Die alten Bevölkerungsverhältnisse Russlands im Lichte der Sprachforschung [Reprint 2019 ed.] 9783111669380, 9783111284699

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DIE ALTEN BEVÖLKERUNGSVERHÄLTNISSE RUSSLANDS IM LICHTE DER SPRACHFORSCHUNG
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Die alten Bevölkerungsverhältnisse Russlands im Lichte der Sprachforschung [Reprint 2019 ed.]
 9783111669380, 9783111284699

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P R E U S S I S C H E A K A D E M I E DER W I S S E N S C H A F T E N VORTRÄGE UND

SCHRIFTEN

HEFT 5

DIE ALTEN BEYÖLKERUNGSVERHÄLTNISSE RUSSLANDS IM LICHTE DER SPRACHFORSCHUNG von M. Vasmer ord. Professor an der Friedrich-Wilhelms-Universität, Berlin ord. Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften

Mit einer Karte

B E R L I N 1941 VERLAG

WALTER

DE G R U Y T E R

V O R M A L S G. J. G Ö S C H E N ' S C H E V E R L A O S H A N D L U N G • J . G U T T E N T A O , BUCHHANDLUNG

G E O R G R E I M E R • KARL J . T R Ü B N E R

& CO VERLAGS-

V E I T S COMP.

Printed in Germany Druck von Walter de Gruyter & Co., Berlin W 35 Archiv Nr. 345841

HERRN ERICH HÄNISCH Z U M 60. G E B U R T S T A G

GEWIDMET

DIE ALTEN BEVÖLKERUNGSVERHÄLTNISSE R U S S L A N D S IM L I C H T E D E R SPRACHFORSCHUNG Aufgabe meines heutigen Vortrages ist die Erörterung der Frage, welche Völker das weite Gebiet des Europäischen Rußlands vor dem 9. christl. Jahrh. bevölkerten, d. h. vor dem Beginn der historischen Nachrichten über Rußland aus russischen Quellen. Auf die Behandlung der Völkerverhältnisse jenseits des Ural und im Kaukasus will ich in den folgenden Ausführungen verzichten, ebenso wird von der Begründung des Russischen Reiches durch wikingische Nordleute im folgenden nicht die Rede sein, da diese Frage auf Grund russischer historischer Quellen behandelt werden kann. Die Völker des Europäischen Rußlands vor dem 9. christl. Jahrh. lassen sich linguistisch drei verschiedenen Sprachfamilien zuweisen. Wir haben hier zu unterscheiden: 1. indogermanische, 2. finnisch-ugrische bzw. uralische und 3. turkotatarische Völkerschaften. Zu den Indogermanen gehören die Slaven, also auch Russen, Ukrainer, Weißrussen; ferner die Balten, d. h. die nächsten Verwandten der Litauer, Letten und alten Preußen; dann die Thraker, ein Volk, das hauptsächlich im heutigen Bulgarien, Rumänien, Siebenbürgen, sowie einem Teil von Ungarn saß und nur für den südwestlichen Teil Rußlands in alter Zeit in Frage kommt. Auf diese selbe Gegend beschränkt sich der Einfluß der Kelten, die auch von den nördlichen Balkanländem aus nach Kleinasien vorgestoßen sind, wo sie als Galater bekannt wurden. Germanische Stämme sind bereits im 3. und 2. vorchristl. Jahrh. längs den Karpaten bis ans Schwarze Meer vorgestoßen. Wir kennen sie zuerst als Bastamen und Skiren. Diesen folgten später die Goten, deren Reich unter Ermanarich auch slavische Bevölkerung umfaßte. Reste der Goten haben sich bekanntlich in der Krim bis ins 16. Jahrh. n. Chr. gehalten. Länger und nachdrück-

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licher als Thraker und Kelten haben das südrussische Gebiet die mit den Persern und Osseten im Kaukasus verwandten Iranier und die ebenfalls indogermanischen Griechen beeinflußt. Eine reiche sprachliche Differenzierung hat der f i n n i s c h u g r i s c h e S p r a c h s t a m m aufzuweisen, dessen weitere Verwandtschaft mit den Samojeden durch die Arbeiten Paasonens und Setäläs endgültig erwiesen ist. Beide Gruppen faßt man heute gewöhnlich unter dem Namen der U r a l i s c h e n Spracheinheit zusammen. Innerhalb der finnisch-ugrischen Sprachfamilie werden folgende Gruppen unterschieden: 1. Die W e s t f i n n e n oder O s t s e e f i n n e n . Zu ihnen gehören die Finnen, Karelier, Esten, dann die Woten östlich von Narva, die Liven an der Nordspitze von Kurland, die Wepsen in der Nähe des Onega-Sees und einige kleinere Gruppen, die hier beiseite gelassen werden können. 2. Die L a p p e n auf der Kola-Halbinsel, sowie in den nördlichsten Teilen von Finnland, Schweden und Norwegen. 3. Die T s c h e r e m i s s e n , heute hauptsächlich westlich von Kazan und in den südlichen Teilen des Gebietes von Vjatka. 4. Die M o r d w i n e n , heute in den Gebieten zwischen Niinij-Novgorod und Saratov, auch unweit von Tambov wohnend. 5. Die P e r m i e r . Zu ihnen gehören die Syrjänen und Wotjaken. Erstere sitzen an der Pecora, Kama, unweit von Perm, sowie im östlichen Teil des Gebietes von Vologda, während die Wotjaken an dem Vjatka-Fluß und der unteren Kama wohnen. 6. Als U g r i e r faßt man drei enger miteinander verwandte Sprachgruppen zusammen, von denen nur die von Osten kommenden Ungarn in Europa sitzen. Die ihnen sprachlich nahestehenden Ostjaken und Wogulen im westlichen Sibirien werden in der weiteren Darstellung unberücksichtigt bleiben. Der t u r k o t a t a r i s c h e Sprachstamm war in Europa vor der Hunnenzeit nicht vertreten. Zu ihm gehören im Mittel-

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alter außer den Hunnen auch noch die Awaren, die Donaubulgaren und Wolgabulgaren, deren Nachkommen man heute in den Tschuwassen sieht, ferner die Chasaren, Petschenegen, Rumänen in Südrußland und unter den heutigen Völkern die osmanischen Türken, Tataren, Baschkiren und Kirgisen, zu denen sich noch zahlreiche andere Stämme, namentlich im asiatischen Rußland gesellen. Man unterscheidet diese Sprachfamilie von der mongolischen. Zwar wird auch bei den Hunnen und Tataren zur Zeit ihrer Einbrüche in Europa mit einer mongolischen Oberschicht gerechnet, die bald in den turkotatarischen Volksmassen aufging, aber echte Mongolen sind erst im 17. Jahrh. n. Chr. an der unteren Wolga als Volk der Kalmüken erschienen und sind hier vorher nicht festzustellen. Als alte indogermanische Siedlungsgebiete kommen in Rußland in vorchristlicher Zeit nur die Länder in Frage, die südlich und südwestlich von einer Linie Pskov-Moskau wohnen. Diese Linie ist in alter Zeit, d. h. vor der russischen Besiedlung des Nordens, von Indogermanen sicher nur wenig in nördlicher und nordöstlicher Richtung überschritten worden. Der ganze Norden und Nordosten Rußlands muß nach Ausweis der Gewässernamen ursprünglich von Finno-Ugriern und Samojeden bewohnt gewesen sein. Das südrussische Steppengebiet und die Nordküste des Schwarzen Meeres wurde erst nach dem Hunnensturm im 4. Jahrh. n. Chr. eine Beute turkotatarischer Völker. Vorher teilten sich in den Besitz dieses Gebietes hauptsächlich Iranier und Griechen. Die klassischen, griechischen und lateinischen Schriftsteller bieten uns reiche Nachrichten über die Nordküste des Schwarzen Meeres und deren unmittelbares Hinterland. Über nördlichere Gebiete finden sich dort nur sehr spärliche und unklare Angaben, die nur in der Nähe von alten Handelswegen aufschlußreicher werden. Der Forscher muß daher bestrebt sein, dieses dürftige Material durch anderes zu ergänzen. Bei dem Fehlen alter historischer Quellen bleibt ihm nur die

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L e h n w ö r t e r f o r s c h u n g und die Untersuchung von Ortsnamen. Durch ein Studium der in eine Sprache eingedrungenen älteren Lehnwörter aus anderen Sprachen können wir veranlaßt werden, Schlüsse zu ziehen auf alte Nachbarn eines Volkes. Die Ortsnamenuntersuchung hat dagegen die Möglichkeit, den sprachlichen Nachweis einer alten Bevölkerung in gewissen Gegenden für solche Zeiten zu erbringen, von denen keine historische Kunde erhalten ist. Als ältere Disziplin soll hier zuerst die L e h n w ö r t e r f o r s c h u n g gehört werden. Die S l a v e n besitzen eine Anzahl von Lehnwörtern aus dem Altgermanischen, die als gotische Entlehnungen angesehen werden. Ein Teil derselben bezieht sich auf Bewaffnung und Verwaltung. Dazu gehören altslav. meüt> „Schwert" aus got. mekeis, kslav. Slemd „Helm", brmja „Brünne", brady „Barte, Streitaxt", altruss. oksSi „ A x t " u. a. Weitere Lehnwörter bezeichnen Gefäße und Münzen, auch Kleidungsstücke, Haus und Hausrat. Am wenigsten germanische Beeinflussung zeigt die Ackerbauterminologie. Man wird an Caesars BG VI 22 Äußerung: „Germani agriculturae non Student" erinnert. Allerdings wird das wichtigste Ackerbaugerät, der Pflug {plugi) bei den Slaven als eine Entlehnung aus dem Germanischen angesehen. In geographischen Namen Südrußlands sind bisher keine Gotenspuren zum Vorschein gekommen, wenn man von dem Namen Agalingus für den Dniestr auf der Tabula Peutingeriana absieht. Auch die b a l t i s c h e n S t ä m m e haben einen altgermanischen Einfluß erfahren. Er ist aber hier viel schwächer als im Slavischen. Immerhin sind durch ihn solche kulturhistorisch wichtige Entlehnungen zustande gekommen wie altpreuß. rikis „Herrscher" und rlki „Reich". Baltische Stämme sind in alter Zeit noch mit den Goten an der unteren Weichsel zusammengetroffen. Das zeigt das Vorhandensein eines westgotischen Personennamens Galindus, der mit den Westgoten deren Wanderungen bis nach Spanien mitgemacht hat. Ga-

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lindai ist ein ursprünglich baltischer Stammesname in Ostpreußen, der zu lit. gälas „Ende" gestellt und als „Grenzbewohner" gedeutet wird. Vgl. damit die Namen der Markomannen und der Ukrainer, die beide die gleiche Bedeutung haben. Im Osten reicht der baltische Einfluß bis zu den Mordwinen. Die F i n n o - U g r i e r haben in ihren Sprachen mehrere Schichten indogermanischer Lehnwörter erhalten, die sprachwissenschaftlich von großem Wert und auch für historische Schlüsse von größter Bedeutung sind. Eine sehr alte Schicht ist hier die i r a n i s c h e . Man hat auch voriranische, sog. urarische Lehnwörter angenommen. Auf jeden Fall gibt es bei den Finnen sehr alte iranische Lehnwörter, die sich über alle finnisch-ugrischen Sprachen ausdehnen und daneben andere, die nur bei den östlichen Finno-Ugriern zu finden sind. In den permischen Sprachen haben die iranischen Entlehnungen mitunter eine spezifisch ossetische Lautform. Der iranische Einfluß auf diese Völker hat mindestens um iooo v.Chr. begonnen und im Osten etwa bis zum 3. Jahrh. n. Chr. gedauert. Die Lehnwörter beziehen sich besonders auf Viehzucht und religiöse Ausdrücke. Auch Metallnamen finden sich darunter. Eine jüngere Schicht als die iranische bilden die b a l t i s c h e n Lehnwörter im Finno-ugrischen. Die meisterhafte Untersuchung dieses Einflusses durch den großen dänischen Sprachforscher Vilhelm Thomsen hat gezeigt, daß der baltische Einfluß in den ostseefinnischen Sprachen ä l t e r ist a l s d e r ä l t e s t e g e r m a n i s c h e . Wichtig ist außerdem, daß baltische Einflüsse sich bis ins Mordwinische erstrecken, wo germanische fehlen. Der u r g e r m a n i s c h e Einfluß im Finnisch-ugrischen läßt sich in den ostseefinnischen Sprachen und im Lappischen nachweisen. Man nimmt seinen Beginn nicht später als im 1. Jahrh. v. Chr. an. Die Germanen haben auf die Ostseefinnen eingewirkt, als letztere noch südlich des Finnischen

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Meerbusens saßen. Nur so ist zu verstehen, daß das germanische Wort für „Meeresflut", got. flodus „ F l u t " auch noch im entlehnten finn. luode die Bedeutungen „Nordwesten" und „Westen" in sich vereinigt. Zur Zeit der Entlehnung lag das Meer (die Ostsee) offenbar nordwestlich von diesen Westfinnen. Die Sprache der westlichen Finnen hat sich in den letzten 2 Jahrtausenden so wenig verändert, daß alt germanische Lehnwörter wie kuningas „König", rengas „ R i n g " usw. heute noch ihre altertümliche germanische Form erkennen lassen. Dieser Einfluß ist aber nicht bis zu den Wolgafinnen gedrungen. Jünger als die altgermanische Entlehnungsschicht sind die s l a v i s c h e n Lehnwörter im Ostseefinnischen. Sie müssen trotzdem etwa der Zeit vom 5. bis 8. Jahrh. n. Chr. angehören. Man bezeichnet diesen alten Einfluß als urrussisch, weil sich alle diese Lehnwörter aus einer sehr frühen Stufe des Russischen erklären lassen und Einflüsse anderer slavischer Sprachen bei den Finnen bisher nicht festgestellt worden sind. Recht schwach ist der iranische Einfluß bei den Slaven. Im Baltischen fehlen iranische Lehnwörter gänzlich. Da es femer keine finnisch-ugrischen Entlehnungen gibt, die man dem Urslavischen zuschreiben könnte, muß angenommen werden, daß die Balten von den Iraniern durch die Slaven getrennt gewesen sind und daß die Slaven ursprünglich von den Finnen durch Balten geschieden waren. Diese letztere Annahme wird auch dadurch gestützt, daß die Balten im Westen noch mit den Goten in Berührung gekommen sind, während sie im Osten an die Mordwinen grenzten. Im Wolga-Gebiet müssen die Finno-Ugrier noch außer einem sehr alten iranischen Einfluß, einen jüngeren erlebt haben, der ihnen iranische Lehnwörter mit ossetischer Lautentwicklung zugeführt hat. Einen solchen Einfluß zeigen die permischen Sprachen, das Mordwinische und die ugrische Sprachgruppe.

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Soweit die Lehnwörter. E s sind nun die Ergebnisse der O r t s n a m e n u n t e r s u c h u n g zu betrachten, die kombiniert werden müssen mit historischen Daten. Aus griechischen Quellen wissen wir, daß seit dem 7. Jahrh. v. Chr. am Nordufer des Schwarzen Meeres g r i e c h i s c h e K o l o n i e n in großer Zahl entstehen, die wir von der Donaumündung bis zur TamanHalbinsel nördlich des Kaukasus verfolgen können. An diesen Gründungen haben jonische Städte, besonders Milet den größten Anteil. E s wird von "lorpos an der Donaumündung als MiAricricov KTicrpoc bei Strabo gesprochen, Skymnos spricht von Töpoi als CCTTOIKOI MiAricricov. Die Stadt Olbia ('OAßiri), unweit der Mündung des Südlichen Bug (Hypanis), wird von Herodot als eine Gründung Milets bezeichnet. Milesische Gründungen sind nach Strabo TTocimK&iraiov an der Stelle des heutigen Kerö am Kimmerischen Bosporus, sowie QeuSoarn auf der Taurischen Halbinsel, nach dem Zeugnis von Arrians Periplus. Endlich bezeichnet Skymnos die Stadt (Docvayöpeia, an der Stelle des heutigen Taman, gegenüber Kerc, als eine Siedlung jonischer Auswanderer aus Teos. Neben jonischen Siedlungen gab es in der Krim auch dorische. Archäologisch nachgewiesen sind schließlich auch attische Einflüsse, die sich bis in die Gegend von Kiew verfolgen lassen. K i m m e r i s c h e Bevölkerung bewohnte vor den Skythen das Hinterland dieser griechischen Kolonien. In griechischen Quellen sind die Nachrichten über dieses Volkstum teilweise in sagenhafte Form gekleidet. Deutlicher tritt uns der Volksstamm der Kimmerier in den assyrischen Denkmälern entgegen. Wir erfahren aus diesen letzteren mehrere kimmerische Herrschernamen, von denen einige eine deutlich iranische Form zeigen, wie z. B. der Name SandakSatru, der offenbar einem altiranischen *Candraxsa&ra- „glänzende Herrschaft (habend)'* — entspricht. Aus Ortsnamen Südrußlands läßt sich noch die Anwesenheit von Kimmeriern in verschiedenen Gegenden feststellen, so z. B. findet sich ein Kippipiov

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äxpov im Kuban-Gebiet, der alte KippspiKÒs Bócrrropog entspricht der heutigen Straße von Kerc. Eine Ortschaft Kippipiov und ein Berg Kipipiépiov òpos findet sich in der Krim. Damit ist die Anwesenheit von Kimmeriern in Südrußland gesichert, die später durch die Skythen nach Westen gedrängt, vom nördlichen Balkan nach Kleinasien gelangen und im Osten über den Kaukasus gleichfalls nach Kleinasien vorstoßen. Die Oberschicht der Kimmerier hatte jedenfalls iranischen Einschlag in ihren Eigennamen. Die Volksmassen dagegen waren wahrscheinlich nicht iranisch. Strabo I 3, 2 1 sagt: Kiiinépiot, 0O5 Kai Tpfjpas òvopàjouatv. An einer andern Stelle heißt es bei Strabo X I V , 1 , 40: Tpfjpes • • • KinnEpiKÒv 26vos. E r verknüpft also die Kimmerier deutlich mit den Trerern, die auf Grund eines Zeugnisses von Thukydides als thrakischer Stamm zu gelten haben. Im 7. Jahrh. v. Chr. wurden die Kimmerier in Südrußland durch die S k y t h e n verdrängt. Zur Zeit des Herodot bewohnen diese letzteren das südrussische Steppengebiet bis zur Donau, östlich von ihnen, hinterm Don (Tanais), sitzen die Sarmaten (Sauromaten). In den letzten vorchristlichen Jahrhunderten rücken die Sarmaten immer mehr nach Westen vor, ihnen folgen verwandte Stämme, Jazygen, Aorsen, Alanen. Durch die zuverlässigen antiken Zeugnisse, vor allem durch Herodot, wird uns bestätigt, daß S k y t h e n u n d S a r m a t e n s p r a c h l i c h m i t e i n a n d e r v e r w a n d t waren und daß b e i d e S p r a c h e n außerdem m i t d e m M e d i s c h e n u n d P a r t h i s c h e n v e r w a n d t w a r e n . Vgl. Herodot IV 1 1 7 : Ocovrj 6è oi Eauponórrca vonijouai ZkuQikt) ctoXoikìjovtss ccütt) dirò tou àpxaiou, ènei où xpTl^^S è^ua8ov ocùttiv od 'Aiaajóvss. Ähnlich Hippokrates TTspi àépcov Kap. 24: "Eövos ZkuOikòv . . . Zccupopórrai. Zur Verwandtschaft mit Medisch und Parthisch vergleiche man: „Sarmatae . . . Medorum suboles" bei Plinius N H V I 1 9 ; Zaupondrrai. . . ék Tfjs MtiSìccs bei Diodor I I 43, 6; ferner: „Scythae,

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qui Parthos condidere" Curtius Rufus V I , 2, 12ff. oder TTapeuaToi sövos irdAai. . . Zkuöiköv Steph. Byz. und viele andere Stellen. Wir haben nicht den geringsten Grund, an der Richtigkeit dieser Überlieferung zu zweifeln. Die Zugehörigkeit des Sarmatischen und Skythischen zur iranischen Sprachgruppe wird dadurch höchst wahrscheinlich, da über den iranischen Charakter des Medischen und Parthischen kein Zweifel besteht. Eine Bestätigung erhält die Ansicht vom Iraniertum der Skythen und Sarmaten auch durch eine Untersuchung der vorhandenen Reste dieser Sprachen. Sind aber diese Sprachen iranisch, dann haben wir in Südrußland mindestens für ein Jahrtausend die Vorherrschaft iranischer Völker anzuerkennen. So läßt sich auch erklären, warum mehrere sarmatische Stammesnamen aus dem Iranischen zu deuten sind, wie 'Aopcoi von altiran. aurusa- „weiß", 'AAccvoi: iran. airyana-, 'Ao-aloi: avest. äsu- „schnell" und viele andere. Ebenso versteht man auf diese Weise die nicht wenigen iranischen Orts- und Flußnamen in Südrußland in alter Zeit. Der Name des Don erklärt sich von iran. Dänu- „ F l u ß " . Dasselbe Wort suchte Kretschmer im ersten Teil der Namen Dniepr und Dniestr (altruss. *Dsneprs, *Dmestrz>), nach der alten Überlieferung Danapris und Danastius, die Kr. scharfsinnig als *Dänu apara- „hinterer F l u ß " und Dänu nazdya„vorderer F l u ß " auffaßt. 'A^ocydpiov am Dniepr ist iran. aza- „ B o c k " und gairi- „Berg", ZouySaia an der Stelle des heutigen Sudak in der Krim ist osset. suydag „heilig". Als skythisch habe ich u. a. den griechischen Namen des Schwarzen Meeres TTövtos Eö§eivos gedeutet, der nach der antiken Tradition zurückgeht auf növTog "A^eivos. Das „ungastliche Meer" ist aber kein normaler Name für ein Meer, sondern nur eine Volksetymologie. Nach meiner Auffassung steckt darin ein altiran. a%&aena- „dunkelfarbig", das die Griechen durch "A^eivos wiedergaben und später euphemistisch zu Eu£eivo$ „gastliches (Meer)" veränderten. Die meisten altiranischen Ortsnamen Südrußlands sind allerdings durch die mit den

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Hunnen beginnende turkotatarische Invasion hinweggespült worden. Die sarmatischen Alanen müssen nach dem Zeugnis georgischer Chroniken mit den Osseten (alt: äs) gleichgesetzt werden, deren altrussischer Name Jasi lautet. Dieser letztere lebt im Namen der rumänischen Stadt Ia§i Jassy fort. In der Krim hielten sich Alanen noch im 13. Jahrh., wie aus dem Bericht eines Alanenbischofs Theodoros zu ersehen ist. Von diesen Krim-Alanen sind auch die Krimgoten beeinflußt worden, die im 16. Jahrh. für „hundert" und „tausend" die iranischen Lehnwörter sada und hazar gebrauchten. östlich des Don müssen ursprünglich die iranischen Einflüsse stärker gewesen sein als westlich dieses Flusses, weil die östlichen Finno-Ugrier, wie schon erwähnt, besonders viele iranische Lehnwörter übernommen haben. Die iranischen Ortsnamenspuren sind dort aber durch die mit den Hunnen einsetzende turkotatarische Flut fortgeschwemmt worden. Die nördlichen Nachbarn der Iranier Südrußlands waren die S l a v e n , hauptsächlich am mittleren Dniepr wohnhaft. Mit ihnen werden schon seit längerer Zeit die Naupoi des Herodot gleichgesetzt. Als Urheimat der Slaven und älteste Heimat der Russen (Ostslaven) betrachte ich ein Gebiet, das sich von Ostgalizien östlich über die Landschaften Wolhynien, Podolien, Kiew, Cernigov, Mohilev, Poltava, Kursk, Orel bis zum oberen Don erstreckt. Zu einem solchen Ansatz der slavischen Ursitze genügen noch nicht die schwachen iranischen Einflüsse im Slavischen, die nur bei den Russen etwas stärker zu spüren sind. Zu letzteren rechne ich auch russ. irej „ein sagenhaftes Land, wohin die Zugvögel im Winter ziehen" in der Volkspoesie, das zu osset. ir „Osseten", iron „ossetisch", avest. airya- „Arier" gehört. Zu der Annahme, daß die oben bezeichneten russischen Gebiete als die ältesten Wohnsitze der Slaven anzusehen sind, veranlassen mich die besonders a l t e r t ü m l i c h e n B i l d u n g e n der G e w ä s s e r -

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n a m e n dieser Gegenden, die sich aus dem Slavischen deuten lassen. Nur einzelnes sei hier herausgegriffen: 1. Bildungen auf -ostb: russ. Dohrostb, Cernostb, Mokrostb, Südost* (zu russ. sudno, pl. sudd „Flußfahrzeug"), Snagostb (zu serbokr. snaga „ K r a f t " , auch altfuss. snaga, snagota dasselbe). Diese Ableitungen lassen sich vergleichen mit lit. genestys „Viehtrift" von genü girlti „treibe" und mit latein. agrestis, coelestis u. dgl. 2. Bildungen auf -ujb aus -ouios: Bobruj (woher der ON Bobrujsk) als „Biberbach" von slav. bobn „Biber", auch russ. Berezuj (Kaluga). Die Ableitung ist bei den sog. -uStämmen zu Hause, wie etwa altslav. volujb „Ochsenhirt" von voh „Ochs". Sie läßt sich vergleichen mit aind. hanavyäs „zur Kinnbacke gehörig": hdnus „Kinnbacke", griech. yivgiov aus *y£veFiov von y i w s usw. 3. Bildungen auf -ajb wie russ. Borzaj, Berezaj, Zamglaj, Ilovaj, die zusammenzuhalten sind mit lit. vasarojis „Sommerfeld": vasarä „Sommer", Suvinöjis „Fischteich": iuvis „Fisch", lett. berzäis „Birkengehege", dumbräis „Schlammstelle", neben dumbrs. 4. Bildungen auf -yni wie russ. Gorynb: gora „Berg", Medynb zu med* „Honig, Meth", Vjazynb (Wilna) von altslav. vgzi „Ulme", Volytib usw. Damit könnte verglichen werden lit. maigünas „Schlafbank": miegdti „schlafen". 5. Bildungen auf -anb wie russ. Luganb, Chvorostanb, Ptanb, letzteres zu altslav. pttica „Vogel". Damit können lettische Ableitungen auf -uonis verglichen werden, auch lit. F1N Lazduonä u. a. 6. Alte Bildungen auf -men-, woher russ. -ment, -ma: Vjaima neben Vjazmem, die ich zu russ. vjazkij „schlammig" stelle. Anders weitergebildet ist Tismenica, das m. E. zu tichi „ruhig, still", lit. teisüs gehört. Damit lassen sich lit. Bildungen auf -muo und -menis vergleichen. 7. Alte -nt- Partizipia ohne die sonst im Slavischen übliche Erweiterung durch -io-, die das t umgestaltete. Dazu gehört

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Reut aus *Revgtb „brüllender" (Fluß) neben dem späteren Revuia, Gremjatka als „tönend" neben Gremjacij, RZatb als „wiehernd" u. a. 8. Alte ü-Stämme vom Typus des altslav. svekry G.sveknve, im Russischen teilweise zu -va geworden. So stellt sich russ. Bagva zu poln. bagno „ S u m p f " , russ. Mokva zu altslav. mokn „ f e u c h t " usw. 9. Bildungen auf -oib: Beloöb zu beh „ w e i ß " . Sie können zusammenhängen mit lit. Ableitungen auf -aka, auch lett. -aka. 10. Adjektivische Formen ohne die im Slavischen früh eingetretene Weiterbildung mit -ko-; dazu gehört der Seename russ. Glubo, den ich zu slav. glgboks „ t i e f " stelle. 11. Alte l- Partizipia wie: Piskla zu russ. piSiatb „piepsen, quäken", Vorskla zu russ. voriatb „murren", poln. wrzask „Geschrei". 12. Bildungen wie russ. Beleja, Ljuteja. D a z u kommen nicht wenige Gewässernamen von altertümlichen Wurzeln wie der russ. F1N Vechta aus *Vbstra, das als urverwandt zu deutschen Namen wie Weser und Werra gestellt werden kann, oder der F1N russ. Orbcikt von altruss. orb „ R o ß " , poln. Orzyc usw. In dieser slavischen Urheimat kann man den Verlust verschiedener idg. Kulturwörter bei den Slaven sehr wohl verstehen, denn es läßt sich nicht in Abrede stellen, daß die Slaven von den indogermanischen Kulturerrungenschaften infolge ungünstiger Lebensbedingungen in ihren ältesten Wohnsitzen manches eingebüßt haben. Mehrere Metallnamen der indogermanischen Urzeit haben die Slaven verloren, wie z. B . die Entsprechungen, von lat. aurum und aes, letzteres gehört zu aind. dyas. Auch der Ackerbau ist bei ihnen primitiver geworden, weil Wörter wie „Pflugschar", ahd. waganso, griech. ¿ipvis, apreuß. wagnis oder die Entsprechung von deutsch Egge, ahd. egida, lit. akttios fehlen. Die idg. Be-

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Zeichnung für „Steinhauer, Zimmermann" aind. tak$an-, griech. t£ktcov liegt auch nicht mehr vor, wenn auch andere Vertreter dieser Wurzel im Slav. fortleben (tesati). Aufgegeben wurden Wörter wie idg. *potis „Hausherr" *potni „Hausfrau", *regs „König", *teutd „Volk", *korjos „Heer", got. harjis, alit. kärias, altiran. kära-, griech. Koipavos. Groß war vor allem die Einbuße an Ausdrücken für die Seeschifffahrt. Lat. nävis, griech. vccüs usw. haben bei den Slaven keine Entsprechung. Die Benennungen für Boote u. dgl. sind entweder entlehnt, wie abulg. korabh aus griech. Kap&ßiov, oder sie bezeichnen von Hause aus ganz primitive Fahrzeuge, Einbäume, -rrXoia novö^uAa wie sie auch byzantinische Quellen den Slaven zuschreiben. Auch das alte Wort für „rudern", lit. irti, griech. ¿picrcrco usw. ist ersetzt durch grebg, das auch „graben", also eine sehr primitive Art des Ruderns bezeichnet. Diese Seeterminologie deutet nicht auf Bekanntschaft der Slaven mit dem Meere hin, sondern auf eine Urheimat, die ausschließlich über Binnengewässer verfügte. Vieles andere im Leben der Urslaven wird begreiflich, wenn man den obigen Ansatz der ältesten slavischen Wohnsitze annimmt. Man versteht in diesem teilweise mit dichten Wäldern bedeckten Gebiet die Bedeutung des Rodens, das später bei der Ausbreitung der Westslaven in Deutschland eine so große Rolle spielt. Namen wie Praga (Prag), Görlitz (Izgorehcb), Trebnitz u. a. zeigen deutlich die Rolle des Rodens bei den Slaven. Eine weitere Bestätigung dieser Urheimat ergibt sich durch die Heranziehung pflanzengeographischer Ergebnisse. In dieser Urheimat fehlte die Buche, die den Slaven erst bei ihrem Vordringen weiter nach Westen bekannt wurde. Daher ist der slavische Name der Buche (*buky) aus dem Germanischen entlehnt. Fremd war ihnen auch der Name des Bergahorns (*avord,javori), für den sie bei ihrem Vorstoß in westlicher Richtung ebenfalls eine germanische Bezeichnung (aus der Sippe von d. Ahorn) sich aneigneten. Schließlich versteht man in dieser slavischen Ur2

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heimat auch alle fremden Einflüsse, die sich in alter Zeit bei den Slaven nachweisen lassen. Alte b a l t i s c h e Ortsnamen finden sich nördlich von diesen slavischen Wohnsitzen in den Gebieten von Wilna, Grodno, Minsk, Vitebsk, Smolensk bis Kaluga und Mozajsk, nicht weit von Moskau. Charakteristisch für diese Balten sind Gewässernamen wie Laukesä von lit. laükas „Feld", woraus russ. Ludesa wurde, auch balt. Aresä von äras „Adler", das russ. Oresa ergab. Baltisch ist der Flußname BerZa, als „Birkenfluß" zu lit. blrZas, biriis „Birke" zu stellen, ferner BereSta aus balt. *Bersta, einer Entsprechung von slaw. *berstt „Ulme", got. bairhts „glänzend". Für baltisch halte ich auch den russ. F1N Ponja, der mit apreuß. pannean „Sumpf", nhd. Fenn und dem illyrischen Pannonia zusammenhängt. Im Grodnoer Gebiet saßen die Jatwinger, ein baltischer Stamm, der in zahlreichen weißruss. Ortsnamen wie Ja.tvja.Zi, Jatvei Spuren hinterlassen hat. Daß in Ostpreußen baltische Galinder mit den Goten in Berührung kamen, ist bereits oben erwähnt worden. Denselben baltischen Stammesnamen finden wir als Goljadb russifiziert westlich von Moskau und im Gebiet von Kaluga. Das sind die „Grenzstämme" der Balten, wie der Name zeigt, der zu lit. gälas „Ende" gehört. Es begegnen auch sonst bei den Ost balt en von Mozajsk und Kaluga mehrfach die gleichen Namen, die wir bei den alten Preußen oder Litauern im Westen antreffen. Z. B. russ. Toi Sa e. Fluß im G. Smolensk ist gleichzusetzen mit lit. Tilze = Tilsit, wobei russ. ol auf altes il zurückgehen muß, wie bei russ. volk „Wolf", das urverwandt ist mit lit. vilkas. Der Flußname Istra erscheint zweimal im Osten (G. Smolensk und Moskau). Er entspricht dem lit. Istra — nhd. Inster bei Insterburg usw. Die weite Ausdehnung der Balten in östlicher Richtung bis in die Gegend von Moskau erklärt uns auch, warum das Mordwinische mitunter baltische Lehnwörter aufweist, die den ostseefinnischen Sprachen fehlen.

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N i c h t - I n d o g e r m a n e n saßen ursprünglich nördlich und nordöstlich von den Balten hinter der Linie Pskov-Moskau. Vor der russischen Besiedlung des Nordens und Nordostens sind indogermanische Stämme über diese Linie nicht wesentlich hinausgekommen. Für die älteste Schicht der Gewässernamen dieses nördlichen Gebietes sind mehrere Typen von Flußnamen besonders bezeichnend, die gegen Nordosten teilweise zahlreicher werden, also einer zurückgedrängten nördlichen Bevölkerung angehören müssen. E s sind verschiedene Namentypen, die man früher zum Teil als finnisch in Anspruch nehmen wollte, die sich aber bisher einer Deutung aus dem Finnisch-ugrischen widersetzen. 1 . Namen auf -ma: Tjud'ma, Jachroma, Tigoma, Suchroma, Nutroma, Kujma, (G. Tver'), Utkoma, Vosloma, Soltoma, Urdoma, Pulochma, PuSma, Kut'ma, Morma, Ki&ma, Korma (G. Jaroslavl'), Tapsoma, PaUma, Sulma (G. Novgorod, Kr. Cerepovec), Sugoma, Konioma (G. Kostroma), Peksoma, Lundoma, Moloma, Lekoma, Jeltoma, Irdoma, TolSma, JelSma, PeUma, Tot'ma, Katroma, Ugorma, Ratnoma, Luchtoma, Vochtoma, Sograma, Nozma, Sochma, Lachoma, Podoma, Kuloma, Tojma, Tojsma, LoMma (G. Vologda), Kelüema, Cyl'ma (Kr.Mezen), Nerima, TySma, Urt'ma, Urma, Udjurma, Untema, (G. Vjatka); damit vgl. Kozym, Byrtym, Murtym, Bardym, Njuzim, Uchtym, Puzym, Volim, KyHym (G. Perm). 2. Namen auf -oSma, -o$ma: Sergoima (Pskov), Javoima (Tichvin), KuroSma, VoltoSma (G. Vologda). Vgl. auch Uneima (Kr. Onega), Kolezma (Kr. Kern, G. Archangelsk). 3. Namen auf -chta: Peluchta, Tumachta (G. Tver), Sonochta, Vojechta (G. Jaroslavl'), Sibochta, ISmechta (G. Vladimir), Nendochta, Sorochta (Kostroma), Sejbuchta (G. Vologda) usw. Dazu gehören offenbar etwas abweichende Namen wie Sol'dobochot', Izochot', Obuchot' (G. Jaroslavl'). 4. Namen Sitegda 2*

auf

-gda:

Pecegda

(G. Vladimir), Vyiegda

(G. Jaroslavl'),

u. a.

Sudogda,

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5. Namen auf -ksa und -kSa: Ileksa, Caleksa (Kr. Belozersk), Tordoksa (Kr. Kirillov), Somoksa, Vostraksa (G. Vologda). Ferner: KotoMa (G. Novgorod), Koloksa, Seroksa, SorokSa, ViSekSa, Kidetöa (G. Vladimir), Samaksa, SotukSa (G. Olonec), LebaMa, MoloMa (G. Jaroslavl'), KujekSa (G. Kostroma), InokSa, VarekSa (G. Rjazan), MamokSa (G. Vjatka) usw. — Bisher ist es nicht gelungen, die soeben erwähnten Namentypen mit Hilfe der finnisch-ugrischen Sprachen zu deuten. Sie sind aber zweifellos nicht-indogermanisch und müssen einer alten, nach Norden und Nordosten zurückgedrängten vor-indogermanischen Bevölkerung angehören, da ihre Zahl gegen Norden und Nordosten zunimmt. Wenn man die Spuren der f i n n i s c h - u g r i s c h e n B e v ö l k e r u n g Rußlands in den geographischen Namen verfolgen will, dann empfiehlt es sich, z u e r s t das Verbreitungsgebiet der h i s t o r i s c h n a c h w e i s b a r e n f i n n i s c h - u g r i s c h e n E i n z e l g r u p p e n festzustellen. Ich habe daher meine Untersuchung dieser Frage mit den Ostseefinnen (Westfinnen) begonnen, weil dieser Zweig besser erforscht ist als die andern. Wir besitzen mehrere Lehnwörteruntersuchungen über ostseefinnische Lehnwörter im Russischen (J. Kalima) und über russische Entlehnungen in den ostseefinnischen Sprachen (J. Mikkola), die uns über die Lautentsprechungen in den Lehnwörtern und über das Verhältnis des russischen Lautsystems zu dem ostseefinnischen Aufschluß geben. Wenn auch das Interesse für Ortsnamenforschung unter den finnischen Gelehrten bisher nicht groß gewesen ist, so gibt es dort immerhin wichtige Arbeiten auch über geographische Namen z. B. von Ahlquist, Ojansuu, u. a. und vor allem haben wir in der letzten Zeit zwei ausgezeichnete geographische Werke über Finnland und Estland erhalten, dazu ein amtliches estnisches Ortsnamenverzeichnis und ältere ausgezeichnete Arbeiten über die finnische Bevölkerung von Ingermanland (P. von Koppen, A. Sjögren). Diese Werke geben uns die Möglichkeit, die geographische Nomenklatur des Fin-

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nischen und Estnischen viel besser zu übersehen als diejenige der andern finnisch-ugrischen Sprachen. Für besonders wichtig halte ich die genauen Übereinstimmungen zwischen estnischen und finnischen Gewässernamen, d. h. Fälle wie finn. Mustajoki, Ilmajärvi, Särkijärvi und estn. Mustjögi, Ilmjärv, Särgjärv, weil aus dem Vorkommen dieser Namen zu beiden Seiten des Finnischen Meerbusens auf ein gewisses Alter derselben geschlossen werden muß. Bei solchen älteren Namen besteht eine größere Aussicht, daß sie sich als ur-ostseefinnisch erweisen und es ist sehr wahrscheinlich, daß die vorrussische Bevölkerung gewisser Gebiete, in denen einst Finnen gewohnt haben, gerade solche Namen besessen hat. Ferner halte ich es für methodisch richtig, daß in Gegenden, über deren ältere Bevölkerung man nichts weiß, die Namenforschung mit der Untersuchung von Gewässernamen den Anfang macht, da die Erfahrung lehrt, daß diese leichter deutbar, weil in ihren Bedeutungen viel einförmiger sind, als Siedlungsnamen. Dazu sind Gewässernamen (wie übrigens auch die in der russischen Ebene nur spärlichen Bergnamen) weniger Veränderungen ausgesetzt und überleben leichter einen Bevölkerungswechsel. Bei den Ortsnamen kommt noch hinzu, daß sie sehr oft von Personennamen abgeleitet sind, deren Deutung ganz besonders schwierig ist. Meine Beobachtungen an ostseefinnischen Ortsnamen haben mich zu dem Ergebnis geführt, daß wir überall, wo einmal Westfinnen gesessen haben, eine Anzahl von Namentypen antreffen müssen, in denen folgende finnische Sprachelemente oder deren Entsprechungen enthalten sein müssen: i. joki „Fluß", 2. -järvi „See", 3. -salmi „Meerenge, Sund", 4. -lahti „Bucht", 5. -niemi „Landzunge", 6. -selkä „Bergrücken", 7. -mäki „Hügel", 8. -vuori „Berg", 9. haapa„Espe", 10. koivu- „Birke", 1 1 . kuusi „Tanne", 12. mänty „Föhre", 13. musta „schwarz", 14. majava „Biber", 15. mäyrä (*tnägrä) „Dachs", um nur einige der häufigsten Typen zu nennen. Findet sich keins dieser Wörter in den Ortsnamen

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eines größeren Gebietes, dann halte ich es für zweifelhaft, daß dort überhaupt jemals Westfinnen gesessen haben, denn ich habe nirgends, wo Ortsnamen ernsthaft untersucht worden sind, den Fall eintreten sehen, daß nur ganz seltene, ausgefallene Namen eines Sprachstammes erhalten geblieben, die häufigeren dagegen geschwunden wären. Operiert ein Forscher nur mit finnischen Raritäten, um den Nachweis finnischer Urbevölkerung in einer gewissen Gegend zu erbringen, dann erweist sich gewöhnlich seine Theorie als falsch. Aus diesem Grunde halte ich alle Versuche für verfehlt, die gemacht wurden, um finnische Urbevölkerung in Frankreich, Deutschland und Polen nachzuweisen, weil dort die soeben aufgezählten, in finnischen Ortsnamen besonders häufig anzutreffenden Sprachelemente fehlen. Mit Sicherheit läßt sich ostseefinnische Bevölkerung auf Grund der Ortsnamenforschung nachweisen in den russischen Gebieten von Vitebsk (nördlicher Teil), Pskov, Tvef, Novgorod, Petersburg, Olonec, im westlichen Teil des Gebietes von Archangel'sk etwa bis zur nördlichen Dvina und allenfalls noch im Kr. Klin des Moskauer Gebietes. Im Kr. Kadnikov, im Westen des G. Vologda, finden sich auch noch einige westfinnische Seenamen. Für unsicher halte ich bisher die Anklänge an westfinnisches Namengut im Gebiete von Jaroslavl'. Über die Art der U m g e s t a l t u n g ostseefinnischen Namengutes durch die Russen läßt sich folgendes sagen. Hat man es mit einer finnischen Zusammensetzung zu tun wie finn. Särki-järvi „Rotaugen-See" u. dgl., dann können bei der Entlehnung: i. b e i d e Glieder der Z u s a m m e n s e t z u n g ü b e r n o m m e n werden, allerdings oft mit lautlichen Veränderungen. Vgl. russ. Seregerb „Seliger-See" aus finn. Särkijär(v)i, IVmerb ,,Ilmen-See" aus finn. Ilmajär(v)i. Ebenso ist in russ. Seitomezb aus *Sbltomeh, Rudomeh (G. Tvef) ein finn. Siltamäki, Rautamäki enthalten. Im Kr. Tichvin G. Novgorod begegnen russ. Bachnamen Kivuja, Lefuja, Paluja,

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Saruja, Vechtuja. Sie enthalten finn. oja „Bach" und sind zu deuten als finn. Kivioja „Steinbach", Leppäoja „Erlenbach", Palooja „Schwendenbach", Saraoja „Riedbach", Vihtaoja „Badequastenbach". 2. Ferner kann von den beiden Kompositionsgliedern des finnischen Namens das erste beibehalten, das zweite dagegen übersetzt sein. Es handelt sich in solchen Fällen um T e i l ü b e r s e t z u n g e n . So sind aufzufassen die russischen Seenamen Kotkoze.ro, Sergozero, Gabozero, Pertozero, Ladvozero. Hier steckt im zweiten Gliede das übersetzte russische ozero „See", das zweifellos eingetreten ist für finn. järvi „See". Zugrunde liegen finnische Namen wie Kotkajärvi „Adlersee", Särkijärvi „Rotaugensee", Haapajärvi „Espensee", Pirttijärvi, „Badstubensee", Latvajärvi „Gipfelsee". Eine andere Gruppe von Teilübersetzungen kann veranschaulicht werden durch Bachnamen des Kr. Vytegra G. Olonec wie Kivrutej, Lepruüej, Paloruüej, Savrulej, Kil'maruüej, Sergoruiej. Ich halte in diesen Fällen russ. ruöej „Bach" für eine Übersetzung von finn. oja „Bach", weil hier wie in der vorher erwähnten Reihe von Seenamen, das erste Glied dieser Namen bestimmt nicht russisch, sondern finnisch ist. Daher sind als Grundformen dieser Namen anzusprechen die im Finnischen häufig nachweisbaren Bachnamen: Kivioja, Leppäoja, Palooja, Savioja „Lehmbach", Kylmäoja „kalter Bach", Särkioja ,, Rotaugenbach''. 3. Eine weitere Umgestaltung entlehnter Namen kann bezeichnet werden als Teilübersetzung mit nachfolgender K ü r zung des vorher übersetzten zweiten Gliedes, welches als entbehrlich fortfiel. Nicht immer läßt sich eine derartige starke Umbildung eines Namens genau nachweisen. Ein Flußname Megrega (Petrozavodsk) stammt aus finn. *Mägräjoki „Dachsfluß", gehört also unter die Fälle, welche ihre beiden Kompositionsglieder bewahrt haben. Bei einer Teilübersetzung erwartet man *Megra-Reka mit russ. reka „Fluß". Dieses konnte unter Weglassung des als überflüssig

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empfundenen zweiten Teiles im Russischen einfach als Megra weiter bestehen bleiben, das sich auch mehrfach belegen läßt. Gegen diesen Fall könnte ein Zweifler immerhin den Einwand erheben, daß schon als Grundlage von russ. Megra der bloße Tiername *Mägrä denkbar sei. Ein solcher Einwand wäre bei dem Tiernamen möglich, aber nicht bei dem Flußnamen Sil'da (Kr. Vytegra, G. Olonec). An diesem Fluß befindet sich ein Ort Mostovaja. Der Name des letzteren bedeutet russisch so viel wie „Brückenort". Ich halte daher Sil'da für eine Kürzung eines * Sil'da reka „Brückenfluß", das eine Teilübersetzung von finn. Siltajoki „Brückenfluß" sein muß. Solche Kürzungen sind sonst schwer zu erkennen, wenn nicht, wie in diesem Falle, ein übersetzter Ortsname hilft. Denn normalerweise dürfte ein Fluß nicht so leicht den Namen „Brücke" haben. 4. Es muß außerdem überall, wo ein Bevölkerungswechsel stattgefunden hat, mit vollständigen Ü b e r s e t z u n g e n v o n O r t s n a m e n aus einer Sprache in eine andere gerechnet werden. Wenn im G. Olonec eine Landzunge Chlebnoj Navolok „Brot-Landzunge" heißt und daselbst auch ein Ortsname Leipäniemi begegnet, so fällt auf, daß dieser letztere Name die gleiche Bedeutung im Finnischen hat, wie sie der russische Name aufweist. Da in dieser Gegend die finnischen Namen die ältere, die russischen dagegen die jüngere Schicht bilden, muß angenommen werden, daß der russische Name später entstanden ist als der finnische. Wenn sich in andern Fällen der ursprüngliche finnische Name nicht erhalten hat, dann ist es sehr schwer festzustellen, ob überhaupt eine Übersetzung eines älteren Namens oder eine Neuschöpfung vorliegt. 5. Bei S i e d l u n g s n a m e n ist schließlich mit der Umgestaltung einer Namensform durch Einfluß von Namen aus der Nachbarschaft zu rechnen. Wenn im G. Petersburg solche russische ON begegnen wie Kuningolovo oder Terentilovo, die finnisch Kuningala, Terentilä lauten, dann ist die -la, -lä, Bildung im Finnischen schon genügende Zugehörigkeits- und

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Ortsbezeichnung. Die Bedeutung wäre „Ort des Königs" bzw. „Ort des Terentius", letzteres ein auch im Russischen sehr gebräuchlicher Personenname. Die russischen Namen haben hier eine Weiterbildung mit -ovo erfahren, und das ist dem Einfluß der in echt russischen Ortsnamen jener Gegend so überaus häufigen Endung -ovo zuzuschreiben, die sich hier analogisch ausgebreitet hat. Eine eingehendere Beschäftigung mit Ortsnamen muß zu der Erkenntnis führen, daß ü b e r a l l , wo eine Bevölkerung eine andere ablöst, auch Ü b e r s e t z u n g e n alter Namen durch die neuen Bewohner erfolgen müssen. So erklärt es sich, daß in vielen Gegenden nebeneinander Namen begegnen, die die gleiche Bedeutung in verschiedenen Sprachen aufweisen. So findet sich ein ON Kivika im Kr. Kirillov G. Novgorod, der sich mit finn. kivikko „steiniger Boden" von kivi „Stein" erklärt. In der Nähe dieses Ortes gibt es einen andern, Kame$naja\ dieser letztere gehört zu russ. kamem „Stein", hat also eine ähnliche Bedeutung wie der finnische. In der gleichen Gegend finden wir eine Ortschaft Mjanda, deren Name zu finn. mänty „Föhre, Kiefer" gehören könnte. Eine solche Deutung kann durch die Etymologie des Namens eines benachbarten Sees Ku&kozero noch wahrscheinlicher gemacht werden. Denn der letztere läßt sich zu finn. kuusikko „Tannenwald", von kuusi „Tanne" stellen. Ein ähnlicher Fall liegt vor beim Namen des Berges Gora Charakku (G. Olonec), in dessen Nähe ein Ort Soroija Gora heißt. Der letztere Name bedeutet im Russischen „Elsterberg", der andere gehört zu finn. harakka „Elster", zeigt also die gleiche Bedeutung. Derartige Beispiele lassen sich aus allen Gegenden beibringen, wo Ortsnamen genauer untersucht worden sind. Wenn schon das Vorhandensein von Ubersetzungen uns die Möglichkeit einer Kontrolle aufgestellter Theorien über die Ablösung einer Bevölkerung durch eine neue gibt, so kann die Richtigkeit toponomastischer Ergebnisse auch noch auf folgendem Wege nachgeprüft werden. Uberall, wo eine

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vorgeschichtliche finnische Bevölkerung festgestellt worden ist, deren Sprache einigermaßen bekannt oder aus naheverwandten Sprachen erschlossen werden kann, muß das nachgewiesene Namengut nicht nur aus ausgefallenen Namen bestehen, sondern auch solche Bildungen enthalten, die in echt-finnischen Gegenden heute noch häufig vorkommen. In dem von mir oben als westfinnisch bezeichneten Gebiet von Novgorod-Pskov bis zum Weißen Meer überrascht das häufige Vorkommen von Namen, die aus finn. Särkijärvi „Rotaugensee" stammen. Im einst von Westfinnen bewohnten russifizierten Gebiet läßt sich dieser Name etwa sechsmal nachweisen. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn in Finnland finde ich diesen Seenamen etwa fünfzigmal. Der Seename Pertozero läßt sich in nordrussischen Gegenden viermal feststellen. Der zugrunde liegende finnische Name Pirttijärvi ist ebenfalls sehr verbreitet. Dasselbe gilt von Savozero und Savijärvi ,.Lehmsee", Bekannt ist der Name Narva, den man von einem ostseefinn. narva „Schwelle" abgeleitet hat. Mit dem letzteren Wort wurden offenbar auch „Stromschnellen" bezeichnet. Im russifizierten Gebiet des G. Archangelsk findet sich wiederum ein Fluß Narva, der aus Narvajoki gekürzt zu sein scheint. Sind wir also in der Lage, auf dem von uns als westfinnisch bezeichneten Gebiet häufige W i e d e r holungen der b a n a l s t e n finnischen N a m e n t y p e n nachzuweisen, dann ist diese große Gleichförmigkeit gewiß keine unwesentliche Stütze unserer Beweisführung. Vor den Ostseefinnen (Westfinnen) war ein großer Teil Nordrußlands von L a p p e n besiedelt. Dasselbe gilt für die Zeit um Christi Geburt auch von Finnland. Eine Spur von Lappen zeigt ein Vergleich des schwedischen Namens der Stadt Willmanstrand mit dem finnischen. Der schwedische Name bedeutet „Strand der wilden Männer". Die finnische Benennung des Ortes lautet Lappeenranta. Ojansuu hat dieses letztere erklärt aus *Lappvedenranta, das aufgefaßt werden muß als „Strand des Lappischen Sees" (Lappvesi). Viele

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Spuren einer lappischen Bevölkerung Finnlands hat aus Ortsnamen und historischen Zeugnissen der schwedische Sprachforscher Wiklund festgestellt. Auch in großen Teilen der Gebiete von Archangelsk und Olonec läßt sich eine ältere lappische Einwohnerschaft mit Hilfe der Ortsnamenforschung nachweisen. Wir sind heute besonders dank den Arbeiten Wiklunds und den reichen Sammlungen von J. Qvigstad in Tromsö in der Lage, die für das Lappische charakteristischen Ortsnamentypen verhältnismäßig gut zu übersehen. Folgende Sprachelemente sind für die lappischen Namen bezeichnend : 1. lapp. £oalbme gegenüber finn. salmi „Sund, Meerenge". Aus dem Lappischen zu deuten ist also russ. Celma a) ein Fluß im Kr. Petrozavodsk, b) ein Fluß im Kr. Kirillov G. Novgorod. Ferner Seenamen Celmozero a) im Kr. Povenec, b) im Kr. Kargopol. 2. lapp. njalbme „Mündung", urverwandt mit magy. nyelv „Zunge". Daraus erklärt sich russ. Njalmozero im Kr. Petrozavodsk. 3. lapp. kirnt „ B ä r " verwandt mit finn. kontio „Bär". Davon erklärt sich russ. Kumcezero See im Kr. Povenec und Kumsa Fluß daselbst. Es gibt dort auch einen Berg MedveSja Gora; das ist russisch ebenfalls „Bärenberg". 4. lapp. goaskem, koskem „Adler", verwandt mit finn. kotka „Adler". Davon leite ich ab: Koikomozero a) See im Kr. Cholmogory G. Archangelsk, b) See im Kr. Belozersk G. Novgorod. Auch ein Flußname Kolkoma im Kr. Kern ist ähnlich zu deuten. 5. lapp. njuktsa „Schwan", zu finn. joutsen „dasselbe". Davon gebildet ist russ. Njuchüezero im Kr. Onega und der Flußname Njuchca: a) im Kr. Onega, b) im System der Pinega. Die Südgrenze der einstigen Ausbreitung der Lappen im Novgoroder Gebiet wird angedeutet durch den Fluß Celma und den Bergnamen Padtevaro im Kr. Kirillov G. Novgorod.

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Der letztere gehört zu lapp. pätso „Rentier", finn. poro .dasselbe' und finn. vaara „Berg". Einer der südlichsten lappischen Namen ist auch Kolkoma „Adler(fluß)" im Kr. Belozersk. Nicht zu den Ostseefinnen zu rechnen vermag ich den Stamm der M e r j a , der zu Beginn der russischen Geschichte die späteren Gebiete von Jaroslavl', Vladimir, Moskau und den westlichen Teil des Gebietes von Kostroma bewohnt. Das Merjagebiet weist geographische Namen auf, die von den ostseefinnischen ganz verschieden sind und zum Tscheremissischen stimmen. Auf Grund folgender Sprachelemente läßt sich auf eine Verwandtschaft der Merja-Leute mit den Tscheremissen schließen: 1. Der Name Merja stimmt zu dem Namen M a n , mit dem sich die Tscheremissen bezeichnen. Diese Übereinstimmung ist schon von dem Altmeister der finnischen Sprachwissenschaft M. A. Castrtm hervorgehoben worden. 2. Mit Hilfe des Tscheremissischen läßt sich eine ganze Anzahl Gewässernamen im Merja-Gebiet deuten. Ein Flußname JuMa läßt sich dreimal im Gebiet von Vladimir und Kostroma belegen. Ich stelle ihn zu tscherem. „Schwan" finn. joutsen. 3. Tscherem. äijgar „Bach" entspricht dem merjan. FlNamen Ingir, der sich fünfmal im G. Vladimir und Kostroma nachweisen läßt, auch Zusammensetzungen mit diesem Wort lassen sich bei den Merja-Leuten belegen. 4. Tscherem. -nur „Feld" kommt sehr häufig als zweiter Bestandteil von Ortsnamen vor. Dieser Typus wird vertreten durch merjan. Ninur (zweimal) unweit der Oka, dessen erster Teil tscherem. ni „ B a s t " enthält. 5. Tscherem. Sartn'a „Weide", verwandt mit finn. saarni „Esche", liegt vor in Fl. N. Serna (G. Moskau), Sorna (G. Vladimir) und mehrfachem Sarna in den G. Kostroma und Jaroslavl'. Die Vokalschwankung der ersten Silbe läßt sich unschwer aus dem Russischen erklären.

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6. Tscherem. iksä „Bach" hat eine Entsprechung in Iksa Fluß im Kr. Dmitrov G. Moskau. 7. Tscherem. ßakSär ,.Teich" aus ßaks „Mühle" und jär „See", hat ein Seitenstück im ON und F1N. VokSerb im G. Jaroslavl' (mehrfach). 8. Tscherem. irmiza „Rebhuhn" liegt vor in merjan. Irmizb Fluß im Kr. Suzdal'. Die Zahl solcher merjanisch-tscheremissischen Gleichungen ist größer, als in diesem Zusammenhange gezeigt werden kann. Als Südgrenze des Merja-Gebietes betrachte ich den OkaFluß. Südlich davon lassen sich wiederum ganz abweichende Namentypen feststellen. Das stimmt auch zu den historischen Quellen, denn nach der Aussage des Fürsten Andrej Kurbskij, eines Zeitgenossen Ivans des Grausamen, gehört das Gebiet der dort wohnhaften Mesöera bereits sprachlich zu den Mordwinen. Die Mordwinen waren zweifellos der am weitesten nach Süden vorgeschobene finnisch-ugrische Stamm im Europäischen Rußland. Das zeigt vor allem die Tatsache, daß sie als einzige Finno-Ugrier den alten iranischen Namen der Wolga (avest. Rarjhä „ein Fluß") bewahrt haben, der heute bei ihnen Raw lautet. Dieser Name ist uns offenbar aus iranischem Munde überliefert bei Ptolemaeus als T ä . Seine Erhaltung bei den Mordwinen allein zeigt auch, daß dieses Volk von allen heutigen Anwohnern der Wolga am längsten mit dem größten Strom Rußlands vertraut ist. Auch eine Betrachtung der geographischen Namen der Mordwinen bestätigt die Ansicht von der nach Süden vorgeschobenen Stellung dieses Volkes. Für die Mordwinen charakteristisch sind folgende Sprachelemente in Gewässernamen: 1. mordwin. läi „Fluß". Es findet sich in Suzlejka Fluß Kr. Morsansk G. Tambov: mordw. suzij „Auerhahn", lapp. tSuktSa; Leplejka Fluß im Kr. Krasnoslobodsk G. Penza von

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mordw. lep£ „Erle", fiim. leppä. Allerdings ist bei diesem -lej notwendig, daß man, um seine mordwinische Zugehörigkeit zu beweisen, auch den ersten Teil der damit gebildeten Zusammensetzungen als mordwinisch erweist, wie in den soeben angeführten Fällen, denn es muß beachtet werden, daß ein -lej als Endsilbe von Namen, deren vorderes Glied turkotatarisch ist, sich auch mit Hilfe der Turksprachen deuten läßt. So sind Flußnamen wie Balyklej von turkotatar. balykly „fischreich", bälyk „Fisch", KamySlej von turkotatar. kamySly adj. von kamyS „Schilf" zu deuten. Diese türksprachlichen Namen haben übrigens in Südrußland eine viel größere Verbreitung als die mordwinischen und können auch dadurch von letzteren unterschieden werden. 2. mordwin. jov „ F l u ß " als Entsprechung von tscherem. joyd, finn. joki. Es liegt vor in Flußnamen wie: russ. Lefjevka (G. Penza), zu mordw. lepd „Erle", Urjevka (G. Penza) von mordw. uro „Eichhörnchen", Piüevka (G. Penza) zu mordwin. pit$e „Kiefer", finn. petäjä. 3. mordwin. ei „See", urverwandt mit finn. järvi. Vgl. die Gewässernamen Piien (Kr. Tambov), als „Kiefernsee" zu dem soeben erwähnten pitse; Ljambir (Kr. Saransk, G. Penza) von mordwin. lembe „warm". 4. mordwin. laimo „sumpfige Stelle". Davon stammen drei Flußnamen Lasma im G. Penza. Mit Hilfe solcher und anderer Namen lassen sich die Grenzen des Mordwinischen vor der russischen Besiedlung dieses Gebietes in folgender Weise bestimmen: im Norden und Osten bildete die Wolga die Sprachgrenze, östlich der mittleren Wolga finde ich keine mordwinischen Gewässernamen. Im Westen war die Oka die Grenze etwa bis in die Gegend von Tula. Im Süden reichten die Mordwinen ungefähr bis an die Grenze des Gouv. Voronei. Eine derartige Ausbreitung macht uns das Vorhandensein baltischer Einflüsse bei den Mordwinen begreiflich, da die Siedlungen der Ostbalten sich bis in die westlichen Teile des Gouv. Moskau erstreckten.

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E s muß noch die Ausbreitung der p e r m i s c h e n V ö l k e r (Syrjänen und Wotjaken) besprochen werden. Nach dem Zeugnis der Ortsnamen und der in ihren Sprachen vorhandenen Lehnwörter setzt man als älteste Wohnsitze der Permier die Gebiete an der mittleren und unteren V j a t k a bis zur unteren und mittleren K a m a an. Für diesen Sprachstamm charakteristisch sind Namen mit folgenden Sprachelementen: 1. syrjän. Sor „ B a c h " , wotjak. Sur „dasselbe". 2. permisch -va „ F l u ß " . Daher Juiva „Schwanenfluß", Urva „Eichhörnchenfluß", Urdva „Fischotterfluß" usw. 3. wotjak. oSmäs „ Q u e l l e " , syrjän. ösmöS dasselbe. 4. syrjän. dor „ U f e r " . Daher Obdor von ob „Schneewasser"; russische Bildung ist Obdorsk. Die am Nördlichen Eismeer gelegene Stadt Pustozersk heißt syrjän. Sardor von sar „Meer". Auf Grund von Ortsnamen und Lehnwörtern aus dem Permischen in nordrussischen Mundarten läßt sich eine Ausbreitung der Permier in nordwestlicher Richtung etwa bis Archangelsk feststellen; im Westen reichen ihre Spuren bis zum Onega-See; südlich kann ich sie nicht über die Wolga hinaus zwischen Niznij-Novgorod und K a z a n verfolgen. E s ist zu beachten, daß die Permier in ihren oben angegebenen ältesten Wonsitzen noch etwa im 8. christl. Jahrh. saßen und daß erst später ihre große Ausbreitung über Nordrußland, hauptsächlich dem Laufe der nördlichen Dvina, der K a m a und der Pecora folgend, angenommen werden muß, da sie noch in ihren Ursitzen einen starken Einfluß seitens der turkotatarischen Wolgabulgaren erfahren haben. Die t u r k o t a t a r i s c h e n Ortsnamen können in Rußland erst nach der Hunnenzeit (4 christl. Jahrh.) aufgekommen sein, da sich vorher keine Türkstämme hier nachweisen lassen. Die turkotatarischen Namen von Gewässern lassen sich in großer Zahl in der Wolgagegend, namentlich östlich dieses Flusses, sowie im ganzen südrussischen Steppengebiet

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bis nach Bessarabien und darüber hinaus, weiter südwestlich verfolgen. Über die Steppenzone sind die Türkstämme nicht wesentlich hinausgekommen. E s ist aber zu beachten, daß durch die zahlreichen turkotatarischen Gewässernamen im Süden die alten iranischen Namen dieser Gegenden verdrängt worden sind und nur bei wenigen größeren Flüssen (z. B . Don) sich bis heute erhalten haben. Die k a u k a s i s c h e n Völker sind in der obigen Übersicht nicht berücksichtigt worden. Hier darf die Frage angeschnitten werden, wieweit im südrussischen Steppengebiet und darüber hinaus in alter Zeit mit kaukasischen Namen gerechnet werden kann. Die Frage ist nicht unzeitgemäß, da in den letzten Jahrzehnten unter Einfluß des russischen Gelehrten N. Marr und seiner Anhänger, die aber auch in Rußland nicht wenige scharfe Gegner haben, die Tendenz aufgekommen ist, eine bedeutende Ausbreitung kaukasischer Bevölkerung bis nach Skandinavien in vorhistorischer Zeit anzunehmen. Für die Methode dieser Forscher sehr bezeichnend ist es, daß sie ihre kaukasischen Ortsnamenforschungen im Baskenlande und in Schweden begonnen haben und erst hinterher den Nachweis kaukasischer Einflüsse in Rußland und anderen, dem Kaukasus näher liegenden Ländern anzutreten versucht haben. Bei diesen letzteren Bemühungen wurden ganz isolierte Namen herausgegriffen wie Rusb „ R u ß l a n d " , dessen n o r d i s c h e Herkunft für mich wegen des Sprachgebrauchs byzantinischer Quellen und wegen finn. Ruotsi, das „Schweden" bedeutet, ganz zweifellos feststeht. Systematische Untersuchungen über die Kaukasier in Südrußland fehlen. Die skandinavische Kaukasier-Theorie wird von ihren Urhebern nicht mehr verteidigt. Ich glaube nicht, daß sich kaukasische Einflüsse in Ortsnamen Rußlands, abgesehen von der nächsten Umgebung des Kaukasus, werden nachweisen lassen. Wenn der Versuch auf Wissenschaftlichkeit Anspruch erheben will, dann müßten die häufigsten und ältesten kaukasischen Na-

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mentypen, vor allem von Gewässern, ihn stützen und nicht nur solche Namen sich nachweisen lassen, die zu den größten Raritäten im Kaukasus gehören oder nur theoretisch konstruiert sind. Bisher ist man von einem solchen Nachweis kaukasischer Gewässernamen weit entfernt. Es hat sich oben gezeigt, daß Flüsse in alter Zeit oft nicht völkertrennend, sondern nicht selten völkerverbindend gewirkt haben. Diese Beobachtung ist nicht nur von Sprachforschern, sondern auch von Geographen und Siedlungshistorikern gemacht worden. Sehen wir uns die oben auf Grund der Namenforschung gewonnenen Völkergrenzen näher an, dann läßt sich in mehreren Fällen zeigen, daß die Ausbreitung verschiedener Sprachgruppen sich längs dem Lauf großer Flüsse vollzogen hat und oft durch die Richtung dieser Ströme bestimmt wurde. Die Westausbreitung der Slaven konnte ihren Weg längs dem Pripet-Fluß zum Westlichen Bug und von dort zur Weichsel nehmen. Die Balten konnten in ihre späteren Sitze um den Rigaer Meerbusen und in Ostpreußen längs der Westlichen Düna und dem Niemen gelangen. Die Ausbreitung der westlichen Finno-Ugrier ging zweifellos längs der oberen Wolga stromaufwärts vor sich, da man ihre Urheimat am Zusammenfluß der Kama mit der Wolga sucht. Die Westwanderung der Permier vollzog sich längs der Nördlichen Dvina, die Nordwanderung der Syrjänen aber nahm die Richtung des Pecora-Flusses. In den großen Waldgebieten Nordrußlands bilden die Ströme bequeme Verkehrsstraßen, im Steppengebiet der Ukraine dagegen sehen wir zuerst eine Reihe iranischer Völker die großen Flüsse von Osten nach Westen überqueren und in späteren Zeiten folgen den Hunnen auf dem gleichen Wege andere turkotatarische Reiternomaden. Wie auch die weitere Erforschung der russischen Ortsnamen sich gestalten mag, es läßt sich ein methodischer Grundsatz bereits den bisherigen Untersuchungen entnehmen: daß die Ortsnamenforschung notwendig z u s a m m e n h ä n 3

Ak. Sehr. V

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M. Vasmer

g e n d e g r ö ß e r e Gebiete zu u n t e r s u c h e n hat und daß ein Herausgreifen einzelner Namen nicht zu soliden Ergebnissen führen kann, wenn man nicht das Gesamtbild der Völkerverhältnisse klar vor Augen hat.

LITERATUR Um dem Fernerstehenden eine Orientierung über die hier behandelten Fragen zu ermöglichen, füge ich hier einige bibliographische Hinweise bei : F. N. F i n c k , Die Sprachstämme des Erdkreises, Leipzig 1909 ( = Aus Natur und Geisteswelt Nr. 267). E. K i e c k e r s , Die Sprachstämme der Erde, Heidelberg 1931 ( = Kultur und Sprache Bd. 7). M. V a s m e r , Die Urheimat der Slaven, bei W.Volz, Der ostdeutsche Volksboden, Breslau 1926, S. 118—143. D e r s e l b e , Germanen und Slaven in Ostdeutschland in alter Zeit, in der schwedischen Zeitschrift Namn och bygd X X I (1933), S. 1 1 3 — 1 3 7 . D e r s e l b e , Besprechung von J . Czekanowski, Wstçp do historji Slowian. Lemberg 1927 in der Zeitschr. f. slav. Phil. IV 273-285. A. S t e n d e r - P e t e r s e n , Slavisch-germanische Lehnwortkunde, Göteborg 1927 ( = Göteborgs kgl. Vetenskaps- och Vitterhets-Samhälles Handlingar, IV Folge, Bd. 31, Nr. 4). V. K i p a r s k y , Die gemeinslavischen Lehnwörter aus dem Germanischen. Helsingfors 1934 ( = Annales Academiae Scientiarum Fennicae, Bd. 32, Nr. 2). V i l h . T h o m s e n , Beröringer mellem de finske og de baltiske (litauisklettiske) Sprog, Kopenhagen 1890 {— Vidensk. Selsk. Skrifter, Reihe 6, Histor.-philos. Abt. I, Nr. 1). D e r s e l b e , Über den Einfluß der germanischen Sprachen auf die finnischlappischen. Halle a. S. 1870. J . K a l i m a , Itämerensuomalaisten kielten balttilaiset lainasanat, Helsingfors 1936. J . M i k k o l a , Berührungen zwischen den westfinnischen und den slavischen Sprachen. Bd. 1 : Slavische Lehnwörter in den westfinnischen Sprachen, Helsingfors 1894 ( = Mémoires de la Société Finno-Ougrienne Bd. 8). J . K a l i m a , Die ostseefinnischen Lehnwörter im Russischen, Helsingfors 1915 ( = Mémoires de la Soc. Finno-Ougrienne, Bd. 44). E. S e t ä l ä , Zur Herkunft und Chronologie der älteren germanischen Lehnwörter in den ostseefinnischen Sprachen ( = Journal de la Soc. Finno-Ougrienne, Bd. 23, Nr. 1).

Die alten Bevölkerungsverhältnisse Rußlands

35

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Schrifttum über Wesen und Aufgaben

der Akademie

J A H R B U C H DER P R E U S S I S C H E N A K A D E M I E DER WISS E N S C H A F T E N — J A H R G A N G 1939. Quart. 285 Seiten. 1939. R M 4.—, geb. R M 5.—. Dieses erstmalig erscheinende Jahrbuch enthält u. a. das Mitgliederverzeichnis nach dem neuesten Stand, die neuen Satzungen, die jetzige Organisation der Akademie und die Jahresberichte 1938. Es soll in Zukunft stets zu Anfang jeden Jahres zur Ausgabe gelangen. Vom 1. Januar 1939 ab hat diePreußische Akademie der Wissenschaften keine Sitzungsberichte mehr herausgegeben, sondern nur noch Abhandlungen, getrennt für die physikalisch-mathematische und die philosophisch-historische Klasse. Die Abonnenten der früheren Sitzungsberichte erhalten somit für die Zeit ab 1. Januar 1939 an Stelle dieser die Abhandlungen der Akademie Theodor

Vahlen

A N S P R A C H E A U F D E M F R I E D R I C H S T A G , dem 26. Januar 1939. 4 Seiten. R M —.50 (Sonderabdruck aus dem Jahrbuch der Preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1939) A N S P R A C H E A U F D E M L E I B N I Z T A G , dem 6. Juli 1939. 10 Seiten. RM—.50 (Sonderabdruck aus dem Jahrbuch der Preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1939) A N S P R A C H E A U F D E M F R I E D R I C H S T A G , dem 25. Januar 1940. 9 Seiten. R M —.50 (Sonderabdruck aus dem Jahrbuch der Preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1940) A N S P R A C H E A U F D E M L E I B N I Z T A G , dem 27. Juni 1940. 12 Seiten. RM—.50 (Sonderabdruck aus dem Jahrbuch der Preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1940) Ernst

Heymann

ÜBER S T A A T UND VOLK IM S T A A T S B E G R I F F FRIEDR I C H S D E S G R O S S E N . Ansprache in der Friedrichs-Sitzung der Preuß. Akademie der Wissenschaften am 27. Januar 1938. RM 1.— B Ü C H E R P R I V I L E G I E N U N D Z E N S U R in ihrer Bedeutung für die Sozietätsgründung durch Leibniz im Jahre 1700. R M 2.—. (Sitzungsberichte der Preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1932) Adolf

Harnach

G E S C H I C H T E D E R K GL. P R E U S S . A.KADE MIE DER W I S S E N S C H A F T E N Z U B E R L I N . Berlin 1900. 3 Bände. Mit 8 Porträts. R M 60.— VERLAG

WALTER

DE GRUYTER

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