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German Pages 554 [564] Year 1825
•Hartums
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Lutherus
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und mit den erforderlichen Einleitungen,
Anmerkungen und Zusätzen herausgegeben V O 11 Ernst Doktor
der
Joseph Philosophie,
Her man
ausserordenti.
Münch,
öffentl.
Professor
an der
Albert = L u d w i g s H o c h s c h u l e z u Freibur? im Breisgan.
Fünfter
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ERNESTUS JOSEPIIUS IIERMAN. MÜNCH PHILOSOPHIAE DOCTOR, ET IN ALMA UNIVERSITATE ALBERTO = LUDOVICl ANA, CJUAE EST FRIBURCil BRISGOIORUM , PROFESSOR PUBL. EXTRAORD.
TO MUS
QUINT
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Und die Schlacken fallen v o n dem Biedern Und er lebt in seiner Enkel L i e d e r n . Ewig wiederhallt ein g r o f s e s W o r t , Ewig schafft die g r o f s e T h a t sich f o r t . M.
B E R O L I N I s u ni t i b u s G. R e i m e r , typis F. H u r t e r Scaphusiae h e l v e t M. D. CCC. XXV.
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Ich übergebe hier dem teutschen Publikum den fünften und lezten Band der W e r k e Ulrichs von Hutten. Diese Ausgabe ist in eine Zeit gefallen, welche Unternehmungen solcher Art nichts weniger als günstig war; in eine Zeit, von der manche Nachkommen nicht recht wissen werden, was sie von ihr halten sollen. Diese Ausgabe hat überdies Schicksale erlebt, welche die uns vorangegangenen Geschlechter kaum geahnet haben würden, und die folgenden kaum glauben werden. Doch der Herausgeber und alle Bessern teutscher Nation werden Urtheile, wie sio in neuesten Tagen über eine der Hauptzierden unserer Geschichte ergangen sind, mit Mitleiden und Schweigen beantworten; Was über erstem selbst für seine Bestrebungen gekommen, verzeiht er dem Unverstand. Die Bosheit verachtet er. Den literarischen Theil des Unternehmens betreffend, so sieht der Herausgeber sich um so mehr veranlafst, mit tiefer Schaam das gelehrte Publikum f ü r die Mängel desselben um Verzeihung zu bitten, als eine über Verdienst freundschaftliche Anerkennung seiner Mühe, um die Wiedererweckung Huttens, ihm geworden ist. Die Begeisterung für den Gegenstand hat ihn oftmals so sehr festgehalten, dafs er für würdige Ausstattung desselben vielleicht vieles versäumt h a t , was von einem Herausgeber mit Recht gefordert werden kann. Möge man daher, wie er selbst, über dem Helden den Cicerone vergessen: diese Strafe wird sein süssester Hütt, op T. V. *
IV
V o r r e d c.
Lohn seyn. Für die Vollständigkeit des Gemähldes jener grofsen geistigen Kraft, die in den Schriften Ulrichs von Hutten sich entwickelt, ist nach Vermögen gewirkt worden: die mindere Zierlichkeit des Rahmens, veranlafst durch Nach« lafsigkeiten und Verstösse bei manchen Einleitungen und Beilagen, sind zum Theil durch den Nichtempfang der Revisionen, zum Theil durch manch anderes, aus der Entfernung des Druckorts vom Verleger entstandenes, Mifsverhältnifs zu entschuldigen. Ein grofser Theil des Verdienstes, j a b e j weitem der gröisere, um die Korrektheit des Druckes, gehört dem würdigen Herrn P f i s t e r von SchafFhausen, jetzt Pfarrer zu Wildlingen, an, welcher mit der beharrlichsten Selbstvei'läugnung der sauern Mühe des Korrectors sich unterzogen, und meine Arbeit bei dieser Ausgabe in hohem Grade mir erleichtert hat. Ich erstatte ihmhiemit öffentlich meinen Dank. Noch habe ich über einige Punkte, die eben diese Ausgabe betreffen, und woran manche Gelehrte vielleicht Anstofs genommen, mich zu erklären. D e r erste besteht in dem bereits mehrfach aufgeworfenen Zweifel: ob die Art und Weise meiner Anordnung wirklich die glücklichste gewesen , indem Einige die Ansicht äufserten, dafs der Abdruck von Huttens Schriften nach dem innern Zusammenhang der streng chronologischen Ordnung vorzuziehen gewesen wäre. Namentlich scheint dieser Ansicht der Rezensent der ersten zwei Bände in der Jenaischen LiteraturZeitung gehuldigt zu haben, welcher Mann übrigens in etwas allzu merklichem Schulmeisterton und auf eine Art, die sich für einen Gelehrten von der Geisteshöhe, worauf er sich mir gegen-
Vorrede.
v
über gestellt hat, nicht wohl schickt, die Mängel meiner Ausgabe, bis zum auffallendsten Druckfehler, mich fühlen liefs. Ich verweise zur Erwiederung dieses Einwurfs auf das, was M e i n e r s , in der Vorrede zu seiner Biographie Huttens, mitgeteilt hat, und bemerke dem Referenten jenes Artikels, dafs der oben berührte Grundsatz schon allein defswegen nicht wohl durchzuführen war, weil beinahe keine Schrift Huttens immer nur einen . Gegenstand allein behandelt, sondern die meisten, im gleichen Verhältnifs, wie die wild und mannigfach durcheinander iiiessenden Ereignisse jener Zeit es mit sich brachten, oft verschiedene Materien zugleich berühren. Eine willkührliche Zusammenstellung dieser Schriften würde daher, da die" Werke Huttens vorzüglich von dem historischen Standpunkt aus zu würdigen sind, die geschichtliche Anschauung sowohl als das Bild seines Privatund geistigen Lebens und seines Einwirkens auf die Zeit selbst, verwirren, trüben u. verstümmeln. Der zweite Punkt betrift die in der Einleitung zum ersten Band ebenfalls versprochenen Opera dubia, zumal die, gewifs sehr ungern vermifsten: Epistolce obscurorum virorum. Umstände, welche zu besiegen nicht in der Macht des Verlegers standen, verhindern für dermal das Erscheinen dieses S u p p l e m e n t b a n d e s ; doch werden sämmtliche, für denselben bestimmte Schriften, sowohl unter eigenem Titel und als für sich bestehende „ Sammlung merkwürdiger Beiträge zur politischen, Kultur- und Kirchengeschichte des sechszehnten Jahrhunderts", denn als sechster Band der Ausgabe von Ulrich von Huttens Werken, demnächst in einem andern Verlag erscheinen, mit kritischen Abhandlungen
VI
Vorrede.
und historischen Beilagen zu sämtlichen darin abgedruckten literarischen Denkmalen. Bis dahin, was wir bereits auch in einem andern Aufsaz über die „IZpist. obscurorum virorum (Teutsches Museum, il. Band 2tes Heft, Freiburg bei Wagner,) angemerkt haben, enthalten wir uns aller Vertheidigung gegen die Angriffe des Jenaer Rezensenten sowohl über einige, von uns geradezu als Hutten'sches Eigenthum vindi= cirte und der Sammlung einverleibte, als über die nachträglich versprochenen apokryphen Schriften. In besagtem Supplementband wird sich auch der Philalethes finden, der in gegenwärtiger Ausgabe aus bewegenden Gründen noch nicht abgedruckt worden, obgleich er im allgemeinen Schriftenverzeichnifs geradezu als unbezweifelte Arbeit Huttens angereiht steht. Noch übrigt uns, den lateinischen Vornamen Huttens, welchen wir auf dem Titelblatt mit „ Ulrichi" gegeben, durch desselben eigene Handschrift zü rechtfertigen, und den vornehmen Mcigistris nostris der philologischen Literatur, zur Beruhigung für die Jungfräulichkeit der Grammatik, zu bemerken, dafs wir sowohl den Gebrauch des Ulrici als des Udalrici und Hulderici sehr gut kennen, und hier blos einer Grille Huttens nachgegeben haben. Den meisten Anstofs dürften manche Freunde der teutschen Sprachkunde bei der Orthographie finden, mit der die teutsch geschriebenen Werkchen unsers Ritters abgedruckt worden sind. Allein ich habe mich für dieselbe, mehrere andere Gründe, die nun einmal in meiner Eigenthümlichkeit und Privatansicht liegen, abgerechnet, nicht früher, als nach eingeholtem Gutachten von Gelehrten, die hierüber eine anerkannte Stimme führen, entschie-
Vorrede.
VII
den. Zur Zeit, wo Hutten seine teutschen Schriften herausgab, und nach der durch Luther bewirkten Sprachneuerung herrschte bereits Unsicherheit der Schreibart, und kein bestimmter Charakter läfst sich mehr aus jener Masse von Flugschriften herausfinden, womit die Reformation Teutschland überschwemmte. Bei den Huttenschen insbesondere li'at noch der Fall ein, dafs sie von ihrem Verfasser nur zum kleinsten Theil eigenhändig niedergeschrieben, sondern meist Schreibern, und zwar oft sehr eilig, in die Feder diktirt worden. Der jedesma'ige Kopist richtete sich nach dem Schriftgebrauch des Landes, aus dem er gebürtig oder in dem der Ritter, von seinem Eifer für die Sache der geistigen Freiheit rastlos hin und her bewegt und unaufhörlich Teutschland nach allen Richtungen durchwandernd* gerade anwesend war. So nur erklären wir uns die auffallende Verschiedenheit der Orthographien, in die sogar der Dialekt oft bedeutend einflofs, in mehrern Ausgaben einer und derselben Flugschrift. AU die* vermochte uns, die pedantische Idee aufzugeben, welphe uns zwingen wollte , durch sklavischen Abdruck all dieser Schreiberverirrungen nebst einer Unzahl von Druckfehlern dazu, eine Musterkarte von teutschen Sprachvarianten aus dem löten Jahrhundert dem Publikum zu übergeben, und den Genufs der herrlichen Lecktüre dadurch auf eine überflüssige Weise manchem Leser zn erschweren. Jedes Wort wurde daher so abgedruckt, dafs es an seinem Tone Und an der charakteristischen Auszeichnung nichts verlor, und nichts hinzu bekam , und der unnütze Ballast der vielen doppelten Konsonanten ward über Bord geworfen. Die vielen Fehler, welche besonders in Hinsicht des „Gesprächbüchleins" theils im Urtext selbst stehen, theils in der Schreiber'schen Sammlung von
VIII
Vorrede.
Hutten'schen Gedichten sich vorfanden und leider auch in meine teutsche Ausgabe von Huttens auserlesenen Schriften hie und da übergiengen, sind in diesem Vten Bande der Originaledition sorgfältig verbessert und die mit Unrecht weggelassenen kräftigen Marginalien, in jener Gesprächesammlung wenigstens, beigefügt worden. Dafs bei diesen leztern durch komisches Mifsverständnifs, das Weisezeichen für den Setzer (F.), nicht wirklich durch einen Fingerzeig ergänzt wurde, bittet man zu entschuldigen. Noch hätten wir gewünscht, dem lezten Bande dieser Ausgabe ein ausführliches Personen - und Sachercgister über alle fünf Bände beizufügen, aber die übermäfsige Vergröfserung des Bandes und Vertheuerung der ohnehin bedeutenden Kosten fürchtend, mufsten wir von diesem Gedanken , der a ielleicht später doch noch verwirklicht werden soll, für dermal abstehen. Wir nehmen daher von dem Publikum freundlichen Abschied, in der Hoffnung, vielleicht bald noch einen verborgenen Schatz Hutten'scher Reliquien, dem wir mittlerweile auf die Spur gekommen sind, darzureichen, wenn Bigottismus und Vandalismus nicht alle unsere Bemühungen vereiteln sollten. Die Freunde Ulrichs von Hutten selbst aber verweisen wir inzwischen auf das demnächst erscheinende historische Werk, dessen Gegenstand der zweite grofse Mann, welcher in jenes Erstem Schriften so vorzüglich verherrlicht wurde, F r a n z v o n S i c k i n g e n und sein thatenvolles Leben s e j n wird. F r e i b u r g im Herbstmonat 1824. IL
Manch.
I. Ulrich»
von
Hutten
v e r t e u t s c h t
K l a g
a 11 II e r z o g
Friederich
von
Sachsen,
und
K l a g s c h r i f t a n
alle
Stand
filili. Op T. V.
teutscher
1
Nation.
E i n l e i t u n g . Die erste Schrift, welche Herr Ulrich von Hutten in teutscher Sprache herausgab, war eine Uebersetzung von den zwei erstem jener fünf Briefe, die er im Jahr 1520 von der Ebernburg aus versandt hatte, nemlich: 1) des B r i e f e s an C h u r f ü r s t F r i e d e rich von S a c h s e n , u n d 2) der K l a g s c h r i f t an a l l e S t ä n d e t e u t scher Nation. Ein Freund des Verfassers und der evangelischen Sache war ihm damit, ohne sein Wissen zuvorgekommen, und hatte, nicht ohne grofse Empfindlichkeit von Seite des Ritters, sämmtliche fünf Briefe teutsch herausgegeben, nebst einer begleitenden Vorrede, welche uns B u r k h a r d (/>. II. p. 120) aufbewahrt hat, ohne jedoch auch nur die Haupttitel jener anonymen Uebersetzung angeführt zu haben. Ihr Inhalt ist folgender: „Ein vnbekanter Liebhaber der Goettlichen Warheit, vnd des Vaterlands, entbeüt allen freyen Teütschen Heyl. VVolauff, lieben frommen Teiitschen, es ist z e y t , das wir vnsere yetzo lang här verlorne Freyheit widerumb zv
4
Einleitung.
erlangen vntersuchen. H y e habt ir den rechten anreitzer, der vns, ob Gott wil, die grossen H ö p t e r , als Reiser, F ü r s t e n , vnd den Adel zu hilif in dieser Sachen erweken sol. D o r z u , vnd anderem seinem loblichen f ü r n e m e n , geb im Glück, vnd H e j l der allmechtig Gott, welchem zu e e r e n , vns allen zu n u t z , vnd g u t , er dises on z w j f e l vorgenommen hat. Vmb gemeynes nutzs willen hab ich etliche seiner Schrifften, als mir die zu henden kommen, aus dem Latin ins teütsch transferiert, so vil als die Z y e r Lalinischer sprach (die in ettlichen nit zu verteütschen ist) hat leiden mögen. Gott geb eüch allen vil heyles, vnd ein bestendig vest gemüt, Christliche warheit vnd F r e i h e i t des Vatterlands zu vorfechten. Hyeneben lassent eüch den frommen Hutten befolhen sein. T r o t z Romanist!" Diese Uebersetzung ist in 4. und Panzer glaubt, dafs ihr die Beschwerde Huttens in der ,, Clageschrift an alle s t e n d " etc. gelte. Diese /Yusgabe in 4. hat folgenden Titel: „Die v e r t e u t s c h clag Virichs vo Hutten an H e r t z o g F r i d r i c h e zu Sachsen: des h e i l i g e n lio. R e i c h s E r z m a r schalk vn C h u r f ü r s t c n : L a n d t g r a v e n n T ii r i n g e n : v n d M a r c k g r a v e n zu M e i s s e n . " Zu Ende auf der Rückseite des loten Blatts: " G e b e n zu E b e r b u r g , an der lritten fdus des Septembers, das ist am Din,tag nach unser lieben frawen geburt tag. Im
Einleitung.
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jar nach der geburt vnsers hern. Tausent fünfhundert, YÜ im zwentzigsten Untertäniger diener Ulrich von Hutten." Aufser dieser ist eine z w e i t e , ebenfalls in 4 . , mit gröfsern T y p e n gedruckte, vorhanden , deren Titel: „Ulrichs v. Hutten verteutsch c l a g : An Hertzog Friderich zu Sachsen. Des heiligen Romischen Reichs Ertzmarschalck vnnd Churfiirstenn, Landgraven in Türingen, vnd Marckgraven zu Meissen." zu E n d e : „ Geben zu Eberburg, an der dritten Idus des Septebers das ist am afFtermontag nach vnser lieben frawen geburt. Im jar nach der geburt vnsers herren i 520. E. C. G. Undertheniger Diener Ylrich von Hutten " Diese weicht in der Rechtschreibung von der erstem einigermassen a b , und hat kleinere Typen. Die dritte, von H u t t e n selbst besorgt, hat folgenden Titel: „Virichs von Hutten verteutsch clag, an Hertzog Friderich zu Sachsen. Des hayligen Römischen Reichs Erzmarschalck vn Churfürsten Landgraven in Türingen , vnd Marggraven zu Meissen etc." Sie unterscheidet sich von beiden obigen blos durch die Rechtschreibung, und grof»ere T y p e n ; sie befindet sich zu Zürich, und an mehrern andern Orten.
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Einleitung.
Was nun die z w e i t e Schrift: die K l a g s c h r i f t a n a l l e S t a n d u. 8. w, betritt, so ist ihr vollständiger Titel folgender: „ E i n C l a g s c h r i f t des H o c h b e r ü m t e n vnd E r n v e s t e h e r r n V i r i c h s vü H u t t e n gekröneten Poeten vn Orator an alle stend Deutscher nation, Vie vnformlicher weise vn gätz geschwind, vnersucht oder erfordert einiges rechtes. Er mit eignem tyränische gewalt, vö dem Romaniste, an leib eer, vnd gut beschwert vnd benötiget wer= de. Z u E n d e : Geben vnter meynem ungebornen Insigel uff' Sanckt Michaels des ertz engels obent Im jor nach Crist geburt M. CCCCC vn XX." — Von Zürich erhalten. In dieser Schi'ift legt Hutten, und zwar in der am Ende beigefügten Vorrede die Gründe auseinander, die ihn vermocht, seinen bisherigen Entschlufs, blos Latein zu schreiben, zu ändern.
A. Ulrichs
von
Hutten
v e r t e u t s c h t
K l a g
an Herzog Friederich von Sachsen, des heiligen Römischen Reichs Erzinarschalk, u nil C h u r f i i f s t e n , L a n d g r a f e n in T h ü r i n g e n , u n d M a r k g r a f e n in M e i s s e n .
9
Die
verteutschet
Klag Ulrichs von Hatten
an Herzogen Friederich von Sachsen.
OurcWeuchligister, hochgeborner Churfiirst, gnädigster H e r r ! Nu» sich ich erst, tlafs man sich mufs ernstlich gegen der Römischen Tyranney stellen, setzen und sperren. Nun erst, weil unser B r ü d e r , die Romanisten, so dick, und oft brüderlich vermahnet, so dick, und oft durch gut gegriindt Ursachen Uberwunden, die Ding, und Sachen, so uns beschweren, nit allein nit linder handlen, sonder auch all Handel aufs allergeschwindest fürnehmen. Hat E . C . G. nit gehört, dan begehrt, und gcsucht wird, mich gefangen gen Rom zu schicken, und was das s e y , und wie wohl es ihnen anstehe, zieme, und gebühre, sieht E . C. G. Sie haben auch j e t z o , mein lieber G o t t , wider D o k t o r M a r t i n u m L u t h e r , wie ein gewaltsame, wie ein grausame, ungütige, und grimmige Bullen ausgohn lassen, also dafs man eigentlichen mag sagen, es sey ein Löwengeschrey, welches so die unseeligen Schaaf des Herren Christi hören, es nit als ein gütige Stimm des Hirten erkennen, sonder dar vor, gleich als vor einer blutgierigen Stimm eines wilden, und grausamen, betriiglichen , und fahrlichen Nachtrachters, erschrecken. Dann w o ist doch in ihr ein einiger Fufsstapf, oder Anzeigung der christenlichen Sanftmiithigkeit, w o ist in ihr ein einige Erzeigung der Demulh der heiligen zwölf Dothen? also grimmiglich schreyet e r , also tobet, und vvüthet e r , aber sein Grimmigkeit ereügt sich sodann am meisten, wann e r , wie
10
Die verteutschet Klag
dann oft in derselbigen Bullen geschieht, sich für ein anderen angiebt, und listiglich stellet, als meinet er es gut und treulich; wie dann diese Meinung ist, dafs er den Luther mit so guten Worten gen Rom erfordert; eben also wäre uns verborgen, wie er mit uns handeln und umgehen würd', wann eintweders der Luther sich überreden liefs, und williglich gen Rom kaine, oder ich mit Gewalt gezwungen dahin kommen miilst. Derhalben, so Doktor Martinus Luther mir folgen will, sp wird er nimmermehr dabin kommen, da er ungezweifelt gemartert wiird. Aber das nimt mich grofs Wunder, wer das den L e o den z e h e n d e n iiberredt habe, so ich so leichtlich möcht gefangen, und gefangen mitten aus Germanien oder teutschem Land tiber das unwegsam wälsch Gebirg gen Rom gebracht werden. Und wenn er es gleich vermocht, ist dann das eines Hirten, ist das eines Bischofs, ist das des Statt» halters Christi Amt und Gebühr: nicht beklagen, nit verhören, sonder zu Stund, und erstlich zu der Marter ein christlichen Menschen ziehen und dringen? Aber die ganz Schuld, und das ganz Laster ist unser selbs, dafs wir die Evangelisch und göttliche Lehr von ihnen vor Langest um ihres Gewinns und eigen Nutz willen veraltet, und schier ausgctilget, uns linderst ariden haben, wieder zu ihrer Kraft und Macht, und ihrem Licht zu bringen, und dafs wir unser Teutschland, der unter allen Nation in der ganzen Welt die Freiheit am meisten gebührt, nit gestatten, dienstbar zu seyn ; das hat diesem Hirten mifsfallen, aber es hat dem Herrn Christo Wohlgefallen. Das hat dem Römischen Hof, der durch den Geiz verderbt ist, geschadt. Aber es hebt nun an zum Frummen und Nutzen unserm Vaterland, das nun lange Zeit der Freiheit mangelt. W i r haben auch nit eines jeden Begier mögen willfahren, als wir wollten Gott dienen. Und als wir wollten
an Herzog Friederich von Sachsen.
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unserm Vaterland helfen und rathen, haben wir es mit der Curtisanen und Romanisten BündnuTs und Zunft nit künden halten; darum haben die Romanisten kein Fried mit uns; (dann das ist ihr Meinung) wann wir haben Fried mit der Wahrheit. Darum sag ich: wir miiTsen uns endlich mit Ernst, und schwind gegen ihnen setzen, weil wir aufs höchst von ihnen beraubt und geplündert werden, und ihr Bosheit aufs gröfst erwachsen ist. Vielleicht auch aus dieser Ursachen, dafs es Zeit ist, dafs der Herr alle Hochfa'rtige besuche, der da über das Geschwell gaht, der da erfüllet das Haus Gott des Herren mit der Ungerechtigkeit und Betriiglichkeit, und die Krön' der Hoffarth der Trunknen Ephraim zertreten werd'. Dann mich betriegen dann alle Ding, so ist es gänzlich nahend, daTs das grofs Babylonien zerfall und vergeh', ein Mutter der Hurerey und Büberey, und der allergräulichesten, unmenschlichen Handlung des Erdreichs, welche das Erdreich hat durch ihr hurisch Unwesen vergift und verderbt. Ja der Römisch Stuhl, der alles Unflaths voll ist, der mit allen Uebelthaten verheft ist, welcher, wie wohl er aufs allerungemessest des Herren Christus Lehr lebt und handelt, dennoch sich berühmt, hie auf Erden des Herren Christi Statt auf Erden halten, und sich allein berühmt und ausrufet für ein Haupt der ganzen christcnlichen Kirchen. Ja dersclbig römisch Stuhl will allein die ganz christlich Kirch seyn, und zeiget sein Abgott der Welt, den vermummelten Apostolischen, oder Bapst, der, wiewohl er lauter nichts denn die Künigreich der vergänglichen Zeit, und die Reichthum dieser Welt, und Wohllust des Leibs achtet, und um derselben willen Krieg führet, und Blut vergeufst, dennoch der christglaubigen Augen die SchKirsel fiirwirft, und fiir^icbt den Himmel zu ver•chliefsen und nit aufzulhun mit so grofsem Durst, dafs
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Die verteutschet Klag
er auch die heilige, und himmelische Ding u m täglich ums Geld verkauft, oder wenn es ihm geliebt, und gefällt, dieselben verbeut auch den Frummen; wahrlich es wird fallen, es wird fallen. Ich lafs mich auch bedunken, ich hör jetzt diese Stimm vom Himipel herab, die uns wider dies vielhäuptig, grausam, wild Thier errege, und sprech': „Gebt ihm wieder, und thiind ihm Vergeltung, wie es euch vergolten hat, und zwiefacht die zwiefachen nach seinen Werken; in dem Trank, darmit es euch gemischt hat, vermischt ihm zwiefach; so viel es würdig, und in Wohllust gelebt hat, so viel Marter, Leid, Pein und Betrübnufs vermischt ihm; dann es sagt: Ich sitz ein Küniginn, und bin nit ein Wittib, und wird kein Leid, und Klag sehen, und dergleichen." Das mufs eintweders also seyn, oder aber ich wird in dem Ding (das der Wahrheit wunder sehr ainlicht (ähnlicht) betrogen. Möchten nu diese Ding noch hoher zunehmen, oder weil sie nit höher mögen steigen, und aufs höchst überhäuft seind, sollten sie nit zertrennt werden, sollten sie nit fallen. Aber wer will das rechnen, wer will dies alles so verderbt, also vergift, also verrückt, wiederum rechtfertigen, bessern, und aufrichten. Soll es Gott thun, sicher Gott wird es thun. Aber durch die Hand der Mensehen, wie hievor zu mehr Mahlen geschehn ist. Wa seind nun ihr Fürsten, und Herren? was thund ihr darzu? mit was Rath, mit was Beistand erzeigt ihr uns Hilf? Bevor E. C. G. welcher von wegen erblicher, und angeborner Gerechtigkeit zustaht, und gebührt der teutschen Nation Freiheit zu unterhalten. Was giebt die für ein Rath hiezu ? durch welchen Weg hilft sie uns? welchen Zugang nimmt sie ein? O w ollt Gott, dafs eintweder ihr den Muth, Sinn, und Willea hättet, die ihr das Vermögen Labt, oder aber dafs vrip des Vermögens w a r e n . die den Willen, Muth, und Sinifc haben, dafs wir mit dem Lamm, dem Seeligmachcr de»
an Herzog Friederich von Sachsen.
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menschlichen Geschlechts, stritten dies vielhörnig Thier, ein gmein Beschwerung der ganzen Christenheit, welches jetzt mit grofser Macht die Wohrheit bekrieget, die frummen, gottsförchtigen, heiligen Leut beschwert, die freien in Gefängnufs gefuhrt, unsere Güter, und Reichthum ausgeschöpft, die Hab verschlindt, der ganzen Christenheit Sitten durch sein bös Exempel und Vorbild verderbt, und von den, der Namen in dem Buch des Lebens nit geschrieben seind, angebet' wird; die zu uns sprechen: „ W e r ist diesem Thier ainlich (ähnlich) ?, und wer vermag mit ihm zu streiten?" derhalben, hui ihr, die des Vermögen habent, kommt uns zu Hilf, und w e n n ihr aus unser Ermahnung ein Gemiith genommen habt, so theilt uns dargegcn wiederum euer Macht mit; dann durch diese W e g , und Weis wird diese Krankheit geheilet werden. Wahrlich ich will allzeit euer getreuer Ermahner, und Anreger seyn, und so lang bey euch bleiben, bis ich sich , dafs ihr eintweder wiederum die Stark, und männlich Vest nit annehmen, oder aber vermerk, dafs ihr der Starke nit empfanglich seyd; denn so will ich ein andere Arzney für diese Krankheit suchen; ich bitt aber darvor zu seyn, dafs es nit geschäch; nit allein darum, dafs ihr es aufs leichtest vermögt, sonder auch, dafs es aufs allerschändlichest, und unehrlichest ist, das gmein Wesen durch Ander, dann durch die Ilauplfiirsten, und Herren wiederum zu erheben. Wir werden nit allein bewältig e t , die wir uns unterstanden haben, Ermahnung, und Erinnerung zu thun, sonder sie beflcissen sich jetzt alle Menschen unter zu dmken. Ihr sollt das auch nit leiden, als die freien Leul! So sollt ihr auch diesem, als die F ü r s t e n , fiirstohn. C a t o der Aelter hat ihnen vor Zeiten zu Rom gesagt: „die Amtleut, und R e g e n t e n s o l l t inan m i t S t e i n e n z u T o d w e r f e n , die G ' w a l t v e r m o c h t e n zu e r w e h r e n , und
14
Die verteutschet Klag
e r w e h r e n s n i t . " So hoch vonnöthen hat er dies Ami im gmeinen Mutz gehalten. Wie unehrlich aber, wie schändlich und unredlich ist es, dais die Nation, die da ist ein Kiiniginn aller Nation, Jemand (viel weniger den müfsigen Pfaffen,) dienstbar seyn soll. O wollt Gott, dais wir darfür den Türken unterthanig wären, die doch Männer seind, und sehr gestreng und vest und so kriegeserfahren, als kom (kaum) yendert ein Nation, damit man diese Schuld dem GlUck, das im Krieg sehr grofs macht, hat zumessen mögen. Ja die Türken regieren auch gütiger, und sind gegen ihren Unterthanen sänftmiithiger. So streiten sie auch nit um den Glauben und göttlichen Dienst, sonder kriegen um die fürstlichen Oberkeit. Aber diese unser Herren was setzen sie doch für ein MaaTs und E n d , zu rauben und plündern, schinden und schaben, und w e r künt doch den göttlichen Dienst also mit Fussen treten, als eben die so, wiewohl sie die Oberkeit in Gottes Dienst haben, gerade wider den Herren Christum, und die wahrhaftigen Gottsforcht leben? Wahrlich ich schäm mich unser sehr, so oft ich sich, dais der Eischof zu Rom hie auch den Fürsten etwas gebeut; doch thut das der Bapst als oft es ihm gefällt und geliebte, und so oft es ihm dienstlich, und zuträglich ist. Und als ich sich, so leist' ihr ihm Gehorsam; allein dais E . C. G. D o k t o r M a r t i n L u t h e r von allen Menschen verlassen haltet, und geacht w i r d , in sich ernähren und unterhalten ein Funken der alten Starke und Veste, welcher einest möcht das heihverthigest Feuer anzünden. Derwegen E . C. G. ich mit gar unterthänigem Fleifs ermahn und bitt, diefs beständiglich zu thun, und von berührtem Fürnehmen nit zu stöhn. Nit allein darum, dafs es also seyn mute, sonder auch, dafs man in dieser Sachen zu Niemands anderem mehr und bais Hoffnung haben mag. Wann die Sachsen seind allezeit frei ge-
an Herzog Friederich von Sachsen.
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wesen, allezeit unüberwindlich. Ja wenn oft schier das ganz Germanien und teutsch Land bekriegt ist worden, so haben die Sachsen allein die fremden Herren abgetrieben, und sich aller Dienstbarkeit gewidert (dann ich zahl unter e u c h die Westphalen, und die so ihnen vor Zeiten die C h e r u s c i , und C h a u c i geheissen;) ein merkliche Erzeigung ihrer mannlichen Gemüth und Gethät in dem Römischen Krieg gethon, und teutschen Landen den A r m i n i u s geben haben, den allerbesten und allerstärksten Hauptmann, der je auf Erden gewesen ist, welches Lob er auch von den Feinden erlanget hat; welcher nit allein sein Vaterland , sondern ganz Germanien nnd Teutschland aus den Händen der Römer, die Zeit so sie am mächtigsten und reichsten waren, erlediget und gerissen, und die Römer mit viel' und ungehörten Schlachten darniedergelegt, mannlich vertrieben und verjagt. Derhalben derselbig unser Erlöser, was meint er was halt er jetzt in jener Welt, wenn er sieht, weil er die vesten Reimer, und Herrn der Welt hie nit hat lassen herrschen und regieren, uns sieht den verzagten Pfaffen und weibischen Bischoffen dienstbar und unterthanig seyn? Sollt er sich nit seiner Nachkommen schämen? O was seind euer Kaiser Ottones fiir Manner gewesen. Ja auch Kaiser H e i n r i c h e n , auch euers Geblüts, Geschlechts und Stammens. Weiter im Krieg, der mit Kaiser K a r e l dem Grossen ist langer dann dreifsig Jahr geführet worden , was ist für grosse Stärke, was fiir grosse Vest der Sachsen erfahren worden. Setzet auch darzu die, so die letzte Haufen der Gothen umgebracht und ersehlagen haben; dann es seind auch Sachsen gewesen, auch die Brittannien oder Engelland bekriegt und gewiinnen haben, und nach Vertreibung der Inwohner, die Engelländer von ihnen, und Schotten dereingesetzt. Was soll ich auch von den alten Cimbris, und Teuto-
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Die verteutschet Klag
nes sagen, die vor Zeiten mit grossem Schaden der Stadt R o m aus euern Landen in Italien gefallen seind. Folgend o ! wie oft seyn die Sachsen in Italien gezogen; w i e oft haben sie znsammt Andern Frankreich verheert, u n d Hispanien auch darneben angriffen. Ja man findt auch, dafs die Sachsen mit den Sarmaten redlich gekriegt h a b e n , und was und wie hochriihmiiche Sieg haben E . C. G. Sachsen zu mehrmalen von den H c u n e n , und darnach auch von den Ungern erhallen. Ich übergehe viel Geschichten mit V o r s a t z , und willig, dann es ist g e n u g , diefs einigen gedacht haben, dafs allein die Sachsen nie keiner fremden Nation unlerthanig, und dienstbar gewesen ist, das sich gebührt euch zu sehen, und b e d e n k e n , auf dafs weil euer V o r f o r d e r n so Iheur L e u t gewesen s e y n d , ihr nichts t h u t , das euerm Geschlecht übel anstünde. Ist wohl w a h r , ihr habt das J o c h auf euch genommen von den Bapsten, und Bischoffen , eben w i e die andern all durch den Unglauben erweicht. Weil man aber diese Beschwerung mag achten fiir ein solche L a s t , die vielleicht durch Ordnung des Himmelslauf die ganz Christenheit in gemein hat sollen iibergohn, dennoch w e r d e n ihr diese Unehr leichllich mit einer neuen auslöschen, wann ihr Hauptsacher seynd der allerfeinsten, und ehrlichsten That, damit durch euch die ganz Nation wiederum frei w e r d , und Germanien, oder Teutschland wiederum zu ihm selbs komm, welches j e t z t , o ewiger Herr Christe! nit verstaht, nit weifst, w a s , und wie unbilliche, und unehrliche Ding es leidet, und erduldet; derhalben lafst uns eintweder a u f h ö r e n , das Kaiserthum, und oberst Regiment der Welt uns zu zuschrieben, und uns allhie Kaiser zu e r w ö h l e n , die allein den Namen h a b e n , so sie doch mit der That am fernesten darvon seynd. Oder aber lafst uns kühnlich das bapslisch tyrannisch Regime»! aufheben, und abthun. All T u g e n d , wie Plalo meint.
an Herzog Friederich von' Sachsen.
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seind frei, allein die Bosen seind würdig der Dienstbarkeit. Sollt das besser seyn, bös s e y n d a n n Tür die frummste gehalten werden? Wenn der grofslhätig Feldhauptmann T h e m i s t o c l e s jetzo lebet, so möcht er •wider uns das sagen, so er vor Zeiten wider die Eretrienser saget, sie hätten das Schwert, aber sie hätten kein Herz und Muth; dann darfür eben sich ich es an. Mich verwundert sehr, was ihr Fürsten und Herren gedenket, weil ihr sehent mich Reuter diese Unbilligkeit so beschwerlich ertragen und verdulden, dann es hatt viel bafs und mehr euch gebührt, euch darmit zu bekümmern. Nun möcht E . C. G. weinen, so weil euer Vorfordern viel loblicher und grosser Gethaten und Geschieht gethon, ihr kein Ursach und Gelegenheit gelassen hatt, auch Ruhm, Ehr und Glorien zu erlangen. Aber sie haben E. C. G. die allerbest und allerfruchtbarest Gelegenheit gelassen; E . C. G. greif nur kecklich und kühnlich darnach. Aber das wir fürhaben, wird nit ohn Mord, nit ohn Blutvergiessen geschehen, da sehent die auf, die uns verursachen, sie zu verfolgen, die ich für ganz würdig achte, sie mit dem Schwert zu schlagen, so die andern so dick und oft hievor geschlagen haben. Also pflegen zu mehrmahlen die allerheftigste Krankheit mit den allerheftigsten Arzneyen zu heilen, also mufs man hie auch' thun, weil es nit anders kann zugohn. Aber ich halt es darf ü r , dafs E. C. G. von unserer Schand und Unehr, welches zum ersten und fiirnehmlich hat sich gebührt, t u thun gnug eingebildet sey. Aber von dem Schaden Und Nachtheil, so wir von der berührten Tyranney hab e n , dürfen wir nit so viel anzeigen thun, darum, dafs alle Menschen öffentlich sehent und verstohnd, welcher mausen er ist. Wir sehen dafs in teufsehen Landen kein Gold, und auch schier kein Silber ist: wenn aber ein wenig noch überblieben ist, dasselhig zeucht der H n t t . Op. T . V.
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Die Yerteutschet Klag
allerheitigest Romanisten und Curtisanen Rath aufs allergeizigest zu ihm, durch Erdichtung neuer F ü n d und T i i c k , und wenn er uns etwas abgerissen hat, so wendt er es dann in den allerärgsten Mißbrauch. Dann, lieben Teutschen, ich hab zu Rom gesehen, was unser Geld machet. E s thut, und macht etwas. L e o der z e h e n t giebt defs ein Theil überschwänglich seinen Vettern, Ochmen und Freunden, deren er also viel hat, dafs ein Sprüchwort daraus worden i s t : „ d e s L e o n zu Rom Vettern und Schwäger." Ein Theil verzehren so viel ehrwürdigsten Cardinal, deren ein und dreissig der V a t e r , oder Pater auf ein einigen T a g gemacht hat; so viel Referendarii, so viel Auditores, Protonotarien, Abbreviatores, bäpstisch Schreib e r , Kammerer, Officiäl, und dergleichen ander, der obersten Kirchen Primaten und Fürnehmsten, wann dieselbigen haben an ihnen mit iiberschwänglichem, grossem Unkosten Kopisten, Pedellen, Botben, Knecht, Karrer, Eseltreiber, Stallknecht, und ein unzahlig Schaar H u r e n , B u b e n , Ruffianer und Kuppler ; so halten sie auch Hund, P f e r d , Affen, Meerkatzen, und viel dergleichen um des Wohllusts willen; so bauen sie Häuser von ganzern Marmelstein, und haben edel Gestein; leben fast wohl, und kleiden sich kostlich, schlemmen, prassen, und warten ihrer Wohtlust, ohn alle Sorg, kürzlich, und in der Summa ein merkliche Menig (Menge) und Anzahl der allerboshaftigsten Mensche« geht zu Rom durch Hilf unsers Gelds und Güls müssig. Daselbst ist kein Achtung und Aufsehung des göttlichen Diensts, ja ein grosse Verachtung, dergleichen ich kaum glaub auch bey den Türken seyn; sie betrügen, sie bessern, sie stehlen, sie lügen, sie fälschen die Siegel, sie reden, und thun alle Ding uin des Gewinns willen. Und aller, die daselbst seind, Fürnehmen i s t , nach un-, serem Geld und Gut mit Betrug zu trachten. S i e leben
an Herzog Friederich von Sachsen.
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auch d a r u m , dafs sie essen und trinken, und aufs aller* kostlichest in Wohllust stecken. Und dasselbig erheben sie durch unsern Kosten. Um dieser Sachen willen, durchleuchtigster F ü r s t , und gnädigster H e r r ! schicken •wir v o n hinnen jahrlich ein merkliche grosse Summa Gelds, dennoch verstohnd wir noch n i t , dafs w i r das Geld nit verlieren, und in Dreck w e r f e n , das w i r also a u s g e b e n , ja dafs nit allein unser Gut und Geld also verlohren w i r d , sonderUrsach wird unzahlicher grosser Uebel. Demnach geliebt uns zu philosophieren, und thun w i r , w i e ihm vor Zeiten die Philosophi oder W e i s e n gethan haben, u n d w i r beschlossen h a b e n , das Geld w e g zu w e r f e n , so haben wir in der Nähe das M e e r und die See, und fliessende W a s s e r , bei uns den M e n , (Mayn) weiter den R h e i n , und dort E . C. G. die E l b e , und andere W a s s e r ; lafst uns das Geld daselbst hinein w e r f e n , auf dafs es mehr verlohren w e r d , dann dafs es allenthalben viel Leuten Ursach w e r d ihres Wohllusts, weil w i r diese Untugend zu Rom darvon e r n ä h r e n , und halten so überflussiglich, dafs daselbst daher etwas iiberfleufst, und sich ergeufst, weil w i r diese gemeine Pestilenz der Sitten halten, und diese vergiffte um sich wachsende Sucht des untugendlichen L e b e n s ernähren und unterhalten, aber lafst es uns nit w e g w e r f e n , sonder allein nit anderswohin führen und wepden. Dies wird der erst und best W e g , und die W e i s und Maate seyn, benanntes tyrannisch, oder wiitherisch Regiment zerstörn, und zu vertilgen. Dann w e n n man ihnen diese Nahrung und Aufenthalt des UeberfluJ's entzogen hat, so werden sie sich desto weniger erheben und trösten, und in gmein glimpflicher und gUtiger werden. Darnach so Wullen wir durch ein Hauptmann, den alten Kaiser Otten gcninfs, den biipstlichen und Cardinal Rath mustern, und die ganz Stadt Rom besichtigen, und der Bösen sehr viel ver-
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Die verteutechet Klag
treiben und entsetzen, etlich W e n i g verordnen, der göttlichen Amt zu warten, und sie nit lassen herrschen und regieren. Dem Kaiser, so er w i l l , wollen wir den Stuhl und den Hof des kaiserlichen Regiments wieder einräumen und g e b e n ; den Bischoff zu Rom (damit die Bischoff alle gleich seyn,) wollen w i r herabsetzen, und geringer machen; den Pfaifen wollen wir die Zinfs m i n d e r n , w i r wollen sie zu der MäTsigkeit bringen , ihr weniger machen, und aus hundert Pfaffen einen auslesen, und nehmen. Aber was wollen wir mit den machen, so die B r ü d e r , oder M ü n c h genennet w e r den ? was a n d e r s , dann dafs ich achte, dafs man die Münch all soll abthun, welches man wissen soll, dafs, so es geschäch', gemeiner Christenheit sehr n u t z , sehr gut und sehr flirträglich seyn wiird'. Dann erstlich, w e n n so viel Seckten, so viel Versammlung eingezogen, und in ein einigen Haufen gebracht, so viel ungleicher Meinung mit einander vereinigt, und versöhnet w e r d e n , die Ungleichheit des Lebens aufgehoben w i r d , so w i r d der heimlich und innerlich Widerwill aufhören, so w i r d kein Ursach der verkehrlichen und bösen Gramschaft seyn, auch kein Verursachung und Zunder des Neides seyn, dann w i r « e r d e n alle in dem Herren Christo ein einig Ding seyn; es w i r d stolui, und beständig bleiben gemein einträchtig, und w i r w e r d e n uns alle Zusammenthun und halten, damit «wir auswendig von den anderen unterschieden seind. Sodann w i r d kein Weibischer, Blöder, Lustsiecher, oder Geiziger, wie j e t z t , nach geistlichen Lehen und P f r ü n d e n stöhn und trachten; die Frummen und Gelehrten, die mit dem Exempel und Vorbild des Lebens die Andern friimmer machen, u n d mit der Kunst und L e h r viel L e u t unterweisen und lehren, w e r d e n darzu erfordert, und gezogen w e r d e n . F o l g e n d , so w e r d e n (welches zum vordersten zu wünschen ist) so viel Gleisner auf-
an Herzog Friederich von Sachsen.
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hören > dem einfältigen Volk ein Geplärr und Spiegelfechte zu machen, den Armen ihren Schweifs und Blut abzubetteln, alle Menschen auszuschöpfen, sich zu füllen, unter der falschen Gestalt des göttlichen Diensts zu betrügen und gefahren. Sicht E . C. G. nit, wie viel arglistiger und betrüglicher Buben unter der Münchskappen zuweilen grofse Bosheit und Uebelthat treiben, und clafs jetzt viel betrüglich Habich der Tauben Einfalt fürgeben, und viel raubender Wölf sich sieilen, als wären sie unschuldige Lämmlin. Unter welchen doch, wenn etlich fruinmer seind, etlich ihr neu Aufsatzung und Fund aberglaublich halten, und das, so Christus unser Herr aufgesetzt und geboten hat, unchristlich übertreten. Wenn diese soviel Beschwerung, so Teutschland verzehren, und je länger und mehr alle Ding verschlünden, abthon wurden-, und den Romanisten und Curtisanen ihr Freiheit zu rauben, schinden und schaben genommen wiird, so wird hie viel Gold, so wird hie viel Silber seyn, und soviel uns desselben bleiben w i r d , so wird man mögen bafs anlegen, und wenden, als neinlich grofs Heer und Kriegsvolk dar von zu halten, das Reich zu mehren, auch so es uns geliebt, und für gut angesehen w i r d , die Türken darmit zu bekriegen, auf dafs viel, die jetzt aus Armuth stehlen und rauben, sodann sich durch Besoldung mögen unterhallen, oder die sunst arm und dürftig seind, durch Versehung des gemeinen Schatz sich zu ernähren, und der Armuth zu erwehren gehalten. Auch dal's die Allerge.lelu'testen davon gehalten, und die freie und gute Schrift, Lehr und Kunst gefördert und beschützet werden. Und in der Summ, dafs die Tugend belohnet werd, und dafs man. ein Aufsehen und Achtung hab auf die eingeborne Hausarmen L e u t , dafs das Miissiggohn vertrieben w e r d , und die Betrügerey abkomni. Wenn das die B e l u m (Böhmen) sehen werden, so
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Die verteutschet Klag
werden sie es in allen Sachen mit uns halten; denn darum, dafs sie hievor ihnen selbs wider die geizigen Pfaffen und Geistlichkeit geholfen und gerathen haben, seind sie daran verhindert worden. So Werdens die G r i e c h e n auch mit uns hallen, welche (als sie der Bäpst tyrannisch und wiitherisch Regiment und Wesen weder wollten noch kunnten leiden) seind sie auf der Römer Eingeben nun lang Zeit für Schismatici, oder Zertrenner der Christlichen Eintracht gehalten worden. Also werden auch die R u s s e n die unser und Christen w e r d e n , welche als sie in nächstvergangenen Jahren wollten Christen werden, seind sie von ihm in ihrem Fiirnehmen durch den Allerheiligsten abgedrungen w o r d e n , der von ihnen gefordert hat, ihm jahrlich viermalhunderttausend Guldinn zu geben. Also werden uns auch die T ü r k e n nit so sehr hassen und gram seyn. Auch kein Heid und Ungläubiger, wie vor, Ursach haben, uns übel zu reden; dann bisher hat das unehrlich schandlich Leben der geistlichen Obern — der Christen Namen bei den Ungläubigen hafsig, veraclitig, und unansehnlich gemacht. Sollt das seyn, das auf und ab fahrende Schifflein Sant Peters in den Flüssen und M e e r - quellen ertranken, die Kirchen Gottes zerstören, und wie die kirchdiebischen Romanisten und Curtisan schreyen, die unrein Schul und Zunft der Epicurer und Lustbegierigen r u f t , den ungenähten Rock des Herren zerrissen, oder aber, durch den Zugang so vieler Völker, durch Besserung und Rechtfertigung in gemein der Sitten, des Lebens und Wesens, und durch Ablegung der vergiften bösen Exempel und Vorbild reinigen, erheben und mehren. Derwegen sieht E. C. G. wie gar die Meinung nit ist, dal's die Christlich und brüderlich Lieb soll vertilget werden, sonder dafs nach Hinlegung der Ding, die darzu Hinderung thuii, darzu Raum und Statt g e b e n , und i;c«
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macht werd. Wie gemein Meinung nit ist, dafs die Christlich Kirch zerstöret w e r d , sonder dafs die bezüglichen, fährlichen Antichristen vertrieben und verjagt w e r d e n , und fruminen, rechten Christen, und die ein's guten Lebens seind, die Kirchen zu verwalten, versorgen und versehen, ein Zugang geben werd. Demnach wird dies Fürnehmen nichts anders seyn, dann die Christlich Lieb 'wieder aufbringen, die Kirchen mehren, und indefs, dafs man in gemein der ganzen Christenheit hilft, dem Vaterland merkliche Filrderung und Vortheil erzeigen. Dann die gleichs Wesens, Stands, und Willens seind, seind leichtfielt einträchtig und friedlich gegen einander, und die eins göttlichen Lebens seind, müssen von Noth wegen einander lieb haben. Wenn wir nun die milssigen und faulen Bremen oder Hummeln vertrieben haben, so werden die Honigbringend Bien' zufliegen, welche ohn unser Sorgfältigkeit diese Bienstöck wiederum voll Honigs setzen w e r d e n ; denn die Reichthummen werden nit seyn ein Reizung und Verursachung zu Untugenden. So wird auch die Ueberschwänglichkeit der Güter nit zu einem bösen Leben ziehen. O wollt Gott, dafs eintweder I h r darzu Willen und Neigung hatten, die ihr es zu tliun vermögt, oder aber dafs ich des Vermögens war, der den Muth, Sinn und Willen darzu hat. Und so ich euch nit würd mögen bewegen und erregen, und anderswo auch nit ein Feuer erwecken, durch welchs diese Ding verbrennt werden, so will ich doch, das ich allein zu thun vermag, nichts thun, das einem Vesten und Unerschrocknen vom Adel übel anstaht, und nimmermehr, weil ich bei guter Vernunft seyn w i r d , das Wenigest von meinem Fiirnehinen abtreten. Aber E u e r , die ich wiird sehen von der männlichen Stark und Veste fallen (so ich es anders sehen wird) mich erbarmen, und ein Mitleid mit euch tragen, und will
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Die yarteutchet Klag etc.
frei bleiben, dann ich förcht den T o d nit. Es sodl nimmermehr vom Huttqn gehört w e r d e n , dais er einem fremden Künig, wie grofs und mächtig der ist., und viel -weniger dem unthatigen Bapst dienstbar und unterthanig sey. So gar wird ich nit zusammt euch dasselbig vielhauptig Thier anbeten, nit allein darum, dafs es wider mein Natur -ist, und dafs ichs darfür halt, es stand mir übel an, und sey mir unehrlich, sonder auch am meisten darum, dais ich mich wird förchten und besorgen, es möchten die Trinkgeschirr des göttlichen Zorns wider mich ausgeschüttet werden. Aber jetzo verlafs ich die Stadt, darum, dais ich die Wahrheit nit kann verlassen, und lig innen aufs alterfreiest, darum, dais ich nit kann frei unter den Leuten seyn, mit grosser Verachtung der Gefährlichkeit die mit umringt und umgeben hat; dann ich kann sterben, aber ich kann nit unehrlich unterworfen und dienstbar seyn. ich kann auch nit sehen, dafs die Teutsch Nation unehrlich dienstbar sey. Aber ich halt, ich woll einest aus diesen Winkeln hinausbrechen und fallen, und der Teutschen Treu und Glauben anrufen, und vielleicht an dem Ort, da die allergrofst Versammlung der Leut seyn wird, mit lauter Stimm schreyen: „ N u n , wer darf mit sammt und neben dem Hutten um gemeiner Freiheit willen sterben ? " Dies hab E. C. G. ich mit wahrer Freiheit aus Bewegung meines Gemüths, dann gegen E. C. G. wohl billig beschehcn sollt, angezeigt, aber ich liab trostliche gute Hoffnung zu E. C. G. gehabt, und derhalben es darfiir gehalten, ich sollt zu einem Freien frei und unerschrocken schreiben. E. C. G. gehab sich gliikseeliglich, und errege sich. Geben zu Eberburg, an der dritten Idus des Septembers, das ist am Aftermontag nach unser lieben Frauen Geburt. Im Jahr nach der Geburt unsers Herren. 1520. Unterthaniger Diener Ulrich von Hutten.
B. Ein
K l a g s c h r i f t des
hochberühmten
und
ehrnvesten
Herrn Ulrichs von H u t t e n , gekröneten
Poeten,
und
Orator
a n
alle
Stand
teutscher
Nation,
wie
unförmlicher w e i s e , u n d ganz g e s c h w i n d , unersucht o d e r e r f o r d e r t einiges Rechtens, er mit eignem tyrannischem G e w a l t , von dein Romanisten an L e i b , E h r , u n d Gut beschwcert und benothiget w e r d e . E i n grosses Dini; ist die W a h r h e i t ,
3. Esdrie
LV.
und stark ü b e r Alles.
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Ein Klagschrift an alle Stand teutscher Nation.
Allen und jeden teutscher Nation, Fürsten, Herren, Edelleuten, Burgern und Gemeinen, was Stands oder Wesens die seind, entbeut ich Ulrich von Hutten, Poet und Orator, meine unterthanige, schuldige , willig und freundlich Dienst zuvor. Gnädigen, günstigen, lieben Herren und Freund: Als ich verschiner Zeit, aus Lieb und Zuneigung der Christlichen Wahrheit, auch Wohlmeinung unsers Vaterlands teutscher Nation, etliche D i n g , die zu verhalten weder Christlich, noch meiner Gebühr geacht, schriftlich angezeigt, und. durch den Druck ausgegossen hatte, nemlich: quatuor. D i e andern Leuten sollten sich Z u m Beispiel setzen ö f f e n t l i c h , D i e deine Schaaf befohlen han , Der Bapst ein D e s Hirten Amts sich n e h m e n an , Hirt.
J o . 10.
U n d
s o ! I t e n
n m
.
d e r
S e e
ien
Heil
Gottes Gnad ver= Bedenken , und nfcht tragen feil kaufen.Math 10. D e i n Geistlichkeit, dein göttlich G u n s t ,
Ambr. d e p a s t .
A ] s
o b
J u
f,jc
n i c h t
g a b s t
u m s u n s t ?
D a n n du siehst an des Ulenschcn M u t h , V i e l m e h r , denn was e r hab an G u t ; Des Bapstes Bul= So schicken's täglich Bullen h e r , ien Act. 8. A ] s o b , g n a c h d c i n c m H i l l e n wär. Den Himmel ver= D e n Himmel schätzens um ein Geld , kaufen. Math. 7 D e r allen F r o m m e n zugestellt IS Cyprianus^' D u r c h d i c h , und v o r m a l s geben i s t , D a n n darzu kommen hilft kein L i s t . Und wird der Ablafs schaffen n i t , E s geh dann rein Gewissen mit. Gewissen des W 0 dann ist gut die Conscienz , Menschen fragt man nit n a c h Indulgenz, Wie das Volk be= Sie hand defs aber g'pflegt s o v i e l , thoret ist. D a f s jetzund niemand leben will , E r hab ihm dann ein Ablafs kauft , D r u m m a n c h e r auch gen R o m h i n l a u f t . Ablafsbrief. Und holt ein Brief mit Siegel .schwer, Sein Sinn ist guter G danken l e e r ;
wider den Gewalt des Bapsts. N u r auf die G ' s c h r i f t er sich v e r l a t , W o er dann zu der Beichtung g a t , Verzahlt e r , was ihm sey e r l a u b t , D a r a n jetzt m a n c h e r fester glaubt, D a n n , Christ H e r r , an die W a h r h e i t dein, D e s Himmels Freud , der Höllen Pein. Also zu Silnd man Urlaub g i e b t , D a r u m jetzt Sünden manchem l i e b t , Und werden L a s t e r , Schand gemehrt, G u t W e i s und Sitten gar verkehrt; D a n n , wer wollt meiden Uebcl t h u n , So man das kann austilgen nun ? Z u dispensiren sich vermeint D e r B a b s t , als o b er sey vereint M i t G o t t , u m s o l l i c h s , und im F u g , So falscher T r u g und, schundlich L u g , D a d u r c h die W e l t geärgert wird , G e m e i n e r M a n n a m Glauben i r r t , ' D a n n wo u m G e l d m a n kaufen k a n n , D a f s n i c h t e s Uebels sey g e t h a n , Und nit allein die Sttnd v e r g i b t , D i e einer etwa hat g e ü b t , Und ist g e s c h e h e n sonder m e h r A u c h wider R e c h t und göttlich L e h r : W a s einer n o c h in Willen h a t , T h u t lassen z u , und gibt dem Statt; F ü r w a h r , da wird kein £ h r g r a c h t , D a s Volk zu Sünden geursacht. So h a b e n unser Kitern auch D e n P f a f f e n etwan in G e b r a u c h Gegeben unser Güter viel, Meir.thalben ich nit verheben will; D o c h ist gew.efst derselben M u l h , D a f s sollichs k o m m der Seel zu g u t , Und werd geweitert Gottes E h r ; So sieht man j e t z o wenig mc.hr, D i e pricsterlicliem (.«bin nach R e g i e r e n s i c h , allein die fsacli
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Aerrernifs guter Gewissen. I7f den A b U f s beichten.
Erlaubnifs d e r SUnden. I. ad Timotli. 4 . V e r k e h r u n s gu» t e r Sitten. Dispensation.
Des Bapsts LU= g e n . Cyp. I. ad Cor. 8.
Erlaubnifs Uebels um Geld kauf. Hieron. super Math. 16.
V o n Geistlichen Gestinen.
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Klag und Yormahnung
Wie Geistlichkeit D e r Geistlichkeit am N a m e n treit jetzo geschickt. D e r ( j . ^ w j]i jeder seyn gefreit. M a n darf nit f r a g e n , wen ich m e i n , Sieht grofse S c h a a r , nit ein allein, GeistlichPrälaten.Die Probst und Dcchan nennen s i c h , P r ä l a t e n , P f a r r h e r r öffentlich, D o m h e r r e n und Offizial, A b t , P r i o r und P r o v i n z i a l , D e r Geistlichen E r z - P r i e s t e r , BischoiT und dergleich, wohllüsL Leben. Die all der Kirchen werden reich , Und leben niemands doch zu g u t , Allein auf Prassen steht ihr M u t h , Und essen, t r i n k e n , was wohl s c h m e c k t , Mit Z o b e l , M a r d e r werden g'deckt, Die W o c h e n gehend wir ins B a d , In feisten Schauben und weichem W a t , Mit Frauen s c h e r z c n , mllfsig gahn , Und alles Lusts sich nehmen an. Ist dann ein geistlich L e b e n d a s : So müfst ich sprechen (dann) flirbafs, Dafs Gottes W o r t nit war g e r e c h t ; W e r sollichs gern zum Befsten b r ä c h t , D e n heischen sie zum F e u e r b a l d , Tyrannei der Geistlichen. Und wird ihm ernstlich nachgestallt, Ich sag: es ist Bekehrung n o t b , Und sollt man mich drum schlagen z'todt, Müfsiggänger. D e r Müfsiggänger scind zu v i e l , Darzu der Pfaffen über Z i e l , Und mufs an sich jetzt kaufen G u t , Dann nimmer wird erfüllt ihr M u t h , Geiz iler GeistlU Ihr Geiz hat weder Ziel noch E n d , chen Z u gewinnen kehrens FUfs und H ä n d , Geistlich W u c h e r .
Allein des W u c h e r s haben F u g ,
D a f s sie d o c h n i m m e r p f l e g e n g ' n u g , Geistl Kauberei. Als o b i h n ' r a u b e n s e y e r l a u b t ,
Kirchengiit.
Dann mancher jetzt durch Irrthum glaubt, Dafs Geistlich rauben sey kein Silnd , Und ob man einen Pfaffen lind' ,
wider den Gewalt des Bapsts. Der durch Betrug und Dieberei Den Kirchen brächt viel Gutes bei. D u r c h W u c h c r und Behendigkeit, Sein L o b m u f s werden ausgebreit't M a n giebt ihm zu all E h r b a r k e i t , Hat gesammelt K a s t e n , Keller v o l l , D e r Kirchen vorgestanden w o h l . Sein L e b e n keiner schelten soll. Darzu ich sag* es ist nit g u t , Dafs man aufsetzen will ein Hut D e n Sachen , die nit billig seind, Gott hat es anders auch gemeint, Sprach : dafs ihm sey ein liüfsig E h r Ein O p f e r , das vom R a u b komm h e r . Hierum so rauben niemand soll, W i e pflegt dann sein ein Priester wohl? I c h hör sie lehren alle T a g , Als laut nur j e d e r rufen mag: W i e W u c h e r sey so grofse SUnd, Dafs man die g'nug kaum blifsen kllnnt, W i e G u t , dafs man mit W u c h c r g'winnt, D e n Seelen m a c h viel Pein geschwind. Und sieh in ihren W e r k e n d o c h , D>afs sie defs pflegen immer n o c h , Gleichwie ein Bildstock Strafsen zeigt, Die er zu gahn nit ist geneigt. E s wär zuviel, und wider Z u c h t , Wiewohl vielleicht nit gar ohn F r u c h t , W o ich wollt decken auf all Schand, Die treiben jetzt in teutschem Land V i e l , die man doch fUr Geistlich a c h t , Und leben sieht in grofsem P r a c h t , D i e schänden m a n c h e r M u t t e r Kind, N o c h ist die W e l t gar so verblind't, D a f s man will d'Wahrheit nit verstahn. Und nehmen sich der Sachen an. Wiewohl ich weifs , und zweifcl n i t , Dafs Schmerzen grofs wird bringen mit, Arznei gegeben diesem Sitt. Hütt. Op. T V 5
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Der Kirchen v o r « stelin.
Beschöuung böser Ding.
Ein Opfer von bö« sem Gut.
Wucher.
Uebel gewuniien Gut. Geistlich W u c h e r . Lehr der clien.
Geistli.
Schand d e r Geist. Hctifceit.
Bekehrung des Geist I Stands nit ohu Sclimerzen.
Klag und Vormahmmg
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D e m scy nun , wie ilim werden kann, So mufs man doch j e greifen a n , Vonnöthen ist
D a s nutz und
Besserung zu su= g len
'
' .
Anrufung an die
auch vonnöthen
ist,
d a f s d e r K ö r p e r b l e i b in F r i s t .
D i e kranken Glieder schneiden a b , Latein ich vor geschrieben h a b , D a s was ei'm jeden nit bekannt:
Teutschen.
Jetzt schrei ich an das Vaterland : *)
*) Die spätere A u s g a b e , u n t e r dem Titel - „Anferwecker der t r a t s c h e n N a t i o n " e n t h ä l t einige Blätter m e h r ,
die wir liier z u r
ebenfalls geben. A|i die Teutschen Teutscli IJIalion in ihrer Sprach, Vormahmmg.
Zu bringen diesen Racli. l ' n d will man sonst Beschwerung mehr E r k e n n e n , oder achten s e h r , So denk doch j e d e s fromme H e r z , Ob da nit scy zu haben S c h m e r z ,
Pension gen Rom. Dafs stets gen Rom man Geld hülsend, Und wieder her als üebel wend. Dassel!) die Curtisaiicn t h i i n , Die diese Sache treiben n u n , Olm Zahl sie (»cid von hinnen f ü h r e n , Das w ir x iclleiclil f e m rntbühren , W o niiht die guten Silten lue Zu Aergerung verkeimen W i l s c h e Possen
sie.
Der V alschen Possen sieht man v i e l , Der ich hie keinen nennen w i l l , Dann lästerlich zu reden l a u t , D a s , der z u wirken keinem g r a u t , l'nd haben b r a c h t in unser L a n d , Das v o r den Teutschen u n b e k a n n t , Da Italiens uns beflecket m i t , W e r w a r der e r s t , darzu j e r i e l h , Dafs man ein römisch W e i s annelim, J e mehr ich s a g , j e m e h r mich s c h ä m , Drum lafs ich von der Wälschen Sehand, Die (leider) nimmt fast ü b e r h a n d , l'nd r.ihr das romisch R t g i m e n t , Defs Geitz h a t weder Ziel noch E n d ,
orson?u
wider den Gewalt des Bapsta. Und tobt das Volk hinnoch olin M a a f s , Hie scyn die Pfaffen , loben das , Und sagen v i e l , was g'schelien sey, D a doch nie kam ihr einer b e i , Und wissen , dafs sie lügen d'ran , Mit W a h r h e i t mögen nit bestahn , D o c h ist der G c i t z , der sie das h e i f s t , D e r IJapst mit diesen Falken beifst, W i e kommen d a w i r Teutschen zu ,
Des BapstsFalken. Die T e u t s c h e n seind dem Bapst nichts schuldig.
Dafs wir nit mögen haben R u h , Bei dem , das doch ist unser G u t , Ein ander uns das nehmen
67
thut,
Und f o r d e r t unser eigens a h , Gleich ob er u n s gefangen liab. W o seind wir schuldig worden j e Dem Bapst T r i b u t e n , oder w i e , W i e darf er heischen Pension V o n dem , w a s w i r g e s t i f t e t h o n ? Ists b i l l i g , d a f s den Stuhl erhalt Zu R o m , d e r drauf hat kein G e w a l t ? W a s g e h t uns a n , dafs einer
lebt,
Und in ei'm P r a c h t und W o h l t u s t
schwebt?
W i l l e r dasselb v o n uns b e k o m m ? Ach G o t t , w i r T e u t s c h e n seind zu frouim. Wiewohl
mit Frömmkeit wird g e n a n n t ,
D a f s wir e r n ä h r e n Laster , Schand. D a n n geben w i r d a r z u kein G e l d , I h r unkeusch Leben w i r z e r f a l l t , I h r Bosheit halten wir in B r a u c h , Drum Gott uns billig s t r a f e t a u c h , Dasselb mir in Gedanken
leid,
Macht mci'm Gewissen manchen S t r e i t , Dafs w i r so viel ausgeben h a n , Und's doch g e l e g e t ubel an« Hört zu , ihr T e u t s c h e n , w a s ich s a g , Aus Gottes Stiftung nimmer mag Bewiesen w e r d e n , uns schuldig seyn , Dem Bapst zu geben Geld hinein , Und um ihn kaufen geistlich V a a r , PIViiml, Kirchen , Pfarren und M a r ,
Die Aposteln ha» bell nitKaufinaniia si haft g e t r i e b e n , w i e unser P f a d e n .
68
Klag und Vormahnung D i e jagen ihm «las Wildprecht a n f , All christlich W e s e n steht im Kauf. Man denkt nach Filndcn mancher hand, D a f s von uns werd' das Geld gewandt. Gott hats gegeben als umsunst, Und mag nit seyn der göttlich Gunst, W o mau die Sacrament v e r k a u f t , Kein hat Gott nie ums Geld g e t a u f t , Die zwölf er auch gelieifsen h a t , Der Geitzigkeit nit geben Statt. Er sprach : ihr liabis umsonst erlebt, Drum auch umsonst den andern gebt. Daun hält er seinen Glaube» feil Gebofen j e , und i-hristlich Heil, Er hält nit minder mögen h a n , Daun j e t z t der Bapst erschätzeu k a n n ; W a r aber ihm ein schnödes D i n g , W o einer, nur mit Geld umging. W o nun auf Geld der Himmel s t e h t , Wie kann dann wahr seyn Gottes Red: Der spricht: so möglich, mögen s e y n , Zu einem Nadelöhr galm ein Ein migefugs lCameelthier, Als könnt ein Reicher sich entbier Gen Himmel, und den wohnen inu ; I-Tirwahr, es hat ein andern Sinn , Dann wo man solihes kaufen rnöcht, Dafs Reichtlumi mehr denn Armutli d ö c h t , So war nit w a h r , das Gott hat g'seit, Den Armen hat sein Reich bereit, W o bleibt nun bUpstisch Hinterlist,
Durch den man iiberschwatzet i s t , Zu kaufen Abiafs und Genad , Auf dal's man uns des Gelds entlad. Ich will euch s a g e n , was ich h ö r , Es ist geschehen kurz h i e v ö r , Was di'rBapst mit D a wollten die aus Reufscn = Land deiiRnssen neulich i m Glauben haben sich e r k a n n t , gehandelt. U l ] ( , 7 U i m s treten alle gleich, Da dacht der Bapst zu werden reich,
wider den Gewalt des Bapsts. Jetzt hcisclit man Geld zum Türkenkricg, D a schämt sich keiner, dafs er lüg'; Dann will man bauen wunderlich Sanct P e t e r s Kirchen über s i c h ,
69
Geld zum TUrkenkrieg. St. Peters Monster
Und s e t z t i h n ' auf ein g r o f s e s G o l d , P a s man ihm j ä h r l i c h geben s o l l t ; Das h a t den R e n f s e n s e h r
verschmächt,
Und haben sich d e r Sach b e d a c h t : Die Kircheng'mein zu k a u f e n n i t , W i e w o h l man ihn' die feil anbiet. Also der Rapst den Glauben
mehrt,
All E h r b a r k e i t v o n d a n n e n z e h r t , Die christlich Ordnunge
verkehrt;
D o i h stiftens Ordmuig m a n n i g f a l t , Der einer m a c h t den andern
alt,
Als mufs man t r a g e n Kleider an ,
Stiftung d e r Mönchs , Orden sainmt iliremNutz.
Darbei man kenn ein* frommen Alaun , Und sey am Glauben nit geinig , Ich s p r i c h , sie h a b e n s nimmer F u g , Allein der Geitz sie d a r z u zwingt , Denn j e d e r Orden e t w a s
bringt,
Die betteln auf durch alle Land , Und machen bäpstlich Macht b e k a n n t ; Franciscus ist d e s einen Dominiius den a n d e r n
Gott, hot,
Sanct Augustinus d e r g e m a c h t , Ich s a g , Gott wird dadurch v n r a c h t , Ein O r d e n " i s t
die
Christenheit,
Da darf man haben zu kein K l e i d ,
Ein Orden die gan* e e Christenheit.
Allein die Seel den an ihr h a t , Das ist ein u n v e r g l e i c h l i c h
Wat,
So mag ich g r ö f s e r E h r nit hau , Dann w o man einen Christen - Mann T h u t nennen mich , das ist mir E h r , Die ich allweg soll suchen m e h r , Dann mich mit n e u e m G'setz b e s c h w e r ; Defsgleichen W a l l f a h r t seyn olm Z a h l , Die machen auch uns Nahrung
stlmul,
Von dannen nimmt der Bapst .-¿in Tlicil, Da find't man die Mirakel
Idl,
Wallfahrten.
70
Klag und Vormahnung D i e wär sonst niedcrg'fallcn gar , M i c h w u n d e r t , dafs m a n s g'denken d a r ; O b dann s c h o n R o m thüt Buwes noth , W i e darf man d r u m aufsetzen G ' b o t D e n T e u t s c h e n , und uns heischen an , D i e W a h l e n bafs zu geben han ?
Der AMars in ua. W a r u m wird nit die wallisch Art !>•'!•• Mit Ablafs so beschweret hart ? Allein die T c u t s c h e n N a r r e n s e y n , D a s thut m i r w e h , und macht mir P e i n , Und wollt, dafs j e d e r m a n n b c d ä c h t , So fänd man n i t , der unser lächt. Zu denCardmälcn.Ihr C a r d i n i i i , i c h S p r e c h e u c h zu :
Der
Cardinal
Fracht
D i e uns zu rauben h a b t kein R u h , Und treibt die Sach ohn Maafs \ind Z i e l , So j e Sanct P e t e r fallen will: So mindert diesen grofsen P r a c h t .
D e n ihr führt jetzt zu R o m mit M a c h t , Z i e h t ab ein wenig v o m G e p r ä n g , Damit ihr R o m oft m a c h e t e n g , Und nehmt von UeberflUssigkeit, D a r i n ihr euch macht also b r e i t ; So möclit ihr wohl so viel e r s p a r ' , D a f s steh' Sanct P e t e r s Münster gar. D i e C a r d i n a l Apcu I h r nennet euch Aposteln g l e i c h , steln Und seyd d o c h nit von T u g e n d r e i c h , Unkeuschheit euer L e b e n ist, Kein Reinigkeit bei e u c h hat F r i s t , Als küniglich ist euer S t a a t , Das Christus nie gelehret h a t ; O b a l i e i n z u R o m Allein die K i r c h wollt ihr jetzt seyn , diecliristlichKircli Und gebt d o c h alles Lasters Schein. sev E i n ' Bapst meint auch zu wählen i h r , O b s c h o n darvon nit wissen wir; D a s thut ihr wider göttlich G ' s a t z , Wiewohl ihr macht davon 'Geschwätz, Warnung an die Ich sag e u c h , nehmt der Sachen A c h t , Cardinal. \'iel f r o m m e r T e u t s c h e n seind b e d a c h t .
wider den Gewalt des Bapsts. D i e werden greifen euch in Z a u m , Dann werd't ihr uns entreitcu k a u m ; Ihr habt das Spiel getrieben g'nug, Lafst ab I h ö r t a u f ! ihr habts nit F u g ! Verwöhnet auch den Bapst nit m e h r , Dafs e r uns schick sein' Schinder h e r , D i e uns zu beichten regen a n , Das sie d o c h selbs nie g'pflcget lian , Und sagen uns von j e d e r Speis , D a u n soll man das, dann jens nit beifs'; Dann F l e i s c h , dann Fisch mit Unterschied; D a singens von ein langes Lied , Und heifsens halten fest und h e r t , Als ob es Christus hält gelehrt, Und ob es wür ein nöthlich Ding. Gott sollichs sich nie unterfing, Und nit allein ists nit sein' L e h r , E r hats auch widersprochen m e h r , Kein Unterschied uns heifsen h a n , W a s efs und trink ein jedermann. Spricht P a u l u s a u c h : die Speis ist n i t , D a wir G o t t mögen b'hagen mit,' Hicfs jeden e s s e n , was er find* Am Spcisitiarftt f e i l , ohn alle Sünd. Ist aber j e t z t ein gröfser G ' b o t , D e n n selbs j e hat gestiftet G o t t , Def«s will ich sagen Ursach a u c h , D e n T e u t s c h c n mnfs man diesen Rauch Vor Augen blase» der sie b l e n d t , Dafs Trllgerei bleib u n e r k e n n t , Und werden Bullen theucr g'nug. D a n n wo dies Nation war klug, So liätt das Evangelium V o r diesen Fabeln seinen R u h m . D o c h soll man wissen, und ist w a h r , Ks seyn vergangen etlicli J a l i r , D a wollt ich R o m erkennen a u c h , L'nd was da war der R ö m e r G ' b r a u c l i ,
71
D e s Bapsts L e g a , teil.
Von Fistenspeis.
C h r i s t u s : kein Ulli, t e r s c h i c d in l e i b l i cher speise zu haben. L u c s 10.
I . ad C o r i n t h . S.
I. ad C o r i n t h . 10 1. ad T i m o t l i . 4 . Math. IS. Esa. 29. W a s Nutz's die Romanisten dar; v o n han.
Teutsrh Nation bellidret.
W a s Hutten zu R o m g e s e l l e n hab.
72
Klag und Vormahnung
Schand der Roma* W i e nisten. A p o c . 1 7 .
möcht ich hie von aller Schand Vorzählung t h u n , die ich da f a n d ,
Man sieht dcrglcich in keinem L a n d ; Und nit allein , was ander t h u n , Alsdann die W e l t sich ärgert n u n , Mit Sünden, die da seind gemein , Silland die n i t zu Viel Sachen R o m betreibt aliein, sagen. Der'n etlich wider menschlich A r t , Und all natürlich W e i s gekahrt. W a i v o r V o l k s zu Sonst hab ich g'sehen grofse S c h a a r , RomDie Gassen treten hin und d a r , Arnos 5 . Esa 27 Viel Esel und viel stolzer P f e r d , Der etlich viel Dukaten w e r t h ; Der Romanisten Und seyn gezäumet auf mit Gold. Prarht O f t , wann ich auch spazieren wollt, So kam ich mitten ins G e p r ä n g , Von dem die Gassen waren e n g , Und dieser R e u t e r g'sticket voll , Dafs ich von Glilck mag sagen w o h l , Dafs mich kein Esel trat zu t o d t , \ \ iewohl ich h a b gelitten Notli. Der Romanisten Da ritten h e r die Cardinäl, Slaml Den folgten n a c h Offiziäl, Aebt, Bischof und Prälaten viel, Die icli nit nennen kann , n o c h will, Viel D e c h a n t , P r o b s t und ander G'sclimeifs, Von den' ich viel zu sagen weifs, In Seiden , P u r p u r all gckleid't Mit S c h a u b e n , Kutten ausgebreit'. ge= Dann kam der Bapst zu dieser Schaar Auf einer wohlgcschnillcklcn B a h r ,
II. ad Timoth. 3.
W
ie d e r B a p s t
halten
II
ad
Tliesss. 2.
VivcLeo' Benediction des Bapsls-
I ) c n
t r u g e n
z w ö
jf
Trabanten
her,
Als ob er m ö c h t nit gehen m e h r ; Da inufst man sclircien : vive ! laut, Iloficren der geflöhrten B r a u t , D r u m gibt er Benediction, D a wird man reich und selig von.
wider den Gewalt des Bapsts. Sag einer nun, wo Gottheit sey? Ob Christus auch mög wohnen bei ? Da ist ein so tyrannisch Fracht, Hat Petrus auch dergleichen g'macht? Das liab ich oft zu R o m gefragt, Es hat mir» aber niemand g'sagt; Darum sie prangen mit Gewalt, Gott hat ihn' das nie zugestallt. Ich halt ein grofses Wunder drab, O f t , wann ich sollichs g'schen hab'. Zuvor der Curtisancn Schaar Die möcht kein Mann vorzählen gar, Da liefen viel Copisten mit, Viel tausend Schreiber, auch ein Glied Der Kirchen, die zu R o m regiert, In dem jetzt mancher Christen irrt; Dann nit zu R o m die Kirch allein, All Christen seind das ingemein, Denn das der Bapst zu Rom vermeint, Drum hat er sich noch nie vereint Mit andern, will auch nit Gebühr, Das sey zu R o m des Bapstes Kür; N o c h hab ich g'sehen lang P r o c c f s , Ein V o l k , der Frommkeit ungemefs, Viel schöner Frauen wohl gekleidt, Die jedem seyn ums Geld bereit, Mit den' der Rüflianer Heer , Von den' kein Gafs in Rom ist l e e r , M a n c h Advocat und Auditor, Notarien , P r o c u r a t o r , D i e Bullen g e b e n , sprechen R e c h t , D e r ' j e d e r hat sein G'slnd und K n e c h t , Darunter ist manch wild Gesell , Den lieifst man C u r s o r , den Pedell, Die auch ein Glied der Kirchen sevn Z u R o m , und nehmen taglich ein Von 1 einsehen unser Sclnvcis und B l u t , Ist das zu leiden , und ists i;iu ?
73
Ob »ollictu Gepring billig sey.
Petrus. Lucae t i .
Pracht mit G e w a l t Vide Gerso.
Die Curtlsan. Copisten. Schreiber. Die römischeKirch. Die christlich Kirch fiit allein z u Rom.
Des Bapsts Kor. Des Bapstes Ge« siud.
Ruffiaiier. Die Gelehrten zu Rom.
Bulleschmied.
R a u t e r zu Rom , die MI Ii der TeuU sehen nähren.
74
Klag und Vormahnung
Wichts gen Rem« I c h r a t h , m a n g e b ihn* fllrder meh* zu geken. Kein P / c n n i g , dafs sie H u n g e r s weh Ersterben, und durch Armuths - N o t h , D a f s n i t zuwitfer E h r u n d G o t t , Wir ernähren dss S o l c h u n n U t z v 0 i k auf E r d e n l e b ' , unrnllz Volk. _ D r u m G e l d hinein kein T e u t s c l i e r g e b ' ; So m ö g e n s nit e r n ä h r e n s i c h . W o n u n m a n weiter f r a g e t m i c h , So wilfst rch n o c h zu zeigen an Grofs Bubenvolk E i n V ö l k l c i n , m a n c h e n losen M a n n , zu Rom. Semd a u c h im s e l b e n R e g i m e n t , D a s m a n die christlich K i r c h e n n e n n t , Rom ein Raupt D a n n j e t z u n d R o m m a n weit und b r e i t der Christenheit. Christenheit. H,,}t n r e i n H a u p t d e r D a s ist ein J a m m e r , d t f s nit gleich , Der Himmel von A c h G ö t t ! wo ist deih H i m m e l r e i c h , solcfletn G'siiid D a s s U t s v e r k a u f t d c s ß a p s t e s G ' s i n d , v verkauft. Hier. S ' U n d u n s v c r t l i e u r c t So g e s c h w i n d , et 6. D i e B ü b e n , die ich h a b g e n e n n t ? Anrufung Gottes. H i l f , dafs d e r Häuf werd bald z e r t r e n n t : D a n n , wo das nit in K ü r z ' g e s c h i e h t , D a f s dein Gewalt sich selbst v e r f i c h t , Was znkiinfti«; zu So f ö r c h t i c h , es werd übel g a h n , fürchten. s i c h a n g c a f r c t jedermann, D r u n t m a g es bleiben langer n i t , Das Kalb mit der E s riiufs d a s Kalb der K u h gahn mit. Iiuh ' D a s wiir n o c h zu v e r h ü t e n w o h l , W o a b e r es g e s c h e h e n s o l l , So hilft d a f ü r kein weiser R a t h , Bitt Gott 11111 Frei= I c h bitt d i c h , l l c r r e G o t t ! gib G n a d ' , heU tütscher Na. D a f s w e r d g c f r c i e t teutsclies L a n d , D c i ' m Volk dein r e c h t e r G l a u b ' bekannt, Sie n e h m e n uns all F r e i h e i t ab , D r u m , da ichs v o r gelassen h a b . A u f s e t z e n sie u n s Fasten - Speis , D a s t h u n sie n u r mit G ' w i n n c s Flcis , Nit viel Fastens z i i ß a n n ich zu R o m die Fasten aus Rom " N i e sah in eines M e t z g e r s Haus
Der Teutschen Frei lelt ' Fastenspeis.
wider den Gewalt des Bapsts. Ein Fleischbank, dife verschlofsen w ä r ; Glaubt fnir , ich h a b gesehen mehr , Sic essen durch die Fastenzeit F i s c h , W i l d p r e t , Vögel unvermeid'; In andern Städten auch dcrgleich, So weit sich streckt der YVälschen Reich Da hat man drafc Gewissen klein, Ifst Fisch und Fleisch als in G e m e i n , Ohn dafs bei dem gemeinen Mann D e r BUpst Gestift wird g'sehen an ; D o c h hab ich keinen N a r r e n nie Gesehen , der u m Geld wie h i e , Erlaubnifs hab zu essen k a u f t ! Von hinnen nur d e r Pfennig lauft. Auf dafs der Aberglaub besteh'. Dits thut mir in mci'm Herzen w e h , Dafs man das nit bedenken will, D e f s seind jetzt solcher Lügen v i e l , Die man viel giöfser a c h t , und mehr D a n n heilig Schrift und christlich L c H r j Und seind doch all n u r uf Gewinn Und eigen Nutz gegeben hin. D r u m schickens ein' Legaten h e r , D e r mit dem Haar die Haut a b s c h c e r , V o r dem hie niemand essen mag M i l c h , Buttern , der ihms vor nit s a g , Und kauf ein Bullen drauf ums Geld. Seht nun , was diesen Leuten fehlt ? Und thätens das im wälschen L a n d , Sie kämen bald zu Spott und Schand ; I c h weifs n i t , ob n o c h etwas sey V o r diesen Buben blieben f r e i , D a nit dem Bapst werd von gelohnt, Sic haben j e n o c h niemand» g'schont. D e n Fürsten schickt man Rosen h e r , Die nehmens an mit grofacr K h r , Dargcgen Ubergebens viel ; Ist k e i n e r , der das merken will
'IS
W a s Fastenspeis zu Rom gilt.
Des gemeinen Völkleius Forcht.
Erlaubnifs zu essen kaufen.
Der B'ipst Gesetz, uf Gewinn erdacht. Job. 13. II. ad Timoih. i . XXVI. q. 5. ca. nec mirum. ad Titum 1. I. Co. rinth. 10. Bullen.
Wälschland. G ' w i t m des B a p s t e s in allen Dingen.
Rosen denFiirster.
Vormalinuii;.
76
Klag und Vormahnung
Und warf die Rosen an ein W ä n d , Dafs solcher Trug mög haben End? W o hat man gröfser Narren je Gefunden in der W e l t , denn hie ? Gott geb ihm gute Doch weifs ich ein', der hat ein Herz , ¡seiu Wird dienen wohl zu diesem Scherz *) Kiinig C a r l u s . So hofF ich zu Kling C a r l u s M u t h , Dafs sey in ihm ein teutsches Blut, Und werd mit Ehren Üben sich Dem Bapst entgegen g'waltiglich j Und nehmen ab vorf seinem Fufs Die kaiserlich Krön. Die Krone nit j ich hoJT, er thu's Und hab ein' königlichen Sinn, Fürwahr ich in der Hofnung bin. Denn ist es nit ein grofse Schmach, Ad Tit. 3. Pet. 2. Ein Hochfahrt und unförmlich Sach, ad Ephe. 6 Dem D a f s d e r s 0 „ h e r r s c h e n i n d e r W e l t , Bapst die Fiift
küssen.
W i e sich
'
Dem Bapst zu seinen Ftlfsen füllt. Und mufs die kllfsen mit dem Mund ? Ich sag, das ist ein rechter Kund, Defsgleichen kein Tyrann nie dacht. Wie grofs er hiltt Gewalt und Macht. *") J a ist gewifs , und liegt am Tas. Christus D a f s Christus sollichs gar nit pflag,
gehalten.
*)
Im A u f e r w e c k e r d e r t e u t s c h e n N a t i o n s t e h e n s t a t t o b i g e n
folgende
Verse Und hoff j a ,
Philipps Hessen = Muth ,
D a f s s e y in i h m ein t e u t s c h e s Und w e r d mit Ehren, üben Dem Bapst entgegen
Blut,
sich
gewaltiglicli.
Der Kaiser nimmt von seinem
Fufs
Die K r ö n , z w a r eine groTse B n f s , W a s ist d o c h d a e i n s K a i s e r s
Sinn9
E s ist s t l i i e r all m e i n H o f f n u n g h i n ' *¥)
Im A . d . t
N. sind
Obschon
folgende 2 Zeilen ein W ä l s r h
beigefügt.
den andern
So l i a b e n s z u s a m m e n d i e
kust d i e F i i f » ,
Biil u n d -Drufs.
wider den Gewalt des Bapsts. D e r seinen J ü n g e r n wusch die Fllfs , Und sie dergleichen g'behren hiefs. W e r nun will seyn in solcher A c h t , Als Gott die zwölf Aposteln macht D e r sev ihn' mit den W e r k e n gleich, Von Gott's Geboten nindert weich', So halt ich ihn zu gleicher E h r ; W o aber einer anders w ä r , Und meint bei neben diesem Stand Z u h e r r s c h e n über L e u t und L a n d , Und haben weltlich R e g i m e n t , D e s M a c h t mufs werden bald z e r t r e n n t ; D a n n dies scind widerwärtig Ding; D r u m sag ein j e d e r , oder sing, So ist d o c h Jcundlich Gottes Sinn, W a s ihm und was dem T e u f e l dien'. D a n n niemand beiden dienen k a n n , E r mufs des einen müfsig gahn. Ist nun der Bapst ein geistlich M a n n , So seh e r , wie e r Land r e g i e r , Und geistlich N a m e n nit verlier. D a n n j e nit ist des Geistes S a c h , Geprang und W o h l l u s t stellen nach. Das wissent Ablafskrämer w o h l , N o c h scind sie so des Geitzes voll, D a f s sie der W a h r h e i t schweigen ganz Und geben aus ein' falschen G l a n z , Damit die W e l t betrogen werd', Und Aberglaub regier auf Erd'. D e r Eisennutz gaht allweg m i t , D c f s wollen sie entbehren nit, Und suchen List uf alle W e g , D a s Nutz gebähr und Leut beweg'; Die reden von der Höllen . Pein , Als ob die ihn' bekannt möcht s e y n , Und was uns geb vor Freuden G o t t , D i e messen sie aus mit dem Loth.
77
Joann. 13. Die Aposteln. Jo. 14. Orig. Omel. 16. super Genesim.
Verkehrt Wesen der Bapst. WellMches Regi= meiit. II. Tim. 2 et 3. Geistlichkeit und Welt. Math. 6. Luc. 16. ZweienHerren die« ne». 26Dis. ca. acu. tius 21. q. I.C. 1. Der Bapst. I. ad Timotb. 6. II. ad Timoth. 2.
Ablafskramer. Geitz. Verschweigung der Wahrheit. Esa. 56. Hier 6. Eigner Nutz. Hier 7. 5. Ad Titum. 1. Der Höllen Pein. Himmels Freud.
78
Klag und Vormahnung
Und haben grofsen G'winn d a v o n , Nutz ist den Pfaf. D r u m , o b kein Holl wär, nindert schon fen ein Höll «eyn. § „ kämen doch die Pfaffen h e r , Und predigten ein neue M ä h r , D e m Volk zu machen einen G r a u s , Auf dafs ihn' Geld gefiel h e r a u s ; Ambros. de paj(o--Denn was ihn' Geld und Nutzen bringt, nb. Aug«. ¡11 0»e= Ejn jeder da s d n L;edHn sm?t . Z u sammlcn Geld steht all ihr M u t h , Warum viel Pfaf.D r u m Pfaff zu werden ist gar g u t ; fen seyn. ad Tit. 1.Sonst wollt die Platten niemand h a n , Und mDfstcn leer die Kirchen stahn: Die fruoimen, ge= aber ist ein f r o m m e r M a n n , lehrten und seisU D e r sich der Geistlichkeit nimmt a n , liehen Priester. D j c heiligen G'schrift auslegen kann , I. ad Timoth. 3. M i t keiner PfrUnd man ihn versieht, Hier 2 - D a n n , wer jjetzt nicht mit Schalkheit ficht, liieronym. super Z u R o m , und wird ein Curtisan , So ho P D e n lassen sie dahinten stahn. Wer Pfründen Also kein F r o m m e r g'fördcrt w i r d , Uberiummt. Allein «Jie Schalkheit ist g e z i e r t , Geistlichkeit itzt. D a s heifst ijian jetzt die Geistlichkeit, II. ad Timoth. i . Und >st s w e i t « m h e r g e b r e i t , Müssiggaiiger. Dafs MOfsiggänger seind im L a n d , UncJ die sich fleifsen aller S c h a n d , M e h r dann mag leiden nun die W e l t , Und Gott in seinem Reich gefällt Curtisaneii. Und seind der Curtisanen voll All L a n d , das sieht man leider wohl; Vor der Gewalt und Büberei Geistliche Stiftung Kein Stiftung jetzt mag bleiben frei. i»teutschenLan=Dann) w o n o c h etwas wUr vorhand', Z u R o m der Kammern u n b e k a n n t , Pension gen Rom. D a legens auf ein Pension , O b s hat gestift ein T e u t s c h e r s c h o n , PatronenrechtvomUnd b'h?lten im Patronenrccht Bapst a b j e t i l g e t . Allein für sich und sein G e s c h l e c h t ,
wider den Gewalt des Bapsts. Das gilt zu R o m nil flirdcr mcli', D e r Bapst sucht alle Vortele , Wie er ein Nutz von dapnen zieg, D a schadt nit, ob man schwör u&d lüg', Und brauchend Curtisancn sich , Die wissen darin meisterlich D e m Bapst zu r a t h e n , wie er d i u ' , Dafs er ihm sollich Freiheit zu M ö g wenden g a r , und habs allein, Die H ä l f t , das Drittheil scind zu klein. H i e r u m , wo etwas frei n o c h wür, Bald bringen sie ein Ursach h e r , Zu fassen das mit einem Strick, Da werden g'stellct Garn und R i c k , Auf dafs nur hier kein Freiheit bleib' T r u t z einem der dagegen schrpib', Dann drum ich sollichs hab gethan, Viel Abentheuer mufs ich stahn , Und wird getracht nach meinen} L e i b , N o c h will ich bei der Wahrheit b l p i b ' , Und schreiben als ei'nj Edlen g'büh.rt, Ob das dann einen trifft und r ü h r t , D e r nehm mich an den Oerten v o r , D a sollichs kommen soll zu G ' h ö r ; Sie wollen ?ber nit d a r z u , So kann ich auch nit haben R u h , Und i»ag die \y'ahrlu:it schweigen n i t , Wiewohl mir das kein' Freund nie rictli' Die fürejuen m e i n , das sieh ich wohl, D r u m aber ich nit schweigen soll. D e m \ aterland will seyn gedient, So ist das Christen - Voll; vorblindt, Das mufs man bringen zu Gesicht, Ab einer dann herwider ficht, Und meint verdrucken Recht mit G'walt, Alsdann ist jetzt die Welt gestalt, D a ist zu brauchen Aufenthalt.
"79
A d COIOM. 3 .
Gebrauch und Li* stigkeü der Curti. lauen. Ambros. de pasto.
Freiheil der Tent>
sehen.
Was Hutten hier» innen begegnet. Sein Vorsatz. II. ad Corin. 13. III.Esd. 4. II. Timoth. 2. 3. Erbeut «ich zu rechten.
Will sich um Wahrheit willen in Fahre ergeben.
Das Vaterland. Vorblindun? christlkhs Volks.
Gewalt gegen Ge-
walt zu brauchen.
80
Klag und Vormahnung Und wird Gewalt verboten nit, Giebt weltlich und natürlich Sitt. Sprich, ob ich schon gedultig war
Kaufmannsrbatz So milfst ich dannoch haben B'schwer, geistlicherGüter. Dafs Geistlichkeit ich kaufen sich, Ambro, de pasto Und das geschieht so öffentlich, Act. 8. Der Fugger Cur. Dafs Fugger treiben in der Bank. tisanei. Darvon zu sagen ist zu lang; Aufs kllrzt ich itzo ruf und klag', Unser Ge«tift zu Dafs man zu R o m erkaufen m a g , Rom kaufen. Dafs unser g'west so mannich T a g , Die Vicarien mit dem D u m , Wie die Bischof Die Bischof kaufen« Pallium. Pallia zu Rom Diefelbig Zahlung hat kein M a a f s , kaufen. Amb. de pasto. Das etwan hundert GUlden was, W i e sie all Ding Das müssen itzo tausend seyn. j e mehr und mehr Darzu ein Bothschaft man hinein, ersteigen. Mit grofsem Kosten schicken m u f s , II. ad Corin. 11. Dem Bapst zu bringen einen G r u f s , Wie der Bapst Dafs er den Bischof confirmir, Bischof confirmirt. Darum erfüllt man ihm sein G i e r , Hier. 5. 6. 7. Und giebt i h m , was er heischen dar , Das mehret sich von J a h r zu J a h r ; W i e durch soI= D a schätzt man dann die armen L e u t , lichs die armen Nimmts Haar hinweg und auch die Häut. Leut geschätzt werde». Mich wundert, was doch mancher denk', Wenn sie thun üben sollich Schwank' , Ob er nit hab ein Grauen drab , Z u geben hin sein Gut und H a b , W a s itzt der Bt Uf dafs ein Bischof sey im L a n d , schöf Wesen. Den er dann reiten sieht zu Hand, I. ad Timotli. 3. Mit Harnisch, VVoffen, wie ein Hild , Dann beten, lehren jetzt nit gilt, Ad Tit. 1. Und predigen, zur Kirchen gahn, Dem Bischof ( j e ) nit will zustahn, Der Bischof Recht Wiewohl das wär sein Amt und R c c h t ; «•/"feesatztAmt. Man find't wohl einen armen Knecht, Ad Hebr. 5.
wider den Gewalt des Bapsts.
31
D e r solliclis all'« vorwescn t h u , Orij. 6. Omel. in Esa. D e m eignet man die Kirchen zu. Die reichen schiU Also die Reichcn schämen sich men sich priester» D e r Geistlichkeit ? das wundert mich ! lieh» Amts. Die armen Pfaffen Arbeit h a n , Die armen Pfaffen der Kirchen war» Die reichcn sieht man miifsig galin. ten. Also wir H e r r e n haben g'zcngt Müssig gelin. Ums G e l d , wer anders sagt, der leugt, D i e haben jetzt allein den P r a c h t , Und ist kein H e r r s c h u n g , noch kein M a c h t Wir haben uns E s müssen seyn Prälaten d a , Herren kauft. An die spricht niemand nein n o c h j a , W i e könnt man auch regieren wohl, Esai. 26. W e n n wär das Rcich nit Pfaffen voll ? Amos. S. D r u m steht es auch so wohl im Rcich , Und g'schiclit ei'm jeden recht und gleich. A c h , Herr G o t t , will man sehen n i t , A n r u f u n g Gotli». E r l e u c h t die Sinn , ich aber b i t t , Dafs werd' falsch Geistlichkeit erkannt, Falsch Geistlich» keit. Und sey der nit ein Bischof g'nannt , D e r Bischofs W e r k mit nichten pHegt, Tiuio. 4. Die Bischof wohl» Allein sein Sach uf Wohllust legt, lustiger. Wiewohl ein Theil auch Krieger seind, Die Bischof KrieD e r einer ist dem andern feind. ger. Dasselbig ganz der Bapst nit a c h t ' , W a n n man ihms Geld hinein hat b r a c h t , Matth. 26. S o l e b ein B i s c h o f wie ein' K u h ,
Apoc. 13.
D a geht dem Bapst nichts ab noch zu. Also die Geistlichkeit jetzt stallt, D r u m geb ein j e d e r F r o m m e r R a t h , W i e sey zu thun in dieser Sacli, Dafs man uns langer nit vorlach': Sein Volk ein' Bischof wählen soll, D e r mufs seyn aller Tugend voll, Mit Kunst und Weisheit wohl geziert, Dasselbig ihn recht confirmirtj Die Gottislieb er auch soll han , L a d lassen allen Handel slalni, Hütt. Üp T. V. 6
Der
Bapst.
Bekehrung der Geistlichen.
W e r und wie v»el Bischof g e w ä h l t soll w e r d e n . Cypri. ad Longum. Amb de p a s l . ü r i . 16. Omel. super Geiiesiin.
82
Klag und Vormahnung
I. Petri. 5. I. »d Tiinot. 3.
Gott hat
UIIS
frele1.
Damit die W e l t bekümmert sich; D a s l e t r t S a n c t p a u | u g öffentlich, Und glaub , dafs weifs nit jedermann , D o c h wird mans g'schrieben finden stahn, Und solls bedenken , das ist N o t h , G o t t hat gelitten seinen T o d , ge* Uf dafs er uns in Freiheit s e t z t , So hat mans Volk so uberschwätzt,
Herrschaft der D a s hat gemehrt der Pfaffen Z a h l , Pfaffen. D i e man fUr Herren halten sali; Wie itzo Geiste W i e seind die Pfaffen aber g'than, lichkeit gestalt. D a s s e j n j Pater Patrum) und das Römisch Bisthum ein Haupt aller Bisthum geheissen soll werden. Wiewohl dieses langsam nachher gieng, doch erwarb ers. Dieses geben sie Constantino Magno zu, nach laut ihres Dekrets Dist. X C V I . Constantinus. Aber es ist erst unterm Plioca geschehen von Bonifacio dem dritten nach laut ihrer Chronica. Darauf hat Bonifacius ein Concilium mit Bischoffen und Pfaffen zu Rom gehalten, und erkannt, dafs ein Bapst hinfür, so er von der Priesterschaft, und dem Volk erwählt würd, in gleicher Kraft und Vollkommenheit geacht soll seyn, als war er vom Kaiser bestätigt. Das war der L o h n , den der Bapst dem Kaiser um sein Freiheit gab. Der Phocas liefs demnach, er sollt der Bapst seyn; so nahm der Bapst darzu, und der Kaiser soll fortan nit mehr Macht haben, ein Bapst zu setzen, damit er unterstand den Kaiser zu herrschen, etc. Wiewohl sie nun das öffentlich noch nit dorften brauchen, dann der Kaiser behielt doch einen Statthalter zu R o m , der allwegen ein Bapst confirmiert, so handelten doch die guten Herren nichts mehr vor dem Kaiser, sonder sprachen: ihre Sachen giengen den Bapst an, bis auf Benedictum II., der noch vom Kaiser erwählt zum Bapst. Aber zu des Benedicti Zeiten hat C o n s t a n t i n u s V., der Kaiser, dafs die Wahl eines Bapstes hinfür seyn sollt bei den Geistlichen allein, verordnet Anno D_. C. L X X V I I . ; und ist nit geschehen bei Bapst Sylvesters Zeiten unter Constantino Magno Anno ohngefähr C C C X V . Sie meinen aber je weiter herhinter, je apostolischer, und man soll nit merken, wann sie Constantinum Magnum für Constantinum V. brauchen. Adrianus I. als D e s i d e r i u s der Kiinig wider ihn
die Bäpst a u f - und abzusetzen.
129
kriegt, der Bapst aber dem Kiinig nit widerstahn mocht, berief er C a r o l u m M a g n u m ; der kam gen R o m , und fieng den Kiinig, und hielt ein Concilium zu Rom mit dem Bapst, C L I V . Bischoffen und Abten etc. In dem Concilio Überantwort der Bapst sammt dem ganzen Goncilio dem Kaiser und seinen Nachkömmlingen allen Gewalt des Stuhls zu R o m , dals er soll Macht haben, ein Bapst zu setzen, auch allen Gewalt in seine Güter. Auch dafs alle Erzbischöffe und Bischöffe durch alle Land ihr Investitur vom Kaiser nehmen sollen, darüber sollt keiner consecrirt werden beim Bann und Acht. Defsgleichen thät Bapst L e o I I I . , so nach Adriano erwählet w a r d , in offnem Concilio in der Kirchen Salvatoris bestätigt er und das ganz Concilium das obbestimmt Concilium den ersten Teutsclien Römischen Kaiser in Ewigkeit zu weren. Dist. L X I I I . Adrianus in Synodo. Jetzt liatt' der Kaiser sein alt Recht wied e r , es währet aber nit lang. Als nun Carolus Magnus gestorben, Anno D C C C . und Ludovicus sein Suhn nach ihm regiert, starb auch der Bapst Adrianus I . , welcher sammt dem ganzen Concilio die alt Freiheit dem Kaiser wieder übergeben, und ward an sein Statt S t e p h a n u s I V . gesetzt ohn Wissen des Kaisers, welchs den Kaiser nit ein wenig verdrofs. Als aber Stephanus e r f u h r , wie dafs sein Erwählung dem Kaiser nit gefiel, macht er sich auf, und zog in Frankreich, den Kaiser zu mildern. Diesem Buben ritt der gedultig Kaiser (dann er verstand den Schalk nit) entgegen, und cmpfieng ihn freundlich; da war die Glocke gössen. Der Bapst sang die Mels und krönt Ludovicum ein Römischen Kaiser. Und bald drauf bat der Bapst den Kaiser, das er sich seiner Freiheit, so ihm Adrianus sein Vorfahr und das Concilium geben, wieder übergab. Der gut Fürst liefs geschehen; möchten sie's g u t , so hatten sie's gut. Damit hin ins geistlich Hütt. Op. T . V.
9
Von der Gewalt der Kaiser
130 Recht.
A l s o hinfüran machten die Bapst 7.11 R o m , -wie
sie w o l l t e n ; das ist nun
d e r ander R ö m i s c h e K a i s e r ,
w e l c h e r aus G e w a l t des Bapstes gemacht. Solchen G e w a l t hat A d r i a n u s I I I . hernach erneuert, vielleicht dafs es die nachfolgend K a i s e r nit wollten halt e n , und g e b o t e n , dafs sich ein R ö m i s c h e r Kaiser
der
W a h l eines Bapsts gar nit annehmen soll. H a b e n also das R e g i m e n t unter ihnen allein w o l l e n b e h a l t e n , damit der Kaiser mlifst t h u n ,
w a s sie wollten.
macht es auch änderst; Bosheit der R ö m e r , Bapsten w ä h l t e n ,
Aber
dann er mocht
Leo
nit
dann sie gemeinlich
VIII.
leiden die
die Ihren z u
darum erneuert er d e m Kaiser seine
e r s t e , und s a t z t , dafs hinfiiro ohn eins R ö m i s c h e n K a i sers W i l l e n
keiner Bapst
derer also w i d e r Ketzer;
sollt w e r d e n .
die Concilia g e r e d t ,
Ilatt ein A n so
aber sie liabens unter einander
Was wohl thut,
das stallt w o h l ;
war
er ein
selbst
Augustinus
man soll nit die Heiligkeit oder K u n s t ,
Macht. spricht:
oder w e r
es
s c h r e i b , sonder w a s man s c h r e i b t , und Einhelligkeit der Schrift ansehen , und fleifsig w a h r n e h m e n .
W a n n solchs
geschähe,
Sechten,
so w a r e n jetzund
nit
s o viel
in
(deren) ein jeder spricht: E r sey der best etc. INie möcht Kaiserliche Majestat mit Kaiserlichen und Göttlichen R e c h t e n w o h l w i e d e r n e h m e n ,
das ihm die
Bapst schandlich a b b e t r o g e n und
gelogen.
fengeschlecht
hall' kein
im alten Testament
seinen A p o s t e l n
Das
Pfai-
Theil
im
gelobten Land.
Auch
zugesagt, dann:
„ s o man e u c h in einer Stadt v e r f o l g t ,
so fliehet in ein ander e t c . " g e h ö r t dem K a i s e r z u . Aposteln,
und
predigen u n d
darvori nichts
Das weltlich
Das geistlich
allen evangelischen P r e d i g e r n , leben
Christi Lehreil
Regiment
Christo,
seinen welche
und L e b e n n a c h ;
die haben w e d e r weltlichs n o c h zeitlichs h i e , ihr blofse N o t h d u r f t ; dann, w o sie m e h r oder z u viel luttten, w ü r -
die Bäpst auf - und abzusetzen.
131
den sie w i e d e r u m vom Geistlichen aufs Zeitlich g e f ü h r t , w i e vormals auch geschehen im Abfall etc. D'weil sich aber mm iler 15apst seinem beschornen Haufen so ganz und gar will behelfen mit Christo und der S c h r i f t , so wollen w i r sammtlichs auch in einer Kürze b e s e h e n , ob dem also s e y , oder nit. E s wird sich gewifs, w i e T a g und N a c h t , zusammen ringlen.
132
Vergleichung der Bäpst Satzung' gegen der Lehr Chi'isti Jesu.
I.
Christus.
M e i n Rcich ist nit von dieser Welt.
Jo.
XVITI.
B a p s t. Ich bin H e r r des Reichs; der Kaiser ist mein V o g t : darum hab icli genommen das Reich von den Grcchen (Griechen), und von den Franzosen, und habs nun geben den freien Teutschen, auf dafs sie mein' Knecht scind, und ihr Gut mein eigen werd. C. rvnc= rabilem. de electi. Historien und W e r k zeigen diese Wahrheit an. II. C h r i s t u s . Die Fiichs' haben ihr Höhlen und die Vogel ihr Nester, aber der Suhn des Menschen hat nit, dafs er sein Haupt darauf leg. Lucce IX. B a p s t. R o m ist mein, Sicilia ist mein, Corsica ist m e i n , Assis ist mein, Perus' ist mein, all Gut der Welt ist mein. In F.xtravagcmti. Jo. XXII. qiix ineipit. Rcclesicc Romanm. W e r dies nit glaubt, der zahl des Bapsls L a n d , steht, etc. III. C h r i s t u s . Willt du vollkommen seyn, so gehe hin und verkauf all Ding und gieb das den A r m e n , so wirst du ein' Schatz im Himmel haben. Mathcei XIX. Bapst. Wann der Kaiser stirbt, so erb ich das Rcich , und wird Sanct Peters. Ca. pastoralis. Cle. den. sen. et re su.
Vergleichung der Bapst Satzung gegen etc. 133 IV. C h r i s t u s Floh darvon, als man ihn zu einem Kiinig wollt erwählen. Joannis yi. Bapst. Ich bin ein Herr des irrdischen und himmlischen Kaiserthums.
C. omnes,
dist.
XXII.
V. C h r i s t u s . Die Fürsten der Heiden herrschen über die Menschen , aber ihr nit also. Luces XXII. Bapst. All Kaiser, Kiinig, Fürsten scind mir unterworfen; dies liest man in seinen Bullen, darinn er ihn' gebeut, als ein Herr seinen Knechten. In Extravagant, unam setam.
Bonifa.
octavi.
VI. C h r i s t u s . Welcher unter euch will grösser seyn dann die andern, der soll ihr Knecht seyn. Mathcei XXIII. Bapst. Der Kaiser mufs mir ein'Eid schwören, als seinem H e r r e n , dafs er mein Unterthan seyn wöll, und mich erhöhen und ehren.
Ca. Tibi
domino
LXIV.
dist.
VII. C h r i s t u s . Christus trug ein dornen Krön auf sein'm Haupt. Jo.
XIX.
Bapst. Mir gehört ein gülden Krön, ja drei. dist.
Constanti.
XCVI.
VIII. Christus. Es ist umsonst, ich will euch kein Lohn geben, so ihr mich ehret mit Mcnsehenlehr und Gebot. Matth. XI'. Bapst. Mein Gebot soll gehalten, und mein Lehr im Geistlichen Recht, als ob ¡litis Gutt selber geboten hab, oder Sanct Peter selb' gepredigt. I)ist. XIX. Sic omnes.
134
Vergleichung der Bäpst Satzung
IX. C h r i s t u s . M e i n J o c h oder G e b o t ist leichtlich u n d siifs, u n d mein Biird ist leicht. Mathcei. XI. B a p s t. W a n n mein Gebot o d e r B i i r d , die ich euch auffleg, so s c h w e r ist, dafs maus nit w o h l leiden oder t r a f e n m a g , d a n n o c h soll man mir gehorsam seyn. Dist. XIX. In memorictm. X. C h r i s t u s . E r s u c h e t die G e s c h r i f t , darinn. ihr meinet das L e b e n zu h a b e n , Joann. V.; und also soll Geschrift Richter seyn. B a p s t. I n meinem Gewalt steht all G e s c h r i f t ; ich mach Si Romanorum. d a r a u s , w a s ich will. Distin. XIX. XI. C h r i s t u s . Ich bin der W e g und die W a h r h e i t , man soll mir nachfolgen in meiner L e h r . Joctnnis XIX. B a p s t. Die R ö m i s c h e n K i r c h e n , (meinet er sich u n d sein' Cardinal,) soll man in allen D i n g e n nachfolgen. Dist. XI. Quis ncsciat. Also müssen alle Menschen B u b e n seyn. XII. C h r i s t u s . W e l c h e r w i r d glauben u n d getauft s e y n , d e r w i r d selig w e r d e n , w e l c h e r nit w i r d g l a u b e n , der w i r d v e r dammt w e r d e n . Marci ultimo. B a p s t. W e l c h e r w i r d viel Geld g e b e n u m meinen Ablafs, der w i r d absolvirt v o n P e i n u n d Schuld. Welcher anders l e h r t , ist ein K e t z e r . Sein Ablafs zeigt dies an. XIII.
Christus.
W e n n einer mit z w e i oder drei G e z e u g n u f s ist ü b e r w u n d e n , und d a n n o c h sich nit b e s s e r t , dann erst soll er als ein Heid gehalten w e r d e n , o d e r in B a n n
gegen der Lehr Christi Jesu.
135
gethan s e y n , so er die Gemein nit will h ö r e n . Matthcei XVIII. B a p s f. Ich acht das nit, sonder ich thu in B a n n , w a n n und w e n ich w i l l , er sey klein oder g r o f s , Kiinig oder Kaiser. Dies beweisen Historien und sein R e c h t , w a n n er viel Kaiser, K ü n i g , Eischoff und F ü r s t e n in Bann gethan hat, w i d e r Gott und R e c h t . xiv. C h r i s t u s . Christus verheifst V e r z e i h u n g der Sünd' u n d das Reich der Himmel den M e n s c h e n , die da Bufs t h u n , ihr L e b e n wollen bessern. Matthcei IX. B a p s t. Uns w i r d keiner selig, er beicht dann mein' P f a f fen oder M ü n c h e n , die schicken mir Geld zu. Ca. Ornnis etc. xv. C h r i s t u s . Ihr sollt euer Feind' lieb h a b e n , und sollt Guts thun d e n ' , die euch hassen. Mattluei V. B a p s t. All Feind mein und meiner Cardinal thu ich in den grossen B a n n , und mögen nit abfolvirt w e r d e n , sie geb e n dann viel Gelds. Seine Recht bezeugeil das und sein endtchristlicher Gebrauch in der W e l t . C. Felicis de peenis. LI. VI. XVI. C h r i s t u s . Schlagt dich Einer an einen B a c k e n , den andern auch dar. Matthcei V.
so halt ihm
B a p s t. Man mag Gewalt mit Gewalt w e h r e n , oder vertreiben. De senten. exeom. Li. .S'. c. dilecto. XVII.
Christus.
Christum sollen wir h ö r e n , spricht Gott der Vater. Matthai XVII.
136
Vergleichung der Bäpst Satzung B a p s t. M a n soll mich h ö r e n , und mein Urlheil soll gelten,
und v o n jedermann gehalten w e r d e n .
Dist. XC1II.
Si
cujus.
xvill. Christus Sprach z u z w e i e n B r ü d e r n : w e r hat mich cucli z u einem Richter gesetzt in zeitlichen Gütern ? Luc. XII. ; als ob er sprechen w o l l t : es gehört für weltlich Richter. B a p s t. Ich bin Richter in allen Sachen und Handeln, w a n n es bringt mir Geld z u .
IX. lehrten Tentsclién.
Cur! isanen
Vorrede.
Himmel herab zugefallen. Hierum ist wohl die Freundschaft deren, die sich zu guten und gliickhaftigen Zeiten beweiset (wiewohl die mehr ein lustige Gesellschaft, dann wahre Freundschaft genannt werden mag) dannoch nit zu verwerfen. Aber, ich hab unter den zweien eben den Unterschied, den die Aerzte unter den Speisen, denen etliche allein süfs und schmackhaftig, etliche auch darzu gesund und heilsam seincl. So ist es mir darzu kommen, dafs ich nit lustigs Geschmaks, sonder heilsamer Arznei, nit fröhlichs Beiwesens, sonder gewärtiger Hilfe bedörft, hab alsdann Dich (ich achte aus göttlichem Zuschicken und Vorsehung) funden, der nit geachtet, was ein jeder von meiner Sache rede, sonder wie die an ihr selbst gestalt, beherziget; hast Dich nit durch Schrecken meiner Widerwärtigen von Verfechtung der Unschuld abziehen lassen, sonder aus Liebe der Wahrheit und Erbarmnifs, meiner Vergewaltigung für und für über mich gehalten. Und da mir aus GrÖfse der Gefahr die Städte verschlossen gewefst, alsbald Deine Häuser (die ich aus der und andern Ursachen willen Herbergen der Gerechtigkeit nennen mag) aufgethan, und also die angefachte und verjagte Wahrheit in den Schoofs deiner Hilfe empfangen, und in den Armen deiner Beschirmung ganz kecklich gehalten. Daraus dann gefolgt, dafs ich meinen Fiirsatz, den auch Du ehrbar und redlich nennest, nit wenig gestärkt, alle Gelehrte und Kunstliebende teutscher Nation (denen dann auch nit weniger, dann mir selbst, an dieser Sachen gelegen), sich in Freuden und Frohlocken erhaben, u n d , gleich als nach einem trüben Weller, von der freudenreichen Sonnen erquicket worden ; dargegen die boshaftigen Curtisanen und Borna-
Vorrede.
159
nisten, die mich verlassen gemeint, und derhalben einen Triumph von mir geführt hätten, da sie gesehen , dafs ich mich (ein Sprichwort ist) an eine feste unerschütte Wand gelehnet hab, ihren Stolz und Uebermuth gegen mir etwas niedergelassen, sich fast ingethan, und kleines Lauts worden. F ü r solche deine Wohlthat Dir genügsamen Dank sagen, hab ich nit Mangel an Gemüth und Willen^ sonder am GKick und Vermögen Gebrechen. Wird mir aber je ein bessere Zeit erscheinen und sich Aenderung des Glückes (als dann mein freie Hoffnung zu Gott) begeben, will ich Dir allem meinem Vermögen nach dermalsen wieder dienen, da Du je aufs wenigest mich keinen Fleis, Dir Dankbarkeit zu erzeigen, gespart haben, spüren sollt, und mittler Zeit mit dem, das mir kein Greuel noch Gewalt, kein Trotz noch Uebermuth, keinArmuth noch Elend benemmen mag, das ist, mit Kräften meiner Sinnen und Vermögen der Verständnifs, treulich und .fleifsiglich dienen, auch Dir jetzo, wie etwan Virgilius den zweien wohlverdienten Jünglingen, zugesagt haben:
(Finier= zeig )
Huttens dankbar Gemlitli.
W a s Huttens höchst Vermögen.
W o etwas mein Geschrifft vermag, Dein Lob mufs sterben keinen Tag.
Wiewohl, ob Du Dich schon gegen mir derm a l e n (wie obberiihrt) nit gehalten, hättest Du dennoch ohn das mit deinen ritterlichen ehrlichen Gethaten verdient, (als ich und alle, deren Vermögen ist, gegenwärtige oder vergangene Ding^ durch Behelf der Geschrift, in Erkanntnifs zukünftiger Zeit bringen), deinen Namen aus dunkelm Vergefs in das Licht der ewigen Gedächtnifs setze. Dann ohne Schmeichelen und Liebkosen 7.u reden, bist D u , der zu dieser Zeit, da jedermann bedäucht, teutscher Adel hatte etwas an
Franzen Tugenden-
Franzen I.ob.
160
(F.)
Franze» Muih.
w as Hutten
Fraiu
zen
uiitu
si h r t .
y o r r e 4 e*
Strengkeit der Gömülher abgenommen, Dich derjnafsen erzeigt und bewiesen hast, dafs man sehen mag, teutsch Blut noch nit versiegen, noch das adelich Gewächs teutscher Tugend ganz ausgcwurzelt seyn; und ist zu wünschen und zu bitten, dafs Gott unserm Haupt, Kaiser Carlen, deiner tugendhaften unerschrockenen Muthsamkeit, p r kanntnifs ingebe, damit er Dich deiner Geschicklichkeit nach in hohen trefflichen seinen Handle» das römisch Reich, oder auch ganze Christenheit beireffend, so mit Rath und der That brauche; denn alsdann würde Frücht Deiner Tugend zu weiterem Nutz kommen. F ü r w a h r , einen solchen Muth sollt man nit ruhenlassen, noch inwendig Bezirks kleiner Sachen gebraucht werden lassen. Aber ich hab mir nit fiirgenommen, in dieser Vorred dein L o b zu beschreiben , sonder einmal meinem Herzen, das gestreckt voll guter Gedanken und freundlicher Gutwilligkeit, die ich gegen deinen unwidergel!lichen, an mir begangenen Wohlthaten, die doch Du noch taglich je mehr und mehr überhäufest, trag', einen Luft geben. Schenk Dir zu diesem neuen J a h r , die nachfolgende meine Biichlin, die ich nächst verschienenen Tagen, in der Gerechtigkeit (wie vorgenannt) Herbergen, eilends und ohn greiseren Fleifs verteutscht hab. Und wünsch Dir damit, nit, als wie oft Freunde pflegen, ein fröhliche sanfte R u h , sonder grofse, ernstliche, tapfere und' arbeitsame Geschäft, darin Du vielen Menschen zu g u t , dein stolzes heldisch Gemiith brauchen und üben mögest. Darzu woll Dir Gott Glück, Heil und Wohlfahren verleihen. Geben zu Ebernburg auf den heiligen neuen Jahrs-Abend, im Jahr nach Christi Geburt MCCCCC und ein und zwcinzigstrn
161
Zu dem Lesci- dieser nachfolgenden Büchlin Ulrich
von
Hutten.
D i e Wahrheit ist von neuem g ' b o r n , Und hat der Betrug sein Schein verlorn , Dcfs sey Gott jeder L o b und E h r , Und acht nit furder Lügen m e h r , J a , sag i c h , Wahrheit war verdruckt, Ist wieder nun herfür geruckt. D e f s sollt man billig geniefsen L o h n , Die darzu haben Arbeit gethon. Dann Vielen es zu Nutz erscheufst, Wiewohl es manchen auch verdreufst, Die faulen Pfaffen lobens nit, D a r u m ich jeden Frommen b i t t , Dafs er gemeinen Nutz bedenk, Und kehr sich nit an lose Schwänk, E s ist doch j e ein Bapst nit G o t t , Dann auch ihm ist gewifs der T o d . Ach , f r o m m e Teutschen , halt ein Rath , Da's nun so weit gegangen h a t , Dafs's nit geh' wieder hinter sich ! Mit T r e u e n hab's gefördert i c h , Und b'ger dcfs anders keinen Geniefs , Dann , wo mir geschah defshalb Verdricfs , Dafs man mit Hilf mich nit verlafs, So will ich auch geloben, dafs Von Wahrheit ich will nimmer lan , Das soll mir bitten ab kein M a n n ; Auch schafft zu stillen mich kein W e h r , Kein Bann, kein Acht, wie fast und sehr Hütt. Og. T . V.
11
Wahrheil Betrug.
Die faulen Pfaffen.
Bapst. Vermähl liung.
Huttens begehr.
Huttens Zusag.
Zu dem Leser.
162 Man
m i c h darmit z u s c h r e c k e n m e i n t , Wiewolil mein
Da
f r o m m e M u t t e r weint,
ich die Sacli hält g T a n g e n an : G o t t wöll sie trösten , es linifs galin ,
U n d sollt es b r e c h e n a u c h v o r ' m
End,
Will's G o t t , so nine's nit w e r d e n
g'wend't
D a r u m will b r a u c h e n Fills u n d H ü n d .
(P.)
I c h
h a b s
; c w a g t.
Ulrich von Hutten.
G c s p r ä c h - B ü c h l i n H e r r
U l r i c h s
v o n
H u t t e n
das
E r s t e
F c b e r
genannt.
165
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Hutten
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c das
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:
F c b c r.
H u t t e n . G i n g e s t du hinweg, war mir viel lieber, welchea dich so mühsamen Gast ich doch des ersten Tags hätt sollen austreiben. Hörst du nit? geh hinweg, flugs ! heb dich! F e b e r . E s wh'r aber doch deiner Gütigkeit gemais, so ist auch sonst der Teutschen Gebrauch, nach Ilerkummen . dafs, so du mich austreibst, doch zuvor in ein andere H e r b e r g weisest. Wiewohl ich dich abermals bitt, mag es geseyn, dafs du mich (dieweil ich nit weifs, woaus) doch diesen W i n t e r nit nusjagest. H u t t e n . Ich sag dir erstlich, geh h i n w e g ! Darnach, als du mich bittest der Herberg halben, siehst du dort jene P f o r t e n ? daselbst hinaus gehst du recht. F e b e r . L i e b e r , so führ mich doch etwa zu einem, der nach lustigem, gutem L e b e n tracht, der mächtig reich sey , der Pferd , viel Diener, Nachgäriger, ein grofs Gesind, hiibschc Kleider, lustig Garten und Bäder habe. H u t t e n . Z u dem ich dich führe, ist selbs hier ein G a s t , aber ihm mangelt solchcr Ding n i t , gebraucht sieh auch der. Und sich dort jenes Haus, darin halt sich der Cardinal sanet Sixtcu mit einem grofsen Hofgcsirid, ist von Horn licranskmntnen,
Der Teub. schenCasi. ""'^s 1 ' 6 '' -
Wo das Fa. J 1 ,",^""
r-ijpiamn j" 1 "' 1 "* 1 *
166
Gesprächbiichlin.
dafs er Geld von uns Teutsehen aufbring, damit die Römer ein Weil zu zehren haben (ich glaub -wider Türken. den Türken , über den sie abermals mit grossem Gekries ' präng einen Heerzug fiirnehmen.) Dann es sind gar erfahren Kriegsleut, und an das ein Volk, das dir gemeinlich unterwürfig ist. Hör mich, und nimm dir diesen f ü r , du wirst ihn dort gebogen ruhen linden, in einem scharlachen Tatar, hinter viel Umhängen. E r ifset nur aus Silber, trinket aus Gold, Des Cardi. aber so schleckhaftig, dafs er nit will, dafs in tent, sehen Landen Leut seyen, die des Geschmacks
Schleck.
baftigkeit. Verstand haben. E r veracht auch die hieeigen Feldhühner und Krammetsvögcl, spricht: sie seyen den wälschen im Geschmack, und sonst, ganz ungleich. So widersteht ihm Wasser - Wildpret, sagt, das lirod Derteotsch unsclimackhaft seyn, und wenn er dieses Weins < - trinkt, so gehen ihm die Augen Uber, und schreit alsdann: o Italia! o Italia! den gute wälschen Curs anrufend, und zuförderst um der Ursach willen nennt er uns grob, viehisch und trunken Leut. Sagt auch, er hab in vier Monaten sein Gelüst nit künnen hülsen, dieweil er gut Schlecklin und rechtschaftige Bifslin hier nit bekummen möge. F e b e i * . Solclis Liedlin singest du einer Tauben. H u t t e n . W i e ? gefallt er dir dann nit zu einem Wirth? N u , wenn möchtest du doch ein gröfseru Fürsten hier finden^ gegen den man mehr Gepräng, Verneigens und Buckens braucht? oder, meinst du, (F.) dafs er des Fcbers nit würdig sey? F e b e r . J a , auch des Podagrams. H u t t e n . N u , warum g'fallt er dir dann nit? r.ajdaiius F e b e r . Da ist er mager, dürr, schwank als von i.tib. Bientz , hat keinen Saft hinter ihm; er henkt den e j n K o p f , ist etwan ein Münich und KaTsja'ger gewe-
Feber das erst.
167
sei), jctzo ein neuer Cardinal, sonst in andern Dingen alt; er darf wohl drei Heller zu cimmal verpi afsen, des Koch ich oft ein halb U u z FJcisch vom K l r g ) l e i t Marl.t hciin sich tragen. det Cardi. H u t t e n . E y , du verkehrest alle Ding. Ich " a l ä ' sage d i r , es ist der grols gcachtcst, der allerehrwiirdigst, der von der Seiten, den man nennet a L a t c r c , 7.u welchen man r e d t : E u e r Heiligkeit und ( i n a d , E u e r Väterlichkeit, E u e r fürstlich M ü d i g k e i t , von dem nit zu g l a u b e n , dafs er nit kostlich oder wolilleben sollt, diewcil er doch die T e titsche nit reichlich und zierlich g ' n u g achtet, F e b e r . W i e er für sich selbst l e b e , streit ich nit, a b e r , w i e wollt er mich wohl halten, der all Seinen übel speiset und kleidet. Dann , als ich jüngst v o r seiner Thür klopfet, und ein T a g oder etliche Das Feber H c r b e r g begehrte, grein mich d e r T h o r w a r t a n , jj"r d « sCar sagend: hörest du nit das Geptfld'? J a , ich hör Thür, es w o h l , sprach i c h , denn ich hört ein G e k l ö p f , gleich, als ob man etwas haben wollt. Da sprach d e r P f ö r t n e r : es hat diese Gestalt: unser G e s i n d , das jetzo gessen hat, fordert B r o d , Sprach i c h : w i e ? B r o d ? gibt man dann so kärglich hiein Speis, dafs auch des Brods nit g e n u g dargelegt w ü r d e t ? J a , sagt e r , oben so kärglich; so scind auch kein Küsselin , noch Pfluinfcdcr oder einige weiche YVaar hicin, ausgenommen die, da sich d e r Cardinal selbs aufstreckt, darinnen er seinen L u s t h a t , aber e r ist wahrlich wider dich gewappnet mit Vernialcdeiung, Gebilde» wird dich in Bann t h n n , alsbald d u einen F u f s herin C a r d i m l s . scl/.cst. E r ist ein Legat Bapst L e o n i s , und steht in seiner G e w a l t , e i n e n , darnach er Lehels oder Guts verdient hätte, 7.11 behalten, o d e r , w i e es ihm gefüllt, zu verdammen; das liefs ich mir g e n u g
168
Gesprächbüchlin.
gesagt seyn. Und im Hingehen hab ich dich wohl ein bessern YVirth funden. H u t t e n . So müfst ich (als merk,) bisher auch Massigkeit schmäler gessen haben, wollt ich dein anders übermit Essen Nun wohlan, du sollt mich Ii T r i n k e n . haben blieben seyn. (ich vergefs dann mein selbst) furo nimmer finden bei den grofsen Herren also iiberfliifsig essen: aber die Handwerker und das g'inein V o l k , halt ich, seind auch nit für dich. F e b e r . Ohn Z w e i f e l , dann zu Theil verjagen sie mit H u n g e r , zu Theil vertreiben sie mich weit von ihnen mit harter Arbeit. H u t t e n . W i e , wann ich dich aber zu der Fürsten oder Reichen Hauser führte, oder dafs ich Tiie R e i . chen. dir auch die grofsen Kaufleut und die Fugger anDieFii^ger zeigte ? F e b e r . E y , nichts, als ich etwan zu ihnen gangen b i n , hab ich sie allweg mit einer Schaar der Aerzt umgeben f u n d e n ; defshalb ist bei ihnen kein Statt fiir mich; an ander O r t , defs bitt ich dich um alter Gutthät willen. H u t t e n . Durch was Gutthät? was sagst du mir da für ein Gedicht, Lieber ? meinst d u , dafs du denen Gutthät beweisest, b e i d e n du herbergst? F e b e r . J a , und dir am meisten. Ist es dir W o z u da? vergessen, wie ich vor acht Jahren dich als lernHeber n u t z . haft, geduldig, zahme und gottesförchtig machte, da ich viertäglich bei dir w a r , doch nit über sechs Monat lang? H u t t e n . J a , wahrlich, da du mich so hart plagtest, und ich dein sogar miid w a r , dafs ich anders nit schaffen mochte, da safs ich fleifsig über den Büchern. Aber ich erkenn jetzt dein BehelfD a n n , als mich bedunkt, zeugst du dich auf einen
Febei* das erst.
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deiner Beschirmcr, der dich die.«c Red gelernt hat, Favnnnus l f " 11,u die du brauchest,' bei denen,1 die du nit ein Gciiii- dsoplius. gen hast, mit der Krankheit zu plagen, sonder speiest sie noch mit sollichen und dergleichen Worten; nimmst dich an, als ob du einen fleifsig, tugendlich und geschickt machest. Wann nu das wahr ist, dafs derselb, dein Beschirmer, von deinen Gutthaten schreibt, nemlich, welcher vom viertaglichen Feber einmal wieder genese, so dafs er D a s . v i , ' r ; darnach gesunder sey dann vorhin, warum hast du t,e'r mich dann nit auch gesunder darnach gemacht? A b e r , ich bin dieselbigen Jahr all nach deinem Abscheiden krank gewesen, dann mit diesem, dann mit j e n e m , ohn unteilassige Gebrechen. F e b e r . Das ist darum, dafs mein Will noch nit gewesen, dich gar zu verlassen; dann, als ich dasselbmal von dir schied, war mein Fiirsatz, wiederum zu dir zu kumtuen; und will dir eben itzund gesagt haben, wo du mich nit in ein gut Herberg hinfuhrest, bin ich entschlossen, dich noch nit zu begeben, wenn du gleich sehr zürnest, und sechs oder sieben ganzer Jahr (lust mich anders) bei dir seyn. H u t t e n . So kann ich doch wohl,' wie der widerGdas ?u Cardinal, unter Tagen um drei Heller zehren, und F e b e r . ein nüchternes Leben fuhren. F e b e r . So kann ich dich dargegen wohl schleckhaft machen, und anreizen, dafs du mancherlei und verboten Ding begehren würdest. H u t t e n . So will ich dir Aerzt übern Hals führen, wenn eben mit sonderm Vertrauen Doctor ' Heinrichten S t r o m e r . F e b e r . J a wohl, Aerzt, ja wohl, der Stromer,' als ob ich dein Weis nit wiifstc. Du wärest ivl'f'IL.,., »» 61111 lieber ein ganz Jahr krank, eh du einmal oder zwei er krank ist^
170
DieMünc'.
Leil,Sr übmig.
Die M ü n c h
bVo" DumJier=
ren.
D e r Dum= licrren frei Leben.
D_ sen.
j
Gcsprächbüchlin.
R e u b a r b a r u n , N i e f s w u r z , oder sonst einer Purgat7 n u r z w e e n Scrubel inschlundcst. Vielmehr führ oder gethan, defs sie Hehlung nimmti der keines verschweigen sie. H u t t e n . Bescheid mich, förchten dann nit Eheleuf. auch die Ehemänner ihre Weiber? F e b e r . Um dieseibigen hat es gar ein ander Gestalt; dann die Forcht, von der ich sag, ist gemeiniglich in der verhptenen L i e b , gleich wie I-ierHerkuies forcht sein Buhlsrhaft, das MeicHin Omphalen, Ompiialen. war ihr in allerlei Dienst zu Willen; aber sein Eheweib Dejaniram forcht er nit, und ward von ihr nit wim Hocken und der Spindeln gerieben. f - l u t t e n . D e m o e r a t e s spricht: einem Manne
Feber das ander.
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mag gröfser Spott nit w i d e r f a h r e n , dann dafs er sich ein W e i b zwingen laTst. Hat e r n u n , als zuvorsteheii, sollichs in der Ehe vor Schand geapht, w i e lasterlich ist es dann bei den B u h l e r n ! Darum hat die eheliche Lieb ein grofse Sicherheit, da Band ihnen sein, durch welche zwei also verstrickt w e r d e n , da die obgemeldte Forcht nit bei ihn' ist. F e b e r . D u sollt aber darum kein W e i b nehmen. H u t t e n . Da will ich nachdenken; fahr du fortan. F e b e r . Mit dieser Nothforcht dringen sie den P e r P f a f f e n " . mit Noth* P f a f f e n ab Geld, Kleider, Kleinode, Dienstniaede forcht u n d dergleichen, was sie wollen, d r ä u e n d , w o sie zwingen., ihnen sollich Ding nit verschaffen, h i n w e g zu ziehen. Ist dann i r g e n d e i n e r ungeduldiger, dann sich dem Ort g e b ü h r t , und will ihn' wiiterbellen, oder, als man etliche findt, sie schlagen, zu dem spricht e i n e : weifst du n i t , PfafF, dafs ich etlicher Ding Wissen hab? jezo will ich das von dir sagen; lauft damit aus dem H a u s , derhalb er in grofse Forcht v e Els,ln kummt. Dann er weifs, dafs sie m a g , o b sie will. Y' . .. . . . oft ein I.ar» Wahrlich unser Elslin hub allen T a g ein neuen Krieg me n mach. te a n ; jezo hatten andere Weiber bessere Kleider dann sie; dann hatte sie Ring oder Gestein bei einer gesehen ; der andern gehen 23 M ä g d e nach, aber sie mufs allzeit allein und ungeschmückt gehen. Darüber macht sich ein R u f e n s , und w a r d er bew e g t , ab kein Geld da w a r , Wein oder Korn zu v e r k a u f e n , oder aber uf W u c h e r um die Juden entlehen. H u t t e n . Das hat er mit Schaden gethan. F e b e r . Ander hab ich sehen stehlen aus der Kirchen und anders^ o , uf dafs sie zu geben hätt e n , nemlich einen Münch, der buhleL mit einer zu
1-96
Gesprächbüchlin.
viel köstlichen Dirn, der er Golcl und Silber aus der Sacristien bracht. H u t t e n . O , du heilige Geistlichkeit! tliun das auch die Miinich? Münich. F e b e r . Münich? Gleich, als ob etwas w ä r , das nit auch Münich thäten, sowohl als a n d e r L e u t ? Noch mehr liab ich etliche gesehen meineidig und WasUebels treulos w e r d e n , mit Vorgift morden, Verra'therei geschieht?'* z u " c ^ t e n > w i d e r alle gute Sitten und Glauben handeln. H u t t e n . F ü r w a h r , die sich sollicher Ding schuldig w i s s e n , buhlen mit grofsen Sorgen und Forcht. W a r u m vorhehlen sie aber nit den Weibern ihre Heimlichkeit? Buhler mü« F e b e r . Dafs sie lieb haben, und kein Buhler schweigen m a » s c h w e i g e n , dann Cupido geht nacket und blos. H u t t e n . Derhalben entblöfsen sich die Buhler auch, und halten nichts vordeckt? F e b e r . J a , die derinnfsen buhlen. H u t t e n . Mit ihrem grofsen Schaden, als ich acht, darum ist dies ein fährlich Buhlschaft. F e b e r . W i e du sagst. Dann die L i e b der Zuhälterinn' ist unstät; so haben sie kein Gewissen, und scheuen nit Zucht oder E h r , dann sie haben die schon übergeben, derhalben sie dem Nächsten offenbaren, w a s sie von anderen gesehen oder gehört haben. Etliche aus eigener Gebrechlichkeit weiblicher Natur, dafs sie nit wohl schweigen können, etliche, auf dafs sie Dank und Gunst e r w e r ben um d i e , denen sie sollich Ding offenbaren: etliche d e n ' , die sie besorgen, z u w i d e r , wann sie über die erzürnt seyn. Und gar leichtiich thun sie das, w e n n sie ausgetrieben werden. H u t t e n . Dieweil du mir, warum die Zuhälterinn' nit bald auszutreiben seiiul, erkläret hast, bin
Feber das ander.
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ich weiter ungezweifelt, clafs ein armselig Leben führen, die mit sollichem Notlibezwang inwendig ihren Häusern vorstrickt seyn. Dann jezo dunkt mich, wie ich sehe und h ö r , sie alle Ding reden und thun um der Weiber willen. F e b e r . Auch Freund und Feind den zu Gefallen machen und haben. H u t t e n . Und oft ihren Nutz und Frummen, uf dafs sie den zu Willen seyen, übergeben. F e b e r . Sich aller Leichtfertigkeit fleifsen, nichts tapfers angehen. H u t t e n . Und was die Geistlichkeit antrifft, so viel als ein Bohnen achten. F e b e r . Billigkeit und Unbilligkeit zugleich achten. H u t t e n . Wie gar mit nichten geziemt den Geistlichen sollichs L e b e n , dann so ihnen geistliche Ding also gar heftig befohlen seyn, dafs sie derhalben alle weltliche Sachen zurückschlagen sollen, ist es ein grofs Verkehrung bei ihnen, also grolsen Fleifs uf eitel und unnütze Ding legen, dafs sie der Geistlichkeit dieweil vorgessen. Wiewohl sie der hit ganz vergessen, dann ich sie, um geistlich zu werden, gen R om laufen, und daselbst schwer und vernichtlich Dienst thun gesehen. F e b e r . Das thun sie nit um Geistlichkeit willen, dafs sie besser, sonder um der Pfründen willen, dafs sie reicher werden. H u t t e n . So ist all ihr Sorg, reich zu werden ; aber geistlich zu seyn, achten sie nit. F e b e r . Wie die Geistlichkeit an ihr sclbs ist, achten sie der ear nit, aber allein den Namen, um .
dafs der grolsen Gewinnst mit ihm b r i n g t , fleifsen sie sich mit aller Ueppigkeit zu erwerben; dann
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'e No^hbe*'" zwang 5lLzei1,
Wie jetzt Geistliche
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