Sprachliche Beziehungen zwischen Niederdeutschem Altland und Neuland im Bereich der Mittleren Elbe [Reprint 2021 ed.] 9783112482865, 9783112482858


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German Pages 118 [68] Year 1959

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Sprachliche Beziehungen zwischen Niederdeutschem Altland und Neuland im Bereich der Mittleren Elbe [Reprint 2021 ed.]
 9783112482865, 9783112482858

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BERICHTE ÜBER DIE VERHANDLUNGEN DER SÄCHSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU LEIPZIG Philologisch-historische Bd. 103 • Heft

Klasse 4

KARL BISCH OFF

SPRACHLICHE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN NIEDERDEUTSCHEM ALTLAND UND NEULAND IM BEREICH DER MITTLEREN ELBE Mit

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Abbildungen

A K A D E M I E - V E R L A G 19 5 8



B E R L I N

Vorgelegt in der Sitzung vom 7. Mai 1956 Manuskript eingeliefert am 16. Mai 1957 Druckfertig erklärt am 25. Januar 1958

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, Mohrenstraße 39 Lizenz-Nr. 202 • 100/374/58 • Mdl der DDR Nr. 3531 Satz und Druck der Buchdruckerei F.Mitzlaft KG., Rudolstadt/Thür. V/14/7 (227) Bestell- und Verlagsnummer 2026/103/4 Preis: DM 3,60 Frinted in Germany

Die Ostgrenze des alten niederdeutschen Stammesgebietes war eine Rückzugslinie, sie war wesentlich durch das Vorrücken der Slawen in ehemaliges elbgermanisches Gebiet entstanden. Da die Deutschen im Mittelalter im allgemeinen a n den slawischen Ortsnamen dieser Gegenden keinen Anstoß genommene und die allermeisten nicht durch germanisch-deutsche ersetzt, sondern als Lehnnamen in ihren Sprachbesitz eingeschmolzen haben, geben sie uns heute noch, wenn auch nicht die Ostgrenze des Altniederdeutschen, die weiter östlich lag, so doch die einstige Westgrenze der slawischen Sprache. Sie verlief ungefähr a n der obersten Ilmenau, an Ohre, Elbe und Saale. Vereinzelt wird der Oberlauf der Ohre von solchen Ortsname i überschritten, sie greifen auch im Barbyer Saalewinkel über die Elbe und über die Saale vor allem südlich der Wipp6r. Da gibt es dann gemischtnamige Striche, wo recht alte germanischdeutsche Namentypen neben slawisch-deutschen stehen. Zwischen Wipper und Saale beispielsweise, auf einem schmalen, 10 k m breiten Saum des linken Saaleufers finden sich Osmarsleben, Wirschieben, Aisleben, Belleben, Fr eckleben, Sandersleben, Gorsleben', Aderstedt, Schackstedt, Gerbstedt, Beesenstedt, Dederstedt, Fienstedt; Pfeiffhausen, Neehausen und dazwischen Plötzkau, Gnölbzig, Zellewitz, Ihlewitz, Zickeritz, Zabitz, Lochwitz, Cioschwitz, Gödewitz, Elbitz, Schochwitz. Das Durcheinander von deutschen und ursprünglich slawischen Ortsnamen auf der anderen, der östlichen Elbe- und Saaleseite ist jünger. Was an Germanischem dort vorhanden Die nachfolgenden Ausführungen geben einen Vortrag wieder, der zuerst 1955 in Güttingen und Münster gehalten wurde.

1*

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K A R L BISCHOFF

gewesen ist, wird im großen und ganzen überlagert worden sein. So erklärt sich am wahrscheinlichsten der harte Abbruch der heutigen -/eien-Ortsnamenlandschaft südlich der Ohremündung an Elbe und Saale. Immerhin haben sich aus vorslawischer Zeit einige germanische Flußnamen wie Milde, die erst Jahrhunderte später Mulde genannt wurde, oder Havel erhalten. Da die späteren deutschen Siedler die noch vorhandene slawische Bevölkerung nicht vernichtet oder ausgesiedelt haben, sondern Deutsche und Wenden nebeneinander wohnten und die Wenden im Laufe der Zeit die deutsche Sprache übernahmen, war die Möglichkeit gegeben, daß Elbslawisches und Sorbisches in die deutschen Mundarten kam und sich dort hielt. Dadurch konnten die Dialekte des Neulandes einen Einschlag bekommen, der den altländischen abgeht. Groß ist der freilich nicht gewesen. Weil sich unmittelbar an der altländisch-altmärkisch-hannoverschen Grenze das Wendentum am längsten gehalten hat, ist er dort, am Westrand, größer als weiter östlich. Das sog. hannoversche Wendland zeigt noch mehr Reste, aber sie sind auch da erheblich zurückgegangen1. Man muß in den lebenden Mundarten an der mittleren Elbe schon sorgfältig und angestrengt suchen, um so viel Beispiele zusammenzubringen, daß ihre Summe auf der Karte diesen slawischen Einschlag in der großen Fläche wenigstens andeutend sichtbar macht. Ein einwandfreies, sich über die ganze in Frage kommende Landschaft erstreckendes Wort keime ich überhaupt nicht. I n diesem Zusammenhang muß natürlich von solchen Lehnwörtern abgesehen werden, die sich später mit dem Obersächsisch-Mitteldeutschen bis in den Bereich der mittleren Elbe vorgeschoben haben. Abb. 1 zeigt das Vorkommen zweier Fischnamen, die aus dem Slawischen stammen: Ükelei (kasch., poln. ukleja) und Plötze (kasch. flocicä). Daß gerade Bezeichnungen für Fische Vgl. Ernst W . Selmer, Sprachstudien im Lüneburger Wendland. Kristiania 1918. — Ders., Zur Mundart des Lüneburger Wendlandes. Nd. Jb. 50 (1924), l f f .

Beziehungen zwischen niederdeutschem Alt- und Neuland

Abb. 1.

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K a r l Bischoff

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v o n den W e n d e n ü b e r n o m m e n sind, h ä n g t d a m i t

zusammen,

d a ß diese in z i e m l i c h e m U m f a n g der Fischerei oblagen1.

Die

beiden Wörter fehlen weiter westlich i m Altland, sind

aber

i m Brandenburgischen

dem

und an

14. J a h r h u n d e r t b e z e u g t 2 .

Moch

der m i t t l e r e n E l b e

seit

'Moos', d a s die A b b . 1 weiter

verzeichnet, ist nur südlich v o n Magdeburg u n d nur v o n Elbe und Saale bekannt.

I m vergangenen

g a b e s i n B u k o u n d Z i e k o i m K r . Z e r b s t Mochwiesen, 1

östlich

Jahrhundert die Amts-

) I m Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (hrsg. v. Joh. Schultze, Berlin 1940. S. 374) heißt ea über Colbu prope Tangermunde: Ibi non sunt mansi, sed slavi ibidem morantur et nutriunt se de piscatura. — Wenn die Bewohner der sog. Kietze auch nicht bloß von der Fischerei lebten, so betrieben sie sie doch in großem Umfang; von Schollene a. d. Havel heißt es 1796: „Die Kietzer, eine Klasse hiesiger Einwohner, leben von der Fischerei". Leonhardi, Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie. IV, 60. — 1546 heißt es: so auch der pristäbell und die kyizer ymandt jrembds uff den Wassern ergriffen, der unrecht fischet. . . . Lasch, Berlinisch. Berlin o. J . S. 161, Anm. 2. Der hier erwähnte Pristabel 'Wasservogt' f ü h r t einen slawischen Namen und wird bereits 1375 im Landbuch der Mark Brandenburg erwähnt: Damelang magna sunt 20 mansi, solvit quilibet 2% solidos et 2 pullos et 15 ova et 1 solidum pristavel (S. 216). 2 ) 1353 wird Ühelei in Zerbst als Beiname gebraucht: Ylze, uxor Ukeleys. Zerbster Schb. Mitt. d. Ver. f. Anh. Gesch. u. A. 8, 433. -— Die Dessauer und Wörlitzer Amtsregister aus der Mitte des 16. Jhs. erwähnen uclcelei und uckleygarn. Die anhalt. Land- u. Amtsreg. des 16. Jhs. Hrsg. von R . Specht. Bd. 1. Magdeburg 1935, S. 25 f., Bd. 2, 1938, S. 259. — Bei Gabriel Rollenhagen, Amantes amentes. Magdeburg 1609 findet sich: Ick freie ock leiver hecht als vkeley (nach der 4. Aufl. von 1614). Der Plötzensee b. Berlin heißt nach der Plötze. Vgl. dar thu Scholen ok dy genante vischere hebben den Plotczensehe, den sy mögen thyn vnde visghen so vake, alze en des lustet 1436 R a t von Berlin und Köln, CDB I 11, S. 96. — Ukelei und Plötze bezeichnen häufig vorkommende, geringwertige Fische. Vgl. J . Chr. Bekmann, Hist. Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg I . Berlin 1751, S. 576: „Die Plötzen sein die gemeinste Fische in der Mark, und fast in allen Seen und Flüssen, sie sein groß oder klein häufig anzutreffen, werden auch daher in wohlfeilem preiß als andere ahrten von Fischen überall verkauft: wannenhero auch der gemeine Mann bei den Ausländem in den vorigen zeiten gelegenheit genommen, den Märkern davon einen sonderlichen beinamen zu geben, weil sie in solcher menge vorhanden, daß sie auch zu zeiten so gar unter den waschhölzern finden lassen."

Beziehungen zwischen niederdeutschem Alt- und Neuland

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register von Dessau und Lippehne aus dem 16. Jahrhundert verzeichnen bei Sollnitz die Mochenstucke1. Südlich des Anhaltisehen ist es bezeugt in der Gegend von Bitterfeld, in Düben, Delitzsch, Würzen, Torgau; im eigentlichen Obersächsischen scheint es dagegen zu fehlen 2 . Da sich das Wort aber auch in einem kleinen mecklenburgischen Bezirk als Much nachweisen läßt 3 , wird man es an der mittleren Elbe zu den slawischen Restwörtern rechnen dürfen. Die anhaltischen Landregister führen 1547—49 für Reppichau ein gemeine, heizt die Mochaw an, auf der Sollnitzer Mark lag ein Wiesenland, die Mochaw4. Sprachlich entspricht dem der altmärkische Ortsname Mechau (1268 Mechowe). Der Name kommt auch in der Ostprignitz (Mechow), im Lüneburgischen (wü. Mcchowe 1326) und anderwärts vor 6 ). Vielleicht werden hier alte slawische Mundartunterschiede a n der mittleren Elbe entsprechend kaschub. mäch und nsorb. mech und moch sichtbar. Wie selten auch in der Altmark dergleichen Restwörter geworden sind, mag der Ausdruck Maleiichen f ü r die Himbeere zeigen (zu aslaw. malica). Eine in den dreißiger Jahren veranstaltete Umfrage erfaßte ihn nur noch ein einziges Mal. Im Lautlichen haben sich in den nordwestaltmärkischen Mundarten wohl auch ein paar slawische Spuren erhalten. Man wird das dicke 1 und die 1-Vokalisation im Hansjochenwinkel wahrscheinlich dazu rechnen, müssen: Hot 'Holz', Schmät 1

Anhaltisehe Landregister, a. a. 0 . 1 , 89. O. Kieser, Aus dem Volksmund der Heimat. Mitt. d. Ver. f. Heimatkde der Kreise Bitterfeld u. Delitzsch 16 (1940), 25. — Bruns, Völkswörter der Provinz Sachsen (Ostteil). 2. Aufl. Halle 1916. S. 47. — Müller-Fraureuth, Wörterbuch der obersächsischen und erzgebirgischen Mundarten. II. Leipzig 1914. S. 248. — Auch auf dem Fläming kommt Moch vor, vgl. K. Werner, Der Fläming. Coswig 1932. S. 83. 3 Hermann Teuchert, Die mecklenburgische Sprachlandschaft. In: Mecklenburg. Hrsg. von E. Schulz. Rostock 1938. S. 163. 4 Die anhaltischen Landregister, a. a. 0 . 1 , 124. 89. 5 Beinhold Trautmann, Die elb- und ostseeslavischen Ortsnamen. II. Berlin 1949. S. 49. 2

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K&BL Bisoho FF

'Schmalz', Müaworm < Mülworm 'Maulwurf', Schaua 'Schule', Oa 'Aal', Boddervauga < B ottervogel 'Schmetterling', Schäwo ON 'Schadewohl', staion 'stehlen', ferner das fehlende u n d dann wieder fälschlich gesetzte anlautende h- wie in öch 'hoch', Us f ü r Hüs 'Haus'. Der Deutsche Sprachatlas (vgl. Abb. 2) läßt ein kleines Gebiet mit Söt 'Salz' aus der So#-Umgebung klar heraustreten, u n d das och i m Wendland stellt sich zu den ocA-Streubelegen im Spreewald. E s m u ß aber b e t o n t werden, daß es f ü r das unfeste h- in anderen Bereichen a n der mittleren Elbe noch eine niederländische u n d eine altniederdeutsche Grundlage gibt, daß m a n es also nicht überall als slawisches Relikt ansprechen darf 1 . Auch bei den einen älteren, erstarrten Sprachzustand wiedergebenden Flurnamen findet sich offenbar kein Fall, daß sich ein N a m e in einiger Dichte über die ganze in Frage kommende Fläche lagert. D A N N E I L h a t vor hundert J a h r e n ihrer noch eine ganze Menge, vor allem wieder in der Westaltmark, zusammentragen können 2 , die auch die Separationsakten u n d -karten festhalten. Die Flurbezeichnung Zileitsch, Zileisk, Zileitz(en), Siedeleitz, Zigeleiz, Sileidsche Stücke, Sileitzen u. ä. f a n d sich nur westlich von Milde-Biese-Aland (Abb. 3). Als Bedeutung des Wortes wird f ü r das Lüneburgische angegeben 'Kohlgarten', 'Ackerland', 'das bessere Land, worauf Weizen, Bohnen, weißer Kohl usw. gebaut wird, im Gegensatz zum Sandland' 3 ; es wird zu aslaw. selo 'fundus', seliUe 'habitatio', tschech. sedlo 'pagus', nsorb. sedlo 'Sitz', sedlisco 'Ansiedlung', osorb. sedli&co, 'frühere Siedlung, D o r f s t ä t t e ' , usw. gestellt 4 . Das zweite Beispiel auf der Abb. 3 Sagelafken, Salajten, Solajken u. ä. ist auf ein noch kleineres Gebiet in der westlichen Altmark beschränkt. I h r Südosten u n d das Jerichowsche bleiben 1

Vgl. K. Bischoff, Elbostfälische Studien. Halle 1954. S. 141 ff. 13. Jb. des altmärk. Yer. (1863). 3 Selmer, Zur Mundart des Lüneburger Wendlandes, a. a. O. 20 f. 4 Alexander Brückner, Die slawischen Ansiedlungen in der Altmark und im Magdeburgischen. Leipzig 1879. S. 81. Trautmann, a. a. O. 2, 72. 2

Beziehungen zwisshen niederdeutschem Alt- und Neuland

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Abb. 3.

Beziehungen zwischen niederdeutschem Alt- und Neuland

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in beiden Fällen völlig frei. Das ist auch für andere Beispiele kennzeichnend. Die Zahl der altmärkischen Orte, in denen überhaupt Flurnamen slawischer Herkunft vorkommen, ist östlich der Linie Aland—Biese—Milde viel geringer als westlich davon 1 . B A T H E hat im Jerichowschen derartige Flurnamen nur ganz im Norden des Landes und längs der Havel festgestellt 2 . Das zu poln. nsorb. lug 'sumpfiger, morastiger Boden, sumpfiges Wiesenland' gehörige Luch '(sumpfige) Niederung', das als geographischer Begriff und durch Fontane bekannter geworden ist, h a t sich in Streuvorkommen auf größerer Fläche gehalten. Die alte Westgrenze überschreitet es nicht (Abb. 3). Das Durch- und Nebeneinander von Wendisch und Deutsch, das diesen Resten vorausgeht, gehört nun nicht überall erst dem hohen Mittelalter an. Die Altmark ist schon in altniederdeutscher Zeit kein rein wendisches Sprachgebiet mehr gewesen. Der urkundliche Befund und die chronikalische Überlieferung sprechen recht eindeutig für ein frühes, lange vor dem Einsetzen der Ostsiedlung des 12. Jahrhunderts liegendes Dasein von Deutschen. Die Fränkischen Annalen erwähnen zum Jahre 822 lacum qui vocatur Arnsso, den heutigen Arendsee3. W I D U K I N D VON C O R V E Y berichtet ein Menschenalter nach dem Ereignis von einem Überfall der Redarier auf Wallislevu4. T H I E T M A R VON M E R S E B U R G erwähnt bald nach 1000 den Tod des 978 gestorbenen Grafen Brun von Harneburg, d. i. Arneburg a. d. Elbe 5 , der dort ein Kloster gestiftet hatte, das zuerst in einer päpstlichen Urkunde von 981/83 genannt ist. Unter seinen in ihr angeführten Besitzungen sind solche in locis slauonice clenobie, teutonice seuerouuinkil nuncu1

P. L. B. Kupka, Die Altslawen in der Nord-, d. h. der späteren Altmark. Sachsen u. Anhalt 12 (1936), 31 ff. 2 Max Bathe, Die Herkunft der Siedler in den Landen Jerichow, erschlossen aus der Laut-, Wort- und Flurnamen-Geographie. Halle 1932. S. 115 f. und .Karte XXIV. 3 MGH. SS. I, 208 f. 4 Widukind, Sächsische Geschichten I, 36. 5 Thietmar von Merseburg, Chronik III, 8.

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patis1. Wenn hier eine Örtlichkeit mit einem slawischen und einem deutschen Namen angeführt wird und der deutsche, wohl 'Käferwinkel' bedeutend, nicht einfach Übersetzung des mit tschech.klen, poln.klon 'Ahorn' zusammenhängenden slawischen ist, so ist daraus mit ziemlicher Sicherheit auf das Vorhandensein deutscher Bewohner neben slawischen zu schließen, und die müssen dann Sachsen gewesen sein, in deren Sprache k sibiliert werden konnte. Klosterbesitz wird in der gleichen Urkunde noch in Thormarcon erwähnt. Man möchte den Namen zu den altmärkischen Ortsnamen auf -mark stellen, wie Bismark, Königsmark, Petersmark, Wendemark, Krusemark. In Calbe a. d. Milde ist 983 das Laurentius-Nonnenkloster von V

den Abodriten verwüstet worden. I n der Oda comitissa, regia Stirpe orta, die in einer über das Kloster verfügenden Halberstädter Bischofsurkunde von 1121 als Gründerin genannt wird, ist nach 11. H O L T Z M A N N wohl die Gemahlin des Sachsenherzogs Liudolf, die 913 gestorbene Großmutter König Heinrichs I. zu sehen 2 . Wenn die Ende des 9. oder Anfang des 10. Jahrhunderts in der Mitte der Altmark ein Nonnenkloster gründete, so darf man mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit annehmen, daß das Land damals deutsch war und daß in der Zeit dort Ruhe herrschte. Der gut unterrichtete H E L M O L D V O N B O S A U weiß noch im 12. Jahrhundert, daß zur Zeit der Ottonen in den altmärkischen Elbniederungen Sachsen Dämme gebaut hatten 3 . Über dies frühe Deutschtum ist der Slawenaufstand von 983 hinweggegangen. Daß er es gänzlich vernichtet hätte, ist wenig wahrscheinlich; und wenn es geschehen wäre, dann hätten deutsche Siedler sehr bald wieder deutsche Sprache in die Altmark getragen, die dann auch noch vor der Mitte des 12. Jahrhunderts gekommen sein müßten. T H I E T M A R V O N M E R S E B U R G 1

CDB I, 6, S. 184. UB. Hochstift Halberstadt 1, 151. — Robert Holtzmann, Das LaurentiusKloster zu Calbe. Sachsen u. Anhalt 6 (1930), 177 ff. 1 Helmold, Chronik der Slaven I, 6, 89. 2

Beziehungen zwischen niederdeutschem Alt- und Neuland

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nennt das Flüßchen Tongeraden heutigen Tanger, der 'flinkes, hurtiges Wasser' bedeutet. Zum J a h r e 1000 erwähnt er Tongeremuthi 'Tangermünde'. 1007 wird das später wüst gewordene Mildanhouede an der Quelle der Milde genannt 2 , mit dem ein weiterer deutscher Flußname und eine deutsche Quellenbezeichnung bezeugt sind. 1022 schenkte Bischof Bernwart von Hildesheim Steinedal 'Stendal' und Eilerdesdorp 'Elversdorf' dem Hildesheimer Michaelskloster 3 , er h a t t e Besitz in Latondorp in pago Osterwalde (Lagendorf und Osterwohle b. Salzwedel). I m 11. Jahrhundert ist in Gardeleue 'Gardelegen' das Kloster Corvey begütert 4 . Als Bischof Reinhard von Halberstadt 1121 über das Nonnenkloster zu Calbe a. d. M. zugunsten des neuen Augustiner-Chorherrenstifts in Schöningen verfügt, werden an altmärkischen Orten mit deutschen Namen genannt Ballinge 'Bellingen', Svardelese 'Schwarzlosen', Bindorp 'Sandbeiendorf', Eslestede 'Estedt', Akendorp iuxta Gardeleve 'Ackendorf', Schirinbiche 'Schernebeck' \ 1112 nennt eine Halberstädter Bischofsurkunde über Besitz des Klosters Osterwieck-Hamersleben Humenvett 'Umfelde', Varendorb 'Fahrendorf', Langenbesci 'Hohenlangenbeck', Di Storp 'Diesdorf', Ristedi 'Riestedt', Butenstiedi 'Hohenböddenstedt', Winesbutli 'wü. Wunsbüttel', Watencoten 'Waddekath', Durindorb 'Dahrendorf', Annundorb 'Anndorf', Villincstiedi 'Winkelstedt' 6 . Bei der Dürftigkeit der altmärkischen frühen Überlieferung lassen diese Erwähnungen den 1

Chronik III, 19. E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch 11,2 (3. Aufl.), 291 mit Verweis auf CDB, aber ohne nähere Angabe. Edw. Schröder, Deutsche Namenkunde. Göttingen 1938, S. 311 mit Hinweis auf CDB, Namenreg. II, 381, wo aber der betr. Beleg nicht zu finden ist. E. Schwarz, Die Ortsnamen der Sudetenländer als Geschichtsquelle. München u. Berlin 1931, S. 39 (ohne Quellenangabe). Die Nachweise bei W. Zahn, Die Wüstungen der Altmark (1909) stammen erst aus späterer Zeit. 3 CDB I, 15, S. 2. 4 CDB I, 17, S. 426. 5 ÜB. Höchst. Halberstadt 1, 151. 6 Ebd. 1, 136 Or. 2

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Schluß auf einen gar nicht so geringen Gesamtbestand deutsch benannter Orte und damit deutscher Siedlung in der Altmark zu. Weitere Auskunft geben uns die Ortsnamen selber. I m Gegensatz zu den o steibischen Gegenden und auch zu dem Gebiet östlich der unteren Saale h a t die Altmark noch einen verhältnismäßig starken Anteil an frühen deutschen Ortsnamentypen des Altlandes. Bis auf ein wüst gewordenes unmittelbar an der Elbe gelegenes K er Steele im Jerichowschen 1 und bis auf Mahlstedt im Kr. Zerbst, die beide aus dem Westen übertragen sein sollen 2 , fehlt die Endung -stedt östlich der Elbe 3 , ist aber in der Altmark mit Böddenstedt, Dahrenstedt, Drebenstedt, Eichstedt, Grabenstedt, Lockstedt, Nähr stedt, Quer stedt, Ristedt, Schorstedt, Winkelstedt, Wistedt, wü. Burchstede, wü. Dornstedt u. a. verhältnismäßig häufig vertreten (Abb. 4)4. Südlich der Ohre gibt es zahlreiche Ortsnamen auf -stedt, sogar F i e s e l sieht sie f ü r relativ alt an, er glaubt sie „mit einiger Sicherheit der anglischwarnischen Ausdehnung nach Süden und besonders dem Ausbau nach der Zerstörung des Thüringerreiches 531 zuweisen zu müssen" 5 . Aus dem Magdeburgisch-Halberstädtischen geht der Ortsnamentyp an der unteren Ohre in die Altmark hinein. Im altmärkischen Nordwesten scheint er mit dem Lüneburgischen in Verbindung zu stehen. Daß die Namen dort nicht erst dem 1 Gustav Reischel, Wüstungskunde der Kreise Jerichow I und Jerichow I I . Magdeburg 1930. S. 85. 2 Gustav Reischel, Die Besiedlung der beiden Kreise Jerichow. Sachsen u. Anhalt 7 (1931), 22 und Max Bathe, Lichterve'.de — Lichterfelde. Wiss. Z. d . Univ. Rostock, Gesellschafts- u. sprachwiss. Reihe 4 (¡954/55), 119. 8 Über sonstiges -stedt (und -ingm) im weiteren Osten s. F. Curschmann, Die deutschen Ortsnamen im nordostdeutschen Kolonialgebiet. S t u t t g a r t 1910. S. 180 f. 4 Für die Abb. 4 und 7 wurden benutzt Karte 58/59 „Ortsnamen" des „Geschichtlichen Handatlas' Niedersachsens", hrsg. von Georg Schnath. Berlin 1939 und Karte 9 „Die Ortsnamen der ältesten Gruppen" von J . Wütscbke des „Mitteldeutschen Heimatatlas'", hrsg. von Otto Schlüter. Magdeburg o. J . Hinsichtlich der Wi'stungen werden sie nicht ganz vollständig sein. 5 Ludolf Fiesel, Ortsnamenforschung und frühmittelalterliche Siedlung in Niedersachsen. Halle 1934. S. 19.

Abb. 4

Beziehungen zwischen niederdeutschem Alt- und Neuland

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späten Mittelalter angehören, zeigt ihre urkundliche Bezeugung bald nach 1100: Butenstiedi und Ristedi 1112, Villincstiedi und Eslestede 1121. Seitdem 10. Jahrhundert h a t -stede aufgehört, namenbildend zu wirken, sowohl in England wie auf dem Festland 1 , Ostholstein kennt es im Gegensatz zu Westholstein nicht mehr. Wenn man, wie bei den vereinzelt östlich der Elbe vorkommenden Namen auf -stedt auch in der Altmark mit fertig aus dem Altland übertragenen Namen rechnen muß, so wird man die g a n z e Gruppe nicht so erklären können. Dann aber m u ß es sich um eine deutsche Namengebung einer Zeit handeln, da die Endung noch fruchtbar war. Die Verbindung mit dem östlichen Ostfälischen und dem Nordniedersächsischen liegt auf der Hand. Auf den beiden Landbrücken, die im Nordwesten und a n der unteren Ohre vom Altland in die Altmark hineinführten — zwischen beiden lagen die Drömling-Sümpfe — griffen auch die Bistümer Halberstadt und Verden in sie hinein. An Milde und Biese stießen sie aneinander (Abb. 5). Wahrscheinlich darf man annehmen, daß die Bistümer auch die i ' Auszugsräume f ü r die Neusiedler waren 2 . Ein Vergleich der Bistums-Karte mit der -stedt-Karte macht das augenscheinlich. Östlich der unteren Saale könnte ein 952 als Brehstedi erwähntes heutiges Brachstedt 3 noch der Zeit der lebendigen Endung -stedi entstammen 4 . Echte Ortsnamen auf -leben gibt es auf der rechten Elbseite nicht (Abb. 6). Neuwartensleben im Elbhavelwinkel ist sprachlicher Tochterort eines altländisch-magdeburgischen Bartens1

Fiesel, a. a. 0 . 1 9 . —- Adolf Bach, Deutsche Namenkunde. Bd. II, Die deutschen Ortsnamen 2, 346. 2 Das Gebiet des Magdeburger Erzbistums ist im 10. Jahrhundert erst aus dem Halberstädter Bistum herausgelöst worden. — Abb. 5 nach G. Wentz. im Md. Heimatatlas 14. 3 D. O. I. 152. Or. 4 Das heutige Köchstedt bei Dessau ist erst 1706 als Vorwerk angelegt und hat seinen Namen von einer Wüstung übernommen (Rockstedt, eine wüste dovfmarckt Anhaltische Landregister a. a. O. 1, 122). Dies wüstgeworder,e Dorf wird nach dem Köchstedt am Hakel (Cokstedi 941) genannt sein.

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leben, das das altmärkische Adelsgeschlecht der Bartensieben vermittelt haben wird. Die beiden Zipkeleben bei Burg und bei Magdeburg sind slawischen Ursprungs und erst nachträglich

angeglichen 1 . Rodleben bei Roßlau wird wieder übertragen sein. Ob das 1159 zuerst als {Heinricus fresbyterde) Pazlove erwähnte heutige Paschleben östlich der unteren Saale 2 einen wendischen und den deutschen -leve-Orten nur angeglichenen Namen trägt oder germanischer oder deutscher Herkunft ist, ist nicht ge1 2

Reischel, Wüstungskunde, a. a. 0 . 248—253. Urk. Erzb. Wichmann von 1159. Or. ÜB. Erzst. Magdeb. 1, 297.

Beziehungen zwischen niederdeutschem Alt- und Neuland

Abb. 6.

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ICABII B i s o H o r r

klärt. Grimschleben östlich Nienburg wird 979 mit zwei Namen angeführt: Grimerslevo theotonice, sclavonice Budizco1. Deutleben nördlich Halle (1288 Dudeleue) ist wieder aus dem Altland übernommen2. Gegenüber diesen nicht einmal sicheren Spuren der Ortsramenendung -leve fälllt ihre Häufigkeit in der Altmark wieder auf: Altmersleben, Dolsleben, Erxleben, Farsleben, Grobleben, Hillersleben, Jeggeleben, Rathsleben, Rittleben, Ritzleben, Trippleben, Trippigleben, Walsleben, dazu Gardelegen (1053/71 Gardeleue, 1121 Gardeleve) und die Wüstungen Bitzleben, Hermsleben, Nikieben. Wenn auch einige als ursprünglich slawisch und dem Typ nur nachträglich angeglichen auszuscheiden sind 3 , so bleiben doch noch genügend wirkliche -leben-Namen übrig. Ihr Alter ist umstritten. F I E S E L ist geneigt, sie für erheblich jünger als die große Masse der südohreschen anzusehen4. B A T H E stellt sie als „ursprünglich" hin 5 . In einigen Fällen wird man wieder mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit annehmen dürfen, daß die Namen fertig in die Altmark übertragen sind. Walsleben bei Osterburg könnte zu Welsleben bei Schönebeck a. d. Elbe (937 Waldisleuo) gehören, Erxleben bei Osterburg (1238 Irkesleve) zu Erxleben bei Haldensleben oder zu einem der beiden wüsten Erxleben bei Derenburg und Aschersleben oder CDA 1, 65. Zum Vergleich bieten sich vor allem an Teutleben nordöstl. Buttelstedt (alt Tuteleibo), Töttieben nördl. Erfurt (alt Tutelieba). G. Reisehel, Die Wüstungen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt. Sachsen u. Anhalt 2 (1926), 239 Anm. 62. 3 Bathsleben will Trautmann, a . a . O . 1 , 4 7 f. aus altem *}lado&lciv herleiten; Altmersleben führt er auf ein slaw. *Meroslav zurück, wobei dann aber das zugehörige Neumersleben oder Mersieben fehlt. Bei Schmölau bei Salzwedel, das im Landbuch von 1375 als Smölove und in Diesdorfer Klosterurkunden 1423 als Smoleve erscheint, ist die Angleichung versucht worden, hat sich aber nicht durchgesetzt. 1

2

4

Fiesel, Ortsnamenforschung, a. a. O. 20.

Max Bathe, Die Ortsnamen auf -leben sprachlich. Forschungen u. Fortschritte 27 (1953), 51. 6

Beziehungen zwischen nieder.leutschem Alt- und Neuland

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zu Irxlcben unweit Magdeburg 1 , Rathslcbcn bei Osterburg (1319 Ratzlewe Cop., 1375 Rasleue, 1406 Radeloue) zu Radislebcn bei Ballenstedt ( 1 1 7 8 Rothesleve, später Radesleve). W I D U K I N D VON CORVEY erwähnt im 1 0 . Jahrhundert das altmärkische Wallislevu zum Jahre 929; liegt bei dem Namen Übertragung vor, so müßte die noch vorher aus dem Ostfälischen erfolgt sein. Da die Endung -leben im 10. Jahrhundert östlich der unteren Saale nicht mehr zur Neubenennung von Orten benutzt wurde, also damals nicht mehr lebendig war, müßten altmärkische N e u g r ü n d u n g e n auf -leben auch schon älter sein. Ausgang wäre hier wie dort die weite, aber scharf umgrenzte -leben Namenlandschaft südlich der Ohre. Von da aus haben Siedler die fertigen Namen oder die noch lebenskräftige Endung in die Altmark mitgenommen. Die auf dem Nordufer der Ohre liegenden Hillersleben (bei THIETMAR Hilleslevo) und Farsleben nördl. von Wolmirstedt (1197 Vardesleue) und das wüste Hermesleue (1364) zwischen Colbitz und Lindhorst führen gleichsam als Schrittsteine vom südohreschen -leben-Gebiet ins altmärkische hinüber. Dieser Südrordweg über die Ohre ist immer wieder begangen worden. Als Albrecht der Bär 1134 die Altmark auf dem Tag zu Halberstaplt erhielt, hieß sie noch Nordmark. Der Name kann nur aus einer südlichen, ostostfälischen Sicht heraus gegeben worden sein. Vom Süden kamen die Markgrafen aus den Häusern Haldensleben, Walbeck und Ballenstedt. Albrechts des Bären Schwager Werner von Veltheim, nach dem nördlich von Osterwieck liegenden Veltheim benannt, erscheint in der Altmark als Werner von Osterburg. Aus dem Ostfälischen stammten u. a. die Kröcher, Alvensleben, Bartensieben, Vinzelberg. Auch bei der Ortsnamenendung -ingen springt der Gegensatz zwischen der Altmark und dem Land östlich der Elbe und der 1

Auf Übertragung weist ziemlich deutlich hin Arxleuen dat man ok numet Mokem 1362 bei Langer, Die altmärkischen Ortsnamen auf -ingen und -leben. Progr. Zeitz 1898. S. 18.

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unteren Saale in die Augen (Abb. 7). Das Jerichowsche h a t nur ein Grüningen (1420 Gruningen), das obendrein zusammen mit einem brandenburgischen Gräningen den Eindruck der fertigen Übertragung macht 1 ; im Köthenschen liegt Zehringen2. Die Altmark aber wartet auf u. a. mit Badingen, Bellingen, Bertingen, Ellingen, Gethlingen, Groningen, Henningen, Letzlingen, Lüffingen, Moringen, Neulingen, Peulingen, Recklingen, Späningen, Ünglingen, Zethlingen und den wüsten Meiling, Schwing, Süppling. Wie man auch zum unterschiedlichen Alter der ingenNamen des benachbarten Altlandes stehen mag 3 , so wird man doch sagen dürfen, daß die altmärkischen im Zusammenhang mit diesen entstanden sind. Daß das noch vor der Ankunft der Niederländer geschehen ist, geht daraus hervor, daß sie auch im weiteren Osten fehlen und zum andern, daß wenigstens einer, Ballinge 'Bellingen', schon 1121 genannt ist. An fertige Übertragung aus den Niederlanden wird in großem Ausmaß nicht zu denken sein. B A T H E , der in dieser Hinsicht recht weitherzig ist, hat dafür nur das wüste Schuring in der Wische in Anspruch genommen 4 . Aus dem Ostfälischen stammt sicherlich Süppling; es kehrt als Süpplingen bei Haldensleben und bei Königslutter wieder. Auf eine enge Verbindung der Altmark mit dem westlich benachbarten Altland weisen noch eine Reihe anderer Ortsnamenendungen. Salzwedel (1112 Saltwidele) ist östlichster Ausläufer eines im ganzen nördlich einer Linie Hannover — Drömling liegenden, sich bis nach Schleswig-Holstein hinziehenden, westwärts die Weser nicht überschreitenden Ortsnamengruppe 1

Reischel, D i e Besiedlung der beiden Kreise Jerichow, a. a. O. 2 ] .

2

Erst u m 1370 als Zeringe

erwähnt C D A 5, Anh. 17.

3

Fiesel, Ortsnamenforschung, a. a. 0 . 21. — Bach, Namenkunde, a. a. O. 2, 2 S. 315 ff. 4 Bathe, Lichtervelde Langer, a. a. 0 . 9.



Lichterfelde,

a. a. 0 . 119,

und

vorher

schon

Abb. 7.

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mit dem. Grundwort -wedel T u r t ' 1 . H a r t a n der altmärkischen Westgrenze, aber schon auf hannoverschem Boden, liegen Schafwedel und Wiswedel. Mit dem heute wüsten, 1112 urkundlich erwähnten Winesbutli bei Diesdorf h a t die Altmark gerade noch Anteil a n der geschlossenen Gruppe der niederdeutschen -büttel-Orte, die von der Eider bis Wolfenbüttel, von der H u n t e bis zur Ilmenau reichen 2 . Borstel im Kr. Stendal ist östlichster, abgesprengter Ausläufer eines größeren Gebietes mit Ortsnamen auf -borstel, das sich östlich der Weser südwärts bis etwa Hameln - Hildesheim - Braunschweig erstreckt 3 . Erst spät •ind die altmärkischen Namen auf -heim bezeugt, Stöckheim (1357 Stocken), Ahlum (1515 Ahn, 1536 Alem), Hanum (1315 Hanem), Arnim (1334 Amern), Dahlen (1236 G. v. Dalhem). Man wird in ihnen Ableger der ostfälischen Gruppe, deren Alter umstritten ist 4 , sehen dürfen. Zumeist bieten sich westliche Namen als Ausgang a n : Dahlen weist auf Dahlum a. Elm (1106/09 Dalehem) oder auf Salz-Dahlum nördl. Wolfenbüttel (888 Dalhem), Ahlum auf Ahlum bei Wolfenbüttel (1093 Adenhem), bei Stöckheim wären eine ganze Reihe gleichlautender niederdeutscher Ortsnamen zu vergleichen, vor allem das dicht an der Grenze gelegene Stöcken, hinter Arnim könnte man wü. Arnheim in Schaumburg-Lippe (1180 Arnheim, 1311 Amern) sehen. Ganz im altmärkischen Nordwesten, im Kr. Salzwedel, gibt es eine ziemlich geschlossene Gruppe von Ortsnamen auf -sen: Bornsen, Dankensen, Hilmsen, Höddelsen, Lüdelsen, Peckensen, Wüllmersen. Hinter den Endungen kann ursprüngliches 1

Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens. Hrsg. von Georg Schnath. Berlin 1939. Karte 58 f. Ortsnamen. —• Edward Schröder, Frankfurt und Salzwedel. In: Deutsche Namenkunde. Göttingen 1938. S. 252 ff. 2 Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, a. a. O., Karte 58 f. 3 Ludolf Fiesel, Die Borstel südlich der Niederelbe. Ns. Jb. f. Landesgeschichte 26 (1954), 1 ff. 4 Bach, Namenkunde, a. a. O. 2, 2, 329. — H. H. Kretschmann, Die - heim - Orte und i' re Bedeutung für die Siedlungsgeschichte des Landes östlich der oberen und mittleren Weser. Hamburg 1938.

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-heim (Hilmsen: 1361 Hildesen, Hildensum, 13 75 Hildesheim) oder -husen (Peckensen: 1161 Pychenusen) stehen, es können sicli aber auch ursprünglich fremde Namen angeschlossen haben, wie Tylsen (956 Tulci) oder Engersen (1238 Engerbu). Man wird sie von den benachbarten lüneburgischen Namen auf -sen, wie Bahnsen, Bohlsen, Erpensen, Hansen, Röhrsen, Stadensen, Veerssen, nicht trennen können. Mit den letzten Gruppen von Ortsnamen soll nun gar nicht eine sehr frühe deutsche Siedlung in der Altmark erwiesen werden. Auch wenn sich in ihnen erst hochmittelalterliche Nämenmoden auswirken sollten, ist ihr Zeugniswert f ü r unsere Frage groß genug, weil sie den engen Zusammenhang der Altmark mit der altländischen westlichen Nachbarschaft deutlich erweisen. Der ergibt sich auch f ü r eine frühe Zeit aus der Verbreitung des sächsischen Bauernhauses. Vor einem halben Jahrhundert konnte es P E S S L E R in Resten, in Umbauten oder in voller Erhaltung noch bis zur Milde und Biese feststellen (vgl. Abb. 8) 1 . Man wird mit einiger Sicherheit annehmen dürfen, daß es in die Westaltmark nicht bloß auf dem Wege kultureller Übertragung gelangt ist, sondern daß es sächsische Siedler mitgebracht haben, von denen es die sich eindeutschenden Slawen übernahmen. Sollte sich die Milde - Biese-Linie als alte Hausgrenze erweisen lassen, dann würde sie die an der gleichen Stelle liegende Grenze zwischen den Bistümern Verden und Halberstadt als Besiedlungsgrenze verstärken. Auch östlich der unteren Saale hat es schon vor den Niederländern deutsche Siedlungen gegeben. Seit dem 10. Jahrhundert sind deutsche Ortsnamen urkundlich bezeugt, in der Mehrzahl solche mit der damaligen Modeendung -thorp, z. B. Zuchliandörp 945, Drogobulesthorp 951, Biendorf 974, Amoconthorp 979, Prebereslhorp 983, Bodendorp 995, Hizzekendorp 1125, Burchar1 Willi Peßler, Das altsächsische Bauernhaus in seiner geographischen Verbreitung. Braunschweig 1906.

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Abb. 8.

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destorp, Cornbeche 1145, aber auch Brehstedi 952. Nördlich der Fuhne, die mit ihrem deutschen Namen Fona zuerst 945 zu belegen ist, füllen sie nur die westliche Hälfte des Raumes zwischen Saale und Mulde aus. Nach der Mulde zu fehlen sie. Nicht alleBestimmungswörter gehören demgermanisch-deutschen Personennamenbestand an; die slawischen aber sprechen in der Verbindung mit dem deutschen -thorp von einer Siedlung unter deutschem Vorzeichen mit ,,slavischen aktiven und angesehenen Elementen", die sich den neuen Verhältnissen angepaßt hatten 1 . Zur deutschen Schicht gehörte das Geschlecht der Repgows, dem Eike, der Sachsenspiegier, angehörte. E s muß schon vor 1150 hier ansässig geworden sein2. Eike h a t sich als bewußter Sachse gefühlt. Nicht so deutlich wird eine frühe deutsche Siedlung östlich der Elbe, doch dürfte an ihr nicht zu zweifeln sein. 1164 wird eine wüste Popendhorpstide bei Magdeburg Kolonisten übertragen 3 . Da muß ein älteres Popendhorp vorausgehen. Vor 1117 h a t Honhavele bestanden; es ist mindestens nicht eindeutig niederländisch. Gleichzeitig wird Ileborch erwähnt. 1139 werden dem wiederaufgebauten Leitzkau aus fünf Dörfern Besitz und Einkünfte übertragen, von denen Ladeburch und Niendorp deutsche Namen haben 4 . Urkundlich ist bezeugt, daß vor 1142, vielleicht schon vor 1119, coloni theutonici vom Nikolaistift in Magdeburg in drei ehemals von Slawen bewohnten Dörfern angesiedelt sind 5 . I n einem der Orte, in Unstaden, will B A T H E ein aus dem niederländischen Westen übertragenes Hoogstaden sehen 6 ; die coloni theutonici wären dann frühe Niederländer, die dem Aufruf von 1108 gefolgt sein müßten. Vom Ortsnamen allein aus ist der Beweis aber nicht überzeugend zu führen. 1 2 3 1 5 5

Trautmann, a. a. 0 . 1 , 1 8 1 . Bischoff, Elbostfälische Studien, a. a. 0 . 1 2 . ÜB. Erzst. Magdeb. 1, 310. CDB I, 10, S. 70. Bischoff, Elbostfälische Studien, a. a. O. 35. Bathe, Lichteryelde — Lichtorfeide, a. a. 0 . 105.

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Mrji darf doch wohl annehmen, daß auch das linkselbische magdeburgische und halberstädtische Land und der Harz landhungrige Bevölkerung hatten, die gern über die Elbe ging. Die Zeit der großen Rodungen, der Ortsnamen auf -rode, der umfangreichen Binnensiedlung, war vorüber. Wenn sich nun eine Möglichkeit bot, neues Land jenseits der Elbe zu erwerben, weshalb sollten die nicht auch die Anrainer ausgenutzt haben? Ein paar Ortsnamen geben uns zudem sichere Hinweise dafür, daß ostfälische Bauern tatsächlich den Weg über die Elbe gegangen sind. Wodenswege, später Godenswege, nordwestl. Magdeburg kehrt als Wodenswege und Godenswege in Mecklenburg wieder; Schwanebeck bei Beizig wird mit Schwanebeck im Halberstädtischen zusammenzubringen sein, Börnicke und Velten im brandenburgischen Glin mit den vorharzischen Börnecke und VeltheimBornum im Kr. Zerbst (1213 Bornem) könnte mit einem der beiden braunschweigischen Bornum (Bornem 1274; Bornem 1166) in Verbindung zu bringen sein. I n der in Siedlungsfragen so schweigsamen Überlieferung sind das wichtige Hinweise. Freilich sind sie nicht zeitlich festzulegen, aber unwahrscheinlich ist es nicht, daß gerade am Aniang der Neusiedlung Bauern aus der Nachbarschaft herangezogen wurden. Von der Altmark bis zur Saale h a t es demnach mindestens seit dem 10. Jahrhundert deutsche Siedlung östlich der alten Slawengrenze gegeben. Und damit war dort deutsche Sprache vorhanden. I n der Altmark sind beide am eindeutigsten, umfangreichsten und am frühesten greifbar. Die Sprache des sächsischen Altlandes weitete ihren Geltungsbereich nach Osten hin aus. Ganz gleich, ob das Sächsische über die alte Grenze hinüb erflutete bzw. -sickerte oder ob vor ihr entstehende Horste an sie heranwuchsen, die N a h t h ä t t e mit der Zeit immer mehr verwischt werden können. E s konnte sich ein sächsisches Vorfeld bilden, dessen Sprache zwar mit der Zeit einzelne slawi1

Heinrich Harmjanz, Frühaskanische Landnahme im brandenburgisehen Havellar.d. Berlin 1942. S. 32 ff.

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sehe Einflüsse aufweisen würde, die doch aber eben ein Sächsisch war. Die N i e d e r l ä n d e r haben dafür gesorgt, daß das nicht geschehen ist. Sie haben in der Zone der alten Sprachgrenze eine neue Mundartgrenze geschaffen, a n der sich Altland und Neuland nun doch wieder sehr deutlich gegeneinander abgrenzen sollten. Der schon genannte Aufruf der Bischöfe der Magdeburger Erzdiözese von 1108 wird wohl nicht ganz ohne Erfolg geblieben sein; in den Ortsnamen haben wir vielleicht ganz schwache Anzeichen dafür. Dann aber haben die Bemühungen Albrechts des Bären, über die H E L M O L D VON BOSAU ziemlich ausführlich berichtet, und die Wichmanns von Magdeburg seit der Mitte des 12. Jahrhunderts Niederländer in beträchtlicher Zahl an die mittlere Elbe geholt. Sie kamen in ein Land, in dem es nicht bloß eine slawische Restbevölkerung gab, sondern in dem auch schon deutsche Siedler saßen. Eine Mundart aus dem äußersten Westen des deutschen Sprachgebietes wurde vor seine Ostgrenze verpflanzt und mußte sich da mit dem Niedersächsischen des Neulandes auseinandersetzen. Die umfangreiche sprachliche Hinterlassenschaft dieser Niederländer h a t T E U C H E R T aufgearbeitet 1 . Die Niederländer sind nicht aus einer einheitlichen Lautund Wortlandschaft an die mittlere Elbe und nach Brandenburg gekommen. Wir können im Osten Unterschiede wahrnehmen, die schon aus der alten Heimat mitgebracht sein müssen. Sie haben der Mundart der Altmark und der der ostelbischen Landschaften manchmal verschiedene Tönungen gegeben. Das brabantische kurzvokalische Fenn findet sich als Flurn a m e östlich der Elbe reeht häufig, in der, Altmark dagegen ist es bedeutend seltener. Dafür gibt es hier ein langvokalisches Fähn, das aus Holland stammt 2 . I m größten Teil der Altmark heißt das Glied einer eisernen Kette Scha(l)m, östlich der Elbe 1 Hermann Teuchert, Die Sprachreste der niederländischen Siedlungen des 12. Jahrhunderts. Neumünster 1944. —• K. Bischoff, Elbostfälische Studien a. a. 0.1—48. 2 Max Bathe im Mitteldeutschen Heimatatlas Karte 23 II A.

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fehlt es, man sagt dort Schake1. Aber beide Ausdrücke sind erst von Niederländern ins Land gebracht. Die wenigen erhaltenen Siedlungsurkunden erlauben die Annahme, daß die Niederländer sozusagen ortspunktweise in die Landschaft hineingesetzt wurden; sie haben sie nicht in breitem Strom überflutet. Östlich der Elbe scheinen sie dichter gesessen zu haben als in der Altmark, und in der Ostaltmark waren sie wieder viel zahlreicher als in ihrer Westhälfte. B A T H E h a t jüngst im Neuland eine Fülle von niederländischen Ortsnamen wiederfinden wollen 2 , in der Altmark liegen sie vor allem in der Nähe der Elbe. Auf ein Niedersächsisch mit einem Westostgefälle legte sich ein Niederländisch mit einem Ostwestgefälle. Das mußte die alte Zweiteilung der Altmark vertiefen, ihr Westteil wurde stärker niedersächsisch, ihr Ostteil stärker niederländisch. Die fortdauernde Bindung ihrer Westhälfte an die niedersächsische Nachbarschaft mußte ihren niedersächsischen Sprachcharakter sichern. Späte Ortsnamen, die das verdeutlichen, wurden schon genannt. Der geistliche Verkehr zwischen diesen Teilen der Altmark und Verden t a t das seine. Während die Städte der Ostaltmark ganz oder teilweise dem Bereich des Magdeburger Rechtes angehörten, traf das für den Nordwesten, für Salzwedel, nicht zu. Eine Reihe von Bestimmungen seines Stadtrechtes sind mit solchen aus Lüneburg zusammenzustellen 3 . D a s ist nicht weiter verwunderlich, wenn die Ansicht zu Recht besteht, daß die deutsche Siedjung Salzwedel von Lüneburg aus gegründet sei, „um den großen Handelszug zu decken, auf dem von altersher das Lüneburger Salz nach Osten transportiert wurde" 4 . Salzwedeler Recht h a t t e Gr. Apenburg; es war in 1

K. Bischoff, Zur Westgrenze der niederfränkischen Wörter Ostdeutschlands. Z. f. Mdaf. 14 (1938). Karte 4. 2 Bathe, Lichtervelde — Lichterfelde, a. a. 0 . 3 Gottfried Wentz, Das alte Recht der Stadt Salzwedel. In: Salzwedel,

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Abb. 10.

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K A R L BISCHOFF

I m Westen gilt Ütze, Ütsche, dem sich nach Osten hin Lork anschließt. Beide sind sächsischer Herkunft. Auch südlich der Ohre, im ostfälischen Altland, liegen sie nebeneinander. Das mittel- und ostaltmärkische sich ins Jerichowsche hinüberziehende Padde ist niederländischen Ursprungs und von dem bodenständigen Padde im Yorharzland zu trennen. Östlich der Elbe finden sich noch niederländische Muggel, Erdsche-, Exe-, Prignitzsches Eckschemuggel und Erdsche-, Eckschemugge. Hucksch h a t sich im Nordjerichowschen mit Muggel zu Huggel gekreuzt. I n der Nordostaltmark begegnet vereinzelt Losk(e), das slawischer Rest sein wird 1 , dann aber vor allem Lork, Erdschelork. Lork kommt nun auch jenseits der Elbe im Jerichowschen vor. Hier wie dort kann es nur niedersächsischer Herk u n f t sein und zeugt dann von ostfälischer Siedlung. Das Wort steckt offenbar auch in der ostelbischen, vereinzelt auch ostaltmärkischen Bezeichnung Parlauke, Pillauke, Pierlake, Pierlorke 'Regenwurm'. Am deutlichsten zeigt Pierlorke die Kreuzung des niederländischen mit dem ostfälischen Worte. Pier ist eigentlich der Regenwurm. Daß ihn auch das ostfälische Lozk, das zunächst Kröte bedeutete, bezeichnen konnte, wird damit zusammenhängen, daß im Mittelalter das Wortfeld Kröte/Frosch im Neuland durch die Niederländer und die Ostfalen und z. T. auch durch die Slawen so reich besetzt war, daß einzelne seiner Ausdrücke mehr an den R a n d gedrängt und mit ihnen dann auch kröten- und froschähnliche Tiere b egriffen werden konnten. Von der K r ö t e oder dem Frosch zum Regenwurm ist f ü r naturwissenschaftliches Denken und Erfassen zwar ein ungangbarer Weg, aber im Hinblick etwa auf Unke, das im Deutschen Schlange, Eidechse und K r ö t e benennen kann, wird man ihn volksmäßiger, anders gruppierender Sicht zutrauen. Das ursprünglich ostfälische Lork(e) 'Regenwurm' muß neben niederländischem Pier gestanden und sich 1 Vgl. in Hennig von Jessens Wortverzeichnis Kröte: LoseiJca bei Paul Rost, Die Sprachreste der Draväno-Polaben im Hannoverschen. Leipzig 1907. S. 130.

Beziehungen zwischen niederdeutschem Alt- u n d Neu 1 and

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