Deutschsprachige Phantastik 1900-1930 : Studien und Materialien zu einer literarischen Tendenz 3892063710


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Deutschsprachige Phantastik 1900-1930 : Studien und Materialien zu einer literarischen Tendenz
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Deutschsprachige Phantastik

Literaturwissenschaft in der Blauen Eule

Band 5

Niteen Gupte

Deutschsprachige Phantastik 1900-1930 Studien und Materialien zu einer literarischen Tendenz

CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Gupte, Niteen: Deutschsprachige Phantastik 1900 -1930: Studien und Materialien zu einer literarischen Tendenz / Niteen Gupte. Essen: Verl. Die Blaue Eule, 1991 (Literaturwissenschaft in der Blauen Eule; Bd. 5)

ISBN 3-89206-371-0

NE: GT

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Afro-Asiatischen Instituts in Wien.

ISBN 3-89206-371-0 © Copyright Verlag Die Blaue Eule, Essen 1991 Alle Rechte vorbehalten Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, in allen Formen, wie Mikrofilm, Xerographie, Mikrofiche, Mikrocard, Offset, verboten Printed in Germany Herstellung: Merz Fotosatz, Essen Broscheit Klasowski, Essen Difo-Druck, Bamberg

Inhalt Einleitung

......................

9

I.

Produktionsmerkmale und mediengeschichtliche Voraussetzungen: Buchreihen phantastischer Er­ zählprosa ...................................... 17

1. 1.1. 1.2. 1.2.1.

Lektüre des phantastischen für die Massen ... Technische Beschaffenheit und Vertriebsmerkmale Die Preise...................................... Eine Konkurrenz zum Leihwesen ................

2.

Widerbelebung des Phantastischen im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts.................. Erneuerer des Phantastischen 1: Herausgeber der phantastischen Buchreihen .................... Erneuerer des Phantastischen 2: Verleger der phantastischen Buchreihen .................... Erfolgsziffer der erneuerten Phantastik ....

2.1. 2.2. 2.3.

II.

Das Lesepublikum des Phantastischen............ Arbeiterschichten ............................ Dienstboten .................................. Industriearbeiter und die Literaturpolitik ihrer Öffentlichkeitsorgane ........................ 1.2. Bürgerliche Kreise ............................ 1.2.1. Entstehung der phantastischen Erzählprosa im Zeitalter der Aufklärung und ihre Verachtung im ausgehenden 19.Jahrhundert .................... 1.2.2. Bestände phantastischer Lektüre in Wiener Leih­ bibliotheken um 1900 .......................... 1.2.3. Das erneuerte Interesse für das Phantastische . 1.2.3.1. Versuch einer mediengeschichtlichen und -soziologischen Interpretation der Erneuerung . 1.3. Die Okkultisten................................ 1.4. Die Jugendlichen................................

2.1. 2.1.1. 2.1.1.1. 2.1.1.2. 2.1.2. 2.1.2.1. 2.1.2.2. 2.2.

25 30 37 41

Rezeption des Phantastischen: Aufnahme und Verbreitung.................................... 45

1. 1.1. 1.1.1. 1.1.2.

2.

19 20 23 24

Literaturgeschichtliche, -theoretische und -kritische Äusserungen über das Phantastische, die Phantastik und die Phantasten.............. Das begriffliche Selbstverständnis jener Phantastik...................................... Stoffliche Begriffe .......................... Die ir-rationalistischen Begriffe ............. Die weiteren alltagenthobenen Begriffe ......... Epochale und weitere stilistische Begriffe ... "Neuromantisch"................................... "Grotesk"......................................... Aufnahme der "allerneusten Tendenz". Stimmen für

47 48 50 51 54

54

56 58

60 62 64

67 69 69 72 79 82 82 84

2.2.1. 2.2.2. 2.2.3. 2.3. 2.3.1.

2.3.2. 2.3.2.1. 2.3.2.2.

und gegen sie.................................. 86 Ästhetische Aufwertung ........................ 88 Moralische Vorurteile ........................ 89 Politische Einwände .......................... 94 Die phantastische Literatur im Zeichen des Stilpluralismus der Jahrhundertwende .......... 97 Eine Neben- und Gegenerscheinung zu den Tendenzen des Diesseits.................... 98 Die phantastische Literatur und der Expressionismus .............................. 100 Die unterschiedliche mimetische Praxis ........ 102 Der Fall Kurt Schwitters........................ 104 Diktion des Phantastischen: Literarische und stilistische Merkmale ........................

III.

1. 1.1. 1.1.1. 1.1.2. 1.1.3. 1.1.4.

1.2.

Strukturmerkmale der fiktionalen Kurzprosa des Phantastischen ................................ Das "exotische Abenteuer" und seine Folgen . . . Bedeutung der Kurzprosa für die Phantastik . . . Einführung in das Sonderbar-Seltsame. Abenteuer­ lich-exotische Prosa von Ewers................. Erzählstrukturen in der oberen und mittleren Schichtung der Phantastik .................... Die Unterschiede zwischen den drei Schichtungen in Motivik und Handlung....................... Menschenbezogenes Weltbild und Anthropomorphi­ sierung der Umgebung........................... Zur Problematik des Lyrischen und des Allegorischen ................................ Der strenge Erzählrahmen....................... Beschreibung einer Atmosphäre des Phantastischen Typisierung und die allegorischen und meta­ phorischen Kunstgriffe im "Orchideengarten" . .

2.

2.1. 2.2. 2.3.

IV.

107

110 111 111

113 116 120

124 129 131 134 136

Bibliographische Studien und Materialien . .. .143

A.

Medien des Phantastischen..................... 148 1. Anthologien.................................. 148 2. Buchreihen.................................. 156 3. Zeitschriften................................165 4. "Der Orchideengarten. Phantastische Blätter". Ein Schlüssel zu 2 Jahrgängen............... 165 4.1. Chronologischer Index .................... 165 4.2. Im "Orchideengarten" angezeigte Zeit­ schriften ................................... 195

B.

Titel- und Sachregister zu "Medien des Phanta­ stischen" ..................................... 198

C.

Lektüre des Phantastischen in Wiener Leihbiblio­ theken ....................................... 229 1. Angebot in der Leihbibliothek J. Safar . . . 229

2. Angebot in dem Literatur-Institut L.& A. Last ............................................. 233 D.

Schriftenzur Schmutz- und Schundliteratur 1911-1930 ............................................. 251

Literaturverzeichnis ....................................

259

Quellen....................................... 259

Sekundärliteratur

............................

266

Liste der TABELLEN 1

Neun Kolportage-Reihen phantastischer Erzähl­ prosa. Ein systematischer Überblick ..........

273

2

Leseverhalten in Wien 1876 & 1900. Entlehnungen aus dem Literatur-Institut L.& A.Last und den 14 Bibliotheken des Volksbildungsvereins ........ 274

3

Gebühren der Leihbibliotheken in Wien......... 275

4

Buchproduktion 1909 in Deutschland, England und Frankreich..................................... 276

5

Karl Waches Einteilung seiner zeitgenössischen österreichischen Schriftsteller nach ihrer Lebensanschauung ..............................

277

6

Auflagenhöhe von Karl Hans Strobls Werken

7

Neue Verlagsgründungen im deutschen Sprachraum nach dem Kriegsende........................... 278

8

Verleger der Buchreihen gehobener Phantastik. Ihre Niederlassungen und Gründungsjahre .... 279

9

Erfolgstitel von H.H.Ewers verlegt bei Müller

. . . 278

. 280

10

Erfolgstitel von Gustav Meyrink

11

Markterfolge der Phantasten bei 3-Masken-Verlag

12

Erfolge der Buchreihen von G.Müller....... 284

13

Verbreitung der kolportierten Volksromane in Wien,

............... 282

283

14

1905 ..........................................

285

Bücher im Haushalt von Arbeitern in Dresden, 1905 ..........................................

286

15

Lexikalische Bedeutung von den Begriffen "Phan­ tast" und "phantastisch"........................287

16

21 Begriffe der Phantastik. Ein systematischer Überblick......................................289

17

"Alltagenthobene" Begriffe und ihre Beziehung zum Alltäglichen .................................. 289

18

Lexikalische Bedeutung von den Begriffen "ab­ sonderlich", "seltsam" und "sonderbar" ........

290

Lexikalische Bedeutung von den Begriffen "Uto­ pie", "Utopien" und "utopisch" ...............

292

Lexikalische Bedeutung von den Begriffen "ab­ surd", "bizzar" und "grotesk" ...............

293

19

20 21

Literarische Beziehungen zwischen den Phantasten ................................................294

22

Verleumdungskampagne gegen Gustav Meyrink. Seine Gegner und Sympathisanten .................... 296

Einleitung

In der zweiten Hälfte des 20. Phantastik eine besondere Beachtung sowohl auf die enorme Popularität Spielart in verschiedenen Medien1 als

Jahrhunderts

ist

der

geworden, was künstlerischen auch auf einige aus-

zuteil dieser

1) Die Erscheinungen des Phantastischen häufen sich auf den verschiedensten Rezeptionsebenen des deutschsprachigen Buchmarktes. Zur Phantastik auf dem Jugendbuchmarkt vgl. Bamberger, Richard (Hrsg.): Das Irrationale im Jugendbuch (Ergebnisse d. Tagung: Das Irrationale im Jugendbuch, Raasch/Hochgebirge, 22.-27.Aug.1967), Wien:Leinmüller & Co. o.J. . Rein A. Zondergeld würdigt in seinem "Lexikon der phanta­ stischen Literatur" die folgenden zwei Buchreihen, welche "viel zur Popularisierung der phantastischen Literatur im deutschen Sprachraum beigetragen" haben: "Bibliotheca Dracula" erschien bei Hanser in München unter dem Lektorat von Michael Krüger und brachte 14 Bde. in bibliophiler Ausstattung zwischen 1969 und 1974. Gleichzeitig, 1969-1975, erschien "Bibliothek des Hauses Usher" in 26 Bänden bei Insel in Frankf.a.M., hrsg.v. Kalju Kirde, Umschlagentwürfe von Hans Ulrich und Ute Osterwalder und das grüne Druckpapier sorgten für die bibliophile Auf­ machung . Das bibliophile und antiquarische Interesse für die Phanta­ stik mögen zwei weitere Beispiele veranschaulichen: erstens, die in 1250 Exemplaren erschienene "Bibliographie der phantastischen und utopischen Literatur 1750-1950" von R.N.Bloch, Giessen:Vlgs.buchhlg.Munniksma 1984 - die erste dieser Art, was Umfang und Vollständigkeit betrifft; und zweitens, das Versandantiquariat F.Pflaum in Sandhausen/BRD, das sich ausschließlich der Phantastik gewidmet hat. Auf das umfangreiche Angebot des Antiquariats weisen seine zwischen Okt.1984 u. März 1985 erschienenen vier Kataloge hin:"Katalog 1. Utopie und Phanta­ stik in Literatur und Politik, Forschung und Wissenschaft, Film und anderen Bereichen", Sandhausen Okt.1984 , 143 S.; "Katalog 2. Die phantastische Bibliothek des Rein A. Zondergeld * Utopie-Phantastik und Grenzgebiete", ebd. Sept.1985 , 222 S.; "Märchen und Fabeln. 'MärchenSagen-Fabelhaftes'", ebd. Dez.1984 , 45 S.; "Exotismus.'Ferne Länder/Reisen/Abenteuer'", ebd. März 1985 . Die bei Insel erschienenen zwei "Almanache der phantasti­ schen Literatur", "Phaicon 1" und "Phaicon 2" , kann man, wie bereits bei Peter Cersowsky in "Phantastische Literatur im ersten

10 schlaggebende

Arbeiten

über

die

Phantastik

in

gattungs­

theoretischer Hinsicht zurückzuführen ist. Hinzuweisen wäre vor allem auf die "Einführung in die phantastische Literatur" von Tzevetan Todorov, Paris 1970 2, die -

eine Möglichkeit strukturalistischer Analyse literarischen Diskurses - als symptomatisch für die Ebene der Theoriebildung auch im deutschen Sprachraum zu bezeichnen ist3. Viertel des 20. Jahrhunderts. Untersuchungen zum Strukturwan­ del des Genres, seinen geistesgeschichtlichen Voraussetzungen und Tradition der 'schwarzen Romantik' insbesondere bei Gustav Meyrink, Alfred Kubin und Franz Kafka" , kaum als den ersten Versuch, "die theoretische Beschäf­ tigung mit der phantastischen Literatur im deutschen Sprach­ raum einzuleiten" bezeich­ nen. Jedoch mögen sowohl diese Almanache als auch die Phanta­ stische Bibliothek bei Suhrkamp, in der auch die weiteren Folgen des "Phaicons" neben 100 weiteren Titeln bereits erschienen sind, als Zeichen für die Popularisierung des phantastischen Diskurses auf dem deutschsprachigen Taschen­ buchmarkt gelten. Daß die Welle des Phantastischen nicht nur die SortimentsBuchhandlungen überflutet hat, sondern auch die weiteren Vertriebsorgane, wie Tabak-Trafiken und Autobahnraststätten, zeigen die folgenden zwei Beispiele: Die Buchreihen "Phantasie Romane"(- deutsche Erstveröffentlichungen aufgelegt in zumindest 30.000 Exemplaren) und "Edition '84. Die positiven Utopien" (12 phantastische Werke aufgelegt monatlich zum Orwell-Gedenkjahr 1984) bei Goldmann in München . Und Bastei-Lübbe-Taschenbuchreihe "Phantastische Bücher", Bergisch Gladbach, mindest. 24 Hefte bis 1984.

2) Todorov, Tzevetan: Einführung in die phantastische Litera­ tur, übers.v. Karin Kersten u.a., Frankf.a/M (usw.): Ullstein 1975 (Paris 1970, dtsch.Erstausg.1972) . 3) 1983 stellt Cersowsky Todorovs Ansatz als einen Kulminierungspunkt in der bisherigen gattungstheoretischen Auseinandersetzung mit dem Genre dar. Die strukturalistische Präzision des Todorovschen Ansatzes hat einerseits eine operative Grundlage zur Bestimmung dieses Genre festgelegt, welche der inhaltlichen Analyse bestimmter Epochen des

11 Über die deutschsprachige Phantastik im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts, den Untersuchungsgegenstand der vor­ liegenden Arbeit, sind zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten

erschienen. Bis auf einige wenige Ausnahmen konzentrieren sich diese jedoch auf Einzelwerke bzw. -autoren. Im folgenden sind solche Versuche zu erwähnen, welche die literarische Tendenz zum Phantastischen gegen Anfang dieses Jahrhunderts auf einer

breiteren Ebene untersuchen. Die frühzeitig erschienene Wiener Dissertation von Franz Welzig, 1941, faßt hunderte, zwischen 1900 und 1930 erschie­ nene Werke phantastischer Erzählprosa kurz zusammen und begnügt sich mit ihrer groben Einteilung nach inhaltlichen Kriterien* 4. Die einzige Leistung von Welzig - die erste umfassende Primärbibliographie - ist bereits überholt5.

In seinen Arbeiten über die Rezeption von Edgar Allan Poe im deutschen Sprachraum weist Harro Heinz Kühnelt6 ausdrückPhantastischen zugute gekommen ist; so wendet etwa Jörg Schönert die Begrifflichkeit von Todorov an, um die (qualita­ tive) Staffelung der phantastischen Lektüre im deutschen Biedermeier festzustellen . Andererseits hat der Ansatz Todorovs eine polemische Diskussion über die Struktur­ merkmale und die definitorischen Probleme dieser Gattung angeregt; über die Entwicklung dieses Diskurses innerhalb eines Jahrzehntes referiert Florian Marzin in seiner Disser­ tation ausführlich, vgl. Marzin, F.: Die phantastische Literatur. Eine Gattungsstudie, Frankf.a/M (usw.): P.Lang 1982.

4) Welzig, Franz: Die phantastischen Romane und Erzählungen in der deutschen Literatur von 1900 bis zur Gegenwart, Diss.wien 1941. 5) vgl. Bloch 1984 . 6) Kühnelt, Harro Heinz: Edgar Allan Poe und die phantastische Erzählung im österreichischen Schrifttum von 1900-1920, in: Festschrift für Moriz Enzinger zum 60. Geburtstag 30.Dez.1951, geleitet von Herbert Seidler, Innsbruck: Universitätsverlag

12

die

auf

lieh

Verbreitung

der

literarischen

Tendenz

zum

Phantastischen im ersten Viertel des 20.Jahrhunderts hin, und später auch Jens Malte Fischer7; die beiden, bedingt durch den

essayistischen Rahmen, untersuchen jedoch literarische Arbeiten einiger bedeutender Phantasten paradigmatisch. In "Edgar Allan Poe und die phantastische Erzählung im österrei­ chischen Schrifttum von 1900-1920" bemerkt Kühnelt, daß "bei der Tradition,

die die

österreichische

Literatur gerade

in

Bezug auf das Phantastische, Übernatürliche, ja auch Schreck­ haft-Gespenstische aufzuweisen hat wie in Werken von Grill­ parzer, Halm oder Raimund", es nicht verwunderlich sei,

"daß

auch von hier aus eine Erneuerung des phantastischen Schrift­ tums ihren Ursprung genommen"8 habe. Ohne auf die Tradition

der österreichischen Literatur im 19. Jahrhundert ausführli­ cher einzugehen, ist wohl augenfällig, daß im ausgehenden 19. Jahrhundert gerade nicht die naturalistischen Tendenzen in der Habsburger Monarchie Fuß gefaßt haben, und die bedeutenden Werke der österreichischen Literatur um die Jahrhundertwende­

sei

es

die

Wiener Moderne,

oder die beispiellose

Journa­

listenfeder eines Karl Kraus oder Alfred Polgar, oder die im

katholischen Glauben und in der ländlichen Idylle verwurzelte Heimatliteratur eines Peter Rosegger oder der Brenner-Litera­

ten wären.

aus

Die

diesem

Phantastik

Traditionszusammenhang um

die

kaum

Jahrhundertwende

zu

hatte,

erklären

wie

im

Wagner 1953, S.131-144. Ders.: Deutsche Erzähler im Gefolge von E.A.Poe, -in: Rivista di Litterature Moderna 6, 1951, S.457-465. Ders.: Die Aufnahme und Verbreitung von E.A.Poes Werken im Deutschen, -in: Festschrift für Walter Fischer, mit e. Geleitw.v. Horst Oppel, Heidelberg:Karl Winter Universitätsvlg. 1959, S.195-224.

7) Fischer, Jens Malte: Deutschsprachige Phantastik zwischen Decadence und Faschismus, -in: Phaicon 3, 1978 , S.93130. 8) Kühnelt 1953, S.133, vgl.auch ebd., S.132.

13 Verlauf der Arbeit zu zeigen sein wird,

trotz

ihrer bewußt

gegennaturalistischen Einstellung, außer dieser mit den gerade genannten literarischen Richtungen wenig gemeinsam. Nichts­ destoweniger: Ein Großteil der bis zum heutigen Tag litera­ risch und philologisch besonders ernstgenommenen Schriftstel­ ler der Phantastik aus den 20er Jahren waren im groß-öster­ reichischen Raum zu Hause: in Böhmen (Gustav Meyrink, der

Prager Kreis), in Mähren (Karl Hans Strobl), in Sudetenland und Oberösterreich (Alfred Kubin). Die folgende Abhandlung berücksichtigt den österreichischen Raum im besonderen jedoch

aus eher pragmatischen Gründen:

Eingrenzung des sonst ufer­

losen Untersuchungsgegenstandes. Anhand einer detaillierten Untersuchung

der

Werke

von

drei bedeutenden Phantasten (Kafka, Kubin und Meyrink) zeigt Cersowski 1983 die Gattungsdynamik des Phantastischen9. Er erklärt die gattungsgeschichtlichen Grundlagen jener Phanta­ stik näher und stellt sie - wie bereits Ingeborg Vetter10 und

Fischer11

-

in

die

'schwarzen Romantik'.

Tradition

des

fin

de

siede

und

der

Vor dem Hintergrund der Normalausprä­

gungen des Phantastischen hebt er seine Sonderprägungen bei den genannten Meistern ab. Diese ist wohl die erste längere Arbeit12, die das Werk von Franz Kafka im Rahmen des Phanta­ stischen untersucht. Die Richtigkeit der Behauptung Cersowskis, es wären im untersuchten Zeitraum nur "vereinzelte Werke" unter dem

9) Cersowski . 10) Vetter, Ingeborg: Das Erbe der schwarzen Romantik in der deutschen Décadence. Studien zur "Horrorgeschichte" um 1900, Diss.Graz 1976. 11) Fischer .

12) Auch Rolf Günter Renner betrachtet Kafka als phantasti­ scher Erzähler; vgl. Ders.: Kafka als phantastischer Erzähler, -in: Phaicon 3 , S.144-162.

14 Etikett "phantastisch" präsentiert worden13,

ist in Frage zu

stellen. Gerade die Tatsache, daß während der untersuchten 30

Jahre die Phantastik sich als eine isolierbare literarische

Tendenz darstellt, ist der Ansatzpunkt der folgenden Arbeit. Wenn auch als keine geschlossene und fest umrissene Einheit,

so läßt sich die Phantastik als solche sowohl auf der Produktions- und Rezeptionsebene als auch in ihren literarischen stilistischen Merkmalen leicht erfassen. Die Einschränkung des untersuchten Zeitraumes auf die Jahre von 1900 bis 1930, geschah aus den folgenden Gründen: Die drei wichtigen Phantasten, die zum Teil als Initiatoren

jener Tendenz anzusehen sind, Hans Heinz Ewers, Gustav Meyrink und Karl Hans Strobl, veröffentlichten ihre ersten phantasti­

schen Erzählungen gegen 1901. Sowohl die großen Publikums­ erfolge, die das Werk von Ewers und Meyrink erzielten, als auch der breite verlegerische Rahmen, der dann dem Phantasti­ schen Pate stand, deuten offensichtlich darauf hin, daß die phantastische Literatur nach dem Ausbruch des Ersten Welt­ krieges zu einer der wichtigen Strömungen auf dem deutschspra­ chigen literarischen Markt geworden war.

Und nicht nur die

Tatsache, daß etwa Meyrink oder Ewers in der nationalsoziali­ stischen Ära - vor allem auf der politischen Ebene - in Mißgunst gefallen waren, sondern auch der beispiellose Erfolg des Romans "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque zeigt den Verfall der Literaturmode des Phantastischen. Zu klären ist im folgenden der zeitgebundene Charakter jener

Neigung zur Gestaltung des Phantastischen, Versuch

darstellt,

eine

literarische

was

Tendenz

auch

einen

anhand

einer

Analyse ihrer verschiedenen Aspekte zu isolieren.

Auf der bibliographischen Ebene (Kapitel IV) wurden die medialen Aspekte jener Phantastik interessant; dokumentiert wurden die geschmacksbildenden Medien: sowohl die Anthologien, Buchreihen und Zeitschriften, als auch das Angebot an der 13) Cersowski 1983 , S.21.

15

phantastischen Lektüre in (Wiener) Leihbibliotheken. Eine Analyse der Buchreihen (Kapitel I) , in denen die phantastische Erzählprosa präsentiert wurde, zeigt den Produk­

tionsrahmen: die medien- und die literaturgeschichtlichen Voraussetzungen und die jeweiligen Buchmarktmechanismen. Auf der Rezeptionsebene werden die soziologisch unterschied­ lichen

Leserkreise

des

Phantastischen

aufgezeigt

(Kapitel

II.1), und die geschichtliche Dynamik der Rezeption der Gattung des Phantastischen festgestellt; u.a. wird versucht, empirisch zu untersuchen, ob und wie die Phantastik um die Jahrhundertwende die bürgerlichen Leserkreise wieder gewonnen hat. Die erhobenen Daten und die empirische Grundlage bezüg­ lich der Produktion und Rezeption der phantastischen Massen­ lektüre lieferte die österreichische Buchgeschichte. Die Untersuchung der 'tieferen' Rezeption (Kapitel II.2)

erfolgte

durch Heranziehen der

zeitgenösischen

literaturge­

schichtlichen, -kritischen und -theoretischen Äusserungen über diese Phantastik. Das Augenmerk der Untersuchung wurde vor allem auf die literaturtheoretische Stellung der Tendenz, ihre jeweilige ästhetische, moralische und politische Beurteilung und auf ihr begriffliches Selbstverständnis gerichtet.

Und schließlich (im Kapitel III) wurden einige charak­ teristische Merkmale jener phantastischen Diktion anhand einer textimmanenten Analyse der Zeitschrift "Der Orchideengarten.Phantastische Blätter"14 und einiger typischen Anthologien herausgearbeitet.

Versucht

wurde,

diese

Phantastik

nach

stilistischen Kriterien zu "schichten".

14) Orchideengarten, Der. Phantastische Blätter, hrsg.v. Karl Hans Strobl, Schriftleitung Alf v.Czibulka, München-WienZürich: Drei-Länder Vlg., 3 Jge. 1919-1921.

I Produktionsmerkmale

und mediengeschichtliche Voraussetzungen: Buchreihen phantastischer Erzählprosa

19

gien,

Die literarischen Medien des Phantastischen - Antholo­ Buchreihen und Zeitschriften15 - einer bereits nach­

gefragten Waren-Kategorie also, deuten darauf hin, daß das Phantastische - obgleich mit mannigfaltigen Bezeichnungen­ als solches aufgefaßt wurde und ein bereits geformtes Lese­ publikum anzusprechen hatte. Eine nähere Betrachtung der während der Untersuchungszeit erschienenen 27 Buchreihen des Phantastischen erweist sich als um die Mechanismen des jeweiligen literari­ schen Marktes und die geschichtliche Dynamik der Gattung des Phantastischen darzustellen. aufschlußreich,

Ihrer Erscheinungsart nach lassen sich die 27 Buchreihen in die folgenden drei Kategorien einteilen: 1) Broschierte Romanfolgen - weiterhin genannt: Volksro­ mane .

2)

Billig

aufgemachte,

massenhaft

verbreitete, öfters und -bände-

abgeschlossene Roman- bzw. Erzählhefte weiterhin genannt: Romanbibliotheken.

3) Anspruchsvoll gestaltete, oft mit Illustrationen

und

Tafelbildern versehene, (manchmal auch in Leder) gebun­ dene Roman- bzw. Erzählbände - weiterhin genannt: Buchreihen gehobener Phantastik.

Die

Phantastik

vertreten;

die

war

also

auf

literarische

allen

Ebenen

Tradition

des

des

Buchmarktes

Phantastischen

scheint sich jedoch auf diesen drei buchhändlerischen Ebenen unterschiedlich entwickelt zu haben. Die

Romanbibliotheken

und

die

Volksromane

sind

als

Massenlektüre zu bezeichnen, worauf ihre niedrigen Preise und ihre Vertriebsorgane hindeuten.

1. Lektüre des Phantastischen für die Massen Im folgenden ist einzugehen auf die mediengeschichtlichen

15 Für eine Bibliographie dieser Medien vgl. Kapitel IV.

20 Aspekte der phantastischen Massenlektüre. Daß die Romanbibliotheken der Jahrhundertwende mit den Volksromanen die Qualität des Papiers teilten, aber bezüglich der Einbände den Buchreihen gehobener Phantastik näher standen, ist nicht bloß für einen Buchantiquar interessant. Die Werke erfolgreicherer Schriftsteller und Schriftstel­ lerinnen der Romanbibliotheken (wie etwa Nataly von Eschtruth) wurden nicht nur anspruchsvoll gebunden, für diese wurde sogar Qualitätspapier verwendet. Dies deutet jedoch nicht nur auf die Probleme hin, jegliche Abstraktion als solche aufrecht erhalten zu können,

sondern auch darauf,

daß die jeweiligen

Leserschichten und ihr Geschmack im Wandel begriffen waren.

1.1. Technische Beschaffenheit und Vertriebsmerkmale

Während die Buchreihen gehobener Phantastik ausschließ­

lich in den Sortiment-Buchhandlungen verkauft werden durften, wurden die Volksromane und die Romanbibliotheken in den Städten und auf dem Land über die Sortiment-Buchhandlungen, staatliche wie private Tabak-Trafiken, Bahnhofstungskioske und über die Kolporteure vertrieben16.

bzw.

Zei­

Die Rolle der außergewöhnlichen Verschleißstellen und der

Kolporteure bei der Verbreitung dieser Lektüre, wie auch der periodischen Presse, ist besonders ernstzunehmen in einer Zeit, in der neue Leserschichten entstanden17, welche sich in

16 Kocmata, Karl F.: Jugend und Schundliteratur. Eine offene Ansprache an den Staatsanwalt, Wien o.J.(1908), S.ll; auch Börner, Wilhelm: Die Schundliteratur und ihre Bekämpfung. Referat erstattet am VII. ordentlichen Delegiertentag des "Zentralverbandes der deutsch-österreichischen Volksbildungs­ vereine" in Wien, am 29.März 1908, Wien 21910, S.7.

17 Betrachtet man den Kolportage-Buchhandel in Österreich um 1900, fällt auf, daß nur ein kleiner Teil der Belletristik bzw. der Unterhaltungsliteratur gewidmet war. Der "österreich­ ungarische Kolportage-Kalender" auf das Jahr 1905, der erste seiner Art in Österreich, verzeichnet 132 deutschsprachige "zum Kolportage-Vertrieb besonders empfohlene" Werke, darunter

21

die Buchhandlungen kaum hineintrauten. Der "Verein der Kolportage-Betreibenden

Österreichs",

ansässig in Wien, hatte 1905 "in Wien allein 150 Mitglieder, welche zusammen mehr als 2000 Personen"18 beschäftigten, berichtet das offizielle Organ des Vereins. 1901 gab es 22 Lokalvereine in Deutschland, die über ihre "annähernd 1000 Mitglieder"19 Kolporteure beschäftigten. 1908 zählte Deutsch­

land 43.000 Kolporteure, deren Einflußbereich sich über 20.000.000 Leser erstreckte20. Ein Kolporteur schleppte "oft bis zu 30 Kilo in seiner Tasche"21. Karl F. Kocmata, der sich 1908 über die große Nachfrage solcher Hefte mit sensationellen, verbrecherischen und phantastischen Stoffen beklagt und behauptet:

die

"allerlei30

30 mit literarischem Inhalt. Weitere Wochen-, Familien bzw. Frauenblätter, die 'Erbauung und Unterhaltung' zu ihrem Programm gemacht hatten, bieten auch noch literarische Beiträge. Sachbücher, religiöse Lektüre, Populärwissenschaft, Lexica, Kunst-, Literatur- und Ländergeschichte und Landes­ kunde machen jedoch den größten Teil der angebotenen Ausgaben aus. So behauptete 1904 der offizielle Organ des österreich­ ungarischen Kolportage-Buchhandels, der Gegenpropaganda zur Wehr, daß die sogenannten 'Volksromane' "kaum 5%" ihres Gesamtvertriebs ausmachten und die Kolportage vor allem als ein Volksbildungsorgan zu sehen sei (Novitäten-Anzeiger für den Kolportage-Buchhandel, Wien 1904, Nr.344,S.3; -weiterhin zit.: Novitäten-Anzeiger, Jg.,Nr.,S.). Unter den im "österreich-ungarischen Kolportage-Kalender" (1905) angeführten 30 literarischen Reihen, die als "sehr Lohnende" galten und klassische (ca. mehr als 1/3) wie moderne Schriftsteller herausbrachten, sind 4 als phantastisch zu erkennen - alle vier verfaßt von Jules Verne. Vgl. auch Sarkowski, Heinz: Der Buchvertrieb von Tür zu Tür im 19. Jahrhundert, in: Wittmann, Reinhard und Hack, Bertold (Hrsg.): Buchhandel und Literatur, Wiesbaden 1982, S.221-246, hier S.239.

18 Novitäten-Anzeiger, 1905 , Nr.349, S.2. 19 Ebd., 1906, Nr.368, S.2. 20 Börner 21910 , S.6.

21 Winter, Max -in: Arbeiter-Zeitung, Wien, zit.nach: Novitä­ ten-Anzeiger, 1905 , Nr.352, S.3.

22 Geister- und Schaudergeschichten" hätten die 7 Kreuzer Romane des ausgehenden 19. Jahrhunderts fast ersetzt, illustriert das am Beispiel einer "Trafik im 1. Bezirke, die binnen 4 Wochen 120 Exemplare dieser Hefte verkauft, also durchschnit­ tlich 30 Exemplare per Woche, 4 Exemplare im Tag"22.

Die Auflagen der kolportierten Serienwerke waren öfters-

und vielleicht ungerecht - zu hoch geschätzt; die phantasti­ sche Kolportage aber scheint in der Regel - abgesehen von den Verne-Ausgaben, welche auch in anderer Hinsicht als Ausnahmen zu bezeichnen wären - nur zu einer Auflage gekommen zu sein.

1908 schätzt Wilhelm Börner in seinem Referat gegen die Schundliteratur die geringer als 10.000, 250.000"23.

Auflagen solcher Romanreihen: "nie oft 100.000 und nicht selten sogar

Der "Novitäten-Anzeiger für den Kolportage-Buchhandel", Wien, macht aber darauf aufmerksam, daß in den Protestschrif­

ten die Absatzhöhe der moralisch angegriffenen Romane tendenziöser Weise ungeheuer übertrieben24" werde. In

"in der

Tagespresse wurde beispielsweise protestiert gegen den in Serie verkauften Roman "Eine Abenteuerin auf dem Königsthro­ ne", der 400.000 Abnehmer hätte, tatsächlich aber waren es nur 20.000 Abonnenten25. Kurzlebigkeit ist ein weiteres Merkmal der Volksromanrei­

hen ausschließlich phantastischer Erzählprosa. Im Unterschied zu den Romanbibliotheken, zu den Buchreihen gehobener Phanta­ stik wie auch zu den anderen kategorisierten Reihen der kolportierten Volkslektüre

und

besonders

zu

Umkreis des Phantastischen anzusiedeln sind 22 Kocmata,

denen,

die

im

(die Kriminal-,

(1908) , S.ll cHervorh.im Original:».

23 Börner 21910 , (1908) , S.13-14.

S.6;

auch Langen, A.

nach Kocmata

24 Novitäten-Anzeiger, 1905 , Nr.346, S.2.

25 Ebd., 1905, Nr.345, , S.237-238.

S.2;

vgl.

auch

Sarkowski,

1982

23 Abenteuer- und Wild-West-Reihen,

welche mit einer beträcht­

lichen Konsistenz den deutschen Buchmarkt überfüllt hatten,)

überlebten die phantastischen Volksromane kaum die Einjahresgrenze (vgl. TABELLE 1). Die hohen aber einmaligen Auflagen wurden von den Verlagen und Druckereien produziert, die neben dem Phantasti­ ein

schen

umfangreicheres

hatten. Daß R.H.Dietrich

Unterhaltungsprogramm

anzubieten

der auf Volksromane spezialisierte Verleger mehrere Periodica vertrieb26, ist wohl kein

Zufall.

Unter den bibliographierten Reihen hat eine einzige­ neben den Verne-Ausgaben - umfangreichere Hefte angeboten: "Collection Geister- und Gespenster-Romane" bei A.Weichert in Berlin. Die einzelnen Hefte aller anderen Reihen bestanden aus ca.32 Seiten. Obgleich in dünnen Folgen, bildete die jeweilige Reihe insgesamt - addiert man die Seiten aller Hefte - ein

dickleibiges Angebot,

das übrigens auch nicht viel billiger

war als ein gebundenes Buch. 1.2. Die Preise

chen

Im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts, als die gewöhnli­ Romanbände 3 bis 5 Mark gekostet haben27, waren die

Einzelhefte

der bibliographierten

Volksromane und Romanbib­

liotheken für 10 Pfennige bis zu 1 Mark zu kaufen. Durch den Preis,

zu dem solche Hefte angeboten wurden,

"welcher geringer als die durchschnittliche sollte "den vielen Tausenden, die gerne Bücher kaufen und sich in ihren Mußestunden den edlen Genuß einer guten Lektüre verschaffen möchten", die

Gebühr der Leihbibliotheken",

26 Dietrich vertrieb "Die Großstadtzeitung" und "Freya". 27 Werbetext des Stuttgarter Verlegers J. Engelhorn, zit. nach Borchmeyer, Dieter und Zmegac, Viktor: Rolle des Romans, -in: Zmegac, Viktor(Hrsg.) : Geschichte der deutschen Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Bd.II/2, S.342-396, hier:S.396.

24 Möglichkeit

angeboten

werden,

"sich

zu

einem

beispiellos

Preise nach und nach eine eigne Bibliothek anzu­ schaffen", heißt es im Werbetext des Stuttgarter J.Engelhorn Verlags28, dessen "Allgemeine Romanbibliothek" mit 2000 Titeln billigen

zwischen 1885 und 1932, die a 50 Pfennige (Ln. -.75) gekostet hatten, eine der erfolgreichsten und mustergültigsten29 jener Zeit gewesen war. 1.2.1. Eine Konkurrenz zum Leihwesen

Die um die Jahrzehnte um 1900 infolge technischer Erneue­

rungen (Rotationsmaschinen und Setzmaschinen) auf dem Markt in Massenangebot

billiger

aufgetauchte,

Unterhal­

aufgemachte

tungsliteratur stellte zu den Lesezirkeln und Leihbibliotheken gewiß eine Konkurrenz dar30.

Die

Wiener

Lesezirkel

scheinen,

außer

den

veralteten

Regelungen und Verordnungen die Konzessionen für den Buchhan­ del betreffend, der Hauptangriffspunkt der Proteste des ersten

"Vereins sein31. Die

der

Kolportage-Betreibenden

Konkurrenz

zwischen

den

in

Wien"

gewesen

Leihbibliotheken

und

zu

den

Kolportage-Betreibenden bestand vor allem in Vertrieb und Verbreitung der Unterhaltungslektüre, wonach in den Leihbi­ bliotheken besonders gefragt wurde.

Die privat-unternehmeri­

schen Leihbibliotheken in Wien, die von dem Publikumsgeschmack unmittelbarer betroffen waren, führten fast ausschließlich

28 Werbetext des Verlags J.Engelhorn, Stuttgart, zit. ebd. 29 Vgl. Novitäten-Anzeiger, 1904 , Nr.325, S.1-2. 30 Engelsing, Rolf: Dienstbotenlektüre im 18. und 19. Jahrhun­ dert, -in: Ders.: Zur Sozialgeschichte deutscher Mittel- und Unterschichten, Göttingen 1973, S.180-224, hier S.218. 31 Vgl.u.a. Schwartz, , S.27.

H.E.

-in:

Kolportage-Kalender,

1905

25 Unterhaltungslektüre32. Volksbibliotheken, folgten,

machten

(TABELLE 2). Ein Blick

die

Und die Entlehnungen aus den Wiener anderen

vorwiegend

auf die

Interessen und

die

Zielsetzungen

Unterhaltungsschriften

aus

Lesegebühren der Wiener Leihbiblio­

theken (TABELLE 3) zeigt, kolportierten Heftes war33.

wie

günstig

das

Angebot

eines

2. Wiederbelebung des Phantastischen im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts

Während des Untersuchungszeitraums nimmt die Produktion der kolportierten phantastischen Volksromane eher ab - ihnen typische Erzählstoffe erscheinen zunehmend in Form geschlos­ sener Bücher. In den nachgeschlagenen Buchkatalogen und in den Bestände-Verzeichnissen der seriösen Leihbibliotheken34

wachsen die Eintragungen der als 'phantastisch' angekündigten Einzel- und Serienerscheinungen. Die Produktion der an­ 32 Vgl. Martino, Alberto: Lektüre in Wien um die Jahrhun­ dertwende (1889-1914), in: Wittmann und Hack (Hrsg.), 1982 , S.314-394, hier S.322. Das Literatur-Institut L. und A. Last war die einzige Leihbibliothek in Wien, welche sich ausdrücklich bemühte, geistes- und naturwissenschaftliche Bücher aufzustellen; die Ziffer in der TABELLE 2 illustrieren das Leseverhalten der Kunden dieser Bibliothek im Jahr 1876 und "es ist anzu­ nehmen, daß Last keine besseren Ergebnisse als 1876 erzielen konnte, und daß die damals ermittelten prozentuellen Werte hinsichtlich des Konsums wissenschaftlicher Literatur sich nicht wesentlich geändert" haben (ebd.). Vgl.auch Martino, Alberto: Die deutsche Leihbibliothek und ihr Publikum, in: Ders.(Hrsg.): Literatur in der sozialen Bewegung. Aufsätze und Forschungsberichte zum 19. Jahrhundert, Tübingen 1977, S.1-25, hier S.24-25. 33 Preise der kolportierten Hefte vgl. Tabelle 1. Auch Kocmata (1908) meint, daß in Wien die kolportierten Hefte bis zu ca. 18 Heller zu kaufen waren, S.13-14. 34 Vgl. Kap.IV: Bestände der phantastischen Wiener Leihbibliotheken um 1900.

Bücher

in

den

26 spruchsvoller gestalteten 'gehobenen Phantastik', welche bereits um 1900 eingesetzt zu haben scheint, gipfelt bald in Buchreihen. Mehrere Verlage machen das Phantastische zu ihrem

Programm. Die älteren Meister des Phantastischen werdenverlegerisch und literaturwissenschaftlich - wiederentdeckt und neuerlich verwertet. Die damaligen und neueren theoretisch-kritischen Schrif­ ten sprechen von einer "Erneuerung"35 bzw. "kräftige Wiederbelebung"36 des Phantastischen im ersten Viertel des 20.

Jahrhunderts, welche offensichtlich im Rahmen der 'gehobenen Unterhaltungslektüre' zu lokalisieren ist.

Während die Phantastik der 'naturwissenschaftlich-utopi­ schen' Art, vertreten vor allem von Jules Verne, aber auch von seinem Epigonen Oskar Hoffmann37, als die einzige Spielart um

1900 in den anspruchsvoller gestalten Buchreihen präsentiert worden war - übrigens wurden zwei Reihen von Verne und "Kollektion Kosmos" von Oskar Hoffmann auch auf dem Kol­ portage-Buchmarkt angeboten -, wurden um 1920 - als die Produktion des Phantastischen ihren Höhepunkt erreichte - 15 Originalauflagen und einige Neuauflagen gehobener Phantastik angekündigt.

der

Buchreihen

Die Konnotationsbreite des hier vorhandenen Begriffs 'phantastisch' stellen bereits die vor dem ersten Weltkrieg (bzw.

währenddessen)

erschienenen

fest. "Alraune.

Buchreihen

meisten verkaufte Roman dieser Phantastik,

am Die Ge­ Der

35 U.a. Strobl, Karl Hans in der Einleitung zu : Karl Hans Strobl. Eine Auswahl seiner Erzählungen, Wien-Leipzig 1923 (Geschichten um Mitternacht, Bd.l), S.7.

36 U.a. Fischer, 1978 , S.94. 37 Vgl. die Buchreihe Kollektion Kosmos. Moderne reich illustrierte Unterhaltungsschriften im Stile ä la Jules Verne, Kapitel IV: Medien des Phantastischen. Buchreihen.

27

schichte eines lebenden Wesens" von Hans Heinz Ewers38, war 1911 erschienen; und der sensationelle Erfolg von Gustav Meyrinks erstem Roman, "Der Golem"39, im Erscheinungsjahr

1915, deutet auch darauf hin, daß die Lektüre des Phantasti­ schen mitten im Krieg beliebt und begehrt war. Die auffällige Zunahme ihrer Produktion sofort nach dem Kriegsende mag einerseits mit der allgemein spürbaren Revitalisierung des deutschsprachigen Buchmarktes um die Zeit40 zu tun haben,

andererseits aber damit, daß die Phantastik bis dahin durch die programmatisch verbreitete Kriegslektüre verdrängt worden

war. 1921 spricht ein von Gustav Meyrink erfundener "Direktor einer großen staatlichen Bibliothek"41: Stellen Sie Kataloge zusammen, die lediglich die Titel aller jener Werke enthalten, die von Mystik, Magie, Kabbala, Zauberei, Theosophie -der alten und der neuen- , von Geistern und Gespenstern, von Alchemie, von göt­ tlichen und teuflischen Offenbarungen, von Spekulationen über die letzten Dinge usw. handeln und von alledem was damit zusammenhängt, - die Räume, die solche Kataloge fassen sollten, müßten größer sein als die Säle, die nötig wären, um sämtliche Bücher andern Inhalts auf­ zubewahren .

Dienten diese Übertreibungen des

Bibliothekars

in der Ein­

leitung des Eröffnungsbandes der von Meyrink herausgegebenen Reihe "Romane und Bücher der Magie" offensichtlich Promotions­ zwecken, sind die Wiener Leihbibliotheksrecherchen eines

38 Ewers, Hans Heinz: Alraune. Die Geschichte eines lebenden Wesens. Roman, Mnchn.: G.Müller 1911. Vgl. auch TABELLE 10. 39 Meyrink, Gustav: Golem. Roman, Lpz.: Wolff 1915. Vgl. auch TABELLE 11.

40 Vgl. Anm.48, und TABELLEN 4 & 8. 41 Meyrink, Gustav in der Einleitung zu Vogl, Carl: Sri Ramakrischna. Der letzte indische Prophet, Wien:Rikola (Romane und Bücher der Magie, Bd.l), S.5.

30

2.1. Erneuerer des Phantastischen 1: Herausgeber der phantastischen Buchreihen

War bei den kolportierten Reihen des Phantastischen eine genauere Warenbezeichnung wichtiger als sogar die Verfasser­ angaben, brauchten die Buchreihen gehobener Phantastik den

Beistand einer Herausgeber-Persönlichkeit. Neben H.J.Böckmann, Heinrich Conrad, Felix Lorenz, Walter Salenstein, Felix Schloemp und Walter Jerven, betätigten erfolgreichsten Phantasten jener Zeit,

sich auch die drei Hans Heinz Ewers,

Gustav Meyrink und Karl Hans Strobl als Herausgeber der Buchreihen des Phantastischen. Im folgenden ist einzugehen auf den innovatorischen Anspruch dieser drei Erfolgsphantasten und auf ihren unterschiedlichen Zugang zum Thema, wie dieser sich in von ihnen herausgegebenen Buchreihen widerspiegelt. Ewers, Meyrink und Strobl brachten ihre bald zum iden­

tifizierbaren Stil erstarrten Erzählphantasien gleich am Anfang des Jahrhunderts auf den Buchmarkt: Ewers trat mit seinen Grotesken "Der gekreuzigte Tannhäuser"49 und Strobl mit seinem Skizzenbuch "Aus Gründen und Abgründen"50 im Jahr 1901

hervor, und Meyrink sammelte 1903 seine gleichfalls seit 1901 im Münchner "Simplicissimus" veröffentlichten51 Erzählungen im "Heißen Soldat"52. Zu vermerken ist, daß alle diese Er­ folgsphantasten ihre Erstlinge andernorts verlegt haben, und daß sie sich während ihrer schriftstellerischen Laufbahn im Treppenhaus eines einzigen Verlegers selten - wenn überhaupt-

49 Ewers, Hans Heinz: Der gekreuzigte Tannhäuser und andere Grotesken, mit Abb., 194 S. Berlin: Messer 1901. 50 Strobl, Karl Hans: Aus Gründen und Abgründen. Skizzen aus dem Alltag und von drüben, Leipzig: L. Staackmann 1901.

51 Für umfangreiche Bibliographie zu Meyrink vgl. Aster, Evelin: Personal Bibliographie von Gustav Meyrink, BernFrankfurt a.M-New York: P.Lang 1980. 52 Meyrink, Gustav: Der Heiße Soldat und andere Geschichten, München: A.Langen 1903.

31 getroffen haben. Strobl hat besonders daran gelegen, sich zum eigentlichen

"Erneuerer der phantastischen Erzählung in Deutschland" zu erklären, seit Hoffmann sei er der erste, der sich allen Ernstes den sogenannten 'Nachtseiten' zugewendet53 habe. Zu dieser Strobl-Legende versuchten seine einheimischen politi­ schen Kameraden54 beizutragen: Karl Wache, Literaturhistoriker und Verfasser phantastischer Erzählprosa55, der Strobl den

"Vater der neudeutschen Spukdichtung"56 nannte; und der junge Germanist

Franz

Welzig.

Zweifelsohne

legt Welzig

in seiner

1941 eingereichten Dissertation - also nachdem Meyrink als 'entartet' diffamiert worden war - viel Wert auf die Arbeit von Strobl, um behaupten zu können, daß der jüdische Anteil an der Produktion der phantastischen Literatur geringer sei als

bisher geschätzt. Den Selbstbehauptungsversuch

Strobls

scheinen

mehrere

Gründe ausgelöst zu haben. Sein "phantastisches" Werk­ ungefähr ein Drittel seines Gesamtschaffens - war wesentlich

53 Strobl, Karl Hans in der Einleitung zu : Karl Hans Strobl, 1901 , S.17. 54 Zu erwähnen sind Franz Welzig und Karl Wache. Welzig findet es notwendig, seine Tätigkeit für die nationalsozialistische Partei in seinem der Wiener Dissertation angefügten Lebenslauf anzugeben.

99 Ebd., S.221. 100 Ebd.

101 Pfoser, Alfred: Literatur und Austromarxismus, Wien 1980, , S.126.

53 zur Lektüre vorgeschlagen"102. Dies hat jedoch kaum verhindert, daß ein Räuberhauptmann wie Schinderhannes oder Leichtweiß oder Fetzer103, ausgerüstet

mit allen natürlichen Kräften und unterstützt von allen übernatürlichen Mächten, die Phantasie der Arbeitermassen weiterhin leitete. Die Komponente des Übernatürlichen besaß zweifelsohne einen bestimmten Platz in der Abenteuer- und Kriminalliteratur

-

der

erfolgreichsten

Kolportage-Lektüre

neben den sogenannten Prinzessinenromanen - jener Zeit. Sogar die ausschließlich dem Phantastischen gewidmeten Volksroman­

reihen, die dem altherbrachten Genre der Gespenster-Romane treu blieben, sind bis in die 20er Jahre zu finden104. Abgesehen von den traditionsreichen Räuber-, Ritter- und Gespenster-Romanen,

die

wegen

ihrer

wirklichkeitsfremden

Inhalte und der niederen Stilebene als Kitsch abgetan wurden, distanzierten sich die politisch Progressiven auch von den

utopischen Romanen, denn die Utopie erschien ihnen "nach wie

vor als anachronistisches Relikt eines vorwissenschaftlichen Denkens"105. Dies sieht Jost Hermand als Grund dafür, daß das Gebiet

des

Utopischen

fast

ein Monopol

der wilhelminisch,

monarchistisch, restaurativ gesinnten Schriftsteller, später das der Nationalsozialisten gewesen ist106.

und

102 Ebd., S.141. 103 vgl. u.a. Anm.323.

104 Vgl. u.a. die Buchreihen "Geschichten, Seltsame" Mitteldtsch. Verlags-Anstalt und "Gespenster-Bücher" Hummel. Weitere Angaben im Kapitel IV.

bei bei

105 Hermand, Jost: Völkische und faschistische Zukunftsromane, -in: Glaser, Horst Albert und Bormann, Alexander von (Hrsg.): Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte, Bd.9: 1918-1945. Weimarer Republik-Drittes Reich: Avantgardismus, Parteilich­ keit, Exil. - Hamburg 1983, S.212-218, hier S.212. 106 Ebd.

54 1.2. Bürgerliche Kreise In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts fand auch unter den bürgerlichen Gesellschaftsschichten die als phanta­ stisch bezeichnete Unterhaltungsprosa, welche im Laufe des 19.

Jahrhunderts in Verachtung gekommen war, wieder ihre Leser, und so erlebte sie ihre zweite Blüte im deutschen Sprachraum. 1.2.1. Entstehung der phantastischen Erzählprosa im Zeitalter der Aufklärung und ihre Verachtung

im ausgehenden 19.Jahrhundert Die deutschsprachige phantastische Erzählprosa,

erst im

ausgehenden 18. Jahrhundert in Erscheinung getreten,

ist auf

die irrationalistischen Zeitalters zurückzuführen Langhans angibt, gangen107 :

1.

aus

den

Strömungen des aufklärerischen und ist, wie Garleff Zacharias-

folgenden

drei

Quellen

hervorge­

Die mündlich tradierten "Erzählungen von wunderbaren

Ereignissen, von Zauberern, Hexen, Teufeln und Poltergei­ stern"108.

2.

Die Aufzeichnungen dieser Erzählungen

in Gelehrten-

Abhandlungen dämonischer oder mythologischer Art; diese seien noch keine Werke der phantastischen Literatur gewesen, denn sie wären "nicht um ihres gruseligen Reizes willen geschrieben worden>, Exempel benötigte"109. 3.

Die Geisterballade,

sondern weil

man

sie als

die eben um die Zeit neuerdings

auch als eine literarische Gattung erfolgreich geworden war.

107 Zacharias-Langhans, Garleff: 1800, Diss. Bonn, 1968, S.11-12.

108 Ebd., S.ll. 109 Ebd., S.12.

Der

unheimliche

Roman

um

55

Otto Rommel deutet auf zwei wesentlich unterschiedliche Strömungen "im Geistesleben des 18. Jahrhunderts , die mit der herrschenden Haltung des Rationalismus im Widerstreit zu stehen scheinen"110, wodurch zwei verschiedene Spielarten

phantastischer Erzählprosa entstünden. Erstens, "die mystische Sehnsucht nach dem Irrationalen, die zunächst das religöse Leben, dann das Seelische überhaupt befruchtete und im Ordenswesen einen Ausweg ins tätige Leben suchte"111. Diese Mystik fand ihren literarischen Niederklang im Bundesroman112 - Über den "Geisterseher" von Friedrich

Schiller, 1787-1789, in die Massen gelangt, erreichte dieser, auch der "unheimliche Roman" genannt113, seinen Höhepunkt in der Spätromantik. Und zweitens verhalf "die ererbte bibelge­ rechte Frömmigkeit, die an Engel und Teufel mit gleicher Überzeugungskraft glaubt - aller Aufklärerei zum Trotz"114-

verhalf den Geister-Romanen von Karl Grosse

(u.a.

"Genius",

1791-1795) und Spieß (u.a. "Der alte Überall und Nirgends", 1791-1792) zum Erfolg. Jene bis ins 20. Jahrhundert tradierten

"Räuber-,

Ritter-

zurückzuführen. Interessant

und

ist

die

Gespenster-Romane"

Rezeptionsdynamik,

sind

auf

der

diese

diese

zwei

unterschiedliche Literaturströmungen unterlagen. Auf dem romantischen Boden gewachsene Phantastik, welche auf einer

höheren Stilebene Ansprüche gestellt hatte, scheint bereits um 110 Rommel, Otto: Rationalistische Dämonie. Die GeisterRomane des ausgehenden 18. Jahrhunderts, -in: DVj., 17(1939), S.183.

111 Ebd., S.185. 112 Vgl. dazu Thalmann, Marianne: Der Trivialroman des Jahrhunderts und der romantische Roman. Ein Beitrag Entwicklungsgeschichte der Geheimbundmystik, Berlin 1923.

113 Zacharias-Langhans, Bezeichnung.

19 68

,

114 Rommel, 1939 , S.185.

verwendet

18. zur

diese

56 die Mitte des 19. Jahrhunderts aus der Mode gekommen zu sein; so deutet 1857 Theodor Storm, selber Verfasser des "Schimmel­

reiters", an, daß die phantastische Prosa eine unzeitgemäße Gattung sei115. Und die Räuber-, Ritter- und Gespenster-Romane verloren,

wie

bereits

deutschsprachigen

bemerkt116,

Bürger,

behielten

Leihbibliotheken

unterschiedlichen

ihr

jedoch

in den Unterschichten bei.

Lesepublikum

die

zunehmend

Gunst

der

ständiges

Eine Recherche der

Niveaus

bestätigt

diese

Behauptung.

1.2.2. Bestände phantastischer Lektüre in Wiener Leihbibliotheken um 1900

Die Vertretung des Phantastischen in soziologisch unter­ schiedlichen Leihbibliotheken deutet auf den jeweiligen Status dieser literarischen Kategorie hin; berücksichtigt werden im folgenden Kataloge der drei privaten Leihanstalten in Wien um 1900: die Leihbibliothek Faschinsky, Literatur-Institut L. & A.

Last mit ihren 4 Leihbibliotheken und die Leihbibliothek

Josef Safar. Daß der

"Ritter-,

Leihbibliothekskatalog

Räuber-

und

Faschinsky

Geistergeschichten",

die

welche

Rubrik "seit

Jahrzehnten aus jedem anständigen Leihbibliothekskatalog samt der damit bezeichneten Schaueriiteratur verschwunden war"117,

noch um 1900 führte, zeige Alberto Martinos Meinung nach den 'trostlosen Zustand' der Bibliothek und ihre Unfähigkeit, neue

115 Storm, Theodor zit.nach Freund, Winfried: Von der Aggres­ sion zur Angst. Zur Entstehung der phantastischen Novellistik in Deutschland, -in: Zondergeld, Rein A. (Hrsg.): Phaicon 3. Almanach der phantastischen Literatur, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1978, S.9-31, Hier S.9.

116 Vgl. Kapitel I. 117 Martino, Alberto: Lektüre in Wien um die Jahrhundertwende (1889-1914), -in: Wittmann, Reinhard und Hack, Bertold (Hrsg.): Buchhandel und Literatur, Wiesbaden 1982, S.314-394, Hier S.322.

57 Erwerbungen aufzustellen118.

Josef Safar bot in seiner Leihbibliothek in der Schlösselgasse 22 im 8. Wiener Bezirk vor allem Unterhaltungslektüre

an. Einen außerordentlich großen Teil darunter machten "Romane, Novellen, Erzählungen, Humoristica" aus119. Die Werke phantastischer Sorte sind hier keine Seltenheit, wie das Ergebnis eigener Untersuchung des Hauptkatalogs aus dem Jahre 1900 erweist: Man findet 44 Eintragungen mit mehr als 100 Bänden in deutscher Sprache120. Es handelt sich hier um die Phantastik - von der seltsam-unheimlichen über die magisch­ wunderbare bis zur zukunfts-bzw. technisch-utopischen - der

vorwiegend unbekannten, wohl ephemeren Schriftsteller; wenige Werke einiger bekannter Klassiker des Phantastischen (Aurevilly, Gogol, Hoffmann, Kipling, Poe, Scheerbart, Stevenson,

Strindberg,

Turgenjew,

Zschokke)

zu finden.

sind auch noch

Interessant ist hier allerdings das Nebeneinander der altbe­ währten gespensterhaften Phantastik mit der relativ neu entstandenen Technisch bzw. Zukunftsutopischen. Merkwürdig ist auch, daß die Gespensterromane bzw. -geschichten hier nicht von den Klassikern dieser Gattung vertreten sind, sondern von

ihren Epigonen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Offen wie die Leihbibliothek von Josef Safar dem Phanta­ stischen gegenüber war, zeigen ihre Bestände keine neue Entwicklung

in

den

weiteren

Jahren,

als

es

nämlich

zur

sogenannten Wiederbelebung des Phantastischen kam. Eine Aufwertung des Phantastischen zeigt das Lektüreangebot des 118 Ebd.

119 Hauptkatalog der Leihbibliothek Josef Safar, Wien 1900. Die weiteren Rubriken des Katalogs: Gesammelte Werke; Gedichte und dramatische Werke; Jugendschriften; Geschichte, Biographien, Kunst- und Musikgeschichte; Reisen, Geographie, Länder- und Völkerkunde; Philosophie und andere Wissenschaf­ ten, Varia; Livres fracais; English Books.

120 Vgl. Kapitel IV.

176 Ebd.

177 Ebd. 178 Schwabe, Toni, 1920 , S.7. 179 Ebd., S.5.

77 Süssigkeiten"180.

verborgenen

jener Teil der Seele,

Das

Unheimliche

war

für

sie

der die aufklärerische Wahrheitssuche

unberührt ließe; "unaufklärbar" und "unerklärlich" hielt sie für die wesentlichen Kategorien des Unheimlichen, und schloß aus seinem Konnotationsbereich sowohl das Geheimwissenschaft­ liche als auch das Poetisch-Allegorische vollständig aus181. Von

ihr

gesammelte

Geschichten

sollten

eine

"Fracht

der

Abenteuer, der Phantasiereien, der Verrücktheiten, der Unmöglichkeiten"182 sein, und zwar ein Gegenpol zum "platte Spuk der Aufklärungszeiten, der dem Wunder, wie dem Aberglau­

ben ein skeptisches Lächeln entgegensetzt, der das Mysterium ironisch zu entblättern"183 suchte, und auch zu den "morali­ sierende«^ Märchen, die sich 'poetisch' gebärden und sich bis

Letzte lehrhaft deuten lassen" und bloß "Symbol Gleich­ nis und Phrase für einen ethischen Gedanken"184 sein wollten. Bereits die Anlehnung jener Phantastik an den geheimwis­

senschaftlichen Wortschatz

("okkultistisch", "spiritistisch")

entrückte sie gewissermassen vom Übersinnlichen. Die "letzten

Dinge" wären

für den Mystiker "übersinnlich", auch wenn er Im Zusammenhang mit

diese mit seinen Sinnen "ahnen" könnte.

dem Okkultisten spricht Schickele nur noch vom Überirdischen; überirdisch blieb dies nur, weil es anhand der "irdischen Zusammenhänge" NOCH erkannt zu werden war. Benno Diederichs Auseinandersetzung mit der Frage "Gibt es Gespenster?"185, ist in diesem Zusammenhang von doppeltem Interesse.

Klar wird ein Blickwinkel zum Phänomen des Über-

180 Ebd. , S.8. 181 Ebd. , S.7.

182 Ebd. , S.8. 183 Ebd. , S.6-7 184 Ebd. , S.7. 185 Diederich, 1903 , S.17-26.

78 natürlichen bzw. -sinnlichen aus jener Zeit, und, was wich­ tiger ist, derjenige eines in dem Fachgebiet "Laien", eines Literaturwissenschaftlers186. Diederich referiert über die

damals geläufigen Argumente Gespenster. Er selbst glaubt

für

und

gegen

den

Glauben

an

gern, daß der reine Materialismus heut abgewirtschaf­ tet hat und die moderne Philosophie wieder etwas mehr 'Geist' in ihre Weltanschauung hineinbringt; eine Zunahme des Glaubens an Geister würde daher im Zuge der Zeit liegen

und deutet auf die Weiterführung ’der Entwicklungslehre von Du Prel, auf Kant und Schopenhauer187 hin. Diederich mit seinem materialistischen Standpunkt war

jedoch nicht zufrieden zu stellen mit dem vorgebrachten historischen und experimentellen Beweismaterial, womit eine übernatürliche Erfahrungsebene behauptet werden könnte. Trotzdem hält er sich im großen und

ganzen an dem sogenannten spiritistischen Gedankengang fest. "Bei jeder Erfindung und Entdeckung sehen wir aufs neue, wie sehr wir von Geheimnissen umgeben sind", bemerkt er und stellt

fest: man müsse "die Möglichkeit zugestehen, daß es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als unsere Schulweisheit sich träumen läßt"188. Er führt an, wie einst als Spuk verschrieene

Angelegenheiten mit einem neuen Wissensstand die Sphäre des Tatsächlichen eingeholt habe. "Die sogenannte Fernwirkung oder Telepathie erhält ein merkwürdiges Analogon in der Funktele­

graphie", bemerkt er und meint, gerade die Wissenschaft müsse eine "entfernte Möglichkeit"189 vorstellen können.

Der Spiritist hielt die Entfernung zwischen dem Natürli­ chen und dem Übernatürlichen für eine relative: das Überna­

186 Ebd., Anm. auf S.17. 187 Ebd., S.21 u. 25. 188 Ebd., S.19. 189 Ebd.

79

türliche war nämlich jenes, was als natürlich noch erkannt zu werden wäre. Der Unterschied zwischen diesen zwei Erfahrungs­ ebenen wäre zurückzuführen auf die Beschränktheit des mensch­ lichen Verstandesvermögens, die jedoch auf Dauer und technisch zu überwinden wäre. An dem rationalen Erklärungsmuster

im Gegenteil

zweifelte der Spiritist keineswegs,

suchte er

dessen Anwendungsbereich zu erweitern. 2.1.1.2. Die weiteren alltagenthobenen Begriffe

Die unverkennbare Zugehörigkeit der Begriffe wie "abson­

derlich", "exotisch", "seltsam", "sonderbar" und "utopisch" zur stofflichen Skala jener Phantastik läßt sich auf ihre betonte Nicht-Alltäglichkeit zurückführen und deutet einer­ seits auf die Realitätsbezogenheit, andererseits aber auf ihre Beschäftigung

mit

den

Grenzerfahrungen

Wirklichkeit. Diese stellten neben den Alltag bzw.

der

alltäglichen

ihm gegenüber eine

andere Wirklichkeit und unterschieden sich untereinander in ihrer kategorialen Beziehung zum Alltäglichen (vgl. TABELLE 17).

Freilich

überschnitten

sie

sich

einander

in

ihrer

Bestimmung, wie anhand der Zusammenstellung phantastischer Buchreihen und Anthologien wie deren Vorworte und Einführungen festzustellen.ist. Für Norbert Falk, den Herausgeber des "Buches der seltsa­

men Geschichte", 1914, war "seltsam" mit "sonderbar " synonym, und bedeutet vieles, was die "Schönheitsgrenze"190 überquerte; es wäre die "Welt des Phantastischen und Bizarren,

des Finstern und Gewaltigen, des Uebersinnlichen, des Grotes­ ken und Utopistischen"191. Weitgespannt, wie sein Rahmen des

Seltsamen war,

eröffnete er seine Sammlung mit "Kriminaler-

190 Falk, Norbert: Einleitung zu Ders.(Hrsg.): Das Buch der seltsamen Geschichte, Berlin-Wien 1914, S., hier S.. 191 Ebd.

80

und

Zählungen

ihnen

Detektivgeschichten";

folgten

"Spukge­

stalten und Phantasiegebilde" und "Utopien und Grotesken". Seine Eingrenzung der Begriffe "seltsam" und "sonderbar"

begründet er mit der Gegenüberstellung zweier Arten von Erzählprosa. Das Alltägliche bzw. Alltagenthobene machte hier ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal aus. Die eine stellte "wohltemperiert die Schmerzen des Alltags" und "die Konflikte innerhalb einer geordneten Gutbürgerlichkeit" 192 dar, während

die andere den "Bereich der großen Vorgänge", "die starken und

rücksichtslosen Menschen", "das Geheimnisvolle, das Leiden­ schaftliche und Maßlose"193 bevorzugte. Eine Auffassung wie

diese erweckte den Anschein, sogar das Übersinnliche werde 'phantastisch' erst durch seinen nichtalltäglichen Charakter. Im allgemeinen galten "absonderlich, "seltsam" und "sonderbar" als Synonyme (vgl. TABELLE 18). Sie wichen vom Gewohnten und Allgemeinen ab, eine auffallende oder wunderli­ che Wirkung vollziehend. Die Bedeutung des Befremdenden fehlte ihnen auch nicht. Diese waren die weitläufigsten Kategorien

jener Phantastik, und die am meisten benutzten in den Titeln bzw. Untertiteln der Werke. Interessant ist die Beziehung dieser Begriffe mit dem Exotischen

und Utopischen.

Mit

"exotisch"

denotierten

alle

untersuchten Wörterbücher "ausländisch". Die weiteren Denotationen waren "fremd", "fremdartig", "fremdländisch" und "ganz fern her". Es war offensichtlich die 'befremdende' Eigenschaft des Ausländischen, wodurch dieses 'seltsam' wurde. Die Suche nach den neuen Stoffgebieten, das eigentliche

Anliegen

der

Phantasten,

schickte

sie

einerseits

nach

den

ausgefallenen Schicksalen und andererseits über die geogra­

phischen

192 Ebd. 193 Ebd.

Grenzen

hinweg,

in

"ferne,

unbekannte,

unbewußte

81 Lande"194. Der "Drei-Masken-Verlag"

förderte das Fremde und Ferne

aus einer anderen Motivation: den Ernst mit der Liberalität und Weltoffenheit unter Beweis stellen zu können195. Die Entfernung zwischen dem Exotischen und dem Abenteuer­

lichen war gewiß kurz: Die abenteuerliche Prosa blieb mit der phantastischen eng verschwistert wie in der Drei-MaskenVerlags Reihe "Sindbad Bücher". Übrigens war dieses ein althergebrachtes Brauchtum gewesen: Man pflegte ja Romane, welche die Abenteuer der Räuber und Ritter glorifizierten, neben Geister- und Gespenster-Romane zu stellen.

Abgesehen davon, daß auch das Utopische eine Art Aben­ teuer ins Fremde war, lag seine Bedeutung fern von den

Kategorien des Exotischen und Seltsamen. Die alltagenthobene Schwärmerei eines Utopisten nannten die Wörterbuchverfasser

Schiller und Wessely ausdrücklich "phantastisch" (vgl.TABELLE 19) . Ihr fehlte jedoch die Eigenschaft des Abseitigen und des

Befremdenden. Eine exotische Wirklichkeit stützte sich auf eigenständi­ ge, wohl in sich geschlossene Gesetzmässigkeiten, auf jene, die den im Alltag schlossen einander

gewohnten fremd waren; die beiden fast aus, vor allem geographisch.

gegenüber

utopische

war

die

Wirklichkeit

mit

keiner

aber Dem­ exi­

stierenden zu identifizieren - es war nirgendsland; so "ganz

fern" lag dies aber nicht, denn die Utopie wurde durchaus und notwendigerweise vermittels der Kategorien, die vorhanden waren vorgestellt. "Unausführbar", "weder vorhanden noch

erreichbar", aber ins Ideale gezogener Zustand des Erlebten jedenfalls - so war das Utopische im Gegensatz zum Seltsamen

und Sonderbaren ein ausdrücklich positiver Begriff. Die Utopie

194 Ewers, Hans Heinz zit.nach Soergel, 1911 , S.817. 195 Vgl. Sobotka, F. -in: Gesamtverzeichnis des Drei-MaskenVerlags, München-Berlin-Wien 1925, S.28. Und Kapitel 1.2.2.

82

nannte Wessely "Hirngespinst" und Veith "Wahngebilde" - sie stellte sich aber "hoffnungsvoll" einen "Weltverbesserungs­ plan" oder eine "Insel des höchsten Wohllebens" vor. Gerade seine Eigenschaft des "Verbesserns" drückt

die

Beziehung des Utopischen zum bereits Gegebenen aus: Es war ein

Weiterführen der vorhandenen Möglichkeiten, ihre Erweiterung im Falle des Technisch-

und zweifellos bzw. Naturwis­

senschaftlich-Utopischen . 2.1.2. Epochale und weitere stilistische Begriffe

Die lange Tradition der literarischen Phantastik einer­ seits, und die Unbekümmertheit der Phantasten in theoretischer Hinsicht andererseits verhinderte, daß jene Tendenz sich zu einer geschlossenen epochalen Bestimmung erheben konnte. Sogar die Mitarbeiter des "Orchideengartens", die mit diesem

Zeitschrift ein Podium für die Phantastik einrichten wollten, aüsserten sich, wenn überhaupt, bloß textkritisch.

Selten aber doch benutzte man stilistisch übergreifende Begriffe, wie etwa "grotesk", um einen Teil jener Phantastik zu charakterisieren. 2.1.2.1. "Neuromantisch" Die Werke des Phantastischen liessen sich von den reali­ stischen und naturalistischen Strömungen leicht ausklammern;

gelegentlich rückte man sie in die Nähe der neuromantischen

Bewegung.

So

stellte

die

"Literaturgeschichte

Österreich-

Ungarns", hrsg.v. Eduard Castle, 1932, Kubin und Meyrink in das Gefolge Wilbrandts196. Auch Albert Soergel knüpfte die ihm nicht

besonders

sympathische

Tendenz

196 Castle, 1937 , S.2177.

eines

Ewers

an

die

83 Neuromantik an197.

Dazu trug vor allem die enge Beziehung der Phantasten zu den Spätromantikern wie E.T.A. Hoffmann bei, wie auch die jeweils popularisierte Bedeutung des Begriffs "romantisch". In dem "Führer durch die moderne Literatur", einem Handbuch für

jedermann, der sich schnell und leicht in der zeitgenössischen literarischen Landschaft orientieren wollte, schrieb ca. 1900 Rene Schickele198: Der Begriff der Romantik war von Anfang an wenig festste­ hend, heute versteht man darunter die Kunstrichtung, die das Element des Phantastischen und Wunderbaren bevorzugt.

Den Beitrag der Phantasten zur Neuromantik hielt man aber für unwesentlich, oder gar für bedeutungslos. In seiner ausführlichen Darstellung der Neuromantik berücksichtigte

Werner Marholz, 1931 (l.Aufl. 1926), keinen einzigen Phanta­ sten; gewürdigt wird hier allein Karl Hans Strobl, und zwar innerhalb eines Wiener Schriftstellerkreises mit knappen drei Sätzen199. Bei ihm vertrat Hermann Stehr den "mystischen Roman"200.

So auch der E.T.A. Hoffmann-Biograph Sakheim: er ist zwar begeistert von der "deutschen Neuromantik mit ihrer sehnsüchtigen Brunst, ihrem Tanzen um offene Gräber und auf Galgenleitern, ihrem oft, ach so kraftlosen Satanismus"201,

kommt aber 1908 ohne Ewers und Strobl aus. Zu den Hoffmann-

Epigonen zählt er Otto Julius Bierbaum, Meyrink,

Franz Blei

("Prinz Hippolyt"), Richard Schaukai, Paul Scheerbart, Walter 197 Soergel, 1911 , S.817. 198 Schickele, René -in: Ewers (Hrsg.), o.J.(1906) , S.204.

199 Marholz, 1931 , S.152. 200 Ebd., S.214-223. 201 Sakheim, 1908 , S.80.

84 Cale, wie auch Gerhard Ouckama und Sigbjoerrn Obstfelder202.

Beiläufig reihten fast alle Literaturkritiker undhistoriker die Phantasten neben u.a. E.T.A. Hoffmann und

Poe, ohne jedoch auf ihre konkreten Beziehungen ein­ zugehen. Im besonderen lag es den Phantasten selber daran, sich an diese lange Tradition anzuschliessen. Salzer wollte Ewers von Hoffmann deutlich unterschieden

E.A.

wissen:

Die Unterschiede bestünden

Während

bei

Hoffmann

Poesie" erhebe,

"sich

alles

in moralischer Hinsicht.

in

das

Reich

der

und dadurch der Leser "über die egoistische

philisterhafte Wirklichkeit in ein Reich des Friedens und Glücks" hinweggetäuscht werde, bringe die "gruselige", "satanische" und mit "perverse Erotik"

und

beladene Phantasie Ewers' des Aufregung"203, schreibt Salzer.

Lesers

"Seele

in unheilvolle

2.1.2.2. "Grotesk"

In den Wörterbüchern kommt der Begriff "grotesk" eher im Sinne vom Groteske-Komischen vor, ohne also seinen "abgründi­ gen" Aspekt, welcher im Gefolge von Wolfgang Kayser betont wird; nur die Denotation "seltsam" mag von der Harmlosigkeit solcher Auffassung

abweichen.

Sogar das Absurde war damals

einer ernstzunehmenden Abgründigkeit entraubt, und dieses "Spiel mit dem Absurden"204, was das Groteske hätte sein können, verlief ohne Vertiefung und gefahrlos.

(Vgl. TABELLE

20) .

Die grauenvolle Phantastik eines Ewers unterschied sich grundsätzlich von dem Grotesken, was Kaysers Auffassung nach 202 Ebd., S.80-81. 203 Salzer, 1931 , S.1785. Hier weist Salzer auf eine Studie von J. Froberger hin. 204 Kayser, Wolfgang: Das Groteske. Seine Malerei und Dichtung, Oldenburg 1957, S.202.

Gestaltung

in

85

eine Entfremdung der eigenen Welt darstellte205. Ewers' Werk blieb exotisch; er führte den Leser ins Fremde ein - öfters sogar im vorgegebenen fremdländischen Rahmen die eigene

Welt des Lesers wurde kaum entfremdet, im Gegenteil wurde sie bereichert. Im Unterschied zur "Lebensangst" rief Ewers' Werk "Todesangst" hervor, worauf auch Salzer hindeutet206.

Daß ein Schriftsteller des Grauens wie Strobl die Bezeichnung "grotesk" für sein eigenes Werk in Anspruch nahm und damit die Verschwisterung des grauenvollen mit dem Lächerlichen meinte207, mag eine modernere Erweiterung des

Begriffs sein, wie Poritzky 1921 betrachtet. Poritzky hob das Werk von Ewers, Strobl, Rubin und Meyrink von dem der übrigen Phantasten ab, indem er dieses ausnahmsweise ernst nahm und den "starken Hang «dieser Schriftsteller> zur Groteske"208 betonte. Das Groteske ergab

sich

für Poritzky aus der Übertreibung des Wahrscheinlichen

und Möglichen. Den Bezug zum Realistischen schätzte er mehr als die dichterische Willkür209:

In der Groteske wird die Phantasie des Lesers nicht im geringsten respektiert; die Groteske gebärdet sich vielmehr ganz realistisch und ist von absichtlich pedantischer Genauigkeit in der Angabe von Ungeheuerlich­ keiten. Die

satirische

Variante machte

für

ihn

also

den

Kern

der

Groteske aus.

205 Ebd., S.198,u.a. 206 Salzer, 1931 , S.1785.

207 Strobl, Karl , S.9.

Hans

in

der

Einleitung

208 Poritzky, 1921 , S.99. 209 Ebd., S.101.

zu

Ders.,

1923

86 2.2. Aufnahme der "allerneusten Tendenz". Stimmen für und gegen sie

Bis zum sensationellen Erfolg von Gustav Meyrinks Roman "Der Golem" im ersten Kriegsjahr war die Tendenz zum Phanta­ stischen eine der "allerneusten"210 auf dem literarischen Buchmarkt gewesen, wie auch der "Führer durch die moderne Literatur" um die Jahrhundertwende behauptet211. Ihre Vertre­

ter waren noch nicht eingegrenzt, ihre weiterhin unbestimmt und vielfältig. Daß

Benennung blieb die Bezeichnung

"phantastisch" zunehmend an einem bestimmten Kreis von Schriftstellern und an gewissen Themenbereichen haftete, ist Verdienst der geschmacksbildenden Medien - vor allem der unzähligen Anthologien - bzw. ihrer Produzenten. Der bereits genannte "Führer durch die moderne Litera­ tur", herausgegeben von dem Tendenzstifter Hans Heinz Ewers

selbst, führt in seiner ersten Ausgabe das phantastische Werk von Ewers und Strobl kaum an, obwohl die beiden im Zusammen­ hang mit Gustav Meyrink als "Satanisten" vorgestellt den212. Dies ist zurückzuführen sowohl darauf, daß

wer­ beim

des "Führers" die Tendenz noch im Entstehen begriffen war, als auch darauf, daß die Mehrzahl der Mitar­ Erscheinen

beiter des "Führers" keine geschlossene Geschichtsperspektive

anzubieten hatten. Der Kreis der Phantasten scheint sich bald herauskristal­ lisiert zu haben; das Werk von Ewers, Meyrink und Strobl hielt

man für seinen Kern - der hierarchischen Anordnung, was das Innovatorische betrifft, entsprach fast die alphabetische

Folge dieser Namen. Der Beitrag über die Phantasten in der "Illustrierte Geschichte der deutschen Literatur von den

210 U.a. Ewers (Hrsg.), o.J.(1906) , S.130. 211 Ebd. 212 Ebd., (Strobl).

S.20.;

59-60

(Ewers);

129-130

(Meyrink);

171-172

87 ältesten

Zeiten

bis

zur

Gegenwart"

von

Anselm

Salzer

ist

charakteristisch: Das Kapitel "Der magische und phantastische Roman" besteht aus einer ausführlichen Darstellung vom Werk der drei benannten Phantasten213.

und

eine

Erwähnung

weiterer

vierzehn

Fehlte jedoch ein Sammelbegriff wie "phantastisch", "magisch" u.a., und ging man von den einzelnen Phantasten aus,

so wurden manchmal die literarischen und ästhetischen Bezie­ hungen zwischen den Phantasten unterschiedlich aufgezeigt. Eine eindeutige Isoliereung der Tendenz wurde erschwert nicht nur durch die nahezu erstaunliche Produktionsleistung der Phantasten, sondern auch die begriffliche Ambivalenz. So ordnete Eduard Engel in seiner "Geschichte der deut­

schen Literatur von den Anfängen bis in die Gegenwart", 1922 (2.Aufl.), H.H. Ewers wegen seiner Fabulierlust unter die "künstlerischen Roman"-Schreiber neben Wilhelm Schäfer ein214. Als "Phantasten" bezeichnete er Peter Altenberg, Felix Dörmann und Paul Scheerbart, jene Schriftsteller nämlich, die in ihrem

fortgeschrittenen Alter auf dem Podium des Phantastischen, dessen Grenzen nun neu bestimmt worden waren, kaum mehr auftraten. Manchmal stellte man die Phantasten neben Neuromantikern

(u.a.

Eduard

Castle)

oder man rückte sie

in die Nähe der "Die

Tradition der Dekadenz, wie etwa Hermann Hölzke in Deutsche Literatur von den Anfängen der Moderne bis zur

213 Salzer, 1931 , S.1785-1791. Neben Ewers, Meyrink und Strobl führt Salzer die folgenden Phantasten an: Oskar A.H. Schmitz, Alfred Kubin, Hermann Eßwein, Hoffmann von Festenhof, Alexander Moritz Frey, Paul Frank, Leo Perutz, Karl Madsack, Franz Kafka, Albert Schneider, A.de Nora, Ewald Gerhard Seelinger, Arthur Holitscher und Max Brod. 214 Engel, 1922 Phantasten") .

,

S.390-391

(Ewers);

393-395

("Die

88

Gegenwart", 1913215, oder auch J.E. Poritzky, der das dämoni­ sche Moment bei den Phantasten von jenem bei ihren französi­ schen Vorbildern und bei den Expressionisten kaum unter­ schied216. Öfters war in den Literaturgeschichten von einer zusam­ mengehörigen Gruppe von Phantasten die Rede, dies blieb jedoch äusserst

allgemein.

Selten

man

zeigte

die

literarischen

Beziehungen konkret auf, die wenigen Hinweise lassen sich wie

in der TABELLE 21 systematisieren. Die im Entstehen begriffene Tendenz wurde vor allem von den Phantasten selber verteidigt bzw. hochgejubelt; die übrige literarische Öffentlichkeit wollte diese zunächst ästhetisch zu verachten wissen, und als ihre Erfolge auffällig geworden

waren,

wurde

sie

aus

moralischen

und

politischen

Gründen

kritisiert.

2.2.1. Ästhetische Aufwertung Am Anfang des Jahrhunderts hat man zunächst den Geruch

einer

trivialisierten

von

Massenlektüre

den

Gestaltungen

phantastischer Erzählstoffe entfernen müssen. Benno Diederich mag als einer der heftigsten Verteidiger gelten. Seine 1903 erschienene Arbeit "Von Gespenstergeschichten, ihrer Technik und ihrer Literatur" - den ersten Versuch, der "das abgelegene

Gebiet der Gespenstergeschichte einer besonderen Untersuchung unterzieht"217 - richtete er an eine gebildete jedoch breite Leserschicht218 mit dem Anspruch, solche Geschichten systema­

tisch vorzuführen und

zu behaupten,

215 Hölzke, 1913 , (Ewers und Strobl).

S.

daß diese Genre

149-171

"eines

(Die Dekadenz); S.164

216 Poritzky, 1921 , S.9-151 (Dämonische Dichter). 217 Diederich, 1903 , S.XII. 218 Ebd. Diederich hat hier seine Hamburger Vorträge gesammelt.

89

bedeutenden Dichters würdig hinzustellen"219 sei. Er fing mit dem ersten Buch Samuelis an und führte den Leser über Goethe und Schiller in die Phantastik des 19. Jahrhunderts. Immer wieder wies man auf die reiche Tradition des Phantastischen hin; "Der Orchideengarten" wählte die "Raben­ steinszene" aus Goethes "Faust" als sein Motto220. Das Nachdrucken der älteren und fremdsprachigen Phanta­

sten erwies sich als praktische Lösung für die Verleger und Herausgeber der Anthologien, Buchreihen und Zeitschriften: "Wie sehr wenige Dichter der Jetztzeit eine wirklich gute Gespenstergeschichte zu schreiben vermögen"221, klagt Tony

Schwabe 1920 in ihrer Einleitung zum "Gespensterschiff", einem "Jahrbuch für die unheimliche Geschichte". Vergeblich suchte sie - den regelmässigen Ausschreibungen im "Orchideengarten" zum Trotz - passende Beiträge; die einzige erschienene Nummer

dieses Jahrbuches retteten ältere und fremdsprachige Phanta­

sten.

In den Zwanziger Jahren brauchte man die Phantastik kaum mehr zu verteidigen; Alf von Czibulka wollte nun die Krimi­ nalliteratur neben die salonfähig zu machen222.

phantastische

stellen,

um

diese

2.2.2. Moralische Vorurteile Das Phantastische an sich erweckte Niemandes Zorn.

Die

Meinungen waren darüber geteilt, in welchem Erfahrungsbereich die schriftstellerische Phantasie sich zu entwickeln hatte. Eine bewußte Kinder- und Jugendbuchpolitik richtete sich

219 Ebd., S.2. 220 Orchideengarten, 1919 , H.l, S.l.

221 Schwabe, 1920 , S.7. 222 Vgl. Czibulka, Alf v. in e.Buchrez. , 1920, H.16, S.(+l).

in:

Orchideengarten

90 gegen die kolportierte Phantastik.

Im ersten Zehntel des 20.

Jahrhunderts nahm die Produktion der Schriften gegen die Schmutz- und Schundliteratur in solchem Maß zu, daß 1911 das

Leipziger "Deutsche Bücherverzeichnis" eine eigene Rubrik für diese einführte223. Angegriffen wurden die Übertreibungen: die übertriebene Abenteuerlust eines Karl May, die blutrünstigen und gewalttätigen Beschreibungen der Kriminalliteratur oder die

ins Irreale überwucherte Phantastik einer Gespensterge­

schichte. Die Überwucherung einer fortschrittsorientierten "technisch-utopischen" Phantasie störte jedoch keinen. Auch den Phantasten, welche den Erwachsenen eine gehobe-

nere Unterhaltung bieten wollten, blieb die moralisch-didak­ tische Verantwortung nicht erspart, wenn sie nicht gerade sich als "Unverstanden" gelten lassen wollten - so war z.B.

Paul

Scheerbart, der Bürochef im Verlage deutscher Phantasten, für Emil Thomas: "einer der seltsamsten Käuze in der deutschen Litteratur, der neben phantastischen Einfällen eine gute Dosis Blödsinn in seinen Schriften ablagert"224 hätte. Die verspätete Rezeption des Werkes von E.T.A. Hoffmann im deutschen Sprachraum läßt sich auch auf moralische Vorur­

teile

zurückführen.

In

der

literaturwissenschaftlichen

Diskussion begann bereits um die Jahrhundertwende die Neuent­

deckung Hoffmanns, der bald zum wichtigsten Phantasten neben Edgar Allan Poe avancierte. Ein Vergleich zwischen den

Hoffmann-Biographien aus der Mitte des 19.

Jahrhunderts und

denen, entstanden um den Anfang des 20. Jahrhunderts, zeigt, daß die Einstellung zu Hoffmann sich bis um die Jahrhundert­ wende deutlich geändert hatte: Vilmar,

Gervinus,

Koberstein,

223 Solch eine Rubrik fehlte in den Schlag- und Stichwortka­ talogen der vorangehenden deutschen Buchverzeichnissen. Vgl. Kapitel IV für eine vollst.Bibliographie der Schriften gegen die Schmutz- und Schundliteratur, erschienen zwischen 1911 und 1930. 224 Thomas, 1900 , S.54.

91 Hillebrandt und Schmidt hatten Hoffmann radikal abgelehnt225;

225 Diese Bemerkungen zur Rezeption von Hoffmann im deutschen Sprachraum stützen sich auf die Ausführungen von Sakheim, Arthur: E.T.A. Hoffmann. Studien zu seiner Persönlichkeit und seinen Werken, Leipzig 1908. Hier untersucht Sakheim Äußerungen über Hoffmann in den folgenden Biographien und Literaturgeschichten: Bartels, Adolf: Geschichte der deutschen Literatur, Zweiter Band, Leipzig 1902 . Borinski, Karl: Geschichte der deutschen Literatur, 2.Teil: Seit dem Ausgang des Mittelalters, Kürchners Nationallitera­ tur, Bd.163, «Hoffmann: S.365-366>. Buchner, Wilhelm: Lehrbuch der Geschichte der deutschen National-Literatur, nebst einem Abriß der deutschen Kunstge­ schichte, 2.Aufl., Mainz 1863, . Ellinger, Georg: E.T.A. Hoffmann. Sein Leben und seine Werke, Hamburg-Leipzig 1894. Gervinus: Geschichte der deutschen Dichtung, hrsg.v. Karl Bartsch, 5.Aufl., Leipzig 1874, «Hoffmann: S.760-763 u.a.> Griesbach, Eduard: Biographische Einleitung zu E.T.A. Hoffmann. Sämtliche Werke in 15 Bänden, hrsg.v. E.Griesbach, Leipzig 1900. Hillebrand, Joseph: Die deutsche Nationalliteratur, Bd.III, Gotha 1875, «Hoffmann: S.132-135>. Huch, Ricarda: Ausbreitung und Verfall der Romantik, Leipzig 1902, «Hoffmann: S.201-223, 225-230>; 2.Aufl., Leipzig 1908, «Hoffmann: S.194-215, 217-222>. Klinke, Otto: E.T.A. Hoffmanns Leben und Werke. Vom Standpunkte eines Irrenarztes, Braunschweig-Leipzig 1902. Koberstein: Geschichte der deutschen Nationalliteratur, Bd.V, 5.Aufl., Leipzig 1872-73, «Hoffmann: S.135ff.u.a.>. Koch, Max: Ernst Schulze und E.T.A. Hoffmann, hrsg.v. M. Koch, -in: Kürchner's deutscher National Literatur, Nr.147. Koch, Max und Vogt Friedrich: Geschichte der deutschen Literatur, 2. ,neubearb.Aufl., Leipzig-Wien 1904, «Hoffmann: S.380-382, 436 U.a.>. König, Robert: Deutsche Literaturgeschichte, 9.,vermeh.Aufl., Bielefeld-Leipzig 1881, «Hoffmann: S.557-561>. Kurz, Heinrich: Geschichte der deutschen Nationalliteratur mit ausgew.Stücken aus d.Werken der vorzüglichst.Schriftstel­ ler, 3Bde., 7.Aufl., Leipzig 1876, «Hoffmann: S.610-613 u.a.>. Leixner: Geschichte der deutschen Literatur, Leipzig 1897, «Hoffmann: S.795>. Meyer, Richard M.: Die deutsche Literatur des 19. Jahrhun­ derts, Berlin 1900, «Hoffmann: S.25f.u.a.>. Schaukai, Richard: E.T.A. Hoffmann, Berlin-Leipzig 1904. Scherer, Wilhelm: Geschichte der deutschen Literatur, 9.Ausg., Berlin 1902, «Hoffmann: S.679.u.a.>. Schmidt, Julian: Nationalliteratur des 19. Jahrhunderts, Bd.II, Leipzig 1853, «Hoffmann: S.396-398>

92 König, Buchner und Kurz waren wohl die einzigen aus jener Zeit, die ihn geduldet hatten. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde Hoffmann anders präsentiert; er wurde verteidigt von

Ellinger, Griesbach, Klinke und Schaukai. Diese Biographen wären jedoch in Worten von Arthur Sakheim als die "dogmati­ schen Apologeten E.T.A. Hoffmanns"* 226 zu bezeichnen. Kurz darauf hörten aber die "schrille Mißtöne" fast auf; außer

Leixner und Borinski wußten die Literaturhistoriker und die Biographen (wie Wilhelm Scherer, Richard Meyer, Max Koch und Friedrich Vogt, und Richarda Huch) das Werk von Hoffmann zu schätzen227. Trotzdem gibt Sakheim in seiner Studie "E.T.A.

Hoffmann. Studien zu seiner Persönlichkeit und seinen Werken", 1908, sich mit dem bisherigen Ruf Hoffmanns nicht zufrieden. "Die gegenwärtige Popularität Hoffmanns ist ein Märchen, die Stimmung für ihn im deutschen Publikum ist nicht einmal

günstig" meint er, "viele 'Gebildete' klagen daß er auf Nerven fällt"228. Sakheims Kritik richtete sich dagegen, daß versucht wurde, "Hoffmann aus unkünstlerischen Gründen, ganz mit Tugend gewappnet, zu verdammen"229. Noch 1900 wurde Hoffmann blosse 'historische' Bedeutung zugesprochen, als gerade die erste vollständige Ausgabe seiner Werke erschien230. Das "Literari­

sche Centralblatt für Deutschland" fand die Lesbarkeit seiner Werke darin, daß der Romantik verwandte Symbolismus wieder in

Vilmar, A.F.C.: Geschichte der deutschen Nationalliteratur, 2.Bd., 4.,vermeh.Aufl., Marburg 1851, s.320f.

226 Sakheim, 1908 , S.78. 227 Ebd.

228 Ebd.

229 Ebd., S.l. 230 Gesamtwerk von E.T.A.Hoffmann, hrsg.v. Eduard Griesbach, Leipzig: Max Hesse o.J. - wurde 1900 im "Literarischen Centralblatt für Deutschland" als die "neue, erste vollstän­ dige Ausgabe" angeführt. Vgl. Centralblatt, 1900 , S.168.

93 Mode gekommen sei; prophezeit wurde: "in hundert, vielleicht schon fünfzig Jahren wird er aber wahrscheinlich völlig ungenießbar geworden sein"231.

des

Entdeckten die Schriftsteller, die sich der 'Nachtseite' alltäglichen Lebens zuwenden wollten, eine Stütze der

Tradition im Werk von Hoffmann wie in dem von anderen vor­ wiegend fremdsprachigen Schriftstellern232 aus dem 19. Jahrhundert, so blieben sie unter den Moralpredigern ver­ schrieen. Ihre fremdsprachigen Vorbilder nachzählend, verur­

teilt Anselm Salzer: "immer bleiben sie ein Fremdkörper in unserer Literatur"233• Verständlich ist

die Verurteilung Ewers und seiner erotisch zugespitzten Angriffe gegen die bürgerliche Moral; aber trotz seiner

betonten Neigung zur Religösität war Gustav Meyrink nichts mehr als eine "im Schimmer einer Kulturfäule gaukelnde Gestalt"234 für Gustav Keckeis, den heftigen Verteidiger eines katholischen Schrifttums.

Gerade die "Vorliebe der Zeit für

den Okkultismus" hätte Salzers Meinung nach "diese Art ungesunden und den Geschmack an echter Poesie verderbenden Literaturbetriebes reichlich gefördert"235. Durch satirische

Darstellung des deutschen Bürgers und durch seine Vorliebe für außereuropäische Kulturgüter rief Gustav Meyrink eine gewal­ tige Opposition gegen sich hervor, wovon noch die Rede sein

wird. Moralisch abgeschoben ins Abseitige und abgestempelt als

pervers, entdeckte die Phantastik ihre eigene Ecke und blühte. "Das Unheimliche ä la Edgar Poe" kam manchmal sogar zu Hilfe, 231 Ebd., S.169.

232 So meinte auch Salzer, 1931 , S.1785. 233 Ebd. , S.1787.

234 Keckeis, Gustav: Zeitgenössische Erzählkunst, Handweiser, 1920 , S.49-56, hier: S.50. 235 Salzer, 1931 , S.1785.

-in:

94

wodurch nämlich "das Unsittliche paralysiert" und nicht mehr ernst genommen wurde236. 2.2.3. Politische Einwände

Literaturgeschichtlich war die Tendenz zum Phantastischen keiner einzigen politischen Gruppierung zuzuordnen. Ihre prinzipielle Apathie den Alltagsthemen gegenüber machte die Phantasten zum Zielpunkt einer politischen Kritik seitens der Engagierten aus dem rechten wie aus dem linken Lager. In dem Essay "Antipolitik?" kritisierte der Aktivist Kurt

1921 die antipolitische Tendenz seiner Zeit. Er protestierte vehement gegen die "Seriösen Sichverkriechen ins mystische Mauseloch"237. Er als

Hiller

aktiver Konfusianer wollte sich von den Laotse-Anhängern distanzieren. Er stellte das "Bauen" dem "Schauen" und die "Leistung" der "Ekstase" gegenüber. Die Berufung auf "Inner­ lichkeit", auf das "Nichts-als-'Metaphysische'", auf "Mystik", auf das "Irrationale" und die Hinweisung auf "Gotik und Asien" nannte er "Schwindel"238.

Während

des

ersten

Weltkrieges

entwickelte

sich

eine

dem völkisch-nationalen Lager gegen Gustav Meyrink. Meyrinks mystischer Gedanke förderte eher die Abkehr von den Aktualitäten und den Alltagsproblemen, politische

Gegnerschaft

aus

und kaum das patriotische Sentiments. Und was wäre schädlicher und schändlicher für den deutschen Stolz als die Tatsache, daß Meyrinks "Golem",

"das durch und durch jüdische Ghettobuch",

den größten Romanerfolg im ersten Kriegsjahr erlebte? "Was in aller Welt hat dieses durch und durch jüdische Ghettobuch mit diesem gewaltigen Krieg oder überhaupt mit der

236 Vgl. Centralblatt, 1900 , S.683. 237 Hiller, Kurt: Antipolitik?, in: Literaria, 1921 , S.31. 238 Ebd., S.30-31.

95

deutschen

Seele

zu

tun?"239,

empört

sich

der

Literat

der

Heimatbewegung, Friedrich Lienhard, in "Bühne und Weit", 1916.

"Eines der qedankentiefsten Werke der deutschen Literatur ist der 'Golem' nicht, mit der deutschen Literatur hat er wohl kaum etwas zu tun, außer daß er in deutscher Sprache ge­ schrieben ist", polemisiert Adolf Bartels, Juli 1916, gegen die begeisterten Kritiken des Romans in der Presse240.

Bartels,

den überzeugten

Deutsch-Nationalisten,

störte bloß

das jüdische Element bei Geburt und Werk Meyrinks, aber nicht die literarische Qualität des "Golem": "es ist eine starke

Virtuosenleistung und für die Erkenntnis des Judentums von allergrößter Bedeutung, so daß ich es nicht wissen möchte"241, meint er. Auf Bartels Offenheit der Gattung des Phantastischen gegenüber deutet seine positive Einstellung zum 'GespensterHoffmann' hin242; sogar findet Bartels wichtig, auf den Tod

des jüdischen Kurt Laßwitz, den er "deutsche Julius Verne" nennt, aufmerksam zu machen243. Dem "Golem" folgte "Das grüne Gesicht", Meyrinks zweiter

Roman, und noch während des Krieges erschien die zweite Auflage von "Deutschen Spießers Wunderhorn"; diese Sammlung

von Meyrinks frühen, betont satirischen Erzählungen, erschie­ nen in Münchner "Simplicissimus", rief den Zorn der Kriegs­ sympathisanten

besonders

hervor.

Eine

Verleumdungskampagne

gegen Meyrink entstand, der "Schutzbund der deutschen Schrift­ steller" und Zeitschriften liberaler Art, wie "Kunstwart",

239 Lienhard, Friedrich -in: Bühne und Welt, zit.nach Bartels, 1918 , "Zwei Moderomane", Bogen 31, Juli 1916, S.102108, Hier: S.106. 240 Bartels, ebd., S.107, «Hervorhebungen im Original>. 241 Ebd., S.106. 242 Vgl. Sakheim, 1908 , S.3. 243 Bartels, 1918 , Bogen 8,

(Oktober 1910), S.128.

96 verteidigten ihn244. (Vgl. TABELLE 22).

Albert Zimmermann nannte Meyrink im Aprilheft des "Deut­

schen Volkstums", 1917, einen "der geschicktesten und gefähr­ lichsten Gegner des deutschen, des völkischen Gedankens... die Monarchie, die Offiziere, Vertreter des deutschen Volkes im Auslande, kurz irgend etwas Deutsches lächerlich zu machen"245. Ein Zeichen "der schweren geistig-sittlichen Erkrankung unseres ganzen Volkslebens"246 war für Friedrich Koch und Max Vogt die Tatsache, daß Meyrinks beide "Schauerromane man sogar in allen Feldbüchereien finden mußte"247.

Im

linken

Lager

hielt man von dem Phantastischen als

solchem nicht viel. Der Wiener Globus-Verlag druckte in seiner "Tageblatt-Bibliothek" zwei Bände "Phantastische Novellen" von N.W.

Gogol

vor

allem wegen

des

Interesses

an

den

Quellen

seiner literarischen Gestaltungen. In der biographischen Notiz zum ersten Band wurde stolz behauptet: Seine intime Beziehung

zur ukrainischen Volksdichtung und Volkstradition "bewahrte Gogol davor, auf die Abwege der Phantastik und Mystik zu geraten und sich in den Bereich des Uebernatür liehen und Geheimnisvollen zu verirren wie E.T. Hoffmann oder Edgar Poe,

bei denen waren"248.

Phantastik

und

Mystik

zuweilen

Selbstzweck

244 Bartels versuchte das gesamte Material zum Fall Meyrink zusammenzustellen; vgl. Bartels, 1918 , Bd.III, S.105-108, 160, 177-183. Auch TABELLE 22.

245 Zimmermann, Albert -in: Deutsches Volkstum, April 1917, zit.nach Bartels, 1918 , Bogen 36, okt. 1917, (Der Fall Meyrink), S.177-183, hier: S.179. 246 Vogt und Koch, 1924 , S.320. 247 Ebd. 248 Biogr. Notiz zu Gogol -in: Gogol, Nikolaj W. : Phantasti­ sche Novellen. Abende auf dem Weiler Dikanka, erster und zweiter Teil, Wien: Globus o.J. , Teil 1, S.7-10, hier: S.7. 249 "Bücher aus der Kriegszeit", Juli 1914-Juni 1916. Nachtrag zu "Was sollen wir lesen?" und zum "Hand­ buch für Arbeiterbibliothekare", Wien: Vlg.d. Wiener Volks­ buchhandlung Ignaz Brand 1916. 250 Auslieferungskatalog, Johannes Wertheim. Internationales Barsortiment, Wien cVIll.Bez., Albertg.26> 1924. Zu vermerken ist, daß Wertheims Lager literarische Werke in beträchtlicher Minderzahl enthielt.

98

2.3.1. Eine Neben- und Gegenerscheinung zu den Tendenzen des Diesseits Lehnten die Phantasten den Naturalismus und die Heimat­

kunstbewegung radikal ab, so unterschieden sie sich von diesen bloß in der Auswahl ihrer literarischen Stoffe, nicht aber in

ihrer mimetischen Technik und nur selten Anspruch. Die

Beschränkung

der

im künstlerischen

literarischen

Stoffe

auf

den

erlebten Alltag störte den Phantasten. "Wirklich immer wieder müssen Gastwirte, Felder, Oberlehrer, Kühe und Kommerzial­ ratstöchter geschildert werden - als ob's noch nicht genug Gastwirte, Felder, Oberlehrer, Kühe und Kommerzialratstöchter gäbe"251, höhnt Gustav Meyrink in seiner Einleitung zum "Gespensterbuch",

(2.Aufl.)

1913. "Ein einziges uraltes Thema

finden wir tausendmal behandelt", regt sich Hans Heinz Ewers auf, "daß wir vollendete Kunstwerke haben, deren stoffliche Erfindung ein Minimum ist"252. Ein regelmässiger Rezensent des

"Orchideengartens"

fand

Jose Maria Eca de Queiroz, den "Zola Portugals", interessanter als Zola selbst, "weil seine Begabung, wenn auch an Zola

geschult, eine weitaus umfassendere war als die des Franzo­ sen"253. Erweiterung der literarischen Stoffgebiete war die Forderung der Phantasten und ihr eigentlicher künstlerischer Beitrag. Das Suchen nach den Grenzerfahrungen des Alltags bzw. des

Natürlichen hieß jedoch nicht radikale Ablehnung der Milieu­ schilderungen; verlangt wurde ein exotisches oder ungewöhnli­

ches Milieu: Man mußte zumindest bis zum Judenghetto wandern. 251 Meyrink, Gustav: Vorwort , S.VI-VII, hier: S.VI.

zu

Schloemp

(Hrsg.),

1913

252 Ewers, H.H., zit.nach Soergel 1911 , S.817. 253 Czibulka, Alf v. in e.Buchrez. in: Orchideengarten, 1919 , H.4, S.20., «Hervorhebungen nicht im Original>.

99

Ewers machte es beispielsweise einfach, verlegte die Hand­ lungsorte in fremde Kontinente oder suchte ausgefallene

Schicksale aus. Meyrink rühmte sich mit exotischen bzw. geheimgehaltenen Weisheiten. So wurden auch Aufzeichnungen des Erlebten herzlich begrüßt, insofern diese dem Problem der 'Psychologie' gewidmet waren - wie etwa Traumaufzeichnungen, denn diese galten als Beschäftigung mit Bewußtseinsgrenzen. Manchmal wurde das Phantastische auch von den Phantasten

selber mit realistisch-naturalistischen Kategorien gemessen. J.E.

Poritzky,

selber Verfasser von "Gespenstergeschichten",

warf seinen zeitgenössischen deutschsprachigen Phantasten ein verlogenes Epigonentum vor, "denn es ist ein großer Unter­ schied, ob ich die tragischen Perversitäten meines eigenen Lebens in kühne Rhythmen zwinge (Poe seine Trunkenheit, de Quincey sein Opiumrauchen, Wainewright seine Morde, Verlaine

seine Laster) oder ob ich den Ekelhaftigkeiten des Daseins mit kühler Phantasie nachgehe"254, meinte er.

die das Phantastische mit der Erschei­

Jene Phantasten,

nung

des

Übersinnlichen

bzw.

-natürlichen

im Werk

gleich­

setzten und ihre schriftstellerische Aufgabe darin sahen, das übernatürliche

von

dem

Natürlichen

abzuheben,

haben

sich

unbedingt der mimetischen Technik verpflichten müssen. Es war nämlich nicht nur notwendig, zunächst eine "natürliche" Ebene festzuhalten,

sondern

auch

die

übernatürliche

mit

Ebene

denselben Erzählmethoden darzustellen, damit diese als solche glaubwürdig würde. Nicht selten

kritiker

die

waren

für

die

Milieuschilderungen

Literaturhistoriker

im

phantastischen

wichtiger als das eigentliche phantastische Moment, Fall von Meyrinks Roman "Der Golem"255.

undWerk

wie

im

254 Poritzky, 1921 , S.8.

255 Während des ersten Weltkrieges wurde "Golem" detailierte Beschreibung der jüdischen Welt vorgeworfen, vgl. Kapitel II.2.2.3.

100

Und, es war durchaus geläufig, wie etwa bei Karl Hans Strobl, daß das phantastische Werk neben Heimat- und Histo-

rienromanen entstand. Auch ein didaktisches Moment teilten die Phantasten mit den Naturalisten; sie unterschieden sich voneinander nur in den Inhalten des Belehrens. Meyrink wollte ja die Literatur als Mittel benützen, um die Sympathie für die "okkultistische Lösung" wecken zu können256. 2.3.2. Die phantastische Literatur und der Expressionismus

Seine betont gegennatürliche Neigung rückte den Expres­

sionismus in die Nähe der Phantastik. Der als Expressionist geschätzte Wiener Robert Müller wußte eine typische phantastische Geschichte zu liefern ("Das Grauen"257). Im Katalog des Wiener Literaturinstituts L. und

A. Last aus dem Jahr 1925 sind Edschmids Romane und Novellen und

Ehrensteins

"Selbstmord"

und

"Tollhaus"

in

der

Spalte

"Seltsame, unheimliche und Gespenstergeschichten" zu fin­ den258. In seiner vorwiegend expressionistischen Reihe "Der jüngste Tag" verlegte Kurt Wolff eine "Gespenstergeschichte" von Max Brod259. Durch viele Erzählungen im "Orchideengarten" - von der Lyrik gar zu schweigen - fließt eine expressionistische Bil-

256 Meyrink, Gustav: Einleitung zu Vogl, 1921 , S.14. 257 Müller, Robert: Das Grauen, -in: Das Gespensterschiff, hrsg.v. T.Schwabe, 1920 , S.176-189. 258 Vgl. Kapitel Le ihb ibliotheken.

IV:

Lektüre

des

Phantastischen

in Wiener

259 Brod, Max: Die erste Stunde nach dem Tode. Eine Gespen­ stergeschichte, Leipzig: Kurt Wolff 1916 . Erscheinungen phantastischer Prosa bei den expressionisti­ schen Verlagen sind zahllos, vgl.u.a. die Verlage der im "Orchideengarten" angezeigten, eingesandten und rezensierten Bücher, Kapitel IV.

101 derflut.

Die

Sammlung

"Die

Silbergäule",

welche

neben

dem

"Jüngsten Tag" und den "Lyrischen Blättern" als die bekannte­ ste und erfolgreichste Schriftenreihe des Expressionismus gilt260 und hauptsächlich die spätexpressionistischen Autoren

hielt Alf von Czibulka, der Schriftleiter des "Orchideengartens" , für eine "Auswahl erlesenster Köstlich­ keiten"261. J.E. Poritzky spricht über die Phantasten und die

verlegte,

Expressionisten in einem Atemzug: Die beiden seien "dämonische

Dichter".

Sie

erlebten

das

Moment

des

städtischen

Grauens

gemeinsam. "Der Orchideengarten" rezensierte zwei unverkennbar expressionistische Bücher: Oskar Kokoschkas "Mörder, Hoffnung der Frauen", 1919, und Walter Hasenclevers "Die Menschen", 1918, beide erschienen bei Ernst Cassirer in Berlin. Der Expressionismus scheint den Rezensenten noch 1920 keine etablierte Tradition gewesen zu sein; das Buch von Kokoschka ausgenommen das Stück "Mörder. Hoffnung der Frauen" sei "kaum

mehr als ein Versuch", und das von Hasenclever ein "ungewöhn­ liches, aber lohnendes Experiment", heißt es262. Die "Moder­ nität" der Expressionisten war für die Rezensenten interes­ sant. Das in dem Werk von Kokoschka vorgefundene "Seelenchaos"

und die "Daseinsdämmerung" wurden als "modern" empfunden.

260 Nach Lang, 1975 : "Die Silbergäule" bei Paul Steegemann in Hannover, insges. 60 Hefte (153 Nr.), 1919-1922. "Der jüngste Tag" bei Kurt Wolff in Leipzig (ab 1919 in München), insges. 73 Bändchen (86 Nr.), 1913-1921. "Lyrische Blätter" bei A.R. Meyer in Berlin-Wilmersdorf, insges. 105 Nr., 1907-1923. 261 Czibulka, Alf v., in e.Buchrez. in: Orchideengarten, 1920 , H.21, S.18. 262 Dr.W. in e.Buchrez. in: Orchideengarten, H.9, S.19; und -m-, ebd., 1920, H.10, S.16.

1919 ,

102 Gepriesen wurde, daß Kokoschka versuchte, "ähnlich wie Werfel - das Grundproblem in antikem Vorwurf zu gestalten, aber ohne dem Fehler des klassischen Antikisierens zu verfallen"263. Der

Versuch Kokoschkas in "Hiob", "das Tragische zu gestalten, sofern es sich einstellen muß, wenn die Mannheit durch bloßen Intellekt ersetzt wird"264, hat auch Beifall gefunden. Die in

"Mörder..."

erschienenen

vier

Dramen

wurden

im

großen

und

ganzen als eine Auseinandersetzung mit dem "erotischen Problem des Weibes" gesehen. 2.3.2.1. Die unterschiedliche mimetische Praxis

Die anti-naturalistische Tendenz der Expressionisten war

den Rezensenten des "Orchideengartens" sympathisch; zu bezweifeln wäre jedoch, ob sie gleich den Expressionisten den naturalistischen Anspruch auf die Mimesis in Frage stellten.

Es versteht sich, daß sich die Kritik innerhalb des Expressionismus namentlich gegen die naturalistische Kunstauffassung richtet. Angriffspunkte bietet vor allem die Auffassung der Naturalisten, die gesamte 'Natur' d.h. die menschliche Lebensrealität wie auch die Dingwelt, sei durch die Sprache, wenn auch mit Abstrichen, grundsätz­ lich abbildbar. An die Stelle der Abbildungs- und Klassifizierungsfunktion der Sprache tritt deren expres­ sive Rolle... Damit wird nicht nur der Mimesis-Grundsatz hinfällig, die Sprache insgesamt erscheint nicht mehr als Mittel, die Realität überschaubar zu halten.265 So charakterisieren Jan Knopf und Viktor Zmegac die expres­ sionistische Auffassung. Die Vertreter der phantastischen

Literatur haben sich mit den erkenntnistheoretischen Problemen kaum beschäftigt;

die mimetische Funktion der Sprache haben

sie nie in Frage gestellt.

Die Versuche der Expressionisten,

263 Dr.W., in e.Buchrez. in: Ebd. 264 Ebd.

265 Knopf, Jan und Zmegac, Viktor: Expressionismus Dominante, -in: Zmegac (Hrsg.), 1980 , S.415.

als

103

die um des spontanen Ausdrucks willen die jeweiligen sprachli­ chen Normen (wie Syntax) nicht berücksichtigten, waren ihnen

So

"bizarr" und "unverständlich". Kokoschkas Theaterstücken266:

heißt

im

es

Fall

von

Man möchte vielleicht den Vorwurf erheben, daß das stellenweise an sich Selbstverständliches, vielleicht sogar belangloses, durch Unverständlichkeiten und Ver­ schleierungen einer bizarren, des spezifisch deutschen Sprachbau und -rhythmus preisgebenden (expressionisti­ schen!) Ausdrucksweise zum problematischen 'Fall' machen will.

Das folgende Beispiel deutet auch darauf hin, daß die "typi­ sche Gestaltungsweise des Expressionismus" nicht besonders

beliebt war. Es handelt sich Cassirer aus dem Jahr 1919.

um das Jahrbuch des Verlags Verwiesen wurde "unter aus­

schließlich künstlerischen Gesichtspunkten auf Ulrich Stein­ dorfs Wundram und der Einarmige, auf Ernst Barlachs Gespräch am Strande und vor allem auf die Graphik"267. Unter den

Graphikern wurden bevorzugt Max Pechstein, Hans Meid - der übrigens sicher nicht zu den expressionistischen Illustratoren zu zählen ist268 - und 0. Kokoschka vor Franz Marc, der "die

Gestaltungsweise

typische

des

Expressionismus

verläßt" und Meidner, der "zu sehr mit ksmitteln arbeitet"269. Aus

den

Möglichkeit

ablehnten,

Rezensionen

des

was

geht

Abbildens

die

tradierte Sprache,

nirgends

indirekten Ausdruc­

deutlich hervor daß

nicht

Naturalisten

bezweifelten,

abzubilden

bloß

pflegten.

Die

in keinem Fall in Frage gestellt,

266 Dr.W. in e.Buchrez. H.9, S.19.

in:

Orchideengarten,

sie die

sondern

sollte

1919 ,

267 Ebd., 1920, H.10, S.17.

268 Lang, 1975 , S.66.

269 Dr.W. in e.Buchrez. H.10, S.17.

in:

Orchideengarten,

1920 ,

104

die unmittelbare menschliche Erfahrung nicht abbilden, jedoch

nicht weil dies als unmöglich betrachtet wurde. Ganz im Gegenteil: Die Sprache wurde für fähig gehalten, um noch umfassendere Erfahrungen darzustellen, und solche Bereiche der menschlichen Erfahrungen durch- und überschaubar zumachen, mit denen die Naturalisten sich nicht beschäftigt hatten. In einem

weiteren Fall werden die Präferenzen der Rezensenten noch deutlicher. Konfrontiert mit Kurt Schwitters' Merz-Malerei und

was

Czibulka,

"Anna Blume" bevorzugt Leben"270 geschehe.

"im

ganzen

heutigen

2.3.2.2. Der Fall Kurt Schwitters

Czibulka hielt Kurt Schwitters'

"Anna Blume"

überhaupt

für erwähnenswert, weil dieses Werk in der von Czibulka geschätzten Schriftensammlung Paul Steegemanns, "Die

nur deshalb

Silbergäule", erschienen war. Bemerkenswert ist, daß sowohl "Die Silbergäule", ein wichtiges Organ der spätexpressioni­ stischen Autoren, als auch der 1919 in Hannover gegründete Verlag Paul Steegemann gerade durch die dada-Veröffentlichun-

gen,

vor

allem

durch

die

zwei

Bände

von

Kurt

Schwitters

berühmt wurden. Schwitters' "Anna Blume", 1919 (Silbergäule 39/40) und "Kathedrale", 1920 (Silbergäule 41/42) waren die erfolgreichsten Bände dieser Reihe überhaupt. Während die durchschnittliche Auflagenhöhe der illustrierten expressioni­ stischen

Bücher

ca.

150

Exemplare

Blume", auch im "Orchideengarten" Auflage von 13,000.271

betrug,

erreichte

rezensiert,

bis 1922

"Anna

eine

Czibulka verabscheut es, dieses Werk ein Buch zu nennen; diese "bedruckten Seiten wären eine interessante Beilage

270 Czibulka, Alf von in e.Buchrez., ebd., 1920, H.21, S.18. 271 Lang, 1975 , S.92.

105

zum Journal eines Irrenarztes"272. Daß dieses "merkwürdige und

wohl nur psychiatrisch zu erfassende Produkt eines geistigen Bolschewismus" sich "dada" nennen läßt, ist für Czibulka selbstverständlich. Die Bilder von Schwitters, "diese MerzMalerei, dieses neuste Produkt des augenblicklichen

Wahnsinns" fällt273:

lehnt

Czibulka

auch

ab,

was

ihm

aber

schwer

Was man da machen soll! Tja, das ist schwer zu sagen. Sich vor allem über nichts wundern. Denn geschieht denn im ganzen heutigen Leben etwas anders als 'ich Faden Sonne Glimmerglanz' und Merz-Malerei?

Hier

wird

zum

einzigen

im

Mal

ein

"Orchideengarten"

Buch

negativ rezensiert trotz und gerade wegen der Tatsache, daß es

"psychiatrisch" zu erfassen sei. Czibulka will "sich vor allem über nichts wundern". In einer anderen Rezension wird an das "Wundern" anders herangegangen274: Zunächst einmal sind wir wieder auf dem Standpunkt angelangt, uns zu 'wundern', das will heißen: nicht schlechthin alles als 'Unsinn' abzulehnen, was nicht durch die bisher bekannten Gesetze der Physik zu erklären ist. Geheimnisvolle, unabhängig von Ort und Zeit be­ stehende Verbindungen fern von einander lebender Men­ schen, Spuk, Geistererscheinungen treten wieder in den Kreis des Möglichen ein.

Czibulka will sich aber nicht wundern über Schwitters' "'Werke' aus Worten und satzähnlichen Gebilden"275, also

die

den

unterliegen;

über

solche,

Czibulka

bekannten

Schwitters'

Sprachgesetzen

"Umschlagzeichnung

-

nicht

was

man

272 Czibulka, Alf von, in e.Buchrez. in: Orchideengarten, 1920 , H.21, S.18.

273 Ebd.

274 E.Sc., in e.Buchrez. in: Ebd., 1920, H.2, S.21.

275 Czibulka, Alf von, in e.Buchrez. in: Ebd., 1920, H.21, S.18.

106 heute so Zeichnung nennt"276, über "Franz Müllers Drahtfrüh-

ling", ein Gemälde von Schwitters, das aus "Ofenröhren, Drahtgittern, alten Zahnbürsten und diskretesten Gefässen"277

besteht, wahrnimmt

Czibulka

also

und

sich

auf

unbekannte Kunstgesetze

Gestaltungsmöglichkeiten stützt,

die

ihm nicht

geläufig waren. Soll diese das "Wundern" betreffende Unklarheit bedeuten, daß die Förderer des Phantastischen die "bisher bekannten

Gesetze der Physik" hätten gern gebrochen gesehen, aber keine anderen? Die Ablehnung einiger "rätselhafter" Erscheinungen als "Unsinn" mag bedeuten, daß nur gewisse Gebiete der Erfahrung in ihren noch unbekannten Bereichen zu erforschen seien. Es scheint sich darum zu handeln, einen gewissen Teil

und eine gewisse Art des "Geheimnisvollen" dem "Kreis des Möglichen" einzuverleiben; also den Kreis des Möglichen nach

eigenem Belieben zu erweitern, und nicht einem jeglichen Unbekannten gegenüber offen zu sein, also nicht etwa durch die

Anwesenheit des Geheimnisvollen, des Rätselhaften die auf den naturwissenschaftlichen Kenntnissen gestützte Weltanschauung zu verunsichern.

276 Ebd. 277 Ebd.

III Diktion des Phantastischen: Literarische und stilistische Merkmale

109 Der tendenziöse Charakter jener Phantastik ist, was ihre

Vermarktung betrifft, bereits in den vorangehenden Kapiteln deutlich geworden; welche literarisch-stilistische Aspekte diesen Textkorpus zusammengehalten haben, ist nun die prin­ zipielle Fragestellung, die anhand einiger Charakteristika des phantastischen Diskurses zu beantworten ist. Dazu dient

paradigmatisch die Zeitschrift "Der Orchideengarten", ein Forum des Phantastischen, als Hauptuntersuchungsgegenstand, daneben werden vor allem einige Anthologien der phantastischen Erzählprosa herangezogen. Je mehr sich nun dieser Textkorpus jener Geschlossenheit entzieht, die sonst in einer programmatisch zusammengewach­ senen bzw. -gehaltenen Kunstströmung zu finden ist, - von einem einer Schriftsteller- bzw. Künstlergruppe verbindlichen Kunstwollen oder gar von einer linear epochalen Selbstver­

ständlichkeit ganz zu schweigen -, desto mehr eignet er sich für eine analytische Darstellung eines außerordentlich heterogenen Phänomens. Zum Teil läßt sich die auf der (empirischen) Produktions­ und Rezeptionsebene vorgenommene Klassifikation der Phanta­ stik in drei Gruppen278 auch auf der literarisch-stilistischen Ebene anwenden, und man kann von einer dreifachen "Schichtung"

sprechen. einzige

"Der Orchideengarten. Zeitschrift

aus

jener

Phantastische

Zeit,

welche

Blätter", ihren

die

"phanta­

stischen" Charakter bereits im Untertitel betonte, stellte offensichtlich Anspruch auf gehobene Unterhaltung und präsen­ tierte - samt passenden Illustrationen - sowohl die zeitgenös­ sischen

als

auch

die

älteren

und

fremdsprachigen Erfolgs­

phantasten. Die Nähe dieser Zeitschrift zur Phantastik der "Romanbibliotheken" ist jedoch kaum zu übersehen: die Kurz­ prosa aus einer Anthologie wie

"Phantastische Geschichten",

278 Die Buchreihen des Phantastischen ließen sich demnach in "Volksromane", "Romanbibliotheken" und "Buchreihen gehobener Phantastik" einteilen. Vgl. Kapitel I.

110 erschienen in der "Bücherei der Münchner 'Jugend'"279, hätte

ohne weiteres in der

Beiträge

im

"Orchideengarten" gepaßt; "Orchideengarten"

ist

in

ein Großteil

der

mittleren

Schichtung anzusiedeln. Von diesen zwei Ebenen ist die Phanta­ stik der "Volksromanen" deutlich zu unterscheiden. Aus der

Tatsache, daß "Der Orchideengarten", das wichtigste Forum des Phantastischen, in der mittleren Schichtung zu lokalisieren ist und die Buchreihen und Anthologien der gehobenen Phanta­ stik (wie etwa jene bei Georg Müller in München verlegten) vorwiegend aus Nachdrucken bestanden, läßt sich folgern, daß diese mittlere Schichtung wohl als charakteristisch für den Großteil der um die Jahrhundertwende produzierten Phantastik gelten kann.

1. Strukturmerkmale

der fiktionalen Kurzprosa des Phantastischen Die mittlere Schichtung jener Phantastik, welche für den

Untersuchungszeitraum als typisch zu bezeichnen ist, schlüs­ seln die folgenden zwei Thesen auf: 1. Diese Phantastik stellte den Menschen, samt allen seinen Fähigkeiten und Tätigkeiten, welche bis zur un- und übermenschlichen Ebene erhöht wurden, in den Mittelpunkt. Dies hatte ein menschenzentriertes Weltbild

jedem Text zu entnehmen ist. 2. Die Begegnung des Menschen

zur Folge,

mit

der

was

fast

phantastischen

verunsichert ihn keinesfalls, sondern stellt sich vielmehr als eine Erweiterung seines Wirksamkeitsbereiches Ebene

dar.

Dieser

uneingeschränkte

Glauben

an

den

menschlichen

Fortschritt machte die Konfrontation mit dem Phantastischen zu einem abenteuerlichen Spiel,

bis in das Jenseits.

zu einem 'exotischen Abenteuer'

Der jeweils unterschiedliche Bezug zum

279 Phantastische Geschichten, Bücherei der Münchner 'Jugend', Bd.3, 2.Aufl., München: G. Hirth 1919.

111 Abenteuerlichen

die

hob

benannten

drei

Schichtungen

der

Phantastik von einander ab.

1.1. Das 'exotische Abenteuer' bis in das Jenseits und seine Folgen Vor allem ist aufmerksam zu machen auf die bedeutsame Rolle

der

erzählerischen

Klein-

Kurzformen

bzw.

jene

für

Phantastik. Die Novelle und die Kurzgeschichte verdrängten die

Großform Roman keineswegs, aber sie scheinen für den jener Phantastik spezifischen Problem- und Themenkreis besonders geeignet. Diese literatur-ästhetische Aufgabenstellung jener Phantasten könnte man als 'ein "exotisches Abenteuer"280 bis

in das Jenseits'

sie

bezeichnen,

in der

findet sowohl

motivischen als auch in der kompositionellen Hinsicht ihren Niederschlag.

1.1.1. Bedeutung der Kurzprosa für die Phantastik Interessant ist in diesem Zusammenhang das Vorwort von Paul Scheerbart281, zum "Buch der Abenteuer", 1913, einer der typischen Anthologien des Phantastischen seiner Zeit,

er

die

Beziehung

aufzeigt: Einführung

zwischen

der

Novelle

und

dem

in dem

Abenteuer

die Novelle war für Scheerbart denkbar nur durch eines

Abenteuers;

dies

wäre

nicht

nur

das

Er­

folgsrezept der Novellen aus Tausendundeiner Nacht oder eines

Bandello, sondern größtenteils maßgeblich auch für den Erfolg der Theaterstücke Shakespeares gewesen, welche sich ihrerseits auf die abenteuerlichen Stoffe der jeweils bekannten Novellen

stützten. Gespenstergeschichten und die Dichtung des Wunderba­ ren, wie die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht, waren für

280 Scheerbart, Paul: Vorwort zu Bongs, R. (Hrsg.): Das Buch der Abenteuer, München: G.Müller 1913, S.VI-VIII, hier S.VII. 281 Ebd.

112 Scheerbart die typischen Beispiele der Abenteuerliteratur.

Das große Interesse, das die Gespenstergeschichten zu allen Zeiten in allen Kreisen der Bevölkerung hervorgeru­ fen haben, ist in erster Linie auf die Wirkung des erlebten Abenteuers zurückzuführen,

stellt Scheerbart fest282. Daß er die Literaturspielarten des

Phantastischen unter das Genre der Abenteuerliteratur, das öfters als "Oberbegriff für volkstümlich-realistische Romane abenteuerlicher Stoffe"283 bezeichnet wird, subsumiert, ist darauf zurückzuführen, daß er das 'exotische' Abenteuer in den

Vordergrund rücken will. Dieses Vorwort Scheerbarts gilt eigentlich der Verteidigung der literarischen Gestaltung des Abenteuers,

wozu

die

die

Novelle

geeignete

Form

wäre.

Er

deutet auf den Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Lyrik und des Realismus im Laufe des 19. Jahrhunderts hin, was dazu beigetragen habe, daß die Novellisten "vornehmlich lyrische Vertiefung

anstrebten

das

Abenteuer

an

die

Seite

drängten". Diese enge Verwandtschaft einer literarischen Kurzform wie der Novelle - ihre spezifischen Eigenschaften (thematische Prägnanz, Ausdrucksstärke u.s.w.) sind noch außer acht zu lassen - mit abenteuerlichen Stoffen einerseits, und mit den nicht-realistischen Literaturströmungen andererseits, ist für die weiteren Ausführungen wichtig. Eine Vorherrschaft der abenteuerlichen Motivik ist in der Phantastik aus den ersten dreißig Jahren des 20. Jahrhunderts nicht zu übersehen.

Es ging ja, wie mehrmals betont, um die

Entgrenzung des Alltags,

was

fast prinzipiell abenteuerlich

war, oder auch umgekehrt: alles, was abenteuerlich war, wurde

282 Ebd.

283 Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur, 5., verbes.u.erw.Aufl., Stuttgart 1969, S.l.

113 als

nicht-alltäglich,

Hier handelte

also phantastisch,

interpretiert

284.

sich sozusagen um eine Verselbständigung des

Abenteuerlichen. Die Schriftsteller der phantastischen Kurzprosa, welche die "lyrische Vertiefung" vermieden, öffneten sich der Breite in thematischer Hinsicht, suchten 'unerhörte Begebenheiten' in allen Grenzbereichen des Alltags bzw. in den im Alltag verschwiegenen Ecken oder auf fremden Kontinenten. Die phantastische Prosa von Hans Heinz Ewers zeigt den Bezug zum sogenannten Exotisch-Abenteuerlichen am deutlichsten, seine

Erzähltechnik

nimmt

oft

die

einfachste

kompositorische

Möglichkeit zur Aufgabenlösung wahr: er führt den implizierten Leser ins Fremde ein, auch syntaktisch ist es eine Art Einweihungsritual285. 1.1.2. Einführung in das Sonderbar-Seltsame.

Abenteuerlich-exotische Prosa von Ewers

Ewers suchte seine Stoffe auf verschiedenen Kontinenten oder 284 Am überzeugendsten beweist dies die Aufnahme der eroti­ schen Abenteuer in den Rahmen der Phantastik. Vgl. auch das Vorwort von Norbert Falk zu Ders. (Hrsg.): Das Buch der seltsamen Geschichte, Berlin-Wien: Ullstein 1914; und Kapitel II.2.

285 Als Vorwort zu seiner zweiten Sammlung phantastischer Geschichten, "Das Grauen. Seltsame Geschichten", Berlin: Sieben-Stäbe-Vlgs.-und-Druckerei-Ges. 1928, zitiert er aus Aristos "Orlando Furioso" als Vorwort, das seine Aufgaben­ stellung offenbart: Wer weit verreist, wird oftmals Dinge schauen Fernab von allem, was er sonst gedacht. Erzählt er dann, so wird ihm niemand trauen Und als ein Lügner sieht er sich verlacht;

Doch wenig oder viel - - mir liegt mit nichten An dummen Volks unwissendem Geschrei - - Ebd., S.6.

114 gab dies zumindest vor286,

und bot sie in seinem journali­

stischen Erzählstil an. Nicht nur wird der Leser in das fremde

Geschehen eingeführt,

sondern auch der implizierte Erzähler,

der oft mit der Ich-Perspektive erzählt, wird während der Geschichte mit einer sonderbaren Erfahrung beglückt. Als Beispiel ist hier "Die Tomatensauce" aus seinem Erzählband "Das Grauen. Seltsame Geschichten"287 anzuführen.

ist mit dem kompositionellen identisch; er folgt dem klaren dreiteiligen Aufbau: Der

erzählerische

Rahmen

1. Einleitung in das sonderbare Geschehen, 2. Darstellung des Geschehens, und 3. Schlußbetrachtung. Pope, ein englischer Pfarrer, stellt dem Erzähler eine blutige Salsa auf der Insel Grenada vor. Die strukturelle Einführung

besteht darin, daß die Figur des Pfarrers mystifiziert wird: Hörensagen über seinen zweifelhaften Charakter, Ablehnung seiner Person in allen Gesellschaftsschichten, und ausdrüc­

kliche Warnungen davor, daß man Umgang mit ihm pflege. Zu vermerken ist, daß das Moment des Phantastischen hier, wie auch in dem Großteil der Prosabeiträge im "Orchideengarten", keine Überraschung

für den Leser darstellt;

der Leser wird

nicht auf den Einbruch des Phantastischen vorbereitet, sondern auf den Höhepunkt des phantastischen Geschehens, dessen Beschreibung den größten Teil des Textes in Anspruch nimmt.

Das

Hauptgeschehen

in

"Tomatensauce",

die

Blutorgie,

ist

286 Öfters erfüllte die Verlegung des Handlungsortes in die fernen oder unbekannten Ortschaften bereits die Bedingung des Phantastischen, dies durfte jedoch - im Unterschied zur Tradition der gothic-novel - ohne den illusorischen Aufwand geschehen; hinzuweisen ist auf die humoristische Erzählung von Roellinghoff, "Aufstand im Nirwana", im "Orchideengarten", (1919,H.3,S.15-17): Handlungsort Himmel, wo es allzu alltäg­ lich zugeht: Wahlen, Komittees, Delegationen und Beschlüsse. 287 Ewers, Hans Heinz: , S.7-30.

Die

Tomatensauce,

-in:

Das

Grauen,

115

ausdrücklich gleich im ersten Satz anwesend288; der Text fängt damit an, daß der Erzähler dem Pfarrer, der durchwegs Hauptak­

teur dieser Geschichte bleibt, bei Stier- und Hahnenkämpfen begegnet. Die Textabschnitte entsprechen den einzelnen Erzählepisoden, in denen der Erzähler entweder den Pfarrer oder Gerüchte über ihn kennenlernt. Die Mystifikation des Pfarrers weckt nur noch Neugierde beim Erzähler. Nachdem er

das

Vertrauen

des

Fremdlings

gewonnen

hat,

darf

er

einer

geheimen Salsa beiwohnen: einem festlichen Wettkampf zweier, auf dem Boden gefesselter Männer, die nur ihren Oberkörper bewegen können und einander mit gespitzten Messern blutig zu Tode stechen. Das längste Kapitel (ca. ein Drittel) der Erzählung, das alle Einzelheiten des stundenlangen Kampfes und seine unmittelbare Umgebung genau schildert, zeigt eben die ästhetische Intention auf. Das Schlußkapitel fügt der Erzäh­ lung nichts Neues hinzu und berichtet über die Reaktionen der zwei Europäer zu diesem "unter den Europäern unmöglich"289

Spiel, der eine bricht aus Entsetzen fast zusammen, der andere gerät beim Anblick des Blutrausches in Entzückung. Der Schlüssel zur ästhetischen Intention solch einer

Erzählung ist auch in den Mund des englischen Pfarrers gelegt. Dieser lebt selber äußerst bescheiden und stellt sein "nicht unbeträchtliches Vermögen"290 den verletzten Toreadors oder den Opfern der

'Tomatensalsa'

bzw.

ihren Familien zur Ver­

fügung. Die tödlichen Wettbewerbe betrachtet er leidenschaft­ lich, ohne jedoch zu wetten291:

288 Er läutet: "Das erstemal: vor fünf Wochen bei der Corrida, als der schwarze Stier von Miura den kleinen Quinito durch den Arm stieß -". -Ebd., S.7. 289 Ebd., S.12.

290 Ebd., S.12.

291 Ebd., S.18. cHervorhebungen im Original>

116

"Sagen Sie mal Reverend," rief ich, "weshalb wetten Sie dann nicht?" Er hielt meinen Blick ruhig aus und antwortete nachlässig: "Ich? - Ich wette niemals: das Wetten beeinträchtigt die reine Freude am Schauen." Hier geht es um die Veranschaulichunq des Sonderbaren.

Der

(kompositorisch) hervorgehobene Schluß fügt nur noch die Weisheit des Pfarrers hinzu: "Wie herrliche Genüsse schenkt uns das Leben! Es ist eine Lust zu leben!"292. Neben der

literarischen Darstellung sonderbarer Lebensgenüsse, weist die

Erzählung auch darauf hin, daß sogar die Negation des Lebens zu erleben sei, was wohl zur Steigerung der Lebenslust

beitragen könnte. Der Bezug zum Abenteuerlichen liegt darin, um dies noch einmal zu betonen, daß der Erzähler freiwillig, aus Neugierde sich auf diese nicht-alltägliche, ihm selber grauenhafte Erfahrung einläßt. "Das Grauen" ist doch zum

geschrieben, hat Ewers wohl gemeint.

Lesevergnügen

1.1.3. Erzählstrukturen

in der oberen und mittleren Schichtung der Phantastik

Da

es

in

einer

literarischen Gestaltung wie

der oben

angeführten Erzählung vor allem darum geht, daß dem Leser eine sonderbar-seltsame Situation in ihren intimen Details vorge­

stellt wird,

bleibt die strukturelle Konzentration auf ein

Geschehen oder, genauer: auf seine detaillierte Beschreibung, in den kurzen Prosaformen zu bewältigen. (Es wird noch ausge­ führt, wie auch die Lyrik im "Orchideengarten" eine ähnliche Aufgabenstellung zu bewältigen hatte.) Die spezifischen

Eigenschaften einer Novelle oder einer Kurzgeschichte (short story) kommen hier jedoch nicht zum Tragen, denn einerseits bleibt diese Erfahrung ohne jeden Einfluß auf die Person und

ihre Entwicklung und andererseits deutet diese Beschreibung

292 Ebd., S.30.

117

einer Salsa auf keine weitere, allgemeinere Problematik hin. Die Beschreibung steht verselbständigt da. Dieser Erzähltypus

scheint ziemlich verbreitet gewesen zu sein, auch wenn es im Korpus der untersuchten Phantastik an musterhaften Novellen nicht fehlte - wie es noch am Beispiel von Strobls "Die arge Nonn'" ausführlich darzustellen sein wird. Man könnte das novellistische von einem voyeuristischen Anliegen unterschei­ den,

und dieses sogar zu einem Kriterium heben, um zwischen

der oberen und mittleren Schichtung jener Phantastik differen­

zieren

zu

können:

Die

literarische

Veranschaulichung

der

phantastischen Ereignisse ist Charakteristikum der beiden oberen Schichtungen, auf der mittleren Schichtung wird sie

aber zum Selbstzweck. Auf der mittleren Ebene kam es, infolgedessen, öfters zu einer reinen Aneinanderreihung sonderbarer Phänomene293; eine handelnde Person, um die diese Phänomene zentriert sind, fungierte dann als der einzige erzählerische Zusammenhang294. 293 Bereits Poe hat diese Erzähltechnik immer wieder angewen­ det, vgl.u.a. "The Thousand-and-Second Tale of Scheherazade", Erstveröffentl. 1845, "Some Words with a Mummy", ebenfalls 1845; -in: Poe, E.A.: The Science Fiction of Edgar Allan Poe, collected and ed. with an Intro, and Commentary by Harold Beaver, Middlesex-New York (etc.) 1978, pp.135-153 und 154170. Eine Aufzählung sonderbarer Phenomena ist hier jedoch kein Selbstzweck; The "Tale" illustriert die anfangs zitierte Weisheit ("Truth is stranger than fiction", ebd., S.135), während "Words" gegenüber dem wissenschaftlichen Fortschritt eine satirische Grimasse schneiden, die Wissenschaftler hätten wohl der zum Leben geweckten Mummi nichts zu bieten, außer Bonbons gegen Mundgeruch! (Ebd., S.170).

294 Diese Technik, konsequent fortgesetzt, führt problemlos zu einer Großform, die einem traditionellen Abenteuerroman am nächsten liegt. Hinzuweisen ist auf Ewers "Alraune. Die Geschichte eines lebenden Wesens" , den größten Romanerfolg jener Phantastik. Hier berichtet Ewers über verschiedene Ereignisse um die - anthropomorphisierteGestalt der Alraune. Daß es hier sich um die Beschreibung der Ereignisse handelt, zeigt bereits die Namengebung der einzel­ nen Romanabschnitte auf: "Zweites Kapitel,

118 Zum Beispiel werden in "Der Edison der Tierwelt" von Othmar Sterzinger295 ein Bio-zoologe und sein Labor vqrgestellt. Was

folgt ist die Aufzählung von Resultaten seiner Experimente; phantastisch sind sie insofern, als sie die Verwandlung irgendeines Tieres in eine Maschine darstellen. Übrigens könnte man die Anthologie "Phantastische Geschichten", in der diese Erzählung enthalten ist, als ein typisches Beispiel für die sogenannte "mittlere" Schichtung gelten lassen. Der journalistische Stil scheint sich zu dieser Gestal­

tungsmöglichkeit wohl zu eignen, da es sich ja um trockene Berichterstattung handelt. Die altbewährten Techniken der Phantasten, wie die Aneinanderreihung der Tagebuchaufzeichnun­ gen oder die Wiedergabe der Brieffolgen, stellen eine feinere, objektiviertere Möglichkeit einer literarischen Berichterstat­

tung dar; solche Kunstgriffe kommen ausdrücklich in der Phantastik oberster Schichtung vor296. Ewers kleidet oft seine sonst trocken gehaltenen Berichte in eine märchenhafte Einrah­ mung ein; dies gilt jedoch nicht einer Verschiebung des Geschehens auf die Ebene des Märchens, was zu einer "wunder­

baren" Wirkung

führen würde -

formal wie

inhaltlich werden

das erzählt, wie es geschah, daß man Alraune erdachte Drittes Kapitel, das zu wissen tut, wie Frank Braun den Geheimrat über­ redete, Alraune zu schaffen Viertes Kapitel, das Kunde gibt, wie sie Alraunes Mutter fanden" usw. -Ebd. 295 Sterzinger, Othmar: Der Edison der Tierwelt, -in: Phanta­ stische Geschichten, 2.Aufl., München: G. Hirth 1919, S.101107. .

296 Anzuführen wären die benannte Novelle "Die arge Nonn'" von Karl Hans Strobl, -in: Das Gespensterbuch, hrsg.v. Felix Schloemp, München: Georg Müller 1913 , und die in den damaligen Anthologien besonders beliebte Erzählung von E.T.A. Hoffmann, "Der Sandmann". Die obengenannte Anthologie "Das Gespensterbuch" ist als ein typisches Beispiel für die oberste Schichtung der Phanta­ stik anzusehen.

119 diese Einrahmungen von dem übrigen Text rigoros abgetrennt297298 ;

das Wunderbare hätte wohl zur Verminderung der Schockwirkung geführt: dies scheint eher ein Versuch zu sein, die journali­ stische Berichterstattung mit einer traditionellen Ornamentik

des Literarischen zu verkleiden. Nicht selten geschieht die Veranschaulichung des Sonder­ baren auf einer optisch wahrnehmbaren Ebene: während auf der

mittleren

Stilebene,

wie

etwa

in

der

bereits

angeführten

Erzählung von Ewers, die Vermittlung der optisch wahrnehmbaren Eindrücke des Erzählers in den Mittelpunkt gerückt wird, so

gewinnt auf der gehobenen Ebene etwa die Figur des Lichtes oder des Tages bzw. der Dunkelheit an Bedeutung. "Eines Nachts erwachte ich plötzlich aus tiefem Schlaf", berichtet Hans Anders, der Baumeister in der Novelle von Strobl, im An­ fangssatz299 und begegnet das Gespenstische fortdauernd immer

nur in den Nächten. Die nächtliche Atmosphäre, in der nun die phantastischen Ereignisse stattfinden, ist hier mehr als eine

Kulisse zu verstehen: als ein struktureller Gegensatz zum Tag. Die Nacht, dem Tag deutlich entgegenge­ setzt, scheint Geheimnisse zu verbergen, welche die Wirklich­ schauderhafte

keit des Arbeitsalltags des Baumeisters zu enträtseln vermö­ gen. Je mehr er sich in seinen "nächtlichen Halluzinatio­ nen"299 verstrickt, desto stärker entrückt sich seine Existenz von den im Alltag geltenden, rationalen Normen. Wie sein Untergang und Tod zu erklären sind, bleibt letzten Endes unschlüssig. Auf einer Darstellung

der

subtilen

Ebene

phantastischen

handelt

es

Ereignisse,

sich

um

nicht das

um

bloße

297 Vgl. "Einleitung, "Intermezzo" und "Schluß" in Ewers, Alraune, 1911 , die einzigen lyrischen Interludien, welche weder inhaltlich noch formal mit dem Roman etwas zu tun haben. 298 Strobl, K.H.: Die arge Nonn' , S.262. 299 Ebd., S.265.

120 Benennen des Noch-Nicht-Benannten: die ästhetische Aufgabe eines Phantasten fängt bereits bei der Bemühung an, das

Unbenennbare

überhaupt

zu

benennen.

Da

die

Phantasten

im

allgemeinen die mimetische Funktion der Sprache und die sprachlichen Normen kaum in Frage stellten300, wurden manchmal die geläufigen Ausdrucksmöglichkeiten überstrapaziert301, und manchmal kam der Sprache fast eine magische Funktion zu: behauptet Hans Anders302 in der Novelle von Strobl:

so

Ich habe mich immer davor gehütet, von Angelegenheiten, die erst im Beginn der Entwicklung stehen, viel zu sprechen; denn ich fürchtete die Wirkung des gesprochenen Wortes. Das Wort ist mächtiger, als unser Alltagsverstand denkt, und es beeinflußt die Zukunft auf eine geheimnis­ volle und unfehlbare Art.

1.1.4. Die Unterschiede zwischen den drei Schichtungen in Hotivik und Handlung Die

Beziehung

jener

Phantastik

zum

Abenteuerlichen

gewisse Bauelemente, sondern sie hinterläßt einen deutlichen Niederschlag auch in semantischer und motivi­ scher Hinsicht. Erstens geschieht das Sich-Einlassen auf das fördert nicht nur

Phantastische,

wie bereits

angedeutet worden

ist,

aus Neu­

gierde und, zweitens, als ob dies eine Art Freizeitgestaltung

für die handelnden Personen wäre. Ein lesenswertes Märchen, in dem das Sich-Einlassen auf das

Phantastische

aus

Neugierde

geschieht,

liefert

bereits

300 Vgl. Kapitel II.2.3.1. 301 Hinzuweisen ist auf die überaus geläufige Verwendung der Leerschritten im Text, die mit "-- " bezeichnet werden. Am radikalsten zeigt dies der Roman "Jagd durch das Jenseits" von Stephan Sorel, Wien: Stein 1923, der fast zu einem Viertel aus solchen Stellen besteht. 302 Strobl: Die arge Nonn' , S.272.

121

Nikolai W.

Gogol303,

einer der beliebten Phantasten

Thoma Brut,

jeweiligen Medien.

in den

ein Philosoph aus Beruf,

der

einer Hexe zu ihrer Erlösung verhelfen soll, unterliegt nach einem heftigen Kampf der Macht des Erdgeistes Wij. Die dualistische Struktur in der Handlung liegt im Erklärungsver­

such seines Scheiterns. Der Philosoph hält, durch den von ihm gezeichneten heiligen Kreis geschützt, mitten in der Dämonenund Geisterschar

die

ihm vorgeschriebenen drei

Nächte

fast

Alle Geister im Raum, verzweifelt, daß sie ihn nicht lokalisieren können, holen den Fürst der Geister, Wij, zu Hilfe. aus.

Die großen Augenlider hingen ihm bis zur Erde herab "Hebt mir die Lider empor, ich sehe nicht", stöhnte Wij mit unterirdischer Stimme - und die ganze Dämonen­ schar stürzte auf ihn zu, um ihm Lider emporzuheben. Eine innere Stimme flüsterte dem Philosophen zu: sieh nicht hin. Aber er hielt es nicht aus und blickte hin. "Da ist er", schrie Wij und deutete mit seinem eisernen Finger auf ihn, und alle Geister fielen über den Philosophen her. Atemlos stürzte er zu Boden und gab schreckerfüllt seinen Geist auf.304

Thomas Nachfolger, ein ahnungsloser junger Philosoph, glaubt, daß Thoma gescheitert wäre, "weil er Angst bekommen hat; hätte er sich nicht gefürchtet, so hätte die Hexe ihm nichts anhaben können"305. Es war jedoch, weiß der allwissende Erzähler wie sein

Leser,

nicht

die

Angst,

sondern die Neugierde:

Thoma

blickte in die Augen des Dämonen und verlor. Wie dem Philosophen Thoma seine Begegnung mit der Hexe und den Dämonen sein Leben kostet, so werden auch dem Baumei­

ster, Hans Anders, in der Novelle, "Die arge Nonn'", von Karl 303 Gogol, Nikolai W.: Wi*j, der Fürst der Geister, Schloemp (Hrsg.), Das Gespensterbuch, 1913, . 304 Ebd., S.351.

305 Ebd., S.352.

-in:

122 Hans Strobl, seine allnächtlichen Erlebnisse zur lebenswichti­

gen Erfahrung. Auch hier läßt sich das erzählerische Ich auf das Phantastische größtenteils freiwillig ein306: , da ich den Verführungen der Romantik nicht widerstehen kann, den Entschluß, einmal nachts die Ruine aufzusuchen. Ich wollte den Reiz des Unheimlichen auf mich wirken lassen und mich mit den Geistern des Ortes befreunden.

Dieses Motiv der Neugierde und sogar der Bezug zum Abenteuer­ lichen sind jedoch auf die mittlere und die oberste Schichtung einzuschränken: Die Phantastik der "Volksromane", welche als die unterste Schichtung zu bezeichnen ist, unterscheidet sich von den beiden anderen Schichtungen gerade darin, daß hier die Begegnung mit dem Phantastischen als kein Abenteuer zu erfassen ist. In den Gespenster- und Volksromanen bleibt der übernatürliche Bereich vom Natürlichen streng abgetrennt. Hier

wimmelt es von Schreck- oder Warngespenstern, die an gewissen Entscheidungsmomenten in das menschliche Leben eingreifen und wieder verschwinden. So erklärt etwa in einem typischen Gespensterroman, "Das versunkene Eisenkreuz. Warnende Kundge­ bungen aus der Geisterwelt307", der alte Knecht Adam seinen neuen Herrn, einen aufgeklärten Major, der sich neuerlich auf einem Landsitz niedergelassen hat:

Der Geist, der hier umgeht, ist von guter Art, er tritt nur dann auf, wenn den Herrschaften irgendeine Gefahr droht, um sie vor derselben zu warnen.

Hinzuweisen ist auch auf eine "Erscheinung" aus dem Räuber­ roman "Karl Heinrich Picard genannt Fetzer", die in einem problematischen Moment,

als nämlich das böse Paar,

Seidwitz

306 Strobl: Die arge Nonn', , S.263-264.

307 Breyer, Albert: Das versunkene Eisenkreuz. Warnende Kundgebungen aus der Geisterwelt. Wirklich erlebtem nacher­ zählt, Berlin: A. Weichert o.J., cCollection Geister­ und Gespenster-Romane, Bd.9>, S.14.

123 und Fiamatta, den schlafenden Räuberhauptmann Fetzer nahezu ermordet hätte, auftritt, die Meuchelmörder hinausjagt und sofort verschwindet308. den

In der obersten Schichtung besteht eine Wechselwirkung in Beziehungen der handelnden Person zum phantastischen

Phänomen: einerseits greift die Person ins Unbekannte ein, andererseits wird ihre eigene Existenz dadurch maßgeblich beeinflußt, bedroht, besser gesagt: liquidiert309 - ein deutlicher Unterschied zur Phantastik der mittleren Schich­ tung: zur Kurzprosa aus der erwähnten Anthologie "Phantasti­ sche

Geschichten"

und

zum Großteil

der Phantastik aus

dem

"Orchideengarten", wo die handelnden Personen das Moment des Phantastischen problemlos zu bewältigen wissen. Die Konfrontation mit dem Phantastischen gehört in Gogols

Märchen sogar zum Arbeitsalltag der handelnden Person; auch in der Novelle von Strobl liegt der unheimliche Ort innerhalb des Arbeitsbereiches des Baumeisters Anders. Dies unterscheidet

sich deutlich von dem Muster des Normaltypus aus dem "Or­ chideengarten" oder auch einer sonderbaren Reiseerfahrung eines Ewers. Eine durchschnittliche handelnde Person im "Orchideengarten"

ist,

zweckungebundene

männlich, stammt aus hat Freizeit zum Reisen, um

näher bestimmt,

der städtischen Mittelschicht,

Experimente durchzuführen

unglaubliche Erfahrungen zu plaudern, Alkoholphantasie entpuppt.

oder über eigene

was sich oft als eine

308 : Karl Heinrich Picard genannt Fetzer der größte deutsche Räuberhauptmann des 19. Jahrhunderts. Größer als Schinderhannes Mächtiger als Leichtweiß, Dresden: Dresdner Romanverlag -1904, II Bde., 2396 S., hier I.Bd., 3.Heft, S.49. 309 Vgl.u.a. die erwähnte Novelle von Strobl. Diese Novelle zeigt übrigens die straffe Struktur einer phantastischen Erzählung. Auf die Gespensterhaftigkeit eines 'Klosterromans' zurückgreifend, wird hier eine Unschlüssigkeit aufgeworfen, welche sich für die Definition des Phantastischen von Todorov als mustergültig eignen würde.

124 1.2. Menschenbezogenes Weltbild und Anthropomorphisierung der Umgebung Mit den Mitteln der Fiktion oder der allegorischen bzw. symbolischen Bildlichkeit gibt die Phantastik eines "Orchi­ deengartens" nicht nur die Situation der Nichtalltäglichkeit

wieder, sondern sucht auch den Menschen in dieser Nichtalltäg­ lichkeit Platz anzuweisen.

Die Mittel,

Bewältigung

wie

dies

des

Allgemeinen

besonders

im

anhand

allegorischer

"Orchideengarten"

vorkommt,

deutet auf ein menschbezogenes und -zentriertes bzw. anthro­ pozentrisches Weltbild hin. Dies bestätigen auch die in der Nähe des "Orchideengartens" beheimateten weiteren literari­

schen und ideologischen Gewächse wie'die im "Orchideengarten" ständig angezeigte Abhandlung "Die Erde - nicht die Sonne" von Johannes Schlaf, welche die Erde in den Mittelpunkt des Universums zu stellen sucht. Die Menschbezogenheit hat zur Folge, daß einerseits auf

die Fähigkeit des Menschen, Wirklichkeit selber zu gestalten, hingewiesen wird

-

öfters

geschieht dies

dadurch,

daß

ein

Gegenstand aus dem Alltag aus einer entfremdenden Perspektive betrachtet wird -,

und andererseits seine ganze - lebendige

wie leblose - Umgebung zunehmend anthropomorphisiert wird. Die Möglichkeit, das Leblose beseelen zu können, hat jene Phanta­ stik voll ausgeschöpft. Ein überzeugendes Beispiel wären die

Illustrationen phantastischer Texte,

welche

-

in

der Regel

figürlich - immer mit bio- und zoomorphischer Ornamentik konzipiert sind. Auch für die Leisten und Schlußvignetten wird

im "Orchideengarten" eine abstrakte Ornamentik am seltensten verwendet310. Nicht nur die Pflanzenwelt im "Orchideengarten" hat üblicherweise Augen und Nasen, sondern auch Lampen oder Maschinen sind mit menschlichen Organen versehen. Es

ergeben

310 Entfällt.

sich

zwei

typische

Möglichkeiten,

wie

das

125

Leblose das Lebendige einholt: entweder behauptet dies einen

Platz, dem Lebendigen gleich, im Alltagsleben und stört bzw. verändert dieses in irgend einem Sinn, oder das Leblose bekommt ausdrücklich Züge des Lebendigen.311 In einer Erzählung von A. De Nora im "Orchideengarten"312, "Leblose Dinge", behaupten diese gerade in ihrer Leblosigkeit solch eine Macht,

daß sie ein lebendiges Wesen

überwältigen und vernichten. Öfters bekommen alltägliche Gegenstände eine Übermacht über die Menschen. In "Die Aschenurne" von Wilhelm Nhil313,

lebt der nach seinem Tod verbrannte Großvater in seiner Aschenurne gewissermaßen weiter und stört das Liebesglück des Ehepaares, wie er dies während seines langen Lebens getan hat; erst nach dem Begraben dieser Urne und dem Verbrennen des von dem Großvater heiß geliebten Grammophons herrscht wieder Ruhe. In "Die unsterbliche Matratze" von Victor Ottmann314 kann der

Erzähler unmöglich die von ihm erworbene Matratze loswerden. Alle Versuche, die Matratze wegzuwerfen bleiben erfolglos und treiben den Erzähler in die Verzweiflung.

311 Hinzuweisen ist auf die Arbeit von Wolf, Robert M.: Arkham und der Weg dorthin. Annäherung an den unheimlichen Ort, -in: Zondergeld, Rein A. (Hrsg.): Phaicon 5. Almanach der phanta­ stischen Literatur, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1982 Phanta­ stische Bibliothek Bd.86>, S.8-29. Wolf zeigt überzeugend, daß die Unheimlichkeit des Ortes als "ein durchgängiges Wesensmerkmal phantastischer Literatur" (ebd. S.9) aufzufassen ist, und wie sie in der Handlung eine antagonistische Rolle behaupten kann. 312 Nora, A. De: Leblose Dinge, -in: "Orchideengarten", 1920, H.2, S.1-4. 313 Nhil, Wilhelm: 1920, H.l, S.7-9.

Die

Aschenurne,

in:

"Orchideengarten",

314 Ottmann, Victor: Die unsterbliche Matratze, -in: Phanta­ stische Geschichten, , München: G. Hirth 1919, S.23-36.

126 Ähnliches geschieht in "Der Schrank" von Hans Fischer315. Der Erzähler besorgt sich einen alten, majestätischen Schrank, der zufällig sogar auch die Wappen seines eigenen Geschlechtes trägt. Sofort nachdem er einen Platz im Zimmer gefunden hat,

verwandelt der Schrank dieses "in ein fremdes Zimmer": Ein leises Sieden war um mich her, ich fiebrige Pulsieren des Blutes im Holz der Möbel zu hören Der Schrank sah aus, wie seinem breiten Riesenleib auf mich zukommen fühlte, daß ich hier nur noch zu Gast sei, war Herr dieser Wohnung geworden.

meinte das umstehenden wenn er mit wollte. Ich der Schrank

Der erste Schreck wird überwunden und bald darauf folgt eine

Versöhnung zwischen dem Schrank und seinem Besitzer. Sie teilen das Leben und ihre Gefühle miteinander316. Diese Begegnung mit dem altbewährten Schrank wird eine mit sich selbst; mit dem - als besser angesehenen - Teil des Ich, das

unveränderlich, konstant bleibt und, wie der Schatten des Schrankes, Züge des Zeitlosen annimmt. Die Verwandlung des Ich

und der Vorgang der Erkenntnis verläuft größtenteils auf der Ebene eines Gesprächs zwischen dem Ich und dem Schrank oder als Bilderfolge nacherlebter Erfahrungen, trotzdem bleibt eine

moralisierende Vereinfachung des Geschehens im Erzählrahmen erhalten317, und die Vision des Erzählers läßt sich zum Teil

315 Fischer, Hans: Der Schrank, -in: "Orchideengarten", 1920, H.10, S.6-9. 316 "Er ist ernst und traurig, er hat sicher schwerere Dinge hinter sich denn ich. Ich fühlte jetzt mit ihm. Er sah mich an. Er hatte einen treuen, herzlichen Blick, wie ein guter alter Bekannter Dankbar streichelte ich über das glatte dunkelrote Holz des Schrankes, ein leises Knistern ging durch seine Fugen, und seine Schultern reckten sich erleichtert, wie wenn er aufatmete. " -Ebd., S.7. 317 "Ich sehe dort springende Gestalten...lese sie buchstabierend wie Schriftzeichen, klar: "Ewig sind der Geist und die Dinge nur. Der Mensch aber verwandelt sich von Jahr zu Jahr, von Tag zu

127 reduzieren auf eine Art Übertreibung der Charakteristika des alten, massiven Schrankes, welche bereits im Alltag auch als

solche wahrzunehmen sind. Franz Schoenberner318

Erzählung

über

eines

der

schreibt

z.B.

auch

alltäglichsten

eine

Ereignisse

kurze

-

das

letzte Flackern eines Lampions -, um diesem eine unheimliche Dimension zu geben. Das Unheimliche besteht fast nur darin,

daß das Auslöschen eines chinesischen Lampions als das Sterben eines

Menschen

empfunden

wird.

Daß

es

sich

hier

um

die

Umgestaltung einer alltäglichen Empfindung, um eine bewußte literarische Fabrizierung handelt, ist allzu evident. Erzählt wird, wie man eine - auch nur alltägliche - Situation auf sich beängstigend wirken lassen kann, jedoch in einer äußerst heiteren Laune319320 . In einer Geschichte von Rich. Rieß wird ein sehr ernst gewordenes Spiel, das nämlich einen der Spieler zum Tode führt, vermittels einer geläufigen Redewendung abgetan und verharmlost330. Wie ein im Volksmund verbreiteter Glauben

für einen Erzählrahmen fruchtbar werden kann, zeigt der Roman "Zwischen neun und neun" von Leo Perutz, in dem der Held in seinem Sterbemoment seine ganze Geschichte nacherlebt321. Hinzuweisen ist nun darauf, wie das Leblose Züge des Lebendigen, noch präziser: des Menschlichen, bekommt. Dies

Tag" usw. -Ebd., S.8-9. 318 Schoenberner, Franz: Der sterbende Lampion, in: "Orchideengarten", 1920, H.6, S.1-2. 319 "Die Stille wurde drückend, sie wurde unheimlich, beäng­ stigend. Und plötzlich mitten in diese lautlose Stille hinein klang ein leiser Schrei, natürlich kein lauter wirklicher Schrei, das kommt unter gebildeten Menschen nicht vor, aber doch..." -Ebd., S.2.

320 Rieß, Richard: Ecarte in Texas. Eine merkwürdige Spieler­ geschichte, -in: "Orchideengarten", 1920, H.ll, S.10-15.

321 Perutz, Leo: Langen 1918.

Zwischen

neun

und

neun.

Roman,

München:

128

geschieht nicht

nur auf

der Ebene der Vergleiche oder der

wodurch einzelne Bildelemente ausgeschmückt werden: abgesehen davon, daß im "Orchideengarten" zahllose Bäume atmen bzw. "vor Schmerz und Weh aufheulen"322 oder die Bildmetaphorik,

Häuser flüstern323 usw., machen eine Menge Prosabeiträge das Anthropomorphisieren der Umwelt an sich zum zentralen Thema, wie etwa "Die Lokomotive" von Leopold Plaichinger324.

Die Erzählung, "ein Traum" genannt, liefert eine Bilder­ folge, die sofort als erotisch zu erkennen ist, sowohl auf der

wörtlichen Ebene als auch auf einer psychoanalytischen Interpretationsebene. Eine Drehtüre, die der Erzähler am Bahnhof sieht, kommt ihm vor wie "die Liebe, sie saugt tausend Männer auf und hat um tausend zu wenig". Im Bahnhofsrestaurant bekommen er und seine Begleiter sich gegenseitig anzüngelnde

Schlangen und silbrig geschuppte Fischlein in Silberschüsseln serviert. Sein Versuch, sich an die Serviererin heranzumachen, bleibt erfolglos. Er rast zum Bahnsteig mit der Angst, den Zug zu verpassen. Er verpaßt ihn, und verliebt sich in die abfahrende Lokomotive:

"Sie

ist so schön!

So gedrungen und

dennoch so schlank! Spitz und schneidend wirft sich ihre Brust in den Wind". Er verfolgt sie mit einem Automobil, das bald zum Fliegen anfängt:

Mit weitgespreiteten Flügeln - ein Sturmvogel, hängt der Wagen über die Lokomotive. Wie schön ihr Körper 322 Rosse, S.12.

Agnes

Maria,

-in:

"Orchideengarten",

1920,

H.l,

323 Z.B. "Es sind viele alte Häuser in der alten Stadt Krems. Einige stehen da und kümmern sich um gar nichts in der Welt mehre...> Andere wieder haben flüsternde Stimmen, sie rufen die Vorübergehenden an und versuchen sie festzuhalten wie alternde Gassenmädchen". - Strobl, Karl Hans: Die byzantinische Münze, -in: "Orchideen­ garten", 1920, H.6, S.9. 324 Plaichinger, Leopold: Die Lokomotive. chideengarten", 1920, H.4, S.4-6.

Ein Traum,

in:"Or-

129

Frauenhaar! Stoßweise, gehetzt schlägt mir ihr heißer Atem ins Gesicht.

Ich stürze auf sie, springe sie an wie ein Hahn die Henne, und wie ein Hahn die Henne am Scheitel saust und niederpresst, so beißt der Motor meines Flugwagens, der zugleich mein Mund ist, in den Schlot der Lokomotive, der schlanker Nacken einer blonden Frau ist. Beide sind wir Maschinen und Menschen zugleich, meine Sturmflügel legen sich schmiegend um ihren Leib. Zu vermerken ist die Offenheit der Phantasten aus dem "Or­ chideengarten" gegenüber dem Maschinellen. Im zweiten Jahrgang widmete die drei Jahre bestehende Zeitschrift zwei Sondernum­ mern325 der Phantastik der Technik, die zweite der "elektro­ technischen Industrie Deutschlands" gewidmet. Bereits seit dem 18. Jahrhundert hat das Eindringen des Mechanischen in die menschliche Wirklichkeit und Phantasie die phantastische

Literatur

mit

Stoffen

bereichert.

Behauptete

sich in der Spätromantik, wie etwa bei E.T.A. Hoffmann, das Maschinelle bzw. das Mechanische jedoch als ein Gegenpol zum

Menschlichen

(etwa

"Der Sandmann" von E.T.A.

Hoffmann)

nicht selten galt es sogar als der Inbegriff des Bösen -, so scheint, daß die Phantasten um die Jahrhundertwende die Maschine vorbehaltlos akzeptiert haben, man identifizierte sich mit ihr.

2. Zur Problematik des Lyrischen und des Allegorischen Die Phantasten pflegten epische Formen. Bereits Todorov hat in seiner "Einführung" aufmerksam gemacht auf die unver-

weigerliche Nähe eines jeglichen Diskurses des Phantastischen

325 Phantastik der Technik, Sondernummer des "Orchideengar­ tens", 1920, H.4. Elektrodämonen, Sondernummer des "Orchideengartens", 1920, H.23.

130

zu

"darstellenden"

Unterschied sentative"

zur

Literaturformen326,

Poesie,

Charakter

der

Lyrik

und

zur

Fiktion

Allegorie.

literarischen

Der

Texte,

-

im

"reprä­

heißt

es,

ermögliche erst eine Darstellung der (implizierten) Ereig­ nisse, welche dann eventuell als phantastisch aufzufassen

wären. Angesichts dieses Konsensus ist es interessant zu untersuchen, mit welchen literarischen Mitteln die Phantasten ihre ausdrücklich lyrischen Beiträge gestaltet haben. Herrschte im "Orchideengarten" fast zwangsläufig Erzählund Sachprosa327 vor, so beinhaltete doch fast jede Nummer in der Regel ein Gedicht, selten auch zwei. Bereits diese strenge

Regelmäßigkeit

zeigt die Bemühung der Redakteure,

die Zeit­

schrift möglichst vielfältig zu gestalten, wobei neben Prosa und Grafik auch die Lyrik sich behauptete328. Daneben förderte die spürbare Subjektbezogenheit jener Phantastik lyrisch angehauchte Stimmungs- und Landschaftsmalerei. Die Auswahl der lyrischen Beiträge im "Orchideengarten" scheint in stofflicher und inhaltlicher Hinsicht einer engeren Typisie­ rung verpflichtet. Auffallend sind die folgenden drei Arten

des Gedichtaufbaus: Es wird 1. eine Erzählung eines Ereignisses in den Mittelpunkt

gestellt, oder 2. eine phantastische Atmosphäre bzw. ein Gegenstand aus dem Inventar des Phantastischen beschrieben, oder

3. mittels der Allegorie bzw. einer (öfters ins Allegori­ sche) weitergeführten Metapher verallgemeinert. 326 Todorov 1975 , S.55-68. 327 Die fast regelmäßig geführte Rubrik "Absonderliches und Wunderbares" zitierte Episoden aus Biographien bzw. ge­ schichtliche Anekdoten, die Erfahrungen des Wunderbaren thematisierten. Diese Rubrik wurde später durch "Sterndeu­ tungen" ersetzt. 328 Der Versuch, Lyrik in den Rahmen dieser Zeitschrift einzubauen, scheint äußerst gezwungen; die meisten Beiträge kann man kaum als phantastisch bezeichnen.

131

Und in thematischer Hinsicht kommt es - grob gesagt - immer wieder zur Erweiterung der menschlichen Erlebnis- bzw. Existenzsphäre;

sei

es

durch

die

Darstellung

einer

den

Menschen ungewöhnlichen Situation - angefangen von einer dämmerlich-nächtlichen Atmosphäre bis zu fast unmenschlichen

Ereignissen - , oder einer Konfrontation zwischen Menschen und

einem anthropo-, bio- oder zoomorphisierten Phänomen aus einer anderen Wirklichkeitsebene,

Instanz vertritt,

welches in der Regel eine höhere

oder aber durch das Aufheben ins Allego­

rische, was einen subjektiven Versuch darstellt, eine Abstrak­ tion sinnbildlich zu gestalten. 2.1. Der strenge Erzählrahmen

Die Aneignung eines betont epischen und erzählerischen Stiles bot sich als die einfachste Lösung für den Lyriker. Mehrfach stellte man ein konkretes Ereignis in den Mittelpunkt des Gedichts. Ferdinand Weinhandls Beitrag im "Orchideengar­ ten", "Die Goldbergwerksknappen von Oberzeiring" illustriert dies deutlich329.

Die erste sechszeilige Strophe fängt mit "Anno domini Unbekannt" an und führt in ein konkretes Geschehen ein; ins

Gasthaus zum Schimmel an einem Faschingssonntag.

Goldener Wein rann über die Diele, Goldene Kugeln rollten im goldenen Kegelspiele Und damit ist die Atmosphäre etabliert. Eine Wiederholung dieser Verse in einer ergänzten Fassung am Ende der nächsten (Haupt-)Strophe

rundet

-

mit

Bezugnahme

auf

den

neueren

Tatbestand - das Geschehen ab. Und die darauffolgende Kurz­ strophe schließt das Gedicht mit einer verallgemeinernden Betrachtung ab:

329 Weinhandl, Ferdinand: Die Goldbergwerksknappen Oberzeiring, -in: Orchideengarten, 2.Jg.,10.H.,S.9.

von

132 Seit dieser Stunde sind Grube und Stollen Und der Ort, wo sie standen, für immer verschollen. Die erste Zeile der Hauptstrophe leitet zugleich das Ereignis

ein:

Da trat mit müdem Schritte Eine bettelnde Alte in ihre Mitte, Bat um einen Groschen, nur um kleines Stück Brot Für ihrer fünf hungernden Kinder hungernde Not. Nun ereignen

sich Grausamkeit,

Brutalität und

ein Blutbad,

alles ohne ersichtlichen Grund. Da enthauptet einer der betrunkenen Knappen die fünf Kinder der alten Bettlerin. All dies geschieht ohne jegliche Aufregung, der Not der Alten gilt nur noch Hohn: es herrscht "Hohnlachen ringsum im Raum", als die Greueltat begangen wird, und "höhnend" wird ihr einer der entzweiten Kinderköpfe als Geschenk angeboten. Der eigentliche

Höhepunkt des Ereignisses, der Bericht über das Blutbad, kühl

und jeder Schockwirkung beraubt, wird formal akzentuiert mittels der Dynamik eines außerordentlich kurzen Verses,

gefolgt vom Gedankenstrich: Und das Gräßliche tat Eine Anhäufung der Höhepunkte vermindert die Schockwirkung weiterhin. Dem einen Höhepunkt folgt der nächste (- der Mutter wird ein Kinderkopf als Brot angeboten) und gleich darauf noch

der dritte: Doch über die weinüberschüttete Diele Rollten fünf Kinderköpfe im goldenen Kegelspiele. Die vollbrachte Tat mündet wieder in die Ausgangsatmosphäre,

grausam,

sorglos und spielerisch wie sie gewesen war. Nicht

nur die Wiederholung der Bilder von der Diele und des ohne Unterbrechung laufenden Kegelspiels als Abschluß der Haupt­ strophe sorgt für die Selbstverständlichkeit des Geschehens,

133

sondern auch der monotone Rhythmus des Gedichtes: der volks­ tümliche Paarreim (aabbcc) wie die durchgehend eingehaltenen

trochäischen und jambischen Versfolgen deuten auf eine Art sorglose Distanz des implizierten Erzählers und seine Unbeküm­ mertheit um die Dynamik und emotionelle Schärfe des Ge­ schehens. Das einzige lyrische Moment macht hier das übertrie­

bene Klangbewußtsein (weibl.Reim, rhythmische Versfolgen, angehäufte Alliterations- und Assimilationsversuche) aus, und das

Phantastische

Brutalität

mit

entsteht

einer

daraus,

gleichgültigen

daß

eine

ungewöhnliche

Selbstverständlichkeit

abgetan wird. Ein Großteil der lyrischen Beiträge im untersuchten Jahrgang des "Orchideengartens" 330 zeigen eine ausdrücklich erzählerische Struktur ohne bedeutsame allegorische Anspie­ lungen auf. Einige sind zum Teil in einen viel älteren Traditionszusammenhang zu stellen, etwa in die Tradition der

Liebes- und komischen Romanze. Neben einer derben "Romanze" von dem Russen A.J.U1'janov331 sind die folgenden Nachdrucke

aus der deutschsprachigen Literatur aus dem 18. Jahrhundert zu erwähnen: "Getäuschte Erwartung" mit einer angehängten Moral für den 'lüsternen wakeren Junker'332. Und "Die Nachtigall" von Joh.Christ.Rost333 - hier wird erzählt über die Verführung einer Vierzehnjährigen durch ihren Buhlen,

durch den Vater,

deren Entdeckung

der jedoch das Problem friedlich zu lösen

weiß. Die Übernahme solcher Gedichte in den Rahmen der Phanta-

330 Untersucht wird der 2. Jahrgang der Zeitschrift, 1920. 331 Ul'janov, A.J.: Romanze. Aus dem Russischen ,in: "Orchideengarten", 1920, H.19, S.20.

332 : Getäuschte Erwartung, «angegeben als Nachdr. aus "Freund Heins Erscheinungen in Holbeins Manier", 1785>, -in: "Orchideengarten", 1920, H.9, S.8-9. 333 Rost, Joh.Christ.: Die Nachtigall, -in: "Orchideengarten", 1920, H.19, S.7-12.

134

stik scheint nur insofern berechtigt, daß es sich hier um das Phantastische als Entgrenzung der tabuisierten Erfahrungsbe­ reiche handelt: so findet eine Sondernummer "Das galante Abenteuer" im "Orchideengarten" Platz334, wie auch Ch. Martin Wielands "Erzählung in Priors-Manier", "Nadine" (1762)335, welche jedoch trotz des erzählerischen Rahmens ganz und gar auf dem Boden des Metaphorischen ruht.

2.2. Beschreibung einer Atmosphäre des Phantastischen

Eine weitere Gedichtgruppe im "Orchideengarten" stellt eine Beschreibung einer Atmosphäre bzw. eines Gegenstandes des

Phantastischen in den Mittelpunkt. Nur all zu oft bleibt auch hier eine strenge erzähleri­ sche Struktur erhalten. So verwendet etwa Karl Hans Strobl in "Post Mortem"336 Präsens und Präteritum, was zu einer strengen

Umrahmung beiträgt. Erzählt wird - in einer satirischen Tonlage -, wie die Beziehung der Menschen (-Gesellschaft) zum Schriftsteller sich verändert, sofort und erst nachdem er

gestorben

ist.

Die

Lebenden

und

der

Verstorbene

und

jeweiligen Äußerungen werden im Friedhof konfrontiert.

ihre Solch

eine Friedhofsunterhaltung gehörte zum festen Kanon jener Lyrik337. Manchmal wird diese geschildert nicht nur von der

höheren Warte des implizierten Erzählers aus, wie bei Strobl, 334 Sondernummer "Das galante Abenteuer", 1920, H.19.

"Orchideengarten",

335 Wieland, Ch.M.: Nadine. Eine Erzählung in Priors Manier,in: "Orchideengarten", 1920, H.19, S.16-17. 336 Strobl, Karl Hans: Post Mortem,-in: "Orchideengarten", 1920, H.ll, S.7. 337 Vgl. Scher, Peter: Die Totengräber, -in: "Orchideengarten", 1920, H.21, S.7. Braun, Felix: Ahnen, ebd., 1920, H.20, S.6. Meyer, Conrad Ferd.: Chor der Toten, ebd., 1920, H.15, S.12.

135

sondern auch als ein Gespräch bzw. eine Kommunikation, wobei übernatürlichen Gesprächsteilnehmer deutlich höher

die

gestellt erscheinen. In "Vision" z.B. nimmt das lyrische Ich ein Gespräch mit Gott auf338. In "Die Totengräber" von Peter Scher erleben die Toten eine Sitzung und die Diskussionen der Totengräber mit. Der hier angeschlagene heitere Ton ist im "Orchideengarten" immer wieder zu hören, vor allem jedoch in den Prosa-Beiträgen und

vorwiegend in einem satirischen Rahmen, selten jedoch auch in

derb-komischen Beiträgen. Im allgemeinen herrscht

aber

eine

düstere Atmosphäre,

wozu etwa die poetische Figur der 'Nacht' viel Fabulierstoff

liefert.

Nacht

und

Dunkelheit bedeuten in und trotz

ihrer

bedrohlichen Gestalt eine Befreiung - Befreiung vom Tag, von "Wünsche(n), Enttäuschung, Hoffnung (und Sehnen)"339, vom "Willen und Wahn"340341 des Alltags. In nächtlicher Ruhe breite sich das "Traumland" sein Gefilde schreibt Wolf Benndorf34^.

Während Benndorf, Hayek und Rieß in den erwähnten Beiträ­ gen die Nacht anreden bzw. eine Lobrede an sie halten, beschreibt Paul Altheer die nächtliche Atmosphäre. Auch wenn

dieses Gedicht, "Häuser in der Nacht" der Mitteilung eines faulen Ereignisses nicht völlig entbehrt, liegt die Konzen­ tration doch auf der schaft.

Beschreibung der phantastischen Land­

Eine weitere Landschaft mit typischen Merkmalen des

Phantastischen - und dies ist eine reine Beschreibungliefert die Übertragung eines Gedichtes von Edgar Allan Poe:

338 : Vision, ebd., 1920, H.ll, S.15. 339 Rieß, Rich.: Mysterium nächtlichen Erwachens, ebd., 1920, H.8, S.14.

340 Hayek, Max: Nachts, Ebd., H.2, S.4. 341 Benndorf, Wolf: Traumland, ebd., H.8, S.14.

136 "Das Tal der Unrast"342. Dies ist ein Tal, wo alle Zeichen der

Menschenexistenz

ausgelöscht

sind.

Zu

vermerken

ist

die

Vorherrschaft einer Abklangstimmung, worauf auch ein weiterer

Beitrag von Altheer ausdrücklich aufmerksam macht: "Der letzte Gast"343. Hier beschreibt Altheer den Ausklang eines Ar­ beitstages: Wirtshaus.

all

abendlicher Abschied des

letzten Gastes

im

2.3. Typisierung und die allegorischen und metaphorischen Kunstgriffe im "Orchideengarten" Auffällig ist, daß kein einziges Gedicht, das von einem

zeitgenössischen Mitarbeiter stammt, eine Person in ihren biographisch und biologisch wahrnehmbaren Zügen charakteri­ siert. Obwohl es öfters um Schilderung konkreter Ereignisse geht, wie bereits ausgeführt worden ist, wobei die fiktionalen Menschengestalten doch nicht zu kurz kommen, bleiben diese anonym und die Verhältnisse,

finden,

in denen die Ereignisse statt­

ohne konkrete Angaben.

Das Konkret-Faßbare bei den

Ereignissen ist bloß ihr Ablauf. Kellner und Gäste, Lebendige

und Toten,

ster

und

Totengräber,

Ahnen,

Ich und Gott, Königstochter,

bettelnde

Alte

wie

hungernde

Gespen­

Kinder

sind

namentlich da. Es werden bestimmte Menschentypen vorgestellt ohne den geringsten Anspruch auf eine Porträtierung344. Diese Neigung zur Verallgemeinerung, welche im Kanon des

342 Poe, E.A.: Tal der Unrast, übertr.v. Theodor Etzel, Orchideengarten, 1920, H.12, S.7. 343 Altheer, Paul: 1920, H.3, S.3.

Der

letzte

Gast,

-in:

-in:

Orchideengarten,

344 Im Zusammenhang mit den Verallgemeinerungsversuchen darf ein Stück Prosa von Oskar Maria Graf im "Orchideengarten" nicht unerwähnt bleiben: "Niemand und Jeder". Hier wird erzählt über Jedermann und Niemanden, geschickt und konsequent nur mit einem Wortschatz, der so verallgemeinert bleibt wie eben Jeder bzw. Niemand ist, ohne jedoch jeglichen Spur von allegorischer Deutung. -Ebd., 1919, H.8, S.1-3.

137

Phantastischen gelegen zu sein scheint, erklärt das Erscheinen mancher Gedichte im Rahmen des "Orchideengartens" . Eine

weitere Gruppe von Gedichten suchen das Allgemeine über die traditionellen Mitteln der Allegorie und der Metapher zu bewältigen. Anzuführen sind "Die große Spinne" von Karl Hans Strobl345 und "Schwermut" von Felix Braun346.

Strobl wählt das Bild der Spinne, welche "im Mittelpunkt der Welt sitzt", um den Ablauf der ganzen Existenz vereinfacht

wiedergeben zu können. Technisch ermöglicht das Bild der Spinne, einerseits "das ernste Weltgesetz", wie sich Strobl

dieses vorstellt, zu vereinfachen und sinnbildlich darzustel­ len347, und andererseits dem Gedicht mittels des einheitlichen Bildes einen formalen Halt zu gewähren. Auch das Reimschema (abccba) aller 4 Strophen unterstreicht den bewußten Einsatz des Verstandes. Bereits der strukturelle Aufbau des Gedichts weist hier auf die Prediger-Haltung Strobls hin; in "Post Mortem" baut Strobl einen moralischen Ratschlag348 ein, der

allerdings

satirische Funktion zu erfüllen hat. Felix in seinem Beitrag ausdrücklich eine gemischte

eine

Braun wendet

Allegorie an und stellt sich die "Schwermut" vor

in Landgestalt: als Ebne unter kalten Himmelsstrichen. Das Sinnbild der Schwermut steht hier jedoch nicht nur

(wie

345 Strobl, Karl Hans: Die grosse Spinne, -in: "Orchideengarten", 1920, H.8, S.5.

346 Braun, Felix: Schwermut, in: "Orchideengarten",1920, H.17, S. 11. 347 Dieser Ansatz unterscheidet sich grundsätzlich von der Funktion der Metaphorik im obenerwähnten Beitrag von Wieland. Wieland geht weniger um eine Verallgemeinerung, sondern eher darum, eine Handlung geschickt und spitzfindig auf einer anderen Bild- und Sprachebene nachvollzuziehen. 348 Strobl, S.7.

K.H.,

Post Mortem,

Orchideengarten,

1920,

H.ll,

138 etwa

bei

Strobls

"Spinne"),

um eine Abstraktion

zu veran­

schaulichen, sondern auch um die Beziehung des lyrischen Ich zur Schwermut zu erklären349.

In "Vision" begegnet das lyrische Ich Gott, in M. Pokornys "Schemen" (-auch ein betont didaktisches Gedicht übrigens-) begegnet es sogar den personifizierten "leeren, inhaltlosen Stunden"350. Und Hermann Sendelbach nimmt seinen Besuch im ägyptischen Museum zum Anlaß einer Konfrontation mit der tausendjährigen Menschengeschichte351.

in

Festzustellen ist, daß das Moment des Phantastischen wohl der Entgrenzung des menschlichen Ich gelegen zu sein

scheint;

hier

abstrakt werden.

erfaßbaren

geschieht

dies

dadurch,

Wahrnehmungen

daß

Menschen

sinnbildlich

mit

konfrontiert

Von dieser Warte aus liegt das Expressionistische kaum

einen Schritt weiter. Zum Beispiel sind ein lyrischer Beitrag von Oskar Maria Graf, "Angsttraum", und "Die graue Mühle" von

H. Steinitzer unverkennbar als expressionistisch zu bezeich­ nen: der Zugriff zur Chiffre (die "Mühle" bei Steinitzer352), ausdrucksstarke Sprache mit gehäuften Adjektiven, ladenen Bilder und die abgebrochene Syntax:353

die über­

Plötzlich Gärten mit gierigem Gelb. Züngelnde Brände wie flammende Hände empor. Hügel in Flucht, die flaumigen Wangen abenderglüht.

349 Auch strukturell ist das Gedicht in zwei gedanklichen Einheiten präsentiert. Die erste Einheit von zwei Strophen stellen die Schwermut sinnbildlich dar und die nächsten zwei Strophen verdeutlichen die Beziehung zwischen ihr und dem lyrischen Ich.

350 Pokorny, S.14.

M:

Schemen,

-in:

"Orchideengarten",

1920,

351 Sendelbach, Hermann: Leben, ebd., 1920, H.13, S.15.

352 Steinitzer, Die graue Mühle, ebd., 1919, H.8, S.7-8. 353 Graf, O.M.: Angsttraum, ebd., 1920, H.l, S.5.

H.5,

139

Zwischen drückende Berge wirft sich tollkühner Weg und ertrinkt im Gestein. Nicht nur sprachstilistisch erweisen sich diese Beiträge im "Orchideengarten" als expressionistisch, sondern auch von der Weltanschauung her, welche hier ihren Ausdruck findet. Alle tausend Wege, die das erzählerische Ich zu bestreiten

versucht, führen zur "grauen Mühle". Exemplarisch werden ein paar Wege aufgezählt: der Wanderweg durch den sonnigen, frischen, tern,

"dichten,

Moos

und

herrlichen Wald Ranken,

Blumen";

der

Weg

die

städtischen

Blät­

Straßen

entlang "zu den Menschen schönste und gütigste Frau" seines Herzens, zu den Palästen und Häusern, "wo man arbeiten kann für die Sicherheit, den Wohlstand, das Glück der Menschen". Sogar "da, wo nichts ist als die Unendlichkeit des Himmelsraumes" begegnet das Ich der grauen Mühle, und akzep­

tiert sie endlich als das unentrinnbare Menschenschicksal. Die

Mühle, wo das Menschenherz, die Freude "zermahlt" wird; während am Anfang des Prosastückes diese Tatsache als qualvoll empfunden wird (die "Schritte" dieser Menschen sind "müde und

kraftlos", und ihre "Blicke" "leer"), erkennt das Ich am Ende darin sein Glück, und "steht vor der Mühle" mit , Sicherheit Gewißheit".354

"Hoffnung

Der "Angsttraum" von O.M. Graf hingegen endet hoffnungs­

voll.

Strukturell entwickelt sich hier die Diktion auf zwei

Ebenen: packende Bilder (mit vorwiegend landschaftlichen Merkmalen) und Reflexion des lyrischen Ich. Es scheint, daß

das Ich die bedrückenden Verhältnisse zu bewältigen versucht:

Ich halte dich!

Ich lasse dich nicht los! Sogar jedes

(landschaftliche) Bild,

auch wenn es auf das Ich

354 Im Kürchner's Literatur-Kalender auf das Jahr 1925, S.823, wird Steinitzer als Vertreter des "resignativen Expressionis­ mus" vorgestellt.

140

bedrückend wirkt,

beinhaltet

in

sich bereits

einen Ausweg:

"Zwischen drückende Berge wirft sich tollkühner Weg". Zu den

ersten

sieben

Zeilen

des

Gedichtes,

welche

geballte

Land­

schaftsbilder entwerfen, bilden die nächsten, in denen das Ich reflektiert, einen Kontrapunkt. Die Verhältnisse, zunächst geballt, in chaotischem Nebeneinander wiedergegeben, wozu die Überladenheit der ausdrucksstarken Adjektive wie abgebrochene

Syntax genützt werden, lassen vollzogene Ordnung bannen: Nein!

Es

ist

sich

nun

in

eine

vom

Ich

das

rasendgewordene Riesenrad zerbrennender Sonne, das ausreift und zerschundene Leiber surrend hineinwirft ins Grab schwarzer Nacht. Nein!

Die nächste Zeile zeichnet sich dagegen durch sehr kurze rhythmische Bögen aus: "Rattern springt. Rauschen ringt. Sausen singt"; und die Konfliktlösung in dieser "stürzenden Stadt" wird sichtbar: auferstanden aus verwestem Schlaf und schreitet, gleitet, breitet sein Amen auf das wunde Erdenrund... Begrabener Leib bäumt sich,

Die Möglichkeiten einer poetisch-allegorischen Diktion verabscheuten jene Phantasten also keinesfalls. Als phanta­ stisch galt eben nicht nur die Schilderungen der übernatürli­

chen bzw. -sinnlichen Ereignisse, sondern alles, was sich von nüchternen Alltagsschilderungen abhob und vieles was sich die dichterische Phantasie einbilden könnte. Als "phantastisch"

galt sogar Stimmungsmalerei: was man als "lyrische Kleinprosa" bezeichnen kann, war demnach eine der beliebten Literaturfor­ men des "Orchideengartens". "Phantasie" von Sieghard Bascharach355 ist ein typisches Beispiel dieser Art: da sitzt

das lyrische Ich, spürt die dämmernde Nacht, Sonnenuntergang, 355 Bascharach, Sieghard: 1920, H.17, S.12.

Phantasie,

-in:

"Orchideengarten",

141

Finsternis, die dumpfe Luft, "leuchtende Nachtinsekte tanzendes Feuerwerk", Hämmern der eigenen Pulse, transmagorische Bilder von "Reigen wirbelnder Mädchenleiber", und wartet, " - ich weiß nicht auf was.." -, und stürzt. Immer wieder bekommen solche Stimmungsbilder, Schilderun­ gen der Träume bzw. der Rauschzustände eine zusätzliche Dimension des Seltsamen, wie etwa in "Orchideen" von Otto te Kloot356. Hier hat das seltsame Geschehen - Messerstich im Rücken

-

offensichtlich

eine

symbolische

Funktion,

wie

überhaupt alle Bilder und Wörter dieses Textes. Erzeugt wird

eine einfühlsame Stimmung des Urwaldes

durch den Beginn des

Stückchens Prosa: "Im Urwald wachsen die Orchideen". Daraufhin folgt eine Beschreibung dieses exotischen Gewächses, jeder

zweite - wenn nicht tatsächlich jeder Satz überladen mit Vergleichen357. Die Urwald-Stimmung wird auf allen drei diskursiven

Ebenen

(der

sematischen,

syntaktischen

und

konsequent durchgehalten: geredet wird über Urwald und Primitivität der menschlichen Gefühle, in einfach­

wortwörtlichen)

sten Sätzen - allerdings mit einem prunkvollen Wortschatz und dies geschieht anhand eindeutig symbolischer Bilder.

356 Kloot, H.l, S.14.

Otto te:

Orchideen,

-in:

"Orchideengarten",

1919,

357 "Ihre Formen sind geschweift, klingend wie die Milch der Mutterstuten. dann wieder klirren sie leise, verzitternd wie der Dampf aus wunden Hirnen. Stielen schweben sie, flüsternd und flackernd wie die Holzfeuer von Kaminen in Augenblicken säuselt die Luft wie die Schwingen von Drachen

Sie haben Sporen wie die Reiter des Todes. Sie haben ziselierte Helme wie die von Kasuaren, dünnen hängende Lippen, wie die von Geizigen von ihnen trinken Insekten, die wie eine Verdichtung aus Sirenengrün, Idigo und leichtem Gold in der Luft schweben " usw. - Ebd.

IV

Bibliographische Studien und Materialien

145 Die inzwischen erschienene "Bibliographie der utopischen und phantastischen Literatur 1750-1950" von R.N. Bloch, 1984358, verzeichnet fast lückenlos den Großteil der zwischen

1900 und 1930 erschienenen Werke der Phantastik. Die vorlie­

genden Studien ergänzen die vortreffliche Leistung von Bloch und liefert, falls notwendig, Korrekturen. Die zusätzlich an­ geführten Einzelheiten sind sowohl auf die Bearbeitung unterschiedlicher

Quellen

auch

als

auf

das

gewisse

For­

schungsinteresse zurückzuführen: der Versuch, den tendenziösen

Charakter dieser Phantastik zu begreifen, hat den Augenmerk auf die periodischen Erscheinungen und auf ihre empirisch handgreiflichen, mediengeschichtlichen Merkmale gelenkt. Obwohl die Bibliographie von Bloch offensichtlich dem antiquarischen Interesse zu dienen scheint, unterläßt sie gerade in dieser Hinsicht notwendigen Aufwand. Die hier fehlenden kolportierten und in Serien erschienenen Hefte des Phantastischen sind in der folgenden Bibliographie aufgenom­ men.

Im Fall

der periodischen Erscheinungen

und

(A.

Medien des

sind die Angaben über ihre Erscheinungsweise

Phantastischen)

erweitert, und womöglich mit Der darauffolgende "Schlüssel zu 'Der

Beschaffenheit wesentlich

Auflagenhöhen ergänzt.

Orchideengarten'"

Abschnitt A.4.2,

(A.4)

ist

chronologisch

sind im "Orchideengarten"

angeordnet;

im

angezeigte Zeit­

schriften verzeichnet. Das indizierte "Personen- und Sachregi­

ster zu den Medien des Phantastischen"

(B)

erleichtert den

Überblick über die weiteren Einzelheiten dieses wichtigsten Mediums. Das genannte Register enthält alle Personen,

Titel der

Bücher und Verleger bzw. Verlagshäuser; berücksichtigt werden alle Medien: Anthologien, Buchreihen und Zeitschriften. Die Eintragungen der Schriftsteller sind ergänzt durch die Titel

ihrer

Werke;

aufgenommen

358 Bloch .

sind

sowohl

ihre

abgeschlossenen

146 Bücher (aus dem Abschnitt A.2. Buchreihen) als auch ihre Beiträge in den Anthologien und Zeitschriften (aus den

Abschnitten A.l und A.3). Abgeschlossene Werke und Anthologien

sind auch als eigenständige Eintragungen angeführt worden, die einzelnen Beiträge in den Anthologien bzw. Zeitschriften jedoch nicht. Die Namen

der

Herausgeber,

Verleger

Übersetzer,

bzw.

Verlagshäuser, Illustratoren, und der Schriftsteller von den rezensierten Büchern und der weiteren Mitarbeiter, die nämlich Einleitungen, Vor- und Nachworte geschrieben haben, sind eingetragen ohne weitere Angaben; sie sind ferner systemati­

siert unter den folgenden Stichwörtern:

Illustr.v. Hrsg.v. Übers.v. Rezentionen Eingeleit.v. Nachw.v. Verlage Vorw.v. Das Stichwort, "illustr." weist auf die illustrierten Werke hin, welche keine Hinweise über ihre Illustratoren geben. Das

Stichwort "Anonym" weist auf die anonymen Illustrationen hin; die

anonymen

Textbeiträge

sind

hingegen

nach

demselben

Stichwort namentlich angeführt. Die Anthologien sind angeord­ net sowohl nach den einzelnen Titeln als auch unter dem Stichwort "Anthologien"; dasselbe gilt für die Zeitschriften.

Die

Buchreihen

sind

zeichnet. Der Abschnitt

unter

C

dem

Stichwort

systematisiert

Leihbibliotheken angebotene Untersuchungs z e iträum.

Lektüre

die

des

"Buchreihen"

in

zwei

ver­

Wiener

Phantastischen

im

Die zwischen 1911 und 1930 erschienenen Protestschriften

gegen die sogenannte "Schmutz- und Schundliteratur" sind auch

(im D) bibliographiert, denn diese sind einige der wenigen Quellen, welche über die noch nirgends aufgenommene Massen­

147

lektüre des Phantastischen Auskunft geben.

148

A. Medien des Phantastischen 1. ANTHOLOGIEN

1.1. Abenteuer, Lachende

1.2. Abenteuer- und Gespenstergeschichten, Die spannend­ sten hrsg.v. Lissau, A., Leipzig: A. Bergmann 1929, 94 S. 1.3. Begebenheiten, Seltsame hrsg.v.. Bongs, R., eingeleit.v. Landsberger, Artur, illustr.v. Teschner, Max, München: Georg Müller 1918, 350 S. 1.4. Begegnungen, Gespenstische. Geheimnisvolle Geschich­ ten hrsg.v. Binz, A.F., illustr., Saarlouis: Hausen 1928, 192 S. 1.5. Buch, Das, der Abenteuer hrsg.v. Bongs, R., mit e. Vorw.v. Scheerbart, Paul, illustr.v. Uzarski, Adolf, München: Georg Müller 1913, 392 S. 1.5.1. Scheerbart, Paul: Vorwort, S.IV 1.5.2. Ewers, Hans Heinz: Der Spielkasten, S.l 1.5.3. Poe, Edgar Allan: Der Sturz in den Maelstrom, S.35 1.5.4. Villiers de L'Isle-Adam: Catalina, S.59 1.5.5. Binder-Krieglstein, Eugen Reichsherrn von: Tuan-fu-tscheng, S.77 1.5.6. Wells, H.G.: Jimmy Goggles, der Gott, S.171 1.5.7. Farrere, Claude: Der Zyklon, S.191 1.5.8. Jürgensen, Jürgen: Vitelli, S.201 1.5.9. Kipling, Rudyard: Eine Tatsache, S.231 1.5.10. Strobl, Karl Hans: Das Manuskript des Juan Serrano, S.253 1.5.11. Kleist, Heinrich von: Die Verlobung in St. Domingo, S.287 1.5.12. Mille, Pierre: Der Mann, der die Sirenen gesehen, S.331 1.5.13. Gibbon, Perceval: Die barmherzigen Hände, S.345 1.5.14. Vestenhof, A. von: Ivo bes nosa, S.389 1.5.15. Anmerkungen 1.6. Buch, Das, des Grauens Hamburg: G. Horstmann 1921, 160 S. 1.7. Buch, Das, der Grotesken. Eine Sammlung phantasti­ scher und satirischer Erzählungen aus der Weltlitera­ tur,

149 hrsg.v. Lorenz, Felix, illustr.v. Heubner, F. , München: Georg Müller 1914, V+434 S., 8°, Pr.4.~, geb.5.-, Luxusausg.15.- 1.7.1. «Anonym:» Das Groteske , S.l 1.7.2. Likian: Die Fahrt über den Styx, S.7 1.7.3. Firenzuola, Agnolo: Die kluge Laura, S.31 1.7.4. Grazzini, Anton Francesco, gen. II Laska: Totenschreck, S.3 9 1.7.5. Troyes, Nicolas de: Der wundertätige Ring, S.47 1.7.6. «Anonym»: Lazarillo de Tormes. Aus d. Spani­ schen, S.59 1.7.7. Rabelais, Francois: Wie Panurg in eine hohe Pariser Dame verliebt war, S.77 1.7.8. Reuter, Christian: Schelmuffskys Ausfahrt, S.85 1.7.9. Müller, Maler: Bacchidon und Miolon, S.105 1.7.10. Hoffmann, E.T.A.: Die Geschichte vom verlorenen Spiegelbilde, S.123 1.7.11. Poe, E.A.; Hopp-Frosch, S.143 1.7.12. Maupassant, Guy de: Idylle, S.157 1.7.13. Twain, Mark: Der Interviewer, S.165 1.7.14. Brjussoff, Valerius: Jetzt aber wo ich erwacht bin, S.173 1.7.15. Ewers, H.H.: John Hamilton Llewellyns Ende, S.185 1.7.16. Villiers de L'Isle-Adam: Der Genosse des letzten Festes, S.211 1.7.17. Wells, H.G.: Der Zauberladen, S.241 1.7.18. Wildberg, Bodo: Der Hand aus Chitin, S.259 1.7.19. Boutet, Frédéric: Der Geist, S.269 1.7.20. Eulenberg, Herbert: Ein Frauenzweikampf, S.279 1.7.21. Günther-Schwerin, Leopold: Dr. Balthasar, S.291 1.7.22. Gabelentz von der, Georg: Die Vogelprinzessin, S.319 1.7.23. Poritzky, J.E.: Die versunkene Stadt, S.357 1.7.24. Scheerbart, Paul: Die Nußbaumtorte, S.375 1.7.25. Ettlinger, Karl: Über allen Wipfeln, S.383 1.7.26. Auburtin, Victor: Die Mostrichkugel, S.395 1.7.27. Seelinger, Gerhard: Hein Krukenbargs Paradies, S.403 1.7.28. Lorenz, Felix: Ein Flug durch Jahrtausende, S.419

1.8. Buch, Das, der seltsamen Geschichte, hrsg.v. Falk, Norbert, illustr.v. Liebert, Max (Ber­ lin), Berlin-Wien: Ullstein 1914, VIII+413 S. «Falsche Angabe der Seitenzahl bei Bloch> , gr.8, Hlblnbd.3., hrsg.v. Fried-Hardy Worm, Nr.l u. 2., 4 u. 2 S., 48x32 cm., Berlin: Romal «¡Für d. Buchh. Berlin: Buch-Vlg. "Inveha">, je 2,-.

3.2. Lotosblüten, hrsg.v. Franz Hartmann. 3.3. Magische Blätter. Monatsschrift für geistige Lebens­ gestaltung, Redaktion: Hans Christoph Ade , hrsg. u. verl.v. Richard Hummel, Leipzig-Gohlis: Vlg.d. Magischen Blätter. 3.4. Orchideengarten, Der. Phantastische Blätter, Schriftleitung Alfons Freih.v. Czibulka, Chefredakteur: Karl Hans Strobl, München-Wien-Zürich: Drei-LänderVerlag, 3 Jge. 1919, 1920, 1921, «¡Hefte 18, 21, 21>.

4. "DER ORCHIDEENGARTEN. PHANTASTISCHE BLATTER". EIN SCHLÜSSEL ZU 2 JAHRGÄNGEN 4.1. Chronologischer Index

4.1.1. Erster Jahrgang. Erstes Heft Jän.1919, 23 S. 4.1.1.1. Literarische Beiträge 4.1.1.1.1. Goethe : Rabensteinszene. Faust. I.Teil, S.l. «¡Angeführt als "Motto" der Zeitschrift, ebd.> 4.1.1.1.2. Schneider, Rudolf: Traum, S.2-4. «¡Wird in den "Bemerkungen" am Ende d. Heftes eine "No­ velle" genannt und als "Bruchstück" aus seinem Romanmanuskript "Babunus" angeführt> 4.1.1.1.3. Frank, Paul: 18.XII.18., S.4-8. 4.1.1.1.4. Strobl, Karl Hans: Meister Jericho, S.8-15. 4.1.1.1.5. Rohrer, Max: Fledermäuse, S.16.

4.1.1.1.6. Hugo, Victor: Der Weg zum Schaffot, übertr.v. Alf. von Czibulka, S.16-20.

4.1.1.1.7. Frey, A.M.: Nächtlicher Besuch, S.20

4.1.1.1.8. Kemmerich, Max: Das Treibhaus.

166 Wunderliches und Absonderliches, S.21. 4.1.1.2. Rezensionen 4.1.1.2.1. Cz.: Wilhelm Michel, Das Teuflische und Groteske in der Kunst, München: Piper 1917. 4.1.1.2.2. Birnitz: Karl Hans Strobl, Seide Borowitz. Roman, Leipzig: L. Staackmamm 1918. 4.1.1.3. Illustrationen 4.1.1.3.1. Henel, Edwin: Umschlag, S.; "Die Angst". Ganzseit.Federzeichng. , S.9. 4.1.1.3.2. Plaichinger-Coltelli, E.: Illustr. zu 4.1.1.1.1., s.l. 4.1.1.3.3. Heise, Wilhelm: "Der Traum". Illustr. zu 4.1.1.1.2., S.3 4.1.1.3.4. Neu, Paul: 3 Illustr. (S.5 ,6,7) u. eine Vignette (S.4) zu 4.1.1.1.3. 4.1.1.3.5. Hecht, Franz: Galgenberg. Nach e. Holzschnitt, ganzseit., S.ll. 4.1.1.3.6. Ehlers, Alfred: Heidegespenster. Federzeichng., S.13. 4.1.1.3.7. Heigenmooser, E.: Eine Vignette, S.14; eine Leiste, S.21; und eine Werbegrafik, hinterer Einband. 4.1.1.3.8. Muck, Otto: Tusche-Zeichng., S.16. 4.1.1.3.9. Goya, Francisco: , ganz­ seit.Abbild e. Radierung, S.19. 4.1.1.3.10. Nückel, Otto: Der Scheintote, S.22. 4.1.1.3.11. : Eine Vignette, S.20. 4.1.2. Erster Jahrgang. Zweites Heft 1919, 22 S. 4.1.2.1. Literarische Beiträge 4.1.2.1.1. Capek, Karl und Josef: Das tödliche Abendessen, übers.v. Otto Pick, S.1-3. 4.1.2.1.2. Zoff, Otto: Das Herz, S.4-9. 4.1.2.1.3. Nhil, Wilhelm: Der voreilige Leichnam, S.10-13. 4.1.2.1.4. Steiger, Edgar: Weltaschermittwoch, S.14 4.1.2.1.5. Edwards, Amelia: Die Postkutsche, + S. 4.1.6.1. Literarische Beiträge 4.1.6.1.1. Schoenberner, Franz: Der sterbende Lampion, S.1-2. 4.1.6.1.2. Stein, Leonhard: Das elektrische Klavier, S.3-7. 4.1.6.1.3. Fuchs, Rudolf: Schlittenfahrt, , S.7. 4.1.6.1.4. Verlaine, Paul: Die Hand des Majors Müller, übers.v. Nelly Mischkönig, S.8-12. 4.1.6.1.5. Scupin, E.: Schloss Valnoir, S.13-16. 4.1.6.1.6. Kemmerich, Max: Das Treibhaus. Wunder­ liches und Absonderliches, S.17-. 4.1.6.2. Rezensionen 4.1.6.2.1. Dr. W.: Friedrich Otto. Ultra. Sieben Erzählungen mit Bildbeigaben v. Alfred Kubin, . 4.1.6.2.2. E.Sc.: Renard. Der Doktor Lerne. Ein Schauerroman, Leipzig: Kurt Wolff.

170 4.1.6.3. Graphische Beiträge 4.1.6.3.1. Muck, Otto: Umschlag. 3 Farbendruck. 4.1.6.3.2. Erkens, Paul: 2 Federzeichngn. und eine Vignette zu 4.1.6.1.1., S.1,2. 4.1.6.3.3. Henel, Edwin: 3 Feder-Pinselillustr. ZU 4.1.6.1.2., S.3,4,6. 4.1.6.3.4. : Aus "La Grande Danse Macabre". Reprod.eines Holzschnittes, Paris 1492, S.5. 4.1.6.3.5. Linnekogel, Otto: 2 Federzeichngn. zu 4.1.6.1.4., S.8,11. 4.1.6.3.6. Kley, H.: Ganzseit.Federzeichng., S.9. 4.1.6.3.7. A.g.: Abschlußvignette zu 4.1.6.1.4., Feder, dat.19, S.12. 4.1.6.3.8. Plaichinger-Coltelli, Elfriede: 2 Federillustr. zu 4.1.6.1.5., S.13-16. 4.1.6.3.9. Hoerschelmann, Rolf von: Galgenhügel. Linolschnitt, S.14. 4.1.6.3.10. Christiani, M.: Die Seele, PinselFeder, S.15. 4.1.6.3.11. Ritter, Karl : Leiste zu 4.1.6.1.6., S.17. 4.1.7. Erster Jahrgang. Siebentes Heft 1919, 17 S. 4.1.7.1. Literarische Beiträge 4.1.7.1.1. Euringer, Richard: Der Haschischtraum, 6. S.14.1.7.1.2. Maupassant, Guy de: Der Teufel, übertr.v. Alf v. Czibulka, S.7-11. 4.1.7.1.3. Aram, Siegfried: Aus "Die Weisen der Gehenkten", S.ll. 4.1.7.1.4. Capek, Karl und Joseph: Die lodernde Flamme, übertr.v. Otto Pick, S.12-17. 4.1.7.1.5. Kemmerich, Max: Das Treibhaus. Wunder­ liches und Absonderliches, S.17-. 4.1.7.2. Rezensionen 4.1.7.2.1. Dr. W.: Albrecht Schaeffer. Joseph Monfort, Leipzig: Insel 1918, S. 4.1.7.2.2. Dr. W.: Carl Ludwig Schleich. Vom Schaltwerk der Gedanken, Berlin: Fischer 1919, S.. 4.1.7.3. Graphische Beiträge 4.1.7.3.1. Heigenmooser, E.: Umschlag. 2 Farben­ druck; Leiste zu 4.1.7.1.5. 4.1.7.3.2. Neu, Jbul: 2 Ferderillustr. ai 4.1.7.1.1., S.2,6. 4.1.7.3.3. Beardsley, Aubrey: Die Toilette der Helena, ganzseit., S.5. 4.1.7.3.4. Päly, Flora: 2 Federillustr. zu 4.1.7.1.2., S.7,11. 4.1.7.3.5. : Initiale "D" zu 4.1.7.1.2., S.7. 4.1.7.3.6. Meister der Bergmannschen Offizin: Aus

171

dem "Ritter von Turn", , ganzseit., S.ll. 4.1.27.3.5. Kley, H.: Federzeichng., S.13. 4.1.27.3.6. : Die Hexenprobe. Abb. eines alten Stiches, S.15. 4.1.28. Zweiter Jahrgang. Elftes Heft 1920, 16S. 4.1.28.1. Literarische Beiträge 4.1.28.1.1. Lamb, Charles : Der Despot, Dtsch.v. Cläe Heuser, S.1-3. 4.1.28.1.2. Czibulka, Alf v.: Merkwürdige Fortset­ zung zu der berühmten Chronika des Camille Flammarion "Komet und Erde", S.3-6. 4.1.28.1.3. Strobl, Karl Hans: Post Mortem, , S.7. 4.1.28.1.4. Collini, Claudius: Der Fahrstuhl, S.7-9. 4.1.28.1.5. Rieß, Richard: Ecarte in Texas. Eine merkwürdige Spielergeschichte, S.10-15. 4.1.28.1.6. : Vision, von einem unbe­ kannten Autor, , S.15. 4.1.28.1.7. Kemmerich, Max: Das Treibhaus. Wunderliches und Absonderliches, S.16-. 4.1.28.2. Rezensionen 4.1.28.2.1. Dr.W.: Paul Carus. Das Evangelium des Buddha, nach alten Quellen erzählt von P.C., autoris. Übers, aus d.Engl.v. Karl Seidenstücker, Leipzig: M. Altmann 1919. 4.1.28.2.2. Cz.: Bruno Goetz. Das Reich ohne Raum, Potsdam: G. Kiepenheuer 1919. 4.1.28.3. Graphische Beiträge 4.1.28.3.1. Ritter, Karl: Umschlag; eine Feder­ leiste zu 4.1.28.1.7., S.16. 4.1.28.3.2. Linnekogel, Otto: Federillustr. zu 4.1.28.1.1., S.3. 4.1.28.3.3. : Holzschnitt, aus d."Seelen­ wurzgarten", 15. Jahrhundert, S.5. 4.1.28.3.4. Neu, Paul: 3 Federillustr. zu 4.1.28.-

187

4.1.28.3.5. Stark,

F.:

1.4., S.8,9. dat.: Leiste zu 4.1.30.1.5., Pinsel-Feder, S. 4.1.31. Zweiter Jahrgang. Vierzehntes Heft 1920, 15S. Detektivgeschichten 4.1.31.1. Literarische Beiträge 4.1.31.1.1. Plaichinger, Leopold: Sherlok Holmes' letztes Abenteuer, S.1-7. 4.1.31.1.2. Heller, Frank: Giulio Balbis Ver­ schwinden, autorisier. Übertr.aus d. Schwed. v. Marie Franzos, S.8-11. 4.1.31.1.3. Czibulka, Alf v.: Von einem Tanz­ meister, einem Stallknecht und einem Detektivund alles dies vor hundertfünfzig Jahren,S.12-14. 4.1.31.1.4. Kemmerich, Max: Das Treibhaus. Wunderliches und Absonderliches, S.15-. 4.1.31.2. Rezensionen 4.1.31.2.1. Cz.: Frank Heller. Herrn Collins Abenteuer. Roman, München: Thespis 1919. 4.1.31.2.2. Dr.W.: Anders Hjarmstedt. Auf Tod und Leben. Novellen, Wolfach/Baden: Ferdinand Acker. 4.1.31.3. Graphische Beiträge 4.1.31.3.1. Ritter, Karl: Umschlag; Verfolgung, ganzseit. Federzeichng., S.5; eine Federleiste zu 4.1.31.1.4., S.15. 4.1.31.3.2. Plaichinger-Coltelli, E.: Ganzseit. Federillustr. zu 4.1.31.1.1., S.3. 4.1.31.3.3. Rabus, Karl: 3 Federleisten zu 4.1.31.1.2, S.9,10,11. 4.1.31.3.4. Linnekogel, Otto: 2 Federillustr. zu 4.1.31.1.3., S.13,14. 4.1.32. Zweiter Jahrgang. Fünfzehntes Heft 1920, 15S. 4.1.32.1. Literarische Beiträge 4.1.32.1.1. Plaichinger, Leopold: Der Pestball, S.1-5. 4.1.32.1.2. Stiegele, Otto: 3270. Groteske, S.68. 4.1.32.1.3. Vegesack, Siegfried von: Die Toten­ bretter, , S.8. 4.1.32.1.4. Maupassant, Guy de: Vater Judas, Dtsch.v. Otto Pick, S.9-11. 4.1.32.1.5. Sternberg, A. von: Zum erstenmal ans Licht gestellte, einzig wahrhafte und authenti­ sche Historie von der schlafenden Schönen im

189

bezauberten Walde, aus "Tutu". Phantastische Episoden und poetische Exkursionen, Leipzig 1846,S.12-15. 4.1.32.1.6. Kemmerich, Max: Das Treibhaus. Wunderliches und Absonderliches, S.15-. 4.1.32.2. Rezensionen

4.1.32.3. Graphische Beiträge 4.1.32.3.1. Rabus, Karl: Umschlag. 4.1.32.3.2. Plaichinger-Coltelli, E.: 3 Federillustr., zu 4.1.32.1.1., dat , S.2,3,5. 4.1.32.3.3. Geis: Ganzseit. Federzeichng., dat. 1920, S.7. 4.1.32.3.4. Hoerschelmann, R.v.: Feder Zeichng., S.8. 4.1.32.3.5. Schenke, Max: 2 Federillustr. und eine Leiste, zu 4.1.32.1.4, S.9,10,11. 4.1.32.3.6. : 2 Zeichngn. und die Initiale "D" ZU 4.1.32.1.5., S.12,14,15. 4.1.33. Zweiter Jahrgang. Sechzehntes Heft 1920, 13S. 4.1.33.1. Literarische Beiträge 4.1.33.1.1. Heller, Frank: Giulio Balbis Ver­ schwinden, autoris. Übers, aus d. Schwed. von Marie Franzos, , S.l5. 4.1.33.1.2. Guenther, Johannes von: Blood stiehlt die englische Krone. Eine historische Anekdote, nacherz.v. J.v.G., S.6-10. 4.1.33.1.3. Plaichinger, Leopold: Aus dem Traum­ buch eines Detektivs, S.11-13. 4.1.33.2. Rezensionen S. 4.1.33.2.1. Cz.: Frank Heller. Jusuf Khans Heirat, München: Thespis 1919. 4.1.33.2.2. Cz.: Frank Heller. Levertisse macht den Haupttreffer. Roman, München: Thespis 1919. 4.1.33.2.3. Cz.: Frank Heller. Die Finanzen des Großherzogs. Roman, München: Thespis 1919. 4.1.33.2.4. Dr.W.: Gleichen-Rußwurm. Die gotische Welt. Sitten und Gebräuche im späten Mittelalter, Stuttgart: Julius Hoffmann. 4.1.33.2.5. Cz.: Sven Elvestad. Der Mann, der die Stadt plünderte, München: Thespis 1919. 4.1.33.2.6. Dr.W.: Wilhelm Mathiessen. James C.V. Plum. Kabeuschen oder der große Meister. Ein unerhörter Detektivroman, Leipzig & Hartenstein i.Erzgeb.: Erich Matthes 1920. 4.1.33.2.7. Dr.W.: Wilhelm Mathiessen. Regiwissa, Leipzig & Hartenstein i.Erzgeb.: Erich Matthes 1920. 4.1.33.3. Graphische Beiträge

190 4.1.33.3.1. -«Umschlag; NE> 4.1.33.3.2. Rabus, Karl:

Federleisten zu 4.1.33.1.1., S.2,3. 4.1.33.3.3. Ritter, Karl: Ertappt. Feder-pinselzeichng., S.5; die Initiale "H" und 3 Leisten zu 4.1.33.1.2., Feder, S.6,7,9,10. 4.1.33.3.4. Plaichinger-Coltelli, E.: Die Initiale "I" und 2 Federillustr. zu 4.1.33.1.3., S.ll,12,. 4.1.34. Zweiter Jahrgang. Siebzehntes Heft 1920, 15S. 4.1.34.1. Literarische Beiträge 4.1.34.1.1. Filek, Egid: Die Vision des Herrn von Lafitte, S.1-6. 4.1.34.1.2. Klabund: Das Jeu, S.7. 4.1.34.1.3. Hagenauer, Arnold: Das Geigenge­ spenst, S.8-11. 4.1.34.1.4. Braun, Felix: Schwermut, , S.ll. 4.1.34.1.5. Bacharach, Sieghard: Phantasie, S.12. 4.1.34.1.6. Kemmerich, Max: Das Treibhaus. Wunderliches und Absonderliches, S.13-. 4.1.34.2. Rezensionen

4.1.34.3. Graphische Beiträge 4.1.34.3.1. Leidlein, Max: Umschlag. Nach einem Holzschnitt "Alchymist". Gleichzeitig wurden von demselben Verlag "Vom Künstler selbst hergestellte Handdrücke auf Japanpapier zum Preise von 60M. für die handkolorierten Abzüge und 40M. für die nicht kolorierten Abzüge" angeboten - ebd., S.15>. 4.1.34.3.2. Linnekogel, Otto: 2 Pinselillustr. zu 4.1.34.1.1., S.3,6. 4.1.34.3.3. Bummerstedt, H.H.: Der Tote, Federzeichng., S.7. 4.1.34.3.4. Doré, Gustave: Das ist das schönste Zimmer meiner Herberge, , ganzseit., S.9. 4.1.34.3.5. Heise, W.: Chinesische Zwergenzucht. Pinselzeichnung, S.12. 4.1.35. Zweiter Jahrgang. Achzehntes Heft 1920, 16S. 4.1.35.1.Literarische Beiträge 4.1.35.1.1. Eulenberg, Karl zu: Athreias Grab. Ein mystisches Fragment, S.1-4. 4.1.35.1.2. Schenke, Max: Dr. Weiners Experimen­ te, S.4-6. 4.1.35.1.3. Nhil, Wilhelm: Das Skelett und sein Gatte, S.7-10. 4.1.35.1.4. Rieß, Richard: Die Forellen des Wirtes Tonio. Eine Geschichte, S.10. 2

191

Sterndeutung, S.15-16. 4.1.35.2. Rezensionen

4.1.35.3. Graphische Beiträge 4.1.35.3.1. Plank, Jos.: Umschlag. 4.1.35.3.2. Schenke, Max: Die Initiale "E" und eine Illustr. zu 4.1.35.1.2., Feder, S.4,5. 4.1.35.3.3. Kley., Heinrich: Abschlußvignette, Feder, S.6. 4.1.35.3.4. Doré, Gustave: Das Ungetüm, , S.9. 4.1.37.3.4. Plank, Joseph: Die Initiale "Z" und eine gsrmseit. Illustr., Pinsel-Fhder, ai 4.1.37.1.4., S.10,13. 4.1.38. Zweiter Jahrgang. Einundzwanzigstes Heft 1920, 15S. 4.1.38.1. Literarische Beiträge 4.1.38.1.1. Brjussow, Valerij: Der Beschützer, Dtsch.v. Alexander Eliasberg, S.1-5. 4.1.38.1.2. Byron, Lord: Finsternis, übertr.v. Magda Janssen, S.6-7. 4.1.38.1.3. Scher, Peter: Die Totengräber, , S.7. 4.1.38.1.4. Heller, Frank: Die weisse Maus, autoris.übertr. aus d. Schwed.v. Marie Franzos, S.8-12. 4.1.38.1.5. Benndorf, Wolf: Traumland, , S.13. 4.1.38.1.6. Kemmerich, Max: Das Treibhaus. Wunderliches und Absonderliches, S.13-15. 4.1.38.2. Rezensionen S. 4.1.38.2.1. Cz.: A.M. Frey. Solneman, der Un­ sichtbare. Roman, München: Delphin 1920. 4.1.38.2.2. Cz.: Kurt Schwitters. Anna Blume. Dichtungen, Hannover: P. Stegemann 1919. 4.1.38.3. Graphische Beiträge 4.1.38.3.1. Päly, Flora: Umschlag; die Initiale "S" und eine Illustr. zu 4.1.38.1.4., Feder, S.8,11. 4.1.38.3.2. Linnekogel, Otto: 2 Federillustr. zu 4.1.38.1.1., S.3,5.

193 4.1.38.1.1., S.3,5. Scherenschnitt zu 4.1.38.1.3., S.7. 4.1.38.3.4. Kley, Heinrich: Federzeichng. , S.9. 4.1.38.3.5. Ritter, Karl: Leiste zu 4.1.38.1.6., S.9. 4.1.38.3.6. : Abb. eines Stiches, S..4.1.39. Zweiter Jahrgang. Zweiundzwanzigstes Heft 1920, 16S. Sibirienhilfe und Nansenhilfe. 4.1.39.1. Literarische Beiträge 4.1.39.1.1. : Aufruf der Redaktion an die Leser, betr. d. Sibirienhilfe, S.l. 4.1.39.1.2. Brandström, Elsa: An das Weltkomittee des Internationalen Roten Kreuzes in Genf, S.2-4. 4.1.39.1.3. Nansens, Fritjof: Ein Brief an die Sibirienhilfe, S.4-5. 4.1.39.1.4. Monteglas, Graf Arthur: Sehnsucht, , S.5. 4.1.39.1.5. W.v.H.: Sibirien, S.6-7. 4.1.39.1.6. : Gedanken eines Austausch­ verwundeten, , S.7. 4.1.39.1.7. Simundt, Egon: Unsern Gefangenen, , S.9. 4.1.39.1.8. Von einem Gefangenen: Tomsk. Kriegs­ gefangene 1915, , S.9. 4.1.39.1.9. Kusmin, Michael: Ein neues Gedicht, Dtsch.v. Johannes v. Guenther, , S.ll. 4.1.39.1.10. Puschkin, Alexander: Der Sargmacher, Dtsch v. Johannes v. Guenther, S.12-16. 4.1.39.2. Rezensionen

4.1.39.3. Klein, Richard: Umschlag. 4.1.39.4. Linnekogel, Otto: Sibirien. Ganzseit. Pinsel-Federzeichng., S.8. 4.1.39.5. Ritter, Karl: Die Initiale "D" und 3 Leisten zu 4.1.39.1.10., Feder, S.12,13,14,15. 4.1.40. Zweiter Jahrgang. Dreiundzwanzigstes Heft 1920, 16S. Elektrodämonen