Deutsches Wörterbuch: Lieferung 3 Vergeben – Verhöhnen [Unveränd. Nachdr. der Ausg. Leipzig. Reprint 2022 ed.] 9783112641880


127 6 54MB

German Pages 100 [101] Year 2022

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Recommend Papers

Deutsches Wörterbuch: Lieferung 3 Vergeben – Verhöhnen [Unveränd. Nachdr. der Ausg. Leipzig. Reprint 2022 ed.]
 9783112641880

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

DEUTSCHES

WÖRTERBUCH VON

JACOB GRIMM UND WILHELM GRIMM Herausgegeben von der

Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin

XII. Bandes I. Abteilung 3. Lieferang VERGEBEN —VERHÖHNEN

1961 S. HIRZEL VERLAG • LEIPZIG IN ARBEITSGEMEINSCHAFT MIT DEM AKADEMIE-VERLAG GmbH, BERLIN

Unveränderter Nachdruck Erschienen im S. Hirzel Verlag, Leipzig G 1, SchuhmachergaQchen X—3, in Arbeitsgemeinschaft mit dem Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8» Leipziger Str. 3—4 Lizenz-Nr. 202 • 100/71/61 Offsetdruck: VEB Druckerei „Thomas Müntzer" Dad Langensalza Bestell-Nr. 3021/XII/I/-/3 Preis DM 6,— Printed in Germany ES 7 D

385

VERGEBEN sint ir der meide hellTen weit und ich tlarzii raten sol, so gevellet mir da; wol, ab alsö üwer willen ist, da; wir ei; sparn zü dirre vrist, wir mögen vergebin licht da; spil. Hagen-Utisclnmj gei. des miltelallers

den Spruch Christi er schnell fiirwendt 'gends umbsunst ir hand es vergeben Uns wart golles). N. MANUEL 46,362 JMc/iloM;

1,29,283t.

schon im mhd. scheint in solcher bedeutung hauptsächlich nur dus particip vorzukommen, es tritt ganz als adjectiv auf udn hier stellt sich gern schlimme nebenbedeutung ein; aus der participiellen bedeutum/ 'der aufgegeben morden ist' entwickelt sich das adjectiv 'wert, dasz er aufgegeben werde, unwürdig, schlecht.' so findet es sich von menschen gesagt, selten: dasz sich (in winkelbierschenken) vergebene leute enthalten, dabei man nicht sicher ist. auch dasz sich vergebene landfalirer, Spieler und ehehaUen drein setzen, SCHNELLER 1,866 Frommann. ganz besonders von dingen gebraucht, wertlos, mit vergeblich gleichbedeutend : dö streit mit eime hunde ein swin, es wolde verre kiuscher wegen, nu seht, ir kriec was so vergeben, ir triuwe, ir zuht. ir kiusche; leben koufte ich niht umbe eine vesen. miimex. 3,28' Hagen; nhd. das erst daruinb unnütze wort den menschen versencken in ewige verdamnisz, das ist Vermischens halb, wan die selbigen vergebne wort vermischen sich etwan in andere ding und wort, d a ; sie todtsünd werden. K E I S E R S B E R G Sünden des munds 5 t ' ; leret doch der elend mensch in seinem besten b u c h , de anima, das die seel sterblich sei — wie wol viel mit vorgebenen worten ihn haben wolt erredten, als betten wir nit die heiligen schrillt. L O T H E R adel deutscher, nation 61 neudruck; und kompt zuletzt das hoebwirdige sacrament nicht allein in ein vergeben unfruchtbarn brauch, sondern auch in Verachtungen, werke t , 81; und befelh dem lieben w i n d . . . die übrigen vergeben wort, wie die pappenblumen und dürren blätter. 1, 60; wo wollt ihr hinaus mit euren vergebnen gedanken. briefe 3,356; solcher uberschwencklicher vergebner und unnützer pracht und unkost. M A T H E S I Ü S 48'; daher die leidige, vergebene und arme hoffart kompt. 54'; pracht und vergebne hoflart. 78'; mein klägliches geschrei war bei diesem leichtgläubigen volck nicht vergeben. Simpl. 3, 303,21; ich musz bekennen, d a s z . . . ich mein gemiith ermundert und mich nicht wenig der vergebenen eitelkeit . . . gesebämet hatte. I ' B I L A N D K R (167") 1 , 5 9 ; alle diese scheinende herrlichkeit ist ein gelehntes, geborgtes wesen, welches allein auff vergebener hoffhung und vielen verheiszungen bestehet. 1,87; der gute v a t e r . . . s ä h e , dasz sein söhn nicht allein in die vergebene weitläulTtigkeit geführet würde. Weist; erzn. 83 neudruck; wollen sie den vergebenen grillen nicht länger nachhängen, kl. leute 67; also solte sie sich nicht mit vergebenen thränen bemühen, seinen . . . unerbittlichen gchlusz zu hinterziehen. L O H E N S T E I N Armin. 1 , 9 0 9 ; Ottonis I I vergebene expedition. H A H N Aul. 2, 1 0 3 ; Leonis I X vergebene bemühung. 3 , 2 ; {die bekanntmachung des handschriftenverzeichnisses) würde dem bibliothekar auf ewige Zeiten so manche vergebene m ü h e , so manchen Zeitverlust machen. L E S S I N G 9 , 3 ; ich habe dir wegen des bildes vergebne sorge gemacht. G Ö T H E in Betlinas br. 2, tlO; doch were solche ziehr ein nichtigs thun bei mir, so ich nicht liebe hätte . . . (es wäre) nur einer schellen schall, die mit vergebnem hall uns in die Ohren dringet. OPITZ 3 , 1 0 7 ; es Ist die sorge eures lierzens, die euch vergebne schrecknisse erschafft. SCHILLER

411;

jähr aus, jähr ein, bei tag und nacht halt' ich immer vergebene wacht, niemand pocht mehr an unsre pfosten, es musz mir der schlüssel beinahe verrosten. L'LATKFI

advirb:

warumb tobet der heiden haufT, die leut reden vergeben . . . die räth rathschlagen eben, wider gott . . W A C K K R K A G K L kirchenl.

IUI;

3,94,127.

in kunstausdrücken erhalten, baukunst: vergebner b o d e n , ein unter dem fuszboden von brettern zwischen dem gebälke von leisten und schlechten brettern gemachter boden, auf welchen man sand schüttet, um die wärme im zimmer zu erhatten. J A C O B S S O N 4,608".

vergeben in der bedeutung ohne entgelt, gegenleistung, sonst, auch adverbial: vergeben gab, donum DIEF. 190*; XII.

386

VERGEBEN

um-

was ein bett drin, das brucht man nit, das lieh man uns oucli vergäben. T E . P L A T T E R 62; ich weit im vergäben dienen. 5 5 . 5) vergeben, geben mit schlimmer absieht, etwas hingeben um einen zu verderben, schaden thun. a) das object (etwa etwas verderbliches) fehlt und ist zu ergänzen, der schaden leidende im dativ, dasjenige wodurch der schaden entsteht, durch präposition beigefügt; noch im mhd. in umfänglichem gebrauche: onvve wie uns mit süe;en dingen ist vergeben! ich sihe die [bittern] gallen mitten in dem honege sweben. WALTHER 1 2 4 , 3 5 Lachmtinn; und kriegent an mir starke beidiu töl unde leben: mit disen zwein ist mir vergeben, ich stürbe gerne, möhte ich nü enlät er aber mich, an dem min leben behalten ist. nune mag ich ouch ze dirre Trist weder mir noch ime geleben wol, sit da; ich äne in leben sol. G O T T F R I E D Trist. 1 8 5 4 7 ; dem miste Job ze teile wart, in riuwe ä;en in die maden; Susannen wart mit luge vergeben: die vunden alle helfe an dir (C/imiii»).

ininnes. 1,372 Hagen;

ganz besonders

häufig vergeben mit gift, vergift, so scAon mhd.: Antipater wolde ertdden sinen vater und mit vergift im vergeben, ül' da; er vri mochte leben nach sines herzen willekur. pasx. 44,98 Hahn;

so auch in den glossarien des 15. jahrh., toxicare, vergebin mit vergift. DIEF. 590*; im nhd. finden wir nur noch die Verbindung mit vergift, mit gift: wer zu besorgen, j m *yer mit gißt vergeben worden. W I C K R A * roUwagenb. 8b'; Domitianus hat seinem bruder Tito mit solcher speisz und gifft vergeben. F O R E R fischb. 116'; er (der papst) nam vom türckUchen keiser Bajatzet zweihundert tausent ducaten und vergab mit gifft des Türcken bruder Gemes. F I S C H A R T bienenk. 131: dem Socrati ward mit gift vergeben, dem Hannibal — so übel gelohnet, dasz e r . . landflüclitig herum schwaiflen muste. Simpl. 1,154,28; sobaldt sich immer erfindet, dasz der ritter schuldig i s t , wil ich verschallen, dasz ihm mit gißt vergeben werden musz. buch der liebe 253, 4 ; j a wolst mir auch mit gifft vergeben, das du denn möchst in uhnzuent leben? I I . SACHS 3,1,173 (11,140,18 Keller); könig, es wirt dir mit gilft vergeben. 3,2,281 (12,518,4 Keller); merck: du hast mir mit gift vergeben, wann ich brülf wol, das ich musz sterben. 3,2,114 (12,429,7 Keller), meins manns halb ich im willen hab, ime mit gifft zu vergeben, davon er enden soll sein leben. J.ATRER 0 5 6 ' (1,294,15 Keller); bildlich: mit ist ihr vergeben, S P I I trutzn. 4 1 , 7 9 Satte,mit lieb blindem herzensgift. einem vergeben, mhd. auch moralisch durch geben verderben, daher bestechen: dö gedäht er aber wie er einer vrowen, diu sie hete in grö;er huote, vergebe mit deme guote, da; sie da; kint verriete durch lön unde durch miete. A L B R K C H T v. H A L B E R S T A S T in Germ. 1 0 , 2 4 0 , b) die nähere präpositionale bestimmung fehlt oft, dann ist stets nhd. mit gift zu ergänzen (vergeben nimmt also dieselbe entwickelung wie vergiften, welches auch ursprünglich hingeben, schenken bedeutet), so schon in der iiiern spräche: Suetonius saget, t a ; er (Nero) sinero muoter diccho vergeben uuoiti. Boethius 5 bei G R A F F 4 , 1 2 0 , mhd. vergebin, vergeben, nd. vergeuen, toxicare D I E F . 5»O', vergheuin, venerare 6 1 0 " ; wi;;e, da; der sun din Alexander vli;et sich, wie er mit gelubde mich verzihe, da; ich dir sulle vergeben und mit vergift nemen e ; leben, pass.

44,56

Hahn;

Florimundus Remondus meint, ihm (Eduard Iii.) sei durch ein clystir vergeben. A.GRYPMOS (1698) 1,351 (482 Palm); da fing ich an mit meiner sackpfeiffe so gut geschirr zu machen, dasz man den krotten im krautgarten damit hätte vergeben 2 5

387

VERGEBEN — VERGEBENS

VERGEBEN

m ö g e n . Simpl. 1 , 1 6 , T 1 . z ; dasz a b e r du meinst dem ritter sein t r a n c k in dem b r u n n e n zu vergifften, k e i n s wegs zu tbun i s t : d e n n . . . so man denn s c h o n ü b e r ein dem r i l l e r vergeben wo Ii, m ö c h t ein a n d e r e r vor j m k o m m e n und zuvor ausz d e r fläschen t r i n c k e n . buch der liebe 60 (1587 Galmy); m a n find von keim t e u t s c h e n k e i s e r , d e r vom geschiitz erlegt s e i e , a b e r s o n s t wol dasz j n e n ein s a c r a m e n t l o s e r m ö n c h im s a e r a m e n t vergab. Gart/. (1590) 455; so bat e r . , g e m e r c k e t , dasz sie j m w o l l e n vergeben. K I R C H H O F uiendunm. 4 0 9 ' ; dieselben ( m e d i c i ) begaben sich mit mir und b e f a n d e n , dasz hertzbrudern vergeben w o r d e n . Simpl. 1 , 2 1 , 9 K u r z ; da e r i n n e r t e sich k e r t z b r u d e r gleich, wann und durch wen ihm wäre vergeben w o r d e n , nemlich durch d i e j e n i g e , die gern s e i n e s t e l l e im kriege b e t r e t e n hätten. 2 , - 2 1 , 1 5 ; sein abschied t h ä t m i r herzlich weh, v o r n e m l i c h weil ihm vergeben w o r d e n . 2 , 3 1 , 6 ; wann ich nicht w ü s t e , was e s gewesen sei ( n ä m l i c h t a b a c k ) , so hatte ich g e d a c h t , sie hätten m i r und m e i n e r f r a u e n vergeben w o l l e n , dann wir sind zu s t e r b e n k r a n c k darauff w o r d e n . SCHUPPIUS 631; was für k a b a len h a b t ihr angezettelt, mich a u s dem weg zu r ä u m e n ? mir im wein oder in c h o c o l a d e zu v e r g e b e n ? S C H I L L E R hist.-krit. ausg. 2 , 1 3 6 (räuber 4,2); der (der weinschenk) wirt dem könig ansagen eben, wie sie im hab wollen vergeben, mit giftt wollen nemen das leben. H . SACKS 3 , 1 , 1 7 2 ( 1 1 , 1 3 7 , 5 Keller); der negst weg summa summarum, wer, das man dem t ö n i g vergeh, wenn, wo der könig Junger leb, nit lang verschwiegen bleiben mag dieser haridel, der an dem tag. 3,1,178 (11,155,5 Keller); das wer ein grosz unghrechtigkeit, soll meinem bruder ich vergeben. ebenda (11,155,12 Keller) ; doch mir IU schweigen nicht gepiirt, weil ewer fraw umb hülfT und rat mich selbert angesuchet hat, wie man sol einem mann vergeben. 2 , 4 , 1 0 (U, 40,24 Keller); nach dem in auch sein boszheit trieb, seim vatter auch selb zu vergeben, nach dem er im zu lang woit leben. 3,1,171 (11,132,24 Keller); sprichwörtlich: gut latein, damit man ratzen und miiusen vergeben k ö n n t e . SCHUPPIUS 797; und füren solch ein g i f t i g leben, eim storck mocht man damit vergeben, der doch all gilH verdauen kann, schlangen, krotten und scorpion. It. WALDIS 2 , 1 6 ; bildlich: pfui ausz mit diesen a l l e g a t i o n e n , sie sollen eim vergeben, w a n n einer nit ausz dem k e l c h der b a b i l o n i s c h e n dirnen getruncken hat. F I S C H A R T btenenk. 3 4 * . c) seil mitte des vorigen Jahrhunderts tritt vergeben mit persönlichem objecle auf. es ist also wie vergiften construiert, diese änderung beruht vielleicht auf analogiebildung mit andern Zeitwörtern: sehen sie nur, wie e r da s t e h t , als ob er mich mit gifte vergeben wollte. GELLERT 3 , 3 5 7 ; Cleopatra, in der ges c h i c b l e , e r m o r d e t ihren g e m a h l , e r s c h i e s z t den einen von ihren s ö h n e n und will den a n d e r n mit gift vergeben. LESSING 7 , 1 3 3 ; j a ! wenn ich an die m e s s e g e d e n k e , so m ö c h t e ich gleich die verdammten j u d e n alle auf einmal mit gift verg e b e n , wenn ich nur k ö n n t e , l , 308. d) aus den mundarten sei angemerkt: 'vergeben heisit im österreichischen nur vergiften, vergeben (verzeihen) ist unbekannt, dafür nur fazaign'. C A S T E L L I niederöslr. wb. 122. 6) unrichtig, falsch geben, besonders im kartenspiele gebräuchlich, k a r t e n v e r g e b e n : die karten sind vergeben. A D E L U N G versuch 4, 1, 1424. 7) reflexiv sich vergeben, zu den meisten oben angeführten bedeutungen finden steh reflexive biliungen. a) zu 1, sich hinwegbegeben: wenn das weiblin brüten will, so vergibt es sich für dem mänlin auff ein s o n d e r s und heimlichs ort. M. S E B I Z feldb. (1580) 115; sich zur ehe vergeben, sich verheiraten: d a s kind auch nicht o h n e w i s s e n und willen des vatters sich vergebe. I.IJTBER br. 2, 517; vergieb dich n i c h t , du bist uns n o c h nicht unwerth (sagt die muller zum söhne, der sich verheiraten will). A U E R B A C H dorfgesch. 4, 43. fr) zu 2, c, ungestraft hingehen: sie haben eine gestalt und gewisz a u c h ein herz, denen sieb viel vergeben Iäszt. GÖTHE 21,75; und zu schwere thaten sind geschehen, die sich nie vergeben und vergessen. SCHILLER 497K.

388

f) zu 5 : IHittj. nach der apotheke lauf ich und v c r g e b c m i c h mit gift. Zel. arzenei'n zu k a u f e n , l i e b e r , brauclits des arztes Unterschrift. HLATBN 284. d) zu 6, sich im kartenspiele v e r g e b e n , karten falsch versuch 4,1,1124. 8) die'verschiedenen, jetzt noch üblichen bedeutungen des faszt SCHLEIEKMACHER geistreich im rätsei zusammen: himmlische t u t e n d , schcuszlicher mord, fehler im kartjnspiel, alles ein wort, rätscl tt. ehnraden 41».

geben.

AOELUNG

n. substantivischer infinitiv zum 1) ablutio, vergeben der sunde DIEF. 3 (15. 2) vergeben, vergiften: VERGEBEN,

Wortes

vorigen. jahrh.).

was thut der gölter t r e u : das weih hilfft durch vergeben, und wann der himincl will, macht zweierlei gifTi lehen. OriTZ 2,47». 3) falsche abgabe beim karlenspiel, hier nur gebräuchlich das vergeben, nie die Vergebung, eine substanlivbildung, welche nur in den andern bedeutungen vorkömmtich ist. V E R G E B E N H E I T , f . : vergeben- und Vergessenheit. Lot.Au 2, 5, 8 {Eilner 227) Überschrift. V E l t G E D E N L I C H , s. vergeblich. V E R G E B E N S , adv. umsonst, der geniliv des partic. (adj.) verg e b e n , mit der verkürzten mundartlichen nebenform ud. vorgeves, wetterauisch vergeawes ( Y V E I C A N D wb." 2 , 1 ) 0 3 , nicht frankfurtisch), so auch appenzell, vergebes T O B L E R 1 8 3 ; ähnliche bildungen genitivischer adverbien: e i l e n d s , n a c h g e h c n d s , z u s e h e n d s u. s. tu vgl. GRIMM gramm. 3 , 9 2 . der alten spräche fehlt vergebens, ahd. statt dessen bildung auf o, f e r g e b e n o ( N O T K E R ) G R A F K 4 , 1 2 0 , mhd. zeigt sich im nd. mhd. vergebene, früher als im wirklichen die oben angeführte form vorgeves, vorgevest ( S C H I L L E R - L Ü H B E N 5 , 3 5 5 ) , daneben die bindung to vorgeves (lo vorgevest biddet de ( d e r j e n i g e ) b a r m h e r t i c h e i t , de den andern barmherticheit weigeret, ep. Eusebii 1 1 7 3 bei S C H I L L E R - L Ü H B E N 5 , 3 5 6 ) . die ältesten belege aus nichtniederdeutschen gegenden weisen auf Slitleldeulschland hin ( B A R T S C H erlösung (1583 s. 3 ? J . H E R M A N N V. F I I I T S I . A R myst. 1 , 9 3 , 2 8 ) und es ist möglich, dasz die form aus dem nd. herübergebracht ist. 'isländisches forgelins, schwed. f o r g ä f v e s , dän. forgiäves ist aus dem hochd. geborgt' GRIMM gramm. 1, 1020. 1) ohne erfolg, frustra: mhd.

nu helft mir alle biten got . . d a ; er sin wirdicliche; blüt wolle an uns b e h a l d e n : da; wir iht sin vcrsclialden des eweclichcn (ebenes, d a ; er iht habe vergebenes die marter sus durch uns geliten. erlösiuuj 656s; nhd. heute die allgemeine bedeutung: und kurtz u m b , alles was Christus ist und in j m uns gegeben ist, das ist (wenn du uns und u n s e r n a l i i r l i c h e kreffte a n s i b e s t ) unnötig, umh s o n s t und vergebens g e s c h e h e n . LUTHER 2 , 4 3 ' ; nach niittage wollen sie w i d e r k o m e n , wie sie denn w i d e r k a m e n , a b e r verg e b e n s , denn sie richten gleich so viel aus, als zuvor. 1 , 4 4 8 ; v e r g ä b e n s , frustra M A A I . E R 41S'; vergäbens billen oder begären, ab re orare; vergäbens sieb einer arbeit underwinden, suseipere frustra laborem; sich vergäbens f i ö u w e n , usura falsi gaudii frui. ebenda; a u c h ich wollte aebtung g e b e n , a b e r verg e b e n s , ich k o n n t e mein gebor nicht linden. THÜMMEL 1 , 1 0 0 ; vergebens stellte sie ihrem freunde vor, dasz der j ä g e r auch diesen leuten eine a n s e h n l i c h e s u m m e zurückgelassen. GÖTIIE 19, 6 1 ; in diesen irrgängen b e m ü h t e ich m i c h lange vergebens, bis ich mich endlich . . meinem ziele zu nähern hoffte. 19, 27; die tbiir war verrammelt und von auszen so g e s c h i c k t vers c h ü t t e t und b e d e c k t , dasz ich nun w o b l begriff, warum ich sie beute früh vergebens gcsucht hatte. 30, U S ; insoferne sie (die moralische bildung) auf dem gemeinen m e n s c h e n v e r s t a n d e b e r u h t , tnusz sie gleich von a n f a n g . . . b e o b a c h t e t « e r d e n , denn sonst wurzeln sich leicht fehler ein, "bei denen n a c h h e r alle erzielmngskunst vergebens arbeitet. KANT 10, 400; mein kind, geniesze deines lebens, sei nicht so schön für dich vergebens, sei nicht so schön für uns zur quäl. LESSING 3,235 ( H a l t e r ) ; vergebens knirscht des alten sultans zorn. vergebens dräut ein wald von starren lanzen: es tönt in lieblichem ton das elfenbeinerne hörn und wie ein wirbel ergreift sie alle die nuth zu tanzen. WIKLAND Oberou 1,2; vergebens schlieszt die sanft erhobne nase sich an die glatte Stirn in stolzer majestat. 3 , 4 3 ;

389

VERGEBENSWERTH —VERGEBLICH

VERGEBENS

vergebens bat ihr kölligliches

Siegel

die Schönheit jedem theil so sichtbar aurgedrückt, dasz ihr gewand sie weder deckt noch schmückt. 3 , 4 4 ; von diesem augenblick beschlieszt Pervonte, der nicht gern ins fasz der Danaiden vergebens volle eimer gieszt, mit dieser frohne sich nicht länger zu ermüden. werke 18,176; vergebens müht und quält der tropf sich j ä m m e r l i c h , sie (die Wasserkufe) ist zu tief. 18,97; wie manche ros' im thal erröthet ungesehn, haucht ihren duft umsonst, und stirbt vergebens schön. GÖTTER 1 , 1 3 8 ;

ein guter gott hat nicht vergebens gestreuet freuden ohne zahl auf die bedorrte bahn des lebens. 1 , 6 ; mit dieser weit ists keiner wege richtig, vergebens bist du brav, vergebens bist du tüchtig.

GÖTHE 3 , 2 4 5 ;

den zweiten zeugt nicht Gaea wieder, nicht führt ihn Hebe himmelein, vergebens mühen sich die lieder, vergebens quälen sie den stein. 41,130; und was ich sang, vergebens sinn* ich nach. SCUILLBR ued.

vergebens gab ich dir die schöne geige, ein werthes erbstück, treulich ausgespielt?

kein the.wrer sup all frist, denn die, die man vergebens isst, kein thewrer henn, denn die man schenkt.

EVEKING

390

1,720;

da hast du mir vergebens geschenket mildiglich das wehrte brod des lebens, dasz sehr ergötzet mich. RIST himml. lieder 2 , 7 8 ; vergeben heist umsonst vergebens was erlassen. LOGAU 1 , 1 1 0 , 6 3

heute in dieser bedeutung dagegen in den mundarten TOBLER

in der Schriftsprache noch vorkömmlieh,

(III

Eitner).

ungebräuchlich, z. b. appenzell.

183.

3) ohne äuszern grund, ohne veranlassung, von selbst: den frawen und ducaten golt ist man alweg vergebens noldt. M U R N E R schelmenz. 38K; ach ich falle schier vergebens um auff dieser stedte. H . J U L . v. B R A U N S C H W E I G Susanna 2,5; Henricus überwältigte die Uncranas d. i. die U c k e r m ä r c k e r vollk o m m e n , w e l c h e s einige- von den Unter-Crainern vergebens auslegen. H A H N hist. 2 , 3 0 ; Syrach hat nicht vergebens gschriben, ein zenckisch weib bring ungemach dem manne. II. SACHS 2 , 4 , 1 0 3 (9,437,11 Keller).

(begegnung);

I'IILAND (1834) 1 7 4 ;

vergebens s e i n , erfolglos sein: denu ohne gottes wort ist alles nichts und vergebens. L U T H E R tischreden 1 , 4 3 ; die hoffnung ist u m b s u n s t und vergiibens, es wird nüt darausz, ad initum cadit spes. MAALER418'; nun d e n k e ich, k e i n e mühe ist verg e b e n s , die e i n e m andern mühe ersparen k a n n . L E S S I N G 6, 283; ich lag der mutter a n , und diese suchte zu einer gelegenen s t u n d e den vater zu b e r e d e n , a l l e i n ihre m ü h e war vergebens. G Ö T H E 1 8 , 1 8 ; ach hüter unsers lebens, fürwahr, es ist vergebens mit unserm thun und machen, wo nicht dein äugen wachen. P . G E R H A R D 19,21 Gödeke; verkürzt, wobei es ist g e s c h e h e n u . ähnl. zu ergänzen ist: vergebens, dasz sein oheim ihn a u f m u n t e r n , i h m s e i n e läge aus einem andern gesichtspunkte zeigen will. G Ö T H E 1 9 , 7 4 ; wie viel mühe h a b e ich m i r gegeben, ihn an m i c h zu g e w ö h n e n ! a b e r vergebens. 1 9 , 1 7 3 ; das fegefeuer sendet seinen geist und f o r d e r t r ä c h e , aber vergebens, alle umstände k o m m e n zusammen und treiben die r ä c h e , vergebens. 1 9 , 9 0 ; drum siegeln sie des grabes thür und legen starke wache f ü r ; umsonst und gar v e r g e b e n s ! der herr dringt durch. P . G E R H A R D 39,220 Gödeke; ohne erfolgreiche thätigkeit, ohne thätigkeit: seine hand leg an den ptlug, wer dazu berufl'en ward; wer vergebens sitzt und l'eult. körnt zu letzt auff breite fahrt. LOGAU 2 , 2 0 1 , 3 3 (399 Eitner). 2) ohne Vergeltung, ohne Bezahlung: mhd. Kristus s p r i c h i t : vorgebens hübet ir genoinen, vorgebens sullet ir g e b e n , myst. 1, 93, 2 8 ; man gab ouch den virnen win vergebens entveg, d a s die fasz l e r e wurdent, un man nuwen win drin g e t e t e , man rufet ouch offenlich in manigem k e l r e , ob iman wine vergebene w o l t e . CLOSENER LLL; nerit di s i e c h e n , i r w e c k i t di t f t t e n , reiniget di ü j s e t z i g e n , werfit Ü5 di t i f e l e , wan vorgebins hat ir i j i n t f a n g e n , vorgebins gebit. B E H E I M Matth. 1 0 , 8 ; ein schaffer und a n s c h i c k e r hat sein wonung auf d e r P e u n t in dem v o r d e m gemache — vergebens und . . on z i n s e . T D C H E R baumeisterb. 33, 3 3 ; nhd. j a es meinen etlich, das ierlich m e h r dan dreimal hundert t a u s e n t gülden ausz D e u t s c h land gen R o m k o m m e n lauterlich vorgebens und umb s o n s t , dafür wir nicht dan s p o t und s c h m a c h erlangen. L U T H E R aiel 2 0 ; das die T ü r c k e n die Christen vil lieber kauften, dan dise vergebens zu h a b e n . F I I A N K weltb. 103"; als sy vernamen, das wir gold nit v e r g e b e n s , s u n d e r umb a n d e r e waar begerten. 227"; wie sys ( d i e ordinierung) vergebens entpfangen, also sollen sy die bischoff vergebens widerumb r e i c h e n , chron. (1531) 361*; wenn einer (im alten Preuszen) eines m a n n e s t o c h t e r b e g e r e t , so gibt er si im nicht vergebens, s o n d e r n er musz dem vater eine m a r k oder zehn geben. M A I S Z E L chron. (1559) 2 3 ' ; ( p e r l e n und seide könnt ihr nur um hohen preis erlangen) a b e r den s c h m u c k der klugen f r a n e n T b e a n o und andrer tugendberühmten frawen k o n t i h r vergebens und u m b s o n s t erlangen. FISCHADT ehz. 7 8 ; darumb hat sie ( d i e kirche) bes c h l o s s e n , dasz man auch e t w a s für die e r b s ü n d e bezalen s o l l . . . auff dasz er (gott) n a c h m a l s nicht s a g e , er habe es vergebens und umb nichts g e s c h e n c k t umb Christi willen. bientnkorb 99';

hieraus

'zufällig':

SCHMELLER

1, 886

ob a i n e r den a n d e r n vergebens (fortuito)

tot.

Frommann.

adj.: eine v e r g e b e n s w e r t h e SchwachArmin. 2,298. V E R G E B E R , m. der, welcher vergibt: so du die Sünde wilt vorbehalten und eben darauff s e h e n und nicht vergeben, der du d o c h alleine ein gnediger vergeber bist und on dich niem a n d kan vergeben. L U T H E R 3 , 2 t ' , vgl. 1 , 4 0 ; gott ist ein verg e b e r , ein milder h a n d r e i c h e r , d e r die sünde e r l ä s s e t . pers. baumg. vorrede; f r ö h l i c h e geber und vergeber hat gott lieb. V E R G E B E N S W E R T H ,

heit.

LOHENSTEIN

CLAUDIUS

8,153.

V E R G E B L I C H , adj. und adv. erfolglos, mhd. verggbenlich ( T U C H E « baumeisterb. 2 8 7 , 4 ) für vergebendlich, Zusammensetzung mit dem pari, pras.; vergebelich, welches nur md. nachgewiesen ist ( B E H E I M evang., s. unten; D I E F . 166", 15. jahrh.), und vergeblich kann als weitere Verkürzung oder als btldung AUS dem stamme angesehen werden, einfaches geblicb sehr selten (s. th. 4 , 1 , 1 7 9 0 und geblich, gebleich, datim D I E F . 1 6 6 * , 1 5 . jahrh., oberd.; nov. gloss. I26 b ), findet sich in angeblich, vorgeblich wieder. 1) die bedeutung ist 'so beschaffen, dasz man es hingeben kann', in älterer zeit in günstigem sinne, werth hingegeben zu werden, zur gäbe geeignet, so v e r g e b l i c h , dativus D I E F . 1 6 6 ' ; daraus die allgemeinere bedeutung 'angenehm, erfreulich.', hieher ist, wenn wir es nicht unter 2, d unterbringen wollen, zu stellen: md. vorw&r sage ich A c h : vorgebelicher wirt dem lande S o d o m o r u m und GomorreArum in dem tage des ger i c h t e s wan der s t a t . B E H E I N S evang. Matth. 1 0 , 1 6 ; a b e r doch sage ich ü c h , da< T y r ö und S i d 6 n e wirt v o r g e b e l i c h e r in dem tage des gerichtes dan üch. 1 1 , 2 2 (wo es in der vulgata heiszt: amen dico vobis tolerabilius erit terrae Sodomorum et Gomorrhaeorum in die judicii quam illi civitati. 1 0 , 1 5 ; Tyro et Sidoni tolerabilius erit. 11,22). im nhd. ist diese bedeutung nicht mehr nachzuweisen. 2) so beschaffen, dasz man es hingibt, darangibt; ohne Vergeltung irgend welcher art. a) die Vergeltung besteht in geldleistung, unentgeltlich, ohne lohn, selten und nur adverbial nachgewiesen: d a r n a c h funden sie a b e r etliche w o r z e i c h e n , die ine ir k u n t s c h a f t sagt, und arbeiten pei viertzehen tagen, a b e r alles unentz und vergebenlich. T Ü C H E R baumeisterb. 2 8 7 , 4 ; nhd. darmit a b e r die s o l c h e n b e p h e l haben, ihre nabrunge n i c h t vorgeblich ader u m b s o n s t vorseumen d o r f f e n , so sal iglicher burgermeister zwentzigk gülden und j d e r k e m r e r fünf gülden, wan sie am r a t h e sitzen, zu solde haben. M I C H E L S E N thür. rechtsdenkm. 470 (Frankenhausen, von 1534); I n n o c e n t i u s g e b o t , dasz kein b e a m p t e r von j e m a n d etwas n e m e n solle, wolte, sie s o l t e n s a l l e vergeblich a u s z r i c h t e n . S . NIGRINUS papist. inquisition 457; n o c h ist ein weisz zu leihen, so nicht mit gelt s o n d e r n a n d e r e r f a h r e n der h a a b , welchs zeitlich under den v e r w a n d t e n , f r e u n d e n und benachbarten a u c h vergeblich und nur ausz guter f r e u n d t s c h a f t . . g e s c h i e h t : als da einer dem andern auff sein bitt S i l b e r g e s c h i r r , t a p e z e r e y , k l e i d e r . . . leihet. Frankf. reform. 2 , 1 3 , 1 ; es soll auch alles s o l c h l e i h e n , v e r g e b l i c h , s o n d e r einigen auffschlag, geniesz, liebnusz und vortheil g e s c h e h e n und der leiher weiter nichts, dann sein hauptgut in gleichem wehrt zu erfordern haben. 2 , 1 1 , 3 .

25*

VERGEBLICH

VERGEBLICH — VERGEBUNG

b) die Vergeltung besteht in den sich daran knüpfenden ereignissen: erfolglos, nutzlos; diese bedeutung, heute die am weilest verbreitete, ist mhd. nicht nachgewiesen: auch so ists öffentlich, das Gregorius durch die seele seines schaffners betrogen ist, welchen e r . . m i t groszem,wiewol vergeblichen erschrecken und furcht der brüder verbannete. L U T H E R 2 , 3 4 ; darumb ists auch gewis ein vergeblicher dienst gottes (dasz man beider geslalt nicht brauchen soll) als ein nötig gebot. 2 , 9 5 ; und liaben viel mühe davon, grosze sorge und viel vergeblicher anschlege. 6 , 2 ; (Christus) spricht dabei, sie ehren mich vergeblich mit menschen geböten, so er nu dis ein vergeblichen dienst nennet, mus er nicht nötig sein. 6 , 3 7 2 ; und so wir aus eigen kreiTten gerecht würden, so ist die gnade Christi vergeblich. 6 , 3 8 t ' ; denn ob sie gleich viel davon dencket und fürgibt und allerlei wege fürnimpt und übet, damit sie meinet gen himel zu k o m e n , so ists doch vergeblich und verlorn. 7 , 5 6 ' ; darumb sol er heiszen ein rechtschaffener, warhafftiger trost und m u t , der nicht falsch sei noch vergeblich und auff ein ungewis trotze, sondern im grund rechtschaffen und auff solch ding sich verlasse, das da nicht feilet noch treuget. 7 , 9 0 ; aber doch nichts ausgerichtet haben on das sie sich nur zerteilet und zutrennet haben in unzeliche aberglauben und vergebliche gottesdienst. 7 , 1 0 0 ; wo sie etwas mehr kündten, würden sie dasselb zuweilen mit untermengen und nicht blos ledige, vergebliche lesterung schreien, wider Hans Worst 7 neudr.; bin ich denn gottlos? warumb leide ich denn solche vergebliche plage? Hiob 9 , 2 9 ; ach . . hiitten wir anstatt der eitelen thorheiten, vergeblichen nacbgrüblungen und albern disputationen gclernet, wie wir wol und selig sterben selten. Simpl. 3 , 3 4 3 , 1 Kurz; haben sie den sand als vergeblichen ball,"ist ins meer geschüttet. pers. reisebeschr. 3 , 4 ; ich redete, aber es war gehörlosen ohren vergeblich. S C I I U P P I Ü S 714; das widersinnigste bei diesem allen war, dasz s i e . . immer bereit waren, auf eigne kosten einen neuen ebenso vergeblichen versuch zu machen. W I E L A N D 42, 21; ich will nicht rechten und verzeihe mir diese thränen, verzeihe mir meine vergeblichen wünsche. G Ö T H E 1 6 , I I a ; der vergebliche versuch, den Werther zur rettung des unglücklichen gemacht hatte, war das letzte auflodern der flamme eines verlöschenden lichtes. 16,150; (das gutherzige geschöpf) habe seine eignen haare, die um den köpf geflogen, genommen, um die wunden zu stopfen, habe aber bald von dem vergeblichen unternehmen abstehen müssen. 19,39; einen abend stritt die gesellschaft, ob der roman oder das drama den vorzug verdiene? Serlo versicherte, es sei ein vergeblicher, miszverstandener streit. 19,180; kindern etwas von pflicht zu sagen ist vergebliche arbeit. K A N T 1 0 , 4 3 T ; wahrscheinlich hatte ein herz voll vergeblicher liebe die schöne schwürmerin unter die erde gezogen. J . PAUL 8 , 1 7 5 ;

so schnell und ungestiimiglich aus den händen, dasz es losz schnappte und der schusz vergeblich in die luft gieng. Simpl. 3, 343, 7 Kurz; solche zeit mogte ich nicht vergeblich hinbringen, weil ich eine herzliche begierd hatte, dermalen eins mein weib auch wiederum zu sehen. 2 , 2 1 , 2 5 ; dieweil sie durch solches, desz Machiavelli angezündetes liecht gleichsam gequiilet, ihnen vergeblichen einbildende, dasz . . S C H U P P I U S 522; die natur verhütet solche Überladungen des Wissens schon von selbst dadurch, dasz dem studierenden die dinge anekeln, über die er kopfbrechend und doch vergeblich ge-

391

wie selig, denkt er, wir« in diesen hatten wohnen! vergeblicher wünsch! ihn ruft sein scliicksal anderwärts. WIE LAD D Uberim 2,9; lasz rinnen der thriknen vergeblichen lauf. S C H I L L E R drs mädchens klage, als substantiv: er sah das vergebliche seiner Unternehmung e i n ; adverb vergeblich mit der ins nhd. hereinragenden form vergebenlich, vergeblichen ( M I C H . N E A N D E R bedenken 1 5 8 1 3 ' . S C H U P P I U S , t. unten): (Christus spricht) sie ehren mich vergeblich mit menschen geboten. L U T H E R 6, 372; P h i l i p p e . . . kletterst hinauff in die wolcken mit gedancken und leszt mich hie vergeblich mit dir reden? 7, 68; man solt mit gotes befehl nicht so vergeblich in den wind handeln und so leichtfertig damit umbgehen. 5 , 2 2 4 ; und so ich das nicht umbsonst hab und vergeblich getlian, dancke ich gott. 2 , 5 0 ; das wir uns solchs nicht lieszen vergeblich gesagt und geschrieben sein. 7 , 4 6 ; j r füret den namen gottes . . so wisset j r j a auch, das gottes n a m e , wort und titel sol nicht vergeblich noch unnütze angezogen werden. 3 , 1 1 6 ; e. kurf. gn. hat ilisz vor andern grosze ursach, weil sie sich an gott vergriffen und zu Hall den geistlosen stand helfen mit groszer kost vergebenlich starken, briefe 2 , 6 7 5 ; also hab ich wol gantze monden vergeblich geerbeitet, und elender nacht sind mir viel worden. Hiob 7 , 4 ; wie tröstet ihr mich so vergeblich. 21,34; hat er (Jok. von Schwarzenberg) sölichen baten vergfiblich gefraget, was er news von Würzburg sag. da aber der bot j n nit gekOnt, hat er j m geantwort: nichts sünders. SCHWARZENBERG 1 4 9 ; er soll nit erscheinen vor dem herrn vergebenlich. R E I S Z N E R Jerut. 2 , 4 0 ; (ich) risse ihm das rohr

brütet

hat.

KANT

392

10, 2 3 4 ;

er schnell fiirwendt sunst ander stark sprüch darnelten, vergeblich dienend sie mir mit menschen gsetzen und wend unser Arden ganz niit mir schetzen. N . MANUEL 4 B . 3 U 2 BächtoM; den Fürsten wardt fast angst und leidt, het sich gar baldt besannen, ein kriegsvolck zschicken liiiulter sich, wart alles gehton vergebenlich ehe sy den hauiT erraichet han, erschlagen W a r d e n s alle s a m m . S O L T A U vnlksl. 1 , 3 7 4 ; viel haben ihre lust an köstlichen pallästen, gantz königlich gemacht, viel gründen starcke festen, daraulT man mehrmals doch anjetzt vergeblich traut, weil Mars so grimmig ist: bei euch hat gott gebaut. OPITZ

1, 1 3 3 , 2 8 9 ;

mit Verkürzung des satzes: die Gellia heirathete einen alten geiszbart, der vermeinete wunder wie er von ihr so sehr geliebet würde, aber vergeblich, o lieber alter, dann sie nicht dich, sondern nur deine rothen goldgülden liebt. SCHUPPIUS 530. c) das vergebliche, nutzlose kann auch daraus kommen, dasz die betreffende sacke ohne grund herbeigeführt wird, udjecliv: und so er (Luther) dasselb gethan, warlich als wir achten, were er wider zu j m selhs komen und helle seine jrrthum erkennet und an dem römischen h o f , den er so seer, durch mehrer nachhengung des übelmeinenden vergeblichen geriirbts, denn sich ziemet, schiltet, nicht so vil irrthum befunden. LUTHER 1, 260; zum ersten: das . . . es doch nicht zur that komen wird und eitel vergebliche wort und gedancken sind, was davon geredt und gedacht wird. 2 , 6 7 ; adverb: denn er wils nicht leiden, das man also vergeblich und ungewis hin und her gafft und umbher fladdere. 7 , 6 8 ; da hörete ich, dasz es eine schwäbische nation sein miiste, die man zwar (aber vergeblich) vor einfältig schätzet. Simpl. 2,83, 23 Kurz; als ich noch bei meinem einsidel den weg zum ewigen leben studirete, verwunderte ich mich, warum doch g o t t . . die ahg ö t t c r e i . . verboten . . schlosz also in meinem dummen sinn, disz gebot sei unnöthig und vergeblich gegeben worden. 1, 83,17 Kurz. d) was aufgegeben werden kann, ohne strafe als Vergeltung dafür zu nehmen, verzeihlich, besonders im kirchlichen sinne: von diesen Worten ist nu ein grosze frage, was doch die Sünde wider den heiligen geist sei, weil Christus unterschiedlich zweierlei slinde meldet, eine die da vergeblich i s t , die andere unvergeblich. L U T H E R 4 , 4 4 7 ; gleichwie wiederumb der heilige geist ein tröster und fürsprecher i s t , der die sünde für gott entschuldigt, klein und vergeblich macht. 4 , 2 5 4 ' ; wenn du so sagen w o l l e s t . . . so maebstu aus vergeblichen eitel unvergebliche sünde. 4, 448; das ist die art aller sünde, so bald sie erkendlich ist, so ist sie auch vergeblich, ebenda; die anderen alle über ein haufTen sint leicht täglich und vergebliche Sünden, die er mit keinem t o d t , sonder schlechts mit eim kinder rütlein mag züchtigen. F I S C H A R T bienenk. 1 0 4 ; und mag dir nit vergeblich sein kain missethat von schuld noch pein. ScHWARZBNBHRG

139,2;

gleichwohl verdrosz es Luthern, und einen katholischen prinzen in Wittenberg vor seinem angesichte zu loben, schien ihm ein unvergebliches verbrechen. LESSING 3, 2"6. VEKGEBLICHKE1T, f. nutzlosijkeü: mein lehrmeister hat mich offt ermahnet, dasz ich die vergeblichkeit des musicklanges nicht so hoch halten . . solte. pers. rosenth. 2,14. VERGEBUNG, f . kingebung, erldssung, substantivbitdung zu vergeben, mhd. vergebunge selten und erst aus der zeit des Überganges zum nhd. nachgewiesen, vergebunge D I E F . 4 9 T " . 5 9 0 ' , vorgebung, acceptilatio, remissio nov. gl. 5, daneben nd. vorgeuinge, toxicatio D I E F . 5 9 0 ' . l ) im anschlusse an bedeutung 1 des Zeitworts, das hingeben, condonatio S T I E L E R 6 5 6 , besonders von gutem, stellen: viele creaturen ihres hauses durch Vergebung von gittern mächtig

VERGEBUNG

VERGEGENWÄRTIGEN

g e m a c h t . SCHLÖSSE! weltgesch. 5 , 3 5 0 ; Vergebung der ä m t e r ; h a t t e ich d o c h s c h o n m a n c h m a l b e m e r k t , dasz bei s o l c h e n ämtervergebungen . . . die v o r s p r ä c h e d e r g r o s z m u t t e r oder einer t a n t e nicht o h n e Wirkung g e w e s e n . GÖTHE 24, 281. 2) im anschlusse an bedeutung 2, c des Zeitwortes, das erlassen der strafe: remissio, vergebunge DILF. 4 9 1 , acceptilatio, gancz vorgebung nov. gl. 5. a) in der weltlichen spräche: i c h bezeuge beim h ö c h s t e n , dasz sie s o l c h e angst wider meinen willen e i n g e n o m m e n , hoffe d e r o w e g e n die Vergebung desto e h e n d e r . Simpl. 1 , 2 4 1 , 4 Kurz; m a n b e k e n n e , dasz man u n r e c h t h a b e , dieses ist allezeit das s i c h e r s t e m i t t e l , m e h r als Vergebung zu erlangen. LESSINC 3,241); da ich denn wohl a l l e n f a l l s . . n o c h vor t i s c h e , oder . . zum n a c b t i s c h e . . eintreffen und m e i n e Vergebung erbitten k o n n t e . GÖTHE 2 5 , 3 5 1 ; a b e r wenn er nun k o m m t , m i t der larve des heuclilers e u e r mitleid erweint, eure Vergebung sich e r s c h m e i c h e l t . SCHILLER hist.-krit.ausg. 2 , 2 3 (räuber 1,1). die Verbindung ich bitte um Vergebung und deren Verkürzungen werden zu einer redensart höflicher entschuldigung: ich bitte um Vergebung, m a m s e l l , dasz ich u n a n g e m e l d e t h e r e i n t r e t e . GELLERR 3 , 4 6 ; ich bitte um Vergebung, sagte s i e , dasz ich sie h e r e i n b e m ü h e , und die f r a u e n z i m m e r warten l a s s e . GÖTHE 16, 2 7 ; wie sie ihn a n r e d e t e , nach dem heutigen tage sich e r k u n d i g t e , Vergebung b a t h ä u s l i c h e r a b h a l t u n g e n , du k o n n t e er ihre s t i m m e kaum e r t r a g e n . 2 t , 14S; verkürzt: um Vergebung, prinz, fiel Filistos e i n , die r e d e ist n o c h von bloszen Vermuthungen. WIELAND 2 , 2 9 7 ; um Vergebung, s i r e ! Azor war in d e r t h a t kein b ö s e r fürst. 7 , 7 ; um Vergebung, gnädigster h e r r , erwiederte . . D a n i s c h m e n d , es giebt ein weniger gefährliches mittel. 7 , 1 t ; u m V e r g e b u n g , s c h ö n e L a i s ! ich f ü h l e , dasz . . 35, 209. b) in der spräche der kirche besonders gebräuchlich: wer a b e r den heiligen geist l e s t e r t , d e r hat k e i n e Vergebung ewiglich, s o n d e r n ist schuldig des ewigen g e r i c h t s . Marc. 3 , 2 9 ; n i e b t allein d a d u r c h , das s i e die g ö t t l i c h e Vergebung billichen o d e r r e c h t s p r e c h e n . . s o n d e r n a u c h . . LUTHER L, 1 3 ;

3) Vergiftung, toxicatio, vergebunge DIEF. 690', tenenalio, virgebunge 610', Vergebung, veneni propinatio STIELER 656. V E R G E B U N G S H E C H T , n. berechtigung stellen zu vergeben: i n s o f e r n d i e . , neue regulirung des militärischen c o m m a n d o s allerdings a u c h e i n e s e h r w e s e n t l i c h e b e s c h r ä n k u n g der b ü r g e r s c h a f t , j a gewissermaszen die Übertragung des verg e b u n g s r e c h t s d e r f e l d h e r r n s t e l l e n von der b ü r g e r s c h a f t auf den s e n a t folgeweise in sich s c h l o s z . MÖHNSEN röm. gesell.

393

darmit (mit dem gebete) sie han die leut umbtrieben und gar gottslesterlich beredt, das, wenn sie sprechen solch gebet, so haben sie vergebuDg gleich für sechtzig j a r on alle Leicht. FISCHART dicht. 1 , 1 5 7 , 9 5 2 Unit: einige (thalen) werden belohnt, die meisten werden vergeben I mein aufrichtiges lierz erlangte Vergebung. KLOPSTOCK Mess.

7,421;

Vergebung d e r S ü n d e , der S ü n d e n , der s c h u l d : darumb i s t der m e n s c h u n d a n c k b e r got u m b die Vergebung d e r Sünde, der n a c h dem ablasz m e r sündt. KEISERSBERG granatapf. c'; das die Vergebung der schuld a u c h nicht s t e h e t weder in b a p s t s , b i s c h o f f s , priesters n o c h irgend eines m e n s c h e n ampt o d e r gewalt auff erden. LUTHER 1 , 6 4 ; i c h gleube in den heiligen g e i s t , e i n e c h r i s t l i c h e k i r e b e , Vergebung der Sünde. 1 , 3 5 0 ; das j r aus der s t a d . . s e i d k o m e n , darin man gebeut zu v e r l e u g n e n und verfolgen das wort d e r gnaden und Vergebung d e r Sünden. 6, 13; als w e r e Christus leiden nicht gnugsam zur Vergebung a u c h a l l e r sunden. 5 , 8 0 ; du muszt Christum v e r l e u g n e n . . die Vergebung der Sünden n i c h t gleuben. 5 , 8 1 ; d e n n obgleich die k i r c h e i r r e t e , w e r e sie darumb nicht verdampf, weil sie hat den herrlichen a r t i k e l : Vergebung der Sünden. 5 , 2 9 2 ' ; item so m ü s s e n sie ohn ihren danck b e k e n n e n , d a s u n s e r e lere von d e r b u s z e und Vergebung der Sünden r e c h t sei, das wir a u s gnade d u r c h den glauben Vergebung der Sünden erlangen. 7 , 1 6 2 ' ; so wird hinfurt niemand so toll und töricht s e i n , das e r . . von dem s t ä n d e t r e t t e , dariu e r . . mit Christus blut und geist b e g a b t wird zur Vergebung d e r Sünden und zum ewigen l e b e n . 6 , 2 3 ' ; so wird g e l e r t , das wir durch u n s e r e w e r c k o d e r gnugthuung nicht k ö n n e n Vergebung der s ü n d e n verdienen. 6 , 3 6 3 ' ; d a s i s t mein blut des n e u e n t e s t a m e n t s , w e l c h e s vergossen wird für viel zur Vergebung d e r Sünden. Matth. "26, 2 8 ; J o b a n n e s d e r w a r in der w ü s t e n , teuffet und prediget von der tauffe der b u s z e , zur Vergebung d e r Sünde. Marc, l , 4 ; dann dasz disz ihr sinn und m e i n u n g s e i , ist klürlich darausz zu s e h e n , dasz sie das b r o t und den wein lang z u v o r . . gott aulopffern zu Vergebung d e r lebendigen und d e r t o d e n sünd. FISCHART bienenk. 81*; Vergebung d e r Sünden. LOCAU 1,110,63 (111 Eitner, Überschrift); könnt' ick dir nur an den dürren leib, du schändlich kupple lisch es iveib! da hollV ich aller meiner Sünden Vergebung reiche masz ZU linden. GÖTHE 12,108.

394

2, 319.

Y E R G E C K E N , verb. mit geckereien verbringen: s e i n e zeit vergecken. H e m s i u s 4 , 2 , 1 2 9 1 . vgl. v e r g e c k s e n , auf kindische art vertliun SCHMIDT westerw. id. 292. V E R G E G E N W Ä R T I G E N , verb. zu einem gegenwärtigen machen, Zusammensetzung mit gegenwärtigen, welches letztere, wie oben th. 4 , 1 , 2 2 9 8 nachgewiesen, in alter zeit vorkommt, alsdann vergehl und durch KLOPSTOCI wieder in die neue spräche loren eingeführt wurde; das einfache wort fand aber, wie es scheint, keinen anklang und verschwand wieder, die Zusammensetzung jedoch, die vereinzelt zwar sich bei FISCHART (S. unten) findet, dann a'ier vergessen scheint und auch erst wieier uei KLOPSTOCI 1 2 , 1 2 (s. unten) nachzuweisen ist, wurde wol besonders durch GÖTHE geläufig, zu dessen lieblingswörtern sie gehört, und bürgerte sich nach ihm allgemeiner ein. in den Wörterbüchern fehlt vergegenwärtigen, war also in der altern spräche wenig gebräuchlich; erst bei CAMPE und HEINSIUS aufgeführt. 1) transitiv, a) wie gegenwärtigen eine Verdeutschung von praesentare sein mag, so entspricht vergegenwärtigen repraesentare; vergegenwärtigen hat sich aber nur ßr die geistige thätigkeit festgesetzt, für das sinnliche zur anschauung bringen, herbeischaffen brauchen wir meist andere ausdrücke, vielleicht mit am häufigsten das dem deutschen eingepaszle p r ä s e n t i e r e n : er p r ä s e n t i e r t e ihm den t e l l e r , das b u c h , das gewehr präsentieren u. ähnl., während das fremdwart r e p r ä s e n t i e r e n im deutschen eine geistige thätigkeit darstellt, abbildlich vorstellen, vertreten. b) selten wird vergegenwärtigen von sinnlich uns entgegentretenden dingen gesagt, zur anschauung bringen: Weichs (Neptuns-kind) die nyinpha . . n a c h einer ganzen sonpläffigen j a h r z e i t . . das ist zwölü' m o n a t e n g e b o r e n hat, d i e w e i l . . kein geringere zeit die m a j e s t a t t desz m e e r h e r r s c h e n d e n Neptuns thet e r b e i s e b e n , s o l t er a n d e r s warhafftig in d e m s e l b e n vorg e s t a l t e t , dargestellt, a n g e p r i e s e n , geformirt und vergegenwärtigt werden. Garg. ( 1 6 1 7 ) J v ' ; s i e wendeten sich den s c h ö p f e r a n b e t e n d gegen die aufgehende s o n n e . . die glorie dieses h e r z e r h e b e n d e n dienstes k o n n t e sich j e d e r , auch der geringste vergegenwärtigen. GÖTHE 4 , 1 6 9 ; ich d e n k e i n e t w a a c h t tagen weiter zu g e h e n , u m m i c h nach der S c h w e i t z zu b e g e b e n , um a u c h einen theil d i e s e s einzigen l a n d e s m i r wieder zu vergegenwärtigen. 4 3 , 5 3 ; indem ich m i r Neapel und seine uingebungen n o c h r e c h t zu guter letzt vergegenw ä r t i g e n , den e i n d r u c k e r n e u e r n . . . m ö c h t e , so r e i s z t der s t r ö m des tages mich f o r t . 24, 253. c) v e r g e g e n w ä r t i g e n , ins gedäclitnis rufen, zu lebhafter erinnerung, Vorstellung bringen, dasz es geistig wirklich erscheint; von der erinnerung an personell: er ging hinein, fing ein ableitendes gespräch an und führte die einbildungskraft von einem gegenständ a u f den a n d e r n , bis e r endlich den freund Charlotten vergegenwärtigte. GÖTHE 17, 365; W i l l l e l m , dem dieses blatt seine T h e r e s e wieder völlig vergegenwärtigt hatte. 1 9 , 1 8 3 ; er vergegenwärtigte s i c h seinen viel ehrwürdigeren vater und die t h e u r c m u t t e r . GUTZKOW ritler vom g. 2 , 1 1 ; und wenn sie die beiden k i n d e r s i c h v e r g e g e n w ä r t i g t e , die ihr eigentlich . . wie kleine engel zugeflogen g e k o m m e n w a r e n . kl.narrenw.36; von dingen: a c h , ich habe a l s Student s p ä t e r nie m e h r aus e i n e m w e i c h s e l r o h r rauchen k ö n n e n , o h n e nicht daran zu reiben und zu reihen und a u s dem k ö s t lichen geruch des r o h r s m i r u n s e r n finkenfang wieder zu vergegenwärtigen. GUTZKOW sauberer von Rom 2, 9 7 ; ganz besonders von abstracten dingen: sie (die darstellung) vergegenw ä r t i g e t , durch hülfe der s p r ä c h e , das a b w e s e n d e in vers c h i e d n e n graden d e r täuschung. KLOPSTOCK 12, 12; u n s e r f r e u n d h a t t e sich n u n m e h r auf einer kurzen W a n d e r u n g durch diese hallen die Weltgeschichte wieder vergegenwärtigt. GÖTHE 2 2 , 2 1 ; genug, ich vergegenwärtigte mir alle b e g e b e n h e i t bis ins k l e i n s t e detail, und e r z ä h l t e sie m i r der r e i h e n a c h a u f das genaueste. 24, 223; die sämmtlichen p o r t e f e u i l l e s des trefflichen k ü r s t l e r s , zum e r s t e n m a l e a l l e b e i s a m m e n , (gaben) ihm g e l e g e n h e i t , den w e g , den er g e n o m m e n , in stätiger folge den s c h ö n e n zu vergegenwärtigen. 22, 137; war es, dasz

395

unsere einbildungskraft nicht fähig ist das vorzügliche festzuhalten und völlig wieder zu vergegenwärtigen, oder hatte wirklich ein bewegterer zustand ihr mebrern reiz gegeben. 22,116; da ich dieses geliebte, unbegreifliche wesen nur zu bald verlor, fühlte ich genügsamen anlasz, mir den werlh zu vergegenwärtigen. 25, 22; weh! doch! eitles mühn, sich zu vergcgenwärt'gen l'erngeschiedenes, unwiederherstellbares! 40,411; unsere leser überzeugen sich wohl, dasz . . . wir beim Vortrag unserer geschickte erzählend und betrachtend verfahren müssen, wenn wir in die gemiithszustände . . eindringen und sie uns vergegenwärtigen wollen. 22, 105; ich genosz an der Seite des lieben mädchens der herrlichen sonntagsfrühe auf dem lande, wie sie uns der unschätzbare Hebel vergegenwärtigt hat. 2 6 , 1 2 ; wenn ein geliebtes weib den schmerz täglich vergegenwärtigt. GUTZKOW ritter vom geist 3,101. 2) reflexiv: innerlich scheint mir oft ein geheimer genius etwas rhythmisches vorzutlüstern, so dasz ich mich beim wandern jedesmal im tact bewege und zugleich leise töne zu vernehmen glaube, wodurch denn irgend ein lied begleitet wird, das sich mir auf eine oder die andere weise gefällig vergegenwärtigt. GÜTBE23,6; (sillen, gebrauche und gesinnungen unserer altvördern) die sich durch wieder auferstandene pfeifer und abgeordnete.. auf eine so wunderliche weise vergegenwärtigten.

24,36.

V E R G E G E N W Ä R T I G U N G , f. Vorstellung einer suche als einer gegenwärtigen. 1) als Handlung: das vergegenwärtigen, das gegenwärtig machen: aucii ich schrieb sehr gern an sie, denn die vergegenwärtigung ihrer Vorzüge vermehrte meine neigung auch in der abwesenheit. GÖTHK 26, 25; nach allen diesen lebhaften vergegenwärtigungen sollten wir noch ein bild des vergänglichen erleben. 31, 244; Guicciardini.. dessen fülle und vergegenwärtigung ihn zu einem der vorzüglichsten geschichtschreiber macht. NIEBUHR leben 2,266; eine soeben in Frankfurt geschlossene Verlobung und die vergegenwärtigung eines volligen bruches mit unsern heimischen Verhältnissen . . . bestimmten mich. GUTZKOW no». u. skizzen 136; sollte nicht die vor der weit festgehaltene demuth, das kleid und die entbehrung des klostergelübdes die immer bereite vergegenwärtigung der begriffe sein, die sie dem weltlichen leben vorhalten . . . möchten ? tauberer von Rom 3,162. 2) als zustand, das gegenwärtig sein: das kind ist uns . . . eine vergegenwärtigung des ideals. SCHILLER hist.-krit. ausg. 10, 429.

VERGEHE, f. 'landschaftlicher name einer art Hautausschläge, welche bald vergeht, aber an anderm orte wiederkommt' ADELUNG 4, 1426. HEINSIUS 4 , 2 , 1 2 4 ; in anderer bedeutung noch heute mundartlich im oberlausihischen, eine trüglkhe Hoffnung, etwas unerfülltes; wird eigentlich gesagt von der getäuschten Hoffnung auf die geburt eines kindes, da sagt der landmann: es war eine

VERGEHEN

VERGEGENWÄRTIGUNG — VERGEHEN

vergehe.

ANTON 14 ( 1 8 4 3 ) ,

10.

V E R G E H E N , verb. z u ende kommen, auf falschen weg bringen. l) form, in ähnlicher weise, wie beim einfachen zeitwarte (s. theil 4, 1, 2376) sind auch für vergehen drei bildungen anzunehmen, die sich mischen, zum theil verdrängen, zum theil ergänzen, entweder nämlich setzt sich der stamm einfach oder durch nasal verlängert mit der personalendung zusammen, die ersten bildung ist dann entweder ohne bindevocal oder mit einem solchen. sprachgeschicHtlich macht die einfachere entwickelung einen älteren eindruclt, in den germanischen sprachen aber ist die durch nasale weitergebildete form, wenigstens im simplex, früher nachweisbar, die einfache form drängt im einfachen wie im zusammengesetzten Zeitwerte die nasalierte zurück und setzt sich im präsens zumeist fest, so ist im ags. forgän im präsens nachweisbar (das Präteritum wird aus dem stamme i gebildet foreode), im aUfries. werden ebenfalls präsentische entwickelnden aus der kürzeren form nachgewiesen (RICHTHOFEN 751), ahd. fergät, fergänt GRAFF 4,92, mhd. ebenfalls das präsens aus vergän gebildet, nur selten zeigt sich die kürzere form im Präteritum, so mhd. sing. prät. vergie und die partieipien des Präteritum ags. forgdn (BOSWORTH 1882 310), aUfries. forgen (RICHTBOFEN

751),

mhd.

vergän

(LACHMANN, HAUPT

minnesangs

jfrühl. 65,32); auch das mmi. zeigt im präsens die kürzere form und im part. prät. vorgän SCHILLER -LÜBBEN 5, 352. während die kürzere form im pras. herrscht, ist der hauptsitz der nasalierten Weiterbildung das Präteritum, so ahd. farkiank, das wir aus

396

den zusammengesetzten formen anafarkiangun, anaforkiangun, invaserunt GRAFF 4,93 erschlieszen, mhd. vergienc, md. verginc in zahlreichen belegen; daneben die alts. erschlossenen formen fargeng, fargengun, aUfries. forgeng, forgengon, die wir sicher aus rückschlusz aus den übrigen Zusammensetzungen ansetzen dürfen, mnd. vorgink, vorgingen, conj. vorginge (SCHILLER-LÜBBEN 5, 352). .meist auch hat das part. prät. sich aus dem stamm gang gebildet, ahd. fergangen, mhd. vergangen, alts. fergangen (Heliand 5766), mnd. Vorgängen, wie sich aber reste der kurzen form im Präteritum finden, so Haben sich auch reste der nasalierten form im präsens erhalten, so erschlieszen wir für des Heliand spräche ein fargangu; im altfries. furgunga, im altHochd. der conjunctiv fergange (GRAFF 4, 93). 2) im nhd. hat sich beim einfachen Zeitwort im präsens die kurze und im Präteritum die nasalierte form fast ohne ausnähme festgesetzt, aber an die stelle des alten gän ist zunächst gän und eine bindevocalische bildung an stelle der ohne bindevocal getreten. die ersten anfänge für beide entwickelungen liegen schon im ahd. und sind oben (th. 4, 1, 2376) im einzelnen nachgewiesen, gleiche Wandelungen macht auch vergehen durch, im allgemeinen ist die bindevocalische form durchgedrungen, nur in geringen resten ragen die älteren formen in das nhd., so vergabt DASYP. 171, vergadt MAALER 418', vergond 3 pl. präs. SCHADE Satiren 3 , 6 3 , 3 1 . WICKRAH bilger vorr. A3, sehr selten kommen nasalierte formen im präsens vor, so im conjunctiv präs. vergang STEINHÖWEL Esop 48 Osterley, vergange MAALER 419"; d a ; er jn vergang. REIFERSBERG Spinnerin n4 k . 3) bedeutung. das einfache gehen ist durch vorsetzen der silbe ver verstärkt worden, aus gehen gleich hinweggehen wird in der Zusammensetzung die bedeutung 'vollständig schwinden, zu gründe gehen', ferner hat ver dem zeitworte mitunter transitive bedeutung gegeben, daher gehen machen, durch gehen beseitigen, an etwas vorübergehen, dann (refl.) mit der Übeln Nebenbedeutung auf falsche weise gehen machen, daher irre führen. intransitiv, hinweggehend verschwinden: mhd. diu sunne diu vergienc, die Sterne spielten sich! die helle wart beroubet, in dem tempel reis der sigel von obene ze tat. minnes. 3,95* Hage»; nhd. welcher nu dieselbe (die Schönheit) in dem l e i b e . . . suchen will, der findet euserlich eine schnöde vergängligkeit . . . einen plitz der zugleich leuchtet und vergehet. OPITZ 2, 252; die s o n n e . . gosz . . über die schattenbeete der tliäler ihre goldführenden purpurflttsse. eben, als sie verging, nahm V i c t o r . . . J.PAUL 8,24; als in seine aufgehenden äugen der rothe schattenrisz der vergangnen s o n n e . , und das abendroth einfiel. 7,177; auf dinge übertragen, die als sinnlich kommend und gehend (also personificiert) gedacht werden, das endziel erreichen, aufhören: es mag nit lycht beschehen, d a ; ainer frowen der zorn vergang. STEINHÖWEL Esop 48 Osterley; derhalben wird ihr gut ein böses ende nemen, und wie der tauch vergehen. LUTHER 3, 292'; wo dasselb (das angefangt concili) verging. DRUFFEL 3 , 9 1 ; sobald der imbisz vergeht, wil ich einen hotten zu dem abt schicken. Galmy 338; die schmerzen, die langsam vergehen . . . haben kein lebhaftes vergnügen zur folge, weil der Übergang unmerklich ist. KANT 10,251;

die Schlacht wert anderhalbe stund, (ta war sie schon vergangen, wurd mancher Schweytzer zu tod geschlagen, manicher wurd gefangen. lied von d. *clthtchl bei Pirna (BECKSTEIN »rat. 1,140); ach, ich kan mich kaum kehren, wenden, also sint mir zerrürt die lenden, als wer ich an der folter ghangen, und het gebeicht alls, was vergangen. FISCHART dicht.

besonders

gern v o n der

2,7,141

Kurz;

zeit:

der zit verginc unweiger lanc, den hoden wart ir habedanc gesaget erliche. Elisabeth 635; die zeit des schweigens ist Vorgängen, und die zeit zu reden ist kommen. LUTHER adel d. natioN 3 neudr.; die nacht ist vergangen, der tag aber herbeikomen. so lasset uns ablegen die werck der linsternis und anlegen die waffen des Hechtes. Rom. 13,12; und da die sieben tage vergangen waren, kam das gewesser der sindfluth auff erden. 1 Mos. 7 , 1 0 ; denn sihe, der winter ist vergangen, der regen ist weg und da hin. Hohelied 2 , 1 1 ; ee acht tag vergeend. Aimon bog. D m ; aber ihr herr liebster hat mich zuerst aufgeweckt.. da haben wir geredt ja uud so ist .Tiir die zeit vergangen. GRI.LERT

397

398

VERGEHEN

VERGEHEN

3, 256 ; das leben eines attischen bürgers ist ein immerwährender rechtsstreit und die festläge abgerechnet, vergeht kein tag im ganzen j ä h r , dasz er nicht entweder als riebter oder als p a r t e i . . . beschäftigt ist. WIKLAND 3 3 , 6 4 ; die zeit vergeht. GÖTHE 1 9 , 1 ; wenn aber auch einzelne noten in dem c o n c e r t am obern tisch nicht recht zu einander stimmten, so verging doch der truthahn und die sahnmehlspeise . - • ohne widerwärtigen zusammenstosz des gelehrten Wissens. FREITAG handschrift 1,154;

nennt das imperfectum die k a u m vergangene, das perfectum die völlig vergangene, das plusquamperfectum die längst vergangene zeit, sprachkunst 297; ADELUNG die vergangene zeit, lehrgeb. 1 , 1 6 . es scheint erst in diesem Jahrhundert aufgekommen zu sein Don g e g e n w a r t , V e r g a n g e n h e i t , Zukunft a b zeitbezeichnung zu sprechen, s. oben V e r g a n g e n h e i t , partieipium substantivisch: er wird s i c h mit ihnen in r a p p o r t setzen . . . wird ihre geheimsten g e d a n k e n , ihr vergangenes und z u k ü n f t i g e s . . . e n t d e c k e n . TIIÜHMEL 1 , 9 8 ; man kann das gegenwärtige nicht o h n e das vergangene e r k e n n e n , und die vergleichung von beiden e r f o r d e r t m e h r zeit und ruhe. GÖTME 28, 267 ; w e n n gleich a u s z e r o r d e n t l i c h strenge und harte leute s i c h gegen das vergangene und nicht zu ä n d e r n d e mit gewalt zu s e t z e n . . p f l e g e n , s o . . . 1 8 , 8 2 ; w e r doch mit der a l l w i s s e n h e i t des vergangenen a u f das treiben der m e n s c h e n von oben herabsehen k ö n n t e ! H.HEINE 1 , 1 5 3 ;

der sommer ist hart für der tbur, der Winter ist vergangen. LUTHER kirchenl. 3,4; Daniel hat mir ein straff benendt, zwölff monat seil vergangen sendt. derhalben so wirl nichts darausz. II. SACHS 3, 1,148 ( 1 1 , 4 7 , 6 Keller); verzeuch ! dein thörichtes begern wirst du mit trawen innen wern. eh wann vergellt ein halbes jar, dein glüb darfst halteil nil fürwar. 2,3,12 (8,43,9 Keller); und laszl uns hören mit verlangen, wie im sommer newlich vergangen von Ziircli ein gsellig burgersehalft . . gen Straszburg aul das schieszen l'uhr. FISCHART dicht. 2 , 1 8 1 , 8 5 Kurz; wenn sie von dem fenster geht, isi der tag vergangen. RÜCKERT 1,276. mit näherer bezeichnung der in der vergeltenden zeit vorgenommenen besehäfligung: nehmen sie diese bi'icftasche, sie hat etwas ähnliches von ihrem j a g d g e d i c h t , viel erinnerungen sind daran g e k n ü p f t , m a n c h e zeit verging unter der arbeit. GiiiHE 22, 7 0 ; mit solchen scherzen vergingen die ersten stunden des morgens. GUTZKOW Iiiier 2, 277. pari, pras., besonders prdl. in adjectivischem gebrauche, vergangen selten »on menschen (entweder verstorbene oder überhaupt ehemalige): die vergangenen und künftigen b a n k r o t t e r sollen gezwungen w e r d e n , um sie zu würfeln. RAHENER Satiren 3, 232; er stellte sich zwar vor und recht g e r n , was den vergangnen freund lossprach. J . I'AUL 1 0 , 1 5 ; die s o n n e brannte heftig, niemand traut dem schönen w e t t e r , man schreit über das böse des vergehenden j a h r e s . GÖTHE 2 7 , 1 3 ; sei du j r hiitcr, auü" das du lang h e r n a c h heimsuchest und nach viel vergangenen j a r e n körnest in das land, das vom schwert widerbraclit. LUTHLR S, r,; wan er was miszlröstig der vergangnen geschichten halb. Aimonbog. S ; und weil wir den vergangenen sommer so gar nichts ausgeiichtct h a t t e n , wolte mir das gluck oder vielmehr das U n g l ü c k , dasz ...Simplic. 1, 354, 16 Kurz; nun liel mirs aufs herz, dasz in vergangner n a c h t . , ich einer solchen alinung mich nicht erwehren konnte. GÖTHE 30, l i o ; (da ich) mich hier in Florenz m a n c h e r vergangenen Widerwärtigkeiten wohl erinnern mag. 3 4 , 1 1 ; wie es zugehe, dasz wir oft im träume in die längstvergangene zeit versetzt w e r d e n . . wird wohl immer unerklärt bleiben. KANT 10, 200; mich beweget zum erzählen ein geheimer trieb der seelen, von vergangnen leiden fern, schiliiert sie ein jeder gern. GOTTER 1 , 2 1 0 ; ich hab auch diese nacht vergangen, ein list erdacht, der wirt nit fehlen; den wil ich dir auch nit verlieh). II. SACHS 3,1, 151 (11,57,16 Keller)-, (nur Wüllen) das nur ansagen, jedoch trauriger gslalt. was für jammer und klagen sich erst vergangner tagen zutragen für gewalt. SOLTAU hial. volksl. 1,469; das vergangene j ä h r , der vergangene m o n a t , tag u.s.w. ist stets der zuletzt verflossene; die vergangene zeit, grammatischer kunstuusdruck für Präteritum, findet sielt schon bei ICÜELSAMER angedeutet, wenn auch nicht wirklich eingeführt: ich las ain mal ainen briefT, den eines groszmächtigen fiirsten cantzler an groszc thumherren geschriben hett, hegerende an sy, das man . . under der singenden mesz am olVcnllich vermanung zu dem volck tliun wölt u. s. w. da lachet ich und gedacht, wie die mesz singen m u s t , dann dises teütsch partieipium, singend, haiszt so vil, das die mesz müszt singen, da er gesagt solt h a b e n : under der gelungnen mesz und solt gewiszt haben das dises partieipium preteritum vil mals also vergangen und geschehen haist, das doch noch gegenwärtig im werck ist und yetz erst geschieht, teutsche grammatik 4; so bei SCHOTTEL: fast vergangene (imperfeclum), die vergangene ( p e r f e c t u m ) , gantz vergangene ( p l u s q u a m p e r f e c t u m ) zeit. Iiaubtspr. 548; so STIELE« lehrschr. d. hocht. sprachkunst 124; GOTTSCHED

wer blickt wehmüthiger in das vergangne bin? GOTTER 2 , 1 1 ; in dem vergangnen lebt das tüchtige, verewigt sich in schöner that. GOTHK 3 , 7 6 : das vergangne will ich tragen; kannst du mich lieben? nun, so seis! GÖCKINGI i/eil. (1821) 3,128; vergangen gewinnt auch in der altern spräche adverbiale bedeutung, neulich, früher: meinen h e r r n , den du u n l ä n g s t vergangen s c h e n d t l i c h ertödt hast. Aimon bog. C ; ich habe n ä c h s t vergangen schon deine beswerung mit j e n e r müh b e f ö d e r t . BUTSCHKY kanzlei 27; er hat sich vergangen verlauten l a s s e n . causenmacher 7 2 ; saszet ir denn nicht vergangen in e u r e r s t u b e ? 144; und wie ich dessen glück vergangen abgemahlet, so will ich dieses mal auf nichts als ruh gedenckcn. CHR. GRYPUIUS poet. vjälder 1,519; in niederund oberdeutschen mundarten heute noch in dieser bedeutung vorkommend, vgl. BERND 335. DXHNERT 520. KEHREIN l, 422. SCHMIDT aeslerw. id. 292. TOBLEB 1S3. SEILER Basler mundart 107. vergangen geht ganz in die bedeutung der präposition über — vor, und ähnelt ihr auch dadurch, dasz es mit dem dativ zusammentritt: menniglichen w e i s z , dasz m e i n e r frauwen t r u c h s e s z vergangen etlichen tagen m i t t o d t a b gangen ist. Galmy 154. 4) zu gründe gehen, ('.ei menschen) sterben: gesche ouch, d a j der vorgenante greue Henrich in dissem j a r e vorginge, er he die sloz g e l t e s t e , so sulle w i r . . MICHELSKN rechtsdenkm. 186 (Clingen, von 1353); Nltd. nur in der altern spräche, heute unühlich: (es) sol des herrn k n e c h t bleiben l e o l a m , das ist ewiglich, hie wissen die jtiden wol das weder h e r r , k n e c h t , n o c h haus ewig b l e i b e n , s o n d e r n müssen s t e r b e n , vergehen, uud alles v e r e n d e n w e r d e n . LUTHER 7 , 3 6 ' ; und j r übrigen vergehen und s t e r b e n auch u n v e r s e h e n s , lliob 4, 2 1 ; der ich doch wie ein faul as v e r g e h e , und wie ein k l e i d , das die m o t t e n f r e s s e n . t;i, 2 8 ; wahrlich ich sage e u c h , dis ges c h l e c h t wird nicht vergehen, bis das dieses alles g e s c h e h e . Matth. 24, 34; (das isi) nicht eine Weisheit dieser weit n o c h der o b e r s t e n dieser weit, w e l c h e vergehen. 1 Cor. 2 , 6 ; regiert ein soliche scharplfe p e s t i l e n t z . . das in einein halben j a r zu Nürnberg über viertausend m e n s c h e n . . vergiengen. FRANK chron. (1531) 2 1 l " ; stirb denn, vergeh, anbetend, du sklav, gen himmel gebücket. K L O P S T O C K Mets. 2,714; auf den stürzete sich Abbadona mit ihm zu vergeben: doch er verging nicht, er sinkt mit gespaltenem haupte dumm und gedankenlos unter die todten, und glaubt zu vergehen. 4 , 1 5 5 ; oft näher bestimmt durch zusätze: zugen sy in heres krafft über die Delphen und erfuoreA flysziglioh, welche s c h u l d b e t t e n an d e m tod E s o p i , die lieszen sie a l l . . mit söllichem t o d ouch vergaun. STEINHÜWEL Esop 76 Ost.; alsbald die S a x e n h ö r t e n , das der f r ä n k i s c h e kiinig Diethwald mit tod vergangen w a s , m a c h t e n si sich a u f , überfielen a n d e r T e u t s c h e n . AVENTIN. 2 , 5 1 , 2 5 Lexer; so er mit ilodt vergangen i s t . RANIE ges. Schriften 6 , 2 6 (von 1502); noch ist deren die grflste z a l , so täglich durch k r a n c k h e i t und natürlichs tods vergon. WICKRAH der irr rillend bilger vorred A 3 ; an der p e s t vergienge diesz j ä h r ein k n a b in der Stadt B e r n . SCHEUCHZER 2 , 1 5 2 ; die (frommen) werden mit schrecken dastehen, wenn jene zu gründe vergehen, und endlich mit heiligem lachen sich wiederum lustig bei machen. P. GERHARD 6,37 Oödekei

399

VERGEHEN

VERGEHEN

Johann vergieng durch gifft, das ihm das kloster mischt. A. GRTPHIUS 2,382 Palm; n e i n l S j p h a i sol schnurstracks durch die faust vergehn1

der arme teuiTel must es (das licht) halten, und wer er drüber auch zerspalten, bis das es ausgeschrieben war, da war das Hecht vergangen gar (abgebrannt).

L Ö B E L S T E I N SO/I/I. ' 2 6 , 2 1 8 :

auf dem g r a b e d e r vergangenen g e s c h l e c k t e r . KLINGER 12,279; auf körpert/ieile übertragen: die g r ü n e e r d e g e h t a u s e i n a n d e r a n d s c h i i g t ü b e r m e i n e f a l l e n d e p u p p e mit ihren b l u m e n z u s a m m e n u n d d e c k t d a s vergangne h e r z m i t r o s e n z u . J.PAUL 7,149; d a n n s e h e ich weiter n i c h t s zu t h u n , a l s . , n i c h t blutig zu w e i n e n ü b e r ein vergangnes h e r z , ü b e r die t i e f e t o d e s a s c h e auf allen f e l d e r n . . m e i n e r j u g e n d . 23,115; hierher gehört vergehen als übertreibender ausdruck für moralische Vernichtung, sei es durch ein Vorkommnis, sei es durch ein drückendes geßhl, kummer, schrecken oder durch demütigung. in erstem falle wird, wenn die Ursache angegeben wird, dieselbe durch a b e r , wegen oder ähnliches beigefügt, in letztem falle besonders gern durch vor. auch ohne solche nähert bestimmung: sein scherz (schcinl) unleidlich plump, und ekelhaft sein kusz; wagt er noch mehr, so möchte man v e r g e h e n ! W I K L A N D Oberon

6, £ 5 ;

vor s c h ä m , vor s c h ä n d e , vor k u m m e r v e r g e h e n : u n d w e n n sie s c h o n k e i n s s o l c h e r s c h r e c k n i s b e t t e e r s c h r e c k t , so h e t t e n sie d o c h m o c h t f ü r f u r c h t vergehen, da die t b i e r u n t e r sie f ü r e n . «eetsh. Sal. 1 7 , 9 ; ich m ö c h t e vor v e r d r u s z vergehen. GELLBKT 3,22; e r (der morgenländische fürst) vergebt vor langer w e i l e , i n d e s z die sitszesten g e r ü c h e von Arabien vergeblich f ü r ihn d u f t e n . WIELAND 1,137; b e k e n n e , d a s z d u ein verr ä t e r i s c h e r e l e n d e r b i s t , u n d vergeh vor s c h ä m ! 2 , 1 8 0 ; diese zwei s t u n d e n w u r d e n m i r u n e n d l i c h lang u n d ich vergieng vor u n g e d u l d , als die dritte verflosz, ehe d e r k u c h e n a u s d e m o f e n k a m . GÖTHE 25, 353; u n d du vergehst nicht d a r ü b e r , sie so e t w a s f ä h i g zu h a l t e n . FR. MÖLLER 2 , 5 2 ; o i h r m ä c h t e d e s h i m m e l s ! e n t l a s t e t m i c h dieser tödtlichen w o l l u s t , dasz ich n i c h t u n t e r d e r b ü r d e v e r g e h e ! SCHILLER riuber 6,2 (hist.-krit. ausg. 2 , 1 9 0 ) ; grosz angst durchdrungen hat mein hertz, vor hertzenleid möcht ich verghen, ich kan schier weder ghen noch sthen.

Keller);

H . SACHS 2 , 1 . 5 ( « , 4 1 , 1 6

mit folgendem abhängigen sähe: m e i n e k l e i n e ist f a s t vergangen, d a s z i h r so lang a u s b l e i b t . G Ü T H E tijm.z (8,233); dlesz holde weib . . an meine brüst zu drücken . . ists möglich, dasz ich vor entzücken nicht gar verging? W I E L A N D übnon 4,7; lasz dich erbitten, königliche f r a u , dein aug' auf die unglückliche zu richten, die hier vergeht vor deinem anblick. SCHILL»

M . Stuart

ich aber wollt vor lust vergehn, ich hielt im arm mein liebelten schön.

H . HEINE

3,4;

15,37.

von dingen, untergehen, vernichtet werden: si (die geistlichen, welche lehen tragen) m u s z e n oucli die l e b e n f ü r t e n (fürchten), die u n d e r i n e n s i n d , d a s z si dieselbigen nit zu h a r t s t r a f e n a n d e r k a n z e l . do mit vergond alle christliche r e c h t . SCHADE sat. u. pasqu. 3 , 6 3 , 3 0 ; solle d e r l e i c h n a m folge t h u n e i n e r s e e l e n , die g r ü n d l i c h r e w h a t u n d e n t z ü n d e t ist in d e r w a r heit, e r m u s t n e h e r d e n n in einer s t u n d zuflieszen wie d e r s c h n e e u n d vergehen. LOTHER l , 2 t ; es m a g einer stad a b gehen j r b a n d e l , b ü r g e r weniger w e r d e n , b e u s e r v e r b r e n n e n , e c k e r , wiesen u n d alle g r ü n d e vergehen, u n d einem jglicben h a u s w i r t sein g u t u n d viehe weniger w e r d e n . 1 , 1 9 6 ' ; gottes w o r t m u s bleiben u n d n i c h t allein biscbofTlicber s t a n d , s o n d e r n a u c h bimel u n d e r d e n vergehen, da magstu dieb nach richten. 2 , 1 4 1 ; das gesetz w i r d bei den p r i e s t e r n n i c h t verg e h e n , d e m w e i s e n w i r d kein r a h t g e b r e c h e n , n o c h d e m p r o p h e t e n d a s w o r t g o t t e s . 2,45'; gott gebe, d a s sie z ü r n e n m ü s s e n bis die g r a u e n r ü c k vergeben. 2 , 1 9 0 ' ; z u n Zeiten Samgar d e s s o n s A n a t b , zun Zeiten Jael w a r e n vergangen die w e g e , u n d die da auff p f a t e n gehen sollen, die w a n d e l t e n d u r c h k r u m m e wege. richter 5 , 6 ; d u h a s t vorhin die e r d e g e g r ü n d e t u n d die himel sind d e i n e r h ä n d e werck. sie w e r d e n vergehen, a b e r d u bleibest, psalm 102,20; himel u n d e r d e n w e r d e n v e r g e h e n , a b e r m e i n e w o r t werden n i c h t vergehen. Matth. 2 4 , 3 5 ; male partum male disperil, das unrecht oder übel g e w u n n e n i s t , d a s vergaht übel. DASYP. i ~ l ; dieser a u s d r u c k (er stirbt ab) findet n u r a l s d e n n s t a t t , w e n n d e r zweig n o c h an d e m s t a m m e s i t z t , welcher l e t z t e r e r g e s u n d ist u n d bleibt, da j e n e r n u r alleine vergehet. LESSING 3,111;

400

FISCHART dicht.

1,211

Kurz;

die guten freuen sich . . dasz dein sinn, o heiilt, den frieden höher schätzt, als etwas in der weit, das mit der weit vergeht. OPITZ 1 , 1 ; wie wohl doch stehet der, so . . erkennt, dasz alles hier vergebet und beginnt, b e g i n n e t und vergeht. 1,4!); werther freund . . du bist von hinnen, einzunehmen ehr und gut, das durch altsein nicht vergeht, sondern mit der ewigkeit immer in die wette steht. LOGAU 3, i n . 10 (478 E i n e r ) ; dann gottes, des ewigen, gute bleibt immer in völliger blute, und währet noch täglich und stehet, ob alles gleich sonsten vergehet. 1'. GERHARD 5 , 5 Gödeke; die färbe deiner wangen, der roten lippen praclit ist hin und ganz vergangen; des blassen todes macht hat alles h i n g e n o m m e n . 50,18; wann alles diesz zusammen durch hitz' und macht der flammen wir(d) werden rauch und wind, wird doch die liebe stehen und ewig nicht vergehen, weil sie gott selbst entzündt. S. DACH 402 Ost.; es werden die wellen alle vergehn, und neu aus ihrem staube sich s c h w i n g e n . . KLOPSTOCI Mess. 1,309; o ! wenn ein h a u s im feuer soll vergehn, dann treibt der himmel sein gewölk zusammen, es schieszt der blitz herab aus heitern höhen. SCHILLER Piccol.

3,9;

vergeh', erbärmlich machwerk! ich bin frei. son abttracten

dingen,

enden,

UBLAND ( C a n s l a d t 1 8 3 4 )

zu ende

kommen:

178;

dann j r (der sonne) der kib vergangen war, als sie ward jres vortails gwar, und Iis die pferd gern langsam traben, meh kurzweil mit dem schilT zu haben. FISCHART dicht. 2,196,675 Kurt: durch vergessenwerden, nichtbeochtung (aus der erinnerung) verschwinden: j r g e d e c h t n i s ist vergangen wie ein k l a n g . LUTHER 1 , 3 7 ' ; nicht ein spitzlin eins geringsten b u c h s t a b e n w i r d vergeben von dem gebot gottes, es m u s alles g e s c h e h e n . 1 , 6 0 ; nicht ein t ü t t e i n o c h b u c h s t a b sol vom gesetz vergehen. 5,292; a b e r weil n i c h t dabei geredt w a r d (ob gott wil), blieben es w o r t u n d vergiengen mit dem hall. 5,281*; sein g e d e c h t n i s wird vergeben in d e m l a n d e u n d w i r d k e i n e n n a m e n h a b e n auff d e r g a s s e n . Hiob 18,17; i r d i s c h e b e l o h n u n g e n vergeben . . . die e r h a b e n s t e n j u b e l l i e d e r verhallen ü b e r d e m sarge. SCHIUEI

1,101;

. . ich halte nichts aulT geld, auff ehre die vergeht, und gauckelei der weit.

OPITZ

1,139;

hierher: s i e neigte s i c h mit e i n e r w e h m ü t h i g e n b e w e g u n g zu i h m , u n d i h r e g l ü h e n d e n w a n g e n b e r ü h r t e n sieb, die weit verging i h n e n . GÖTHE 16,177; durch krankheit schwinden, besonders f ü r zeitweiliges schwinden der kräfte des körpers oder des geistes: j a a u c h die gsicht ist vergangen. TH. PLATTER 3« Fechter; ihr a l l e r s c h ö n s t e s J o s e p h s a n g e s i c h t w a r g a n t z verg a n g e n . pers. rosenth. 5 , 1 0 ; die s i n n e vergiengen m i r . GOTTER 3 , 3 4 ; a c h , lieber m a n n , f ü h l e n sie d o c h m e i n e b ä n d e a n . e s wird m i r so k a l t , die g e d a n k e n vergehen m i r ganz. GELLERT 3,353; o b e n w a r mir d e r a t h e m vergangen. B E T T I N A briefe 1, HO; allweil von stetem rinnen mir d' äugen fast vergehn. S P E I 48 Balte; hin sinkt es und begräbt im falle mich mit des leibes riesenballe, dasz schnell die sinne mir vergehn. SCHILLER kämpf mit dem drachen: durch plötzlichen schrecken, erstaunen u. s. w. (meist übertreibender ausdruck): m a n hieng biszweilen u n s e r m d u r s t g u r g e l e r zu o b e r s t eins t h u r n s ein grosz k a m e l s e i l a n . a n d e m s e l b e n h a s p e l t er mit b e i d e n b ä n d e n h i n a u f , d a r n a c h f u h r er w i e d e r u m b . . h e r a b , d a s z einem d a s gesiebt d a r o b vergieng. Garg. (1590) 355; (er) w i e s f e r n e r e i n e u n u n t e r b r o c h e n e reihe . . . mit einer Sicherheit v o r , d a s z einem die g e d a n k e n verg i n g e n , wie es zu g e s c h e h e n p f l e g t , wenn u n s das h a n d greiflich u n w a h r e a l s e t w a s , d a s sieb von s e l b s t versteht, zutraulich v o r g e s p r o c h e n wird. GÖTHE 31,221; («») macht deiner tugenten kiarheit mit wunder mein gesicht vergehen. WECKHERLIN 3 8 1 ( o d .

1,8);

401

VERGEHEN

VERGEHEN (ich) sah ihn mit ihren locken spielen, in ihres busens Tülle wühlen — sah nichts m e h r l mir verging das gesteht.

402

swie min Ion und ouch min ende an ir gesté,

d a ; ist min a l l e r m c i s t i i i

not,

zallen ziten furchte ich, d a ¡ si mich vergè, sò wer ich an freeiden töt. minms. 1,70* tlodmer;

WIELAND 1 8 , 2 6 3 ;

formelhaß : es vergeht einem hören und sehen ; die postillons fuhren, dasz e i n e m sehen und hören vergieng. GÖTHE 2 1 , 3 2 ; von gewaltsam unterdrückten gemütsbewegungen oder deren äuszerlichen Vertretern gesagt (mit stets beigefügtem daliv der person) : das lachen m i r dorob vergehet. LUTHES 2 , 5 6 ' ; darüber verging mir die l u s t , j e m a l s wieder zu ihm z u r ü c k z u k e h r e n . GÖTHE 3 4 , 3 4 ; da vergieng dem s p a s z m a c h e r der muthwillen.

selten nhd.: s i l i e , da hastu weib und k i n d , die mustu erneeren mit erbeit und sorgen, so wird dich d e r kützel und b r u n s t vergehen. LUTHER 8 , 3 9 ' ; die conslruction wird gern unpersönlich, so mhd. (vgl. gramm. 4,239): es möhte doch einen zagen immer mère vergàn, d a ; er getorste si bestSn. HAITIANH Erec 5390.

HEBEL

5) das reflexivum, im mhd. schon reich entwickelt, hat a) im anschlusi an nr. 1 des intransitiva die bedeulung ende, zu gründe gehen':

3,225;

der alte künig, der ist todt, wellichen hat demütigt got, das im der hochmut war vergangen.

H. SACHS 3 , 1 , 1 4 « ( 1 1 , 4 9 , 2 2 Kelter)



als nun war eingesalbt disz schmär, nam disz gsalbt horn selbst Lucil'er, und setzt es aufT und spei gleich feur, und stellt sich also ungeheur, dasz den teulieln verging das lacheu, und sahen saur zu disen Sachen. FISCHART dicht. 2,252,396 Kurt; nur nicht zu früh gelacht, mein schönes kind ! der lacht am besteu, der am letzten l a c h t ! das kichern soll dir bald genug vergehen. WIELAND 26,204 ; wenn ich den berg hinunter g e h e : so denk ich narr schon an die höhe, die folgen wird, und da vergeht mir denn der schmerz. GELLERT 1, 164;

sich etwas vergehen l a s s e n : wenn . . das einstimmige u r t h e i l . . ein wall w ä r e , über w e l c h e n zu schreiten . . für ein verbrechen . . m ü s z t e gehalten w e r d e n , so würde ich m i r den vorwitz wohl vergehen l a s s e n , meinen e i n f a l l e n . . freiheit zu e r l a u b e n . KANT 8 , 4 2 7 ; a b e r die Sache hat noch einen andern h a k e n . , denn das haben muszt du dir ein für a l l e mahl vergehen l a s s e n . WIELAND 35, 4(i. vergehen kann auch ein erledigtwerden durch hehandlung bedeuten, selten und nur in der allem spräche vorkömmlich : diese vier vergangene gebot haben j r e werck in der v e r n u n f f t . . diese nachfolgende gebot handeln mit den begirden und wolliisten des m e n s c h e n , sie a u c h z u t ö d t e n . LUTHER

4) transitiv, a) sinnlich, etwas durch gehen beseitigen, gehend nicht beachten, im nhd. seilen ; wo es sich aber findet, ist meist die persoti subjeel, àie Sache object: ich m u s z ein weil so umbher spatzieren, dasz ich den narren ( d i e narrheil) vergahn möge. KIRCHHOF wendunm. 138'; alsz es griinet überall . . kam auch Dorilea gehn, sich im grünen umbzusehn, und blieb bei sich denckend stehn, ob sie iu ein grünes tbal gienge, da ihr winterleid mit den blumen ohne zahl zu vergehn in fröligkeit. S. DACH 405 Oslerley; seine s c h m e r z e n , seinen k u m m e r vergehen könnte man sagen, d.i. durch bewegung im freien beseitigen, doch werden lieber stärkere ausdrücke (verlaufen u. s. w.) hier gebraucht. b) daneben entwickeln sich verschiedene abstracte bedeutungen, 'vertreten'; auch soll der schultbeisz die gemeinde verlyden und vergeen, wo es not tliut. weisth. 1,460 (Sandhofen, von 1521); umgehen, übergehen, vernachlässigen, mil sächlichem objecle: aber ich vergehe hie wissentlich lengere (Imputation. MELANCHTBOX ani. abg. art. 952 (corp. d. Christ. 1560 ; doch dasz du nichts vergest darvon, was dir der jung hat kunt gelhon, sprich, nimb ein brielT und schreib mirs drein, was da für essen werden sein. Grob. K3* (nendr. 77); in der altem spräche ist die conslruction mit persönlichem objecle häufig, so mlid. : Gàwàn s p r a c h : ir suli mir; sagen, weit aber ir m i c h ; gar verdagen, dai; iuwer nu-re mich vergét. ich freische iedoch wol w i e ; dà stèt. WOLFRAM l'ari.

euch

keine

auskunfl

erhalte);

556,28

291,47

Köplte.

nhd. nicht mehr üblich, statt dessen das intransitiv, auch andere bedeutungen, die sich noch im mhd. in reflexiver form finden, werden im spätem nhd. durch das intransitiv ersetzt, so sich vergehen, von statten gehen: verhandlunge, die s i c h zwischen im und u n s e r m lieben initburger vergangen haund. Chroniken d. städte 4, 260, 15; nhd. nu dieweil a b e r unförmlich g e f r a g t . . . m u s es sich gleich vergehen und mit andern k e t z e r i s c h e n artikeln . . zugleich hin gehen. LUTHER 3 , 4 1 5 * ; lesen Werdens viel, a b e r vergessen wird m a n s bald, o b s wol s o l c h e s c h r e c k liche zeichen sind, die sich zur propheten und a p o s l e l Zeiten wol v e r g a n g e n und billig sotten unvergessen b l e i b e n , wo wir n i c h t so gar unbuszfertig verstockte leute weren. 6,351* ; in übertragener bedeutung, vorwärtsschreiten, vgl oben 3. b) sich v e r g e h e n , mit übler nebenbedeutung, sich selbst an einen falschen ort bringen, sich verirren, ist mhd. und nhd. nachzuweisen: mlid.

1,251'.

3) die bedeulung der Vorsilbe ver wird abgeschwächt, an stelle der bedeulung hinweggehen und dadurch verschwinden tritt die Bedeutung hinweggehen und dadurch vorwärtsgehen, vorschreiten : wann die frow E l i s a b e t was unberhaft vergangen in iren tagen. heil, leben (1472) 60" (TtQußeßrjxoxas èv tale r/fiepau. Luc. l , 7). mitunter ist vergehen mil weiterer abschwächung der Vorsilbe unserm vorgeben gleichbedeutend, doch ebenfalls nur selten und in der ällern spräche: das mir heind in dem herzen mein so schwerer träum von meinem sun ist vergangen, was deut es n u n ? SCDMBLZL Saul 15'.

(dasz ich von XII.

j à , deiswär e ; ist vil gút, swa; die brút zum ersten tilt, als aber sich die tage vergàn, so habet sich scheiden und slàn mit krige zwischen in bèden. pass.

'zu

swer mit dlsen schanzen allen kan, an dem h&t Witze wol getfin, der sih niht versitzet noch vergät uod sich anders wol verstèt. Parzival 2 , 1 5 ; wie mohtens des getrouwen, d a : si wurden sit g e v a n g e n ? si heten sich vergangen ein g a ; ; e n t e verre. Uiterolf u. Dietleib 1408;

nhd. offt pfleget die j u g e n d sich in den irrgarten b ö s e r begirden zu vergehen, wenn sie nicht durch den verstand, als der Ariadne f a d e n , den r e c h t e n weg treffen wollen. BUTSCHKT Palmos 271 ; j a in welches fremde land kan ein man sich wol v e r g e h e n ? WECEHRRLIN 3 8 2 (od.

1,8);

Trullus hat ein schönes weib. wann sie in der thüre steht, sieht man n i c h t , das leicht ein liund sich bei ihr ins haus vergeht. LOGAU 3 , 3 , 4 7 (484 Eitner); ich habe dieses neue j ä h r nicht, wie es billig, angefangen, und mit der sünder leichter Schaar mich von der tugendbahn vergangen, CHR. GRYPUIUS poei. Wälder 1,115 ; dasz ich mich von dir vergangen, an ein irrend licht gehangen, schreib ich diesem uebel zu. 1 , 1 5 5 ; in übertragener bedeutung, zu weit gehen, jedoch nur von u n passendem, unklugem handeln gesagt, ohne nähere Bestimmung: ich sprach, sölt ich mich nit vergähn, so wölt ich geren pasz verstan, wj gott doch ewig wer gewest, des mich offt zweilfel nit verlest. SCHWARZENBERG 1 5 4 , 6 ' ;

klosterbr.

gleichwohl fragt der pfaire den riuer nie, die sache sei auch noch so ritterlich, temprili, weil er das Vorrecht hat sich zu vergehn, das unser einer ihm nicht sehr beneidet. LESSIÜG 2 , 2 9 8 ; mit näherer bestimmung: vergib mir, dasz ein weib so ferne sich vergeht, die deine Sklavin i s t : da»z sie dein knie anrühret. LÖBELSTEIN Sofihon.

23,86;

wir lassen sie (die thorlwil), wenn wir sie unternehmen, aus gutem herzen andern sehn und denken nicht daran, dasz wir uns so vergehn. GELLERT

1,203;

bildlich: der übermuth der G e n t e r vergieng sieb soweit, dasz sie die giinstlinge der M a r i a . . vor den äugen dieser fürstin e n t h a u p t e t e n . SCHILLER hisl.-kril. ausg. 7 , 3 3 ; heute ganz besonders für strafwürdiges handeln gebraucht: 26

403

VERGEIGEN — VERGEISTEN

VERGEHEN — VERGEHUNG durch zaudern wird die schuld nicht gut g e m a c h t : nur hurtig 1 j e d e von euch allen, die sich verging, lasz ihren Schleier f a l l e n ! WLBLAND 10,133; wenn ihre (Marians) zarte jugend sich vergieng, mag sie's mit gott abthun und ihrem herzen, In England ist kein richter über sie. SCHILLER ;M. Stuart 1 , 1 (hist.-krit. ausg. 12,402); wo du immer dich vergangen, wünsch auch gleich die straf herbei. RÖCEKRT 397;

bei näherer angabe desjenigen, zu- dessen Ungunsten man sich vergieng, durch präposition beigefügt: sich am pfaffen vergehen. Zimmer, chron. 3 , 3 5 , 3 8 Barack; (wenn die aufwärterinnen der Studenten tu lange auf sich warten lassen) g e s c h i e h e t es zum ö f t e r n , dasz die studiosi die l e s e s t u n d e n v e r s ä u m e n und d a h e r an a u f w ä r t e r i n n e n , wie schon einige exempel vorh a n d e n , mit Schlägen sich vergehen, weim. slaats-archiv von 1760; Aristoteles f a n d ä h n l i c h e beispiele in der Iphigenie, wo die s c b w e s t e r den bruder und in der Helle, wo der sobn die m u t t e r e r k e n n e t , e b e n da die e r s t e m im begriffe s i n d , sich gegen die andern zu vergehen. LESSING 7 , 1 7 6 ; ebenso sich wider die guten sitten v e r g e h e n ; an dem gesetze sich vergehen. V E R G E H E N , n., substantivierter inßnitiv zum vorigen, schon mhd. vorkommend, jedoch in anderer bedeutung als heute, s. unten, auch mnd. v o r g a n t , jedoch in der dem hochd. fern liegenden bedeutung 'Vereinigung' SCBILLEB-LÜBBEN 5 , 3 5 3 . 1) im anschlusz an nr. 3 des Zeitworts, das vorübergehen, hinweggehen: mhd. d& diu s£Ie in der wärheit mit gote vereiniget i s t , äi e n h ä t si kein kotnen n o c h vergäll n o c h k e i n e s dinges lust n o c h urdru?. mysi. 2 , 3 7 5 , 3 9 ; das vergehen der zeit, des w i n t e r s , des s c h m e r z e s . 2) im ansclüusse an bedeutung b des reflezivs, ursprünglich das irre gehen, doch nicht mehr in sinnlicher bedeutung, sondern nur nock als abstract nachweisbar, Zuwiderhandlung gegen das gesetz, schwächer als v e r b r e c h e n , l a s t e r , siinde (WEIGANII synon. 1839), nur in der neuern spräche nachweisbar: auch sein vergehen ist n o c h ein verdienst, er würde dich nicht lieben, wenn e r n i c h t die grüszten Vorzüge zu lieben gewohnt w ä r e . GELLEBT S, 7 1 ; tadle m i c h , m a c h e mir aus m e i n e r Zärtlichkeit ein v e r b r e c h e n ; vergröszre das vergehen m e i n e r t o c h t e r . LESSING 2 , 2 ; wird ein so leicht yergehn so hart b e s t r a f t ? GÖTHE 9 , 3 3 7 ; {er) hatte zum wurme verschrumpfen mögen, um sein vergehn und was sie durch ihn leiden müssen, im staube zertreten, abzubüszen. WIHLAND 2 1 , 1 3 S ; da giebts nur ein vergehn und ein verbrechen; d e r ordre fürwitzig widersprechen! SCHILLER hist.-krit. UUSQ. 1 2 , 2 7 ( W a l l e n s t . lagcr 6 ) ; der edle Brutus hat euch gesagt, dasz er voll herrschsucht war; und war er das, so wars ein schwer vergehen, und schwer hat Cäsar auch dafür gebüszt. SHAKESPEARE Jul. Cäsar 3 , 2 Sehlegcl; geht, geht ihr guten bürger, und versammelt für diesz vergehen eure armen brüder. 1,1; das, in betreff dessen man fehlt, wird durch präposilion beigefügt: ein vergehen gegen den a n s t a n d , wider die Sittlichkeit. V E R G E H E N , verb. bekennen, sagen, s. v e r j e h e n . V E R G E H E R , m. bekenner, s. verjelier. V E R G E H R E N , verb. bei tischlern und gläsern, mit einer gehr'vmg versehen. HEINSIUS 4, 2, 1292. V E R G E H H U N G , f. V E R G E H R U N G S B R E T T , n. bei den gläsern ein breit, auf das karnieszblei vergehret wird. HEINSIUS 4 , 2 , 1 2 9 2 .

wor-

V E R G E H R U N G S K O L B E N , m. ein kolben, die vergehrung damit msammenzulöthen. ebenda. V E R G E H U N G , f . Untergang, verstosz, substantivbildung aus dem zeitwort vergeben, an dessen bedeutungen es sich anschlieszt. mhd. v e r g i n g e , in der altem sinnlichen bedeutung nhd. vergehung fast nur noch in übertragener anwendung und heute überhaupt nur selten, durch verirrung u. ähnl. ersetzt. 1) das vorüber-, vergehen: v e r g e u n g e , interitus DIEF. 304' (15. jahrh.), nov. gl. 219"; nhd. n a c h vergehung der j e t z i g e n weit, wegkürzer 6b'. 2) nhd. meist nur in übertragener bedeutung (im anschlusz an das zeitwort nr. 5, b), verirrung, irrthum, misgriff: Montfaucon b a t . . . nach kupfern und Zeichnungen g e u r t h e i l e t , die ihn zu groszen vergehungen verleitet h a b e n . WINKELMANN 3 , 7 ; gewisse vergehungen der scribenten über die a l t e r t h i i m e r . 3 , 8 ; die m e h r e s t e n vergehungen der gelehrten in Sachen der

404

alterthümer. ebenda; er b a t m i t u n t e r fehler g e s e h e n , s o l c h e verbessern w o l l e n , und neue b e g a n g e n , einige stellen a u f eine läppische art v e r ä n d e r t , a n d r e r vergehungen zu geschweigen. LICHTWEB (1775) vi; die L e i b n i t z i a n e r haben Urs a c h e , ü b e r diese wichtige vergehung der Cartesiuner mit nicht geringer befriedigung zu triumphiren. KANT 8 , 2 0 2 ; es war der fehler eines zärtlichen m ä d c h e n s und ihre flucht w a r die Wirkung ihrer r e u e , s o l c h e vergehungen sind b e s s e r , a l s erzwungene tugenden — doch ich fühle e s , W a i t w e l l , ich fühle e s ; wenn diese vergehungen auch w a h r e verbrechen, wenn es auch vorsätzliche laster w ä r e n : a c h ! ich würde ihr doch vergeben. LESSING 2 , 2 ; e n t w e d e r man b e t r a c h t e t das laster als e t w a s , das u n s r e r unanständig ist, das uns geringer m a c h t , das uns in unzählige w i d e r s i n n i s c h e vergehungen fallen l ä s z t , oder m a n b e t r a c h t e t es als e t w a s , das wider u n s r e pflicht ist. 3, t 2 ; dazu k a m n o c h das gefühl, dasz ich itzt meine j u g e n d l i c h e n vergehungen durch b e s s e r e dinge gut m a c h e n und endlich wohl gar in Vergessenheit bringen k ö n n t e . 5, 356; er b e k e n n t , sein leben sei n i c h t von groszen vergehungen frei geblieben. WIELAND suppl. 5, 8 7 ; man sucht des neiden) dann immer dem a n d e r e n eine ver(im zustande gehung anzudichten, denn wäre der nicht da, so k ö n n t e man a u c h nicht mit ihm verglichen werden. KANT 1 0 , 4 4 1 ; ist e s . , nothwendig, dasz vergehungen dasjenige u m s t o s z e n , was vert r a u e n und liebe zu gott aufgebaut h a b e n ? SCHILIEB hist.krit. ausg. 1 , 2 5 ; d e n n o c h giebt es eine art von f e h l e m , begehungen o d e r Unterlassungen s c h e i n b a r ganz u n b e d e u t e n d e r und h a r m l o s e r a r t , welche i h r e r folgen wegen z e h n m a l s c h w e r e r im g e d ä c h t n i s s e h a f t e n , a l s die gröberen vergehungen und Versäumnisse. KELLER sinnged. 219; g o t t ! mit welcher vergehung hab ichs, mit welchem verbrechen hats mein geschlecht verdient, dasz ich aus dem thale des todes kommen . . musz? KLOPSTOCK MCSG. 3,584; mitunter auch nicht von menschen, aber personificierten dingen: die vergehungen (vifiu) der einbildungskraft s i n d : dasz ihre dichtungen entweder b l o s zügellos oder gar regellos sind. KANT 10,188. V E R G E I G E N , verb. geigend zu ende führen, mit geigen verbringen: ein n a c h k o m m e j e n e s n ä r r i s c h e n m u s i k a n t e n , der am f e l s e n beim Hallberge sein leben vergeigte. AUERBACH dorfgesch. 4,32; dreifach haben sie mir gezeigt, wenn das leben uns nachtet, wie mans verraucht, verschläft, vergeigt und es dreimal verachtet. LENAU 160 Barthet. V E U G E I L E N , verb., eigentlich froh, übermütig, frech werden, machen, Zusammensetzung zu geilen theil 4, t 2 , 2594. 1) wie das einfache zeitwort, nimmt auch das zusammengesetzte die bedeutung an 'geschlechtlich erregt werden, aufregen', intransitiv: seine vergeilte f r a u . ehe eines mannes 308; transitiv: nicht, die du (Venns) pflegst, die hertzen zu vergeilen, dich arge mein ich nicht, die du uns triffst mit keuschen liebespfeilen.— dir rufT ich zu. S. DACH 418 Osterley; ach, herr Christ, schenk ein mäszigs hertz, damit mich gnüg mein t h e i l e ; dasz ich dein masz nit halt für scherz, durch voll mein fleisch vergeile. J . V. ANDREA ijeistl. Iturzw. 160. 2) von pflanzen und bäumen, geilen und vergeilen (s. oben theil 4, L 2 , 2595), in die blätter schieszen, ohne blumen zu geben: als wan sich die böum übertragen oder zu vil holz überk o m m e n . CALEPINUS diction. (1570) 491 ; heute nennt man noch pflanzen vergeilt, welchen durch entziehung des lichtes die festigkeil und grüne färbe fehlt. WEBER öcon. lex. 2 , 6 1 2 . V L R G E I S T E N , verb. die deutungen wie das einfache intensiver.

Zusammensetzung hat dieselben bezeitwort (theil 4, L 2 , 2743), jedoch

1) zu einem geiste machen, dem körperlichen entziehen, mhd. besonders in der niystik: s w e n n e si (die sele) danne gesamenöt wirt in die o b e r ö s t e n k r a f t . . so wirt si v^rgeistet unt swenne denne der geist haftet an gole mit ganzer einunge des willen. s 6 wirt er vergütet, mystiker 2, 240, 13 Pfeiffer; wan got ist ein geist unde vergeistet die sele. 2, 395,35; nhd. selten: bis das flaisch vergaist nimmer fleisch ist. S. KIIANK 3 , 1 2 6 . 2) intransitiv, von menschen, zu einem geistigen, dem irdischen fleischlichen leben abgestorbnen werden: dasz a u c h die bailigen und vergaiste oder voller gaistes m e n s c h e n m ü s s e n für die unwissenhait bitten, hauptartikel der h. schrift verdeutscht 52; weil nimtnermer möglich ist, das iemantz das götlich gesalz

V E R G E I S T E R N — VERGELÄNDERN

405

VERGELBEN—VERGELLEN

l o b e , e r sei dann gaistlich oder vergaistet. MELANCHTHON weisung in die heil, schrift (deutsch von Spalatin) 48. 3) den geist verlieren: d e r w e i n v e r g e i s t e t in d e r l u f t , vertrau der vollen n a s c h e n i c h t !

an-

CAMTK

I'LATEN 7 6 .

aufgeführt.

1) transitiv, einem geiste gleich machen, einer spukgestalt ähnlich machen: daran ff er von des landes mägdigen ewig vergeistert und vertrücknisset w o r d e n . J.PHATORICS Katzenveit (1692) 6 1 ; in übertragener bedeutung, durch schreck oder andere erregung einem ein geisterhaftes aussehen beibringen, meist porticipialeonstruction: die künigin Eratu ward über dieser e r z e h lung gantz vergeistert. LOHENSTEIN 4 r m t » . 2 , 5 3 5 : Sibylla ( o h n e wein, vergeistert) l i e r r ! GÖTHE 57, LYO. a c h , s c h r i e Ambrosius, wie

vergeistert.

TIECK

nov.

kränz

4,354;

. . . als Idris hingerissen von s y m p a t h e t i s c h e r gewalt, d e r e i n g e b i l d e t e n Z e n i d e s i c h zu f ü s z e n vergeistert wirft und . . . g e h r o c h n e silben lallt. WIELANN 1 7 , 2 5 5 ; er stund wie e i n e r , der n i c h t hörte und n i c h t sah, b e z a u b e r t und v e r g e i s t e r t d a . 21,177; s o n i e d l i c h i h r l'usz, s o s c h ö n i h r b u s e n ist und so vergeistei-t d e r r i u e r die k l e i n e b a n d i h r kiiszt.

4,231; s t i l l , mein v a t e r , rief der s ö h n , mit vergeisterten b l i c k e n . TIECK 1 9 , 9 4 ; mit dem vergeistert weiszen g e s i e b t e , das von dem leicht a b e r s c h i c k l i c h geordneten h a a r umrahmt war. KELLER

durch

sinnged.

1S5.

abwenden

vom

körperlichen

vergeistigen,

von

menschen:

gerieth von u n g e f ä h r m i t raännern v o n t a l e n t , b e s o n d e r s s c h ö n e n g e i s t e r n , a u c h in e i n g e i s t i g e s v e r k e h r , dadurch gewann bei stümpern und bei meistern d e r r u f v o n m e i n e m g e i s t , witz u n d g e s c h m a c k g a r s e h r ; a u c h m o c h t e s in d e r t h a t m i c h e t w a s m i t v e r g e i s t e r n . BORGE» IOC;

t'on

dingen:

t r a u s t u d e n r e i t z u n g e n d e s fleisches zu e n t f l i e h e n , die, weil du dieses d e n c k s t , sich ü b e r dich e r h ö h n ? e n t m e n s c h e dich v o r h e r , v e r g e i s t e r e die g l i e d e r , so d e n n s c h l a g a l l e r e r s t b e g i e r d und r e i t z u n g n i e d e r .

LobfiNSTBin btumen

64;

j e d o c h s i n d i l l e s dis i h m (ilriu geiste) n o c h zu e n g e s c h r a n c k e n , w e i l e r v o n g o t t h e r k o m m t , s o s c h w i n g t e r s i c h zu g o t t , vergeistert a n d a c h t s v o l l die h i m m l i s c h e n g e d a n c k e n , umbarint die ewigkeit. huucinlhen 27 ; w a s an d e n g e s c h ö p f e n s c h ö n , k a n n d e r s c h ö p f e t ' in d e n s e e l e n . . . d o p p e l t und v e r g e i s t e r t sehn. NROCKES 3 , 5 7 8 ;

wenn . . der e r n s t überall das allgemeine vorhebt und er uns z. b. das herz so v e i g e i s t e r t , dasz wir bei e i n e m a n a t o m i schen m e h r a n s p o e t i s c h e d e n k e n , als bei diesem an j e n e s , s o . . J . PAUL 4 1 , 187.

2) reflexiv,

sich

vergeistern:

i h r b r ü s t e , s c h w e l l e t e u c h u m b d a s g e s c h o s z zu . s c h ä r f t e n der liebe, welche sonst nicht recht verwunden kan. v e r y e i s t e r e dich l e i b , werd e i n e l i e b e s k e r t z e . zerlleusz, o s e e l , in l u s t und ä s c h e r ' ein m e i n hertze. LOHKNSTEIN hlumeii

61.

V E R G E I S T E R U N G , f . geistige Verwirrung: ich habe dies in der vergeisterung gethan hört man z. b. in Hessen. V E R G E I S T I G E I S , verb., Zusammensetzung mit geistigen, dem nicht nachweisbaren Zeitwort zu geistig, neues »ort, fehlt sogar noch in den Wörterbüchern des beginnenden 19. Jahrhunderts. 1) im anschlusse an geist als in der weit und den gesclicpfen wirkende, dem sinnlichen abgekehrte, daher höher geachtete kraft. v e r g e i s t i g e n , über das irdische gewöhnliche hinausheben: die k e u s c h e Verehrung des weibes würde religiöse ehrerbietung, das sinnliche vergeistigt. WIELAND (1839) 5, 256, nicht in der ausgäbe von 1*94; er wird mich in f e r n e n regionen einer idealischen weihe empfänglich m a c h e n und so zu sagen vergeistigen. TIECK 17, 79; diese h o h e vergeistigte billigkeit ist der edelste a b s c h i e d , den wir von dem a b r e i s e n d e n n e h m e n . get. nov. 9 , 7 . 2) im anschlusz an g e i s t , als belebende kraft im weine: der wein war mit brantwein vergeistigt. ACEIBACB dorfgesch. 1,42. V E R G E I S T I G U N G , f . Umgestaltung zu etwas geistigerem, höherem. V E R G E L Ä N D E R N , verb.,

mit einem

geländer

so lasz er ihr das hausz verglendern. J . AYRL K fasln, SJI. (buterin

versehen: teufet)

V E R G E L R E N , verb., mundartliche nebenform zu vergilben, dort. V E R G E L E I T E N , verb. das geleite geben, intensiver als das einfache geleilen (s. th. 4, L 2 , 2997). dieses geleiten, ebenfalls schon verstärktes l e i t e n , empfängt nun durch ver eine zweite verstärkende nebenbedeutung 'bis zu einem bestimmten orte begleiten'. wie in begleiten fällt schon frühe das e der Vorsilbe ge aus; während geleiten und begleiten eine allgemeinere bedeutung festhalten, wird vergeleiten fast ausschlieszlich nur für das unter dem schütze bewaffneter geschehende begleiten unbewehrter gebraucht, nur höchst selten allgemeiner, wo dann aber immer der nebenbegriff des schützenden führens bleibt.

j.

V E R G E I S T E R N , Derb., aus geistern (s. oben Iheil 4, l 2 , 2751) hat sich vergeisterri entwickelt mit der bedeutung 'zum geiste machen, zum geiste werden', fehlt in den Wörterbüchern, zuerst bei

406

68 K .

1) einen mit geleite (talvus conductus) versehen: a l s o sei e r der gesandt hinaus k o m m e n , auch vergleit worden, hab demnach dem bischoue alle handlung in schrifl'ten ubergehen. anzeiger des germ. museums 8 , 2 , 1 0 2 ; wo a b e r die prediger und stände nicht wollten zugelassen und vergleitet werden. MELANCHTHON 2, 27 Bretschneider; und ob s i c h s zutrüge, das von wegen s o l c h e r vergleitung die berürten reisigen k n e c h t e , so sie (acc.) vergleiten, über n a c h t auszbleiben müsten und j r e behausung nit erreichen k ö n t e n , so sollen diejenigen, welche (acc.) sie vergleitet h a b e n , j n e n die selbige nacht zimliche zerung verlegen, ordn. Philipps des groszm. vom 12. ocl. 1553; wie dieselbigen ( b o t s c h a f t c n ) sollen z u g e l a s s e n , angen o m m e n , vergleitet und gehalten werden. KIRCHHOF mit. disc. 179; der kaiser war s o n s t nicht b e f u g t , den exlegern in seinem vaterlande zu vergleiten. MÖSER 1, 263 ; wir sind vergleit, dörffen uns nit wehren. J . AYRBR Vatent.

u. Urs.

4,311'.

hinweg v e r g e l e i t e n : Helfen s i e den pfaltzgrafen an um glaidt und gab tpan ihnen reuter zu und verglaidt sie mit gewalt hinweg. GÜTZ v. BERL. 9 1 ; mii angabe des ortes, wohin das geleit zu führen: da ich dann auch geschossen worden b i n , und erlangten . . m e i n e freunde, dasz mich mein gnediger l i e r r . . gen L a n d s h u t vergleiten IIesz. GÖTZ V. BERL. 7 5 ; (salvum conduclum habeat Gobier) so soll er herein in die s t a t viertzehen tag oder auf ain lenger zeit verglaitet werden. Nürnb. ref. (1560) 74"; der soll weiters n i c h t , dann allein zur excussion und erkündigung seiner haab und guter vergeleitet werden. Breslauer polizeiordn. von 1577; es soll keine partei n o c h zeuge für den l i c h t e r liir r e c h t vergleitet w e r d e n ; a b e r für gewalt mögen die parteien und zeugen für gericht vergleitet werden. corp. constü. Brandenb.-Culmbac. 2, 2, 36. 2) in weiterer bedeutung, begleiten: weil sie so gar allein s t e h e t und niemants bei sich b a t , wollen wir sie zu hause vergleiten. H. JUL. v. BRAUNSCHWEIG Susanna 4,4. V E R G E L E I T S L E U T E , pl. geleitsleute: zu bandhabung s o l c h s zols von obgemelten k a u f m a n s g u e t e r n . . s o l l e n z o l s t e l , zolner und verglaidtsleut verordnet werden. RANKE werke (1873) 6 , 2 9 (vom

jähre

1522).

V E R G E L E I T U N G , f . 1) schützende führung. würde a b e r deir flüchtig bei ainem rath umb verglaitung nit a n s u c h e n oder a u f erlangte verglaitung sich mit den g l ä u b i g e m nit vert r a g e n , so sol e r . . . Nürnb. reform. 74'; und obwohl nicht a u s g e d r u c k t ist, dasz ein j e d e r stand seine prediger zu s o l c h e r handlung a u f gebührliche vergleitung mitbringen mögen solle, kurßrst Johann in MELANCHTHON 2,27 Bretschneider; so will itzt zu bedenken s e i n , wie man genugsam und versichert geleit suchen will, und im fall, dasz e s e n t s t ü n d e , ob man o h n e genügsame vergleitung und Versicherung s c h i c k e n oder auch die praedicanten will ziehen lassen. 3 , 2 6 4 ; wir haben . . . m i t unser gnädigen Vergünstigung und gnügsamer vergleitung sie, die rebellen von Magdenburg auff ein a n g e s e t z t e n bestimpten tag zu gütlicher handlung b e s c h r i e b e n , reichsabschied von 1551; und wann vorgleitunge f u r f a l l e n , dieselbigen (die hauptstraszen) darezu und n i c h t beiwege g e b r a u c h e t werden, weim. Staatsarchiv (Zeitz) von 1567; sollen mit Versicherung leibs und l e b e n s , ihrer haab und güter abziehen und so s t a r c k von nühten, bisz j h n e n nichts arges m e h r zu b e f a h r e n , vergleitung haben. KIRCHHOF milit. dtscipl. 8 7 ; fertiget einen ausz seinen t r o m m e t e r n a b , mit diesen zu r e i t e n , die a b g e s c h i c k t werden sollten, eine schrifftliche versiegelte vergleitung zu f o r d e r n . 96. 2) schutzbrief, geleitsschein: indem doch überhaupt k e i n e m das hausiren im lande o h n e vorherige Untersuchung und vergeleitung gestattet wird. MÖSER patr. phant. 1, 231. V E R G E L L E N , verb. aufhören zu gellen, verhallen: der schrei vergellte in dem tosen der llutb. 26*

407

VERGELOBEN — VERGELTEN

VERGELTEN

V E R G E L O B E N , verb. geloben: da vergelobet er got dem b e r r e n , w o e r im sig g S b , so wölt er den gailen huerenpfaffen iren g ö g e l , muetwillen und u n k e u s c h vertreibeo. AVENTIN.

2,13,2

Lexer.

V E R G E L S T E R N , vert., intransitiv, vor schrecken erstarren, transitiv, einen in groszen schrecken versetzen. Zusammensetzung zu dem einfachen geistern (th. 4 , 1 ! , 3053), woneben auch galstern wie oben nachgewiesen, auf galst, (SCHH. 1 , 9 0 3 Frommann), ton, lauten r u f (l/>. 4, l 2 , 1204) zurückgehend ; ursprünglich heiszt also vergelstern einen lauten ton hervorbringen. 1) dieser Ion ist ton des schreckens, daher vergelstern i n transitiv, in hohem schrecken sein, so mundartlich das madchen will vergelstern, will von sinnen kommen VILMAR 122, besonders pari. prit. vergeistert, erschrocken, auszer sich: min liebs, vergelsterts Rickel. HHTZ ged.

(.Slraszb.

1846) 1 8 0 ;

und ich vergelstert ganz. 175; mitteld. nassauisch KEHREIN 2, 421. 2) transitiv, einen in schrecken versetzen: ich vergeistere dich und sag dirs n o c h vorher. HEBEL 3, 291; mundartlich vielfach nachweisbar,

vgl.

STALDKR 4 1 7 .

SCHMIDT westerw.

id.

293.

3) insofern, als zur verhexung gesänge, verwünscliungsrufe und ähnliches gehörten, nimmt vergelstern, vergalstern die bedeutung verhexen an (vgl. oben sp. 2*3, wo es statt ZWINGI.I 2 , 2 0 KESZLER sabb. 2 , 2 0 heiszen musz). ähnlicher begriffsübergang bei lat. i n c a n t a r e , deutschem b e s c h r e i e n theil l , I5D6, nr. 5, vgl. auch theil 4 , L 2 ,12U5. FJSCHART liebt die Zusammenstellung vergalstern und vergestalten, s. letzteres. V E R G E L T , in den Wörterbüchern erst bei CAMPE 5 , 2 9 7 und HBIKSIUS 4, 2, 1292 als m. und n. aufgeführt, Tückzahlung: schickten sie einige Verehrungen . . anstatt des vergelts dabin (entschädigung für geraubtes brod und fleisch). Simplic. (1701) 1 , 2 , 3 1 s. 2 4 5 ; meist in allgemeinerer (übertragener) bedeutung 'erwiderung einer leistung durch gegenleistung'. heute ist vergelt seltener, dagegen entgelt oder entgeltung an seine stelle getreten: o entlliehet nur und harrt des v e r g e l t s ! STOLBERG 4 , 9 0 ; lasz du uns, eh' es naht, fliebn des vergelts rachegericbt. 14,281; mit folgendem (subjectivem) genitiv: den thaten a l l e r zeit, sind jetzige nicht g l e i c h ; o dieser zeit vergelt, ist nicht wie j e n e r reich. mit

LÖSAU 2 , 3 7 , 3 9 (256

Eitner);

objectivem: dem arglistigen mann vergelt zu geben der schandthat. Voss Ovid 1,358; beliebte formet zum entgelt, zum ersatze:

da entströmt ihr (der Tctyi) rascher verdiusz, da zürnte wirbelnd ihr t o n ! eilend ging ich und nahm die drohende, dasz sie dereinst zum vergelt nicht mir verstummte. KLOPSTOCK 2 , 7 ; ein verirrtes weib . . unserer liebe sich weigern und setzen diesen Aeneas zum beherrscher des r e i c h s ? . . h a l und das uns zum v e r g e l t , weil wir mit täglichen gaben treten zu deinen altären und eitele Frömmigkeit Oben? IIÜRGRR

s o bei

680

und

bei

SCHOTTEL

586,

der

allerdings

nur

2. und 3. person aufführt. vermutlich sind diese formen auch für die Zusammensetzung anzunehmen, doch wie im einfachen zeitwort bald durch vergalt verdrängt worden, als conjunctiv führt SCHOTTEL vom einfachen zeitwort ich gülte auf, ein vergiilte ist heute nicht mehr üblich, wie sich aber neben gülte gölte entwickelt hat und neben gälte von den besten Schriftstellern (GÖTHE, H. HEINÜ) festgehalten wurde, so mögen auch für die Zusammensetzung vergölte, vergälte ak brauchbar heute noch gelten. 2) vergelten hat die bedeutung des einfachen gelten behalten, jedoch sich einseitiger entwickelt, es hat dies vielleicht seinen grund darin, dasz ver einen streng transitiven sinn beim zeitwort begünstigt, und wie die Zeitwerte mit ver oft die geistige seite des begriff es mehr entwickelt haben, während das ältere simplex mehr an der sinnlichen bedeutung festhält, so gewinnt auch vergelten besonders im nhd. nur abstracte bedeutung, die ältere sinnliche gewinnen wir nur aus den alten dialekten. wie bei einfachem gelten ist die grundbedeutung von vergelten 'zurückerstatten, zurückzahlen', diese bedeutung finden wir seit alter zeit bis in die neu zeit festgehalten, doch verschieden angewandt. a) die nachweisbar sinnlichste bedeutung ist wol geld zurückzahlen, so in den germanischen dialekten, BOSWORTH

1882

1,311"),

altfries.

(RICHTHOFEN

1112):

empfangenes ags. (belege auch

ahd.

her t h ö ni u u o l t a , ouh gieng inti santa inan in k a r k e r i , unz uorgulti thia sculd. Tatian 9 9 , 3 , donec redderet debitum. daneben steht frühe schon die allgemeinere bedeutung 'bezahlen' überhaupt, besonders etwas, wozu man verpflichtet ist. so alts. zinse v e r g e l t e n : thär maht thu undar thöm kaflon niman guldine skatlös, that thu fargeldan mala themu manne te gimödea minan eodi tliinan tinseö so hwiiikan so he us tö sökid. Heliititd 3206 U. öfters; ahd. i b gihu gode d a ; ili minan d e c e m o n so n c vergalt noli m i n e s h i r e n s a c h a so n c hialt s ö s e got h a b e t gibodan. MÜLLBNBOFF-SCHERKR denkm. 184,26. als slrafzahlung vor gerichl dürfen wir auffassen altfränk. tliia ik ne n a i n , t h u o fargalt, quae non rapui, tunc exsolvebam. psalm 68, 5 (HEYNE kl. altnd. denkm. 29); weiter entfernt sich die bedeutung, geld geben und dadurch kaufen: thdh wi her te meti habdin garu im te gel>anne, sö wi mahtin fargeldan mest. lletiand 2X34; auch mhd. etwas entliehenes zurückzahlen: si entlihen kreftiger siege me dan ich gesagen mege, äne bürgen unde pfont, und wart vergolten dä zehant. HARTHANN Iwein 7143; si hetens dä engolten, dane wurde bore vergolten. 7157; als bezahlung

247';

hal etwa j e mein guter vater Odysseus euch vorsätzlich beleidigt, ihr schöngeharnischten Griechen, dasz ihr mich zum vergeh vorsätzlich wieder beleidigt. Odyssee (17S1) 2,73. V E R G E L T E N , verb. compensare. 1) goth. fragildan, ags. forgildan, alts. fargeldan r forgeldan, altfries. urielda, forielda, ahd. fargeltan, farkeltan, mhd. vergelten. in betreff der formen sc/ilosz sich vergelten wol streng an gelten an, wir setzen daher voraus, dasz vergelten, vergüte, vergalt, vergulten, vergolten ablautete, so noch mhd.; im nhd. finden zwei angleichungen statt, die 1. pers. präs. sing, gleicht sich dem plurale an, der plural des prät. gleicht sich dem Singular des prät. an. aus den nhd. belegen ist nicht nachweisbar, wie lang sich die einzelnen formen erhielten, doch wird sich, wie beim einfachen worte, auch in der Zusammensetzung die alte eonjugaiton bis ins nhd. erhalten haben, die erste person des sing. präs. hat wol schon seit anfang des 17. jahrh. gelte, vergelte gelautet, der imperativ vergilt ist mehrfach bei md. Schriftstellern (GÖTHE) vergelt geworden (s. unten), was theils analogiebildung zu den andern präsensformen, theils mundartlicher einflusz des mitteld. ist. im prät. ist eine doppelangleichung beim einfachen Zeitwort im 17. jahrh. wahrzunehmen, der plural nimmt den vocal des singulars an, galten, galtet, andererseits wird der Singular dem plural vocalisch gleichgemacht und da letzterer sein u zu o geschwächt hat, lautet der Singular gult, göltest, goite,

STIELER

408

der

für gekaufte, genossene gegenstände: Parziväl in gelten bat, ir habe zwispilde die koufliute des hevilde, sus was vergolten in ir kouf. Parzival 2 0 1 , 3 ;

wirt sagt

zu den

gästen:

bere, mit iuwern hulden, iuwer zerung ist vergulden; der künig hat mir genuog getan.

gesamlabenl.

3,250,2010;

sagt herzog S t e f f a n , er bet den grösten s e b a t z , d e r mit kainem g u e t , w e d e r silber noch gelt oder edeln gestainen vergolten m ü c h t werden. AVENTIN. 2, 523, 7 Lexer; dar zu ist ze w i s s e n t , wirt kein phant geben oder genomen umb der kilclien zins, ist das nit g n » gut für den zins, der nit vergolten ist, so sol me p b e n d e r s u c h e n . GRIHM weisth. 1,8 (Hüngg bei Zürich, von 1338); oft im Schwabensfiegel: unde i s t , d a ; dä ein man gelten sol und stirbet der und lat nit hinder im dä mit sin wip oder a n d e r sin e r b e n vergelten mugen, die sulen des geltes ledic sin. c. 8 (9 Laszberg); git si (die frau) im (dem manne) a n d e r gut danne varnde gilt, da mac er von niht vergelten, wan mit ir willen, c. 9 (9 Laszberg) u. öfters; ins nhd. ragt diese bedeutung nur selten noch herüber: item zom vierten m a l t a n g e s t a l t , wer sieb w a s s e r und weide g e b r u c h t , wem die vorgulden solle w e r d e n ? wist der s c h e f f e n , dem wolgebornen herren liern H e n r i c h e . . im j a r eins zu vergelden. GRIM« weisth. 1, 649 (Westerwald, von 1495); item so hat das groszstainein verister und das grosz glas darein vergolten (bezahlt) Gabriel und J a c o b diu Ridler. SCIIM. I, 905 f romm.

VERGELTEN

VERGELTEN—VERGELTER

3) bei weitem häufiger und auch schon in früher zeit nachweisbar ist die allgemeinere bedeulung 'ersatz leisten, gegenleistung thun für etwas empfangenes', je nachdem das empfangene gutes oder böses war, bedeutet vergelten vergüten oder rächen, die construction ist eine doppelte. a) mit dem accusativ desjenigen, wodurch man vergilt, während das die Vergeltung erregende mit präpositionen beigefügt ist (ersatz, entgelt geben durch...), selten: w a s sul ich dir wideru m b vergelten f ü r alle g a b e n , die du mir gegeben h a s t ?

g e m a c h t h a t . LESSING 1,347; w o m i t k a n n ich dir den g e d a n k e n v e r g e l t e n , dasz du auch den s c h ö n e n augenblick u n s e r s ersten Z u s a m m e n t r e f f e n s d e r gewalt d e r zeit e n t r e i s z e n wollt e s t ? WIELAKU 3 5 , 4 3 ; ich bin u n r u h i g , s o lange sie um m i c h s i n d : d e n n ich weisz n i c h t s , womit ich ihnen die m ü h e vergelten k a n n . GÜTHE 19,56;

409

SCBUPPIUS

hei der fürstin nem man zu hertzeu und zu sinn, wem trew wirdt than im hertzenleidt, das er dasselb mit danckbarkeit vergelt . . . H. SACHS 2,3,80 (8,299 Keller)-,

458;

ob er zur heimat kehr und räche vergelt in der wohuung. Utlyssre 1,261». b) das gewöhnlichere aber ist die zu ersetzende sache als accusativ, die person im dativ, das, wodurch man etwas vergilt, durch präposition beigefügt, so schon ags. BOSWOKTH (1882) 311*, altfries. UICHTHOFEN 1112, hierher gothisch (mit zu ergänzendem accusativ): ai|i|ian w a s imma f r u m a g a f j a h fragildaidau i m m a ? Rom. 11, 35 (rj rie ngoe'dcoxev avzio xai dvranoSo&rjaexai avT(o); ahd. mit Ion er iu iz lirgelte. GRAFK 4, ISO; lirgelte ubel mit ubele. ebenda; mlul. herre, d a ; vergelte iu got! der weil; wol iln; ich disen spot und dise schände dulde an' alle mine schulde. Iwew 195; mir ist vergolten tflsentvalt s w a j ich ie durch iueh getete. 201; Helpfrich der vil starke Uancwarten sluoc. Gunther unde Giselher, den was e j leit genuoc, dö si in sähen vollen in der starken not; er bete wol vergolten mit sinen handen sinen löt. A'I'I. 2 2 2 8

Lachmimn;

nhd. wie in der altern spräche bald in gutem, bald in bösem sinve: vergeltet nicht b ö s e s mit büsetn, nicht Scheltwort mit Scheltwort. LUTHER 2, 357'; das d u vergeltest eim ¡glichen, wie ers verdienet. 3,300"; also w e r e t der f r m n e n gedult u n d dagegen d e r bösen schalckhcit l a n g e , a b e r gott k o m p t zu r e c h t e r zeit und vergilts atiff beiden Seiten reichlich. 4,171)'; ich glaube dem e r s t e n Iehrer. d e r christlichen religion aus einsieht u n d e r f a h r u n g . . . dasz das k l e i n s t e u n d gröszeste gute u n d böse seiner art und n a t u r nach vergolten w e r d e in dieser u n d j e n e r weit. HERDER werke (1821) 7 , 6 . als ersatz für wollhaten, belohnen: refero graliam, ich vergüte DASYP. 89', compenso !76'; mit fehlendem dativ der person: gottc soltu es h e i m s t e l l e n , d e r ein gorechter richter ist, d e r wird es reichlich vergelten. LUTHER 2, 354'; und Tobias a n t w o r t e t s e i n e m vatev. wie k ö n n e n wir die grosze woltliat, die er mir gelhan hat, vergelten ? Tob. 12, 2 ; diese ewer t r e w e wollen wir vergelten, u n d euch viel b ü r d e n e r l a s s e n . 1 Macc. 10, 28; erlangst du ritterlichen sieg, es soll wol vergolten wem. 11. SACHS 2 , 3 , 1 0 ( 8 , 3 7

Keller)-,

2,4,10 (9,41,11

Keller);

nun, ich bedanck mich fleisziglich, ewr trewen Warnung aulT den tag, ich wils vergelten, wo ich mag.

schon zweimahl hab ich deiner reu' getraut, dich aus mitleidigem gemüthe an meinem busen aufgethaut, und so vergiltst du meine g u t e ? WIELAND 18,104; in die erd' ists aufgenommen, glücklich ist die form gelullt, wirds auch schön zu tage kommen, dasz es fleisz und kunst vergilt? SCHILLKR lied von der glocke; mit dem dativ der person: so d a c h t e denn keine seele d a r a n , euch n u r einen d e r lustigen a b e n d e zu vergelten, deren ihr im s c h w e i s z e eures a n g e s i c h t e s so viele u n t e r e u r e leichtsinnigen m i l b ü r g e r v e r t h e ü t e t . THÜHMBL...; darfst dich der tliat halb nit beschwern, es sol dir wol vergolten wein.

von gölllicher Vergeltung: künig P e t e r in Ungern vergalt a u c h got der h e r r sein u n t r e w . AVKNTIN. 2,288, 13 Lexer; (die betUer) die a l l e s a m p t ein liedlin p r e d i g e n : gebt zum n e u e n b a w , d a s euch golt vcrgelt u n d d e r heilig herr S. Niclas. LUTHER L,19L'; wir s e h e n , wie grewlich er die m ö r d e r strafft u n d uns so reichlich u n s e r leiden vergilt. 4 , 3 7 ' ; got geh, d a s es ein selig exempel sei u n d w e r d e . . welclis puch Christus a m letzten reichlich vergelten wird. 7 , 2 ' ; und w e n n er mir gleich vergilt, was ich verdienet h a b e , so ist sein noch m e h r d a binden. Hiob 23,14; das evangelion uus leit, wie Christus selber disputert, und sagt, das man das gut mit K u t vergelten und bezalen tliut. YVALDIS ES. 1 , 7 , 3 2 ( 1 , 2 4

Kurz);

daher der segenswunsch vergelte es g o t t , gott vergelte e s t a u s e n d m a l : n u n vergelts gutt und die heilig k i r e b w e i h : u n s e r Gurgelgrotza m a c h t « vil gugelfüriger als es d e r b a u r e n feind Neidhart Kurhs b e s c l n i b e n hat. G a r j . (1590)92; gott vergelt euch die lieb u n d t r e u an m e i n e m h e r r n . GÖTHK 8,163; helft mir furpas, das got vergelt, fasln, sp. 540,20; substantivisch: ich m e i n e d o c h , einem d a s leben r e i t e n , ist ein r i t t e r d i e n s t , d e r wenigstens ein vergelts gott w e r l h ist. WIELAND

11,359;

der rittcr reicht aus seinem scharlaclipeltz den ring ihm dar und gibt dann seinem gaul die sporen, und Lutz sagt kaum sein gott vergelts! so hat er schon den herrn au9 dem geeicht verloren. 18,76; zum

fluche

umgestaltet: ei das vergelt dir der j a r r i t t ! warumb stelst du dich da herein? I I . SACHS 1 , 4 7 8 ( 5 , 5 2 , 2 9

Keller);

als ersatz für übellhalen, strafen, rächen: sprich nicht ich wil Ijijses vergelten, h a r r e d e s h e r r n , d e r wird dir helffen. spr. Sal. 20, 22; die r ä c h e ist m e i n , ich will vergelten, spricht d e r h e r r . Römer 12,19; also bezalct gott Abi Melech das ubel, d a s er an seinem vater gethan hatte . . . desselben gleichen alles ubel d e r m e n n e r Sichern vergalt j n e n gott auiT j r e m kopff. richter 9 , 5 6 ; gott behelt desselben ungltlck auff seine k i n d e r , w e n n ers j m vergelten w i r d , so w i r d m a n s j n n e n w e r d e n . Hiob 2), 19; vergeltet n i e m a n d böses mit bösem. Römer 12,17; ein jeder wird hie Unterricht, wenn eim leid oder schad geschieht von einem groben und unwissen, das er denn allzeit sei gellissen in ungedult nicht wider schelten, dasselb mit räch j m zu vergelten. B. WALDIS Esop 1,8,15 (1,25 Kurt); künheit s p r a c h : kangt nicht mehr, denn deines feindtes schelten mit worten sonst vergeldten? I I . SACHS 1 , 2 4 7 ( 3 , 1 3 4 , 2 4

Kelter);

wo das ghricht ist zu schwach, so ist gottes die räch, der alles bösz vergilt. 1,248 (3,136,161; vergilt es ihnen, herr, und gib was sie erwerben, lasz sie in f u r c h t und angst durch deinen fluch verderben. OPITZ 3 , 4 0 ;

II. SACHS 2 , 7 , 8 2 ( 8 , 3 1 0

vergell es deinem vater, dasz er mir geneigt mir deiner ersten jähre schönen anblick. der holden jugend siiszen mitgenusz gegönnt. GÖTHK

410

Keller);

10,16;

mit näherer bezeiclinung desjenigen, wodurch man Vergeltung übt: e s w e r e j a d e m new a u f g e s e t z t e n keiser verweiszlich, nicht allein i c h t s wider d e n j e n e n zu t u n , d a h e r j m solche e h r und dignitet e n t s t a n d e n , s o n d e r auch sich nicht d a n c k b a r zu erzeigen u n d solchs zu allen Zeiten mit g e h o r s a m e n diensten zu vergelten. SLEIDAN reden (1544) 47 Böhmer; da man ains mit dem a n d e r n vergütet. DASYPOD. 80'; vergilt m i r d o c h d u r c h deinen gehorsam den verdrusz, d e n mir deine m u t t e r

den beiden wir vergalten die tücke, die sie an den pilgern übten, dasz sie so manchen heiigen mann betrübten. TIKCK 1,231; dein höhn der Christenheit verdrieszt mich sehr und ich vergelte dir ihn wahrlich wieder. 1,319; selten steht das object im geniliv: ich m a g dir d e i n e r trew n i m m e r m e h r vergelten, d e n n ich wol s p ü r , m i r d a s in aller t r e w b e s c h e h e n t h u t . buch der liebe 246, 2. VERGELTER, m . : gott segne dich u n d sei dein vergelter. HBBEI.

3,300;

und o, dem kämpfer, der hier (auf erden) standhaft ringet, die siegeskrone dort (im Himmel) aus des vergelters b a n d ! GOTT»

1,388.

411

412

VERGELTER1N

VERGESELLSCHAFTEN

V E R G E L T E R I N , f . : denn die frau d a c h t e : w e r k a n n wissen, o b nicht d e r l i e b e gott mich b e s t i m m t h a t , ihre vergelterin zu sein. H E B E L 3 , 3 0 1 ;

, ' a n z e , u n a b s e h b a r e reibe von Vergeltungen nach sich ziehen k a n n . G U T Z K O W kl. narrenweit 183;

auf j e n e m stei n ging eine frohe sage, du thronest liier mit des gerichtes wage und nennest dich vergelterin. S C H I L L E R V E R G E L T I G .

adj.

VERGELTNISZ,

mutuus

f.?

entgeh,

ÜASYP.

ijed.

deren (Orphei und Amphiovis) handspiel man lyram nent. weil Mercurius disz Instrument Apollini zur Vergeltung gab, da er j m schenckt vieli, göt und ha!:. dann lyra ein Vergeltung heiszt. I'ISCBAHT dicht. 3,22,521 Kurz; erharrten sie . . j e n e n jüngsten tag, wo j e d e m seiner werke Vergeltung kommen mag. Ciumsso ( t s 3 6 j 3,308.

'resiflnalion'.

146".

belohnung:

allein

bitte i c h ,

ob mich j e m a n d u m ausgchner und beschriebener Wahrheit willen verfolgen wült, dasz alsdann alle frommen Teutsclien sich mein annehmen und mich . . . entschützen. dieses sei mein l o h n ! dieses sei mein vorgeltnisz. H U T T E N 5,218 Münch. V E R G E L T S T A G , m. lag des vergeltes, der Vergeltung, sonst veig e l t u n g s t a g : es wird dir am vergeltstag a n g e r e c h n e t werden. A U E R B A C H dorfgesch. 4,104. V E R G E L T U N G , f . substantivbildung zu v e r b e l l e n . 1) im anschlusz an nr. 2 des Zeitworts, gegenleistung in geld, Zurückzahlung, geldzahlung für erwiesene dienste. ahd. Vergelt u n g « , recompensatione (glosse des 1 2 . jh.) ( ¿ R A F F 4 , 1 9 O , m/id. nicht nachgewiesen, aber Nd. vergeldinge, recompensatio DIEF. 4 8 7 ' (kölnische gemma 1 5 0 7 ) , im nhd. ist diese ursprüngliche bedeutung nur sehr selten nachzuweisen, wir stellen hierher die Übersetzung von Jesaias 1, 2 3 : dine fürsten sind ungieubig, gesellen der d i e b , si liebent all g a b e n , hengen der Vergeltung n a c h . S C H A D E sat. u. pasqu. 3 , 2 9 , 1 3 ( L U T H E R übersetzt: sie nemen alle gerne g e s c h e n c k e und trachten nach g a b e n ) ; der rechte h i r t e , . . der sich selb am creutz für sie geopffert hat zu versünung und V e r g e l t u n g oder bezalung. L U T H E R 3 , 9 5 * .

2 ) i m nhd. sonst nur noch die allgemeinere bedeutung, leistung von gegendiensten für empfangene wolthat oder im üblen sinne für übelthat (strafe). a) als handlung (kann nicht immer von b getrennt werden, ineil b doch stets a voraussetzt und dadurch die bedeutungen gern in einander übergehen): er streitet auch wider diesen warhafftigen und nötigen t r o s t , durch glauben werden wir g e r e c h t , und saget von vergöltung. M E L A N C I I T H O N eil. Iähru. trostreiche Schriften (Wittenberg 1588) 8 ; gelanget derowegen an dieselben unser d i e n s t f r e u n d l i c h e s a n s i n n e n , sie wollen sich belieben l a s s e n , der Sache n a c l i z u d e n c k e n , und gegen d a n c k g e z i e m e n d e Vergeltung dero vielgültige meinung s c h r i f t lich zu eröffnen, s o l c h e s werden wir sämtlich als eine s o m l e r b a h r e wolthat e r k e n n e n , und mit anderweit bereiten diensten schuldigst zu erwiedern beflieszon s e i n . W E I S E erzn. 216 neudruck; wer hat ihm etwas doch geschenckt, der auir Vergeltung noch gedenckt, die ihin hergegen jetzt g e h ö r e ? O P I T Z 3 , 1 2 8 ; ich verlasse den sünder! bin sein engel nicht m e h r ! sein zeuge, den tag der Vergeltung, der will ich sein. K L O P S T O C K Mets. 4,1002; doch sterben musz er und zwar zur Vergeltung in j e n e m thal, wo er sie morden hiesz. TIBCK 2,251 die handlung personificiert: v i e l l e i c h t , dasz die Vergeltung m e i n e s a r m e s will (meiner bedarf), dasz sie m i c h zu deinem r ä c h e r b e s t i m m t hat. K L I N G E R 4, 39. b) als sache, das vergeltende, der ersatz selbst: D a v i d spricht: las j r e n t i s c h zu einem s t r i c k w e r d e n , und zu e i n e r b e r ü c k u n g und zum ergernis und j n e n zur Vergeltung. Homer 1 1 , 9 ; s o l t e sich e i n zudäppischer und freinbdes gut begehe n d e r langfinger gleichfalls l i n d e n , selbigen n a c h z u s p i c k e n und n a c h z u f o r m e n , soll i b m e gewisz ein s o l c h e s bad oder Vergeltung zugerichtet werden, dasz er s e i n lebtag an S i m p l i cissimum g e d e n c k e n soll. Simpl. 1 , 5 , 19; j e t z t . . . k a n man es dem hundertsten nicht einbilden, dasz die g e l e h r s a m k e i t s e l b s t i h r b e s t e r lohn und ihre r e i c h e s t e Vergeltung sei. W E I S E erzn. 8 9 neudruck; doch weil ich mit euren diensten so ziemlich zufrieden bin und ich euch vorhin auszerdem i n e i n e m ungegründeten verdachte h a t t e , so b e h a l t e t zur Vergeltung was diesen verdacht verursachte. L E S S I N G 1 , 3 3 9 ; a n s t a t t d e s s e n , was er g e s e h e n hat, erzählt uns d e r Verfasser das, was er gedacht h a t ; und hat er gleich nichts g e s e h e n , was n i c h t t a u s e n d andre a u c h g e s e h e n h a b e n , s o bat e r , zur Vergeltung, t a u s e n d e r l e i g e d a c h t , was vielleicht k e i n einziger r e i s e n d e r gedacht hat. L E S S I N G 3 , 1 5 5 ; zugleich sah er a u c h a u f der Spiegelfläche d i e l a u d s c h a f t , die i h m gestern so gräulich und ahnungsvoll e r s c h i e n e n war, g l ä n z e n d e r und h e r r l i c h e r a l s j e ; und s i c h in s o l c h e r Stellung auf s o l c h e m h i n t e r g r u n d e ! genügsame Vergeltung aller leiden. GÜTHE 2 1 , 1 6 2 ; e r e r k a n D t e , dasz j e d e vernachlässigte pdicht eine

V E R G E L T U N G S G E S E T Z , n.: um Abdallah ein noch gröszeres gesetzliches verbrechen zu e r s p a r e n , si tzte er hinzu, inuszte der sultan die tafeln des Vergeltungsgesetzes in diesem falle verhüllen. K L I N G E R 7 , 1 7 5 .

V E R G E L T U N G S R E C H T , n. das recht, nach welchem man empfangenes gutes oder böses vergilt. V E R G E L T U N G S T A G , m. tag des jüngsten gerichtes, wol nur in dieser kirchlichen bedeutung. gemeinsamen V E R G E M E I N S C H A F T E N , verb. etwas zu einem machen

SCHOTTEL

322.

verb. 'durch gerben verbrauchen, alle machen; bei den holzflöszen, ein flosz mit Stangen kreuzweise überlegen und mittels Wieden und spännern mit demselben verbinden . I ' t i N s m s 4, 2, 1292. V E R G E R R E N ,

V E R G E R I N G E R N , tieri»., zu einem geringem, minderwertigen machen, selten: den künftigen nutz vergeringern. R U T S C H K Y Palm. 790 ; des b e t r i e b n ü s s e s Wichtigkeit vergeringern. 858 ; dasz wohlthaten bezahlt zu n e h m e n eben so thöricht w ä r e , als den preisz des gcldes durch einmischung geringer s c h l a c k e n zu vergeringern. L O H E N S T E I N Arm. 1 , 1 2 8 0 ; kiesestu blänilenden schatten für l i c h t ? gibsiu die fruchte für ledige b l ä t t e r ? glaube, dein wahn vergeringert uns n i c h t ! Cleopatra 55,754;

um den Verlust der 500 thaler zu vergeringern, bin ich auf den gedanken verfallen, den PUiutus zu t h e i l e n . . und dem Verleger 250 t h a l e r zu z a h l e n . E I N S I E D E L in R Ö T T I G K K zustände u. zeitgen. 2, 237. aus diesen belegen des seltenen Wortes sieht man, dasz es in der bedeutung steht 'im werthe herabsetzen, die bedeutung des heutigen v e r r i n g e r n , an zahl verkleinern, ist bei vergeringern nicht nachzuweisen, aber A D E L U N C versuch 4, 1428, welcher dieses wort, allerdings nur als 'in den gemeinen sprecharten vorkommend aufführt, will es auch in letzterer bedeutung ('vermindern, der anzahl nach geringer machen') kennen. verb. hüttenmännischer gerinne zur abführung

V E R G E R I N N E N ,

itiv, einen

mit

einem

Stollen

vergerinnen.

kunstausdruck, des Wassers

transversehen:

VKITH 522.

V E R G E S C H W I N D E R N , verb. etwas geschwinder machen, rascher als vorher dem ziele zuführen: wenn die ausbildung wahrhaft und ohne nachtbeil für uns vergeschwindert werden soll. P E S T A L O Z Z I 5 , 1 1 5 ; kunst ist geeignet, die Wirkung dieser thätigkeit vielseitig zu e r l e i c h t e r n , zu vergesuhwindern und zu berichtigen. 13,105. V E U G E S C H W I N D E R U N G , f . : es ist eine anfgabe e l e m e n t a r b i l d u n g , die mittel dieser vergeschwinderung belebung zu e r f o r s c h e n . P E S T A L O Z Z I 1 3 , 1 9 .

der und

V E R G E S E L L E N , «er6. zu einer gemeinschaft vereinen; Zusammensetzung mit dem einfachen g e s e l l e n , dessen bedeutung und construction dies seltene wort theilt. das zu gesellende steht im accusativ, das, dem es beigesellt wird, im dativ oder durch präposition beigefügt: vergesellen, zuegesellen, id quod simplex consociare. S T I E L E R 2005; vergeselle meinen thränen dein klägliches lispeln. HALLHANN 2 6 ; weilen a b e r oft lust mit unlust vergesellet. L E M N I T Z 2, 3 6 ; vergesellen, conjungere, die w o r t e mit w e r k e (sie), die W i s s e n s c h a f t mit tugenden. F K I S C H l , 344'. in der heutigen spräche ist uns gesellen geläufig geblieben, während vergesellen ungebräuchlich wurde (schon von A D E L U N G im versuch nicht mehr aufgeführt), es weicht dem üblicheren v e r g e s e l l s c h a f t e n , während umgekehrt einfaches gesellschaften unüblich ist. V E R G E S E L L S C H A F T E N , verb. zu einer gemeinsamkeit (gesellschaft) vereinigen, einfaches g e s e l l s c h a f t e n nicht nachgewiesen, vergesellschaften in den ältem Wörterbüchern fehlend, bei S C H O T T E L 322. F R I S C H 1, 344". A D E L U N G versuch 4, 1428 aufgeführt. das wort scheint erst zur zeit des 30jährigen krieges in gebrauch gekommen zu sein, noch Z E S E N im deutschen Helicon nahm anstosz an ihm. fürst Ludwig zu Anhalt, dem er das buch zur begutachtung sendet und dem er die bemerkung macht

VERGESELLSCHAFTEN

413 dasz

vergesellschaften

üblick

sei

darnach

ein

undeutsch

wort mit

erst

eine

zwei

(da)

bei d e m

NB

geselscbaften und

ge

wird

geantwortet:

Deutseben

than

auch

sein,

geselle

nicht

das man

stellet,

da

schrieben

das

zu

diesen.

ZESEN antwortet mier

Wörter,

als

man

dem

fällig,

gerüch fürslen

1) einen lag mir zu

(422):

einem

dem

Arm.

von

geund

gleichheit

vergewaltigen,

ob

ver

neue

zudem

sagt

sie s c h o n

von

entwickelung

der

spräche

ist insofern

isi, dasz sich aus jeder

mit

mit

ebensowohl

ZESENS gegenbeweis

hin-

Zusammen-

entwickle.

(zusammenleben)

geben:

dieser

d a s z ich f o l g e n d e n a b e n d s i e

vergesellschaften

vereinigen,

und

ganz

krebse,

möchte.

LOHERSTEIN

zu

730. einer

besonders

oft

schellfische,

gemeinschaft

von

Parn.

80;

(wo)

rauch

unzeheinem

vergesellschaftet

der

ehr mit

unehr

v e r g e s e l ' s c h a f f t wird. LEHMANN 2 , 1 4 2 ; eine s o t u g e n d h a f t e a u f erziehung,

als

s i c h bei d e m

weise vermuthen anfangsgriinden in d e n

stände

ward mit

seiner eitern natürlicher

so viel u n t e r r i c h t e

der gelehrsamkeit

1755) 5 0 ; ganz

Vorstellungen)

können

menschen

zwar

sie

nach

diejenigen

das

dem gesetz der

viel n i t r o s i s c h e s ,

so

(Fulda) auf.

1716;

sie

alcalisches, mildes

getzungen

mit

des

begriffe

mit

balsamischen

f r a g e n w e g e n v o n serealle

und

weim.

Staats-

vergesellschafteten

e w i g e r zirkel

Unabhängigkeit

sind.

s a l z . HOHBERG 3, 1, 4 6 8 " ;

also

ein

(die

übergehen,

vergesellschaftenden

sucht

HERDER 2, 2 9 7 ;

sie

die m i t i h n e n v e r w a n d t

nissimo von W e i m a r ausgeschriebenen busztages. bilder

man

bewusztsein

aber doch

m i t den m a n c h e r l e i v e r g e s e l l s c h a f t e n archiv

den

Schriften

partkipium:

persönliche

nicht unmittelbar,

vergesellschaftetes;

KÄSTNER verm.

häufig

bildet' r e g e m a c h e n ,

KANT 3 , 7 1 ; öltheilen

besonders in

in

vergesellschaftet, als

zartesten jähren fassen kann.

(Altenburg

dasz

läszt,

sinnlicher

sorglosem

er-

müsziggang

Sinnlichkeit

v e r g e s e l l s c h a f t e t . WIELAND 1 4 , 3 0 2 ;

verfeinerte

den freuden

und des h e r z e n s vergesell-

schaftet.

der

einbildungskraft

14,308;

vergesellschaftet sein:

L i s c o v unters.

dieses beuget unzähligen a b w e g e n , ja öfters werken

vor,

die

mit

der

mit

d a s v e r g n ü g e n ist m i t

einem sinnlichen verdrusse vergesellschaftet.

sogar

entgegengesetzten

80;

Wunder-

meinung

ver-

g e s e l l s c h a f t e t s i n d . KANT S, 6 8 ; j e d e Ü b e r s p a n n u n g v o n g e i s t e s thätigkeit licher

hat jederzeit

aktionen

erstem . . .

letztern

mit

eine Überspannung

zur

folge,

der

vollkommensten

vergesellschaftet

n u n ist, wie

so

ist.

wie

das

gewisser

körper-

gleichgewicht

der

Übereinstimmung

der

hist.-krit.

SCHILLER

wir wissen, j e d e

geistige

ausg.

1,158;

emplindung mit einer

ähnlichen thierischen vergesellschaltet, d.i. mit a n d e r n Worten: j e d e ist m i t m e h r o d e r w e n i g e r n e r v e n b e w e g u n g e n 1,173;

und

uns mit so

lieber und

warum

anstatt

widrigen eindrücken

schattenreich?

doch kann

.lehren,

des höllenreiches,

W I E L A N D (miscellen

d i e s e (muschel)

welche

th. I)

verknüpft.

welches

vergesellschaftet

ist,

34,217

für

nicht (Cotta);

von r e i s e n d e n . . m i t g e b r a c h t

gebirgsformation

sich

dort vorlindet,

mit

w e l c h e n a n d e r e n o r g a n i s c h e n r e s t e n sie v e r g e s e l l s c h a f t e t w a r . HOMBOLDT kosmos

1, 2 8 5 ;

sollen

nun

e. e x c e l l e n z

canten

w e g e n s e i n e r n i c h t zu l e u g n e n d e n

lichen

und

scliafft

mit

äuszersten

gewesenen . . .

verdrusz

dienste

zu

a u s z u s e t z e n g e r u h e n . . . Eisenacher

und

einiger archiv

den

vielen gefahr

suppli-

beschwervergesell-

Vergeltung

(Eisenach,

auch

etwas

von 1750).

sich

mit

der

vergesellschaften,

allgemeineren

sowol

mit

2 vorkömmlich:

414

bedeutung

1,2,31

s. 2 4 5 ;

alieujus

sich mit

accedere,

einem vergesellschaften,

praebere

se

alicui

der m e n s c h hat eine neigung, e r in e i n e m

solchen

KANT 4, 2 9 7 ; noch

schafften

gute

darzu schicken

Simpi. 3, 377, 1 2

ideen.

in

ihrer art

f.:

eine i m m e r und

m . Vergessenheit,

vergessen leut

gethan unbill

von

mir

bei

vergeg, mnd.

bei

bei

MAALER,

aufgeführt.

d a s s i c h die g e i s t l i c h e n u n d pflicht d e m s e l b e n

der g e h o r s a m ,

mit vergesz.

d a m i t sie d e m

FRANK sprichw.

orden

LUTHER 1,69';

und

Orden 2,74';

d a s z ich

e t l i c h e r g c s c h i c h t e n nit e b e n a l l w e g die n a h m e n

angemeldet, nach

dem

unterblieben, Staatsarchiv

zu

vorget,

fehlt

FRISCH 1, 345

ist kein

vergesz,

vorbedächtig geschehen achten.

vorrede;

vergesellung

menschen

klüster und orden enteuszern.

heilt m a n

eigentlich

dauernde

0bliterare;

die gelülide

vergesz

irer

in e r z e h l u n g

Vergesellschaf-

trefflicher

mhd.

als handlung:

über

u n d in

verbunden,

vergesell-

4,153.

STIELER, STEINBACH, doch Ordens

gewissen,

und

association,

DASYP. 157' i n n v e r g e s z b r a c h t , 1) das

weil

Kurz.

f.:

berühmter

s t i f t e n . Dya Na Sore VERGESZ,

1, 2 4 4 ' ;

LEIBNITZ 2 , 3 1 5 .

VERGESELLUNG, aller

FRISCH

d a s z s i c h w e d e r ein g e r u h i g s

VERGESELLSCHAFTUNG, tung der

(1701)

societatem

sich zu vergesellschaften,

accomodität

wolte.

comitem.

ad

zustande sich m e h r als m e n s c h . . fühlt.

ich s ä h e ,

eine

1

wann aber der

t e u f f e l . . s i c h a l s d a n n m i t i h n e n v e r g e s e l l s c h a f t e . Simpl.

aber

vielmehr

soll

mans

KIRCHHOF mil.

discipl.

dte a n t w o r t v e r m u t h l i c h a u s v e r g e s z

so b i t t e m i r n o c h m a l s z e i n i g e n a c h r i c h t .

(Eisenach, von 1 7 3 1 ) ; nun zeigt ihe e i n e n ohn v e r g e s z , der selig w o r d e n d u r c h die m e s z ? drei Jes. Im ein durch ein altdorff.

von

d i e zu Z e i t e n n e b e n

der

3 ) reflexiv, als

dingen

und schier

trunck Rhein- oder spanischen weines RIST

fügen,

übersinnlichen

kabellianen

liche a h i t e n a n g e n e h m e r . . fische, werden.

und

gewiss

dergleichen,

die

MusÄus volksm.

2) allgemeiner,

edlen

so

geoder

sie k a m nie a u s d e m h a u s e a l s v o n d e r m u t t e r

vergesellschaftet.

gesagt:

ver-

w i r g i e n g e n a l s o v e r g e s e l l s c h a f t e t in die c u s t o d i e .

136;

wirklichen

oder

k ö n n e gut

geredet

seind

und

zur gesellschaft

Aristippus

1,463;

ver

hierauf

v e r hinzu

vergewissern,

hernach beweglich an,

Jucundiss.

wol

vergeriiehen,

und

neue

ver-

geselschaft

gar keine

ist,

hersprüszen.

mit g e eine

wort

Vorsätze

a l s o die übel a n g e z o g e n e w o r t v e r -

als es ja nicht notwendig

setzung

419):

können:

wort

vergewaltigen,

unbekant

recht

das

d e r Vorsatz

insgemein

vergebrauchen,

gebrauch, gibt

noch

brieflich

zum urtheile anderer alten

dan

vergeselschaften

nicht

stehen

und folgende

welches

wie

zwei k u r t z e

ursprüngliche

haben

vergetragen

bemerkt

oder geselschaft leisten,

vergewissern,

und

gesellschaß

ob nicht vergeselschaften

denie wird

gewaltig herrüret. gegeben,

wird,

zwar

nicht

zu beginnen

fruchtbr.

wol

nicht m e h r

weil

ist.

zu. lassen, der

n e u e s ist u n d

deutseben

wird,

folgen erzsc.hr.

gesellen a n s t a t begleiten deutsch

Vorsilben

aldar angezogen

etwas

im

weil es im deutschen

kurzen

stammsilbe

1649 {vgl. KRAUSE Rothener

sei,

VERGESELLSCHAFTUNG — VERGESZ

weim.

pfarrerlein

(PETER DENAIS) 1607 2 9 ; hierher

stellen

gebildet, s.

wir die Zusammensetzung

oben

theil

2) die Vergessenheit, in

den

fiigunger

Wörtern

ist

l e i d v e r g e s z , von FISCHART

6,681. zustand

des Vergessenseins,

auch

solcher

g a r in u n b r a u c h ,

kunst

Unverstand

ganz

besonders

in u n s e r e n

in v e r g e s z k o m m e n :

nit w e n i g ,

und vergesz

teutschen

aber

es ist

so

das

ich

kommen,

g l a u b , das nit ain

n a t i o n s e i , die i r e r W ö r t e r . . w e n i g e r v e r -

stand

w i s s e . . . dann

dll

und ursach

(33 Kohler);

die T e u t s c h e n .

ICKELSAMER

wo aber einer oder mehr der ungeschriebnen

a r t i c k e l n . . i n v e r g e s z k o m m e n w e r e n . REUTTER V. SPEIR ordn.

19;

damit

die s c h u l d e n

HOHBERG 3, 1 , 4 8 " ; nusz

der

(haben)

kräutcr

alldieweil samkeit,

gegen

vergesz

in Frankfurt

erboten

wiederum

in

mich

Büsching;

4 , 3 (23. juni

in

vergesz

3,12";

nicht gestellet werden. wirdt

vorgebotten mit

stellent

dem

in

wie

trewen

übrig,

eisen

hierumb Aimon

99 und

FBONS-

unbedacht

100;

welchem

1;

es

254;

herrn

nit

menschen

RIFIEL Limits Sachen

551;

vorsetzlich

357; da aber ich e w e r

vergesz gestellet hett. in v e r g e s z

ir

war über

gestellt.

189;

stellen w e r d .

der

trew

Galmy

195;

wir n u n die e r k l ä h r u n g . . v o l l e n d e t h a b e n , i s t n o c h

dasz

vergesz

wir a u c h rossbuch

bletter

d i e j e n i g e . . . nicht

in v e r g e s z

stellen.

(1603) 1, 1 6 2 ; w a s

b i s z h e r in

vergesz

S P E E güldn.

zu s t e l l e n , oblivioni

tugendb.

was man

dieses baums

vergesz stellen, extingui

gestrafft.

bog.

KIRCHHOF wendunm.

w a r n u n g . . . in

gestellet worden. der

wirt.

und

discipl.

g l a u b e n in w e l t l i c h e n

gestellt.

TJFFENBACH neues in

vergesz

KIRCHHOF mil.

und gutthat ich nimmer nachdem

z e i t in m i s z b r a u c h

in

n u r m e h r in v e r g e s z

offt e r s e i n e n

in v e r g e s z

nimmermehr

GÖTZ v. BERLICHINGEN

u n d die b e n e n n t e z e i t in v e r g e s z s t e l l e t e ,

vergesz . .

gedächtnisz

des

geblieben.

in e i n e m a n d e r n

mehr geachtet

auch

ver-

abgang

und gnaden

gegenwärtiger soll

in

PHILANDER

1752); in v e r g e s z s t e l l e n :

stellen . . .

gestelt und nicht grosz

PERGER kriegsb. zeugen

ligt,

und stehen

sie woltens

u n d in g u t e n

welche aber

vergesz

darnider

bei g e s c h w i n d e m

gekommen

sich ihre gnaden,

einbringen

viel 251;

ist der trägheit und Unacht-

a l l e g u t e polizei

ein k i s t l e i n . . . w e l c h e s

BELLI leben

dadurch

alle l a s t e r i h r e n s i c h e r n l a u f h a b e n .

marcktschiiTes und

angenommen,

TABERNAEJIONT. kräuterbuch

d e r f r i e d e ein u r s a c h

gesz k o m m e t , 1, 6 6 9 ;

wenig

kommen.

bei w e l c h e r

kriegs-

kommen.

u n s e r e vorfahren sich der e r k a n n t -

sehr

k r ä u t e r in v e r g e s z

n i c h t g a r in v e r g e s z

schreibt,

tradere,

734;

von

e s ist a u c h

der form

aller

und

weish. lustg.

in v e r g e s z k o m m e n ,

nicht gestalt

762;

in

oblivione

FRISCH 1, 3 4 5 ' ; w e r a b e r die nicht hatt im g a r t e n , der werd n o c h l a n g zeit m i e s s e n w a r t e n , und wierd in s t e l l e n inn v e r g e s . THURNEISSER erU. der archid.

(1575) 3 ;

415

VERGESSEN

KIRCHHOF wendunm.

mit genitiv schon ags., alts. mnd. 121*;

Ich w e i s t n i c h t m i t w a s z s ü s z i g k e i t desz v a t t e r i a n d s z a n m u t h i g k e i t d e n m e n s c h e n z e u c h t , also dasz e r s o l c h s in v e r g e s z s t e l l n i m m e r m e h r . DILICH hess. chron. (1605) 1 ; ähnlich i n v e r g e s z z i e h e n : d a m i t e s j e n i t in v e r g e s z g e z o g e n w ü r d e . SPEH güldn. tugendb. 193; heute ist das wart in der Schriftsprache ungebräuchlich, statt dessen V e r g e s s e n h e i t , hat sich aber in den mundarten erhalten, i n v e r g e s z k o m m e n (bairisch) SCHMELLER

1, 947

Frommann.

V E R G E S S E N , verb. oblivisci, mhi. v e r g e s s e n , ahd. f a r g e j a n (GRAFF 4 , 2 7 8 ) , alts. f a r g e t a n , f o r g e t a n , mnd. v o r g e t e n , ags. f o r g i t a n , altfries. u r i e t a , Zusammensetzung IU hd. g i s s e ( g i t a ) , d a s sich i m altn. g e t a , int goth. ags. b i g i t a n , alts. b i g e t a n , ags. a n - , o n - , o f e r - g i t a n , ahd. a r g g j a n wiederfindet, vermutlicher indogermanischer stamm g h a d , der sich in yaS (yavSävco), lat. herxl ( p r e h e n d e r e ) wiederfindet (so schon CUBTIUS etyrn. 1 , 1 6 5 ) . F i e s stellt sanskr. d g a d h i t a , umklammert (indogerm. wb. 3 , 9 8 ) dazu, wo dann ein 'umspringen des organs' anzunehmen wäre, wir gelangen durch diese vergleiche zur Urbedeutung, gitan — fassen, ergreifen, und finden im nordischen dieselbe zunächst noch sinnlich, dann auch auf geistiges übertragen wieder, 'im gespräche berühren': ,¡1 h o l t , ek ? e k k , ok til iiräs viitar, g a m b a n t e i n at geta g a m b a n t e i n ek g a t . Skirnismal 3 2 ; g e t r )>u )>es3, A t l i ! Atlamäl 54; i m ags. ist zwar kein g i t a n nachzuweisen, jedoch zeigt sich im engl, g e t , in besitz nehmen; im deutschen ist der einfache stamm wol kaum mehr nachzuweisen, wenn KLOPSTOCK 12, 247 sagt: einige s t a m m s i l b e n k o m m e n z w a r n i c h t m e h r vor, sind a b e r d o c h Wörter g e w e s e n u n d w e r d e n a u c h m a n c h m a l n o c h als s o l c h e in d e n m u n d a r t e n g e b r a u c h t : a l s v e r g i s z . g i s z , v e r m u t e , w i r d n o c h i m n i e d e r d e u t s c h e n g e b r a u c h t , so ergibt sich schon aus der mangelnden lautverschiebung, dasz diese Zusammenstellung irrig ist; g i s s e n , v e r m u t e n , ist zu holländ. g i s s e n , engl. g u e s s , schwed. g i s s a 2U stellen, vgl. SCHILLER - LÜBBEN 2 , 1 1 5 . brem. wb. 2 , 5 1 4 . FROMMANN 6, 208. goth. b i g i t a n , wie ags. b e g i t a n , b i g i t a n haben die bedeutung des einfachen Wortes, Vlfilas übersetzt damit eyttv und tvoiaxeiv, also in besih haben, erlangen, v e r g e s s e n selbst scheint dem nd. früher geläufiger gewesen zu sein, als dem oberd., im ahd. ist bei gleicher bedeutung a r g e g a n gebräuchlicher (GRAFF 4, 27,6), z. b. d r u h t i n m i n , d r u h t i n m i n ! ziu ii'gäzi dil m i n ? suä g a r o raill i i r l i a j i , j o h f i a n t o n g i l i o g i ? OIFBID 4 , 3 3 , 1 7 ; daneben freilich auch f a r g e j a n vorkömmlich GRAFF 4, 278, aber seltener; mhd. e r g e b e n schon sehr selten, meist durch v e r g e b e n verdrängt; im nhd. ist e r g e s s e n durchaus in Vergessenheit gekommen, v e r g e s s e n das allein herrschende, nur geringe änderungen sind in den formen eingetreten, im nhd. hat sich der sing, des Präteritums in der quantität dem plurale angeglichen; die l . person des sing, präterit., die noch bei DASYP. 63* v e r g i s s e , praetereo lautet, ist schon lange dem plur. im vocale gleich geworden, die ältere form noch bei WECKHERLIN 316 und HJHEL Livius 86t ( i c h v e r g i s z ) , SCHOTTEL 600 führt v e r g e s s e auf. der imperativ v e r g e s s e , ursprünglich mitteldeutsch, ist mehrfach in die literatur eingedrungen (GÜTHE, KI.INCER 6, 338, s. unten, daneben v e r g i s z 6 , 3 3 9 ) , es ist dies einfiusz der heimatlichen mundart; bei SCHUPPIUS 2 0 9 , wo ebenfalls imperativ v e r g e s s e , ist gleicher einflusz der hessisch-wetterauischen heimatsmundart anzunehmen. t ) v e r g e s s e n ist seit seinem frühesten auftreten im germanischen nur als geistige thätigkeit nachweisbar, bedeutet also ein absichtsloses verlieren aus dem sinne, die conslruction ursprünglich nur mit genitiv, aber schon mhd. zeigt sich auch die Verbindung mit dem accusativ, sie drängt die erstere immer mehr zurück, heute ist der accusativ durchaus das geläufigere, nur noch in der gewählten oder in der formelhaften spräche mit genitiv (ieichen des allmälichen ersterbens). absolut steht v e r g e s s e n n u r insofern, als das object ausgelassen und leicht ergänzbar ist, z. b.; mint, oucli s u l t i r n i h t v e r g e b e n , ir s p r ä c h e n t : s w e r d i c h s e g e n e si g e s e g e n t . WALTHER 1 1 , 1 2

416

VERGESSEN

ein m e n s c h l e b t n i c h t d r u m b d a s z e r f r e s z u n d s e i n g e s u n d t stell in v e r g e s z .

Lachmann;

. . . des z i m m e r s d e c k e ist a u s g e l e g t m i t g o l d n e n C h e r u b i m , d i e f e u e r b ö c k e lien v e r g a s ) v o n Silber, zwei s c h l u m m e r n d e Cupidos. SCHLEGEL Shakespeare Cymbelin 2 , 4 ;

zahlreiche

das

gebräuchliche:

Cargätun g o d e s rikies, g r a r a o n t h e o t i o d u n , fiundö barnun. Hetiaiut 3604; Isegrim einer smerte v o r g a t u n d e w a r p H e i n k e n u n d e r sik p l a t . tlciuke de Vits 6363; belege im ahd. mhd., z. b.:

eö d e r s c e n c h e an dag a m b a h t e g e s ä t , s i n e s t r o u m s k e i d e n (Iraumbescheidensj e r v e r g a s , er irga; triuwen iouch manieer riuwen, die er in d e m c h a r c h ä r e leid e i m e l o s e p h d e n t r o u m skiet. GRIFF üiutiska 3 , 9 7 ; mhd. v o n j&mer e r k a l t e in d e r l i p dd d e r m e i e r u n d sin w i p a n d e m b e t t e sägen u n d vil g a r vergäben d u r c h des k i n d e s m i n n e d e r zungen und der sinne sä ze d e r s e l b e n s t u n d e . HARTIANN it. Heinrich 888; nhd. das si d a d u r c h vergessen liebes und leides und aller ding. TAÜLER (1508) 2 3 ' ; die do w o l l e n m a c h e n , dasz min v o l k vergesz m i n s namen durch ir treum, so einer dem andren verkilndt und sagt, als ire väter mins namen vergaszen durch B a a l . SCHADE sat. u. pasqu. 3 , 2 3 , 2 0 ; w o l t er vielleicht gern . . . auch andere löbliche f o r s t e n b e s t e n c k e r n , ob man seines s t a n c k s damit ein w e n i g vergessen m ü c h t . LUTHER Hans IVorsf 6u; er hat uns s o l c h gebot g e b e n , w e l c h e , so wirs verstehen, fiirwar kein augenblick dürffen m ü s s i g gehen und aller a n d e r e r w e r c k w o l vergessen k ü n d e n . 1 , 2 3 3 ' ; Martinus L u t h e r , . . . der nicht allein aller christlichen lieb und evangelischer gottseligkeit v e r g i s s e t , sondern a u c h . . 2 , 1 7 9 ; allerheiligster s t u e l , gnack . . . n i c h t , f ü r diesem n e w e n g r u s , darin ich . . . des f u s z k ü s s e n s vergesse. 2 , 5 0 ; e r hat dich aufT das klein n a r r e n w e r c k g e f ü r t , das s a c r a m e n t anz u g r e i f e n , eier und fleisch z u e s s e n , das du dieweil des g l a u b e n s und d e r lieb vergessest. 2, 77; a b e r am ende seines l e b e n s . . da vergas er seines l e b e n s , als hette er nie nichts guts gethan. 4 , 1 7 3 ; w e n n s c h o n kein m e n s c h mein elend b e d e n c k e n w i l . . vergissest (du) k e i n e r t h r e n e n , die ich weine. 6 , 1 * ; und auffs deutlichst ich j m e r k a n , g l o s s i r e n , was da heisze den spliUer in seines n e h e s t e n ä u g e n richten und d e s b a l c k e n in s e i n e m auge vergessen. 6, 2 0 ; r o h e leute vergessen s o l c h s z o r n s und d e n c k e n n i c h t , das sie sterben m ü s s e n . 7 , 1 3 ; gott hat mich lassen vergessen alles m e i n e s Unglücks und a l l e s meines vaters h a u s e s . 1 Mos. 4 1 , 5 1 ; w e n n ich g e d e n c k , ich will m e i n e r k l a g e vergessen . . so f u r c h t e ich alle meine s c h m e r t z e n . fliob 9 , 2 7 ; und u n s e r s n a m e n s w i r d mit d e r zeit, v e r g e s s e n , das freilich niemand unsers t h u n s g e d e n c k e n w i r d , weish. Sal. 2 , 4 ; damit uns d e r teufel auCfbelt, d a s wir der warheit vergessen, mit unnüttigen Sachen uns martern. FRANK wellb. 2 3 ; die m u t e r entsetzt ir kind und vergisset irer a r t , so si ein a r c k w o n des r c i c h s . . auff ir kind hat. chron. 109"; so oft ich a n s e h e , w a s g r o s z e n nutz e u c h die götter z u g e f ü g t h a b e n , vergisz ich alles des s c h a d e n , so ich e m p f a n g e n habe. BIBEL Livius 861; w i e viel tausend f r o m m e Christen s i n d , die so gut t r a c t a m e n t nicht h a b e n , wie d u ? darumb vergesse j a der d a n c k b a r k e i t nicht. SCHUPPIUS 209; der tausend ducaten und d e s z tbeuren eids e b w u r s vergasze er gäntzlich und ich muste a u c h m e i n e r a n s c h l ä g , w c i c h e ich auff die tausend ducaten m a c h t e , vergessen. 247; d e r wil e t w a s w e r d e n und e m p o r k o m m e n , m u s z den k u r t z e n w e g e r g r e i f f e n , f r e m b d e r örter vergessen und sich in den ort s c h i c k e n . 549; sie w o l l t e n sieb ohne bedienten b e b e l f e n ? sie v e r g e s s e n ihrer blessuren und dasz sie nur eines a r m e s mächtig sind. LESSING 1 , 5 2 0 ; ich will g e w i s z m a c h e n , d a s z er dieses t a g s , dieses orts und m e i n e r n i m m e r m e h r vergiszt. 3 , 6 4 ; ich hatte ihrer (meiner Schriften) l a n g e g e n u g v e r g e s s e n , um sie völlig als f r e m d e geborten betrachten zu k ö n n e n . 5 , 3 5 5 ; (er) e r k a n n t e es zu spül, dasz er seiner brüderlichen liebe z u m besten einer b u h l e r i n . . . vergessen h a b e . 6 , 2 1 6 ; und a u c h d e r b ä c h e , die mich z u m theil z u den q u e l l e n g e w i e s e n h a b e n , k a n n ich ohne Und a n k b a r k e i t nicht vergessen. 6 , 2 8 7 ; (wir) z w e i f e l n , ob die w e i s e s t e u n t e r allen . . sich e r w e h r e n k ö n n e , g a n z leise in sich selbst darüber zu f r o h l o c k e n , dasz sie liebenswürdig g e n u g i s t , einen mann s e i n e s eignen w e r t h s vergessen zu m a c h e n . WIELAND 2 , 2 3 2 ; (sie) hatte d a f ü r g e s o r g t , dasz die n o t h . . . nicht die schuld tragen m ö c h t e , w e n n die j u n g e Danae ihrer lehren j e m a l s vergessen sollte. 3 , 3 2 7 ; d e r beste

417

VERGESSEN

VERGESSEN

könig k a n n s e i n e r pßicbt v e r g e s s e n , ein ganzes volk k a n n sein eignes b e s t e s m i s z k e n n e n . 7 , 1 8 5 ; a b e r ich w ü r d e a u c h in den) e r s t e n a u g e n b l i c k e , da ich euer könig b i n , m e i n e r m e n s c h h e i t vergessen, ebenda; w e n n j e m a l s deine seele ihrer eignen w ü r d e vergessen wollte. 1 , 1 8 1 ; (schri/Uteller) d i e . . . von j u g e n d auf dazu e i n g e s e g n e t w u r d e n , u n t e r den biichern, der w e i t , des v o l k s , d e r m e n s c h h e i t zu vergessen. H E R D E R

n o c h dazu vergessen. L U T H E R 3 , 1 7 * ; ob sie gleich alle n a t ü r lich, r e c h t u n d billig w e r e n , so h a b t ir doch das christlich r e c h t vergessen. 3 , 1 2 0 ; ich wil d e i n e n befelh n i m e r m e h r vergessen, d e n n du e r q u i c k e s t mich da mit. psalter l i t , S, in den verwandten germanischen sprachen nicht nachgewiesen, Zusammensetzung mit dem nur höchst seltenen g o l d e n , dessen hedeutung es intensiver wiedergibt, aus der Übergangszeit zum nhd.: vorgülden, deaurare, vergulden, vergilden, aurare DIEF. fil\ Ifin'; das mhd. vergulden hat neben vorgolden sich lange erhallen, noch (JÜTIIE gebraucht diese allere form mit Vorliebe, auch das umgelavlete oberdeutsche vergiilden ragt ins nhd. hinein (s. unlen), daneben vergülden, vergolden kommt schon mhd., wenn auch nur vereinzelt, vor; heute ist vergolden das einzig schriflgemäszc, die mundarten bringen noch oft vergiilden STURENBURG 311, holländ. vergulden. die flexion ist durchaus schwach, nur ganz selten findet sich ein starkes partieip präter. vergulden, v e r g o l d e n , so. - ein vergüldener pallast. pers. baumg. 9 , 9 ; so sollen sie in meinem haus aus einem schon vergoltenen glas meine gesundheit trinken. Göllies mutler bei Donow reminisc. 160; vergoldne k e t t e n . SOLTAU 2, 407.

1) dem golde gleich machen durch aufstreichen von gold: mhd. man mag auch nihts vergulden än k ö k s i l b e r . MEGENBERG buch der natur 477, 17; nhd. v e r g ü l d e n , inaurare, aurare, deaurare MAALER 420'. STIELEII 6S0; wenn die frau mein w ä r e , ich liesze sie vergülden und mit roszmarien b e s t e c k e n , gebe ihr eine pomerantze ins maul und v e r k a u f t e sie dem hencker vor ein Spanferkel. WEISE erzn. 209; der erzengel Michael auf dem thurmknopf der alten stndtkirche, den ein frommes altes j i i n g f e r c h e n erst vorm j ä h r . . . hatte frisch vergolden lassen. HEYSE nov. 10. Sammlung 3; doch licsz der fürst in diesen tagen in der statt pleiene miintz schlagen und liesz dieselbigen vergulden. H. SACHS 2 , 3 , 1 5 3 (8,597,2!)

Heller);

dasz ich aber zu Zeiten etwas possierlich aufziehe, geschieliet der Zärtlinge halber, die k e i n e heilsame pillulen können vers c h l u c k e n , sie sein dann zuvor überzuckert und vergöldt. Simpl. 2, 123,20 Kurz; die blendenden r a h m e n , alle der zeit noch n ä h e r , in der sie verguldet wurden . . gaben ein gefühl der feierlichkeit. GOTHE 25, 168; in der n ä h e sieht und erfährt m a n , dasz sie (die pferde auf der Marcuskirche) ganz verguldet waren. 27, 13»: ja der gerechtigkeit, die nie geliebt den schein, musz ihre wage-schal letzt selbst verguldet sein. OPITZ

1,55;

könig Gelautwig verehrt den verrbatern vergulte kupHere ketten, anzuzeigen, wie sie weren und hieng sie darnach an s o l c h e ketten. Garg. (1590) 517; er hett für sein a l t s r ein schön schwerdt von holtz und den tolchen von eingesottenem l e d e r , auch fein g e m a l e t , damascenirt und verguldet. 224; hinten, wie auch gegen der fürderthiir zu, waren zwei vergoldete altar. OPITZ 2, 268; viel waren under i h n e n , welche s c h ö n e vergälte bücher t r u g e n , andere gantz schwartz mit corduan überzogen. PRILANDER 1 , 1 4 3 ; derjenige, der neulich in der hand ein spanisch r ö h r und k o s t b a r vergoldeten degen an der Seite t r u g , führet anitzo einen regimentsstab, damit man die Schweine zu commandiren pfleget. ERNST confecttafel 12; e r würde s o g a r . . seines eignen lebens nicht sicher gewesen sein, wenn n i c h t . . Agathyrsus . . mit seinem vergoldeten hamelsfell an einer Stange . . herbeigekommen wäre. WIELAND 20, 73; die dreiszig f r e m d e n . . legten drei hundert und sechzig b l a n k e D a n k e n in einem beutel von cyrenischem vergoldetem leder zu meinen füszen. 35, 7 t ; Reinald bestieg eine schön verguldete gondel und liesz sich durch zwei gondolirer ans f e s t e land rudern. MUSAUS volksm. 54; hier steht auch das vornehme s p i e l w e r k , die T r a j a n i s c h e säule, im modell. der grund lapis l a z u l i , die figuren verguldet. GÜTHE 2 7 , 1 0 ; das schiff ist ganz z i e r r a t h , a l s o darf man nicht s a g e n : mit zierrath überladen, ganz verguldetes schnitzwerk. 27, 123; wenn an dem kleinen platz die vergoldeten barken landen . . so glaubt man eine alte gewirkte tapete zu s e h e n , aber r e c h t gut gezeichnet und colorirt. 2 7 , 1 2 9 ; eines cabinets niusz ich noch e r w ä h n e n , welches aus alten vergoldeten, zusammengeschnittenen rahmen aneinander getäfelt ist. 2 8 , 1 1 7 ; auffallend aber waren die eleganten wagen der emigrirten, vielfarbig lackirt, verguldet und versilbert. 3 0 , 1 3 6 ; die zierrathen sind von bronze und verguldet. TISCHBEIN in Mercks briefs. 1,380; o junckfraw, den rosenkrantz empfach, der verguldet ist. WACEERHAGEL

476

V E R G O L D E N

klrchenliei

2,884;

ich kenn' und liebe wenig gold und dennoch ist mir treu und hold die zier und kröne der Jungfrauen, die mehr aufT ein berühmtes lied als aufl' vergüldte kleider sieht. S . DACH 4 2 4

(hierin/;

aus dem becher schön verguldet (¡verschuldet) sollst du, liebes weihehen, trinken. G Ö T H E 1 1 , 1 4 8 ; bildlich: darum!) bin ich auch ein maulverguldeter Chrysos t o m u s : wolt mirs einer vergulden, er miiszt viel lötgolt haben. Garg. ( 1 5 9 0 ) 4 8 9 ; das teutsche, s c h w e r f ä l l i g e , . . philosophisch ästhetische gewäsche — der auf dunstender k o h l e n gluth aufgewärmte e n t h u s i a s m t i s , womit sie es nicht vergulden, sondern verkupfern. KLINGER 11,60; diese wangen sind nicht im feuer vergoldet, was dir dein Spiegel fUr massiv und ewig v e r k a u f t , ist nur ein dünner angeflogener goldsebaum. SCHILLER hist.-krit. ausg. 3 , 4 6 1 (kabale 4,7); also (durch loh) kan man dann die pillen, die sonst bitter wollen schmecken, scheinlich machen und vergolden und die pflicht ins lob verstecken. LOGAU 2 , 4 3 , 5 6 ( 2 6 0 tiltncr); da olTt die Falschheit, trug und list verzukkert und vergoldet ist. NKUHARK lusttmldchen 83; substantivisch: item die carmosinen o r l ä p p l i n , a b e r das verguldet daran risz mir einmal ein flecken püllelin so hart hinweg, das e s mir das gantz verpronnen hinderdorff schund. Garg. 262. 2) von anderm goldähnlichen scheine gesagt, besonders vom licht der sonne, des feuers u. s. w.: gleich früh, wann zarter morgenschein die gipl'el hoch verguldet, mich zeitlich das gewissen mein der S ü n d e n viel beßchüldet. SPEK 6 5 , 1 6 , 1 lialke; sie fuhr bei jedem blitze, von dem der feurige schein die finstern Schlünde der höhle vergoldte, so ängstlich in Karamellen hinein. W I E L A N D 4 , 1 6 0 ; sie (die sonne) verguldet die berge. LR. L . S T O L B E R G

1,87;

dankst du dann, am blick dich weidend, reiner brüst der groszen, holden, wird die sonne, löthlich scheidend, rings den borizont vergolden. G Ö T H E 4 7 , 6 8 ; die scheidende sonne verguldet die höhn, die sinnende schöne, sie läszt es geschehn. 1,100; vergoldet sind der eichen wipfel, vergoldet sind der berge gipfel. SCHILLER liisl.-lirit. ntisy. 1,28; s c h ö s s e n hinauf in die die Rammen (der schein der fackeln) bogen der a r k a d e n , hoch oben das grüne gesträuch verg ü t e n d . J . PAUL 2 4 , 8 5 ; indem die sonn' das meer vergoldend weit beschönet. WECKHBBLIH

der Arno von der s o n n e vergoldet. KLINGKR vom mondschein verguldet.

E.

v.

KLEIST

248 (jis. 107,26); 1,38;

2,38;

von der phosphorescenz des meeres: schön wohl ist es zu fischen am abende, wann die lagune blitzt und das schimmernde netz vom bangenden meergras funkelt, jegliche m a s c h e , wie g o l d , und die zappelnden fische vergoldet.

I'LATEN

2,223;

auch verguldet er gern die s c h u b , wie die alten F r a n c k e n , von denen Luzius s c h r e i b t , doch macht er damit keinen goldschlager reich. Garg. 246; j a , wenns mariner gewesen w ä r e n . , a b e r da warens w i c k e l k i n d e r , die ihre lacken vergolden. SCHILLER hist.-krit. ausg. 2 , 9 5 [rauher 2 , 3 ) ; traff im streich sein unscbuldigs krüglin, dasz es zu Scherben zerfuhr und ihm der honig ins angesicht s p r i t z t . . a c h . . da lag der bonigträumer im honig vergult bisz über die oren. Garg. (1590) 4 4 0 ; sie (die ¡ander) haben tachtropffige n a s e n , helle s t i m m e n , verguldete lücher und glitzende ermel. 8 3 ; wenn ein gepudertes vergoldetes h o f m a r s c h ä l k c h e n gnädig wieder grüszend vorbeitänzelt. H. HEINE 3 , 1 8 ; auch stelt man deinen gaben nach, wie dem verguldten pfaben geschach, das ungemeldte gliickes gaben den bsitzer olTt gefellet haben. H.SACHS

1,252

(3,154,27

Kelter)-,

ich nemb dich nit an, weil du (pfan) durch dein vergulten schwantz dich stelst ruinreich und prechtig gantz. 1,482 ( 5 , 6 8 , 8 Keller); bildlich: a n s einer lieblich schwärmenden phantasie den grauen tag des erdendaseins zu vergolden. HEYSE kinder d. weit 1,32. von strahlenden blicken:

VERGOLDEN—VERGÖNNEN

VERGÖNNEN

wenn die letlern, schwarzgebildet, liebevoll der blick vergüldet. GÖTIIE 4,105; kunslausdruck : vergolden (beim hutmachcr) wird der feine Überzug von kamelhaaren und dergleichen genennt, womit der köpf eines huts überzogen wird. JACOBSSON L, 511. 3) hierzu ein reßexivum: lierr Hüoii nimmt mit dank die wundervollen pfändet* von seines neuen schiitzers liuld; und da er sich des Ostens purpurränder vergülden sieht, forscht er mit Ungeduld nach Babylon den kürzesten der wege.

in Vergessenheit, stait dessen hat sich eine schwache form entwickelt, dieselbe zeigt sich schon im ausgange des miUelalters, s. unten T Ü C H E R baumeisterb. 110,23, die mhd. neben form vergünden zeigt sich, wenn auch selten, noch nhd., z. b. SCHÄKTLIN VON B U R T E N B . (1777) 155, s. unten.

477

W I E L A N D Oberon

2,51.

4) mit gold (geld) versehen: wie wird doch mancher Student cuujonirt, wan er endlich ein dieustleiu sucht und den collatoribus die bände nicht vergülden k a n ? SCHUPPIUS 60,61; eine l'raw, zwar voll ruuizeln, doch vergoldet. LOGAU

2,223,"";

hierher: eine guttbat wol vergülten (pari, prät.), foeneratum btneßeium M A A L E R 4 2 0 * . 5) verschönern, veredeln, besonders von reden: mlut. ich solde, wolde ir lop von waren schulden vür bringen ba;, l a ; bin >ch an den sinnen min, Tin ist der wille, könd ich; hö vergülden. mimies. 2,27" Hagen; sie heirathet dich nicht,_ so sehr und so fein auch dein vater i h r . . die freude über das neue glück seines sohnes ausdruckte, für das er nun blos nicht mehr zu wünschen brauchte, sagte e r , als das Siegel der fortdauer. es war noch feiner versilbert und vergoldet. J . P A U L 25, 38; ähnlich: er gab mir auf gar zornige und grubvergoldete art zur antwort. ehe eines weibes 42. VERGOLDEN, n., substantiver infinitiv: ein mann, der kunsttischlerei und das vergolden zu gleicher zeit gelernt bat. G U T Z K O W ritter vom gast 3 , 1 1 1 . VERGOLDER, VEUGULDER (bei G Ö T H E , doch jetzt veraltet), m.x aurarius, ein vergülder D A S Y P O D I U S 16'; wie diese grosze geistliche gesellschaft Orgelbauer, bildschnitzer und vergülder unter sich hat, so sind gewisz auch einige, die sich des theaters mit kenntnisz und neigung annehmen. G Ü T U E 2 7 , 8 ; bildlich: (ich darf) Schniitzlern als einen solchen kühlenden poeten aufführen, als einen vergolder mit ästhetischem mattgold. I . P A U L 1 7 , 1 4 2 . VERGOLDUNG, VERGOLDUNG, f., substantivbildung zu vergolden: vergüldung, auratura M A A L E R 420*, deauratio S I I E L E R 680. 1) Handlung, das vergolden: bei der Vergoldung eines gegenständes ist zu b e a c h t e n . . . 2) das aufgewogene gold selbst: die w o h n n n g . . mit langen corridoren mit hohen flügelthüren mit verblichener Vergoldung. S P I E L H A G B N werke 18, 77; die zimmer von bedeutender grösze und höbe und die l'uszboden getäfelt, sammet und damastne tapeten, stuckatur-verguldung und schnitzwerk nicht gespart. G Ü T U E 3 0 , 1 7 1 ; bildlich, von einer leichtsinnigen fruu: das kleinod ist durch manche hand gegangen, auch die verguldung ziemlich abgebraucht. GÖTHK 41,89; von glänzenden reden: die hauptsache i s t , ich weisz nicht, was die reichsgesetze zu einem guten poeten fodern, da es zwei ganz entgegengesetzte arten oder wege gibt einer zu s e i n , oder seinen ideen die Vergoldung zu geben, nämlich die im feuer und die kalte. J . P A U L 17,141; von den strahlen des lichtes: o crlösungstag, wann seh ich entzückt die Vergoldungen deiner Aurora? PLATEN 4,50. VERGÖNNEN, verb. miszgünnen, willig überlassen, mhd. vergunnen, vergünnen, daneben mit explosivem auslauten des n des stammes vergünden, mnd. vorgunnen; in den verwandten dialekten nicht nachgewiesen. Zusammensetzung einfachem gönnen, welches bekanntlich eine präteritopräs.-bildung und selbst schon zusammengesetzt ( g e - a n ) ist. die älteste form (ahd.) an, unnumes, unnan, Präteritum mit ursprünglich präterilaler, dann aber bald präsentisch gedachter bedeutung. man entwickelte ein schwaches Präteritum zu obiger form onda und onsta, bei dieser entaickelung ist es zunächst geblieben: mhd. gan, gunnen, gonde, vergan, vergünnen, vergonde, erst im nhd. hat sich zum plur. gunnen, vergünnen ein sing, gunne, gönne, gönne, vergunne, vergönne, vergönne gebildet, daneben kam vergan allmählich in Vergessenheit, die form vergan (1.3. sing, pr.) spielt noch ins nhd. herein (so bei A L B B R U S , W A L D I S , S. unten), doch früh tritt vergönne hervor, letzteres schon bei DASYPODIUS aufgeführt (s. unten), auch das starke part. prät. vergönnen geriet

478

1) die bedeutung geht nach zwei seilen auseinander, die ältere scheint die zu sein, in welcher ver einen negativen sinn ausübt, vergönnen, miszgönnen, so mhd. und mnd. in zahlreichen belegen: mhd. nimanne er des vergonde, ob im icht gutes ge^cliach. sin herze er stète dàr üf brach, da; er e ; konde erdüten mit gute allen lùten. pass. 64,62 Köpke; mnd. de slange sprat: ik heblie gewunnen, nèmant kan mi des vorgunnen. liewke de Vos 4631; diese bedeutung zeigt sich auch heute noch in unser» mundarten, z. b. in der von Appenzell T O B L E R 1S3, t n der von Schaffhausen, vgl. F R O M M A N N mundarten 5, 403,39. brem. wb. 2, 558 ; in alter zeit: ich verghann,invideo, bin neidlich, vergiinnisch A L D . e e l ' ; ich vergünne, bin neidig, livesco D A S Y P . UO'; virgunnen, verbünstig, nydig syn, invidere M A A L E R 420'; vergünstigen et vergönnen duas fere contrarias signifteationes habent, modo enim significant invidere et livescere, modo concedere, permittere S ri EI EH 685; STEINUACU und KRISCH kennen nur noch die heutiije bedeutung, A D E L O N G versuch 4, 1435' führt jene auf, aber als eine im hochdeutschen völlig veraltete, mit genilio: die der zwieträchtigkeit fro waren, und sunst auch der statt Rum der ehren vergönnten. IAvii hist. deutsch (Meyntz 1557) 2 4 : der hertzog ausz Britannien . . . eine grusze f r e u d . . . h a t t . . . die widerwertigen neider aber Galmy dein ritter solcher ehren vergönneten. Galmy 5 0 ; die neidigen und vergünstigen hertzeii aber jhm der ehren gantz vergönnen theten. s t " ; die umb ein dotten truren, weinen und jm vergftnaen siner rüw, do wir doch all begeren zft. G K N G K N B A C H i'er. im. 35,67; und wirdt ihm abhold jederman, und im kein mensch gutes vergan. H. SACUS 2,4,45 (0,190 Kultur)-, mit accusativ: siehst du es nit, der du in zehn ganzen tagen nit einen Striemen deines sebeins bewiesen, hast muthwilliglichen allen wölken vor dich gezogen, als ob du der weit das licht vergönntest. H U T T E N 5,357 Münch; der böse geist, der lust hat in dieser stücken widerspiel und dem deudschen land vergönnet den glücklichen lauff in dem wege des herrn, hat solcher bûcher meister getrieben, solchs auszuspeien. L U T H E R 2,185'; (Jona) vergönnet seinen nehesten gnade und alles gut, sind das gute w e r c k ? 3,219; die weit vergünnet den Christen j r e nahrung und wolt selbs alle güter allein haben, wenn ein armer mann einen guten acker bette, bald vergönnetens j m die von adel, die denn darnach trachten, dasz sie j l m möchten bekommen, tiscltreden 5 4 ' ; (die 4. sünde in den h. geist ist) seinem bruder gottes gnade vergönnen. 98"; ich gebe j n e n gern die ehre und vergönn es jnen nicht. 180*; zu hofe vergünnet ein jeglicher dem andern sein glück und wolt gern der erst ain brett sein. 339"; Aglai armut vergünnet j m niemandt, des Gigis schätz begeren vil leut. AGRICOLA spr. 118' ; gleich wie er (der teufel) die arme Eva, unser liebe eltermulter, im paradeis verfürt und j h r das ewig leben verghünuet hat, also ghünnet er dir, j a allen eheleuten nit, das sie ein stunde unter einander eins seien. A L B E R Ü S ehbüchl. bl. B u L ; wir haben ihm den sieg gewünscht und wollen, nachdem er gewonnen und obgelegen, ihm den triuinph jetzund abschlagen und vergönnen. R I H E L Livius 858 ; die freiheit, die ich j e d e m , seine eigne werck herausz zu streichen, gönne, ist auch mir (verhoH'entlich) nicht zu vergünnen. W E C K H E R L I N von. zu den weltl. ged.; also gieng diser schöne statli allein ausz misztrauen u n d . . dasz j e eines dem andern sein glück vergönnet, zu grund. PHILANDER 2, 930; wo du ihr anders ihr seeliges leben nicht vergönnen wilst. B U T S C U K Ï kanzl. 889; doch entspringt allein dar von, das du vergünst mir das ich han und du dir heuest gern das min. BRANT uarrensch. 55* Zunicke; die nachtigall vergan nicht dir, dein l'ederbusch mit spiegeln zier: drumb lasz j r jren süszen gsang und haben desselben keinen danck. W A L D I S Esop. 1,106,23 Kurz; dennocht wardls jm von alln vergunilt, mancher mit listen darnach stundt, und mancherlei ursach erdachten, das jm das rosz enlreiten mochten. 2,100,11 Kurz;

479

VERGÖNNEN

SCHWARZENBERG 1 0 0 , 1 ;

durch Teuer und durch eisz, durch furchten und durch hoffen hat liebe ziel und zweck zum meisten glücklich troffen, h a t aber diese kunst und dieser buhlersfund den äugen blosz vertraut und ihrer art vergunt. LÖSAU 2 , 1 1 , 3 1 (233

Eilner),

mit in/initiv als object: d e r h u n t h e t fleisch g e n u g auff dem tisch u n d vergünt d o c h d e n a n d e r n h u n d e n die bein zu n a g e n . PAULI 76; mit abhängigem satte: er b e s e u f z e t m e i n e n t o d , u n d ich b e k l a g e sein l e b e n , . . letzlich v e r g ö n n e t er mir, d a s der liimmel nicht besizzet, u n d ich bin eifersüchtig, i h n n o c h auf e r d e n zu s e h e n . BUTSCHKY kamt. 886; so solt j r nit vergünnen gar, das an der auszerwelten schar jetzunder seligklich er schwebt, ist alles leidens uberhebt. G. WICKRAI irr reit, bitqer ß 3 , 4 ; f ü r n ä m l i c h aber schos jr stral die sonn auf unser scluflin schmal, weil sie jm schir vergönnen tliet, das es lif mit j r um die weit. FISCHART dicht. 2,197 Kurz. 2) ver hat nicht die verneinende, sondern verstärkende bedeutung, daher v e r g ö n n e n , vollständig gönnen, diese bedeutung ist erst später als die vorige allgemeiner geworden, im mhd. zwar schon zu belegen, doch gegen die obige zurücktretend, gleiches Verhältnis findet im mnd. statt; im nhd. hat diese bedeutung die erstere allmählich vollständig, wenigstens aus der Schriftsprache, verdrängt: mhd. m a n h a t d e r e t a t Seiler vergQndet zu arbeiten in dem zwinger. TÜCHER baumeisterb. 110,23; item d a s aucli ein j e d e r p e t l e r . . dem zu p e t t e l n vergönnt wirdet, u n d einen offenbaren e r b e r m l i c h e n s c h a d e n . • h a t . . d e n s e l b e n s c h a d e n v e r d e n k e n . . sol. Nürnb. polizeiordn. 318 Baader (vom j. 1476); nhd. (er) vermegt a n denselbigen s o v i l , d a s sie im . . . verg u n t e n u n d z u l i e s e n , d a s b e m e l t schlosz a n sich zu lesen. Zimmer, chron. 3 , 2 7 , 2 2 Barack; ich vergiinne d i r , facio tibi copiam DASYP. 41'; v e r g ü n n e n , n a c h l a s s e n , annuere, permitiere, concedere

MAALER 42(J', ebenso

bei STIELER 685.

480

VERGÖNNEN

im ward erbotten grosze ehr, dasselii verdrosz ein andren sehr, der auch an solcher taffei sasz . . dann er dem wolgclerten man, sein ehr und guten sitz vergan. DEDEKINDS Grobian, von Scheidt T ' (137 neuiIT.); als Abels opffer gott entzünt. sein bruder Gain jm das vergünt.

STEINBACH (1724)

118 und FRISCH 1,301* führen das wort nur in der neueren bedeutung auf. selten mit persönlichem objecte, zur Verfügung stellen: d e r h a l b in so ein gnedigen gott v e r g ö n n e n (d.i. vergönnet ihnen einen ebenso gnädigen gott) als u n s , weil gott auch d e r heiden got ist. FRANK weUb. vorr. M ; Horati, es wer unser bitt, wölbt der stat Rom dein sön vergünen, und wenn sie diesen kämpf gewiinnen, wer deim geschlecht ewig enr. I I . SACHS 2 , 3 , 3 ( 8 , 1 0 , 3 0

selten ohne object: vergönne mir, ich will mit tausend kiissen dancken. A. GRTPHIUS 1 , 2 4 8 , 2 3

Keller);

Palm;

mit sächlichem objecte: d a s (der zoll) ward j m von dem könig vergindet u n d mit seinem s e c r e t bestätiget. STEINHUWEL (1487) 9i>'; da h a b t j r den bischoff von Meiszen a n g e s u c h t u n d geb e t e n , dieweil beide p e r s o n e n lieb u n d lust z u s a m e n h e l l e n , er w o l t es v e r g ü n n e n u n d n a c h l a s s e n . LUTHER 2, 273; bitte ich . . e. c u r f . gn. w o l t . . d e m s e l b e n prior gnediglich vergönnen u n d e i n n e h m e n lassen d e n r ä u m , so u n s e r k l o s t e r n e b e n d e s spitals r ä u m gekaufft hat. 2,514'; h a t mir kaiser Carolus a u s z gnaden . . einen z o l l . . v e r g u n d e t . SCHÄRTLIN V. BURTENR. (1777) 55; eim ein feirtag v e r g ü n n e n , diem festum alicui impertiré MAALER 420*; eim seinen r a d t v e r g ü n n e n , copiam facere consilii sui. ebenda; j a d a s z man eim den bettel darzu bald vergünt. Garg. (L59O)82; u n l ä n g s t d a r n a c h hegerten Reinhart und seine b r ü d e r u r l a u b vom k e i s e r , d e r vergundts j n e n u n g e r e n . ^imon bog. E ; die mir n i c h t s guts vergiinnten. ScHWüiiticHBN 3, 8 ; d e r , so m a n ihm das gcschwätz verg ö n n e n t b i i t e , t a u s e n d e r l e i scheli- u n d s c b m a c h w o r t wider die h e i l s a m e j u s t i t i a m . . a u s s t o s z e n w ü r d e . PHILANDER 1 , 1 8 ; e s bat die g a n t z e weit so viel t i n g e r ä u m l s , d a s z ich mich versehe u n d h o f f e , sie w e r d e a u c h dieser m e i n e r tborlieit einen platz v e r g ö n n e n . SCHUPPIUS 559; sie w e r d e n w e n i g s t e n s e i n e r U b e r s e t z u n g . . einen platz in ihren beitragen v e r g ö n n e n . LESSIHG 3 , 8 1 ; a u s w a s fiir einer b e s o n d e r n Ursache sollte e s d e n n n u r v e r g ö n n t sein, d a s w e s e n der k o m ö d i e zu a n d e r n .

4 , 1 2 0 ; alles was d e r e i n e n r e c h t i s t , soll a u c h d e r a n d e r n vergönnt sein. 6 , 3 7 4 ; (es) verliefen die wichtigen m i n u t e n , die mir n o c h vergönnt w a r e n , in r a p p o r t mit d e m g r o s z e n s e h e r zu sein. THÜHMEL 1,131; w a r u m h ä t t e ich n i c h t d a n n u n d w a n n ein artiges k i n d . . . i n den sattel h e b e n , ihren f r e u n d l i c h e n d a n k o d e r s o n s t eine kleine b e l o h n u n g , die sie m i r vergönnte, m i t n e h m e n s o l l e n ? 2,134; endlich g e s t a n d e r m i r . . was sie i h m f ü r kleine Vertraulichkeiten e r l a u b t u n d welche n ä h e sie i h m vergönnet. GÖTHE 16, U 9 ; m a n vergönne m i r n u r n o c h k u r z e b e d e n k z e i t . 20,241; ich k a n n m i c h nicht e n t h a l t e n a n z u f r a g e n , ob m a n zu so vielem v e r t r a u e n nicht auch n o c h d i e s e s ü b e r m a s z zu vergönnen belieben m ö c h t e ? 21,191; b e i d e dichtungsweisen (naive und sentimentile poesie) sollten sich b e q u e m e n e i n a n d e r gegenüber s t e h e n d sich wechselseitig gleichen r a n g zu v e r g ö n n e n . 50,54; d a s h ö c h s t e , d a s ich m i r darin vergönne. J . PAUL t 6 , 1 ; vergönnen sie m i r n u r eine m i n u t e g e h ö r , e h e sie m i c h v e r d a m m e n . TIRCK 5,132; mag e s a n d e r n vergönnt s e i n , sich an h o h e n gesinnungen u n d t h a t e n z u e r h e b e n — a b e r ich verstehe e s n i c h t . 17,86; Dan. zu landvögten setz' alle drei. kört, j a , dasselb dir vergünnet aei 1 H. SACHS 3,1,145 (11,37 Keller); ottes kelch ist bitter t r i n c k e n , sonderlich der letzte grund, Ösen ist das letzte Sauden, fronten erster trunck vergunt. LOSAD 2,127,37 (33& Uitner); und streiten gleich dorumb und wer dann mund an mund am allerbesten legt, dem wird der krantz vergunt. OPI« poeterei 41; ihr korallenmund, ihre zarten hände, ihrer armen b i n d e sind mir nun vergunt. S. DACH 437 Oslertey; wir wolln euch und der Stadt noch gnad und frist vergönnen, bis ihr des S y p h a i standt eröffnen werdet können. LOHENSTEIN Sophon. 5; könnt' ich auf eine nacht dies lager jedem vergönnen. GÖTHK 1 , 2 7 3 ;

lasz mich, blödem gemiith musz leisere stimme vergönnt sein. Voss id. 245; vergönnet mir auf die feinde den ersten schlag. UHLAND (1834) 3 6 9 ;

ein mädchen rosenrot u n d j u n g vergönnte meine liuldigung. PUTEN 5 ; mit folgendem inßnitiv: u n d vergönnet j m alles zu t h u n , was eim Christ g e b ü r t . LUTHER 2 , 3 0 8 ' ; wie s o l t e n j r k u r - u n d f ü r s t l i c h e n gn. in eine schrifft willigen, die m a n j n e n n i c h t u b e r g e b e n , n o c h zu uberlesen v e r g ö n n e n . . w o l t . 6 , 3 7 8 ' ; u n d weiln er ein w o h l v e r d i e n t e r m a n , gab i h m Carolus die gegent u m b die Malszburg u n d v e r g ö n n e t i h m das s c h l o s z a u f z u b a w e n . DILICH hess. chron. 2 , 1 0 4 ; w e n n ein könig v e r g ö n n e t n u r f ü n f t eier. z u n e h m e n , so w e r d e n seine Soldaten woli t a u s e n d h ü n e r a n dem spiesz b r a t e n , pers. rosenth. 1 , 2 2 ; verg ö n n t m i r , diesem f r a u e n z i m m e r e t w a s ins o h r z u sagen, versetzte Felix. GÖTHE 21,17S; (die Verbrecher klagten uns an,) d a s z wir i h n e n n i c h t v e r g ö n n e n w o l l t e n , auf k o s t e n der f e i n d e i h r e b l ö s z e zu d e c k e n . 30,49; vergönne mir, o trost des landes, dein verweilen und angenehme lust auch andern mitzutheilen.

OPITZ 1 , 6 0 ;

mit abhängigem salze: hie s p r i c h t d e r a p o s t e l d a s christliche gemalh los u n d f r e i , w o sein unchristlich g e m a l h sich von j m scheidet o d e r n i c h t vergönnen wil, das e s christlich lebe. LUTHER 2, 3 0 9 ' ;

dieweil du mir nit hast vergonet, das ich hie bei ir het gewonet in züchtiger lieb, drumb weich ab, f ü r kein vatter ich dich mehr hab. H . SACHS 2 , 3 , 8 5 ( 8 , 3 2 0 , 1 8

Keller);

ei Heber, last euch auch erinnern, wer hat vergunt den Augustinern, das sie so bellen on all r h u ? wer lies ea den Carmelitern z u ? FISCBART dicht. 1,163,1217 Kurz; dasz man euch zuliesz und vergunt, dasz in der vorstadt j r von grund ein new collegium erbawien. dicht. 1,14 Kürzt halte du es, wie du willst! doch mir vergönne, dasz ich auf meine weise mich betrage. SCHILLER h 'ul.-krit. ausij. 12,ias (Piccol. 5,3); partieip: wie d e n n die e r w e i t e r t e k e n n t n i s z u n d t i e f e r e einsieht in die n a t u r u n s erst v o l l k o m m e n von d e m , allen verg ö n n t e n g r ä n z e n l o s e n u n d u n v e r w ü s t l i c h e n l e b e n ein ents c h i e d e n e r e s a n s c h a u e n g e w a h r t . GÖTHE 55,116;

481

VERGÖNNEN—VERGÖTTERN

VERGÖTTERN

du stacklest, Veit, nechst unterm dache in e i n e r unvergunten sache: wofern du m e h r wirst drinnen stecken, so magst du dich wol besser decken, sonst möcht es sein vergunte sache, dasz m a n den hahn zum capen mache. LOGAU 3,95,99 (526 EUner). VERGÖNNEN, n., substantivischer inßnitiv zum vorigen: i n nigere, d a s v e r g h ü n n e n ALB. ee 1*. VERGÖNNISCH, od;'.: invideo, ich v e r g h a n n , bin n e i d i s c h , v e i g ü n n i s c h ALB. ee L'. V E R G Ö N N U N G , f . Zulassung, mhd. v e r g o n n u n g : also d a s i n e n d e r a m b t m a n d e r s e l b e n ding u n d Loitzes einich e j l a u b n u s z o d e r v e r g o n n u n g n i c h t thun sol in einichem w e g e . IVümb. polizeiordn. 314 Baader; mnd. vorgunninge, in der bedeutung misgunst, nhd. v e r g ö n n u n g oder Vergünstigung KRAKER 239. heute unüblich geworden und in den neueren Wörterbüchern (FRISCH, STEINBACH, ADELUNG, HEINSIUS) nicht aufgeführt. V E R G O T T E N , verb. zu einem gotte machen, göttliche Verehrung geben, aus dem substanlw gebildet, einfaches gotten nicht nachgewiesen, heute ist vergotten durch vergöttern vollständig verdrängt, neben vergotten im ältem nhd. vergotten, aeternitate donure STIELER 686. mhd. öfters: hie n a c h volget, das in eim vorgotten m e n s c h e n die liebe liiter u n d u n v o r m i s c h e t u n d gütwillig ist. theologia deutsch C3 Pfeiffer; aber dä got a l s g o t m e n s c h ist o d e r dä got lebet in einein gütlichen o d e r vergotten m e n s c h e n , d ä g e h ö r t got e t w a s z u , d a s sin eigen ist. 59 Pfeiffer; nhd. von menschen, gottgleich machen: j a die g n a d e gottes m a c h t j n gottförmig u n d verg ö l t e t in, d a s in auch die schrifft gott und g o t t e s s o n heiszt. LUTHER 1 , 1 7 6 ; die u n s ains u n d ain gaist mit got m a c h t , u n d z u m lebendigen got vergöt. S. FRANK 2 , 8 2 ; d a n n e r s t wil u n s gott in sich ziehen, vergölten. 3,127; gleichwie g e s c h r i b e n s t e h t , d a s z m a n d e n e n gleich w e r d e , mit d e n e n m a n u m b g a n g , u n d w e r mit p e c h u m b g e h e t , d e r w e r d e damit gep i c h e t : d a r u m b a u c h die, so mit gott auff e r d e n (dem papst) u m b g e l i n , m ü s s e n vergottet w e r d e n . FISCIIART bienenk. 136'; a l s m a n a n g e f a n g e a , die m e n s c h e n zu vergotten (d. h. zu heiligen zu machen). Sodin (1591) 89; also h a t gott d e r s e l b e n Mariä g o t t e s j u n g f r a u a n g e z o g e n , a b e r in d e r seelen principio, n i c h t in d a s i r d i s c h e tieisch, dasz sie w ä r e vergottet w o r d e n ; n e i n , sie m u s t e s t e r b e n , wie alle m e n s c h e n . J. BÖHME 40 fragen 36,13 (s. 148); u n d , ob gleich gott alle m e n s c h e n a n sich n e h m e , die da sind u n d in ein v e r m e n s c h e t , d a s ist mit i h m vereiniget u n d s i e in ihm vergottet, teutsch theol. 9, herausg. TION Arnd (1670); v e r g ö t t e t , divus MAALER 419*; Christus d e r v e r g ö l t e t m e n s c h . S. FRANK 5 , 1 9 ; wiewol wir sie (die heiligen) d o c h a u n h divos lieiszen, w e l c h e s eben so vi) ist als götter o d e r veigötete m e n s c h e n gleich wie die b e i d e n , FISCHART bienenk. 185'; evangelislen, öle zeugen alle vier, die zeigen ohne spott u n s den vergotten mensch und den vermenschten gott. ANURBÄ ijlaubenslriumfih 32; ohne bezeichnung der person: a u c h heiszet das w o r t justificari nicht i n n e r l i c h f r o m m u n d v e r w a n d e l t w e r d e n , o d e r i n n e r lich vergöttet w e r d e n u n d also gerecht s e i n , wie die m ö n c h e u n d O s l a n d e r dichten u n d schreien. RUNGE bei Melanchthon 573 Breischneider; von andern als von menschen: das gottes w o r t heiliget u n d vergöttet alle ding, dazu e s gesetzt w i r d . LUTHER 5,160; got ist allein g u t . . derhalben nicht gut, weisz o d e r f r o m m sein k a n , was nit in disem g u t , damit vereint, vergöttet u n d ein geist ist. FRANK paradoxa 3' (1542); dasz C h r i s t u s . . ein v e r k l ä r t gütlich himlisch geistlich an j m h a t , d a s billicher gott dann fleisch g e n e n t w i r t , weil e s vergottet u n d d u r c h g o t t e t ist. chron. 2 ' ; d u r c h s e i n e n geist gelert u n d vergöttet w e r d e . FÖRTEMANN urkundenb. 241. V E R G Ö T T E R N , verb. göttliche ehre an thun, gott gleich achten, überhaupt sehr hoch schätzen, in den Wörterbüchern erst bei STIKI.ER 686 nachzuweisen, während in älterer zeit das vorhergehende wort üblich ist. die literarischen belege gehen auch nicht über die erste hälfte des 17. jahrhunderts hinauf. 1) zu einem gölte, etwas göttlichem machen, aeternitate donare STIELER 686. FRISCH 1, 362: d e r sinn u n d das b e s t r e b e n d e r Griechen i s t , d e n m e n s c h e n zu v e r g ö t t e r n , n i c h t die g o t t beit zu v e r m e n s c h e n . GÖTHK 39,28»; endlich gibt ihr liier teele) gottes l o h n die versprochne goadenbrohn, weu er sie zum vatter führet, der mit hr und lieriigkeit sie vergöttert weit uud breit. RIST Parnasz Iii.

772;

482

was zierest du dein haupt mit leichten lorbeerblfttiern? kan dich ein lilien-, ein rosenkrantz vergöttern? CHR. GDTPHIUB poet. Wälder 1,802; ach wie traurig sieht in lettern schwarz auf weisz, das lied mich an, das aus deinem mund vergöttern, das ein herz zerreiszen kann. GÖTKK 1,116; liesz nicht Prometheus selbst die reine himmelsgluth auf frischen thon vergötternd uiederllieszen ? 2,149; u n d d o c h , w ä r e s n u r d e r geringe n u t z e n , den dies griechis c h e g e m e i n w e s e n von diesen spielen zieht, s o m ö c h t e n sie i m m e r i h r e m vergötterten Stifter zu e h r e n b e i b e h a l t e n w e r d e n . WIELAND 33,33; endlich e n t s c h l o s s e n sich die J a s o n i s c h e n , i h r e m vergötterten a h n h e r r n einen t e m p e l zu e r b a u e n . 20,43; (wenn du) w e r t h bist a u s z u r u h e n in dem a r m e d e r göttin, w e r t h an i h r e m b u s e n zu f ü h l e n , w a s den vergötterten H e r cules neu g e b a r . GÖTIJE 39, 351; bildlich: wie f a s z t e ich d a s alles in m e i n w a r m e s h e r z , f ü h l t e m i c h in d e r ü b e r l i i e s z e n d e n f ü l l e wie vergöttert. 16,74; er blieb in himmlischer wonne verloren schwebend, sprachlos, halb vergöttert stehn. WIKLAND 1 0 , 9 2 ;

wenn ein Merlin, wenn ich bereits mich halb vergöttert fühlto, uns einen streich, wie diesen beiden, spielte.

17,109.

2) wie einen gott behandeln, hochverehren1, von menschen: L u t h e r u s s t e h e t bei mir in einer s o l c h e n Verehrung, d a s z es m i r . . r e c h t lieb i s t , einige kleine milngel an i h m e n t d e c k t zu h a b e n , weil ich in d e r t h a t d e r gefahr s o n s t n a h e w a r , i h n zu v e r g ö t t e r n . LESSING 3, 275; das v o l k , w e l c h e s m i c h vorhin geliebt hatte, fing n u n a n mich zu v e r g ö t t e r n . WIELAND 2 , 9 9 ; (die menschen) vergöttern sich (d.h. einer den andern) um ein mittagessen u n d m ö c h t e n e i n a n d e r vergiften um ein Unterbett, d a s ihnen beim a u f s t r e i c h ü b e r b o t e n w i r d . SCHILLER hist.-knt. ausg. 2,29 (räuber 1 , 2 ) ; diese (die kleinhändler) verg ö t t e r n ihn (Lafayette). H.HEINE 8 , 7 6 ; a b e r w e n n götter keiue a n d r e seeligkeit h a b e n , als vergöttert zu w e r d e n , s i n d sie wahrlich nicht zu b e n e i d e n . HEVSE kinder der weit 3 , 9 1 ; d e r m e i s t e r , d e n die s c h u l e v e r g ö t t e r t e , h a t t e sich s e i n e t e x t e s e l b s t g e s c h r i e b e n . GUTZKOW Serapionsbr. 2,208; unüberwindlich zweig des groszon Asdrubal! beherlzte kouigin, die kein erscliröcklich knall des Unglücks nicht erschreckt mit tausend donnerwettern, die alle weit verehrn, Carlhago wird vergöttern. LOUKNSTKIN ÜO/J/IOH. 12 z. 3 0 1 ;

doch wenn, bald nach den hochzeitstagen, die männer uns gebietrisch plagen, die uns vergöltern, wenn sie freiu, wie können wir da lange z&rtlich s e i n ? GKLLKIT 1,233;

w e n n diese v e r g ö t t e r n d e b e z a u b e r u n g j e m a h l s a u f h ö r e n soll, s o . . lasz m i c h vor e n t z ü c k u n g u n d liebe zu d e i n e n f ü s z e n s t e r b e n ! WIELAND 2,146; dreierlei macht dich vergöttert: dasz du bist so wunderschön und so wunderkeusch, dasz beide letzlich auch beisammen stehn. LOGAU 1,9,55 (216 EUiier); er wird den htmmel verlassen und mit seinen vergötterten f r e u n d e n im einsamen r ä u m e Wohnungen finden. KLOPSTOCK Hess. 2,324; sind nicht die Stadls Judäas Sklavinnen ihres vergötterten s e h e r s ? 4 , 3 5 ; hierzu das reflexivum: nichts will ich euch verschweigen, damit ihr sehet, wie feurig sich mein muth in gefahren e r h e b t : sind es anders gefahren, wenn sich ein sterblicher tr&umer auf unserer erde vergöttert. 2,481; es ist so süsz, auf flaum und rosenbi&ttern im arm der wollust sich vergöttern, um nur vom übermasz der f r e u d e n a u s z u r u h n ! WIKLAND 9,5; er, er allein ist ihrer werth, ist werth, in ihrem arm sich zu vergöttern. Oberon 12,4; lieb etwas hier und bet' es an, vergöttre n u r dich selber nicht. RÖCKKRT 4,91. 3) das object ist eine sache: die l a c h e n d e n b i l d e r , u n t e r welchen die m a h l e r u n d dichter die w o l l ü s t e d e r s i n n e n vergöttert h ä t t e n . WIELAND 2 , 2 2 5 ; t h a t nichts a n d e r s , als dem d r a n g s e i n e r l e i d e n s c h a f t e n zu f o l g e n , die seine Schmeichler vergötterten. KLINGER 5 , 9 0 ; m u s z loben, p r e i s e n , vergöttern u n d a u s e i n a n d e r s e t z e n d a s h i m m l i s c h e , d a s einzige t a l e n t d i e s e s unvergleichlichen m a n n e s . TIECK 5 , 2 7 0 ; disz ist das Ärgste büszen: dasz dieser todten-grulTt mit keinen lorbeern blüht, die ihrer ahnen rühm f ü r sich vergöttert sieht. LOHKNSTKIN A'/ripp. 83; die tugend kann allein vergöttern uusern geist. 91 (529); 31

483

VERGRABEN

VERGÖTTERER — VERGKABEN phllosophle! Ihr name klingt so schön 1 der ruf vergöttert sie. GOTTER

1,375;

verzeih mein gott, dasz ich in meinem schrecken . . nnch truggestalten sirecke meine hände, vergötternd mich zu meinen träumen wende. L E N A U neuere V E R G Ö T T E R E « ,

gni.

(18:13)

22.

M.:

nein, so wählet ihr nicht, vergesset eh die erobrer, als dasz ihr nicht der freiheit getünchte vergötterer hinstellt, wie

sie

waren.

KLOPSTOCK

2,170;

ruhe nicht sanft, gebein der vergötterer. 2,12. V E R G Ö T T E R U N G , f. ähnlich werden, gleich werden den götlern, durch aufnähme unter die göller: Vergötterung, apotheosis alias k a n o n i s i r u n g SUHLE« C85; das h o h e gefiibl der a l t e n , die den d o n n e r t o d für keine v e r d a m m n i s z , s o n d e r n f ü r eine Vergötterung hielten. J . PADL 2 1 , 1 2 6 ; gottähnlichkeit: m a n kann sie w o h l herrlich n e n n e n . . d e n n es ist ein mittelzustand z w i s c h e n Verzweiflung und Vergötterung. GÖTHE 2 1 , 4 4 ; göttliche Verherrlichung: wer ist der neue, geborne Jehovah, der die gottheit sogar im sterblichen leib umherträgt, dasz darüber die götter so sinnen, als ob sie von neuem hohe gedanben ihrer vergöttrung und schlachten erfänden. KLOPSTOCK Mess.

2,441.

V E R G Ö T T L I C H E N , verb. einem gotte gleichmachen, gleichstellen, im wesen: glücklicher gewisz! obgleich diese Übung des Streits der aufrichtigkeit und tugend mit laster und Verstellung die weiteingreifendste entwickelung aller menschlichen kräfte b e w i r k t , und die menschliche tugend gleichsam, wenn ich so sagen darf, vergöltlicht und zur höhe des himmels treibt. LAVATER bei Sturz 2 , 3 0 4 ; an Verehrung und Werthschätzung: seinen bauch vergöttlichen, l e b e n , um zu essen und zu trinken. HIPPEL 8 , 2 8 8 . V E R G O T T S C H E D E N , verb. zu einem Gottschedischen machen, nach Gottscheds weise bearbeiten: e r (Gottsched) hat die Schriften der alten und a u s l ä n d e r durch anpreisen und durch Ubersetzungen b e k a n n t g e m a c h t , freilich n i c h t allemal a u f das v o l l k o m m e n s t e , allein s t a t t einer haupt- u n d s t a a t s a c t i o n die v e r g o t t s c h e d e t e Iphigenia auf das t h e a t e r zu b r i n g e n , w a r doch s c h o n eine Verbesserung. KÄSTNER 2, 83. V E R G O T T S G E L T E N , verb. den gottespfennig auf den kauf geben LERSNER Frankf. chron. 2 , 1 , 815. V E R G O T T U N G , V E R G Ö T T U N G , f. götliichmachung: vergottung, apotheosis DASYP. II". MAALKR 420"; a n d e r e vermengen gesetz und evangelion und wenn sie lang Christum predigen, so m u s z er u n s nur mit s e i n e m fleisch und blut bereiten zur vergottung und w e s e n t l i c h e n gerechtigkeit. MATHESIUS Sar. 129'; wie die r e d , durch die die vergüttung geschieht. S. FRANK 4 7 ; Wandlung im sacramente: die m y s t i k e r lieszen, um eine e r k e n n t n i s z gottes doch zu e r m ö g l i c h e n , . . eine vergottung des m e n s c h l i c h e n geistes vor sich g e h e n , in w e l c h e r sich diesem die i n n e r s t e n t i e f i n des göttlichen w e s e n s erschlieszen sollten'. STRAUSZ glaubenslehre 5 3 1 ; nun sagt m a n a b e r , das h a b e er (Christus) s e l b s t auch n i e m a l s verlangt, s e i n e vergottung sei e r s t s p ä t e r in der k i r c h e a u f g e n o m m e n . der alte und neue glaube 48. V E R G Ö T Z E N , verb. zum götzen machen, werden: denn in den kriegen werden vergötzten herrschem

menschenopfer

gebracht.

KLOPSTOCK

2,128.

V E R G R A B E N , verb. durch eingraben verdecken, mhd. verg r a b e n , mnd. vorgraven SCHILLER -LÜBBEN 5 , 3 5 7 ' , Zusammensetzung mit g r a b e n , dessen begriff es verstärkt (vollständig eingraben), dessen beziehungen es durchaus transitiv macht, wie das einfache Zeitwort, ist auch die ableitung stark ßectiert, es geht zwar neben dem starken zeitworte auch eine schwache form (ahd. grabön GRAFF 4 , 3 0 5 , mhd. graben) her und ebenso zeigt sich mhd. ein schwaches vergraben neben der starken form, aber diese schwachen formen fassen wir als ableiluvgen von grabe (der graben) auf: vor tages wart von in bereit zwelf zingel wite, vergrabet gein dem strite. Parz. 3 7 6 , 1 1 ; mirst in den strit der wec vergrabet, gein vehlen diu gir verhabet. 4 2 0 , 2 3 ; beidemal heiszt vergrabet durch einen graben verhindert, mit einem graben versehen, diese bedeutung kommt zwar auch in starker form vor (s. unten), nicht aber kann vergraben in der bedeutung ^eingraben' als schwach nachgewiesen werden. 1) v e r g r a b e n , eingraben, a) mi! erde bedecken: ich vergrabe, defodio DASYP. 77-; mit crdlrirh b e d e c k e n , cnntumulare,

484

defodere, condere humo MAALER 420"; so doch geboten war dem volck solche zueilt, das wem etwas not w a r , solt auszer dem lager gehen und sein not mit erden vergraben. LUTHER 2 , 1 0 8 ; nu dienet dieser stein nicht j m selber, sondern lesset sich treten und in die erden v e r g r a b e n , das man jn nicht siliet. 2 , 3 4 3 ; oder man sol dem r o s s die kleinen schrollen e r d e n , welche ein spitz- oder schurmaus v o r g r a b e n , einflüszen. ZECHENDORFER bücher von gebrechen der ross (Eger 1571) 9 5 ; einen schätz v e r g r a b e n , thesaurum in terram defodere STIELER 690; wofern nicht etwa auf die erste epoche einer naturrevolution, die . . blos das thier- und pflanzenreich, ehe noch m e n s c h e n w a r e n , v e r g r u b , n o c h eine zweite folgt, welche auch dem menschengeschlechte ebenso mitspielt. KANT 1 , 2 9 1 ; wenn indesz in Afrika ein erdstosz sechs hundert Städte auf einmal v e r g r u b , so ist dieses dock nur zus a m m e n g e r ü c k t e r tod und Winter. J . PAUL 3 3 , 6 ; im nächtlichen schrecken, im feindlichen graus verläszt er das hohe, das herrliche haus, die schätze, die hat er vergraben. GÖTUK 3 , 3 ; ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand unzahl vergrabnen guts im kaiserland. 41,05. b) in der älteren spräche ist auch einen m e n s c h e n vergraben geläufig für das heutige begraben, schon mhd. nachweisbar: dö starb er (Nabuchodonosor) bald, d e r a r c z e t f ü r b a s liberal in dem h a u s z u m b z u g e e n . STEINHÖWEL (1487) 109; weh d e n e n , die das t h u n u n d zu tliun verhengen. LUTHER 1, 207'; mit abhängigem salze: do die zyt zu d e r sach b r a c h t , verhengt ich, das er sinen willen e r f ü l l e t . Terent. (Andria) d 14" (15. jahrh.); u n d J e s u s s p r a c h zu i n : verhengt den k i n d e n , d a ; sie zu m i r k o m e n u n d weret es in nit, w a n d e n s e l b e n ist das himelreich. spie^el menschl. beheltnusz (1492) 126'; gott verhänget dem t e u f e l , dasz er di« w e i t . . . engstet u n d plaget. LUTHER tischr. l , 200*; alsdenn v e r h ä n g e t er dem t e u f e l , dasz er u n s in die f e r s c h e sieche. 2 , 8 6 ; w a r u m b v e r h e n g t e n t j r , das u n s e r s u n R e i n h a r t d e s k e y s e r s neven erschlagen h a t ? Aimon bog. d ; v e r b e n g e j a d e m e r t z f e i n d e n i c h t , d a s z er mich im letzten zu schwerlich d r ü c k e n möge mit m e i n e n Sünden. SCBUPPIUS 446; Livien h ä t t e er (Augustus) v e r h a n g e n , dasz selbte nicht n u r d e m gemeinen w e s e n , s o n d e r n seinem eigenen h a u s e d u r c h a u s r o l t u n g seiner k i n d e r eine s c h w e r e Stiefmutter ge w e s e n . LOHENSTEIN Armin. 2 , 9 4 9 ; verhenge nicht länger, dasz der Antichrist mit deinem heiligen n a m e n sein geitz und bosheit ausricht. SCHAUE sat.

u.

pasqu.

1,1,21;

der Sathun gott anstrenget, dasz er j h m über Job verhenget, in a n z u g r e i f e n an dem leib mit geschweren hart. H.SA'.HJ 2,1,2 (6,29,25 Keller); verhenge, herr, doch nicht, dasz der, so dir dein lob desz hohen nahmens spricht, fahr unerquicket hin. FLBMIWG 27.

4) eine andere thäligkeü des aufhängens, befestigen an einem bestimmten orte, hat die abstracte bedeulung 'festhalten, anordnen veranlaszt, mit verschwiegenem objecte: es werden die götter nach gerechtigkeit verhängen. SCHILLER 237; mit objecl: wir b e k e n n e n , das gott diese Verfolgung d e r kirc h e n , von wegen d e r s ü n d e d e r m e n s c h e n verhengt. LUTHER 2,183; u n d solt u n s noch beschwerlicher sein, w e n n es d u r c h u n s . . v e r h e n g t , v e r u r s a c h t o d e r g e f o r d e r t solt w e r d e n . 2,218; v e r o r d n e n , d a s h i n f u r e w e r keiner solche . . h ü c h e r . . nicht m e h r t i c h t e , schreib, d r ü c k e . . noch das in kein a n d e r weise, wie j e m e r e r d a c h t m a g w e r d e n , nicht g e s t a l t e , verhenge n o c h verschaffe. 2,431*; so n u n u n s e r gewissen u n s c h u l d i g u n d der p a p i s t e n gewissen s c h u l d i g . . . so las frülich h e r g e h e n u n d auffs ergest g e r a t e n , es sei krieg o d e r a u f f r u b r , wie d a s s e l b g o t t e s zorn verhengen will. 5, 274"; da S. P a u l u s spricht, das oberkeit sei von gott, sol inan v e r s t e h e n , nicht das oberkeit also ein v e r h e n g n i s von gott sei, wie m ü r d e r e i o d e r ein a n d e r I l s t e r von got verhenget w e r d e n , s o n d e r n m a n sol v e r s t e h e n , das o b e r k e i t eine s o n d e r l i c h e Ordnung u n d g e s c h e i t e gottes sei. 7 , 7 " ; so e r f o r d e r t j e d o c h die folge m e i n e r histori, das ich d e r lieben Posterität h i n t e r l a s s e , was vor g r a u s a m k e i l e n in d i e s e m u n s e r n t e u t s c h e n krieg hin u n d wieder verübet w o r d e n , z u m a l e n mit m e i n e m eignen e i e m p e l zu b e z e u g e n , d a s z alle solche ubel von der gute des a l l e r h ö c h s t e n zu u n s e r m nutz n o t h w e n d i g haben verhängt w e r d e n m ü s s e n . Simpl. 1, 20,2 Kurz; aber ich m a c h e sie (die fragen) a u c h einem w e i s e n , einem Christen, der da weisz, dasz ein gott leben u n d t o d v e r h a n g t . SCHILLER hist.-krit. ausg. 1,104; nun wir haben es erlebet, was du, gott, verhangen hast, dasz bei uns ein irembder gast auf den schönen ackern grabet. OPITZ 2,187; und darauf gieng auch stets dein treu- und heiszer fleisz, von dem auch Jena zeugt und Hall und Altdorf weisz, in welchem letzten dir (wie schön ist disz verhangen;, dein bester lehrer nächst gen himmel vorgegangen. ÖBNIBE» 8 1 0 ; da du u n s gnade schenkst, verhängest du den m o r d ? J . E . SCHLEGEL

1,193;

sie trugen demuthsvoll, Was der rath allgütiger götter verhänget. Voss id. 312; mit genitiv des objects: verhengen Übels solcher masz, das si dy pöswicht machen grosz. SCHWARZENBERG 119,2, mit folgendem inßnitiv: verhänget dan der höchst der schärplin des tods Strahls, die kinder, das ehweib der ellern, des gemahls (mit laid erfillend) zu berauben. WSCKHIRLIH 302 ftis. 146,17);

mit abhängigem salze: weil wir u n s d e n n so s c h e n d l i c h d a gegen stellen, verhenget g o t t . . . das s c h w e r m e r u n d r o t t e n geister a u f s t e h e n . LUTHER 2 , 5 1 9 ' ; a b e r d a w o l t er n i c h t d a s gott, wiewol er die Sünde nicht wil, so v e r b e n g t er d o c h , d a s sie geschieht. 3 , 1 0 2 ; d a r u m verhänget gott, d a s z er (Cain) Habel t o d t s c h l a g e . tischr. 3 , 7 ; gott k ö n t e es wol v e r h ä n g e n , dasz a u c h ein r a u b e r oder ein wildes t h i e r s c h a d e n t h ä t e . WEISE kl. leute 137. mit an gäbe desjenigen, verhängt wird, dativ:

zu dessen vortheil oder nachtheil

etwas

und wer dann maint, das sich erlengt sein leben, ob j m würt verhengt nach seinem todt, ain lobung brait. SCHWARZENBERG 159, t*; mit präpositionen, auf: zum andern, das uns auch zu gut als kompt, was gott aulT uns verhenget, ob er uns gleich plaget und drenget. H . SACHS 2 , 1 , 9 ( 6 , 5 4

Keller);

Uber: ich weisz a b e r nicht, ob es g o t t ü b e r i. fiirstl. gn. verhing. SCHWEIN ICH ER 1,90; gesetzt a b e r . , die h e e r f ü h r e r wären hier einem r a c h s ü c h t i g e n feinde in die b ä n d e gefallen, u n d d o r t b ä t t e ein gottliches Strafgerichte Uber flotte u n d volk ein gänzliches v e r d e r b e n v e r h a n g e n . LESSING 6 , 5 t 0 ; dasz Lys a n d e r . . . d i e stolze M i n e r v e n s t a d t . . . gezwungen h a t , sich . . . v o n dem s c h r e c k l i c h e n s c b i c k s a l , w e l c h e s sie vor eilf j ä h r e n Uber die unglücklichen Melier verhängt h a t t e n , loszuk a u f e n . WIELAND 33,43; m a n verhängte n o c h ü b e r einige von d e r m i s h a n d e l t e n partei förmliche geriebte. SCHILLER hist.-krit. ausg. 9,380; w e n n es dem lieben gott gefallen hat, d a s unglUck Uber u n s zu v e r h ä n g e n . LENZ 1,92; solichen spot verhenget got nit über die gerechten. SOLTAU (1503) 181; o söllinh ubel das hat gott gewiszliuh über uns verhengt, das wir u n s haben eingemengt unter die heiden solcher maszen. H . SACHS 3 , 1 , 1 6 2 ( 1 1 , 1 0 1

KelleR);

ich glaub, dasz der rab nie gedenckt an gottes straff, die gott verhengt über so öffentlich Verächter, die aus gottes wort machen ein glächter. FISCHART dicht.

1,60,1865

Kurz;

weint ü b e r dem, was gott hat über uns verhangen. GRTPHIUS 2 , 4 6 7 , 4 9 4

Palm;

was hat, der alles weisz, doch über uns verhangen. (1698) 1 , 7 2 ; so hat die hohe räch es über mich verhangen. FLENINC 117; wärst du einer aus dem orden, denen herz und mut entfallt, wenn sie nur berühret worden von des rauhen Unglücks kalt; ei so würde nimmermehr ein so groszes j a m m e r h e e r , goit, der geber aller gaben, über dir verhänget haben. P. GERHARD 29,33 GMeke. parlicip: m i t d e m n a m e n d e r v e r h ä n g e n d e n göttin ist ein e h r e n n e l z Uber ihn gebreitet. HERDER 17, 227 ; subst.: ziemts d e m mächtigeo, s e i n e r m ä c h t i g e n mittel e i n g e d e n k , verhängtes a b z u w e h r e n ? PLATEN 337. 5) intransitiv, e i n e r Sache v e r h ä n g e n , einer sache nachhängen: . . kan was üessers sein als weit von aller lust die unser fleisch gebührt, im gantz sein wol bewust und den Verwirrungen des hertzens nicht verhengen. OPITZ

1,136.

6) ver gibt dem warte die bedeutung hinweg, daher v e r h ä n g e n , an einen anderen ort hängen: die bilder an d e r w a n d verh ä n g e n ; daraus entwickelt sich '•unrichtig, falsch', verhängen, an einen falschen ort hängen, reflexiv, sich an falschem orte einhängen, sich verwickeln: d a s perpendikel der u h r hat sich verh ä n g t ; sich v e r h ä n g e n u n d verwickeln, dasz w e d e r a u f k n ü p f e n n o c h a u f s c h n e i d e n etwas hilft. LICHTENBERG 4 , 9 2 ; bildlich: doch, wie der gute mann es machte, dasz nie ein keuchen sich verhing, nie eine feder sprang, kein rädchen sich verdrehte, und dasz, vor lieb und hasz und freud und schmerz unangetastet, auch sein herz . . . im gleichgewichte

blieb?

GOTTER

1,316;

übertragen: (er ist) einer von d e n e n , die i n n e n voll lieblingsideen u m h e r g e h e n , ganze j ä h r e lang eine idee h e r u m t r a g e n u n d sich so in i h r verweben u n d v e r h ä n g e n , ganz in ihr d e n k e n u n d l e b e n , dasz alles n e u e . . nicht so s t a r k auf sie w i r k e n k a n n . FR. MOLLER 2,50. VERHÄNGEN, n. subsfanlioer infinitiv des »orijeti, Schickung, Zulassung, anordnung: mhd. e j (Lazania) h a ; ; e t den m e n s c h e n

527

VERHÄNGNIS

VERHÄNGEN —VERHÄNGNIS

ununaejleichen. d a ; ist leiht von götleichem verbengen, wan der m e n s c h Schölt aller sänftigst s e i n . . , sö ist er der aller grimmst. MEGENBERG 146, 24 Pfeiffer; nhd. er wolt begreiffen, wie gott siinde nicht wolt und doch durchs verhengen wolt. LUTHER 3 , 1 0 2 ; es stehen die tyrannen in fahr, dasz durch gottes verhengen die unterthanen sich aufmachen. 3 , 3 2 1 ; ein unbendigs kind nit wol wirt zogen durch seines vaters klintzelen und verhengen, sondern durch die rütten. S . FRANK lasier d. t. 4 ; gehört hieher: solch umbgehen mit dem heiligthumb der verstorbenen heiligen oder sehnlich verhangen nach demselben ist keinmal one groszen aberglauben. FISCHART brotkorb (1584) 2k oder ist verbangen statt verlangen verschrieben oder verdruckt? V E R H Ä N G E R , M. der etwas anordnet oder erlaubt, zugibt: ein verhenger, verwüster, Zerstörer, populator. CALEPINÜS I U I , vergl. mitverhänger der Sünde FRISCH 1 , 4 1 4 " ; so sind wir mit j n e n ewiglich verdampt umh j r e r als frembden siinden und lesterung willen, ob wir gleich für unser person so heilig sein köndten als die propheten, apostel oder e n g e l . . tbeter, reter, helffer, verhenger, verheler ist einer so from als der ander.

LOTHE«

8, 98'.

V E R H Ä N G L I C H , adj. vorbestimmt: aber diss w a s j r stund und der gewalt der vinsternusz jnen von got verhenglicb v e r l i e h e n , herimaner 72*. VERHÄNGNIS, n. und f . das zum geschehen zugelassene, angeordnete, fortbildung des Zeitworts v e r h a n g e n , verhängen durch das nur bei abstractionen verwendete nis. ahd. noch nicht nachgewiesen, dort farhengida, consensus, conniventia GRAFF4,772, mhd. obwol die Wörter auf nis im allgemeinen nicht allzu beliebt sind, doch reich belegt für verhanenisse, verhenenisse. geschlecht schwankend, wie so oft bei Wörtern auf nis (s. z. b. Verhältnis); schon mhd., während mnd. vorhengenüsse nur als fem. nachgewiesen, ins nhd. pflanzt sich das schwanken des mhd. fort; so braucht als fem. das wort M A A L E R , H . S A C H S , S C H U P P I U S , G R I M M E L S H A U S E N , O L E A R I U S (pers. baumg. 9 , 2 2 , daneben neutr.), als Neutr. Z W I N G L I , L U T H E R , H . S A C H S , S. unten, seit dem 1 8 . j a h r h . scheint es neutrum geworden zu sein, so führt es auch F R I S C H 1 , 4 1 4 * ausdrücklich als neutr. auf, ebenso A D F L D N C vers. 4 , 1 4 4 4 , der aber aus den oberd. mundarten noch das fem. kennt, die bedeutung spiegelt verschiedene bedeutungen des Zeitworts wieder, doch ist in alter zeit nr. 3 des Zeitworts, in neuerer zeit nr. 4 im substantiv besonders zur Weiterentwicklung gekommen.

die Zerrüttung der 1) in anlehnung an nr. 2 des Zeitworts: haushaltung so ausz solcher zaumverhiingnus der begird folget. F I S C H A R T ehz. 2 1 . hieran schlieszt sich die abstracte bedeutung 'nachlassen, hängen lassen, nachlässigkeit': ob auch hei einigem unser gemeinsamkeit hierinne verbengnis oder unvleis verm e r c k e t w ü r d e , sol das denn eine gantze eingepfarrte versamlunge gut fug und m a c h t haben, sich hierumb anzunemen. LUTHER

2, 2 6 2 ;

den ewren könt so wol als andern gerathen sein. wann j r durch ewr verhengnis nicht und nachlessigkeit sie liet verterbet und verzogen albereit. HAYNKCCIUS sclmlteußel

3,6.

2) in anlehnung an nr. 3 desiettworts, die erlaubnis, Zustimmung, nhd. besonders in der älteren urkundensprache stark vertreten: die schulteiszen a m e c h t zu Obern D o r l a , zu Nidern D o r l a . . a l s wir die verseezt iiant mit verhencknusse dem got gnade unsers hern. M I C H E L S E N thür. rechtsdenkm. 329 (von 1342); ee derselbe her . . W e n t z e s l a w von einchen kürfürsten erweit oder gekoren werde zu dem romischen ryche und ee e r sich welen und kiesen l a ; e oder sinen willen oder verhengnisze zu der vorgeschrieben kfirund wale gebe, reichstagsacten 1 , 2 1 , 4 5 Weizsäcker (von 1376); mit willen, verhengnisse und gutdunken unsers vorgeschriben berren. 1 , 3 1 , 2 9 ; mit miner sone volbort und verhencknisse. cod. Thür. dipl. 1404; nhd. die verh e n g n u s z , indulgencia DASYP. 102*, laxamentum 112", licentia, venia, indulgentia, laxamentum M A A L E R 4 2 1 * , concessio, permissio STIELER 761: an des genanten unsers herren meisters . . sunderliehe g u n s t , willen und verhenckenisz. L E N N E P lands. 2 , 5 3 " (»on 1490); helt und leret man frei öffentlich der massen zu Rom, mit wissen und verbengnis des bapsts und der c a r d i n e l . . . so sage i c h . . LUTHER 1 , 5 8 ' ; die edlen weiber haben öffentlich bulen mit verhencknisz ihrer eemann, die beiszen sy hellTer. F R A N K weltb. 5 5 ' ; mit bewilligung und verhengnus obgedachts unsers vorfahrn. weim. staats-arch. (Mainz, 16. jahrh.). 3) aus voriger bedeutung geht leicht hervor und ist nicht immer zu trennen in anlehnung an nr. 4 des Zeitwortes die bedeutung

528

'Verordnung, anordnung': mhd. dar n a c h git Eva Adämen d a ; o b ; ze e ; ; e n (s6 von dem willigen gelüste der gedanke kuint diu verhenenüsse der bcesen werke), myst. 1 , 3 1 3 , 26 Pfeiffer; im nhd. ist es ausschlieszlich nur die von einer höheren macht getroffene anordnung, der der mensch nicht entgehen kann, daher vor allem gottes Verhängnis: gottes verhängnüsz, Providentia divina STIELER 761; das verhängnisz, directio divina STEINBACH (1724) 136. FRISCH 1, 414"; aber das dunckt uns n o c h viel mehr billich zu verwundern, das derselb Martinus, n a c h dem er in den Schlund der hoffart durch verhengnis gottes . . gefallen i s t . . unzehliche menschen . . hat finden mügen . . die seine l e r e . . hören. LUTHER 2 , 1 8 5 ; muszt ich mich, wiewol gantz unwillig, doch nicht on sonderliche verhengnis gottes unter j r g e w a l t . . . geben. 2, 383*; da wolt er nicht hinan, das gott, wiewol er die Sünde nicht wil, so verhengt er doch, das sie geschieht und solch verhengnis geschieht j a nicht on seinen willen, denn wer zwingt j n , das er sie v e r b e n g t ? 3 , 1 0 2 ; (Jacob) wagt sich zum ersten hinan, ob jener j a durch gottes verhengnis schalcken wolt, das e r forne an der spitzen stünde. 4 , 1 8 4 ; doch sind solche hohe fromme leute, die so grosze Sünde begangen, durch gottes rath und verhängnisz gefallen, tischr. 2 , 1 1 ; durch gottes sonderliche verhencknusz und gnad. Aimon vorr.; ha, sagte er, du bist ein gesell darzu die heiligen ohn göttliche verhängnus etc. mehrers hab ich nicht verstanden. Simpl. 1 , 2 6 , 3 3 Kurz; ohne zulassen und verhengnusz seines eintzigen gottes weder hellten noch schaden. SPEB g. tugendb. 9 1 ; was für gefabr inusz dieses königreich nicht alleine wegen der benachbarten auszstehen, sondern a u c h von auszer zweifle! göttlicher verhängnisz fallen offters grosze feuerballen von bimmel. SCHUPPIUS 1, 409; dann das ist gottes wille und verbängnusz, dasz ihr umb euer anderen längst zuvor begangenen Sünden willen solt unrecht leiden. 1, 278; ja ich glaube, lieber herr magister, dasz ihrer viele mehr durch ihre eigene schuld als göttlicher verhängnüsse also gezüchtiget werden. 1, 549; es ist durch göttliches verhängnisz solch ein bericht wieder mich eingelaufen. weim. staats-arch. (Oldisleben, von 1738); aber der sathan mit bezwencknusz ausz gottes willigem verhengkousz bracht umb sein reichthumb jn mit plag. H. SACHS 2 , 1 , 2 (6,29 Keller); im elendt . . . kam im ?u letzt in sein gemüt . . . solchs wer komen ausz gots verbengknis, das er war ein verlaugener Christ, 2 , 3 , 1 4 1 (8,548 Keller); ausz eingab des sathans anlengknus und ausz der götlichen verheugknus thetens in l'ur ein bapst erkennen. 2 , 3 , 1 6 5 (8,645 Keller); es ist ausz gots verhengknusz gschehen. wann wo man hat gottes ungunst, da wachen all wachter umb sunst. 3,1, ISO (11,55,28 Keller); durch sonderliche göttliche verhengnusz. WKCKHBRI.UI

870;

'einige prälaten und hohe Würdenträger schreiben anstatt von gottes gnaden aus gottes verhängnüsz' FRISCH 1,414". der ausdruck mit gottes Verhängnis ist allmählich verblasst, hat keine wirklich gefühlte bedeutung mehr und wird nur noch gebraucht, um der rede einen frommen anstrich zu geben, wie unser mit gottes hülfe; so wenigstens, glaube ich, wird man Sätze auffassen müssen, wie: sie (die weiber) hätten j m e alle zufallen müssen, wie wol eczliche und vill dowider gewest, welche mit gottes verhengknus mit dem schwert und sonst gestrafft w o r d e n . JVSrnb. anzeiger 2, 8 , 1 0 0 (Münster, von 1533). 4) das verordnete, angeordnete, und zwar das durch höhere macht geordnete, geschick, schicksal: verhängnisz, fatum STEINBACH (1724) 136. FRISCH 1 , 4 1 4 " ; da S . Paul spricht das oberkeit sei von gott, sol man verstehen, nicht das oberkeit also ein verhengnis von gott s e i , wie m ö r d e r e i . . . sondern man sol v e r s t e h e n , das oberkeit eine sonderliche Ordnung und geschefTte gottes sei. LUTHER 1 , 7 ' ; es sind verborgene werck gottes, welche die menschen nicht, wie wir geister, die wir im lufft unter dem bimmel schweben, die verhängnüsz gottes sehen und abnemmen, ergründen können. Faustbuch 42 neudr.; ich replicirte: was habt ihr dann zu k l a g e n ? über mich, über mein ungliickseligkeit (antwortet er) und Uber meine verhängnus. Simpl. 3, 76, 8 Kurz; ich habe allzeit gesorgt, es werde meine verhängnus ein widerwärtiges que einmischen. 4 , 1 3 9 , 1 7 Kurz; olingefehr gerieth sein fusz in den Schlamin seines

529

VERHÄNGNIS — VERHÄNGNISSCHWER

VERHÄNGNISVOLL —VERHARREN

530

Verhängnis, dasz er schleunig i n s grab m u s z t e . ptrs. rosenth. | VERHÄNGNISVOLL, adj. schicksale in sich bergend, schick5 , 1 7 ; a l l e W e i s s a g u n g e n , die ein u n a b l e n k b a r e s s c h i c k s a l I sale hervorrufend, dieses heule uns so sehr geläufige wart iit e i n e s volks vorherverkündigen . . haben . . das ungereimte an noch ganz jung, als G E O R G F Ö R S T E R 1791 die Sakontala des s i c h , dasz in diesem unbedingten V e r h ä n g n i s ein f r e i h e i t s Kalidasa aus der englischen bearbeilung des W . J O N E S ins deutsche m e c h a n i s m u s gedacht w i r d , wovon der begriff sich selbst übertrug, wuszte er den englischen Ittel tlie fatal ring nicht anders widerspricht. 1 0 , 1 9 S ; sieh da . . hast du a u c h ein s c h i c k s a l ? . . als 'der entscheidende ring' wiederzugeben, 'dies, sagt er, ist der m i r s c h i e n das wesen s i c h immer h ö c h s t e n s zum verhängandere name des schauspiels Sakontala; im englischen heiszt es nisz hinzuneigen. TIECK 1 7 , 7 0 ; die sie mit dem gedanken zu the fatal ring: allein da wir schlechterdings kein wort haben, t r ö s t e n s u c h t e , dasz m a n sich e i n e m groszen u n a u s w e i c h was dem uiorte fatal in seiner vieldeutigkeil entspräche, so musite l i c h e n verhängnisz immer mit einer stillen resignation u n b e ich eins wählen, das wenigstens den sinn so nahe als möglich dingt u n t e r w e r f e n m ü s t e . 2 0 , 7 ; traf.' Sakontala, aus dem engl, ins deutsche übers. T>. G . F O R S T E R papir . . . (Mainz u. Leipzig 1791) vorb. xxi. heute hätte F O R S T E R ohne dem mein verhängnüsz, glück und heil und notli bewust 1 zaudern verhängnisvoll gewählt, wie ja 3 5 jähre später PLATEN A . GRTPHIUS 1 , 2 5 2 , 1 1 2 l'alm; von der verhängniszvollen gabel spricht, verhängnisvoll fehlt wenn dein verhängnüsz mich liesz au IT den glatten wancken, noch in den Wörterbüchern des vorigen jahrhs. und ist überhaupt liülU gott, was würden sie nicht haben für g e d a n c k e n ! erst, wie es scheint, bei S C H I L L E R nachweisbar (s. unten), das I>. F L E M I N G 1 9 ; Wort bedeutet meist bei uns etwas übles, nicht ganz so schlimm, wie . . ein kluger musz sich ins verhängnüs schicken, das leite dich, wie mich. L O U B N S T E I N Sophon. 7 (209); heule das fremdaort f a t a l : der verhängniszvolle tag. C H A Ü I I S S O ich kan mit menschen blut in volle monden schreiben, 4, 274; s e i n e regierung j e d o c h w a r verhängniszvoll. PLATEN woliin die sterblichen wird ihr verhängnisz treiben. 361; heult n u r z u ! der tag wird k o m m e n , wo der verhängAgrip)i. 93 (615); niszvolle fusztrilt euch zermalmen wird. H.HEINE 9 , 2 0 ; einst a b e r es war sein verhängnisz, so hinzusterben . . . ging Anton an der verhängniszvollen Herberge v o r b e i , in Odyssee (1781) 1 , 1 6 7 ; w e l c h e r sein prinzipal verwundet worden w a r . F R E V T A G soll seltener p l u r a l : ( P r o s e r p i n a ) wendet i h r b e d r ä n g t e s herz zu u. haben 1, 442; die tiefe rötlie der verhängniszvollen fletken ihrer göttlichen m u t t e r , zu vater Zeus, der die Verhängnisse, a u f seinen wangen. SPIELHAGEN 1 7 , 6 9 ; wenn auch n i c h t a u f h e b t , doch zu l e n k e n vermag. GÖTBE glückseliger adspect, so stellt sich endlich 45, 6 6 ; Verhängnis für Untergang, todesbestimmung: das t h i e r die grosze drei verhängniszvoll zusammen. l e i n , so t a u s e n d fUsze h a t , k u n t e n i c h t , weil sein verhängS C H I L L E R Wallenst. tod 1 , 1 ; nisz k a m , e n t l a u b e n , pers. rosentli. 3 , 2 4 ; k o m p t o h n g e f e h r ihr habt sie unter euch in freud'ger kraft aufwachsen sehen, doch mit ihnen wuchs d e s s e n , so auff dem cameel s a s z , sein verhengnis und m a c h e t aus unbekannt verliängniszvoliem saamen das garaus m i t i h m . 2 , 1 1 ; weil heute sein verhengnisz o d e r auch ein unseiger bruiierhasz empor. zeit und s t u n d e zu s t e r b e n n o c h n i c h t k o m m e n i s t . 3 , 2 3 ; braut tun Messina, anfang. die wolliiste dieser w e i t haben das Verhängnis und den todt V E R H A N S E N , verb. eigentlich einen in eine gesellschafl als auff dem r ü c k e n . 7 , 2 0 ; folget d a s grimmige s c h w e r d t des mitgliei aufnehmen, vgl. S C H I L L E R - L Ü H B E N 5, 361. da aber mit Verhängnisses deinem l e i b e n a c h , so ist m a n n a c k e n d , wenn solcher aufnähme vielfach ceremonien und neckereien verbunden m a n auch gleich 20 b a r n i s c h e a n h ä t t e . . w e r das glück autl waren, so heiszt verhansen an einem gewisse ceremonien vollziehen, s e i n e r seile hat und d a s Verhängnis ihm n i c h t n a h e t , den das wort hat sich als seemännischer kunstausdruck erhalten: die kan m a n mit k e i n e s m e t z g e r s s c b l a c h t m e s s e r umbbringen, sogenannte taufe an einem matrosen vollziehen, der zum ersten wenn er gleich n a c k e n d i s t . pers. baumgarten 5,3; male die linie oder die meerenge von Gibraltar durchfährt. BOBRIK wenn dir der feind ist auff dem rüoken 6S7. 706. dann zeigt sich das worl in den mundarten, so nass. und dein verhengnisz tritt mit ein, (Selters) v e r h a n s e n , etwas zum besten geben K E H R E I N 1, 423 s o wirstu ihm w o l nicht entrücken. (darin lief ja zuletzt die ganze verhansung aus). « ¿ ¡ . V I L M A R id. 149. pers. rosenth. 3 , 2 4 . Verhängnis gern persönlich gedacht: weil ich a b e r . . gewohnt VERHÄNGEN s. verbergen. w a r . . . fürterhin alles m i t gedult und stillschweigen zu erV E R H Ä K M E N , verb. in liarm verzehren, nur als partieip nacht r a g e n , was m i r mein verhängnisz z u s c h i c k e n w ü r d e , als gewiesen, sonst vielleicht auch als reflexiv: t i e f verhärmt war s c h m i e g t e ich m i c h zur t h ü r . Simpl. 1, 1 1 6 , 2 Kurz; (es kann) sie s c h o n l a n g e ; ihr s c h ö n e s b l o n d e s haar veriietb nichts zur regel d i e n e n : n ä m l i c h , dasz j e d e m i n e n s c h e n von a n b e m e h r von der alten gefallsamen pflege. G U T Z K O W zuub. v. Born ginn h e r vom Verhängnisse s e i n e portion s c h l a f zugemessen 6 , 6 6 ; sein verhärmtes treuherziges gesicht erhellte s i c h . HEVSK

worden.

KANT

1,307;

weil mein verhängnisz will und läszt mir nicht das glücke, bei dir, mein «ugentrost, zu leben ganz allein, •O... OPITZ 2 , 2 4 6 ; a c h l sie wanckt nur zu vil, die vor sich selbst disz wil, was das verhängnüsz mir hat einig auszersehen. A. GRTPHIUS 1 , 2 7 2 , 6 1 Palm; der tod . . . von dem verhängnisz abgeschickt, stutzt.

C . v. KLEIST

1,110;

was unten tief dem erdensohne das wechselnde verhängnisz bringt, das schlägt an die metallne kröne, die es erbaulich weiter klingt. S C H U L E « lied von der glocke. VERHÄNGNISBÜCH, n . : nachmals wolt' ich kündig machen was von deines lebens Sachen das verhingnusz-buch enthält, deinen aufwachs, deine jugend, deine ritterliche tugend, dein verdienst in dieser weit. S. DICH 633 Osterley. VERHÄNGNISGLAUBE, m . : s e i n e (Sullas) wunderliche gläubigkeit i s t n i c h t der p l e b e j i s c h e k ö h l e r g l a u b e des Marius . . n o c h weniger d e r finstere verhängniszglaübe des f a n a t i k e r s , s o n d e r n j e n e r glaube an das a b s u r d e . M Ö H N S E N räm. gesch. 2,367. V E R H Ä N G N I S G L Ä U B I G , adj.: d e r an ein unvermeidliches b l i n d e s verhängnisz glaubt (fatalist). H E I N S I U S 4 , 2 , 1300'. V E R H Ä N G N I S L E H R E , f . lehre, nach welcher alles vom Verhängnisse herrührend geschieht. V E R H Ä N G N I S S C H W E R , adj.: zeit b e s t i e g k ö n i g Friedrich ueUgesch. XII.

13, ¡143.

in

so

verhängniszschwerer

W i l h e l m I I I . d e n t h r o n . BECHER

k. d. weit 2 , 2 2 8 ; als sein vater bleich und k a l t und s t a i r a u f dem Strohlager lag und s e i n e k r a n k e verhärmte n n i t t i r dan e b e n k n i e t e . SPIELHAGEN 18, 71. V E R H Ä R I M U N G , f . substantivbildung zu vorhergehendem Zeitwort: ein h a l b e s j ä h r hatte die lieblichen Züge d e s j u n g e n k i n d e s . . mit m e l a n c h o l i s c h e r verhärmung a n g e h a u c h t . GUTZKOW zaub. v. Rom 7, 50. V E R H A R N I S C H E N , verb. mit hämisch versehen: zwen k u r i s c r , d e r ein . . nach a l t e r manier a l l e r dingen v e r h a r n e s e b t . . das r o s z auch v e r h a r n c s c h t . F . P L A T T E R 1 9 9 Fechter. VEHHARllEN, verb. anhaltend bleiben, mhd. v e r h a r r e n , das einfache h a r r e n durch ver nur verstärkt. 1) intransitiv, ohne nähere bczeichnung dessen, worin oder wobei man verharrt: perseverare, verharren DIEF. 4 2 9 ' ; perdurare nov. gloss. 2 8 7 ' ; bleiben bisz zum e n d , continuare, pergere, permanere, perpetuare, durare, obdurare, perdurare, stare M A A L E R 420*; manere S T I E L E R 771; perseverare, permanere STEINBACH (1724) 137; FRISCH 1 , 4 1 7 ; w e l c h e r a b e r verhart bisz ins e n d , d e r wird selig. S C H A D E sat. u. pasqu. 3 , 9 , 2 5 ; und hätte d e r wunderliche m a n n nur verharret, so wäre s e i n e s beigefügten schimpffes viel e h e r vergessen w o r d e n , pol. maulaffe 207; r e i s e n sie, halten sie sich a u f , bewegen sie s i c h , verharren s i e ; was ihnen gelingt wird r e c h t s e i n . GÖTHK 22, 150; wo du denn wirst zu lang verharrn, das überhand nemen in dir die narrn, so wurden* dir den bauch aulTreisen. I I . SACHS

1,467

der könig hat heut gesetzet ein tag in beden, das welsz ich gewiesz, wenn er nur vsrhart, nit nach l i e s t .

(5,7,26

9 , 1 , 1 7 6 (8,151,22 34

Keller)

Keller);

531

532

VERHARREN

VERHARREN

J ) an einem orte ble¡Jen, mit näherer bezeichnung des ortes, durch adverbien bestimmt: bist du nicht ein todes glied des menschlichen geschlecbts, wann du hier verharrest? Simplie. % 170,2 Kun; w i r . . . brachten sebr viel krancke mit uns, wessentwegen wir dann auch desto länger dorten verharren musten. 2,264, 9 ; deszwegen dann ermeldter flusz nicht lauften mag, so lang wir daselbst dem schöpffer zu ehren feierlich verharren. 2 , 8 7 , 9 ; dasz ich noch etliche tage daselbst verharren möchte, pers. rosenth. 5 , 1 6 ; dabei bleib ich und verharre nun ohne deshalb meine weitern forschungen aufzugeben. GÖTHE 22,42; noch sint sunst vil unnützer lDt, die wüst gantz jn der narren hüt und sind aarlnn verharret gantz, gebunden uff des tDfels schwantz. BBANT narrenschiff 9 8 , 3 ; es ist ein zitlger reg gewesen, die zecken mir oucn ab zfl lesen, ich mocht nit lenger hie verharren, das Ich nit meldt min eigen narren. Mulms« namnbcschw. 11,95 (lödeke/ durch präpositionalen susati, i n : können dann ihre seelen, die gottes ebenbild sein, in solchen mastschwein-cörpern verharren. Simpl. 1,103,14 Kurt; nachdem von meinen eitern ich . . . auff die nächstgelegene hobeschul zwo stunden n e g s von Sittewald an der I I I , . . verschicket worden, in welcher ich auch selbigen raahls beständig zimlicbe j ä h r verharret.

werden, aber sie werden nicbt darinne verharren noch bleiben. 2 , 3 3 ; wenn du nu aus den fruchten den bawm erkennest und dennoch in dem irrthum verharrest, was ist unseligcrs denn d u ? 2,286*; w e i l . . Martin Luther also gantz verstocket und verkerlich in seinen offenbaren ketzerischen opinionen v e r h a r r e t . . . haben w i r . . 2 , 4 2 9 * ; das ich zu got verhof, der wurde e. kai. m. sein gotliche hilf und gnad nit entziehen, wo e. kai. m . . . noch ain j a r unverlich in teutschen landen und in rustung verharren wurden. DRUFFEL briefe u. acteN 3 , 6 8 ; wie ich mich seithero erinnert und der sache nachgedacht, i s t . . . die f r e i h e i t . . . die ursach gewesen, dasz ich nicht in meinem angefangnem leben beständig verharret. Simpl. 2,125,25 Kun; in solchem stand musten wir verharren. 2 , 1 7 8 , 2 ; dasz ich in solchem vertrauen a u f f denselbigen deinen bittern tod auch in gedult im leiden und sonst in einem guten willen und seligen stände hestündiglich verharre bisz zum ende. SCHUPPIUS 4 5 3 ; in demuthigisten gehorsame verharrende, uieim. staats-arch. 1 7 2 8 (briefschlusz); sie fanden nichts natürlicher, als auf diesem wege zu verharren, eine V e r b i n d u n g beider kinder einzuleiten. GÖTHE 22, I I I ; alsdann blieb ich . . als ein todter und verharrte in solchem zustande eine völlige stunde. 3 4 , 2 4 6 ; dabei ist im menschen eine gewisse neigung in seinem zustand zu verharren, zugleich aber auch . . . sich führen zu lassen. 4 8 , 2 8 ; i n :

PBRARDER

1,6;

so hat er sich hegeben In ein schendtlich, unehrlich leben, in die unkeusch allerlei art. in loser gsellschaft er verhart. H.Sicus 2,3,117 (8,446 Keller) • a u f : (es) wird ihr befehl mich verbinden, dasselbe (das urlAeil) dafern sie noch lange auf dem lande v e r h a r r e n . . schriftlich mitzntheilen. K A N T 10,459; zu: (der herzog Heinrich von Landshut]I ist vast genau auf das guet g e w e s e n . . wo er ainen, so er in verhört bet, weiter sach, fragt er in, was er verharrt zu hof, das sein verzert, ob er nicbt abgefertigt war. AVENTIN. chron. 2 , 1 , ( 4 0 Lexer; in dem du dich lang bedencken wilt, ob du recht oder unrecht daran thuest, so ist der brei gefressen . . . wie es dir selbsten noch eben also geben wird, wan du in deiner einfaltigen redlicbkeit zu hoff woltest verharren.

PHILANDER

1,90;

der könig sie als narren veracht, sie bevd widerumb ledig macht, liesz sie also zu hof verharren. H. SACHS 2,3,135 (8,526 Keller); bei: welche auch bei dir (der uniutiend) verharren, die werden darnach alte narren, weil sie in jugend tag und nacht mit müssiggang haben zu bracht, 1 , 2 4 6 ( 3 , 1 2 9 , 2 2 Keller); bildlich: ich hatte m i r . . scbon eine zahl von jungen männern aufgebürdet, die, anstatt mit mir auf meinem wege einer reineren höheren bildung entgegen zu geben, auf dem ihrigen verharrend, sich nicht besser befanden, (JÜTHE 3 0 , 2 1 7 ; ich erlaubte mir indessen nach meiner weise in der mittleren region zu verharren und zu versuchen, wie durch allgemeine betrachtung der anfang mit dem e n d e . . . in Verbindung zu bringen sei. 55,112. vom verharren bei abstracten gegenständen: endlich lies er sich im bescblus etlicher drawwort verneinen und sagte: da er auff seinem furnemen verharren, würde der keiser wider j n procediren. LETHER 1,446'; der göttliche Plato, welcher, wann er in derselben (der kaufmanschaffl) verharret were, wird er nicht so verhast worden sein und so ein elenden todt genommen haben. SCHUPPIUS 7 1 9 ; womit wir lebenswirig verharren, weim. archiv (Eisenach, von 1784); an die stelle des gegenständes setzt sich ein wort-credo, bei welchem denn so gut zu verharren ist, als bei irgend einem andern. GÖTHE 30,34; dank dir, mein geist, dasz du seit deiner reife beginn beschlössest, bei dem beschlusz verharrtest I nie durch höfisches lob zu entweih» die heilige dichtkunst. KLOPSTOCE 2 , I I . 3) verharren in einem zustande: daraus denn dieser unraht folget, das viel u n n ü t z e . . . opinion . . , unter dem gemeinen unverständigen p ö f e l . . . ausgebreitet werden, dadurch e r . . . erregt wird zu ungehorsam, also das er endlich drin verharret LUTHER 1,220*; oder müssen sie w i s s e n t l i c h . . . ins teufels gesetzen verharren? 1,388; daruinb bitt ich e. g n . . . das j r fest wöllet stehen und verharren im ungehorsam des teufels, wie ir bisher .bestendig blieben seid. 2,145; j a die febrligkeit wird so gros sein, das sie mit den gottlosen jrren

der iat nit gsunt, sunder gantz blöd, nit wysz, sunder jn torheit schnöd, in statter kranckheit er verhart. ßFTANT narrensch. 3 8 , ( 3 Zarncke; j a wQrt oll gschrlfft und 1er veraebt, die gantz weit lebt in vinster nacht und dfit in sunden blint verharren. 2 , 9 ; domit versündt sich mancher gouch, der erst jnn synen Sünden verhart darumb das jm gott etwan spart, meint er ym greilTer an den bart. 8 6 , 1 5 ; wenn euer gunst wind weht, so hat mein schipf gewönnet verharrt in treuer pllicht. L O H K N S T B I H Aijripp. 89,480; solchen schauend fohlt ergriffen von verwirrenden gel'ühlen sie das innere tiefste leben, will verharren in dem anschaun, weist es weg, da kehrt es wieder. GÖTHE 3 , 1 2 ; verharren a u f : es half keine vermanung, er blieb auf seinem köpf verharrend. F R A N S chron. (1536) 202* (auf der in seinem köpfe gefaszten meinung)-, sogleich ging Georg hinweg und verharrte auf seinem liiugnen. G Ö T H E 3 4 , 2 5 7 ; b e i : das sind die weisen, die durch irrthum zur Wahrheit reisen, die bei dem irrthum verharren, das sind die narren. K Ö C K E R T 2,408. das, wobei man verharrt, kann auch adjeclivisch ausgedrückt werden: well der natur stets treu er verharrt. PLATEN 3 1 6 ; oder substantivisch : gesetzt . . der jude hab' es nur als jQdinn erzogen; lasz es nur als jüdinn und als seine tochter so verharren. LESSINS 2,301; oft stehen Zeitangaben im accusative bei verharren: zu dem kam herr Wilhalm Wernher auch, alda er auch etliche j a r verharret, bisz er zu den jaren kam. Zimm. chron. 3 , 4 , 3 2 . in unpersönlicher construction: es ist zu lang verharrt im lust- und lasterleben, das mir nun selbst miszfällt. CANITZ . 5) v e r h e b e n , jatsch, in ungeschickter weise heben. a) die k a r t e n w e r d e n v e r h o b e n , im kartenspiele, wenn sie falsch abgehoben Vierden; ein r o h e s b u c h wird v e r h o b e n , wenn die lagen unrecht abgehoben werden. ADELUNG versuch 4, 1446. 6) reflexiv, zu eignem schaden ungeschickt heben: sich verh e b e n , sich durch heben schaden thun, etwas verrenken oder verletzen. ADELUNG versuch 4, 1446; die beiden d a m e n m u s z t e n ihn (den korb) s e l b s t w i e d e r an beiden h e n k e l n z u m sprachgitter h i n a u s s c h l e p p e n , wo sie sich bald d a m i t v e r h o b e n h ä t t e n , u m i h n n u r an die Öffnung h i n a u f z u b r i n g e n . GUTZKOW zaub. von Rom 7 , 4 9 ; mitunter auch transitiv: ich h a b e m i r e t w a s v e r h o b e n (durch aufhebung einet schweren koffers). drum, werke 8,11.

544

1) mit heeresmacht überziehen: mhd. die wellent in gewalticlich suochen in sinem lande mit roube und mit brande, dag sult ir im helfen w e m , d a ; in die heiden iht verhern. Hai u. Ileaflor 99,16; wie o f t h a b e n sie (die Sachsen) z u s a m m t a n d e r n F r a n k r e i c h v e r h e e r t . HUTTEN 5,16 Münch; so muszte der Dreton durch unser Angeln zwang ausz seinem Albion: so hat der Longobard Italien verheeret: der Francke Gallien in Franckreich umbgekeliret, der Hunn i'annonien zu Hungern ihm gemacht, der Gotlie Spanien in seine hand gebracht. OPITZ 1,107; wir Deutschen haben selbst gezeugt die, die uns jetzt verheeret. LOGAU 2 , 5 1 , ;19.

2) verwüsten durch krieg: mhd. dä wart in Neptalim lant al l'ethert unde f e r b r a n t . DITHKR d. ged. des 11. U. 12. jh. 202,15; nhd. a b e r w e n n ein hauflen S p a n i e r o d e r T ü r c k e n kerne, die j n e n d u r c h die h e u s z e r ließen, p l ü n d e r t e n u n d r a u b e t e n , verh e r e t e n u n d v e r b r e n n e t e n alles, w a s sie h e t t e n . . da m u s t e n sie dazu das gratias s p r e c h e n . LUTHER 7,155'; eine Stadt verh e e r e n , urbem dauere, evettere, exscindere STIELER 814. FRISCH 1, 433. ADELUNG versuch 4,1416; d e r weg von da (Wien) auf T r i e s t ist f ü r j e t z t auch versperrt u n d f ü r die Z u k u n f t wie die übrigen v e r h e e r t u n d u n a n g e n e h m . GÜTHE 4 3 , 4 ; und zog ausz mit grimmigem zorn wol mit tausent mal tausent Morn, ausz hochmut Juda zu verstörn, das laml verwüsten und verhern, und verwüst aus das land Juda mit seim heer bisz gen Haresa. H. SACHS 1,52 (1.225,1 Keiler) -, der krieg gewalt und gut verliert, die schaud a'del und geschlecht verfert. 1,252 (3, 153,1 Keller); (all drei) ruckten mit gewerter handt nach dem weiter in Engellandt und vertierten gantz u n g e h e u r das gantze lanüt mit schwerdt und feur. 2,3,139 (8,542,23 Keller); d a s land ist a l l e n t h a l b e n j e m e r l i c h verlieret u n d die h e u s e r sind z u r i s s e n . psalter 74, 20; f r e m b d e verzeren e w e r ecker lur e w r e n äugen u n d ist w ü s t e , als d a s so d u r c h f r e m b d e verh e e r e t i s ' . Jes. 1 , 7 ; und was biervor noch blieben, musz sonst wie rauch verstieben, durch pesl und brand verheert. S. DACH 401 Ost. J ein held, der sich durch manche Schlacht, durch manch verheertes land des lorbeers werth gemacht. UILLEBT

1,246.

3) zerstören, verwüsten durch andre dinge als durch kriegsmacht: die u n g e h e u e r k a m e n u n d v e r h e e r t e n die s c h ö n e n jUnglinge u n d m ä d c h e n im l a n d e . CLAUDIOS 3 , 1 3 ; es springet auch ein flusi des feuers ausz der kluft . . dasz thal und hügel brennt, der acker wird verheert, das vieh, so weiden will, von flammen selbst verzehrt. OPITZ

1,32;

der herr hat umbgekehrt desz Jacobs Wohnungen, hat bisz in grund verheert der tochter Juda landl, hat ihre wäll und festen, daraufl sie sich verliesz, geschleifTt mit stumpft und ästen. 3,33; S u i d a s u n d S c h o l i a s t : q u e l l e n ! s o gefällt e s d e r v e r h e e r e n d e n zeit! sie m a c h t a u s n a c h a h m e r n originale, u n d giebt a u s zögen einen w e r t l i , den e h e d e m k a u m die w e r k e selbst h a t t e n . LESSING

bildlich

6, 2 8 6 ;

ein verhehrendes f e u e r . Ilms 2,455; da helfen eur gaistlich fürsten zue und verderben ir scheflein spat und frue, das sollen sie den andern fürsten wern, so hellen sie ir scheflein selber verhern. fasln, sp. 612,22.

VERHEEREN —VERHEFTEN

VERHEFTEN — VERHEHL

abslracta übertragen: drum hab ich euch diesz neue lied gesponnen, das weder zeit mir noch kritik verheere. I'LATBN 321; der gute sterbende Viktor, zermalmet von liebendem jammer . . . wollte an den theuern verheerten busen lallen, i. PAUL ", 222; hat denn noch kein mann den schmerz der verlornen liebe empfunden, damit er wisse, wie noch tausendmal härter er eine frau verheere 1 24, 177. sieb verheeren an einem : also wellen wir den Cristen nach schleichen mit Weisheit und listen bisz das ei sich an uns verhorn, fasln, ip. 2 9 5 , 7 .

verhelft, verfasszt, verstrickt sein, disiringi MAALER 420'; dasz man derselben leib und guet von alter schuld wegen in unser stat München nicht verheften noch verbieten soll. SCBNELIEB 1 , 1 0 6 6 Frommann. TOBLER 184; bildlich: berr kftnig, desz Unglückes angel durch seine vilfeltige kreft autl' erden all menschen verheft. H . SACHS 3 , 2 , 1 3 2 ( 1 2 , 4 9 3 , 3 6 Keller); von Sachen, mit beschlag belegen: wo ein gut gestohlen wird, dasz das andere darum daneben und dabei gelegen, nicht fraidig noch verhelft sein soll. S C B N . 1 , 1 0 6 6 Fromm. 2) übertragen, a) einen mit etwas verheften, einen in feste Vereinigung bringen: bistu mit ainem eelichen weib verhelft. M E L A N C B T H O N hauptartikel der schrift verdeutscht 3 3 ; von dingen und begriffen: gott gibt dem willen sovil crälTt, das jn mit zwanck kain sünd verhäfft.

545 4) auf

VERHEEREN, n. substantiver tnfiniliv zum vorigen: da flammt ein blitzendes verheeren dem pfade vor des donnerachlags; doch deine boten, berr, verehren das sanfte wandeln deines tags. GÖTHE 12,22. VERHEERER, m. / dasz die Samniter diesen verlust durch die niederlage der verbeerer rächten. NIEBUBB 3,287. VERHEERISCH, adj. grassans, rapiens, vastans, divexans, item prodigus, profusus: junge leute sind gern verheerisch, Juventus solet eist luxuriosa, sumtuosa, dispendidsa, verheerisebe leute, homines damnosi S T I E L E R 8 1 4 . V E R H E E R U N G , f., Substantivbildung zu verheeren, Zerstörung, Verwüstung zunächst durch krieg, dann Verwüstung überhaupt. erst in neuerer teil häufiges u/ort, verdrängt das ältere verbergung (so noch M A A L E B 421), doch ist Verheerung in der dllern spräche schon vorkömmlich, i.b. N I E . v. J B B O S C B I N 256 Pfeiffer: vorherunge der obirstin lande zu Prbjin. nhd. Verheerung, excidium, vastalio, direptio, depopulatio S T I E L E R 814. F R I S C H 1,433. A D E L U N G 4,1446. meist von dingen: Verheerung der guter,rutna bonorum S T I E L E R 8 1 4 ; das vordringen des republikanischen kriegsheers in den letzten tagen Aristons nütbigte i h n , sich in die Stadt zu flüchten und seine güter der Verheerung preis zu geben. W I E L A N D 3 4 , 1 1 ; (der Ätna) der Jahrhunderte Verheerung in seinen eingeweiden sammelt. K L I N G E R 1,301; eine grosze Verheerung anrichten. A D E L U N G 4, 1446; von den Verheerungen, die der gestrige grosze regen angerichtet hatte. G U T Z K O W Serapionsbr. 2 , 5 0 ; benachtheiligung von menschen: solche naturen (wie Roquairols) wollen die Verheerung der menschheit durch treue gegen einen vergüten. J . P A U L Titan 2,128. VERHEERUNGSKRIEG, m.: dafür, dasz niemand mehr reich sei, haben die Spartaner gesorgt und es wird eine reihe von jähren dazu gehören, bis Athen sich von den f o l g e n . . des so unglücklich für sie ausgefallnen peloponnesischen verheeruagskrieges erholt haben wird. W I E L A N D 3 3 , 6 6 ; so würde Athen w a h r s c h e i n l i c h . . so viele tragische glückswecbsel und alles uoheil des sieben und zwanzigjährigen Verheerungskrieges, der sich so übel für sie endigte, nicht erfahren haben. 33, 140. VERHEFTELN, VERHÄFTELN, »erf>. durch heftel befestigen, mittels haken zusammenheften, nur in übertragener bedeutung nachgewiesen: einen ehalden verhäfteln, einen diener fest miethen. bair. landtagsordn. von 1 5 5 3 s. 1 5 7 bei S C H N E L L E R 1 , 1 0 6 5 Fromm.: auch welcher e e h a l t , k n e c h t , diener und dienerin seiner herrschaft über das er von j r gedingt und verhälftlt vor der zeit, die er zu dienen verpflicht i s t . . den dienst wieder aufsagt u.s.w. tandpot in Ober u. Niederbaiem (1816)62'. in oberdeutschen muniarten noch vorkömmlich, s. S C H N E L L E R a.a.O., S T A L D E R 2 , 9 (einen festhalten, zurückhalten). V E R H E F T E N , verb. mittels heftens befestigen, dann falsch heften, somit hat die Vorsilbe ver entweder den einfachen stamm verstärkt oder ihm eine schlimme nebenbedeuiung gegeben, mhd. verheften, wo letztere, bedeutung nicht nachgewiesen. 1) zusammenheften: verhelft sy mit einem aierclar, das sy pei einander beleiben, kuchenmeist. c 2 ; (die Stillung des blutens geschieht) etwan mit irtzneien, das man die ädern verhelftet. H . B R A U N S C H W E I G chirurgia 1 7 ; eine wunde verheften, bei den Wundärzten. A D E L U N G versuch 4 , 1 4 4 6 . kunstausdrücke: bei der Stickerei wird der grund verheftet, wenn man zu den figuren erst einen grund von zwirn legt, die bortenwirker verheften den langen einschlag der tresse, wenn sie ihn mit feiner seiie unter dem ausschweife befestigen. A D E L U N G verz. 4 , 1 4 4 7 . hieraus die bedeutung in fesseln legen, festnehmen, von personen: darauff thet j m der keiser grosze gfesser um seine füsz versebüeszen und darnach (iAn) mit einer ketten um seine lenden verbellten. Atflion bog. T 1 1 ; gefangen nehmen: verheilt, inclusus; verhellt und durch schulden leibeigen worden, nexu vineti; XII.

SCHWARZENBERG

546

155,1'.

b) verheftet sein, u>ir sagen heute meist behaftet s e i n : der römische s t u h l . . d e r mit allen übelthaten verheftet ist. HUTTEN 5, U Münch; als die Athener mit pestilentz hart verheilt waren. F R A N * chron. 26'; partic.: under ein anderen verknüpfft und verhelftet, connexa inter se et apta. M A A L E R 4 2 1 * ; m i t . . allen fleischlichen nachhengungen verhelftet. KiRCHBOFwendunm.388". c) einen einem verpflichten, von personen: erkennend das die Verkündigung derselben brieff dermaszen geschehen viel berürten Martinum und alle andere dermaszen verhelften sollen, als wenn dieser brieff am tag solcher ansagung und verkündung inen persönlich gelesen und verkündiget weren. L U T H E R 1 , 2 6 2 ' ; von dingen: mein kind, bistu für deinen nehesten bürge worden, so bastu deine band verheiltet. 2,483' (wirstu bürge für deinen nebesten und bastu deine band bei einem frembden verhelftet, so bistu verknüpfft mit der rede deines mundes. spr. Sal. 6 , 1 ) . d) reflexiv, sich verheften, verpflichten: ihr sollet schweren . . dasz j h r . . euwer widerparthei.. mit genügsamen bürgen oder pfänden genügen und Sicherheit tliun oder da j h r solches nicht vermöchten, alszdann mit einem fernem und sondern eidt euch darfür verbellten und verpflichten wöllet. Frank f. ref. 1,42 § 10. 3) falsch heften, so verheftet der buchbinder ein buch, wenn er die bogen und blätter nicht in der gehörigen Ordnung heftet. A D E L U N G versuch 4 , 1 4 4 7 . 4) durch heften aufbrauchen: den zwirn verheften. V E R H E F T E N , n., substantivischer inßnitiv des vorigen: an (ohne) meniglichs verheften und verbieten. S C H N E L L E R 1,1066 Frommann. V E R H E F T U N G , f., substantivbildung zum vorigen, mhd. verheftunge. 1) zusammenheftung. 2) verheftung in der gemeind nainen, publicatio, Sectio M A A L E R 4 2 1 * . V E R H E G E N , verb. mit einem gehege umziehen, abschlieszen, hegend verwahren, schlieszt sich an die bedeutung des einfachen Wortes an, mhd. verhegen neben dem üblichem verbagen: diu minne hei verheget in ir hage manc vrie; herje. Lolienyrin 1515; nhd. halten, haben: weil j r doch bischöfliche ampt und werck nicht künd noch wöllet verhegen, als die j r zu p r e d i g e n . , nicht töget sampt allen euren gelerten, so laszt uns doch euer ampt, das j r schildig seid, ausrichten. LUTHER 5 , 9 1 ; niemand soll doppelspiel verhegen, so gering es immer sei und wolle, bei der strafe zehen guter mark. WAISSEL cfiron. ( 1 5 5 9 ) 1 0 7 ' ; durch absperren schützen: ich lerne auch, das gott durch solche gebot, mir mein gut befriedet und verheget, ans veterlicher sorge und groszem ernst, weil er verbeut inan solle mir nichts Stelen und wo mans nicht thut, so hat er die straffe darauff gelegt. LUTHER 6 , 3 1 3 ; dein ehr verheg. B. RINGWALD t. warft. 141; aufheben, aufsparen: um diese zeit sol man den pferden vollauf zu essen geben, denn nun gehet die rechte arbeit an. darum verhegen etliche die wickengarhen bis hieher. COLERUS calender 39; wenn ein jabr die weine wol gerathen, und derselben viel und gut s e i n , so gehe sparsam damit um und verhege dir auch etwas bis ins andere, dritte, und vierte folgende jähr, hausbuch 83. M . Heimlichkeit, Verborgenheit: wir hend fetz dan gewartet lang, wenn für den küng uns werd zugaog Türztragen in gheim und verhil von unseren herren den bei'äi. trag. loh. H 1.

VERHEHL,

35

547

548

VERHEHLEN

VERHEHLEN

V E R H E H L E N , verb. verheimlichen, Zusammensetzung mit einfachem hehlen (s. Iheil 4 2 , 7 8 6 ) , dessen bedeulung durch ver nur verstärkt wird. mhd. verheln, ahd. alts. farhelan, ags. forhelan. die flexion ist wie bei dem einfachen hehlen, ursprünglich meist stark verhil, verbal, verholen, doch entstanden wol schon frühe schwache nebenformen, dieselben sind iwar nicht nachzuweisen, doch müssen wir sie aus den nahverwandten Wörtern schlieszen: h e l j a n , biheljan u.s.w. GBAFF 4 , 8 4 3 . auch findet sich unfarhalil, unfarhelit, unürhelit S T E I N M E Y E R - S I E V E R S 1,196 übersetzt mit infronitus, nach dem latein späterer glossarien unklug: der nichts verhehlen kann? (indiscret Do CANGE 3,828" Henschel). mhd. ist keine schwache form nachgewiesen, nhd. aber treten starke und schwache formen neben einander auf, die erstem auf das partic. prät. beschränkt, während sonst durchaus die schwache herrscht, vereinzelt:

der pfarrherr auch zur kirchen kam, ein groszAD knüttel mit jm nam, ar heimlich undern rock verhal, ist sie da waren allzumal. B . WALDIS Esop 4 , 9 8 , 1 1 ( 2 , 2 7 5 Kurt); S T I E L E B 7 3 3 und FRISCH 1 , 4 3 4 führen nur schwache formen: verb a l e n , verhälet, verhehlen, verhehlet an. neben verhehlen findet sich nhd. im 16. und 17. jahrh. die Schreibung verhäblen ( D A S T P . , M A A L E B , S T I E L E R , PHILANDEB, W E C K H K B L I N ) , daneben im 1 6 . jahrh. die alle Schreibung verhelen ( L U T H E R , H O T T E N , H . S A C B S ) , im ausgehenden 1 7 . verhehlen, verhohlen (die Schlesier, C A N I T Z ) , im 18. verbeten, verhehlen und verheelen ( K A U T in den Originalausgaben). bedeulung. 1) verbeten, abscondere D I B F . gl. 5„ celare H O , vorheln ebenda, latere 320', verholen, nrh. verhoelen, abditus D I E F . 2 ; ich verhäle, disstmulo D A S I P . 2 2 6 ' ; verhälen, nit der gleichen thun als ob man ein ding wttsse, dissimulare, abstruere, legere, caelare M A A L E B 4 2 0 * . S T I E L E B 7 3 3 , verhehlen FRISCH 1,434; verhehlen, einen oder etwas unfindbar machen, unkenntlich machen, sei es (auf sinnliche weise) durch wegthun, verstecken, sei es (auf geistigem vege) durch verschweigung u. s. w. absolut:

E

der brieger art und werk biszher war rauben, stehlen, der stäter art und werk erkauften und verholen. LOGAU 1 , 6 1 , 5 ( 5 6 Eilner); das object ist dem zeitworte im acc. beigefügt; derjenige oder dasjenige, vor dem man etwas verbirgt, steht im dativ oder mit priposilionen (für, vor, gegen) dabei, von menschen oder wirklichen dingen. a) personen, verstecken, durch wegbegeben, wegbringen verbergen: der lierr wird ausgehen von seinem o r t , beim zu suchen die boslieil der einwohner des landes über sie, das das land wird olfenbarn j r blut und nicht weiter verbeten, die drinnen erwürget sind. Jes. 2ti, 21; wan ich darf euch (acc.) dem keiser nit verbälen. Aimon bog. S ; sich unkenntlich machen: des morgens früh, wie auch des abends so verhelet kan sie der könig sehn, wie sie sich angst und quelet. weil er vermenget sieb stets in der heerd aul'helt. D. v. s . WEHDEB Ariosl

b)

object, wirkliche dinge: gestohlne Sachen ADELUNG versuch 4,1447; wöllt ir, so wollen wir wol heut der schwester im wurtzscherben Stelen, i r den ein weil verhelen und merckn was sie darzu wöll sagen.

H . SACHS 2 , 3 , 2 0 2 ( 8 , 3 8 3 , 1

ein a m Ist gar ein glücklich mann, was er berühmtes hat gethan das kan die zeit selbst sagen an. sein irrtbum wird nicht viel gezehlet, denn wo er etwa hat gefehlet, das wird in erde tielT verholet.

17,53,1.

verhehlen.

Keller) ;

LOGAU 1 , 8 3 , 4 0 ( 8 5 Eitner); ein kluger artzt verhölt dem krancken ort die wunden. LOHENSTSIN Cleopatra 4 1 , 2 7 7 ; er zihlt und lacht im zählen und eilt, was er gezählt, in schlössein zu verhelen. GELLBHT

2,10;

die hülle der nacht, . . die euren stillen zug verhehlte. SCHILLER 463; bildlich: dasz ein französcher bei esprit uns nicht sein pfund verholt, das jähr durch monat — bücher zehlt, ist nicht verwunderns Werth. W B R M S R 2 0 . c) hierher das reflexivum in der bedeutung 'wirklich sich wegbegeben und verbergen': mhd. swä er konde sich verheln von deme unseligen kafspil, der arbeit duebte in nicht zu vil, wand er In vluebt vant gewin. pass. 3 0 2 , 2 6 Köpkei

nhd.

nu must du dich in das gebürg . . verstehlen und verhüten. WECKBERLIN 4 1 (ps.

11,1);

komm, du mein selber ich, komm, liebste komm dorthin, wo wir uns beiderseits offt pflegen zu verholen. FLEHING 6 0 7 ;

sich verbergen

durch

mehr geistige

mittel,

verstellen:

mhd. her Gäwein der sich helen bat, der bete sich selben sö verholn und hete sich vor enwec gestoln, und hdrten in des alle jehen, ern möbte den kämpf niht gesehen vor ander unmfiegekeit. Iwein 6885; nhd. meine äugen sehen auff alle j r e wege, das sie für mir sich nicht verhelen können und j r e missethat ist für meinen äugen unverborgen, ler. 16,17 ; wann er würde sich in keinerlei weisz verhelen. Aimon bog. Z ; verhälet (conj.) j r euch gegen mir. bog. G; erinnere dich nur d e s s e n . . so wirstu dich für mir nicht viel zu verbäten haben, sondern dich mit mir nur in wahrer Vertraulichkeit gebahren. PHILANDEB 1 , 5 6 ; wenn das kind der weltklugheit überlassen werden soll, so musz es sich verhehlen und undurchdringlich machen, den andern aber durchforschen können, vorzüglich musz es sich in ansehung seines Charakters verhehlen. KANT 10,435; so gehts . . erweckt der wein den muth in ungestalten, wilden seelen, so weisz sich in entflammter wuth der Thracier nicht zu verheelen. HAGEDORN 3,124; mit personification eines abstractums: mich begleite jede Wahrheit, die du schmeichelnd mir vermählt, zu dem urquell aller klarheit, wo kein reiz sich mehr verhehlt. BÖRGER 2) verhehlen von abstracten (gewuszten, gesagt, verschweigen, verheimlichen:

12'.

empfundnen)

mit. d. Hagen, object eine p e r s o n : solt ich nit wagen leib und leben, in die £efahr des kriegs mich geben, weil mir königkliche mayestat zu einr gmahel verheiszen hat Helena sein tochter auszerkoren. H. SACHS 2,3,61 (8,231,11 Keller); häufiger das reflexiv, angeloben und versprechen, etwas persönlich zu thun. ohne object: sieb u m b ihrentwillen e r s t e c h e n , erm o r d e n , verheiszen, verfluchen. PHILANDER 1,104; mit folgendem accusativ der verlieisznen sache: w a s sich einer s e l b s t verheist, d a s m u s er h a l t e n . REUTTER V. SPEIR kriegsordn. 68; andere construetion: von einem groszen h e r r e n , d e r sich in g r o s z e m w i d e r m u t zu d e m f e r n e n s a n e t J a c o b v e r h e i s z e n . WICKKAM der irr reitend bilger, titelblalt. mit folgendem inf.: da er (Carlstadl) sein ding auffs a l l e r s t e r k e s t e zuverteidingen sich verhies, w a n d er d a s m a u l lind s c h l u g m i r ein klipplin. LUTBEB 3 , 4 6 ; ich wolte m i c h e h e verheiszen, bis in O s t Indien zu ziehen. PHILANDER 2 , 6 8 1 ; der verhiesz sich dahin (nach Einsideln) zu wallen. H. SACHS 5, 335'; mit abhängigem satze: er verhiesz sich, er w o l t e m e n s c h l i c h e n a t u r a n sich n e h m e n . NEANDER menschenspiegel 9; so sagt mir faste zu und euch gar hart verheist, dasz ihr . . hin zum könig wollet ziehen. D. v. II. WERDE« Ariost 9,10,3; ich wollt' ich war 1 treu mein liebchen stets n e u ; ich wollt' mich verheiszen, wollt' nimmer verreisen. GÖTHE 1,35. 3) partieipien und partitipbildungen: ich f ü h l t e mich a u c h o f t a n g e w e h t von c i t r o n e n - u n d Orangendüften, die von d e n bergen h e r ü b e r w o g t e n , s c h m e i c h e l n d u n d v e r b e i s z e n d . H.HEINE 2 , 2 8 ; n u r d e r dreifarbigen f a b n e g e b ü h r t d i e s e r platz u n d seit d e n julitagen flattert sie dort siegreich u n d verbeiszend. 8,156; d a s die s c h r i f t n i c h t s a n d e r s i n n e h e l t , d e n n verheiszene g n a d e . LUTHER 1 , 3 1 ; das ist nu die figur, d a s Christus d u r c h sein selbs opffer u n s e r w o r b e n h a t . . u n d wir a u c h d u r c h u n s e r s leibs opffer u n d t o d die v e r h e i s z e n e Seligkeit e r l a n g e n . 2 , 1 5 7 ; s o l c b s bat gott zuvor g e d e u t e t weil e s zukünfftig w a r . . . d a s die geburt nicht m e h r f ü r i h m gelten solt, d o c h eine Zeitlang s t e h e n , bis d e r verheiszene Christus kerne. 4 , 1 8 3 ; auff d a s wir die verheiszen e r l ü s u n g in diesem text u n d d a s u n t e r g e h e n d e s Gogs . . s e h e n m ü g e n . 5 , 4 ' ; sein Schuldner, d e r j m auff v e r h e i s z e n e zeit nit h a t glauben gehalten. FRANK weltbuch 200*; freiheit war uns verheiszen. diese nacht versprach uns Mortimer von hier wegzuführen. SCHILLER hist.-kril. ausg. 12,549 (M. Stuart 5,1). 4) besondere beachtung verdient die im 16. und 17. jh. häufige nebenform v e r h e i s c h e n , die mit dem alten verheischen, mhd. vereischen, vreischen nichts gemein hat. denn letzteres uiort ist ursprünglich stark und bedeutet 'fordern, verlangen', nhd. ist es erstorben; nhd. verheischen neben verheiszen hat sein gegenstück im einfathen h e i s z e n , das auch schon früh mit h e i s c h e n wechselt, s. theil 4 2 , 897: die j ü n g e r verhieschen Christo bei i h m zu s t e r b e n , n i c h t von ihm zu w e i c h e n . PARACELDS (1590) 9,189; eine r e c h t v e r r ä t e r i s c h e u n d betrügliche k r a n k h e i t d e s g e m ü t t e s ist d e r elirgeitz: alls w e l c h e r seine gißt mit u n s c b u l d , seine galle m i t liebligkeit innerlich v e r b e r g e n d , die i n n e r s t e n theile des Verstandes e r n a g e t ; a u c h z u b e l o h n u n g so vielfältiger a r b e i t f ü r s t e n t h ü m e r , kOnigreiche etc. v e r h e i s c h t . BOTSCHKY PatIB. 49 u. £ . ; di v e r h e i s c h e n e g n a d e , hochd. kaml 15; nach demselben Ist mir verheischen worden, darzu auch meinem ganzen orden euch ein leben in ewigkeit von aller angst und not bereit. SCHADE tat. v. pasqu. 1,76,281;

558

t u n e hic homines adulescentulos inperitos rerum, eduetos libere, in f r a u d e m iolicis? sollicitando et pollicitando eorum animos l a e t a s ? TERENT. Andria act 5,347; d a s ist auff sein verheiszen u n d g e l a b d . LUTHER 1 , 4 1 ; d a s sclb w o r t u n d verheiszen goltes i s t d e r g a n t z e i n h a l t d e s n e w e n m e n s c h e n , ebenda; lasz sich n i c h t a n f e c h t e n sein unwillige, e r z u n g e n e verheiszen dem bischolf a n s t e u f e l s s t a t g e t h a n . 1,389; mit gaben u n d verheiszen d e r e i t e r n . 1 , 2 3 2 ' ; die h u d l e r , so m i c h h e r g e s c h i c k t , w e r d e n m i r i h r verheiszen nicht h a l t e n . Garg. 295; (der könig) liesz seinen finger-ring, in w e l c h e m ein s e h r k ö s t l i c h e r stein, auff eine k u g e l s e t z e n u n d mit pfeilen d a r n a c h s c h i e s z e n , mit diesem verheiszen, d a s z w e r d a r d u r c h schieszen w ü r d e , solle den r i n g zum gewinst b e k o m m e n , pers. rosenth. 3 , 2 7 ; d a s z e r s e i n e m verheiszen g n u g t h a t e , d a s z e r diese m a t e r i die c a s s e n z u m e h r e n c o n tinuirte. SCHUPPIOS 705; doch sich got durch gut thet erbarmen, tröst durch sein verheiszen den armen, sein sam wurt noch der schlangen h a u b e t zertreuen. H. SACHS 1,41 (1,179,15 Keller); ich mein verheiseo ein gnügen tbu. J. ATRER schöne Phön. 412" v e r h e i s c h e n statt v e r h e i s z e n : als gott sein söhn . . nach seim verheischen hett gesandt. WACEERNAOEL kirchent. 3,252; wer mit viel verheischen zahlet, zahlt mit gelde, das man mahlet. LOGAO 2,240,187 (435 Eitner); lieber gott, was hastu aflen! was gesagt, ist alles blieben, weil man ietzt ausz viel verheischen wieder gar nichts m a c h e n wil. 2,23,81 (243 Eitner); doch lasz Arcadien nur mein verheischen wissen. HOFFMANNSWALDAU gelr. Schäfer 146. VERHEISZEK, m., fidejussor DASYP. 73', promissor, sponsor, stipulator STIELER 826: ein verheiszer auszurotten die Christenheit. J. AIRER 3,289'; zitternd f r e u ' ich mich und würd' es nicht glauben, wäre -der grosze verheiszer nicht der ewige. KLOPSTOCE 1,131. sponsor, ein verheiszer, d e r die t o c h t e r d e m b r e u t g a m z u saget. DASYP. 231'. VERHEISZERIN, f . stipulalrix, mulier intervenier STIELER 826. VERHEISZNIS, f . , verheisnis, fedus DIEF. 229' au« dem mUböhm.-d. gl ossär v. 1470 belegt, sonst nicht nachgewiesen. VERHEISZUNG, f . versprechen, Zusicherung, mhd. v e r h e i j u n g e , jedoch bis jetzt aus nicht früheren quellen als denen des 15. jh. belegt, noch tm 16. jh. findet sich, wenn auch selten, die nebenform v e r h e i s z u n g e , s. unten, im 17. jahrh. findet sieh, wie verh e i s c h e n neben v e r h e i s z e n , so auch v e r b e i s c h u n g , s. unten, v e r h e i s z u n g , fedus DIEF. 229', promissio 464*. a) t » allgemeinem moralischem sinne, Versprechung: u n d sagete wie daz alles fieheimer l a n d , h e r r e n u n d s t e t t e u n d d i e D u t s c b e n h i e vor d e m w a l d e u n d in Merern, S l e s i e n . . e i n s w e r e n , u n d w e r e d e r k o n i g von P o l a n , d e r in g r o s z e verh e i s z u n g e t e d e zu geben u n d sie zu losen. JANSSEN reichscorresp. 2 , 1 1 (von 1440); ein v e r h e i s z u n g , promissio DASYP. 140'; w a r b e i t u n d b e s t e n d i g k e i t d e r v e r h e i s z u n g e n , ¡¡des 73'; d a n k t e r m i e r mit verheiszung, w o e r m i r dienen k ü n d , das w e i t

VERHEISZUNG

VERHEISZÜNGSVOLL — V E R H E L F E N

er nit sparen. TH. PLATTER 105 Fechter; allerlei verwilligete verheiszung und zusag, sponsio; verheiszuog auff anforderung gethon, sponsio quae in verbot facta est; verheiszung vor gericht mit gesetztem pfand zu verlieren, dem so die verkeiszuag nit halt, sponsio; verheiszung leisten, perßcere promissa, perlolvere promissum; auff die verheiszung warten, pendete promissis MAALER 421; und alle die ihr durch grosze verheischung reich zu werden begierig seid, viel gold und Silber zu machen, wie dann die alcbimei vielfältig lernt und v e r h e i s c h t . . das gibt die täglich erfahrenheit wol zu erkennen, das under tausenden nicht einer ihrer verheischung gewebret wird. PARACBL8U8 (1590) 6,375; er wolte sieb aber nicht abweisen lassen, sondern bat den fourirschiltzen mit untergemischten Verh e t z u n g e n , ihn vor den Stallmeister zu lassen. Simpl. l , 202,25 Kurz; alle meine liebreitzungen waren nichts und alle meine verheiszungen geschahen vergeblich. 1, 334, 27; diese d r e i . . . welche ich so wol durch verheiszung als bedrohung dahin b r a c h t e , dasz sie mir bemeldte beide dorffer zuerkanten. 2,205, 6 ; er setzte mir zu mit liebkosungen und verheiszungen. 2,189, 9; der hiesige commandant hat meine eitern seel. mit groszen verheiszungen persuadirt, dasz sie ihm meine schwester . . . auffgesattelt. 2, 2 5 , 1 1 ; alle diese scheinende herrlichkeit ist ein gelehntes geborgtes w e s e n , welches aliein auff vergebener hoffnung und vielen verheiszungen bestehet. PHILANDER 1 , 8 1 ; mich beschämet zu todt, dasz ich den hochscheinenden verheiszungen so geglaubet habe. 1,218; einen der verheiszung erinnern, appellare aliquem de promisso; seine verheiszungen taugen nicht, promissa ejus sunt inania, irrita. STIBLER 828; sie (durchlauchtigster herzog) haben solche (drei mitsehüler) d u r c h . . verheiszungen angetrieben, sich zu edlen gliedern des Vaterlands zu bilden. SCHILLER hist.-krit. autg. 1 , 1 6 ; mit kahner Zuversicht *uf das was er (Giordano Bruno) nennt lume interno . . überliesz er sich glücklichen ahndungen über die bewegung der lixsterne . . etc. auch das griechische alterthum ist voll von solchen uranologischen verheiszungen, die spater erfüllt wurden. HUMBOLDT kosmos 3 , 1 8 ; lebe wohl, und komme deinen verheiszungen nach. BBTTINA briefe 1,155; besonders auch von in aussieht gestellten glücksgütern, geld, ehren u . s . w . : als unter kaiser Ferdinando . . die evangelische relig i o n . . . heftig verfolgt und viele durch marter und pein, andere durch verheiszung und gaben zum abfall gereitzet worden, hat sich auch dieser edelmann gelüsten lassen, die warheit zu verleugnen. ERNST confecttafel» l, 177; die achwieger . . . . beredt einen kämmeriing mit gschenk, verheiszung groszer ding, das er sich heimlich legen thet zu der keiserin an ir bett. H. SACHS 2,3,43 (8,161,23 Keller), b) ganz besonders verheiszung, gottes verheiszung in der spräche der kirche häufig, Versprechung zukünftiger tortheile seitens gottes, Christi oder der kirche: es kan auch nicht Paris, aller irrthum ein mutter und ursprang anders sagen, denn das dis wort der verheiszung seien, in sich schliszen das pfand der verheisung, den leichnam und das blut Christi im brot und wein. LUTHER 2 , 2 4 ; Abraham glaubet an gottes verheiszung alleine, da noch kein mensch von wuszte. 2,116; und haben auch tröstliche verheiszunge gottes, das er uns erhören wil. 3 , 1 1 9 ' ; das daher zu nemen i s t , das es feine hochverstendige leute gewesen sind, und das evangelium oder die verheiszung, Adam gegeben, wol verstanden haben. 4 , 4 4 ' ; hie sihestu gar kein werck, kein gebot sondern lauter verheiszung, gnedig geschenck. 4,101; (sol jemands b e k e r e t . . werden) es mus von himel und allein aus gnaden komen, das gott durch die verheiszung des evangelii das herze trifft. 4,73*; dennoch lies er nicht von dem wort und verheiszunge gottes. 4, 75*; da sihestu abermal wie gott seine verheiszung volfüret. 4 , 1 6 1 ; nu . . . gibt er ein zeichen neben dem wort der verheiszunge vom künftigen evangeiio. 4 , 2 7 3 ' ; gott wil ungelügenstrafft sein in seinen verheiszungen. 6 , 1 8 ' ; denn unser werck können nicht bestehen wider gottes zorn und gericht, sondern allein also wird gottes zorn versünet wenn wir ergreiffen gottes verheiszung in Christo zugesagt. 6,374; war ists, das gott guts gibt umb seiner verheiszung. 7, 6 ; meine brüder, die eine kleine zeit sich haben martern lassen, die warten itzt des ewigen lebens, nach der verheiszung gottes. 2üfaec. 7 , 3 6 ; die verheiszung, das er solle sein der weit erbe, ist nicht geschehen Abraham oder seinem samen durchs gesetz, sundern durch die gerech tigkeit des glaubens.

R6m. 4 , 1 3 ; meine b r ü d e r . . d i e da sind von Israel, welchen gehört die k i n d s c h a f f t . . und die verheiszung. 9 , 4 ; nun hatten die Titanes die verheischung, dasz sie sollten in den hütten Sems wohnen. MICSÄLIUS a. Pommern 1 , 4 0 ; di lehren und verheischungen gottes. BUTSCHKY kamt. 753 (verheischung noch öfters kanzl. 755, Palmas 225); unter den zwei verheiszungen für die befolgung der k i n d e s p f l i c h t . . enthält die letztere die stärkere triebfeder. KANT 1,301; daher auch jedermann die moralischen gesetze als geböte ansieht, welches sie aber nicht sein könnten, wenn sie nicht a priori angemessene folgen mit ihrer regel verknüpften und also verheiszungen und drohungen bei sich führten. 2 , 6 0 6 ;

559

doch sich got durch gut tbet erbarmen, tröst durch sein verheitzen den armen, sein sam wurt noch der schlangen liaubel zutretten, welches Adam glaubet, dardurch ehr und all sein nachkummen die gütig verheiszung annumeu.

H. SACHS 1 , 4 1 ( 1 , 1 7 9 , 1 5

gott hat uns Jesum aufferweckt, hat unsre Sünden zugedeckt, und die verheiszung so erfüllt, dasz kein todt weiter bei uns gilt.

560

Keller);

OPITZ 3,120.

verheischungen für verheiszungen LOOAU 2,240, 187 (435 3,193,10 (611), beide male in Überschriften. VERHEISZÜNGSVOLL, adj.: kommt heim! dort ist es lustger auf mein wort! dort duften blumen auf gedecktem tische, verheiszungsvoii die braten und die fische. LINAU nachlast

Eitner),

(1858) 58.

VERHEIZEN, verb. heizen: hastu geheitzet? ich tbat das ofenthürlin zu und sagte: j a muter ich hab schon verheitzet. TH. PLATES 37 Fechter. VEKHEIZUNG, f . : kleider, quartier, verheitzung. Weimar. Staatsarchiv (Weimar) 1749. V E R H E L F E N , verb. durch beihülfe verschaffen, dienlich sein zu etwas, mhd. spät und selten: verhelfen, nl. verhelpen. das zeitwort geht, wie das einfache, nach der starken flexion, doch hat sich, ebenso wie dort, der plur. des prät. an den sing, angeglichen. wann dies geschehen, können wir bei der Zusammensetzung nicht nachweisen, der conjunctiv hülfe, der auf verhülfe schliesien läszl, noch bei STIELES und später (s. theil 4 2 , 950). Zusammensetzung mit helfen, dessen bedeulung ver verstärkt, denn verhelfen drückt ein erfolgreiches helfen aus. 1) ohne angäbe der person: warum solte ich dann zu solcher eitelen thorbeit verhelffen und ohn Ursache vergebens anderer leute kurtzweiliger raht sein? Simpl. 2,123,12 Kurz. 2) weiter liegen zwei construclionen vor, mit dem dativ der person, der man zu etwas verhilft, das, wozu man einem verhilft, durch präposilion, inßnitiv oder abhängigen salz beigefügt: (Chrysander will sie mit seinem söhne verbinden) weil er ein mittel sieht, ihnen wieder zu dem gröszten theile ihres väterlichen Vermögens zu verhelfen. LESSINC 1,238; nur wünsche i c h , dasz sie ihnen .bald zu einer silbernen dose und einer liebsten verhelfen möge. 1,327; kaum erhoben sich ihre neuen mauern, kaum hatte ihnen K o n o n . . . wieder zu ihrer alten tyrannei über die kleinern inseln verhol Ten, so war auch alles vergangene wieder rein vergessen. WIBLAND 3 5 , 5 ; sie e r k l ä r t e , . . dasz sie nicht länger leben könnte, wenn ich ihr nicht zu dem glücke verhelfe, den herrlichen mann selbst zu sehen. 35,32; der könig musz uns selbst dazu verhelfen, oder er ist der undankbarste aller menschen. 35,99; er bat ihn, dasz er ihm durch seine kunst zum besitz der widerspenstigen kleinen Dafne verhelfen möchte. 38,112; dieser sah sich dadurch in eine so gedrängte läge versetzt, dasz er alle seine freunde aufforderte, ihm zu irgend einem anständigen unterkommen zu verhelfen. 38,184; was bekümmerten sie sich darum, wie ers anfing, um ihnen dazu zu verhelfen? 42, 39; hab ich stahl und eisen gebraucht, um deine arbeiten zu machen, so sollen sie mir auch zu meinem lohn verhelfen. GÖTHE 3 4 , 4 3 ; j e n e r grosze könig von F r a n k r e i c h . , dem sein b e i c h t v a t e r . . versprechen muszte, ihm durch seine tausendkünste in den schoos Abrahams zu verhelfen. TB&IIIIEL 1 , 3 9 ; wenn ich einem verständigen mann zn einem guten Salvator oder Julio Romano von meiner hand verhelfe, und er freut sich dann, s o . . TIBCK 17,15; wenn er mir wieder zum besitz dieses unschätzbaren kunstwerks verhälfe, novellenkranz 4,221; und sprang in einen mietswagen, zu dem mir mitleidige seelen verhalfen. CHAMISSO (1836) 4,248. mit ababhängigem salze: mir beliülfflich zu sein und günstig zu ver-

561

VERHELFUNG — VERHENKERT

VERHERBEN — VERBERGEN

heißen, wie ich ein stücklein brod erlangen und zu diesem dienst kommen möge. SCHUPPIDS 412. daltv ein personificierter begriff: weil ja nicht mehr ist ja, so soll das teuffel holen dem glauben, der sonst liegt, verhelften auf die sohlen.

adjectivischer bedeutung, henkerswert, des hängens würdig, vgl. verteufelt, doch milder, wenn atieA henker oft bezeichnung des teuf eis ist, s. theil 4", 991,3, 'nur in der gemeinen spräche gebräuchliches wort... arg, böse'. ADELUNG versuch 4, 1448. von menschen: Ober die verhenkerten Berliner! die allgemeine deutsche bibliotheque . . . 's ist unerhört! wer denen .uffter die linger geriith, a l l . . FR. MÜLLER 1,323; wenn ihn jemand Irägt, so sag' er nur, er wach' im dorfe gegen das verhenkerte bettelvolk, aber er habe nicht äugen. J.PAUL 21,165; von Sachen: dieszmal hat mir das verbenkerte zipperlein einen strich durch d' rechnung gemacht. MILLER Siegw. 1,217; die verbenkerte kleine antiphysiognomik. LICHTENBERG 4,94; leider nahm ich gerade mit dem widerspiel eine person vom lande e i n : ich gefiel bedenklich durch dezenz. ein verhenkerter karakter! sagte ich. J.PAUL 20, 106; ich bring' ibr eine versöhnte seele wieder, und in diese macht sie einen neuen risz und so ärgert sie mich noch den letzten tag mit dem verhenkerti'n geplauder. 13,43; und geben sie (die kleider) die koinödianten her? sagte der Sechser, das ist wieder eine ganz verbenkerte frage. 35, (00; verkürzter ausdruck: verhenkert! ich weisz es, leben soll der autor, wie er schreibt — ja noch besser f a s t . . . 35, 87; adterb: er webt wahres und falsches so verhenkert durch einander, dasz man zettel und eintrag unmöglich mehr von einander trennen kann. WIELAND bei MERCK 2, 104; aber sie müssen doch verhenkert weit

LOGAU 3 , 2 5 2 , 1 9 3 .

81 oder (seltner) verhelfen mit accutativ der person verbunden (vergl. ähnliche construction bei helfen 4 2 , 954): sucht die übrigen mit dazu zu verhelfen. HERMANN Thucyd. 264; ich will sie zu seiner bekanntschaft verhelfen. LESSING 1,233; habe ich sie nicht zu einem artigen anblicke verbolfen? 1, 442; diese aber haben sich folgende 1 ist ausgesonnen, wodurch der knecht seinen herrn nach hause verhelfen könne. 3 , 3 1 ; ADELUNG (rill sehr entschieden für diese construction ein, 'gemeiniglich braucht man dieses wort mit der 3. endung (dat.), welches aber ganz wider die natur der mit ver zusammengesetzten Zeilwörter ist, welche allemahl die 4. endung der sache erfordern : jemanden zu etwas, zu einem amte, zu einer befürderung verhelfen; ich habe ihn zu einem ansehnlichen gewinn verbolfen; ich will dich zu der ehre verhelfen, dasz du ihn sehen sollst. ADELUNG 4, 1448; mit accusaliv der sache, ein urtheil verhelfen, vollziehen; darnach nacli dem u r t e i l . . und nach unsers geliebten . . sons . . liederlichen edict und ausbot benants urteil zu erfolgen, verbeißen und exequirn, auf nechst gehaltenen reicbslag zu Worms zeitlich beschlossen. ADRIAN bei

LUTHER 2 , 1 7 9 ;

das s i e ,

oder

je

der mehrer

teil

von j n e n , (das) das keiserlich gebot über dem bepstlicben urteil, wider Martinum Luther ergangen, sol verholflen werden, bewilligt und mit jrem zutiiun hekreffligt haben. 2,181; da er allda nicht kann verholfen werden (tu seinem rechte). verordn. des Hadlerischen landger. l , tit. 4 ; partic. prät. passiv verholfen, unterstützt: (dasz).. er nicht allein aller christlichen lieb vergisset, sondern a u c h . . teglich neue büclier . . entweder von. dem seinen oder aber von den andern verhol ffen an tag g e b e . LUTHER

V E R H E L F U N G , f . DIEF.-WBLCKEII 556 aus md. acter

(von

1645)

nachgewiesen. VERHELLEN, verb. hell machen, klar machen. VERHELLIGEN, verb. durch einhelligen beschlusz vollziehen, ¡.heiligen theil 4 a , 9 7 4 , 2 : der prophedt Malachias strafft burtigklich die priester, die in (dat. plur.) solchen undank und bosheit der leutte vorhingen und verheiligten. FÖRSTÜHANN z. g.

d.

ref.

291 (von

1536).

VEHHELLIGEN, DERB, zerstören, nhd. bis jetzt nicht nachgewiesen, doch sicher aus folgendem substantiv und mlid. verbelligen LESER 3,127, sowie einfachem helligen s. (A. 4 2 ,974,1»; vergl. mnd. verbelligen, ermatten, erschöpfen SCHILLER-LÜBBEN 6,363. VERHELLIGUNG, f. Zerstörung, mhd. verhelligunge: dasz landen und leuthen nicht anders dan abgnng, Zerstörung, verhelligung, sterben und verderben erwachsen mocht. Frankf. stadtarch. (Bern) 1646. VERHELLUNG, f. Übereinstimmung, einhelligkeit: ausz disem grund ward im rath gefunden bei den Monpelierischen eseln, mit verhellung etlicher Parisern kelberartzet das Turbith etc. die Frantzosen vertreiben. PARACELSCS chir. sehr. (1618) 257 A. VERHEMMEN, verb. hemmen: acb, es Ist dennoch nicht sehr fein, sol ich so lang verhemmet sein? drei jähr ist sehr ein lange zeit. H. SACKS 2 , 3 , 9 8 ( 8 , 3 6 9 , 4

Keller).

VERHENKEN, verb. zu hängen, nebenform zu verhängen; fiter den ursprung des Wortes s. theil 4 ' , 441.988: sein äugen auch verhenckt dermaszen, das er sich nit umbseben kund. WICBRAM pilg. Q 2 , 6 8 ; wie vil sind deren so mit verhencktem zaom dem tod entgegen lauffen. vorred A 3 ; ein äff in eim purpur heiszt ein schalk in der haut, ein narr in einem schonen kleid, der den ansehenden vil anzeigt und verbeist, da nicht hinder ist, als ein huer in einem verbenckten wagen. FRANS lob der thorheit i'. VERHENKERT, pari. prät. zu einem ungebräuchlichen verhenkern, zu einem henkerswerten machen, einen, etwas so machen, dasz et dem htnker zu übergeben ist, pari. prät. mit XII.

TIECE

5,193.

VERHERBEN, verb., intransitiv herb, sauer werden: das bier ist schon verherbt. HEINSIUS 4 J , 1302; transitiv, sauer machen, übertragen, exaeerbare, ingratum reddere, molesliam, taedium afferre, gignere, creare: meine lust wird mir ziemlich verherbet, gaudium meum haud parum contaminatur, moeror intervenil laetitiae speratae STIELBR 829. einfaches herben nur mundartlich nachgewiesen, s. oben 4 A , 1060. VERHERBUNG, f . exaeerbatio,

2,179.

4) aus pari. prät. mit aetiver bedeutung entwickelt sich die construction einem verholfen sein zu etwas: dasz er denen, so seinem sobn über seine ordre gelt geben h ä t t e n , . . andeuten liese, dasz e r . . s i e . . a l s verderber derjugend und die seinem sobn zu solcher Verschwendung verholfien gewesen, vorm parlament verklagen wolle. Simpl. 2,168,4.

urk.

wohnen.

562

STIELER

acritudo,

acerbitas,

acritas.

829.

VERHERG, m. Verheerung: dasz dies Unwesen zum verherg und Verderb der lande sich anlassen will, verhandl. d. schles. fürsten u. stände (1618) 198. VERHERGEN, verb. verwüsten, ältere nebenform zu dm üblichem verheeren, fortbildung aus dem alten stamme hari (s. theil 4 S , 751), ags. forhergian,- ahd. farheri&n (depredatvm farheriot STEINSEYER-SIEVERS 1, 107, 36), mhd. verherjen, mit Übergang des j zu g verhergen, daneben mit ausfall des j verlieren (schon mhd.). verhergen neben der Schreibung verbürgen, verbürgen spielt in das ältere nhd. hinein: populär, ich verberge. DASYP. ; verhergen, popuJuri MAAI.ER 421; verhergen, zerstören, plündern, depopulari, destruere, depraedari, vastare et diripere CALEPINUS 415. STIELER 814; nachmals ständ auff Totila, verberget mit brand Rom. S.FHANK chron. 159" U . S . ; weil der krieg alles zerbricht, zerstrewet, verbergt, kriegsb. des frides 34; die statt angreiffen und verhergen. H 2 ; wie die Gallier, G o t h i . . . Teutschland erösigten, verhergten nnd einnamen. weltb. vorr. 2 ' ; so wil er eine grosze anzal Walhen heraus ins Teutschland schicken, dasselbig zu verhergen. IV. M. neue zeytung die yetiigen kriegszleufft... bei. 1646 A 2'; so bald er hinein komm, wöll e r . . a l l e s gut preisz machen j a das kind in mutter leib auch die statt in boden hinein verderben und verhergen. FRONSPERGEB kriegsb. 143*; und siederher viel landts verderbet, verbrent, gescbändl und gar verbergt, christenl. zug wider d. Türcken 64'; welcher (papst Paschalis) den keiser wider an ein newes verbaut, und dem graffe Huprechten von Flandern die stillt Lattich und Camerich, allein dasz sie jren natürlichen berrn keiser Heinrieben getreu und bold blieben, mit feur und schwert zu verhergen befable. FISCHABT bienenk. 124'; die Römer lagen in der feinde land, verbärgten und verderbten alles, was sie fanden. RIBEL Livius 196; vor Zeiten, als Teutschland mit unterschiedlichen kriegen verhörgt war worden. SCHUPPIUS (1677) 711 (1701 verheert); die Ungern mit jhren Hitschen und bogn verhergten land, leut, vieh und weid. FRISCHLIN Wendelgari mit solchem gauckeln, glelsznerwerck han sie nun. manche land verbergt, und wollen solchs gern weiter bringen, wan es j n möchte nur gelingen. FISCHART dicht.

prolog;

1,84,3227;

von andern dingen, besonders die fruchlverhergung: ich höre da l i a i t . . auch dadarch ursach gegeben, dasz den annen bauren

36

563

VERHERRLICHUNG —VERHETZEN

VERHERGER — VERHERRLICHEN

d a s k o r n v e r r i t t e n , d e r h a b e r v e r d e r b e t u n d die gärst verb e r g e t w o r d e n . PHILANDHB 1,613; lüt, vieh und f r ü c h t verbergt (pari.) im land. U i i i M i Abraham (1592) E>; übertragen: o ausz mit diesem plauderwerck, Weichs Christi gmeind also verhergl, u n d n u r auff d' münch so uoverschampt liehet das selig predigampt. FISCHART dicht.

1,49,1803.

V E H H E B G E R , m. verderber, vastator, depopulator, exterminator U. 4. MAALER 421': d a n n wirt vielleicht gott a u c h wie den J u d e n ein T i t u m , den pfaffen Baals ein J e h u schicken, ein v e r b e r g e r a n den a n d e r n , practica der pfaffen E l ' ; sie h a b e n sich wol p a t r e s p a t r i a e r a h m e n dörffen, w e l c h e d o c h d u r c h i n n e r l i c h e a u f f r u h r e n u n d b ü r g e r l i c h e k r i e g e . . billiger h a t t e n sollen p r o d i t o r e s p a t r i a e v e r r ä t h e r u n d verherger gen e n n e t w e r d e n . PHILANDER 1,537. VERHERGEIUN,

f . vastatrix

MAALF.R

VERHERGUNG, f . Vernichtung, tio,

dissipatio

u.

d.

MAALEB 4 2 t ' ,

Verheerung, depopulatio

populatio,

vasta-

CALEPINUS

415.

STIELER 814: n o c h ichts von verhergung u n d m o r d t inn deinen g i e n t z e n . kriegsb. des frides 2 , 2 0 9 ; so w o l t e n sie d a r d u r c h seine m a j e s t . verreitzen u n d a n h e t z e n zu einer blutigen verh e r g u n g . FISCHART bienenk. 191* ; wollen wir u m b l i g e n d e zu i h r e r h e r r s c h a f t gehörige ö r t t e r u n d dörffer m i t f e w r u n d s c h w e r d t , mit verhergung u n d b r a n d u n d allen a n d e r n kriegsm o l e s t a t i o n e n gantz in g r u n d r u i n i r e n z u l a s s e n . PHILANDÜR 2, 702 ; in übertragener bedeutung : hat er stâts thun verkünden die verhergung j r e r Sünden.

keine p a t r o n e v e r s c h o s s e n h a t t e , . . so m u s z l e die nacht n o c h d u r c h e i n e n s t r e i c h verherrlicht w e r d e n . SCHILLER hist.-krit. ausg. 2, 79 (räuber 2, 3 ) ; (Skakespeare) ist die geistige s o n n e , die j e n e s land verherrlicht mit ihrem h o l d e n lichte. HEIME

S, 166; jetzo erhüben sich . . gespräche von dingen, die künftig gottes erlösung, vor allen erschafTnen, verherrlichen werden. KLOPSTOCK Mess.

HABERBR Abraham

D6\

V E R H E R R E N , verb. einen herren einsetzen, reflexiv, sich v e r h e r r e n , sich einem /ierren unterwerfen : u n d sich a u c h da binn e n i n n k e i n e wegk zu d i n s t e noch a n d e r s u s z u n s e r h e r s c h a f f t z u w e n d e n n o c h zu v e r h e r r e n , s u n d e r n u n s u n s e r n erben n o c h k o m m e n u n d h e r s c h a f f t getruwelichen d i e n e n , urkunde des grafen Ludwig von Isenburg 1464; d a s sine d i e n e r e i frei sin u n d sich v e r h e r r e n m ö g e n , w o sie w o l l e n . UIEF.-WCLCKER 556 (15. jahrh.). über das einfache h e r r e n s. theil 4 2 , 1137; nd. v o r h e r e n SCHILLER - LÜBBE» 6,365 (in der bedeutung 'sich zum herrn machen'), wobei jedoch zweifelhaft, ob nicht zu verheeren gehörig. V E R H E R R L I C H E N , verb. herrlich machen, Zusammensetzung mit einfachem h e r r l i c h e n (nachgewiesen th. 4 2 ,1150), verherrlichen, wie et scheint, erst seit dem vorigen Jahrhundert gebräuchlich: verherrlichen, l o b e n , p r e i s e n gott KRÄMER 2,24O'; v e r h e r r l i c h e n , i.e. h e r r l i c h , glorios m a c h e n 1,437"; verherrlichen, clarificare, glorificare FRISCH 1,445*; von menschen: d e r J e s u m verherrlicht hat, d e r wird u n s u n d u n s e r e gedemütigten leiebnamen auch e i n s t e n s v e r h e r r l i c h e n . KRÄMER 437*; e r s c h r e c k e n sie n i c h t . . d e r f ü r s t selbst erzeigt mir die g n a d e , dasz er u n s r e g e s e l l s c b a f t v e r h e r r l i c h e n will. TIECK 19,71; die dichterische s a g e , geflissen Camillus in allen s e i n e n t h a t e n zu v e r h e r r lichen. NIEBDBR 2 , 6 5 3 ; (die erldsung) durch die er Adams geschlecht zu der liebe der gottheit leidend, getödtet, und verherrlichet, wieder erhöht hat. KLOPSTOCK Mess.

1,4;

zeig 1 ihn (deinen söhn) n u n , vater, dasz du durch ihn verherrlichet werdest. 4,1270; ich sehe, vater, im çeiste schon die Tülle der ganzen Vollendung, ich hab auf der erde dich verherrlicht I 4,1275. von dingen u n d Vorkommnissen : d u wirst m i r s hoffentlich nicht f ü r Schmeichelei a u s d e u t e n , w e n n ich dir sage, d a s z dieses g e m t t h l d e , s e i t d e m e s meine k l e i n e piikile v e r h e r r l i c h t , d a s e r s t e ist, d a s aller äugen an sich lockt. WIELAND 35,45; ich k a n n n u r z u e r s t die h i m m l i s c h e n w ö l k e n preisen u n d verherrlichen. GÜTBB an Stein 1,244; wie u n s eine gegend reiz e n d e r • • • v o r k o m m t , w e n n sie von d e r s o n n e beschienen w i r d , so w a r a u c h alles in s e i n e n ä u g e n v e r s c h ö n e r t u n d v e r h e r r l i c h t , w a s sie u m g a b , merke 18,85; sie ü b e r s e n d e t z u l e t z t den ganzen b r i e f w e c h s e l d e r s c h ö n e n f r a u , d e r e n h i m m e l s c h ö n e s i n n e r e n u n h e r v o r t r i t t u n d d a s ä u s z e r e zu verherrlichen beginnt. 22, 120; d a ich e b e n den tag n o c h

1,192 ;

sie (die wölken) s t a n d e n tage, j a w o e b e n lang, o h n e den reinen h i m m e l zu t r ü b e n u n d selbst die v o r ü b e r g e h e n d e n gewitter e r q u i c k t e n d a s l a n d u n d v e r h e r r l i c h t e n d a s g r ü n . GÖTBE 26,31;

der erbe reiszt die schnüre los, umzieht den hut mit goldnen dressen, verherrlicht ihn durch einen knöpf. GSLLSBT 1,45; und ich, den ihr begleitet, musen und Charitinnen alle, den alles erwartet, was ihr, Musen und Charitinnen, umkränzende Seligkeit rings ums leben verherrlicht habt, soll muthlos k e h r e n ? GÖTHJS 2,72; so neu verherrlicht leuchtete das angesicht Pandorens mir aus buntem Schleier. 40,407;

421*.

V E R H E R G L I C H , adj. adv. verwüstend, verderbend: was f ü r u n s i n n t r e i b t dich d a n n n u n , s o liederlich alle f r e u n d s c h a f l t auszzutilgen, alle b ü n d n u s z zu t r e n n e n . . . u n d u n v e r u r s a c b t u n d ungereitzt die n a c b b a r s c h a f f t verherglich und arglich a n z u f e c h t e n u n d zu b e t r ü b e n ? Garg. (1590) 419.

564

reflexiv: (es) entgieng ihnen w e d e r Sonnenaufgang n o c h Unt e r g a n g u n d k e i n e d e r t a u s e n d s c h a t t i r u n g e n , mit d e n e n d a s himmelslicht sein flrmament... i i b e r s p e n d e t u n d sich im abglanz e r s t vollkommen verherrlicht. GÖTIIE 22,127; so s o l l t e Napoleon in allen I¡indem den sieg d e r revolution e r f e c h t e n , a b e r u n e i n g e d e n k dieser Sendung w o l l t e e r d u r c h den sieg sich s e l b s t verherrlichen. H.HEINE 8,155. VERHERRLICHUNG, f . : d e r k a i s e r h a t t e z u r Verherrlichung eines b e s u c h s , womit e r . , b e e h r t w u r d e , r i t t e r l i c h e k a m p f spiele a u s g e s c h r i e b e n . WIELAND 38,61; es ist w a h r , d a s z N a p o leon ein feind d e r f r e i h e i t w a r . . . u n d dasz s e i n e Verherrlichung ein b ö s e s , g e f ä h r l i c h e s beispiel. H.HEINE 9 , 0 5 ; e s ist d e r m a n n , d e r d a s j u n g e F r a n k r e i c h d e m alten E u r o p a g e g e n ü b e r r e p r S s e n t i r t e , d e s s e n Verherrlichung in f r a g e s t e h t . ebenda. V E R H E T Z E N , verb. mittels verfolgen verjagen, forttreiben, mhd. v e r h e t z e n , verstärkt das einfache hetzen (theil 4 2 , 1272). SCHOTTEL

644.

1) sinnlich, hetzen, jagen, weidmännischer ausdruck Schweine v e r h e t z e n , durch einen auf sie gehetzten hu nd jagen: macht sich die Stadt eine f r e u d e d a r a u s , m e i n e n k a i n e r a d e n wie ein v e r h e t z t e s schwein a b t h u n zu s e h e n , w a s , z u m h e n k e r ! sollen wir u n s ein gewissen d a r a u s m a c h e n , u n s e r m k a m e r a d e n zulieb die Stadt drauf gehen zu l a s s e n ? SCHILLER hist.krit. ausgabe 2 , 9 4 (räuber 2 , 3 ) ; o d e r m u s z ich b l e i b e n , auf m e i n f e u e r r o s z d a n n u n d die neu a n g e k o m m e n e n seelen mit m e i n e n s c h w a r z e n böllenliunden w i e h a s e n v e r h e i z t ! will sie d o c h auf eine a r t los w e r d e n ! FR. MÜLLER 2 , 2 6 ; m a n soll d i c h . . d u r c h h u n d e verhetzen l a s s e n . SCHILLER 121. bildlich:

mein herr könig, so rath ich d i r : weil du jetzt hast gefangen an, die stet Reamses und Pilhan zu bawen, so tliu fronfOgt setzen, ü b e r die Gbreer verheizen, das sie dir müssen ziegel b r e n n e n ! H . SACHS 3 , 1 , 1 8 ( 1 0 , 7 8 , 1 0

Keller),

das bild wol vom hetzen der hunde über das wild genommen. 2) geläufiger die übertragene bedeutung 'anreizen, antreiben', ohne nähere bezeichnung desjenigen, wozu man einen antreibt, doch stets zum schlimmen (besonders zum Unfrieden) drängen, durch böswillige aufreizung jemand gegen einen andern einnehmen: f e r n e r v e r h e t z e n sie die m ä n n e r a u c h mit d i e s e n w o r t e n : ein f r a u k a u f e ir mit i r m eignen g u t einen Ieibh e r r n , d e r ir gebiete, wie er will. FISCHART ehz. 500 Scheible ; w e n n sie w ü s z t e n , wie ich verhetzt w o r d e n b i n , wie ich d u r c h m a n c h e r l e i r a t h g e b e r u n d u m s t ü n d e . . . GÖTHE 10,72; so m ü s s e n die guten r e z e n s e n t e n auf die b u c h b i n d e r w a r t e n , die leser auf die r e z e n s e n t e n u n d ich auf die leser, u n d so darf ein einziger nnglücksvogel u n s alle verhetzen u n d in d e n sumpf z i e h e n . J. PAUL 1, xix; sie w e r d e n h e u t e a b e n d nicht k o m m e n . . sagte Pethion . . w ä h r e n d seine f r e u n d e , die G i r o n d i s t e n , von dem volke, w e l c h e s die b e r g p a r t e i verhetzte, e i n e n Überfall e r w a r t e t e n . H. HEINE 8, 46; thu wunderzeichen durch mein kraft und behalt all mein eigenschalTt. verhetz die leut, mach meiterei, helf zu Verfolgung, tvrannei. FISCHABT dicht.

2,269,1061

Kurz;

565

VERHETZEN

VERHETZER — VERHEULEN

dasz ihn mein stolz v e r h a u t , dasz ihn mein rath verführt. J . E . SCHLSGEL 1 , 2 2 7 ;

kein Zwiespalt in geweihten lehren, kein Federkrieg verhetzet e u c h .

mit Umschreibung

der

HAGKDORH 3 , 6 6 ;

person:

misztriuen athmet man in dieser iuft, der oeld verhetzt ein fieberhaftes blut und übergibt dem kummer seine kranken. GÖTHE 9 , 2 7 1 ;

mit beiffigung dessen, IU dessen Ungunsten die Verhetzung bar oder unmittelbar) stattfindet, im dativ (mittelbar): mein nachtpawrn mich hassen und neiden, mein kaulfleut und künden absetzen, meld und auch knecht sie mir verhetzen.

(mittel-

H . SACHS 2 , 4 , 2 ( 9 , 7 , 3

Kelter);

Heinrich

IV,2,

4 . aufi.

1. sc. ;

bildlich: die Vernunft w i d e r sich selbst zu v e r h e t z e n , ihr auf beiden s e i f e n waffen zu reichen u n d a l s d a n n . . . z u z u s e h e n , s i e b t . , n i c h t w o b l a u s . KANT 2 , 5 8 8 ; auch lasz Ich gern den Unverstand . . . . erd und blmmel wider den verhetzen, d e r spott mit seinen anathemen treibt. GÖTTER 1,428; auf: du böszwicht, bist der teuffei woren und wilt mein man aulT mich v e r h e t z e n ? H . SACHS 1 , 4 8 1 ( 5 , 6 4 , 2 « Keller)

Oleander, der dein haubtman, dem du grosz gnad und guts hast than . . hat die raising auff sie verhetzt. 2,3,158 (8,619,18); wer nach u n s hier wird leben, wird zwischen helszer angst und lodes f ü r c h t e n schweben, indem sich land auf land und Stadt auff sladt verhetzt. A. GRTPHIUS 2 , 4 3 6 , 1 7

well sie das recht, auf das sie sich beruft, gebrochen, der kSngin tod gesucht, den feind auf sie verhetzt. STAKGWITZ Mar. Sluarda

Palm;

5,175;

der fürst hat sie auff sich durch sanfftmuth nur verhetzet. LOHBNSTKIN Aqripp.

61,169;

m i t : e r h a t m i c h mit m e i n e n m i n i s t e m , m i t m e i n e m a d e l , mit aller w e i t v e r h e t z t . SPIELHAGBN 18,110; g e g e n : das büchel w a r m e i n e r b s t ü c k u n d e s b a t m i c h n i e m a l s gegen die pfaffen o d e r die k i r c h e verhetzt. TIECK nov.-kr. 3,144; e s s o l l auch nicht s e i n , dasz d u mich gegen m e i n e n b r u d e r verh e t z e s t . AUERBACH iorfg. 4 , 5 6 ; die (den buhlen) hat mir ain nequam abgesetzt und hat sie gen mir so verhetzt, daz sie mir ganz ist worden gram, fasln, sp. 758,3; dasjenige, t u dessen ausführung man angetrieben wird, durch präposilionen beigefügt, j e m a n d e n zu e t w a s v e r h e t z e n : zu e t w a s verhetzt w e r d e n . ADELUNG versuch 4, 1448; w e n n wir e s d a b i n b r i n g e n , d a s z die g r o s z e m e n g e die gegenwart versteht, so l a s s e n die Völker sich nicht m e h r von den l o h n s c h r e i b e r n d e r a r i s t o k r a t i e zu h a s z u n d krieg v e r h e t z e n . HEINE 8 , 1 5 ; {tagt) ob man der l i n d e r treu zu auffruhr hat verhetzet? LOHBHSTBIN Agripp.

14,461;

häufig mit infinitiv: d a m i t d i e s e r f r e v e l e r n i c h t auffbOrt d u r c h gottlosen g r i m m e n die leien stetigs zu v e r h e t z e n , j r h e n d e in d e r p r i e s t e r b l u t zu w a s c h e n . LUTHER 2,286; wie sie mügen, die weltlich Obrigkeit verhetzen, sich wider gottes wort zu setzen. H . SACHS 3 , 1 , 1 4 2 ( 1 1 , 2 5 , 3 4

Ich wie sehr ich sonst verletzet ü b e r der Rubellen bin, werde doch itzt m e h r verhetzet, zu betrüben meinen sinn, weil ich dich, du werther buhle, nicht seb in der liebes schule. FLBIING 411; mit abhängigem satte: fr wollet gern die leut verhetzen, dasz sie sich umb den römisch götzen ein wenig ropfften und zerzerrten. FISCBART ilicht.

den Salomon ein weib verhetzt, das er ain abgot hat gesetzt.

1,30,1065

partic. prts.: ich verachte die a n e r b i e t u n g e n d e r Politiker, die m i r eine g r o s z e rolle im Staatswesen v o r a u s s a g e n , w e n n ich ihren v e r h e t z e n d e n z w e c k e n diene. GUTZKOW Serapionsbr. 3,42; prät.: ich w i l . . . christlich U n t e r r i c h t . . g e b e n , w e s sie sich h a l t e n sollen, w o d e r keiser d u r c h seine teufel die p a p i s t e n verhetzt, auffbieten w ü r d e zu kriegen. LUTHER 5,280; v e r h e t z t s e i n : w e l c h e s (lohn vorzuschreiben) sie gar nicht b e f u g t w ä r e n , d a f e r n sie e t w a d i e s e r t b a l b e n verhetzet w ä r e n , so w o l t e m a n ihnen gar b a l d t i n b a l t t h u n . »«im. staats-arch. (Eisenach) 1731; der vatter ist auff uns verbost, durch unser raiszgünner verhetzet, das er uns umb unschulrit zu setzet.

mein hoffnung hab ich gantz gesetzt, gegen einer die mich erfrewen thet, ich weis wol, wer mirs hat verhetzt, gegen mir helt sie j r trew nicht, als ich von j r gelernet hab, o wehe der sie mir hat verhetzt. Ambras. Ib. 85,1; mit präposilion wider (unmittelbar): d e n n ob er sich wol s e i n e hoffleute u n d r ä t h e wider Danielen v e r h e t z e n , . m u s z t e l a s s e n . MATHESIUS Sar. 84'; sich n i c h t a n d e r s stellend, als w a n n sie i h r e m ä n n e r z u r rebellion wider mich u n d nieinen m a n n verh e t z t e n . Simpl. 3,139,19 Kurz; was f ü r ein pair ward wider euch verhetzt, dasz ihr auf dlesz gesetzlos blul'ge buch d e r rebellion ein göttlich siege! s e t z t ? SCBLBGBL Shakespeare

566

Keller);

-,

H . SACHS 3 , 1 , 1 7 6 ( 1 1 , 1 5 0 , 1 6

Keller).

3) reflexiv, durch heizerei sich in Verwirrung bringen, sieh erhitzen; von zuständen, in folge von aufhetzen sich verschärfen, verschlimmern: jedes dachte seinem recht und dem unrechte d e s a n d e r n n a c h u n d die Verhältnisse verwickelten u n d verh e t z t e n sich dergestalt, d a s z e s unmöglich w a r d , d e n k n o t e n eben in dem kritischen m o m e n t e . . . zu lösen. GÖTHE 16,183. 4) durch heizen aufreiben, beschädigen; übertragen durch reizungen beschädigen: alles obige nun (kaltes baden, schlafen auf hartem lager u. s. w.).. e m p f a n d e n m e h r e r e als das s c h ä d l i c h s t e u n d ich v e r h e t z t e m e i n e n glücklichen Organismus d e r g e s t a l t , d a s z die darin e n t h a l t e n e n b e s o n d e r n s y s t e m e zuletzt in eine Verschwörung u n d revolution a u s b r e c h e n m u s z t e n , u m d a s g a n z e zu r e t t e n . GÖTHE 25, 183. V E R H E T Z E R , m., suasor, instigalvr, eorruptor STIELBR 784: die z u c h t g l e i s z e n d e f a r r e s e i c h i s c h e q u a d r i c o r n u t e n , die e n t w e d e r s die j u n g e n zu unsittlichen e r s c h r o c k e n e n a u g e n s p e r rigen s t i e r k ö p f f e n m a c h e n . . . oder zu s c h a l c k v e r b e r g e n d e n Schleichern, s c h l ü s s e l s u c h e r n , v e r h e t z e r n , v e r h e t s e b e r n , lockvögeln, d u c k m ä u s e r n u n d e r t z a r c h i b u b e n i m b u s e n , wie sie s i n d . Garg. (1590) 280. VERHETZERIN, f . , corruptrix STIELE« 784. VERHETZUNG, f . aufreitung, seduetio STIELER 781: weil i. f. g n . . . d u r c h s o n d e r l i c h e Verhetzung d e r f r a u Küttlitzen mit d e r f r a u gemalin in Uneinigkeit s t u n d e n . SCHWEINICHBN 1,123; ist a l s o sein v o r h a b e n u n d t r o t z , d a s e r dem n e u e n b a d e r u b e r n h a l s e ligt ihne u n d t u n s v e r h i n d e r t , eine l a u t e r e Verh e t z u n g . toeim. staats-arch. 1617; e s ist a u c h den g r a u s a m e n H u n n e n ein gelegenheit in T e u t s c h l a n d ! w i d r u m b z u k o m m e n bereitet u n d s o l c h e s vornemblich a u s z Verhetzung d e r W e n d e n . DILICH hess. chron. 2,109; g e s e t z t . . die Verhetzungen d e s T b e r sites w ä r e n in m e u t e r e i a u s g e b r o c h e n . LESSING 6,510; h i e r a u s e n t s t a n d e i n e halb e i n g e b i l d e t e , halb wirkliche w e i t von Wirkung u n d gegenwirkung, in der wir s p ä t e r h i n die heftigs t e n angebereien und Verbetzungen e r l e b t h a b e n , w e l c h e s i e b die V e r f a s s e r . . e r l a u b t e n . GÖTHE 16,141; e r s t e l l t e sich z w a r vor u n d r e c h t gern, was den vergangnen f r e u n d l o s s p r a c h , b e s o n d e r s die Verhetzung d u r c h Matthieu. J.PAUL 10,15; dasselbig hinderst horn stafdrten vil tettffel mit vll teuffelsiierden, mit blutpractic und greulichkeit, mit mordstilftung, unfridsamkeit, mit den scbiergabeln der " e r b e t z u n g und mit feuerpfeileo der "erletzung. FISCBART dicht.

2,266,041.

V E R H E U E R E R , M., v e r h e u r e r , locator STIELER 832. VERHEUERLICH, adj. locabilis STIELER 832. VERHEUERN, verb. vermiethen, verpachten. Zusammensetzung mit dem mehr dem nd. Sprachgebiete ungehörigen h e u e r n (s. theil 4*, 1286), dem ver die bedeutung 'hinweg, hinaus' beifügt, verb e u r e n , locare STIELE» 832; ADELUNG vers. 4, 1448 bezeichnetes als ein in einigen gemeinen, besonders nd. spracharten übliches wort,

vgl

mnd.

v o r h u r e n SCHILLER-LÜBBEN 5 , 3 7 3 ' . STÜRBNBURG

312, holl. v e r h u u r e n • e s ist f a s t k e i n g r o s z e r l a n d e i g e n t b Q m e r i m s t i f t e , d e r n i c h t s e i n e gQter in e i n z e l n e n s t ü c k e n a n eine m e n g e k l e i n e r b e i w o b n e r v o r t e i l h a f t e r v e r h e u r e t h ä t t e . MOSBB 1,116. VERHEUERUNG, f . , v e r h e u r u u g , locatio STIBLER 832. V E R H E U L E N , verb. 1) heulend aufbrauchen, unter heulen zu ende führen: h e r a u f , l i c h t b a s s e r , die ibr auf s c h w a r z e n t h r o n e n sitzet, in ewiger finsternisz e u r e flüche verbeult. FR. MÖLLER 2 , 1 5 3 ; hinweg, C h a o s ! im wir bei d e r h ö l l e vers c h l o s s e n , v e r h e u l ' d e i n e s t i m m e bis z u m j ü n g s t e n t a g e . 2,160;

Kart;

SCHWARZENBERG 1 5 6 , 2 ' .

verhaule drinnen nicht alles, b e h a l t ' noch seufzer Tür diesen anblickt meare von thränen reichen nicht a l l ' ausiuweinen deinen j a m m e r l 2,287.

36«

567

VERHIMMLISCHEN — VERHINDERLICH

VERHEUREN —VERHIMMELN

2) durch heulen beschädigen, entstellen: mit verbeulten äugen, verheultem gesiebte hereinkommen, verbeult sein. VERHEUREN, verb. verheiraten, richtiger verheiren. zusammenziehung aus verheiraten (tgl. th. 4 a , 1291) und Übergangsstufen wie verhiräen WOESTE westfdl. ab. 29t). »Nlid. nicht nachgewiesen: nhd. sie betten ain gesellschaft wann ainer under inen dem ander zu baus kam, war er verbeurt, so must er dem gast weichen und dorft nit ehe wider komen, bisz der ander schimpfs genug mit der frawen gebebt. Ztmm. chron. 4, 243 Baratk; wirt die heut dem Pampbilo verbeuret, dalurne illa hodie Pamphilo nuptum. DASYP. 149'; eine tochter verheiszen und verheuren, destinare puellam. MAALBR 421'; wer früer (froher) dann e r ? und sie (acc.) zuband mit grossen freuden im selbs verbeuret und kostlich bochzeit machet. BOCCATII not). (17)40'; als ich vernim, iht r nit wol mögen seind, sie zu verheiren. (29) 80' ; die hatten ein junge schwester genant Lisabetta schön und züchtig und noch nit verheiret. (35) 94'; wer kinder hat, die Im sind ghoraam frü und spat . . und adelich an leib und gmüt, frisch und gesund an hertz und blüt und glückselig verhairet werden, dem mann ist frewd beschert autf erden.

II. SACHS 2 , 1 , 8 2 > ( 6 , 3 5 6 , 6

Keller).

sich verheuren: dieweil aber der graff von Tengen sich ie wider verheuren weit, wie man gemainlich s a g t , so ein alter zu ainem narren werde, das er umb ain weites ain jungen übertreffe, das beschach do auch. Zimmer, chron. 3,158,20 Barack; er sagt, er kündt sich nicht verheuren, dann die leudl zu Kanaan nemen sein glauben gar nit an. FRISCULIN Rebecca 4,2. sich mit einer dienstmagd verheuren, connubia famulae inire MAALER 421'; nur geschlechtlichen umgang mit jemand pflegen: lege dich zu deines bruders weib und verheire dich mit ihr, dasz du deinem bruder samen erweckest, ritter v. Thum 92. VERHEUTIGEN, verb. den heutigen zuständen, dem heutigen geschmacke anpassen (Verdeutschung des üblichem fremdwortes modernisieren): um meinen dichter nicht verstümmelt, nicht entstellet, nicht gar zu sehr verheutiget in unsere spräche zu liefern. OVERBECK Virg. vorrede. VERHEXEN, verb. mittels lauberei in einen anderen zustand versetzen. Zusammensetzung mit einfachem hexen theil 4 2 , 1300, wo ver {fori) die bedeutung 'in eine andere geslall' hervorruft, auszerdem wie so oft das Zeitwort durchaus transitiv macht, während das einfache wort auch noch als intransitiv in gebrauch ist: verhexen, excantare MAALER 421*; veneßeiis aliquem affligere, incantationibus nocere FRISCH 1, 450'; FISCHART ßodin (1591) 54 bringt die sonderbare Schreibung veihechtzen; besonders im pari. präl. vorkömmlieh: von kaltgenaturten, ubelgeschaSlen ..bruebverknipfften, entmannten, verhechszten und unverinöglichkeit dem weib bei zu wohnen. Garg. (1590) 146; sieh, wie die verhexten leiber durch und durch von Hamme glühen. GÖTHE 1,235; schreckliche verhexte leiber, menschenwölf und drachenweiber. 1,236. durch Zauberkünste in einen ungewohnten zustand versetzen, pari, construclion: du bist aber doch seit o s t e r n . . . wie verbext. AUERBACH dorfg. 4 , 1 8 5 ; seitdem bin ich förmlich wie verhext, sobald sie nur den garten betritt, gibt es mir einen kleinen stosz gegen das herz. HEYSE b. d. freundsch. 250; ich werde in meinem leben nicht mit dem korbe fertig werden! ich glaube ich bin verbext! WIELAND 8, 264; hier liegt j a — oder bin ich verhext, oder — gott verdamm m i c h ! da greif ich j a das baare leibhafte gottesgeld. SCHILLER hist.-krit. ausg. 3,49t (kabale 5 , 5 ) ; verhext wird zum beschimpfenden bei Worte, wie verteufelt, eigentlich 'unter dem einflusse böser geister entstanden': mein niesen hat und dieses kerls verhexte dummdreistigkeit gebracht mich aus dem texte. PLATEN Hhampsinis act 2. VERHEXEN, n . ; allda (ist) eine hexin gewesen, welche das beschworen oder verhechtzen einer armen frau erst in höchster krankheit mit folgenden cereuionien bat abgenommen. FISCRARD Bodin

(1591) 54.

VERHILFLICH s. verhülflich. VERHIMMELN, verb. zu einem himmlischen machen, in den himmel erheben, im gegensalze zum einfachen himmeln, s. theil 4 a , 1347, ist die Zusammensetzung nur transitiv:

568

die unsrigen . . wird man dort nach einem langen schaiden verhimmelt wieder sehn. BROCBBS 3,641. meist in übertragener bedeutung, dem himmel gleich machen, in einen seligen zustand versetzen, mit sachlichem objecte: da sah ich mit fröhlichem wunder diese olympische quelle den irdischen boden verhimmeln. WIELAND 32,440; welche (gattin) mit ihrer holdseligen unschuld mein leben verbimmelt. 32,464; das die bestralte fläche ganz beflossen von des himmels glänz . . . fast verhimmelt liesz. BROCKKS 6,187; und dieses holde lachen verhimmelte noch mehr das himmlische revier. t , 9 Weichmuntt. mit persönlichem objecte: in Eldorado entkörpert und verhimmelt werden. HIPPEL 9 , 6 6 ; beseeligen, verhimmeln und entzücken. BROCKKS 4,89; partic.: ein solch verbimmelndes entzücken. 3 , 6 5 3 ; mit verhimmelndem ergetzen. 4,258; verhimmelnde gedanken. 4 , 7 . 8,145; wie das einfache himmeln mundartlich mitunter für sterben steht, so verhimmeln z. b. im altmärkischen platt, vergl. verhimmeln, sich gebärden, als ob man sterben müsse DANNEIL 238*. VERHIMMLISCHEN, verb.: dasz irdischer ton, verbimmlischt so, begleite seinen (des menschen} gesang und den gesang der sterne. RÖCSKRT Ijed.

2,252.

VERHIMMLUNG, f.: der Spötter gebe u n s . . . eine reihe solcher verhimmlungen. HERDER 14,159. VERHIMPELN, s. verhümpeln. VERHINDERER, M. 'der mit seinem schwätzen einen an der arbeil versaumpt und verhindert, interpellator, intercessor MAALBR 421'. SCHOTTEL 336: hiNT, das wir unsern Widersachern und verbinderern unsers willens demutiglichen weichen und unsern also faren lassen. EUTHER 1, 327 ; zu einem jeden derselben als einem Verhinderer und Zerstörer des gemeinen friedens zu greiffen. theatrum europ. 1, 8. VERHINDERLICH, adj. und adv. hemmend: aber man sol inen sagen, das dasselb nicht christlich noch verdienstlich wol getban sei, sondern ein menschlich und irdisch werck verhinderlich zur Seligkeit mehr denn förderlich. LOTHER 1,189'; wann ich doch verehlicbet und gemeinem gebrauch nach über die cantzel hätte abgeworfen werden sollen, so hätten sieb besorglich schleppsäcke gefunden, die mir ein verhinderliches gewirr drein zu inachen unterstanden. Simpl. 1,341,2 Kurz; die verhinderlicben dünnen Sträuchen abhauen. Felsenb. 1,163. gern in Verbindung mit Zeitwörtern, verhinderlich s e i n : triebe es (das u/asser) desto stärker ausz und ist den mölen verhinderlich. KIRCHHOF milit. diso. 167; wiewol es nicht so gemeinet ist, dasz man das e niemals auszen lassen möge: weil es in cancelleien . . und sonsten üblich auch im ausreden nicht verhinderlich ist. OPITZ d. poet. 45; er gedachte nicht allein, dasz dieses ubersehen ihm eine grosze schände sein und unverantwortlich fallen, sondern auch an seiner kilnlTtigen beförderung verhinderlich sein würde. Simpl. l , 272, 14 Kurz; seine arglistigkeit, durch die er viel potentaten an einander zu beizen, und die ihm daran verhinderlicb, unterzudrücken sieb bemübete. OLEABIUS pers. reisebeschr. i, 17; befände aber . . dasz sie m e i s t . . tyrannen w a r e n . . die allen gelehrten redlichen leuten spinnen feind, allen gerechten gottliebenden menschen gehässig und verhinderlich waren. PHILANDER 1 , 7 ; ich befände aber im werck, dasz niemand dem rechten mehr verhinderlich und schädlicher wäre als eben die juristen selber, l , 8 ; derjenige, so seinen begirden verhinderlich war. BOTSCHKY Palm. 526; es wird mich gereuen, dasz ich mich so leicht habe bewegen l a s s e n , hier zu bleiben, so bald ich sehe, dasz ich ihnen im geringsten verbinderlich bin. LE8SIRG 1,318; o mensch, du bist ein fremder gast und weil du hier nichts eignes hast, so must du auf den himmel dencken. drum lasz dich nicht in etwas ein, das dir verhinderlich kann sein. CANITZ 14. andere Verbindungen: gold und silber, weil sie manchen in erlangung der weiszheit verhinderlich fallen, pers. reisebeschr. 1 , 1 ; allen miszbräuchen vorbiegen, damit die einreiszung derselben dem vorgesetzten zweck nicht verhinderlich Im wege steh. RONPLER V. LÖWENHALTS gebüseh f . reimgetichte 14 vorr.; und hienwiderumb wer unbehertzt ist, dem gehet es verhinderlich in allen Sachen. PHILANDER 2 , 2 9 ; nachdehm er (gott) von ewigkeit her gesehen, das die uns zugedachte glückseügkeit

VERHINDERN

VERHINDERN —VERHINDERNIS

an dem e w i g e n heil k a n n t e verbinderlich f a l l e n . BUTSCHKY Palm. 734. V E R H I N D E R N , «erb. zurückbringen, außalten, mhd. verh i n d e r n , ahd. f a r h i n t a r j a n ( f i r h i n d n m , uirhinleren) GRAFF 4 , 7 0 4 . richtigere Schreibung wäre verhintern, doch unüblich, s. th. 4 2 , 1 4 0 8 . Zusammensetzung mit h i n d e r n , dessen bedeutung ver nur verstärkt, während auch die construction gleich bleibt, abweichend von der neueren bedeutungsenluiicklung heiszt ahd. farhintarjan fraudare, defraudare, also heimlich hinter sich bringen, eine bedeutung, die später nicht mehr nachtuweisen ist.

b) mit sächlichem objecte: mhd. sA wirt si (die Vernunft) an d e m teil alsA v e r k r e n k e t und u n g e w a l t i g ir s e l b e s u n d ir e d e l i u meinunge a l s ö sère v e r b i n d e r t , d a ; aller D i ; . . . - d e r ist im i e m e r k l e i n e g e n u o c d a ; er s i c h a l s ò z e m à l e w i d e r w e n e . myst. 2, 5 6 9 , 2 0 Pfeiffer; nhd. es ist offt durch concilia e t w a s f u r g e w a n t , a b e r d u r c h etlicher m e n s c h e n list behendiglich v o r h i n d e r t und immer e r g e r w o r d e n . LUTHER adel 5 n e u druck; einsi reisz u n d hinfart v e r h i n d e r e n , hinderstellig m a c h e n das sie nit g e s c h ä h e , impedire et tardare profectionem alicujus; d e r frid w i r t d u r c h j n v e r h i n d e r e t , pax per eum distinetur. MAALF.R 421*; d e s f e i n d e s a n s e b l ä g e verhindern, hostium Consilia debilitare STIELEB 8 4 3 ; der P h i l o k t e t des P y t h a g o r a s L e o n t i n u s schien dem betrachter s e i n e n s c h m e r z m i t z u t h e i l e n , w e l c h e Wirkung d e r geringste g r ä s z l i c h e zug v e r h i n d e r t hätte. LESSING 6, 3 8 7 ; hier ergriff m i c h ein k l e i n e r fieberanrall, d e r a b e r meine reise nicht verhinderte. GÖTHE 3 4 , 1 1 6 ; mit folgendem infinitiv: j e m e h r u n d m e h r ich gedrungen w e r d . . e u c h z u e r m a n e n . . . d a s die v e r f l u c h t lutherisch s e c t gedempfft w e r d . . a u c h m i t b l u t v e r g i e s z e n , so e s mit der güte z u volziehen die halsstarrige durstigkeit verhindern w ü r d e . LUTHER 2 , 2 1 1 ; mit beigefügtem dativ der betroffenen person: so hatte sie auf eine w e i s e , die m i r f ü r c h t e r l i c h e r s c h i e n , ihre härte gegen d e n vater g e w e n d e t , d e m sie nicht v e r z i e h , d a s z e r ihr . . so m a n c h e u n s c h u l d i g e f r e u d e verhindert oder vergällt. GÖTHE 2 5 , 1 0 4 ; zu verhindern, d a s z man die f a l l r e c h e n n i c h t herunterlasse. SCHILLER 1082; mit abhängigem satte, welcher heute meist in positiver form gegeben ist, in älterer teil (noch bei GÖTHE-SCHILLER) auch in negativer form : v e r h i n d e r e n , das m a n den zeugen nit g l a u b e n g ä b e , abducere a testibus; verb i n d e r e n , damit ein ding nit g e s c h ä h e , adversari quo minus aliquid fiat. MAALER 421*; ihr habt gott zu ehren k e i n e kleider m a c h e n lassen und durch e u e r z a n c k e n habt ihr a u c h verhindert, d a s z i h m andere k e i n e haben m a c b e n l a s s e n . SCHUPPIUS 322 ; zeitig g e n u g langte d e r Hauptmann an, u m z u verh i n d e r n , dasz nicht a u c h d e r name Ottiliens im g i e b e l f e l d e glänzte. GÖTHE 1 7 , 1 5 6 ; man soll bei der e r z i c h u n g nur verh i n d e r n , dasz die k i n d e r nicht w e i c h l i c h w e r d e n . KANT 10,408.'; m a n m u s z also v e r h i n d e r n , d a s z sich das k i n d a n nichts g e w ö h n e ; m a n m u s z k e i n e a n g e w o l i n h c i t bei ihm e n t s t e h e n l a s s e n , ebenda; um s o l c h e s h e r a b s e t z e n d e r s c h u l d , s o l c h e reduction dem lande a n z u m u t h e n , um zu v e r h i n d e r n , d a s z sie g r o s z e u m w ä l z u n g e n h e r v o r b r i n g e , um zu verhindern, dasz nicht eine halbe million m e n s c h e n in u n d u m L o n d o n dadurch vor h u n g e r sterben m ü s s e n : da ist n ö t h i g , d a s z . .

569

1) die ursprüngliche sinnliche bedeutung 'einen, etwas hinter sich schieben ist selten nachzuweisen, in zahlreichen belegen nachweisbar ist die bedeutung 'einen zurückhalten, etwas in der ausführung stören', so schon mhd. v o r h i n d e r c , prepedire DIEF. 4 5 5 ' ; v e r h i n d e r n , impedire nov.gloss. 211". o) mit persönlichem objecte: w i r verbannen und vermaledeien a l l e , die da verhindern o d e r a n t a s t e n die, so da narung und a n d e r e n o t d u r f f t des r ö m i s c h e n h o f s z u f ü h r e n . LUTHER 2 , 5 3 ' ; einen v e r h i n d e r e n , commorari aliquem; das g e s c h ä f t verhinderet m i c h , detinet me hoc negqtium; d u r c h k r a n c k h e i t verhinderet w e r d e n , morbo retineri; durch s c h m e r t z e n verhinderet w e r d e n , dolore intercludi. MAAI.ER 4 2 1 " ; man fühlt oft die ursprüngliche bedeutung noch durch, doch auch schon übertragen: dasz er in s e i n e m s c h r e i b e n kein p e r s o n a n s e h e , die gewaltigen den a r m e n nicht v o r z i e h e , o d e r den a r m e n u m d e s z r e i c h e n willen verhindere. KIRCHHOF mtl. discipl. 230, wo verhindern zurücksetzen, hinter einen andern stellen bedeutet; u n d e r diesen allen g l e i c h w o l , w a r e n diejenige w e i b e r nicht z u f i n d e n , deren m ä n n e r im k r i e g , auff d e r r e i s e , in der m e s s e , auff den j a h r m ä r c k e n u n d s o n s t e n verhindert w o r d e n . PHILANOER 1 , 1 4 1 ; mit näherer bestimmung dessen, woran man gehindert wird, im genit.: das gott der vater b e r a u b e t ist s e i n e s r e i c h s in uns und der ein herr in allen dingen ist und sein s o l , allein durch u n s s o l c h e r seiner g e w a l t und titel verhindert ist. LUTHER 1 , 7 3 * ; durch präpositionen verbunden: a n g e s e h e n , das s o l c h w e s z e n nit allein nie gedienet hat z u r Sachen d e s christlichen g l a u b e n s sondern sie auch d a d u r c h v o r h i n d e r t , am studirn u n d g e p e t , das sie s e l b s f a s t nichts m e h r w i s s e n vom glauben z u s a g e n . LUTHER adel 36 Neudr.; einen an s e i n e m verbinderen, das er nit darinit u m b m ö g e g o n , wie er w e l l e , interpellare aliquem suo jure MAALER 421"; solte ich n u n in seiner gesellschafft s e i n , so w ü r d e i c h ihn nicht allein an s e i n e r a n d a c h t v e r h i n d e r n , s o n d e r n a u c h m i r s e l b s t . . . u n g e l e g e n h e i t auffinden. Simpl. 1, 5, 20 Kurz; (sie denken) wie sie ihrem n ä c h s t e n m ö c h t e n eines a n m a c h e n , ihm eine k l e t t e a n h e n c k e n , ihn durch die hechel z i e h e n , a n s e i n e m g l ü c k und w o l f a h r t verhindern. PHILANDER 1 , 1 1 ; so g e h e t s , m a n c h e n m a n n v e r h i n d e r t die n n n ö t b i g e s c h ä m offt an a l l e r w o l f a r t . 2, 2 9 ; weiln die u n t e r t b a n e n . . an dem gehör göttlichen w o r t s u n d gottesdienst verhindert w ü r d e n , weim. Staatsarchiv (Eisenach) 1660; mein b e r r hat mir b e f o h l e n a u s z u räumen. das thu ich j e t z t u n d daran bitte ich, mich nicht w e i t e r zu verhindern. LESSING 1, 5 3 7 ; d a s z H e r o p e selbst den geflüchteten s ö h n u n b e k a n n t e r w e i s e (habe) tödten w o l l e n ; d a s z sie a b e r n o c h in d e m a u g e n b l i c k e von einem alten d i e n e r daran verhindert w o r d e n . 7 , 1 6 5 ;

H.HEINE

H.SACHS 2 , 3 , 1 3 1 ( 8 , 5 0 5 , 1 9

Keller).

SCHUPPIUS

311;

ein e r f r o m e r fusz verhindert mich am wandeln wie am tanzen, selbst ungeschickt beweg' ich mich zum grusz. GÖTH« 4 1 , 7 9 . von e t w a s : einen von seiner arbeit verbinderen u n d a b z i e h e n , detinere aliquem de suo negotio, intertubare. MAALER 4 2 1 ' ; v o r e t w a s : diese sorgfältigkeit, w e l c h e sie zu e r b a u u n g d e s z heilw ü r d i g e n t a b e r n a c u l s a n w e n d e t e n , hat gantz u n d gar nichts ihre g e m ü h t e r vor dem antrieb d e s z h. geistes verbindert. SCHUPPIUS 7 2 4 ; im in/tnifiti, als bezeichnung dessen, woran jemand gehindert wird: w a n n m a n in a u s f ä l l e n verhindert w i r d , d e m feind seine s t ü c k e zu vernageln. Simpl. 2 , 1 8 6 , 1 5 Kurz; die e i n z i g e n , die diesen n a m e n v e r d i e n e n , sind diejenigen . w e l c h e eine u n s c h u l d i g e a u s ü b u n g d e r d i c h t k u n s t . . . ihr glück zu m a c h e n , verhindert hat. LBSSIRG 3 , 2 7 1 .

3,88.

2) reflexiv, sich aufhalten, verspäten : under den pauren gieng das s c h l o s z mit f e u r an, verpran leib und gut bei a i n a n d r e n , w u r t den pauren nichts davon, dan w e l c h e sich verhinderten, die verprunen zu bulfer. BAUHANN quellen 1 , 4 4 ; w e n n man auff das gejägd z e u c h t , so wil ich dich dem ritter b e f e h l e n , d a s z er a c h t auff dich haben s o l , so baldt ich d e n n mit meinen andern d i e n e r n von e u c h k o m m , so lug du n n d verhinder dich m i t deinem e s e l , so m u s z denn d e r ritter m e i n e m b c f e l c h nach, bei dir b l e i b e n , buch d. I. 154,4;

wann ir dann flrbitz recht betracht, den dann wir weiber han zu Zeiten, ir lieszt uns nit als vii auszreiten . . ich schweig, wo wir uns nachts verhindern, pisz das die liechter v e r ä n d e r n , fasln, sp. 3 8 8 , 1 1 .

als Altjmena lag in kindtsznöten. Iuno wolt sie sampt dem kindt tödten, verhindert sie an der geburt. in e t w a s : D a v i d . . h a t darin gott angeruffen, d a s z er s e i n e seele . . . e r r e t t e n w o l l e von den l ü g e n m ä u l e r n u n d f a l s c h e n z u n g e n , damit sie nit w i e ein s c h a r f e s s c h w e r d seine s e e l e durchtringen . . . und ihn also in seiner a n d a c h t verhindern.

570

3) das mittel, durch welches das hindernis hervorgerufen wird, ist wie aus obigem ersichtlich meist mit durch beigefügt, manchmal auch durch m i t : darüber haben auch viel f r o m e r gelerter leute . . g e k l a g e t , das . . f r e m e leute damit (durch traditiones) verhindert, z u r e c h t e m e r k e n n t n i s Christi nicht k o m e n m ö c h ten.

LUTHES

6, 372.

V E R H I N D E R N I S , f. und n. Störung, was die ausßhrung zurückhält, im 16. und 17. jahrh. häufig, im 18. jahrh. ausgestorben, durch Verhinderung verdrängt, gleich wie bei dem e i n fachen hindernis ((heil 4 : , 1410), schwankt auch bei verhindernis das geschlecht zwischen fem. und neutr., ebenso findet sich die form v e r h i n d e r n u s neben der obigen. 1) als handlung, störende thätigkeit: denn e s nicht m ü g l i c h i s t , das ein guter wille . . z o r n i g oder u n f r i e d l i c h w e r d , w e n n m a n j n v e r h i n d e r t u n d m e r c k drauff e s ist ein g e w i s z e i c h e n eins bösen w i l l e n s , wenn er n i c h t leiden m a g sein verhindernis. LUTHER 1 , 7 7 ; die s a c r a m e n t d e s n e w e n t e s t a m e n t s g e b e n d e n e n die r e c h t f e r t i g m a c h e n d gnade die nicht verhindernis d a r a n t h u n . 1 , 2 5 7 ; o h n e alle i r r u n g u n d v e r h i n d e r n u s z . FREY

571

VERHIRSCHEN — VERHOFFEN

VERHINDERUNG —VERHINTERREDEN

gartengespr. 67'; mit v e r m e l d e n , e s w ä r e n etliche f r e m b d e leute im w i r t h s h a u s e , welche i n s t ä n d i g bitten Iieszen eine s t u n d e zu b e n e n n e n , an w e l c h e r sie ihm o h n grosze verhindernisz a u f w a r t e n k ö n t e n . WEISE erin. 27 neudruck. 2) als zustand, das verhindertsein, Störung: w o ich a b e r seinen h a n d e l o d e r s a c h e in v e r h h i d e r n u s z b r e c h t e . RBOTTEK V. SP. kriegsvrdn. 46; a l s o w i r d t kein e n d e n o c h a u f f h ö r e n n i m m e r d a s e i n , d a r a u f w e r d e n sie zittern u n d w e h e k l a g e n ü b e r den v e r d a m p t e n u n d hellischen grewel des s t a n c k s , v e r b i n d e r n u s z u n d Schwachheit, s c h r e i e n und w e h k l a g e n . Faustbuch 37 neudruek ; e r s u c h e e. f. d u r c h l . in e r w e g u n g dieser w a h r h a f t i g e n ehehafftlichen v e r h i n d e r n u s z o b b e m e l d e t e n t e r m i n auf eine wenige zeit z u p r o r o g i r e n . weim. staats-arch. 167«. 3) das verhindernde ding selbst: m e h r ein v e r h i n d e r n u s z d a n n ein fUrderung. PARACELSUS I, 931A; ob w i h r w o h l bein a h e begerte fl.. zu l i e f e r n verhofften . . so k a n n m a n d o c h w a s a l l e r h a n d t v e r h i n d e r n a s s e n vorfallen m ö c h t e n , n i c h t w i s s e n , uieim. staats-arch. 1618; d e n n soviel leule auf d e r w e i t l e b e n , w e l c h e i h m eine verhindernisz in weg w e r f e n . WEISE kl. leute 251; d a s m ü s t e wohl ein e l e n d e r ingenieur s e i n , d e r aufT einem r e g u l ä r e n p l a t z e , da sich gantz kein verhindernisz ereignet, mit einer f e s t u n g n i c h t wollte zu r e c h t k o m m e n . WEISE comödienprobe (1696) vorr. evi; verwahreten wir den a u s u n d eingang s o l c h e r b e q u e m l i c h e r wege mit tieffen a b s c h n i t t e n u n d a n d e r e (sie) verliindernissen. Felsenb. 1,419; eh nun verhindernisz uns dreien möchte kommen, liesz mein geselle mich hinunter auff das meer. D . v . D. W E R D E R Ariost

9,42, t.

VERHINDERUNG, f . die verhindernde, hemmende handlung, das hemmnis selbst, beide bedeutungen nicht immer streng zu scheiden, weil letzteres meist das erstere voraussetzt. 1) als handlung: Verhinderung, intercessio DASYP. 29", comperendinatio 39', dilatio MAALER 421*; d a r u m b s i n d wir d e r Zuv e r s i c h t , u n s e r e Sachen w e r d e n d e r h a l b e n bei b e p s t l i c k e r heiligkeit k e i n e n h a s z o d e r einige Verhinderung h a b e n . LOTHER 1,222'; d a r s e l b s t in e i n e m dorff lagen etzlich Spanier zu r o s z u n d f u s z , d u r c h w e l c h e r Verhinderung die a u s z g e s a n d t e n nit k o n t e n die besichtigung t h u n . ROMMEL Urkundenb. z. gesch. Phil. d. groszm. 141; (so man) besorgen m u s z , dasz die feind die p r o f a n d v e r d e r b e n o d e r s o n s t in allweg Verhinderung d a r m i t t h u n w ü r d e n . FRONSPERGER kriegsb. 1, 61; d i e s e r trieb, seinen willen zu haben u n d die Verhinderung d a r a n als eine beleidigung a u f z u n e h m e n , z e i c h n e t sich d u r c h seinen (des kindes) t o n a u c h b e s o n d e r s a u s . KAMT 10,298; ü b e r h a u p t d i e n t eine h a r t e e r z i e h u n g s e h r z u r Stärkung d e s k i l r p e r s . d u r c h h a r t e e r z i e h u n g verstehen w i r a b e r blos Verhinderung d e r gemächlicbkeit. 10,409; nach präpositionen: sie h e t t e n es n o c h b i s h e r nicht t h u n m ö g e n a u s v e r h i n d e r u n g h vill zu gefallener Sachen, «rnest. gesammt-arch. 1523; (S. Severin sagte nach seinem tode) das er u n t r e g l i c h pein leiden m ü s t e . . d a r u i n b , das er u m b Verhinderung m a n c h e r l e i gesebeffte die sieben gezeiten a m m o r g e n alle auf einmal n a c h e i n a n d e r . . g e s p r o c h e n h a t t e . LUTHER 2 , 4 3 ' ; (¡Ar sollet) sie n i e d e r w e r f e n u n d f a h e n u n d j r e g ü t e r zu e w e r n b a n d e n n e m e n u n d die in e w r e n eigen n u t z w e n d e n u n d b e h a l t e n , on meniglichs Verhinderung. 2,430*; d a s g l ü c k . . gab m i r . . gelegenheit genug an die b a n d o h n e einzige Verhinderungen auff die staffeln d e r h o h e i t zu steigen. Simpl. 2 , 1 7 , 1 7 Kurz. 2) zustand des verhindertseins: j a deinem lauf kan, wan du wilt, nichts die verhindrung verursachen.

WRCKHIRL» 364.

3) das hindernde ding selbst, das hindernis, sinnlich: aber dieweil u n s e r e k r i e g s m a c h t . . . schnell auf Italia m a r c h i r t e u n d d u r c h G r a u b f i n d e n , d a s viel Verhinderungen g e m a c h t , b r e c h e n m u s t e . . Simpl. 3 , 7 4 , 5 Kurz; also w e r l a h m ist, d e r h a t die Verhinderung am f u a z e . WEISE kl. leute 271; von geistigem hinderni», Störung: h a b ich n u n sollichs (das schreiben der büeher) a m h o f , da d o c h viel Verhinderung ist, nit u n t e r l a s s e n , wie z w e i f e l s t d u d a n n , ob ich h i e . . . miiszig gehe. HOTTER 5,217 Münch; die inzwischen vorgefallene Veränderungen u n d a n d e r e Verhinderungen h a b e n z w a r v e r u r s a c h e t , d a s z . . wem. staats-arch. 1743. VERHINLÄSZIGEN, verb. vernachlässigen: ich b e k e n n mit dir, d a s z die s a c h von a l t e r verhinlesziget ist. SCHADE sat. U. pasq. 3, 68, 7. V E R H I N T E R R E D E N , verb.: in den z e c h h e u s e r n , do m a n nichts d a n n e h r l i c h e leute v e r h i n d e r r e d e n k a n . THUMIEISSER mag. alchym. (1583) 2 , 6 .

VERHIRSCHEN, verb. einen

zu einem

hirseh

572 machen:

wie verändert Ist Diana, die, im ü b e r m u t h der keuschheil, einst den Aktion verhirsclite und den hunden preisgegeben. H. HEINE 17,77; mit hörnern versehen, als symbol ehelichen

unbilles

(s. th. 4 ' , 1817):

disz mährlein dient allein zu nutz und f r o m m e n der männer, die verhlrschter stirnen sind. BÖRGER 316*. VEKHITZEN, verb. heisz werdep, machen, gebräuchlicher erh i t z e n : verhitzter hueff. SEUTER rossarznei 386; übertragen, verhitzt sein auf e t w a s : d a s z die väter bei weitem nicht so verhitzt auf d a s verheiraten i h r e r t ö c h t e r sind a l s die m ü t t e r . FELDER 1VümmamüUer 206. V E R H I T Z I G E N , hitzig machen, heisz machen: verhitzigen, refervere MAALER 42t"; w e n n ein gaul ü b e r r i t t e n u n d verhitziget wirt. SEDIER rossarznei 97. vgl. LEXER mhd. wb. 3,131. VERHOBELN, verb. auf fehlerhafte art hobeln, dadurch verderben. HEINSIUS 4*, 1303. VERHOCHDEUTSCHEN, verb. hochdeutsche gestalt geben: h i e r w i r s t u , günstiger leser, das in m e i n e r v e r h o c h t e u t s c h t e n Kleopatren v e r s p r o c h e n e I u s t w ä l d c h e n . . . zu e m p f a n g e n h a b e n . NEUMARK Iustwäldchen vorr. VERHOCHHUTHEN, verb. hochmüthig behandeln: d a s z die könige sich s o l c h e r gestalt n i c h t v e r h o c h m u h t e n , d r u c k e n u n d von d e m b a p s t Iieszen mit f ü s z e n t r e t e n . MELANCHTHON decr. von keyser Friedrichen deutsch von Lauterbeck (1563) 25. VERHOCHMUTHIGEN, verb. hochmüthig behandeln, mhd. verhAchmüetigen: w a n n d a n n n u n . . k o n i g Pierschol a l l e r einig u n g . . v e r g e s s e n d , u n s ganz u n v e r s c h u l t e r Sachen . . n e w licher zeit h a t in u n s e r n e r b l a n d e n mit feindlichem Überfall d ö r f e n e r s u c h e n u n d verhochmütigen . . . Garg. (1590) 409. ferner mit übermuth durchbringen, übermftthig verprassen (s. theil 4 2 , 1627): (ttertoch und Heinrich Moltzan) s e i n e e r b e n , d e n verlies e r a n b a r s c h a f f t g e r n e e i n e d o n n e goldes. solliclies ist alles f u r h o c h m u t i g e t v o r b a n k e t i r e t u n d v o r s c h l e m m e t . SASTROW

3,30.

VERHOCKEN, ®eri. in hockender Stellung wo verbleiben, zu lange hocken, zu lange an einem platze bleiben, mit tadelnder nebenbedeutung, reflexiv: u n d doch bleibe ich d a b e i ! ein geist wie sie, sollte sich nicht an einen solchen stillen fleck verh o c k e n . AUERBACH forstmeister 1 , 7 7 ; so mundartlich: sich verh o c k a , lange veraeilen TOBLER 184; d e r N. v e r h o c k t si ganz bei seim b e r r n . HÜGEL 179; part. (ad;.) du bist zu s c h w ä r m e r i s c h , zu v e r h o c k t , mit einem w o r t e zu gemüthlich f ü r Amerika. AUERBACH neues leben 1 , 2 3 ; diese k r e a t u r , h a l b f r o s c h halb s t o r c h m u s z t e dich a u f r ü t t e l n , damit d u e n d l i c h h e r a u s k o m m s t a u s d i e s e r v e r h o c k t e n enge, forstmeister 2,221 (verh o c k t , darin man hocken, sich bücken musz). VERHÖCKEN, verb. im kleinverkauf verkaufen, ver macht das intransitive einfache Zeitwort transitiv, scherzhaft gebraucht: s o l c h e dinge (schriftliche aufsitze) liesz ich auf m e i n e k o s t e n d r u c k e n , v e r s c h e n k t e sie o d e r gab sie d e r E i c h e n b e r g i s c h e n b u c h l i a n d l u n g , u m sie so gut als möglich zu v e r h ö c k e n . GÖTHE 26, 105; wie sogar die a l t e u n t e r dem m a u s f a r b n e n t h o r e v e r b a c k e n d e Säbel h e u t e i h r e n k r a m l a d e n n i c h t e r s t mit dem t h o r e g e s c h l o s s e n . J . PAUL I I , 36. VERHÖCKERN, verb. dasselbe wie das vorige, HEINSIUS 4, 2, 1303, zu h ö c k e r n theil 4 ' , 1652 (2): dieses h a t s e i n e n g r u n d in d e m u m s t ä n d e , d a s z j e d e englische f a m i l i e . . . ein ganzes h a u s b e w o h n e n will u n d r e i c h e s p e c u l a n t e n . . g a n z e s t r a s z e n b a u e n , w o r i n sie die h ä u s e r e i n z e l n w i e d e r verhOckern. H. HEINE

3,20.

V E R H O F F Ä R T I G E N , verb. einen hochmüthig machen, sich v e r h o f f ä r t i g e n , sich stolz benehmen: ob d u gleich s o eine seelen r ü h r e n d e s c h ö n e gestalt h a s t , so v e r h o f f e r t i g e dich nicht. pers. baumg. 8 , 3 ; ein r e c h t s g e l e h r t e r gieng e i n s t einem t r u n k e n e n m a n n d e r gefallen w a r v o r b e i ; d a r ü b e r verhoffertigte e r sich s e h r u n d im vorbeigehen mit einem s a u r e n gesichte, b e w i e s e er i h m ganz keine f r e u n d l i c h k e i t o d e r liebe. 8,11. V E R H O F F E N , verb. erwarten, hoffen, mhd. verhoffen, mnd. v e r h o p e n , Zusammensetzung mit h o f f e n , dessen bedeutung ver nur verstärkt. 1) als sinnliche bedeutung ist für h o f f e n , verhoffen oben th. 4 ' , 1668 'überrascht aufspringen' vermutet, diese bedeutung ist wahrscheinlich im jagdausdruck erhalten: d a s wild h o f f t , verhofft, das wild wird stutzig, unruhig, siebt sich um. ADELUNO versuch 4, 1449, wie auch noch heute bairisch verhoffen Ober ein ding, davon überrascht, darüber stutzig werden, auffahren Senil

573

VERHOFFEN

574

VERHOFFEN

1,1063 Fromm., schuiäb. verhofft, erschreckt SCHMID 283. das p a r i . prät. mit activer beieutung kann daher bedeuten 'ms stullig gemacht, erschreckt hat', daher kommt schmäh, verhofft zur bedeutung des hochd. unverhofft, unvermuthet SCHHID 283. 2) aus dem begriffe des unruhigwerdens, umblickens entwickelt sieh der abstracte begriff 'in erwartungsvoller erregung sein, erwarten', diese bedeutung erhielt sich in dem aus dem pari, prät. entwickelten adjectiv u n v e r h o f f t ; sprichwörtlich: unverhofft k o m m t o f t ; die einzige l a m p e , die d a s c a b i n e t b e l e u c h t e t e , t r u g w o h l a u c h das ihrige b e i , dasz u n s e r m i t so geheimniszvollen u m s t ä n d e n v e r b u n d e n e s w i e d e r s e h e n m e h r das schauerliche e i n e r u n v e r h o f f t e n e r s c h e i n u n g , als d a s f r e u d i g e einer v e r a n s t a l t e t e n Z u s a m m e n k u n f t hatte. WIELAN» 27, 78; willst du mich überreden, dasz ein Und, bisher im sanften arm des glucks gewiegt, im unverhofften fall besonnenheit und kraft, geschick und klugheit zeigen werde. GÖTBK 9 , 2 8 6 .

3) hoffen, erfreuliches erwarten: f ü r u n d f ü r verhoffen, trahere spem mora MAALER 422", in optima spe sibi ponere STIELER 847; absolut: w a n n im ( d e m pöbel) die sach u m b s c h l e c h t u n d nit, wie e r verhofft hat, ü b e r e c k geet. FRANK weltb. 38; e s ist dir b a s g e r a t e n , d a n n du verhofft h a s t . DASYP. 162'; d u h a s t nit t h a n , wie ich verhofft b a t , expectationem meam fefellisti 69*; mit genitiv der sache: ich kan d e s heils nicht verhoffen. MELANCHTBON ZU L Cor. L; weil ich n u n d e r e h r e n , m e i n e m geehrten h e r r n di b ä n d e zu k ü s s e n , wegen u n s e r s a u f e n t h a l t s e n t l e g e n h e i t , nicht verhoffen k a n . BUTSCHKY hd. kam. 630; wenn er grosz von jm selber eicht, sich ollt in seiner red verspricht, und wirdt im kleinen lügen strafft, das er sich groszes lobs verliofft. 1). WALDIS Esop 3,79,186' (1,365,25 Kurz); ich sicli schon stehn den himel offeh. desz bin ich ^ewiszlich verholten als ein glaubig g e t a u f t e r Christ. H . SACHS 3 , 1 , 2 3 5 ( 9 , 3 5 6 , 2 3

Keller);

mit accusativ der Sache: soll dem edeln j ü n g l i n g (Karl V.), zu dem j e d e r m a n n alles gut verhoffen ist, ein solcher gewalt w i d e r f a h r e n ? HUTTEN 5, 228 Münch; a b e r ich verhoff o d e r verd i e n e e n t w e d e r s Verzeihung, w a n n ihr diese n ä r r i s c h e Zeilen examiniren u n d S a l o m o n e m . . auff m e i n e r seilen h ö r e n w e r d e t . SCHOPPIUS 708; w e r . , in f r e m d e n Sachen ein e i g e n t h u m verhoffet. WEISE kl. leute 250; mit dieser fabel werden die trollen, von den man grosz ding thut verhoffen, ir sach mit Worten schön verblümen und sich der zehen tinin h e r h ü m e n , der sie nicht eins zu thun vermögen. B. WALDIS Esop 1,21,21 (1,49 kumb nur heim mit mir in das hauszl zeuch die eilenden kleider auszl besser kleider solt du verhoffen. H . SACHS 3 , 2 , 9 ( 1 2 , 3 5 , 8

zeitlicher lust ewige fraid, wer sölchs verliofft, das würt jm laid.

Huri);

Keller);

H

SCHWARZENBERG 1 5 7 , 2 ;

man verhofft des friedens lust mit der nächsten f r ü h l i n g s l u f t ; o, dasz wo nicht kumme drein etwa noch ein maienfrost. LOGAU 2 , 5 1 , 8 5 ( 2 6 8 , 8 5

Eiliter);

mit folgendem inßnitiv als object: u n d wie er viel leute a u s j r e m Vaterland v e r t r i e b e n h a l t e , so m u s t e er a u c h selbs im elend s t e r b e n , zu L a c e d e m o n , da er verhoffte e i n e n auffentbalt zu finden. 2 Macc. 5 , 9 ; w a r u m b s c h a r r e n sie so ä n g s t lich in ihren s a c k ? d a n n sie a n d e r s nit v e r h o f f e n , sich zu e r n e r e n u n d r e i c h zu w e r d e n . FRANK parad. 12'; e r gab mir auch zu v e r s t e h e n , d a s z e r auf disz wenige g e l d , als dad u r c h er wieder nach h a u s zu k o m m e n verhoffet, sich m e h r als auf gott verlassen. Simpl. 2 , 2 4 0 , 9 Kurz; wofern du m i r meine ä u g e n , so d u r c h diejenigen g e r a u b e t s i n d , wieder g i e b e s t , verhoffe i c h , m e i n liecht, dich zu s e h e n , e h e n o c h d a s auge d e r w e i t die s o n n e in d a s h e r z u r ü c k e n d e j ä h r s e h e n wird. OPITZ 2, 247 ; er h ä t t e einen a r m im kopff, der solche arbeit verrichten m ü s s e , e r v e r h o f f e , i h m bald auch eine s e b ü n e r e i n e j u n g f e r h e r a u s zu l a n g e n . Simpl. 1 , 9 4 , 5 Kurz; weil ich s o n s t n i c h t s zu erkauffen g e d a c h t e , als was ich mit fünff fingern o d e r s o n s t einem k ü n s t l i c h e n griff zu erh a n d e l n verhoffte. 3 , 1 3 5 , 6 ; itzt sei e r m e h r e n t h e i l s w e g e u seiner liebsten in d a s w a r m e b a d g e z o g e n , a j s welche verhoffte, h i e d u r c h f r u c h t b a r zu w e r d e n . WEISE erzn. 17 neudr.; ;r (der Deutsche) verhofft d e r weit viel neuigkeiten zu sagen. reih, bucht. 195;

verhofft sie (Olympias) auch durch dieses stück in Macedoniam zu kommen. H. SACHS 2,3,177 (8,692,33 Kelter)-, ich verhoffe zu vollenden f ü r das land und billigkeit, was mein sinn ihm fürgenommen ehe du (sonne) zur morgenzeit wiederum!) heraulT wirst kommen. OPITZ 3,73; mit abhängigem satte: verhoff zu g o t t , e s sei nicht9 d r a n , nemlich, d a s Rodis solt vom T ü r c k e n e r o b e r t u n d g e w o n n e n s e i n . LDTHKR 2 , 2 8 3 ' ; (der prior) u b e r a n t w o r t e t d a s s e l b (gebot) d e m f r o m e n p f a r h e r r n in d e r n a c h t , d e n n er v e r h o f f t , er wolt v e r h i n d e r n , das Henricus nicht p r e d i g t e . 3 , 3 2 ' ; u n d sol ein trefflich b ö s e r brieff sein, d a s er (herzog Georg) verbofft, m e i n gnedigster h e r r , d e r k u r f ü r s t , w ü r d e m i r a n g e s i c h t s s e i n e r schrifft flugs alles t h u n , w a s e r wol g e r n s ä h e . 6 , 6 ; in solchen n ö t e n k a m j m zu g e d a n c k e n , w a n n er e i n walf a r t zu St. Veiten . . . verhiesz m i t e i n e m silbrin o p f f e r , vers o f f t er g e o t z l i c b , sein s a c h w u r d b e s s e r w e r d e n . WICIRAM rollwagenb. 7,14 Kurz; das weisz ich d o b y , d a s m i n e f r i n d alweg verhoffet h a n , ich w e r d e ein p r i e s t e r w e r d e n , die will m a n eben in d e r zyt (der geburt) zu der m e s z gelut h a t t . TH. PLATTER 4 Fechter; ich v e r h o f f e , d e r s e l b e s o l t e mir wol ein stattlich trinckgeld davon z u k o m m e n l a s s e n . Simplic. 2, 155, 20 Kurz; so verhoffe ich g l e i c h w o l , e r w e r d e djirvorh a l t e n , ich h a b e an ihm d a s meinige n a c h Huszerstem verm ö g e n zu t h u n keinen fleis gesparet. 2 , 9 7 , 8 ; weil n i c h t s d a r i n n e ist, welches gottes w o r t . . z u w i d e r laufft, verhoffe ich, es w e r d e t (sie) kein r ö m i s c h e r k a i s e r o d e r a n d e r e r p o t e n t a t m i c h z w i n g e n , d a s z . . SCBUPPIUS 128; verholt, wir wölln mit küner hendt den krieg bald richten zu dem endt, das wir beider könig ab kommen. 11. SACHS 2,3,57 (8,213,27

Keller);

mit diesen w o r t e n stellet er sie zu f r i e d e n , das sie j m zu zielten v e r g ü n n e t e n , d e n n sie v e r h o f f t e n , d a s die D i e d m a r e r m ö c h t e n z u r r e c h t e n e r k e n t n i s des w o r t s gottes k o m e n . LUTHER 3 , 3 2 ; u n d ich verhoffe, d a s z sie m i r n i c h t das zeugnisz versagen w e r d e n , d e n e n s e l b e n s t e t s ein zuverlässiger u n d t r e u e r a r b e i t e r gewesen zu sein. FRBTTAG handschr. 1,401; selten beigefügt, auf wen sich die hoffnung, erwartung bezieht: solchs het ich nit verhofft z(l dir. ScuüELZL verlorner söhn 7'. 4) reflexiv, hoffen: wollen u n s a u c h verhoffen e. g n a d e n w e r d e n e t w a s tetlicbs . . . w i d d e r u n s . . . n i c h t f u r n e m e n . FÖRSTEHANN urkundenb. 229; d e r ding, d e r m a n sich v e r b o f t . MELANCHTBON hauptartikel der heil, schrift verdeutscht 65; n u n hat ich mich v e r h o f f t , es sollte m i r d u r c h den gegentheil a n t w o r t zugestellt w e r d e n , ernest. ges.-archiv (Gotha) 1664; w e r will in die lügen Plinii sich v e r t r ö s t e n ? w e r will sich verhoffen in die anzeigung D i o s c o r i d i s , Macri u n d a n d e r e r n a t u r a l e m ? PARACELSUS 1,244 C ; hie ist zu sehen, das man offt (des man sich doch gar nit verhofft) bei den wilden und frechen thieren mehr gut und miltigkeit thut spüren denn bei den lauten. B . WALDIS Esop

2,30,135 (1,207

Kurt);

es ist mancher so gar rhumretig, sich selbst zu preisen wundertbetig . . und wirdl Im kleinen lügen strafft, das er sich groszes lobs verhofft.