiesischen konzentriert sich die semantische Untersuchung auf die Iberische Halbinsel; Entwicklungen im lateinamerikanischen Spanisch bzw. im Brasilianischen, aus denen relevante Schlüsse gezogen werden können oder die besonders auffallig sind, werden jedoch ebenso erwähnt. Weitere linguistische Aspekte, die nicht regelmäßig zur Sprache kommen, sondern nur, wenn es für die untersuchten Lexeme von besonderem Interesse ist, sind beispielsweise die Entwicklung von Derivationen des Arabismus, die Existenz von Synonymen lateinischen (oder auch anderen arabischen) Ursprungs, die semantischen Entsprechungen in den anderen iberoromanischen Sprachen, die den 18

Der letztgenannte Schritt schafft eine Verbindung zu der abschließenden Betrachtung, die der Untersuchung der sprachlichen Aspekte folgt. Dabei wird die Ebene der rein linguistischen Analyse verlassen und eine Beziehung zur außersprachlichen Realität hergestellt. Die Schlüsse, die aus den analysierten Daten zu ziehen sind, werden zu Argumenten bei der Beurteilung der linguistischen und extralinguistischen Gründe, die zu der Entlehnung des hispanoarabischen Lexems geführt haben sowie zu der darauf folgenden innerromanischen Weiterentwicklung und - wenn dies der Fall ist - zum Verlust des Lexems. Hier wird nun also die Brücke geschlagen zwischen den sprachlichen Daten und dem materiellen, außersprachlichen Bezug, zwischen dem vom hispanoislamischen Vorbild entlehnten Gegenstand und der Entlehnung eines hispanoarabischen Lexems und somit zwischen der linguistischen Analyse und dem ersten, kulturhistorischen Teil der Arbeit.

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Methode und verwendete Quellen

Für den lexikologischen Teil wurde ein Apparat von mehr als 120 Wörterbüchern ausgewertet. Dazu gehört eine Vielzahl von spanischen, portugiesischen, katalanischen und arabischen Wörterbüchern etymologischer, historischer und neusprachlicher Ausrichtung. Als historische Quellen dienten jedoch insbesondere zahlreiche alte Wörterbücher und Glossare, die von dem lateinisch-arabischen Glossarium aus dem 11. Jh. bis ins 18. Jh. reichen, als die ersten spanischen und portugiesischen Akademiewörterbücher erscheinen. Einbezogen wurden, neben Wörterbüchern im eigentlichen Sinne, auch Glossare, die nur in einer mehr oder weniger langen Wortliste bestehen, aber dennoch wertvolle sprachliche Daten liefern (ζ. B. die von Castro edierten lateinisch-spanischen Glossare (GlosPal, GlosTol und GlosEsc) aus dem 14.-15. Jh.), außerdem Reimwörterbücher (z.B. March 1371, Avergo aus dem 14. 15. Jh. und Guillen 1475) sowie andere Sprachtraktate, in denen Wortlisten enthalten sind, die den zeitgenössischen Sprachgebrauch dokumentieren (z.B. Valdes 1535, Nunes de Leäo 1606 und Aldrete 1606). Die alten Glossare und Wörterbücher, die den hispanoarabischen Dialekt darstellen, belegen Form und Bedeutung des Etymons und sein formales und semantisches Umfeld zur Zeit der Entlehnung oder tragen zu seiner Rekonstruktion bei. Die alten lexikographischen Werke für die romanischen Sprachen geben Aufschluss über den Wandel von Form, Bedeutung, Gebrauch und weiteren Eigenschaften eines bestimmten Lehnwortes im Laufe der Jahrhunderte und dokumentieren außerdem die metasprachliche Behandlung durch die Wörterbuchautoren. Arabismus nicht bzw. nicht in der gleichen Bedeutung aufweisen, oder mögliche diastratische und diatopische Besonderheiten.

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Eine große Anzahl dieser alten Werke konnte in Form von Originaldrucken benutzt werden. Der kulturhistorische Teil kann auf eine große Anzahl von Aufsätzen und Monographien aufbauen, die aus dem Blickwinkel ganz verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen Details oder größere Zusammenhänge auf dem Gebiet des islamischen oder des christlichen Haus- und Städtebaus behandeln. Auf diese Weise werden Forschungsergebnisse aus der Archäologie25 und der Geographie, der Architekturgeschichte und der Städteplanung, der Ethnologie, der Kultur- und der Islamwissenschaft verarbeitet. Bei der Beschreibung des Urbanismus in beiden Kulturkreisen werden keine abstrakten Städtemodelle vorgestellt; vielmehr werden die Elemente und Merkmale anhand von konkreten historischen Beispielen belegt. Dabei wird deutlich, dass es sich nicht um zufällige Eigenschaften, sondern um systematisch wiederkehrende Charakteristika handelt. Für die Darstellung von Formen des Städte- und Hausbaus in alAndalus wird bisweilen auch auf Beispiele aus Nordafrika und insbesondere Marokko zurückgegriffen. Trotz auch heute noch vorhandener Spuren auf der Iberischen Halbinsel und der Ergebnisse archäologischer Ausgrabungen sind viele Details des hispanoislamischen Urbanismus in den modernen Städten Portugals und Spaniens nicht mehr rekonstruierbar und auch nicht mehr nachvollziehbar. In nordafrikanischen Städten dagegen sind heute noch die seit dem Mittelalter bewahrten Stadt- und Hausformen intakt, die denen von al-Andalus nicht nur deshalb gleichen, weil der Magrib ebenfalls eine arabisch-islamisch geprägte Kulturregion ist, sondern insbesondere auch, weil es immer wieder Abwanderungsbewegungen von Muslimen aus al-Andalus gegeben hat, die sich in Nordafrika und vor allem in Marokko niedergelassen haben und dort nach hispanoislamischen Traditionen Häuser und Stadtviertel errichtet und sogar neue Städte gegründet haben. Die letzte große Auswandererwelle erreicht Nordafrika mit den Moriscos, die zu Beginn des 17. Jh. die Iberische Halbinsel verlassen müssen. Auf die systematische Heranziehung weiterer historischer Textquellen neben dem Apparat von alten Wörterbüchern und Glossaren wurde aus mehreren Gründen verzichtet. Für den ersten, kulturhistorischen Teil ließe sich zwar eine Fülle von historischen Texten zusammentragen, die sich in irgendeiner Weise auf das Thema des Urbanismus und der städtischen Wohnkultur beziehen. Hier ist 25

Als grundlegend sind hier vor allem die Werke von Torres Balbäs zu nennen. Aber auch gerade durch die zahlreichen archäologischen Ausgrabungen in neuerer Zeit wurde viel dazu beigetragen, die Anlage insbesondere hispanoislamischer Städte, Stadtteile und Wohnhäuser vor ihrer Zerstörung oder ihrer Umstrukturierung durch die christlichen Eroberer zu rekonstruieren.

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an die zahlreichen mittelalterlichen Reiseberichte und geographischen sowie historiographischen Werke zu denken, die sowohl von christlicher als auch von muslimischer Seite verfasst wurden. Hinzu kommen an romanischen Quellen die Repartimiento-Dokumente, die nach der Eroberung einer muslimischen Stadt die Neuverteilung der Häuser und Grundstücke an Christen regeln, sowie Inventarlisten und Testamente. All diese Texte haben jedoch gemeinsam, dass sie im Einzelnen relativ unergiebig sind, da nützliche sachkundliche Informationen aus langen und sehr repetitiven Besitztumslisten einerseits und Schilderungen von politisch-historischen Ereignissen oder Idealisierungen und Lobpreisungen einer Stadt andererseits herausgefiltert werden müssen. Viele archäologische oder stadtgeschichtliche Monographien dagegen liefern nicht nur wertvolle Informationen, die auf Ausgrabungen und Rekonstruktionen beruhen, sondern oftmals auch von den Autoren eigens zusammengestellte historische Textquellen, die sich speziell auf die untersuchte Stadt beziehen. Entsprechendes ist zur Verwendung historischer Quellen im linguistischen Teil zu sagen: selbstverständlich ließen sich die genannten Texte außer als zeitgeschichtliche Dokumente auch für die linguistische Analyse nutzen, nämlich als Belege für den tatsächlichen Gebrauch von Lexemen. Für ein Korpus dieser Größe hätte jedoch eine sehr hohe Zahl von historischen Quellen gesichtet werden müssen, um eine annähernd befriedigende Menge von Textbelegen für die einzelnen Arabismen und Etyma zu sammeln. Bei einem großen zeitlichen Rahmen wie dem für diese Arbeit festgelegten wäre auch eine repräsentative Auswahl von Texten aus dieser gesamten Zeitspanne noch zu umfangreich ausgefallen; das Herausgreifen nur einzelner Werke wiederum hätte aus dem gleichen Grund willkürlich erscheinen müssen. 26 Teil des Ansatzes dieser Arbeit ist, dass das Hauptgewicht der linguistischen Analyse auf der Auswertung eines chronologisch breit gefächerten lexikographischen Apparates liegt; die alten Wörterbücher und Glossare erfüllen dabei die Funktion historischer Quellen in sehr ergiebiger Weise. Durch die Auswertung zusätzlicher historischer Textquellen dagegen wäre - nicht nur aufgrund des damit verbundenen Aufwandes - eine Arbeit mit einer anderen Konzeption und mit einem anderen als dem hier beabsichtigten Schwerpunkt entstanden.

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Auch finden sich in etymologischen und historischen Wörterbüchern und ähnlichen Werken bereits viele Quellenzitate, auf die zurückgegriffen werden kann, darunter stets die Stelle des Erstbelegs und oftmals weitere Textquellen, aus denen Informationen über die Entwicklung des Lexems gewonnen werden können. Solche Quellenzitate müssen jedoch selbstverständlich mit Vorsicht behandelt werden, da sie, aus dem jeweiligen Kontext herausgelöst, im Zweifelsfall wenig über den genauen Gebrauch des Lexems aussagen.

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Begriffe und Definitionen

Abgesehen von den bereits definierten Begriffen «Urbanismus» und «Wohnkultur» werden in dieser Arbeit weitere Bezeichnungen verwendet, die einer Erläuterung bedürfen, um Missverständnisse und eine Vermengung der Begriffe zu vermeiden. Zum Teil bereits genannt wurden die Bezeichnungen «hispanoarabisch» und «hispanoislamisch» einerseits sowie «christlich-iberisch», «christlich-romanisch» und «iberoromanisch» andererseits. - Die letztgenannte Bezeichnung ist allgemein bekannt und etabliert; in dieser Arbeit wird sie normalerweise als Oberbegriff für die drei untersuchten Sprachen Portugiesisch, Spanisch27 und Katalanisch bzw. deren Sprecher verwendet. - Der Begriff «christlich-iberisch» bezieht sich auf die Christen der Iberischen Halbinsel als soziale, kulturelle und/oder religiöse Gruppe in Abgrenzung einerseits zu den muslimischen Zeitgenossen und andererseits zu Christen im übrigen mittelalterlichen Europa. Je nach Kontext fallen darunter nur die Bewohner der christlichen Königreiche oder auch die Mozaraber in al-Andalus. Auch wird das Adjektiv «iberisch» allein verwendet; damit sind, wie stets aus dem Zusammenhang hervorgeht, nicht etwa vorromanische Kulturen gemeint, sondern es werden damit Verhältnisse bezeichnet, die die Iberische Halbinsel als Ganzes betreffen. - Mit dem Adjektiv «christlich-romanisch» werden die Christen des iberischen Mittelalters gleichzeitig als iberoromanische Sprechergemeinschaft und als religiös und kulturell definierte Gesellschaftsgruppe angesprochen; es geht dann stets um die engen Zusammenhänge bestimmter kultureller und sprachlicher Aspekte. Das Pendant dazu ist der Begriff «arabisch-muslimisch». - Unter «hispanoarabisch» ist, wie allgemein üblich, der auf der Iberischen Halbinsel gesprochene arabische Dialekt zu verstehen. In dieser Arbeit wird die Bezeichnung ausschließlich als linguistischer Begriff verwendet, nicht jedoch, wie oftmals in der Literatur der Fall, für kulturelle, religiöse oder gesellschaftliche Zusammenhänge: für diese Aspekte wird die Bezeichnung «hispanoislamisch» gewählt, bzw. «hispanomuslimisch», wenn es um die Menschen geht.28 27

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«Spanisch» wird dabei der üblicherweise alternativ verwendeten Bezeichnung «kastilisch» vorgezogen, die ihrerseits verwendet wird, wenn tatsächlich nur vom Kastilischen in Abgrenzung zu anderen regionalen Varietäten die Rede sein soll. Es wird also ζ. B. von «hispanoislamischer Bauweise» und «hispanoislamischen Städten» die Rede sein. Diese Wortwahl wird hier bewusst anderen Bezeichnungen vorgezogen, die bei Autoren zu finden sind, die Städte des orientalischislamischen Kulturkreises behandeln. Die in der Literatur verwendeten und

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N e b e n «hispanoislamisch» wird auch die Bezeichnung «islamisch» verwendet. Dies ist dann der Fall, wenn die islamische Kultur oder Religion gemeint ist, ohne dass regionale Unterschiede zu berücksichtigen wären. Wenn im kulturhistorischen Teil bisweilen v o n der «islamischen Stadt» die Rede ist, so geht es stets um urbane Merkmale, die auf den islamischen Kulturkreis im Allgemeinen zutreffen; normalerweise wird hier aber von der «hispanoislamischen Stadt» gesprochen, da der geographische Rahmen dieser Arbeit auf die Iberische Halbinsel beschränkt ist. Hier soll jedoch dem Eindruck vorgebeugt werden, es handele sich bei der Stadt in al-Andalus um eine eigenständige und gänzlich unabhängige urbane Form innerhalb der orientalisch-islamischen Welt: Sie entspricht vielmehr einem im Großen und Ganzen einheitlichen Stadttyp, der in diesem Kulturkreis - sowohl im Orient als auch im islamischen Westen - immer wiederkehrt und sowohl Neugründungen durch Muslime als auch von anderen Kulturen übernommene und im Laufe bisweilen gegen alternative Bezeichnungen kontrovers verteidigten Begriffe sind «orientalisch» (Wirth 1975, 2001), «islamisch» (z.B. Marpais 1928, Grunebaum 1955, Kress 1968), «arabisch» (Raymond 1989) und «arabisch-islamisch» (Hakim 1986). Wie bereits erläutert, ist in dieser Arbeit der Begriff «arabisch» bereits für den linguistischen Aspekt belegt, von dem der kulturelle terminologisch unterschieden werden soll. Da die Untersuchung die mittelalterliche Iberische Halbinsel zum Gegenstand hat, die - zumindest geographisch - Teil des Okzidents ist, bietet sich auch die Bezeichnung «orientalisch» nicht unbedingt an, zumal hier auch Ausprägungen des Urbanismus zur Sprache kommen, die für die Iberische Halbinsel, nicht aber für islamische Städte des Orients charakteristisch sind. Abgesehen von den eher formalen Gründen, für eine Verwendung des Begriffs «islamisch» zu plädieren - bzw. mit konkretem Bezug auf al-Andalus «hispanoislamisch» - , sind jedoch auch sachliche Gründe zu nennen: Bestandteil einer grundlegenden These dieser Arbeit ist, dass es sich bei den Städten des islamischen Kulturkreises, die hier am Beispiel der Iberischen Halbinsel beschrieben werden, um urbane Formen handelt, die auf bestimmten kulturspezifischen, d.h. vor allem religiös begründeten gesellschaftlichen Normen basieren und aufgrund dieser Normen beibehalten werden. Dies äußert sich, wie zu sehen sein wird, auch in gesetzlichen Bestimmungen des islamischen Rechts bzw. der auf der Iberischen Halbinsel etablierten mälikitischen Rechtsschule, die sich beispielsweise auf den Hausbau beziehen. Im Vordergrund steht also, dass es sich um eine islamische Gesellschaft handelt, die ihre Normen in dieser städtischen Form und ebenso in der besonderen Hausform verwirklichen kann. Die Begriffswahl «(hispano)islamische» Stadt liegt somit vor allem in der oben formulierten These und dem vergleichenden Ansatz dieser Arbeit, der Gegenüberstellung mit der Stadt der christlich(-iberisch)en Gesellschaft, begründet. Die - diachronisch interessante - Tatsache, dass sowohl Merkmale der für den Islam charakteristischen Stadtstruktur als auch die Hausform nicht ursprünglich islamisch sondern tatsächlich orientalisch, nämlich altorientalisch sind, spielt bei der synchronischen Betrachtung der Funktion, die diese Formen in der islamischen Gesellschaft haben, keine wesentliche Rolle. Nach ihrer Verbreitung in weiten Regionen der islamischen Welt im Zuge der islamischen Expansion werden die Stadt- und Hausform nicht deshalb aufrecht erhalten, weil sie orientalisch sind, sondern weil sich darin islamische Gesellschaftsnormen verwirklichen lassen.

23

der Zeit umgestaltete urbane Siedlungen umfasst. Die überregionalen Prinzipien dieses Urbanen Typs werden hier stets im Blick behalten, und wenn es um Strukturelemente geht, die nur in der hispanoislamischen Stadt vorhanden sind, so wird dies explizit gesagt.

7 -

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Schreibweisen und Konventionen Stellenverweise erfolgen sowohl im kulturhistorischen als auch im lexikologischen Teil nach «linguistischer» Art, d. h. im laufenden Text, wo sie nach dem Zitat in Klammern gesetzt erscheinen. Bei zitierter Literatur werden Autor, Erscheinungsjahr und Seitenzahl genannt, bei Wörterbüchern das Titel- oder Autorenkürzel. Wenn die zitierte Wörterbuchstelle nicht aus dem Kontext ersichtlich ist, wird auf das entsprechende Lemma verwiesen. Bandzählung, Seitenzahl, Zeile oder Artikelnummer werden nur genannt, wenn der Wörterbuchaufbau nicht der üblicheit alphabetischen Reihenfolge entspricht oder wenn das Auffinden des Eintrags dadurch erschwert wird, dass das Werk außer dem Lexikonteil noch weitere wesentliche Teile enthält; im Wörterbuchverzeichnis wird in solchen Fällen die jeweilige Zitierweise erläutert. Bei alten Wörterbüchern und Glossaren wird in der Sigle auch die Jahreszahl der benutzten alten Edition angegeben; handelt es sich um eine neue Edition des alten Wörterbuchs, wird dennoch, auch aus Gründen der Übersichtlichkeit, nur das Jahr des ursprünglichen Erscheinens für die Sigle verwendet. Dies wird dem Quellencharakter der Werke gerecht und erleichtert die zeitliche Einordnung der daraus zitierten Angaben. Die Bibliographie besteht aus zwei Teilen: Aufsätze, Monographien und andere Texte sind im Literaturverzeichnis alphabetisch nach Autoren aufgelistet, wobei zu beachten ist, dass der jeweils üblichen Praxis entsprechend portugiesische Autoren unter ihrem zweiten Nachnamen erscheinen, spanische und katalanische dagegen unter dem ersten. Wörterbücher, Glossare und vergleichbare Werke sind unter der im Text verwendeten Sigle im Wörter buch Verzeichnis zu finden. Bestimmte Titel sind, um ihr Auffinden zu erleichtern, in beiden Teilen der Bibliographie aufgeführt. Dabei handelt es sich um Werke, die einerseits im kulturhistorischen Teil der Arbeit zitiert werden und andererseits, da sie über einen lexikographischen Teil verfügen, als Quelle für das Arabismenkorpus dienen. Wie die Lexeme, die Gegenstand der linguistischen Untersuchung sind, werden auch fremdsprachliche Termini im Text kursiv aufgeführt. Bei arabischen Fachwörtern, die nicht Bestandteil der lexikologischen Analyse sind, wird, aus Gründen der Lesbarkeit und um einen erhöhten Erklärungsaufwand zu vermeiden, in den Fällen, in denen von der Mehrzahl die Rede sein soll, nicht die arabische - gebrochene oder 24

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äußere - Pluralform verwendet, sondern dem Singular ein nicht kursives angefügt, um den Terminus für den Gebrauch in einem deutschsprachigen Text gewissermaßen einzudeutschen. Bestimmte etablierte und auch in deutschsprachigen Texten immer wiederkehrende Begriffe werden dagegen nicht kursiv und, als Substantive, in Großschreibung verwendet. Dies sind Bezeichnungen wie ζ. B. Mudejares, Moriscos, Reconquista, der Magrib. Das Gleiche gilt für Termini, die morphosyntaktisch ins Deutsche integriert sind, wie ζ. B. nasridisch, mälikitisch. Wie es in nicht arabischsprachigen Texten üblich ist, wird auch hier alAndalus statt al-'Andalus geschrieben. Städtenamen, die sich auf al-Andalus beziehen, werden nicht in ihrer hispanoarabischen, sondern ihrer geographischen Lage entsprechend in ihrer heutigen portugiesischen, spanischen oder katalanischen Form genannt. Dies erleichtert die Identifikation und vermeidet das häufige Arbeiten mit erklärenden Zusätzen. Ist ein Toponym in einer gängigen deutschen Form vorhanden, so wird diese verwendet; dies betrifft ζ. B. Städtenamen wie Lissabon oder Tetuan. Die Nummerierung der Fußnoten beginnt im ersten, kulturhistorischen und im lexikologischen Teil jeweils von vorn. Bei Verweisen auf andere Anmerkungen ist, wenn nicht anders angegeben, stets die Anmerkungsnummer im laufenden Textteil gemeint. Die arabische Umschrift sowohl klassisch-arabischer als auch dialektaler Formen folgt dem Transliterationssystem der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Die phonetische Umschrift ist dieser Praxis angepasst und verwendet, sofern Unterschiede bestehen, Zeichen, die diesem und nicht dem IPA entsprechen, so ζ. B. /s/ statt ///, Iii statt /3I. Der arabische Artikel al- wird vor so genannten «Sonnenbuchstaben» in der assimilierten Form wiedergegeben. Dieses Verfahren trägt der Relevanz der phonetischen, d. h. tatsächlich artikulierten Form der Lexeme für die linguistische Analyse Rechnung. Der Träb wird in ganzen Sätzen stets vollständig geschrieben, nicht dagegen bei dem Zitat von Einzelwörtern oder einzelnen Genitiwerbindungen, den behandelten Lexemen, Fachtermini und Eigennamen. Nomina mit schwachem drittem Radikal (ultimae wäw oder ya ) allerdings werden auch in diesen Fällen mit Nunation transkribiert. Die Diphthonge werden mit bzw. wiedergegeben. Die langen Vokale sind /ä/, ill und /ü/. Die kurzen arabischen Vokale /a/, Iii und /u/ werden bisweilen durch den arabischen Namen bezeichnet, der für das jeweilige Vokalzeichen steht: fatha, kasra und damma.

25

Umschrifttabelle arab. Buchstaben- Transkription Zeichen name F

hamza 'alif bä' ta

1 y

ta gim ha

&

Ε C i

kä' dal däl rä' zäy sin sin säd

>

i j j O" J1

arab. Buchstaben- Transkription Zeichen name

>

ä b t t g h h d d r ζ s s

i. it t ö

däd ta za 'ain gain

d t ζ '

g f

J

fa qäf käf läm mim nun ha wäw

q k 1 m η h w, ü

iS

ya

y, ϊ

3 d J Γ ύ 5

s

Verwendete Abkürzungen Abb. afr. akat. Anm. apg. ar. arag. aram. asp. bal. bzw. ca. cf. d.h. Dok. ed. edd. etc. fasc. fem. fr. gal. gr. 26

Abbildung altfranzösisch altkatalanisch Anmerkung altportugiesisch arabisch aragonesisch aramäisch altspanisch balearisch beziehungsweise circa confer das heißt Dokument edidit ediderunt et cetera fasciculus femininum französisch galicisch griechisch

Η hisp.-ar. ib. id. i.e. it. Jh. Κ kat. kl.-ar. lat. leon. mar.-ar. mask. mlat. nfr. nkat. npg. Nr. nsp. p. pers.

Higra (Jahreszahlen nach islamischer Zeitrechnung) hispanoarabisch ibidem idem id est italienisch Jahrhundert Konsonant katalanisch klassisch-arabisch lateinisch leonesisch marokkanisch-arabisch maskulinum mittellateinisch neufranzösisch neukatalanisch neuportugiesisch Nummer neuspanisch pagina persisch

pg· PI. rom. sp. s. s.a. s.l. ss.

portugiesisch Plural romanisch spanisch sequens sine anno sine loco sequentes

suppl. s.v. u.a. V val. vol. z.B. zit.

Supplementband sub voce unter anderem Vokal valencianisch volumen/volumina zum Beispiel zitiert

Alle für Wörterbücher und andere Werke verwendeten Abkürzungen und Siglen finden sich im Wörterbuch- bzw. Literaturverzeichnis. Zeichenerklärung // [] {}

> < 123 ι V ' ' «»

* # + 0

Phoneme; phonologische Transkription konkrete phonetische Realisierung; phonetische Transkription oder: semantische oder phonetische Merkmale Morpheme; morphematische Darstellung Grapheme wird zu entsteht aus Radikale einer arabischen Wurzel in morphematischer Darstellung tiefer gestellte Zahlen verweisen auf in zitierten Wörterbüchern durch Zahlen unterschiedene homophone Lemmata arabische Wurzel semantischer Inhalt; Bedeutungsangaben und Definitionen, die keine Zitate sind Zitate; zitierte Bedeutungsangaben und Definitionen Zitat im Zitat rekonstruierte, nicht belegte Form Wortgrenze positive Spezifikation bei phonetischen oder semantischen Merkmalen oder: Morphemgrenze Nullphonem; Nullallomorph/Nullmorphem, sprachlich nicht realisiertes Element

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Erster Teil: Urbanismus und Wohnkultur im mittelalterlichen Iberien

1

Al-Andalus

1.1

Die hispanoislamische Stadt

Das städtische Gesamtgebilde setzt sich aus mehreren Teilen zusammen, die durch eine jeweils eigene Ummauerung von den anderen abgegrenzt sind und bis zu einem gewissen Grad unabhängig voneinander existieren. Dies sind - die madma, der älteste, ursprüngliche Teil der Stadt, der eigentliche Kern; 1 - die qasaba oder Zitadelle, ein befestigter Sektor, der sich oftmals direkt an die madma anschließt oder an ihrem Rand innerhalb der madinaMauern 2 gelegen ist; - eine gewisse Anzahl von Vororten, die sich in vielen Städten im Laufe der Zeit außerhalb der madma-Mauern bilden. Hinzu kommt das nähere städtische Umland, das sich außerhalb der Mauern von madma und Vororten erstreckt. Es ist neben den drei ummauerten Bereichen ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Urbanen Makrostruktur, denn ihm kommt im städtischen Leben der hispanoislamischen Kultur ein besonderer Stellenwert zu. Madma und Vororte sind wiederum in einzelne, relativ autonome Stadtviertel unterteilt. Außerdem bestehen die madma sowie besonders große und bedeutende Vororte aus zwei deutlich voneinander getrennten Bereichen, nämlich einem öffentlichen Kern und sich daran anschließenden reinen Wohngebieten. Die Kategorien öffentlich und privat überlagern 1

2

Ar. madma, 'Stadt', bezeichnet im weiteren Sinn das gesamte Stadtgebiet, die städtische Ansiedlung innerhalb ihrer äußersten Grenzen. In den westlichen Dialekten bezieht sich madlna im engeren Sinn auf den mit einer eigenen Mauer umgrenzten Innenstadtbereich, der heute die Altstadt darstellt (siehe ζ. B. Wehr, s. v. Vmdn). In dieser Bedeutung wird madma auch hier verwendet, da es um die Unterscheidung der einzelnen Teile geht, die die hispanoislamische Stadt konstituieren. Zur Terminologie siehe auch ausführlich Mazzoli-Guintard (1996, 25ss. und 47s.). Auch wenn die qasaba innerhalb der wa^rna-Ummauerung liegt, stellt sie, wie zu sehen sein wird, dennoch einen selbständigen und von der madma unabhängigen Bereich dar.

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die Einteilung der Stadt in Viertel und bestimmen ihre Ausgestaltung auf der Mikroebene. Dies soll bei der folgenden Darstellung der Struktur hispanoislamischer Städte gezeigt werden. Die Teile der Stadt werden dabei in einer Reihenfolge von außen nach innen, beginnend mit dem Umland, beschrieben. 1.1.1

Städtisches Umland

Nähert sich ein Reisender einer hispanoislamischen Stadt, trifft er bereits in ihrer näheren Umgebung, noch vor dem Erreichen der Stadttore, auf ihre ersten charakteristischen Elemente, darunter auch wichtige öffentliche Einrichtungen. Die Städte sind umgeben von einer breiten Zone, die mit Gärten, Parklandschaften und Alleen sowie Befestigungstürmen durchzogenen ist.3 Sie bildet eine Art Übergangsbereich vom eigentlichen Stadtgebiet zur ländlichen Umgebung (Kress 1968, 178, cf. auch Epalza 1991, 12). In dieser Zone finden sich auch zahlreiche munyas.4 Dies sind befestigte Landsitze der Königsfamilie und vermögender Stadtbewohner, die inmitten ausgedehnter Gärten liegen und an die zum Teil auch landwirtschaftliche Betriebe angeschlossen sind (cf. ζ. B. Pascual et al. 1990, 309a). Sie dienen als Rückzugsgebiet und Erholungsort, da innerhalb der Stadt kaum Freiflächen für die Anlage von großen Gärten zur Verfügung stehen. Aber auch die weniger wohlhabenden Stadtbewohner zieht es in die Natur: Die hohe Wertschätzung und ausgiebige Nutzung des Umlandes durch die hispanomuslimische Stadtbevölkerung und der daraus resultierende extrovertierte Charakter der Städte 5 wird in den ausführlichen Beschreibungen vieler Reiseberichte und geographischer Werke deutlich, die die Schönheit und Vielfalt dieser Gartenlandschaften preisen.6 Stets außerhalb der Stadtmauern - neben den Toren7 oder entlang der hier beginnenden Ausfallstraßen - befinden sich auch die öffentlichen Friedhöfe 3

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5

6

7

Siehe die Arbeit von Torres Balbas (1950b, besonders 446ss.) über das Umland verschiedener hispanoislamischer Städte; für das Beispiel Granada siehe auch Arie (1992, 107). Zu dieser hispanoarabischen Bezeichnung siehe das Kapitel munya im zweiten, lexikologischen Teil. Siehe dazu auch Torres Balbas (1950b, 438s. und 1971, 134ss.) sowie Kress (1968, 191). Hieronymus Münzer z.B., der 1494-1495 die Iberische Halbinsel bereist, äußert sich bewundernd über das fruchtbare Umland des erst zwei Jahre zuvor von den Christen eroberten Granada (1991, 105s.; für den lateinischen Text siehe z.B. Luque Moreno 1994, 205); zahlreiche weitere Quellen führt Torres Balbas (1950b, 450ss.) auf. Für eine Typologie dieser Gartenlandschaften siehe die Arbeit von Dickie (1992b). Die Zahl der Tore (ar. bäb, PI. 'abwäb) hispanoislamischer Städte entspricht deren

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der hispanoislamischen Städte (ar. maqbara, PI. maqäbir).8 Je nach Größe verfügt eine Stadt über mehrere Friedhöfe; so ist Cordoba ζ. Β. im 11. und 12. Jh. von ca. 13 Friedhöfen umgeben (Torres Balbas 1971, 236). Diese nehmen zum Teil sehr große Ausmaße 9 an, da die Gräber nicht nach einer gewissen Zeit aufgelöst und neu belegt werden. 1 0 Öffentliche Friedhöfe, deren Gründung meist auf eine religiöse Stiftung zurückgeht, dienen in al-Andalus auch alltäglichen, profanen Zwecken und sind so in das normale städtische Leben eingebunden: Sie werden beispielsweise von den Stadtbewohnern als Treffpunkt genutzt und manchmal sind sie sogar bebaut u n d bewohnt. 1 1 Über eine ordnungsgemäße und gottgefällige N u t z u n g der Friedhöfe wacht der muhtasib,n

8

9

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11

12

Ausdehnung und Bedeutung: In Cördoba besitzt die madina im 10. Jh. zehn Tore (cf. Lombard 1992, 149; zu Namen, Lage, Bedeutung und Geschichte der einzelnen Tore siehe die Arbeit von Ocafia Jimenez (1935), cf. auch Escobar Camacho 1987, 140ss.). Valencia verfügt ein Jahrhundert später über sieben, von denen vier Haupt- und die übrigen drei Neben tore sind (Almagro 1987, 440). Hinzu kommen stets mehrere kleine Pforten für den Fußgängerverkehr (cf. Zozaya 1992, 149). Das charakteristische Tor islamischer Städte erlaubt keinen direkten Eintritt in die Stadt, sondern besteht in einem mehrfach gewinkelten Zugang (ar. basüra, siehe Creswell 1960, 831a), der über eine gewisse Anzahl von Innenräumen oder -höfen seine Richtung ändert, bis man auf diesem Weg schließlich in die Stadt gelangt. Siehe dazu auch Mazzoli-Guintard (1996, 58). Zu der Bezeichnung maqbara siehe das Kapitel maqbara, maqäbir im zweiten, lexikologischen Teil. Innerhalb der Stadt gibt es nur kleine, private Friedhöfe (hisp.-ar. rauda, zu kl.-ar. rauda 'Garten'), etwa auf dem Palastgelände für die Herrscherfamilie oder für andere hochgestellte Persönlichkeiten (cf. Brown 1991, 124b, Bazzana 1992, 504). Bestattungen für die normale Bevölkerung finden innerhalb der Mauern nur ausnahmsweise statt, ζ. B. im Falle einer Belagerung der Stadt, wenn also die Benutzung von Einrichtungen außerhalb der Mauern nicht möglich ist (Torres Balbäs 1971, 237). Prochazka (1986, 103) weist auf einen willkommenen Nebeneffekt der außerhalb der Mauern angelegten und die Städte umgebenden Friedhöfe hin: «Islamic tradition does not allow to shoot over graves and thus cemeteries were a means of defence». Hieronymus Münzer (1991, 91) hat bei seinem Besuch in Granada 1494 gar den Eindruck, dass der größte Friedhof dieser Stadt doppelt so groß sei wie die Stadt Nürnberg (für den lateinischen Text siehe z.B. Luque Moreno 1994, 200 sowie 203). Eine Überbauung alter Friedhöfe mit Wohngebieten kommt in al-Andalus jedoch vor, so z.B. in Almeria über 150 Jahre nach der Nutzung eines Geländes als Friedhof (Garcia Lopez et al. 1991, 95). Cf. auch Wirth (2001, 424). So z.B. im almoravidischen Sevilla (Torres Balbäs 1971, 256s.); cf. auch Kress (1968, 189) und Brown (1991, 124a). Dieser, dem obersten qädi unterstellte hohe Beamte überwacht die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und der öffentlichen Ordnung in der Stadt: Abgesehen von den Friedhöfen obliegt dem muhtasib die Kontrolle der öffentlichen Bäder und Trinkwasserbrunnen und die Überwachung eines reibungslosen Ablaufs des Marktbetriebs und des Straßenverkehrs. Während der Umayyadenund Taifazeit wird dieser Beamte zunächst sähib as-süq genannt und ist noch mit geringeren Kompetenzen ausgestattet (cf. Dubler 1943b, 127 Nr. 1 und 134ss., Torres Balbäs 1971, 72, Kress 1968, 185, Glick 1979, 121s.). 31

Oft sind auf öffentlichen Friedhöfen auch die Gräber von Menschen zu finden, die im Volksglauben als Heilige verehrt werden. Solche Heiligengräber (ar. qubba) werden zu Wallfahrtsorten, die viele Anhänger anziehen. Die Grabstätte ist meist von quadratischem Grundriss, auf einer oder allen vier Seiten nach außen geöffnet und von einer Kuppel überwölbt. 13 Heiligengräber finden sich außer auf den öffentlichen Friedhöfen - und vereinzelt innerhalb der Stadtmauern - vor allem im näheren Umland der Stadt. Eine solche, im freien Gelände gelegene qubba entsteht oft an dem Ort, der schon zu seinen Lebzeiten Wirkungsstätte des Eremiten war. Sie kann sich selbst zu einem größeren Friedhof entwickeln, wenn sich seine Anhänger in unmittelbarer Nähe des Grabes beerdigen lassen (cf. Torres Balbäs 1971, 237, Bazzana 1992, 246). Außerdem kann ein solches Grab auch zum Mittelpunkt einer neuen Ansiedlung werden, wenn sich dort eine zäwiya oder räbita14 gründet und mit der Zeit ausdehnt. Hierbei handelt es sich um eine klosterähnliche Institution, 15 die sich die Verbreitung der Lehren des Heiligen zur Aufgabe gemacht hat und Schülern, Pilgern und Reisenden als Herberge zur Verfügung steht. 16 Ebenfalls vor einem der Stadttore, meist in der Nähe oder sogar innerhalb des größten und wichtigsten Friedhofs (Brown 1991, 124a), liegt ein großer Platz, der bis auf eine niedrige qibla-Mauer mit mihräb normalerweise unbebaut ist. Dieser Platz wird im klassischen Arabisch als musallä und

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15

16

Cf. Marfais (1954, 299) und Torres Balbäs (1971, 237) sowie den Artikel von Diez (1986); zur Bauweise der Kuppeln in al-Andalus und dem dafür verwendeten Material siehe auch Bazzana (1992, 104). Hisp.-ar. qubba und die daraus entlehnten Arabismen behandelt das Kapitel qubba im zweiten, lexikologischen Teil. Diese ist nicht zu verwechseln mit dem ribät, einer Art befestigtem Kloster, das dem gihäd zur Verteidigung und Verbreitung des Islam dient und nicht im Urbanen Umfeld angesiedelt ist (cf. Mora-Figueroa 1994, 186 und Petersen 1996, 246). Torres Balbäs (1971, 237) definiert räbita und zäwiya unterschiedlich. Ihm zufolge hat die räbita nur die Funktion eines Friedhofs: am Ort der ehemaligen Einsiedelei ist der Eremit bestattet und nachfolgend auch Leute aus seiner Anhängerschaft. Die klosterähnliche Institution, die an einem solchen Heiligengrab entstehen kann, wird von Torres Balbäs nur als zäwiya bezeichnet. LeviProvenpal (1934, 1320b) dagegen verwendet die beiden Begriffe gleichbedeutend. Um einen Innenhof gruppieren sich Räume für Gebet und Lehre und für die Unterbringung der Anhänger und Gäste. Im Magrib und in al-Andalus setzt sich diese Institution spät durch (Levi-Proven?al 1934, 1321a); der zunehmende Volksglaube im 13. und 14. Jh. jedoch bringt ihre rasche Verbreitung mit sich. Über die Existenz von räbitas in al-Andalus legen viele Toponyme der Form Räbita, Räpita, Rävida oder Rävita Zeugnis ab; cf. hierzu Asin Palacios (1944, 130) und Torres Balbäs (1971, 125). Zu Toponymen, die aus hisp.-ar. zäwiya entstanden sind, siehe Asin Palacios (1944, 43, 80 und 144). 32

im hispanoarabischen Dialekt auch als sarfa bezeichnet. 17 Er ist für die Veranstaltung von Massengebeten insbesondere zu den zwei großen islamischen Festen, aber auch für Bestattungszeremonien bestimmt, und daher groß genug, um die gesamte männliche Bevölkerung der Stadt aufzunehmen. Bisweilen wird er auch für andere, nicht religiöse Zwecke genutzt, beispielsweise um einen jährlich oder wöchentlich stattfindenden Markt abzuhalten (cf. Arie 1992, 107), für den sich innerhalb der Stadtmauern gewöhnlich kein ausreichender Platz findet, oder für Militärparaden (Prochazka 1986, 56), womit er zusätzlich Funktionen einer musära übernimmt. Das arabische Wort musära wird, ebenso wie das damit bezeichnete urbane Element selbst, nur im islamischen Westen verwendet. 18 Es handelt sich hierbei, ähnlich wie bei der musallä, um einen unbebauten Platz außerhalb der Stadtmauern, der jedoch für profane öffentliche Zeremonien wie Kundgebungen oder Paraden genutzt wird. Gelegentlich dient auch ein und derselbe Platz als musära und musallä, wie ζ. B. in Toledo (Delgado 1987, 160). In Zeiten wachsender Bevölkerung und städtischer Expansion werden musallä und musära von Architektur umgeben oder müssen neu entstehenden Vororten weichen, wie es in Almeria im 11. und in Granada im 13. Jh. der Fall ist (Torres Balbäs 1971, 224). 1.1.2

Vororte

Für die Entstehung von Vororten (ar. rabad, PI. 'arbäd)i9 außerhalb der madina-Mauern gibt es verschiedene Gründe. In vielen Fällen ist der Mauergürtel der madina mit der Zeit zu eng für die wachsende Bevölkerung geworden. Auch für den plötzlichen Zuzug einer neuen Bevölkerungsgruppe - ζ. B. von Flüchtlingen aus einer benachbarten Stadt oder bei der Ansiedlung eines neuen Gewerbes - findet sich innerhalb der Mauern meist kein ausreichender Platz, was zum Bau eines neuen Wohnviertels außerhalb der Mauern führt, in dem die neue Gruppe zusammenleben kann. Ein weiterer Anstoß für die Bildung von Siedlungen außerhalb der M a u e m ist die Entstehung von neuen Anziehungspunkten, in deren Nähe sich die Menschen, die dort beschäftigt sind, mit der Zeit dauerhaft niederlassen. Dies kann ein Wochenmarkt sein, 20 die Gründung einer zäwiya, der Bau einer munya,21 die Erschließung neuer landwirtschaftlicher Nutzflächen in 17

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Siehe Torres Balbäs (1971, 126; cf. auch 1971, 220ss.) und Calero Secall/Martinez Enamorada (1995, 96 und 440). Cf. Torres Balbäs (1971, 229), DozySuppl (s.v. Vsyr und s.v. Vsyr) und das Kapitel musära/musära im lexikologischen Teil. Zu der arabischen Bezeichnung und den dazugehörigen portugiesischen, spanischen und katalanischen Arabismen siehe das Kapitel rabad im zweiten, lexikologischen Teil. So entsteht ζ. B. einer der Vororte von Onda im Pais Valencia, siehe Estall i Poles (1993, 204). Z.B. in Cordoba, siehe dazu Torres Balbäs (1971, 180).

33

der näheren Umgebung der Stadt oder eine wichtige, an einem der Stadttore beginnende Landstraße. 22 Die Städte von al-Andalus weisen eine ganz unterschiedliche Anzahl von Vororten auf: Cuenca zum Beispiel hat keinen einzigen (Torres Balbäs 1954, 10), während Cordoba im 10. Jh. von 21 Vororten umgeben ist (LeviProven^al 1995, 349a). 2 3 Die Ausmaße, die Vororte mit der Zeit annehmen können, sind beträchtlich. Diejenigen von Denia (Pais Valencia) erreichen insgesamt eine Fläche von der Größe der madma (Gisbert Santonja 1993, 72), und allein Cordobas Vorort as-Sarqiya (Ajarquia) ist im 12. Jh. größer als die madma (cf. Torres Balbäs 1971, 184). Eine eigene Ummauerung erhalten viele Vororte erst in späterer Zeit; 24 diese wird dann meist an die der madma angeschlossen. 25 Jeder Vorort besteht, wie die madma, aus einer gewissen Zahl von Stadtvierteln. Wenn es sich um besonders große, bedeutende Vororte handelt, entwickelt sich dort eine städtische Infrastruktur, die derjenigen der madma entspricht und sogar eine eigene Freitagsmoschee, ein Marktviertel, Verwaltungsgebäude und Ahnliches umfassen kann, wodurch das Leben im Vorort weitgehend von den Einrichtungen der madma unabhängig wird. 26 1.1.3

Die qasaha

Die Bezeichnung qasaba wird im islamischen Westen unter anderem auf die Zitadelle einer Stadt angewandt, die den Palast (ar. qasr, PI. qusür)27 des 22

23

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26

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Laut Torres Balbäs (1971, 179) ist dies besonders häufig der Standort neu entstehender Vorstädte. Siehe auch Bazzana (1992, 234) über Huesca und Mallorca. Siehe zu Cordoba auch Hillenbrand (1992, 118). Kress (1968, 189s.) listet zahlreiche hispanoislamische Städte mit der Anzahl ihrer Vororte auf. Cf. Kress (1968, 190). Die Vororte von Cordoba beispielsweise sind laut alMaqqarT im 10. Jh. noch nicht von Mauern geschützt (Torres Balbäs 1971, 181 und 1954, 14). Cf. Torres Balbäs (1954, 10). Eine andere Möglichkeit besteht darin, die ganze Stadt einschließlich ihrer Vororte mit einer neuen Mauer zu umgeben, um auch die Siedlungsteile außerhalb der alten Mauer zu schützen. Wenn dabei die innere madma-Mauer erhalten bleibt, entsteht ein von den beiden Stadtmauern eingefasster zusammenhängender Siedlungsgürtel, wie es ζ. B. in Borja (Aragon) im 11. Jh. der Fall ist (Falcon Perez 1985, 1187). Die madma-Mauer selbst wird normalerweise nur dann erneuert bzw. erweitert, wenn die Fläche der Innenstadt vergrößert werden soll, so ζ. B. im 12. Jh. in Valencia (Soriano Sänchez/Pascual Pacheco 1993, 339). Zu dem für Stadtmauern verwendeten Baumaterial siehe ausführlich Torres Balbäs (1971, 551ss.). Cf. Torres Balbäs (1954, 9s. und 1971, 129), Kress (1996, 222). Ein Beispiel für einen solchen selbständigen Vorort ist Rabad al-Bayyäzm (Albaicin) in Granada (Torres Balbäs 1971, 180s., Dickie 1992a, 100s.; cf. auch Luque Moreno 1994, 169s.). Siehe zu diesem Lexem das Kapitel qasr im lexikologischen Teil.

34

Herrschers bzw. seines Statthalters und den Verwaltungsapparat beherbergt,28 manchmal zusätzlich zu einer Residenz, die im madma-Zentrum in der Nähe der Freitagsmoschee liegt. 29 In diesem Fall dient die qasaba zumindest als sicherer Rückzugsort des Herrschers bei Angriffen von außen und bei Rebellionen innerhalb der Stadt; außerdem ist sie die letzte Zuflucht der Stadtbewohner bei einer Eroberung der madma. Diese Funktionen bestimmen die Organisation der qasaba als separater und unabhängiger Teil des Urbanen Ganzen mit eigener Mauer und eigenen Versorgungseinrichtungen sowie ihre Lage an der strategisch günstigsten Stelle des städtischen Gesamtkomplexes: Sie ist entweder am höchsten Punkt gelegen (ζ. B. in Almeria; siehe dazu Bazzana 1992, 270) oder, bei flachem Gelände, am Rand des Stadtgebietes (ζ. B. in Murcia direkt am Fluss; siehe Almagro 1987, 438). In diesem Fall liegt sie entweder als ein gesondert ummauerter Bereich innerhalb der madma-Mauern oder sie ist, bei einer Lage außerhalb der madma, über ein Mauerband mit dieser verbunden.30 Die qasaba verfügt über ein Tor zur madma sowie über einen direkten Ausgang ins freie Gelände, der bei einer Bedrohung von innen die Flucht sowie eine unauffällige Versorgung der qasaba erlaubt (cf. Deverdun 1978, 685a). Zu den Institutionen und Gebäuden in der qasaba gehören außer dem Herrscher- und Verwaltungssitz auch Kasernen und Gefängnisse31 sowie eine eigene Moschee. Da sich dort auch Wohnhäuser für Verwaltungs28

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Im Orient wird diese urbane Festungsanlage mit der Funktion eines Regierungsbezirks als qal'a bezeichnet; siehe dazu Miquel (1978, 684b), Kress (1968, 223), Calero Secall/Martinez Enamorada (1995, 326ss.) und Mazzoli-Guintard (1996, 24), die diesbezüglich auf al-Qalqasandl verweist. Zu hisp.-ar. qasaba siehe das Kapitel qasaba/qasba im lexikologischen Teil. Außerdem gibt es sowohl im Orient als auch in al-Andalus eine Tradition der Palaststädte. Hier residiert der Herrscher in einer mehrere Kilometer von der Stadt entfernten monumentalen Palastanlage, die von einer eigens geplanten, ihrer Versorgung dienenden Stadt umgeben wird. Beispiele für solche Palaststädte, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll, sind Madlnat az-Zahrä' und al-Madina az-Zähira in der Nähe des kalifalen Cordoba sowie ar-Rusäfa bei Valencia und bei Cordoba. Cf. Lautensach (1960, 51) und Mora-Figueroa (1994, 38); für das Beispiel Malaga siehe auch Calero Secall/Martinez Enamorada (1995, 315). Zur Position der qasaba sowie zu ihren Funktionen äußert sich ausführlich und mit vielen Beispielen Mazzoli-Guintard (1996, 96ss.). Die charakteristischen Gefangnisse in al-Andalus und dem Magrib sind unterirdische Verliese (hisp.-ar. matmüra, PI. matämir), für die auch ehemalige Silos oder Zisternen benutzt werden (cf. dazu Pavön Maldonado 1990, 27a). Diese tief in den Boden gegrabenen Hohlräume können nur über eine Leiter oder ein Seil verlassen werden; hier werden Sklaven oder andere Gefangene eingeschlossen, ohne dass ein großer Aufwand für ihre Bewachung notwendig wäre. Für eine genaue Beschreibung siehe Mora-Figueroa (1994, 62) und die Arbeit von Torres Balbäs (1944c). Siehe auch im lexikologischen Teil die Kapitel matmüra sowie täbiqa, tabaq und gubb/gibb.

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beamte und Palastbedienstete befinden, sind zusätzlich die üblichen Einrichtungen notwendig, die auch in den Wohnvierteln der madina und der Vororte vorhanden sind. 32 1.1.4

Die madina

Die madina liegt normalerweise, wenn das Gelände dies erlaubt, auf ebenem Grund. 3 3 Um sie herum gruppieren sich die anderen Teile der Stadt: die qasaba - sofern sie nicht innerhalb der madina-Mauern liegt - , die Vororte sowie die Elemente des Urbanen Lebens, die außerhalb der Stadtmauern ihren Platz haben. Die madina muss dabei nicht das geographische Zentrum des Stadtgebietes sein. Aufgrund von natürlichen Hindernissen beispielsweise können sich die Vororte auch auf eine Himmelsrichtung konzentrieren und müssen die Stadt nicht kranzförmig umgeben wie im kalifalen Cordoba. Die strikte Trennung von Öffentlichem und Privatem in der islamischen Gesellschaft liefert die Grundlage für die Organisation des städtischen Lebens: Die madina gliedert sich in zwei voneinander getrennte Bereiche, die durch ihre Funktionsweise und eine daraus resultierende unterschiedliche Bau- und Straßenstruktur gekennzeichnet sind. Es handelt sich einerseits um den öffentlichen Kern der madina, der den religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt und damit auch den gesellschaftlichen Anziehungspunkt des Stadtgebietes darstellt und in dem es keine Wohngebiete gibt. Den Gegenpol hierzu bilden die Wohnviertel, die sich an diesen Kernbereich anschließen, und in denen keine für die Allgemeinheit bestimmten öffentlichen Einrichtungen angesiedelt sind, sondern nur solche, die für die unmittelbar dort ansässige Wohnbevölkerung unentbehrlich sind. Der Übergang zwischen diesen beiden Teilen ist als eine hierarchische Abfolge von zunehmend privater werdenden Zugangswegen organisiert. 34 Der durch seine öffentliche Funktion geprägte Innenstadtkern gliedert sich nochmals in zwei Bereiche, die jedoch eng miteinander verbunden sind: Die Freitags- oder Hauptmoschee bildet das religiöse und kulturelle Zentrum der Stadt, der Marktbezirk (ar. süq, PI. 'aswäq) das wirtschaftliche. Zu beiden Komplexen gehören weitere, sekundäre Infrastrukturelemente, für die die Hauptmoschee und der süq die Kristallisationspunkte darstellen. In ihrer Gesamtheit verleihen sie dem Stadtkern seine charakteristische Gestalt. 32

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Siehe dazu Kapitel 1.1.4.2.3. Beispiele für eine derart ausgestattete qasaba sind diejenige von Malaga (siehe dazu Puertas Tricas 1990, 326b und die Arbeiten von Torres Balbäs 1934a, 1944a, 1945b) und die Alhambra in Granada (siehe dazu Torres Balbäs 1934c, Seco de Lucena 1910, 16s. und Arie 1992, 116). Cf. Torres Balbäs (1971, 174); dies ist ζ. B. in Granada der Fall, siehe Arie (1973, 342). Zum Übergang zwischen öffentlichem und privatem Bereich siehe ausführlich Kapitel 1.1.4.2.1.

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1.1.4.1

Öffentliche Bereiche der madma

1.1.4.1.1

Die Freitagsmoschee

Bei der Neugründung einer Stadt besteht einer der ersten Akte des Souveräns in der Festlegung eines Standortes für die Freitagsmoschee (ar. masgid (al-)gämi' oder nur gämi').35 Ihre Position bedingt dann die Lage der sie umgebenden Urbanen Einrichtungen und einen Großteil der städtischen Struktur. Normalerweise liegt die Hauptmoschee an zentraler Stelle im ungefähren geographischen Zentrum der Stadt, 36 nur in seltenen Fällen auch am Rand der madlna?1 Meist verläuft mindestens eine der Hauptverkehrsachsen, die die wichtigsten Stadttore miteinander verbinden, über die Moschee. Trotz ihrer zentralen Lage ist sie jedoch nicht von weitem sichtbar auf einem freien Platz gelegen, sondern sie wird von der sie umgebenden Architektur verdeckt. Von Ortsunkundigen ist sie so nicht einmal dann zu identifizieren, wenn diese direkt davor stehen: die Ladengeschäfte des süq schließen sich eng an die Mauern der Moschee an, sodass oft lediglich ihre Türen sichtbar sind und kein weiterer Raum für eine besondere Gestaltung der Fassade bleibt. 38 Hierauf wird jedoch nicht nur aus Platzgründen verzichtet; generell gibt die Außenseite keinerlei Auskunft über Bedeutung oder Funktion der dahinter verborgenen Bauten. 39 Bei einer derartigen Behandlung sogar dieses wichtigsten öffentlichen Gebäudes der Stadt wird deutlich, wie wenig Wert in der islamischen Kultur auf Repräsentation durch das äußere Erscheinungsbild von Bauten gelegt wird: alle Sorgfalt wird auf die kunstvolle Ausgestaltung des Inneren verwendet. 35

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Cf. Hakim (1986, 67). Zu den genannten arabischen Bezeichnungen siehe das Kapitel gamaa, gämi' im lexikologischen Teil; für weitere Bezeichnungen siehe Hakim (1986, 67s.) und Pedersen (1991, 655b). Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn sie dort entsteht, wo vor der Islamisierung die westgotische Kirche ihren Platz hatte; Beispiele hierfür sind Zaragoza und Tarazona (Falcon Perez 1985, 1180 bzw. 1184). A m Rand der madma liegt die Freitagsmoschee ζ. B. in Cordoba, Almeria und Malaga. Der Grund für die Lage der Hauptmoschee von Cördoba nahe der Stadtmauer ist wahrscheinlich, dass sie an der Stelle einer früheren christlichen Kirche entstanden ist (Torres Balbäs 1971, 175); Glick (1979, 114) dagegen vermutet «economic reasons» für die Lage nahe dem Guadalquivir. In Hafenstädten wie Almeria und Malaga, wo der Hafen den Hauptanziehungspunkt der Stadt darstellt, kann sich die Freitagsmoschee in dessen Nähe statt in der Stadtmitte befinden. Dies wiederum führt zu einer halbkreisförmigen Anlage der madma, da sich die übrigen städtischen Infrastrukturelemente um die Hauptmoschee herum ansiedeln (zur Anlage von Hafenstädten siehe Torres Balbäs 1971, 178). Dies ist ζ. B. in Sevilla im 13. Jh. der Fall (Ballesteros 1913, 27) und kann heute noch in marokkanischen und tunesischen Städten beobachtet werden; siehe zu Tunis auch Hakim (1986, 7Iss.). Siehe dazu die Ausführungen von Grube (1978, 10b). So verhält es sich auch bei der Fassade des hispanoislamischen Wohnhauses; siehe dazu Kapitel 1.2.1.1. 37

Die Konzentration auf das Innere und die Vernachlässigung des Äußeren wird bei der Moschee wie bei den meisten anderen städtischen Gebäuden durch die Innenhofarchitektur unterstützt, denn der bei der Hauptmoschee in al-Andalus und im Magrib verwendete Bautyp ist die Hofmoschee. Der mit Matten und Teppichen ausgelegte Gebetssaal öffnet sich hier zu einem allseitig von Mauern oder Säulengängen umschlossenen Innenhof, in dessen Mitte sich ein Wasserbecken befindet. 40 Die Freitagsmoschee ist das religiöse Zentrum der ganzen Stadt, einschließlich ihrer Vororte: es gehört zu den Pflichten der Muslime, freitags das Mittagsgebet gemeinsam in der Hauptmoschee zu verrichten, nur so erhält es seine volle Gültigkeit. Nur in manchen Fällen kann in einem sehr großen oder weit entfernten Vorort noch eine zusätzliche Hauptmoschee gebaut werden, die dann das religiöse Zentrum für die Bewohner dieses Vorortes wird.41 Wenn die Freitagsmoschee die wachsende Bevölkerung nicht mehr aufnehmen kann, wird sie normalerweise nicht durch die Errichtung einer zweiten großen Moschee entlastet, sondern baulich erweitert.42 Die Freitagsmoschee nimmt jedoch nicht nur religiöse, sondern auch andere kulturelle und gesellschaftliche Funktionen wahr, denn außer dem kollektiven Gebet finden hier noch weitere Gemeinschaftsaktivitäten statt: die Moschee dient als Ort der Lehre, der Wissenschaft und der Rechtsprechung, als Forum für die Verkündung neuer Verordnungen, als öffentlicher Versammlungsort und Treffpunkt, auch können hier Fremde nächtigen.43 40

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Dieser Bautyp hat sich schon in frühester islamischer Zeit entwickelt. Bereits Muhammads als Moschee genutztes Wohnhaus mit seinem großen Innenhof gilt als die erste Hofmoschee (cf. auch Kress 1968, 238). Auf weitere Bauformen von Moscheen soll hier nicht näher eingegangen werden, ebenso wenig auf die Konstruktion der Minarette und die Ausstattung des Gebetssaals mit Säulen, qiblaWand, mihräb und minbar. diesen Aspekten widmen sich zahlreiche kunsthistorische Beschreibungen. Siehe auch Prochazka für Skizzen von Moscheen in alAndalus und Nordafrika (1986, 39) und weiterer Moscheetypen (1986, 37); zur Geschichte der Elemente des Gebetssaals siehe Petersen (1996, 196). Cf. Epalza (1985, 144 und 1991, 17); für das Beispiel Malaga siehe Calero Secall/ Martinez Enamorada (1995, 97 und 129), für Granada Dickie (1992a, 91 und 101). Cf. Calero Secall/Martinez Enamorada (1995, 97) und Bianca (1974, 41). Die Freitagsmoschee von Cordoba zum Beispiel wird in mehreren Phasen bis zu ihren heute noch erhaltenen Ausmaßen vergrößert; siehe dazu ausführlich Marpais (1954, 135ss.), Creswell (1989, 29Iss.) und Hillenbrand (1992, 129ss.) sowie Prochazka (1986, 62s.). Cf. Prochazka (1986, 35) sowie Torres Balbäs (1971, 131), der die Hauptmoschee aufgrund ihrer vielfaltigen Funktionen mit dem römischen Forum vergleicht. Siehe auch Margais (1928, 98) zu den Aufgaben der Moschee: «Elle a ete et est encore parfois maison de justice, maison d'arret, maison d'enseignement, maison des hötes et maison du peuple». 38

Ein großer Teil der städtischen Einrichtungen wird in räumlichem Bezug zur Freitagsmoschee platziert. Da in ihrer unmittelbaren Umgebung die höchste Konzentration von Passanten herrscht, zieht die Hauptmoschee den Markt an; süq und Moschee, wirtschaftliches und religiöses Zentrum, sind auf diese Weise in der islamischen Stadt eng miteinander verflochten. Auch der Sitz des obersten qädl befindet sich in der Nähe der Hauptmoschee (cf. Hourani 1992, 164), ebenso wie der Palast, wenn es einen solchen in der madma gibt.44 Die Hauptmoschee stellt damit gewissermaßen das Gravitationszentrum der madlna und der ganzen Stadt dar. 1.1.4.1.2 Der süq und seine Elemente Ar. süq bezeichnet ganz allgemein den Ort, an dem Handel getrieben wird, und kann sich somit auf eine oder mehrere Straßen, einen Platz innerhalb oder außerhalb der Stadtmauern oder ein ganzes Marktviertel beziehen, wobei Letzteres auch oft mit dem Plural 'aswäq bezeichnet wird. 45 Da der Marktbezirk in der hispanoislamischen Stadt untrennbar mit der Hauptmoschee verbunden ist und sein Standort durch ihre Lage bedingt wird, zieht eine Verlegung der Hauptmoschee auch die Verlagerung des Marktes nach sich: Mit dem Bau der neuen Moschee von Sevilla im 12. Jh. durch 'Abu Ya'qüb Yüsuf beispielsweise wird auch der Umzug des süq betrieben.46 Die Läden lehnen sich an die Außenmauern der Moschee an und erstrecken sich sowohl über die an ihr vorbeiführenden Hauptverbindungsstraßen - oft bis hin zu den Stadttoren - als auch über die Nebenstraßen, die in der Nähe der Moschee verlaufen. Die innerstädtischen Durchgangs- und Seitenstraßen werden so zu reinen Ladenstraßen, in denen sich ein Geschäft an das andere reiht. Zum Schutz vor Sonneneinstrahlung sind die Geschäftsstraßen oft mit Tüchern oder Matten überdeckt. Die Ladengeschäfte bestehen normalerweise aus einem ebenerdigen Raum 47 mit meist sehr geringer Grundfläche 48 und schmaler Frontseite. Oft findet nur der Inhaber, manchmal auch noch ein Geselle darin Platz, die Waren sind an den Wänden entlang bis hoch zur Decke gelagert. Der 44

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So z.B. in Cordoba, Sevilla und Valencia; cf. dazu Torres Balbäs (1971, 175), Kress (1968, 179) und Escobar Camacho (1987, 129). Cf. Planhol (1987, 462); siehe dazu auch Torres Balbäs (1971, 301). Zu hisp.-ar. süq siehe das Kapitel süq im lexikologischen Teil. Dies beschreibt Bazzana (1992, 234): «le deplacement du pole religieux de la cite entrainait done celui du centre commercial»; cf. dazu auch Almagro (1987, 429). Im islamischen Valencia und Sevilla befindet sich über dem Geschäftsraum häufig noch eine Kammer, die als Lager, Werkstatt oder Ruheraum des Händlers oder Handwerkers dient. Dieser obere Raum wird im hispanoarabischen Dialekt als masriya bezeichnet. Siehe dazu Torres Balbäs (1950a, 179s. und 1971, 317s.) und das Kapitel masriya im lexikologischen Teil; cf. auch Kapitel 1.2.1.2. Epalza (1985, 143) nennt 4 bis 6 m 2 als durchschnittliche Größe.

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Kunde bleibt auf der Straße und bekommt das Gewünschte hinausgereicht. Von außen sind die Geschäfte nicht individuell gekennzeichnet, sodass sie sich nach Ladenschluss mit ihren einförmigen Holzverschlägen alle gleichen. Eigentümer sind meist nicht die Händler selbst, sondern der Souverän, eine Moschee oder eine Stiftung. 49 Der süq in den islamischen Städten ist ein permanenter Markt, der täglich geöffnet ist. Hier ist die wirtschaftliche Aktivität des gesamten Stadtgebietes konzentriert; hier erledigen alle Stadtbewohner ihre Einkäufe, 50 wenn es sich nicht gerade um die einfachsten Dinge für den täglichen Bedarf handelt, die auch in den Wohnvierteln erhältlich sind. Dementsprechend ist, neben der Moschee, der süq ein weiterer Ort der sozialen Interaktion: regelmäßige Begegnungen von Bewohnern unterschiedlicher Wohnviertel finden nur hier und in der großen Moschee anlässlich des Freitagsgebets statt. Außer dem Handel haben hier auch Handwerk, Dienstleistungen sowie Geldverleih und Geldwechsel ihren Sitz. Viele Produkte werden auf dem süq in Manufakturen gefertigt und an Ort und Stelle auch verkauft. Beispiele hierfür sind die Ladenwerkstätten der Kupferschmiede, Schneider oder Schreiner. In der näheren Umgebung der Hauptmoschee und in den angrenzenden Straßen finden sich auch die meisten Straßenhändler, die das hohe Passantenaufkommen auszunutzen versuchen. 51 Grundlegendes Prinzip ist die Anordnung der einzelnen Händler nach Gewerben: Die Verkäufer einer Warenart sind straßenweise oder als ganzes Viertel gruppiert. Bei der Verteilung über die Straßen des süq spielen Kriterien wie Status und Ansehen des Gewerbes, seine Verbindung zu den Funktionen der Moschee und die Entstehung von Lärm, Geruch oder Schmutz bei seiner Ausübung eine Rolle. Die Anwendung dieser Prinzipien, über deren Einhaltung der muhtasib wacht, 52 führt zu einer im Großen und Ganzen gleichen Verteilung der Gewerbe in den Marktvierteln des orientalisch-islamischen Kulturkreises. In der unmittelbaren Umgebung der Moschee trifft man auf die Verkäufer der edelsten und der mit der Moschee in direktem Zusammenhang stehenden Waren: Bücher, Kerzen, Pantoffeln, Parfumstoffe, Gewürze etc. Die Gewerbe, die mit Schmutz, Lärm- oder Geruchsbelästigung verbunden sind, müssen sich in 49

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Cf. Torres Balbäs (1971, 316): «Las tiendas solian pertenecer a los bienes de habices ο de la hagüela, es decir, a mezquitas y fundaciones piadosas ο al patrimonio real.» Siehe auch Kress (1968, 184) und Chalmeta (1991, 102 und 106). Aufgrund dieser Konzentration bezeichnet Planhol (1987, 445) den Marktbezirk islamischer Städte als «centre unique». Cf. auch unten Anm. 60. Siehe auch die lebensnahe Beschreibung des Treibens auf den Innenstadtstraßen der hispanoislamischen Städte in Torres Balbäs (1971, 321s. und 419ss.). Im Marktbezirk fällt in die Zuständigkeit des muhtasib auch die Kontrolle von Maßen, Gewichten und Preisen sowie der Sauberkeit der Marktstraßen. Cf. dazu auch Chalmeta (1991, 108) und Mazzoli-Guintard (1996, 79s.).

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möglichst weiter Entfernung von Zentrum und Hauptmoschee und zum Teil in Stadtrandnähe niederlassen; dies betrifft ζ. B. Schmiede, Gerber und Färber. 53 Auch der Verkauf von Waren, die den Boden beschmutzen könnten, wie Öl oder Geflügel, ist in direkter N ä h e der Moschee untersagt (Torres Balbäs 1942/47, 29). Der Handel mit allen weiteren Dingen, wie ζ. B. Kleidung oder Lebensmitteln, kann in jeder der übrigen .süg-Straßen stattfinden; 54 auch hier ist jedoch die räumliche Konzentration der Verkäufer gleicher Waren üblich. Ein weiteres Charakteristikum des süq ist, dass es sich um ein reines Gewerbezentrum handelt. Hier wohnt niemand: wenn die Läden schließen, gehen Kunden, Händler und Handwerker in ihre Wohnviertel zurück. 5 5 Der Markt ist über Nacht verlassen und menschenleer, es patrouillieren allenfalls Nachtwächter (Torres Balbäs 1971, 316). Die privaten Wohnungen der Gewerbetreibenden bilden in islamischen Städten keine Einheit mit dem Ort der Berufsausübung. Die besondere Gewichtung des Privaten und die Abgeschlossenheit des Familienlebens verbieten es, mit dem Betreiben eines Ladens oder einer Werkstätte am Wohnort öffentliche Aufmerksamkeit und Publikumsverkehr anzuziehen. Besondere Bedeutung innerhalb des süq kommt der qaisänya56 zu. Im islamischen Westen wird damit der Teil des Marktbezirks bezeichnet, der an ganz zentraler Stelle in unmittelbarer N ä h e der Hauptmoschee gelege53

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Hierbei handelt es sich zum Teil gleichzeitig um Tätigkeiten, die mit einem hohen Wasserverbrauch verbunden sind. Auch dies ist in flussnah gelegenen Städten ein Grund für ihre randstädtische Niederlassung. Für eine detaillierte Aufstellung der im süq vertretenen Gewerbe und ihre Anordnung siehe u.a. Kress (1968, 182) und Delgado (1987, 159). Hakim (1986, 81) teilt die Handelszweige in drei Kategorien entsprechend ihrem jeweiligen symbolischen Stellenwert ein, aufgrund dessen sie einen Standort in größerer oder geringerer Distanz zur Hauptmoschee erhalten. Wirth (2001, 118s.) hingegen wendet sich gegen die verbreitete Ansicht, dass eine unterschiedliche Bewertung der Gewerbe mit Blick auf die Hauptmoschee ihren jeweiligen Standort bestimme. Abgesehen von den rein praktischen Gründen für die Niederlassung geruchsintensiver Gewerbe in der Peripherie einerseits und für den moscheenahen Verkauf von beispielsweise Kerzen und Büchern andererseits, sind Wirth zufolge allein wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend für die räumliche Ordnung im Marktbezirk. So bestimmen die unterschiedlich starken Passantenströme in den verschiedenen Marktabschnitten die Wertigkeit des Standortes. Die Ladenflächen in Moscheenähe sind aufgrund der Passantendichte besonders begehrt. Nur die vornehmsten und zahlungskräftigsten Gewerbe sind in der Lage, sich dort einen Standort zu sichern. Generell ist laut Wirth (2001, 119) in den passantenintensiven Hauptstraßen des Marktviertels eher der Einzelhandel zu finden, während in den Seitenstraßen das Handwerk zunimmt. Siehe dazu Planhol (1987, 448), der auf die Tatsache eingeht, dass es in der antiken Welt diese strikte Trennung von wirtschaftlich genutzten und privaten Zonen noch nicht gibt. Zur Verwendung dieses Lexems im klassischen Arabisch und im hispanoarabischen Dialekt siehe das Kapitel qaisänya/qaisäriya im lexikologischen Teil. 41

nen ist. 57 Er dient als «Wertwarenkomplex» (Kress 1996, 218) und wird nachts verschlossen und bewacht. Die qaisäriya ist stets staatliches Eigentum; 58 die Geschäfte werden an die Händler verpachtet. Ursprünglich wird in der qaisäriya nur Seide gelagert und verkauft, normalerweise werden aber auch andere Stoffe, Gold, Schmuck und ähnlich wertvolle Produkte gehandelt. Ebenso können sich hier die Büros der Geldwechsler befinden (Torres Balbäs 1971, 368). Größe und Anlage der qaisäriya sind unterschiedlich: Es kann sich um einen überdachten Straßenzug oder um ein ganzes Viertel handeln, dessen Straßen dann meist geradlinig und rechtwinklig angelegt sind. Eine andere für die qaisäriya verwendete Bauform ist ein großer Innenhof mit überdachten Galerien, zu denen sich die Ladengeschäfte öffnen. 59 Eine weitere Besonderheit des süq besteht darin, dass er nicht nur das Einzelhandelszentrum für die ganze Stadt ist, sondern auch Standort des Großhandels. 60 Wegen der Transportprobleme in der madtna, der fehlenden Lagerkapazitäten der Einzelhändler, ihrer knappen Ressourcen etc. (Planhol 1987, 474) ist es nicht zweckmäßig, den Großhandel weit vom Einzelhandel entfernt, etwa außerhalb der Stadtmauern, abzuwickeln. Diesem Zweck dient die Institution des fundaq61 Qd.-ax. funduq, V\. fanädiq). Dabei handelt es sich um eine Herberge für auswärtige, auch nicht-muslimische Händler, 62 wo diese gleichzeitig ihre Waren lagern und verkaufen. Oftmals 57 58 59

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In dieser privilegierten Lage befindet sich die qaisäriya ζ. B. in Cordoba, Sevilla, Malaga, Granada und Toledo (Torres Balbäs 1971, 177). Cf. Torres Balbäs (1971, 368), Kress (1968, 182) und Epalza (1985, 143). Diese Form ist vor allem in Marokko verbreitet, wo die Institution der qaisäriya von al-Andalus übernommen wurde (Torres Balbäs 1971, 364s.; cf. auch Streck 1978, 840b sowie Wirth 2001, 277). Zur qaisäriya von Granada siehe Dickie (1992a, 96). Die charakteristische Bündelung von Groß- und Einzelhandel in einem Marktbezirk macht den süq nach den Worten von Planhol (1987, 445) zum «centre integre» (cf. oben Anm. 50). Darin liegt ein fundamentaler Unterschied zu den Märkten in der altorientalischen, der griechisch-römischen und der christlichiberischen Kultur; cf. Planhol (1987, 450) und Kapitel 2.1.2. Sein besonderer Aufbau und seine Position und Bedeutung innerhalb des städtischen Gesamtgefüges machen den süq zu einem der wesentlichen Kennzeichen der hispanoislamischen und generell der orientalisch-islamischen Stadt. Wirth (1975, 84; 2001, 103 und 151) argumentiert aufgrund der historischen Alleinstellung des süq, dass dieser das Wesensmerkmal sei, das aus einer Stadt erst eine typisch islamische mache. Für einen ausführlichen Vergleich der Organisation und der Entwicklungsgeschichte des islamisch-orientalischen Marktbezirks mit den Märkten griechisch-römischer Städte siehe Planhol (1987, 447ss.). Er zeichnet nach, wie der süq im islamischen Mittelalter durch Konzentration und Verflechtung aller wirtschaftlichen Aktivitäten im Stadtzentrum seine charakteristische Ausprägung erhält. Siehe zur Geschichte des süq auch Wirth (2001, 136ss.). Zu hisp.-ar. fundaq und weiteren arabischen Bezeichnungen siehe das Kapitel fundaq im zweiten, lexikologischen Teil. In al-Andalus gibt es - in Städten mit relevantem Fernhandel - spezielle fundaqs, die ausländischen Kaufleuten einer bestimmten Handelsnation zugewiesen wer42

sind die fundaqs auf nur ein Produkt - ζ. B. Getreide oder Öl - spezialisiert.63 Solche Einrichtungen, die sich über die Haupt- und Nebenstraßen des Marktviertels verteilen oder in der Nähe der Stadttore liegen, befinden sich meist in Privatbesitz oder werden von religiösen Stiftungen verwaltet (Le Tourneau 1965, 945a, Kress 1968, 181s.). Die bauliche Grundstruktur des fundaq gleicht der vieler anderer städtischer Elemente: Um einen großen Innenhof liegen im Erdgeschoss Lagerräume64 und Stallungen, im Obergeschoss die Schlafräume65 für die Händler, aber auch für andere Reisende. Der fundaq kann auch über eine eigene kleine Moschee oder einen Gebetsraum verfügen (Petersen 1996, 146). Die Ausstellung der Waren und der Verkauf finden im Innenhof statt. Dieser wird von der Straße aus durch ein großes, nicht verwinkeltes Eingangstor betreten, das auch beladene Lasttiere ohne Mühe passieren können. 66 Der fundaq im islamischen Westen ist im Allgemeinen einfacher gestaltet und von bescheideneren Dimensionen als die entsprechenden Bauten im Orient, die dort als hän bezeichnet werden; der viel kleinere Innenhof wird aber durch eine größere Höhe des Gebäudes ausgeglichen.67 Im Gegensatz zur orientalischen Institution der Karawanserei, die als Etappenherberge auch im freien Gelände zu finden ist, ist der fundaq des islamischen Westen immer eine urbane Einrichtung (cf. Planhol 1987, 472).

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den; in Granada ζ. B. befindet sich der fundaq der Genuesen in der Nähe der Hauptmoschee (Torres Balbäs 1971, 178, Arie 1992, 122, siehe auch Calero Secall/Martinez Enamorada 1995, 253). Für eine Beschreibung der Institution am Beispiel von Tunis siehe Hakim (1986, 84ss.). Heyd (1880, 625s.) behandelt das Vorkommen dieser Einrichtung in den syrischen Kreuzfahrerstaaten: hier stehen sie als funda Händlern jeglicher Herkunft offen und als fundaco den Kaufleuten jeweils einer Nation. Cf. Epalza (1985, 143). Chalmeta (1991, 103) weist auf die unterschiedliche Art der Namensgebung bei süqs und fundaqs hin: während die für den Einzelhandel bestimmten Märkte die Berufsbezeichnung der Händler als Namen tragen (ζ. B. al-'attärm, 'Parfüm-, Gewürzhändler', an-nahhäsm, 'Kupferschmiede'), sind die dem Großhandel gewidmeten fundaqs nach der dort gehandelten Ware benannt (ζ. B. ar-ruzz, 'Reis', az-zait, ΌΓ). Weitere Möglichkeiten für die Aufbewahrung großer Warenmengen bieten innerhalb des Marktbezirks spezielle Lagerhäuser für Getreide, Salz, Öl und andere Waren (siehe Kress 1968, 182, cf. auch Epalza 1991, 19). In dem fundaq von Granada, der später - in christlicher Zeit - Corral del Carbon heißt, sind die ungefähr zwanzig Ubernachtungszimmer auf zwei Obergeschosse verteilt (Margais 1954, 314s.). Cf. Le Tourneau (1965, 945a) und Hakim (1986, 86); so ζ. B. auch im granadinischen Corral del Carbon (Margais 1954, 314). Siehe M a r l i s (1954, 316) und Planhol (1987, 470). Zu der orientalischen Herkunft dieser Institution unter der persischen Bezeichnung hän und ihrer Verbreitung über Syrien im ganzen islamischen Kulturkreis siehe Petersen (1996, 146).

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1.1.4.1.3 Weitere öffentliche Einrichtungen Abgesehen von der Freitagsmoschee und dem sie umgebenden süq sind noch weitere öffentliche Einrichtungen im Stadtkern vorhanden. Es handelt sich dabei um Gebäude, die sich über den ganzen öffentlichen Teil der madma verteilen können, im direkten Umkreis der Hauptmoschee jedoch besonders häufig anzutreffen sind. Ihre Lage im madina-Zentrum ermöglicht es den hier Beschäftigten, Kunden, Schülern und Passanten, ihren religiösen und gesellschaftlichen Verpflichtungen und Bedürfnissen nachzukommen, ohne dafür große Distanzen überwinden zu müssen.68 Mrdä'a oder dar al-wudu: Mit der Form mrdä'a wird der Ort der kleinen rituellen Waschung (wudu) vor dem Gebet bezeichnet. Dabei handelt es sich um ein kleines Gebäude oder einen Raum mit Latrinen und Waschvorrichtungen, die an die Wasserversorgung angeschlossen sind. Die midä'a kann mit separaten Waschkabinen ausgestattet sein oder auch nur über einen Brunnen oder ein Wasserbecken in der Raummitte verfügen, das von Sitzbänken umgeben ist.69 Diese Einrichtungen sind stets in der unmittelbaren Nähe eines Moscheegebäudes oder in einem Winkel des Moscheehofs, jedoch getrennt vom Gebetssaal untergebracht (cf. Epalza 1985, 145 und 1991, 18). Hammäm: Die hammäms sind öffentliche Bäder, die sowohl im madma-Kern als auch in den Wohnvierteln des ganzen Stadtgebietes, meist in der Nähe von Moscheen, anzutreffen sind. Ein hammäm hat folgenden Innenaufbau: nach einem Umkleide- und Ruheraum erstrecken sich nacheinander drei immer wärmer temperierte Räume, 70 hinter deren letztem, dem heißesten, sich der Ofen befindet, den 68

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Cf. dazu auch Lapidus (1967, 114): «The Muslim city had the physical form of the bazaar because it was appropriate to the fluid pattern of social interchange and of daily living». Ein solches lang gestrecktes Wasserbecken in der midä'a der Hauptmoschee von Granada beschreibt Münzer (1991, 91) auf seiner Reise im Jahr 1494 (für den lateinischen Text siehe ζ. B. Luque Moreno 1994, 200). Siehe auch Mar?ais (1954, 326) für das marokkanische Meknes. Auch das in der Mitte des Moscheehofs befindliche Wasserbecken kann für die kleine Waschung benutzt werden. Ar. al-bait al-bärid, al-bait al-wastäm, al-bait as-sahün (Gomez-Moreno 1947, 153, Delgado 1987, 159, Pavon Maldonado 1990, 305a). Der hammäm ist eine Weiterentwicklung des griechisch-römischen Bades mit einer veränderten Funktion und Gewichtung der Räume (siehe Hakim 1986, 88, Petersen 1996, 107 und Pavon Maldonado 1990, 300b ss.). So hat ζ. B. das frigidarium/al-bait al-bärid, das nun nicht mehr mit einem Schwimmbecken ausgestattet ist, seinen Stellenwert als wichtigster und größter Raum zugunsten der warmen Räume eingebüßt (siehe dazu die Ausführungen von Sourdel-Thomine 1971, 141b). In dem Bad des Judenviertels von Baza aus dem 11. Jh. scheint es - nach der Beschreibung von

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der Heizer von einem separaten Eingang aus bedienen kann (Torres Balbas 1942, 209). Beheizt wird das Bad, indem der heiße Dampf vom Ofen aus über ein Hypokaustum unter den Räumen hindurchgeschickt wird.71 Fenster sind in einem hammäm nicht vorhanden; Tageslicht fällt nur durch kleine sternförmige Öffnungen in den Kuppeln, die die Räume überwölben (Arie 1973, 393, Pavon Maldonado 1990, 320a und 345b ss.). Der Besucher durchläuft nach und nach alle Abteilungen. Nach einem Aufenthalt im heißesten begibt er sich in den warmen Raum, um sich einer Massage zu unterziehen und sich zu waschen; den Abschluss bildet eine Ruhephase, bei der sich der Gast auch bewirten lassen kann. Der hammäm erfüllt mehrere Funktionen. Die grundlegende und offiziell anerkannte ist die rituell-religiöse: Hier wird die große Waschung vor dem Gebet oder vor einem bedeutenden Ereignis wie Heirat, Niederkunft oder Beschneidung vorgenommen (cf. Louis 1971, 145b). Diese Funktion geht einher mit der großen hygienischen Bedeutung des öffentlichen Bades, denn die Mehrzahl der städtischen Wohnhäuser ist zwar mit Toiletten, nicht aber mit richtigen Bädern ausgestattet. 72 Der hammäm wird daher häufig aufgesucht, weshalb ihm auch eine große gesellschaftliche Bedeutung zukommt: Er ist ein Ort der Zusammenkunft und der sozialen Interaktion; hier entspannt man sich, trifft sich mit Bekannten und Freunden, hier werden gemeinsam Mahlzeiten eingenommen, Nachrichten ausgetauscht und Hochzeiten angebahnt. Für Frauen ist der Besuch des Bades oft die einzige Möglichkeit, außerhalb des Hauses in Gesellschaft zu kommen bzw. einer der wenigen Gründe, das Haus überhaupt zu verlassen (cf. auch Arie 1973, 366). Das Bad wird entweder von Männern und Frauen jeweils an bestimmten Tagen oder zu bestimmten Tageszeiten benutzt, oder es sind zwei Bäder in getrennten Teilen des Gebäudes vorhanden (cf. Pavon Maldonado 1990, 361b s.). Auch die Juden und Mozaraber frequentieren die öffentlichen Bäder, entweder getrennt von den Muslimen an bestimmten Tagen oder in ihren eigenen Wohnvierteln (Torres Balbas 1945a, 184). Der hammäm ist zwar ein essenzielles Infrastrukturelement und charakteristisches Merkmal der islamischen Stadt, aber im Gegensatz zu anderen Institutionen keine rein urbane Einrichtung: öffentliche Bäder sind auch auf dem Land zahlreich vorhanden und werden häufig besucht (Arie 1973, 394, Pavon Maldonado 1990, 361a und 361b).

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Gomez-Moreno (1947, 153) - ganz zu fehlen: nach dem Eingangs- und Umkleidebereich folgt gleich der bait al-wastäm als größter Raum, der gleichzeitig als Ruheraum eingerichtet ist. Siehe auch die Grundrissskizzen von hammäms in Prochazka (1986, 89). Siehe dazu ausführlich Pavon Maldonado (1990, 344a ss.). Siehe hierzu Kapitel 1.2.1.5.2. Cf. auch Cruz Hernandez (1992, 217).

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Madrasa: Die madrasa ist eine religiöse Hochschule, die gleichzeitig der Unterbringung ihrer Studenten dient. Für den Unterhalt dieser Institution kommen religiöse Stiftungen auf. Ursprünglich ist in der gesamten islamischen Welt die Moschee Ort des Koranstudiums und der Unterweisung in den islamischen Wissenschaften. Durch die Bildung eines Komplexes aus Moschee und benachbartem hän wird es mancherorts später möglich, auswärtige Studenten zu beherbergen (Pedersen/Makdisi 1986, 1123b). Die Schaffung der madrasa als Lehre und Unterbringung integrierende Institution im Iran des 11. Jh. vollendet diese Entwicklung (Petersen 1996, 168). Richtung Westen verbreitet sich die Einrichtung erst spät: 1285 entsteht die erste madrasa in Fes. In al-Andalus wird ebenfalls Ende des 13. Jh. eine madrasa in Malaga eröffnet (MazzoliGuintard 1996, 90, Calero Secall/Martinez Enamorada 1995, 247ss.). Die Madrasa Yüsufiya im nasridischen G r a n a d a wird 1349 gegründet (siehe Hakim 1986, 76, Arie 1992, 111). Die madrasa ist als Innenhofbau konstruiert. An der einem gewinkelten Eingang gegenüberliegenden Seite des Hofs befindet sich der Gebetssaal, der manchmal auch einen zusätzlichen Unterrichtsraum ersetzt. An den drei übrigen Seiten des Innenhofs und im Obergeschoss liegen die Schlafräume der Studenten. 7 3 Die Madrasa Yüsufiya in G r a n a d a verfügt neben ihrem Gebetssaal über mehrere Unterrichtsräume (Arie 1992, 111). Märistän: Ein märistän74 ist ein Krankenhaus mit angeschlossener medizinischer Akademie (cf. Kress 1996, 219). D a n k der im islamischen Kulturkreis weit fortgeschrittenen Heilkunst widmet man sich hier nicht nur der Pflege der Kranken, sondern führt bereits komplizierte Operationen durch. 7 5 Vom

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Dies veranschaulichen z.B. die Skizzen in Prochazka (1986, 77); siehe zur Architektur der madrasa auch Hillenbrand (1994, 173ss.) sowie Wirth (2001, 252s.). Ar. märistän ist dem Persischen brmäristän entlehnt (Dunlop 1960b, 1222b); zu seinen Varianten in den arabischen Dialekten siehe Colin (1960b, 1225a). Während des Mittelalters bezeichnet es ein Hospital; im modernen Hocharabisch jedoch bedeutet märistän vor allem «lunatic asylum» (Dunlop 1960b, 1222b), «Irrenhaus» (Wehr, s. v. märistän). Dies ist auch die Bedeutung im heutigen marokkanischen Dialekt: «prison for dangerous lunatics» (Colin 1960b, 1225a). Ein Krankenhaus wird heute dagegen mit mustasfan bezeichnet (siehe ζ. B. Schregle). Bei diesem Lexem handelt es sich um ein nomen loci, das, da es von einem abgeleiteten Stamm gebildet ist, die Form eines Partizip Passiv hat: istasfä ist der X. Stamm der Wurzel Vsfy und bedeutet «he sought, or demanded, a remedy, or care» (Lane, s. v. Isfw/ sfy). Diese moderne Form, die märistän abgelöst hat, ist während des Mittelalters anscheinend noch nicht lexikalisiert: in alten Quellen wird sie nicht verwendet, siehe ζ. B. DozySuppl, s. v. ^Isfy, Lane, s. v. Asfw/sfy. Dies ist in al-Andalus schon im 10. Jh. der Fall; siehe hierzu Imamuddin (1981,

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Orient aus gelangt diese stets durch Stiftungen gegründete und unterhaltene Einrichtung in den Westen, wo im 12. Jh. im almohadischen Marrakesch ein märistän entsteht (Colin 1960b, 1224b); in al-Andalus ist die Gründung eines märistän im 12. Jh. in Algeciras und im Jahr 1365 in Granada belegt (Imamuddin 1981, 227). Krankenhäuser gibt es in alAndalus jedoch wahrscheinlich bereits während des umayyadischen Kalifats: Imamuddin weist darauf hin, dass es - «according to local traditions» (1981, 220, siehe auch 223 und 226) - zu dieser Zeit in Cordoba zwischen vierzig und fünfzig Einrichtungen gegeben haben muss. Auch der märistän ist als Innenhofhaus konstruiert. Um den Hof mit seinem Wasserbassin liegen die Säle für die Patienten. Im märistän des nasridischen Granada befinden sich die Krankensäle auf zwei mit Galerien versehenen Stockwerken, die einen lang gezogenen Innenhof umgeben. 76 1.1.4.1.4 Verkehrswege Entgegen einem ersten, oberflächlichen Eindruck herrscht im Straßennetz islamischer Städte kein Chaos ohne jegliche Ordnung. 77 Vielmehr erstreckt sich über das gesamte Stadtgebiet eine wohl organisierte, genau abgestufte Hierarchie von Straßen. Dabei spielen zwei Kategorien eine Rolle, die Durchgangsstraße und die Sackgasse.78 Diese Unterscheidung ist auch für die Anwendung des islamischen Rechts relevant: die Durchgangsstraße gilt als öffentlicher Raum, der jedem Passanten offen steht. Im Gegensatz hierzu werden die Sackgassen als privates bzw. gemeinschaftliches Eigentum der Anwohner behandelt. 79 Meist zwei Hauptverkehrsachsen 80 durchziehen die madma: Sie verbinden die wichtigsten Tore miteinander und bilden damit die innerstädtische Fortsetzung der Fernstraßen, die aus dem Umland zu den Stadttoren führen. Liegen vor den Toren Vororte, so passieren sie auch diese als deren

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222; siehe ebenso 220ss. über die medizinische Tradition in al-Andalus und dem Orient und über fachspezifische Werke). Für eine genaue Beschreibung siehe Mar?ais (1954, 316) und Arie (1973, 399). Einen solchen Eindruck vermittelt z.B. die Beschreibung von Benevolo (1983, 293s.). Siehe dazu Wirth (1975, 69 und 2001, 346): «Nicht so sehr die Sackgasse als solche [...], sondern vielmehr dieses Nebeneinander und Miteinander zweier ganz verschiedener Typen städtischer Straßen ist eines der grundlegenden Charakteristika der orientalischen Stadt; sie erscheint dadurch eindeutig von der Stadt der klassischen Antike wie von unserer abendländischen Stadt abgehoben». Diese beiden Straßenkategorien finden sich bereits in den altorientalischen Städten, deren Straßenstruktur der orientalisch-islamischen gleicht (siehe Wirth 1975, 71 und 74 sowie 2001, 348ss., cf. auch Kress 1996, 220). Cf. Brunschvig (1947, 131); siehe auch Hakim (1986, 24) und Wirth (1975, 69). Für eine ausführliche Darstellung dieses Prinzips siehe Kapitel 1.1.4.2.1. Diese werden im Arabischen als sikka kubrä (cf. Arie 1992, 106) oder tarTq almuslimm (cf. Hakim 1986, 64, Kress 1996, 219) bezeichnet. 47

Hauptstraße (cf. Torres Balbäs 1971, 285, Escobar Camacho 1987, 129). In ehemals römischen Städten setzen sie die antiken, rechtwinklig angelegten Hauptachsen cardo und decumanus fort. In den islamischen Gründungen sind solche Hauptverkehrswege ebenso vorhanden; anders als in der römischen Antike wird eine symmetrische Anlage der Verkehrsachsen jedoch nicht angestrebt. Hier haben sie nämlich keinerlei repräsentative Funktion; sie sollen keine ästhetische Wirkung erzeugen, sondern nur «die Möglichkeit ungehinderten Passierens gewährleisten» (Wirth 1975, 65 und 2001, 439). Dass die öffentliche Durchgangsstraße nur diesen einen Zweck zu erfüllen hat, entspricht dem mälikitischen Grundsatz, dem gesellschaftlichen Nutzen zu dienen: «hors de lä, eile n'a point de sens, de justification» (Brunschvig 1947, 134). Aus diesem Grund sind in islamischen Gründungen die Achsen auch nicht an den Himmelsrichtungen orientiert, sondern nur an der Lage der wichtigsten Stadttore, die sie auf möglichst direktem Weg miteinander verbinden sollen. Außerdem entsteht am Schnittpunkt der beiden Achsen kein zentraler Platz und die Freitagsmoschee muss auch nicht auf dieser Kreuzung liegen;81 oftmals wird sie nur von einer der beiden Straßen gestreift. Auch verlaufen die Hauptachsen nicht ganz geradlinig. Dies gilt allerdings für islamische und ursprünglich römische Gründungen gleichermaßen, denn auch die Anlage der alten römischen Straßen bleibt von den städtebaulichen Veränderungen, die in islamischer Zeit erfolgen, nicht unberührt: in Anpassung an die neu entstehende Architektur bei der allmählichen Überbauung alter Strukturen kommt es immer wieder zu Krümmungen, Biegungen und Winkeln in den Hauptstraßen. 82 Dabei behalten sie allerdings immer die relative Richtung auf Freitagsmoschee und Tore bei. Die Hauptachsen der hispanoislamischen Stadt zeichnen sich nicht unbedingt durch eine größere Breite anderen, untergeordneten Straßen gegenüber aus, sondern in erster Linie durch ihren Verlauf von und zu den wichtigsten Punkten der Stadt und ihre damit verbundene Funktion als primäre Durchgangsstraßen (cf. Almagro 1987, 422). Aus dieser Funktion wiederum resultieren die Bestimmungen über die Mindestmaße solcher Straßen, deren Einhaltung vom muhtasib überwacht wird und die schon im hadlt festgelegt sind: Zwei hochbeladene erwachsene Kamele - das traditionelle Transportmittel in islamischen bzw. orientalischen Städten 83 - müssen ohne Mühe aneinander vorbeilaufen können. Daraus ergibt sich die vorgeschriebene Mindestbreite von 3,23 m 81

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Von einer Analogie zwischen der islamischen und der römischen Anlage der Verkehrsachsen, wie Grunebaum (1955, 143) sie sieht, kann also nicht die Rede sein. Cf. dazu auch Wirth (2001, 35s.). In Sevilla und Cordoba ζ. Β. ist der Verlauf von cardo und decumanus mit ihren Veränderungen in islamischer Zeit noch gut zu erkennen (cf. Almagro 1987, 426s.). In al-Andalus werden als Lasttiere hauptsächlich Esel, Pferde und Maultiere verwendet; cf. Imamuddin (1982, 121).

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bis 3,50 m und eine eben solche - von Bögen und Überbauungen freie Mindesthöhe der Straße (Hakim 1986, 20). Von den Hauptachsen zweigen zahlreiche weitere Straßen ab, die auch zum öffentlichen Bereich der madma gehören. Es handelt sich um sekundäre Durchgangsstraßen, die ebenfalls von Ladengeschäften und Manufakturbetrieben gesäumt sind und die oben genannten öffentlichen Einrichtungen beherbergen können; Zugänge zu privaten Wohnhäusern finden sich hier wie entlang der Hauptachsen nicht. Auch diese Durchgangsstraßen, die bisweilen schmaler als die Hauptachsen sind, sind grundsätzlich den genannten Mindestmaßen unterworfen. 84 Hinsichtlich ihrer Anlage gibt es keine besonderen Normvorstellungen: sie müssen ebenfalls nicht geradlinig verlaufen oder in einem bestimmten geometrischen Verhältnis zu den Hauptachsen oder zu benachbarten Straßen angeordnet sein. Ihr Verlauf ist dem Gelände und der Architektur der dort angesiedelten Gebäude und Einrichtungen angepasst. Sackgassen sind in dem für die Öffentlichkeit bestimmten Teil der madma, wo der Verkehr möglichst reibungslos ablaufen soll, nicht anzutreffen: die Vorteile, die Sackgassen bieten - Privatheit, Schutz der Familie, Vermeidung des Eindringens Fremder - sind hier nicht relevant, da es keinen Zugang zu Wohnhäusern gibt. Bei den wenigen Einrichtungen, die innerhalb des öffentlichen Kerns der Unterbringung von Menschen dienen, wie madrasa, fundaq und märistän, handelt es sich nie um die Unterkünfte von Familien. Den jedoch auch für ihre Bewohner, Gäste oder Patienten notwendigen Schutz der Privatheit gewährleisten sie dank ihrer baulichen Anlage durch Innenhof und gewinkelten Zugang sowie durch nächtlichen Verschluss. Große öffentliche Plätze sind in den hispanoislamischen Städten im Allgemeinen nicht vorhanden: zum einen mangelt es innerhalb der Stadtmauern an freier Fläche, 85 zum anderen wird das Öffnen großer Plätze auch nicht angestrebt. Der Markt bedarf aufgrund seiner Integration in den Straßen der madlna keines großen freien Platzes innerhalb der Stadt, und für gesellschaftliche Ereignisse, die im Freien stattfinden sollen und zu großen Menschenansammlungen führen, existieren außerhalb der Mauern musallä und musära. Kleinere Plätze von unregelmäßiger Gestalt ergeben sich jedoch immer wieder zufällig aufgrund des Verlaufs der Straßen; dann nämlich, wenn drei 84

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Allerdings berichtet beispielsweise Münzer (1991, 109) über die extreme Enge der Straßen in Granada, wo zwei Esel manchmal nicht nebeneinander Platz haben (siehe für den lateinischen Text z.B. Luque Moreno 1994, 206). Bei der Betrachtung der Pläne mittelalterlicher islamischer Städte fällt daher der Innenhof der Freitagsmoschee als einzige große Freifläche auf (siehe ζ. B. Torres Balbäs (1971, 372) sowie im Anhang von Mazzoli-Guintard 1996). Das Gleiche stellt Hakim (1986, 70) für Tunis fest: «It should be noted that since approximately the late fifteenth century, the Zaytuna mosque Sahn has been the largest open space in the Medina».

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Straßen oder Gassen aufeinander treffen und sich dadurch eine Y-förmige Fläche ergibt, seltener auch, wenn sich zwei Straßen kreuzen. Eine freie Fläche entsteht auch dort, wo sich eine Gasse plötzlich, bedingt durch die angrenzende Bebauung, an einer Stelle verbreitert. Aufgrund des allgemeinen Platzmangels werden meist auch die kleinsten dieser so gewonnenen Plätze genutzt, sei es durch Händler, die darauf ihre Stände errichten, oder durch die Installation eines Wandbrunnens. Bei der ständigen oder provisorischen Niederlassung von Händlern auf einem solchen Platz kann dieser die Bezeichnung süq oder - im Diminutiv - suwaiqa erhalten (Torres Balbäs 1954, 31 und 1971, 295). 1.1.4.2

Nichtöffentliche Bereiche: die Wohnviertel

Jenseits der öffentlichen Bereiche der madma, die von den Standorten von Hauptmoschee und süq sowie dem Verlauf der großen Verkehrsachsen bestimmt werden, liegen die Wohnviertel (ar. hära, hauma).S6 Die Größe der Viertel variiert stark. Es finden sich in madma und Vororten relativ große Gebiete, die als eine einzige hära angesehen werden; daneben gibt es auch Viertel, die nur von einer Straße gebildet werden.87 Diese Einteilung hängt nicht von einem willkürlichen Verwaltungsakt ab, sondern ergibt sich aufgrund sozialer Faktoren. 88 Die Wohnviertel existieren als relativ abgeschlossene und autonome Einheiten: Die Bewohner eines Viertels beschränken ihre Kontakte weitgehend auf ihre Nachbarschaft; Menschen aus anderen Vierteln trifft man nur dann, wenn man sich in den madma-Kem begibt, beim Freitagsgebet in der Hauptmoschee und auf dem zentralen süq (cf. auch Grunebaum 1955, 146). Ist das Wohnviertel durch ein eigenes Tor verschließbar, wird es von einem Pförtner oder Nachtwächter bewacht (cf. Hakim 1986, 63 und Raymond 1989, 196). Jedes Viertel untersteht einem saih, der auch gegenüber der Obrigkeit als Vertreter seiner Bewohner auftritt (Hakim 1986, 63, cf. auch Al-Messiri Nadim 1979, 314).

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Cf. Calero Secall/Martinez Enamorada (1995, 95) und den Artikel von AlMessiri Nadim (1979). Das arabische Wort hauma, das ein Stadtviertel bezeichnet, wird nur im islamischen Westen gebraucht (cf. Torres Balbäs 1971, 190 Nr. 97, Hakim 1986, 63 und Dickie 1992a, 92). Die Bezeichnung hära hat die gleiche Bedeutung, kann aber im hispanoarabischen Dialekt und besonders in Granada auch auf Siedlungen angewandt werden, die von der Stadt weiter entfernt in ländlicher Umgebung liegen (Torres Balbäs 1971, 193); so erklärt sich auch das häufige Vorkommen von hära in der Toponomastik der AlpujarraDörfer. Auch rabad (eigentlich 'Vorort') wird immer wieder auf Stadtviertel innerhalb der madlna bezogen (Torres Balbäs 1954, 10, Dickie 1992a, 92; siehe dazu auch das Kapitel rabad im lexikologischen Teil). Siehe Torres Balbäs (1954, 10 und 13 sowie 1971, 129); cf. auch Lapidus (1967, 85). Siehe Kapitel 1.1.4.2.3 zur Bevölkerungsstruktur der Wohnviertel. 50

Die Gestaltung der Wohnviertel ist allein Sache der Bewohner: Bei der Entscheidung über die Lage ihrer Häuser und den Verlauf von Straßen und Sackgassen innerhalb des Wohngebiets haben sie freie Hand; alles Bauliche bleibt grundsätzlich der Privatinitiative überlassen.89 Die Bewohner müssen dabei nur das rechtliche Grundprinzip der Schadensvermeidung («lä darar wa-lä dirär», siehe Brunschvig 1947, 130) gegenüber ihren Mitmenschen beachten. Für den konkreten Fall des Straßen- und Hausbaus bedeutet dies, dass Rücksicht auf Anlage und Art der Bebauung benachbarter Grundstücke genommen werden muss, damit Nachbarn keine Nachteile entstehen und ihre Privatsphäre nicht verletzt wird. Auf diesem Prinzip beruhende Vorgaben, die das gute Funktionieren von Nachbarschaft regeln, sind die einzigen Vorschriften, mit denen das islamische Recht regulierend in den privaten Hausbau eingreift.90 1.1.4.2.1

Straßen und Gassen

Die Strecke, die man von den öffentlichen Bereichen der madina zum privaten Wohnhaus der Familie zurücklegt, wird von einer Hierarchie von Zugangswegen bestimmt. Die in das Wohnviertel führenden Straßen verlieren nach und nach ihren öffentlichen Charakter und münden schließlich im Umfeld des Hauses in eine private oder halbprivate Sphäre. Von den sekundären Durchgangsstraßen der madma, die noch von Ladengeschäften und Handwerksbetrieben gesäumt sind und als Verbindungswege zwischen verschiedenen Stadtvierteln fungieren, gehen wei89

Siehe dazu Hakim (1986, 18s.): «Citizens' decisions were of a micro nature, with less discernible effects than the decisions of rulers, but their aggregate impact on the city was ultimately more significant, and affected the lives of most people directly». Der Staat greift im Großen und Ganzen nur auf der Ebene der Makrostruktur in die Gestaltung der hispanoislamischen Stadt ein: Bei der Gründung einer Stadt werden ihre Lage und Fläche bestimmt, Letzteres durch den Bau einer Stadtmauer. Zu den Entscheidungen des Stadtgründers gehört auch der Bau der qasaba und die Stiftung der Freitagsmoschee. Durch den Standort der Moschee wird gleichzeitig das Zentrum markiert, womit die groben Linien der Gesamtanlage festgelegt sind. Auf der Ebene der Mikrostruktur wird der Staat nur punktuell tätig, beispielsweise durch den Bau von Palast und Verwaltungsgebäuden in der madma und die Stiftung bestimmter kollektiver Einrichtungen (cf. Kress 1996, 219; siehe auch Hakim 1986, 102ss. zu Entscheidungen der Obrigkeit bei der Gründung von Tunis). Bei der Bildung der Mikrostruktur einer Stadt ist auch die Schaffung öffentlicher und sozialer Einrichtungen wie Hospitäler, madrasas, Brunnen etc. auf der Grundlage von Stiftungen (ar. waqf, PI. 'auqäfi hisp.-ar. auch hubus, PI. 'ahbäs) von großer Bedeutung, die Kress (1996, 219) als Zwischenebene zwischen öffentlicher und privater Initiative anführt. Siehe dazu ausführlich Gardet (1969, 85ss. und 363ss.); cf. auch Pavon Maldonado (1990, 338b s.).

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Zur Anwendung des Prinzips siehe die Arbeit von Brunschvig (1947) sowie Hakim (1986, 22). Für die Auswirkungen des Grundsatzes auf Bau und Anlage der Wohnhäuser siehe Kapitel 1.2.

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tere, schmalere Durchgangsstraßen 91 ab, die aufgrund diverser Biegungen, Ecken und Richtungsänderungen plötzlich völlig abseits vom innerstädtischen Treiben zu liegen scheinen. Diese Straßen weisen weder Gebäude auf, die für die Allgemeinheit von Interesse sind, noch führen sie auf direktem Weg zu den Toren oder öffentlichen Einrichtungen der Stadt, sodass hier kein reger Durchgangsverkehr mehr herrscht. Stattdessen werden diese Straßen nur noch von Passanten benutzt, die auf diesem Weg von ihrem Wohnviertel zum Innenstadtkern oder zurück gelangen wollen. In der nächsten Hierarchiestufe des Straßensystems zweigen von diesen kleineren Durchgangsstraßen schmale, noch stärker verwinkelte Straßen ab, die immer wieder ihre Richtung und ihre Breite ändern. Sie sind entweder bereits selbst Sackgassen oder führen zu mehreren Sackgassen weiter. Zu den Sackgassen92 schließlich, die längst keinen öffentlichen Charakter mehr haben, sondern als halbprivat oder privat angesehen werden, öffnen sich die Türen der Wohnhäuser. Fremde sind in diesem Umfeld nicht gern gesehen und erregen Aufmerksamkeit und Misstrauen. Die Sackgassen können von sehr unterschiedlicher Länge sein. Bisweilen handelt es sich lediglich um einen kurzen, schmalen Gang, der nur Platz für einige wenige Hauseingänge bietet; es finden sich aber auch Sackgassen von bedeutender Länge.93 Damit die Privatsphäre der Familie bestmöglich geschützt ist, werden Hauseingänge generell nur in Sackgassen gelegt; diese bilden daher oft ein kompliziertes Labyrinth, das das Erscheinungsbild der Wohnviertel prägt und sie von den öffentlichen, geschäftlichen Bereichen der Innenstadt unterscheidet. 94 Einen noch höheren Grad an Privatheit gewährt eine Variante der Sackgasse: Der darb (PI. durüb) ist eine Sackgasse, an deren offenem Ende sich eine Tür befindet. 95 Diese wird bei Nacht verschlossen, in Krisenzeiten auch tagsüber. So wird die Verteidigung nach außen erleichtert und der größtmögliche Schutz der Bewohner gewährleistet. Statt nur 91

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Als tarlq näfid werden die sekundären Durchgangsstraßen bezeichnet, die zu den verschiedenen Stadtvierteln führen, und als säri' die Nebenstraßen der Viertel (Hakim 1986, 64, Kress 1996, 219). Als arabische Bezeichnungen für Sackgassen finden sich darb gair näfid, sikka gair näfida, zuqäq (gair näfid) und zan(ä)qa (siehe ζ. B. Hakim 1986, 24 und 64, Kress 1996, 219). Zu den beiden letztgenannten Lexemen siehe die Kapitel zanäqa und zuqäq im zweiten, lexikologischen Teil. Nach einer Untersuchung der Sackgassen in der madma von Tunis gibt Hakim (1986, 64) deren Länge mit 9 m bis 140 m an, wobei die Durchschnittslänge bei 40 m liegt. Die Dominanz von Sackgassenstruktur und verwinkeltem Straßenverlauf in den Urbanen Wohnvierteln führt dazu, dass dieses Schema laut Raymond als charakteristisch für die Stadt insgesamt angesehen wird, «bien qu'il ne represente qu'une partie du reseau viaire de ces villes (50% dans les cas extremes)» (1989, 195). Zu dieser und anderen Bedeutungsvarianten von hisp.-ar. darb und den daraus entlehnten Arabismen siehe das Kapitel darb im lexikologischen Teil.

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einer einzelnen Gasse kann auch eine ganze Gruppe von Sackgassen, die dann auch als darb bezeichnet wird, durch eine gemeinsame Tür verschlossen werden (cf. Torres Balbas 1971, 371). Je nach Ausdehnung des hinter einer solchen Tür liegenden Wohngebiets gehört eine unterschiedlich große Zahl von Anwohnern zu einem darb. Meist jedoch handelt es sich um eine eher kleine Gruppe von Wohnhäusern, 96 was die mit der Konstruktion eines darb angestrebte Privatheit unterstützt. Für die Entstehung von kleinen Plätzen in Wohnvierteln gilt das Gleiche wie in der gesamten madina. Durch das Zusammentreffen von größeren Verbindungsstraßen zwischen verschiedenen Wohnvierteln ebenso wie am Schnittpunkt von zwei oder drei (Sack-)Gassen im Inneren eines Viertels oder durch die plötzliche Richtungsänderung oder Verbreiterung einer Gasse entstehen kleine Plätze von unregelmäßiger Gestalt. In den Wohngebieten werden sie oft für die Unterbringung von wohnviertelspezifischen Infrastrukturelementen 97 genutzt. Ein solcher Platz bildet dann eine Art Zentrum des Wohnviertels; hier kann sich zwischen den Bewohnern ein soziales Leben entwickeln, das sich ansonsten auf die unmittelbare Nachbarschaft in der eigenen Sackgasse und die Familie beschränkt (cf. Raymond 1989, 198). Charakteristisch für die Sackgassen der Wohnviertel ist außer ihrem unregelmäßigen Verlauf und der geringen Breite eine häufige Überbauung mit Hausteilen und Mauerbögen. Letztere sollen gegenüberliegenden Mauern Stabilität verleihen oder bilden den Rahmen von darb-Pforten (cf. Torres Balbas 1950a, 185, Prochazka 1986, 126). Auch überhängende Dachgesimse und ausladende Schmuck- und Schutzdächer über den Türen verdecken Teile der schmalen Straße (cf. Torres Balbas 1947c, 431 und 433ss., Kress 1968, 196). Um den im dicht besiedelten Stadtgebiet begrenzten Wohnraum zu erweitern und wenigstens in den oberen Stockwerken eine größere Wohnfläche zu erzielen, kragen die oberen Etagen über den darunter liegenden vor. 98 Dadurch nehmen die ohnehin sehr schmalen Gassen nach oben noch an Enge zu. Eine weitere, sehr häufig praktizierte Möglichkeit, den Wohnraum in den oberen Stockwerken nach außen hin zu vergrößern, ist die extreme Erweiterung einzelner Zimmer oder Zimmerteile. Dabei wird dieser - ar. säbät (PI. sawäbit) genannte - äußere Zimmerteil so weit zur Straße hin überhängend gebaut, dass eine Abstützung notwendig ist. 99 Oftmals überragt ein säbät die Gasse so weit, dass er die 96

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Torres Balbas (1947a, 186; auch 1971, 371) nennt als Beispiele einen darb, der neun Wohnhäuser in sich birgt, und einen anderen, zu dem sich 33 Häuser öffnen; beide befinden sich im islamischen Mallorca. Siehe dazu Kapitel 1.1.4.2. Lavado (1978, 454) ist der Ansicht, dass mit dem Bau vorkragender oberer Stockwerke die tiefer liegenden Etagen vor Regen geschützt werden sollen. Dies geschieht entweder durch schräg verlaufende Stützen, die an der darunter Hegenden, zum selben Haus gehörenden Wand angebracht sind, oder durch

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gegenüberliegende Hauswand erreicht und die Gasse komplett überspannt. 100 Bisweilen liegen mehrere solcher säbäts benachbarter Häuser hintereinander, «creating continuous coverage and a tunnel effect over a street» (Hakim 1986, 65s.) mit der gleichzeitigen willkommenen Wirkung als Schattenspender und Schutz vor der Witterung. Mit den Unterschieden in der Straßenstruktur von öffentlichen Zonen und Wohnvierteln und den damit zusammenhängenden Funktionen ist auch eine andere rechtliche Behandlung verbunden: Die Sackgassen gehören nicht zum öffentlichen Bereich, wo der muhtasib über die allgemeine Ordnung wacht und jeder Passant ein Nutzungsrecht über die Straßen als Verkehrswege hat. Sie sind aber auch noch nicht ganz dem privaten Bereich zuzurechnen, denn zu einer Sackgasse öffnen sich die Haustüren mehrerer Anwohner. Vielmehr bilden sie eine Art dem Haus vorgeschalteten Übergangsbereich, der als gemeinschaftliches Eigentum der Anwohner und damit als halbprivater Raum betrachtet wird. Der muhtasib besitzt hier keine Verfügungsgewalt mehr; die Anwohner können aber dennoch nicht agieren wie innerhalb ihres Privathauses. So müssen sie zum Beispiel Entscheidungen bezüglich baulicher Veränderungen in der Sackgasse gemeinsam treffen. Der muhtasib kann hier nur noch als Schiedsrichter tätig werden, wenn er bei Streitigkeiten zwischen den Anwohnern hinzugerufen wird (Wirth 1975, 69; 2001, 346). Allerdings gibt es verschiedene juristische Auslegungen, auf welchen Bereich sich die Miteigentümerschaft der Anwohner genau erstreckt - mit jeweils unterschiedlichen Konsequenzen: Je nachdem nämlich, ob der anteilige Besitz eines Anwohners die ganze Gasse beinhaltet oder nur den Abschnitt vom Gasseneingang bis zu seiner Haustür, verändert sich die Konstellation der bei baulichen Veränderungen an der Entscheidung beteiligten Nachbarn (cf. Brunschvig 1947, 134). Bestimmungen über die Mindestmaße von Straßen und Gassen in Wohnvierteln werden, da es sich nicht um öffentlichen und daher auch

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Pfosten, die den Gebäudeteil auf der Straße abstützen. Für die verschiedenen Möglichkeiten siehe Torres Balbäs (1971, 389) und Hakim (1986, 127). Zu Art und Material der Abstützungen siehe Torres Balbäs (1950a, 186). Gehört das gegenüberliegende Haus - und damit auch diese Hauswand - einem anderen Besitzer, so ist beim Bau und der Abstützung des säbät der Wille dieses Nachbarn zu respektieren: Gegen seine Zustimmung darf der säbät nicht an die gegenüberliegende Hausmauer anstoßen oder an dieser abgestützt werden; der säbät- Bauer hat hier lediglich ein nachbarschaftliches Nutzungsprivileg (Hakim 1986, 30). Ist der Nachbar nicht einverstanden mit der Einbeziehung seiner Mauer, bleibt noch die Abstützung des säbät auf dem Boden der Gasse durch Pfosten. Abgesehen von diesen, den Bau von säbäts nur regulierenden Einschränkungen, steht deren Verwendung in den hispanoislamischen Städten prinzipiell nichts im Weg; die mälikitische Rechtsschule erlaubt ihren Bau unter der bereits genannten Voraussetzung, dass niemandem dadurch Schaden entstehen darf.

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nicht um öffentlich kontrollierten Raum handelt, nur als Idealwerte gehandhabt. Hier sollte wenigstens ein voll beladenes Kamel passieren können, was zur Festlegung der Mindestbreite einer Gasse auf 1,84 m bis 2 m geführt hat (Hakim 1986, 26). Diese Richtlinie wird ebenso häufig unterschritten wie die Mindesthöhe, die naturgemäß die gleiche wie die von Durchgangsstraßen ist. Die Grenze zwischen Halbprivatheit und Privatheit schließlich ist an der Haustür erreicht; der tatsächliche Übergang von einem Bereich in den anderen hängt jedoch von der individuellen Situation und den jeweiligen Sachzwängen ab: Abu-Lughod (1987) berichtet von der Möglichkeit, die Nachbarn in der Sackgasse quasi zu Familienmitgliedern zu erklären und in «a fictive kinship» (1987, 168) einzubeziehen, damit die Frauen bei Platzmangel im Haus einen Teil ihrer Tätigkeiten nach draußen verlegen können, ohne dabei ihre Privatsphäre zu gefährden. Ein wichtiges Element der Wohnviertelgassen, das deren halbprivaten Charakter deutlich macht und auf der Balance zwischen privatem und gemeinschaftlichem Nutzungsrecht beruht, ist der find'. Dabei handelt es sich um einen - imaginären oder optisch kenntlich gemachten - Seitenstreifen, der in der Gasse direkt am Wohnhaus entlangführt. Dieser Streifen stellt eine virtuelle Erweiterung des Privateigentums des jeweiligen Hausbesitzers dar. 101 Hier darf er - und dabei hat er Vorrang gegenüber allen anderen Anwohnern - Lasttiere kurzzeitig abstellen, diese be- und entladen, Dinge Zwischenlagern, sich hinsetzen und Ähnliches oder sogar vorübergehend einen Verkaufsstand 102 aufbauen. Da es sich bei dieser Fläche jedoch nicht um sein tatsächliches Eigentum handelt, sondern um einen Teil des nur halbprivaten Grundes der Sackgasse, darf der fiinaBesitzer auch auf diesem Streifen keine als permanent beabsichtigten Veränderungen eigenmächtig vornehmen, ζ. B. darf er den find' nicht, ohne sich mit den anderen Anwohnern abzustimmen, benutzen, um einen weiteren Raum an sein Haus anzubauen. Das virtuelle Eigentum am fina erstreckt sich auch in die Höhe (cf. Hakim 1986, 29, Raymond 1989, 200), d. h. der Hauseigentümer darf den vertikalen Raum innerhalb der find'-Grenzen für seine Privatzwecke nutzen, und hier hat er nun größere Freiheiten: die Möglichkeit, mit dem Bau eines säbät oder anderer vorkragender Hausteile in den oberen Stockwerken einen Teil der Straße zu überdecken, gründet sich auf das Recht am vertikalen find'. Dabei muss der Eigentümer jedoch stets seinen Nachbarn 101

102

Cf. Brunschvig (1947, 133) und Raymond (1989, 200). Als durchschnittliche Breite des fina gibt Hakim (1986, 26s.) einen Streifen von 1 m bis 1,50 m an. Für Raymond (1989, 199) erstreckt sich ein finä' in Sackgassen über den direkt vor der Haustür liegenden Teil der Gasse in deren ganzer Breite, unter der Voraussetzung, dass die anderen Anwohner keine Einwände haben. Das Prinzip des finä' ist es auch, das einem Ladenbesitzer erlaubt, auf der Straße vor seinem Geschäft seine Ware auszustellen (Raymond 1989, 199).

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gegenüber das Prinzip der Schadensverhinderung wahren, denn er darf bei der Nutzung seines finä' nicht deren Bewegungsfreiheit in der Gasse einschränken. Es stellt sich nun die Frage, wie eine solche Straßenstruktur wie die hier beschriebene zustande kommen kann, welche Motive und Mechanismen dabei zusammenwirken. Die Erklärung für die pragmatische Seite dieser Frage liefert Torres Balbäs (1954, 21; auch 1971, 130s. und 294), indem er die Straße in islamischen Städten als ein nur sekundäres städtebauliches Element identifiziert, die Häuser dagegen als das primäre: zuerst entsteht das Haus; die Straße ergibt sich dann in Abhängigkeit von Anordnung und Gestalt der sie eingrenzenden Gebäude gewissermaßen automatisch. 103 Diese Reihenfolge kann bei der Entstehung einer neuen Stadt nur dann eingehalten werden, wenn die Ausgestaltung der einzelnen Stadtviertel wie es in der islamischen Stadt normalerweise der Fall ist - der Eigeninitiative der Bewohner überlassen bleibt und keiner hoheitlichen Planung unterliegt. 104 Voraussetzung hierfür wiederum ist eine Behandlung der Straße ausschließlich als Verkehrsweg - der der Allgemeinheit dienen und nicht ein Mittel der Repräsentation sein soll - und damit die Vernachlässigung jedes möglichen symbolischen Stellenwertes. Die Sackgasse im Wohnviertel wird auf ihre alleinige Funktion als Zubringer zum privaten Raum, dem Wohnhaus reduziert. Dies äußert sich auch in ihrer Vernachlässigung hinsichtlich Gestaltung und Reinigung, die in krassem Gegensatz zur sorgfältigen Behandlung von Innenräumen 105 steht. Diese Sichtweise der Straße bzw. des öffentlichen Raumes überhaupt basiert auf der besonderen Trennung zwischen Öffentlichem und Privatem im islamischen Kulturkreis, die aus der Priorität des Schutzes von Familie und Privatleben in dieser Gesellschaft resultiert. Aufgrund der Konzentration auf den privaten Bereich und angesichts der Begrenztheit des innerhalb der Stadtmauern zur Verfügung stehenden Raumes wird die Straße in islamischen Städten zum notwendigen Überbleibsel der gestalterischen Aktivität der Bewohner, das durch die Nichtbebauung mit Wohnraum entsteht. Einen «Negativraum» nennt Wirth (1991, 68; 2001, 327) daher die Straße, «das Ergebnis eines räumlichen Ausgren103

104

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Siehe dazu die Gegenüberstellung dieser Praxis mit der Entstehung der Straßenstruktur christlicher Städte in Iberien in Kapitel 2.1.3. Wie in Kapitel 1.1.4.1.4 zu sehen war, sind nicht nur die Wohnviertelgassen, sondern auch die Verbindungsstraßen zwischen den Vierteln und die großen Verkehrsachsen, die bei der Gründung der Stadt festgelegt werden, dieser Priorität des Hausbaus unterworfen: die ständig wechselnde Breite und häufigen Richtungsänderungen der Hauptverkehrswege kommen durch Lage und Form der angrenzenden Gebäude zustande und prägen das Bild islamischer Städte genauso wie die Sackgassen. Siehe hierzu die Kapitel 1.2.1.4 und 1.2.1.5. 56

zens aus dem privaten Bereich, nicht eines räumlichen Eingrenzens von öffentlich und gemeinsam zu nutzenden städtischen Freiflächen» (ib.). 106 Die Tatsache, dass Bau und Gestaltung von Straßen in der islamischen Gesellschaft im Vergleich zur Behandlung von Innenräumen vernachlässigt werden, darf jedoch nicht falsch verstanden werden: Sackgassen und eine verwinkelte Straßenführung sind essenzielle Strukturelemente der Wohnviertel, die von den Anwohnern nicht nur in Kauf genommen, sondern sogar bewusst eingeplant werden, 107 denn diese Anlage des Straßennetzes gewährleistet einen erhöhten Schutz der Privatsphäre, indem sie Durchgangsverkehr verhindert und die Häuser bzw. ihre Eingänge vor Fremden verbirgt. 108 Der letztendliche, genaue Verlauf jeder Sackgasse ist allerdings stets zufällig und sekundär. Die Sackgassenstruktur von Wohnvierteln ist keine islamische Erfindung; wohl aber handelt es sich um ein spezifisch orientalisches - d. h. altorientalisches - Muster, das also auch im geographischen Umfeld des frühen Islam bekannt war. Zum einen wurde sie vom Islam, wie andere vorislamische Traditionen auch, leicht aufgenommen und assimiliert, da dieser darin eine ideale Möglichkeit zur Verwirklichung der eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse wie Privatheit, Schutz der Familie, Geschlechtertrennung etc. sehen konnte. Zum anderen ist zu berücksichtigen, dass diese Prinzipien ebenfalls keine Erfindungen des Islam sind und wohl auch schon in den altorientalischen Gesellschaften die Norm waren. 109 Hierin ist dann auch mit ziemlicher Sicherheit der Faktor zu suchen, der dort entscheidend auf die Anlage von Stadt, Wohnviertel und Haus eingewirkt hat, sodass nicht erst der Islam in diesen spezifischen Stadt- und Hausstrukturen ein Korrelat zu seinen gesellschaftlichen und religiösen Normen fand. 106

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Siehe auch Abu-Lughod (1987, 169): «The final way in which Islam shaped the traditional Arabo-Islamic city was through neglect, ironic as that may seem». Die Durchsetzungskraft dieser Sichtweise des öffentlichen Raumes zeigt sich auch in der allmählichen Umwandlung römischer Städte einschließlich ihrer großen Verkehrsachsen den urbanistischen Prinzipien der islamischen Gesellschaft entsprechend. Siehe dazu Wirth (1975, 71): «Als ein städtisches Areal mit ganz eigengearteter Rechtsqualität kommt sie dem allgemeinen Bestreben nach Sicherung und Ausdehnung der Privatsphäre so sehr entgegen, dass die Sackgasse von den Bewohnern der orientalischen Stadt bewusst angestrebt, vielfach sogar von Anfang an in die Planung städtischer Wohnviertel mit einbezogen wird»; siehe auch Kress (1996, 220). Torres Balbäs (1971, 281s.) vermutet als eine der Motivationen für die Straßenführung in den Wohnvierteln islamischer Städte die bessere Verteidigung gegen Aggressoren innerhalb der Stadtmauern. Ein Bedürfnis nach Schutz und Verteidigung dürfte es allerdings auch in den christlichen Städten gegeben haben, ohne dass dies hier zu einer vergleichbaren systematischen Hierarchie im Straßennetz geführt hätte. Siehe zu diesem Aspekt Wirth (2001, 367 und 518s.).

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1.1.4.2.2 Kollektive Einrichtungen Die Wohnviertel hispanoislamischer Städte dienen ausschließlich zum Wohnen, d. h. es gibt keine Vermischung von Wohneinheiten und Gewerbeflächen wie in den mittelalterlichen christlichen oder modernen europäischen Städten. Auf diese Weise werden Fremde aus den Wohngebieten ferngehalten. Da jedoch die Wege von den Wohnvierteln zum zentralen süq oft relativ weit sind, besteht in den Vierteln selbst die Möglichkeit, bei kleinen Händlern die wichtigsten Dinge des täglichen Bedarfs einzukaufen. Diese Händler siedeln sich am Eingang des Viertels an, wo die Straße, die das Viertel durchzieht, auf eine öffentliche Durchgangsstraße trifft (siehe Epalza 1985, 141 und 142 sowie 1991, 20), oder innerhalb des Viertels auf einem der kleinen Plätze, die sich durch die verwinkelte Straßenführung ergeben. Hier, im eher halbprivaten Bereich, können die Besorgungen auch von Frauen getätigt werden (cf. auch Bianca 1974, 89), die auf dem süq im Stadtzentrum nicht in Erscheinung treten. Weitere grundlegende und für das tägliche Leben von Muslimen unentbehrliche Infrastrukturelemente sind in allen, auch sehr kleinen Wohnvierteln vorhanden: In der Moschee des Viertels, oft von reduzierten Ausmaßen, können sich die Anwohner für die täglichen fünf Gebete einfinden - mit Ausnahme des Mittagsgebetes an den Freitagen, das in der Hauptmoschee zusammen mit der gesamten Gemeinschaft der Gläubigen verrichtet werden muss. Die Stadtviertel-Moschee kann auch durch einen einfachen Gebetsraum ohne Minarett, jedoch stets mit der Möglichkeit, die rituellen Waschungen vorzunehmen, ersetzt sein. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die Schule für die Kinder des Viertels.110 Die Anzahl der Moscheen ist von Größe und Bevölkerungsdichte der Stadt abhängig;111 ihre Verteilung entspricht der Untergliederung der Stadt in Viertel.112 Der Anzahl und den Standorten der Moscheen entspricht im Allgemeinen die Platzierung der öffentlichen Bäder: jedes Wohnviertel verfügt über seinen eigenen hammäm,113 der trotz oft nur geringer Größe seine Funktionen voll erfüllt. Eine weitere wichtige Einrichtung jedes Wohnviertels ist das Gemeinschaftsbackhaus, wo jede Familie ihr Brot backen lassen kann. Der Teig 110 111

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Cf. Epalza (1985, 142) sowie Burckhardt (1977, 65) über Cordoba. Das islamische Toledo ζ. B. zählt zwölf Moscheen, die durch Ausgrabungen oder schriftliche Dokumente nachgewiesen sind (Delgado 1987, 157). Zozaya (1992, 151s.) nennt als Kriterium für den Bau einer Moschee an einer bestimmten Stelle der Stadt den ungefähren Radius des Gebetsrufs des muaddin: dort, wo seine Stimme nicht mehr zu vernehmen ist, sollte die nächste Moschee stehen. Pavon Maldonado (1990, 302a und 320a, siehe auch 322b und 359b) nennt für

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wird zuvor zu Hause zubereitet und dann auf Tabletts oder Brettern durch das Viertel getragen (cf. Burckhardt 1977, 66, Cruz Hernandez 1992, 202). Diese kollektiven Einrichtungen können sich in einer der Gassen des Wohnviertels befinden; häufiger liegen sie an einem der genannten kleinen Plätze oder am Eingang in das Viertel (cf. Epalza 1991, 20). Eine gut funktionierende Wasserversorgung ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für Entwicklung und Wohlstand einer jeden Stadt. 1 1 4 Je nach geographischer Lage bestehen hier unterschiedliche Möglichkeiten: Eine nahe Quelle bzw. ein Fluss, an dem die Stadt liegt, kann diese direkt mit dem nötigen Wasser versorgen. 115 Entweder wird das Flusswasser der Stadt durch Kanäle zugeleitet oder die Bewohner schaffen ihr Wasser selbst vom Fluss herbei. Fließt der Fluss außerhalb der Stadtmauern, muss die Schöpfstelle zusätzlich gesichert werden. Dies geschieht zum Beispiel durch ein langes Mauerband, 1 1 6 das sich bis zur Wasserstelle hinzieht und diese sowie den Weg zu ihr schützt. Liegen Quelle oder Fluss in weiterer Entfernung, so muss das Wasser über unterirdische Leitungen oder überirdische Aquädukte in die Stadt transportiert werden, wo das Wasser dann gespeichert wird. 1 1 7 Häufig wird die Wasserversorgung durch Grundwasserbrunnen sichergestellt. Brunnen sind laut Mora-Figueroa (1994, 30) aufgrund der einfachen Bedienung und gleichbleibenden Versorgung die häufigste Art der Wassergewinnung in mittelalterlichen Städten; Zisternen die zweithäufigste: In diesen wird das Regenwasser - in trockenen Gebieten hauptsächlich während der Wintermonate - aufgefangen und gespeichert. Bei Bedarf

1.4

1.5

116

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Cordoba unter 'Abd ar-Rahmän III. die Zahl von 300 hammäms, die sich in der Zeit von al-Mansür noch verdoppelt haben soll. Das Problem der Wassergewinnung stellt sich in besonderer Weise in den Gebieten, in denen der Islam seinen Ursprung hat und die nachfolgend islamisiert werden. Dies trifft auch für große Teile von al-Andalus zu. Auf der Iberischen Halbinsel finden die muslimischen Eroberer die römischen Wassergewinnungsanlagen bzw. deren Überreste vor. Durch die Übernahme oder Wiederherstellung der Anlagen (cf. Torres Balbäs 1945a, 181, Pavön Maldonado 1990, 241a) und ihre Weiterentwicklung überziehen die Muslime al-Andalus bald (wieder) mit einem Netz von Wasserversorgungssystemen verschiedenster Art. Hier soll es nur um die Möglichkeiten der Urbanen Wasserversorgung gehen. Das Wasser nahe gelegener Quellen und Flusswasser nutzt ζ. B. die Stadt Onda im Pais Valencia (Estall i Poles 1993, 210). Zur Versorgung von Granada durch die Flüsse Darro und Genil siehe Seco de Lucena (1910, 83s.). Zu dieser, qauraga genannten Anlage - im Portugiesischen als couraga bzw. coiraga, im Spanischen als coracha entlehnt (cf. CorrDAI, s. v.) - siehe ausführlich Torres Balbäs (1971, 535ss.) und Pavön Maldonado (1990, 365a ss.). In MadTnat az-Zahrä' führt ein abgedeckter Aquädukt Wasser aus den Bergen in die Stadt (Margais 1954, 161). Über Aquädukte in Iberien, die zum Teil noch aus römischer Zeit stammen, informiert ausführlich Pavön Maldonado (1990, 232b ss.); zur Speicherung des zugeleiteten Wassers in städtischen Zisternen siehe ζ. B. Pavön Maldonado (1990, 13a) und Mora-Figueroa (1994, 33).

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werden sie zusätzlich aufgefüllt. Meist sind sie unterirdisch angelegt und haben, wenn es sich um öffentliche Zisternen handelt, ein relativ großes Fassungsvermögen. 118 Eine andere Möglichkeit, in den Wohnvierteln an Wasser zu gelangen, sind die über die ganze Stadt verteilten öffentlichen Wandbrunnen. Sie sind vor allem auf den kleinen Plätzen, die sich durch die Straßenführung ergeben, an den Häuserfassaden installiert. Diese öffentlichen Brunnen werden, wie auch ζ. B. Moscheen, Bäder und Paläste, über Wasserleitungen versorgt, die von der lokalen Autorität gelegt werden. 119 Die Installation der Brunnen ist meist privaten Stiftern zu verdanken; über ihre Instandhaltung wacht der muhtasib. Hinzu kommen die Möglichkeiten der individuellen Wassergewinnung in den Privathäusern.120 Die hispanoislamischen Städte verfügen nicht nur über eine in den meisten Fällen gut funktionierende Wasserversorgung; im Allgemeinen gibt es dort auch ein flächendeckendes Kanalsystem, das die Abwässer121 aus der Stadt hinausführt: Unterirdische Kanäle in den Gassen, die die Abwässer der Haushalte sammeln und abtransportieren, laufen zu Hauptkanälen zusammen, über die schließlich die Abwässer aus der Stadt geleitet werden. 122 Wenn eine Stadt nicht über ein unterirdisches Kanalsystem für Abwässer verfügt bzw. wenn Häuser nicht an dieses angeschlossen sind, werden Kanäle, die sich in der Mitte der Gasse entlangziehen, benutzt: Hier kann das Regenwasser abfließen, und nachts schütten die Anwohner 118

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Im islamischen Almeria sind sowohl öffentliche als auch private Regenwasserzisternen die Hauptquelle der Wasserversorgung (Segura Graino 1984, 1007). In Magdalena de Castellon findet Bazzana (1992, 253) eine Zisterne, die 290 m 3 fasst; Mora-Figueroa (1994, 32) erwähnt eine Zisterne von 750 m 3 in Arcos de la Frontera. Siehe auch die ausführliche Beschreibung öffentlicher und privater Zisternen mit zahlreichen Beispielen bei Pavön Maldonado (1990, 13a-89b). Cf. Brunschvig (1947, 144). In Madlnat az-Zahrä' hat man gemauerte Wasserleitungen und Bleirohre gefunden, mit denen die Muslime das Wasser innerhalb der Stadt verteilt haben (Margais 1954, 161). Für die Wasserversorgung in den Moscheen sowie in den öffentlichen Bädern siehe Pavön Maldonado (1990, 79b ss. bzw. 341b s.). Siehe dazu Kapitel 1.2.2.1. Auch das Abwassersystem kann in al-Andalus auf römische Vorbilder aufbauen. Cf. dazu Pavön Maldonado (1990, 273a s.) sowie Scanion (1970, 194), der sich auf den islamischen Kulturkreis im Allgemeinen und auf al-Fustät/Kairo im Besonderen bezieht: «There seems little doubt that medieval Islam (with Byzantium serving as the link) was the direct heir of the highly developed sanitary engineering of the Roman Empire, and one even perceives refinements of inherited principles». In Denia haben Ausgrabungen ein solches Abwasserleitungssystem aus islamischer Zeit freigelegt (beschrieben bei Gisbert Santonja 1993, 75). Cf. auch Pavön Maldonado (1990, 272a ss.) sowie Torres Balbäs (1971, 342s.) zu Cördoba, Jaen und Sevilla. Für den Anschluss der Haushalte an ein solches Abwassersystem siehe Kapitel 1.2.2.1.

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ihre Abwässer hinein. 1 2 3 Diese Kanäle in der Straßenmitte können offen liegen oder - ganz oder teilweise - abgedeckt sein. 1 2 4 Für die Entsorgung der Abwässer in Wohnvierteln existieren genaue Vorschriften, deren Grundlage der Schutz der Anwohner vor Schaden ist. So darf niemand seine Abwässer ohne jede A b d e c k u n g bei seinem N a c h barn vorbeileiten; nach Ansicht einiger Juristen dürfen Abwässer überhaupt nicht auf die Straße geschüttet werden (Brunschvig 1947, 145). 1.1.4.2.3

Wohnbevölkerung

Die Zusammensetzung der Bevölkerung in den Wohnvierteln hispanoislamischer Städte basiert nicht auf einer willkürlichen Niederlassung jedes Stadtbewohners, d. h. der individuellen Wahl eines geeigneten Wohnsitzes. Vielmehr stehen die Bewohner eines Viertels normalerweise in einer bestimmten sozialen Beziehung zueinander. Dies kann die Zugehörigkeit zu einem Stamm oder Familienklan 1 2 5 sein, eine gemeinsame geographische oder ethnische Herkunft 1 2 6 oder die gleiche Berufsgruppe 1 2 7 oder Religion. 123

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Cf. Torres Balbäs (1954, 24) und Glick (1979, 115). Von dieser Praxis im erst zwei Jahre zuvor von den Christen eroberten Granada berichtet Münzer 1494 (1991, 109; siehe Luque Moreno 1994, 206s. für den lateinischen Text). Beide Möglichkeiten kommen ζ. B. in Tunis vor (Hakim 1986, 127). Siehe auch Loriente Perez (1990, 273a) zu Lleida. Alter arabischer bzw. semitischer Tradition entsprechend lassen sich auch in den Städten die Angehörigen eines Stammes und eines Familienklans als geschlossene Gruppe nieder. Nach der Eroberung der Iberischen Halbinsel siedeln sich die muslimischen Einwanderer auch dort nach Herkunftsland und Stammeszugehörigkeit in verschiedenen Gebieten an und bilden in den Städten eigene Viertel (zur arabisch-islamischen Gesellschaft im Allgemeinen sowie zum islamischen Westen siehe Guichard 1977, 153ss. und 213ss.; zu den Städten im Nahen Osten cf. ζ. B. Lapidus 1967, 91). Die Stammeszugehörigkeit tritt in al-Andalus bei der Gruppenbildung in Siedlungen jedoch bald hinter anderen Kriterien zurück (cf. Guichard 1977, 309, 323s.). Kress (1968, 173) macht dafür folgende Umstände verantwortlich: «Die Ursachen hierfür dürften einmal in der starken wirtschaftlichen Entwicklung und der damit verbundenen sozialen Differenzierung und zusätzlichem Bevölkerungswachstum zu suchen sein, zum anderen aber auch in der besonders unter den Omayyaden herrschenden weitgehenden Toleranz auf allen Lebensgebieten». Ein weiterer Grund ist mit Sicherheit auch in der von Anfang an in al-Andalus bestehenden besonderen Sozialstruktur zu sehen, die sich daraus ergibt, dass relativ wenige muslimische Eroberer und Einwanderer, die aus einer stammesmäßig organisierten Gesellschaft kommen, auf eine nicht stammesmäßig organisierte Bevölkerungsmehrheit stoßen - obgleich auch hierin im Laufe der Zeit ein Einfluss der muslimischen Einwanderer sowohl auf die islamisierte Bevölkerung Iberiens als auch auf die Mozaraber festzustellen ist (siehe hierzu Guichard 1977, 243, 335, 348). Zur Zusammensetzung der Bevölkerung in al-Andalus siehe auch die Arbeit von Guichard (1992). Hier sind für al-Andalus insbesondere die Berberviertel zu nennen; solche gibt es z.B. in Granada und Zaragoza (Glick 1979, 115). Die Ausübung eines bestimmten Berufs tritt besonders in al-Andalus als Kriterium für die Bildung von Wohnvierteln mit der Zeit in den Vordergrund (cf. Torres Balbas 1954, 12). 61

Die Tendenz, sich in homogenen gesellschaftlichen Gruppen niederzulassen, berührt aber nicht die vertikale Sozialstruktur der Wohnviertel: hinsichtlich der Ansiedlung unterschiedlicher Bevölkerungsschichten erweisen sie sich als äußerst heterogen, denn reiche Familien leben oft in derselben Straße und in direkter Nachbarschaft mit mittelständischen und armen Anwohnern. 128 Setzt sich die Bevölkerung eines Viertels allerdings aus den Angehörigen einer bestimmten Berufsgruppe zusammen, geht damit meist auch die Zugehörigkeit zu einer einzigen sozialen Schicht einher, so ζ. B. bei der Entstehung eines Töpferviertels (ζ. B. in Granada, cf. Arie 1973, 341) oder wenn sich zuwandernde Landbevölkerung zu einem neuen Vorort formiert (cf. Caro Baroja 1985, 63, Hourani 1992, 165). Die Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft ist gerade im mittelalterlichen Iberien, wo in den meisten Städten Angehörige dreier Religionen zusammenleben, ein häufiges Kriterium bei der Bildung von Wohnvierteln. Die Christen, die durch zahlreiche Übertritte zum Islam oder Abwanderung mit der Zeit zur Minderheit in al-Andalus werden, und die jüdische Minorität bilden separate Wohnviertel oder bekommen diese von der muslimischen Obrigkeit zugewiesen. Die Motivationen, die zu der räumlichen Trennung führen, sind vielschichtig. Sie kann auf der Ablehnung - sowohl der herrschenden Mehrheit als auch der Minderheit beruhen, in der Nachbarschaft Andersgläubiger zu leben; Ersterer verschafft sie außerdem eine bessere Kontrolle über diese Bevölkerungsteile. Andererseits gewährt das Zusammenleben in einer Gruppe Gleichgesinnter auch einen besseren Schutz vor Übergriffen und ermöglicht die räumliche Konzentration einer besonderen, kulturspezifischen Infrastruktur und die Praktizierung des Glaubens unter Einhaltung aller damit verbundenen Vorschriften, Tabus und Verhaltensweisen des täglichen Lebens. Die Judenviertel in den Städten von al-Andalus, die oft noch aus vorislamischer Zeit stammen, 129 erreichen teilweise beträchtliche Ausmaße. 130 Meist sind sie innerhalb der madina und zusätzlich an privilegierter 128

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Cf. Kress (1996, 222); Navarro Palazon (1990, 177b) weist darauf hin, dass bei Ausgrabungen in Cieza in einem einzigen Viertel aus dem 12. bis 13. Jh. hispanoislamische Wohnhäuser mit Grundflächen zwischen 29 und 234 m 2 gefunden wurden. Für die Städte des islamischen Orients gilt das Gleiche wie in al-Andalus: «Quarters were communities of both rich and poor» (Lapidus 1967, 87). Nach den Ausführungen von Abu-Lughod (1987, 170) kommt es häufig zu einem Abhängigkeits- und Klientelverhältnis zwischen ärmeren und einer der reichen Familien, die das Viertel dominiert. Diese ist dann auch verantwortlich für die Versorgung des Viertels mit den üblichen sozialen Einrichtungen (cf. dazu auch Hourani 1992, 164). Zu den Gesellschaftsschichten in alAndalus siehe auch Mazzoli-Guintard (1996, 222ss.). So ζ. B. das Judenviertel von Porto (Gonzalo Maeso 1967-68, 180) und das von Zaragoza (Falcon Perez 1985, 1182). Die Madmat al-Yahüd von Toledo beispielsweise untergliedert sich nochmals in mehrere Viertel (Torres Balbäs 1971, 212). Manche Städte, wie ζ. B. bis ins 12. Jh.

62

Stelle, nämlich in unmittelbarer N ä h e des wirtschaftlichen und politischadministrativen Zentrums gelegen. Im Allgemeinen verfügen sie zum Schutz über eine eigene Mauer sowie bisweilen nur über einen einzigen Zugang (cf. Torres Balbäs 1971, 210); der Straßenverlauf gleicht meist d e m der muslimischen Wohngebiete. 1 3 1 D i e jüdischen Viertel sind mit Einrichtungen ausgestattet, die ihren Bewohnern ein Leben nach ihren kulturellen und religiösen Regeln erlauben, wie Synagogen, eigenen Bädern und speziellen Ladengeschäften. 1 3 2 Die Mozaraberviertel, die sich in den Städten v o n al-Andalus nach der Eroberung durch die Muslime bilden, können innerhalb, häufiger als die jüdischen Viertel aber auch außerhalb der Mauern liegen. 1 3 3 Ihre Straßen sind im Gegensatz zu den muslimischen und jüdischen Wohngebieten häufig nach geometrischen Gesichtspunkten angelegt. 1 3 4 Wie die Juden haben auch die Christen in al-Andalus einen großen Anteil am gesellschaftlichen Leben der Stadt; 1 3 5 gleichzeitig bewahren sie ihre religiöse Integrität sowie eine relative A u t o n o m i e durch Selbstverwaltung und eine eigene Gerichtsbarkeit.

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13i

Lucena und Carmona (siehe Arie 1973, 328), verfügen über eine besonders große Zahl von jüdischen Bewohnern. In Portugal stoßen die Christen bei der Eroberung muslimischer Gebiete unter Afonso Henriques (1139-1185) auf rein jüdisch besiedelte Dörfer (Gonzalo Maeso 1967-68, 169). Die Blütezeit der jüdischen Viertel in al-Andalus fallt allerdings vor allem in die Zeit vor Ende des 11. Jh.: Aufgrund der Unterdrückung und Verfolgung Andersgläubiger zur Zeit der Almoraviden und erst recht durch die Almohaden emigrieren viele Juden (cf. Gonzalo Maeso 1967-68, 168). Erst das nasridische Granada zieht wieder zahlreiche Juden an; dort verteilen sich ihre Wohngebiete auf mehrere Stadtteile (in Antequeruela, Albaicin etc.: Arie 1992, 122). Für das Beispiel Granada siehe Arie (1973, 331). Das ausgedehnte Judenviertel von Toledo hat einen eigenen kleinen Markt (Torres Balbas 1971, 212). Außerhalb der Mauern leben die Christen in Calatayud; hier befindet sich jedoch anscheinend auch das jüdische Viertel außerhalb der Mauern (Falcon Perez 1985, 1192). In Sigüenza liegt das christliche Viertel mit seiner Kirche innerhalb der madma (Torres Balbäs 1971, 203). In Tudela zum Beispiel hat das Judenviertel die gleiche Straßenstruktur wie die von Muslimen bewohnten Stadtteile; im benachbarten Mozaraberviertel dagegen haben die Christen ein regelmäßiges Straßennetz ohne Sackgassen angelegt (Lacarra 1950, 8s.). Zur Straßenstruktur christlich-iberischer Städte siehe Kapitel 2.1.3. In Granada verfügt Muhammad V. (763-793 Η = 1362-1391) sogar über eine ihm treu ergebene christliche Leibgarde (Arie 1992, 121). Zum Status der Christen in al-Andalus siehe ausführlich Epalza (1992) sowie Lopez Gomez (1992). Mit der Situation der Juden in al-Andalus befasst sich die Arbeit von Scheindlin (1992). 63

1.2.

Das städtische Wohnhaus im islamischen Iberien

1.2.1

Anlage und Aufbau

Das hispanoislamische städtische Wohnhaus ist, wie die Häuser vieler anderer Regionen des islamischen Kulturkreises, als Innenhofhaus konstruiert. Diese Anlage bietet seinen Bewohnern, wie in den folgenden Abschnitten im Einzelnen gezeigt werden soll, die Möglichkeit, ihr Privatleben in Übereinstimmung mit den Normen der islamischen Gesellschaft zu gestalten. Wie die Sackgassenstruktur der Wohnviertel ist auch die Innenhofarchitektur bei Wohnhäusern bereits in den altorientalischen Städten vorhanden. 136 1.2.1.1

Äußeres Erscheinungsbild

Ein Maximum an Privatheit ist dann gewährleistet, wenn das Wohnhaus nicht nur gegen alles Fremde nach außen abgeschirmt ist, sondern auch das äußere Erscheinungsbild des Hauses keine Auskunft über die Bewohner gibt: Das hispanoislamische Wohnhaus ist völlig nach innen gekehrt und zu seinem Innenhof hin orientiert. Straßenseitig zeigt es lediglich eine schlichte, fensterlose Fassade, der kaum Informationen über die Bewohner des Hauses, ihre Identität und ihren Status zu entnehmen sind (cf. Burckhardt 1977, 66, Scharabi 1989, 632). Außer dem häufig erneuerten Anstrich mit weißer Farbe lässt man der Fassade keinerlei Sorgfalt angedeihen, und oft findet nicht einmal dieses statt: Hieronymus Münzer (1991, 109) berichtet bei seiner Reise durch Iberien 1494-1495 von auffallend schmutzigen Hauswänden in Granada. 137 Wie bei den öffentlichen Gebäuden auch, kommt es nicht darauf an, nach außen zu repräsentieren, sondern alle Mühe wird auf die Ausgestaltung des Inneren verwendet. 138 Allenfalls die Eingangstür kann einen Schmuck der Außenfassade darstellen. Sie ist normalerweise aus Holz, niedrig und schmal, meist zwei136

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Siehe dazu Wirth (1975, 77s, 1991, 82 und 2001, 365ss.) und Bazzana (1992, 196). Siehe auch die Grundrissskizzen von Innenhofhäusern aus Ur bei Prochazka (1988, 77). Aufgrund der Entstehungsgeschichte des Innenhofhauses, seiner Verbreitung in der orientalisch-islamischen Kultur und den Unterschieden zur Bauweise des römischen Innenhofhauses ist auch der bisweilen geäußerten Annahme zu widersprechen, das hispanoislamische Innenhofhaus baue auf dem römischen auf, das die Muslime bei der Eroberung der Iberischen Halbinsel vorgefunden hätten (siehe dazu Lautensach 1960, 44, Dickie 1992, 1017 und 1024). Siehe Luque Moreno (1994, 206) für den lateinischen Text. Entsprechende Zitate von Navagero, Lalaing und Marineo Siculo führt Torres Balbäs (1949, 148) auf. Cf. Hourani (1992, 168): «Die Häuser waren gebaut, um von innen, nicht von außen gesehen zu werden». Hakim (1986, 95s.) sieht hier das islamische Prinzip von bätin und zähir verwirklicht, nach dem die inneren Werte (bätin) vor äußerlichen Dingen {zähir) Priorität haben (siehe auch Kress 1996, 220).

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flügelig 139 und manchmal befindet sich darüber ein kleines Fenster (cf. Hourani 1992, 168). Die Haustüren wohlhabender Bewohner sind oft sorgfältig gearbeitet, mit Nägeln beschlagen und mit einem kunstvollen Türklopfer aus Metall versehen. Auch ein Schmuck- und Schutzdach kann über der Tür angebracht sein (cf. Torres Balbäs 1947c, 431 und 433ss.). Bei der Betrachtung eines Wohnhauses von außen erlaubt also vor allem die Haustür Spekulationen über den Wohlstand der Bewohner (cf. Torres Balbäs 1971, 395, Hourani 1992, 168). Beim Einbau einer Haustür ist darauf zu achten, dass sie nicht direkt gegenüber einer Eingangstür auf der anderen Straßenseite liegt, sondern versetzt zu ihr, um Indiskretion auszuschließen. 140 Fenster zur Straße sind nicht notwendig, denn das hispanoislamische Haus erhält Licht und Belüftung über den Innenhof. Fenster zur Straße sind zudem auch nicht erwünscht: Sie könnten Passanten Einblick in die Privatsphäre verschaffen. Nur in den oberen Stockwerken können bisweilen kleine, mit Holzläden versehene Fensteröffnungen vorhanden sein. 141 Erst in späterer Zeit taucht in al-Andalus an vielen Häuserfassaden ein neues Bauelement auf: die masrabiya,142 Dies ist eine weit vorspringende, kastenförmige Holzkonstruktion, die Fenster- bzw. Balkonöffnungen zur Straße hin verkleidet und dabei vollständig verdeckt. Durch Anbau einer masrabiya wird ein Stück zusätzlicher, die Straße überragender Wohnraum gewonnen; sehr lang gezogene masrabiyas erlauben gar, die ganze Zimmerseite nach außen zu öffnen (cf. Behrens-Abouseif 1991, 718a). In diesem Holzkasten hält man sich gewissermaßen im Freien auf und ist dennoch völlig unbeobachtet, denn dank des feinmaschigen, oft kunstvoll gearbei139

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So ζ. B. die Eingangstüren der in der qasaba von Malaga gefundenen Wohnhäuser (Torres Balbäs 1945b, 403, cf. auch 1949, 149 sowie Arie 1973, 371). Eines der drei in der Alhambra freigelegten Wohnhäuser hat eine 0,77 m breite Eingangstür (Torres Balbäs 1934c, 386). Zur Breite von Haustüren siehe auch Torres Balbäs (1942/47, 19), zu Ausgrabungen im ländlichen Raum Bazzana (1992, 108). Dieses Gebot betrifft auch die Eingangstüren von Bädern, Moscheen, Ladengeschäften etc.; siehe dazu Torres Balbäs (1971, 397). In Abhängigkeit von der Breite der Straße wird die Vorschrift mehr oder weniger streng ausgelegt, siehe Hakim (1986, 38). Cf. Hourani (1992, 169), Arie (1973, 371) und Wirth (2001, 360). Die islamische Rechtsprechung gibt Richtlinien bezüglich der Höhe und Position von Fenstern vor; für die Bestimmungen des in al-Andalus praktizierten mälikitischen Rechts siehe Hakim (1986, 36). Dabei geht es nicht nur um den unerwünschten Blick von Passanten in das Haus hinein, sondern auch um einen möglichen unerlaubten Ausblick der Hausbewohner auf das Nachbargrundstück; siehe dazu Brunschvig (1947, 139s.). Dieses Bauelement stammt aus Ägypten, wo es in der Fatimiden-Zeit ( 1 0 12. Jh.) aufkommt (siehe Hourani 1992, 169) und später weite Verbreitung an städtischen Wohnhäusern vor allem in Kairo und Alexandria findet (siehe dazu auch Guerrero Lovillo 1945, 436). Torres Balbäs (1971, 405) gibt hierfür das 13. Jh. an, für die Etablierung in al-Andalus das 13. bis 14. Jh.

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teten Flechtwerks der Holzkonstruktion 143 wird dieser Raum ständig belüftet, 144 und man kann nach draußen schauen, ohne selbst dabei gesehen zu werden. Die masrabiya wird daher zu einem beliebten Aufenthaltsort besonders von Frauen. 1.2.1.2

Haushöhe, Dach und Flachdach

Das hispanoislamische Stadthaus besteht normalerweise aus zwei, manchmal auch drei Stockwerken. 145 Eingeschossige Bauten sind selten (cf. Torres Balbäs 1949, 149); darauf weisen die zahlreichen Funde von Treppenfundamenten bei Ausgrabungen hin. 146 Es kommen auch Häuser mit mehr Etagen vor, vor allem dann, wenn die Fläche für Wohnraum innerhalb der Stadtmauern besonders knapp ist: Laut Kress (1996, 221) gibt es in alAndalus bisweilen Mietshäuser von bis zu vier oder fünf Stockwerken, wobei die Wohneinheiten der einzelnen Familien sehr klein ausfallen. 147 Im Normalfall jedoch wird ein städtisches Wohnhaus nur von einer Familie bewohnt, 148 was der Aufbau des Innenhofhauses auch nahe legt. Wird zu einem späteren Zeitpunkt mehr Raum benötigt, wird eine Erweiterung der Wohnfläche statt durch das Aufstocken des Hauses möglichst durch den Anbau zusätzlicher Räume bzw. den Erwerb benachbarter Grundstücke erreicht, eventuell mit einem weiteren Innenhof (siehe Wirth 1975, 76 und 2001, 360, Navarro Palazon 1990, 178b). 143

Zu den verschiedenen Herstellungstechniken siehe Behrens-Abouseif (1991, 718a). 144 Laut Dozy (DozySuppl, s.v. Asrb) dient die masrabiya ursprünglich als Aufbewahrungsort für die mit Trinkwasser gefüllten Tonkrüge, da der ständige Luftzug die Kühlung des Wassers unterstützt; daher auch der Name masrabiya, der das Beziehungsnomen (nisba) des von der Wurzel Viri (sariba 'trinken') gebildeten nomen loci ist. Die Bezeichnung masrabiya, die gleichermaßen auf diesen Raum und auf die charakteristische, ihn umgebende Holzkonstruktion angewandt wird (cf. Guerrero Lovillo 1945, 435, Behrens-Abouseif 1991, 718a), ist heute allgemein gebräuchlich; in al-Andalus war sie jedoch anscheinend noch nicht bekannt, cf. Behrens-Abouseif (1991, 718a) und DozySuppl (s.v. Virf>), WO entsprechende Quellen fehlen. Andere, im Hispanoarabischen wahrscheinlich verwendete Bezeichnungen werden im lexikologischen Teil in den Kapiteln simäs, samäsiya, duffa und musabbak, tasbik behandelt. 145 Cf. Kress (1996, 221). Arie (1973, 371), Wirth (1975, 76), Zozaya (1992, 150) und Cruz Hernandez (1992, 197) nennen zwei Stockwerke - Erdgeschoss und ein Obergeschoss - als die meistverbreitete Haushöhe in den Städten von al-Andalus. 146 F ü r die in der qasaba von Malaga freigelegten Wohnhäuser siehe Torres Balbäs (1955, 20); cf. auch Bazzana (1992, 180). 147 Sehr häufig sind Mehrfamilienhäuser im mittelalterlichen Kairo (siehe dazu Hourani 1992, 168, cf. auch Wirth 1975, 69). 148 Cf. Wirth (1975, 76 und 2001, 360). Hieronymus Münzer fällt 1494 in Granada die geringe Größe der muslimischen Häuser auf. So entsprechen nach seiner Beobachtung mindestens vier bis fünf dieser Wohnhäuser der Grundfläche eines christlichen Hauses (1991, 109; für den lateinischen Text siehe z.B. Luque Moreno 1994, 207).

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Bei den am häufigsten vorkommenden zweigeschossigen Häusern sind die Wohnräume sowohl im Erdgeschoss als auch im ersten Stock um den Innenhof gruppiert. Während dies im Erdgeschoss für alle vier den Innenhof umgebenden Seiten gilt, können im Stockwerk darüber auch nur eine, zwei oder drei der Seiten mit Räumen belegt sein (cf. Bazzana 1992, 179). Die übrigen Seiten sind dann lediglich mit Galerien versehen, die den Hof umgeben und Zutritt zu den oberen Zimmern gewähren, 149 oder sie bieten einer Terrasse Raum, die von einem Flachdach gebildet wird. Die über dem Erdgeschoss gelegenen Zimmer des Hauses werden als gurfa, im islamischen Westen auch als masriya bezeichnet, 150 gleichgültig, ob es sich um Räume handelt, die ein oberes Stockwerk bilden oder um solche, die die Straße als säbätX5X überspannen (Torres Balbas 1950a, 181s.). Mit beiden Bezeichnungen und insbesondere mit masriya kann jedoch auch ein separater R a u m gemeint sein, der sich über einer der Seiten des oberen Wohnhausgeschosses erhebt, meist flacher als die beiden Hauptetagen ist und über eine Treppe direkt von der Straße aus betreten wird. Diese Konstruktion kommt im Magrib und in al-Andalus häufig vor. 152 Die masriya verfügt meist über ein kleines Fenster zu Straße statt zum Innenhof (cf. Torres Balbäs 1950a, 185). Der Grund dafür ist, dass solche, vom Wohnbereich der Familie getrennten Räume oft an allein stehende und weniger wohlhabende Menschen vermietet werden. D a der Nutzer der masriya also meist nicht mit dem Hausbesitzer identisch ist, muss die Familie, die das Haus bewohnt, vor den Blicken des fremden Nachbarn geschützt werden. 1 5 3 Das Flachdach ist die charakteristische Dachform des Orients und Nordafrikas, aber auch anderer Regionen des Mittelmeerraumes. In al-Andalus jedoch werden nicht in erster Linie Flachdächer verwendet. Sie wechseln hier mit anderen Dacharten wie dem Pult- und dem Satteldach ab, ohne dass sich eindeutige Aussagen über die Motivation für die Verwendung der einen oder anderen Abdeckung machen ließen. 154 Bei den städtischen 149

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Ein Beispiel für eine solche Anlage ist das von Cruz Hernandez (1992, 198) beschriebene Haus des Moriscos Zobar in Granada: Hier sind zwei der Seiten als Räume ausgebaut, die restlichen zwei bestehen aus Galerien. Cf. Torres Balbäs (1950a, 181). Zu den beiden arabischen Bezeichnungen und den daraus entstandenen Arabismen siehe die Kapitel gurfa und masriya im lexikologischen Teil. Siehe hierzu Kapitel 1.1.4.2.1. Cf. Kress (1968, 201). Zum Vorkommen von masriyas in den Marktvierteln siehe oben Anm. 47. Siehe Brunschvig (1947, 154) und Hakim (1986, 33) für Hinweise auf rechtliche Bestimmungen. Siehe Bazzana (1992, 107) zu ländlichen Gegenden: «la tuile regne en maitre ou disparait au profit du toit plat. Cela montre qu'il est vain de tenter d'etablir une relation directe entre la forme des toits et des donnees climatiques; il est ainsi

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Häusern herrschen im Allgemeinen die ziegelgedeckten Dachformen vor, wobei sich das Dach zum Innenhof neigt. 155 Sie gehen auf römische Vorbilder zurück (Giese 1932, 150 und 1951, 592; Kress 1968, 200) und werden von den Muslimen bei ihrer Ankunft in Iberien bereits vorgefunden. Mit den Auswanderern und Flüchtlingen gelangen sie später nach Nordmarokko. Neben Häusern mit Ziegel- und solchen mit Flachdächern gibt es in alAndalus auch Mischformen: Häuser, die einen Teil des Obergeschosses mit einem als Dachterrasse genutzten Flachdach abschließen. 156 Die Dachterrassen werden für viele Zwecke genutzt, ζ. B. zum Trocknen von Wäsche, von Früchten oder von Fisch, als Aufenthaltsort der Familie, vor allem der Frauen, sowie als Schlafplatz in Sommernächten. 157 1.2.1.3

Zugang

Die Priorität der Privatheit, die die Straßenführung und die Gestaltung der Hausfassaden bedingt, regelt auch den Zugang zum Wohnhaus. Die an der Nahtstelle zwischen Außenwelt und Privatbereich aufgebauten Barrieren sollen Sichtschutz bieten und den Zutritt Fremder zum Wohnbereich verhindern. U m dies zu gewährleisten, gibt es keinen direkten Durchgang von der Außentür zum Innenhof, wo sich das Familienleben abspielt und sich die Frauen des Hauses aufhalten. Stattdessen gelangt man von der Haustür

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impossible de demontrer l'existence d'une quelconque relation entre le type de toit et la pluviosite: la maison ä toit plat et/ou k toit en terrasse s'est developpee aussi bien dans les regions subdesertiques d'Alicante ou d'Almeria que dans l'Alpujarra fortement arrosee. II semble bien que les causes principales soient culturelles, mais conditionnees par les traditions du groupe». Kress (1996, 221) stellt fest, dass das Flachdach «häufig in Berber- und Yemenitenvierteln verwendet wurde». Cf. Castillo Galdeano/Martinez Madrid (1990, 112b). Archäologische Funde deuten auf eine weite Verbreitung der Ziegeldächer in al-Andalus hin; diese Nachweise häufen sich ab dem 11. bis 12. Jh. (Bazzana 1992, 85). Beispiele sind Pechina (Castillo Galdeano/Martinez Madrid 1990, 112b) und Bufilla, wo, wie Ausgrabungen zeigen, alle Häuser ziegelgedeckt sind (Bazzana 1992, 103). Auch die Stadtansicht von Granada in Civitates Orbis Terrarum zeigt im dicht bebauten islamischen Stadtkern vor allem Giebeldächer (Braun/Hogenberg/Neuwel 1572, 33). In Granada kann eine solche Dachterrasse aus klimatischen Gründen durch einen Turmbau ersetzt sein, der auf der Seite des Hauptwohnraumes die drei anderen Innenhofseiten überragt (Cruz Hernandez 1992, 198). Cf. Torres Balbäs (1954, 30) und Bazzana (1992, 107). Segura Graino (1984, 1006) geht davon aus, dass im islamischen Almeria jedes Haus über ein Flachdach verfügt, von dem das Regenwasser in die hauseigene Zisterne geleitet wird. Zu Baumaterial und Konstruktionsweise des Flachdachs in al-Andalus siehe Bazzana (1992, 105s.); zur arabischen Bezeichnung für das Flachdach sath bzw. zum hispanoarabischen Diminutiv sutayyah und den daraus entstandenen Arabismen siehe das entsprechende Kapitel im lexikologischen Teil. 68

zunächst in einen kleinen Eingangsraum 158 oder verwinkelten Korridor, dem ein weiterer Vorraum folgen kann. 1 5 9 Von hier aus führt eine Tür in den Innenhof. Diese jedoch liegt, um bei geöffneter Haustür den Blick von der Straße ins Innere des Wohnhauses zu verhindern, nicht direkt der Haustür gegenüber, sondern versetzt oder in einer seitlichen Wand des Vorraums. 160 Der hohe Stellenwert, den der Schutz der Privatheit beim Bau der Innenhofhäuser hat, wird durch die Tatsache deutlich, dass sich sogar in Häusern mit sehr begrenzter Grundfläche ein nach diesem Muster angelegter gewinkelter Zugang findet, unter anderem auch in den kleinsten und bescheidensten Häusern, die in dem Wohnviertel aus dem 12. Jh. in der qasabavon Malaga entdeckt wurden (Torres Balbäs 1955, 19).161 Besucher werden nur dann in den Wohnbereich des Hauses vorgelassen, wenn sie zur Familie oder zum engsten Freundeskreis gehören. Ist dies nicht der Fall und ist es dennoch geboten, den Besucher ins Haus zu bitten, so kann sich der Hausherr mit ihm in ein Empfangszimmer zurückziehen, das sich im Eingangsbereich des Hauses befindet. Zwischen diesem Raum, der meist klein, aber repräsentativ eingerichtet 162 ist, und dem eigentlichen Wohnbereich besteht keine direkte Verbindung. Ist ein solcher Raum nicht vorhanden, verfügt der Eingangskorridor oftmals in unmittelbarer Nähe der Haustür über in die Wand eingelassene Bänke, die für Unterredungen zwischen dem Hausherrn und einem nicht zur Familie gehörenden Besucher vorgesehen sind. 163

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Eine hispanoarabische Bezeichnung für diesen Eingangsraum ist 'ustuwän oder 'istuwän sowie weitere Varianten. Hierzu und zu den daraus entlehnten Arabismen siehe das Kapitel 'istawän im lexikologischen Teil. Für Tunesien nennt Hakim (1986, 112) die Bezeichnung skifa. Aus der hispanoarabischen Entsprechung dieses Lexems hat sich ebenfalls ein Arabismus gebildet; siehe dazu das

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Zwei hintereinander liegende Eingangsräume bzw. -korridore haben zwei der von Torres Balbäs (1934c, 384 und 386s.) beschriebenen drei Wohnhäuser, die innerhalb der Alhambra freigelegt wurden. Bei Ausgrabungen in Lleida ist diese Anlage sichtbar (siehe Loriente Perez 1990, 272a). Siehe dazu auch Hakim (1986, 129): «the entrance system does take up an appreciable percentage of the total area due to security and privacy purposes». Zu den oft sehr reduzierten Dimensionen dieser Vorzimmer oder Korridore siehe Cruz Hernandez (1992, 198). Cf. Petherbridge (1978, 198b): «The men's guest room is a symbol of the economic status of the household and is furnished with the precious possessions of the family; therefore it is generally the most decorated room of the house». Solche Bänke sind ζ. Β. in einem der Häuser des Wohnviertels in der Alhambra nachgewiesen (Torres Balbäs 1934c, 387) sowie an einem Fundort in Pechina (Castillo Galdeano/Martinez Madrid 1990, 113b, Bazzana 1992, 178). Erbati (1990, 99a ss.) beschreibt diese Einrichtung für Tetuan, Hakim (1986, 112) für Tunis.

Kapitel saqf sama , saqTfa.

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1.2.1.4

Innenhof

Über einen Innenhof 164 verfügt in der Stadt normalerweise jedes noch so kleine und ärmliche Wohnhaus. 165 Er ist das bauliche Grundelement des Gebäudes und Mittelpunkt des häuslichen Lebens. Große Wohnhäuser sehr wohlhabender Stadtbewohner haben mehrere Innenhöfe, wobei den verschiedenen Gebäudetrakten unterschiedliche Aufgaben zukommen und das Haus ζ. B. in einen Privat-, einen Bewirtschaftungs- und einen Gästebereich unterteilt wird (cf. Hakim 1986, 127, Kress 1996, 220). Der Innenhof erfüllt mehrere Funktionen, vor allen Dingen aber ist er Treffpunkt und Hauptaufenthaltsort der Familie; hier werden auch viele der häuslichen Tätigkeiten verrichtet. 166 Verfügt das Haus über einen eigenen Brunnen oder eine Zisterne, so befinden sich diese im Innenhof. 167 Oft bildet ein daran angeschlossenes kühlendes Wasserbecken, mit oder ohne Springbrunnen, den Mittelpunkt des Hofs. 168 Vielfach dient er der Familie auch als Ersatz für einen Garten (cf. Prochazka 1986, 78s.), für den sich im dicht besiedelten Stadtgebiet kein Platz findet; 169 zumindest jedoch wächst im Innenhof ein schattenspenden-

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Die im islamischen Westen für den Innenhof gebräuchliche Bezeichnung ist wust ad-där bzw. wast ad-där (Hakim 1986, 112 und 127, Bazzana 1992, 189); cf. auch Alcalä (1505, 344 I, 38): «patin de casa guazti dar». Weitere arabische Namen sind sahn ad-där und wastiya (Wehr, s.v. '4wst und s.v. ΛIshn; siehe auch Hakim 1986,' 67, Bazzana 1992, 187). Cf. Erbati (1990, 100a). Zu verschieden großen Innenhöfen in den Wohnhäusern eines Viertels von Cieza - zwischen 4—5 m2 und 32 m2 - siehe Navarro Palazon (1990, 179a s. und 184a s.). Cf. Bazzana (1992, 189). Diese Funktion unterstreichen die in manchen Innenhöfen an den Wänden entlang eingelassenen Steinbänke, wie man sie in Cieza in Häusern aus dem 12. bis 13. Jh. freigelegt hat (siehe Navarro Palazon 1990, 179b); siehe auch Castillo Galdeano/Martinez Madrid (1990, 113b) für Pechina. Zur privaten Wasserversorgung siehe Kapitel 1.2.2.1. Cf. Lautensach (1960, 45), Pavön Maldonado (1990, 13a und 249a), Cruz Hernandez (1992, 197) und Kress (1996, 220). Torres Balbäs (1955, 18) berichtet über die Ausgrabung eines Hauses aus dem 12. Jh. in Almeria, in dessen Innenhof ein Wasserbecken und eine darunter liegende und damit verbundene Zisterne gefunden wurden. Eins der drei in der Alhambra freigelegten Wohnhäuser verfügt über einen Innenhof von «6,70 por 6,60 metros [...]. En el patio, arrimada a la galeria, queda una pequena alberca de 2,50 por 1,50 metros y 0,72 de profundidad» (Torres Balbäs 1934c, 382); das zweite Haus hat eine «alberquilla de 1,67 por 1,13 metros y 0,45 de hondura» (Torres Balbäs 1934c, 384). Zu dem Arabismus sp. alberca sowie pg. alverca siehe das Kapitel birka/barka im lexikologischen Teil. Gartenanlagen gibt es im Inneren der Stadt nur auf den Grundstücken von Palästen. Zu der auf persischen Traditionen beruhenden islamischen Gartenkultur siehe Kress (1968, 191 sowie 1996, 220) und Hakim (1986, 98), für eine Gartentypologie die Arbeit von Dickie (1992b). 70

der Obstbaum. 170 In dem von Bazzana (1992, 177, 503) beschriebenen Hoftyp des «patio con andenes» wird der innere Teil als Garten genutzt; die Wohnräume erreicht man auf gepflasterten Wegen.171 Nicht zu vernachlässigen ist die Bedeutung des Innenhofs für das Raumklima, denn in den Zimmern, die sich alle zum Innenhof öffnen, macht man sich die Temperatur ausgleichende Wirkung dieser Bauweise zunutze.172 Der Innenhof ist meist von einer relativ regelmäßigen rechteckigen Form, auch dann, wenn das Grundstück insgesamt von unregelmäßiger Gestalt ist (cf. Petherbridge 1978, 201a). Dies rührt daher, dass er - zusammen mit den Grundstücksgrenzen - den Ausgangspunkt bei Entwurf und Errichtung des Hauses darstellt. 173 Ganz im Gegensatz zur straßenseitigen Hausfassade kommt der Ausgestaltung des Innenhofs ebenso wie der Wohnräume ganz besondere Sorgfalt zu. Der Boden des Innenhofs ist gefliest oder gepflastert. 174 Für Sockelverkleidungen an den Wänden werden, wie auch für Fußböden 175 in den Räumen, meist farbige, glasierte Kacheln oder Mosaiken mit geometrischen Mustern verwendet. Stuckornamente zieren Wände und Gesimse; die Dachvorsprünge bestehen, ebenso wie die Zimmerdecken, aus kunstvoll geschnitztem Holz. Selbst in bescheideneren Häusern wird auf aufwändiges Dekor nach Möglichkeit nicht verzichtet,176 sodass Bazzana (1992, 192) es zu den Merkmalen zählt, die das hispanoislamische Stadthaus definieren. Im Erdgeschoss ist der Innenhof auf allen vier Seiten von Räumen umgeben, 177 die sich zu ihm öffnen, wobei meist eine oder zwei Seiten 170

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Dies ist ζ. B. vom islamischen Sevilla bekannt; siehe Bazzana (1992, 189), der auf al-Maqqari verweist. Umlaufende, erhöhte Wege hat man in den Wohnhäusern gefunden, die in der qasaba von Malaga freigelegt wurden (Torres Balbäs 1945b, 401), sowie bei Ausgrabungen in Valencia (Pascual et al. 1990, 307a, Soriano Sänchez/Pascual Pacheco 1993, 343). Siehe dazu Kapitel 1.2.2.2. Cf. Torres Balbäs (1934c, 381) und Erbati (1990, 100a). Cf. Cruz Hernandez (1992, 197) und Kress (1996, 220). In ärmeren Häusern besteht der Boden des Innenhofs aus gestampfter Erde (Cruz Hernandez 1992, 198). Zu den Fußbodenbelägen siehe Torres Balbäs (1949, 149): «Los pavimentos eran primorosos. En el siglo XIII parece que empezaron a usarse los de cerämica en sustituciön de los de yeso ο de mortero de cal, de empleo general hasta entonces.» Cf. auch Bazzana (1992, 115). Cf. Castillo Galdeano/Martinez Madrid (1990, 112b s.). Zum Dekor in hispanoislamischen Häusern siehe ζ. B. Torres Balbäs (1949, 151s.) und Margais (1954, 33Iss.). Ausführliche Beschreibungen liefern zahlreiche kunsthistorische Werke. In seltenen Fällen, ζ. B. bei einer sehr geringen Grundfläche des Hauses, können auch bestimmte Hofseiten nur durch eine Mauer abgeschlossen sein; Ausgrabungen in Cieza zeigen dies (siehe Navarro Palazön 1990, 184a). Wahrscheinlich gleichen im oberen Stockwerk die Straße überragende Zimmer den Platzmangel aus (ib.). 71

von einer Arkade 178 gesäumt sind. Die Anzahl der mit solchen Säulengängen versehenen Hofseiten hängt von den finanziellen Mitteln der Eigentümer, aber auch von der herrschenden Mode ab: Zur Zeit des nasridischen Königreichs versieht man den Innenhof auf seinen beiden Schmalseiten mit Arkaden. 179 Diese bestehen normalerweise aus drei säulengestützten Bögen, deren mittlerer breiter ist als die beiden seitlichen. Weniger wohlhabende Häuser verfügen zu dieser Zeit nach wie vor nur über eine Arkadengalerie (Torres Balbäs 1934c, 381). Diese befindet sich dann stets an der dem Eingangsbereich gegenüberliegenden Hofseite vor dem Hauptwohnraum des Hauses. 1.2.1.5

Räume

1.2.1.5.1

Anordnung

Die Zimmer des hispanoislamischen Wohnhauses gruppieren sich stets um den Innenhof und sind von diesem aus zu betreten. Durch diese Anlage ergibt sich die rechteckige und lang gestreckte Form und geringe Tiefe der Räume. 180 Auch die Beleuchtung und Belüftung erfolgt über die sich zum Innenhof öffnenden Türen und Fenster. Letztere, sofern vorhanden, befinden sich neben oder über den Türen oder sind Teile der Türflügel.181 In einem Winkel des Hofs führt eine Treppe ins Obergeschoss, wo eine umlaufende Galerie Zutritt zu den Räumen gewährt. In manchen Häusern gelangt man über eine niedrige Treppe oder einen gewinkelten Gang in einen etwas abseits vom Innenhof liegenden Teil des Hauses; dort sind allerdings keine Wohnräume eingerichtet, sondern Ställe182 oder Lagerräume, sanitäre Anlagen, in manchen Fällen auch eine Küche, die auf diese Weise vom eigentlichen Wohnbereich getrennt werden. In großzügig angelegten Stadthäusern und in Palästen verfügt 178

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Dieses Bauelement heißt im klassischen Arabisch riwäq (cf. Petersen 1996, 246), im islamischen Westen auch burtäl (Hakim 1986, 127 und 112, Kress 1996, 220). Siehe dazu Torres Balbäs (1934c, 381), der als Beispiele die Casa de los Girones in Granada aus dem 13. Jh. und die Casa de los Gigantes in Ronda aus dem 13. bis 14. Jh. nennt. Die Cuartos de Granada in der qasaba von Malaga aus der gleichen Zeit werden in Torres Balbäs (1944a, 184) beschrieben. Für die Maße von Wohnräumen nennen Castillo Galdeano/Martinez Madrid (1990, 113b) Beispiele aus Pechina mit 3,5 m Breite und 4,5 bis 7 m Länge. In den Häusern des Wohnviertels der qasaba von Malaga kommen Zimmer vor, die Maße wie 5,50 m χ 2,60 m oder 8 m x 3,60 m aufweisen (Puertas Tricas 1990, 320b, siehe auch 321a ss.). Ein Raum in dem Wohnviertel der Alhambra misst 9,70 m χ 3 m (Bermüdez Lopez 1990, 343a). Siehe Erbati (1990, 101a); cf. auch Castillo Galdeano/Martinez Madrid (1990, 112b) und Izquierdo Benito (1990, 149a). In Pechina haben die Zimmertüren eine Breite zwischen 0,70 m und 1,10 m und sind zweiflügelig (Castillo Galdeano/ Martinez Madrid 1990, 112a). Zur Unterbringung von Ställen in städtischen Wohnhäusern siehe Navarro Palazön (1990, 182a s.).

72

dieser separate Trakt über einen eigenen Innenhof (cf. Hakim 1986, 127, Erbati 1990, 102a und Kress 1996, 220). 1.2.1.5.2 Art und Funktion Wohnräume: Dem hispanoislamischen Stadthaus ist eine Festlegung der Wohnräume auf eine bestimmte Funktion, so wie man dies im modernen europäischen Wohnhaus kennt, fremd. 1 8 3 Es gibt also keine Zimmer, die ausschließlich zum Schlafen dienen, oder solche, in denen nur die Mahlzeiten eingenommen werden. Vielmehr kann jeder Raum zu jedem Zweck genutzt werden: die Räume des hispanoislamischen Wohnhauses sind multifunktional. Das große Zimmer allerdings, das dem Eingang gegenüber liegt, wird als Hauptraum angesehen, der zu Repräsentationszwecken aufwändiger ausgestattet ist als andere Zimmer. Hier wird zum Beispiel bei Familienfesten zusammengesessen. 184 Die Multifunktionalität der Räume spiegelt sich in der geringen Zahl und Flexibilität der Möbelstücke wider. Es gibt keine Tische und Stühle, keine Schränke und keine Betten, d.h. keine großen, schweren Einrichtungsgegenstände 185 bzw. solche, die das Zimmer auf eine Funktion festlegen würden. Die Ausstattung der Wohnräume besteht in erster Linie aus Sitzpolstern oder niedrigen, mit Teppichen und Kissen belegten Bänken, 186 die an den Wänden entlang aufgestellt sind. Sie dienen tagsüber als Sitzgelegenheiten, an denen auch gegessen wird. Die Mahlzeiten werden auf niedrigen Tischchen oder runden Metalltabletts serviert. In der Nacht schließlich werden die Sitzpolster zu Betten umfunktioniert. Zusätzliche Schlafräume sind nur dann vorhanden, wenn die Zimmer über Alkoven verfügen: kleine, durch eine Trennwand abgeteilte oder durch 183

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Cf. Bianca (1974, 85), Petherbridge (1978, 199a) und Castillo Galdeano/Martinez Madrid (1990, 113b s.). Cf. Gisbert Santonja (1993, 76) zu Ausgrabungen in Denia, Torres Balbas (1955, 18) über Almeria und Navarro Palazön (1990, 180a) über Cieza. Für Tunesien siehe die ausführliche Beschreibung dieses Hauptraumes in Hakim (1986, 113 und 127). Navarro Palazon (1990, 178a) spricht beim Vorhandensein eines Hauptraumes und weiterer, sekundärer Wohnräume aufgrund dieser Hierarchisierung auch von einer Spezialisierung dieser Zimmer. An anderer Stelle (1990, 180a und 182b) zeigt sich jedoch, dass, auch wenn mehrere Wohnräume vorhanden sind, diese multifunktional bleiben, da das Hauptzimmer lediglich bei besonderen Anlässen als Aufenthaltsraum bevorzugt wird; die in den Wohnräumen verrichteten Tätigkeiten sind jedoch die gleichen und es findet keine eigentliche Spezialisierung statt in dem Sinne, dass in nur einem dieser Räume geschlafen oder gegessen würde. Trotz einer Hierarchisierung liegt also keine tatsächliche Spezialisierung vor. Cf. Guerrero Lovillo (1945, 433): «La palabra mueble tiene entre los ärabes su significado mäximo». Siehe auch Petherbridge (1978, 199a). Die Bänke und Sitzpolster sind nur etwa 30 bis 40 cm hoch (cf. Bazzana 1992, 119). Zu den verschiedenen Arten von Kissen siehe Martinez Ruiz (1967, 292). 73

eine Art Podest vom Hauptraum abgesetzte Kompartimente an der rechten und linken Schmalseite der lang gestreckten Zimmer, über die sie zu betreten sind. 187 Kleidung und Hausrat werden in kunstvoll verzierten hölzernen Truhen aufbewahrt. 188 Diese passen aufgrund ihres Formates und ihrer Flexibilität zur übrigen Ausstattung und entsprechen Sitzhöhe und Blickwinkel der Bewohner eher als dies bei Schränken der Fall wäre.189 Zusätzlich sind für die Unterbringung von Hausrat und für das Abstellen von Lampen oder Behältnissen in den Wänden Nischen und Wandschränke unterschiedlicher Größe ausgespart (cf. hierzu Bazzana 1992, 120). Die Benutzung eines Raumes ist also nicht abhängig von der Tätigkeit, die darin verrichtet werden soll, sondern unterliegt anderen Prioritäten. Zum einen spielt hier wieder das Kriterium der Privatheit eine Rolle: Die Wahrung der Privatsphäre nicht nur der Familie insgesamt, sondern insbesondere der Frauen führt zu einer Geschlechtertrennung im gesellschaftlichen Leben. Diese Geschlechtertrennung wird oftmals auch im privaten Wohnhaus durchgehalten, vor allem dann, wenn es sich um eine große Familie handelt und das Wohnhaus ausreichend geräumig ist. In diesem Fall verteilen sich die Familienmitglieder nach Geschlechtern getrennt auf verschiedene Teile des Hauses. Hierbei ist den Frauen, neben der Dachterrasse, insbesondere das obere Stockwerk vorbehalten, während die Männer im Erdgeschoss bleiben.190 Ein anderes Motiv für die Benutzung bestimmter Wohnräume ist der jahreszeitlich bedingte Klimawechsel. In den heißen Sommermonaten bevorzugt die Familie eher die kühleren Räume im Erdgeschoss bzw. den Innenhof mit seiner schattenspendenden Vegetation und dem kühlenden 187

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Hinweise auf Alkoven gibt es bei Ausgrabungen z.B. in Cieza aus dem 12. bis 13. Jh. (Navarro Palazön 1990, 180a s., Bazzana 1992, 178) und in Almeria bei einem Haus aus dem 12. Jh. (Torres Balbäs 1955, 18). Spätestens im nasridischen Königreich ist diese Art der Raumaufteilung allgemein verbreitet (cf. Torres Balbäs 1945b, 409). Laut Bazzana (1992, 193) unterscheidet diese Bauweise die Urbanen von ländlichen Wohnhäusern. Siehe auch Giese (1951, 592) und Arie (1973, 372). Cf. Menendez-Pidal (1982, 71): «En la casa musulmana [el area] era casi el ünico [mueble], ya que alii la cama como mueble era präcticamente desconocida. El area hacia las veces del armario donde se guardaba todo: comida, vestidos, cosas preciosas». Zur Technik der Intarsienarbeit u. a. bei Holztruhen siehe die Arbeit von Ferrandis Torres (1940). Unter diesem Aspekt beurteilt Kress (1968, 267) auch Springbrunnen und die Dekoration der Wandsockel: Sie entfalten ihre Wirkung am besten, wenn man sie aus dem Blickwinkel des in Bodennähe Sitzenden betrachtet. Bei einer solchen Verteilung der Räumlichkeiten können im Hauptwohnraum im Erdgeschoss auch familienfremde Besucher empfangen werden; siehe dazu Hourani (1992, 168s.). Cf. auch Petherbridge (1978, 199a): «the significant divisions in Muslim houses are those of social accessibility, both public and private». 74

Wasserbecken. Im Winter dagegen bieten die oben gelegenen Zimmer besseren Schutz vor der kalten Witterung. 191 Dank der flexiblen Ausstattung von Wohnräumen ist ein halbjährlicher Umzug innerhalb des Hauses ohne größere Umstände möglich. Zweckgebundene Räume: Bei einigen Ausgrabungen hispanoislamischer städtischer Wohnhäuser hat man Räume gefunden, die aufgrund der vorhandenen Spuren eindeutig als Küchen zu identifizieren sind. 192 Entweder handelt es sich dabei um kleine Räume, die sich wie die Wohnräume direkt zum Innenhof öffnen und von diesem aus belüftet werden,193 oder man hat die Küche, um sie vom Wohnbereich zu trennen, in einem anderen Teil des Hauses untergebracht, zusammen mit weiteren rein funktionalen Räumen wie ζ. B. Vorratslagern (cf. Waines 1991, 807b). In den meisten Fällen jedoch - und dies lässt sich ebenfalls durch Ausgrabungen belegen sind in den hispanoislamischen Stadthäusern keine separaten Küchen vorhanden. Stattdessen gehört das Kochen hier zu den zahlreichen Aktivitäten, die im Innenhof oder in den Wohnräumen ausgeübt werden (cf. Giese 1951, 592, Cruz Hernandez 1992, 198). Die Mahlzeiten werden in einer Ecke des Raumes oder gleich am Ort des späteren Verzehrs zubereitet. Dies geschieht mit Hilfe von transportablen tönernen Öfchen. 194 Die Lagerung größerer Mengen von Lebensmitteln bedarf spezieller Räumlichkeiten oder Vorrichtungen, die verhindern, dass die gelagerten Vorräte verderben. 195 Für städtische Haushalte in al-Andalus ist, ähnlich wie im ländlichen Raum, besonders das unterirdische Silo196 zu nennen, das, oft unter dem Innenhof befindlich, vor allem die Getreidevorräte der Familie enthält. 197 In Krisenzeiten wird es darüber hinaus zum Versteck für Haus191

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Siehe dazu Giese (1951, 592), Petherbridge (1978, 199b) und Cruz Hernandez (1992, 199). So ζ. B. in einem Wohnhaus aus nasridischer Zeit in Almeria, beschrieben in Garcia Lopez et al. (1991, 110), und in vielen der siebzehn Häuser eines in Cieza freigelegten Wohnviertels (siehe Navarro Palazön 1990, 180b s.). Dies ist ζ. B. im Haus des Moriscos Zobar in Granada der Fall (Cruz Hernandez 1992, 198); cf. auch Castillo Galdeano/Martinez Madrid (1990,114a) und Waines (1991, 807b). Siehe Bazzana (1992, 129s., dazu Abb. 76 und 77 in vol. 2) für eine ausführliche Beschreibung der bei Ausgrabungen gefundenen verschiedenen Typen von Öfen. Eine Beschreibung verschiedener Arten von Gefäßen für die Aufbewahrung von flüssigen und festen Lebensmitteln gibt Bazzana (1992, 125 und 140). Matmüra ist die arabische Bezeichnung für in den Boden gegrabene Silos ebenso wie für die unterirdischen Gefangnisse, die zum Teil ehemalige, umfunktionierte Speicher sind, siehe oben Anm. 31. Zu matmüra und den daraus gebildeten Arabismen siehe das entsprechende Kapitel im lexikologischen Teil. Cf. Bazzana (1992, 122s.). Die Praxis, unterirdische Speicher für Lebensmittelvorräte anzulegen, hat sich laut Torres Balbäs (1944c, 199) von den altorientali75

rat und Wertgegenstände, um sie vor Plünderungen zu bewahren (Torres Balbas 1944c, 200). Daneben existieren überirdische Lagerräume - insbesondere dann, wenn das Haus über einen Nebentrakt verfügt, 198 in dem auch noch andere funktionale Räume untergebracht sind. Eine Speise- oder Abstellkammer sowie Wandschränke können auch durch die Ausnutzung von Winkeln und Hohlräumen innerhalb des Wohnbereichs entstehen, beispielsweise unterhalb der Treppe, die in das obere Stockwerk führt. 199 Ein Zeichen des hohen hygienischen Standards in al-Andalus ist die Tatsache, dass selbst die kleinsten Stadthäuser über eine eigene Toilette verfügen, die an die städtische Kanalisation angeschlossen ist. Viele Ausgrabungen belegen dies: Von den in der qasaba von Malaga entdeckten Wohnhäusern aus dem 12. Jh. beispielsweise sind alle - auch solche mit sehr geringer Grundfläche - mit Toiletten ausgestattet. 200 Über ein Hausbad verfügen im Allgemeinen nur sehr wohlhabende Familien (Cruz Hernandez 1992, 217), doch ersetzt auch dieses nicht den regelmäßigen Besuch des öffentlichen hammäm.

Innerhalb des Hauses ist der kleine Raum, in dem sich die Toilette verbirgt, stets im Erdgeschoss und etwas abseits von Wohnräumen und Innenhof gelegen, ζ. B. in der Nähe des Eingangsbereichs oder neben der Treppe zum Obergeschoss.201 Oft gelangt man dorthin durch einen verwinkelten Korridor, der am hofseitigen Ende durch eine zusätzliche Tür verschlossen sein kann. 202 Wie eine solche Toilette ausgesehen hat, beschreibt Torres Balbas anhand eines der in der Alhambra gefundenen Wohnhäuser: «hay un retrete, con su raja rectangular, en un poyo algo mäs elevado que el suelo de la sala, y un curioso sumidero de barro vidriado en verde» (1934c, 3 86).203 Der Anschluss der Toiletten an die

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sehen Kulturen aus über den Mittelmeerraum verbreitet und war schon vor der Römerzeit in Iberien gebräuchlich. Hakim (1986, 127) beschreibt dies für Häuser in Tunis; hier ist ein großer Lagerraum (mahzan) vorhanden, der von der Straße aus direkt zugänglich ist. Siehe Torres Balbas (1945b, 403) zu einem der Wohnhäuser in der qasaba von Malaga; diese Möglichkeit nennt auch Cruz Hernandez (1992, 199). Siehe Torres Balbas (1955, 19) und Puertas Tricas (1990, 320b ss.); cf. auch Cruz Hernandez (1992, 197 und 199) und Bazzana (1992, 193) sowie Castillo Galdeano/Martinez Madrid (1990, 114a) zu Pechina. Navarro Palazön (1990, 181a, 183b und 184b) beschreibt die Ausgrabungen in Cieza, wo manche der Häuser keine Küche haben, keines jedoch die Toilette vermissen lässt. Dort liegt die Toilette ζ. B. im Haus des Moriscos Zobar in Granada (Cruz Hernandez 1992, 198). Auch die in Cieza und Pechina freigelegten Häuser bestätigen die isolierte Lage (Bazzana 1992, 120). Beispielsweise in den Wohnhäusern der qasaba von Malaga (Torres Balbas 1945b, 402 und 1955, 19s.); cf. auch Navarro Palazon (1990, 181b). Von der gleichen Bauart sind die Toiletten in den Wohnhäusern der qasaba von Malaga; siehe Torres Balbas (1945b, 402s.).

76

Kanalisation ist gewährleistet, indem die Abwässer durch ein Rohr in einen unter der Straße befindlichen Kanal geleitet werden. 2 0 4 1.2.2

Versorgung des städtischen Wohnhauses in al-Andalus

1.2.2.1

Wasser und Abwasser

Anders als auf dem Land verfügen die Stadthäuser in al-Andalus im Allgemeinen über eine individuelle Wasserversorgung. 205 Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: Manchmal profitieren die Privathaushalte vom städtischen Wasserleitungssystem, das zum Teil noch aus römischer Zeit stammt und von den Muslimen weiterentwickelt worden ist. 2 0 6 Meist jedoch ist die Versorgung durch Wasserleitungen auf Paläste und soziale Einrichtungen wie Moscheen, öffentliche Bäder und Wandbrunnen beschränkt (Brunschvig 1947, 144). Die privaten Haushalte decken ihren täglichen Bedarf dann vor allem - neben den öffentlichen Wandbrunnen - mit Hilfe von eigenen Grundwasserbrunnen 2 0 7 oder Regenwasserzisternen 2 0 8 im Innenhof. Im islamischen Almeria haben wahrscheinlich alle Häuser eine eigene unterirdische Zisterne, die über Leitungen vom Flachdach aus gespeist wird (Segura Graino 1984, 1006). 209 Die Abwässer laufen in den städtischen Wohnhäusern, die an ein Kanalisationsnetz angeschlossen sind, durch eine Art Gully in eine haus204

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Siehe die Kapitel 1.1.4.2.2 zum städtischen Kanalsystem und 1.2.2.1 zur Abwasserentsorgung in den Haushalten. Bazzana (1992, 192) nennt deshalb als eines der Kriterien, die das hispanoislamische Stadthaus definieren, «la presence d'une hydraulique domestique assez elaboree». Torres Balbäs (1945a, 187) verweist z.B. auf as-Saqundl, der berichtet, dass Anfang des 13. Jh. die meisten Häuser in Sevilla über eine eigene Wasserversorgung verfügen. Siehe dazu oben Anm. 114. Hauseigene Brunnen kommen bei zahlreichen Ausgrabungen zutage, ζ. B. in einem in Almoyna (Pais Valencia) entdeckten muslimischen Wohnhaus (Bazzana 1992, 177). Auf der Nutzung privater Grundwasserbrunnen beruht die Wasserversorgung im islamischen Valencia (siehe Pascual et al. 1990, 306b und 307b). So verhält es sich auch in Malaga (siehe Calero Secall/Martinez Enamorada 1995, 108). Cf. Burckhardt (1977, 68), Pavön Maldonado (1990, 13a ss.) und Bazzana (1992, 121); für Tunis siehe Hakim (1986, 108). Zu berücksichtigen ist, dass das Wasser für manche Verwendungszwecke auf eine bestimmte Weise gewonnen werden muss. Bazzana (1992, 213) nennt die Bedingungen, die das Wasser erfüllen soll, das für die rituellen Waschungen benutzt wird: «la meilleure eau n'est pas seulement celle qui n'est ni saumätre, ni souillee, mais celle qui n'a pas encore vu la lumiere: done celle qui sort de la source ou de la fontaine». Auch bei der Speicherung von Wasser in Zisternen wird darauf geachtet, wofür man das Wasser braucht: Nur das Regenwasser der Dächer und nur sorgfaltig gebaute und gepflegte Zisternen werden für die Trinkwassergewinnung verwendet (Bazzana 1992, 251). Regenwasser, das in offenen Becken aufgefangen wird, ist nur für Pflanzen und Tiere bestimmt (Mora-Figueroa 1994, 33). 77

eigene Leitung, die sie einem unter der Gasse verlaufenden Kanal zuführt. 210 Solche Abflüsse wurden ζ. B. in Wohnhäusern in einer im 12. Jh. verlassenen Zone von Almeria gefunden. 211 Die in Oriola bei Ausgrabungen entdeckten Häuser weisen «toda una red de canalillos para la evacuation de las aguas residuales» (Diz Ardid 1993, 170) auf. In der qasaba von Malaga freigelegte Kanäle von Wohnhäusern aus dem 12. Jh. fangen sowohl das Abwasser der hauseigenen Toiletten als auch das sich im Innenhof ansammelnde Regenwasser auf, um es dem öffentlichen Kanalsystem zuzuleiten (Torres Balbäs 1955, 19s.). 212 Hat ein Haus keinen eigenen Abfluss, werden die Abwässer nachts auf die Straße, d. h. in den überirdisch in der Straßenmitte verlaufenden Kanal geschüttet (cf. Torres Balbas 1942/47, 15). Voraussetzung für alle Maßnahmen der Abwasserentsorgung ist, dass das rechtliche Grundprinzip, dass keinem Nachbarn Schaden entstehen darf, nicht verletzt wird. Solang dies gewährleistet ist, können alle denkbaren Möglichkeiten genutzt werden. 213 1.2.2.2

Raumklima und Beleuchtung

In den Wintermonaten zieht man sich in die geschützteren Räume des Obergeschosses zurück. Das zusätzliche Beheizen der Zimmer ist jedoch auch dort unerlässlich. In Palästen verwendet man eine Fußbodenheizung nach römischem Vorbild. Hierbei strömt von einem Ofen erwärmte Luft durch Hohlräume im Fußboden, 214 nach dem gleichen Prinzip wie im hammäm. In den gewöhnlichen städtischen Wohnhäusern stellt man in 2,0

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Siehe dazu auch in Kapitel 1.1.4.2.2 zur Abwasserentsorgung in den Stadtvierteln. Für eine Beschreibung der Konstruktion von Abwasserleitungen am Beispiel der qasaba von Malaga siehe Torres Balbäs (1945b, 403); zur unterschiedlichen Bauweise privater und öffentlicher Abwasserleitungen am Beispiel von Ausgrabungen in Lleida siehe Loriente Perez (1990, 270b s.). Darüber berichten Garcia Lopez et al. (1991, 95); cf. auch Hakim (1986, 52). In einem der Wohnhäuser von Almeria werden alle Abwässer zunächst in den Innenhof geleitet (Garcia Lopez et al. 1991, 110). An einem Fundort in Cieza verfügt neben der hauseigenen Latrine auch der Innenhof über einen separaten Ablauf (Bazzana 1992, 193). Überschüssiges Regenwasser kann außerdem vom Innenhof auf die Straße geleitet werden. Dies geschieht z.B. durch einen kleinen Abfluss unter der Haustür hindurch (cf. Hakim 1986, 48 für Tunis). Weit sorgloser als mit den Abwässern scheint man in vielen Städten von alAndalus mit den Abfällen umzugehen. Torres Balbäs beschreibt ein weit verbreitetes Verfahren und die fatalen Folgen, die es nach sich ziehen kann: «Los montones de basura acumulados en el exterior de las murallas de Evora permitieron a Ordono II, en el verano del ano 301/913, dominar fäcilmente sus defensas y exterminar a sus pobladores. Ese gran amontonamiento de detritus urbanos, depositados cerca de las puertas de la cerca, se encontraba en otras varias ciudades» (1971, 138). Eine Beschreibung am Beispiel der Alhambra findet sich bei Torres Balbäs (1934d, 389); siehe auch Cruz Hernandez (1992, 201). 78

Ermangelung einer solchen Anlage Kohlenbecken in den Zimmern auf, «de pierre ou de marbre chez les riches, de metal ou de terre cuite chez les pauvres» (Arie 1973, 377).215 Auch die zum Kochen verwendeten transportablen Öfen werden zum Heizen der Wohnräume eingesetzt.216 Teppiche aus Wolle oder Seide, die Sitzgelegenheiten, Boden und Wände bedecken, dienen nicht nur der Bequemlichkeit und der Dekoration der Zimmer, sondern auch einer besseren Wärmedämmung. In ärmeren Haushalten verwendet man dafür weniger wertvolle textile Wandbehänge und bedeckt den Fußboden mit Matten (cf. Arie 1990b, 201, Cruz Hernandez 1992, 200). Im Sommer verhindern die starken Außenmauern sowie das dafür verwendete Baumaterial 217 das Aufheizen der Innenräume durch die Tageshitze. Diese Wirkung wird unterstützt durch die dichte Bebauung in den Wohnvierteln: Benachbarte Häuser schließen sich auf mehreren Seiten direkt an, sodass nur wenig Fassadenfläche exponiert ist. Diese wird weiß gekalkt oder gestrichen, um die Sonnenstrahlen besser zu reflektieren (cf. Scharabi 1989, 635, Bazzana 1992, 87). Zwischen den Häusern bleiben nur sehr schmale Gassen frei, die zudem oft durch schattenspendende säbäts überbaut sind (cf. auch Rapoport 1969, 89s.). Innerhalb des Hauses verschaffen ein Wasserbecken im Innenhof und der Schatten von Obstbäumen zusätzlich Kühlung an heißen Sommertagen. Die Belüftung der Räume erfolgt - abgesehen von manchmal vorhandenen kleinen Lüftungsöffnungen in der Außenmauer - vor allem über den Innenhof. Dabei macht man sich das günstige Mikroklima zunutze, das diese Bauweise mit sich bringt, denn der Innenhof wirkt Temperatur ausgleichend und bietet der Sommerhitze kaum Angriffsfläche: «Interior courtyards serve [...] as air-wells into which the cool, dense night air sinks. [...], the sun's rays do not heat the courtyard until later the day. When the sun does reach the interior court, and heated air rises, convection currents set up an air-flow that ventilates the house and keeps it cool» (Petherbridge 1978, 199a; cf. auch Prochazka 1986, 79).

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Torres Balbas (1934d, 389) beschreibt bei Ausgrabungen gefundene Reste solcher Kohlenbecken; cf. auch Bazzana (1992, 129) und Hourani (1992, 169). Siehe Bazzana (1992, 133) zu Ausgrabungen im ländlichen Raum im Südosten der Iberischen Halbinsel: «aucun des foyers rencontres ne peut etre considere comme exclusivement destine au chauffage; cette fonction est toujours complementaire (ou seconde) meme lorsqu'il s'agit de foyers mobiles, dont la forme est prevue pour recevoir un recipient culinaire». Für den Bau hispanoislamischer Innenhofhäuser werden ganz unterschiedliche Materialien verwendet, wie Bruchstein, Luftziegel, gebrannte Ziegel oder Stampflehm. Zu Zusammensetzung und Technik der letztgenannten Bauweise siehe ausführlich Bazzana (1992, 76ss.); zu diesen und weiteren Materialien cf. auch Petersen (1996, 265, s.v. Spain), sowie Margais (1954, 328s.), Lautensach (1960, 41), Pascual et al. (1990, 308a s.) und Diz Ardid (1993, 170s.). 79

Tageslicht kommt durch Fenster- und Türöffnungen vom Innenhof aus in die Wohnräume. Für die künstliche Beleuchtung bedient man sich meist kleiner Öllampen 218 oder Wachskerzen (cf. Arie 1973, 377). Große Leuchter und Kandelaber aus Kupfer, Silber oder Bronze, an denen mehrere Kerzen oder Ollampen befestigt werden, sind in vornehmeren Häusern und in Palästen üblich (Arie 1990b, 202, Cruz Hernandez 1992, 201).

2

D a s christliche Iberien

2.1

Christlich-iberische Städte

Bei der Betrachtung der mittelalterlichen Städte des christlichen Iberien findet man kein einheitliches Muster vor wie im hispanoislamischen Urbanismus. Je nach Gründungsfaktoren, Entwicklungsgeschichte und Funktion lassen sich mehrere urbane Siedlungsformen unterscheiden, die durch eigene Strukturen gekennzeichnet sind. Zu den von Christen gegründeten oder durch sie geprägten Städten kommen im Laufe der Reconquista die eroberten islamischen Städte hinzu. Deren charakteristische Gestalt erfährt mit der Zeit Veränderungen, die den Vorstellungen und Prioritäten der Christen entsprechen. Die frühesten christlichen Gründungen während der Zeit der islamischen Präsenz in Iberien haben eine militärische Funktion. Es sind im christlichen Norden von Galicien bis Aragon im 8. und vor allem im 9. Jh. errichtete Festungen (Heers 1990, 72s., cf. auch Ferreira Almeida 1992a, 135). Ein solches, auf einer Anhöhe gelegenes Castrum beherbergt innerhalb einer weit gefassten Ummauerung, über große Freiflächen verstreut, die für eine zivile Stadt notwendige Infrastruktur wie Kirche, Wohnhäuser und Versorgungseinrichtungen. Burgos z.B. entsteht aus einer Gruppe mehrerer solcher castra bzw. burgos\ im Laufe der Zeit bilden sich um Klöster, Kirchen und Landgüter außerhalb der Befestigungsanlagen weitere Siedlungen als suburbia oder barrios.119 Zu Beginn ihres allmählichen Vordringens nach Süden nehmen die Christen zunächst weite Gebiete in Besitz, die nicht urbanisiert und generell kaum besiedelt sind (cf. dazu Barrios Garcia 1985, 59 und 76). Um diese ehemalige Pufferzone dauerhaft zu sichern, findet eine systematische repoblacion statt, bei der Land an verschiedene Siedlergruppen verteilt wird. 220 218

219

220

Bazzana (1992, 144) beschreibt aufgrund von Fundstücken drei verschiedene Typen von Öllampen. Siehe dazu Heers (1990, 75) und Glick (1979, 118); cf. auch Martinez Taboada (1985, 963). Zu sp. barrio sowie zu pg. bairro und kat. barri siehe das Kapitel barn im lexikologischen Teil. Das bereits Mitte des 8. Jh. von den Christen wiedereroberte Leon beispielsweise

80

Das Ergebnis ist eine Ansammlung mehrerer benachbarter Siedlungskerne, die jeweils um eine Pfarrkirche und ihren Friedhof herum entstehen und in ihrer Gesamtheit eine Stadt bilden, die von einem weitläufigen Mauerring eingefasst wird. Jede dieser kleinen Kirchengemeinden existiert relativ unabhängig von den benachbarten. Dazwischen liegen meist größere unbebaute Flächen, die als sichere Weideplätze genutzt werden und von Verbindungswegen durchzogen sind; sie werden erst bei erhöhtem Platzbedarf besiedelt (cf. Torres Balbäs 1954, 6s., Cervera Vera 1954, 121). Ein Beispiel für diese Stadtgründungen ist Salamanca. Ein weiterer Typ christlicher Gründungen sind die Pilgerstädte am Camino Frances nach Santiago de Compostela. Diese Siedlungen entstehen zwischen dem späten 11. und dem 13. Jh. (cf. Torres Balbäs 1954, 43) durch einen Gründungsakt oder auf eher spontane Weise, indem nämlich entlang des Pilgerwegs Herbergen und Verkaufsstände als Raststationen für die Reisenden öffnen, oft in der Nachbarschaft von an der Strecke liegenden Pilgerkirchen oder -kapellen. Mit zunehmendem Pilgerstrom und aufgrund der Verleihung von Privilegien wachsen viele dieser Städte rasch. 221 Ein gemeinsames Kennzeichen dieser «ciudades itinerarias» (Torres Balbäs 1954, 44) ist ihre lang gestreckte Form, die sich durch den Verlauf des Pilgerwegs ergibt, der auch die Hauptstraße bildet. 222 Christliche Neugründungen ab dem 12. Jh. oder der Anbau neuer Viertel an alte islamische Städte erfolgen oft aufgrund eines Gesamtplans, der der strengen Geometrie eines rasterförmigen Musters unterworfen ist. Beispiele sind - neben einigen der Städte am Camino Frances - die christlichen Erweiterungen von Evora und Lissabon im 12. und 13. Jh. (Gaspar 1985, 141) sowie Städte wie Castellö de la Plana und das benachbarte Vila-Real, die das eroberte und von den Mudejares weiterhin bestellte Land unter Kontrolle halten sollen (Torres Balbäs 1954, 59, Glick 1979, 118, Bazzana 1992, 372s.). Später folgen in Andalusien Gründungen wie Puerto Real oder Santa Fe. 223

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ist vor seiner Neugründung und repoblaciön fast hundert Jahre lang unbewohnt (Sänchez-Albornoz 1978, 21). Auch ältere, schon zuvor an dieser Strecke liegende Orte, wie z. B. Burgos, erfahren mit dem Aufleben der Pilgerbewegung Ende des 11. Jh. einen deutlichen Aufschwung und ändern ihre Gestalt. Der Pilgerweg wird zur Hauptstraße, entlang derer Herbergen, Hospitäler, Kirchen, Verkaufsstände und neue Händlerviertel entstehen; cf. Torres Balbäs (1954, 44). Zur Bedeutung des Pilgerwegs nach Santiago siehe auch Dubler (1943b, 118s.). Torres Balbäs (1954, 47) nennt Castrojeriz, das sich der Pilgerstraße entlang über mehr als einen Kilometer erstreckt, die «villa mäs tipicamente de Camino»; weitere Beispiele sind Burguete, Lorca, Estella, Santo Domingo de la Calzada und Logrono. Siehe dazu Torres Balbäs (1954, 70ss. und lämina XIII mit dem Plan von Santa Fe). 81

Auf diese Weise ergibt sich nach der Eroberung vieler islamischer Städte durch die Christen ein Nebeneinander zweier völlig verschieden angelegter Stadtteile, denn während in direkter Nachbarschaft der madina eine schachbrettartige christliche Neustadt entsteht, werden Bausubstanz und Infrastruktur des alten islamischen Stadtkerns zunächst unverändert übernommen und von den Christen genutzt: Mit der Herrschaft über eine Stadt übernehmen die Christen auch die Kontrolle über die städtischen Funktionen. Die Wohnhäuser der geflohenen oder umgesiedelten Muslime und andere Gebäude werden durch die repartimientos an neue christliche Siedler verteilt. Oftmals bleiben die Muslime aber auch an Ort und Stelle und halten das städtische Leben, nun unter christlicher Herrschaft, aufrecht. Erst zum Ende des Mittelalters beginnen die Christen allmählich mit einer Umstrukturierung des alten Kerns, um neue urbanistische Ideen zu verwirklichen. In vielen Fällen bleiben jedoch, in den andalusischen Städten zumal, die Sanierungsbemühungen noch oberflächlich, und die Form der islamischen Stadt wird nicht grundsätzlich verändert: «La ville restait ä peu de chose pres ce qu'elle etait auparavant» (Heers 1990, 89s.). Die nur sehr langsame und halbherzige Umwandlung dieser Städte durch neue christliche Siedler führt Torres Balbas (1971, 14) auf die tief greifende Orientalisierung der Christen zurück, die auf ihrer jahrhundertelangen Koexistenz mit der islamischen Kultur beruht. Tatsächlich kann man bis zu einem gewissen Grad von einer Orientalisierung aller Christen in Iberien sprechen: Nicht nur die Mozaraber, sondern auch die aus den christlichen Königreichen stammenden Siedler, die sich an der repoblacion beteiligen, sind von der hispanoislamischen Kultur geprägt, denn während des ganzen Mittelalters gelangen Moden und Einflüsse mit Mozarabern und Mudejares in die christlichen Gebiete. Viele kulturspezifische Elemente kennen sie daher schon lang vor der Eroberung und Besiedlung islamischer Städte. Deren oft nicht konsequente Umwandlung durch die Christen beruht jedoch sicherlich mehr noch als auf der Überzeugung und kulturellen Prägung der Menschen auf den materiellen Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens. 224 Mit dem Beginn der Renaissance, der in Spanien mit der Vereinigung der Königreiche zu einem Nationalstaat und dem Abschluss der Reconquista zusammenfällt, setzen sich auf der Iberischen Halbinsel neue Vor224

Cf. Bazzana (1992, 367): «II est clair que revolution du cadre architectural, urbain ou villageois, ne suit pas immediatement la conquete et la mise en place de populations chretiennes; celles-ci ne ressentent pas le besoin imperieux de modifier radicalement la topographie urbaine ni les maisons: on vit done, par necessite sans doute plus que par choix, dans les structures d'epoque musulmane». In vielen Städten ist die Lage des alten islamischen Teils heute noch erkennbar: Er entspricht dem Altstadtkern bzw. - in Hügellage - der Oberstadt, während die Unterstadt die christliche Neustadt aus der Zeit nach der Reconquista ist (Kress 1996, 223).

82

Stellungen durch. Die Idee von einer einheitlichen Religion in einem einheitlichen Staat und eine zum politischen Programm erhobene Religiosität gehen außerdem mit einer radikalen Gegnerschaft zum Islam und dem islamischen Erbe einher. Auf künstlerisch-architektonischem Gebiet dominiert nun die Orientierung an Italien und der griechisch-römischen Antike. Ins Zentrum des Interesses rückt die geplante Form des Ganzen; Priorität haben Rechtwinkligkeit und Symmetrie,225 großzügige und weitläufige Anlagen und die Öffnung von Perspektiven durch große Sichtachsen, um aus weiter Entfernung monumentale und repräsentative Bauwerke sehen zu können. 226 Die neuen städteplanerischen und architektonischen Ideen erreichen die mit Italien eng verbundenen levantinischen Städte der Iberischen Halbinsel zuerst227 und verbreiten sich von hier aus in den Regionen Spaniens und Portugals. Die Veränderungen, die während des 16. Jh. vorgenommen werden, betreffen alle mittelalterlichen Städte, sowohl die islamisch geprägten als auch die christlichen Gründungen. Dadurch verändert sich das Gesamtbild mancher spanischer und portugiesischer Städte tief greifend. Lissabon erhält Mitte des 16. Jh. einen neuen, als Ganzes geplanten und symmetrisch angelegten Stadtteil, das heutige Bairro Alto, «como maior bairro planeado ate entäo construido no pais» (Gaspar 1985, 146). In Spanien veranlasst insbesondere Carlos V grundlegende Reformen, denn er findet hier noch viele mittelalterliche Städte vor, «en las que el boato y magnificiencia de su corte borgonona no encontraba el apropiado marco para lucir su esplendor» (Cervera Vera 1954, 115).228 225

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Siehe dazu die Interpretation von Kress (1968, 198): «Der in der neuzeitlichen Ausbauphase der nationalspanischen Städte häufig bis zur verzweiflungsträchtigen Monotonie ausgebildete kalte und inhumane Schachbrettgrundriss hat seine psychologischen Wurzeln zweifellos in einer bewussten, obrigkeitsgeplanten Replik gegen die wiedereroberten hispano-muslimischen Städte unter renaissancehafter Anlehnung an antike Formen und einer dem islamischen Stadtleben konträr entgegengesetzten Lebensvorstellung.» Siehe auch Cärcel Orti/Trenchs Odena (1985, 1492). Cf. Cervera Vera (1954, 118s.) und Torres Balbäs (1971, 424 und 428). Zur Fortsetzung dieser Prinzipien im Barock siehe Chueca Goitia (1954, 155s.). Die engen Beziehungen dieser Region zu Italien erklären auch, dass hier bereits am Ende des 14. Jh. die theoretische Abhandlung von Francesc Eiximenys erscheint, in der das Modell einer idealen Stadt propagiert wird, das sich am Vorbild Italiens und der griechisch-römischen Antike orientiert (Quina forma deu haver ciutat bella e be edißcada, in El Crestiä, 1381-1386). Auch die konkrete Umsetzung dieser Ideen macht sich hier schon lange Zeit vor ihrer Verbreitung in anderen Regionen der Iberischen Halbinsel bemerkbar. Ferner ist Rodrigo Sanchez de Arevalo zu nennen, der in der Mitte des 15. Jh. ähnliche urbanistische Vorstellungen formuliert (Suma de la politico, 1454/1455). Siehe dazu die Arbeit von Antelo Iglesias (1985); für eine Zusammenfassung verschiedener Theorien und Modelle siehe Torres Balbäs (1954, 89ss.). Gleichzeitig werden die Verkehrswege zwischen den Städten verbessert oder überhaupt erst geschaffen, was die mittelalterliche Isolation vieler christlicher Städte und Regionen beendet (cf. Cervera Vera 1954, 119).

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In der nachfolgenden Beschreibung der Urbanen Struktur werden die christlich geprägten Städte Iberiens und die Entwicklung vormals islamischer Städte unter christlicher Herrschaft nebeneinander behandelt. 2.1.1

Religiöse und politisch-administrative Institutionen

Die Beibehaltung von Bausubstanz und städtischer Infrastruktur in den hispanoislamischen Städten nach der christlichen Eroberung betrifft auch die Moscheen: Zum großen Teil bleiben sie zunächst ohne bauliche Veränderungen bestehen229 und werden zu Kirchen geweiht.230 Die ehemalige Hauptmoschee behält dabei ihren Stellenwert: «La mezquita Mayor, segün costumbre, se convirtio en iglesia de Santa Maria» (Falcon Perez 1985, 1194);231 wird eine Stadt Bischofssitz, wird die Hauptmoschee zur Kathedrale.232 Den Muslimen wird oft, wie beispielsweise nach der Reconquista von Jerez (Fernandez 1987, 129), zur freien Ausübung ihrer Religion nur noch eine der kleineren Moscheen überlassen. Im Laufe der Zeit abgerissene Moscheen werden durch neue Kirchenbauten am gleichen Ort ersetzt. An der Stelle zum Beispiel, wo sich seit dem 12. Jh. der Vorplatz der Kathedrale von Huesca befindet, vermutet Falcon Perez (1985, 1174) aufgrund seiner Lage und Form den Innenhof der früheren Freitagsmoschee. Die Kathedrale von Sevilla wird im 15. Jh. an der Stelle der baufällig gewordenen Almohadenmoschee errichtet (Ladero Quesada 1987, 90s.). Durch den Fortbestand der städtischen Anlage aus islamischer Zeit einschließlich der Standorte von Hauptmoschee und Wohnviertelmoscheen werden zunächst auch die charakteristischen geographischen Beziehungen aufrechterhalten, die in den Städten von al-Andalus zwischen dem religiösen Zentrum und anderen Urbanen Elementen bestehen. 233 Schon bald 229

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Wesentliche bauliche Eingriffe werden in den ehemaligen Moscheen zum Teil erst nach langer Zeit vorgenommen, «stellenweise bis 250 Jahre nach der Reconquista» (Kress 1996, 225). Ein besonderes, bis heute bewahrtes Beispiel für den Erhalt von Moscheen ist die Hauptmoschee von Cordoba, die von den Christen sorgfaltig renoviert und instand gehalten und nur um einige Kapellen erweitert wird. Der Einbau der christlichen Kathedrale im Inneren der Moschee erfolgt erst im 16. Jh.; cf. z.B. Ladero Quesada (1987, 91). Dies ist oftmals die erste Handlung nach der Eroberung einer Stadt durch die Christen (Espinar Moreno 1991, 228). Es gibt jedoch auch Fälle von profaner Nutzung der Moscheen nach der Reconquista. So werden ζ. B. einige der Moscheen von Jerez, die im Zuge der repartimientos an christliche Besitzer gehen, als Weinschänke und Lager genutzt (Fernandez 1987, 130); das Gleiche ist auch von Almeria bekannt (Martinez Sampedro 1991, 260). Cf. auch Ladero Quesada (1987, 77) und Kress (1996, 225). Für das Beispiel Valencia siehe Guiral (1985, 1585). Dies betrifft insbesondere die enge Beziehung zwischen religiösem Zentrum und Marktbezirk; so bleiben ζ. B. in den von Christen eroberten Städten die Kirchen noch lange Zeit dicht von den Ladengeschäften des alten Marktbezirks umgeben, die sich an ihre Fassade anlehnen und sie teilweise verdecken. In Toledo werden 84

nach der Eroberung einer Stadt entstehen aber auch Kirchen an neuen Standorten innerhalb der Stadtmauern. 2 3 4 Die Lage der Kirchen bestimmt die neue Aufteilung des Stadtgebietes, die die Christen vornehmen und die die Grundlage für Verwaltung und Steuererhebung darstellt, denn jedes der neuen Stadtviertel ist identisch mit einem kirchlichen Gemeindebezirk. 235 Ausgangspunkt christlicher Gründungen ist vielfach der Bau einer Kathedrale, die zusammen mit dem Sitz des Bischofs zum Gravitationszentrum der wachsenden Stadt wird. 236 Die Städte, die zur Besiedelung neu eroberter Gebiete entstehen, sind als ein Konglomerat aus Kirchengemeinden organisiert: kleine Kirchen bilden den Mittelpunkt der Stadtviertel, um den sich die Häuser der Bewohner gruppieren. Auch bei Städten entlang des Pilgerwegs ist oft eine Kirche der Ausgangspunkt für die Bildung einer Siedlung. Bei der späteren Ausdehnung des ursprünglichen Kerns durch den Bau neuer Viertel bleibt diese Kirche stets das alles überragende Bauwerk: «Partout, l'eglise, de vastes dimensions, dominait le paysage; le clocher, qui guidait et reconfortait le voyageur, devait se voir de loin» (Heers 1990, 78) . Die Gründungen von Klöstern der verschiedenen Orden nehmen ab Ende des 13. und im 14. Jh. sowohl in den ursprünglich christlichen als auch in vormals islamischen Städten zu. Die meisten Konvente, vor allem Franziskaner und Dominikaner, siedeln sich aus Mangel an Baufläche außerhalb der Stadtmauern an, 2 3 7 wo ungehindert große Komplexe entstehen können. Diese fungieren wiederum als Anziehungspunkte, von denen die Bildung einer neuen Siedlung bzw. eines Vorortes ausgehen kann. 2 3 8 Manche dieser außerhalb der Mauern liegenden Klöster werden mit der Zeit von der sich ausdehnenden Stadt, in deren Nachbarschaft sie liegen, umschlossen.

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solche Bauten erst gegen Ende des 15. Jh. von der Fassade der Kathedrale entfernt (Molenat 1985, 1109s.). Beispielsweise am Rand der ehemaligen madtna von Guadix (Bazzana 1992, 368). Für die andalusischen Städte am Guadalquivir siehe Ladero Quesada (1987, 90). Siehe Ladero Quesada (1987, 76 und 99), außerdem Fernandez (1987, 120) für Jerez und Martinez Sampedro (1991, 260) für Almeria. Zu Charakter und Entwicklung der Bischofsstädte siehe die Arbeit von Martinez Taboada (1985). So ζ. B. im 13. Jh. in Santander (Casado Soto 1985, 666) sowie in den aragonesischen Städten Huesca und Barbastro (Falcon Perez 1985, 1174 und 1179). In Städten, die noch über viele Freiflächen verfügen, werden auch innerhalb der Stadtmauern neue Klöster gegründet, z.B. in Calatayud, wo sich im 13. Jh. alle neuen Orden innerhalb der Stadt niederlassen (Falcon Perez 1985, 1194). In Oriola sind ab dem 14. Jh. mehrere Bettelorden zu finden (Diz Ardid 1993, 179). Für die Gründungen in den andalusischen Städten Sevilla, Cordoba, Jerez, Ubeda, Carmona und Ecija zwischen dem 13. und dem 16. Jh. siehe Ladero Quesada (1987, 91). Cf. Torres Balbäs (1954, 77); für das Beispiel Barcelona siehe Claramunt Rodriguez (1985, 1427).

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Im 16. Jh. nimmt die Zahl der Sakralbauten mit dem wachsenden Einfluss und Reichtum des spanischen und portugiesischen Klerus nochmals deutlich zu. Besonders viele Klöster entstehen nun auch innerhalb der Stadtmauern. Dies führt zu teilweise gravierenden Eingriffen in die mittelalterliche Bausubstanz, denn für die Errichtung einer neuen Klosteranlage mit ihren Gebäudekomplexen und Gärten müssen naturgemäß ganze Stadtviertel weichen. Diese substanziellen Eingriffe bieten zugleich die Gelegenheit, das gesamte Stadtbild den neuen Vorstellungen der Renaissance entsprechend zu verändern, Sackgassen zu beseitigen, große Achsen zu brechen und an diesen entlang weitere Monumentalbauten wie Kirchen zu errichten. Die Zunahme der kirchlichen und klösterlichen Bauaktivität nimmt in manchen Städten solche Ausmaße an, dass weltliche Gebäude an den Rand gedrängt erscheinen und Cervera Vera (1954, 138) den Begriff der «ciudad conventual» wählt, um diese Verhältnisse zu charakterisieren. Ein markantes Beispiel hierfür ist bis heute Alcalä de Henares. 239 Die weltliche Macht nimmt in den eroberten Städten im hispanoislamischen qasr (pg. alcäcer, sp. alcazar, kat. alcdsser)240

ihren Sitz, der entweder

im Stadtkern in der Nähe der ehemaligen Hauptmoschee oder geschützt u n d isoliert in d e r qasaba

(pg. alcäfova,

sp. alcazaba,

kat.

alcassaba)241

liegt; oder es entsteht an der Stelle des islamischen ein neuer christlicher Regierungssitz mit Verwaltungsgebäuden, der mit dem Standort auch seine Nähe zum religiösen Zentrum behält. 242 Die Keimzelle des mittelalterlichen Palencia stellen die Kathedrale und der alcäzar dar; in unmittelbarer

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Zu Einzelheiten über Alcalä de Henares siehe Castillo Oreja (1985, 1063). Die gleiche Entwicklung beschreibt Cervera Vera (1954, 140) für Valencia: «Dentro de su recinto se albergaron en esta epoca [de los Austrias] 29 conventos de frailes y monjas. Y fuera de sus muros se levantaron 17 casas religiosas. En total, 48 conventos, mäs cuatro de las Ordenes militares. Ademäs de estos edificios religiosos, que poseian huertas, y algunos de ellos de bastante extension, habia infmidad de capillas de gremios y cofradias. La catedral, parroquias, conventos, monasterios, capillas y establecimientos de caridad y devotion, ocupaban la mayor parte de la ciudad, asfixiando al caserio valenciano». Zu den aus hisp.-ar. qasr entlehnten Arabismen siehe das entsprechende Kapitel im lexikologischen Teil. Zu diesen Arabismen siehe das Kapitel qasaba im lexikologischen Teil. In Ciutat de Mallorca sind neben dem Herrschersitz auch kirchliche und wirtschaftliche Institutionen sowie die zwei wichtigsten Klöster der Stadt in der ehemaligen qasaba angesiedelt. Dieses kleine separate Viertel trägt aufgrund seiner früheren Funktion den Namen Almudaina (Barcelo Crespi 1985, 1323): ar. al-mudayyina, der Diminutiv von al-madtna, kann als Synonym von qasaba auf die Zitadelle der Stadt angewandt werden (cf. dazu auch CorrDAI, s. v. almudaina). Cf. Kress (1968, 312). Nach der Eroberung von Sevilla und Jerez beispielsweise bleibt der qasr erhalten und wird von den Christen renoviert und zum Teil umgebaut; der alcazar von Cordoba entsteht neu an der Stelle des zerstörten hispanoislamischen qasr (Ladero Quesada 1987, 85s.).

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Umgebung dieser beiden wichtigsten Gebäude der Stadt erstreckt sich der alte Kern (Valdeon Baruque/Esteban Recio 1985, 130). In Manises (Pais Valencia) bilden der Kirchplatz und der Platz vor dem castell das Zentrum der Stadt. Hier haben auch mehrere öffentliche Einrichtungen ihren Platz «como la casa hospital, el hostal y la carniceria» (Algarra Pardo/Berrocal Ruiz 1993, 255). Von Christen errichtete Paläste entstehen in den eroberten Städten auch an neuen Standorten. Dies geschieht jedoch nicht ohne einen beträchtlichen Eingriff in den alten Baubestand, da innerhalb der Mauern erst Platz geschaffen werden muss. Vor allem ab dem 12. Jh. schreitet der Bau von Adels- und Bischofspalästen im christlichen Iberien voran (cf. Martinez Taboada 1985, 957 und 965). Der Bau von Rathäusern erfolgt in den christlichen Städten spät: In Santander gibt es am Ende des 15. Jh. noch keines; die Ratsversammlungen finden auf der Plaza de la Llana statt (Casado Soto 1985, 665). Sitz des consell von Oriola ist die 1375 entstandene Sala, «situada en una gran torre bajo la cual se accedia, a traves de un arco, al puente» (Diz Ardid 1993, 180). Einen der Befestigungstürme der Stadtmauer, in dem sich auch das Stadtarchiv befindet, nutzt man in Ubeda als Sitzungsort (Ladero Quesada 1987, 88). Dem gleichen Zweck dienen auch «la galeria porticada de algiin templo ο [...] la puerta de alguna ciudad amurallada» (Lavado 1991, 436) so in Madrid, Segovia und Soria bevor im Spätmittelalter, besonders aber in der Renaissance der Bau von Rathäusern und Verwaltungs- sowie Gerichtsgebäuden 243 zunimmt. In Valencia entsteht in der ersten Hälfte des 14. Jh. am Platz der Kathedrale die Casa de la Ciutat (Guiral 1985, 1593s.). Toledo erhält sein Rathaus um 1380; «dans le periode anterieur on voyait les alcaldes sieger dans differentes parties de la ville» (Molenat 1985, 1109). Der Stadtrat von Jerez bekommt 1489 ein eigenes Gebäude, der von Sevilla erst im 16. Jh. (Ladero Quesada 1987, 88). 2.1.2

Städtische Märkte

In den christlichen Städten des frühen iberischen Mittelalters erreichen Märkte weder den gleichen Stellenwert noch die gleichen Ausmaße wie in den Städten von al-Andalus. Es gibt keine Entsprechung zu den ausgedehnten permanenten süqs, die gemeinsam mit der Freitagsmoschee den öffentlichen Sektor jeder Stadt dominieren. Diese Art von Marktbezirk muss daher den Christen über lange Zeit als eine charakteristisch islamische Institution bekannt sein, der sie nichts Vergleichbares entgegenzusetzen haben. 244 243 244

Cordoba z.B. erhält um 1515 ein Gerichtsgebäude (Ladero Quesada 1987, 89). Cf. Glick (1979, 112): «Both the urban function in general and the economic function of the town seem, in very early times, to have borne Islamic connotations.» Die Christen verfügen daher auch nicht über ein adäquates romanisches

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Auch deshalb bleiben in den Städten, die die Christen von Muslimen übernehmen, die hispanoislamischen Wirtschaftsstrukturen mit allen dazugehörigen Elementen wie fundaq und qaisäriya sowie die gesetzlichen Bestimmungen und das Amt des muhtasib noch lange Zeit erhalten; manches wird von der christlichen Kultur übernommen und im Laufe der Zeit weiterentwickelt.245 Die Christen profitieren von der vorhandenen Infrastruktur der hispanoislamischen Städte, von den etablierten Handelsbeziehungen der ansässigen jüdischen und muslimischen Kaufleute und nicht zuletzt von den Einkünften für die Staatskasse, die zuvor den muslimischen Herrschern zugute gekommen sind. Auch die Zusammenlegung und Anordnung der Gewerbezweige wird in eroberten Städten von den Christen beibehalten, wie ζ. B. auf Erlass von Fernando III in Sevilla (Glick 1979, 120), bevor erst im 16. Jh. Felipe II den dortigen Kaufleuten und Handwerkern die Freiheit gibt, sich beliebig niederzulassen (Torres Balbäs 1971, 305). 246 In Granada bleiben die alten Standorte der Gewerbe sogar bis ins 18. Jh. bestehen (Arie 1992, 114).247 Von der dortigen alcaiceria2Ai berichtet Bermüdez de Pedraza zu Anfang des 17. Jh., dass darin nach wie vor die traditionellen Waren wie Gold, Seide und Tuche verkauft werden (Torres Balbas 1971, 357, cf. auch Luque Moreno 1994, 183). Die alcaiceria von Sevilla, die das 14. und 15. Jh. hindurch an der gleichen Stelle und in ihrer alten Gestalt fortbesteht, vergrößert im 16. Jh. ihr Warenangebot noch mit den aus Übersee kommenden Gütern (Torres Balbas 1971, 348). In Toledo wird 1375 eine

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Vokabular, um die wirtschaftlichen Institutionen von al-Andalus, mit denen sie in Kontakt kommen, zu benennen. Zur Entlehnung von Bezeichnungen aus dem Arabischen für den Markt und damit zusammenhängende Einrichtungen siehe die Kapitel süq, qaisäriya/'qaisäriya und fundaq im lexikologischen Teil. Cf. Kress (1968, 312 und 1996, 225). Als ein bis heute erhalten gebliebenes Erbe islamischer Marktstrukturen sieht Kress ζ. Β. die talleres an, die «typisch spanische Institution» (1968, 182), die der in islamischen Städten üblichen Kombination aus Handwerksbetrieb und Verkaufsort der hergestellten Waren entspricht. Rapoport (1969, 30) ist der Ansicht, dass die Spanier die von den islamischen Städten übernommene Anordnung der Gewerbe sogar nach Lateinamerika exportiert haben: in mexicanischen Städten, die von Spaniern gegründet wurden, beruhen die Standorte der Händler auf einer Hierarchie, bei der ζ. B. den Hauptplatz nur angesehene Gewerbe umgeben; in den auf indianischen Wurzeln basierenden Städten dagegen ist die Anordnung willkürlich. Die lange Fortdauer der Platzierung der Gewerbe in bestimmten Straßen hat viele Spuren in der Toponymie der Städte hinterlassen. Auch in christlichen Städten, die nie unter islamischer Herrschaft gestanden haben, ist die Niederlassung der Gewerbe in bestimmten Straßen üblich, weniger deutlich ist hier jedoch eine dem hispanoislamischen Marktbezirk entsprechende Hierarchie. Die Straßennamen in Santander bestätigen, dass hier im 15. und 16. Jh. Handwerker und Händler straßenweise nach Berufsgruppen angesiedelt sind (Casado Soto 1985, 669). Zu diesem aus hisp.-ar. qaisäriya gebildeten Arabismus siehe das entsprechende Kapitel im lexikologischen Teil.

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neue alcaiceria für den Verkauf von Stoffen eingerichtet; im Jahr 1440 folgt der Bau einer weiteren (Molenat 1985, 1108). In dieser Stadt ist auch bis in die zweite Hälfte des 16. Jh. - d. h. noch 500 Jahre nach ihrer Einnahme durch die Christen - das alte Marktviertel mit nahezu unverändertem Aufbau erhalten (Torres Balbäs 1971, 313) und mit ihm auch die Trennung von Geschäfts- und Wohnvierteln: in dem Marktbezirk um die Kathedrale gibt es keine Wohnungen (Torres Balbas 1971, 316). In andalusischen Städten wie Cördoba und Sevilla werden von den Christen nicht nur die alten fundaqs instand gehalten, sondern auch neue alhöndigas249 oder mesones errichtet, die als Warenlager, Verkaufsort und Herberge die gleichen Funktionen haben wie die hispanoislamischen Vorbilder (Ladero Quesada 1987, 83). 250 In den von Christen gegründeten oder schon früh von christlicher Herrschaft geprägten Städten finden sich meist entlang der ein oder zwei Hauptverkehrsstraßen, die zu den wichtigsten Toren führen, neben Manufakturen und Werkstätten auch einige wenige Läden für Güter des täglichen Bedarfs. 251 Hier gibt es keine Trennung von Wohn- und Geschäftsvierteln wie in der islamischen Stadt; vielmehr sind die Ladengeschäfte oder Werkstätten in den Erdgeschossen der Wohnhäuser untergebracht, sodass Wohn- und Arbeitsort eine Einheit bilden. 252 Viel größeres Gewicht jedoch als diesen wenigen Läden kommt bei der Versorgung der Bevölkerung in den christlich-iberischen Städten den Wochenmärkten zu. Im Leon des 10. Jh. kann das Angebot der kleinen Läden nicht den Bedarf der Bürger decken. 253 Der Wochenmarkt, der mittwochs 249 250

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Zu diesem Arabismus siehe das Kapitel fundaq im zweiten, lexikologischen Teil. Zur Fortführung der fundaqs durch die Christen siehe auch Heyd (1880, 623): «Eine unmittelbare Uebertragung orientalischer Zustände und Einrichtungen ging wie in anderen Punkten, so auch hierin in Spanien und Sicilien vor sich. Die spanischen alhondegas [sie!] (Wirtshäuser) und fundago's [.?/ und < v > 3 2 ) . Auch die Ersetzung v o n ar. /q/ durch rom. /kJ ist regelmäßig (cf. SteigerContr, 214ss.). Z u klären bleibt die Instabilität der Vokale in den Varianten des Arabismus. Aufgrund des Wechsels zwischen /a/ und /o/ in der vorletzten Silbe stellt M a c h a d o die These auf, dass der Arabismus ursprünglich endbetont gewesen sein müsse: «A crer na transcrigäo de diplomas em Ocor. [i. e. Sousa Viterbo, Ocorrencias da Vida Mourisca], verifica-se que, nos fins do sec. XV principios do seguinte, alternavam as grafias almocauar e almocouar [...]. Desta duplicaijäo deduzo que ο voc. era agudo, ao contrario do que por vezes se le» (Machado 1992, 271, siehe auch MachadoIA). 3 3 Dieser These ist j e d o c h aus mehreren Gründen zu widersprechen: Z u m einen ist der Vokalwechsel hier ebenso für eine akzenttragende vorletzte

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portugiesischen Formen zeigen keinen paragogischen Vokal. Mit einer solchen Ergänzung sowie dem Verlust des etymologischen /i/ und dem Genuswechsel würde almacabra aus der Reihe der Varianten herausfallen, die in ihrer phonetischen Form noch das gemeinsame Etymon erkennen lassen. Eine von vornherein andere etymologische Form anzunehmen, die der spanischen zudem phonetisch näher steht, ist daher plausibler. Machado gibt als Etymon die Form al-muqäbar an (MachadoIA, DELP, s. v. almocävar). Er nennt jedoch keine Quelle für diese Vokalisierung. Auch im hispanoarabischen Dialekt ist bereits ein spirantisiertes Allophon [ß] zu dem Phonem /bl vorhanden (cf. CorrSketch, 32, CorrAALR, 43). Der Zusammenfall der altspanischen Phoneme /v/ und /b/ zu /b/ verbreitet sich ab Anfang des 16. Jh. (siehe MenendezPidalGram, 114, Alonso 1955, 25ss. und 43ss.; cf. auch Metzeltin 1979, 2 und 21). Um die spanische Form mit zu erklären, gibt es also mehrere Möglichkeiten: Entweder es handelt sich hier lediglich um eine alternative Graphie für das Phonem sp. fb/ (cf. Metzeltin 1979, 2), das zur Zeit des Erstbelegs nicht mehr von /v/ unterschieden wird; oder die Verwendung von geht auf eine Form mit Spirantisierung des etymologischen /b/ zu asp. /ν/ zurück, was sowohl bedeuten könnte, dass das Lehnwort aus einer Region stammt, wo beide Phoneme noch unterschieden werden, als auch, dass der Arabismus schon lange Zeit vor der erst im 16. Jh. dokumentierten Form almacabra in Gebrauch ist. Dies wiederum ist angesichts des semantischen Inhalts des Arabismus und der sehr früh belegten portugiesischen Formen ohnehin anzunehmen. Auf eine Betonung der letzten Silbe soll möglicherweise auch die Etymologie hinweisen, die Sousa (1789) angibt (und die das DLP (1793) und Engelmann übernehmen; Letzterer wird jedoch von Dozy (DE, 168) korrigiert): «Almocavar [al-maqbar] Almacbar». Das von Sousa vorgeschlagene Etymon und der Arabismus lassen sich nur zusammenbringen, wenn man von einer - im Hispanoarabischen üblichen - Endbetonung des zweisilbigen maqbar und ebenso von einer Endbetonung des Arabismus ausgeht. Der Singular maqbar ist jedoch nicht das Etymon. 139

Silbe plausibel, denn der Wechsel zwischen /a/ und /o/ im Romanischen rührt von der Realisierung des etymologischen fatha in seiner speziellen lautlichen Umgebung: durch /q/ wird nicht nur die 'imäla34 verhindert, sondern auch eine zusätzliche Velarisierung der benachbarten Vokale bewirkt, die somit außer als /a/ auch als /o/ wahrgenommen werden können und im Romanischen entsprechend reproduziert werden (cf. CorrSketch, 22 Nr. 3, CorrAALR, 38s. und SteigerContr, 311). Dies gilt im Übrigen nicht nur für die akzenttragende vorletzte, sondern ebenso für die dem qäf vorausgehende Silbe, in der im Romanischen die Vokale ebenfalls zwischen /a/ und /o/ 35 schwanken.36 Zum anderen widerlegen die in der letzten Silbe der Arabismen ebenfalls variierenden Vokale Machados These: Der Wechsel zwischen /ar/ und /er/ ist im Falle einer Endbetonung nicht plausibel und kann nur mit einem Akzent auf der vorletzten Silbe erklärt werden. Dies wird unterstützt durch die Existenz der Formen almocave und almacave: der Verlust des etymologischen finalen Irl ist bei einer Endbetonung nicht denkbar. Die Schwankung der Vokale in der letzten, unbetonten Silbe der Arabismen lässt sich mit einer schwachen Artikulation im Etymon erklären, ähnlich ihrer Realisierung im heutigen marokkanischen Dialekt als Schwa [a]: «mqäbar» (DCMar). In den älteren portugiesischen und spanischen Wörterbüchern erscheint der Arabismus nicht. Dies kann mit dem besonderen Gebrauch des Lexems in den beiden Sprachen zusammenhängen. Denn im Moment seiner Entlehnung erfährt es eine Bedeutungsspezialisierung oder -Verengung: Der semantische Inhalt wird noch um das Merkmal [+ islamisch] erweitert, oder anders ausgedrückt - das arabische Wort hat bei der Entlehnung seinen für die romanischen Sprecher fremdartigen, kulturspezifischen Charakter nicht 34

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Als 'imäla wird die Palatalisierung von ar. /a/ zu [ε, e] bezeichnet, die eintritt, wenn der Vokal nicht in der Umgebung pharyngovelarer oder emphatischer Konsonanten steht. So bildet die im Spanischen und Katalanischen entlehnte Bezeichnung genau diesen Vorgang ab: imela. Zur 'imäla im klassischen Arabisch siehe Fischer (1987, 17s.) und im hispanoarabischen Dialekt SteigerContr, 314ss., CorrSketch, 22ss., CorrAALR, 37s. und die Arbeit von Singer (1969). Die Realisierung von unbetontem pg. /o/ als [u] etabliert sich erst im 18. Jh. (Teyssier 1980, 71s. und 77); die Tendenz dazu ist jedoch bereits im 16. Jh. festzustellen (siehe dazu Mattos e Silva 1991, 56, cf. auch 60s.). Der Vokalwechsel in dieser Position kann seinen Ursprung jedoch auch in einer nur sehr schwachen Artikulation dieser keinen Akzent tragenden Silbe im hispanoarabischen Dialekt haben, ähnlich wie im marokkanischen Dialekt, wo die schwache Artikulation bis zum Schwund des Vokals geht: «mkäbar ο mekäbar» (LerchundiRud, 62), «mqäbsr» (DCMar). Corriente denkt bei den Varianten, die in dieser Silbe hisp.-ar. /a/ > rom. /o/ zeigen, an eine nach der Entlehnung und aus Analogiegründen erfolgte «labialization ocasional del prefijo, dentro ya del rom., por contamination con otros muchos casos de arabismos que reflejan un segmento inicial (al)mo-» (CorrDAI, s.v. almacabra).

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eingebüßt: Die portugiesischen und spanischen Formen bezeichnen - wie das Etymon - einen Friedhof, jedoch keinen beliebigen oder gar christlichen, sondern ausschließlich einen «antiguo cementerio de moros» (DRAE), einen «cemeterio dos Mouros, quando tinhäo Mourarias entre nos» (Bluteau/MorSil 1789).37 Dieses Lehnwort wird nicht, wie bei anderen Arabismen der Fall, so in den romanischen Wortschatz integriert, dass es sich auch auf Gegenstände bezieht, die Teil des eigenen Kulturkreises sind oder geworden sind, sondern es haftet ihm stets eine kulturell wie religiös fremde Konnotation an; damit wird es weiterhin als genauso fremd empfunden wie die damit bezeichnete Einrichtung, der islamische Friedhof. Die islamischen Friedhöfe gehören selbstverständlich nicht zu denjenigen Institutionen der eroberten Städte, die von den Christen übernommen und genutzt werden, sondern zu den religions- und kulturspezifischen Relikten, für die es nun Regelungen zu treffen gilt, sei es hinsichtlich ihrer Duldung, ihres Verbotes und ihrer Auflösung oder einer Verlegung 38 zusammen mit der Umquartierung der in der Stadt verbleibenden muslimischen Bevölkerung. Das arabische Wort wird übernommen, um ein nun zum eigenen Herrschaftsbereich gehörendes Element einer anderen Kultur unmissverständlich von der eigenen, christlichen Institution zu differenzieren, die ihren Namen lateinischen Ursprungs behält. Heute ist dieser Arabismus in keiner der beiden Sprachen mehr in Gebrauch, abgesehen von seinem Fortbestand in der Toponymie 39 und einem seltenen regionalen 40 Vorkommen. Aus seiner speziellen Bedeutung ebenso wie aus der oben zitierten Definition in Bluteau/MorSil (1789) kann geschlossen werden, dass er schon bald nach der erzwungenen Konversion der Muslime, spätestens aber nach der Vertreibung der Moriscos von der Iberischen Halbinsel nicht mehr verwendet wird.

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Im Portugiesischen wird der Arabismus auch auf jüdische Friedhöfe angewandt: «Almocovar. Ο mesmo que Almocavar. Os Judeus, bem assim os Mouros, tinham os seus jazigos e sepulturas fora dos lugares e terras em que residiam» (Viterbo 1798, cf. auch DENF, MorSil). Zur Behandlung der islamischen Friedhöfe unter christlicher Herrschaft siehe Kapitel 2.1.4 sowie zu den Friedhöfen in al-Andalus Kapitel 1.1.1. Für Lissabon ζ. B. siehe Machado (1992, 271), auch Machado VP. Walsh (1967, 119) verweist auf Anzeichen für einen Fortbestand der Form almacabra: «Monroe [i. e. J. T. Monroe, Main Currents in Spanish Arabism (18th century to the present), unveröffentlichte Diss. Harvard, 1964] has been informed that in Andalusia Muslim cemeteries are still referred to as almacabras and tombstones are called macabrillas.» Hinweise auf ein regional begrenztes Vorkommen einer weiteren Form hat Dozy: «Μ. Simonet m'apprend qu'ä Almerie les cimetieres s'appelent encore aujourd'hui maeabes» (DE, 168, cf. auch DCECH, s. v. macabro). Siehe auch SGI, wo almocäber für das in Marokko gesprochene Spanisch in der Bedeutung 'Friedhof genannt wird. 141

musära/musära

Ein Substantiv musära ist in den klassisch-arabischen Wörterbüchern gar nicht, die Form musära nur in Qämüs (s.v. 4msr) zu finden, wo es die Bedeutung 'Pferderennbahn' hat: «al-musäratu [...] al-maudi'u tumsaru fihl 1-hailu», sowie in Freytag (s. v. ~4msr), der dies übersetzt: «locus, in quo ad summum cursum impelluntur equi». In beiden Wörterbüchern wird musära von dem Verb masara, das von Qämüs in der zitierten Definition verwendet wird, abgeleitet; zu diesem bzw. zur Wurzel Vmsr passt das Substantiv jedoch schon aus formalen Gründen nicht: musära kann kein nomen loci dieser Wurzel sein, denn mim wäre hier Radikal und nicht Teil eines Derivationspräfixes. Geeigneter wäre dagegen die Wurzel >Isyr, deren I. Stamm, sära, außer «werden; anfangen» (Wehr) auch «sich begeben, kommen, gelangen; anlangen» (ib.) bedeutet; das Substantiv masTr bezeichnet, neben abstrakten Begriffen, als nomen loci auch einen «place of arrival» (Hava). Unter semantischen Gesichtspunkten bietet sich jedoch vor allem die Wurzel ^Isyr an: Das Verb I, sära, hat die Bedeutungen «ir, andar, caminar, marchar; viajar; correr» (CorrDAE). Dazu gehören die Substantive masär «Bahn (von Geschossen, Strahlen, Gestirnen)» (Wehr) und masTr bzw. masira «distance, journey» (Hava), «marcha; recorrido» (CorrDAE); die gesuchte substantivische Form ist allerdings unter keiner der beiden Wurzeln zu finden. Das Fehlen von musära oder musära in den Wörterbüchern muss jedoch nicht verwundern, denn als nomen loci kann es aufgrund seiner morphologischen Struktur keine klassisch-arabische, sondern nur eine dialektale Form sein. Tatsächlich tritt im hispanoarabischen Dialekt in vielen Fällen {mu} an die Stelle der klassisch-arabischen Derivationsmorpheme {ma} und {mi} (cf. die Beispiele in CorrSketch, 79 und CorrAALR, 75); dies geschieht anscheinend aufgrund der Assimilation des Vokals an den Artikulationsort des Konsonanten (cf. auch CorrDAI, s.v. almuzarä). Im vorliegenden Fall könnte also als klassisch-arabische Entsprechung einer so entstandenen dialektalen Form das nomen unitatis masära der oben genannten Form masär in Frage kommen (siehe auch DozySuppl, s.v. ~Jsyr und s. v. ^syr, sowie CorrSketch, 48). Die Möglichkeit, eine Verbindung zwischen Formen der beiden Wurzeln ~Jsyr und ^Isyr herzustellen, um eine zwischen sin und säd schwankende Schreibung zu erklären, besteht ebenfalls nur im Dialekt: im Hispanoarabischen gibt es zahlreiche Beispiele für einen Verlust der Emphase bei /s/ einerseits (cf. CorrSketch, 50, CorrAALR, 52) und Fälle einer Velarisierung von /s/ andererseits (cf. CorrSketch, 48).41 Die phonologische Opposition 41

In CorrAALR, 52 zieht Corriente bei der Ersetzung von sin durch säd auch die Möglichkeit einer nur graphischen Alternanz in Betracht, nämlich in Form einer

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von Is/ und Isl wird dabei aufgehoben, sodass Formen wie musära und musära bzw. die Wurzeln Vsyr und ^Jsyr austauschbar werden.42 Hier wird der Zusammenfall durch die schon im klassischen Arabisch vorhandenen semantischen Ähnlichkeiten zwischen *Jsyr und "Jsyr zusätzlich begünstigt. 43 Dozy führt, um die Äquivalenz zu verdeutlichen, beide Formen des Substantivs unter beiden Wurzeln auf: «musära = musära» (DozySuppl, s. v. Vsyr), wobei er ihren Gebrauch auf den Magrib einschränkt. Auch das Glossarium nennt die Form musära, was die Existenz dieses Lexems bereits im Hispanoarabischen belegt. Hier taucht es unter dem Lemma «Stadium» (GlossSeyb, s. v.) auf, das im Lateinischen neben einem Längenmaß («tumn mll», 'eine achtel Meile') auch eine 'Renn- oder Laufbahn' bezeichnet; für diese Bedeutung gibt das Glossarium musära an. Die Authentizität der speziellen Bedeutung 'Pferderennbahn', die in Qämüs und Freytag als einzige zu finden ist, wird von Dozy (DE, 182s.) allerdings aufgrund von Quellen 44 bezweifelt, aus denen er auf eine im islamischen Westen vorhandene Bedeutung «promenade, lieu oü Ton se promene, promenade publique» (DozySuppl, s. v. ^Isyr) schließt.45 Während Steiger, der Mar^ais zitiert, auch für den marokkanischen Dialekt «magr. msära [...] 'promenade'» (SteigerContr, 312) nennt, sind in LerchundiVoc unter dem Lemma paseo die Formen «msäria ό mesäria»46 zu finden.

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hyperkorrekten Reaktion auf den häufigen Verlust der Emphase bei Isl. In CorrDAI (s.v. almuzara) erklärt Corriente den Wechsel von sin zu säd in diesem konkreten Fall als «velarizacion contaminada de la sibilante por la /r/», denn ar. Irl tendiert dialektal zur Velarisierung (cf. auch CorrAALR, 49, Singer 1980, 253). Vergleiche dazu die auf der Vermengung der beiden Wurzeln beruhenden hispanoarabischen Formen in CorrDAA (s.v. ^isyr), ζ.B. sära «to walk or go». Dozy vermutet nur semantische Gründe: «Observons d'abord que le s de masära a ete change en ς. Cette circonstance tient a la confusion de sära (aller) avec ςära [...] (devenir). [...] il est certain [...] que le peuple a perdu de bonne heure le sentiment de la difference assez considerable qui existe entre les deux racines» (DE, 183). In der Mehrzahl dieser Quellen aus dem Magrib und al-Andalus, die DE, 181s. und in der Folge auch Eguilaz, 242 für das Lexem nennen, kommt die Graphie mit säd vor; nur zwei der Texte verwenden die Form mit sin. Corriente gibt auch lat. stadium, die Entsprechung zu musära im Glossarium, mit «paseo» (GlosCorr, s.v. %Isyr) bzw. «recreation ground on the outskirts of the cities» (CorrDAA, s. v. ΛIsyr) wieder. Alle diese Bedeutungsvarianten unterstreichen die Zugehörigkeit des Lexems zu ΛIsyr. Der Einwand von Eguilaz, 243, wonach die Bedeutung 'pasearse' nicht für das Verb sära belegt ist, darf als Spitzfindigkeit gewertet werden: Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass alle Bedeutungsnuancen, die die Verben der Wurzel >Isyr im Sprachgebrauch des hispanoarabischen Dialektes angenommen haben, schriftlich fixiert und somit heute bekannt sind; die Brücke von den Bewegungsverben dieser Wurzel zu der Bedeutung 'spazieren gehen' ist zudem leicht zu schlagen. Das D A F nimmt das marokkanisch-arabische Substantiv msärya unter der Wurzel Vsry auf, wo die Form die Funktion eines Verbalsubstantivs (masdar)

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Nicht nur das Lexem musära/musära, sondern auch das urbane Element, das damit bezeichnet wird, kommt nur im islamischen Westen vor (Torres Balbäs 1971, 229). Die musära ist außerhalb der Stadtmauern gelegen, wo sich auch Spazierwege, Gärten und Parks erstrecken. Dieser große, der musallä ähnliche öffentliche Platz dient, während diese für religiöse Veranstaltungen genutzt wird, verschiedenen profanen Zwecken. Hierzu gehören neben öffentlichen Kundgebungen und temporären Märkten auch «ejercicios hipicos, [...] y desfiles militares» (Delgado 1987, 160). 47 Arabismen Das hispanoarabische Lexem ist im Altspanischen in der Form almuzara entlehnt. Der Arabismus ist erstmals im Jahr 964, 48 dann wieder im mittellateinischen Text des Fuero de Madrid (1158-1202) dokumentiert (siehe DHRAE, s.v. almuzara2, Eguilaz, 243) sowie um 1200 in der altspanischen Fassung des Fuero de Alcalä (DHRAE). Nach dem 13. Jh. ist almuzara jedoch schon nicht mehr in Texten belegt; auch in den alten Wörterbüchern wird es nicht aufgeführt. Neuvonen, 68 grenzt darüber hinaus das Vorkommen von almuzara regional ein: er findet das Lexem nur in «textos provenientes de la region situada al Este y Sudeste de Burgos». Die phonetische Form des hispanoarabischen Etymons ist hinter dem mit agglutiniertem Artikel entlehnten Arabismus noch deutlich erkennbar. Das

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hat. Als Bedeutung von msarya ist hier «promenade; excursion; flänerie (sans but determine)» zu finden, sodass semantisch tatsächlich eine Verbindung zu der hispanoarabischen Form musära besteht; es handelt sich aber, anders als bei dieser, semantisch und morphologisch eindeutig nicht um ein nomen loci. Im klassischen Arabisch hat die Wurzel Vsry die Grundbedeutungen «nachts reisen» (Wehr) und «fließen [...]; einströmen [...]; sich ausbreiten» (ib.). Die phonetischen und semantischen Ähnlichkeiten zwischen den beiden Wurzeln (zu ~Jsyr siehe oben; die Bedeutungen 'reisen' und 'fließen' sind hier ebenfalls vorhanden) lassen an einen gemeinsamen Ursprung und eine spätere Spaltung unter Spezialisierung von ylsry denken. Die klassisch-arabischen Bedeutungen von Vsry finden sich auch für mehrere marokkanisch-arabische Formen dieser Wurzel (siehe DAF); zusätzlich hat im Dialekt eine semantische Erweiterung auf die Bedeutungen «parcourir/explorer/visiter un lieu» (DAF) und «se promener» (ib.) stattgefunden. Es hat daher den Anschein, dass beide Wurzeln 4sry und ^Isyr im marokkanischen Dialekt wieder miteinander vermischt werden oder sich - aufgrund der phonetischen und semantischen Ähnlichkeiten - zumindest gegenseitig beeinflussen. Die gesuchte hispanoarabische Form musära allerdings ist aufgrund ihrer Struktur auf jeden Fall der Wurzel ^syr zuzurechnen. Siehe dazu auch im kulturhistorischen Teil Kapitel 1.1.1 über das Umland der hispanoislamischen Stadt. Diesen Beleg nennen Neuvonen, 67, Walsh (1967, 143) und das DME, s.v. Die Bedeutung von almuzara in diesem lateinischen Text ist allerdings nicht ganz eindeutig. Möglicherweise handelt es sich hier um das homonyme asp. almuzara, das eine Ölmühle bezeichnet und für das DHRAE (s. v. almuzarai) diese Quelle aufnimmt; siehe dazu unten Anm. 50. 144

Graphem < z > repräsentiert den romanischen Reflex des hispanoarabischen Frikativs /s/ bzw. /s/, aus dem sich nsp. /Θ/ entwickeln w ü r d e 4 9 Die Tatsache, dass als akzenttragender Vokal in den romanischen Formen /a/ 49

Die hispanoarabischen Phoneme /s/, /s/ und /z/ werden in den Lehnwörtern aller drei iberoromanischen Sprachen als Laute übernommen, die durch die Grapheme bzw. und repräsentiert werden (cf. dazu SteigerContr, 138ss., 144ss. und 166ss.). Allem Anschein nach und der gängigen Meinung zufolge werden diese Grapheme üblicherweise verwendet, um Affrikaten - apg. asp. akat. /ts/ und /dz/ - darzustellen, die sich zu heutigem pg. kat. /s/, Iii und zu nsp. /Θ/ entwickeln. Die Entaffrikatisierung von /ts/ und damit der Zusammenfall mit /s/ setzt sich im Katalanischen bereits bis zum 15. Jh. durch (Badia i Margarit 1984, 180, siehe auch Duarte i Montserrat/Alsina i Keith 1984, 201s. und Egert 1985, 94). Im Portugiesischen erfolgt die Entaffrikatisierung bis zur Wende zum 16. Jh. (siehe Teyssier 1980, 12s. und 61s., Mattos e Silva 1991, 80 und 93ss.). Für die Abfolge der phonetischen Veränderungen und den Zeitraum dieser Entwicklung im Spanischen gibt es unterschiedliche Meinungen insbesondere die Reihenfolge von Entsonorisierung, Entaffrikatisierung und Verschiebung zum Interdental betreffend (siehe dazu ausführlich Alonso 1955, 93ss., sowie MenendezPidalGram, 112s., Metzeltin 1979, 4s. und 22, Ariza Viguera 1989, 161ss. und die Arbeit von Frago Gracia 1985). Aufgrund der Verwendung der gleichen Grapheme für die Repräsentation der Affrikaten und für die Wiedergabe der Laute, durch die die hispanoarabischen Frikative romanisiert werden, geht ζ. B. Alonso für das Spanische davon aus, dass hisp.-ar. /s/, IzJ und /s/ bei der Entlehnung affrikatisiert werden. Alonsos Begründung (1946, 23) für diesen Vorgang erscheint plausibel: So ziehen die romanischen Sprecher die Affrikaten bei der Wiedergabe der etymologischen Frikative den eigenen Frikativen asp. /s/, /z/ vor, weil diese nicht wie die hispanoarabischen Phoneme dental sondern apikoalveolar artikuliert werden; der Artikulationsort des frikativen Elements der altspanischen Affrikaten dagegen entspricht dem der hispanoarabischen Frikative. Abgesehen von dieser Entsprechung des Artikulationsortes hätten die romanischen Sprecher allerdings bei der Übernahme des hispanoarabischen Frikativs diesem stets noch ein okklusives Element voranstellen müssen. Dies wiederum lässt die Wahl dieses Phonems weniger nahe liegend erscheinen als es eine Verschiebung des Artikulationsortes unter Beibehaltung des frikativen Charakters gewesen wäre. Bei der Frage nach der Wiedergabe der etymologischen Phoneme ist zudem zu berücksichtigen, dass die Verwendung bestimmter Grapheme während des Mittelalters nicht nur keine zuverlässige Aussage über das repräsentierte Phonem zulässt, sondern dass darüber hinaus auch die tatsächliche Realisierung eines Phonems bisweilen kaum zu rekonstruieren ist - sowohl was die Sonorität eines Konsonanten betrifft als auch die Darstellung von stellungsbedingten oder freien Phonemvarianten (entsprechend ζ. B. auch die Problematik von asp. /f/). Es ist also durchaus vorstellbar, dass mit den Graphemen auch ein Sibilant repräsentiert wird, der als entaffrikatisiertes Allophon von asp. /ts/ bzw. /dz/ oder auch als dentale Variante von asp. /s/ bzw. /z/ aufzufassen wäre und der romanische Reflex eines hispanoarabischen Frikativs ist, weil er dessen Artikulationsort und -art nahe kommt. Da die Frage nach der phonetischen Übernahme dieser hispanoarabischen Frikative nicht mit Sicherheit beantwortet werden kann und hier auch nicht weiter diskutiert werden soll, wird im weiteren Verlauf dieser linguistischen Untersuchung die Frage der phonetischen und phonologischen Entsprechung offen gelassen: In den Fällen, in denen hisp.-ar. /s/, /z/ oder /s/ in iberoromanischen Lehnwörtern übernommen wird, wird stets nur von der gra145

erscheint, lässt darauf schließen, dass im Etymon keine 'imäla stattgefunden hat. Dies könnte, neben der Graphie mit säd im Glossarium, ein weiterer Hinweis auf eine Velarisierung von /s/ in diesem Fall sein (siehe CorrSketch, 48; cf. auch SteigerContr, 312); allerdings kann auch Irl velarisierend auf die Vokale in seiner Umgebung wirken und eine 'imäla verhindern (CorrAALR, 37s. Nr. 4, cf. Singer 1980, 253). Semantisch entspricht der Arabismus seinem Etymon, wobei sich die romanische Bedeutung um die Funktionen erweitert, die dieser öffentliche Platz bei den Christen zusätzlich hat: «el vocablo parece significar 'lugar püblico', tal vez 'paseo'» (Neuvonen, 67), «public place» (Walsh 1967, 143), «coso ο arenal de la villa, donde se celebraban juegos y donde los jinetes se ejercitaban en la carrera; lugar de esparcimiento püblico en las afueras de la poblacion» (DHRAE, s.v. almuzara2; cf. DME). 5 0 Im 13. Jh. wird almuzara von Synonymen lateinischen Ursprungs verdrängt. 51 Die musära wird in den vormals hispanoislamischen Städten von den christlichen Eroberern übernommen und zunächst weiter genutzt, denn auch in christlich geprägten Städten ist die Verwendung von außerhalb der Mauern gelegenen Flächen - beispielsweise für öffentliche Veranstaltungen oder einen Wochenmarkt - üblich. 52 Eine sehr frühe Entlehnung und das von Neuvonen, 68 lokalisierte Auftreten des Arabismus lassen allerdings auf eine Übermittlung der Bezeichnung schon durch Mozaraber

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phischen Repräsentation und der heutigen phonetischen Form die Rede sein, da dies die einzigen verlässlich feststellbaren Daten sind. Nicht verwechselt werden darf der hier behandelte Arabismus mit seinem Homonym almuzara, das wie almuzara und almofara eine Variante von almazara «molino de aceite» (DHRAE, s. v. almazara und almuzaray, Oelschläger, 13a) ist. Dieses seit dem 11. Jh. belegte Lexem (DHRAE, s.v. almazara) ist von hisp.-ar. al-masara mit der gleichen Bedeutung entlehnt (siehe DCECH, s.v. almazara, CorrDAI, s. v. almässera). Darüber hinaus existiert im Andalusischen das Homonym almuzara mit den Varianten almugara und almozara, «campo sembrado» (DHRAE, s. v. almuzarai), «Ackerfeld, -land» (SGI). Als Etymon hierzu nennt das DHRAE (s. v. almuzarai) hisp.-ar. al-muzara'a «la tierra de labor, el campo donde se siembran cereales» (ib.). In der etymologischen Bedeutung sind dies ζ. B. sp. plaza und paseo·, für die innerromanische Bedeutungserweiterung nennt Torres Balbäs (1971, 231s.) insbesondere die Lexeme sp. coso, tela und corredera, die später auch auf den Stierkampfplatz angewandt werden. Coso mit der Bedeutung «lugar cercado donde se corren toros, etc.» (DCECH, s.v. correr) ist im 13. Jh. erstmals dokumentiert (ib.). Für tela, «el sitio cerrado y dispuesto para fiestas, lides püblicas y otros espectäculos» (DCECH, s.v. telera) nennt Corominas erst ab dem 15. Jh. Belege (ib.). Corredera hat im 13. Jh. die Bedeutung «corrida» (DME, s.v. corredera), seit dem 15. Jh. ist es in der Bedeutung «sitio ο lugar destinado para correr caballos» (ib.) belegt. Zu den Plätzen in christlich-iberischen Städten siehe Kapitel 2.1.3.

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schließen und zeigen, dass sich die musära als charakteristisches Merkmal hispanoislamischer Städte und Siedlungen schon früh etabliert hat. Der seltene Gebrauch des Arabismus wiederum und sein früher Verlust hängen nicht allein mit sprachlichen Faktoren wie der Konkurrenz durch andere Lexeme zusammen, sondern sie sind ebenso auf außersprachliche Umstände zurückzuführen. Eine entscheidende Rolle spielt hier die Tatsache, dass die musära in vielen Städten als Freifläche außerhalb des dicht bebauten Kerns bald von den Christen mit neuen Vierteln überbaut wird. Öffentliche Plätze, die die Christen dann ihrerseits innerhalb oder außerhalb der neuen Vororte schaffen, erhalten einen Namen romanischen Ursprungs; die Bezeichnung almuzara bleibt denjenigen Plätzen vorbehalten, die eine hispanoislamische musära fortsetzen. Dadurch erhält der Arabismus den Charakter eines Eigennamens, was sich auch in einem Überleben von almuzara in der Toponymie niederschlägt. 53 1.2

Vororte

rabad Im klassischen Arabisch bedeutet das Verb I der Wurzel Vrbd «sich lagern, sich niederlassen, liegen» (Wehr), «to lay down, to cower (a beast)» (Hava). Auch die weiteren Verbstämme der Wurzel stehen mit dieser Grundbedeutung in Beziehung (cf. Hava, CorrDAE). Die gleiche Bedeutung wie das nometi loci marbid, «Lagerstätte (von Tieren)» (Wehr), hat auch das Substantiv rabad (PI. 'arbäd)\ «The lodging-place of sheep or goats» (Lane), «enclos pour les moutons» (BibKaz). Da mit dem Ruheplatz der Herde untrennbar auch das Lager der Menschen verbunden ist, die die Tiere hüten, kann rabad auch eine Lagerstätte im Allgemeinen bezeichnen: «Demeure, en gen., gite, lieu ou Ton repose, oü Ton se tient» (BibKaz), bis hin zur fest installierten Unterkunft einer Gruppe von Menschen, «a place of abode of a people by itself» (Lane). Die Entwicklung einer weiteren Bedeutung von rabad ist aufgrund der außersprachlichen Zusammenhänge leicht nachzuvollziehen: Hirten und Händler, die in einer Stadt eintreffen - um ihr Vieh zu verkaufen oder sich zu versorgen - lagern mit ihren Herden auf einem Gelände außerhalb der Stadtmauern. Im Laufe der Zeit können dort feste Bauten entstehen, sei es für Versorgungseinrichtungen oder weil dort regelmäßig ein Markt stattfindet und Händler anzieht, die sich allmählich dauerhaft niederlassen. Dies ist häufig der Beginn einer neuen, permanenten Siedlung, eines Vorortes, der nach und nach mit städtischer Infrastruktur versehen und 53

Siehe Asin Palacios (1944, 71 und 72); cf. auch CorrDAI, s.v. almuzara. Die katalanischen Toponyme Almussara und Mussara, die SteigerContr, 312 nennt, weisen ebenfalls auf die Interpretation des hispanoarabischen Lexems als Eigenname durch die christlichen Eroberer oder sogar auf eine solche Verwendung schon durch die Muslime hin.

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mit einer eigenen M a u e r u m g e b e n wird u n d s o einen rein Urbanen Charakter a n n i m m t . 5 4 N e b e n freien, als Lagerstätte genutzten F l ä c h e n werden a u c h bereits bebaute Z o n e n in den Außenbezirken einer Stadt u n d solche, die als Vororte z u eigenständigen Urbanen Einheiten g e w o r d e n sind, als rabad bezeichnet: «ar-rabadu: m ä haula l-madmati, wa-qTla: h u w a 1-fadä'u haula l-madlnati» (Lisän), «the environs o f a city [...] consisting o f h o u s e s or dwellings, or o f o p e n country» (Lane), «suburbium, aedificia, quae circum o p p i d u m sunt» (Freytag). 5 5 D i e Quellen, die den hispanoarabischen D i a l e k t d o k u m e n t i e r e n , belegen den G e b r a u c h v o n rabad in der B e d e u t u n g 'Vorort' in a l - A n d a l u s . 5 6 A l c a l ä führt «arrabal rabäd [PI.:] arbäd» (1505, 105 I, 12) auf; die v o n i h m für den arabischen Singular gewählte U m s c h r i f t zeigt die bei dieser Silbenstruktur i m hispanoarabischen D i a l e k t übliche E n d b e t o n u n g (cf. CorrSketch, 64, C o r r A A L R , 63). I m Glossarium findet sich « s u b u r b a n u m rabad» ( G l o s s Seyb, s.v.). 5 7 I m hispanoarabischen D i a l e k t wird rabad j e d o c h a u c h für ein Stadtviertel verwendet, eine kleinere urbane Einheit also, in die sich s o w o h l die Vororte als auch die madma n o c h m a l s untergliedern lassen (cf. Torres Balbäs 1954, 14). I m Vocabulista ist rabad mit lat. vicus übersetzt (VocSchia I, s.v. 54

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Z u r Entstehung und Bedeutung von Vororten in al-Andalus siehe Kapitel 1.1.2 des kulturhistorischen Teils. Weitere Bedeutungen sowohl von rabad als auch von anderen Formen der Wurzel hängen mit den bereits genannten zusammen. So kann rabad auch die Mauern einer Stadt (oder Vorstadt) bezeichnen: «Moenia» (Freytag), «murailles, murs (d'une ville)» (BibKaz; cf. auch Lane und Hava). Außerdem bedeutet rabad «the space immediately pertaining a mosque» (Lane; cf. Lisän: «wa-r-rabadu harimu 1masgidi»). Rabad, ebenso wie die Formen rabd, rubd und rubud, bedeutet auch «femme de famille (sceur, mere ou epouse)» (BibKaz; auch Hava, CorrDAE). Dies wird durch eine weitere Definition von rabad plausibel, die eine Verbindung zur Bedeutung 'Lagerplatz' herstellt: «Anything to which a man betakes himself, or repairs, for lodging, covert or refuge, [...] and at which or with which he finds rest, or ease; such as a house or tent, and the like, and a wife, or relations, or a family, and a relation, and property, and sheep or goats, and means of subsistence, and food; [...] and rabad also signifies any woman who undertakes, or manages, the affairs of a house» (Lane). Ebenfalls vorhanden sind im Dialekt die ursprünglichen, klassischen Bedeutungen: Der Vocabulista führt marbad für einen Lagerplatz von Tieren, «cubile» und «ovile», auf (VocCorr, s. v. «aprisco»). Das Glossarium nennt für das Verb I - in der klassisch-arabischen Form 'arbadu - die Bedeutung «cubo» (GlosCorr, s.v. Vrbd: «me echo»), ebenso der Vocabulista für das Verbalsubstantiv von I, rubüd (VocCorr, s. v. vrbd). Für weitere hispanoarabische Quellen, in denen rabad, 'Vorort', erscheint, siehe CorrDAA, s.v. ^rbd. Mit einem städtischen Vorort vergleichbar ist auch eine andere Art von Siedlung, die laut Levi-Provengal (1995, 348b s.) im islamischen Iberien ebenfalls als rabad bezeichnet wird: «In the strongholds (hisn or sakhra) of Muslim Spain, the name rabad was given to the civil quarter situated below the strictly military quarter»; cf. auch Hakim (1986, 60). 148

rabad)5& und steht außerdem unter dem Lemma parochia (YocSchia II, s. v.). Alcalä (1505) nennt rabad als arabische Entsprechung verschiedener spanischer Lexeme, die Stadtviertel bezeichnen, nämlich «barrio» (114 II, 27), «collacion de cibdad» (149 II, 5) und «parrochia» (343 I, 19);59 juderia übersetzt Alcalä mit «rabäd alyahüd» (280 II, 13), obgleich sowohl in den Städten von al-Andalus als auch in den christlichen Städten die jüdischen Wohnviertel nur gelegentlich außerhalb des eigentlichen Stadtkerns liegen. 60 Arabismen Hisp.-ar. rabad ist in allen drei iberoromanischen Sprachen entlehnt: Für den portugiesischen Arabismus existieren schon sehr früh zahlreiche schriftliche Belege; bereits 952 ist in einem lateinischen Dokument die Form arraualde zu finden (DELP, s.v. arrabalde).61 Weitere Varianten sind das heute noch gebräuchliche arrabalde62 und die altportugiesischen Formen ravalde (DELP, s. v. arrabalde, DCECH, s. v. arrabat), rabalde (Bluteau/MorSil 1789, s.v.) und rebalde (Nimer, Nr.61-a) sowie arrebalde (DLP 1793, s.v. arrabalde), arrevalde (Eguilaz, 280), arabalde (DLP 1793, s. v.) und schließlich arraual (DELP, s. v. arrabalde) und arrabal (Eguilaz, 280, Nimer, Nr.61-al, MorSil, s.v.). Die letztgenannte, nicht mehr gebräuchliche portugiesische Variante, arrabal, entspricht der heutigen Form des spanischen Arabismus. 63 Dieser wird ab dem 12. Jh. schriftlich verwendet: der erste Beleg im Spanischen ist 1146 mit der Form alraual zu finden (Oelschläger, 13b);64 ebenfalls noch während des 12. Jh. erscheinen araval (auch in GlosEsc, 94.511) und arraual65 (Oelschläger, 13b). Weitere altspanische Formen sind arabal 58

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Cf. VocSchia II, s. v. Vicus, wo als arabische Entsprechung zu lat. vicus sowohl rabad als auch zuqäq genannt wird. Siehe hierzu das Kapitel zuqäq. Cf. auch Dickie (1992a, 92). Ebenso «a cada barrio licülli rabäd» (91 II, 5) und «a cada collacion licülli rabäd» (91 II, 8). Siehe auch AlcPezzi, 596. Siehe dazu die Kapitel 1.1.4.2.3 und 2.1.5 im kulturhistorischen Teil. Es handelt sich daher um einen der frühesten portugiesischen Arabismen: «o mais antigo arabismo de que tenho noticia em textos escritos em terras hoje portuguesas e albende [...] em texto de 870, por sinal ο ünico arabismo ate agora, como julgo, atestävel neste seculo; no seculo X achei 9 (adorra, alcama, alfetena, alhacama, almafala, arraualde, azenha, badana, zorame)» (Machado 1995, 300). Diese Form verwenden bereits Cardoso (1570), Nunes de Leäo (1606, 246), Barbosa (1611) und Pereira (1647) als die einzige. Sp. arrabal nennen auch Nebrija (1492, s. v. suburbium; 1494, 1516), Alcalä (1505, 105 I, 12), LopTam (1585, 242), Casas (1591), Rosal (1601), Aldrete (1606, 366), Covarr (1611), Oudin (1616, 1627) und Franciosini (1620). Trotz der zahlreichen früheren Belege aus dem Gebiet des heutigen Portugal rechnet Neuvonen, 116s. das Lehnwort zu den «arabismos que solo se encuentran en el espanol ο que son, en otras lenguas, espanoles de origen». Diese Form verwenden auch GlosTol (31.1107), Palencia (1490, 387b und 478d), Casas (1591), Oudin (1616, 1627) und Franciosini (1620).

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(DME, s.v. arrabal) und ab dem 13. Jh. das dem heutigen portugiesischen Arabismus entsprechende arrabalde (DME und CejadorMed, s. v. arrabal) bzw. arabalde (Eguilaz, 270, CejadorMed, s.v. arrabal). Daneben gibt es einige altspanische Formen ohne agglutinierten Artikel: raval (Oelschläger, 13b, Eguilaz, 479) bzw. raual (GlosPal, 75.260), rabal (Eguilaz, 476, DRAE, s. v.), rabalde (CejadorMed, s. v. arrabal) und ravalde (ib.). Im Katalanischen ist der Arabismus erstmals 1264 in der Form raval66 schriftlich belegt (DEC, s.v.; cf. Neuvonen, 117). Raval ist auch die heute noch gebräuchliche Form; daneben existieren im Laufe der Zeit verschiedene Varianten mit oder ohne agglutinierten Artikel: reval61 bzw. reual (March 1371, 59.1182), rebal (AlcMoll, s.v. arraval), revall (ib.), rabal (Eguilaz, 476, AlcMoll, s.v. arraval), arrabal (Torra 1653, s.v.), arraval (Lacavalleria 1696, s.v. raval) und arreual (Angles, s.v. suburbiae)6% Der Akzent der Arabismen in allen drei Sprachen verweist auf die hispanoarabische Form als Etymon: nur sie, nicht die klassische Form ist endbetont; hisp.-ar. /KvKvK/ entspricht bei Strukturen /KvKvK/ stets der klassisch-arabischen paroxytonen Form (CorrSketch, 64, CorrAALR, 63, SteigerContr, 86s.). Ar. /b/ bzw. dessen intervokalisches Allophon hisp.-ar. [ß] (CorrSketch, 31, CorrAALR, 43) bleibt erhalten oder wird zu labiodentalem pg. asp. akat. /v/ 69 (cf. SteigerContr, 107s.), das die jeweils ältesten belegten Formen zeigen.

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Raval bzw. raual kommt auch in March (1371, 86.1940), Esteve (1489, 308b), Nebrija/Busa (1507, 234a), Torra (1653) und Lacavalleria (1696) vor. Averpö nennt diese Form an zwei Stellen (253 Nr. 1421.25 und 270 Nr. 1508.10). Zum Vorhandensein von Formen dieses Arabismus im Katalanischen mit und ohne agglutinierten Artikel siehe im DEC: «El catalä rebutja en general l'aglutinacio de l'article, i per aixo, encara que des d'antic tambe es trobi arraval, predomina des del principi la variant raval [...]. L'ambient administratiu i municipal, favorable a les variants coincidents amb el castellä, fa que en un mot aixi es propagui entre els 'präctics', mes que en l'üs espontani, la forma efabäl». Hinsichtlich der Existenz zahlreicher Arabismen ohne den agglutinierten Artikel im Katalanischen bzw. dem späteren Verlust des arabischen Artikels bei katalanischen Arabismen im Gegensatz zum Portugiesischen und Spanischen gibt es verschiedene Thesen. Siehe z.B. die Arbeit von Solä-Sole (1968) sowie Grossmann (1968), Bramon (1987), Llorca Ibi (1992), Neuvonen, 136 und 304, CorrDAI, 57ss. und insbesondere die Arbeit von Noll (1996), der verschiedene Meinungen diskutiert. Die altspanischen Phoneme /v/ und /b/ beginnen gegen Anfang des 16. Jh. zu Pol zusammenzufallen (siehe MenendezPidalGram, 114, Alonso 1955, 25ss. und 43ss.; cf. auch Metzeltin 1979, 2 und 21). Im Katalanischen setzt der Zusammenfall von Μ und Ibl im 15. Jh. ein (siehe Nadal/Prats 1983, 278s., Egert 1985, 110, cf. auch Duarte i Montserrat/Alsina i Keith 1984, 216s.). Regional (Valencia, Camp de Tarragona, Balearen) bleibt labiodentales kat. Μ jedoch erhalten (siehe Nadal/Prats 1983, 279, Badia i Margarit 1984, 186).

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Das vortonige /e/ in manchen der portugiesischen und katalanischen Varianten bzw. die schwankende Graphie mit oder geht auf die erst innerromanisch stattfindende - Palatalisierung von unbetontem pg. kat. /a/ 70 zurück. Im Hispanoarabischen wird das vortonige laJ noch nicht palatalisiert, denn sowohl Idl als auch Irl verhindern hier die 'imäla (cf. SteigerContr, 305, CorrAALR, 37s. Nr. 4).71 Die Ersetzung von hisp.-ar. /d/ durch rom. /ld/ bzw. IV tritt vor allem in finaler Position in zahlreichen Arabismen auf (cf. SteigerContr, 164s.). Dies kommt dadurch zustande, dass das emphatische /d/ im Hispanoarabischen die archaische laterale Artikulation zum Teil noch bewahrt. 72 Da der Laut in den romanischen Sprachen nicht vorhanden ist, wird er unter Beibehaltung von Artikulationsort (alveolares ΙάΙ) und -art (laterales IV), bzw. nur Letzterer, imitiert. Ein paragogisches /e/ verhindert im Portugiesischen und in einigen der altspanischen Formen eine unübliche finale Konsonantengruppe /ld/.73 Semantisch entsprechen die Arabismen in allen drei Sprachen dem Etymon insofern, als dessen Bedeutung 'Vorort' oder '(besiedelte) Umgebung einer Stadt' erhalten geblieben ist:74 Die alten Wörterbücher geben regelmäßig lat. suburbium, 'Vorstadt', als Bedeutung an; 75 Aut (s. v. arrabal) definiert genauer, was dieser Begriff beinhaltet: «Poblacion contigua y adyacente ä las Ciudädes y Villas populosas fuera de las murallas ό cercas, la qual suele gozar de las mismas franquezas y privilegios, y se gobierna por las mismas leyes y estatiitos que la Ciudäd ό Villa» (cf. auch Bluteau/MorSil 1789, s. v. Arrabalde). Dies ist auch die Bedeutung im modernen Sprachgebrauch aller drei iberoromanischen Sprachen: «1. Barrio situado en las afueras de la ciudad. 2. Las afueras» (GDLE), «cercanias de uma cidade ou povoagäo; 70

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Siehe dazu für das Katalanische Nadal/Prats (1982, 271s.) und Cabruja/Casanellas/Massip (1990, XXII) und für das Portugiesische Mattos e Silva (1991, 58). Auch das Fehlen von Varianten mit /e/ im Spanischen, wo eine Palatalisierung von unbetontem /a/ nicht stattfindet, ist ein Indiz für die erst innerromanische Entwicklung. Siehe dazu SteigerContr, 49s. und 162, CorrSketch, 46 und CorrAALR, 50. Siehe auch CorrDAI (s.v. (ar)rabal) zum Zusammenhang zwischen dem frühen Zeitpunkt der Entlehnung und dem Erscheinen der alten lateralen Form von Idl. Siehe dazu Neuvonen, 294 und Nase, s.v. arrabalde·, cf. auch MenendezPidalGram, 169s. Die Angabe von kat. barri als alternativer Ausdruck «per raual» bei March (1371, 86.1940) erinnert zwar an die zweite Bedeutung des hispanoarabischen Etymons und seine Anwendung auf ein Stadtviertel; tatsächlich handelt es sich hier aber, umgekehrt, um einen Beleg für die veraltete Bedeutung 'Vorort' von kat. barri", siehe dazu das Kapitel barri. Dies sind GlosTol (31.1107), GlosPal (75.260), GlosEsc (94.511), Esteve (1489, 308b), Palencia (1490, 478d), Nebrija (1492, 1495, 1516), Nebrija/Busa (1507, 234a), Cardoso (1570), Barbosa (1611), Pereira (1647), Torra (1653), Lacavalleria (1696) und Angles. 151

subiirbio» (Aur), «part d'una poblacio que estä ο estava abans fora del seu recinte; part extrema d ' u n a poblacio. Poblacio anexa a una altra de mes gran» (Fabra). Ein außersprachlicher G r u n d für die Entlehnung eines arabischen Lexems mit der Bedeutung 'Vorort' ist sicherlich darin zu suchen, dass den iberischen Christen die relativ große Zahl von Vororten, von denen hispanoislamische Städte schon sehr früh umgeben sind, 76 als eine kulturspezifische Besonderheit auffällt. Eine vergleichbare urbane Entwicklung, die eine entsprechende Ausdehnung der christlichen Städte zur Folge hat, setzt erst später ein. In dem daraus resultierenden Mangel an etablierten und eindeutigen romanischen Bezeichnungen für diese urbane Einheit ist daher auch der sprachliche Grund für die Entlehnung zu sehen. 77 Die Übernahme dieses hispanoarabischen Lexems kann als ein Zeugnis der weit fortgeschrittenen Stadtkultur von al-Andalus und der Größe und Bedeutung seiner Städte angesehen werden. 1.3

Zitadelle

qasaba/qasba Das Verb I der klassisch-arabischen Wurzel ΛIqsb bedeutet «he cut it, namely a thing» (Lane), «zerschneiden, zerlegen (Schlachttier)» (Wehr). Zu den Substantiven der Wurzel gehören qusb «espalda. intestino» (CorrDAE, siehe auch Hava) sowie qasb bzw. qasab, das neben «Rohr, Schilfrohr» (Wehr) auch Röhren im weiteren Sinne bezeichnet: «Bones of the fingers and toes. Pipe, channel. Cane. Musical reed. The bronchia» (Hava). Das nomen unitatis dazu lautet qasaba; diese Form hat jedoch - mit den Pluralen qasabät und qisäb - noch eine weitere Bedeutung: «wa-l-qasabatu: gaufu 1-qasri; wa-qlla: al-qasru. [...]. wa-l-qasabatu: gaufu 1-hisni yubnä fihi binä'un, huwa 'ausatuhü. wa-qasabatu 1-baladi: madlnatuhä. wa-176

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Im 10. Jh. hat Cordoba bereits 21 Vororte (Levi-Proven?al 1995, 349a; cf. auch Kress 1968, 189s.). Siehe dazu Kapitel 1.1.2 im kulturhistorischen Teil. Cf. auch Kiesler (1994, Nr. 224). Die Arabismen sp. barrio, pg. bairro, kat. barri werden in einer frühen Phase zwar in der Bedeutung 'Vorort' verwendet, daneben haben sie aber noch weitere Bedeutungen; siehe dazu das Kapitel barri. Ähnlich verhält es sich mit sp. pg. burgo (11. bzw. 12. Jh.: DCECH, DELP), kat. bürg (13. Jh.: DEC), die während des Mittelalters ebenfalls auf Vororte angewandt werden (siehe DCECH, CejadorMed; Fig, Aur; AlcMoll, DLC), aber ebenso unter anderem eine «vila» (DEC; MorSil) oder «aldea ο poblaciön muy pequefia» (DRAE) bezeichnen können. Die aus lat. suburbium gebildeten portugiesischen und spanischen Latinismen sind erst später belegt: sp. suburbio erscheint 1612, das Adjektiv suburbano schon 1549 (DCECH, s.v. urbe); pg. subiirbio ist zwar «nos textos redigidos em Latim Bärbaro» (DELP, s. v. subiirbio) bereits im 10. Jh. zu finden, in portugiesischen Quellen jedoch anscheinend nicht vor 1720 (ib.), das Adjektiv suburbano im 16. Jh. (DENF, s. v. urbe). Nur im Katalanischen ist suburbi schon im 13. Jh. (Jaume I, Cronicä) dokumentiert (DEC, s.v. urbs).

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qasabatu: al-qaryatu. wa-qasabatu 1-qaryati: wasatuhä» (Lisän). Diese Definition gibt Lane auf ähnliche Weise wieder: «The interior part of a country or town; [...] and of a qasr [i.e. pavilion, or palace]; [...] or of a fortress containing a building or buildings; or the middle of such a fortress, [...] and of a town or village [...] or a qasr itself; [...] and a town or village [itself) [...]. Also a city [...] or the chief, or main part of a city or of cities» (Lane). Qasaba bezeichnet also den innersten, zentralen Teil eines Gebietes oder einer Ansiedlung von unbestimmter Größe, den geographischen, organisatorischen oder strategischen Mittelpunkt dieses Ganzen. Von dieser Grundbedeutung ausgehend kann qasaba auch auf eine Festung bezogen werden: Festungen bilden oftmals den Ausgangspunkt einer neuen Ansiedlung, indem zivile Wohnviertel rings um diese Anlage entstehen (cf. Petersen 1996, 236, Bazzana 1992, 210s.).78 Strategisches Zentrum einer Stadt ist ihr befestigter Teil, der den sichersten Ort innerhalb des Stadtgebietes und die letzte Zuflucht der Bevölkerung darstellt. Innerhalb dieser Festung kann sich auch der ständige Sitz des Herrschers befinden; qasaba wird daher auch als Synonym von qasr verwendet. 79 Eine entsprechende diachronische Reihenfolge der in Lisän und Lane genannten Bedeutungsvarianten von qasaba stellt Miquel (1978, 684b) auf: «Originally the essential part of a country or town, its heart, and later (a) fortified castle, residence of an authority in the centre of a country or a town; and (b) principal town, chief town», wobei die erstgenannte der beiden späteren Bedeutungen besonders im islamischen Westen vorkommt und sich, wenn von einer Stadt die Rede ist, auf «a citadel seat of government» (ib.) bezieht, was im arabischen Osten als qal'a bezeichnet wird (siehe ib. und Kress 1968, 223). Dass sich die weit gefasste klassisch-arabische Definition von qasaba im hispanoarabischen Dialekt auf die Bedeutung 'Festung' oder 'Zitadelle' konkretisieren lässt, zeigen die hispanoarabischen Quellen: Der Vocabulista führt unter «Castrum» (VocSchia II, s. v.) qasaba neben hisn und qala'a bzw. qal'a auf. 80 Alcalä (1505, 97 I, 2) nennt unter dem Lemma «alcagaba 78

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Lokotsch, Nr. 1108 dagegen erklärt diese Bedeutung von qasaba, vom Verb I ausgehend, folgendermaßen: «eigentlich also 'das von der Stadt Abgeschnittene, abseits Gelegene'». Der I. Stamm bedeutet jedoch, wie zu sehen war, nicht 'abschneiden', sondern «zerschneiden» (Wehr), «descuartizar» (CorrDAE), womit sich die Bedeutung «intestino» (CorrDAE), «gut» (Hava) der Form qusb in Zusammenhang bringen lässt. Von dieser wiederum kann man eine Beziehung zu der Bedeutung 'Inneres eines Landes, einer Stadt etc.' herstellen. Siehe dazu auch das Kapitel qasr. Siehe auch VocSchia I, s. v. qasaba, wo neben lat. Castrum auch lat. arundo 'Rohr' genannt wird. Mit Rohr und ähnlichen Dingen hängen auch die Bedeutungen der übrigen hispanoarabischen Formen dieser Wurzel zusammen, die im Vocabulista zu finden sind, siehe VocCorr, s.v. \qsb. Das Glossarium nennt nur solche

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fortaleza» als hispanoarabische Entsprechung «cagäba» 8 ' mit dem für diesen Dialekt charakteristischen, zu kl.-ar. /KvKvK/ gehörenden Akzentmuster hisp.-ar. /KvKvK/ (cf. CorrSketch, 64 und 76, CorrAALR, 63 und 72). Im heutigen marokkanischen Dialekt wird die Form qasba82 gebraucht (DCMar, DAF). Damit ist, bezogen auf den städtischen Raum, eine ganz bestimmte, in der Region verbreitete Art von Festungsanlage gemeint: «Citadelle d'une ville; annexe fortifiee avec laquelle eile communique mais peut s'isoler pour constituer un reduit de resistance apres la prise de la ville» (DCMar; cf. Deverdun 1978, 685a). Diese Zitadellen nehmen im Stadtgebiet eine Randlage ein und sind mit dem Stadtkern bisweilen nur über ein Mauerband verbunden. Sie funktionieren, ausgestattet mit urbaner Infrastruktur, wie ein unabhängiger Stadtteil. Das Lexem hat im Dialekt somit nicht nur die ursprüngliche Grundbedeutung 'innerer, zentraler Teil einer Ansiedlung' abgelegt, um nur noch die abgeleitete Bedeutung 'Festung' zu behalten, sondern bezieht sich nun zusätzlich in der außersprachlichen Wirklichkeit auf eine urbane Einheit, die eine ganz andere Position im städtischen Ganzen einnimmt als diejenige, durch die im klassischen Arabisch die semantische Beziehung überhaupt erst hergestellt wird. Obwohl sich die zitierten hispanoarabischen Quellen auf nur knappe Bedeutungsangaben beschränken, steht fest, dass in al-Andalus mit qasaba dieselbe Form von städtischer Festung gemeint ist, denn die hispanoislamischen Zitadellen gleichen denen der marokkanischen Städte; ein Beispiel hierfür ist die Alhambra in Granada. 8 3 Arabismen In allen drei iberoromanischen Sprachen sind mit dem agglutinierten Artikel entlehnte Arabismen vorhanden: Die portugiesische Form alcägova ist 1302 erstmals belegt und lange zuvor schon, 1136, ihre heute nicht mehr gebräuchliche Variante alcäcevaM (DELP, s.v. αΐεάςονα, Machado 1992, 255). 85 Eguilaz, 138 erwähnt außer-

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Bedeutungen, siehe GlosCorr, s.v ~4qsb. Daraus ist ein in Murcia gebräuchlicher Arabismus entstanden, den Corriente erwähnt: «arcazaba 'tallo; paja de maiz'» (CorrDAI, s. v. alcagaba). Dazu gehört als dialektale Pluralform «ca?äb» (97 I, 2); der Vocabulista gibt qisäb an (VocSchia II, s. v. Castrum). Cf. LerchundiVoc, s. v. alcazaba: «käzba». Cf. Maillo Saigado (1991, 234) und Hakim (1986, 57), sowie für die Alhambra z.B. Arie (1992, 118). Siehe auch Kapitel 1.1.3 im kulturhistorischen Teil. Alcägova nennen Cardoso (1570), Barbosa (1611), Bluteau/MorSil (1789), Sousa (1789) und Viterbo (1798); Pereira (1647) dagegen als Einziger «alcagofa». Die Form alcäceva führen Nunes de Leäo (1606, 244), Bluteau/MorSil (1789), DLP (1793) und Viterbo (1798) auf. Widersprüchliche Angaben über ein Erscheinen von αΐεάςονα bereits im Jahr 1094 machen Machado VP und MachadoIA, s. v.

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dem als altportugiesische Formen «alcaceba, alcagoba», VitFiüza (s.v. alcäceva) auch alcäzeva. Für den spanischen Arabismus alcazaba mit den Varianten alcazava, alcagaba und alcagava86 nennt das DHRAE (s. v. alcazaba) als erste Quelle den Fuero de Bejar (1272 bzw. nach MüllerMed 1276-1300). Weitere Belege folgen in der Zeit um die Wende zum 15. Jh. 87 Kat. alcassabass mit der Variante alcagaba (SteigerContr, 168) ist laut DEC (s.v. alcassabä) ab 1535 belegt. Bereits Nebrija/Busa (1507, 170a) nimmt jedoch für das Katalanische den Diminutiv «al?a?abona [j/c!]» als Lemma auf. 89 Die phonetische Übernahme des Etymons verläuft wie zu erwarten: Die Wiedergabe von ar. /q/ in dieser Position als rom. /k/ ist regelmäßig (cf. SteigerContr, 211s., CorrSketch, 53).90 Hisp.-ar. /s/ entwickelt sich zu sp. /Θ/ (Graphem ) und pg. kat. /s/ (cf. SteigerContr, 168). Intervokalisches hisp.-ar. /b/ bleibt hier im Romanischen entweder als /b/ ([ß])91 erhalten oder wird zu labiodentalem pg. asp. /ν/ 92 (cf. auch SteigerContr, 107s.). Die Vokale der Arabismen erklären sich durch die konsonantische Umgebung im Etymon: ar. /q/ und /s/ verhindern die 'imäla von ar. /a/ (cf. CorrAALR, 37 Nr. 4). Was allerdings einer Erklärung bedarf, ist der unterschiedliche Akzent der Arabismen: Die spanischen und katalanischen Lexeme sind paroxytone Formen, die portugiesischen Varianten jedoch alle proparoxyton. Dies ist nur durch die Herkunft von verschieden betonten Etyma zu erklären. Während der Akzent im Spanischen und Katalanischen mit der Form 86

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Cf. D H R A E , s.v. alcazaba. Alcafaba verwenden Nebrija (1495, 1516), Alcalä (1505, 97 I, 2), Rosal (1601), Oudin (1616, 1627) und Franciosini (1620). LopTam (1585, 238) nennt alcagava, Covarr (1611) alcagaua. Alcazaba ist ab Aut die einzige Form; siehe auch TerrPan (1786) und Canes (1787). Dies sind Ayala, Crönica de Juan I (1383-1407) und Clavijo, Embajada a Tamorlän (1403-1406), die Maillo Saigado (1991, 233) zitiert und auf die weitere Belege während des 15. Jh. folgen (siehe ib.); das DCECH dagegen nennt nach dem Erstbeleg keine Quellen vor dem Ende des 15. Jh. (Pulgar und Nebrija). Eguilaz, 124 gibt alcassaba nur als im mallorquinischen Dialekt gebräuchlich an. Der unter dem Lemma folgende Eintrag ist gleichlautend mit dem für sp. alcafaba in Nebrija (1495, 1516). Die übrigen alten katalanischen Wörterbücher führen den Arabismus nicht auf. Auch in mehreren modernen katalanischen Wörterbüchern findet er keine Aufnahme. Ar. /q/ und /k/ sind vielfach bereits im Hispanoarabischen zusammengefallen; siehe dazu CorrSketch, 54, CorrAALR, 56 und SteigerContr, 203s. Zur Spirantisierung von ar. /b/ bereits im Hispanoarabischen siehe CorrSketch, 31s. und CorrAALR, 43. Der Zusammenfall der altspanischen Phoneme /v/ und fb! zu fbl beginnt sich ab Anfang des 16. Jh. zu verbreiten; Pol wird dann durch die Grapheme und repräsentiert (siehe MenendezPidalGram, 114, Alonso 1955, 25ss. und 43ss.; cf. auch Metzeltin 1979, 2 und 21). 155

korrespondiert, die Alcala für das Hispanoarabische angibt (1505, 97 I, 2: «cagäba»), lassen die portugiesischen Formen eher an die des heutigen marokkanischen Dialektes und des klassischen Arabisch denken: sie haben den Akzent sowohl mit mar.-ar. qasba als auch mit kl.-ar. qasaba gemeinsam. Die Entlehnung der Arabismen von unterschiedlich betonten arabischen Lexemen kann bedeuten, dass sich im Westen v o n al-Andalus eine andere dialektale Form herausgebildet hat als in den übrigen Gebieten der Iberischen Halbinsel. Hierfür käme eine Form in Frage, die der des marokkanischen Dialektes entspricht. 9 3 Tatsächlich gibt es im Hispanoarabischen Fälle von { I a 2 a 3 } > { l a 2 3 } (CorrSketch, 77, C o r r A A L R , 73); es kann also durchaus ein regional begrenztes qasaba > *qasba im Hispanoarabischen aufgetreten sein. 9 4 Durch einen Vokaleinschub mittels Epenthese lassen sich die nachtonigen portugiesischen Vokale und ihr Schwanken zwischen /o/ und /e/ erklären. 9 5 93

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Angesichts des frühen Zeitpunktes des Erstbetegs liegt es näher, eine Entlehnung auf der Iberischen Halbinsel anzunehmen als in Nordafrika. Qasba als Etymon gibt auch Sousa (1789) und in der Folge das DLP (1793, s.v. alcafova) an, ebenso Machado (DELP, MachadoIA). Nunes de Leäo (1606, 244) nennt dagegen «cagaba». In CorrAALR, 38s. nimmt Corriente als Ursprung des /o/ in alcäfova eine Velarisierung durch /s/ in einem Etymon «/alqasäba/» an. Abgesehen davon jedoch, dass bei dieser Überlegung die Variante mit lel, alcäceva, unberücksichtigt bleibt, die sich so nicht erklären lässt, würde bei diesem Etymons auch der Akzent mit dem des portugiesischen Arabismus nicht übereinstimmen. In CorrDAI (s. v. alcagaba) nennt auch Corriente dann «en el caso del pt. [...] su var. *qäsba < cl. qasabah». In diesem Fall ist der Einschub der Vokale wahrscheinlich erst im Romanischen erfolgt, obgleich nicht auszuschließen ist, dass die romanischen Sprecher hier eine Tendenz lediglich verstärken, die sie bereits in schwacher Form bei der Artikulation des Etymons wahrnehmen. Hinsichtlich der Epenthese vertritt Corriente in CorrDAI, 49 die Ansicht, dass sie generell im Arabischen nur selten stattfindet, da jede Ergänzung zusätzlicher Phoneme die Identifikation der bedeutungstragenden Radikale und der genauen morphologischen Struktur beeinträchtigen würde. Corriente hält daher «todos los fenömenos de este tipo que se observan en los arabismos» (ib.) für das Ergebnis innerromanischer Epenthese. Auch der von Corriente (CorrSketch, 72 und 75, CorrAALR, 69 und 71) dargestellte, im Hispanoarabischen übliche Einschub eines Vokals zwischen dem zweiten und dritten Radikal in Strukturen /KvKK/ ist jedoch nichts anderes als eine Epenthese. Dieser Vokal wird zudem im Hispanoarabischen - anders als im marokkanischen Dialekt - nicht phonemisch, denn er erhält nicht den Akzent wie es in Formen der Struktur /KvKvK/ üblich wäre. Die Form ändert somit nicht ihre Morphemstruktur, und die Informationsübermittlung wird offensichtlich nicht gestört. Hinzu kommt, dass es sich mit Sicherheit bei solchen epenthetischen Vokalen zumeist um schwach artikulierte, einem Schwa [s] ähnliche Vokale handelt. Aus diesen Gründen kann davon ausgegangen werden, dass es sich in vielen Fällen, in denen Arabismen Vokale zeigen, die Konsonantengruppen arabischer Formen auflösen, um bereits etymologische, d. h. hispanoarabische Epenthesen handelt, die zwischen zwei benachbarten Konsonanten hörbar sind und ihrerseits ebenfalls nicht phonemisch werden. Dies zeigen auch viele Umschriften hispanoarabischer Lexeme bei Alcalä (1505) und auch im heutigen

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Die Bedeutung der Arabismen geben die alten Wörterbücher übereinstimmend mit lat. arx96 oder dem gleichbedeutenden sp. pg. fortaleza97 an. Aut beschreibt eine alcazaba als «castillo fuerte inexpugnable». 9 8 Viterbo (1798) macht einen Unterschied zwischen pg. alcägova und alcäceva: während alcägova (s. v.) hier «presidio, fortaleza, castelo» bedeutet, wird das seinerzeit laut D L P (1793) bereits veraltete alcäceva pejorativ gebraucht: «Castelo velho ou fortaleza quase de todo arruinada» (Viterbo, s. v. alcägova und s.v. alcäceva).99 Im modernen Sprachgebrauch wird der Arabismus in der gleichen Bedeutung 'Festung, Burg', nunmehr mit historischem Bezug verwendet: «Castelo antigo, fortaleza» (Fig), «recinto fortificado, dentro de una poblacion murada, para refugio de la guarniciön» ( D R A E ) , «recinte fortificat a l'interior d'una poblacio emmurallada, per a refugi de la guarniciö i dels habitants» (DLC). 1 0 0 Bei der Eroberung hispanoislamischer Städte stellt die qasaba immer wieder ein besonderes Hindernis für die Christen dar. Diejenigen dieser befestigten Stadtviertel, die bei ihrer Einnahme nicht zerstört werden, übernehmen die Christen und nutzen sie zu ihren Zwecken weiter. Die Entlehnung der dazugehörigen arabischen Bezeichnung - die damit sowohl in den Bereich des Urbanismus als auch zu den vielen Arabismen im militärischen Vokabular gehört - , liegt darin begründet, dass die qasaba den iberischen Christen als charakteristisches urbanes Element hispanois-

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marokkanischen Dialekt ist dies zum Teil zu beobachten. Die Möglichkeit einer etymologischen Epenthese wird in der vorliegenden Arbeit daher in solchen Fällen berücksichtigt. So in Nebrija (1495, 1516), Nebrija/Busa (1507, 170a), Cardoso (1570), Barbosa (1611) und Pereira (1647). LopTam (1585, 238), cf. auch Oudin (1627) und Franciosini (1620). Alcalä (1505, 97 I, 2), Barbosa (1611) und Pereira (1647) fügen fortaleza erklärend als Bestandteil des Lemmas hinzu. Diese Definition stammt von Diego de Urrea, den bereits Covarr (1611, s.v. alca(aua) zitiert. Die Verwendung von pg. alcägova als fachsprachliche Bezeichnung aus der Nautik für 'Achterkastell' taucht in den Wörterbüchern ab Bluteau/MorSil (1789) auf. Im Spanischen und Katalanischen wird dafür nicht der hier behandelte Arabismus verwendet, sondern sp. alcäzar und kat. alcässer, cf. das Kapitel qasr. Dabei scheinen, insbesondere im Portugiesischen, oftmals die Grenzen zwischen dem Anwendungsbereich dieses Arabismus und eines anderen, pg. alcäcer, zu verschwimmen; beide Lexeme werden dann synonym verwendet oder vermengt: «entre nos, [a alcägova] era ο local fortificado onde estava a residencia do rei, dentro do castelo, acabando por se confundir com este, tornando-se, por isso, sinonimo de alcäcer» (MachadoVP, s.v. alcägova)·, siehe auch Gaspar (1987, 133s.) sowie für das Spanische das GDLE. Vergleiche dazu oben die partielle Synonymie von qasaba und qasr im klassischen Arabisch. Zu sp. alcäzar, pg. alcäcer und kat. alcasser siehe das Kapitel qasr. 157

lamischer Städte begegnet. Die frühen christlich-iberischen Festungen lassen sich mit der qasaba nicht in Größe, Aufbau und ihrem Stellenwert im städtischen Ganzen vergleichen: «Formal y funcionalmente, la alcazaba tiene una clara preeminencia cronologica, cualitativa y cuantitativa en al-Andalus, aunque en el mundo hispano-cristiano castillos y alcäzares pudieron en ocasiones desempenar funcion similar de 'ciudad dentro de la ciudad', similar a pesar de sus caracteristicas poliorceticas y dimensiones tan distintas» (Mora-Figueroa 1994, 38).

Aus den Definitionen und Bedeutungsangaben der alten Wörterbücher geht hervor, dass der Arabismus nach seiner Entlehnung auch auf Festungsanlagen referiert, die nicht ausdrücklich hispanoislamischen Ursprungs sind. Das Lexem hat im romanischen Sprachgebrauch somit die kulturspezifische, auf islamische Städte bezogene Konnotation abgelegt, die es zum Zeitpunkt der Entlehnung für die romanischen Sprecher noch innegehabt haben muss. qasr Mit der Wurzel Vqsr wird im klassischen Arabisch der Begriff der Kürze ausgedrückt. Das Verb I bedeutet intransitiv, in der Form qasura, «it was or became short» (Lane) und transitiv, in der Form qasara, «kurz od. kürzer machen» (Wehr) sowie im weiteren und im übertragenen Sinn «he confined, restricted, limited, kept within certain bounds or limits» (Lane), «zurückhalten; unter Aufsicht halten; einsperren» (Wehr). Ähnliche Bedeutungen haben auch die anderen Verbstämme; die substantivischen Formen der Wurzel leiten sich als Abstrakta aus diesen Verben ab. So hat qasr als masdar des I. Stammes die Bedeutungen «brevedad, cortedad; escasez» (CorrDAE), «Schlaffheit, Nachlässigkeit; Trägheit; Kürzung; Verkürzung» (Wehr) sowie «termino. limite. mäximo» (CorrDAE). Ein Homonym dieses masdar wird in den klassisch-arabischen Wörterbüchern ebenfalls der Wurzel Vqsr zugeordnet. Bei diesem Substantiv qasr (PI. qusür) handelt es sich jedoch nicht um ein ursprünglich arabisches Lexem, sondern um ein Lehnwort, das aus dem Lateinischen über das Griechische und das Aramäische ins Arabische gelangt ist. 101 Kl.-ar. qasr bedeutet «palatium, arx» (Golius 1653, Freytag), «chateau, palais» (BibKaz), «Burg, Kastell; Schloss, Palast» (Wehr). 102 Darüber hinaus kann qasr auch einen Saal 103 bezeichnen oder «a pavilion, or kind of building wholly or for the most part isolated, some101

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Siehe dazu Corriente: «qasr < aram. qasterä < b[ajo] gr[iego] kästra < lt. Castro» (CorrDAI, s.v. alcäcer). Cf. auch Lüdtke (1968, II, 15s.). Im Singular bedeutet lat. Castrum 'Kastell, Burg, Festung', der Plural castra '(Kriegs-, Militär-)Lager'; cf. OxfordLat, MLW. Lane versucht, eine Verbindung zwischen qasr und der Wurzel ^qsr herzustellen: «qasartu d-dära I [confined and so] defended the house by walls». Siehe DozySuppl, der sich auf al-'ldrlsl stützt, sowie Bazzana (1992, 211).

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times on the top of a larger building, i.e., a belvedere, and sometimes projecting from a larger building, and generally consisting of one room» (Lane). 104 Außerdem kann mit qasr auch ganz allgemein ein aus Stein errichteter Bau gemeint sein: «habitaculum, aliis omne aedificium lapidibus exstructum» (Freytag). Zwischen dieser Bedeutung und einer der zitierten Verbbedeutungen stellt Lisän eine Verbindung her: «al-qasru mina 1-binä'i: ma'rüfun [...]: huwa 1-manzilu, wa-qüa: kullu baitin min hagarin, quraslyatun, summiya bi-dälika li-'annahü tuqsaru fihT 1-huramu 'ai tuhbasu» (cf. auch Ibn Slda, VI 121b), «a well-known kind of edifice: [...] a mansion, or house; syn. manzil: [...] or any house or chamber {bait) of stone; of the dial, of the Kureysh: [...] so called because a man's wives and the like are confined in it» (Lane). Für den hispanoarabischen Dialekt ist das Substantiv in der gleichen Form belegt. Das Glossarium nennt für qasr verschiedene, auch im klassischen Arabisch vorhandene Bedeutungen: zum einen erscheint es als «cenaculum gurfa wa-qasr» (GlossSeyb, s. v.), also ein im Obergeschoss des Hauses gelegener Raum; 105 zum anderen findet sich qasr hier unter lat. aula (GlossSeyb, s.v.) und unter lat. atrium (GlossSeyb, s.v.), die sowohl 'Saal, Halle' als auch 'Schloss, Palast' bedeuten können. 106 Nur in dieser letzten Bedeutung nennt der Vocabulista hisp.-ar. qasr. «Palacium qasr qusür maglis magälis» (VocSchia II, s.v.). Auch in Alcalä (1505) hat das hispanoarabische Substantiv «cägar» - mit dem Plural «cogör» bzw. «cugür» - die Bedeutung 'Palast': «corte assi [i. e. de gran senor]» (157 II, 30) und «real casa asi» (375 I, 39).107 Arabismen In allen drei iberoromanischen Sprachen ist das hispanoarabische Lexem entlehnt:

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Diese beiden Bedeutungen von qasr stehen semantisch in Beziehung zu zwei Formen von ^iqsr, die ebenfalls Räume bezeichnen, nämlich qusära, «habitaciön, cämara, lugar reservado» (CorrDAE), «closet. Private apartment» (Hava), und dem Partizip Passiv des I. Stammes von "vIqsr, maqsüra, «Kabinett, Nebengelass, Abteil, [...] Pavillon» (Wehr). Diese können mit Hilfe der Grundbedeutung der Wurzel als Ergebnis der Abtrennung oder der Unterteilung eines baulichen Ganzen erklärt werden. Siehe dazu auch das Kapitel gurfa. Siehe ζ. B. Georges. GlosCorr, s. v. ~iqsr, nennt nur «palacio». Siehe auch CorrDAA, s. v. ^qsr II, für weitere hispanoarabische Quellen von qasr in der Bedeutung 'Palast'. Im marokkanischen Dialekt wird das Lexem - hier in den Formen qssr, gssr und kssr - neben der Bedeutung «demeure princiere, palais d'un souverain» (DAF) auch auf ein «village fortifie de la zone saharienne» (DCMar) angewandt, siehe auch DozySuppl.

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Für das Spanische ist der Arabismus bereits im Jahr 1069 belegt (DCECH). Hier gibt es folgende Varianten: alcäcer bzw. alcäger,l0% alcägar, das die Wörterbücher bis ins 17. Jh. hinein nennen, 109 und das noch heute gebräuchliche alcäzar, das in den Wörterbüchern ab dem 18. Jh. erscheint. 110 Für den portugiesischen Arabismus sind ab 1176 schriftliche Belege vorhanden (DELP, MachadoIA, s. v. alcäcer). Alte portugiesische Wörterbücher nennen noch alcäzar111 neben der Variante alcäzar (Viterbo 1798, s.v.) und dem selteneren alcäcere (DLP 1793, s.v., Viterbo 1798, s.v.); die heute noch verwendete Form ist alcäcer.112 Zu dem katalanischen Arabismus alcässer113 existieren außer den veralteten Varianten alcäger (AlcMoll, s.v. alcässer, mit Quellen ab dem 13. Jh.) und alcäcer, das Neuvonen, 87 für das 13. und 14. Jh. nennt, auch solche ohne den agglutinierten Artikel: cäsar, cässer und cäcer (AlcMoll, s. v.). Die alten katalanischen Wörterbücher nennen den Arabismus jedoch in keiner seiner Varianten. Die phonetische Form der Arabismen entspricht der des hispanoarabischen Etymons: Im Dialekt erhält dieses, wie auch die Umschrift «cägar» zeigt, die Alcalä (1505) verwendet, zur Erleichterung der Aussprache einen epenthetischen Vokal, der die finale Konsonantengruppe aus zweitem und drittem Radikal auflöst. 114 Abgesehen von Einzelfällen wird dieser 108

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Alcäcer wird ζ. B. im Poema de Mio Cid verwendet (DCECH, s. v. alcäzar)·, das D H R A E (s. v. alcäzar) nennt für beide Formen Quellen vom 12. bis zum 15. Jh., das D M E (s.v. alcäzar) bereits für das 11. Jh.; siehe auch CejadorMed. Guillen (1475, 110B33) meint mit «alcager» allerdings nicht den hier behandelten Arabismus - sondern möglicherweise alcacer, das wie alcacel «cebada todavia verde» (Moliner; siehe dazu CorrDAI, s. v. alcacel/r) bedeutet - , denn es steht hier in einer Reihe von oxytonen Formen und reimt sich ζ. B. mit menester. Dies sind GlosTol (29.1010), GlosPal (75.259), Guillen (1475, 5, 17), Nebrija (1492, s.v. arx, 1495), Alcalä (1505, 97 I, 5), LopTam (1585, 237), Covarr (1611), Oudin (1616, 1627) und Franciosini (1620). Für weitere Quellen siehe MüllerMed, s. v. alcäzar. So in Aut, TerrPan (1786) und Caöes (1787). Textquellen nennt das D H R A E für alcäzar - ebenso wie für alcägar - allerdings bereits ab dem 12. Jh. Dies sind ζ. B. Nunes de Leäo (1606, 244), Bluteau7MorSil (1789), Sousa (1789) und DLP (1793). Cardoso (1570) und Barbosa (1611) nehmen den Arabismus nicht auf. Neuvonen, 88 führt die Variante pg. alcägar allerdings auf kastilischen Einfluss zurück: «Un alcagar en Alfonso X, Cantigas CCXXII 2a debe de ser un hispanismo». Diese Form ist meist Lemma in modernen Wörterbüchern (z. B. LPD, Aur, Fig) sowie bereits in Viterbo (1798). Dies ist die heutige Form, die die modernen Wörterbücher nennen, siehe z.B. Moll, DLC, Fabra, LKD. Cf. dazu CorrSketch, 72 und 75, CorrAALR, 69 und 71, Neuvonen, 293s. Die dialektale Form mit Epenthese notiert auch der Vocabulista, wo neben qasr die Vokalisierung qasar erscheint (VocSchia I, s. v.); für weitere hispanoarabische

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epenthetische Vokal jedoch nicht phonemisch und erhält daher auch nicht den Akzent (cf. SteigerContr, 89ss., CorrSketch, 75, Neuvonen, 294); 115 auch dies wird für den vorliegenden Fall durch die Umschrift in Alcalä (1505) belegt. Der Akzent, die dialektale Silbenstruktur und der epenthetische Vokal sind auch in den Arabismen erhalten. Die Tatsache, dass die Wiedergabe dieses Vokals in den romanischen Formen zwischen /e/ und /a/ schwankt, kann darauf zurückgeführt werden, dass er im Hispanoarabischen an dieser nicht akzentuierten Position schwach, etwa als Schwa [o] realisiert wird (cf. auch CorrSketch, 75), sodass die romanischen Sprecher den gehörten Laut nicht eindeutig dem einen oder anderen Phonem zuordnen. 1 1 6 Das akzenttragende hisp.-ar. /a/ wird zu rom. /a/, da /q/ und /s/ die 'imäla verhindern (cf. CorrAALR, 37 Nr. 4); die Übernahme von ar. /q/ und /s/ durch das Portugiesische, Spanische und Katalanische führt zu den üblichen Ergebnissen (cf. SteigerContr, 211s. und 168). Semantisch entsprechen die Arabismen ihrem Etymon; das hispanoarabische Lexem ist in seiner Hauptbedeutung 'Palast, Burg' entlehnt. So definieren auch die alten Wörterbücher die Bedeutung der Arabismen: «alcagar [...]. arx. arcis» (Nebrija 1495), «palais du Roy, dongeon, citadelle, forteresse dans vne ville, chasteau» (Oudin 1616, s.v. Alcagar),ul «castello, ou lugar fortificado [...] Pagos em lugar fortificado» (Bluteau/MorSil 1789, s.v. alcagar). Dabei ist festzustellen, dass der Arabismus zu dieser Zeit anscheinend nicht kulturell konnotiert ist, sondern auch auf die Burgen und Schlösser angewandt wird, die nicht unbedingt aus der Zeit der hispanoislamischen Herrschaft stammen: «Antigamente chamavase assim ο Palacio de qualquer Rei, ou grande Senhor em razäo de sempre ser fortificado» (DLP 1793, s.v. alcagar). Das, was einen alcäzar, alcäcer bzw. alcässer ausmacht, ist also der Aspekt der Befestigung zu Verteidigungszwecken.' 18 Dies, zusammen mit der Tatsache, dass die Arabismen kulturell unmarkiert sind, führt zu einer auch in den Definitionen der alten Wör-

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Quellen, in denen die dialektale Form mit Epenthese verwendet wird, siehe CorrDAA, s.v. vqsr //; cf. auch Eguilaz, 138. Im marokkanischen Dialekt dagegen ist die Akzentverschiebung auf den ursprünglich epenthetischen Vokal regelmäßig (cf. auch CorrSketch, 72): «qssr·» (DCMar, DAF), «kzär ό kazär» (LerchundiVoc, s.v. alcäzar, siehe auch LerchundiRud, 47.13 und 48). Siehe zu diesem Vokalwechsel auch DCECH, s.v. alcäzar, und Neuvonen, 88. Das D H R A E nennt für die Bedeutung «fortaleza que servia de residencia, especialmente de un soberano» zahlreiche spanische Quellen vom 13. bis zum 17. Jh. Siehe dazu Mora-Figueroa (1994, 39). So erklärt sich auch die häufige Verwechslung oder Identifizierung des hier behandelten Arabismus mit sp. alcazaba, kat. alcassaba und pg. alcägova. Siehe ζ. B. Alcalä (1505, 97 I, 5): «alca?ar esta mesma 161

terbücher sichtbaren Austauschbarkeit mit mehreren Lexemen lateinischen Ursprungs. 119 Allmählich tritt, der zeitgeschichtlichen, außersprachlichen Entwicklung entsprechend, die Relevanz der Befestigung und Verteidigung eines Palastes in den Hintergrund, sodass sp. alcäzar auch auf ein unbefestigtes Schloss angewandt werden kann, wie Aut (s.v. alcazar) für das 18. Jh. dokumentiert: «Oy es comun esta voz ä las Casas Reales, aunque no sean fuertes». Auch in den modernen Wörterbüchern sind beide Aspekte, Festung und Residenz, vertreten: «[1.] fortaleza (recinto fortificado). 2. Casa real ο habitation del principe, este ο no fortificada» (DRAE, s.v. alcäzar), «paläcio acastelado; fortaleza; habitagäo sumptuosa» (MorSil, s.v. alcägar), «palau reial, casa del rei ο princep; castell» (Fabra, s.v. alcässer).120 Pg. alcäcer und kat. alcässer scheinen sich jedoch mit der Zeit von einem allgemeinen und neutralen Gebrauch wegzuentwickeln: Der portugiesische Arabismus wird in den modernen Wörterbüchern häufig als veraltetes oder nur noch in historischem Zusammenhang verwendetes Lexem gekennzeichnet (ζ. B. in Fig, LPD); der katalanische Arabismus wird auf Burgen oder Schlösser angewandt, die in einen islamischen Kontext gehören: «Alcässer 'palau moro'» (DEC, s. v. alcässer), «casa gran i forta on residia l'alcalde en eis pobles sarrai'ns» (AlcMoll, s. v. alcässer). Ein Grund für die Entlehnung des hispanoarabischen Lexems ist in der Bedeutung des damit bezeichneten Urbanen Elements während der Reconquista zu sehen.121 Bei den Angriffen der Christen auf muslimische Städte gehört der befestigte qasr zu den Bastionen, die am besten gesichert sind

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[i.e. alcagaba fortaleza]» sowie das DHRAE mit Quellen aus dem 16. Jh., in denen sp. alcäzar folgende Bedeutung hat: «Acropolis, parte alta y fortificada de una ciudad antigua». Diese Festung oder Zitadelle wird ursprünglich nur durch die von hisp.-ar. qasaba entlehnten Arabismen bezeichnet; siehe dazu das Kapitel qasaba/qasba. Z.B. auch in Nebrija (1492): «arx. arcis. por la fortaleza ο alcapar». Siehe dazu Neuvonen, 88: «los vocablos castillo - palacio - alcazar se emplean uno por otro sin que los textos, aunque abundantes, permitan fijar con precision el sentido de cada uno». Die alten katalanischen Wörterbücher verwenden statt des Arabismus stets Lexeme lateinischen Ursprungs: «castell» (Esteve 1489, 233b), «palau» (Esteve 1489, 274c), «lo palau Der palast» (VocCatAl 1502, 36.490). Siehe auch unten Anm. 123. Eine weitere Bedeutung von sp. alcäzar und kat. alcässer bezieht sich auf einen Teil des Schiffs: «Achterdeck» (SGI, s.v. alcäzar2), «Achterkastell» (LKD, s.v. alcässer)·, im Spanischen gibt es dafür Quellen ab 1440 (DHRAE). Im Portugiesischen hat der Arabismus alcäfova diese Bedeutung angenommen; siehe Anm. 99 im Kapitel qasaba/qasba. Dem entspricht die Zeit der Erstbelege der Arabismen; siehe auch Neuvonen, 87, der sie in dem Kapitel «Arabismos usados en el siglo XIII que remontan a la epoca de las grandes Reconquistas, desde mediados del siglo XI hasta fines del siglo XII» aufnimmt.

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und daher am längsten standhalten; gleichzeitig kommt ihm für die Eroberung der ganzen Stadt eine Schlüsselposition zu. Nach Einnahme der Stadt beziehen die neuen christlichen Herren meist, sofern er nicht zerstört ist, den hispanoislamischen Palast, ohne ihn wesentlich zu verändern. Sie übernehmen dessen Aufbau und Ausstattung und lassen ihn von muslimischen Baumeistern renovieren und erweitern sowie neue Paläste in diesem Stil errichten. 122 Denn die qasrs der hispanoislamischen Städte mit ihren Innenhöfen, Gärten und prachtvollem Dekor sind nicht mit den mittelalterlichen christlichen Herrschersitzen zu vergleichen. U m die während der Reconquista hinzugewonnenen Paläste von den Schlössern und Burgen christlicher Tradition zu unterscheiden, behält man die arabische Bezeichnung bei. Diese Absicht als sprachliches Motiv für die Entlehnung wird von der gleichzeitigen Existenz von Lexemen lateinischen Ursprungs nahe gelegt, die ebenfalls den Sitz eines Stadt- oder Landesherrn bezeichnen. 123 Mit Sicherheit wird der kulturspezifische semantische Unterschied in einer ersten Zeit aufrechterhalten, bevor die Arabismen nachfolgend auch synonym mit den anderen Lexemen verwendet werden können. matmüra Der I. Stamm der klassisch-arabischen Wurzel ΛItmr bedeutet «to bury, to conceal a. th. beneath (the earth)» (Hava), «begraben, vergraben, verscharren» (Wehr). 124 Das Partizip Passiv des Verbs I, matmür, ist lexikalisiert und hat die Bedeutung «unterirdisch» (Wehr), «subterräneo» (CorrDAE). Die feminine Form dieses Partizips bezeichnet, wenn sie substantivisch mit dem Plural matämir - gebraucht wird, eine tief in den Boden gegrabene Höhle, die als Speicher, insbesondere für Getreide, aber auch um Besitztümer und Wertgegenstände zu verstecken, genutzt wird: «al-matmüratu: hafiratun tahta l-'ardi 'au makänun tahta l-'ardi qad huyyi'a hafiyan yutmaru fihä t-ta'ämu wa-l-mälu 'ai yuhba'u» (Lisän), «a hollow, or cavity, dug in the ground, [...] widened in the lower part, [...], in which wheat is hidden, [...] or grain» (Lane), «underground cellar, magazine» (Hava), «fovea subterranea. [...] in qua frumentum reconditur» (Golius 1653, 122 123

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Siehe hierzu Kapitel 2.1.1 und 2.2.1 im kulturhistorischen Teil. Dies sind im Portugiesischen das Erbwort ραςο, das seit dem 13. Jh. schriftlich dokumentiert ist (DELP, s.v.), sowie castelo (1142 in einem lateinischen, 1267 in einem altportugiesischen Text, siehe DELP, s.v.) und fortaleza (13. Jh.: DELP, s. v.). Das Erbwort sp. castillo ist erstmals bereits im 10. Jh. belegt (DCECH, s.v.), ebenso sp. palacio (DCECH, s.v.); sp. fortaleza erscheint im 13. Jh. (DCECH, s. v. fuerte). Die erste Spur des katalanischen Erbwortes palau ist Ende des 12. Jh. in den Homilies d'Organyä zu finden (DEC, s.v.), ebenso kat. castell (DEC, s.v.); kat. fortalesa ist «al menys des del 1100» (DEC, s.v. fort) belegt. Als weitere Bedeutungen des Verbs I finden sich «saltar, brincar» (CorrDAE), «to leap, to bound» (Hava) und «viajar» (CorrDAE).

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Freytag), «unterirdischer Vorratsraum für Getreide, unterirdischer Kornspeicher» (Wehr). 1 2 5 Im hispanoarabischen Dialekt hat das Partizip Passiv des I. Stammes die gleiche Form { m a l 2 ü 3 } (cf. CorrSketch, 106s., C o r r A A L R , 101). D a s Femininum matmüra ist dialektal ebenfalls lexikalisiert; auch ist dafür die gleiche Bedeutung dokumentiert wie im klassischen Arabisch: Der Vocabulista notiert «matmürah Fosa» (VocSchia I, s.v.). 1 2 6 In Alcalä (1505) ist das hispanoarabische Lexem «matmora [PI.:] matimir» 1 2 7 mehrmals in dieser Bedeutung zu finden: «cueua» (163 I, 18), «sima» (398 I, 19), «cauerna assi [i.e. de tierra ο piedra]» (145 II, 26) sowie «cilla assi [i.e. donde encierran pan]» (168 II, 5) und «silo para guardar trigo» (398 I, 5). D a n e b e n erscheint bei Alcalä aber ebenso häufig eine weitere Bedeutung von matmüra, nämlich 'Gefängnis': 1 2 8 «calabogo carcel» ( 1 3 4 1 , 12), «carcel enel c a m p o » 1 2 9 (140 I, 32), «algibe presion» (98 I, 19), «sima por carcel de mazmorra» (398 I, 20) und «mazmorra prision» (309 I, 7). 1 3 0

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Das Verb I kann, auf der Basis des deverbalen Substantivs matmüra, wiederum denominal verwendet werden: «he hid, or concealed, a thing, or wheat, in a matmüra, or himself, or his goods, in a place where he, or they, could not be known. He filled a matmüra» (Lane). Die gleiche Bedeutung wie matmüra hat tämüra «fosse, creux en terre oil Ton conserve les grains» (BibKaz). Unter den übrigen Substantiven, die zu V/mr gehören, steht nur mitmar bzw. mitmär «Senkschnur, Bleilot» (Wehr) in Beziehung zu dieser Bedeutung. Neben matmüra nennt der Vocabulista auch die nomina loci matmar und matmüra mit der gleichen Bedeutung. Allen drei Formen ordnet er den Plural matämir zu (VocSchia II, s.v. Fosa; siehe auch CorrDAA, s.v. *hmr, für weitere Quellen). Dieser Plural zeigt die bei Alcalä häufige, im späten granadinischen Dialekt übliche 'imäla /ä/ > [I], die Singer (1969, 16) als dritte bzw. «Stark- oder Vollstufe» und Corriente als 'imäla zweiten Grades bezeichnet (siehe CorrAALR, 38); cf. auch SteigerContr, 314ss. und 325ss. Dass die 'imäla hier in der Nachbarschaft zu /t/ eintritt, kann als ein weiterer Beleg für die Tendenz zu einem Verlust der Emphase bei Iii zu diesem späten Zeitpunkt gesehen werden (siehe CorrAALR, 47). An einer Stelle verwendet Alcalä den Plural «matämir» ohne 'imäla (309 I, 7). Beide von Alcalä genannten Pluralformen weisen außerdem die für das Hispanoarabische charakteristische Verkürzung eines im klassischen Arabisch gelängten Vokals nach vorausgehender langer Silbe auf: kl.-ar. matämir entspricht hisp.-ar. matä/Tmir (siehe dazu CorrSketch, 82 und 93, CorrAALR, 75s.). An einer Stelle jedoch nennt auch Alcalä den Plural mit zwei gelängten Vokalen: «matmora matimir» (98 I, 19). Im Gegensatz zu anderen klassisch-arabischen Wörterbüchern nimmt Lane diese Bedeutung von matmüra ebenfalls auf: «A prison, or place of confinement». So definiert Alcalä auch «jubb axbäb» (140 I, 34); siehe dazu das Kapitel gubb/ gibb. Andere für den hispanoarabischen Dialekt belegte Formen der Wurzel vtmr sind das Verb I, matmur tamart [...] saltar» (VocCorr, s. v. Itmr), sowie der II. Stamm, «ensilar guardar en silo nitammär tammärt tammär» (Alcalä 1505, 220, 25; siehe auch VocCorr, s. v. yltmr). Das Substantiv «mitmär matimir» bedeutet bei Alcalä (1505) «priuada» (356 II, 35), «letrina ο aluafiar» (292 II, 4), «necessaria» (321 II, 164

Diese Bedeutungserweiterung von matmüra von einem 'unterirdischen (Getreide-)Speicher' zu einem 'Gefängnis' wird bei Betrachtung der kulturhistorischen Umstände plausibel. Als Gefängnisse werden in al-Andalus und dem Magrib sehr häufig tief in den Boden gegrabene Verliese verwendet, deren einziger Zugang in einer schmalen Bodenöffnung besteht. Oftmals werden diese Gruben nicht eigens als Gefängnis angelegt, sondern es werden bereits vorhandene ehemalige Getreidespeicher oder auch Zisternen umfunktioniert, um sie als Kerker zu nutzen.131 Arabismen Die iberoromanischen Sprachen haben das feminine Partizip Passiv aus dem hispanoarabischen Dialekt entlehnt: Als spanische Formen sind mazmorra^2 und die beiden veralteten Varianten mazmora (LopTam 1585, 250) und masmorra (Maillo Saigado 1991, 342) vorhanden. Zum ersten Mal belegt ist dieser Arabismus ca. 1428 im Cancionero de Baena (Maillo Saigado 1991, 342, cf. DME). Die Formen mazmorra (Sousa 1789, s.v.) und mazmora (DENF, s.v. masmorra) des portugiesischen Arabismus sind ebenfalls seit dem 15. Jh. dokumentiert (DENF; cf. DELP, s.v. masmorra); matamorra (Bluteau/ MorSil 1789, s.v.) kommt im 16. Jh. vor.133 Die heute noch vorhandene Variante ist masmorra.134 Im Katalanischen findet sich ebenfalls mazmorra (Torra 1653)135 sowie

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6); siehe auch AlcPezzi, 641 und AlcCorr, s.v. ^Itmr. Zu hispanoarabischen Formen und Bedeutungen der Wurzel siehe auch CorrDAA, s.v. ΛItmr. Z u motmöra im marokkanischen Dialekt siehe D C M a r und DAF: «silo Souterrain, creuse sur une petite elevation, en terrain non humide et impermeable, et dont les parois sont protegees par une couche de paille broyee; on y met le ble, l'orge, le sorgho, le mai's, les feves; vide, il peut servir de cachot». Siehe dazu die Arbeit von Torres Balbäs (1944c), Mora-Figueroa (1994, 62s.), Maillo Saigado (1991, 342) und Kapitel 1.1.3 im kulturhistorischen Teil. Cf. auch das Kapitel gubb/gibb. Diese Form, die auch die heute noch gebräuchliche ist, nennen - außer LopTam (1585) - alle alten Wörterbücher: Nebrija (1495, 1516), Alcalä (1505, 309 I, 7 und 398 I, 20), Casas (1591), Rosal (1601), Aldrete (1606, 366), Covarr (1611), Oudin (1616), Franciosini (1620), Aut, TerrPan (1786) und Canes (1787). Die Quelle, der diese Form entnommen ist, ist Damiäo de Gois, Cronica do Felicissimo Rei D. Manuel (siehe DELP, s. v. masmorra, sowie Bluteau/MorSil 1789 und Sousa 1789, s.v. matamorra). Masmorra erscheint in Cardoso (1570), Barbosa (1611), Pereira (1647), Bluteau/ MorSil (1789) sowie in Nunes de Leäo (1606, 272), der den Arabismus allerdings unter den Hebraismen im Kapitel «Dos vocabulos que temos tornados dos Hebreus e Sirios» aufnimmt. Coromines nennt trotz der Erwähnung in Torra (1653) keine Quellen vor 1917 (DEC) und hält das Lexem für einen Kastilianismus: «El cat. mod. masmorra puede ser castellanismo, pues la vieja voz castiza era un arabismo diferente, tävega» (DCECH). Siehe zu diesem das Kapitel täbiqa, tabaq.

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massmorra (Eguilaz, 449) und ein valencianisches magmörra (Eguilaz, 448); die modernen Wörterbücher nennen masmorra,136 Phonetisch lassen die Arabismen, die alle ohne den agglutinierten Artikel entlehnt sind, ihre Herkunft von dem hispanoarabischen Lexem erkennen: im Dialekt wird ar. /u/ in pharyngovelarer Umgebung - hier das emphatische /t/ - durch [o] realisiert (cf. CorrAALR, 40); dazu kann auch die Nachbarschaft von Labialen wie in diesem Fall IvaJ beitragen (cf. SteigerContr, 347). 137 Dieses Allophon von /u/ wird von den romanischen Sprechern dem eigenen Phonem /o/ zugerechnet, das dementsprechend alle Varianten des Arabismus in der akzenttragenden Silbe zeigen (siehe auch die Beispiele in SteigerContr, 353ss.). Der Wandel von ar. /t/ zu Frikativen in den Formen aller drei Sprachen ist möglicherweise durch eine Spirantisierung bereits im Hispanoarabischen zu erklären. So ist hier wahrscheinlich hisp.-ar. /t/ zunächst durch den Kontakt mit stimmhaftem /m/ sonorisiert worden (siehe dazu CorrSketch, 39s. und CorrAALR, 47). 138 Daran schließt sich eine Spirantisierung des plosiven emphatischen Konsonanten an; diese Tendenz ist für das Hispanoarabische dokumentiert (cf. CorrAALR, 50s.).139 Die Geminierung von ar. Irl in den meisten der romanischen Formen ist wohl zu einer ganzen Reihe von Fällen zu rechnen, bei denen entweder hispanoarabische Lexeme oder zumindest daraus entlehnte Arabismen eine gegenüber der klassisch-arabischen Form verstärkte Vibration des /r/ zeigen (siehe CorrAALR, 49). Corriente führt dies auf eine allgemeine Tendenz des Hispanoarabischen zurück, die Vibrationsdauer von Irl zu verlängern (CorrAALR, 48s.). 136 137

138

139

Siehe z. B. Fabra, LKD, DLC. Vergleiche auch die Form im heutigen marokkanischen Dialekt: «mstmöra» (DCMar, DAF), «matmora» (LerchundiVoc, s. v. mazmorra). Zur Entstehung der portugiesischen Variante matamorra äußert sich Machado: «A var. matamorra näo tem explicaIqysr).209 Im islamischen Westen wird die Bezeichnung nur auf den innersten, für den Handel mit Luxusgütern reservierten Teil des Marktes angewandt. Der Unterbringung reisender Kaufleute dient hier allein der fundaq:210 in der qaisärlya sind keine Quartiere vorgesehen, und außer Wachleuten darf sich dort nachts niemand aufhalten. 211 In den Städten von alAndalus sind diese geschlossenen Ladenkomplexe für wertvolle Güter, insbesondere Seide, weit verbreitet und erreichen zum Teil eine sehr große Ausdehnung. 212 Arabismen In allen drei iberoromanischen Sprachen ist das hispanoarabische Lexem entlehnt: Im Spanischen gibt es neben alcaiceria (Aut, Canes 1787, s.v.)213 die Formen alcayceria (LopTam 1585, 237),214 alcaycerya (Guillen 1475, 139A30), alcaeceria (DE, 79), alcaceria (Aut, Canes 1787, s.v.) und alcageria (Guillen 1475, 137E22).215 Der erste schriftliche Beleg für den 208

209

210 211

2,2

213

214

2,5

Bei Alcalä findet sich darüber hinaus «Cesar emperador Cäy?ar» (167 I, 19), das auch im Vocabulista erscheint (VocSchia I, s. v. qaisar, VocCorr, s. v. ^Iqysr), und «cesariano cosa de cesar caypari caypariin» (167 I, 20). Das Glossarium führt keine Form mit diesen Radikalen auf. Das Lexem existiert auch im modernen marokkanischen Dialekt: «qesänya» (DCMar), «qisäriya, qesänya, qesänya» (DAF), «[qaisänya] kaisariia, ό [qaisarTya] kaiseriia» (LerchundiVoc, s.v. alcaceria). Siehe dazu das Kapitel fundaq. Dies beinhaltet auch im heutigen Marokko der Begriff der qaisänya: «Vaste enceinte au coeur d'une ville oü sont groupees les boutiques des negotiants qui vendent des produits precieux [...]. Elle est divisee en secteurs interieurs; eile est evacuee chaque soir» (DCMar; DAF). Siehe dazu Kapitel 1.1.4.1.2 im kulturhistorischen Teil. Über die qaisänya in alAndalus und im Magrib informiert auch Streck (1978, 840b). Die Form alcaiceria - ohne graphischen Akzent - führen LopTam (1585, 260) und Covarr (1611, s.v.) auf. Diese Form nennen außerdem Covarr (1611, s.v.), Oudin (1616, s.v.) und Franciosini (1620, s.v.); Cafles (1787, s.v. alcaceria) notiert alcayceria. Für zahlreiche weitere, seltene Varianten siehe DHRAE, s.v. alcaiceria.

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spanischen Arabismus ist im 12. Jh. zu finden (DHRAE, s.v. alcaiceria)216 Im Portugiesischen gibt es die Formen alcagaria (Cardoso 1570, s. v.), 217 die häufig im Plural alcagarias verwendet wird (Sousa 1789, s.v., DE, 79), und alcaceria (Viterbo 1798, s.v., siehe auch VitFiüza). Der portugiesische Arabismus ist erstmals 1307 schriftlich belegt (DELP, MachadoIA, s.v. alcagaria). Im Katalanischen ist spätestens seit 1315 die Form alcaceria dokumentiert (DE, 79, siehe auch DCECH, s.v. alcaiceria). Eguilaz, 126 nennt außerdem zwei valencianische Formen alcaeceria und alcayceria. Keine der Varianten wird jedoch in den alten Wörterbüchern genannt. Die Arabismen sind mit dem agglutinierten arabischen Artikel entlehnt; anhand ihrer phonetischen Gestalt ist das Etymon leicht zu identifizieren. 218 Der hispanoarabische Akzent bleibt wie üblich in den Lehnwörtern erhalten. Ar. /q/ wird wie meist in dieser Position zu rom. /k/ (siehe die Beispiele in SteigerContr, 211s.). Hisp.-ar. /s/ und /s/ werden beide zu heutigem pg. kat. /s/ und sp. /Θ/ (cf. SteigerContr, 138s. und 166s.). Die Wiedergabe von hisp.-ar. /a/ in der zweiten, vortonigen Silbe des Etymons als rom. /e/ beruht auf der 'imäla: 219 wie die Quellenangaben in CorrDAA belegen, scheint im Hispanoarabischen vor allem die Form qaisärlya - mit sin - gebräuchlich zu sein. In der ersten Silbe verhindert zwar /q/ eine Palatalisierung (cf. CorrAALR, 37 Nr. 4); nach /s/ kann die 'imäla jedoch in der zweiten Silbe stattfinden. Dies zeigt auch die Umschrift «caeceria» in Alcalä (1505, 295 I, 36). Der arabische Diphthong in der ersten Silbe wird in den Arabismen unterschiedlich behandelt: Während er in einigen Varianten erhalten ist, wird in allen portugiesischen, der katalanischen und zwei spanischen Formen monophthongiert. Da die hispanoarabische Form jedoch, wie die dialektalen Quellen zeigen, den Diphthong bewahrt hat, 220 ist dafür 216

217

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Die erste Quelle nennt das DHRAE für das Jahr 1166; dabei handelt es sich allerdings um ein auf Latein verfasstes Dokument mozarabischen Ursprungs aus Toledo. Der nächste Beleg stammt aus Huesca aus dem Jahr 1190. Cf. MüllerMed, s.v. alcaiceria. Alcafaria findet sich außerdem in Pereira (1647, s. v.), Bluteau/MorSil (1789, s. v.) und Viterbo (1798, s.v.). Covarr (1611, s. v. alcaiceria) geht davon aus, dass die hier behandelten romanischen Lexeme zusammen mit der Institution bereits von den Römern in Iberien eingeführt wurden. Laut DozySuppl ergibt sich jedoch aus den oben (Anm. 207) zitierten Ausführungen: «c'est done des Arabes que les Espagnols l'ont re?u». Hierzu gehört auch das palatalisierte unbetonte pg. /a/ in der Variante pg. alcafaria. Siehe dazu auch Mattos e Silva (1991, 58). Zu den Diphthongen im Hispanoarabischen siehe CorrSketch, 29ss. und CorrAALR, 41.

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nach innerromanischen Gründen zu suchen. Dabei fällt auf, dass ein anderer Arabismus immer wieder mit den hier behandelten Formen in Verbindung gebracht wird, nämlich pg. alcäcer, sp. alcäzar, kat. alcässer.221 Sowohl wegen der phonetischen Ähnlichkeiten als auch aufgrund bestimmter semantischer Aspekte halten manche Autoren alcaf i)ceria/alcagaria für eine Derivation dieses Arabismus; 222 auch gibt es, wie zu sehen sein wird, semantische Interferenzen. Dass es bei einer solchen volksetymologischen Verbindung, wie sie zwischen den beiden Arabismen hergestellt wird, auch zu einer phonetischen Angleichung in Form einer Monophthongierung kommen kann, ist nahe liegend.223 Die Tatsache, dass im Spanischen (und im Valencianischen) außer den monophthongierten auch diphthongierte Formen auftreten, deren Gebrauch sich schließlich durchsetzt, führt Corominas auf eine spätere, bewusst etymologisierende Einführung als Kultismus zurück. 224 Möglich ist jedoch auch, dass ständig eine eher gelehrte Form mit Diphthong und eine volkstümliche - auf der Volksetymologie beruhende - monophthongierte Form nebeneinander existieren. 225 In Portugal bleiben die hispanoislamischen qaisärTyas in der ersten Zeit nach der Reconquista zum Teil bestehen: Die Ladengeschäfte werden an die verbleibenden Muslime und an jüdische Kaufleute verpachtet. Während dieser Zeit wird auch der Arabismus in der etymologischen Bedeutung gebraucht: «Aleagaria. Arruamento de lojas onde so os Judeus podiam comprar e vender» (MorSil), «lugar onde era permitido aos judeus e mouros negociar» (Aur, s. v. alcagaria). In den alten portugiesischen Wörterbüchern jedoch findet sich statt der etymologischen eine andere Bedeutung: «alcagaria de curtidores. Macera221 222

223

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225

Siehe zu diesen Arabismen das Kapitel qasr. Den Versuch, beide Formen zusammenzubringen, lassen ζ. B. die Ausführungen von Rosal (1601, s. v. Alcazar und s. v. Alcaiceria), Covarr (1611, s. v. alcäzar) und Aut (s. v. alcazar) erkennen. Siehe auch Neuvonen, 87, der die Entstehung von sp. alcaceria als Ableitung von alcäzar/alcäcer nach Tilander für möglich hält; entsprechend erklärt er auch die Endung der Arabismen auf /ia/ zu einer innerromanischen «derivation nominal» (Neuvonen, 298s.). Siehe dazu auch Corominas: «evidentemente el vocablo se alterö en Espana por influjo de alcäzar, con el cual nada tenia que ver originariamente, contra la opinion de Tilander» (DCECH, s. v. alcaiceria). So im DCECH: «en fecha tardia y con caracter culto se restableciö el vocalismo aräbigo correcto». Ein Hinweis darauf könnte das Erscheinen von alcaycerya bereits im 15. Jh. in Guillen (1475, 139A30) sein, wo es gleichzeitig mit der monophthongierten Form auftritt (1475, 137E22). Die Annahme von Corominas, wonach die diphthongierte Form erst spät wieder eingeführt wird, beruht darauf, dass er als erste Dokumentation von alcaiceria erst eine Quelle von 1571-75, d. h. ein Jahrhundert nach Guillen, findet und daraus irrtümlich schließt: «Es notable que la forma con diptongo alcaiceria [...] no aparezca hasta fines del S. XVI» (DCECH, s.v. alcaiceria).

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torium» (Cardoso 1570, Pereira 1647), «ο mesmo que tanaria [.v/c!] ou pelame, lugar ou fäbrica onde se curte e prepara toda a qualidade de peles e couramas» (Viterbo 1798, s.v. alcagariai). In Portugal wird also mit dem allmählichen Verschwinden der Institution der qaisärlya bzw. alcagaria auch die etymologische Bedeutung ungebräuchlich; es scheint, dass der Arabismus eine Bedeutungsveränderung erfährt oder die eine die andere Bedeutung verdrängt.226 Aufgrund der großen Unterschiede zwischen beiden Bedeutungen bzw. zwischen den damit bezeichneten Orten ist allerdings nicht anzunehmen, dass es sich lediglich um eine semantische Variante handelt, 227 sondern dass hier andere Faktoren eine Rolle spielen. Sousa (1798) erwähnt einen Ort dieses Namens in Lissabon. 228 Dies ließe ζ. B. an die Möglichkeit denken, dass in Lissabon in christlicher Zeit ein Gerberviertel auf dem Gelände oder in der Nachbarschaft der ehemaligen hispanoislamischen qaisäriya eingerichtet wird, wobei das frühere und für die portugiesische Sprechergemeinschaft inzwischen sinnentleerte Toponym für das neue Gerberviertel weitergeführt und nachfolgend verallgemeinert wird. 229 Einen die tatsächliche Entstehung dieser Bedeutung erhellenden Hinweis jedoch, nämlich auf der Grundlage eines anderen arabischen bzw. aus dem Arabischen übernommenen Lexems, liefert Eguilaz, 124: «[Alcafaria] De [al-qasriya] alcagriya, cuba en que se hace la legia, cubo, cuba de curtidor». Diese letzte Angabe entnimmt er Beaussier, der in seinem Wörterbuch auch den magribinischen Wortschatz berücksichtigt. Wenn es diese Form und Bedeutung also in Nordafrika gibt, 230 kann sie durchaus 226

In der ersten schriftlichen Dokumentation des portugiesischen Arabismus von 1307 ist auch bereits diese Bedeutung gemeint: «huuns pelames, ou alcagarias [...] na rua que chamam da ponte» (Viterbo 1798, s.v. alca(ariü2, DELP, s.v.

alcafaria, Machado 1992, 255). 227

228

Die einzige und recht vage Verbindung zwischen den beiden Bedeutungen besteht darin, dass an beiden Orten mit Leder umgegangen wird: Allerdings handelt es sich bei dem einen Ort, an dem neben vielen anderen Luxusgütern ζ. B. auch aus Leder gefertigte Waren zum Verkauf angeboten werden, um einen der teuersten, vornehmsten und respektabelsten Teile des Marktviertels; dagegen ist der andere Ort, an dem Felle gegerbt und zu Leder verarbeitet werden, der Standort eines Gewerbes mit niedrigstem gesellschaftlichem Ansehen, das aufgrund der damit verbundenen Geruchsbelästigung in die städtischen Randzonen verbannt wird. Eine Übertragung des Arabismus von dem einen auf den anderen Ort mit allen jeweils dazugehörigen Assoziationen ist daher unwahrscheinlich. Zu Hierarchie und Standorten der Gewerbe in der hispanoislamischen Stadt siehe Kapitel 1.1.4.1.2. Diese Standorte werden vielfach von den Christen beibehalten. Siehe dazu Kapitel 2.1.2. «Em Lisboa alcagarias, he um lugar onde se curtem as pelles» (Sousa 1789, s. v.

alcafarias). 229

230

Diese Entwicklung würde jedoch wiederum die geographische Nähe oder sogar Einheit - wenn auch nicht zur gleichen Zeit - zweier in der Gewerbehierarchie strikt getrennter Standorte beinhalten. Auch in DAF ist für mar.-ar. qssreya, gosreya neben «cuve, bassin» die spezielle Bedeutung «cuve du tanneur, fosse circulaire en magonnerie ou le tanneur met ä macerer les peaux dans un bain tannant» zu finden. 189

auch bereits im hispanoarabischen Dialekt vorhanden gewesen sein.231 Dann wäre die Form pg. alcagaria mit der Bedeutung 'Gerberei' ganz unabhängig von der homonymen Form alcagaria in der Bedeutung 'qaisariya' aus dem Hispanoarabischen entlehnt. Möglich wäre auch, dass ein hispanoarabisches Toponym dieser Form bis in christliche Zeit fortbesteht, eventuell zusammen mit dem dort niedergelassenen Gewerbe. Im Laufe der Zeit könnte dieser Ortsname von den Christen auch als Appellativum aufgefasst und verwendet worden sein. Tatsächlich zeigt der Lissabonner Stadtplan, dass sich der Largo das Alcasarias an einem charakteristischen Standort für Gerbereien, nämlich in Flussnähe am Rand der Alfama befindet - und hier liegt auch, ihm gegenüber, der Beco dos Cortumes. Auf den veralteten katalanischen Arabismus alcaceria sind bereits in den alten Wörterbüchern keine Hinweise mehr zu finden. Er hat offensichtlich, wie z.B. die Quelle von 1315 zeigt (DE, 79), von der etymologischen Bedeutung ausgehend eine semantische Verschiebung in Form einer metonymischen Übertragung durchgemacht. Danach bezeichnet er nicht mehr den Ladenkomplex, der Teil des Marktviertels ist, sondern nur noch die Waren, mit denen dort gehandelt wird, «les choses qui se trouvent dans les bazars, marchandises» (DE, 79). Dies kann darauf zurückzuführen sein, dass die hispanoislamischen qaisärTyas auch im katalanischen Sprachgebiet in den schon früh von den Christen eroberten Gebieten als Institution für den Handel mit Luxusgütern mit der Zeit verschwinden oder zumindest nicht mehr in ihrer charakteristischen Struktur und traditionellen Organisation fortbestehen. Was jedoch weitergeführt wird, ist der Handel mit diesen Luxusgütern, die, wenn sie weiterhin am angestammten Ort verkauft werden, das Einzige sind, was man noch mit der ehemaligen alcaceria verbindet. Nach dieser möglichen Zwischenstufe schließlich wird die Anwendung des Lexems auf jede beliebige Handelsware, «mercaderies (collectivament)» (AlcMoll, s.v. alcaceria), erweitert. In dieser Bedeutung jedoch bleibt es aufgrund der Konkurrenz zu anderen Lexemen nicht lang erhalten. 231

Die Wörterbücher, die über den hispanoarabischen Dialekt Auskunft geben, führen diese Bedeutung des Lexems nicht auf: Im Glossarium bezeichnet es einen Kessel - «caldaria qasriya» (GlossSeyb, s.v.) - und eine Kinderbadewanne «labrum et labium uas eneum quadrangulum in quo labantur infantes qasriya» (GlossSeyb, s.v.). Im Vocabulista wird qasriya in der Bedeutung «idria» (VocSchia, s.v.), d.h. lat. hydria '(Wasser-)Krug, (Wasser-)Topf verwendet. Den Angaben von Eguilaz bzw. Beaussier und dem DAF zufolge hat dialektal eine Bedeutungsübertragung auf ein anderes Gewerbe stattgefunden als das, welches im klassischen Arabisch damit bezeichnet wird: kl.-ar. qisära ist der «Beruf des Walkers, Bleichers» (Wehr, s. v. ^Iqsr /); dieser selbst wird als qassär, «one who beats [...] and washes [...] and whitens [...] clothes» (Lane), bezeichnet. Gemeinsam ist beiden Gewerben die Verwendung ähnlicher Gefäße, ein hoher Wasserverbrauch und, als Folge davon, ein ähnlicher Standort, nämlich in Flussnähe.

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In den alten spanischen Wörterbüchern wird für den Arabismus immer noch die etymologische Bedeutung angegeben. Daneben ist häufig noch eine weitere, aus der vermeintlichen Herkunft von sp. alcäzar abgeleitete Definition zu finden: «Alcayceria. Es casa de Cesar, ο Real, ο lonja de Mercaderes» (LopTam 1585, 237), «alcayceria, maison royale & la bourse oü s'assemblent les marchands. Alcayceria de joyas y sedas, lieu clos comme vne halle ou se vendent les ioyaux & estoffes de soye» (Oudin 16 1 6). 232 Die Autoren sehen die scheinbare etymologische Beziehung zwischen beiden Arabismen wohl durch den Umstand bestätigt, dass sich eine alcaiceria normalerweise in königlichem Besitz und unter hoheitlicher Verwaltung und Aufsicht befindet. 233 Während die in den Wörterbucheinträgen erstgenannte Bedeutung 234 erst innerromanisch entstanden ist und auf einer volksetymologischen Herleitung beruht, geht die zweite Bedeutung des Arabismus auf eine lang verwurzelte hispanoislamische Institution zurück, die in dem kulturellen Umfeld der Wörterbuchautoren nach wie vor lebendig ist: «Es un barrio en la ciudad de Granada de tiendas de las sedas» (Covarr 1611, s.v. alcaiceria)', «sitio y bärrio separädo, que se cierra de noche, en que hai diferentes tiendas, en las quales se vende la seda cruda, ό en rama, [...]. Conservanse en las Ciudades de Toledo y Granäda, y solo habitan en el los que de noche tienen el cuidado de guardar las tiendas» (Aut, s. v. alcaiceria). Dass im spanischen Sprachgebiet die etymologische Bedeutung noch lange Zeit nach Abschluss der Reconquista fortlebt, 235 liegt also daran, dass die Christen dort diese Marktform übernehmen: in vielen Städten werden die hispanoislamischen qaisärlyas in ihrer alten Form weitergenutzt, und von den Christen selbst werden noch Jahrhunderte nach der Reconquista neue alcaicerias gebaut. 2 3 6

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Im Portugiesischen ist die Anlehnung an den Arabismus pg. alcäcer ebenso festzustellen: «Alcaceria. Casa-forte, castelo, casa real, paläcio» (Viterbo 1798), «casas nobres, papos» (Bluteau/MorSil 1789, s.v. alcagarid). Cf. DCECH (s.v. alcaiceria): «en los fueros medievales de Aragon, Alcarria y tierras de Cuenca es un conjunto de tiendas pertenecientes al rey y alquiladas a los mercaderes judios»; siehe auch DME, s.v. alcaceria. Die Verwaltung als staatliches Eigentum wird von der hispanoislamischen Vorläuferin übernommen. Die Bedeutung hat der Arabismus z.B. auch in der Quelle von 1229, die das DCECH als erste Dokumentation angibt. Dies ist möglicherweise immer in denjenigen Texten der Fall, «que hablan de alcaiceria del rey» (DHRAE). Das DHRAE listet zwischen dem 13. und dem 17. Jh. zahlreiche spanische Quellen auf, in denen der Arabismus die etymologische Bedeutung hat: «recinto, generalmente cerrado y custodiado, que se dedicaba al comercio y actividades afines (tasa de las mercancias, pago de impuestos, etc.) de toda clase de mercancias ο de alguna en especial». Siehe dazu Kapitel 2.1.2 im kulturhistorischen Teil.

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fundaq Das klassisch-arabische Substantiv funduq (PI. fanädiq, fanädiq) ist durch seine vier Radikale und das Fehlen von Verben als nicht arabischen Ursprungs gekennzeichnet: es handelt sich um ein Lehnwort, das über das Aramäische aus dem Griechischen übernommen wurde. 237 Ar.funduq wird in der gleichen Bedeutung wie ein anderes, aus dem Persischen stammendes Lehnwort verwendet: «al-funduqu: al-hänu farisi [...]. wa-l-funduqu bilugati ahli s-sämi hänun» (Lisän), «in the dialect of the people of Syria, a [building of the kind called] hän» (Lane). Unter einem funduq oder hän ist eine zum Marktbezirk einer Stadt gehörende Einrichtung zu verstehen, «where men alight and lodge, fand in which they deposit their goods]» (Lane, s.v. i{fndq),238 «publicum mercatorum hospitium, ubi cum suis mercibus divertunt» (Golius 1653, Freytag, s.v. ifndq), «khan ou okel, hotel dans lequel les marchands ont leur magasin et oü ils se tiennent pour vendre leurs marchandises» (BibKaz, s. v. ifndq), «inn, caravansary» (Hava, s. v. ΛI fndq). Die Bezeichnung funduq bzw. ihre Varianten werden vor allem im islamischen Westen gebraucht (cf. Le Tourneau 1965, 945a); in Syrien und dem Irak wird sie in der genannten Bedeutung ab dem 12. Jh. durch hän, in Ägypten durch wakäla verdrängt (siehe dazu Hakim 1986, 84, Planhol 1987, 468). 239 Im Hispanoarabischen lautet die Form fundaq, was auf die Resistenz dieses Dialektes gegen Vokalassimilationen bei Lexemen mit vier Konsonanten, wie sie das klassische Arabisch zeigt, zurückgeführt werden kann (cf. CorrSketch, 81s., CorrAALR, 75). 237

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Das griechische Etymon ist pandokheion «albergue» (CorrDAI, s. v. alföndec)·, als aramäische Form nennt Corriente panduqiyün (CorrDAA, s.v. ^fndq(yr), VocCorr, s. v. V'fndq) bzw. pendeqä (CorrDAI, s. v. alföndec). Laut Planhol (1987, 467) jedoch stammt ar. funduq direkt aus dem byzantinischen Griechisch: «sans doute directement du grec byzantin ä l'arabe, oü il est connu ä Damas des l'epoque omayyade». Siehe auch Lane, s.v. V/wn: «a building for the reception of merchants and travellers and their goods, generally surrounding a square or an oblong court, having, on the ground-floor, vaulted magazines for merchandise, which face the court, and lodgings, or other magazines, above». Das seit dem 4. Jh. im griechischen Osten und im römischen Westen verbreitete pandokheion ist ein Vorläufer des funduq (Scharabi 1989, 620), obwohl seine Funktion - es wurde nur als Herberge genutzt - nicht mit derjenigen der späteren Institution im islamischen Kulturraum identisch ist (siehe dazu Planhol 1987, 450). Im modernen Sprachgebrauch bedeutet funduq «Hotel, Gasthaus» (Wehr), «albergue, posada» (CorrDAE). Außer funduq ist unter ^fndq auch die Form fundäq (PI. fanädiq) zu finden, die ein «register of receipts and expenditure» (Hava), «libro de ingresos y salidas» (CorrDAE) bezeichnet. Unter der gleichen Wurzel wird bisweilen auch das Homonym funduq für «bunduq Nux avellana» (Golius 1653, Freytag), «hazel-nut» (Hava), «the same as the bunduq» (Lane) aufgenommen.

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Der Vocabulista übersetzt fundaq (VocSchia I, s.v.) mit lat. stabulum, worunter der Autor außer einem 'Stall' - der zu den Einrichtungen eines fundaq gehört - auch einen 'Aufenthaltsort' oder einen 'Gasthof verstehen kann. 2 4 0 Konkreter sind die Bedeutungsangaben bei Alcalä (1505); hier ist «föndaq fanädiq» bzw. «föndaq famdiq» 241 unter mehreren Lemmata zu finden: «posada de meson» (353 II, 21), «venta tauerna enel camino» (427 I, 14), «bodegon» (117 I, 22), «meson» (311 I, 25) und «alhondiga» (98 I, 27). 242 Die Form im marokkanischen Dialekt lautet «fandak» (Dombay, 97) bzw. «fandäq. fandaq» (DCMar, cf. DAF). 2 4 3 Auch hier ist die Bedeutung «diversorium» (Dombay, 97), 'Herberge', «auberge, hötellerie, fondouk (pres d'une porte, ä Γ entree de la ville) pour les voyageurs. Caravanserail oü les ruraux, venus ä la ville avec des betes de somme, peuvent se loger, eux et leurs animaux» (DCMar) sowie «entrepot de gros negotiant situe au coeur de la ville» (ib.). Der fundaq ist in al-Andalus eine charakteristische ökonomische Institution der Städte. In größeren hispanoislamischen Städten sind stets mehrere dieser Innenhofbauten zu finden, die im gesamten öffentlichen Bereich der Stadt angesiedelt sein können und Verkaufsstätte, Warenlager und Herberge für auswärtige Kaufleute an einem Standort vereinigen. Manche fundaqs konzentrieren sich nur auf bestimmte Güter, die zumeist, wie ζ. B. Getreide, aus den ländlichen Gebieten in die Stadt gelangen: Im Gegensatz zu den süqs, wo der Einzelhandel stattfindet, widmen sich die fundaqs dem Großhandel. 2 4 4 Arabismen In allen drei iberoromanischen Sprachen ist das Lexem entlehnt: Im Spanischen lautet die noch heute gebräuchliche Form des Arabismus alhondiga (Nebrija 1495, 1516, s.v.); 245 veraltete Formen sind alondiga (TerrPan 1786, s.v.), alföndiga246 (Aut, s.v. alfondega), alföndega (Aut, 240

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Cf. Georges, OxfordLat; siehe auch VocCorr, s. v. Afndq·. «establo, posada». Eine unter romanischem Einfluss gebildete hispanoarabische Derivation bzw. ein Mozarabismus (cf. Galmes de Fuentes 1983, 225s.) ist die Form funduqair (VocSchia, s. v.), die die Bedeutung lat. stabularius, 'Gastwirt', hat (cf. Georges, OxfordLat, s.v.). Diese Pluralform zeigt die späte granadinische Stufe der 'imäla; siehe dazu CorrAALR, 38 und Singer (1969, 16). Weitere hispanoarabische Quellen für die Form fundaq nennt CorrDAA, s.v. Vfndq (yr). Siehe auch LerchundiVoc (s. v. alhondiga): «fendak». Siehe dazu auch Kapitel 1.1.4.1.2 im kulturhistorischen Teil. Alhondiga nennen auch Alcalä (1505, 98 I, 27), LopTam (1585, 240), Casas (1591), Rosal (1601), Aldrete (1606, 366), Covarr (1611), Oudin (1616, 1627), Franciosini (1620), Aut, TerrPan (1786) und Cafies (1787). Alföndiga ist auch die heute noch vorhandene aragonesische Form (siehe SGI).

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Canes 1787, s.v.), alföndeca (Eguilaz, 170), alföndica (DHRAE, s.v. alhöndigai) und alfondigo (Garonus 1533, 181). Erstmals belegt ist im Jahr 1032 alföndega (Oelschläger, IIa). Zahlreiche Dokumentationen finden sich vor allem ab der zweiten Hälfte des 13. Jh.; in dieser Zeit setzt sich auch alföndiga, das laut dem DCECH (s.v. alhöndiga) seit 1253 dokumentiert ist, gegenüber der älteren Form, alföndega, durch (siehe Neuvonen, 38). Alhöndiga ist 1433 zum ersten Mal schriftlich belegt (DCECH). Im Katalanischen lauten die modernen Formen alföndec (Moll, DEC, s. v.) und alfdndic (Fabra, s. v.); weitere, veraltete Varianten sind alfondech (Capmany 1779, VI), alföndega (AlcMoll, s.v.) und die Formen ohne agglutinierten Artikel hondega (Avergo, 62 Nr. 115.43) und föndec (AlcMoll, s.v., DEC, s.v. alföndec). Der erste katalanische Beleg ist 1176 zu finden, ein mittellateinisches alfondicus aus dem katalanischen Sprachgebiet bereits 1101 (DEC). Die heutige portugiesische Form des Arabismus ist alfändega; dies ist auch die einzige, die die alten Wörterbücher verzeichnen.247 Dokumentiert sind für das Portugiesische außerdem alfandiga (Eguilaz, 156), alhandega (DE, 139) und alfandaga (VitFiiiza, s.v. alföndega-, siehe dort auch für weitere seltene Formen). Den ersten schriftlichen Beleg für den portugiesischen Arabismus liefert ein lateinisches Dokument von 1249 mit der Form alfandega (DELP, MachadoIA, s. v.). Hinsichtlich der phonetischen Gestalt der Arabismen in den drei iberoromanischen Sprachen fällt auf, dass der akzenttragende Vokal in allen spanischen und katalanischen Varianten lol ist, während die portugiesischen Formen stets /a/ zeigen. Der Vokal im Spanischen und Katalanischen ist unmittelbar auf die für das Hispanoarabische bekannte Form zurückzuführen, denn das akzenttragende /u/ in hisp.-ar. fundaq wird aufgrund seiner Position in einer geschlossenen Silbe durch das Allophon [v] realisiert (cf. CorrAALR, 40). Die romanischen Sprecher, die das hispanoarabische Lexem übernehmen, identifizieren - wie auch die von Alcala stets genannte Form «fondaq» zeigt - den Vokal mit dem eigenen Phonem lol (cf. CorrSketch, 28, CorrAALR, 40). Hierzu trägt auch die Nachbarschaft zu labialen Konsonanten, in diesem Fall hisp.-ar. Iii, bei (cf. SteigerContr, 347). Das durchgängige Erscheinen von /a/ in den portugiesischen Varianten lässt dagegen eine andere etymologische Form vermuten. Hier bietet sich «fandak» (Dombay, 97) bzw. «fandaq» (DCMar) an, die Form also, die das Lexem im marokkanischen Dialekt hat. Aus diesem Grund geht Corominas von einem marokkanischen Ursprung des portugiesischen Lehnwortes aus (siehe DCECH). Angesichts des frühen Zeitpunktes des Erstbelegs ist 247

Dies sind Cardoso (1570), Nunes de Leäo (1606, 245), Barbosa (1611), Pereira (1647), Bluteau/MorSil (1789), Sousa (1789), DLP (1793) und Viterbo (1798).

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jedoch auch die Möglichkeit einer Entlehnung auf der Iberischen Halbinsel in Betracht zu ziehen. So könnte es sich bei der entlehnten Form um eine der marokkanischen Form ähnliche - regionale hispanoarabische Variante handeln, die im Westen von al-Andalus gebräuchlich war. Aus ar. /q/ entsteht im Portugiesischen und Spanischen eine unübliche konsonantische Endung, 248 die die Anfügung eines paragogischen Vokals verlangt. In den meisten Fällen ist dies /e/ (cf. Neuvonen, 294); hier jedoch erscheint pg. sp. /a/, 249 womit in beiden Sprachen ein Genuswechsel einhergeht. Nach Ergänzung des finalen Vokals folgt die Sonorisierung des intervokalischen /kl (cf. SteigerContr, 216, siehe auch 214s.; CorrAALR, 56). Im Katalanischen dagegen, wo ar. /q/ ebenfalls zu /k/ wird (cf. auch Kiesler 1995, 184), das hier aber im Auslaut häufig vorkommt, bleibt auch das etymologische maskuline Genus erhalten. 250 Das nachtonige ar. /a/ behalten die Arabismen nicht bei; stattdessen ist ein Wechsel zwischen /e/ und Iii in den Formen aller drei Sprachen zu beobachten. Corriente (1984, 9) äußert dazu folgende These: «solo se explica, a partir del h[ispano]är[abe] /fundaq/, por metanälisis y sustitucion por el sufijo romance {-ik}, bien obvio en la forma bajolatina alfondicus».25i Mit einer solchen Interpretation der letzten arabischen Silbe als Suffix durch die romanischen Sprecher können auch die Anfügung von finalem /a/ bzw. {a} und der Genuswechsel zusammenhängen. 252 Die regelmäßige Entwicklung /f/ > 0 im Spanischen (cf. SteigerContr, 113s.) verläuft über eine wahrscheinlich bilabiale Artikulation [Φ] von asp. /f/, das, vor allem im Silbenanlaut, auch aspiriert und als [h] realisiert wird. 253 Repräsentiert werden diese Allophone durch die Grapheme 248

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Im Spanischen können spätestens ab dem 15. Jh. die meisten Konsonanten, darunter auch ßd, nicht mehr in finaler Position erscheinen, siehe dazu MenendezPidalGram, 169s. und MenendezPidalOrig, 321; cf. auch Neuvonen, 294. Machado hält dieses /a/ für etymologisch: Er geht von einem nomen unitatis «alfunduqä» (DELP, MachadoIA) zu einem Kollektivum futiduq aus; dem folgt auch VitFiüza. Es ist jedoch nicht plausibel, warum hier ein nomen unitatis gebildet werden sollte, um ein einzelnes Exemplar zu bezeichnen, denn bei funduq bzw. fundaq handelt es sich nicht um einen Stoff- oder Gattungsnamen. Auch wäre dann die Endung auf Konsonant im Katalanischen bzw. die Entlehnung des Kollektivums nur in dieser Sprache schwer zu erklären. Anscheinend handelt es sich bei den katalanischen Formen, die im Auslaut /a/ und Genuswechsel zeigen, um Kastilianismen. Cf. auch Corriente (1997, 15), CorrAALR, 129s. und CorrDAI, s.v. alfondec. Siehe aber auch Kiesler (1995, 176) speziell zum Katalanischen, wo nachtoniges hisp.-ar. /a/ regelmäßig zu kat. /e/ wird. Hierzu passt eine Überlegung, die Corriente einen anderen Arabismus betreffend anstellt: das finale /a/ von kat. tavega interpretiert er als eine «metanälisis de la vocal paragögica que anadia el rom. frecuentemente a las voces acabadas en consonante» (CorrDAI, s.v. tabuco); cf. Anm. 160 im Kapitel täbiqa, tabaq. Im Fall von hisp.-ar. fundaq > asp. alföndiga etc. könnte diese Erklärung zutreffen. Siehe dazu ζ. B. SteigerContr, 221: «en pronunciation relajada puede disminuir la tension muscular hasta perderse la action labial y quedar reducida la Φ a una 195

und , wobei sich dieses am Ende des 15. Jh. durchsetzt. 254 Im Laufe des 16. Jh. erfolgt der Verlust der Aspiration: [h] wird zu 0 (siehe MenendezPidalOrig, 225ss.; cf. auch Baldinger 1972, 23).255 Semantisch haben sich die Arabismen in allen drei Sprachen im Laufe der Zeit von ihrem Etymon entfernt. In frühen Textquellen und manchen alten Wörterbüchern finden sich jedoch Hinweise auf eine Verwendung in der etymologischen Bedeutung. Für das Spanische legen die Übersetzung von alhöndiga durch sein Etymon «fondaq fanädiq» in Alcalä (1505, 98 I, 27) und der Eintrag in Garonus (1533, 181) - «in hospicio/in fondaco/ala boutique/en alfondigo/im legerhausz» - einen Erhalt der Bedeutung 'Verkaufsbörse und Herberge für auswärtige Händler' nah. 256 Der portugiesische Arabismus hat während des 13. Jh. noch die etymologische Bedeutung: In einem Dokument von 1269 wird er für eine «albergaria, estalagem para pessoas e animais com guarda de mercadorias» (VitFiüza, s. v. alfändega) verwendet. 257 Auch der Kontext, in dem pg. alfändega 1249 zum ersten Mal dokumentiert ist - «omnes fornos et alfandegas et tendas» (MachadoIA, s.v. alfändega, Machado 1992, 262) - lässt diese Bedeutung vermuten. Aufgrund von mittelalterlichen Dokumenten nennen auch die katalanischen Wörterbücher als veraltete Bedeutung: «edifici que hi havia a moltes poblacions comercials, en el qual eis mercants forasters tenien posada, magatzems i botigues per fer les seves transactions» (AlcMoll, s. v. alföndec, siehe auch DLC, s. v. alfondec). Die Bedeutungsangaben der meisten alten Wörterbücher dokumentieren jedoch die semantische Entwicklung, die die Arabismen anschließend erfahren haben. Zunächst geht in allen drei Sprachen das Merkmal [+ Unterkunft für auswärtige Kaufleute] verloren; erhalten bleibt der Aspekt des

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simple aspiration»; cf. auch Metzeltin (1979, 9), Lloyd (1987, 214ss.) und Ariza Viguera (1989, 104s.). Zu [f] und [h] als Allophonen eines Phonems siehe auch Alarcos Llorach (1951, 38s.). Zur Graphie siehe MenendezPidalGram, 121 und MenendezPidalOrig, 231s.; cf. auch Metzeltin (1979, 9 und 11) und Ariza Viguera (1989, 102). Die Formen sp. fundaco (Oudin 1616, s.v.), fundago (Aut, s.v.) und fondaca (TerrPan 1786, s. v.), mit denen ein «almazen donde se guardan algunos generös» (Aut) bezeichnet wird, sind ab 1570 belegt (DCECH, s. v. fonda Nr. 2). Aufgrund des späten Zeitpunktes bleibt etymologisches /f/ hier im Anlaut erhalten. Corominas vermutet: «serä forma tomada oralmente en el Magreb, que quizä deberia acentuarse fündago» (ib.). Betrachtet man jedoch die weite Verbreitung dieser Formen und ihrer Varianten in den Dialekten des Italienischen (siehe Pellegrini 1972, 104s. und 131, REW, Nr. 3424 und Lokotsch, Nr. 616), erscheint eine Vermittlung durch diese Sprache wahrscheinlich. Siehe dazu auch Corominas: «En 1115 es 'posada de mercaderes'» (DCECH); cf. auch DHRAE. Die Textstelle lautet: «alfandegas cum ssa stalagem ena almedinha hu quiser» (zitiert nach VitFiüza, s.v. alfändega). Siehe auch Fig: «Ant. Ο mesmo que albergaria».

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Handels mit Gütern en gros: «Alfondech: lonja» (Capmany 1779, VI), «domus publica mercium» (Barbosa 1611, s.v. Alfandega),258 «es la casa diputada para que los forasteros que vienen de la comarca a vender trigo a la ciudad lo metan alii; [...]. Pero tambien significa la que es para otras mercaderias» (Covarr 1611, s.v. alhöndiga).259 Wie im letztgenannten und in zahlreichen anderen alten Wörterbüchern deutlich wird, ist die in dieser Einrichtung gelagerte und gehandelte Ware in der Hauptsache Getreide.260 Vor allem darauf beziehen sich der spanische und der katalanische Arabismus noch im heutigen Sprachgebrauch: «Establiment per a la compra i venda ο per a diposit de blat i altres mercaderies» (Fabra, s.v. alfondic), «casa publica destinada a la compra y venta de trigo y otros granos, comestibles ο mercaderias» (GDLE, s. v. alhöndiga), «öffentlicher Kornspeicher, -lager; Getreidehalle; Getreidemarkt» (SGI, s. v. alhöndiga). Im Portugiesischen geht auch noch der Aspekt des Warenaustauschs verloren; übrig bleibt als definierendes Merkmal der alfandega nur eine einzige der vielen Funktionen, die diese Einrichtung in ihrem Ursprung hatte, nämlich die Eintreibung von Steuern und Abgaben, die auf die umgeschlagenen Handelsgüter entfallen. Davon ausgehend ist es zu erklären, dass pg. alfändega schließlich auf die Institution angewandt wird, an welche die bei Warenimport und -export anfallenden Zölle zu entrichten sind: «Casa publica, onde se despachäo e pagäo seus direitos as mercadorias, que enträo no Reino, ou delle sahem» (DLP 1793, s.v. alfandega), «aduana, casa onde se däo ao manifesto, e resisto as fazendas que enträo, e sahem, e onde se arrecadäo os direitos de entrada, e sahida» (Bluteau/ MorSil 1789, s.v. alfandega).261 Auf den Zoll, die «repartigäo publica onde 258 259

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Cf. auch Cardoso (1570) und Pereira (1647). Im Spanischen existiert diese Bedeutung bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jh. (siehe DCECH, Neuvonen, 38). Cf. Nebrija (1495, 1516): «alhöndiga de pan horreum», Oudin (1616, 1627, s.v. Alhöndiga): «grenier ou magazin de bleds», Aut (s. v. alhöndiga): «Casa publica donde se guarda el trigo de alguna Ciudäd, ö Pueblo grande, para assegurar su abasto». Aus dieser Bedeutung leitet sich auch die Derivation sp. alhondiguero ab: «Fr. garde de ces greniers publiques. Lat. Horrei, vel granarii publici curator» (TerrPan 1786, s.v. alhondiguero)·, siehe auch Nebrija (1516, s.v.) und Oudin (1616, s.v.). D e m entspricht kat. alfondiguer (Fabra) bzw. alfondeguer (AlcMoll, Moll, DLC). Coromines zitiert jedoch einen Text aus dem 13. Jh., aus dem hervorgeht, dass die Berufsbezeichnung im Katalanischen auch schon auf die etymologische Bedeutung von alfondic angewandt wird (DEC, s. v. alföndec). Im mexicanischen Spanisch ist auch die Ableitung alhondigaje, «almacenaje» (Moliner), «Lagerung» (SGI) in Gebrauch. Siehe auch VitFiüza zur semantischen Entwicklung im Portugiesischen: «no seculo XIII [...] a palavra alfändega significava [...] um armazem onde se realizavam as feiras semanais, em dia determinado, a que poderiamos chamar 'mercado'. Α alfändega era, nesse tempo, um barracäo demasiado amplo para nele se poderem albergar os mercadores e suas mercadorias. Esses mercados näo eram livres e todos os que, nesse dia, quisessem comprar ou vender viam-se forgados a ir ali, pagando as foragens que ο fisco lhes impunha». 197

se cobram os direitos de entradas e saidas de mercadorias» (Fig, s.v. alfändega), «aduana» 262 (Fig, MorSil, s. v. Alfändega) wird der Arabismus heute noch angewandt. 263 Kulturhistorische Gründe führen zur Entlehnung dieser arabischen Bezeichnung durch die iberoromanischen Sprachen. Während des frühen Mittelalters sind die islamischen Marktstrukturen für die iberischen Christen vorbildlich, denn in den eigenen Städten verfügen sie nicht über wirtschaftliche Institutionen von vergleichbarer Bedeutung oder Größe. In den eroberten hispanoislamischen Städten übernehmen sie mit der ökonomischen Infrastruktur auch die fundaqs und betreiben sie über lange Zeit nahezu unverändert weiter; zusätzlich entstehen neue, von Christen gegründete Einrichtungen. 264 Da diese Kombination aus Herberge, Lager und Warenumschlagplatz in den christlichen Städten ursprünglich nicht bekannt ist, gibt es dafür noch keine romanische Bezeichnung; außerdem

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Auf dieser neueren Bedeutung des portugiesischen Arabismus beruhen auch folgende Derivationen: alfandegueiro, alfandegärio, alfandegagem und alfandegamento. Das Verb alfandegar wurde - vor der neueren Bedeutung «despachar na alfändega» (Fig) - auch für die im Portugiesischen veraltete Bedeutung von alfändega angewandt: «armazenar na alfändega» (Fig). Bei dem Synonym pg. aduana (1383 belegt, DELP, s.v.) ebenso wie bei sp. aduana (seit 1261, DCECH, s.v.) und kat. duana (1303 belegt, DEC, s.v.) handelt es sich ebenfalls um einen Arabismus; Etymon ist hisp.-ar. ad-dTwän(a), siehe dazu CorrDAI, s. v. divän. Die französischen Arabismen auf der Basis dieses Etymons behandelt ausführlich Arveiller (1999, 83ss.). Aufgrund der semantischen Entwicklung von pg. alfändega und des phonetischen Unterschieds zu den spanischen und katalanischen Entsprechungen schlägt Corriente andere hispanoarabische Lexeme als mögliche Etyma der portugiesischen Formen vor. Zum einen denkt er an handaq «foso, barranco» (CorrDAI, s. v. alfändega)', die semantische Entwicklung jedoch, die Corriente von diesem hypothetischen Etymon zur heutigen Bedeutung des portugiesischen Arabismus nachzeichnet, erscheint wesentlich komplizierter als der Weg von den Funktionen eines fundaq zu denen einer Zollstelle. Zum anderen führt Corriente «el termino hibrido romand[alusi] *al + hazz + IQA, sufijaciön adjetiva rom. del and. häzz < cl. hazz 'cuota, parte'» (ib.) an; diese Form ist nach Corrientes Erläuterungen phonetisch nachvollziehbar, aber problematischer als die oben dargestellte Entwicklung fandaq/fsndsq > alfändega. Letztendlich jedoch machen sowohl die Bedeutung, die der portugiesische Arabismus in den frühesten Belegen hat (und aus denen auch Corriente zitiert), als auch die Angaben in Cardoso (1570), Barbosa (1611) und Pereira (1647) sowie das denominale Verb alfandegar (siehe Anm. 262) die Suche nach einer anderen Herkunft unnötig. Auch die Tatsache, dass sp. alhondiga die Bedeutung des portugiesischen Arabismus nicht aufweist, verlangt nicht die Annahme unterschiedlicher Etyma, denn die unabhängige semantische Entwicklung in den verschiedenen Sprachen muss angesichts der unterschiedlichen historischen Voraussetzungen, die sich nicht zuletzt aus dem in Portugal 250 Jahre früheren Abschluss der Reconquista ergeben, nicht verwundern. Siehe dazu Kapitel 2.1.2 im ersten, kulturhistorischen Teil. 198

wird die Institution als spezifisch islamisch wahrgenommen. Es liegt daher nah, dass die Christen ihren arabischen Namen übernehmen. 265 Auch die Gründe für die semantische Weiterentwicklung der Arabismen sind in den sich wandelnden außersprachlichen Bedingungen zu suchen. In vielen christlichen Städten beginnen sich ab dem 12. Jh. neue Märkte zu entwickeln. Im Laufe der Zeit erfasst die Modernisierung auch die alten Strukturen in den ehemals hispanoislamischen Städten. In Spanien bleiben sie vielerorts bis weit in das 16. Jh. hinein erhalten; in Portugal, wo die Reconquista bereits Mitte des 13. Jh. abgeschlossen ist, schwindet der islamische Einfluss früher, womit auch eine frühere Loslösung von den mittelalterlichen, von al-Andalus ererbten Institutionen verbunden ist. Die Arabismen gehen jedoch mit der Veränderung der ökonomischen Situation nicht verloren, sondern passen sich semantisch an die neuen Bedingungen an, indem sie weiterhin Einrichtungen bezeichnen, die in den christlichen Städten für den Ablauf des Marktgeschehens und die Versorgung der Bevölkerung von Bedeutung sind und die mit den alten fundaqs bestimmte Funktionen gemeinsam haben, 1.5

Straßensystem

zanäqa Die klassisch-arabische Form lautet zanaqa;266 ihre Hauptbedeutung ist 'schmale Straße oder Gasse': «as-sikka ad-dayyiqa» (Lisän), «a narrow

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Ein weiteres Lexem, sp. kat .fonda, ist ebenfalls auf der Grundlage des arabischen Substantivs entstanden. Es handelt sich dabei jedoch nicht um einen direkten Arabismus, und die Entlehnung ist auch nicht auf der Iberischen Halbinsel erfolgt, denn zum einen erscheint fonda in beiden Sprachen erst Ende des 18. Jh. (siehe DCECH, DEC, s.v.); zum anderen legt dies die phonetische Form nah, nämlich der Erhalt von Ifl im Spanischen und insbesondere der Schwund von /q/ (cf. DCECH). Die Übernahme verläuft wohl über das Französische (DCECH: «fr. ant. fonde») bzw. über die lingua franca in den Städten des Nahen Ostens, in denen die Europäer Handelsniederlassungen unterhalten: «possiblement enträ per Barcelona, rebut de la lingua franca dels ports comercials del Mediterrani del Sud i del Llevant» (DEC, cf. auch CorrDAI, s. v. alföndec). Zum möglichen Weg der Entlehnung und der weiteren Entwicklung siehe ausführlich DCECH und DEC, zu der Form fonde und anderen französischen Arabismen auf der Basis von ar. funduq/fundaq siehe Arveiller (1999, 112ss.). Kat. fonda bezeichnet eine «casa publica on horn serveix menjar i döna allotjament» (DLC, s. v.). In seiner ursprünglichen Bedeutung bezieht sich das spanische Lexem auf «una hospedaria mejor que la posada ciudadana ο el meson rural; en el S. XIX podia llegar a ser un establecimiento de lujo» (DCECH). Im heutigen Sprachgebrauch dagegen bezeichnet sp. fonda ein «establecimiento en que se da cama y comida por poco dinero» (DLE, s. v.), «establecimiento püblico, de categoria inferior a la del hotel, ο de tipo mäs antiguo» (DRAE, s.\.fonda2).

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Diese Form geben Lisän, Lane, DozySuppl, Hava, CorrDAE und Wehr an; Freytag und BibKaz dagegen nennen zanqa als klassische Form. 199

sikka [or street]» (Lane), «lane, by-street» (Hava), «callejuela» (CorrDAE). 2 6 7 Weitere Formen von Vznq sind die Verben I zanaqa «poner la collera. trabar, atar (corto)» (CorrDAE) und II «karg halten, geizen» (Wehr), die Substantive zanqa «pression, oppression, gene» (DozySuppl) und zinäq «Halsband» (Wehr) sowie das Adjektiv zamq «firme, fuerte, solido» (CorrDAE). Was also die Bedeutung des Substantivs zanaqa, die innerhalb der Wurzel isoliert steht, mit denen der anderen Formen verbindet, ist allenfalls der Aspekt der Enge, der räumlichen oder auch abstrakten Begrenztheit. 268 Im hispanoarabischen Dialekt ist zanäqa269 die Entsprechung zu kl.-ar. zanaqa. Die Bedeutung gibt der Vocabulista - ebenso wie für zuqäq270 mit «callis» an (VocSchia I, s. v. zanäqah, und II, s. v. calHs)}lx Alcalä (1505) nimmt zanäqa («zanäca zanäyq») als Synonym von zuqäq unter dem Lemma «calle enpoblado» (135 II, 19) auf. Im Dialekt scheint eine zanäqa nicht von vornherein als besonders schmal charakterisiert zu sein, denn Alcalä übersetzt «calle angosta ο calleja» mit «zanäca däyca» (135 II, 24), also spezifiziert durch das Adjektiv dayyiq 'eng'; für «corral estrecho en tre [s/d] paredes» (156 II, 28) verwendet er den Diminutiv «zonäica zonaiquit». 272 Arabismen Aus der hispanoarabischen Form zanäqa hat sich nur im Portugiesischen mit dem agglutinierten arabischen Artikel der Arabismus azinhaga273 ge267

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Daneben gibt Lisän noch eine weitere Bedeutung an: «wa-z-zanaqatu: mailun ff gidärin 'au sikkatin 'au nähiyati darin 'au 'urqübi wädin», die von Lane übersetzt wird: «a bend in a wall; or in a sikka [...] or in a side of a house; or in a narrow, or very narrow, road of a valley». Corriente geht von einem persischen Ursprung von zanaqa aus: «prob. < ph. [i. e. pahlavi] a-zang-gäh 'lugar sin luz solar'» (VocCorr, s. v. -Jznq; siehe auch CorrDAA, s. v. Vzn fr. chantier zu rekonstruieren (Bossong, mündliche Hinweise). Eine andere Verbbedeutung, die in BibKaz, CorrDAE etc. unter dem gleichen Lemma erscheint, nämlich «schwere Reichtümer besitzen», nimmt Wehr als separates, homonymes Verb qantara2 auf. Es gehört zu dem Substantiv qintär, das eine Gewichtseinheit bezeichnet und eine andere Etymologie hat als qantara·. laut Corriente ist es über das Aramäische von gr. kentenärion entlehnt, das aus lat. centenärium entstanden ist (CorrDAI, s.v. quintal). Von dem arabischen Substantiv sind pg. quintar, sp. quintal «peso de cien libras» (siehe ib.) entlehnt. Siehe auch CorrDAA, s.v. >Iqntr, wo noch eine weitere Quelle genannt ist. Im Vocabulista ist «qantarah [PI.:] qanätir» gleichzeitig die einzige arabische Bezeichnung für eine Brücke (VocSchia II, s. v. Pons). 238

«cäntara [PI.] canätir» mehrere Male für unterschiedlich beschriebene Brücken 417 auf: «ponton puente de madera» (352 II, 34), «[p]uente 418 del pie» (256 I, 3), «puente de alcantara» (358 II, 39) und «puente general mente» (358 II, 35). 419 DozySuppl gibt aufgrund von Quellen für das Hispanoarabische außerdem die Bedeutung «aqueduc» an. Arabismen Ein auf der Basis des hispanoarabischen Substantivs entstandener Arabismus ist sp. alcantarilla. Er kommt außerdem in den Varianten alcantariella und alchantarellavoT. Erstmals schriftlich erwähnt ist er 1092 in der zweiten Variante (siehe MüllerMed, s. v. alcantarilla). Mit cantarilla existiert auch eine Variante ohne den agglutinierten Artikel (TerrPan 1786, s.v.). Das spanische Lexem ist durch die Anfügung des romanischen Diminutivmorphems {iXa} - bzw. seiner altspanischen diphthongierten Form 4 2 0 - aus der dem Arabischen entlehnten Grundform abgeleitet. Diese Grundform, alcäntara, wird von verschiedenen alten Wörterbüchern 421 noch genannt. In lateinischen Dokumenten vom 12. bis Anfang des 13. Jh. erscheinen neben alcantara die Varianten alcandara, alchantara und alcantera (siehe MüllerMed, s.v. alcäntara). Für das Portugiesische ist die Existenz von alcäntara (Nunes de Leäo 1606, 244) ebenfalls sporadisch belegt. Heute jedoch ist als einzige Form sp. alcantarilla erhalten. Phonetisch verläuft die Entlehnung völlig regelmäßig. Hisp.-ar. /q/ wird hier, wie in dieser Position in zahlreichen Fällen, zu rom. fkJ (siehe die Beispiele in SteigerContr, 211s.) und hisp.-ar. IM zu rom. IM (cf. SteigerContr, 150ss.). Das akzenttragende ar. /a/ wird nicht palatalisiert, da

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Cf. DozySuppl (s. v. Vqntr): «[qantara] designe toutes sortes de ponts». Alcaläs Graphie mit («fuente del pie»), die keinen Sinn ergibt, wird von Corriente (AlcCorr, s. v. ^lqn(r) korrigiert. Pezzi dagegen kommentiert den Eintrag unter sp. fuente nicht (AlcPezzi, 272 und 679). Vergleiche auch im marokkanischen Dialekt: «qantra [...] Pont» (DCMar), «puente [...] kontra ο käntara» (LerchundiRud, 41), «pons, kantara» (Dombay, 97). Darüber hinaus hat das marokkanische Lexem auch die Bedeutungen «forte poutre de bois ou de fer [...]; solive, poutrelle» (DAF), «cintre» (ib.) und «partie mediane, reliant les deux poches du grand panier double - swäri - servant au transport ä dos de bete de somme» (ib.), die ihrerseits alle die Etymologie des arabischen Lexems (siehe Anm.413) stützen. Siehe auch DozySuppl: «cintre, voüte, arcade, arche». Zu dem altspanischen Morphem und seiner Monophthongierung siehe MenendezPidalOrig, 152ss„ Metzeltin (1979, 29), Lloyd (1987, 316s.) und Ariza Viguera (1989, 53); zum Mozarabischen cf. Galmes de Fuentes (1983, 69, 166s., 188ss.). Siehe zu Diminutivmorphemen auch Garcia de Diego (1970, 160ss.). Dies sind Oudin (1616, s.v.), LopTam (1585, 238), Aut (s.v.) - wo alcäntara als veraltet gekennzeichnet ist - und TerrPan (1786, s. v.) sowie Sänchez de las Brozas (1580), Minshev (1617) und Percivale (1613), die in TL, s. v. alcäntara, zitiert sind.

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vorausgehendes /q/ die 'imäla verhindert, wozu das nachfolgende emphatische Iii zusätzlich beiträgt (cf. CorrAALR, 36 Nr. 4). Diese Tatsache wird durch /a/ in allen romanischen Formen reflektiert. Der Akzent des Etymons bleibt in der Grundform sp. alcäntara, pg. alcäntara erhalten. 422 Dagegen ergibt sich bei der Anfügung des Diminutivsuffixes die für diese Struktur übliche Akzentverschiebung, durch die die Form paroxyton wird. Die alten Wörterbücher geben für sp. alcäntara die etymologische Bedeutung an, die ebenso aus den Textquellen hervorgeht (siehe Müller Med): «Alcantara, vn pont de pierre» (Oudin 1616), «es puente» (LopTam 1585, 238) 4 2 3 Dies ist auch die Bedeutung im Portugiesischen: «Alcäntara ponte» (Nunes de Leäo 1606, 244; siehe auch Fig, s.v. Alcäntara), «ponte de pedra» (Brunswick, s.v. alcäntara). Der Diminutiv wird semantisch entsprechend behandelt: «Alcantarilla, vn petit pont» (Oudin 1616), «puentecillo. Ponticulus, i qantara sagira» (Canes 1787, s. v. alcantarilla), «puente pequena, por cuyos arcos se encamina el curso, y corriente de las aguas en las Villas y Ciudädes» (Aut, s.v. alcantarilla). In dieser Bedeutung ist sp. alcantarilla bis ins 16. Jh. in Texten belegt (siehe D H R A E , s.v.). 424 Gleichzeitig jedoch wird alcantarilla in einer weiteren Bedeutung verwendet und auf ein «acueducto ο conducto de agua, subterraneo ο no» ( D H R A E ) angewandt. Diese Bedeutung ist in Quellen bis zum Ende des 14. Jh. zu finden;425 die alten Wörterbücher geben darauf keinen Hinweis mehr. 422

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Zwar ist im hispanoarabischen Dialekt der Akzent bei der Silbenstruktur /KvKKvK(a)/ uneinheitlich; bei vierradikaligen Wurzeln ist jedoch das Akzentmuster /KvKKvK/ üblich (siehe dazu CorrAALR, 63, cf. auch CorrSketch, 65 und SteigerContr, 95). Siehe auch Minshev (1617) und Percivale (1613) in TL, s.v. alcäntara, sowie Eguilaz, 131. Möglicherweise meint auch Alcalä (1505) in seinem Eintrag «puente de alcantara» (358 II, 39) den Arabismus in dieser Bedeutung. Er kann aber auch ein Toponym im Sinn gehabt haben wie Covarr (1611, s.v. alcäntara): «En Toledo ay una puente, que llaman la puente de Alcäntara». Hinzu kommt ab dem 17. Jh. eine weitere, fachsprachliche Bedeutung von sp. alcäntara: «caja en los telares de terciopelo» (DCECH, s.v. alcäntara·, siehe auch DHRAE und SGI, s. v.). In dieser Bedeutung sind auch alcäntera und alcäntara im Katalanischen vorhanden (siehe AlcMoll, s.v. alcäntara, SteigerContr, 152, Eguilaz, 131). Das DEC (s. v. alcäntara) verweist dafür auf das DCECH, wo aber nur vom Kastilischen die Rede ist. Die gemeinsprachlich veraltete Bedeutung 'kleine Brücke' ist noch regional, nämlich in Andalusien erhalten: «se documenta tambien alcantarilla 'puentecillo de tablas' en un punto de Huelva [...]. Alcantarilla, 'puente pequeno' se recogio ademäs [...] en 9 localidades de Sevilla, Cadiz y Malaga» (Garulo Mufloz 1983, 97). Siehe für die Quellen DHRAE, s. v. alcantarilla, sowie MüllerMed, s. v. alcantarilla. Ab dem 16. Jh. jedoch belegen Quellen den Erhalt dieser Bedeutung in Mexico (siehe ib.). Auch noch in neuerer Zeit wird alcantarilla in Teilen Lateinamerikas auf Elemente der Wasserversorgung angewandt: in Mexico bedeutet es 240

Die Anwendung von sp. alcantarilla auf Wasserleitungen und Kanäle, die Trinkwasser führen, wird abgelöst von der Verwendung f ü r Kanäle mit einer anderen Funktion: Spätestens ab ca. 1515 (Ordenanzas de Sevilla-, siehe D H R A E , cf. auch Aut) werden mit alcantarilla Kanäle und Leitungen bezeichnet, die zur städtischen Abwasserentsorgung gehören: «Llaman asi de ordinario a los conductos subterräneos por donde desagua la inmundicia» (Ayala 1693, zitiert in T L , s.v. alcantarilla). In dieser Bedeutung ist auch die Form ohne den agglutinierten Artikel, cantarilla, in TerrPan (1786, s.v.) aufgeführt, wo auf «albanäl, desaguadero» verwiesen wird. Die gleiche Bedeutung hat sp. alcantarilla noch im heutigen Sprachgebrauch: «Canal de los que llevan subterräneamente las aguas residuales de las poblaciones» (Moliner). 4 2 6 Daneben bezeichnet der Arabismus heute ein weiteres Element des modernen Abwassersystems, nämlich einen Gully, durch den Wasser von der Straße aus in den unterirdischen Abwasserkanal gelangt: «boca de alcantarilla» ( D R A E ) , «sumidero» ( G D L E ) . Betrachtet m a n die im hispanoarabischen Dialekt vorhandenen Bedeutungen u n d die frühen Belege f ü r die verschiedenen Bedeutungen von sp. alcantarilla, so ist zu erkennen, dass sowohl die Anwendung auf eine überirdische - Wasserleitung, als auch die Bedeutung 'kleine Brücke' etymologisch sein muss. Auf eine erst innerromanische Entwicklung jedoch geht die spätere und moderne Bedeutung 'Abwasserkanal' zurück. Offensichtlich ist alcantarilla eine Zeit lang in den Bedeutungen 'kleine Brücke' u n d 'Leitung, Kanal' parallel in Gebrauch. Es wird damit also sowohl der Weg bezeichnet, auf dem m a n einen - natürlichen oder künstlichen - Wasserlauf überquert, als auch metonymisch ein - künstlicher Wasserlauf selbst. Beide Bedeutungen sind leicht zusammenzubringen: Einerseits, und dies haben bereits die Bedeutungsvarianten im klassischen Arabisch und im Hispanoarabischen gezeigt, sind eine Brücke und eine Wasserleitung, wenn sie überirdisch verläuft, etwa in Form eines Aquäduktes, in ihrer Gestalt und Bauweise vergleichbar. Andererseits gehören aber auch ebenerdige Kanäle und Brücken eng zusammen: offen in der Straße verlaufende Leitungen und Kanäle beispielsweise werden an bestimmten Stellen abgedeckt, was auch die Überquerung des Kanals erleichtert. Ayala (1693, zitiert in TL, s.v. alcantarilla) leitet die Anwendung

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«Trinkwasserzisterne» (SGI), in Mexico und Venezuela «fuente püblica» (DHRAE). Darauf beziehen sich auch die Derivationen von alcantarilla, die alle erst ab dem 18. oder 19. Jh. in Gebrauch sind ( D H R A E , s.v.): alcantarillado «sistema de alcantarillas de una ciudad» (Moliner), «conjunto de alcantarillas» (DRAE), sowie alcantarillar und alcantarillero. Außer einen 'Abwasserkanal' bezeichnet alcantarilla heute auch einen «Abzugsgraben» (SGI, s.v. alcantarilla), «paso dejado transversalmente por debajo de los caminos ο carreteras para que pueda pasar de un lado al otro el agua de algün pequeno barranco ο de la lluvia» (Moliner).

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von alcantarilla auf Kanäle daher von der Bedeutung 'Brücke' ab, «porque en las partes que estän abiertos para recibir los arroyos hay puentecillas encima, de modo que no estorben el paso; pues alcäntara es puente». In der Bedeutung 'Brücke' steht der Arabismus im Portugiesischen und im Spanischen von Beginn an in Konkurrenz zu den vorhandenen Erbwörtern: Pg. alcäntara wird von ponte (siehe dazu DELP, s. v.) verdrängt und kann sich daher nicht im Sprachgebrauch etablieren. Lediglich als Toponym besteht die Form im portugiesischen Sprachgebiet fort (siehe ζ. B. MachadoVP, s.v. Alcäntara), wobei es sich allerdings normalerweise um die Beibehaltung und Romanisierung alter arabischer Toponyme und nicht um eine portugiesische Namensgebung handelt. 427 Auch im Spanischen geht die Bedeutung 'Brücke' aufgrund der Konkurrenz zu dem Erbwort puente (siehe DCECH, s. v.) sowohl im Fall von alcäntara428 als auch später für den Diminutiv alcantarilla verloren. Diese spanische Form jedoch geht aufgrund ihrer gleichzeitig vorhandenen anderen Bedeutung nicht unter. 429 Die Bedeutungsverschiebung von alcantarilla von Wasserleitungen auf städtische Abwasserkanäle findet, wie zu sehen war, erst zum Ende des Mittelalters bzw. mit Anfang der Renaissance statt. Zu dieser Zeit beginnt man, im Zuge der allgemeinen urbanistischen Reformen, in vielen christlich geprägten Städten Iberiens Kanalnetze für Abwässer anzulegen.430 Während des Mittelalters dagegen sind es hauptsächlich die hispanoislamischen Städte, die über eine gut ausgebaute Abwasserentsorgung verfügen 431 Dies erklärt zwar nicht, warum sich die Bedeutung von sp. alcantarilla überhaupt von einem Element der Wasserversorgung auf eine Abwasserleitung 432 verschiebt; zumindest aber kann zwischen dem Zeitpunkt, zu 427

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Siehe allerdings Galmes de Fuentes (1983, 187) mit einem Beispiel für ein solches spanisches Toponym bei Sevilla, das erst nach der Reconquista entstanden ist, nämlich aufgrund der Vergabe des Landes an den Alcäntara-Orden. Zum Vorkommen des Toponyms in Spanien siehe auch Asin Palacios (1944, 52). Neuvonen, 211 wirft die Frage auf, ob «el vocablo *alcantara £ha existido ο no en el romance? Lo encontramos a menudo en la toponimia y en el significado 'parte de los telares', pero no en el de 'puente'». Auch die Akademie ist der Ansicht, dass sp. alcäntara «parece no tener mäs fundamento que el de la etimologia. [...] no existe ningün testimonio literario de la acep.» (DHRAE, s. v.). Tatsächlich gibt es wohl Fälle, wo eine Suffigierung romanischer Diminutivmorpheme bereits im Hispanoarabischen, etwa durch mozarabische Sprecher, stattgefunden hat (siehe dazu CorrDAI, 52s.). Außer den alten Wörterbüchern zeigen jedoch insbesondere die lateinischen Belege, die MüllerMed zitiert, dass auch im Romanischen zumindest für kurze Zeit - die Grundform existiert hat. Cf. auch DCECH (s. v. alcäntara). Anders als im Portugiesischen gibt es im Galicischen durch kastilischen Einfluss die Form alcantarilla «sumideiro» (DLE). Siehe dazu Kapitel 2.1.4 und 2.2.3.1 im kulturhistorischen Teil. Zur Abwasserentsorgung in al-Andalus siehe die Kapitel 1.1.4.2.2 und 1.2.2.1 im ersten, kulturhistorischen Teil. Spanische Lexeme romanischen Ursprungs, die Abwasserkanäle bezeichnen können, sind bereits früher belegt, so z.B. 1107 canal (DCECH, s.v.) und ab

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dem dies geschieht, und der gleichzeitigen außersprachlichen Entwicklung ein Zusammenhang hergestellt werden. balla a/ballua Der I. Stamm der Wurzel VbV in den Formen balaa und bali'a sowie der VIII. Stamm bedeuten im klassischen Arabisch «he swallowed it» (Lane), «schlucken, verschlingen; hinunterschlucken» (Wehr), die Verben II und IV «hacer tragar» (CorrDAE). In der Bedeutung «glutton, voracious» (Hava), «a great eater» (Lane) werden die Formen ballä', balu, bula\ baula' und mibla' verwendet. Das Substantiv bal'a bedeutet «trago; bocado» (CorrDAE), mit der Vokalisierung bul'a «großer Bissen; großer Schluck» (Wehr). Die Form bälü' (PI. bawälf) bezeichnet einen 'Strudel', «gulf, whirlpool» (Hava). Auch das feminine Substantiv bälua und die Formen ballua und ballä'a (PI. -ät und balälf) haben eine von der Grundbedeutung der Wurzel abgeleitete, übertragene Bedeutung: «bi'run tuhfaru fi wasti d-däri wa-yudayyaqu ra'suhä yagri ffhä mä'u 1-matari» (Ibn Slda, II 124a; siehe auch Lisän433), «a well that is dug [... ] in the midst of a house, [...] narrow at the head, into which run the rain-water and the like» (Lane), «drain. Sewer. Underground pipe» (Hava), «Abflussloch (für Abwässer), Abzugskanal» (Wehr). Für den hispanoarabischen Dialekt ist das Substantiv in der Form ballaa belegt. Alcalä (1505) nennt «ballää balälie» in der Bedeutung, die im klassischen Arabisch die Form bälü' hat, nämlich «remolino de agua» (378 I, 34).434 Eine weitere substantivische Form bei Alcalä ist balla*, «comedor ballää balaäin» 435 (149 II, 39). Außerdem erscheint hier eine

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dem 14. Jh. eine Variante von cloaca (DCECH, s. v.). Zu weiteren Arabismen aus dem Bereich der Abwasserentsorgung siehe die Kapitel ballä1a/ballu a, garüz und tagrTya, magrä. Ibn Slda (II 124a) und Lisän nennen nur die Formen bälua und ballua, nicht aber balla a. Auch im marokkanischen Dialekt hat die Form balla α bzw. bslla α diese Bedeutung: «tourbillon, gouffre d'eau, maelstrom qui tourbillonne et engloutit les nageurs, dans une riviere; lieu sur la mer, oü l'eau tournoie sur elle-meme et se creuse comme un entonnoir oü peut etre engouffre un navire» (DAF, cf. auch DCMar). Hisp.-ar. balläf erscheint bei Alcalä auch in den Bedeutungen «comilon» (150 I, 35), «garganton» (260 II, 29), «gloton» (262 I, 24), «tragon» (417 II, 10) sowie «cohechador» (148 I, 15). Auch im marokkanischen Dialekt bedeutet ballä' «glouton» (DAF). Trotz der Verwendung von nur einer Form «ballää» kann aufgrund der dazu angegebenen Plurale davon ausgegangen werden, dass Alcalä mit dieser einen Umschrift sowohl die maskuline Form ballä' als auch die feminine balläfα darstellt: der Plural «balläin» bzw. «ballaäm» kann nur zu einem maskulinen Substantiv gehören, «balälie» dagegen - wie es im klassischen Arabisch der Fall ist - auch zu einem femininen Substantiv; vergleiche die ebenfalls feminine Form ballä'a im marokkanischen Dialekt. Pezzi dagegen fasst diese Formen alle unter ballä' zusammen (AlcPezzi, 553). 243

dialektale Verbform, das Verb I «tragar nablää baläät ablää» (406, 38; siehe auch GlosCorr, s.v. das auch «cohechar» (123, 12) bedeutet. Im Vocabulista sind der II. und der IV. Stamm mit kausativer Bedeutung, «hacer tragar» (siehe VocCorr, s. v. Abi'), zu finden; das Verbalsubstantiv (,masdar) des VIII. Stammes nennt das Glossarium unter dem Lemma «ingluuies» (GlossSeyb, s.v.), 'Schlund, Gefräßigkeit'. Arabismen 1) Das Spanische hat ballaa aus dem Hispanoarabischen entlehnt. Belegt sind die Formen albannar (GlosEsc, 101.978), albanar (Nebrija 1492, s.v. cloaca),436 aluafiar (GlosPal, 71.88),437 alvanar (CejadorMed, DHRAE, s. v. albanal) sowie albanal (Franciosini 1620, s. v. aluanal),438 alvafial (DHRAE, s.v. albanal), aluanal (Franciosini 1620, s.v.) und arbanal (DHRAE, s.v. albanal). Erstmals dokumentiert ist der Arabismus in der Form albannar ca. 1272 im Fuero de Bejar (DHRAE, s.v. albanal)·, ebenfalls Ende des 13. Jh. erscheint auch albanar (Neuvonen, 256, DCECH, s.v. albanal). Die auf III auslautenden Formen sind ab dem 16. Jh. zu finden; als erste davon um 1560 albanal (DCECH, s.v.),439 das sich, wie die Einträge in den Wörterbüchern zeigen, bis zum modernen Sprachgebrauch durchsetzt: 440 Franciosini (1620, s.v. aluanal) nimmt als erstes Wörterbuch albanal auf; Aut (s. v. albanar) lehnt die neue Form noch ab: «Algunos escriben y pronuncian esta voz con I en lugar del r, diciendo Albanäl; pero su mas comun pronunciation es con ella». TerrPan (1786) schließlich verwendet als Lemma nur noch albanal. Aufgrund der phonetischen Entwicklung ist das Etymon hinter den Varianten des Arabismus nicht mehr auf den ersten Blick zu erkennen. Durch den üblichen Schwund von internem ar. /7 (siehe die Beispiele in SteigerContr, 285ss.) werden das akzenttragende /a/ und die Femininendung zusammengezogen. Es ist also davon auszugehen, dass die bei der Entlehnung zunächst entstehende Form *alballä ist (cf. DCECH; siehe auch Kiesler 1994, Nr.23). 441 Da im Spanischen aber akzenttragendes finales 436

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Diese Form nennen auch Nebrija (1495, 1516), Alcalä (1505, 96 II, 3 und 138 II, 36), LopTam (1585, 237), Casas (1591), Rosal (1601), Covarr (1611), Oudin (1616, 1627), Franciosini (1620), Aut und Canes (1787). Aluanar nennen auch Palencia (1490, 81b und 166b), Alcalä (1505, 100 I, 9) und Franciosini (1620). So auch in TerrPan (1786) und Canes (1787). Laut DHRAE (s.v. albanal) ist die Variante mit IV nicht jünger: «La forma albanar coexiste con albanal desde los origenes». Durch die dortselbst genannten Quellen wird diese Aussage jedoch nicht belegt. Von dieser Form ist auch die Derivation albanalero gebildet (DRAE, SGI, s. v.). Daher ist es auch nicht notwendig, das von Neuvonen, 253 und 292 vorgeschla-

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/a/ unüblich ist, wird ein paragogisches M angefügt (cf. Neuvonen, 295), wodurch das Substantiv zugleich morphologisch angepasst wird. Durch Dissimilation schließlich wird *alballar zu albannar bzw. albanar.442 Die späteren Formen mit dem Endkonsonanten IM entstehen durch Liquidentausch /r/ > l\l, der wiederum als Assimilation an das IM des agglutinierten Artikels betrachtet werden kann; 443 die Variante arbanal geht auf Dissimilation durch Liquidentausch IM > Irl oder Metathese zurück. Neben hisp.ar. /b/ > sp. /b/ zeigen einige der frühen Varianten auch eine Verschiebung des Artikulationsortes zu labiodentalem asp. /ν/, das erst gegen Beginn des 16. Jh. mit /b/ zusammenfällt (siehe MenendezPidalGram, 114; cf. auch Metzeltin 1979, 2 und 21). Wie in den alten Wörterbüchern zu sehen ist, behält der Arabismus eine etymologische Bedeutung, denn stets ist damit ein Abwasserkanal oder Abzugsgraben gemeint:444 «cano ο albanar» (Alcalä 1505, 138 II, 36), «cloaca» (GlosPal, 71.88), 445 «chiauecha, condotto, fogna, inghiettimento» (Casas 1591, s.v. albanar), «el conducto por donde se vierten las lavazas y agua sucia de la casa y la llovediza» (Covarr 1611, s.v. albanar). Dabei kann es sich sowohl um einen Teil der öffentlichen Abwasserentsorgung handeln, als auch um einen privaten Kanal, der Schmutz- oder Regenwasser aus dem Wohnhaus hinaustransportiert: «cloaca ο aluanar publico»

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gene Etymon, die maskuline Form balls' zugrunde zu legen, die, wie zu sehen sein wird, semantisch nicht passt; siehe dazu auch DCECH und DEC, s.v. albellö Nr. 3. Cf. SteigerContr, 179, DE, 65, DEC, s. v. albellö, DCECH. Zur Dissimilation von Konsonanten im Spanischen siehe MenendezPidalGram, 181s. Corominas weist darauf hin, dass die Tendenz zu dieser Dissimilation durch den Einfluss von sp. bano «por etimologia populär» (DCECH; DEC) unterstützt worden sein kann. Corriente nennt mehrere Beispiele für spontanen Wechsel IM > /ηI schon im Hispanoarabischen (CorrSketch, 52s.; siehe dazu auch CorrSketch, 42, CorrAALR, 48 und 55). Er hält daher bereits etymologisches Inl auch im hier betrachteten Fall für möglich. Die Palatalisierung erfolgt in jedem Fall innerromanisch. Zum Liquidentausch im Spanischen siehe MenendezPidalGram, 155s. und 199; cf. auch Garcia de Diego 1970, 175s. und 188. Corriente (CorrDAI, s.v. albellö) erklärt das Erscheinen von finalem /V - und des intervokalischen /ji/ - durch eine Metathese mit gleichzeitiger Palatalisierung in einem frühen *alballä(n). Die Formen mit finalem IV sind jedoch erst später dokumentiert: ursprünglicher Endkonsonant des Arabismus ist Irl. Aus der Tatsache, dass in den wenigen hispanoarabischen Quellen, die Formen der Wurzel VW aufführen, für hisp.-ar. ballaa nur die Bedeutung 'Strudel' zu finden ist (siehe auch CorrDAA, s. v. VW), ist nicht der Schluss zu ziehen, dass die klassisch-arabische Bedeutung 'Abflussloch, -kanal' nicht auch dialektal vorhanden ist. Vielmehr ist die Bedeutung des Arabismus ein Beleg für diese Verwendung auch im Hispanoarabischen. Diese Angabe machen auch GlosEsc (101.978), Palencia (1490, 81b und 166b) und Nebrija (1492, s.v. cloaca).

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(Palencia 1490, 166b), «albanar publico» (Nebrija 1495, 1516, s.v.), «albanar de casa» (Nebrija 1495, 1516, s.v., Alcalä 1505, 96 II, 3), «el desaguadero, canäl, ό conducto que hai en las casas, Ciudädes y Pueblos para expeler y limpiar las inmundicias» (Aut, s.v. albanar). Eine zusätzliche, durch semantische Erweiterung entstandene Bedeutung ist ab dem 15. Jh. mit «deposito de inmundicias» (DHRAE) vorhanden. 446 Im heutigen Sprachgebrauch hat sp. albanal noch die gleichen Bedeutungen; es bezeichnet einen «canal ο conducto que da salida a las aguas inmundas» (DRAE) und einen 'Gully', «sumidero» (GDLE, DHRAE), sowie einen «vertedero» (GDLE), «deposito de inmundicias» (DRAE). 4 4 7 Darüber hinaus hat sich ein metaphorischer Gebrauch von albanal entwickelt: «se aplica a cualquier sitio sucio ο indecente, en sentido propio ο figurado» (Moliner), «lo repugnante ο indecente» (GDLE). Im Portugiesischen sind dialektale Formen zu finden, denen als Etymon ebenfalls hisp.-ar. ballä'a zugeordnet werden kann. Im Beiräo gibt es die Varianten alvanel und alvaneu mit der fachsprachlichen Bedeutung «acueducto bajo dentro de las minas» (DCECH, s. v. albanal). In Tras-os-Montes wird alvaneira in den Bedeutungen «cloaca de una casa» (ib.) und «cano de esgoto, para a humidade das estrebarias» (Fig, cf. auch MorSil) verwendet. In derselben Region ist auch alvanhal in Gebrauch, «fosso de esgoto. Draino» (Fig, MorSil). Keines der alten und nur wenige der modernen portugiesischen Wörterbücher nehmen diese Lexeme auf; 448 zu finden ist in 446 447

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Seit Aut (siehe DHRAE) ist auch eine Redewendung belegt: salir por el albanal, «quedar mal e indecorosamente en alguna action ο empresa» (DRAE). In Andalusien hat sich der Arabismus semantisch spezialisiert und wird als Fachwort im Töpferhandwerk verwendet: er bezeichnet die «vasija con agua que tiene el alfarero al lado del torno para humedecer el barro» (AlcVen, s. v. albanal); ebenso die Variante arbanal (AlcVen, s. v.). Siehe dazu auch Garulo Munoz (1983, 105 und 145). Aufgrund ihrer phonetischen Gestalt kann es sich bei den Formen um direkte Arabismen handeln mit Spirantisierung von etymologischem /b/ zu labiodentalem /v/ bzw. dessen regionaler Realisierung als bilabiales [ß] (cf. Teyssier 1980, 58ss., Mattos e Silva 1991, 89ss.). Hinzu kommt die Anfügung eines paragogischen /V (und teilweise dessen Vokalisierung zu /u/) bzw. eines romanischen Suffixes an den unüblichen akzenttragenden Endvokal, der durch Schwund von hisp.-ar. Π bei der Entlehnung entsteht. Die drei ersten Formen zeigen Dissimilation durch - im Romanischen vereinfachtes - IM > /nJ (cf. Williams 1962, 106), wobei der Erhalt von pg. /n/ ein Hinweis auf erst späte Entlehnung bzw. auf ursprünglich mozarabische Herkunft der Lexeme ist (cf. Teyssier 1980, 18ss., Mattos e Silva 1991, 71 und 84). Die Palatalisierung in alvanhal dagegen kann bedeuten, dass diese Form in einer früheren Phase entlehnt ist, in der intervokalisches /ηI unter Nasalierung des vorangehenden Vokals schwindet; später erfolgt die Tilgung des Hiatus durch Einschub von /jV (siehe dazu Teyssier 1980, 35s. und 50s.). Coromines aber vermutet hier aufgrund der Palatalisierung zu /ji/ einen nur indirekten Arabismus: «aquest ha de ser castellanisme, que altrament en portugues no hi hauria nh» (DEC, s. v. albello). Kiesler gibt jedoch 246

den meisten Fällen nur das Homonym alvanel in der Bedeutung «pedreiro» (siehe ζ. B. MachadoIA, Aur) und seine Varianten, die von hisp.-ar. albannä (kl.-ar. al-bannä') entlehnt sind (cf. SteigerContr, 176 und 332, CorrDAI, s.v. albanel; siehe auch Kiesler 1994, Nr.25). 2) Auch eine andere Variante des arabischen Substantivs, ballua, ist in den iberoromanischen Sprachen entlehnt. Die Tatsache, dass die wenigen Quellen für den hispanoarabischen Dialekt diese im klassischen Arabisch vorhandene Form nicht erwähnen, besagt nicht, dass sie in al-Andalus nicht in Gebrauch war. Im Katalanischen lautet der Arabismus albello449 mit der mallorquinischen Variante alballo und der valencianischen arbello (Eguilaz, 101 und 272). Weitere regionale Formen sind ζ. B. ambellö und aubellö (DEC, s. v. albello). Der erste schriftliche Beleg des katalanischen Arabismus ist in der Form albeylö im 13. Jh. in den Costums de Tortosa zu finden (ib.).450 Auch im spanischen Sprachgebiet ist ein Lehnwort auf der Grundlage von ar. ballua vorhanden; ursprünglich beschränkt sich der Gebrauch allerdings auf Aragon und Murcia (siehe DEC, s. v. albello, DCECH, s. v. albanal). Die häufigsten spanischen Formen sind albellon (Aut, Canes 1787, s.v.), albollon (GlosEsc, 94.476 und 98.781) und arbollon (Covarr 1611, s.v.);451 GlosTol (19.614) nennt «alballon». In modernen Wörterbüchern erscheint neben den drei ersten Formen auch arbellon (Moliner, s.v., GDLE, s.v. albollon).452 In Murcia und Navarra sind auch algollön, argollon, argullön und arguillön in Gebrauch (DHRAE, s. v. albollon). Die erste Dokumentation in der Form albollon erscheint um 1196 (DHRAE); weitere Quellen folgen im 13. Jh. (ib., Neuvonen, 253). Die Formen dieses Arabismus sind phonetisch leicht auf die Variante balluα des arabischen Substantivs zurückzuführen. 453 Aufgrund der Nach-

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mit Blick auf den oben (Anm. 442) erwähnten, von Coromines für das Spanische postulierten volksetymologischen Einfluss von sp. bano zu bedenken, dass dann auch «ein ebensolcher im Port. (banho) möglich sein» (1994, Nr. 23) muss. Von der heute noch gemeinsprachlich häufigsten Form albello sind auch die Derivationen albellonada «canal a manera d'albello» (DEC, s.v. albello) sowie albellonar und albellonatge (AlcMoll, s. v.) gebildet. Die alten katalanischen Wörterbücher führen keine der Varianten des Arabismus auf. Die Form arbollon nennen außerdem Oudin (1616, s. v.), Franciosini (1620, s. v.), Aut (s.v.) und TerrPan (1786, s.v.). Weitere, seltene Varianten nennt DE, 65 mit abojon, albolon und abonon [sie!]; siehe auch DHRAE, s. v. albollon. Dies kann als ein Hinweis auf die tatsächliche, auch dialektale Existenz dieser Form gewertet werden. Corriente aber leitet aufgrund der fehlenden schriftlichen Dokumentation von ballu α im Hispanoarabischen auch die unter 2) genannten Arabismen von hisp.-ar. balls'α ab, auf dessen Grundlage sie durch Ergänzung des romanischen augmentativen Suffixes {6n} entstanden seien (CorrDAI, s.v. 247

barschaft zu pharyngalem Π wird hisp.-ar. /u/ hier durch das Allophon [o] realisiert (cf. CorrSketch, 28, CorrAALR, 40), das von den romanischen Sprechern dem eigenen Phonem /o/ zugeordnet wird. Außer hisp.-ar. / 7 (cf. SteigerContr, 285ss., Kiesler 1995, 189s.) geht bei der Entlehnung auch das Femininum-Morphem {a} verloren, denn «en cuanto a ballua la -a se absorberia en el consonante que para el oido romance sonaba como una especie de α gutural» (DCECH, s.v. albanal; siehe auch DEC, s.v. albello Nr. 3); 454 /o/ bleibt als akzenttragender Endvokal übrig. Während jedoch albello eine im Katalanischen übliche phonetische Gestalt hat, wird die Form in das Spanische erst durch Ergänzung eines Konsonanten, in diesem Fall /n/, 455 integriert (cf. dazu Neuvonen, 295). Der arabische Doppelkonsonant wird in beiden romanischen Sprachen zu /X/ palatalisiert. 456 Das vortonige /e/ in den meisten der katalanischen und spanischen Formen kommt durch die Hmäla im hispanoarabischen Etymon zustande 457 (cf. SteigerContr, 314ss., CorrAALR, 38). Formen wie albollön und arbollön dagegen entstehen erst aufgrund einer innerromanischen Vokalassimilation /e-o/ > /o-o/ (cf. dazu auch Neuvonen, 270 und 295); die letztgenannte Form zeigt zudem Dissimilation durch Liquidentausch (siehe dazu MenendezPidalGram, 181s.). Die Variante kat. ambello geht auf Assimilation IV > Im] an den Artikulationsort des nachfolgenden /b/ zurück, kat. aubello auf den retroflexen Charakter, [|J, von kat. IV am Silbenende. 458 Die regionalen Varianten, die /b/ > /g/ zeigen, sind Beispiele für den häufigen spontanen Wechsel dieser Phoneme bzw. ihrer frikativen Allophone insbesondere in der Nachbarschaft hinterer Vokale (siehe dazu MenendezPidalGram, 196, Garcia de Diego 1970, 185).

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albello; siehe auch Corriente 1997, 10). Ein Indiz für die Herkunft der unter 1) und 2) behandelten Arabismen von verschiedenen etymologischen Formen ist neben der unproblematischen phonetischen Ableitung - jedoch auch ihre eindeutige Zugehörigkeit zu jeweils unterschiedlichen Regionen des iberoromanischen Sprachgebietes; siehe dazu unten. Die Tatsache, dass Alcala die Umschrift «ballää» ebenso für das maskuline arabische Substantiv balls' wählt, zeigt dies ebenfalls; siehe Anm. 435. Die Wahl von Inl als paragogischer Konsonant ist hier angesichts der ursprünglichen Hauptverbreitungsgebiete des Arabismus mit der Analogie zu den unzähligen Fällen zu erklären, in denen ein akzenttragender finaler Vokal im Katalanischen durch Schwund von Inl entsteht, das im Spanischen erhalten bleibt. Cf. SteigerContr, 179, CorrSketch, 53; siehe auch Egert (1985, 118). Auch bei kat. /a/ in der mallorquinischen Form alballö liegt die etymologische Form mit 'imäla zugrunde: im Altkatalanischen werden bereits vor dem 13. Jh. wie im heutigen Ostkatalanischen und Balearischen vortoniges /a/ und lel identisch als vocal neutra artikuliert; siehe Nadal/Prats (1983, 271s.), Egert (1985, 82 und 171) und Cabruja/Casanellas/Massip (1990, XXII). Zur Tendenz des Altkatalanischen, IM vor Konsonant zu vokalisieren, siehe Badia i Margarit (1984, 198ss.) und Egert (1985, 123).

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Im Katalanischen haben die Arabismen die gleiche Bedeutung wie das von ballaa entlehnte sp. albanal, nämlich 'Abwasserkanal', «canal ο conducte per a donar sortida a les aigües brutes» (Fabra), «conducte subterrani d'aigües residuals» (Moll), oder 'Gully', «forat que comenga un conducte subterrani d'aigües sobreres ο inütils» (AlcMoll). Wie alte katalanische Dokumente zeigen, können auch hier sowohl öffentliche als auch private Abwasserleitungen gemeint sein (siehe dazu die Quellenzitate im DEC). Laut Coromines beschränkt sich im heutigen Sprachgebrauch die Verwendung von albellö im Urbanen Kontext allerdings weitgehend auf das Pais Valencia. 459 Im ländlichen Bereich wird damit ein Entwässerungsgraben bezeichnet: «siquia d'un camp de conreu per recollir l'aigua de pluja» (Moll, siehe auch AlcMoll). Die urbane Bedeutung nennen die ältesten Wörterbucheinträge auch für den spanischen Arabismus albollön bzw. alballön: «cloaca» (GlosTol, 19.614, GlosEsc, 94.476 und 98.781), wofür das D H R A E (s.v. albollön) vor allem Quellen zwischen dem 13. und dem 15. Jh. angibt. Eine andere Art von Abfluss bezeichnet das Lexem in den späteren Wörterbüchern: «El desaguadero hecho en redondo por donde se desagua algün estanque ο agua detenida» (Covarr 1611, s.v. arbollon). Aut nimmt albellön als veraltete Form auf und ordnet ihr die ältere, urbane Bedeutung zu: «Lo mismo que Albanar. [...]. Es voz antiquada»; daneben erscheint die Form arbollon mit der zweiten Bedeutung als aktueller Gebrauch: «El desaguadero por donde se väcia algun estanque» (Aut, s.v.). Die im heutigen Sprachgebrauch häufigere Form ist jedoch albollön, das in beiden Bedeutungen vorkommt: «[1.] Desaguadero de estanques, corrales, patios, etc. 2. albanal» (DRAE, s. v.). Die Gründe für die Entlehnung eines arabischen Lexems mit der Bedeutung 'Abwasserkanal', 'Abfluss' sind in der Vorbildfunktion zu sehen, die die hispanoislamische städtische Abwasserentsorgung für die iberischen Christen hat. Diese verfügen in den von ihnen gegründeten Städten nicht über eine gleichwertige Infrastruktur; in den eroberten Städten dagegen nutzen sie die hispanoislamischen, zum Teil noch aus römischer Zeit stammenden Einrichtungen weiter. 460 Mit der Übernahme bestimmter Arten von Abflüssen, Leitungen und Kanalsystemen geht auch die Entlehnung der arabischen Bezeichnungen einher, unter denen sie den Christen bekannt werden. 459

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Siehe DEC: «Encara que el mot continua bastant viu en diverses zones del Princ., sobretot el Migjorn [...], i conservi plena vigencia a les Illes, enlloc no te tanta vitalitat com en el Pais Valencia. Aqui, doncs, ens detindrem a precisar eis significats valencians, mes que mes essent aquesta l'ünica regio on el mot es mante en us en la terminologia urbana i no solament rural». Zur Abwasserentsorgung in al-Andalus siehe Kapitel 1.1.4.2.2 und 1.2.2.1 sowie im christlichen Iberien Kapitel 2.1.4 und 2.2.3.1.

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Zu klären bleibt noch die Frage nach der Entlehnung von zwei verschiedenen Varianten eines arabischen Lexems. Auffällig ist, dass die Arabismen, denen die eine oder die andere Form als Etymon zugrunde liegt, ursprünglich komplementär verteilt sind: im mittleren, kastilischsprachigen Teil der Iberischen Halbinsel und in Teilen des portugiesischen Sprachgebietes ist die Form ballaa entlehnt; im Katalanischen sowie in Aragon, Navarra und Murcia sind dagegen romanische Formen in Gebrauch, die auf die arabische Form ballua zurückgeführt werden können. Daher ist anzunehmen, dass diese regionale Verteilung bereits im Hispanoarabischen vorhanden ist, dass also die beiden Formen des arabischen Lexems in verschiedenen dialektalen Varietäten verwendet werden: ballü'a im östlichen Teil von al-Andalus - dem Sarq al-'Andalus im weitesten Sinne - und ballä'a in den westlichen Regionen, wo sie dann jeweils von den romanischen Sprechern übernommen werden.

2

Haus

2.1

Fassade, Tür, Fenster

dabba Das Verb I der klassisch-arabischen Wurzel ^Idbb bedeutet neben «to flow (water). To be fixed in the ground (th.). To become silent (person)» (Hava; siehe auch CorrDAE) auch «packen, umfassen; [...] halten, hüten, sorgfältig bewahren» (Wehr). Ähnliche Angaben finden sich - unter den zahlreichen unterschiedlichen Bedeutungen, die die Formen dieser Wurzel haben für das Verb II: «halten, hüten, bewahren; verriegeln (Tür)» (Wehr), «empoigner une chose, prendre avec toute la main [...] Fermer la porte avec un loquet en fer» (BibKaz). Die letztgenannte Bedeutung ist denominativ und leitet sich von dem Substantiv dabba461 ab, das neben 'Eidechse' 462 auch 'TürriegeP bedeutet: «ad-dabbatu: hadldatun 'arldatun yudabbabu bihä 1-bäbu» (Lisän); «ferramentum latum quo obducitur porta, ad majorem firmitatem» (Golius 1653); «a broad piece of iron with which a door [...] is clamped or strengthened» (Lane). Im hispanorarabischen Dialekt ist die Form dabba463 mit derselben Bedeutung belegt: Alcalä nennt «däba» (1505, 97 II, 4) als arabische Entspre-

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Der klassisch-arabische Plural lautet dibäb (Hava, CorrDAE, Lisan) und dubab (Wehr). Cf. Golius (1653), BibKaz, Wehr. Dabei ist die feminine Form das nomen unitatis zu dabb, dem nomen generis. Im Dialekt wird für dabba der äußere Plural verwendet: «dabät» (Alcalä 1505, 97 II, 4).

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chung zu sp. aldaba; im Glossarium steht dabba zusammen mit e umüd 464 für lat. sera und vectis 'Riegel' (GlossSeyb, s. v. sera und s. v. uectis sera).465 Arabismen Hisp.-ar. dabba ist sowohl im Spanischen als auch im Portugiesischen entlehnt: Der spanische Arabismus ist zum ersten Mal 1260 in der Form adaba erwähnt (MüllerMed, s.v. aldaba). Aldava wird im 15. Jh. in GlosEsc (97.689 und 118.2134) erstmals verwendet (DCECH); die heute noch im Spanischen gebräuchliche Form aldaba erscheint in GlosTol (29.995), das vom Ende des 14. oder Anfang des 15. Jh. stammt. Bis Franciosini (1620, s.v. aldaud) werden sowohl aldaba als auch aldava bzw. aldaua in den Wörterbüchern genannt, 466 ab Aut nur noch aldaba. Im Portugiesischen, wo sich der erste Beleg im Jahr 1456 findet (DELP, s.v. aldraba), lauten die Formen des Arabismus aldaba und aldava sowie aldraba und aldrava; die beiden letzten sind heute noch in Gebrauch. In Bluteau/MorSil (1789) ist jede der vier Varianten Lemma, 467 aber das DLP (1793, s. v. aldrava) gibt aldava als veraltet an und bereits in Cardoso (1570) und Barbosa (1611) ist aldraua die einzige Form, in Pereira (1647) aldrava. Nunes de Leäo (1606, 245) nennt aldraba. Die spanischen und portugiesischen Arabismen sind mit dem agglutinierten arabischen Artikel entlehnt; das in der ersten Silbe vorhandene /1/ ist jedoch nicht Teil dieses Artikels, denn dieser wird an /d/ assimiliert zu hisp.-ar. addabba. Bei sp. pg. /ld/ handelt es sich vielmehr um einen romanischen Reflex des emphatischen ar. /d/, 468 das in den romanischen Sprachen nicht 464 465

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Siehe dazu das Kapitel 'amüd, 'imäd. Cf. GlosCorr, s. v. vdbb: «cerradura» und s. v. -J'md: «tranca de la puerta». Siehe außerdem CorrDAA, s. v. ^dbb. Der Vocabulista nennt als Bedeutung von hisp.ar. dabba nur «nebula» (VocSchia I, s. v. dabbah), was kl.-ar. dabäb «Nebel; Dunst» (Wehr) bzw. dabäba «niebla, bruma» (CorrDAE) entspricht; einzige weitere Form der Wurzel ist im Vocabulista das auch im klassischen Arabisch vorhandene «dabb Lacerta» (VocSchia I, s. v.), 'Eidechse'. In den Bedeutungen 'Nebel' und 'Eidechse' wird dabba auch im marokkanischen Dialekt gebraucht (siehe DAF). Aldaba verwenden Nebrija (1492, s.v. pessulum; 1495, 1516), Alcalä (1505) und Rosal (1601); aldava bzw. aldaua erscheint in LopTam (1585, 238) und Casas (1591). Beide Formen führen Covarr (1611, s.v. aldaba), Oudin (1616, 1627, s.v. Aldaua) und Franciosini (1620, s.v. aldaua) auf. Cf. auch Eguilaz, 147, Nimer, Nr. 396-a und DELP. Steiger widerspricht der These von Eguilaz, 21, wonach es sich bei diesem romanischen IV um den vor Idl nicht assimilierten arabischen Artikel handeln soll: Steiger argumentiert, dass dies die Fälle von finalem ar. Idl > rom. /ld/ nicht erklären könnte und dass sich das Spektrum der den Artikel assimilierenden Laute in den westarabischen Dialekten und ebenso im Hispanoarabischen eher noch erweitert als verringert (SteigerContr, 162 Nr. 2, cf. auch 374ss. und

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existiert und daher auf diese Weise so genau wie möglich imitiert wird: die im Hispanoarabischen zum Teil noch vorhandene laterale Aussprache von Idl (SteigerContr, 49s. und 162; CorrSketch, 46, C o r r A A L R , 50) wird aufgrund der gemeinsamen Artikulationsart als laterales rom. IM reproduziert; der Artikulationsort (alveolar) bleibt mit rom. /d/ erhalten. 4 6 9 Hisp.-ar. /a/ wird auch sp. pg. /a/, da Idl die 5imäla verhindert (cf. C o r r A A L R , 37 Nr. 4). Geminiertes ar. /b/ wird im Romanischen regelmäßig vereinfacht und zu apg. asp. /b/ ([ß]) oder /v/ (cf. SteigerContr, 107 und 110). Im Portugiesischen setzt sich in diesem Fall sowohl die bilabiale als auch die labiodentale Lösung durch; im Spanischen bleibt mit dem Zusammenfall von Ibl und Ivl gegen Beginn des 16. Jh. nur die bilabiale Variante - zunächst noch mit beiden Graphemen < b > und erhalten (siehe dazu MenendezPidalGram, 114, Metzeltin 1979, 2 und 21). Das epenthetische Irl, das die heute noch gebräuchlichen portugiesischen Formen zeigen, ist kein Einzelfall, sondern gehört in eine ganze Reihe von portugiesischen Beispielen, in denen eine solche Epenthese mit Sonoranten und besonders häufig mit Irl stattgefunden hat. 4 7 0 In den iberoromanischen Sprachen wird der Arabismus zunächst in der etymologischen Bedeutung Türriegel' verwendet: Lat. pessulus bzw. pessulum 'Riegel' ist die häufigste Angabe in den alten portugiesischen und spanischen Wörterbüchern; 4 7 1 daneben sind lat. obex (Pereira 1647, s.v. Aldrava) und repagulum472 zu finden, die beide dasselbe bedeuten. Alcalä (1505, 97 II, 5) nennt sp. pestillo als Synonym zu aldaba. Im Laufe der Zeit dehnt sich jedoch die Anwendung des Lexems metonymisch auf den Türklopfer und Türdrücker aus: In Oudin (1616) erscheint neben der etymologischen Hauptbedeutung 'Riegel' auch 'Türklopfer' als gelegentliche Nebenbedeutung im Spanischen: «le verrouil d'vne porte, le locquet, & quelquefois se prend pour le marteau ä frapper la porte, vn fer de cadenas» (s. v. Aldaua).473 Der Gebrauch verlagert sich

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CorrAALR, 65). Die Möglichkeit eines innerromanischen Hyperkorrektismus den arabischen Artikel betreffend zieht Steiger jedoch in Fällen von rom. /aid/ aus initialem ar. /d/ und assimiliertem Artikel in Betracht (cf. CorrSketch, 67 Nr. 96). Siehe dazu auch das Kapitel rabad. Einen Fall von rom. /lt/ wie in sp. altaba, das im Libro del Buen Amor (1330-43) erscheint, erklärt Steiger als eine andere mögliche romanische Fortsetzung des durch den Artikel geminierten emphatischen hisp.-ar. /d/ (SteigerContr, 161). Siehe CorrSketch, 71 und Williams (1962, 110); in Kiesler (1994, Nr. 55) sind dafür mehrere Beispiele zu finden. Nebrija (1492, s. v. pessulum, 1495, 1516, s. v. aldaba (depuerta)), Cardoso (1570, s.v. Aldraua), Barbosa (1611, s.v. Aldraua), Covarr (1611, s.v. aldaba) und Pereira (1647, s.v. Aldrava). Nebrija (1495, 1516, s.v. aldaba (de puerta)) und Covarr (1611, s.v. aldaba). Cf. Percivale (1599, zitiert in TL, s. v. aldaba): «the ring or hammer of a barre, a bolt». Siehe auch DCECH und Walsh (1967, 76).

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dann zu einer größeren Gewichtung der neuen Bedeutung: Aut (und in der Folge auch TerrPan 1786 und Canes 1787) gibt als erste Bedeutung 'Türklopfer' an und erst als zweite die etymologische Bedeutung. Auch im heutigen Sprachgebrauch ist 'Türklopfer' die Hauptbedeutung, und in vielen modernen Wörterbüchern wird 'Riegel' erst an zweiter Stelle genannt, wobei verschiedene Arten sowohl von Tür- als auch von Fensterriegeln gemeint sein können (siehe DLE, GDLE, Moliner). 474 Für das Portugiesische fügt Bluteau/MorSil (1789, s.v. aldrava) zur ersten, etymologischen die neue Bedeutung hinzu: «Pega de bater äs portas, pendente nellas» (cf. auch Sousa 1789, s.v. aldrava)·, im DLP (1793) ist 'Türklopfer' die Haupt-, 'Riegel' die zweite Bedeutung von aldrava,475 Im modernen Portugiesisch sind nach wie vor beide Anwendungen vorhanden: aldrava/aldraba kann sich auf einen Türdrücker oder -klopfer ebenso beziehen wie auf einen Tür- oder Fensterriegel: «1. Tranqueta de metal com que se fecha a porta, com dispositivo que permite abrir e fechar por fora. 2. Tranca de porta, para escorar portas e janelas. 3. Argola ou maga de metal com que se bate äs portas, chamando a atengäo de quem estä dentro; batente» (Aur, s.v. aldrava). Die Entwicklung dieser Polysemie im Spanischen und Portugiesischen ist leicht nachzuvollziehen. Bei den drei Gegenständen, die mit dem Arabismus bezeichnet werden können - Türriegel, -klopfer und -drücker - , handelt es sich um funktionale Elemente der Haustür, die untereinander gewisse Ähnlichkeiten (Material; Stelle und Art der Befestigung etc.) aufweisen und deren Aufgabe und Handhabung sich zum Teil überschneiden. Im alltäglichen Sprachgebrauch können sie daher leicht vermengt werden. Der Weg vom 'Riegel' zum 'Türklopfer' verläuft vermutlich über den außen an der Tür befindlichen Ring oder Knauf, mit dem man beim Verlassen des Hauses die Tür schließt. Er dient außerhalb des Hauses einem vergleichbaren Zweck wie der Türriegel innerhalb des Hauses, insbesondere dann, wenn man mit seiner Hilfe auch den Riegel an der Innenseite der Tür bedienen kann. Ist das Metallteil an der Außenseite 474

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Während der Diminutiv aldabilla eine bestimmte Art von Riegel bezeichnet, beziehen sich die meisten anderen der zahlreichen spanischen Derivationen auf die Bedeutung 'Türklopfer'; ζ. B.: «Aldabada, el golpe que se da con la aldaba» (Covarr 1611, s.v.), «aldabear. Golpear repetidamente con la aldaba» (Moliner, s. v.). Die semantische Entwicklung des Arabismus in Kombination mit dem epenthetischen Irl in den moderneren portugiesischen Varianten veranlasst Sousa (1789, s. v. aldrava) dazu, ar. daraba, 'schlagen', als Etymon anzunehmen, «daraba bater com ferro em huma porta; dar pancadas». Darin folgt ihm das DLP (1793); ebenso Guerreiro Beatriz (1962, 519) ungeachtet der älteren portugiesischen und der spanischen Varianten: «Aldraba. Vejo esta palavra liada a ad-dabba [...]; afigura-se-me mais lögica a sua relagäo com darab: bater, tal como alfaiate com khaiat: coser».

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der Tür frei beweglich, kann es gleichzeitig als Türklopfer benutzt werden 4 7 6 Neben ihrer ähnlichen praktischen Aufgabe kommt diesen Gegenständen oftmals auch die gleiche dekorative Funktion zu: Türklopfer, Türdrücker und die metallenen Beschläge der Schließvorrichtung sind der einzige Fassadenschmuck in den Städten von al-Andalus 477 und meist auch in den mittelalterlichen Städten des christlichen Iberien, bevor sich dort in der Renaissance die dekorative Ausgestaltung der gesamten Hausfassade durchsetzt. 478 Die von den Christen im mittelalterlichen Iberien verwendeten, oft kunstvoll gearbeiteten Türklopfer und -drücker sind dem hispanoislamischen Einfluss in Kunsthandwerk und Hausbau zuzurechnen (cf. z.B. Lautensach 1960, 45). Im Katalanischen existiert die Form balda, die 1309 zum ersten Mal schriftlich belegt ist; bald tauchen auch zwei Varianten auf: bal la, durch Assimilation von /d/, und baula, das daraus entstanden ist (DEC, s.v. balda) und heute noch im balearischen Dialekt verwendet wird (Coromines 1977, 136). Das Lexem ist von Beginn an in häufigem Gebrauch; in den alten katalanischen Wörterbüchern wird es regelmäßig erwähnt 479 und bezeichnet darin - wie der spanische und portugiesische Arabismus - einen Riegel für Türen und Fenster: «balda. pesulus.i. repagulum. i» (Nebrija/Busa 1507, 175a), «balda. Sera» (Esteve 1489, 99a). Im modernen Sprachgebrauch hat sich auch für kat. balda die Bedeutung auf 'Türklopfer' 480 476

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Siehe auch das DLP (1793) über die Funktionen einer aldrava: «se prega nas portas para bater, ou para pegar della, quando se querem cerrar» und Eguilaz, 147 über die aldaba: «Sortija que habia en las puertas de los moriscos para tirar de ella, sirviendo ä la vez de llamador»; cf. auch Maillo Saigado (1991, 90). Im DHRAE wird die Bedeutung «pieza, generalmente de hierro ο bronce, que se pone a las puertas para llamar golpeando con ella, ο para cerrarlas tirando de ella» unter eine zweite Definition von aldaba subsumiert, nämlich «sentido general de asidero». Unter diesen Oberbegriff fallen noch weitere Arten von Griffen zum Halten oder Befestigen, die aldaba bezeichnen kann, darunter auch der Mauerring, an dem Pferdegespanne festgebunden werden, sowie die übertragene Bedeutung «influencia, amigo ο protector con que se cuenta para conseguir algo» (ib.). Zu Hausfassade und Eingangstür in hispanoislamischen Städten siehe im ersten, kulturhistorischen Teil Kapitel 1.2.1.1. Siehe dazu Kapitel 2.2.2.1 im kulturhistorischen Teil. Esteve (1489, 99a), Nebrija/Busa (1507, 175a), Pou (1580, 8r), Torra (1653, s.v.), Lacavalleria (1696, s.v.) und Ros (1764, 33) nennen balda; Angles valda (s.v. Repagulum) und baldö (s. v. Pessulus); die zuletzt genannte Form verwendet auch Lacavalleria (1696, s. v.). Noch Ros (1764,19s.) nennt als valencianische Entsprechung zu sp. aldaba in der Bedeutung 'Türklopfer' nur «anella de porta» und «tocadör de porta». AlcMoll und das DCECH geben den Gebrauch von balda für 'Türklopfer' nicht für das

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erweitert: «1. Pega de fusta, de ferro, etc., que, girant sobre un eix, encaixa amb un nas i serveix per a fixar una porta, una finestra, etc. 2. Picaporta» (DLC), «(Tür-, Fenster-)Riegel. Türklopfer» (LKD). 4 8 1 Hisp.-ar. dabba kann auch das Etymon von kat. balda sein. Coromines jedoch spricht sich im D E C (s. v. balda) gegen das noch im DCECH (s. v. aldaba) genannte arabische Etymon aus und schlägt stattdessen eine indoeuropäische Form vor, die auch in anderen, besonders den germanischen Sprachen zu ähnlichen Formen mit verwandter Bedeutung geführt hat: «tot coincideix a indicar que l'indoeuropeu tingue en moltes de les seves families i especialment en les del centre d'Europa, una arrel BHELD- ( ~ B H O L D - ~ B H L D - ) en el sentit de 'trucar, fer soroll', que en diversos llocs s'especialitzava en el sentit 'trucar amb picaporta ο balda' i per tant acabava per designar la balda mateixa de trucar ο de tancar»482 (DEC, s. v. balda 580a; cf. auch Lokotsch, Nr. 202).

Zu berücksichtigen wäre in diesem Fall allerdings, dass die erste Bedeutung von kat. balda 'Riegel' ist und die Bedeutungsvariante 'Türklopfer' - die die Beziehung zwischen dem Lehnwort und der Grundbedeutung 'klopfen' der indoeuropäischen Wurzel herstellt - erst lange Zeit nach der Aufnahme des Lexems ins Katalanische hinzukommt. Diese semantische Entwicklung im Katalanischen müsste also unabhängig vom Etymon und seiner Bedeutung stattgefunden haben. Die späte semantische Parallele zwischen dem katalanischen Lexem und der indoeuropäischen Wurzel muss zwar aufgrund der oben erwähnten Ähnlichkeiten zwischen den beiden bezeichneten Objekten nicht überraschen; dennoch handelt es sich um eine unabhängig entstandene und mithin zufällige Koinzidenz. Unter semantischen Gesichtspunkten wäre daher ar. dabba als Etymon eher geeignet. 483 Die von Coromines geäußerten Zweifel hinsichtlich dieser Etymologie gründen sich auf die Art und Weise der phonetischen Übernahme. Aus ar. dabba müsste bereits im Hispanoarabischen durch Metathese die Form *badda entstanden sein, aus der dann durch den häufigen Wandel von hisp.-ar. /d/ zu rom. /ld/ kat. balda geworden wäre. Während Coromines (1977, 137) diese Möglichkeit noch für nicht ganz ausgeschlossen hält, denn «es una matätesi sui generis [...]. En ärab vulgar hi ha exemples d'aquesta mena de metätesi», lehnt er sie im D E C aufgrund der «insuperable barrera fonetica» (s. v. balda 579b) ab. Zu den Argumenten, die Coromines gegen die arabische Etymologie anführt, gehört der

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ganze katalanische Sprachgebiet an: «Segarra, Urgell, Priorat, Castellö, Xätiva» (AlcMoll, s. v. balda), «cat. occid.» (DCECH, s. v. aldaba). Auf beide Bedeutungsvarianten beziehen sich auch die Derivationen, die sich zu kat. balda gebildet haben (cf. DLC, LKD, Fabra, Moll). Balda hat sich auch nach Aragon ausgebreitet, wo es das Gleiche bedeutet wie kat. balda (Coromines 1977, 136; Moliner, s.v. balda2). Hierzu gehören ζ. B. auch Bolzen im Deutschen und bolt im Englischen. Cf. auch CorrDAI, s.v. baldai. Corriente (CorrDAI, s.v. lloba) denkt auch bei kat. lloba und sp. [cerradura ο llave de] loba, «cierto tipo de aldaba» (ib.), an dieses Etymon.

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Einwand, dass für eine solche Metathese kein Beleg zu finden sei und dass ein auf diese Weise entstandenes kat. balda im Iberoromanischen isoliert steht, da es keine Überschneidungen mit dem Portugiesischen und Spanischen gibt (DEC, s.v. balda 581a). Diese Argumente sind jedoch kein hinreichender Grund gegen dieses Etymon. Auch Coromines' Ansicht, es handele sich um eine ungewöhnliche Metathese, wenn ursprünglich geminierte Konsonanten beim Positionswechsel vereinfacht werden und umgekehrt (ib.), ist zu widersprechen, denn der hispanoarabische Dialekt zeigt immer wieder derartige Metathesen (siehe C o r r A A L R , 68), die auch deshalb gerade auf diese Weise verlaufen, weil nur so die Silbenstruktur aufrecht erhalten und das morphologische Paradigma nicht verlassen wird. D a keine der beiden Alternativen für sich genommen ohne Probleme ist, wäre auch ein Zusammenspiel zwischen der hispanoarabischen und einer alten indoeuropäischen Form als sich gegenseitig beeinflussende etymologische Impulse denkbar. Auf der Grundlage einer im Sprachgebiet bereits bekannten indoeuropäischen Form könnte sich auch eine nur gelegentlich auftretende und ähnlich lautende hispanoarabische Metathese im Katalanischen lexikalisiert haben, während sie in anderen Sprachen - ohne ein solches Substrat - untergeht, ohne Spuren zu hinterlassen. hilqa Die Grundbedeutung des klassisch-arabischen Substantivs halq ist «garganta, laringe, fauces, gaznate» (CorrDAE). Das Substantiv ist auch der masdar des Verbs I halaqa «rasieren; abrasieren» (Wehr) und «alcanzar en la garganta» (CorrDAE). Ein weiteres Substantiv der klassisch-arabischen Wurzel Ahlq ist halqa: Es ist nicht nur das nomen unitatis des Verbalsubstantivs halq mit der Bedeutung «a single act of shaving» (Lane), sondern bezeichnet auch - mit den Pluralen halaqät und halaq - einen Ring oder einen ringförmigen Gegenstand sowie ζ. B. einen Kreis von Menschen: «kullu sai'ini stadära ka-halqati l-hadldi wa-l-fiddati wa-d-dahabi, wa-kadälika huwa fi n-näsi» (Lisän), «a ring; i. e. anything circular, as a halqa of iron, and of silver, and of gold; [...] and a halqa of people; [...] in this last instance meaning a ring of people» (Lane). Zu den ringförmigen Gegenständen gehören auch ein «Glied (einer Kette); Kreis; Kringel; (runde) Scheibe» (Wehr). Im Besonderen bedeutet halqa ebenso wie die Form halaqaA%4 'Türring, Türklopfer': «the halqa of a door» (Lane), «anneau de la porte (avec lequel on frappe)» (BibKaz). 4 8 5 484 485

Siehe Lisän: «halqatu 1-bäbi wa-halaqatuhü». Weitere Formen der Wurzel sind die denominalen Verben II «in der Luft kreisen, [...]; runden, kreis-, ringförmig machen; rings umgeben, einkreisen» (Wehr) und V «formar un circulo, sentarse en derredor. tener un cerco ο halo» (CorrDAE). Die Bedeutungen anderer Substantive oder Adjektive der Wurzel haben mit 'Kehle' und 'Rasur' zu tun: haiig «pelon; raso» (CorrDAE), halläq «Barbier, Friseur» (Wehr), huläq und haulaq «dolor de garganta» (CorrDAE) etc. 256

Im Hispanoarabischen gibt es ebenfalls die Form halqa; hier dominiert jedoch die Vokalisierung mit kasra, hilqa, das somit eines von mehreren Beispielen für die Dissimilation /a-a/ > /i-a/ im hispanoarabischen Dialekt ist (cf. CorrAALR, 67s.). Auch die dialektale Bedeutung ist 'Kreis' und 'Ring', 486 vor allem aber 'Türring': Der Vocabulista übersetzt «anulus porte» 487 (VocSchia II, s. v.) sowohl mit halqa als auch mit hilqa·, als arabisches Lemma verwendet er nur die Form hilqa (VocSchia I, s. v.). Als hispanoarabische Entsprechung zu sp. argolla führt Alcalä (1505, 104 II, 25) ebenfalls «hflca» auf; an anderer Stelle nennt er - hier auch mit dem Diminutiv «hllca aldaba, huläyca aldabita» (Arte, 29, 11-12). 488 Auch im modernen marokkanischen Dialekt bezeichnet halqa neben anderen Arten von Ringen und Kreisen 489 einen «anneau de porte, heurtoir» (DCMar, cf. DAF). Arabismen Die hispanoarabische Form ist das Etymon des spanischen Arabismus alhelga oder helga. Beide Varianten mit und ohne den agglutinierten arabischen Artikel existieren gleichzeitig. Die erste schriftliche Dokumentation findet sich erst 1585490 bei LopTam (DCECH, s. v. helga), der sowohl alhelga als auch helga als Arabismus aufführt (1585, 239 und 249). Auch die nachfolgenden Wörterbücher nennen beide Formen;491 im 18. Jh. scheint alhelga jedoch bereits nicht mehr gebräuchlich zu sein: Aut beruft sich für die Bedeutung auf die Informationen von LopTam (1585) und Covarr 486

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Siehe dazu das Glossarium, das unter den lateinischen Lemmata «anolum» und «armilla» halqa und unter «ciclus» und «circulus» hilqa nennt (GlossSeyb, s.v.). Cf. VocCorr, s. v. ~Jhlq: «aldaba ο tirador». Dialektale Pluralformen von hilqa sind hilaq (VocSchia II, s. v. Anulus porte) und hiläq (CorrDAA, s. v. >Ihlq; siehe dort auch für weitere hispanoarabische Quellen), in Alcaläs Umschrift «hiläq» (104 II, 25). Zusätzlich zu 'Ring, Türring' hat hilqa im Dialekt auch die Bedeutung 'Fingerhut', so in Alcalä: «dedil ο dedal» (190 II, 3) und «dedal para coser» (190 II, 5); siehe auch im Vocabulista·. «[digitale] hilqata l-hiyätah» (VocSchia II, s. v.) und DozySuppl, s. v. Ihlq. Andere für den hispanoarabischen Dialekt belegte Formen beziehen sich auf die Bedeutungen 'Kehle' und 'Rasur' (siehe GlosCorr und VocCorr, s. v. ~ gal. pg. Iii sowie Liquidentausch: alferga, das als Fachbezeichnung im Schneiderhandwerk die etymologische Bedeutung 'Fingerhut' (siehe Anm. 488) behalten hat. Cf. CorrDAI, s. v. alferga, Machado VP, s. v. alferga, SteigerContr, 257 sowie insbesondere Steiger (1948-49, 50s.), der auch ein asp.falca auf die Form halqa zurückführt. Corriente nennt hisp.-ar. hilqa auch als Etymon des in Andalusien gebräuchlichen adelga mit der Bedeutung «anillo de hierro con dos piernas aguzadas que se clavan juntas y se revitan abiertas, en el mismo madero, por el lado opuesto» (AlcVen, s. v.), das «con Idl disimilatoria» (CorrDAI, s. v. adelga) entlehnt ist.

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alhelga), «armella de una cerradura de puerta, &c. la pieza en que entra el pasador para cerrar» (TerrPan 1786, s. v. alhelga).497 Für den semantischen Unterschied zwischen Etymon und Arabismus können ähnliche außersprachliche Motive vorausgesetzt werden wie im Fall von sp. aldaba, pg. aldrava/aldraba:498 Bei dem mit hisp.-ar. hilqa bezeichneten Türring und bei dem Gegenstand, auf den sich sp. alhelga bezieht, handelt es sich um Teile der Haustür, die aufgrund ihrer Ähnlichkeiten in Form (rund, ringförmig), Material (Metall) und Funktion (Teil des Schließmechanismus der Haustür) in der Rede miteinander verwechselt werden können, zumal davon auszugehen ist, dass diese Gegenstände normalerweise nicht sehr häufig Inhalt gemeinsprachlicher Äußerungen sind. Dies trifft in besonderem Maße auf den Ring zu, durch den der Riegel beim Verschließen der Tür geführt wird: Für dieses kleine Teil der aus mehreren Elementen bestehenden Schließvorrichtung haben die Sprecher möglicherweise keine eindeutige Bezeichnung; diese Lücke schließt nun alhelga. So entgeht alhelga zunächst auch seiner Verdrängung aus dem Lexikon, denn ein unmittelbarer sprachlicher Auslöser für die semantische Verschiebung kann in der Existenz des anderen, älteren Arabismus, mit dem man einen Türring bezeichnen kann - sp. aldaba - gesehen werden. 'amüd, 'imäd Das klassisch-arabische Verb I, 'amada, trägt die Grundbedeutung der Wurzel Λl'md: «stützen, unterstützen, abstützen» (Wehr), «sostener. apoyar» (CorrDAE), «to prop up, to stay a. th. upon columns» (Hava); ähnlich werden auch die Verben II 4 9 9 und IV verwendet. Davon abgeleitet, hat der I. Stamm mehrere übertragene Bedeutungen: «aguantar» (CorrDAE) sowie «beabsichtigen; sich begeben; herantreten» (Wehr). 500 Mit der Grundbe497

498 499

500

Die Form helga hat ein Homonym mit der Bedeutung «the hollownesse or gaping of teeth» (Percivale 1623, zitiert in TL, s.v. alhelga), zu dem auch das Adjektiv helgado, «que tiene los dientes ralos y desiguales» (Moliner, ebenso Oudin 1616 und Aut, s. v.), und das Substantiv helgadura, «1. Espacio que hay entre diente y diente. 2. Desigualdad de los dientes» (Moliner, s. v.), gehören. Dieses Homonym wird in den alten Wörterbüchern meist wie eine weitere Bedeutung des Arabismus behandelt: «c'est aussi l'ouuerture & espace qu'il y a entre les dents» (Oudin 1616, s. v. Alhelga), «segun algunos, es tambien la distancia que hai de un diente ä otro, cuando estän mui separados» (TerrPan 1786, s. v. alhelga). Rosal (1601, s. v. Helga) leitet beide Homonyme vom gleichen arabischen Etymon hilqa ab. Das zu dem Arabismus homonyme sp. helga ist jedoch romanischen Ursprungs, siehe dazu DCECH, s. v. helgado. Zu diesem Arabismus siehe das Kapitel dabba. Das Verb II bedeutet außerdem «taufen» (Wehr), «he baptized him» (Lane). Auf diese isolierte Bedeutung, «held by some to be of Arabic origin, but by others, of Syriac» (Lane), beziehen sich weitere Formen der Wurzel V'wrf, so ζ. B. 'imäd «bautizo; bautismo» (CorrDAE) und ma'müdTya «Taufe; Taufbecken» (Wehr). Der V. Stamm bedeutet ebenfalls «beabsichtigen, absichtlich tun» (Wehr); die Verbalsubstantive (masdars) von I, 'amd, und V bezeichnen entsprechend eine

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deutung hängen semantisch weitere Verben zusammen, so der VI. Stamm, «im rechten Winkel zueinander stehen» (Wehr), und das Verb VIII, «I leaned, reclined, bore, or rested, upon the thing» (Lane), «sich lehnen, sich stützen» (Wehr); dieses Verb hat auch die übertragenen abstrakten Bedeutungen «beruhen auf; sich verlassen auf» (ib.). Das Substantiv "amid (PI. 'umada) bezeichnet einen «sosten, soporte» (CorrDAE); die Form 'umda bedeutet «sosten, apoyo» (ib.), «a thing by which another thing is stayed, propped, or supported» (Lane). Auf konkrete architektonische Elemente, mit deren Hilfe etwas abgestützt oder aufgerichtet wird, bezieht sich das Substantiv 'imäd (PI. 'amad): «al-'imädu: mä 'uqlma bihi» (Ibn Slda, II 27a), «columna, palus tentorii» (Freytag), «pole of a tent. Column, pillar» (Hava), 501 «Stütze; Träger, Pfosten, Pfeiler; Säule; Mast» (Wehr). 502 Ganz ähnliche Bedeutungen hat auch das Substantiv 'amüd (PI. 'amad, 'umud und 'a'mida), das verschiedene senkrecht stehende Gegenstände bezeichnen kann: «a column, or pillar, of a house or the like [...] And a perpendicular» (Lane), «ligne verticale, perpendiculaire» (BibKaz); so kann 'amüd auch auf einen Stock, einen Zeltpfosten oder einen Metallstab angewandt werden: «wa-l-'amüdu: al-'asä [...] wa-1'amüdu: al-hasabatu l-qä'imatu fi wasati 1-hibä'i f...] wa-l-'amüdu: qadlbu l-hadidi» (Lisän; siehe auch Ibn Slda, II 27a). 503 Im hispanoarabischen Dialekt ist ebenfalls das Substantiv 'imäd belegt: Im Vocabulista erscheint «'imäd Columna» (VocSchia I, s. v.) bzw. «columpna lapidea» (VocSchia II, s.v.). Auch eamüd ist im Hispanoarabischen vorhanden. Alcalä (1505) verwendet das Substantiv in der gleichen Bedeutung wie 'imäd, indem er «aämüd [PL] aämed» für «coluna» (149 I, 31) aufnimmt. Abgesehen von 'Säule' oder 'Pfeiler' - worin hisp.-ar. 'amüd dem klassischen Arabisch entspricht - ist das Lexem dialektal besonders häufig als Bezeichnung für einen Riegel belegt: Alcalä nennt «aämüd [PL] aämida» 5 0 4 für «cerrojo cerradura» (167 I, 11); der Vocabulista übersetzt lat. vectis (VocSchia II, s.v.) 505 mit 'amüd. Auch das Glossarium führt das

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«Absicht; Vorsatz» (Wehr), «propösito, intention; resolution, deliberation; determination» (CorrDAE). Auf der Grundlage der Bedeutung 'Zeltstange, -pfosten' haben sich mehrere metaphorische Wendungen mit 'imäd gebildet: tawll al-'imäd «receiving many guests» (Hava), raft al-'imäd «noble» (ib.) und 'ahl al-'imäd «migratory tribes» (ib.). Darüber hinaus hat 'imad auch übertragene abstrakte Bedeutungen: «fiducia» (Freytag), 'Zuversicht; Vertrauen; Verlass', und «soutien, appui» (BibKaz). Metaphorisch wird 'amüd auch auf einen «chief of a party; head of the family» (Hava) angewandt; ähnlich auch das Substantiv 'amid: «jefe. cabeza. decano. comandante. capitän de navio» (CorrDAE). Den verschiedenen Pluralformen, die Alcalä unter «coluna» und «cerrojo cerradura» nennt, entsprechen im klassischen Arabisch 'amad und 'a'mida. Cf. VocCorr, s. v. *J'md: «tranca ο barra».

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Lexem - allerdings mit damma vokalisiert: 'umüd - unter den Lemmata «sera» und «uectis sera» (GlossSeyb, s.v.) auf, wo in beiden Fällen auch hisp.-ar. dabba506 erscheint, das ebenfalls einen Riegel bezeichnet. 507 Arabismen 1) Im Spanischen ist hisp.-ar. 'amüd entlehnt. Neben der Form alamud, die stets von den alten Wörterbüchern angegeben wird, 508 ist mit alamut (DHRAE, s.v. alamud, Maillo Saigado 1991, 210) eine weitere, seltenere Variante vorhanden. Der erste schriftliche Beleg für den Arabismus ist Ende des 13. Jh. 509 zu finden (DHRAE). Heute ist das Lexem nicht mehr gebräuchlich; im DHRAE enden die Textquellen im 17. Jh. Phonetisch ist hisp.-ar. 'amüd leicht als Etymon von alamud zu identifizieren. Die Akzente der arabischen und der mit agglutiniertem Artikel entlehnten spanischen Form stimmen überein (cf. CorrAALR, 63). Ar. ΓΙ fällt in dieser Position für gewöhnlich aus, ohne Spuren zu hinterlassen (cf. SteigerContr, 280s.). 510 Die Variante alamut beruht auf der Tendenz des Altspanischen, auslautendes /d/ zu entsonorisieren, was sich in einer häufigen Alternanz der Grapheme und in finaler Position niederschlägt (siehe dazu Metzeltin 1979, 6; cf. auch Alonso 1955, 73ss.).511 Auch semantisch entspricht der Arabismus seinem hispanoarabischen Etymon, denn er hat die Bedeutung 'Riegel', die für 'amüd dialektal belegt ist, 506 507

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Siehe dazu das Kapitel dabba. Für den marokkanischen Dialekt ist diese Bedeutung nicht zu finden, siehe DCMar und DAF. Im Hispanoarabischen wird 'amüd außer auf einen Riegel auch als Bezeichnung für einen Teil der Armbrust verwendet: «curuena de ballesta aämud aämlda» (Alcalä 1505, 164 I, 13), «'amüd Columda baliste» (VocSchia I, s. v.), «stock of a cross-bow» (CorrDAA, s. v. •J'md). Zusätzlich sind im hispanoarabischen Dialekt Formen der Wurzel vorhanden, die sich auf die Taufe beziehen, siehe dazu DozySuppl. Dies sind Guillen (1475, 85D21), LopTam (1585, 240), Rosal (1601), Covarr (1611), Oudin (1616, 1627), Franciosini (1620), Aut und TerrPan (1786). Nebrija nimmt alamud nicht auf. In dieser Quelle aus der Zeit um 1293, die das D H R A E (s.v. alamud) zitiert, erscheint die Form almud, bei der es sich jedoch anscheinend um eine fehlerhafte Orthographie des Autors handelt; in der nächsten Quelle aus dem Jahr 1303 ist dann alamud zu finden. In der Form almud ist noch ein anderer Arabismus vorhanden: sp. almud - und ebenso pg. almude, kat. almud - , das von der arabischen Maßeinheit al-mudd entlehnt ist und eine «medida de capacidad para äridos» (Moliner) bezeichnet; siehe dazu DCECH, s. v. almud. Zum Verlust von Π bereits in den niedrigen Registern des Hispanoarabischen siehe CorrSketch, 56 und CorrAALR, 57s.; cf. auch SteigerContr, 275ss. Zu Fällen von Entsonorisierung von finalem ar. /d/ schon im hispanoarabischen Dialekt siehe SteigerContr, 134s., CorrSketch, 38s. und CorrAALR, 46. 261

übernommen 5 1 2 und während der Zeit seines Gebrauchs beibehalten: «Alamud. Es cerrojo» (LopTam 1585, 240), «le verrouil d'vne porte» (Oudin 1616, s.v. Alamud), «chiauistello della porta» (Franciosini 1620, s. v. alamud), «especie de cerrojo, ό passador piano, y quadrado, que sirve para cerrar las puertas y ventänas» (Aut, s.v. alamud).513 Alamud gehört somit zu mehreren Lexemen, die aus dem Hispanoarabischen entlehnt worden sind, um damit Teile der Haustür - Riegel, Türring oder -klopfer - zu bezeichnen. Die Gründe dafür sind in den kulturhistorischen Umständen zu suchen: die Haustüren hispanoislamischer Stadthäuser sind charakteristischerweise, wenn der Lebensstandard der Bewohner es erlaubt, mit Metallbeschlägen verziert und mit kunstvoll gearbeiteten Klopfern und Schließvorrichtungen versehen; gleichzeitig ist dies der einzige Schmuck, den die Außenfassade des hispanoislamischen Wohnhauses zeigt. 514 Diese Art der Gestaltung von Haustüren beeinflusst auch die iberischen Christen, die bestimmte Schließmechanismen oder dekorative Elemente übernehmen; in manchen Fällen wird dann zusammen mit dem neuen Gegenstand auch dessen arabische Bezeichnung entlehnt. 2) Auch das Substantiv hisp.-ar. 'imäd hat das Spanische übernommen. Mit agglutiniertem Artikel ist daraus die Form arimez entstanden, die erst 1547 schriftlich belegt ist (DCECH, s.v., LexAlarifes, s.v.). In den alten Wörterbüchern ist das Lexem nicht zu finden. Der Akzent des Lehnwortes ist der gleiche wie beim Etymon (cf. CorrA A L R , 63); das akzenttragende hisp.-ar. /ä/ wird aufgrund der 'imäla von den romanischen Sprechern dem eigenen Phonem sp. /e/ zugerechnet und so übernommen (siehe die Beispiele in SteigerContr, 327ss.). Ar. IV wird hier zu sp. Irl, was zwar beim agglutinierten Artikel laut Corominas (DCECH) nur aufgrund von Dissimilation geschieht; 515 im vorliegenden 512

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514 515

Diese Bedeutung hat der Arabismus auch in der ersten Quelle, in der er in der Form almud erscheint. Das DHRAE führt diese Quelle von 1293 jedoch fälschlich noch ein weiteres Mal als Beleg für den bereits erwähnten Arabismus sp. almud (siehe Anm. 509) unter der Bedeutung «recipiente de madera utilizado para dicha unidad de medida» (DHRAE, s. v. almud) auf, obwohl in dem Text unzweifelhaft von einem Türriegel die Rede ist. Dem entsprechen auch die Definitionen des veralteten Arabismus in den modernen Wörterbüchern: «Barra de hierro, de base cuadrada ο rectangular, que servia de pasador ο cerrojo para asegurar puertas y ventanas» (DRAE, DHRAE), «(Schub)Riegel» (SGI). Siehe dazu Kapitel 1.2.1.1 im kulturhistorischen Teil. «No es regular el cambio de -/- en -r-\ deberia esperarse *alimez; en la I del articulo ärabe solo se produce este cambio por disimilacion (argolla, [...]) ο por influjo de otra palabra (arcaduz)» (DCECH, s. v. arimez).

262

Fall wird dieser Liquidentausch 516 aber möglicherweise durch das bei der Entlehnung ausfallende Π vor Ν ausgelöst. Die Graphie von etymologischem finalem /d/ als - das hier beibehalten wird, bis sich die moderne Artikulation als sp. /Θ/ durchsetzt - kommt im Altspanischen häufig vor und ist noch bis ins 16. Jh. zu finden;517 sie lässt sich durch die schon frühe Spirantisierung von finalem asp. /d/ erklären (siehe Alonso 1955, 73ss.).518 Ebenfalls denkbar ist, dass, ähnlich wie es im heutigen marokkanischen Dialekt zu beobachten ist, hisp.-ar. [t] aspiriert oder affrikatisiert wird; dieses wäre durch die Entsonorisierung des finalen hisp.-ar. /d/ entstanden und im Romanischen durch einen Affrikat oder Frikativ wiedergegeben worden. Möglich ist auch, dass bei der Entstehung der Endung des Substantivs im Spanischen der Einfluss des gleich lautenden und in der Graphie identischen Wortbildungsmorphems eine Rolle spielt (siehe dazu Garcia de Diego 1970, 265, Metzeltin 1979, 28; cf. auch Lloyd 1987, 262). Bei sp. arimez handelt es sich um eine fachsprachliche Bezeichnung aus dem Bereich der Architektur. Sie wird auf Mauerabsätze oder -vorsprünge und andere Bauelemente, die aus der Hausfassade hervortreten, angewandt. Diese haben entweder statische oder rein dekorative Funktion: «Resalto ο banda de refuerzo ο adorno en el exterior de un edificio» (Moliner), «sosten, resalto, cornisa» (GDLE). Der wesentliche semantische Inhalt des Etymons Hmäd, nämlich die Bezeichnung einer architektonischen Stütze, bleibt damit als eines von mehreren definierenden Merkmalen erhalten. Ursprünglich allerdings scheint das Lehnwort ein anderes Bauelement bezeichnet zu haben, wie aus folgender Textstelle von Pedro Mexia (1547) hervorgeht: «casi en nuestro tiempo se quitaron los arimeces ο salidizos porque hacian las calles sombrias» (zit. in LexAlarifes). Hier ist offensichtlich von Hausteilen die Rede, die, um den Wohnraum zu vergrößern, so weit vorspringen, dass sie die Straße überragen und verdunkeln (cf. Eguilaz, 278). Da der Arabismus also zunächst ein Bauelement bezeichnet, das schon in der hispanoislamischen Architektur weit verbreitet ist, wäre es nahe liegend, dass auch das Etymon hisp.-ar. 'imäd bereits diese Bedeutung hat. 516 517

5,8

Zum Liquidentausch im Spanischen siehe MenendezPidalGram, 155s. und 199. Weitere Beispiele für diesen graphischen Wechsel siehe in MenendezPidalGram, 103; siehe auch Garcia de Diego (1970, 188). Zu weiteren Fällen von hisp.-ar. /d/ > nsp. /Θ/ aufgrund von frikativer Artikulation im Romanischen siehe auch CorDAI, 31, cf. auch das Kapitel matmüra. Eine Spirantisierung kann auch bereits bei der dialektalen Artikulation des Etymons vorhanden sein, denn im Hispanoarabischen sind Fälle zu beobachten, in denen /d/ durch /ö/, repräsentiert durch das Graphem däl, ersetzt wird oder umgekehrt. In niedrigen Registern ist der Zusammenfall beider Phoneme festzustellen (siehe CorrAALR, 46 und 49s.; CorrSketch, 37s. und 44s.).

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Die Aussage von Pedro Mexia liefert zugleich die Erklärung f ü r den Bedeutungswandel des Lexems: Im 16. Jh. werden solche Hausteile systematisch beseitigt; nach dem Verlust des bezeichneten Gegenstandes verlagert sich die Anwendung auf andere architektonische Elemente, die sich ebenfalls von der Fassade abheben, ihrerseits aber den architektonischen Ideen der Renaissance entsprechen. fasha Im klassischen Arabisch bedeutet das Verb I der Wurzel V/y/z in der Form fasaha «andar a grandes zancadas» (CorrDAE), «to make long strides» (Hava) sowie «Platz machen, Raum schaffen» (Wehr), «to make room» (Hava); diese zweite Bedeutung haben auch der II., IV. und V. Stamm. Intransitiv, in der Form fasuha, bedeutet das Verb I «it (a place) was, or became, spacious, roomy, wide, or ample» (Lane), «geräumig sein od. werden» (Wehr); ebenso der IV. Stamm. Die reflexiven Verben V und VII haben die Bedeutung «ensancharse, dilatarse, extenderse. ser ancho/dilatado» (CorrDAE). Das Substantiv fusha, das auch ein masdar von Verb I fasuha ist, bedeutet «spaciousness, roominess, width, or ampleness» (Lane), «Weite, Geräumigkeit; ausgedehnte, reiche Möglichkeiten; (zeitlicher) Spielraum; genug Zeit» (Wehr) sowie mit dem Plural fusah «freier od. leerer Raum; Ferien; Pause» (Wehr), «vacaciones. excursion; paseo» (CorrDAE). Mehrere weitere Formen entsprechen semantisch der Grundbedeutung dieses Substantivs. Hierzu gehört das mit fatha vokalisierte Substantiv fasha, das 'Weite' oder 'Ausdehnung' bedeutet: «al-fashatu: as-sa'atu» (Ibn Slda, III 149a; siehe auch DozySuppl); ähnlich auch zwei weitere masdars von fasuha: «al-fusähatu: as-sa'atu l-wäsi c atu fi l-'ardi» (Lisän) und fasaha, «ample scope» (Hava). In Ägypten ist das Substantiv fasaha in Gebrauch; es bezeichnet einen «Vorraum, Diele, Halle; [...] offener Platz zwischen Häusern; Hof» (Wehr; siehe auch DozySuppl), «vestibulo, entrada. plaza; explanada» (CorrDAE). Hava nennt auch ein feminines Substantiv faisahä «width of the steps». 519 Mehrere adjektivische Formen - fasih, fusäh, fusuh und fushum520 - werden in der Bedeutung «spacious, roomy, wide, or ample; applied to a place» (Lane), «ancho, espacioso, dilatado» (CorrDAE) verwendet.

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520

Ein weiteres Substantiv der Wurzel ist fash mit einer abgeleiteten konkreten Bedeutung: Es bezeichnet eine «lettre de sauf-conduit» (BibKaz), «litterae securitatis pro itinere suscipiendo» (Freytag), «salvoconducto» (CorrDAE). Dazu gehört das Verb I fasaha in der Bedeutung «dar salvoconducto» (CorrDAE), «to deliver to a. ο. (a safe-conduct)» (Hava). Zu dem seltenen arabischen Wortbildungsmorphem {um} siehe Fischer (1987, 36s. Anm. 5). 264

Für den hispanoarabischen Dialekt ist in Alcalä (1505) das Substantiv «fäzha [PI.] fazhät» belegt, das die Bedeutung «interualo de tiempo» (284 I, 21) hat. Die Form mit damma, «fuzha», gibt Alcalä für «abonanga de tiempo» (90 II, 34) an. Dazu gehört auch ein denominales Verb, «nifazgä adfagä fa?ä», dem er die Bedeutung «abonar el tiempo» (76, 8) gibt. 521 Angesichts der Bedeutung, die fusha im klassischen Arabisch hat und ebenso im Hinblick auf die Bedeutung, die Alcalä für hisp.-ar.fasha angibt, könnte man jedoch annehmen, dass Alcalä hier statt «abonar» und «abonanga» eigentlich abundar und abundancia meint, deren altspanische Formen abondar und abondanga lauten. Statt vom Wetter wäre dann auch bei der Form fusha, wie bei hisp.-ar. fasha, von der Zeit die Rede. Statt des Zeitbegriffs hat die Wurzel V/sA im Vocabulista die räumliche Weite zum Inhalt. Das Verb II nifassah hat hier die Bedeutung «dilatare», «hacer espacioso» (VocCorr, s.v. V/ϊ/ζ). Das Substantiv fusha522 nennt der Vocabulista in der Bedeutung 'freier Raum', 'Weite': «fushah Spacium» (VocSchia I, s.v.). 523 In der Bedeutung lat. spatiosus (VocSchia II, s.v.), «espacioso» (VocCorr, s.v. V/i/i), werden hier das Adjektiv fasih und das Partizip Passiv II mufassah verwendet. Arabismen Im Spanischen gibt es den Arabismus alfeizar mit den veralteten Varianten alfeygar und alfeyzar (LexAlarifes, s. v. alfeizar). Die ursprüngliche Form lautet jedoch alfeiza. Das hieraus gebildete Verb alfeizar ist noch in Aut (s.v. alfeiza) und TerrPan (1786, s.v. alfeiza und alfeizar) die einzige auf Irl auslautende Form. Als erster schriftlicher Beleg erscheint im D H R A E (s. v. alfeizar) eine Quelle von 1540; LexAlarifes (s.v. alfeizar) nennt für 1633 einen Textbeleg mit der Form «alfeycar». In den alten Wörterbüchern ist das Lexem nicht vor Aut zu finden.524

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Corriente ist bezüglich dieser Verbbedeutung folgender Ansicht: «parece que se han mezclado transitivo e intransitivo, II y V y se trata de un calco semäntico de 'despejarse, aclararse', pues en ärabe esta raiz no da dicho sentido» (AlcCorr, s. v. V/JÄ). Bezug nehmend auf diese Form des Substantivs im Vocabulista zweifelt Corriente an der Authentizität der in Alcalä neben fusha vorkommenden Vokalisierung mit fatha'. «prob, ha de leerse ό» (AlcCorr, s. v. yfsh). Auch im klassischen Arabisch sind jedoch beide Vokalisierungen vorhanden (siehe dazu oben), und im marokkanischen Dialekt kommt ebenfalls die Form mit fatha vor: fasha, das hier «extension, etendue» (DAF) bedeutet; siehe zu fasha auch DozySuppI. Cf. auch VocCorr, s.v. yfsh\ «espacio abierto» und CorrDAA, s.v. V/ϊΛ: «open space». In VocSchia II sind unter dem Lemma «spacium» auch die Plurale -ät und fusah zu fusha genannt. Corominas nennt gar keine Quellen vor Aut (DCECH, s.v. alfeizar). Im 19. Jh. sind die Formen mit /r/ etabliert (siehe die Quellen im DHRAE); Dozy hält jedoch «alfeizar» (DE, 112) noch ausschließlich für eine Verbform.

265

Bei seinem ersten Auftreten hat der Arabismus laut DHRAE die Bedeutung «sesgo ο corte oblicuo que se forma en los muros en que se encuentran las puertas y ventanas, para que sus hojas abran mäs ο para que entre mäs luz» (DHRAE). Ab dem 17. Jh. tritt die Bedeutung auf, die sp. alfeizar heute noch hat: «Piano que delimita el hueco ο vano de una puerta, o, sobre todo, de una ventana que deja al descubierto el espesor del muro; especialmente, el piano horizontal que corona el antepecho de una ventana» (DHRAE). 525 'Fensterbrett' ist also offensichtlich aus diachronischer Sicht eine sekundäre Bedeutung, die sich aus 'Tür- oder Fensterlaibung', 'Tür- oder Fensteröffnung', innerhalb derer das Fensterbrett nur einen bestimmten Teil darstellt, entwickelt hat. Für den Gebrauch von alfiizar in seinen verschiedenen Bedeutungen ist festzustellen, dass 'Tür- oder Fensterlaibung' und 'Tür- oder Fensteröffnung' eher in den Fachdiskurs von Architekten und Zimmerleuten gehören, 526 während die Anwendung auf eine 'Fensterbank' auch dem allgemeinen Sprachgebrauch zuzuordnen ist: Unter denjenigen Teilen des Fensters, die mit alfeizar bezeichnet werden können, ist von ihr im Alltag am häufigsten die Rede: «Corte del muro alrededor de una puerta ο ventana. Particularmente, en lenguaje corriente, la parte inferior de el» (Moliner). Alcalä nimmt eine hispanoarabische Form fasha in sein Wörterbuch auf, die im klassischen Arabisch ebenfalls vorkommt. Diese Form wäre phonetisch als Etymon von sp. αΐ/έΐζατ geeignet (cf. auch DE, 112 und DCECH, s.v. alfeizar).527 Der Akzent stimmt bei beiden Lexemen überein. Im Wortinneren vor oder nach Konsonant fällt ar. fhl in vielen Fällen im Spanischen aus (siehe die Beispiele in SteigerContr, 265); der Wandel von hisp.-ar. /s/ zu nsp. /Θ/ entspricht ebenfalls der üblichen Entwicklung (cf. SteigerContr, 140s.). Für den Erhalt von hisp.-ar. Iii kommen verschiedene Gründe in Frage. Einerseits lässt er sich mit dem erst späten Zeitpunkt der Entlehnung bzw. des Erstbelegs erklären, zu einer Zeit nämlich, als sp. /f/ schon labiodental artikuliert wird und nicht mehr bilabial bzw. aspiriert; etymologisches [f] 525

526 527

In der Bedeutung 'Tür-, Fensterlaibung' nimmt auch Aut die Form alfeiza auf: «La vuelta, ό derräme, que hace la pared en el corte de una puerta, ό ventana, tanto por la parte de adentro, como por la de afuera». Das Verb alfeizar bedeutet entsprechend «executar esta obra» (ib.); siehe auch DRAE und DHRAE, s.v. alfeizar. Siehe auch Aut (s. v. alfeiza): «Es voz de la Architectüra y Albanileria». Pg. alfeizar, das einen Teil der Säge bezeichnet, nämlich die «pe?a de madeira que se encaixa nas testeiras das serras» (Aur; siehe auch Fig, s. v.), hat dagegen mit sp. alfäizar und seinem Etymon nichts zu tun; siehe dazu auch DCECH, s. v. alfeizar. «es improbable por la forma y el significado que tenga algo que ver». Steiger dagegen vermengt die Formen, indem er beide von hisp.-ar. fis < kl.-ar. fa's, fäs «Axt, Beil; Hacke» (Wehr, s.v. V/s) ableitet (SteigerContr, 113). Dieses ist jedoch allenfalls das Etymon von pg. alfeizar, siehe dazu DELP, s. v. alferga.

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bleibt also unverändert. Andererseits ist es möglich, dass der Arabismus schon lange Zeit vor seinem ersten schriftlichen Erscheinen entlehnt wurde und zunächst nur mündlich in Gebrauch ist. In diesem Fall könnte die Entlehnung ζ. B. auch in einem Sprachgebiet erfolgt sein, in dem Iii labiodental bleibt, wie im Aragonesischen, dem Leonesischen oder dem Mozarabischen (cf. Alarcos Llorach 1951, 39; siehe auch Galmes de Fuentes 1983, 80s. und 229s.), bevor der Arabismus vom Kastilischen übernommen wird. 528 Hisp.-ar. /a/ wird aufgrund der 'imäla zwischen Iii und /s/ zu sp. /e/ (cf. CorrSketch, 22ss., CorrAALR, 37s. und SteigerContr, 327ss.). Um den Diphthong im Spanischen zu erklären, stellt Corominas die These auf, dass sich bereits im Hispanoarabischen eine - in diesem Dialekt häufige (siehe dazu CorrAALR, 68) - Metathese al-fasha > *al-fahsa ereignet hat (siehe DCECH); der bei der Entlehnung erfolgte Ausfall von /h/ in dieser Position könnte dann den Diphthong entstehen lassen. 529 Sp. /r/ tritt, wie zu sehen war, erst später zu der ursprünglichen Form alfeiza. Diese Anfügung von /r/ an ein vokalisch auslautendes Substantiv ist kein Einzelfall. 530 Dabei erfolgt hier aufgrund der neuen Endung ein Genuswechsel vom etymologischen Femininum zu Maskulinum. Eine andere hispanoarabische Form schlägt Corriente als Etymon von sp. alfiizar vor: «Alfeizar: deriva, en realidad, de */alhäyza/, nombre de parte del äcl. /hay(yi)z/ 'espacio; borde', con la misma Irl paräsita que hemos visto en adücar» (Corriente 1985, 124), «*häyzah splay of a window (posited by Cs. alfeizar)» (CorrDAA, s. v. Vhwz). In CorrDAI (s. v. alfeizar) schließlich leitet er den Arabismus direkt von hisp.-ar. *al-hayz bzw. alhayyiz ab, wobei er auch das nachtonige sp. /a/ als erst romanische Anfügung und «paräsita» (ib.) interpretiert. 531 528

529

530

531

Eine weitere Möglichkeit, mit der sich ein Erhalt von Iii erklären ließe, nämlich dass der Arabismus zunächst vor allem schriftsprachlich und unter Verwendung des konservativen Graphems < f > gebraucht wurde (cf. Alarcos Llorach 1951, 39, Ariza Viguera 1989, 102), kann in diesem Fall nicht herangezogen werden, da während des Mittelalters keinerlei Quellen für den Arabismus zu finden sind. «Es concebible que vulgarmente fesha se traspusiera en *fehsa, que debio cambiarse en al-feiza, como leccion en leicion» (DCECH). Siehe dazu das DCECH: «no es de extranar la adiciön de -ar, que se agrega a multitud de palabras mozärabes y andaluzas». Corominas hat dafür mehrere Erklärungen: «En parte se trata de un sufijo, equivalente mozärabe del sufijo ätono castellano -aro, pero en parte se trata tambien de una simple -r anorgänica que aparece como ultracorreccion de la pronunciation relajadisima ο nula de la -r final andaluza» (DCECH, s. v. alfeizar Nr. 1). Corriente bringt alfeizar etymologisch mit sp. alfiz, «'recuadro del arco': del and. *alhiz < cl. hayyiz» (CorrDAI, s. v. alfiz) in Verbindung: «en ambos casos se trata de superficies planas inmediatas a un vano, en un caso verticales, en el otro, horizontales» (ib.). Diesen, Ende des 16. Jh. erstmals belegten und danach anscheinend erst wieder im 20. Jh. verwendeten Arabismus (siehe D H R A E , s. v. alfiz) leitet die Akademie von «al-ifriz 'el ornamento arquitectonico'» (ib.) ab.

267

In phonetischer Hinsicht ist diese Form als Etymon denkbar, jedoch nicht ganz unproblematisch: Arabismen, in denen hisp.-ar. /h/ durch eine Graphie mit wiedergegeben wird, sind zumeist sehr früh entlehnt; ein früher schriftlicher Gebrauch des Lexems, durch den sich diese Graphie hätte verfestigen können, ist im vorliegenden Fall jedoch nicht gegeben. 532 Möglich ist noch, dass der Arabismus aus einer Region stammt, in der es zum Zeitpunkt der Entlehnung keine Aspiration gibt, sodass für die Wiedergabe von ar. /h/ rom. /f/, d. h. in diesem Fall labiodentales [f], gewählt wird, da beide die frikative Artikulationsart gemeinsam haben. Die spätere Übernahme durch das Kastilische wäre dann über eine solche regionale Form erfolgt. Ein Aspekt allerdings, der zu bedenken ist, ist die Tatsache, dass nach hisp.-ar. /h/, das die 'imäla verhindert (cf. CorrAALR, 37s. Nr. 4), ar. /a/ bzw. der Diphthong /ai/ erhalten geblieben und ebenso im Spanischen mit großer Wahrscheinlichkeit als /ai/ übernommen und nicht zu sp. /ei/ geworden wäre (cf. dazu SteigerContr, 369s.). Auch aus semantischer Sicht wirft die Verbindung zwischen dem vorgeschlagenen Etymon und dem Arabismus Fragen auf: Zwar kann die Form, die im Hispanoarabischen selbst nicht belegt ist, für den Dialekt rekonstruiert werden; ihre spezielle Bedeutung jedoch, die Corriente in CorrDAA postuliert, indem er vom semantischen Inhalt des Arabismus rückschließt, deutet sich im Dialekt und im klassischen Arabisch nicht an und steht nicht in Beziehung zu den übrigen Bedeutungen der Wurzel Vhxvz/hyz,533 532

533

In früh entlehnten Arabismen werden die Phoneme ar. /h/, /h/ und /h/ in der gesprochenen Sprache wahrscheinlich durch asp. [h] wiedergegeben (cf. Alarcos Llorach 1951, 39). Graphisch wird die Aspiration zu dieser Zeit - hyperkorrekt vor allem durch repräsentiert, da das artikulierte [h] als das aspirierte Allophon von asp. /f/ verstanden wird (zu asp. Iii siehe SteigerContr, 221ss., Metzeltin 1979, 9, Lloyd 1987, 215; cf. auch MenendezPidalOrig, 198ss.); von dieser konservativen Schreibung darf also nicht auf die tatsächliche Artikulation im Altspanischen geschlossen werden. Ende des 15. Jh. löst das Graphem in der Repräsentation von [h] ab, so auch in zahlreichen Arabismen; die Aspiration wird im Laufe des 16. Jh. phonetisch zu 0. Beispiele für die Behandlung der drei arabischen Laute im Spanischen sind al-häga > alfaja (Anfang 12. Jh.), wo die Aspiration Ende des 15. Jh. auch graphisch dargestellt wird (alhaja), sowie al-hazäna > alfazena (Ende 12. Jh.), bei dem ebenfalls von abgelöst und [h] im 16. Jh. zu 0 wird (alhazena/alacena); siehe hierzu das Kapitel hazäna. Ein Beispiel für die Behandlung von ar. IhJ in späterer Zeit ist alhilqa > (al)helga (16. Jh.); siehe dazu das Kapitel hilqa. Dies sind im klassischen Arabisch das Verb I häza «erlangen, erhalten, gewinnen» (Wehr), «he drew, collected, or gathered, it together» (Lane) und «he had, held, or possessed, it» (ib.) mit dem Partizip Aktiv hä'iz «poseedor, detentador» (CorrDAE). Ähnlich wird das Verb I auch im hispanoarabischen Dialekt verwendet: «tomar posesiön efectiva» (VocCorr, s. v. Vhwz) und «unir una propiedad a otra» (ib.); der II. Stamm bedeutet dialektal «delimitar una propiedad» (VocCorr, s. v. yhwz). Im marokkanischen Dialekt ist außer dem I. Verbstamm beispielsweise die Form hwiza in Gebrauch, «brassee (ce que l'on tient entre ses 268

Die für fasha und die anderen Formen der Wurzel ^Ifsh belegten Bedeutungen dagegen lassen sich mit der frühesten spanischen in Verbindung bringen. Denn auch die mit alfeiza zunächst bezeichnete bauliche Bearbeitung einer Mauer, in der sich eine Tür oder ein Fenster befinden, «para que sus hojas abran mäs ο para que entre mäs luz» (DHRAE), dient der Schaffung von zusätzlichem freiem Raum, bzw. der Erweiterung einer Öffnung. Auch die daraus entstandene spätere Bedeutung 'Fenster-, Türöffnung' behält das etymologische semantische Merkmal [+ freier oder leerer Raum] bei. Die Bedeutung 'Tür-, Fensterlaibung' ist eine innerromanische semantische Erweiterung ausgehend von der Anwendung des Lexems auf den in der Mauer ausgesparten Zwischenraum, den Fenster oder Tür ausfüllen. 534 Die Bedeutung 'Fensterbank' schließlich hat sich ebenfalls erst innerromanisch und unabhängig vom Etymon herausgebildet. In enger Beziehung zur ursprünglichen Bedeutung und frühesten semantischen Entwicklung des Lehnwortes stehen also sowohl einige als Konkreta verwendete Substantive der Wurzel, die zumindest für das klassische Arabisch oder für andere arabische Dialektgebiete belegt sind, als auch das abstrakte kl.-ar. fasha «as-sa'atu» (Ibn Sida, III 149a), das auch dialektal als mar.-ar. fasha «extension, etendue» (DAF) vorhanden ist. Vor dem Hintergrund des gemeinsamen semantischen Merkmals dieser Lexeme und der im Vocabulista dokumentierten dialektalen Bedeutungen kann davon ausgegangen werden, dass hisp.-ar. fasha, mit dem Alcalä «interualo de tiempo assi» (284 I, 21) übersetzt, ebenfalls mit räumlichem Bezug verwendet wird. simäs, samäslya Das feminine Substantiv kl.-ar. sams (PI. sumüs) bedeutet «Sonne» (Wehr). Davon leiten sich auch die Bedeutungen der meisten anderen Formen der

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bras et sa poitrine)» (DAF). Das Substantiv kl.-ar. hauz hat die Bedeutungen «Besitz; Erlangung; Besitzergreifung» und «eingefriedigter Platz; (abgeschlossener) Bezirk, Bannmeile (einer Stadt)» (Wehr), die feminine Form hauza «lado, parte, naturaleza. posesion. recinto, ämbito (territorial); (extension fisica de una) propiedad» (CorrDAE), «Besitz, Besitztum; Gebiet, Territorium» (Wehr). Die klassisch-arabischen Substantive hayyiz und haiz bezeichnen einen «espacio; ämbito, esfera, dominio. distrito» (CorrDAE). Im hispanoarabischen Dialekt ist für die Formen hauz und hayyiz die Bedeutung «confinium» (VocSchia II, s.v.), «dominio, alfoz» (VocCorr, s.v. Vhwz) belegt. Mit einem klassisch-arabischen Text und einer Quelle aus al-Andalus belegt DozySuppl die Bedeutung «bord, extremite d'une chose». Siehe dazu auch Dozy: «[al-fasha] (al-fesha), que Bocthor donne dans le sens d'espace vide [...]. Les embrasures sont justement les espaces qu'on laisse vides, quand on bätit les murailles» (DE, 112). Unmittelbar an die Bedeutung des Etymons erinnert auch die Definition von sp. alfiizar in SG: «lichte Weite (Türen und Fenster)», womit der Abstand bzw. der Raum zwischen den begrenzenden Wänden bezeichnet wird; in den nachfolgenden, überarbeiteten Auflagen (SGI) ist dieser Eintrag durch «Tür-, Fensterlaibung» ersetzt.

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Wurzel ^sms ab: 535 Das Verb I in den Formen samasa und samisa und das Verb IV bedeuten «ser claro/soleado (el dia)» (CorrDAE), der II. Stamm «der Sonne aussetzen, in die Sonne zum Trocknen legen (etw.)» (Wehr) und das dazu reflexive Verb V entsprechend «(ex)ponerse al sol; solearse; tomar el sol» (CorrDAE). Das Adjektiv samis hat die Bedeutung «exposed to the sun (field)» (Hava); die Partizipien Aktiv I sämis und IV musmis sind in der Bedeutung «sonnig (Tag)» (Wehr) lexikalisiert. Das Femininum des Beziehungsadjektivs samsi, «of, or relating to, the sun; solar» (Lane), wird substantivisch gebraucht: samsiya (PI. -ät, samäst) bezeichnet verschiedene Gegenstände, die vor der Sonne schützen bzw. ein nur gedämpftes Durchdringen des Sonnenlichtes erlauben: «ombrelle, parasol» (BibKaz), «sombrilla, parasol. paraguas. cortina» (CorrDAE), «Sonnenschirm, Schirm; Lichtöffnung, Art Fenster (in Kuppeln)» (Wehr). Im hispanoarabischen Dialekt hat das Substantiv, mit dem die Sonne bezeichnet wird, 536 die gleiche Form wie im klassischen Arabisch: Alcalä (1505, 399 II, 6) nennt «sol planeta xem? xumÜQ». Bei Alcalä ist auch das Verb II «nixemmeg» mit den Bedeutungen «assolear» (87, 34) und «passar al sol ο assolear» (334, 4) belegt. Das substantivierte Femininum samsiya des Beziehungsadjektivs samsf37 hat im Dialekt laut dem Vocabulista eine andere Bedeutung: «samsTyah Fenestra» 538 (VocSchia I, s. v.). Alcalä führt das Substantiv «xemicia xemicrit» 539 unter dem Lemma «uentana vedriera» (427 I, 33) auf und nennt es zusätzlich für eine «uentana de yeso como

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Zusätzlich sind unter der Wurzel >Isms folgende Formen zu finden, die sich semantisch nicht mit sams 'Sonne' in Verbindung bringen lassen: der I. Stamm, samasa, kann auch die Bedeutung «widerspenstig, störrisch sein» (Wehr), «manifestar su enemiga a, ensenar los dientes» (CorrDAE) haben. In der gleichen Bedeutung nennt Lane den masdar des III. Stammes, simäs, den Wehr und CorrDAE als Verbalsubstantiv des I. Stammes aufführen. Die dazugehörigen Substantive sind samäsa «durities» (Freytag), «naturel retif et intraitable (dans le cheval, dans l'homme, etc.)» (BibKaz) und samäs «the disposition, in a horse, of refusing to be ridden, or mounted» (Lane). Siehe dazu auch Qämüs, wo mit Bezug auf ein störrisches Pferd Formen dieser Bedeutung im Zusammenhang aufgeführt sind: «wa-samasa 1-farasu sumüsan wa-simäsan mana'a zahrahü fahuwa sämisun». Ebenfalls unter der Wurzel Virns erscheinen die Berufsbezeichnung sammäs (PI. samämisa) «diäcono, acölito» (CorrDAE), «pretre chretien» (BibKaz) und das Substantiv sammäsiya «diaconado» (CorrDAE) sowie das denominale Verb II «den Diakonsdienst versehen» (Wehr). Im hispanoarabischen Dialekt sind auch Formen der Wurzel Vsms in der Bedeutung «repropio, indomito» zu finden, nämlich samüs und simäs, siehe VocCorr, s. v. ^sms. Auch dieses ist bei Alcalä zu finden: «solar cosa de sol xemci xemcün» (399 II, 7). Unter dem Lemma «fenestra» (VocSchia II, s. v.) notiert der Vocabulista die Form «samsiyah» ohne tasdxd. Der Plural zeigt die späte granadinische Stufe der 'imäla /ä/ > p]; siehe dazu Singer (1969, 16) und CorrAALR, 38 sowie SteigerContr, 314ss. und 325ss. 270

rexada» 540 (427 I, 29). Den Formen samls und simis (VocSchia I, s. v.) gibt der Vocabulista die Bedeutung «solaris», also 'zur Sonne gehörig' oder auch 'der Sonne ausgesetzt'. Unter dem Lemma «solaris» (VocSchia II, s. v.) erscheint darüber hinaus auch das nomen loci masmas5*1 (PI. masämis), worunter wörtlich ein 'sonniger Ort' bzw. ein 'Ort, wo man sich sonnt' 5 4 2 zu verstehen ist. Der Blick auf den kulturhistorischen Hintergrund erhellt, wie es zu der Übersetzung von samstya durch lat. fenestra im Vocabulista und zu den Angaben von Alcalä kommt, worin also der Zusammenhang zwischen der Sonne und einem Fenster besteht. Die Außenfassaden der hispanoislamischen Wohnhäuser sind für gewöhnlich fensterlos; das Haus orientiert sich zum Innenhof. Die Fenster, die sich zum Innenhof öffnen, sind vielfach mit feinmaschigen Gittern verkleidet oder aus durchbrochenem Stuck gefertigt, was die Belüftung der Zimmer erlaubt und gleichzeitig ein Durchdringen des Sonnenlichts verhindert. Wahrscheinlich ab dem 13. Jh. beginnt man in alAndalus, das Haus auch straßenseitig mit Fenstern zu versehen. Diese neuen Öffnungen werden mit einem Kasten aus gitterartigem Flechtwerk verdeckt, das es den Bewohnern erlaubt, in dem immer gut durchlüfteten und vor grellem Sonnenlicht geschützten zusätzlichen Raum, der zum Teil weit auf die Straße hinausragt, die Außenwelt zu beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Der vor allem von den Frauen des Hauses gern genutzte holzverkleidete Fensterkasten wird in neuerer Zeit als masrabiya bezeichnet und im Hispanoarabischen anscheinend durch Formen der Wurzel Vsms.543 Arabismen 1) Der spanische Arabismus ajimez (TerrPan 1786, s.v.) mit seinen veralteten Varianten aximez (Aut, s. v.) 544 und agimez (DHRAE, s. v. ajimez) ist 540

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Cf. auch Alcalä (1505, 427 I, 27): «uentana enrrexada täca muxebeque ticän muxebequin»; siehe dazu und zu dem Arabismus sp. almojaba das Kapitel musabbak, tasbik. Cf. VocCorr, s. v. ^Isms: «es morfologicamente claro como nombre de lugar: 'sitio para solearse'»; an anderer Stelle jedoch behandelt Corriente masmas als nomen instrumenti (1985, 122; siehe dazu auch CorrAALR, 74s.). Siehe im Vocabulista auch das Lemma «solarium» (VocSchia II, s. v.), wo die beiden hispanoarabischen Lexeme masriya und gurfa genannt sind, mit denen hoch gelegene Räume des Hauses bezeichnet werden; siehe dazu die Kapitel masriya und gurfa. Vergleiche auch oben die Bedeutungen, die samsiya im klassischen Arabisch hat. Laut Behrens-Abouseif (1991, 718a) ist die Bezeichnung masrabiya erst spät belegt. Es ist daher eher unwahrscheinlich, dass sie schon in al-Andalus für dieses Bauelement verwendet wird; so fehlen auch entsprechende Quellen in DozySuppl, s. v. '~isrb. Stattdessen kommen dafür die hier behandelten Formen in Frage; siehe auch die Kapitel duffa und musabbak, tasbik. Zur masrabiya an hispanoislamischen Häusern siehe Kapitel 1.2.1.1 im kulturhistorischen Teil. Die Form aximez nennen auch Oudin (1616 und 1627, s. v. Aximezes), Franciosini (1620, s. v. aximezes), Ayala (1693; siehe TL, s. v. aximez) und TerrPan (1786, s. v.).

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1487 erstmals dokumentiert (DCECH, s. v. ajimez). In den alten Wörterbüchern erscheint er ab Percivale (1599; siehe TL, s.v. aximez). Auch im Portugiesischen gibt es die Formen aximez (DELP, s. v.) und ajimez (MorSil, s.v.). Sie sind jedoch in keinem der alten und nur sehr selten in modernen Wörterbüchern verzeichnet. Aufgrund der phonetischen Form der Arabismen kann von einem Etymon hisp.-ar. *simäs ausgegangen werden, das mit dem agglutinierten Artikel entlehnt wurde: ar. Isl wird zu pg. asp. Ill (Graphem ) und zu nsp. Ix/;545 finales ar. Isl wird zu modernem sp. /Θ/ und zu pg. Isl (cf. SteigerContr, 142s.), das, da es in finaler Position bleibt, später als [s] realisiert wird (cf. Teyssier 1980, 68s., Silva Neto 1970, 412). Das akzenttragende /e/ der Arabismen entsteht durch die 'imäla im Etymon (cf. CorrSketch, 22ss., CorrAALR, 37s.). Nun stellt sich jedoch die Frage, um was für eine Form es sich bei hisp.-ar. *simäs morphologisch handelt. Da simäs nicht in den Quellen erscheint, die den hispanoarabischen Dialekt dokumentieren, muss die Frage mit Hilfe dessen beantwortet werden, was über das phonologische und morphologische System des Dialektes bekannt ist. Dazu existieren mehrere Thesen: Corominas vertritt die Ansicht, dass simäs das Kollektivum zu einem Substantiv simäsa sein könnte, das seinerseits somit die Funktion eines nomen unitatis hätte (DCECH, s.v. ajimez). Eine Form «ach-ch-mese» nennt Dozy in der Bedeutung «fenetre» (DE, 220); für den marokkanischen Dialekt übersetzt LerchundiVoc (s. v. abertura) «saetera sobre los arcos de las puertas que dan entrada ä las habitaciones interiores» mit «xemmäsa». Somit sind zwar feminine Formen belegt; es fragt sich jedoch, ob ein Substantiv mit der Bedeutung 'Fenster' als ein Kollektivum zu behandeln ist, zu dem ein nomen unitatis gebildet werden muss, um ein einzelnes Exemplar zu bezeichnen, denn es handelt sich dabei nicht um einen Gattungs- oder Stoffnamen. Bei anderen - maskulinen und femininen arabischen Bezeichnungen für ein Fenster ist die Umformung in nomina generis bzw. nomina unitatis ebenfalls nicht zu beobachten. Es kann also nicht davon ausgegangen werden, dass neben dem Substantiv simäsa mit der Bedeutung 'Fenster' auch ein Kollektivum hisp.-ar. simäs existiert. 546 Eine andere Möglichkeit, im hispanoarabischen Dialekt die Form simäs zu bilden, nennt Corriente (1985, 122): «*/assimäs/: la frecuente derivation 545

546

Cf. SteigerContr, 197ss.; zur phonetischen Entwicklung im Spanischen siehe MenendezPidalGram, 113s., Metzeltin (1979, 21s.), Egert (1985, 126). Die Formen asp. agimez und pg. ajimez kommen wahrscheinlich durch Sonorisierung des Frikativs in intervokalischer Position zustande. Dozy geht sogar von dem femininen Substantiv «ach-ch-mese» (DE, 220, siehe auch DozySuppl) selbst als Etymon aus, ohne den Schwund von /a/ bzw. des Femininum-Morphems und den Genuswechsel zu erklären. Darin folgen ihm Lokotsch, Nr. 1816 und das DME.

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de nombres de instrumenta de forma {Ii2ä3} [...] garantiza esta forma hipotetica» (siehe dazu auch CorrAALR, 74). Corriente ist darüber hinaus der Überzeugung, in den Einträgen des Vocabulista «samis/simis Solaris» (VocSchia I, s. v.) und «solaris masmas masämis samis» (VocSchia II, s. v.) einen Beleg für die tatsächliche Existenz dieses nomen instrumenti *simäs im hispanoarabischen Dialekt gefunden zu haben. Denn er geht davon aus, dass es sich bei samis/simis im Vocabulista um «una imclla de segundo grado de un */simäs/, con la antigua forma de nombre de enser» (VocCorr, s. v. Vsms Nr. 5) handelt, und gibt daher auch lat. solaris mit «ajimez, voladizo con celosia» (VocCorr, s. v. Vsms) wieder. 547 Dies würde voraussetzen, dass nacheinander folgende Vorgänge abgelaufen sind: eine zugrunde liegende Form *simäs wird mittels der zweiten Stufe der 'imäla zu der im Vocabulista genannten Form simis; daraus wiederum entsteht - etwa durch Dissimilation /i-i/ > /a-i/ - samis, das seinerseits in VocSchia II als einzige der beiden Formen aufgeführt wird. Bei diesem Versuch, aus dem hypothetischen Etymon die beiden im Vocabulista dokumentierten Formen abzuleiten, ist jedoch Folgendes zu bedenken: Zum einen tritt die zweite Stufe der 'imäla anders als in Alcalä (1505) - im Vocabulista, der aus dem 13. Jh. und dem Osten der Iberischen Halbinsel stammt, eher selten auf (siehe dazu auch Singer 1969, 33). Zum anderen existiert, wie zu sehen war, eine Form samis auch im klassischen Arabisch, die zudem semantisch zu hisp.-ar. samis im Vocabulista passen würde und - ebenso wie lat. solaris - ein Adjektiv ist. Wenn, was nahe liegt, die dialektale der klassischen Form samis entspricht, müsste hisp.-ar. samis auch nicht erst phonetisch abgeleitet werden; wahrscheinlicher ist ohnehin die umgekehrte Entstehung von hisp.-ar. simis aus samis, nämlich durch die im Hispanoarabischen häufige Vokalassimilation /a-i/ > /i-i/ (siehe dazu CorrSketch, 69, CorrAALR, 67). Das Adjektiv lat. solaris wäre somit - wie zu erwarten - in VocSchia I auch im Arabischen einem Adjektiv zugeordnet. Dass neben diesem Adjektiv in VocSchia II unter lat. solaris dann ein arabisches nomen loci erscheint, muss nicht so sehr verwundern, da der Vocabulista in seinem zweiten Teil häufig unter einem lateinischen Lemma arabische Lexeme zusammenstellt, die weder synonym sind noch den gleichen grammatischen Kategorien angehören. Jedoch auch ohne einen schriftlichen Beleg der etymologischen Form hisp.-ar. *simäs ist die These, dass es sich dabei um ein nomen instrumenti handelt, plausibel. 548 In dieser Funktion könnte es tatsächlich verwendet 547

548

Cf. auch CorrDAA (s.v. ΛIsms), wo Corriente für alle drei Formen, die im Vocabulista unter lat. solaris erscheinen, die Definition «oriel window with a wooden lattice-work enclosure» angibt. Andere Möglichkeiten, die Struktur {Ii2ä3} zu erklären, sind im vorliegenden Fall weniger geeignet: der masdar des III. bzw. I. Stammes scheidet aus semantischen Gründen aus (siehe dazu Anm. 535 und 536), und als Pluralform kommt der Morphemtyp bei dieser Wurzel anscheinend nicht vor. Nicht ausgeschlossen dagegen wäre folgende Alternative, an die Corriente (1985, 122; cf. auch Corr273

worden sein, um eine masrabiya zu bezeichnen, und würde damit auch semantisch die Basis für den daraus entlehnten spanischen Arabismus liefern. In den alten spanischen Wörterbüchern finden sich für den Arabismus Definitionen, die noch stark an die Bauweise und Funktion der hispanoislamischen masrabiya erinnern. Percivale (1599, zitiert in TL, s.v. aximez) notiert «aximezes, iutties in a house» und entsprechend Oudin (1616, s.v. Aximezes) «larmiers d'vne muraille: il signifie außi le mesme que Saledizo». Auch Ayala (1693, zitiert in TL, s.v. aximez) nennt «aximeces, balcones ο saledizos que pueden estorvar la calle». 549 Die historischen Textquellen, in denen der Arabismus in der Bedeutung «balcon saliente, generalmente con celosias» (DHRAE) zu finden ist, enden mit dem 17. Jh. (ib.). 550 In Aut erscheint aximez erstmals in einer anderen Bedeutung, die sich bis zum heutigen Sprachgebrauch etabliert hat und die ursprüngliche Bedeutung gänzlich verdrängt: «Ventäna hecha en arco, con una coliina de marmol, piedra, ό madera en medio, que la sustenta y afianza, y unos dos, ό tres palos atravesados, que sirven de antepecho, para poderse assomar» (Aut, s. v. aximez). In den modernen Wörterbüchern ist «ventana arqueada dividida en el centra por una columna» (GDLE) oftmals als einzige Bedeutung zu finden.551 Der portugiesische Arabismus erscheint in den modernen Wörterbüchern, die ihn aufnehmen, nur in der neuen Bedeutung des spanischen Arabismus: «janela em arco» (MachadoIA, s. v. aximez), «janela arqueada, dividida ao meio por um colunelo perpendicular ao parapeito» (MorSil, s.v. Aximez). Über sein erstmaliges Auftreten im Portugiesischen ist kein

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DAI, s. v. ajimez) denkt: «Tambien cabria una palatalization de */as-sammäs/, tecnicismo arquitectonico aün usual en Marruecos». Corominas' Gegenargument, dass diese Form für das Hispanoarabische nicht dokumentiert ist (DCECH), ist angesichts der wenigen verfügbaren Quellen kein Hinderungsgrund. Bei der Form aximenez, die zum ersten Mal in LopTam (1585, 244) in der Bedeutung «es la Solana» erscheint, handelt es sich vermutlich um einen Irrtum dieses Autors (siehe auch DHRAE, s. v.). Die Form wird danach immer wieder von Wörterbuchautoren übernommen, so Rosal (1601, s.v.), Oudin (1616, 1627, s.v.: «abri au soleil»), Franciosini (1620, s.v.), Percivale (1623, zitiert in TL, s.v. aximinez: «a sunnie place») und TerrPan (1786, s.v.); in Textdokumenten taucht diese Form dagegen nicht auf (siehe DHRAE). Eguilaz, 77 nimmt ajimenez in der Bedeutung «lugar donde el sol da de Ueno, el corredor ό patio destinado en la casa para tomar el sol» auf; siehe auch DE, 219 und Lokotsch, Nr. 1815, die sich vergebens um eine plausible Etymologie bemühen. Cf. auch im DCECH: «en el primer texto en que aparece, y hasta el S. XVII inclusive, significa 'balcön ο ventana saliente cerrados por celosias de madera que Servian para que se asomaran las mujeres sin ser vistas'». Auf diese Bedeutung bezieht sich auch die einzige Derivation, ajimezado (DHRAE, DRAE, s. v.).

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Hinweis zu finden (siehe DELP, MachadoIA); das Fehlen des Lexems in allen alten portugiesischen Wörterbüchern spricht für ein erst sehr spätes Auftauchen oder für nur marginalen Gebrauch in dieser Sprache. Dies, zusammen mit der Tatsache, dass pg. aximez nur in der neueren der spanischen Bedeutungen, nicht aber in der etymologischen bekannt ist, deutet darauf hin, dass es sich im Portugiesischen nicht um einen direkten Arabismus sondern um eine Entlehnung aus dem Spanischen handelt, die zu einem Zeitpunkt erfolgt, als dort die ursprüngliche Bedeutung bereits nicht mehr bekannt ist. 552 Die kulturhistorischen Gründe für eine Entlehnung von hisp.-ar. *simäs in seiner hypothetischen Bedeutung und deren erste Beibehaltung im Spanischen liegen auf der Hand. Bei den damit bezeichneten Baikonen und Fenstern mit vorspringender hölzerner Verkleidung handelt es sich um ein - wenn auch erst spätes - charakteristisches Bauelement der städtischen Wohnhäuser in al-Andalus. Nach der Eroberung hispanoislamischer Städte durch die Christen werden mit der alten Bausubstanz auch diese Hausteile übernommen und über lange Zeit nicht verändert. Die neuen christlichen Bewohner halten jedoch nicht nur die alten masrabTyas instand, sondern bauen auch neue ajimeces, den immer wieder erlassenen Anordnungen zum Trotz, die den Abriss weit vorkragender Bauteile verfügen. Da diese Konstruktionen an ursprünglich christlichen Wohnhäusern unbekannt sind, übernehmen die Christen mit dem Bauelement auch eine seiner arabischen Bezeichnungen. 553 Außersprachliche, kulturhistorische Gründe sind es auch, die den Verlust der etymologischen Bedeutung bzw. ihre Ersetzung durch eine neue Bedeutung bedingen: Ab dem 16. Jh. nehmen die bis dahin nur sehr zögerlichen Umbauten in den mittelalterlichen Städten zu. Den neuen urbanistischen Ideen der Renaissance folgend, werden unter anderem Straßen begradigt und verbreitert, um das Stadtbild offener und großzügiger zu gestalten und um den Verkehr zu erleichtern. Davon sind auch die Häuserfassaden mit ihren vielen über die Straße ragenden Bauteilen betroffen, zu denen die ajimeces gehören. Solche Bauten werden nun systematisch beseitigt; die masrabTyas aus hispanoislamischer Zeit und ihre von Christen gebauten Nachfolger verschwinden oder werden in Balkone umgewan-

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Im DELP (s. v. aximez) äußert Machado die Vermutung, dass nur die portugiesische Variante ajimez ein Hispanismus sei, pg. aximez dagegen ein direkter Arabismus. In MachadoIA hält er es jedoch für möglich, dass es sich bei beiden Formen um eine Übernahme aus dem Spanischen handelt: «Näo me parece tambem improvävel que aximez seja igualmente castelhanismo, de aximez, provavelmente forma anterior do cit. ajimez» (s. v. aximez). Cf. auch das Kapitel musabbak, tasbik zu dem Arabismus sp. almojaba und das Kapitel duffa zu pg. adufa.

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delt. 554 Mit dem Untergang dieses charakteristischen Bauelements verliert auch der Arabismus seine ursprüngliche Bedeutung. Das Lexem geht beim Verschwinden des bezeichneten Gegenstandes allerdings nicht unter, sondern erhält eine neue Bedeutung, die durch Bedeutungsersetzung bzw. -Verschiebung entsteht. 555 Dem alten und dem neuen als ajimez bezeichneten Bauelement sind mehrere Merkmale gemeinsam. In beiden Fällen handelt es sich um eine besondere Art von Fenster; genauer, um ein Fenster, das dadurch gekennzeichnet ist, dass bestimmte bauliche Mittel es ganz oder teilweise versperren: Bei der masrablya dient das vorgebaute Gitter als Sichtschutz; beim Zwillingsfenster ist die in der Mitte eingesetzte Säule oder der Holzpfosten (siehe Aut) Stütze und Stabilisator oder auch bloßer Schmuck. Die Beschreibung, die Aut als erste Quelle von dem Fenster liefert, das nach dem Verschwinden der masrablya als ajimez bezeichnet wird, kann als eine Zwischenetappe von der alten zur neuen Bedeutung 'Zwillingsfenster' verstanden werden, denn die «unos dos, ό tres palos atravesados, que sirven de antepecho, para poderse assomar» lassen an die Überreste einer masrablya denken. 556 Bei beiden Arten von Fenstern handelt es sich zudem um Bauweisen, die mit der hispanoislamischen Kultur in Verbindung gebracht werden, denn auch das Zwillingsfenster ist sowohl für die hispanoislamische als auch für die Mudejar-Architektur charakteristisch (siehe dazu Torres Balbäs 1947b, 418). Eine weitere Verbindung stellt Dickie (1992a) zwischen beiden hispanoislamischen Bauelementen her: Ein Verbot von Zwillingsfenstern durch Königin Isabel führt er darauf zurück, dass solche Fenster oftmals mit einer masrablya versehen wurden, «and therefore served the purpose of hijäb» (1992a, 103). Eine der Bezeichnungen für den speziellen Holzvorbau wäre demnach auf die dahinter verborgene charakteristische Fensteröffnung übergegangen, die nach Entfernung der masrablya sichtbar wird. 2) Ein anderer spanischer Arabismus, der auf der Grundlage der hispanoarabischen Wurzel ~Jsms entstanden ist, ist jemesia. Dieses seltene Lexem ist in keinem der alten Wörterbücher und nur äußerst selten in den neueren verzeichnet. Seine Bedeutung wird mit «enrejado de piedra, ladrillo, yeso ο madera, para dar luz y ventilation» (DRAE, s.v.; siehe auch Cruz Her554

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Zu Fortbestand und Verschwinden der masrablya im christlichen Iberien sowie zu ihrer Weiterentwicklung in verschiedenen Balkonformen siehe Kapitel 2.2.2.1. Torres Balbäs hält die neue Bedeutung bei ihrem erstmaligen Erscheinen in Aut für eine «errada acepcion» (1947b, 417) und - nach Gomez Moreno - «notoria impropiedad» (1947b, 418). Machado setzt fälschlich die neuere und im Portugiesischen einzige Bedeutung 'Zwillingsfenster' mit der Grundbedeutung 'Sonne' der etymologischen arabischen Wurzel in Beziehung (MachadoIA) und übergeht dabei die semantische Entwicklung des Arabismus, die mit einem Blick auf das Spanische noch nachzuvollziehen wäre.

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nändez 1992, 489) angegeben. Damit steht sp. jemesia semantisch in enger Beziehung zur etymologischen Bedeutung von sp. ajimez. Aus semantischen Gründen bietet sich als Etymon eine der dialektalen Formen an, die Alcalä mit der Bedeutung «uentana de yeso como rexada» nennt, nämlich das feminine Beziehungsnomen «xemicia» (1505, 427 I, 29). Diese Form eignet sich auch aufgrund ihrer phonetischen Gestalt: Arabismus und Etymon stimmen im Akzent überein. Die Übernahme von ar. III verläuft über asp. Is/ - wahrscheinlich repräsentiert durch eine ursprüngliche Graphie des altspanischen Lexems mit , *xemesia -- zu nsp. /x/. 557 Sp. /e/ in der ersten Silbe setzt die 'imala im Etymon fort (cf. CorrSketch, 22ss., CorrAALR, 37s.), die auch die Form bei Alcalä zeigt. Auch das zweite, vortonige /e/ des Arabismus ist bereits etymologisch. Im heutigen marokkanischen Dialekt ist die Form sammäsTya vorhanden (siehe DCMar, cf. auch DAF). Geht man davon aus, dass die hispanoarabische Form wie in vielen Fällen auch hier der marokkanischen ähnelt oder gleicht, dann ist auch im Hispanoarabischen das zugrunde liegende Phonem in der vortonigen Silbe /ä/; die Realisierung als Iii in «xemicia» würde in diesem Fall auf der späten zweiten Stufe der 'imdla beruhen (cf. Singer 1969, 16, CorrAALR, 38), die bei Alcalä sehr häufig zu finden ist. Das /e/ jedoch, das der Arabismus an dieser Stelle zeigt, geht nicht auf diese zweite, sondern auf die im Hispanoarabischen länger etablierte und weiter verbreitete erste Stufe der 'imäla /a/ > [e] zurück. Eine Entsprechung der hispanoarabischen mit der genannten marokkanischen Form liegt auch semantisch nah, denn die Bedeutung des marokkanischen Lexems ähnelt derjenigen, die Alcalä für das Hispanoarabische angibt: Es bezeichnet einen über Zimmertüren und vor allem über dem großen Hauptwohnraum befindlichen «vitrail, claustra constitue par une plaque de pierre ou de plätre repercee, ajouree d'un decor polygonal et dont les alveoles sont garnies de morceaux de verre de couleur» (DCMar). 5 5 8 duffa

Die klassisch-arabischen F o r m e n lauten daff (PI. dufüj) u n d daffa (PI. -ät).

Beide haben die allgemeine Bedeutung 'Seite (einer Sache)': «ad-daflu wad-daffatu: al-ganbu min kulli sai'in» (Lisän); «.daff The side, syn. ganb [...] of anything [...] as also daffa» (Lane). Daraus ergeben sich auch die 557

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Cf. SteigerContr, 197ss., MenendezPidalGram, 113s., Metzeltin (1979, 21s.) und Egert (1985, 126). Siehe D A F entsprechend für die Formen ssmmäslya in Rabat und ssmmäslya in Fes. An ein Etymon samsiya denkt Cruz Hernandez (1992, 489); siehe auch D R A E und CorrDAI, s. v. jemesia. Bei dieser Form als Etymon, die im Vocabulista in der Bedeutung «Fenestra» (VocSchia I, s. v. samsiyah) dokumentiert ist, wäre das vortonige rom. Itl als Epenthese zu erklären, durch die die Konsonantenverbindung /ms/ aufgelöst wird. 277

Bedeutungen «the surface [...] of the side» und «a board in a general sense» (ib.). Über 'Seite' und 'Brett' hinaus weist kl.-ar. daff bzw. daffa Bedeutungsspezialisierungen auf, bei denen die Grundbedeutung konkretisiert und das Lexem auf bestimmte Gegenstände angewandt wird, die durch eine große Oberfläche oder durch ihre Zusammensetzung aus Brettern charakterisiert sind. Daff(a) bedeutet daher auch 'Seite oder Flügel einer Tür, Türblatt', ohne dass hierfür eine Genitiwerbindung ζ. B. mit bäb 'Tür' nötig wäre: «daff[...] Planche ou battant d'une porte» (BibKaz); «daff PI. dufüf Side, flank. Bank of sand. Leaf of a door. [...] ad-daffatän The two leaves of a door. The two skins of a drum. The two faces of a book» (Hava).559 Im hispanoarabischen Dialekt werden die Formen duff und duffa560 gebraucht; nur sie, nicht die Formen mit fatha, sind in den Wörterbüchern, die den hispanoarabischen Dialekt dokumentieren, aufgeführt. 561 Im Dialekt ist eine weitere semantische Spezialisierung zu beobachten: duffa bezeichnet hier nicht mehr die Seite einer beliebigen Sache, sondern den Flügel einer Tür und insbesondere die Tür selbst: Das Glossarium führt «ualbe [i. e. valvae 'Flügeltür'] duffa» auf (GlossSeyb, s. v.);562 der Vocabulista übersetzt «duffah Porta» (VocSchia I, s. v. ). 563 Alcalä (1505) nennt das maskuline Substantiv «düf» unter dem Lemma «puerta de madera» (359 I, 21), an anderen Stellen die feminine Form in der gleichen Bedeutung 'Tür', nämlich im Dual «de dos puertas cosa min dufetey» (206 II, 35) und im Diminutiv «puerta pequena duffäyfa» (359 I, 22). Im marokkanischen Dialekt bedeutet die feminine Form ebenfalls «ianua» (Dombay, 90), 559

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Cf. auch CorrDAE sowie Dozy (DE, 48s.), der als Belege für die aus der Grundbedeutung abgeleiteten Bedeutungen allerdings klassisch-arabische, hispanoarabische und neuere dialektale Quellen undifferenziert anführt. Weitere klassisch-arabische Formen dieser Wurzel sind duff bzw. daff 'Tamburin' (cf. ζ. B. Hava, CorrDAE, Wehr) und die Verben I: «mit den Flügeln schlagen (Vogel)» (Wehr), «andar despacio» (CorrDAE) und «arrancar, extirpar» (ib.) sowie II: «eilen» (Wehr) und «to root out, to snatch a. th.» (Hava). Der Plural von duff ist in Alcalä (1505, 359 I, 21) «difef»; für duffa gibt der Vocabulista duffät und difaf an (VocSchia II, s.v. Porta). Machado sieht die feminine Form duffa als das nomen unitatis zu duff an: «vulgarizou-se na forma de nome de unidade: ad-duffä>> (MachadoIA, s. v. adufa; siehe auch DELP). Dies muss jedoch nicht der Fall sein, denn auch im klassischen Arabisch existiert, wie zu sehen war, ein eigenständiges feminines Substantiv neben dem maskulinen. Die Form im heutigen marokkanischen Dialekt lautet jedoch daffa (DCMar, entsprechend deffa in Dombay, 90 und in LerchundiVoc, s. v. puerta), was der klassisch-arabischen Form mit 'imäla entspricht. Siehe dazu auch Dozy: «Je dois encore faire observer que la prononciation avec la voyelle ou ne semble avoir ete usitee que dans la peninsule iberique» (DE, 49s.). In einem zweiten Eintrag unter «ualue» findet sich dann synonym bäb. Auch im Vocabulista erscheint u. a. bäb als Synonym zu duffa (VocSchia II, s. v. Porta). Laut Eguilaz, 64 war Duffa auch der arabische Name eines der Tore des Rabad al-BayyäzIn (Albaicin) in Granada.

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'(Haus-)Tür', sowie «battant, vantail (de porte, de fenetre, de porte de boutique); volet, contrevent (de fenetre)» (DCMar, cf. DAF). Die für den hispanoarabischen Dialekt belegten Verben von ~Jdff sind Denominativa: «nidaffaf tadfif cerrar la puerta» (VocCorr, s. v. Adff) und «yaddaffaf addaffaf ser cerrada la puerta» (ib.). Sie spiegeln den Grad der semantischen Spezialisierung dieser Wurzel im Dialekt wider. Arabismen Von der hispanoarabischen Form duffa ist mit agglutiniertem Artikel pg. adufa565 entlehnt, das im 15. Jh. zum ersten Mal dokumentiert ist (zitiert in MachadoIA, s.v.). Im Katalanischen ist der Arabismus aldufa belegt. Er kommt in einem Text von 1448 im Plural, alduffes, vor (zitiert in AlcMoll, s.v. aldufa)·, die alten Wörterbücher nennen das Lexem jedoch nicht. Heute ist im Valencianischen regional die Form adufa zu finden (DEC, s.v. alduf cf. auch Eguilaz, 63, AlcMoll, s. v. adufa). Die phonetische Gestalt der Arabismen identifiziert die dialektale Form als Etymon: hisp.-ar. /u/, das in der Umgebung der Konsonanten /d/ und /f/ als [u] realisiert wird, bleibt im Romanischen regelmäßig erhalten (cf. SteigerContr, 346s. und 352s.). Das Portugiesische zeigt, ebenso wie die valencianische Form, die übliche Vereinfachung von im Arabischen geminiertem /f/ und - durch den Artikel - /d/ (siehe die Beispiele in SteigerContr, 120 und 135s.). Das IM der katalanischen Form führt Corriente auf eine «restitution ultracorrecta de la var. no asimilada del articulo är.» (CorrDAI, s. v. adufa) zurück. In dem katalanischen Textbeleg von 1448 hat der Arabismus die etymologische Bedeutung 'Tür': «les portes alduffes del dit bany» (AlcMoll, s.v. aldufa). Pg. adufa dagegen bezeichnet im heutigen Sprachgebrauch wie auch schon in älteren Wörterbüchern einen Fensterladen: «Reparo das janellas pela parte de fora, feito de taboas unidas, ο qual se abre e fecha hum contra outro» (DLP 1793), «pega de madeira que serve por fora de reparo a alguma janela» (MorSil). Es hat also den Anschein, dass sich zwischen dem hispanoarabischen Etymon und dem portugiesischen Ara564

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Dieses Verb hat außerdem die Bedeutung «tocar el pandero» (VocCorr, s. v. ^dff), die sich von hisp.-ar. duff (PI. dufüf, difäf, 'ddflf) "Tamburin' ableitet. Siehe ζ. B. Alcalä (1505, 341 II, 24): «pandero assi [i.e. para tafier] duff». Dieses dialektale Substantiv wiederum ist das Etymon der Arabismen sp. pg. adufe, kat. alduf 'Tamburin'. Siehe hierzu DELP, s. v. adufe, DCECH, s. v. adufe, und DEC, s. v. alduf, sowie CorrDAI, s. v. adufe. Einzige Variante dieser Form ist adufo, das in Goa neben adufa gebräuchlich war (Dalgado; Nimer, Nr. 298). Corriente (CorrDAI, s. v. adufe) rechnet die Variante entgegen diesen Angaben zu dem Arabismus pg. adufe, siehe Anm. 564.

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bismus eine semantische Verschiebung ereignet hat. Wahrscheinlicher jedoch ist - auch mit Blick auf die Bedeutungen im heutigen marokkanischen Dialekt dass hisp.-ar. duffa neben der belegten Bedeutung 'Tür' selbst auch bereits einen (innenhofseitigen) Fensterladen bezeichnet oder auf vergleichbare Bauteile am Fenster angewandt werden kann. 566 Dies wird umso deutlicher, wenn man eine weitere, veraltete Bedeutung von pg. adufa betrachtet, die sich auf ein ursprünglich hispanoislamisches Bauelement bezieht: in Portugal wird die Nachfolgerin der hispanoislamischen masrabiya, die im Spanischen ajimez567 heißt, als adufa bezeichnet: «Las adufas, ventanas, balcones ο galerias voladas, de madera, cerradas por celosias» (Torres Balbäs 1971, 409),568 «grade de madeira que serve de anteparo äs janellas, permittindo [,v/c!] de ver de dentro para fora sem ser visto» (Brunswick, s. v. adufa). Diese Bedeutung hat möglicherweise auch Pereira (1647) im Sinn: «Adufa da janela. Cancellus fenestrae», 'Fenstergitter'. Die ältere und die neuere Bedeutung im Portugiesischen beziehen sich beide auf Bauteile, mit denen Fensteröffnungen verschlossen werden können. Aus den Quellen für den hispanoarabischen Dialekt geht zwar nicht hervor, ob schon das Etymon auf eine masrabiya angewandt wird; die Tatsache jedoch, dass der Arabismus einen aus der islamischen Kultur stammenden Gegenstand bezeichnet, lässt annehmen, dass diese Bedeutungsübertragung nicht erst innerromanisch erfolgt ist. 569 Abgesehen von diesen Bauelementen kann pg. adufa auch bestimmte Hilfsmittel oder Geräte aus der Landwirtschaft bezeichnen: Einerseits wird adufa auf eine «roda de pedra, galga, que esmaga a azeitona no lagar de azeite» (Fig, cf. auch Aur und MorSil) angewandt. Zum anderen werden damit verschiedene Installationen bezeichnet, die den Lauf von Wasser regulieren: «Comporta» (Fig), «dique, represa» (MorSil), «chapa (metälica) mövel em torno dum eixo, ou com movimento de correr, que se coloca nos condutos que regulam a vazäo de um fluido» (Aur). 570 566

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Die Bedeutungsangabe «contrevent», die bei Dozy (DE, 49, DozySuppl) für duffa zu finden ist, bezieht sich nicht auf das Hispanoarabische, denn die Quellen, die er für die Bedeutung nennt (Bocthor, Helot und Cherbonneau), geben diesen Dialekt nicht wieder. Zum spanischen Arabismus ajimez siehe das Kapitel simäs, samäsTya. Über die masrabiya und ihre Fortsetzung als ajimez bzw. adufa informieren Kapitel 1.2.1.1 und 2.2.2.1 im kulturhistorischen Teil. Siehe ebenso Torres Balbäs (1947b, 421) und Lautensach (1960, 45). Theoretisch wäre es möglich, dass die Portugiesen zur Zeit der Entlehnung von adufa bereits gar keine Verbindung mehr zwischen der alten islamischen masrabiya und den eigenen Holzkonstruktionen vor Fenstern und Baikonen herstellen. Denkbar wäre in diesem Fall eine Entwicklung ausgehend von der Bedeutung 'Fensterladen', die im Portugiesischen auf die gitterartige Holzkonstruktion vor Fenstern und Baikonen erweitert wird, weil sie als Sichtschutz einen ähnlichen Zweck erfüllt. Cf. auch Lokotsch, Nr. 538 sowie Bluteau/MorSil (1789), wo eine «adufa do moinho» und eine «adufa do tanque, ou viveiro» unterschieden werden.

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Die heute noch vereinzelt im Valencianischen anzutreffende Form adufa wird ebenfalls als fachsprachlicher Ausdruck in der Landwirtschaft für Elemente der Wasserregulierung verwendet: «avui [adufa] es conserva viu en alguns pobles del Xüquer, on degue significar 'comporta de sequia i de presa', i ara a Antella designa un 'Hoc ο dispositiu d'una sequia destinada a rebre-hi ο amollar-hi aigua'» (DEC, s.v. alduj).571 Diese Bedeutungen haben sich offensichtlich unabhängig von den auf den Hausbau bezogenen Bedeutungen entwickelt. Sie lassen sich ebenfalls direkt auf das Etymon zurückführen, wenn man Form oder Funktion dieser Gegenstände mit den Dingen vergleicht, die das Etymon bezeichnet; im Fall von 'Schleuse, Wehr' ist die metaphorische Beziehung zur etymologischen Bedeutung 'Tür' besonders deutlich, ferner auch zu der für das klassische Arabisch bekannten Bedeutung 'Brett'. Im Fall des portugiesischen Arabismus stellt sich also die Frage, ob hier statt eines polysemen Lexems nicht eher zwei unabhängige Entlehnungen desselben Etymons vorliegen, deren Ergebnisse zwei homophone Formen mit unterschiedlichen Bedeutungen sind. musabbak, tasbik Das Verb I von VüWfc, kl.-ar. sabaka, bedeutet «verflechten, verschlingen, verknüpfen» (Wehr), der II. Stamm «inserer, passer, engager une chose dans l'autre, de maniere ä lui faire des entrelacs» (BibKaz). Mit dieser Grundbedeutung stehen auch alle anderen Formen der Wurzel in Beziehung, so ζ. B. die Substantive sabaka «net (of hunter, fisherman)» (Hava), sabika «Gitter; geflochtener Zaun» (Wehr) und subka «parentesco, vinculos de sangre» (CorrDAE). Das Substantiv subbäk bezeichnet «a thing formed of grating, or lattice-work» (Lane); dies kann, außer einem «Flechtwerk» (Wehr), «net. Network. Mat of reeds» (Hava), insbesondere auch ein mit dieser Technik hergestelltes Fenster 572 sein: «lattice work of a window» (Hava), «a window so formed» (Lane). Zu den deverbalen Nomina gehört auch das Verbalsubstantiv (masdar) des Verbs II, tasbik: «entrelacement. [...] Travail en reseau, en grillage» (BibKaz), sowie das Partizip Passiv von II, musabbak «reticulatus» (Golius 1653, Freytag), das, substantivisch gebraucht, auch «lattice-work» (Lane) bedeutet und - ähnlich wie subbäk - «celosia» (CorrDAE), «mit geflochtenem Gitterwerk versehenes Fenster (od. Tür, Erker)» (Wehr). 571

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Corriente (CorrDAI, s.v. adufa) gibt die Form adufa nicht als valencianisch sondern als kastilisch an. Siehe auch Lokotsch, Nr. 538. Antella ist jedoch katalanischsprachig und liegt am Riu Xüquer inmitten von Orten, die ebenfalls zum katalanischsprachigen Teil Valencias gehören. So erklärt sich auch die moderne Bedeutung von subbäk·. «Fenster; Schalter (Post, Kasse usw.)» (Wehr). Siehe auch Lisän zu subbäk (PI. sabäbik) als einem aus Eisen gefertigten Fenstergitter: «as-subbäkatu: wähidatu s-sabäblki wa-hiya 1musabbakatu mina l-hadldi».

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Hinweise auf den gleichen Gebrauch dieser Wurzel im hispanoarabischen Dialekt liefern mehrere Quellen. Belegt sind das Verb II nisabbak «enredar, coger en red, entrelazar, bastear» (VocCorr, s. v. •Jsbk), «enrexar cerrar con rexas» (Alcalä 1505, 219, 32) und das dazugehörige Partizip Passiv musabbak: «uentana enrrexada täca muxebeque ticän muxebequin» (Alcalä 1505, 427 I, 27). Das Partizip Passiv wird auch im hispanoarabischen Dialekt substantivisch verwendet und bezeichnet dann einen Korb: «Canistrum» (VocSchia I, s.v. musabbak, und II, s.v. Canistrum)573 sowie ein Traggestell oder Tablett: «ferculum» (GlossSeyb, s.v.). Alcalä führt «muxebbeq muxebbequm» (235 I, 33 und 35) bzw. «muxebeq in» 574 (137 I, 34 und 380 II, 21) mit mehreren Bedeutungen auf: «canasta assi [i. e. grande]» (137 I, 34), «rexado» (380 II, 21), «enrrexado con rexas» (235 I, 33) und ebenfalls in der konkreten Anwendung auf ein Fenster: «enrrexada ventana» (235 I, 35). Der masdar II, tasbik, ist ebenfalls lexikalisiert: Neben den wörtlichen Bedeutungen, die aus dem Verb II abgeleitet sind, 575 gibt Alcalä «pared de ladrillo taxbiq taxibiq» (342 II, 24) an. 576 Arabismen 1) Vom Partizip Passiv II von musabbak, ist mit dem agglutinierten arabischen Artikel sp. almojaba entlehnt. Außer dieser Form sind als weitere Varianten almujaba (DME, s.v.) sowie almoxaba, almoxava und almuxaba (DHRAE, s.v. almojaba/) belegt. Die früheste Dokumentation findet sich um 1196 im Fuero de Soria in der Form almuxaba (zitiert in Neuvonen, 229 und DME, s.v. almujaba). Weitere Quellen stammen aus dem 13. bis 15. Jh. (siehe DHRAE, s.v. almojabai); danach scheint der Arabismus nicht mehr in Gebrauch zu sein. In den alten Wörterbüchern fehlt er dementsprechend ganz. 573 574

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Siehe auch im Glossarium: «canistrum tabaq wa-musabbak» (GlossSeyb, s.v.). Der Vocabulista verzeichnet für das substantivisch gebrauchte Partizip einen anderen Plural: «musabbak ät» (VocSchia II, s. v. Canistrum). Cf. VocSchia I, s.v. tasbik, und VocCorr, s.v. ^Isbk. Hierzu gehören auch die fachsprachlichen Bedeutungen «caulking with oakum» und «sewing leather without using an awl» (CorrDAA, s.v. ^sbk), die Corriente weiteren hispanoarabischen Quellen entnimmt. Im marokkanischen Dialekt hat tasbik neben der wörtlichen Bedeutung «action de croiser en forme de filet» (DAF) auch die übertragenen «embarras, embrouillement, embrouillamini» (ib., cf. DCMar). Siehe auch die auf Alcalä gestützte Definition in DozySuppl: «tasbik PI. tasäbik cloison, petit mur peu epais et servant ä la distribution d'un appartement». Der von Alcalä genannte Plural zeigt im Gegensatz zu der Form in DozySuppl die zweite Stufe der 'imäla /ä/ > [I], siehe dazu Singer (1969, 16), CorrAALR, 38. Weitere im hispanoarabischen Dialekt belegte Formen der Wurzel sind subbäk, «rexa xubiq» (Alcalä 1505, 380 II, 20; siehe auch VocCorr), und sabaka, «red como quiera xebeque» (Alcalä 1505, 376 II, 11; siehe auch VocCorr). Zu den Arabismen, die auf der Grundlage des letztgenannten Lexems entstanden sind und bestimmte Arten von Fischernetzen bezeichnen, siehe CorrDAI, s. v.jäbec/ga; cf. auch Kiesler (1994, Nr. 284 sowie 285).

282

Der Weg vom hispanoarabischen Etymon zum Arabismus verläuft phonetisch regelmäßig: hisp.-ar. III wird als asp. Ill (Graphem ) übernommen; die Formen mit sind entweder nur graphische Varianten oder weisen auf sporadische Sonorisierung zu asp. /ζ/ hin. Beide Phoneme würden zu nsp. IxJ (Graphem ) zusammenfallen. 577 Der Wechsel zwischen lol und luJ in der zweiten Silbe der Arabismen basiert auf der häufigen Artikulation von hisp.-ar /u/ als [o] in der Nachbarschaft labialer Konsonanten, so auch im Präfix {mu} des Partizips (siehe SteigerContr, 347). Das im Etymon geminierte Ibl wird wie üblich im Romanischen vereinfacht (weitere Beispiele in SteigerContr, 110) und bleibt in den meisten Varianten als asp. Ibl ([ß]) erhalten; in einem Fall erfolgt eine Verschiebung des Artikulationsortes zu labiodentalem asp. /ν/.578 Auch der Verlust des arabischen Endkonsonanten /k/ am Ende eines paroxytonen Lexems ist nach der Übernahme ins Romanische kein Einzelfall (cf. CorrSketch, 53). Auf diese Weise kommt auch der Genuswechsel vom Etymon zum Arabismus zustande: die im Spanischen nach Abfall des Endkonsonanten /k/ übrig bleibende Endung auf /a/ wird aus Analogiegründen als Femininum-Morphem interpretiert. Die Bedeutung des Lehnwortes entspricht der etymologischen: «Ventana, balcon ο galeria enrejados» (DHRAE, s.v. almojabai),519 «a grated window» (Walsh 1967, 137). Auf ein mit einem Gitter versehenes Fenster bezieht sich der Arabismus auch bei seiner ersten Dokumentation (siehe D M E , s.v. almujaba, D H R A E , s.v. almojabai). Als zweite Bedeutung leitet das D M E (s. v. almojaba) «saledizo» aus einer Quelle aus dem 14. Jh. ab: «e han cämara, ο almojada [iic!] sobre la carrera». Mit Blick auf die etymologische Bedeutung ist in diesem Kontext aber wahrscheinlich ein vergitterter Balkon gemeint, der weit über die Straße ragt, also eine masrabiya,580

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Cf. SteigerContr, 199. Die velare Artikulation ist erst ab Beginn des 16. Jh. festzustellen, als der Arabismus schon nicht mehr in Gebrauch ist. Siehe dazu MenendezPidalGram, 113s.; cf. auch Metzeltin (1979, 12 und 21s.) und Egert (1985, 126). Die altspanischen Phoneme /v/ und Ibl fallen erst ab Beginn des 16. Jh. zu Ibl zusammen (siehe MenendezPidalGram, 114, Alonso 1955, 25ss.; cf. auch Metzeltin 1979, 2 und 21). Eine weitere Bedeutung, die das DHRAE aber nur auf eine einzige Quelle (General Estoria, ca. 1275) stützt, ist «azotea». Auch das D H R A E zieht mehrere Möglichkeiten in Betracht, diese Stelle zu deuten, und beruft sich dabei zum Teil auf Gorosch (1955), der hinter der Verwendung des Arabismus almojaba an der Seite von cämara einen Euphemismus vermutet: «En el Fuero de Teruel y otros fueros medievales encontramos dos palabras: betamel [...], almojaba [...], de origen ärabe para designar 'retrete, letrina'» (1955, 332s.). Der Weg, den der Arabismus von der Bedeutung 'vergittertes Fenster' bis zu der von Gorosch angenommenen zurückgelegt hätte, bliebe dabei allerdings noch zu klären. Cf. auch das Kapitel bait al-mä'.

283

Angesichts des frühen Erstbelegs am Ende des 12. Jh. ist es wahrscheinlich, dass der Arabismus sich zunächst, so wie es auch für das hispanoarabische Etymon belegt ist, auf Fenster bezieht, die mit einem Gitter oder ähnlichem Flechtwerk versehen sind: Die masrabTya hat sich in al-Andalus anscheinend erst ab dem 13. Jh. verbreitet. So wie es vermutlich im Hispanoarabischen der Fall ist, scheint das Lexem dann auch im Altspanischen auf dieses neue, ebenso mit Flechtwerk verkleidete Bauelement übertragen worden zu sein. 581 2) Auch das Verbalsubstantiv des II. Stammes, tasblk, hat zu Lehnwörtern in den iberoromanischen Sprachen geführt. Im Spanischen existiert der ohne den arabischen Artikel entlehnte - Arabismus tabique mit den veralteten Varianten taxbique, texbique, tesbique und taibique. Zum ersten Mal dokumentiert ist er in der Form taxbique zu Beginn des 15. Jh. (DCECH, s.v. tabique-, siehe auch Maillo Saigado 1991, 355). Valdes (1535, 161) bevorzugt taxbique vor der alternativen Form texbique-, Nebrija nennt tesbique (1516, s.v.). Das heute noch gebräuchliche tabique taucht zum ersten Mal 1570 bei Casas auf (DCECH) 5 8 2 und ist in den darauf folgenden Wörterbüchern zumeist die einzige Form des Arabismus; 583 Aut erklärt die anderen Varianten für ungebräuchlich: «taibique. [...]. Oy tiene poco uso», «tesbique, ö texbique. [...] yä no tienen uso» (Aut, s.v.). Die Schwankungen zwischen /a/ und /e/ im Spanischen sind Reflexe der Artikulation des vortonigen Vokals hisp.-ar. /a/ mit stärker oder schwächer ausgeprägter 'imäla. Die romanische Endung kommt durch Hinzufügung eines paragogischen Vokals zustande, der einen im Spanischen unüblichen Endkonsonanten verhindert. 584 Hisp.-ar. III wird regelmäßig als asp. /s/ 585 (Graphem ) übernommen (cf. SteigerContr, 199); eine der Formen zeigt jedoch sp. Isl. Dies hängt 581

582 583

584

585

Zur masrabiya an hispanoislamischen Häusern siehe Kapitel 1.2.1.1, zu Fortbestand und Weiterentwicklung im christlichen Iberien 2.2.2.1. Cf. auch die Kapitel duffa und simäs, samäsiya. Cf. auch Casas (1591) mit tabique als einziger Form. So in LopTam (1585, 253), Oudin (1616) und Franciosini (1620). Rosal (1601) nimmt texbique, tesbique und taibique als jeweils eigene Einträge auf, verweist dort aber auf das Lemma tabique. Auch Covarr (1611, s.v.), Aut (s.v.), TerrPan (1786, s.v.) und Cafies (1787, s.v.) nennen taibique, jedoch ebenfalls nur mit Verweis auf tabique. Zu dieser modernen Form sind auch mehrere Derivationen vorhanden: tabicar, tabicön, tabiqueria und tabiquero. Siehe dazu Neuvonen, 294, cf. auch SteigerContr, 207. Spätestens ab dem 15. Jh. können die meisten spanischen Konsonanten - darunter auch Ikl - nicht mehr in finaler Position erscheinen (siehe dazu MenendezPidalGram, 169s., cf. auch MenendezPidalOrig, 321) und benötigen einen paragogischen Vokal. Die Existenz der altspanischen Formen, die Isl noch enthalten, entkräftet die Etymologie von Sousa (1789, s.v. tabique)·. «[tabiq] Tabique», die Lokotsch,

284

wahrscheinlich mit der apikoalveolaren A r t i k u l a t i o n [s] von sp. Isl zusammen, a u f g r u n d derer solche Wechsel häufiger v o r k o m m e n . 5 8 6 Wegen des Ausfalls von Isl in taibique u n d tabique vermutet Corriente (1985, 149) f ü r den Entlehnungsprozess: «ha h a b i d o probable cruce con el reflejo de /tatbiqa/ ' p l a n c h a p a r a recubrir'». Dieser S c h w u n d findet im Spanischen allerdings erst relativ spät statt, n a c h längerem ausschließlichem G e b r a u c h von F o r m e n mit III u n d lässt d a h e r an innerromanische G r ü n d e o h n e arabischen Einfluss denken. Möglicherweise h ä n g t der Verlust von /s/ mit der beginnenden Velarisierung von asp. Isl zu IxJ z u s a m m e n , die sich ab A n f a n g des 16. Jh. b e m e r k b a r m a c h t (cf. M e n e n d e z P i d a l G r a m , 113s.) Die Bedeutung des spanischen A r a b i s m u s entspricht derjenigen, die Alcalä (1505) schon f ü r d a s E t y m o n angibt: «Pared delgada de ladrillo, puesto de c a n t o » (Covarr 1611, s.v. tabique), «pared que se hace c o m u n m e n t e p a r a dividir u n c u a r t o de otro, y se hace ya con ladrillo, ya con escombro, adoves y cascote, &c.» (TerrPan 1786, s.v. tabique). Die W a n d , die der A r a b i s m u s bezeichnen soll, muss also d ü n n sein u n d als Zwischenwand dienen. A u ß e r a u f das Innere eines Hauses, wo ein tabique Z i m m e r abteilt, erstreckt sich der m o d e r n e G e b r a u c h a u c h a u f a n d e r e Kontexte, wo eine vergleichbare F u n k t i o n erfüllt wird: «Por extension, cualquier division p l a n a y delgada entre dos espacios: ' U n c a j o n dividido p o r tabiques. El tabique nasal'» (Moliner, siehe a u c h D R A E ) . Die B e d e u t u n g des L e h n w o r t e s ist die Folge einer U m d e u t u n g der semantischen M e r k m a l e der etymologischen arabischen Wurzel. Es hat den Anschein, dass diese sich bereits im hispanoarabischen Dialekt ereignet hat, d e n n auch Alcalä gibt, wie zu sehen war, die Bedeutung «pared de ladrillo» (1505, 342 II, 24) an. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass es sich bei dieser B e d e u t u n g s a n g a b e f ü r d a s H i s p a n o a r a b i s c h e u m eine semantische Interferenz des spanischen A r a b i s m u s handelt - a u c h wenn dieser selbst bei Alcalä nicht a u f t a u c h t - , zumal das Spanische zu dieser Zeit n o c h über Varianten des A r a b i s m u s verfügt, die eine d e m E t y m o n sehr ähnliche phonetische F o r m aufweisen. Dies k ö n n t e Alcalä beeinflusst u n d dazu veranlasst haben, f ü r das f o r m a l ähnliche E t y m o n a u c h die gleiche Bedeutung anzugeben. 5 8 7

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587

Nr. 1970 übernimmt: «Ar. tablk: 'Etwas aneinander Passendes'»; ebenso Nase. Siehe dazu auch DE, 344. Zur Wiedergabe von ar. Isl durch das apikoalveolare sp. Isl ([s]) und umgekehrt siehe SteigerContr, 202 und Alonso (1946, 25); cf. auch CorrSketch, 49. Zum spontanen Wechsel von Isl () und Isl () in altspanischen Lexemen siehe MenendezPidalGram (119s. und 197s.) und Alonso (1947, 2ss.). Dafür könnte auch die Tatsache sprechen, dass diese spezielle Bedeutung 'pared de ladrillo' für das Etymon in keiner der anderen hispanoarabischen Quellen belegt ist (siehe CorrDAA). 285

Das in der Grundbedeutung der Wurzel angelegte semantische Merkmal [+ verflochten, gitterartig, aus Flechtwerk] geht also entweder bereits bei einer der Bedeutungsvarianten des hispanoarabischen Substantivs, spätestens jedoch beim spanischen Arabismus gänzlich verloren: 588 Es hat eine Verlagerung der definierenden semantischen Merkmale stattgefunden, die sich weg von der etymologischen Betonung von Herstellungsweise und Struktur des bezeichneten Gegenstandes hin zu Gesamterscheinungsbild [+ Wand], Format [+ dünn] und Funktion [+ abtrennen, unterteilen] bewegt. Im Bewusstsein der romanischen Sprecher ist tabique zudem auch nicht mehr mit seiner etymologischen Wurzel Vsbk und ihrer spezifischen Bedeutung verknüpft. Daher kann sich die Anwendung des Arabismus auf einen anderen Gegenstand durchsetzen, der durch die alternative semantische Beschreibung des Etymons definiert wird. Im Portugiesischen existiert ebenfalls die Form tabique - hier ohne weitere Varianten - die später als im Spanischen dokumentiert ist: Nunes de Leäo (1606, 249) führt tabique in seiner Arabismen-Liste auf. 589 Pg. tabique bezeichnet ebenfalls eine dünne Zwischenwand im Haus: «parede de [tabique], delgada feita de tijolos, ao contrario da parede de frontal que he de tijolos, e grossa» (Bluteau/MorSil 1789); «o mesmo que taipa. Construgäo delgada, geralmente de madeira, com que se divide verticalmente ο interior de uma casa. [...]. Parede estreita de tijolo» (Fig). Was einen tabique definiert, ist offensichtlich - ebenso wie im Spanischen - weniger das verwendete Material und die Herstellungsweise, als vielmehr der geringe Durchmesser. Zusätzlich hat daher auch pg. tabique die moderne übertragene Bedeutung: «Divisoria. Membrana que separa dois örgäos ou duas cavidades» (Fig). Bezüglich des Weges der Entlehnung von pg. tabique nimmt Machado an, dass es sich nicht um einen direkten Arabismus handelt, sondern um eine Übernahme «talvez por via castelhana» (DELP, MachadoIA). Dafür würde neben dem späten Zeitpunkt des Erstbelegs (der freilich nicht so spät liegt, wie Machado angibt, nämlich erst im 19. Jh.) auch die phonetische Gestalt des portugiesischen Lexems sprechen: es weist den gleichen Schwund von ar. I I I auf und entspricht damit der moderneren der spanischen Varianten, die sich, wie zu sehen war, bis zum Zeitpunkt des portugiesischen Erstbelegs durchgesetzt hat. 588

589

Einzig Nebrija (1516) übersetzt tesbique mit «craticius sive concraticius paries», wobei lat. craticius für «cosa de gu)» (SteigerContr, 291). Für den Wandel von ar. /st/ im Etymon zu nsp. /Θ/603 in der heutigen Form des Arabismus gibt es mehrere Beispiele (siehe SteigerContr, 141). Als Zwischenstufe und Ursache für die spanischen Grapheme und in den frühen Formen vermutet Steiger eine Metathese im Hispanoarabischen, die dann im Spanischen auch zunächst als AfTrikate reproduziert worden wäre (SteigerContr, 141). Plausibler jedoch ist Corrientes 599

600

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SteigerContr, 141 nennt auch die graphische Variante pg. ςaguäo. Eine weitere, seltene Form ist xaguäo, das in Sousa (1789, s.v. saguäo) erscheint und davor schon 1786 belegt ist (DELP, s.v. saguäo; cf. auch Eguilaz, 489). Cf. hierzu DELP, MachadoIA und DENF, s. v. saguäo. Das Gleiche gilt wohl auch für die galicischen Entsprechungen saguan (Eguilaz, 489) und zaguän (DLE, s.v.); siehe auch CorrDAI, s.v. zagäo [sie!]. So ζ. B. in Eguilaz, 318 und 520, Lokotsch, Nr. 2141, Nase und Machado (DELP, MachadoIA). Vergleiche dazu auch die Variante sp. «zahuän» bei Ros (1764, 179). Die phonetische Gestalt von pg. saguäo - mit initialem /s/ sowie der üblichen Nasalierung von finalem /n/ - ist entsprechend dem oben genannten späten Zeitpunkt des Erstbelegs und dem wahrscheinlichen Weg der Entlehnung nicht von der arabischen sondern von der spanischen Form herzuleiten.

289

These, der von einer Assimilation /st/ > /ss/ im Hispanoarabischen ausgeht, die auch für die nordafrikanischen Dialekte charakteristisch ist (Corr Sketch, 68).604 Die Übernahme von - einfachem oder geminiertem hisp.-ar. /&/ entspricht im Romanischen dann dem üblichen Weg. Zu erklären bleibt das anlautende /a/ in der spanischen Variante azaguän bzw. dessen Fehlen in sp. zaguän und pg. saguäo. Dass es sich in diesem Fall um den agglutinierten arabischen Artikel handelt, ist nicht möglich; vielmehr stellt es einen Reflex der ersten Silbe des Etymons dar, der schließlich abfällt. Die Realisierung als /a/ im Romanischen beruht dabei entweder ebenfalls auf einer hispanoarabischen Vokalassimilation oder aber auf der Artikulation von hisp.-ar. Iii in velarisierender Umgebung (siehe dazu CorrAALR, 39s.).605 Möglich ist jedoch auch ein innerromanischer Prozess in Form eines analogischen Ausgleichs: da in dieser Position Iii im Spanischen ungewöhnlich ist, könnte, in Analogie zu den zahlreichen, durch den agglutinierten Artikel mit /a/ anlautenden Arabismen, auch hier /a/ gesetzt worden sein.606 Die Bedeutung des spanischen Arabismus entspricht der des hispanoarabischen Etymons: «zaguan. Andito, vestibolo» (Casas 1591), «gaguän ο acjaguän, porche, entree du logis ä couuert, il portico, la entrata della casa» (Oudin 1627); «es la parte cubierta de la casa que se sigue al umbral de la puerta principal» (TerrPan 1786, s.v. zaguan).607 Im modernen Sprachgebrauch bezeichnet zaguän nach wie vor den Eingangsbereich eines Hauses, die Vorhalle, Eingangsdiele oder den Flur. 608 Saguäo bezieht sich zu Anfang seiner Existenz im Portugiesischen auf den gleichen Teil des Wohnhauses wie der spanische Arabismus. Später verschiebt sich jedoch die Bedeutung vom - überdachten - Eingangsbereich hin zum - unbedeckten - Hof: «Saguäo, [...] sala baixa, ä entrada de alguma casa, da qual se passa para os pateos, corredores, &c. [...] Hoje diz-se em Lisboa por ärea, ou aberta entre casas como ha no meio, ou centro dos quarteiröes, das ruas novas» (Bluteau/MorSil

1789).609

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608 609

In CorrDAI (s. v. zagäo [.S7c!]) legt Corriente daher ein Etymon «and. *a/issawän por istawän» zugrunde. Auch Corriente denkt an einen bereits etymologischen Vorgang, siehe CorrDAI (s. v. zagäo [.Tic!]), zitiert in Anm. 604. Bossong (persönlicher Hinweis). Siehe auch Corrientes Beispiele für eine «falsa restitution del articulo» (CorrDAI, 63). Der Diminutiv zaguanete hat sich semantisch spezialisiert und die Bedeutung «aposento donde estaba la guardia del principe en su palacio» (DRAE, s.v.) wegen deren Standort im Palast - angenommen. Hieraus entsteht auch eine zweite, übertragene Bedeutung: «la partida de Guardias de Corps que sigue ä pie ä las Personas Reales, cuando van ä pie tambien» (TerrPan 1786, s.v. zaguanete). Cf. DRAE, GDLE und Moliner. Dies erklärt die irrtümliche Annahme Sousas (1789, s.v. saguäo), dass das Etymon ar. sahn ('Hof, Innenhof) sei, obwohl es phonetisch nicht plausibel

290

Diese Bedeutung hat saguäo noch im modernen Sprachgebrauch: «Innenhof; Licht-, Luftschacht» (LPD), «pätio pequeno, estreito e descoberto no interior de um edificio, limitado pelos diversos corpos do edificio que serve para iluminar e ventilar os aposentos que näo recebem luz directa da rua» (MorSil). Der Latinismus vestibulo, der in Portugal ebenfalls im 17. Jh. erstmals dokumentiert ist (DENF, s.v.), hat den Arabismus in seiner etymologischen Bedeutung verdrängt. 610 Nur regional sowie in Brasilien hat saguäo diese behalten: «Ant., bras, e prov. lus. Nos grandes edificios, sala de entrada onde se acha a escadaria que conduz aos andares superiores; vestibulo» (Aur). 611 Die Motivation für den Gebrauch des arabischen Lexems durch die Christen und seine Aufnahme in den romanischen Wortschatz liegt wohl darin begründet, dass der damit bezeichnete Eingangsbereich und seine besondere Anlage ein auffälliges Charakteristikum der muslimischen Wohnhäuser ist, die die Christen in den eroberten Städten übernehmen. Zusammen mit dem architektonischen Element, das im christlichen städtischen Hausbau nicht verwendet wird, wird der hispanoarabische Name entlehnt, um diese Art der Raumaufteilung eindeutig zu benennen. Daher ist anzunehmen, dass der Arabismus über einen längeren Zeitraum nur auf das Innenhofhaus bezogen wird, bevor man ihn auch auf den Eingangsbereich in ursprünglich christlichen Häusern überträgt. Dies könnte ein Grund für das erst späte Erscheinen des Lexems in spanischen Quellen sein: die Erstdokumentation fällt in eine Zeit, in der die Christen dazu übergehen, die verwinkelten Eingangsräume der alten hispanoislamischen Häuser zu durchbrechen, um den Innenhof nach außen zu

610

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ist. Schon Rosal (1601, s.v. Qaguäti) zieht beide arabischen Lexeme als Etyma in Betracht: «Caguän. del Arab. Zahan, Patio; ό Iztiguan Portada». Cf. Kontzi (1982, 442) zur Zukunft des spanischen Arabismus: «Neben dem Wort arabischer Herkunft für 'Eingangsraum' zaguän [...] steht heute die späte Entlehnung aus dem Lateinischen, vestibulo, als Ersatz schon bereit». Corominas ist der Ansicht, dass es sich bei der Anwendung von pg. saguäo auf einen (unbedeckten) Hof nicht um eine neuere, sondern um eine alte Bedeutung handelt, die der portugiesische Arabismus im Gegensatz zum spanischen behalten hat: «no siempre era [en castellano], como dice Aut., aunque si inmediato a la puerta. Este es el sentido que ha conservado el port, saguäo» (DCECH, s.v. zaguäri). Das Zitat von 1630 von Ruiz de Alarcon, das Corominas zu dieser These veranlasst, ist jedoch nicht allein auf diese Weise zu interpretieren; es würde außerdem mit dieser Bedeutung isoliert stehen, denn die Wörterbücher der Zeit geben für das Spanische stets allein 'Eingangsraum' an. Für das Portugiesische ist dem zitierten Eintrag in Bluteau/MorSil (1789) zudem zu entnehmen, dass es sich bei 'Innenhof um einen neueren Gebrauch von saguäo handelt, der den alten, 'Eingangsraum', verdrängt. Diese Chronologie wird von der Existenz der Bedeutung 'Eingangsraum' im brasilianischen Portugiesisch gestützt.

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öffnen und die völlig nach innen gekehrte Bauweise durch eine repräsentative Gestaltung im Geist der Renaissance zu ersetzen.612 sutayyah Das Verb I der klassisch-arabischen Wurzel Vsth trägt die Grundbedeutung, mit der alle weiteren Formen der Wurzel semantisch verbunden sind: «extender, allanar; alisar, aplanar» (CorrDAE). 613 Eine ähnliche Bedeutung hat der II. Stamm; der V. bedeutet entsprechend «to be flattened, levelled» (Hava), so auch das Verb VII (Wehr). Sath ist das Verbalsubstantiv (masdar) des Verbs I; darüber hinaus ist sath aber vor allem als Konkretum mit dem Plural sutüh in Gebrauch und bedeutet dann «superficie; cara, lado, piano» (CorrDAE), «Fläche; Ebene; Oberfläche» (Wehr). In Bezug auf ein Haus hat sath - wobei zusätzlich die Plurale 'astiha und 'astuh verwendet werden können (Wehr) - die Bedeutung «zahru 1-baiti 'idä käna mustawlyan li-nbisätihT» (Lisän);614 d.h. es bezeichnet den obersten Teil des Hauses, sofern es sich dabei um eine ebene Fläche handelt - also ein Flachdach, eine Dachterrasse: «terrasse, toit en terrasse» (BibKaz), «the flat top or roof of a house» (Lane). 615 Die Begriffe 'Flachheit', 'Fläche' und 'Oberfläche' bilden auch im hispanoarabischen Dialekt den semantischen Inhalt der Wurzel. Das konkrete Substantiv hat die gleiche Form wie im klassischen Arabisch: «?ath [PI.:] gotöh» (Alcalä 1505, 399 II, 13). Als dialektale Bedeutung nennt der Vocabulista «superficies» (VocSchia I, s.v. sath), Oberfläche'. Außerdem findet sich das Lexem häufig als Bezeichnung für den Fußboden, so ebenfalls im Vocabulista unter lat. pavimentum (VocSchia II, s. v.).616 Im Glossarium steht sath für «ostractus pauimentum testaceum» (GlossSeyb, s.v.), also einen aus gebrannten Ziegeln gelegten bzw. gefliesten Boden;617 Alcalä (1505) notiert «gath» unter «solar de casa ο suelo» (399 II, 13), «suelo 612 613

614 615

616

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Siehe dazu Kapitel 2.2.2.3 im kulturhistorischen Teil. Außerdem hat das Verb I die übertragenen Bedeutungen «zu Boden werfen, niederstrecken» (Wehr) und «to make (a camel) to kneel» (Hava). Cf. auch Ibn Slda (III 126a): «zahru 1-baiti li-nbisätihl». Weitere Formen der Wurzel sind das Partizip Passiv I mastüh «lying dead. Flatroofed (house)» (Hava), das Adjektiv satlh «piano, llano, tendido de espaldas. exänime, agotado» (CorrDAE) und das Beziehungsadjektiv sai/if «flach» (Wehr), «superficial, exterior» (CorrDAE), dessen substantiviertes Femininum sathiya «Flachheit, ebene, flache Form; Oberflächlichkeit» (Wehr) bedeutet. Ferner wird das nomen instrumenti mistäh in der Bedeutung «Tenne» (Wehr) verwendet. Zusätzlich führt der Vocabulista Formen von ~4sth mit Bedeutungen auf, die in keiner Beziehung zu der genannten Grundbedeutung stehen: Das Verb II nisattah bedeutet hier «hacer desvergonzado» (VocCorr, s.v. -isth); die Form sataha erscheint neben weiteren arabischen Substantiven mit der Bedeutung 'Unverschämtheit' unter dem Lemma inverecundia (VocSchia II, s. v.). Siehe auch DozySuppl, s. ν. λIsth. 292

sacado a pison» (401 I, 35) und «suelo como quiera» (401 II, 4). 618 Daneben hat hisp.-ar. sath, wie mehrere Quellen aus al-Andalus zeigen (siehe CorrDAA, s. v. Vsth), auch die im klassischen Arabisch vorhandene Bedeutung 'Flachdach' bzw. 'Dachterrasse'. 619 Diese Bedeutung erscheint auch bei Alcalä: «agutea Qäth gotoh» (93 I, 6) und «terrado gath poth» 620 (412 II, 35). Das als Terrasse genutzte Flachdach gehört zu den Charakteristika der Häuser im orientalisch-islamischen Kulturkreis. Mit der islamischen Eroberung gelangt diese Bauweise auch auf die Iberische Halbinsel, wo sie auf das Pult- und das Satteldach trifft. Obwohl für das städtische Innenhofhaus in al-Andalus zumeist das hier vorgefundene ziegelgedeckte Dach übernommen wird, bleibt das Flachdach ein auffälliges Merkmal auch der hispanoislamischen Bauweise: In den Städten wechseln Flachdächer mit Ziegeldächern ab; zahlreiche Innenhofhäuser verfügen über eine Dachterrasse auf mindestens einer Gebäudeseite. In vielen ländlichen Regionen von al-Andalus herrschen Flachdachhäuser sogar vor und bilden geschlossene Siedlungen. 621 Arabismen Im Spanischen gibt es den Arabismus azotea-, veraltete Formen sind agotea, agutea und azutea. Anfang des 15. Jh. 622 ist αςοίβα erstmals schriftlich belegt (DCECH, s. v. azotea). In den alten Wörterbüchern, wo der Arabismus mit großer Häufigkeit dokumentiert ist, wechseln bis ins 17. Jh. αςοίεα und agutea;623 ab dem 18. Jh. erscheint ausschließlich die Graphie mit 618

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621

Zu der Bedeutung 'Fußboden' gehört auch das Verb «solar echar suelo ala casa nipatäh ?atäht gatäh» (Alcalä 1505, 387, 3). Dies ist auch die Bedeutung, die das Lexem im heutigen marokkanischen Dialekt - hier in der Form stäh (DCMar, s.v. Vsth) - hat: «Terrasse (formant toiture d'une chambre, d'une maison)» (DCMar). Siehe auch Dombay, 91: «Tectum. [...] satah» und LerchundiVoc: «azotea [...] stah ό setah». Bei lat. pavimentum, das das Glossarium und der Vocabulista als Bedeutung angeben, ist zu beachten, dass damit nicht nur ein 'Fußboden' gemeint sein kann, sondern das lateinische Lexem ebenfalls auf «a comparable form of roof-construction» (OxfordLat) angewandt wird. Hier liegt wohl ein typographischer Fehler vor, denn es ist der Plural gemeint, der an den anderen zitierten Stellen richtig «?ot0h» lautet; Corriente korrigiert dementsprechend auch hier zu «gotöh» (AlcCorr, s. v. ^sth). Zu den hispanoislamischen Flachdächern und ihrer Verwendung siehe Kapitel 1.2.1.2 im kulturhistorischen Teil. Für die Textstelle von 1403-1406 aus Gonzalez de Clavijo, Embajada α Tamorlän, siehe Maillo Saigado (1991, 294). Αςοίβα nennen Palencia (1490, 189b, 273b, 461d), Nebrija (1495, 1516), Casas (1591), Rosal (1601), Aldrete (1606, 365) und Oudin (1616), agutea dagegen Guillen (1475, 135E32), Alcalä (1505, 93 I, 6), LopTam (1585, 235) und Covarr (1611). Beide Formen kommen in Franciosini (1620, s.v.) und Oudin (1627, s.v. Αςοίέα) vor.

293

(TerrPan 1786, s.v. azutea und s.v. azotea; Canes 1787, s.v. azotea), die Form mit /u/ wird außerdem als veraltet beschrieben: «Llämase tambien azutea; pero modernamente mudada la u en ο se dice azotea» (Aut, s.v. azotea). Im Portugiesischen ist der Arabismus in den Formen agoteia (Nunes de Leäo 1606, 249), goteia (DELP, s.v. agoteia) und soteia (MorSil, s.v.) 624 vorhanden; veraltet sind die Varianten agotea (Cardoso 1570, s. v.), 625 gotea (DE, 228) und sotea (Barbosa 1611, s. v. Agotea, Bluteau/MorSil 1789, s. v.). Im 15. Jh. (Cronica da conquista de Ceuta) ist zum ersten Mal agotea belegt; als artikellose Form folgt gotea 1507 (MachadoIA, DELP, s.v. agoteia). Die phonetische Form der Arabismen macht deutlich, dass als Etymon nicht die hispanoarabische Grundform sath in Frage kommt, sondern ein Diminutiv entlehnt worden ist. Dies zeigen sowohl Silbenstruktur und Akzent der Arabismen als auch die Reste eines arabischen Diphthongs. Als Grund für die Entlehnung eines Diminutivs durch die iberoromanischen Sprachen an Stelle der Grundform des Substantivs kann die Tatsache gesehen werden, dass im hispanoarabischen Dialekt Diminutive mit besonderer Häufigkeit verwendet werden: «En el ärabe granadino se observa un fuerte arraigo del diminutivo» (SteigerContr, 370, siehe auch 371s. sowie CorrSketch, 94 und CorrAALR, 79). Unterschiedliche Auffassungen bestehen jedoch hinsichtlich Form und Genus des Etymons und ihrer Beziehung zu Form und Genus der romanischen Formen: Da die hispanoarabische Grundform sath maskulinum ist und dementsprechend auch einen maskulinen Diminutiv erwarten lässt, stellt Corominas die These auf, dass das Etymon der Diminutiv sutaih sei und der Genuswechsel innerromanisch auf die folgende Weise stattgefunden habe: «sutäih daria primero l'agote, que paso al genero femenino por efecto de la a inicial y en consecuencia se cambio en agotea haciendo femenina la terminacion» (DCECH, s. v. azotea). Mit dieser Ansicht widerspricht er einer weit verbreiteten früheren Meinung. Diese wird von Engelmann (DE, 228), Lokotsch, Nr. 1868, SteigerContr, 152 und Machado (DELP, MachadoIA) vertreten, die einen femininen Diminutiv *sutaiha als Etymon nennen. Auch Corriente erhält diese These in CorrDAA (s. v. "NIsth) aufrecht, da seiner Ansicht nach die phonetische Gestalt der Arabismen auf die Existenz einer solchen Form im Hispanoarabischen hindeutet. 624

625

In alten wie modernen portugiesischen Wörterbüchern schwankt die Schreibung zwischen Setzung und Auslassung eines graphischen Akzents. Soteia wird bisweilen als regionale Variante angegeben (MorSil und Fig, s. v.), wobei insbesondere im Algarve «s'teia» (DELP, s.v. agoteia) bzw. «f 'tea» (Giese 1935, 57) gebräuchlich ist. Diese Form nennen unter den alten Wörterbüchern außerdem Barbosa (1611, s. v.), Pereira (1647, s. v.), Sousa (1789, s. v.), Bluteau/MorSil (1789, s. v.) sowie das D L P (1793, s.v.), das sie ausdrücklich als veraltet angibt.

294

Tatsächlich wäre unter phonetischen Gesichtspunkten die Entlehnung eines femininen Diminutivs mit Verlust von intervokalischem /h/ 626 denkbar. Zwar ist solch eine Form in den hispanoarabischen Quellen nicht zu sath belegt, die Bildung von femininen Diminutiven auf der Basis von maskulinen Substantiven kann im hispanoarabischen Dialekt aber durchaus vorkommen (siehe dazu Corriente 1985, 128). Einen Anhaltspunkt für diesen Vorgang im Fall von hisp.-ar. sath würde außerdem der moderne marokkanische Dialekt liefern, denn hier wird auf der Basis der maskulinen Grundform stäh ebenfalls ein femininer Diminutiv gebildet: «steha» (DCMar). 6 2 7 Letztendlich ist es jedoch gar nicht notwendig, für das Hispanoarabische einen hypothetischen femininen Diminutiv zu der maskulinen Grundform anzunehmen, denn die Form, die maskuline Diminutive in diesem Dialekt haben, erlaubt es, die Arabismen phonetisch direkt davon abzuleiten: Während der feminine Diminutiv dreiradikaliger Wurzeln im hispanoarabischen Dialekt der klassisch-arabischen Form {Iu2ai3a} gleicht, hat der maskuline Diminutiv die Struktur {Iu2ayya3}; die Form {Iu2ai3} dagegen kommt dialektal nur bei Wurzeln ultimae wäw oder ya vor (siehe CorrSketch, 94 und CorrAALR, 79). Aufgrund dieser Tatsache ist auch dem ohnehin schwierigen Erklärungsversuch von Corominas zu widersprechen, der von der klassisch-arabischen Diminutivform ausgeht. Die im Dialekt zu erwartende Form des maskulinen Diminutivs, sutayyah, dagegen spiegeln Silbenstruktur und phonetische Form der Arabismen genau wider. Der bei der Entlehnung erfolgte Verlust des - hier finalen - /h/ hat zu einem Endvokal /a/ geführt, der aus Analogiegründen von den romanischen Sprechern als Femininendung interpretiert wird und den Genuswechsel bewirkt. Den dialektalen maskulinen Diminutiv legt auch Corriente in CorrDAI (s.v. agoteia) als Etymon zugrunde und verwirft seine oben erwähnte frühere These. Die phonetische Übernahme eines Etymons hisp.-ar. sutayyah durch das Spanische und Portugiesische wirft keine weiteren Fragen auf. Die Wiedergabe von ar. /s/ im Romanischen, wo es, zunächst repräsentiert durch das Graphem , zu modernem pg. /s/ und sp. /Θ/ wird, ist regelmäßig (siehe die Beispiele in SteigerContr, 138s.), ebenso die Romanisierung des emphatischen ar. /t/ als /t/ (cf. SteigerContr, 150ss.). Das vortonige hisp.-ar. /u/ wird durch nachfolgendes /t/ zwar normalerweise zu [o] (cf. CorrAALR, 40); 628 die Schwankungen zwischen /u/ und /o/ in den frühen spanischen 626

627

6:8

Für den Verlust von ar. /h/ in intervokalischer Position gibt es mehrere Beispiele (siehe dazu Alarcos Llorach 1951, 34; cf. auch SteigerContr, 259ss.). Außer als Diminutiv von stäh fungiert diese Form als Bezeichnung für eine ganz bestimmte Art von Terrasse, nämlich diejenige, «qui recouvre l'edicule oü aboutit l'escalier qui conduit ä la terrasse d'une maison» (DCMar; DAF). Entsprechend erscheint auch < o > im zitierten hispanoarabischen Plural «gotöh» bei Alcalä.

295

Formen können jedoch von der schwachen Artikulation des arabischen Vokals in dieser Position herrühren, den die romanischen Sprecher deshalb möglicherweise nicht eindeutig als /u/ oder lol identifizieren.629 Das spätere Verschwinden der spanischen Formen mit /u/ zugunsten der Varianten mit lol kann mit der etwas leichteren Artikulation des halbgeschlossenen Vokals nach interdentalem /Θ/ zusammenhängen. Wie die spanischen zeigen auch die alten portugiesischen Formen den Hiatus /ea/. Im Portugiesischen ist jedoch später dessen Tilgung durch Setzung eines Halbvokals zu beobachten; dadurch entsteht der Diphthong der modernen portugiesischen Formen. 630 Semantisch hat sich der Arabismus weder im Portugiesischen noch im Spanischen von seinem hispanoarabischen Etymon entfernt: er ist in der Bedeutung 'Flachdach', 'Dachterrasse' entlehnt, die er bis in den modernen Sprachgebrauch beibehalten hat. Dies dokumentieren die Wörterbucheinträge aus verschiedenen Jahrhunderten: «Solarium, agotea. se dize por estar descuhuerto [j/c!] al sol y alos ayres» (Palencia 1490, 46 ld), «menianum» 631 (Cardoso 1570, s.v. Agotea), «el sobrado alto de la casa descubierto» (Covarr 1611, s.v. a^ueta [.s/c!]), «lugar no alto da casa, exposto ao Sol» (Bluteau/MorSil 1789, s.v. agotea). Die gleichen Angaben machen auch die modernen Wörterbücher: «Eirado ou terrago por cima das casas ou torres; mirante» (Aur, s. ν. αςοίέία), «cubierta mäs ο menos llana de un edificio, dispuesta para distintos fines» (DRAE, s. v. azotea).632 629

630

631

632

Die Realisierung von vortonigem pg. lol als [u] gehört nicht hierher: sie setzt sich erst im 18. Jh. durch, siehe dazu Teyssier (1980, 71 und 77). Ein anderer Grund, der für den Vokalwechsel in den spanischen Formen denkbar ist, nämlich die Verwendung einer bewusst etymologisierenden Schreibung mit /u/, während möglicherweise im tatsächlichen Sprachgebrauch nur lol vorkommt, würde voraussetzen, dass ein Bewusstsein für die etymologische Herkunft des Lexems bestanden hat. So gehen beispielsweise Rosal (1601, s.v. Afotea), Nunes de Leäo (1606, 249) und Aldrete (1606, 365) davon aus, dass das Etymon der Plural sutüh ist, der ebenfalls ein vortoniges lul enthält; allerdings verwenden die beiden spanischen Autoren selbst die Variante mit lol, ago tea. Kiesler sieht hier «im Port. Erhalt des Diphthongs, im Span. Monophthongierung» (1994, Nr. 261). Die alten und die modernen für das Portugiesische belegten Formen machen jedoch die phonetische Entwicklung deutlich. Cf. dazu auch Williams (1962, 35), Teyssier (1980, 56) und Mattos e Silva (1991, 66). Denkbar ist angesichts der Monophthongierung in beiden Sprachen, dass der portugiesische Arabismus über das Spanische übernommen wurde. Lat. menianum oder maenianum bedeutet «projecting upper storey, balcony, veranda» (OxfordLat), cf. auch Georges, s. v. maenius. «Menianum» geben auch Barbosa (1611, s. v. Αςοίέα und s. v. Sotea) und Pereira (1647, s. v. Afotea und s. v. So tea) an. Für das Valencianische gibt Eguilaz, 325 ebenfalls eine Form agotea an, die jedoch in keinem der alten oder modernen katalanischen Wörterbücher zu finden ist. Es handelt sich wohl eher um eine isolierte Erscheinung des kastilischen Arabismus in valencianischem Dialektgebiet. Um eine Dachterrasse oder ein

296

Im vorliegenden Fall handelt es sich einmal mehr um die Übernahme des Wortes zusammen mit der entlehnten Sache. Die Christen auf der Iberischen Halbinsel lernen das Flachdach während der Zeit der islamischen Herrschaft kennen: Mozaraber leben unter den Muslimen in durch Flachdachbauten geprägten Städten und Dörfern; die christlichen Eroberer islamischer Gebiete treffen immer wieder auf Siedlungen und Städte mit Flachdächern und übernehmen nach der Reconquista die alte Bausubstanz. Für die Christen ist die Flachdachbauweise somit während einer langen Zeitspanne untrennbar mit der hispanoislamischen Kultur verbunden. U m das neue Bauelement zu benennen, liegt es daher nah, auch die arabische Bezeichnung zu übernehmen und beizubehalten. Auch heute sind in vielen Teilen der Iberischen Halbinsel Flachdachhäuser nach wie vor verbreitet, aufgrund der längeren islamischen Präsenz vor allem in den südlichen Regionen - im Algarve, Andalusien, Murcia und dem Pais Valencia wo sie das Bild zahlreicher Dörfer und Städte prägen. 6 3 3 Wie das architektonische Element in die eigene Kultur, so ist auch das arabische Wort, das es bezeichnet, in das romanische Lexikon aufgenommen worden und bis heute erhalten geblieben. saqf sama, saqTfa Das klassisch-arabische Substantiv saqf634 bedeutet «gimä' al-bait» (Lisän), «the ceiling, roof, or covering [...] of a house or chamber or tent» (Lane), «tectum & contignatio domus» (Golius 1653), «toit bombe, voüte, en talus, et non pas en terrasse» (BibKaz). Mit dieser Bedeutung haben auch die anderen Formen der Wurzel 4sqf zu tun. So bezeichnet das Substantiv saqTf ebenfalls ein «tectum domus» (Freytag), «toit (d'une maison)» (BibKaz). Das denominale Verb II bedeutet «mit einem Dach, einer Decke versehen, überdachen» (Wehr), ebenso der seltenere I. Stamm: «to roof (a house)» (Hava); in der Form saqifa hat das Verb I die Bedeutung «ser alto y arqueado» (CorrDAE), «he was, or became, tall, and bent, or bowed» Flachdach zu bezeichnen, wird im Katalanischen - und ebenso im Valencianischen - statt eines Lehnwortes das Erbwort terrat verwendet, so ζ. B. in Torra (1653, s. v. terrat) und Angles (s. v. tectum); cf. AlcMoll, s. v. Auch im Portugiesischen und Spanischen existieren entsprechende Lexeme lateinischen Ursprungs mit der Bedeutung '(Dach-)Terrasse': z.B. pg. terrado, das seit 1513 belegt ist (DELP, s. v.), und pg. terrafo, das erst spät aus dem Französischen entlehnt wurde (DELP, s. v.), im Spanischen entsprechend terrado (cf. ζ. B. LopTam (1585, 235): «Afutea. Es terrado») und terraza; siehe auch Kiesler (1994, Nr. 261). Zu diatopischen und referentiellen Unterschieden zwischen den Synonymen romanischen und arabischen Ursprungs im Portugiesischen siehe Moura Santos (1980, 588). 613

6,4

Dazu äußert sich schon Aut (s. v. azotea): «En Andalucia y otras Provincias es mui comün en casi todas las casas». Zu den Flachdachhäusern im christlichen Iberien siehe Kapitel 2.2.2.2 im kulturhistorischen Teil. Plurale sind suquf und suqüf (Lisän) sowie 'asquf (CorrDAE) und suqf (Hava).

297

(Lane). Die Partizipien Passiv des I. und II. Stammes sind lexikalisiert und bedeuten «überdacht» (Wehr). Das Substantiv saqifa (PI. saqaif) schließlich bezeichnet zum einen eine «plancha, hoja; lämina» (CorrDAE), Gegenstände also, die als Baumaterial dienen: «kullu hasabatin 'arldatin ka-1lauhi 'au hagarun 'arldun yustatä'u 'an yusaqqafa bihl qutratun 'au gairuhä» (Lisän), «any broad piece of wood, such as a plank, or a broad piece of stone, with which one may form a roof [...] to a lurking-place of a hunter &c.» (Lane). Z u m anderen bezieht sich saqifa auf einen Teil des Hauses, wobei sich diese Bedeutung aus der ersten ableitet: «a suffa [...] or the like, [...] [i. e. a roof, or covering such as projects [over the door of a house], [...] [or of which the ends of the beams rest u p o n opposite houses; i. e.] a zulla; [often applied in the present day to a roofed, or covered, portion of a street or the like;] and any wing or porch or other thing [of a building] that is roofed over» (Lane), «portico, covered passage» (Hava), «portique, galerie couverte [...] oü Ton s'assied en ete» (DozySuppl). 6 3 5 Auch im hispanoarabischen Dialekt sind die Substantive saqf und saqifa in Gebrauch. Für saqifa ist dialektal die zweite der beiden klassischen Bedeutungen belegt: Im Vocabulista findet sich «saqTfah Porticus» (VocSchia I, s.v.); außerdem wird unter lat. porticus (VocSchia II, s.v.) saqifa neben 'istuwän636 genannt. Der Unterschied zwischen diesen beiden Hausteilen wird in Alcalä (1505) deutlich, denn während der 'istuwän ein «portal pequeno assi [i. e. de dentro de casa]» (353 I, 33) ist, wird «gaqulfa gacäif» als «portal assi [i. e. de fuera]» (353 I, 27) definiert. 6 3 7 Hisp.-ar. saqf hat wie im klassischen Arabisch die Bedeutung 'Dach' 6 3 8 oder 'Decke': der Vocabulista nennt «saqf Tectum» (VocSchia I, s. v.). Alcalä führt «?aqf» bzw. «?äqf [PI.:] gocof» unter den Lemmata «tejado ο techo» (411 I, 11), «techo de casa» (411 I, 5) und «techo assi [i.e. de 635

636 637

638

Dozy äußert sich auch über eine verbreitete falsche Übersetzung von ar. saqifa'. «Freytag [l']a explique fort mal, parce qu'il n'a pas compris le terme suffa des lexicographes indigenes, et que les traducteurs d'Ibn Batouta, trompes par lui, ont souvent rendu par 'banc, estrade', ce qu'il ne signifie jamais» (DozySuppl). Die irrtümliche Definition hat Freytag allerdings schon von Golius (1653) übernommen. Siehe dazu das Kapitel 'istawän. Vergleiche dazu einige der Bedeutungen im heutigen marokkanischen Dialekt: «sqefa [...] galerie exterieure, attenante ä la porte d'un palais, le long d'un mur de fapade, ou se tiennent les gardes et les visiteurs; portique adosse ä un mur; toit Supporte par une colonnade ä la porte d'un palais» (DCMar). Daneben bezeichnet saqifa im Magrib auch den Eingangsbereich des Hauses: « Vestibule, atrio ό portal [...] skifa, eskifa ό sekifa» (LerchundiVoc, s.v.), siehe auch Hakim (1986, 112) für Tunesien: «Skifa (entrance lobby with entry doors placed so that no one can see directly into the courtyard from the outside)». Zu den Dachformen in den Städten von al-Andalus, wo ziegelgedeckte Giebeldächer gegenüber den Flachdächern überwiegen, siehe Kapitel 1.2.1.2 im kulturhistorischen Teil.

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gaquigami]» (411 I, 8) auf. 639 Im Glossarium erscheint saqf für «tegmentum operimentum» (GlossSeyb, s. v.), worunter jeweils eine Überdachung oder Abdeckung zu verstehen ist. Im Hispanoarabischen existiert darüber hinaus ein Kompositum aus den Substantiven saqf und samä' (^smw). Letzteres bedeutet im klassischen Arabisch und im hispanoarabischen Dialekt 'Himmel': «samä Celum» (VocSchia I, s.v.), «cielo assi gerne gemeguet» (Alcalä 1505, 167 II, 28). Im klassischen Arabisch wird samä'640 sowohl als Femininum als auch als Maskulinum verwendet; als Maskulinum kann es im übertragenen Sinn ebenfalls ein Dach bezeichnen: 641 «wa-s-samä'u: saqfu kulli sai'in wa-kulli baitin» (Lisän), «the ceiling, or roof [...] of a house, or chamber, or tent [...] and of anything» (Lane), «tectum domus» (Golius 1653). Die im Hispanoarabischen lexikalisierte Genitiwerbindung saqf samä' wird als Bezeichnung für die aus Holz oder Stuck gearbeitete Schmuckdecke eines Raumes verwendet: «el techo del aposento que se labra de yeso» (Covarr 1611, s. v. ςaquigami), «techo de gaquigami» (Alcalä 1505, 411 I, 6). Als hispanoarabische Form nennt Alcalä an dieser Stelle «gäqfgami», bei der das zweite Element der Genitiwerbindung die für den späten granadinischen Dialekt charakteristische zweite Stufe oder Vollstufe der 'imäla /äJ > [T] zeigt 642 sowie den im Hispanoarabischen üblichen Verlust des glottalen Verschlusses in der Umgebung /v_#/ (cf. CorrSketch, 59, CorrAALR, 58s.). Auch im marokkanischen Dialekt ist das Kompositum sqaf-sma (DAF) bzw. sqaf-assma (DCMar) vorhanden und bedeutet «plafond (de claies de roseau enduite de plätre dissimulant les poutres)» (DAF, s.v. ~Jsqf), «plafond de plätre (masquant les poutrelles)» (DCMar, s. v. Isqf).643 Arabismen 1) Im Spanischen ist hisp.-ar. saqf samä' entlehnt. Die Form ςaquigami ist in Palencia (1490, 232b, 235b, 433d) 644 erstmals belegt (DCECH, s.v. zaqui639

640

641

642

641

644

Im Dialekt ist auch das denominale Verb II vorhanden: bei Alcalä «nigaqcäf» bzw. «nipacäf» mit den Bedeutungen «techar casa» (404, 12), «techar de ?aquipami» (404, 13) sowie «paquipami hazer» (130, 10), im Vocabulista nisaqqaf «techar» (VocCorr, s. ν. ^Isqf); cf. auch DozySuppl: «plafonner, garnir le dessous d'un plancher de plätre». Das Verb I der Wurzel >Ismw bedeutet klassisch-arabisch «hoch, erhoben sein, hoch emporragen» (Wehr). Alle Formen der Wurzel haben mit dieser Grundbedeutung oder übertragenen Bedeutungen zu tun, dazu gehört auch samä' «coelum» (Golius 1653, Freytag), «Himmel; Firmament» (Wehr). Ebenso kann umgekehrt mit saqf metaphorisch der Himmel gemeint sein: «Coelum» (Golius 1653), «sky» (Hava), «the sky, or heaven [...] this is called saqf al-'ard» (Lane). Siehe dazu CorrAALR, 38 und Singer (1969, 16), cf. auch SteigerContr, 314ss. und 325ss. Weitere marokkanisch-arabische Bedeutungen sind «ciel de lit (de lit ä colonnes)» (DCMar) und «toit provisoire/sommaire» (DAF). Außerdem erscheint diese Form in Alcalä (1505, 130, 10; 164 II, 27 und 411 I, 6),

299

zami); weitere Varianten sind zaquigami (LopTam 1585, 245) 645 und das heute noch gebräuchliche zaquizami(Aut, TerrPan 1786, Canes 1787, s. v.). 646 Der Arabismus trägt den Akzent auf der letzten Silbe; dies entspricht der Betonung des Etymons auf dem zweiten Element der Genitiwerbindung, samä', das aufgrund des gelängten Vokals oxyton ist. In der akzenttragenden Silbe zeigen die spanischen Formen /i/. Dieser Vokal hat seinen Ursprung in der hispanoarabischen Form mit 'imäla /ä/ > [I], die Alcalä nennt. Die Übernahme der Konsonanten entspricht der üblichen Entwicklung: Der romanische Reflex von hisp.-ar. /s/ wird, zunächst repräsentiert durch das Graphem , zu heutigem sp. ΙΘΙ (siehe die Beispiele in SteigerContr, 138s. und 140s.); aus ar. /q/ kann in dieser Position - neben rom. /g/ - auch wie hier /k/ entstehen (cf. SteigerContr, 214ss.). Fragen werfen jedoch der Verlust von ar. /f/ und die Entstehung von sp. Iii in der zweiten Silbe auf. U m diese phonetische Entwicklung zu rekonstruieren, ist nach derjenigen Form zu suchen, in der das Etymon von den hispanoarabischen Sprechern vermutlich artikuliert wurde und die die romanischen Sprecher imitiert haben. 6 4 7 Corominas schlägt hierfür «saqef samt» ( D C E C H ) vor. Die Form des ersten Elements der Genitivverbindung ist in diesem Fall, wie es im Dialekt in Strukturen /KvKK/ regelmäßig vorkommt, durch Einschub eines epenthetischen Vokals entstanden (cf. Neuvonen, 294, CorrSketch, 72, C o r r A A L R , 69). In einer weiteren Phase müsste dann in der Konsonantenverbindung Iis/, die nach der Epenthese bestehen bleibt, /f/ geschwunden sein. Dies kann entweder durch Ausfall des Konsonanten (/fs/ > /s/) oder durch Assimilation des Artikulationsortes an den des nachfolgenden /s/ (/fs/ > /ss/) geschehen. Der Schwund von /f/ ist im Romanischen oder bereits vor der Entlehnung im Hispanoarabischen 6 4 8

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Nebrija (1516, s.v.), Valdes (1535, 148), Casas (1591, s.v.), Oudin (1616, s.v., 1627, s.v. Zaquigami) und Franciosini (1620, s.v.). Bei der Akzentsetzung «gaquigami» in Rosal (1601, s.v.) liegt anscheinend ein typographischer Fehler vor. Diese Form nennen auch Oudin (1616, 1627, s.v.) und mit graphischem Akzent Covarr (1611, s.v.) und Franciosini (1620, s.v.). Zu den andalusischen Varianten saquisami, casisami und cazimi siehe Garulo Munoz (1983, 287). Die von Alcalä genannte Form «fäqfgami» (411 I, 6) trägt zur Rekonstruktion nicht viel bei, da der Anschluss des Genitivs hier lediglich die schriftliche Form wiedergibt; im gesprochenen hispanoarabischen Dialekt kommt jedoch eine Gruppe von drei aufeinander folgenden Konsonanten nicht vor. Auch Alcaläs alternative Form des Kompositums mit Präposition «?aqf fi germ gocöf fa gami» (164 II, 27), die Engelmann (DE, 365), Eguilaz, 526, Lokotsch, Nr. 1790 und CorrDAI (s. v. zaquizami) als Etymon angeben, kann die Entstehung von sp. Iii nicht erklären, denn die Präposition gehört nicht hierher; dies wird durch das im marokkanischen Dialekt gebräuchliche Kompositum «sqsf-sma» (DAF) bzw. «sqaf-ss-sma» (DCMar) bestätigt. Zur Kontaktassimilation im Hispanoarabischen siehe CorrAALR, 65; zu Fällen eines Verlustes speziell von Iii im Hispanoarabischen siehe CorrSketch, 36.

300

denkbar, vor allem dann, wenn saqf sama von den hispanoarabischen Sprechern nicht mehr nach seinen morphologischen und semantischen Bestandteilen analysiert, sondern als Simplex wahrgenommen wird (cf. dazu auch SteigerContr, 119). In der resultierenden Form hisp.-ar. *saqe(sJsami bzw. in der entsprechenden altspanischen Form würde /e/ schließlich durch Fernassimilation an den akzenttragenden Vokal zu /i/. 649 Es besteht jedoch für die Entstehung der spanischen Form aus der hispanoarabischen noch eine weitere Möglichkeit, die zudem durch mehrere Parallelfälle gestützt wird. So wird im hispanoarabischen Dialekt in Umgebungen /vKK#K7, wie sie ζ. B. bei Genitiwerbindungen vorkommen können, das erste Element dieser Verbindung mit einem disjunktiven Vokal versehen, der zumeist /i/ 650 ist, um die drei aufeinander treffenden Konsonanten zu trennen (cf. CorrSketch, 73, CorrAALR, 69). In dem auf diese Weise entstandenen Kompositum *saqfi samt fällt dann Iii aus, was auch in diesem Fall erst bei bzw. nach Übernahme ins Spanische oder bereits im Hispanoarabischen geschehen sein kann (siehe dazu CorrSketch, 36). In den ältesten Wörterbucheinträgen bezeichnet der Arabismus eine getäfelte Zimmerdecke: «Lacunaria [...] son gaquigamis q cubren las cameras cö fermosa techumbre» (Palencia 1490, 232b), 651 «gaquigami laquear -aris. Lacus -us. Lacunar» (Nebrija 1516), «gaquigami, le lambris d'vne maison» (Oudin 1616). Im Laufe des 16. Jh. erfährt der Arabismus jedoch einen Bedeutungswandel, sodass sich in den Wörterbüchern ab Ende des 16. Jh. - zunächst neben der etymologischen - eine andere Bedeutung findet, nämlich 'Dachkammer, Dachboden': «gaquicami. Soffite» (Casas 1591),652 «aposento con techo de boveda, ö convexo, ο Baulado que decimos agora de Caquizami ο Desvan» (Rosal 1601, s.v. Camara), «el desvän, sobrado, ö ultimo quarto de la casa, que estä comunmente ä teja vana» (Aut, s. v. zaquizami). Auf der 649

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Siehe zur Vokalassimilation im hispanoarabischen Dialekt CorrSketch, 69 und CorrAALR, 67. Siehe auch Corominas, der nach einem Verlust von sp. /f/ für die weitere phonetische Entwicklung annimmt: «En espanol, *gaquegami se asimilö muy naturalmente en (aquifami, tanto mäs que todo el mundo sentia una especie de rima interna en el vocablo y un paralelismo de las dos parejas de silabas consecutivas» (DCECH). Siehe dazu auch Dozy: «Dans la langue vulgaire, quand il y avait annexion d'un complement, le nom qui sert d'antecedent se pronongait quelquefois avec le kesra; j'en ai cite plusieurs exemples» (DE, 365). Dies ist auch bei der Form der Fall, die SteigerContr, 331 für das Hispanoarabische angibt: «saqfi samä». Siehe auch zwei weitere Stellen bei Palencia: «Sarcitector. es el carpinthero q de muchas tablas iuntadas de vna parte y de otra faze la techübre. assi qlos paquigamis son sartatecta» (1490, 433d) und «laquearia en el plural son gaquigamis puestos en las techübres delas camaras etrelazades [i/c!] cö oro y son cordeles delos qles cuelgan los cädeleros en las salas» (1490, 235b). Siehe auch im ersten Teil des Wörterbuchs von Casas (1591): «soffite. gaquigami, camarancho».

301

Basis dieser Bedeutung bildet sich ein weiterer, übertragener Gebrauch des Lexems heraus: «la casilla, ό quarto pequeno, que es desacomodada y poco limpia» (Aut, s.v. zaquizami), «galetas» (Oudin 1616, s.v. Qaquigami). Beide neueren Bedeutungen hat der Arabismus auch im heutigen Sprachgebrauch bewahrt: «Desvän» (DRAE) und «vivienda ο habitation muy pequena. Cuchitril» (Moliner). Ein Grund für die Entlehnung des Lexems aus dem Arabischen ist in dem großen Einfluss zu sehen, den die hispanoislamische Wohnkultur während des Mittelalters auf die christliche Gesellschaft ausübt. Hierzu zählt insbesondere das charakteristische Innendekor hispanoislamischer Wohnhäuser und Paläste, zu dem neben Kacheln und Mosaiken vor allem auch Wandund Deckenverzierungen aus Stuck und hölzerne Kassettendecken gehören. In den eroberten Städten übernehmen die Christen Paläste und Häuser der früheren Bewohner, deren Ausstattung und Dekor sie beibehalten; auch in den nördlichen Regionen der Iberischen Halbinsel, in Kastilien, Leon oder Aragon, ist es lange Zeit Mode, für den Bau neuer Paläste und herrschaftlicher Wohnsitze Mudejares bzw. Moriscos als Baumeister zu beauftragen, die in Anlage und Innendekor der Gebäude hispanoislamische Traditionen fortführen. 653 In dieser Phase der Verwendung hispanoislamischer Bauelemente durch die Christen ist wohl auch die Übernahme einer hispanoarabischen Bezeichnung für eine Schmuckdecke anzusiedeln. So könnten der erst späte Zeitpunkt des Erstbelegs und die Tatsache, dass dieses Lexem nur im Spanischen vorhanden ist, zu erklären sein. Die spätere innerromanische Bedeutungsverschiebung von einer getäfelten Decke hin zu einer Dachkammer fällt in die Phase der allmählichen Verdrängung der hispanoislamischen Kultur von der Iberischen Halbinsel und damit auch des nachlassenden Einflusses hispanoislamischer Wohnkultur und Architektur. Im 16. Jh. wendet sich die christliche Gesellschaft den Einflüssen Italiens zu und nimmt die Moden der Renaissance auf. In dieser Zeit gerät die Anwendung des Arabismus auf ein hispanoislamisches Bauelement, das durch andere, modernere Dekorformen ersetzt wird, in Vergessenheit. Das Lexem geht allerdings unter den veränderten außersprachlichen Bedingungen nicht verloren, sondern verschiebt seinen Anwendungsbereich. Nur einige wenige semantische Merkmale sind der neuen Bedeutung und der untergehenden etymologischen gemeinsam: Zum einen ist die Dachkammer, da sie den Raum unmittelbar unterhalb des Dachgebälks ausfüllt, durch eine besondere Deckenkonstruktion charakterisiert; zum anderen wird sie aufgrund ihrer Lage im Haus mit dem Dach assoziiert, 653

Zum Dekor in hispanoislamischen Wohnhäusern siehe Kapitel 1.2.1.4, zu seiner Bewahrung unter christlicher Herrschaft Kapitel 2.2.2.5.2 und zu muslimischen Baumeistern im christlichen Iberien Kapitel 2.2.1 im kulturhistorischen Teil.

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das das Haus - ebenso wie die Decke das Zimmer - nach oben abschließt. Auch ist die Position des Betrachters in beiden Fällen ähnlich: Dachkammer wie Zimmerdecke liegen hoch über ihm. 2) Das Substantiv hisp.-ar. saqifa ist wahrscheinlich das Etymon eines weiteren spanischen Arabismus, nämlich azaquefa (DCECH, s. v.) mit den Varianten azaquifa (Walsh 1967, 177), agaquifa (Eguilaz, 319) und asaquifa (Eguilaz, 291) sowie zaquifa (Eguilaz, 319) und gaquifa (Martinez Ruiz 1972, 64) ohne den agglutinierten Artikel. Eine Form acequife kommt mehrmals bei Märmol Carvajal als einziger Quelle vor (siehe DHRAE, s. v.). Der heute nicht mehr gebräuchliche Arabismus ist in granadinischen Dokumenten aus dem 16. Jh. zu finden (siehe Eguilaz, 319 und 291, Martinez Ruiz 1972, 64); in den alten Wörterbüchern erscheint keine der Varianten. Phonetisch ist hisp.-ar. saqifa als Etymon geeignet, denn intervokalisches hisp.-ar. /q/ wird zu rom. /k1 (cf. SteigerContr, 215s.), ar. /s/ wird durch die Grapheme und wiedergegeben und entwickelt sich zu nsp. /Θ/ (cf. SteigerContr, 138s.). Der Akzent des Arabismus ist der gleiche wie der des arabischen Lexems. Der akzenttragende Vokal hisp.-ar. /!/ wird aufgrund der Nachbarschaft zu uvularem /q/ etwas geöffnet und gesenkt (cf. CorrAALR, 39). Dieses Allophon kann von den romanischen Sprechern mit dem eigenen Phonem /e/ identifiziert werden. 654 Sp. azaquefa ist als landwirtschaftliche Fachbezeichnung mit der Bedeutung «patio con trojes cubiertos en los molinos de aceite» (DRAE, Moliner, s. v.; siehe auch Cruz Hernandez 1992, 489) zu finden.655 An erster Stelle aber wird die etymologische Bedeutung genannt: «portico» (DRAE, Moliner), «porche» (Cruz Hernandez 1992, 489); 656 Corominas vermutet hier jedoch eine spätere Interferenz des Etymons: «La definition 'portico' que da la Acad, parece estar basada en la supuesta etimologia ar. saqifa 'portico, 654

Für die Form acequife nennt das DHRAE als Etymon ein maskulines Substantiv saqif. Bei dem auslautenden /e/ würde es sich dann um einen paragogischen Vokal zur Vermeidung einer im Spanischen unüblichen konsonantischen Endung auf /f/ handeln (cf. Neuvonen, 294). Das vortonige /e/ in acequife spiegelt die 'imäla wider. 655 Cf. die Quellentexte: «un hera con su azaquifa, que estä en el pago del ^Aubar?», «una paquifa en el pago de Alquita» (beide zitiert in Martinez Ruiz 1972, 64), «renta de azaquifa, maaveses y agacayas» (Libro de pragmäticas del archivo municipal de Granada, zitiert in Eguilaz, 319). 656 Vergleiche auch einen in Süditalien verwendeten Arabismus: «sikifa (o sifika), voce ant., commune nei doc. trapanesi nel sign, di 'androne coperto, ο piuttosto corridoio d'ingresso che mette in comunicazione il cortile con la strada'» (Pellegrini 1972, 159).

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galeria cubierta'». In einer ähnlichen Bedeutung wird die Form acequife v o n Märmol Carvajal verwendet: «portico, galeria cubierta ο edificio anejo a las puertas de una ciudad ο fortaleza donde estä el reten de la guardia ο reside el jefe de la misma» ( D H R A E ) . Allerdings kann es sich hierbei auch lediglich u m die romanisierte Form des arabischen Lexems handeln, denn der Autor verwendet acequife 1573 in seiner Description General de Afri651 ca. Die beiden unterschiedlichen Bedeutungen v o n azaquifa lassen sich dennoch miteinander in Verbindung bringen, sodass v o n einer zumindest kurzzeitigen Existenz der etymologischen Bedeutung im Romanischen ausgegangen werden kann, v o n der die andere abgeleitet wird: Aus der mit dem Lexem entlehnten Bedeutung 'portico' kann sich die zweite entwickelt haben, indem sich das Lexem im Laufe der Zeit ζ. B. aufgrund seiner seltenen allgemeinsprachlichen Verwendung auf den fachsprachlichen Gebrauch in der Landwirtschaft beschränkt. D o r t bezeichnet es nicht mehr Räumlichkeiten oder Teile des Hauses, sondern einen Teil der Ölmühle, der bestimmte Arten v o n R ä u m e n bzw. Kammern beherbergt. A u c h eine gewisse Beziehung zur Grundbedeutung der etymologischen Wurzel ^Isqf ist insofern noch erkennbar, als der Arabismus auf «trojes cubiertos» bezogen wird. 6 5 8

„„

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Siehe Anm. 637 zu den im marokkanischen Dialekt vorhandenen Bedeutungen. Anscheinend wird hisp.-ar. saqifa auch vom Portugiesischen übernommen, wo die Form afaquifa ein Gefängnis, «calabozo» (CorrDAI, s.v. agaquifa, Corriente 1996, 9) bezeichnet. Einziger Beleg für die Verwendung dieser Form jedoch ist ein Text aus dem 15. Jh. (siehe Machado VP, s. v. agaquifa). Eine solche Ölmühle mit dem charakteristischen Hof und seinen Olivenkammern ist beispielsweise bei Wirth (2001, 294) abgebildet. Mit dem Arabismus azaquifa haben möglicherweise zwei weitere Formen zu tun: sp. ajaquefa (Eguilaz, 71) und axaquefa (DE, 218). Für axaquefa gibt das DCECH (s.v. ajaquefa) als erste Dokumentation das Jahr 1527 (Ordenanzas de Sevilla) an. Die Bedeutung, die sich aus dem Kontext dieser Quelle interpretieren lässt, ist «tejado» (DRAE, s. v. ajaquefa, siehe auch CorrDEA, Moliner, s. v. ajaquefa, und Cruz Hernandez 1992, 487); manche Autoren verstehen jedoch «cueva ό sötano» (Eguilaz, 72, siehe dazu auch DCECH, DE, 218). Semantisch ließe der Arabismus also, sofern die erste der beiden Bedeutungen zutrifft, an hisp.-ar. saqifa bzw. die Wurzel Isqf denken. Aus diesem Grund geben Eguilaz, 72 und Cruz Hernandez (1992, 487) ar. saqifa als Etymon an. Unter phonetischen Gesichtspunkten allerdings ist als Etymon für Arabismen mit asp. Ill > nsp. IxJ eine arabische Form mit Isl ungeeignet (siehe auch DCECH). Dozy hält daher ein Substantiv einer anderen arabischen Wurzel für das Etymon: «Je ne vois pas que ce puisse etre autre chose que [as-siqäf\ (ach-chiquej), plur. de ach-chacaf [...], qui signifiepot (de terre), et aussi [...] tuile, tuileau» (DE, 218; cf. Wehr, s.v. ^Is'qf: saqaf und suqafa «(Ton-)Scherben» und für das Hispanoarabische CorrDAA, s. v. ysqf: saqfa und saqf «earthen pot; potsherd; fragment of a roof-tile»). Liegt tatsächlich diese Wurzel zugrunde, wäre das Etymon allerdings eher in dem nomen unitatis des Singulars zu suchen, den Dozy angibt, hisp.-ar. *as-saqafa, das in Genus und Akzent - da es dialektal paroxyton ist (cf. SteigerContr, 86ss., CorrSketch, 64, CorrAALR, 63) - mit der romanischen Form übereinstimmen würde. Betrachtet 304

gurfa Die Grundbedeutung der klassisch-arabischen Wurzel Vgr/, mit der die meisten Formen semantisch zu tun haben, ist 'schöpfen'. D a s Verb I bedeutet «puiser (de l'eau, etc.) avec la main o u avec quelque autre ustensile creux (corame godet, cuiller, etc.)» (BibKaz); 6 5 9 der VIII. Stamm bedeutet ebenfalls «schöpfen» (Wehr). D a z u gehören die Substantive gurf «petit vase avec une anse qui sert ä puiser de l'eau» (DozySuppl) bzw. guruf «petit gobelet ä boire» (BibKaz), garräf «noria» ( C o r r D A E ) und migrafa «großer Löffel, Schöpflöffel, Schöpfkelle» (Wehr); ein giräf ist eine «mesure de grains et de choses seches» (BibKaz). D a s Substantiv gurfa mit dem Plural giräf bedeutet «spoonful, handful» (Hava), «mit der Hand geschöpfte Wassermenge» (Wehr). Dieses Substantiv hat jedoch noch eine weitere Bedeutung, die in keiner erkennbaren Beziehung zur Grundbedeutung der Wurzel steht. Mit dem Plural guraf660 bedeutet gurfa «Zimmer im Obergeschoss» (Wehr), 661 «coenaculum» (Golius 1653, Freytag), «al- c illlya» (Ibn Slda, V 292a; Lisän), «an upper chamber; or a chamber in the upper, or uppermost, story» (Lane). 6 6 2

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man die Bedeutung von ajaquefa sowie die phonetischen Ähnlichkeiten zwischen beiden Arabismen, wäre es jedoch denkbar, dass hier zwei Lehnwörter mit unterschiedlichen Etyma möglicherweise aufgrund ihres seltenen Gebrauchs vermengt oder verwechselt wurden und ζ. B. 'tejado' eine Bedeutung ist, die ursprünglich zu dem Arabismus azaquifa gehört. Corriente aber hält axaquefa und ajaquefa nicht für eigenständige, aus dem Hispanoarabischen entlehnte Formen, sondern für «errata ο mala transmisiön de * ajaquefa < /assaqifa/ 'porche'» (1985, 121, siehe auch CorrDAI, s.v. agaquifa), und gibt ihnen die Bedeutung «parte no precisada de una almazara» (1985, 121). Weitere Bedeutungen des Verbs I sind «to tan (a skin). To put (a rope) upon (a camel's head). To cut off a.th. To clip (the hair)» (Hava). Der V. Stamm bedeutet «tomar/coger enteramente» (CorrDAE), der VII. «ser (re)cortado» (CorrDAE). Ferner werden die Plurale gurfät, gurufät und gurafät verwendet, siehe Lisän, Hava. Von den anderen Formen der Wurzel hat allenfalls das Verb I in einer seiner sekundären Bedeutungen einen Bezug zu einem hoch gelegenen Zimmer: «couper, retrancher, separer» (BibKaz), ebenso das Substantiv garfa, das auch «coup par lequel on retranche et separe une chose de son tout» (BibKaz) bedeuten kann: auch ein hoch gelegenes Zimmer kann, wie zu sehen sein wird, vom hauptsächlichen Teil des Hauses abgetrennt und isoliert sein. Wahrscheinlich handelt es sich bei den beiden Bedeutungssträngen von >Igrf um zwei ursprünglich verschiedene, homonyme und später zusammengefallene Wurzeln. In dieser Bedeutung wird gurfa im Koran auf das Paradies bzw. die höchste Stufe des Paradieses angewandt (siehe die Suren 25, 75; 29, 58; 34, 37 und 39, 20 sowie die Übersetzung von Paret (1985) in diesem Kontext als «Obergemächer»). So erklärt sich auch eine weitere Bedeutungsangabe für gurfa in manchen der klassisch-arabischen Wörterbücher: «as-samä' as-säbi'a» (Lisän), «septimum coelum» (Golius 1653), «the seventh heaven» (Hava): Auf der obersten von sieben Himmelsschichten (siehe im Koran u.a. die Suren 41, 12; 65, 12; 67, 3; 71, 15) und unterhalb von Gottes Thron befindet sich - nach traditioneller Koran- und AatÄjr-Exegese - das Paradies oder die höchste Sphäre des Paradieses, 'adn (Eden). 305

Im hispanoarabischen Dialekt lautet die Form ebenfalls gurfa,6ω und auch hier ist die auf das Wohnhaus bezogene Bedeutung vorhanden; 664 gurfa wird auf hoch gelegene Teile des Hauses angewandt: der Vocabulista nennt die Bedeutung «solarium» 665 (VocSchia I, s.v. gurfa)·, das Glossarium bezieht das Lexem auf ein Obergeschoss', «cenaculum gurfa wa-qasr»666 (GlossSeyb, s.v.). Alcalä übersetzt «cenadero en sobrado» (165 II, 32) mit «gorfa», während er einen «cenadero en lugar baxo» (165 II, 35) als «beit» bezeichnet. Daneben sind jedoch Hinweise zu finden, dass hisp.-ar. gurfa ebenso auf ein Zimmer von unbestimmter Lage innerhalb des Hauses angewandt werden kann: Alcala (1505) nennt gurfa unter «camara donde dormimos» (136 I, 4) und «celda camara» (165 II, 11) sowie ausdrücklich für eine «camara como quiera» (136 I, 6). Im engeren Sinn wird hisp.-ar. gurfa auf all die Räume bezogen, die von der Galerie aus zugänglich sind, welche den Innenhof im Obergeschoss umgibt. Des Weiteren wird gurfa auf die separaten Räume angewandt, die über dem obersten Stockwerk von Wohnhäusern, aber auch über Ladengeschäften und Werkstätten liegen und in al-Andalus vor allem unter dem Namen masriya661 bekannt sind. Sie werden direkt von der Straße aus über einen eigenen Zugang betreten. Im Marktviertel nutzt man sie zu Lagerzwecken, als Arbeits- oder Ruheraum; in Wohngebieten werden sie meist vermietet. 668

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Siehe dazu Gardet (1965) und Heinen (1995). Vergleiche auch die Parallelität mit der Wurzel °J'ly, deren Grundbedeutung 'hoch' ist: Das Substantiv 'ulliya bzw. 'illiya nennen Lisän und Ibn Slda als Synonym von gurfa, da es ebenfalls ein Zimmer im oberen Stockwerk bezeichnet; das Beziehungsadjektiv 'ulwi bedeutet «oberer; auf dem Dach errichtet (Gemach)» (Wehr), die Form 'illiyün «oberster Himmel, höchste Höhen» (ib.). Auch der dialektale Plural ist guraf siehe im Vocabulista (VocSchia II, s.v. Solarium) und in Alcalä (1505, 165 II, 11: «goräf»). Darüber hinaus sind auch für den Dialekt weitere Formen der Wurzel belegt, die mit der Bedeutung 'schöpfen' zu tun haben: ζ. B. das Verb I «agra/ifu me llevo (a punados - cazos)» (GlosCorr, s. v. "igrf), das Substantiv «garfah Manus» (VocSchia I, s. v.; cf. auch VocCorr, s. v. Vgr/: «pufiado, garfada»), «puöo ο puftado lo que cabe gärfa» (Alcalä 1505, 360 I, 8), sowie das nomen instrumenti magrafa «cuchara» (Alcalä 1505, 161 II, 39), «cucharada quanto cabe» (Alcalä 1505, 162 I, 3); siehe auch CorrDAA, s.v. Vgr/ Zu den aus hisp.-ar. garfa entlehnten iberoromanischen Formen siehe ausführlich im DCECH, s. v. garra, und CorrDAI, s.v. garfo; siehe auch Corriente (1996, 55). Corriente gibt dies mit «desvän, habitation en la azotea» (VocCorr, s.v. ΛIgrf) wieder. Zu dieser Bedeutung von hisp.-ar. und kl.-ar. qasr siehe das Kapitel qasr sowie DozySuppl, s. v. ^Iqsr, und Lane, s. v. ^qsr. Im Vocabulista wird mtasriyah masärt» neben gurfa für lat. solarium (VocSchia II, s. v.) genannt. Zu diesem hispanoarabischen Lexem und den daraus gebildeten Arabismen siehe das Kapitel masriya. Als Bezeichnung eines solchen vom Wohnbereich getrennten Raumes wird gurfa auch im heutigen marokkanischen Dialekt verwendet: «garfa pl. ät. gorfa pl. grsf grof. Petite chambre au premier etage, n'ayant pas d'ouverture sur la cour 306

Arabismen Das hispanoarabische Lexem ist sowohl im Spanischen als auch im Katalanischen entlehnt: Der spanische Arabismus lautet algorfa-,669 seltener belegte Varianten sind algofra (DE, 127, Eguilaz, 183), algolfa, argorfa und argarfa (DHRAE, s. v. algorfa).670 Auch im Katalanischen sind mehrere Varianten mit agglutiniertem Artikel vorhanden: algorfa (Nebrija/Busa 1507, 170b), angorfa (AlcMoll, s. v. 1 algorfa), algolfa (AlcMoll, s. v. 1 golfa), argolfa (DEC, s. v. golfa) und asgolfa (AlcMoll, s.v. 1 golfa). Daneben gibt es mit golfo (Torra 1653, s.v.) und dem heute noch vorhandenen golfa (Lacavalleria 1696, s.v.) auch zwei artikellose katalanische Formen, die oft auch im Plural mit Singularbedeutung erscheinen (cf. LKD, DLC, s. v. golfa): golfos (Pou 1580, 7v) sowie das moderne golf es (AlcMoll, s. v.). Sp. algorfa ist ab 1251 dokumentiert 671 (siehe die Quellen im D H R A E , s.v. algorfa-, cf. Martinez Ruiz 1972, 46). Der katalanische Arabismus erscheint erstmals ebenfalls im 13. Jh. in der Form algorfa (DEC, s.v. golfa), die artikellose Form golfa laut Coromines erst in Lacavalleria (1696). Die phonetische Form der Arabismen setzt eindeutig die des hispanoarabischen Etymons fort: Ar. /u/ wird einerseits im Hispanoarabischen in geschlossener Silbe als [v] realisiert (cf. CorrAALR, 40); andererseits kann es auch nach /g/ gesenkt und als [o] artikuliert werden (cf. ib. und SteigerContr, 346s. sowie 353ss. für Beispiele). Beide Allophone von hisp.ar. /u7 werden von den romanischen Sprechern als /o/ interpretiert, wie auch die zitierte Form hisp.-ar. «gorfa» bei Alcalä zeigt. Der akzenttragende

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interieure, ä laquelle on accede par un escalier (ou une echelle) partant du vestibule; eile peut servir de resserre a provisions ou de chambre pour celibataire» (DCMar, DAF); außerdem kann der Raum als «petite piece de reception masreya - ä l'etage» (DAF) fungieren. Daneben wird gurfa auch in Marokko ganz allgemein auf die obere Etage von Wohnhäusern bezogen: «[habitation] alta ό del primer piso [...] gorfa» (LerchundiVoc, s.v. habitacion). Zu gurfa und masriya im hispanoislamischen Stadthaus siehe Kapitel 1.2.1.2 und zu masnyas in den Marktvierteln von al-Andalus Kapitel 1.1.4.1.2. Diese Form verwenden mehrere alte Wörterbücher: Nebrija (1495, 1516), Percivale (1599, zitiert in TL, s.v. algorfa), Covarr (1611), Oudin (1616, 1627), Franciosini (1620) und Aut. Im Aragonesischen hat der Arabismus die Formen engolfa, engorfa, angorfa und esgorfa (siehe DCECH, s.v. algorfa; Martinez Ruiz 1972, 46, CorrDAl, s.v. algorfa). TerrPan (1786, s.v.) nennt auch golfa. Oelschläger, IIb nennt aus dem 12. Jh. Belege für algorfa und die Diminutive algorfela, algorfiella und aigorfilla. Es handelt sich dabei jedoch um mozarabische Quellen, die nicht den Gebrauch dieser Lexeme im Altspanischen belegen. Siehe auch Corominas, der diese frühen Formen nicht als Lehnwörter, sondern als Transkriptionen beurteilt: «ahi es palabra meramente ärabe» (DCECH, s.v. algorfa).

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Vokal ist dementsprechend sowohl in den spanischen als auch in den katalanischen Varianten des Arabismus stets /o/. Die erste schriftlich belegte Variante ist in beiden romanischen Sprachen algorfa', dies ist auch die Form, die dem Etymon phonetisch am nächsten steht. Die übrigen Varianten der Arabismen entstehen durch innerromanische Prozesse: golfa, algolfa und argorfa sowie argolfa kommen durch Liquidentausch 672 zustande, der in der zweiten und dritten der genannten Formen als Assimilation und im letztgenannten Fall in Form einer reziproken Metathese erfolgt. Eine einfache Metathese 673 führt zu algofra. Die Form angorfa ist auf Assimilation IM > [η] an den Artikulationsort des nachfolgenden /g/ zurückzuführen, 674 das regelmäßig ar. /g/ fortsetzt 675 (cf. SteigerContr, 240s.). Bei seinem ersten Erscheinen wird der spanische Arabismus in einer der etymologischen Bedeutungen verwendet: in einem Dokument aus Sevilla aus dem Jahr 1251 (zitiert im D H R A E , s.v. algorfa), drei Jahre nach der Einnahme der Stadt durch die Christen also, bezeichnet das Lexem den separaten oberen Raum, der im Marktviertel zu manchen Ladengeschäften gehört (cf. auch DCECH, s. v. algorfa). Auch in zwei weiteren Quellen aus dem 13. Jh. sind mit algorfa hoch gelegene, separate Räume über nicht näher bestimmten Gebäuden gemeint (siehe die Zitate im D H R A E , s.v. algorfa). Die alten spanischen Wörterbücher geben für den Arabismus eine weitere etymologische Bedeutung an; sp. algorfa bezeichnet hier das oberste Stockwerk des Hauses, das Dachgeschoss oder den Dachboden: «algorfa ο soberado contignatio» (Nebrija 1495, 15 1 6), 676 «algorfa ο sobrado, vn plancher ou solier de maison, estage» (Oudin 1616), «a loft, a story, a garret» (Percivale 1599, zitiert in TL, s.v. algorfa). Beide Bedeutungen können direkt mit dem Lexem aus dem Hispanoarabischen übernommen 672

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Zum Liquidentausch im Katalanischen cf. Coromines (1977, 165ss.); siehe auch Kiesler (1995, 195s.). Für das Spanische siehe MenendezPidalGram, 155s. und 199. Zur Metathese im Spanischen siehe MenendezPidalGram, 184s., im Katalanischen Badia i Margarit (1984, 256s.). Dies gilt auch für die aragonesischen Formen engolfa, engorfa und angorfa (siehe Anm. 670). Zum spontanen Wechsel IV > Inl siehe MenendezPidalGram, 201. Bei Formen wie kat. asgolfa und arag. esgorfa dagegen handelt es sich anscheinend «zumindest teilweise um den alten, heute bes. balkarischen] Art[ikel] es < lat. IPSE» (Kiesler 1994, Nr. 79; siehe dort auch weitere Beispiele für die Präfigierung dieses Artikels im Wechsel mit al-). D a sp. kat. Ig/ in den Formen mit agglutiniertem Artikel aufgrund seiner Position durch sein frikatives Allophon realisiert wird (siehe dazu MenendezPidalGram, 110 und 130; Badia i Margarit 1984, 102s. und Duarte i Montserrat/Alsina i Keith 1984, 217s.), kommt der tatsächlich artikulierte romanische Laut dem arabischen auch phonetisch sehr nah. Cf. Nebrija (1492): «contignatio.onis. por el soberado».

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worden sein; es ist jedoch auch möglich, dass sp. algorfa nur mit Bezug auf die isolierten, über Wohnhäusern oder Ladengeschäften gelegenen Räume entlehnt wurde und erst innerromanisch auf alle Arten von Zimmern, die in oberen Stockwerken liegen, übertragen wird. Wenn man bedenkt, dass den Christen die besondere Bauweise der separaten Räume, die sie mit Häusern, Ladengeschäften und Werkstätten nach der Reconquista übernehmen, als eine Besonderheit der hispanoislamischen Städte aufgefallen ist, nicht aber die gewöhnlichen, im Obergeschoss eines Wohnhauses gelegenen Räume, ist der letztgenannte Weg der semantischen Entwicklung der wahrscheinlichere. In den zitierten alten Wörterbüchern werden die Räume nicht auf eine bestimmte Funktion festgelegt. 677 Ab dem Ende des 15. Jh. bereits erscheint jedoch eine Bedeutungsvariante von sp. algorfa, die durch ein Hinzukommen weiterer semantischer Merkmale entstanden ist: das Lehnwort wird nun auch auf einen Getreidespeicher angewandt (siehe D H R A E , s. v. algorfa). In dieser Bedeutung wird sp. algorfa von den Wörterbüchern des 18. Jh. aufgenommen, die das Lexem gleichzeitig als ungebräuchlich und veraltet beschreiben: 678 «sobrädo, cämara en alto para recoger y guardar el trigo, y otros granos» (Aut, s. v. algorfa).619 Nach einer Bedeutungsverengung zu 'Getreidespeicher', die mit dem Verlust der Bedeutung Obergeschoss, Dachboden' einhergeht, scheint das Lexem also schließlich im Laufe des 16. bis 17. Jh. aus dem Sprachgebrauch zu verschwinden. 680 Die Bedeutungsverengung lässt sich ebenso auf außersprachliche, kulturhistorische Gründe zurückführen wie zuvor die Entlehnung des Lexems: Mit der Zeit, insbesondere aber im Laufe der Renaissance verschwinden im Zuge der zahlreichen Umbaumaßnahmen in den mittelalterlichen Städten alte hispanoislamische Bauelemente, zu denen auch die masrlya oder gurfa gehört. Die Bedeutung des spanischen Arabismus verlagert sich dabei auf andere bzw. für andere Zwecke genutzte Räume, für die es jedoch bereits Bezeichnungen lateinischen Ursprungs gibt; sprachliche Gründe tragen also ebenso zur Verdrängung des Lexems bei. Heute ist der Arabismus noch in Aragon gebräuchlich; hier hat er die Bedeutung «buhardilla, desvän» (Martinez Ruiz 1972, 46, siehe auch DCECH) bewahrt. 677 678

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Cf. auch Martinez Ruiz (1972, 28) und Cruz Hernandez (1992, 488). Siehe Aut (s. v. algorfa) und TerrPan (s. v. gorfa); Canes (1787) führt algorfa nicht auf. Schon Covarr (1611) äußert sich über einen regional eingeschränkten Gebrauch: «no es usado en Castilla». Ähnliche Angaben machen auch moderne Wörterbücher, sofern sie sp. algorfa aufnehmen, siehe D R A E , DCECH, GDLE, SGI; siehe auch DE, 127. Bereits die Autoren der zitierten alten Wörterbücher halten es für notwendig, den Arabismus durch ein Synonym lateinischen Ursprungs, sobrado, das beim Lemma ergänzt wird, näher zu erläutern. Die Textquellen für sp. algorfa enden im D H R A E im 16. Jh.

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Dies ist auch die Bedeutung im Katalanischen, wo das Lehnwort insbesondere in der artikellosen Form nach wie vor in der Standardsprache etabliert ist. Auch in den ältesten katalanischen Wörterbucheinträgen bezeichnet der Arabismus das oberste, unter dem Dach befindliche Stockwerk, den Dachboden. 6 8 1 Dies gilt für alle Varianten gleichermaßen: «algorfa ο tarrat fii'c!]. contignatio» (Nebrija/Busa 1507, 170b), «golfo. porxada. Subtegulaneum tabulatum» (Torra 165 3), 682 «golfa, ό porxada de casa. [...] Tabulis proxima contignatio» (Lacavalleria 1696), Im heutigen Sprachgebrauch lassen sich semantische Unterschiede zwischen zwei Varianten des katalanischen Arabismus feststellen, denn während die einzige Bedeutung von golfa 'Dachboden' oder 'Dachgeschoss' ist, kann sich das noch regional gebrauchte kat. algorfa daneben einerseits wie der spanische Arabismus - auf einen Getreidespeicher beziehen (AlcMoll, s.v. 1 algorfa)·, andererseits bezeichnet es das 'Hochparterre' oder 'Zwischengeschoss' eines Wohnhauses: «entresol» (Moll, s. v. algorfa), «habitacio situada entre eis baixos de la casa i el pis principal» (AlcMoll, s. v. 1 algorfa).683 Diese Bedeutung steht nur auf den ersten Blick in einem Widerspruch zu der Grundbedeutung des Arabismus, denn es handelt sich dabei zwar um eine im Gegensatz zum Dachboden weit unten liegende Etage; in Relation zur Straße und dem Erdgeschoss jedoch liegt sie erhöht. Diese räumliche Beziehung scheint die semantische Erweiterung des katalanischen Arabismus zu motivieren; das Merkmal [+ hoch gelegen] ist auch bei dieser Bedeutungsvariante erhalten. Auch im Katalanischen ist außerdem die etymologische Bedeutung belegt, in der der spanische Arabismus entlehnt wurde: Noch bis zum Ende des 19. Jh. werden auf Mallorca «habitaciones con escalera inmediata a la calle, sin intermedio de zaguän» (Torres Balbäs 1950a, 183) als algorfa bezeichnet. masriya In klassisch-arabischen Wörterbüchern finden sich unter der Wurzel Vmsr in erster Linie Formen, die Denominativa von misr 'Ägypten, Kairo' bzw. 681

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Eine frühe Bedeutung des katalanischen Arabismus erschließt Coromines aus der ältesten Quelle (Cronica de Jaume /): «havia de significar, doncs, cada una de les cases de planta baixa i un pis, espargides per l'horta, a diferencia de les alqueries, mes estrictament agricoles i que no constarien mes que de baixos» (DEC, s. v. golfa). Das Vorhandensein eines zusätzlichen, höheren Stockwerks also ist es, was aus den hier beschriebenen Häusern algorfes macht. Die Bezeichnung für das architektonische Merkmal, das diese Bauten von anderen unterscheidet, wird dabei metonymisch auf das Ganze übertragen. Unter dem Lemma «terrat» führt Torra (1653) golfo zusammen mit lat. doma, solarium, pavimentum subdiale, contignatio und kat. cubert, porxo und porxada auf. AlcMoll nennt diese Bedeutung für Mallorca; siehe AlcMoll auch für weitere regionale und dialektale Unterschiede.

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misr (PI. 'amsär) «urbe, ciudad. limites, confines, comarca» (CorrDAE) sind. 6 8 4 Hierzu gehört das Verb II «he made it (namely a town) a misr, i. e. a limit, or boundary, between two things» (Lane), «to build towns. To choose (a town) for a capital» (Hava) sowie das Beziehungsadjektiv misri 'ägyptisch'. Dieses wird unter Hinzufügung der Femininendung an das Nisben-f zu einem Abstraktum, «misriya Ägyptertum; ägypt. Wesen» (Wehr), das in der Anwendung auf bestimmte Dinge, die damit in Verbindung gebracht werden, wiederum als Konkretum verwendet werden kann, ζ. B. «a farthing» (Hava), «dinero, cuartos» (CorrDAE). Im hispanoarabischen Dialekt wird das feminine Beziehungsnomen ebenfalls als Konkretum verwendet, hier mit der dialektalen Vokalisierung mit fatha:6S5 In der Form masrlya (PI. masärl) ist es im Vocabulista verzeichnet (VocSchia I, s.v.). Der Autor übersetzt es mit «solarium», womit er eine «habitacion de terraza» (VocCorr, s.v. Amsr) meint, bzw. einen Raum, der im Haus ganz oben liegt. Außerdem gebraucht er es als ein Synonym von gurfa und hugra (VocSchia II, s. v. Solarium), die beide Wohnräume, vor allem solche, die im oberen Stockwerk liegen, bezeichnen. 686 Masrlya ist auch in weiteren hispanoarabischen Dokumenten in der Bedeutung «garret, attic» belegt (CorrDAA, s.v. Amsr mit Quellenverweisen). In den genannten Bedeutungen wird das Lexem nur im islamischen Westen gebraucht; in anderen Regionen des arabischen Sprachraumes verwendet man dafür die hier ebenfalls vorhandene Bezeichnung gurfa (siehe dazu Torres Balbäs 1950a, 181). Im marokkanischen Dialekt bezieht sich masrlya auf den charakteristischen, vom Wohnbereich getrennten obersten Raum des Hauses: «mssreyya Chambre independante situee au premier etage dans une maison bourgeoise; on y accede de l'exterieur par un escalier particulier (ou par le vestibule de la maison principale), sans passer par les appartements prives; eile sert ä heberger les hotes, ä recevoir des visiteurs ou est parfois louee ä un celibataire» (DCMar). 6 8 7

Ein häufiges Vorkommen solcher separaten Räume im obersten Stockwerk, ebenfalls unter dem Namen masrlya, beschreibt Torres Balbäs (1950a) auch 684

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Cf. Qämüs, Lisän, Golius (1653) und Freytag. Hinzu kommen einige Formen, die in keiner erkennbaren Beziehung zu dieser Hauptbedeutung stehen: masTr «intestine, gut» (Hava, siehe auch Wehr und CorrDAE) und die Verben I, V und VIII: «to milk (a ewe) with the tip of the fingers» (Hava, so auch CorrDAE). Diese Vokalisierung ist auch in Ägypten selbst gebräuchlich: masr, masrietc. Zu gurfa und den daraus entstandenen Arabismen siehe das Kapitel gurfa; zu hugra siehe z.B. Lane, s.v. Vhgr. Cf. auch DAF, DozySuppl, s. ν. ΛImsr, sowie LerchundiVoc, s. v. almaceria und s. v. habitacion. Siehe auch die in DE, 382 zitierten Beschreibungen von masrlyas im Magrib. Der als mssreyya bzw. mssreya bezeichnete Raum kann in Marokko auch eine andere Funktion haben, nämlich als «salle de reception situee ä l'etage superieur» (DAF). 311

für al-Andalus; 688 in Marokko findet man sie insbesondere in «ciudades [...] de tradition andaluza, como Tetuän» (Torres Balbäs 1950a, 180 Nr. I). 689 Es kann also davon ausgegangen werden, dass das Bauelement und seine Bezeichnung masriya mit den iberischen Muslimen nach Marokko gelangt ist. Es stellt sich allerdings die Frage, wie es zu diesem speziellen Gebrauch einer Form der Wurzel >Imsr kommt. Corominas nimmt an, dass das Substantiv masrlya etymologisch gar nichts mit >Imsr zu tun hat, sondern ein Lehnwort aus dem Italienischen ist: «probablemente del it. masseria 'casa de campo'. [...] parece no pertenecer a ninguna raiz aräbiga» (DCECH); 6 9 0 andererseits schließt er jedoch einen semitischen Ursprung nicht völlig aus. Einen wichtigen Hinweis auf diesen und auf die Beziehung, die zwischen dem Gebäudeteil masriya mit separatem Aufgang und der Wurzel Vmsr besteht, gibt Corriente: «acerca del origen, efectivamente egipcio, de estas construcciones, v. Kitäb alwatä'iq wassijillät de Ibn Al'attär [...] que recoge la formula del documento por el que se autorizaban, cediendo el derecho a levantarlas» (VocCorr, s. v. Vmsr, cf. auch CorrDAI, s.v. almaceria). Arabismen 1) Die hispanoarabische Form masriya ist das Etymon des spanischen Arabismus almaceria, der auch in den Varianten almazria und almagrea (DHRAE, s.v. almaceria/) vorkommt. Eguilaz, 440 nennt auch «maceria» ohne den agglutinierten arabischen Artikel. 691 Die schriftlichen Belege für die Existenz des heute nicht mehr gebräuchlichen Lexems, die das D H R A E zusammenstellt, bestehen in insgesamt zehn Quellen aus dem 13. Jh., darunter mozarabische Dokumente aus Toledo; danach erscheint das Lexem erst wieder im 16. Jh. Die Wiedergabe von ar. /s/ durch die Grapheme ist regelmäßig (cf. SteigerContr, 168). Das /a/ in der zweiten Silbe der romanischen Formen zeigt, dass die dialektale Form entlehnt wurde. Hisp.-ar. /a/ bleibt auch im Lehnwort erhalten, weil /s/ benachbarte Vokale velarisiert und die Hmäla verhindert (cf. CorrAALR, 37 Nr. 4). In der Form almaceria wird die 688

689

690

691

Cf. auch SimonetGlos, s. v. magna. Zu den als masriya oder gurfa bezeichneten Räumen im hispanoislamischen Wohnhaus siehe Kapitel 1.2.1.2, zur Verwendung von masriyas im Marktbezirk hispanoislamischer Städte Kapitel 1.1.4.1.2. Auch in Marokko befinden sich mssreyas häufig «au-dessus d'une boutique» (DAF). Siehe beispielsweise Erbati (1990, 100a), der diese Räume bei seiner Beschreibung von Wohnhäusern in Tetuan erwähnt. Dabei stützt sich Corominas auf Dozy (DE, 382, siehe auch DozySuppl), dessen Überlegungen er zum Teil jedoch auch widerspricht. Ohne den agglutinierten Artikel sind mit magriya und magria auch mozarabische Formen vorhanden, die SimonetGlos (s. v.) angibt.

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Konsonantengruppe hisp.-ar. /sr/ durch ein epenthetisches /e/ aufgelöst. Das akzenttragende /e/ von almagrea weist auf die Velarisierung des Nisben-f in der Nachbarschaft von /s/ und /r/ hin (cf. CorrAALR, 39 und SteigerContr, 332s.). Im Spanischen hat der Arabismus die spezielle Bedeutung des hispanoarabischen Etymons behalten: «Cämara alta de una casa con acceso independiente» (DHRAE, DRAE, s.v. almaceria i f 9 2 und bezeichnet somit ein architektonisches Element, das den iberischen Christen von den hispanoislamischen Häusern bekannt ist. 693 Nach dem 16. Jh. verzeichnet das D H R A E keine historischen Quellen mehr für den Gebrauch dieses Arabismus. Sein Verschwinden fällt also zeitlich mit der Vertreibung der Moriscos von der Iberischen Halbinsel zusammen; vor allem aber lässt sich sein Verlust mit den neuen Vorstellungen der Christen von Hausbau und Urbanismus in Verbindung bringen, die sich im Laufe des 16. Jh. durchsetzen und zum Teil tief greifende Veränderungen in den alten islamischen Städten nach sich ziehen. 2) Laut Dozy, der sich dabei auf Gayangos stützt, gibt es auch ein katalanisches Lexem, das eine ähnliche Bedeutung hat wie sp. almaceria: ein im balearischen Dialekt vorhandenes masari, «un petit cabinet» (DE, 382). Als Etymon schlägt er masärl, den Plural von masriya vor, ohne sich jedoch auf einen arabischen Ursprung festlegen zu wollen. Im hispanoarabischen Dialekt allerdings wird der im klassischen Arabisch gelängte unbetonte Endvokal zu /i/ verkürzt (cf. CorrSketch, 62); den Akzent trägt unverändert die vorletzte Silbe. Der Plural ist somit als Etymon für die oxytone romanische Form ungeeignet. Eher anbieten würde sich der Singular des Beziehungsadjektivs bzw. -nomens im Maskulinum, masrf, denn diese Form ist im hispanoarabischen Dialekt endbetont. 694 692

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Cf. auch Eguilaz, 205 und Cruz Hernandez (1992, 488). Corriente nennt daneben eine aragonesische Form masedria, die er von dem gleichen Etymon ableitet, mit der Bedeutung «cuarto pequeno junto a la cocina» (CorrDAI, s.v. almaceria). Die Akademie nennt neben diesem Arabismus auch ein Homonym sp. almaceria (Aut, s. v.; D H R A E und DRAE, s. v. almaceriü2) mit der Bedeutung «la cerca de täpia, ό vallado de alguna huerta, ό casa de campo» (Aut). Diese Definition ist jedoch in Aut zum ersten Mal und danach weiterhin in erster Linie in AkademieWörterbüchern und weniger in Textquellen dokumentiert. Das Etymon dieses Homonyms wird von der RAE mit lat. maceria (Georges: «Mauer aus Lehm») angegeben, was laut Corominas «una falsa etimologia» (DCECH, s. v. almaceria) ist: Aus Corominas' Argumentation geht hervor, dass seiner Meinung nach keine Homonymie vorliegt, sondern nur ein einziges Lexem existiert, dessen Etymon masriya ist. Dieses Etymon bedeutet laut Corominas allerdings «casa de campo, algorfa» (DCECH) und wird von ihm, wie oben erwähnt, auf einen romanischen Ursprung zurückgeführt. Cf. CorrSketch, 63, CorrAALR, 63; siehe auch CorrDAI, s.v. mafari, sowie Alcalä (1505, 294 I, 8): «lino de Egipto quitln mizri».

313

Bei diesen Überlegungen darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Existenz eines balearischen Arabismus masari fraglich ist: Eine solche Form ist in keinem der alten oder der modernen katalanischen Wörterbücher dokumentiert; auch Corominas ist masari nicht bekannt (siehe DCECH). 6 9 5 qubba Zur klassisch-arabischen Wurzel Vqbb gehört das Substantiv qubba (PI. qibäb und qubab), das 'Bogen, Wölbung, Kuppel' bedeutet: «Fornix, concameratum opus» (Golius 1653). Außerdem werden damit Bauten bezeichnet, die durch eine besondere Wölbung charakterisiert sind oder deren hervorstechendes Merkmal eine Kuppel ist, «a building covered with a dome or cupola» (Lane). Dies kann beispielsweise ein Zelt sein: «alqubbatu [...] hiya 1-binä'u mina l-'adami hässatan» (Lisän, siehe auch Ibn Sida, VI 90a), «leathern tent» (Hava) oder ein von einer Kuppel überwölbtes Heiligengrab: «monumento funerario con cupula» (CorrDAE), «Grabkuppel, Grabgebäude (bes. eines Heiligen)» (Wehr). 696 Zu dem Substantiv gehören die denominalen Verben I «construir una cüpula» (CorrDAE) und II «to wither (plant). To build a cupola. To render a. th. convex» (Hava) sowie der V. Stamm «to be surmounted by a dome (building). To bulge. To stoop (man)» (Hava). 697 Im hispanoarabischen Dialekt lautet das Substantiv ebenfalls qubba (PI. qibäb und qibab), und auch die Bedeutung gleicht der klassisch-arabischen: Bei Alcalä findet sich «boueda de edificio cübba» (1505, 118 II, 14). 698 Der 695 696 697

698

Zu weiteren, tatsächlich auf der Grundlage von Formen der arabischen Wurzel Amsr entstandenen Lexemen siehe CorrDAI, s. v. masari und s. v. almazaria. Zu dieser Art von Heiligengräbern siehe Kapitel 1.1.1 im kulturhistorischen Teil. Vergleiche dazu auch die Wurzel Vqbw mit den Verben I und II «wölben» (Wehr, s.v. ^qbwi), «voüter» (DozySuppl, s.v. Vqbw/qby) und dem Substantiv qabw «Gewölbe; gewölbte Decke; Raum od. Saal mit gewölbter Decke» (Wehr). Die semantischen und phonetischen Parallelen legen die Vermutung nah, dass diese und die genannten Formen von Vqbb verwandter Herkunft sind oder ursprünglich zu nur einer gemeinsamen Wurzel gehören, die sich später gespalten hat, sodass ein Teil der Formen einer anderen Wurzel zugefallen ist. Auf Letzteres deutet auch die Tatsache hin, dass die Bedeutungen anderer Formen von qbb mit 'Gewölbe, Kuppel' nichts zu tun haben: Das Verb I hat zusätzlich in der Form qabba die Bedeutung «abhauen, abschneiden (etw., ζ. B. die Hand)» (Wehr) und in der Form qabiba «ser delgado» (CorrDAE). Weitere Formen sind qabb «Nabe (des Rades); Balken (der Waage)» (Wehr), qibb «jefe. hueso sacro» (CorrDAE) und qäbba «trueno. gota de lluvia» (CorrDAE). Für ar. qubba geht Corriente - wie schon Lokotsch, Nr. 1221 - von einer persischen Etymologie aus: «P[ahlavi] gumbad 'dome; fire-temple'» (CorrDAA, s.v. Iqbb /: «alcoba». In CorrDAA (s. v. ^Iqbb) ist das Glossarium die einzige Quelle für diese Bedeutung im Hispanoarabischen; siehe auch DozySuppl, s. ν. ΛIqbb. Im heutigen marokkanischen Dialekt existiert diese Bedeutung nicht; mar.-ar. qobba (DAF) wird stattdessen für viele verschiedene Arten von kuppeiförmigen und überwölbten Bauten verwendet, siehe dazu D A F und D C M a r ; cf. auch LerchundiVoc, s.v. alcoba und s.v. habitation. Auch die Form mar.-ar. gobba gehört hierher, die das D A F gesondert aufführt; sie bezeichnet eine «litiere cubique surmontee d'une coupole, dans laquelle on transportait reellement ou symboliquement la mariee, ä dos de bete ou ä bras d'hommes, dans les noces des cherifs» (DAF, s.v. ~4qbb). Diese Bedeutung erinnert zumindest durch ihren Bezug zur Heiratszeremonie an die Definition, die das Glossarium für das hispanoarabische Lexem gibt. 702

703

Siehe dazu D H R A E , s. v. alcobai, D C E C H , D M E , s. v. alcoba, und Neuvonen, 176. Oelschläger, 10b nennt das Jahr 1044 als ersten Beleg für ein als Eigenname gebrauchtes alcoba. LopTam (1585, 238) und Rosal (1601) nennen alcoba, Covarr (1611) alcoua-, beide Varianten kommen bei Oudin (1616, s.v.) und Franciosini (1620, s.v. alcoba) vor. 315

Form alcova als auch in der Variante alcoba,704 die das DLP (1793, s.v. alcoba) für veraltet erklärt. 705 Im Katalanischen erscheint erstmals 1309 die Form alcuba, die heute noch vorhandene Form alcova erst 1640 bei Torra 706 (DEC, s.v.). Neuvonen, 176 und SteigerContr, 212 geben auch für das Katalanische die Variante alcoba an; regional existiert arcova (DEC, DLE, s. v. alcoba).707 Unter phonetischen Gesichtspunkten verläuft die Übernahme durch die romanischen Sprachen regelmäßig: Hisp.-ar. /q/ wird in dieser Position meist zu rom. /k/ (cf. SteigerContr, 211s., Kiesler 1995, 183s.). Geminiertes hisp.-ar. /b/ wird im Romanischen vereinfacht und erscheint als apg. asp. akat. /b/ ([ß]) oder /v/ (cf. SteigerContr, 110s., DEC). Im Portugiesischen setzt sich schließlich die Form mit labiodentalem l\l durch; im Spanischen und Katalanischen bleibt nach Zusammenfall von /b/ und /v/ die bilabiale Artikulation übrig, 708 die durch die Grapheme und repräsentiert wird. Rom. /o/ gibt hisp.-ar. /u/ wieder, das nach /q/ leicht gesenkt und durch das Allophon [o] realisiert wird 709 (CorrSketch, 28, CorrAALR, 40, SteigerContr, 353ss.). Auf Liquidentausch l\l > Irl geht die Variante kat. arcova zurück (cf. Coromines 1977, 165ss., Kiesler 1995, 194s.). Die Bedeutung der Arabismen wird in den ältesten Wörterbucheinträgen mit 'Schlafzimmer' angegeben: «a closet, a close roome for a bed» (Percivale 1599, zitiert in TL, s. v. alcoba), «cubiculum» (Canes 1787, s. v. alcoba), «camara de dormir» (Bluteau/MorSil 1789, s.v. alcova). Dabei wird bisweilen eine Beziehung zur etymologischen Bedeutung 'Kuppel' hergestellt: «Es 704

Alcoba nennt Pereira (1647); beide Varianten verwendet Sousa (1789): «alcoba, ou alcova». 705 Auch Bluteau/MorSil (1789) nennt nur noch alcova. Aus Gründen der Etymologie würde die portugiesische Akademie allerdings die veraltete Form vorziehen: «Os Antigos sempre escrevem com b, Alcoba, e talvez assim melhor, conforme a etymologia» (DLP 1793, s.v. alcova). 706 Siehe auch Torra (1653): alcova. 707 Trotz des erst späten Auftretens von Belegen im Portugiesischen und Katalanischen geht Coromines davon aus, dass es sich in allen drei Sprachen um direkte und frühe Entlehnungen handelt: «es licit admetre que va passar directament des de l'ärab a les tres llengües hispäniques ja en l'Edat Mitjana, si be circumstäncies accidentals del descabdellament arquitectonic fan que no aparegui fins mes tard en la documentacio» (DEC, s. v. alcova). 708 Im Spanischen beginnt die Verbreitung des Zusammenfalls von /b/ und /v/ zu /b/ am Anfang des 16. Jh. (siehe MenendezPidalGram, 114, Alonso 1955, 25ss.; cf. auch Metzeltin 1979, 2 und 21), im Katalanischen bereits im 15. Jh. (siehe Nadal/ Prats 1983, 278s., Egert 1985, 110, cf. auch Duarte i Montserrat/Alsina i Keith 1984, 216s.). In bestimmten Regionen des katalanischen Sprachgebietes - Valencia, Camp de Tarragona und Balearen - bleibt labiodentales /v/ erhalten (siehe Nadal/Prats 1983, 279, Badia i Margarit 1984, 186). 709 Vergleiche auch mar.-ar. qobba (DCMar). Diese Tendenz wird zusätzlich durch labiale Konsonanten verstärkt (SteigerContr, 347), so in qubba durch /b/.

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aposento para dormir, c o n el techo de boveda» (Covarr 1611, s.v. alcoua). 'Gewölbe, Kuppel' ist auch eine der Bedeutungen, die sp. alcoba während des 13. und 14. Jh. hat ( D H R A E , D C E C H , D M E , s.v.); der erste schriftliche Nachweis für die Bedeutung «construction c o n cüpula» (MüllerMed) ist in der General Estoria (ca. 1275) zu finden. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Belege für die A n w e n d u n g von sp. alcoba auf ein N e b e n gemach: «Aposento pequefio ο nicho, normalmente anejo a una sala, sin mäs acceso ni, de ordinario, mäs ventilation que a traves de esta, y destinado a diversos usos, c o m o recibir visitas ο descansar» ( D H R A E ) . 7 1 0 U m 1400 ist sp. alcoba als «pequeno cuarto de dormir» dokumentiert (MüllerMed), für ein beliebig großes Zimmer, das als Schlafraum genutzt wird, ab dem 16. Jh. ( D H R A E , D C E C H ) . Im Besonderen wird damit aber nach wie vor ein N e b e n g e m a c h bezeichnet, das als Schlafkammer oder Bettnische fungiert, ein fensterloser 'Alkoven', den man von einem größeren R a u m aus betritt: «vn cabinet voulte, separe d'vne chambre, grand c o m m e pour mettre vn lict, petite chambrette, cabinet sans fenestre en vne chambre, & qui est ouuert du coste d'icelle, oü se met ordinairemet vn lict» (Oudin 1616, s.v. Alcoba).711 Für den spanischen Arabismus ist 'Schlafzimmer' bzw. 'Alkoven' die im Laufe der Zeit am häufigsten dokumentierte 7 1 2 (siehe D H R A E ) und im modernen Sprachgebrauch noch immer die hauptsächliche Bedeutung 7 1 3 710

7,1

712

713

Torra (1653, s.v. alcova), Lacavalleria (1696, s.v. alcova), Aut (s.v. alcoba), TerrPan (1786, s.v. alcoba) und Canes (1787, s.v. alcoba) nennen als Bedeutung auch lat. zeta, das sich unter anderem auf ein (Wohn- oder Speise-)Zimmer «ohne oder mit einem oder mehreren Nebenzimmern» (Georges, s. v. diaeta) bezieht. Cf. auch Oudin (1627, s.v. Alcoba), Franciosini (1620, s.v. alcoba), Aut (s.v. alcoba) und DLP (1793, s.v. alcova). Sp. alcoba hat neben den genannten auch noch andere Bedeutungen; diese haben in weiterem Sinn mit der Waage zu tun: «la caxa ό manija del peso de adonde pende la balanza» (Aut, s. v. alcoba), «pieza de la balanza ο de la romana en que entra el fiel cuando estä equilibrada» (Moliner). In dieser Bedeutung hat sp. alcoba jedoch laut Corriente ein anderes Etymon, denn «procede del and. qübbah < cl. qabb» (CorrDAI, s. v. alcoba·, siehe auch Anm. 697 zum klassischen Arabisch und Anm. 700 zum Hispanoarabischen). Demnach liegen eigentlich sowohl mit dem spanischen Arabismus als auch bereits mit seinem hispanoarabischen Etymon, da dieses einer anderen klassisch-arabischen Form entspricht, Homonyme zu den hier behandelten Lexemen vor. Die Bedeutung, die sp. alcoba bei seinem ersten schriftlichen Erscheinen im Fuero de Madrid (vor 1202) hat, ist «cuarto destinado a pesar mercancias» (DCECH, siehe auch DME, DHRAE). Corominas beurteilt diese als «otra ac. (derivada de la de 'cupula') que puede suponerse existente en ärabe, como intermedia entre la etimologia y las documentadas en este idioma 'balanza' (R. Marti) y 'caja de la balanza'» (DCECH). Im Andalusischen hat sich die Bedeutung von alcoba von «dormitorio» (Garulo Munoz 1983, 83) vereinzelt auch auf «despensa» ausgedehnt (Garulo Munoz 1983, 87). In Granada bedeutet der Diminutiv alcubilla «reservoir, chateau d'eau» (DE, 95; cf. SimonetGlos, s. v. al-cubilla und s. v. cüba, wo von einem romanischen Ursprung der mozarabischen Lexeme ausgegangen wird); der Diminutiv alcobilla bezeichnet in Aragon eine «chimenea de calentar una habitation» (Moliner). Die 317

(DRAE, GDLE, Moliner, SGI), so auch im heutigen Portugiesisch,714 im Katalanischen ist es die Einzige: «Pequeno quarto de dormir situado no interior da casa, sem aberturas para ο exterior; recämara» (Aur), «cambra petita que dona a una de mes gran, ο una de les parts en que estä dividida una cambra (per un marc, vidriera, etc.) la qual estä destinada a contenir un ο mes Hits» (Fabra). Aufgrund der oben zitierten Definition von hisp.-ar. qubba im Glossarium ist davon auszugehen, dass nicht nur die Bedeutung 'Kuppel, Gewölbe', sondern auch 'Schlafraum' bereits etymologisch ist, also zusammen mit dem arabischen Lexem in die romanischen Sprachen entlehnt wurde und sich nicht erst innerromanisch herausgebildet hat. 715 Die letztgenannte Bedeutung des hispanoarabischen Etymons bedarf allerdings einer genaueren Betrachtung, denn der Begriff 'Schlafzimmer' muss der hispanoislamischen Kultur entsprechend interpretiert werden: Im hispanoislamischen Wohnhaus gibt es in der Regel keine eigentlichen Schlafzimmer; stattdessen sind die Räume multifunktional und dienen gleichermaßen tagsüber als Wohn-, Aufenthalts- und Esszimmer, wie nachts zum Schlafen. Gibt es in einem hispanoislamischen Wohnhaus zusätzlich separate Räume, die ausschließlich zum Schlafen genutzt werden, so sind dies keine Zimmer, sondern stets kleine Alkoven, die an den schmalen Seiten der lang gestreckten Wohnräume, die den Innenhof umgeben, abgeteilt werden. Diese Nischen baut man besonders in der späteren Phase der islamischen Präsenz in Iberien, zur Zeit der Nasriden, regelmäßig

714

715

regionalen Bedeutungserweiterungen sind aufgrund der Bauweise und Gestalt der bezeichneten Räume oder Gegenstände vor dem Hintergrund der etymologischen Bedeutung 'Kuppel, Gewölbe' leicht nachzuvollziehen. Auch das Fehlen von Fenstern wie bei einem Alkoven spielt bei den Bedeutungsvarianten eine Rolle. Dies trifft auch für die sekundäre Bedeutung 'Speisekammer' von gal. alcoba zu: «Tambien designa el cuarto sin ventilaciön en la cocina a modo de despensa» (DLE, s. v.). Im Portugiesischen hat sich daraus die übertragene Verwendung von alcova für einen «Schlupfwinkel» (LPD), «esconderijo» (Fig) entwickelt. Machado (Machado VP, s.v. alcova) und Fig (s.v. alcoveto) glauben, dass von alcova auch pg. alcoveto und alcoviteiro abgeleitet sind. Die Etymologie dieser Arabismen hat jedoch schon Sousa (1789, s.v. alcoviteiro) richtig erkannt: hisp.-ar. qawwäd 'Kuppler' (cf. ζ. B. Wehr, s. v. ~4qwd, CorrDAI, s. v. alcahuete). Vom Gegenteil geht Neuvonen, 177 aus: «Puesto que en las tres lenguas, pero no en el ärabe, significa 'aposento para dormir', hay que suponer un centro comün de propagation». Corominas dagegen führt einen weiteren Beleg für die Existenz dieser Bedeutung bereits im Arabischen an: «la ac. moderna, documentada en castellano desde principios del S. XVI, ya se halla en ärabe dos siglos antes (Nouairi) y por lo tanto no nacio en ninguno de los tres romances ibericos» (DCECH, siehe auch DELP). Ein paralleler Fall ist das mit alcoba synonyme asp. alhania; siehe das Kapitel hamya. 318

ein; 716 damit werden sie zum Charakteristikum des hispanoislamischen städtischen Wohnhauses, und als solches werden diese Alkoven - zusammen mit der arabischen Bezeichnung - von den Christen übernommen. Der kulturhistorische Hintergrund zeigt also, dass als etymologisch nur die Anwendung der Arabismen auf einen als Schlafkammer genutzten Alkoven anzusehen ist; die Erweiterung auf ein Schlafzimmer im Allgemeinen kann dagegen als eine innerromanische Übertragung gelten. haniya Das klassisch-arabische Verb hanä, der I. Stamm von V/zww oder ^Ihny, bedeutet «sich biegen, sich krümmen; sich neigen» (Wehr) sowie im übertragenen Sinn «zugeneigt, zugetan sein; mitfühlen, Mitleid haben» (ib.); der II. Stamm «to bend, to curve a. th.» (Hava). Auch die übrigen Verbstämme hängen mit diesen Grundbedeutungen semantisch eng zusammen. Deverbale Substantive bzw. lexikalisierte Verbalsubstantive sind hanw, hany, hanya, hinäya und inhina, die alle «curva(tura), comba, sinuosidad, torcedura, recodo; alabeo; inclination» (CorrDAE) bedeuten. Ein weiteres deverbales Substantiv der Wurzel ist hamya (PI. -ät, hanäyä, hamy; Hava, Wehr), das sich, ausgehend von der Grundbedeutung, auf ein konkretes architektonisches Element bezieht: «al-hanlya: al-qaus» (Lisän), «arcus» (Golius 1653, Freytag), «a bow; [...] so called because it is bent» (Lane). Die Bezeichnung kann auch auf Bauten übertragen werden, die durch eine solche Konstruktionsweise charakterisiert sind: «a [bowed or curved] structure or building» (ib.). 717 Im hispanoarabischen Dialekt sind die Verben I, IV und VII nachgewiesen. Sie haben die Bedeutung «incurvare», «inclinare» (VocCorr, s.v. 716

7,7

Zur Multifunktionalität der Wohnräume und zu den als Schlafräume genutzten Alkoven siehe Kapitel 1.2.1.5.2 des ersten, kulturhistorischen Teils. Unter der Wurzel Vhnw/hny taucht auch hänüt auf, «shop. Tavern. Vintner» (Hava), sowie zwei weitere Lexeme: häniya, das in der gleichen Bedeutung verwendet wird: «al-häniya: al-hänüt» (Ibn Slda, III 342a, s. v. Vhny; siehe auch Hava) und häniya «wine [...] or vintners» (Lane, cf. Hava und CorrDAE). Eine semantische Beziehung zu den genannten Formen der Wurzel Vhnw/hny könnte man aus den architektonischen Besonderheiten eines als hänüt bezeichneten Lokals - ein Gewölbe oder überwölbter Raum - herleiten. Tatsächlich aber ist hänüt, das durch seine Form als ein nicht ursprünglich arabisches Wort auffällt, dem Aramäischen entlehnt; die ihm zugrunde liegende aramäische Wurzel, die 'wölben, biegen' bedeutet, ist die gleiche, aus der ursprünglich auch ar. Vhnw/hny hervorgegangen ist (Bossong, mündliche Mitteilung). Wehr rechnet hänüt konsequenterweise nicht zu der hier behandelten Wurzel, sondern nimmt das Lexem der Buchstabenfolge nach auf (V/iänwi). Ebenfalls der Buchstabenfolge nach finden sich dort auch hän «Bar, Kabarett» (Wehr) und häna «Bar; Weinrestaurant; Schenke, Kneipe» (ib.), zu denen häniya und häniya sowohl ihrer Form als auch ihrer Bedeutung nach gehören.

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Vhnw).7ls Das Substantiv haniya wird auch in al-Andalus auf architektonische Elemente angewandt. Zusätzlich zu der hier ebenfalls vorhandenen Bedeutung 'Bogen, Gewölbe' (siehe CorrDAA, s. v. Vhnw) ist eine semantische Spezialisierung eingetreten: im hispanoarabischen Dialekt wird mit haniya auch ein Zimmer oder eine Kammer bezeichnet, insbesondere dann, wenn sie zum Schlafen dient. Insofern löst sich das dialektale haniya von der klassischen Grundbedeutung, denn im Vordergrund steht nicht mehr, dass es sich um einen Raum handelt, der als Gewölbe konstruiert ist. Der Vocabulista nennt haniya ebenso wie maqsüra719 für lat. camera (VocSchia II, s. v. Camera)?20 Das Glossarium verwendet die Form hanäya unter dem Lemma «cuple», das möglicherweise für lat. cublle 'Bett, Schlafstätte, Schlafzimmer' steht; 721 weitere hispanoarabische Quellen für haniya «bedroom» nennt CorrDAA (s. v. Ihnw).722 Arabismen Das Spanische hat hisp.-ar. haniya in der Form alhania entlehnt. Außerdem sind die Varianten alania, allihania, halhania, alfania und alhamia belegt (DHRAE, s.v. alhania, siehe auch Maillo Saigado 1991, 260). Zum ersten Mal ist der Arabismus zu Anfang des 15. Jh. dokumentiert, und zwar in den beiden Formen halhania und allihania.723 In den frühesten Wörter-

718

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723

Alcalä (1505) nennt die Verben IV «nahni ahneit» (216, 15) und VII «nanham anhaneit» (216, 17), für die er die Bedeutung «encoruar assi» angibt; siehe auch im Glossarium (GlosCorr, s. v. ihnw). Maqsüra bedeutet u.a. «Nebengelass», «abgesonderter Raum» und «Nische» (Wehr). Cf. auch VocSchia I: «hanlyah Camera» sowie VocCorr, s. v. 4hnw. «haniyyah [...] alcoba». Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass lat. camera selbst auch 'Gewölbe, Wölbung' bedeutet, siehe ζ. B. OxfordLat, s. v. camara, und MLW, s. v. camera. Siehe DozySuppl (s.v. '•Ihnw et hny): «hanäya semble une autre forme du mot qui precede [i.e. hamya]». Cf. auch GlosCorr (s.v. Vhnw): «hanäya alcoba». Ebenso denkbar ist allerdings, dass im Glossarium an dieser Stelle die ursprüngliche Bedeutung zu verstehen ist: mit cuple könnte auch der Plural von mlat. cupla < lat. cupula, 'Kuppel', gemeint sein (cf. MLW, s. v. cupla und s. v. 1. cupula); hanäya wäre dann ebenfalls als Plural aufzufassen, der kl.-ar. hanäyä entspricht. Siehe auch DozySuppl (s.v. Ahnw et hny). Beide Bedeutungen, 'Bogen' und 'Schlafzimmer', gibt es auch im heutigen marokkanischen Dialekt: LerchundiVoc führt die letztgenannte auf, «alcoba [...] heniia [...], que por lo regular se encuentra en la görfa ό primer piso»; das DCMar und das DAF nennen die erste Bedeutung, jedoch speziell bezogen auf ein Schlafgemach, was die Verbindung anschaulich macht, die zwischen den beiden Bedeutungen besteht: ahmya [...] Arceau transversal qui ä chaque extremite d'une piece, delimite une sorte d'alcöve de 1,5 ä 2 m de profondeur, οίι l'on place un lit d'apparat» (DCMar). Die Textstellen aus Gonzalez de Clavijo, Embajada α Tamorlän, von 1403-1406 zitiert Maillo Saigado (1991, 260); siehe auch DCECH, s.v. alhania. 320

bucheinträgen kommen nur noch alhania u n d alania vor; 7 2 4 heute ist der Arabismus nicht mehr gebräuchlich. 7 2 5 D a s mit d e m agglutinierten Artikel ü b e r n o m m e n e Lehnwort und das E t y m o n stimmen im Akzent überein. Die phonetische F o r m bzw. die verschiedenen Graphien des Arabismus machen die Entwicklung, die hisp.-ar. IhJ in den Lehnwörtern nimmt, deutlich: ar. /h/ wird zur Zeit der Entlehnung von hamya im Spanischen durch die G r a p h e m e < h > oder < f > wiedergegeben, die Allophone von asp. /f/ repräsentieren. 7 2 6 Ende des 15. Jh. setzt sich < h > durch, das als [h] realisiert wird; dieses wird mit dem Verlust der Aspiration im L a u f e des 16. Jh. zu 0. 7 2 7 D a das vorausgehende pharyngale /h/ die 'imäla bei hisp.-ar. /a/ verhindert (cf. CorrA A L R , 37 und 37 Nr. 4), zeigt auch der Arabismus in allen Varianten /a/ (für weitere Beispiele siehe SteigerContr, 311s.). Die Semantik des Arabismus bestätigt die Entlehnung aus dem hispanoarabischen Dialekt: Im Spanischen wird die etymologische Bedeutung verengt; der Arabismus behält nur die dialektale Bedeutungsvariante 'Schlafgemach' bei, nicht aber die G r u n d b e d e u t u n g 'Gewölbe, Bogen': «Vale alcoba» (Covarr 1611, s.v. [alhania II]), «alhania. camerino, ο stanzino. doue si dorme» (Franciosini 1620). 728 Wie aus dieser Definition deutlich wird, handelt es sich bei einer alhania nicht u m ein beliebiges, gar großes Schlafzimmer, sondern lediglich u m eine kleine Kammer, etwa in F o r m eines Alkoven. D a m i t entspricht der Arabismus semantisch genau dem E t y m o n bzw. dessen tatsächlichem außersprachlichen Referenten, denn die einzigen Räume, die im hispanoislamischen H a u s nur z u m Schlafen genutzt werden, sind kleine Alkoven, die an den Längsseiten der W o h n r ä u m e abgetrennt werden. 7 2 9 124

Guillen (1475, 137E33): alhanja; Covarr (1611): alania,

Franciosini (1620):

alhania; Aut (s.v. alhania und s.v. alania) und TerrPan (1786, s.v. alania) 725

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verwenden beide Varianten. Cf. Maillo Saigado (1991, 261): «Esta voz tuvo cierto uso durante la baja Edad Media y el Renacimiento». Walsh (1967, 108) behandelt das Lexem als verloren gegangenen Arabismus; siehe auch die Quellenangaben im D H R A E , s. v. alhania. Asp. /f/, das wahrscheinlich bilabial artikuliert wird ([Φ]), wird vor allem im Silbenanlaut auch aspiriert und als [h] realisiert; cf. SteigerContr, 221, Metzeltin (1979, 9), Lloyd (1987, 214ss.) und Ariza Viguera (1989, 104s.). Zu [f] und [h] als Allophonen eines Phonems siehe auch Alarcos Llorach (1951, 38s.). Zur Verbreitung von [h] und des Graphems im Altspanischen und zum Verlust der Aspiration siehe MenendezPidalGram, 121ss. und MenendezPidalOrig, 208ss. Dies ist auch die Bedeutung, die der Arabismus bei seiner ersten Dokumentation hat, cf. DCECH. Andererseits hat es den Anschein, dass der Arabismus sein semantisches Spektrum gegenüber dem Etymon erweitert, denn er ist zusätzlich in der Bedeutung 'Wandschrank' dokumentiert: «Hueco hecho en la pared con sus puertas, que por

321

Die Gründe für die Entlehnung des hispanoarabischen Lexems in der Bedeutung 'Schlafkammer, Alkoven' liegen aus kulturhistorischer Perspektive auf der Hand; hier gilt das Gleiche wie im Fall von sp. alcoba und pg. kat. alcova:730 Die als Schlafkammern genutzten Alkoven der hispanoislamischen Stadthäuser werden von den Christen übernommen und zu einem Teil der eigenen Wohnkultur gemacht; gemeinsam mit dem Bauelement wird auch die Bezeichnung dafür entlehnt. Linguistische Gründe sind es schließlich, die zum Verlust des Arabismus führen: Sp. alhania wird von dem Synonym sp. alcoba, das länger etabliert und weiter verbreitet ist, wieder verdrängt. 2.3

Vorratshaltung, Wasserversorgung, sanitäre Einrichtungen

hazana Das Verb I der Wurzel ^hzn, kl.-ar. hazana, hat die Bedeutung «almacenar; guardar; acopiar» (CorrDAE); «he reposited it, stowed it, or put it, [...] in a hizäna or in a mahzin [or mahzan]» (Lane). Die Bedeutungen der meisten Formen der Wurzel hängen eng mit der Grundbedeutung des Verbs I -Iii

'7*10

zusammen. Das nomen loci, mahzan (PI. mahäzin), bedeutet dementsprechend «magazine, cellar» (Hava), «almacen; deposito, despensa, desvän, trastero» (CorrDAE). Auch das Substantiv kl.-ar. hizäna (PI. -ät, hazä'in) bezeichnet einen Ort, an dem man etwas aufbewahrt: «wa-1hizänatu: ismu 1-maudi'i l-ladl yuhzanu fihl s-sai'a» (Lisän). Dies kann otro nombre llamamos alhacena» (Covarr 1611, s.v. [alhania I] alania); cf. auch Stevens (1706, zitiert in TL, s.v. alania) und Maillo Saigado (1991, 261). Eine solche Erweiterung des Anwendungsbereichs ist angesichts der baulichen Ähnlichkeiten, die zwischen einem Wandschrank und einem Alkoven bestehen können, nachzuvollziehen und lässt an die etymologische Bedeutung 'Gewölbe' denken. Allerdings ist der Gebrauch von alhania in dieser Bedeutung äußerst selten und vor Covarr (1611) nirgends nachgewiesen (siehe DHRAE). Für alhania in der Bedeutung 'alcoba' finden sich weit mehr Quellen (DHRAE; cf. auch im DCECH, wo irrtümlich vom Gegenteil die Rede ist). Es kann sich also durchaus um eine falsche Interpretation einer Quelle durch Covarr handeln. Auch die dritte Bedeutung, «especie de colchön pequefio» (DRAE), «colchoncillo» (Moliner), ist unsicher, denn sie beruht auf einem einzigen Dokument (cf. DCECH: «La ac. 'especie de colchoncillo' se funda en un doc. de Sevilla de 1627; ignoro su origen»). 730 Siehe das Kapitel qubba. Anders als hisp.-ar. qubba ist hisp.-ar. hamya im Portugiesischen und Katalanischen nicht entlehnt. Zwar vermerkt Maillo Saigado (1991, 261): «en el dominio catalano-aragones este arabismo significaba 'alcoba'», aber in keinem der alten oder der modernen katalanischen Wörterbücher ist eine entsprechende Form belegt. 731 CorrDAE nennt zusätzlich im I. Verbstamm die abweichende Bedeutung «heder, oler mal» für die Formen hazana, hazina und hazuna. Weitere Formen mit einer isolierten Bedeutung sind häzin und huzzän «tongue» (Hava); cf. auch CorrDAE: hazzän «lengua». 732 Zur Vokalisierung des nomen loci siehe Lane: «mahzan [...] or mahzin [...] which is irregfular]». 322

ein «gazophylacium» (Golius 1653, Freytag) sein, d. h. «1. Tresor. 2. Gardemeuble oü Ton conserve les joyeaux» (BibKaz), oder eine «apotheca, cella» (Golius 1653, Freytag), «cellier, magasin, depot» (BibKaz). Außerdem kann hizäna sich auf ein Möbelstück beziehen, in dem man Hausrat aufbewahrt: «a cupboard» (Lane). 733 Aufgrund der im hispanoarabischen Dialekt häufigen Assimilation von Vokalen in unbetonter Position an den akzenttragenden Vokal 734 wird hier - anders als in kl.-ar. hizäna - die erste Silbe ebenfalls mit fatha vokalisiert: hazäna735 ist sowohl im Glossarium als auch im Vocabulista (VocSchia I und II) sowie in weiteren hispanoarabischen Quellen dokumentiert (siehe CorrDAA, s.V. VXZM). Alcalä (1505) nennt eine Form mit der 'imäla /ä/ > [ϊ],736 die für den späten granadinischen Dialekt charakteristisch ist: «kazma [PI.:] kazein» (376 I, 8; siehe auch DozySuppl). Die dialektale Bedeutung entspricht der klassischen; mit hazäna werden Aufbewahrungsorte - ob Räume oder Möbelstücke - für verschiedene Gegenstände bezeichnet: Alcalä (1505) nennt «recamara» (376 I, 8), wendet das Lexem aber besonders häufig auf Bücher 737 an: «caxa de libros ο escrituras» (145 II, 32), «tienda de libros» (413 II, 33), «libreria kazinat al cutüb» (293 I, 18).738 Der Vocabulista gibt als lateinische Entsprechung «armarium» (VocSchia II, s. v., und I, s. v. hazäna) an; damit kann auch hier neben einem beliebigen Schrank insbesondere ein Bücherschrank gemeint sein. Das Glossarium führt hazäna unter mehreren Lemmata auf: «aposcede», «apoteca», «bazena», «cellaria» und «paenum penum» (GlossSeyb, s. v.), womit ebenfalls Aufbewahrungsorte und Lagerräume gemeint sind. 739 733

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Zu der Wurzel gehören auch das Adjektiv haztn «a thing reposited, stowed, or put [...] in a mahzin» (Lane) sowie das Substantiv hazina «wealth, or property» (Lane) mit den Bedeutungsvarianten «Kasse [...]; Zahlstelle; Tresor» (Wehr). Die Form hazzän (PL -ät und hazäzln) bezeichnet Speichervorrichtungen für Wasser: «(re)presa, pantano; dique, depösito, tanque» (CorrDAE; cf. auch Wehr). Zur Vokalassimilation siehe CorrSketch, 69 und 76 Nr. 111 sowie CorrAALR, 67; cf. auch Neuvonen, 295 und Maillo Saigado (1991, 72). Cf. Lane: «[hizäna] should not be pronounced with feth [i.e. hazäna], [...] as the vulgar are given to pronounce it». Dies ist auch im marokkanischen Dialekt der Fall: «jzäna ό jazäna» (LerchundiVoc, s. v. alacena). Der hispanoarabische Plural lautet hazäyin (VocSchia II, s. v. Armarium). Siehe CorrAALR, 38, wo diese als 'imäla zweiten Grades bezeichnet wird, und Singer (1969, 16), der sie die dritte bzw. «Stark- oder Vollstufe» nennt. Siehe auch SteigerContr, 314ss. Unter anderem darauf bezieht sich auch im heutigen marokkanischen Dialekt hzäna: «Armoire (tout en bois) ou placard (dans le mur, avec des portes) oü l'on range des livres; bibliotheque» (DCMar, cf. D A F ) . Zusätzlich erscheint hisp.-ar. hazäna bei Alcalä für eine «sacristania lugar delo sagrado» (390 I, 35); «sagrario» übersetzt er mit «kazma mucaddega [i. e. 'heilig, geweiht']» (390 II, 17), wodurch die Funktion als Aufbewahrungsort betont wird. Cf. auch GlosCorr, s. v. Vxzn: «depösito, alacena». Zur Aufbewahrung von Hausrat und Lebensmitteln in hispanoislamischen Häusern siehe Kapitel 1.2.1.5.2.

323

Eine weitere für den hispanoarabischen Dialekt dokumentierte Form dieser Wurzel ist das nomen loci, das auch im Hispanoarabischen mahzan lautet. 740 Im Vocabulista wird es in der Bedeutung «cellarium» (VocSchia 11, s. v.), 'Vorratsraum, Keller', genannt, in Alcalä synonym zu hazäna unter dem Lemma «recamara» (376 I, 7). Im Vocabulista erscheinen außerdem die Substantive häzin und hazzän «cellarius», «encargado de un almacen ο deposito» (VocCorr, s.v. Vxzn). Im hispanoarabischen Dialekt belegte Verben der Wurzel sind der I. Stamm «atesorar nakzen kazent akzen» (Alcalä 1505, 88, 21) und das Verb IV «tesorar nakzen akzent akzen» (Alcalä 1505, 405, 12), sowie der VIII. Stamm in der Bedeutung «almacenar» (VocCorr, s. v. Vxzn). Arabismen Von hisp.-ar. hazäna ist mit agglutiniertem Artikel sp. alacena entlehnt. 741 Der Arabismus ist erstmals in der Fazienda de Ultra Mar am Ende des 12. Jh. 742 in der Form alfazenas schriftlich erwähnt (DHRAE, s. v. alacena, Maillo Saigado 1991, 72), in der Form alhazena zum ersten Mal in einem Dokument von 1534 (DCECH, s.v. alacena). Die Varianten alacena/alazena und alhacena/alhazena erscheinen in den Wörterbüchern ab Covarr (1611) stets nebeneinander,743 bis Canes (1787, s. v. alacena) die Formen mit für veraltet erklärt: «Algunos escriben alhacena·, pero el uso comun ha excluido la h por mayor facilidad en su escritura». Die verschiedenen graphischen Varianten des Arabismus spiegeln die phonetische Wiedergabe von hisp.-ar. /h/ im Romanischen und die weitere Entwicklung wider. Ar. /h/ wird in vielen Arabismen durch rom. repräsentiert. 744 Asp. Iii wird jedoch wahrscheinlich bilabial artikuliert 740

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Alcalä (376 I, 7): «makzen makäzin». Dieses hispanoarabische Lexem ist das Etymon der Arabismen sp. almacen, pg. armazim, kat. magatzem. Siehe dazu CorrDAI, s.v. almacen, und Kiesler (1994, Nr. 152). Im Portugiesischen und Katalanischen hat das arabische Wort keine Spuren hinterlassen; im Galicischen gibt es jedoch lacena (DLE, s. v. alacena), ebenso im Aragonesischen (Rohlfs, s. v. lacena). Im Asturleonesischen sind alacenia und lacenia vorhanden (DHRAE, s.v. alacena). CorrDAI (s.v. (a)lacena) nennt außerdem lacena für Navarra und im Bable sowie hacena und lazena im Aragonesischen. Für weitere, auf regionalen Gebrauch beschränkte Formen des Arabismus siehe DCECH, s. v. alacena. Die ersten Nachweise von 1036 und 1157, die Oelschläger, 9a angibt, entstammen mozarabischen Dokumenten; sie belegen daher nicht den Gebrauch des Lexems im Kastilischen. Siehe dazu auch im DCECH, s. v. alacena. Siehe Covarr (1611, s.v. alacena und s.v. alhacena), Oudin (1616 und 1627, s.v. Alacena und s.v. Alhazena), Franciosini (1620, s.v. alacena, s.v. alazena und s.v. alhazena), Aut (s.v. alacena und s.v. alhazena) und TerrPan (1786, s.v. alacena und s.v. alhacena). Rosal (1601, s.v.) führt nur alacena auf. Cf. SteigerContr, 218 und 230s. sowie CorrAALR, 56. Siehe dazu auch Alarcos Llorach (1951, 39) und Lloyd (1987, 217).

324

([Φ]) und im Silbenanlaut auch aspiriert ([h]). Ende des 15. Jh. setzt sich die Graphie mit durch; im Laufe des 16. Jh. wird asp. [h] durch Verlust der Aspiration zu 0. 745 Das Graphem der ersten belegten Formen stellt die romanische Fortsetzung von hisp.-ar. /z/ dar, woraus interdentales nsp. /Θ/ wird (weitere Beispiele in SteigerContr, 144ss.). Sp. /e/ setzt die 'imäla746 fort, die durch die phonetische Umgebung des akzenttragenden Vokals im Etymon ermöglicht wird; das uvulare /h/ verhindert dagegen die 1 imäla beim vortonigen hisp.-ar. /a/ (cf. CorrAALR, 37 und 37 Nr. 4). Im Spanischen hat das Lexem eine Bedeutungsverengung und -Spezialisierung erfahren: Es bezieht sich hier nicht mehr auf Lagerräume und ebenso wenig auf Möbelstücke zum Verstauen von Gegenständen, sondern auf Wandschränke, 747 d.h. in die Wand eingelassene Nischen, die, meist mit Türen verschlossen, zur Aufbewahrung von Hausrat, Geschirr und Lebensmitteln dienen: «Es la ventana cerrada, cavada en la pared, con sus puertas para guardar dentro vidros e vasos, confituras y otros regalos» (Covarr 1611, s.v. alhacena), «alacena, armoire faite & creusee dans vne muraille» (Oudin 1616), «alhazena, ο alacena. armadio murato» (Franciosini 1620).748 Dies ist auch noch die Bedeutung im heutigen Sprachgebrauch: «armario, generalmente empotrado en la pared, con puertas y anaqueles, donde se guardan diversos objetos, especialmente comestibles» (DHRAE, cf. DRAE, s. v. alacena).749 In Andalusien (Garulo Munoz 1983, 86) und in Lateinamerika (DHRAE, SGI, s.v. alacena) bezeichnet der Arabismus wahrscheinlich als Fortsetzung der etymologischen Bedeutung - auch eine Speisekammer, «aunque con esta acepcion es mucho menos frecuente» (Garulo Munoz 1983, 86). 745

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Zur bilabialen und aspirierten Artikulation von asp. /f/ siehe SteigerContr, 221 sowie Metzeltin (1979, 9), Lloyd (1987, 214ss.) und Ariza Viguera (1989, 104s.). Zur Verbreitung von [h] bzw. des Graphems im Altspanischen und zum Verlust der Aspiration siehe MenendezPidalGram, 121ss. und MenendezPidalOrig, 208ss. Im heutigen Sprachgebrauch ist die Variante alhacena noch vereinzelt regional vorhanden: in der Mancha und in Murcia (SGI); in Andalusien wird [h] noch zum Teil in Sevilla und Huelva aspiriert (Garulo Munoz 1983, 86 und 141, siehe dort auch weitere in Andalusien verbreitete Varianten von alacena; cf. auch MenendezPidalOrig, 229s.). Dabei handelt es sich um die erste Stufe der 'imäla /a/ > [e] (cf. CorrAALR, 38) und nicht um die Vollstufe, die die Form bei Alcalä zeigt. Cf. Kiesler (1994, Nr. 119): «Im Span. Bedeutungsverengung durch Hinzufügung eines Merkmals 'armario [+ de pared]'». In Aut gibt es neben dieser Hauptbedeutung eine - nicht genauer lokalisierte Bedeutungsvariante: «Tambien se hacen alhazenas portätiles todas de madera, como escaparätes ό almärios» (ebenso in TerrPan 1786, s.v. alacena, und Canes 1787, s.v. alacena). Im Aragonesischen bedeutet lacena ebenfalls «armario hecho en la pared» (Rohlfs, s. v. lacena), so auch im Galicischen (siehe DLE, s. v. alacena). Cf. auch D H R A E , s.v. alacena, und CorrDAI, s.v. (a)lacena, für andere Formen.

325

Ein linguistischer Grund für die Entlehnung von alacena, um damit einen Wandschrank zu bezeichnen, ist, dass im Gegensatz zu anderen Aufbewahrungsorten im Wohnhaus für einen in die Mauer eingelassenen Schrank zuvor kein eigenes Lexem zur Verfügung stand, sondern eine Paraphrase notwendig war. 750 Daher verengt das Lehnwort bei seiner Übernahme die breit gefächerte etymologische Bedeutung. Obwohl ein konkreter Hinweis darauf in den Quellen fehlt, haben die romanischen Sprecher mit Sicherheit bereits hisp.-ar. hazäna in der Bedeutung 'Wandschrank' kennen gelernt:751 Ein solcher Gebrauch des hispanoarabischen Lexems liegt vor dem Hintergrund der Lebensgewohnheiten der Muslime nah, die im Wohnhaus neben Truhen hauptsächlich Wandschränke und Nischen für die Aufbewahrung von Hausrat und Lebensmitteln verwenden; auch im modernen marokkanischen Dialekt bezieht sich hzäna insbesondere auf Wandschränke (siehe DAF). Die Wandschränke in den muslimischen Häusern bleiben nach der Reconquista erhalten und werden von den neuen Bewohnern, in deren Besitz diese Häuser übergehen, weiter benutzt. 752 Neben linguistischen Gründen sind für die Entlehnung des Lexems und seine Verwendung in dieser Bedeutung also ebenso außersprachliche, kulturelle Motive ausschlaggebend. gubb/gibb Unter den Formen von , das in finaler Position a u c h einen stimmlosen Frikativ repräsentieren k a n n ; später wird pg. /s/ final als [s] 799 800 801

802

803

Cf. GlosCorr, s.v. V/'rz: «voracidad». Zur Wurzel Vi)/' siehe das Kapitel balltTa/ballua. Cf. Wehr sowie GlosCorr, s. v. V/rz: «voraz». CorrDAA (s. ν. Λ(jrz) nennt einen weiteren Beleg für diese Bedeutung von garüz im Hispanoarabischen. In Alcalä (1505) kommt keine Form der Wurzel vor, ebenso wenig im DCMar und im DAF für den marokkanischen Dialekt. Aljaroz ist auch Lemma im DLP (1793) und in Bluteau/MorSil (1789), hier im Plural aljarozes. Die Entaffrikatisierung von apg. Igl zu Iii beginnt wahrscheinlich im 13. Jh.; im 16. Jh. ist nur noch der präpalatale Frikativ Iii vorhanden (siehe Mattos e Silva 1991, 92; cf. auch Teyssier 1980, 12 und 35). Es ist daher davon auszugehen, dass das Graphem in den frühen Belegen dieses Arabismus bereits als Frikativ artikuliert wird. Zu einer Entaffrikatisierung von ar. /gl > [z] bereits im Hispanoarabischen, so wie es in den heutigen nordafrikanischen Dialekten der Fall ist, siehe SteigerContr, 181, CorrSketch, 51, CorrAALR, 53 und Singer (1980, 252). 337

realisiert. 804 Die Entsonorisierung kann auch bereits etymologisch sein, da im Hispanoarabischen eine Tendenz zum Wechsel von /s/ und /z/ insbesondere in finaler Position festzustellen ist (siehe CorrAALR, 51s.). Die 'imäla wird durch pg. /e/ fortgesetzt. Das vortonige /a/ in der Variante aljaroz kann ebenfalls die 'imäla wiedergeben, denn pg. /a/ wird in dieser Position wahrscheinlich schon früh palatalisiert, worauf unter anderem zahlreiche weitere Beispiele mit einem Wechsel von und hinweisen (siehe Mattos e Silva 1991, 58). Es kann sich aber auch um eine hyperkorrekte Graphie handeln, und auch die Variante mit /i/ stellt möglicherweise eine alternative Schreibung des vortonigen pg. /e/ dar (cf. auch Teyssier 1980, 78). Das /o/ der akzenttragenden Silbe aller Varianten des Arabismus ist Reflex des hispanoarabischen Allophons von /u/ in geschlossener Silbe, nämlich [v],805 das von den romanischen Sprechern als /o/ interpretiert wird (cf. CorrAALR, 40). In den alten Wörterbüchern bezeichnet der Arabismus eine Regenrinne oder Dachrinne, einen Abfluss für Regenwasser: «Algeroz. Opus tegulis imbricatum» (Barbosa 1611), «canno, porque se despeja a agoa dos telhados» (DLP 1793, s.v. aljeroz), «o cano principal do telhado» (Bluteau/ MorSil 1789, s. v. algeroz). Dies ist auch im heutigen Sprachgebrauch 806 die Bedeutung von algeroz: «1. Calha que recolhe as äguas pluviais do telhado, encaminhando-as para os condutores [...]. 2. Agüeiro» (Aur), «parte saliente do telhado, para desviar as äguas da parede que ο sustenta» (Fig). Die Entlehnung eines arabischen Lexems, um damit eine Regenrinne zu bezeichnen, kann als Resultat des hohen Entwicklungsstandes gesehen werden, den Wassergewinnungs- und Speichertechniken einerseits und Abwasserbeseitigung andererseits in al-Andalus erreicht haben, 807 und bezeugt den Vorbildcharakter, den dieser Standard für die iberischen Christen hat. In den hispanoarabischen Quellen ist allerdings kein Hinweis darauf zu finden, dass 'Regenrinne' auch schon eine - übertragene, metaphorische Bedeutung des Etymons hisp.-ar. garüz ist. Corriente vermutet dies jedoch, von der Bedeutung des Arabismus rückschließend: «roof gutter (posited by Pt algeroz)» (CorrDAA, s.v. V/'rz). Tatsächlich müsste der Schritt von der 804

805

m

807

Zu weiteren Beispielen siehe SteigerContr, 143; zur phonetischen Entwicklung im Portugiesischen siehe Teyssier (1980, 12s., 61s. und 68s.), Mattos e Silva (1991, 80 und 93ss.) und Silva Neto (1970, 412). Für die Öffnung /u/ > /o/ kann auch die Position nach hisp.-ar. Irl verantwortlich sein, wofür SteigerContr, 353s. mehrere Beispiele nennt. Algeroz wird zwar von allen gemeinsprachlichen Wörterbüchern aufgenommen, ist aber heute hauptsächlich regional, im Alentejo gebräuchlich (siehe Silva Neto 1970, 380). Vorherrschend ist stattdessen, neben den Lexemen, die die Wörterbücher in ihren Definitionen verwenden, ein Synonym lateinischen Ursprungs, caleira, das laut D E N F (s.v. calha) erst seit dem 17. Jh. belegt ist. Siehe dazu Kapitel 1.1.4.2.2 und 1.2.2.1 im kulturhistorischen Teil. 338

zugrunde liegenden zur metaphorischen Bedeutung, der den semantischen Unterschied zwischen etymologischer Wurzel und Arabismus überbrückt, bereits in der Herkunftssprache stattgefunden haben. 808 Da diese Etymologie in semantischer Hinsicht nicht sofort ins Auge fällt, wird die Herkunft von pg. algeroz zum Teil als unsicher und unbekannt behandelt (DELP, DENF, Aur). Die Suche nach einem semantisch nahe liegenden Etymon führt jedoch auch zu bestimmten Thesen: Sousa (1789, s.v. algeroz) schlägt ar. zarüb («Alzarub») vor, was das DLP (1793, s.v. aljeroz) von ihm übernimmt; später folgt Dozy mit der Form zurübS09 (DE, 125: «az-zorob»). Der I. Stamm der klassisch-arabischen Wurzel "vIzrb bedeutet in der Form zariba «fließen» (Wehr), das nomen instrumenti mizräb «water-course. Sewer» (Hava), «canal, canalön, desagüe; gärgola» (CorrDAE); ähnlich wird auch das Substantiv zirb verwendet: «masll almä'» (Qämüs), «canalis, quo fluit aqua» (Golius 1653), «a channel in which water flows» (Lane). Dieses Substantiv hat den Plural zurüb, den Dozy für das Etymon von algeroz hält. Auch im heutigen marokkanischen Dialekt sind Formen der Wurzel "izrb mit ähnlicher Bedeutung vorhanden, 810 für den hispanoarabischen Dialekt gibt es dahingehend jedoch keinen Nachweis.811 Das Fehlen schriftlicher Belege für al-Andalus wäre zwar allein kein hinreichender Grund, dieser Etymologie zu widersprechen; hier treten jedoch zusätzlich phonetische Probleme auf: Abgesehen von der Übernahme von hisp.-ar. /z/ als apg. /z/812 wäre hier insbesondere der romanische Reflex des finalen hisp.-ar. /b/ nicht zu erklären, für den es kein 808

809 810

811

812

Für ein weiteres Beispiel desselben metaphorischen Gebrauchs schon im Arabischen siehe das Kapitel balltfa/ballua. Cf. auch CorrDAI, s. v. algeroz, und Corriente (1996, 26). Diese Etymologie übernehmen Eguilaz, 180, Lokotsch, Nr. 2198 und Nase. Hier existiert z.B. eine Form zarräb mit folgenden Bedeutungen: «1. Tuyau de descente d'un moulin ä eau qui amene l'eau sur la turbine. 2. Gargouille d'une terrasse» (DCMar, DAF). Der Vocabulista nennt nur Verbformen mit der Bedeutung «fugare» (siehe VocCorr, s.v. Vzrö). Ansonsten finden sich hier und im Glossarium lediglich Angaben, die mit der auch im klassischen Arabisch vorhandenen Bedeutung 'Gehege, Viehpferch' zu tun haben (cf. GlosCorr und VocCorr, s.v. "izrb). Auch CorrDAA (s.v. Azrb) führt keine passende hispanoarabische Form oder Bedeutung auf; siehe auch DozySuppl, s. v. "izrb. Auch Steiger hält zurüb für das Etymon von algeroz und führt deshalb den Arabismus als isolierten Fall auf, in dem ar. /z/ zu pg. Iii wird: «Solo en el port, algerös, aljaros [...] la g, j parece sustituir al [zäy\ z» (SteigerContr, 145 Nr. 1). Einen Fall wie ar. ziräfa > pg. girafa führt er auf eine Palatalisierung von initialem Izl > Iii bereits im Arabischen zurück (SteigerContr, 146), wozu er die Entstehung von pg. algeroz aber nicht zählt. Corriente nimmt noch in CorrSketch, 49 die Etymologie zurüb > algeroz von Dozy auf und stellt sie seinerseits als einen Fall von ar. /z/ > pg. Iii in eine Reihe mit ar. ziräfa > pg. girafa und anderen Beispielen, die er als hyperkorrekte Reaktionen gegen hisp.-ar. Ig/ > [z] einstuft.

339

weiteres Beispiel gibt (cf. SteigerContr, 109s.) und der auch nirgends Erklärung findet, wo zurüb als Etymon vorgeschlagen wird (siehe DE, 125, SteigerContr, 145 Nr. 1, CorrSketch, 31ss. und 49). Aus diesem Grund lehnt wohl auch M a c h a d o az-zurüb als Etymon ab: «e, evidentemente, inaceitävel» (DELP, siehe auch MachadoIA). tagriya,

magrä

Das Verb I von Igry, kl.-ar. garä, trägt die Grundbedeutung der Wurzel: «fließen (Wasser), laufen; eilen» (Wehr), «it ran, or passed along quickly; originally said of water» (Lane). Eine sekundäre Bedeutung des I. Stammes ist «stattfinden, sich ereignen, passieren» (Wehr). 813 Der kausative II. Stamm bedeutet «faire courir, lancer, donner une impulsion» (BibKaz), «to give vent (to water)» (Hava). Die Substantive garayün und gary - dieses ist auch der masdar des I. Stammes - bedeuten «carrera. curso, corriente» (CorrDAE), «course. Current, stream of water» (Hava). Das nomen loci magran (PI. magärin) bezeichnet wörtlich einen «locus ubi quid ad cursum fluxumque dimittitur seu currit et fluit» (Golius 1653, Freytag), «lieu oü quelque chose coule ou court» (BibKaz). Darunter ist im Konkreten ein «alveus, canalis» (Golius 1653, Freytag) zu verstehen, ein Flussbett, Wasserlauf, Wassergraben oder Ähnliches: «lit d'un fleuve, d'un torrent, etc.» (BibKaz), «the channel of a river [and of a torrent &c.: a conduit; a duct; any passage through which a fluid runs» (Lane), «Wasserlauf, Rinne; Wasserstrom; Rohrleitung; Kanal; Abzugskanal» (Wehr). Im hispanoarabischen Dialekt sind die gleichen Bedeutungen für Formen der Wurzel ~Jgry belegt, so z.B. in Alcalä (1505) für das Verb I: «correr nageri gereit» (128, 12) 814 sowie für den II. Stamm: «correr cauallo nijarrf jarreit» (128, 14) und «correr otra cosa nijarrf jarreit» (128, 15); für das dazugehörige Verbalsubstantiv gibt Alcalä «rebato tagiria tagiriit» (175 II, 15) an. Daneben nennt er den masdar II aber auch noch in einem anderen Zusammenhang: «trastejadura taxriat a ςοςόί» (418 II, 3), wozu als Verbbedeutung «trastejar la casa nijarrf gaqf jarreit a goqof» (407, 28) gehört. Den masdar II nennt auch der Vocabulista, der ihm die Bedeutung «currere» (VocSchia I, s.v. tagriyah) gibt. 8 1 5 813

814

815

Übertragene Bedeutungen hat auch der kausative IV. Stamm: Außer «fließen lassen, zum Fließen oder Laufen veranlassen» (Wehr) bedeutet er auch «ejecutar, realizar. poner en obra/präctica» (CorrDAE). Das Verbalsubstantiv IV, 'igrä\ bezeichnet entsprechend eine «Ausführung, Durchführung; [...] Maßnahme» (Wehr). Das Verb I erscheint in Alcalä außerdem in den Bedeutungen «correr como quiera» (128, 13), «trotar» (408, 24), «andar trotando» (83, 28), «acaecer» (76, 37) und «acontecer» (77, 30); siehe auch AlcPezzi, 564 sowie VocCorr, s. v. Vgry: «currere». Siehe aber Corriente, der die zu erwartende kausative Bedeutung dafür nennt: «hacer correr» (VocCorr, s.v. Vgry), «to make run» (CorrDAA, s.v. Vgry)· Im

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Auch hisp.-ar. magrä (PI. magäri), das dialektal sowohl nomen loci als auch nomen instrumenti sein kann (cf. CorrAALR, 74s.), nimmt der Vocabulista auf: «magrä Latrina» (VocSchia I, s.v.), was Corriente mit «conducto de letrina» (VocCorr, s. v. Vgrj) wiedergibt. Für lat. alveus (VocSchia II, s.v.), 'Flussbett, Wasserlauf, finden sich im Vocabulista dialektale Komposita mit magrä; dies sind «magrä al-mä», «magrä alwäd» und «magrä as-sail».s[e Alcalä gibt «mijarä [PI.:] majari» als hispanoarabische Entsprechung mehrerer spanischer Lexeme an. Dazu gehören «espiradero de agua» (244 I, 16), 817 «a[l]banar de casa» (96 II, 3) und «cano ο albanar» (138 II, 36). 818 Arabismen 1) Im Spanischen gibt es den Arabismus atarjea819 (TerrPan 1786, s. v.) mit den Varianten atarxea (Aut, s.v.), ataxea (Eguilaz, 299), atajea (DRAE, s.v., DCECH, s.v. atarjea), ataxia820 (Aut, s.v. atarxea), atajia (DRAE, s. v., Eguilaz, 299) und atejia (DCECH, s. v. atarjea) sowie die Formen ohne agglutinierten Artikel tarjea (TerrPan 1786, s.v.) und tajea (DRAE, Moliner, GDLE, s.v.). Die erste schriftliche Dokumentation des Arabismus in der Form atarxeas ist in den Ordenanzas Reales de Castilla im Jahr 1490 zu finden (LexAlarifes, s.v. atarjea-, cf. Garulo Munoz 1983, 204); in den 1527

8,6 817

818

819 820

marokkanischen Dialekt kommt der masdar II «tzarya. tszrTya» (DCMar) in keiner der genannten Bedeutungen vor, sondern bezeichnet im Norden einen «flux de sang chez les femmes, provoque par un moyen magique; ecrit magique, malefice pour provoquer chez les femmes un flux de sang anormal» (ib.); im Süden des marokkanischen Dialektgebietes bedeutet «tjsrya» (DAF) «dysmenorrhea) (ib.). Neben der Graphie mit ya verwendet der Vocabulista für magrä auch zweimal eine Schreibung mit 'alif. An dieser und an zwei weiteren Stellen (100 I, 9 und 303 II, 23) notiert Alcalä «mijära majäri». Bei dem graphischen Akzent der Singularform handelt es sich jedoch um einen typographischen Fehler (siehe auch AlcCorr, s. ν. λIgry: «l[ease] mijarä»). Dass hier nicht ein anderes, paroxytones Lexem gemeint ist, lässt auch der nachfolgende Plural erkennen, der nur zu magrä passt. Auch im Glossarium wird das nomen loci - im Plural - verwendet, um Wasserläufe oder Kanäle zu bezeichnen: «trames aquarum magäri l-mä'», «meatibus magärin» und «cursibus magärin» (GlossSeyb, s. v.). Siehe außerdem DozySuppl. Im marokkanischen Dialekt ist die Form «mazra» (DCMar), «mechra, pl. [...] myäri ό meyäri» (LerchundiVoc, s. v. albanal) ebenfalls in Gebrauch und bedeutet neben «alveus» (Dombay, 91), «cours, route suivie par un liquide qui s'ecoule, lit (d'un cours d'eau)» (DCMar) auch «albaflal» (LerchundiVoc, s. v.), «egout domestique» (DAF) und «souillard; dalle percee de trous pour l'ecoulement des eaux menageres, placee horizontalement sur l'orifice de l'egout d'une maison» (DCMar). Die Form atarjea wird im heutigen Sprachgebrauch am häufigsten verwendet und ist in den modernen Wörterbüchern meist Lemma. Den Gebrauch dieser Form lehnt Aut jedoch ab: «El vulgo la llama Ataxia, pero mal». 341

erschienenen Ordenanzas de Sevilla werden Formen mit und ohne Irl verwendet: atarxea, ataxea und atajea (siehe DCECH, s.v. atarjeä). In den alten Wörterbüchern erscheint jedoch vor Aut keine der Formen. Unter phonetischen Gesichtspunkten ist hisp.-ar. tagriya als Etymon geeignet. Wie die Formen «tagiria» (375 II, 15) und «taxriat» (418 II, 3) bei Alcalä zeigen, stimmt der hispanoarabische Akzent mit dem der romanischen Formen überein (cf. SteigerContr, 73 und 94, CorrAALR, 102). Im hispanoarabischen Dialekt gibt es Fälle einer Entsonorisierung von /g/ am Silbenende (siehe CorrSketch, 51s., CorrAALR, 54, cf. auch SteigerContr, 191s.) zu [c] bzw. - wie in der zitierten Form «taxriat» bei Alcalä - zu [s], wenn man von der im Hispanoarabischen verbreiteten Entaffrikatisierung /g/ > [z] ausgeht. 821 So kann auch im vorliegenden Fall die Entwicklung hisp.-ar. [c] bzw. [s] > asp. Isl > nsp. /x/ 822 erklärt werden. Hisp.-ar. /i/ wird hier aufgrund seiner Nachbarschaft zu oft emphatischem hisp.-ar. Irl wahrscheinlich ähnlich wie in pharyngovelarer Umgebung (cf. CorrAALR, 37s. Nr. 4) als [e] artikuliert, das die romanischen Sprecher mit dem eigenen Phonem /e/ identifizieren (siehe CorrSketch, 27, CorrAALR, 39). Die Formen mit Iii in der akzenttragenden Silbe gehen wahrscheinlich auf eine spätere Angleichung an Substantive mit dem romanischen Suffix {ia} zurück. Nach der Entlehnung mit dem agglutinierten Artikel müsste also eine Form *ataxrea existiert haben. Die Konsonantengruppe /sr/ ist jedoch im Spanischen ungewöhnlich und wird daher durch eine Metathese zu weniger fremdem /rs/ umgeformt. 8 2 3 Wahrscheinlich noch bevor III beginnt, sich zu Ixl zu wandeln, geht teilweise auch Irl verloren, was die Aussprache erneut vereinfacht. Die Form atarxea in der ersten schriftlichen Dokumentation zeigt, dass tatsächlich innerromanisch ein Verlust von etymologischem Irl stattfindet und nicht etwa umgekehrt erst im Spanischen Irl ergänzt wird. Semantisch bezieht sich der Arabismus auf Kanäle und dazugehörige Elemente. Einerseits werden damit häusliche Abwasserleitungen bezeichnet, «los canos que regularmente se hacen de quatro ladrillos, que passan por debaxo del enlosado, y llevan las aguas de la casa al sumidero» (Aut, s.v. atarxea), «canal, conducto, desaguadero» (TerrPan 1786, s.v. atarjea). Andererseits ist darunter «aquella caxa de ladrillo, que se hace para defender de las aguas las canerias» (Aut, s.v. atarxea) zu verstehen. Mit einem Bedeutungsunterschied führt TerrPan (1786) außerdem die Form tajea auf: «nombre que se da ä la canal, ό conducto de una huerta, ό jardin, 821 822

823

Cf. SteigerContr, 375, CorrSketch, 51, CorrAALR, 53 und Singer (1980, 252). Cf. SteigerContr, 199. Hinweise auf die Velarisierung des Frikativs gibt es schon zu Beginn des 16. Jh., siehe dazu MenendezPidalGram, 113s.; cf. auch Metzeltin (1979, 21s.) und Egert (1985, 126). Zur Metathese im Spanischen siehe MenendezPidalGram, 184s.

342

que sirve para que cuelen las aguas». Auch im heutigen Sprachgebrauch sind atarjea und die Varianten atajea und atajia in ihren beiden Bedeutungen erhalten und bezeichnen sowohl eine «construction de ladrillo con que se recubren las canerias para protegerlas» (Moliner, s. v. atarjea) als auch einen «conducto ο encanado por donde las aguas de la casa van al sumidero» (DRAE, s. v. atarjea), «tuberia por donde se vierten las aguas residuales a una alcantarilla» (GDLE). Regional, in Andalusien, auf den Kanarischen Inseln sowie in Mexico, bezieht sich atarjea auch auf Leitungen, die Wasser - etwa zur Bewässerung - zuführen: «canal pequeno de mamposteria, a nivel del suelo ο sobre arcos, que sirve para conducir agua» (DRAE, s.v. atarjea).824 Für die Form tajea finden sich im modernen Spanisch weitere Bedeutungen: «conducto de fäbrica hecho por debajo de un camino para el paso del agua» (Moliner, s. v. tajea) sowie «puente pequeno en un camino, hecho para que por debajo de el pasen las aguas ο una via de comunicacion poco importante» (DRAE, s. v. tajea). Auch die Bedeutungsvarianten des Arabismus verweisen also auf die arabische Wurzel und ihren masdar II, tagriya, als Etymon: Das gemeinsame semantische Merkmal des romanischen Lexems und des arabischen II. Verbstammes - wie auch vieler anderer Formen von Vgry - besteht darin, dass es um den Lauf bzw. Transport von Wasser geht. Die Bedeutung '(Abwasser-)KanaP kann daher als die primäre angesehen werden, «caja de ladrillo» dagegen als diachronisch sekundäre Bedeutung, die im Laufe der Zeit durch metonymische Übertragung aus der nach wie vor erhaltenen etymologischen Bedeutung hervorgegangen ist. Corominas jedoch geht umgekehrt davon aus, dass die zuletzt genannte die etymologische und im Spanischen ursprüngliche Bedeutung ist, und leitet sie aus dem Gebrauch des Verbalsubstantivs II bei Alcalä ab, dessen Bedeutung er als «acciön de cubrir con tejas ο ladrillos» (DCECH) 8 2 5 wiedergibt. Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass Alcalä mit «trastejar la casa» und «trastejadura» nicht die wörtliche Bedeutung des Verbs II und seines Verbalsubstantivs meint, sondern dass es sich hier um eine übertragene Bedeutung handelt, die mittels einer Paraphrase oder idiomatischen Wendung entsteht. Sie kommt zwar auf der Basis dieses Verbs zustande, jedoch erst aufgrund dessen näherer Bestimmung durch das Substantiv saqf, PI. suqüf, 'Dach'; das Verb II selbst aber trägt, wenn es ohne diesen Zusatz auftritt, diese Bedeutung nicht. 826 Auch die Tatsache, 824

8:5

826

Siehe für Andalusien auch AlcVen, s. v. atarjea und s. v. atajia-, cf. auch Garulo Munoz (1983, 49 und 202). Dabei beruft sich Corominas auf Dozy, der in einem Kommentar folgende Bedeutung für das Verb II nennt: «couvrir, specialement en parlant d'une maison qu'on couvre de tuile, d'ardoise, etc.» (siehe DozySuppl). Vielmehr ist diese Paraphrase ein Mittel, mit dessen Hilfe ein sprachlicher Ausdruck mit einer neuen Bedeutung gebildet werden kann. Aufgrund der allgemein gefassten Grundbedeutung des Verbs und - wie im klassischen Arabisch zu sehen

343

dass die übertragene mit den anderen Bedeutungen der Wurzel nichts zu tun hat und aus diesen auch nicht ohne weiteres abzuleiten ist, zeigt, dass es sich hier nicht um eine dem Verb II immanente Bedeutung handelt, die sich - beispielsweise dialektal - herausgebildet hat. Die These von Corominas setzt zudem voraus, dass das hispanoarabische Lexem in einer zufällig belegten Sonderbedeutung entlehnt wurde; das Element, durch das diese Bedeutung zustande kommt, wäre dann bei der Entlehnung durch Ellipse abgefallen. Weiter würde der Arabismus schließlich, nach einer innerromanischen semantischen Verschiebung, eine zweite Bedeutung annehmen, die ihrerseits nun der - nicht entlehnten - Grundbedeutung der etymologischen arabischen Wurzel sehr nahe steht. Letztendlich ist auch dem Kontext des Erstbelegs von atarxea aus dem Jahr 1490 die Bedeutung, die Corominas als die ursprüngliche annimmt, nicht eindeutig zu entnehmen; vielmehr kann man dort ebenso die Bedeutung 'Leitung, Kanal' verstehen: «y sepa lleuar vna agua assi desta alberca como de la fuete con su caneria e atarxeas» (zitiert nach LexAlarifes, s. v. atarjea). Plausibler ist es daher, den Arabismus semantisch von der etymologischen, auf den Lauf von Wasser bezogenen Bedeutung im Arabischen abzuleiten, mit der schon im klassischen Arabisch viele Formen der Wurzel in Verbindung zu bringen sind. Die Anwendung auf einen Kanal im Spanischen kann dann als die ursprüngliche, die Kanalabdeckung als erst daraus entwickelte Bedeutung angesehen werden. Auch die Tatsache, dass das Lexem in Andalusien und Lateinamerika auf Wasserleitungen bezogen wird, weist auf diese als ältere und etymologische Bedeutung hin. 827

827

ist - der Wurzel insgesamt, lassen sich damit möglicherweise noch weitere Wendungen bilden, die von der Grundbedeutung der Wurzel ebenso weit entfernt sind. Von einem anderen Etymon geht Corriente zunächst aus, nämlich von «/attasyiV» (1985, 128), dem masdar II von Phonetisch wäre die Entwicklung zum Teil nachzuvollziehen: konsonantisches /j/ wäre hier mit dem nachfolgenden W verschmolzen (cf. CorrAALR, 67), das seinerseits aufgrund der Nachbarschaft zu /V als [e] artikuliert wird und im Romanischen daher als /e/ erscheint (siehe CorrSketch, 27, CorrAALR, 39); regelmäßig wäre auch hisp.-ar. Isl > asp. Isl > nsp. /χ/. Später, also nach dieser These erst innerromanisch, müsste dann Irl eingefügt worden sein. Entgegen dem ersten schriftlichen Beleg nimmt Corriente deshalb an, dass «la Variante original es atajea» (1985, 128). Zu dieser phonetischen Schwierigkeit kommt noch eine semantische: Da Corriente an dieses Etymon aus lautlichen Gründen denkt, vermutet er rückschließend dafür die Bedeutung «small vault over the pipes of an aqueduct» (CorrDAA, s.v. V.vy'). Belegt ist diese Bedeutung nicht; stattdessen ist im Vocabulista das Verb II «nisayya tasyf>> (VocCorr, s. v. ~isy°) in der Bedeutung «acompanar al que parte» (ib.) zu finden, Alcalä nimmt neben dem Verb II «enbiar en diuersas partes nixayää xayäät» (211, 33) auch den masdar dazu auf: «enbiada de enbaxador taxiiya» (229 II, 33). Auch die Bedeutungen des Verbs II von V.fy' im klassischen Arabisch sind mit der von Corriente postulierten Bedeutung nicht in Verbindung zu bringen: «despedir(se de); acompanar para despedir. animar. enviar. seguir. ser adicto de» (CorrDAE). In CorrDÄI (s.v. ata(r)jea) gibt Corriente diese Hypo-

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2) Ein anderer Arabismus, der von der Wurzel ΛIgry entlehnt ist, ist asp. mijara. Für dieses Lexem ist jedoch nur ein einziger Beleg zu finden, und zwar 1572 in den Ordenanzas de Granada (siehe Walsh 1967, 248); weder in den alten noch in modernen Wörterbüchern wird mijara erwähnt. Die Bedeutung wird aus dem Kontext in den Ordenanzas ersichtlich: «si de alguna necesaria ό cano sucio ό mijara entrare alguna cosa en el acequia ό cauchil ό maavez, que haya de pena 2000 maravedis» (zitiert in Eguilaz, 452). Es handelt sich dabei also um einen häuslichen Gully oder Abwasserkanal, der mit der Straße bzw. dem öffentlichen Kanalsystem in Verbindung steht, «a sewer running from a house» (Walsh 1967, 248). Phonetisch ist als Etymon die Variante des nomen loci magrä geeignet, die Alcalä nennt: «mijara» (1505, 96 II, 3). Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die romanische Form oxyton ist, damit sie der hispanoarabischen im Akzent entspricht (cf. auch CorrDAI, s. v. mijara). Die Textquelle gibt diesbezüglich keine Auskunft, denn allein aus dem Fehlen eines graphischen Akzentes in einem Text aus dem 16. Jh. können keine Schlüsse hinsichtlich der Betonung gezogen werden. 828 Die dialektale Form bei Alcalä weist zwischen dem zweiten und dritten Radikal einen epenthetischen Vokal auf, der die Konsonantengruppe auflöst (cf. Neuvonen, 294, siehe auch CorrAALR, 69); der Vokal zwischen dem ersten und zweiten Radikal wird durch eine im Hispanoarabischen häufige Dissimilation /a-a/ > /i-a/ (cf. dazu CorrSketch, 70s., CorrAALR, 67s.) zu Iii. Beide dialektalen Vokale bleiben im Romanischen erhalten. Die Übernahme von hisp.-ar. /g/ als /z/ (Graphem ) im Spanischen, das sich zur Zeit des zitierten Textbelegs durch Velarisierung und spätere Entsonorisierung zu sp. /xJ wandelt (siehe dazu MenendezPidalGram, 113s. und Metzeltin 1979, 12), lässt vermuten, dass die Entlehnung bereits früher erfolgt ist. Auch semantisch ist hisp.-ar. magrä bzw. «mijara» als Etymon geeignet, denn es bezeichnet, wie zu sehen war, ebenfalls Kanäle und Leitungen, die der Beseitigung von Abwässern dienen.

828

these auf und plädiert selbst für hisp.-ar. tagriya als Etymon, mit dem er auch kat. teginat «pavimento, piso, cubierta ο cobertizo» (CorrDAI, s.v. teginat, cf. auch Corriente 1997, 76) in Verbindung bringt. Zur Etymologie von sp. atarjea und seinen Varianten gibt es noch weitere Thesen, wie ζ. B. die eines germanischen Ursprungs von Diez (s.v. Targa), die DE, 214 wiederholt. Für andere etymologische Erklärungsversuche siehe Eguilaz, 305. Zu erwarten wäre allerdings bei einem oxytonen Substantiv mit einem im Spanischen ungewöhnlichen vokalischen Auslaut, dass dieser durch die Ergänzung eines paragogischen Konsonanten angepasst wird (siehe dazu Neuvonen, 295 und 297). Dass dies nicht geschieht, kann mit der fehlenden Integration des seltenen Lexems in das romanische Lexikon zusammenhängen. Weniger wahrscheinlich ist eine Akzentverschiebung bei bzw. nach der Entlehnung.

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bait al-ma Die Grundbedeutung des klassisch-arabischen Verbs bäta, dem I. Stamm von Vbyt, ist «die Nacht zubringen, übernachten» (Wehr). Zu der Wurzel gehört das Substantiv bait (PI. buyüt, buyütät), das eine «casa, vivienda, habitation, cuarto, aposento» (CorrDAE) bezeichnet. Daraus lassen sich verschiedene Komposita bilden, so ζ. B. zusammen mit dem Substantiv mä' Imwh), das 'Wasser' bedeutet. Die Genitiwerbindung bait al-ma, die also die wörtliche Bedeutung 'Haus, Zimmer des Wassers' hat, wird auf eine Toilette angewandt: «latrina» (Golius 1653, Freytag, s.v. Λ! byt), «lieux d'aisances» (BibKaz, s. v. ^Ibyt), «retrete, excusado» (CorrDAE, s. v. Vbyt). Hinter der Bildung dieses Kompositums steht der Umstand, dass man sich nach dem Besuch der Toilette mit Wasser reinigt.829 Es handelt sich bei bait al-mä' also um einen Euphemismus, der den eigentlich gemeinten Ort mit neutral konnotierten Lexemen umschreibt, damit er nicht wörtlich genannt werden muss.830 Im hispanoarabischen Dialekt werden die gleichen Lexeme in den Bedeutungen 'Haus, Zimmer' und 'Wasser' verwendet,831 und auch hier ist das Kompositum bait al-mä' vorhanden: der Vocabulista führt es unter dem Lemma «latrina» (VocSchia II, s. v.) zusammen mit mehreren dialektalen Lexemen der gleichen Bedeutung832 auf. Alcalä (1505) nennt «beit almi» bzw. «beit al mi» in den Bedeutungen «priuada» (356 II, 32), «necesaria ο priuada» (321 II, 5) und «letrina priuada» (292 II, 2). 833 Die von ihm genannten hispanoarabischen Formen zeigen die im späten granadinischen 829

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831

832 833

Siehe auch Golius (1653) und Freytag: «honestum vocabulum, ob aquam, quae ibi ad manum est ad mundandum corpus» und cf. Gorosch (1949/50, 209): «cuarto en que se pueden hacer las abluciones rituales despues de la defecation». Mit dem Substantiv bait gibt es im klassischen Arabisch noch zahlreiche weitere Komposita, die den Begriff 'Toilette' umschreiben. Dazu gehören bait al-faräg (Golius 1653, Freytag, BibKaz, s.v. ^Ibyt), bait al-hala (Hava, Wehr, CorrDAE, s. ν. ΛIbyt), bait an-nazäfa (Wehr, s. v. >Ibyt) und bait al-adab (CorrDAE, Wehr, s. v. ^Ibyt). Das Kompositum mit mä' ist natürlich besonders dafür geeignet, um im heutigen Sprachgebrauch auf ein modernes «water-closet» (Hava, s.v. ^byt) angewandt zu werden. Siehe dazu GlosCorr, VocCorr und CorrDAA, s. v. Vbyt und s. v. °Jmwh.

Dies sind mihäd, mirhäd, mustaräh und mutwaddä.

Die «letrina publica» wird im Gegensatz dazu von Alcalä mit «mirhäd [PI.:] marähid» (292 II, 3) übersetzt. Ein weiteres Kompositum mit bait in der Bedeutung 'Toilette' ist hier bait ar-räha: «necessaria assi mitmär matimir ο beit a rräha» (321 II, 6); «priuada assi beit a rräha» (356 II, 33). Im modernen marokkanischen Dialekt wird bait al-mä' ebenfalls in dieser Bedeutung verwendet: «letrina. [...] bit el-mä» (LerchundiVoc, s.v.), «bit-sl-ma salle des ablutions avec latrines dependant d'une mosquee, cabinet d'aisances, water closet» (DCMar, s.v. ΛIbyt, cf. auch DAF). Darüber hinaus sind auch im Marokkanischen weitere Komposita mit bait in Gebrauch: «bit-d-häla, bn-ar-räha, bit l-ödo lieux d'aisance, latrines» (ib.).

346

Dialekt verbreitete Stufe der 'imäla /a/ > [i]834 und den üblichen dialektalen Schwund des glottalen Verschlusses in der Umgebung /v_#/ (siehe dazu CorrSketch, 59 und CorrAALR, 59). Arabismen Das Spanische hat das hispanoarabische Kompositum als einzige der drei iberoromanischen Sprachen entlehnt. Belegt sind die Varianten betalmez, betamel, beltami und be tame (Gorosch 1949/50, 208). Sie kommen jedoch nur in einigen fueros des 14. Jh. vor 835 und sind nachfolgend in keinem der alten Wörterbücher verzeichnet. 836 Phonetisch ist das Etymon hinter den vier Varianten nicht mehr auf den ersten Blick zu erkennen. Der Akzent des Etymons, der auf dem zweiten Element der Genitiwerbindung liegt, setzt sich in den Arabismen fort, wo ebenfalls die letzte Silbe den Akzent trägt. Der Vokal dieser Silbe, der in allen Varianten /e/ ist, spiegelt die °imäla im Etymon wider. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die von Alcalä dokumentierte, sondern um die ältere und in al-Andalus weiter verbreitete Stufe der 'imäla mit einer Palatalisierung zu hisp.-ar. [ε, e]. Das /e/ der ersten Silbe ist wahrscheinlich erst aufgrund einer innerromanischen Monophthongierung entstanden (cf. SteigerContr, 368s.), denn im Allgemeinen und von Einzelfällen abgesehen bleiben im Hispanoarabischen die Diphthonge erhalten. Wie die von Alcalä genannte Form «beit» zeigt, ist dies sogar Anfang des 16. Jh. noch der Fall. 837 Es ist davon auszugehen, dass nach der Übernahme des Lexems aus dem Hispanoarabischen zunächst eine Form *betalme vorhanden ist. 838

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Siehe dazu SteigerContr, 314ss. und 325ss. sowie Singer (1969, 16), der von der Vollstufe, und CorrAALR, 38, der vom zweiten Grad der 'imäla spricht. Es handelt sich um das Fuero de Baeza, das Fuero de Villaescusa de Haro und de Heznatoraf aus der Region Cuenca/Teruel. Die Textstellen zitiert Gorosch (1949/ 50, 208). Auch in den modernen oder etymologischen Wörterbüchern werden sie nicht erwähnt. Die hier verarbeiteten Daten sind der Arbeit von Gorosch (1949/50) entnommen sowie Walsh (1967, 187s.), der betamel und seine Varianten als verloren gegangenen Arabismus aufnimmt. CorrDAI (s.v. beta(l)me) widmet dem Lexem ebenfalls einen Artikel. Siehe dazu auch SteigerContr, 366ss., CorrSketch, 29s. und CorrAALR, 41. Im heutigen marokkanischen Dialekt dagegen ist durchgängig Monophthongierung /ai/ > /if eingetreten: siehe oben Anm. 833. Neuvonen, 276 nimmt aufgrund der Monophthongierung an, dass betalmez und seine Varianten bereits in der Zeit vor 1100 entlehnt wurden, was bedeuten würde, dass es sich um sehr viel ältere Arabismen handelt, als ihre Dokumentation in den fueros vermuten lässt. Siehe jedoch MenendezPidalOrig, 86ss. und 92s. zu der langen Phase, während der sich die Monophthongierung in den Regionen des spanischen Sprachgebietes verbreitet. Diese hypothetische Form legt auch Gorosch (1949/50, 209) zugrunde; sie gehört 347

Diese ist zwar in den fueros selbst nicht belegt, sie würde aber in Silbenstruktur und Position der Konsonanten genau das hispanoarabische Etymon, das die romanischen Sprecher hören, reproduzieren. Auf der Basis dieser Form bilden sich dann durch innerromanische phonetische Prozesse die in den Texten belegten Varianten. In der Form betalmez wird die im Spanischen ungewöhnliche Endung auf betontem Id durch Ergänzung eines Konsonanten beseitigt (cf. Neuvonen, 295); auf diese Weise wird das Lexem in das romanische System integriert und als nicht mehr so fremdartig aufgefasst wie die etymologische Form. 839 Bei der Variante betamel hat das Bedürfnis der Sprecher, dem als fremd empfundenen akzenttragenden Vokal am Wortende einen Konsonanten anzuschließen, zu einer Metathese 840 geführt. Durch eine Metathese entsteht auch die noch auf Vokal endende Variante beltame, die zeigt, dass bei den romanischen Sprechern, die sie verwenden, kein Bewusstsein mehr für die Struktur des arabischen Etymons vorhanden ist. In der Form betame geht III ganz verloren. Dies kann ausgehend von zwei der anderen Formen geschehen sein, nämlich bereits bei der zunächst entlehnten Form *betalmi oder in beltame. Weniger wahrscheinlich dagegen ist ein erneuter Verlust des finalen l\l in betamel. Als Auslöser ist eine Dissimilation bei Anschluss des bestimmten Artikels denkbar: el *betalme/beltame > el betame (siehe dazu Gorosch 1949/50, 209).841 Die Arabismen werden in der etymologischen Bedeutung «letrina, privada, retrete» (Gorosch 1949/50, 209), «bath-room, toilet, latrine» (Walsh 1967, 187) verwendet. Darauf weisen die Texte von fueros hin, in denen im gleichen Kontext an ihrer Stelle lat. oder sp. latrina bzw. letrina verwendet wird (siehe Gorosch 1949/50, 208s.). Bei der Entlehnung eines arabischen Lexems mit dieser Bedeutung spielen sowohl sprachliche als auch außersprachliche Faktoren eine Rolle. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Entlehnung dieses neuen Lexems aus dem Hispanoarabischen mit der Übernahme einer neuen Art der sanitären Einrichtung aus der hispanoislamischen Kultur einhergeht

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als nicht dokumentierte Form also nicht in die Überschrift zu Walshs (1967, 187) Artikel, der auf Gorosch aufbaut. Bei der Wahl des paragogischen Konsonanten kann die Parallele zu dem gleich lautenden spanischen Wortbildungsmorphem eine Rolle gespielt haben; siehe dazu Garcia de Diego (1970, 265), Metzeltin (1979, 28); cf. auch Lloyd (1987, 262). Zur Metathese im Spanischen siehe MenendezPidalGram, 184s. Gorosch (1949/50, 209) führt auch die Entstehung der Form betamel auf diesen phonetischen Prozess zurück: Er geht davon aus, dass aus *betalme, um eine konsonantische Endung zu erhalten, *betalmel wird. Bei der Verwendung mit bestimmtem Artikel (*el betalmel) würde es dann durch «elimination disimilatoria» (ib.) zum Verlust des etymologischen IM kommen: el betamel. Zur Dissimilation von Konsonanten siehe MenendezPidalGram, 181s. 348

(siehe dazu auch Gorosch 1949/50, 210). Durch die gleichzeitige Entlehnung von Sache und Wort können die romanischen Sprecher diese technische Innovation eindeutig benennen und von den bisher bekannten, weniger fortschrittlichen Alternativen differenzieren. Der Bereich der sanitären Einrichtungen sowie der Abwasserentsorgung gehört zu den Gebieten, auf denen die hispanoislamische Kultur der christlich-mittelalterlichen Gesellschaft weit überlegen ist. In den Städten von al-Andalus verfügen auch die kleinsten Wohnhäuser über eine hauseigene Toilette, die an eine zum Teil gut ausgebaute städtische Kanalisation angeschlossen ist.842 Im Gegensatz zu diesem für die Zeit sehr hohen Standard verfügen gewöhnliche christliche Wohnhäuser zumeist nicht über eigene Toiletten oder ein eigenes Kanalsystem. Nach der Eroberung hispanoislamischer Städte übernehmen die Christen die Häuser der Muslime zusammen mit ihren sanitären Anlagen; im Allgemeinen verschwinden diese jedoch im Laufe der Zeit wieder und werden auch nicht als neue technische Errungenschaft in den von Christen gebauten Häusern eingeführt. 843 Darin ist wohl auch ein Grund dafür zu sehen, dass die hier behandelten Arabismen sich nicht dauerhaft im spanischen Lexikon etablieren, sondern bereits im 14. bis 15. Jh. wieder verloren gehen.844 Als ein weiteres Motiv für Einführung und Gebrauch des Lehnwortes spricht Gorosch (1949/50, 210, siehe auch 1955, 331s.) das Bedürfnis an, in Fällen wie diesem euphemistische Ausdrücke zu verwenden. Denn für Begriffe, die in die Privatsphäre gehören, oder solche, die als unangenehm oder anstößig gelten, wird in bestimmten Kontexten - wie ζ. B. den gesetzlichen Bestimmungen, in denen dieser Arabismus erscheint - der wörtlichen Nennung eine verharmlosende oder beschönigende Paraphrase vorgezogen. Als Euphemismus können zum einen Umschreibungen des Begriffs mit den Mitteln der eigenen Sprache durch die Verwendung neutral konnotierter Wörter dienen, so wie es im Arabischen mit dem Ausdruck bait al-mä' geschieht. Zum anderen erfüllen diesen Zweck auch Lehnwörter bzw. Fremdwörter, zumal aus Sprachen von solchen Kulturen, die als höher stehend oder weiter entwickelt als die eigene angesehen werden, denn dadurch kann ein zusätzlich distanzierender Effekt erzielt werden. 845 Die euphemistische Wirkung von Lehnwörtern besteht darin, dass der Sprecher sie nicht nach ihren - etymologischen - Morphemen und Sememen analy842

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Zu den sanitären Einrichtungen hispanoislamischer Stadthäuser siehe Kapitel 1.2.1.5.2 sowie zur Kanalisation im öffentlichen und im häuslichen Bereich Kapitel 1.1.4.2.2 und 1.2.2.1. Siehe zu den Toiletten in christlichen Stadthäusern Kapitel 2.2.2.5.2 sowie zur Abwasserentsorgung Kapitel 2.1.4 und 2.2.3.1 im kulturhistorischen Teil. Walsh (1967, 305) gibt das 14. bis 15. Jh. für die Verdrängung des Arabismus durch sp. letrina an, da er nach den fueros, die zu dieser Zeit erscheinen, nicht mehr in Texten verwendet wird. Dies ist auch bei mehreren Bezeichnungen der Fall, die im Deutschen in der Bedeutung 'Toilette' verwendet werden.

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siert, denn diese haben für ihn ihre ursprüngliche Funktion und Bedeutung verloren und werden nicht mehr erkannt. Im vorliegenden Fall wird also eine bereits in der Ausgangssprache als Euphemismus geschöpfte Paraphrase von der Zielsprache erneut zu euphemistischen Zwecken entlehnt. 846

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Neben den hier besprochenen Arabismen sind in der gleichen Bedeutung und ebenfalls in fueros des 14. Jh. die Formen beticambra, baticambra und baticanbra belegt. Auch sie finden keine Aufnahme in den Wörterbüchern; Walsh (1967, 188) behandelt sie als untergegangene Arabismen und Gorosch (1955) widmet ihrer Etymologie, Bedeutung und Verwendung als Euphemismen eine ausführliche Untersuchung. Bei diesen drei Formen handelt es sich offensichtlich um Hybridbildungen aus einem arabischen und einem romanischen Element - das erste, bati- oder beti-, scheint aus hisp.-ar. bait entstanden zu sein, das zweite aus sp. cämara (< lat. camera) - und außerdem um Tautologien, denn beide etymologischen Lexeme, aus denen die Komposita gebildet sind, haben dieselbe (wörtliche) Bedeutung (siehe zu diesem Typ der Komposition auch Guiraud 1964, 113). Kiesler zählt die Formen daher zu der Gruppe der «hybriden Synonymenkomposita» (1994, 43). Nach Corrientes Meinung handelt es sich zusätzlich um einen «caso de semitraduccion, en que el segundo constituyente es sustituido por una voz semänticamente mas transparente, puesto que dicha voz se aplico tempranamente a los excrementos» (CorrDAI, s.v. beta(l)me, siehe dazu auch CorrDAI, 65).

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Schlussbetrachtung

Abschließend sollen noch einmal die Ergebnisse der beiden Teile rekapituliert und miteinander in Zusammenhang gebracht werden. Die kulturhistorische Untersuchung hat gezeigt, welche Unterschiede im Urbanismus und im städtischen Wohnhaus zwischen den beiden Kulturkreisen bestehen, die während des Mittelalters auf der Iberischen Halbinsel koexistieren. Dabei wurde deutlich, durch welche systematischen Merkmale sich ein einheitlicher hispanoislamischer Stadttyp von verschiedenen christlich-iberischen Modellen abgrenzen lässt, die sich ihrerseits nach Region, Entstehungszeit und Gründungsfaktoren differenzieren lassen. Durch den Vergleich mit dem hispanoislamischen Urbanismus jedoch wurden zugleich die grundlegenden strukturellen Gemeinsamkeiten deutlich, die die verschiedenen christlichen Stadtformen miteinander verbinden. Auf der Grundlage dieses Vergleichs konnten ebenso die städtischen Elemente und Merkmale identifiziert werden, die der christliche vom hispanoislamischen Urbanismus aufgenommen und zumindest für eine bestimmte Zeit beibehalten hat. Dabei war zu sehen, dass es sich nicht nur um bestimmte Details handelt, die imitiert oder assimiliert werden, sondern dass die hispanoislamische Stadt aufgrund ihres Entwicklungsvorsprungs über lange Zeit das Urbanismusverständnis der iberischen Christen prägt. Den Christen, die während einer langen Phase der islamischen Dominanz auf der Iberischen Halbinsel keine vergleichbare Stadtkultur haben, liefert sie Vorbilder, die nicht nur in den eroberten Städten erhalten bleiben, sondern durch die Vermittlung der Mozaraber und Mudejares auch in den weit entfernten christlichen Königreichen nachgeahmt werden. Eine Vorbildfunktion kommt während des Mittelalters ebenso dem hispanoislamischen Hausbau und der Ausstattung von Wohnhäusern zu, deren Elemente auf dem gleichen Weg ebenfalls in den Norden der Iberischen Halbinsel gelangen oder in den eroberten Städten übernommen werden. Über den Vergleich der materiellen und strukturellen Unterschiede hinaus wurde nach den Hintergründen und Motiven für die grundsätzliche Verschiedenheit zwischen den Städten und Wohnhäusern der beiden Kulturen gefragt. Hier konnte gezeigt werden, dass es die kulturell und religiös verwurzelte strikte Trennung von Öffentlichem und Privatem und das Primat von Letzterem in der islamischen Gesellschaft sind, die das Stadtbild in diesem Kulturkreis maßgeblich prägen. Dies äußert sich sowohl im 351

Gesamtgefüge der Stadt - durch eine Trennung zwischen öffentlichem innerstem Kern mit Freitagsmoschee und Marktbezirk und den von Öffentlichkeit und Durchgangsverkehr abgewandten Wohnvierteln - als auch in der Verwendung eines hierarchisch gegliederten Straßensystems. Das Prinzip der Geschlechtertrennung und des Schutzes der Familie hat entscheidenden Einfluss auf die Konzeption von Wohnvierteln und auf die Organisation von Wohnviertelgassen als privater oder halbprivater Raum und schlägt sich in Innenhofstruktur und Raumaufteilung des städtischen Wohnhauses nieder. Diese Merkmale, die in den hispanoislamischen Städten durchgängig vorhanden sind, prägen den einheitlichen Urbanen Typ dieser Kultur. Zwar sind einige der Elemente, die diesen Stadttyp definieren, wie die Sackgassenstruktur und das Innenhofhaus, nicht vom Islam entwickelt worden; es steht jedoch fest, dass die islamische Gesellschaft über Jahrhunderte diese alten Formen gerade deshalb aufrechterhalten, unverändert weiter tradiert und mit der Islamisierung in zahlreichen Regionen verbreitet hat, weil sie darin eine ideale Form fand, um grundlegende soziale Normen zu verwirklichen und zu schützen. Die vollständige Assimilierung dieser alten städtischen und architektonischen Formen und damit ihre Islamisierung findet außerdem ihren Ausdruck im islamischen Recht: dessen in alAndalus etablierte mälikitische Ausprägung sanktioniert, wie zu sehen war, diese Strukturen durch entsprechende Bestimmungen zum Schutz der Privatheit. Damit werden Merkmale wie fensterlose Fassaden, halbprivate Sackgassen und Sichtschutz durch versetzte Hauseingänge, die bereits in altorientalischen Städten zu finden sind, zu charakteristischen Urbanen Elementen der islamischen Kultur. So ist davon auszugehen, dass diese architektonischen und städtebaulichen Formen ohne die spezifischen, durch den Islam konservierten soziokulturellen Voraussetzungen wahrscheinlich nicht so weit verbreitet oder so lang erhalten geblieben wären. Der fundamentale Unterschied in den Städten der christlich-iberischen Kultur besteht darin, dass hier in keiner der Stadtformen eine so strikte Trennung von öffentlichem und privatem Raum vorgenommen wird, die mit derjenigen der hispanoislamischen Stadt vergleichbar wäre. Vielmehr sind die christlichen Städte dadurch gekennzeichnet, dass öffentliche und private Strukturen einander durchdringen. Dies hängt damit zusammen, dass die mittelalterliche christliche Gesellschaft nicht das in der islamischen Kultur grundlegende Prinzip der Geschlechtertrennung kennt, das verbunden ist mit einem Leben der Frauen vor allem innerhalb des Hauses und einer Abschirmung der Familie und des privaten Lebens von der Außenwelt. Diese Unterschiede, die als kulturelle und gesellschaftliche Normen und Traditionen verwurzelt sind, führen zu einem grundlegend andersartigen Häusergrundriss und Stadtplan. Mit der Tatsache, dass gesellschaftliche und kulturelle Normen das Stadtbild prägen und entsprechender Wandel es verändert, hängt auch 352

ein weiteres Ergebnis des kulturhistorischen Vergleichs zusammen, denn dieser hat gezeigt, dass die Veränderungen, die die Christen an eroberten Städten und Häusern vornehmen, keine direkte Folge der Reconquista sind: Die Umwandlung der hispanoislamischen Bausubstanz durch urbane Reformen erfolgt nicht bei der Übernahme jeder einzelnen Stadt durch die neuen christlichen Besitzer; diese Veränderungen sind also nicht jeweils als Einzelfälle zu betrachten, die sich auf die ihnen unmittelbar vorausgehenden historischen Ereignisse zurückführen ließen. Vielmehr konnte festgestellt werden, dass die alten Strukturen das Mittelalter größtenteils unverändert überdauern und von den Christen in ihrer hispanoislamischen Form genutzt werden. Einzelne Erlasse, die bestimmte bauliche Veränderungen vorschreiben, werden von den Bewohnern meist nicht konsequent und dauerhaft umgesetzt. Als Grund für die Persistenz alter Bauformen, Marktstrukturen, Institutionen und Versorgungseinrichtungen kann neben Sachzwängen, mangelnder Alternative und wirtschaftlicher Notwendigkeit sicherlich auch die jahrhundertelange Prägung und Beeinflussung der gesamten christlich-iberischen Bevölkerung durch viele Aspekte der hispanoislamischen Kultur im Allgemeinen und durch den Entwicklungsvorsprung des hispanoislamischen Urbanismus im Besonderen gesehen werden. Der entscheidende Übergang von einer Bewahrung der hispanoislamischen Bausubstanz zu Urbanen und architektonischen Reformen vollzieht sich erst mit Anbruch einer Zeit, die generell von völlig neuen Vorstellungen geprägt ist: Mit Beginn der Renaissance verbreiten sich auf der Iberischen Halbinsel neue städtebauliche Ideen, die die Christen dazu veranlassen, gezielt in die alte Stadtstruktur einzugreifen. Hiervon sind nicht nur die vormals muslimischen Städte betroffen; auch die mittelalterlichen christlich geprägten Städte werden nun nach neuen Maßstäben beurteilt. Denn wie gezeigt wurde, sind bestimmte Merkmale, die als charakteristisch für den islamischen Urbanismus gelten, wie ζ. B. schmale und gewundene Gassen und weit vorkragende Hausteile, ebenso in den mittelalterlichen christlichen Städten zu finden. Die konsequente Wende in den städtebaulichen Konzepten, die die Renaissance mit sich bringt, ist also zunächst einmal als ein Schnitt zwischen mittelalterlicher und neuzeitlicher Bauweise zu begreifen, der Teil des generellen gesellschaftlichen und kulturellen Wandels in dieser Zeit ist. Dieser Wandel muss jedoch in den historisch-politischen Kontext auf der Iberischen Halbinsel eingeordnet werden, der geprägt ist von der Aufbruchsstimmung, die nach dem endgültigen Abschluss der Reconquista in Spanien und den Entdeckungen in Übersee herrscht. Letztere verhelfen Spanien und Portugal zu neuem Reichtum, der die finanzielle Grundlage und Voraussetzung für die Urbanen Reformen schafft. Mit den politischen Ereignissen, der Eroberung Granadas und der Vereinigung der Königreiche zu einem spanischen Nationalstaat, sind ein neues politisches Selbstbewusstsein und das Auf353

leben einer verstärkten Religiosität verbunden. Vor diesem Hintergrund können die städtebaulichen Reformen, die mit Symmetrie und weiten Perspektiven, mit monumentalen Bauten und Prachtstraßen arbeiten, als Ausdruck eines neuen Zeitgeistes gesehen werden, zu dem als wesentlicher Aspekt die bewusste Abkehr nicht nur vom mittelalterlichen, sondern auf der Iberischen Halbinsel insbesondere auch vom islamischen Erbe gehört. Diese Entwicklungen wirken sich auch sprachlich aus, indem sie den Gebrauch bestimmter Lexeme beeinflussen. Die linguistischen Einzelanalysen haben mehrfach gezeigt, wie kulturelle Veränderungen, ζ. B. die Verdrängung einer architektonischen Mode durch eine andere, die Beseitigung eines bestimmten Bauelementes oder technische Neuerungen, die eine ältere Praxis ersetzen, auch sprachlichen Wandel nach sich ziehen. Dieser kann im Verlust des Lexems oder in semantischen Veränderungen bestehen, die dazu führen, dass damit ein neuer Gegenstand bezeichnet wird. So war zu sehen, dass nach der Übernahme eines Lehnwortes auch seine weitere Entwicklung nicht nur von der sprachlichen Struktur, in die es eingebettet ist, sondern ebenso von außersprachlichen Faktoren abhängt. Die Verknüpfung der lexikologischen Analyse mit den Ergebnissen der kulturhistorischen Untersuchung hat in dieser Hinsicht zu mehreren Resultaten geführt: Einerseits wurde deutlich, dass viele der Arabismen aus dem Bereich des Urbanismus wahrscheinlich im Laufe der Reconquista entlehnt werden, denn es handelt sich dabei um Bezeichnungen für urbane Einrichtungen, die mit der Eroberung einer Stadt in den Besitz der Christen gelangen und vor Ort von ihnen genutzt werden. Dies betrifft beispielsweise Markteinrichtungen wie fundaq und qaisärlya, bestimmte Straßenformen oder andere Elemente, die für al-Andalus charakteristisch sind, nicht aber in den Städten des christlichen Nordens vorkommen oder dort eingeführt werden. Andererseits hat die linguistische Untersuchung gezeigt, dass vor allem solche Arabismen wieder verloren gegangen sind, die hispanoislamische Elemente bezeichnen, die von den Christen über eine gewisse Zeit beibehalten, dann aber abgeschafft bzw. durch modernere ersetzt werden (ζ. B. Elemente des Marktes oder des städtischen Umlandes); Arabismen dagegen, die auch heute noch verwendete Gegenstände (wie ζ. B. Abwasserleitungen oder Speichervorrichtungen) oder universelle urbane Elemente (wie Vororte oder Stadtviertel) bezeichnen, sind auch im heutigen Sprachgebrauch vorhanden. Dies ist zwar zunächst keine überraschende Erkenntnis; es zeigt aber, dass es in erster Linie außersprachliche Umstände sind, die hier auf den Gebrauch der Lehnwörter eingewirkt haben. Innersprachliche Faktoren dagegen, wie beispielsweise die Konkurrenz durch Synonyme oder die Einführung von Kultismen - die in einigen Fällen ebenso als Auslöser für Verlust oder semantische Verschiebungen identifiziert wurden - , wirken nicht nur auf alle Lexeme gleichermaßen, sondern müssten eigentlich solche Arabismen besonders betreffen, die bereits bekannte oder 354

universelle Dinge bezeichnen, da hier die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Synonymie größer ist. Die Tatsache jedoch, dass sich zahlreiche dieser Arabismen bis in den modernen Sprachgebrauch behauptet haben, belegt die dauerhafte Integration des hispanoarabischen Anteils im iberoromanischen Lexikon. Gleichzeitig hat die linguistische Untersuchung gezeigt, dass Arabismen, die hispanoislamische städtische Infrastrukturelemente bezeichnen, bis zu ihrem Verlust tendenziell längere Zeit im Spanischen erhalten sind bzw. hier ihre etymologische Bedeutung länger beibehalten als in den beiden anderen Sprachen. Diese Beobachtung lässt sich ebenfalls auf die konkreten historischen Bedingungen zurückführen, nämlich auf die längere Konfrontation mit der hispanoislamischen Kultur und dem hispanoarabischen Dialekt in den Regionen, die zum spanischen Sprachgebiet gehören. Dieser Umstand liegt zum einen in dem späteren Abschluss der Reconquista begründet, was zur Folge hat, dass auch zu relativ später Zeit, nämlich noch bis zum Ende des 15. Jh. islamisch geprägte Städte zum eigenen Machtbereich neu hinzukommen, wohingegen die Reconquista im portugiesischen und im katalanischen Sprachgebiet bereits im 13. Jh. abgeschlossen ist; zum anderen spielt die längere Persistenz der muslimischen bzw. arabischsprachigen Bevölkerungsgruppe eine große Rolle. In Valencia verbleibt zwar ebenfalls eine große Zahl von Mudejares; viele valencianische Arabismen gehen jedoch nicht in die katalanische Standardsprache ein, sondern bleiben in diesem dialektal stark zergliederten Sprachgebiet auf den regionalen Gebrauch beschränkt. Im spanischen Sprachgebiet dagegen leben viele Mudejares gerade in den nördlichen Regionen und sind hier, abgesehen von ihrer sprachlichen Präsenz, auch beispielsweise in ihrer Funktion als Baumeister am Erhalt vieler ursprünglich hispanoislamischer Bauelemente beteiligt. Dies zeigt, inwiefern neben den kulturellen Umständen, die unmittelbar hinter den Bezeichnungen stehen, auch mittelbare historische Bedingungen Auswirkungen auf das Lexikon haben. Auch scheint sich die häufig geäußerte Meinung zu bestätigen, dass im Spanischen eine höhere Zahl von Arabismen entlehnt ist als in den beiden Schwestersprachen. So haben, wie zu sehen war, mehrere hispanoarabische Lexeme nur im Spanischen zu Lehnwörtern geführt oder sind im Portugiesischen und Katalanischen nur als indirekte, über das Spanische entlehnte Arabismen vorhanden. Diese Unterschiede verweisen auf die stärkere Stellung des Spanischen innerhalb der iberoromanischen Sprachen bei diesem Vermittlungs- und Entlehnungsprozess und entsprechen den genannten außersprachlichen Unterschieden, die hinsichtlich der historischpolitischen Entwicklung und dem Kontakt zur hispanoislamischen Kultur bzw. zur hispanoarabischen Sprechergemeinschaft bestehen. Der generelle Eindruck eines Übergewichtes des Spanischen an dem hier zugrunde gelegten Arabismenkorpus lässt sich jedoch bei einer genaueren Betrachtung der Untersuchungsergebnisse nicht uneingeschränkt aufrecht 355

erhalten. Vielmehr muss zwischen den beiden Teilbereichen Stadt und Haus differenziert werden, die ein völlig unterschiedliches Bild liefern, was die Entlehnung von hispanoarabischen Lexemen in den drei Sprachen betrifft: Von den Arabismen, die Teile des Wohnhauses bezeichnen, ist tatsächlich die große Mehrheit nur im Spanischen entlehnt. Nur zwei Lehnwörter kommen als direkte Arabismen in allen drei Sprachen vor, wenige weitere neben dem Spanischen in einer zweiten iberoromanischen Sprache und nur ein einziges dieser Lehnwörter ist nicht im Spanischen vorhanden. Hinzu kommt, dass unter den Arabismen, die sich auf das Haus beziehen, fünf indirekte Arabismen zu verzeichnen sind, die alle über das Spanische in das Portugiesische oder Katalanische übernommen wurden, keiner jedoch auf dem umgekehrten Weg von einer dieser beiden Sprachen ins Spanische. Ganz andere Ergebnisse lassen sich für die Arabismen ablesen, die Elemente der Stadt bezeichnen. Hier besteht die weitaus größte Gruppe aus in allen drei Sprachen direkt entlehnten Arabismen. Die nur im Spanischen vorhandenen Lexeme stellen einen Anteil von nur zwei Arabismen; ebenso viele sind nur im Katalanischen entlehnt, ein weiterer nur im Portugiesischen. Eindeutig als indirekte Arabismen zu identifizierende Lexeme sind hier nicht vorhanden. Es lässt sich also, wie der differenzierte Blick auf die Untersuchungsergebnisse zeigt, nicht behaupten, dass das Portugiesische und Katalanische hinsichtlich der Sachgruppe Urbanismus in ihrer Zahl an Arabismen unterrepräsentiert wären. Nun stellt sich jedoch die Frage, worauf es zurückzuführen ist, dass Arabismen, die Elemente der Stadt bezeichnen, in den iberoromanischen Sprachen in etwa gleichem Maße vertreten sind, nicht aber solche, die sich auf Teile des Hauses beziehen. Bei Ersteren handelt es sich zumeist um Bezeichnungen für städtische Infrastrukturelemente, die nach der Reconquista bestehen bleiben und von den Christen genutzt werden, oder um Teile der Urbanen Struktur, die das Stadtbild prägen und nur durch umfassende Reformen zu verändern oder zu beseitigen sind. Es kann also davon ausgegangen werden, dass jede Sprechergemeinschaft, die die Eroberung hispanoislamischer Städte betreibt und diese dem eigenen Machtbereich einverleibt, mit Elementen dieser Art notwendigerweise über längere Zeit konfrontiert ist und aus diesem Grund auch die Bezeichnungen dafür entlehnt. Die Übernahme von Lexemen, die architektonische und dekorative Elemente bezeichnen, setzt voraus, dass die ehemals muslimischen Wohnhäuser ohne tiefgreifende Veränderungen weiter genutzt werden bzw. dass Ausstattung und Bauelemente von den Christen sogar als Vorbilder und Moden angesehen und bewusst übernommen oder nachgeahmt werden. Denn bei architektonischen Elementen, Dekor und Einrichtung handelt es sich um Details, die im Allgemeinen leichter durch neue zu ersetzen sind und somit auch in direkterer Weise wechselnden Einflüssen unterliegen als dies bei makro- oder mikrostrukturellen Urbanen Elementen der Fall sein kann. Der Erhalt der islamischen Urbanen Struktur und 356

bestimmter Funktionen der hispanoislamischen Stadt ist daher noch lange Zeit auch dort festzustellen, wo man sich von hispanoislamischen Moden bereits bewusst abgewandt hat oder solche unter den neuen christlichen Bewohnern nie große Bedeutung hatten. Die Übernahme einer größeren Zahl von auf das Wohnhaus bezogenen Lexemen im Spanischen verweist also wiederum auf die genannten, innerhalb der Iberischen Halbinsel bestehenden Unterschiede, die hinsichtlich der Dauer und Intensität des arabisch-romanischen bzw. islamisch-christlichen Sprach- und Kulturkontaktes bestehen. Die Bedingungen im spanischen Sprachgebiet führen dazu, dass die Nachahmung des hispanoislamischen Lebensstils weiter verbreitet ist und länger beibehalten wird als in den anderen Regionen. Über diese Betrachtung der lexikologischen Untersuchungsergebnisse hinaus soll hier nicht versucht werden, auf der Grundlage eines Lexemkorpus dieser Größe verallgemeinernde Schlüsse etwa im Hinblick auf den Arabismenbestand im Iberoromanischen zu ziehen oder weitere Überlegungen statistischer Art anzustellen. Es war auch nicht das Anliegen dieser Arbeit, zu solchen Erkenntnissen zu gelangen. Das Ziel bestand vielmehr darin, durch die gleichzeitige Betrachtung aller drei großen iberoromanischen Sprachen und des kulturhistorischen Kontextes ein Gesamtbild der betrachteten Sachgruppe zu erstellen und herauszuarbeiten, welche sprachlichen und materiellen Einflüsse während des Mittelalters auf der Iberischen Halbinsel als Kulturraum feststellbar sind, wie sich diese weiter entwickeln und wie dabei kulturelle und sprachliche Vorgänge ineinandergreifen. Die Einbeziehung der kulturhistorischen Perspektive in die linguistische Analyse hat sich als unerlässlich erwiesen, denn nur so konnten wesentliche Umstände erhellt werden, die zu bestimmten sprachlichen Veränderungen geführt haben. Ohne eine ausführliche Betrachtung der relevanten außersprachlichen Zusammenhänge hätte die Untersuchung des Lexemkorpus an der Oberfläche bleiben und sich auf eine Erhebung sprachlicher Daten beschränken müssen. So aber ist anhand zahlreicher Beispiele aus dem Bereich Urbanismus und Wohnkultur die enge und vielschichtige Beziehung deutlich geworden, die zwischen der kulturellen und der sprachlichen Entwicklung besteht. Gerade die Arabismen in den iberoromanischen Sprachen zeigen also, dass sprachliche Phänomene in einen größeren Zusammenhang zu stellen sind und Sprachwandel nur unter Berücksichtigung allgemeiner kultureller Prozesse umfassend zu erklären ist.

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Locorum, quibus veteris vti solebant. Omnia in studiosae iuuentutis gratiam, & vsum collecta Per Augustinum Barbosam Lusitanum. [...] Cum Priuilegio Regio, Bracharae. [...] Typis, & expensis Fructuosi Laurentij de Basto, 1611. BibKaz = Biberstein Kazimirski, A. de, Dictionnaire arabe-frangais contenant toutes les racines de la langue arabe, leurs derives, tant dans I'idiome vulgaire que dans I'idiome litteral, Ainsi [sic!] que les dialectes d'Alger et de Maroc, 2 vol., Paris, Maisonneuve, 1860. Bluteau/MorSil (1789) = Bluteau, Rafael/Silva, Antonio de Moraes, Diccionario da Lingua Portugueza composto pelo padre D. Rafael Bluteau, reformado, e accrescentado por Antonio de Moraes Silva natural do Rio de Janeiro. Com Licenfa da Real Meza da Commissäo Geral, sobre ο Exame, e Censura dos Livros, 2 vol., Lisboa, na officina de Simäo Thaddeo Ferreira, 1789. Brunswick = Brunswick, H., Diccionario da antiga lingudgem portugueza. Intercalado com grande nümero de vocäbulos hodiernos de obscura significafäo, Lisboa, Empresa Lusitana Editora, 1910. Canes (1787) = Canes, Francisco, Diccionario espanol latino-arabigo en que siguiendo el diccionario abreviado de la Academia se ponen las correspondencias latinas y arabes, para facilitar el estudio de la lengua ardbiga ά los misioneros, y ά los que viajaren ό contratan en Africa y Levante. Compuesto por el P. Fr. Francisco Canes religioso francisco-descalzo de la provincia de S. Juan Bautista, su ex-difinidor, misionero y lector que fue de arabe en el Colegio de Damasco, individuo de la Academia de la Historia. Dedicado al Rey nuestro Senor, 3 vol., Madrid, en la imprenta de Don Antonio Sancha, 1787. Capmany (1779) = Capmany de Montpalau, Antoni de, Diccionario de las voces catalanas mas dificiles ο antiquadas, para inteligencia de los instrumentos vulgares de la presente Coleccion, in: id., Memorias Historicas sobre la marina comercio y artes de la antigua ciudad de Barcelona. Publicadas por disposicion y a expensas de la Real Junta y Consulado de Comercio de la misma ciudad. Y dispuestas por D. Antonio de Capmany de Montpalau individuo de la Real Academia de la Historia, y de la de Buenas Letras de Sevilla, 2 vol., 2 suppl., Madrid, en la imprenta de D. Antonio de Sancha, 1779-1792, vol. 2, V-XIII. [Stellenverweise: Seitenzahl] Cardoso (1570) = Cardoso, Jeronimo, Dictionarivm Latinolvsitanicvm & vice versa Lusitanico latinü, cum adagiorum fere omnium iuxta seriem alphabeticam perutili expositione: Ecclesiasticorum etiam vocabulorum interpretatione. Item de monetis, ponderibus, & mensuris, adpraesentem vsum accomodatis. Noue omnia per Hieronymü Cardosum Lusitanum congesta. Recognita vero omnia per Sebast. Stokhamerum Germanum. [...] Cü Sanctae Inquisitiöis Magistratus approbatione. Excussit Joan. Barretius Conimbricae. 12. Kal. Iulij 1570. Com priuilegio Real [1., posthume Ed.]. Casas (1591) = Casas, Cristobal de las, Vocabvlario de las dos Lengvas Toscana y Castellana, De Christoual de las Casas. En que se contiene la declaracion de Toscano en Castellano, y de Castellano en Toscano, En dos partes. Et accresciuto di nuovo da Camillo Camilli di molti uocaboli, che non erano nell'altre impressioni. Con vna introducion para leer, y pronunciar bien entrambas Lenguas. En Venetia, Vendese en casa de Damian Zenaro mercader de libros, 1591. CastroGlos = Castro, Americo, Glosarios latino-espanoles de la edad media, Madrid, C.S.I.C., 1991 ['1936], [Glosario de Toledo (GlosTol) und del Palacio (GlosPal): 383

Ende 14. oder Anfang 15. Jh.; Glosario del Escorial (GlosEsc): 15. Jh.; Stellenverweise: Seite und Zeile] CejadorMed = Cejador y Frauca, Julio, Vocabulario medieval castellano, Madrid, Visor Libros, 1929 (reimpresion 1990). CorrDAA = Corriente, Federico, A dictionary of Andalusi Arabic, Leiden, Brill, 1997. CorrDAE = Corriente, Federico, Diccionario ärabe-espanol. Qämüs 'arabT 'isbäm, Madrid, Instituto Hispano-Arabe de Cultura, 1977. CorrDAI = Corriente, Federico, Diccionario de arabismos y voces aflnes en iberorromance, Madrid, Gredos, 1999. CorrDEA = Corriente, Federico, Nuevo diccionario espanol-ärabe. Qämüs gadld 'isbäm 'arabi, Madrid, Instituto Hispano-Arabe de Cultura, 1988. Covarr (1611) = Covarrubias Orozco, Sebastian de, Tesoro de la lengua castellana ο espanola, 1611, edition de Felipe C. R. Maldonado revisada por Manuel Camarero, Madrid, Castalia, 1994. CunhaMed = Cunha, Antonio Geraldo da, Indice do vocabulärio do portugues medieval, bisher erschienen: 3 vol. [vol. 1 (1986): A, vol. 2 (1988): BC, vol. 3 (1994): D], Rio de Janeiro, Fundafäo Casa de Rui Barbosa, 1986—. DAC = Batlle, Lluis C./Haensch, Günther, Diccionari alemany-catala, Barcelona, Enciclopedia Catalana, 1981. DAF = Premare, Alfred-Louis de, et al., Dictionnaire arabe-fran(ais, etabli sur la base de fichiers, ouvrages, enquetes, manuscrits, etudes et documents divers, 12 vol., Paris, L'Harmattan, 1993-1999. Dalgado = Dalgado, Sebastiäo Rodolfo, Glossärio luso-asiätico, reimpressäo da edigäo original de Coimbra 1919 e 1921 feita sobre ο exemplar da Biblioteca da Academia das Ciencias de Lisboa, com uma introdugäo de Joseph M. Piel, 2 vol., Hamburg, Buske, 1982. DCA = Batlle, Lluis C., et al., Diccionari Catalä Alemany, Barcelona, Enciclopedia Catalana, 1991. DCECH = Corominas, Juan/Pascual, Jose Α., Diccionario critico etimolögico castellano e hispänico, 6 vol., Madrid, Gredos, 1991 (2a/3a reimpresion; '1980-1991). DCMar = Dictionnaire Colin d'Arabe Dialectal Marocain, sous la direction de Zakia Iraqui Sinaceur, Institut d'Etudes et de Recherches d'Arabisation Rabat, en collaboration avec le C. N. R. S. Paris, 8 vol., Rabat, Editions Al Manahil, Ministere des Affaires Culturelles, 1993. DE = Dozy, R./Engelmann, W. H., Glossaire des mots espagnols et portugais derives de l'arabe, Leiden, Brill, 21869. [Stellenverweise: Seitenzahl] DEC = Coromines, Joan, Diccionari etimologic i complementari de la llengua catalana, amb la col laboracio de Joseph Gulsoy i Max Cahner, 9 vol., Barcelona, Curial Edicions catalanes, 1980-1991. DELP = Machado, Jose Pedro, Dicionärio etimolögico da lingua portuguesa, 5 vol., Lisboa, Livros Horizonte, 71995 ['1952]. DENF = Cunha, Antonio Geraldo da, Diciondrio etimolögico Nova Fronteira da lingua portuguesa, Rio de Janeiro, Nova Fronteira, 21987. DHRAE = Real Academia Espanola, Diccionario histörico de la lengua espanola, bisher erschienen: 2 vol. und 3 fasc. [vol. 1 (1972): A - Ala; vol. 2 (1992): älaba antigrafo; vol. 3, fasc. 1 (1993): antigramatical - aonio, fasc. 2 (1996): aonio apasanca; vol. 4, fasc. 1 (1996): b - bajoca], Madrid, RAE, 1972-.

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Diez = Diez, Friedrich, Etymologisches Wörterbuch der romanischen Sprachen, Bonn, bei Adolph Marcus, 1853. DLC = Diccionari de la Llengua Catalana, tercera ediciö ampliada i actualitzada, director editorial: Jesüs Giralt i Radigales; responsable de l'edicio: Marc Sagristä i Artigas, Barcelona, Enciclopedia Catalana, 31993. D L E = Diccionario de las Lenguas de Espana, proyecto y direction: Enrique Fontanillo Merino, Madrid, Ediciones Generates Anaya, 1985. DLP (1793) = Dicionärio da lingua portuguesa publicado pela Academia das Ciencias de Lisboa, 1793, reprodu^äo fac-similada assinalando ο II centenärio da edigäo, vol. 1: A, Lisboa, Academia, 1993. D M E = Alonso, Martin, Diccionario medieval espanol. Desde las Glösas Emilianenses y Silenses (s. X) hasta el siglo XV, 2 vol., Salamanca, Universidad Pontificia, 1986. Dombay = Dombay, Francois de, Grammatica linguae mauro-arabicae juxta vernaculi idiomatis usum. Accessit vocabularium latino-mauro-arabicum, opera et studio Francisci de Dombay ceas. reg. linguarum orientalium interpretis, Vindobonae apud Camesina, 1800. [Stellenverweise: Seitenzahl] DozySuppl = Dozy, R. Ρ. Α., Supplement aux dictionnaires arabes, 2 vol., Leiden, Brill, 1881. DozyVet = Dozy, R.P. Α., Dictionnaire detaille des noms des vetements chez les Arabes, Amsterdam, Jean Müller, 1845. D R A E = Real Academia Espanola, Diccionario de la Lengua Espanola, 2 vol., Madrid, RAE, 22 2001. Eguilaz = Eguilaz y Yanguas, Leopoldo de, Glosario etimolögico da las palabras espanolas (castellanas, catalanas, gallegas, mallorquinas, portuguesas, valencianas y bascongadas) de origen oriental (ärabe, hebreo, malayo, persay turco), Granada, Imprenta de la Lealdad, 1886. [Stellenverweise: Seitenzahl] Esteve (1489) = Esteve, Joan, Liber elegantiarum, Venecia, Paganinus de Paganinis, 1489, ed. facs., estudi preliminar per Germä Colon Domenech, Castello de la Plana, Ingulca, 1988. [Stellenverweise: Seitenzahl der Edition und Spalte: a, b, c] Fabra = Fabra, Pompeu, Diccionari general de la llengua catalana, revisat i ampliat per Josep Miracle, Barcelona, Edhasa, 141981 ['1932]. Fig = Figueiredo, Cändido de, Pequeno dicionärio da lingua portuguesa, Lisboa, Bertrand, 191987. Franciosini (1620) = Franciosini, Lorenzo, Vocabolario espanol, e italiano aora nvevamente sacado a Ivz, y compvesto por Lorenzo Franciosini Florentin, segunda parte [= espanol-italiano]. En Roma, [...]. Por Iuan Pablo Profilio, 1620. Freytag = Freytag, G. W., Lexicon arabico-latinum, 4 vol., Halle, apud C. A. Schwetschke et Filium, 1830-1837. Garonus (1533) = Garonus, Franciscus, Quinqz linguarü vtilissimus Uocabulista. Latine. Tusche. Gallice. Hyspane. et Allemanice. Ualde necessarius per mundum versari cupientibus. [...]. Vocabulario de cinco lenguas. Latina. Italiana. Frägesa. Espagnola. ά Alemana. [...]. Vocabular funfferley Sprachenn. Latin. Uuellch. Franczosysch. Hyspanisch. vndt Deutzsch, impressum Lugduni, 1533. [Stellenverweise: Seitenzahl und r[echts] bzw. l[inks], da die Seitenzahl jeweils für die Doppelseite gilt]

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Garulo Munoz (1983) = Garulo Munoz, Teresa, Los arabismos en el lexico andaluz. (Segiin los datos del Atlas Lingiiistico y Etnogrdfico de Andalucia), Madrid, Instituto Hispano-Arabe de Cultura, 1983. GDLE = Gran Diccionario de la lengua espanola. Diccionario de uso, Madrid, SGEL, 4 1991 ['1985]. Georges = Georges, Karl Ernst, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. Aus den Quellen zusammengetragen und mit besonderer Bezugnahme auf Synonymik und Antiquitäten unter Berücksichtigung der besten Hilfsmittel, unveränderter Nachdruck der 8. verbesserten und vermehrten Auflage von Heinrich Georges [1913], 2 vol., Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1992. GlosCorr = Corriente, Federico, El lexico drabe eständar y andalusi del «Glosario de Leiden», Madrid, Departamento de Estudios Arabes e Islämicos, 3, Universidad Complutense, 1991. GlosEsc = Glosario del Escorial, 15. Jh.; siehe CastroGlos GlosPal = Glosario del Palacio, Ende 14. oder Anfang 15. Jh.; siehe CastroGlos Glossarium = Seybold, Christian Friedrich (ed.), Glossarium latino-arabicum ex unico qui exstat codice leidensi undecimo saeculo in Hispania conscripto, Berlin, Emil Felber, 1900. [Sigle für Stellenverweise: GlossSeyb] GlossSeyb = Seybold, Christian Friedrich (ed.), Glossarium latino-arabicum ex unico qui exstat codice leidensi undecimo saeculo in Hispania conscripto, Berlin, Emil Felber, 1900. GlosTol = Glosario de Toledo, Ende 14. oder Anfang 15. Jh.; siehe CastroGlos GMLC = Bassols de Climent, M./Bastardas, J., Glossarivm Mediae Latinitatis Cataloniae. Ab anno DCCC vsqve ad annvm MC, bisher erschienen: 1 vol. und 1 fasc. [vol. 1 (1986): Α-D, vol. 2, fasc. 11 (2001): F], Barcelona, Universidad, C. S.I.C., Institution Milä y Fontanais, 1986-. Golius (1653) = Golius, Jacobus, Jacobi Golii Lexicon Arabico-Latinum. Contextum ex probatioribus orientis lexicographis. Accedit index latinvs copiosissimus. Qvi lexici latino-arabici vicem explere possit. Lugduni Batavorum. Typis Bonaventurae & Abrahami Elseviriorum. Prostant Amstelodami apud Johannem Janssonivm, 1653. [Exemplar der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart mit handschriftlichen Einträgen des Verfassers] Guillen (1475) = Guillen de Segovia, Pero, La gaya ciencia de Pero Guillen de Segovia, 1475, transcription de O. J. Tuulio, ed., introduction, vocabularios e indices por Jose M. Casas Horns, 2 vol., Madrid, C. S. I. C., 1962. [Stellenverweise: Seite, Spalte in Großbuchstaben und Zeile] Hava = Hava, Joseph Gabriel, Al-Faraid. Arabic-English Dictionary, Beirut, Catholic Press, 1964. Hidalgo = Hidalgo, Juan: Bocabulario [sie!] de Germania, in: Gregorio Mayans i Siscar, Origenes de la lengua espanola compuestos por varios autores, recogidos por don Gregorio Mayans i Siscar, Bibliothecario del Rei Nuestro Senor. Con Licencia: En Madrid, por Juan de Zuniga, 1737 (Nachdruck Madrid, Atlas, 1981), vol. 2, 272-320. [Stellenverweise: Seitenzahl der Edition von M. i S.] Hill (1957) = Hill, John M., «Universal Vocabulario» de Alfonso de Palencia. Registro de voces espanolas internas, Madrid, RAE, 1957. Ibn STda = Ibn Slda, 'All b. 'Ismail, Al-muhkam wa-I-muhit al-'a'zam jt l-luga [Kitäb al-muhkam], 5. Jh. Η = 11. Jh., 6 vol. und vol. 8, al-Qähira, Maktabat wamatba'at Mustafa 1-BäbI 1-HalabI wa-'aulädihl, 1377-1392 Η = 1958-1972 386

(vol. 1—6)/1417 Η = 1996 (vol. 8). [Stellenverweise, Bsp.: III 342a = vol. III, p. 342, rechte Spalte] Kiesler (1994) = Kiesler, Reinhard, Kleines vergleichendes Wörterbuch der Arabismen im Iberoromanischen und Italienischen, Tübingen, Francke, 1994. [Stellenverweise auf den Lexikonteil: Nummer des Artikels] Lacavalleria (1696) = Lacavalleria y Dulach, Joan, Gazophylazivm Catalano-Latinvm, Barcinone, apud Antonivm Lacavalleria, 1696. Lane = Lane, Edward William, Maddu l-qämüs. An Arabic-English Lexicon, derived from the best and the most copious Eastern sources [...], 2 vol., London, Williams and Norgate, 1863-1893 (Nachdruck Cambridge, The Islamic Texts Society, 1984). LerchundiRud = Lerchundi, Jose, Rudimentes del drabe vulgar que se habla en el Imperio de Marruecos. Con numerosos temas y ejercicios aplicados a la teoria, sexta edicion corregida y aumentada, Tanger, Tipografia hispano-aräbiga de la Mision Catolica, 6 1925 [>1872]. [Stellenverweise: Seitenzahl und Nummer] LerchundiVoc = Lerchundi, Jose, Vocabulario espanol-aräbigo del dialecto de Marruecos. Con gran nümero de voces usadas en Oriente y en la Argelia, Tanger, Imprenta de la Mision Catolico-Espanola, 1892. LexAlarifes = Garcia Salinero, Fernando, Lexico de alarifes de los Siglos de Oro, Madrid, RAE, 1968. Lisän = Ibn Manzür, Muhammad b. Mukarram, Lisän al-'arab, 698 Η = 1290, 15 vol., Bairüt, Dar Sädir li-t-tibä'a wa-n-nasr/Där Bairüt li-t-tibä'a wa-n-nasr [Dar Sader/Dar Beyrouth], 1374^-1376 Η = 1955-1956. L K D = Batlle, Lluis C., et al., Langenscheidts Handwörterbuch Katalanisch-Deutsch, Berlin/München, Langenscheidt, 1992. Lokotsch = Lokotsch, Karl, Etymologisches Wörterbuch der europäischen (germanischen, romanischen und slavischen) Wörter orientalischen Ursprungs, zweite, unveränderte Auflage, Heidelberg, Winter, 2 1975 ['1927]. [Stellenverweise: Nummer des Lemmas] LopTam (1585) = Lopez Tamarid, Francisco, Compendio de algunos vocablos arabigos. Introducidos en la Lengua Castellana, en alguna manera corruptos, de que continuamente usamos: puestos en orden Alfabetico: recopilados por Francisco Lopez Tamarid, Racionero de la Santa Iglesia de Granada, Familiar, i Interprete de la Lengua Arabiga, en el Santo Oflcio [...], 1585, in: Gregorio Mayans i Siscar, Origenes de la lengua espanola compuestos por varios autores, recogidos por don Gregorio Mayäns i Siscdr, Bibliothecario del Rei Nuestro Senor. Con Licencia: En Madrid, por Juan de Zuniga, 1737 (Nachdruck Madrid, Atlas, 1981), vol. 2, 235264. [Stellenverweise: Seitenzahl der Edition von M. i S.] LPD = Irmen, Friedrich, Langenscheidts Taschenwörterbuch der portugiesischen und deutschen Sprache, erster Teil: Portugiesisch-Deutsch, Neubearbeitung, Berlin/ München, Langenscheidt, 131995. MachadoIA = Machado, Jose Pedro, Influencia aräbica no vocabuldrio portugues, 2 vol. [vol. 1 (1958): A, vol. 2 (1961): B-Z], Suplemento ä Revista de Portugal, Lisboa, 1958/1961. MachadoVP = Machado, Jose Pedro, Vocabuldrio Portugues de Origem Arabe, Lisboa, Noticias, s. a.

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Maillo Saigado (1991) = Maillo Saigado, Felipe, Los arabismos del castellano en la baja edad media. Salamanca: Ediciones Universidad de Salamanca, 21991. [Stellenverweise: Seitenzahl] March (1371) = March, Jaume, Diccionari de Rims [Libre de concordances de Rims e concordans appelat Diccionarj e primerament tracte deles vocals e apres deles müdes seguent lorde de A. b. c.], 1371, editat per A . Griera, Barcelona, Institut d'Estudis Catalans, Palau de la Diputacio, 1921. [Stellenverweise: Seite und Zeile] M L W = Mittellateinisches Wörterbuch. Bis zum ausgehenden 13. Jahrhundert, in Gemeinschaft mit den Akademien der Wissenschaft zu Göttingen, Heidelberg, Leipzig, Mainz, Wien und der Schweizerischen Geisteswissenschaftlichen Gesellschaft herausgegeben von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, bisher erschienen: 2 vol. [vol. 1 (1967): Α - B , vol. 2 (1999): Q , München, Beck, 1967-. Moliner = Moliner, Maria, Diccionario de uso del espanol, 2 vol., Madrid, Gredos, 21998. Moll = Moll, Francesc de B., Diccionari catalä-castellä, castella-catala,

Mallorca,

Editorial Moll, 71989. MorSil = Silva, Antonio de Morais, Novo dicionärio compacte da lingua portuguesa, edigäo compacta do texto fundamental do Grande Dicionärio da Lingua Portuguesa, segundo a 10.a Edipäo revista, muito aumentada e actualizada [...], 5 vol., Lisboa, Editorial Confluencia, 61990. MüllerMed = Müller, Bodo, Diccionario del espanol medieval, bisher erschienen: 2 vol. und 2 fasc. [vol. 1 (1994): a - ademas; vol. 2 (1995): ademas - albanal, vol. 3, fasc. 21 (2001): albanal - albudeca, vol. 3, fasc. 22 (2002): albufera - alderredores], Heidelberg, Winter, 1994-. Nase = Nascentes, Antenor, Dicionärio etimolögico da lingua portuguesa, prefäcio: W. Meyer-Lübke, primeira e ünica edigäo, Rio de Janeiro, F. Alves, 1932. Nebrija (1492) = Nebrija, Antonio de, Diccionario latino-espanol (Salamanca 1492), ed. facs., estudio preliminar por German Colon y Amadeu-J. Soberanas, Barcelona, Puvill, 1979. Nebrija (1495) = Nebrija, Antonio de, Vocabulario espanol-latino, Salamanca, 1495?, sale nuevamente a luz reproducida [sie!] en facsimile por acuerdo de la Real Academia Espanola, Madrid, R A E , 1989 ['1951], Nebrija (1516) = Nebrija, Antonio de, Vocabulario de romance en latin, transcription critica de la edition revisada por el autor (Sevilla, 1516) con una introduction de Gerald J. Macdonald, Madrid, Editorial Castalia, 1981. Nebrija/Busa (1507) = Nebrija, Elio Antonio de/Busa, Gabriel, Diccionario latincatalän y catalän-latin, Barcelona, Carles Amoros, 1507, ed. facs., estudio preliminar por German Colon y Amadeu-J. Soberanas, Barcelona, Puvill, 1987. Neuvonen = Neuvonen, Eero K., Los arabismos del espanol en el siglo XIII, Helsinki, Akateeminen Kirjakauppa/Studia Orientalia, 1941. [Stellenverweise: Seitenzahl] Nimer = Nimer, Miguel, Influencias Orientais na Lingua Portuguesa. Os Vocäbulos Arabes, Arabizados, Persas e Turcos, 2 vol., Säo Paulo, composto e impresso nas Escolas Profissionais Salesianas, 1943. [Stellenverweise: Artikelnummer] Nunes de Leäo (1606) = Leäo, Duarte Nunes de, Ortografia e origem da lingua portuguesa, 1576/1606, introdugäo, notas e leitura de Maria Leonor Carvalhäo Buescu, Lisboa, Imprensa Nacional - Casa da Moeda, 1983. [Stellenverweise: Seitenzahl]

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Oelschläger = Oelschläger, Victor R. B., A Medieval Spanish Word-List. A preliminary dated Vocabulary offirst appearances up to Berceo, Madison, The University of Wisconsin Press, 1940. [Stellenverweise: Seite und Spalte] Osman = Osman, Nabil (ed.), Kleines Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft, München, Beck, 1992. Oudin (1616) = Oudin, Cesar, Tesoro de las dos lengvas francesa y espanola. Thresor des devx langves franfoise et espagnolle: avquel est contenve I 'explication de toutes les deux respectiuement l'vne par lautre: Diuise en deux parties. [...]. Reueu, corrige, augmente, illustre & enrichy en ceste seconde Edition d'vn grand nombre de Dictions & Phrases: & d'vn Vocabulaire des mots de jargon en langue Espagnolle, par le mesme Autheur. Avec Privilege dv Roy. Α Paris, Chez la Vefve Marc Orry [...], 1616. Oudin (1627) = Oudin, Cesar, Thresor des trois langves Espagnole, Franfoise et Italienne: Avquel est contenue l'explication de toutes les trois, respectiuement l'vne par l'autre: Distingve en trois parties. [...]. Le tout recueilli des plus celebres Autheurs, qui iusques ici ont escrit es trois langues, Espagnole, Franfoise & Italienne par Casar Ovdin, Nicot, la Crvsca, [...]. A Geneve par Iaques Crespin, 1627. OxfordLat = Oxford Latin Dictionary, edited by P. G. W. Glare, Oxford, The Clarendon Press, 1982. Palencia (1490) = Palencia, Alfonso de, Universal vocabulario en latin y en romance, reproduction facsimilar de la edition de Sevilla, 1490, 2 vol., Madrid, Comision Permanente de la Asociaciön de Academias de la Lengua Espanola, 1967. [Stellenverweise nach Hill (1957): Seitenzahl und Spalten a-d, wobei sich a und b auf die Spalten recto und c und d auf verso beziehen.] Palmireno (1569) = Palmireno, Lorenzo, Vocabvlario del humanista, compuesto por Lorenfo Palmreno [sie!]: donde se trata de aues, peces, quadrupedos, con sus vocablos de cafar, y pescar, yeruas, metales, monedas, piedras preciosas, gomas, drogas, obres y otras cosas que el estudioso en letras humanas ha menester [...]. Hay tambien vn vocabulario de antiguallas para entender a Ciceron, Cesar y Vergilio, Valentiae, Ex typographia Petri ä Huete, in platea herbaria, 1569 (reedieiön Valencia, Domenech, 1978). PDW = Junker, Heinrich Ε J./Alavi, Bozorg, Persisch-Deutsches Wörterbuch, Leipzig, VEB Verlag Enzyklopädie, 1965. Pereira (1647) = Pereira, Bento, Thesouro da Lingua portugueza, 1750 [' 1647], in: id., Prosodia in Vocabularium Bilingue, Latinum, et Lusitanum digesta, In qua dictionum significatio, & syllabarum quantitas expenditur, opus omnio necessarium professoribus sacrarum, Et Humaniorum Literarum, Medicis, Juristis, & omnibus cujuscunque facultatis Studiosis; [...] Auetore P. D. Benedicto Pereyra Societatis Jesu, [...]. Decima Editio Auctior, et locupletior Ab Academia Eborensi, Eborae, Cum facultate Superiorum, ex Typographia Academiae, 101750 ['1634]. [Thesouro: p. 1065ss.] Pezzi (1995) = Pezzi, Elena, Arabismos. Estudios etimolögicos, Almeria, Universidad, 1995. Pou (1580) = Pou, Onofre, Iesvs. Thesavrvs Pverilis de Authore Onophrio Povio Gerundensi Artium Doctore. Ad Illustrem & egregium Michaelem Ioannem Quintana I. V. D. & de Regio Consilio S. C. C. R. Μ dignissimum. Editio secunda ab codem authore austa, & emendata. Cum licentia & priuilegio. Barcinone 389

Apud Ioannem Paulum Menescal, 21580 ['1575]. [Stellenverweise: Seitenzahl und r[ecto]/v[erso]] Qämüs = FTrüzabädl, Muhammad b. Ya'qüb al-, The Kamoos, or The Ocean; an Arabic Dictionary, by Mudj-ood-Deen Moohummud-Oobno Yakoob, of Feeruzabad [al-Qämüs al-muhit], 8.-9. Jh. Η = ca. 1400, collated with many manuscript copies of the work, and corrected for the press, by Shykh Ahmud-Oobno Moohummudin II Ansareyool Yumunee Yoosh Shirwanee [...], 2 vol., Calcutta, printed at the press of the Editor, 1817. Resa (1555) = Resa, Joan de, Vocabulari valenciä-castella, 1555, pröleg de S. Guinot, Valencia, L'Estel, 1929. REW = Meyer-Lübke, Wilhelm, Romanisches Etymologisches Wörterbuch, unveränderter Nachdruck der dritten, vollständig neubearbeiteten Auflage (Heidelberg 1935), Heidelberg, Winter, 61992. [Stellenverweise: Nummer des Artikels] Rohlfs = Rohlfs, Gerhard, Diccionario dialectal del Pirineo aragones, Zaragoza, Institution «Fernando el Catölico», 1985. Ros (1764) = Ros, Carlos, Diccionario valenciano-castellano, Valencia, en la Imprenta de Benito Monfort, junto al Hospital de los Estudiantes, 1764. [Stellenverweise: Seitenzahl] Rosal (1601) = Rosal, Francisco del, Diccionario etimolögico. Alfabeto primero de Origen y Etimologia de todos los vocablos originales de la Lengua Castellana, 1601/1795, edition facsimilar y estudio de Enrique Gomez Aguado, Madrid, C.S.I.C., 1992. Schregle = Schregle, Götz, Deutsch-arabisches Wörterbuch, Beirut, Librairie du Liban, 1977 (Lizenzausgabe mit Erlaubnis des Verlages Otto Harrassowitz, Wiesbaden). Sesma/Libano (1982) = Sesma Munoz, J. Angel/Libano Zumalacärregui, Angeles, Lexico del comercio medieval en Aragon (Siglo XV), prologo de Tomas Buesa Oliver, Zaragoza, Institution «Fernando el Catölico», 1982. SG = Slaby, Rudolf J./Grossmann, Rudolf, Wörterbuch der spanischen und deutschen Sprache, 2 vol. [vol. 1: Spanisch-Deutsch; vol. 2: Deutsch-Spanisch], Barcelona, Editorial Herder, 1948. SGI = Slaby, Rudolf J./Grossmann, Rudolf/Illig, Carlos, Wörterbuch der spanischen und deutschen Sprache, 5. Auflage, neu bearbeitet und erweitert von Dr. Carlos Iiiig, 2 vol. [vol. 1 (2001): Spanisch-Deutsch, vol. 2 (1999): Deutsch-Spanisch], Wiesbaden, Brandstetter, 1999/2001. SimonetGlos = Simonet, Francisco Javier, Glosario de Voces Ibericas y Latinas usadas entre los Mozdrabes. Precedido de un estudio sobre el Dialecto HispanoMozärabe, Madrid, Establecimiento Tipogräfico de Fortanet, 1888. Sousa (1789) = Sousa, Fr. Joäo de, Vestigios da lingua arabica em Portugal ou Lexicon Etymologico das palavras e nomes portuguezes, que tem origem arabica, composto por ordern da Academia Real das Sciencias de Lisboa, por Fr. Joäo de Sousa, Correspondente de Numero da mesma Sociedade, e interprete de S. Magestade para a lingua Arabica, Lisboa, Na officina da Academia Real das Sciencias, 1789, edigäo e prefacio de A. Farinha de Carvalho, Ed. Facs., 1981. Steingass = Steingass, F., A comprehensive Persian-English dictionary. Including the Arabic words and phrases to be met with in Persian literature. Being Johnson and Richardson's Persian, Arabic, and English dictionary, revised, enlarged, and entirely

390

reconstructed, published under the Patronage of the Secretary of State for India in Council, 1892 (reprint Beirut, Librairie du Liban, 1998). TerrPan (1786) = Terreros y Pando, Esteban de, Diccionario castellano con las voces de ciencias y artes y sus correspondientes de las tres lenguas francesa, latina e italiana: su autor el P. Esteban de Terreros y Pando, 4 vol. [vol. 1 (1786): A-D, vol. 2 (1787): E-O, vol. 3 (1788): P-Z, Madrid, En la imprenta de la viuda de Ibarra, Hijos y Compania, 1786-1788; vol. 4: Los tres alfabetos frances, latino e italiano con las voces de ciencias y artes que les corresponden en la lengua castellana, Madrid, En la imprenta de Don Benito Cano, 1793. Con licencia], edicion facsimil, Madrid, Editorial Arco Libros, 1987. T L = Gili Gaya, Samuel, Tesoro lexicogrdfico (1492-1726), vol. 1: A-G [endet mit £], Madrid, C.S.I.C., 1947. Torra (1653) = Torra, Pere, Dictionarium, sev Thesavrvs catalano-latinus, verborum, ac phrasium. Authore Petro Torra, olim Grammatices professore, Barcinone concinnatus, nunc ab eodem emerito mendis expurgatus, auctus, & locupletatus ad orationem ex Catalana Latinam efficiendam, & locupletandam. Quanto Locupletior Thesaurus hie häc quinta, quam aliis editionibus, prodeat, lege, & dices, Barcinone, Ex OfFicinä Thypographicd Raphaelis Figuero, 1653 ['1640], Valdes (1535) = Valdes, Juan de, Didlogo de la lengua, 1535, introduction y edicion: Cristina Barbolani, Madrid, Catedra, 1982. [Stellenverweise: Seitenzahl der Edition] Viterbo (1798) = Viterbo, Fr. Joaquim de Santa Rosa de, Eluciddrio das palavras, termos e frases que em Portugal antigamente se usaram e que hoje regularmente se ignoram: obra indispensdvel para entender sem erro os documentos mais raros e preciosos que entre nos se conservam, 1798/1799, edigäo critica baseada nos manuscritos e originais de Viterbo por Mario Fiüza, 2 vol., Porto, Livraria Civilizagäo Editora, 1983/1984 [ l. a edigäo critica: 1965/1966], VitFiüza = [Kommentare und Ergänzungen des Herausgebers in Viterbo (1798)] Vocabulista = Anonymus [Ramon Marti?], Vocabulista in Arabico, 13. Jh.; siehe VocSchia. VocCatAl (1502) = Anonymus, Vocabulari catalä-alemany de l'any 1502, edicio facsimil segons l'ünic exemplar conegut [Perpinyä: Joän Rosembach], acompanyada de la transcripcio, d'un estudi preliminar i de registres alfabetics per Pere Barnils, Barcelona, Institut d'Estudis Catalans, 1916. [Stellenverweise: Seite und Zeile] VocCorr = Corriente, Federico, El lexico drabe andalusi segün el Vocabulista in Arabico, Madrid, Departamento de Estudios Arabes e Islämicos, 2, Universidad Complutense, 1989. VocSchia = Schiaparelli, C. (ed.), Vocabulista in Arabico, pubblicato per la prima volta sopra un codice della Biblioteca Riccardiana di Firenze [13. Jh.], Firenze, Tipografia dei Successori Le Monnier, 1871. [Für Stellenverweise: 1 = 1 . Teil, arabisch - lateinisch, II = 2. Teil, lateinisch - arabisch] Walsh (1967) = Walsh, John Kevin, The Loss of Arabisms in the Spanish Lexicon, Diss. Charlottesville/Virginia, 1967. [Stellenverweise: Seitenzahl] Wehr = Wehr, Hans, Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Arabisch-Deutsch, unter Mitwirkung von Lorenz Kropfitsch neu bearbeitet und erweitert, Wiesbaden, Harrassowitz, 51985 ['1952],

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WKAS = Wörterbuch der klassischen arabischen Sprache, unter Mitwirkung der Akademien der Wissenschaften in Göttingen, Heidelberg und München und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz herausgegeben durch die Deutsche Morgenländische Gesellschaft. Begründet von Jörg Kraemer und Helmut Gätje. In Verbindung mit Anton Spitaler bearbeitet von Manfred Ullman, vol. 1 (1970): käf, vol. 2 (1983-): läm (bisher erschienen bis vol. 2, Teil 4 bis 4lyt, 2001), Wiesbaden, Harrassowitz, 1970-.

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Index

Arabisch Die Anordnung der Einträge in den arabischen Indices folgt zwei unterschiedlichen Prinzipien. Die Konsonanten erscheinen in der Reihenfolge des arabischen Alphabets. Die Vokale bleiben, anders als in der arabischen Konsonantenschrift, in der hier verwendeten lateinischen Umschrift nicht unberücksichtigt. Sie sind im Wortinneren in der lateinischen Abfolge a, (e), i, (o), u in die Konsonantenkette eingeordnet. Dies gilt nicht nur für die Kurzvokale, sondern auch für die Langvokale und Diphthonge, ungeachtet ihrer Schreibung im Arabischen.

Hispanoarabisch assuqäyqa 181 *alhiz 267 'istawän 69, 289 'istuwän 69, 288, 298 ifriz 267 'ustuwän 69, 288 baräh 221 ban 215 barra 214, 215 barränt 215 barrl 215, 216, 220 barka 333, 334 baltä 243, 245, 248 ballaa 243, 244, 245, 246, 247, 249, 250 ballifa 247, 250 bälu 243 bannä 247 bait 346, 350 bait ar-räha 346 bait al-mä' 346, 349 birrf 215 birka 333, 334, 335 tagriya 342, 343, 345 tasbik 173, 282, 284 tatbiq 169 tannür 229 garäza 337 garüz 337, 338

*gäma 226, 227 gamä'a 222, 226, 227 gämf 37, 222, 223, 226, 227 gibb 327 gubb 327, 328 gubba 327 habs 167 häga 268 hära 50, 209 hazz 198 halqa 257, 258 hamma 225 hammäm 44, 45, 58, 59, 76, 78, 103, 104, 129 hanäya 320 hamya 320, 321, 322 hauz 269 hauma 50 *hayz 267 hayyiz 267, 269 hilqa 257, 258, 259, 268 hugra 311 hazäna 268, 323, 324, 326 häzin 324 hazzän 324 handaq 198 darb 52, 53, 96, 97, 207, 208, 209, 210, 212, 213 darräb 209 diwän(a) 198

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duffa 66, 278, 279, 280 rabad 33, 50, 148, 149, 209, 219, 222 räbita 32 rauda 31, 137 zanäqa 52, 200 zauq 179 zäwiya 32, 33 zurüb 339, 340 zuqäq 52, 149, 181, 200, 203, 204 zuqaiqa 181 säbät 5 3 , 5 4 , 5 5 , 6 7 , 7 9 , 1 1 8 satäha 292 sath 292, 293, 294, 295 säq 177 saqf 298, 299, 343 saqf sama 299, 301 saqif 303 saqifa 298, 303, 304 saläwi 117 samä' 300 sauq 176, 178 *sutaiha 294 sutayyah 295 süq 36, 37, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 50, 58, 87, 176, 177, 180, 181, 182, 193 süq ad-dawäbb 183 süqa 177 suqaiqa 181 süql 177 suwaiqa 50, 181 suwayyaq 181 sabaka 282 Sana 33 saqafa 304 saqf 304 saqfa 304 samsi 270 samsTya 270, 271, 277 samis 271, 273 samüs 270 simäs 270 »iimäj 272,273,275 simäsa 272 simTs 271, 273 s'ubbäk 282 sahn 290 sära 143 sahrlg 231, 232 6 251 ifaMwz 250, 251, 255, 261 170, 172, 174, 175, 282 /ύΛα^α 170, 171

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täbiq 172, 175 täbiqa 171, 172 labTq 284 171 'amüd 260, 261 •imäd 260, 262, 263 umüd 251, 261 garfa 306 gwr/a 6 7 , 2 7 1 , 3 0 6 , 3 0 7 , 3 0 9 , 311,312 267 /αίΑα 265, 266, 269 /α,«7! 265 fts 266 fusha 265 42, 43, 49, 88, 89, 96, 186, 192, 193, 194, 195, 198, 199, 354 funduqair 193 qasaba 29, 34, 35, 36, 51, 65, 66, 69, 71, 72, 76, 78, 86, 153, 154, 156, 158, 162 qasar 160 *qasba 156 qasr 34, 86, 159, 160, 162, 163, 306 qasriya 190 qasriya 190 qaisanya 186 qaisärlya 186, 187, 188, 189, 190, 191, 354 qaisanya 41, 42, 88 qantara 238, 239 qauraga 59 qawwäd 318 qintär 238 qubba 32, 314, 315, 316, 318, 322 qüsa 228, 229, 230 küsa 229 magrä 341, 345 mahzan 324 madrasa 46, 49, 51 madina 29, 31, 33, 34, 35, 36, 37, 39, 42, 44, 47, 49, 50, 51, 53, 62, 63, 82, 85, 86, 95, 96, 100, 148 marbad 148 märistän 46, 47, 49, 105 masmas 271, 273 masri 313 masriya 39, 67, 271, 306, 309, 311, 312, 313 matmar 164 matmura 164 matmüra 35, 75, 164, 165, 327 ma'sara 146 magrafa 306

maqäbir 138, 139 maqbar 139 maqbara 31, 137, 138 maqsüra 320 mizräb 339 mistäh 292 muhtasib 31, 40, 48, 54, 60, 88, 90 mudayyina 86 mudd 261 muzaraa 146 musära 142, 144 musabbak 170, 282 musära 33, 49, 99, 142, 143, 144, 146, 147 musallä 33, 49, 102, 144 mufassah 265 muqäbar 139 muqbara 137 munya 30, 33, 133, 134, 136, 137 naggarraz 337 natmur 164 naqbT 314 nigarraz 337 nidaffaf 279 nizannaq 200 nisattah 292 nisabbak 282 nisayya' 344 nifassah 265 niqabbab 314 nuqbir 137 yaddaffaf 279 yanqabi 315

Klassisches Arabisch 'arbadu 148 'igra 340 'istuwäna 287 inhinä' 319 'ustuwän 287 'ustuwäna 287 'ummya 133 bäta 346 baräh 221 baraka 333 barr 214 barran 214 barränl 214 barri 214 bala'a 243 balia 243 bafa 243

balls' 243 balls'a 243 ballua 243 balit 243 bälu 243 bälua 243 baula' 243 bait al-'adab 346 bait al-halä' 346 bait al-faräg 346 bait al-mä' 346, 349 bait an-nazäfa 346 birka 333, 334 burr 214 burük 333 bula 243 bul'a 243 tasbik 281 tamannä 133 tamannin 133 gabab 326 garä 340 garaz 336 garaza 336 garayän 340 gariza 336 garüz 336 garuza 336 gary 340 gama'a 221 gamaa 221 gämi 37, 221 gamfa 221 gubb 326 gubba 326 gurz 336 guruz 336 gurüz 336 hä'iz 268, 269 häza 268 hazz 198 halaqa 256 Italiq 256 halq 256 halqa 256 halläq 256 hammäm 44, 45, 58, 59, 76, 78, 103, 104, 129 hän 319 hanä 319 hanw 319 hänüt 319

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haniya 319 hany 319 hanya 319 hauz 269 hauza 269 haulaq 256 hayyiz 267, 269 hinäya 319 hugra 311 huläq 256 hazana 322 häzin 322 hazin 323 hazina 322 hazlna 323 hazuna 322 hazzän 322, 323 hän 43, 46, 192 hizäna 322, 323 huzzän 322 dar al-wudu 44 darfc 206, 207 dariba 206 277, 278 ifotfö 277, 278 rft# 278,279 rabad 33, 147, 148 rabd 148 rauda 31 ribät 32 rubd 148 rubud 148 zariba 339 zarüb 339 zanaqa 52, 199 zanlq 200 zanqa 199, 200, 201, 209 zäwiya 32, 33 zirb 339 ziqq 203 zinäq 200 zurüb 339 zuqäq 52, 202, 203 zuqq 203 säbät 5 3 , 5 4 , 5 5 , 6 7 , 7 9 , 1 1 8 sära 142 sath 292 sathi 292 sathiya 292 satih 292 säq 176 säqa 175

396

saqf 297 saqlf 297 saqifa 297 saqTfa 298 samä' 299 sauq 175 siyäq 175 siyäqa 175 sutaih 294 süq 36, 37, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 50, 58, 87, 175, 176, 184, 193 säqa 176 süql 176 sabaka 281 sablka 281 sariba 66 saqaf 304 samäs 270 samasa 270 samäsa 270 sams 269, 270 samsi 270 samsiya 270 sammäs 270 sammäslya 270 samTs 270 samisa 270 i i m ä j 270 Ä i t t 281 subka 281 suqäfa 304 sära 142 sahraga 231 sahrlg 230 sihrlg 230 suhärig 230 dabäb 251 dabäba 251 dabb 250 dabba 250 daraba 253 tabaq 169 täbaq 169, 171 täbäq 170 tabaqa 169 täbiq 169, 170, 171 tabiq 169 tabiqa 168 tämüra 164 'amada 259 amd 259 'amüd 260

'amud 260 'illiya 306 'illiyün 306 'imäd 259, 260 ulliya 306 'ulwl 306 'umda 260 garräf 305 garfa 305 giräf 305 gurf 305 gurfa 67, 305, 306 faisahä 264 fa's 266 fäs 266 fasaha 264 fasäha 264 fash 264 fasha 264 faslh 264 fasuha 264 find' 55, 56 fusha 264, 265 fushum 264 fusuh 264 funduq 42, 192, 195, 199 qabara 137 qabb 314, 317 qabba 314 qäbba 314 qabiba 314 qabr 137 qabw 314 qäs mäs 228 qasab 152 qasaba 152, 153, 157 qasara 158 qasb 152 qasr 34, 153, 157, 158, 159, 306 qasura 158 qassär 190 qantara 238 qantarl 238 qäwüs 228 qaisar 184, 185, 186 qaisarl 185 qaisarTya 185 qaisäriya 185 qaisariya 185 qaisäriya 185 qibb 314 qisära 190

qintär 238 qubba 314 qüs 228 qusära 159 qusb 152, 153 käsa 228 kausän 228 mä' 346 magran 340 mahzan 76, 322 mahzin 322, 323 madrasa 46 madma 29 marbid 147 märistän 46 masär 142 masära 142 masäq 175 masgid 221 masgid (al-)gämi' 37, 221 mastüh 292 masira 142 masrabTya 65, 66, 119, 120, 121, 271, 274, 275, 276, 280, 283, 284 masara 142 masära 142 maslr 142, 311 matmür 163 matmüra 75, 164 mamüdTya 259 maqbar 137 maqbara 31, 137 maqbira 137 maqbura 137 maqbüra 137 maqsüra 159 manä 133 manan 133 mamya 133 mibla' 243 migräz 336 misr 310,311 misri 311 misrTya 311 midä'a 44 mitmar 164 mitmär 164 migrafa 305 miqbara 137 miqbüra 137 muhtasib 31, 40, 48, 54, 60, 88, 90 musabbak 281

397

musmis 270 musallä 32 mutäbaqa 169 mutbaq 169 mutbiq 169 muqbüra 137 wakäla 185, 192 wudu 44

Marokkanisch-Arabisch barra 215 borri 215 balla 243 bollaa 243 bit-ar-räha 346 blt-d-häla 346 blt-sl-ma 346 bit l-ödo 346 tasbik 282 jämä' 223, 227 zämä' 223 zsbb 327 zubb 327 Aatya 257, 258 hnlya 320 hwiza 268 feäna 323, 326 hzäna 326 darft 208,209,211 dsffa 278 zsrräb 339 zanqa 200 särtj 231 sstwän 288 sqefa 298 sqaf-as-sma 299 sqsf-sma 299 .rari/ 231 sommäsTya 277 stäh 293, 295 ίίε/ία 295 jog 176 ώί)ί)« 251 171 tsbqa 171 garja 306 gorfa 306 fssha 265, 267, 269 fsndäq 193 fsndsq 193, 194, 198 qasrTya 189

398

qesäriya 186 qesäriya 186 qesäriya 186 qssba 154 qssreya 189 qsntra 239 qisäriya 186 qssr 159, 161 qobba 315, 316 qüs 229 qüsa 229 gssreya 189 gs9r 159 gobba 315 ksar 159 küsa 228, 229 madma 29 märistän 46, 47 matflya 327 masreya 311,312 mssreyya 311 mstmöra 165 msära 143 msäria 143 msärya 143, 144 mqäbar 137 mqsbra 137

Katalanisch agoc 177 afitcac 204 adarb 210 adarp 210, 213 adarv 210, 213 adufa 279, 281 ajub 328, 329, 330 alballö 247, 248 albellö 247, 248, 249 albellonada 247 albellonar 247 albellonatge 247 albeylö 247 alcagaba 155 alcäcer 160 alcäfer 160 alcaceria 187, 190 alcaeceria 187 alcäntara 240 alcäntera 240

alcapg 167 alcassaba 86, 155, 161 alcasser 86, 157, 160, 161, 162, 188 alcayceria 187 alchub 328, 329 alcoba 316 alcova 316, 322 alcuba 316 alduf 279 aldufa 279 alduffes 279 alfondec 194 alfondech 194 alfondega 193, 194 alfondeguer 197 alfindic 194, 197 alfondiguer 197 algip 328 algolfa 307, 308 algorfa 307, 308, 310 aliama 223 aljama 111, 223, 224, 225, 227 aljub 328, 330, 331, 332 aljuba 327 aljubar 331 aljup 328 almud 261 almünia 134 ambellö 247, 248 angorfa 307, 308 anjup 328, 329 anxup 328, 329 arbello 247 arcova 316 argolfa 307, 308 arjup 328, 329 arrabal 150 arraval 150 arreual 150 asgolfa 307, 308 assoc 177, 179 assucac 204 assucat 204 asucäch 204 atanor 229 atzucac 204, 205 aubello 247, 248 aujup 328, 329, 330 azucac 204 azucach 204 azuchach 204 balda 254, 255, 256

baldo 254 bario 216, 218 barri 151, 152, 216, 217, 218, 219, 220 barriada 218 barrio 216, 218 baula 254 burg 152 cdcer 160 ς afaregg 232 ς afarex 232 (affareig 232 gahareg 232, 233 cdsar 160 cdsser 160 caste!! 87, 163 cisterna 332 ςoc 177 focA 177 duana 198 fonda 199 fondec 194 fortalesa 163 golfa 128, 307, 308, 310 golfo 307, 310 hondega 194 jub 328 judaria 224 jueria 224 ladarp 210 lloba 255 magmorra 166 magatzem 324 masmorra 166 mazmorra 165 mercat 180, 182 moreria 224 ogiva 330 palau 163 ρΐαςα 180 rabal 150 rambla 102 raval 150 rebal 150 reual 150 reval 150 revall 150 safareig 232, 235, 236, 237, 332 safareix 232, 235 safaretger 236 safaretjada 236 safaretjaire 236 saffarex 232

399

safreig 232, 233 safretx 232, 233 soc 177 soc 177 soch 177 suburbi 152 tabac 170 tabic 287 tabich 287 tavega 165, 167, 171, 172, 173, 175, 195 teginat 345 terrat 297 valda 254 xafareig 232, 234 xup 328, 329 zucach 204

Portugiesisch agotea 294 flfoie/α 122, 294, 295, 296 agougada 180 agougagem 180 agougue 177, 179, 180 agougueiro 180 agougui 177 agouque 177 agouqui 177 adarue 210 aiforve 210,211,212 aduana 198 adufa 121, 279, 280 α ώ / e 279 ίζΛ/ο 279 ajimez 272, 275 alberca 334, 335 alcdgar 160 alcagaria 187, 188, 189, 190 alcaceba 155 alcdcer 86, 157, 160, 161, 162, 188, 191 alcäcere 160 alcaceria 187 alcdceva 154, 155, 156, 157 alcagoba 155 alcdgova 86, 154, 156, 157, 161, 162 alcdntara 239, 240, 242 alcdzar 160 alcdzeva 155 alcoba 316 alcova 316, 318, 322

400

alcoveto 318 alcoviteiro 318 aldaba 251 aldava 251 aldraba 251, 253, 259 aldraua 251 aldrava 251, 253, 254, 259 alfama 225 alfandaga 194 alfdndega 194, 196, 197, 198 alfandegagem 198 alfandegamento 198 alfandegar 198 alfandegdrio 198 alfandegueiro 198 alfandiga 194 alfeizar 266 algema 223 algeroz 337, 338, 339 algibe 328, 331 algiroz 337 algive 328, 331 alhandega 194 aliama 223 aljama 111, 223, 224, 225, 227 aljaroz 337, 338 aljeroz 337 aljuba 327 aljube 167, 328, 330, 331 aljubeiro 331 almacave 138, 140 almocäbar 138 almocävar 138 almocave 138, 140 almocdver 138 almocouar 138, 139 almocävar 138, 141 almoinha 135, 136 almoinheiro 136 almude 261 almüia 135 almuia 135 almuina 135 almuinha 135, 136 almuinheiro 136 almunha 135 almimia 135 almuya 135 aluerca 334 alvaneira 246 alvanel 246, 247 alvaneu 246

alvanhal 246 alverca 334, 335 arabalde 149 armazim 324 arrabal 149 arrabalde 149 arraual 149 arraualde 149 arrebalde 149 arrevalde 149 atabaque 170 atanor 229 aximez 272, 274, 275 azenhaga 201 azinaga 201, 202 azinhaga 200, 201, 202 azogue 177 azulejo 124 bairo 216 bairro 152, 216, 217, 219 barrio 216, 217 barro 216, 219 bayrro 216 burgo 152 ς afarege 232 caffarege 232 ςaguäo 289 caleira 338 castelo 163 chafaris 232, 234, 235 chafariz 232, 234, 235 chaffariz 232 cisterna 332 coiraga 59 (otea 294 (oteia 294 courafa 59 ('tea 294 enxovia 167 fortaleza 163 francos 93, 108 jami 223 judiaria 9 3 , 1 1 0 , 1 1 1 , 2 2 4 , 2 2 5 masmorra 165 matamorra 165, 166, 168 mazmora 165 mazmorra 165 mercado 179, 180, 182 mouraria 93, 110, 224, 225 ogiva 330 ραςο 163 prafa 179, 180

quintar 238 rabalde 149 ravalde 149 rebalde 149 rossio 100 saguäo 288, 289, 290, 291 saloio 117 sotea 294 soteia 122, 294 s 'teia 294 suburbano 152 suburbio 152 tabique 286 terrago 297 terrado 297 vestibule 291 xafariz 232, 234 xaguäo 289

Spanisch aberca 335 abojon 247 abonon 247 afaguan 288 *agaquefa 305 agaquifa 303, 304, 305 acequife 303, 304 afogue 92, 177 afotea 293, 294, 296 afutea 293 adaba 251 adarbe 210 adarrue 210 adarue 210 adarvar 212 adarve 9 4 , 9 6 , 2 1 0 , 2 1 1 , 2 1 2 , 2 1 3 , 2 1 4 adarvejo 212 adelga 258 aduana 198 adufe 279 agimez 271, 272 ajaquefa 304, 305 ajimenez TIA ajimez 119, 271, 276, 277, 280 ajimezado HA alacena 268, 324, 325, 326 alamud 261, 262 alamut 261 alania 320, 321

401

alazena 324 albalä 220 *alballä 244 *alballar 245 alballön 249 albanal 244, 246, 249 albanalero 244 albanar 244, 245 albannar 244, 245 albarä 220 albarrä 220 albellön 247, 249 alberca 334, 335, 336 alberque 335 alberquilla 336 albollön 247, 248, 249 albolon 247 alcagaba 155 alcägar 160 alcagaua 155 alcagava 155 alcacel 160 alcäcer 160, 188 alcaceria 186, 188 alcaeceria 186 alcaiceria 88, 89, 186, 188, 191 alcama 223, 224 alcäntara 239, 240, 242 alcantariella 239 alcantarilla 239, 240, 241, 242 alcantarillado 241 alcantarillar 241 alcantarillero 241 alcayceria 186 alcaycerya 186, 188 alcazaba 86, 155, 157, 161 alcäzar 86, 111, 157, 160, 161, 162, 188, 191 alcazava 155 alchama 223 alchantarella 239 alcoba 315, 317, 318, 322 alcobilla 317 alcoua 315 alcova 315 alcubilla 317 alcuja 229 alcuxa 229 aldaba 251, 252, 254, 259 aldabilla 253 aldaua 251 aldava 251

402

alfaja 268 alfama 225 alfania 320 alfazena 268, 324 alfeiza 265, 266, 267, 269 alfeizar 265, 266, 267, 269 alfeygar 265 alfeyzar 265 alfiz 267 alfondeca 194 alföndega 193, 194 alfondica 194 alßndiga 193, 194, 195 alfondigo 194 algib 328 algiba 330 algibe 328, 330 algibero 330 algiue 328 algiva 330 algive 328 algofra 307, 308 algolfa 307, 308 algollört 247 algorfa 307, 308, 309 algorfela 307 algorfiella 307 algorfllla 307 alhacena 324, 325 alhaja 268 alhamia 320 alhania 318, 320, 321, 322 alhanja 321 alhazena 268, 324 alhelca 257 alhelga 257, 258, 259, 268 alhöndiga 89, 116, 193, 194, 196, 197, 198 alhondigaje 197 alhondiguero 197 aliama 223 aljama 111, 223, 224, 225, 226, 227, 228 aljema 223 aljiba 330 aljibe 328, 330, 331 aljibero 330 aljiva 330 aljive 328 aljuba 327 allihania 320 almacäbar 138 almacabra 138, 139, 141 almacen 324

almaceria 312, 313 almagrea 312, 313 almazara 146 almazria 312 almocäber 138, 141 almofara 146 almocävar 138 almocobar 138 almojaba 271, 275, 282, 283 almona 134 almonia 134 almotacen 90, 91 almoxaba 282 almoxava 282 almozara 146 almufara 146 almud 261, 262 almujaba 282 almuna 134, 135 almuna 134 almunia 113, 134 almunna 134, 135 almuxaba 282 almuzara 144, 146, 147 alondiga 193 alraual 149 altaba 252 aluanal 244 aluanar 244 aluerca 334 alvanal 244 ahanar 244 ahard 220 alverca 334, 335 alxama 223 amberca 335 andar de zocos en colodros 183 arabal 149 arabalde 150 araval 149 arbanal 244, 245, 246 arbellon 247 arbollon 247, 248, 249 arcazaba 154 argarfa 307 argollon 247 argorfa 307, 308 arguillon 247 arguUon 247 arimez 262, 263 arrabal 149, 218 arrabalde 150

arrabalillo 218 arraual 149 asaquifa 303 atajea 341, 342, 343, 344 atajia 341, 343 atanor 229 atarjea 341, 343, 345 atarxea 341, 342, 344 ataxea 341, 342 ataxia 341 *ataxrea 342 atejia 341 axaquefa 304, 305 aximenez 274 aximez 271, 274, 275 azaguan 288, 290 azaquefa 303 azaquifa 303, 304, 305 azoche 177 azogue 177, 178, 179, 182, 183, 184 azoguejo 178 azotea 122, 293 azulejo 124 azuqueca 181 azutea 293 bario 215 barriada 220 barrio 80, 152, 215, 217, 218, 219, 220, 221 barryo 215 baticambra 350 baticanbra 350 beltame 347, 348 berca 335 *betalmi 347, 348, 350 *betalmel 348 betalmez 347, 348 be tame 347, 348 betamel 283, 347, 348 beticambra 350 burgo 80, 152 gafariche 232 ςafaris 232, 234 gaguän 289, 291 canal 242 caniarilla 239, 241 faquifami 299, 301 ςaquifa 303 casisami 300 castillo 163 cazimi 300 cepo 327

403

chafariz 232,234,236 cisterna 236, 332 cistierna 332 cloaca 243, 245 foca 182 foco 182, 183, 184 coracha 59 corral 96, 97 corredera 146 coso 146 cuja 229 emberca 335 falca 258 fonda 199 fondaca 196 fortaleza 163 francos 93, 108 fundaco 43, 196 fundago 196 halhania 320 helga 257, 258, 259 helgado 259 helgadura 259 jaraiz 237 jemesia 276, 277 juderia 9 4 , 1 1 0 , 1 1 1 , 1 4 9 , 2 2 4 lacena 128 macabes 141 macabrillas 141 macabro 138 masmorra 165 mazmora 165 mazmorra 165, 167 mercado 179, 180, 182, 183 mijara 345 moreria 110, 224 muna 134 ojiva 330 palacio 163 plaza 146, 179, 180, 183 plaza mayor 99, 100, 101 puebla 109 quintal 238 rabal 150 rabalde 150 rambla 102

404

raual 150 raval 150 ravalde 150 safareche 232, 236 safariz 232, 234 saquisami 300 suburbano 152 suburbio 152 tabaque 170 tabicar 284 tab icon 284 tabique 173, 174, 284, 285, 286, 287 tabiqueria 284 tabiquero 284 tabuco 173, 174, 175 taibique 284, 285 tajea 341, 342, 343 tarjea 341 taxbique 284 tela 146 terrado 297 terraza 297 tesbique 284, 286 texbique 284 uarrio 215 varrio 215 vestibule 291 xafarice 232, 236 xafariz 232, 234 xahariz 237 xarafiz 2il xarahiz 237 xarayz 237 *xemesia 277 zafareche 232, 234, 236 zafariche 232, 234, 236 zagudn 123, 124, 288, 289, 290, 291 zaguanete 290 zaquifami 300 zaquifa 303 zaquizami 300 zoca 182, 183 zoco 182, 183, 184 zueco 183 zukeka 181