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German Pages 72 Year 1912
DER ISLAM IM LICHTE DER BYZANTINISCHEN POLEMIK VON
DR- CARL GÜTERBOCK, P R O F E S S O R DER RECHTE.
B E R L I N 1912. J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG, G. M. B. H.
Inhaltsangabe, Seite
Einleitung
5
Stimmen
aus
dem
Osten
Johannes von Damaskus.
Theodoros Abucara
10
Bartholomaeos von Edessa Höfische Streitschriften donischen
16 aus
Dynastie
derZeit
und
der
der
make-
Komnenen.
Niketas von Byzanz . .
Ein
33
Niketas Akominatos
37
Italiener
in
griechischem
Ricoldus de Monte Crucis. Zwei
24
Euthymios Zigabenos
Kaiser
wider
den
Gewände.
Demetrios Kydones
39
Islam.
Johannes Kantakuzenos
5°
Manuel II. Palaeologos
61
Bvzantinische Geschichtsschreiber
u.Chronisten
67
Einleitung. Zwischen
dem ersten Zusammenstoß
der
Scharen
Mohammeds mit den griechischen Truppen des Kaisers Heraklius bei Mutha (629) und der stantinopels
durch die
hundert Jahre.
Türken
liegen
Eroberung-
Kon-
mehr als acht-
Während dieses langen Zeitraums haben
die Kämpfe zwischen
dem Islam und dem
Reiche nur vorübergehend geruht.
Römischen
Tatsächlich bestand
von kurzen Unterbrechungen abgesehen, ein dauernder Kriegszustand zwischen dem Halbmond chischen Kreuze.
und dem grie-
W e n n das Gebot des Propheten, die
Ungläubigen mit der Schärfe des Schwerts zu Bekenn ern Allahs und seines Gesandten zu machen,
zunächst
nur
g e g e n die Götzendiener, nicht aber g e g e n die Christen gerichtet war, so schwebte doch schon Mohammed der Gedanke der Errichtung eines Weltreichs der Gläubigen und Unterwerfung aller nichtgläubigen V ö l k e r und Staaten vor, und seine nächsten Nachfolger, getragen von der fanatischen Begeisterung ihrer A n h ä n g e r zögerten nicht, ihre K r ä f t e mit den beiden Nachbarreichen, sischen und dem
griechischen
zu messen.
dem Es
per-
gelang
ihnen im ersten Ansturm, jenes zu vernichten und diesem wertvolle Provinzen in Asien und A f r i k a zu
entreißen.
Die Anschauungen der islamitischen W e l t waren
zwar
durch den Gegensatz der Religion, der Nationalität und der Kultur von kaum
der griechisch-christlichen
durch
eine
zu überbrückende Kluft geschieden, so daß ein
6
Einleitung.
wechselseitiges
Verständnis
schwer
dennoch aber und ungeachtet
möglich
schien;
der auf beiden
Seiten
bestehenden feindseligen Gesinnung fehlte es nicht an politischen und wirtschaftlichen Beziehungen, die manche Verbindungsfäden zwischen den Gegnern knüpften. älteren Kultur gegenüber waren
die Araber
ständlich zunächst mehr Empfangende
Der
selbstver-
als Gebende;
es
bedarf kaum eines Hinweises auf die Entlehnungen der arabischen Literatur aus den reichen Schätzen griechischen Wissens.
A b e r auch die Staatsverwaltung, insbesondere
das Finanzwesen des Khalifenreichs zeigt, daß man dort die byzantinische Ordnung vielfach zum Vorbilde genommen hat 1 ). Die Byzantiner ihrerseits konnten sich gegen Einflüsse des Islams nicht gänzlich sie auch noch
Lügenpropheten verwerfen. anfänglich
und
Es ist bezeichnend, daß sie
des Arianismus ansahen und
verhaßten
stellten 2 ).
mochten
die Bekenner Allahs und seines Gesandten
für eine Abart andern
absperren,
so sehr den Stifter als Betrüger
christlichen
Sekten
auf
Mochte man die neue Religion
sie
mit
eine
Stufe
hassen
oder
verachten, ignorieren durfte man sie nicht, senon wegen der erstaunlichen Werbekraft, die sie betätigte, vermöge deren sie eine beträchtliche Zähl nicht Seelen zum Ubertritt bewog.
Viel
glaubensfester
und zum Abfall vom Christentum
seltener
war
der
Fall,
daß
Bekenner
Mohammeds sich zum Christenglauben bekehrten; solche Proselyten
pflegte
die Kirche
besonders hoch
zu be-
werten.
') H. P r u t z ,
Kulturgeschichte
der
Kreuzzüge,
S.
49 f.
Alfred
) Eine Anschauung, die auch im Occident verbreitet war.
Prutz,
v. K r e m e r , Kulturgeschichte des Orients, I, 2 5 6 fi". 2
a. a. 0 .
501
Einleitung.
Eifrige Beschäftigung mit Frag-en der Religion und dogmatischen Problemen war eine Charaktereigentümlichkeit der Byzantiner. Streitig'keiten über Glaubenslehren, Verteidigung der orthodoxen Kirche g e g e n abweichende Richtungen und B e k ä m p f u n g solcher bew e g t e n die kirchlichen wie die nichtkirchlichen Kreise des Volkes aufs tiefste, und gaben oft g e n u g Anlaß zu stürmischen Kämpfen. Diese B e w e g u n g spiegelt sich in einer apologetisch-polemischen Literatur der Byzantiner wieder 1 ). Und wie sich diese Streitschriften g e g e n Monophysiten, Monotheleten, Armenier und andere Sekten, aber auch g e g e n die Lateiner und Juden entluden, so wurde auch der Islam in ihre Kreise gezogen. Eine gerechte Würdigung, ja auch nur der Versuch eines Verständnisses für die weltgeschichtliche Bedeutung des Islams dürfen wir in den Erzeugnissen eines starren, mit übertriebener Selbstschätzung gepaarten Dogmatismus der Byzantiner nicht erwarten. Sie b e g n ü g e n sich meist, ausgerüstet mit den Waffen biblischer Zeugnisse und scholastischer Dialektik die Lehre des Propheten als lauter B e t r u g und L ü g e und Unvernunft zu bekämpfen, und ihr g e g e n ü b e r den Christenglauben in um so helleres Licht zu stellen. Auf eine praktische W i r k u n g , etwa auf B e k e h r u n g ihrer Gegner waren diese Streitschriften nicht berechnet, dazu waren sie mit einem zu großen theologischen Ballast beschwert. Ganz anders hatte Mohammed es verstanden, auf Phantasie und Sinnlichkeit seiner Volksgenossen durch eine ihrem Verständnis angepaßte Sprache einzuwirken. Die A n f ä n g e der literarischen Auseinandersetzung ') K r u m b a c h e r ,
Geschichte der bvzant. Literatur.
München
1897;
der die T h e o l o g i e betreffende Abschnitt in der Bearbeitung von A . E h r h a r d t .
8
Einleitung.
der Griechen mit dem Islam lassen sich bis über Mitte
des
achten Jahrhunderts
Byzanz regierten
damals
Leon III. (717 — 741) Sohn wie
Konstantin V . im
Reiche
theologischer Volk
die
und
nach ihm sein
(741—775).
tobte
der
In
Hauptstadt
Bilderstreit, zwei
ein
ebenso
Kampf,
unversöhnliche
Er beschäftigte in Byzanz
In
Kaiser
vielgehaßter
der
wie kirchenstaatspolitischer
und Gesellschaft in
spaltete.
zurückverfolgen.
bilderfeindlichen
die
der
Lager
die Gemüter
zu
sehr, als daß man hier an andere.Streitfragen denken konnte.
D e r Gegensatz Christi g e g e n Mohammed, trat
hier zunächst in den Hintergrund. Anders im Osten, in den Gebieten der in Damaskus residierenden Omajjaden. Im Gegensatze zu der schroffen Intoleranz
der
byzantinischen
Kirche,
die
jede
Ab-
weichung von ihren D o g m e n mit Härte und inquisitionsähnlichen Verfolgungen
zu ertöten suchte, wurden
die
unter den damaligen Khalifen lebenden Christen, rechtgläubige
wie
behandelt.
Häretiker, keineswegs
als
Unterdrückte
Sie genossen, so lange sie der Obrigkeit
gehorchten, volle Duldung ihrer Religionsübung,
be-
hielten ihre kirchliche Verfassung und blieben auch im Besitze ihrer Kirchen und Schulen.
Wenn
auch nicht
als gleichberechtigte Staatsangehörig'e, lebten sie doch mit der herrschenden Klasse meist in Ruhe und Frieden; einzelne Christen wurden sogar zu Ämtern am Hofe der Khalifen zugelassen. V o n einer Versöhnung der religiösen Gegensätze war allerdings nicht die Rede. In den A u g e n des
Moslem
gegen
blieb
der
Christ
stets ein
den man allenfalls Duldung
glaubenstreue
Christ
mußte
üben
seinerseits
Ungläubiger, durfte;
der
in Mohammed
den Vorläufer des Antichrists und in seiner Lehre das W e r k des Satans erblicken.
Einleitung.
9
Auf solchem B o d e n entstanden die ersten V e r s u c h e der griechischen Polemik g e g e n den Islam. Sie mußten sich hier mit Rücksicht auf die religiösen Anschauungen der H e r r e n des Landes eine gewisse R e s e r v e auflegen; sie durften nicht in g a r zu scharfer und verletzender Form vorgehen. Hierin unterschieden sie sich von den später in Byzanz entstandenen weit heftigeren Streitschriften.
Stimmen aus dem Osten. Johannes von Damaskus. Theodoros Abucara. A l s erster ist hier der als G e g n e r der Bilderstürmer und als vielseitiger theologischer Dogmatiker Johannes
von Damaskus
zu nennen.
berühmte
E r war sara-
zenischer Herkunft, wenigstens spricht dafür der Name eines seiner Vorfahren, Mansur.
Sein Vater Sergios be-
kleidete ein höheres A m t in der arabischen Verwaltung zu Damaskus und Johannes selbst genoß das Vertrauen des damaligen Khalifen — es war vermutlich H i s c h a m (724—743) — in dem Maße, daß er ihn als Protosymbulos, also- in vornehmer Stellung, in seinen R a t berief 1 ).
Doch
g a b Johannes diese Stellung bald auf und zog sich, um sich seinen
literarischen
Arbeiten
zu widmen,
in
das
Kloster des Heiligen Sabas in Palästina zurück, wo er noch vor 754 verstorben ist. In seinein großen dogmatischen W e r k e , die „Quelle der Erkenntnis" genannt, handelt ein Hauptabschnitt von dem Sektenwesen
(TTEQL CCIQEOSIUV)2).
griechisch-philosophischen,
Nachdem er darin die
die jüdischen
und die
ver-
schiedenen christlichen Sekten ihrer Zeitfolge nach kurz dargestellt, kommt er auf die jüngste, die der Ismaeliten oder Sarazenen zu sprechen, die ein zur Zeit des Kaisers ' ) Vgl. das L e b e n des J o h , Dam. bei M i g 11 e , Patr. graec. 94, 436 ff. 2
Titel:
) Krumbacher,
68—71.
TTEoi a'iototü) 1-' er ovvTouictf
Migne, biftv
¡'¡o^avro
94, 677
ff.
y.ai 7ZÖ&SV
Der
volle
yeyövaoii'.
Stimmen aus dem Osten.
Heraklius unter den Arabern auftretender Lügenprophet M a m e d (so nennt er ihn) gestiftet habe.
Mit Hilfe
eines arianischen Mönchs habe er sich flüchtig- mit dem alten und dem neuen Testament beschäftigt
und seine
Volksgenossen durch die Vorspiegelung - gewonnen, daß er seine Lehre in einem vom Himmel gesandten Buche empfangen habe *). Auch der Damaszener sieht hiernach in dem Islam nicht
die Siftung einer neuen Religion,
sondern
nur
einen den übrigen Häresien analogen Abfall vom reinen Christenglauben.
Er wendet sich an die Anhänger mit
ironischen Bemerkungen. „Wie?
Gott soll Eurem Propheten
das Buch
im
Schlafe zugesandt haben? Ihr fordert doch bei den einfachsten Geschäften Kaufe
des täglichen Lebens,
schon
beim
eines Esels die Zuziehung von Zeugen; wo habt -
Ihr denn die Zeugen für die Sendung
des Propheten?"
„Weil wir an Christus als eins mit Gott und
dem
Heiligen Geiste glauben, spottet ihr über uns und nennt uns H ä t e r i s t e n {tiaiqlorai),
als ob wir Gott einen Ge-
nossen gegeben hätten; wenn Ihr aber lehrt, der Logos und der Heilige Geist bestehe getrennt von Gott, so schneidet Ihr der Gottheit ein ihr wesentliches Moment ab, und man müßte Euch daher eher G o t t e s v e r s t ü m m l e r (zoirrcrg TOV 0eov) nennen."
„Ihr werft uns die Verehrung
des
Kreuzes als Bilderdienst vor, betet Ihr aber nicht den Stein der C h a b a t a (gemeint ist wohl die K a a b a zu Mekka) an, weil Abraham mit Hagar auf ihm verweilt oder weil er sein Kamel daran angebunden habe? Und doch ist dieser Stein nichts anderes als das Idol einer von Euch
verehrten
Göttin, deren Züge darauf noch erkennbar sind 2 )." Migne z
a. a. Ü . 764 ff.
) Gemeint ist der von den Arabern vor M o h a m m e d verehrte Morgenstern.
12
Stimmen aus dem Osten.
Daß Johannes die arabische Sprache beherrscht hat, ist schon wegen seiner amtlichen Stellung sicher; es ist daher auch anzunehmen, daß er den Koran im Urtexte benutzt hat, wie sich aus mehreren Zitaten ergibt 1 ). Unter den Schriften findet
des Johannes von Damaskus
sich ein kleiner Aufsatz, der ein Gespräch eines
Sarazenen mit einem Christen wiedergibt 2 ). Disputationen über religiöse F r a g e n und Probleme — seien es wirklich stattgehabte, seien Schablone
es gewissermaßen als eine Art
fingierte — sind keine seltene
Erscheinung
in der byzantinischen Literatur; sie waren eine beliebte Form
des
Meinungsaustausches
mit
Andersgläubigen,
um den endlichen Sieg des Christentums um so glänzender vorzuführen.
Ein Sammlung solcher Gespräche sind von
einem jüngeren Zeitgenossen ceners
Theodoros,
und Schüler
genannt
des Damas-
A b u c a r a,
verfaßt,
der diesen seinen Beinamen seiner Stellung als Bischof (Abu = Vater)
in
Karrhae
in
Mesopotamien
ver-
dankt ). Dreizehn dieser Disputationen sind mit Sarazenen 3
vollzogen und diese machen durchaus den Eindruck, daß sie auf Wirklichkeit beruhen und nicht erfunden Abucara wird sich dabei ursprünglich
sind.
der arabischen
S p r a c h e bedient und sie dann g riechisch abgefaßt haben 4 ). ') So zitiert
er:
yqacpr) ßoiSiov
— Sure 4 ; yoatprj rrjs r^ajreg^s = 2
) M i g n e , Patr. gr. 96,
a/uaaicrjvov SidÄe&s
=
Sure 2;
yoatfi]
ifjs
yvvcuxos
Sure 5 u. a. m.
1336fr.
Der Titel lautet: 'lcodvvov
101: xa.t Xaionavov.
rov
Eine etwas abweichende
Redaktion, deren griechischer Text verloren gegangen ist, ist in lateinischer Übersetzung bei M i g n e , 3
Daß
94, 1595 ff. mitgeteilt.
) Über Abucara vgl. die Vorbemerkungen bei M i g n e , 97, 1440 ff.
er Schüler
des Damasceners
gewesen,
schließt
man aus der Über-
schrift eines bei M i g n e , 94, 1596 mitgeteilten Gesprächs des Abucara "dia
'/ «Jrr~ Iotav.
¿tafxaoy.rjvov".
*) M i g n e , 97, 1504 ff.
Stimmen aus dem Osten.
13
Die an solchen Disputationen teilnehmenden Personen sind meist ohne Namensnennung" allgemein
als Christ
und Sarazene (Agarener, Araber) bezeichnet, führt
sich
aber der
Verfasser
Theodoros Abucara
oder
selbst
als Bischof
zuweilen
mit Namen ein 1 ).
Die
als An-
regung zu den Unterhaltungen geht stets von dem nicht christlichen Teile aus; sie beginnt mit einer F r a g e des Sarazenen nach der Bedeutung eines christlichen Glaubenssatzes, z. B. der Person Christi, seiner Göttlichkeit, seinem Verhältnis zum Logos u. a., der dem F r a g e r entweder unverständlich ist oder den er von seinem Standpunkte verwirft.
D e r angeregte
Gegenstand
gibt
dann
dem
Christen Veranlassung, die von dem Gegner vorgebrachten Angriffe und Einwände, sei es mit Gründen der Dialektik, sei es durch Berufung auf Zeugnisse der Bibel zurückzuweisen. Es finden sich in die Verhandlungen aber auch Anweisungen eingestreut, wie der Christ etwa den Kunstgriffen
eines dialektisch geschulten Gegners begegnen
könne 2 ).
Denn es kam auch vor, daß ein redegewandter,
vornehmer Sarazene
den Bischof zu einem öffentlichen
Redeturnier geradezu herausforderte 3 ). Natürlich enden die Disputationen, wenigstens nach den vorliegenden Berichten, stets mit der Niederlage des Sarazenen, kundgibt; Vorzüge
die sich in seinem schließlichen Schweigen in einem
Falle —- es handelt sich um die
der Einehe vor der Vielweiberei — ließ sich
der Sarazene zu dem Geständnis herbei, ihn fast zum Christen gemacht hätte ). 4
zielten diese Gespräche
Auf Bekehrung
allerdings nicht ab; sie hatten
Vgl. Nr. 2 1 — 2 5 , M i g n e a. a. O. 2
) A . a. O. Nr, 3 5 — 3 6 .
3
) Nr. 2 1 — 2 5 .
4
) Nr. 24. — [uv.00v
daß Abucara
it£ XotoTiaroi•
TteTtoir^sv.
14
Stimmen aus dem Osten.
einen
ausgesprochen
finden
sich
Mohammed
in
apologetischen
ihnen
nur
vereinzelte
und seine Lehre,
glimpflicher Form
Charakter,
daher
Angriffe
auf
und auch diese in recht
Der Bischof war klug genug, es mit
seinen andersgläubigen Landsleuten nicht zu verderben. Zur Charakteristik hannes
der
oben
Damascenus
erwähnten, dem
zugeschriebenen
Jo-
Disputation
sei einiges aus ihrem Inhalt mitgeteilt. Sie
beginnt
mit der
Frage
des Sarazenen
dem Urheber des Guten und des Bösen. von der fatalistischen Lehre
nach
W e r wie er
der unbedingten Voraus-
bestimmung aller Geschehnisse überzeugt ist, muß Gott auch
für
den
Urheber
des
Bösen
ansehen.
Der
Christ dagegen betrachtet den Teufel als die alleinige Quelle
des Bösen, wenn auch dem Menschen die freie
Willensbestimmung (ro auti'S,o6oiov) von Gott eingeräumt ist.
Zum Beweise
Theorie
führt
er
der Unrichtigkeit
der
gegnerischen
aus, daß nach ihr die Mörder
und
Räuber trotz des göttlichen und menschlichen Verbotsgesetzes nicht gestraft werden durften, weil sie ja auch in
ihren
hätten ). 2
Schandtaten
den
Willen
Gottes
ausgeführt
W e i t e r fragt der Sarazene nach dem Schöpfer
der Kinder im Mutterleibe,
mit dem
Hintergedanken,
daß, wenn dies Gott ist, er auch als Urheber des von dem spätem Menschen Dem
begegnet
begangenen Bösen sein müsse.
aber der Christ mit dem Hinweis, daß
Gott nach dem ersten Schöpfungsakte nichts Neues mehr geschaffen
habe.
Die Schöpfung Adams sei zwar sein
Werk, die der Nachkommen aber nicht; eine allerdings sehr seltsame Beweisführung
') N r . 1 9 , 2 0 a. a. O. *) M i g n e ,
96. 1 3 3 6 ff.
Zum
Schluß stellt
der
Stimmen aus dem Osten.
15
Sarazene noch die Frage, wen man höher zu schätzen habe, den, der heiligt, oder den, der geheiligt werde? Der Christ merkt sofort seine geheime Absicht, Jesus gegen den Täufer herabzusetzen und führt ihn in einer treffenden Antwort ab. „Wenn du in Begleitung deines Dieners ins Bad gehst und dich von ihm waschen und reinigen läßt, so wirst du doch deinen Diener nicht für den Höhern erachten. Ziehe also die Folgerung für Johannes, der Jesus im Jordan taufte." Darauf blieb der andere die Antwort schuldig Das. Merkwürdigste an dieser Disputation ist aber, daß ihr wesentlicher Inhalt mit vier der Abucaraschen Sammlung angehörigen getrennten Gesprächen übereinstimmt (Nr. 35 — 38) 2 ) und von diesen sich nur — abgesehen von der Zusammenziehung zu e i n e r Unterredung — durch eine Anzahl von Zusätzen und Erweiterungen unterscheidet. Es entsteht daher die Frage, welche von den beiden Redaktionen als die ursprüngliche anzusehen sei. Vergleicht man die Texte miteinander, so wird man sich für den des Abucara entscheiden müssen, denn seine Darstellung ist nicht nur die kürzere, einfachere, sondern auch die originellere. Die Zusätze in dem andern Texte verraten ein wenig geschulte Hand und gewiß nicht die eines Mannes von der Bedeutung des Johannes Damascenus. Daß dieser, wie es in der seinen Namen führenden Disputation geschehen, dem Araber gegenüber die Bestrafung der Juden durch Titus, Vespasian und die Griechen (!!)3) als Beweisgrund geltend gemacht haben könnte, ist völlig ausgeschlossen. Die Zusätze zu dem ursprünglichen Texte des Abucara Migne, 2
) Migne,
3
1 3 4 5 , 48. 97, 1 5 8 8 ff.
) Migne, 1341.
i6
Stimmen aus dem Osten.
werden vielmehr von einem Überarbeiter gemacht worden sein, und dieser wird auch die Vereinigung der getrennten Gespräche zu einem einzigen bewirkt haben. Er hat sich dabei des Namens des berühmten Theologen als Deckblatt bedient, um seiner Arbeit g-rößeres An sehen und bessere Verbreitung zu sichern, ein Verfahren, das damals ebensowenig anstößig erschien, wie die wörtliche Entlehnung ganzer Stücke aus fremden Werken, ohne den Autpr zu nennen. So hat auch um die Mitte des elften Jahrhunderts der Bischof S a m o n a s von Gaza ein Gespräch des Abucara über die Transsubstantiation 1 ) in einer von ihm verfaßten kleinen Schrift benutzt, in der er auf einer Reise nach Emesa eine Unterhaltung mit seinem Reisegefährten, dem Sarazenen Achmed, über die Bedeutung" der Abendmahlslehre wiedergibt 2 ).
Bartholomaeos von Edessa. Eine weitaus schärfere Tonart wie in den bisher besprochenen herrscht in einer gleichfalls aus dem ehemaligen griechischen, fernen Osten stammenden Schrift, die aber einer etwas spätem Zeit angehört. Sie ist „Widerlegung eines Agareners" betitelt und ist von einem in Edessa, der aus der christlichen Legende bekannten Hauptstadt der alten Landschaft Osroene lebenden Mönch B a r t h o l o m a e o s verfaßt, von dem wir außer diesem Namen und der Tatsache, daß Edessa seine Vaterstadt gewesen, sonst nichts wissen3). Er Nr. 22. 2)
Migne,
Patr. gr. 120, 121 ff.
3)
Migne,
Patr. gr. 104,
eXsy^os Tov
Wyao/^vov.
1387ff.
BaQ&oloftaiov
rov
'Edeoorivov
S t i m m e n aus dem O s t e n .
nennt sich selbst einen einfachen ohne
gelehrte
Bildung-,
dieses Selbsturteil.
und
17
unwissenden Mönch
seine
Schrift
bestätigt
In rauher, derber Sprache, fast im
T o n e eines Volkspredigers geschrieben, ist sie ein leidenschaftliches Pamphlet,
worin der glaubenseifrige, streit-
bare Verfasser die Schale seines Zorns über die Feinde Christi, die Anhänger
des Lüg-enpropheten ausschüttet.
In fortlaufender Gegenrede und Erwiderung wendet er sich
an
die
Person
eines
nicht
näher
bezeichneten
Agareners, in der er zugleich alle seine Volksgenossen bekämpft
und zu widerlegten sucht.
Seine Darstellung
läßt den Mangel wissenschaftlicher Schulung erkennen. Sie
entbehrt fester Ordnung,
einem
Gegenstände
zu einem
springt andern
willkürlich
von
über und leidet
an öfteren Wiederholungen, doch fehlt es dem Verfasser nicht
an
einem
und auch Verfüg-ung. ihm
guten
Maße
beißender Witz
natürlichen
und Hohn
Verstarides,
stehen ihm zur
Der Verfasser versichert — und wir dürfen
das glauben — daß er aus den Quellen selbst ge-
schöpft, und nicht nur den Koran, sondern auch sonstige Mohammed
betreffende
Chaldäer ) gelesen nicht selten sein er
Schriften
der
und studiert habe.
1
Araber Doch
und
versagt
durch Parteilichkeit getrübtes Urteil;
ist leicht geneigt, Fabeln und Legenden für W a h r -
heit anzunehmen, sofern sie nur geeignet sind, das Bild des verhaßten Propheten zu schwärzen. D e r Anfang
der Schrift ist verloren g-egangen,
er
enthielt die Ang-riffe des Agareners auf die Grundlehren des Christentums;
das zeigt der jetzt vorhandene Ein-
gang, in dem die bekannten Einwände g e g e n die Person sind.
Daran
schließt sich der eigentliche Inhalt der Schrift;
und Doppelnatur
die Er-
*) D . h. syrische
Christi wiedergegeben Christen.
G ü t e r b o c k , Der Islam.
2
i8
Stimmen aus dem Osten.
widerung des Verfassers, in denen er die Behauptungen seines Gegners und damit zugleich dessen Glaubenslehre in. ihren wichtigsten Sätzen zu widerlegen sucht. Er beginnt mit dem islamischen Gottesbegriff „Du nennst, ruft er dem Agarener zu, Gott den Erbarmer und Barmherzigen, kein
in Wahrheit
ist
dein
Gott
aber
lebendiges, unsterbliches Wesen, sondern der bei
den Arabern
von
jeher
unter
verschiedenen
Namen
verehrte Morgenstern, und auch die Namen A l l a h oder Samet,
womit
der Koran
beginnt,
bedeuten nichts
anderes als eine runde, gehämmerte Gestalt 1 )." Den
Hauptstoß führt er dann gegen
Mohammeds als angeblichen Propheten Gottes.
die
Person
und Gesandten
Mit Entrüstung weist er die Anmaßung zurück,
ihn, der sich während seines Lebens der schändlichsten Laster schuldig g-emacht habe, Christus gleich oder g a r über diesen denn
zu stellen.
er habe
E r sei kein Prophet
weder Zukünftiges
Wunder verrichtet;
gewesen,
vorausgesag-t,
noch
aber auch nicht Gesandter Gottes;
denn für seine göttliche Botschaft fehle jeder Beweis; eher
könnte
der
Engel
Gabriel
Gesandter
g-enannt
werden, während Mohammed sich mit der Bezeichnung eines bloßen Briefboten begnügen angebliche
Himmelfahrt
müßte 2).
Für
seine
aber und seinen persönlichen
Verkehr mit Gott g e b e es nur die unglaubwürdige Aussage seiner eigenen T o c h t e r Fatima 3 ).
*) M i g n e ,
1386, 1396.
Samet
ist
Und
welches
das arabische S a m m e d ,
das eigentlich, festgefügt, in sich abgeschlossen, aber auch ewig bedeutet. Vgl. K o r a n
Sure
112.
Im Griechischen wird es mit bXoefvooe
gegeben, woraus dann bei einigen, z. B . von Niketas blöoyaioos verdreht worden ist. 2 3
) Migne,
) Ebenda
Vgl. S p r e n g e r 1388fr.,
1392.
1417.
a. a. O. 2, 3 3
Anm.
wiederkugelrund
S t i m m e n aus d e m
Osten.
19
Heil könne seine L e h r e seinen Anhängfern bringen, die nur in der Formel besteht:
„Es
gibt keinen Gott als
(unsern) Gott and Mohammed ist sein Gesandter."
Dabei
habe er selbst erklärt, daß von den 72 Stämmen seines Volkes nur einer die Seligkeit des Paradieses genießen werde,
die übrigen
aber dem V e r d e r b e n anheimfallen
müssen. Die sich befehdenden verschiedenen Sekten, in die die Gläubigen gespalten sind, beweisen den Mangel an Einigkeit im Glauben 1 ). Und
nun
zum
Koran.
Wie
dürfe
man
ihm,
der von L ü g e n und Falschheiten erfüllt ist, göttlichen Ursprung keit an
beimessen, mit Gott
wie
ihn
verbundenen
Logos) in Verbindung setzen 2 )? Koran
mit
dem
göttlichen
von
Ewig-
Wort
(dem
Man wisse ja, daß der
erst nach Mohammeds Tode
auf Veranlassung
seines Nachfolgers A b u b e k r durch O t h m a n , dem der Prophet
seine
Aussprüche
diktiert
hatte,
zusammen-
gestellt worden, und daß sein Original in dem Kuppelgewölbe
der
werde 8 ).
So g e r i n g
Täuferkirche werde
zu
Damaskus
der K o r a n
aufbewahrt
geachtet,
daß
selbst die Kinder bei ihren Spielen auf offenem Markte mit dem Buche ihren Scherz und U n f u g trieben 4 ). Dann spottet Bartholomaeos über die von Mohammed gebotenen
rituellen
Gebräuche,
insbesondere
die
jedem Gebete vorgeschriebenen W a s c h u n g e n M i g n e , Xavtyä),
H a m b e l i t e n 2
14OI.
Erwähnt
die S c h a f e i t e n (Axfiär 1 3 9 3 ff.
') M i g n e ,
1444.
Jafiaov.ov
eis
x, T. X.
werden:
die
H a u e f i t e n
die M a l e k i t e n
Kai
roovU.av
10
TIQCOTOTVTIOV
Trjs exxXrjoias
Die Täuferkirche
b e f a n d sich
toviov TOV
) M i g n e ,
(ä.-rö und die
ex Y„ei(/os
TTQoboouoii
noch
h u n d e r t im g e m e i n s a m e n B e s i t z der Christen und der 4
(J/eXxl)
yapTilX).
) Migne,
^OO'F.iäv xecrai
(Sstjl),
vor
verschie-
rov
eis TT}V
im neunten J a h r -
Moslims.
1396. 2*
20
Stimmen aus dem Usten.
dener Körperteile, die Ableg'ung des Obergewandes, goldener R i n g e usw. Das sei das Wesentliche der L e h r e ; als ob Wasser oder Sand mit dem Schmutz des K ö r p e r s auch den der Seele abzuwaschen vermögen 1 ). „Und wie d ü r f t i g ist Euer Gottesdienst ausgestattet," ruft er dem G e g n e r zu, „Ihr habt keinen wahren Tempel, keinen A l t a r noch Psalmgesänge noch Sündenvergebung. Einer von Euch steigt auf eine E r h ö h u n g neben der Moschee und ruft, indem er einen Finger an das Ohr, den anderen an den Hintern legt, mit lauter Stimme: „Gott ist groß, ich bezeuge, kein Gott ist unserm Gotte gleich und Mohammed ist Gesandter Gottes." Ihr aber t r e t e t in die Moschee, leg't Eure Oberkleider vor Euch hin, betet die b e k a n n t e Formel, b e u g t Euch nach rechts und dann nach links, sprecht „Friede sei mit uns mit dem barmherzigen Gotte" 2 ). Das ist alles! Den Schluß der Schrift macht ein Abriß des Lebens Mohammeds, das der Verfasser entworfen hat, um seinen Bekennern das wahre W e s e n des falschen Propheten vorzuführen. In dieser Skizze ist manches Richtige mit einer Anzahl von Fabeln und unglaubwürdigen Nachrichten gemischt, die den geschichtlichen W e r t der Mitteilungen stark beeinträchtigen. Im ganzen richtig orientiert zeigt sich der Verfasser in betreff der Herkunft des Propheten und seiner Familienverhältnisse; er zählt z. B. seine Vorfahren bis über die zehnte Generation auf. Was er aber über die Zwistigkeiten seines Großvaters A b u m o t a l e b mit seinem Bruder K o r e s und über die Rolle, die darin Mohammeds Vater ') M i g n e , 2
) Migne,
1405 ff., 1414, 1405, J440.
Allerdings hat Barth, hier viel übertrieben.
Stimmen aus dem Osten.
g'espielt 1 ),
Abdallah
berichtet, trägt den Stempel der
Erfindung - an sich, und ist nur bestimmt, -
Koreischiten
g egen
ihn
den Haß der
zu rechtfertigten.
Unrichtig
ist auch, daß seine Mutter Jemena (Amina) eine Sklavin gewesen, die zu den schmutzigsten Diensten verwendet worden 2 ), sowie
daß seine erste Frau Chadidscha
ein
junges Mädchen g-ewesen, daß er durch seine romanhafte W e r b u n g gewonnen habe 3 ). Was
Bartholomaeos weiter über
Mohammeds
Er-
ziehung-, durch seinen Oheim A b u t a l e b , seinen V e r k e h r mit dem Nestorianermönche, seine wunderbare B e r u f u n g , sein erstes Auftreten, seine Flucht nach Medina und die Kämpfe
mit
den
Meccanern
berichtet,
kann
bis
auf
einige Ausschmückungen mit der bekannten Uberlieferung im Ganzen in Einklang gebracht werden.
Anders steht
es mit zwei merkwürdigen Nachrichten,
die aus recht
trüben Quellen würdige
Zeugnisse
beschuldigt, Tötung
geschöpft sein
neben
fehlen. anderen
müssen, für die glaub-
Darnach
wird
Grausamkeiten
Mohammed auch
die
seines Wohltäters Abutaleb bewirkt zu haben,
weil dieser seine göttliche Sendung bezweifelte, während feststeht, daß Abutaleb
im hohen A l t e r
im J a h r e 6 1 9
verstorben ist4). Und in das Reich der Fabeln muß ebenso verwiesen werden, was hier über das Ende des Propheten berichtet wird.
Er sei von einer ihm feindlich gesinnten
') M i g n e ,
1 4 2 1 ff.
2
) Migne,
1425.
3
) A . a. O. 1 4 2 0 ff.
Aiaaai
Von
den sonstigen Frauen Mohammeds
die Tochter A b u b e k r ' s und die Ä g y p t e r i n Merjam
ferner werden mit N a m e n
erwähnt die vier S ö h n e
werden
hervorgehoben;
und die Tochter
des
Propheten P h a t m a , die Gattin seines Neffen, des spätem K a l i f e n A l i ,
so-
wie dessen Söhne Hassan und Hussein und deren Ermordung durch „ M a ß i a " (Moawijah). 4
) Migne,
1437.
Vgl. S p r e n g e r ,
2, 147,
515.
Stimmen aus dem Osten.
22
Volksmenge, vor der er sich g e w e i g e r t habe ein W u n d e r zu vollbringen, an den Schweif eines trunken gemachten Kamels g-ebunden und so zu Tode geschleift worden'). Nun gehört aber sein auf dem Krankenbett erfolgter Tod zu den aus seiner Geschichte sicher beglaubigten Ereignissen. Daß der Edessener Mönch dieser Schilderung, die den Stempel verleumderischer Erfindung t r ä g t , Glauben schenken konnte, erklärt sich aus dem tief gewurzelten Haß, den er dem Stifter der christenfeindlichen Religion entgegenbrachte. Doch g e n u g von dem Inhalt dieser eig-enartig'en Streitschrift, die wert wäre, von der sachkundig-en Hand eines Orientalisten näher geprüft zu werden. Eine F r a g e bleibt noch zu erledigen, nämlich die nach der Zeit der Entstehung dieser Schrift. Man hat angenommen, daß ihr Verfasser ein Zeitgenosse des P h o t i o s gewesen sei 2 ); ein Beweis ist für diese Annahme nicht erbracht worden. Wohl aber ergeben sich aus der Schrift einige Anhaltspunkte dafür, daß Bartholomaeos von Edessa und sein W e r k einer spätem Zeit angehören. Zunächst Sprachliches. Er verwendet eine Anzahl Ausdrücke, die noch dem Vulgärgriechischen des neunten Jahrhunderts fremd, die zum Teil sogar erst infolge näherer Bekanntschaft mit den Franken und Lateinern in das byzantinische Griechisch aufgenommen sind 3 ). Dies würde auf die Zeit der Kreuzzüge hindeuten. Ferner wird an einer Stelle eine Briefsendung von Babylon an einen nicht näher bezeichneten Sultan er') M i g n e , 1445. 2
) E h r h a r d t - K r u m b a c h e r ,
3
) Z. B . ov.Xaßä, fovaaTOv
(Seife) y.aro-itÜiov
(Katze)
fitwSqiior
L e x i c . med. et infim. Graecitatis.
7 8 , A n m , 3.
(Heer) äovya
(Gabe) •/.aloyr^os
(Oberkleid)
oano-vi'iof
u. a. vgl. D u c a n g e ,
Stimmen aus dem Osten.
wähnt 1 ). Nun führt seit Ende des zehnten Jahrhunderts diesen Titel der Herrscher von Ägypten 2 ), dessen Residenz Kairo in damaliger Zeit ebenso wie B a g d a d mit Babylon bezeichnet wurde. In B a g d a d g a b es jedenfalls keinen Sultan. Gemeint kann in jener Stelle also nur der ägyptische Sultan sein. Endlich noch folgendes: Edessa hat während des elften Jahrhunderts mehrmals ihren Herrn gewechselt; aus den Händen der Moslims fiel es auf kurze Zeit in die der Byzantiner, ging dann aber wieder an jene verloren, bis die Kreuzfahrer die S t a d t eroberten und hier ein fränkisches Fürstentum gründeten. Würde Bartholomaus sich seine so überaus scharfe Sprache g e g e n den Islam und dessen Stifter erlaubt haben, wenn Edessa noch unter mohammedanischer Herrschaft gestanden hätte? Die größere Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß er seine Schrift zu einer Zeit verfaßt habe, da seine Vaterstadt von dem Joche der Ungläubigen befreit' gewesen war. Näher fest zu bestimmen, ist freilich unmöglich. M i g n e , 1 3 8 9 . öraf
ibs yoaiiuuionol 2
j Später
äxd
Baßv).ä>fo;
rt» '¿oy^Tai Tiooi toi'
—ovXravbt'
v-, r . X. hießen
Sultan
auch
die
türkischen Herrscher von R u m .
Höfische Streitschriften aus der Zeit der makedonischen Dynastie und der Komnenen. Niketas von Byzanz. In der Hauptstadt des Reiches setzte die literarische Bewegung- zur Bekämpfung des Islams erst gegen Ende des neunten Jahrhunderts ein. B a s i l e i o s , der makedonische Bauernsohn, der vom kaiserlichen Stallknecht zum Mitregenten des unfähigen und sittenlosen Kaisers M i c h a e l III. emporgestiegen war, hatte nach dessen Ermordung (23. Sept. 867) mit kräftiger Hand die Zügel der Herrschaft ergriffen. Seine neunzehnjährige R e gierung bildet eine rühmliche Episode in den sonst so trüben Zeiten der Geschichte der Romaeer. Basileios trug sich, nachdem er die Araber in Sizilien und Unteritalien unterworfen hatte, mit dem abenteuerlichen Plane, sie von ihren Irrlehren zu befreien, und sie zum wahren Glauben zu bekehren. Zur Ausführung dieses Gedankens fand er eine geeignete Persönlichkeit in dem Byzantiner N i k e t a s , dem seine Zeitgenossen wegen seiner gerühmten dialektischen Methode den Ehrentitel eines Philosophen beigelegt hatten 1 ). Niketas stand in näheren Beziehungen zu dem großen P h o t i o s , der bei des Übel N i k e t a s gleichen Namens
Byzantios,
zum Unterschied
vgl. die Vorbemerkungen
583 ff.. E h r h a r d t - K r u m b a c h e r
79.
bei M i g n e ,
von
anderen
Patr. gr. 105,
Höfische Streitschriften aus der Zeit der makedonischen Dynastie.
25
Kaisers Regierungsantritt zwar m Ungnade gefallen und abgesetzt, dann aber 877 zum zweitenmal zum Patriarchen der Hauptstadt berufen worden war seinem Namen
hatte Niketas
Für ihn und unter
ein theologisches
schreiben
als Erwiderung auf einen Brief
A s c h od
von
einige
Armenien
dogmatische
zu
Fragen
dessen
verfaßt.
des
SendKönigs
Belehrung Derselbe
über
Niketas
wurde nun vom Kaiser veranlaßt, eine W i d e r l e g u n g des „törichten, schändlichen Buches des Arabers Mohammed und des darin enthaltenen Irrglaubens der A g a r e n e r " zu schreiben ').
So entstand die erste in Byzanz erschienene
Streitschrift wider den Islam. Daß aber Basileios es gewesen, von dem die A n r e g u n g dazu ausgeg - ang - en war ergibt deutlich der Lobeshymnus, den der Verfasser in semer Einleitung dem Kaiserwidmet. Nachdem er hier seiner weisen R e g i e r u n g im allgemeinen gedacht hat, hebt er besonders seine Bemühungen zur Herstellung des kirchlichen Friedens und der Predigt des wahren Evangeliums hervor, erwähnt ferner seine gesetzgeberischen Reformen (die Vorarbeiten zu den Basiliken), und rühmt schließlich seine Siege über die Araber,
die
er nicht nur mit dem Schwerte, sondern auch mit den W a f f e n des wahren Glaubens zu unterwerfen gedachte 2 ). Alles das trifft nur zu für B a s i l e i o s , k a n n aber in keiner Weise
weder auf seinen Vorgänger, den Trunkenbold
M i c h a e l noch auf seinen Sohn und Nachfolger Kaiser L e o n bezogen werden. Und damit gewinnen wir zugleich einen Anhalt dafür, wann ungefähr die Schrift des Niketas
M i g n e
669 ff.
„avTioyrjms
d/.oymrdr>;s y.cü /ivoa^mTärr^ 7t).a0T0yQacpd'Ei0rts, rjroi rij^ 2)
a. a. O. (172,
ßißlov TÜJV
xai
d.vaoxevf)
r f j j Ttaou
rov
xat
eXeyyos
Aoaßog
Ayaortva>v v>sv$covvfiov
rrji
Miodfier
7TIOT£f»s."
26
Höfische Streitschriften aus der Zeit der makedonischen Dynastie.
entstanden sein kann.
D a des Basileios A r a b e r s i e g e in
die. J a h r e 875—878 fallen, sein T o d aber 886 eintrat, so wird man die Abfassung - der Schrift in diesen Zeitraum setzen dürfen. Sie zerfällt in drei Abschnitte, getrennt sind.
die auch
D e r erste — wesentlich
äußerlich
apologetischen
Inhalts — behandelt die Grundwahrheiten des Christentums nach der dem V e r f a s s e r eigentümlichen „syllog'istischdialektischen,
mit
natürlichen
Arg-umenten
gepaarten
1
Methode" ). Es werden hier Begriff und die Eigenschaften Gottes, die Göttlichkeit
des Sohnes und des
Heiligen
Geistes, und das D o g m a derTrinität in ihrer substantiellen Einheit der drei erörtert, eine Lehre, die den Moslims, als
Bekennern
eines reinen
Monotheismus
am
aller-
2
unannehmbarsten erschien ). Ob die künstlich-scholastische Beweisführung, deren sich der V e r f a s s e r bedient, geeignet war, auch nur e i n e n der Islamgläubigen von ihrer Richtigkeit zu überzeugen, muß bezweifelt werden. Im zweiten Abschnitt wendet Niketas sich zu seinem eigentlichen enthaltenen
Thema, der W i d e r l e g u n g Lehren.
der im
Daß er die Person
Koran
Mohammeds
so niedrig als möglich einschätzt, ihn fort und fort mit den stärksten Schmähworten
bedenkt, als unwissenden
schamlosen Lüg - ner, als falschen Propheten, Verführer, als Satanssohn
und jeder
göttlichen und menschlichen
Weisheit bar brandmarkt, darf bei einem strenggläubigen Vertreter der orthodoxen K i r c h e nicht auffallen.
Auch
sein Urteil über den K o r a n ist ein abfälliges. Oft g e n u g erklärt er ihn für ein unvernünftiges, ohne System zusammengeworfenes
J
) Mi g ne,
2
) Niketas,
Machwerk,
673. Nr. 3 — 25.
voll
von
Lügen,
Fäl-
H ö f i s c h e Streitschriften aus der Zeit der m a k e d o n i s c h e n D y n a s t i e .
i "
schungfen, Fabeln und W i d e r s p r ü c h e n ; seine S p r a c h e sei weder
die
Würde
einer
Prophetie,
buchs;
entspreche
noch
der
sie
eines
der
Gesetz-
unbegreiflich sei, wie M o h a m m e d zu behaupten
wag-e,
daß
er
den K o r a n
„ W o sei denn G o t t für
noch
eines R e l i g i o n s b u c h s
die
von
Gott
empfang-en
ihm erschienen?
Wo
göttliche H e r k u n f t des B u c h e s ? "
habe.
die
Zeugen
Wie
anders,
da Moses seine Gesetzestafeln vom B e r g e in G e g e n w a r t von m e h r als sechshundert Z e u g e n h e r a b g e b r a c h t hat 1 ). D a ß Niketas den
arabischen T e x t
des K o r a n s
be-
nutzt hat, erscheint ausgeschlossen, da nichts darauf hindeutet,
daß er dieser S p r a c h e
mächtig
gewesen;
viel-
mehr wird ihm eine g r i e c h i s c h e U b e r s e t z u n g v o r g e l e g e n haben,
die damals wohl im byzantinischen R e i c h e ver-
breitet
gewesen
sein
mag.
Eine
Anzahl
von
Miß-
verständnissen und Irrtümern, die sich bei Niketas finden, sind dalier wenig-er ihm als dem
mit
dem
Arabischen
nicht g e n ü g e n d vertrauten U b e r s e t z e r zur L a s t zu legen 2 ). D e r arabische T e x t zählt bekanntlich
114 Kapitel
oder
S u r e n des Korans, während Niketas, da er die erste nur eine A n r u f u n g G o t t e s enthaltende S u r e außer B e t r a c h t läßt, nur deren 113 annimmt.
Infolgedessen bleiben bei
ihm die K o r a n z i t a t e stets um eine Zahl g e g e n den U r t e x t zurück.
Die
Uberschriften
der S u r e n
sind
griechisch
nach der benutzten Ü b e r s e t z u n g w i e d e r g e g e b e n 3 ) , nahmsweise finden sich arabische Titel Transscription
beibehalten 4).
') N i k e t a s , 2)
U . a. die
für e i n e K u g e l 3)
'Ai.iSao
27,
28.
Mohammed
(òi.óarfai^oi)
Z. B . S u r e 6 9
101 —
£(='
RÒ
Y.aoà
griechischer
Wahrscheinlich hatte der
zugeschriebene
gehalten.
Behauptung,
N i k e t a s
M e i s t in d e n F o r m e n w i e : èli r à ; yvraixai,
4)
Sure
Nr.
in
aus-
tU
TÒ
'Axxà
-
Elkariath,
Elazr, die N a c h m i t t a g s z e i t .
= die
habe
f(V r i j r roani£/;»•
Elhakka,
die
Pochende,
Vgl.
er
Gott
29.
N i k e t a
u. a.
Unwiderrufliche,
Sure
103
Nr.8o,
82.
f;V
TÒI'
28
Höfische Streitschriften aus der Zeit der makadonischen Dynastie.
Koranübersetzer
selbst sie nicht verstanden
und auch
Niketas hat mit ihnen nichts anzufangen gewußt. Eingehender siebzehn ihnen
hat sich Niketas nur mit den ersten
Suren
(2—18)
ein besonderes
er die einzelnen
und
jeder
von
Kapitel gewidmet 1 ).
Hier
geht
Suren
beschäftigt durch,
hebt daraus
meist
in
wörtlicher Übersetzung diejenigen Stellen hervor, die er seinem Zwecke
entsprechend
der Kritik
oder
Wider-
legung für wert und bedürftig erachtet und knüpft daran seine polemischen Bemerkungen.
Von Sure 19 ab hat
er die Einzelbehandlung a u f g e g e b e n und sich damit begnügt, die folgenden bis zum Schlüsse
in einem Ge-
samtkapitel
gelegentlichen
zusammenzufassen
und. mit
Bemerkungen zu begleiten 2 ). Mit besonderer Vorliebe Stellen oder
behandelt Niketas solche
des Korans, in denen des mosaischen Gesetzes
des Evangeliums
g e d a c h t wird, oder die sich auf
namhafte Persönlichkeiten
sei es aus dem K r e i s e
des
alten Bundes wie Abraham, Noah, Moses u. a. sei es auf die Person und das Wirken J e s u beziehen.
Denn Juden
wie Christen waren Faktoren, auf
die Mohammed
Gründung
Rücksicht
mußte.
seiner
Schon
Judentum
neuen
lange
unter
den
vor
Religion seinem
Arabern
Auftreten
verbreitet,
von Stämmen — ob eingewanderte kann dahingestellt und genossen
war
das
eine Anzahl
oder
eingeborene
bleiben — lebten nach
der
Thora
an einzelnen Orten, z. B . in Medina
heblichen Einfluß.
bei
nehmen
er-
A b e r auch an Bekennern des Evan-
geliums fehlte es unter den arabischen Stammesgenossen
In
der Überschrift
sind
M i g n e , 672. 2
) Niketas
Nr. 7 7 — 8 0 .
versehentlich
nur
16
Kapitel
erwähnt.
H ö f i s c h e S t r e i t s c h r i f t e n aus der Z e i t der m a k e d o n i s c h e n D y n a s t i e .
nicht;
meist
Kirche
waren
nicht
es
allerdings
anerkannte
J a k o b i t e n u. a.
Haeretiker
der wie
orthodoxen Nestorianer,
V o n ihnen hatte M o h a m m e d v o r s e i n e r
Berufung-
wertvolle A u f k l ä r u n g
in
ferneren
seiner
von
29
Laufbahn
e r h a l t e n und w a r a u c h
mit
den
arabischen
und
a e t h i o p i s c h e n C h r i s t e n in n ä h e r e B e z i e h u n g e n g e t r e t e n Ihm
galten
Schriften,
die T h o r a
und
er
und
das E v a n g e l i u m als h e i l i g e
verehrte
Moses
u n d Jesus
als
gott-
g e s a n d t e P r o p h e t e n u n d V o r l ä u f e r s e i n e r e i g e n e n Mission. A l l e r d i n g s s t a m m e n s e i n e A n s c h a u u n g - e n ü b e r die P e r s o n J e s u v i e l f a c h aus a p o k r y p h e n Quellen und v o l k s t ü m l i c h e n Legenden Kirche
und
nicht
standen- mit
in
Einklang.
denen Sie
der
spiegeln
herrschenden sich
in
zahl-
r e i c h e n S t e l l e n d e s K o r a n s wieder, und g-egen diese s o g . Mythen
und
Lügenfabeln
die AngTiffe unseres
richteten
sich
hauptsächlich
Niketas.
E s w ü r d e zu w e i t führen, wollten wir an der H a n d d e s N i k e t a s die e i n z e l n e n S u r e n und w a s er zur W i d e r l e g u n g der darin b e h a n d e l t e n M a t e r i e n v o r b r i n g t , gehen.
Es
wird
genügen,
aus
einige charakteristische Beispiele S u r e 3, H a u s A m r a m
der
Fülle
des
durchStoffs
hervorzuheben.
(Imram)
betitelt,
enthält
e i n i g e b e m e r k e n s w e r t e A u s s p r ü c h e ü b e r Jesus und s e i n e Herkunft2).
In
Mißachtung
der
geschichtlichen
Tat-
s a c h e n hat M o h a m m e d die G e b u r t Jesu in das m o s a i s c h e Zeitalter z u r ü c k v e r l e g t , w e i l es ihm darauf a n k a m , seine beiden V o r g ä n g e r rücken.
auch
zeitlich
in n a h e B e z i e h u n g
zu
M a r i a , die M u t t e r Jesu, w i r d zu einer T o c h t e r
Amrams3)
gemacht,
der
nach-
der
biblischen
Uber-
l i e f e r u n g der V a t e r Mosis, des A a r o n und einer T o c h t e r 1)
S p r e n g e r ,
2)
S u r e 3, 90
s
) J a m b r a
ff. hei
2,
1 6 0 f f . , 3, 4 8 8 f f .
N i k e t a s N i k e t a s
Nr. 41
41—44. ist d e r s e l b e
Name.
jO
H ö f i s c h e Streitschriften aus der Zeit der makedonischen Dynastie.
Mirjam gewesen ist.
Mit dieser letzteren hat Mohammed
— vielleicht nicht ohne Absicht — die Mutter Jesu zusammengeworfen. ausdrücklich
Zwar nennt der K o r a n sie nirgends
„Schwester
Mosis",
wohl
aber
Stelle (Sur 19, 29) „Schwester A a r o n s " .
an
einer
Niketas
ent-
rüstet sich über solchen Anachronismus und geißelt ihn als eine A u s g e b u r t keit.
des Wahnsinns und der Gottlosig-
A l s leere Erfindung und L ü g e weist Niketas auch
ein in S u r e 3 aus apokryphischen Quellen
stammendes
Wunder J e s u zurück, daß er nämlich einen V o g e l aus Ton gebildet und ihm L e b e n eingehaucht habe 1 ). Über
den
Tod J e s u
sprechende Äußerungen. Gott
sprach:
finden
sich im K o r a n wider-
In Sure 3 heißt es:
„O Jesus,
lassen, dann will ich Dich
ich
will
Dich
sterben
zu mir erhöhen, ich will
Dich trennen von den Ungläubigen und Deine Nachfolger setzen über sie am T a g e der Auferstehung." In S u r e 4 wird d a g e g e n das Märchen vorgetragen, daß Jesus garnicht gestorben sei: Die Juden sagen zwar:
„ W i r haben den Messias,
den Sohn der Maria, den Gesandten Gottes getötet," In
Wahrheit
haben
sie ihn nicht getötet,
sondern
einer ihm Ahnlicher ist ihnen überliefert worden. Hier wird
also mit dem Leugnen
des
wirklichen
Todes J e s u auch dessen A u f e r s t e h u n g verworfen. Niketas sieht darin eine teuflische Bosheit Mohammeds; er habe nicht gewagt, die Auferstehung des Gottessohnes zu bekennen, weil
er besorgt war,
daß seine A n h ä n g e r ein
gleiches Wunder auch von ihm fordern und beim Nichteintritt an ihm irre werden könnten 2 ).
') N i k e t a s
Nr.
2
Nr. 48.
) Niketas
41.
H ö f i s c h e Streitschriften aus der Zeit der m a k e d o n i s c h e n Dynastie.
j i
In Sure 61 sucht Mohammed seine göttliche Mission durch die Jesus in den Mund gelegte Äußerung zu rechtfertigen : „ O Ihr Kinder Israels — ich g e b e Euch frohe Botschaft von
einem
nach
mir kommen
Niketas sieht hierin den Gipfel der
Verlogenheit
wird, mit Namen Mohammeds.
Gesandten,
der
Achmed1)."
Doch wird man ihn und seine
visionäre
Phantasie wohl milder beurteilen, wenn man erfährt, daß die arabischen Christen den in dem Johannesevangelium (14, 16, 26, 15, 26) angekündigten P a r a k l e t in der T a t mit A c h m e d
zu bezeichnen pflegten 2 ).
dann der beständige Vorwurf
Später
kehrt
der Moslims g e g e n
die
Christen wieder, daß sie durch W e g l a s s e n des Namens des Propheten das Evangelium verfälscht hätten. Soviel von der Koranpolemik.
Der dritte Abschnitt
der Schrift des Niketas bildet einen Nachtrag zu dem Vorangehenden.
Zunächst
werden
einige
Aussprüche
Mohammeds erörtert und kritisch beleuchtet; Gott Urheber Paradiese
u. a. daß
des Guten wie des Bösen sei, daß im
die Menschen
ein eheliches Zusammenleben
führen, daß die Engel weiblichen Geschlechts seien, daß Gott festgefügt sei und nicht zeuge noch gezeugt werde! In den Schlußkapiteln wendet sich der Verfasser g e g e n die A g a r e n e r und weist ihnen nach, daß sie als Nachkommen Ismaels an dem alten Gottesbunde
nicht teil-
haben, unerachtet der Beschrjeidung, und daß ihnen auch die wahre Gottesverehrung abgesprochen werden muß 3 ).
Sure 65, 6 : , , A c h m e d ist nur andere N a m e n s f o r m für M o h a m m e d , d. h. der V i e l g e p r i e s e n e . 1 ' 2)
Niketas
Nr. 79 hat
„HcoAfier".
V i e l l e i c h t infolge von V e r w e c h s l u n g von TtaodxÄrjros
Vgl. S p r e n g e r , ") N i k e t a s
1, 15S.
Wahl,
Nr. 8 4 — 106.
Der K o r a n , 279,
mit
296.
TZeqixi.wios.
32
H ö f i s c h e Streitschriften aus der Zeit der makedonischen Dynastie.
Außer der
bisher
besprochenen
Streitschrift
des
Niketas sind von ihm noch zwei kürzere Abhandlungen überliefert, Antwortschreiben ang-eblich
an
auf zwei von Agarenern
Kaiser M i c h a e l
III. gerichtete
Briefe,
in denen Angriffe auf den Christenglauben erhoben sein sollen 1 ).
Doch
erscheint
Handschriften
diese A n g a b e ,
dem T e x t e
die
in
der Abhandlungen
den
voran-
gestellt ist, von vornherein bedenklich. Zuvörderst handelt es sich nicht um mehrere Agarener, von denen die von Niketas beantworteten Briefe ausging-en,
sondern
nur
um
Schreiber beider B r i e f e ;
einen
und
denselben
auch haben sie nicht Angriffe
und Anklagen gegen das Christentum enthalten, sondern, wie man aus ihrem, aus den Antworten leicht herzustellenden Inhalt ersieht, nur das Ersuchen, den Schreiber über gewisse ihm unverständlich gebliebene Dogmen lehren
und aufzuklären.
zu be-
Niketas erklärt sich auch
in
durchaus höflicher Form und ohne jeden Ausfall gegen den Ungläubigen bereit, ihm die erbetene Auskunft zu gewähren, kannten
und verkehrt
mit
guten Freunde ).
ihm als Anfragen
2
einem ihm wie
be-
Antworten
machen den Eindruck, daß es sich hier um eine tatsächlich ernstgemeinte, gehandelt habe. ein Kaiser gewesen
nicht etwa fingierte Korrespondenz
J e d e Andeutung aber fehlt dafür, daß
und gar M i c h a e l
sei.
Adressat
Da Niketas größere
dieser
Stücke
Briefe
aus seiner
apologetischen Schrift, die zweifellos erst unter Michaels Nachfolger
entstanden
Migne, e s u . a . avTloorjaii ßaoilia
biof 2
)
Er
Pertr. gr. 1 0 5 , rrjs
" der Sarazenen. 2
dem
Chalcondyles
62.
Ein Italiener in griechischem Gewände.
4°
Kapitulationen. Für den griechischen Stolz muß es ein empfindlicher Schlag- gewesen sein, als Kaiser Johannes Kantakuzenos, allerdings ein Usurpator, genötigt ward, die Hilfe des mächtigen Türkensultans Orchan gegen den legitimen Palaeologen dadurch zu erkaufen, daß er seine Tochter Theodora dem Ungläubigen als Gattin und eine christliche Prinzessin seinem Harem überlieferte. Die Masse des Volks stand dem Islam mehr gleichgültig als feindselig gegenüber. Viel wichtiger als dessen Bekämpfung erschienen den Byzantinern die theologischen Streitigkeiten, die innerhalb der orthodoxen Kirche in leidenschaftlichen Kämpfen ausgefochten wurden 1 ); und die wiederholt unternommenen Versuche, eine Einigung mit der römischen Kirche herbeizuführen, erregten nicht nur die Geistlichkeit, sondern auch die Menge des Volks in Byzanz zu den heftigsten Ausbrüchen. Viel verhaßter als die Ungläubigen waren ihr die Lateiner, die Azymiten, wie sie genannt wurden 2 ). Den Anstoß zu einer erneuerten Polemik wider den Islam veranlaßte um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts die Arbeit eines Westländers, eines Italieners, die auf byzantinischen Boden verpflanzt wurde. So reichten sich hier Occident und Orient die Hand. Der Verfasser war ein aus Florenz stammender, dem Orden der Predigerbrüd^r angehöriger Mönch mit Namen R i c o 1 dus(auchRicardus) d e M o n t e C r u c i s , der etwa 1309 gestorben sein soll. Vorgebildet durch das Studium weltlicher Wissenschaften, entschloß er sich zu einer Pilgerfahrt nach dem Orient, um dort an Der sog. Hesychiastenstreit. 2
) Ducas, 264, 2 9 1 berichtet, daß während der Belagerung der Stadt
die Straßen
von
dem Geschrei der Massen durchhallten:
Hände der Türken fallen als in die der Franken."
„Besser in die
Ein Italiener in griechischem Gewände.
41
der Quelle das Sektenwesen und vornehmlich die Lehre Mohammeds zu studieren, und wenn möglich, die Ungläubigen zum rechten Glauben zu bekehren. Aus seinem Berichte über seine Peregrinatio *) ergibt sich, daß er zunächst die heiligen Stätten in Palästina besucht, dann über Tripoli in Syrien durch Großarmenien und die persischen Grenzlande g-ewandert und schließlich nach B a g d a d (von ihm bald Baldac bald Babylon genannt) gekommen sei und hier für längere Zeit Aufenthalt genommen habe 2 ). Bagdad war damals, ungeachtet der Eroberung durch die Mongolen, noch immer eine Großstadt, der Hochsitz der islamitischen Kultur und die Stätte der von den Khalifen gegründeten obersten theologischen Schule. Der arabischen Sprache völlig mächtig, trat Ricoldus hier mit angesehenen Moslims, Theologen und Gelehrten, in nahen Verkehr und Meinungsaustausch. Er rühmt den freundlichen Empfang, der ihm zuteil geworden und daß sie ihm die Benutzung des Korans und andrer ihrer religiösen Schriften willig gestattet haben. Das bekannte Verbot, mit Ungläubigen über Glaubensfragen zu disputieren, wurde offenbar damals in Bagdad nicht mehr streng gehandhabt. Überhaupt scheint dort ein freierer Ton unter den Moslims geherrscht zu haben. Nach Ricoldus hatte die Philosophie des Piaton und des Aristoteles ihren W e g zu der Hochschule gefunden und das Ansehen des Korans derart erschüttert, daß die Gebildeten und Wissenden keineswegs mehr auf die unbedingte Wahrheit des „Buchs" schwuren und nur öffentlich und vor dem Volke den Glauben daran zur Schau trugen, während sie im GeL a u r e n t , Peregrinatores medii aevi quatuor, Lips. 1864, bis 1 4 1 . Itinerarias fratris Ricoldi ordinis fratrum praedicatorum. 2 ) L a u r e n t a. a. O. 105 ff.
103
Ein Italiener in griechischem Gewände.
42 heimen
vieles darin zu verspotten sich nicht scheuten.
A u c h das Sektenwesen
des Islams blieb Ricoldus nicht
verborgen, er erwähnt der Hanefiten als einer besonders strengen Richtung
und auch des Gegensatzes und der
K ä m p f e zwischen den A n h ä n g e r n Alis und den glaubenstreuen Nachfolgern des Propheten 1 ). Dem Charakter besser
gerecht
als
dächtigungen Schriftsteller.
der Sarazenen die
von
erfüllten
wird Ricoldus
Schmähungen
Äußerungen
viel
und Ver-
byzantinischer
Nach seinen eigenen Erfahrungen im Ver-
kehr mit vornehmen A r a b e r n
wie mit den Söhnen der.
Wüste rühmt er an ihnen ihre Mildtätigkeit, ihre Gastlichkeit auch den Andersgläubigen gegenüber, ihren sittlichen Ernst und ihre Ehrfurcht vor dem Namen Gottes. E r stellt sie werte
geradehin
Vorbilder
hin.
den Christen Allerdings
als
bezieht
nachahmenssich
dieses
günstige Urteil nur auf die Sarazenen d. h. die A r a b e r und verwandte Stämme; von dem Charakter der Türken und Mongolen (Tataren nennt er sie), ihren üblen Sitten und Grausamkeiten
entwirft
unser Reisender
ein
mit
abschreckenden Farben aufgetragenes Bild 2 ). W a n n Ricoldus B a g d a d
besucht hat, läßt sich an-
nähernd aus seinen eignen Mitteilungen feststellen.
Er
gedenkt in seinem Reisebericht der Eroberung B a g d a d s und der T ö t u n g des letzten Kalifen durch die Mongolen Chan H u 1 a g u , einen Enkel Dschingischans, als der Vergangenheit angehörige Ereignisse. lich im Jahre
1258
statt.
S i e fanden bekannt-
E r erwähnt ferner den T o d
des Hulagu, für den das J a h r 1264 feststeht sowie seinen Nachfolger A r g o n
C h a n und dessen Tod, der in das
') L a u r e n t a. a. 132. ) L a u r e n t a. a. O. 114 ft.
2
Ein Italiener in griechischem Gewände.
Jahr 12 q i
zu
1
setzen ist ).
43
Da er diese Tatsachen als
auf seiner Reise erlebte vorträgt,
so muß angenommen
werden, daß er nicht früher d. h. nicht vor 1 2 9 1 , mindestens a b e r nicht vor 1264 nach B a g d a d g e k o m m e n sein kann und
mit
müssen.
diesem Erg'ebnis wird man sich Ungefähr
stimmt
damit
bescheiden
eine Äußerung
des
Ricoldus in seiner gleich Zu erwähnenden Streitschrift wider den Islam überein,
nämlich daß seit der
Mohammeds noch nicht 700 Jahre,
und seit
Geburt
dem A u f -
treten Christi und seiner Apostel etwas mehr als 1200 J a h r e verstrichen seien 2 ), was also ebenfalls auf das E n d e des 13. Jahrhunderts hinweist.
W e n n im Widerspruche
hiermit Kaiser
in einer seiner Schriften
g'egen
Kantakuzenos
Mohammed
Ricoldus
im J a h r e
und hier den so ergibt
bemerkt, 1210
Koran
daß
ein
nach Babylon
ins Lateinische
sich die Unrichtigkeit
Predigerbruder gekommen sei
übersetzt
habe 3 ),
dieser A n g a b e
aus dem Umstand, daß Papst H o n o r i u s III erst den
Dominikanern die Führung des Namens
schon 1216
Prediger-
brüder verliehen hat. W i r besitzen von R i c o l d u s
nur eine Schrift im
Original, nämlich den erwähnten Bericht über sein Peregrinatio. zu lich
Den Plan, den ganzen K o r a n
übersetzen,
hatte
g-ehegt, aber
er, wie
ins Lateinische
er selbst sagt, anfäng-
demnächst wieder a u f g e g e b e n .
g e g e n bestimmten ihn die
Da-
im Koran gefundenen zahl-
reichen Irrtümer und Unwahrheiten eine besondere Schrift zu verfassen, in der er ,.zum Wohle der Kirche und zu Nutz und Frommen seiner Mitbrüder" *) L a u r e n t a. a. O . 120 —122, 127. M i g n e Patr. gr. 154, 1092, 1094. 3 ) M i g n e , 154, 601.
die volle W a h r -
Ein Italiener in griechischem Gewände.
44
heit darüber aufdecken und die Lehre Mohammeds in allen Einzelheiten widerlegen wollte. Diese Schrift, deren Titel C o n f u t a t i o A l c o r a n i geheißen haben mag ist im Original verloren gegangen oder als verschollen zu erachten 1 ). A l s Ersatz dafür müssen eine nach des Verfassers Tode in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gefertigte griechische Ubersetzung und eine später aus dieser abgeleitete lateinische Rückübersetzung dienen. Der griechische Übersetzer des Ricoldus war D e m e t r i o s K y d o n e s . Als theologischer und Profanschriftsteller hatte er sich einen angesehenen Namen gemacht; er beherrschte die lateinische Sprache und war einer der wenigen byzantinischen Kenner der lateinischen Literatur des Mittelalters, aus der er einige theologische Traktate übersetzt hatte 2 ). Während seines Aufenthalts in Italien ist er mit der Schrift des Ricoldus bekannt geworden und entschloß sich, das Werk des italienischen Mönchs in getreuer Übersetzung für seine Landsleute nutzbar zu machen. Bestimmend mochte für ihn das unaufhaltsame Vordringen der Türken und die Unterwerfung griechischer Gebiete gewesen sein; deinn es wuchs damit die Gefahr, daß viele nicht fest im Glauben stehende Christen, sei es durch zwangsweise Bekehrung, sei es durch die Werbekraft des Islams und die von ihm gepredigte bequeme, laxe Moral zum Übertritt verführt oder genötigt werden könnten. Ihnen und den griechischen Christen überhaupt das Gewissen zu Laurent
a. a. O. 1 0 3 ,
angebliche Venezianer Drucke.
erwähnt
eine Pariser Handschrift
Die Richtigkeit
dieser Angabe
und
ist nicht
festzustellen. 2
)
Über
Demetrios
Patr. gr. 1 5 4 , 825 ff.
Kydones
Krumbacher
487.
M igne
Ein Italiener in griechischem Gewände.
45
schärfen, mochte es dem Demetrios Kydones ratsam erscheinen, die Lehre Mohammeds in ihrer wahren Gestalt ihnen vorzuführen. In dieser griechischen Ubersetzung- ist die Schrift des Ricoldus zunächst überliefert w o r d e n U b e r hundert Jahre später, jedenfalls erst nach 1492 hat ein gewisser B a r t h o l o m a e u s de M o n t e A r d u o den griechischen Text des Kydones-Ricoldus ins Lateinische zurückübersetzt und diese Übertragung- Ferdinand dem Katholischen als dem Eroberer Granadas und dem Vertreiber der Mauren aus Spanien gewidmet. Sie ist mehrmals teils allein, teils mit dem griechischen Texte durch den Druck verbreitet worden 8 ). A l s literarisches Erzeugnis überragt das Werk des Ricoldus die früheren byzantinischen Streitschriften ähnlichen Inhalts um ein Bedeutendes. Sein Wert besteht hauptsächlich darin, daß der Verfasser seine Studien an Ort und Stelle gemacht und seine Ausführungen aus eigner unmittelbarer Anschauung geschöpft hat, und daß er sich meist einer anerkennenswerten objectiven Kritik befleißigt. Unter den von ihm benutzten Quellen 1
) M i g n e , P. g. 1 5 4 , 1 0 3 7 — 1 1 5 2 , nach dem Basler Druck von 1 5 4 3 .
2
) Nach einer Notiz bei L a u r e n t
in Basel 1 5 4 3 ,
nach
Bibliothek
Königsberg
zu
diesem
104 zuerst in Paris 1506, dann
Druck bei M i g n e besitzt aber
noch
a. a. O. in
Bücherei des Herzogs Albrecht stammenden Quartband
einem
Die
Kgl.
aus
der
einen Druck
von
1 5 1 1 , veranstaltet auf Veranlassung des J a c o b F a b e r durch H e n r i c u s S t e p h a n u s. Bl. I enthält die Widmung Fabers an den Beichtvater des französischen Königs. B l . 2 : Ricoldi ex ordine fratrum praedicatorum Confutatio legis a maledicto Machumete Saraceni latae per Bartholomeum Picenum de Monte arduo e Graeco in Latinum conversa.
Bl. 22 enthält
den Druckvermerk: Impressum Parisiis in officina Henrici Stephani, e regione Scholarii
Decretorum
sita,
sui et evangelium aeternum nostri M D X I
16 Aprilis.
anno
Christo Dei
ubique
credendum
per sanguinem Testamenti et venerandum
Salutoris
Ein Italiener in griechischem Gewände.
46
steht der Koran, mit dessen Inhalt er sich im Urtext genau vertraut gemacht
hat,
an
erster Stelle.
Fort
und fort beruft er sich auf Aussprüche daraus, die er meist
in
wortgetreuer
betreffenden Suren arabischen
wiedergibt.
Die
fast durchweg nach
ihren
Übersetzung
werden
Uberschriften in entsprechender Transscrip-
tion zitiert Außer
dem
Koran
hat
Ricoldus
arabische
bio-
graphisch-historische Schriften, A u s l e g u n g e n des Korans und auch eine angeblich von Mohammed verfaßte Darstellung seiner L e h r e
verwertet 2 ).
Daß er von
Zeug-
nissen aus dem alten und neuen Testament, wenn auch in bescheideneren Grenzen, als dies von
den
meisten
byzantinischen Polemikern geschehen ist, Gebrauch gemacht hat, ist selbsverständlich; bisweilen greift er auch auf Aussprüche der griechischen Philosophen und
der
Kirchenväter als Beweiszeugen zurück. A u c h Ricoldus sieht in dem Islam die jüng-ste und dem Christentum gefährlichste Häresie.
Gleich in dem
ersten der 17 Kapitel, in die er seine Darstellung g e teilt hat, Dogmen
weist
er
darauf
des Islam sich
christlicher Sektenführer
hin, daß mit
eine
Anzahl
den Ansichten
decken
und
der
früherer
führt an
einer
späteren Stelle ( K a p . 12) diese Ubereinstimmung darauf daß —
zurück, lieferung
was ja auch die geschichtliche Uber-
anerkennt
öffentlichen Auftreten
') Z. B . Sure 3 Einesa
—
Mohammed
(Weiber),
Teultempe verderbt für Elteube (Buße), Eltin (Feige) u. a.
sich
vor
seinem
von Jakobiten, Nestorianern und
Uberschriften w i e :
Sure 5 Elmaida (Tisch), Sure 24 Tulem,
Elnur (Licht), Elnael,
Ovem
Sure 9 Sure 95
habe
ich
tj;»- SiSaoxa/.iai
tov
nicht ermitteln können. 2
)
Nach
dem
Ma/.otifiET," M i g n e
griechischen
Text:
a. a. O. 1062,
„ßißhov
1081.
Ein Italiener in griechischem Gewände. J u d e n ü b e r die L e h r e weisen lassen.
47
des Christentums
habe
unter-
In den f o l g e n d e n Kapiteln sucht er den N a c h w e i s zu e r b r i n g e n , daß d e r K o r a n kein göttliches Gesetz seL E r k ö n n e nicht göttlichen U r s p r u n g s sein, weil M o h a m m e d für sich kein a n d e r e s Zeugnis als sein e i g e n e s a n z u f ü h r e n v e r m a g . Seine B e h a u p t u n g , daß J e s u s ihn als seinen N a c h f o l g e r und als göttlichen G e s a n d t e n v e r k ü n d i g t h a b e und daß die Christen das Evangelium d u r c h A u s m e r z u n g seines N a m e n s v e r f ä l s c h t hätten, sei als seine E r f i n d u n g nicht ernst zu n e h m e n (Kap. 3 1 ). A u c h der Stil, in dem der K o r a n g e s c h r i e b e n , i n s b e s o n d e r e die darin h e r r s c h e n d e metrische R h y t m i k s p r e c h e ebenso g e g e n seine göttliche H e r k u n f t wie der M a n g e l j e d e r systematischen A n o r d n u n g des Stoffes und die zahlreichen W i e d e r h o l u n g e n und die auffälligen sich in ihm findenden W i d e r s p r ü c h e (Kap. 4—6). Seine
Satzungen
V e r n u n f t zuwider. daß
ein
wesen,
so
arger
dessen
liefen a b e r
auch
der
Tun
Sünder und
wie
Mohammed
es
ge-
vornehmlich
auf
g e r i c h t e t war, sich
den
Treiben
F r ö h n u n g g r o b e r Sinnlichkeit
Beruf eines göttlichen P r o p h e t e n anmaße. seiner A n h ä n g e r Sünder
gesunden
U n v e r n ü n f t i g sei, m e i n t Ricoldus — ,
gewesen,
ihre V e r f e h l u n g e n
aber, sei
daß
auch
hinfällig,
durch
D e r Einwand
Moses
da
ernste R e u e
diese
und
David
wenigstens
gesühnt
hätten.
Ricoldus s p o t t e t ü b e r die typisch w i e d e r k e h r e n d e F o r m e l : „es g i b t keinen
G o t t außer
G o t t u n d M o h a m m e d ist
sein G e s a n d t e r " ; klingt das nicht so, als ob man s a g t e : „ein Mensch ist ein M e n s c h " oder „ein Esel ist ein Esel?" 2 } >) Oben S. 31. ) M i g n e a. a. O. 107b, 1080. L a u r e n t 135.
2
48
Ein Italiener in griechischem Gewände.
W e i t schlimmer aber sei es, daß Mohammeds Seligkeit für den Gläubigen ausschließlich in Sinnengenüssen imParadiese bestehe;
wie anders nach
Worte:
dem schönen Johanneischen
„darin besteht das ewige Leben,
daß wir dich
als den wahren und ewigen Gott erkennen" 1).
Den zahl-
reichen Lügen und Irrtümern, die sich im K o r a n finden, widmet Ricoldus ein eignes Kapitel (Kap. 9). meist schon
D a hier
aus älteren Polemiken Bekanntes wieder-
holt wird, bedarf es eines nähern Eingehens auf Einzelheiten nicht. D e r Koran
ist aber nach Ricoldus
nicht nur ein
lügenhaftes, sondern auch gewalttätiges und Gesetz
der
aber ein Furcht. und
Erlösung
(E1 e s a 1 e m), sei
Gesetz des „Tötet,
nicht
Schwerts,
tötet
glauben
wollen",
in
Wahrheit
des Zwangs und
A l l e , die sich
das nur eine Ausnahme
durchaus
Er nenne sich zwar
ungerechtes Gesetz (Kap. 10, 12).
so
nicht
lautet
der
bekehren
sein
Gebot,
für diejenigen kennt, die sich
unterwerfen und Tribut zahlen.
Vornehmste Verteidiger
des Islams seien daher auch die A s s a s s i n e n .
Durch
die Aussicht auf die Paradiesesfreuden berauscht, wurden sie
schon in jungen Jahren
und sendeten Welt 2 ).
zum
Morden
dann ihre Mordboten
auferzogen
durch
die
ganze
Und nicht nur Tötung, auch Raub, B e t r u g und
Eidbruch seien den Bekennern des Propheten gestattete Verbrechen. „Gebt", so befiehlt der Koran (Sure 8) „den fünften Teil der Beute Gott, seinem Gesandten und den Armen".
Kann Gott — so fragt Ricoldus, so ungerecht
V g l . Joh. 17, 3. 2)
Migne,
Sultan von
1108.
Hier
Babylon d, h. von
bewohnte Berg soll AUroi> von Libanon verschrieben.
wird
bemerkt,
Aegypten
daß
die Assassinen
Untertan seien.
dem
Der von ihnen
heißen, wahrscheinlich für Aißrov,
Abkürzung
Ein Italiener im griechischen Gewände.
49
sein, sich am Raube zu bereichern? oder ist er so arm, daß er nicht von sich aus und ohne Raub für die Armen sorgen kann 1 )? Nachdem unser Verfasser sodann in K a p . 13 einige ziemlich unklare Mitteilungen über Entstehung und Abfassung des Korans gemacht, aus denen sich ergibt, daß schon bei Lebzeiten Mohammeds wie nach seinem Tode keineswegs Einigkeit über Inhalt und Fassung der Satzungen geherrscht habe 2 ), folgen Erörterungen über sechs besondere Fragen aus der Lehre Mohammeds, über Gott, Christus, das Wort Gottes usw. (Kap. 15) und schließlich ein Lobeshymnus auf die Vortrefflichkeit des Evangeliums (Kap. 16.) 2
M i g n e 1112. ) M i g n e 1117, 1118.