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German Pages [299] Year 1991
Deutschsprachige Phantastik
Literaturwissenschaft in der Blauen Eule
Band 5
Niteen Gupte
Deutschsprachige Phantastik 1900-1930 Studien und Materialien zu einer literarischen Tendenz
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Gupte, Niteen: Deutschsprachige Phantastik 1900 -1930: Studien und Materialien zu einer literarischen Tendenz / Niteen Gupte. Essen: Verl. Die Blaue Eule, 1991 (Literaturwissenschaft in der Blauen Eule; Bd. 5)
ISBN 3-89206-371-0
NE: GT
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Afro-Asiatischen Instituts in Wien.
ISBN 3-89206-371-0 © Copyright Verlag Die Blaue Eule, Essen 1991 Alle Rechte vorbehalten Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, in allen Formen, wie Mikrofilm, Xerographie, Mikrofiche, Mikrocard, Offset, verboten Printed in Germany Herstellung: Merz Fotosatz, Essen Broscheit Klasowski, Essen Difo-Druck, Bamberg
Inhalt Einleitung
......................
9
I.
Produktionsmerkmale und mediengeschichtliche Voraussetzungen: Buchreihen phantastischer Er zählprosa ...................................... 17
1. 1.1. 1.2. 1.2.1.
Lektüre des phantastischen für die Massen ... Technische Beschaffenheit und Vertriebsmerkmale Die Preise...................................... Eine Konkurrenz zum Leihwesen ................
2.
Widerbelebung des Phantastischen im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts.................. Erneuerer des Phantastischen 1: Herausgeber der phantastischen Buchreihen .................... Erneuerer des Phantastischen 2: Verleger der phantastischen Buchreihen .................... Erfolgsziffer der erneuerten Phantastik ....
2.1. 2.2. 2.3.
II.
Das Lesepublikum des Phantastischen............ Arbeiterschichten ............................ Dienstboten .................................. Industriearbeiter und die Literaturpolitik ihrer Öffentlichkeitsorgane ........................ 1.2. Bürgerliche Kreise ............................ 1.2.1. Entstehung der phantastischen Erzählprosa im Zeitalter der Aufklärung und ihre Verachtung im ausgehenden 19.Jahrhundert .................... 1.2.2. Bestände phantastischer Lektüre in Wiener Leih bibliotheken um 1900 .......................... 1.2.3. Das erneuerte Interesse für das Phantastische . 1.2.3.1. Versuch einer mediengeschichtlichen und -soziologischen Interpretation der Erneuerung . 1.3. Die Okkultisten................................ 1.4. Die Jugendlichen................................
2.1. 2.1.1. 2.1.1.1. 2.1.1.2. 2.1.2. 2.1.2.1. 2.1.2.2. 2.2.
25 30 37 41
Rezeption des Phantastischen: Aufnahme und Verbreitung.................................... 45
1. 1.1. 1.1.1. 1.1.2.
2.
19 20 23 24
Literaturgeschichtliche, -theoretische und -kritische Äusserungen über das Phantastische, die Phantastik und die Phantasten.............. Das begriffliche Selbstverständnis jener Phantastik...................................... Stoffliche Begriffe .......................... Die ir-rationalistischen Begriffe ............. Die weiteren alltagenthobenen Begriffe ......... Epochale und weitere stilistische Begriffe ... "Neuromantisch"................................... "Grotesk"......................................... Aufnahme der "allerneusten Tendenz". Stimmen für
47 48 50 51 54
54
56 58
60 62 64
67 69 69 72 79 82 82 84
2.2.1. 2.2.2. 2.2.3. 2.3. 2.3.1.
2.3.2. 2.3.2.1. 2.3.2.2.
und gegen sie.................................. 86 Ästhetische Aufwertung ........................ 88 Moralische Vorurteile ........................ 89 Politische Einwände .......................... 94 Die phantastische Literatur im Zeichen des Stilpluralismus der Jahrhundertwende .......... 97 Eine Neben- und Gegenerscheinung zu den Tendenzen des Diesseits.................... 98 Die phantastische Literatur und der Expressionismus .............................. 100 Die unterschiedliche mimetische Praxis ........ 102 Der Fall Kurt Schwitters........................ 104 Diktion des Phantastischen: Literarische und stilistische Merkmale ........................
III.
1. 1.1. 1.1.1. 1.1.2. 1.1.3. 1.1.4.
1.2.
Strukturmerkmale der fiktionalen Kurzprosa des Phantastischen ................................ Das "exotische Abenteuer" und seine Folgen . . . Bedeutung der Kurzprosa für die Phantastik . . . Einführung in das Sonderbar-Seltsame. Abenteuer lich-exotische Prosa von Ewers................. Erzählstrukturen in der oberen und mittleren Schichtung der Phantastik .................... Die Unterschiede zwischen den drei Schichtungen in Motivik und Handlung....................... Menschenbezogenes Weltbild und Anthropomorphi sierung der Umgebung........................... Zur Problematik des Lyrischen und des Allegorischen ................................ Der strenge Erzählrahmen....................... Beschreibung einer Atmosphäre des Phantastischen Typisierung und die allegorischen und meta phorischen Kunstgriffe im "Orchideengarten" . .
2.
2.1. 2.2. 2.3.
IV.
107
110 111 111
113 116 120
124 129 131 134 136
Bibliographische Studien und Materialien . .. .143
A.
Medien des Phantastischen..................... 148 1. Anthologien.................................. 148 2. Buchreihen.................................. 156 3. Zeitschriften................................165 4. "Der Orchideengarten. Phantastische Blätter". Ein Schlüssel zu 2 Jahrgängen............... 165 4.1. Chronologischer Index .................... 165 4.2. Im "Orchideengarten" angezeigte Zeit schriften ................................... 195
B.
Titel- und Sachregister zu "Medien des Phanta stischen" ..................................... 198
C.
Lektüre des Phantastischen in Wiener Leihbiblio theken ....................................... 229 1. Angebot in der Leihbibliothek J. Safar . . . 229
2. Angebot in dem Literatur-Institut L.& A. Last ............................................. 233 D.
Schriftenzur Schmutz- und Schundliteratur 1911-1930 ............................................. 251
Literaturverzeichnis ....................................
259
Quellen....................................... 259
Sekundärliteratur
............................
266
Liste der TABELLEN 1
Neun Kolportage-Reihen phantastischer Erzähl prosa. Ein systematischer Überblick ..........
273
2
Leseverhalten in Wien 1876 & 1900. Entlehnungen aus dem Literatur-Institut L.& A.Last und den 14 Bibliotheken des Volksbildungsvereins ........ 274
3
Gebühren der Leihbibliotheken in Wien......... 275
4
Buchproduktion 1909 in Deutschland, England und Frankreich..................................... 276
5
Karl Waches Einteilung seiner zeitgenössischen österreichischen Schriftsteller nach ihrer Lebensanschauung ..............................
277
6
Auflagenhöhe von Karl Hans Strobls Werken
7
Neue Verlagsgründungen im deutschen Sprachraum nach dem Kriegsende........................... 278
8
Verleger der Buchreihen gehobener Phantastik. Ihre Niederlassungen und Gründungsjahre .... 279
9
Erfolgstitel von H.H.Ewers verlegt bei Müller
. . . 278
. 280
10
Erfolgstitel von Gustav Meyrink
11
Markterfolge der Phantasten bei 3-Masken-Verlag
12
Erfolge der Buchreihen von G.Müller....... 284
13
Verbreitung der kolportierten Volksromane in Wien,
............... 282
283
14
1905 ..........................................
285
Bücher im Haushalt von Arbeitern in Dresden, 1905 ..........................................
286
15
Lexikalische Bedeutung von den Begriffen "Phan tast" und "phantastisch"........................287
16
21 Begriffe der Phantastik. Ein systematischer Überblick......................................289
17
"Alltagenthobene" Begriffe und ihre Beziehung zum Alltäglichen .................................. 289
18
Lexikalische Bedeutung von den Begriffen "ab sonderlich", "seltsam" und "sonderbar" ........
290
Lexikalische Bedeutung von den Begriffen "Uto pie", "Utopien" und "utopisch" ...............
292
Lexikalische Bedeutung von den Begriffen "ab surd", "bizzar" und "grotesk" ...............
293
19
20 21
Literarische Beziehungen zwischen den Phantasten ................................................294
22
Verleumdungskampagne gegen Gustav Meyrink. Seine Gegner und Sympathisanten .................... 296
Einleitung
In der zweiten Hälfte des 20. Phantastik eine besondere Beachtung sowohl auf die enorme Popularität Spielart in verschiedenen Medien1 als
Jahrhunderts
ist
der
geworden, was künstlerischen auch auf einige aus-
zuteil dieser
1) Die Erscheinungen des Phantastischen häufen sich auf den verschiedensten Rezeptionsebenen des deutschsprachigen Buchmarktes. Zur Phantastik auf dem Jugendbuchmarkt vgl. Bamberger, Richard (Hrsg.): Das Irrationale im Jugendbuch (Ergebnisse d. Tagung: Das Irrationale im Jugendbuch, Raasch/Hochgebirge, 22.-27.Aug.1967), Wien:Leinmüller & Co. o.J. . Rein A. Zondergeld würdigt in seinem "Lexikon der phanta stischen Literatur" die folgenden zwei Buchreihen, welche "viel zur Popularisierung der phantastischen Literatur im deutschen Sprachraum beigetragen" haben: "Bibliotheca Dracula" erschien bei Hanser in München unter dem Lektorat von Michael Krüger und brachte 14 Bde. in bibliophiler Ausstattung zwischen 1969 und 1974. Gleichzeitig, 1969-1975, erschien "Bibliothek des Hauses Usher" in 26 Bänden bei Insel in Frankf.a.M., hrsg.v. Kalju Kirde, Umschlagentwürfe von Hans Ulrich und Ute Osterwalder und das grüne Druckpapier sorgten für die bibliophile Auf machung . Das bibliophile und antiquarische Interesse für die Phanta stik mögen zwei weitere Beispiele veranschaulichen: erstens, die in 1250 Exemplaren erschienene "Bibliographie der phantastischen und utopischen Literatur 1750-1950" von R.N.Bloch, Giessen:Vlgs.buchhlg.Munniksma 1984 - die erste dieser Art, was Umfang und Vollständigkeit betrifft; und zweitens, das Versandantiquariat F.Pflaum in Sandhausen/BRD, das sich ausschließlich der Phantastik gewidmet hat. Auf das umfangreiche Angebot des Antiquariats weisen seine zwischen Okt.1984 u. März 1985 erschienenen vier Kataloge hin:"Katalog 1. Utopie und Phanta stik in Literatur und Politik, Forschung und Wissenschaft, Film und anderen Bereichen", Sandhausen Okt.1984 , 143 S.; "Katalog 2. Die phantastische Bibliothek des Rein A. Zondergeld * Utopie-Phantastik und Grenzgebiete", ebd. Sept.1985 , 222 S.; "Märchen und Fabeln. 'MärchenSagen-Fabelhaftes'", ebd. Dez.1984 , 45 S.; "Exotismus.'Ferne Länder/Reisen/Abenteuer'", ebd. März 1985 . Die bei Insel erschienenen zwei "Almanache der phantasti schen Literatur", "Phaicon 1" und "Phaicon 2" , kann man, wie bereits bei Peter Cersowsky in "Phantastische Literatur im ersten
10 schlaggebende
Arbeiten
über
die
Phantastik
in
gattungs
theoretischer Hinsicht zurückzuführen ist. Hinzuweisen wäre vor allem auf die "Einführung in die phantastische Literatur" von Tzevetan Todorov, Paris 1970 2, die -
eine Möglichkeit strukturalistischer Analyse literarischen Diskurses - als symptomatisch für die Ebene der Theoriebildung auch im deutschen Sprachraum zu bezeichnen ist3. Viertel des 20. Jahrhunderts. Untersuchungen zum Strukturwan del des Genres, seinen geistesgeschichtlichen Voraussetzungen und Tradition der 'schwarzen Romantik' insbesondere bei Gustav Meyrink, Alfred Kubin und Franz Kafka" , kaum als den ersten Versuch, "die theoretische Beschäf tigung mit der phantastischen Literatur im deutschen Sprach raum einzuleiten" bezeich nen. Jedoch mögen sowohl diese Almanache als auch die Phanta stische Bibliothek bei Suhrkamp, in der auch die weiteren Folgen des "Phaicons" neben 100 weiteren Titeln bereits erschienen sind, als Zeichen für die Popularisierung des phantastischen Diskurses auf dem deutschsprachigen Taschen buchmarkt gelten. Daß die Welle des Phantastischen nicht nur die SortimentsBuchhandlungen überflutet hat, sondern auch die weiteren Vertriebsorgane, wie Tabak-Trafiken und Autobahnraststätten, zeigen die folgenden zwei Beispiele: Die Buchreihen "Phantasie Romane"(- deutsche Erstveröffentlichungen aufgelegt in zumindest 30.000 Exemplaren) und "Edition '84. Die positiven Utopien" (12 phantastische Werke aufgelegt monatlich zum Orwell-Gedenkjahr 1984) bei Goldmann in München . Und Bastei-Lübbe-Taschenbuchreihe "Phantastische Bücher", Bergisch Gladbach, mindest. 24 Hefte bis 1984.
2) Todorov, Tzevetan: Einführung in die phantastische Litera tur, übers.v. Karin Kersten u.a., Frankf.a/M (usw.): Ullstein 1975 (Paris 1970, dtsch.Erstausg.1972) . 3) 1983 stellt Cersowsky Todorovs Ansatz als einen Kulminierungspunkt in der bisherigen gattungstheoretischen Auseinandersetzung mit dem Genre dar. Die strukturalistische Präzision des Todorovschen Ansatzes hat einerseits eine operative Grundlage zur Bestimmung dieses Genre festgelegt, welche der inhaltlichen Analyse bestimmter Epochen des
11 Über die deutschsprachige Phantastik im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts, den Untersuchungsgegenstand der vor liegenden Arbeit, sind zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten
erschienen. Bis auf einige wenige Ausnahmen konzentrieren sich diese jedoch auf Einzelwerke bzw. -autoren. Im folgenden sind solche Versuche zu erwähnen, welche die literarische Tendenz zum Phantastischen gegen Anfang dieses Jahrhunderts auf einer
breiteren Ebene untersuchen. Die frühzeitig erschienene Wiener Dissertation von Franz Welzig, 1941, faßt hunderte, zwischen 1900 und 1930 erschie nene Werke phantastischer Erzählprosa kurz zusammen und begnügt sich mit ihrer groben Einteilung nach inhaltlichen Kriterien* 4. Die einzige Leistung von Welzig - die erste umfassende Primärbibliographie - ist bereits überholt5.
In seinen Arbeiten über die Rezeption von Edgar Allan Poe im deutschen Sprachraum weist Harro Heinz Kühnelt6 ausdrückPhantastischen zugute gekommen ist; so wendet etwa Jörg Schönert die Begrifflichkeit von Todorov an, um die (qualita tive) Staffelung der phantastischen Lektüre im deutschen Biedermeier festzustellen . Andererseits hat der Ansatz Todorovs eine polemische Diskussion über die Struktur merkmale und die definitorischen Probleme dieser Gattung angeregt; über die Entwicklung dieses Diskurses innerhalb eines Jahrzehntes referiert Florian Marzin in seiner Disser tation ausführlich, vgl. Marzin, F.: Die phantastische Literatur. Eine Gattungsstudie, Frankf.a/M (usw.): P.Lang 1982.
4) Welzig, Franz: Die phantastischen Romane und Erzählungen in der deutschen Literatur von 1900 bis zur Gegenwart, Diss.wien 1941. 5) vgl. Bloch 1984 . 6) Kühnelt, Harro Heinz: Edgar Allan Poe und die phantastische Erzählung im österreichischen Schrifttum von 1900-1920, in: Festschrift für Moriz Enzinger zum 60. Geburtstag 30.Dez.1951, geleitet von Herbert Seidler, Innsbruck: Universitätsverlag
12
die
auf
lieh
Verbreitung
der
literarischen
Tendenz
zum
Phantastischen im ersten Viertel des 20.Jahrhunderts hin, und später auch Jens Malte Fischer7; die beiden, bedingt durch den
essayistischen Rahmen, untersuchen jedoch literarische Arbeiten einiger bedeutender Phantasten paradigmatisch. In "Edgar Allan Poe und die phantastische Erzählung im österrei chischen Schrifttum von 1900-1920" bemerkt Kühnelt, daß "bei der Tradition,
die die
österreichische
Literatur gerade
in
Bezug auf das Phantastische, Übernatürliche, ja auch Schreck haft-Gespenstische aufzuweisen hat wie in Werken von Grill parzer, Halm oder Raimund", es nicht verwunderlich sei,
"daß
auch von hier aus eine Erneuerung des phantastischen Schrift tums ihren Ursprung genommen"8 habe. Ohne auf die Tradition
der österreichischen Literatur im 19. Jahrhundert ausführli cher einzugehen, ist wohl augenfällig, daß im ausgehenden 19. Jahrhundert gerade nicht die naturalistischen Tendenzen in der Habsburger Monarchie Fuß gefaßt haben, und die bedeutenden Werke der österreichischen Literatur um die Jahrhundertwende
sei
es
die
Wiener Moderne,
oder die beispiellose
Journa
listenfeder eines Karl Kraus oder Alfred Polgar, oder die im
katholischen Glauben und in der ländlichen Idylle verwurzelte Heimatliteratur eines Peter Rosegger oder der Brenner-Litera
ten wären.
aus
Die
diesem
Phantastik
Traditionszusammenhang um
die
kaum
Jahrhundertwende
zu
hatte,
erklären
wie
im
Wagner 1953, S.131-144. Ders.: Deutsche Erzähler im Gefolge von E.A.Poe, -in: Rivista di Litterature Moderna 6, 1951, S.457-465. Ders.: Die Aufnahme und Verbreitung von E.A.Poes Werken im Deutschen, -in: Festschrift für Walter Fischer, mit e. Geleitw.v. Horst Oppel, Heidelberg:Karl Winter Universitätsvlg. 1959, S.195-224.
7) Fischer, Jens Malte: Deutschsprachige Phantastik zwischen Decadence und Faschismus, -in: Phaicon 3, 1978 , S.93130. 8) Kühnelt 1953, S.133, vgl.auch ebd., S.132.
13 Verlauf der Arbeit zu zeigen sein wird,
trotz
ihrer bewußt
gegennaturalistischen Einstellung, außer dieser mit den gerade genannten literarischen Richtungen wenig gemeinsam. Nichts destoweniger: Ein Großteil der bis zum heutigen Tag litera risch und philologisch besonders ernstgenommenen Schriftstel ler der Phantastik aus den 20er Jahren waren im groß-öster reichischen Raum zu Hause: in Böhmen (Gustav Meyrink, der
Prager Kreis), in Mähren (Karl Hans Strobl), in Sudetenland und Oberösterreich (Alfred Kubin). Die folgende Abhandlung berücksichtigt den österreichischen Raum im besonderen jedoch
aus eher pragmatischen Gründen:
Eingrenzung des sonst ufer
losen Untersuchungsgegenstandes. Anhand einer detaillierten Untersuchung
der
Werke
von
drei bedeutenden Phantasten (Kafka, Kubin und Meyrink) zeigt Cersowski 1983 die Gattungsdynamik des Phantastischen9. Er erklärt die gattungsgeschichtlichen Grundlagen jener Phanta stik näher und stellt sie - wie bereits Ingeborg Vetter10 und
Fischer11
-
in
die
'schwarzen Romantik'.
Tradition
des
fin
de
siede
und
der
Vor dem Hintergrund der Normalausprä
gungen des Phantastischen hebt er seine Sonderprägungen bei den genannten Meistern ab. Diese ist wohl die erste längere Arbeit12, die das Werk von Franz Kafka im Rahmen des Phanta stischen untersucht. Die Richtigkeit der Behauptung Cersowskis, es wären im untersuchten Zeitraum nur "vereinzelte Werke" unter dem
9) Cersowski . 10) Vetter, Ingeborg: Das Erbe der schwarzen Romantik in der deutschen Décadence. Studien zur "Horrorgeschichte" um 1900, Diss.Graz 1976. 11) Fischer .
12) Auch Rolf Günter Renner betrachtet Kafka als phantasti scher Erzähler; vgl. Ders.: Kafka als phantastischer Erzähler, -in: Phaicon 3 , S.144-162.
14 Etikett "phantastisch" präsentiert worden13,
ist in Frage zu
stellen. Gerade die Tatsache, daß während der untersuchten 30
Jahre die Phantastik sich als eine isolierbare literarische
Tendenz darstellt, ist der Ansatzpunkt der folgenden Arbeit. Wenn auch als keine geschlossene und fest umrissene Einheit,
so läßt sich die Phantastik als solche sowohl auf der Produktions- und Rezeptionsebene als auch in ihren literarischen stilistischen Merkmalen leicht erfassen. Die Einschränkung des untersuchten Zeitraumes auf die Jahre von 1900 bis 1930, geschah aus den folgenden Gründen: Die drei wichtigen Phantasten, die zum Teil als Initiatoren
jener Tendenz anzusehen sind, Hans Heinz Ewers, Gustav Meyrink und Karl Hans Strobl, veröffentlichten ihre ersten phantasti
schen Erzählungen gegen 1901. Sowohl die großen Publikums erfolge, die das Werk von Ewers und Meyrink erzielten, als auch der breite verlegerische Rahmen, der dann dem Phantasti schen Pate stand, deuten offensichtlich darauf hin, daß die phantastische Literatur nach dem Ausbruch des Ersten Welt krieges zu einer der wichtigen Strömungen auf dem deutschspra chigen literarischen Markt geworden war.
Und nicht nur die
Tatsache, daß etwa Meyrink oder Ewers in der nationalsoziali stischen Ära - vor allem auf der politischen Ebene - in Mißgunst gefallen waren, sondern auch der beispiellose Erfolg des Romans "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque zeigt den Verfall der Literaturmode des Phantastischen. Zu klären ist im folgenden der zeitgebundene Charakter jener
Neigung zur Gestaltung des Phantastischen, Versuch
darstellt,
eine
literarische
was
Tendenz
auch
einen
anhand
einer
Analyse ihrer verschiedenen Aspekte zu isolieren.
Auf der bibliographischen Ebene (Kapitel IV) wurden die medialen Aspekte jener Phantastik interessant; dokumentiert wurden die geschmacksbildenden Medien: sowohl die Anthologien, Buchreihen und Zeitschriften, als auch das Angebot an der 13) Cersowski 1983 , S.21.
15
phantastischen Lektüre in (Wiener) Leihbibliotheken. Eine Analyse der Buchreihen (Kapitel I) , in denen die phantastische Erzählprosa präsentiert wurde, zeigt den Produk
tionsrahmen: die medien- und die literaturgeschichtlichen Voraussetzungen und die jeweiligen Buchmarktmechanismen. Auf der Rezeptionsebene werden die soziologisch unterschied lichen
Leserkreise
des
Phantastischen
aufgezeigt
(Kapitel
II.1), und die geschichtliche Dynamik der Rezeption der Gattung des Phantastischen festgestellt; u.a. wird versucht, empirisch zu untersuchen, ob und wie die Phantastik um die Jahrhundertwende die bürgerlichen Leserkreise wieder gewonnen hat. Die erhobenen Daten und die empirische Grundlage bezüg lich der Produktion und Rezeption der phantastischen Massen lektüre lieferte die österreichische Buchgeschichte. Die Untersuchung der 'tieferen' Rezeption (Kapitel II.2)
erfolgte
durch Heranziehen der
zeitgenösischen
literaturge
schichtlichen, -kritischen und -theoretischen Äusserungen über diese Phantastik. Das Augenmerk der Untersuchung wurde vor allem auf die literaturtheoretische Stellung der Tendenz, ihre jeweilige ästhetische, moralische und politische Beurteilung und auf ihr begriffliches Selbstverständnis gerichtet.
Und schließlich (im Kapitel III) wurden einige charak teristische Merkmale jener phantastischen Diktion anhand einer textimmanenten Analyse der Zeitschrift "Der Orchideengarten.Phantastische Blätter"14 und einiger typischen Anthologien herausgearbeitet.
Versucht
wurde,
diese
Phantastik
nach
stilistischen Kriterien zu "schichten".
14) Orchideengarten, Der. Phantastische Blätter, hrsg.v. Karl Hans Strobl, Schriftleitung Alf v.Czibulka, München-WienZürich: Drei-Länder Vlg., 3 Jge. 1919-1921.
I Produktionsmerkmale
und mediengeschichtliche Voraussetzungen: Buchreihen phantastischer Erzählprosa
19
gien,
Die literarischen Medien des Phantastischen - Antholo Buchreihen und Zeitschriften15 - einer bereits nach
gefragten Waren-Kategorie also, deuten darauf hin, daß das Phantastische - obgleich mit mannigfaltigen Bezeichnungen als solches aufgefaßt wurde und ein bereits geformtes Lese publikum anzusprechen hatte. Eine nähere Betrachtung der während der Untersuchungszeit erschienenen 27 Buchreihen des Phantastischen erweist sich als um die Mechanismen des jeweiligen literari schen Marktes und die geschichtliche Dynamik der Gattung des Phantastischen darzustellen. aufschlußreich,
Ihrer Erscheinungsart nach lassen sich die 27 Buchreihen in die folgenden drei Kategorien einteilen: 1) Broschierte Romanfolgen - weiterhin genannt: Volksro mane .
2)
Billig
aufgemachte,
massenhaft
verbreitete, öfters und -bände-
abgeschlossene Roman- bzw. Erzählhefte weiterhin genannt: Romanbibliotheken.
3) Anspruchsvoll gestaltete, oft mit Illustrationen
und
Tafelbildern versehene, (manchmal auch in Leder) gebun dene Roman- bzw. Erzählbände - weiterhin genannt: Buchreihen gehobener Phantastik.
Die
Phantastik
vertreten;
die
war
also
auf
literarische
allen
Ebenen
Tradition
des
des
Buchmarktes
Phantastischen
scheint sich jedoch auf diesen drei buchhändlerischen Ebenen unterschiedlich entwickelt zu haben. Die
Romanbibliotheken
und
die
Volksromane
sind
als
Massenlektüre zu bezeichnen, worauf ihre niedrigen Preise und ihre Vertriebsorgane hindeuten.
1. Lektüre des Phantastischen für die Massen Im folgenden ist einzugehen auf die mediengeschichtlichen
15 Für eine Bibliographie dieser Medien vgl. Kapitel IV.
20 Aspekte der phantastischen Massenlektüre. Daß die Romanbibliotheken der Jahrhundertwende mit den Volksromanen die Qualität des Papiers teilten, aber bezüglich der Einbände den Buchreihen gehobener Phantastik näher standen, ist nicht bloß für einen Buchantiquar interessant. Die Werke erfolgreicherer Schriftsteller und Schriftstel lerinnen der Romanbibliotheken (wie etwa Nataly von Eschtruth) wurden nicht nur anspruchsvoll gebunden, für diese wurde sogar Qualitätspapier verwendet. Dies deutet jedoch nicht nur auf die Probleme hin, jegliche Abstraktion als solche aufrecht erhalten zu können,
sondern auch darauf,
daß die jeweiligen
Leserschichten und ihr Geschmack im Wandel begriffen waren.
1.1. Technische Beschaffenheit und Vertriebsmerkmale
Während die Buchreihen gehobener Phantastik ausschließ
lich in den Sortiment-Buchhandlungen verkauft werden durften, wurden die Volksromane und die Romanbibliotheken in den Städten und auf dem Land über die Sortiment-Buchhandlungen, staatliche wie private Tabak-Trafiken, Bahnhofstungskioske und über die Kolporteure vertrieben16.
bzw.
Zei
Die Rolle der außergewöhnlichen Verschleißstellen und der
Kolporteure bei der Verbreitung dieser Lektüre, wie auch der periodischen Presse, ist besonders ernstzunehmen in einer Zeit, in der neue Leserschichten entstanden17, welche sich in
16 Kocmata, Karl F.: Jugend und Schundliteratur. Eine offene Ansprache an den Staatsanwalt, Wien o.J.(1908), S.ll; auch Börner, Wilhelm: Die Schundliteratur und ihre Bekämpfung. Referat erstattet am VII. ordentlichen Delegiertentag des "Zentralverbandes der deutsch-österreichischen Volksbildungs vereine" in Wien, am 29.März 1908, Wien 21910, S.7.
17 Betrachtet man den Kolportage-Buchhandel in Österreich um 1900, fällt auf, daß nur ein kleiner Teil der Belletristik bzw. der Unterhaltungsliteratur gewidmet war. Der "österreich ungarische Kolportage-Kalender" auf das Jahr 1905, der erste seiner Art in Österreich, verzeichnet 132 deutschsprachige "zum Kolportage-Vertrieb besonders empfohlene" Werke, darunter
21
die Buchhandlungen kaum hineintrauten. Der "Verein der Kolportage-Betreibenden
Österreichs",
ansässig in Wien, hatte 1905 "in Wien allein 150 Mitglieder, welche zusammen mehr als 2000 Personen"18 beschäftigten, berichtet das offizielle Organ des Vereins. 1901 gab es 22 Lokalvereine in Deutschland, die über ihre "annähernd 1000 Mitglieder"19 Kolporteure beschäftigten. 1908 zählte Deutsch
land 43.000 Kolporteure, deren Einflußbereich sich über 20.000.000 Leser erstreckte20. Ein Kolporteur schleppte "oft bis zu 30 Kilo in seiner Tasche"21. Karl F. Kocmata, der sich 1908 über die große Nachfrage solcher Hefte mit sensationellen, verbrecherischen und phantastischen Stoffen beklagt und behauptet:
die
"allerlei30
30 mit literarischem Inhalt. Weitere Wochen-, Familien bzw. Frauenblätter, die 'Erbauung und Unterhaltung' zu ihrem Programm gemacht hatten, bieten auch noch literarische Beiträge. Sachbücher, religiöse Lektüre, Populärwissenschaft, Lexica, Kunst-, Literatur- und Ländergeschichte und Landes kunde machen jedoch den größten Teil der angebotenen Ausgaben aus. So behauptete 1904 der offizielle Organ des österreich ungarischen Kolportage-Buchhandels, der Gegenpropaganda zur Wehr, daß die sogenannten 'Volksromane' "kaum 5%" ihres Gesamtvertriebs ausmachten und die Kolportage vor allem als ein Volksbildungsorgan zu sehen sei (Novitäten-Anzeiger für den Kolportage-Buchhandel, Wien 1904, Nr.344,S.3; -weiterhin zit.: Novitäten-Anzeiger, Jg.,Nr.,S.). Unter den im "österreich-ungarischen Kolportage-Kalender" (1905) angeführten 30 literarischen Reihen, die als "sehr Lohnende" galten und klassische (ca. mehr als 1/3) wie moderne Schriftsteller herausbrachten, sind 4 als phantastisch zu erkennen - alle vier verfaßt von Jules Verne. Vgl. auch Sarkowski, Heinz: Der Buchvertrieb von Tür zu Tür im 19. Jahrhundert, in: Wittmann, Reinhard und Hack, Bertold (Hrsg.): Buchhandel und Literatur, Wiesbaden 1982, S.221-246, hier S.239.
18 Novitäten-Anzeiger, 1905 , Nr.349, S.2. 19 Ebd., 1906, Nr.368, S.2. 20 Börner 21910 , S.6.
21 Winter, Max -in: Arbeiter-Zeitung, Wien, zit.nach: Novitä ten-Anzeiger, 1905 , Nr.352, S.3.
22 Geister- und Schaudergeschichten" hätten die 7 Kreuzer Romane des ausgehenden 19. Jahrhunderts fast ersetzt, illustriert das am Beispiel einer "Trafik im 1. Bezirke, die binnen 4 Wochen 120 Exemplare dieser Hefte verkauft, also durchschnit tlich 30 Exemplare per Woche, 4 Exemplare im Tag"22.
Die Auflagen der kolportierten Serienwerke waren öfters-
und vielleicht ungerecht - zu hoch geschätzt; die phantasti sche Kolportage aber scheint in der Regel - abgesehen von den Verne-Ausgaben, welche auch in anderer Hinsicht als Ausnahmen zu bezeichnen wären - nur zu einer Auflage gekommen zu sein.
1908 schätzt Wilhelm Börner in seinem Referat gegen die Schundliteratur die geringer als 10.000, 250.000"23.
Auflagen solcher Romanreihen: "nie oft 100.000 und nicht selten sogar
Der "Novitäten-Anzeiger für den Kolportage-Buchhandel", Wien, macht aber darauf aufmerksam, daß in den Protestschrif
ten die Absatzhöhe der moralisch angegriffenen Romane tendenziöser Weise ungeheuer übertrieben24" werde. In
"in der
Tagespresse wurde beispielsweise protestiert gegen den in Serie verkauften Roman "Eine Abenteuerin auf dem Königsthro ne", der 400.000 Abnehmer hätte, tatsächlich aber waren es nur 20.000 Abonnenten25. Kurzlebigkeit ist ein weiteres Merkmal der Volksromanrei
hen ausschließlich phantastischer Erzählprosa. Im Unterschied zu den Romanbibliotheken, zu den Buchreihen gehobener Phanta stik wie auch zu den anderen kategorisierten Reihen der kolportierten Volkslektüre
und
besonders
zu
Umkreis des Phantastischen anzusiedeln sind 22 Kocmata,
denen,
die
im
(die Kriminal-,
(1908) , S.ll cHervorh.im Original:».
23 Börner 21910 , (1908) , S.13-14.
S.6;
auch Langen, A.
nach Kocmata
24 Novitäten-Anzeiger, 1905 , Nr.346, S.2.
25 Ebd., 1905, Nr.345, , S.237-238.
S.2;
vgl.
auch
Sarkowski,
1982
23 Abenteuer- und Wild-West-Reihen,
welche mit einer beträcht
lichen Konsistenz den deutschen Buchmarkt überfüllt hatten,)
überlebten die phantastischen Volksromane kaum die Einjahresgrenze (vgl. TABELLE 1). Die hohen aber einmaligen Auflagen wurden von den Verlagen und Druckereien produziert, die neben dem Phantasti ein
schen
umfangreicheres
hatten. Daß R.H.Dietrich
Unterhaltungsprogramm
anzubieten
der auf Volksromane spezialisierte Verleger mehrere Periodica vertrieb26, ist wohl kein
Zufall.
Unter den bibliographierten Reihen hat eine einzige neben den Verne-Ausgaben - umfangreichere Hefte angeboten: "Collection Geister- und Gespenster-Romane" bei A.Weichert in Berlin. Die einzelnen Hefte aller anderen Reihen bestanden aus ca.32 Seiten. Obgleich in dünnen Folgen, bildete die jeweilige Reihe insgesamt - addiert man die Seiten aller Hefte - ein
dickleibiges Angebot,
das übrigens auch nicht viel billiger
war als ein gebundenes Buch. 1.2. Die Preise
chen
Im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts, als die gewöhnli Romanbände 3 bis 5 Mark gekostet haben27, waren die
Einzelhefte
der bibliographierten
Volksromane und Romanbib
liotheken für 10 Pfennige bis zu 1 Mark zu kaufen. Durch den Preis,
zu dem solche Hefte angeboten wurden,
"welcher geringer als die durchschnittliche sollte "den vielen Tausenden, die gerne Bücher kaufen und sich in ihren Mußestunden den edlen Genuß einer guten Lektüre verschaffen möchten", die
Gebühr der Leihbibliotheken",
26 Dietrich vertrieb "Die Großstadtzeitung" und "Freya". 27 Werbetext des Stuttgarter Verlegers J. Engelhorn, zit. nach Borchmeyer, Dieter und Zmegac, Viktor: Rolle des Romans, -in: Zmegac, Viktor(Hrsg.) : Geschichte der deutschen Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Bd.II/2, S.342-396, hier:S.396.
24 Möglichkeit
angeboten
werden,
"sich
zu
einem
beispiellos
Preise nach und nach eine eigne Bibliothek anzu schaffen", heißt es im Werbetext des Stuttgarter J.Engelhorn Verlags28, dessen "Allgemeine Romanbibliothek" mit 2000 Titeln billigen
zwischen 1885 und 1932, die a 50 Pfennige (Ln. -.75) gekostet hatten, eine der erfolgreichsten und mustergültigsten29 jener Zeit gewesen war. 1.2.1. Eine Konkurrenz zum Leihwesen
Die um die Jahrzehnte um 1900 infolge technischer Erneue
rungen (Rotationsmaschinen und Setzmaschinen) auf dem Markt in Massenangebot
billiger
aufgetauchte,
Unterhal
aufgemachte
tungsliteratur stellte zu den Lesezirkeln und Leihbibliotheken gewiß eine Konkurrenz dar30.
Die
Wiener
Lesezirkel
scheinen,
außer
den
veralteten
Regelungen und Verordnungen die Konzessionen für den Buchhan del betreffend, der Hauptangriffspunkt der Proteste des ersten
"Vereins sein31. Die
der
Kolportage-Betreibenden
Konkurrenz
zwischen
den
in
Wien"
gewesen
Leihbibliotheken
und
zu
den
Kolportage-Betreibenden bestand vor allem in Vertrieb und Verbreitung der Unterhaltungslektüre, wonach in den Leihbi bliotheken besonders gefragt wurde.
Die privat-unternehmeri
schen Leihbibliotheken in Wien, die von dem Publikumsgeschmack unmittelbarer betroffen waren, führten fast ausschließlich
28 Werbetext des Verlags J.Engelhorn, Stuttgart, zit. ebd. 29 Vgl. Novitäten-Anzeiger, 1904 , Nr.325, S.1-2. 30 Engelsing, Rolf: Dienstbotenlektüre im 18. und 19. Jahrhun dert, -in: Ders.: Zur Sozialgeschichte deutscher Mittel- und Unterschichten, Göttingen 1973, S.180-224, hier S.218. 31 Vgl.u.a. Schwartz, , S.27.
H.E.
-in:
Kolportage-Kalender,
1905
25 Unterhaltungslektüre32. Volksbibliotheken, folgten,
machten
(TABELLE 2). Ein Blick
die
Und die Entlehnungen aus den Wiener anderen
vorwiegend
auf die
Interessen und
die
Zielsetzungen
Unterhaltungsschriften
aus
Lesegebühren der Wiener Leihbiblio
theken (TABELLE 3) zeigt, kolportierten Heftes war33.
wie
günstig
das
Angebot
eines
2. Wiederbelebung des Phantastischen im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts
Während des Untersuchungszeitraums nimmt die Produktion der kolportierten phantastischen Volksromane eher ab - ihnen typische Erzählstoffe erscheinen zunehmend in Form geschlos sener Bücher. In den nachgeschlagenen Buchkatalogen und in den Bestände-Verzeichnissen der seriösen Leihbibliotheken34
wachsen die Eintragungen der als 'phantastisch' angekündigten Einzel- und Serienerscheinungen. Die Produktion der an 32 Vgl. Martino, Alberto: Lektüre in Wien um die Jahrhun dertwende (1889-1914), in: Wittmann und Hack (Hrsg.), 1982 , S.314-394, hier S.322. Das Literatur-Institut L. und A. Last war die einzige Leihbibliothek in Wien, welche sich ausdrücklich bemühte, geistes- und naturwissenschaftliche Bücher aufzustellen; die Ziffer in der TABELLE 2 illustrieren das Leseverhalten der Kunden dieser Bibliothek im Jahr 1876 und "es ist anzu nehmen, daß Last keine besseren Ergebnisse als 1876 erzielen konnte, und daß die damals ermittelten prozentuellen Werte hinsichtlich des Konsums wissenschaftlicher Literatur sich nicht wesentlich geändert" haben (ebd.). Vgl.auch Martino, Alberto: Die deutsche Leihbibliothek und ihr Publikum, in: Ders.(Hrsg.): Literatur in der sozialen Bewegung. Aufsätze und Forschungsberichte zum 19. Jahrhundert, Tübingen 1977, S.1-25, hier S.24-25. 33 Preise der kolportierten Hefte vgl. Tabelle 1. Auch Kocmata (1908) meint, daß in Wien die kolportierten Hefte bis zu ca. 18 Heller zu kaufen waren, S.13-14. 34 Vgl. Kap.IV: Bestände der phantastischen Wiener Leihbibliotheken um 1900.
Bücher
in
den
26 spruchsvoller gestalteten 'gehobenen Phantastik', welche bereits um 1900 eingesetzt zu haben scheint, gipfelt bald in Buchreihen. Mehrere Verlage machen das Phantastische zu ihrem
Programm. Die älteren Meister des Phantastischen werdenverlegerisch und literaturwissenschaftlich - wiederentdeckt und neuerlich verwertet. Die damaligen und neueren theoretisch-kritischen Schrif ten sprechen von einer "Erneuerung"35 bzw. "kräftige Wiederbelebung"36 des Phantastischen im ersten Viertel des 20.
Jahrhunderts, welche offensichtlich im Rahmen der 'gehobenen Unterhaltungslektüre' zu lokalisieren ist.
Während die Phantastik der 'naturwissenschaftlich-utopi schen' Art, vertreten vor allem von Jules Verne, aber auch von seinem Epigonen Oskar Hoffmann37, als die einzige Spielart um
1900 in den anspruchsvoller gestalten Buchreihen präsentiert worden war - übrigens wurden zwei Reihen von Verne und "Kollektion Kosmos" von Oskar Hoffmann auch auf dem Kol portage-Buchmarkt angeboten -, wurden um 1920 - als die Produktion des Phantastischen ihren Höhepunkt erreichte - 15 Originalauflagen und einige Neuauflagen gehobener Phantastik angekündigt.
der
Buchreihen
Die Konnotationsbreite des hier vorhandenen Begriffs 'phantastisch' stellen bereits die vor dem ersten Weltkrieg (bzw.
währenddessen)
erschienenen
fest. "Alraune.
Buchreihen
meisten verkaufte Roman dieser Phantastik,
am Die Ge Der
35 U.a. Strobl, Karl Hans in der Einleitung zu : Karl Hans Strobl. Eine Auswahl seiner Erzählungen, Wien-Leipzig 1923 (Geschichten um Mitternacht, Bd.l), S.7.
36 U.a. Fischer, 1978 , S.94. 37 Vgl. die Buchreihe Kollektion Kosmos. Moderne reich illustrierte Unterhaltungsschriften im Stile ä la Jules Verne, Kapitel IV: Medien des Phantastischen. Buchreihen.
27
schichte eines lebenden Wesens" von Hans Heinz Ewers38, war 1911 erschienen; und der sensationelle Erfolg von Gustav Meyrinks erstem Roman, "Der Golem"39, im Erscheinungsjahr
1915, deutet auch darauf hin, daß die Lektüre des Phantasti schen mitten im Krieg beliebt und begehrt war. Die auffällige Zunahme ihrer Produktion sofort nach dem Kriegsende mag einerseits mit der allgemein spürbaren Revitalisierung des deutschsprachigen Buchmarktes um die Zeit40 zu tun haben,
andererseits aber damit, daß die Phantastik bis dahin durch die programmatisch verbreitete Kriegslektüre verdrängt worden
war. 1921 spricht ein von Gustav Meyrink erfundener "Direktor einer großen staatlichen Bibliothek"41: Stellen Sie Kataloge zusammen, die lediglich die Titel aller jener Werke enthalten, die von Mystik, Magie, Kabbala, Zauberei, Theosophie -der alten und der neuen- , von Geistern und Gespenstern, von Alchemie, von göt tlichen und teuflischen Offenbarungen, von Spekulationen über die letzten Dinge usw. handeln und von alledem was damit zusammenhängt, - die Räume, die solche Kataloge fassen sollten, müßten größer sein als die Säle, die nötig wären, um sämtliche Bücher andern Inhalts auf zubewahren .
Dienten diese Übertreibungen des
Bibliothekars
in der Ein
leitung des Eröffnungsbandes der von Meyrink herausgegebenen Reihe "Romane und Bücher der Magie" offensichtlich Promotions zwecken, sind die Wiener Leihbibliotheksrecherchen eines
38 Ewers, Hans Heinz: Alraune. Die Geschichte eines lebenden Wesens. Roman, Mnchn.: G.Müller 1911. Vgl. auch TABELLE 10. 39 Meyrink, Gustav: Golem. Roman, Lpz.: Wolff 1915. Vgl. auch TABELLE 11.
40 Vgl. Anm.48, und TABELLEN 4 & 8. 41 Meyrink, Gustav in der Einleitung zu Vogl, Carl: Sri Ramakrischna. Der letzte indische Prophet, Wien:Rikola (Romane und Bücher der Magie, Bd.l), S.5.
30
2.1. Erneuerer des Phantastischen 1: Herausgeber der phantastischen Buchreihen
War bei den kolportierten Reihen des Phantastischen eine genauere Warenbezeichnung wichtiger als sogar die Verfasser angaben, brauchten die Buchreihen gehobener Phantastik den
Beistand einer Herausgeber-Persönlichkeit. Neben H.J.Böckmann, Heinrich Conrad, Felix Lorenz, Walter Salenstein, Felix Schloemp und Walter Jerven, betätigten erfolgreichsten Phantasten jener Zeit,
sich auch die drei Hans Heinz Ewers,
Gustav Meyrink und Karl Hans Strobl als Herausgeber der Buchreihen des Phantastischen. Im folgenden ist einzugehen auf den innovatorischen Anspruch dieser drei Erfolgsphantasten und auf ihren unterschiedlichen Zugang zum Thema, wie dieser sich in von ihnen herausgegebenen Buchreihen widerspiegelt. Ewers, Meyrink und Strobl brachten ihre bald zum iden
tifizierbaren Stil erstarrten Erzählphantasien gleich am Anfang des Jahrhunderts auf den Buchmarkt: Ewers trat mit seinen Grotesken "Der gekreuzigte Tannhäuser"49 und Strobl mit seinem Skizzenbuch "Aus Gründen und Abgründen"50 im Jahr 1901
hervor, und Meyrink sammelte 1903 seine gleichfalls seit 1901 im Münchner "Simplicissimus" veröffentlichten51 Erzählungen im "Heißen Soldat"52. Zu vermerken ist, daß alle diese Er folgsphantasten ihre Erstlinge andernorts verlegt haben, und daß sie sich während ihrer schriftstellerischen Laufbahn im Treppenhaus eines einzigen Verlegers selten - wenn überhaupt-
49 Ewers, Hans Heinz: Der gekreuzigte Tannhäuser und andere Grotesken, mit Abb., 194 S. Berlin: Messer 1901. 50 Strobl, Karl Hans: Aus Gründen und Abgründen. Skizzen aus dem Alltag und von drüben, Leipzig: L. Staackmann 1901.
51 Für umfangreiche Bibliographie zu Meyrink vgl. Aster, Evelin: Personal Bibliographie von Gustav Meyrink, BernFrankfurt a.M-New York: P.Lang 1980. 52 Meyrink, Gustav: Der Heiße Soldat und andere Geschichten, München: A.Langen 1903.
31 getroffen haben. Strobl hat besonders daran gelegen, sich zum eigentlichen
"Erneuerer der phantastischen Erzählung in Deutschland" zu erklären, seit Hoffmann sei er der erste, der sich allen Ernstes den sogenannten 'Nachtseiten' zugewendet53 habe. Zu dieser Strobl-Legende versuchten seine einheimischen politi schen Kameraden54 beizutragen: Karl Wache, Literaturhistoriker und Verfasser phantastischer Erzählprosa55, der Strobl den
"Vater der neudeutschen Spukdichtung"56 nannte; und der junge Germanist
Franz
Welzig.
Zweifelsohne
legt Welzig
in seiner
1941 eingereichten Dissertation - also nachdem Meyrink als 'entartet' diffamiert worden war - viel Wert auf die Arbeit von Strobl, um behaupten zu können, daß der jüdische Anteil an der Produktion der phantastischen Literatur geringer sei als
bisher geschätzt. Den Selbstbehauptungsversuch
Strobls
scheinen
mehrere
Gründe ausgelöst zu haben. Sein "phantastisches" Werk ungefähr ein Drittel seines Gesamtschaffens - war wesentlich
53 Strobl, Karl Hans in der Einleitung zu : Karl Hans Strobl, 1901 , S.17. 54 Zu erwähnen sind Franz Welzig und Karl Wache. Welzig findet es notwendig, seine Tätigkeit für die nationalsozialistische Partei in seinem der Wiener Dissertation angefügten Lebenslauf anzugeben.
99 Ebd., S.221. 100 Ebd.
101 Pfoser, Alfred: Literatur und Austromarxismus, Wien 1980, , S.126.
53 zur Lektüre vorgeschlagen"102. Dies hat jedoch kaum verhindert, daß ein Räuberhauptmann wie Schinderhannes oder Leichtweiß oder Fetzer103, ausgerüstet
mit allen natürlichen Kräften und unterstützt von allen übernatürlichen Mächten, die Phantasie der Arbeitermassen weiterhin leitete. Die Komponente des Übernatürlichen besaß zweifelsohne einen bestimmten Platz in der Abenteuer- und Kriminalliteratur
-
der
erfolgreichsten
Kolportage-Lektüre
neben den sogenannten Prinzessinenromanen - jener Zeit. Sogar die ausschließlich dem Phantastischen gewidmeten Volksroman
reihen, die dem altherbrachten Genre der Gespenster-Romane treu blieben, sind bis in die 20er Jahre zu finden104. Abgesehen von den traditionsreichen Räuber-, Ritter- und Gespenster-Romanen,
die
wegen
ihrer
wirklichkeitsfremden
Inhalte und der niederen Stilebene als Kitsch abgetan wurden, distanzierten sich die politisch Progressiven auch von den
utopischen Romanen, denn die Utopie erschien ihnen "nach wie
vor als anachronistisches Relikt eines vorwissenschaftlichen Denkens"105. Dies sieht Jost Hermand als Grund dafür, daß das Gebiet
des
Utopischen
fast
ein Monopol
der wilhelminisch,
monarchistisch, restaurativ gesinnten Schriftsteller, später das der Nationalsozialisten gewesen ist106.
und
102 Ebd., S.141. 103 vgl. u.a. Anm.323.
104 Vgl. u.a. die Buchreihen "Geschichten, Seltsame" Mitteldtsch. Verlags-Anstalt und "Gespenster-Bücher" Hummel. Weitere Angaben im Kapitel IV.
bei bei
105 Hermand, Jost: Völkische und faschistische Zukunftsromane, -in: Glaser, Horst Albert und Bormann, Alexander von (Hrsg.): Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte, Bd.9: 1918-1945. Weimarer Republik-Drittes Reich: Avantgardismus, Parteilich keit, Exil. - Hamburg 1983, S.212-218, hier S.212. 106 Ebd.
54 1.2. Bürgerliche Kreise In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts fand auch unter den bürgerlichen Gesellschaftsschichten die als phanta stisch bezeichnete Unterhaltungsprosa, welche im Laufe des 19.
Jahrhunderts in Verachtung gekommen war, wieder ihre Leser, und so erlebte sie ihre zweite Blüte im deutschen Sprachraum. 1.2.1. Entstehung der phantastischen Erzählprosa im Zeitalter der Aufklärung und ihre Verachtung
im ausgehenden 19.Jahrhundert Die deutschsprachige phantastische Erzählprosa,
erst im
ausgehenden 18. Jahrhundert in Erscheinung getreten,
ist auf
die irrationalistischen Zeitalters zurückzuführen Langhans angibt, gangen107 :
1.
aus
den
Strömungen des aufklärerischen und ist, wie Garleff Zacharias-
folgenden
drei
Quellen
hervorge
Die mündlich tradierten "Erzählungen von wunderbaren
Ereignissen, von Zauberern, Hexen, Teufeln und Poltergei stern"108.
2.
Die Aufzeichnungen dieser Erzählungen
in Gelehrten-
Abhandlungen dämonischer oder mythologischer Art; diese seien noch keine Werke der phantastischen Literatur gewesen, denn sie wären "nicht um ihres gruseligen Reizes willen geschrieben worden>, Exempel benötigte"109. 3.
Die Geisterballade,
sondern weil
man
sie als
die eben um die Zeit neuerdings
auch als eine literarische Gattung erfolgreich geworden war.
107 Zacharias-Langhans, Garleff: 1800, Diss. Bonn, 1968, S.11-12.
108 Ebd., S.ll. 109 Ebd., S.12.
Der
unheimliche
Roman
um
55
Otto Rommel deutet auf zwei wesentlich unterschiedliche Strömungen "im Geistesleben des 18. Jahrhunderts , die mit der herrschenden Haltung des Rationalismus im Widerstreit zu stehen scheinen"110, wodurch zwei verschiedene Spielarten
phantastischer Erzählprosa entstünden. Erstens, "die mystische Sehnsucht nach dem Irrationalen, die zunächst das religöse Leben, dann das Seelische überhaupt befruchtete und im Ordenswesen einen Ausweg ins tätige Leben suchte"111. Diese Mystik fand ihren literarischen Niederklang im Bundesroman112 - Über den "Geisterseher" von Friedrich
Schiller, 1787-1789, in die Massen gelangt, erreichte dieser, auch der "unheimliche Roman" genannt113, seinen Höhepunkt in der Spätromantik. Und zweitens verhalf "die ererbte bibelge rechte Frömmigkeit, die an Engel und Teufel mit gleicher Überzeugungskraft glaubt - aller Aufklärerei zum Trotz"114-
verhalf den Geister-Romanen von Karl Grosse
(u.a.
"Genius",
1791-1795) und Spieß (u.a. "Der alte Überall und Nirgends", 1791-1792) zum Erfolg. Jene bis ins 20. Jahrhundert tradierten
"Räuber-,
Ritter-
zurückzuführen. Interessant
und
ist
die
Gespenster-Romane"
Rezeptionsdynamik,
sind
auf
der
diese
diese
zwei
unterschiedliche Literaturströmungen unterlagen. Auf dem romantischen Boden gewachsene Phantastik, welche auf einer
höheren Stilebene Ansprüche gestellt hatte, scheint bereits um 110 Rommel, Otto: Rationalistische Dämonie. Die GeisterRomane des ausgehenden 18. Jahrhunderts, -in: DVj., 17(1939), S.183.
111 Ebd., S.185. 112 Vgl. dazu Thalmann, Marianne: Der Trivialroman des Jahrhunderts und der romantische Roman. Ein Beitrag Entwicklungsgeschichte der Geheimbundmystik, Berlin 1923.
113 Zacharias-Langhans, Bezeichnung.
19 68
,
114 Rommel, 1939 , S.185.
verwendet
18. zur
diese
56 die Mitte des 19. Jahrhunderts aus der Mode gekommen zu sein; so deutet 1857 Theodor Storm, selber Verfasser des "Schimmel
reiters", an, daß die phantastische Prosa eine unzeitgemäße Gattung sei115. Und die Räuber-, Ritter- und Gespenster-Romane verloren,
wie
bereits
deutschsprachigen
bemerkt116,
Bürger,
behielten
Leihbibliotheken
unterschiedlichen
ihr
jedoch
in den Unterschichten bei.
Lesepublikum
die
zunehmend
Gunst
der
ständiges
Eine Recherche der
Niveaus
bestätigt
diese
Behauptung.
1.2.2. Bestände phantastischer Lektüre in Wiener Leihbibliotheken um 1900
Die Vertretung des Phantastischen in soziologisch unter schiedlichen Leihbibliotheken deutet auf den jeweiligen Status dieser literarischen Kategorie hin; berücksichtigt werden im folgenden Kataloge der drei privaten Leihanstalten in Wien um 1900: die Leihbibliothek Faschinsky, Literatur-Institut L. & A.
Last mit ihren 4 Leihbibliotheken und die Leihbibliothek
Josef Safar. Daß der
"Ritter-,
Leihbibliothekskatalog
Räuber-
und
Faschinsky
Geistergeschichten",
die
welche
Rubrik "seit
Jahrzehnten aus jedem anständigen Leihbibliothekskatalog samt der damit bezeichneten Schaueriiteratur verschwunden war"117,
noch um 1900 führte, zeige Alberto Martinos Meinung nach den 'trostlosen Zustand' der Bibliothek und ihre Unfähigkeit, neue
115 Storm, Theodor zit.nach Freund, Winfried: Von der Aggres sion zur Angst. Zur Entstehung der phantastischen Novellistik in Deutschland, -in: Zondergeld, Rein A. (Hrsg.): Phaicon 3. Almanach der phantastischen Literatur, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1978, S.9-31, Hier S.9.
116 Vgl. Kapitel I. 117 Martino, Alberto: Lektüre in Wien um die Jahrhundertwende (1889-1914), -in: Wittmann, Reinhard und Hack, Bertold (Hrsg.): Buchhandel und Literatur, Wiesbaden 1982, S.314-394, Hier S.322.
57 Erwerbungen aufzustellen118.
Josef Safar bot in seiner Leihbibliothek in der Schlösselgasse 22 im 8. Wiener Bezirk vor allem Unterhaltungslektüre
an. Einen außerordentlich großen Teil darunter machten "Romane, Novellen, Erzählungen, Humoristica" aus119. Die Werke phantastischer Sorte sind hier keine Seltenheit, wie das Ergebnis eigener Untersuchung des Hauptkatalogs aus dem Jahre 1900 erweist: Man findet 44 Eintragungen mit mehr als 100 Bänden in deutscher Sprache120. Es handelt sich hier um die Phantastik - von der seltsam-unheimlichen über die magisch wunderbare bis zur zukunfts-bzw. technisch-utopischen - der
vorwiegend unbekannten, wohl ephemeren Schriftsteller; wenige Werke einiger bekannter Klassiker des Phantastischen (Aurevilly, Gogol, Hoffmann, Kipling, Poe, Scheerbart, Stevenson,
Strindberg,
Turgenjew,
Zschokke)
zu finden.
sind auch noch
Interessant ist hier allerdings das Nebeneinander der altbe währten gespensterhaften Phantastik mit der relativ neu entstandenen Technisch bzw. Zukunftsutopischen. Merkwürdig ist auch, daß die Gespensterromane bzw. -geschichten hier nicht von den Klassikern dieser Gattung vertreten sind, sondern von
ihren Epigonen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Offen wie die Leihbibliothek von Josef Safar dem Phanta stischen gegenüber war, zeigen ihre Bestände keine neue Entwicklung
in
den
weiteren
Jahren,
als
es
nämlich
zur
sogenannten Wiederbelebung des Phantastischen kam. Eine Aufwertung des Phantastischen zeigt das Lektüreangebot des 118 Ebd.
119 Hauptkatalog der Leihbibliothek Josef Safar, Wien 1900. Die weiteren Rubriken des Katalogs: Gesammelte Werke; Gedichte und dramatische Werke; Jugendschriften; Geschichte, Biographien, Kunst- und Musikgeschichte; Reisen, Geographie, Länder- und Völkerkunde; Philosophie und andere Wissenschaf ten, Varia; Livres fracais; English Books.
120 Vgl. Kapitel IV.
176 Ebd.
177 Ebd. 178 Schwabe, Toni, 1920 , S.7. 179 Ebd., S.5.
77 Süssigkeiten"180.
verborgenen
jener Teil der Seele,
Das
Unheimliche
war
für
sie
der die aufklärerische Wahrheitssuche
unberührt ließe; "unaufklärbar" und "unerklärlich" hielt sie für die wesentlichen Kategorien des Unheimlichen, und schloß aus seinem Konnotationsbereich sowohl das Geheimwissenschaft liche als auch das Poetisch-Allegorische vollständig aus181. Von
ihr
gesammelte
Geschichten
sollten
eine
"Fracht
der
Abenteuer, der Phantasiereien, der Verrücktheiten, der Unmöglichkeiten"182 sein, und zwar ein Gegenpol zum "platte Spuk der Aufklärungszeiten, der dem Wunder, wie dem Aberglau
ben ein skeptisches Lächeln entgegensetzt, der das Mysterium ironisch zu entblättern"183 suchte, und auch zu den "morali sierende«^ Märchen, die sich 'poetisch' gebärden und sich bis
Letzte lehrhaft deuten lassen" und bloß "Symbol Gleich nis und Phrase für einen ethischen Gedanken"184 sein wollten. Bereits die Anlehnung jener Phantastik an den geheimwis
senschaftlichen Wortschatz
("okkultistisch", "spiritistisch")
entrückte sie gewissermassen vom Übersinnlichen. Die "letzten
Dinge" wären
für den Mystiker "übersinnlich", auch wenn er Im Zusammenhang mit
diese mit seinen Sinnen "ahnen" könnte.
dem Okkultisten spricht Schickele nur noch vom Überirdischen; überirdisch blieb dies nur, weil es anhand der "irdischen Zusammenhänge" NOCH erkannt zu werden war. Benno Diederichs Auseinandersetzung mit der Frage "Gibt es Gespenster?"185, ist in diesem Zusammenhang von doppeltem Interesse.
Klar wird ein Blickwinkel zum Phänomen des Über-
180 Ebd. , S.8. 181 Ebd. , S.7.
182 Ebd. , S.8. 183 Ebd. , S.6-7 184 Ebd. , S.7. 185 Diederich, 1903 , S.17-26.
78 natürlichen bzw. -sinnlichen aus jener Zeit, und, was wich tiger ist, derjenige eines in dem Fachgebiet "Laien", eines Literaturwissenschaftlers186. Diederich referiert über die
damals geläufigen Argumente Gespenster. Er selbst glaubt
für
und
gegen
den
Glauben
an
gern, daß der reine Materialismus heut abgewirtschaf tet hat und die moderne Philosophie wieder etwas mehr 'Geist' in ihre Weltanschauung hineinbringt; eine Zunahme des Glaubens an Geister würde daher im Zuge der Zeit liegen
und deutet auf die Weiterführung ’der Entwicklungslehre von Du Prel, auf Kant und Schopenhauer187 hin. Diederich mit seinem materialistischen Standpunkt war
jedoch nicht zufrieden zu stellen mit dem vorgebrachten historischen und experimentellen Beweismaterial, womit eine übernatürliche Erfahrungsebene behauptet werden könnte. Trotzdem hält er sich im großen und
ganzen an dem sogenannten spiritistischen Gedankengang fest. "Bei jeder Erfindung und Entdeckung sehen wir aufs neue, wie sehr wir von Geheimnissen umgeben sind", bemerkt er und stellt
fest: man müsse "die Möglichkeit zugestehen, daß es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als unsere Schulweisheit sich träumen läßt"188. Er führt an, wie einst als Spuk verschrieene
Angelegenheiten mit einem neuen Wissensstand die Sphäre des Tatsächlichen eingeholt habe. "Die sogenannte Fernwirkung oder Telepathie erhält ein merkwürdiges Analogon in der Funktele
graphie", bemerkt er und meint, gerade die Wissenschaft müsse eine "entfernte Möglichkeit"189 vorstellen können.
Der Spiritist hielt die Entfernung zwischen dem Natürli chen und dem Übernatürlichen für eine relative: das Überna
186 Ebd., Anm. auf S.17. 187 Ebd., S.21 u. 25. 188 Ebd., S.19. 189 Ebd.
79
türliche war nämlich jenes, was als natürlich noch erkannt zu werden wäre. Der Unterschied zwischen diesen zwei Erfahrungs ebenen wäre zurückzuführen auf die Beschränktheit des mensch lichen Verstandesvermögens, die jedoch auf Dauer und technisch zu überwinden wäre. An dem rationalen Erklärungsmuster
im Gegenteil
zweifelte der Spiritist keineswegs,
suchte er
dessen Anwendungsbereich zu erweitern. 2.1.1.2. Die weiteren alltagenthobenen Begriffe
Die unverkennbare Zugehörigkeit der Begriffe wie "abson
derlich", "exotisch", "seltsam", "sonderbar" und "utopisch" zur stofflichen Skala jener Phantastik läßt sich auf ihre betonte Nicht-Alltäglichkeit zurückführen und deutet einer seits auf die Realitätsbezogenheit, andererseits aber auf ihre Beschäftigung
mit
den
Grenzerfahrungen
Wirklichkeit. Diese stellten neben den Alltag bzw.
der
alltäglichen
ihm gegenüber eine
andere Wirklichkeit und unterschieden sich untereinander in ihrer kategorialen Beziehung zum Alltäglichen (vgl. TABELLE 17).
Freilich
überschnitten
sie
sich
einander
in
ihrer
Bestimmung, wie anhand der Zusammenstellung phantastischer Buchreihen und Anthologien wie deren Vorworte und Einführungen festzustellen.ist. Für Norbert Falk, den Herausgeber des "Buches der seltsa
men Geschichte", 1914, war "seltsam" mit "sonderbar " synonym, und bedeutet vieles, was die "Schönheitsgrenze"190 überquerte; es wäre die "Welt des Phantastischen und Bizarren,
des Finstern und Gewaltigen, des Uebersinnlichen, des Grotes ken und Utopistischen"191. Weitgespannt, wie sein Rahmen des
Seltsamen war,
eröffnete er seine Sammlung mit "Kriminaler-
190 Falk, Norbert: Einleitung zu Ders.(Hrsg.): Das Buch der seltsamen Geschichte, Berlin-Wien 1914, S., hier S.. 191 Ebd.
80
und
Zählungen
ihnen
Detektivgeschichten";
folgten
"Spukge
stalten und Phantasiegebilde" und "Utopien und Grotesken". Seine Eingrenzung der Begriffe "seltsam" und "sonderbar"
begründet er mit der Gegenüberstellung zweier Arten von Erzählprosa. Das Alltägliche bzw. Alltagenthobene machte hier ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal aus. Die eine stellte "wohltemperiert die Schmerzen des Alltags" und "die Konflikte innerhalb einer geordneten Gutbürgerlichkeit" 192 dar, während
die andere den "Bereich der großen Vorgänge", "die starken und
rücksichtslosen Menschen", "das Geheimnisvolle, das Leiden schaftliche und Maßlose"193 bevorzugte. Eine Auffassung wie
diese erweckte den Anschein, sogar das Übersinnliche werde 'phantastisch' erst durch seinen nichtalltäglichen Charakter. Im allgemeinen galten "absonderlich, "seltsam" und "sonderbar" als Synonyme (vgl. TABELLE 18). Sie wichen vom Gewohnten und Allgemeinen ab, eine auffallende oder wunderli che Wirkung vollziehend. Die Bedeutung des Befremdenden fehlte ihnen auch nicht. Diese waren die weitläufigsten Kategorien
jener Phantastik, und die am meisten benutzten in den Titeln bzw. Untertiteln der Werke. Interessant ist die Beziehung dieser Begriffe mit dem Exotischen
und Utopischen.
Mit
"exotisch"
denotierten
alle
untersuchten Wörterbücher "ausländisch". Die weiteren Denotationen waren "fremd", "fremdartig", "fremdländisch" und "ganz fern her". Es war offensichtlich die 'befremdende' Eigenschaft des Ausländischen, wodurch dieses 'seltsam' wurde. Die Suche nach den neuen Stoffgebieten, das eigentliche
Anliegen
der
Phantasten,
schickte
sie
einerseits
nach
den
ausgefallenen Schicksalen und andererseits über die geogra
phischen
192 Ebd. 193 Ebd.
Grenzen
hinweg,
in
"ferne,
unbekannte,
unbewußte
81 Lande"194. Der "Drei-Masken-Verlag"
förderte das Fremde und Ferne
aus einer anderen Motivation: den Ernst mit der Liberalität und Weltoffenheit unter Beweis stellen zu können195. Die Entfernung zwischen dem Exotischen und dem Abenteuer
lichen war gewiß kurz: Die abenteuerliche Prosa blieb mit der phantastischen eng verschwistert wie in der Drei-MaskenVerlags Reihe "Sindbad Bücher". Übrigens war dieses ein althergebrachtes Brauchtum gewesen: Man pflegte ja Romane, welche die Abenteuer der Räuber und Ritter glorifizierten, neben Geister- und Gespenster-Romane zu stellen.
Abgesehen davon, daß auch das Utopische eine Art Aben teuer ins Fremde war, lag seine Bedeutung fern von den
Kategorien des Exotischen und Seltsamen. Die alltagenthobene Schwärmerei eines Utopisten nannten die Wörterbuchverfasser
Schiller und Wessely ausdrücklich "phantastisch" (vgl.TABELLE 19) . Ihr fehlte jedoch die Eigenschaft des Abseitigen und des
Befremdenden. Eine exotische Wirklichkeit stützte sich auf eigenständi ge, wohl in sich geschlossene Gesetzmässigkeiten, auf jene, die den im Alltag schlossen einander
gewohnten fremd waren; die beiden fast aus, vor allem geographisch.
gegenüber
utopische
war
die
Wirklichkeit
mit
keiner
aber Dem exi
stierenden zu identifizieren - es war nirgendsland; so "ganz
fern" lag dies aber nicht, denn die Utopie wurde durchaus und notwendigerweise vermittels der Kategorien, die vorhanden waren vorgestellt. "Unausführbar", "weder vorhanden noch
erreichbar", aber ins Ideale gezogener Zustand des Erlebten jedenfalls - so war das Utopische im Gegensatz zum Seltsamen
und Sonderbaren ein ausdrücklich positiver Begriff. Die Utopie
194 Ewers, Hans Heinz zit.nach Soergel, 1911 , S.817. 195 Vgl. Sobotka, F. -in: Gesamtverzeichnis des Drei-MaskenVerlags, München-Berlin-Wien 1925, S.28. Und Kapitel 1.2.2.
82
nannte Wessely "Hirngespinst" und Veith "Wahngebilde" - sie stellte sich aber "hoffnungsvoll" einen "Weltverbesserungs plan" oder eine "Insel des höchsten Wohllebens" vor. Gerade seine Eigenschaft des "Verbesserns" drückt
die
Beziehung des Utopischen zum bereits Gegebenen aus: Es war ein
Weiterführen der vorhandenen Möglichkeiten, ihre Erweiterung im Falle des Technisch-
und zweifellos bzw. Naturwis
senschaftlich-Utopischen . 2.1.2. Epochale und weitere stilistische Begriffe
Die lange Tradition der literarischen Phantastik einer seits, und die Unbekümmertheit der Phantasten in theoretischer Hinsicht andererseits verhinderte, daß jene Tendenz sich zu einer geschlossenen epochalen Bestimmung erheben konnte. Sogar die Mitarbeiter des "Orchideengartens", die mit diesem
Zeitschrift ein Podium für die Phantastik einrichten wollten, aüsserten sich, wenn überhaupt, bloß textkritisch.
Selten aber doch benutzte man stilistisch übergreifende Begriffe, wie etwa "grotesk", um einen Teil jener Phantastik zu charakterisieren. 2.1.2.1. "Neuromantisch" Die Werke des Phantastischen liessen sich von den reali stischen und naturalistischen Strömungen leicht ausklammern;
gelegentlich rückte man sie in die Nähe der neuromantischen
Bewegung.
So
stellte
die
"Literaturgeschichte
Österreich-
Ungarns", hrsg.v. Eduard Castle, 1932, Kubin und Meyrink in das Gefolge Wilbrandts196. Auch Albert Soergel knüpfte die ihm nicht
besonders
sympathische
Tendenz
196 Castle, 1937 , S.2177.
eines
Ewers
an
die
83 Neuromantik an197.
Dazu trug vor allem die enge Beziehung der Phantasten zu den Spätromantikern wie E.T.A. Hoffmann bei, wie auch die jeweils popularisierte Bedeutung des Begriffs "romantisch". In dem "Führer durch die moderne Literatur", einem Handbuch für
jedermann, der sich schnell und leicht in der zeitgenössischen literarischen Landschaft orientieren wollte, schrieb ca. 1900 Rene Schickele198: Der Begriff der Romantik war von Anfang an wenig festste hend, heute versteht man darunter die Kunstrichtung, die das Element des Phantastischen und Wunderbaren bevorzugt.
Den Beitrag der Phantasten zur Neuromantik hielt man aber für unwesentlich, oder gar für bedeutungslos. In seiner ausführlichen Darstellung der Neuromantik berücksichtigte
Werner Marholz, 1931 (l.Aufl. 1926), keinen einzigen Phanta sten; gewürdigt wird hier allein Karl Hans Strobl, und zwar innerhalb eines Wiener Schriftstellerkreises mit knappen drei Sätzen199. Bei ihm vertrat Hermann Stehr den "mystischen Roman"200.
So auch der E.T.A. Hoffmann-Biograph Sakheim: er ist zwar begeistert von der "deutschen Neuromantik mit ihrer sehnsüchtigen Brunst, ihrem Tanzen um offene Gräber und auf Galgenleitern, ihrem oft, ach so kraftlosen Satanismus"201,
kommt aber 1908 ohne Ewers und Strobl aus. Zu den Hoffmann-
Epigonen zählt er Otto Julius Bierbaum, Meyrink,
Franz Blei
("Prinz Hippolyt"), Richard Schaukai, Paul Scheerbart, Walter 197 Soergel, 1911 , S.817. 198 Schickele, René -in: Ewers (Hrsg.), o.J.(1906) , S.204.
199 Marholz, 1931 , S.152. 200 Ebd., S.214-223. 201 Sakheim, 1908 , S.80.
84 Cale, wie auch Gerhard Ouckama und Sigbjoerrn Obstfelder202.
Beiläufig reihten fast alle Literaturkritiker undhistoriker die Phantasten neben u.a. E.T.A. Hoffmann und
Poe, ohne jedoch auf ihre konkreten Beziehungen ein zugehen. Im besonderen lag es den Phantasten selber daran, sich an diese lange Tradition anzuschliessen. Salzer wollte Ewers von Hoffmann deutlich unterschieden
E.A.
wissen:
Die Unterschiede bestünden
Während
bei
Hoffmann
Poesie" erhebe,
"sich
alles
in moralischer Hinsicht.
in
das
Reich
der
und dadurch der Leser "über die egoistische
philisterhafte Wirklichkeit in ein Reich des Friedens und Glücks" hinweggetäuscht werde, bringe die "gruselige", "satanische" und mit "perverse Erotik"
und
beladene Phantasie Ewers' des Aufregung"203, schreibt Salzer.
Lesers
"Seele
in unheilvolle
2.1.2.2. "Grotesk"
In den Wörterbüchern kommt der Begriff "grotesk" eher im Sinne vom Groteske-Komischen vor, ohne also seinen "abgründi gen" Aspekt, welcher im Gefolge von Wolfgang Kayser betont wird; nur die Denotation "seltsam" mag von der Harmlosigkeit solcher Auffassung
abweichen.
Sogar das Absurde war damals
einer ernstzunehmenden Abgründigkeit entraubt, und dieses "Spiel mit dem Absurden"204, was das Groteske hätte sein können, verlief ohne Vertiefung und gefahrlos.
(Vgl. TABELLE
20) .
Die grauenvolle Phantastik eines Ewers unterschied sich grundsätzlich von dem Grotesken, was Kaysers Auffassung nach 202 Ebd., S.80-81. 203 Salzer, 1931 , S.1785. Hier weist Salzer auf eine Studie von J. Froberger hin. 204 Kayser, Wolfgang: Das Groteske. Seine Malerei und Dichtung, Oldenburg 1957, S.202.
Gestaltung
in
85
eine Entfremdung der eigenen Welt darstellte205. Ewers' Werk blieb exotisch; er führte den Leser ins Fremde ein - öfters sogar im vorgegebenen fremdländischen Rahmen die eigene
Welt des Lesers wurde kaum entfremdet, im Gegenteil wurde sie bereichert. Im Unterschied zur "Lebensangst" rief Ewers' Werk "Todesangst" hervor, worauf auch Salzer hindeutet206.
Daß ein Schriftsteller des Grauens wie Strobl die Bezeichnung "grotesk" für sein eigenes Werk in Anspruch nahm und damit die Verschwisterung des grauenvollen mit dem Lächerlichen meinte207, mag eine modernere Erweiterung des
Begriffs sein, wie Poritzky 1921 betrachtet. Poritzky hob das Werk von Ewers, Strobl, Rubin und Meyrink von dem der übrigen Phantasten ab, indem er dieses ausnahmsweise ernst nahm und den "starken Hang «dieser Schriftsteller> zur Groteske"208 betonte. Das Groteske ergab
sich
für Poritzky aus der Übertreibung des Wahrscheinlichen
und Möglichen. Den Bezug zum Realistischen schätzte er mehr als die dichterische Willkür209:
In der Groteske wird die Phantasie des Lesers nicht im geringsten respektiert; die Groteske gebärdet sich vielmehr ganz realistisch und ist von absichtlich pedantischer Genauigkeit in der Angabe von Ungeheuerlich keiten. Die
satirische
Variante machte
für
ihn
also
den
Kern
der
Groteske aus.
205 Ebd., S.198,u.a. 206 Salzer, 1931 , S.1785.
207 Strobl, Karl , S.9.
Hans
in
der
Einleitung
208 Poritzky, 1921 , S.99. 209 Ebd., S.101.
zu
Ders.,
1923
86 2.2. Aufnahme der "allerneusten Tendenz". Stimmen für und gegen sie
Bis zum sensationellen Erfolg von Gustav Meyrinks Roman "Der Golem" im ersten Kriegsjahr war die Tendenz zum Phanta stischen eine der "allerneusten"210 auf dem literarischen Buchmarkt gewesen, wie auch der "Führer durch die moderne Literatur" um die Jahrhundertwende behauptet211. Ihre Vertre
ter waren noch nicht eingegrenzt, ihre weiterhin unbestimmt und vielfältig. Daß
Benennung blieb die Bezeichnung
"phantastisch" zunehmend an einem bestimmten Kreis von Schriftstellern und an gewissen Themenbereichen haftete, ist Verdienst der geschmacksbildenden Medien - vor allem der unzähligen Anthologien - bzw. ihrer Produzenten. Der bereits genannte "Führer durch die moderne Litera tur", herausgegeben von dem Tendenzstifter Hans Heinz Ewers
selbst, führt in seiner ersten Ausgabe das phantastische Werk von Ewers und Strobl kaum an, obwohl die beiden im Zusammen hang mit Gustav Meyrink als "Satanisten" vorgestellt den212. Dies ist zurückzuführen sowohl darauf, daß
wer beim
des "Führers" die Tendenz noch im Entstehen begriffen war, als auch darauf, daß die Mehrzahl der Mitar Erscheinen
beiter des "Führers" keine geschlossene Geschichtsperspektive
anzubieten hatten. Der Kreis der Phantasten scheint sich bald herauskristal lisiert zu haben; das Werk von Ewers, Meyrink und Strobl hielt
man für seinen Kern - der hierarchischen Anordnung, was das Innovatorische betrifft, entsprach fast die alphabetische
Folge dieser Namen. Der Beitrag über die Phantasten in der "Illustrierte Geschichte der deutschen Literatur von den
210 U.a. Ewers (Hrsg.), o.J.(1906) , S.130. 211 Ebd. 212 Ebd., (Strobl).
S.20.;
59-60
(Ewers);
129-130
(Meyrink);
171-172
87 ältesten
Zeiten
bis
zur
Gegenwart"
von
Anselm
Salzer
ist
charakteristisch: Das Kapitel "Der magische und phantastische Roman" besteht aus einer ausführlichen Darstellung vom Werk der drei benannten Phantasten213.
und
eine
Erwähnung
weiterer
vierzehn
Fehlte jedoch ein Sammelbegriff wie "phantastisch", "magisch" u.a., und ging man von den einzelnen Phantasten aus,
so wurden manchmal die literarischen und ästhetischen Bezie hungen zwischen den Phantasten unterschiedlich aufgezeigt. Eine eindeutige Isoliereung der Tendenz wurde erschwert nicht nur durch die nahezu erstaunliche Produktionsleistung der Phantasten, sondern auch die begriffliche Ambivalenz. So ordnete Eduard Engel in seiner "Geschichte der deut
schen Literatur von den Anfängen bis in die Gegenwart", 1922 (2.Aufl.), H.H. Ewers wegen seiner Fabulierlust unter die "künstlerischen Roman"-Schreiber neben Wilhelm Schäfer ein214. Als "Phantasten" bezeichnete er Peter Altenberg, Felix Dörmann und Paul Scheerbart, jene Schriftsteller nämlich, die in ihrem
fortgeschrittenen Alter auf dem Podium des Phantastischen, dessen Grenzen nun neu bestimmt worden waren, kaum mehr auftraten. Manchmal stellte man die Phantasten neben Neuromantikern
(u.a.
Eduard
Castle)
oder man rückte sie
in die Nähe der "Die
Tradition der Dekadenz, wie etwa Hermann Hölzke in Deutsche Literatur von den Anfängen der Moderne bis zur
213 Salzer, 1931 , S.1785-1791. Neben Ewers, Meyrink und Strobl führt Salzer die folgenden Phantasten an: Oskar A.H. Schmitz, Alfred Kubin, Hermann Eßwein, Hoffmann von Festenhof, Alexander Moritz Frey, Paul Frank, Leo Perutz, Karl Madsack, Franz Kafka, Albert Schneider, A.de Nora, Ewald Gerhard Seelinger, Arthur Holitscher und Max Brod. 214 Engel, 1922 Phantasten") .
,
S.390-391
(Ewers);
393-395
("Die
88
Gegenwart", 1913215, oder auch J.E. Poritzky, der das dämoni sche Moment bei den Phantasten von jenem bei ihren französi schen Vorbildern und bei den Expressionisten kaum unter schied216. Öfters war in den Literaturgeschichten von einer zusam mengehörigen Gruppe von Phantasten die Rede, dies blieb jedoch äusserst
allgemein.
Selten
man
zeigte
die
literarischen
Beziehungen konkret auf, die wenigen Hinweise lassen sich wie
in der TABELLE 21 systematisieren. Die im Entstehen begriffene Tendenz wurde vor allem von den Phantasten selber verteidigt bzw. hochgejubelt; die übrige literarische Öffentlichkeit wollte diese zunächst ästhetisch zu verachten wissen, und als ihre Erfolge auffällig geworden
waren,
wurde
sie
aus
moralischen
und
politischen
Gründen
kritisiert.
2.2.1. Ästhetische Aufwertung Am Anfang des Jahrhunderts hat man zunächst den Geruch
einer
trivialisierten
von
Massenlektüre
den
Gestaltungen
phantastischer Erzählstoffe entfernen müssen. Benno Diederich mag als einer der heftigsten Verteidiger gelten. Seine 1903 erschienene Arbeit "Von Gespenstergeschichten, ihrer Technik und ihrer Literatur" - den ersten Versuch, der "das abgelegene
Gebiet der Gespenstergeschichte einer besonderen Untersuchung unterzieht"217 - richtete er an eine gebildete jedoch breite Leserschicht218 mit dem Anspruch, solche Geschichten systema
tisch vorzuführen und
zu behaupten,
215 Hölzke, 1913 , (Ewers und Strobl).
S.
daß diese Genre
149-171
"eines
(Die Dekadenz); S.164
216 Poritzky, 1921 , S.9-151 (Dämonische Dichter). 217 Diederich, 1903 , S.XII. 218 Ebd. Diederich hat hier seine Hamburger Vorträge gesammelt.
89
bedeutenden Dichters würdig hinzustellen"219 sei. Er fing mit dem ersten Buch Samuelis an und führte den Leser über Goethe und Schiller in die Phantastik des 19. Jahrhunderts. Immer wieder wies man auf die reiche Tradition des Phantastischen hin; "Der Orchideengarten" wählte die "Raben steinszene" aus Goethes "Faust" als sein Motto220. Das Nachdrucken der älteren und fremdsprachigen Phanta
sten erwies sich als praktische Lösung für die Verleger und Herausgeber der Anthologien, Buchreihen und Zeitschriften: "Wie sehr wenige Dichter der Jetztzeit eine wirklich gute Gespenstergeschichte zu schreiben vermögen"221, klagt Tony
Schwabe 1920 in ihrer Einleitung zum "Gespensterschiff", einem "Jahrbuch für die unheimliche Geschichte". Vergeblich suchte sie - den regelmässigen Ausschreibungen im "Orchideengarten" zum Trotz - passende Beiträge; die einzige erschienene Nummer
dieses Jahrbuches retteten ältere und fremdsprachige Phanta
sten.
In den Zwanziger Jahren brauchte man die Phantastik kaum mehr zu verteidigen; Alf von Czibulka wollte nun die Krimi nalliteratur neben die salonfähig zu machen222.
phantastische
stellen,
um
diese
2.2.2. Moralische Vorurteile Das Phantastische an sich erweckte Niemandes Zorn.
Die
Meinungen waren darüber geteilt, in welchem Erfahrungsbereich die schriftstellerische Phantasie sich zu entwickeln hatte. Eine bewußte Kinder- und Jugendbuchpolitik richtete sich
219 Ebd., S.2. 220 Orchideengarten, 1919 , H.l, S.l.
221 Schwabe, 1920 , S.7. 222 Vgl. Czibulka, Alf v. in e.Buchrez. , 1920, H.16, S.(+l).
in:
Orchideengarten
90 gegen die kolportierte Phantastik.
Im ersten Zehntel des 20.
Jahrhunderts nahm die Produktion der Schriften gegen die Schmutz- und Schundliteratur in solchem Maß zu, daß 1911 das
Leipziger "Deutsche Bücherverzeichnis" eine eigene Rubrik für diese einführte223. Angegriffen wurden die Übertreibungen: die übertriebene Abenteuerlust eines Karl May, die blutrünstigen und gewalttätigen Beschreibungen der Kriminalliteratur oder die
ins Irreale überwucherte Phantastik einer Gespensterge
schichte. Die Überwucherung einer fortschrittsorientierten "technisch-utopischen" Phantasie störte jedoch keinen. Auch den Phantasten, welche den Erwachsenen eine gehobe-
nere Unterhaltung bieten wollten, blieb die moralisch-didak tische Verantwortung nicht erspart, wenn sie nicht gerade sich als "Unverstanden" gelten lassen wollten - so war z.B.
Paul
Scheerbart, der Bürochef im Verlage deutscher Phantasten, für Emil Thomas: "einer der seltsamsten Käuze in der deutschen Litteratur, der neben phantastischen Einfällen eine gute Dosis Blödsinn in seinen Schriften ablagert"224 hätte. Die verspätete Rezeption des Werkes von E.T.A. Hoffmann im deutschen Sprachraum läßt sich auch auf moralische Vorur
teile
zurückführen.
In
der
literaturwissenschaftlichen
Diskussion begann bereits um die Jahrhundertwende die Neuent
deckung Hoffmanns, der bald zum wichtigsten Phantasten neben Edgar Allan Poe avancierte. Ein Vergleich zwischen den
Hoffmann-Biographien aus der Mitte des 19.
Jahrhunderts und
denen, entstanden um den Anfang des 20. Jahrhunderts, zeigt, daß die Einstellung zu Hoffmann sich bis um die Jahrhundert wende deutlich geändert hatte: Vilmar,
Gervinus,
Koberstein,
223 Solch eine Rubrik fehlte in den Schlag- und Stichwortka talogen der vorangehenden deutschen Buchverzeichnissen. Vgl. Kapitel IV für eine vollst.Bibliographie der Schriften gegen die Schmutz- und Schundliteratur, erschienen zwischen 1911 und 1930. 224 Thomas, 1900 , S.54.
91 Hillebrandt und Schmidt hatten Hoffmann radikal abgelehnt225;
225 Diese Bemerkungen zur Rezeption von Hoffmann im deutschen Sprachraum stützen sich auf die Ausführungen von Sakheim, Arthur: E.T.A. Hoffmann. Studien zu seiner Persönlichkeit und seinen Werken, Leipzig 1908. Hier untersucht Sakheim Äußerungen über Hoffmann in den folgenden Biographien und Literaturgeschichten: Bartels, Adolf: Geschichte der deutschen Literatur, Zweiter Band, Leipzig 1902 . Borinski, Karl: Geschichte der deutschen Literatur, 2.Teil: Seit dem Ausgang des Mittelalters, Kürchners Nationallitera tur, Bd.163, «Hoffmann: S.365-366>. Buchner, Wilhelm: Lehrbuch der Geschichte der deutschen National-Literatur, nebst einem Abriß der deutschen Kunstge schichte, 2.Aufl., Mainz 1863, . Ellinger, Georg: E.T.A. Hoffmann. Sein Leben und seine Werke, Hamburg-Leipzig 1894. Gervinus: Geschichte der deutschen Dichtung, hrsg.v. Karl Bartsch, 5.Aufl., Leipzig 1874, «Hoffmann: S.760-763 u.a.> Griesbach, Eduard: Biographische Einleitung zu E.T.A. Hoffmann. Sämtliche Werke in 15 Bänden, hrsg.v. E.Griesbach, Leipzig 1900. Hillebrand, Joseph: Die deutsche Nationalliteratur, Bd.III, Gotha 1875, «Hoffmann: S.132-135>. Huch, Ricarda: Ausbreitung und Verfall der Romantik, Leipzig 1902, «Hoffmann: S.201-223, 225-230>; 2.Aufl., Leipzig 1908, «Hoffmann: S.194-215, 217-222>. Klinke, Otto: E.T.A. Hoffmanns Leben und Werke. Vom Standpunkte eines Irrenarztes, Braunschweig-Leipzig 1902. Koberstein: Geschichte der deutschen Nationalliteratur, Bd.V, 5.Aufl., Leipzig 1872-73, «Hoffmann: S.135ff.u.a.>. Koch, Max: Ernst Schulze und E.T.A. Hoffmann, hrsg.v. M. Koch, -in: Kürchner's deutscher National Literatur, Nr.147. Koch, Max und Vogt Friedrich: Geschichte der deutschen Literatur, 2. ,neubearb.Aufl., Leipzig-Wien 1904, «Hoffmann: S.380-382, 436 U.a.>. König, Robert: Deutsche Literaturgeschichte, 9.,vermeh.Aufl., Bielefeld-Leipzig 1881, «Hoffmann: S.557-561>. Kurz, Heinrich: Geschichte der deutschen Nationalliteratur mit ausgew.Stücken aus d.Werken der vorzüglichst.Schriftstel ler, 3Bde., 7.Aufl., Leipzig 1876, «Hoffmann: S.610-613 u.a.>. Leixner: Geschichte der deutschen Literatur, Leipzig 1897, «Hoffmann: S.795>. Meyer, Richard M.: Die deutsche Literatur des 19. Jahrhun derts, Berlin 1900, «Hoffmann: S.25f.u.a.>. Schaukai, Richard: E.T.A. Hoffmann, Berlin-Leipzig 1904. Scherer, Wilhelm: Geschichte der deutschen Literatur, 9.Ausg., Berlin 1902, «Hoffmann: S.679.u.a.>. Schmidt, Julian: Nationalliteratur des 19. Jahrhunderts, Bd.II, Leipzig 1853, «Hoffmann: S.396-398>
92 König, Buchner und Kurz waren wohl die einzigen aus jener Zeit, die ihn geduldet hatten. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde Hoffmann anders präsentiert; er wurde verteidigt von
Ellinger, Griesbach, Klinke und Schaukai. Diese Biographen wären jedoch in Worten von Arthur Sakheim als die "dogmati schen Apologeten E.T.A. Hoffmanns"* 226 zu bezeichnen. Kurz darauf hörten aber die "schrille Mißtöne" fast auf; außer
Leixner und Borinski wußten die Literaturhistoriker und die Biographen (wie Wilhelm Scherer, Richard Meyer, Max Koch und Friedrich Vogt, und Richarda Huch) das Werk von Hoffmann zu schätzen227. Trotzdem gibt Sakheim in seiner Studie "E.T.A.
Hoffmann. Studien zu seiner Persönlichkeit und seinen Werken", 1908, sich mit dem bisherigen Ruf Hoffmanns nicht zufrieden. "Die gegenwärtige Popularität Hoffmanns ist ein Märchen, die Stimmung für ihn im deutschen Publikum ist nicht einmal
günstig" meint er, "viele 'Gebildete' klagen daß er auf Nerven fällt"228. Sakheims Kritik richtete sich dagegen, daß versucht wurde, "Hoffmann aus unkünstlerischen Gründen, ganz mit Tugend gewappnet, zu verdammen"229. Noch 1900 wurde Hoffmann blosse 'historische' Bedeutung zugesprochen, als gerade die erste vollständige Ausgabe seiner Werke erschien230. Das "Literari
sche Centralblatt für Deutschland" fand die Lesbarkeit seiner Werke darin, daß der Romantik verwandte Symbolismus wieder in
Vilmar, A.F.C.: Geschichte der deutschen Nationalliteratur, 2.Bd., 4.,vermeh.Aufl., Marburg 1851, s.320f.
226 Sakheim, 1908 , S.78. 227 Ebd.
228 Ebd.
229 Ebd., S.l. 230 Gesamtwerk von E.T.A.Hoffmann, hrsg.v. Eduard Griesbach, Leipzig: Max Hesse o.J. - wurde 1900 im "Literarischen Centralblatt für Deutschland" als die "neue, erste vollstän dige Ausgabe" angeführt. Vgl. Centralblatt, 1900 , S.168.
93 Mode gekommen sei; prophezeit wurde: "in hundert, vielleicht schon fünfzig Jahren wird er aber wahrscheinlich völlig ungenießbar geworden sein"231.
des
Entdeckten die Schriftsteller, die sich der 'Nachtseite' alltäglichen Lebens zuwenden wollten, eine Stütze der
Tradition im Werk von Hoffmann wie in dem von anderen vor wiegend fremdsprachigen Schriftstellern232 aus dem 19. Jahrhundert, so blieben sie unter den Moralpredigern ver schrieen. Ihre fremdsprachigen Vorbilder nachzählend, verur
teilt Anselm Salzer: "immer bleiben sie ein Fremdkörper in unserer Literatur"233• Verständlich ist
die Verurteilung Ewers und seiner erotisch zugespitzten Angriffe gegen die bürgerliche Moral; aber trotz seiner
betonten Neigung zur Religösität war Gustav Meyrink nichts mehr als eine "im Schimmer einer Kulturfäule gaukelnde Gestalt"234 für Gustav Keckeis, den heftigen Verteidiger eines katholischen Schrifttums.
Gerade die "Vorliebe der Zeit für
den Okkultismus" hätte Salzers Meinung nach "diese Art ungesunden und den Geschmack an echter Poesie verderbenden Literaturbetriebes reichlich gefördert"235. Durch satirische
Darstellung des deutschen Bürgers und durch seine Vorliebe für außereuropäische Kulturgüter rief Gustav Meyrink eine gewal tige Opposition gegen sich hervor, wovon noch die Rede sein
wird. Moralisch abgeschoben ins Abseitige und abgestempelt als
pervers, entdeckte die Phantastik ihre eigene Ecke und blühte. "Das Unheimliche ä la Edgar Poe" kam manchmal sogar zu Hilfe, 231 Ebd., S.169.
232 So meinte auch Salzer, 1931 , S.1785. 233 Ebd. , S.1787.
234 Keckeis, Gustav: Zeitgenössische Erzählkunst, Handweiser, 1920 , S.49-56, hier: S.50. 235 Salzer, 1931 , S.1785.
-in:
94
wodurch nämlich "das Unsittliche paralysiert" und nicht mehr ernst genommen wurde236. 2.2.3. Politische Einwände
Literaturgeschichtlich war die Tendenz zum Phantastischen keiner einzigen politischen Gruppierung zuzuordnen. Ihre prinzipielle Apathie den Alltagsthemen gegenüber machte die Phantasten zum Zielpunkt einer politischen Kritik seitens der Engagierten aus dem rechten wie aus dem linken Lager. In dem Essay "Antipolitik?" kritisierte der Aktivist Kurt
1921 die antipolitische Tendenz seiner Zeit. Er protestierte vehement gegen die "Seriösen Sichverkriechen ins mystische Mauseloch"237. Er als
Hiller
aktiver Konfusianer wollte sich von den Laotse-Anhängern distanzieren. Er stellte das "Bauen" dem "Schauen" und die "Leistung" der "Ekstase" gegenüber. Die Berufung auf "Inner lichkeit", auf das "Nichts-als-'Metaphysische'", auf "Mystik", auf das "Irrationale" und die Hinweisung auf "Gotik und Asien" nannte er "Schwindel"238.
Während
des
ersten
Weltkrieges
entwickelte
sich
eine
dem völkisch-nationalen Lager gegen Gustav Meyrink. Meyrinks mystischer Gedanke förderte eher die Abkehr von den Aktualitäten und den Alltagsproblemen, politische
Gegnerschaft
aus
und kaum das patriotische Sentiments. Und was wäre schädlicher und schändlicher für den deutschen Stolz als die Tatsache, daß Meyrinks "Golem",
"das durch und durch jüdische Ghettobuch",
den größten Romanerfolg im ersten Kriegsjahr erlebte? "Was in aller Welt hat dieses durch und durch jüdische Ghettobuch mit diesem gewaltigen Krieg oder überhaupt mit der
236 Vgl. Centralblatt, 1900 , S.683. 237 Hiller, Kurt: Antipolitik?, in: Literaria, 1921 , S.31. 238 Ebd., S.30-31.
95
deutschen
Seele
zu
tun?"239,
empört
sich
der
Literat
der
Heimatbewegung, Friedrich Lienhard, in "Bühne und Weit", 1916.
"Eines der qedankentiefsten Werke der deutschen Literatur ist der 'Golem' nicht, mit der deutschen Literatur hat er wohl kaum etwas zu tun, außer daß er in deutscher Sprache ge schrieben ist", polemisiert Adolf Bartels, Juli 1916, gegen die begeisterten Kritiken des Romans in der Presse240.
Bartels,
den überzeugten
Deutsch-Nationalisten,
störte bloß
das jüdische Element bei Geburt und Werk Meyrinks, aber nicht die literarische Qualität des "Golem": "es ist eine starke
Virtuosenleistung und für die Erkenntnis des Judentums von allergrößter Bedeutung, so daß ich es nicht wissen möchte"241, meint er. Auf Bartels Offenheit der Gattung des Phantastischen gegenüber deutet seine positive Einstellung zum 'GespensterHoffmann' hin242; sogar findet Bartels wichtig, auf den Tod
des jüdischen Kurt Laßwitz, den er "deutsche Julius Verne" nennt, aufmerksam zu machen243. Dem "Golem" folgte "Das grüne Gesicht", Meyrinks zweiter
Roman, und noch während des Krieges erschien die zweite Auflage von "Deutschen Spießers Wunderhorn"; diese Sammlung
von Meyrinks frühen, betont satirischen Erzählungen, erschie nen in Münchner "Simplicissimus", rief den Zorn der Kriegs sympathisanten
besonders
hervor.
Eine
Verleumdungskampagne
gegen Meyrink entstand, der "Schutzbund der deutschen Schrift steller" und Zeitschriften liberaler Art, wie "Kunstwart",
239 Lienhard, Friedrich -in: Bühne und Welt, zit.nach Bartels, 1918 , "Zwei Moderomane", Bogen 31, Juli 1916, S.102108, Hier: S.106. 240 Bartels, ebd., S.107, «Hervorhebungen im Original>. 241 Ebd., S.106. 242 Vgl. Sakheim, 1908 , S.3. 243 Bartels, 1918 , Bogen 8,
(Oktober 1910), S.128.
96 verteidigten ihn244. (Vgl. TABELLE 22).
Albert Zimmermann nannte Meyrink im Aprilheft des "Deut
schen Volkstums", 1917, einen "der geschicktesten und gefähr lichsten Gegner des deutschen, des völkischen Gedankens... die Monarchie, die Offiziere, Vertreter des deutschen Volkes im Auslande, kurz irgend etwas Deutsches lächerlich zu machen"245. Ein Zeichen "der schweren geistig-sittlichen Erkrankung unseres ganzen Volkslebens"246 war für Friedrich Koch und Max Vogt die Tatsache, daß Meyrinks beide "Schauerromane man sogar in allen Feldbüchereien finden mußte"247.
Im
linken
Lager
hielt man von dem Phantastischen als
solchem nicht viel. Der Wiener Globus-Verlag druckte in seiner "Tageblatt-Bibliothek" zwei Bände "Phantastische Novellen" von N.W.
Gogol
vor
allem wegen
des
Interesses
an
den
Quellen
seiner literarischen Gestaltungen. In der biographischen Notiz zum ersten Band wurde stolz behauptet: Seine intime Beziehung
zur ukrainischen Volksdichtung und Volkstradition "bewahrte Gogol davor, auf die Abwege der Phantastik und Mystik zu geraten und sich in den Bereich des Uebernatür liehen und Geheimnisvollen zu verirren wie E.T. Hoffmann oder Edgar Poe,
bei denen waren"248.
Phantastik
und
Mystik
zuweilen
Selbstzweck
244 Bartels versuchte das gesamte Material zum Fall Meyrink zusammenzustellen; vgl. Bartels, 1918 , Bd.III, S.105-108, 160, 177-183. Auch TABELLE 22.
245 Zimmermann, Albert -in: Deutsches Volkstum, April 1917, zit.nach Bartels, 1918 , Bogen 36, okt. 1917, (Der Fall Meyrink), S.177-183, hier: S.179. 246 Vogt und Koch, 1924 , S.320. 247 Ebd. 248 Biogr. Notiz zu Gogol -in: Gogol, Nikolaj W. : Phantasti sche Novellen. Abende auf dem Weiler Dikanka, erster und zweiter Teil, Wien: Globus o.J. , Teil 1, S.7-10, hier: S.7. 249 "Bücher aus der Kriegszeit", Juli 1914-Juni 1916. Nachtrag zu "Was sollen wir lesen?" und zum "Hand buch für Arbeiterbibliothekare", Wien: Vlg.d. Wiener Volks buchhandlung Ignaz Brand 1916. 250 Auslieferungskatalog, Johannes Wertheim. Internationales Barsortiment, Wien cVIll.Bez., Albertg.26> 1924. Zu vermerken ist, daß Wertheims Lager literarische Werke in beträchtlicher Minderzahl enthielt.
98
2.3.1. Eine Neben- und Gegenerscheinung zu den Tendenzen des Diesseits Lehnten die Phantasten den Naturalismus und die Heimat
kunstbewegung radikal ab, so unterschieden sie sich von diesen bloß in der Auswahl ihrer literarischen Stoffe, nicht aber in
ihrer mimetischen Technik und nur selten Anspruch. Die
Beschränkung
der
im künstlerischen
literarischen
Stoffe
auf
den
erlebten Alltag störte den Phantasten. "Wirklich immer wieder müssen Gastwirte, Felder, Oberlehrer, Kühe und Kommerzial ratstöchter geschildert werden - als ob's noch nicht genug Gastwirte, Felder, Oberlehrer, Kühe und Kommerzialratstöchter gäbe"251, höhnt Gustav Meyrink in seiner Einleitung zum "Gespensterbuch",
(2.Aufl.)
1913. "Ein einziges uraltes Thema
finden wir tausendmal behandelt", regt sich Hans Heinz Ewers auf, "daß wir vollendete Kunstwerke haben, deren stoffliche Erfindung ein Minimum ist"252. Ein regelmässiger Rezensent des
"Orchideengartens"
fand
Jose Maria Eca de Queiroz, den "Zola Portugals", interessanter als Zola selbst, "weil seine Begabung, wenn auch an Zola
geschult, eine weitaus umfassendere war als die des Franzo sen"253. Erweiterung der literarischen Stoffgebiete war die Forderung der Phantasten und ihr eigentlicher künstlerischer Beitrag. Das Suchen nach den Grenzerfahrungen des Alltags bzw. des
Natürlichen hieß jedoch nicht radikale Ablehnung der Milieu schilderungen; verlangt wurde ein exotisches oder ungewöhnli
ches Milieu: Man mußte zumindest bis zum Judenghetto wandern. 251 Meyrink, Gustav: Vorwort , S.VI-VII, hier: S.VI.
zu
Schloemp
(Hrsg.),
1913
252 Ewers, H.H., zit.nach Soergel 1911 , S.817. 253 Czibulka, Alf v. in e.Buchrez. in: Orchideengarten, 1919 , H.4, S.20., «Hervorhebungen nicht im Original>.
99
Ewers machte es beispielsweise einfach, verlegte die Hand lungsorte in fremde Kontinente oder suchte ausgefallene
Schicksale aus. Meyrink rühmte sich mit exotischen bzw. geheimgehaltenen Weisheiten. So wurden auch Aufzeichnungen des Erlebten herzlich begrüßt, insofern diese dem Problem der 'Psychologie' gewidmet waren - wie etwa Traumaufzeichnungen, denn diese galten als Beschäftigung mit Bewußtseinsgrenzen. Manchmal wurde das Phantastische auch von den Phantasten
selber mit realistisch-naturalistischen Kategorien gemessen. J.E.
Poritzky,
selber Verfasser von "Gespenstergeschichten",
warf seinen zeitgenössischen deutschsprachigen Phantasten ein verlogenes Epigonentum vor, "denn es ist ein großer Unter schied, ob ich die tragischen Perversitäten meines eigenen Lebens in kühne Rhythmen zwinge (Poe seine Trunkenheit, de Quincey sein Opiumrauchen, Wainewright seine Morde, Verlaine
seine Laster) oder ob ich den Ekelhaftigkeiten des Daseins mit kühler Phantasie nachgehe"254, meinte er.
die das Phantastische mit der Erschei
Jene Phantasten,
nung
des
Übersinnlichen
bzw.
-natürlichen
im Werk
gleich
setzten und ihre schriftstellerische Aufgabe darin sahen, das übernatürliche
von
dem
Natürlichen
abzuheben,
haben
sich
unbedingt der mimetischen Technik verpflichten müssen. Es war nämlich nicht nur notwendig, zunächst eine "natürliche" Ebene festzuhalten,
sondern
auch
die
übernatürliche
mit
Ebene
denselben Erzählmethoden darzustellen, damit diese als solche glaubwürdig würde. Nicht selten
kritiker
die
waren
für
die
Milieuschilderungen
Literaturhistoriker
im
phantastischen
wichtiger als das eigentliche phantastische Moment, Fall von Meyrinks Roman "Der Golem"255.
undWerk
wie
im
254 Poritzky, 1921 , S.8.
255 Während des ersten Weltkrieges wurde "Golem" detailierte Beschreibung der jüdischen Welt vorgeworfen, vgl. Kapitel II.2.2.3.
100
Und, es war durchaus geläufig, wie etwa bei Karl Hans Strobl, daß das phantastische Werk neben Heimat- und Histo-
rienromanen entstand. Auch ein didaktisches Moment teilten die Phantasten mit den Naturalisten; sie unterschieden sich voneinander nur in den Inhalten des Belehrens. Meyrink wollte ja die Literatur als Mittel benützen, um die Sympathie für die "okkultistische Lösung" wecken zu können256. 2.3.2. Die phantastische Literatur und der Expressionismus
Seine betont gegennatürliche Neigung rückte den Expres
sionismus in die Nähe der Phantastik. Der als Expressionist geschätzte Wiener Robert Müller wußte eine typische phantastische Geschichte zu liefern ("Das Grauen"257). Im Katalog des Wiener Literaturinstituts L. und
A. Last aus dem Jahr 1925 sind Edschmids Romane und Novellen und
Ehrensteins
"Selbstmord"
und
"Tollhaus"
in
der
Spalte
"Seltsame, unheimliche und Gespenstergeschichten" zu fin den258. In seiner vorwiegend expressionistischen Reihe "Der jüngste Tag" verlegte Kurt Wolff eine "Gespenstergeschichte" von Max Brod259. Durch viele Erzählungen im "Orchideengarten" - von der Lyrik gar zu schweigen - fließt eine expressionistische Bil-
256 Meyrink, Gustav: Einleitung zu Vogl, 1921 , S.14. 257 Müller, Robert: Das Grauen, -in: Das Gespensterschiff, hrsg.v. T.Schwabe, 1920 , S.176-189. 258 Vgl. Kapitel Le ihb ibliotheken.
IV:
Lektüre
des
Phantastischen
in Wiener
259 Brod, Max: Die erste Stunde nach dem Tode. Eine Gespen stergeschichte, Leipzig: Kurt Wolff 1916 . Erscheinungen phantastischer Prosa bei den expressionisti schen Verlagen sind zahllos, vgl.u.a. die Verlage der im "Orchideengarten" angezeigten, eingesandten und rezensierten Bücher, Kapitel IV.
101 derflut.
Die
Sammlung
"Die
Silbergäule",
welche
neben
dem
"Jüngsten Tag" und den "Lyrischen Blättern" als die bekannte ste und erfolgreichste Schriftenreihe des Expressionismus gilt260 und hauptsächlich die spätexpressionistischen Autoren
hielt Alf von Czibulka, der Schriftleiter des "Orchideengartens" , für eine "Auswahl erlesenster Köstlich keiten"261. J.E. Poritzky spricht über die Phantasten und die
verlegte,
Expressionisten in einem Atemzug: Die beiden seien "dämonische
Dichter".
Sie
erlebten
das
Moment
des
städtischen
Grauens
gemeinsam. "Der Orchideengarten" rezensierte zwei unverkennbar expressionistische Bücher: Oskar Kokoschkas "Mörder, Hoffnung der Frauen", 1919, und Walter Hasenclevers "Die Menschen", 1918, beide erschienen bei Ernst Cassirer in Berlin. Der Expressionismus scheint den Rezensenten noch 1920 keine etablierte Tradition gewesen zu sein; das Buch von Kokoschka ausgenommen das Stück "Mörder. Hoffnung der Frauen" sei "kaum
mehr als ein Versuch", und das von Hasenclever ein "ungewöhn liches, aber lohnendes Experiment", heißt es262. Die "Moder nität" der Expressionisten war für die Rezensenten interes sant. Das in dem Werk von Kokoschka vorgefundene "Seelenchaos"
und die "Daseinsdämmerung" wurden als "modern" empfunden.
260 Nach Lang, 1975 : "Die Silbergäule" bei Paul Steegemann in Hannover, insges. 60 Hefte (153 Nr.), 1919-1922. "Der jüngste Tag" bei Kurt Wolff in Leipzig (ab 1919 in München), insges. 73 Bändchen (86 Nr.), 1913-1921. "Lyrische Blätter" bei A.R. Meyer in Berlin-Wilmersdorf, insges. 105 Nr., 1907-1923. 261 Czibulka, Alf v., in e.Buchrez. in: Orchideengarten, 1920 , H.21, S.18. 262 Dr.W. in e.Buchrez. in: Orchideengarten, H.9, S.19; und -m-, ebd., 1920, H.10, S.16.
1919 ,
102 Gepriesen wurde, daß Kokoschka versuchte, "ähnlich wie Werfel - das Grundproblem in antikem Vorwurf zu gestalten, aber ohne dem Fehler des klassischen Antikisierens zu verfallen"263. Der
Versuch Kokoschkas in "Hiob", "das Tragische zu gestalten, sofern es sich einstellen muß, wenn die Mannheit durch bloßen Intellekt ersetzt wird"264, hat auch Beifall gefunden. Die in
"Mörder..."
erschienenen
vier
Dramen
wurden
im
großen
und
ganzen als eine Auseinandersetzung mit dem "erotischen Problem des Weibes" gesehen. 2.3.2.1. Die unterschiedliche mimetische Praxis
Die anti-naturalistische Tendenz der Expressionisten war
den Rezensenten des "Orchideengartens" sympathisch; zu bezweifeln wäre jedoch, ob sie gleich den Expressionisten den naturalistischen Anspruch auf die Mimesis in Frage stellten.
Es versteht sich, daß sich die Kritik innerhalb des Expressionismus namentlich gegen die naturalistische Kunstauffassung richtet. Angriffspunkte bietet vor allem die Auffassung der Naturalisten, die gesamte 'Natur' d.h. die menschliche Lebensrealität wie auch die Dingwelt, sei durch die Sprache, wenn auch mit Abstrichen, grundsätz lich abbildbar. An die Stelle der Abbildungs- und Klassifizierungsfunktion der Sprache tritt deren expres sive Rolle... Damit wird nicht nur der Mimesis-Grundsatz hinfällig, die Sprache insgesamt erscheint nicht mehr als Mittel, die Realität überschaubar zu halten.265 So charakterisieren Jan Knopf und Viktor Zmegac die expres sionistische Auffassung. Die Vertreter der phantastischen
Literatur haben sich mit den erkenntnistheoretischen Problemen kaum beschäftigt;
die mimetische Funktion der Sprache haben
sie nie in Frage gestellt.
Die Versuche der Expressionisten,
263 Dr.W., in e.Buchrez. in: Ebd. 264 Ebd.
265 Knopf, Jan und Zmegac, Viktor: Expressionismus Dominante, -in: Zmegac (Hrsg.), 1980 , S.415.
als
103
die um des spontanen Ausdrucks willen die jeweiligen sprachli chen Normen (wie Syntax) nicht berücksichtigten, waren ihnen
So
"bizarr" und "unverständlich". Kokoschkas Theaterstücken266:
heißt
im
es
Fall
von
Man möchte vielleicht den Vorwurf erheben, daß das stellenweise an sich Selbstverständliches, vielleicht sogar belangloses, durch Unverständlichkeiten und Ver schleierungen einer bizarren, des spezifisch deutschen Sprachbau und -rhythmus preisgebenden (expressionisti schen!) Ausdrucksweise zum problematischen 'Fall' machen will.
Das folgende Beispiel deutet auch darauf hin, daß die "typi sche Gestaltungsweise des Expressionismus" nicht besonders
beliebt war. Es handelt sich Cassirer aus dem Jahr 1919.
um das Jahrbuch des Verlags Verwiesen wurde "unter aus
schließlich künstlerischen Gesichtspunkten auf Ulrich Stein dorfs Wundram und der Einarmige, auf Ernst Barlachs Gespräch am Strande und vor allem auf die Graphik"267. Unter den
Graphikern wurden bevorzugt Max Pechstein, Hans Meid - der übrigens sicher nicht zu den expressionistischen Illustratoren zu zählen ist268 - und 0. Kokoschka vor Franz Marc, der "die
Gestaltungsweise
typische
des
Expressionismus
verläßt" und Meidner, der "zu sehr mit ksmitteln arbeitet"269. Aus
den
Möglichkeit
ablehnten,
Rezensionen
des
was
geht
Abbildens
die
tradierte Sprache,
nirgends
indirekten Ausdruc
deutlich hervor daß
nicht
Naturalisten
bezweifelten,
abzubilden
bloß
pflegten.
Die
in keinem Fall in Frage gestellt,
266 Dr.W. in e.Buchrez. H.9, S.19.
in:
Orchideengarten,
sie die
sondern
sollte
1919 ,
267 Ebd., 1920, H.10, S.17.
268 Lang, 1975 , S.66.
269 Dr.W. in e.Buchrez. H.10, S.17.
in:
Orchideengarten,
1920 ,
104
die unmittelbare menschliche Erfahrung nicht abbilden, jedoch
nicht weil dies als unmöglich betrachtet wurde. Ganz im Gegenteil: Die Sprache wurde für fähig gehalten, um noch umfassendere Erfahrungen darzustellen, und solche Bereiche der menschlichen Erfahrungen durch- und überschaubar zumachen, mit denen die Naturalisten sich nicht beschäftigt hatten. In einem
weiteren Fall werden die Präferenzen der Rezensenten noch deutlicher. Konfrontiert mit Kurt Schwitters' Merz-Malerei und
was
Czibulka,
"Anna Blume" bevorzugt Leben"270 geschehe.
"im
ganzen
heutigen
2.3.2.2. Der Fall Kurt Schwitters
Czibulka hielt Kurt Schwitters'
"Anna Blume"
überhaupt
für erwähnenswert, weil dieses Werk in der von Czibulka geschätzten Schriftensammlung Paul Steegemanns, "Die
nur deshalb
Silbergäule", erschienen war. Bemerkenswert ist, daß sowohl "Die Silbergäule", ein wichtiges Organ der spätexpressioni stischen Autoren, als auch der 1919 in Hannover gegründete Verlag Paul Steegemann gerade durch die dada-Veröffentlichun-
gen,
vor
allem
durch
die
zwei
Bände
von
Kurt
Schwitters
berühmt wurden. Schwitters' "Anna Blume", 1919 (Silbergäule 39/40) und "Kathedrale", 1920 (Silbergäule 41/42) waren die erfolgreichsten Bände dieser Reihe überhaupt. Während die durchschnittliche Auflagenhöhe der illustrierten expressioni stischen
Bücher
ca.
150
Exemplare
Blume", auch im "Orchideengarten" Auflage von 13,000.271
betrug,
erreichte
rezensiert,
bis 1922
"Anna
eine
Czibulka verabscheut es, dieses Werk ein Buch zu nennen; diese "bedruckten Seiten wären eine interessante Beilage
270 Czibulka, Alf von in e.Buchrez., ebd., 1920, H.21, S.18. 271 Lang, 1975 , S.92.
105
zum Journal eines Irrenarztes"272. Daß dieses "merkwürdige und
wohl nur psychiatrisch zu erfassende Produkt eines geistigen Bolschewismus" sich "dada" nennen läßt, ist für Czibulka selbstverständlich. Die Bilder von Schwitters, "diese MerzMalerei, dieses neuste Produkt des augenblicklichen
Wahnsinns" fällt273:
lehnt
Czibulka
auch
ab,
was
ihm
aber
schwer
Was man da machen soll! Tja, das ist schwer zu sagen. Sich vor allem über nichts wundern. Denn geschieht denn im ganzen heutigen Leben etwas anders als 'ich Faden Sonne Glimmerglanz' und Merz-Malerei?
Hier
wird
zum
einzigen
im
Mal
ein
"Orchideengarten"
Buch
negativ rezensiert trotz und gerade wegen der Tatsache, daß es
"psychiatrisch" zu erfassen sei. Czibulka will "sich vor allem über nichts wundern". In einer anderen Rezension wird an das "Wundern" anders herangegangen274: Zunächst einmal sind wir wieder auf dem Standpunkt angelangt, uns zu 'wundern', das will heißen: nicht schlechthin alles als 'Unsinn' abzulehnen, was nicht durch die bisher bekannten Gesetze der Physik zu erklären ist. Geheimnisvolle, unabhängig von Ort und Zeit be stehende Verbindungen fern von einander lebender Men schen, Spuk, Geistererscheinungen treten wieder in den Kreis des Möglichen ein.
Czibulka will sich aber nicht wundern über Schwitters' "'Werke' aus Worten und satzähnlichen Gebilden"275, also
die
den
unterliegen;
über
solche,
Czibulka
bekannten
Schwitters'
Sprachgesetzen
"Umschlagzeichnung
-
nicht
was
man
272 Czibulka, Alf von, in e.Buchrez. in: Orchideengarten, 1920 , H.21, S.18.
273 Ebd.
274 E.Sc., in e.Buchrez. in: Ebd., 1920, H.2, S.21.
275 Czibulka, Alf von, in e.Buchrez. in: Ebd., 1920, H.21, S.18.
106 heute so Zeichnung nennt"276, über "Franz Müllers Drahtfrüh-
ling", ein Gemälde von Schwitters, das aus "Ofenröhren, Drahtgittern, alten Zahnbürsten und diskretesten Gefässen"277
besteht, wahrnimmt
Czibulka
also
und
sich
auf
unbekannte Kunstgesetze
Gestaltungsmöglichkeiten stützt,
die
ihm nicht
geläufig waren. Soll diese das "Wundern" betreffende Unklarheit bedeuten, daß die Förderer des Phantastischen die "bisher bekannten
Gesetze der Physik" hätten gern gebrochen gesehen, aber keine anderen? Die Ablehnung einiger "rätselhafter" Erscheinungen als "Unsinn" mag bedeuten, daß nur gewisse Gebiete der Erfahrung in ihren noch unbekannten Bereichen zu erforschen seien. Es scheint sich darum zu handeln, einen gewissen Teil
und eine gewisse Art des "Geheimnisvollen" dem "Kreis des Möglichen" einzuverleiben; also den Kreis des Möglichen nach
eigenem Belieben zu erweitern, und nicht einem jeglichen Unbekannten gegenüber offen zu sein, also nicht etwa durch die
Anwesenheit des Geheimnisvollen, des Rätselhaften die auf den naturwissenschaftlichen Kenntnissen gestützte Weltanschauung zu verunsichern.
276 Ebd. 277 Ebd.
III Diktion des Phantastischen: Literarische und stilistische Merkmale
109 Der tendenziöse Charakter jener Phantastik ist, was ihre
Vermarktung betrifft, bereits in den vorangehenden Kapiteln deutlich geworden; welche literarisch-stilistische Aspekte diesen Textkorpus zusammengehalten haben, ist nun die prin zipielle Fragestellung, die anhand einiger Charakteristika des phantastischen Diskurses zu beantworten ist. Dazu dient
paradigmatisch die Zeitschrift "Der Orchideengarten", ein Forum des Phantastischen, als Hauptuntersuchungsgegenstand, daneben werden vor allem einige Anthologien der phantastischen Erzählprosa herangezogen. Je mehr sich nun dieser Textkorpus jener Geschlossenheit entzieht, die sonst in einer programmatisch zusammengewach senen bzw. -gehaltenen Kunstströmung zu finden ist, - von einem einer Schriftsteller- bzw. Künstlergruppe verbindlichen Kunstwollen oder gar von einer linear epochalen Selbstver
ständlichkeit ganz zu schweigen -, desto mehr eignet er sich für eine analytische Darstellung eines außerordentlich heterogenen Phänomens. Zum Teil läßt sich die auf der (empirischen) Produktions und Rezeptionsebene vorgenommene Klassifikation der Phanta stik in drei Gruppen278 auch auf der literarisch-stilistischen Ebene anwenden, und man kann von einer dreifachen "Schichtung"
sprechen. einzige
"Der Orchideengarten. Zeitschrift
aus
jener
Phantastische
Zeit,
welche
Blätter", ihren
die
"phanta
stischen" Charakter bereits im Untertitel betonte, stellte offensichtlich Anspruch auf gehobene Unterhaltung und präsen tierte - samt passenden Illustrationen - sowohl die zeitgenös sischen
als
auch
die
älteren
und
fremdsprachigen Erfolgs
phantasten. Die Nähe dieser Zeitschrift zur Phantastik der "Romanbibliotheken" ist jedoch kaum zu übersehen: die Kurz prosa aus einer Anthologie wie
"Phantastische Geschichten",
278 Die Buchreihen des Phantastischen ließen sich demnach in "Volksromane", "Romanbibliotheken" und "Buchreihen gehobener Phantastik" einteilen. Vgl. Kapitel I.
110 erschienen in der "Bücherei der Münchner 'Jugend'"279, hätte
ohne weiteres in der
Beiträge
im
"Orchideengarten" gepaßt; "Orchideengarten"
ist
in
ein Großteil
der
mittleren
Schichtung anzusiedeln. Von diesen zwei Ebenen ist die Phanta stik der "Volksromanen" deutlich zu unterscheiden. Aus der
Tatsache, daß "Der Orchideengarten", das wichtigste Forum des Phantastischen, in der mittleren Schichtung zu lokalisieren ist und die Buchreihen und Anthologien der gehobenen Phanta stik (wie etwa jene bei Georg Müller in München verlegten) vorwiegend aus Nachdrucken bestanden, läßt sich folgern, daß diese mittlere Schichtung wohl als charakteristisch für den Großteil der um die Jahrhundertwende produzierten Phantastik gelten kann.
1. Strukturmerkmale
der fiktionalen Kurzprosa des Phantastischen Die mittlere Schichtung jener Phantastik, welche für den
Untersuchungszeitraum als typisch zu bezeichnen ist, schlüs seln die folgenden zwei Thesen auf: 1. Diese Phantastik stellte den Menschen, samt allen seinen Fähigkeiten und Tätigkeiten, welche bis zur un- und übermenschlichen Ebene erhöht wurden, in den Mittelpunkt. Dies hatte ein menschenzentriertes Weltbild
jedem Text zu entnehmen ist. 2. Die Begegnung des Menschen
zur Folge,
mit
der
was
fast
phantastischen
verunsichert ihn keinesfalls, sondern stellt sich vielmehr als eine Erweiterung seines Wirksamkeitsbereiches Ebene
dar.
Dieser
uneingeschränkte
Glauben
an
den
menschlichen
Fortschritt machte die Konfrontation mit dem Phantastischen zu einem abenteuerlichen Spiel,
bis in das Jenseits.
zu einem 'exotischen Abenteuer'
Der jeweils unterschiedliche Bezug zum
279 Phantastische Geschichten, Bücherei der Münchner 'Jugend', Bd.3, 2.Aufl., München: G. Hirth 1919.
111 Abenteuerlichen
die
hob
benannten
drei
Schichtungen
der
Phantastik von einander ab.
1.1. Das 'exotische Abenteuer' bis in das Jenseits und seine Folgen Vor allem ist aufmerksam zu machen auf die bedeutsame Rolle
der
erzählerischen
Klein-
Kurzformen
bzw.
jene
für
Phantastik. Die Novelle und die Kurzgeschichte verdrängten die
Großform Roman keineswegs, aber sie scheinen für den jener Phantastik spezifischen Problem- und Themenkreis besonders geeignet. Diese literatur-ästhetische Aufgabenstellung jener Phantasten könnte man als 'ein "exotisches Abenteuer"280 bis
in das Jenseits'
sie
bezeichnen,
in der
findet sowohl
motivischen als auch in der kompositionellen Hinsicht ihren Niederschlag.
1.1.1. Bedeutung der Kurzprosa für die Phantastik Interessant ist in diesem Zusammenhang das Vorwort von Paul Scheerbart281, zum "Buch der Abenteuer", 1913, einer der typischen Anthologien des Phantastischen seiner Zeit,
er
die
Beziehung
aufzeigt: Einführung
zwischen
der
Novelle
und
dem
in dem
Abenteuer
die Novelle war für Scheerbart denkbar nur durch eines
Abenteuers;
dies
wäre
nicht
nur
das
Er
folgsrezept der Novellen aus Tausendundeiner Nacht oder eines
Bandello, sondern größtenteils maßgeblich auch für den Erfolg der Theaterstücke Shakespeares gewesen, welche sich ihrerseits auf die abenteuerlichen Stoffe der jeweils bekannten Novellen
stützten. Gespenstergeschichten und die Dichtung des Wunderba ren, wie die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht, waren für
280 Scheerbart, Paul: Vorwort zu Bongs, R. (Hrsg.): Das Buch der Abenteuer, München: G.Müller 1913, S.VI-VIII, hier S.VII. 281 Ebd.
112 Scheerbart die typischen Beispiele der Abenteuerliteratur.
Das große Interesse, das die Gespenstergeschichten zu allen Zeiten in allen Kreisen der Bevölkerung hervorgeru fen haben, ist in erster Linie auf die Wirkung des erlebten Abenteuers zurückzuführen,
stellt Scheerbart fest282. Daß er die Literaturspielarten des
Phantastischen unter das Genre der Abenteuerliteratur, das öfters als "Oberbegriff für volkstümlich-realistische Romane abenteuerlicher Stoffe"283 bezeichnet wird, subsumiert, ist darauf zurückzuführen, daß er das 'exotische' Abenteuer in den
Vordergrund rücken will. Dieses Vorwort Scheerbarts gilt eigentlich der Verteidigung der literarischen Gestaltung des Abenteuers,
wozu
die
die
Novelle
geeignete
Form
wäre.
Er
deutet auf den Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Lyrik und des Realismus im Laufe des 19. Jahrhunderts hin, was dazu beigetragen habe, daß die Novellisten "vornehmlich lyrische Vertiefung
anstrebten
das
Abenteuer
an
die
Seite
drängten". Diese enge Verwandtschaft einer literarischen Kurzform wie der Novelle - ihre spezifischen Eigenschaften (thematische Prägnanz, Ausdrucksstärke u.s.w.) sind noch außer acht zu lassen - mit abenteuerlichen Stoffen einerseits, und mit den nicht-realistischen Literaturströmungen andererseits, ist für die weiteren Ausführungen wichtig. Eine Vorherrschaft der abenteuerlichen Motivik ist in der Phantastik aus den ersten dreißig Jahren des 20. Jahrhunderts nicht zu übersehen.
Es ging ja, wie mehrmals betont, um die
Entgrenzung des Alltags,
was
fast prinzipiell abenteuerlich
war, oder auch umgekehrt: alles, was abenteuerlich war, wurde
282 Ebd.
283 Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur, 5., verbes.u.erw.Aufl., Stuttgart 1969, S.l.
113 als
nicht-alltäglich,
Hier handelte
also phantastisch,
interpretiert
284.
sich sozusagen um eine Verselbständigung des
Abenteuerlichen. Die Schriftsteller der phantastischen Kurzprosa, welche die "lyrische Vertiefung" vermieden, öffneten sich der Breite in thematischer Hinsicht, suchten 'unerhörte Begebenheiten' in allen Grenzbereichen des Alltags bzw. in den im Alltag verschwiegenen Ecken oder auf fremden Kontinenten. Die phantastische Prosa von Hans Heinz Ewers zeigt den Bezug zum sogenannten Exotisch-Abenteuerlichen am deutlichsten, seine
Erzähltechnik
nimmt
oft
die
einfachste
kompositorische
Möglichkeit zur Aufgabenlösung wahr: er führt den implizierten Leser ins Fremde ein, auch syntaktisch ist es eine Art Einweihungsritual285. 1.1.2. Einführung in das Sonderbar-Seltsame.
Abenteuerlich-exotische Prosa von Ewers
Ewers suchte seine Stoffe auf verschiedenen Kontinenten oder 284 Am überzeugendsten beweist dies die Aufnahme der eroti schen Abenteuer in den Rahmen der Phantastik. Vgl. auch das Vorwort von Norbert Falk zu Ders. (Hrsg.): Das Buch der seltsamen Geschichte, Berlin-Wien: Ullstein 1914; und Kapitel II.2.
285 Als Vorwort zu seiner zweiten Sammlung phantastischer Geschichten, "Das Grauen. Seltsame Geschichten", Berlin: Sieben-Stäbe-Vlgs.-und-Druckerei-Ges. 1928, zitiert er aus Aristos "Orlando Furioso" als Vorwort, das seine Aufgaben stellung offenbart: Wer weit verreist, wird oftmals Dinge schauen Fernab von allem, was er sonst gedacht. Erzählt er dann, so wird ihm niemand trauen Und als ein Lügner sieht er sich verlacht;
Doch wenig oder viel - - mir liegt mit nichten An dummen Volks unwissendem Geschrei - - Ebd., S.6.
114 gab dies zumindest vor286,
und bot sie in seinem journali
stischen Erzählstil an. Nicht nur wird der Leser in das fremde
Geschehen eingeführt,
sondern auch der implizierte Erzähler,
der oft mit der Ich-Perspektive erzählt, wird während der Geschichte mit einer sonderbaren Erfahrung beglückt. Als Beispiel ist hier "Die Tomatensauce" aus seinem Erzählband "Das Grauen. Seltsame Geschichten"287 anzuführen.
ist mit dem kompositionellen identisch; er folgt dem klaren dreiteiligen Aufbau: Der
erzählerische
Rahmen
1. Einleitung in das sonderbare Geschehen, 2. Darstellung des Geschehens, und 3. Schlußbetrachtung. Pope, ein englischer Pfarrer, stellt dem Erzähler eine blutige Salsa auf der Insel Grenada vor. Die strukturelle Einführung
besteht darin, daß die Figur des Pfarrers mystifiziert wird: Hörensagen über seinen zweifelhaften Charakter, Ablehnung seiner Person in allen Gesellschaftsschichten, und ausdrüc
kliche Warnungen davor, daß man Umgang mit ihm pflege. Zu vermerken ist, daß das Moment des Phantastischen hier, wie auch in dem Großteil der Prosabeiträge im "Orchideengarten", keine Überraschung
für den Leser darstellt;
der Leser wird
nicht auf den Einbruch des Phantastischen vorbereitet, sondern auf den Höhepunkt des phantastischen Geschehens, dessen Beschreibung den größten Teil des Textes in Anspruch nimmt.
Das
Hauptgeschehen
in
"Tomatensauce",
die
Blutorgie,
ist
286 Öfters erfüllte die Verlegung des Handlungsortes in die fernen oder unbekannten Ortschaften bereits die Bedingung des Phantastischen, dies durfte jedoch - im Unterschied zur Tradition der gothic-novel - ohne den illusorischen Aufwand geschehen; hinzuweisen ist auf die humoristische Erzählung von Roellinghoff, "Aufstand im Nirwana", im "Orchideengarten", (1919,H.3,S.15-17): Handlungsort Himmel, wo es allzu alltäg lich zugeht: Wahlen, Komittees, Delegationen und Beschlüsse. 287 Ewers, Hans Heinz: , S.7-30.
Die
Tomatensauce,
-in:
Das
Grauen,
115
ausdrücklich gleich im ersten Satz anwesend288; der Text fängt damit an, daß der Erzähler dem Pfarrer, der durchwegs Hauptak
teur dieser Geschichte bleibt, bei Stier- und Hahnenkämpfen begegnet. Die Textabschnitte entsprechen den einzelnen Erzählepisoden, in denen der Erzähler entweder den Pfarrer oder Gerüchte über ihn kennenlernt. Die Mystifikation des Pfarrers weckt nur noch Neugierde beim Erzähler. Nachdem er
das
Vertrauen
des
Fremdlings
gewonnen
hat,
darf
er
einer
geheimen Salsa beiwohnen: einem festlichen Wettkampf zweier, auf dem Boden gefesselter Männer, die nur ihren Oberkörper bewegen können und einander mit gespitzten Messern blutig zu Tode stechen. Das längste Kapitel (ca. ein Drittel) der Erzählung, das alle Einzelheiten des stundenlangen Kampfes und seine unmittelbare Umgebung genau schildert, zeigt eben die ästhetische Intention auf. Das Schlußkapitel fügt der Erzäh lung nichts Neues hinzu und berichtet über die Reaktionen der zwei Europäer zu diesem "unter den Europäern unmöglich"289
Spiel, der eine bricht aus Entsetzen fast zusammen, der andere gerät beim Anblick des Blutrausches in Entzückung. Der Schlüssel zur ästhetischen Intention solch einer
Erzählung ist auch in den Mund des englischen Pfarrers gelegt. Dieser lebt selber äußerst bescheiden und stellt sein "nicht unbeträchtliches Vermögen"290 den verletzten Toreadors oder den Opfern der
'Tomatensalsa'
bzw.
ihren Familien zur Ver
fügung. Die tödlichen Wettbewerbe betrachtet er leidenschaft lich, ohne jedoch zu wetten291:
288 Er läutet: "Das erstemal: vor fünf Wochen bei der Corrida, als der schwarze Stier von Miura den kleinen Quinito durch den Arm stieß -". -Ebd., S.7. 289 Ebd., S.12.
290 Ebd., S.12.
291 Ebd., S.18. cHervorhebungen im Original>
116
"Sagen Sie mal Reverend," rief ich, "weshalb wetten Sie dann nicht?" Er hielt meinen Blick ruhig aus und antwortete nachlässig: "Ich? - Ich wette niemals: das Wetten beeinträchtigt die reine Freude am Schauen." Hier geht es um die Veranschaulichunq des Sonderbaren.
Der
(kompositorisch) hervorgehobene Schluß fügt nur noch die Weisheit des Pfarrers hinzu: "Wie herrliche Genüsse schenkt uns das Leben! Es ist eine Lust zu leben!"292. Neben der
literarischen Darstellung sonderbarer Lebensgenüsse, weist die
Erzählung auch darauf hin, daß sogar die Negation des Lebens zu erleben sei, was wohl zur Steigerung der Lebenslust
beitragen könnte. Der Bezug zum Abenteuerlichen liegt darin, um dies noch einmal zu betonen, daß der Erzähler freiwillig, aus Neugierde sich auf diese nicht-alltägliche, ihm selber grauenhafte Erfahrung einläßt. "Das Grauen" ist doch zum
geschrieben, hat Ewers wohl gemeint.
Lesevergnügen
1.1.3. Erzählstrukturen
in der oberen und mittleren Schichtung der Phantastik
Da
es
in
einer
literarischen Gestaltung wie
der oben
angeführten Erzählung vor allem darum geht, daß dem Leser eine sonderbar-seltsame Situation in ihren intimen Details vorge
stellt wird,
bleibt die strukturelle Konzentration auf ein
Geschehen oder, genauer: auf seine detaillierte Beschreibung, in den kurzen Prosaformen zu bewältigen. (Es wird noch ausge führt, wie auch die Lyrik im "Orchideengarten" eine ähnliche Aufgabenstellung zu bewältigen hatte.) Die spezifischen
Eigenschaften einer Novelle oder einer Kurzgeschichte (short story) kommen hier jedoch nicht zum Tragen, denn einerseits bleibt diese Erfahrung ohne jeden Einfluß auf die Person und
ihre Entwicklung und andererseits deutet diese Beschreibung
292 Ebd., S.30.
117
einer Salsa auf keine weitere, allgemeinere Problematik hin. Die Beschreibung steht verselbständigt da. Dieser Erzähltypus
scheint ziemlich verbreitet gewesen zu sein, auch wenn es im Korpus der untersuchten Phantastik an musterhaften Novellen nicht fehlte - wie es noch am Beispiel von Strobls "Die arge Nonn'" ausführlich darzustellen sein wird. Man könnte das novellistische von einem voyeuristischen Anliegen unterschei den,
und dieses sogar zu einem Kriterium heben, um zwischen
der oberen und mittleren Schichtung jener Phantastik differen
zieren
zu
können:
Die
literarische
Veranschaulichung
der
phantastischen Ereignisse ist Charakteristikum der beiden oberen Schichtungen, auf der mittleren Schichtung wird sie
aber zum Selbstzweck. Auf der mittleren Ebene kam es, infolgedessen, öfters zu einer reinen Aneinanderreihung sonderbarer Phänomene293; eine handelnde Person, um die diese Phänomene zentriert sind, fungierte dann als der einzige erzählerische Zusammenhang294. 293 Bereits Poe hat diese Erzähltechnik immer wieder angewen det, vgl.u.a. "The Thousand-and-Second Tale of Scheherazade", Erstveröffentl. 1845, "Some Words with a Mummy", ebenfalls 1845; -in: Poe, E.A.: The Science Fiction of Edgar Allan Poe, collected and ed. with an Intro, and Commentary by Harold Beaver, Middlesex-New York (etc.) 1978, pp.135-153 und 154170. Eine Aufzählung sonderbarer Phenomena ist hier jedoch kein Selbstzweck; The "Tale" illustriert die anfangs zitierte Weisheit ("Truth is stranger than fiction", ebd., S.135), während "Words" gegenüber dem wissenschaftlichen Fortschritt eine satirische Grimasse schneiden, die Wissenschaftler hätten wohl der zum Leben geweckten Mummi nichts zu bieten, außer Bonbons gegen Mundgeruch! (Ebd., S.170).
294 Diese Technik, konsequent fortgesetzt, führt problemlos zu einer Großform, die einem traditionellen Abenteuerroman am nächsten liegt. Hinzuweisen ist auf Ewers "Alraune. Die Geschichte eines lebenden Wesens" , den größten Romanerfolg jener Phantastik. Hier berichtet Ewers über verschiedene Ereignisse um die - anthropomorphisierteGestalt der Alraune. Daß es hier sich um die Beschreibung der Ereignisse handelt, zeigt bereits die Namengebung der einzel nen Romanabschnitte auf: "Zweites Kapitel,
118 Zum Beispiel werden in "Der Edison der Tierwelt" von Othmar Sterzinger295 ein Bio-zoologe und sein Labor vqrgestellt. Was
folgt ist die Aufzählung von Resultaten seiner Experimente; phantastisch sind sie insofern, als sie die Verwandlung irgendeines Tieres in eine Maschine darstellen. Übrigens könnte man die Anthologie "Phantastische Geschichten", in der diese Erzählung enthalten ist, als ein typisches Beispiel für die sogenannte "mittlere" Schichtung gelten lassen. Der journalistische Stil scheint sich zu dieser Gestal
tungsmöglichkeit wohl zu eignen, da es sich ja um trockene Berichterstattung handelt. Die altbewährten Techniken der Phantasten, wie die Aneinanderreihung der Tagebuchaufzeichnun gen oder die Wiedergabe der Brieffolgen, stellen eine feinere, objektiviertere Möglichkeit einer literarischen Berichterstat
tung dar; solche Kunstgriffe kommen ausdrücklich in der Phantastik oberster Schichtung vor296. Ewers kleidet oft seine sonst trocken gehaltenen Berichte in eine märchenhafte Einrah mung ein; dies gilt jedoch nicht einer Verschiebung des Geschehens auf die Ebene des Märchens, was zu einer "wunder
baren" Wirkung
führen würde -
formal wie
inhaltlich werden
das erzählt, wie es geschah, daß man Alraune erdachte Drittes Kapitel, das zu wissen tut, wie Frank Braun den Geheimrat über redete, Alraune zu schaffen Viertes Kapitel, das Kunde gibt, wie sie Alraunes Mutter fanden" usw. -Ebd. 295 Sterzinger, Othmar: Der Edison der Tierwelt, -in: Phanta stische Geschichten, 2.Aufl., München: G. Hirth 1919, S.101107. .
296 Anzuführen wären die benannte Novelle "Die arge Nonn'" von Karl Hans Strobl, -in: Das Gespensterbuch, hrsg.v. Felix Schloemp, München: Georg Müller 1913 , und die in den damaligen Anthologien besonders beliebte Erzählung von E.T.A. Hoffmann, "Der Sandmann". Die obengenannte Anthologie "Das Gespensterbuch" ist als ein typisches Beispiel für die oberste Schichtung der Phanta stik anzusehen.
119 diese Einrahmungen von dem übrigen Text rigoros abgetrennt297298 ;
das Wunderbare hätte wohl zur Verminderung der Schockwirkung geführt: dies scheint eher ein Versuch zu sein, die journali stische Berichterstattung mit einer traditionellen Ornamentik
des Literarischen zu verkleiden. Nicht selten geschieht die Veranschaulichung des Sonder baren auf einer optisch wahrnehmbaren Ebene: während auf der
mittleren
Stilebene,
wie
etwa
in
der
bereits
angeführten
Erzählung von Ewers, die Vermittlung der optisch wahrnehmbaren Eindrücke des Erzählers in den Mittelpunkt gerückt wird, so
gewinnt auf der gehobenen Ebene etwa die Figur des Lichtes oder des Tages bzw. der Dunkelheit an Bedeutung. "Eines Nachts erwachte ich plötzlich aus tiefem Schlaf", berichtet Hans Anders, der Baumeister in der Novelle von Strobl, im An fangssatz299 und begegnet das Gespenstische fortdauernd immer
nur in den Nächten. Die nächtliche Atmosphäre, in der nun die phantastischen Ereignisse stattfinden, ist hier mehr als eine
Kulisse zu verstehen: als ein struktureller Gegensatz zum Tag. Die Nacht, dem Tag deutlich entgegenge setzt, scheint Geheimnisse zu verbergen, welche die Wirklich schauderhafte
keit des Arbeitsalltags des Baumeisters zu enträtseln vermö gen. Je mehr er sich in seinen "nächtlichen Halluzinatio nen"299 verstrickt, desto stärker entrückt sich seine Existenz von den im Alltag geltenden, rationalen Normen. Wie sein Untergang und Tod zu erklären sind, bleibt letzten Endes unschlüssig. Auf einer Darstellung
der
subtilen
Ebene
phantastischen
handelt
es
Ereignisse,
sich
um
nicht das
um
bloße
297 Vgl. "Einleitung, "Intermezzo" und "Schluß" in Ewers, Alraune, 1911 , die einzigen lyrischen Interludien, welche weder inhaltlich noch formal mit dem Roman etwas zu tun haben. 298 Strobl, K.H.: Die arge Nonn' , S.262. 299 Ebd., S.265.
120 Benennen des Noch-Nicht-Benannten: die ästhetische Aufgabe eines Phantasten fängt bereits bei der Bemühung an, das
Unbenennbare
überhaupt
zu
benennen.
Da
die
Phantasten
im
allgemeinen die mimetische Funktion der Sprache und die sprachlichen Normen kaum in Frage stellten300, wurden manchmal die geläufigen Ausdrucksmöglichkeiten überstrapaziert301, und manchmal kam der Sprache fast eine magische Funktion zu: behauptet Hans Anders302 in der Novelle von Strobl:
so
Ich habe mich immer davor gehütet, von Angelegenheiten, die erst im Beginn der Entwicklung stehen, viel zu sprechen; denn ich fürchtete die Wirkung des gesprochenen Wortes. Das Wort ist mächtiger, als unser Alltagsverstand denkt, und es beeinflußt die Zukunft auf eine geheimnis volle und unfehlbare Art.
1.1.4. Die Unterschiede zwischen den drei Schichtungen in Hotivik und Handlung Die
Beziehung
jener
Phantastik
zum
Abenteuerlichen
gewisse Bauelemente, sondern sie hinterläßt einen deutlichen Niederschlag auch in semantischer und motivi scher Hinsicht. Erstens geschieht das Sich-Einlassen auf das fördert nicht nur
Phantastische,
wie bereits
angedeutet worden
ist,
aus Neu
gierde und, zweitens, als ob dies eine Art Freizeitgestaltung
für die handelnden Personen wäre. Ein lesenswertes Märchen, in dem das Sich-Einlassen auf das
Phantastische
aus
Neugierde
geschieht,
liefert
bereits
300 Vgl. Kapitel II.2.3.1. 301 Hinzuweisen ist auf die überaus geläufige Verwendung der Leerschritten im Text, die mit "-- " bezeichnet werden. Am radikalsten zeigt dies der Roman "Jagd durch das Jenseits" von Stephan Sorel, Wien: Stein 1923, der fast zu einem Viertel aus solchen Stellen besteht. 302 Strobl: Die arge Nonn' , S.272.
121
Nikolai W.
Gogol303,
einer der beliebten Phantasten
Thoma Brut,
jeweiligen Medien.
in den
ein Philosoph aus Beruf,
der
einer Hexe zu ihrer Erlösung verhelfen soll, unterliegt nach einem heftigen Kampf der Macht des Erdgeistes Wij. Die dualistische Struktur in der Handlung liegt im Erklärungsver
such seines Scheiterns. Der Philosoph hält, durch den von ihm gezeichneten heiligen Kreis geschützt, mitten in der Dämonenund Geisterschar
die
ihm vorgeschriebenen drei
Nächte
fast
Alle Geister im Raum, verzweifelt, daß sie ihn nicht lokalisieren können, holen den Fürst der Geister, Wij, zu Hilfe. aus.
Die großen Augenlider hingen ihm bis zur Erde herab "Hebt mir die Lider empor, ich sehe nicht", stöhnte Wij mit unterirdischer Stimme - und die ganze Dämonen schar stürzte auf ihn zu, um ihm Lider emporzuheben. Eine innere Stimme flüsterte dem Philosophen zu: sieh nicht hin. Aber er hielt es nicht aus und blickte hin. "Da ist er", schrie Wij und deutete mit seinem eisernen Finger auf ihn, und alle Geister fielen über den Philosophen her. Atemlos stürzte er zu Boden und gab schreckerfüllt seinen Geist auf.304
Thomas Nachfolger, ein ahnungsloser junger Philosoph, glaubt, daß Thoma gescheitert wäre, "weil er Angst bekommen hat; hätte er sich nicht gefürchtet, so hätte die Hexe ihm nichts anhaben können"305. Es war jedoch, weiß der allwissende Erzähler wie sein
Leser,
nicht
die
Angst,
sondern die Neugierde:
Thoma
blickte in die Augen des Dämonen und verlor. Wie dem Philosophen Thoma seine Begegnung mit der Hexe und den Dämonen sein Leben kostet, so werden auch dem Baumei
ster, Hans Anders, in der Novelle, "Die arge Nonn'", von Karl 303 Gogol, Nikolai W.: Wi*j, der Fürst der Geister, Schloemp (Hrsg.), Das Gespensterbuch, 1913, . 304 Ebd., S.351.
305 Ebd., S.352.
-in:
122 Hans Strobl, seine allnächtlichen Erlebnisse zur lebenswichti
gen Erfahrung. Auch hier läßt sich das erzählerische Ich auf das Phantastische größtenteils freiwillig ein306: , da ich den Verführungen der Romantik nicht widerstehen kann, den Entschluß, einmal nachts die Ruine aufzusuchen. Ich wollte den Reiz des Unheimlichen auf mich wirken lassen und mich mit den Geistern des Ortes befreunden.
Dieses Motiv der Neugierde und sogar der Bezug zum Abenteuer lichen sind jedoch auf die mittlere und die oberste Schichtung einzuschränken: Die Phantastik der "Volksromane", welche als die unterste Schichtung zu bezeichnen ist, unterscheidet sich von den beiden anderen Schichtungen gerade darin, daß hier die Begegnung mit dem Phantastischen als kein Abenteuer zu erfassen ist. In den Gespenster- und Volksromanen bleibt der übernatürliche Bereich vom Natürlichen streng abgetrennt. Hier
wimmelt es von Schreck- oder Warngespenstern, die an gewissen Entscheidungsmomenten in das menschliche Leben eingreifen und wieder verschwinden. So erklärt etwa in einem typischen Gespensterroman, "Das versunkene Eisenkreuz. Warnende Kundge bungen aus der Geisterwelt307", der alte Knecht Adam seinen neuen Herrn, einen aufgeklärten Major, der sich neuerlich auf einem Landsitz niedergelassen hat:
Der Geist, der hier umgeht, ist von guter Art, er tritt nur dann auf, wenn den Herrschaften irgendeine Gefahr droht, um sie vor derselben zu warnen.
Hinzuweisen ist auch auf eine "Erscheinung" aus dem Räuber roman "Karl Heinrich Picard genannt Fetzer", die in einem problematischen Moment,
als nämlich das böse Paar,
Seidwitz
306 Strobl: Die arge Nonn', , S.263-264.
307 Breyer, Albert: Das versunkene Eisenkreuz. Warnende Kundgebungen aus der Geisterwelt. Wirklich erlebtem nacher zählt, Berlin: A. Weichert o.J., cCollection Geister und Gespenster-Romane, Bd.9>, S.14.
123 und Fiamatta, den schlafenden Räuberhauptmann Fetzer nahezu ermordet hätte, auftritt, die Meuchelmörder hinausjagt und sofort verschwindet308. den
In der obersten Schichtung besteht eine Wechselwirkung in Beziehungen der handelnden Person zum phantastischen
Phänomen: einerseits greift die Person ins Unbekannte ein, andererseits wird ihre eigene Existenz dadurch maßgeblich beeinflußt, bedroht, besser gesagt: liquidiert309 - ein deutlicher Unterschied zur Phantastik der mittleren Schich tung: zur Kurzprosa aus der erwähnten Anthologie "Phantasti sche
Geschichten"
und
zum Großteil
der Phantastik aus
dem
"Orchideengarten", wo die handelnden Personen das Moment des Phantastischen problemlos zu bewältigen wissen. Die Konfrontation mit dem Phantastischen gehört in Gogols
Märchen sogar zum Arbeitsalltag der handelnden Person; auch in der Novelle von Strobl liegt der unheimliche Ort innerhalb des Arbeitsbereiches des Baumeisters Anders. Dies unterscheidet
sich deutlich von dem Muster des Normaltypus aus dem "Or chideengarten" oder auch einer sonderbaren Reiseerfahrung eines Ewers. Eine durchschnittliche handelnde Person im "Orchideengarten"
ist,
zweckungebundene
männlich, stammt aus hat Freizeit zum Reisen, um
näher bestimmt,
der städtischen Mittelschicht,
Experimente durchzuführen
unglaubliche Erfahrungen zu plaudern, Alkoholphantasie entpuppt.
oder über eigene
was sich oft als eine
308 : Karl Heinrich Picard genannt Fetzer der größte deutsche Räuberhauptmann des 19. Jahrhunderts. Größer als Schinderhannes Mächtiger als Leichtweiß, Dresden: Dresdner Romanverlag -1904, II Bde., 2396 S., hier I.Bd., 3.Heft, S.49. 309 Vgl.u.a. die erwähnte Novelle von Strobl. Diese Novelle zeigt übrigens die straffe Struktur einer phantastischen Erzählung. Auf die Gespensterhaftigkeit eines 'Klosterromans' zurückgreifend, wird hier eine Unschlüssigkeit aufgeworfen, welche sich für die Definition des Phantastischen von Todorov als mustergültig eignen würde.
124 1.2. Menschenbezogenes Weltbild und Anthropomorphisierung der Umgebung Mit den Mitteln der Fiktion oder der allegorischen bzw. symbolischen Bildlichkeit gibt die Phantastik eines "Orchi deengartens" nicht nur die Situation der Nichtalltäglichkeit
wieder, sondern sucht auch den Menschen in dieser Nichtalltäg lichkeit Platz anzuweisen.
Die Mittel,
Bewältigung
wie
dies
des
Allgemeinen
besonders
im
anhand
allegorischer
"Orchideengarten"
vorkommt,
deutet auf ein menschbezogenes und -zentriertes bzw. anthro pozentrisches Weltbild hin. Dies bestätigen auch die in der Nähe des "Orchideengartens" beheimateten weiteren literari
schen und ideologischen Gewächse wie'die im "Orchideengarten" ständig angezeigte Abhandlung "Die Erde - nicht die Sonne" von Johannes Schlaf, welche die Erde in den Mittelpunkt des Universums zu stellen sucht. Die Menschbezogenheit hat zur Folge, daß einerseits auf
die Fähigkeit des Menschen, Wirklichkeit selber zu gestalten, hingewiesen wird
-
öfters
geschieht dies
dadurch,
daß
ein
Gegenstand aus dem Alltag aus einer entfremdenden Perspektive betrachtet wird -,
und andererseits seine ganze - lebendige
wie leblose - Umgebung zunehmend anthropomorphisiert wird. Die Möglichkeit, das Leblose beseelen zu können, hat jene Phanta stik voll ausgeschöpft. Ein überzeugendes Beispiel wären die
Illustrationen phantastischer Texte,
welche
-
in
der Regel
figürlich - immer mit bio- und zoomorphischer Ornamentik konzipiert sind. Auch für die Leisten und Schlußvignetten wird
im "Orchideengarten" eine abstrakte Ornamentik am seltensten verwendet310. Nicht nur die Pflanzenwelt im "Orchideengarten" hat üblicherweise Augen und Nasen, sondern auch Lampen oder Maschinen sind mit menschlichen Organen versehen. Es
ergeben
310 Entfällt.
sich
zwei
typische
Möglichkeiten,
wie
das
125
Leblose das Lebendige einholt: entweder behauptet dies einen
Platz, dem Lebendigen gleich, im Alltagsleben und stört bzw. verändert dieses in irgend einem Sinn, oder das Leblose bekommt ausdrücklich Züge des Lebendigen.311 In einer Erzählung von A. De Nora im "Orchideengarten"312, "Leblose Dinge", behaupten diese gerade in ihrer Leblosigkeit solch eine Macht,
daß sie ein lebendiges Wesen
überwältigen und vernichten. Öfters bekommen alltägliche Gegenstände eine Übermacht über die Menschen. In "Die Aschenurne" von Wilhelm Nhil313,
lebt der nach seinem Tod verbrannte Großvater in seiner Aschenurne gewissermaßen weiter und stört das Liebesglück des Ehepaares, wie er dies während seines langen Lebens getan hat; erst nach dem Begraben dieser Urne und dem Verbrennen des von dem Großvater heiß geliebten Grammophons herrscht wieder Ruhe. In "Die unsterbliche Matratze" von Victor Ottmann314 kann der
Erzähler unmöglich die von ihm erworbene Matratze loswerden. Alle Versuche, die Matratze wegzuwerfen bleiben erfolglos und treiben den Erzähler in die Verzweiflung.
311 Hinzuweisen ist auf die Arbeit von Wolf, Robert M.: Arkham und der Weg dorthin. Annäherung an den unheimlichen Ort, -in: Zondergeld, Rein A. (Hrsg.): Phaicon 5. Almanach der phanta stischen Literatur, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1982 Phanta stische Bibliothek Bd.86>, S.8-29. Wolf zeigt überzeugend, daß die Unheimlichkeit des Ortes als "ein durchgängiges Wesensmerkmal phantastischer Literatur" (ebd. S.9) aufzufassen ist, und wie sie in der Handlung eine antagonistische Rolle behaupten kann. 312 Nora, A. De: Leblose Dinge, -in: "Orchideengarten", 1920, H.2, S.1-4. 313 Nhil, Wilhelm: 1920, H.l, S.7-9.
Die
Aschenurne,
in:
"Orchideengarten",
314 Ottmann, Victor: Die unsterbliche Matratze, -in: Phanta stische Geschichten, , München: G. Hirth 1919, S.23-36.
126 Ähnliches geschieht in "Der Schrank" von Hans Fischer315. Der Erzähler besorgt sich einen alten, majestätischen Schrank, der zufällig sogar auch die Wappen seines eigenen Geschlechtes trägt. Sofort nachdem er einen Platz im Zimmer gefunden hat,
verwandelt der Schrank dieses "in ein fremdes Zimmer": Ein leises Sieden war um mich her, ich fiebrige Pulsieren des Blutes im Holz der Möbel zu hören Der Schrank sah aus, wie seinem breiten Riesenleib auf mich zukommen fühlte, daß ich hier nur noch zu Gast sei, war Herr dieser Wohnung geworden.
meinte das umstehenden wenn er mit wollte. Ich der Schrank
Der erste Schreck wird überwunden und bald darauf folgt eine
Versöhnung zwischen dem Schrank und seinem Besitzer. Sie teilen das Leben und ihre Gefühle miteinander316. Diese Begegnung mit dem altbewährten Schrank wird eine mit sich selbst; mit dem - als besser angesehenen - Teil des Ich, das
unveränderlich, konstant bleibt und, wie der Schatten des Schrankes, Züge des Zeitlosen annimmt. Die Verwandlung des Ich
und der Vorgang der Erkenntnis verläuft größtenteils auf der Ebene eines Gesprächs zwischen dem Ich und dem Schrank oder als Bilderfolge nacherlebter Erfahrungen, trotzdem bleibt eine
moralisierende Vereinfachung des Geschehens im Erzählrahmen erhalten317, und die Vision des Erzählers läßt sich zum Teil
315 Fischer, Hans: Der Schrank, -in: "Orchideengarten", 1920, H.10, S.6-9. 316 "Er ist ernst und traurig, er hat sicher schwerere Dinge hinter sich denn ich. Ich fühlte jetzt mit ihm. Er sah mich an. Er hatte einen treuen, herzlichen Blick, wie ein guter alter Bekannter Dankbar streichelte ich über das glatte dunkelrote Holz des Schrankes, ein leises Knistern ging durch seine Fugen, und seine Schultern reckten sich erleichtert, wie wenn er aufatmete. " -Ebd., S.7. 317 "Ich sehe dort springende Gestalten...lese sie buchstabierend wie Schriftzeichen, klar: "Ewig sind der Geist und die Dinge nur. Der Mensch aber verwandelt sich von Jahr zu Jahr, von Tag zu
127 reduzieren auf eine Art Übertreibung der Charakteristika des alten, massiven Schrankes, welche bereits im Alltag auch als
solche wahrzunehmen sind. Franz Schoenberner318
Erzählung
über
eines
der
schreibt
z.B.
auch
alltäglichsten
eine
Ereignisse
kurze
-
das
letzte Flackern eines Lampions -, um diesem eine unheimliche Dimension zu geben. Das Unheimliche besteht fast nur darin,
daß das Auslöschen eines chinesischen Lampions als das Sterben eines
Menschen
empfunden
wird.
Daß
es
sich
hier
um
die
Umgestaltung einer alltäglichen Empfindung, um eine bewußte literarische Fabrizierung handelt, ist allzu evident. Erzählt wird, wie man eine - auch nur alltägliche - Situation auf sich beängstigend wirken lassen kann, jedoch in einer äußerst heiteren Laune319320 . In einer Geschichte von Rich. Rieß wird ein sehr ernst gewordenes Spiel, das nämlich einen der Spieler zum Tode führt, vermittels einer geläufigen Redewendung abgetan und verharmlost330. Wie ein im Volksmund verbreiteter Glauben
für einen Erzählrahmen fruchtbar werden kann, zeigt der Roman "Zwischen neun und neun" von Leo Perutz, in dem der Held in seinem Sterbemoment seine ganze Geschichte nacherlebt321. Hinzuweisen ist nun darauf, wie das Leblose Züge des Lebendigen, noch präziser: des Menschlichen, bekommt. Dies
Tag" usw. -Ebd., S.8-9. 318 Schoenberner, Franz: Der sterbende Lampion, in: "Orchideengarten", 1920, H.6, S.1-2. 319 "Die Stille wurde drückend, sie wurde unheimlich, beäng stigend. Und plötzlich mitten in diese lautlose Stille hinein klang ein leiser Schrei, natürlich kein lauter wirklicher Schrei, das kommt unter gebildeten Menschen nicht vor, aber doch..." -Ebd., S.2.
320 Rieß, Richard: Ecarte in Texas. Eine merkwürdige Spieler geschichte, -in: "Orchideengarten", 1920, H.ll, S.10-15.
321 Perutz, Leo: Langen 1918.
Zwischen
neun
und
neun.
Roman,
München:
128
geschieht nicht
nur auf
der Ebene der Vergleiche oder der
wodurch einzelne Bildelemente ausgeschmückt werden: abgesehen davon, daß im "Orchideengarten" zahllose Bäume atmen bzw. "vor Schmerz und Weh aufheulen"322 oder die Bildmetaphorik,
Häuser flüstern323 usw., machen eine Menge Prosabeiträge das Anthropomorphisieren der Umwelt an sich zum zentralen Thema, wie etwa "Die Lokomotive" von Leopold Plaichinger324.
Die Erzählung, "ein Traum" genannt, liefert eine Bilder folge, die sofort als erotisch zu erkennen ist, sowohl auf der
wörtlichen Ebene als auch auf einer psychoanalytischen Interpretationsebene. Eine Drehtüre, die der Erzähler am Bahnhof sieht, kommt ihm vor wie "die Liebe, sie saugt tausend Männer auf und hat um tausend zu wenig". Im Bahnhofsrestaurant bekommen er und seine Begleiter sich gegenseitig anzüngelnde
Schlangen und silbrig geschuppte Fischlein in Silberschüsseln serviert. Sein Versuch, sich an die Serviererin heranzumachen, bleibt erfolglos. Er rast zum Bahnsteig mit der Angst, den Zug zu verpassen. Er verpaßt ihn, und verliebt sich in die abfahrende Lokomotive:
"Sie
ist so schön!
So gedrungen und
dennoch so schlank! Spitz und schneidend wirft sich ihre Brust in den Wind". Er verfolgt sie mit einem Automobil, das bald zum Fliegen anfängt:
Mit weitgespreiteten Flügeln - ein Sturmvogel, hängt der Wagen über die Lokomotive. Wie schön ihr Körper 322 Rosse, S.12.
Agnes
Maria,
-in:
"Orchideengarten",
1920,
H.l,
323 Z.B. "Es sind viele alte Häuser in der alten Stadt Krems. Einige stehen da und kümmern sich um gar nichts in der Welt mehre...> Andere wieder haben flüsternde Stimmen, sie rufen die Vorübergehenden an und versuchen sie festzuhalten wie alternde Gassenmädchen". - Strobl, Karl Hans: Die byzantinische Münze, -in: "Orchideen garten", 1920, H.6, S.9. 324 Plaichinger, Leopold: Die Lokomotive. chideengarten", 1920, H.4, S.4-6.
Ein Traum,
in:"Or-
129
Frauenhaar! Stoßweise, gehetzt schlägt mir ihr heißer Atem ins Gesicht.
Ich stürze auf sie, springe sie an wie ein Hahn die Henne, und wie ein Hahn die Henne am Scheitel saust und niederpresst, so beißt der Motor meines Flugwagens, der zugleich mein Mund ist, in den Schlot der Lokomotive, der schlanker Nacken einer blonden Frau ist. Beide sind wir Maschinen und Menschen zugleich, meine Sturmflügel legen sich schmiegend um ihren Leib. Zu vermerken ist die Offenheit der Phantasten aus dem "Or chideengarten" gegenüber dem Maschinellen. Im zweiten Jahrgang widmete die drei Jahre bestehende Zeitschrift zwei Sondernum mern325 der Phantastik der Technik, die zweite der "elektro technischen Industrie Deutschlands" gewidmet. Bereits seit dem 18. Jahrhundert hat das Eindringen des Mechanischen in die menschliche Wirklichkeit und Phantasie die phantastische
Literatur
mit
Stoffen
bereichert.
Behauptete
sich in der Spätromantik, wie etwa bei E.T.A. Hoffmann, das Maschinelle bzw. das Mechanische jedoch als ein Gegenpol zum
Menschlichen
(etwa
"Der Sandmann" von E.T.A.
Hoffmann)
nicht selten galt es sogar als der Inbegriff des Bösen -, so scheint, daß die Phantasten um die Jahrhundertwende die Maschine vorbehaltlos akzeptiert haben, man identifizierte sich mit ihr.
2. Zur Problematik des Lyrischen und des Allegorischen Die Phantasten pflegten epische Formen. Bereits Todorov hat in seiner "Einführung" aufmerksam gemacht auf die unver-
weigerliche Nähe eines jeglichen Diskurses des Phantastischen
325 Phantastik der Technik, Sondernummer des "Orchideengar tens", 1920, H.4. Elektrodämonen, Sondernummer des "Orchideengartens", 1920, H.23.
130
zu
"darstellenden"
Unterschied sentative"
zur
Literaturformen326,
Poesie,
Charakter
der
Lyrik
und
zur
Fiktion
Allegorie.
literarischen
Der
Texte,
-
im
"reprä
heißt
es,
ermögliche erst eine Darstellung der (implizierten) Ereig nisse, welche dann eventuell als phantastisch aufzufassen
wären. Angesichts dieses Konsensus ist es interessant zu untersuchen, mit welchen literarischen Mitteln die Phantasten ihre ausdrücklich lyrischen Beiträge gestaltet haben. Herrschte im "Orchideengarten" fast zwangsläufig Erzählund Sachprosa327 vor, so beinhaltete doch fast jede Nummer in der Regel ein Gedicht, selten auch zwei. Bereits diese strenge
Regelmäßigkeit
zeigt die Bemühung der Redakteure,
die Zeit
schrift möglichst vielfältig zu gestalten, wobei neben Prosa und Grafik auch die Lyrik sich behauptete328. Daneben förderte die spürbare Subjektbezogenheit jener Phantastik lyrisch angehauchte Stimmungs- und Landschaftsmalerei. Die Auswahl der lyrischen Beiträge im "Orchideengarten" scheint in stofflicher und inhaltlicher Hinsicht einer engeren Typisie rung verpflichtet. Auffallend sind die folgenden drei Arten
des Gedichtaufbaus: Es wird 1. eine Erzählung eines Ereignisses in den Mittelpunkt
gestellt, oder 2. eine phantastische Atmosphäre bzw. ein Gegenstand aus dem Inventar des Phantastischen beschrieben, oder
3. mittels der Allegorie bzw. einer (öfters ins Allegori sche) weitergeführten Metapher verallgemeinert. 326 Todorov 1975 , S.55-68. 327 Die fast regelmäßig geführte Rubrik "Absonderliches und Wunderbares" zitierte Episoden aus Biographien bzw. ge schichtliche Anekdoten, die Erfahrungen des Wunderbaren thematisierten. Diese Rubrik wurde später durch "Sterndeu tungen" ersetzt. 328 Der Versuch, Lyrik in den Rahmen dieser Zeitschrift einzubauen, scheint äußerst gezwungen; die meisten Beiträge kann man kaum als phantastisch bezeichnen.
131
Und in thematischer Hinsicht kommt es - grob gesagt - immer wieder zur Erweiterung der menschlichen Erlebnis- bzw. Existenzsphäre;
sei
es
durch
die
Darstellung
einer
den
Menschen ungewöhnlichen Situation - angefangen von einer dämmerlich-nächtlichen Atmosphäre bis zu fast unmenschlichen
Ereignissen - , oder einer Konfrontation zwischen Menschen und
einem anthropo-, bio- oder zoomorphisierten Phänomen aus einer anderen Wirklichkeitsebene,
Instanz vertritt,
welches in der Regel eine höhere
oder aber durch das Aufheben ins Allego
rische, was einen subjektiven Versuch darstellt, eine Abstrak tion sinnbildlich zu gestalten. 2.1. Der strenge Erzählrahmen
Die Aneignung eines betont epischen und erzählerischen Stiles bot sich als die einfachste Lösung für den Lyriker. Mehrfach stellte man ein konkretes Ereignis in den Mittelpunkt des Gedichts. Ferdinand Weinhandls Beitrag im "Orchideengar ten", "Die Goldbergwerksknappen von Oberzeiring" illustriert dies deutlich329.
Die erste sechszeilige Strophe fängt mit "Anno domini Unbekannt" an und führt in ein konkretes Geschehen ein; ins
Gasthaus zum Schimmel an einem Faschingssonntag.
Goldener Wein rann über die Diele, Goldene Kugeln rollten im goldenen Kegelspiele Und damit ist die Atmosphäre etabliert. Eine Wiederholung dieser Verse in einer ergänzten Fassung am Ende der nächsten (Haupt-)Strophe
rundet
-
mit
Bezugnahme
auf
den
neueren
Tatbestand - das Geschehen ab. Und die darauffolgende Kurz strophe schließt das Gedicht mit einer verallgemeinernden Betrachtung ab:
329 Weinhandl, Ferdinand: Die Goldbergwerksknappen Oberzeiring, -in: Orchideengarten, 2.Jg.,10.H.,S.9.
von
132 Seit dieser Stunde sind Grube und Stollen Und der Ort, wo sie standen, für immer verschollen. Die erste Zeile der Hauptstrophe leitet zugleich das Ereignis
ein:
Da trat mit müdem Schritte Eine bettelnde Alte in ihre Mitte, Bat um einen Groschen, nur um kleines Stück Brot Für ihrer fünf hungernden Kinder hungernde Not. Nun ereignen
sich Grausamkeit,
Brutalität und
ein Blutbad,
alles ohne ersichtlichen Grund. Da enthauptet einer der betrunkenen Knappen die fünf Kinder der alten Bettlerin. All dies geschieht ohne jegliche Aufregung, der Not der Alten gilt nur noch Hohn: es herrscht "Hohnlachen ringsum im Raum", als die Greueltat begangen wird, und "höhnend" wird ihr einer der entzweiten Kinderköpfe als Geschenk angeboten. Der eigentliche
Höhepunkt des Ereignisses, der Bericht über das Blutbad, kühl
und jeder Schockwirkung beraubt, wird formal akzentuiert mittels der Dynamik eines außerordentlich kurzen Verses,
gefolgt vom Gedankenstrich: Und das Gräßliche tat Eine Anhäufung der Höhepunkte vermindert die Schockwirkung weiterhin. Dem einen Höhepunkt folgt der nächste (- der Mutter wird ein Kinderkopf als Brot angeboten) und gleich darauf noch
der dritte: Doch über die weinüberschüttete Diele Rollten fünf Kinderköpfe im goldenen Kegelspiele. Die vollbrachte Tat mündet wieder in die Ausgangsatmosphäre,
grausam,
sorglos und spielerisch wie sie gewesen war. Nicht
nur die Wiederholung der Bilder von der Diele und des ohne Unterbrechung laufenden Kegelspiels als Abschluß der Haupt strophe sorgt für die Selbstverständlichkeit des Geschehens,
133
sondern auch der monotone Rhythmus des Gedichtes: der volks tümliche Paarreim (aabbcc) wie die durchgehend eingehaltenen
trochäischen und jambischen Versfolgen deuten auf eine Art sorglose Distanz des implizierten Erzählers und seine Unbeküm mertheit um die Dynamik und emotionelle Schärfe des Ge schehens. Das einzige lyrische Moment macht hier das übertrie
bene Klangbewußtsein (weibl.Reim, rhythmische Versfolgen, angehäufte Alliterations- und Assimilationsversuche) aus, und das
Phantastische
Brutalität
mit
entsteht
einer
daraus,
gleichgültigen
daß
eine
ungewöhnliche
Selbstverständlichkeit
abgetan wird. Ein Großteil der lyrischen Beiträge im untersuchten Jahrgang des "Orchideengartens" 330 zeigen eine ausdrücklich erzählerische Struktur ohne bedeutsame allegorische Anspie lungen auf. Einige sind zum Teil in einen viel älteren Traditionszusammenhang zu stellen, etwa in die Tradition der
Liebes- und komischen Romanze. Neben einer derben "Romanze" von dem Russen A.J.U1'janov331 sind die folgenden Nachdrucke
aus der deutschsprachigen Literatur aus dem 18. Jahrhundert zu erwähnen: "Getäuschte Erwartung" mit einer angehängten Moral für den 'lüsternen wakeren Junker'332. Und "Die Nachtigall" von Joh.Christ.Rost333 - hier wird erzählt über die Verführung einer Vierzehnjährigen durch ihren Buhlen,
durch den Vater,
deren Entdeckung
der jedoch das Problem friedlich zu lösen
weiß. Die Übernahme solcher Gedichte in den Rahmen der Phanta-
330 Untersucht wird der 2. Jahrgang der Zeitschrift, 1920. 331 Ul'janov, A.J.: Romanze. Aus dem Russischen ,in: "Orchideengarten", 1920, H.19, S.20.
332 : Getäuschte Erwartung, «angegeben als Nachdr. aus "Freund Heins Erscheinungen in Holbeins Manier", 1785>, -in: "Orchideengarten", 1920, H.9, S.8-9. 333 Rost, Joh.Christ.: Die Nachtigall, -in: "Orchideengarten", 1920, H.19, S.7-12.
134
stik scheint nur insofern berechtigt, daß es sich hier um das Phantastische als Entgrenzung der tabuisierten Erfahrungsbe reiche handelt: so findet eine Sondernummer "Das galante Abenteuer" im "Orchideengarten" Platz334, wie auch Ch. Martin Wielands "Erzählung in Priors-Manier", "Nadine" (1762)335, welche jedoch trotz des erzählerischen Rahmens ganz und gar auf dem Boden des Metaphorischen ruht.
2.2. Beschreibung einer Atmosphäre des Phantastischen
Eine weitere Gedichtgruppe im "Orchideengarten" stellt eine Beschreibung einer Atmosphäre bzw. eines Gegenstandes des
Phantastischen in den Mittelpunkt. Nur all zu oft bleibt auch hier eine strenge erzähleri sche Struktur erhalten. So verwendet etwa Karl Hans Strobl in "Post Mortem"336 Präsens und Präteritum, was zu einer strengen
Umrahmung beiträgt. Erzählt wird - in einer satirischen Tonlage -, wie die Beziehung der Menschen (-Gesellschaft) zum Schriftsteller sich verändert, sofort und erst nachdem er
gestorben
ist.
Die
Lebenden
und
der
Verstorbene
und
jeweiligen Äußerungen werden im Friedhof konfrontiert.
ihre Solch
eine Friedhofsunterhaltung gehörte zum festen Kanon jener Lyrik337. Manchmal wird diese geschildert nicht nur von der
höheren Warte des implizierten Erzählers aus, wie bei Strobl, 334 Sondernummer "Das galante Abenteuer", 1920, H.19.
"Orchideengarten",
335 Wieland, Ch.M.: Nadine. Eine Erzählung in Priors Manier,in: "Orchideengarten", 1920, H.19, S.16-17. 336 Strobl, Karl Hans: Post Mortem,-in: "Orchideengarten", 1920, H.ll, S.7. 337 Vgl. Scher, Peter: Die Totengräber, -in: "Orchideengarten", 1920, H.21, S.7. Braun, Felix: Ahnen, ebd., 1920, H.20, S.6. Meyer, Conrad Ferd.: Chor der Toten, ebd., 1920, H.15, S.12.
135
sondern auch als ein Gespräch bzw. eine Kommunikation, wobei übernatürlichen Gesprächsteilnehmer deutlich höher
die
gestellt erscheinen. In "Vision" z.B. nimmt das lyrische Ich ein Gespräch mit Gott auf338. In "Die Totengräber" von Peter Scher erleben die Toten eine Sitzung und die Diskussionen der Totengräber mit. Der hier angeschlagene heitere Ton ist im "Orchideengarten" immer wieder zu hören, vor allem jedoch in den Prosa-Beiträgen und
vorwiegend in einem satirischen Rahmen, selten jedoch auch in
derb-komischen Beiträgen. Im allgemeinen herrscht
aber
eine
düstere Atmosphäre,
wozu etwa die poetische Figur der 'Nacht' viel Fabulierstoff
liefert.
Nacht
und
Dunkelheit bedeuten in und trotz
ihrer
bedrohlichen Gestalt eine Befreiung - Befreiung vom Tag, von "Wünsche(n), Enttäuschung, Hoffnung (und Sehnen)"339, vom "Willen und Wahn"340341 des Alltags. In nächtlicher Ruhe breite sich das "Traumland" sein Gefilde schreibt Wolf Benndorf34^.
Während Benndorf, Hayek und Rieß in den erwähnten Beiträ gen die Nacht anreden bzw. eine Lobrede an sie halten, beschreibt Paul Altheer die nächtliche Atmosphäre. Auch wenn
dieses Gedicht, "Häuser in der Nacht" der Mitteilung eines faulen Ereignisses nicht völlig entbehrt, liegt die Konzen tration doch auf der schaft.
Beschreibung der phantastischen Land
Eine weitere Landschaft mit typischen Merkmalen des
Phantastischen - und dies ist eine reine Beschreibungliefert die Übertragung eines Gedichtes von Edgar Allan Poe:
338 : Vision, ebd., 1920, H.ll, S.15. 339 Rieß, Rich.: Mysterium nächtlichen Erwachens, ebd., 1920, H.8, S.14.
340 Hayek, Max: Nachts, Ebd., H.2, S.4. 341 Benndorf, Wolf: Traumland, ebd., H.8, S.14.
136 "Das Tal der Unrast"342. Dies ist ein Tal, wo alle Zeichen der
Menschenexistenz
ausgelöscht
sind.
Zu
vermerken
ist
die
Vorherrschaft einer Abklangstimmung, worauf auch ein weiterer
Beitrag von Altheer ausdrücklich aufmerksam macht: "Der letzte Gast"343. Hier beschreibt Altheer den Ausklang eines Ar beitstages: Wirtshaus.
all
abendlicher Abschied des
letzten Gastes
im
2.3. Typisierung und die allegorischen und metaphorischen Kunstgriffe im "Orchideengarten" Auffällig ist, daß kein einziges Gedicht, das von einem
zeitgenössischen Mitarbeiter stammt, eine Person in ihren biographisch und biologisch wahrnehmbaren Zügen charakteri siert. Obwohl es öfters um Schilderung konkreter Ereignisse geht, wie bereits ausgeführt worden ist, wobei die fiktionalen Menschengestalten doch nicht zu kurz kommen, bleiben diese anonym und die Verhältnisse,
finden,
in denen die Ereignisse statt
ohne konkrete Angaben.
Das Konkret-Faßbare bei den
Ereignissen ist bloß ihr Ablauf. Kellner und Gäste, Lebendige
und Toten,
ster
und
Totengräber,
Ahnen,
Ich und Gott, Königstochter,
bettelnde
Alte
wie
hungernde
Gespen
Kinder
sind
namentlich da. Es werden bestimmte Menschentypen vorgestellt ohne den geringsten Anspruch auf eine Porträtierung344. Diese Neigung zur Verallgemeinerung, welche im Kanon des
342 Poe, E.A.: Tal der Unrast, übertr.v. Theodor Etzel, Orchideengarten, 1920, H.12, S.7. 343 Altheer, Paul: 1920, H.3, S.3.
Der
letzte
Gast,
-in:
-in:
Orchideengarten,
344 Im Zusammenhang mit den Verallgemeinerungsversuchen darf ein Stück Prosa von Oskar Maria Graf im "Orchideengarten" nicht unerwähnt bleiben: "Niemand und Jeder". Hier wird erzählt über Jedermann und Niemanden, geschickt und konsequent nur mit einem Wortschatz, der so verallgemeinert bleibt wie eben Jeder bzw. Niemand ist, ohne jedoch jeglichen Spur von allegorischer Deutung. -Ebd., 1919, H.8, S.1-3.
137
Phantastischen gelegen zu sein scheint, erklärt das Erscheinen mancher Gedichte im Rahmen des "Orchideengartens" . Eine
weitere Gruppe von Gedichten suchen das Allgemeine über die traditionellen Mitteln der Allegorie und der Metapher zu bewältigen. Anzuführen sind "Die große Spinne" von Karl Hans Strobl345 und "Schwermut" von Felix Braun346.
Strobl wählt das Bild der Spinne, welche "im Mittelpunkt der Welt sitzt", um den Ablauf der ganzen Existenz vereinfacht
wiedergeben zu können. Technisch ermöglicht das Bild der Spinne, einerseits "das ernste Weltgesetz", wie sich Strobl
dieses vorstellt, zu vereinfachen und sinnbildlich darzustel len347, und andererseits dem Gedicht mittels des einheitlichen Bildes einen formalen Halt zu gewähren. Auch das Reimschema (abccba) aller 4 Strophen unterstreicht den bewußten Einsatz des Verstandes. Bereits der strukturelle Aufbau des Gedichts weist hier auf die Prediger-Haltung Strobls hin; in "Post Mortem" baut Strobl einen moralischen Ratschlag348 ein, der
allerdings
satirische Funktion zu erfüllen hat. Felix in seinem Beitrag ausdrücklich eine gemischte
eine
Braun wendet
Allegorie an und stellt sich die "Schwermut" vor
in Landgestalt: als Ebne unter kalten Himmelsstrichen. Das Sinnbild der Schwermut steht hier jedoch nicht nur
(wie
345 Strobl, Karl Hans: Die grosse Spinne, -in: "Orchideengarten", 1920, H.8, S.5.
346 Braun, Felix: Schwermut, in: "Orchideengarten",1920, H.17, S. 11. 347 Dieser Ansatz unterscheidet sich grundsätzlich von der Funktion der Metaphorik im obenerwähnten Beitrag von Wieland. Wieland geht weniger um eine Verallgemeinerung, sondern eher darum, eine Handlung geschickt und spitzfindig auf einer anderen Bild- und Sprachebene nachvollzuziehen. 348 Strobl, S.7.
K.H.,
Post Mortem,
Orchideengarten,
1920,
H.ll,
138 etwa
bei
Strobls
"Spinne"),
um eine Abstraktion
zu veran
schaulichen, sondern auch um die Beziehung des lyrischen Ich zur Schwermut zu erklären349.
In "Vision" begegnet das lyrische Ich Gott, in M. Pokornys "Schemen" (-auch ein betont didaktisches Gedicht übrigens-) begegnet es sogar den personifizierten "leeren, inhaltlosen Stunden"350. Und Hermann Sendelbach nimmt seinen Besuch im ägyptischen Museum zum Anlaß einer Konfrontation mit der tausendjährigen Menschengeschichte351.
in
Festzustellen ist, daß das Moment des Phantastischen wohl der Entgrenzung des menschlichen Ich gelegen zu sein
scheint;
hier
abstrakt werden.
erfaßbaren
geschieht
dies
dadurch,
Wahrnehmungen
daß
Menschen
sinnbildlich
mit
konfrontiert
Von dieser Warte aus liegt das Expressionistische kaum
einen Schritt weiter. Zum Beispiel sind ein lyrischer Beitrag von Oskar Maria Graf, "Angsttraum", und "Die graue Mühle" von
H. Steinitzer unverkennbar als expressionistisch zu bezeich nen: der Zugriff zur Chiffre (die "Mühle" bei Steinitzer352), ausdrucksstarke Sprache mit gehäuften Adjektiven, ladenen Bilder und die abgebrochene Syntax:353
die über
Plötzlich Gärten mit gierigem Gelb. Züngelnde Brände wie flammende Hände empor. Hügel in Flucht, die flaumigen Wangen abenderglüht.
349 Auch strukturell ist das Gedicht in zwei gedanklichen Einheiten präsentiert. Die erste Einheit von zwei Strophen stellen die Schwermut sinnbildlich dar und die nächsten zwei Strophen verdeutlichen die Beziehung zwischen ihr und dem lyrischen Ich.
350 Pokorny, S.14.
M:
Schemen,
-in:
"Orchideengarten",
1920,
351 Sendelbach, Hermann: Leben, ebd., 1920, H.13, S.15.
352 Steinitzer, Die graue Mühle, ebd., 1919, H.8, S.7-8. 353 Graf, O.M.: Angsttraum, ebd., 1920, H.l, S.5.
H.5,
139
Zwischen drückende Berge wirft sich tollkühner Weg und ertrinkt im Gestein. Nicht nur sprachstilistisch erweisen sich diese Beiträge im "Orchideengarten" als expressionistisch, sondern auch von der Weltanschauung her, welche hier ihren Ausdruck findet. Alle tausend Wege, die das erzählerische Ich zu bestreiten
versucht, führen zur "grauen Mühle". Exemplarisch werden ein paar Wege aufgezählt: der Wanderweg durch den sonnigen, frischen, tern,
"dichten,
Moos
und
herrlichen Wald Ranken,
Blumen";
der
Weg
die
städtischen
Blät
Straßen
entlang "zu den Menschen schönste und gütigste Frau" seines Herzens, zu den Palästen und Häusern, "wo man arbeiten kann für die Sicherheit, den Wohlstand, das Glück der Menschen". Sogar "da, wo nichts ist als die Unendlichkeit des Himmelsraumes" begegnet das Ich der grauen Mühle, und akzep
tiert sie endlich als das unentrinnbare Menschenschicksal. Die
Mühle, wo das Menschenherz, die Freude "zermahlt" wird; während am Anfang des Prosastückes diese Tatsache als qualvoll empfunden wird (die "Schritte" dieser Menschen sind "müde und
kraftlos", und ihre "Blicke" "leer"), erkennt das Ich am Ende darin sein Glück, und "steht vor der Mühle" mit , Sicherheit Gewißheit".354
"Hoffnung
Der "Angsttraum" von O.M. Graf hingegen endet hoffnungs
voll.
Strukturell entwickelt sich hier die Diktion auf zwei
Ebenen: packende Bilder (mit vorwiegend landschaftlichen Merkmalen) und Reflexion des lyrischen Ich. Es scheint, daß
das Ich die bedrückenden Verhältnisse zu bewältigen versucht:
Ich halte dich!
Ich lasse dich nicht los! Sogar jedes
(landschaftliche) Bild,
auch wenn es auf das Ich
354 Im Kürchner's Literatur-Kalender auf das Jahr 1925, S.823, wird Steinitzer als Vertreter des "resignativen Expressionis mus" vorgestellt.
140
bedrückend wirkt,
beinhaltet
in
sich bereits
einen Ausweg:
"Zwischen drückende Berge wirft sich tollkühner Weg". Zu den
ersten
sieben
Zeilen
des
Gedichtes,
welche
geballte
Land
schaftsbilder entwerfen, bilden die nächsten, in denen das Ich reflektiert, einen Kontrapunkt. Die Verhältnisse, zunächst geballt, in chaotischem Nebeneinander wiedergegeben, wozu die Überladenheit der ausdrucksstarken Adjektive wie abgebrochene
Syntax genützt werden, lassen vollzogene Ordnung bannen: Nein!
Es
ist
sich
nun
in
eine
vom
Ich
das
rasendgewordene Riesenrad zerbrennender Sonne, das ausreift und zerschundene Leiber surrend hineinwirft ins Grab schwarzer Nacht. Nein!
Die nächste Zeile zeichnet sich dagegen durch sehr kurze rhythmische Bögen aus: "Rattern springt. Rauschen ringt. Sausen singt"; und die Konfliktlösung in dieser "stürzenden Stadt" wird sichtbar: auferstanden aus verwestem Schlaf und schreitet, gleitet, breitet sein Amen auf das wunde Erdenrund... Begrabener Leib bäumt sich,
Die Möglichkeiten einer poetisch-allegorischen Diktion verabscheuten jene Phantasten also keinesfalls. Als phanta stisch galt eben nicht nur die Schilderungen der übernatürli
chen bzw. -sinnlichen Ereignisse, sondern alles, was sich von nüchternen Alltagsschilderungen abhob und vieles was sich die dichterische Phantasie einbilden könnte. Als "phantastisch"
galt sogar Stimmungsmalerei: was man als "lyrische Kleinprosa" bezeichnen kann, war demnach eine der beliebten Literaturfor men des "Orchideengartens". "Phantasie" von Sieghard Bascharach355 ist ein typisches Beispiel dieser Art: da sitzt
das lyrische Ich, spürt die dämmernde Nacht, Sonnenuntergang, 355 Bascharach, Sieghard: 1920, H.17, S.12.
Phantasie,
-in:
"Orchideengarten",
141
Finsternis, die dumpfe Luft, "leuchtende Nachtinsekte tanzendes Feuerwerk", Hämmern der eigenen Pulse, transmagorische Bilder von "Reigen wirbelnder Mädchenleiber", und wartet, " - ich weiß nicht auf was.." -, und stürzt. Immer wieder bekommen solche Stimmungsbilder, Schilderun gen der Träume bzw. der Rauschzustände eine zusätzliche Dimension des Seltsamen, wie etwa in "Orchideen" von Otto te Kloot356. Hier hat das seltsame Geschehen - Messerstich im Rücken
-
offensichtlich
eine
symbolische
Funktion,
wie
überhaupt alle Bilder und Wörter dieses Textes. Erzeugt wird
eine einfühlsame Stimmung des Urwaldes
durch den Beginn des
Stückchens Prosa: "Im Urwald wachsen die Orchideen". Daraufhin folgt eine Beschreibung dieses exotischen Gewächses, jeder
zweite - wenn nicht tatsächlich jeder Satz überladen mit Vergleichen357. Die Urwald-Stimmung wird auf allen drei diskursiven
Ebenen
(der
sematischen,
syntaktischen
und
konsequent durchgehalten: geredet wird über Urwald und Primitivität der menschlichen Gefühle, in einfach
wortwörtlichen)
sten Sätzen - allerdings mit einem prunkvollen Wortschatz und dies geschieht anhand eindeutig symbolischer Bilder.
356 Kloot, H.l, S.14.
Otto te:
Orchideen,
-in:
"Orchideengarten",
1919,
357 "Ihre Formen sind geschweift, klingend wie die Milch der Mutterstuten. dann wieder klirren sie leise, verzitternd wie der Dampf aus wunden Hirnen. Stielen schweben sie, flüsternd und flackernd wie die Holzfeuer von Kaminen in Augenblicken säuselt die Luft wie die Schwingen von Drachen
Sie haben Sporen wie die Reiter des Todes. Sie haben ziselierte Helme wie die von Kasuaren, dünnen hängende Lippen, wie die von Geizigen von ihnen trinken Insekten, die wie eine Verdichtung aus Sirenengrün, Idigo und leichtem Gold in der Luft schweben " usw. - Ebd.
IV
Bibliographische Studien und Materialien
145 Die inzwischen erschienene "Bibliographie der utopischen und phantastischen Literatur 1750-1950" von R.N. Bloch, 1984358, verzeichnet fast lückenlos den Großteil der zwischen
1900 und 1930 erschienenen Werke der Phantastik. Die vorlie
genden Studien ergänzen die vortreffliche Leistung von Bloch und liefert, falls notwendig, Korrekturen. Die zusätzlich an geführten Einzelheiten sind sowohl auf die Bearbeitung unterschiedlicher
Quellen
auch
als
auf
das
gewisse
For
schungsinteresse zurückzuführen: der Versuch, den tendenziösen
Charakter dieser Phantastik zu begreifen, hat den Augenmerk auf die periodischen Erscheinungen und auf ihre empirisch handgreiflichen, mediengeschichtlichen Merkmale gelenkt. Obwohl die Bibliographie von Bloch offensichtlich dem antiquarischen Interesse zu dienen scheint, unterläßt sie gerade in dieser Hinsicht notwendigen Aufwand. Die hier fehlenden kolportierten und in Serien erschienenen Hefte des Phantastischen sind in der folgenden Bibliographie aufgenom men.
Im Fall
der periodischen Erscheinungen
und
(A.
Medien des
sind die Angaben über ihre Erscheinungsweise
Phantastischen)
erweitert, und womöglich mit Der darauffolgende "Schlüssel zu 'Der
Beschaffenheit wesentlich
Auflagenhöhen ergänzt.
Orchideengarten'"
Abschnitt A.4.2,
(A.4)
ist
chronologisch
sind im "Orchideengarten"
angeordnet;
im
angezeigte Zeit
schriften verzeichnet. Das indizierte "Personen- und Sachregi
ster zu den Medien des Phantastischen"
(B)
erleichtert den
Überblick über die weiteren Einzelheiten dieses wichtigsten Mediums. Das genannte Register enthält alle Personen,
Titel der
Bücher und Verleger bzw. Verlagshäuser; berücksichtigt werden alle Medien: Anthologien, Buchreihen und Zeitschriften. Die Eintragungen der Schriftsteller sind ergänzt durch die Titel
ihrer
Werke;
aufgenommen
358 Bloch .
sind
sowohl
ihre
abgeschlossenen
146 Bücher (aus dem Abschnitt A.2. Buchreihen) als auch ihre Beiträge in den Anthologien und Zeitschriften (aus den
Abschnitten A.l und A.3). Abgeschlossene Werke und Anthologien
sind auch als eigenständige Eintragungen angeführt worden, die einzelnen Beiträge in den Anthologien bzw. Zeitschriften jedoch nicht. Die Namen
der
Herausgeber,
Verleger
Übersetzer,
bzw.
Verlagshäuser, Illustratoren, und der Schriftsteller von den rezensierten Büchern und der weiteren Mitarbeiter, die nämlich Einleitungen, Vor- und Nachworte geschrieben haben, sind eingetragen ohne weitere Angaben; sie sind ferner systemati
siert unter den folgenden Stichwörtern:
Illustr.v. Hrsg.v. Übers.v. Rezentionen Eingeleit.v. Nachw.v. Verlage Vorw.v. Das Stichwort, "illustr." weist auf die illustrierten Werke hin, welche keine Hinweise über ihre Illustratoren geben. Das
Stichwort "Anonym" weist auf die anonymen Illustrationen hin; die
anonymen
Textbeiträge
sind
hingegen
nach
demselben
Stichwort namentlich angeführt. Die Anthologien sind angeord net sowohl nach den einzelnen Titeln als auch unter dem Stichwort "Anthologien"; dasselbe gilt für die Zeitschriften.
Die
Buchreihen
sind
zeichnet. Der Abschnitt
unter
C
dem
Stichwort
systematisiert
Leihbibliotheken angebotene Untersuchungs z e iträum.
Lektüre
die
des
"Buchreihen"
in
zwei
ver
Wiener
Phantastischen
im
Die zwischen 1911 und 1930 erschienenen Protestschriften
gegen die sogenannte "Schmutz- und Schundliteratur" sind auch
(im D) bibliographiert, denn diese sind einige der wenigen Quellen, welche über die noch nirgends aufgenommene Massen
147
lektüre des Phantastischen Auskunft geben.
148
A. Medien des Phantastischen 1. ANTHOLOGIEN
1.1. Abenteuer, Lachende
1.2. Abenteuer- und Gespenstergeschichten, Die spannend sten hrsg.v. Lissau, A., Leipzig: A. Bergmann 1929, 94 S. 1.3. Begebenheiten, Seltsame hrsg.v.. Bongs, R., eingeleit.v. Landsberger, Artur, illustr.v. Teschner, Max, München: Georg Müller 1918, 350 S. 1.4. Begegnungen, Gespenstische. Geheimnisvolle Geschich ten hrsg.v. Binz, A.F., illustr., Saarlouis: Hausen 1928, 192 S. 1.5. Buch, Das, der Abenteuer hrsg.v. Bongs, R., mit e. Vorw.v. Scheerbart, Paul, illustr.v. Uzarski, Adolf, München: Georg Müller 1913, 392 S. 1.5.1. Scheerbart, Paul: Vorwort, S.IV 1.5.2. Ewers, Hans Heinz: Der Spielkasten, S.l 1.5.3. Poe, Edgar Allan: Der Sturz in den Maelstrom, S.35 1.5.4. Villiers de L'Isle-Adam: Catalina, S.59 1.5.5. Binder-Krieglstein, Eugen Reichsherrn von: Tuan-fu-tscheng, S.77 1.5.6. Wells, H.G.: Jimmy Goggles, der Gott, S.171 1.5.7. Farrere, Claude: Der Zyklon, S.191 1.5.8. Jürgensen, Jürgen: Vitelli, S.201 1.5.9. Kipling, Rudyard: Eine Tatsache, S.231 1.5.10. Strobl, Karl Hans: Das Manuskript des Juan Serrano, S.253 1.5.11. Kleist, Heinrich von: Die Verlobung in St. Domingo, S.287 1.5.12. Mille, Pierre: Der Mann, der die Sirenen gesehen, S.331 1.5.13. Gibbon, Perceval: Die barmherzigen Hände, S.345 1.5.14. Vestenhof, A. von: Ivo bes nosa, S.389 1.5.15. Anmerkungen 1.6. Buch, Das, des Grauens Hamburg: G. Horstmann 1921, 160 S. 1.7. Buch, Das, der Grotesken. Eine Sammlung phantasti scher und satirischer Erzählungen aus der Weltlitera tur,
149 hrsg.v. Lorenz, Felix, illustr.v. Heubner, F. , München: Georg Müller 1914, V+434 S., 8°, Pr.4.~, geb.5.-, Luxusausg.15.- 1.7.1. «Anonym:» Das Groteske , S.l 1.7.2. Likian: Die Fahrt über den Styx, S.7 1.7.3. Firenzuola, Agnolo: Die kluge Laura, S.31 1.7.4. Grazzini, Anton Francesco, gen. II Laska: Totenschreck, S.3 9 1.7.5. Troyes, Nicolas de: Der wundertätige Ring, S.47 1.7.6. «Anonym»: Lazarillo de Tormes. Aus d. Spani schen, S.59 1.7.7. Rabelais, Francois: Wie Panurg in eine hohe Pariser Dame verliebt war, S.77 1.7.8. Reuter, Christian: Schelmuffskys Ausfahrt, S.85 1.7.9. Müller, Maler: Bacchidon und Miolon, S.105 1.7.10. Hoffmann, E.T.A.: Die Geschichte vom verlorenen Spiegelbilde, S.123 1.7.11. Poe, E.A.; Hopp-Frosch, S.143 1.7.12. Maupassant, Guy de: Idylle, S.157 1.7.13. Twain, Mark: Der Interviewer, S.165 1.7.14. Brjussoff, Valerius: Jetzt aber wo ich erwacht bin, S.173 1.7.15. Ewers, H.H.: John Hamilton Llewellyns Ende, S.185 1.7.16. Villiers de L'Isle-Adam: Der Genosse des letzten Festes, S.211 1.7.17. Wells, H.G.: Der Zauberladen, S.241 1.7.18. Wildberg, Bodo: Der Hand aus Chitin, S.259 1.7.19. Boutet, Frédéric: Der Geist, S.269 1.7.20. Eulenberg, Herbert: Ein Frauenzweikampf, S.279 1.7.21. Günther-Schwerin, Leopold: Dr. Balthasar, S.291 1.7.22. Gabelentz von der, Georg: Die Vogelprinzessin, S.319 1.7.23. Poritzky, J.E.: Die versunkene Stadt, S.357 1.7.24. Scheerbart, Paul: Die Nußbaumtorte, S.375 1.7.25. Ettlinger, Karl: Über allen Wipfeln, S.383 1.7.26. Auburtin, Victor: Die Mostrichkugel, S.395 1.7.27. Seelinger, Gerhard: Hein Krukenbargs Paradies, S.403 1.7.28. Lorenz, Felix: Ein Flug durch Jahrtausende, S.419
1.8. Buch, Das, der seltsamen Geschichte, hrsg.v. Falk, Norbert, illustr.v. Liebert, Max (Ber lin), Berlin-Wien: Ullstein 1914, VIII+413 S. «Falsche Angabe der Seitenzahl bei Bloch> , gr.8, Hlblnbd.3., hrsg.v. Fried-Hardy Worm, Nr.l u. 2., 4 u. 2 S., 48x32 cm., Berlin: Romal «¡Für d. Buchh. Berlin: Buch-Vlg. "Inveha">, je 2,-.
3.2. Lotosblüten, hrsg.v. Franz Hartmann. 3.3. Magische Blätter. Monatsschrift für geistige Lebens gestaltung, Redaktion: Hans Christoph Ade , hrsg. u. verl.v. Richard Hummel, Leipzig-Gohlis: Vlg.d. Magischen Blätter. 3.4. Orchideengarten, Der. Phantastische Blätter, Schriftleitung Alfons Freih.v. Czibulka, Chefredakteur: Karl Hans Strobl, München-Wien-Zürich: Drei-LänderVerlag, 3 Jge. 1919, 1920, 1921, «¡Hefte 18, 21, 21>.
4. "DER ORCHIDEENGARTEN. PHANTASTISCHE BLATTER". EIN SCHLÜSSEL ZU 2 JAHRGÄNGEN 4.1. Chronologischer Index
4.1.1. Erster Jahrgang. Erstes Heft Jän.1919, 23 S. 4.1.1.1. Literarische Beiträge 4.1.1.1.1. Goethe : Rabensteinszene. Faust. I.Teil, S.l. «¡Angeführt als "Motto" der Zeitschrift, ebd.> 4.1.1.1.2. Schneider, Rudolf: Traum, S.2-4. «¡Wird in den "Bemerkungen" am Ende d. Heftes eine "No velle" genannt und als "Bruchstück" aus seinem Romanmanuskript "Babunus" angeführt> 4.1.1.1.3. Frank, Paul: 18.XII.18., S.4-8. 4.1.1.1.4. Strobl, Karl Hans: Meister Jericho, S.8-15. 4.1.1.1.5. Rohrer, Max: Fledermäuse, S.16.
4.1.1.1.6. Hugo, Victor: Der Weg zum Schaffot, übertr.v. Alf. von Czibulka, S.16-20.
4.1.1.1.7. Frey, A.M.: Nächtlicher Besuch, S.20
4.1.1.1.8. Kemmerich, Max: Das Treibhaus.
166 Wunderliches und Absonderliches, S.21. 4.1.1.2. Rezensionen 4.1.1.2.1. Cz.: Wilhelm Michel, Das Teuflische und Groteske in der Kunst, München: Piper 1917. 4.1.1.2.2. Birnitz: Karl Hans Strobl, Seide Borowitz. Roman, Leipzig: L. Staackmamm 1918. 4.1.1.3. Illustrationen 4.1.1.3.1. Henel, Edwin: Umschlag, S.; "Die Angst". Ganzseit.Federzeichng. , S.9. 4.1.1.3.2. Plaichinger-Coltelli, E.: Illustr. zu 4.1.1.1.1., s.l. 4.1.1.3.3. Heise, Wilhelm: "Der Traum". Illustr. zu 4.1.1.1.2., S.3 4.1.1.3.4. Neu, Paul: 3 Illustr. (S.5 ,6,7) u. eine Vignette (S.4) zu 4.1.1.1.3. 4.1.1.3.5. Hecht, Franz: Galgenberg. Nach e. Holzschnitt, ganzseit., S.ll. 4.1.1.3.6. Ehlers, Alfred: Heidegespenster. Federzeichng., S.13. 4.1.1.3.7. Heigenmooser, E.: Eine Vignette, S.14; eine Leiste, S.21; und eine Werbegrafik, hinterer Einband. 4.1.1.3.8. Muck, Otto: Tusche-Zeichng., S.16. 4.1.1.3.9. Goya, Francisco: , ganz seit.Abbild e. Radierung, S.19. 4.1.1.3.10. Nückel, Otto: Der Scheintote, S.22. 4.1.1.3.11. : Eine Vignette, S.20. 4.1.2. Erster Jahrgang. Zweites Heft 1919, 22 S. 4.1.2.1. Literarische Beiträge 4.1.2.1.1. Capek, Karl und Josef: Das tödliche Abendessen, übers.v. Otto Pick, S.1-3. 4.1.2.1.2. Zoff, Otto: Das Herz, S.4-9. 4.1.2.1.3. Nhil, Wilhelm: Der voreilige Leichnam, S.10-13. 4.1.2.1.4. Steiger, Edgar: Weltaschermittwoch, S.14 4.1.2.1.5. Edwards, Amelia: Die Postkutsche, + S. 4.1.6.1. Literarische Beiträge 4.1.6.1.1. Schoenberner, Franz: Der sterbende Lampion, S.1-2. 4.1.6.1.2. Stein, Leonhard: Das elektrische Klavier, S.3-7. 4.1.6.1.3. Fuchs, Rudolf: Schlittenfahrt, , S.7. 4.1.6.1.4. Verlaine, Paul: Die Hand des Majors Müller, übers.v. Nelly Mischkönig, S.8-12. 4.1.6.1.5. Scupin, E.: Schloss Valnoir, S.13-16. 4.1.6.1.6. Kemmerich, Max: Das Treibhaus. Wunder liches und Absonderliches, S.17-. 4.1.6.2. Rezensionen 4.1.6.2.1. Dr. W.: Friedrich Otto. Ultra. Sieben Erzählungen mit Bildbeigaben v. Alfred Kubin, . 4.1.6.2.2. E.Sc.: Renard. Der Doktor Lerne. Ein Schauerroman, Leipzig: Kurt Wolff.
170 4.1.6.3. Graphische Beiträge 4.1.6.3.1. Muck, Otto: Umschlag. 3 Farbendruck. 4.1.6.3.2. Erkens, Paul: 2 Federzeichngn. und eine Vignette zu 4.1.6.1.1., S.1,2. 4.1.6.3.3. Henel, Edwin: 3 Feder-Pinselillustr. ZU 4.1.6.1.2., S.3,4,6. 4.1.6.3.4. : Aus "La Grande Danse Macabre". Reprod.eines Holzschnittes, Paris 1492, S.5. 4.1.6.3.5. Linnekogel, Otto: 2 Federzeichngn. zu 4.1.6.1.4., S.8,11. 4.1.6.3.6. Kley, H.: Ganzseit.Federzeichng., S.9. 4.1.6.3.7. A.g.: Abschlußvignette zu 4.1.6.1.4., Feder, dat.19, S.12. 4.1.6.3.8. Plaichinger-Coltelli, Elfriede: 2 Federillustr. zu 4.1.6.1.5., S.13-16. 4.1.6.3.9. Hoerschelmann, Rolf von: Galgenhügel. Linolschnitt, S.14. 4.1.6.3.10. Christiani, M.: Die Seele, PinselFeder, S.15. 4.1.6.3.11. Ritter, Karl : Leiste zu 4.1.6.1.6., S.17. 4.1.7. Erster Jahrgang. Siebentes Heft 1919, 17 S. 4.1.7.1. Literarische Beiträge 4.1.7.1.1. Euringer, Richard: Der Haschischtraum, 6. S.14.1.7.1.2. Maupassant, Guy de: Der Teufel, übertr.v. Alf v. Czibulka, S.7-11. 4.1.7.1.3. Aram, Siegfried: Aus "Die Weisen der Gehenkten", S.ll. 4.1.7.1.4. Capek, Karl und Joseph: Die lodernde Flamme, übertr.v. Otto Pick, S.12-17. 4.1.7.1.5. Kemmerich, Max: Das Treibhaus. Wunder liches und Absonderliches, S.17-. 4.1.7.2. Rezensionen 4.1.7.2.1. Dr. W.: Albrecht Schaeffer. Joseph Monfort, Leipzig: Insel 1918, S. 4.1.7.2.2. Dr. W.: Carl Ludwig Schleich. Vom Schaltwerk der Gedanken, Berlin: Fischer 1919, S.. 4.1.7.3. Graphische Beiträge 4.1.7.3.1. Heigenmooser, E.: Umschlag. 2 Farben druck; Leiste zu 4.1.7.1.5. 4.1.7.3.2. Neu, Jbul: 2 Ferderillustr. ai 4.1.7.1.1., S.2,6. 4.1.7.3.3. Beardsley, Aubrey: Die Toilette der Helena, ganzseit., S.5. 4.1.7.3.4. Päly, Flora: 2 Federillustr. zu 4.1.7.1.2., S.7,11. 4.1.7.3.5. : Initiale "D" zu 4.1.7.1.2., S.7. 4.1.7.3.6. Meister der Bergmannschen Offizin: Aus
171
dem "Ritter von Turn", , ganzseit., S.ll. 4.1.27.3.5. Kley, H.: Federzeichng., S.13. 4.1.27.3.6. : Die Hexenprobe. Abb. eines alten Stiches, S.15. 4.1.28. Zweiter Jahrgang. Elftes Heft 1920, 16S. 4.1.28.1. Literarische Beiträge 4.1.28.1.1. Lamb, Charles : Der Despot, Dtsch.v. Cläe Heuser, S.1-3. 4.1.28.1.2. Czibulka, Alf v.: Merkwürdige Fortset zung zu der berühmten Chronika des Camille Flammarion "Komet und Erde", S.3-6. 4.1.28.1.3. Strobl, Karl Hans: Post Mortem, , S.7. 4.1.28.1.4. Collini, Claudius: Der Fahrstuhl, S.7-9. 4.1.28.1.5. Rieß, Richard: Ecarte in Texas. Eine merkwürdige Spielergeschichte, S.10-15. 4.1.28.1.6. : Vision, von einem unbe kannten Autor, , S.15. 4.1.28.1.7. Kemmerich, Max: Das Treibhaus. Wunderliches und Absonderliches, S.16-. 4.1.28.2. Rezensionen 4.1.28.2.1. Dr.W.: Paul Carus. Das Evangelium des Buddha, nach alten Quellen erzählt von P.C., autoris. Übers, aus d.Engl.v. Karl Seidenstücker, Leipzig: M. Altmann 1919. 4.1.28.2.2. Cz.: Bruno Goetz. Das Reich ohne Raum, Potsdam: G. Kiepenheuer 1919. 4.1.28.3. Graphische Beiträge 4.1.28.3.1. Ritter, Karl: Umschlag; eine Feder leiste zu 4.1.28.1.7., S.16. 4.1.28.3.2. Linnekogel, Otto: Federillustr. zu 4.1.28.1.1., S.3. 4.1.28.3.3. : Holzschnitt, aus d."Seelen wurzgarten", 15. Jahrhundert, S.5. 4.1.28.3.4. Neu, Paul: 3 Federillustr. zu 4.1.28.-
187
4.1.28.3.5. Stark,
F.:
1.4., S.8,9. dat.: Leiste zu 4.1.30.1.5., Pinsel-Feder, S. 4.1.31. Zweiter Jahrgang. Vierzehntes Heft 1920, 15S. Detektivgeschichten 4.1.31.1. Literarische Beiträge 4.1.31.1.1. Plaichinger, Leopold: Sherlok Holmes' letztes Abenteuer, S.1-7. 4.1.31.1.2. Heller, Frank: Giulio Balbis Ver schwinden, autorisier. Übertr.aus d. Schwed. v. Marie Franzos, S.8-11. 4.1.31.1.3. Czibulka, Alf v.: Von einem Tanz meister, einem Stallknecht und einem Detektivund alles dies vor hundertfünfzig Jahren,S.12-14. 4.1.31.1.4. Kemmerich, Max: Das Treibhaus. Wunderliches und Absonderliches, S.15-. 4.1.31.2. Rezensionen 4.1.31.2.1. Cz.: Frank Heller. Herrn Collins Abenteuer. Roman, München: Thespis 1919. 4.1.31.2.2. Dr.W.: Anders Hjarmstedt. Auf Tod und Leben. Novellen, Wolfach/Baden: Ferdinand Acker. 4.1.31.3. Graphische Beiträge 4.1.31.3.1. Ritter, Karl: Umschlag; Verfolgung, ganzseit. Federzeichng., S.5; eine Federleiste zu 4.1.31.1.4., S.15. 4.1.31.3.2. Plaichinger-Coltelli, E.: Ganzseit. Federillustr. zu 4.1.31.1.1., S.3. 4.1.31.3.3. Rabus, Karl: 3 Federleisten zu 4.1.31.1.2, S.9,10,11. 4.1.31.3.4. Linnekogel, Otto: 2 Federillustr. zu 4.1.31.1.3., S.13,14. 4.1.32. Zweiter Jahrgang. Fünfzehntes Heft 1920, 15S. 4.1.32.1. Literarische Beiträge 4.1.32.1.1. Plaichinger, Leopold: Der Pestball, S.1-5. 4.1.32.1.2. Stiegele, Otto: 3270. Groteske, S.68. 4.1.32.1.3. Vegesack, Siegfried von: Die Toten bretter, , S.8. 4.1.32.1.4. Maupassant, Guy de: Vater Judas, Dtsch.v. Otto Pick, S.9-11. 4.1.32.1.5. Sternberg, A. von: Zum erstenmal ans Licht gestellte, einzig wahrhafte und authenti sche Historie von der schlafenden Schönen im
189
bezauberten Walde, aus "Tutu". Phantastische Episoden und poetische Exkursionen, Leipzig 1846,S.12-15. 4.1.32.1.6. Kemmerich, Max: Das Treibhaus. Wunderliches und Absonderliches, S.15-. 4.1.32.2. Rezensionen
4.1.32.3. Graphische Beiträge 4.1.32.3.1. Rabus, Karl: Umschlag. 4.1.32.3.2. Plaichinger-Coltelli, E.: 3 Federillustr., zu 4.1.32.1.1., dat , S.2,3,5. 4.1.32.3.3. Geis: Ganzseit. Federzeichng., dat. 1920, S.7. 4.1.32.3.4. Hoerschelmann, R.v.: Feder Zeichng., S.8. 4.1.32.3.5. Schenke, Max: 2 Federillustr. und eine Leiste, zu 4.1.32.1.4, S.9,10,11. 4.1.32.3.6. : 2 Zeichngn. und die Initiale "D" ZU 4.1.32.1.5., S.12,14,15. 4.1.33. Zweiter Jahrgang. Sechzehntes Heft 1920, 13S. 4.1.33.1. Literarische Beiträge 4.1.33.1.1. Heller, Frank: Giulio Balbis Ver schwinden, autoris. Übers, aus d. Schwed. von Marie Franzos, , S.l5. 4.1.33.1.2. Guenther, Johannes von: Blood stiehlt die englische Krone. Eine historische Anekdote, nacherz.v. J.v.G., S.6-10. 4.1.33.1.3. Plaichinger, Leopold: Aus dem Traum buch eines Detektivs, S.11-13. 4.1.33.2. Rezensionen S. 4.1.33.2.1. Cz.: Frank Heller. Jusuf Khans Heirat, München: Thespis 1919. 4.1.33.2.2. Cz.: Frank Heller. Levertisse macht den Haupttreffer. Roman, München: Thespis 1919. 4.1.33.2.3. Cz.: Frank Heller. Die Finanzen des Großherzogs. Roman, München: Thespis 1919. 4.1.33.2.4. Dr.W.: Gleichen-Rußwurm. Die gotische Welt. Sitten und Gebräuche im späten Mittelalter, Stuttgart: Julius Hoffmann. 4.1.33.2.5. Cz.: Sven Elvestad. Der Mann, der die Stadt plünderte, München: Thespis 1919. 4.1.33.2.6. Dr.W.: Wilhelm Mathiessen. James C.V. Plum. Kabeuschen oder der große Meister. Ein unerhörter Detektivroman, Leipzig & Hartenstein i.Erzgeb.: Erich Matthes 1920. 4.1.33.2.7. Dr.W.: Wilhelm Mathiessen. Regiwissa, Leipzig & Hartenstein i.Erzgeb.: Erich Matthes 1920. 4.1.33.3. Graphische Beiträge
190 4.1.33.3.1. -«Umschlag; NE> 4.1.33.3.2. Rabus, Karl:
Federleisten zu 4.1.33.1.1., S.2,3. 4.1.33.3.3. Ritter, Karl: Ertappt. Feder-pinselzeichng., S.5; die Initiale "H" und 3 Leisten zu 4.1.33.1.2., Feder, S.6,7,9,10. 4.1.33.3.4. Plaichinger-Coltelli, E.: Die Initiale "I" und 2 Federillustr. zu 4.1.33.1.3., S.ll,12,. 4.1.34. Zweiter Jahrgang. Siebzehntes Heft 1920, 15S. 4.1.34.1. Literarische Beiträge 4.1.34.1.1. Filek, Egid: Die Vision des Herrn von Lafitte, S.1-6. 4.1.34.1.2. Klabund: Das Jeu, S.7. 4.1.34.1.3. Hagenauer, Arnold: Das Geigenge spenst, S.8-11. 4.1.34.1.4. Braun, Felix: Schwermut, , S.ll. 4.1.34.1.5. Bacharach, Sieghard: Phantasie, S.12. 4.1.34.1.6. Kemmerich, Max: Das Treibhaus. Wunderliches und Absonderliches, S.13-. 4.1.34.2. Rezensionen
4.1.34.3. Graphische Beiträge 4.1.34.3.1. Leidlein, Max: Umschlag. Nach einem Holzschnitt "Alchymist". Gleichzeitig wurden von demselben Verlag "Vom Künstler selbst hergestellte Handdrücke auf Japanpapier zum Preise von 60M. für die handkolorierten Abzüge und 40M. für die nicht kolorierten Abzüge" angeboten - ebd., S.15>. 4.1.34.3.2. Linnekogel, Otto: 2 Pinselillustr. zu 4.1.34.1.1., S.3,6. 4.1.34.3.3. Bummerstedt, H.H.: Der Tote, Federzeichng., S.7. 4.1.34.3.4. Doré, Gustave: Das ist das schönste Zimmer meiner Herberge, , ganzseit., S.9. 4.1.34.3.5. Heise, W.: Chinesische Zwergenzucht. Pinselzeichnung, S.12. 4.1.35. Zweiter Jahrgang. Achzehntes Heft 1920, 16S. 4.1.35.1.Literarische Beiträge 4.1.35.1.1. Eulenberg, Karl zu: Athreias Grab. Ein mystisches Fragment, S.1-4. 4.1.35.1.2. Schenke, Max: Dr. Weiners Experimen te, S.4-6. 4.1.35.1.3. Nhil, Wilhelm: Das Skelett und sein Gatte, S.7-10. 4.1.35.1.4. Rieß, Richard: Die Forellen des Wirtes Tonio. Eine Geschichte, S.10. 2
191
Sterndeutung, S.15-16. 4.1.35.2. Rezensionen
4.1.35.3. Graphische Beiträge 4.1.35.3.1. Plank, Jos.: Umschlag. 4.1.35.3.2. Schenke, Max: Die Initiale "E" und eine Illustr. zu 4.1.35.1.2., Feder, S.4,5. 4.1.35.3.3. Kley., Heinrich: Abschlußvignette, Feder, S.6. 4.1.35.3.4. Doré, Gustave: Das Ungetüm, , S.9. 4.1.37.3.4. Plank, Joseph: Die Initiale "Z" und eine gsrmseit. Illustr., Pinsel-Fhder, ai 4.1.37.1.4., S.10,13. 4.1.38. Zweiter Jahrgang. Einundzwanzigstes Heft 1920, 15S. 4.1.38.1. Literarische Beiträge 4.1.38.1.1. Brjussow, Valerij: Der Beschützer, Dtsch.v. Alexander Eliasberg, S.1-5. 4.1.38.1.2. Byron, Lord: Finsternis, übertr.v. Magda Janssen, S.6-7. 4.1.38.1.3. Scher, Peter: Die Totengräber, , S.7. 4.1.38.1.4. Heller, Frank: Die weisse Maus, autoris.übertr. aus d. Schwed.v. Marie Franzos, S.8-12. 4.1.38.1.5. Benndorf, Wolf: Traumland, , S.13. 4.1.38.1.6. Kemmerich, Max: Das Treibhaus. Wunderliches und Absonderliches, S.13-15. 4.1.38.2. Rezensionen S. 4.1.38.2.1. Cz.: A.M. Frey. Solneman, der Un sichtbare. Roman, München: Delphin 1920. 4.1.38.2.2. Cz.: Kurt Schwitters. Anna Blume. Dichtungen, Hannover: P. Stegemann 1919. 4.1.38.3. Graphische Beiträge 4.1.38.3.1. Päly, Flora: Umschlag; die Initiale "S" und eine Illustr. zu 4.1.38.1.4., Feder, S.8,11. 4.1.38.3.2. Linnekogel, Otto: 2 Federillustr. zu 4.1.38.1.1., S.3,5.
193 4.1.38.1.1., S.3,5. Scherenschnitt zu 4.1.38.1.3., S.7. 4.1.38.3.4. Kley, Heinrich: Federzeichng. , S.9. 4.1.38.3.5. Ritter, Karl: Leiste zu 4.1.38.1.6., S.9. 4.1.38.3.6. : Abb. eines Stiches, S..4.1.39. Zweiter Jahrgang. Zweiundzwanzigstes Heft 1920, 16S. Sibirienhilfe und Nansenhilfe. 4.1.39.1. Literarische Beiträge 4.1.39.1.1. : Aufruf der Redaktion an die Leser, betr. d. Sibirienhilfe, S.l. 4.1.39.1.2. Brandström, Elsa: An das Weltkomittee des Internationalen Roten Kreuzes in Genf, S.2-4. 4.1.39.1.3. Nansens, Fritjof: Ein Brief an die Sibirienhilfe, S.4-5. 4.1.39.1.4. Monteglas, Graf Arthur: Sehnsucht, , S.5. 4.1.39.1.5. W.v.H.: Sibirien, S.6-7. 4.1.39.1.6. : Gedanken eines Austausch verwundeten, , S.7. 4.1.39.1.7. Simundt, Egon: Unsern Gefangenen, , S.9. 4.1.39.1.8. Von einem Gefangenen: Tomsk. Kriegs gefangene 1915, , S.9. 4.1.39.1.9. Kusmin, Michael: Ein neues Gedicht, Dtsch.v. Johannes v. Guenther, , S.ll. 4.1.39.1.10. Puschkin, Alexander: Der Sargmacher, Dtsch v. Johannes v. Guenther, S.12-16. 4.1.39.2. Rezensionen
4.1.39.3. Klein, Richard: Umschlag. 4.1.39.4. Linnekogel, Otto: Sibirien. Ganzseit. Pinsel-Federzeichng., S.8. 4.1.39.5. Ritter, Karl: Die Initiale "D" und 3 Leisten zu 4.1.39.1.10., Feder, S.12,13,14,15. 4.1.40. Zweiter Jahrgang. Dreiundzwanzigstes Heft 1920, 16S. Elektrodämonen