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German Pages 242 [244] Year 1952
MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR A U S L Ä N D I S C H E S UND I N T E R N A T I O N A L E S P R I V A T R E C H T
Die deutsche Rechtsprechung auf dem Gebiete des internationalen Privatrechts in den Jahren 1 9 4 5 - 1 9 4 9 Im Institut bearbeitet von
A. N. MAKAROV
Sonderveröffentlichung AUSLÄNDISCHES
der Zeitschrift
und INTERNATIONALES
für PRIVATRECHT
19 5 2
WALTER DE G R U Y T E R & CO. BERLIN
J. C. B. M O H R (PAUL S I E B E C K ) TÜBINGEN
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Alle Rechte vorbehalten Printed in Germany Druck: Budidruckerei Eugen Göbel, Tübingen
Mit dieser Sonderveröffentlichung setzt das Institut die Reihe seiner Berichte über die deutsche Rechtsprechung auf dem Gebiete des internationalen Privatrechts in den Jahren 1926—1934 fort. Die Lücke von 1935—1944 hofft das Institut später auszufüllen: f ü r einige Jahrgänge liegen die Manuskripte vor, f ü r andere sind sie im Kriege verloren gegangen und müssen neu geschrieben werden. Seit 1945 hat sich neben der internationalrechtlichen eine umfangreiche Rechtsprechung auf dem Gebiete des interzonalen Privatrechts entwickelt. Das Institut hat die Absicht, auch diese Entscheidungen in Sonderheften seiner Zeitschrift zu veröffentlichen. Das Institut dankt allen Einsendern von Entscheidungen und ist auch in Zukunft für die Zusendung nicht veröffentlichter Urteile und Beschlüsse dankbar. Tübingen, im März 1952 Hans Dölle
VORWORT
Der vorliegende Bericht umfaßt wie die früheren zum großen Teil unveröffentlichte Entscheidungen. Er gibt wiederum nur den Text der Urteile und Beschlüsse wieder, ohne sie kritisch zu würdigen. Nur in den Fällen, in welchen das Gericht sich auf eine falsche Rechtsquelle berufen hat, ist darauf jetzt in einer Fußnote hingewiesen, und offensichtlich irrige Leitsätze sind mit einem „sie" versehen. Die veröffentlichten Entscheidungen der ersten fünf Nachkriegsjahre spiegeln, wie anders nicht zu erwarten war, die besonderen Verhältnisse dieser Jahre wider: die Abgeschnittenheit von der Außenwelt hat dazu geführt, daß die international gelagerten Rechtsfälle sich auf bestimmte Rechtsgebiete konzentriert haben, die vor allem durch die rechtlichen Auswirkungen der in den Jahren 1938—1945 erfolgten deutschen Gebietseingliederungen einerseits und durch die Anwesenheit ehem. Kriegsgefangener und ausländischer Flüchtlinge andererseits an Bedeutung gewonnen haben. Der Bearbeiter möchte den Herren stud. jur. Ulrich Drobnig
und Ge-
richtsreferendar Franz Gamillscheg, die ihn bei seiner Arbeit tatkräftig unterstützt haben, auch an dieser Stelle seinen besonderen Dank aussprechen. A. N. Makarov
Zitierweise: IPRspr. 1945—1949 Nr.
Inhalt I. Allgemeine Lehren. Nr. 1—4 1. Notwendigkeit der Feststellung des anzuwendenden Rechts . . . 2. Ermittlung und Revisibilität ausländischer Vorschriften. Nr. 1 . 3. Rück- und Weiterverweisung 4. Statutenwechsel 5. Qualifikation 6. Nichtanwendung ausländischen Rechts wegen Verstoßes gegen die guten Sitten oder den Zweck eines deutschen Gesetzes Nr. 2 - 4
1
7. Nichtbeachtung ausländischer tischen Charakters
9
Bestimmungen
wirtschaftspoli-
II. Personen- und Gesellschaftsrecht. Nr. 5—7
9
III. Form der Rechtsgeschäfte
15
IV. Obligationenrecht
15
IV a. Handels- und wirtschaftsrechtliche Ergänzungen. Nr. 8—10 . . .
15
1. Allgemeines. Nr. 8
15
2. Versicherungsrecht
16
3. Transportrecht
16
4. Seerecht und Binnenschiffahrtsrecht. Nr. 9—10
16
IV b. Bäckerstattungsrecht. Nr. 11—12 V. Sachenrecht. Nr. 13 VI. Familienrecht. Nr. 14—31
21 24 25
1. Ehe. Nr. 14—21
25
2. Verwandtschaft. Nr. 22—31
39
3. Vormundschaft
56
4. Jugendrecht
56
VII. Erbrecht VIII. Patent-, Gebrauchsmuster- und Urheberrecht IX. Warenzeichenrecht X. Unlauterer Wettbewerb
56 56 56 56
Inhalt
VIII XI. Währung XII. Zivilprozeßrecht. Nr. 32—91
56 56
1. Rechtsstellung vor Ausländern vor deutschen Gerichten. Nr. 32-45 Armenrecht. Nr. 32—36 (S. 56). — Sicherheitsleistung f ü r Prozeßkosten. Nr. 37—43 (S. 61). — Schutzverordnung vom 4. 12. 1943. Nr. 44 (S. 68). — Unterwerfung der Angehörigen der VN unter die deutsche Gerichtsbarkeit. Nr. 45 (S. 69)
56
2. Zuständigkeit deutscher und ausländischer Gerichte. Nr. 46—79 . Der Zeitpunkt der Zuständigkeit (Perpetuatio fori) Nr. 46 (S. 70). — Ehescheidung Deutscher und Staatenloser. Nr. 47—51 (S. 72). — Scheidung einer Ehe österreichischer Staatsangehöriger. Nr. 52—62 (S. 80). (Die deutschen Gerichte sind f ü r die Scheidung einer Ehe österreichischer Staatsangehöriger nicht zuständig. Nr. 52—56 [S. 80] ; Die deutschen Gerichte sind f ü r die Scheidung einer Ehe österreichischer Staatsangehöriger zuständig Nr. 57 bis 62 [S. 89]). — Scheidung einer Ehe niederländischer Staatsangehöriger. Nr. 63 (S. 99). — Scheidung einer Ehe polnischer Staatsangehöriger. Nr. 64—67 (S. 100). — Scheidung einer E h e bulgarischer Staatsangehöriger. Nr. 68 (S. 106). — Scheidung einer Ehe sowjetischer Staatsangehöriger. Nr. 69 (S. 108). — Scheidung einer E h e griechischer Staatsangehöriger. Nr. 70 (S. 109). — Scheidung einer Ehe der Angehörigen der baltischen Staaten. Nr. 71 bis 75 (S. 110). — Scheidung einer Ehe ungarischer Staatsangehöriger. Nr. 76 (S. 116). — Volljährigkeitserklärung. Nr. 77 (S. 117). — Feststellung der Legitimation. Nr. 78—79 (S. 119).
70
3. Ausländische Staatshoheit
123
4. Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Gerichtsentscheidungen. Nr. 80—82
123
5. Anerkennung eines ausländischen Verfahrens
128
6. Rechtshilfe. Nr. 83—91
128
XIII. Freiwillige Gerichtsbarkeit, Notariats- und Urkundenwesen . . . .
146
XIV. Konkursrecht
146
XV. Staatsangehörigkeit. Nr. 92—116 Ausbürgerungen in der Zeit 1933—1945. Nr. 92 (S. 146). — Anwendung des Erlasses vom 19.5. 1943. Nr. 93—94 (S. 149). — österreichische Staatsangehörige. Nr. 95—100 (S. 152). — Sudetendeutsche. Nr. 101—103 (S. 171). — Danziger Staatsangehörige. Nr. 104 (S. 178). — Volksdeutsche. Nr. 105—108 (S. 179). — Angehörige der baltischen Staaten. Nr. 109—115 (S. 185). — Polnisch© Staatsangehörige. Nr. 116 (S. 197).
146
XVI. Fremdenrecht. NT. 117—118
199
Gesetzesverzeichnis
204
Verzeichnis der Staatsverträge
212
Verzeichnis der Gerichtsentscheidungen
213
Sachverzeichnis
220
ABKÜRZUNGEN
Amtsgericht Amtsblatt Änderungsgesetz Antragsgegner Antragsteller Antragsteller Amt f ü r Vermögenskontrolle und Wiedergutmachung Das bayerische Standesamt, München Bayerisches Oberstes Landesgericht Entscheidungen des Bayerischen Obersten gerichts in Zivilsachen Befreiungsregister Beklagter Beschluß
Landes-
Bundesgesetzblatt (Österreich) Code Civil Deutsche Verwaltung Deutsches Recht Deutsche Rechtsprechung Deutsche Rechtszeitschrift Der deutsche Rechtspfleger Durchführungsverordnung Einführungsgesetz zum Ehegesetz Entscheidung Erlaß
Handelsgesetzbuch
Gesetzessammlung Gesetz- und Verordnungsblatt Hannoversche Rechtspflege hanseatisch Höchstrichterliche Entscheidungen, Sammlung von Entscheidungen der Oberlandesgerichte und Obersten Gerichte in Zivilsachen Höchstrichterliche Rechtsprechung inländisch Justizblatt Justizministerialblatt Jurisdiktionsnorm (Österreich) Journal Officiel (Frankreich) Juristische Rundschau Justizverwaltungsblatt
Abkürzungen
X J\V JWG Jur.Blätter JustizBl
= = = =
Juristische Wochenschrift Jugendwohlfahrtsgesetz Juristische Blätter (Wien) Justizblatt
KG Kl KR KRG
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Kammergericht Kläger Kontrollrat Kontrollratsgesetz
LG
=
Landgericht
MDR MRB1 MRG
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Monatsschrift f ü r deutsches Recht Amtsblatt der Militärregierung Militärregierungsgesetz
NdsRpfl NJ NJW NJW/A RzW
= = = =
Niedersächsische Rechtspflege Neue Justiz Neue Juristische Wochenschrift Ausgabe A der Neuen Juristischen Wochenschrift: Rechtsprechung zur Wiedergutmachung
öffentlVerw OGHBrZ OGHZ
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OLG OLGR
= =
OVG
=
öffentliche Verwaltung Oberster Gerichtshof f ü r die Britische Zone Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs f ü r die Britische Zone in Zivilsachen Oberlandesgericht Rechtsprechung der Oberlandesgerichte auf dem Gebiet des Zivilrechts Oberverwaltungsgericht
PStG R RabelsZ
= = =
RBG RB1WB REG RegBl Rev. RG, RGE, RGZ
= = = = = =
RGBl RGR RK RMG RückerstG RÜG RuStAG
= = = = = = =
Personenstandsgesetz ReichsZeitschrift f ü r ausländisches und internationales Privatrecht Reichsbürgergesetz Regierungsblatt der Regierung Württemberg-Baden Rückerstattungsgesetz Regierungsblatt Revision Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen, Amtliche Sammlung Reichsgesetzblatt Kommentar der Reichsgerichtsräte zum BGB, 9. Aufl. Restitutionskammer Rechtsmittelgesetz Rückerstattungsgesetz Rechtsüberleitungsgesetz (Österreich) Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz
SaarlRStZ SchlHA SJZ Slg StAG st.Rspr. StGBl StPO StÜG
= = = = = = = = =
Saarländische Rechts- und Steuerzeitschrift Schleswig-Holsteinische Anzeigen Süddeutsche Juristenzeitung Sammlung Staatsangehörigkeitsgesetz ständige Rechtsprechung Staatsgesetzblatt (Österreich) Strafprozeßordnung Staatsangehörigkeits-Uberleitungsgesetz (Österreich)
Thür.
Thüringen
Abkürzungen Urt. VersVerschG VN vo VÜG WarnRspr WeimV Wi WK WO ZJA ZJBlBrZ ZGB ZostR ZS
=
— = =
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XI
Urteil VersicherungsVerschollenheitsgesetz Vereinte Nationen Verordnung Verfassungs-Uberleitungsgesetz
(Österreich)
Warneyers Rechtsprechung des Reichsgerichts auf dem Gebiete des Zivilrechts Weimarer Reichsverfassung vom 11.8. 1919 Wiedergutmachung Wiedergutmachungskammer Wiedergutmachungsorgane Zentraljustizamt Zentraljustizblatt für die Britische Zone Zivilgesetzbuch Zeitschrift für osteuropäisches Recht, Neue Folge Zivilsenat
I. ALLGEMEINE LEHREN 1. Notwendigkeit der Feststellung des anzuwendenden Rechts 2. Ermittlung und Revisibilität ausländischer Vorschriften 1. § 293 ZPO findet auf das Verfahren der freiw. Gerichtsbarkeit keine entsprechende Anwendung. Muß ausländisches Recht angewandt werden, so hat der Richter der freiw. Gerichtsbarkeit die ausl. Rechtsnormen selbst zu ermitteln. Es ist daher auch unzulässig, von dem antragstellenden Ehemann den Nachweis zu verlangen, daß zu der von ihm getroffenen Verfügung über ein Grundstück nach seinem Heimatrecht die Zustimmung seiner Ehefrau nicht erforderlich sei. LG Saarbrücken, Beschl. v. 20. 10. 1949 — 5 T 225/49: SaarlRuStZ 2 (1950) 96. 3. Rück- und Weiterverweisung Siehe Nr. 22
4. Statutenwechsel Siehe Nr. 5, 6
5. Qualifikation Siehe Nr. 19
6. Nichtanwendung ausländischen Rechts w e g e n Verstoßes gegen die guten Sitten oder den Zweck eines deutschen Gesetzes Siehe auch Nr. 5, 13, 23, 29, 60, 81, 82, 99, 100, 114
Tschechoslowakei 2. Eine Beschlagnahme allen den Deutschen in der gehörenden Gutes würde gegen das Völkerrecht und die Gebote der Menschlichkeit verstoßen und als gröblicher Verstoß gegen die guten Sitten und den deutschen ordre public zu betrachten sein. Die Gültigkeit tschechoslowakischer Gesetze über die Enteignung „Sudetendeutscher" kann daher von den deutschen Gerichten nicht anerkannt werden. — EGBGB Art. 30. LG Kassel, Urteil v. 20. 7. 1948 — I S 114/48: NJW 1 (1947/48) 628; RabelsZ 15 (1949) 138 mit Anm. von Beitzke; im Auszug: DRsp I (180) 9 f. Dem Urteil lag folgender Tatbestand zugrunde: Der Kl., ein gebürtiger Deutscher, hat in Eger (Tschechoslowakei), wo er während des letzten Krieges zugezogen war, wohin er aber nach Entlas1 Intern. Privatrecht 1945—1949
2
Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1945—1949
Nr. 3
s u n g a u s der K r i e g s g e f a n g e n s c h a f t nicht w i e d e r z u r ü c k k e h r e n k o n n t e , eine N ä h m a s c h i n e zurückgelassen, die er einer Nichte der Bekl. in V e r w a h r u n g gab. Diese schaffte die Maschine im F e b r u a r 1946 zu d e n in D e u t s c h l a n d w o h n e n d e n Bekl., von d e n e n der Kl. n u n m e h r die H e r a u s g a b e verlangte. Die Bekl. w a n d t e n u. a. ein, der Kl. h a b e sein E i g e n t u m d a d u r c h verloren, d a ß die tschechische Regierung d u r c h öffentliche B e k a n n t m a c h u n g i m J u n i 1945 das E i g e n t u m aller in der Tschechoslowakei w o h n e n d e n Deutschen z u g u n s t e n des tschechischen Staates b e s c h l a g n a h m t h a b e . Das zunächst b e f a ß t e AG wies die Klage ab. Auf die B e r u f u n g des Kl. h a t d a s L a n d g e r i c h t d e r Klage in A b ä n d e r u n g der amtsgerichtlichen E n t scheidung aus f o l g e n d e n G r ü n d e n stattgegeben: „Unstreitig ist der Kl. E i g e n t ü m e r der strittigen N ä h m a s c h i n e gewesen. D u r c h die von der Bekl. b e h a u p t e t e B e s c h l a g n a h m e z u g u n s t e n des tschechischen Staates h a t er dieses E i g e n t u m nicht verloren. E i n m a l sind derartige tschechische Gesetze nicht a u s r e i c h e n d b e k a n n t . Z u m a n d e r n w ü r d e die Gültigkeit eines solchen Gesetzes nicht a n e r k a n n t w e r d e n k ö n n e n . D e n n eine völlige E n t e i g n u n g der Ausgewiesenen ist nach d e n in aller W e l t a n e r k a n n t e n Menschenrechten nicht h u m a n . Sie k a n n v o m S t a n d p u n k t einer u n i v e r s a l e n R e c h t s o r d n u n g a u s nicht r e c h t s m ä ß i g sein (vgl. Arndt in SJZ 1948, 144) l . Derartige Gesetze w ü r d e n nach Art. 30 EGBGB u n beachtlich sein. Nach dieser B e s t i m m u n g ist die A n w e n d u n g eines a u s l ä n d i s c h e n Gesetzes ausgeschlossen, w e n n die A n w e n d u n g gegen die guten Sitten o d e r gegen d e n Zweck eines deutschen Gesetzes v e r s t o ß e n w ü r d e . E i n e Bes c h l a g n a h m e allen d e n Deutschen in der Tschechoslowakei g e h ö r e n d e n Gutes w ü r d e gegen d a s Völkerrecht u n d die Gebote der Menschlichkeit verstoßen. E i n e d e r a r t i g e M a ß n a h m e w ü r d e , d a sie d e m allgemeinen R e c h t s e m p f i n d e n w i d e r s p r i c h t u n d d a sie ein im Ausland gegen Deutsche erlassenes Ausnahmegesetz darstellt, als gröblicher Verstoß gegen die guten Sitten u n d d e n deutschen o r d r e p u b l i c von d e n deutschen Gerichten nicht zu b e a c h t e n sein." 3 . Die Anwendung der Dekrete des Präsidenten der Tschechoslowakiund schen Republik vom 19. 5. und 25. 10. 1945 über die Beschlagnahme Konfiskation des Eigentums der „Sudetendeutschen" widerstreitet dem Sinn und Geist der deutschen Rechtsordnung und steht mit der sittlichen Auffassung eines jeden Deutschen in Widerspruch. Diese Dekrete sind daher in Deutschland nicht als rechtswirksam anzuerkennen. Auch verstößt es gegen die guten Sitten und gewährt die Einrede der allgemeinen Arglist, wenn ein ausgewiesener „Sudetendeutscher" sich einem anderen „Sudetendeutschen" gegenüber auf diese Enteignungsmaßnahmen beruft. Die von der Tschechoslowakei ausgewiesenen Sudetendeutschen sind deutsche Staatsangehörige geblieben. — EGBGB Art. 30; BGB § 985; tschechoslowakische Dekrete v o m 19. 5. 1945 u n d v o m 25. 10. 1945. 1 Gemeint ist die Anmerkung von Arndt zu dem Urteil LG Hildesheim 18. 11. 1947: unten Nr. 13.
Nr. 3
I. Allgemeine Lehren
3
AG Waiblingen, Urteil v. 21. 6. 1948 — 2 C 48/48: MDR 3 (1949) 163 mit Anm. von Laun; RabelsZ 15 (1949) 139 mit Anrn. von Beitzke. Vgl. Harvard Law Review 63 (1949/50) 538. Dem Urteil lag folgender Tatbestand zugrunde: Die Parteien lebten bis zu ihrer Ausweisung als „Sudetendeutsche" im Jahre 1946 im Gebiet der tschechoslowakischen Republik. Vor der Ausweisung des Kl. im Juni 1946 kam der Bekl. mit einer Bescheinigung des Närodni Vybor (Nationalausschuß) zu dem Kl., in welcher diesem die Übergabe seiner Nähmaschine an den Bekl. aufgetragen war. Der Bekl., dem der Kl. auf Grund dieser Anordnung seine Nähmaschine ohne Vorbehalt übergeben hatte, brachte diese bei seiner Aussiedlung nach Deutschland mit. Hier verlangte der Kl. die Maschine als sein Eigentum vom Bekl. heraus. Das Gericht hat der Klage mit folgender Begründung stattgegeben: „Der Bekl. stützt seinen Eigentumserwerb auf die tschechoslowakischen Entziehungsmaßnahmen. Zur Durchführung dieser Beschlagnahmegesetze war, wie der Kläger nicht bestritten hat, der Närodni Vybor eingesetzt. Auf Grund dieser Befugnisse des Närodni Vybor ist es durchaus denkbar, daß dem Bekl. die Erlaubnis zur Mitnahme der Nähmaschine nach Deutschland erteilt worden war, obwohl er f ü r eine solche Genehmigung keinen sicheren Nachweis erbracht hat. Unterstellt man jedoch diese Erlaubnis, so könnte der Bekl. durch eine solche Anordnung des Närodni Vybor wohl Eigentum an der Nähmaschine erlangt haben. Die Rechtsgrundlage für die tschechischen Enteignungsmaßnahmen bilden die Dekrete des Präsidenten der tschechoslowakischen Republik vom 19. 5. 1945 über die Beschlagnahme (Entziehung der Verfügungsgewalt) 1 und vom 25. 10. 1945 über die Konfiskation des feindlichen Vermögens (Entziehung des Vermögensrechts selbst) 2. Nach § 1 des Dekrets vom 25. 10. 1945 ist das gesamte Vermögen der Sudetendeutschen, soweit sich dieses zur Zeit der Erlassung dieser Maßnahmen auf dem Gebiete der Tschechoslowakei befunden hat, ohne Ersatz f ü r die tschechoslowakische Republik konfisziert worden. Somit hätte der Kl. nach diesen Gesetzen, soweit sie als rechtswirksam anzuerkennen sind, sein Eigentum an der Nähmaschine verloren. Es ist aber ein Grundsatz des internationalen Privatrechts, daß der Staatshoheitsakt einer Enteignung, um die es sich hier handelt, nicht über den Bereich des betreffenden Staates hinauswirkt. Die von der Tschechoslowakei ausgewiesenen Sudetendeutschen sind deutsche Staatsangehörige geblieben. Für sie wird deshalb völkerrechtlich die Staatsgewalt der Tschechoslowakei durch seine Territorialhoheit umgrenzt. Schon deshalb könnte ein tschechisches Gesetz nicht gegenüber einem Deutschen Anwendung finden, dessen Eigentum sich nicht mehr innerhalb des tschechischen Hoheits- oder Verwaltungsbereiches befindet. 1 Dekr. d. Präs. d. Rep. v. 19. 5. 1945 über (u. a.) die Nationale Verwaltung der Vermögenswerte der Deutschen usw. (Slg. d. Ges. u. VO 1945 Nr. 5). 2 Dekr. d. Präs. d. Rep. v. 25. 10. 1945 über die Konfiskation des feindlichen Vermögens und über die Fonds der Nationalen Erneuerung (Slg. d. Ges. u. VO 1945 Nr. 108). 1*
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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1945—1949
Nr. 4
Nach Art. 30 EGBGB ist außerdem die Anwendung eines nach internationalem Privatrecht an sich maßgebenden ausländischen Rechts dann ausgeschlossen, wenn seine Anwendung gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen würde. Die unbedingte Achtung und Anerkennung des Privateigentums ist ein leitender Grundsatz unseres Rechts und unseres sozialen Lebens. Es unterliegt keinem Zweifel, daß diese beiden Enteignungsdekrete des Präsidenten der tschechoslowakischen Republik diesen Grundsatz verletzen. Eine völlige Enteignung von 3V2 Milllionen Deutschen nur wegen ihrer Zugehörigkeit zum deutschen Volk kann vom deutschen Recht nicht als rechtmäßig betrachtet werden. In Ubereinstimmung mit der internationalen Rechtsübung, ausländischen Maßnahmen, die politische Ausnahmegesetze gegen bestimmte Personengruppen darstellen, die Wirkung zu versagen, hat die Rechtsprechung verschiedener ausländischer Kulturstaaten auch die Arisierungsmaßnahmen Hitlers nicht anerkannt und als sittenwidrig und daher rechtsunwirksam angesehen (vgl. hierzu auch SJZ 1948 Sp. 143 ff. Anmerkung 1 ). Wollte man schließlich die Auffassung des Bekl. f ü r richtig erachten, daß auf Grund dieser beiden Dekrete das gesamte Vermögen der Sudetendeutschen Eigentum des tschechoslowakischen Staates geworden ist, so käme man zu dem Ergebnis, daß Ostflüchtlinge, die einen Rest ihrer Habe nach Deutschland herübergerettet haben, wegen Unterschlagung oder Diebstahls zum Nachteil des tschechoslowakischen Staates hier bestraft werden müßten. Da somit die Anwendung dieser beiden Dekrete dem Sinn und Geist unserer Rechtsordnung in jeder Hinsicht widerstreitet und mit der sittlichen Auffassung eines jeden Deutschen im Widerspruch steht, sind diese nicht als rechtswirksam anzuerkennen. Der Kl. ist daher Eigentümer seiner Nähmaschine geblieben und kann sie nach § 985 BGB von dem Bekl. herausverlangen. Selbst wenn man sich aber zu dieser Auffassung nicht bekennt, so würde es gegen die guten Sitten verstoßen, wenn im Verhältnis der Parteien als ausgesiedelte Sudetendeutsche untereinander der Bekl. sich auf diese Enteignungsmaßnahme berufen und durch Ausnützung der damaligen gerichtsbekannten Verhältnisse in der Tschechoslowakei sich das Eigentum des Kl. verschaffen könnte, denn insoweit wäre dem Bekl. die Einrede der allgemeinen Arglist entgegenzuhalten. Hiernach ist der Bekl. zur Herausgabe der Nähmaschine zu verurteilen." 4. Das Dekret des Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik vom 25. 10. 1945 über die Konfiskation des Eigentums der „Sudetendeutschen'' ist ein Verstoß gegen das Völkerrecht wie gegen das Naturrecht und damit wider die guten Sitten im Sinne des Art. 30 EGBGB. Die auf Grund dieses Dekrets erfolgte Enteignung einer im Gebiet der tschechoslowakischen Republik befindlichen beweglichen Sache, die später nach Deutschland gebracht wurde, kann daher von keinem deutschen Richter als rechtswirk1 Gemeint ist die Anmerkung von Arndt 18. 11. 1947: unten Nr. 13.
zu
dem Urteil LG Hildesheim
Nr. 4
I. Allgemeine Lehren
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sam anerkannt werden. Die Sudetendeutschen sind deutsche Staatsangehörige. — EGBGB Art. 30; BGB § 985; tschechoslow. Dekret v. 25.10.1945. AG Dingolfing, Urteil v. 7. 12. 1948 — C 119/48: RabelsZ 15 (1949/50) 141 mit Anm. von Beitzke. Dem Urteil lag folgender Tatbestand zugrunde: Beide Streitteile waren als „Sudetendeutsche" im F r ü h j a h r 1946 aus der Tschechoslowakei ausgewiesen worden. Sie befanden sich zur selben Zeit im gleichen tschechoslowakischen Ausweisungslager, in das sie beide jeweils eine ihnen gehörige Nähmaschine mitgenommen hatten. Die Nähmaschinen wurden ihnen von den tschechoslowakischen Lagerbeamten abgenommen. Jedoch erhielt die Bekl., die ihren Beruf als Schneiderin nachwies, auf ihren Antrag im Lager wieder eine Nähmaschine zugeteilt, und zwar die Maschine, die dem Kl. weggenommen worden war. Sie hat diese nach Deutschland mitgenommen, wo sie der Kl. als sein Eigentum von ihr herausverlangte. Das Gericht hat der Klage mit folgender Begründung stattgegeben: „Der Kl. ist Eigentümer der Nähmaschine und k a n n sie als solcher nach § 985 BGB vom Bekl. herausverlangen. Es ist unbestritten, daß der Kl. bis zur Wegnahme der Nähmaschine im Lager Eigentümer derselben war. E r konnte dieses Eigentum durch die Wegnahme nicht verlieren, ist also trotz derselben Eigentümer geblieben. Es kann dahingestellt bleiben, ob die tschechoslowakischen Beamten entgegen oder gemäß ihren Dienstanweisungen gehandelt haben. . . . Stellt die Wegnahme eine reine Willkürhandlung der Lagerbeamten persönlich dar, dann ist sie schon deswegen rechtsunwirksam; stellt sie eine solche nicht dar, sondern erfolgte sie gemäß der Dienstanweisung, dann kann sie ebenfalls nicht als rechtswirksam betrachtet werden, und zwar deshalb nicht, weil das zugrunde liegende Dekret des Präsidenten der tschechoslowakischen Republik vom 25. 10. 1945 mit dem Titel „Uber die Konfiskation feindlichen Besitzes und Fonds der nationalen Erneuerung" 1 jedenfalls bezüglich des beweglichen Eigentums, das Sudetendeutschen während ihres Aufenthalts in der tschechoslowakischen Republik enteignet und d a n n ins Ausland, hier nach Deutschland, gebracht wurde, von keinem deutschen Richter als rechtswirksam anerkannt werden kann. Dieses Dekret ist ein flagranter Verstoß gegen das Völkerrecht wie gegen das Naturrecht und damit wider die guten Sitten im Sinne des Art. 30 EGBGB. [Folgt eine Wiedergabe des wesentlichen Inhalts dieses Dekrets.] Der Präsident sucht das Dekret zunächst dem Völkerrecht gegenüber damit zu rechtfertigen, daß er es im Titel als „Konfiskation feindlichen Besitzes" bezeichnet. Selbst wenn es das wäre, würde es gegen das Völkerrecht verstoßen. Es handelt sich bei den Sudetendeutschen nicht um Angehörige des tschechoslowakischen Staates, sondern um deutsche Staatsangehörige. Nach § 1 des Verfassungsdekrets des Präsidenten der tschechoslowakischen 1
Vgl. S. 3 Anm. 2.
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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1945—1949
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Republik haben die Angehörigen des deutschen Volkstums nicht die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit erworben, sondern ihre deutsche Staatsangehörigkeit behalten. Die völkerrechtliche Gültigkeit dieses Dekrets wird vorausgesetzt. Es handelt sich also um die Enteignung von Ausländern. Nach der Haager Landkriegsordnung . . . ist selbst während des Landkrieges feindliches Privateigentum grundsätzlich unverletzlich und sind nur die Mittel zur Beförderung von Nachrichten oder Personen oder Sachen der Beschlagnahme unterworfen, sowie jede Art von Kriegsgerät. Aber selbst f ü r dieses ist Entschädigung zu leisten und es ist nach Friedensschluß zurückzugeben oder zu ersetzen. Gilt dies schon während des Krieges für den Staat, der ein feindliches Land besetzt hat, solange die Feindseligkeiten andauern, so muß dies erst recht gelten nach Einstellung der Feindseligkeiten, wenn auch noch kein Friedensschluß erfolgt ist, f ü r jeden Staat in seinem eigenen Land gegenüber den Angehörigen eines ehemaligen Feindstaates. Das Enteignungsdekret ist auch völkerrechtlich nicht zu rechtfertigen, wenn man es als Repressalie auffaßt. Es ist völkerrechtlich anerkannt, daß ein Staat eine gegen ihn begangene völkerrechtswidrige Handlung seinerseits durch eine völkerrechtswidrige Handlung vergelten darf, indem er eigenmächtig in die sonst durch das Völkerrecht geschützten Interessen des gegnerischen Staates eingreift; und zwar können sich die Maßnahmen richten nicht nur gegen den gegnerischen Staat selbst, sondern auch gegen die fremden Staatsangehörigen, etwa in der Form der Beschlagnahme von Privateigentum. Diese Repressalie muß sich aber, das ist selbstverständlich, im Rahmen des Angemessenen, d. h. im Rahmen des selbst erlittenen Unrechts bewegen. Es kann nicht bestritten werden, daß der deutsche Staat unter dem Hitlerregime dem tschechoslowakischen Staat völkerrechtlich Unrecht zugefügt hat. Soweit dies geschehen ist, kann eine Repressalie vor dem Völkerrecht bestehen. Das tschechoslowakische Enteignungsdekret geht über diesen Rahmen weit hinaus. Der nazistische Staat ist keinesfalls so weit gegangen, daß er während der Ausübung seiner Herrschaftsgewalt im Gebiete der heutigen tschechoslowakischen Republik alle Tschechen und Slowaken nur auf Grund ihrer Zugehörigkeit zum tschechischen Volkstum von Haus und Hof vertrieben und entschädigungslos enteignet hätte. Demnach verstößt auch die entschädigungslose Enteignung der deutschen Staatsangehörigen durch das erwähnte Dekret gegen das Völkerrecht. Sie stellt nichts anderes dar, als eine entschädigungslose Enteignung deutscher Staatsangehöriger, gerade weil sie Angehörige des Volkstums sind, dem das Volk ihres Staates ausschließlich angehört. Dem Präsidenten der tschechoslowakischen Republik kam es in Wirklichkeit gar nicht darauf an, ob es sich um feindliches Eigentum handelt. Das ist offensichtlich, wenn man nur die fraglichen Bestimmungen des Dekrets etwas genauer betrachtet. Das Dekret nimmt von der entschädigungslosen Enteignung nur diejenigen physischen Personen deutscher Staatsangehörigkeit aus, die beweisen, daß sie der tschechoslowakischen Republik treu geblieben und sich
Nr. 4
1. Allgemeine Lehren
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niemals etwas gegen das tschechoslowakische Volk zuschulden kommen ließen und sich entweder tätig im Kampfe f ü r die Befreiung beteiligt haben oder unter dem faschistischen oder nazistischen Terror gelitten haben. Diese Bestimmung stellt zunächst eine ungerechtfertigte Diskriminierung der Angehörigen des deutschen Volkstums dar. Sie werden von vornherein verdächtigt, daß sie ihre Staatsbürgerpflichten gegenüber ihrem Staat, der früher der tschechoslowakische Staat war, verletzt haben. Es wird ihnen nur ein Entlastungsbeweis zugestanden. Dies spricht den geschichtlichen Tatsachen Hohn. Hunderttausende von Sudetendeutschen haben ihre Staatsbürgerpflichten gegenüber dem tschechoslowakischen Staat bestens erfüllt und durch ihre Tüchtigkeit und ihrem Fleiß auf kulturellem und wirtschaftlichem Gebiet dem tschechischen Staat die besten Dienste geleistet. Diese Bestimmung öffnet auch jeder Willkür weit Tür und Tor. Der Entlastungsbeweis muß nach ihr dahin gehen, daß sich die Angehörigen des deutschen Volkstums „niemals etwas" gegen das tschechische und slowakische Volk zuschulden kommen ließen, also niemals nur das Allergeringste. Die geringfügigste strafbare Handlung würde danach als ein Verstoß erscheinen, der die entschädigungslose Enteignung rechtfertigen würde. Selbst Tausende von Tschechen können diesen Beweis nicht erbringen, daß sie niemals etwas, und sei es auch nur eine Übertretung im strafrechtlichen Sinn, gegen das tschechoslowakische Volk begangen hätten. Dem Sudetendeutschen, der seiner angestammten Nation anhängt, kann sogar jeder Ausdruck seines nationalen Empfindens nach dieser Bestimmung als solche Schuld ausgelegt werden. Das verstößt zweifellos gegen das Völkerrecht, das in der Neuzeit den Schutz der nationalen Minderheiten anerkannt hat und das soweit auch gilt, gleichgültig ob er zur Zeit von den Großmächten anerkannt wird oder nicht. Durch eine Reihe von Friedensverträgen wurden bisher die nationalen Minderheiten und ihr nationales Empfinden unter den besonderen Schutz des Völkerrechts gestellt. So hat z. B. Art. 86 des Versailler Vertrags die tschechoslowakische Republik verpflichtet, die Bestimmungen anzunehmen, die die alliierten und assoziierten Hauptmächte zum Schutz der nationalen, sprachlichen und religiösen Minderheiten in der tschechoslowakischen Republik f ü r notwendig hielten. Mögen diese Bestimmungen auch als positive zur Zeit nicht mehr in Kraft sein, so bildet zweifellos der ihnen zugrunde liegende Gedanke einen Teil des Völkerrechts... . Daß die entschädigungslose Enteignung eines Ausländers nur deshalb, weil er Ausländer ist, dem Völkerrecht zuwider ist, ist unzweifelhaft. . . . Allererster und höchster Rechtsgrundsatz, ohne den es kein Völkerrecht geben kann, ist, daß alle Staaten gleichberechtigte Mitglieder einer großen Staatengemeinschaft sind, allein auf Grund ihrer Existenz, ohne Rücksicht auf Mitgliederschaft und Stimmrecht in einem engeren Bund dieser Staatengemeinschaft. Daraus ergibt sich, daß jeder die Lebensinteressen des anderen Staates in allen seinen Bezügen auf Land und Volk und Regierung zu achten hat und ohne hinreichenden Grund nicht verletzen darf, und daß jeder Verstoß hiergegen völkerrechtswidrig ist. Das Interesse am Privat-
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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1945—1949
Nr. 4
eigentum seiner Angehörigen stellt ein Lebensinteresse jeden Staates d a r . . . Die entschädigungslose E n t e i g n u n g der Angehörigen eines f r e m d e n Staates, b l o ß weil sie Angehörige dieses Staates oder seiner N a t i o n sind, ist d a nach völkerrechtswidrig. Dieser völkerrechtliche G r u n d s a t z k o m m t auch in verschiedenen Institutionen des Völkerrechts z u m A u s d r u c k : so z. B. in der Optionsklausel, die seit d e m Utrechter F r i e d e n i m J a h r e 1713 in d e n F r i e d e n s v e r t r ä g e n üblich ist. D a n a c h h a t b e i m Wechsel der Gebietshoheit j e d e r B e w o h n e r d a s Recht, sich i n n e r h a l b einer b e s t i m m t e n F r i s t f ü r die Zugehörigkeit z u m b i s h e r i g e n Staat zu entscheiden, w e n n auch gegen die Verpflichtung, d a s Staatsgebiet zu verlassen, a b e r o h n e d a ß i h m d e s h a l b sein E i g e n t u m entzogen w ü r d e . W e n n auch z u g u n s t e n Deutschlands eine O p t i o n s k l a u s e l schon m a n g e l s eines F r i e d e n s v e r t r a g s nicht besteht, so gilt doch der d a r i n z u m A u s d r u c k k o m m e n d e Grundsatz, d a ß d a s P r i v a t e i g e n t u m des deutschen S t a a t s a n g e h ö r i g e n zu achten ist . . . E s h a t sich auch die i n t e r n a t i o n a l e R e c h t s a u s ü b u n g bereits seit d e m 14. J a h r h u n d e r t geweigert, a u s l ä n d i s c h e n M a ß n a h m e n z u r W i r k u n g zu v e r h e l f e n , die nach B a r t o l u s als privilegia odiosa politische A u s n a h m e g e setze gegen b e s t i m m t e P e r s o n e n g r u p p e n darstellen. I n U b e r e i n s t i m m u n g d a m i t h a t z. B. w e d e r die R e c h t s p r e c h u n g Schwedens noch F r a n k r e i c h s die „Arisierungen" Hitlers a n e r k a n n t . Die in Betracht k o m m e n d e Rechtsprec h u n g h a t der Göttinger Rechtslehrer G. Beitzke in seinem im März 1947 d e m f r ü h e r e n Z e n t r a l a m t f ü r W i r t s c h a f t in M i n d e n erstatteten Gutachten zu d e m e n t s p r e c h e n d e n D e k r e t v o m 19. 5. 1945 des P r ä s i d e n t e n der tschechoslowakischen R e p u b l i k zusammengestellt (s. SJZ 1948, Sp. 144, Min.Rat Dr. A. Arndt, W i e s b a d e n ) \ Das fragliche D e k r e t stellt auch eine Verletzung des N a t u r r e c h t s d a r , das ü b e r alle Staatsgewalt gilt u n d d a s auch in Art. 30 EGBGB a n e r k a n n t ist. Nach Art. 30 EGBGB k a n n kein Gesetz von einem deutschen Richter a n g e w a n d t w e r d e n , das einen Verstoß gegen die guten Sitten darstellt. Das Recht auf P r i v a t e i g e n t u m ist ein u n m i t t e l b a r e r Ausfluß der W ü r d e des Menschen als eines mit V e r s t a n d u n d f r e i e m W i l l e n b e g a b t e n W e s e n s . O h n e dieses Recht k a n n der Mensch seine geistigen u n d sittlichen Anlagen nicht zur E n t w i c k l u n g u n d E n t f a l t u n g b r i n g e n . . . . Dieses Recht k o m m t also j e d e m Menschen zu auf G r u n d seiner P e r s ö n l i c h k e i t s w ü r d e , o h n e Rücksicht auf seine Zugehörigkeit zu einem b e s t i m m t e n Staat oder einer b e s t i m m t e n N a t i o n oder sonst einer G r u p p e v o n Menschen. Solange er sich dieses Recht nicht d u r c h persönliche Schuld verscherzt, h a t j e d e r ein Recht auf P r i v a t e i g e n t u m u n d ist j e d e entschädigungslose E n t e i g n u n g n u r wegen d e r Zugehörigkeit zu einer b e s t i m m t e n N a t i o n oder sonst einer G r u p p e v o n Menschen ein Verstoß gegen d a s N a t u r r e c h t u n d d a h e r rechtlich unw i r k s a m . Das e r w ä h n t e D e k r e t des P r ä s i d e n t e n der Tschechoslowakischen R e p u b l i k k a n n also d e s h a l b auch keine Rechtsgültigkeit b e a n s p r u c h e n , ganz abgesehen davon, d a ß der deutsche Richter es auch mit Rücksicht auf Art. 30 EGBGB nicht a n w e n d e n d a r f . " 1 Gemeint ist die Anmerkung von Arndt 18. 11. 1947, siehe unten Nr. 13.
zu dem Urteil LG Hildesheim
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II. Personen- und Gesellschaftsrecht
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7. Nichtbeachtung ausländischer Bestimmungen wirtschaftspolitischen Charakters II. PERSONEN- UND GESELLSCHAFTSRECHT Siehe auch Nr. 77
5 . War ein Verschollener in dem letzten Zeitpunkt, in dem er nach den vorhandenen Nachrichten noch gelebt hat, Angehöriger eines fremden Staates, so kann er im Inlande nach § 12 Abs. 2 des VerschGes. mit Wirkung für die Rechtsverhältnisse, welche nach deutschem Recht zu beurteilen sind, für tot erklärt werden. Die persönlichen Rechtsbeziehungen der Ehegatten sind beim verschiedenen Personalstatut der Ehegatten nach dem Personal Statut des Ehemannes zu beurteilen (a). Ehem. Angehörige der Baltischen Staaten müssen als staatenlos betrachtet werden (a). Ehem. Angehörige der Baltischen Staaten müssen als im Besitz ihrer früheren Staatsangehörigkeit betrachtet werden (b). Ehem. Angehörige der Baltischen Staaten, die in der Sowjet-Union vermißt sind, können nicht in Deutschland für tot erklärt werden. — VerschGes. § 12; EGBGB Art. 14, 17, 29, 30. (a) LG Göttingen, Beschl. vom 15. 12. 1948 — 1 T 381/48; (b) OLG Celle, Beschl. vom 11. 2. 1949 — W 1/49: MDR 3 (1949) 356 mit Anm. von Beitzke; im Auszug: DRsp. I (110) 7 d. Die Antragstellerin, eine jetzt in Deutschland lebende Lettin, hat im Jahre 1933 in Riga den vormaligen lettischen Gesandten Hugo C. geheiratet. Nach der Besetzung Lettlands durch die Sowjetrussen wurde ihr Ehemann im Oktober 1940 von der GPU verhaftet. Im April 1941 erhielt die Antragstellerin noch einen Brief von ihm. Anfang Juni 1941 wurde er in das Innere Rußlands verschleppt. Seitdem fehlt jede Nachricht. Die Antragstellerin möchte wieder heiraten. Sie hat zunächst versucht, die Ehescheidungsklage gegen ihren Ehemann zu erheben. Das ist daran gescheitert, daß die Klage dem Bekl. nicht zugestellt werden konnte. Den Antrag auf öffentliche Zustellung hat das LG Göttingen durch Beschluß vom 11. 6. 1948 zurückgewiesen. Daraufhin hat die Antragstellerin beantragt, ihren Ehemann mit Wirkung f ü r ihre Ehe für tot zu erklären, und als Zeitpunkt des Todes den 8. 5. 1945 festzustellen. Der Antrag wurde in allen Instanzen abgelehnt. Aus den Gründen: a) LG Göttingen: „War ein Verschollener in dem letzten Zeitpunkt, in dem er nach den vorhandenen Nachrichten noch gelebt hat, Angehöriger eines fremden Staates, so kann er im Inlande nach § 12 Abs. 2 des VerschGes. mit Wirkung f ü r die Rechtsverhältnisse, welche nach deutschem Recht zu beurteilen sind, f ü r tot erklärt werden. Es fragt sich also, ob die Ehe der Antragstellerin mit dem Verschleppten ein Rechtsverhältnis darstellt, das nach deutschem Recht zu beurteilen ist. Dabei würde es genügen, wenn auf die Ehe neben ausländischem auch deutsches Recht anzuwenden ist. Daß die Ehe (oder das sonst in Betracht
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kommende Rechtsverhältnis) ausschließlich nach deutschem Recht zu beurteilen ist, verlangt § 12 Abs. 2 nicht (vgl. Hesse-Kramer, VerschGes., Bemerkung 8 zu § 12). Auf eine Ehe kann nach den Normen des internationalen Privatrechts verschiedenes Recht anzuwenden sein, je nachdem ob es sich um die Eingehung der Ehe, die persönlichen Rechtsbeziehungen unter den Ehegatten, das Güterrecht oder die Ehescheidung handelt (vgl. Art. 13—17 EGBGB). Im vorliegenden Falle kommt es auf die personenrechtlichen Wirkungen der Ehe an, die sich unter anderem darin äußern, daß ein Ehegatte nach den meisten Rechtsordnungen keine neue Ehe eingehen kann, solange die alte noch besteht. Zur Zeit der Eheschließung waren die Antragstellerin und ihr Ehemann. lettische Staatsangehörige. Ob die in Deutschland lebenden Angehörigen der ehemaligen baltischen Staaten auch heute noch ihre alte Staatsangehörigkeit haben, oder ob sie als sowjetrussische Staatsangehörige oder als Staatenlose zu behandeln sind, ist bestritten und zweifelhaft. (Vgl. dazu das Gutachten des Kaiser Wilhelm-Institutes f ü r ausländisches und internationales Privatrecht, 5. Beiheft der DRZ, S. 24). Das LG in Göttingen hat in seiner Entscheidung v. 25. 5. 1948 (MDR 1948, 361) 1 angenommen, daß diese Personen trotz der Annexion des Staatsgebietes durch die Sowjetunion ihre alte Staatsangehörigkeit behalten hätten, während Raape in seiner Anmerkung zu dieser Entscheidung das Sowjetrecht als Heimatrecht betrachtet wissen will. Inzwischen hat das LG in Göttingen seine damalige Auffassung aufgegeben und in mehreren Entscheidungen die Ansicht vertreten, daß die in Deutschland lebenden Balten als Staatenlose zu behandeln sind. Die Gründe, die hierfür sprechen, sind bereits in der Entscheidung v. 25. 5. 1948 (MDR S. 361) erwähnt. Es erscheint nicht angängig, die Rechtsverhältnisse einer Person auf die Dauer nach einer Rechtsordnung zu beurteilen, die sich wegen des Fehlens gesetzgebender und rechtsprechender Organe praktisch nicht mehr fortentwickeln kann. Nicht minder schwere Bedenken bestehen aber dagegen, als Heimatrecht der baltischen Flüchtlinge das Sowjetrecht zu betrachten, d. h. das Recht des annektierenden Staates, dem die Balten, als sie ihre Heimat verließen, gerade entfliehen wollten. Sieht man die Antragstellerin als staatenlos an, was auch der Auffassung der amerik. MilReg. entspricht (vgl. SJZ 1947 S. 383), dann hat die Antragstellerin nunmehr das deutsche Personalstatut (Art. 29 EGBGB). Anders steht es aber mit ihrem ins Innere Rußlands verschleppten Ehemann. Durch ihre VO vom 6. 9. 1940 2 hat die Sowjetunion allen Angehörigen der ehemaligen baltischen Staaten, die sich damals nicht im Auslande aufhielten, die sowjetrussische Staatsangehörigkeit verliehen. Auch wenn man annehmen wollte, daß der Anwendung dieser sowjetrussischen VO der Art. 30 EGBGB entgegenstehe und deshalb auch der Ehemann als staatenlos zu behandeln sei, hat er nach dem Grundsatz des Art. 29 EGBGB das sowjetrussische Personalstatut. Denn er hielt sich in dem letzten Zeit1
Siehe unten Nr. 114. Geraeint ist die VO vom 7 . 9 . 1 9 4 0 , deutsche Übersetzung: ZostR, NF 7 (1940/41) 188. 2
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punkt, in dem er nach den vorhandenen Nachrichten noch gelebt hat, in der Sowjetunion auf und hat diese zweifelsohne auch später nicht verlassen. Danach hat also zwar die Antragstellerin heute das deutsche Personalstatut, ihr Ehemann dagegen hat früher das lettische besessen und später das sowjetrussische erlangt. Die Frage, nach welcher Rechtsordnung sich in einem solchen Falle die Wirkungen der Ehe bestimmen sollen, ist in den Kollisionsnormen des deutschen Rechts nicht geregelt. Der Art. 14 EGBGB, der die persönlichen Rechtsbeziehungen der Ehegatten zum Gegenstand hat, sagt darüber nichts. In Schrifttum und Rechtsprechung ist die Frage, nach welcher Rechtsordnung sich die Wirkungen der Ehe bestimmen, wenn beide Ehegatten nicht das gleiche Personalstatut haben, bestritten. Nach der Entscheidung des KG J W 1936 S. 2470 sollen die Heimatrechte beider Ehegatten nebeneinander zur Anwendung kommen dergestalt, daß jeder Ehegatte nur die Rechte und Pflichten hat, die sowohl das Heimatrecht des einen, wie das des anderen Ehegatten ihm zuweist. Diese Auffassung wird von Raape bei Staudinger 9. Aufl. Bd. 6 S. 275 ff. und von Maßfeller in seiner Anmerkung zu der genannten KG-Entscheidung mit Recht abgelehnt. Gegen das KG spricht vor allem, daß nach seiner Ansicht die Ehe zwischen Gatten mit verschiedenem Personalstatut eine Ehe minderer Art sein würde, bei der die Eheleute nicht alle Rechte und Pflichten haben würden, die ihnen das Heimatrecht des einen oder des anderen Gatten zuweist, sondern nur diejenigen Rechte und Pflichten, hinsichtlich derer beide Rechtsordnungen übereinstimmen (vgl. Raape aaO S. 276). Will man dieses unerwünschte Ergebnis vermeiden, so muß man sich f ü r eine der beiden konkurrierenden Rechtsordnungen entscheiden. Daß man dabei f ü r das Heimatrecht des Mannes und nicht f ü r das der Frau entscheidet, wird einmal dadurch nahe gelegt, daß nach fast allen Rechtsordnungen der Mann das Haupt der Familie ist. Zum anderen spricht dafür, daß nach Art. 17 EGBGB f ü r die Scheidung die Gesetze des Staates maßgebend sind, dem der Ehemann zur Zeit der Klageerhebung angehört. Es wäre recht unzweckmäßig, die Wirkungen der Ehe nach einer anderen Rechtsordnung zu beurteilen. Denn das Scheidungsrecht gründet sich eben darauf, daß ein Ehegatte die Pflichten verletzt, die sich f ü r ihn aus den Wirkungen der Ehe ergeben. Nun enthält Art. 14 EGBGB in seinem Absatz 2 allerdings eine Sondervorschrift f ü r den Fall, daß die Ehegatten ursprünglich beide Reichsangehörige waren und später der Mann die Reichsangehörigkeit verloren hat. In diesem Falle sollen nach Art. 14 Abs. 2 die Ehewirkungen nach den deutschen Gesetzen zu beurteilen sein. Das ist aber eine aus dem Schutzgedanken abgeleitete Ausnahme zu Gunsten der Anwendung des deutschen Rechts, die nicht verallgemeinert werden darf. Soweit diese Sondervorschrift nicht unmittelbar eingreift, bleibt es auch f ü r den Fall des nachträglichen Statuswechsels bei dem allgemeinen Grundsatz, daß sich die Wirkungen der Ehe nach dem Personalstatut des Mannes bestimmen, und zwar nach seinem gegenwärtigen oder seinem letzten, nicht nach demjenigen, das er z. Zt. der Eheschließung hatte (vgl. Raape aaO S. 277).
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Da hiernach im vorliegenden Falle für die Ehewirkungen ausschließlich ausländisches Recht anzuwenden ist, ist die Ehe der Parteien kein Rechtsverhältnis im Sinne des § 12 Abs. 2 des VerschGes., das nach deutschem Recht zu beurteilen wäre. Deshalb ist das deutsche VerschGes. hier nicht anwendbar." b) OLG Celle: „Mit Recht führt der angefochtene Beschluß aus, daß es nach § 12 Abs. 2 VerschGes. darauf ankommt, ob die Ehe der Antragstellerin mit ihrem verschleppten Ehemann nach deutschem Recht zu beurteilen ist, da es bei der Todeserklärung zum Zwecke der Wiederverheiratung auf die personenrechtlichen Wirkungen der Ehe ankommt. Es kann jedoch der Ansicht, daß die Eheleute C. staatenlos seien und die Ehefrau das deutsche Personalstatut und der Mann das russische habe, nicht beigetreten werden. Beide Eheleute hatten die lettische Staatsangehörigkeit und waren, als die Russen 1940 Lettland annektierten und den Angehörigen der baltischen Staaten die russische Staatsangehörigkeit verliehen, noch in Lettland. Die Annexion der baltischen Staaten, also auch Lettlands, durch die Sowjetunion ist aber völkerrechtlich niemals anerkannt worden. Die Einwohner von Lettland sind daher auch nicht etwa russische Staatsangehörige und damit Angehörige der Vereinten Nationen geworden, insbesondere nicht solche, die Lettland verlassen haben oder nicht freiwillig dort geblieben sind. Sie sind aber auch nicht staatenlos geworden, sondern noch als lettische Staatsangehörige anzusehen, auch wenn der lettische Staat tatsächlich als solcher nicht mehr besteht (so auch OLG Stuttgart, Urteil vom 28. 5. 1947 Rs 28/47 in SJZ 1947, 383 *). Wenn auch zur Zeit die frühere lettische Rechtsordnung wegen Fehlens gesetzgebender und rechtsprechender Organe nicht fortgebildet werden kann, so kann das nicht dahin führen, daß man den Angehörigen des früheren lettischen Staates die lettische Staatsangehörigkeit aberkennt und die Anwendung lettischen Rechts auf ihre Rechtsverhältnisse ausschließt. Nimmt man aber an, daß beide Eheleute, insbesondere auch der Ehemann noch lettische Staatsangehörige sind, so ist f ü r die ehelichen und persönlichen Beziehungen auch nur ausländisches Recht maßgebend, wobei dahingestellt bleiben kann, ob dies das frühere lettische oder das zur Zeit tatsächlich geltende russische Recht ist. Selbst wenn man annehmen wollte, daß der nach Rußland verschleppte Ehemann staatenlos geworden wäre, könnte auch dann seine Todeserklärung nicht nach deutschem Recht erfolgen, da, wie der angefochtene Beschluß mit Recht ausführt, für die Rechtsbeziehungen zwischen den Eheleuten das Heimatrecht des Mannes als maßgebend angesehen werden muß und der Ehemann weder seinen Wohnsitz noch seinen Aufenthalt in Deutschland gehabt hat. Eine Todeserklärung nach § 12 Abs. 2 VerschGes. kann demnach nicht erfolgen, ebensowenig aber eine solche nach § 12 Abs. 3 VerschGes., da die Antragstellerin niemals die deutsche Staatsangehörigkeit besessen hat." 1
Siehe unten Nr. 111.
Nr. 6
II. Personen- und Gesellschaftsrecht
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6. Haben die Ehegatten die Sowjetstaatsangehörigkeit gehabt und hat der Ehemann alsdann allein die deutsche Staatsangehörigkeit erworben, so ist ein deutsches Gericht für die Todeserklärung der Ehefrau gemäß § 12 Abs. 2 des Verschollenheitsgesetzes zuständig. Zu den Rechtsverhältnissen, welche nach deutschem Recht zu beurteilen sind, gehört nach Art. U Abs. 1 EGBGB die Ehe eines Deutschen: die personenrechtlichen Wirkungen einer Ehe sind nach dem Heimatrecht des Ehemannes zu beurteilen, auch wenn der Mann allein die deutsche Staatsangehörigkeit erworben hat, soweit kein arglistiger Statutenwechsel vorliegt. — EGBGB Art. 14; VerschGes. § 12. LG Göttingen, Beschluß vom 29. 10. 1949 — 1 T 409/49. Ungedruckt. Der Antragsteller, der Rußlanddeutscher ist, lebte mit seiner E h e f r a u bei Beginn des letzten Weltkrieges in R. im Kaukasus. E r selbst w u r d e von den Russen zum Wehrdienst eingezogen, flüchtete jedoch zur deutschen Wehrmacht, bei der er eingestellt wurde. Auf Grund einer Einbürgerungsurkunde aus dem J a h r e 1944 erwarb er f ü r sich persönlich die deutsche Staatsangehörigkeit. E r hat vorgetragen, daß er im J a h r e 1942 bei der Besetzung von R. durch deutsche T r u p p e n nach seiner E h e f r a u u n d seinen beiden Kindern geforscht, diese jedoch nicht mehr angetroffen u n d erf a h r e n habe, daß sie von den Russen verschleppt worden seien. „Das AG hat seinen Antrag, seine E h e f r a u f ü r tot zu erklären, zurückgewiesen, weil die E h e f r a u sowjetrussische Staatsangehörige gewesen und daher nach § 12 des Verschollenheitsgesetzes ein deutsches Gericht f ü r die Todeserklärung nicht zuständig sei. Die sofortige Beschwerde m u ß t e zur Aufhebung des Beschlusses führen. Allerdings geht § 12 Abs. 1 des Verschollenheitsgesetzes zunächst von dem Grundsatz aus, daß ein Verschollener nur d a n n f ü r tot erklärt werden kann, wenn er in dem letzten Zeitpunkt, in dem er nach den vorhandenen Nachrichten noch gelebt hat, deutscher Staatsangehöriger war. Dies ist hier unzweifelhaft nicht der Fall, weil die E h e f r a u des Antragstellers nicht die deutsche Staatsangehörigkeit erworben hatte, die dem Antragsteller ausdrücklich n u r f ü r seine Person, nicht auch f ü r seine Familienangehörigen verliehen worden war. Dagegen ergibt sich die Zuständigkeit des deutschen Gerichts aus Abs. 2 des § 12 des Verschollenheitsgesetzes. Danach k a n n die Todeserklärung eines Ausländers erfolgen mit Wirkung f ü r die Rechtsverhältnisse, welche nach deutschem Recht zu beurteilen sind. Zu diesen Rechtsverhältnissen gehört nach Art. 14 Abs. 1 EGBGB auch die Ehe eines Deutschen. Diese Vorschrift bezieht sich allerdings n u r auf zwei Ehegatten deutscher Staatsangehörigkeit. Es fehlt an einer Kollisionsnorm, nach welcher Rechtsordnung sich die Wirkungen einer Ehe bestimmen, wenn die beiden Ehegatten eine verschiedene Staatsangehörigkeit besitzen. Die Kammer hat bereits in dem vom OLG Celle bestätigten Beschluß vom 15. 12. 1948 — 1 T 381/48 1 (MDR 1949, 356), im Anschluß an Raape und entgegen dem KG (JW 1936, 2470) die Auffassung vertreten, daß in einem solchen Fall mit Rücksicht auf die einheitliche Behandlung der Wirkungen der Ehe das Personalstatut des Mannes maßgebend sein m u ß . Dagegen läßt sich 1
Siehe oben Nr. 5 a.
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hier auch nicht geltend machen, daß ursprünglich beide Ehegatten das sowjetrussische Heimatrecht hatten. Aus Art. 14 Abs. 1 EGBGB ist der allgemeine Rechtsgrundsatz zu entnehmen, daß das jeweilige Heimatrecht maßgebend ist. Hatten die beiden Ehegatten ursprünglich ein gemeinsames Heimatrecht, erwirbt aber später der Ehemann eine andere Staatsangehörigkeit, so ist nunmehr f ü r die persönlichen Wirkungen der Ehe das jetzige Heimatrecht des Ehemannes maßgebend, soweit nicht die Ausnahmevorschrift des Art. 14 II zugunsten des deutschen Rechts eingreift (vgl. Palandt, 7. Aufl., Anm. 2 zu Art. 14 EGBGB). Gegenüber dieser Auffassung ist allerdings hervorgehoben worden, daß der Frau die aus dem früheren gemeinsamen Staatsangehörigkeitsrecht beider Ehegatten erwachsenen Rechte ohne ihr Zutun nicht dadurch verloren gehen könnten, daß der Ehemann eine fremde Staatsangehörigkeit erlangt, während sie die alte behält (vgl. Wolff, Internationales Privatrecht, 2. Aufl., S. 169). Auch das OLG Kiel hat unter Berufung auf die Haager Eherechtsabkommen die Auffassung vertreten, daß das letzte gemeinsame Recht zur Anwendung kommen müsse (HRR 1931 Nr. 1320) Dieser Auffassung liegt jedoch der Gedanke zugrunde, daß im Falle eines arglistigen Statutenwechsels die Ehefrau nicht schlechter gestellt werden soll. Dem gegenüber hat Raape (Staudinger Anm. A III 2 b zu Art. 14 EGBGB S. 218) darauf hingewiesen, daß derartige Fälle eine Ausnahme darstellen und nicht die Aufstellung eines allgemeinen Rechtsgrundsatzes rechtfertigen, daß das frühere gemeinsame Heimatrecht maßgebend sein soll. Vielmehr ist davon auszugehen, daß Art. 14 Abs. 2 EGBGB eine Ausnahmevorschrift darstellt, die nicht auf den nichtgeregelten Fall des Staatsangehörigkeitswechsels eines ausländischen Staatsangehörigen ausgedehnt werden darf. Kommt es aber für die persönlichen Rechtsbeziehungen der Eheleute auf das jeweilige Heimatrecht des Ehemannes an, so ist im vorliegenden Fall das deutsche Recht maßgebend. Selbst wenn aber der Auffassung zu folgen wäre, daß bei der gemischten Ehe ein Doppelstatut und nicht das Personalstatut des Mannes maßgebend sein soll, würden hier f ü r den Antragsteller, der die deutsche Staatsangehörigkeit erworben hat, die Wirkungen der Ehe nach deutschem Recht zu beurteilen sein." 7 . Die ehem. Angehörigen der Baltischen Staaten sind als Staatenlose zu. betrachten. Das Personalstatut der Staatenlosen ist das Recht ihres Aufenthaltsstaates (hier Deutschland). Bei verschiedenem Personalstatut der Ehegatten werden die persönlichen Wirkungen der Ehe nach dem Personalstatut des Ehemannes bestimmt (hier deutsches Recht). Die Todeserklärung des anderen Ehegatten darf in einem solchen Fall auf Grund § 12 Abs. 2 VerschGes. vorgenommen werden. — EGBGB Art. 29; VerschGes. § 12. AG Schweinfurt, Beschl. v. 4. 10. 1949 — UR II 45/49: NJW 3 (1950) 607. ' IPRspr. 1931 Nr. 64.
Nr. 8
IV a. Handels- und wirtschaftsrechtliche Ergänzungen
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Die Verschollene ist der Nationalität nach Lettin. Sie ist in Lettland geboren und hat sich auch stets dort aufgehalten. Irgendeine andere Staatsangehörigkeit hat sie nicht erworben. Am 29. 11. 1942 schloß sie mit N., der Nationalität nach ebenfalls Lette, in S. (Lettland) die Ehe. Die Eheleute N. wohnten in der Folgezeit in Lettland. Seit der Besetzung Lettlands durch die russische Armee im August 1944 ist über das Schicksal der F r a u N. nichts mehr bekanntgeworden. Der E h e m a n n N. befindet sich augenblicklich als ein von der IRO anerkannter DP in Schweinfurt. Aus den Gründen: „Bezüglich der Staatsangehörigkeit des ASt. folgt das Gericht der Meinung, -daß die heute in Deutschland als DP lebenden Angehörigen der f r ü h e r e n baltischen Staaten als staatenlos zu bezeichnen sind, wenn auch teilweise die Auffassung vertreten wird, es bestünde noch die alte Staatsangehörigkeit der baltischen Staaten, da das gewaltsame Ausweisen derselben durch Rußland von einem Teil der Weststaaten nicht anerkannt werde. Die Meinung Raapes (vgl. MDR 1948, 361), die Angehörigen dieser Staaten besäßen infolge Verleihung durch Rußland (RussVOv. 7.9.1940) 1 die russische Staatsangehörigkeit, ist vereinzelt geblieben. Die Weststaaten betrachten diese Personen entweder als staatenlos (amerik. MilReg. s. SJZ 1947,383) oder aber noch als lettische, litauische oder estnische Staatsangehörige. Das Gericht folgt der ersteren Meinung. W e n n aber der ASt. als staatenlos zu bezeichnen ist, dann k a n n er gemäß § 12 Abs. 2 VerschGes. die Todeserklärung seiner F r a u (einer Lettin) durch ein deutsches Gericht betreiben. Als Staatenloser hat er das Personalstatut seines Gastlandes, im vorliegenden Falle also Deutschlands (Art. 29 EGBGB). Damit richten sich die Rechtsverhältnisse der Ehe des ASt. nach deutschem Recht, da das Heimatrecht des Mannes maßgebend ist, wenn zwei Rechtsordnungen (die Verschollene besitzt entweder die lettische oder die russische Staatsangehörigkeit) miteinander konkurrieren. Im vorliegenden Falle kommt also § 12 Abs. 2 VerschGes. zum Zuge." III. FORM DER RECHTSGESCHÄFTE Siehe Nr. 15—19, 21, 66, 68, 78
IV. OBLIGATIONENRECHT IV a. HANDELS- UND WIRTSCHAFTSRECHTLICHE ERGÄNZUNGEN 1. Allgemeines 8. Ein Preisverstoß nach innerdeutschen Vorschriften ländischen Käufer nicht geltend gemacht werden.
kann vom
aus-
OLG Hamburg, Urteil v. 24. 4. 1947 — 2 U 86/47: MDR 2 (1948) 302; im Auszug: DRsp I (130) 9 e. 1
Siehe oben S. 10 Anm. 2.
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Nr. 9
Von 1943 bis Kriegsende hat der dänische Kl. von der deutschen Bekl. laufend Textilien bezogen, die von Deutschland nach Dänemark ausgef ü h r t wurden. Er behauptet, entgegen der Anordnung der Prüfungsstelle Textilindustrie habe die Bekl. übermäßige Preise berechnet und will Erstattungsansprüche geltend machen. Das Gericht hat die Klage abgewiesen und ausgeführt: „Die Anordnung der Prüfungsstelle Textilindustrie Nr. 44/40 v. 2. 12. 1940, die für Ausfuhrware nach Dänemark höhere Preise als im Inlande zulässig untersagt, beruhte, wie das Schreiben der Abwicklungsstelle v. 9. 2. 1946 ergibt, auf staatlichen Absprachen der deutschen und dänischen Behörden, um den gegenseitigen Handelsverkehr zu regeln. Indessen erstreckt sie sich naturgemäß nur auf den ihr unterstehenden innerdeutschen Bereich der Verkäufer, die unter den Strafvorschriften des Devisengesetzes an diese preispolitische Maßnahme gebunden sind. Ein Verstoß macht aber nicht etwa das ganze Geschäft nichtig, das vielmehr grundsätzlich nach dem Sinne dieser Vorschrift wirksam bleibt. Dem dänischen Käufer ist jedoch auf Grund dieser Anordnung, die nur den deutschen Verkäufer betrifft, gegen diesen wegen etwaigen Preisverstoßes kein unmittelbarer Erstattungsanspruch auf den zu viel gezahlten Betrag gegeben. Wenn er sich durch eine vermeintliche Überteuerung beschwert fühlte, stand ihm frei, sich deswegen an die zuständige dänische Behörde zu wenden, die sich dann mit den betreffenden deutschen Regierungsstellen in Verbindung zu setzen hatte, um Abhilfe zu schaffen. Nach Prüfung der Angelegenheit veranlaßten dann unter Umständen die deutschen Regierungsstellen einen entsprechenden Ausgleich . . ."
2. Versicherungsrecht Siehe Nr. 118
3. Transportrecht 4. Seerecht und Binnenschiffahrtsrecht 9 . Die Parteien können unter mehreren in Betracht kommenden Sachenrechtsordnungen in bezug auf ein Schiff diejenige bestimmen, nach welcher das Eigentum übergeben und ein Pfandrecht bestellt werden soll. OGHBrZ, Urteil vom 7. 7. 1949 — I ZS 226/48 (Hamburg): NJW 2 (1949) 784 mit Anm. von Abraham NJW 2 (1949) 944; OGHZ II, 226; im Auszug: DRsp I (180) 10 a. Umstritten ist in erster Linie das Eigentum an dem seit dem 28. 1. 1928 im Binnenschiffahrtsregister Hamburg eingetragenen Motorschiff „Mars". Als Eigentümer auf Grund Neubaus war H. K. eingetragen, der am 21. 10. 1946 verstorben und von seiner Frau und seiner minderjährigen Tochter, den Bekl., beerbt worden ist; auf sie wurde der „Mars" umgeschrieben. Der Kl. ist der Bruder H. K.s; er trägt vor, H. habe das Schiff nicht f ü r sich selbst, sondern f ü r die aus ihnen beiden, ihrer Mutter (M. K.) und ihrer Schwester (Frau P.) bestehende Erbengemeinschaft nach ihrem im Jahre
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1922 verstorbenen Vater erworben. Er behauptet, das Schiff sei an Stelle eines Schleppkahns angeschafft worden, der das wesentlichste Vermögensstück des väterlichen Nachlasses bildete und im Jahre 1927 verkauft wurde. Der Kl. meint, Eigentümer des „Mars" seien die Parteien und F r a u P. in ungeteilter Erbengemeinschaft, und verlangt dementsprechende Berichtigung des Binnenschiffahrtsregisters. Ihre Rev. führte zur Aufhebung des Berufungsurteils. Aus den Gründen: „I. Der Hauptantrag der Klage setzt nach § 18 des Ges. über Rechte an eingetragenen Schiffen und Schiffsbauwerken v. 15. 11. 1940 (RGBl. I 1499) voraus, daß die Eigentumseintragung mit der wirklichen Rechtslage nicht im Einklang steht. Das Schiffsregister ist jedoch richtig. 1. Für die sachenrechtlichen Verhältnisse des in Holland f ü r einen deutschen Besteller gebauten, nach Deutschland überführten Schiffes, das Hamburg bestimmungsgemäß als Heimathafen erhielt, sollte, wie dem BerUrt. zu entnehmen ist, deutsches Recht maßgebend sein. Das ist unbedenklich, da die Parteien zwischen zwei in Betracht kommenden Sachenrechtsordnungen bestimmen können, welche f ü r die Eigentumsübertragung und die vorgesehenen Pfandrechte gelten soll, und damit die im internationalen Privatrecht der Parteiautonomie gesetzten Grenzen nicht überschritten sind (Martin Wolff, Das Internationale Privatrecht Deutschlands, 1949, 148, 115 ff.; Raape, Deutsches Internationales Privatrecht, 1945, 398 ff.) . . . " 10. a) Wenn ein deutsches Schiff in deutschen Gewässern einen Zusammenstoß mit einem ausländischen Schiff verschuldet hat, so ist auf das Rechtsverhältnis zwischen den Parteien deutsches Recht anzuwenden gutzumachen. und der Schaden in deutscher Währung b) 1. Das Deutsche Reich als „Staat" ist weder durch die Kapitulation untergegangen noch später durch einen Gesetzgebungsakt der Besatzungsmächte aufgelöst worden. 2. Die Aktivlegitimation des alten Forderungsinhabers bestimmt sich, auch wenn ein Grund zum gesetzlichen Forderungsübergang nach dem dafür maßgeblichen (hier schwedischen) Recht vorliegt, nicht nach diesem, sondern nach dem Recht, das für die Beurteilung des Forderungsüberganges selbst in materieller (Zessionsstatut) und prozessualer Hinsicht maßgeblich ist (hier nach dem deutschen Recht). 3. Im Verhältnis zu Schweden ist die Gegenseitigkeit im Sinne des § 7 Reichshaftungsgesetz vom 22. 5. 1910, welches sich auch auf juristische Personen mit Sitz im Auslande bezieht, nicht verbürgt. 4. Für die Entscheidung, ob die zusätzliche Reederhaftung (§§ 7 3 i f f . HGB) beim Staat (Art. 7 EGHBG) durch § 839 I 2 BGB ausgeschlossen werden kann, ist mangels gesetzlicher Regelung u. a. zu berücksichtigen, ob eine entsprechende Regelung oder Rechtsauffassung in benachbarten seefahrenden Staaten festzustellen ist. 2 Intern. Privatrecht 1945—1949
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EGHGB Alt. 7; HGB § § 485, 486, 735, 774; BGB § 839; Z P O § § 265, 308: schwedisches Gesetz über den Versicherungsvertrag v o m 8. 4. 1927. a) OLG Hamburg, 2. ZS, Teilurteil vom 6. 1. 1949 — 1 U 3/45: H E Z I I , 252. b ) OGH BrZ, 1. ZS, Urt. vom 17. 11. 1949 — I ZS 36/49: OGHZ II, 379. a) OLG Hamburg: A m 20, 11. 1941 stieß der Hilfskreuzer „Schiff 10" der Deutschen Kriegsmarine vor Brunsbüttelkoog mit dem dort vor Anker liegenden, der Kl., einer schwedischen Reederei, gehörenden Dampfer „Bothnia" zusammen. „Bothnia" sank. Die Kl. hat das Deutsche Reich als derzeitigen Eigentümer von „Schiff 10" auf Schadensersatz, in der Hauptsache durch Zahlung von schwedischen Kronen, in Anspruch genommen. Nach der Kapitulation ist die Bekl., „Marinedienstgruppe Hamburg", an die Stelle des Reichs getreten. Das L G hat den Klageanspruch, soweit er sich auf Verurteilung zur Zahlung richtete, dem Grunde nach für berechtigt erklärt. Die Berufung der Beklagten wurde vom OLG durch Teilurteil zunächst in bezug auf einen Teil der Schadensbeträge als unbegründet zurückgewiesen, jedoch mit der Maßgabe, daß der Klaganspruch nicht in ausländischer, sondern in deutscher Währung dem Grunde nach gerechtfertigt sei. Aus den Gründen: „ D i e Berufung kann zunächst hinsichtlich der im Tenor genannten P o sten keinen E r f o l g haben, weil der Kl. ein Anspruch auf Ersatz dieser durch den Schiffszusammenstoß v o m 20. 11. 1911 entstandenen Schäden zusteht. Dieser Anspruch folgt aus Art. 7 EGHGB in Verbindung mit § § 735, 485, 486 Abs. 1 Ziff. 3, 774 HGB und § 839 BGB. Er geht auf Zahlung einer Geldsumme in deutscher Währung. I. Mit dem L G und beiden Sachverständigen ist davon auszugehen, daß der Zusammenstoß allein durch Verschulden von „Schiff 10" verursacht worden ist. . II. Da auf das zwischen den Parteien bestehende Rechtsverhältnis deutsches Recht anzuwenden ist, haftet die Bekl. gemäß Art. 7 EGHGB für das Verschulden der Führung von „Schiff 10" wie ein Reeder aus § 735 HGB auf Schadensersatz (RGZ 79, 178). Dabei braucht nicht untersucht zu werden, ob dem Marinelotsen R. oder einem der auf der Brücke befindlichen Schiffsoffiziere ein Verstoß gegen die im Seeverkehr zu beobachtende Sorgfalt zur Last fällt. Denn die Haftung f ü r den Lotsen ist gewohnheitsrechtlich begründet, so daß das Verschulden einer der genannten Personen genügt, ohne daß das schuldige Besatzungsmitglied näher bezeichnet zu werden brauchte. Der Umfang der Haftung der Beklagten ergibt sich aus der ebenfalls durch Art. 7 EGHGB vorgeschriebenen analogen Anwendung der § § 485, 486 HGB (wird ausgeführt) . . . (3) Der Anspruch der Kl. ist auf Zahlung in deutscher Währung gerichtet, weil der Schaden grundsätzlich in deutscher Währung gutzumachen ist, wenn ein deutsches Schiff in deutschen Gewässern einen Zu-
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sammenstoß verschuldet hat (RG Warn. Rspr. 1924 Nr. 60). Die Kl. hat ihren abweichenden Rechtsstandpunkt nicht zu begründen vermocht. Der Staat kann ihr insoweit nicht folgen. Der Tenor des landgerichtlichen Urteils war daher entsprechend dem ersten Hilfsantrag der Kl. zu berichtigen . . . " b) OGH BrZ: Aus den Gründen: „II. Was die Parteibezeichnung des Bekl. angeht, so ist zwischen den Parteien niemals streitig gewesen, daß die eingeklagte Forderung, wenn und soweit sie zu Recht besteht, eine das Deutsche Reich berührende Verbindlichkeit darstellt. Die vorliegende Klage ist demgemäß von vornherein gegen das Deutsche Reich gerichtet gewesen. Auch als die Kl. im Verfahren vor dem Berufungsgericht die Bezeichnung der beklagten Partei entsprechend einer von dieser ausgegangenen Anregung auf „Marinedienstgruppe Hamburg" umstellte, waren beide Parteien sich darin einig, daß letztere nur als Prozeßvertreterin des Deutschen Reiches anzusehen sei, wie die Revision selbst zugibt. Es erscheint darum zulässig, daß nunmehr gemäß einer erneuten Anregung des Bekl. dessen frühere Bezeichnung im Einvernehmen mit der Klägerin wieder eingeführt wird. Nach der in Rechtslehre und Rechtsprechung herrschenden Meinung, der sich der erkennende Senat anschließt, ist das Deutsche Reich als „Staat" weder durch die Kapitulation untergegangen noch später durch einen Gesetzgebungsakt der Besatzungsmächte aufgelöst worden — vgl. neuerdings die Urteile des Dienststrafhofs und der Dienststrafkammer Bremen bei dem Personalamt der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebiets vom 24. Mai 1949 in öffentl. Verw. 1949 S. 336 sowie vom 30. Mai 1949 in Deutsche Verw. 1949 S. 497. — Inwieweit das Grundgesetz vom 23. Mai 1949 hierin einen Wandel geschaffen hat — vgl. Karl Schmidt in öffentl. Verw. 1949 S. 201 —, braucht hier nicht allgemein entschieden zu werden. Es genügt vielmehr die Feststellung, daß für die Abwicklung von Verbindlichkeiten des Reichs als Trägers der früheren Kriegsmarine das Deutsche Reich, insoweit vertreten durch den Oberfinanzpräsidenten Hamburg als Abwicklungsstelle, zum mindesten solange als fortbestehend zu behandeln ist, als weder die Übernahme dieser Verbindlichkeiten noch deren Streichung, sei es ausdrücklich oder sinngemäß bestimmt ist. Das ist bislang weder durch das Grundgesetz noch durch ein anderes Gesetz, etwa die Verordnung Nr. 202 der britischen Militärregierung, geschehen, kann insbesondere vor Erlaß der vorbehaltenen Ausführungsvorschriften nicht aus der grundsätzlichen Übernahme des Reichsvermögens durch die Bundesrepublik — Art. 134 Grundgesetz — gefolgert werden. III. Zur Frage der Aktivlegitimation der Kl. rügt die Revision: Das Berufungsurteil unterstelle, daß die Forderung der Kl. kraft Gesetzes auf den Versicherer übergegangen sei. Dadurch würden die §§ 265, 308 ZPO. verletzt, da bei einem nachträglichen Forderungsübergang der Klageantrag geändert werden müsse. Demgegenüber macht die Kl. geltend, nach § 25 des hier anzuwendenden schwedischen Ges'etzes über den Versicherungsvertrag vom 8. April 1927 gehe der erwähnte Schadensersatzan2*
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spruch des Versicherten nicht ohne weiteres auf den Versicherer über, der den Verlust gedeckt habe, auch sei in Schweden anerkannten Rechts, daß der Versicherte selbst nach Erhalt der Versicherungssumme den Rechtsstreit im eigenen Namen gegen den Ersatzpflichtigen führen könne. Ob nach dem hierfür maßgeblichen schwedischen Recht ein Zessionsgrund vorliegt (vgl. Raape, Deutsches Internationales Privatrecht S. 304), kann dahingestellt bleiben. Auch wenn das der Fall ist, ist nämlich nach dem sowohl für die materiellrechtliche (Zessionsstatut, Raape, aaO) als auch f ü r die prozeßrechtliche Beurteilung des Forderungsüberganges selbst maßgeblichen deutschen Recht die Kl. auch trotz des Forderungsübergangs zur Klage auf Leistung an sich selbst berechtigt . . . IV. Das Berufungsurteil hat den Anspruch gegen den Bekl. sowohl aus Art. 131 der Weimarer Verfassung als auch aus Art. 7 des EGHGB hergeleitet. Für beide Ansprüche hat es den Hinweis auf § 839 Abs. 1 Satz 2 BGB, den die Revision einerseits auf die Tatsache, daß „Bothnia" versichert war (vgl. RGZ. Bd. 152 S. 21), andererseits auf die persönliche Haftung des Lotsen stützt, f ü r unbeachtlich angesehen. Es kann dahingestellt bleiben, ob dieser Auffassung zum Anspruch aus Art. 131 Weim. Verf. überhaupt beigetreten werden kann, da an sich allgemein anerkannt ist, daß die vorgenannte Einschränkung der Haftung des Beamten auch dann gilt, wenn an seiner Stelle der Staat haftet (vgl. RGZ Bd. 102 S. 166 [169], Bd. 150 S. 323 [327]). Denn es ist bisher nicht beachtet worden, daß die Kl. eine schwedische Gesellschaft ist und daher § 7 des Gesetzes über die Haftung des Reichs f ü r seine Beamten vom 22. 5. 1910 (Reichshaftungsgesetz) ihr gegenüber Anwendung zu finden hat. Nach der ständigen Rechtsprechung des Reichsgerichts, von der abzugehen der Senat keinen Anlaß hat, sind die die Ansprüche von Ausländern beschränkenden Vorschriften neben Art. 131 Weim.Verf. in Kraft geblieben (vgl. RGZ Bd. 128 S. 238 [240]; Bd. 149 S. 83; Nadler-Wittland-Ruppert, Deutsches Beamtengesetz Anm. 57 zu § 23). Im Verhältnis zu Schweden ist durch keine im Reichsgesetzblatt enthaltene Bekanntmachung festgestellt, daß auf dem hier in Betracht kommenden Gebiet durch die schwedische Gesetzgebung oder durch Staatsvertrag die Gegenseitigkeit verbürgt ist. Daß unter Angehörigen eines ausländischen Staates im Sinne des vorerwähnten § 7 nicht nur natürliche Personen, sondern auch juristische zu verstehen sind, die im Auslande ihren Sitz haben, erscheint nicht zweifelhaft... Da hier eine Inanspruchnahme des Bekl. nach Art. 131 WeimVerf. ausgeschlossen ist, wird Art. 7 EGHGB in Verbindung mit §§ 734 ff. HGB von selbst zur alleinigen Anspruchsgrundlage . . . Allerdings ist die seerechtliche Haftung des Reeders nach dem HGB ebenfalls eine zusätzliche (Wüstendörfer, Neuzeitliches Seehandelsrecht S. 390, Schaps-Mittelstein-Sebba Anm. 112 zu § 735 und 12 zu § 485 HGB). Es fragt sich jedoch, ob das bedeutet, daß auch derartig außergewöhnliche Haftungsausschließungsgründe wie der des § 839 Abs. 1 Satz 2 BGB der Haftung des Reeders entgegenstehen sollen, und nicht vielmehr nur, daß die normalen Voraussetzungen der Verschuldenshaftung in der Person eines Mitgliedes der Schiffsbesatzung gegeben sein müssen, wofür
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der Wortlaut der §§ 485, 735 HGB sprechen könnte. Es handelt sich um das Gegeneinander zweier Rechtsgrundsätze: einerseits des Grundsatzes der rechtlichen Gleichbehandlung der auf denselben Wasserstraßen unter den gleichen internationalen Regeln verkehrenden Schiffe (RGZ Bd. 79 S. 181), auf der anderen Seite des Gedankens, den Beamten oder Soldaten in seiner Entschlußfreiheit nicht zu stark durch die Gefahr von Regreßansprüchen zu belasten. Welchem der beiden Grundsätze das größte Gewicht beizumessen ist, ist weder aus dem Gesetz, das die Frage ihrer Kollision überhaupt nicht behandelt, noch aus Erwägungen der Logik zu erschließen, bedarf vielmehr, falls sich nicht etwa ein Gewohnheitsrecht hierzu entwickelt haben sollte, der wertenden Entscheidung. Dabei k a n n wesentlich mit ins Gewicht fallen, ob sich in den beteiligten Kreisen eine einheitliche Auffassung zur Frage des Grades der Gleichstellung von Staat u n d privatem Reeder gebildet hat, ob bei den in Frage kommenden Gerichten — insbesondere auch Oberlandesgerichten — eine einheitliche Rechtsprechung hierzu besteht — beides auch, ohne daß schon die Bildung von Gewohnheitsrecht feststellbar sein m ü ß t e — u n d bei der übernationalen Bedeutung des Seerechts nicht zuletzt, ob eine entsprechende Regelung oder Rechtsauffassung in benachbarten seefahrenden Staaten feststellbar ist. Das Berufungsgericht, an das der Rechtsstreit sowieso zurückverwiesen werden muß, mag unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte erneut zu der Frage der Beachtlichkeit oder Unbeachtlichkeit des Hinweises auf § 839 Abs. 1 Satz 2 BGB Stellung nehmen, soweit nach Lage des Falles eine anderweite Ersatzmöglichkeit überhaupt in Frage kommt . . . " IV b. RÜCKERSTATTUNGSRECHT Siehe auch Nr. 35, 36, 38—43, 82 11. Auch Angehörige der Vereinten Nationen sind rückerstattungspflichtig, wenn die Voraussetzungen des RückerstGes. gegeben sind. — MRG 2 Art. VI. LG München, Beschl. vom 28. 7. 1949 — 1 WRO 93/49: NJW/A RzW 1 (1949/50) 49; DRsp. II (245) 16 b. „ . . . Art. 93 Abs. 1 des Ges. 1 ermächtigt die deutschen Gerichte ausdrücklich, die Gerichtsbarkeit in Zivilsachen, die diesem Gese'tze unterliegen, . . . gegen Staatsangehörige der VN auszuüben, sofern diese (Angehörigen) nicht unter eine der in Nr. 3, 4 oder 5 der Ziff. 10 b in Art. VI des MRG 2 aufgeführten Ausnahmen fallen, was jedoch hier nicht zutrifft. Diese Ermächtigung spricht mithin schon allein dafür, daß nach dem Willen des Gesetzgebers auch Angehörige der VN rückerstattungspflichtig sein sollen, wenn die Voraussetzungen des REG gegeben sind. Soweit jedoch „tragende Grundsätze des Völkerrechts" verletzt wären — was sie jedoch tatsächlich nicht sind —, so würde dies auch nichts an der Anwendbarkeit des RückerstGes. auf die Antragsg. im Zeitpunkt der Entscheidung ändern, denn es handelt sich hier um ein Gesetz der Besatzungsmacht, 1
Ges. Nr. 59 (Rückerstattungsgesetz = REG) der am. MR vom 10. 11. 1947.
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das jeder Nachprüfung durch ein deutsches Gericht entzogen ist. Es stand den Antragsg. vollkommen frei, sofort nach Einleitung des (nach ihrer Ansicht ihnen gegenüber rechts- und gesetzeswidrigen) RückerstVerfahrens eine entsprechende Klage vor dem amerik. Bundesverfassungsgerichtshof einzuleiten, und diese Möglichkeit steht ihnen auch heute noch offen. Im übrigen sei aber zu dem diesbezüglichen Vorbringen der Antragsg. bemerkt, daß sich darin eine ausgesprochene „doppelte Moral" kundtut, weil die Antragsg. auf ihre Zugehörigkeit zu einer Siegernation aus dem letzten Kriege verweisen und daraus besondere Vorrechte f ü r sich herleiten wollen, während in Wirklichkeit eine derartige bevorzugte Behandlung von Angehörigen der VN innerhalb des Rückerst.-Wesens sich in keiner Weise ethisch rechtfertigen und begründen läßt, was ohne Zweifel auch durch Art. 93 des Gesetzes zum Ausdruck kommt und zum Ausdruck gebracht werden soll; es kann also dieser Gesetzesbestimmung nicht lediglich eine nur ausschließlich verfahrensrechtliche Bedeutung beigemessen werden. Eine Vorabentscheidung über den Einwand der Unzulässigkeit des Verfahrens (wie es die Antragsg. beantragt hatten) war daher im Hinblick auf die offensichtliche Unbegründetheit dieses Vorbringens nicht erforderlich . . ."
12. Eine Gesetzgebungskompetenz der amerik. MilReg. und eine Jurisdiktion der WO der amerik. Zone sind nicht gegeben, wenn es sich um Schadensersatzansprüche für Vermögensgegenstände handelt, die sich bei oder nach der Entziehung niemals in der US-Zone Deutschlands befunden haben und ein derartige Ansprüche regelndes Gesetz für den außerhalb der US-Zone gelegenen Entziehungsort nicht existiert. — REG Art. 49 Abs. 2, 57 S. 1, 60. WK Kassel, Urt. v. 1./21. 11. 1949 - Wi - K 201: NJW/A RzW 1 (1949/50) 150. Der Antragsteller, früher in Kassel wohnhaft, sah sich als Jude zur Auswanderung gezwungen. Deshalb ließ er anfangs August 1939 einen Möbel, Leinen, Kleider, Betten, Porzellan- und Glaswaren u. a. im angeblichen Wert von 15 120 RM enthaltenden Lift von Kassel nach Tel Aviv abschicken und bezahlte an den Spediteur die Kosten für den über Bremen gehenden Transport. In Bremen wurde der Lift aber zunächst eingelagert und erst auf weitere Instruktion des damals bereits in England lebenden ASt. v. 23. 8. 1939 am 27. 2. 1940 an den Spediteur G. in Triest weitergeleitet, wo er alsbald ankam und liegen blieb. Im März 1945, also beim Zusammenbruch der Front auch in Italien und auf dem Balkan, wurde der Spediteur nach seiner Darstellung von der SS unter der Beschuldigung verhaftet, heimlich jüdischen Emigranten gehörendes Umzugsgut eingelagert zu halten. Alle Sachen wurden ihm von seinen verschiedenen Lagerplätzen fortgenommen einschließlich der darüber vorhandenen Papiere und Quittungen. Aus den Gründen: „Der hier zu entscheidende Fall ist dadurch ausgezeichnet, daß der den WO zur Entscheidung unterbreitete Tatbestand, aus dem der ASt. seine
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Schadensersatzansprüche gemäß Art. 30 REG herleitet, Beziehungen aufweist, die über das Gebiet der amerik. Zone hinausreichen. Die Entziehung der in Frage kommenden Vermögensgegenstände hat sich in Triest, also außerhalb des Deutschen Reiches, ereignet. Die Auffassung des ASt., daß Entziehungsort Kassel sei, läßt sich auf Grund seiner eigenen Angaben und der von ihm beschafften Unterlagen nicht rechtfertigen. Es k a n n dahingestellt bleiben, ob die Ansicht des ASt. zutreffend ist, die Beschlagn a h m e in Triest stelle nur einen Teilakt der in Kassel begonnenen rechtswidrigen Verfolgungsmaßnahmen dar. Auch wenn das richtig wäre, so würde das noch nicht die Annahme rechtfertigen, daß die Verfolgungsmaßnahmen, die dem ASt. die Auswanderung geraten erscheinen ließen, auf die Entziehung seines Lifts gerichtet waren. Das ergibt sich schon daraus, daß der Lift von Bremen über See weitergeleitet worden wäre, wenn nicht der Krieg inzwischen ausgebrochen wäre. Damit scheidet die Möglichkeit, daß die Entziehung in der US-Zone begangen worden ist, aus. Im übrigen m u ß m a n aber auch annehmen, daß die Verfolgungsmaßnahmen mit der Zahlung an die Gold-Diskont-Bank, der erteilten Genehmigung und der tatsächlich erfolgten Ausfuhr aus Deutschland ihr Ende gefunden hatten. Die etwaigen weiteren Maßnahmen — 6 J a h r e später in Italien — wenn sie überhaupt durch Organe des Deutschen Reiches erfolgt sein sollten, stehen in keinem Kausalzusammenhang mehr mit diesen Maßnahmen. Bei einer Entziehung außerhalb der US-Zone entsteht die Frage, ob über die vom ASt. gegen die AGg. auf Grund des REG erhobenen Ansprüche in einem durch dieses Gesetz geordneten Verfahren von den dazu berufenen Behörden unter Anwendung der materiellen Bestimmungen dieses Gesetzes entschieden werden kann. Es k a n n nicht zweifelhaft sein, daß hierfür die Grundsätze des internationalen, d. h. zwischenstaatlichen Kollisionsrechts anzuwenden sind. Hierbei handelt es sich um die drei Fragen, a) inwieweit die Regelung von Lebensverhältnissen mit Beziehungen zu einem anderen Lande überhaupt zur Gesetzgebungskompetenz eines Zonengesetzgebers gehört und, wenn man die Gesetzgebungskompetenz im Einzelfall bejaht, b) welches materielle Recht anzuwenden ist, sowie c) welches der mit begrenztem lokalen Wirkungskreis versehenen Gerichte oder sonstigen Organe im konkreten Falle örtlich zuständig ist. Im Kollisionsrecht der meisten Kulturstaaten ist wohl unbestritten, daß die Auslandsbeziehung einer Streitsache weder die Gerichtsbarkeit als solche (Nußbaum, Dt. Int. Privatrecht [1932] S. 388) noch die Gesetzgebungskompetenz ausschließt. Wie Frankenstein (Int. Privatrecht [1926] Bd. 1 S. 109) hierzu ausführt, herrscht k r a f t der Gebietshoheit der Staat, soweit er sich nicht selbst Grenzen zieht, unbeschränkt über Menschen und Sachen, die sich auf seinem Gebiet befinden. Das ist sowohl der Standp u n k t des deutschen als auch der des ausländischen Kollisionsrechts. Wegen einer im Auslande begangenen unerlaubten Handlung können zum
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Beispiel Ansprüche gegen den Täter vor deutschen Gerichten geltend gemacht werden, wenn der Täter dort einen Gerichtsstand hat. Das anzuwendende Recht ist das des Begehungsortes. Kraft seiner Gesetzgebungskompetenz hat aber der deutsche Gesetzgeber die Anwendbarkeit des ausländischen Rechts eingeschränkt, wenn die Ansprüche gegen einen Deutschen im Inlande erhoben werden, Art. 12 EGBGB. Am Begehungsort selbst gibt es ein den hier in Frage stehenden Anspruch regelndes Gesetz nicht. Da der ASt. Schadensersatz, f ü r Vermögensgegenstände begehrt, die sich bei oder nach der Entziehung niemals in der US-Zone befunden haben, ist deshalb die Kompetenz der amerik. MilReg. zur Regelung von Rechtsbeziehungen zwischen den beiden Beteiligten und zu den nicht in der US-Zone entzogenen Sachen ebenso zu verneinen, wie die Jurisdiktion der W O auf Grund des REG. Besteht schon aus diesem Grunde f ü r den Anspruch des ASt. keine Rechtsgrundlage, so kommt hinzu, daß das REG f ü r die W O in diesem Fall auch gar nicht anwendbar ist. Da der Anspruch auf eine schwere Entziehung im Sinne des Art. 30 gestützt wird, das Gesetz einen derartigen Anspruch selbst als solchen aus unerlaubter Handlung bezeichnet, ist es unbedenklich, ihn auch kollisionsrechtlich als solchen zu behandeln, d. h. ihn der lex loci delicti commissi zu unterwerfen, d. h. auf den Entziehungsfall des REG anzuwenden, wenn die Entziehung im Bereich der amerikanischen Zone begangen ist. Dies entspricht den anerkannten Grundsätzen des deutschen internationalen Privatrechts, und auch das amerikanische Recht stimmt damit überein (Nußbaum, aaO S. 287). Da die Entziehung gegenüber dem ASt. nicht in der amerik. Zone begangen wurde, kommt demgemäß auch die Anwendung des REG nicht in Betracht. Aus der Vorschrift des Art. 57 Satz 1, die das Verhältnis des Wi-Verfahrens zum ordentlichen Rechtsweg regelt, ergibt sich jedoch, daß die WO n u r das Recht des REG anzuwenden haben. Denn zu ihrer sachlichen Zuständigkeit gehören ausschließlich die auf Grund des REG begründeten Ansprüche auf RE, Schadensersatz usw., vgl. auch Art. 60 REG. Daher k a n n über den Anspruch des ASt. in diesem Verfahren sachlich auch nicht entschieden werden. Die örtliche Zuständigkeit der Kammer ist gegeben, da nach dem Vorbringen des ASt. sich die Entziehung in Kassel abgespielt hat. Das AVW hat daher den Antrag im Ergebnis richtig als unbegründet zurückgewiesen." V. SACHENRECHT Siehe auch Nr. 9 13. Da der polnische Staat alles in den polnisch besetzten Gebieten Deutschlands zurückgelassene Privateigentum von Deutschen, die aus diesen Gebieten geflüchtet sind, zum polnischen Staatseigentum erklärt hat, ist das Eigentum eines solchen Deutschen an einer im polnisch besetzten Gebiet befindlichen beweglichen Sache untergegangen, auch wenn die Sache später aus diesem Gebiet herausgebracht worden ist.
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LG Hildesheim, Urteil vom 18. 11. 1947 — 1 S 311/47: SJZ 3 (1948) 143 mit Anm. von Arndt; RabelsZ 15 (1949) 137 mit Anm. von Beitzke. Dem Urteil lag folgender Tatbestand zugrunde: Die Parteien wohnten früher in der jetzt polnisch besetzten Zone Deutschlands. Zwischen ihnen bestanden seit langen Jahren freundschaftliche Beziehungen. Im Februar 1945 flüchtete die Kl. und ließ ihr Hab und Gut zurück, soweit sie es nicht mit sich nehmen konnte. Der Bekl. blieb in seiner Heimat, bis er im Jahre 1946 ausgewiesen wurde. Er durfte nur wenig Gepäck mitnehmen und nahm neben eigenen Sachen auch eine der Kl. gehörenden Bettumrandung mit, die er f ü r sich behielt. Nunmehr verlangt die Kl. vom Bekl. Herausgabe der Bettumrandung als ihr Eigentum. Der Bekl. machte demgegenüber geltend, daß alle Sachen, die von den geflüchteten Deutschen in ihren Wohnungen zurückgeblieben waren, polnisches Staatseigentum geworden wären. In erster Instanz ist die Klage abgewiesen worden. Das Landgericht hat auf die Berufung der Kl. die Klagabweisung mit folgender Begründung aufrechterhalten: „Es bedarf keiner Entscheidung, ob der Bekl. auf Grund privatrechtlicher Bestimmungen Eigentümer der Bettumrandung geworden ist, weil die Kl. ihr Eigentum in jedem Falle verloren hat. Es ist gerichtsbekannt, daß der polnische Staat alles zurückgelassene Privateigentum zum polnischen Staatseigentum erklärt hat. Damit hat die Kl. das Eigentum an der Bettumrandung verloren. Wenn später dem Bekl. die Genehmigung erteilt wurde, und zwar von den zuständigen polnischen Stellen, auch die Bettumrandung mitzunehmen, so hat der Bekl. damit zum wenigsten rechtmäßigen Besitz an der Bettumrandung erlangt. Ob er dadurch auch das Eigentum an ihr erhalten hat, bedarf keiner Entscheidung, weil die Kl. die Bettumrandung schon deshalb nicht herausverlangen kann, weil sie das Eigentum daran verloren hat. Da zwischen den Parteien hinsichtlich der Bettumrandung vertragliche Beziehungen nicht bestehen, kann die Kl. auch aus einem anderen rechtlichen Gesichtspunkte die Bettumrandung nicht herausverlangen. In der ersten Instanz ist daher die Klage im Ergebnis mit Recht abgewiesen worden."
VI. FAMILIENRECHT
1. Ehe Siehe auch Nr. 5—7, 25, 48—51, 59, 61—63, 68, 69, 70, 73, 75, 89, 95—98, 105—107, 110—112, 114, 116
14. Die Balten sind weiterhin als Angehörige der ehem. baltischen Staaten, also nicht als Sowjetbürger und auch nicht als Staatenlose anzusehen. Es entspricht den Grundsätzen internationaler Zuständigkeit, daß die Befreiung von einem Ehehindernis nur jener Staat aussprechen kann, der das Ehehindernis aufgestellt hat. Eine Befreiung von Ehehindernissen gegenüber Nichtdeutschen durch deutsche Behörden ist daher ausgeschlos-
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sen. Dieser Satz gilt auch dann, wenn dem Heimatstaat durch die tatsächliche Entwicklung zur Zeit die völkerrechtliche Handlungsfähigkeit genommen ist. — EGBGB Art. 13; 1. AusfVO zum PStG vom 19.5. 1938; EheG 1946 § 10; Lettisches ZGB von 1937, § 39. LG-Präsident Regensburg, Beschluß vom 9. 7. 1949. — Befr.Reg. a Nr. 13/49: SJZ 4 (1949) 781 mit Anm. von Ferid. Eine vom LG Regensburg rechtskräftig geschiedene lettische Staatsangehörige wollte ohne Einhaltung einer Wartefrist eine neue Ehe eingehen. Sie befand sich bei Rechtskräftigwerden des Scheidungsurteils im 6. Schwangerschaftsmonat. Nach lettischem Recht (§ 39 des lettischen Zivilgesetzbuches vom 28. 10. 1937) besteht eine Wartefrist von 300 Tagen, von der das Scheidungsgericht befreien kann. Im Hinblick hierauf hat der Standesbeamte in Regensburg den Antrag auf Erteilung der Befreiung durch den Landgerichtspräsidenten Regensburg gestellt, da infolge der sich aus Art. 13 Abs. 1 EGBGB ergebenden Maßgeblichkeit lettischen Rechts auch die §§ 31, 32 der 1. AusfVO zum PStG vom 19. 5. 38 nicht anzuwenden seien. Der Landgerichtspräsident hat diesen 'Antrag abgelehnt. Der Ablehnungsbeschluß erörtert die f ü r die Ermittlung des Personalstatuts wesentliche staatsangehörigkeitsrechtliche Stellung der Balten und kommt dabei in Anlehnung an die ständige Rechtsprechung in der britischen und der US-Zone (vgl. SJZ 1946, 153 mit Anmerkung von Grewe, SJZ 1947, 383; NJW 1948, 632 insbesondere aber die Veröffentlichung des Kaiser Wilhelm-Instituts f ü r ausländisches und internationales Privatrecht im 5. Beiheft zur DRZ 1948 S. 24 f.) zu dem Ergebnis, daß sie weiterhin als Angehörige der ehemaligen baltischen Staaten, also nicht als Sowjetbürger, aber auch nicht als Staatenlose, anzusehen sind. Aus den Gründen: „Mit der Maßgeblichkeit der früheren Staatsangehörigkeit als Personalstatut der ehemaligen Angehörigen der baltischen Staaten ist noch nicht entschieden, ob f ü r die ehemaligen Angehörigen der baltischen Staaten jenes Recht anzuwenden ist, welches vor der Eingliederung dieser Staaten in Geltung war oder ob das inzwischen eingeführte Sowjetrecht f ü r maßgebend anzusehen ist. Denn bei längerer Dauer des durch die nicht anerkannte Annexion geschaffenen tatsächlichen Zustandes wird sich eine Anerkennung des von der Annexionsmacht eingeführten Rechts auch bei Nichtanerkennung der Einverleibung ergeben. Wenn solchen von einer nicht anerkannten Annexionsmacht eingeführten Normen auch nicht die Eigenschaft einer international anerkannten staatlichen Willensäußerung in den annektierten Gebieten zugesprochen werden kann, so werden sie doch in den betreffenden Gebieten tatsächlich angewandt, sie „gelten" damit dort und sind damit „Recht". Das bisherige Recht geht durch gewohnheitsmäßige NichtÜbung unter. 1 Gemeint sind die Entscheidungen des OLG Stuttgart v. 6. 7. 1946: unten Nr. 109 und v. 28. 5. 1947: unten Nr. 111, und des OLG München v. 23. 12. 1947: unten Nr. 72.
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Dieses Stadium scheint bei den baltischen Staaten im Augenblick noch nicht gegeben, da von einem gewohnheitsmäßigen Aufhören der Geltung des von der rechtmäßigen Staatsgewalt erlassenen Rechts im Hinblick auf die verhältnismäßig geringe Zeitdauer ungestörter Ausübung der nicht als rechtmäßig anerkannten Gewalt noch nicht gesprochen werden kann. Damit hat es nicht auf das von der Sowjetmacht in den fraglichen Gebieten eingeführte Zivilrecht anzukommen, das durch die VO des Obersten Sowjets vom 6.11.1940 in den baltischen Ländern in Kraft gesetzt wurde 1 , maßgebend ist vielmehr der Rechtszustand im Augenblick der Okkupation. Es entspricht den Grundsätzen internationaler Zuständigkeit, daß die Befreiung von einem Ehehindernis nur jener Staat aussprechen kann, der das Ehehindernis aufgestellt hat (vgl. z. B. Nußbaum, Deutsches IPR 1932 S. 133; Neumeyer, Grundriß des IPR S. 19 - § 24 ferner Riezler, Internationales Zivilprozeßrecht, Tübingen 1949, 204 ff.). Damit sind die deutschen Behörden überhaupt nicht zu der hier gewünschten Befreiung zuständig. Dementsprechend hatte Staudinger, 9. Auflage, in Anmerkung 3 a zu dem seinerzeitigen § 1322 BGB ausgeführt, daß gegenüber Nichtdeutschen die Befreiung von Ehehindernissen überhaupt ausgeschlossen sei. Es erhebt sich nun die Frage, ob von dem genannten Grundsatz dann abzugehen ist, wenn dem Heimatstaat, wie im vorliegenden Falle, durch die tatsächliche Entwicklung die völkerrechtliche und sonstige Handlungsfähigkeit genommen ist. Diese Frage kann nur unter Berücksichtigung des inneren Grundes der Verteilung der internationalen Zuständigkeit beantwortet werden. Diese Verteilung, welche dem Staat, der ein Ehehindernis aufgestellt hat, die Befreiung hiervon vorbehält, hat ihre innere Begründung in dem Versuch, verschiedenartige Ergebnisse zu vermeiden. Wenn auch im Augenblick im Verhältnis zu den baltischen Staaten die Gefahr eines verschiedenen Ergebnisses der Würdigung des Ehehindernisses nicht gegeben ist, so ist solche Gefahr doch durch die zukünftige Entwicklung nicht ausgeschlossen. Es erscheint somit durchaus möglich, daß, wenn etwa Lettland seine Handlungsfähigkeit wiedergewinnen sollte, die in Deutschland unter Verletzung der Regeln der internationalen Zuständigkeit erteilte Befreiung vom Ehehindernis der Wartezeit in jenem Land nicht anerkannt wird. Damit ist aber die hier zu schließende Ehe von einem Mangel bedroht, welcher im Interesse nicht nur der internationalen Entscheidungsharmonie, sondern gerade auch im Interesse der Beteiligten vermieden werden muß." 15. Eine nach der Besetzung Schlesiens durch Polen und der Einführung kirchlicher Eheschließung daselbst von dem ev. Pfarrer vorgenommene Trauung ist als gültige Eheschließung anzusehen. 1
Gemeint ist die VO vom 6. 11. 1940 über die E i n f ü h r u n g des Straf-, Zivilund Arbeitsrechts der RSFSR in den baltischen Staaten; deutsche Übersetzung: ZostR N. F. 7 (1940/41) 523; vgl. hierzu Makarov aaO 423.
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OLG Gera, Beschl. vom 31. 12. 1947 — 5 W 318/47: HEZ I, 281; im Auszug: DRsp I (180) 9 a. „Das LG hat der Kl. das von ihr f ü r eine Scheidungsklage nachgesuchte Armenrecht verweigert, weil nach seiner Ansicht eine gültige Ehe zwischen den Parteien überhaupt nicht geschlossen worden sei. Die dagegen von der Kl. eingelegte Beschwerde ist begründet. Nach der vom Pfarramte der Luthergemeinde Breslau ausgestellten „Traubescheinigung" vom 6. 8. 1945 sind die Parteien „getraut" worden. Durch diese Beurkundung des zuständigen Pfarrers, der die Vorschriften über Vornahme der Trauung oder bloßer kirchlicher Einsegnung sicherlich gekannt hat, ist die Behauptung der Kl., daß die Vorschriften über die Eheschließung durch kirchliche Einsegnung von der polnischen Regierung auch auf das von den Polen besetzte Gebiet Schlesiens ausgedehnt worden sind, bestätigt, und es besteht kein Grund, an der Richtigkeit dieser Behauptung zu zweifeln. Der gegenteiligen Ansicht des Landgerichts kann daher nicht zugestimmt werden, und es bestand kein Grund, das Armenrecht aus diesem Grund zu verweigern." 16. Eine im August 1945 in Breslau kirchlich vollzogene Trauung deutscher Staatsangehöriger evangelischer Konfession begründet wegen Formmangel keine gültige Ehe. — EGBGB Art. 11; EheG v. 1938, §§ 15, 17, 21. OLG Gera, Urteil vom 8. 11. 1949 — 4 U 322/49: NJ 4 (1950) 66. Die Parteien, beide deutscher Staatsangehörigkeit und evangelischer Konfession, sind am 11. 8. 1945 in der evangelischen Maria-MagdalenaKirche in Breslau kirchlich getraut worden. Eine Eheschließung vor dem Standesbeamten ist nicht erfolgt. Die Parteien haben übereinstimmend erklärt, eine andere Art der Eheschließung sei f ü r deutsche Staatsangehörige in Breslau zur fraglichen Zeit nicht möglich gewesen. Das LG in Weimar hat durch Urteil vom 14. 6. 1949 die Ehe der Parteien auf Klage und Widerklage aus beiderseitigem Verschulden geschieden. Entscheidungsgründe: „Die am 20. 8. 1945 erfolgte kirchliche Trauung der Parteien ist nicht als Eheschließung im Sinne der gesetzlichen Bestimmungen anzusehen. Bis zum 28. 2. 1946 galt in Deutschland das Ehegesetz vom 6. 7. 1938. Die §§ 15, 17 dieses Gesetzes setzten f ü r das Zustandekommen einer gültigen Ehe voraus, daß die Eheschließung vor einem Standesbeamten stattgefunden habe. Die Nichtbeachtung dieser zwingenden Eheschließungsvorschrift machte die Ehe zur Nichtehe (§ 21 EheG). Die Parteien können sich nicht darauf berufen, das deutsche EheG habe im August 1945 in Breslau keine Gültigkeit mehr gehabt. Breslau ist im F r ü h j a h r 1945 von sowjetischen Truppen besetzt worden; durch das Potsdamer Abkommen kam es Ende Juli 1945 unter polnische Verwaltungshoheit. Dies hatte aber weder eine zwangsläufige Aufhebung noch eine Abänderung des bis dahin geltenden deutschen Rechts deutschen Staatsangehörigen gegenüber zur Folge. Das deutsche Recht ist auch bis zum Zeit-
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punkt der Trauung der Parteien nicht durch Gesetzesakt außer Kraft gesetzt worden. Auch die Darstellung der Parteien, die Unterstellung Breslaus unter polnische Verwaltungshoheit habe zumindest de facto zur Aufhebung des deutschen Rechtes geführt und die Ehe sei unter Einhaltung der in Breslau seinerzeit geltenden Ortsform (Art. 11 EGBGB) geschlossen worden, trifft nicht zu. Zwar ist in Polen erst durch das neue EheG vom 25. 9. 1945, welches am 1. 1. 1946 in Kraft getreten ist, die obligatorische Zivilehe allgemein eingeführt worden. Vor diesem Zeitpunkt galt in den einzelnen polnischen Gebietsteilen verschiedenes Eherecht, so in den ehemals deutschen Gebieten das BGB. Eine gültige kirchliche Eheschließung hat auch das frühere polnische Eherecht nur f ü r bestimmte Landesteile f ü r Angehörige des katholischen Glaubens vorgesehen. Eine in Breslau im August 1945 von Angehörigen evangelischen Glaubens vor einem evangelischen Geistlichen geschlossene Ehe kann auch nach früherem polnischen Eherecht, falls dieses zu diesem Zeitpunkt in Breslau in Kraft gewesen wäre, nicht als gültig angesehen werden. Die Behauptung, der die Trauung vornehmende Geistliche sei als Standesbeamter tätig geworden, ist nicht bewiesen. Die Frage der Zulässigkeit eines solchen Verfahrens bedurfte einer weiteren Prüfung schon deshalb nicht, weil es zur Gültigkeit der Ehe an dem zwingenden Erfordernis der Eintragung in das Familienbuch fehlt (§ 15 EheG). Nach allem liegt eine gültige Ehe nicht vor. Dem steht auch gegebenenfalls die Feststellung nicht entgegen, daß zur fraglichen Zeit eine gültige Eheschließung in Breslau nicht möglich gewesen ist. Da eine Ehe demnach nicht geschlossen ist, kann sie auch nicht geschieden werden. Klage und Widerklage sind daher abgewiesen worden." 17. Die Formerfordernisse einer in Kongreßpolen durch polnische Staatsangehörige geschlossenen Ehe werden nach kongreßpolnischem Recht beurteilt. Eine öffentliche Zustellung der Klage an eine Antragsgegnerin, die durch die mittelbaren Einwirkungen der Kriegsverhältnisse an einer sachdienlichen Führung des Rechtsstreites verhindert ist, darf nicht bewilligt werden. — ZPO §§ 114, 203; SchutzVO vom 4. 12. 1943, Art. 3; kongreßpolnisches EheG von 1836, Art. 232. OLG Celle, Beschl. vom 5. 6. 1947 — 1 W 12/47: JR 2 (1948) 233. Durch die beiden angefochtenen Beschlüsse hat das LG dem Antrst. das Armenrecht für die beabsichtigte Ehescheidungsklage versagt und die Bewilligung der öffentlichen Zustellung der Klage abgelehnt. Die hiergegen gerichtete Beschwerde des Antrst. mußte ohne Erfolg bleiben. Aus den Gründen: „1. Der Antrst. trägt vor, er sei am 15. 5. 15 in K., Kr. Ch., in Polen unehelich geboren. Seine Mutter sei Reichsdeutsche gewesen. Er selbst habe durch Einbürgerung die deutsche Reichsangehörigkeit erworben. Hiernach hat er offenbar zunächst nach dem ersten Weltkrieg die polnische Staatsangehörigkeit erlangt und ist sodann im zweiten Weltkrieg von einer deutschen Dienststelle eingebürgert worden. Von der Antrg. be-
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hauptet er, sie sei am 25. 3. 05 in P. geboren und als „Volksdeutsche'" anerkannt worden. Diese Ausdrucksweise läßt darauf schließen, daß die Antrg. nach dem ersten Weltkrieg ebenfalls die polnische Staatsangehörigkeit erlangt und mindestens bis zum zweiten Weltkriege behalten hat. Zur Zeit ihrer Eheschließung, die etwa am 18. 10. 34 in K., Kr. Ch., in Polen stattgefunden haben soll, waren also beide Parteien polnische Staatsangehörige. Die Frage, ob es sich um eine formgerecht und wirksam abgeschlossene Ehe handelt, ist daher nach polnischem Recht zu beantworten, und zwar kommt, da die Parteien zur Zeit der Eheschließung in Kongreßpolen gewohnt haben und die Ehe in diesem Gebiet geschlossen worden ist, das f ü r dieses Staatsgebiet geltende EheG vom 16./28. 3. 1836 nebst den Novellen vom 11. 6. 1891 und 1. 7. 1921 (abgedruckt bei Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht, Bd. I, 1938, S. 509 ff.) zur Anwendung (so auch Boschan, Europäisches Familienrecht, 1937, S. 183). Hiernach ist ein Mann mit 18 Jahren ehemündig. Daß der Antrst. mit 19 Jahren die Ehe eingegangen ist, steht also ihrer Wirksamkeit nicht entgegen. Die Eheschließung erfolgt bei allen Konfessionen nur durch kirchliche Einsegnung, und zwar bei Mitgliedern der protestantischen Konfession, der die Parteien angehört haben, durch den Pfarrer der Gemeinde (Boschan, aaO S. 185). Der Geistliche soll im Anschluß an den Trauungsakt auch zivile Standesamtsurkunden ausschreiben, wie in dem Zivilkodex f ü r Kongreßpolen vom 1. 6. 1825 näher geregelt ist (abgedruckt bei Bergmann aaO S. 529). Daß der Führung dieser zivilen Bücher aber keine für die Wirksamkeit der Eheschließung entscheidende Bedeutung zukommt, folgt auch aus Artikel 232 des EheG vom 16. 3. 1836, in dem es heißt: „Wenn keine Bücher geführt werden, so kann die geschlossene Ehe durch Dokumente oder durch Zeugen dargetan werden. Der Beweis durch Dokumente oder durch Zeugen kann auch dann gestattet werden, wenn nie ein Akt darüber aufgenommen worden und sich in den Büchern des Zivilstandes oder in den Kirchenbüchern Spuren von der geschlossenen Ehe vorfinden." Aus der von ihm behaupteten Tatsache, daß die Eheschließung im Register des zivilen Standesamts nicht eingetragen worden sei, leitet der Antrst. daher zu Unrecht die Folgerung her, daß überhaupt keine gültige Ehe vorliege. 2. Für den Fall, daß eine wirksame Ehe anzunehmen ist, verlangt der Antrst. die Scheidung wegen Verschuldens der Antrg. und will die Zuständigkeit des angerufenen Gerichts offenbar damit begründen, daß er im zweiten Weltkrieg durch Einbürgerung die deutsche Reichsangehörigkeit erlangt habe . . . (der Sachverhalt wird ausgeführt). Die beabsichtigte Rechtsverfolgung bietet daher einstweilen wegen Mangels geeigneter Beweismittel keine hinreichende Aussicht auf Erfolg (§ 114 ZPO). 3. Auch das Gesuch um Bewilligung der öffentlichen Zustellung für die Klage (§ 203 ZPO) ist zur Zeit nicht begründet. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Antrg. sich absichtlich vor dem Antrst. verborgen hält, ist nur gering. Viel eher ist anzunehmen, daß sie ihren Aufenthaltsort bei G. als Flüchtling vor den heranrückenden russischen Truppen oder im Zuge der Zwangsevakuierung der deutschen Bevölkerung verlassen hat und die
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gegenwärtige Anschrift des Antrst. noch nicht hat in Erfahrung bringen können. Der Senat ist daher der Auffassung, daß die Antrg. „durch die mittelbaren Einwirkungen der Kriegsverhältnisse an einer sachdienlichen Führung des Rechtsstreites verhindert ist". Eine Verzögerung des Verfahrens um deswillen kann dem Antrst. „billigerweise zugemutet werden", da nach den obigen Darlegungen ohnehin seine beabsichtigte Rechtsverfolgung vorerst keine hinreichende Aussicht auf Erfolg bietet. Erst wenn die Antrg. geladen und eidlich vernommen werden kann, wird er die Möglichkeit erlangen, die notwendigen Klagebehauptungen zu beweisen. Unter diesen Umständen kann auch der Gesichtspunkt, daß der Antrst. eine von ihm schwangere Frau möglichst bald heiraten möchte, nicht zu einer anderen Beurteilung führen. Da somit die Voraussetzungen des Art. 3 Ziff. 1 der SchutzVO vom 4. 12. 43 (RGBl. I, S. 666) hier gegeben sind, fehlt es f ü r die Bewilligung der öffentlichen Zustellung der Klage an einem Rechtschutzbedürfnis." Die Beschwerde war daher in vollem Umfange zurückzuweisen. 18. In Deutschland geschlossene, nach deutschem Recht formgültige Ehen zwischen französichen Staatsangehörigen und deutschen Frauen sind auch in Frankreich rechtswirksam. Eine Deutsche, die mit einem Franzosen im Juli 1945 die Ehe geschlossen hat, hat die französische Staatsangehörigkeit automatisch erworben (sie!). Deutsche Gerichte sind für die Scheidung von Ehen französischer Staatsangehöriger nicht zuständig. EGBGB Art. 17; ZPO § 606 Z. 3; RuStaatsangG vom 22. 7. 1913, § 17; franz. Code civil Art. 63, 144—164, 166, 170, 229—232, 234; franz. StaatsangG v. 10. 8. 1927, Art. 8. OLG Celle, Beschl. vom 5. 6. 1947 — 1 W 13/47: JR 2 (1948) 335; im Auszug: DRsp IV (418) 26 b. Aus den Gründen: „Durch den angefochtenen Beschluß ist der Kl. das Armenrecht für die eingereichte Ehescheidungsklage versagt worden, weil diese keine hinreichende Aussicht auf Erfolg biete. Die hiergegen gerichtete Beschwerde mußte zur Zurückweisung des Rechtsmittels führen. 1. Der Bekl. ist französischer Staatsangehöriger. Er hat mit der Kl., die bis dahin Reichsdeutsche war, am 14. 7. 45 vor dem Standesamt in S. die Ehe geschlossen. Im August 1945 ist er nach Frankreich zurückgeführt und dort in seinem Geburtsort Meulles gesehen worden. Daß der französische Staat den in Deutschland nach der Kapitulation zwischen Franzosen und deutschen Frauen geschlossenen Ehen allgemein die Anerkennung versagt, wie die Kl. behauptet, ist unrichtig 1 ; nach einem dem OLG vorliegenden Bericht hat das französische Generalkonsulat in Hamburg unter dem 20. 7. 46 eine entgegenstehende Auskunft erteilt. Es gelten daher in dieser Hinsicht die alten Grundsätze. Danach erkennt Frankreich eine im Ausland zwischen Franzosen und Ausländern geschlossene Ehe als gültig an, wenn (Art. 170 des Cc): 1
Vgl. Makarov, Eheschließungen französischer Staatsangehöriger in Deutschland: DRZ, 5. Beiheft (1948) 7 ff.
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a) die Eheschließungsform des Auslandsstaates beachtet ist, b) ein Aufgebot gemäß Art. 63, 160 des Cc in Frankreich erfolgt ist, c) die Ehehindernisse des französischen Rechts (Art. 144—164 des Cc.) hinsichtlich des französischen Verlobten beachtet sind. (Vgl. Boschan, Europäisches Familienrecht, 1937, S. 63, und Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht, Bd. I, 1938, S. 198 und 201). Dafür, daß etwa gegen die Erfordernisse zu a) oder c) verstoßen sei, hat die Kl. nichts vorgebracht. Dagegen wird das Aufgebot in Frankreich schon wegen der damaligen Verkehrsverhältnisse unterblieben sein. Jedoch bewirkt diese Unterlassung nach der französischen Rechtsprechung die Nichtigkeit der Ehe nur dann, wenn das Aufgebot absichtlich unterlassen worden ist, um die beabsichtigte Eheschließung der Kenntnis derjenen Personen zu entziehen, denen ein Recht auf Einspruch dagegen zusteht (Bergmann aaO S. 198 und S. 210 Fußnote). Mangels entsprechenden Vorbringens muß davon ausgegangen werden, daß dieser Ausnahmefall nicht vorliegt. Die Ehe der Parteien ist daher auch nach französischem Recht als gültig anzusehen. 2. Durch die Eheschließung mit dem Bekl. hat die Kl. nach § 17 Ziff. 6 des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 22. 7. 13 (RGBl. S. 583) ihre deutsche Reichsangehörigkeit verloren. Die Frage, ob sie gleichzeitig die französische Staatsangehörigkeit erworben hat, ist nicht nach dem neuen französischen Staatsangehörigkeitsgesetz vom Oktober 1945 zu beantworten. Dieses bestimmt nämlich ausdrücklich, daß f ü r den Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit, soweit sie nicht durch Geburt eintreten, diejenigen Gesetze maßgebend sind, die jeweils zu dem betreffenden Zeitpunkt — hier der Eheschließung — in Geltung waren (SJZ 1946, 128). Maßgebend ist daher hier das französische Gesetz über die Staatsangehörigkeit vom 10. 8. 1927 in der Fassung vom 19. 7. 1934 (abgedruckt bei Bergmann aaO S. 190). Nach Art. 8 dieses Gesetzes erwirbt die einen Franzosen heiratende Ausländerin die französische Staatsangehörigkeit, wenn sie den Bestimmungen ihres Heimatgesetzes zufolge notwendigerweise durch Heirat die heimatliche Staatsangehörigkeit verliert (so auch Boschan aaO S. 65). Da die Kl., wie oben ausgeführt ist, durch die Eheschließung die deutsche Reichsangehörigkeit verloren hat, ist sie also Französin geworden \ 3. Für die Scheidung französischer Eheleute ist ein deutsches Gericht nach § 606 Abs. 3 Nr. 1 ZPO nur dann zuständig, wenn der gewöhnliche Aufenthaltsort des Mannes oder der Frau im Inland gelegen ist und nach 1 Im Zeitpunkt der Eheschließung galt in Frankreich Art. 8 des Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 10. 8. 1927 in der Fassung des Dekrets vom 12. 10. 1938 und der Verordnung vom 9. 9. 1939. Danach konnte eine Ausländerin, die mit einem Franzosen die Ehe schloß, die französische Staatsangehörigkeit nur auf ihren ausdrücklichen Antrag, der mittels einer unterschriftlich vollzogenen Erklärung vor Eingehung der Ehe gestellt werden müßte, erwerben. Einen solchen Antrag durfte eine Frau, die einem mit Frankreich im Kriege befindlichen Staat angehörte, wenn die Ehe während der Dauer der Feindseligkeiten geschlossen wurde, überhaupt nicht stellen. Die Frau war somit in vorliegendem Fall staatenlos.
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dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt werden wird. Hier ist der gewöhnliche Aufenthaltsort der Frau im Inland gelegen. Dagegen ist mit der Anerkennung eines deutschen Ehescheidungsurteils durch Frankreich im vorliegenden Fall nicht zu rechnen. Ausländische Urteile, welche die Ehe von Franzosen scheiden, werden in Frankreich in einem besonderen gerichtlichen Verfahren überprüft und erlangen erst durch ein Vollstreckungsurt. (Erteilung des Exequatur) Wirksamkeit auch für Frankreich (RG 149, 232, 150, 375, Maßfeiler in J\V 1936, 1642). Die Erteilung des Exequatur wird unter anderem davon abhängig gemacht, daß die Zuständigkeit des ausländischen Gerichts nach französischem Recht gegeben war (Maßfeiler aaO S. 1643, Boschan aaO S. 68). Nun haben aber die Parteien im vorliegenden Fall ihren Gerichtsstand für eine Ehescheidung nach französischem Recht in F rankreich, nämlich am Wohnsitz der Ehegatten (Art. 234 des Cc). Es muß davon ausgegangen werden, daß der im August 1945 nach Frankreich zurückgeführte Bekl. auch jetzt dort seinen Wohnsitz hat. Eine verheiratete Frau hat, wie es in Art. 108 des Cc heißt, keinen anderen Wohnsitz als den ihres Mannes. Da somit nach den französischen Bestimmungen die Zuständigkeit desjenigen französischen Gerichts, in dessen Bezirk der Bekl. seinen Wohnsitz hat, für die Ehescheidung gegeben ist, wird Frankreich eine von einem deûtschen Gericht ausgesprochene Ehescheidung voraussichtlich nicht anerkennen, zumal die Belange des französischen Mannes hier auch dadurch beeinträchtigt werden, daß er nur im W e g e der öffentlichen Zustellung geladen werden soll. Nach einer Entscheidung des OLG Zweibrücken ( J W 1930, 1883, Nr. 13) werden Scheidungsurteile ausländischer Gerichte über französische Staatsangehörige in Frankreich niemals anerkannt, wenn die Ehegatten einen Wohnsitz in Frankreich haben (vgl. allgemein auch Schönke, Zivilprozeßrecht 1938, S. 339). Die Voraussetzungen des § 606 Abs. 3 Nr. 1 ZPO sind daher hier nicht gegeben. Das angerufene Gericht ist somit unzuständig. 4. Auch aus sachlichen Gründen bietet die eingereichte Klage keine hinreichende Aussicht auf Erfolg. Nach Art. 17 des EGBGB ist bei der sachlichen Prüfung des Scheidungsverlangens hier französisches Recht anzuwenden. Nach den Art. 229—232 des Cc sind aber als Ehescheidungsgründe nur Ehebruch, Ausschreitungen, grobe Mißhandlungen und schwere Beleidigungen sowie Verurteilung zu einer Leibes- und Ehrenstrafe zugelassen (vgl. auch Boschan aaO S. 66). Die Klage ist lediglich auf böswilliges Verlassen gestützt. Dabei ist nicht einmal behauptet, daß der Bekl. schuldhaft seine Familie vernachlässigt. Er ist am 6. 8. 45 in der ehelichen Wohnung verhaftet und nach Frankreich zurückgeführt worden. Mit Rücksicht hierauf ist die Möglichkeit naheliegend, daß auch das Ausbleiben von Postsendungen nicht auf einem Verschulden des Bekl. beruht. Demgemäß war die Beschwerde nach §§ 114, 97 Z P O auf Kosten der Kl. zurückzuweisen." 19. Die Zulässigkeit einer Eheschließung durch Stellvertretung bestimmt sich nach Art. 11 I S. 2 EGBGB; danach ist die durch Stellvertre3 Intern. I'rivatreclit 1945—1949
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tuixg geschlossene Ehe gültig, wenn sie nach den Gesetzen des Ortes zulässig ist, an dem die Eheschließung vorgenommen wird. Das Wesen des Eheschließungsaktes liegt in den Konsenserklärungen der Ehegatten. Bei der Qualifikation des Vornahmeortes der Eheschließung kommt es somit auf die Konsenserklärung beider Eheschließenden an. Für die förmliche Wirksamkeit einer Willenserklärung unter Abwesenden ist ausschließlich das Recht des Abgabeortes maßgebend. Vornahmeort der Eheschließung durch Stellvertretung ist daher der Ort, an dem die Parteien sich gerade befinden, d. h. der jeweilige Aufenthaltsort des Mannes und der Frau. Das deutsche EheG kennt die Eheschließung durch Stellvertretung nicht, sondern schreibt in § 13 die persönliche und gleichzeitige Anwesenheit der beiden Verlobten vor dem Standesbeamten vor. Hält sich auch nur ein Verlobter zur Zeit der Eheschließung in Deutschland auf, so ist daher seine Eheschließung durch Stellvertretung unzulässig, auch wenn er in der Abgabe der Konsenserklärung vor dem Standesbeamten eines Landes vertreten wird, das — wie Italien — die Eheschließung durch Stellvertretung zuläßt. Durch die vor dem italienischen Standesbeamten im Wege der Stellvertretung abgegebene Eheschließungserklärung eines in Deutschland befindlichen Verlobten ist somit nach deutscher Auffassung eine gültige Ehe nicht zustande gekommen, da die Formvorschriften des § 13 des deutschen EheG nicht vollständig beachtet worden sind. Eine solche „Ehe" ist rechtlich nicht existent. — EheG § 13; EGBGB Art. 11. LG Kiel, Urteil vom 20. 5. 1949 — 6 R 564/48: SchlHA 196 (1949) 322; Das Standesamt 3 (1950) 58; RabelsZ 15 (1949) 578 mit Anm. von Neuhaus. Dem Urteil lag folgender Sachverhalt zugrunde: Die Parteien gaben am 16. 11. 1946 vor dem Standesbeamten in Venedig die übereinstimmende Erklärung ab, miteinander die Ehe eingehen zu wollen. Der Kl., deutscher Staatsangehöriger, hielt sich zu diesem Zeitpunkt in Neumünster (Deutschland) auf und ließ sich vor dem italienischen Standesbeamten durch den Bruder der Bekl. vertreten. Nachträglich beantragte der Kl. vor dem Gericht seines deutschen Wohnsitzes die Feststellung, daß eine Ehe zwischen den Parteien nicht bestehe. Das Gericht hat antragsgemäß die Ehe f ü r nicht bestehend erklärt. Aus den Gründen: „§ 13 des deutschen EheG (KRG Nr. 16 vom 20. 2. 1946) schreibt f ü r die Eheschließung die persönliche und gleichzeitige Anwesenheit der beiden Verlobten vor dem Standesbeamten vor. Nur in der Personenstandsverordnung der Wehrmacht vom 4. 11. 1939 war f ü r Sonderfälle die „Ferntrauung" vorübergehend eingeführt worden. Diese Einrichtung ist durch die Auflösung der Wehrmacht gegenstandslos geworden. Das deutsche EheG kennt also die Eheschließung mittels Stellvertretung nicht. Hingegen ist eine solche Eheschließung in Italien möglich. Die zu entscheidende Frage ist, ob eine auf diese Weise in Italien erfolgte Eheschließung auch in Deutschland gültig ist. Da einer der beiden Partner die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt
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und das geltende deutsche Recht keine Stellvertretung bei der Eheschließung kennt, kommt die Anerkennung einer solchen Ehe lediglich nach Art. 11 I S. 2 EGBGB in Betracht. Danach würde die Ehe gültig sein, wenn die Gesetze des Ortes, „an dem das Rechtsgeschäft vorgenommen wird", beachtet sind. Hierfür kann nicht ausschlaggebend sein, daß der Standesbeamte, vor dem die Ehe geschlossen ist, sich in Venedig befindet, einem Ort, dessen Eheschließungsrecht die Stellvertretung zuläßt. Nach der übereinstimmenden Auffassung aller zivilisierten Staaten liegt das Wesen des Eheschließungsaktes in den Konsenserklärungen der Ehegatten. Auch nach deutscher Auffassung wird die Ehe vor dem Standesbeamten und nicht durch ihn, sondern durch die Parteien geschlossen. Auf die Konsenserklärung beider Ehegatten kommt es somit bei der Qualifikation des Vornahmeortes der Eheschließung an (vgl. hierzu Deuchler, Die Handschuhehe im internationalen Privatrecht, in: Festschrift für Leo Raape [1948] 83 ff.). Bei der Frage der Wirksamkeit einer Willenserklärung, die einem Abwesenden gegenüber abgegeben wird, stellt das internationale Privatrecht, soweit es sich um die Beachtung von Formvorschriften handelt, ausschließlich auf den Abgabeort ab. Dies gilt nicht nur für einseitige empfangsbedürftige Willenserklärungen, sondern ebenso für Verträge unter Abwesenden (vgl. Raape, Internationales Privatrecht [2. Aufl. 1945] 142). Diese Grundsätze müssen erst recht im internationalen Eheschließungsrecht gelten. Gerade im Hinblick auf den Grundsatz der Höchstpersönlichkeit der Eheschließung kann Vornahmeort — auch bei der Ehe durch Stellvertretung — nur der Ort sein, an dem die Partei sich gerade befindet. Vornahmeort ist also der jeweilige Aufenthaltsort des Mannes und der Frau, d. i. im vorliegenden Falle für den Mann Neumünster und für die Frau Venedig. Ortsrecht i. S. von Art. 11 I S. 2 EGBGB ist somit sowohl deutsches wie italienisches Recht. Da die nach § 13 des deutschen EheG vorgeschriebenen Formvorschriften nicht vollständig beachtet sind, ist nach deutscher Auffassung eine gültige Ehe nicht zustandegekommen (Deuchler, Eheschließung von Abwesenden [1942]; Raape, Eheschließung Abwesender, in: Zeitschr. f. Standesamtswesen 22 [1942] 127). Die Ehe ist daher nicht existent." ¡80. Durch 1945 erfolgte Eheschließung mit einem Franzosen hat eine Deutsche die deutsche Staatsangehörigkeit verloren, die französische aber nicht erworben. Ehescheidungen von Franzosen in Deutschland werden nach französischem Recht zugelassen, wenn in Frankreich kein Gerichtsstand begründet war. Die Gründe der Scheidung der Ehe einer Staatenlosen und eines Franzosen müssen nach deutschem Recht beurteilt werden (sie!). LG Gera, Urt. vom 24. 4. 1946 — 2 R 497/46 (166): DRZ 3 (1948) 62 mit Anm. von Makarov. Die Parteien haben am 4. 5. 1945 vor dem Standesamt in Gera I die Ehe geschlossen. Der Mann ist französischer Staatsangehöriger, die Frau war vor der Eheschließung im Besitz der deutschen Staatsangehörigkeit. Am
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23. 5. 1945 ist der Mann nach Frankreich abgereist und ließ seitdem nichts von sich hören. Die F r a u hat Klage erhoben und beantragt, die E h e aus Verschulden des Mannes zu scheiden. Aus den Gründen: „Durch Eheschließung mit einem Ausländer hat die Kl. die deutsche Staatsangehörigkeit verloren, hat aber durch die w ä h r e n d der Feindseligkeiten zwischen Frankreich u n d Deutschland geschlossene E h e die f r a n zösische Staatsangehörigkeit des Mannes nicht erworben. Sie ist staatenlos. Ehescheidungen von Franzosen in Deutschland werden zugelassen, wenn in Frankreich kein Gerichtsstand begründet war. Die Rechtsprechung erkennt sich das Recht zu, die Zuständigkeit der ausländischen Gerichtsbarkeit im allgemeinen (nach den französischen Konfliktregeln), die Zuständigkeit des Gerichts, das die Entscheidung erlassen hat, nach dem ausländischen Recht, die Übereinstimmung der Entscheidung mit dem f r a n z . ,,ordre public", die richtige Anwendung des Personalstatuts u n d des anwendbaren ausländischen Rechts nachzuprüfen. Die Mehrheit der Urteile der h ö h e r e n Gerichte wendet das Recht des Kl. an. Im vorliegenden Fall ist die Eingehung der Ehe, sofern einer der Verlobten Deutscher ist, nach den Gesetzen des Staates zu beurteilen, dem er angehört. Die Gründe der von der Kl. — die Voraussetzung der deutschen Staatsangehörigkeit zur Zeit der Eheschließung ist gegeben — beantragten Scheidung der E h e müssen hier nach deutschem Recht beurteilt werden 1 (Boschan, E u r o p . Familienrecht, RabelsZ, Deutsche Justiz 1936). Aus der Aussage der Kl. ergibt sich, d a ß die Behauptungen zur Begründung ihrer Klage den Tatsachen entsprechen: der Mann hat sie im Mai 1945 verlassen, seitdem hat sie nichts von ihm gehört. E r hat sonst in Frankreich keine Angehörigen, B e m ü h u n g e n der Kl., mit ihm in Verbindung zu treten, blieben erfolglos. Es bedarf keiner weiteren Ausführungen, um zu dem Schluß zu kommen, d a ß das Verhalten des Mannes geeignet ist, die Kl. zu beleidigen, sie in ihren E m p f i n d u n g e n u n d Gefühlen schwer zu verletzen u n d damit der Ehe die Grundlage zu nehmen, auf der sie aufgebaut war. Der Riß, den die E h e b e k o m m e n hat, ist unheilbar, es ist auch nicht zu erwarten, die Ehe werde je wieder eine Lebensgemeinschaft, wie es sein soll, werden. W e n n das so geworden ist, hat der Mann die Schuld daran. Die E h e war auf den Antrag der F r a u nach § 43 EheG zu scheiden, der Mann war f ü r schuldig zu erklären. E r hat die Kosten zu tragen, da er im Rechtsstreit unterliegt." 21. Eine in der Form des Eheschließungsortes (hier deutscher Ort) geschlossene Ehe eines Spaniers mit einer Ausländerin (hier Deutschen) evangelischer Konfession wird nach spanischem Recht als wirksam betrachtet, solange ihre Nichtigkeit nicht durch ein spanisches Gericht ausgesprochen wird. Auf die Aufhebung einer Ehe findet nicht Art. 17, son1 Gemäß Art. 17 EGBGB kommen.
müßte
das
französische
Recht
zur
Anwendung
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dem Art. 13 EGBGB Anwendung. — EGBGB Art. 13, 17; EheG § 32: Z P O § 606; spanisches ZGB, Alt. 11, 22 100, 111. LG Stuttgart, Urteil v o m 12. 1. 1949 — 4 R 80/48. Ungedruckt. Der Bekl. ist a m 26. 8. 1923 in S. bei B. in Spanien geboren. E r ist von Beruf Artist. Die Kl. ist a m 6. 1. 1928 in H. geboren; sie ist v o n Geburt Deutsche u n d evang. Konfession. Die P a r t e i e n h a b e n a m 4. 3. 1947 vor d e m S t a n d e s a m t St. die E h e geschlossen. Aus der E h e ist die a m 3. 9. 1947 g e b o r e n e Tochter M. h e r v o r g e g a n g e n . Die P a r t e i e n lebten nach der E h e schließung i m H a u s e der E l t e r n der Kl., der E h e l e u t e V., in St. Am 30. 8. 1947 t r e n n t e n sich die P a r t e i e n , i n d e m der Bekl. a u s der W o h n u n g seiner Schwiegereltern auszog. Die Kl. b e a n t r a g t e zunächst die Scheidung der E h e a u s Verschulden des Bekl., hilfsweise die A u f h e b u n g d e r E h e a u s d e m Verschulden des Bekl. Sie ließ v o r t r a g e n , d a ß sie d u r c h die H e i r a t mit d e m Bekl. i h r e deutsche Staatsangehörigkeit verloren h a b e u n d staatenlos g e w o r d e n sei. Die Zuständigkeit des a n g e r u f e n e n Gerichts ergebe sich a u s § 606 Abs. 3 Ziff. 1 ZPO. Die Scheidungsklage w e r d e auf E h e b r u c h gestützt. E i n e Scheidung wegen E h e b r u c h s sei s o w o h l nach s p a n i s c h e m als nach deutschem Recht zulässig. Der Bekl. u n t e r h a l t e mit F r ä u l e i n R. ein ehebrecherisches Verhältnis. E v e n t u e l l w e r d e die A u f h e b u n g der E h e b e g e h r t u n d z w a r d a n n , w e n n d a s Gericht zu der Ansicht k ä m e , d a ß die Kl. d u r c h die H e i r a t die spanische Staatsangehörigkeit e r w o r b e n habe. Die Z u s t ä n d i g k e i t des Gerichts ergebe sich f ü r diesen F a l l a u s § 606 Abs. 3, Ziff. 2 ZPO. D e r Art. 17 des EGBGB k o m m e f ü r die A u f h e b u n g s k l a g e nicht zur A n w e n d u n g . Diese w e r d e gestützt auf § 32 des EheG. Der Bekl. trat der Scheidungsklage nicht entgegen, i n d e m er d e n E h e b r u c h zugab. E r b e a n t r a g t e a b e r die Mitschuld d e r Kl., weil sie i m m e r m e h r zu i h r e n E l t e r n gehalten h a b e u n d sich geweigert habe, mit i h m von i h r e n E l t e r n wegzuziehen. Der eventuell gestellten A u f h e b u n g s k l a g e t r a t der Bekl. z u n ä c h s t entgegen, indem er die tatsächlichen B e h a u p t u n g e n d e r Kl. bestritt. Auf G r u n d des Beweisbeschlusses v o m 24. 4. 1948 w u r d e das Rechtsgutachten des D i r e k t o r s des Kaiser W i l h e l m - I n s t i t u t s f ü r ausländisches u n d i n t e r n a t i o n a l e s P r i v a t r e c h t T ü b i n g e n v o m 25. 5. 1948, P r o f . Dr. Dölle, eingeholt. Das Gutachten k a m zu d e m Ergebnis, d a ß die E h e der P a r t e i e n sowohl nach d e u t s c h e m als nach spanischem Recht als w i r k s a m zu b e t r a c h t e n sei u n d d a ß die Klägerin d u r c h die H e i r a t die spanische S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t e r w o r b e n habe. E i n e Scheidung d e m B a n d e nach sei d e m spanischen Recht f r e m d . N u n m e h r , n a c h d e m von der spanischen Staatsangehörigkeit der Kl. auszugehen sei, stellte die KI. d e n Antrag, in erster Linie die E h e der P a r t e i e n a u s Verschulden des Bekl. a u f z u h e b e n . Die Scheidung b e g e h r t e sie n u r noch hilfsweise. Sie f ü h r t in rechtlicher Beziehung aus, d a ß nicht Art. 17 EGBGB a n z u w e n d e n sei, der n u r f ü r E h e s c h e i d u n g e n gelte, s o n d e r n Art. 13, nach d e m f ü r d e n A u f h e b u n g s a n s p r u c h der Kl. deutsches Recht a n z u w e n d e n sei, d a sie zur Zeit der E i n g e h u n g der E h e Deutsche gewesen sei. Z u r
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Begründung gem. § 32 des EheG wurde geltend gemacht, daß der Bekl. hinsichtlich der ehelichen Treuepflicht eine ganz andere Auffassung vertrete als die Kl. Die Auffassung des Bekl., der wiederholt mit anderen Frauen geschlechtlich verkehrt habe, über diese Dinge lasse eine persönliche Eigenschaft des Beklagten erkennen, die mit der Auffassung der Kl. vom Wesen der Ehe nicht zu vereinbaren sei. Die Kl. habe dies erst im Laufe der Ehe erkannt und hätte den Bekl. nicht geheiratet, wenn sie dies zur Zeit der Eheschließung erkannt hätte. Der Bekl. trat der Aufhebung der Ehe nicht entgegen. Aus den Gründen: „Ob eine Scheidung der Ehe möglich wäre, bedarf keiner Prüfung, da die Scheidung nunmehr erst in zweiter Instanz begehrt wird und die Aufhebungsklage begründet ist, wie nachstehend dargetan wird. Die Ehe der Parteien ist nicht nur nach deutschem, sondern auch nach spanischem Recht in wirksamer Weise geschlossen, wie die Ausführungen des Rechtsgutachtens von Prof. Dölle ergeben, die sich das Gericht zu eigen macht. Demnach bestimmen sich nach Art. 11 Abs. 1 des spanischen Zivilgesetzbuches von 1889 die Formen und Förmlichkeiten von Verträgen, Testamenten und öffentlichen Urkunden nach den Gesetzen des Landes, in welchem sie errichtet werden. Allerdings findet nach der spanischen Rechtsprechung der Art. 11 des Zivilgesetzbuches auf die Eheschließung spanischer Staatsangehöriger im Ausland keine Anwendung, weil Art. 111 Ziff. 4 des Zivilgesetzbuches eine Zivilehe f ü r nichtig erklärt, die ohne Mitwirkung des zuständigen Beamten (Juez municipal) geschlossen ist und nach Art. 100 Abs. 3 die Funktionen des Municipalrichters bei der Eheschließung von Spaniern im Ausland von den Konsuln und Vizekonsuln ausgeübt werden. Ob dies nur dann gilt, wenn beide Eheleute spanische Staatsangehörige sind und ob die Zuständigkeit des spanischen Konsuls zu verneinen ist, wenn ein Teil eine fremde Staatsangehörigkeit hat, kann auf sich beruhen. Jedenfalls wird in der spanischen Rechtsprechung die Auffassung vertreten, daß Eheschließungen spanischer Staatsangehöriger in der Form des Orts der Eheschließung als wirksam betrachtet werden, solange ihre Nichtigkeit nicht ausgesprochen ist. Zuständig f ü r die Nichtigkeitserklärung sind die spanischen Gerichte. Da eine solche nicht ausgesprochen ist, muß die Ehe der Parteien f ü r wirksam gehalten werden, und zwar nach spanischem Recht. Dies hat zur Folge, daß die Kl. durch ihre Heirat die spanische Staatsangehörigkeit erworben hat. Denn gemäß Art. 22 Abs. 1 des Código Civil folgt die Ehefrau dem Stand und der Staatsangehörigkeit des Ehemannes. Für eine Aufhebungsklage ist nicht Art. 17 des EGBGB anwendbar, und zwar auch nicht entsprechend. Denn Art. 17 gilt nur für die Scheidung der Ehe. Vielmehr ist f ü r die Aufhebungsklage Art. 13 EGBGB anzuwenden, vgl. Sörgel, Kommentar zum BGB, Anm. 1 zu Art. 13 EGBGB. Denn die Aufhebung setzt einen Tatbestand voraus, der einen Mangel bei der Eingehung der Ehe enthält. Nach Art. 13 wird die Eingehung der Ehe, sofern auch nur einer der Verlobten Deutscher ist, in Ansehung eines jeden der
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Verlobten nach den Gesetzen des Staates beurteilt, dem er angehört. Infolgedessen ist die Aufhebungsklage der Kl. nach deutschem Recht zu beurteilen. Denn sie hatte zur Zeit der Eingehung der Ehe die deutsche Staatsangehörigkeit. Daß sie sie durch die Eheschließung verlor und die spanische dafür erworben hat, ändert daran nichts. Die Zuständigkeit des Gerichts ergibt sich aus § 606, Abs. 3 Ziff. 2 ZPO. Denn nach dieser Bestimmung kann dann, wenn keiner der Ehegatten die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, von einem deutschen Gericht entschieden werden, wenn die Frau zur Zeit der Eheschließung deutsche Staatsangehörige war und sie auf Aufhebung der Ehe klagt. Dieser Sachverhalt liegt vor. Die örtliche Zuständigkeit ist ebenfalls gegeben. Nach § 32 des EheG kann die Klägerin die Aufhebung der Ehe begehren, wenn sie sich bei der Eheschließung über solche persönlichen Eigenschaften des Beklagten geirrt hat, die sie bei Kenntnis der Sachlage und bei verständiger Würdigung des Wesens der Ehe von der Eingehung der Ehe abgehalten haben würde. Durch die Beweisaufnahme ist folgendes erwiesen (die einzelnen Fälle des Ehebruchs des Bekl. werden angeführt). Dieses Verhalten läßt eine ungewöhnliche Laxheit in der Auffassung des Bekl. über die sittliche Forderung der ehelichen Treue erkennen . . . Mit dieser Auffassung, die als persönliche Eigenschaft des Bekl. zu bewerten ist, befindet er sich in schroffem Gegensatz zu den Anschauungen der Kl., die in einer Umgebung aufgewachsen ist, in der man über diese Dinge strenge Ansichten hat. Es bestehen keine Anhaltspunkte dafür, daß die Kl. schon zur Zeit der Eingehung der Ehe diese Eigenschaften des Bekl. gekannt hat. Auch während des Zusammenlebens der Parteien ist der Kl. nicht zum Bewußtsein gekommen, daß sie der Bekl. hintergehe. Erst nach der Trennung der Parteien hat die Kl. die Hemmungslosigkeit des Bekl. in geschlechtlichen Dingen in ihrem ganzen Umfang erkennen können. Das Gericht hat die Überzeugung gewonnen, daß die Kl. die Ehe nicht geschlossen hätte, wenn sie im damaligen Zeitpunkt gewußt hätte, daß der Bekl. die durch eine ganz andere Auffassung bedingte Veranlagung habe, sich so leicht über das Gebot der ehelichen Treue hinwegzusetzen, wie er es tatsächlich getan hat. Das Aufhebungsbegehren der Kl. ist deshalb nach § 32 Abs. 1 des EheG begründet. Nach der Entdeckung des Irrtums, der erst nach der Trennung der Parteien erfolgte, gab die Kl. nicht zu erkennen, daß sie die Ehe fortsetzen wolle (§ 32 Abs. 2 des EheG). Der Klage war daher stattzugeben."
2. Verwandtschaft Siehe auch Nr. 78, 79, 81 22. Die eheliche Abstammung eines Kindes wird gemäß Art. 18 EGBGB nach den Gesetzen des Staates beurteilt, welchem der Ehemann der Mutter des Kindes zur Zeit der Geburt desselben angehört. Bei italienischer Staatsangehörigkeit des Ehemannes der Mutter muß berücksichtigt werden, daß
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das italienische Recht auf das Recht des Wohnsitzortes verweist (sie!). EGBGB Art. 18; Z P O § § 640 ff.
des
Nr. 23 Ehemannes
LG Heilbronn, Urt. v o m 28. 2. 1947 — R 116/44. Ungedruckt. Der Kl., der als Ehemann der Mutter des Kindes auftritt, ist italienischer Staatsangehöriger. Er hat seit seiner Geburt seinen Wohnsitz in B. (Württ.) und hat seit 1941 den Krieg in der deutschen Wehrmacht mitgemacht. Das beklagte Kind ist von der Ehefrau des Kl. im November 1943 geboren worden. Aus den Gründen: „1. Die Frage der ehelichen Abstammung eines Kindes wird gemäß dem in Art. 18 des EGBGB niedergelegten Grundsatz des internationalen Privatrechts nach den Gesetzen des Staates beurteilt, welchem der Ehemann der Mutter des Kindes zur Zeit der Geburt desselben angehört. Der Kl. ist der Ehemann der Mutter des bekl. Kindes, wie sich aus den beigezogenen Ehescheidungsakten ergibt und er ist nicht deutscher, sondern italienischer Staatsangehöriger zur Zeit der Geburt des bekl. Kindes gewesen. Durch die festgestellte Tatsache der Kriegsdienstleistung in der deutschen Wehrmacht allein hat der Kl. nach deutschem wie nach italienischem Staatsrecht weder die deutsche Staatsangehörigkeit erworben noch die italienische Staatsangehörigkeit verloren. Die Frage der ehelichen Abstammung des bekl. Kindes ist daher nach italienischem Privatrecht zu beurteilen. Dieses Recht verweist jedoch bei Italienern, die ständig im Ausland ihren Wohnsitz haben, auf das Gesetz des Wohnsitzes zurück Der Kl. hat nach dem Familienregisterauszug der Stadtgemeinde B. in dieser deutschen (württembergischen) Stadt seit seiner Geburt ständig seinen Wohnsitz. Es ist daher das deutsche Recht hier anzuwenden, wie es materiell in § § 1591 ff. BGB, hinsichtlich des Verfahrens in § § 640 ff. Z P O niedergelegt ist. 2. Durch Alt. V I 10 b des MRG Nr. 2 ist den deutschen Gerichten die Rechtsprechung in dieser Zivilsache nicht verboten, da Italien bis jetzt nicht den V N angehört und die Parteien auch nicht verschleppte Staatenlose sind. 3. Das L G Heilbronn ist nach § 642 Z P O örtlich zuständig, da der Kl. seinen Wohnsitz und damit seinen allgemeinen Gerichtsstand in B. hat, das zum Bezirk des L G Heilbronn gehört." Die uneheliche Abstammung des Kindes wird unter Anwendung des deutschen Rechts anerkannt. 2 3 . Die Rechtsbeziehungen zwischen den Eltern und den Kindern regeln sich gemäß Art. 19 EGBGB grundsätzlich nach dem Heimatrecht des Vaters. Nach italienischem Recht ist die elterliche Gewalt, der die ehelichen Kinder unterworfen sind, streng vaterrechtlich ausgebildet. Der Vater kann kraft seiner elterlichen Gewalt die Kinder von der Mutter herausverlangen (a). Wenn dieses Verlangen rechtsmißbräuchlich ist, ist es unbeachtlich. Wäre 1 Gemäß Art. 17 des italienischen Zivilgesetzbuches ist das Heimatrecht und nicht das Wohnsitzrecht maßgebend; siehe RabelsZ 15 (1949/50) 116.
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dies nach italienischem Recht nicht der Fall, müßte der deutsche ordre public eingreifen (b). — EGBGB Art. 19, 30; italienisches ZGB Art. 155, 316, 318. a) LG H a m b u r g , 1. ZK, Urteil vom 9. 3. 1949 — 1 O 103/48. Ungedruckt. b) OLG Hamburg, Urteil vom 13. 7. 1949 — 4 U 123/49: HEZ II, 263. a) LG H a m b u r g : Die Parteien sind Eheleute. Sie besitzen die italienische Staatsangehörigkeit. I h r e r A b s t a m m u n g nach ist die Bekl. Deutsche, w ä h r e n d der Kl. von Geburt Italiener ist. Die Parteien leben seit etwa einem J a h r voneinander getrennt. Aus ihrer E h e sind die vier Mädchen R., R., B. u n d C. hervorgegangen. Die Kinder befinden sich bei der Mutter. Der Vater hat das Verlangen gestellt, d a ß die Kinder zu i h m übersiedeln. W e d e r das Vormundschaftsgericht noch die J u g e n d b e h ö r d e in H a m b u r g sehen insoweit einen Anlaß gegeben, im Interesse des Verbleibens der Kinder bei der Mutter M a ß n a h m e n gegen den Vater einzuleiten. Mit Schriftsatz vom 28. J a n u a r 1949 hat der Kläger eine A u s k u n f t des Kaiser Wilhelm-Instituts f ü r ausländisches u n d internationales Privatrecht vom 18. J a n u a r 1949 über die Bestimmungen des z. Zt. geltenden italienischen Zivilgesetzbuches, soweit sie sich auf die elterliche Gewalt erstrecken, zu den Akten gelangen lassen. Aus den Gründen: „Gemäß Art. 19 EGBGB regeln sich die Rechtsbeziehungen zwischen den Eltern u n d den Kindern grundsätzlich nach dem Recht des Vaters. Da der Kl. die italienische Staatsangehörigkeit besitzt, bestimmt sich mithin der U m f a n g u n d der Inhalt der zwischen ihm u n d den ehelichen Kindern, wie auch insoweit zwischen ihm u n d der Bekl. als Mutter dieser Kinder bestehenden Beziehungen nach italienischem Recht. Wie sich aus der Ausk u n f t des Kaiser Wilhelm-Instituts vom 18. J a n u a r 1949 ergibt, ist die elterliche Gewalt, der eheliche Kinder u n t e r w o r f e n sind, streng vaterrechtlich ausgebildet. Bis zum Tode des Vaters ü b t grundsätzlich dieser allein die elterliche Gewalt aus (Art. 316 Zivilgesetzbuch). E i n Eingriff in diese Rechte des Vaters ist ähnlich wie nach deutschem Recht möglich, w e n n der Vater insbesondere seine elterlichen Pflichten verletzt. Daß ein derartiger Fall hier nicht vorliegt, ergibt die Stellungnahme von Vormundschaftsgericht u n d J u g e n d b e h ö r d e in H a m b u r g . Aber auch insoweit ein ausdrückliches Übereinkommen zwischen den Parteien hinsichtlich des Aufenthalts der Kinder geschlossen sein sollte, w ü r d e i h m Rechtsverbindlichkeit insoweit nicht z u k o m m e n können, als der Vater jederzeit berechtigt u n d verpflichtet sein würde, im Interesse der Kinder seine väterliche Gewalt geltend machen zu müssen. F ü r den Fall der Scheidung w ü r d e ein derartiges Übereinkommen bereits deshalb Rechtswirkungen nicht erzielen können, weil das italienische Recht eine Scheidung der E h e dem Bande nach nicht kennt. Aber auch ein Übereinkommen zwischen den Eltern f ü r den Fall der gerichtlichen E h e t r e n n u n g erscheint nicht möglich zu sein, da gemäß Art. 155 des italienischen Zivilgesetzbuches
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das Gericht bestimmen muß, bei welchem Elternteil die Kinder verbleiben sollen. Nach alledem ist als Ergebnis festzustellen, daß der Vater kraft seiner elterlichen Gewalt die Kinder, wie es hier geschieht, von der Mutter herausverlangen kann. Daß f ü r die Durchsetzung dieses Anspruchs gemäß Art. 318 II der Vormundschaftsrichter (giudice tutelare) zuständig sein würde, besitzt nach allgemeinen Grundsätzen des internationalen Privatrechts insoweit keine Bedeutung, als die deutschen Gerichte, die f ü r sie geltenden Verfahrensvorschriften zur Anwendung zu bringen haben. Nach deutschem Recht aber ist f ü r die Herausgabeklagen, soweit nicht bereits eine Sorgerechtsverteilung nach erfolgter Ehescheidung durch den Vormundschaftsrichter vorgenommen worden ist, das Landgericht zur Entscheidung eines derartigen Rechtsstreits berufen. Der Klage war daher, wie geschehen, unter Berücksichtigung von § 91 ZPO f ü r die Kostenentscheidung sowie des § 710 ZPO hinsichtlich der Vollstreckbarkeit des Urteils stattzugeben." b) OLG Hamburg: Das LG hat nach Einholung eines Gutachtens von Professor Dr. Dölle vom 18. 1. 1949 1 durch Urteil vom 9. 3. 1949 die Bekl. zur Herausgabe der Kinder verurteilt. In den Gründen hat das LG ausgeführt, daß nach Art. 19 EGBGB italienisches Recht anzuwenden sei, das streng vaterrechtlich sei. Der Kl. sei an die Vereinbarung vom 10. 9. 1947 nicht gebunden. Er könne den Aufenthalt der Kinder bestimmen und die Herausgabe verlangen. Die Anordnung sei anstelle des italienischen Vormundschaftsrichters von dem zuständigen deutschen Prozeßgericht zu treffen. Gegen dieses Urteil hat die Bekl. am 8. 4. 1949 Berufung eingelegt und sie gleichzeitig unter Wiederholung ihres früheren Vorbringens und unter Beibringung eines Gutachtens von Prof. Dr. Raape vom 29. 3. 1949 dahin begründet, daß nach diesem Gutachten die Bekl., die mit Recht vom Kl. getrennt lebe, befugt sei, mit den Kindern zusammenzuleben. Dies sei bereits die dritte Trennung der Parteien, die immer vom Kl. verschuldet worden sei (wird ausgeführt). Aus den Gründen: „Die Berufung der Bekl. ist frist- und formgerecht eingelegt worden. Sie muß Erfolg haben. Gegen die Ausübung der Gerichtsbarkeit durch deutsche Gerichte bestehen keine Bedenken. Die Parteien sind italienische Staatsangehörige. Italien gehört nicht zu den VN (Ges. Nr. 2 der Militärregierung). Einer Einholung der Genehmigung der MR gem. Art. VI Ziffer 10 Ges. Nr. 2 der MR in der Fassung der VO Nr. 29 vom 16. 4. 1946 — Amtsblatt der MR Nr. 9 S. 204 — bedarf es daher nicht. Mit Recht hat das LG gem. Art. 19 EGBGB italienisches Recht angewandt. Das ist geboten, weil es sich hier um das Rechtsverhältnis zwi1 Gemeint ist das Gutachten des Kaiser Wilhelm-Instituts (jetzt Max-PlanckInstituts) für ausländisches und internationales Privatrecht in Tübingen.
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sehen den Eltern und ihren ehelichen Kindern handelt. Maßgebend f ü r das anzuwendende Recht ist die Staatsangehörigkeit des Vaters. Die Zuständigkeit der Prozeßgerichte f ü r die auf Herausgabe der Kinder gerichtete Klage ist nach dem insoweit maßgebenden deutschen Recht gegeben (vgl. Palandt, Kommentar zum BGB, 5. Aufl., Anm. 5 zu Art. 19 EGBGB). Maßgebend f ü r die Entscheidung des Rechtsstreits sind die einschlägigen Bestimmungen des Cc, wie sie im Gutachten von Prof. Dölle mit deutscher Ubersetzung wiedergegeben sind. Danach kann, wie das Landgericht zutreffend ausgeführt hat, kein Zweifel d a r a n bestehen, daß das italienische Recht streng vaterrechtlich orientiert ist. Eine personensorgerechtliche Entscheidung eines italienischen Gerichts ist zugunsten der Beklagten bisher nicht erlassen worden. Auch eine deutsche vormundschaftsgerichtliche Verfügung, die nach Art. 23 EGBGB in Frage k o m m e n könnte, liegt nicht vor. Nach Art. 318 Abs. 2 Cc bestimmt der Vater den Aufenthalt des Kindes, das er, wenn es sich ohne Erlaubnis vom angewiesenen Ort entfernt, herausverlangen kann, wenn er ihm einen neuen Aufenthaltsort anstelle des bisherigen anweisen will. Dölle hebt hervor, daß das italienische Recht keine Vereinbarung der Eltern über die Kinder kenne. Bei einer gerichtlichen Ehetrennung — eine Scheidung ist nach italienischem Recht nicht zulässig — bestimmt vielmehr das Gericht gem. Art. 155 Cc, bei welchem Elternteil die Kinder bleiben sollen. Von dieser Rechtslage geht auch das von der Bekl. vorgelegte Gutachten von Prof. Raape aus, der jedoch in ausführlichen Darlegungen zu dem Ergebnis gelangt, daß bei tatsächlichem Getrenntleben der Eltern die Mutter das Recht habe, mit den Kindern zusammenzubleiben, wenn sie eine „justa causa" zum Getrenntleben gegenüber ihrem E h e m a n n habe. Raape meint, daß sonst das Recht der F r a u zum Getrenntleben illusorisch sei, da sie sich als gute Mutter nicht von ihren Kindern trennen könne. Wenn gleichwohl der E h e m a n n die Kinder herausverlange, sei sein Verlangen rechtsmißbräuchlich und daher unbeachtlich. Zwar äußere sich die italienische Literatur hierüber nicht. Sie könne aber unmöglich anderer Auffassung sein, wie sich aus dem Vergleich mit dem verwandten französischen Recht u n d dem dort entwickelten Begriff des abus de droit ergebe. Der Senat tritt diesem Gedankengang bei. Sollte die italienische Rechtspraxis aber die vaterrechtliche Ordnung so streng durchführen, daß sie dem Verlangen des Mannes auf Herausgabe der Kinder gegen die Mutter auch d a n n entsprechen würde, wenn diese mit justa causa vom Manne getrennt lebt u n d ohne daß dies das Wohl der Kinder aus sonstigen Gründen gebietet, so würde dem keine Beachtung geschenkt werden dürfen. Eine solche Anwendung ausländischen Rechts würde gegen den deutschen ordre public im Sinne von Art. 30 EGBGB verstoßen. Auch das deutsche Recht ist vaterrechtlich orientiert. Nach § 1634 BGB gibt die Meinung des Vaters den Ausschlag. E r k a n n nach § 1632 BGB die Herausgabe des Kindes von jedermann, grundsätzlich also auch von der Mutter,
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verlangen. Hiervon hat jedoch die Rechtsprechung gerade f ü r den Fall eine Ausnahme gemacht, wenn sich das Herausgabeverlangen des Mannes gegen die Frau richtet, die befugt ist, vom Manne getrennt zu leben (RG in J W 1937, S. 466 Nr. 9). Die Frau kann dann einwenden, dal} der Herausgabeanspruch des Mannes sich ihr gegenüber als Mißbrauch seines Rechtes darstelle. Diesen Einwand hat das RG nicht nur dann f ü r begründet erklärt, wenn der Mann durch das Herausgabeverlangen einen unberechtigten Druck auf die Frau zur Aufgabe der Trennung ausüben will, und nicht nur unter den Voraussetzungen von § 226 BGB, sondern schon dann, wenn der Mann nicht sowohl in Wahrnehmung der Fürsorge f ü r die Person des Kindes handelt, sondern in Wahrheit ausschließlich oder überwiegend die Frau schädigen oder kränken will oder sonstige eigenwillige oder unlautere Zwecke verfolgt (vgl. auch Palandt, Anm. 2 zu § 1632). Dem Herausgabeverlangen des Kl. kann daher nur entsprochen werden, wenn die Bekl. nicht mit justa causa von ihm getrennt lebt und sein Verlangen, was die Bekl. zu beweisen hat, kein Mißbrauch seines Rechts i s t . . . Der Senat hat nach dem Ergebnis der Verhandlung keinen Zweifel daran, daß die Bekl. eine justa causa zum Getrenntleben vom Kl. hatte und noch hat (wird ausgeführt). Mit Recht wehrt sich die Bekl. gegen das Verlangen des Kl. auf Herausgabe der Kinder, das unter diesen Umständen angesichts des Lebens, das der Kl. führt, und angesichts der Absichten, die er hinsichtlich der Kinder hat, nur als ein Mißbrauch seines Rechts angesehen werden kann." Ü I. Für die Rechtsverhältnisse zwischen Eltern lind ehelichen Kindern nach der Scheidung der Ehe sind die Gesetze des Landes maßgebend, dessen Staatsangehörigkeit der Vater besitzt. Die Zuständigkeit des deutschen Gerichts zur Regelung dieses Rechtsverhältnisses und das Verfahren werden aber nach deutschem Recht bestimmt. — EGBGB Art. 19, 23; EheG § 74; BGB § 1915; schweizerisches ZGB Art. 156. OLG Hamm, 7 b ZS, Beschluß vom 19.5. 1949 — 7 b W 121/49: HEZ II, 341. „Das LG hat den Beschluß des Vormundschaftsgerichts bestätigt, demzufolge das Recht der Sorge für die Person des Kindes seiner Großmutter als Pflegerin übertragen ist. Das LG hat seine Entscheidung auf die Vorschrift des § 74 EheG gestützt, dabei aber nicht beachtet, daß, da der Vater des Kindes die schweizerische Staatsangehörigkeit besitzt, die rechtliche Beurteilung des Falles nicht nach deutschem Recht erfolgen darf. Der Umstand, daß die Ehe von einem deutschen Gericht unter Anwendung deutschen Rechts geschieden ist, ändert nichts daran, daß für das Rechtsverhältnis zwischen Eltern und ehelichen Kindern die deutschen Gesetze nur dann maßgebend sind, wenn der Vater die Reichsangehörigkeit besitzt, Art. 19 EGBGB. Da aber der Vater schweizerischer Staatsangehöriger ist, so muß das Rechtsverhältnis nach schweizerischem Recht beurteilt werden. Gleichgültig ist, ob der Vater das Recht hat, für die Person des Kindes zu sorgen, oder ob er dieses Recht nicht hat.
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Für die Beurteilung des Verhältnisses der geschiedenen Eltern zu ihren Kindern ist nach schweizerischem Recht maßgebend der Art. 156 des schweizerischen ZGB, welcher lautet: „Über die Gestaltung der Elternrechte und der persönlichen Beziehungen der Eltern zu den Kindern trifft der Richter bei der Scheidung die nötigen Verfügungen nach Anhören der Eltern und nötigenfalls der Vormundschaftsbehörde. Der Ehegatte, dem die Kinder entzogen werden, ist zur Entrichtung eines seinen Verhältnissen entsprechenden Beitrages an die Kosten des Unterhaltes und der Erziehung verpflichtet. Er hat ein Recht auf angemessenen persönlichen Verkehr mit den Kindern." Nach schweizerischem Rechte ist also das Zivilgericht auch f ü r die Regelung der Beziehungen der geschiedenen Eltern zu ihren Kindern maßgebend. Die Zuständigkeitserklärung ist aber f ü r die deutschen Gerichte nicht bindend. Die Aufgabe der Regelung des Verhältnisses zwischen geschiedenen Eltern und ihren Kindern ist dem Vormundschaftsgericht übertragen, auf das Verfahren des Vormundschaftsgerichts finden die Bestimmungen des FGG Anwendung. Über die Organisation der deutschen Gerichtsbarkeit befindet allein das deutsche Gesetz (vgl. Staudingers Kommentar, Art. 19 EGBGB Anm. C II 2). Es ist also das deutsche Vormundschaftsgericht berufen, nach schweizerischem Recht die Zuteilung der Kinder an die Ehegatten zu regeln, und dieser deutsche Standpunkt wird auch von der Schweiz anerkannt. Wie sich aus Art. 156 des ZGB ergibt, hat die Zuteilung der Kinder aber auch eine dem deutschen Gesetz unbekannte Folge, nämlich die, daß der Ehegatte, dem die Kinder entzogen werden, damit unterhaltspflichtig wird, ein Gesichtspunkt, der immerhin dann beachtlich sein kann, wenn die Zuteilung des Kindes nicht an den schuldlos geschiedenen Ehegatten erfolgen soll. Im Vordergrunde der Beurteilung steht aber die Anordnung der Pflegschaft. Die Anordnung einer Pflegschaft über ein schweizerisches Kind durch ein deutsches Vormundschaftsgericht kann nach Art. 23 EGBGB nur dann geschehen, wenn das Kind nach den schweizerischen Gesetzen der Fürsorge bedarf und die Schweiz die Fürsorge nicht übernimmt. Die nach § 74 Ziff. 5 EheG angeordnete Pflegschaft ist ohne jeden Zweifel eine Pflegschaft, die nach § 1909 BGB zu beurteilen ist. Die Anordnung, daß die Sorge für die Person des Kindes einem Pfleger zu übertragen ist, bedeutet für die Eltern eine Entziehung wesentlicher Elternrechte und ihre Übertragung auf den Pfleger, auf den gemäß § 1915 BGB die für die Vormundschaft geltenden Bestimmungen entsprechende Anwendung finden, so daß die Anwendung des Art. 23 EGBGB keinem Zweifel unterliegt. Für den Fall also, daß auch bei erneuter Prüfung die Zuteilung des Kindes an einen Elternteil nach Art. 156 des ZGB nicht am Platze ist, mußte von Amts wegen geprüft werden, ob nach schweizerischem Gesetz das Kind der Fürsorge bedarf und ob diese Fürsorge nicht von der Schweiz übernommen wird. Nach schweizerischem Recht regelt sich nicht nur der Inhalt der Pflegschaft, sondern auch die Voraussetzung für ihre Anordnung. Auf das Haager Abkommen zur Regelung der Vormundschaft über min-
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derjährige und auf der deutsch-schweizerischen Vereinbarung zur Vereinfachung des Verkehrs in Vormundschaftssachen v. 26. 6. 1914 (RGBl. 251) wird hingewiesen." 25. Die Unterhaltsansprüche der geschiedenen Ehefrau und des ehelichen Kindes gegen den ehem. Ehemann bzw. gegen den Vater beurteilen sich, falls die Parteien durch den deutsch-tschechoslowakischen Vertrag vom 20. 11. 1938 die deutsche Staatsangehörigkeit erworben haben und 1946 aus der Tschechoslowakei ausgewiesen wurden, nach deutschem Recht. — Deutsch-tschechoslowakischer Vertrag vom 20. 11. 1938; ZPO § 328; 4. DVO zum EheG von 1938. AG Ellwangen/Jagst, Urteil vom 7. 11. 1949 — 2 C 5/49. Ungedruckt. Es werden Unterhaltsansprüche der geschiedenen Ehefrau sowie des ehelichen Kindes geltend gemacht. Die 1930 in der Tschechoslowakei geschlossene Ehe wurde am 15. 10. 1946 daselbst geschieden. Die Parteien wurden aus der Tschechoslowakei ausgewiesen und kamen als Flüchtlinge nach Deutschland. Aus den Gründen: „Mit der vorliegenden Klage werden Unterhaltsansprüche der geschiedenen Ehefrau sowie des ehelichen Kindes geltend gemacht. Vorweg ist daher zu prüfen, nach welchem Recht diese Ansprüche zu beurteilen sind. Der Unterhaltsanspruch der geschiedenen Frau gegenüber ihrem geschiedenen Ehegatten, dem Bekl., ist gemäß Art. 17 EGBGB nach dem Heimatrecht des Ehemannes im Zeitpunkt der Erhebung der Scheidungsklage zu beurteilen. Das Scheidungsurteil vom 15. 10. 1946 läßt den Zeitpunkt der Klageerhebung nicht ersehen. Es besteht aber kein Zweifel darüber, daß diese nach dem 20. 11. 1938 stattgefunden hat, also nach dem Tage, an dem die Parteien durch Staatsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und der tschechoslowakischen Republik unter Verlust ihrer tschechischen Staatsangehörigkeit die deutsche erworben haben (§ 1 des Staatsvertrages RGBl. II, 1938 S. 896. Das Gericht schließt sich hierbei dem Gutachten des Kaiser Wilhelm-Instituts 1 an). Demnach ist der Anspruch der geschiedenen Frau nach deutschem Recht zu beurteilen. Da das Scheidungsurteil vor einem ausländischen Gericht ergangen ist, war gem. § 24 der 4. DVO zum EheG (RGBl. I S. 654) die Feststellung der gesetzlichen Voraussetzungen der Anerkennung des Urteils gem. § 328 ZPO notwendig. Von dem Office of Military Government als zuständiger Behörde wurde jedoch Befreiung von diesen gesetzlichen Erfordernissen erteilt. Damit steht fest, daß der Bekl. gem. § 58 EheG der geschiedenen Frau grundsätzlich unterhaltspflichtig ist, da er im Scheidungsurteil f ü r schuldig erklärt wurde. Der Anspruch des Kindes beurteilt sich gem. Art. 19 EGBGB nach dem derzeitigen Heimatrecht des Bekl., also nach deutschem Recht, § 1601 ff. BGB. (Die beiden Ansprüche werden nach deutschem Recht beurteilt.)" 1 Gemeint ist das Kaiser Wilhelm-(jetzt Max-Planck-) Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Tübingen.
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3 6 . Die Legitimation eines unehelichen Kindes durch nachfolgende Ehe seines französischen Vaters mit seiner deutschen Mutter setzt die Anerkennung des Kindes in einer öffentlichen Urkunde auch seitens der Mutter voraus (a). Die nach französischem Recht erforderliche Anerkennung des unehelichen Kindes durch seine Mutter, als Voraussetzung der Legitimation durch nachfolgende Ehe, ist darin zu erblicken, daß die Geburtsurkunde des Kindes auf den Namen der Mutter ausgestellt worden ist (b). — EGBGB Art. 22; PStG §§ 31, 49; FGG § 27; Cc Art. 331, 334, 336. a) LG Hagen, Beschl. vom 20. 2. 1947 — 4 T 18/47: Der Standesbeamte 1 (1948) 37. b) OLG Hamm, Beschl. vom 13. 2. 1948 — 5 W 140/47: Der Standesbeamte 1 (1948) 37. a) LG Hagen: Aus den Gründen: . „J. N. M. ist am 25. 3. 1946 von der Witwe H., geb. M., geboren worden. Bei der Anmeldung der Geburt hat der Kontorist M., der französischer Staatsangehöriger ist, die Vaterschaft anerkannt. Am 2. 9. 1946 haben die Kindesmutter und der Erzeuger vor dem Standesamt Schwelm die Ehe geschlossen. Die Eheleute M. haben am 29. 11. 1946 um die Beischreibung am Rande des Geburtseintrags dahin gebeten, daß der unehelich geborene J. N. M. durch die Heirat seiner Eltern die Rechtsstellung eines ehelichen Kindes erlangt hat. Das AG Schwelm hat in seinem Beschluß vom 3. 1. 1947 gemäß § 31 PStG, § 22 der 1. AusfV zum PStG die Feststellung abgelehnt, daß das am 26. 3. 1946 geborene gemeinsame voreheliche Kind J. N. M. der Eheleute Kontorist M. und T. verw. H. geb. M. in Sch. durch die am 2. 9. 1946 in Sch. erfolgte Eheschließung der Eltern die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes erlangt hat. Das AG begründet seinen Beschluß damit, daß die nach Art. 334 Cc zur Legitimation durch nachfolgende Ehe erforderliche form- und zeitgerechte Anerkennung der Mutter fehle. Gegen diesen Beschluß hat der Regierungspräsident in Arnsberg formund fristgerecht Beschwerde eingelegt und diese dahin begründet, daß bei der Entscheidung des Vormundschaftsgerichts Schwelm der Art. 336 Cc, der lautet: „Die Anerkennung des Vaters ohne die Angabe und das Geständnis der Mutter hat nur die Wirkung in Ansehung des Vaters" nicht berücksichtigt worden sei. Der Beschwerdeführer ist der Ansicht, daß, falls die uneheliche Mutter in der Anerkennungserklärung des Vaters angegeben wird, es keiner förmlichen Anerkennung ihrerseits bedarf. Es genüge vielmehr ihr irgendwie kundgegebenes Zugeständnis, die Mutter des Kindes zu sein. Da nach deutschem Recht alle Rechtsbeziehungen zwischen einem unehelichen Kinde und seiner Mutter schon mit der Geburt von Gesetzes wegen eintreten, könne vor der Eheschließung eine besondere Anerkennungserklärung der Mutter überhaupt nicht in Frage kommen. Die Beschwerde ist nach § 49 PStG zwar zulässig, aber nicht begründet.
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Aus Art. 22 Abs. 1 EGBGB ist der allgemeine Grundsatz zu entnehmen, daß die Legitimation eines unehelichen Kindes sich nach den Gesetzen des Heimatstaates des Vaters richtet. Da der Vater des J. N. M. die französische Staatsangehörigkeit besitzt, sind hier die Voraussetzungen für die Legitimation dem französischen Recht zu entnehmen. Der Cc stellt aber, außer der nachfolgenden Eheschließung beider Elternteile, noch die dem deutschen Recht unbekannte Voraussetzung auf, daß der Vater und die Mutter des unehelichen Kindes vor oder bei der Eheschließung das Kind in einer öffentlichen Urkunde anerkannt haben (Art. 331, 334). Falls die Anerkennung in einer öffentlichen Urkunde erst nach der Eheschließung erfolgt, zieht nach Art. 331 Abs. 3 Cc diese Anerkennung die Legitimation nur nach sich auf Grund eines in einer öffentlichen Sitzung nach Untersuchung und Verhandlung ergangenen gerichtlichen Urteils. Daran fehlt es hier. Auch aus Art. 336 Cc kann nicht — wie der Beschwerdeführer glaubt — entnommen werden, daß es keiner förmlichen Anerkennung der Kindesmutter bedürfe, und daß ihr irgendwie kundgegebenes Zugeständnis der Mutterschaft genüge. Diese Bestimmung sagt darüber, in welcher Form das „Geständnis" der Mutter abgelegt sein muß, gar nichts. Hierfür bleiben vielmehr maßgebend die Vorschriften des Art. 331 und 334. Da die Kindesmutter das Kind bis zur Eheschließung nicht in der vom französischen Recht geforderten Form einer öffentlichen Urkunde anerkannt hat, ist die Legitimation des J. N. M. durch die Eheschließung nicht erfolgt. Der Vorderrichter hat deshalb mit Recht die Feststellung gemäß § 31 PStG, § 22 der 1. AusfVO zum PStG abgelehnt." b) OLG Hamm: In der Personenstandssache des am 26.3. 1946 geborenen J. N. M. —• 5 X 7/47 des AG Schwelm — hat der 5. Zivilsenat des OLG in Hamm (Westf.) in der Sitzung vom 13. 2. 1948 auf die weitere Beschwerde des Regierungspräsidenten in Arnsberg (Westf.) vom 27. 4. 1947 gegen den Beschluß des LG in Hagen (Westf.) vom 20. 2. 1947 in der Erwägung, daß auch die erforderliche Anerkennung der Mutter des Kindes (Art. 331 Abs. 1, 334 des Cc) hier, entgegen der vom AG und LG vertretenen Auffassung, gegeben ist, daß sie nämlich darin zu erblicken ist, daß die Geburtsurkunde des Kindes auf den Namen der Mutter ausgestellt worden ist, gemäß § 31 PStG, § 22 der 1. AusfVO z. PStG, Art. 22 EGBGB, Art. 331, 334 Cc, § 27 FGG, § 123 KostO beschlossen. Die Beschlüsse des AG in Schwelm vom 3. 1. 1947 und des LG in Hagen (Westf.) vom 20. 2. 1947 werden aufgehoben. Die Sache wird an das AG in Schwelm zurückverwiesen. Das AG wird angewiesen, von den in seiner Entscheidung vom 3. 1. 1947 geäußerten Bedenken Abstand zu nehmen. 27. Die deutschen Gerichte sind für die Feststellung des Umstandes, daß das uneheliche Kind eines Franzosen seit der Eheschließung seiner Eltern den Stand eines gemeinschaftlichen Kindes besitzt und vom Vater ausdrücklich anerkannt ist (Art. 331 Cc), zuständig. — EGBGB Art. 22; ZPO §§ 640 ff.; Code civil Art. 331. LG München, Urt. vom 9. 5. 1949 — 3 0 27/48: Bayer. Standesamt 1950, 35 mit Anm. von H. Fischer.
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I. Es wird festgestellt: a) daß der Bekl. der Vater des am 12. 1. 1945 von Magdalena F. in L. unehelich geborenen Kindes Helga Hannelore F. ist, b) daß der Bekl. in der mündlichen Verhandlung vom 9. 5. 1949 die Vaterschaft zu der Kl. anerkannt hat und c) daß die Kl. seit der am 7. 6. 1947 erfolgten Eheschließung ihrer Mutter mit dem Bekl. den Stand eines gemeinschaftlichen Kindes, also des ehelichen Kindes besitzt . . . Tatbestand: Am 12. 1. 1945 gebar die damals unverheiratete Magdalena F. unehelich das Kind Helga F., die Kl. Mangels bestimmter Angaben wurde damals eine Vaterschaft nicht festgestellt. Am 7. 6. 1947 hat die Kindsmutter den Bekl. geheiratet. Vor dem Standesamt P. haben beide lt. Mitteilung vom 7. 10. 1947 die Kl. als ihr gemeinsames voreheliches Kind bezeichnet. Am 16. 10. 1947 hat der Bekl. vor dem AG München — Vormundschaftsgericht — die Vaterschaft anerkannt. Da der Kindsvater die französische Staatsangehörigkeit besitzt, kann auf Grund eines nachträglichen Anerkenntnisses das Berichtigungsverfahren nicht durchgeführt werden. RA. Sch. erhob daher namens der Kl. zunächst vor dem AG München, und da dieses seine Zuständigkeit verneinte, dann vor dem LG München I Klage und stellte die mit dem Urteilstenor grundsätzlich übereinstimmenden Anträge. Der Bekl., der nicht vertreten war, wurde verantwortlich einvernommen. Gründe: „Das LG ist gemäß §§640 ff. ZPO zur Entscheidung zuständig. Der Bekl. besitzt die französische Staatsangehörigkeit. Er hat sich bereits zu Protokoll des AG München vom 16. 10. 1947 der deutschen Gerichtsbarkeit unterworfen. Nach Art. 22 EGBGB muß im Legitimationsverfahren hinsichtlich seiner Person französisches Recht angewandt werden. Falls die Vaterschaft zu einem unehelichen Kinde nicht vor oder' bei der Eheschließung anerkannt wird, zieht eine Anerkennung nach der Eheschließung gemäß Art. 331 Ziff. 3 Abs. II des Cc die Legitimation nur nach sich auf Grund eines in öffentlicher Sitzung nach Untersuchung und Verhandlung ergangenen Gerichtsurteils, das festzustellen hat, daß das Kind seit der Eheschließung den Stand eines gemeinschaftlichen Kindes besitzt. Voraussetzung ist weiter, daß der Kindsvater die Vaterschaft ausdrücklich anerkennt. Bei seiner verantwortlichen Einvernahme in der mündlichen Verhandlung vom 9. 5. 1949 hat der Bekl. erneut anerkannt, der Vater der Kl. zu sein. Ebenso hat er bestätigt, daß diese seit der am 7. 6. 1947 erfolgten Eheschließung mit deren Mutter im gemeinsamen Haushalt ist und den Stand eines gemeinschaftlichen Kindes, also eines ehelichen Kindes hat. Es war daher zu erkennen wie geschehen." ¡88. Auf Unterhaltsansprüclie des während der deutschen Besetzung des Elsaß geborenen unehelichen Kindes einer „deutschstämmigen Elsässerin" französischer Staatsangehörigkeit ist deutsches Recht als Heimatrecht der Mutter anzuwenden. Die Unterhaltsansprüche können aber wahlweise 4 Intern. Privatrecht 1945—1949
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auch auf französisches Recht gestützt werden. Das nach Art. 335 Cc für die Feststellung unehelicher Vaterschaft bestehende Hindernis der ehebrecherischen Erzeugung findet auf verheiratete deutsche Männer keine Anwendung, die sich während des Krieges mit Frauen der besetzten französischen Gebiete eingelassen haben. — BGB § 1708; EGBGB Art. 21, 30; Code Civil Art. 335, 340, 342, 1382, 1383; deutsches und franz. Übergangsrecht f ü r das Elsaß. AG Schwelm, Urt. vom 4. 4. 1948 — 3 C 155/45: Der Standesbeamte 1 (1948) 52 mit Anm. von Bosch; DRZ, 9. Beiheft, 18 mit Anm. von Makarov „Die Mutter des Kl. war Elsässerin und trat nach der Besetzung i h r e r Heimat im J a n u a r 1942 als Dolmetscherin in die deutsche Wehrmacht ein. Der am 8. 10. 1944 geborene Kl. nimmt den Bekl. als seinen außerehelichen Vater auf Unterhaltszahlung in Anspruch, weil er mit seiner Mutter, der Dolmetscherin und Büroangestellten G. I., in der gesetzlichen Empfängniszeit vom 11.12.1943 bis 10.4.1944 Geschlechtsverkehr gehabt hat. E r hat den aus dem erkennenden Teil ersichtlichen Antrag gestellt. Der Bekl. behauptet, daß die Mündelmutter Französin sei . . . Das Kind stamme aus einem ehebrecherischen Verkehr; die Klage sei daher nach französischem Recht unzulässig . . . Das AG hat der Klage stattgegeben und zwar aus folgenden Gründen: Die Klage ist begründet und zwar ohne Rücksicht darauf, ob die Mutter des Kl. z. Z. der Geburt deutsche oder französische Staatsangehörigkeil gehabt hat. Eine Klärung dieser Frage wäre deshalb nicht notwendig. Gemäß Art. 21 EGBGB wird die Unterhaltspflicht nach den Gesetzen des Staates beurteilt, dem die Kindesmutter zur Zeit der Geburt angehörte. Die Mutter des Kl. ist im J a h r e 1921 unehelich in Straßburg geboren worden. Ihre Mutter war Deutsch-Elsässerin, die nach dem ersten Weltkrieg die französische Staatsangehörigkeit erworben und im J a h r e 1941 einen russischen Staatsangehörigen geheiratet hat, der der Kindesmutter seinen Namen erteilt hat. Die Mutter des Kl. ist deshalb als Französin geboren. Sie hat auch diese Staatsangehörigkeit erkennbar nicht wieder verloren, weder durch die vorübergehende Angliederung ihrer Heimat an das Deutsche Reich, noch durch ihren Eintritt in das Wehrmachtsgefolge des deutschen Heeres, noch durch einen sonstigen gesetzlichen Hoheitsakt, auch wenn sie von den französischen Behörden als „ F r e m d e " oder ,.Volksdeutsche" bezeichnet wurde. Im Elsaß ist aber im J a h r e 1943 das deutsche BGB in Kraft gesetzt worden. Innerstaatlich m u ß dieses Recht als Heimatrecht der Kindesmutter in ihrer Eigenschaft als deutschstämmige Elsässerin angesehen werden. Nach diesem Recht sind sicherlich zahlreiche gleichartige Fälle entschieden worden. Man wird es deshalb auch heute als damaliges Heimatrecht der Kindsmutter zugrunde legen müssen. Das Gericht schließt sich insoweit dem Gutachten des Privat1 Vgl. auch Makarov, Die Unterhaltsanspriiche der unehelichen Kinder im Elsaß: DRZ 4 (1949) 442.
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dozenten Dr. iur. F. W. Bosch an. Dann ist aber die auf § 1708 BGB gestützte Klage begründet. Die Klage wäre aber auch nach französischem Recht begründet. Nach französischem Recht ist die außereheliche Vaterschaft des Bekl. festzustellen (Art. 340 Cc). Aus den Briefen des Bekl. an die Kindsmutter ergibt sich zweifelsfrei das Geständnis seiner Vaterschaft. Nach Ansicht des Gerichts will das Gesetz n u r zum Ausdruck bringen, daß aus den Briefen unzweideutig in der Empfängniszeit liegender Geschlechtsverkehr hervorgehen muß, denn über seine wirkliche Vaterschaft k a n n der Bekl. kein Geständnis ablegen. Es liegen auch keine Anhaltspunkte d a f ü r vor, daß die Mündelmutter während der Empfängniszeit einen offenkundig schlechten Lebenswandel geführt oder Mehrverkehr gehabt hat. Ein „ehebrecherischer Verkehr", der den Unterhaltsanspruch ausschließt, kommt nach verheiAnsicht des Gerichts n u r d a n n in Frage, wenn die Mündelmutter ratet ist. — Der Feststellung der Vaterschaft des Bekl. folgt seine Unterhaltspflicht. — Die Unterhaltsforderung wäre aber auch weiter auf Grund der §§ 1382, 1383 Cx als Deliktsanspruch begründet. Bei einer Ablehnung des Unterhaltsanspruchs würde m a n zu einem Ergebnis kommen, das dem Gefühl billig und gerecht denkender Menschen widerspricht. Verheiratete deutsche Männer könnten d a n n nicht auf Unterhaltszahlung in Anspruch genommen werden. Eine solche Besserstellung verheirateter deutscher Männer, die sich während des Krieges mit Frauen des besetzten Gebietes eingelassen haben, gegenüber ihrer Rechtsstellung bei einem Verkehr mit deutschen Frauen und gegenüber unverheirateten deutschen Männern k a n n nicht rechtens sein." 29. Eine ausdrückliche Anerkennung eines unehelichen Kindes durch die Mutter ist nach italienischem Recht nur dann erforderlich, wenn ein Zweifelsfall vorliegt, nicht aber dann, wenn eindeutig feststeht, daß dieses Kind von dieser Mutter geboren ist (sie!). Das Ausbleiben der nach italienischem Recht erforderlichen Anerkennung des unehelichen Kindes durch den Vater kann zu der Ablehnung der Unierhaltspflicht des Vaters nicht führen, weil eine solche Ablehnung gegen den deutschen ordre public verstoßen würde. Die Klage auf Unterhalt ist jedoch abzuweisen, wenn der angebliche Vater auf Grund der Faktorenbestimmung als Vater auszuschließen ist. — EGBGB Art. 21, 30; italienisches ZGB von 1865, Art. 180, 189, 193. AG Heidelberg, Urteil vom 25. 7. 1949 — 4 c 285/49. Ungedruckt. Es handelte sich um Unterhaltsansprüche eines unehelichen Kindes einer Italienerin gegen einen Deutschen, den angeblichen Vater des Kindes. Aus den Gründen: „Die Klage konnte keinen Erfolg haben. Der Anspruch des Kl. auf Zahlung einer Unterhaltsrente m u ß nach deutschem Recht beurteilt werden. Richtig ist zwar, daß der Kl. italienischer Staatsangehöriger ist. Art. 1 a des Gesetzes über die Staatsangehörigkeit vom 13. 6. 1912 in der Fassung vom 4. 4. 1935, nach welchem es auch in Italien einer ausdrücklichen An4*
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erkennung der Mutter bedarf, daß das-uneheliche Kind ihr Kind sei, damit es als ihr Kind gelte und somit die italienische Staatsangehörigkeit erlangt, k a n n n u r so ausgelegt werden, daß eine ausdrückliche Anerkennung n u r d a n n erforderlich ist, wenn ein Zweifelsfall vorliegt, nicht aber dann, wenn eindeutig feststeht, daß dieses Kind von dieser Mutter geboren ist. Denn es ist rechtlich nicht vertretbar, wenn m a n allein aus der Tatsache, daß die Mutter das von ihr geborene Kind nicht ausdrücklich als ihr eigenes anerkennt, folgern wollte, daß es nicht ihr Kind sei und daher nicht die Staatsangehörigkeit der Mutter teilen könnte. Die Unterhaltspflicht des Bekl. würde sich daher grundsätzlich nach italienischem Recht richten, da die Kindesmutter zur Zeit der Geburt des Kl. die italienische Staatsangehörigkeit besessen hat (vgl. Art. 21 EGBGB). Hier bestimmt Art. 179 ital. BGB von 1865 l , daß das uneheliche Kind von Vater u n d Mutter gemeinschaftlich u n d von jedem von ihnen besonders anerkannt werden kann. Solange weder der Vater noch die Mutter das Kind anerkannt haben und solange die Vaterschaft oder die Mutterschaft nicht gerichtlich festgestellt ist, gilt das Kind als von unbekannten Eltern geboren (vgl. A. Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 2, S. 310 Anm. 1). W e n n der Vater daher das uneheliche Kind nicht anerkennt, k a n n das Kind keine Unterhaltsansprüche gegen ihn geltend machen. Gemäß Art. 180 ital. BGB können aber nicht anerkannt werden die Kinder von Personen, von denen auch nur eine zur Zeit der Empfängnis in gesetzlicher Ehe mit einer anderen Person lebte. Der Bekl. war aber zur Zeit der Empfängnis verheiratet. Art. 189 ital. BGB erklärt die Nachforschung nach der Vaterschaft f ü r unzulässig. Ein Anspruch auf Unterhaltszahlung ist in Fällen, in welchen die Nachforschung verboten ist, nach Art. 193 ital. BGB n u r zulässig, wenn die Vaterschaft durch Zivil- oder Strafurteil ausgesprochen ist, aus einer f ü r nichtig erklärten E h e h e r r ü h r t oder sich aus einer förmlichen Erklärung durch Schrift der Eltern ergibt. Keiner dieser Fälle würde hier vorliegen. Es wäre demnach ähnlich zu entscheiden, wie es das LG Düsseldorf am 24. 6. 1903 getan hat (angeführt bei Niemeyer, Zeitschrift f ü r internationales Privat- und öffentl. Recht, Bd. 14, S. 76 ff.). Der Anspruch des Kl. wäre daher als unbegründet abzuweisen. Eine derartige Entscheidung ist aber unbillig. Der zweite Halbsatz des Art. 21 EGBGB bestimmt, daß von Seiten des Kl. nicht weitergehende Ansprüche geltend gemacht werden können, als nach den deutschen Gesetzen begründet sind. Nach Raape (Staudinger, Kommentar zum EGBGB 2. Teil 9. Aufl.) kommt aber die allgemeine Klausel d a n n in Betracht, wenn das ausländische Recht hinter dem deutschen Recht allzu sehr zurückbleibt. Im Gegensatz zu der oben angeführten Entscheidung des LG Düsseldorf ist Raape der Ansicht, daß, wenn die Mutter eine in Deutsch1 Am 1. 7. 1939 ist in Italien das 1. Buch des neuen Codice civile gemäß dem Dekret vom 12. 12. 1938 in Kraft getreten (siehe RabelsZ 12 [1938/39] 886); das 1. Buch des Codice von 1865 ist damit außer Kraft getreten. 2 Gemeint ist Bd. I, 1938.
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land lebende Italienerin ist, dem Kinde ein Unterhaltsanspruch zugestanden werden muß, auch wenn der Vater seine Vaterschaft nicht anerkannt hat. Aber selbst wenn m a n sich dieser Ansicht über die Anwendung und extensive Auslegung des Art. 21 EGBGB nicht anschließen sollte, so ergibt sich jedenfalls aus Art. 30 EGBGB, daß die Unterhaltspflicht des Bekl. nach deutschem Recht zu beurteilen ist. Letztere Vorschrift bestimmt, daß die Anwendung eines ausländischen Gesetzes ausgeschlossen ist, wenn dessen Anwendung gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen wird. Zu Art. 21 EGBGB wurde bereits ausgeführt, daß die Anwendung eines ausländischen Rechtssatzes ausgeschlossen ist, der dem unehelichen Kinde oder der unehelichen Mutter gegen den Erzeuger keine oder n u r allzu geringe Ansprüche gewährt. Hauptsächlich in Betracht kommt hier das ital. Recht (vgl. Raape S. 128). Daher ist das Urteil des LG Düsseldorf, das die Klage des ital. Kindes und seiner Mutter gegen den Erzeuger gem. Art. 189 ital. BGB abwies, ohne den Art. 30 EGBGB zu erwägen, nicht zu billigen. Es kommt noch folgende Erwägung hinzu: Die ratio der ausländischen Vorschrift liegt im wesentlichen auf prozessualem Gebiet. Es sollen Skandalprozesse vermieden werden. Vor allem aus diesem Grunde wird die natürliche und sittliche Verpflichtung des Erzeugers nicht zu einer Rechtspflicht erhoben. W e n n also der deutsche Richter die Klage des ausländischen Kindes nach deutschem Recht beurteilt, so gerät er weniger mit dem materiell-, als mit den verfahrensrechtlichen Bestimmungen des f r e m d e n Rechts in Widerspruch. Ein Widerspruch in letzterer Beziehung k a n n aber um so mehr verantwortet werden, als auch der ausländische Staat deutsche Urteile, die gegen den Erzeuger des unehelichen Kindes ergangen sind, anerkennt, wenigstens, wenn es sich u m das Kind eines Deutschen handelt. Zusammenfassend ist also zu sagen, daß die Anwendung des ital. Rechts im vorliegenden Fall gegen die guten Sitten u n d gegen die Moral verstoßen würde. Hinzu kommt, daß die Anwendung des den Verführer begünstigenden ausländischen Rechts dazu f ü h r e n kann, daß weibliche Angehörige des ausländischen Staates, die im Inland wohnen, erhöhter Gef a h r ausgesetzt sind. Die Klage ist jedoch deshalb abzuweisen, da es den Umständen nach offenbar unmöglich ist, daß der Bekl. der Erzeuger des Kl. ist (§ 1717 Abs. I Satz 2 BGB). Denn sowohl nach dem Gutachten des Instituts f ü r experimentelle Krebsforschung in Heidelberg als auch nach dem Obergutachten des Univ.-Professors Dr. Pietrusky ist der Bekl. zwar nicht auf Grund der Blutgruppenbestimmung, jedoch auf Grund der Faktorenbestimmung als Vater des Kl. auszuschließen (wird ausgeführt) . . . Bei dem heutigen Stand der Wissenschaft bringt die Blutgruppen- und Faktorenbestimmung ein objektiv zuverlässiges Ergebnis und sie f ü h r t daher bei dem oben dargestellten Ergebnis zu dem Schluß, daß die Angaben der Kindesmutter unglaubhaft sind, auch wenn sie sie beschworen hat. Es war daher zu erkennen wie geschehen."
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3 0 . Sudetendeutsche Flüchtlinge und sonstige aus der Tschechoslowakei ausgewiesene Volksdeutsche haben ihre frühere Staatsangehörigkeit verloren und die deutsche mangels entsprechenden Rechtsaktes nicht erworben. Die Unterhaltspflicht des Vaters gegenüber einem unehelichen Kind, das von einer Frau nach ihrer Flucht oder Ausweisung im jetzigen Inland geboren ist, bestimmt sich nicht nach der früheren StaatsangehöRecht, rigkeit der Mutter, sondern zum mindesten dann nach deutschem wenn auch der Vater des Kindes Flüchtling ist. — BGB § § 1708 ff.; EGBGB Art. 21, 29; bayer. FlüchtlingsG § § 4, 17. L G München, Urt. v o m 4. 6. 1948 — 14 S 92/48: N J W 2 (1949) 308 mit Anm. von Lauterbach; im Auszug: DRsp I (180) 9 e. Aus den Gründen: „Es mag im allgemeinen richtig sein, daß sudetendeutsche Flüchtlinge und sonstige aus der Tschechoslowakei ausgewiesene Volksdeutsche, zu denen Kindsmutter und Bekl. gehören, die frühere tschechoslowakische Staatsangehörigkeit nach dem Verfassungsdekret des Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik v o m 2. 8. 1945 verloren und die deutsche mangels entsprechenden Rechtsaktes noch nicht erworben haben. Es kann dahingestellt bleiben, ob auf diese Weise, wie der Bekl. meint, auch er und die Kindsmutter staatenlos geworden sind oder sie, wie die Kl. behauptet, die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Es darf diese, nach dem gegenwärtigen Rechtsstand kaum lösbare Frage um deswillen keiner Entscheidung, weil der Bekl. und die Kindsmutter auf jeden Fall Flüchtlinge sind. Deren Rechtsstellung ist durch § 4 des FlüchtlingsG v o m 19. 2. 1947 (Bayer. GVB1. S. 51) dahin bestimmt, daß sie vorbehaltlich der endgültigen gesetzlichen Regelung ihrer Staatsangehörigkeit den deutschen Staatsangehörigen in ihren Rechten und Pflichten gleichgestellt sind. Diese Gleichstellung erstreckt sich nicht nur auf das Gebiet des öffentlichen Rechts, sondern sie umfaßt auch die bürgerlichen Rechtsbeziehungen. Nur so w i r d der Zweck der Gesetzesbestimmung erreicht, die Rechtsverhältnisse der Flüchtlinge nicht von den schwierigen und weitreichenden Fragen, die mit ihrer Staatsangehörigkeit zusammenhängen, abhängig zu machen und ihnen das Rechtsleben der Einheimischen angedeihen zu lassen. Die sachlich-rechtliche Eingliederung der Flüchtlinge und ausgewiesenen Volksdeutschen in das deutsche Rechtsleben bedingt, daß die Unterhaltspflicht des Vaters gegenüber dem unehelichen Kinde sich nicht nach der früheren Staatsangehörigkeit der Mutter bestimmt (Art. 21, 29 EGBGB), sondern auf jeden Fall dann nach dem deutschen Gesetz zu beurteilen ist, wenn die Mutter schon zur Zeit der Geburt des Kindes als Flüchtling im jetzigen Inland lebte und der Vater ihr Ausweisungsschicksal teilt. Dabei ist es ohne Bedeutung, daß das FlüchtlingsG v o m 19. 2. 1947 erst am 1. 3. 1947 in K r a f t getreten ist (§ 17), da es den Rechtskreis der Flüchtlinge schon von dem Augenblick an erfaßt haben will, in dem diese als solche in das Inland kamen. Danach findet hier nicht das Österr. ABGB, sondern die § § 1708 ff. BGB Anwendung mit der Folge, daß die Leistungsfähigkeit des Bekl. bei der Bemessung des Unterhalts nicht berücksichtigt werden kann."
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31. Das deutsche Vormundschaftsgericht hat die vom Amtsvormund eines deutschen Kindes zum Abschluß eines Adoptionsvertrags mit französischen Adoptiveltern beantragte Genehmigung abzulehnen, wenn das Alterserfordernis des französischen Gesetzes nicht erfüllt ist. — BGB § 1750 Abs. 1; EGBGB Art. 22; Code civil Art. 344. AG Freiburg i. Br., Beschl. vom 10. 5. 1948 — B 2 VII 12836/47. Un¡gedruckt. „Der uneheliche Vater der am 9. 9. 1947 in F. geborenen D. F., der französische Staatsangehörige M. D., u n d seine E h e f r a u I., geb. Sch., haben vor dem Notariat 2 in Freiburg/Br. am 7. 1. 1948 mit dem genannten Kinde, dieses vertr. durch das Kreisjugendamt F. als Amtsvormund, einen Vertrag abgeschlossen, inhaltlich dessen sie gemeinsam das Kind an Kindesstatt a n n e h m e n . Die Kindesmutter u n d das Kind haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Die Kindesmutter h a t in notarieller U r k u n d e ihre Einwilligung erklärt. Der A m t s v o r m u n d hat vormundschaftsgerichtliche Genehmigung zum Vertragsabschluß beantragt. Die Adoption bestimmt sich nach Art. 22 Abs. 1 EGBGB nach d e m f r a n zösischen Recht als dem Heimatrecht der Annehmenden. Die beantragte vormundschaftsgerichtliche Genehmigung ist indessen im Hinblick auf Art. 22 Abs. 2 EGBGB erforderlich, da eine Adoption nach dieser Vorschrift f ü r das deutsche Recht u n w i r k s a m ist, w e n n die nach den deutschen Gesetzen erforderliche Einwilligung des Kindes nicht gültig erklärt ist. Der A m t s v o r m u n d bedarf jedoch zu seiner E r k l ä r u n g gem. § 1750 Abs. 1 Satz 2 BGB der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts. Nach allgemeiner Meinung hat das Vormundschaftsgericht bei Erteilung der Genehmigung auch die Gültigkeit des Annahmevertrages zu p r ü f e n und bei Zweifeln die Genehmigung abzulehnen (vgl. Palandt Komm. z. BGB i? 1750 Anm. 3). Diese P r ü f u n g ergibt im vorliegenden Falle, d a ß der Adopticnsvertrag ungültig ist, da das vom französischen Gesetz aufgestellte Alterserfordernis nicht erfüllt ist. Art. 344 Cc in der Fassung des Ges. vom 8. 8. 1941 bestimmt in Abs. 1, daß der Annehmende 40 J a h r e alt sein m u ß oder aber bei A n n a h m e durch ein E h e p a a r ein Teil mindestens 35 J a h r e alt sein m u ß , w e n n die Eheleute seit m e h r als 10 J a h r e n kinderlos verheiratet sind. Eine Befreiung sieht das französische Gesetz n u r von dem weiterhin aufgestellten Alterserfordernis des Art. 344 Abs. 3 Cc vor, nach welchem der Annehmende 15 J a h r e älter sein m u ß als das Adoptivkind bzw. bei A n n a h m e durch ein E h e p a a r 10 J a h r e älter. Der a n n e h m e n d e E h e m a n n ist am 23. 12. 1913, die a n n e h m e n d e E h e f r a u am 18. 11. 1914 geboren. Kein Teil ist also 35 J a h r e alt, wiewohl die Eheleute seit über 10 J a h r e n , nämlich seit dem 5. 6. 1937, kinderlos verheiratet sind. Die Akten w u r d e n der französ. MR vorgelegt, die diese Rechtsauffassung bestätigt u n d die Entscheidung dem deutschen Gericht überlassen hat. Nach alledem m ü ß t e die beantragte vorm.gerichtl. Genehmigung abgelehnt werden. Die Beteiligten werden den Adoptionsvertrag, w e n n der E h e m a n n das 35. L e b e n s j a h r erreicht hat, also frühestens am 23. Dezember d. J., erneuern m ü s s e n / '
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3. Vormundschaft Siehe Nr. 78, 79
4. Jugendrecht VII. ERBRECHT VIII. PATENT-, GEBRAUCHSMUSTER- UND URHEBERRECHT IX. WARENZEICHENRECHT X. UNLAUTERER WETTBEWERB XI. WÄHRUNG Siehe Nr. 10
XII. ZIVILPROZESSRECHT 1. Rechtsstellung von Ausländern vor deutschen Gerichten Armenrecht Siehe auch Nr. 15, 17, 18, 48, 64, 73, 76, 87, 90, 92, 94, 96, 100, 106
318. Letten besitzen nicht die sowjetrussische Staatsangehörigkeit, da die Einverleibung Lettlands in Sowjetrußland von der Regierung der Vereinigten Staaten nicht anerkannt worden ist. Letten haben keinen Anspruch auf Armenrecht, weil die Gegenseitigkeit gegenwärtig nicht verbürgt ist. Auch wenn die Letten als staatenlos anzusehen wären, hätten sie keinen Anspruch auf Bewilligung des Armenrechts. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen ist die Kannvorschrift des § IIA Abs. 2 ZPO eng auszulegen. Bei Staatenlosen, die nur vorübergehend in Lagern weilen und keine sonstige Beziehung zu Deutschland haben, kann § Iii Abs. 2 ZPO keine Anwendung finden. OLG Hessen, Kasseler Senat, Beschl. vom 12. 2. 1949 — 2 W 176/48: N J W 2 (1949) 672 mit Anm. von Lauterbach; DRsp IV (410) 32 c—d. Aus den Gründen: „Nach § 114 ZPO haben Angehörige fremder Staaten auf das Armenrecht nur insoweit Anspruch, als die Gegenseitigkeit verbürgt ist. Die Kl. besitzt nicht die russische Staatsangehörigkeit, da die Einverleibung Lettlands in Rußland von der Regierung der Verein. Staaten — als der f ü r die Gerichte der amerik.Zone maßgeblichen Stelle — nicht anerkannt worden ist. Sie selbst behauptet, Lettin zu sein (vgl.SJZ 1947, 384 1 ; MDR 1948, 361, 363 2; DRZ 1948, 5. Beiheft S. 24) und deshalb auf die Bewilligung des Armenrechts Anspruch zu haben, da früher deutsche Staatsangehörige den 1 2
Gemeint ist Urteil des OLG Stuttgart: siehe unten Nr. 111. Gemeint ist Urteil des LG Göttingen: siehe unten Nr. 114, und Anm. hierzu
von Raape.
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gleichen Anspruch in Lettland gehabt hätten. Zum Beweise dafür, daß eine tatsächliche Übung in Lettland bestanden habe, armen Ausländern das Armenrecht zu bewilligen, hat die Kl. ein Gutachten des früheren Präsidenten des Rigaer Bezirksgerichts vorgelegt. Nach Stein, ZPO § 114 Abs. 2 bestand zwischen Deutschland und Lettland keine Gegenseitigkeit; jedenfalls aber war die Bewilligung des Armenrechts dort wegen des Erfordernisses der Sicherheitsleistung ohne Bedeutung. Wenn demgegenüber der Präsident des Rigaer Bezirksgerichts von einer tatsächlichen Übung spricht, nach der von diesem Rechte, Sicherheit zu verlangen, im Falle der Armut einer Partei kein Gebrauch gemacht worden sei, kann einer solchen Erklärung, die im Gegensatz zu dem Sfeinschen Komm, steht, eine entscheidende Bedeutung nicht beigemessen werden, zumal nicht ausgeschlossen erscheint, daß der Gutachter bei der Beantwortung der f ü r seine vertriebenen Landesgenossen wichtigen Frage der „tatsächlichen Übung" bestrebt sein wird, den früheren tatsächlichen Verhältnissen eine ihnen günstige Deutung zu geben. Es kommt aber hierauf nicht an, da der Begriff „Gegenseitigkeit" sich nur auf die gegenwärtigen tatsächlichen Verhältnisse beziehen kann. Der Sinn des § 114 Abs. II Satz 1 ist, daß, soweit Deutsche im Ausland das Armenrecht erhalten, den Angehörigen des fremden Staates auch hier dieses Recht gewährt werden soll. Es kann danach nicht auf die Feststellung ankommen, ob vor 1941 die Gegenseitigkeit in Lettland de jure oder de facto bestanden hat. Daraus, daß Lettland früher das Armenrecht in solchen Fällen bewilligt haben mag, kann nicht hergeleitet werden, daß es heute den Angehörigen dieses Staates, der nur noch de jure besteht, in Deutschland zu bewilligen sei; in jedem Falle fehlt es an der Gegenseitigkeit f ü r den allein maßgebenden Zeitpunkt: die Gegenwart. Dabei macht es keinen Unterschied, ob von der tatsächlichen Übung aus freien Stücken abgegangen oder ob sie durch den Untergang des Staatswesens beendet worden ist. Es braucht auch nicht erörtert zu werden, ob etwa Gegenseitigkeit mit Rußland als der Macht, die die tatsächliche Gewalt in Lettland ausübt, besteht, da sich die Kl. als Lettin darauf nicht berufen kann. Auch kann der hier vertretenen Auffassung nicht entgegengehalten werden, daß der Senat durch die Bewilligung der öffentlichen Zustellung die Anwendung des früheren lettischen Rechtes bereits anerkannt habe und durch die Nichtbewilligung des Armenrechts sich damit in Gegensatz stelle. Bei der Frage der Gegenseitigkeit spielt es keine Rolle, welches Recht in dem anhängig zu machenden Rechtsstreit zur Anwendung kommt; der Zweck der Regelung des § 114 Abs. II ZPO zielt lediglich auf eine Gleichstellung von Ausländern im Inland, wenn deren Heimatland dieselbe Gleichstellung Deutschen gewährleistet. Wo es an einer solchen Gewähr fehlt, ist kein Raum f ü r die Bewilligung des Armenrechts. Der Senat würde auch dann nicht zu einer anderen Entscheidung kommen, wenn er die Kl. als staatenlos ansehen würde (so OLG Frankfurt, Urt. vom 20. 10. 1947 — 1 U 374/46 *). Einem Staatenlosen kann zwar das 1
Gemeint ist wohl Urt. v. 23. 10. 1947 — 1 U 174/46: siehe unten Nr. 105.
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Armenrecht bewilligt werden; aber er hat keinen Anspruch darauf (ebenso Baumbach § 114 3 C). Bei solchen Personen, die nur vorübergehend hier in Lagern weilen und keine sonstige Beziehung zu Deutschland haben, kann die Bestimmung des § 114 Abs. II Satz 2, deren Anwendung etwa auf eine durch Heirat staatenlos gewordene Deutsche oder einen durch Ausbürgerung staatenlos gewordenen Auslandsdeutschen angebracht sein mag, keine Anwendung finden, ganz zu schweigen davon, daß die angespannte Finanzlage des Landes eine enge Auslegung der Kannvorschrift «les § 114 Abs. 2 Satz 2 ZPO geboten erscheinen läßt (vgl. RdErl. d. JM vom 10. 1. 1949, Nr. 3715 11/51). Der Senat verkennt nicht die f ü r die Betroffenen hieraus entstehenden Schwierigkeiten. Es ist jedoch, soweit bekannt, hier noch keinem baltischen Lagerinsassen das Armenrecht gewährt worden; dies hat gleichwohl die Durchführung der Prozesse bislang nicht gehindert. In Fällen wirklicher Notlage steht zu erwarten, daß die f ü r die Flüchtlinge zuständigen Stellen oder sonstige Wohlfahrtsorganisationen ihre Hilfe zur Durchführung des Scheidungsprozesses nicht versagen werden. Das Gesetz vom 19. 2. 1947 (Hess. GVB1. S. 15) findet auf den vorliegenden Fall keine Anwendung, da die Kl. weder deutsche Staats- noch Volksangehörige ist; außerdem hat sie nicht ihren ständigen Aufenthalt in Hessen genommen." •US. Die Bewilligung des Armenrechts an ungarische Staatsangehörige kann zur Zeit nicht erfolgen, da es an der Feststellung fehlt, daß die ungarischen Justizbehörden sich weiterhin an das Haager Zivilprozeßabkommen gebunden fühlen. — ZPO § 114; KRProklamation Nr. 2. LG Göttingen, Beschl. vom 10. 11. 1948 — 1 T 266/48: Nur Leitsatz in Nds.Rpfl. 3 (1949) 203. Aus den Gründen: „Durch den angefochtenen Beschluß, auf den Bezug genommen wird, hat das Amtsgericht dem Bekl., einem ungarischen Staatsangehörigen, das Armenrecht versagt, weil die Gegenseitigkeit nicht verbürgt sei und auch die Rechtsverteidigung keine hinreichende Aussicht auf Erfolg habe. Die hiergegen eingelegte Beschwerde ist zulässig, jedoch nicht begründet. Das Armenrecht kann nicht bewilligt werden, weil es nicht feststeht, daß die Gegenseitigkeit gemäß § 114 ZPO mit Ungarn verbürgt ist. Allerdings ergibt sich dieses nicht bereits aus Abschnitt III No. 6 der Kontrollratsproklamation Nr. 2 vom 20. 9. 1945. Es bedarf hier keiner weiteren Prüfung, inwieweit das Haager Zivilprozeßabkommen noch im Verhältnis zu den Staaten in Kraft ist, die Deutschlands Kriegsgegner waren. Ungarn befand sich mit Deutschland nicht im Kriegszustand. Es muß davon ausgegangen werden, daß Verträge Deutschlands mit Staaten, die nicht Deutschlands Kriegsgegner waren, durch die Kontrollratsproklamation nicht erfaßt worden sind und das Ilaager Zivilabkommen gegenüber diesen Staaten noch heute in Kraft ist (vgl. Aubin im Sonderheft 5 der DRZ
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1948, herausgegeben vom Kaiser Wilhelm-Institut f ü r ausl. und internationales Privatrecht. S. 17). Die vom Gericht eingeholte Auskunft des Zentraljustizamtes hat aber ergeben, daß nicht die Feststellung getroffen werden kann, daß die Gegenseitigkeit wenigstens nach der tatsächlichen Übung gegeben ist. Eine Bewilligung des Armenrechts wäre aber nur dann in Betracht gekommen, wenn feststände, daß nicht nur die deutschen Gerichte, sondern auch die ungarischen Justizbehörden sich weiterhin an das Haager Zivilprozeßabkommen gebunden fühlen. Da es an dieser Feststellung fehlt, kann eine Bewilligung des Armenrechts an ungarische Staatsangehörige zur Zeit noch nicht erfolgen. Die Beschwerde mußte daher mit der Kostenfolge aus § 97 ZPO zurückgewiesen werden." 3 4 . Gegenseitigkeit im Armenrecht ist im Verhältnis zu den Niederlanden nicht verbürgt. Das Haager Zivilprozeßabkommen vom 17. 7. 1905 ist im Verhältnis zwischen Deutschland und den Niederlanden zur Zeit nicht in Kraft. Auch durch tatsächliche Gerichtsübung kann eine Verbürgung der Gegenseitigkeit im Armenrecht im Verhältnis zu den Niederlanden nicht festgestellt werden. — Prokl. Nr. 2 des KRates vom 20. 9. 1945, Art. III Ziff. 6; Haager Zivilprozeßabkommen vom 17. 7. 1905, Art. 20. OLG Celle, Beschl. vom 24. 9. 1949 — 1 W 76/49: MDR 4 (1950) 618 mit Anm. von Beitzke. Aus den Gründen: „Nach § 114 Abs. 2 ZPO kann der Antrst. als einer Ausländerin das Armenrecht nur dann bewilligt werden, wenn die Gegenseitigkeit verbürgt ist. Diese Verbürgung der Gegenseitigkeit kann entweder auf Staatsvertrag oder ständiger Gerichtsübung beruhen; beides läßt sich aber im Verhältnis zu den Niederlanden nicht feststellen. Die Niederlande sind allerdings ebenso wie Deutschland Vertragsstaaten des Haager Zivilprozeßabkommens vom 17. 7. 1905 (RGBl. 1909 S. 409), das in Art. 20 die Zulassung der Angehörigen eines jeden Vertragsstaates zu der Rechtswohltat des Armenrechts in jedem anderen Vertragsstaat vorsieht. Aber dieses Abkommen ist im Verhältnis zwischen Deutschland und den Niederlanden zur Zeit nicht in Kraft. Dabei kann es dahingestellt bleiben, ob diese Außerkraftsetzung bereits durch den Eintritt des Kriegszustandes zwischen beiden Ländern oder durch die Kapitulation Deutschlands und die mit ihr zusammenhängende Übernahme der Regierungsgewalt in Deutschland durch den Kontrollrat eingetreten ist. Spätestens ist das Haager Zivilprozeßabkommen außer Kraft gesetzt durch Art. III Ziff. 6 der Proklamation Nr. 2 des Kontrollrats vom 20. 9. 1945, in der es heißt, die alliierten Vertreter würden Anweisungen geben in bezug auf die Auflösung, Inkraftsetzung, Wiederaufnahme oder Anwendung aller von Deutschland eingegangenen Verträge, Konventionen oder anderer internationaler Abkommen usw. Diese Bestimmung hat nicht, wie
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Seuffert in N J W 1947/48, 629 1 meint, nur die Bedeutung, d a ß sich der Kontrollrat die Regelung der auswärtigen Angelegenheiten vorbehält, sond e r n h a t die damals noch in K r a f t befindlichen völkerrechtlichen Verträge Deutschlands mit den Alliierten unmittelbar a u ß e r K r a f t gesetzt. Daß die zwischenstaatlichen Verträge über die gegenseitige Rechtshilfe zwischen Deutschland u n d f r e m d e n Staaten, mit denen Deutschland sich im Kriege b e f u n d e n hat, a u ß e r K r a f t getreten, mindestens jedoch in ihrer Geltung suspendiert sind, ist auch die Auffassung der britischen MR u n d des Zentraljustizamtes, wie in einer A u s k u n f t des Zentraljustizamtes vom 11. 7. 1949 AZ 9202 N 1 III a 10209/49 zum Ausdruck k o m m t . Auch das LG Oldenburg hat sich in der Entscheidung N J W 1947/48 S. 347 2 auf den gleichen S t a n d p u n k t gestellt. Das Zentraljustizamt hat auch über das Königl. Niederländische Generalkonsulat festzustellen versucht, ob im Verhältnis zu den Niederlanden die Gegenseitigkeit bei der Bewilligung des Armenrechts durch tatsächliche Gerichtsübung verbürgt ist. Das Generalkonsulat hat diese Frage nicht bejaht. Danach m u ß davon ausgegangen werden, d a ß die niederländischen Gerichte zur Zeit einem Deutschen das Armenrecht f ü r einen in den Niederlanden schwebenden Rechtsstreit nicht in allen Fällen bewilligen würden 3. Unter diesen Umständen k a n n eine Verbürgung der Gegenseitigkeit in bezug auf die Bewilligung des Armenrechts auch durch tatsächliche Gerichtsübung im Verhältnis zu den Niederlanden zur Zeit nicht festgestellt werden. 3 5 . Bei der Bewilligung ren ist von der Verbürgung REG Art. 49.
des Armenrechts im Rückerstattungsverfahder Gegenseitigkeit abzusehen. — ZPO § 114;
OLG F r a n k f u r t / M a i n , Beschluß vom 7. 11. 1949 — 2 W 203/49: N J W / A R z W 1 (1950) 83. Aus den Gründen: „ W a s die Armenrechtsbewilligung anlangt, so geht d i e W K zwar zutreffend d a v o n aus, d a ß § 114 ZPO auch im R E - V e r f a h r e n gilt u n d d a ß die in Abs. 2 dieser Vorschrift f ü r die Armenrechtsbewilligung a n Ausländer aufgestellte Voraussetzung der Verbürgung der Gegenseitigkeit hinsichtlich der Antrst. nicht vorliegt. Die W K h a t jedoch nicht beachtet, daß die W O in verfahrensrechtlicher Hinsicht freier gestellt sind als die ordentlichen Gerichte. Nach Art. 49 Abs. 1 Satz 2 REG können erstere im Einzelfalle von Verfahrensvorschriften abweichen, wenn dies der Beschleunigung der RE dient u n d dadurch weder die volle A u f k l ä r u n g des Sachverhalts noch die Gewährung des rechtlichen Gehörs beeinträchtigt wird. Zu diesen Verfahrensvorschriften ist auch § 114 Abs. 2 ZPO zu rechnen. Auch die sonstigen Voraussetzungen des Art. 49 Abs. 1 Satz 2 REG sind 1
In der Anmerkung zu dem Urteil des LG Oldenburg, unten Nr. 37. Siehe unten Nr. 37. Vgl. Czapski, Keine Befreiung von der Bestellung einer prozessualen Sicherheit und keine Bewilligung des Arinenrechts für deutsche Kläger vor niederländischen Gerichten: DRZ 5 (1950) 323. 2 3
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hier gegeben; denn infolge der mit der Armenrechtsbewilligung verbundenen Beiordnung eines Armenanwalts ist der RE-Berechtigte in der Lage, die notwendigen sachdienlichen Anträge eher zu stellen. Außerdem ist durch die Zuziehung eines Anwalts die Gewähr f ü r eine volle Aufklärung des Sachverhalts gegeben. Es erscheint somit nach Lage der Sache angebracht, bei Prüfung der Frage der Bewilligung des Armenrechts an die Antrst. von dem Erfordernis der Verbürgung der Gegenseitigkeit abzusehen. Die WK wird daher den Antrst. das nachgesuchte Armenrecht zu bewilligen haben, wenn die weiteren in § 114 Abs. 1 ZPO aufgestellten Voraussetzungen f ü r die Armenrechtsbewilligung dargetan sind . . . " 3 6 . Unvermögen im Sinne von § Iii ZPO liegt vor, wenn die im Ausland befindliche Partei nicht über Geldmittel im westdeutschen Währungsgebiet verfügt. — ZPO § 114. RK Koblenz, Urt. v. 17. 11. 1949 — 6 OR — 764/49: NJW/A RzW 1 (1950) 194. Aus den Gründen: „Zwar ist die Kl. im Recht, wenn sie sich zum Nachweise ihres Unvermögens, die Kosten des Prozesses bzw. eines Rechtsanwalts zu bestreiten, auf die noch bestehenden Transferschwierigkeiten zwischen den USA und der Bundesrepublik Deutschland beruft. Die Voraussetzung „ohne Beeinträchtigung des — notwendigen Unterhaltes", wie sie § 114 ZPO ausspricht, bedeutet eine Mindestgrenze, die nicht nur erreicht, sondern sogar überschritten ist, wenn der das Armenrecht begehrende Kl. gar kein Geld •— jedenfalls kein deutsches Geld — zur Bestreitung der Prozeßkosten bzw. Anwaltsgebühren in Deutschland hat. Es muß daher, wenn der Antrst. nicht über Geldmittel im westdeutschen Währungsgebiet verfügt, entgegen der früheren deutschen Rspr. (vgl. z. B. OLG Darmstadt vom 9. 1. 1935, in J W 1935, 2385) einem Armenrechtsgesuche des im Ausland befindlichen Kl., auch des in der Ostzone Deutschlands oder im Saargebiet befindlichen Kl., entsprochen, d. h. ihm die einstweilige Kostenbefreiung nach Maßgabe der §§ 115—125 ZPO bewilligt werden (vgl. Schilken in NJW 2 [1949] 334; Handbuch der Wiedergutmachung XXIII, 18 f.; ebenso OLG Kassel vom 6. 10. 1948, in NJW 2 [1949] 187)."
Sicherheitsleistung für Prozeßkosten Siehe auch Nr. 92 3 7 . Die Angehörigen der Vereinten Nationen, die früher nach dem HaagZPrAbk. von Sicherheitsleistungen für die Prozeßkosten befreit waren, sind jetzt dazu verpflichtet, da das Haager Abkommen von 1905 durch die Kontrollrats-Proklamation außer Kraft gesetzt wurde 1 . — ZPO § 110; StPO § 379. LG Oldenburg, Beschl. vom 24. 11. 1947 — Ps 108/47: NJW 1 (1947/48) 347 mit Anm. von Seuffgrt NJW 1 (1947/48) 629. 1 Vgl. dazu den Aufsatz von Dr. Bernhard C. H. Aubin, Ist das Haager Zivilprozeßabkommen heute in Deutschland anwendbar?: DRZ 5. Beiheft (1948)
10 ff.
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Aus den Gründen: „Nach der zwingenden Vorschrift des § 379 StPO in Verbindung mit § 1 1 0 ZPO hat ein ausländischer Staatsangehöriger Sicherheit f ü r die Kosten zu leisten, die der Reichskasse u n d dem Beschuldigten voraussichtlich durch das Privatklageverfahren erwachsen. Diese Verpflichtung galt f r ü her nicht gegenüber Angehörigen solcher Staaten, die dem Haager Abk o m m e n über den Zivilprozeß vom 17. 7. 1905 beigetreten w a r e n ; zu diesen Staaten gehört auch D ä n e m a r k , dessen Staatsangehörigkeit der Privatkläger f ü r sich in Anspruch nimmt. N u n bestimmt aber die KRProkl. 2 vom 20. 9. 1945 in Abschn. III Nr. 6. «laß die internationalen Verpflichtungen Deutschlands aus Vereinbarungen mit anderen Staaten so lange ruhen, bis der KR über ihre „ I n k r a f t setzung, W i e d e r a u f n a h m e oder A n w e n d u n g " n ä h e r e Anordnungen trifft. Die Prokl. enthält keinen Vorbehalt zugunsten der Angehörigen der VN in dem Sinne, daß ihre Rechtsstellung in Deutschland dadurch nicht beeinträchtigt werden d ü r f t e . Aus den der K a m m e r zugänglichen Verlautbarungen des KR ist nicht ersichtlich, daß bisher eine A n o r d n u n g ergangen ist, die das Haager A b k o m m e n von 1905 im Verhältnis zu D ä n e m a r k wieder in Kraft gesetzt hat. Es bleibt d a h e r bei der grundsätzlichen Regelung des § 379 StPO." 38. Auch im itiickcrstattungsuerfahren Sicherheit fiir die Prozeßkosten erhoben zugeben, wenn die Klage aussichtsreich ZPO § 110.
kann die Einrede mangelnder werden; ihr ist jedoch nicht statterscheint. —• VO 120 Art. 12 ff.:
W K Frankenthal, Urt. vom 5. 9. 1949 — WG 38/48. NJW/A RzW 1 (1950) 136. Aus den Gründen: Das Urteil erörtert zunächst die Anwendbarkeit der ZPO-Vorschriften im RE-Verfahren sowie Sinn u n d Zweck der Bestimmungen über die P r o zeßkostensicherheit, die der Bekl. zum Schutze einer evtl. späteren Vollstreckung ohne Rücksicht auf die rechtliche Lage u n d die Erfolgsaussichten verlangen k ö n n e (§§ 110 ff. ZPO), u n d f ä h r t d a n n f o r t : „Diese Bestimmungen, schematisch auf jeden RE-Streit angewendet, würden aber der Vielzahl der Fälle infolge der T r a n s f e r b e s t i m m u n g e n die Rechts Verfolgung f ü r die größtenteils im Ausland befindlichen Kl., die in der Zwischenzeit meist die ausländische Staatsangehörigkeit erworben haben, unmöglich machen oder doch wesentlich erschweren. Die K a m m e r stellt sich deshalb auf den Standpunkt, d a ß die Anwendbarkeit der Vorschriften des § 274 Ziff. 5 in Verb, mit §§ 110, 113 Z P O auch im Verfahren vor der W K grundsätzlich zu b e j a h e n ist, weil sie vom Gesetzgeber nicht ausgeschlossen ist u n d das RE-Verfahren der Anwendbarkeit nicht in jedem Falle entgegensteht. Wegen der Besonderheiten der VO 120, dem Sinn u n d Zweck der rechtlichen Konstruktion u n d Fassung k ö n n e n jedoch die Bestimmungen der ZPO nicht in ihrer generellen Fassung angewendet werden . . . Der Einrede der mangelnden Prozeß-
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kostensicherheit ist der Erfolg dann zu versagen und zur Hauptsache weiter zu verhandeln, wenn an dem Obsiegen des Kl. auf Grund der Besonderheiten der V O 120 (vgl. die Beweisvermutung des Art. 3) kein Zweifel besteht. Der Einrede kann jedoch der Erfolg nicht dann versagt werden, wenn mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit mit einem Obsiegen des Bekl. zu rechnen ist oder wenn der Ausgang des Rechtsstreites mindestens unbestimmt ist. Ob diese Voraussetzungen gegeben sind, ist zunächt nach dem jeweiligen Akteninhalt z. Z. der Entscheidung bzw. dem jeweiligen Stand des Rechtsstreites nach pflichtgemäßem Ermessen des Gerichts zu beurteilen. Für den Fall, daß nämlich der KI. abgewiesen und zur Tragung der Kosten verurteilt wird, sieht die Kammer im Interesse der Rechtssicherheit für den inl. Bekl. keinen Grund, von der Regelung der Z P O abzugehen. . . . Sie sieht auch keine Notwendigkeit, den Bekl. nicht vor leichtfertigen oder aussichtslosen Klagen zu schützen. . . . Die Kammer findet ihre Auffassung auch in der Vorschrift des § 110 Ziff. 5 Z P O bestätigt, wonach der Kl., der aus eingetragenen Rechten klagt, keine Sicherheit zu leisten hat, sofern nicht das Eigentum an dem Grundstück selbst der Streitgegenstand ist, wobei es bei der allgemeinen Regelung des § 110 Abs. 1 bleibt. Der Grund ist auch leicht ersichtlich; wenn aus einem eingetragenen Recht geklagt wird, so ist für die Vollstreckung immer ein Vermögensgegenstand im Inland vorhanden, der vom Bekl. in Anspruch genommen werden kann. W e n n aber um das Eigentum selbst der Streit geht, so wäre der Bekl. auf eine Vollstreckung im Ausland angewiesen." 3 9 . Die Vorschrift des § 110 ZPO (Sicherheitsleistung für die kosten bei ausländischen Klägern) ist in Rückerstattungsverfahren anwendbar. — V O 120 Art. 12 ff.; Z P O § 110.
Prozeßnicht
R K Rottweil, Beschl. vom 21. 2. 1949 — A R 245/48 R.: NJW/A R z W 1 (1950) 158. Aus den Gründen: „Für das RE-Verfahren nach V O 120 finden nach h. A. grundsätzlich die Bestimmungen der ZPO Anwendung, soweit sich aus dem Sinn und Zweck der V O 120 nicht die Notwendigkeit einer Abweichung von einzelnen Bestimmungen der ZPO ergibt. Eine solche Bestimmung ist bei der Bestimmung des § 110 Z P O geboten. Eine Anwendung dieser Bestimmung würde bei den heute in vielen Ländern bestehenden Verboten der Geldüberweisung nach Deutschland die RE, die innerhalb der vorgeschriebenen Frist bis 15. 5. 1949 im Klageweg geltend gemacht sein muß, allen im Ausland wohnenden RE-Berechtigten, die keine Beziehungen zu Freunden oder Verwandten in Deutschland mehr haben, unmöglich machen. Das Ziel und der Zweck der V O 120, die rasche Wiedergutmachung des den Verfolgten des natsoz. Regimes zugefügten Schadens, müßte dadurch vereitelt oder erheblich beeinträchtigt werden. Der Gesetzgeber hat die RE-Berechtigten durch die Befreiung vom Anwaltszwang und durch die Anordnung der Befreiung von Gerichtsgebühren für das Verfahren begünstigt. Es kann daher nicht in seiner Absicht gelegen sein, den RE-Berechtigten, die zum großen Teil im Ausland leben, auf der anderen Seite durch eine allein
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Nr. 40, 41
im Interesse des Prozeßgegners gelegene sehr schwer erfüllbare Verpflichtung zur Leistung eines Kostenvorschusses, die Geltendmachung ihrer Ansprüche auf Wiedergutmachung des ihnen zugefügten Schadens zu erschweren. Aus dem Zweck der VO 120 ergibt sich daher die Unanwendbarkeit der Bestimmung des § 110 ZPO für das RE-Verfahren." 4 0 . Die Vorschrift des §110 ZPO ist in Rückerstattungsverfahren Regel nach nicht anwendbar. — VO 120 Art. 7, 15, 20; ZPO § 110.
der
RK Offenburg, Beschl. vom 16. 5. 1949 — OR 38/49: NJW/A R z W 1 (1950) 159. Aus den Gründen: „Die Anwendung der Vorschrift des § 110 ZPO läßt sich mit der Zweckbestimmung der VO 120 in der Regel nicht vereinbaren. Eine große Zahl der durch Beraubungsakte Geschädigten wohnt heute im Ausland und ist nicht im Besitz von im Inland verfügbaren Vermögenswerten. Andererseits ist ein Transfer ausländischer Gelder nach dem Inland z. Zt. nicht möglich. Würde man also einem im Ausland wohnenden Geschädigten die Verpflichtung zur Sicherheitsleistung wegen der Prozeßkosten des Gegners nach § 1 1 0 ZPO aufbürden, dann würde man ihnen die Geltendmachung ihrer RE-Ansprüche nicht nur erschweren, sondern in der Mehrzahl aller Fälle sogar völlig unmöglich machen. Damit würde aber der von der VO 120 erstrebte Zweck vereitelt werden. In der VO kommt eindeutig zum Ausdruck, daß dem Geschädigten die Geltendmachung seiner Ansprüche in jeder Beziehung erleichtert werden soll. Dieser Zweckbestimmung dienen sowohl verfahrensrechtliche wie materiellrechtliche Vorschriften. In verfahrensrechtlicher Beziehung ist in diesem Zusammenhang insbesondere auf Art. 15 Abs. 1 zu verweisen, der dem RE-Kl. ausdrücklich vom Anwaltszwang befreit sowie auch Art. 20, nach dem das gerichtliche Verfahren gebührenfrei ist. In materiellrechtlicher Beziehung dient dem bezeichneten Zweck die Vorschrift des Art. 7 Abs. 3, nach der der Erwerber des zurückzuerstattenden Vermögensobjektes in keinem Falle das Zurückbehaltungsrecht wegen etwaiger Ansprüche auf Kaufpreisrückerstattung geltend machen kann. Die in den erwähnten Grundsätzen zum Ausdruck kommende Zweckbestimmung steht aber auch der Anwendung des § 110 ZPO iri allen Fällen entgegen, in denen nicht bereits nach dem Inhalt der Klageschrift oder nach dem Ergebnis der zur Vorbereitung der Verhandlungen von Amts wegen vorgenommenen Ermittlungen zweifelsfrei feststeht, daß der geltend gemachte RE-Anspruch unbegründet ist. Dieser seltene Ausnahmefall ist im vorliegenden Verfahren nicht gegeben." 41. Von der Sicherheitsleistung für die Prozeßkosten gemäß §110 ZPO kann im Rückerstattungsverfahren dann abgesehen werden, wenn dem Kl. die Durchsetzung des RE-Anspruches unmöglich gemacht oder unangemessen erschwert würde. — VO Nr. 120 Art. 12 ff.; ZPO § 110. OLG Freiburg, Urteil vom 14. 11. 1949 — (R) 2 W 84/49: NJW/A R z W 1 (1950) 135; im Auszug: DRsp II (247) 10 d.
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Aus den Gründen: „In der Frage der Anwendung der § § 110 ff. ZPO im RE-Verfahren hat sich in der Rspr. der RK noch keine einheitliche Auffassung gebildet. W ä h r e n d einige K a m m e r n die Auffassung vertreten haben, d a ß die Sicherheitsleistung nach § 110 ZPO mit dem Zweck der RE grundsätzlich nicht vereinbar sei, n i m m t der Vorderrichter dies n u r an, wenn die Klage des Wiedergutmachungsberechtigten „nicht von vornherein als offensichtlich unbegründet erscheine". Das LG F r a n k e n t h a l 1 hat weitergehend in einem Zwischenurteil vom 5. 9. 1949 — WG 38/48 — den S t a n d p u n k t vertreten, d a ß die Sicherheitsleistung n u r d a n n als ausgeschlossen gelten müsse, w e n n „ a n dem Obsiegen des Kl. auf Grund der Besonderheiten der VO 120 (vgl. Beweisvermutung des Art. 3) kein Zweifel bestehe". Nach Auffassung des Senats ist davon auszugehen, d a ß auf das V e r f a h r e n in RE-Sachen die Vorschriften der ZPO über das V e r f a h r e n vor den LGen anzuwenden sind, sofern nicht in der RE eine Sonderregelung getroffen ist oder der Zweck der Wiedergutmachungsregelung eine abweichende Gestaltung erfordert. Die VO 120 hat die Frage im Gegensatz zum REG der amerik. Zone (Art. 72) nicht ausdrücklich geregelt. Aus der Sonderregelung des Art. 20 über die Kosten k a n n nach Auffassung des Senats auch unter Berücksichtigung des § 115 Abs. 1 Ziff. 2 ZPO nicht allgemein auf eine Freistellung des ausländischen Kl. von der Sicherheitsleistung geschlossen werden. Der Bekl. weist mit Recht darauf hin, daß der grundsätzliche Rangfall der Sicherheitsleistung die Interessen des obsiegenden Bekl. im Hinblick auf die Aussichtslosigkeit einer Kostenerstattung im Ausland erheblich beeinträchtigen würde. Diese Beeinträchtigung ist dem Bekl. im RE-Verfahren n u r zuzumuten, soweit die Anordnung der Sicherheitsleistung dem Kl. die Durchsetzung des RE-Anspruches unmöglich machen oder unangemessen erschweren würde. Das k a n n der Fall sein sowohl, w e n n dem Kl. die erforderlichen Mittel fehlen, wie w e n n Hindernisse sonstiger Art, insbesondere T r a n s f e r b e s t i m m u n g e n entgegenstehen. Derartige Hindernisse darzulegen, ist Sadie des Kl. im Einzelfall. Nur unter diesen Gesichtspunkten, nicht dagegen auf Grund einer grundsätzlich unerwünschten V o r p r ü f u n g der Aussichten der Rechtsverfolgung wird im RE-Verfahren über die Sicherheitsleistung zu entscheiden sein." 42. Für rückerstattungsberechtigte Schweizer Staatsangehörige besieht eine Verpflichtung zur Sicherheitsleistung für die Prozeßkosten nicht, da das Haager Zivilprozeßabkommen von 1905 zwischen Deutschland und der Schweiz weiterhin in Kraft ist. — VO 120 Art. 12 ff.; ZPO §§ 110 ff., 274 Z. 5; GG Art. 123; Haager Zivil-Proz.Abk. vom 17. 7. 1905, Art. 17. RK F r a n k e n t h a l , Beschl. vom 14. 10. 1949 — WG 231/48: N J W A RzW 1 (1950) 158. Aus den Gründen: — „Zwar bestehen gegen die Anwendbarkeit der § § 274 Ziff. 5 in Verb, mit § § 110—113 ff. ZPO keine grundsätzlichen Bedenken. Soweit die MRG 1
Siehe oben Nr. 38.
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das Verbot einer unterschiedlichen Behandlung von Ausländern vor deutschen Gerichten enthalten, greift dieses hier nicht ein, da mit diesen Verboten nur diskriminierende Maßnahmen ausgeschlossen werden sollen, die den Zweck haben, den Ausländer wegen seiner Ausländereigenschaft zu benachteiligen. Bei der Einrede der mangelnden Prozeßkostensicherheit handelt es sich aber um eine in der Gesetzgebung fast aller Staaten getroffene Regelung, die dem Schutze des inländischen Bekl. ohne Rücksicht auf seine Staatsangehörigkeit dient. Auch aus der Tatsache der bedingungslosen Kapitulation vom 8. 5. 1945 kann die Unanwendbarkeit der Vorschriften, auch soweit die Kl. Angehörige der VN sind, nicht gefolgert werden (Stein-Jonas-Schönke, Komm. z. ZPO, 17. Aufl. 1949, Erl. II, 1 zu § 110 Satz 2). Ebenso ist ihre Anwendbarkeit im Bereich der VO 120 der MR nicht grundsätzlich ausgeschlossen, wie die WK in st. Rspr. festhält \ wenn auch eine Anpassung an die sich aus dem Sinn und Zweck der VO ergebenden Notwendigkeiten erforderlich ist. Jedoch bedarf es keines weiteren Eingehens auf diese Fragen, da hier einer der Ausnahmefälle vorliegt, in denen schon nach den allgemeinen Regeln die Sicherheitsleistung nicht verlangt werden kann. Denn zugunsten der Kl. greift die Vorschrift des Art. 17 des Haager Abkommens über den Zivilprozeß vom 17. 7. 1905 (RGBl. 1909 S. 409) ein, wonach von den Angehörigen eines der Vertragsstaaten dieses Abkommens, die in einem dieser Staaten ihren Wohnsitz haben und vor den Gerichten eines anderen dieser Staaten als Kl. auftreten, wegen ihrer Eigenschaft als Ausländer oder wegen des Mangels eines inländischen Wohnsitzes keine Sicherheitsleistungen oder Hinterlegungen, unter welcher Benennung es auch sei, auferlegt werden darf. Das Deutsche Reich und die Schweiz, deren Staatsangehörigkeit die Kl. besitzt, waren Partner dieses Abkommens (Bek. d. Reichskanzl. vom 24. 4. 1909; RGBl. 1909 S. 409). Das Abkommen ist auch jetzt noch im Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz unbeschränkt anwendbar. Für die Bundesrepublik Deutschland ergibt sich dies aus Art. 123 Abs. 2 GG. Nach dieser Vorschrift bleiben die vom Deutschen Reich abgeschlossenen Staatsverträge, die sich auf Gegenstände beziehen, f ü r die nach dem GG die Landesgesetzgebung zuständig ist, und die nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen gültig sind und fortgelten, bis zu ihrer Ersetzung durch neue Verträge oder bis zum Ablauf der vertraglich bestimmten Gültigkeitsdauer in Kraft. Die hier bestimmten Voraussetzungen sind bezügl. des Haager ZivProzAbkommens gegeben, da dieses Abkommen das gerichtliche Verfahren betrifft, für dessen Regelung gem. Art. 72 Abs. 1, Art. 74 ZifT. 1 GG in erster Linie die Landesgesetzgebung zuständig ist. Auch stehen allgemeine Rechtsgrundsätze seiner Gültigkeit nicht entgegen. Der Ablauf der Vertragszeit ist nicht bestimmt. Schließlich können auch aus Ziff. 6 Abschn. III der KRProkl. 2 vom 20. 9. 1945, wonach die alliierten Vertreter Anweisung geben werden in bezug auf Auflösung, Inkraftsetzung, Wiederaufnahme oder Anwendung aller von Deutschland eingegangenen Verträge, keine Be1
Vgl. oben Nr. 38.
Nr. 43
XII. Zivilprozeßrecht
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denken gegen die Anwendung des Abkommens hergeleitet werden. Denn die für die Bundesrepublik zuständigen westlichen Alliierten haben das GG und damit auch dessen Bestimmungen über die Gültigkeit ausländischer Verträge genehmigt. Auch für die Schweiz ist die fortdauernde Gültigkeit des Abkommens nicht zweifelhaft. Für die staatsrechtliche Lage Deutschlands vor der Bildung der Bundesrepublik Deutschland ist in dem Urteil des Obergerichts für den Kanton Zürich vom 1. 12. 1945 (DRZ 1947, 31) ausdrücklich festgestellt, daß im Verhältnis zwischen Deutschland und der Schweiz die Haager Konvention nach wie vor anzuwenden sei, da Deutschland als Staat nicht untergegangen sei, sondern als Träger völkerrechtlicher Rechte und Pflichten fortbestehe, und da das eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement ausdrücklich erklärt habe, daß von den Schweizer Behörden die Einstellung der Anwendung der Konvention wegen deren Nichterfüllung durch Deutschland oder aus anderen Gründen nicht verfügt sei. — Die Rechtslage kann auch nach der Konstituierung der Bundesrepublik nicht anders beurteilt werden, da dies nicht die Gründung eines völlig neuen Staatswesens nach Untergang des früheren Deutschen Reiches, sondern nur eine Organisierung des staatlichen Lebens in Westdeutschland unter Ausübung der fortbestehenden deutschen Staatsgewalt bedeutet." 4 3 . Die Einrede der mangelnden Sicherheit für die Prozeßkosten kann im Rahmen des Rückerstattungsverfahrens heutigen Ausländern oder deutschen Emigranten nicht entgegengehalten werden. — Z P O § 110; V O 120 Art. 7, 12 ff. R K Trier, Beschl. vom 9. 11. 1949 — 4 OR 154/49: NJW/A R z W 1 (1950) 159. Aus den Gründen: „Die Einrede der mangelnden Sicherheit für die Prozeßkosten (§ 274 Abs. I I Ziff. 5 Z P O ) ist unbegründet. Die Kl., die — wie ihre Rechtsvorgänger — im Zeitpunkte des Abschlusses des angefochtenen Vertrages deutsche Staatsangehörige war, besitzt heute unstreitig die Staatsangehörigkeit der USA. Zwar hat § 110 Abs. I Z P O mit Rücksicht auf die Schwierigkeiten der Beitreibung von Prozeßkosten im Auslande die Pflicht ausländischer Kl., auf Verlangen des Bekl. Sicherheit für die Prozeßkosten zu leisten, grundsätzlich festgestellt. Das Recht des Bekl. ist mittels prozeßhindernder Einrede nach § 274 Abs. I I Ziff. 5 Z P O geltend zu machen. § 110 Abs. I Z P O kann jedoch im vorliegenden Falle keine Anwendung finden. Die Vorschriften der Z P O sind in der V O 120 nicht allgemein als anwendbar erklärt. Lediglich Einzelbestimmungen enthalten Verweisungen auf Vorschriften der Z P O (Art. 17 und Art. 20 Abs. I I V O 120). Die Z P O kann somit als Verfahrensgrundlage nur hilfsweise und insoweit dienen, als dies mit dem in der V O 120 zum Ausdruck gelangten Willen des Gesetzgebers vereinbar ist. Der Gesetzgeber will eine schnelle, von Formalitäten weitgehend befreite Durchführung der RE. Zu diesem Zwecke hat 5*
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er Klagefristen bestimmt, den Kl. vom Anwaltszwang befreit (Art. 15 VO 120) und Erleichterungen in kostenmäßiger Hinsicht festgelegt (Art. 20 VO 120). Belange des RE-Pflichtigen hat er zurücktreten lassen, wie sich dies u. a. überzeugend aus dem Ausschluß des Zurückbehaltungsrechtes wegen des Kaufpreiserstattungsanspruches des RE-Pflichtigen ergibt (Art. 7 Abs. III n. F. VO 120). Es würde aber dem erkennbaren Zwecke der VO 120 widersprechen, würde durch Anwendung des § 110 Abs. I ZPO der RE-Berechtigte gezwungen werden können, Sicherheit f ü r die Prozeßkosten zu leisten. Hierzu wären sie nämlich in der Regel nicht in der Lage, da Transfermöglichkeiten bislang nahezu ausgeschlossen sind. Da überdies die Mehrzahl der Kl. Ausländer oder ihnen gleichzustellende im Auslande wohnende Deutsche sind (vgl. HRR 1940,1471), wäre die praktische Durchführung der VO 120 ü b e r h a u p t in Frage gestellt. Dies aber würde dem vom Gesetzgeber gewollten Zweck, möglichst bald zu einer abschließenden Regelung der RE-Ansprüche zu gelangen, eindeutig entgegenstehen. Überdies aber wäre eine in ihrer zeitlichen Beendigung noch nicht abzusehende Hemmung der D u r c h f ü h r u n g der RE-Ansprüche durch Anwendung des § 110 Abs. I ZPO in hohem Maße unbillig, da der weitaus größte Teil des Kreises der RE-Berechtigten gerade durch rassische oder politische Verfolgungsmaßnahmen gezwungen wurde, in das Ausland zu flüchten, so daß ihre heutige Ausländereigenschaft ihnen nicht bei der Durchsetzung auf jener Verfolgung beruhender Ansprüche hinderlich sein darf. Offenbar haben diese Überlegungen dazu geführt, in Art. 72 Abs. Ii MRG 59 vom 10. 11. 1947 (REG f ü r die amerik. Zone) und in Art. 63 Abs. 2 Ges. 59 der brit. MR vom 28. 5. 1949 (REG f ü r die brit. Zone) ausdrücklich ein Recht des RE-Pflichtigen, Sicherheit f ü r die Prozeßkosten zu verlangen, auszuschließen. In der weitaus knapperen Fassung der VO 120 ist dieser Ausschluß zwar nicht ausdrücklich aufgeführt. Jedoch muß nach Sinn und Zweck der VO 120 derselbe Rechtsgedanke gelten. Im vorliegenden F"alle ist somit die Einrede der mangelnden Sicherheit f ü r die Prozeßkosten unbegründet. Es k a n n demnach dahingestellt bleiben, ob dies auch d a n n der Fall ist, wenn der RE-Berechtigte bereits im Zeitpunkte des Eintrittes des Entziehungstatbestandes Ausländer war. Auch besteht kein Anlaß zur Entscheidung der Frage, ob § 110 Abs. II Ziff. 1 ZPO (Befreiung von der Sicherheitsleistung auf Grund zwischenstaatlicher Vorschriften) angesichts der heutigen völkerrechtlichen Stellung Deutschlands anwendbar ist." Schutzverordnung v o m 4. 12. 1943 Siehe auch Nr. 17, 85 4 4 . Angehörige der baltischen Staaten haben entweder ihre Staatsangehörigkeit behalten oder sind staatenlos. Zugunsten eines Angehörigen eines baltischen Staates, der in der früheren deutschen Wehrmacht Dienst leistete, ist die SchutzVO vom -4. 12. 1943 nicht anwendbar. — SchutzVO vom 4. 12. 1943, Art. 1. OLG Bamberg, Beschl. vom 8. 4. 1948 — 1 W 41/48: SJZ 4 (1949) 557.
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Das LG hat die Bewilligung der öffentlichen Zustellung der von der Beschwerdeführerin beabsichtigten Ehescheidungsklage gegen den Bekl., der zuletzt Angehöriger der f r ü h e r e n deutschen Wehrmacht war, abgelehnt, weil nach der auf den Bekl. anwendbaren SchutzVO vom 4. 12. 1943 (RGBl. S. 666) das Verfahren auch nach Zustellung der Klage sogleich unterbrochen werden müßte. Die Beschwerde f ü h r t e zur Aufhebung des landesgerichtlichen Beschlusses. Aus den Gründen: „Die Parteien sind Esten oder Staatenlose. Der Bekl. war zuletzt Angehöriger der deutschen Wehrmacht. Gleichwohl k a n n die SchutzVO auf ihn keine Anwendung finden; denn es unterliegt keinem Zweifel, daß die allierten Mächte die Wehrmachtszugehörigkeit von Balten nicht mehr als völkerrechtlich relevanten Umstand bewerten. Von den Westalliierten werden diese Personen als Verschleppte, von der Sowjetunion als Staatsangehörige der UdSSR betrachtet, die einer feindlichen Macht Kriegsdienst geleistet haben, ohne damit der sowjetischen Jurisdiktion entgehen zu können. Deshalb dürfen auch die deutschen Gerichte aus einer früheren Wehrmachtszugehörigkeit solcher Personen keine Folgerungen mehr ableiten; ein bereits unterbrochenes Verfahren m u ß nach Art. 1 Abs. 4 SchutzVO wegen Beendigung der Wehrmachtszugehörigkeit als des nach Abs. 2 maßgebenden Verhältnisses fortgesetzt werden. Die Unterbrechung eines neu eingeleiteten Verfahrens findet nicht mehr statt."
Unterwerfung der Angehörigen der VN unter die deutsche Gerichtsbarkeit S i e h e a u c h Nr. 48, 65, 6 9 — 7 1 , 78, 85, 116
45. Die Unterwerfung der Angehörigen der VN unter die deutsche Gerichtsbarkeit ist ah unwiderrufliche Prozeßhandlung zu erachten. — MRG 2 Art. VI; ZPO § 606; BGB §§ 119 ff. OLG München, Beschl. vom 27. 2. 1948 — W 73/48: N J W 1 (1948) 633. Die Kl., ursprünglich deutsche Staatsangehörige, hat während des Krieges den Bekl., französischen Staatsangehörigen, vor einem Münchner Standesamt geheiratet und n u n m e h r die Ehescheidungsklage zum LG München I eingereicht. Die nach MRG 2 erforderliche Erklärung des Bekl., daß er sich der deutschen Gerichtsbarkeit unterwerfe, wurde vorgelegt. Nach Terminbestimmung durch das Gericht widerrief der Bekl. seine Unterwerfungserklärung, worauf das LG durch Beschl. feststellte, daß eine Unterwerfung des Bekl. unter die deutsche Gerichtsbarkeit nicht mehr vorliege, das Verfahren nicht weiter betrieb und den Termin aufhob. Auf die Beschwerde der Kl. hob das OLG München den Beschluß auf und verwies die Sache zur erneuten Entscheidung an das LG zurück. Aus den Gründen: „Die Unterwerfung unter die deutsche Gerichtsbarkeit nach MRG '2 Art. VI Z. 10 b Nr. 6 i. d. F. d. Änd. 2 d. Ges. 2 ist als unwiderrufliche Prozeßhandlung zu erachten, die aber in entsprechender Anwendung der
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§§ 119 ff. BGB wegen Irrtums oder arglistiger Täuschung angefochten werden kann (vgl. Stein-Jonas vor § 128 Anm. V 4 a, 6 a. E.). Da das LG im Widerspruch hiermit offenbar die freie Widerruflichkeit der Unterwerfungserklärung angenommen und noch keine Feststellungen bezüglich des Vorliegens von Anfechtungsgründen getroffen hat, könnte sein Beschluß nur dann aufrechterhalten werden, wenn sich aus § 606 ZPO das Fehlen der deutschen Zuständigkeit ergäbe. Dies steht jedoch nicht fest. Sollte die Kl. wegen etwaiger Nichtbeantragung der französischen Staatsangehörigkeit nach ihrer Eheschließung staatenlos sein (vgl. DRZ 1948, 62 1 ), so wäre § 606 Abs. 3 Z. 1 ZPO ohne weiteres gegeben. Aber auch wenn die Kl. die französische Staatsangehörigkeit erlangt hat, ist das deutsche Gericht nur unzuständig, falls Frankreich gegenwärtig, entgegen seiner früheren Gesetzgebung und Praxis (vgl. RGZ 149, 232) deutschen Ehescheidungsurteilen die grundsätzliche Anerkennung versagen würde, auch wenn, wie das hier offenbar der Fall ist, seine Staatsangehörigen im Bezirke des angerufenen deutschen Gerichtes ihren Wohnsitz haben.
2. Zuständigkeit deutscher und ausländischer Gerichte Siehe auch Nr. 14, 21, 24
Der Zeitpunkt der Zuständigkeit (Perpetuatio fori) 4 6 . Die im Zeitpunkt der Klageerhebung gegebene internationale Zuständigkeit der deutschen Gerichte fällt nicht dadurch fort, daß die Parteien, die staatenlos sind, während des Rechtsstreites aus Deutschland auswandern. Die Angehörigen des früheren Litauens sind staatenlos. — ZPO § 606; EGBGB Art. 17, 29. OLG Hamburg, Urteil vom 9. 12. 1949 — 5 U 288/46: N J W 3 (1950) 509. Aus den Gründen : „Die Zuständigkeit des angerufenen Gerichts nach § 606 Abs. 1 ZPO ist gegeben. Zwar kann nicht festgestellt werden, daß die Eheleute ihren gemeinsamen gewöhnlichen Aufenthalt in Hamburg gehabt haben. Sie haben nach ihrer Flucht aus Litauen in Deutschland nur eine kurze Zeit zusammen in Obdrup bei Schleswig gelebt. Der Kl. als Diplomingenieur und akademischer Lehrer hat diesen Aufenthalt auf dem Dorf aber nur als eine möglichst schnell zu beseitigende Folge des Krieges und des Verlustes von Heimat und Existenz angesehen und sich bemüht, wieder in eine Großstadt zu kommen. Er ist auch alsbald in Hamburg an der baltischen Universität Dozent geworden. Hierhin ist die Bekl. nicht mitgekommen. Seitdem haben die Eheleute nicht mehr zusammen gelebt. Bei dieser Sachlage kann kein gemeinsamer wirtschaftlicher Daseinsmittelpunkt, wie das RG den Aufenthaltsort im Sinne des § 606 ZPO umschreibt (DR 1944, 914), in Deutschland festgestellt werden. 1
Gemeint ist LG Gera, Urt- v. 24. 4. 1946: oben Nr. 20.
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XII. Zivilprozeßrecht
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Daher ist der gewöhnliche Aufenthaltsort des Mannes im Augenblick der Klageerhebung, nämlich Hamburg, f ü r die Zuständigkeit des Gerichts maßgebend gewesen (§ 606 Abs. 1 S. 2 ZPO). Diese Zuständigkeit ist nicht deshalb fortgefallen, weil beide Parteien während des Rechtsstreits ins Ausland gegangen sind. § 606 Abs. 1 S. 2 ZPO stellt mit der Fassung „hat zur Zeit der Erhebung der Klage" ausdrücklich auf die Klageerhebung ab (vgl. Schönke, Zivilprozeßrecht, 3. und 4. Aufl. [1947] S. 339). Keiner der Ehegatten besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit. Nach § 606 ZPO sollen die deutschen Gerichte Ausländern und Staatenlosen f ü r Ehescheidungsverfahren nur zur Verfügung stehen, wenn wenigstens ein Ehegatte in einer räumlichen Beziehung zum Staatsgebiet steht. Diese Beziehung hat bei der Klageerhebung bestanden. Im § 606 Abs. 3 ZPO fehlt aber ein Hinweis auf die Zeit der Klageerhebung, wie er im § 606 Abs. 1 ZPO enthalten ist. F ü r eine innerdeutsche Wohnsitzänderung gibt § 263 Abs. 2 Ziff. 2 ZPO eine Regelung dahin, daß durch sie bei Rechtshängigwerden der Sache begründete örtliche Zuständigkeit nicht berührt wird. Eine Ausnahmevorschrift f ü r § 606 Abs. 3 ZPO gegenüber § 263 Abs. 2 Ziff. 2 ZPO enthält die ZPO nicht. Gegen die Übertragung des Grundsatzes des § 263 ZPO auf die Zuständigkeit nach § 606 Abs. 3 ZPO spricht die Überlegung, daß eine Entscheidung durch die deutschen Gerichte nur d a n n am Platze sein kann, wenn die § 606 Abs. 3 Ziff. 1 ZPO vorausgesetzten Beziehungen noch bis zum Schluß der letzten mündlichen Verhandlung fortdauern und daher die Gefahr, daß die Ehegatten ohne Kenntnis des deutschen Gerichtes bei einem ausländischen Gericht ihr Scheidungsbegehren verfolgen, nicht besteht. Demgegenüber sind aber Tatbestände denkbar, f ü r die das Interesse der Parteien die Durchführung des in Deutschland eingeleiteten Verfahrens bis zum ordnungsmäßigen Abschluß durch Sachurteil fordert. Gerade die Beobachtungen und E r f a h r u n g e n in der Nachkriegszeit, in der vielfach sehr zwingende äußere Geschehnisse einen plötzlichen und nicht immer nach Zeit und Ort von den Parteien selbst bestimmten Aufenthalts Wechsel notwendig gemacht haben, läßt es geboten erscheinen, aus der Wortfassung der Abs. 1 und 3 des § 606 ZPO nicht zu weitgehende Folgerungen zu ziehen. Der hier zur Entscheidung stehende Sachverhalt rechtfertigt die Durchf ü h r u n g des Rechtsstreits bis zum sachentscheidenden Endurteil. Beide Parteien haben sich ausdrücklich mit der Durchführung des Scheidungsprozesses vor einem deutschen Gericht einverstanden erklärt. Die Bekl. h a t von England aus mehrfach um F o r t f ü h r u n g des Verfahrens gebeten. Die unheilbare Zerrüttung der Ehe ist zweifelsfrei. Der Kl. lebt, wie durch die Heiratsurkunde und die Akte eines deutschen Standesamts nachgewiesen worden ist, in Doppelehe. Das seit April 1946 anhängige Scheidungsverfahren kann jetzt unverzüglich abgeschlossen werden. Die in England in dürftigen Verhältnissen lebende Bekl. auf ein neues Verfahren in England mit vielleicht anderen nach der dort geltenden Verfahrensordnung notwendigen und neu zu beschaffenden Beweismitteln zu verweisen, erscheint nicht vertretbar. Der nach § 606 Abs. 3 Ziff. 1 ZPO regelmäßig erforderlichen Prüfung,
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ob nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt werden wird, bedarf es nicht, da beide Ehegatten staatenlos sind. Beide Ehegatten sind Litauer gewesen. In den vergangenen Jahren ist die Rechtsstellung und Staatsangehörigkeit der Balten eingehend im Schrifttum und in Entscheidungen behandelt worden (OLG Stuttgart, SJZ 1946, 153 1947, 383 2 ; OLG Kiel, SchlHA 1946, 372 3; Ferid, Der Neubürger im internationalen Privatrecht [1949] 72: Makarov, Allgemeine Lehren des Staatsangehörigkeitsrechts [1947] 180; Riezler, Internationales Zivilprozeßrecht [1949] 156; Palandt, BGB, 7. Aufl. 1949, Vorbem. vor Art. 7 EGBGB; Haidinger in MDR 1949, 591 mit weiteren Nachweisen). Dabei sind die Möglichkeiten erwogen worden, ob die Betroffenen als Litauer, Staatsangehörige der Sowjetunion oder als Staatenlose anzusehen seien. Der Senat schließt sich der Auffassung an, daß die früheren Litauer staatenlos sind. Zur Begründung wird insbesondere auf die Ausführungen von Haidinger, Die Scheidung der Ehe von Balten im Spiegel des modernen Völkerrechts, MDR 1949. 591 ff., und von Riezler, Internationales Prozeßrecht, 156 ff., verwiesen. Die Tatsache, daß Großbritannien die Annexion der Baltenstaaten durch die Sowjetunion nicht anerkannt hat, steht der vertretenen Ansicht nicht entgegen. Die Besatzungsmacht hat ihre Erklärung über die Nichtanerkennung der Annexion nicht als oberstes deutsches Regierungsorgan an Stelle der nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht fortgefallenen deutschen Regierung abgegeben, sondern nur die Ansicht der brit. Regierung bekanntgemacht. Eine solche Verlautbarung entbindet die deutschen Gerichte nicht von der Pflicht einer selbständigen Prüfung der Frage nach dem Status der früheren Litauer. Ehescheidungen Staatenloser sind nach Art. 17, 29 EGBGB nach deutschem materiellen Recht zu beurteilen. Der Entscheidung sind daher die Bestimmungen des deutschen EheG vom 20. 2. 1946 (KRG 16) zugrunde zu legen. Die Parteien haben am 13. 4. 1942 in Kowno vor dem Standesbeamten die Ehe geschlossen. Diese Form einer zivilen Eheschließung im Gegensatz zu der in Litauen früher üblichen Heirat vor dem Geistlichen war nach der Besetzung Litauens durch die Sowjetunion zulässig (so Raape in dem eingeforderten Gutachten). Die Ehe ist daher als ordnungsmäßig und gültig geschlossen anzusehen und auch in Deutschland entsprechend zu behandeln. Die Voraussetzungen für eine Scheidung der Ehe nach § 42 EheG sind von der Bekl. nachgewiesen worden." E h e s c h e i d u n g Deutscher und Slaatenloser Siehe auch Nr. 18, 20, 45, 4(5, 90, 92—96 a, 98—107, I I ' !
4 7 . Die ausschließliche Zuständigkeit des LG Berlin, gemäß § 600 Abs. 1 Satz 2 ZPO (in der Fassung der A. DVO zum EheG von i938) ist auch heute gegeben. Personen, die die deutsche Staatsangehörigkeit durch 1
Siehe unten Nr. 109.
2
Siehe unten N r . 111.
s
Siehe unlen Nr. 110.
N r . 47
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die VO vom 25. 11. 1941 verloren haben, können sie nur wiedererwerben, wenn sie beantragen, die Ausbürgerung für nichtig zu erklären. — § 606 ZPO; VO vom 2 5 . 1 1 . 1 9 4 1 ; Hessisches Ges. vom 2 3 . 3 . 1 9 4 8 über die Staatsangehörigkeit der Ausgebürgerten. OLG f ü r Hessen, Kasseler ZS, Beschl. vom 15. 10. 1948 — 2 Vv 88/48: H E Z I, 319; N J W 2 (1949) 155; im Auszug: DRsp. IV (418) 26 a. Die Kl. hat die Bewilligung der öffentlichen Zustellung f ü r eine Scheidungsklage beantragt. Die Parteien sind 1938 als deutsche Staatsangehörige jüdischen Glaubens von ihrem damaligen Wohnsitz K. nach Brasilien ausgewandert. Das LG Kassel hat die öffentliche Zustellung wegen örtlicher Unzuständigkeit abgelehnt. Die hiergegen gerichtete Beschwerde, die sich darauf stützt, d a ß die D u r c h f ü h r u n g der Klage in Berlin nicht m e h r möglich sei, blieb ohne Erfolg. Aus den Gründen: „Da beide Ehegatten noch jetzt in Brasilien wohnen, wäre, falls sie noch die deutsche Staatsangehörigkeit besäßen, nach § 606 Abs. 1 Salz 2 ZPO das LG Berlin ausschließlich zuständig. Daß § 606 in der neuen Fassung der 4. DVO zum EheG (RGBl 1941, 654) weiter gilt, ist jetzt allgemein a n e r k a n n t (z.B. DRZ 1946. 156; HEZ 1, 58; HansJVBl 1947, 129; SchlHA 1948, 47; R d E r l d. Mdl vom 3 1 . 3 . 1947 — 3460 II. 160). Insbesondere gegen die Zuständigkeit des LG Berlin könnten sich aber aus der Entscheidung der KG 2 U 203/83/46 vom 16.8. 1946 (HEZ 1, 116) Zweifel ergeben. Dementsprechend will Baumbach (18. Aufl. zu § 606 3 B c) anstelle Berlin die jeweilige L a n d e s h a u p t s t a d t setzen; eine Begründung dazu gibt er nicht. Der Anwalt der Kl. behauptet, d a ß in einem ähnlichen Falle das LG Berlin den Rechtsstreit nach § 276 ZPO an das Gericht des letzten gemeinsamen deutschen Aufenthaltsortes verwiesen habe. Die vom KG ausgesprochene einschränkende Auffassung über die Zuständigkeil der Berliner Gerichte ist jedoch in seinen späteren Entscheidungen vom 28. 3. 1947 — 3 W 70/47 — (JR 47, 88) u n d vom 11. 4. 1947 — 2 U 775/ 46/310 — (JR 47, 117) im wesentlichen aufgegeben worden. Nach einer A u s k u n f t des Chefpräsidenten des LG Berlin ergeben sich jetzt aus der Praxis des KG u n d des LG Berlin keine Bedenken gegen die Fortgeltung der neuen Fassung des § 606 Abs. 1 Satz 2. Die von Baumbach vertretene Ansicht entbehrt jeder gesetzlichen Grundlage; sie ist willkürlich. Die Berliner Zuständigkeit, die übrigens unier anderen Voraussetzungen auch schon nach der f r ü h e r e n Fassung des § G06 gegeben war, m u ß daher nach wie vor b e j a h t werden. Schwierigkeiten können aus dieser Entscheidung des Senats nicht entstehen; d e n n sämtliche Zivilkammern des LG Berlin vertreten nach der erwähnten A u s k u n f t seines Chefpräsidenten denselben Standpunkt. Die B e h a u p t u n g der Kl., d a ß in einem ähnlichen Falle das LG Berlin den Rechtsstreit an das Gericht des letzten gemeinsamen deutschen Aufenthaltsortes verwiesen habe, scheint somit auf einem I r r t u m oder Mißverständnis zu beruhen, zumal f ü r eine derartige Verweisung keine Rechtsgrundlage zu Finden wäre.
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Die öffentliche Zustellung w ü r d e übrigens auch deshalb nicht bewilligt werden können, weil die Parteien nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Sie h a b e n sie durch die VO vom 25. 11. 1941 verloren (RGBl I, 722) u n d können sie n u r wiedererwerben, w e n n sie beantragen, die Ausb ü r g e r u n g f ü r nichtig zu erklären (Hess. G. vom 23. 3. 1948, GVB1 S. 45). 48. Für eine Scheidungsklage der Frau sind die deutschen Gerichte dann maßgebend, wenn sie zur Zeit der Urteilsfällung die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Die Flüchtlinge deutscher Volkszugehörigkeit sind in ihren Rechten und Pflichten den deutschen Staatsangehörigen gleichgestellt. Eine Frau, die zu solchen Flüchtlingen gehört, hat Anspruch darauf, daß das Gericht den Art. 17 III EGBGB bei ihr in gleicher Weise anwendet, wie bei einer Partei, die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. EGBGB Art. 17; FliichtlingsG vom 1 9 . 2 . 1 9 4 7 § 4; Bonner Grundgesetz Art. 116; ZPO § 114. OLG f ü r Hessen, Kasseler ZS, Beschl. vom 12. 8. 1949 — 2 W 109/49: SJZ 5 (1950) 127. Aus den Gründen: „Die Antragstellerin — im Folgenden: Kl. — beabsichtigt, die Ehescheidungsklage gemäß § 48 EheG gegen ihren in Rybnik w o h n e n d e n Ehem a n n zu erheben. Durch Bescheid vom 12. 10. 1948 hat das LG den Armenrechtsantrag zurückgewiesen; es hat dies damit begründet: solange nicht gewährleistet sei, daß der Antrg. (Bekl.) seine Interessen im Inland w a h r n e h m e n lassen könne, bestehe keine Möglichkeit, das Ehescheid u n g s v e r f a h r e n zu betreiben. Nach Vorlage einer Vollmacht des Bekl. auf einen in Nentershausen w o h n h a f t e n Vertreter u n d einer E r k l ä r u n g dieses Bevollmächtigten, daß er bereit sei, die Zustellungen f ü r den Bekl. entgegenzunehmen, ist der Kl. vom LG mitgeteilt worden, d a ß der Armenrechtsantrag dem Bekl. zur Stellungnahme ü b e r s a n d t w o r d e n sei. Nach Eingang der R ü c k ä u ß e r u n g werde erneut über das Armenrecht entschieden werden. D a r a u f h i n hat die KI. Beschwerde eingelegt mit dem Antrag, den Beschluß vom 12. 10. 1948 aufzuheben. Das LG hat der Beschwerde nicht abgeholfen. Die Beschwerde ist zulässig u n d begründet. W e n n auch die angefochtene Entscheidung in der F o r m einer Verfügung ergangen ist, steht nichts entgegen, sie als einen die Kl. beschwerenden Beschluß aufzufassen. Das Armenrecht ist zu bewilligen, w e n n — neben dem Nachweis der Armut — die Klage hinreichende Erfolgsaussicht hat. Es ist davon auszugehen, d a ß der Bekl. als polnischer Behördenangestellter die polnische Staatsangehörigkeit besitzt. Uber eine gegen ihn gerichtete Klage k a n n n u r d a n n vor einem deutschen Gericht verhandelt werden, w e n n der Bekl. sich — als Angehöriger einer der VN der deutschen Gerichtsbarkeit u n t e r w o r f e n hat (Art. VI Ziff. 10 MRG Nr. 2). Diese U n t e r w e r f u n g k a n n e n t n o m m e n werden aus der Bescheinigung vom 15. 12. 1948, in der der Bekl. „sich mit der Verhandlung der Sache vor dem Landgericht in Kassel einverstanden erklärt" hat, u n d aus seinem Brief an Rechtsanwalt Dr. W. vom 15. 12. 1948.
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Das angerufene Gericht ist jedoch nur zuständig, wenn die Kl. entweder die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder staatenlos ist; denn die zu fällende Entscheidung wird, wie sich aus dem JM-Erlaß vom 19. 6. 1948 — 3460 III 1637 — ergibt, nach dem Heimatrecht des Bekl. nicht anerkannt (vgl. § 606 III ZPO). Die Kl. war bis zum Kriegsbeginn zweifellos polnische Staatsangehörige. Nach ihrer Angabe ist sie nach der Besetzung Polens in die Volksliste I eingetragen worden, wodurch sie die deutsche Staatsangehörigkeit erworben haben will. In diesem Zusammenhang kann dahingestellt bleiben, ob sich hierdurch ihre Staatsangehörigkeit geändert hat oder nicht. Zum mindesten ist wahrscheinlich — jedoch vom LG noch nachzuprüfen —, daß sie nach dem polnischen Gesetz über die Ausstoßung feindlicher Elemente aus der polnischen Volksgemeinschaft vom 6. Mai 1945 der polnischen Staatsangehörigkeit, falls sie sie damals noch besessen haben sollte, verlustig gegangen ist, weil sie sich während des Krieges in die deutsche Volksliste I hat eintragen lassen (vgl. OLG Hessen Frankfurt a/M. 1 U 174/46 '); dann würde sie staatenlos sein. Die Voraussetzungen des § 606 III ZPO wären damit erfüllt (SJZ 1948, 398 2 ). Nach Art. 17 I EGBGB ist grundsätzlich das Ehescheidungsrecht des Staates anzuwenden, dem der Ehemann zur Zeit der Klageerhebung angehört. In Polen fehlt es an einer dem § 48 EheG entsprechenden Bestimmung (vgl. Poln. EheG vom 25.9. 1945). Für eine Scheidungsklage sind jedoch die deutschen Gesetze dann maßgebend, wenn sie zur Zeit der Urteilsfällung die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt (Art. 17 III EGBGB). Auch bei der Prüfung der Anwendbarkeit dieser Bestimmung kann dahingestellt bleiben, ob die Kl. die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder staatenlos ist. Da sie nach ihren noch nachzuprüfenden Angaben deutsche Volkszugehörige ist und deshalb Polen hat verlassen müssen, wäre sie auch als Staatenlose nach § 4 Ziff. 1 des FlüchtlingsG vom 19. 2. 1947 (GVB1 S. 15) den deutschen Staatsangehörigen in ihren Rechten und Pflichten gleichgestellt. Sie hat also kraft gesetzlich angeordneter Gleichstellung — auf öffentlichrechtlichem und privatrechtlichem Gebiet — Anspruch darauf, daß das Gericht den Art. 17 III EGBGB bei ihr in gleicher Weise anwendet wie bei einer Partei, die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt (vgl. NJW 1949, 308 3; Art. 116 Abs. 1 des Bonner GG). Der Senat trägt keine Bedenken, das FlüchtlingsG auf diese Weise anzuwenden, obgleich die Wirkungen des Art. 17 III EGBGB über die Grenzen Deutschlands hinaus reichen. Eine Benachteiligung von im Ausland lebenden Angehörigen einer der VN kann dadurch nicht eintreten, da sie von einem deutschen Gericht — abgesehen von dem Falle einer ausdrücklichen Ermächtigung der MR — nur dann geschieden werden können, wenn sie sich ausdrücklich oder mittelbar der deutschen Gerichtsbarkeit unterworfen haben. Tut ein Ausländer dies, so ist er damit zugleich den nach deutschem Recht für diesen Fall geltenden materiellen 1 2 3
Siehe unten Nr. 105. Gemeint ist OLG Stuttgart, Urteil v. 3. 3. 1948: siehe unten Nr. 102. Gemeint ist LG München, Urteil v. 4. 6. 1948: siehe oben Nr. 30.
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Rechtsbestimmungen unterworfen. Insbesondere in dem vorliegenden Falle war dem Bekl. durchaus klar, daß sein Brief vom 15. 12. 1948 diese Bedeutung hat. E r legt besonderen W e r t darauf, daß nur eine Scheidung nach § 48 des EheG in Frage kommen könne, indem er die Unterwerfung unter die deutsche Gerichtsbarkeit auf den Fall der „schuldlosen Scheidung wegen dreijähriger Trennung" begrenzt hat. Da auch die Gewährung des rechtlichen Gehörs durch die Bevollmächtigung des St. gesichert sein dürfte, bestehen keine Bedenken, die hinreichende Erfolgsaussicht der Klage im Sinne des § 114 Z P O zu bejahen. Daher war der Kl. f ü r die Klage gemäß § 48 EheG das Armenrecht nicht zu versagen und der Beschwerde stattzugeben." 4 9 . Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung einer Ehe eines Engländers und einer Deutschen, die ihren Aufenthalt in Deutschland hat. zuständig. Die Aufhebung der 11. VO zum Reichsbürgerg. durch die MR hat keine rückwirkende Kraft und führt nicht zum automatischen Wiedererwerb der deutschen Staatsangehörigkeit durch den kraft dieser VO Ausgebürgerten. Auf die Scheidung der Ehe eines Engländers und einer Deutschen findet in erster Linie englisches Recht Anwendung. — EGBGB Art. 17, 29; Z P O § 606; EheG 1946 § § 42, 43, 49; l l . D V O zum RBG; 2. ÄndG zum MRG 2, Art. 1; Britischer Matrimonial Causes Act 1925 and 1937 Sect. 176—184. L G München, Urteil vom 10. 1. 1949 — 2 R 1185/47: N J W 2 (1949) 673 mit Anm. von Breslauer; im Auszug: DRsp I (180) 10 e und I V (418) 35 e. Aus den Gründen: „ F ü r das Begehren des Kl. ist die deutsche Gerichtsbarkeit zuständig. Zur Durchführung des Verfahrens bedarf es keiner Genehmigung der MR. Der Kl. ist zwar Engländer, wie sich aus der Naturalisationsurkunde ergibt, doch ist die Bekl. durch die Naturalisation des Kl. nicht auch Engländerin geworden, sondern deutsche Staatsangehörige geblieben. Das ergibt sich aus dem Gutachten des Philipp Cromwell of Grays Inn, Barrister at L a w , vom 19. 4. 1948. Gemäß Art. 1 2. ÄndG zum MRG 2 besteht die deutsche Gerichtsbarkeit in Aktivprozessen von Angehörigen der V N . Besondere Bestimmungen bestehen nur für Zivilsachen, die sich auf Angehörige der Streitkräfte der V N , auf Staatsangehörige der V N , die in der Verwaltung Deutschlands ein Amt bekleiden usw., beziehen (Art. I Abs. 1) Ziff. 1—5 d. 2. ÄndG). Diese Voraussetzungen liegen in der Person des Kl. nicht vor. Die Zuständigkeit des Gerichts ist durch den Aufenthalt der Bekl. im Gerichtsbezirk begründet. Denn zur Zeit der Klageerhebung hatte keiner der Ehegatten an ihrem letzten gemeinsamen gewöhnlichen Aufenthaltsort im Inland seinen gewöhnlichen Aufenthalt gehabt, und auch der Kl. hat keinen gewöhnlichen Aufenthalt im Inland (§ 606 Abs. 1 Z P O ) . Die Entscheidung über das Klagebegehren des KI. bestimmt sich nach englischem Recht. Nach Art. 17 EGBGB sind für die Ehescheidung die Gesetze des Staates maßgebend, dem der Ehemann zur Zeit der Erhebung
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der Klage angehölt hat. Es bedarf jedoch im vorliegenden Verfahren keiner Entscheidung darüber, was unter dem Zeitpunkt der Erhebung der Klage im Sinne Art. 17 zu verstehen ist, ob damit der Zeitpunkt der Zustellung der Klage an die Bekl. oder der Zeitpunkt des Urteilserlasses gemeint ist. Gleichgültig, welche Entscheidung darüber getroffen würde, kommt in jedem Falle englisches Recht zur Anwendung, da der Kl. vor der Naturalisation schon seit 1938 seinen gewöhnlichen Aufenthalt in England hat und seit 1941 staatenlos ist (Art. 29, 17 EGBGB). Der Kl. ist zwar durch die 11. VO zum RBG, die durch MRG aufgehoben worden ist, ausgebürgert und dadurch staatenlos geworden, doch hat damit der Kl. nicht etwa rückwirkend seine alte Staatsangehörigkeit erworben. Eine solche Auffassung ist rechtsirrig. Im MRG 1 heißt es nur, daß die aufgehobenen Gesetze hierdurch ihre Wirksamkeit verlieren. Damit ist zwar zum Ausdruck gebracht, daß von diesem Zeitpunkt an diese Gesetze keine Gültigkeit mehr haben, nicht aber, daß die durch die Gesetze eingetretenen Rechtswirkungen ohne weiteres entfallen oder gar rückwirkend wegfallen. Das widerspräche vielfach nicht nur dem Interesse der Betroffenen, sondern würde auch bei der Vielzahl der aufgehobenen Gesetze jeden Überblick u n d jede Rechtssicherheit beseitigen. Eine Wiedereinsetzung in den f r ü h e r e n Zustand kann daher nur jeweils durch ein neues Gesetz erfolgen. Ein solches ist aber nicht ergangen. Das Scheidungsbegehren des Kl. m u ß somit nach englischem Recht, aber auch nach deutschem Recht begründet sein, denn im Inland k a n n nur d a n n auf Scheidung einer Ehe auf Grund ausländischen Rechts erk a n n t werden, wenn auch das inländische Recht die Scheidung zuläßt (Art. 17 Abs. 4 EGBGB). F ü r eine Scheidung nach englischem Recht sind die maßgebenden Bestimmungen in den Sektionen 176—184 der Matrimonial Causes Acts 1925 und 1937 enthalten (Bergmann, Intern. Ehe- und Kindschaftsrecht, 1. Bd.). Danach ist auf Antrag die Ehe zu scheiden, wenn der Antrg. nach Eingehung der Ehe Ehebruch begangen hat, wenn der Antrg. ohne Grund den Antrst. verlassen hat, und dieser Tatbestand mindestens während dreier Jahre, die der Stellung des Antrags unmittelbar vorhergehen, fortgedauert hat, oder wenn der Antrg. den Antrst. seit Eingehung der Ehe grausam behandelt hat. Nach diesen Bestimmungen ist das Begehren des Kl. begründet (wird ausgeführt) . . . Bei dieser Sachlage m u ß das Gericht n u r von einer Scheidung absehen, wenn der Kl. diesem ehebrecherischen Verhältnis zugestimmt oder der Bekl. verziehen hätte. Das liegt indessen nicht vor (wird ausgeführt) . . . Das Begehren des Kl. auf Scheidung der Ehe ist damit begründet. Das Gericht k a n n jedoch von einer Scheidung absehen, wenn sich auch der Kl. schuldig gemacht hat, der Kl. die Bekl. vor Begehung des Ehebruchs ohne ausreichenden Grund verlassen oder sich ohne ausreichenden Grund freiwillig getrennt hat oder wenn sich der Kl. einer absichtlichen Nachlässigkeit oder eines absichtlich schlechten Verhaltens schuldig gemacht hat,
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das zum Ehebruch geführt hat (im folgenden wird ein Verschulden des Kl. bejaht) . . . Das Verschulden des Kl. vermag jedoch nur ein Mitverschulden an der Scheidung zu begründen, nicht jedoch das Gericht zu veranlassen, das Scheidungsrecht zu verneinen. Die Ehe der Streitteile ist offensichtlich so tiefgreifend zerrüttet, daß mit der Wiederaufnahme der ehelichen Gemeinschaft nicht mehr gerechnet werden kann. Aus diesem Grunde ist die Scheidung der Ehe begründet, jedoch aus Verschulden sowohl des Kl. wie der Bekl. Auch nach deutschem Recht ist das Scheidungsbegehren des Kl. nach § 42 EheG wie weiterhin der gestellte Mitschuldantrag der Bekl. nach § 43 EheG begründet (wird ausgeführt) . . . Soweit der Mitschuldantrag der Bekl. in Betracht kommt, stellt sich das Verhalten des Kl. als eine schuldhafte schwere Eheverfehlung mit ehezerrüttendem Charakter im Sinne § 43 EheG dar. Die beiderseitigen Verfehlungen stehen nach Inhalt und Wirkung selbständig ohne gegenseitige Einflußnahme nebeneinander, so daß der Ausschließungsgrund § 49 Satz 2 EheG nicht gegeben ist . . . Die Feststellung eines überwiegenden Verschuldens kennt das englische Recht im Gegensatz zum deutschen Recht nicht. Nach deutschem Recht käme übrigens eine Abwägung der beiderseitigen Eheverfehlungen zu dem Schluß, daß die Schuld an der Zerrüttung der Ehe auf beiden Seiten gleich groß ist, so daß für eine Staffelung des Verschuldens kein Raum . . u ist . . . 5 0 . Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung einer Ehe eines Franzosen und einer Staatenlosen zuständig. Auf die Scheidung findet das französische Recht Anwendung. — EGBGB Art. 17; Z P O § 606; Code civil Art. 229, 230. L G Saarbrücken, Urteil v o m 7. 7. 1947. Ungedruckt. Die Parteien haben am 20. 5. 1939 vor dem Standesbeamten in S. die Ehe geschlossen. Der Kl. ist französischer Staatsangehöriger, die Bekl. ist staatenlos. Die Klage und Widerklage lauten auf Scheidung wegen ehebrecherischer Beziehungen beider Parteien. Aus den Gründen: „ K l a g e und Widerklage sind begründet. Das angerufene Gericht ist zur Entscheidung des vorliegenden Ehescheidungsstreites berufen. Denn gemäß § 606 Abs. 3 Ziff. 1 der Z P O ist das deutsche Gericht zur Ehescheidung befugt, wenn einer der Ehegatten Ausländer und der andere Ehegatte staatenlos ist. Die Bekl. hat durch ihre Verehelichung mit dem Kl. die deutsche Staatsangehörigkeit verloren, ohne die französische erworben zu haben. Sie ist demnach — wie auch der vorgelegte Staatsangehörigkeitsnachweis beweist — staatenlos geworden. Da der Kl. die französische Staatsangehörigkeit besitzt, ist zur Entscheidung eine besondere Genehmigung seitens des Kontrollorgans der französischen M R erforderlich, die mit Schreiben vom 16. 11. 1946 erteilt worden ist. Durch Schrift-
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satz vom 27. 12. 1946 hat sich der Kl. mit einer Entscheidung durch das angerufene Gericht einverstanden erklärt. Auf Grund des Art. 17 des EGBGB ist der vorliegende Ehescheidungsstreit nach französischem Recht zu beurteilen. Demnach sind die Art. 229 ff. des Cc in Anwendung zu bringen. Die Klage ist gemäß Art. 229 des Cc gerechtfertigt (wird ausgeführt). Aber auch die Widerklage ist gemäß Art. 230 Cc begründet (wird ausgeführt)." 51. Für die Scheidung der Ehe eines Ungarn und einer Staatenlosen sind die deutschen Gerichte zuständig. Auf die Ehescheidung findet ungarisches Recht Anwendung, doch haben die deutschen Gerichte auch festzustellen, ob die Scheidung nach deutschen Gesetzen zulässig sein würde. Eine öffentliche Zustellung einer Scheidungsklage an einen in Ungarn lebenden Bekl. ungarischer Staatsangehörigkeit ist zulässig. — Z P O § 606; EGBGB Art. 17; EheG § 42; ung. EheG § 76. LG Ulm/Donau, Urt. vom 7. 5. 1948 — R 18/48. Ungedruckt. „ D i e Parteien sind Volksdeutsche aus Ungarn. Sie haben, wie sich aus der vom amtlich bestellten Urkundendolmetscher gefertigten Übersetzung aus der Trauungsmatrikel des Standesamts Törökbalint ergibt, dort am 25. 11. 1939 geheiratet. Aus der Ehe ist ein Kind vorhanden, das sich bei der Kl. befindet. Diese wurde im Februar 1946 nach Deutschland ausgewiesen und ist seit März 1946 in S. Der Bekl., der nach Angabe der Kl. im Oktober 1946 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, ist noch in seiner Heimat. Ihren Antrag, die Ehe aus Verschulden des Bekl. zu scheiden, begründete die Kl. damit, der Bekl. lebe seit November 1946 mit einer anderen Frau in T. in wilder Ehe. Der Bekl. habe der Kl. nicht geschrieben, obwohl diese bis Oktober 1947 sehr häufig an den Bekl. Briefe geschrieben habe. Der Kl. wurde auf ihren Antrag die öffentliche Zustellung bewilligt. Der Bekl. wurde auch auf dem Wege der Privatpost von dem Scheidungsantrag verständigt und hat dazu erklärt: „. . . ich schreibe von meiner Frau ihre Scheidung und daß geb ich hin meine Unterschrift zu ihre Scheidung." In der Verhandlung war der Bekl. nicht vertreten. Da die Kl. (nach ihrer Ausweisung) staatenlos ist und ihr gewöhnlicher Aufenthaltsort im Inland gelegen ist, kann das angerufene Gericht entscheiden (§ 606 I I I Z P O ) . Maßgebend ist, da der Bekl. noch ungarischer Staatsangehöriger ist, das ungarische EheG (Ges. Art. X X X I vom Jahre 1894 über das Eherecht), auf Scheidung kann aber nur erkannt werden, wenn diese auch nach den deutschen Gesetzen zulässig sein würde (Art. 17 EGBGB). Auf Grund seiner Einlassungen und der Tatsache, daß sich der Bekl. um die Kl. nicht mehr gekümmert hat, ist das Gericht überzeugt, daß die Behauptungen der Kl. richtig sind und der Bekl. mit einer anderen Frau in wilder Ehe lebt.
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Sonach war dem Antrag der Kl., da dieser sowohl nach § 76 des ungarischen wie nach § 42 des deutschen EheG zulässig ist, stattzugeben. Der Name der Person, mit welcher die Ehe gebrochen worden ist, hat sich aus den Verhandlungen nicht ergeben. Gem. § 52 des deutschen EheG war der Bekl. für schuldig zu erklären; die Kosten hat er gemäß § 91 ZPO zu tragen." Scheidung einer E h e österreichischer Staatsangehöriger Siehe auch Nr. 9 5 — 1 0 0
Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung scher Staatsangehöriger nicht zuständig.
einer Ehe
österreichi-
52. Eine Deutsche, die durch Eheschließung im Jahre 1937 die österreichische Staatsangehörigkeit erworben hat, hat sie auf Grund des österreichischen Staatsbürgerschaftsüberleitungsgesetzes von 7,945 wiedererworben. Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung einer Ehe österreichischer Staatsangehöriger nicht zuständig, weil die Anerkennung des deutschen Urteils in Österreich nicht gesichert ist. — ZPO § 606; 4. DVO zum EheG § 24; österr. EO § 81; StüG v. 10. 7. 1945; Ges. Nr. 188 v. 3. 10. 1945. LG Berlin, Urteil vom 17. 3. 1947 — 12 R 1081/46. Ungedruckt. Die Parteien haben am 23. 10. 1937 vor dem Standesamt Berlin-Licliterfelde die Ehe miteinander geschlossen. Die Parteien besitzen die österreichische Staatsangehörigkeit, der Kl. ist am 18. 3. 1917 in Wien geboren und katholisch, die Bekl. ist am 18. 4. 1906 in Rheinsberg, Kreis Ruppin, geboren und evangelischer Religion; sie besaß bis zur Eheschließung die deutsche Staatsangehörigkeit. Der Kl. hat zum Nachweis, daß er die österreichische Staatsangehörigkeit besitzt, seinen behelfsmäßigen Personalausweis, wonach er diese besitzt, sowie einen Nachweis des österreichischen Repatriierungskomitees in Deutschland Nr. 3663 vorgelegt. Der Kl. hat beantragt, die Ehe der Parteien wegen Verschuldens der Bekl. zu scheiden, weil die Bekl. Ehebruch getrieben habe. Die Bekl. hat beantragt, die Klage abzuweisen, im Falle der Scheidung aber den Kl. für mitschuldig zu erklären. Die Klage wurde abgewiesen. Aus den Gründen: „Die Parteien sind Österreicher, und zwar besitzt der Kl. die österreichische Staatsangehörigkeit durch Geburt, er ist auch nach dem neuen österreichischen Gesetz vom 10. 7. 1945 über die Uberleitung in die österreichische Staatsbürgerschaft (Staatsbürgerschafts-Überleitungsgesetz) österreichischer Staatsbürger, da er am 13. 3. 1938 die österreichische Bundesbürgerschaft besessen hat (§ 1 Vinter a) daselbst). Auf Grund der Eheschließung teilt die Bekl. die Staatsangehörigkeit ihres Mannes, sie ist ebenfalls Österreicherin geworden. Bei Scheidung von Ehen fremder Staatsangehöriger bedarf es zunächst der Prüfung der verfahrensrechtlichen Fragen der sogen, internationalen Zuständigkeit der deutschen Gerichte. Denn nach § 606 Abs. 3 der ZPO in der Fassung des § 19 der 4. DVO zum EheG vom 25. 10. 1941 (RGBl I S. 654) kann in Fällen, in denen keiner der Ehegatten die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, von
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einem deutschen Gericht in der Sache nur entschieden werden, wenn der gewöhnliche Aufenthaltsort des Mannes oder der F r a u im Inland gelegen ist und nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung auch anerkannt wird (sogen. Verbürgung der Gegenseitigkeit). An dieser Voraussetzung fehlt es aber im Verhältnis zu Österreich. Denn Österreich nimmt nach § 81 Ziff. 3 seiner EO vom 27. 5. 1896 f ü r Scheidung von Ehen seiner Staatsangehörigen die ausschließliche Zuständigkeit in Anspruch. Nach dem österreichischen Gesetz vom 3. 10. 1945 über Maßnahmen zur Wiederherstellung der österreichischen bürgerlichen Rechtspflege (StGBl 1945 S. 292) ist die österreichische EO ausdrücklich wieder in Geltung. Die Voraussetzung des § 606 Abs. 3 ZPO einer allgemeinen Anerkennung deutscher Scheidungsurteile ist sonach nicht erfüllt, so daß deutsche Gerichte f ü r die Scheidung von Ehen österreichischer Staatsangehöriger nicht zuständig sind. Wenn demgegenüber in einer Äußerung des österreichischen Bundesministeriums f ü r Justiz vom 28. 11. 1945, gerichtet an das österreichische Repatriierungs-Komitee in Deutschland in Berlin-Zehlendorf, ausgeführt ist, daß „Entscheidungen ausländischer Gerichte in Ehesachen österreichischer Staatsangehöriger in Österreich anerkannt werden können", und zur Begründung hierfür auf § 24 der 4. DVO zum EheG vom 25. 10. 1941 (RGBl S. 654) hingewiesen wird, die als österreichische Rechtsvorschrift in vorläufiger Geltung belassen ist, so ist damit die Gegenseitigkeit im Sinn des § 606 Abs. 3 der ZPO nicht verbürgt. Denn nach § 24 der genannten VO ist die Anerkennung ausländischer Entscheidungen in Ehesachen im Einzelfall davon abhängig, daß der Bundesminister der Justiz in Österreich eine Feststellung trifft, daß die gesetzlichen Voraussetzungen f ü r die Anerkennung der Entscheidung gegeben sind. Die Anerkennung des deutschen Urteils ist also bedingt und auf den Einzelfall abgestellt. Es erscheint aber nicht tragbar f ü r ein deutsches Gericht, seine Zuständigkeit lediglich deshalb anzuerkennen, weil sein Urteil „möglicherweise" anerkannt wird. Daß im übrigen auch die Gegenseitigkeit der Anerkennung der Eheurteile von österreichischen Gerichten in Zweifel gestellt wird, ergibt sich aus dem Beschluß des LG Wien vom 15. 5. 1946 (23 LG 18/46), in dem es wörtlich heißt: „Gemäß § 76/1 J. N. ist ein österreichisches Gericht zur Scheidung einer zwischen Ausländern geschlossenen Ehe nur dann zuständig, wenn die zu fällende Entscheidung von dem betreffenden Heimatstaat anerkannt werden wird. Bezüglich des deutschen Reiches besteht aber die Gewißheit einer solchen Anerkennung nicht, deshalb die Klage zurückzuweisen war" (Beschl. in Sachen 12 R 1369/46 des LG Berlin). Bei dieser Sachlage mußte die Klage wegen Unzuständigkeit des Gerichts ohne Entscheidung in der Sache selbst abgewiesen werden." 53. Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehen österreichischer Staatsangehöriger nicht zuständig, da die Anerkennung des Urteils des deutschen Gerichts in Österreich nicht gesichert ist. Die österreichische Staatsangehörigkeit wird durch Personalausweise nachgewiesen. ZPO § 606; 4. DVO zum EheG § 24; österr. EO § 81; Ges. Nr. 188 vom 3. 10. 1945. 6 Intern. Privatrecht 1945—1949
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LG Berlin, Urt. vom 14. 4. 1947 — 12 R 1447/46. Ungedruckt. 1 Die Parteien haben am 4. 9. 1943 vor dem Standesamt in Krakau-Stadt die Ehe miteinander geschlossen. Die Kl. ist am 28. 5. 1911 in Danzig, der Bekl. am 22. 12. 1910 in Wien geboren. Die Parteien besitzen die österreichische Staatsangehörigkeit, und zwar der Bekl. durch Geburt, die Kl. infolge der Eheschließung. Kinder sind aus der Ehe nicht hervorgegangen. Die Parteien leben seit 1944 voneinander getrennt. Die Kl. beantragt, die Ehe der Parteien wegen Verschuldens des Bekl. zu scheiden. Aus den Gründen: „Die sachliche und örtliche Zuständigkeit des Gerichts ist an sich gegeben. Der letzte gemeinsame Aufenthalt der Ehegatten hat sich in Berlin-Charlottenburg befunden, so daß die Voraussetzung des § 606 Abs. 1 der ZPO in der Fassung der 4. DVO vom 25. 10. 1941 (RGBl I S. 654) erfüllt ist. Die Parteien besitzen die österreichische Staatsangehörigkeit, wie sich aus ihren Erklärungen und aus den vorliegenden Personalausweisen ergibt. Von einem deutschen Gericht kann deshalb nach § 606 Abs. 3 ZPO in der Sache nur entschieden werden, wenn der gewöhnliche Aufenthaltsort des Mannes oder der Frau im Inland gelegen ist und nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt wird, sogenannte Verbürgung der Gegenseitigkeit. Es soll durch diese Einschränkung vermieden werden, daß eine Scheidung ausgesprochen wird, die keine Aussicht auf Anerkennung des Heimatstaates hat, weil dieser sich das ausschließliche Recht zur Scheidung seiner Staatsangehörigen vorbehalten hat (vgl. Lewald, Das deutsche internationale Privatrecht [1931] 106, sowie Nußbaum, Deutsches internationales Privatrecht [1932] 161). Österreich nimmt nach § 81 Ziff. 3 seiner EO vom 27. 5. 1896 f ü r Scheidung von Ehen seiner Staatsangehörigen die ausschließliche Zuständigkeit in Anspruch. Nach § 81 Ziff. 3 ist die Exekutionsbewilligung zu versagen, wenn der Exekutionstitel den Personenstand eines österreichischen Staatsangehörigen betrifft und gegen letzteren vollzogen werden soll (zu vgl. Nußbaum aaO S. 442 und die daselbst angeführte Rechtsprechung). Nach Art. I E des österreichischen Gesetzes vom 3. 10. 1945 über Maßnahmen zur Wiederherstellung der österreichischen bürgerlichen Rechtspflege (StGBl 1945 S. 292) ist die österreichische EO, abgesehen von geringen hier nicht in Betracht kommenden Ausnahmen, ausdrücklich wieder in Geltung. Die Voraussetzung des § 606 Abs. 3 ZPO einer allgemeinen Anerkennung deutscher Ehescheidungsurteile in Österreich ist somit nicht erfüllt. Deshalb werden seit der Entscheidung des RG vom 15. 6. 1914 (RGZ Bd. 85, 135 — vgl. Lewald aaO 107 und die weiter dort angeführte Rechtsprechung) Ehescheidungen zwischen österreichischen Staatsangehörigen von deutschen Gerichten mangels internationaler Zuständigkeit nicht ausgesprochen (siehe hierzu auch Bergmann, Internationales Ehe1 Das Urteil ist durch das Urteil des KG vom 17. 4. 1948 aufgehoben worden: siehe unten Nr. 58.
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und Kindschaftsrecht, Bd. I I [1926] 406 f., 2. A u f l . [1938] 463, f e r n e r Staudinger-Raape, S. 394; Raape, 2. Aufl., 198; Boschan, Europäisches F a milienrecht [1937] 162/163; K o m m e n t a r der R G R , Bd. I V S. 320/32). . . l . Bei dieser Sachlage verbleibt das Gericht bei seiner in ständiger Rechtsprechung eingenommenen Stellungnahme zur F r a g e von Ehescheidungen österreichischer Staatsangehöriger (vgl. auch die Entsch. der K a m m e r v o m 17.3. 1947 — 12 R 1081/46 2 ) . Die Klage w a r claher w e g e n internationaler Unzuständigkeit des Gerichts ohne Entscheidung in der Sache selbst abzuweisen." 5 4 . Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehe österreichischer Staatsangehöriger nicht zuständig, da es mit Sicherheit nicht angenommen werden kann, daß das Urteil des deutschen Gerichtes in Österreich anerkannt wird. — Z P O § 606; 4. D V O zum EheG v o m 25. 10. 1941; österr. E O § 81; Ges. N r . 188 v. 3. 10. 1945. L G Berlin, Urt. v o m 2 . 6 . 1947 — 12 R 771/46. Ungedruckt 3 . D i e Parteien besitzen die österreichische Staatsangehörigkeit, sie haben die Ehe am 1. 4. 1905 v o r d e m Magistrat in W i e n geschlossen. Sie leben seit 1928 getrennt. D e r Kl. beantragt, die E h e der Parteien zu scheiden, weil die häusliche Gemeinschaft über drei Jahre aufgehoben und die E h e hoffnungslos zerrüttet sei, hilfsweise beantragt er, die E h e wegen Verschuldens der Bekl. zu scheiden, w e i l die Bekl. sich lieblos ihm gegenüber verhalten und i h m in der Hitlerzeit die Zuflucht zu ihr und ihren Schutz v e r w e i g e r t habe. D i e Beklagte hat beantragt, die K l a g e abzuweisen, w e i l nach der Rechtsprechung der K a m m e r eine Ehescheidung zwischen österreichischen Staatsangehörigen durch deutsche Gerichte wegen Mangels der Gegenseitigkeit nicht zulässig sei. Aus den Gründen: „ D i e K l a g e w a r mangels Zuständigkeit des deutschen Gerichts abzuweisen. D i e K a m m e r sieht keine Veranlassung, v o n ihrer in fortdauernder Rechtsprechung
eingenommenen
Auffassung abzuweichen,
wonach
die
Voraussetzung des § 606 Abs. 3 N r . 1 der Z P O in der Fassung der 4. D V O v o m 25. 10. 1941 ( R G B l I S. 654) bei Ehesachen zwischen österreichischen Staatsangehörigen nicht gegeben ist . . . 4 . Bei dieser Sachlage verbleibt das Gericht bei seiner in ständiger Rechtsprechung angenommenen Stellungnahme zur F r a g e v o n
Ehescheidun-
gen österreichischer Staatsangehöriger (vgl. hierzu auch die Entscheidungen v o m 17. 3. 1947 5 und 14. 4. 1947
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— 12 R 1081/46 und 12 R 1447/46).
1 Die weitere Begründung folgt dem Wortlaut der oben Nr. 52 abgedruckten Entscheidung. 2 Siehe oben Nr. 52. 3 Aufgehoben durch KG, Urt. vom 15. 11. 1947 (unten Nr. 57). 4 Die weitere Begründung folgt dem Wortlaut der oben Nr. 53 (52) abgedruckten Entscheidung. 5 Siehe oben Nr. 52. 6 Siehe oben Nr. 53.
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Die Klage war daher wegen internationaler Unzuständigkeit des Gerichts abzuweisen, ohne daß zu der Sache selbst Stellung genommen werden konnte." 5 5 . Für Ehescheidungen österreichischer Staatsangehöriger sind die deutschen Gerichte nicht zuständig, wenn der Bekl. seinen ständigen Aufenthalt in Österreich hat; die deutschen Urteile werden unter diesen Voraussetzungen in Österreich nicht anerkannt. — ZPO §§ 328, 606; 4. DVO zum EheG § 24; österr. EG § 81; Jurisdiktionsnorm § 76; Ges. Nr. 188 v. 3. 10. 1945. LG Berlin, Urteil vom 3. 5. 1948 — 12 R 990/47. Ungedruckt. Die Parteien haben am 5. 7. 1944 vor dem Standesamt Berlin-Charlottenburg die Ehe miteinander geschlossen. Sie besitzen die österreichische Staatsangehörigkeit seit 1947 und sind die Kl. evangelisch, der Bekl. katholisch. Die Parteien leben seit dem Mai 1945 getrennt. Der Bekl. lebt in Wien. Die Kl. behauptet, der Bekl. unterhalte ehewidrige Beziehungen. Sie beantragt deshalb, die Ehe der Parteien aus Schuld des Bekl. zu scheiden. Der Bekl. hat keine Anträge gestellt und die Behauptungen der Kl. zugestanden. Aus den Gründen: „Die Parteien sind Österreicher und zwar durch Erwerb der österreichischen Staatsangehörigkeit im Jahre 1947. Obwohl die Parteien somit Ausländer sind, bedurfte es zur Ausübung der Gerichtsbarkeit einer Ermächtigung der MR nicht, die die Parteien als Österreicher nicht zu den Angehörigen der VN zählen. Die örtliche und sachliche Zuständigkeit des LG Berlin nach § 606 Abs. I ZPO würde gegeben sein, denn die Parteien hatten ihren letzten gemeinsamen Wohnsitz in Berlin, der Bekl. hat keinen inländischen Aufenthalt, die Kl. aber ihren Wohnsitz in Berlin. Da es sich um eine Ehe fremder Staatsangehöriger handelt, war vorweg die Frage der internationalen Zuständigkeit zu prüfen. Nach § 606 Abs. I I Ziff. 1 ZPO kann, wenn keiner der Ehegatten die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, von einem deutschen Gericht in der Sache nur entschieden werden, wenn einmal der gewöhnliche Aufenthalt des Mannes oder der Frau im Inland gelegen ist; das ist hier der Fall, denn die Frau hat ihren gewöhnlichen Aufenthalt in Berlin. Es muß jedoch weiter nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt werden, d. h. die Gegenseitigkeit muß verbürgt sein. Heimatrecht des Mannes aber ist hier das österreichische Recht. W i e die Kammer in ständiger Rechtsprechung seit dem Fall K. — 12. R. 1081/46 1 — ausgeführt hat, kann nicht davon ausgegangen werden, daß deutsche Ehescheidungsurteile in Österreich anerkannt werden, öster1
Siehe oben Nr. 52.
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reich nimmt gemäß § 81 Ziff. 3 EO vom 27. 5. 1896, die nach Art. I E des Gesetzes Nr. 188 vom 3. 10. 1945 über Maßnahmen zur Wiederherstellung der österreichischen bürgerlichen Rechtspflege (StGBl S. 292) ausdrücklich wieder in Geltung gesetzt ist, die ausschließliche Zuständigkeit für Ehescheidungen seiner Staatsangehörigen in Anspruch. Dem entspricht nicht nur die Rechtsauffassung der Gerichte und Rechtskundigen in Österreich — vgl. den Einwand des Rechtsanwalts Dr. Kunst in Innsbruck in der Sache N. — 12. R. 11. 48 — , vielmehr hat auch das österreichische Bundesministerium für Justiz sich dahin erklärt, daß deutsche Urteile jedenfalls dann nicht anerkannt werden würden, wenn der Ehemann österreichischer Staatsbürger ist und seinen ständigen Aufenthalt in Österreich hat. Das Bundesministerium stellt für diesen Fall gemäß § 24 Abs. I der 4. DVO zum EheG in Verbindung mit § 328 Ziff. 1 ZPO und § 76 Abs. 2 Jurisdiktionsnorm (der § 606 Abs. I I I ZPO entspricht) die ausschließliche Zuständigkeit des österreichischen Gerichts fest. Dieser Fall ist hier gegeben. Die Kammer war daher nicht in der Lage, in eine sachliche Prüfung der Ehescheidungsklage einzutreten. Sie hält damit an der seit dem Fall P — 12 R 1447/46 1 — vertretenen Auffassung fest. Die Klage war also wegen fehlender internationaler Zuständigkeit abzuweisen." 5 6 . Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehe österreichischer Staatsangehöriger, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben, nicht zuständig. — ZPO §§ 328, 606; 4. DVO z. EheG § 24; österr. EO § 81; Ges. Nr. 188 vom 3. 10. 1945. LG Berlin, Urt. vom 24. 5. 1948 — 12 R 1056/47. Ungedruckt. Die Parteien haben am 24. 10. 1940 vor dem Standesamt in BerlinKreuzberg die Ehe miteinander geschlossen. Sie besitzen die österreichische Staatsangehörigkeit, und zwar der Bekl. durch Geburt, die Kl. durch Heirat. Sie sind evangelisch. Die Kl. behauptet, der Bekl. unterhalte ehewidrige Beziehungen. Die Parteien leben seit April 1947 noch in derselben Wohnung, aber ohne eheliche Gemeinschaft. Aus den Gründen: „Die Parteien sind Österreicher, und zwar der Bekl. durch Geburt, die Kl. durch Heirat. Obwohl die Parteien somit Ausländer sind, bedurfte es zur Ausübung der Gerichtsbarkeit einer Ermächtigung der MR nicht, da die Parteien als Österreicher nicht zu den Angehörigen der VN zählen. Die örtliche und sachliche Zuständigkeit des LG Berlin nach § 606 Abs. I ZPO würde gegeben sein, denn die Parteien hatten ihren gemeinsamen letzten Aufenthalt in Berlin, wo sie heute noch leben. Da es sich um eine Ehe fremder Staatsangehöriger handelt, war vorweg die Frage der internationalen Zuständigkeit zu prüfen. Nach § 606 Abs. I I I Ziff. 1 ZPO kann, wenn keiner der Ehegatten die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, von einem deutschen Gericht in der Sache nur ent1
Siehe oben Nr. 53.
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schieden werden, wenn einmal der gewöhnliche Aufenthalt des Mannes oder der Frau im Inland gelegen ist; das ist hier der Fall, denn beide Parteien leben in Berlin. Es muß jedoch weiter nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt werden, d. h. die Gegenseitigkeit muß verbürgt sein. Heimatrecht des Mannes aber ist hier das österreichische Recht. Das LG Berlin vermag von seiner Rechtsansicht, daß die Gegenseitigkeit im Verhältnis zu Österreich nicht verbürgt ist, auch nach neuerlicher Prüfung nicht abzugehen. Österreich nimmt nach § 81 Ziff. 3 seiner EO vom 27. 5. 1896 die ausschließliche Zuständigkeit für die Scheidung von Ehen seiner Staatsangehörigen in Anspruch, denn die Bewilligung der Exekution ist zu versagen, wenn der Exekutionstitel den Personenstand eines Österreichers betrifft und gegen diesen vollzogen werden soll. Die österreichische EO ist durch das Gesetz Nr. 188 vom 3. 10. 1945 über Maßnahmen zur Wiederherstellung der österreichischen bürgerlichen Rechtspflege (StGB S. 292) Alt. 1 E ausdrücklich wieder in Kraft gesetzt. Hierbei sind wohl einzelne Bestimmungen aufgehoben worden, nicht aber der § 81 Ziff. 3. Das KG ist nun in dem Urteil in Sachen B. (3. U. 884. 47/ 12. R. 771. 4 6 ' ) zu dem Ergebnis gelangt, § 81 Ziff. 3 EO sei durch § 24 der 4. DVO zum EheG vom 25. 10. 1941 (RGBl S. 654) so weitgehend derogiert, daß man heute unter Berücksichtigung einer Erklärung des Österreichischen Bundesministeriums für Justiz vom 28. 11. 1946 an das Österreichische Repatriierungskomitee in Berlin davon ausgehen müsse, daß deutsche Ehescheidungsurteile in Österreich anerkannt werden würden. Es ist richtig, daß § 24 der 4. DVO — vgl. die authentische Interpretation des Reichsjustizministers in der „Deutschen Justiz" 1941, S. 1088 — seinerzeit den § 81 EO zugunsten einer zentralen Entscheidungsbefugnis des RJM beseitigen sollte. Das LG hat jedoch von vornherein schwere Bedenken gehabt, sich der gekennzeichneten Ansicht des KG anzuschließen, da nach der angezogenen Vorschrift Urteile ausländischer Gerichte in Ehesachen zwar anerkannt werden können, nicht aber anerkannt werden müssen. Die Anerkennung ist im Einzelfall davon abhängig, daß der österreichische Bundesminister f ü r Justiz feststellt, daß die Voraussetzungen f ü r eine Anerkennung gemäß § 328 ZPO gegeben sind, wobei von dem Erfordernis der Gegenseitigkeit (Ziff. 5) abgesehen werden kann. Die Anerkennung ist also bedingt und auf den Einzelfall beschränkt. Es erscheint aber nicht angängig und mit der Würde eines deutschen Gerichts verträglich, daß sich ein deutsches Gericht der Möglichkeit aussetzt, daß seine Ehescheidungsurteile, also staatliche Hoheitsakte, unter Umständen in dem Heimatstaat der betroffenen Ehegatten nicht anerkannt und wie nicht existent behandelt werden. Diese Möglichkeit ist weder damit ausgeräumt, daß das Bundesministerium f ü r Justiz, wie es erklärt hat, Entscheidungen deutscher Gerichte begrüßen würde, noch damit, daß in einem Einzelfall (Fall H. 7. R. 1352. 46 vom 21. 10. 1946) ein irrtümlich ergangenes deutsches Scheidungsurteil anerkannt 1
Siehe unten Nr. 57.
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worden ist. Die zitierte Erklärung ist schon so allgemein gehalten, daß nicht zu ersehen ist, ob sich das Bundesministerium ihrer ganzen Tragweite bewußt gewesen ist, auch in Verbindung mit der Tatsache, daß Deutschland derzeit aus fünf Gebieten unterschiedlicher Justizhoheit besteht, in denen z. B. auch Zusammensetzung der Gerichte und Auswahl der Richter durchaus verschiedenen Gesichtspunkten unterliegen. Weiter ist aus ihr nicht zu folgern, inwieweit sie auch f ü r den Fall einer Rechtsänderung in Deutschland — oder doch in einem der erwähnten Gebiete — aufrechterhalten werden würde —• worauf unten noch zurückzukommen sein wird. Man pflegt aber im internationalen Recht von einer Anerkennung nur dann und insoweit zu sprechen, als Rechtswissenschaft, Rechtsprechung und Staatspraxis übereinstimmend von einer solchen ausgehen. So wird beispielsweise im Verhältnis zur Tschechoslowakei eine solche nicht angenommen (vgl. Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht [1938] Bd. I 747), obwohl das Oberste Gericht in Brünn in mehreren Entscheidungen ausgesprochen hat, daß eine im Ausland erfolgte Scheidung anerkannt werden könne, wenn sie aus einem in der Tschechoslowakei anerkannten Grunde erfolgt sei, weil sich die tschechoslowakischen Verwaltungsbehörden dieser Rechtsprechung nicht angepaßt haben. In Österreich aber steht der Erklärung des Bundesministeriums f ü r Justiz umgekehrt die Praxis der obersten Gerichte entgegen. Das LG hat schon in seinen früheren Entscheidungen auf das Urteil des OLG Wien vom 18. 7. 1946 2. R. 320 — abgedruckt in Österreichische Juristenzeitung, Wien 1. Jahrg. Heft Nr. 19 S. 415 — verwiesen, wo es heißt: „Die Vollstreckbarkeit eines reichsdeutschen Urteils im anderen Staat ist derzeit mangels bestehender Staatsverträge nicht gegeben. Es ist auch nicht abzusehen, wann solche Verträge zwischen Deutschland und Österreich geschlossen werden. Mangels Vollstreckbarkeit der in Frage kommenden Urteile kann es daher einem österreichischen Kl. nicht verwehrt werden, im Inland die Ehescheidung zu begehren." Gerade das KG aber hat ausgeführt, daß schon immer in dieser Frage in erster Linie auf die praktische Handhabung abgestellt wurde, — sich selbst allerdings auf eine zunächst nur theoretische Stellungnahme gestützt. Darüber hinaus hat die österreichische Delegation in Berlin selbst auf Grund der erwähnten Stellungnahme des Bundesministeriums erklärt, eine vorbehaltlose Anerkennung deutscher Ehescheidungsurteile sei nicht möglich. Auch das österreichische Repatriierungskomitee spricht im Schreiben vom 14. 1. 1947 an den Kammergerichtspräsidenten nur von der Möglichkeit einer Anerkennung. Von einer allgemeinen Anerkennung kann daher nicht die Rede sein. Wenn sich das österreichische Bundesministerium f ü r Justiz zur Stützung seiner Ansicht auf die umgekehrten Beziehungen und das deutsche Recht beruft und davon ausgeht, daß auch Deutschland österreichische Scheidungsurteile anerkennen werde, so stehen auch insoweit — wie der Beschluß des LG Wien f ü r ZRS vom 15. 5. 1946 in Sachen M. — 23. Lg 18/46 — zeigt, die österreichischen Gerichte auf einem anderen Standpunkt; dort heißt es, ein österreichisches Gericht sei nur dann zuständig für eine Ehescheidung von Ausländern, wenn die Entscheidung von deren Heimatstaat anerkannt werden würde. „Bezüglich des Deut-
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sehen Reiches besteht aber die Gewißheit einer solchen Anerkennung nicht." Schließlich darf aber nicht u n e r w ä h n t bleiben, d a ß der vom österreichischen Bundesministerium f ü r Justiz gewünschte E r f o l g durch einen Akt der Gesetzgebung ohne weiteres — u n d d a n n zweifelsfrei — herbeig e f ü h r t hätte w e r d e n k ö n n e n u n d noch erreicht werden könnte. § 81 Ziff. 3 ist aber trotz sonstiger Änderung der E O beibehalten worden. Unter dieser E r w ä g u n g müssen aber die praktischen Gesichtspunkte des KG, m. a. W . die B e d ü r f n i s f r a g e a u ß e r Betracht bleiben. Der besprochenen Entscheidung des KG vom 15. 11. 1947 ist jedenfalls aber der Boden entzogen, w e n n m a n berücksichtigt, d a ß inzwischen d a s Rechtskomitee der Alliierten K o m m a n d a n t u r in der Order vom 22. 12. 1947 Leg/I (47) 202 zum Ausdruck gebracht hat, d a ß § 24 der 4. DVO z u m EheG „ f ü r null u n d nichtig zu betrachten sei" — in Hinblick auf die A u f h e b u n g von Nazi-EheG durch das KRG Nr. 16. Gerade die Bezeichn u n g der Vorschrift als Nazi-Gesetz aber zeigt, d a ß m a n diese Order nicht eng auszulegen h a b e n wird u n d d a ß es nicht angängig ist, § 24 etwa als österreichische eherechtliche Regelung f ü r fortbestehend zu erachten. Das LG k a n n sich solcher einengenden Betrachtung jedenfalls nicht anschließen, zumal es sich u m eine grundsätzliche Willensäußerung der Besatzungsmächte handelt u n d f ü r Österreich die gleichen Besatzungsmächte zuständig sind wie f ü r Deutschland. Wollte m a n aber — entgegen der Ansicht des LG — § 24 der 4. DVO n u r f ü r das deutsche Recht als beseitigt ansehen, so entfiele damit doch die Anerkennung österreichischer Urteile in Deutschland u n d gerade sie hat das österreichische Bundesministerium zur B e g r ü n d u n g seiner Stellungnahme herangezogen. Es ist noch gar nicht abzusehen, ob bei Kenntnis dieser Sachlage nicht auch die E r k l ä r u n g des Bundesministeriums einer Revision unterzogen werden wird. Schon diese E r w ä g u n g zeigt aber, d a ß allein auf die E r k l ä r u n g des Bundesministeriums f ü r Justiz die Entscheidung nicht abgestellt werden k a n n . Es ist vielmehr, entsprechend der zitierten Order, auf die vor 1933 bestehende Regelung zurückzugreifen, d. h. f ü r das österreichische Recht auf § 81 Ziff. 3 EO. Damit wird an die ständige Rechtsprechung des RG seit dem 15. 7. 1914 (RGZ Bd. 85 S. 135) a n g e k n ü p f t , wonach Ehescheidungen zwischen österreichischen Staatsangehörigen von deutschen Gerichten mangels internationaler Zuständigkeit nicht ausgesprochen w u r den (vgl. Bergmann aaO S. 463, Staudinger-Raape, EGBGB Komment. 9. Aufl. 1931 S. 394/5, Raupe, Das Internat. Priv.R., 2. Aufl. 1945, S. 198, Boschan, E u r o p . Familien-R. 1937, S. 162/3, RGR BGB Komment. IV, S. 320, Lewald1, S. 107). Das LG verbleibt d a h e r bei der seit dem Fall K. 12. R. 1081. 46 vom 17. 3. 1947 2 ständig von ihm vertretenen Rechtsansicht. Die Klage w a r also mangels internationaler Zuständigkeit des Gerichts ohne Entscheidung in der Sache selbst abzuweisen." 1 Gemeint ist Hans Lewald, Das deutsche internationale Privatrecht auf Grundlage der Rechtsprechung, 1931. 2 Siehe oben Nr. 52.
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Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung scher Staatsangehöriger zuständig.
einer Ehe
österreichi-
57. Da übungsgemäß Ehescheidungsurteile deutscher Gerichte in Österreich anerkannt werden, sind deutsche Gerichte für die Ehescheidung österreichischer Staatsangehöriger zuständig. — ZPO §§ 328, 606; 4. DVO zum EheG § 24; österr. JN 76; EO § 81; Ges. Nr. 188 vom 3. 10. 1945. KG, Urt. vom 15. 11. 1947 — 3 U 884/47: DRZ, 5. Beiheft (1948) 27 mit Anm. von Makarov; NJW 1 (1948) 591 '; im Auszug: DRsp IV (418) 24 b. Die Parteien haben am 1.4. 1905 vor dem Wiener Magistrat die Ehe geschlossen. Der Kl., der am 18. 11. 1880 geboren ist, ist österr. Staatsangehöriger, die Bekl., die am 30.11.1875 geboren ist, war früher Ungarin und hat durch die Eheschließung gleichfalls die österreichische Staatsangehörigkeit erworben. Die Parteien, die beide ihren Wohnsitz in Berlin haben, leben seit 1928 getrennt. Der Kl. hat beantragt, die Ehe der Parteien auf Grund des § 48 EheG zu scheiden. Die Bekl. hat Klageabweisung begehrt. Das LG hat die Klage durch Prozeßurteil mangels Zuständigkeit des deutschen Gerichts abgewiesen 2. Auf die Berufung hat das KG die Ehe der Parteien geschieden. Aus den Gründen: „Die Zuständigkeit des deutschen Gerichts zur Scheidung der Ehe ist zu bejahen. Da die Parteien ihren letzten gemeinsamen gewöhnlichen Aufenthaltsort in Berlin hatten, ist das LG Berlin örtlich zuständig (§ 606 Abs. 1 ZPO). Gemäß § 606 Abs. 3 Ziff. 1 ZPO kann jedoch, da beide Parteien österreichische Staatsangehörigkeit haben, von einem deutschen Gericht nur entschieden werden, wenn der gewöhnliche Aufenthaltsort des Mannes im Inland gelegen ist (was bei dem Kl. der Fall ist) und nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung „anerkannt werden wird". Da ein Staatsvertrag über die Verbürgung der Gegenseitigkeit zwischen Österreich und Deutschland nicht besteht, muß die Frage, ob Ehescheidungsurteile deutscher Gerichte in Österreich anerkannt werden, nach österreichischem Recht beurteilt werden. Ursprünglich nahm Österreich f ü r Ehescheidungen seiner Staatsangehörigen die ausschließliche Zuständigkeit f ü r sich in Anspruch, erkannte also Scheidungsurteile ausländischer Gerichte nicht an, da § 81 Ziff. 3 EO bestimmt, daß Exekutionen auf Grund eines ausländischen Titels auch bei Vorliegen der Voraussetzungen f ü r die Exekution im übrigen dann nicht bewilligt werden, wenn der Exekutionstitel den Personenstand eines österreichischen Staatsbürgers betrifft und gegen ihn vollzogen werden soll. § 81 EO gilt auch heute noch in Österreich, da die EO durch Art. I E des Gesetzes über Maßnahmen zur Wiederherstellung der österr. bürgerl. Rechtspflege vom 3. 10. 1945 (StGBl 188/45) i. d. F. vom 13. 3. 1938 (d. h. unter Aufrechterhaltung von § 81) wieder in Kraft gesetzt ist. Der Grundsatz des § 81 Ziff. 3 EO ist jedoch durch § 24 der 4. DVO zum EheG vom 1 2
Vgl. den Aufsatz von Lauterbach: Siehe oben Nr. 56.
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I n t e r n a t i o n a l e s P r i v a t r e c h t : R e c h t s p r e c h u n g 1945—1949
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25. 10. 1941 dahin eingeschränkt worden, daß ausländische Entscheidungen in Ehesachen, welche durch Feststellung des Bundesministers f ü r Justiz f ü r den österreichischen Rechtsbereich als wirksam anerkannt worden sind, auch in Österreich wirksam sind. § 24 der 4. DVO ist auch heute noch geltendes österreichisches Recht. Dies ergibt sich aus dem österreichischen RÜG vom 1.5.1945 (StGBl 6/45), dessen Fälle des § 1 auf § 24 der 4. DVO nicht zutreffen, so daß er gemäß § 2 des RÜG in Kraft geblieben ist. Auch in den Kundmachungen der Bundesregierung über die Aufhebung deutscher Rechtsvorschriften in Österreich ist die 4. DVO zum EheG nicht aufgeführt (vgl. auch Hoyer, Stellungnahme zur Frage der Anerkennung ausländischer und insbes. deutscher Entscheidungen in Ehesachen in Österreich, in Jur. Blätter 1946, 493, 513). Unter welchen Voraussetzungen gemäß § 24 der 4. DVO ausländische Ehescheidungsurteile in Österreich anerkannt werden, richtet sich nach § 328 ZPO, auf den § 24 der 4. DVO verweist, und der als sonst in Österreich nicht geltende Rechtsvorschrift insoweit in Kraft geblieben ist. Es ist daher ebenso wie umgekehrt in Deutschland die Anerkennung eines ausländischen Urteils in Österreich ausgeschlossen, wenn bestimmte Voraussetzungen (§ 328 Ziff. 1—4 ZPO) nicht gegeben sind und insbesondere gemäß § 328 Ziff. 5 ZPO die Gegenseitigkeit nicht verbürgt ist. Von diesem letzteren Erfordernis kann jedoch gemäß § 24 der 4. DVO abgesehen werden. Da, wie erwähnt, ein Staatsvertrag über die Verbürgung der Gegenseitigkeit zwischen Österreich und Deutschland nicht besteht, muß geprüft werden, ob übungsgemäß Urteile deutscher Gerichte in Österreich anerkannt werden. Schon immer entschied bei der Frage, ob ein ausländischer Staat inländische Urteile anerkenne, die praktische Handhabung und nicht die rein gesetzliche oder lehrmäßige Verbürgung. Sie ist auch unnötig, wo eine feste Praxis besteht (vgl. Baumbach, Anm. 6 zu § 328 ZPO). Nun besteht zwar bezüglich der Anerkennung deutscher Urteile in Österreich noch keine feste Praxis, jedoch muß die authentische Zusicherung hoher Dienststellen in Österreich als ebenso sichere Verbürgung der Gegenseitigkeit angesehen werden wie eine feste Praxis. In einem Schreiben vom 25. 9. 1947, gerichtet an den KGPräs., erklärt der Leiter der österreichischen Delegation in Berlin, daß er die Frage der Anerkennung deutscher Urteile in Österreich mit dem Bundesministerium für Justiz eingehend erörtert habe und daß dieses „keinerlei Bedenken habe, wenn derartige Entscheidungen deutscher Gerichte ergehen", daß es im Gegenteil zu begrüßen wäre, wenn die deutschen Gerichte sich auf diese Streitfälle einlassen würden. Im übrigen sprechen f ü r ein Absehen von dem Erfordernis der verbürgten Gegenseitigkeit in Österreich dieselben Gründe wie in Deutschland. Hier hat u. a. Jonas („Die Anerkennung ausländischer Eheurteile" in DR 1942, 55 ff.) ausgefühlt, daß das Gegenseitigkeitserfordernis gerade bei Ehesachen, wo die Parteien gewöhnlich Angehörige desselben Staates seien, keine Berechtigung habe: es sei nicht einzusehen, weshalb der Heimatstaat seine eigenen Staatsangehörigen mit der Nichtanerkennung eines an ihrem Aufenthaltsort erwirkten Scheidungsurteils bestrafen solle, weil der Aufenthaltsstaat seinerseits einer von seinem Staatsangehörigen im Ausland erwirkten Ehescheidung die Anerkennung ver-
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sage; die H a u p t l e i d t r a g e n d e n seien bei der Versagung i m m e r die eigenen S t a a t s a n g e h ö r i g e n . W e n n d a s Gegenseitigkeitserfordernis auch nicht schlechthin beseitigt sei, so m ü s s e doch die Ausschaltung u n b e d i n g t als die d e m Sinne d e r Regelung e n t s p r e c h e n d e N o r m a n g e s e h e n w e r d e n . Auf diesem S t a n d p u n k t steht auch die heutige österreichische P r a x i s . (Vgl. Hoyer, A n e r k e n n u n g ausländischer E n t s c h e i d u n g e n in E h e s a c h e n in Österreich, in J u r i s t . Blätter 1946, 493, 513, der zu dieser F r a g e a u s d r ü c k lich auf d e n Aufsatz v o n Jonas hinweist.) E s w i r d d a h e r in der P r a x i s des österreichischen B u n d e s m i n i s t e r i u m s f ü r J u s t i z r e g e l m ä ß i g v o m E r f o r d e r nis der v e r b ü r g t e n Gegenseitigkeit abgesehen. Das Schreiben des Leiters der österreichischen Delegation in Berlin v o m 25. 9. 1947 ist hinsichtlich dieser Z u s i c h e r u n g als authentisch a n z u s e h e n . Die B e d e n k e n des LG, d a ß es f ü r ein deutsches Gericht nicht t r a g b a r sei, seine Z u s t ä n d i g k e i t lediglich d e s h a l b a n z u n e h m e n , weil Österreich ausländische E h e s c h e i d u n g s u r t e i l e möglicherweise u n d nach einer auf d e n Einzelfall abgestellten nachträglichen P r ü f u n g a n e r k e n n e , g r e i f e n d e m gegenüber nicht d u r c h . D a ß die A n e r k e n n u n g erst nachträglich erfolgt, liegt in d e r N a t u r d e r Sache u n d ist k e i n H i n d e r n i s , zu b e j a h e n , d a ß d a s Urteil in Österreich A n e r k e n n u n g finden w e r d e . E s h a n d e l t sich sogar auch d a n n , w e n n die Gegenseitigkeit zwischen zwei S t a a t e n im vollen Umf a n g v e r b ü r g t ist, im gewissen Sinne i m m e r n u r u m eine nachträgliche Ane r k e n n u n g . E i n e Gegenseitigkeit in d e m Sinne, d a ß der a u s l ä n d i s c h e Staat sich von v o r n h e r e i n bereit e r k l ä r t , jedes Urteil, d a s in Z u k u n f t e r g e h e n werde, a n z u e r k e n n e n , gibt es nicht. „ E i n e volle Sicherheit d e r A n e r k e n n u n g der E n t s c h e i d u n g i m A u s l a n d ist nie gegeben, es m u ß die Möglichkeit einer F e h l e n t s c h e i d u n g im f r e m d e n Staat o d e r einer Gesetzesänder u n g berücksichtigt w e r d e n , so d a ß m a n sich w o h l m i t einer h o h e n W a h r scheinlichkeit d e r A n e r k e n n u n g b e g n ü g e n m u ß , soll die V o r s c h r i f t des § 76 Abs. 3 Ziff. 1 J N (bzw. § 606 Abs. 3 Ziff. 1 ZPO) p r a k t i s c h ü b e r h a u p t v e r w e n d b a r sein" (so Hoyer a a O ) . Auch h a n d e l t es sich bei der V o r s c h r i f t des § 24 d e r 4. DVO nicht u m die vage Möglichkeit einer A n e r k e n n u n g einzelner Urteile, s o n d e r n d u r c h d e n H i n w e i s auf § 328 Z P O u m das Aufstellen b e s t i m m t e r Voraussetzungen, u n t e r d e n e n Urteile in j e d e m Falle a n e r k a n n t w e r d e n . N u r soweit es sich u m ein Absehen v o n d e r Verb ü r g u n g der Gegenseitigkeit h a n d e l t , ist die E n t s c h e i d u n g des österreichischen B u n d e s m i n i s t e r s f ü r J u s t i z d a r ü b e r , ob ein ausländisches Urteil anerk a n n t w e r d e n soll, eine E r m e s s e n s f r a g e , w ä h r e n d bei Vorliegen d e r ü b r i gen V o r a u s s e t z u n g e n des § 328 Z P O ein ausländisches Urteil i m m e r ane r k a n n t w i r d (vgl. auch Hoyer, „ S t e l l u n g n a h m e z u r F r a g e der Anerkenn u n g a u s l ä n d i s c h e r u n d i n s b e s o n d e r e deutscher E n t s c h e i d u n g e n in E h e sachen in Österreich": „ist die Gegenseitigkeit v e r b ü r g t , ist die Entscheid u n g des B u n d e s m i n i s t e r s f ü r J u s t i z k e i n e E r m e s s e n f r a g e " ) . Da, wie ausg e f ü h r t , die a u t h e n t i s c h e S t e l l u n g n a h m e m a ß g e b e n d e r Stellen im österreichischen B u n d e s m i n i s t e r i u m f ü r J u s t i z d a h i n g e h t , d a ß Scheidungsurteile deutscher Gerichte m i t höchster W a h r s c h e i n l i c h k e i t A n e r k e n n u n g finden w e r d e n u n d d a s M i n i s t e r i u m sogar in e i n e m Fall, in d e m d a s LG Berlin zu U n r e c h t d a v o n a u s g e g a n g e n w a r , d a ß die P a r t e i e n Deutsche seien (7 R
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1352/46), ein Scheidungsurteil anerkannt hat, ist die Anerkennung eines deutschen Scheidungsurteils in Österreich in so ausreichendem Maße verbürgt, daß es f ü r ein deutsches Gericht durchaus tragbar ist, seine Zuständigkeit gemäß § 606 Abs. 3 Ziff. 1 ZPO zu bejahen. Ebenso wie früher die von den Gerichten und Verwaltungsbehörden geübte allgemeine Praxis zu berücksichtigen war, kann auch heute nicht an der allgemeinen Praxis der österreichischen Stelle vorübergegangen werden, die f ü r sämtliche Stellen — Standesämter, Verwaltungsbehörden, Gerichte der freiw. Gerichtsbarkeit und Prozeßgerichte — verbindlich über die Anerkennung entscheidet (vgl. im übrigen auch Stein-Jonas, Anm. zu § 328 Ziff. 5 ZPO: „Es ist aber andererseits auch bei Fehlen eines Gesetzes der Nachweis einer feststehenden Staatspraxis durch dauernde Übung der Gerichte oder durch Erklärungen der beiderseitigen Staatsgewalten genügend"). Auch der Hinweis des LG auf das frühere Schrifttum und die st. Rspr. des RG, nach der seit dem Urt. vom 15. 6. 1914 (RGZ 85, 153 f.) die Gegenseitigkeit hinsichtlich Österreichs nicht als verbürgt angesehen wird, geht fehl. Bei Erlaß dieser und der folgenden Entscheidungen bestand eben die Vorschrift des § 24 der 4. DVO in Österreich noch nicht. In dem in RGZ 85, 153 behandelten Fall war gerade vom Obersten Gerichtshof festgestellt worden, daß Österreich ausländische Ehescheidungsurteile unter keinen Umständen anerkenne, während Österreich jetzt im Hinblick auf § 24 der 4. DVO im Gegenteil gerade erklärt, Ehescheidungsurteile grundsätzlich anerkennen zu wollen. Im übrigen sprechen für die Bejahung der Zuständigkeit auch praktische Gesichtspunkte. Da in absehbarer Zeit ein Staatsvertrag über die Frage der Anerkennung gerichtlicher Entscheidungen zwischen Österreich und Deutschland kaum geschlossen werden wird, muß die Frage nach geltendem Recht beurteilt werden. Da nun bezüglich der Urteile in Ehesachen in Deutschland dieselben Vorschriften gelten wie in Österreich (§§ 24 der 4. DVO, 606, 328 ZPO), also in beiden Staaten die Ausübung der Gerichtsbarkeit davon abhängt, daß die Entscheidung im Heimatstaat des Mannes anerkannt werden wird, und diese Anerkennung in beiden Staaten nur gemäß § 24 der 4. DVO möglich ist, würden Ehescheidungen von österreichischen Staatsangehörigen in Deutschland und deutschen Staatsangehörigen in Österreich überhaupt nicht ausgesprochen werden können, wenn beide Staaten sich auf den Standpunkt stellen, daß die Gegenseitigkeit durch § 24 der 4. DVO nicht genügend verbürgt ist. Daß dieser Zustand nicht den heutigen Bedürfnissen der Praxis entspricht, liegt auf der Hand. (Vgl. auch das Schreiben der österreichischen Delegation in Berlin an den KGPräs. vom 25. 9. 1947, in dem es heißt: „Es wäre zu begrüßen, wenn die deutschen Gerichte sich auf diese Streitfälle einlassen würden, da die Durchführung derselben in Österreich bei den derzeit noch bestehenden Post-, Reise- und Devisenschwierigkeiten auf nahezu unüberwindliche Hindernisse stößt.") Mit Rücksicht auf diesen österreichischen Standpunkt müssen auch Bedenken hinfällig werden, die sich daraus ergeben könnten, daß die Frage, ob jemand überhaupt die österreichische Staatsangehörigkeit besitzt, mit der innerpolitischen Entwicklung des Naziproblems in Österreich zusammenhängt und daher für die deutschen Gerichte nicht immer klar liegt. Wenn es dem ausdrücklich ausgesprochenen
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Wunsch des österreichischen Bundesministeriums für Justiz entspricht, daß die deutschen Gerichte ihre Zuständigkeiten bejahen, gibt es damit auch seinem Willen Ausdruck, deutsche Gerichte über die Vorfrage der österreichischen Staatsangehörigkeit entscheiden zu lassen. Da somit die Gegenseitigkeit i. S. von § 606 Abs. 3 Ziff. 1 ZPO als in genügendem Maße verbürgt angesehen werden kann, ist weiter zu prüfen, ob im vorliegenden Fall für Österreich keiner der Versagungsgründe des § 328 Ziff. 1—4 ZPO vorliegt. Gemäß § 328 Ziff. 1 ZPO versagt Österreich die Anerkennung, wenn ein Fall ausschließlicher österreichischer Zuständigkeit gegeben ist. Dies ist jedoch hier zu verneinen. Hat der österreichische Staatsangehörige, wie hier der Kl., seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland, so ist die in § 76 Abs. 1 JN (§ 606 Abs. 1 ZPO) ausgesprochene Ausschließlichkeit der österreichischen Zuständigkeit im Verhältnis zum Ausland ausgeschaltet, und zwar gemäß § 76 Abs. 2 JN (§ 606 Abs. 2 ZPO). Die österreichische Gerichtsbarkeit ist mithin im vorliegenden Fall keine ausschließliche. Gemäß § 328 Ziff. 2 ZPO wird die Anerkennung versagt, wenn der unterlegene Bekl. Österreicher ist und sich auf den Prozeß nicht eingelassen hat. Da sich im vorliegenden Fall die Bekl. auf den Prozeß eingelassen hat, kommt dieser Versagungsgrund gleichfalls nicht in Betracht. Auch § 328 Ziff. 3 bildet keinen Versagungsgrund, da hiernach die Anerkennung dann versagt wird, wenn im Urteil zum Nachteil einer österreichischen Partei von den Vorschriften der §§ 6 Abs. 3, 8 und 15 der 4. DVO, die an die Stelle des in Österreich nicht geltenden Einführungsgesetzes zum BGB getreten sind, abgewichen worden ist, d. h. wenn der Österreicher im Ausland durch Anwendung eines anderen Rechtes ungünstiger gestellt sein würde, als es der Fall gewesen wäre, wenn nach österreichischem Recht entschieden worden wäre. Infolge der Ubereinstimmung des österreichischen materiellen Eherechts mit dem deutschen (in Österreich gilt mit wenigen hier nicht in Betracht kommenden Ausnahmen das EheG) kommt auch dieser Versagungsgrund nicht in Betracht. Dasselbe gilt für § 328 Ziff. 4 ZPO, wonach die Anerkennung versagt wird, wenn sie gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines österreichischen Gesetzes verstoßen würde. Da mithin auch keiner der Versagungsgründe des § 328 Ziff. 1—4 ZPO für Österreich vorhanden ist, und somit die Entscheidung, wie oben ausgeführt, mit dem erforderlichen hohen Grade von Wahrscheinlichkeit in Österreich anerkannt werden wird, ist die Zuständigkeit des deutschen Gerichts gemäß § 606 Abs. 3 Ziff. 1 ZPO zu bejahen." 58. Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehen österreichischer Staatsangehöriger zuständig, da die Anerkennung der deutschen Urteile in Österreich in ausreichendem Maße verbürgt ist. — ZPO §§ 328, 606. KG, Urt. vom 17. 4. 1948 1 — 3 U 791/47. Ungedruckt. Die Parteien haben am 4. 9. 1943 die Ehe vor dem Standesamt in Krakau-Stadt geschlossen. Die Kl. ist 36 Jahre alt, der Bekl. ist 37 Jahre alt. Die Parteien besitzen die österreichische Staatsangehörigkeit, und zwar 1
Vgl. oben S. 82 Anm. 1.
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der Bekl. durch Geburt und die Kl. durch ihre Eheschließung. Die Ehe ist kinderlos geblieben. Die Parteien leben seit 1944 voneinander getrennt. Aus den Gründen: „ D i e Zuständigkeit des deutschen Gerichts zur Scheidung der Ehe ist zu bejahen. Die Parteien haben ihren letzten gemeinsamen gewöhnlichen Aufenthaltsort in Berlin gehabt, w o die Kl. auch heute noch wohnt. Daraus ergibt sich die Zuständigkeit des L G Berlin — § 606 Abs. 1 ZPO. — Gemäß § 606 Abs. 3 Ziff. 1 Z P O kann jedoch, da beide österreichische Staatsangehörige sind, von einem deutschen Gericht nur entschieden wei den, wenn der gewöhnliche Aufenthaltsort des Mannes oder der Frau im Inland gelegen ist und nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt werden wird. Ein Staatsvertrag über die Verbürgung der Gegenseitigkeit zwischen Deutschland und Österreich besteht nicht. Daher beurteilt sich die Frage der Anerkennung eines deutschen Ehescheidungsurteils in Österreich nach österreichischem Recht. Diese Anerkennung ist nach Ansicht des Senats in ausreichendem Maße verbürgt (vgl. die Entscheidung des Senats v o m 15. 11. 1947 — 3 U 884/47 1 ) . Es liegen im vorliegenden Falle auch keine Versagungsgründe gemäß § 328 Ziff. 1 bis 4 Z P O . Es kann daher in der Sache selbst entschieden werden." 5 9 . Eine Deutsche, die zwischen dem 13. 3. 1938 und der Wiederherstellung der Selbständigkeit Österreichs einen ehem. Österreicher geheiratet hat, hat nach dem österreichischen Gesetz vom 10. 7. 1945 über die Überleitung in die österreichische Staatsbürgerschaft die österreichische Staatsangehörigkeit erworben. Mit dem Erwerb der österreichischen Staatsangeverloren. Die Ehescheihörigkeit hat sie die deutsche Staatsangehörigkeit dungsurteile deutscher Gerichte werden in Österreich anerkannt. Die deutschen Gerichte sind daher für die Scheidung der Ehen österreichischer Staatsangehöriger zuständig. — EGBGB Art. 17; Z P O § § 328, 606; RuStAngG v o m 22. 7. 1913, § 17 Ziff. 6; EheG 1946 § § 43, 52; österreichisches Staatsbürgerschafts-Überleitungsgesetz vom 10. 7. 1945 § 1; Gesetz über Bundesbürgerschaft v o m 30. 7. 1925, § 6; JN § 76. O L G Bamberg, Urt. v o m 8. 7. 1948 — 2 U 6/47: H E Z I, 317; im Auszug: DRsp. I V (418) 26 d. Die Kl. hat Ehescheidungsklage zum L G Bayreuth erhoben mit dem Antrag, die Ehe der Parteien aus dem Verschulden des Bekl. zu scheiden. Der Bekl. beantragte, die Klage kostenpflichtig abzuweisen, vorsorglich stellte er den Antrag, die Kl. f ü r mitschuldig zu erklären. Das L G hat die Ehe aus Verschulden des Bekl. geschieden und dessen Antrag zurückgewiesen. Die Revision hatte keinen Erfolg. Aus den Gründen: „ D i e Revision rügt in erster Linie, daß das Erstgericht zu Unrecht seine Zuständigkeit angenommen habe. Diese Rüge ist begründet. Der Bekl. war 1
Siehe oben Nr. 57.
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unbestrittenermaßen kraft Geburt bis 1938 österreichischer Staatsangehöriger. Mit der Einverleibung Österreichs in das Deutsche Reich wurde er deutscher Staatsangehöriger (§ 1 der VO über die deutsche Staatsangehörigkeit vom 3.7.1938, RGBl. I S. 790). Seit der Selbständigmachung Österreichs nach dem deutschen Zusammenbruch ist der Bekl. nach § 1 Buchstabe a des Gesetzes vom 10. 7. 1945 über die Überleitung in die österreichische Staatsbürgerschaft wieder österreichischer Staatsbürger, weil er am 13. 3. 1938 die österreichische Bundesbürgerschaft besessen hatte. Gleichzeitig ist auch die Kl. gemäß § 1 Buchstabe b aaO mit § 6 Abs. 1 des Bundesgesetzes vom 30. 7. 1925 österreichische Staatsbürgerin geworden, weil sie dies bei Weitergeltung dieses Gesetzes mit ihrer Verheiratung mit dem Bekl. geworden wäre. Die deutsche Staatsangehörigkeit hat sie mit dem Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft verloren (§ 17 Ziff. 6 des RuStAngG vom 22. 7. 1913 in analoger Anwendung). Wenn keiner der beiden Ehegatten die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, kann von einem deutschen Gericht in der Sache nur entschieden werden, — sofern keiner der Eheleute staatenlos ist —, wenn einer der beiden Streitteile seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Inland hat und nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt werden wird (§ 606 Abs. 3 ZPO). Beide Erfordernisse sind im vorliegenden Fall gegeben. Allerdings gilt in Österreich der § 24 der 4. DVO zum EheG auf Grund des § 2 Rechtsüberleitungsgesetzes (StGB 1945 Nr. 6) weiter, so daß Entscheidungen, durch die außerhalb Österreichs eine Ehe geschieden wurde, in Österreich nur wirksam sind, wenn das Bundesministerium der Justiz oder die von ihm bestimmte Stelle festgestellt hat, daß die gesetzlichen Voraussetzungen f ü r die Anerkennung gegeben sind. Das österreichische Bundesministerium hat zwar erklärt, daß diese Feststellung erst getroffen werden kann, wenn die Entscheidung des ausländischen Gerichts vorliegt. Es verweigert also die allgemeine Feststellung, daß deutsche Scheidungsurteile in Österreich anerkannt werden. Es hat jedoch zugleich erklärt, daß es ausländische Entscheidungen in Ehesachen als in Österreich wirksam anerkennt, sofern nicht einer der Versagungsgründe des § 328 der deutschen ZPO gegeben ist, der gemäß § 2 des RÜG weiterhin als nunmehr österreichische Rechtsvorschrift angewendet werde (vgl. Entschl. des bayer. Staatsmin. d. I. vom 15. 6. 1948 — 3464, I, 1081, 1107). Nach der gleichen Mitteilung wird von dem Erfordernis der Gegenseitigkeit hierbei abgesehen. Daß die Anerkennung des deutschen Urteils gegen die guten Sitten oder den Zweck eines österreichischen Gesetzes verstoßen würde, kommt nicht in Betracht, da im vorliegenden Fall das deutsche Gericht das in Österreich geltende Recht anzuwenden hat (Art. 17 Abs. 1 EGBGB), im übrigen das deutsche Ehescheidungsrecht im wesentlichen mit dem österreichischen übereinstimmt. Nach § 76 Abs. 2 der österreichischen Jurisdiktionsnorm, der dem § 606 Abs. II ZPO wörtlich entspricht (§ 19 der 4. DVO zum EheG), steht die aus dem § 76 Abs. 1 Jurisdiktionsnorm sich ergebende Zuständigkeit des LG Wien, die mit der aus § 606 Abs. 1 ZPO sich ergebenden Zuständigkeit des LG Bayreuth konkurriert, der Anerkennung des Scheidungsurteils nicht entgegen, ist also dem Ausland gegenüber keine aus-
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schließliche (Jonas-Pohle 16. Aufl., Anm. II 1 b zu § 606 ZPO und 3. Nachtrag (Januar 1942) zu § 328 ZPO Anm. IV Nr. 1, 3. Abs.); denn der Ehemann hat seinen gewöhnlichen Aufenthalt nicht in Österreich. Dagegen wären, was auch die Revision zum Gegenstand einer Rüge macht, gemäß Art. 17 EGBGB für die Scheidung der Ehe der Streitteile die österreichischen Gesetze anzuwenden gewesen, da beide österreidiische Staatsangehörige sind. Die §§ 43 und 52 des EheG 1946 stimmen jedoch wörtlich mit dem § 60 EheG 1938 und dem § 49 (von zwei redaktionellen Änderungen abgesehen) überein, die in Österreich gem. § 1 Abs. 1 des österreichischen Gesetzes vom 26. 6. 1945 über Maßnahmen auf dem Gebiet des Eherechts etc. (StGBl und BGBl für die Republik Österreich 1945 S. 53) weitergelten und deswegen anzuwenden gewesen wären. Es ist deshalb anzunehmen, daß das österreichische Bundesministerium der Justiz deswegen, weil das Erstgericht das in diesem Fall wörtlich übereinstimmende deutsche Recht angewandt hat, der deutschen Entscheidung die Anerkennung nicht versagen wird; denn in einem in Österreich geführten Ehescheidungsstreit hätte das österreichische Gericht inhaltlich vollkommen gleiche Bestimmungen anwenden müssen (vgl. auch Jonas-Pohle, 3. Nachtrag zu § 328 ZPO, Anm. IV Nr. 3, 2. Abs.). Nach den in Österreich geltenden Vorschriften wird also das Bundesministerium der Justiz die Entscheidung des LG Bayreuth als in Österreich wirksam anerkennen, so daß das Erstgericht mit Recht seine Zuständigkeit angenommen hat (§ 606 Abs. 3 ZPO). Soweit die Revision die Anwendung des deutschen Rechtes statt des österreichischen rügt, ist zu bemerken, daß das Erstgericht bei Anwendung der österreichischen Bestimmungen des EheG 1938 zu dem gleichen Ergebnis gekommen wäre, weil das österreichische EheG in den angewendeten Vorschriften mit dem deutschen übereinstimmt. Die Rüge kann daher zur Aufhebung des angefochtenen Urteils nicht führen." 6 0 . Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung einer Ehe österreichischer Staatsangehöriger zuständig, da die Anerkennung deutscher Urteile in Österreich durch das Bundesministerium für Justiz ausreichend gewährleistet ist. Eine Deutsche, die nach 1938 einen ehem. Österreicher geheiratet hat, muß als Österreicherin betrachtet werden, wenn sie im Zeitpunkt des Inkrafttretens des österreichischen Uberleitungsgesetzes vom 10. 7. 1945 in häuslicher Gemeinschaft mit ihrem Mann lebte. — ZPO §§ 328, 606; 4. DVO zum EheG 1938 § 24; österr. StÜG v. 10. 7. 1945. KG, Urt. vom 1. 12. 1948 — 3 U 1697/48. Ungedruckt. Die Parteien haben am 6. 4. 1944 vor dem Standesamt B. die Ehe geschlossen. Der Kl. ist am 21. 11. 1909 in Atzgersdorf/Wien, die Bekl. am 18. 12. 1920 in Berlin-Charlottenburg geboren. Kinder sind aus der Ehe nicht hervorgegangen. Der Kl. war von Geburt Österreicher, wurde zunächst durch den Anschluß Österreichs Deutscher und heiratete während dieser Zeit die Bekl., die Deutsche war.
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Die Parteien leben seit dem 7. 8. 1946 getrennt. Der Kl. begehrt Scheidung der Ehe auf Grund des EheG von 1938 wegen ehewidrigen Verhaltens der Bekl. (§ 49 EheG 1938). Die Bekl. ihrerseits hat Klageabweisung beantragt und gleichzeitig Widerklage erhoben mit dem Antrage, die Ehe der Parteien zu scheiden und den Kl. für schuldig zu erklären. Das LG hat Klage und Widerklage aus prozessualen Gründen mangels internationaler Zuständigkeit des Gerichts ohne Entscheidung in der Sache selbst durch Urteil vom 24. 5. 1948 abgewiesen. Der Kl. hat gegen dieses Urteil des LG Berufung eingelegt. Zur Begründung hat er auf die ständige Rechtsprechung des KG hingewiesen, wonach die Zuständigkeit eines deutschen Gerichts begründet sei. Er hat demgemäß beantragt, unter Abänderung des angefochtenen Urteils die Ehe der Parteien aus Schuld der Bekl. zu scheiden. Die Bekl. ihrerseits hat ebenfalls Berufung eingelegt lind beantragt, das Urteil, soweit die Widerklage abgewiesen ist, abzuändern und die Ehe der Parteien auf die von ihr erhobene Widerklage aus Verschulden des Kl. zu scheiden. Auch die Bekl. hat zur Begründung der Berufung auf die ständige Rechtsprechung des KG verwiesen. Aus den Gründen: „Die von beiden Parteien eingelegten Berufungen sind form- und fristgemäß eingelegt. Sie sind daher zulässig. Sie sind auch begründet, soweit sie sich dagegen wenden, daß das LG Klage und Widerklage aus prozessualen Gründen mangels internationaler Zuständigkeit abgewiesen hat. Mit Recht stellt das LG fest, daß der Kl., jedenfall heute, Österreicher ist. Ebenso stellt es mit Recht fest, daß auch die Bekl. durch Heirat Österreicherin geworden ist, da die Parteien z. Z. des Inkrafttretens des österreichischen StÜG vom 10. 7. 1945, nämlich am 27. 4. 1945 noch in häuslicher Gemeinschaft lebten. Infolgedessen ist festzustellen, daß beide Parteien heute die österreichische Staatsangehörigkeit besitzen. Gemäß § 606 Abs. 3 ZPO ist damit ein deutsches Gericht zuständig, wenn der gewöhnliche Aufenthalt des Mannes oder der Frau im Inland (Deutschland) gelegen ist und nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Ge : rieht zu fällende Entscheidung anerkannt wird. Das LG hat diese Frage verneint, indem es davon ausgeht, daß die Gegenseitigkeit der Anerkennung von Urteilen durch Deutschland und Österreich nicht verbürgt sei. Insbesondere stützt das LG seine Ansicht darauf, daß durch Order vom 22. 12. 1947 (Leg 1/47) 202 zum Ausdruck gebracht sei, daß § 24 der 4. DVO zum EheG für null und nichtig zu betrachten sei, im Hinblick auf die Aufhebung von Nazi-EheG durch das KRG Nr. 16. Der erkennende Senat hat im Gegensatz zu dem LG in seiner Entscheidung vom 15.11.1947 — 3 U 884/47 1 — grundsätzlich festgestellt, daß Ehescheidungsurteile deutscher Gerichte in Österreich auf Grund des dort fortgeltenden § 24 der 4. DVO vom 25. 10. 1941 zum EheG (RGBl I S. 654 ff.) anerkannt werden . . . 2. 1
Siehe oben Nr. 57. Die weitere Begründung folgt dem Wortlaut des Urteils des KG vom 13. 10. 1948 — 3 U 1425/48: siehe unten Nr. 99. 2
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Das LG hat somit zu Unrecht seine internationale Zuständigkeit verneint." 61. Da Österreich, als Heimatstaat des Ehemannes, zur Anerkennung deutscher Scheidungsurteile grundsätzlich bereit ist, ist bei deutschem Wohnsitz der österreichischen Parteien die internationale Zuständigkeit der deutschen Gerichte als gegeben zu betrachten. — EGBGB Art. 17; ZPO § 606. LG Berlin, Urt. vom 2. 12. 1948 — 12 R 339/48. Ungedruckt. Die Parteien haben am 2. 10. 1918 vor dem Standesamt in Berlin-Charlottenburg die Ehe miteinander geschlossen. Sie besitzen die österreichische Staatsangehörigkeit, die Kl. erst seit der Eheschließung, und sind die Kl. mosaisch, der Bekl. katholisch. Die Klage und Widerklage beantragen die Ehescheidung. Aus den Gründen: „Einer Ermächtigung zur Ausübung der Gerichtsbarkeit bedurfte es nicht, da Österreich nicht zu den VN gehört. Die sachliche und örtliche Zuständigkeit des Berliner LG (§ 606 Abs. I ZPO) war gegeben, da Berlin letzter ehelicher Wohnsitz war und sich beide Parteien noch hier aufhalten. Auch die internationale Zuständigkeit (§ 606 Abs. I I I Ziff. 1 ZPO) ist angenommen worden; beide Parteien sind Ausländer, haben aber ihren Wohnsitz im Inland. Der Heimatstaat des Ehemannes ist zur Anerkennung deutscher Scheidungsurteile grundsätzlich bereit. Materiell war österreichisches Scheidungsrecht als das Heimatrecht des Ehemannes (Art. 17 EGBGB) heranzuziehen." 6 2 . Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehe eines Österreichers und einer Frau, die vor der 1940 erfolgten Eheschließung Deutsche war, zuständig. — EGBGB Art. 17; ZPO § 606; EheG 1938 § 55; EheG 1946 § 48. LG Waldshut, Urteil vom 18. 8. 1949 — R 157/48. Ungedruckt. Die Parteien, die beide katholisch sind, heirateten am 28. 9. 1940 vor dem Standesbeamten in Rh. und nahmen dort Wohnung. Die Kl. besaß bis zur Eingehung der Ehe die deutsche Staatsangehörigkeit; der Bekl. ist österreichischer Staatsangehöriger. Er stand während des Krieges im deutschen Heeresdienst, geriet einige Zeit vor Kriegsende in französische Gefangenschaft und wurde aus dieser am 6. 2. 1946 entlassen. Er kehrte nicht nach Rh. zurück, sondern begab sich in seine Heimat nach Österreich, wo er sich seither aufhält. Die Kl. lehnte es ab, ihm dorthin zu folgen; der Bekl. weigerte sich, nach Rh. zurückzukehren. Die Kl. begehrt Scheidung der Ehe gemäß § 48 EheG. Aus den Gründen: „Das erkennende Gericht ist gemäß § 606 I ZPO (neue Fassung) als Gericht des letzten gemeinsamen gewöhnlichen Aufenthalts der Parteien oder gemäß § 606 I I I Ziff. 1 ZPO neue Fassung als Gericht des gewöhnlichen Aufenthaltsortes der Ehefrau zuständig.
Nr. 63
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Es kann dahingestellt bleiben, ob österreichisches Recht anzuwenden ist, weil der Bekl. die österreichische Staatsangehörigkeit besitzt (Art. 17 I EGBGB), oder ob die Anwendung deutschen Rechtes deshalb geboten ist, weil die Reichsangehörigkeit des Bekl. erloschen, die deutsche Staatsangehörigkeit der Kl. aber infolge etwa eingetretenen Verlustes der österreichischen Staatsangehörigkeit wieder aufgelebt ist (Art. 17 III EGBGB). Durch das in Österreich ergangene Gesetz vom 26. 6. 1945 über Maßnahmen auf dem Gebiete des Eherechts (StGBl 1945 Nr. 31) sind nur einige Bestimmungen des in Österreich eingeführten EheG von 1938 außer Kraft gesetzt worden, nicht jedoch der § 55 EheG von 1938, welcher dort in seiner alten Fassung bestehen blieb, während Abs. III des ihm sonst entsprechenden § 48 des deutschen EheG von 1946 auch für den Fall, daß kein Widerspruch erhoben ist, die Abweisung der Klage gebietet, falls das wohlverstandene Interesse eines oder mehrerer minderjähriger Kinder der Scheidung der Ehe entgegensteht. Dieser Unterschied ist jedoch in vorliegendem Falle schon aus tatsächlichen Gründen ohne Bedeutung . . . " (§ 55 EheG 1938 bzw. § 48 EheG 1946 angewandt.)
Scheidung einer Ehe niederländischer Staatsangehöriger 63. Die deutschen Gerichte sind zur Scheidung einer Ehe niederländischer Staatsangehöriger zuständig, weil ein Ehescheidungsurteil deutscher Gerichte in den Niederlanden anerkannt wird. — ZPO § 606; EGBGB Art. 17; niederländ. ZPO Art. 431; niederländ. Bürg. Gesetzbuch Art. 264. LG Osnabrück, Urt. vom 25. 11. 1949 — 3 R 289/49. Ungedruckt. Die Parteien sind holländische Staatsangehörige und evangelisch-reformierten Bekenntnisses. Sie haben am 1. 9. 1942 vor dem Standesamt in A., Kr. B., die Ehe geschlossen. Aus der Ehe sind zwei Kinder hervorgegangen. Im Mai 1945 ist die Bekl. unter Mitnahme ihrer beiden Kinder heimlich nach Holland verzogen. Seit dieser Zeit leben die Parteien getrennt. Die Parteien wohnten vor der Trennung gemeinsam in H. Nachdem der Kl. zunächst mehrere Scheidungsgründe geltend gemacht hat, stützt er seine Klage nunmehr darauf, daß die Bekl. ehebrecherische Beziehungen zu einem anderen Manne angeknüpft habe und am 28. 4. 1949 ein Kind geboren habe. Die Bekl. erhebt Widerklage mit dem Antrage, die Ehe der Parteien aus der Alleinschuld des Kl. zu scheiden. Aus den Gründen: „Das deutsche Gericht ist gemäß § 606 Abs. 3 Ziff. 1 ZPO zur Ehescheidung zuständig, da der Ehemann sich in Deutschland gewöhnlich aufhält und das Urteil eines deutschen Gerichts in einer Ehescheidungssache von Holländern in den Niederlanden anerkannt werden wird. Die Kündigung des Haager Ehescheidungs-Abkommens durch das Deutsche Reich steht dem nicht entgegen. Aus Art. 431 holl. ZPO ergibt sich, daß im allgemeinen Urteile ausländischer Gerichte nur nach nochmaliger Prüfung der Sache Grundlage einer Vollstreckung sein können. Die deutschen Gerichte nehmen deshalb auch mit Recht an, daß die Gegenseitigkeit mit Holland nicht 7*
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als verbürgt anzusehen ist. In Statussachen erkennen die holländischen Gerichte hingegen mit Rücksicht darauf, daß hier eine Vollstreckung nicht in Betracht kommt, die Entscheidungen ausländischer Gerichte an, falls das ausländische Gericht nach seinen Prozeßgesetzen zuständig und das materielle holländ. Recht berücksichtigt ist (Hooge Raad v. 24. 11. 1916; Weekblad van het Recht Nr. 10098; Journal Clunet 1921, 278). Diesen Standpunkt der holländischen Gerichte hat die holländische Regierung in ihrer Verbalnote vom 12. 6. 1935 auch der deutschen mitgeteilt und betont, daß demgemäß die Kündigung des Haager Ehescheidungsabkommens keine Änderung bringe. Unter diesen Umständen ist also die Anerkennung der Urteile deutscher Gerichte in Ehescheidungssachen von Holländern in den Niederlanden gewährleistet (JW 1936 S. 1688). Gemäß § 606 Abs. 1 S. 1 ZPO ist zur Ehescheidung zuständig das Gericht, in dessen Bezirk die Ehegatten ihren gemeinsamen gewöhnlichen Aufenthalt zuletzt gehabt haben. Für die Scheidungsklage ist gemäß Art. 17 EGBGB in der Fassung des § 8 der VO vom 25. 10. 1941 das holländische Scheidungsrecht maßgebend. Die von dem Kl. erhobene Scheidungsklage ist aus Art. 264 Ziff. 1 des niederländischen bürgerlichen Gesetzbuches vom 10. 4. 1838 begründet (wird ausgeführt) . . . Aber auch die Widerklage ist aus Art. 264 Ziff. 1 begründet (wird ausgeführt) . . . Nach allem war die Ehe der Parteien auf Klage und Widerklage aus gleicher Schuld zu scheiden. Das deutsche Ehescheidungsrecht steht dem nicht entgegen." Scheidung einer Ehe polnischer Staatsangehöriger 6 4 . Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung einer Ehe polnischer Staatsangehöriger, auch wenn sie in Deutschland geschlossen wurde, nicht zuständig. — ZPO § 606. OLG Kiel, 2. ZS, Beschl. vom 4. 1. 1949 — 2 W 28/49: MDR 3 (1949) 304 mit Anm. von Raape; DRsp. IV (418) 31 c; Leitsatz: NJW 2 (1949) 673. Die Parteien sind polnische Staatsangehörige. Sie haben am 23. 12. 1947 vor dem Standesamt in L. die Ehe miteinander geschlossen. Aus ihrer Ehe sind Kinder nicht hervorgegangen. Der Kl. begehrt die Scheidung der Ehe, weil die Bekl. ihn am 3. 1. 1948 verlassen habe, nach W. bei Hamburg gezogen sei und dort eine Stelle als Büroangestellte im polnischen Arbeitsbüro angenommen habe. Er hat um Bewilligung des Armenrechts für den Ehescheidungsrechtsstreit gebeten. Durch den angefochtenen Beschluß hat das LG dem Kl. das Armenrecht versagt, weil nach § 606 Abs. 3 Ziff. 1 ZPO die deutsche Gerichtsbarkeit nicht möglich sei, so daß die beabsichtigte Rechtsverfolgung keine hinreichende Aussicht auf Erfolg biete. Hiergegen richtet sich die Beschwerde des Kl. Er widerspricht der Auffassung des LG, weil es sich hier um eine Ehe handele, die in Deutschland gültig eingegangen sei. Durch die Vorschrift des § 606 Abs. 3 Ziff. 1 ZPO solle verhindert werden, daß die Parteien außerhalb ihres Heimatstaates
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als geschieden gelten, während sie in ihrem Heimatstaat noch Eheleute seien. Eine derartige Rechtsunsicherheit und Verwirrung des Personenstandes sei hier aber ausgeschlossen, weil die Ehe der Parteien nach den polnischen Gesetzen nicht anerkannt werde. Die Beschwerde ist nicht begründet. Aus den Gründen: „Nach § 606 Abs. 3 Ziff. 1 ZPO kann, falls, wie hier, keiner der Ehegatten die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, von einem deutschen Gericht in der Sache nur entschieden werden, wenn der gewöhnliche Aufenthaltsort des Mannes oder der Frau im Inland liegt und nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt werden wird. Die Parteien haben ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort zwar im Inland, nach dem Heimatrecht des Mannes, auf das es allein ankommt, wird aber die von einem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung in Polen nicht anerkannt, wie das LG zutreffend ausführt. Denn Polen erkennt zwar ausländische Scheidungsurteile an, aber nur, falls die Gegenseitigkeit durch einen Staatsvertrag verbürgt war. An einem Vertrag dieser Art mit Deutschland fehlt es aber (vgl. Raape, Deutsches internationales Privatrecht 1945, S. 198; ZJBlBrZ 1948, 237). Dabei kommt es nicht darauf an, ob die vor einem deutschen Standesamt geschlossene Ehe von Polen anerkannt wird, oder ob es sich bei der Ehe der Parteien um eine örtlich begrenzte Ehe handelt, weil hiervon die Zuständigkeit eines deutschen Gerichts nach der ausschließlichen Regelung im § 606 Abs. 3 Ziff. 1 ZPO nicht abhängt. Danach kann der Ehescheidungsstreit von einem deutschen Gericht nicht entschieden werden. Mit Recht hat deshalb das LG dem Kl. das Armenrecht versagt. Seine Beschwerde konnte daher keinen Erfolg haben." 6 5 . Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehen polnischer Staatsangehöriger nicht zustündig. — MRG Nr. 2 Art. VI; EGBGB Art. 17; ZPO § 606. LG Heilbronn, Beschluß vom 20. 8. 1947 — R 257/47. Ungedruckt. Die Rechtsbeschwerde des Kl. gegen diesen Beschluß wurde unter Billigung seiner Gründe vom OLG Stuttgart zurückgewiesen (siehe das Schreiben des OLG-Präsidenten vom 16. 9. 1947 — W 55/1947). Aus den Gründen: „I. Der Antrag konnte zunächst deshalb nicht in Bearbeitung genommen werden, weil beide Parteien nach dem Klageinhalt polnische Staatsangehörige sind, den deutschen Gerichten aber durch Art. VI 10 b des MRG Nr. 2 in der Fassung vom 15. 10. 1946 (MRB1. 1946, 80) jegliche gerichtliche Tätigkeit untersagt ist, wenn —• wie dies hier zutrifft — die Prozeßparteien Staatsangehörige der VN sind, solange weder eine Genehmigung der MR noch schriftliche Unterwerfungserklärungen der Prozeßparteien vorliegen. Mit Schriftsatz des kl. Prozeßbevollm. vom 2. 7. 1947 sind diese schriftlichen Unterwerfungserklärungen vorgelegt worden.
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Demnach steht nun das MRG Nr. 2 einem Tätigwerden des deutschen Gerichts nicht mehr entgegen. II. Nach der deutschen Zivilprozeßordnung § 606 Abs. 3 darf jedoch das deutsche Gericht in einer Ehescheidungssache nicht entscheiden, wenn keines der Ehegatten die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt und die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung nach dem Heimatrecht des Ehemannes nicht anerkannt würde. Die deutschen Gerichtsurteile betr. polnische Eheleute werden von Polen nicht anerkannt (vgl. Bergmann, Internat. Ehe- und Kindschaftsrecht, 1938, I S. 502 und Erl. des Just. Minist. Stuttgart 34/250/6 vom 16. 6. 1947 in der Ehesache LG Heilbronn R 145/47, ferner Sörgel Komm. z. BGB, 7. Aufl., Anm. 3 e zu Art. 17 EGBGB und KG in J W 1935, 1709). Demnach ist die gegenseitige Anerkennung von Ehescheidungsurteilen zwischen Polen und Deutschland nicht verbürgt. Es darf daher gemäß § 606 Abs. 3 ZPO ein die polnischen Eheleute scheidendes Urteil nicht ergehen. Da das vom Kl. begehrte Urteil nicht ergehen darf, ist schon die Terminbestimmung auf eine solche Klage hin als unzulässig zurückzuweisen, wie geschehen. III. Das Gericht konnte zu einer anderen Entscheidung nicht etwa deshalb kommen, weil die Bekl. Ehefrau vor dieser Eheschließung deutsche Staatsangehörige war, da im vorliegenden Fall keine Eheanfechtung oder Nichtigerklärung begehrt und nur f ü r dieses beschränkte Gebiet von Ehesachen durch § 606 Abs. 3 Z. 2 ZPO den deutschen Gerichten ohne Rücksicht auf Verbürgung der Gegenseitigkeit die Entscheidungsbefugnis eingeräumt ist und eine ausdehnende Auslegung dieser Sonderbestimmung nicht angängig ist. Nach dem das internationale Privatrecht bestätigenden Art. 17 EGBGB sind f ü r die Scheidung einer Ehe die Gesetze des Staats maßgebend, dem der Ehemann zur Zeit der Klageerhebung angehört, im vorliegenden Fall also das polnische Recht. Nach Abs. 4 dieses Art. 17 EGBGB kann aber auf Scheidung auf Grund eines ausländischen Gesetzes im deutschen Inland nur erkannt werden, wenn sowohl nach dem ausländischen Gesetz als nach den deutschen Gesetzen die Scheidung zulässig sein würde. Würde im vorliegenden Fall das Gericht zu dem Ergebnis kommen, daß der in der Klage behauptete Ehebruch der Beklagten erwiesen ist und daß hienach auf Grund des in Warschau geltenden polnischen Rechts die Ehe geschieden werden dürfe, so dürfte das deutsche Gericht diese Scheidung der Ehe dennoch nicht aussprechen, weil nach dem deutschen Recht, und zwar nach dem Eheverfahrensrecht des § 606 Abs. 3 Z. 1 ZPO (s. o. Ziff. II Abs. 1 und 2), ein Scheidungsurteil betr. die polnische Ehe nicht gefällt werden darf. Bei der politischen Lage, in der sich Deutschland heute befindet, müssen die deutschen Gerichte mit besonderer Sorgfalt vermeiden, durch ein Rechtsgestaltungsurteil, wie es das Ehescheidungsurteil ist, in eine Ausländerehe — hier eine polnische Ehe — einzugreifen, wenn der betreffende Fremdstaat einem solchen deutschen Urteil die Anerkennung versagt, sei-
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nen Gerichten also das alleinige Scheidungsrecht vorbehält. Das Gericht muß es auch aus diesem Grunde ablehnen, sich auf Durchführung des Verfahrens einzulassen, obwohl die beiden beteiligten polnischen Staatsangehörigen selbst unter Berufung auf das MRG der Besatzungsmacht Wert darauf legen, daß das deutsche Gericht ihre Ehescheidungsklage in Behandlung nehme und entscheide." 66. Ein in Deutschland abgegebener schriftlicher Verzicht auf die polnische und die sowjetische Staatsangehörigkeit führt weder nach polnischem noch nach sowjetischem Recht zum Verlust der Staatsangehörigkeit. Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehe polnischer Staatsangehöriger nicht zuständig, da Polen mangels eines die Gegenseitigkeit verbürgenden Staatsvertrags ein deutsches Scheidungsurteil nicht anerkennt. — ZPO § 606; polnisches Gesetz über das IPR v. 2. 8. 1926, Art. 13. OLG Hamm, Beschl. vom 18. 7. 1949 — 2 W 166/49: JMB1. NordrheinWestfalen 3 (1949) 241; N J W 2 (1949) 867. Durch den angefochtenen Beschluß hat das LG der Kl. das Armenrecht, das sie für die Ehescheidungsklage nachgesucht hat, versagt, da das deutsche Gericht f ü r die Klage nicht zuständig sei. Die hiergegen erhobene Beschwerde ist unbegründet. „Keiner der Ehegatten besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit; keiner von ihnen ist aber auch staatenlos. Der Bekl. ist von Geburt polnischer Staatsangehöriger; er ist 1923 in Warschau geboren. Inwiefern er die polnische Staatsangehörigkeit, wie die Kl. vermutet, verloren haben könnte, ist nicht ersichtlich. Die Kl. ist 1925 in Z. in der Woiwodschaft Stanislawow geboren. Sie war daher gleichfalls von Geburt polnische Staatsangehörige. Im Jahre 1942 ist sie im Arbeitseinsatz nach Deutschland gekommen und hier geblieben. Ihre Heimat ist nach dem letzten Kriege an die UdSSR abgetreten worden. Ob sie hierbei die Staatsangehörigkeit der UdSSR erworben hat, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Ist es der Fall, so hat sie die sowjetische Staatsangehörigkeit auch durch Eheschließung mit dem Bekl. nicht verloren (Art. 8 des sowjetischen Bundesangehörigkeitsgesetzes vom 22. 4. 1931). Zumindest ist sie aber auch polnische Staatsangehörige auf Grund der Eheschließung mit dem polnischen Bekl. (Art. 4 Ziff. 3 des polnischen Gesetzes vom 20. 1. 1920). Daß sie staatenlos geworden wäre, ist nicht dargetan. Sie hat zwar am 25. 6. 1949 die schriftliche Erklärung abgegeben, daß sie entschlossen sei, in Deutschland zu bleiben und daher auf die ehemalige bezw. letzte polnische Staatsangehörigkeit sowie auf die vermutliche sowjetische Staatsangehörigkeit verzichte. Ein solcher Verzicht führt aber weder nach polnischem noch nach sowjetischem Recht zum Verlust der Staatsangehörigkeit. Ein deutsches Gericht könnte daher nach § 606 Abs. 3 ZPO nur dann in dem Eheprozeß der Parteien entscheiden, wenn die Entscheidung nach dem Heimatrecht des Beklagten anerkannt würde. Polen erkennt jedoch mangels eines die Gegenseitigkeit verbürgenden Staatsvertrages ein deutsches Scheidungsurteil nicht an (vgl. ZJB1. für die britische Zone 1948 S. 237).
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Allerdings fehlt es f ü r eine Entscheidungsbefugnis des deutschen Gerichts nur an der sogenannten internationalen Zuständigkeit, und es hätte keinen Sinn, auf den Heimatstaat der Parteien Rücksicht zu nehmen, wenn dieser die Gültigkeit der Ehe verneinte (vgl. Raape in MDR 1949, 305). Die Kl. meint, das sei vorliegend der Fall, und sie glaubt dies daraus folgern zu können, daß die Ehe am 22. 1. 1946 vor dem Standesamt in P. ohne Genehmigung des polnischen Konsulates geschlossen worden sei. Nun war zwar den deutschen Standesbeamten in der britischen Zone zur damaligen Zeit durch die Verfügung der MR vom 11. 10. 1945 (JB1. Hamm 1945 S. 30) die Eheschließung zwischen Angehörigen der VN verboten, falls sie nicht ein Ehefähigkeitszeugnis oder eine entsprechende Ermächtigung der zuständigen Behörde ihres Landes vorlegten. Sollte die Ehe unter Verletzung dieser Vorschrift geschlossen worden sein, so wäre sie aber dennoch gültig. Nach deutschem Recht kann das nicht zweifelhaft sein. Es gilt aber auch nach polnischem Recht. Nach Art. 13 Ziff. 1 des polnischen Gesetzes vom 2. 8. 1926 betr. das f ü r internationale Privatverhältnisse gellende Recht unterliegt die Form der Eheschließung dem Recht, welches am Ort der Eheschließung gilt. Nur zu den Formerfordernissen der Eheschließung gehört es aber auch, wenn f ü r die Eheschließung von Ausländern vor dem deutschen Standesbeamten die Beibringung eines Ehefähigkeitszeugnisses der Heimatbehörde verlangt wird. Ist die Ehe, die ohne ein solches Zeugnis geschlossen worden ist, nach deutschem Recht gültig, so ist sie es daher auch nach polnischem Recht. Das LG hat seine Zuständigkeit daher mit Recht verneint." 67. Die deutschen Gerichte sind für die Eheschließung sowohl der polnischen als auch der sowjetrussischen Staatsangehörigen nicht zuständig, da die Entscheidungen deutscher Gerichte weder in Polen noch in Sowjetrußland anerkannt werden. Eine Ehefrau kann auf ihre polnische bzw. sowjetrussische Staatsangehörigkeit ohne Genehmigung des Ehemannes nicht verzichten, da eine solche Genehmigung nach § 18 des deutschen Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 22. 7. 1913 erforderlich ist (sie!). — ZPO § 606; RuStAG vom 22. 7. 1913, § 18; Polnisches Gesetz vom 2. 8. 1926 über IPR, Art. 17; Familiengesetzbuch der RSFSR von 1926: VO der UdSSR vom 8. 7. 1944. LG Ravensburg, Urteil vom 10. 11. 1949 — R 360/49. Ungedruckt. Beide Parteien sind in Polen geboren, die Kl. am 29. 6. 1925 in Pr. und der Bekl. am 7. 10. 1912 in W.-G.Beide gehören der orthodoxen Kirche an. Sie haben am 25. 7. 1943 in G. (Polen) nach orthodoxem Ritus die Ehe geschlossen. Beide Parteien besaßen mindestens bis zum Herbst 1939 die polnische Staatsangehörigkeit. Während die Kl. nunmehr staatenlos sein will, behauptet der Bekl., er besitze auch jetzt noch die polnische Staatsangehörigkeit. Die Parteien wurden im Jahre 1943 aus Polen nach dem Sudetenland verschleppt und kamen von dort im Jahre 1945 nach Seh., wo sie in der Landwirtschaft arbeiteten. Nach dem Einmarsch der französischen Armee wurden sie in das DP-Lager nach B. verbracht.
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Die Kl. begehrt nun mit dieser Klage Scheidung der Ehe aus Verschulden des Bekl. Aus den Gründen: „Nach § 606 Abs. 3 Ziff. 1 ZPO kann eine Ehe, bei der keiner der Ehegatten die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, von einem deutschen Gericht nur d a n n geschieden werden, wenn der gewöhnliche Aufenthaltsort des Mannes im Inland gelegen ist und nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt wird oder auch nur einer der Ehegatten staatenlos ist. Diese Voraussetzungen sind im vorliegenden Falle nicht gegeben. Die beiden Parteien haben zwar seit 1945 ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort im Inland. Ausschlaggebend ist aber in erster Linie, welche Staatsangehörigkeit der Bekl. besitzt. Nach dem durch die Kl. vorgelegten Gutachten des Kaiser Wilhelm-Instituts 1 besaß der Bekl., der im ehemaligen Gouvernement Grodno geboren ist, ursprünglich k r a f t Geburt die russische Staatsangehörigkeit und erwarb dann auf Grund des polnischen Staatsangehörigkeits-Gesetzes vom 20. 1. 1920 und des Rigaer Friedensvertrags zwischen Polen und Sowjet-Rußland vom 18. 3. 1921 die polnische Staatsangehörigkeit. Das Gutachten vertritt weiterhin den Standpunkt, daß der Bekl. durch die Eingliederung der westweiß-russischen Gebiete in die Sowjet-Union im Herbst 1939 die polnische Staatsangehörigkeit wieder verloren und die sowjetische erworben hat, so daß er n u n m e h r als sowjetrussischer Staatsangehöriger zu gelten hat. Im Gegensatz hierzu behauptet der Bekl., er besitze die polnische Staatsangehörigkeit, vgl. auch die Bescheinigung des Gouvernement Militaire. Es k a n n n u n dahingestellt bleiben, ob der Beklagte die polnische oder die sowjet-russische Staatsangehörigkeit besitzt. Denn eine Ehescheidung durch ein deutsches Gericht wird weder nach polnischem, noch nach sowjetrussischem Recht anerkannt. Daß Polen den deutschen Scheidungsurteilen über polnische Staatsangehörige die Anerkennung derzeit versagt, ist nicht mehr zweifelhaft, nachdem das polnische Oberste Gericht mehrfach, z. B. in den Urteilen vom 5. 2. 1931 (Zeitschr. f. Ostrecht 1932, 383; Schweiz. Jur. Zeitung 1948, 48) und vom 29. 5. 1937 (DJ 1938, 251), auf Grund des Art. 17 § 3 des polnischen Gesetzes vom 2. 8. 1926 betr. das f ü r internationale Privatverhältnisse geltende Recht den Standpunkt vertreten hat, daß mangels eines Staatsvertrags über die gegenseitige Anerkennung der Scheidungsurteile eine Pflicht zur Anerkennung eines ausländischen Urteils durch die polnische Behörde nicht besteht, vgl. hiezu DRZ 1948, 5. Beiheft S. 25. In Sowjet-Rußland ist, nachdem zuvor auf Grund des Gesetzes vom 19. 11. 1926 (s. Nachtrag 1933 zu Bergmann 2 S. 74) eine Ehe durch bloße Registrierung ohne behördliche Entscheidung gelöst werden konnte, durch Unionsgesetz vom 8. 7. 1944 Art. 23 ff. die gerichtliche Entscheidung in der 1 Gemeint ist das Kaiser Wilhelm-(jetzt Max-Planek-)Institut für ausl. und internationales Privatrecht in Tübingen. 2 Gemeint ist „Jahresberichte über intern, und ausl. Ehe- und Kindschaftsrecht", IV, inlern. Sonderausgabe der Zeitschrift für Slandesamlswesen, Berlin 1933.
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W e i s e eingeführt worden, daß eine Scheidung nur durch Gerichtsurteil ausgesprochen werden kann (vgl. den durch Just. Minist. Tübingen mit Weisung v o m 1. 2. 1949 Nr. 346—38/2 mitgeteilten Auszug des gen. Gesetzes aus den,,Iswestija" v o m 9. 7.1944, Nr. 162).Ergänzend hierzu ist der Schweiz. Jur. Zeit. v. 1. 2. 1948 S. 48 folgendes zu entnehmen: „ E i n e von einem ausländischen Gericht nach dem 8. 7. 1944 ausgesprochene Scheidung von Bürgern der Sowjet-Union wird nicht anerkannt und hat in der Sowjet-Union keine Rechtskraft". Der gegenteilige Standpunkt der in der durch den Kl. Prozeßbevollmächtigten zitierten Entscheidung J W 1936 S. 3579 vertreten wird, ist demnach als überholt zu betrachten. Die Kl. ist nun der Ansicht, daß die Voraussetzungen des § 606 Abs. 3 Ziff. 1 Z P O auf jeden Fall deshalb gegeben schienen, weil sie selbst als staatenlos zu gelten habe. Sie führt hiezu aus, sie habe auf die polnische Staatsangehörigkeit, die sie bis zum Jahr 1945 besessen habe, aus politischen Gründen freiwillig verzichtet, weil sie nicht mehr nach Polen zurückkehren wolle, sie erkläre sich daher als staatenlos. Diese Erklärung ist jedoch ohne rechtliche Wirkung. Es ist davon auszugehen, daß die Kl., gleichgültig ob sie die polnische oder die sowjet-russische Staatsangehörigkeit besitzt, entsprechend der Vorschrift des § 18 des Staatsangehörigkeitsgesetzes v o m 22.7.1913 (RGBl I S. 583), wonach die auf Antrag auszusprechende Entlassung aus der Staatsangehörigkeit nur v o m Mann und nicht von der Frau allein beantragt werden kann, auf keinen Fall ohne die Zustimmung des Bekl. ihre Staatsangehörigkeit aufgeben k a n n D e r Bekl. hat aber ausdrücklich erklärt, er sei nicht damit einverstanden, daß die Kl. sich f ü r staatenlos erklärt habe. Die Kl. ist also mangels Zustimmung des Bekl. trotz entsprechender Erklärung nicht staatenlos geworden, sondern besitzt nach wie v o r die Staatsangehörigkeit ihres Mannes. Aus diesen Gründen ist die Zuständigkeit eines deutschen Gerichts f ü r die Ehescheidung der Parteien zu verneinen. Die Klage mußte demnach abgewiesen werden."
Scheidung einer Ehe bulgarischer Staatsangehöriger 6 8 . Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehe bulgarischer Staatsangehöriger zuständig, wenn die Ehe in Deutschland standesamtlich und kirchlich geschlossen wurde und kirchlich bereits geschieden ist. — Z P O § 606; EGBGB Art. 17; EheG § 42; bulgarische Exarchatsordnung von 1883, Art. 187. L G Berlin, Urteil v o m 23. 5. 1949 — 12 R 149/49. Ungedruckt. Die Parteien haben am 28. 12. 1938 vor dem Standesamt Berlin-Wilmersdorf die Ehe miteinander geschlossen. Der Bekl. besitzt die bulgarische Staatsangehörigkeit, er ist am 8. 4. 1902 in D. (Bulgarien) geboren und griechisch-orthodoxer Konfession. Die Bekl., die am 4. 4. 1898 in B. 1 Das Urteil behandelt den Verlust der polnischen bzw. sowjetrussischen Staatsangehörigkeit unter Anwendung des deutschen Staatsangehörigkeitsrechts, über die Unzulässigkeit eines solchen Vorgehens siehe Makarov, Allgemeine Lehren des Staatsangehörigkeitsrechts, 1947, S. 59 ff.
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geboren ist, hat ihre deutsche Staatsangehörigkeit durch die Eheschließung verloren und hat auf ihren Antrag hin die bulgarische Staatsangehörigkeit erworben, auch ist sie zur griechisch-orthodoxen Kirche übergetreten. Anschließend an die standesamtliche Eheschließung hat am 28. 12. 1938 die orthodoxe Eheschließung nach orthodoxem Ritus vor dem Klerus der russisch-orthodoxen Auferstehungskathedrale in B. stattgefunden. Kinder sind aus der Ehe nicht hervorgegangen. Seit April 1945 leben die Parteien voneinander getrennt. Die Kl. behauptet, der Bekl. habe vor und nach der Trennung wiederholt Ehebruch begangen. Sie beantragt, die Ehe der Parteien zu scheiden und den Bekl. f ü r schuldig zu erklären. Der Bekl. hat keine Anträge gestellt. Persönlich vernommen, hat der Bekl. zugegeben, Ehebruch begangen zu haben. Die Parteien haben zum Nachweis ihrer bulgarischen Staatsangehörigkeit ihre Pässe vorgelegt. Aus den Gründen: „Es war zunächst zu prüfen, ob die internationale Zuständigkeit des Gerichts nach § 606 Abs. 3 ZPO gegeben ist, da beide Parteien die deutsche Staatsangehörigkeit nicht besitzen, sondern die bulgarische Staatsangehörigkeit. Es kann daher von einem deutschen Gericht in der Sache nur entschieden werden, wenn der persönliche Aufenthalt des Mannes im Inland gelegen ist und nach dem Heimatrecht des Mannes die von den deutschen Gerichten zu fällende Entscheidung anerkannt werden wird. Die Ehe der Parteien ist nicht nur standesamtlich, sondern auch kirchlich in griechisch-orthodoxer Form geschlossen. Eine vor dem orthodoxen Geistlichen geschlossene Ehe kann nach bulgarischem Recht nur von einem kirchlichen Gericht geschieden werden. Das ist vorliegend geschehen, wie die Kl. durch die vorgelegte Bescheinigung vom 10. 5. 1948 dargetan hat. Es besteht daher insoweit nur noch die in Deutschland geschlossene standesamtliche Eheschließung, die in Bulgarien nicht anerkannt wird und einen nur auf Deutschland beschränkten Wirkungskreis hat. Es kann infolgedessen vorliegend nicht darauf ankommen, ob die Entscheidung nach dem Heimatrecht des Bekl. anerkannt wird. Es wäre auch widersinnig, den Parteien die Scheidung der in Deutschland geschlossenen standesamtlichen Ehe zu verweigern, nachdem bereits die Scheidung der kirchlich geschlossenen Ehe, die allein f ü r Bulgarien seinerzeit vorgeschrieben war, denn das neue bulgarische EheG vom 12. 5. 1945 ist erst am 27. 5. 1945 in Kraft getreten, erfolgt ist. Ist doch der Zweck der Vorschrift des § 606 Abs. 3, Rücksicht gegen den fremden Staat zu nehmen, wenn dieser die von seinen Angehörigen geschlossene Ehe überhaupt anerkennt, also ihr Dasein bejaht, andernfalls liegt von seinem Standpunkte aus eine scheinbare Ehe überhaupt nicht vor (vgl. Raape, 2. Aufl. S. 199, Staudinger-Raape, 9. Aufl., Anm. F II 4 zu Art. 17, ferner RGZ Bd. 70, S. 139 und Bd. 105, S. 365). Es bestehen daher keine Bedenken gegen die internationale Zuständigkeit des Gerichts. Materiell kommt nach Art. 17 des EGBGB bulgarisches Recht zur An-
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Wendung, weil f ü r die Scheidung der Ehe die Gesetze des Staates maßgebend sind, dem der Ehemann zur Zeit der Klageerhebung angehört. Nach Art. 187 der bulgarischen Exarchatordnung von 1883 ist Ehebruch ein Scheidungsgrund. Nach Art. 17 Abs. 4 des EGBGB kann aber auf Scheidung auf Grund eines ausländischen Gesetzes nur erkannt werden, wenn sowohl nach dem ausländischen, als auch nach deutschem Gesetz die Scheidung zulässig ist. Nach § 42 des EheG ist Ehebruch ebenfalls ein Scheidungsgrund. Auf Antrag der Kl. war daher die Ehe der Parteien zu scheiden und nach § 52 Abs. 1 daselbst auszusprechen, daß der Bekl. die Schuld an der Scheidung trägt."
Scheidung einer Ehe sowjetischer Staatsangehöriger Siehe auch Nr. 67, 71, 84
6 9 . Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehe sowjetischer Staatsangehöriger zuständig. Nach sowjetischem Recht kann die Ehe auch auf einseitigen Wunsch eines der Ehegatten aufgelöst werden (sie!). Die muß auch nach deutschen Gesetzen zulässig Scheidung in Deutschland sein. — EGBGB Art. 17; Z P O § 606; MBG Nr. 2; sowjetrussisches Familiengesetzbuch von 1926, Art. 18. L G Ulm/Donau, Urt. v o m 29. 9. 1948. — R 313/47. Ungedruckt. Die Parteien sind russische Staatsangehörige und leben seit 1943 in Deutschland. Aus den Gründen: „1. Da die Ermächtigung der M R zur Ausübung der deutschen Gerichtsbarkeit gem. Art. V I . Ziff. 10 b 6 MRG Nr. 2 i. d. F. des 2. Abänderungsgesetzes (MRB1 1946 S. 79) vorliegt, konnte das angerufene Gericht, obw o h l es sich um ein Verfahren zwischen Staatsangehörigen der V N handelt, tätig werden. I m Hinblick auf die Tatsache, daß der Kl. seinen gewöhnlichen Aufenthalt seit längerer Zeit im Bezirk des angerufenen Gerichts hat, war auch die Zuständigkeit desselben gem. § 606 Abs. 3 Ziff. 1 Z P O gegeben, zumal mindestens das im Urteil des deutschen Gerichts liegende einseitige Scheidungsbegehren des Kl., das, wie unter Ziff. 2 erwähnt wird, nach russichem Recht zur Scheidung ausreicht, nach dem Heimatrecht des Kl. anerkannt werden wird. 2. Da der Kl. von Geburt an die russische Staatsangehörigkeit besitzt, sind f ü r die Scheidung die russischen Gesetze gem. Art. 17 Abs. 1 EGBGB maßgebend. Indes darf gem. Art. 17 Abs. 4 EGBGB auf Scheidung auf Grund eines ausländischen Gesetzes im Inland nur erkannt werden, wenn sowohl nach dem ausländischen Gesetz als nach den deutschen Gesetzen die Scheidung zulässig sein würde. a) W a s das russische Recht anlangt, so kann gem. Art. 18 des Gesetzbuchs betreffend Ehe, Familie und Vormundschaft vom 19. 11. 1926 (GS. Art. 612) bei Lebzeiten der Ehegatten die Ehe sowohl auf Grund beiderseitiger Ubereinstimmung als auch auf den einseitigen Wunsch irgendeines von ihnen aufgelöst werden 1 (vgl. Bergmann, Internationales Ehe1 Diese B e s t i m m u n g ist durch die V e r o r d n u n g des P r ä s i d i u m s des Oberston Rates der U d S S R v o m 8. 7. 1944 a u f g e h o b e n .
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und Kindschaftsrecht, Bd. 1, 1938 S. 677). Da der Kl. die Auflösung der Ehe begehrt und die Bekl. noch lebt, steht nach russischem Recht der Scheidung nichts im Wege. b) Was das deutsche Recht anlangt, so greift § 45 EheG Platz (wird näher ausgeführt). 3. Da somit die Voraussetzungen einer Scheidung sowohl nach deutschem wie russischem Recht gegeben sind, war die Ehe mit der Kostenfolge des § 93 a ZPO zu scheiden."
Scheidung einer Ehe griechischer Staatsangehöriger 70. Die Ausübung der deutschen Gerichtsbarkeit gegen Staatsangehörige der VN (im vorliegenden Fall gegen Griechen) ist unter GenehmiStaatsangehögung der MR möglich. Wenn beide Eheleute die deutsche rigkeit nicht besitzen, kann von einem deutschen Gericht eine Ehesache nur dann entschieden werden, wenn der gewöhnliche Aufenthaltsort des Mannes oder der Frau im Inland gelegen ist und nach dem Heimatrecht des Ehemannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt werden wird. Die Anerkennung eines deutschen Scheidungsurteils in Griechenland ist nicht ausgeschlossen. Die deutschen Gerichte sind daher für die Scheidung der Ehe griechischer Staatsangehöriger zuständig. — MRG Nr. 2 Art. VI; EGBGB Art. 17; EheG 1946 § 43; ZPO § 606; griechisches EheG von 1920, Art. 4, 5, 7. LG Heilbronn a. N„ Urt. vom 17. 10. 1947 — R 388/47. Ungedruckt. Aus den Gründen: „I. Die Eheleute gehören als griechische Staatsangehörige einer der VN an. Nach Art. VI, 10 b des MRG Nr. 2 in der Fassung vom 15. 10. 1946 (MRB1 1946, S. 80) ist die Ausübung der deutschen Gerichtsbarkeit in Zivilsachen gegen Staatsangehörige der VN grundsätzlich verboten. Es sei denn, daß die MR das deutsche Gericht ermächtigt, die Gerichtsbarkeit auszuüben. Diese Ermächtigung ist mit der Erklärung der MR Land Württemberg/Baden vom 23. 6. 1947 erteilt worden. Nach § 606 Abs. 3 ZPO kann, wenn beide Eheleute die deutsche Staatsangehörigkeit nicht besitzen, von einem deutschen Gericht eine Ehesache nur entschieden werden, wenn der gewöhnliche Aufenthaltsort des Mannes oder der Frau im Inland gelegen ist und nach dem Heimatrecht des Ehemannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt werden wird. Der gewöhnliche Aufenthaltsort der Ehefrau, H., ist im Inland gelegen. Nach Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht, 1938 S. 236 Ziff. 3, ist in Griechenland die Anerkennung eines deutschen Scheidungsurteils nicht ausgeschlossen; vgl. Erlaß des Justizministeriums Stuttgart G l — 4/2 vom 20. 7. 1947. Hiernach kann auch nach deutschem Recht vom deutschen Gericht diese Scheidungssache behandelt werden. Nach § 606 Abs. 1 ZPO ist das LG Heilbronn örtlich zuständig, da in Stuttgart, wo die Eheleute zuletzt ihren gewöhnlichen gemeinsamen Auf-
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enthalt hatten, keiner der Ehegatten mehr wohnt und zur Zeit der Klageerhebung der Ehemann im Inland keinen Aufenthaltsort mehr hatte, der gewöhnliche Aufenthaltsort der Frau aber in Heilbronn gewesen und geblieben ist. II. Nach Abs. 1 des Art. 17 EGBGB sind für die Scheidung einer Ehe die Gesetze des Staates maßgebend, dem der Ehemann zur Zeit der Erhebung der Klage angehört. Maßgebend ist hiernach das griechische Gesetz über die Ehescheidung vom 24. 6. 1920, abgedruckt bei Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht (1938) Bd. I. Art. 4 dieses Gesetzes bestimmt, daß die Scheidung begehrt Werden kann, wenn der andere Ehegatte den verletzten Ehegatten seit zwei Jahren böswillig verlassen hat. Nach Art. 5 des gen. Gesetzes kann die Ehe auch dann geschieden werden, wenn durch das Verschulden des anderen eine so starke Zerrüttung des ehelichen Verhältnisses entstanden ist, daß die Fortsetzung des ehelichen Zusammenlebens den Ehegatten unerträglich wird. Überdies kann nach Art. 7 des gen. Gesetzes Scheidung verlangt werden, wenn der andere sich verborgen hält. (Der Sachverhalt wird angeführt.) Das Scheidungsbegehren der Kl. ist so nach den Art. 4, 5 u. 7 des griechischen EheG gegeben. Nach Art. 17 Abs. 3 EGBGB kann jedoch das deutsche Gericht auf Grund eines ausländischen Gesetzes im Inland eine Scheidung nur dann aussprechen, wenn auch nach den deutschen Gesetzen die Scheidung zulässig sein würde. Der festgestellte Tatbestand rechtfertigt die Scheidung der Ehe nach § 43 des deutschen EheG vom 20. 2. 1946. (Wird näher ausgeführt) . . . Hiernach dungsrecht EheG vom festgestellt,
wird sowohl nach dem oben bezeichneten griechischen Scheiwie auch auf Grund des § 43 i. V. mit § 52 des deutschen 20. 2. 1946 die Scheidung der Ehe ausgesprochen und dabei daß der Bekl. die Schuld an der Scheidung trägt."
Scheidung einer Ehe von Angehörigen der baltischen Staaten Siehe auch Nr. 83, 89, 109—112, 114, 115
71. Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehe ehem. lettischer Staatsangehöriger zuständig. Bei schriftlicher Unterwerfung unter die deutsche Gerichtsbarkeit ist die Zuständigkeit auch in dem Falle gegeben, wenn die Parteien als Staatsangehörige der UdSSR anzusehen wären. Nach lettischem Recht ist die Anerkennung ausländischer Scheidungsurteile, wenn sie unter Anwendung des lettischen Rechts erfolgen, gesichert. — MRG Nr. 2 Art. VI; ZPO § 606; lettisches ZGB von 1937, § 12. LG Bamberg, Urt. vom 4. 9. 1947 — R 173/47. Ungedruckt. Die Streitteile, beide frühere Staatsangehörige des ehemaligen Lettlands und evang. Konfession, wurden am 18. 6. 1940 in Riga kirchlich getraut. Sie haben 1941 Lettland verlassen und wohnen seit September 1945 in Bamberg. Es wird auf Ehescheidung geklagt.
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Aus den Gründen: „Die Streitteile sind Letten. Da der Bekl. sich schriftlich der Zuständigkeit deutscher Gerichte unterworfen hat (gem. Art. VI Z. 10 b 6 I MRG Nr. 2 i. d. F. des 2. Änd.-Ges.), wäre die deutsche Gerichtsbarkeit auch dann gegeben, wenn man die Streitteile auf Grund der erfolgten staatlichen Umwälzungen nicht als Letten oder lettische Staatenlose, sondern als Staatsangehörige einer der VN, nämlich der UdSSR, oder als Staatenlose derselben ansehen wollte. Beide Parteien besitzen nicht die deutsche Staatsangehörigkeit; sie haben aber ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Inland, im Bezirk des LG Bamberg. Da nach § 12 des lettischen Zivilgesetzbuches von 1937 ausländische Scheidungsurteile anerkannt werden, wenn die zugrunde gelegten Scheidungsgründe dem lettischen Recht entsprechen (vgl. Bergmann, Int. Ehe- und Kindschaftsrecht, S. 351) und nach Art. 17 EGBGB lettisches Recht als Gesetz des Staates, dem der Ehemann bei Einreichung der Scheidungsklage angehört, Anwendung findet, also die Anerkennung eines deutschen Scheidungsurteils im früheren Heimatstaat der Streitteile gewährleistet erscheint, ist die Zuständigkeit eines deutschen Scheidungsgerichts begründet, § 606 Abs. III Ziff. 1 ZPO i. d. F. des § 19 der 4. DVO z. EheG. Auch f ü r den Fall, daß man die Streitteile als staatenlose Angehörige einer der VN (UdSSR) ansehen wollte, wäre nach dieser Bestimmung die Zuständigkeit gegeben, da nach sowjetischem Recht jede im Ausland nach den örtlichen Gesetzen vollzogenene Auflösung der Ehe anerkannt wird, falls sie nicht gegen den Willen der Ehegatten aus formellen Gründen erfolgt (vgl. aaO S. 671). Die Zuständigkeit des LG Bamberg ist daher gegeben. Die Klage ist begründet (wird näher ausgeführt)." 72. Zur Ehescheidungsklage lettischer Staatsangehöriger ist die Genehmigung der MR nicht erforderlich. Deutsche Gerichte sind für die Scheidung der Ehe lettischer bzw. sowjetrussischer Staatsangehöriger zuständig. Die öffentliche Zustellung von Klage und Ladung, wenn der Aufenthalt der Bekl. infolge der Kriegsverhältnisse noch nicht bekannt geworden ist, ist zu versagen. — MRG Nr. 2 Art. VI; ZPO §§ 203, 606. OLG München, Beschl. vom 23. 12. 1947 — W 193/47: NJW 1 (1948) 632 mit Anm. von Lauterbach; im Auszug: DRsp. IV (418) 27 c. „Die Annahme des Erstgerichts, es stehe einer Entscheidung im vorliegenden Falle Art. VI Ziff. 10 b MRG 2 i. d. F. d. And. vom 15. 10. 1946 im Hinblick auf die Tatsache, daß das Staatsdepartement der USA die russische Annexion Lettlands nicht anerkennt, nicht im Wege, läßt keinen Rechtsverstoß erkennen. Nach der Begründung des angef. Beschl. kann es dahingestellt bleiben, ob die Streitteile die sowjetrussische oder die lettische Staatsangehörigkeit haben. Der Erstrichter verneint aber zu Unrecht die sich aus § 606 Abs. III ZPO ergebende Voraussetzung, daß nach dem Heimatrecht des Kl. die von dem inländischen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt
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wird. Das Gesetz verlangt diese Anerkennung, um nach Möglichkeit abweichende inländische und ausländische Entscheidungen bez. der Statusverhältnisse fremder Staatsangehöriger zu vermeiden (vgl. St ein-JonasPohle 16. Aufl. Anm. III 2c a. Anf. zu § 606 ZPO; ferner u. a. RG vom 26. 10. 1933 in RGZ 143, 130 ff. = J W 1934, 1417). Eine solche Gefahr besteht im vorliegenden Falle bei dem Kl. nicht. Nach dem Recht des lettischen Staates wird eine im Ausland ausgesprochene Ehescheidung lett. Bürger auch in Lettland anerkannt, ausgenommen den Fall, daß die zugrunde liegenden Scheidungsgründe dem lett. Gesetz nicht entsprechen und der Gesellschaftsordnung oder den guten Sitten widersprechen ( § 1 2 Abs. II Lettl. ZGB vom 28. 2. 1937, abgedr. bei Bergmann, Intern. Eheu. Kindschaftsrecht, Bd. I, 1938, S. 351). Übrigens würden auch keine Schwierigkeiten in Rußland zu befürchten sein, selbst wenn die Bekl. in Lettland noch ihren Wohnsitz haben und beide Ehegatten nach der sowjetrussischen Auffassung die russische Staatsangehörigkeit besitzen sollten; denn entsprechend der Ziff. 2 des Dekrets des sowjetruss. Volkskommissars f. Justiz vom 6. 7. 1923 (abgedr. b. Bergmann aaO S. 671) würde nach sowjetrussischem Recht die Scheidung im vorliegenden Falle anerkannt werden (vgl. Magnus, Tab. z. Intern. Recht, 1. Heft, 1931, S. 125; Boschan, Europäisches Familienrecht, 1937, S. 279 '). Der Erstrichter konnte daher die Ablehnung der Terminbestimmung nicht mit dem Fehlen der inländischen Gerichtsbarkeit begründen. Dagegen ist die im angef. Beschl. ausgesprochene Ablehnung der öffentlichen Zustellung von Klage und Ladung nicht zu beanstanden. Die Bewilligung der öffentlichen Zustellung steht im pflichtgemäßen Ermessen des Gerichts (§ 203 Abs. I ZPO). Keine unrichtige Anwendung des Ermessens bedeutet es, wenn das Gericht hier, wo der Aufenthalt der Bekl. infolge der Kriegsverhältnisse noch nicht bekannt geworden ist, die öffentliche Zustellung versagt hat, mit der nach dem Grundgedanken des Gesetzes Personen rechnen müssen, die sich freiwillig aus ihrem bisherigen Lebenskreise entfernen, ohne f ü r Bekanntwerden ihres neuen Aufenthaltsortes zu sorgen (vgl. OLG Kiel, Beschl. vom 5. 8. 1946, SJZ 1946, 230; OLG Dresden, Beschl. vom 14. 1. 1946, DRZ 1947, 96; OLG Oldenburg vom 7. 6. 1947 2, MDR 1947, 259 mit ausführl. Anm. von Delbrück). Der Mangel der Voraussetzungen einer öffentl. Zustellung trägt auch die Ablehnung der Bestimmung eines Verhandlungstermins. Die Rechtsbeschwerde war daher zurückzuweisen, wie geschehen." 73. Eine Scheidung lettischer Ehegatten durch deutsche Gerichte ist möglich, sofern die Ehegatten nicht im Dienste der Streitkräfte der VN stehen oder eine ähnliche Stellung in der alliierten Verwaltung Deutschlands innehaben. Lettland hat die deutschen Scheidungsurteile anerkannt. Jetzt steht die Unmöglichkeit, die Anerkennung des Urteils zu verweigern, der Anerkennung gleich. Eine Scheidung nach lettischem Recht auf Grund 1 Die ausländischen Scheidungsurteile werden in der Sowjet-Union seit Einführung der gerichtlichen Scheidung durch die VO vom 8. 7. 1944 nicht mehr anerkannt. 2 Siehe unten Nr. 84.
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dreijähriger Trennung setzt die tatsächliche Möglichkeit einer Ehegemeinschaft und entweder die einverständliche Trennung oder die Verweigerung der Ehegemeinschaft durch einen Ehegatten voraus. — EGBGB Art. 17; ZPO § 606; EheG § 48; lettisches Zivilgesetzbuch § 77. OLG Kiel, 2. ZS, Beschluß vom 31. 3. 1949 — 2 W 128/49: SchlHA 196 (1949) 236; im Auszug: DRsp IV (418) 35 f. Die Parteien sind Letten. Sie haben am 9. 11. 1944 vor dem Standesamt V in Dresden die Ehe miteinander geschlossen. Damals war der Antrg. Soldat. Bald nach der Eheschließung kehrte er wieder zur Truppe an die Ostfront zurück. Weihnachten 1944 befand sich der Antrg. wieder auf Heimaturlaub. Infolge der Kriegsereignisse ging die Verbindung der Antrst. mit ihrem Ehemann später verloren. Nach der Kapitulation nahm die Antrst. ihren Wohnsitz in L. Alle Nachforschungen nach dem Verbleib des Antrg. blieben erfolglos. Die Antrst. beabsichtigt, gegen ihren Ehemann Klage auf Scheidung der Ehe aus § 48 des EheG zu erheben. Durch den angefochtenen Beschluß hat ihr das LG das Armenrecht versagt, weil die Rechtsverfolgung keine hinreichende Aussicht auf Erfolg biete. Hiergegen richtet sich die Beschwerde der Antrst. Aus den Gründen: „Die Beschwerde ist nicht begründet. Die Parteien gehören keiner der VN an. Allerdings wird ihr ehemaliges Heimatland Lettland von der Sowjetunion als ein Teil der UdSSR in Anspruch genommen. Durch die Anweisung der britischen MR vom 3. 11. 1945 (Legal 52035) ist aber für die britische Besatzungszone ausdrücklich klargestellt, daß die britische Regierung die Angehörigen der ehemaligen baltischen Staaten — Estland, Lettland und Litauen — nicht als Sowjetbürger betrachtet, weil die Einverleibung dieser Republiken von dem Vereinigten Königreich völkerrechtlich nicht anerkannt ist. Demzufolge sind die Staatsangehörigen dieser Republiken nicht Angehörige einer der VN. Sie unterstehen daher der deutschen Gerichtsbarkeit, es sei denn, daß sie im Dienste der Streitkräfte einer der VN stehen oder eine ähnliche Stellung in der alliierten Verwaltung Deutschlands innehaben (Anweisung der britischen MR vom 3. 11. 1945 — Legal/52035 —, abgedruckt im Hanseatischen Justizverwaltungsblatt 1946 S. 34), was hier aber nicht der Fall ist. Diese Entscheidung der britischen MR bindet die deutschen Gerichte (vgl. OLG Kiel — 1. ZS — Urteil vom 6. 8. 1946 — I U 91/46 1 SchlHA 1946, 372). Unterstehen danach die Parteien grundsätzlich der deutschen Gerichtsbarkeit, so erhebt sich die weitere Frage, ob auch der vorliegende Ehescheidungsstreit vor einem deutschen Gericht durchgeführt werden kann. Nach § 606 Abs. 3 Ziff. 1 ZPO kann das deutsche Gericht, wenn keiner der Ehegatten die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, unter den Voraussetzungen entscheiden, daß der gewöhnliche Aufenthalt des Mannes oder der Frau im Inland liegt und entweder nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung aner1
Siehe unten Nr. 110.
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kannt werden w i r d oder auch nur einer der Ehegatten staatenlos ist. Die Antrst. lebt schon seit dem Kriege in Deutschland und hat ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort in L., also im Inland. Lettland erkannte die deutschen Scheidungsurteile an (RG J W 1936, 2475; J W 1937, 1977). Außerdem steht die augenblickliche Unmöglichkeit, die Anerkennung des Urteils zu verweigern, der Anerkennung gleich (OLG München 1 N J W 1948 S. 632). Deutsche Gerichte dürfen also entscheiden. Ist der Entscheidung deutsches Recht zugrundezulegen, was nach Art. 29 EGBGB der Fall wäre, wenn die Parteien als staatenlos anzusehen wären, so verspricht die auf § 48 des EheG gestützte Ehescheidungsklage keine Aussicht auf Erfolg. Denn die Trennung der Parteien ist keine freiwillige. ( W i r d ausgeführt.) W ä r e n aber die Parteien noch als Bürger des de facto nicht mehr selbständig bestehenden Freistaates Lettland zu behandeln und lettisches Recht anzuwenden, so wäre die Rechtslage keine andere. Denn nach § 77 des lettischen Zivilgesetzbuches v o m 28. 2. 1937 (vgl. Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht Band I 1938 S. 358) ist die Ehescheidung möglich, wenn die Ehegatten drei Jahre lang ununterbrochen voneinander getrennt gelebt haben. Mit Recht geht das L G davon aus, daß diese Bestimmung immer dann zur Anwendung kommen kann, wenn die Eheleute die Möglichkeit gehabt hätten, wieder in ehelicher Gemeinschaft zusammenzuleben, dies aber im gegenseitigen Einverständnis oder deshalb nicht taten, weil einer der Ehegatten die Herstellung der Gemeinschaft ablehnt. Es spricht nichts dafür, daß das lettische Recht einen Ehescheidungsgrund schon dann geben wollte, wenn die Ehegatten sich nur aus Gründen des Krieges trennen mußten und in der Folgezeit wegen der weiteren Ereignisse, insbesondere der Entwicklung der politischen Lage, nicht wieder zusammen kommen konnten. Dabei ist zu berücksichtigen, daß nach Art. 17 I V EGBGB auch bei Anwendung lettischen Rechts auf Ehescheidung aus § 77 des lettischen Zivilgesetzbuches nur erkannt werden könnte, wenn auch die Ehescheidung nach deutschem Recht möglich wäre. Dies ist aber nach den obigen Erörterungen zu § 48 des EheG nicht der Fall. Das L G hat daher der Antrst. mit Recht das nachgesuchte Armenrecht versagt. Ihre Beschwerde konnte deshalb keinen E r f o l g haben." 7 4 . Die Angehörigen des ehem. Lettlands sind nicht als Angehörige einer der VN zu betrachten, da die Vereinigten Staaten und Großbritannien die Eingliederung Lettlands in die Sowjet-Union de jure nicht anerkannt haben und da die Anerkennung oder Nichtanerkennung auswärtiger Gebietsveränderungen sich nach dem Standpunkt der Besatzungsmächte, die z. Z. die Träger der auswärtigen Beziehungen Deutschlands sind, richten muß. Die deutschen Gerichte sind daher für die Scheidung der Ehe lettischer Staatsangehöriger zuständig. — Z P O § 606; MRG Nr. 2 Art. V I Z. 10. 1
Siehe oben Nr. 72.
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OLG Stuttgart, Nebensitz Karlsruhe, 2. ZS, Beschl. vom 5. 7. 1949 — 1 W 127/49: DtRpfl. 59 (1951) 137. Der Kl. hat Ehescheidungsklage erhoben. Beide Parteien hatten, wie aus dem gesamten Parteivorbringen zu schließen ist, ursprünglich die lettische Staatsangehörigkeit. Die Ehe ist am 3. 10. 1943 in Riga nach dem Recht der evangelisch-lutherischen Kirche geschlossen worden. Gegen Ende des Krieges kam der Kl. nach Deutschland, sein gewöhnlicher Aufenthaltsort ist Mannheim. Die Bekl. ist in Lettland zurückgeblieben. Ihr Schicksal ist unbekannt, es besteht keine Verbindung mit ihr. Das LG hat die Zuständigkeit der deutschen Gerichtsbarkeit verneint, weil hier ein Prozeß eines Staatenlosen gegen eine Person geführt werde, von der nicht ausgeschlossen werden könne, daß sie sowjetrussische Staatsangehörigkeit besitze, also einer der VN angehöre. Zur Frage der Ehescheidung von ehemaligen Lettländern hat der beschließende Senat in dem Urteil vom 6. 7.1949 (1 U 89/49) folgendes ausgeführt, wobei von der auch im vorliegenden Fall zutreffenden Voraussetzung ausgegangen wurde, daß keine der Parteien die deutsche Staatsangehörigkeit erworben hat: Nach § 606 Abs. 3 ZPO kann in Ehesachen zwischen Parteien, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, von einem deutschen Gericht nur entschieden werden, wenn der gewöhnliche Aufenthaltsort des Mannes oder der Frau im Inland gelegen ist und nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt wird, oder auch nur einer der Ehegatten staatenlos ist. Nach dem MRG 2 Art. VI Z i f f . 10 darf es sich ferner nicht auf der bekl. Seite um einen Staatsangehörigen der VN handeln oder um einen Staatenlosen, der als verschleppte Person einer der VN gilt. Lettland ist 1940 zu einem Teil des Staatsgebiets der Sowjet-Union geworden. Seinen Staatsangehörigen wurde durch eine VO des Obersten Rats der Sowjet-Union vom 7. 9. 1940 die russische Staatsangehörigkeit verliehen. Trotzdem können die Parteien nicht als Angehörige der VN betrachtet werden. Es kann dahingestellt bleiben, ob die frühere deutsche Regierung die Einverleibung der baltischen Staaten in die Sowjet-Union anerkannt hat (vgl. dazu einerseits Grewe, SJZ 1946, 153, andererseits Beitzke in dem vom LG Göttingen 1 MDR 1948, 362 erwähnten Gutachten). Jedenfalls ist eine de jureAnerkennung dieses Aktes durch die Vereinigten Staaten und durch Großbritannien nicht erfolgt (Nachweis bei Grewe aaO und im 5. Beiheft zur DRZ: Gegenwartsfragen des Internationalen Privatrechts 1948, 24). Da aber die Träger der auswärtigen Beziehungen Deutschlands z. Z. die Besatzungsmächte sind, so muß sich die Anerkennung oder Nichtanerkennung auswärtiger Gebietsveränderungen nach dem Standpunkt der Besatzungsmacht richten. Danach sind die Parteien noch als lettische Staatsangehörige zu betrachten und gehören nicht einer der VN an. Auf diesem Standpunkt steht auch das Gutachten des Max-Planck-Instituts f ü r ausländisches und internationales Privatrecht in dem oben angeführten 5. Beiheft zur DRZ S. 24. 1
8*
Siehe unten Nr. 114.
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Internationales Privatrecht: Rechtsprechung 1945—1949
Nr. 75, 76
Die Ausübung der deutschen Gerichtsbarkeit ist also im vorliegenden Fall zulässig V 75. Die amerikanische MR erkennt die Annexion Estlands durch die Sowjet-Union nicht an. Die estnischen Staatsangehörigen haben ihre Staatsangehörigkeit behalten. Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehe estnischer Staatsangehöriger zuständig. — EGBGB Art. 17; EheG § 48; estnisches EheG § 23. LG Ulm/Donau, Urt. vom 8. 8. 1947 — R 533/46. Ungedruckt. Die Parteien haben am 22. 12. 1940 in P. (Estland) geheiratet. Im Herbst 1944 haben die Parteien das Gebiet des estnischen Staates, dem sie angehörten, aus politischen Gründen verlassen. Zur Begründung seines Scheidungsantrags hat der Kl. vorgetragen, die häusliche Gemeinschaft der Parteien sei seit 1941 aufgehoben und eine Wiederherstellung nicht zu erwarten. Das LG Ulm hat die Klage durch Urteil vom 21.2. 1947 abgewiesen, weil die deutsche Gerichtsbarkeit nicht gegeben sei. Auf die Revision des Kl. hat das OLG Stuttgart durch Urteil vom 28. 5. 1947 — Rs 28/47 2 das Urteil des LG aufgehoben und die Sache zur anderweiten Verhandlung und Entscheidung an das LG Ulm zurückverwiesen. Das OLG hat festgestellt, daß die Parteien trotz der Annexion Estlands durch Rußland estnische Staatsangehörige geblieben sind, da die amerikanische MR diese Annexion nicht anerkennt. Das angerufene Gericht kann entscheiden, da Estland die Entscheidungen deutscher Gerichte auch dann anerkannt hat, wenn die zu scheidende Ehe in Estland geschlossen worden war (vgl. das Rechtsgutachten von Prof. Dr. Held und das Urteil des OLG Kiel vom 6. 8. 1946 3, SchlHA 1946, 372). Nach Zurückverweisung wurde durch Beschluß die Vernehmung der Bekl. angeordnet . . . Die Bekl. hat angegeben, sie sei von dem Kl. schon seit 1941 getrennt; ein gemeinsamer Haushalt habe noch nie bestanden. Sonach war, da die Ehegatten wegen Unversöhnlichkeit ununterbrochen wenigstens zwei Jahre lang voneinander getrennt lebten (§ 23 estnisches EheG) und eine häusliche Gemeinschaft noch nie gehabt haben, obwohl die Ehe mehr als drei Jahre besteht (§ 48 deutsches EheG), der Klage stattzugeben: Art. 17 EGBGB. Scheidung einer Ehe ungarischer Staatsangehöriger 76. Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehen scher Staatsangehöriger nicht zuständig. ZPO § 606.
ungari-
LG Saarbrücken, Beschlüsse vom 9. 6. 1947 — 1 OH 26/47 und 1 R 288/47. Ungedruckt. Es handelte sich um Anträge auf Erlaß einer einstweiligen Anordnung 1
Ebenso OLG Kiel, s. oben Nr. 73 und SchlHA 1949, 236, und Hesse in SchlHA 1949, 200; DRsp. IV (418) 35 f—g. 2 3 Siehe unten Nr. 111. Siehe unten Nr. 110.
Nr. 77
XII. Zivilprozeßrecht
und Bewilligung des Armenrechts in Ehescheidungssachen Staatsangehöriger.
117 ungarischer
Aus den Gründen: „Voraussetzung der oben genannten Anträge ist, daß überhaupt das Ehescheidungsverfahren vor dem LG Saarbrücken zulässig ist. Die Parteien besitzen beide die ungarische Staatsangehörigkeit. Gemäß § 606 ZPO wäre das Landgericht Saarbrücken nur zuständig, wenn Ungarn das ergehende Urteil anerkennt. Zwar läßt das ungarische Recht eine Scheidung der Ehe zu, nimmt aber die Jurisdiktion ausschließlich für sich in Anspruch und erkennt ausländische Scheidungsurteile nicht an (vgl. SteinJonas, Anm. II zu 606). Aus der Haager Konvention 1 ist Deutschland am 1. 6. 1934 ausgeschieden. Entsprechende Vereinbarungen zwischen dem Saargebiet und Ungarn bestehen nicht. Eine Scheidung der Parteien durch das angerufene Gericht ist also nicht möglich. Damit entfällt auch die Möglichkeit des Erlasses einer einstweiligen Anordnung und der Bewilligung des Armenrechts."
Volljährigkeitserklärung 77. Die deutschen Gerichte sind für die Volljährigkeitserkläruny österreichischer Staatsangehöriger zuständig. — EGBGB Art. 13, 23; EheG von 1938 § 1; EheG 1946 § 1; österr. ABGB § 174. AG Saarbrücken, Beschl. vom 16. 7. 1947 — 10 a X E 25799. Ungedruckt. „Der Vater des Minderjährigen, der Bergmann S., ist am 27. 2. 1901 in Z. (Österreich) geboren. Nach den vorgelegten Ausweispapieren sind Vater und Sohn bis zum Anschluß Österreichs an das deutsche Staatsgebiet im Jahre 1938 österreichische Staatsangehörige gewesen. Es ist daher anzunehmen, daß beide durch die nach Kriegsende erfolgte Loslösung Österreichs aus dem deutschen Staatsverbande wieder die österreichische Staatsangehörigkeit erworben haben. Der Minderjährige X. beabsichtigt nunmehr, die deutsche Staatsangehörige Y., die sich von ihm im 7. Monat in Umständen befindet, zu ehelichen. Nach Art. 13 des EGBGB ist die Eingehung der Ehe bei jedem Verlobten nach seinem Heimatrecht zu beurteilen, so daß der Antragsteller . . . zwecks Abschlusses einer rechtsgültigen Ehe den Vorschriften des österreichischen Rechts genügen muß, wenn sich die Form der im Auslande geschlossenen Ehe auch ausschließlich nach deutschem Recht bestimmt. In Österreich ist das bisher geltende EheG von 1938 im wesentlichen in Geltung geblieben. Um den Erfordernissen von § 1 dieses Gesetzes, der in unveränderter Fassung sowohl in das z. Z. in Österreich geltende EheG als auch in das KRG Nr. 16 übernommen worden ist, zu genügen, muß X., 1
Gemeint ist das Haager Ehescheidungsabkommen von 1902.
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um eine Ehe eingehen zu können, f ü r volljährig und ehemündig erklärt werden. Er hat daher auch, nachdem er zunächst ein entsprechendes Gesuch an das für den Geburtsort seines Vaters zuständige österreichische Gericht, auf das er aber bisher keinerlei Antwort erhielt, gerichtet und sich anschließend an die offenbar überhaupt nicht bestehende Dienststelle des österreichischen Kontrolloffiziers bei der MR in Baden-Baden gewandt hat, mit Zustimmung seines Vaters einen dahingehenden Antrag bei dem unterzeichneten Vormundschaftsgericht gestellt, dem aus folgenden Gründen stattzugeben war: Es steht zunächst nichts im Wege, die Zulässigkeit der Volljährigkeitserklärung nach österreichischem Recht zu bejahen. Nach § 174 des öst. ABGB können Kinder, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, auch vor Zurücklegung des 21. Lebensjahres aus der väterlichen Gewalt treten, wenn der Vater sie mit ihrer Einwilligung und mit Genehmigung des Gerichts ausdrücklich entläßt. Der Vater des Minderjährigen hat sich mit seiner Volljährigkeits- und Ehemündigkeitserklärung einverstanden erklärt und ihn ausdrücklich aus der väterlichen Gewalt entlassen. Fraglich bleibt daher nur, ob das deutsche f ü r den inländischen Wohnsitz des Antragstellers zuständige Vormundschaftsgericht die Volljährigkeits- und Ehemündigkeitserklärung vornehmen kann; was in entsprechender Anwendung von Art. 23 EGBGB ebenfalls zu bejahen ist. Nach dieser Vorschrift kann im deutschen Reichsgebiet auch über einen Ausländer eine Vormundschaft oder Pflegschaft angeordnet werden, wenn der Staat, dem der Ausländer angehört, die Fürsorge nicht übernimmt und der Ausländer nach den Gesetzen dieses Staates fürsorgebedürftig ist. Beide Voraussetzungen sind aber im vorliegenden Falle erfüllt. Da zwischen Deutschland und Österreich zwischenstaatliche Beziehungen zur Zeit nicht bestehen, der österreichische Staat wegen Fehlens jeder diplomatischen und konsularischen Einrichtungen vorerst auch keine Möglichkeit hat, seine in Deutschland lebenden Staatsangehörigen zu betreuen, darf unbedenklich davon ausgegangen werden, daß er z. Z. die in Art. 23 EGBGB erwähnte Fürsorge nicht übernimmt. Auch ein Fürsorgebedürfnis ist gegeben, da der Antrst. seine hochschwangere Braut heiraten und dem zu erwartenden Kinde den Makel der unehelichen Geburt ersparen will, was ihm aber nur möglich ist, wenn er vorher f ü r volljährig und ehemündig erklärt wird. Da Braut und Bräutigam nach den angestellten Erhebungen in durchaus geordneten Verhältnissen leben, die beabsichtigte Ehe mithin Bestand verspricht, liegt die beantragte Volljährigkeits- und Ehemündigkeitserklärung auch unbedingt im wohlverstandenen Interesse des Minderjährigen. Kann aber beim Vorliegen der in Art. 23 erwähnten Voraussetzungen f ü r einen Ausländer sogar eine Vormundschaft oder Pflegschaft durch ein deutsches Gericht angeordnet werden, so muß in analoger Anwendung der Vorschrift in einem Falle wie dem vorliegenden auch die Möglichkeit gegeben sein, einen österreichischen Staatsangehörigen, der in gleicher Weise fürsorgebedürftig ist, f ü r volljährig und ehemündig zu erklären. Dem dahingehenden Antrage war daher, wie geschehen, stattzugeben."
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Feststellung der Legitimation Siehe auch Nr. 26, 27 78. Deutsche Vormundschaftsgerichte sind für die Feststellung der Legitimation unehelicher polnischer Kinder, die in Deutschland geboren sind, zuständig. — EGBGB Art. 13, 22; BGB § 1719; MRG Nr. 2 Art. V I . L G Braunschweig, Beschl. vom 22. 10. 1947 — 8 T 324/47: D R Z 5. Beiheft (1948) 30 mit Anm. von Makarov; Nieders. Rpfl. 2 (1948) 112. Der Beschwerdeführer Josef Br. und W a n d a K., beide polnische Staatsangehörige, sind nach ihrer Angabe am 7. 7. 1946 von einem Geistlichen in Bad G. getraut worden. A m 10. 6. 1947 hat W a n d a R. eine Tochter Joanna geboren. A m 16. 7. 1947 haben Josef Br. und W a n d a K. die Ehe vor dem Standesbeamten in S. geschlossen. Beide haben erklärt, daß Josef Br. der Vater des Kindes sei, und beim Vormundschaftsgericht beantragt, festzustellen, daß das Kind durch ihre Heirat die Rechtsstellung eines ehelichen Kindes erlangt habe, und anzuordnen, daß dies am Rande des Geburtsregisters beigeschrieben werde. Das Amtsgericht hat den Antrag jedoch mit der Begründung zurückgewiesen, daß ein deutsches Vormundschaftsgericht f ü r die Mitwirkung bei der Legitimation ausländischer Kinder nicht zuständig sei. Die von dem Vater gegen diesen Beschluß erhobene Beschwerde ist zulässig und auch begründet. Aus den Gründen: „Zutreffend geht das AG davon aus, daß die Eltern und das Kind polnische Staatsangehörige sind. W i e das AG weiter richtig bemerkt, ist dem Art. 22 EGBGB der Grundsatz zu entnehmen, daß die Frage der Legitimation nach dem Heimatrecht des Vaters zu beurteilen ist. Dadurch wird das deutsche Vormundschaftsgericht aber nicht gehindert, festzustellen, daß die Wirkungen der Legitimation nach dem fremden Recht eingetreten sind, und die Beischreibung gemäß § 31 des Personenstandsgesetzes anzuordnen (vgl. R G R - K o m m . z. BGB § 1719 Anm. 3; Maßfeller Dt. Justiz 1938 S. 1383). Auch nach dem Gesetz Nr. 2 der M R Art. V I § 10 b I I in der Fassung der Verordnung der brit. M R Nr. 29 (ABl. d. brit. M R Nr. 9 S. 204) ist die Zuständigkeit des deutschen Gerichts begründet, da es sich um eine nicht streitige Zivilsache im Sinne dieser Vorschrift handelt, die auf Veranlassung und zugunsten eines Angehörigen der V N eingeleitet ist. Nach Art. 22 EGBGB, ebenso nach Art. 22 des polnischen Gesetzes über das internationale Privatrecht vom 2. 8. 1926 und Art. 22 des polnischen Gesetzes über das interterritoriale Privatrecht vom 2. 8. 1926 (abgedruckt bei Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht, 2. Aufl. 1938, S. 507, 509) ist f ü r die Legitimation das Heimatrecht des Vaters, also polnisches Recht, maßgebend. In Polen ist das zur Zeit der Neuerrichtung des polnischen Staates nach dem ersten Weltkriege in den einzelnen Gebietsteilen gültige Recht im allgemeinen in K r a f t geblieben, in den ehemals deutschen Gebieten das deutsche Recht (vgl. Bergmann aaO S. 501). Da der Vater in Kattowitz geboren ist, ist also § 1719 BGB anzuwenden. Da-
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nach erlangt ein uneheliches Kind durch die Heirat der Eltern die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes. Es ist also zunächst zu prüfen, ob Joanna K. als uneheliches Kind geboren ist. Diese Frage ist zu bejahen. Denn sowohl nach Art. 13 Abs. 3 EGBGB als auch nach Art. 13 Abs. I des polnischen Gesetzes über das internationale Privatrecht vom 2. 8. 1926 und Art. 14 des polnischen Gesetzes über das interterritoriale Privatrecht vom 2. 8. 1926 ist durch die angebliche kirchliche Trauung vom 7. 7. 1946 eine gültige Ehe nicht zustande gekommen ( § 1 1 Abs. 1 des EheG [KRG Nr. 16] vom 20.2. 1946; §§ 1317, 1324 BGB). Dagegen ist die am 17. 7. 1947 vor dem Standesbeamten in S. erfolgte Eheschließung nach den genannten Vorschriften des internationalen Privatrechtes gültig. Allerdings sind nach polnischem Recht Ehefähigkeitszeugnisse polnischer Behörden f ü r die Eheschließung von polnischen Staatsangehörigen im Auslande erforderlich (vgl. Bergmann aaO S. 503). Von der Beibringung eines solchen Zeugnisses ist die K. aber durch Verfügung des Oberlandesgerichtspräsidenten in Braunschweig vom 10. 7. 1947 mit Zustimmung der MR befreit worden. Hierdurch sind die aus dem Mangel eines polnischen Ehefähigkeitszeugnisses gegen die Gültigkeit der am 18. 7. 1947 geschlossenen Ehe der Eltern etwa herzuleitenden Bedenken behoben; die Ehe hat jedenfalls f ü r das Gebiet des Deutschen Reiches Gültigkeit. Hiernach hat das Amtsgericht seine Zuständigkeit zur Entscheidung auf den Antrag vom 21. 7. 1947 zu Unrecht verneint. Der angefochtene Beschluß ist daher aufzuheben. Nach Maßgabe der vorstehenden Ausführungen wird das Amtsgericht erneut über den Antrag zu entscheiden haben." 7». Die Mitwirkung des deutschen Vormundschaftsgerichtes an dem in §31 PStG vorgesehenen Feststellungsverfahren ist unabhängig davon, daß das Kind Ausländer ist, und daß die Ehe der Eltern im Auslande geschlossen ist. — EGBGB Art. 23; PStG § 31; FGG §§ 36, 44. OLG Hamm, 7 b ZS, Beschl. vom 2. 5. 1949 — 7 b W 98/49: DtRpfl. 57 (1949) 414. Im Geburtenbuche des Standesamts in M. steht eingetragen, daß die polnische Landarbeiterin J., wohnhaft in O., am 13. 5. 1944 das Kind Christa — unehelich — geboren hat. Im Jahre 1947 hat der im jetzigen Kreise Kartuzy — früher Karthaus (Bezirk Danzig) wohnhafte F. unter Beifügung eines vom Standesamt in S. (Kreis Karthaus) ausgestellten Auszuges aus dem Heiratsregister über die am 18. 4. 1947 von ihm mit der Mutter des Kindes geschlossene Ehe beim Standesamt in M. beantragt, sein Kind Christa auf seinen Namen zu überschreiben. Das Standesamt in M. hat bei dem dortigen AG die Feststellung der Ehelichkeit des Kindes erbeten. Dieser Antrag ist jedoch mit der Begründung abgelehnt, daß die Feststellung der Ehelichkeit durch das polnische Heimatgericht geschehen müsse. Auf die Beschwerde des Regierungspräs, hat das LG zwar die Zuständigkeit der deutschen Gerichte f ü r das Feststellungsverfahren bejaht, aber unter Hinweis auf die Bestimmung des § 36 Abs. 2 FGG in der Fassung des in § 14 der VO vom 31. 5. 1934 (RGBl I S. 472) die Zu-
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ständigkeit des AG Berlin angenommen. In der weiteren Beschwerde des Regierungspräs, ist ausgeführt, daß unter den heutigen Umständen das AG in Berlin nicht allgemein als zuständig f ü r die brit. Zone angesehen werden könne. Aus den Gründen: „Mit der angefochtenen Entscheidung ist davon auszugehen, daß die Mutter des Kindes schon seit dessen Geburt und ihr Ehemann die polnische Staatsangehörigkeit besitzen, und daß es sich um einen Antrag auf Feststellung der Ehelichkeit des Kindes nach § 31 PStG handelt. Diese Bestimmung lautet: „Hat ein uneheliches Kind durch die Heirat seiner Eltern die Rechtsstellung eines ehelichen Kindes erlangt, so stellt das Vormundschaftsgericht dies fest und ordnet die Beischreibung am Rande des Geburtseintrags an." 1. Es ist zunächst zu prüfen, ob das in § 31 vorgesehene Feststellungsverfahren des Vormundschaftsgerichts überhaupt Platz greift, wenn es sich um die Feststellung der Ehelichkeit eines zwar in Deutschland geborenen, aber in einem von Polen besetzten und verwalteten Landesteile bei seiner polnischen Mutter und deren Ehemanne wohnhaften Kindes handelt, und wenn obendrein die Eheschließung nicht nach deutschem, sondern nach polnischem Rechte erfolgt ist. Grundsätzlich bestimmt sich die Vormundschaft nach dem Gesetze des Staates, dem das Mündel angehört. Eine Vormundschaft über das ausländische uneheliche Kind war demgemäß in Deutschland nicht angeordnet. Die gesetzliche Amtsvormundschaft des Jugendamtes über ein uneheliches Kind war, da sie sich nur auf deutsche uneheliche Kinder erstreckt (§ 1 JWG), nicht eingetreten. Nach Art. 23 EGBGB kann zwar eine Vormundschaft im Inlande auch über einen Ausländer angeordnet werden, aber nur dann, wenn der Staat, dem er angehört, die Vormundschaft nicht übernimmt, und der Ausländer nach den Gesetzen seines Staates der Fürsorge bedarf. (Nach Art. II des deutsch-polnischen Abkommens vom 5. 3. 1924 (RGBl 1925 II S. 145) war die deutsche Zuständigkeit gegeben, wenn sie im dringenden Interesse des Minderjährigen lag.) Jedoch kann nach Art. 23 EGBGB das deutsche Vormundschaftsgericht vorläufige Maßregeln treffen. Es handelt sich im vorliegenden Falle nun nicht um die Anordnung einer Vormundschaft oder um vorläufige Maßregeln, sondern um eine vom PStG vorgeschriebene Verrichtung besonderer Art, die vor allem im Interesse des Personenstandes und der ordnungsmäßigen Führung der mit öffentlichem Glauben ausgestatteten Personenstandsbücher geschieht. Die Mitwirkung des Vormundschaftsgerichts — an Stelle des in Personenstandssachen sonst mitwirkenden AG — ist ersichtlich aus dem Grunde verordnet, weil in aller Regel eine Vormundschaft über uneheliche Kinder besteht. Die Meinung des AG, daß die Mitwirkung des Vormundschaftsgerichts bei Berichtigung des Personenstandsregisters in Fällen der vorliegenden Art dem ausländischen Gericht obliege, ist in Übereinstimmung mit dem LG abzulehnen. Der deutsche Gesetzesbefehl ist nur an deutsche Behörden gerichtet. Zudem kommt ein ausländisches Gericht für die in § 31 vorgesehene Anordnung der Beischreibung am Rande des Geburtseintrags nicht in Be-
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tracht. Es besteht aber ein gewisser Widerspruch zwischen der Bestimmung des PStG und dem Vormundschaftsrechte: nach den §§ 16 f. PStG werden die Geburten von Ausländern in das Geburtenbuch eingetragen, während eine Bevormundung von Ausländern grundsätzlich nicht erfolgt. Wenn der § 31 gleichwohl das Feststellungsverfahren der Ehelichkeit dem deutschen Vormundschaftsgericht zuweist, ohne für Ausländer eine Sonderregelung zu treffen, oder es auszuschließen, so kann daraus der Schluß gezogen werden, daß die Bestimmung sich auch auf Ausländer erstreckt. Zur Begründung dieser Ansicht läßt sich auch der § 54 des PStG heranziehen, der dem Standesbeamten dann, wenn ein Kind durch die Eheschließung seiner Eltern ehelich geworden ist, die Pflicht zur Benachrichtigung nur des deutschen Standesbeamten, von dem die Eheschließung beurkundet worden ist, vorschreibt. Denn daraus ist zu folgern, daß der Gesetzgeber die Benachrichtigung ausländischer Standesämter nicht f ü r nötig hält, obwohl er die Möglichkeit offen läßt. Es ist also anzunehmen, daß die Mitwirkung des deutschen Vormundschaftsgerichts unabhängig davon ist, daß das Kind Ausländer ist, und daß die Ehe der Eltern im Auslande geschlossen ist. 2. Auf das Verfahren des Vormundschaftsgerichts zur Feststellung der Ehelichkeit finden nach § 22 Abs. 2 der 1. AusfVO zum PStG die Vorschriften des FGG Anwendung. Die örtliche Zuständigkeit des Vormundschaftsgerichts wird also durch das FGG bestimmt. Der vom LG in Verbindung mit § 43 in Anwendung gebrachte Abs. 2 des § 36 FGG kommt deshalb nicht in Betracht, weil der § 43 FGG sich nur auf Deutsche, nicht auch auf Ausländer bezieht. Das AG Berlin muß deshalb ausscheiden. Hingegen bezieht sich der § 44 FGG insoweit auch auf Ausländer, als f ü r vorläufige Maßregeln (Art. 23 Abs. 2 EGBGB) dasjenige Gericht ersatzweise als zuständig bezeichnet ist, in dessen Bezirke das Bedürfnis der Fürsorge hervortritt. Obwohl es sich im vorliegenden Falle nicht um eine vorläufige Maßnahme, sondern um eine endgültige Feststellung handelt, liegt es nahe, den § 44 FGG durch ausdehnende Auslegung zur Anwendung zu bringen und das Bedürfnis der Fürsorge entscheiden zu lassen. Nachdem festgestellt ist, daß das deutsche Vormundschaftsgericht auch bei Ausländern zur Feststellung nach § 31 berufen ist, darf die Anwendung dieser Bestimmung nicht daran scheitern, daß die örtliche Zuständigkeit des deutschen Gerichts sich nicht unmittelbar aus dem Gesetz ergibt. Dieser Ansicht ist auch der Beschluß des LG. Für die Bearbeitung des ohne förmlichen Antrag von Amts wegen zu betreibenden Feststellungsverfahrens (§ 12 FGG) ist demnach das AG in M. als zuständig zu erachten. Diesem Gericht obliegt die Feststellung, ob das Kind durch die Heirat der Eltern die Rechtsstellung eines ehelichen Kindes erlangt hat (vgl. ZJB1 1948, 60) und demgemäß die Beischreibung der Feststellung der Ehelichkeit am Rande des Geburtseintrags anzuordnen ist."
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3. Ausländische Staatshoheit 4. Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Gerichtsentscheidungen 80. Die Anerkennung eines Urteils eines österreichischen Gerichts ist zu verneinen, wenn der deutsche Beklagte sich auf den Prozeß wegen Ausbleibens der Zustellung und Ladung nicht eingelassen hat. —• ZPO § 328; EheG 1946 § 48; Ges. MR Nr. 2 Art. VI; österr. StÜG § 2. LG Berlin, Urt. vom 5. 1. 1948 — 12 R 50/47. Ungedruckt. Die Parteien haben am 11. 12. 1941 vor dem Standesamt in H. bei Salzburg die Ehe miteinander geschlossen. Der Kl. ist evangelisch, die Bekl. katholisch; Kinder sind aus der Ehe nicht hervorgegangen. Seit Sommer 1943 leben die Parteien voneinander getrennt. Der Kl. ist deutscher Staatsangehöriger, die Bekl. ist gebürtige Österreicherin. Nachdem sie durch Eheschließung die deutsche Staatsangehörigkeit erlangt hatte, hat sie gem. § 2 a des StÜG vom 10. 7. 1945 — StGBl Nr. 59 — die österreichische Staatsbürgerschaft wieder erworben. Ihren gewöhnlichen Aufenthalt hat sie in Salzburg und dort nach österreichischer ZPO Gerichtsstand. Auf ihre Klage ist durch das LG Salzburg durch Urt. — Gg 1121.46 — die Ehe der Parteien f ü r geschieden erklärt. In diesem Verfahren war der Ehemann durch einen Abwesenheitskurator vertreten. Zustellung und Ladung an ihn selbst ist nicht erfolgt. Der Kl. beantragt nunmehr die Ehe der Parteien zu scheiden. Die Bekl. hat keine Anträge gestellt und ihren Anwalt zu der Erklärung ermächtigt, daß sie ihr Einverständnis zur Scheidung gebe und Widerspruch nicht erhebe. Eine Ermächtigung der MR auf Grund des Art. VI des Ges. Nr. 2 vom 18. 7. 1945 ist für den vorliegenden Rechtsstreit nicht erforderlich, da die Bekl. als Österreicherin nicht den „VN" im Sinne des Ges. Nr. 3 vom 28. 7. 1945 angehört. Die Frage der Anerkennung des Urteils des LG Salzburg ist zu verneinen. § 328 Z. 2 ZPO schließt ausdrücklich den vorliegenden Fall aus. Der damalige Bekl., jetzt Kl., hatte sich auf den Prozeß nicht eingelassen. Diese Auffassung steht im Einklang mit der österreichischen Stellungnahme im umgekehrten Fall: denn seitens des österreichischen Bundesministeriums f ü r Justiz würde „ein deutsches Urteil dann nicht anerkannt, wenn der beklagte Österreicher durch einen Abwesenheitskurator vertreten war" (vgl. die Stellungnahme des Sektionsrats im Bundesministerium f ü r Justiz Dr. Viktor Hoger „Zur Frage der Anerkennung ausländischer und insbesondere deutscher Entscheidungen in Ehesachen in Österreich", in Juristische Blätter 1946, 493, 513). Somit war die Klage begründet und die Ehe der Parteien in Hinblick auf die mehr als dreijährige Trennung gem. § 48 des EheG Nr. 16 des KR vom 20. 2. 1946 zu scheiden.
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8 1 . Das vollstreckbare Urteil eines österreichischen Gerichts aus der Zeit von 1938 bis 1945 ist in Deutschland, ohne daß es eines Vollstreckungsurteils bedarf, zu vollstrecken, da es ein „inländisches" Urteil war. Wenn man aber auch die Ansicht vertritt, daß die österreichischen Urteile aus jener Zeit ausländische Entscheidungen seien, sind die allgemeinen Voraussetzungen für ihre Anerkennung und Vollstreckung gegeben. Z P O § § 328, 722, 723; EGBGB Art. 21; VolIstreckungsVO vom 16. 1. 1940; österreichisches BundesG. vom 28. 2. 1947 Nr. 70. L G Bremen, Beschl. vom 14. 7. 1949 — 1 T 163/48: N J W 3 (1950) 608. Aus den Gründen: „Der Beschluß des AG W i e n v. 24. 4. 1943 ist zwar als inländischer Vollstreckungstitel anzusehen, zur Zwangsvollstreckung daraus bedarf es aber, da auch laufend wiederkehrende Unterhaltszahlungen f ü r die Zeit nach dem Währungsstichtag verlangt werden, der Beibringung eines Umstellungsvermerkes nach der 16. D V O z. UmstG. Gerichtliche Entscheidungen, die während der Einverleibung Österreichs in das Deutsche Reich von 1938 bis 1945 in Deutschland oder in Österreich ergangen sind, sind auf Grund der einheitlichen, das gesamte sog. „Großdeutsche Reich" umfassenden Staatsgewalt ergangen und gelten danach heute in beiden nunmehr wieder getrennten Staaten als inländische Entscheidungen. Das hat auch seinen guten inneren Grund darin, daß sie unter Berücksichtigung des in dem damals einheitlichen Staatswesen bestehenden Rechtssystems und innerhalb der damals einheitlichen Gerichtsorganisation ergangen sind. Daran ändert nichts, daß die alliierten Mächte „den Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich 1943 f ü r null und nichtig erklärt haben; eine solche Nichtigkeitserklärung wegen einer das Völkerrecht verletzenden zwangsweisen Einverleibung mag völkerrechtliche Folgen haben, daraus kann aber nicht abgeleitet werden, daß schlechthin alle Gesetze, Staatsakte und darauf beruhende Rechtsgeschäfte, die während der Anschlußzeit ergangen und vorgenommen sind, ohne weiteres nichtig sind, das jedenfalls dann nicht, wenn es sich, wie hier, um rein bürgerlich-rechtliche und zivilprozessuale Angelegenheiten handelt. Die hier vertretene Rechtsauffassung hat im heutigen Österreich selbst staatliche Anerkennung gefunden durch das österreichische BundesG v o m 28. 2. 1947 Nr. 70 (österr. BundesGBl 1947, 452). Hiernach ist die zwar im „Großdeutschen Reich" ergangene V O zur einheitlichen Regelung der Vollstreckung von Titeln in den verschiedenen Rechtsgebieten des Großdeutschen Reiches, die sog. Vollstreckungs-VO v o m 16. 1. 1940 (RGBl I 176), die die Vollstreckbarkeit österreichischer und altreichsdeutscher Titel f ü r das gesamte Gebiet des damaligen Großdeutschen Reiches anordnete und regelte, rückwirkend mit dem 27. 4. 1945 aufgehoben worden, nach § 2 des Gesetzes sind aber f ü r Titel, die vor dem 27. 4. 1945 vollstreckbar geworden sind, und f ü r alle Exekutionen, die bis zum 8. 5. 1945 bewilligt worden sind, die bisherigen Vorschriften maßgebend geblieben. Österreich erkennt also reichsdeutsche Titel aus der Anschlußzeit als inländische Entscheidungen des eigenen Landes an. Dieselbe Rechtsauffassung f ü r entsprechende österreichische Titel ist in der amerik. Besatzungszone Deutsch-
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lands herrschend (vgl. hierzu Riezier, Internationales Zivilprozeßrecht, 1949, S. 574). Hier heißt es weiter: „Demgemäß wird in der amerik. Besatzungszone in Deutschland die Vollstreckung aus Urteilen österreichischer Gerichte, die in der Zeit von März 1938 bis zum 26. 4. 1945 ergangen sind, ohne deutsches Vollstrekkungsurteil (ZPO § 722) weiterhin f ü r zulässig erachtet, wenn die in § 2 Abs. 2 erforderte Vollstreckungsklausel durch das zuständige Gericht vor dem Außerkraftreten der VollstreckungsVO vom 10. 1. 1940 erteilt worden war." Nach einer bei Riezier, aaO Anm. 8, wiedergegebenen Mitteilung des ORR im ZJA in Hamburg, Dr. Lauterbach, ist zwar die Praxis in der brit. Besatzungszone eine andere. Sie geht davon aus, daß österreichische Titel, die vor dem 27. 4. 1945 entstanden sind, in Deutschland nicht mehr ohne Vollstreckungsurteil vollstreckt werden können. Das LG hält jedoch aus den oben angestellten Erwägungen heraus die in Österreich und in der amerik. Zone herrschende Auffassung f ü r richtig und schließt sich ihr an. In sinngemäßer, auch von Riezier aaO f ü r richtig gehaltener Anwendung der in der österreichischen Übergangsregelung enthaltenen Rechtsgedanken ist erforderlich, daß der Vollstreckungstitel nicht nur während der Zeit des Anschlusses ergangen, sondern während dieser Zeit auch in den anderen Teilen des damaligen Reichsgebietes die Vollstreckbarkeit nach Maßgabe der VollstreckungsVO vom 16. 1. 1940 erlangt hat. Das ist hier der Fall. Nach § 2 Abs. 2 aaO wurden Vollstreckungstitel des österreichischen Rechtsgebietes im übrigen Reichsgebiet dadurch vollstreckbar, daß sie von dem zuständigen österreichischen Gericht mit der Vollstrekkungsklausel versehen wurden. Eine solche ist hier am 13. 7. 1943 erteilt worden. Damit hat der Beschl. des AG Wien vor der Wiederabtrennung Österreichs im Jahre 1945 alle Voraussetzungen seiner Vollstreckbarkeit im Gebiete des sog. Altreiches erlangt und sie auch späterhin behalten. Die Zwangsvollstreckung aus dem Beschl. vom 24. 4. 1943 ist jedoch gleichwohl z. Z. unzulässig, da die Vollstreckung auch wegen laufender Unterhaltszahlungen f ü r die Zeit nach dem Währungsstichtag erfolgen soll. Wie die Kammer in ihrem Beschl. vom 30. 5. 1949 — 1 T 137/49 — eingehender mit Begründung ausgeführt hat, bedarf es im Gegensatz zu der früher vom AG Bremen vertretenen Auffassung auch f ü r laufend wiederkehrende Unterhaltszahlungen f ü r die Zeit nach dem Währungsstichtag des Umstellungsvermerkes nach der 16. DVO z. UmstG, wenn, wie hier, Umstellung im Verhältnis 1 : 1 in Anspruch genommen wird. Der Umstellungsvermerk muß daher nachgeholt werden. Solange das nicht geschehen ist, ist die eingeleitete Zwangsvollstreckung unzulässig, so daß der auch hierauf gestützten Erinnerung des Schuldners gegen die Art und Weise der Zwangsvollstreckung unter Aufhebung des amtsgerichtlichen Beschlusses stattzugeben ist. Auch bei Zugrundelegung der in der brit. Zone maßgebenden Auffassung, daß österreichische Titel aus der Zeit vor dem 27. 4. 1945 ausländische Entscheidungen seien, gelangt man materiell zu demselben Ergeb-
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nis. Da der deutsch-österreichische Rechtsschutz- und Rechtshilfevertrag vom 21. 6. 1923 mit der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich gegenstandslos geworden ist und durch die Trennung beider Staaten im Jahre 1945 nicht wieder aufleben konnte (vgl. Riezler, aaO S. 557), da ferner das Haager Zivilprozeßabkommen im Verhältnis zu Österreich niemals maßgebend gewesen ist, sind f ü r die Anerkennung und Vollstrekkung eines österreichischen Titels, wenn man nicht der oben entwickelten Auffassung folgt, die allgemeinen Vorschriften der ZPO, also die §§ 722, 723 und 328 maßgebend. Danach muß die Zulässigkeit der Vollstreckung durch Vollstreckungsurteil ausgesprochen werden, das ohne Prüfung der Gesetzmäßigkeit der Entscheidung zu erlassen ist. Ausgeschlossen ist die Vollstreckbarkeit lediglich dann, wenn auch die Anerkennung des Urteils nach § 328 ZPO verboten ist. Die Verbotsgründe des § 328 ZPO liegen hier jedoch nicht vor. Zwar kennt das deutsche Recht einen an den Wohnsitz oder Aufenthalt der Kindesmutter angeknüpften Gerichtsstand f ü r die Unterhaltsklage des unehelichen Kindes nicht, so daß nach dem Rechte der ZPO ein Gerichtsstand in Wien f ü r die Schuldner nicht begründet gewesen ist. Gleichwohl kommt aber § 328 Abs. 1 Ziff. 1 nicht zur Anwendung, weil die österreichischen Zuständigkeitsnormen damals jedenfalls auch Bestandteile des Rechtes des Großdeutschen Reiches gewesen sind, und damit damals auch für einen Reichsdeutschen ein Gerichtsstand begründet war, den lediglich das österreichische Recht kannte. Daß dem Schuldner in dem Wiener Verfahren kein rechtliches Gehör gewährt worden sei, so daß das Verbot des § 328 ZPO Abs. 2 Ziff. 2 in Frage kommen könnte, ist nicht anzunehmen und behauptet der Schuldner selbst nicht. Daß die auf österreichisches Recht gestützte Erkenntnis des AG Wien von der Vorschrift des Art. 21 EGBGB abweicht, wonach gegen einen deutschen Vater keine höheren als nach BGB begründeten Unterhaltsansprüche des unehelichen Kindes geltend gemacht werden können, ist ebenfalls unerheblich. § 328 Abs. 1 Ziff. 3 nimmt den Art. 21 EGBGB ausdrücklich von den Vorschriften aus, die die Anerkennung eines ausländischen Urteils verbieten, falls von ihnen abgewichen worden ist. Angesichts der ausdrücklichen Nichterwähnung des Art. 21 EGBGB in § 328 Abs. 1 Ziff. 3 kann auch nicht gesagt werden, daß die Abweichung von dieser Vorschrift gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes oder gar gegen die guten Sitten verstößt und damit den Tatbestand des § 328 Abs. 3 Ziff. 4 verwirklicht. Die Bemessung des Unterhalts nach den Vorschriften des österreichischen Rechts ist bereits vor dem Anschluß als mit dem deutschen Gesetz in Einklang stehend anerkannt worden, vgl. Tomforde, Das Recht des unehelichen Kindes und seiner Mutter im In- und Auslande, 3. Aufl. S. 135 und den dort mitgeteilten Beschluß des OLG München. Nach dem Anschluß ist diese Form der Unterhaltsbemessung sogar mit zum Inhalt des deutschen Rechts gemacht worden und im übrigen f ü r eine künftige Erneuerung des deutschen Unterhaltsrechts vielfach als vorbildlich hingestellt worden. Auch der Umstand, daß die Gegenseitigkeit der Anerkennung und Vollstreckung von Urteilen im Verhältnis zu Österreich z. Z. nicht im vollen Umfange verbürgt ist, würde der Anerkennung des Beschlusses des AG Wien vom 24. 4. 1943 nicht entgegenstehen. Da Österreich nach ausdrück-
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licher gesetzlicher Vorschrift reichsdeutschen Entscheidungen aus der Zeit des Anschlusses volle Anerkennung und Vollstreckbarkeit gewährt, ist die Gegenseitigkeit der Anerkennung und Vollstreckbarkeit jedenfalls f ü r Titel aus der Anschlußzeit als verbürgt anzusehen. Danach wäre, wenn der Beschl. des AG W i e n entgegen der Auffassung des L G doch als ausländische Entscheidung anzusehen wäre, jedenfalls die Zulässigkeit seiner Vollstreckung im Deutschen Reiche ohne weiteres durch Vollstreckungsurteil auszusprechen, so daß nach Erlaß eines solchen Vollstreckungsurteils dieselben Rechtsfolgen eintreten würden, wie sie oben f ü r den Fall dargestellt worden sind, daß der Beschluß als inländische Entscheidung zu behandeln ist." 8 3 . Es darf kein Exequatur für eine franz. Entscheidung erteilt werden, 1. wenn die Zuständigkeit des franz. Gerichts nur auf den Art. 14 Cc gestützt ist und nach saarländischem Recht kein sonstiger Gerichtsstand in Frankreich besteht, 2. wenn die Entscheidung einen Spoliationsanspruch zum Gegenstand hat. — Z P O § § 13, 24; Code civil Art. 14; franz. V O v o m 21. 4. 1945. L G Saarbrücken, Beschl. vom 14. 12. 1949 — 5 Ar 17/49 ( E x ) . Ungedruckt. „Der Antrag auf Erteilung des Exequatur war wegen der fehlenden Zuständigkeit des Gerichts in Metz, das die zu vollstreckende Entscheidung erlassen hat, abzuweisen. Allerdings ist die Frage der Zuständigkeit in den Gründen der Entscheidung näher erörtert und ausdrücklich bejaht worden. Dabei sind aber lediglich Bestimmungen des franz. Rechts angewendet worden, insbesondere der Art. 14 Cc. Dieser ist aber nicht maßgebend, weil die Frage der Zuständigkeit gem. Ziff. 2 des Beschl. der in Art. 27 JK eingesetzten Gemischten Kommission vom 18. 7. 1949 nach den Regeln des im Saarland geltenden internationalen Privatrechts zu beurteilen ist, also nach den Bestimmungen des im Saarland geltenden BGB- bzw. ZPORechts (vgl. Iniig, Saarl. Rechtszeitschrift S. 98 Ziff. 5). Demnach war Saarbrücken der allgemeine Gerichtsstand der Bekl., da sie hier ihren Wohnsitz hat (§ 13 Z P O ) . Auch wenn man mit Rücksicht darauf, daß der zugesprochene Anspruch seinen Ursprung in einem Kaufvertrag hat, den hieraus sich ergebenden Gerichtsstand des Erfüllungsortes als gegeben ansähe —• der Beschluß des L G Metz lehnt zwar ausdrücklich ein Zurückgehen auf diese vertraglichen Beziehungen ab — , so wäre doch Saarbrükken Gerichtsstand, weil die Bekl. ihre Verpflichtung aus dem Kaufvertrag — Zahlung des Kaufpreises — in Saarbrücken, ihrem damaligen W o h n sitze, zu erfüllen hatte und die Verpflichtung zur Übersendung des Kaufpreises nach Metz nach der ausdrücklichen Bestimmung des § 270 BGB ihren Erfüllungsort nicht beeinflußte. Es ist auch nicht aus anderen Gründen ein Gerichtsstand der Bekl. in Metz herzuleiten. Ihre Verurteilung wird in den Gründen des Metzer Beschlusses ausdrücklich auf die franz. V O vom 21. 4. 1945 gestützt. Eine darin etwa besonders ausgesprochene Zuständigkeit wäre aber nach saarländischem Recht nicht wirksam, da sie auf ausländischem Recht beruhen
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würde. Auch der in der Begründung e r w ä h n t e Gesichtspunkt, d a ß die streitbefangenen Güter sich in Metz befanden, begründet nach saarländischem Recht keinen dortigen Gerichtsstand, da — ganz abgesehen davon, d a ß die Sachen nicht der Bekl., sondern den jetzigen Kl. gehörten — der sogen, dingliche Gerichtsstand nach § 24 ZPO n u r f ü r unbewegliche Sachen gegeben ist. Schließlich k ä m e auch noch in Frage, ob einer Exequaturerteilung nicht die Ziff. 5 des Beschl. vom 18. 7. 1949 entgegenstände, wonach die Entscheidung nicht d e m ordre public des Landes, in dem die Vollstreckung stattfinden soll, zuwiderlaufen darf. Denn es handelt sich in vorl. Fall u m Ansprüche, die in dem im Saarland eingerichteten Spoliationsverfahren h ä t t e n geltend gemacht werden können. Es w ü r d e mit dem Zweck dieses Spoliationsverfahrens in W i d e r s p r u c h stehen, wenn ein Ausländer derartige Ansprüche statt in dem eigens h i e r f ü r eingerichteten Spoliationsverfahren auf dem Umweg über ein in Frankreich erwirktes Urteil verwirklichen w ü r d e . "
5. Anerkennung eines ausländischen Verfahrens 6. Rechtshilfe Siehe auch Nr. 17, 19, 44, 47, 51, 72, 92 8 3 . Die Bewilligung der öffentlichen Zustellung ist nur dann zu erteilen, wenn die Belange der diese Zustellung beantragenden Partei auch bei billiger Berücksichtigung der Belange der anderen Partei die Durchführung des Prozesses unbedingt erheischen. Die Bewilligung der öffentlichen Zustellung ist im Einzelfall auch dann möglich, wenn der Zustellungsempfänger gegen seinen Willen unbekannten Aufenthalts ist. — ZPO § 203. OLG Kiel, 2. ZS, Beschl. vom 1 1 . 3 . 1 9 4 7 — 2 W 25/47: SchlHA 194 (1947) 119. Die Parteien sind Letten. Sie haben in Lettland geheiratet u n d dort ihren ersten ehelichen Wohnsitz genommen. Nach der Darstellung der Kl. ist der Bekl. im J u n i 1941 von der russischen Polizei verhaftet worden. Seitd e m will sie keine Nachricht m e h r von ihm erhalten haben. Die Kl. lebt jetzt in Deutschland, sucht die Scheidung der E h e nach u n d begehrt dazu die Bewilligung der öffentlichen Zustellung. Durch den angefochtenen Beschluß ist ihr Antrag abgelehnt worden. Die hiergegen eingelegte Beschwerde ist nicht gerechtfertigt. Aus den Gründen: „An sich sind im vorliegenden Falle die Voraussetzungen des § 203 Abs. 1 wie auch die des § 203 Abs. 2 ZPO gegeben (wird im einzelnen a u s g e f ü h r t ) . Trotzdem hat das OLG in m e h r e r e n gleichliegenden Fällen (vgl. z. B. SchlHA 1946 S. 405; SJZ 1946 S. 230) die öffentliche Zustellung aus folgenden Gründen versagt: Der Grundgedanke der öffentlichen Zustellung
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gehe dahin: Eine Person, die sich freiwillig aus ihrem bisherigen Lebenskreis entfernt, ohne dafür zu sorgen, daß der neue Aufenthalt bekannt wird, müsse damit rechnen, daß die öffentliche Zustellung gewährt werde. Diesem Grundgedanken entspreche es nicht, unter Umständen auch eine Person Nachteile erleiden zu lassen, die infolge der Kriegs- oder politischen Ereignisse, also ohne eigenes Dazutun, die Verbindung mit der Heimat, ihren Angehörigen und Bekannten verloren habe. § 203 Abs. 1 ZPO enthalte auch nur eine Kannvorschrift. Ob das Gericht von ihr Gebrauch mache, sei Sache seines pflichtmäßigen Ermessens. Die Tatsache, daß die öffentliche Zustellung den Prozeß zur Durchführung kommen lassen könne, ohne daß die betroffene Partei in der Lage sei, darauf Einfluß zu nehmen, lasse die Gewährung der öffentlichen Zustellung jedenfalls dann untunlich scheinen, wenn gar nicht zu erwarten stehe, daß überhaupt die mit der Klage verfolgte Absicht auf diesem Wege zur Kenntnis des Bekl. gelangen könne. Der Senat hält seine Stellungnahme grundsätzlich aufrecht. In denjenigen Fällen, in denen der Aufenthaltswechsel einer Partei zwangsweise oder plötzlich und ohne jede Möglichkeit, für den späteren Empfang von Mitteilungen zu sorgen, vor sich gegangen ist, kann die öffentliche Zustellung nur dann bewilligt werden, wenn die Belange der die öffentliche Zustellung beantragenden Partei auch bei billiger Berücksichtigung der Belange der anderen Partei die Durchführung des Prozesses unbedingt erheischen. Das wird aber, namentlich in Ehesachen, nur ausnahmsweise der Fall sein. Gegen die Gewährung der öffentlichen Zustellung spricht nun auch weiterhin zunächst der Umstand, daß die in dem Verfahren ergangene Entscheidung nur ausnahmsweise — vgl. § 233 Abs. 2 ZPO und den Fall der Arglist — wieder rückgängig gemacht werden kann (wird ausgeführt). Im allgemeinen wird daher nicht über die öffentliche Zustellung, sondern über die Verschollenheits-Todeserklärung die Lösung der E h e zu erreichen versucht werden müssen. Eine Todeserklärung ist aber, nachdem durch die VO vom 16. 12. 1946 (SchlHA 1947 S. 37) soeben festgelegt ist, daß die Frist des § 4 Abs. 1 des VerschG noch nicht zu laufen begonnen hat und daß der Beginn der Frist erst später durch VO des Zentraljustizamtes bestimmt werden soll, zur Zeit nur in ganz besonderen Ausnahmefällen zu erreichen. Trotzdem ist das ausnahmslose Festhalten an dem Grundsatz, die öffentliche Zustellung, namentlich gegenüber deutschen Kriegsverschollenen, sowie in Ehe- und Familienrechtssachen zu verweigern, um so weniger berechtigt, als durch die jetzigen Verhältnisse und Zeiten, in denen ganze Völker im Kriege befangen sind oder verlagert werden, auch Rechtsund Tatsachenprobleme bisher unbekannter Fülle und Mannigfaltigkeit aufgeworfen werden. Sind doch zur Zeit die Voraussetzungen für die öffentliche Zustellung nicht nur ganz ausnahmsweise einer Einzelperson gegenüber, sondern gegenüber einem sehr großen Prozentsatz der gesamten Bevölkerung des Deutschen Reiches wie auch vieler anderer Staaten gegeben; eine zu starre Handhabung der Zustellungsvorschriften würde 9 Intern. Privatrecht 1945—3949
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somit nicht nur die Gefahr der Schädigung eines Einzelnen, sondern der Allgemeinheit heraufbeschwören. Die Gesamtverhältnisse erfordern für jeden Fall die Berücksichtigung der Zeitumstände und, wenn die Gesetzesauslegung wechseln muß, in jedem Falle eine Abwägung der Belange nicht nur derjenigen Partei, welcher zugestellt werden soll, sondern auch des Antrst. Es muß aber auch das Interesse der Allgemeinheit an der Durchführung des fraglichen Prozesses oder ähnlicher Prozesse beachtet werden. Man kann die öffentliche Zustellung auch nicht aus der Erwägung heraus versagen, daß der Friedensschluß vor der Türe stehe, die Gefangenen alsdann zurückkämen und alle Streitigkeiten, namentlich die familienmäßigen, ihre ordnungsmäßige Erledigung finden würden. Nachdem jetzt fast zwei Jahre seit der Kapitulation verstrichen sind, bevor man überhaupt die Friedensbedingungen zu erörtern begann, und nachdem noch jetzt über dem Schicksal der deutschen Ostgefangenen ein dichter Schleier schwebt, ist es wohl nicht berechtigt, für die nächste Zukunft eine Klärung der Vermißtenverhältnisse zu erhoffen. Im Einzelfall wird die öffentliche Zustellung in Ehesachen dann leichter gewährt werden müssen, wenn eine Scheidung ohne Schuldausspruch begehrt wird; es wird auch berücksichtigt werden müssen, ob es sich um eine alte kinderreiche Ehe handelt oder um eine Ehe, die in Kriegseile geschlossen worden ist, ohne daß die Parteien sich viel gekannt und sich ineinander eingelebt haben. Daß die Voraussetzungen der Todeserklärung gegeben sein müssen, darf nicht zur Voraussetzung der öffentlichen Zustellung gemacht werden. Die Todeserklärung hat viel weitgehendere Folgen als ein Urteil über einen kleinen Teil der Gesamtrechtsbeziehungen eines Menschen." 8 4 . Die öffentliche Zustellung enthält zwei Elemente: die Benachrichtigung des Gegners zur Sache und einen formalen Beweiszwecken dienenden öffentlich-rechtlichen Akt. Ist die Anschrift des Bekl. im Auslar.de bekannt, kann aber dort nur in Ermangelung entsprechender öffentlicher Einrichtungen an ihn nicht zugestellt werden, so soll die öffentliche Zustellung nur den förmlichen Akt der Zustellung, nicht aber die Benachrichtigung selbst ersetzen. Diese muß der Kl. selbst vornehmen oder doch vorzunehmen versuchen. — ZPO § 203. OLG Oldenburg, 1. ZS, Beschl. vom 7. 6. 1947 — W 50/47: Nds. Rpfl. 1 (1947) 80; MDR 1 (1947) 259 mit Anm. von Delbrück. Der Kl. begehrt die Bewilligung der öffentlichen Zustellung für eine Ehescheidungsklage gegen seine Frau, die in Narwa wohnhaft ist, mit der Begründung, die normale Zustellung an die Bekl. sei wegen der gegenwärtigen politischen Verhältnisse im Osten nicht möglich. Das LG hat in dem angefochtenen Beschluß die Bewilligung der öffentlichen Zustellung versagt. Zwar sei die öffentliche Zustellung zulässig, wenn die im Auslande zu bewirkende Zustellung zur Zeit und auch in absehbarer Zukunft unausführbar sei. Die billigerweise zu berücksichtigenden Belange der Bekl. erforderten es aber, so heißt es in dem Beschluß weiter, daß der Kl. vorerst versuche, mit der Bekl. einen Briefwechsel auf-
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zunehmen, um sie von der Scheidungsklage zu unterrichten und ihr die Bestellung eines Anwalts im hiesigen Bezirk nahe zu legen. Demgegenüber weist der Kl. auf die Bestimmung des § 203 Abs. 2 ZPO hin und ist der Ansicht, daß die Anforderungen des Vorderrichters einer gesetzlichen Grundlage entbehren. Die Beschwerde ist sachlich nicht begründet. Aus den Gründen: „Wenn der Vorderrichter die von ihm aufgestellten Anforderungen mit dem Hinweis auf ein billiges Ermessen zu begründen versucht, so kann ihm darin nicht gefolgt werden. Zwar entscheidet bei der Anwendung des § 203 Abs. 1 das freie pflichtgemäße Ermessen des Gerichts darüber, welche Nachweise es für erforderlich, aber auch für ausreichend erachten will, um annehmen zu können, daß der Aufenthalt der betreffenden Person unbekannt sei, wie das RG in Bd. 59 S. 264 unter Bezugnahme auf die Motive eingehend dargelegt hat. Dagegen handelt es sich bei der Prüfung der Voraussetzungen des § 203 Abs. 2 nicht um eine Ermessens- oder Billigkeitsentscheidung, wie mit Rücksicht auf die Ausdrucksweise des Gesetzes vielfach angenommen wird. Vielmehr kann das Gericht beim Zutreffen der insoweit erforderlichen Voraussetzungen die öffentliche Zustellung nicht nur bewilligen, sondern es muß dies, wie im Archiv für die zivilistische Praxis Bd. 69 S. 425 1 zutreffend ausgeführt ist, auch tun, wenn nicht anders dem Antrst. die Rechtsverfolgung, deren Einleitung nur auf diesem Wege erfolgen kann, gänzlich abgeschnitten oder ernsthaft gefährdet werden soll. Die Berechtigung der vom Vorderrichter dem Kl. gemachten Auflagen ergibt sich aber aus dem im Wege der Auslegung zu gewinnenden Sinne des Abs. 2 des § 203 ZPO, auf den der Kl. seinen Antrag auf Bewilligung der öffentlichen Zustellung zurückführt. Die normale Zustellung ist die in gesetzlicher Form geschehene und beurkundete Übergabe eines Schriftstückes. Ihr Zweck ist Sicherung des Nachweises von Zeit und Ort der Übergabe und der damit verbundenen Unterrichtung des Gegners über die beabsichtigte Prozeßhandlung. Die Zustellung, auch die denselben Zwecken dienende öffentliche Zustellung, enthält demnach zwei Elemente, und zwar die Benachrichtigung des Gegners zur Sache und einen formalen Beweiszwecken dienenden öffentlich-rechtlichen Akt. Im Falle des § 203 Abs. 1 ZPO, in dem der Bekl. unauffindbar ist und aus diesem Grunde nicht unmittelbar benachrichtigt werden kann, wird notgedrungen sowohl die eigentliche Benachrichtigung des Gegners, als auch der förmliche Akt der Zustellung durch die die öffentliche Zustellung ausmachenden Veröffentlichungen von vornherein ersetzt. Ist der Bekl. aber im Falle des § 203 Abs. 2 — erste Alternative — im Auslande bekannt, kann dort also nur in Ermangelung entsprechender öffentlicher Einrichtungen an ihn nicht zugestellt werden, so soll die öffentliche Zustellung nach Sinn und Zweck des Gesetzes nur den förmlichen Akt der Zu1 Das Urteil nimmt Bezug auf Heilbat, schen C.-P.-O.
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„Müssen" und „Sollen" in der deut-
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Stellung, nicht aber die Benachrichtigung selbst ersetzen. Diese muß der Kl. in Anbetracht des subsidiären Charakters der öffentlichen Zustellung selbst vornehmen oder doch vorzunehmen versuchen, wenn ein solcher Versuch Aussicht auf E r f o l g verspricht. Es kann nicht der Sinn des Gesetzes sein, daß der Kl. sich in solchen Fällen damit sollte bescheiden dürfen, den Bekl. auf die entferntere Möglichkeit zu verweisen, daß dieser durch den stets mangelhaften Zustellungsersatz von dem Rechtsstreit zu irgendeiner Zeit überhaupt etwas erfährt, wenn er in der Lage ist, den Zustellungsgegner mit Sicherheit unmittelbar in Kenntnis zu setzen. Gelingt die vorgenannte Benachrichtigung, so ist alsdann die öffentliche Zustellung f ü r die Erfüllung der prozessualen F o r m zu bewilligen. Scheitert die Benachrichtigung, so ist nunmehr auch diese durch die öffentliche Zustellung als das letzte Mittel zu ersetzen, so daß die öffentliche Zustellung auch dann zu bewilligen ist. Da im vorliegenden Falle der Postverkehr nach Rußland wieder eröffnet und die Anschrift der Bekl. bekannt ist, so hat der Kl. daher zunächst die Bekl. von der beabsichtigten Klage zu benachrichtigen oder doch einen dahingehenden fruchtlosen Versuch glaubhaft zu machen, bevor ein Antrag auf Bewilligung der öffentlichen Zustellung Aussicht auf E r f o l g haben kann." 8 5 . Die öffentliche Zustellung einer Klageschrift an Kriegsgefangenen, der sich freiwillig in die französische gemeldet hat, ist nicht zulässig. — Z P O § § 187, 203. OLG Celle, 3. ZS, Beschl. v o m 11.8.1947 — 3 W 1 (1947) 78.
einen früheren Fremdenlegion
29/47: Nds. Rpfl.
Die Parteien haben am 5. 9. 1942 die Ehe geschlossen. Der Bekl. war während des Krieges bei der Wehrmacht, geriet in französische Gefangenschaft und trat freiwillig in die französische Fremdenlegion ein. Die Kl. hat die Scheidungsklage erhoben und zur Begründung angeführt, daß sich der Bekl. durch die Meldung zur Fremdenlegion, durch die er mindestens fünf Jahre lang an der Rückkehr zu seiner Familie gehindert werde, einer schweren Eheverfehlung schuldig gemacht habe. Die Kl. hat gebeten, die öffentliche Zustellung der Klage anzuordnen. Das L G hat diesen Antrag abgelehnt, weil der Bekl. durch seinen Eintritt in die französische Fremdenlegion ein Mitglied der Streitkräfte der V N geworden sei und deshalb nicht der deutschen Gerichtsbarkeit unterliege. Die Kl. müßte deshalb zunächst die Genehmigung der M R zur Durchführung der Klage beibringen, was sie bislang nicht getan habe. Aber auch abgesehen hiervon könne die öffentliche Zustellung der Klage nicht angeordnet werden, da die Voraussetzungen dazu nicht gegeben seien. Endlich stände der Durchführung des Rechtsstreits noch das Hindernis entgegen, daß der Bekl. als Betroffener im Sinne des Art. I der V O vom 13. 10. 1942 (RGBl I S. 604) anzusehen sei und demgemäß das Verfahren gegen ihn z. Z. nicht durchführbar sei. Gegen diesen Beschluß hat die Kl. Beschwerde eingelegt, der der E r f o l g nicht zu versagen war.
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Aus den Gründen: „Dem LG ist insofern zuzustimmen, als der Bekl. durch seinen Eintritt in die französische Fremdenlegion jetzt den Streitkräften der VN angehört und daher gemäß Art. VI § 10 b I 3 des Ges. Nr. 2 der MR in der Fassung des Art. I Nr. 1 der VO Nr. 29 (Hann. Rpfl. 1946 S. 53) der innerdeutschen Gerichtsbarkeit nicht unterliegt. Die Angriffe der Beschwerde hiergegen gehen fehl. Selbst wenn — was keineswegs feststeht — die Truppe, bei der sich der Bekl. befindet, eine „rein aus ehemaligen deutschen Kriegsgefangenen zusammengesetze Sonderformation der französischen Fremdenlegion in Indochina" sein sollte, würde sie dadurch ihre Eigenschaft als französische Streitmacht nicht verlieren. Der Vergleich mit einer deutschen Dienstgruppe ist nicht angängig. Ob der Bekl. nach seinem Schreiben vom 25. 11. 1946 mit der Scheidungsklage einverstanden ist, ist ohne Bedeutung. Das LG durfte aber bei dieser Rechtslage den Antrag auf öffentliche Zustellung der Klage nicht ablehnen, denn in der Ablehnung liegt eine sachliche Entscheidung, und dazu ist das LG nicht befugt, wenn sich der Antrag gegen eine Person richtet, die der deutschen Gerichtsbarkeit nicht unterliegt. Gemäß Ziff. 2a der technischen Anweisung Nr. 19 (Hann. Rpfl. 1946 S. 126) hätte das LG — und nicht die Kl. — zunächst die Ermächtigung der MR zur Ausübung der Rechtsprechung durch ein deutsches Gericht einholen müssen, wobei auf Ziff. 4 c aaO verwiesen werden mag, wonach die Ermächtigung bei Familiensachen grundsätzlich zu erteilen ist. Erst wenn diese vorliegt, wird eine sachliche Entscheidung über den Antrag auf Anordnung der öffentlichen Zustellung möglich sein. Der angefochtene Beschluß muß deshalb aufgehoben werden. Der Ansicht des LG, daß der Bekl. als Betroffener im Sinne der SchutzVO vom 4. 12. 1943 (RGBl I S. 666) — nicht vom 13. 10. 1942 — anzusehen und das Verfahren gegen ihn kraft Gesetzes unterbrochen sei, vermag sich der Senat nicht anzuschließen. Aus der Zugehörigkeit des Bekl. zur französischen Fremdenlegion kann nicht gefolgert werden, daß er „durch die Kriegsverhältnisse betroffen" (Art. I Abs. 1) oder „durch die Einwirkung der Kriegsverhältnisse an einer sachdienlichen Führung des Prozesses verhindert" (Art. III Abs. 1) ist. Zur Zeit seiner Meldung zur Fremdenlegion befand er sich allerdings in französischer Kriegsgefangenschaft, und damals war er zweifellos ein „Betroffener", aber die Kriegsgefangenschaft endete mit seinem Eintritt in die Fremdenlegion. Als Folgeerscheinung des Krieges kann der Eintritt in die Fremdenlegion nicht angesehen werden. Den weiteren Ausführungen des LG darüber, daß im vorliegenden Falle die Voraussetzungen f ü r eine öffentliche Zustellung der Klage nicht gegeben sind, ist im Ergebnis zuzustimmen. Da der Aufenthalt des Bekl. bekannt und ein Briefverkehr mit ihm an sich möglich ist, müßte die Zustellung grundsätzlich gemäß § 199 ZPO erfolgen, d. h. durch einen deutschen Konsul oder eine ausländische Behörde. Beides ist jedoch nicht möglich, denn eine deutsche Konsulatsvertretung gibt es z. Z. nicht, und ein Ersuchen an eine ausländische Behörde würde
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die Beendigung des Krieges durch einen Friedensschluß und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Voraussetzung haben. Nur mit Österreich ist der Rechtshilfeverkehr bereits wieder zugelassen. (AV des ZJA vom 18. 6. 1947 ZJBI S. 14 — Nds. Rpfl. S. 30.) Es bleibt also nur die öffentliche Zustellung der Klage gemäß § 203 Abs. 2 ZPO übrig. Aber auch gegen ihre Anwendung bestehen durchgreifende Bedenken, obwohl an sich alle Voraussetzungen erfüllt sind. Die Verhältnisse, die der Gesetzgeber bei der Schaffung dieser Bestimmungen im Auge hatte, waren völlig andere als die durch den zweiten Weltkrieg entstandene Lage. Mit einer derartigen Änderung auf fast allen Gebieten, namentlich in staatsrechtlicher und verkehrstechnischer Hinsicht, konnte er nicht rechnen, und deshalb sind f ü r die heutige Lage diese Bestimmungen nicht immer ohne weiteres anwendbar. Wie sich aus der Entstehungsgeschichte der Bestimmungen ergibt (vgl. Hahn, Die gesamten Materialien zur ZPO, 1. Abt., S. 233 und 581) ist der Gesetzgeber davon ausgegangen, daß derjenige, dessen Aufenthalt unbekannt war und dem eine Klage oder ein sonstiges Schriftstück öffentlich zugestellt werden sollte, die Möglichkeit haben müsse, von der öffentlichen Zustellung Kenntnis zu erlangen. Deshalb wurde angeordnet, daß die öffentliche Zustellung einer Ladung im Reichsanzeiger zu erfolgen habe, „um dadurch die höchste Sicherheit dafür zu gewährleisten, daß die Beteiligten von der ergangenen Aufforderung Kenntnis erlangen möchten". Da der Reichsanzeiger vor dem Zusammenbruch nicht nur in Deutschland von allen Dienststellen gehalten wurde, sondern auch im Ausland auf allen deutschen Konsulaten zur allgemeinen Einsichtnahme auslag, konnte auch in Ländern, in denen selbst in normalen Zeiten eine Zustellung nach § 199 ZPO nicht durchführbar war, mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die Zustellung — wenn auch vielleicht unter Schwierigkeiten — dem Empfänger bekannt werden konnte, sofern er selbst sich darum bemühte. Endlich bot die Vorschrift, daß die öffentliche Zustellung nötigenfalls auch in anderen Blättern veröffentlicht werden konnte, wofür in erster Linie das f ü r die Bekanntmachung des betreffenden Gerichts bestimmte Blatt in Frage kam, Freunden und Verwandten des Betroffenen Gelegenheit, ihn von der öffentlichen Zustellung in Kenntnis zu setzen. Wer also ernstlich den Willen hatte, über eine ihn betreffende öffentliche Zustellung unterrichtet zu werden, konnte dies in normalen Zeiten fast stets erreichen. Wenn er sich aber um nichts kümmerte und vielleicht sogar ein erhebliches Interesse daran hatte, seinen Aufenthaltsort geheim zu halten, durfte er sich nicht beschweren, wenn ihm eine Klageschrift oder eine andere Mitteilung öffentlich zugestellt wurde und dadurch Nachteile erwuchsen. Selbstverständlich hat es auch schon früher Fälle gegeben, wo jemand trotz besten Willens nicht in der Lage war, Kenntnis von einer Öffentlichen Zustellung zu erhalten. Man denke nur an einen Polarforscher oder an den in ausländischen Gefängnissen Inhaftierten, dem jeglicher Verkehr mit der Außenwelt, auch mit einem Konsulat seines Landes, unmöglich war. Aber solche Fälle waren verhältnismäßig selten, und auf sie konnte der Gesetzgeber keine Rücksicht nehmen. Entscheidend war, daß im allgemeinen da-
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mit gerechnet werden konnte, daß der Empfänger von der an ihn ergangenen Aufforderung Kenntnis erhalten konnte. Schwieriger wurde die Lage schon bei internationalen Verwicklungen irgendwelcher Art, insbesondere bei einem Kriege zwischen Deutschland und dem Aufenthaltsstaat des durch die öffentliche Zustellung Betroffenen. Aber auch dann war früher nicht jede Verbindung zwischen den beiden Staaten ausgeschlossen. Einmal wählte sich jede kriegführende Macht eine sogenannte Schutzmacht, die die Interessen des betr. Staates und seiner Angehörigen in dem anderen Staate vertrat, und sodann pflegten sich zur Zeit der Entstehung der ZPO kriegerische Auseinandersetzungen auf zwei oder einige wenige Staaten zu beschränken. Mit den übrigen Staaten ging Handel und Verkehr in alter Weise weiter, und über sie konnten die Bewohner des einen kriegführenden Landes unschwer erfahren, was in dem anderen Lande Wichtiges und sie besonders Interessierendes vorging. Endlich dauerten auch zu damaliger Zeit die Kriege nur verhältnismäßig kurze Zeit, und nach Einstellung der Feindseligkeiten traten mit dem Friedensschluß im allgemeinen alsbald wieder normale Verhältnisse ein. Alles dies hat sich in und nach dem zweiten Weltkriege derart von Grund auf geändert, daß es nicht angängig ist, die Vorschriften der ZPO über die öffentliche Zustellung ohne weiteres auf jeden Fall, auf den sie an sich zutreffen, anzuwenden. Eine Vertretung des Deutschen Reiches oder seiner einzelnen Länder gibt es im Auslande noch nicht wieder. Der Reichsanzeiger erscheint nicht mehr und ist in verschiedenen deutschen Ländern ersetzt durch bestimmte Blätter, so im Lande Niedersachsen durch das Amtsblatt für Niedersachsen. Vgl. VO vom 13. 7. 1946 in Hann. Rpfl. S. 67 und Bekanntmachung Nr. 3 in Hann. Rpfl. 1947 S. 46. Das Verbreitungsgebiet aller dieser Blätter beschränkt sich aber im wesentlichen auf das betreffende Land, in den übrigen Ländern Deutschlands werden sie nur von einigen wenigen amtlichen Stellen gehalten, und im Ausland werden sie bestimmt nirgends anzutreffen sein. Es ist also noch nicht einmal die Gewähr gegeben, daß jemand, der sich innerhalb des jetzigen deutschen Reichsgebiets aufhält, von einer öffentlichen Zustellung Kenntnis erhalten kann. Der Aufenthalt des Bekl. ist im vorliegenden Falle zwar bekannt, so daß an sich die Möglichkeit bestehen würde, daß ein Verwandter oder Bekannter ihn von der öffentlichen Zustellung benachrichtigen könnte, aber die Postverbindung nach Indochina ist noch derart unsicher, und die Gefahr, daß ein Brief unterwegs verloren geht oder bei einer der vielen Zensurstellen angehalten wird, derart groß, daß auch dieser Umstand die Anordnung der öffentlichen Zustellung nicht rechtfertigen kann. Die Kl. kann sich auch nicht darauf berufen, daß sich der Bekl. freiwillig zur französischen Fremdenlegion gemeldet und deshalb alle Nachteile, die damit verbunden sein könnten, auf sich genommen habe. Diese Erwägung mag f ü r einigermaßen normale Zeiten zutreffen, wo jemand in der Lage war, vor seiner Reise ins Ausland seine Angelegenheiten zu ordnen und für alle etwa eintretenden Fälle Vorsorge zu treffen. Unterließ er dies, so mußte er die Folgen tragen. Unter den heutigen Verhältnissen
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wird aber jemand hierzu kaum in der Lage sein, und der Bekl. ist es ganz bestimmt nicht gewesen. Ebensowenig ist es von entscheidender Bedeutung, daß sich der Bekl. mit der Erhebung der Scheidungsklage einverstanden erklärt hat, denn diese Erklärung kann die gesetzlich vorgeschriebene Zustellung der Klageschrift nebst Terminbestimmung nicht ersetzen. Aus allen diesen Gründen w i r d unter den jetzigen Verhältnissen die öffentliche Zustellung nur in ganz besonderen Fällen angeordnet werden können, die hier nicht vorliegen. Dabei verkennt der Senat keineswegs, daß dadurch f ü r denjenigen, der die öffentliche Zustellung erstrebt, erhebliche Nachteile entstehen können, aber ebensosehr muß auch das Interesse desjenigen berücksichtigt werden, gegen den sich die öffentliche Zustellung richtet. Er würde, wie bereits das L G hervorgehoben hat, praktisch rechtlos gestellt werden, während der andere Teil in vielen Fällen durch die Bestellung eines Abwesenheitspflegers etwaige Nachteile abwenden oder doch vermindern kann. W i e das L G schon angedeutet hat, bietet sich im vorliegenden Falle jedoch eine andere Möglichkeit, Klage und Ladung dem Bekl. zur Kenntnis zu bringen und dann gemäß § 187 Z P O die Zustellung als bewirkt anzusehen. Dabei kann das L G den Beweis des Zugehens der Klageschrift mit allen Beweismitteln als geführt ansehen. Sollte sich der Bekl. z. B. weigern, den Empfang ausdrücklich zu bestätigen, so könnten Privatbriefe von ihm, die die Kenntnis der Klageschrift nebst Ladung ergeben, genügen. Die Übersendung wird am zweckmäßigsten in einem Umschlag ohne Aufdruck erfolgen oder durch den Prozeßbevollmächtigten der Kl. vorgenommen werden, weil die Zensurstellen oder die Vorgesetzten des Bekl. möglicherweise Bedenken haben könnten, eine amtliche Zuschrift eines deutschen Gerichts weiterzuleiten. Bei der Übersendung — nicht nur der Klageschrift, sondern auch aller Nachträge — w i r d der Bekl. ferner aufzufordern sein, sich darüber zu erklären, ob er das Armenrecht begehrt und welche Einwendungen er gegen die Klage vorzubringen hat." 8 6 . Die öffentliche Zustellung der Scheidungsklage gegen die in Litauen verbliebene Ehefrau eines geflüchteten Litauers ist aus folgenden Gründen zu bewilligen: 1. Selbst wenn eine Klagezustellung ins Ausland auf diplomatischem Wege durch Vermittlung der (am.) MR möglich wäre, ist doch mit Rücksicht auf die Nichtanerkennung der Eingliederung Litauens in die Sowjetunion durch die USA und auf die zwischen der Sowjetunion und den USA bestehenden starken Spannungen eine Zustellung der Klage in litauisches Gebiet auf diplomatischem Wege ausgeschlossen. 2. In Anbetracht des immer stärker sich entwickelnden politischen Gegensatzes zwischen den von den Westmächten besetzten deutschen Gebieten und den tatsächlich unter der Herrschaft der Sowjetunion stehenden Ländern kann vom Kl. die Anstellung eigener Ermittlungen in Litauen nach dem Aufenthalt der Bekl. mit Rücksicht auf die für ihn und die Bekl.
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damit verbundenen Gefahren nicht verlangt werden. Der Aufenthalt Behl, ist daher als unbekannt anzusehen. —- ZPO § 203
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OLG Stuttgart, Beschl. vom 16. 9. 1948 — I W 130/48: DRZ, 9. Beiheft, (1949) 20; HEZ II, 51; im Auszug: DRsp IV (412) 24 b—c. Die vom Kl. gegen den Beschluß des LG vom 13. 8. 1948 eingelegte Beschwerde ist als Rechtsbeschwerde zulässig (§ 4 Abs. 2 RMG); sie ist auch begründet, da die angefochtene Entscheidung von Rechtsirrtum beeinflußt ist. „I. Aus den Ausführungen des LG ist zu entnehmen, daß das LG das Vorbringen des Kl., daß er anfangs Juli 1944 unter den in der Klage geschilderten Umständen Litauen verlassen habe und daß die Bekl. damals dort zurückgeblieben sei, offenbar nicht bestreiten will. In dieser Auffassung ist dem LG beizutreten. Wo damals der Wohnort der Bekl. war, ist vom Kl. allerdings nicht vorgetragen. Da der KI. aber eine eingehende Darstellung über die von Anfang 1944 bis Anfang Juli 1944 zwischen ihm und der Bekl. erfolgte Erörterung des Gedankens eines Wegzuges von Litauen gibt und die Bekl. nach seiner Darstellung diesen Gedanken bis zum Schluß ablehnte, so darf davon ausgegangen werden, daß dem Kl. der seinerzeitige Wohnort der Bekl. bekannt w£fr und daß er diesen damaligen Wohnort auch jetzt noch kennt. Da andererseits keine Anhaltspunkte dafür vorliegen, daß die Bekl. ihren Aufenthalt gewechselt hat, so ist der Schluß gerechtfertigt, daß der Aufenthalt der Bekl. bekannt ist und daß grundsätzlich die Zustellung der Klage an sie auf diplomatischem Wege erfolgen könnte. Dies aber hat zur Voraussetzung, daß normale internationale Beziehungen zwischen den beteiligten Staaten bestehen, und hiervon ist zur Zeit keine Rede. Dem Beschwerdegericht ist nichts davon bekannt, daß die MR die Vermittlung von Klagzustellungen ins Ausland übernimmt. Aber selbst wenn dies der Fall wäre, so kann z. Z. doch nicht angenommen werden, daß ein dahingehender Versuch von Erfolg begleitet wäre. Litauen ist von der Sowjet-Union in deren Staatsverband eingegliedert, während die Vereinigten Staaten von Amerika diese Eingliederung nicht anerkennen, sondern Litauen noch als selbständigen Staat ansehen. Zwischen der Sowjet-Union und den Vereinigten Staaten bestehen zudem aus anderen Gründen starke Spannungen. Unter diesen Umständen ist es ausgeschlossen, daß sich eine Zustellung der Klage auf diplomatischem Wege bewerkstelligen läßt. Das Beschwerdegericht sah daher die Voraussetzungen von § 203 Abs. 2 ZPO als gegeben an, unter denen die öffentliche Zustellung der Klage bewilligt werden kann. Wie in der Beschwerdebegründung zutreffend bemerkt wird, ist die öffentliche Zustellung auf Grund des § 203 Abs. 2 ZPO gerade auch dann statthaft, wenn der Aufenthalt des Zustellungsempfängers bekannt ist. II. Aber selbst wenn man letzteres nicht annehmen oder den Ausführungen unter I aus sonstigen Gründen nicht beitreten wollte, müßte die 1 Siehe d a z u Kegel, W a n n darf die Scheidungsklage g e g e n die im Ausland u n a u f f i n d b a r e n oder unerreichbaren E h e g a t t e n öffentlich zugestellt w e r d e n ? : DRZ, 9. B e i h e f t , 1949, 11 ff.
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öffentliche Zustellung bewilligt werden. In der Ansicht, die Feststellung, daß der Aufenthalt einer Partei unbekannt ist, sei nur dann möglich, wenn der Zustellungsempfänger seinen bisherigen Aufenthaltsort verlassen habe, ohne dafür zu sorgen, daß er durch Nachrichten erreicht werden könne, oder wenn er sich gar der Feststellung seines Aufenthaltes bewußt entzogen habe, kann dem LG nicht beigetreten werden. Sie findet in dem Wortlaut des Gesetzes, das nur davon spricht, daß der Aufenthalt einer Partei unbekannt sein müsse, keine Rechtfertigung. Die Frage, wann der Aufenthalt unbekannt ist, läßt sich jeweils nur nach den Umständen des einzelnen Falles beantworten. Im allgemeinen ist aber von einer Partei, welche die öffentliche Zustellung begehrt, zu verlangen, daß sie geeignete Nachforschungen nach dem Aufenthalt des Gegners veranstaltet hat und daß diese erfolglos geblieben sind. Durch die von dem Kl. vorgelegten eidesstattlichen Erklärungen ist nun jedenfalls dargetan, daß er im November 1944 und F r ü h j a h r 1945 durch litauische Organisationen und durch Anzeigen in einer litauischen Zeitung nach dem Aufenthalt der Bekl. forschen ließ. Diese Bemühungen erstrecken sich allerdings nur auf das deutsche Gebiet und nicht auf Litauen, und die Frage ist daher, ob dem Kl. nicht weitere Bemühungen um die Ermittlung des Aufenthaltes der Bekl. in Litauen selbst zuzumuten waren. Diese Ftage ist allermindestens für das erste Jahr nach ihrem Weggang von Litauen verneinend zu beantworten, weil hierfür während des Krieges und monatelang nachher gar keine Möglichkeit bestand, aber auch f ü r die spätere Zeit bis zur Gegenwart ist das Ergebnis kein anderes. In Anbetracht des immer stärker sich entwickelnden politischen Gegensatzes zwischen den von den Westmächten besetzten deutschen Gebieten und den tatsächlich unter der Herrschaft der SowjetUnion stehenden Ländern konnte von dem Kl. die Entfaltung einer eigenen Ermittlungstätigkeit in Litauen nicht verlangt werden. Der Beschwerdeführer weist nicht mit Unrecht darauf hin, daß eine solche Tätigkeit nicht nur f ü r ihn, sondern auch f ü r die Bekl. mit Gefahren verbunden gewesen wäre. Es würde weder dem Sinne des § 203 Abs. 1 ZPO noch den berechtigten Belangen des Kl. entsprechen, wenn man unter diesen besonderen Umständen stärkere Anforderungen an die Aufklärungspflicht des Kl. stellen wollte. Das Endergebnis geht also dahin, daß die öffentliche Zustellung der Klage in erster Linie gemäß § 203 Abs. 2 ZPO, in zweiter Linie aber gemäß § 203 Abs. 1 ZPO deshalb zu bewilligen ist, weil der Aufenthalt der Bekl. als unbekannt angesehen werden kann. Der angefochtene Beschluß war demgemäß aufzuheben." 87. Der Rechts- und Amtshilfeverkehr deutscher Gerichte in der amerikanischen Besatzungszone mit dem Ausland ist unter gewissen Voraussetzungen wieder zugelassen. Danach dürfen Zustellungen nur erfolgen, wenn feststeht, daß durch sie der Zustellungsempfänger nicht wider seinen Willen in eine Lage versetzt wird, in dem es ihm unmöglich ist, seine Rechte in dem Verfahren wahrzunehmen. Demgemäß muß die Gewähr dafür gegeben sein, daß die im Ausland lebende Partei an dem Rechts-
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streit vor einem deutschen Gericht teilnehmen oder sich durch einen Rechtsbeistand vertreten lassen kann. Dabei ist auch die Möglichkeit der Vertretung im Armenrecht zu berücksichtigen. Kann die im Ausland wohnende Partei im Inland durch einen gehörig informierten Armenanwalt vertreten werden, so ist die Zustellung im allgemeinen zulässig, um so mehr, als dem bedürftigen Bekl. in Ehesachen das Armenrecht im allgemeinen nicht zu versagen ist. Einem Österreicher ist das Armenrecht zu gewähren, da mit Österreich die Gegenseitigkeit als verbürgt anzusehen ist. — ZPO § 114 I, II. OLG Hessen, Kasseler ZS, Beschl. vom 16. 9. 1948 — 2 W 60/48: DRZ, 9. Beiheft (1949) 21; HEZ II, 46; im Auszug: DRsp IV (412) 24 a. Die Kl. ist aus dem Sudetenland 1946 ausgewiesen worden. Der Bekl., der von dort 1939 zur deutschen Wehrmacht eingezogen worden war, ist jetzt in Wien. Das LG hat der Kl. das Armenrecht f ü r die Scheidungsklage versagt, mit der Begründung: eine Entscheidung würde nicht möglich sein, ohne den Bekl. gerichtlich zu vernehmen; da aber mit Österreich kein Rechtshilfeverkehr bestehe, könne diesem Erfordernis nicht entsprochen werden; deshalb biete die Klage z. Z. keine Aussicht auf Erfolg; auch die öffentliche Zustellung würde nicht bewilligt werden können. Aus den Gründen: „Die hiergegen eingelegte Beschwerde ist begründet. Nach Erlaß des angefochtenen Beschlusses ist gemäß RdErl. des Hessischen Ministers der Justiz vom 30. 8. 1948 (9341 — III a 2896) der Rechts- und Amtshilfeverkehr mit dem Ausland unter gewissen Voraussetzungen zugelassen worden. Zustellungen dürfen allerdings nur erfolgen, wenn feststeht, daß durch sie der Zustellungsempfänger nicht wider seinen Willen in eine Lage versetzt wird, in der es ihm nicht möglich ist, seine Rechte in dem Verfahren wahrzunehmen. Demgemäß muß die Gewähr dafür gegeben sein, daß die im Ausland lebende Partei an dem Rechtsstreit vor einem deutschen Gericht teilnehmen oder sich durch einen Rechtsbeistand vertreten lassen kann. Die Voraussetzungen liegen hier vor. Sollte der Bekl. nicht in der Lage sein, die Prozeßkosten aufzubringen, so würde ihm das Armenrecht nach § 114 Abs. I oder II ZPO bewilligt werden können, gleichgültig, ob er als Sudetendeutscher die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder staatenlos ist (MDR 1948, 240; SJZ 1948, 396 SchlHA 1948, 128 2) oder ob er inzwischen wider Erwarten die österreichische Staatsangehörigkeit erworben haben sollte (darüber, daß mit Österreich die Gegenseitigkeit als verbürgt anzusehen ist, vgl. RdErl. d. Mdl vom 24. 4. 1948, 9341 — III a 568). Die Möglichkeit des Armenrechts muß vorliegend um so mehr mit in Betracht gezogen werden, als dessen Versagung mangels Aussicht auf Erfolg gegenüber der bekl. Partei in Ehesachen im allgemeinen nicht zulässig wäre (so der Senat in ständiger Rechtsprechung; vgl. auch z. B. J W 1927, 857; 1935, 3061; HRR 1932 1 2
Gemeint ist OLG Stuttgart, Urt. v. 3 . 3 . 1948: unten Nr. 102. Gemeint ist OLG Kiel, Urt. v. 22. 1. 1948: unten Nr. 101.
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Nr. 984; O L G R 20 (1910) 393; 39 (1919) 47; Stein-Jonas § 114, I I ) . Ein Bescheid des Hessischen Ministers der Justiz v o m 10. 9. 1948 (9341 E — I I I 2499) lautet ebenfalls dahin, daß die Zustellung voraussichtlich im allgemeinen zulässig sein werde, wenn die im Ausland wohnende Prozeß partei im Inland durch einen Armenanwalt vertreten werde und diesem die erforderlichen Informationen zukommen lassen könne. Nach den maßgebenden Bestimmungen würde der Bekl. in W i e n auch persönlich vernommen werden können." 8 8 . Erst wenn die auf dem Wege über den zuständigen OLG-Präsidenten zu versuchende Zustellung der Klage an den sich in Österreich aufhaltenden Bekl. sich als undurchführbar erweisen sollte, kann über den Antrag der Kl. auf Bewilligung der öffentlichen Zustellung entschieden werden. Die für die Bewilligung der öffentlichen Zustellung im Inlande entwickelten Grundsätze können auf die öffentliche Zustellung im Auslande nicht ohne weiteres übertragen werden. — Z P O § 203; Deutsch-Österr. Rechtshilfevertrag v o m 21. 9. 1923, Art. 10. OLG Celle, 2. ZS, Beschl. v. 23. 5. 1947 — 2 W 50/46: Nds. Rpfl. 1 (1947) 22; M D R 1 (1947) 239. Das L G hat den Antrag des Kl. auf Bewilligung der öffentlichen Zustellung der von ihm eingereichten Ehescheidungsklage an seine in Österreich wohnhafte Ehefrau abgelehnt mit der Begründung, daß zwar wegen der Unterbrechung des Postverkehrs nach Österreich die ordnungsmäßige Zustellung der Klage in Österreich zur Zeit unausführbar sei, trotzdem aber die öffentliche Zustellung der Klage gemäß § 203 Abs. 2 Z P O nicht zugelassen werden könne, weil eine solche Bewilligung dem Grundgedanken des § 203 Z P O widersprechen würde. Nur dort, w o eine Person sich aus ihrem bisherigen Lebenskreis ohne Angabe ihres neuen Aufenthalts entfernt und dabei Rechtsverhältnisse zurückgelassen habe, die einer Regelung durch gerichtliche Entscheidung bedürften, sei die einer Rechtsverwirkung nahekommende Maßnahme der öffentlichen Zustellung gerechtfertigt. W i e im Falle der § 203 Abs. 1 Z P O die öffentliche Zustellung nicht bewilligt werden dürfe an Personen, die nicht freiwillig, sondern nur unter dem Zwang der Kriegs- und Nachkriegsverhältnisse ihren bisherigen Lebenskreis verlassen hätten oder deren Aufenthalt durch andere Auswirkungen des Krieges unbekannt geworden sei, so dürften den mit der öffentlichen Zustellung verbundenen Rechtsnachteilen auch im Falle des § 203 Abs. 2 Z P O solche Personen nicht ausgesetzt werden, die an ihrem Wohnsitz im Auslande infolge der gleichen Kriegs- und Nachkriegswirkungen, insbesondere wegen der dadurch veränderten politischen Verhältnisse und der dadurch unterbrochenen Nachrichtenverbindung zur Zeit nicht erreichbar seien. Darauf beantragte der Kl., Verhandlungstermin zu bestimmen und zu diesem Termin die Bekl. in Österreich zu laden, da die Postverbindung dorthin inzwischen wieder eröffnet sei und die Klage ihr nunmehr direkt zugestellt werden könne. Diesen Antrag hat der Vorsitzende der Zivilkam-
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mer abgelehnt mit der Begründung, daß nur private Mitteilungen, nicht aber amtliche Schreiben im Postverkehr nach Österreich zugelassen seien. Die gegen beide Entscheidungen vom Kl. zulässigerweise eingelegte Beschwerde mußte Erfolg haben. Aus den Gründen: „Vor der Vereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich galt der Deutsch-österreichische Rechtsschutzvertrag vom 21. 9. 1923 (RGBl. 1924 II 55 und 1925 I I 156). Nach Art. 10 dieses Vertrages erfolgte in bürgerlichen Angelegenheiten die Zustellung von Schriftstücken und die Erledigung von Ersuchen, welche die Vornahme einer Prozeßhandlung oder einer anderen gerichtlichen Handlung innerhalb des Geschäftskreises der ersuchten Behörde zum Gegenstande haben, im unmittelbaren Geschäftsverkehr der Behörden beider vertragsschließender Staaten. Dieser Vertrag ist infolge der Vereinigung der beiden beteiligten Staaten gegenstandslos geworden. Nach einer Mitteilung des Präsidenten des Zentral-Justizamts für die britische Zone können aber Zustellungsanträge von den deutschen Gerichten über den zuständigen OLGPräs. an das zuständige österreichische Gericht übermittelt werden. Der Ladung der Bekl. zu einem vom Vorsitzenden anzusetzenden Verhandlungstermin steht soweit ein Hindernis aller Voraussicht nach nicht mehr im Wege. Mit dem Antrage auf Zustellung der Ladung kann auch ein Ersuchen um Anhörung der Bekl. zu dem Inhalt der Klageschrift durch das österreichische Gericht verbunden werden. Demgemäß war der Vorsitzende der Zivilkammer unter Aufhebung seiner Verfügung vom 11.4. 1946 entsprechend anzuweisen. Erst wenn die auf diesem Wege zu versuchende Zustellung der Klage sich als undurchführbar erweisen sollte, kann über den Antrag des Kl. auf Bewilligung der öffentlichen Zustellung entschieden werden. Deshalb war auch der Beschluß des LG aufzuheben. Bei einer neuen Entscheidung über diesen Antrag wird jedoch zu berücksichtigen sein, daß die für die Bewilligung der öffentlichen Zustellung im Inlande (§ 203 Abs. 1 Z P O ) entwickelten Grundsätze, die das LG zutreffend wiedergibt, auf die öffentliche Zustellung im Auslande (§ 203 Abs. 2 Z P O ) nicht ohne weiteres übertragen werden können. Denn die letztere kommt gerade für den Fall in Frage, daß die ordnungsmäßige Zustellung durch Krieg oder Abbruch der diplomatischen Beziehungen oder wegen Verweigerung der Rechtshilfe unmöglich wird (siehe Baumbach Z P O § 203 Anm. 2, Jonas ZPO Anm. I 3 zu § 203)." 8 9 . Die ehem. lettischen Staatsangehörigen haben entweder ihre frühere Staatsangehörigkeit behalten oder sind staatenlos. Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung ihrer Ehen zuständig. Die öffentliche Zustellung ist bei Abwägung beiderseitiger Belange der Parteien ausnahmsweise geboten. — Z P O § 203; VerschG § 10; EheG § § 48, 53; lettisches ZGB §§ 12, 77. OLG Kiel, 2. ZS, Beschl. vom 9. 5. 1947 — 2 W 98/47: MDR 1 (1947) 163; HEZ I, 179.
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Die Streitteile waren Staatsangehörige des ehemaligen Freistaates Lettland. Sie haben am 22. 6. 1940 vor dem Standesamt in Riga die Ehe geschlossen. Kinder sind aus der Ehe nicht hervorgegangen. Die Streitteile lebten nach der Eheschließung in Riga. Dort wurde der Ehemann der Kl., der Offizier war, am 14. 6. 1941 von sowjetrussischen Beamten abgeholt. Die Kl. ist im Oktober 1944 nach Deutschland gekommen und hat seit Februar 1945 ihren Wohnsitz in Lübeck genommen. Sie begehrt die Scheidung der Ehe aus § 48 EheG ohne Schuldausspruch und beantragt die öffentliche Zustellung der Klage mit der Begründung, sie habe vom Bekl. nie wieder etwas gehört; sie lebe jetzt rund sechs Jahre von ihrem Manne getrennt, sie habe intime Beziehungen zu einem anderen Mann angeknüpft, von dem sie ein Kind erwarte; sie wolle sich wieder verheiraten. Das LG hat die öffentliche Zustellung und die Terminbestimmung abgelehnt. Auf die Beschwerde der Kl. hob das OLG den angefochtenen Beschluß auf und bewilligte die öffentliche Zustellung. Aus den Gründen: „Der Senat hat in dem grundlegenden Beschluß vom 11. 3. 1947 in 2 W 25/47 1 die Voraussetzungen dargelegt, die f ü r die Bewilligung der öffentlichen Zustellung unter heutigen Verhältnissen gegeben sein müssen. Im vorliegenden Fall ist davon auszugehen, daß der Bekl. zuletzt in Riga ansässig war; über seinen Verbleib ist nichts bekannt geworden; es besteht die Möglichkeit, daß der Bekl. noch lebt und ins Innere Rußlands verschleppt ist. Jedenfalls ist bis zu einer sicheren Nachricht über den Tod oder bis zu einer Todeserklärung das Fortleben des Bekl. anzunehmen (vgl. § 10 VerschG). Mithin würde die Klage im Ausland zugestellt werden müssen (§ 203 Abs. 2 ZPO). Eine Zustellung in Sowjetrußland ist aber unter den derzeitigen Verhältnissen undurchführbar. Die öffentliche Zustellung ist daher an sich zulässig, und es fragt sich nur, ob die besonderen Voraussetzungen gegeben sind, unter denen der Senat namentlich in Ehesachen die öffentliche Zustellung der Klage ausnahmsweise f ü r geboten hält. Dies ist im vorliegenden Fall zu bejahen. Bei Anwendung des pflichtmäßigen Ermessens muß das Gericht bei Abwägung der beiderseitigen Belange der Parteien in dem hier zur Entscheidung stehenden Falle zu einer Gewährung der öffentlichen Zustellung kommen. Die Streitteile sind entweder lettische Staatsangehörige oder staatenlos. Die Scheidungsklage kann nach § 606 Abs. 3 ZPO vor dem deutschen Gericht durchgeführt werden. Nach § 12 des lettischen ZGB von 1937 (vgl. Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 1938 Band I S. 347 ff.) würde die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung nach dem Recht des ehemaligen Freistaates Lettland anerkannt werden (vgl. auch OLG Kiel 2 in SchlHA 1946 Nr. 18 S. 372 ff.). Die beabsichtigte Scheidungsklage ist sowohl nach deutschem Recht (§ 48 EheG) als auch nach lettischem Recht (§ 77 ZGB) zulässig. Da eine Scheidung ohne Schuldausspruch begehrt wird, so würde eine Trennung der Ehe f ü r den Bekl., falls er sich später wieder melden sollte, wohl den Verlust der 1
Siehe oben Nr. 83.
2
Siehe unten Nr. 110.
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Ehe, aber nicht des Unterhaltsanspruches schlechthin bedeuten, der ihm vielmehr im Rahmen des § 61 Abs. 2 EheG und der §§ 79 ff. ZGB erhalten bliebe. Wenn auch der Bekl. gehindert ist, der Scheidungsklage zu widersprechen (§ 48 Abs. 2 EheG) und eine Schuldigerklärung der Kl. zu beantragen (§ 53 Abs. 2 EheG), so muß dies in Kauf genommen werden, wenn die öffentlichen Belange bei der Abwägung der gesamten beiderseitigen Interessen dies erfordern, zumal das lettische ZGB einen derartigen Widerspruch gegen das Scheidungsverlangen des anderen Ehegatten und eine Schuldigerklärung desselben nicht kennt." 9 0 . Für die Frage der Zulässigkeit der öffentlichen Zustellung muß das zur Zeit polnisch besetzte Gebiet als Ausland behandelt werden. Da die Zustellung an in diesem Gebiet wohnende Personen nach den Vorschriften des deutsch-polnischen Rechtsschutzvertrages zur Zeit unausführbar ist, muß an diese Personen die öffentliche Zustellung gemäß § 203 ZPO zugelassen werden. Liegt der Wohnort der Bekl., an dem die Parteien auch ihren letzten gemeinsamen gewöhnlichen Aufenthalt hatten, in dem jetzt polnisch besetzten Gebiet, so kann dort keine ausschließliche Zuständigkeit eines deutschen Gerichtes für einen Ehescheidungsprozeß gegeben sein. Deutsche Scheidungsurteile werden in Polen nicht ohne weiteres anerkannt. Die Einstellung in die deutsche Wehrmacht war nicht ein Erwerbsgrund der deutschen Staatsangehörigkeit. Nur diejenigen Volksdeutschen aus dem Osten gelten als deutsche Staatsangehörige, die in die Volksliste Abt. 1—3 eingetragen waren. — ZPO § 203, 606. OLG Celle, Beschl. vom 28. 11. 1947 — 2 W 75/47: JR 2 (1948) 233; MDR 2 (1948) 88. Aus den Gründen: „Die vom LG gegen die Zulässigkeit der öffentlichen Zustellung der Scheidungsklage und damit gegen die Durchführbarkeit des Ehestreits erhobenen Bedenken sind nicht begründet. Nach § 203 ZPO ist die öffentliche Zustellung zulässig, 1. wenn der Aufenthalt einer Partei unbekannt oder 2. wenn bei einer im Ausland zu bewirkenden Zustellung die Befolgung der für diese bestehenden Vorschriften unausführbar ist oder keinen Erfolg verspricht. Der Aufenthalt der Bekl. ist bekannt. Sie wohnt in dem von Polen verwalteten Oberschlesien. Es kann hier dahingestellt bleiben, ob dieser Teil Oberschlesiens als Inland oder Ausland anzusehen ist. Denn es amtieren dort keine deutschen Behörden, insbes. weder deutsche Gerichte noch die deutsche Post. Für die Frage der Zulässigkeit der öffentlichen Zustellung muß daher das zur Zeit polnisch besetzte Gebiet als Ausland behandelt werden. Da nun die Zustellung an dort wohnende Personen nach den Vorschriften des deutsch-polnischen Rechtsschutzvertrages z. Z. unausführbar ist, muß an diese Personen die öffentliche Zustellung gemäß § 203 (2) ZPO zugelassen werden. Ob und inwieweit hiervon Ausnahmen gelten zugunsten solcher Zustellungsempfänger, von denen unbekannt ist, ob sie sich noch an ihrem früheren Wohnort im jetzt von Polen besetzten Gebiet befinden oder diesen
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wegen der Kriegsfolgen verlassen.mußten, kann hier unerörtert bleiben, da —• wie die vorgelegten Briefe ergeben — die Bekl. nicht von dort vertrieben worden und die Übermittlung privater Nachrichten dorthin möglich ist. Auch für die weitere Frage, ob für die erhobene Ehescheidungsklage das L G Göttingen, in dessen Bezirk der Kl. jetzt seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, nach § 606 (1) Z P O zuständig ist, kann dahingestellt bleiben, ob der W o h n o r t der Bekl., an dem die Parteien auch ihren letzten gemeinsamen gewöhnlichen Aufenthalt hatten, jetzt im Inlande oder im Auslande liegt. Denn — wie schon hervorgehoben — besteht dort jetzt keine deutsche Gerichtsbarkeit. Infolgedessen könnte, auch wenn der W o h n o r t der Bekl. staats- und völkerrechtlich als Inland anzusehen wäre, dort keine ausschließliche Zuständigkeit eines deutschen Gerichts f ü r diesen Ehestreit gegeben sein. Mit Rücksicht auf die Vorschrift des § 606 Abs. 3 Nr. 1 Z P O und den Hinweis im Hanseatischen Justiz-Verwaltungsblatt 1947 S. 5 Nr. 3, wonach Scheidungsurteile deutscher Gerichte in Polen nicht ohne weiteres anerkannt werden, wird aber der Kl. dem L G zunächst seine Staatsangehörigkeit nachzuweisen haben. Anscheinend ist der Kl. in dem nach dem ersten Weltkriege an Polen abgetrennten Teil Oberschlesiens geboren. Durch die Einstellung in die deutsche Wehrmacht hat er die deutsche Staatsangehörigkeit noch nicht ohne weiteres erworben. Nach den in der Hann. Rechtspflege (1946 S. 56 Nr. 6) veröffentlichten Richtlinien gelten Volksdeutsche aus dem Osten als deutsche Staatsangehörige nur, soweit sie in die Volksliste Abt. 1—3 eingetragen sind. Hiernach war der angefochtene Beschluß aufzuheben und dem L G zu überlassen, über das Gesuch des Kl. um Bewilligung des Armenrechts für die Scheidungsklage nach Maßgabe des Vorstehenden erneut zu befinden." 9 1 . Die öffentliche Zustellung kann nicht bewilligt werden, wenn der Empfänger gegen seinen Willen an einem Orte festgehalten wird, wo ihn Zustellungen nicht erreichen (im vorliegenden Falle in Polen oder polnisch-besetztem Gebiet). — Z P O § 203. OLG Hessen, ZS Kassel, Beschl. vom 21. 1. 1948 — 2 W 1/48: H E Z I, 180; N J W 1 (1947/48) 555 mit Anm. v. Müller; im Auszug: DRsp I V (412) 19 c. Mit dem angefochtenen Beschluß hat das L G den Antrag des Kl., die öffentliche Zustellung seiner Ehescheidungsklage zu bewilligen, abgelehnt. Der Kl. begründet seinen Antrag damit, daß die Bekl. einen Brief seines Prozeßbevollmächtigten, der an die v o m Roten Kreuz ermittelte polnische Anschrift der Bekl. gerichtet worden sei, nicht beantwortet habe und dieser Brief auch nicht als unbestellbar zurückgekommen sei, obwohl ein geregelter Postverkehr mit Polen bestehe. Die Rechtsbeschwerde des Kl. wies das OLG zurück. Aus den Gründen: „Voraussetzung f ü r die Bewilligung der öffentlichen Zustellung ist ent-
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weder, daß der Aufenthalt des Zustellungsempfängers unbekannt oder daß die im Ausland zu bewirkende Zustellung unausführbar ist oder keinen Erfolg verspricht. Der zuerst genannte Fall liegt nicht vor, weil der Kl. behauptet, den Aufenthalt der Bekl. zu kennen. Die weiteren Voraussetzungen sind nicht nachgewiesen. Sofern der dem Kl. bekannte Wohnsitz der Bekl. in dem von Polen besetzten Gebiet Deutschlands liegt, handelt es sich nicht um Ausland im Sinne des § 203 Abs. 2 ZPO 1 (so auch OLG Frankfurt/M., Beschl. v. 18. 10. 1947, 1 W 99/1947). Sofern dieser Ort innerhalb des poln. Staatsgebietes liegt, hat das LG die öffentl. Zustellung aus Gründen abgelehnt, die zu billigen sind. Es weist mit Recht darauf hin, daß die vom Gesetz vorausgesetzte Lage sich grundlegend geändert hat und mangels diplomatischer Vertretungen Deutschlands in den anderen Staaten die öffentliche Zustellung zur Regel in all den Fällen werden würde, in denen sonst die Zustellung im Auslande erfolgt wäre. Es geht jedoch zu weit, die Bestimmung des § 203 Abs. 2 ZPO deswegen ganz allgemein f ü r nicht mehr anwendbar zu erklären. Vielmehr kommt es auf die Lage des einzelnen Falles an. Wie sich aus dem Erlaß des Hess. Ministers der Justiz vom 2. 4. 1947 — 9341 — I a 391 — ergibt, lehnt die MR die Vermittlung von Zustellungen im Auslande ab, wenn nicht feststeht, daß der Zustellungsempfänger seine Rechte wahrnehmen kann. Die Zustellung im Ausland wäre daher unter dieser Voraussetzung undurchführbar. Die Erwägung, die die MR bestimmt, die Vermittlung von Zustellungen im Auslande abzulehnen, führt dazu, in ähnlichen Fällen die öffentliche Zustellung von vornherein zu versagen. Denn einer der Grundpfeiler des Zivilprozesses ist der Anspruch der Parteien auf rechtliches Gehör. Diesen Anspruch verwirkt oder beeinträchtigt nur, wer sich trotz ordnungsmäßiger Ladung dem Gericht nicht stellt oder sich selbst in eine Lage begibt, in der eine ordnungsmäßige Zustellung nicht möglich oder erfolglos ist; wer bewirkt, daß ihn Zustellungen nicht erreichen können, muß in Kauf nehmen, daß die ordentliche Zustellung in den Formen der §§ 180 bis 186 ZPO durch die öffentliche Zustellung ersetzt wird. Dieser Grundgedanke der Bestimmung des § 203 Abs. 2 ZPO, die als eine Ausnahmebestimmung mit Vorsicht anzuwenden ist, umfaßt jedoch nicht die außerhalb jeder Betrachtung des Gesetzgebers gelegenen Fälle, in denen jemand gegen seinen Willen an einem Ort, wo ihn Zustellungen nicht erreichen, festgehalten wird. Die Bewilligung der öffentlichen Zustellung in solchen Fällen würde der Versagung des rechtlichen Gehörs gleichkommen. Ob die Voraussetzungen f ü r die öffentliche Zustellung nachgewiesen sind, entscheidet das Gericht nach seiner freien Überzeugung. Das LG hat, weil es § 203 Abs. 2 allgemein für unanwendbar hält, nicht dazu Stellung genommen, ob der Kl. nachgewiesen hat, daß die öffentliche Zustellung seiner Klage nicht die Versagung des rechtlichen Gehörs zur Folge haben würde. Der Senat ist jedoch in der Lage, diese Frage selbst zu prüfen, und hält es für sachdienlich, sie selbst zu entscheiden (§ 2 Abs. 4 Hessisches RMG, der im Rechtsbesch werde verfahren entsprechend anzuwenden ist). 1
A. A. OLG Celle, Beschl. vom 28. 11. 1947: oben Nr. 90.
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Was der Kl. in seiner eidesstattlichen Versicherung vom 28. 8. 1947 vorträgt, reicht nicht aus, um das Gericht zu überzeugen, daß sich die Bekl. freiwillig in dem polnischen oder polnisch-besetzten Gebiet aufhält oder daß sie von dort ihre Rechte wahrnehmen könnte."
XIII. FREIWILLIGE
GERICHTSBARKEIT,
NOTARIATS- UND URKUNDENWESEN Siehe Nr. 1, 24, 31, 79 XIV. KONKURSRECHT XV. STAATSANGEHÖRIGKEIT Siehe auch Nr. 18, 20, 21, 50, 67 Ausbürgerungen in der Zeit 1933—1945 Siehe auch Nr. 47, 49 9 2 . Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehe von Staatenlosen, die ihren Aufenthalt nicht in Deutschland haben, nicht zuständig. Die Aufhebung der 11. VO zum Reichsbürgergesetz von 1935 durch das KRG Nr. 1 hat die Ausbürgerung jüdischer Flüchtlinge, die vor ihrer Auswanderung die deutsche Staatsangehörigkeit besaßen, nicht rückgängig gemacht. Die Staatenlosen, die früher im Besitz der deutschen Staatsangehörigkeit waren, sind wie alle übrigen Staatenlosen rechtlich zu behandeln. Staatenlosen kann das Armenrecht nach freiem, nicht nachprüfbarem Ermessen gewährt werden. Bei Sicherheitsleistung für Prozeßkosten stehen die Staatenlosen bei Inlandwohnsitz den Inländern gleich. — EGBGB Art. 29; ZPO §§ 110, 114, 606; KRG Nr. 1; 11. VO vom 25. 11. 1941 zum ReichsbürgerG von 1935. LG Berlin, Urt. vom 30. 9. 1948 — 12 R 138/48. Ungedruckt. Die Parteien haben am 11. 7. 1921 vor dem Standesamt in K. die E h e miteinander geschlossen. Sie sind staatenlos und sind jüdischer Konfession. Aus der Ehe sind keine Kinder hervorgegangen. Die Parteien leben seit Oktober 1930 von einander getrennt, seitdem im Oktober 1930 die Kl. nach Paris ausgewandert und nicht mehr zurückgekehrt ist; der Bekl. ist im J a h r e 1935 nach Palästina ausgewandert. Die Parteien haben seit langen Jahren keine Fühlung miteinander unterhalten. Die Kl. trägt vor, die Ehe sei schon vor der Trennung zerrüttet gewesen, so daß bereits damals der gegenseitige Wunsch auf Auflösung der E h e bestanden habe. Sie beantragt deshalb, gemäß § 48 des KRG Nr. 16 die Ehe der Parteien zu scheiden. Der Bekl. hat keine Anträge gestellt und gegen die Behauptungen der Kl. Einwendungen nicht erhoben. Zur Frage der Zuständigkeit des angerufenen Gerichts beruft sich die Kl. darauf, daß die Parteien, wie unstreitig, bis Oktober 1930 ihren letzten gemeinsamen Aufenthalt in Berlin ge-
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XV. Staatsangehörigkeit
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habt hätten. Sie hat zum Nachweise, daß sie die deutsche Staatsangehörigkeit auf Grund der 11. VO zum ReichsbürgerG vom 25. 11. 1941 verloren habe, eine Bescheinigung des „Comité Intergouvernemental pour les Réfugiés" in Paris überreicht. Gründe: „Die Klage ist abzuweisen, weil die Parteien einen deutschen Gerichtsstand nicht besitzen. Beide sind als ausgebürgerte deutsche Juden staatenlos geworden. Keiner von ihnen hat zur Zeit der Klageerhebung oder der letzten mündlichen Verhandlung irgendwelche örtliche Beziehungen zum Inland; weder ihr Wohnsitz noch auch nur der gewöhnliche Aufenthaltsort einer der Parteien ist im Inland gelegen. Die Bestimmung des Abs. 3 § 606 ZPO, welche die sogenannte internationale Zuständigkeit deutscher Gerichte für Ehesachen regelt, stellt für den Fall, daß keiner der Ehegatten die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, eine doppelte Bedingung auf: einmal eine alternative, nämlich entweder, daß auch nur einer der Ehegatten staatenlos ist, oder daß nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt werden wird; zum zweiten kumulativ und schlechthin die Bedingung, daß der gewöhnliche Aufenthaltsort des Mannes oder der Frau im Inland gelegen ist. An dieser zweiten Voraussetzung fehlt es im vorliegenden Falle. Nun machen die Parteien geltend, sie könnten sich zwar nicht darauf berufen, daß das KRG Nr. 1 ihre auf Grund der Nazigesetzgebung erfolgte Ausbürgerung rückgängig gemacht habe. Sie erkennen vielmehr in Übereinstimmung mit einem Rundschreiben des Legal Department Jewish Relief Unit. d. d. Hamburg vom 23. 6. 1948 die Auffassung als richtig an, daß das vorgenannte KRG sich rückwirkende Kraft nicht beigelegt hat (vgl. KG vom 2. 12. 1945 in — 2. W. 4/1945 —) und daß daher die generellen und individuellen Ausbürgerungen, die auf Grund der nunmehr aufgehobenen Nazigesetzgebung eingetreten wären, aufrecht erhalten geblieben sind, daß also die ausgebürgerten Juden nach wie vor staatenlos sind. Das entspricht auch der Verwaltungspraxis (vgl. Justizbl. für den OLG-Bezirk Braunschweig 1 (1946) 96 Erl. des OLG-Präs. 1102 Ziff. VI sowie Richtlinien des Ober-Präs. Hannover — Hannov. Rpfl. 2 (1946) 56). Die Parteien stützen sich aber auf Art. 2 des KRG Nr. 1, der jegliche Diskriminierung d. h. jegliche unterschiedliche Behandlung auf Grund der rassischen Zugehörigkeit oder religiösen oder politischen Überzeugung verbietet. Sie könnten, wie auch das vorerwähnte Rundschreiben sagt, „sich gegen etwaige ungleiche Behandlung mit deutschen Staatsbürgern zur Wehr setzen." Demgemäß, so führen sie aus, dürfen sie nicht deswegen unterschiedlich behandelt werden, weil sie auf Grund der nationalsozial. Ausbürgerung die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hätten. Insoweit hätten sie vielmehr Anspruch darauf, so behandelt zu werden, als ob eine Ausbürgerung auf Grund der 11. VO zum ReichsbürgerG nicht erfolgt wäre. Hieraus folge, daß das LG Berlin zuständig sei. Diese rechtliche Auffassung der Kl. geht fehl. 10*
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Gewiß darf kein deutscher Rechtssatz angewendet werden, falls solche Anwendung im Einzelfalle Ungerechtigkeit und Ungleichheit verursachen würde, indem jemanden wegen seiner Rasse oder seines Glaubensbekenntnisses Nachteile zugefügt werden. Hierum handelt es sich aber vorliegend nicht. Nur dann würde eine unterschiedliche Behandlung der Parteien in Frage kommen, wenn sie zu ihrem Nachteil und aus rassischen oder politischen Gründen eine andere Behandlung erfahren würden als sie anderen Staatenlosen nach der allgemeinen Gesetzeslage zuteil wird. Staatenlose werden hinsichtlich der Bewilligung des Armenrechts laut Abs. 2 § 114 nicht ohne weiteres Inländern gleich behandelt. Nur fakultativ nach freiem, nicht nachprüfbaren Ermessen kann das Armenrecht ihnen gewährt werden (vgl. Baumbach, 18. Aufl.,Anm. 3 C z u § 114). Bei der Sicherheitsleistung für die Prozeßkosten werden sie in § 110 Abs. 1 den Angehörigen fremder Staaten, die als Kl. auftreten, dann völlig gleich behandelt, wenn sie ihren Wohnsitz nicht im Inlande haben. Nur bei Inlandswohnsitz stehen sie Inländern gleich; dabei genügt inländischer Aufenthalt nicht (vgl. Baumbach, aaOAnm. B 2 A zu §110). Den gleichen Rechtsgedanken spricht § 606 Abs. 3 Ziff. 1 damit aus, daß im ersten Satzteil die Voraussetzung aufgestellt wird, daß für eine der Parteien der gewöhnliche Aufenthaltsort im Inlande gelegen sein müsse. Im Rahmen des Anwendungsgebietes dieser Vorschriften ist für Art. 29 EGBGB, der f ü r das materielle Recht die Anknüpfungspunkte aufstellt, an sich kein Raum. Hervorzuheben ist aber, daß auch dessen Regeln völlig außer Betracht lassen, aus welchem Grunde die Staatenlosigkeit besteht, ob die Heimatlosigkeit eine ursprüngliche oder eine nachträgliche ist. Auf den Entstehungsgrund kann niemals zurückgegriffen werden. Gerade diesen Gesichtspunkt hat die Neufassung des Art. 29 durch Art. 7 § 25 der Familienrechtsnovelle vom 12.4. 1938 klar herausgestellt; zugleich ist allgemein die lex domicilii für maßgebend erklärt (vgl. Raape, Dtsch. Internat. Priv.Recht, 2. Aufl., S. 40). Somit steht der prozessuale Grundsatz des § 606 Abs. 3 Ziff. 1, daß die Ehe von Staatenlosen, die beide im Auslande ihren Wohnsitz haben, das Inland nichts angehe, mit dem international-privatrechtlichen System des EGBGB durchaus im Einklang. Diese Auffassung hat die Kammer bereits in den Urteilen — 12. R. 1076/1947 — und — 12. R. 215/1948 — und in feststehender Praxis Ausdruck gegeben. Die dargelegte Rechtslage besteht f ü r alle Staatenlosen ohne jeden Unterschied. Eine Anwendung des Art. II des KRG Nr. 1 würde ausgebürgerten deutschen Juden mit ausländischem Wohnsitz eine Vorzugsstellung im Vergleich zu anderen Kategorien von Staatenlosen verschaffen. Im Ergebnis käme dies einer Umgehung des in Art. I klar ausgesprochenen Grundsatzes gleich, daß die Aufhebung der nazistischen Gesetze nicht mit rückwirkender Kraft erfolgt ist. Die Auffassung der Kl. würde auch praktisch zu Schwierigkeiten führen. Denn es entzieht sich der Kenntnis und Nachprüfung des deutschen Gerichts, ob nicht eine der Parteien nach dem Rechte ihres ausländischen Aufenthaltsortes eine Veränderung in ihrem Status herbeigeführt oder erlitten hat, den zu offenbaren sie unterließ oder dessen sie sich nicht bewußt ist. Vorsicht ist um so mehr geboten, je länger
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XV. Staatsangehörigkeit
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die Emigration anhält und je entfernter der Wohnsitz der Beteiligten liegt. Solange Deutschland zum völkerrechtlichen Verkehr noch nicht zugelassen ist, werden zuverlässige Feststellungen über die von Amts wegen zu prüfende Frage der Staatsangehörigkeit nur mit Schwierigkeiten zu erlangen sein. Auf Bedenken dieser Art weist auch der vorliegende Fall hin; der Bekl. ist in Tel-Aviv in Palästina wohnhaft; es könnte die Frage aufgeworfen werden, ob für ihn eine Staatsangehörigkeit des neuen Staates Israel in Betracht zu ziehen wäre, ein Gesichtspunkt, der in dem Hamburger Rundschreiben unter Ziff. 2 immerhin berührt wird. Es darf weiterhin auch noch gesagt werden, daß der Status der Staatenlosigkeit neben Nachteilen auch Vorzüge für deutsche Emigranten bringt: Ihr Vermögen bleibt unberührt von allen Beschränkungen, denen deutsches Vermögen im Inland und im Ausland unterliegt. Sie bleiben frei von Aufenthaltsbeschränkungen und genießen Reisefreiheiten, die Deutschen nicht oder nicht in gleichem Maße vergönnt sind. Gegenüber diesen Vorzügen mag die Rechtslage, wie sie nach der Überzeugung des Gerichts für die im Auslande wohnhaften Ausgebürgerten durch Versagung eines Gerichtsstandes in Ehesachen besteht, als ein Nachteil empfunden werden. Er mag auch besonders ins Gewicht fallen, wenn das Gesetz ihres Wohnsitzes ihnen sei es keinen Gerichtsstand zubilligt, sei es Scheidung grundsätzlich nicht zuläßt. Aber der staatsrechtliche Stand der Staatenlosigkeit ist ein einheitlicher und kann nicht durchbrochen werden. Gleichmäßig ist er jedwedem Staatenlosen gegenüber anzuwenden. Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß für Berlin das zoneneinheitliche Gesetz über die Staatsangehörigkeit von Ausgebürgerten (vgl. SJZ 1948, 278) nicht in Betracht kommt. Nach alledem war die Klage, da für sie ein inländischer Gerichtsstand nicht gegeben ist, aus prozessualen Gründen abzuweisen."
Anwendung des Erlasses vom 19. 5.1943 Siehe auch Nr. 90 9 3 . Ein deutschstämmiger Ausländer, der in der deutschen Wehrmacht gedient hat, hat auf Grund des Erlasses vom 19. 5. 19i3 die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. Für die Scheidung seiner Ehe mit einer Deutschen, die während seiner Zugehörigkeit zur deutschen Wehrmacht geschlossen wurde, sind die deutschen Gerichte zuständig. — Z P O § 606; Erl. vom 19. 5. 1943; V O vom 4. 3. 1941 über die deutsche Volksliste; RuStAG vom 22. 7. 1913 § § 18, 25. OLG Kiel, 5. ZS, Urt. vom 30. 10. 1948 — 5 U 14/48 — SchlHA 196 (1949) 135; im Auszug: DRsp. IV (418) 31 a. Die Kl. begehrt die Scheidung ihrer Ehe. Sie ist als Deutsche geboren. Der Bekl. stammt aus Ostoberschlesien. Er hat auf jeden Fall bis zum 26. 10. 1939 die polnische Staatsangehörigkeit besessen und besitzt sie heute wieder. Zur Zeit der Eheschließung war er Obergefreiter der deutschen Wehrmacht. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft meldete er sich in B. in Holstein polizeilich als Deutscher an. Ende 1946 sie-
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delte er nach Polen über. Anfang 1947 wurde ihm dort ein polnischer Staatsangehörigkeitsausweis ausgestellt. Das LG hat nach Beweisaufnahme die Klage abgewiesen, da nicht habe festgestellt werden können, ob der Bekl. der Gruppe 2 oder 3 der deutschen Volksliste angehört habe. Es müsse daher davon ausgegangen werden, daß er Angehöriger der Volksgruppe 3 und somit zur Zeit der Heirat Pole gewesen sei. Die Kl. habe danach durch die Heirat mit dem Bekl. die polnische Staatsangehörigkeit erhalten. Auf die Berufung der Kl. hat das OLG abgeändert. Aus den Gründen: „Das angerufene Gericht ist f ü r die Klage nach § 606 ZPO ausschließlich zuständig. Denn die Kl. ist deutsche Staatsangehörige. Sie hat diese Staatsangehörigkeit durch ihre Heirat mit dem Bekl. nicht verloren. Es kann dahingestellt bleiben, ob der Bekl. als ehemaliger polnischer Staatsangehöriger in die Gruppe 2 oder 3 der deutschen Volksliste nach der VO vom 4.3.1941 (RGBl. 1,118) eingetragen war und ob die Eintragung in Gruppe 3 zum Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit genügte (vgl. hierzu OLG Celle 1 in MDR 1948, 88). Am Tage seiner Eheschließung mit der Kl. hat der Bekl. auf jeden Fall die deutsche Staatsangehörigkeit besessen. Er hat diese als deutschstämmiger Angehöriger der deutschen Wehrmacht nach dem Erl. vom 19. 5. 1943 (RGBl. I, 315) erhalten. Nach diesem Erlaß erhielten alle in der deutschen Wehrmacht dienenden deutschstämmigen Ausländer die deutsche Staatsangehörigkeit. Nach Verkündung des Erlasses eingezogene Personen der gleichen Art erhielten die deutsche Staatsangehörigkeit mit dem Tage ihres Eintritts in die deutsche Wehrmacht. Der Bekl. war Angehöriger der deutschen Wehrmacht und hat als solcher die Ehe mit der Kl. geschlossen. Er ist auch deutschstämmig. Sein Familienname ist deutsch. Er hat deutsche Vornamen. Seine Eltern stammen aus dem Teil von Oberschlesien, der erst nach dem ersten Weltkrieg von Deutschland abgetrennt worden ist. Sie fühlen sich als Deutsche. Sie haben, wie sie in ihrer Vernehmung als Zeugen bekundet haben, einen Ausweis für die Volksliste 2 besessen und leben seit Kriegsende in Holstein, wo der Vater Reichsbahnbeamter ist. Anzeichen dafür, daß dem Bekl. ausnahmsweise die deutsche Staatsangehörigkeit nach dem Erl. vom 19. 5. 1943 nicht verliehen worden wäre, liegen nicht vor. Wenn somit der Bekl. z. Z. der Eheschließung Deutscher war, so hat die Kl. ihre deutsche Staatsangehörigkeit weder durch die Heirat noch dadurch verloren, daß der Bekl. jetzt wieder die polnische Staatsangehörigkeit besitzt. Sie hätte ihre deutsche Staatsangehörigkeit nur dann verloren, wenn der Bekl. nach §§ 25, 18 des Ges. über die Reichs- und Staatsangehörigkeit vom 22. 7. 1913 (RGBl. I S. 583) mit ihrer Zustimmung — diese liegt nicht vor — beantragt hätte, ihr die polnische Staatsangehörigkeit zu verleihen. Das LG hat daher zu Unrecht die Zuständigkeit der deutschen Gerichte abgelehnt und ohne sachliche Prüfung die Klage abgewiesen." 1
Siehe oben Nr. 90.
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XV. Staatsangehörigkeit
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9 4 . Ein deutschstämmiger Ausländer erwarb durch Einstellung in die deutsche Wehrmacht nach dem Erlaß vom 19. 5. 1943 die deutsche Staatsangehörigkeit. Dieser Erlaß ist durch KRG Nr. 1 nicht außer Kraft gesetzt worden. Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehe einer solchen Person zuständig. — Z P O § 606; KRG Nr. 1; Erl. vom 19. 5. 1943. OLG Kiel, 2. ZS, Beschl. vom 23. 12. 1948 — 2 W 480/48: SchlHA 196 (1949) 131; DVerw. 2 (1949) 160 mit Anm. von Dernedde; im Auszug: DRsp I V (418) 31 b. Der am 30. 10. 1910 in N. im Kreise Kronstadt (Rumänien) geborene Antrst. beabsichtigt, die Scheidung seiner am 17. 1. 1935 vor dem Standesamt seines Geburtsorts geschlossenen Ehe wegen ehebrecherischen und ehewidrigen Verhaltens seiner Ehefrau herbeizuführen. Er hat hierfür das Armenrecht erbeten. Zum Nachweise seiner vom LG in Frage gestellten deutschen Staatsangehörigkeit hat er einen beglaubigten Auszug aus der Taufmatrikel der evangelischen Kirche in N. und eine Bestätigung des führenden Vorstandes des N. sächsischen Gewerbevereins vom September 1947 über seine Mitgliedschaft bei diesem vorgelegt und sich unter Einreichung seines Entlassungsscheines darauf berufen, daß er im Jahre 1943 als Soldat in die deutsche Wehrmacht eingestellt, als solcher im Mai 1945 in engl. Kriegsgefangenschaft geraten und aus dieser im August 1947 entlassen worden sei. Durch den angefochtenen Beschl. hat das LG die Bewilligung des Armenrechts mit der Begründung abgelehnt, daß der Antrst. die von ihm in Anspruch genommene deutsche Staatsangehörigkeit, welche allein die Zuständigkeit des angerufenen Gerichts gemäß § 606 Z P O begründe, nicht nachgewiesen habe. Das LG hält den Antrst. für einen aus Siebenbürgen stammenden rumänischen Staatsangehörigen, der ausschließlich ungarischer Scheidungsgerichtsbarkeit unterliege. Die Beschwerde des Antrst. ist begründet. Aus den Gründen: „Gemäß § 606 Z P O ist für die beabsichtigte Ehescheidungsklage jedenfalls dann die Zuständigkeit der deutschen Gerichte gegeben, wenn der Mann die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Das ist hier der Fall. Der Beschwerdeführer war in Siebenbürgen ansässig und auf Grund der nach der Auflösung der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie getroffenen internationalen Verträge und innerrumänischen Gesetze rumänischer Staatsangehöriger, vgl. Bergmann, Internationales Eheund Kindschaftsrecht, Berlin 1938 Bd. I S. 458 f. und S. 587. Auf Grund der vom Beschwerdeführer vorgelegten Urkunden kann unbedenklich festgestellt werden, daß er deutscher Abstammung ist. Durch seine Einstellung in die deutsche Wehrmacht erwarb er nach Art. 1 Abs. 2 des Führererlasses vom 19. 5. 1943 (RGBl. I S. 315) die deutsche Staatsangehörigkeit. Er hat diese, da er sich im Gebiete Deutschlands aufhält, auch nicht wieder verloren, so daß dahinstehen kann, ob er daneben noch die rumänische Staatsangehörigkeit behalten oder nach ihrem Verlust wieder-
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erlangt hat, vgl. OLG Kiel vom 4. 3. 1948 1 und OLG Celle vom 22. 6. 1948 s Dtsch. Verwaltung 1948 S. 145 ff. nebst Anmerkungen Dernedde. Nach Ziff. 1 der Anordnung der britischen MR vom 13. 3. 1946 (Amtsblatt für Schleswig-Holstein 1946 S. 23), welche sich mit der Rechtsstellung der von Deutschland während des Krieges eingebürgerten Personen befaßt, werden diese, solange das sie einbürgernde Gesetz nicht aufgehoben ist, als Deutsche betrachtet, wenn sie nicht einzeln durch die Regierungen anderer Länder als Angehörige dieser Länder anerkannt werden. Es fragt sich daher nur, ob der Führererlaß vom 19. 5. 1943 aufgehoben ist oder als aufgehoben zu gelten hat. Zu den ausdrücklich aufgehobenen Gesetzen, Verordnungen und Erlassen gehört er nicht, vgl. die Zusammenstellung in ZJB1. 1948 S. 68 ff. Seiner Anwendung steht aber auch, wie sich gerade aus dem Zusammenhang und Inhalt der Anordnung der brit. MR vom 13. 3. 1946 ergibt, die Bestimmung des Art. II des KRG Nr. 1 nicht entgegen. Denn die Anerkennung der deutschen Staatsangehörigkeit des Beschwerdeführers kann nicht als ungerecht im Sinne dieser Bestimmung angesehen werden. Da das LG mithin die deutsche Staatsangehörigkeit des Beschwerdeführers zu Unrecht verneint hat, war der angefochtene Beschluß aufzuheben."
Österreichische Staatsangehörige Siehe auch Nr. 52, 53, 59, 60 95. Ein österreichischer Staatsangehöriger, der im Jahre 1938 automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit erlangt hat, hat 1945 die österreichische Staatsangehörigkeit wiedererworben. Eine Deutsche, die 1943 einen ehem. Österreicher geheiratet hat, ist 1945 Deutsche geblieben. Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehe eines Österreichers lind einer Deutschen zuständig. Auf die Ehescheidung findet das österreichische Recht Anwendung, das deutsche Gericht hat aber auch nachzuprüfen, ob die Scheidung nach deutschem Recht begründet ist. — EGBGB Art. 17; ZPO § 606; VO vom 3. 7. 1938. LG Passau, Urt. vom 5. 8. 1947 — 2 R 46/47. Ungedruckt. Aus den Gründen: „I. Der Kl. war vor der Besetzung Österreichs im Jahre 1938 österreichischer Staatsangehöriger. Er hat die deutsche Staatsangehörigkeit erst durch VO vom 3. 7. 1938 (RGBl. I S. 790) erlangt. Es wird keinem Zweifel unterliegen, daß er nunmehr infolge der Wiedererlangung der Selbständigkeit Österreichs wieder als österreichischer Staatsangehöriger zu gelten hat. Auch er selbst bezeichnet sich ausdrücklich als solcher. Anders verhält es sich bei der Bekl. Diese war schon vor 1938 deutsche Staatsangehörige; sie hat die deutsche Staatsangehörigkeit auch nicht durch die Eheschließung mit dem Kl. am 23. 10. 1943 verloren, da dieser damals ja 2
Siehe unten Nr. 96 a.
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Siehe unten Nr. 97.
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X V . Staatsangehörigkeit
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gleichfalls als deutscher Staatsangehöriger galt. Österreich nimmt zwar, soviel dem Gericht bekannt ist, die österreichische Staatsangehörigkeit auch für die Ehefrauen von Österreichern in Anspruch und zwar gleichgültig, ob dieselben vor oder nach der Besetzung 1938 geheiratet haben. Ein Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit ist aber hierdurch nicht eingetreten; es wäre auch unbillig, wenn die Bekl. nun ohne ihren Willen ihre deutsche Staatsangehörigkeit verlieren würde, nachdem der Kl. z. Z. der Eheschließung ebenfalls als Deutscher galt und sie daher keineswegs damit rechnen mußte, ihre deutsche Staatsangehörigkeit durch die Heirat zu verlieren. Auch die Verwaltungsbehörde teilt diesen Standpunkt und hat der Bekl. ein dementsprechendes Zeugnis erteilt. Da somit ein Eheteil die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, scheidet die Zuständigkeitsvorschrift des § 606 Abs. 3 Z P O aus. Das LG Passau ist zur Entscheidung zuständig, weil die Streitteile ihren letzten gemeinsamen Aufenthalt in Passau hatten und die Bekl. sich jetzt noch hier aufhält (§ 606 Abs. 1 ZPO). I I . 1. Da der Ehemann im Zeitpunkt der Klageerhebung (18. 7. 1947) österreichischer Staatsangehöriger war, sind die österreichischen Gesetze für die Scheidung maßgebend (Art. 17 Abs. 1 EGBGB). In Österreich gilt — von einigen hier nicht in Betracht kommenden Ausnahmen abgesehen, — noch das EheG vom 6. 7. 1938 (vgl. D R Z 1947 S. 59). Demnach erscheint das klägerische Scheidungsbegeh'ren auf Grund von § 55 des vorbez. EheG gerechtfertigt . . . (wird ausgeführt). 2. Infolge der Vorschrift des Art. 17 Abs. 2 u. 4 EGBGB ist noch zu prüfen, ob die Scheidung auch nach deutschem Recht begründet ist. Diese Frage ist auf Grund des § 48 Abs. 1 des EheG vom 20. 2. 1946 zu bejahen, da diese Vorschrift mit § 55 Abs. 1 des EheG von 1938 inhaltlich übereinstimmt. Mit Rücksicht auf § 48 Abs. 3 des EheG von 1946 war weiter zu erwägen, ob nicht das wohlverstandene Interesse der minderjährigen aus der Ehe hervorgegangenen Kinder die Aufrechterhaltung der Ehe erfordert. Das Gericht hat diese Frage verneint. . . (wird ausgeführt). Die Ehe war daher entsprechend dem klägerischen Antrag ohne Schuldausspruch zu scheiden." 9 6 . Eine deutsche Frau, die in der Zeit zwischen dem 13. 3. 1938 und dem 27. 4. 1945 geheiratet hat, verliert noch nicht deshalb ihre deutsche Staatsangehörigkeit, weil sie und ihr Ehemann auf Grund des österreichischen StÜG die österreichische Staatsangehörigkeit erworben haben. Das Völkerrecht ist Bestandteil des deutschen Rechts und seine Bestimmungen haben Vorrang vor den gesetzlichen Bestimmungen. Nach völkerrechtlichen Grundsätzen haben frühere Österreicher, die 1945 in Österreich ihren Wohnsitz hatten, die deutsche Staatsangehörigkeit verloren. Einen Grundsatz, daß die Ehefrau schlechthin der Staatsangehörigkeit ihres Mannes folgt, gibt es im Völkerrecht nicht. — RuStAG vom 22. 7.1913; österr. StÜG vom 10. 7. 1945; ZPO § 606. OLG Celle, Beschl. vom 20. 12. 1947 — 4 U H 66/47: N J W 1 (1947/48)
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593; MDR 2 (1948) 416; Nds. Rpfl. 2 (1948) 37; im Auszug: DRsp. I (180) 8 d und IV (418) 24 c 1 . Der Bekl. ist im Jahre 1889 in Wien geboren; die Kl. im Jahre 1895 in Posen. Seit 1927 leben die Parteien zusammen. 1938 zogen sie nach Lüneburg. Dort meldete sich der Bekl. bei der Polizei als Österreicher an. Am 19. 8. 1939 heirateten die Parteien in Lüneburg. Die Kl. hat gegen den Bekl. aus § 43 EheG Scheidungsklage erhoben, der das LG stattgegeben hat. Der Bekl., der f ü r allein schuldig erklärt wurde, beantragte das Armenrecht für die Berufungsinstanz. Das OLG lehnt ab. Aus den Gründen: „Es wird anzunehmen sein, daß der im Jahre 1889 in Wien geborene Bekl. Österreicher von Geburt gewesen ist. Es spricht die Vermutung dafür, daß er die österreichische Staatsangehörigkeit — jedenfalls bis zu der im Jahre 1938 erfolgten Vereinigung Österreichs mit Deutschland — nicht verloren hat (s. § 14 des Österr. BundesG vom 30. 7. 1925 über den Erwerb und Verlust der Landes- und Bundesbürgerschaft). Durch die Vereinigung Österreichs mit Deutschland im März 1938 verlor der Bekl. die österreichische Staatsangehörigkeit und erwarb damals die deutsche Staatsangehörigkeit. Nach dem österr. Ges. vom 10. 7. 1945 über die Überleitung in die österreichische Staatsbürgerschaft (StÜG) — StGBl. Nr. 59 — i. d. F. vom 18. 1. 1946 (RGBl. Nr. 51 und 52), 25.7. 1946 (BGBl. Nr. 148) und 6.2. 1947 (BGBl. Nr. 25) sind nach der Wiedererstehung Österreichs österreichische Staatsbürger ab 27.4. 1945: a) die Personen, die am 13. 3. 1938 die österreichische Bundesbürgerschaft besessen haben, b) die Personen, die in der Zeit vom 13. 3. 1938 bis zum 27. 4. 1945 bei der Weitergeltung des BundesG vom 30. 7. 1925 über den Erwerb und den Verlust der Landes- und Bundesbürgerschaft in der am 13. 3. 1938 geltenden Fassung die Bundesbürgerschaft durch Rechtsnachfolge nach einem österreichischen Bundesbürger (Abstammung, Legitimation, Ehe) erworben hätten, sofern nicht vor dem 27. 4. 1945 ein Tatbestand eingetreten ist, mit dem nach den Bestimmungen des in Buchstabe b genannten Gesetzes der Verlust der Bundesbürgerschaft verbunden ist. Sowohl der Bekl. als auch die Kl. sind danach auf Grund des genannten österr. StÜG nach österreichischem Recht als österreichische Staatsangehörige anzusehen. — Jedenfalls läßt das Vorbringen der Parteien insoweit nicht erkennen, was dieser Annahme entgegenstehen könnte. Die Kl. und auch der Bekl. waren, als sie im Jahre 1939 in Lüneburg, ihrem Wohnort, heirateten, deutsche Staatsangehörige, und zwar die Kl. von Geburt und der Bekl. infolge der Vereinigung von Österreich mit Deutschland seit dem Jahre 1938. — Beide Parteien wohnen auch jetzt noch in Lüneburg und nicht in Österreich. Das österr. StÜG kann Gültigkeit lediglich f ü r das Land Österreich und die sich dort aufhaltenden Personen be1
Vgl. hierzu den Aufsatz von Lauterbach
in N J W 1 (1947/4S) 569.
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XV. Staatsangehörigkeit
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anspruchen. F ü r die Beurteilung der Staatsangehörigkeit der deutschen in Deutschland wohnenden Parteien im Deutschen Reich sind lediglich die hier geltenden Bestimmungen, insbesondere die des deutschen RuStAG vom 22. 7. 1913, maßgebend. — Durch ein österreichisches Gesetz k a n n deutschen in Deutschland wohnenden Staatsangehörigen ihre deutsche Staatsangehörigkeit, jedenfalls soweit das deutsche Reichsgebiet und das deutsche Recht in Frage kommen, nicht entzogen werden. Diese Frage ist vielmehr n u r nach deutschem Recht zu entscheiden. Das deutsche RuStAG vom 22. 7. 1913 enthält keinerlei Bestimmungen, nach denen die Parteien im vorliegenden Fall die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hätten, weil sie durch das österreichische Gesetz die österreichische Staatsangehörigkeit erhalten haben. Nun ist allerdings auch das Völkerrecht Bestandteil des deutschen Rechts. Die Bestimmungen des Völkerrechts sind deshalb bei der Beurteilung der Frage der Staatsangehörigkeit der Parteien heranzuziehen und seine Bestimmungen haben insoweit auch den Vorrang vor den deutschen gesetzlichen Bestimmungen. Man wird anerkennen können, daß nach völkerrechtlichen Grundsätzen betreffend die Staatensukzession f r ü h e r e Österreicher, die 1945 in Österreich ihren Wohnsitz hatten, durch die Wiedertrennung Österreichs von Deutschland im J a h r e 1945 ohne weiteres die deutsche Staatsangehörigkeit verloren haben. Solche Österreicher sind deshalb auch nach deutschem Recht nicht mehr als deutsche Staatsangehörige anzusehen. — Es besteht aber kein völkerrechtlicher Grundsatz, nach welchem die Kl., die von Geburt Deutsche war, 1939 in Deutschland einen Deutschen heiratete und deren Wohnsitz ebenso wie der ihres Mannes auch zur Zeit der Trennung Österreichs von Deutschland in Deutschland befand, ihre deutsche Staatsangehörigkeit durch diese Trennung verloren hat. Ob nach völkerrechtlichen Grundsätzen über die Staatssukzession (vorliegend als Lokalsukzession) etwa der Bekl. als f r ü h e r e r Österreicher — obwohl er nicht in Österreich, sondern in Deutschland wohnt, — durch die Wiedererstehung Österreichs mit dem Wiedererwerb der österreichischen Staatsangehörigkeit seine deutsche Staatsangehörigkeit verloren hat, kann dahingestellt bleiben. Das würde nicht dazu führen, auch einen Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit f ü r die in Deutschland domizilierte Kl. nach völkerrechtlichen Grundsätzen anzunehmen. Denn ein Grundsatz, daß die Staatsangehörigkeit der E h e f r a u schlechthin der ihres Mannes folgt, gibt es im Völkerrecht nicht. Die Regelung insoweit erfolgt vielmehr in den einzelnen Staaten verschieden (s. dazu die gesetzlichen Bestimmungen f ü r die einzelnen Staaten in E u r o p a in Bergmann, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 1938 Bd. I). Die Kl. ist danach, wenn sie auch f ü r das Gebiet des österreichischen Rechts auf Grund des österr. Ges. vom 10. 7. 1945 österreichische Staatsbürgerin geworden ist, soweit das deutsche Recht und das Gebiet des Deutschen Reiches in Frage kommen, deutsche Staatsangehörige geblieben, da die Bestimmungen des deutschen Rechts einschließlich des Völkerrechts f ü r sie keinen Verlust ihrer deutschen Staatsangehörigkeit ergeben.
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Da nach dem Vorstehenden für das deutsche Recht und das Gebiet des Deutschen Reiches jedenfalls die Kl. die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, ist gemäß § 606 Z P O das LG in Lüneburg ohne weiteres für die Erhebung der Scheidungsklage zuständig, und zwar einerlei, welche Staatsangehörigkeit der Bekl. hat." 9 6 a . Nach völkerrechtlichen Grundsätzen über die Staatensukzession muß anerkannt werden, daß frühere Österreicher mit der Wiedererstehung Österreichs im Jahre 1945, wenn sie damals ihren Wohnsitz dort hatten, die österreichische Staatsangehörigkeit erworben und die deutsche wieder verloren haben. Eine Deutsche, die 1942 einen ehem. Österreicher geheiratet hat, hat die deutsche Staatsangehörigkeit weder nach deutschem Recht, noch nach völkerrechtlichen Grundsätzen verloren. Ein gesetzlicher Wohnsitz der Ehefrau in Österreich besteht nicht, wenn der dort wohnende Ehemann nicht den Willen hat, die Frau bei sich aufzunehmen. — RuStAG vom 22. 7. 1913; öst. StÜG vom 10. 7. 1945; ZPO § 606. OLG Celle, Urt. vom 22. 6. 1948 — 4 U 318/48: Nds. Rpfl. 2 (1948) 195. Aus den Gründen des die Zuständigkeit bejahenden Berufungsurteils: „ Z u Unrecht hat das LG seine Zuständigkeit für die Scheidungsklage verneint. Es trifft nicht zu, daß auch die Kl. Ausländerin ist. Zur Zeit der Eheschließung hatten beide Parteien die deutsche Staatsangehörigkeit: Die Kl. seit der Geburt, der Bekl., der von Geburt Österreicher gewesen war, seit der Vereinigung Österreichs mit Deutschland im Jahre 1938, durch die er zugleich die österreichische Staatsangehörigkeit verloren hatte. Durch die Wiedererstehung Österreichs als eines selbständigen Staates hat sich bei dem Bekl. die Staatsangehörigkeit geändert. Er ist wieder Österreicher geworden und hat die deutsche Staatsangehörigkeit verloren. Für die Beurteilung, ob er die österreichische Staatsangehörigkeit erworben hat, ist freilich nicht das österreichische StÜG vom 10. 7. 1945 maßgebend, da dieses nur interne Gültigkeit für den Staat Österreich hat. Aus dem für die deutschen Gerichte maßgebenden RuStG vom 22. 7. 1913 ist zwar für den vorliegenden Fall nicht zu ersehen, daß der Bekl. die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hat. W o h l aber lassen sich Erwerb der österreichischen und Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit des Bekl. aus völkerrechtlichen Normen entnehmen, die auch als Bestandteil des deutschen Rechts anzusehen sind und sogar den Vorrang vor den damit in Widerspruch stehenden deutschen gesetzlichen Bestimmungen haben. Denn nach völkerrechtlichen Grundsätzen über die Staatensukzession muß anerkannt werden, daß frühere Österreicher mit der Wiedererstehung Österreichs im Jahre 1945, wenn sie damals noch ihren Wohnsitz dort hatten, wie es für den Bekl. zutrifft, ohne weiteres die österreichische Staatsangehörigkeit erworben und die nur durch die Vereinigung Österreichs mit Deutschland erworbene deutsche Staatsangehörigkeit wieder verloren haben. Auch nach deutschem Recht ist danach der Bekl. nicht mehr als Deutscher anzusehen, sondern als Ausländer.
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XV. Staatsangehörigkeit
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Bei der Kl. liegt die Sache anders. Sie ist Deutsche von Geburt, hat 1942 einen Deutschen geheiratet und sich als Ehefrau niemals auf dem Gebiet befunden, das den heutigen Staat Österreich bildet; insbesondere hat dort auch nie nach deutschem Recht ein ehelicher Wohnsitz bestanden, nur der Bekl. wohnt dort. Denn die Parteien waren sich bei der Heirat darüber einig gewesen, daß die Kl. f ü r die Dauer des Krieges bei ihren Eltern in R. bei Lüneburg wohnen bleiben sollte, und nach dem Zusammenbruch wollte der Bekl. nichts mehr von ihr wissen. Die Frage, ob die Kl. die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hat, kann sich überhaupt erst dann ergeben, wenn festgestellt werden müßte, daß sie Österreicherin geworden wäre, nämlich als die Ehefrau des wieder Österreicher gewordenen Bekl. Der Erwerb der österreichischen Staatsangehörigkeit seitens der Kl. ist jedoch zu verneinen. Ob er nach dem österreichischen StÜG eingetreten ist, kann dahingestellt bleiben, da dieses, wie schon ausgeführt worden ist, in Deutschland nicht gilt. Deutsche Bestimmungen, nach denen die Kl. der deutschen Staatsangehörigkeit verlustig gegangen sein könnte, liegen nicht vor. Auch ein völkerrechtlicher Grundsatz, daß die Staatsangehörigkeit der Frau schlechthin der ihres Mannes folgt, besteht nicht. Die Sache würde auf Grund des Domizilprinzips möglicherweise anders zu beurteilen sein, wenn f ü r die Kl. trotz ihres ständigen Wohnsitzes in R. bei Lüneburg völkerrechtlich auch zugleich ein Wohnsitz, nämlich der eheliche, in Österreich anzunehmen sein würde. Dann könnten Zweifel darüber herrschen, ob sie nach dem Völkerrecht nicht ebenfalls wie der Mann von dem Staatsangehörigkeitswechsel betroffen sein müßte, zwar nicht unmittelbar wegen ihrer Eigenschaft als Ehefrau des Bekl., wohl aber, weil sie etwa auf Grund der Verheiratung als den Wohnsitz des Mannes teilend und somit ebenfalls als Person angesehen werden könnte, die zu dem von Deutschland losgelösten und wieder selbständig gewordenen Staatsgebiet gehören würde. Für die Annahme eines solchen Wohnsitzes ist jedoch kein Raum. Die Kl. hat — zunächst in beiderseitigem Einverständnis der Parteien, nach dem Zusammenbruch wegen der Sichlossagung des Bekl. von seiner Familie — österreichischen Boden nie betreten und der Bekl., seit es wieder einen Staat Österreich gibt, nie den Willen gehabt, die Kl. bei sich aufzunehmen. (Er hat ihr sogar, um sie zum völligen Bruch mit ihm oder zur Scheidung zu bewegen, in einem Brief fälschlich mitgeteilt, nun wäre er wieder in Österreich verheiratet und hätte bereits von seiner jetzigen Frau ein kleines Mädel.) Bei dieser Sachlage bestand f ü r die Kl. schon zur Zeit der Wiedererstehung des Staates Österreich das Recht zum Getrenntleben vom Bekl. Seit es diesen Staat wieder gibt, hat sie mithin den Wohnsitz mit dem Bekl. weder geteilt, noch teilen wollen, noch zu teilen brauchen. Wenn auch im Völkerrecht der — in den Rechtssystemen der verschiedenen Staaten noch recht unterschiedlich verstandene — Begriff des Wohnsitzes bisher keineswegs geklärt ist, so werden darunter doch einhellig nur dem Grade nach verschieden, jedenfalls gewisse tatsächliche und willensmäßige Beziehungen einer Person zu einem Orte vorausgesetzt, die in dem vorliegenden Fall nicht vorhanden sind. Denn wenn auch die Kl. mit dem Bekl. noch verheiratet ist, so kann dennoch
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die Fiktion eines ehelichen Wohnsitzes der Frau beim Manne, auch wenn man sie nach dem Völkerrecht grundsätzlich bejahen müßte, nicht so weit reichen, unter den angeführten Umständen von einem solchen Wohnsitz für die Kl. in Österreich zu sprechen. Da hiernach die Annahme, daß die Kl. nicht mehr die deutsche Staatsangehörigkeit hat, unbegründet ist, ist gemäß § 606 ZPO das LG f ü r das Scheidungsverfahren zuständig." 9?. Durch den Wiedererwerb der österreichischen Staatsangehörigkeit gemäß dem österr. Ges. vom 10. 7. 1945 hat ein Österreicher, der 1938 automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit erwarb, diese letztere nicht verloren. Eine tschechoslowakische Staatsangehörige, die im September 1938 einen Deutschen geheiratet hat, welcher als ehem. Österreicher die deutsche Staatsangehörigkeit automatisch erworben hat, hat ihre durch Eheschließung erworbene deutsche Staatsangehörigkeit, trotz des automatischen Erwerbes der österreichischen Staatsangehörigkeit gemäß dem österr. Ges. vom 10. 7. 1945, nicht verloren. — RuStAG vom 22. 7. 1913, § 6; Ges. über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom 13. 3. 1938; VO über die deutsche Staatsangehörigkeit im Lande Österreich vom 3. 7. 1938; österr. StÜG vom 10. 7. 1945, § 1; EheG vom 20. 2. 1946 § 43; EGBGB Art. 17. OLG Kiel, 1. ZS, Urt. vom 4. 3. 1948 — 1 U 282/47: SchlHA 195 (1948) 188 ff., im Auszug: DRsp. IV (418) 24 d. Aus den Gründen: „Der die Scheidung wegen ehewidrigen Verhaltens der Bekl. begehrende Kl. ist 1910 in Österreich geboren. Er besaß die österreichische Bundesangehörigkeit. Die Bekl. ist 1910 in Brünn geboren. Sie besaß die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit. Im September 1938 haben die Parteien die Ehe in Österreich geschlossen. Sie sind alsbald ins Gebiet des Altreichs verzogen, wo sie noch jetzt leben. Das Scheidungsbegehren des Kl. unterliegt der Zuständigkeit der deutschen Gerichte. Gemäß § 606 ZPO ist diese stets dann gegeben, wenn auch nur einer der Ehegatten die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Dies ist der Fall. I. 1) Der KL, der am 13. 3. 1938 die österreichische Bundesbürgerschaft besaß, hat gemäß § 1 der auf Grund des Art. III des Gesetzes über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom 13. 3. 1938 (RGBl. I S. 237) ergangenen Verordnung über die deutsche Staatsangehörigkeit im Lande Österreich vom 3. 7. 1938 (RGBl. I S. 790) die deutsche Staatsangehörigkeit kraft Gesetzes erworben. Die erwähnten Bestimmungen sind selbst dann rechtswirksam, wenn man der Auffassung sein wollte, daß die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich unter Verletzung völkerrechtlicher Normen erfolgt sei. Die Eingliederung ist tatsächlich geschehen. Sie ist vom Ausland und auch in Österreich selbst anerkannt worden. Danach konnte das Deutsche Reich f ü r das österreichische Staatsgebiet und dessen Einwohner Gesetze erlassen und auch ihre Staatsangehörigkeit regeln. Diese Auffassung wird auch von der jetzigen
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österreichischen Staatsregierung geteilt, wie sich aus der Fassung des Ges. vom 10. 7. 1945 über die Überleitung in die österreichische Staatsbürgerschaft (StÜG) — SchlHA 1948 S. 18 — ergibt. Dort wird in § 1 Abs. I b das Außerkrafttreten des österreichischen StAG, des Bundesgesetzes vom 30. 7. 1925 (BGBl. Nr. 285) durch die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich ausdrücklich anerkannt. Seit dem 27. 4. 1945 ist der Kl. gemäß § 1 StÜG wieder österreichischer Staatsbürger. Denn er besaß am 13. 3. 1938 die österreichische Bundesbürgerschaft und hätte diese bei der Weitergeltung des bis dahin geltenden österr. StAG vom 30. 7. 1925 (BGBl. Nr. 285) nicht verloren. Dafür, daß er als „Illegaler" im Sinne des § 1 Abs. 2 der StÜG anzusehen ist, bestehen keine Anhaltspunkte. Durch den Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft gemäß § 1 StÜG hat der Kl. indes die deutsche Staatsangehörigkeit nicht verloren (so auch OLG Celle in Nieders. Rpfl. 1948 S. 38 '). Diese kann grundsätzlich auch neben einer fremden Staatsangehörigkeit bestehen. Über den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit kann nur ein deutsches Gesetz, nicht aber das Gesetz eines fremden Staates Bestimmungen treffen. Ein Tatbestand, an den das RuStAG vom 22. 7. 1913 (RGBl. I S. 583) den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit knüpft, liegt in der Person des Kl. nicht vor. Nun kann allerdings die Staatsangehörigkeit auch durch ein tatsächliches Geschehen eine Veränderung erfahren und insbesondere erlöschen. Durch die Annexion eines Staates nach Debellation erlischt die Staatsangehörigkeit der früheren Staatsangehörigen dieses Staates. Es kann dahingestellt bleiben, ob die früheren österreichischen Bundesangehörigen, die gemäß § 1 der VO vom 3. 7. 1938 (RGBl. I S. 790) die deutsche Staatsangehörigkeit erworben haben, diese wieder verloren haben auf Grund der durch die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reichs eingetretenen tatsächlichen, staatsrechtlichen Veränderungen im Verhältnis des Deutschen Reichs zu den österreichischen Gebietsteilen. Denn von einem solchen Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit würde lediglich der Kl., nicht aber auch die Bekl. betroffen. 2) Die Bekl. war, anders als der Kl., am 13. 3. 1938 nicht österreichische Bundesangehörige. Sie besaß vor ihrer Eheschließung die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit. Durch ihre Eheschließung erwarb sie gemäß § 6 des RuStAG vom 22. 7. 1913 (RGBl. I S. 583) die deutsche Staatsangehörigkeit. Denn der Kl. war zur Zeit der Eheschließung Deutscher. Das Erlöschen der deutschen Staatsangehörigkeit durch die nach der Kapitulation eingetretenen staatsrechtlichen Veränderungen kann sich, wenn überhaupt, nur auf solche Personen erstrecken, die vor dem 13. 3. 1938 die österreichische Bundesbürgerschaft besessen haben, nicht aber auf Personen, die, wie die Bekl., diese niemals besaßen. Zwar ist auch die Bekl. nach § 1 Abs. 1 b StÜG ab 27. 4. 1945 österreichische Bundesbürgerin. Durch diesen, kraft österreichischen Rechts eingetretenen Erwerb der österreichischen Bundesbürgerschaft hatte sie aber die deutsche Staats1
Siehe oben Nr. 96.
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angehörigkeit nicht verloren (so auch O L G Celle [oben N r . 9 6 ] ) . D e m steht auch die Anordnung der M R v o m 13. 3. 1946 — 312/Refugees 9501/40 (Amtsbl. SchlH 1946 S. 23) nicht entgegen. Diese besagt, daß alle Personen, die nach einem deutschen Gesetz die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, solange dieses Gesetz nicht a u f g e h o b e n ist, als Deutsche betrachtet werden, wenn sie nicht einzeln durch die Regierung anderer L ä n d e r als A n g e h ö r i g e dieser L ä n d e r anerkannt werden. Das gilt selbst hinsichtlich solcher Personen, denen die deutsche Staatsangehörigkeit zwangsweise verliehen w o r d e n ist. Es ist schon fraglich, ob die Bekl. im Sinne dieser Vorschrift durch die österreichische Regierung als österreichische Bundesangehörige anerkannt w o r d e n ist. Denn die Anordnung der M R spricht nur v o n solchen Anerkennungen, die i m „ e i n z e l n e n " e r f o l g t sind. Bei der in § 1 StÜG g e t r o f f e n e n Regelung handelt es sich dagegen um eine en bloc Anerkennung, die sich auf einen großen Personenkreis erstreckt. A b e r selbst w e n n m a n der A u f f a s s u n g sein würde, daß die Anordnung der M R i m weiteren Sinne auszulegen ist und auch en bloc Anerkennung eines großen Personenkreises umfaßt, w ü r d e daraus nicht geschlossen w e r d e n können, daß diese Personen ihre f r ü h e r e deutsche Staatsangehörigkeit in jeder Hinsicht verloren haben oder daß diese in allen Beziehungen erloschen ist. Die Bekanntmachung bezieht sich, w i e ihre Überschrift erkennen läßt, nur auf die Flüchtlingspolitik. Sie ist als Grundlage f ü r die Regelung der Flüchtlingsversorgung gedacht. E i n e Regelung der staatsrechtlichen Verhältnisse selbst sollte und konnte sie nicht t r e f f e n . Diese kann nur durch ein Gesetz erfolgen. Z u m Erlaß eines solchen Gesetzes ist nach A n h a n g A Z i f f . 3 V O N r . 57 der brit. M R und der Anweisung N r . 1 zu dieser V O (Amtsbl. d. M R S. 344, 427) allein die Besatzungsmacht zuständig. Solange durch ein solches Gesetz eine andere Regelung nicht g e t r o f f e n ist, besitzt die Bekl. neben der österreichischen Staatsbürgerschaft auch die deutsche Staatsangehörigkeit. I I . Auf den Rechtsstreit ist, gleich ob der Kl. noch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder nicht, der W o r t l a u t des § 43 des deutschen EheG v o m 20. 2. 1946 anzuwenden. Falls der Kl. nur die österreichische Staatsangehörigkeit besäße, w ä r e z w a r f ü r die Scheidung der Ehe gemäß Art. 17 E G B G B das österreichische Recht anzuwenden. Österreich hat jedoch das bisherige Eherecht, das Großdeutsche EheG v o m 6. 7. 1938 grundsätzlich aufrecht erhalten. N u r die eindeutig nationalsozialistischen Bestimmungen sind durch § 1 des Ges. v o m 26. 6. 1945 (StGBl. N r . 31) beseitigt w o r d e n . D i e f ü r den vorliegenden Rechtsstreit allein in Betracht k o m m e n d e Bestimmung des § 49 des EheG v o m 6. 7. 1938 stimmt wörtlich m i t d e m § 43 des deutschen EheG v o m 20. 2. 1946 überein." 9 8 . Eine durch worben
Deutsche,
den Anschluß
die
1941 einen
Österreichs
hat, hat die deutsche
österreichischen schen Gerichte
zuständig.
Österreicher
Staatsangehörigkeit
Staatsangehörigkeit
vom 10. 7. 1945 nicht verloren.
ehem.
1938 die deutsche auf Grund
Für die Scheidung
heiratete,
Staatsangehörigkeit trotz
des Erwerbes
von § 1 des österr. ihrer Ehe sind die
der erder StÜG deut-
— Z P O § 606; österr. StÜG v o m 10. 7. 1945, § 1.
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LG Berlin, Urt. vom 28. 6. 1948 — 12 R 315/48. Ungedruckt. Aus den Gründen: „Die Parteien haben die österreichische Staatsangehörigkeit, trotzdem bedurfte es einer Prüfung der Anerkenntnisfrage (§ 606 Abs. III Ziff. 1 ZPO) nicht, da davon auszugehen ist, daß die Kl., die bei Geburt Deutsche wurde und 1941 den Bekl. als Deutschen (kraft des Anschlusses Österreichs) heiratete, ihre deutsche Staatsangehörigkeit nicht verlor, auch nicht, als sie auf Grund § 1 des StÜG vom 10. 7. 1945 als Ehefrau eines früheren Österreichers nunmehr Österreicherin wurde, denn das österreichische Gesetz konnte ihr nicht die deutsche Staatsangehörigkeit nehmen. Und von deutscher Seite ist dieser Fragenkomplex noch nicht gesetzlich geregelt worden (vgl. auch den Aufsatz von Dr. Lauterbach in d e r N J W 1947/48, 569). Materiell maßgebend war aber das österreichische Recht als das Heimatrecht des Ehemannes, d. h. aber das EheG von 1938, das jedoch mit dem deutschen KRG Nr. 16 weitgehend übereinstimmt. Durch das glaubhafte Geständnis der Kl. ist erwiesen, daß sie durch schwere Eheverfehlung die Ehe der Parteien schuldhaft so tief zerrüttet hat, daß mit der Wiederherstellung einer dem Wesen der Ehe entsprechenden Lebensgemeinschaft nicht gerechnet werden kann. Die Ehe war deshalb gemäß § 49 des EheG aus Alleinschuld der Kl. zu scheiden." 99. Eine Deutsche, die während der Zeit, ah Österreich einen Bestandteil des Deutschen Reiches bildete, eine Ehe mit einem ehem. Österreicher geschlossen hat, behält auch nach dem 27. 4. 1945 die deutsche Staatsangehörigkeit, wenn sie in diesem Zeitpunkt sich nicht in häuslicher Gemeinschaft mit dem Ehemann befindet. — Die Ehescheidungsurteile deutscher Gerichte werden in Österreich auf Grund des § 24 der 4. DVO zum EheG von 1938 anerkannt. — Die internationale Zuständigkeit der deutschen Gerichte in Ehescheidungssachen österreichischer Staatsangehöriger muß als gegeben betrachtet werden. — ZPO §§ 328, 606; RuStAG v. 22. 7. 1913, §§ 17, 18, 19, 26—29; 4. DVO zum EheG 1938, § 24; österr. EO § 81; JN §§ 76, 100. KG, Urteil vom 13. 10. 1948 — 3 U 1425/48. Ungedruckt. Die Parteien haben am 7. 3. 1940 vor dem deutschen Gesandten in Teheran als deutsche Staatsangehörige die Ehe miteinander geschlossen. Die Kl. ist am 9. 3. 1914 in Charlottenburg als deutsche Staatsangehörige, der Bekl. am 16. 7. 1914 in Marburg an der Drau als österreichischer Staatsangehöriger geboren. Er hatte bis zur Einverleibung der Bundesrepublik Österreich in das Deutsche Reich die österreichische Bundesbürgerschaft besessen und hat mit der Ausgliederung der Republik Österreich aus dem Deutschen Reich mit Wirkung vom 27. 4. 1945 die österreichische Staatsbürgerschaft erworben. Er lebt in Melbourne (Australien). Die Kl. wohnt in Berlin. Aus der Ehe sind Kinder nicht hervorgegangen. Seit Juni 1941 lebten die Parteien in derselben Wohnung in Teheran getrennt. Im September 1941 wurde der Bekl. von feindlicher Gewalt interniert und nach Australien geschafft. Dort ist er nach Beendigung der Feindseligkeiten aus der Haft entlassen worden und hat sich dort seßhaft gemacht. 11 Intern. Privatrecht 1945—1949
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Die Kl. hat behauptet, die Ehe sei seit Juni 1941 unheilbar zerrüttet, und infolgedessen sei eine Wiederherstellung der Ehegemeinschaft nicht zu erwarten; beide Teile weigerten sich, die Ehe wieder herzustellen. Das LG hat die Klage wegen internationaler Unzuständigkeit ohne sachliche Entscheidung abgewiesen. Auf den vorgetragenen Inhalt des Urteils wird Bezug genommen. Gegen das am 31. 5. 1948 verkündete, der Kl. nicht vor dem 8. 6. 1948 zugestellte Urteil hat die KI. am 11.6. 1948 Berufung eingelegt und am 9. 7. 1948 begründet. Die Zahlung der Prozeßgebühr ist rechtzeitig nachgewiesen. Die Kl. greift die Verneinung der internationalen Zuständigkeit seitens des LG an und verweist auf die gegenteilige Rechtsprechung des KG. Im übrigen beschränken beide Parteien ihren Vortrag darauf, daß die häusliche Gemeinschaft der Parteien länger als drei Jahre aufgehoben sei und daß die Ehe unheilbar tief zerrüttet sei. Die Kl. stützt die Klage nur noch auf § 48 n. EheG. Der Bekl. widerspricht nicht. Die Kl. beantragt, die Ehe der Parteien zu scheiden. Der Bekl. stellt keine Anträge. Die zulässige, namentlich frist- und formgerecht eingelegte und begründete Berufung hatte Erfolg. Aus den Gründen: „Das deutsche Gericht darf gemäß § 606 Abs. 1 und Abs. 2 ZPO f ü r die Scheidung der Ehe der Parteien die Gerichtsbarkeit ausüben. Nach § 606 Abs. 1 und Abs. 2 ZPO kommt die Zuständigkeit des deutschen Gerichts f ü r die Ehescheidung in Frage, wenn wenigstens eine Partei die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Beide Parteien sind österreichische Staatsbürger seit dem 27. 4. 1945. Der Bekl. hat die ehemalige österreichische Bundesbürgerschaft durch die Einverleibung der Republik Österreich in das Deutsche Reich ipso iure (nicht durch besonderen Staatsakt) verloren und die deutsche Reichsangehörigkeit erworben, umgekehrt durch die seit dem 27. 4. 1945 vollzogene Ausgliederung der ehemaligen Bundesrepublik Österreich aus dem Staatsverband des Deutschen Reiches ebenso auf Grund dieser staatlichen Neugliederung die österreichische Staatsangehörigkeit nach Maßgabe des österreichischen StÜG vom 10. 7. 1945 erworben und damit ipso iure die Reichsangehörigkeit verloren. Denn der Wechsel der Organisation des Staatsgebietes — dessen Einverleibung oder Neugliederung — ergreift das auf diesem Gebiet organisierte oder ihm zugeordnete Staatsvolk. Das österreichische StÜG deklariert deshalb lediglich diesen automatischen Staatsangehörigkeitswechsel und wirkt nur rechtsgestaltend, soweit es diesen Wechsel für „Illegale" ausschließt. Einer entsprechenden innerdeutschen Gestaltung des Staatsangehörigkeitswechsels etwa durch besondere Entlassung des ehemaligen österreichischen Bundesbürgers und späteren deutschen Reichsangehörigen aus der deutschen Staatsangehörigkeit bedarf es daher nicht; dies würde nur zu der zwischenstaatlich unerwünschten Annahme führen, daß der rückgegliederte österreichische Staatsbürger eine doppelte Staatsangehörigkeit besäße.
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Die Kl. hat dagegen neben dem E r w e r b der österreichischen Staatsbürgerschaft die deutsche Staatsangehörigkeit behalten. F ü r die E h e f r a u , welche vor ihrer Eheschließung deutsche Staatsangehörige war u n d den rückgegliederten Österreicher während des „Anschlusses" als deutschen Reichsangehörigen geheiratet hat, soll nach der im gleichartigen Falle — 12 R. 315. 1947 — dargelegten Rechtsansicht des LG Berlin 1 der automatische Staatsangehörigkeitswechsel niemals gelten. Der beschließende Senat teilt diese Ansicht nicht in vollem Umfange. Allerdings k a n n das österreichische StÜG nur den Erwerb der österreichischen Staatsangehörigkeit einer bis dahin staatsfremden E h e f r a u seines früheren Bundesbürgers, dagegen nicht den Verlust der eigenen Staatsangehörigkeit der bis dahin staatsfremden E h e f r a u gestalten. Das LG nimmt an, daß solcher Verlust n u r durch eine positive Gesetzesbestimm u n g des deutschen Staates, dem die E h e f r a u bisher angehört hat, geregelt werden darf. Diese Rechtsauffassung ist zu eng. In Wahrheit ist das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht in Übereinstimmung mit dem österreichischen Recht von dem Rechtsgedanken beherrscht, daß die E h e f r a u das Schicksal der Staatsangehörigkeit des Ehemannes teilt. Der rechtspolitische Zweck ist, daß die E h e f r a u vor einer unerwünschten Doppelstaatsangehörigkeit bewahrt bleiben soll. So verliert die deutsche Staatsangehörige gemäß § 17 Ziff. 6 des maßgeblichen deutschen StAG vom 22. 7. 1913 ihre Staatsangehörigkeit durch Eheschließung mit einem Ausländer. Sie verliert aber auch während der Ehe mit einem Deutschen ihre Staatsangehörigkeit, wenn der E h e m a n n seine deutsche Staatsangehörigkeit verliert, und zwar wenn der E h e m a n n sie gemäß § 25 aaO auf eigenen Antrag verliert, gemäß §§ 18, 19 aaO nur mit ihrer Zustimmung; dagegen wenn der E h e m a n n sie gemäß §§ 26—28 aaO durch Aberkennung verliert, verliert auch sie sie gemäß § 29 aaO allein auf Grund ihres Familienstandes, sofern sie im Zeitpunkt der Aberkennung mit dem Ehem a n n sich in häuslicher Gemeinschaft befindet. Ist in dem ersten Fall die Eheschließung der Verlustgrund, so ist es in dem letzten Fall die Ehef ü h r u n g . Hieraus folgt bei sinngemäßer Anwendung dieses Grundgedankens, daß die E h e f r a u an dem automatischen Staatsangehörigkeitswechsel des Ehemannes teilnimmt, weil sie die Ehe mit ihm als einem österreichischen Heimatsangehörigen geschlossen hat und mit ihm als einem neuen österreichischen Staatsbürger fortsetzt. Deshalb hat sie mit dem Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft die deutsche Staatsangehörigkeit auf jeden Fall verloren, wenn sie sich im Zeitpunkt des Wechsels des Ehemannes, also am 27. 4. 1945 mit ihm in häuslicher Gemeinschaft befunden hat. Dagegen hat sie die deutsche Staatsangehörigkeit behalten, wenn sie sich am 27. 4. 1945 nicht m e h r in häuslicher Gemeinschaft mit dem Ehem a n n b e f u n d e n hat. Diese aus der Eheschließung abgeleitete F o r t f ü h r u n g der Ehe bildet den wirklichen Rechtsgrund f ü r den Erwerb der f r e m d e n u n d den Verlust der bisherigen Staatsangehörigkeit. Diese Rechtstatsache kleidet das österreichische StÜG entsprechend in die rechtliche Fiktion, daß die F r a u die österreichische Staatsangehörigkeit erwirbt, weil sie bei 1
11*
Siehe oben Nr. 98.
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Weitergeltung des österreichischen Bundesbürgerschaftsgesetzes von 1925 in der Zeit des Anschlusses durch ihre Eheschließung die Bundesbürgerschaft erworben hätte. Unter Anwendung dieses auch das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht beherrschenden Grundgedankens bedarf es keiner positiven gesetzlichen Regelung für die Entscheidung über die Staatsangehörigkeit der ehemals deutschen Frau, welche während des Anschlusses einen österreichischen Staatsangehörigen geheiratet hat. Hier war die häusliche Gemeinschaft nach dem unbestrittenen glaubhaften Vortrage der Kl. bereits vor dem 27.4. 1945, nämlich seit Juni 1941 aufgehoben. Diese Aufhebung war nicht durch die Internierung des Bekl. erzwungen. Vielmehr war zu diesem Zeitpunkt der Gefangennahme des Bekl. bereits persönliche Berührung der Parteien entgegen ihren gewöhnlichen Lebensbedingungen ausgeschaltet. Die Kl. hat deshalb die deutsche Staatsangehörigkeit behalten. Wenn die Kl. die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hätte und deshalb beide Parteien nur Ausländer, nämlich österreichische Bundesbürger wären, so wäre die Gerichtsbarkeit des deutschen Gerichts jedenfalls gemäß § 606 Abs. 3 ZPO gegeben. Diese Zuständigkeit wäre begründet, wenn der gewöhnliche Aufenthalt des Mannes oder der Frau im Inlande (Deutschland) gelegen ist und nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt werden wird. Der beschließende Senat hat im Gegensatz zum LG in seiner Entscheidung — 3 U 884/47 vom 15. 11. 1947 1 — grundsätzlich festgestellt, daß Ehescheidungsurteile deutscher Gerichte in Österreich auf Grund des dort fortgeltenden § 24 der 4. DVO vom 25. 10. 1941 zum EheG (RGBl. Teil I S. 654 fT.) anerkannt werden. Insoweit wird auf die dortige Begründung Bezug genommen. Das LG hat in der Sache 12 R 1056/47 2 gegen diese Begründung Angriffe gerichtet, welche die ausreichende Gewähr für eine vorbehaltlose Anerkennung der deutschen Urteile in Ehesachen durch die österreichischen Behörden und Gerichte in Zweifel ziehen soll, und hat auch in der hier angefochtenen Entscheidung wie in zahlreichen anderen vorangegangenen Entscheidungen diese Angriffe aufrechterhalten. Vor allem hat es darauf hingewiesen, daß nach dem Befehl des Rechtskomitees der Alliierten Kommandantur Berlin vom 22. 12. 1947 — Leg 1/1947 — 202 — § 24 der 4. DVO zum EheG auf Grund der Aufhebung der Nazi-Gesetze durch das KRG Nr. 16 f ü r null und nichtig zu betrachten sei. Es ist unzweifelhaft, daß die Befehle der Alliierten Kommandantur wie auch die Gesetze des KR für Deutschland nicht Geltung f ü r Österreich beanspruchen. Der Befehl der Alliierten Kommandantur Berlin weist daher die dieser Rechtssetzung unterworfenen Berliner Gerichte an, § 24 der 4. DVO zum EheG nur f ü r das Rechtsgebiet Berlin als aufgehoben anzusehen und diese Auslegung ihren Entscheidungen zugrunde zu legen. Die Ansicht des LG, daß man auch in Österreich eine gleiche Stellungnahme zur Geltung des § 24 der 4. DVO zum EheG voraussetzen müsse, weil dieselbe Besatzungsmacht zuständig sei, beachtet nicht die positive Regelung, welche die Materie in Österreich in den Händen der provisorischen Staats1
Siehe oben Nr. 57.
2
Siehe oben Nr. 56.
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regierung durch das RechtsÜG Nr. 6 (österr. StGBl. S. 12) und durch das Gesetz Nr. 188 (österr. StGBl. S. 292 ff.) gefunden hat. Auf jeden Fall geht es nicht an, daß fremde Gerichte die Gesetzesgrundlage interpretieren, welche die österreichischen Behörden für ihre Tätigkeit zur Anerkennung deutscher Urteile in Anspruch nehmen. Denn dies würde darauf hinauslaufen, die Gesetzmäßigkeit der Verwaltung des fremden Staates bei der Anerkennung der deutschen Urteile nachzuprüfen. Solche Prüfung hat das entscheidende Gericht für die Frage, ob die Anerkennung seines Urteils verbürgt ist, gar nicht nötig. Hierzu ist nur erforderlich die Feststellung, daß die Anerkennung des Urteils in abstracto, nicht in concreto verbürgt ist (vgl. RGE Band 70 Seite 438), dagegen ist keine Feststellung erforderlich, auf welcher Grundlage die Anerkennung verbürgt ist, ob sie auf Grund positiven Gesetzes oder nach Gewohnheitsrecht oder nach Verwaltungsübung sich richtet oder sogar gegen das Gesetz geübt wird. Nur soweit eine gesetzliche Regelung ein Verbot der Anerkennung ausspricht und soweit darauf Zweifel an der Beständigkeit einer festen Anerkennungspraxis sich rechtfertigen lassen, findet die Regelung der Anerkennung hinsichtlich ihrer gesetzlichen Grundlage im fremden Staate ein begründetes Interesse für die richterliche Nachprüfung durch das urteilende Gericht. Im übrigen ist es aber gleichgültig, ob die Grundsätze, welche die Anerkennungspraxis des fremden Staates beherrschen, den Vorstellungen entsprechen, welche das erkennende Gericht im umgekehrten Falle einer Anerkennung von Urteilen des fremden Staates zu beachten hätte. Denn die Grundlagen der Anerkennung des eigenen Urteils im fremden Staate berühren nicht den ordre public, welche der eigene Staat bei der Anerkennung von Urteilen des fremden Staates beachtet. Auf jeden Fall ist Österreich ein demokratisch organisierter Rechtsstaat, dessen gesetzmäßige Verwaltung nicht die Annahme rechtfertigt, daß seine Methode der Anerkennung die Gewähr für die Stetigkeit der Anerkennungspraxis mindern würde (vgl. das VÜG vom 1. 5. 1945 — StGBl. 1945 S. 7 — und die vorläufige Verfassung vom 1. 5. 1945 — StGBl. 1945 S. 8 ff. besonders § 37, schließlich § 1 des RÜG vom 1.5. 1945 — StGBl. 1945 S. 12). Das Bundesministerium für Justiz der Republik Österreich hat in authentischer Form, nämlich in sogenannten Gesetzeszeugnissen f ü r rechtsuchende Parteien gemäß § 282 des österr. Gesetzes über das Verfahren außer Streitsachen festgestellt, daß § 24 der 4. DVO zum EheG vom 25. 10. 1941 (RGBl. I S. 654 ff.) als österreichische Rechtsvorschrift in vorläufiger Geltung gelassen ist und daß anstelle des Reichsministers der Justiz der österreichische Bundesminister f ü r Justiz dem jeweiligen Verwaltungsbescheid über die Anerkennung des Urteils eines deutschen Gerichts in Ehesachen f ü r Österreich trifft (vgl. z. B. Zeugnis Z. L. 21. 934/1946. in 3 U. 2049. 1948 und ebenso im wesentlichen gleichlautende Mitteilung des Bundesministers an das bayerische Justizministerium lt. dessen RdErl. vom 15. 6. 1948 I 1081/1107 in 3 U. 1751. 1948 — 12 R. 7. 1948). Das Bundesministerium f ü r Justiz stützt diese Rechtsauffassung auf § 2 des RÜG vom 1. 5. 1945, wonach alle übrigen Gesetze, die nicht auf
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Grund des Programms des § 1 in förmlicher Kundmachung im Gesetzblatt der Republik Österreich aufgehoben sind, vorläufig in Geltung gesetzt sind. Eine Kundmachung zur Aufhebung des § 24 oder der 4. DVO überhaupt ist bisher nicht verlautbart (vgl. auch Hoyer, Juristische Blätter Wien 1946 S. 493). Die Fortgeltung des § 24 der 4. DVO wird auch nicht dadurch berührt, daß nach dem Gesetz Nr. 188 vom 3. 10. 1945 über Maßnahmen zur Wiederherstellung der österreichischen bürgerlichen Rechtspflege im Artikel IE wieder die EO vom 27. 5. 1896 und mit ihr auch § 81 EO in Kraft gesetzt ist. § 81 Ziff. 3 EO verbietet zwar die Bewilligung der Exekution, wenn der Exekutionstitel den Personenstand eines Österreichers betrifft und gegen diesen vollzogen werden soll. § 24 der 4. DVO ist daher eine eherechtliche Vorschrift des materiellen Justizrechtes und keine exekutionsrechtliche Bestimmung, wie auch das LG in der prozeßleitenden Verfügung des Vorsitzenden vom 24. 1. 1948 in Sachen F. gegen Ehemann (12 R. 545. 1947 — 3 U. 1425. 1948) als Rechtsauffassung des bereits zitierten Autors Dr. Hoyer hervorhebt. Als eherechtliche Vorschrift hat § 24 der 4. DVO nicht die EO abgeändert und ist nicht durch deren Wiederherstellung nach dem Stand vor 1938 beseitigt, sondern sie hat die Voraussetzungen f ü r die Schaffung eines Vollzugstitels geregelt und dadurch das Anwendungsgebiet der EO eingeschränkt. Sie geht deshalb der EO vor und steht darum auch nicht im Widerspruch zur EO, so daß sie nach Ges. Nr. 188 Art. VIII Abs. 1 nicht etwa als „widersprechende Vorschrift" ihre Wirkung verloren hat. Im übrigen steht auch mit dieser Auffassung im Einklang, daß das Ges. Nr. 188 vom 3. 10. 1945 unter Art. I A Ziff. 4 die prozeßrechtlichen Vorschriften der 4. DVO vom 25. 10. 1941, welche auch mit der Frage der Anerkennung von ausländischen Eheurteilen im engen Zusammenhange stehen, nämlich die prozessualen Zuständigkeitsnormen des § 19 Abs. I und § 21 Abs. 1, die sonst nach Art. VIII als widersprechende Vorschriften aufgehoben wären, in der Fassung der § 76 und 100 JN ausdrücklich in Geltung gelassen hat, andererseits unter Art. VIII Abs. 1 Ziff. 12 1 weitere prozeßrechtliche Normen des § 19 Abs. 2 und 3 und § 21 Abs. 2 der 4. DVO ausdrücklich als aufgehoben erklärt hat. Hiernach ist also nicht damit zu rechnen, daß das Bundesministerium f ü r Justiz seine Rechtsauffassung über seine Zuständigkeit zur Anerkennung deutscher Ehescheidungsurteile, welche die österreichischen Gerichte und Verwaltungsbehörden bindet, in Zweifel ziehen läßt. Es ist auch keine Entscheidung eines österreichischen Gerichts bekannt, welche diese Bindung einer vom Bundesministerium getroffenen Anerkennung leugnet. Die vom LG Berlin zitierten Entscheidungen des LG Wien und des OLG Wien besagen darüber nichts. Das Urteil des LG Wien verneint nur die Gewißheit, daß österreichische Urteile in Deutschland anerkannt werden, hat also mit dem umgekehrten Falle nichts zu tun. Die Anerkennung deutscher Urteile in Österreich durch das Bundesministerium für Justiz ist nach § 24 der 4. DVO ausreichend gewährleistet. 1 Gemeint ist Z. 13; eine Aufhebung des § 21 Abs. 2 der 4. DVO ist darin nicht ausgesprochen.
iMr. 99
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Soweit die Gegenseitigkeit der Anerkennung österreichischer Urteile in Deutschland verbürgt ist, steht die Anerkennung deutscher Urteile durch das Bundesministerium außer jedem Ermessen u n d wird nicht versagt. Soweit diese Gegenseitigkeit nicht verbürgt ist, braucht das österreichische Bundesministerium nach seinem Ermessen die Anerkennung deutscher Urteile nicht zu versagen, weil es nach § 24 der 4. DVO von diesem Versagungsgrund absehen kann. Nach der Darstellung des Sektionsrates Dr. Hoyer aaO S. 515 wird in der Regel von dem Erfordernis der verbürgten Gegenseitigkeit im Interesse der österreichischen Staatsbürger abgesehen werden. Diese Gegenseitigkeit ist aber als verbürgt anzusehen, auch wenn § 24 der 4. DVO durch Befehl des Rechtskomitees der Alliierten Kommandantur Berlin vom 22. 12. 1947 f ü r null und nichtig erklärt ist. Damit ist n u r einem Behördenorgan auf dem Gebiete der Stadt Berlin, etwa dem KGPräs., die Zuständigkeit f ü r eine die Gerichte und die Verwaltungsbehörden bindende Entscheidung über die Anerkennung ausländischer Urteile in Ehesachen versagt. Es ist aber nicht die Anerkennung ausländischer Urteile auf Grund der vor 1933 erlassenen Gesetzesbestimmungen verboten. Nach § 328 Ziff. 5 ZPO hat das deutsche Gericht, soweit es überh a u p t praktisch mit der Anerkennung eines Urteils in Ehesachen befaßt wird, das ausländische Urteil anzuerkennen, wenn die Gegenseitigkeit verbürgt ist. Diese Verbürgung braucht nicht wechselbezüglich zu sein; es genügt, daß die Anerkennung seitens des einen Staates die umgekehrte seitens des anderen Staates zwingend nach sich zieht. Dies ist im Verhältnis der deutschen Gebietsteile zu der Republik Österreich sicher, da das österreichische Bundesministerium f ü r Justiz k r a f t der speziellen gesetzlichen Regelung des § 24 der 4. DVO die deutschen Urteile sogar anerkennen muß, wenn die betreffenden Gebietsteile Deutschlands die österreichischen Urteile ebenfalls anerkennen. Daß die Berliner Verwaltungsbehörden, namentlich die Standesämter, die Anerkennung österreichischer Urteile in Ehesachen deutscher Staatsangehöriger im Rahmen des § 328 ZPO ablehnen, d a f ü r ist kein Anhalt vorhanden. Unter diesen Voraussetzungen sind die Zweifel an einer Verbürgung der Anerkennung deutscher Urteile durch Österreich f ü r die Frage der Anerkennung österreichischer Urteile durch die entsprechenden deutschen Gebietsbehörden gegenstandslos. Andere Versagungsgründe f ü r die Anerkennung des deutschen Urteils in Österreich sind nach dem entsprechend anwendbaren § 328 Ziff. 1—4 ZPO nicht gegeben. Gemäß § 76 JN, welcher mit § 606 ZPO übereinstimmt, ist das LG Wien nicht ausschließlich zuständig, weil der E h e m a n n zwar österreichischer Staatsbürger ist, aber seinen gewöhnlichen Aufenthalt nicht in Österreich hat. Damit entfällt der Versagungsgrund des § 328 Ziff. 1 ZPO. Der unterliegende Bekl. hat sich auf den Prozeß eingelassen; deshalb scheidet eine Ablehnung der Anerkennung gemäß § 328 Ziff. 2 ZPO aus. Hinsichtlich der Versagungsgründe des § 328 Ziff. 3 und 4 ZPO werden die Ausführungen in der erwähnten Entscheidung des KG vom 15. 11. 1947 1 wiederholt. 1
Siehe oben Nr. 57.
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Das LG hat somit zu Unrecht seine internationale Zuständigkeit verneint." 1 0 0 . Die Ehefrau eines ehemaligen österreichischen Staatsangehörigen, der am 27.4. 1945 diese Staatsangehörigkeit wiedererworben hat, erwirbt die österreichische Staatsangehörigkeit und verliert die deutsche Staatsangehörigkeit, wenn sie sich im Zeitpunkt des Staatsangehörigkeitswechsels des Ehemannes mit ihm in häuslicher Gemeinschaft befunden hat. Die deutschen Gerichte sind für die Scheidung der Ehen österreichischer Staatsangehöriger zuständig, weil die Ehescheidungsurteile deutscher Gerichte in Österreich anerkannt werden (auch wenn in Berlin die 4. DVO zum EheG 1938 durch Befehl der Alliierten Kommandantur außer Kraft gesetzt ist). Die Gerichtsbarkeit der deutschen Gerichte ist nicht gegeben, wenn durch den gewöhnlichen Aufenthalt des Bekl. in Österreich die ausschließliche Zuständigkeit österreichischer Gerichte begründet ist. — Z P O § § 114, 328, 606; RuStAG vom 22.7.1913, § 17; 4. DVO zum EheG vom 25. 10. 1941; österreichisches StÜG vom 10. 7. 1945; EO § 81. KG, Beschl. vom 13. 10. 1948 — 3 W 586/48. Ungedruckt. Aus den Gründen: „DieAntrst. hat im Jahre 1942 denAntrg. in Berlin geheiratet. Er hat mit ihr in Berlin den ehelichen Wohnsitz begründet. Er besaß bis zum 13. 3. 1938 die österreichische Bundesbürgerschaft; mit dem „Anschluß" wurde er deutscher Reichsangehöriger. Auf Grund des § 1 Abs. 1 a des StÜG vom 10. 7. 1945 (österr. StGBl. 1945 Seite 81) ist er österreichischer Staatsangehöriger geworden. Die Antrst. war vor der Eheschließung deutsche Staatsangehörige und ist auf Grund des § 1 Abs. 1 Ziff. b aaO österreichische Staatsbürgerin geworden als eine Person, welche bei Weitergeltung des österreichischen Gesetzes über den Erwerb und Verlust der Bundesbürgerschaft in der Zeit des sogenannten Anschlusses kraft Ehe die österreichische Bundesbürgerschaft erworben hätte. Der Antrg. hielt sich nach dem Zusammenbruch und auch nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft in Salzburg auf, kam im Herbst 1946 nach Berlin und gab hier die häusliche Gemeinschaft mit der Antrst. auf. Danach hielt er sich vorübergehend in Dresden auf, jetzt wohnt er in W i e n bei seinen Eltern. Für eine von der Antrst. „wegen Ehezerrüttung" beabsichtigte Ehescheidungsklage hat das LG das nachgesuchte Armenrecht durch den angefochtenen Beschl. zu Recht versagt. Bei einem monatlichen Nettoeinkommen von 200 D M ist die Antrst. nicht außer Stande, ohne Beeinträchtigung ihres notwendigen Unterhalts die Prozeßkosten zu bestreiten. Deshalb hat das LG zu Recht die Armut der Antrst. im Sinne des § 114 Z P O für eine Armenrechtsbewilligung verneint. Außerdem ist das deutsche Gericht für eine Scheidung der Ehe der Parteien nicht zuständig. Nach § 606 Abs. 1 und Abs. 2 Z P O kommt die Zuständigkeit des deutschen Gerichts für die Ehescheidung in Frage, wenn wenigstens eine Par-
Nr. 100
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tei die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Beide Parteien sind österreichische Staatsbürger seit dem 27. 4. 1945 und haben dadurch die deutsche Reichsangehörigkeit verloren. Für den Antrg. ergeben sich gegen diese Annahme gar keine Zweifel. Denn er hat die ehemalige österreichische Bundesbürgerschaft durch die Einverleibung der Republik Österreich in das Deutsche Reich ipso iure (nicht durch besonderen Staatsakt) verloren und die deutsche Reichsangehörigkeit erworben, umgekehrt durch die seit dem 27. 4. 1945 vollzogene Ausgliederung der ehemaligen Bundesrepublik Österreich aus dem Staatsverband des Deutschen Reichs ebenso auf Grund dieser staatlichen Neugliederung die österreichische Staatsangehörigkeit nach Maßgabe des österreichischen StÜG vom 10. 7. 1945 erworben und damit ipso iure die Reichsangehörigkeit verloren. Denn der Wechsel der Organisation des Staatsgebietes — dessen Einverleibung oder Neugliederung — ergreift das auf diesem Gebiet organisierte oder ihm zugeordnete Staatsvolk. Das österreichische StÜG deklariert deshalb lediglich diesen automatischen Staatsangehörigkeitswechsel und wirkt nur rechtsgestaltend, soweit er diesen Wechsel für „Illegale" ausschließt. Einer entsprechenden innerdeutschen Gestaltung des Staatsangehörigkeitswechsels etwa durch besondere Entlassung des ehemaligen österreichischen Bundesbürgers und späteren deutschen Reichsangehörigen aus der deutschen Staatsangehörigkeit bedarf es daher nicht, dies würde nur zu der zwischenstaatlich unerwünschten Annahme führen, daß der rückgegliederte österreichische Staatsbürger eine doppelte Staatsangehörigkeit besäße. Für die Ehefrau, welche vor ihrer Eheschließung deutsche Staatsangehörige war und den rückgegliederten Österreicher während des „Anschlusses" als deutschen Reichsangehörigen geheiratet hat, soll nach der im gleichartigen Falle 12 R 315/48 1 dargelegten Rechtsansicht des LG Berlin der automatische Staatsangehörigkeitswechsel niemals gelten. Der beschließende Senat teilt diese Ansicht nicht in vollem Umfange. Allerdings kann das österreichische StÜG nur den Erwerb der österreichischen Staatsangehörigkeit einer bis dahin staatsfremden Ehefrau seines früheren Bundesbürgers, dagegen nicht den Verlust der eigenen Staatsangehörigkeit der bis dahin staatsfremden Ehefrau gestalten. Das LG nimmt an, daß solcher Verlust nur durch eine positive Gesetzbestimmung des deutschen Staates, dem die Ehefrau bisher angehört hat, geregelt werden darf. Diese Rechtsauffassung ist zu eng. In Wahrheit ist das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht in Übereinstimmung mit dem österreichischen Recht von dem Rechtsgedanken beherrscht, daß die Ehef r a u das Schicksal der Staatsangehörigkeit des Ehemannes teilt. Der rechtspolitische Zweck ist, daß die Ehefrau vor einer unerwünschten Doppelstaatsangehörigkeit bewahrt bleiben soll. So verliert die deutsche Staatsangehörige gemäß § 17 Ziff. 6 des maßgeblichen deutschen St AG vom 22. 7. 1913 ihre Staatsangehörigkeit durch Eheschließung mit einem Ausländer. Sie verliert aber auch während der Ehe mit einem Deutschen ihre Staatsangehörigkeit, wenn der Ehemann seine deutsche Staatsangehörigkeit verliert, und zwar, wenn der Ehemann sie gemäß § 25 aaO auf eigenen Antrag verliert, gemäß §§ 18, 19 aaO nur mit ihrer Zustimmung; 1
Siehe oben Nr. 98.
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Nr. 100
dagegen wenn der Ehemann gemäß §§ 26—28 aaO sie durch Aberkennung verliert, verliert auch sie sie gemäß § 29 aaO allein auf Grund ihres Familienstandes, sofern sie im Zeitpunkt der Aberkennung mit dem Ehemann sich .in häuslicher Gemeinschaft befindet. Ist in dem ersten Fall die Eheschließung der Verlustgrund, so ist es in dem letzten Fall die Eheführung. Hieraus folgt bei sinngemäßer Anwendung dieses Grundgedankens, daß die Ehefrau an dem automatischen Staatsangehörigkeitswechsel des Ehemannes teilnimmt, weil sie die Ehe mit ihm als einem österreichischen Heimatsangehörigen geschlossen hat und mit ihm als einem neuen österreichischen Staatsbürger fortsetzt. Deshalb hat sie mit dem Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft die deutsche Staatsangehörigkeit auf jeden Fall verloren, wenn sie sich im Zeitpunkt des Wechsels des Ehemanes, also am 27. 4. 1945 mit ihm in häuslicher Gemeinschaft befunden hat. Diese aus der Eheschließung abgeleitete Fortführung der Ehe bildet den wirklichen Rechtsgrund f ü r den Erwerb der fremden und den Verlust der bisherigen Staatsangehörigkeit. Diese Rechtstatsache kleidet das österreichische StÜG entsprechend in die rechtliche Fiktion, daß die Frau die österreichische Staatsangehörigkeit erwirbt, weil sie bei der Weitergeltung des österreichischen Bundesbürgerschaftsgesetzes von 1925 in der Zeit des Anschlusses durch ihre Eheschließung die Bundesbürgerschaft erworben hätte. Unter Anwendung dieses auch das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht beherrschenden Grundgedankens bedarf es keiner positiven gesetzlichen Regelung f ü r die Entscheidung über die Staatsangehörigkeit der ehemals deutschen Frau, welche während des Anschlusses einen österreichischen Staatsangehörigen geheiratet hat. Hier war die häusliche Gemeinschaft nach dem Vortrage der Antrst. am 27. 4. 1945 noch nicht aufgehoben; dies geschah erst 1946. Sie hat also nicht daneben die deutsche Staatsangehörigkeit behalten. Da beide Eheleute Ausländer sind, könnte die Zuständigkeit des deutschen Gerichts nach § 606 Abs. 3 ZPO nur begründet sein, wenn der gewöhnliche Aufenthalt des Mannes oder der Frau im Inlande (Deutschland) gelegen ist und nach dem Heimatrecht des Mannes die von dem deutschen Gericht zu fällende Entscheidung anerkannt werden wird. Der beschließende Senat hat im Gegensatz zum LG in seiner Entscheidung — 3 U 88/47 vom 15. 11. 1947 1 — grundsätzlich festgestellt, daß Ehescheidungsurteile deutscher Gerichte in Österreich auf Grund des dort fortgeltenden § 24 der 4. DVO vom 25. 10. 1941 zum EheG (RGBl. Teil I S. 654 ff.) erkannt werden . . . 2. Trotz dieser grundsätzlich im Vordergrund stehenden Erwägungen ist das LG Berlin in dem gegebenen Falle gemäß § 606 Abs. 3 ZPO nicht zuständig, weil sein Urteil in Österreich aus dem Versagungsgründe des § 328 Ziff. 1 ZPO nicht anerkannt werden dürfte. Der beklagte Ehemann hat seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Wien. Nach der maßgeblichen österreichischen JN. § 76, welche mit ZPO § 606 übereinstimmt, ist 1 2
Siehe oben Nr. 57. Die weitere Begründung folgt dem Wortlaut der oben Nr. 99 abgedruckten Entscheidung.
Nr. 101
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das LG Wien für die Ehescheidung ausschließlich zuständig. Infolgedessen darf das Urteil eines anderen ausländischen Gerichts gemäß § 328 Ziff. 1 ZPO keine Anerkennung finden. Aus diesen Gründen war das Armenrecht zu versagen."
Sudetendeutsche Siehe auch Nr. 3, 4, 30, 87, 97
l O l . Ehem. tschechoslowakische Staatsangehörige, die auf Grund des deutsch-tschechoslowakischen Vertrages vom 20. 11. 1938 die deutsche Staatsangehörigkeit automatisch erworben haben, sind unter Anwendung des tschechoslowakischen Dekrets vom 2. 8. 194-5 über die Regelung der Staatsangehörigkeit von Personen deutschen und ungarischen Volkstums als deutsche Staatsangehörige zu betrachten. — ZPO § 606; Ges. über die Vereinigung der sudetendeutschen Gebiete mit dem Reich vom 21. 11. 1938; VO vom 12. 2. 1939 über die Einführung des deutschen Staatsangehörigkeitsrechts im Sudetenland; Tschechosl. Dekret über die Staatsangehörigkeit von Personen deutschen und ungarischen Volkstums vom 2. 8. 1945. OLG Kiel, 1. ZS, Urt. vom 22. 1. 1948 — (1948) 128.
1 U 289/47: SchlHA 195
Der Kl. ist im Jahre 1903, die Bekl. im Jahre 1905 im Sudetenland geboren. Beide sind ihrer Abstammung nach Volksdeutsche. Sie haben am 10. 9. 1939 im Sudetenland die Ehe miteinander geschlossen. Der Kl. war während des Krieges zum Wehrdienst eingezogen und wurde nach dem Zusammenbruch in Kiel entlassen, wo er noch wohnt. Die Bekl. ist kurz vor dem Zusammenbruch aus dem Sudetenland nach Württemberg geflüchtet. Der Kl. hat vor dem LG in Kiel die Scheidungsklage erhoben. Das LG in Kiel war dafür zuständig. Aus den Gründen des Berufungsurteils: „Es ist zunächst die Frage der Staatsangehörigkeit zu prüfen, denn davon hängt die Entscheidung ab, ob das Gericht für den Prozeß zuständig ist (§ 606 Abs. 3 ZPO). Die Parteien besaßen zunächst die österreichische Staatsangehörigkeit und hatten später die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit erworben. Durch das Gesetz über die Vereinigung der sudetendeutschen Gebiete mit dem Reich vom 21. 11. 1938 (RGBl. I S. 1641) wurde dieses Gebiet zum Bestandteil des Deutschen Reiches erklärt. Die Staatsangehörigkeitsfragen wurden durch Vertrag vom 20. 11. 1938 (RGBl. II S. 895) geregelt. Von dem in diesem Vertrage vorgesehenen Optionsrecht haben die Parteien keinen Gebrauch gemacht. Das deutsche StAG wurde durch Verordnung vom 12. 2. 1939 (RGBl. I S. 205) im Sudetenland eingeführt. Die Parteien waren somit z. Z. der Heirat deutsche Staatsangehörige. Sie sind es auch geblieben und haben nicht etwa daneben die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit wieder erworben. § 1 des verfassungsmäßigen Dekrets
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des Präsidenten der Republik über die Regelung der tschechoslowakischen Staatsangehörigkeit von Personen deutschen und ungarischen Volkstums vom 2. 8. 1945, das mit dem Tage seiner Verkündung, also mit dem 10. 8. 1945, in Kraft getreten ist, bestimmt: „Tschechoslowakische Staatsangehörige deutschen und ungarischen Volkstums, die entsprechend den Vorschriften einer fremden Besatzungsmacht die deutsche oder ungarische Staatsangehörigkeit erworben haben, haben mit dem Tage einer derartigen Erwerbung die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit eingebüßt. Die übrigen tschechoslowakischen Staatsangehörigen deutschen oder ungarischen Volkstums verlieren die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit mit dem Tage, an dem dieses Dekret in Kraft tritt." Aus den erwähnten Bestimmungen ergibt sich also, daß die Parteien nicht tschechoslowakische Staatsangehörige sind, denn die in dem Dekret von der oben wiedergegebenen Regelbestimmung abweichenden Sondervorschriften finden auf die Parteien keine Anwendung. Da die Parteien deutsche Staatsangehörige sind, so sind die deutschen Gerichte zuständig. Zu dem gleichen Ergebnis ist auch ein von dem Universitätsprofessor Dr. Held erstattetes Gutachten gelangt, obschon er das oben erwähnte erst jetzt bekanntgewordene Dekret noch nicht berücksichtigt. Die dargelegte Auffassung steht im Einklang mit der im ABI. für Schleswig-Holstein 1946 Nr. 3 S. 23 abgedruckten Anordnung der MR vom 13.3.1946 (312/Refugees/9501/40)." 1 0 2 . Der Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit durch tschechoslowakische Staatsangehörige nach den Gesetzes- und Vertragsbestimmungen von 1938 und 1939 darf nicht als rechtswirksam betrachtet werden, da ein summarischer Staatsangehörigkeitserwerb im Zusammenhang mit der Erweiterung der deutschen Grenzen nach dem 31. 12. 1937 von den Besatzungsmächten nicht anerkannt wird und diese Auffassung für die deutschen Gerichte maßgebend ist. Die Erwähnung der deutschen Staatsangehörigkeit im Reisepaß reicht zum Nachweis des Erwerbes der deutschen Staatsangehörigkeit nicht aus. Die Ausweisung der Volksdeutschen aus der Tschechoslowakei muß zugleich als Aberkennung der tschechoslowakischen Staatsangehörigkeit betrachtet werden. Solange die Ausgewiesenen keine andere Staatsangehörigkeit erworben haben, sind sie als Staatenlose zu betrachten. Als Ausgewiesene sind auch solche Personen zu behandeln, die aus der Tschechoslowakei ausgewiesen worden wären, wenn sie sich bei Kriegsende dort befunden hätten. Als Staatenlose unterstehen sie der deutschen Gerichtsbarkeit. — ZPO § 606; MRG Nr. 2 Art. VI; deutsche Staatsangehörigkeitsbestimmungen im Zusammenhang mit der Eingliederung des Sudetenlandes in das Deutsche Reich; RuStAG vom 22. 7. 1913, §§ 12, 16; VO zur Regelung von Staatsangehörigkeitsfragen vom 20. 1. 1942; Tschech. Dekret vom 2. 8. 1945 über die Staatsangehörigkeit von Personen deutschen und ungarischen Volkstums. OLG Stuttgart, Urt. vom 3.3.1948 — Rs 122/47: SJZ 3 (1948) 396 mit Anm. von Weizsäcker in SJZ 4 (1949) 47; im Auszug: DRsp. IV (418) 22 a.
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Die Kl. ist 1909, der Bekl. 1906 in Süttö in Ungarn, 50 km nordöstlich Budapest geboren. Die Familie des Bekl. stammt aus Nayasdorf-Neujahrsdorf bei Dubinetz 20 km nördlich von Königgrätz. Nach Süttö kam der Vater des Bekl. durch Heirat mit einer Frau aus Süttö. Die Parteien haben am 18. 2. 1928 vor dem Standesamt in Süttö die Ehe geschlossen. Über ihre Staatsangehörigkeit sind sie verschiedener Ansicht. Die Kl. glaubt, deutsche Reichsangehörige zu sein und legt zum Nachweis eine Bescheinigung des Bürgermeisteramts Lendsiedel vom 1. 8. 1946 vo^ wonach sie am 26. 1. 1943 von der Paßstelle der deutschen Gesandtschaft in Budapest einen deutschen Reisepaß ausgestellt erhalten hat. In der Eheschließungsurkunde ist der Bekl. als „tschechischer Staatsbürger" bezeichnet. Er selbst behauptete aber in der 1. Instanz, staatenlos zu sein. In 2. Instanz behauptet er, österreichischer Staatsangehöriger zu sein, weil weder sein Vater, noch er jemals die von Haus aus gegebene österreichische Staatsangehörigkeit aufgegeben haben und weil er nie eine andere Staatsangehörigkeit erlangt habe; er habe zwar 1943 den Antrag auf Zuerkennung der deutschen Staatsangehörigkeit gestellt, dieser Antrag sei aber abgelehnt worden, weil er nicht der NSDAP willkommen gewesen sei, er sei damals von dem deutschen Konsulat in Budapest als staatenlos bezeichnet worden. Nach Auffassung der Kl. hat aber der Bekl. jedenfalls anläßlich seiner Einziehung zur deutschen Wehrmacht 1943 die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. Dagegen wendet der Bekl. ein, der Dienst in der deutschen Wehrmacht sei ein zwangsweiser gewesen und habe deshalb die Staatsangehörigkeit nicht verändert. Am 9. 4. 1943 hat die Kl. den Bekl. verlassen, sie zog nach Wien, dann nach Saargemünd (Lothringen), seit dem 1.6.1946 ist sie in L., Kreis Crailsheim, ansässig. Der Bekl. kam im Herbst 1943 zur deutschen Wehrmacht (SS). Er wohnt jetzt in E., Kreis Ulm. Während ihres Aufenthalts in Saargemünd hat die Kl. schon einmal bei dem dortigen, damals deutschen LG Scheidungsklage eingereicht. Zu einer Entscheidung über sie ist es nicht gekommen. Im Dezember 1946 hat sie erneut Klage auf Scheidung wegen Schuld des Bekl. beim LG Ulm eingereicht, das der Klage stattgegeben hat. Die Revision des Bekl. hatte keinen Erfolg. Aus den Gründen: „I. Auch ohne die ausdrückliche Rüge der sachlichen Unzuständigkeit des LG wäre die Zuständigkeit von Amts wegen, auch noch in der Revisionsinstanz zu prüfen. Sie hängt von der Staatsangehörigkeit der Parteien ab, sowohl im Hinblick auf § 606 ZPO, wie im Hinblick auf Art. VI Ziff. 10 MRG 2 i. d. F. des 2. ÄnderungsG vom 15. 10. 1946 Württ.-Bad. MRB1. S. 79 ff. F ü r die Staatsangehörigkeit der Parteien ist zunächst von Bedeutung der von dem Bekl. vorgelegte Ahnenpaß. Danach sind sein Vater, sein Großvater und sein Urgroßvater väterlicherseits in Neujahrsdorf, Kreis Dubinetz, Böhmen, 20 km nördlich Königgrätz, geboren, also zweifellos Staatsangehörige der damaligen österreichischen Monarchie gewesen. Der Vater des Bekl. hat 1903 in Wien geheiratet und sich dann in der Heimat seiner Ehefrau in Süttö (Ungarn) 50 km nordöstlich Budapest
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niedergelassen. Dort wurde der Bekl. 1906 geboren. Ein Anhaltspunkt dafür, daß der Vater des Bekl. seine angestammte Staatsangehörigkeit bis dahin oder später aufgegeben hat, liegt nicht vor. Es ist deshalb anzunehmen, daß der Bekl. durch Geburt die Staatsangehörigkeit der österreichischen Monarchie samt dem Heimatrecht in Neujahrsdorf erworben und bis zum Ende des 1. Weltkriegs behalten hat. Nach dem Staatsvertrag von St. Germain vom 2. 9. 1919 Abschn. VI Art. 70 haben alle Personen, die