Der Eintritt der Germanen in die Geschichte [4. Aufl. Reprint 2013] 9783111367118, 9783111010014


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German Pages 132 [136] Year 1970

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Table of contents :
Zeittafel
Literaturverzeichnis
Einleitung
1. Herkunft und erstes Auftreten der Germanen
2. Rom und die Germanen
3. Zertrümmerung des Reiches im Westen und Gründung germanischer Staaten
4. Wiederherstellung und letzter Verfall des Römerreichs im Westen
5. Das fränkische Reicht
6. Karl der Große
7. Verfall und Auflösung des fränkischen Reichs
Register
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Der Eintritt der Germanen in die Geschichte [4. Aufl. Reprint 2013]
 9783111367118, 9783111010014

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Der Eintritt der Germanen in die Geschichte von

Prot. D. Dr. Johannes Haller und

Prof. Dr. Heinrich Dannenbauer

Vierte Auflage mit sechs Karten

Sammlung Göschen Band 1117 Walter de Gruyter & Co. · Berlin 1970 lais G. J. GösAen'sche Verlagshandlung · J. Guttentag, lhandlung · Georg Reimer • Karl J. Trübner • Veit & Comp.

© Copyright 1970 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Gösdien'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer— Karl. J. Trübner — Veit & Comp., Berlin 30. — Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vom Verlag vorbehalten. — Ardtfv-Nr. 73 30 701. — Satz und Druck: Saladrudc, Berlin 36 — Printed in Germany.

Inhaltsverzeichnis Zeittafel Literaturverzeichnis Einleitung

Seite 5 9 14

1. Herkunft und erstes Auftreten der Germanen Indogermanen und Germanen. — Name. ·—• Kimbernzug. —• Ariovist. — Kultur. — Tacitus. — Religion. — Verfassung 16 2. Rom und die Germanen Grenze. — Marbod, Arminius. — Völker. — Limes. — Markomannenkrieg. — Neue Völker. — Kämpfe im 3. Jahrhundert. — Römische Einflüsse. — Christentum. — Rückwirkung auf Rom 29 3. Zertrümmerung des Reiches im Westen und Gründung germanischer Staaten Hunnen. — Goten. — Theodosius I. — Stilicho und Alarich. — Westgotisches Reich. — Wandalen. — Theodosius II. — Attila. — Aetius. — Burgunden und Hunnen. — Auflösung des Reichs im Westen. •— Germanische Ausbreitung. — Formen der Ansiedlung. —• Theoderich d. Gr. — Seine Erben 43 4. Wiederherstellung und letzter Verfall des Römerreidis im Westen Ende der Wandalen. — Ende der Goten. — Langobardenreich. — Arabische Eroberung. — Spanien. — Langobarden und römische Kirche 67

Inhaltsverzeichnis

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Seite 5. Das fränkische Reidi Anfänge und Ausdehnung. — Teilungen und Bürgerkriege. — Adel und Hausmeier. — Karolinger. — Araberkrieg. — Angeln und Sachsen. — Bonifatius. — Pippin König. — Italien, Kirchenstaat 75 6. Karl der GroBe Eroberung Italiens. — Aquitanien, Bretagne, Baiern, Spanien, Sachsen. — Awaren. — Staatsordnung. — Bildung und Wissenschaft. — Persönlichkeit 92 7. Verfall und Auflösung des fränkischen Reichs Ludwig der Fromme. — Bürgerkrieg. — Vertrag von Verdun. — Lotharingien. — Normannengefahr. — Italien unter Ludwig II. — Frankreich und Deutschland. — Karl III. — Zerfall: Provence, Italien, Westund Ostfranken. — Errungenschaften und Nachwirkungen. — Kirche und Papsttum. — Nikolaus I. — Weltgeschichtliche Leistung des fränkischen Reichs . . 105 Register

127 Kartenverzeichnis

1. Rom und die Germanen um 100 n. Chr

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2. Die germanischen Reiche um 520 n. Chr. Nebenkarte: Italien um 600 n. Chr 65 3. Die Ausbreitung des fränkischen Reichs 481—814 . . . 77 4. Das fränkische Reich nach dem Vertrag von Verdun 110 5. Das fränkische Reich a) nach dem Vertrag von Meerssen 870 n. Chr. — b) seit 888 n. Chr 117

Zeittafel v. Chr. 113—101 Kimbernzug. — 102 Schlacht bei Al*. — 101 Schlacht bei Vercelli. — 58 Cäsar beginnt die Eroberung Galliens. Besiegt Ariovist. — 55 Cäsar geht über den Rhein. — 38 Ansiedlung der Ubier links des Rheins, Gründung von Köln. — 38—11 Die Donau wird Grenze, Augsburg gegründet. — 11—5 n. Chr. Unterwerfung des Landes bis zur Elbe durch Drusus und Tiberius. — 9 Drusus Î . — 6 n. Chr. Aufstand in tllyrien. — 9 Aufstand der Herusker, Schlacht im Teutoburger Wald. — \4—16 Feldzüge des Germanicus gegen die Herusker. — 19 Arminius t. — c. 90 ff. Anlage des Limes. — 98 Tacitus verfaßt die Germania. — c. 130 ff. Ausbau des Limes. - - 167 Einbruch germanischer Völker über die Donau. — 167—181 Markomannenkrieg. — 193—235 Syrische Kaiser, Verfall des Reiches. — vor 200 Goten am Schwarzen Meer. — 213 erste Erwähnung der Alemannen. — 233 Einfall der Alemannen. — 235 Maximinus Thrax Kaiser. — 237—269 Gotenkriege auf der Balkanhalbinsel. — c. 250 erste Erwähnung der Franken. — 251 Kaiser Decius fällt gegen die Goten. — 253—268 Kaiser Gallienus, germanisiert das römische Heer. — 256 Die Perser nehmen Antiochia. — 259 Einfall der Alemannen bis Oberitalien. — 260 Kaiser Valerian von den Persern geschlagen und gefangen. — 267 Goten in Athen und im Peloponnes. — 269 Kaiser Claudius besiegt die Goten bei Nisch. — 270/271 Alemannen in Italien. — 284—305 Kaiser Diokletian. — 306—337 Konstantin d. Gr. Neuordnung des Reichest Dakien (Rumänien) und das Dekumatenland aufgegeben. — 312 Konstantins Sieg bei Rom. — 324 desgl. bei Chrysopolis am Bosporus. — 332 Bundesvertrag mit den Goten in Dakien. — 350—353 Gegenkaiser Magnentius; Alemannen und Franken überschreiten den Rhein. — 355 Julian Cäsar im Westen. — 357 Julian schlägt die Alemannen bei Straßburg, siedelt die Salfranken in Toxandrien an. — 363 Kaiser Julian f . — 368 ff. Einfalle der Alemannen. — 370—375 Zerstörung des Gotenreichs am Dnjepr durch die Hunnen. — 378 Niederlage der Alemannen bei Horburg. — 378 Sieg der Goten bei Adrianopel, Kaiser Valens f. — 379—395 Theodosius I. — 382 Friede mit den Goten, ihre Ansiedlung in Dobrudscha und Nordbulgarien. — 383 Wulfila, Bischof der Goten t. — 383—387 Gegenkaiser Maximus. — 387 Schlacht bei Sissegg. — 392—394 Gegenkaiser Eugenius. — 394 Schlacht am Frigidus. — 395—423 Kaiser Honorius im Westen, Stilicho Regent. — 395—408 Kaiser Arkadius im Osten. — 395 ff. Alarichs Feldzüge. — 402 Alarich bei Pollenza, 403 bei Verona geschlagen. — 405 Ostgoten, Alanen u. a. unter Radagais in Italien, 406 bei Fiesole vernichtet. — 406/7 Goten, Wandalen, Sueben u. a. überschreiten den Rhein, durchziehen Gallien und Spanien. Gegenkaiser Constantin in Gallien. Britannien aufgegeben. — 408 Stilicho f . — 408—450 Theodosius II. Kaiser im Osten. — 410 Einnahme Roms durch Alarich. Alarich i . — 410—415 Athaulf gründet das westgotische Reich In Südgallien. — 414 Athaulfs Hochzeit mit Galla Placidia In Narbonne. — 415—419 Walja, König der Westgoten. — 421 Constantius, Mitkaiser des Honorius. — 423—425 (Gegen-)Kaiser Johannes. — 425—455 Valentinian III. Kaiser im Westen. — 428 Franken zurückgeworfen, Burgunden bei Jülich angesiedelt. — 429 Obergang der Wandalen unter Geiserich nach Afrika, 435 Ansiedlung, 439 Einnahme Karthagos. — 432—454 Aëtius Reichsregent im Westen. — 437 Zerstörung des Burgundenrelchs am Rhein. — 445 Attila Alleinherrscher der Hunnen. — Ansiedlung der

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Burgunden in Savoyen. — c. 450 Beginn der Einwanderung von Sachsen und Angeln in Britannien. — 450—457 Kaiser Marcian im Osten. — 451 Attilas Einfalt in Gallien; Schlacht in der Champagne. — 452 Attila in Oberitalien ; f 453. — 454 Aëtius Î . — 455 Geiserich plündert Rom. — 456 Alemannen überschreiten Rhein und Donau, Franken den Niederrhein. — 457—461 Kaiser Majorian. Rikimer Reichsfeldherr. — 457—477 Kaiser Leo I. im Osten. — 456—464 Aegidius Statthalter in Gallien. — 461—475 Severus, Anthemius, Olybrius, Glykerius, Kaiser im Westen. — 466—484 E u r i A König der Westgoten, erobert Arles 470, Marseille 472. — 474—491 Kaiser Zeno im Osten. — 472 Rikimer t . — 475/6 Romulus Kaiser, Orestes Regent. — 476—493 O d w a k a r König von Italien. — 477 Geiseridi f . — 470—486 Syagrius Herrscher in Nordgallien. — 481—511 Chlodwig König der Franken, erobert 486 Nordgallien, Syagrius t . — 483 Vereinigung der Balkangoten unter Theoderich dem Amaler. — 487 O d w a k a r zerstört das Reich der Rugier in Norikum, gibt das Land auf; Einwanderung der Bayern. — 488—493 Theoderich erobert Italien. — 489 Odwakar am Isonzo und bei Verona geschlagen; 490 desgl. an der Adda; 490—493 in Ravenna belagert, t . — 496(?) Chlodwig besiegt die Alemannen. — 498—526 Theoderich anerkannter König von Italien. —• 507 Theoderich im Krieg mit dem Kaiser. Chlodwigs Taufe (496?). — 507—511 Chlodwig erobert das westgotische Reidi bis zur Garonne, Theoderidi die Provence. — 518—527 Kaiser Justin I. — 523—530 Childerich König der W a n d a l e n . — 526—534 Athalaridi König von Italien. — 527—565 Justinian I. — 530 Childerich durdi Gelimer gestürzt. — 531 Thüringen von den Franken erobert. — 532—534 Burgund desgl. — 532 Friede zwischen dem Kaiser und Persien. — 533 Beiisar erobert das Wandalenreich. — 534—536 Amalaswintha und Theodahat Könige der Goten. — 536 Beiisar beginnt die Eroberung Italiens. — 536—540 Witigis Gotenkönig. Tritt die Provence an die Franken ab. — 537/8 Belagerung Roms durch die Goten. — 540 Krieg mit Persien, Antiochia gefallen. Vertrag mit den Goten, Abzug Beiisars. — 541—552 Totila König der Goten. — 544—548 Beiisar in Italien. — 546 Waffenstillstand mit Persien. — 552 Narses in Italien. Schladit bei Tadinae, Totila f . — 553 Schlacht am Möns Lacteus, König T e j a t . Ende des Gotenreichs. — 554 Beginn der Rückeroberung Spaniens. — 562 Ende des Perserkriegs. — 567 Narses f in Rom. — Um 550 Bayern den Franken unterworfen. Die Gascogne fränkisch. Beginn der Fehde zwischen den Königinnen Brunhild und Fredegund. — 568 Die Langobarden in Italien, erobern 569 Mailand, 572 Pavia, stehen 579 vor Rom, 581 vor Neapel. — 568—572 Alboin König der Langobarden. — 572—574 Kleph König der Langobarden. — 573 Sigebert König von Austrasien f . — 584 Childerich König v o n Neustrien f . — 584—590 Authari König der Langobarden. — 587 Vertrag von Andelot, Ende der fränkischen Königsfehde. — 589 ü b e r t r i t t der spanischen Westgoten unter Rekkared zum Katholizismus. — 590 Agilulf König der Langobarden. — 596 Römische Missionare in England. — 597 Fredegund f . — 601—613 Kampf Brunhilds mit den fränkischen Großen. — 614 Fränkisches Reichsgesetz. — 615 Columba von Luxeuil und Bobbio t . — 623 Awareneinfall ins Fränkische. — 623—656 Samo Herrscher der Wenden. 628—639 König Dagobert I. — 628 Schladit bei Wogastisburg. — 632 Mohammed f . — 636 Isidor von Sevilla f . — 634 ff. Eroberungen der A r a b e r ; 638 Syrien, 642 Ägypten, 643 Tripolis, 650 Persien. — 636—652 Rothari König der Langobarden. — 642 König Oswald von Northumbrien i . — 642—671 Oswih. — 643 Edictum Rotharis. — 654 Lex Wisigothorum in Spanien. — 656 Grimwald, Pippins (I.) Sohn, König, f . — 663 Kaiser Konstans in Rom. — 664 Besprechung in Streaneshalch, Oswih von Northumbrien unterwirft sich Rom. — 670 Theodor von Tarsus Erzb. v o n Canterbury. — 673—678 Belagerung Konstantinopels durch die Araber. — 678 Leodegar von Autun

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f. — 680 Konstantin IV. schließt Frieden mit den Langobarden; Teilung Italiens. — 681 Ebroin, Hausmeier von Neustrien t. — 687 Pippin (II.) siegt bei Tertry über Berchar. — 688 Berchar Î, Pippin einziger Hausmeier. — 698 Karthago arabisch, zerstört. — 710 Ceuta arabisch. — 711 Tarik landet in Spanien, Sieg am Salado. — 712 Mussa erobert Spanien. — 713—744 Liutprand König der Langobarden. — 714 Pippin (II.) t , Kampf zwischen Plektrud, Raganfried und Karl Martell. — 716 Karl siegt bei Amblève, 717 bei Yincy, 719 bei Soissons, alleiniger Hausmeier. — 719 Bonifaz in Rom mit der Mission beauftragt. — 720 Narbonne arabisch. — 722 Bonifaz Missionsbisdiof für Deutschland. — 726 Beginn des Bilderstreits, Trennung Italiens von Konstantinopel. — 732 Karl Martell besiegt die Araber bei Cenon (zwischen Tours und Poitiers). Bonifaz Erzbischof für Deutschland. — 733/34 Bobo î . Friesland wird fränkisch. — 735 Beda f. — 737 Die Araber in der Provence, von Karl an der Rhonemündung geschlagen. — 737—743 Der fränkische Thron unbesetzt. — 739 Franken und Langobarden gegen die Araber in der Provence. Willibrord, Bischof von Utrecht f . — 741 Karl Martell f, Pippin (III.) und Karlmann Hausmeier. — 741—752 Papst Zacharias. — 743 Odilo von Bayern empört, am Lech geschlagen. — 743—746 Aufstände in Schwaben, Blutbad von Cannstatt. — 744—749 Ratdiis König der Langobarden. — 748 Karlmann tritt ins Kloster. — 749—756 Aistulf König der Langobarden. — 750 Beginn des Emirats in Cordova. — 751 Aistulf erobert Ravenna. — 751—768 Pippin König der Franken. — 752—757 Papst Stefan II. — 754 Stefan II. in Frankreich; Vertrag von Ponthion, Schenkungsversprechen von Quierzy. Erster Krieg gegen die Langobarden. Bonifaz f . ·— 756 Zweiter Krieg gegen die Langobarden. Gründung des Kirchenstaats. — 757—774 Desiderius König der Langobarden. — 759 Narbonne den Arabern entrissen. — 760—767 Aquitanien unterworfen — 763 Tassilo von Bayern macht sich unabhängig. — 768—814 Karl d. Gr. — 768—771 Karlmann. — 771 Unterwerfung der Gascogne. — 772—795 Papst Hadrian I. — 773—774 Karl erobert das langobardische Reich, erweitert den Kirchenstaat (781, 787). Einfall der Sachsen in Hessen. — 775 Karl schlägt die Sachsen bei Höxter, unterdrückt 776 einen Aufstand, hält 777 Reichstag in Paderborn. — 778 Unglücklicher Feldzug nach Spanien, Niederlage bei Roncesvalles. Einfall der Sachsen bis Deutz und Koblenz. — 779—782 Strafzüge gegen die Sachsen, die meisten Häuptlinge unterwerfen sich. — 781 Tassilo von Bayern huldigt. — 782 Fränkisches Heer von Sachsen am Süntel überfallen. Gericht in Verden. — 783 Karl siegt bei Detmold und Osnabrück (an der Hase), überwintert in Westfalen. — 785 Widukind und Abbio unterwerfen sich, Taufe in Attigny. Capitulatio de partibus Saxoniae (782?). — 785 ff. Bistümer Bremen, Verden, Minden gegründet. — 787 Synode in Nikäa (Bilderfrage). — 787/8 Tassilo von Bayern bezwungen, abgesetzt, Bayern einverleibt. — 791—805 Awarenkriege. — 795 Einnahme des „Rings*. — 793—804 Letzte Sachsenkriege. — 793 Dänen plündern die englische Küste. — 793—801 Spanische Feldzüge, Katalonien erobert (Spanische Mark). — 794 Synode in Frankfurt (Bilderfrage). — 797 Konstantin VI. entthront, Irene Alleinherrscherin. — 799 Aufstand der Römer gegen Papst Leo III. Dänen an der nordfranzösischen Küste. — 800 Karl in Rom, zum Kaiser ausgerufen. — 804 Alkwin Î. — 806 Reichsteilungsgesetz. — 809 Anlage der Burg Itzehoe. — 811 Tortosa erobert. — 812 Friede mit dem griechischen Reich, Anerkennung des fränkischen Kaisertums. — 813 Ludwig zum Mitkaiser erhoben. — 814—840 Ludwig I. der Fromme. — 817 Erbfolgegesetz. Lothar I. Mitkaiser. — 818 Bernard von Italien empört sich, f. Ludwig heiratet Judith. — 820 Dänen in Aquitanien. — 822 öffentliche Buße des Kaisers. — 827 Niederlage in Spanien. Beginn der Eroberung Siziliens durch die Araber. — 830 Aufstand der Söhne gegen den Kaiser. — 831 Palermo von den Arabern genommen. —

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832 Zweiter Aufstand, 833 Gefangennahme des Kaisers bei Kolmar und Abdankung in Compiègne, 834 Wiedereinsetzung. — 834 Dänen setzen sich auf Walcheren fest. — 839 Reichsteilung. Aufstand Ludwigs des Deutschen. — 840 A r a b e r nehmen Tarent und Bari. — 840—843 Bürgerkrieg zwischen Lothar I., Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen. — 841 Lothar bei Fontenoye geschlagen. Aufstand in Sachsen (Stellinga). Lothar überläßt Duurstede den Dänen. Diese zerstören Rouen. — 842 Ludwig und Karl v e r b ü n d e n sich in Straßburg. Dänen zerstören Quentovic (Etaples). — 843 Vertrag zu V e r d u n : Reichsteilung. Dänen plündern Nantes. — 844 Araber bei Ostia gesdilagen. — 845 Dänen vor Paris. — 846 Rastislaw gründet das Mährische Reich. Araber überfallen Rom. — 847 Dänen zerstören Bordeaux. — 849 Dänenzug bis Cadix und Marokko. — 850—875 Ludwig II. römischer Kaiser. — 851 Dänen plündern Tours. — 855 Lothar I. Ï. Lothar II. König von Lotharingien. — 858—867 Papst Nikolaus I. — 859—862 Dänenzüge ins Tyrrhenische Meer. Zerstörung von Luna. — 862 Erscheinen der Ungarn. — 863 Nikolaus I. setzt den Patriarchen Photios ab. — 867—886 Basilius I. griechischer Kaiser. — 869 Lothar II. t . — 870 Vertrag von Meerssen: Teilung von Lotharingien. — 871 Ludwig II. erobert Bari. — 872—882 Papst Johann VIII. — 875 Ludwig II. f . Karl der Kahle römischer Kaiser. — 876 Ludwig d. D. f. Karl d. K. bei Andernach geschlagen. — 877 Karl der Kahle f . — 877—879 Ludwig der Stammler König im Westreidi. — 878 Reichstag in Troyes: Hilfe für Rom abgelehnt. — 879 Ludwig (f 882) Karlmann (f 884) Könige im Westreich. Boso von Vienne König der Provence. — 880 Karlmann von Bayern f . Vertrag von Ribémont: ganz Lothringen deutsch. — 881 Sieg Ludwigs von Frankreich über die Dänen bei Saucourt. — 882 Karl III. (von Schwaben) römischer Kaiser. Ludwig d. J. f . Prüm von den Dänen zerstört. — 883 Trier von den Dänen geplündert. — 884 Karl III. König von Frankreich. — 885/6 Dänen vor Paris und in Burgund. — 887 Karl III. gestürzt, i 888. — 887—899 Arnulf von Kärnten deutscher König. — 888 Odo von Paris französischer König; Rudolf der W e i f e König in Burgund; Berengar von Friaul und Wido von Spoleto Könige von Italien. — 891 Wido römischer Kaiser. — Arnulf besiegt die Dänen bei Löwen. — 892 Dänen überfallen Prüm. — 894 Arnulfs erster Feld?ug nach Italien. Wido *, Lambert Kaiser. — 895 Swatopluk von Mähren t . — 895/6 Arnulf erobert Rom, wird Kaiser. — 898 Karl der Einfältige König von Frankreich. — 900 Zwentibold von Lothringen f . — 900—911 Ludwig das Kind deutscher König. — 901 Ludwig von der Provence römischer Kaiser, 905 geblendet. — 906 Adalbert von Babenberg f .

Literaturverzeichnis Das Verzeichnis und die Literaturangaben wurden von Dr. Katharina Colberg bei Erhaltung der hier gebotenen strengen Auswahl vollständig neu bearbeitet.

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Einleitung Wer die Geschichte der Menschheit im ganzen überblickt, kann sich dem Eindruck nicht entziehen, welche tiefgreifende Wendung das Eintreten der germanischen Völker in den Kulturkreis der alten Welt hervorgebracht hat. Durch sie wird der Raum, in dem die Geschichte spielt, gewaltig erweitert, werden Länder, die bis dahin, wenig beachtet, ein Eigenleben etwa wie Innerafrika vor hundert Jahren führten, erschlossen und in' den Kreis der gesamteuropäischen Entwicklung einbezogen. Zum ersten Mal wird der Kontinent zur kulturellen Einheit zusammengefaßt und eine Familiengemeinschaft abendländischer Staaten geschaffen, die im Laufe von Jahrhunderten in stetem Wettbewerb den ganzen Erdball zum Schauplatz ihrer Taten machen, die eigenen Errungenschaften auch den entferntesten Ländern mitteilen, sie erobern, ausbeuten oder ihrem Einfluß unterwerfen, bis in unsern Tagen die Schicksale aller Völker der Erde zu einer einzigen großen Einheit sich verflechten und das Wort „Weltgeschichte" anfängt einen Sinn zu haben. Auch der Inhalt der europäischen Kultur wird ein anderer, seit neben den alten Völkern, Griechen und Römern, die Germanen an ihr teilhaben, zunächst vor allem empfangend und lernend, aber zugleich doch schon und mit der Zeit immer mehr gebend, umgestaltend und mit neuen Keimen befruchtend auf allen Gebieten, in Staat und Gesellschaft, in Wissenschaft, Kunst und Religion, und nicht zum wenigsten in der Beherrschung der Natur. Im Eintritt der Germanen hat man darum einen der größten und folgenreichsten Vorgänge aller Geschichte zu sehen. Er spielt sich ab in einer Jahrhunderte füllenden Auseinandersetzung mit dem römischen Reich, das bis dahin die

Einleitung

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europäische Welt allein beherrscht und, ob audi in räumlicher Beschränkung, zu äußerer Einheit zusammengefaßt hatte. Eine Kette immer neu ausbrechender Kämpfe führt schließlich zur Zertrümmerung des Römerreichs im Westen und Errichtung germanischer Staaten auf seinem Boden. Gleichzeitig sehen die neuen Völker sich vor die Frage gestellt, wie sie sich zur römischen Kultur verhalten sollen, die ihnen in den eroberten Ländern entgegentritt. Die Frage wird in einem zweiten Zeitraum gelöst, als einer der neuen Staaten, nach Umfang und Machtmitteln alle überragend, die Führung des Abendlands übernommen hat. Das fränkische Reich tritt die politische und mehr noch die kulturelle Erbschaft der Römer an, in seinem Rahmen vollzieht sich die Aneignung alles dessen, was an materieller und geistiger Kultur des Altertums im Westen den Untergang des römischen Reiches überlebt hat. Römische und germanische Elemente finden den Ausgleich ihrer Gegensätze, verschmelzen zu neuen Einheiten von verschiedenem Gepräge, je nach Art und Stärkeverhältnis der Bestandteile, und es entsteht die Vielheit der abendländischen Nationen, mannigfach verschieden in Staatsform und Geistesleben und doch einander ähnlich vermöge der gleichen Abstammung vom gemeinsamen Elternpaar, germanischer Natur und römischer Kultur. Ein neues Weltbild tritt hervor, als im Zerfall des fränkischen Reichs die Klammer äußerer Einheit zerbricht und die Bahn frei wird für die selbständige Entwicklung der Nationen, denen von nun an die Zukunft gehört.

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1. Herkunft und erstes Auftreten der Germanen über die Herkunft der germanischen Völker gehen die Ansichten weit auseinander. Sie selbst glaubten von der „Insel Skandza", d. h. Skandinavien, das die Alten für eine Insel hielten, zu stammen. Griechen und Römern galten sie lange als ein Zweig der keltischen Gallier, denen sie ähnlich sahen — groß, stark, rötlich blond, mit heller Haut und blauen Augen —, bis Cäsar sie von diesen unterscheiden lehrte. Seitdem hielt man sie, wie Tacitus sagt, für eine reine und eigentümliche Rasse (propriam et sinceram et tantum sui simiiem gentem; Germania c. 4). Diese Vorstellung bedarf jedoch einer Einschränkung. Anthropologische und archäologische Forschungen an Schädeln, Skeletten, Schmuck- und Gebrauchsgegenständen sind mit der Sprachwissenschaft dahin übereingekommen, daß es sich um eine Mischrasse handelt, die in früher Zeit (um 2000 v. Chr.?) durch Kreuzung von mindestens zwei, wenn nicht mehr vorgeschichtlichen Menschenarten entstanden sein muß, von denen eine, wie insbesondere die Verwandtschaft der Sprachen nahelegt, auch in Kelten, Italikern, Griechen, Litauern, Slawen, Persern und Indern steckt. Diese alle faßt man nach ihren beiden äußersten Zweigen unter dem Namen der indogermanischen Völkerfamilie zusammen. Der heute beliebte Name Arier für das Urvolk, dem sie ihre Verwandtschaft verdanken, ist willkürlich gewählt und kommt von Rechts wegen nur den Indern und Persern zu. Dieses indogermanische Urvolk muß sich in vorgeschichtlicher Zeit über Teile von Asien und Europa erobernd ausgebreitet und durch Kreuzung mit den vorgefundenen vorgeschichtlichen Rassen die Vielheit der eben genannten geschichtlichen Völker erzeugt haben.

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Soweit besteht im allgemeinen Einigkeit. Fragt man aber, wer dieses Urvolk war und woher es kam, so gehen die Ansichten weit auseinander. Von Nordeuropa bis Mittelasien hat man seinen Ursitz gesucht und ihn bald in Polen oder Rußland, bald auf der Hochebene des Iran, wohl auch in Mitteldeutschland, mit Vorliebe aber in Skandinavien finden wollen. Wäre die zuletzt genannte Ansicht richtig, so könnten die nordischen Germanen selbst das Urvolk sein, dem alle andern, zur gleichen Familie gehörigen Völker wesentliche Eigenschaften ihres Aussehens und Charakters verdanken würden. Das ist denn auch die Meinung einiger Forscher, der aber die gewichtigsten Bedenken entgegenstehen. Vielmehr spricht eigentlich alles dafür, daß die nordischen Völker als die entferntesten auch die geringste Einwirkung von jenem unbekannten Urvolk erfahren haben. Eine ansprechende Vermutung geht dahin, daß es sich um ein Reitervolk aus dem Osten, vielleicht aus den Steppen Innerasiens, handelt, das durch Kampfesweise und Bewaffnung den Nachbarn im Süden und Westen überlegen war, so daß seine Ausbreitung über so weite Strekken keinem Widerstand begegnete. Aus seiner Vermischung mit verschieden gearteten Vorbewohnern entstanden in Europa •— von den asiatischen Zweigen sehen wir ab — die Illyrier auf der nördlichen Balkanhalbinsel und im Gebiet der mittleren Donau, deren Nachkommen in der heutigen Bevölkerung infolge zu starker und zu vielfältiger Vermischung nur schwer zu erkennen sind, sodann die Kelten in Süddeutschland und Ostfrankreich, die Litauer und Slawen östlich der Weichsel, endlich die Germanen an der Nordsee und Ostsee (zwischen unterer Weser und Weichsel) und in Skandinavien. Von diesen breiteten sich zuerst die Kelten weithin aus, über ganz Frankreich, Oberitalien, die Alpenländer, West- und Mitteldeutschland und Böhmen. Die Grenze zwischen ihnen und den Germanen Haller/Dannenbauer, Germanen

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scheinen Weser und Elbe gebildet zu haben. Dann aber sind die Germanen in langdauernden heißen Kämpfen westwärts und südwärts gegen Rhein und Main vorgedrungen. Sie hatten schon im ersten Jahrhundert v. Chr. den Rhein erreicht, ihn stellenweis sogar überschritten und sich auf dem linken Ufer festgesetzt, wo sie freilich in der keltischen Bevölkerung aufgingen. Einige solcher keltisch (gallisch) gewordenen oder werdenden Völker werden genannt, darunter die Treverer (Trier), Wangionen (Worms), Nemeter (Speyer). Den gemeinsamen Namen Germanen, mit dem sie von Römern und Griechen genannt wurden, haben sie selbst niemals gebraucht. Er gehörte ursprünglich einem einzelnen Volk, den späteren Tongern, und wurde von den gallischen Nachbarn, wie das in ähnlichen Verhältnissen die Regel ist, auf alle verwandten Völker 1 übertragen. Wie schon das Fehlen eines Gesamtnamens verrät, haben die Germanen sich nicht als Einheit, wenn auch stets als verwandt empfunden. Sie wußten sogar von gemeinsamer Abstammung, die sie auf den erdgeborenen Gott Twist (Zwitter) und dessen Sohn Mann zurückführten. Ihre westlichen Völker bildeten in älterer Zeit drei Gruppen, die Ingävonen an der Nordsee, die Istävonen am Rhein und die Herminonen im Binnenland. Doch sind diese Namen, um deren Erklärung man sich mit wenig Erfolg bemüht hat, früh verschwunden. Schon ums Jahr 100 n. Chr. galten sie als veraltet und der Wirklichkeit nicht mehr entsprechend. In der Geschichte haben die Gruppen selbst nichts bedeutet. Für Natur und Geschichte des späteren deutschen Volkes ist es von nicht geringer Bedeutung, daß die Germanen in dem Gebiet, das sie den Kelten abnahmen, die Vorbewohner weder ganz vertrieben noch ausrotteten. Vielmehr müssen, wie die zahlreichen Berg- und Flußnamen keltischen Ursprungs beweisen, Kelten in beträchtlicher Zahl 1 Seinen Ursprung hat Ed. Norden, geklärt.

Altgermanien (1934) S. 300 f. auf-

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zurückgeblieben sein, die von den Einwanderern mit der Zeit germanisiert und aufgesogen wurden, so daß das Volk diesseits der Weser und Elbe schon seit vorgeschichtlicher Zeit aus germanischem und keltischem Blut gemischt ist, abgesehen von den fremden Bestandteilen, die in noch früherer Zeit in Kelten und Germanen aufgegangen waren. Mit der griechisch-römischen Welt des Mittelmeers kamen die Germanen zum ersten Mal in nähere Berührung, als eines ihrer Völker, die Kimbern, angeblich durch eine Springflut aus seiner Heimat auf Jütland vertrieben, nach Süden zog und im Verein mit den Teutonen über die Alpen bis nach Gallien, Spanien und Oberitalien gelangte. Nach jahrelangem Umherwandern, bei dem sie wiederholt römische Heere geschlagen und Italien in Angst und Schrecken gesetzt hatten (113—101), wurden sie durch Marius bei Aix in der Provence (102 v. Chr.) und bei Vercelli (101 ν. Chr.) vernichtet. Die Episode ging ohne Folgen vorüber, aber der Schrecken, den sie verbreitet hatte, blieb unvergessen2. Zum zweiten Mal stießen Römer und Germanen zusammen, als C Ä S A R ( 5 8 v. Chr.) die Eroberung Galliens unternahm. Denn soeben hatten Scharen vom Stamm der Sueben, also von der mittleren Elbe her (s. unten), unter A R I O V I S T den Rhein überschritten und in der Pfalz und im Elsaß sich festgesetzt, von wo aus sie, durch zahlreichen Nachschub verstärkt, Gallien zu erobern drohten. Cäsar trat ihnen entgegen und erzwang durch einen entscheidenden Sieg (nach den einen bei Schlettstadt, nach andern bei Mülhausen) ihren Rückzug über den Rhein. Drei Jahre später (55 v. Chr.) warf er die Usipeten und Tenkterer zurück, die über den Niederrhein gekommen waren, und unternahm selbst zur Erkundung und Einschüchterung einen Zug auf das rechte Ufer (die Stelle des Ubergangs ist bei Urmitz, nördlich von Neuwied, gefunden worden). ' Die Nachrichten der griechischen und römischen Schriftsteller in deutscher Übertragung gesammelt: W. Capelle, Das alte Germanien (1937).



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Von dem Zustand, in dem die germanischen Völker sich damals befanden, haben wir keine befriedigende gleichzeitige Schilderung. Was Cäsar an zwei Stellen seines „Gallischen Krieges" darüber sagt, ist zu wenig. Dodi kann die Darstellung des Tacitus, der im Jahre 98 n. Chr. seine Schrift über „Ursprung und Charakter der Germanen" herausgab (De origine et moribus Germanorem, kurzweg Germania genannt), unbedenklich auf frühere Zeiten übertragen werden 3 . Völker auf früher Stufe der Entwicklung ändern, wenn einmal eine gewisse Herrschaft über die Umwelt erlangt ist, ihren Zustand im allgemeinen nicht ohne äußere Hinwirkung, und eine solche hatten die Germanen in der kurzen Zeit zwischen Cäsar und Tacitus nur in geringem Maße und nur an ihrer westlichen Grenze erfahren. Die Schilderung des Tacitus ist oft als unvollständig, ungenau, ja falsch angefochten worden. Mit Unrecht. Man vergaß, für wen und in welcher Absicht sie geschrieben wurde. Daß der Verfasser Germanien nicht selbst besucht hat, macht nichts aus, denn um die Germanen zu kennen, brauchte ein hochgestellter und gebildeter Römer seiner Zeit nicht über die Alpen zu gehen. Dem damaligen Rom waren die Völker des Nordens längst vertraut, und es war ein bekannter Stoff, den Tacitus zum Gesamtbild gestaltete. Er schrieb als Künstler nicht nur für „mit- und nachdenkende, sondern auch kenntnisreiche Leser, die Andeutungen zu verstehen, befähigt waren" (ED. NORDEN, Altgermanien S. 141), und konnte sich oft gerade dort kurz fassen, wo wir Näheres zu hören wünschen, weil er bei seinen Lesern die Tatsachen als bekannt voraussetzen durfte. Schon dies bietet eine starke Gewähr für die Zuverlässigkeit seiner Schilderung. Falsches hätte man und hätte vollends ein Mann in seiner Stellung — er hatte soeben (97 n. Chr.) das Konsulat, das höchste Ehrenamt seiner Zeit, bekleidet — nicht zu ' Die unschätzbare Schrift, am eingehendsten behandelt von Ed. Norden, Die germanische Urgeschichte in Tacitus' Germania (2. A. 1922), wurde nadi jahrhundertelanger Verschollenheit im Jahre 1455 durdh einen italienischen Sammler in Hersfeld aufgefunden, machte sogleich das größte Aufsehen und ist oft gedrudct worden: neueste Ausgabe mit Erläuterungen von R. Much, 3. A. hrg. v. W. Lange, unter Mitarb. von H. Jankuhn (1967).

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erzählen gewagt. Er hat aber audi die glänzendste Beglaubigung erhalten durch die Archäologie. Was Ausgrabungen und gelegentliche Funde über Leben und Sitten der Germanen aussagen, deckt sich, soweit dies überhaupt möglich ist, mit seiner Schilderung, so daß man auch das übrige für zutreffend halten darf. Daß sein Urteil nicht frei von subjektiven Elementen ist, tut dem keinen Eintrag. Tacitus zeigt das Bild der germanischen Welt in dem Licht, in dem eine hochzivilisierte Gesellschaft fremdartige Menschen von ungebrochener Naturkraft und unversehrter Natürlichkeit stets gesehen hat und sehen wird: mit einer Mischung von wohlwollender Neugier und unwillkürlicher Bewunderung, der es nicht an heimlicher Besorgnis fehlt. Die Angaben des Tacitus lassen sich, insbesondere auf dem Gebiet des Rechts und der Verfassung, ergänzen ¿us der Kenntnis späterer Zustände. Doch ist dabei Vorsicht am Platz, weil schon bald nach der von Tacitus geschilderten Zeit fremde, am meisten römische Einflüsse auf das Leben der Germanen zu wirken und es umzugestalten begannen. Noch größere Vorsicht ist geboten gegenüber den überlieierungen der Dänen, Norweger, Schweden und insbesondere der Isländer. So vieles in ihnen als gemeingermanisch angesprochen und darum auch auf die Frühzustände der andern Völker gleichen Stammes bezogen werden mag, so ist doch nie zu vergessen, daß zwischen diesen und der Aufzeichnung der altnordischen Literatur ein Zeitraum von tausend und mehr Jahren voll umwälzender Begebenheiten liegt, und daß die Erzählungen und Lieder der Nordländer die Wirklichkeit nur in dichterischer Gestaltung, häufig Verklärung zeigen. Neuere, namentlich volkstümliche Darstellungen mit ihrer romantischen Tendenz lassen dies allzu oft außer acht. Es galt lange als ausgemacht, daß die Germanen bei ihrem ersten Auftreten den Zustand wandernden Hirtenlebens ohne feste Wohnsitze noch nicht ganz überwunden hätten, mit dem, wie man meinte, die Geschichte aller Völker begonnen habe. Als Halbnomaden sah man sie an, und ihre Wanderungen über weite Länderstrecken schienen dazu zu passen. Das war ein großer Irrtum. Die Lehre, daß die Kulturentwicklung bei allen Völkern den gleichen Ver-

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lauf vom Nomadentum über den Ackerbau zum städtischen Leben nehme, hat sich als falsch herausgestellt, und von den Germanen im besondern steht fest, daß sie niemals Nomaden gewesen sind. Sie konnten es nicht sein, weil die Landschaften, in denen sie saßen, dafür keine Möglichkeit boten. Nomadenleben setzt Steppe und trockenes Klima voraus, und wo fänden sich diese in Norddeutschland und Skandinavien? Wenn auch Germanien keineswegs ganz von Sumpf und Wald bedeckt war, wie Tacitus sagt — er gibt damit nur den Eindruck des Kontrastes gegen die eigene Heimat wieder, den noch heute der Südländer empfindet —, so bot es doch für das Umherschweifen wandernder Hirten und Herden nirgends Raum. Zudem hat der Erdboden an früh- und vorgeschichtlichen Gegenständen aller Art genug aufbewahrt, um über jeden Zweifel zu erheben, daß das Land, in dem die Germanen sich zuerst nachweisen lassen, in vorausgegangenen Zeiten schon lange Wohnsitz und Nahrungsfläche einer viehzüchtenden und ackerbauenden Bevölkerung gewesen ist4. Viehzüchter und Ackerbauer war auch der Germane, vor allem Viehzüchter. Die Herde bildete seinen Reichtum und lieferte ihm die Hauptnahrung, der Ackerbau trat dagegen zurück (Cäsar: agriculturae non Student), noch mehr der Obst- und Gartenbau (Tacitus c. 26: nec enim cum ubertate et amplitudine soli labore contendunt). Damit war ein Lebenszustand gegeben, der wohl Seßhaitigkeit, aber kein zähes Halten am Boden bedingte und es erklärt, daß ganze Völker so leicht und so oft ihre Wohnsitze verlassen und auf die Suche nach bessern ausziehen konnten, wobei sie ihr Vieh mit sich führten. Dem entspricht das Bild, das Tacitus mit wenigen Strichen von ihrem Ackerbau entwirft. ' Von einer nodi älteren Schicht, die sich von J a g d , Fischfang, Wurzeln und Beeren genährt haben mag, den sogenannten „höheren Sammlern", braucht hier nicht die Rede zu sein.

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Der anbaufähige Boden wird nicht ausgenutzt. Sie wechseln jährlich die Saatflur innerhalb der Fläche, die sie gemeinschaftlich in Besitz genommen und alsbald untereinander nach Rang und Ansehen (secundum dignationem) verteilt haben. Von „Gesamteigentum an Grund und Boden" sollte man also nicht reden, denn auf die Besitzergreifung folgte sogleich die Verteilung. Die verbreitete Vorstellung von urgermanisdiem Agrarkommunismus ist eine Fabel5. Dem Römer fiel auf, daß die Germanen die Stadt nicht kannten. Zerstreut, in getrennten Gehöftgruppen siedelten sie, jede Sippe für sich. Daraus sind im Laufe der Zeit die heute überall anzutreffenden Haufendörfer entstanden6. Ihre Häuser setzten sie gesondert und planlos nebeneinander, ohne Mauerwerk aus Holz und Lehm erbaut, die Vorstufe des eigentümlich deutschen Fachwerkbaus. Dabei haben wir uns die Wohnungen der Vornehmen weiträumig und stattlich zu denken, geeignet zur Aufnahme eines zahlreichen Gesindes und vieler Gäste. Uberhaupt darf man sidi das äußere Dasein dieser Völker nicht allzu primitiv vorstellen. Zwar ist ihnen die hohe Kunst ebenso unbekannt wie die Schrift. Die sogenannten Runen, mit denen in der Literatur viel Unfug getrieben wird, sind keine germanische Schöpfung, sondern aus der Fremde entlehnt und nur zu kurzen Inschriften und als Zauberzeichen verwendet worden7. Aber die Kunstfertig5 Die entgegengesetzte Schilderung bei Cäsar gilt für ein Volk auf dem Kriegspfad, das seinen endgültigen Wohnsitz nodi nicht gefunden hat. " Tacitus' WoTte fcolunt discreti ac diversi) haben eine treffliche Erläuterung erhalten durch Ausgrabungen in Württemberg, in dem Ge· biet, wo zuerst ein germanisches Volk auf bisher römischem Boden sich niederließ ι s. W. Veedc, Die Alamannen in Württemberg, Bd. 1 (1931) S. 118 f. 7 Uber Herkunft und Bedeutung der Runen ist viel gestritten worden. Galten sie einige Zeit als angepaßte griechische Buchstaben, so überwiegt heute die Ansicht, daß sie einem norditalisch-keltischen Alphabet entstammen: vgl. H. Arntz, Handbuch der Runenkunde (1935), der im Vorwort das wertvolle Geständnis macht, , daß eine endgültige Lösung (der Runenfrage) nie gelingen wird" (vgl. aber auch die 2. A. von 1944).

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keit im Herstellen von Waffen, Hausrat und mancherlei Schmuck war nicht gering, wie die Ausgrabungsfunde bezeugen. Die Arbeit scheut der wehrhafte Mann und überläßt sie — in der Hauptsache die Wartung des Viehs — denen, die nicht fechten können, Frauen, Kindern und Schwächlichen. Am Kampf nehmen auch die Frauen durch Hilfsdienst und Zuspruch teil, wenn sie nicht gar selbst zu den Waffen greifen. In allem ist die Frau die Genossin des Mannes. Die Ehe wird heilig gehalten, Vielweiberei treiben nur die Vornehmen. Das Geschlechtsleben erschien den Römern vorbildlich rein, die Jugend unverdorben. Hier mag der großstädtische Südländer in seiner Sehnsucht nach dem verlorenen Paradiese der Natur unwillkürlich verklärt haben, was weniger Tugend als Natur und Einfluß des Klimas war. Von ihrem Götterglauben ist es schwer, eine klare Vorstellung zu gewinnen, da unmittelbare Zeugnisse spärlich sind und es hier am wenigsten erlaubt ist, das Bild, das die spätere nordische Dichtung zeigt, auf die älteste Zeit zu übertragen. Anstatt sich in Rekonstruktionen zu verlieren, bei denen die Phantasie frei schaltet, ist es geratener, das Nichtwissen einzugestehen. Sicher ist, daß die Germanen der ältesten Zeit weder den gedeckten Tempel noch das Götterbild kannten. Ihre Gottheiten, unter denen der Totengott (?) Wodan (Odin), der Wettergott Donar (Thor) und der Kriegsgott Ziu (Tyr) die vornehmsten waren, verehrten sie unter freiem Himmel, an geheiligten Plätzen auf Bergeshöhen und in Wäldern. Hier brachten sie ihnen ihre Opfer, vor allem Rinder und Pferde, aber auch Menschen8: Frevler und gefangene Feinde®. Die Furcht vor bösem Zauber war β Darüber am gründlichsten E. Mogk, Die Menschenopfer bei den Germanen (Abhandl. d. Sachs. Gesellschaft d. Wissensch. Philolog.-hist. Kl. 27, 1909). B Bs sei daran erinnert, daß Menschenopfer als besonders feierliche Form der Hinrichtung bei Griedien und Römern noch in geschichtlicher Zeit bezeugt sind.

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bei ihnen nicht gering, wie umgekehrt auch guter Zauber und Wahrsagerei in großem Umfang geübt wurden. Eine Rolle scheint dabei der Glaube an Hexen in Menschengestalt gespielt zu haben, die man verbrannte oder deren Fleisch man verzehrte, um sie unschädlich zu machen 10 . Das Verhältnis zu den Göttern selbst wurde mit Vorliebe als ein Vertrag aufgefaßt, indem einer sich eine bestimmte Gottheit als Vertrauensmann (lultrui) wählte, dem er mit Opfern diente und von dem er dafür jede Hilfe erwartete. Auch ganze Stämme verehrten in dieser Weise einen Gott vor andern, und im Kultus derselben Gottheit konnten mehrere Völker sich zu einer Gemeinschaft verbinden. Einen soldien Verband, der die Völker in Holstein und Jütland im Kult der Nerthus einte, schildert Tacitus, einen andern bildeten die suebisdien Stämme mit dem Mittelpunkt in einem heiligen Hain. Daß der überlieferte Götterglaube im allgemeinen nicht sehr tief gewurzelt war, verrät sich darin, daß die meisten Völker ihn überraschend leicht aufgegeben haben, um das Christentum der Römer anzunehmen. Damit hängt es zusammen, daß bei den Germanen ein eigentlicher Priesterstand fehlt, wie ihn die meisten Völker, audi die benachbarten Gallier, besaßen. Priester werden wohl gelegentlich erwähnt, aber niemals als Stand oder Kaste, und ihr Wirken ist nirgends zu spüren. Mehr als sie scheinen einzelne gottbegnadete Frauen bedeutet zu haben, die als Seherinnen weithin verehrt wurden und Einfluß übten. Genannt werden eine Albruna und eine Velleda, von denen die zweite unter Vespasian gefangen nach Rom gebracht wurde, nachdem sie lange in Aufständen gegen die Römer eine leitende Rolle gespielt hatte. " Dies mußte Karl der Grafie den Sachsen bei Todesstrafe verbieten. Capitolano de partibus Saxoniae § 6 (Monumenta Germaniae, Capitularía 1, S. 68 f.). Die Verfügung steht hier unter den als wichtig bezeichneten, de maioribus capitulls, richtet sich also gegen etwas, das häufig vorkam.

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Bei den Germanen herrscht keine Gleichheit, es gibt Vornehme und Geringe, Reiche und Arme, Herren und Knechte. Aber die strenge Sklaverei, die den Völkern des Mittelmeers geläufig ist, kennen sie nicht. Ihre Knechte gleichen eher den Erbpächtern der Römer, haben eigenes Haus und Land und entrichten Abgaben, dienen aber nicht im Haushalt des Herrn. Werden sie freigelassen, so bleiben sie weiter unter Vormundschaft des früheren Herrn. Den natürlichen und festesten Verband bildet die Sippe. Sie siedelt beisammen, ihre Männer kämpfen geschlossen, haften für jedes ihrer Mitglieder und rächen das Unrecht, das einem der Ihren zugefügt wird. Blutrache ist Pflicht eines jeden Sippengenossen, doch braucht die Fehde nicht notwendig wegen jedes Mordes auszubrechen, noch ewig zu dauern. Die Schuld kann gesühnt werden durch Entrichtung von Buße, die nach dem Wert des Getöteten bemessen und in Vieh entrichtet wird. Hierin zeigt der Germane eine äußerst nüchterne Denkweise. Gleichwohl sind Fehden zwischen ganzen Sippen an der Tagesordnung und bilden eine der Ursachen für den steten Unfrieden, der in der germanischen Völkerwelt herrscht. Dem durch Vermitteln und Schlichten entgegen zu wirken, ist Aufgabe der Richter. Sie werden vom Volk, der Gemeinde, erkoren aus der Zahl der Angesehensten und Mächtigsten (principes), denen ihr Reichtum es gestattet, ein bewaffnetes Gefolge zu unterhalten. Das Geiolgswesen ist keine Besonderheit der Germanen allein; auch bei den keltischen Galliern bildet es eine der wichtigsten Einrichtungen, und vielleicht haben es die Germanen von ihnen gelernt. Aber während es bei den Galliern infolge der Unterwerfung unter Rom abstarb, hat es sich bei den Germanen zu größter Bedeutung entwickeln können und ist zu einem der triebkräftigsten Keime geworden, die ihr Eintritt in die Geschichte dem Leben der

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abendländischen Völker mitgeteilt hat. Es besteht darin, daß eine Schar sich einem Führer verpflichtet, für seinen Ruhm zu kämpfen und sein Schicksal im Leben und im Tode zu teilen, wofür sie von ihm Rosse und Waffen, Unterhalt und Anteil an der Beute erhält. Ehrlos ist, wer den Führer im Stiche läßt, ihn überlebt, wenn er gefallen, sich rettet, wenn er gefangen ist. In der Größe und Ansehnlichkeit des Gefolges wetteifern die Häuptlinge, die Mittel es zu erhalten, müssen Krieg und Raub beschaffen. Darum schon ist ihnen langer Friede unerträglich; gibt es beim eigenen Volk keinen Krieg, so suchen sie ihn in der Fremde. Krieg ist dem Germanen der natürliche Zustand, Kämpfer soll jeder sein. Empfang der Waffen, die er nie ablegt, unterscheidet den Erwachsenen vom Knaben. Es gibt Völker, die sich als Reiter auszeichnen, doch liegt die eigentliche Stärke des germanischen Heeres im Fußvolk, das, keilförmig geordnet, von einer Schar leichtfüßiger Vorkämpfer geführt, mit wildem Schlachtruf vorstürmt, furchtbar im Angriff, weniger ausdauernd in der Verteidigung. Die Bewaffnung ist leicht: Schild, Schwert und kurzer Speer, geeignet zu Stoß und Wurf zugleich. Die Gefolgschaftsführer sind zugleich die Häuptlinge des Volkes. Ihre Geschlechter sind seit alters' die angesehensten und vornehmsten, zum Teil führen sie ihren Ursprung auf Götter zurück. Sie haben ausgedehnten Grundbesitz und zahlreiche abhängige Bauern, sie verfügen über ein bewaffnetes Gefolge von Berufskriegern und haben auch Burgen, Befestigungen auf schwer zugänglichen Höhen mit Wällen und Gräben, wo sie selbst mit ihren Leuten und ihrer Habe Schutz finden und der Bevölkerung ihrer Gaue mit ihrem Vieh in Notzeiten Zuflucht bieten können. So sind sie von selbst die Herren ihrer Landschaft und das Volk erblickt in ihnen seine natürlichen Anführer und Richter. Da und dort gelingt es auch einem einzelnen, besonders vornehmen und erfolgreichen Geschlecht, sich über

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seine Standesgenossen zu erheben und sich mit der Königswürde an die Spitze des ganzen Stammes zu stellen. Das Königtum begegnet besonders bei den östlichen Stämmen. Dodi unterscheidet sich auch dort die Stellung eines Königs nur wenig von der eines Gefolgsherren. Er muß mit seinen Standesgenossen, die gleich vornehm sind wie er und über ähnliche Machtmittel verfügen, rechnen, und in der Volksgemeinde, die sich zu bestimmten Zeiten versammelt zu Götterfesten und zur Entscheidung besonders schwerer Rechtsfälle, geben wieder die Gefolgsherren den Ton an. Ihnen bringt das Volk ihres Gaues Geschenke, auch von Fremden werden sie damit ausgezeichnet und umworben. Denn mit ihren Gefolgschaften, dem Kern der bewaffneten Macht ihres Volkes, geben sie den Ausschlag über Krieg und Frieden, sie können ihr Volk zum Kampf gegen die Römer führen, sie entscheiden den Anschluß ihres Volkes an die Römer. Will man das Wesen der altgermanischen Verfassung mit einem Schlagwort bezeichnen, so bietet sich kein besseres dar als die Aristokratie der Geiolgschaitshäuptlinge. Auch der König, wo es einen gibt, ist nur der Vornehmste unter den Vornehmen. Kraft seiner Abstammung steht er über allem Volk, aber er regiert nicht aus eigener Machtvollkommenheit, sondern braucht zu allen wichtigeren Dingen das Einvernehmen der großen Herren 11 . In solchen Verhältnissen kann der Friede nicht dauern. Sorgt die Pflicht der Blutrache dafür, daß der Bürgerkrieg nicht aufhört, so führen die bewaffneten Gefolgschaften immer neue Nachbarfehden herbei. Wohl sucht man durch das Dickicht eines unbewohnten Waldgürtels die eigenen Grenzen zu schützen, aber das Bedürfnis nach reicherer 11

H. Dannenbauei, Adel, Burg und Herrschaft bei den Germanen (Histor. Jahrbuch 61, 1941) ¡ W. Schlesinger, Herrsdiaft und Geiolgschaft in der germanisdi-deutschen Verfassungsgesdlicfate (Histor. Zeitsdlr. 176, 1953), beide wieder abgedruckt in dem Sammelband „Staat und Herrschaft", hrg. von H. Kämpf (1956); H. Kuhn, Die Grenzen der germanischen Gefolgschaft (Zeitsdlr. d. Savigny-Stiftung f. Rechtsgesdiichte, Germanist. Abt. 73, 1956).

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Nahrung nötigt zu immer neuen Überfällen. Dazu kommt gelegentlich der Wunsch, dem Nachbarn seine ergiebigeren Weideplätze und Äcker zu entreißen oder sich einer Salzquelle zu bemächtigen, vor allem jedoch das ständige Verlangen, durch Gefangene die Zahl der Knechte zu vermehren. Das kann bis zur Vertreibung ganzer Völker führen, die sich auf die Wanderschaft machen, um bessere und gesichertere Wohnsitze aufzusuchen und damit Unruhe und Kriegswirren weithin zu verbreiten. Nicht wachsende Volkszahl ist die Ursache dieser Wanderungen ganzer Völker oder Volksteile — in natürlichen Lebensformen gibt es keine Zunahme der Bevölkerung und darum auch kein „Volk ohne Raum" —, sondern innere und äußere Friedlosigkeit, Kampfeslust, Raubzüge, Grenzkriege und Eroberungen.

2. Rom und die Germanen Grenznachbarn des römischen Reiches waren die Germanen, seit Cäsar Gallien unterworfen und ihrem Vordringen über den Rhein halt geboten hatte; unruhige, gefährliche Nachbarn, jeden Augenblick bereit, den Strom zu überschreiten, wenn eine Lücke in der Besetzung oder ein Aufstand in Gallien dazu einlud. Den besten Schutz dagegen boten sie selbst. In dieser Absicht hat Agrippa, der Feldherr des Augustus, 38 ν. Chr., das Volk der Ubier auf dem linken Rheinufer als Grenzhüter angesiedelt, in der Umgebung der 50 n. Chr. gegründeten Colonia Agrippina. Es ist das heutige Köln. Als Gegenstück dazu entstand, nachdem die Reichsgrenze von Süden her über die Alpen bis an die Donau vorgeschoben war (38—11 v. Chr.), im Lande der gallischen Vindeliker ein beherrschender Platz Augusta Vindelicorum, Augsburg. Aber der Schutz der fast rechtwinklig einspringenden Grenze an Rhein und Donau erforderte zuviel Truppen. Darum reifte bei Augustus der Plan, Germanien bis zur Elbe zu unterwerfen.

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Gelang das, so konnte die Grenze dem Lauf dieses Stromes entlang und über Böhmen hinweg bis an die untere Donau in fast gerader Linie fortgeführt und dann mit geringeren Kräften gehalten werden. Das Unternehmen schien auch zu glücken. Die Stiefsöhne des Kaisers, zuerst Drusus, nach dessen Tode (9 v. Chr.) Tiberius, unterwarfen wirklich auf wiederholten Feldzügen in den Jahren 12 v. Chr. bis 5 n. Chr. die Völker zwischen Rhein und Elbe. Das Land wurde zur Provinz gemacht und stellte Soldaten. Wie sehr man diese schätzte, zeigt die Tatsache, daß aus Germanen die Leibwache des Kaisers bestand. Noch fehlte zur vollen Ausführung des Planes die Unterwerfung Böhmens. Hier im Lande der keltischen Bojer (Bojoham) hatte der Markomannenfürst MARBOD, in Rom aufgewachsen und gebildet, ein Reich gegründet. Gegen ihn wurde im J . 6 n. Chr. der Feldzug eröffnet, jnuflte aber wegen eines Aufstands in den neuen Provinzen südlich der Donau abgebrochen werden. Drei Jahre später (9 n. Chr.) stürzte die römische Herrschaft in Germanien zusammen. Im Lande der Herusker12, im Gebiet der Weser, erhob sich ein Aufstand, hervorgerufen hauptsächlich durch die Einführung des römischen Strafrechts. An der Spitze stand im geheimen ein junger Häuptling, der selbst als Offizier in Rom gedient und dort mit dem Bürgerrecht und der Ritterwürde den Namen A R M I N I U S erhalten hatte. Wie er daheim hieß, wissen wir nicht. Wenn Arminius eine Latinisierung des eigentlichen Namens war, dürfte dieser etwa Erminrich oder Erminfried gelautet haben. Armin gelang es, den römischen Statthalter Publius Quinctilius Varus vollständig zu täuschen, so daß er auf die Warnungen nicht hörte, die Armins Schwiegervater Segest (Sieggast?) ihm 11 Die übliche Schreibweise Cherusker ist von den Römern übernommen und soil (ebenso wie in Chatten, Chauken u. a.) nur das stark anlautende H andeuten, das das Lateinisdie so wenig besaß wie seine Abkömmlinge, die heutigen romanischen Sprachen. Audi im Russischen, dem das H ebenfalls fehlt, wird es durch Ch (früher durch G) ersetzt.

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zukommen ließ. So geschah es, daß das Heer des Varus, 3 Legionen (20 000 Mann) stark, auf sorglosem Marsch im Walde unweit der Teutburg — wahrscheinlich der Groteburg bei Detmold — überfallen und vernichtet wurde. Varus und eine Anzahl höherer Offiziere gaben sich selbst den Tod13. Unter dem Eindruck dieses Unglücks verzichtete der alte Kaiser Augustus auf die Unterwerfung Germaniens. Als sie unter Tiberius wieder aufgenommen werden sollte, fand der Feldherr GERMANICUS, des Drusus Sohn, bei den von Armin geschickt und zäh geführten Heruskern und den mit ihnen verbündeten Nachbarstämmen trotz wiederholter Siege so starken Widerstand (14—16 n. Chr.), daß der Kaiser die Fortsetzung untersagte. Die Unterwerfung Germaniens wurde aufgegeben, weil ihr Nutzen in keinem Verhältnis zu den erforderlichen Anstrengungen zu stehen schien. Der N a m e der Provinzen

Ober- und

Nieder-Germa-

nia (seit 90 n. Chr., ihre Grenze lag zwischen Andernach und Remagen) hielt allein die Erinnerung an einstige große Pläne wach. Aber was man so nannte, waren nur die Befehlsbezirke der rheinischen Legionen mit den Oberkommandos in Mainz und Xanten und der Verwaltung der germanischen Völker, die links des Stromes, um Speyer, Worms und Köln und jetzt auch im Rheindelta (die Bataver) angesiedelt waren. Das eigentliche Germanien blieb frei. An seinen innern Verhältnissen änderte sich nichts. Arminius, der versucht haben soll, seinen Erfolg zur Aufrichtung seines Königtums zu benutzen, wurde schon i. J. 19 von seinen eigenen Verwandten erschlagen. Schon vorher hatte auch Marbods Herrlichkeit ein Ende gefunden: er wurde gestürzt und vertrieben und beschloß seine Tage als Verbannter in Ravenna. " Vgl. jetzt W. John i n : Pauly-Wissowa, Realencyclopädle d. class. Altertumswissensdi. 24, 1963, Sp. 922 ff. Das Schlachtfeld selbst 1st immer nodi strittig: a . a . O . Sp. 951—53 und 983 f. ; K. Lindemann, D. Hildesheimer Silberfund (1967).

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Die Ereignisse der Jahre 9 bis 16 n. Chr. sind von weltgeschichtlicher Bedeutung. Hätte die römische Herrschaft zwischen Rhein, Donau und Elbe sich damals behauptet, so ist es kaum zweifelhaft, daß die Bevölkerung dort ebenso

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römisch geworden wäre wie in Gallien. Audi die östlichen Germanenstämme wären dann wohl dem gleichen Schicksal verfallen, und eine Deutsche Nation hätte es nicht gegeben. Daß es anders kam, ist das Verdienst Armins. Sein Ruhm lebte bei den germanischen Völkern fort, und seine Gestalt hat, seit Deutsche ihre Vergangenheit kennen, die Geschichtsschreiber angezogen und die Dichter begeistert als der erste in der Reihe der Helden, denen das deutsche Volk schuldet, was es ist. Die Grenze, die unter Tiberius zwischen römischer und germanischer Welt gezogen war, ist bis gegen das Ende des 1. Jahrhunderts im wesentlichen unverändert geblieben. Gelegentliche Streifzüge der Römer auf das rechte Ufer des Rheins, sei es zur Vergeltung oder zur Einschüchterung, haben sie nicht verrückt. Man hatte es da mit einer Menge meist kleiner Völker zu tun, die, untereinander uneins und oft verfeindet, den Römern gegenüber sich verschieden verhielten, so daß es der römischen Politik ein leichtes war, sie gegeneinander auszuspielen und dadurch unschädlich zu machen. Von diesen Völkern kennen wir aus den Angaben der römischen Schriftsteller folgende als die hauptsächlichsten. An der Nordsee treffen wir die Friesen in der Landschaft, die noch heute nach ihnen heißt, zwischen Rhein und Ems, den Römern befreundet. Ihre östlichen Nachbarn, im heutigen Niedersachsen, sind die Hauken, ebenfalls Freunde der Römer und als friedliche Leute gerühmt. Am Niederrhein, im Hinterland der Friesen, sitzen die Hamaven und Brukterer, Usipeter und Tenkterer, an der Stelle der einst gefährlichsten, dann im Kampf aufgeriebenen Sigambern (zwischen Lippe und Sieg). Weiter südwärts, zwischen Lahn und Main, finden wir die Mattiaker, den Römern befreundet, hinter ihnen das große Volk der Hatten (Hessen). Es wird geschildert als das kriegerischste und wildeste von allen, aber auch als das klügste und berechnendste. In ihm hatte Rom die längste Zeit seinen gefährlichsten Gegner zu sehen. Nördlich und nordöstlich von den Hatten liegt das Haller/Dannenbauer, Germanen

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Land der Herusker, des Volkes, das im Freiheitskampf am Anfang des Jahrhunderts geführt hatte, seitdem durch innere Fehden herabgekommen und unter die Botmäßigkeit der Hatten geraten. An der Elbe beginnt das Gebiet der Sueben. Sie sind im Unterschied von den bisher genannten kein einheitliches Volk, sondern ein ausgedehnter Verband, zusammengehalten durch gemeinsamen Götterglauben. Ob auch durch nähere Blutverwandtschaft, ist nicht sicher. Äußeres Kennzeichen des Sueben ist das seitwärts geflochtene Haar, das auch von andern Germanen mitunter nachgeahmt wurde und auf römischen Bildwerken nicht selten erscheint. Zu den Sueben gehören die Markomannen (Grenzleute) und Quaden in Böhmen und Mähren, die Hermunduren, Erminduren = Alldüren, im heutigen Thüringen und bairischen Franken und vor allem die Semnonen in der Lausitz und Mark Brandenburg. Sie durften sich für das führende Volk des Verbandes halten, weil in ihrem Gebiet das gemeinsame Heiligtum lag, ein geweihter Hain, in dem zu bestimmten Fristen die Boten aller suebischen Völker zusammenkamen, um ihrem Gott — vermutlich dem Kriegsgott Ziu — ein Menschenopfer darzubringen. Zu den Sueben rechnet Tacitus — ob mit Recht? — die Langobarden, ein kleines, aber durch Kriegstüchtigkeit ausgezeichnetes Volk an der untern Elbe, aus Schweden eingewandert, dessen Name im mittelalterlichen Bardengau und Bardowiek (bei Lüneburg) fortlebt. Eine andere Gruppe, zusammengehalten durch gemeinsame Götterverehrung, bildeten die kleinen Völker auf der jütischen Halbinsel und in deren Nachbarschaft, unter denen die Kimbern noch nicht vergessen waren, die Angeln und Sachsen (in Holstein) später von sich reden machen sollten. Ihre Gottheit ist Nerthus (Mutter Erde), deren Heiligtum auf einer waldigen Insel im Meere liegt, also keinesfalls Helgoland, sondern wohl eine der dänischen Inseln. Von den bisher genannten unterscheiden sich die Völker der Ostgermanen, die jenseits der Elbe, an der Ostsee, Oder und Weichsel sich ausbreiten: die Burgunden, an die der Name der Insel Bornholm (Burgunderholm) noch heute erinnert, und die Rugier — Rügen, Rugiland heißt nach ihnen — in Mecklenburg und Pommern, die Wandalen an der mittleren, die Goten an der untern Weichsel und die Silingen in Schlesien. Sie alle sind nachweislich aus Schwe-

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den herübergekommen, wo noch heute die Namen von Landschaften und Orten an sie erinnern (Vendil im Uppland, Götarik, Gotland). Vor andern zeichneten die Goten sich aus durch ein stärker entwickeltes Königtum. Endlich im Norden, jenseits des Meeres, die Heruler, Suionen (Schweden) und Gauten, die man nach heute herrschender Ansicht von den Goten zu unterscheiden hat. Die einzelnen Völker zu erkennen und ihre jeweiligen Wohnsitze festzustellen ist dadurch erschwert, daß manche von ihnen außer dem ihnen allein zukommenden Namen mitunter einen zweiten führen, der ihrer Zugehörigkeit zu oder Abstammung von einer größeren Einheit entspricht. So sind die Gepiden ein Teil der Goten gewesen, die Silingen gelten für Wandalen. Zu den Goten gehören auch die Skiren und Bastameli, diese schon früh in der heutigen Ukraine mit Sarmaten vermischt — daher der Name? ( = Bastarde) —, wogegen die Skiren die Reinen (Schieren) wären. Später haben die Römer gern alle östlichen Stämme mit einem einzigen Namen zusammengefaßt, zuerst als Wandalen, dann als Goten. Das mag darauf beruhen, daß bei den Kriegszügen seit dem 2. und 3. Jahrhundert Teile verschiedener Völker sich einem führenden anschlossen, das den Namen für alle hergab. An den Beziehungen zwischen Römern und Germanen änderte sich wenig, als im Laufe des 1. Jahrhunderts n. Chr. die Reichsgrenze, um der leichteren Verteidigung willen, von der obern Donau nordwärts bis an den untern Main vorgeschoben und das Land, die sogenannten Decumates Agri (Land der 10 Völker) 14 , mit seiner Bevölkerung von abenteuernden gallischen Einwanderern zur Provinz Obergermanien geschlagen wurde. Auch der dabei entstehende unbequeme Winkel ist seit 82 n. Chr. abgeschnitten worden, indem das Land der Mattiaker einverleibt und die gesamte Grenze mit Wall und Graben und zahlreichen Kastellen befestigt wurde. Schritt vor Schritt vorgetragen, hauptsächlich unter Hadrian (um 130 n. Chr.) ausgebaut, 14 Diese Erklärung ist überholt, vgl. R. Much, Die Germania des Tacitas (3. Α. 1967), S. 370 ff. und 378.

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verlief diese neue Grenzlinie, der Limes, in seiner letzten Gestalt von Rheinbrohl (unterhalb Andernach) nach Langenschwalbach und, den Taunus und die W e t t e r a u im Bogen umfassend, über Grüningen und Hungen (bei Gießen) nach Groß-Krotzenburg (bei Hanau), folgte dem Main bis Miltenberg und ging von da in gerade Linie südwärts über Osterburken nach Lorch, bog hier nach Osten ab und erreichte über Günzenhausen und Weißenburg bei der Mündung der Altmühl oberhalb Kehlheim die Donau. Diese künstliche Grenze zu halten w a r das römische Reich, das im 2. Jahrhundert seine beste Zeit erlebte, stark genug. N u r einmal hat es .sich zu ernstem Kampf genötigt gesehen, aber nicht am Rhein oder Main, sondern an der untern Donau. Durch Ursachen, die wir nicht kennen, war in den 60er J a h r e n die Gesamtheit der östlichen Germanen in Bewegung geraten, und i. J. 167 gelang es einem Haufen, zu dem verschiedene Stämme ihr Teil gestellt hatten, die Donau zu überschreiten und bis nach Friaul durchzubrechen. Vor Aquileja trat ihnen Kaiser Mark Aurel entgegen und trieb sie zurück. Daran Schloß sich ein Krieg, in dem die Markomannen in Böhmen und die Quaden in Mähren die Führenden waren, an dem aber auch Scharen von Langobarden und anderen Völkern teilnahmen 1 5 . Er hat 14 J a h r e gedauert und die ganze Kraft des Reiches in Anspruch genommen. Bis nach Galizien ist das römische Heer vorgedrungen, das Ziel, die Unterwerfung der Markomannen und Quaden und Einverleibung von Böhmen, Mähren und Nordungarn, war fast erreicht, der Widerstand gebrochen, das Land besetzt, als Mark Aurel, der die Feldzüge persönlich geführt hatte, im März 180 in Wien starb. Sein Sohn und Nachfolger Commodus, dem Vater ganz unähnlich, ließ den großen Plan fahren und schloß einen Frieden (180 n. Chr.), der die alte Grenze wiederherstellte. Sie hat bis zur Mitte des folgenden Jahrhunderts keine Veränderung erfahren, römische und germanische W e l t blieben scharf geschieden. JS Th. Mommsen, Der (Histor. Schriften 1, 1906).

Marcomannen-Krieg

unter

Kaiser

Marcus

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Das wurde anders, als das römische Reich unter den afrikanischen und syrischen Kaisern, Septimius Severus und seinen Nachkommen (193—235), durch Orientalisierung der höheren Stände innerlich ausgehöhlt, der Auflösung und dem Bürgerkrieg einander bekämpfender Truppenteile verfiel, während von außen die Perser gegen die östlichen Provinzen erobernd vorgingen. Für die Germanen war dies das Zeichen zum Angriff. Es sind nicht mehr die altbekannten Völker, die uns dabei vorzugsweise entgegentreten, neue Verbände haben sich gebildet unter neuen Namen. Von den Hatten ist so wenig mehr die Rede wie von den andern Völkern rechts des Rheins. Sie sind aufgegangen in dem Volk der Franken, deren Name ebenso unerklärbar ist wie ihre Herkunft. Am wahrscheinlichsten ist die Annahme, daß es sich um einen Namenswechsel handelt, indem eines der früher bekannten Völker, vielleicht auch Teile von mehreren, den Beinamen (frank = wild? kühn?) angenommen und die übrigen zu Unterwerufng oder Anschluß gebracht haben. Genannt werden sie zuerst ums Jahr 250. Die im Mündungsgebiet des Rheines und der Maas sitzende Gruppe wird mit einem nicht sicher erklärbaren Namen als Salier bezeichnet (zuerst 358), die später am Niederrhein um Köln und südwärts bis zur Mosel seßhafte als Ripuarier (von ripa Ufer, der Name wird Mitte des 6. Jahrhunderts zum ersten Mal genannt). Ebenso neu ist der Name der Alemannen, die in den J. 212/13 zum ersten Mal erwähnt werden, als sie den Limes angriffen und von Kaiser Caracalla zurückgewiesen wurden. Sie sind kein eigentliches Volk, sondern eine Ansammlung von Leuten verschiedener Herkunft, unter denen jedoch Sueben den Hauptbestandteil bildeten, so daß deren Name, zu Schwaben umgebildet, mit der Zeit den ursprünglichen verdrängen konnte. Völlig verschoben ist das Bild im Osten. Hier sind die Goten (vor 200) aus ihren früheren Sitzen abgezogen und nach Südwestrußland, an den Dnjepr und das Schwarze Meer gewandert. Sie teilen sich seitdem in Austro- und Wisigoten, Namen, die sich einer befriedigenden Erklärung entziehen und nur gewohnheitsmäßig als Ost- und Westgoten wiedergegeben

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werden. Dem Zuge der Goten folgten aus Schweden nachrückend die Heruler, während Burgunder und Wandalen südwärts in die Lausitz und nach Schlesien vordrangen. Diese ganze Völkerwelt geriet in Bewegung, als aus den angegebenen Ursachen um die Mitte des 3. Jahrhunderts die schwerste Krisis für das Reich begann. Vorausgegangen war 233 n. Chr. ein EMail der Alemannen ins Dekumatenland. Damals führte die Schwäche der Verteidigung zum Aufstand der Truppen, die den Kaiser Alexander Severus mitsamt seiner Mutter Mammaea, der tatsächlichen Regentin, in Mainz erschlugen und den Thraker Maximinus zum Kaiser ausriefen (235 n. Chr.). Dieser stellte die Grenzen am Limes wieder her. Wenig später (237/8) gab es auch im Osten ein Vorspiel. Gotische Scharen brachen an der unteren Donau plündernd ins römische Gebiet. 248 n. Chr. begann hier der große Krieg mit einem Masseneinbruch der Goten. Sie überschritten die Donau und verheerten die Provinzen nördlich des Balkans. Zwei Jahre später überstiegen sie das Gebirge und eroberten Philippopel. Nachdem Kaiser Decius im Kampf gegen sie gefallen war (251), wiederholten sie ihre Einfälle Jahr für Jahr und gelangten mehr als einmal bis vor Thessalonich (Saloniki), gingen seit 258 auch über die Meerenge, raubten und plünderten in Kleinasien und schleppten die Bevölkerung fort, während gleichzeitig das Reich in den schwersten Krieg gegen die Perser verwickelt war (256 hatten diese Antiochia erobert, 260 geriet Kaiser Valerian in ihre Gefangenschaft). Das Jahr 267 sah die Goten sogar im Peloponnes, nachdem sie Athen geplündert hatten. Dann trat die Wendung ein. Als sie 269 n. Chr. wiederkamen, audi mit Kriegsschiffen die Küste entlang fahrend, wurden sie von Kaiser Claudius, der dafür den Beinamen Gothicus erhielt, bei Nisch gestellt, vollständig geschlagen und in der Verfolgung aufgerieben. Seitdem herrschte im Osten

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Ruhe. Freilich die Provinz Dakien (Rumänien) wurde aufgegeben. In ihr siedelten sich Westgoten an. Länger dauerten die Kämpfe im Westen. Sie begannen 258 n. Chr. mit einem Einfall der Alemannen, die bis nach Oberitalien gelangten. In den folgenden Jahren ging das Dekumatenland in der Hauptsache an sie verloren, audi die Donaugrenze konnte nicht gehalten werden. 270—271 erschienen sie wiederholt in Italien, wandten sich dann nach Gallien. Für den Schrecken, den sie verbreiteten, zeugt die Neubefestigung Roms, die Kaiser Aurelian damals ausführen ließ. An ihren Feldzügen nahmen auch andere Völker, Wandalen und Burgunder, teil. Leidliche Ruhe haben erst die Neuordner des Reiches, Diokletian (284—305) und Konstantin der Große (306—337), hergestellt, aber nur, indem sie das Dekumatenland opferten. Daß einige alemannische Fürsten die Oberhoheit Roms anerkannten, Tribut zahlten und Soldaten stellten, gestattete den Schein aufrecht zu erhalten, das Land gehöre noch zum Reich. In Wirklichkeit lag die Grenze jetzt wieder am Rhein. Sie lief weiter von Arbon und Bregenz über Isny, Kempten, Günzburg nach Regensburg und dann die Donau entlang bis zu ihrer Mündung. Ihren östlichen Teil sicherte Konstantin d. Gr. durch einen Feldzug gegen die Goten in Dakien, die sich zu festem Vertrag bequemten. Sie wurden Bundesgenossen, d. h. Vasallen des Reiches, auf den Ruf des Kaisers zur Stellung von Hilfstruppen verpflichtet (332 n. Chr.). Diokletian und Konstantin d. Gr. haben das Reich zur folgerichtigen, unumschränkten Militärmonarchie umgestaltet, deren erste und wichtigste Aufgabe die Verteidigung war. Sie richtete sich vor allem gegen die germanischen Nachbarn. Die Rüstung war verstärkt, das Heer vermehrt. Seine Legionen standen im Westen, auf einige große Garnisonen verteilt, mit den Oberkommandos in Trier, Mailand und Sirmium (Mitrowitza an der Save), während die Grenze

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selbst von irregulären Truppen, zum Teil ansässigen Milizen, bewacht wurde. Sie gegen die Germanen zu halten, hätte dem Reich mit seiner überlegenen Kriegskunst nicht schwer fallen dürfen, wenn es stets einig geblieben und nicht gleichzeitig vom Erbfeind im Osten, den Persern, bedroht gewesen wäre. W e n n aber der Aufstand eines ehrgeizigen Offiziers den Bürgerkrieg entfesselte oder ein Feldzug gegen Persien Truppen aus dem Westen heranzuziehen nötigte, so daß die Besatzung des Rückhalts am Hauptheer entbehrte, versagte der Grenzschutz. So geschah es, als der Gegenkaiser MAGNENTIUS im Westen erhoben wurde und nur mit Mühe überwunden werden konnte (350—353). Die Gelegenheit w u r d e sogleich von den Alemannen benutzt, die sich im Elsaß festsetzten und von dort aus in die gallischen Provinzen einfielen, während die Franken den Niederrhein überschritten. JULIAN, zum Cäsar im W e s t e n ernannt (355), führte zuerst den Krieg gegen die Alemannen erfolgreich durch, schlug sie bei Straßburg, nahm ihren Führer Knodomar mit seinem Gefolge gefangen (357) und stellte die Grenze wieder her. Dann wandte er sich gegen die Franken, verzichtete aber auf ihre völlige Vertreibung, nahm vielmehr ihren salischen Zweig als Bundesgenossen nach dem Vorbild der dakischen Westgoten in den Reichsverband mit Wohnsitz in Toxandrien (Nordbrabant) auf. Aber als er selbst, Alleinherrscher geworden, auf dem Zuge gegen die Perser einen frühen Tod gefunden hatte (363), brachen die Alemannen aufs neue in die Provinzen ein. 10 J a h r e lang haben Kaiser Valentinian I. und sein Sohn Gratian persönlich gegen sie kämpfen müssen, bis es Gratian gelang, im J. 378 durch einen großen Sieg bei Horburg im Elsaß Ruhe zu schaffen. So ist die Grenze im Westen, wenn auch nicht ohne Mühe, während des ganzen Jahrhunderts im wesentlichen behauptet worden.

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Inzwischen hatte sich im Dasein der Germanen manches geändert. Teile ihrer Völker lebten jetzt auf römischem Boden unter Römern. Denn wenn auch bei Preisgabe der Provinzen die Wohlhabenden geflüchtet waren, so waren die unfreien Bauern und Knechte dodi in beträchtlicher Zahl zurückgeblieben. Von ihnen lernten die neuen Ansiedler verfeinerten Ackerbau, Weinbau und Obstzucht, sie lernten Häuser aus Steinen errichten und eigneten sich sonst von römischer Kultur an, was sie brauchen konnten. Auch die Vermischung der Einwanderer mit den zurückgebliebenen Römern wird bald begonnen haben, nicht für die Oberschicht der freien Herren, die das Land unter sich teilten, aber für die mitgebrachten Knechte und Freigelassenen. Die Kluft zwischen Germanen und Römern fing an, sich zu füllen. So war es in Toxandrien, im Dekumatenland, in Dakien. Noch mehr geschah bei den Goten am Schwarzen Meer. Diese siedelten in einem Lande alter griechischer Kultur, deren Einwirkung sie sich nicht entzogen. Von ihren griechischen Nachbarn lernten sie mancherlei Kunstfertigkeiten. Was sie empfingen, gaben sie weiter an ihre germanischen Nachbarstämme, in die frühere Heimat und bis nach Skandinavien und wurden so aus Schülern der Griechen zu Lehrern der eigenen Volksgenossen. Das Beste von dem, was Ausgrabungen in Süddeutschland an Schmuck, Waffen und Gebrauchsgegenständen zutage gefördert haben, stammt unverkennbar aus dem Reich der Schwarzmeergoten,· auf dem alten Verkehrsweg die Donau aufwärts ist es ins Land gekommen. Auf dem gleichen Wege verbreitete sich auch die Kunde vom Christentum. Gefangene aus Kleinasien scheinen es zuerst zu den Goten nach Dakien gebracht zu haben. Aus einer gotisch-kappadokischen Mischehe stammte WULFILA (Î 383) le , der als Bischof der Goten sein Volk mit dem 19 H. Böhmer (Realencyclopädie f. protest. Theologie und Kirche 21. 3. A. 1908, S. 548).

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Christentum bekannt machte. Von seinem Wirken zeugt seine Ubersetzung der Bibel, das älteste schriftliche Denkmal einer germanischen Sprache, erhalten in einem Bruchstück — Silberschrift auf Purpurblättern, daher Codex argenteus genannt —, das aus der kaiserlichen Bücherei in Prag durch die Schweden 1648 geraubt wurde und seitdem im Besitz der Königlichen Bibliothek in Stockholm ist. Durch die dakisdien Goten haben die übrigen germanischen Völker zuerst vom Christentum erfahren, und noch heute verraten einige Ausdrücke des kirchlichen Lebens im Deutschen, Englischen und Skandinavischen den griechischen Ursprung (ζ. B. Kirche, church, kirka von Kyriaké) 17 . Daß die Goten den neuen Glauben zu einer Zeit erhielten, als im Osten des Reiches das sogenannte arionische Bekenntnis18 herrschte, das bald darauf (381) als ketzerisch verworfen wurde, hatte zur Folge, daß zwischen Römern und christlichen Germanen eine dauernde kirchliche Trennung entstand, da die Germanen an der einmal ergriffenen Form festhielten und darin von den Römern auch nicht gestört wurden. Wohl noch größer als der römische Einüuß auf die Germanen war der, den sie selbst auf das Reich ausübten. Das ausgezeichnete Soldatenmaterial, das sie darboten, hatte man in Rom alsbald erkannt und durch Anwerbung von Einzelnen zu nutzen gesucht19. Seit der Mitte des 3. Jahrhunderts, als sie dem Reich gefährlich wurden, ging man dazu über, sie scharenweise und als geschlossene Verbände unter ihren eigenen Führern als kaiserlichen Offizieren einzustellen. Kaiser Gallienus (253—268) scheint es gewesen zu sein, der damit den Anfang machte. Seitdem bildeten neben den alten Legionen germanische Gefolgschaften 17 Fr. Kluge, Unser ältestes Christentum (Beiträge z. Gesdi. d. deutschen Sprache u. Lit. 35, 1909) ; derselbe, Wortforschung und Wortgeschichte (1912). 18 Die Bezeidinung ist ungenau. Es handelt sidi nicht um die Lehre des alexandrinisdien Presbyters Arius (Gottes Sohn dem Vater nidit gleich, sein Geschöpf), die auf dem Konzil zu Nikäa (325) verurteilt war, sondern um eine vermittelnde Formel (der Sohn dem Vater in allem ähnlich), die aber von den Gegnern als arianisdi verketzert wurde. " R. Grosse, Römische Militärgesdiichte (1920).

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einen beträchtlichen Teil des römischen Heeres. Mit ihnen, vorzugsweise Franken und Alemannen, hat Konstantin d. Gr. seine Mitkaiser besiegt und das Reich erobert, seine entscheidenden Siege an der Milvischen Brücke bei Rom (312) und bei Chrysopolis am Bosporus (324) sind mit germanischen Kräften gewonnen worden. Das römische Heer germanisierte sich. Seinen Führern, auch wenn sie „Barbaren" waren, stand die Laufbahn bis zu den höchsten Stellen offen, freigebig lohnten die Kaiser, Konstantin am meisten, ihre Dienste mit Ehren und Auszeichnungen, sogar die höchste Würde, das Konsulat; wurde manchem Germanen verliehen, und der Gegenkaiser Magnentius (350—353) war von germanischer Abkunft. Hand in Hand damit ging die Ansiedlung von ausgedienten Soldaten und Kriegsgefangenen aus Germanien in den Provinzen des Reiches, die durch Kriege oder Seuchen entvölkert waren. Nordgallien vor allem, aber gelegentlich auch Oberitalien haben auf diese Art schon früh einen Zustrom germanischen Blutes erhalten.

3. Zertrümmerung des Reiches im Westen und Gründung germanischer Staaten Zu einem gründlichen Wandel der Beziehungen zwischen dem Reich und den neuen Völkern gab den Anstoß der Zusammenbruch des ostgotischen Reiches in Südrußland. Es beherrschte alles Land vom Schwarzen Meer bis an die Ostsee und hatte sich mit der Zeit ostwärts bis an den Don ausgebreitet. Da wurde es bald nach 370 das Opfer eines Angriffs der Hunnen, eines nomadischen Reitervolkes aus der Mongolei, das in der chinesischen Geschichte unter dem Namen Hiungnu eine Rolle spielt. Im Kampf mit ihnen, einem Kampf, von dessen tragischer Größe noch die Lieder

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der Edda einen späten Nachklang hören lassen, unterlagen die Goten, ihr König Ermenrich nahm sich das Leben, sein Nachfolger fiel, das Reich wurde zertrümmert und das Volk spaltete sich. Während ein Teil sich den Hunnen unterwarf und sitzen blieb, andere südwärts bis in die Krim und den Kaukasus auswichen, wo ihre letzten Reste noch bis in neueste Zeiten zu finden waren 20 , wandten sich wieder andere flüchtend nach Westen zu ihren Stammverwandten in Dakien. Bei diesen herrschte seit einiger Zeit eine Spaltung, gegen Athanarich hatte sich Frilhigern erhoben. Als nun durch den Zustrom der Flüchtlinge aus dem Osten das Land zu eng wurde, überschritt Frithigern mit seinem Anhang die Donau und forderte neue Wohnsitze. Sie wurden bewilligt, aber bei der Ansiedlung fühlten die Goten sich betrogen, und als dazu noch Hungersnot trat, drangen sie weiter vor. Ihnen folgten die Ostgoten, und beide vereint zogen plündernd bis nach Thrakien. Schon streiften ihre Haufen vor Konstantinopel, als Kaiser Valens, aus dem Krieg gegen die Perser herbeieilend, ihnen entgegentrat. Zu seinem Unglück nahm er die Schlacht an, ehe noch sein von Westen heranrückender, aber durch den Kampf gegen die Alemannen aufgehaltener Mitkaiser Gratian zur Stelle sein konnte. Bei Adrianopel wurde am 9. August 378 das römische Heer fast vernichtet, seine obersten Führer fielen, der Kaiser selbst blieb vermißt. Rom hatte ein zweites Cannä erlitten. Wohl gelang es, die überall plündernden Goten allmählich zu vertreiben, aber die Wehrkraft des Reiches war gebrochen. 10 In der Krim sind sie seit dem 18. Jahrhundert verschwunden, im Kaukasus gab es ihrer noch in unsern Tagen unter dem Namen Inguschen, mit altgermanisdier Sprache und von den Küssen für Deutsche gehalten. Sie dürften in Weltkrieg und Revolution aufgerieben worden sein. Dadurch bestätigt sich die Vermutung von A. Olrik, Ragnarök (1922), Exkurs, über das Abwandern von Goten in den Kaukasus.

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Den zur Rettung berufenen Kaiser THEODOSIUS (379—395) erwartete als erste Aufgabe die Wiederherstellung des Heeres. Er löste sie, indem er die Feinde selbst in Dienst nahm. Mit den Goten wurde Friede geschlossen (382) und ihnen als „Bundesgenossen" das Land zwischen Donau und Balkan (Dobrudsdia und Nordbulgarien) überlassen. Gegen ein Jahrgeld standen sie als Truppen dem Kaiser zur Verfügung. überhaupt wurde das Heer zum größten Teil aus angeworbenen „Barbaren" erneut, und damit noch mehr als bisher, auch in Organisation und Kampfesweise, germanisiert. An seiner Spitze standen jetzt als Reichsfeldherrn (magistri militumj meist aufgediente Offiziere germanischer Herkunft. Das bewährte sich zunächst. Denn wenn die Goten auch unbequeme und oft unzufriedene Diener waren, so konnte der Kaiser doch mit seinen germanischen Truppen die Erhebung der westlichen Gegenkaiser Maximus (383—388)

und

Eugenius

(392—394)

niederschlagen.

Die

blutigen Siege bei Sissegg (387) und am Frigidus (394), einem Nebenfluß des Isonzo, erfochten ihm die Goten. Am Frigidus ist noch eine größere Entscheidung gefallen. Seit Konstantin d. Gr. war das Christentum anerkannte Staatsreligion. Theodosius hatte es, rücksichtsloser als seine Vorgänger, zur allein geduldeten Religion erklärt und jede Verehrung heidnischer Götter streng verboten. Dagegen sträubte sich der Westen, insbesondere der römische Adel, in dem der alte Glaube noch immer vorherrschte. Diesen zu retten war die Erhebung des Eugenius der letzte Versuch. Er scheiterte in der zweitägigen Schlacht (5./6. September), die man darum zu den großen Entscheidungen der Weltgeschichte zählen darf. Damals siegte das katholische Christentum, der Sieg aber war den Goten zu verdanken, während auf der Gegenseite Franken und Alemannen unter der Führung des Franken Arbogast kämpften. Weder diesen noch jenen war an der Sache, um die es in letzter Linie ging, etwas gelegen, sie fochten nur nach altgermanischer Weise für ihre Führer als getreue Gefolgsleute. Deutlicher aber konnte sich nicht zeigen, wie sehr das Schicksal des

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Reiches auf der Kraft seiner germanischen Soldaten ruhte und von ihrem Gehorsam abhing. Das wurde klar, als Theodosius (395) gestorben war und seine Söhne, ARKADIUS im Osten, HONORIUS im Westen, die Regierung übernahmen, beide jung und unfähig und beide geleitet von ihren Umgebungen. Unter diesen ragt die Gestalt des STILICHO hervor. Sohn eines Wandalen und einer Römerin, von Theodosius zum Oberfeldherrn gemacht, als Stütze für den erst 10jährigen Honorius, hat er 13 Jahre als Regent an der Spitze des Westens gestanden. Seine Tragödie ist die Geschichte des Reiches21. Mit der Regierung des Ostens war er von Anfang an zerfallen wegen der Abgrenzung dei Reichshäliten. Der Verwaltungsbezirk Ulyiikum, umfassend die Balkanhalbinsel westlich der Linie Nikopolis-Kawalla, wertvoll als Rekrutierungsgebiet, hatte früher zum Westen gehört, war aber von Theodosius zum Osten geschlagen worden. Umsonst forderte Stilicho die Rückgabe des Ganzen, sie wurde ihm verweigert. Es kam darüber zum offenen Bruch, und Stilicho wurde von Arkadius als Reichsfeind geächtet. Das gab dem Führer der am Balkan angesiedelten Westgoten, ALARICH, freies Spiel. Seine Leute waren mit der erfahrenen Behandlung unzufrieden, die angewiesenen Wohnsitze genügten nicht mehr, und meuternd durchzogen sie mit Weibern, Kindern und Knechten die Provinzen der Halbinsel, plündernd und raubend, bis tief nach Griechenland. Stilicho ist wohl gegen sie ins Feld gerückt, hat sie aber geschont und zunächst (399) im heutigen Serbien sich festsetzen lassen. Von hier brachen sie 401 in Oberitalien ein, wurden von Stilicho bei Pollenza (unweit Asti) 402 besiegt und zum Abzug genötigt, und als sie 403 wiederkamen, schon bei Verona zurückgeworfen. Für die Unsicherheit der Gesamtlage ist bezeichnend, daß damals der Sitz des Kaisers aus Mailand nach dem durch seine Lage im Sumpf" Th. Mommeen,

Stilidio und AlariA (Histor. Schriften 1, 1906).

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gebiet geschützten Ravenna verlegt wurde. Da stürmte im J. 405 eine gewaltige Schar ostgermanischer Völker, hauptsächlich Ostgoten, denen sich aber auch Leute vom sarmatischen Stamme der Alanen22 angeschlossen hatten, unter Führung des RADAGAIS von der Donau her über die Alpen und gelangten ungehindert über den Apennin nach Toskana. Erst im Sommer 406 konnte Stilicho sie bei Fiesole fassen und vernichten. Er hatte warten müssen, bis die Truppen eintrafen, die vom Rhein herbeigerufen waren. Deren Abzug aber hatte die schlimmsten Folgen. Seit einigen Jahren schon drängten die Stämme der Ostgermanen, Goten, Wandalen, Heruler und Burgunder, offenbar von den Hunnen getrieben, nach Westen in die Provinzen zwischen Donau und Alpen. Jetzt, da die Grenze von Truppen entblößt war, überschritten sie in Massen beim Jahreswechsel 406/7 den Rhein, Sueben schlossen sich an, und ungehemmt ergoß sich der Völkerstrom durch Gallien und über die Pyrenäen hinweg bis nach Spanien und Portugal. Stilicho aber überließ den Westen sich selbst. Er dachte an Illyrikum, dessen er sich jetzt mit Hilfe Alarichs bemächtigen wollte, lieferte diesem die Provinz Norikum aus (Bayern und Oberösterreich), zählte ihm 4000 Pfund Gold und rüstete zum Krieg gegen Konstantinopel. Da griffen die gallischen Provinzen zur Selbsthilfe, riefen den Statthalter von Britannien, KONSTANTIN, mit seinen Truppen herbei und erhoben ihn zum Kaiser. Das führte zu STILICHOS Sturz. Man warf ihm vor, er verrate aus persönlichem Ehrgeiz das Reich, und erwirkte von Honorius den Befehl zu seiner Vernichtung. Da er keinen Versuch machte, sich zu wehren, auch die Flucht ablehnte, wurde er verhaftet und mit seiner Familie hingerichtet. Daß er verräterische Pläne gehegt habe, ist nicht zu glauben. Dem Kaiserhaus hat er, Gemahl einer Adoptivtochter M Die A l a n e n , einst am Don Nachbarn der G o t e n , e r s d i e i n e n auf fast allen Zügen dieser Zeit in Vermischung mit germanischen V ö l k e r n .

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des Theodosius und Schwiegervater des Honorius, stets und bis zuletzt treu und ergeben sich gezeigt, wie es germanischer Denkweise entsprach. Sein Verfahren gegenüber Alarich w a r audi kein anderes, als es Rom schon längst und insbesondere Theodosius mit Glück befolgt hatte: sich die Dienste der Feinde, die man nicht vernichten konnte, zu sichern, um Germanen durch Germanen zu bekämpfen. Ob Stilicho, ungeachtet seiner oft erprobten Feldherrngabe, politisch immer glücklich gehandelt hat, ist eine andere Frage, die wir nicht entscheiden können. Gefallen ist er als Opfer des Hasses altrömisdier Kreise, die sich gegen die Vorherrschaft der „Barbaren" in Heer und Staat auflehnten. Man hatte ihn umbringen können, aber es besser zu machen als er, verstand man nicht. Seinem Tod folgte bald ein Zusammenbiuch im Westen, von dem das Reich sich nicht wieder erholen sollte. Denn nun meldete sich A L A R I C H und forderte die Erfüllung seines Vertrags. Als sie ihm verweigert wurde, versuchte er, sich zu holen, was ihm zukam. Zu Ende des J a h r e s (408) erschien er als König an der Spitze seines Volkes in Italien. Niemand trat ihm entgegen, da die germanischen Truppen Stilidios zu ihm übergingen. Er verlangte Wohnsitze und Gold für seine Leute und den Oberbefehl über das Heer f ü r sich. Dafür war er bereit, dem Kaiser zu dienen. Da der Hof, in Ravenna unangreifbar, sich auf nichts einließ, wandte Alarich sich nach Rom, Schloß die Stadt ein, erzwang durch Hunger eine große Kontribution und nötigte den Senat zur Aufstellung eines Gegenkaisers Attalus, der aber, selbst machtlos, das Geforderte nicht geben konnte. Alarich setzte ihn darum wieder ab und versuchte nochmals bei Honorius sein Heil, aber wiederum vergeblich. Da riß ihm die Geduld, und er beschloß Gewalt zu brauchen. Im Sommer 410 erschien er vor Rom, wo die Partei des Widerstands die Oberhand gewonnen hatte. Aber die Goten hatten Freunde in der Stadt, und am 24. August wurde ihnen ein Tor geöffnet. Dreitägige Plünderung war die Folge, dann zog Alarich

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nach Süden ab. Da im verwüsteten und verarmten Italien nichts mehr zu holen war, hatte er den Ubergang nach Afrika, dem reichsten und blühendsten Teil des Westreichs, beschlossen. Aber ein Sturm zerstörte die Schiffe, und ehe der Versuch wiederholt werden konnte, starb der König. Seine Leiche wurde, um sie vor Schändung zu bewahren, in dem trocken gelegten Bett des Flüßchens Busento begraben. An seine Stelle trat als König ein Verwandter, ATHAULF, der nach einigem Zögern das afrikanische Unternehmen aufgab und sein Volk nach dem südlichen Gallien führte. Hier regierte seit 407 ein Gegenkaiser. Gegen ihn wandten sich im Einverständnis mit Ravenna die Goten und machten seinem Regiment ein Ende. Dann setzten sie sich im Lande fest, und um seiner Herrschaft in den Augen der römischen Bevölkerung einen Schein des Rechts zu geben, vermählte sich Athaulf mit GALLA PLACIDIA, der Schwester des Honorius, die in Rom in die Hände der Goten gefallen war. Bei seinem Hochzeitsfest in Narbonne (414) soll er sich über seine Absichten offen ausgesprochen haben. Nicht zerstören wolle er das römische Reich, sondern es wieder herstellen, gestützt auf die Kraft der Goten, die dafür den Schutz der römischen Gesetze genießen sollten; denn ohne Gesetze könne kein Volk leben. Athaulf hat seine Absicht nicht ausführen können, schon 415 wurde er aus Privatrache ermordet. Sein Nachfolger W A L J A erreichte nach langen Verhandlungen gegen Auslieferung der Placidia den Abschluß eines Vertrags (418), in dem den Goten als „Verbündeten" des Reiches die Provinzen südlich der Loire um Poitiers, Bordeaux und Toulouse völlig überlassen wurden, so daß der König hier auch den Römern gegenüber die Rechte des Kaisers ausübte. Dabei blieb es, nachdem Walja 418 ermordet war. Das westgotische Königreich in Südgallien befestigte sich und wuchs schnell, dem Buchstaben nach ein Haller/Dannenbauer, Germanen

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römischer Vasallenstaat, in Wirklichkeit ein selbständiges germanisches Reich auf römischem Boden, das erste seiner Art. Man hat behauptet, Athaulfs Plan sei eine Verleugnung der Absichten A L A R I C H S gewesen, der das Gegenteil gewollt habe. Dafür spricht gar nichts, dagegen alles, was wir von Alarich wissen. Als Feind des Reiches ist er nie aufgetreten, hat immer sein Diener sein wollen, dafür allerdings hohe Forderungen gestellt und nur, um diese zu erzwingen, sich gegen die Regierung gewandt. Es ist der Gedanke, den die germanischen Heerkönige im allgemeinen vertreten, in gewissem Sinn die folgerichtige Fortsetzung der Politik, die die Kaiser selbst, vor allem Theodosius d. Gr. längst eingeschlagen hatten, das Reich auf die Kampfkraft germanischer Völker zu stützen. Das mußte mit der Zeit allerdings zum Eindringen immer größerer fremder Volksmassen und zur Festsetzung ihrer Herrscher in immer weiteren Teilen des Reiches führen, und daß dagegen der Stolz vieler Römer sich sträubte, ist verständlich. Aber das Schicksal abzuwenden, hatten sie nicht die Kraft, und so mußten sie im selbstgewollten Kampf unterliegen. Dieser Kampf, der das 5. Jahrhundert erfüllt, beginnt mit dem Auftreten Alarichs. Daß es sich dabei um den Antang vom Ende des Reichs handelte, haben die Zeitgenossen gefühlt, als die alte Hauptstadt, das mit religiösem Ansehen umgebene, seit 800 Jahren, seit den Tagen des Brennus (390 v. Chr.), nie mehr von Feinden betretene Rom, die Beute der Barbaren geworden war. Vielen erschien das als Strafe für den Abfall von den alten Göttern, so daß A U G U STIN (Í 430), der Bischof von Hippo in Afrika (heute Bona) für nötig hielt, in seiner Schrift De Civitate Dei das Christentum gegen die Anklage zu rechtfertigen, daß es das Reich zerstöre. Die Tatsache, daß der Untergang begonnen habe, bestreitet er aber nicht, sieht darin vielmehr die Erfüllung des göttlichen Heilsplans. Den Glauben an sich selbst hatte Rom also schon verloren, ehe es unterging. Die Westgoten hatten, noch ehe sie endgültig angesiedelt waren, dem Reich den Dienst geleistet, die Wandalen und Alanen, die seit dem Völkersturm von 407 in Spanien hausten, erfolgreich zu bekämpfen. Unter ihrem Drude

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wichen die Wandalen nach Süden und setzten sich hier fest in der Landschaft, die nach ihnen noch heute Andalusien (Wandalicia) heißt. Aber auch hier fühlten sie sich nicht sicher und faßten bald, gedrängt teils von den Goten, teils von Sueben, die in Portugal ihre Herrschaft begründet hatten und sich von dort her auszubreiten suchten, die Übersiedlung nach Afrika ins Auge. Dabei soll der Statthalter dieses Landes, Bonifatius, ihnen Vorschub geleistet haben. Um seiner Abberufung durch die Regierung in Ravenna trotzen zu können, habe er sich der Wandalen bedienen wollen, ähnlich wie Stilicho und andere getan hatten. Aber G E I S E R I C H , der König der Wandalen, war nicht der Mann, sich für fremde Zwecke benutzen zu lassen. Im Jahre 429 siedelte er mit seinem Volk — es wird auf 80 000 Köpfe, also höchstens 20 000 Kämpfer angegeben — nach Marokko über und begann sogleich, sich zum Herrn im Lande zu machen. Schritt vor Schritt eroberte er Marokko, Algier und das westliche Tunis, erzwang 435 die Abtretung dieser Gebiete durch Vertrag, zerriß diesen 439, um auch das übrige, Osttunis und Tripolis mit der Hauptstadt Karthago, sich anzueignen, und schuf so das erste souveräne Königreich der Germanen auf römischem Boden. Die Tatsache ist von entscheidender Bedeutung. Das Reich verlor dadurch nicht nur die wertvollste seiner westlichen Provinzen, es wurde vom Gegner geradezu abhängig Denn für die Verpflegung von Rom und Italien war der afrikanische Weizen unentbehrlich. Außerdem hatten die Wandalen in Karthago die römische Kriegsflotte erbeutet, mit der sie von jetzt an das westliche Mittelmeer beherrschten und auch das östliche bisweilen unsicher machten. Geiserich wird geschildert als schweigsam und verschlagen und von erbarmungsloser Grausamkeit. Infolge einer Verwundung hinkte er. Daß man ihm seine Geburt von einer Magd verzieh, beweist die Achtung vor seinen außerordentlichen Eigenschaften. In der Tat hat man in ihm den 4·

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bedeutendsten der germanischen Fürsten dieser Jahrhunderte zu sehen. Daß er den Mut hatte, als einziger von allen, nach geglückter Eroberung j e d e Verpflichtung gegenüber dem Reich aufzugeben, spricht allein f ü r die Klarheit seines politischen Denkens. Folgerichtigerweise versagte er a u d i der katholischen Kirche als einer Einrichtung des römischen Reichs die Duldung in seinem Lande, die sie in den arianischen Königreichen sonst überall genoß, und stützte sich dafür auf die zahlreichen nichtkatholischen Gemeinden (Arianer und Donatisten) 23 , die er in Afrika vorfand. Die Rücksichtslosigkeit, mit der dabei, wie auch bei der Enteignung der römischen Grundbesitzer, vorgegangen wurde, hat wohl wesentlich dazu beigetragen, die Wandalen in den Ruf besonderer Grausamkeit zu bringen 2 4 . Daß die Reichsregierung diesen Verlust nicht verhütet hat, ist das beredteste Zeugnis ihrer Schwäche. Nach wie vor w a r sie geteilt zwischen Ost und West, Konstantinopel und Ravenna, und die Einigkeit ließ oft zu wünschen übrig. Im Osten regierte seit dem Tode des Arkadius (408) für den unmündigen THEODOSIUS II. zunächst seine Mutter Eudokia, die Tochter eines fränkischen Offiziers namens Bauto, dann (seit 414) seine Schwester Pulcheria. Seiner Aufgabe w a r dieser Kaiser aber auch später nie gewachsen. Um die Herausgabe des ersten Reichsgesetzbuches, das seinen Namen verewigt (Codex Theodosianus), hat er kein Verdienst. J a g d und künstlerische Liebhabereien (Schönschreiberei) nahmen den ganz unrömischen Halbgermanen auf dem Throne völlig in Anspruch, um die Regierung stritten Hofbeamte und Offiziere, unter denen der Alane ASPAR als Oberbefehlshaber der bedeutendste war. W ä h r e n d der Stand der Großgrundbesitzer die Gesetzgebung zum eigenen Vorteil beherrschte, sank die Steuerkraft des Reiches und verfiel seine Rüstung. Zum Schutze Italiens gegen Alarich hatte der Osten nichts getan, ein Versuch, Afrika wiederzuerobern, scheiterte. 23 Bine Sekte, die sich schon zu A n f a n g d e s 4. J a h r h u n d e r t s g e b i l d e t h a t t e , als ein Teil d e r a f r i k a n i s c h e n C h r i s t e n d e m Bischof v o n K a r t h a g o die Rechtmäßigkeit b e s t r i t t , weil er in d e r V e r f o l g u n g u n t e r Diokletian nicht b e s t a n d e n h a t t e . " Uber Geiseridh sind d i e Q u e l l e n s p ä r l i d i . E. J. Gautier, Geiseridi (aus dem Französischen v o n J . Lechler, 1934) ist n u r mit Vorsicht zu benutzen.

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Inzwischen war an der Nordgrenze ein neuer gefährlicher Feind erstanden, die Hunnen. Sie hatten im Vordringen nach Westen die ungarische Tiefebene erreicht, die dort sitzenden germanischen Völker teils vertrieben, teils unterworfen und bedrohten ständig die Donaugrenze, die sie in wiederholten Raubzügen überschritten. Sie befanden sich noch im Zustand ungebrochener Wildheit 25 . Schon ihre äußere Erscheinung flößte Schrecken ein. Kleine, gedrungene, stiernackige und bartlose Gestalten, kannten sie weder Haus noch Herdfeuer und brachten ihr Leben zu Pferd und auf ihren Wägen zu. Als Bogenschützen und geschickte Reiter auf ihren kleinen und häßlichen, aber flinken Pferden, waren sie ein schwer zu bekämpfender Gegner. Vollends gefährlich wurden sie, als nach ihrer Festsetzung in Ungarn aus der Menge der Häuptlinge ein Geschlecht über alle sich erhob und aus ihm ein Herrscher von ungewöhnlichen Fähigkeiten hervorging. ATTILA hatte zunächst die Herrschaft mit seinem Bruder Bleda geteilt, dann diesen ermordet und sich zum Alleinherrscher gemacht (445). Seitdem gebot er vom Don (oder gar Ural?) bis nach Österreich, und auch die benachbarten Germanenvölker erkannten seine Oberhoheit an. Größere Ziele hat er nicht verfolgt, auch keine Eroberungen unternommen, seine Politik bestand lediglich in immer wiederholten Raubzügen in die römischen Provinzen, gegen die das Reich wehrlos war, weil Attila die Werbung von Soldaten bei seinen germanischen Untertanen verhinderte. Es blieb nichts übrig, als durch jährliche Zahlungen den Frieden zu erkaufen, wobei es Attila leicht war, durch immer neue Einfälle den Preis bis auf das Sechsfache (von 350 auf 2100 Pfund Gold) zu steigern. Attilas Hof und Regierung hat der Geschichtsschreiber Priskus geschildert, der im J. 449 an einer Gesandtschaft zu " Eine anschauliche Schilderung findet sidx bei A m m i a n u s n u s (um 390) XXXI 2.

Marcelli-

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ihm teilgenommen hatte. Der König sieht äußerlich seinem Volke gleich, das noch ganz nomadisch lebt, aber sein Hof ist wohlgeordnet. Um ihn speist man von Gold und Silber, er selbst sitzt, aufs einfachste gekleidet, vor seinem Holzteller und trinkt aus hölzernem Becher, ernst und schweigsam im Geräusch einer vielsprachigen Unterhaltung. Ihm dienen Germanen verschiedenster Art, aber auch Römer und Griechen. Erstaunlich ist die Strenge und allseitige Gerechtigkeit, die der König umsonst übt, auch Steuern erhebt er kaum. Der Römer findet, es gebe unter dem barbarischen Herrscher eine Freiheit, die man im römischen Reich nirgends kenne. Im Westen war es dem fähigen Oberfeldherrn Constantius gelungen, nachdem er Gallien mit den Goten geteilt hatte (s. oben S. 49), durch die Hand der Galla Placidia sich zum Mitkaiser des Honorius zu machen (421). Nach seinem frühen Tode (421) und nachdem auch Honorius 423 gestorben war, ging die Regierung auf PLACIDIA als Regentin für ihren Sohn V A L E N T I N I A N III. über. Unter ihr stritten zunächst die Oberbefehlshaber um die Macht, bis A Ë T I U S den letzten der Mitbewerber, den aus Afrika vertriebenen Bonifatius, in offenem Kampf aus dem Felde schlug (432). Seitdem war er tatsächlicher Regent 26 . Man hat ihn den letzten Römer genannt, und unbestreitbar ist sein Verdienst, dem Reich im Westen, solange er lebte, weitere Verluste erspart zu haben. So war es ihm schon 428 gelungen, die nach Gallien vordringenden Franken in ihre Grenzen zurückzuwerfen. Offenbar als Schutz gegen sie wurden auf dem linken Rheinufer, bei Jülich, Burgunden angesiedelt. Ihr Reich, erst im Mittelalter von einer dichterischen Überlieferung nach Worms verlegt, hat nicht lange bestanden. Schon 437 fand es in einem Kampf mit den Nachbarn (Franken?), in den hunnische Scharen eingriffen, unter dem König Gundacher den Untergang. Das Volk ist nach einigem Umherirren 443 in Savoyen angesiedelt worden und hat hier bald eine größere Rolle spielen können. Der Vorfall, an sich unbedeutend, ist als Dichtung, mit andern Ereignissen vermengt, im Gedächtnis » Th. Mommsen,

A ë t i u s (Histor. S c h r i f t e n 1, 1906).

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haften geblieben und hat um 1200 im Nibelungenlied eine unvergleichliche Darstellung erfahren. Audi Aëtius war angewiesen auf die Kräfte der „Barbaren", neben den Goten, die als Gegner der Wandalen zu Rom hielten, vor allem der Hunnen. Zu ihnen hatte er nahe Beziehungen, da er in der Jugend als Geisel unter ihnen gelebt hatte. Dadurch war es ihm möglich, Attila die längste Zeit von Raubzügen nach dem Westen abzuhalten. Aber auf die Dauer gelang es dodi nicht. Im J. 451 sah auch der Westen sich einem hunnischen Einfall gegenüber. Als Anlaß wird von der höfischen Uberlieferung das Hilfsgesudi der Tochter des Kaisers Honorius angegeben, die wegen einer Liebesaffäre mit einem Hofbeamten in Gewahrsam gehalten wurde. Sie soll dem Hunnenkönig ihre Hand angeboten und dieser daraufhin die Abtretung der Hälfte des Westreiches gefordert haben. Wie viel daran richtig ist, mag dahingestellt bleiben. Das Wesentliche dürfte sein, daß Attila, seit Theodosius II. 450 gestorben und der tatkräftige und fähige Heerführer Marcian als Gemahl der Pulcheria Kaiser geworden war, die Aussichtslosigkeit weiterer Erpressungen im Osten erkannt und darum seinen Beutezug nach dem Westen gerichtet hat. Genug, im J. 451 machte er sich auf an der Spitze großer Scharen, unter denen die unterworfenen Ostgoten und andere Germanen zahlreich vertreten waren. Durch Süddeutschland und über den Rhein fand er den W e g nach Gallien, wo er, in gewohnter Weise raubend^ bis vor Orleans gelangte. Gegen ihn hatte Aëtius alles aufgeboten, was ihm zur Verfügung stand, in erster Linie die Westgoten, aber auch Franken. Mit diesen Kräften rückte er Attila nach, der bei Orleans umgekehrt war und in der Ebene der Champagne — der Ort (campus Mauriacus), vermutlich in der Nähe von Troyes, ist nicht festzustellen — kam es zu einer unerhört blutigen Schlacht, die unentschieden blieb. Attila konnte seinen Rückzug fortsetzen, da die Goten das römische Heer verließen. Ihr König Theoderich war gefallen, und sein Erbe eilte, sich die Nachfolge zu sichern. Attila hielt sich so wenig für besiegt, daß er schon im nächsten Jahr wiederkam, diesmal nach Italien. Hier hatte Aëtius ihm nichts entgegenzustellen. Aquileja, Pavia, Mailand fielen, bis über den Apennin streiften die hunnischen Scharen. Dann kehrten sie um, weil Kaiser

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Marcian mit einem Angriff auf ihr eigenes Land drohte. An einer Gesandtschaft, die über den Loskauf der Gefangenen verhandelte, hat der damalige Bischof von Rom, Leo I., teilgenommen. Bald schrieb man ihm besondere Verdienste um den Abzug der Feinde zu, und daraus ist die Legende entstanden, Attila sei durch die Erscheinung der Apostel Petrus und Paulus zur Umkehr bewogen worden. Schon im folgenden Jahr (453) machte sein Tod — er starb am Schlaganfall in der Hochzeitsnacht — der Gefahr ein Ende. Sein Reich zerfiel sogleich, die unterworfenen Germanen wurden frei, und nur als regellose Scharen oder als Söldner des Kaisers kommen die Hunnen weiterhin vor 27 . Schon das Jahr nach Attilas Tode brachte das Ende des Aëtius. Durch den Tod der Placidia (450) scheint er seinen Rückhalt am Hofe verloren zu haben. Persönliche Gegner wußten den charakterlosen Valentinian III. gegen ihn einzunehmen, er hielt sich für verraten und stieß den Feldherrn eigenhändig nieder (454). Im folgenden Jahr fiel er selbst unter den Schwertern germanischer Gefolgsleute des Aëtius, die ihren Herrn rächten. Nun hinderte nichts mehr den Zusammenbruch des Reiches, den Aëtius aufgehalten hatte. Als Rächer des Kaisers erschien GEISERICH, seine Flotte ankerte vor dem wehrlosen Rom, der vom Senat erhobene Kaiser Petronius Maximus versuchte zu flüchten, wurde aber vom Volk erkannt und erschlagen, und 14 Tage lang war die Stadt der Plünderung durch die Wandalen preisgegeben. Sie haben nichts zerstört — das Schlagwort von „Wandalismus" geht auf einen Irrtum Voltaires zurück —, dagegen Kunstschätze in Menge weggeführt, die dann im Schiffbruch untergingen. In der allgemeinen Verwirrung war der Reichsfeldherr RIKIMER, ein Suebe und Enkel des Westgotenkönigs Walja, Herr der Lage. Sein Geschöpf, Kaiser MAJORIAN, selbst aus altrömischem Adel, wagte einen letzten Versuch der Wiederherstellung, suchte Verwaltung und Finanzen neu zu ordnen, wollte auch von Spanien aus die Wandalen angreifen, doch wurde seine Flotte von der afrikanischen zerstört. Bald war der allzu tatkräftige Kaiser dem Feldherrn unbequem geworden, er ließ ihn verhaften und hinrichten (461). Vier weitere Kaiser s7 H. de Boor, Das Attilabild in Geschichte, Legende und heroischer Dichtung, in: N e u j a h r s b l . d. Literar. Gesellsch. Bern, N e u e Folge 9 (1932) ; F. Altheim, Geschichte der Hunnen, 5 Bde. (1959—62).

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(Severus, Anthemius, Olybrius, Glykerius) folgten einander rasch als machtlose Kreaturen, bis Rikimer 472 starb. Da griff Konstantinopel ein und ernannte den Kaiser Julius Nepos, der aber bald vom römischen Adel unter Führung des Orestes verdrängt wurde. ORESTES machte seinen kleinen Sohn RQMULUS zum Kaiser — AUGUSTULUS, das Kaiserlein, nannte man ihn spottweise (475) —, aber gegen ihn meuterten die germanischen Truppen. Sie forderten Ansiedlung und Landbesitz an Stelle des dauernden Lagerlebens und der unsicheren Löhnung und stellten ODWAKAR, einen in der kaiserlichen Leibwache aufgedienten Skiren fürstlicher Abkunft, als König an ihre Spitze. Orestes fiel in ihre Hände, wurde hingerichtet, Romulus erhielt eine Abfindung, König Odwakar war Herr in Italien. Er hatte den Senat für sich gewonnen, und dieser erwirkte ihm beim Kaiser in Konstantinopel die Anerkennung und Ubertragung der kaiserlichen Befugnisse (476). Italien war ein germanisches Königreich wie Südgallien, Savoyen und Afrika, nur dem Namen nach nodi dem Kaiser Untertan, in Wahrheit selbständig. Während in Italien um die Herrschaft gekämpft wurde, gingen die Provinzen des Westens verloren. Geiserich benützte die Gelegenheit, um die Inseln des Mittelmeers zu besetzen. Sizilien gab er zwar an Odwakar zurück, behielt aber Lilybaeum (Marsala) als Brückenkopf, desgleichen Sardinien, Korsika und die Balêaren und damit die Herrschaft auf dem Meere. Mächtig dehnten sich die Westgoten unter König EURICH28 (466—484) aus, eroberten zuerst die Provence (470 Arles, 476 Marseille), dann die Auvergne und Spanien, während die Burgunder des Dauphiné sich bemächtigten, Lyon zu ihrer Hauptstadt machten und gleichzeitig auch nach Norden und Osten bis an die Aare und den Jura sich ausdehnten. Nördlich der Alpen hatten die Alemannen schon 456 Rhein und Donau überschritten, das Elsaß und die heutige Pfalz eingenommen und in die Alpentäler einzudringen begonnen. Vom Main bis zu den " K. F. Stroheker,

Euridi, König d e r W e s t g o t e n (1937).

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Hochalpen dehnte sich ihr Gebiet. Die Ripuarischen Flanken waren ihrem Beispiel gefolgt, hatten in harten Kämpfen Köln und das Moselgebiet erobert. Noch größere Bedeutung hatte das Vorgehen der Salischen Franken. Unter Königen aus dem Geschlecht der Merowinger (richtiger Merwingen) breiteten sie sich westwärts und südwärts bis an den Kanal und bis zur Somme aus, Tournai wurde ihre Hauptstadt. Hier hat man 1653 das Grab des Königs Childeridi gefunden. Zwischen Somme und Loire hatte sich mit eigenen Kräften der letzte römische Statthalter Aegidius gehalten,, vom Reich abgeschnitten und aufgegeben. Seine Herrschaft hatte sein Sohn SYAGRIUS geerbt, gegen den nun Childeridis Sohn C H L O D W I G (481—511) leichtes Spiel hatte. Ins Jahr 486 verlegt eine schattenhafte Überlieferung die Niederlage des Syagrius bei Soissons, seine Flucht zu den Goten, Auslieferung und Tötung. In Norikum (zwischen Lech und Enns) hatten Rugier sich festgesetzt. Odwakar hat ihr Reich wohl (487) zerstört, die Provinz aber aufgegeben. Sie ist im 6. Jahrhundert von Einwohnern Böhmens (Bojowaren) erobert und besiedelt worden, die ihr den Namen Bayern gaben. In Pannonien hatten Gepiden und Ostgoten sich geteilt. Britannien endlich, seit 407 aufgegeben, war zunächst den Angriffen der Pikten aus Schottland ausgesetzt, bis um die Mitte des Jahrhunderts Sachsen und Angeln aus Holstein, längst als Seeräuber in Gallien gefürchtet, sich im Lande festzusetzen begannen und es schrittweise eroberten 29 . Im ganzen Westen gab es keine Provinz mehr, in der nicht ein germanisches Volk unter eigenem König die Herrschaft angetreten hätte. M Näheres s. unten S. 85 f. Daß die Sachsen vorher in Nordfrankreieh gesessen seien, ist ein längst widerlegter Irrtum (s. Ferd. Loi, Revue Historique 119, 1915). Das litus Saxonicum an der gallischen Küste war ein römischer Befehlsbezirk zur Abwehr der sächsischen Seeräuber, aber kein sächsisches Siedlungsgebiet.

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Die Ansiedlung war nirgends mit völliger Ausrottung der römischen Bevölkerung verbunden, nicht einmal, wie wir schon sahen, in dem zuerst eroberten Dekumatenland. Hier sind immerhin die römischen Siedlungen im allgemeinen zerstört worden, überall sonst blieben sie in der Mehrzahl erhalten und wechselten nur die Bewohner. Schon in Deutschland lassen allein die Ortsnamen das Fortbestehen römischer Städte und Dörfer in großer Zahl erkennen, nicht zu reden von Frankreich, wo die germanische Einwanderung an der Besiedlung nur sehr wenig geändert hat. Von völliger Vernichtung römischer Kultur kann also nirgends die Rede sein. Sie sank zwar tief, Verarmung und Verrohung kamen über weite Provinzen, doch blieb noch genug erhalten, um den Zusammenhang zwischen römischer und germanischer Zeit nicht abbrechen zu lassen. Am schwächsten war er natürlich in den eroberten Gebieten, die unmittelbar an das altfreie Germanien grenzten, wo die Einwanderer steten Nachschub aus der Heimat erhielten, so daß die römische Bevölkerung allmählich aufgesogen und in Sprache und Sitte germanisiert werden konnte, also im heutigen Süddeutschland und der Schweiz, im Elsaß und Rheinland und in den Niederlanden. Wie starke fremde Volksreste in den einzelnen Gegenden aufgesogen worden sind, läßt Aussehen und Mundart der Bevölkerung noch heute erkennen. Ebenso zeigt die heutige deutsch-französische Sprachgrenze die Linie, bis zu der um 500 germanische Besiedlung vorgedrungen ist. Daß an vielen Stellen gallo-römische Siedlungen am Rande des germanisch gewordenen Landes sich lange erhielten, besonders in Gebirgstälern, bezeugen Ortsnamen, die mit Wal- oder Walchzusammengesetzt sind, was im Germanischen die Bezeichnung für Gallier wie Römer (Wallonen) war (Walchensee, Wallensee, Wallenstedt, Wallendorf, Wallenbuch u. ä. in großer Zahl, im Osten auch Wallachei). Wo dagegen ein Volk seine Heimat verließ, um in weiter Ferne, ohne jeden Zusammenhang mit der altgermanischen Welt, auf römischem Boden sich niederzulassen, da bildete es gegenüber der römischen Bevölkerung nur eine Minderheit und eine um so schwächere, j e größer das eroberte Gebiet war. Die Burgunden in den Alpen und an der Rhone, die Goten in Südfrankreich und Spanien, die Wandalen in Afrika, aber auch die Franken zwischen Somme

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und Loire konnten nicht mehr sein als eine dünne Herrenschicht. Wo ein Vertrag mit dem Reich zustande kam, erfolgte die Ansiedlung, da die Ansiedler als kaiserliche Truppen galten, nach römischem Heeresrecht entsprechend der Einquartierung, d. h. es mußte ihnen ein bestimmter Bruchteil vom Grundbesitz abgetreten werden. Die Quote war verschieden, bei den Westgoten 2 / s . bei den Burgunden V2 bis 2/3· Da der ländliche Grundbesitz bei den Römern größtenteils die Form der Grundherrschaft hatte (parzellierter Großbesitz, betrieben durch unfreie Erbpächter), so machte die Teilung keine Schwierigkeiten und brachte keine volkswirtschaftliche Störung hervor. Sie bedeutete lediglich, daß eine bestimmte Anzahl von Bauernhöfen eines jeden Gutes ihre Pachten und Arbeitstage an einen neuen Herrn zu leisten hatte. Für die Masse der Bevölkerung war das sogar eine Erleichterung. Denn da die Truppe nun ein für alle Male versorgt war, fielen die hohen Steuern fort, die bisher zu ihrem Unterhalt gefordert waren. Die römische Aristokratie verarmte freilich, aber aus den Führern der germanischen Einwanderer entstand ein neuer Waffenade', germanischen Blutes neben dem römischen, während die Masse der einfachen Leute auf den ausgedehnten Staa tsländereien nach Art der römischen Grenzmiliz versorgt wurde. Wo kein Vertrag die Grundlage der Ansiedlung bildete, konnten die Eroberer nehmen, soviel sie wollten. Die Wandalen enteigenten den ganzen Grund und Boden und ließen die bisherigen Eigentümer als Abhängige für sich wirtschaften. Ähnlich mögen es die Franken nördlich der Loire gemacht haben, doch fehlen darüber alle Nachrichten. Zwischen Römern und Germanen blieb zunächst überall strenge Scheidung bestehen. Der Germane behielt mit Sprache und Sitte sein angeborenes Volksrecht — die erste Aufzeichnung eines solchen erfolgte bei den Westgoten unter Eurich in lateinischer Sprache (Codex Euricianus) —, und Mischehen waren nicht erlaubt. Die Scheidung wurde verstärkt durch Verschiedenheit des kirchlichen Bekenntnisses. Dem katholischen Römer stand der arianische Germane doppelt fremd gegenüber. Nur die Franken machten hiervon eine Ausnahme. Zunächst noch Heiden, nahmen sie — wahrscheinlich erst 507/8, die Zeit ist ungewiß — unter Vorgang Chlodwigs die Taufe nach katholischem Ritus.

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Daß das römische Reich sich der germanischen Völker nicht erwehren konnte, die nicht seine Feinde sein wollten, unter denen kein Zusammenhang bestand, von denen keines mehr als 100 000 Köpfe gezählt haben kann, erklärt sich aus zwei Ursachen. Einmal war die Bevölkerung im Westen seit langem durch Seuchen gelichtet und des Waffendienstes ungewohnt, die Regierung also auf Anwerbung von Germanen angewiesen, die bezahlt werden mußten. Damit wurde der Unterhalt des Heeres eine Geldfrage, die Finanzen des Reiches aber befanden sich in schnellem Vertali infolge einer durch und durch korrupten Verwaltung und eines verkehrten Steuersystems, das den regierenden Adel der Großgrundbesitzer (Senatoren) schonte und die Last auf die Stadtbürger wälzte. Während es im Adel große Reichtümer gab, verarmten die Städte, die Einnahmen des Reiches sanken, für die Truppen fehlte das Geld, und die Regierung war machtlos30. Die Gefahr, unter die Herrschaft der eigenen germanischen Truppen zu geraten, hatte auch der Osthälite des Reiches gedroht, als der Name Aspar als Oberbefehlshaber des Heeres eine ähnliche Rolle wie Rikimer zu spielen versuchte. Aber hier standen der Regierung andere Quellen der Rekrutierung zu Gebote, die sie von den Germanen unabhängig machten: die Bauern der nördlichen Balkanhalbinsel und Vorderasiens, vor allem aber das wilde Bergvolk der Isaurier (im Taurus). Unter Kaiser Leo I. gelang es dem Befehlshaber der isaurischen Leibgarde, Tarasikodissa, der sich ZENO nannte, Aspar zu stürzen. Mit seiner ganzen Familie wurde er umgebracht, die gotischen Truppen vertrieben (471), und nach Leos I. Tode bestieg Zeno selbst den Kaiserthron (474—491). Gegen die entlassenen Goten und ihren Führer Theoderich den Schieler (Strabo) rief er die Ostgoten aus Pannonien herbei. Diese wurden von ihrem jungen König THEODERICH, Theodemers Sohn aus dem Hause der Amaler, geführt, der als Bürge eines Ver» J . Sundwall, Weströmisdie Studien (1915)¡ S. Dill, Roman Society m the last century of the Western Empire (2. A. 1925).

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träges in Konstantinopel aufgewachsen und hier zum Bewunderer und ergebenen Freunde des römischen Reiches geworden war. Jahrelang hat er sich mit seinem gleichnamigen Volksgenossen herumgeschlagen, bis der Tod des Schielers (481) dessen Leute nötigte, zu ihm überzugehen. Das ganze Volk erhielt jetzt (483) Wohnsitze in Nordbulgarien, dort, wo schon 380 die ersten Goten angesiedelt waren. Theoderich selbst wurde zum Oberbefehlshaber des Heeres ernannt, mit dem Konsulat (484) ausgezeichnet und im Triumph in der Hauptstadt empfangen. Er war die Stütze der Regierung, aber er konnte unbequem, unter Umständen gefährlich werden. Darum ging Zeno gern auf seinen Wunsch ein, O D W A K A R ZU beseitigen und selbst seinen Platz einzunehmen. Den Anlaß gab die Vernichtung der Rugier (s. oben), deren Königshaus mit den Amalern verwandt war und Theoderich zur Rache aufrief. Ende 488 wurde der Zug mit der Hauptmasse des Volkes angetreten, nur ein Teil blieb in der Landschaft nördlich vom Balkan zurück. Die Reste der Rugier schlossen sich an. Mühsam mußte der Weg durch das Land der Gepiden (das heutige Slavonien) erkämpft werden, erst im August 489 stand man am Isonzo, wo Odwakar den Feind erwartete. Er wurde geschlagen ,bei Verona in heißer Schlacht nochmals besiegt und in Ravenna eingeschlossen. Schon glaubte sich Theoderich Herr in Oberitalien, da brachte ihn der Abfall eines Teiles seiner Leute — Uberläufer aus Odwakars Heer — in große Gefahr, aus der ihn die Hilfe der Westgoten befreite. In der Entscheidungsschlacht an der Adda (August 490) siegte er zum dritten Mal, der Senat in Rom unterwarf sich, Italien gehörte ihm, nur im unangreifbaren Ravenna hielt sich Odwakar noch, bis auch ihn im Februar 493 der Hunger zur Ergebung zwang. Theoderich stellte sich, als wollte er die Regierung mit ihm teilen, stieß ihn aber schon nach 10 Tagen eigenhändig nieder unter dem

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Vorwand der Blutrache für die Rugier. Gleichzeitig wurden alle Uberlebenden seines Heeres niedergemacht. Die Goten waren allein Herren des Landes, in dem sie nun fest angesiedelt wurden, hauptsächlich im Norden, wo sie ein Drittel der Landgüter erhielten. Da sie nicht sehr zahlreich waren — man schätzt sie bei ihrem Auszug auf 100 000 Köpfe, und durch die Kämpfe werden sie nicht wenig verloren haben —, wogegen in Italien sehr viel herrenloses und staatliches Land vorhanden war, so hat die Ansiedlung, vom römischen Senator Liberius geschickt durchgeführt, keine Schwierigkeiten gemacht und, wie ausdrücklich bezeugt wird, nicht einmal zu Klagen Anlaß gegeben. An der Verwaltung änderte sich nichts, in den gewohnten römischen Formen wurde sie ausschließlich von römischen Beamten geführt, während das Heer den Goten allein gehörte. In der Person des Königs, der mit kaiserlicher Vollmacht regierte — sie wurde ihm, da inzwischen der Kaiser gewechselt hatte, erst 497 verliehen —, einten sich Heer und Verwaltung. Zwischen Römern und Goten bestand rechtlich die gleiche Scheidung wie anderswo, was nicht ausschloß, daß vornehme Goten römische Art anzunehmen begannen. So des Königs Tochter Amalaswintha, während ihr Gemahl Eutharich nicht für einen Freund der Römer galt. Für Italien war das Regiment Theoderichs eine Wohltat. Es sicherte den Frieden, gewährte die Unabhängigkeit von Konstantinopel, kostete wenig, da die Steuern für das Heer fortfielen, und ließ die Volkswirtschaft sich erholen und den Wohlstand sich heben, so daß für Prachtbauten wie die Paläste in Ravenna, Verona und Pavia Mittel vorhanden waren. Unter gotischem Schutz erlebte damals die lateinische Bildung eine letzte Nachblüte, die für die Bildung des Mittelalters die Aussaat abgegeben hat. Schriftsteller wie CASSIODOR, der schon unter Theoderich hohe Ämter bekleidete und später an der Spitze der Verwaltung stand, und BOËTHIUS, dessen „Tröstung der Philosophie" noch heute gelesen wird, sind wichtige Glieder in der geistigen Kette, die Altertum und Mittelalter verbindet. In seiner Politik blieb THEODERICH auch als König in Italien überzeugter Vertreter des Reichsgedankens. Gegen

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den Kaiser, der ihn ungern duldete, hat er sich nur einmal wenden müssen (507), als man ihm in Konstantinopel die gelungene Eroberung des Gepidenreidis in Pannonien nicht gönnen wollte. Ebenso pflegte er die Beziehungen zu den anderen germanischen Königen, die er durch Familienbündnisse an sich zu fesseln suchte. Dem Wandalen gab er eine Schwester, dem Westgoten eine Tochter, dem Burgunder eine andere, dem fernen Thüringer eine Nichte zur Gemahlin und heiratete selbst eine Schwester des Franken Chlodwig. Die Schwäche dieser Bande zu erfahren, blieb ihm nicht erspart. Als C H L O D W I G 507 gegen die Westgoten Krieg begann, König Alarich II. bei Vouglé (unweit Poitiers) Sieg und Leben verlor und sein Reich der fränkischen Eroberung offen lag, trat ein gotisches Heer unter Ibbas dem Sieger entgegen, zwang ihn, an der Garonne halt zu machen, und entriß ihm die Provence, die nun wieder mit Italien vereinigt wurde, während in Spanien ein Vertreter Theoderidis für den unmündigen König die Regentschaft führte. Chlodwigs Tod (511) machte dem Krieg ein Ende. Mit den Wandalen zerbrach das Bündnis infolge von Thronstreitigkeiten, und nur der Mangel einer Flotte hielt Theoderidi vom offenen Kriege gegen Afrika ab. Seinem Reich hatte er außer Pannonien und der Provence auch den südlichen Teil des Alemannenlandes hinzugefügt, das sich ihm unterwarf, um der fränkischen Herrschaft zu entgehen. Weit darüber hinaus reichte sein Ansehen, und selbst ein so entferntes Volk wie die Aisten an der Ostsee (in Preußen) ehrte ihn durch Gesandtschaft und Geschenke. Den Germanen blieb er unvergessen, als Dietrich von Bern (Verona) und Sieger in der Rabenschlacht (Belagerung von Ravenna) von Sage und Dichtung verherrlicht, der vornehmste aller Volkshelden. Aber auch die Römer gedachten dankbar der glücklichen Zeit unter seinem Szepter, und nodi ein Menschenalter nach seinem Tode bezeugte der Geschichtsschreiber Prokop von Cäsarea: „Goten und Römer haben ihn beide geliebt. Bei Lebzeiten war er gefürchtet,

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Haller/Dannenbauer, Germanen

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nach dem Tod sehnlich vermißt, dem Namen nach nur ein Tyrann, in Wirklichkeit den besten Kaisern ebenbürtig" 31 . Theoderichs Regierung endete mit einem Mißklang. Er glaubte auf die Spur einer römischen Verschwörung gekommen zu sein, während gleichzeitig der Kaiser gegen seine arianischen Volksgenossen am Balkan mit Glaubensverfolgung vorging. Umsonst verwandte er sich für sie, die Gesandtschaft, an deren Spitze der römische Bischof Johannes stand, kehrte unverrichteter Dinge zurück. Theoderich ließ ihn verhaften, er starb im Gefängnis, und die angesehensten Senatoren, Boëthius und dessen Schwiegervater Symmachus, wurden hingerichtet, ob schuldig oder nicht, ist unklar. Gleich darauf starb er selbst, die Krone seinem unmündigen Enkel ATHALARICH und dessen Mutter AMALASWINTHA hinterlassend (526). Seine letzte Botschaft an die Goten war, sie sollten den König ehren, Senat und Volk von Rom lieben und nächst Gottes Gnade vor allem die Gnade des Kaisers suchen. Es ist die Frage, ob dieses Versöhnungsprogramm, das gleichwohl die Trennung der Völker aufrecht hielt, auf die Dauer durchführbar war. Theoderichs Erben jedenfalls waren nicht imstand, das Werk in seinem Sinne fortzusetzen. Als Athalarich, in Ausschweifungen früh erschöpft, schon 534 starb, glaubte Amalaswintha sich nur halten zu können, indem sie einen andern Amaler, THEODAHAT, zum Gemahl erhob, einen verrufenen Güterschlächter, der sie umbringen ließ, um allein zu regieren. Aber ihm fehlten die kaiserlichen Vollmachten, er hatte auch keine Aussicht, sie zu erhalten, und lieferte nur dem Kaiser den Anlaß, die schon geplante Zerstörung des gotischen Reiches auszuführen. » W. Ensslin,

Theoderich d e r G r o ß e (2. A . 1959).

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4. Wiederherstellung und letzter Verfall des Römerreichs im Westen In Konstantinopel war seit dem Regierungsantritt Justins I. (518), dem inzwischen sein Neffe J U S T I N I A N I. (527 bis 565) gefolgt war, eine Richtung zur Herrschaft gelangt, die die Wiederherstellung des Reiches in alter Größe und Einheit als ihre Aufgabe ansah. Den ersten Schritt dazu hatte Justinian auch schon getan mit der Eroberung Airikas. Geiserichs Reich war nach dem Tode des Gründers (477) bald gesunken. In dem dicht bevölkerten Lande konnten die wenig zahlreichen Wandalen, ohne allen Nachschub aus der Heimat, sich nur halten unter straffer monarchischer Leitung, wie Geiserich sie geübt hatte. Diese aber war unter den Nachfolgern verloren gegangen, eine unsichere Thronfolge hatte schließlich zur Spaltung des Königshauses geführt. Nach Thrasamunds Tode, der im Schutze Theoderichs, seines Schwagers, gestanden hatte, war ein Umschwung eingetreten, die Königinwitwe Amalfrieda ermordet und ihre gotische Leibwache niedergemacht worden Der neue König Childerich aber hatte Anlehnung an Konstantinopel gesucht und den Römern im Lande Entgegenkommen gezeigt (523). Das hatte die Wandalen gegen ihn aufgebracht, er wurde gestürzt und vertrieben, Gelimer trat an seine Stelle (530). Childerich wandte sich um Hilfe an Justinian, der, angeblich zum Nutzen des rechtmäßigen Königs, den Krieg erklärte, nachdem er sich durch einen „Ewigen Frieden" mit Persien (532) die Hände frei gemacht hatte zur Ausführung seines großen Planes, der Wiederherstellung des Reiches. Daß die Wandalen in den Genüssen römischer Zivilisation entnervt und unkriegerisch geworden seien, ist schwerlich richtig. Aber sie hatten in langen Friedensjahren die Übung im Kampf verloren, und vor allem, sie wurden völlig überrascht. Während ihre Flotte und der beste Teil des Heeres mit Bekämpfung eines Aufstands in Sardinien beschäftigt war, landete ein kaiserliches Heer von nur 15 000 Mann unter Beiisar, dem Amalaswintha, unklug genug, Sizilien als Stützpunkt und 5·

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Quelle der Verpflegung ausgeliefert hatte (533). Der Widerstand der Wandalen war bald gebrochen. Schlecht geführt und uneinig, wurden sie wiederholt geschlagen, Karthago ergab sich, Gelimer floh in die marokkanischen Berge, wurde umstellt, ausgehungert, gefangen, beim Triumph in Konstantinopel öffentlich vorgeführt und endete sein Leben als Staatsgefangener. Afrika war wieder römische Provinz, die Reste der Wandalen wurden an die persische Grenze gebracht, wo sie 5 Reiterregimenter im kaiserlichen Heer bildeten. Kein halbes Jahr hatte der Krieg gedauert, und sein wichtigstes Ergebnis war, daß nun das Meer wieder unbestritten den Römern gehörte. An die Vernichtung des Wandalenreichs Schloß sich sogleich die Eroberung Italiens. Anlaß zum Eingreifen bot hier die Ermordung Amalaswinthas. Von Sizilien aus begann BELISAR (536) den Feldzug mit der Eroberung Neapels, in das die Truppen nachts durch eine unterirdische Wasserleitung eindrangen, überall in den Städten ergaben sich die schwachen gotischen Besatzungen, vielfach traten sie zu Beiisar über. Theodahat selbst war bereit, abzudanken und unterhandelte nur noch über eine Abfindung. Das wurde den Goten bekannt, er wurde erschlagen und an seiner Stelle W I T I G I S , ein Waffengefährte Theoderichs, zum König erhoben, der sich mit Mataswintha, der Schwester Athalarichs, vermählte. Er nahm den Kampf entschlossen auf, erkaufte die Hille der Franken durch Abtretung der Provence, konnte aber Rom, das inzwischen Beiisar die Tore geöffnet hatte, trotz einjähriger Belagerung (537/8) nicht nehmen und zog sich nach Ravenna zurück. Hier kam der Feldzug zum Stehen, die Kräfte beider Teile hielten einander die Waage, Justinian aber eilte es, weil der Krieg mit Persien wieder ausgebrochen und Antiochia bereits gefallen war (540). Da auch die Goten den Frieden wünschten, wie sie überhaupt nur ungern gegen den Kaiser kämpften, so kam ein Vertrag zustande, nach dem Witigis abdankte und die Goten Beiisar zu ihrem König wählten

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gegen das Versprechen, ihnen ihre Besitzungen zu lassen. Das aber war nicht, was Justinian wollte. Beiisar wurde abberufen, gehorchte und nahm mit andern vornehmen Goten auch Witigis und Mataswintha mit sich. Beide sind am Hofe in Konstantinopel gestorben. Justinian glaubte Italien unterworfen und den Krieg beendet. Er täuschte sich, jetzt erst begann der schwerste Kampf. Der wiederhergestellten kaiserlichen Verwaltung unterwarfen sich die Goten nicht, erhoben nach einigem Schwanken Totila, auch Badwila genannt, zum König (541) und schritten zur Rückeroberung. 12 Jahre hat der Krieg noch gedauert und den Goten bei der Schwäche der kaiserlichen Truppen — die Hauptarmee war im Osten beschäftigt — zeitweilig große Erfolge gebracht. Totila zeigte sich als ebenso guter Politiker wie Feldherr, gewann die hörigen italischen Bauern, indem er ihnen die Freiheit und das Eigentum an ihren Pachthöfen gab, knüpfte mit den Persern Beziehungen an und verschaffte sich sogar eine Kriegsflotte, mit der er Sizilien eroberte und das östliche Mittelmeer unsicher machte. Audi BELISAR, der den Oberbefehl wieder übernahm (544—548), richtete wenig aus, da es ihm an Truppen und Geld fehlte. Rom ist in diesen Kämpfen wiederholt genommen und wieder verloren worden, nur die Häfen der Ostküste blieben dauernd in Händen der Römer. Erst nachdem mit den Persern ein längerer Waffenstillstand geschlossen war (546) und die erschöpfte Reichskasse sich etwas erholt hatte, konnte Justinian (552) zum entscheidenden Schlage ausholen. Während die Flotte die gotischen Schiffe vor Senigallia vernichtete, rückte N A R S E S mit einem großen Heer — Germanen, Hunnen, auch schon Slawen — vom Norden her in Italien ein. Ohne sich mit Belagerung fester Plätze aufzuhalten, suchte er die entscheidende Schlacht. Bei Tadinae, heute Gualdo Tadino nordöstlich von Perugia, wurde sie geliefert, das gotische

70 Wiederherstellung und letzter Verfall des Römerreiches Heer mit großer Überlegenheit umfaßt und völlig geschlagen. Totila selbst fiel schon im Beginn, die Trümmer des Heeres führten unter T E J A noch bis ins folgende Jahr einen Verzweiflungskampf, der in der zweitägigen Schlacht am Möns Lacteus (Sant'Angelo bei Neapel) mit ihrer endgültigen Niederlage und dem Tode des letzten Königs endete (553). Die Trümmer des Gotenheeres ergaben sich und durften abziehen, wohin, ist unbekannt. Kleine Reste des Volkes sind in Oberitalien sitzen geblieben und dort noch nach Jahrhunderten gelegentlich nachweisbar, das Reich der Goten war verschwunden. Was ihren Untergang herbeigeführt hatte, war neben den Fehlern der Führung ihre geringe Zahl und die Unklarheit ihrer Politik. Zu spät hatten sie begriffen, daß der Kaiser ihren Untergang wollte, während sie nach wie vor nichts mehr wünschten, als ihm zu dienen. Dem Vernichtungswillen der römischen Politik und der Überlegenheit ihrer Machtmittel mußte schließlich selbst das stärkste und fähigste der germanischen Wandervölker erliegen. Justinians Pläne gingen noch weiter, das ganze Mittelmeer sollte wieder römisch werden. Zu diesem Zweck hat er die Eroberung Spaniens unternommen. Auch hier gab ein Thronstreit den Vorwand, dem Prätendenten Athanagild sollte zu seinem Recht verholfen werden. Aber die Westgoten, durch das Schicksal ihrer Stammesbrüder in Italien gewarnt, leisteten von Anfang an entschlossenen Widerstand, so daß der Plan nicht gelang. Nur die Küste im Südosten, von Cadix bis Valencia, mit der Hauptstadt Cordova wurde römisch (554), im übrigen behauptete sich das westgotische Reich. An die Provence, die seit 536 fränkisch war, hat man gar nicht mehr gedacht, ebensowenig an Pannonien und Norikum. Grenze blieben hier Donau, Save und Alpen. Zu mehr reichten die Kräfte nicht, weil der gleichzeitige Perserkrieg — er ist erst 562 ohne Gewinn beendet

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worden — noch größere Anstrengungen kostete. Aber auch das, was im Westen gewonnen war, ist nicht behauptet worden. Schon drei Jahre nach dem Tode Justinians trat ein neuer Gegner in Italien auf, der sich nicht mehr besiegen ließ, die Langobarden. Dieses Volk war von der untern Elbe, den Stämmen des Ostens folgend, stromaufwärts gezogen und über Böhmen und Mähren nach Ungarn gelangt, wo es gegen Ende des 5. Jahrhunderts die Stelle der Goten einnahm 32 . Hier geriet es mit den benachbarten Gepiden (in Slavonien) in Streit. Mit Hilfe der von Osten vordringenden Awaren, eines mongolischen Volkes, gelang den Langobarden die Vernichtung des Gepidenreichs, doch hielten sie es für geraten, den offenbar viel zahlreicheren und stärkeren Bundesgenossen das eigene Land zu überlassen und sich neue Wohnsitze in Italien zu suchen. Dieses Land war ihnen bekannt, da viele von ihnen im Heer des Narses gefochten hatten. Im Frühjahr 568 erfolgte unter König Alboin der Aufbruch, dem außer vielen Nachbarn, besonders Gepiden, auch eine eigens herbeigerufene Schar Sachsen sich anschloß, ein Beweis, daß mit der früheren Heimat noch ein Zusammenhang bestand. Die Langobarden fanden Italien bei ihrem Einbruch von Truppen fast entblößt, auch infolge des Gotenkrieges großenteils verwüstet, entvölkert und völlig verarmt. Narses hatte, nach Vernichtung der Goten und Vertreibung der in Oberitalien eingedrungenen Franken, die Verwaltung neu geordnet. Dann war er abberufen worden und noch vor der Abreise in Rom gestorben (567). Seine Truppen wurden im Osten dringend gebraucht, da der Krieg gegen die Perser wieder auszubrechen drohte. Was zum Schutz des Landes zurückblieb, waren außer Besatzungen in den Städten die Milizen angesiedelter alter Soldaten, hauptsächlich im Nor31 Alois Schneidert Herkunft und Geschichte der pannonisdien Langobarden (1926) und Alt-Sudetenland (1929/33), hat wahrsdieinlidi gemacht, daß die Langobarden Böhmen beherrscht und von dort aus Norikum erobert haben, so daß sie, vermischt mit böhmischen Markomannen, die Stammväter der Bayern wären.

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den. Sie leisteten wenig Widerstand, und nach ihrer Überwältigung lag das Land offen. Schon 569 fiel Mailand, 572 Pavia, das sich am längsten gewehrt hatte. Oberitalien war langobardisch, Toskana und der Süden folgten bald. 579 sah Rom, 581 Neapel den Feind vor den Toren. Der Kaiser, durch die östlichen Angelegenheiten ganz in Anspruch genommen — der Perserkrieg war 572 in aller Schärfe ausgebrochen —-, konnte wenig tun. Die schwachen Truppen, die er gelegentlich schickte, wurden geschlagen. Er zählte auf die Franken, die denn auch wiederholt eingegriffen und die Fortschritte der Langobarden verzögerten, aber auf die Dauer nicht hindern konnten. Zu Anfang des 7. Jahrhunderts war schon der größere Teil der Halbinsel verloren. Die rasdien Erfolge der Langobarden sind um so auffallender, da es ihnen an innerer Einheit gebrach. Nachdem Alboin 572, sein Nachfolger Kleph 574 ermordet waren, erlosch das Königtum für zehn Jahre, während die Eroberung unter Herzögen ihren Fortgang nahm. Der 584 zum König erhobene Authari, Klephs Sohn, fand die Herzogtümer als bestehende Herrschaften vor, angeblich 35, darunter die größten Spoleto und Benevent. Weder ihm noch seinen Nachfolgern ist es gelungen, im ganzen Königreich wirklich Herr zu werden, auch nachdem Autharis Nachfolger Agilulf (590) als Gemahl der Königinwitwe, der bairischen Herzogstochter Theodelinde, eine Dynastie begründet hatte. Nach wie vor blieb die Thronfolge oft umstritten und der König durch die Macht der Herzöge gehemmt. Unter den Herrschern des 7. Jahrhunderts ragt R O T H A R I (636—652) hervor. Er vollendete die Eroberung im Norden durch Einnahme (und Zerstörung) von Genua und sorgte für die innere Ordnung des neuen Staates durch Aufzeichnung des langobardischen Rechts (Edictum Rothari 643). Die Langobarden, von Natur die wildesten unter den germanischen Völkern, hatten zunächst als Feinde des Reiches rücksichtslos gehaust, geplündert und gebrannt, Städte zerstört und auch die Kirchen nicht geschont. Die Mehrzahl der Bistümer im eroberten Lande war längere Zeit erloschen. Allmählich aber führte die Seßhaftigkeit auch sie zu andern

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Sitten, sie erkannten in der Schonung des Landes und seiner Bewohner den eigenen Vorteil. Der römische Grundbesitzerstand scheint allerdings verschwunden zu sein, die Masse des arbeitenden Volkes in Stadt und Land unterwarf sich und gehorchte. Audi in Konstantinopel hat man sich schließlich überzeugt, daß eine Rückeroberung unmöglich sei, nachdem Kaiser Konstans mit einem letzten Versuch, wobei er sogar seinen Sitz für einige Jahre nach Sizilien verlegte und (663) Rom besuchte, gescheitert war. Dem Reich fehlten zu größeren Unternehmungen die Kräfte noch mehr als früher, seit im Osten an die Stelle der Perser ein neuer, gefährlicherer Feind getreten war. Die Araber, geeint unter der Fahne der neuen, von Mohammed (f 632) gestifteten Religion, des Islam, hatten seit 634 die Unterwerfung der Nachbarländer begonnen, bis 638 Syrien und Palästina, 642 Ägypten, 643 Tripolis und 650 ganz Persien erobert. Ihrem Vordringen in Kleinasien haben die Kaiser nur mit äußerster Anstrengung wehren können. Mehr als einmal war Konstantinopel von ihnen bedroht, einmal (673—678) hatte es eine fünfjährige Belagerung auszuhalten. Schließlich ging auch Afrika verloren. 698 wurde Karthago erobert und zerstört. Zugleich waren Slawen und Bulgaren in die Balkanhalbinsel eingedrungen und hatten deren nördliche Hälfte eingenommen, während jenseits der Donau die Awaren in Ungarn sich festgesetzt hatten und von dort aus die Reste des Reichs ständig bedrohten. Unter solchen Umständen war an Vertreibung der Langobarden aus Italien nicht mehr zu denken. Um 680 hat Kaiser Konstantin IV. sich dazu bequemt, die Halbinsel im Frieden mit ihnen zu teilen. Ihm blieben dabei außer Sizilien und den Hafenstädten im Süden die heutige Romagna und Mark Ankona, Umbrien mit Perugia und Rom mit Umgebung. Diese Gebiete wurden von Ravenna aus durch einen vom Kaiser entsandten Statthalter mit dem Titel Exarch und dem Rang eines Patricius verwaltet. Kurz vorher war auch mit der römischen Kirche der Friede geschlossen worden.

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Längst hatten römische Einflüsse auf die Eroberer zu wirken begonnen, auch der katholische Glaube schon Eingang bei ihnen gefunden. Jetzt erfolgte der endgültige Ubertritt des Reiches zum Katholizismus, eine wesentliche Erleichterung des Friedens zwischen Römern und Langobarden. Im natürlichen Verlauf der Dinge mußte der nationale Gegensatz schwinden, und man konnte erwarten, daß die Könige der Langobarden sich zu Herren von ganz Italien machen würden. So war es in Spanien geschehen. Da hatten die Westgoten 589 unter König Rekkared den arianischen Glauben mit dem katholischen vertauscht, war schon vorher (um 580) durch Aufhebung des Heiratsverbots die Scheidewand zwischen Römern und Goten beseitigt und wurde 654 ein gemeinsames Recht für alle Einwohner des Reiches (Lex Wisigothorum) erlassen. Der Verschmelzung beider Völker zu einer Nation stand danach wenig mehr im Wege. Auch die Einheit des Reiches war schon durch Eroberung des römischen Küstenstrichs hergestellt. Das gleiche Ziel steckte sich für Italien König L I U T P R A N D (712—744). Seine Maßregeln zeigen, daß er die Versöhnung von Römern und Langobarden vor allem durch Vermittlung der Kirche erstrebte, der er jede Gunst erwies. Zugleich ging er darauf aus, die römischen Landesteile seinem Reiche einzuverleiben und die Unabhängigkeit der Herzöge von Spoleto und Benevent zu brechen. Gelegenheit dazu bot sich, als zuerst Steuermaßnahmen, dann, 730, ein kaiserliches Verbot, den Bildern des Heilands, der Mutter Gottes und der Heiligen religiöse Verehrung zu erweisen, im römischen Italien einen Aulstand entfesselte, an dessen Spitze der Papst Gregor II. (715—731) trat. Von jeher mit Schenkungen und Stiftungen reich bedacht, war der römische Bischof im Lauf der Zeit zum größten Grundherrn Italiens geworden. Damit vereinigte er staatliche Befugnisse wie die Sorge für Stadtbefestigung, Münze.

Wiederherstellung und letzter Verfall des Römerreiches

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Maß und Gewicht und seit der Neuordnung der italischen Verhältnisse durch Justinian („Pragmatische Sanktion" 554) Beaufsichtigung der Beamten und Anteil an ihrer Bestellung. Je mehr das Ansehen des Kaisers und seiner Vertreter sank, desto höher stieg der Einfluß des Papstes. Gegenüber den Langobarden wirkte er mit religiösen Mitteln als Nachfolger des hl. Petrus, den sie wie andere katholisch gewordene Germanen als den Wächter des Paradieses im buchstäblichen Sinne fürchteten und verehrten. Das hat den Päpsten erlaubt, zwischen Kaiser und König eine selbständige, zuletzt entscheidende politische Rolle zu spielen. Die günstige Lage hat Liutprand nur vorsichtig ausgenutzt, indem er sich gegenüber Ravenna mit Grenzgebieten begnügte, die sich ihm freiwillig ergaben, dafür den Papst gegen den Kaiser schützte und die Herzöge von Spoleto und Benevent in Abhängigkeit brachte. Der Aufstand erlosch, die kaiserliche Verwaltung blieb bestehen. Von weiteren Eroberungen römischen Gebietes stand Liutprand auf Verwendung des Papstes Zacharias (741—752) ab. Ebenso tat sein Nachfolger R A T C H I S (744—749). Aber eben wegen seiner allzu römerfreundlichen Politik wurde er zur Abdankung gezwungen, und sein Nachfolger A I S T U L F (749—756) zögerte nicht länger. Im Jahr 751 eroberte er Ravenna samt dem sogenannten Exarchat (Romagna und Marken), und forderte von Stadt und Gebiet von Rom die Unterwerfung. Um ihr zu entgehen, tat Papst STEFAN II. (752—757), von Konstantinopel im Stich gelassen, einen Schritt, der den Geschicken des Abendlandes eine neue Wendung gab: er wandte sich hilfesuchend an den König •1er Franken.

5. Das fränkische Reich Im Gegensatz zu den Wanderstämmen des Ostens, die ihr Land räumten und den nachrückenden Slawen überließen, haben die Westgermanen sich nur ausgebreitet

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unter Festhaltung ihrer bisherigen Wohnsitze. So auch die Franken. Es können nicht allzuviele gewesen sein, die mit Chlodwig die Eroberung Galliens ausführten (s. oben S. 58), die Masse des Volkes blieb an Rhein und Mosel (Ripuarier), in Brabant und Flandern (Salier), sitzen33. Mit ihren Nachbarn, den Alemannen südlich des Mains, muß es heftige Kämpfe gegeben haben, denn wir hören von einem Siege der Franken bei Zülpich unweit Aachen, also tief im eigenen Lande. Nicht viel mehr wissen wir davon, wie es dem Salier C H L O D W I G ( 4 8 1 — 5 1 1 ) gelang, sich zum Herrscher über alle Franken zu machen, indem er mit List und Gewalt seine Verwandten, die andern Salierkönige, beseitigte und die Ripuarier bewog, sich ihm zu unterwerfen. Auch sein übertritt zum Christentum34 ist so sagenhaft überliefert, daß weder Zeit nach Ort der Taufe feststehen ( 4 9 6 ? 5 0 7 ? Reims oder Tours?). Der Einfluß seiner Gemahlin, der Burgunderin Chrotechild, genügte nicht, auch ein Gelübde, in der Not einer Schlacht gegen die Alemannen getan, wurde nicht sogleich eingelöst. Erst nachdem die Großen ihre Zustimmung gegeben, erfolgte die Annahme des Christentums, und zwar im Gegensatz zu allen andern Germanen nach römischkatholischem Bekenntnis. Die Versöhnung mit der römischen Bevölkerung wurde dadurch wesentlich erleichtert, und südlich der Loire ist Chlodwig sogar als Befreier von der Herrschaft der gotischen Ketzer begrüßt worden. Als Fortsetzung des spätrömischen Staates stellte der fränkische sich dar. Seine Sprache war die lateinische, Titel und Ämter wurden weiter geführt, die Verwaltungsformen beibehalten, wie in andern Germanenrechten auf römischem Boden. Was von Chlodwig sonst überliefert ist — einzelne 83 Vgl. E. Gamillscheg, Zur Frage der fränkischen Siedlung in Belgien und Nordfrankreich (Die Welt als Geschichte 4, 1938). " W. von den Steinen, Chlodwigs Ubergang zum Christentum (Mitteilungen des Inst. f. Österreich. Geschichtsforschung, Erg.bd. 12, 1932 ¡ auch in: Libelli der Wissensch. Budigesellsch. 103).

Karte 3.

Ausbreitung des fränkischen Reichs 481—814.

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Züge von Grausamkeit und Hinterlist —, ist zu wenig, um sein Bild als Mensch und Herrscher erkennen zu lassen. Das Reich, das er gegründet, erweiterten seine Söhne. 531 wurden die Thüringer unterworfen, nachdem ihr König in einer Schlacht an der Unstrut gefangen und getötet war. 532—534 ereilte das gleiche Schicksal das Reich der Burgunder (Savoyen, Dauphiné, Bourgogne, Franchecomté und Westschweiz bis zur Aare). 537 folgte die Provence, von Witigis abgetreten. Schwaben (Alemannien) nördlich der Donau hatte schon Chlodwig unterworfen, jetzt wurde auch der Rest zwischen Donau und Hochalpen fränkisch, der sich damals unter Theoderichs Schutz gestellt hatte. Um 550 hat auch Bayern die fränkische Oberhoheit anerkannt. Weil bei den Franken von jeher alle Männer des Königshauses „Könige" gewesen waren, mußte das eroberte Reich unter sie geteilt werden. Einige große Stücke blieben gewohnheitsmäßig beisammen. Das alte Volksland am Rhein und Mosel, in Brabant und Flandern, ist nie geteilt worden. Im eroberten Nordgallien unterschied man Austrasien (Austrien) und Neustrien, was zwar nicht nach dem Wortsinn — dieser ist unerklärt ·— aber tatsächlich soviel wie Ostland und Westland bedeutete, jenes mit den Hauptstädten Reims und Metz, dieses mit Soissons und Paris. Auf Stücke von Aquitanien und Provence, wo von den römischen Städten am meisten lebendig geblieben war und die reichsten Steuern und wertvolle Zölle von den Häfen in die königliche Kasse flössen, legte jeder König Wert. Diese Landschaften wurden darum besonders zerstückelt. Um die Abgrenzung entstand öfters Streit, und der Erbstreit entwickelte sich leicht zu blutigem Bruderkrieg. Die ganze Wildheit eines lohen Zeitalters kam zum Ausdrude, als mit dem Erbstreit die Blutrache zweier Königinnen, BRUNHILD und FREDEGUND, sich vereinigte.

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Im Jahre 567 vermählten sich zwei königliche Brüder mit zwei gotischen Prinzessinnen, Sigebert von Austrasien mit Brunhild, Chilperich von Neustrien mit deren Schwester Galswind, die als Mitgift das Land zwischen Garonne und Pyrenäen brachte 35 . Aber Chilperich nahm bald eine ältere Verbindung mit Fredegund wieder auf, auf deren Anstiften Galswind ermordet wurde. Da Brunhild die Schwester zu rächen suchte, entstand eine erbitterte Fehde, in der zuerst Sigebert (575), dann Chilperich (584) ermordet wurden, bis ein Vergleich, den die Großen zu Andelot (587) stifteten, Ruhe schuf. Als der Bürgerkrieg 601 wieder ausbrach, hatte er eine andere Bedeutung. Fredegund war 597 gestorben, Brunhild allein von der älteren Generation als Regentin für zwei jugendliche Enkel übrig. Ihr stand außer den andern Linien des Hauses ein Teil der Großen ihres eigenen Reiches gegenüber. Nach 12jährigem zähem Kampf unterlag sie, wurde gefangen und zu Tode geschleift (613). Ihre Enkel wurden umgebracht, und Lothar II., Fredegunds Sohn, einigte als einzig überlebender Merowinger noch einmal das ganze Reich. Neuere Darsteller haben in Brunhild die Vertreterin des monarchischen Staatsgedankens gegenüber der Aristokratie sehen wollen. Ob man dazu ein Recht hat, ist zweifelhaft, aber ihr Sturz bedeutete in der Tat den Sieg des Adels. Niemals war das fränkische Königtum von dem guten Willen der Großen römischer und fränkischer Großgrundherren und Gefolgshäupter, auch mächtiger Bischöfe, unabhängig gewesen. In den Fehden des 6. Jahrhunderts aber hatte das Ansehen der Könige gelitten, ihre materielle Macht abgenommen. Ihr Grundbesitz, nach den gelungenen Eroberungen der ersten Zeit sehr groß, war vergeben, um Anhänger zu werben oder festzuhalten, die Macht des Adels war um ebensoviel gestiegen. Wer gesiegt hatte, verriet das Gesetz, das zur Neuordnung des Reiches 614 erlassen wurde. Es bestimmte unter anderem, daß zum Beamten nur bestellt werden dürfe, wer im Bezirk besitzlich sei. Damit waren 35 Gotisch blieb auch damals sogen. Septimanien.

der Küstenstrich

um Narbonne,

das

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Verwaltung, Truppenführung und Gericht den vornehmen Geschlechtern der Großgrundherren ausgeliefert und der König stillschweigend zum Führer und Haupt der regierenden Reichsaristokratie erklärt. Der letzte Herrscher, dessen Name in der Erinnerung als Vertreter der „guten alten Zeit" haftete, ist Dagobert I. (629—639) gewesen. Seitdem sanken die Könige zu Werkzeugen der einander bekämpfenden Adelsparteien herab, und die Geschichte des Reiches ward zu einem Kampf der Großen um die Ämter. Von diesen war das wichtigste das des Major Domus oder Hausmeier (Haushofmeister), dessen Bedeutung im Oberbefehl über die Palasttruppen, die Leibwache des Königs, lag. Mit dem allgemeinen Verfall der übernommenen römischen Staatsform war das stehende Heer verschwunden und nur noch die Leibwache, das nach altgermanischen Begriffen gebildete persönliche Königsgefolge, übrig geblieben. Als dessen Befehlshaber hatte Warnachar (Werner), der Hausmeier von Burgund, Brunhild besiegt. Seitdem werden die Träger dieses Amtes in den drei Reichen (Austrasien, Neustrien, Burgund) als Häupter der jeweils mächtigsten Adelspartei zu tatsächlichen Regenten, hinter denen die Könige mehr und mehr verschwinden, während die Hausmeier untereinander oder mit einzelnen mächtigen Bischöfen blutige Kämpfe ausfechten. In Austrasien traten eine Zeitlang zwei Männer führend hervor, Bischof A R N U L F VON M E T Z und der Hausmeier PIPPIN36. Deren Verbindung hatte wesentlich zum Sturz Brunhilds beigetragen. Doch haben beide sich nicht halten können. Wie es scheint, mußten sie dem Bischof Kunibert von Köln den Platz räumen. Arnulf starb im Kloster, Pippin flüchtete. Aber seinen Sohn G R I M W A L D finden wir wieder in der Stellung des Vaters. Als er es wagte, den rechtmäßigen austrasischen König zu vertreiben und dem eignen Hause 3e S e i n e Herkunft ist unbekannt, die Bezeichnung „Von Landen" oder „von Herstal" nidit beglaubigt.

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das Königtum zu verschaffen, wurde er gestürzt und hingerichtet (661/62). Der ihn besiegte, war der neustrisdie Hausmeier E B R O I N , der nun auch Burgund unterwarf und als einziger Amtsträger das ganze Reich regierte. Der Widerstand des Bischofs Leodegar von Autun gegen ihn fand nach wechselvollen Kämpfen sein Ende in der grausamen Hinrichtung des Bischofs (679/80). Dann aber erhob sich Austrasien unter dar 1 ührung eines zweiten P I P P I N (des „Mittleren"), in dem die Geschlechter Arnulfs und des älteren Pippin sich vereinten. Sein Vater Ansegis war ein Sohn Arnulfs, seine Mutter Begga eine Tochter Pippins. Ebroins Ermordung machte dem Kampf ein Ende (681). Sein Nachfolger Berchar fand Gegner im eigenen Lande, die Pippin herbeiriefen. Dieser gewann 687 die entscheidende Schlacht bei Tertry (westlich von St. Quentin), und damit, nachdem Berchar 688 ermordet war, das Hausmeieramt im ganzen Reich. Inzwischen war das Reich tief herabgekommen. Gegenüber den Einfallen der Awaren aus Ungarn (seit 623) war es machtlos, und als ein Franke S A M O in Böhmen und Mähren die Slawen zu einem Großreich vereinigte und die fränkische Ostgrenze angriff, erlitt König Dagoberts Heer bei Wogastisburg (Burberg-Uhost bei Kaaden) eine schwere Niederlage (631/32). Seitdem lag das Land der Thüringer am obern Main den Einfällen und der Einwanderung der Slawen offen, und es war nur ein Glück, daß ihre Macht nach Samos Tode (656) sich auflöste. Während die Hausmeier von Austrien, Neustrien und Burgund miteinander rangen, machten die übrigen Teile des Reiches sich unabhängig. In Aquitanien, Schwaben und Thüringen traten einheimische Große als Herzöge auf, die sich um die Oberhoheit des fränkischen Königs nicht kümmerten, das gleiche taten die Bayern. Die Wiederherstellung hat schon Pippin in Angriff genommen. Er hat nach der Unterwerfung Neustriens gegen die Friesen und gegen die Schwaben gekämpft. Nach seinem Tode (714) schien noch einmal alles Erreichte in Frage Haller/Dannenbauer, G e r m a n e n

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gestellt. Wie ein erblicher Herrscher hatte Pippin die Nachfolge geregelt, indem er, nachdem sein Sohn Grimwald (714) ermordet war, die Regierung für zwei unmündige Enkel seiner Gemahlin Plektrud übertrug. Sie aber fand Widerstand nicht nur in Neustrien, von wo der zum Hausmeier erhobene Raganfried sie zu weichen zwang, sondern ebensosehr bei einem jüngern Sohne Pippins von einer Nebenfrau Alpaid, ΚARI, dem man seit dem 9. Jahrhundert den Beinamen MARTELL (Hammer) gegeben hat. Karl gelang es, gestützt auf die Australier, die an den Rhein vordringenden Neustrier zuerst (716) bei Amblève (bei Malmédy), dann (717) nochmals bei Vincy (bei Cambrai) zu schlagen und sie bis Paris zu verfolgen. Dann wandte er sich gegen Plektrud, die sich in Köln verschanzt hatte, zwang sie zur Übergabe und schlug endlich in einem dritten Feldzug Raganfried bei Soissons (719) so vollständig, daß seine Macht gebrochen war. Von da an hat Karl, von den Zeitgenossen Herzog, auch Unterkönig (regulus, subregulus) der Franken genannt, bis zu seinem Tode (741) das Reich allein, in den letzten Jahren (737 ff.) sogar ohne König regiert und es seinen Söhnen hinterlassen, Pippin den Westen, Karlmann den Osten. Das Werk des Vaters hat er fortgesetzt, indem er die fränkische Oberhoheit in Schwaben und Bayern wieder zur Geltung brachte und das Herzogtum in Thüringen beseitigte. Die Unterwerfung Frieslands, das die Rheinmündung beherrschte, ist freilich erst nach dem Tode des Herzogs Bobo 733/34 gelungen. Seine Söhne hatten zunächst noch mit Aufständen der Herzöge in Bayern, Schwaben und Aquitanien zu kämpfen, die sie veranlaßten, wieder einen Merowinger, Childeridi III., auf den Thron zu setzen (743). Doch blieben sie vereint siegreich. O D I L O VON BAYERN, in einer Schlacht am Lech (743) geschlagen, mußte sich aufs neue unterwerfen, in Schwaben wurde das Herzogtum beseitigt und ein Teil

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des Adels im Blutbad zu Cannstatt (746) ausgerottet. Nur Aquitanien blieb zunächst nodi unabhängig. Als K A R L M A N N 747 durch Gewissensbisse wegen Ermordung der Schwaben ins Kloster getrieben war, regierte Pippin allein wie sein Vater das ganze Reich. Noch haben wir Karls größter Tat zu gedenken, einer Tat von weltgeschichtlicher Bedeutung, der Zurückweisung der Araber. Das arabische Reich hatte um 700 seine größte Ausdehnung erreicht. 698 war Karthago nach längeren Kämpfen genommen und zerstört worden, 710 fiel mit Ceuta der letzte römische Platz auf afrikanischem Boden. Gleich darauf öffnete sich der W e g zur Eroberung Spaniens. Hier hatte sich unter allen Ländern des W e s t e n s am meisten von lateinischer Bildung erhalten. Zeugnis dessen ist Isidor von Sevilla (Î 636), der das Wissen seiner Zeit in seinen „Etymologien" zusammengefaßt hat und damit dem Mittelalter zum Lehrer geworden ist. Aber das Königtum der Westgoten w a r durch stete Unbotmäßigkeit des Adels und häufige Thronstreitigkeiten trotz Unterstützung durch die Kirche nie zu wirklicher Festigkeit gelangt. Auch 710 hatte wieder eine Thronrevolution gespielt, Witiza w a r durch Roderich gestürzt worden. Angeblich wandte er sich um Hilfe an Mussa, den Emir von Afrika, und dieser sandte 711 den Unterfeldherrn T A R I K mit einer Schar, die am „Felsen Tariks" (Djebel Tarik, heute Gibraltar) landete und das Heer Roderichs am Salado entscheidend schlug (der übliche Name der Schlacht „bei Xeres de la Frontera" ist falsch). Der geringe Widerstand, den auch große Städte wie Sevilla und Cordova leisteten, lockte Mussa selbst herbei, 712 erschien er mit großem Heer und vollendete in kurzem die Eroberung des Landes. Nur im Norden, im Bergland Asturien, behaupteten sich Goten in Unabhängigkeit. Dann überschritten die Araber die Pyrenäen und eroberten diesen Teil des gotischen Reiches. Im J a h r e 720 glückte ihnen die 6·

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Einnahme von Narbonne. Von hier aus griffen sie in die fränkischen Angelegenheiten ein. Um der Unterwerfung unter die Franken zu entgehen, suchte Herzog E U D O VON A Q U I T A N I E N Anlehnung bei ihnen, damit war jedoch, als der ihm verbündete Emir gestürzt war, die Gefahr vollends heraufbeschworen. Im J a h r e 732 erschien der neue Emir von Cordova, Abd-el-Râhmân, mit großem Heer, nahm Bordeaux und wandte sich gegen Tours, wo das Volksheiligtum der Franken, die Kirche des hl. Martin, stand. Da trat ihm Karl mit dem fränkischen Heer entgegen. An einem Samstag im Oktober, halbwegs zwischen Poitiers und Tours bei dem Dorfe Cenon, wurde die größte Schlacht dieser Zeiten geschlagen: der Emir selbst fiel, und die Araber traten den Rückzug an. Die Eroberung Galliens gaben sie darum noch nicht auf, richteten aber jetzt ihre Angriffe auf die Provence, eroberten Arles und Avignon und streiften plündernd bis Autun. 737 ging Karl zum Gegenangriff über, gewann die Provence zurück, schlug ein arabisches Heer an der Rhonemündung, konnte aber Narbonne nicht nehmen. 739 traten die Araber mit ganzer Macht auf; diesmal versuchten sie auch nach Italien einzudringen. Als ihnen aber Franken und Langobarden vereint entgegentraten, sahen sie sich zur Umkehr genötigt. In diesen Kämpfen ist das Abendland vor der Unterwerfung unter den Islam bewahrt worden. Seitdem steht die Ausbreitung der Araber im W e s t e n still, w e n n auch Narbonne und Umgebung ihnen einstweilen noch verblieb. Die großen Erfolge im Osten und W e s t e n w a r e n einer ungemeinen Verstärkung und Verbesserung des Heeres zu verdanken. Für die Feldzüge auf weite Entfernungen brauchte man ein bewegliches Reiterheer. Beritten waren fast nur die Gefolgschaften des Königs und der großen Herren. Die karolingischen Hausmeier vermehrten ihr eigenes Gefolge und das des Königs, das sie befehligten, ungemein und schufen so ein Reiterheer von Berufskriegern,

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das im Kampf zu Pferd mit Panzer und Lanze geübt w a r und ihnen stets zur V e r f ü g u n g stand. Den Unterhalt erhielt der Mann, f ü r den jetzt die Bezeichnung Vasall aufkam (keltisch-lat. vassus, vassailus = Diener, Knecht), durch Zuweisung eines Landgutes auf Lebenszeit. Das Eigentum daran verblieb dem Herrn, der Mann hat es nur als „Lehen" (beneticium), als geliehenes Gut, f ü r dessen Nutznießung er sich zu Dienst verpflichten muß. Da das Hausgut der Karolinger und das Königsgut f ü r die nötige Vermehrung der Vasallen nicht ausreichte, wurden die Kirchen genötigt, ihre Ländereien in gleicher W e i s e unter Vorbehalt des Eigentums als Lehen herzugeben. Schon die merowingischen Könige hatten gelegentlich über Kirchengut f ü r ihre Zwecke verfügt, die Karolinger taten es in einem bisher unbekannten Ausmaß und konnten auf diese Weise die Zahl ihrer Vasallen ungemein vermehren. Auch große Herren sahen jetzt ihren Vorteil darin, Lehen vom Hausmeier zu nehmen und sich durch Treueid ihm zu Dienst zu verpflichten. Auf diese W e i s e haben die Karolinger den unbotmäßigen neustrischen Adel und die Herren in den rechtsrheinischen Stammesgebieten, die ihre Herrschaft zuerst nur widerstrebend ertrugen, teils niedergekämpft, teils in ihr Interesse gezogen. Mit rasch beweglichen Heeren von Panzerreitern führten die Franken fortan in der Hauptsache ihre Kriege und dadurch hatten sie über alle Nachbarn, die das noch nicht kannten, eine Überlegenheit, die ihnen meistens den Sieg verbürgte. Der Ritter und das ritterliche Lehensgut, Vasallität und Lebensverband, die Elemente der Heeres- und Staatsordnung der folgenden Zeit, w a r e n damit geschaffen. Auch f ü r die Stellung der Kirche ist in diesen Jahrzehnten der Grund gelegt worden. Der Anstoß hierzu k a m aus England. Seit der Mitte des 5. Jahrhunderts hatte in dem von den Römern aufgegebenen (s. oben S. 58) und den Einfallen der Pikten aus Schottland preisgegebenen Britannien die Einwanderung von Sachsen und Angeln aus Holstein begonnen. Unter harten Kämpfen, die in der Volksphantasie der Briten zur Sage vom Nationalhelden Artus sich gestalte-

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ten, bemächtigten sie sich bis gegen 600 des Landes etwa in dem Umfang, der heute im engern Sinn England heißt, d. h. bis an das Bergland im Westen, genannt Wales (Land der Walen = Kelten). Das südliche Drittel fiel den Sachsen, der Norden den Angeln zu. Römisches Wesen, das wohl keine tiefen Wurzeln hatte, verschwand völlig, dagegen erhielten sich Briten als dienende Klasse in ziemlicher Menge und nahmen die Sprache der Herren, das Sächsische an, derselbe Vorgang, der sich in Süddeutschland abgespielt hat. In ihrer Gesittung zeigen die Einwanderer das gleiche Bild, das Tacitus 4 bis 5 Jahrhunderte früher von den Germanen im allgemeinen entworfen hatte. So fehlte ihnen auch jede staatliche Einheit und einheitliche Führung. Was die Uberlieferung von den Königen Hengist und Horse (Hengst und Roß) erzählt, ist handgreiflich Sage, ja Mythus. Erst allmählich haben sich aus den landschaftlichen Bezirken, die von den einzelnen einwandernden Scharen (Gefolgschaften?) besetzt waren, staatsähnliche Verbände und aus den Nachkommen der Zugführer erbliche Herrschergeschlechter entwickelt, deren Häuptern man den Titel von Königen gab. So entstanden im Süden außer Kent die Reiche der Ost-, Süd-, Mittel- und Westsachsen (Essex, Sussex, Middlesex und Wessex), im Norden Ost- und Westanglien, jenes in Nord- und Südvolk (Norfolk, Suffolk) geschieden, dieses als Mercia (Waldland von myrk = Wald, Grenzwald) benannt. Die Landschaften jenseits des Humberflusses, Deira und Bernicia (Berwick), werden als Northumbrien zusammengefaßt. Unter den Königen dieser Reiche, deren Zahl durch Erbteilung und Eroberung öfters wechselt, erwirbt einer mitunter eine Gesamtführung, die sich im Titel Bretwalda (imperator totius Britanniae) ausdrückt. Um 600 besaß eine solche Hegemonie Ethelbert von Kent. Von ihm ging auch der erste Anstoß zur Einführung des Christentums aus.

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Seine Gemahlin, die fränkische Bertha, hatte Priester und einen Bischof mitgebracht, die predigten und eine Kirche bauten. Aber sie wurden überholt und beiseite geschoben durch die römischen Mönche, die Papst GREGOR I. unter Führung AUGUSTINS aussandte. 596 landeten sie und hatten raschen Erfolg. König Ethelbert und ein Teil seines Volkes ließen sich taufen, in Canterbury wurden Bistum und Kloster errichtet. Der Einfluß von Kent öffnete der Mission audi Essex, in London und Rochester entstanden Bistümer. Aber nach Ethelberts Tode (616) traten Rückschläge ein, wenig fehlte, so wäre alles verlorengegangen. Mit Mühe wurden Kent und Essex behauptet und auch diese nicht vollständig. Die römische Mission, von den Päpsten nicht weiter betrieben, kam ins Stocken. Nicht von Rom, sondern von Irland ist die Bekehrung der Angeln und Sachsen ausgegangen. Irische Mönche hatten in Schottland die Kirche begründet und von hier aus den König Oswald von Northumbrien gewonnen (Î 642). Als dieses Reich unter Oswih (642—671) die Führung übernahm, siegte auch in den andern Königreichen das Christentum nach irischer Art. Es unterschied sich vom römischen zwar nicht im Glauben, aber in den Formen der Verfassung, des Gottesdienstes und vor allem im Festkalender (Berechnung des Osterdatums). Das machte eine Gemeinschaft mit den im Lande wirkenden und auch an Oswihs Hof vertretenen Römern unmöglich. Der Streit wurde vom König 664 auf einer Besprechung in Streaneshalch (Whitby) zugunsten der Römer entschieden, als diese sich auf den Apostel Petrus als Gründer ihrer Kirche beriefen, dem der Heiland (nach Matthäus 16, 19) die Schlüssel des Himmelreichs übergeben habe. Der römische Brauch wurde nun überall eingeführt, die angelsächsische Kirche unterwarf sich dem Papst 37 . In seinem Auftrag organisierte sie der zum Erzbischof von Canterbury ernannte Grieche Theodor von Tarsus (670). » Th. Zwölfer,

St. Peter, Apostelfürst und Himmelspförtner (1929).

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Die meisten der Iren fügten sich, ihr Einfluß zeigte sich auch ferner in der führenden Stellung von Mönchtum und Kloster. Ob den Iren das Verdienst an der geistigen Bildung, die die angelsächsische Kirche bald auszeichnete, zuzuschreiben ist, wie gewöhnlich gesagt wird, ist sehr fraglich. Die angelsächsische Uberlieferung (Beda) schreibt es vielmehr dem griechischen Erzbischof THEODOR und seinem Begleiter, dem afrikanischen Abt H A D R I A N ZU, daß die gelehrten Studien sich ausbreiteten. Sie haben auch aus dem Süden die unentbehrlichen Bücher nach England mitgebracht. Nun lebte in den englischen Klöstern die antike Literatur wieder auf, wurden Wissenschaft und Dichtung nach dem Muster der Alten gepflegt. Was dort geleistet wurde, zeigt der Mönch BEDA im Kloster Jarrow bei York ( I 7 3 5 ) . Seine Schriften umfassen Mathematik, Naturkunde und Geschichte, und mit Recht hat ihn das Mittelalter als seinen Lehrmeister verehrt. Von ihren irischen Lehrern erbten die angelsächsischen Mönche auch den Eifer für die Mission, und dieser führte sie ins fränkische Reich. Nur ein Teil der Franken hatte den übertritt zum Christentum unter Chlodwig mitgemacht, im Stammland erhielt sich heidnischer Glaube noch lange, und der Osten des Reiches, Hessen, Thüringen, Schwaben und Bayern, kannte das Christentum entweder gar nicht oder nur in sehr entarteter Gestalt. Das Wirken irischer Mönche, eines Columba in Luxeuil, seines Schülers Gal in Schwaben, wo aus seiner Zelle das Kloster St. Gallen erwuchs, schlug nicht durch, Columba mußte sogar vor königlicher Ungnade nach Italien ausweichen, wo er das Kloster Bobbio gründete (Í 615). Anders wurde es erst, als die Angelsachsen sich der Aufgabe widmeten. Der erste war W I L L I B R O R D . In Rom zum Erzbischof geweiht, vom Hausmeier Pippin II. unterstützt, predigte er bei den Friesen und gründete hier das Bistum Utrecht (f 739). Viel mehr erreichte sein anfänglicher Gehilfe W I N F R I E D , 719 in Rom mit dem Namen BONIFATIUS mit der Heidenmission

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beauftragt, 721 zum Bischof für ganz Deutschland, 732 zum Erzbischof ernannt. Sein Wirkungskreis waren in erster Linie Hessen (Fällung der Donareiche bei Geismar) und Thüringen, wo er die Bistümer Fritzlar, Erfurt und Würzburg und das Kloster Fulda gründete. Dann dehnte er, v o m Papst zum Legaten bestellt, seine Tätigkeit auf Bayern aus und grenzte hier die Bistümer Freising, Regensburg, Passau und Salzburg ab, rief 745 das Bistum Eichstätt ins Leben. Seit 742 nahm er die Reiorm der ganz verwilderten fränkischen Kirche in die Hand und führte sie auf einer Reihe von Synoden durch, von den Regenten Karlmann und Pippin tatkräftig unterstützt. Zuletzt kehrte er zu den Plänen seiner Jugend zurück, ging als Missionar zu den Friesen und w u r d e hier am 5. Juni 754 bei Dokkum erschlagen. Bonifaz hat sich stets als Diener Roms gefühlt und aus dem päpstlichen Auftrag die Berechtigung zu seinem Tun geschöpft. Eine besondere Verehrung des hl. Petrus war den christlich gewordenen Angelsachsen eigen. Sie sahen in dem Fürsten der Apostel den Türhüter des Paradieses, dem man gehorchen, für den man kämpfen müsse, um in diesem Leben Heil und Sieg und in jenem die Seligkeit zu erlangen. In diesem Glauben, der seine Landsleute in Scharen nach Rom zu pilgern und mehrere Könige ihre Tage dort zu beschließen trieb, hat auch Bonifaz gelebt und gewirkt. Unter und neben ihm wirkten nicht wenige seiner Volksgenossen in gleichem Geiste, und der aus Spanien oder Südfrankreich stammende PIRMIN, der Gründer der Reichenau und Missionar Schwabens, Schloß sich ihnen an. Durch sie wurde der Glaube der Angelsachsen bei den Franken heimisch. St. Peter von Rom verdrängte den hl. Martin von Tours als ihr vornehmster Schutzheiliger, und die fränkischen Bischöfe gewöhnten sich daran, im römischen Papst ihren höchsten Vorgesetzten und die Quelle alles Rechtes zu sehen. Und nicht nur die Geistlichen dachten so, auch Laien wetteiferten in der Ergebenheit gegen den Apostel-

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fürsten, allen voran die Herrscher. Als Karlmann, von Gewissensbissen getrieben, der Welt entsagte, wählte er sich zum Aufenthalt zunächst das Kloster auf dem Berg Sorakte unweit von Rom, das dem hl. Papst Silvester geweiht war, bis ihn die Menge der ihn besuchenden fränkischen Rompilger nach Monte Cassino vertrieb. Es war eine neue Form christlicher Religiosität, ein kämpfendes, kriegerisches Christentum, das die Begriffe von Gefolgschaft und Mannentreue auf das Verhältnis des Christen zu Gott und den Heiligen übertrug und in PETRUS, dem Wächter des Paradieses, den man sich in keinem römischen Amtsnachfolger fortlebend dachte, den Herrn über Seligkeit oder Verdammnis jedes einzelnen sah — Vorstellungen, die weder die griechische nodi die lateinische Kirche bis dahin gekannt hatte, die erst mit der Bekehrung der Angelsachsen aufgetreten waren, durch ihre Mission auf das Festland übertragen, durch die Franken zum Gemeingut des Abendlands gemacht worden sind und die Wurzel gebildet haben, aus der das Papsttum des Mittelalters erwachsen ist. Der neue Glaube an die Macht St. Peters hat schon bald politische Wirkungen gehabt. Er half dazu, dem unnatürlichen Zustand ein Ende zu machen, daß der König nichts, der Hausmeier alles bedeutete. Als Papst Zacharias auf Befragen den Schritt billigte, wurde Childeridi III. ins Kloster gesperrt, P I P P I N zum König erhoben und von Bonifatius gesalbt (November 751). Er hatte bald Gelegenheit, den geleisteten Dienst zu vergelten. Zu Epiphanias 754 erschien STEFAN II. auf fränkischem Boden, um gegen den Angriff der Langobarden (s. oben S. 75) Schutz und Hilfe zu erbitten. Pippin empfing ihn in Ponthion (bei Bar le Duc), versprach, ihm zu seinem Recht zu verhelfen und Schloß für sich und seine Nachkommen einen Vertrag, durch den die

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Franken in den Dienst des hl. Petrus traten und den Schutz der römischen Kirche übernahmen (7. Januar 754). Die Zustimmung der Großen wurde zu Ostern auf einem Reichstag in Quierzy an der Oise (bei Laon) nicht ohne Mühe erlangt. Hier gab Pippin dem Papst das urkundliche Versprechen, nach dem Siege den Exarchat, Venetien, Istrien und die südliche Hälfte des langobardischen Königreiches bis zu einer genau bezeichneten Linie (vom Golf von Spezia über Parma, Reggio, Mantua bis Monselice bei Padua) nebst den Herzogtümern Spoleto und Benevent dem hl. Petrus zu schenken. Hierzu sind die Franken höchstwahrscheinlich bewogen worden durch eine für diesen Zweck gefälschte Urkunde, laut deren KONSTANTIN d. Gr. dem Papst Silvester und der römischen Kurie ganz Italien und den Westen zum Dank für Taufe und Heilung vom Aussatz überlassen haben sollte 38 . Versuche, König Aistulf zur Herausgabe seiner Eroberungen zu bewegen, waren erfolglos. So begann im August 754 der Krieg. Das langobardische Heer wurde am Mont Cenis geschlagen und in Pavia eingeschlossen. Jetzt bot Aistulf Frieden an, und da ein Teil der Franken nur widerwillig in den Krieg gezogen war, so begnügte sich Pippin damit, daß Aistulf versprach, den Exarchat dem hl. Petrus zu übergeben. Aber Aistulf hielt nicht Wort, griff vielmehr Rom an und belagerte es. Ein zweiter Feldzug der Franken (756), vom Papst unter heftigen Beschwörungen und Drohung mit ewiger Verdammnis herbeigerufen, hatte den gleichen Verlauf wie der erste. Diesmal ließ Pippin die versprochenen Abtretungen durch seinen Vertreter, Abt Folrad von St. Denis, in Empfang nehmen, der durch Niederlegen der Stadtschlüssel samt der Schenkungsurkunde auf dem Grabe 38 Die Unechtheit d e r „Konstantinischen Schenkung" ist schon im M i t t e l a l t e r gelegentlich b e h a u p t e t , v o n dem römischen H u m a n i s t e n Lorenzo V a l l a 1440 e n d g ü l t i g e r w i e s e n w o r d e n .

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des Apostels in Rom die Schenkung an St. Peter vollzog. Ein byzantinischer Gesandter, der die Rückgabe an den Kaiser gefordert hatte, war von Pippin abgewiesen worden. Die Landesherrschaft St. Peters, der römische Kirchenstaat, war damit begründet. Er umfaßte außer Rom und dessen nächster Umgebung das Gebiet von Ravenna bis Senigallia und Iesi, also viel weniger, als man in Rom glaubte fordern zu können. Desiderius, der nach Aistulfs Tode (756) mit römisch-fränkischer Hilfe zum König der Langobarden erhoben wurde, erweiterte es im Norden durch neue Abtretungen, befriedigte aber den Papst noch nicht. Dessen Schicksal hing ganz vom fränkischen König ab. P I P P I N war schon 754 als „Patricius der Römer" in die Stellung und Rechte des Exarchen von Ravenna gerückt, er allein verbürgte mit seiner Macht den neuen Zustand Italiens, den er geschaffen hatte. Das hatte dauernde Schwierigkeiten zur Folge, während andere Aufgaben drängten.

6. Karl der Große Das Reich war noch nicht fertig. Durch Eroberung von Narbonne mußten die Araber (759) ganz über die Pyrenäen zurückgedrängt, Aquitanien (760—768) unterworfen, das Herzogtum hier beseitigt werden. Dafür sagte sich Tassilo von Bayern von seinen Verpflichtungen los. So blieb noch manches zu tun, als Pippin (768) starb. Er hinterließ das Reich seinen Söhnen K A R L und K A R L MANN, die sich nicht durchweg vertrugen. Daß nach Karlmanns Tode (771) Karl des Ganzen sich bemächtigte, hatte den Bruch mit den Langobarden zur Folge. Karl war mit einer Tochter des Desiderius vermählt gewesen, jetzt flüchtete Karlmanns Witwe mit ihren Söhnen zu diesem, der sich ihrer annahm, während Karl sich von seiner Gemahlin trennte. Bald erhielt er auch einen Hilferuf des Papstes.

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In den Jahren der Versöhnung zwischen Langobarden und Franken hatte in Rom der langobardisdie Einfluß geherrscht. Davon machte der eben jetzt (772) erhobene Papst H A D R I A N I. sich los, worauf D E S I D E R I U S den Kirchenstaat zu erobern begann und Rom selbst angriff. Auf seinen Ruf eilte Karl herbei (Spätsommer 773). Die Langobarden, an den Pässen umgangen, zogen sich in die festen Städte zurück, wo sie eingeschlossen wurden. Nachdem Verona zuerst kapituliert hatte, ergab sich im Sommer 774 auch Pavia. Desiderius geriet selbst in Gefangenschaft und endete sein Leben in einem fränkischen Kloster, der Kronprinz Adalgis entkam nach Konstantinopel. Zum König der Langobarden machte Karl sich selbst und beseitigte, nachdem ein Aufstand 776 rasch niedergeschlagen war, die Selbständigkeit des Königreichs durch Einsetzung fränkischer Grafen. Nur das Herzogtum Benevent bestand fort, zunächst unabhängig, bis der Herzog sich bequemte, die Oberhoheit des fränkischen Königs anzuerkennen (787). Auch die Stellung des Papstes wurde endgültig geregelt. Bei einem Besuch in Rom zu Ostern 774 erneuerte Karl zwar das Versprechen von Quierzy, die Ausführung aber scheiterte am Widerwillen der Bevölkerung in den abzutretenden Gebieten. Der Papst mußte auf seine ehrgeizigen Pläne verzichten und die Abfindung annehmen, die ihm Karl (781 und 787) durch Abrundung des römischen Gebietes im Norden und Süden und Überlassung der Reichssteuern aus Toskana bot. Der Kirchenstaat bestand jetzt aus den Küstenlanden am Tyrrhenischen Meer zwischen Piombino und Terracina, desgleichen am Adriatischen zwischen Osimo und der Mündung des Po, beide verbunden durch das Gebiet von Perugia. In der Theorie galt hier nach wie vor der griechische Kaiser als Souverän, doch übte der fränkische König als Patricius der Römer die tatsächliche Oberhoheit über den unmittelbaren Landesherrn, den Papst.

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Das führte zu Schwierigkeiten, als Hadrian I. gestorben war und dessen Verwandte den Nachfolger, LEO III., 799 zu stürzen unternahmen. Leo gelang es zwar, der geplanten Verstümmelung (Blendung und Ausreißen der Zunge) zu entgehen und zu Karl zu fliehen, den er in Paderborn erreichte. Aber auch seine Gegner fanden sich ein und erhoben Klage gegen ihn wegen Mißregierung und Unsittlichkeit. Karl ließ den Papst zunächst nach Rom zurückführen und erschien im Dezember 800 selbst, um den Prozeß zu entscheiden. Leo durfte sich durch Eid von der Anklage reinigen, aber für die Attentäter gab es keinen Richter, weil das Urteil über Majestätsverbrecher nach römischem Recht dem Kaiser vorbehalten war. Den Prozeß nach Konstantinopel zu verlegen, war bedenklich, darum entschloß sich Leo, Karl zum Kaiser zu machen. Am Weihnachtsmorgen (25. Dezember) 800 wurde der König-Patricius während des Hochamts in St. Peter von der Versammlung zum römischen Kaiser ausgeruien, vom Papst durch Kniebeugen geehrt und mit einem Diadem geschmückt. Daß er dadurch unangenehm überrascht worden ist, bezeugt Einhard, sein Biograph und Vertrauter, ist auch begreiflich. Denn die Kaiserwürde, die er nicht gut ablehnen konnte, brachte ihm keinen Zuwachs an Macht, verwickelte ihn aber in Schwierigkeiten mit Konstantinopel. Erst nach umständlichen Verhandlungen — Karl soll sogar daran gedacht haben, die regierende Kaiserin Irene zu heiraten —, dann nach mehrjährigem Kriege, der um Venedig und Dalmatien geführt wurde, haben die Griechen sich zur Anerkennung von K A R L S Kaisertum bequemt, die durch eine byzantinische Gesandtschaft in Aachen 812 vollzogen wurde. Dies ist der ursprüngliche Sinn des Vorgangs von Weihnachten 800: die Erhebung des bisherigen Patricius zum souveränen Kaiser der Römer. Sie bezog sich lediglich auf das römische Italien und hatte mit der Regierung des frän-

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kisdien Reiches nichts zu tun. Das lehrt schon der Titel, den Karl seit 801 führte: römischer Kaiser, König der Franken und Langobarden. Eine Rangerhöhung hat er darin nicht gesehen, denn wir wissen, daß f ü r ihn das Königtum mehr bedeutete. Auch hat er als Kaiser Rom nicht wieder besucht, wie ihm denn römisches W e s e n im allgemeinen wenig angenehm war. Aber schon die Zeitgenossen haben die Sache anders anzusehen begonnen. Unter seinem Sohn Ludwig hat man den Kaisertitel auf den Umfang der von dem fränkischen König beherrschten Länder bezogen und angefangen, diese als Einheit anzusehen. Das ist auch, wie wir sehen werden, nicht ganz ohne Folgen geblieben, aber für die Beurteilung des Ereignisses von 800 kommt es nicht in Betracht 39 . Wie in Italien, so hat KARL auf allen andern Feldern das Werk PIPPINS vollendet. Ein Aufstand in Aquitanien wurde rasch unterdrückt und bei dieser Gelegenheit die noch unabhängige Gascogne unterworfen (769). Die Briten, die auf der Armorica (Bretagne) seit dem 6. Jahrhundert, vor den Sachsen flüchtend, sich festgesetzt hatten, wurden zur Anerkennung fränkischer Oberhoheit genötigt. 788 verschwand das letzte selbständige Herzogtum, Bayern. Herzog Tassilo, über Bayern, Österreich und die Alpenländer gebietend, hatte seit 763 sich unabhängig gemacht, eigene auswärtige Politik getrieben und sich königliche Ehren beigelegt. 781 zur Huldigung gezwungen, aber nicht gewonnen, wurde er 787 im Krieg überwunden und aufs n e u e unterworfen, 788 wegen Hochverrats vom Reichstag in Ingelheim zum Tode verurteilt, jedoch begnadigt und mit seiner Familie in Klosterhaft gesperrt. 794 hat er auf sein Herzogtum verzichtet, das mit der Krone vereinigt wurde. " Das K a i s e r t u m Karls ist oft v e r k a n n t w o r d e n , als ob e s die W i e d e r h e r s t e l l u n g des „weströmischen" R e i d i e s (das es n i e g e g e b e n hat) gew e s e n , v o n d e n Z e i t g e n o s s e n e r s e h n t u n d v o n Karl s e l b s t als V o l l e n d u n g seiner Politik e r s t r e b t w o r d e n w ä r e . So I. Döllinger, Das K a i s e r t u m Karls d. G r . (Münchner H i s t o r . J a h r b u c h 1865) u . v . a. Das Richtige, s d i o n v o n Ranke, Weltgeschichte, b e m e r k t . Vgl. z u s a m m e n f a s s e n d j e t z t P. Classen, Karl d e r G r o ß e , d a s P a p s t t u m u n d Byzanz. Die B e g r ü n d u n g d e s k a r o lingischen K a i s e r t u m s (Karl d e r G r o ß e , h r g . v o n W . Braunfels, Bd. 1, 1965).

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Pippin hatte die Araber nach Spanien zurückgedrängt, Karl ging zum Angriff gegen sie vor. Ein erster Feldzug (778), unternommen zur Unterstützung des aufständischen Emirs von Zaragoza 4 0 , gelangte bis vor diese Stadt, mußte aber ohne Erfolg abgebrochen werden. Daß die Nachhut in der Pyrenäenschlucht von Roncesvalles durch christliche Basken überfallen und vernichtet wurde, wobei der bretonische Markgraf Roland mit vielen andern Vornehmen den Tod fand, bildet den geschichtlichen Kern der Rolandsage, die im Anfang des 12. Jahrhunderts zum Heldengedicht (Chanson de Roland) gestaltet worden ist. Hier erscheint Karl in Umkehrung der Tatsachen als Befreier der Christen. Ein Einfall der Araber (793), der bis Narbonne und Carcassonne gelangte, ließ den Krieg wieder aufleben, in dessen Verlauf nun ganz Katalonien bis zum Ebro (801) und später (811) a u d i Tortosa erobert und als spanische Mark dem Reich einverleibt wurden. Karls größte und folgenreichste Unternehmung war die Unterwerfung der Sachsen. Sie hat dem fränkischen Reich die endgültige Gestalt gegeben und f ü r die staatliche und kulturelle Entwicklung des Abendlandes bis auf die Gegenwart wesentliche Voraussetzungen geschaffen. Gleichzeitig mit der Eroberung Britanniens hatten die Sachsen auch auf dem Festland sich weithin auszubreiten begonnen, indem sie ihre südwestlichen Nachbarn an Elbe und Weser, Langobarden, Hauken, Herusker und andere, unterwarfen. Diese gingen in den Sachsen auf, auch ihre Namen verschwanden meist. Außer dem Bardengau (bei Lüneburg) erinnert nur der N a m e Engern noch an das Volk der Angriwaren. Im Vordringen nach W e s t e n — um 700 standen sie an der Ruhr — stießen die Sachsen mit den Franken zusammen. Sie haben ihnen geholfen (531), das 40 750 w a r die Khalifendynastie der O m m a j a d e n von Damaskus durch die Abbasiden von Bagdad gestürzt und ausgerottet worden, ein einziger ü b e r l e b e n d e r , Abdelrahman, h a t t e sich nach Spanien gerettet und in Cordova ein Emirat begründet. Ein Nachkomme gleichen Namens nahm 929 den Khalifentitel an.

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Reich der Thüringer zu zerstören, und dabei sich dessen nördlichen Teil, zwischen Harz und Elbe, angeeignet, seitdem aber wurden sie ihre Feinde. Offene Grenzen und Verschiedenheit der Gesittung ließen es nicht zu dauerndem Frieden kommen. Höherer Zivilisation hatten die Sachsen sich noch nicht erschlossen! ohne Staatsform, ohne jede Einheit lebten sie unter kriegerischen Häuptlingen entsprechend dem Bilde, das Tacitus entwirft. Auch die Namen Westfalen (bis zur Weser), Engern (zwischen Weser und Elbe), Ostfalen (zwischen Leine und Elbe) und Nordalbinger (jenseits der untern Elbe) haben lediglich landschaftliche Bedeutung 41 . Ihre häufigen Einiälle ins Fränkische nötigten zu immer erneuter Abwehr. Karl Martell und seine Söhne haben Strafzüge gegen sie ausgeführt, aber nichts erreicht, weil die Sachsen keinen Vertrag hielten. Auch Karl dachte nur an Strale und Einschüchterung, als er (772) die Eresburg (Obermarsberg an der Diemel) eroberte und das Heiligtum der lrminsul (universalis columna), einen als Himmelssäule verehrten Baumstamm, zerstörte (der Ort ist unsicher). Erst als die Sachsen dies schon 773, während er in Italien war (s. oben), mit einem Einfall ins Hessische und Zerstörung von Fritzlar beantworteten, beschloß Karl, der ewigen Grenzplage ein Ende zu machen durch Unterwerfung der Nachbarn. In dreißig Jahren (775—804) hat er die Unterwerfung durchgeführt, unter großen Anstrengungen und nicht ohne entsprechende Härte, aber mit vollem Erfolg zum Nutzen nicht nur des Reichs: man vergesse nicht, daß es ohne die Unterwerfung der Sachsen eine deutsche Nation heute nicht geben würde. 775 drang er nach siegreichen Schlachten bei Höxter und Lübbecke bis an die Ocker vor, empfing die Huldigung der 41 Der Bericht der Vita S. Lebuini von einer angeblidien Gesamtverfassung mit regelmäßigen Zusammenkünften in Marklo (Grenzwald) unterliegt starken Bedenken, überschätzt von A. Holmeister (Histor. Zeitsdlr. 118, 1917) und M. Lintzel in mehreren Arbeiten. Vgl. K. fiauck. Die Herkunft der Liudger-, Lebuin- und Marklö-Uberlieferung (Festschrift f. J. Trier, 1964).

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776 rasch unterdrückt war, den Reichstag 777 in Paderborn abhalten, wo alle Vornehmen mit einziger Ausnahme des Westfalen und Engern und konnte, nachdem ein Aufstand zu den Dänen geflüchteten Widukind erneut huldigten. Aber schon 778 während des unglücklichen spanischen Krieges, erhob sich unter WIDUKINDS Führung ein Teil der Unterworfenen, drang bis an den Rhein bei Deutz und Koblenz vor und nahm den Rüdeweg plündernd und zerstörend durch Hessen. Harte Strafzüge bis an die Elbe in den nächsten Jahren stellten die fränkische Herrschaft wieder her¡ wiederum huldigten 782 alle Häuptlinge mit Ausnahme Widukinds, der auch diesmal zu den Dänen entwichen war. Aber noch im gleichen Jahre wurde eine gegen die Wenden schlecht geführte fränkische Truppe am Süntel bei Hameln überfallen und vernichtet, wobei 26 vornehme Herren umkamen. Karl erschien sofort mit wenigen eilig zusammengerafften Truppen und bewirkte auf einem Tag zu Verden ohne Mühe die Auslieferung der Anstifter des Aufstands, die er auf der Stelle enthaupten ließ. In den Reichsannalen wird ihre Zahl auf 4500 angegeben, was aber auf stärkste Bedenken stößt. 4500 würde der gesamten waffenfähigen Mannschaft mehrerer Gaue entsprechen, die auszuliefern unmöglich war. Auch widerspräche das dem Bericht selbst, der nur von Anstiftern weiß. Wie immer man den Irrtum erklären will, ob als späteren Zusatz oder als Lesefehler, ein „Blutbad" hat in Verden nicht stattgefunden, nur die Hinrichtung einiger Rädelsführer 42 . Wenn die Maßregel — es ist festzuhalten, daß die Sachsen selbst die Schuldigen ausgeliefert hatten — als Abschreckung dienen sollte, erwies sie sich als falsch. Denn jetzt erst wurde der Aufstand allgemein, in dem Widukind als Anführer an erster Stelle stand. In drei Feldzügen unterdrückte ihn Karl, schlug (783) die Westfalen bei Detmold und an der Hase (bei Osnabrück), drang bis an die Elbe vor und nahm die Unterwerfung Ostfalens entgegen. Den Widerstand der Westfalen brach er durch Uberwinterung in ihrem Lande, rückte dann gegen die Unterelbe vor und erreichte endlich den Frieden, indem er den Führern, wenn sie sich unterwürfen, volle Gnade anbot. Darauf erschienen 42 In d i e s e m Sinne h a b e n n a m h a f t e Forscher sich l ä n g s t a u s g e s p r o c h e n , a m e n t s c h i e d e n s t e n W . v. Bippen (Deutsche Zeitschrift f ü r Geschichtsw i s s e n s c h a f t 1, 1889).

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zu Weihnachten 785 die letzten noch im Felde stehenden Vornehmen, Widukind und Abbio, am Hofe in Attigny, huldigten und empfingen die Taufe, wobei Karl Pate stand. Acht Jahre währte der Friede, dann (793), während das Reich gleichzeitig gegen Araber und Awaren (s. S. 96, 101) zu kämpfen hatte, flackerte der Aufstand wieder auf, diesmal vorzugsweise in den kaum unterworfenen nördlichen Teilen des Landes an der untern Elbe. Bis 799 hat es jährlicher Feldzüge bedurft, und noch 804 hat Karl, um den Frieden dauernd zu sichern, für nötig gehalten, die Bevölkerung dieser Gegenden in Massen wegzuführen und über das Reich zerstreut anzusiedeln. Das Stammland der Sachsen jenseits der Elbe (Nordalbingien) wurde dabei stark entvölkert und den wendischen Obotriten überlassen, die sich als Bundesgenossen in diesem Kriege bewährt hatten und, wie alle Wenden, die Oberhoheit der Franken anerkannten. Die eigentliche Grenze des Reiches im Osten bildeten jetzt Elbe und Saale und sind es geblieben bis ins 12. Jahrhundert. Die Verwaltung des sächsischen Landes war schon im ersten Teil des Krieges gesetzlich geregelt worden (Capitulatio de partibus Saxoniae, 782 oder 785). Dazu gehörte der Zwang zur Annahme des Christentums. Todesstrafe stand auf Verweigerung der Taufe, auf Ausübung heidnischer Gebräuche, worunter Menschenopfer und das Verzehren des Fleisches von Hexen genannt werden (vgl. oben S. 25), und auf Verletzen der Fastengebote. Zur Ausstattung der Kirchen mußten Land und Knechte abgetreten und die Zehnten jeder Ernte entrichtet werden. Es ist anzunehmen, daß gerade diese Vorschriften den Widerstand verschärft haben. Indessen nach den Anschauungen der Zeit und bei der gegenseitigen Durchdringung von Staat und Kirche, die die Franken vom späten Rom übernommen und seit der angelsächsischen Mission noch enger gestaltet hatten, war es schlechthin unmöglich, heidnisches Wesen innerhalb des christlichen Reiches zu dulden. Auch konnte man in dem eben unterworfenen Lande auf das wertvolle Mittel der Regierung nicht verzichten, als das die Kirche überall sich ν

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darbot. So geht denn neben der Eroberung auch sogleich die Gründung von Bistümern und Klöstern einher (Bremen, Verden, Minden gleich nach 785, Münster und Paderborn später, Osnabrück, Hildesheim und Halberstadt erst nach 814). Der sächsische Adel, dem fränkischen gleichgestellt, hat seinen Vorteil bei der Unterwerfung gefunden, wie es scheint sogar auf Kosten der untern Stände, die ihm unterworfen wurden. Wir hören, daß im Bürgerkrieg 841 (s. S. 108) die sächsischen Bauern gegen die Herren sich erhoben, um die Freiheit der heidnischen Zeit wiederzuerlangen. Den besten Beweis für die Aussöhnung mit der fränkischen Herrschaft bildete die Geschichte der Nachkommen WiduKiNDS. Er selbst wird nach seiner Unterwerfung nicht mehr genannt, obgleich er erst zwischen 804 und 812 gestorben sein soll. Aus seinem offenbar bedeutenden Grundbesitz, der ihm belassen war, stiftete sein Enkel das Kloster Wildeshausen. Das sächsische Kaiserhaus geht auf ihn zurück durch Mathilde, die Mutter Ottos I., die von ihm abstammte. Die Legende hat ihn auch zum eifrigen Christen, Bistumsgründer und schließlich zum Heiligen gemacht, offenbar um der Verehrung entgegenzutreten, die sein Andenken als Führer im Kampf für Freiheit und Väterglauben im Volke genoß. Im Volksmund hat er dennoch als Herzog (was er niemals war), ja König Wittekind fortgelebt bis in die neueste Zeit, und die Sage hat seine Gestalt mit allerhand Erdichtungen umwoben 43 . Seine geschichtliche Tat aber ist, daß er, die Nutzlosigkeit weiteren Widerstands einsehend, durch seine Unterwerfung den Frieden zwischen Franken und Sachsen möglich machte. Für die Sachsen selbst war das vielleicht die Rettung, denn auf sich allein gestellt hätten sie dem Vordringen der Slawen schwerlich auf die Dauer Widerstand leisten können und wären zwischen diesen und den Franken aufgerieben worden. Dagegen öffnete ihnen der Eintritt in den fränkischen Reichsverband eine geschichtliche Laufbahn, die sie schon nach zwei Jahrhunderten unter deutschen Königen und Kaisern ihres Stammes an die Spitze der abendländischen Welt geführt hat. Vollends für das Werden der " S. Rundnagei, Der Mythos vom Herzog Widukind (Hlstor. ZeitsAr. 155, 1937).

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deutschen Nation, wie sie heute ist, bildet ihre Eingliederung in Karls Reich eine unumgängliche Voraussetzung. Nächst den Sachsenkriegen die größte und schwierigste der von Karl gelösten Aufgaben war die Unterwerfung der Awaren in Ungarn. Ihr Reich, im 7. Jahrhundert der Schrecken der Nachbarn, gegen die sich auch der griechische Kaiser durch hohe Tribute zu schützen suchte, war durch die Ausbreitung der Bulgaren und Slawen (Kroaten, Serben) in Bedrängnis geraten und suchte einen Ausweg durch Vordringen nach Bayern und Oberitalien. Der Abwehrkrieg, 791 begonnen, führte 795/96 zur Einnahme und Zerstörung der awarischen Herrscherburg, des „Rings" (Lage unbekannt), lebte 799 mit Einfällen der Awaren wieder auf, bei denen die Markgrafen Gerold von Bayern und Erich von Friaul den Tod fanden. Erst 805, als der Khan die Taufe nahm und huldigte, wurde der Friede endgültig hergestellt und damit das fränkische Reich bis an die Raab, sein Hoheitsgebiet bis an die Theiß ausgedehnt. Die Awaren sind seitdem in den Bulgaren und Slawen aufgegangen. Durch Ausdehnung nach allen Seiten war das fränkische Reich unter Karl zur unbestrittenen Vormacht des Abendlands emporgestiegen, von den beiden andern Großmächten der Zeit als gleichgestellt behandelt, vom Kaiser in Konstantinopel durch Anerkennung von Karls Kaiserwürde, vom Khalifen von Bagdad, Harun al Raschid, durch einen Freundschaftsvertrag, der seine Spitze ebenso gegen die Griechen wie gegen den spanischen Gegenkhalifen richtete. Daß die unabhängigen Reiche des Westens, in Nordspanien (Asturien) und England, der fränkischen Führung folgten, zeigte die Synode in Frankfurt 794, auf der unter Karls Leitung Glaubensfragen entschieden und der Beschluß der Synode von Nikäa (787), der die griechische Form der Bilderverehrung vorschrieb, verworfen wurde. Den äußeren Erfolgen entsprach der Ausbau der staatlichen Einrichtungen. Von Karls Tätigkeit auf diesem Gebiet geben die erhaltenen Gesetze und Verordnungen

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(Capitularien) ein Bild. Das aus dem Spätrömischen überkommene Amt des Grafen (comes, piaelectus) als Richter und Führer des Aufgebots wurde im gesamten Umfang des Reiches eingeführt. Daneben bestanden nur an den Grenzen noch größere Befehlsbezirke, die Marken, unter Markgrafen oder Herzögen (marchio, dux) mit erweiterten Befugnissen. Zu ständiger Aufsicht und Geltendmachung des königlichen Willens dienten die Königsboten (missi regis, missi dominici), die, von Karl zu einer ständigen Einrichtung gemacht, ihre Bezirke (missatica) regelmäßig bereisten. Die ausgedehnten Eroberungen, von großen Enteignungen begleitet, mehrten die Einnahmen der Krone und erlaubten eine starke Vermehrung des Vasalienheeres. Ein Gegengewicht gegen die stets gefährliche Macht der großen Adelsgeschlechter bildeten die Kirchen und Klöster, dem Staat noch stärker als in Spätrom einverleibt durch Befreiung aus der Grafschaft und unmittelbare Unterstellung unter die Krone (Immunität und Königsschutz). Für geordnete Rechtspflege suchte Karl zu wirken durch das Amt der Schöffen als Beisitzer im Gericht, Fehde und Blutrache bekämpfte er durch Ausdehnung des königlichen Schutzes und Friedensgebots, dies freilich nicht mit dauerndem Erfolg. Auch das große Werk der Aufzeichnung aller im Reich geltenden Rechte blieb unvollendet. Von ausgedehnter Bautätigkeit zeugten noch lange die Pfalzen in Aachen, Ingelheim und Frankfurt und zeugt noch heute der Aachener Dom. Der kühne Plan eines Kanals zwischen Donau und Main blieb unausgeführt. Selten geschieht es, daß kriegerische Machtentfaltung mit Blüte geistiger Bildung zeitlich zusammenfällt und derselbe Herrscher ebensosehr als siegreicher Heerführer und Staatslenker wie als Freund und Förderer von Wissenschaft und Kunst gefeiert wird. Bei Karl ist es der Fall. Wie er mit dem Ausbau seines Reiches den Rahmen gespannt hat, in

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dem die Staatengeschichte des Abendlandes von da an für Jahrhunderte spielt, so hat er auch den Boden geschaffen, auf dem die eigentliche Geistesbildung des Mittelalters erwachsen ist. Das Zeitalter kannte im Abendland nur eine Bildung, die römische. Sie war verfallen, aber sie lebte fort in Spanien, von den Arabern nicht gestört, in Italien, wo Ravenna und Pavia die Überlieferung besser als das arg verwilderte Rom fortsetzten, und neuerdings auch in England. Hinter diesen Ländern stand das fränkische Reich infolge der langen Bürgerkriege weit zurück. Einen ersten Anfang zum Besseren hatten die angelsächsischen Missionare gemacht, in ihren Klöstern wurde auch auf deutschem Boden Wissenschaft und Dichtung nach römischem Muster gepflegt. Daß diese Bildung Gemeingut wurde, war Karls Verdienst. Dem Vorbild der Angelsachsen folgend, übertrug er die Aufgabe der Kirche. Klöster und Domkirchen sollten Schulen unterhalten, in erster Linie zur Ausbildung von Geistlichen, aber auch für Laien. Das Beispiel hierfür gab der Hoi. Die jyngen Leute, die seit alters zur Erziehung dorthin gebracht wurden, die Leibgarde des Königs (scara regis, schola palatina), erhielten jetzt Unterricht in den Wissenschaften, an dem Karl selbst mit Söhnen und Töchtern teilnahm. Die Lehrer mußten zunächst aus dem Ausland geholt werden. Die ersten aus Italien: PETRUS VON PISA, PAULINUS VON AQUILEJA, ZU denen später der Geschichtsschreiber der Langobarden, PAULUS DIAKONUS, trat. Als Fürbitter für einen gefangen gehaltenen Bruder gewann er des Königs besondere Gunst, der ihn fünf Jahre (782—787) bei sich behielt und mit ihm Gedichte wechselte. Spanien sandte den Goten THEODULF, den Karl mit dem Bistum Orleans belohnte. Die meisten aber lieferte England, Iren sowohl wie Angelsachsen, unter ihnen den größten Gelehrten seiner Zeit und eigentlichen Reformator des fränkischen Bildungswesens, A L K W I N VON Y O R K . Aus der Schule Bedas (s. oben S. 88) hervorgegangen, war er früh zu Karl in Beziehung getreten, lebte seit 781 an dessen Hof und leitete 796—804 als Abt von St. Martin in Tours die dortige Schule (f 804). Auf vielen Wissensgebieten tätig, Grammatiker, Philosoph, Dichter, vor allem Theologe, hat er als Schriftsteller und Lehrer weithin den größten Einfluß

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geübt. In seiner Schule wurde auch die neue Schrift geschaffen, aus der die heutige Antiqua entstanden ist. Die Früchte dieser Arbeit reiften schon in der folgenden Generation. Aus der Hofschule und aus Tours ging eine ganze Schar von Schriftstellern, Dichtern und Gelehrten hervor, die in Nachahmung der Alten das Beste leisteten, unter ihnen EINHARD, der das Bild Karls in einer Schilderung nach dem Muster von Suetons Kaiserbiographien verewigt hat (Vita Karoli, geschrieben nach 830), aber auch Karls Enkel NITHARD, der die Geschichte des Bürgerkrieges unter und nach Ludwig dem Frommen schrieb. In dem schöngeistiggelehrten Freundeskreis, dessen belebender Mittelpunkt der König war, führten die Mitglieder biblische oder antike Beinamen, die ihrer Tätigkeit entsprachen. Es gab da einen Flaccus (Horaz) und einen Naso (Ovid); Angilbert, der Stolz der Gesellschaft, hieß Homer, weil er Karls Taten in einem (verlorenen) Heldengedicht besungen hatte; Einhard, des Königs Berater in Bausachen, war Beseleel (Erbauer der Stiftshütte), und Karl selbst ließ sich David nennen. Ohne selbst Gelehrter zu sein, ja, ohne nur das Schreiben ganz erlernt zu haben, war er doch imstande, an allem teilzunehmen und die Leistungen zu würdigen. Ja, er dachte weiter, als die ihn umgaben. Gingen diese in Nachahmung der Römer auf, so hat Karl zwar auch auf Erhaltung der alten Schriftsteller größten Wert gelegt — was wir heute von ihnen besitzen, geht fast alles auf Handschriften zurück, die in seinem Reich und unter ihm entstanden —, sein letztes Ziel aber war, die eigene Muttersprache zur Schriitsprache zu erheben. Karl, der neben der romanischen Volkssprache das Lateinische beherrschte und Griechisch verstand, hat sich durchaus als Franke, mithin als Deutscher gefühlt und die Römer nicht gemocht, stets fränkische Tracht getragen und das römische Staatskleid nur zweimal notgedrungen angelegt. Die fränkischen Heldenlieder hat er sammeln und aufzeichnen lassen und damit, wenn die Sammlung selbst auch verloren ist, den Grund für die Pflege der deutschen poetischen Literatur gelegt. Bekannt ist, daß er für die Winde und Monate deutsche Namen erfand, aber sogar an einer Grammatik seiner fränkischen Muttersprache hat er gearbeitet. In seinem Sinn war es, wenn nach seinem Tode Otfried von Weißenburg die Evangelien zu einem fränkischen Gedicht umgestaltete

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(dem „Krist") und ein Unbekannter im „Heliand" den neubekehrten Sachsen die Geschichte Jesu als Heldenlied darstellte. Daß die Anfänge nicht weiter gediehen, war eine der traurigen Folgen des Reichsverfalls, der in der dritten Generation nach Karl einsetzte. Schließlich jedoch, wenn auch spät, hat sich erfüllt, was Karl vorausahnend erstrebte: in der Schule der Alten haben sich deutsche Sprache und Literatur entwickelt und sind Deutsches und Antikes die fruchtbarste Verbindung eingegangen. In seiner Erscheinung, wie Einhard sie schildert, muß Karl das Urbild des germanischen Recken gewesen sein: groß, mäßig beleibt, mit leuchtenden Augen, wozu nur die hohe, dünne Stimme nicht recht paßte. Im Reiten, Fechten und Schwimmen war er Meister und seine Beredsamkeit schon fast Redseligkeit. Den fränkischen Adel beherrschte er so völlig, daß es gegen ihn nur einen einzigen, bald unterdrückten Aufstandsversuch gegeben hat. Wie er Gegner zu gewinnen verstand, hat er an den unterworfenen Langobarden und Bayern und am sächsischen Adel gezeigt. Daß die Härte mancher Maßregeln seiner eigentlichen Natur nicht entsprach, wußte man: er rühmte sich, im Frieden kein Todesurteil haben vollstrecken zu lassen. Karl gehört zu den seltenen Gestalten, deren Persönlichkeit ihre Zeit beherrscht. Mitlebende schon haben ihn den Großen genannt und die Geschichte zeichnet ihn mit diesem Namen aus, den er durch den Glanz seiner Erfolge und die Wirkung seiner Taten auf Zeit und Nachwelt in vollstem Maße verdient.

7. Verfall und Auflösung des fränkischen Reichs Am 28. Januar 814 ist Karl in Aachen gestorben, wo er um der warmen Quellen willen in den letzten Jahren vorzugsweise geweilt hatte. Hier ist er im Dom bestattet worden. Die Nachfolge machte keine Schwierigkeiten. Eine Teilung des Reiches zwischen den drei Söhnen, 806 angeordnet, war hinfällig geworden, da die älteren, Karl und Pippin, vor dem Vater starben. Ludwig, bis dahin Unter-

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könig in Aquitanien, war bereits 813 in den Formen des römischen Rechts zum Mitkaiser erhoben. Bernhard, der Sohn Pippins, der zunächst noch in Italien regierte, wurde nach verunglückter Empörung geblendet und starb an den Folgen (818). Seitdem war L U D W I G I. Alleinherrscher im ganzen weiten Reich. Daß er dieser Aufgabe nicht gewachsen sei, wußte man bald. Ludwig war groß, stark und gewandt, der beste Schütze und Speerwerfer, auch leidenschaftlicher Jäger, aber weder Feldherr noch Soldat, willensschwach und bestimmbar. Den Beinamen „der Fromme" führt er mit Recht, sein Interesse galt vor allem Kirchen und Klöstern, die er nach strengen Grundsätzen zu reformieren suchte. Man nannte ihn den Mönch, und er soll wirklich gewünscht haben, ins Kloster zu gehen. Zunächst lief die Regierung in den Bahnen weiter, die Karl gewiesen hatte, ja es konnte scheinen, als erlebte das Reich erst jetzt seine wahre Blüte. Die Grenzen wurden nach allen Seiten geschützt, die Bretagne einverleibt, die Hoheit über die Wenden nachdrücklich behauptet, der fränkische Einfluß auf die Dänen ausgedehnt und mit der Mission bei ihnen begonnen, mit Konstantinopel der Friede zum Bündnis ausgestaltet, in Rom die Zügel der Herrschaft fester angezogen und durch Gesetz die Papstwahl von der Bestätigung durch den Kaiser abhängig gemacht. Allmählich jedoch wurde die Unzulänglichkeit des Kaisers fühlbar. Sein Ansehen litt, als er wegen harter Maßregeln, zu denen er sich hatte bestimmen lassen (Blendung Bernhards von Italien u. a.), öffentlich Buße tat (822). In den Geschäften ließ er es an Fleiß fehlen, war mit dem Königsgut, das keinen Zuwachs durch Eroberungen mehr erfuhr, allzu freigebig. Schließlich entlud sich die allgemeine Unzufriedenheit im Auistand, der zu zeitweiliger Entthronung des Kaisers und dauerndem Zwiespalt im Reith führte. Den

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Anstoß dazu hatte Ludwig selbst durch widerspruchsvolle Handlungen gegeben, die sich auf die Nachfolge bezogen. Im Jahr 817 war auf dem Reichstag zu Aachen ein Gesetz erlassen, das das altfränkische Throniolgerecht änderte. Um die Einheit des Reiches zu erhalten, wurden den jüngeren Söhnen des Kaisers zwar eigene Teilreiche — Pippin Aquitanien, Ludwig Bayern — zugewiesen, doch sollten sie dem ältesten Bruder, Lothar, untergeordnet und jede weitere Teilung untersagt sein. Dem entsprechend wurde LOTHAR 823 zum mitregierenden Kaiser erhoben. Aber im gleichen Jahr wurde dem Kaiser aus einer 818 geschlossenen zweiten Ehe mit Judith, der Tochter des Grafen Weif, ein Sohn K A R L geboren, den man den „Kahlen" nannte, weil er nach der Ordnung von 817 leer ausging. Um seine Ausstattung bemühte sich die Mutter, während Lothar ihr widerstrebte. Ein Mißerfolg, den Lothars Schwiegervater, Graf Hugo von Tours, 827 gegen die Araber in Spanien erlitt, führte zu seinem und seiner Anhänger Sturz. Ihr Feind, Graf Bernhard von Barcelona, wurde Kämmerer und als Günstling der Kaiserin allmächtig. Nun erhielt auch Karl als Versorgung Schwaben, die Heimat der Mutter. Dagegen erhoben sich 830 mit den Gestürzten im Bunde die drei älteren Söhne des Kaisers und zwangen ihn, die Regierung an LOTHAR abzutreten, der sich aber nicht lange halten konnte. Die Übertragung Aquitaniens auf Karl trieb Pippin 832 zu neuem Aufstand, dessen Niederwerfung mißlang. Nun vereinigten sich alle drei Söhne und erreichten durch trügerische Verhandlungen auf dem Rothfeld bei Kolmar 833, das seitdem das Lügenfeld hieß, mit Hilfe des anwesenden Papstes Gregor IV., daß der Kaiser, von seinen Truppen verlassen, sich den Söhnen ergab und auf dem Reichstag zu Compiègne wegen Unwürdigkeit der Regierung entsagte. Er wurde ins Kloster gesperrt, ebenso Judith und Karl. Aber der Bund der Brüder zerfiel bald, Ludwig von Bayern befreite den Vater, setzte ihn wieder in die Regierung ein und zwang Lothar, sich nach Italien zurückzuziehen. Es herrschten unklare und verworrene Zustände, zumal die Frage der Versorgung Karls nicht ohne Schädigung der älteren Brüder zu lösen war. Eine Teilung, die 839 nach dem Tode Pippins vereinbart wurde — Karl der Westen, Lothar der Osten außer Bayern — trieb LUDWIG VON BAYERN zum Auistand. Während er dagegen erfolgreich zu Felde

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zog, erkrankte der alte Kaiser und starb (20. Juni 840) auf der Rheininsel bei Mainz. LUDWIGS Tod eröffnete den Bürgerkrieg. Wie in den Zeiten der Merowinger stritten die königlichen Brüder um Größe und Wert ihrer Anteile. Als etwas Neues kam hinzu, daß Lothar auf Grund des Gesetzes von 817 Anspruch auf Oberhoheit über die Brüder erhob, unterstützt vornehmlich von der hohen Geistlichkeit, deren Sprengel und Besitzungen bei jeder Teilung Gefahr liefen, zerrissen zu werden. Dagegen taten sich Ludwig und Karl zusammen, vereinigten ihre Heere, nachdem Ludwig durch den Sieg im Ries (an der Wörnitz unweit Nördlingen) den Übergang über den Rhein erzwungen hatte, und schlugen Lothar am 25. Juni 841 bei Fontanetum (wahrscheinlich Fontenoye-en-Puysaye bei Auxerre) entscheidend. Ein Versuch Lothars, Ludwig durch Aufwiegelung der sächsisdien Bauern (im Stellingabund) zu fesseln und ihn von Karl zu trennen, mißlang. Der Aufstand wurde niedergeschlagen, und im Februar 842 verbanden sich in Straßburg Ludwig und Karl durch Eid gegen Lothar. Dabei schwor, um von den Truppen des andern Teils verstanden zu werden, Karl in fränkischer, Ludwig in romanischer Sprache 44 . Nun legten sich wie 587 (s. oben S. 79) die Großen ins Mittel, zwangen die Könige, in gerechte Teilung zu willigen (842), ließen durch ihre Vertreter, 40 von jeder Partei, die Einnahmen aus Königshöfen, Gefällen, Kirchen und Klöstern schätzen und nötigten die Könige, die darauf gegründete Teilung im Vertrag von Verdun (843) anzunehmen. Auf Italien (langobardisches Königreich und römisches Kaisertum) bezog sich das nicht, es verblieb Lothar. Vom fränkischen Reich erhielt er dazu ein Stüde, das im Osten begrenzt war durch Rhein, Aare und Hochalpen, im Westen durch eine Linie ungefähr ent44 Ludwigs Eid ist das ä l t e s t e D e n k m a l des Romanischen, e r h a l t e n in N i t h a r d s H i s t o r i e n 3, 5.

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lang der Sdielde, den Argonnen, der Saône und Rhone, dazu redits des Rheines Friesland. Alles östlich hiervon gelegene Land nebst den Städten Mainz, Worms und Speyer (¡rancia orientalis) fiel Ludwig zu, den man später „den Deutschen" zubenannt hat, alles westliche (Irancia occidentalis) Karl dem Kahlen. Die Grenzen, künstlich gezogen, um den Wert (nicht den Umfang) der Teile abzugleichen, nahmen weder auf geographische Gesichtspunkte noch auf das Volkstum der Bewohner Rücksicht. Nicht das Reich selbst, nur seine Regierung sollte geteilt, Friede und Eintracht zwischen den Königen gewahrt und dadurch die Einheit des Ganzen erhalten werden. Es kann darum auch keinen größeren Irrtum geben, als wenn man im Vertrag von Verdun den ersten Ansatz zu nationaler Staatenbildung sehen will, wie es lange Zeit in Deutschland und Frankreich üblich gewesen ist, so als ob damals Franzosen und Deutsche die widernatürliche Verbindung, zu der sie im Reiche Karls d. Gr. gezwungen waren, hätten lösen wollen. Das wird durch einen Blick auf die Karte wie schon durch die Tatsache der Drei-, nicht Zweiteilung widerlegt. Dem fränkischen Reichsadel, der den Vertrag schuf, lagen nationale Gedanken völlig fern. Daß die westliche Grenze von Lothars Reichsteil später für Jahrhunderte zur Grenze zwischen Deutschland und Frankreich wurde, ist die ungewollte Folge besonderer Umstände gewesen, wie denn auch diese Grenze jeden nationalen Charakter verleugnete, indem sie das welsch redende Lothringen bis zu den Argonnen zu Deutschland, das niederdeutsche Flandern zu Frankreich schlug. Der Vertrag von Verdun hat seinen Zweck, den Frieden zwischen den Königen zu wahren, schlecht erfüllt. Wie einst die Merowinger spähen diese späten Karolinger nach jeder Gelegenheit, einander Land und Leute abzujagen. Eine solche näherte sich, als nach dem Tode Kaiser LOTHARS I . ( 8 5 5 ) dessen Nachkommenschaft zu erlöschen drohte. Seine Söhne hatten ihr Erbe so geteilt, daß der älteste, LUDWIG II., schon seit 8 5 0 neben dem Vater römischer Kaiser, Italien, der jüngste, KARL, das Land zwischen Mittel-

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K a r t e 4.

D a s f r ä n k i s c h e R e i c h nach d e m V e r t r a g v o n V e r d u n 843.

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meer, Alpen und Jura, der mittlere, LOTHAR II., das übrige erhielt, für das seitdem der Name Lotharingien aufkam. Karl starb schon 863, sein Reich teilten sich die Brüder. Ludwig II. hatte keinen Sohn, und Lothar II. lebte in zerrütteten Familienverhältnissen. Von der kinderlosen Königin Thietberga (Dietburg) hatte er sich wegen ihrer angeblichen Verbrechen getrennt, um eine Nebenfrau, Waldrad, zu heiraten, von der er schon einen Sohn hatte. Aber Papst Nikolaus I. (858—867) stieß das Urteil um, verlangte die Wiedereinsetzung Dietburgs und eröffnete damit Karl dem Kahlen die Aussicht, Lothar zu beerben. Wohl glaubte dieser bei einem neuen Papst, Hadrian II. (867—872), seinen Zweck erreichen zu können, aber auf der Rückreise von Rom starb er (869). Sofort suchte Karl sich des verwaisten Landes zu bemächtigen, mußte aber im Vertrage von Meerssen 870 in Teilung mit Ludwig dem Deutschen willigen. Maas und Mosel bildeten jetzt die Grenze. Ein Versuch, nach dem Tode Ludwigs des Deutschen (876) den Rhein zu erreichen, scheiterte in der Schlacht bei Andernach, wo Karl von Ludwigs gleichnamigem Sohn geschlagen wurde. Dagegen haben schon vier Jahre später Karls Enkel, um ihre Kronen zu retten, sich genötigt gesehen, im Vertrag von Ribémont (880) das 870 gewonnene Gebiet dem deutschen Vetter abzutreten. Damit war ganz Lotharingien deutsch und die westliche Teilungslinie von 843 zur deutsch-französischen Grenze geworden. Das innerlich so wenig geeinte Reich war gleichzeitig auf allen Seiten von äußeren Feinden bedroht. Am schwersten litt der Westen unter den Einfallen der Normannen. Damit tritt die letzte, die nördliche Gruppe der germanischen Völkerfamilie in die Geschichte ein. Auch bei den Nordgermanen haben Raubzüge in die Nachbarschaft, vor allem zur See, zu den Gewohnheiten des Daseins gehört. Fortschritte im Schiffsbau werden es gewesen sein, die ihnen seit Anfang des 9. Jahrhunderts erlaubten, ihre Fahrten mit größerer Mannschaft auf weitere Ziele zu richten, bis aus Raub und Plünderung Eroberungen, aus Abenteuern Staatengründungen wurden. Dabei schlu-

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gen die drei Völker, um die es sich handelt, verschiedene Richtungen ein. Die Norweger fuhren vorzugsweise nach Schottland, Nordirland und schließlich nach Island, das sie seit dem Ende des 9. Jahrhunderts besiedelt haben. Die Schweden wandten sich über die Ostsee auf dem Wege, den einst die Goten gezogen waren, die Newa und Düna hinauf, den Dnjepr hinab ans Schwarze Meer, gründeten in Kijew und Nowgorod Fürstentümer und wählten die Balkanhalbinsel und Konstantinopel zum Ziel ihrer Kriegsfahrten zu Lande und zu Wasser. Sie nannten sich Rothmenn, d. h., Ruderer 45 , woraus die Namen Russen und Rußland entstanden sind, ihre Gefolgschaften hießen Baeringjar (Waräger), d . h . Eidgenossen oder Fahrtgenossen, ihre ersten Führer Roridi (Rurik), Helge (Oleg), Ivar (Igor) u. ä., und noch im 12. Jahrhundert, nachdem sie längst das griechische Christentum angenommen hatten, trugen Staat und Fürsten von Kijew unverkennbar nordisch-germanische Züge 48 . Westeuropa hatte es hauptsächlich mit den Dänen zu tun. Da ihrer Ausbreitung zu Lande seit Unterwerfung der Sachsen durch die Franken der W e g gesperrt war (Itzehoe ist im J a h r e 809 als Festung gegen sie erbaut worden), wandten sie sich um so mehr der Seefahrt zu. 793 haben sie die englische, 799 die nordfranzösische Küste heimgesucht, so daß Karl d. Gr. den Bau einer Flotte und ständigen Küstenschutz plante, was aber nicht zur Ausführung kam. Versuche, sie durch Benutzung innerer Streitigkeiten und durch Bekehrung zum Christentum unter fränkischen Einfluß zu bringen, führten nicht zum Ziel. Dagegen benutzten die Dänen den fränkischen Bürgerkrieg, um seit 834 Friesland wiederholt zu überfallen und sich auf der Insel Walcheren festzusetzen. 841 trat ihnen Lothar, der sich ihrer zu bedienen hoffte, außer dieser Insel den wichtigen Hafen von Duurstede (am Lek) ab. " Ruotsi heißen im Finnischen und Estnischen die Schweden nodi heute. " G. Laehr, Die Anfänge des russischen Reiches (1930), M. Roslovtz e f f , Les origines de la Russie kiévienne (Revue des études slaves 2, 1922).

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Von diesen Stützpunkten aus konnten sie ihre Raubzüge ständig wiederholen und, die Flüsse hinauffahrend, bis tief ins Binnenland ausdehnen, plündernd und raubend, wobei sie es besonders auf die Schätze der Kirchen und Klöster abgesehen hatten. Nach Zerstörung von Rouen (841) und Quentovic (Etaples), dem wichtigsten Hafen am Kanal (842), beherrschten sie die fränkische Nordküste ungehindert. Schon 820 waren sie einmal in Aquitanien erschienen, 843 überfielen und plünderten sie Nantes, 844 fuhren sie in die Garonne und gelangten bis Lissabon, Cadix und Marokko, 845 standen sie vor Paris, 847 zerstörten sie Bordeaux. Seit 850 traten sie in größeren Scharen auch beritten auf, plünderten 851 Tours, schufen sich an den Mündungen der Ströme dauernde Stützpunkte und dehnten 859—862 ihre Fahrten bis ins Tyrrhenische Meer aus, zerstörten Pisa und Luna (bei Spezia). Wie sie sich dieser Stadt durch List und Betrug zu bemächtigen wußten und wie sie dort hausten, ist nach ihrer eigenen Überlieferung von Dudo von St. Quentin (um 1000 n. Chr.) aufgezeichnet worden, eine Episode, die man als typisch für ihre Art ansehen darf. Seit 865 beschränkten sie sich auf Frankreich nördlich der Loire, mit der Absicht, sich bleibend dort niederzulassen. Das nötigte endlich, auf wirksame Abwehr zu sinnen. Es wurden Landwehrverbände und größere Befehlsbezirke geschaffen, mit dem Erfolg, daß die Einfalle seltener wurden und seit 873 für einige Zeit ganz aufhörten. Auch das Ostreich hatte von den Dänen zu leiden. Hamburg, als Missionserzbistum für den Norden gegründet, wurde 845 von ihnen zerstört, das Bistum erlosch und mußte 847/8 mit Bremen vereinigt werden. Um der wirksameren Verteidigung willen wurde ein Herzogtum in Sachsen geschaffen und Ludolf, einem mit dem König verschwägerten sächsischen Edeln, übertragen. Er ist der Stammvater des späteren sächsischen Kaiserhauses. Andere Haller/Dannenbauer, Germanen

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Schwierigkeiten verursachte die Entstehung eines slawischen Großreiches in Mähren u n t e r Herzog Rastislaw (846), das sich der fränkischen O b e r h o h e i t zu entziehen suchte. Künftige G e f a h r e n k ü n d i g t e n sich an im ersten Erscheinen der Ungarn an der Ostgrenze (862). W i e d e r h o l t e n Zwistigkeiten im eigenen H a u s e hat Ludwig 865 ein Ende gemacht, indem er die Söhne mit eigenen Herrschaften ausstattete: Ludwig d. J. erhielt Sachsen (und Thüringen), Karlmann Bayern, Karl Schwaben. Das Westreich w u r d e außer dem Schaden, den es durch die N o r m a n n e n erlitt, geschwächt durch A u f s t ä n d e in Aquitanien, das sich der fränkischen Herrschaft n u r widerwillig fügte, und durch den Abfall der Bretagne, die sich unter eigenen Fürsten u n a b h ä n g i g machte. Trotzdem h a t Karl der Kahle geglaubt, die F ü h r u n g des Gesamtreichs an sich bringen zu können. Die Gelegenheit bot sich, als im J a h r e 875 die älteste Linie der Karolinger, die kaiserliche, im M a n n e s s t a m m erlosch. Die Regierung LUDWIGS II., der seit 850 als Kaiser den Vater in Italien vertrat, hatte große Ziele verfolgt. Ihre dringendste A u f g a b e w a r die A b w e h r der Araber, die seit 827 v o n A f r i k a aus in Sizilien Fuß gefaßt, 831 Palermo genommen, seit 840 aufs Festland übergegriffen u n d die H a f e n s t ä d t e Tarent, Bari und Brindisi erobert hatten. Seitdem sperrten sie das Adriatische M e e r und plünderten die Küsten des Tyrrhenischen. 846 glückte es ihnen, bei Ostia zu landen, Rom zu überfallen und die Kirchen v o n St. Peter u n d St. Paul zu plündern 4 7 . Als sie 849 w i e d e r k a m e n , wurden sie zwar v o n den Römern mit Unterstützung d e r Flotte v o n N e a p e l bei Ostia geschlagen und ihre Schiffe auf der Rückfahrt vom Sturm vernichtet, aber ihre Macht w a r da47 Erst dieser Vorfall gab Anlaß, die Vorstadt, in der St. Peter liegt, zu ummauern. Sie w u r d e nach dem r e g i e r e n d e n Papst, Leo IV., die Leostadt genannt, ihr Kern heißt seit der A u s s ö h n u n g zwischen Papst und Italien 1929 Città del Vaticano (Vatikanstadt).

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durch nicht gebrochen. Ihr Vordringen fand sogar vielfach Entgegenkommen bei den Herrschern des zersplitterten Unteritalien, den langobardischen Fürsten von Benevent und Salerno (Erben des seit 849 geteilten Herzogtums Benevent) und den zum griechischen Reich gehörenden Städten Neapel, Gaeta, Amalfi und Otranto. Ludwig II. hat danach gestrebt, die örtlichen Kräfte zum Kampf gegen die Araber zu einigen und damit zugleich die eigene Herrschaft in Unteritalien zu begründen, wie er auch in Rom als Herr auftrat und die Papstwahlen wiederholt nach seinem Willen lenkte. An Erfolgen hat es ihm nicht gefehlt. Nach jahrelangen unentschiedenen Kämpfen konnte er im Februar 871 mit Hilfe der byzantinischen Flotte Bari erobern und zugleich in Benevent sich selbst zum Herrn machen. Die Einigung Italiens schien vor der Tür zu stehen. Da wurde er in Benevent (871) von dem beiseite geschobenen Herzog Adalgis überfallen, gefangen genommen und nur gegen das eidliche Versprechen, sich nicht mehr in Benevent einzumischen, freigelassen. Wohl hat er den Kampf sogleich wieder aufgenommen, aber ohne Erfolg. Denn nun trat ihm der griechische Kaiser BASILIUS I. (867—886) entgegen, sammelte die örtlichen Kräfte um sich, ließ sich vom Beneventer huldigen und begann die byzantinische Herrschaft in Unteritalien wiederherzustellen. Als Ludwig II. 875 starb, war die fränkische Macht auf Ober- und Mittelitalien beschränkt, aus dem Süden der Halbinsel verdrängt. Seine Erbschaft trug, im Wettstreit mit den deutschen Verwandten, K A R L DER KAHLE davon. Er hatte sich des Papstes JOHANNES VIII. versichert, der ihn als Herr von Rom am 25. Dezember 875 zum Kaiser krönte, ließ sich auf dem Rückweg in Pavia auch zum König des langobardischen Reiches erheben (Februar 876), mußte aber, als er 877 wiederkam, vor der überlegenen Macht KARLMANNS von Bayern schon am Po umkehren und starb auf dem Rückzug 8-

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im Oktober 8 7 7 . Sein Sohn, LUDWIG DER STAMMLER, von den weltlichen Großen abhängig, trat die Erbschaft des Vaters in Italien nicht an. Umsonst suchte Johannes VIII. das Beispiel Stefans II. nachzuahmen, kam selbst über die Alpen und mahnte auf dem Reichstag in Troyes 878 an den Vertrag von Ponthion (s. oben S. 90). Er fand taube Ohren. Statt der Westfranken erschien — da Karlmann erkrankt war und 8 8 0 starb — KARL VON SCHWABEN als König in Italien, empfing 881 audi die Kaiserwürde in Rom, kehrte jedoch alsbald wieder heim. Johannes VIII., jeden Rückhalts beraubt und von den Nachbarn des Kirchenstaats bedrängt, fiel seinen Gegnern in der eigenen Stadt zum Opfer und wurde 882 ermordet. Inzwischen hatte die Bedrohung des Reichs durch die Dänen auf der ganzen Linie zugenommen. Im Kampf gegen sie war der sächsische Herzog Brun, Ludolfs Sohn, 880 gefallen, und im Westen, wo seit dem Tode Ludwigs des Stammlers (879) dessen Söhne LUDWIG und KARLMANN regierten, war die Lage dadurch nicht gebessert, daß 881 eine dänische Schar an der Mündung der Somme bei Saucourt vernichtet wurde. Ludwig, an dessen Name der Ruhm des Sieges sich knüpfte, starb schon 882, Karlmann am 12. Dezember 884. Um die Kräfte des ganzen Reiches gegen den Feind zu vereinigen, erhob man unter Ubergehung eines dritten, erst 5jährigen Prinzen Karl den einzigen erwachsenen Karolinger 48 , den ostfränkischen König und Kaiser 4 KARL III. · zum König audi im Westen. Aber Karl, wie seine Brüder frühem Siechtum verfallen, enttäuschte völlig. Gegen die Dänen, die 885/6 Paris belagerten, tat er nichts und begnügte sich, weitere Plünderungen abzukaufen, indem er den Feinden Winterquartiere in Burgund überließ. Das führte zu seinem Sturz. An der Spitze einer Verschwö" Ludwig d. J. war 882 gestorben. " Der Beiname des Dicken ist spätere Erfindung.

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rung erschien der Sohn Karlmanns von Bayern, A R N U L F VON KÄRNTEN, als Anwärter der Krone. Er fand keinen Widerstand, während Karl, von allen verlassen, im November 887 abdankte und schon am 13. Januar 888 starb. Auf der Reichenau sieht man sein Grab. So wenig er im Leben geleistet hatte, sein Tod brachte den Zerfall des Reiches. In der gewaltigen Ausdehnung, die es seit Karl d. Gr. erreicht hatte, wurde es nur durch die Klammer des gemeinsamen Herrscherhauses zusammengehalten. Der fränkische Adel, der in früheren Zeiten und noch 843 die Einheit gegenüber dem Erbstreit der Könige aufrechterhalten hatte, war inzwischen mit den gesonderten Bedürfnissen der verschiedenen Landschaften verwachsen, aus einem Reichsadel zum Landesadel geworden und schritt jetzt überall zur Erhebung von einheimischen Königen. Den Anfang damit hatte man schon 879 in der Provence gemacht, indem man den Grafen Boso VON VIENNE, Gemahl der Tochter Ludwigs II., zum König erhob, der aber die Oberhoheit Karls III. noch anerkannte. Nach Karls Tode sagten sich die Großen des Westreichs vom Königshause los und gaben die Krone dem Verteidiger von Paris, Graf ODO (888—898). Das gleiche geschah in den Westalpen, dem ehemals burgundischen Reich: der Weife RUDOLF ließ sich in St. Maurice krönen, streckte die Hand nach dem Reiche Lothars II. aus, stieß dabei aber auf den erfolgreichen Widerstand Arnulfs. In Italien trat eine Spaltung ein. Im Norden warf sich Markgraf BERENGAR VON FRIAUL zum König auf, kam aber nicht viel über Verona hinaus, während der Herzog W I D O VON SPOLETO im übrigen Königreich Anerkennung und 891 in Rom die Kaiserwürde erlangte. Ein erster Feidzug ARNULFS gegen ihn (894) blieb in der Lombardei stecken, und erst nach dem Tode Widos, dem sein Sohn LAMBERT gefolgt war (894), führte ein zweiter, mit Übermacht unternommener Zug im Februar 896

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zur Erstürmung Roms und Kaiserkrönung A R N U L F S . Da aber ereilte den neuen Kaiser das Schicksal seines Geschlechts: ein Schlaganfall warf ihn nieder, als Halbgelähmter mußte er heimkehren. Die Krone von Italien fiel, nachdem Lambert 898 tödlich verunglückt war, an Berengar I., der aber eine wirkliche Herrschaft nicht mehr auszuüben vermochte. Während im Süden die Griechen sich ausbreiteten, der Norden den Einfallen der Ungarn offen lag, rissen die Großen des Königreichs in ihren Gebieten die Macht an sich. Ein Versuch LUDWIGS von der Provence, sich zum Herrn zu machen, führte wohl zu dessen Kaiserkrönung (901), endete aber (905) mit seiner Gefangennahme und Blendung. Das Königreich in Auflösung, das Kaisertum erloschen, so trat Italien in die neue Zeit ein. Ähnlich war die Lage nördlich der Alpen. Im Westreich war nach dem Tode Odos (898) der rechtmäßige Erbe, Ludwigs des Stammlers jüngster Sohn, K A R L (DER EINFÄLTIGE), als König anerkannt worden, aber Herr des Reiches war er nicht. Seit dem Tode Karls des Kahlen war die Krone verarmt, die Macht des Adels gestiegen. Seine Häupter bereicherten sich, indem sie als Laienäbte die großen Klöster in ihren Besitz brachten. Zudem hatte die Verteidigung gegen die Normannen zur Bildung größerer Machtgebiete mit selbständiger Regierungsgewalt geführt. In Burgund und Aquitanien, in Anjou (Neustrien) und an der Seine (Francien) lebte das Herzogtum wieder auf und stellte den König vollständig in den Schatten. Dabei dauerten die Einfälle der Normannen fort, ja sie nahmen zu. Eine Schar von ihnen setzte sich 896 an der Mündung der Seine fest, breitete sich längs der Küste aus und durchzog von hier aus das Binnenland, gelegentlich bis nach Burgund und in die Auvergne vordringend, raubend und plündernd, mordend und zerstörend. Erfolgreiche Verteidigung wäre nur zur See möglich gewesen, aber das fränkische Reich hat nie-

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mais eine Flotte besessen. So blieb schließlich nichts übrig, als die Feinde ins Reich aufzunehmen und ihnen den Schutz des Landes gegen ihre eigenen Volksgenossen zu übertragen, wie es einst das römische Reich mit andern germanischen Völkern getan hatte. Das geschah im Jahre 911. In einem förmlichen Friedensvertrag (zu St. Clair an der Epte) verlieh Karl der Einfältige dem Häuptling R O I F , der dabei mit seinem Gefolge die Taufe nahm, den Küstenstrich, der schon von den Normannen besetzt war und seitdem Normandie heißt, als Lehen mit dem Herzogstitel. Rolf und seine Erben haben zwar weiter erobernd um sich gegriffen, aber die Raubzüge hörten auf, und die angesiedelten Normannen verschmolzen in wenigen Menschenaltern mit der gallorömisdien Bevölkerung, deren Sprache sie annahmen. Nur die abenteuerliche Unternehmungslust, die wilde Tapferkeit und Freude an der Seefahrt bewahrten sie sich. Diese Eigenschaften haben sie als Eroberer und Staatengründer nach England und Unteritalien und bis nach Syrien geführt, die letzten und zähesten Sprößlinge der germanischen Völkerfamilie. Von den Dänen hat das Ostreich weniger zu leiden gehabt. Hier waren es hauptsächlich die Landschaften an Niederrhein und Mosel, die von ihnen heimgesucht wurden. Trier ist von ihnen (883) geplündert, das Kloster Prüm (882) völlig zerstört worden. Ein Sieg, den König Arnulf 891 bei Löwen über sie erfocht, hat sie nicht abgeschreckt, schon 892 waren sie wieder da und überfielen Prüm zum zweitenmal. Auch die Verteidigung, die Arnulf einrichtete, indem er seinen unebenbürtigen Sohn ZWENTIBOLD zum Unterkönig in Lothringen einsetzte, hätte nicht viel genützt, denn Zwentibold taugte wenig, verwickelte sich in Fehden mit einheimischen Großen und wurde i. Jahre 900 erschlagen, wären die Feinde nicht seit ihrer Festsetzung in der Normandie ganz nach dem Westen abgelenkt worden.

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Arnulfs Tätigkeit war vor allem wegen den gefährlichen Nachbar im Osten, den Fürsten SWATOPLUK von Mähren, gerichtet. Gegen ihn bediente er sich der Hilfe der Ungarn (Magyaren), die freilich bald eine ungleich größere Gefahr werden sollten. Dieses finnisch-mongolische Volk aus der Ebene am Ural war in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts schon bis ins heutige Bessarabien und Rumänien vorgedrungen. In abendländischen Berichten werden die Ungarn 862 zum erstenmal erwähnt als behende Reiter und sichere Bogenschützen von zügelloser Wildheit. Der Zerfall des mährischen Reiches nach Swatopluks Tode (895) erlaubte ihnen, in der Ebene der Theiß und Maros unter ihrem Fürsten Arpad sich auszubreiten, von wo aus sie bald der Schrecken ihrer westlichen Nachbarn wurden. Arnulf hat das nicht mehr erlebt. Ende 899 ist er gestorben, nachdem er schon 897 seinem damals vierjährigen Sohne Ludwig die Nachfolge gesichert hatte. Aber auch LUDWIG IV., das Kind genannt, ist schon 911 mit 18 Jahren gestorben. Sein Königtum war eine Zeit des Unheils für das Reich. Den Einfallen der Ungarn gegenüber machtlos, im Innern von Fehden zerrissen, erlebte Deutschland jetzt in ähnlicher Weise wie das Westreich ein Emporsteigen von Landesfürsten als Rivalen des Königs. Hier waren es die Markgrafen, die in der Verteidigung der Grenzen gegen Dänen, Ungarn und Burgund ihre Macht auf das Hinterland ausdehnten und so die ehemaligen Stammesgebiete der Sachsen und Thüringer, Bayern und Schwaben zu Herzogtümern erhoben. Nur die Bischöfe hielten ihnen noch einigermaßen Widerpart. Bischöfe wie Hatto von Mainz und Salomo von Konstanz waren es auch, die für den junseinen Nebenbuhler ADALBERT VON BABENBERG (dem spätesich Herzog der Franken nennen ließ, der mächtigste Herr gen König die Geschäfte führten, neben ihnen K O N R A D , der an Lahn und Main und im Reich, seit es ihm gelungen war, ren Bamberg) zu überwinden und hinrichten zu lassen (906).

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So weit es noch eine königliche Macht in Deutschland gab, übte Konrad sie in Ludwigs Namen, und als Ludwig starb wurde ihm auch der Name zuteil. Dem Beispiel der übrigen Reichsteile folgend, gingen die Großen über den Erbanspruch des Königshauses hinweg und erhoben statt Karls des Einfältigen den bisherigen Regenten, K O N R A D I . , zum König. Damit war das Reich Karls des Großen tatsächlich aufgelöst. Wohl sprach man noch lange auch in Deutschland von einem Reich der Franken, in dem das römische Reich wieder aufgelebt sei, aber das wurde mehr und mehr zur Erinnerung. Neue Reiche traten die Erbschaft an, und in ihren Wechselbeziehungen hat die Geschichte des Abendlandes sich seitdem abgespielt. So kurze Zeit das fränkische Weltreich bestanden hat, so gewaltig sind seine Nachwirkungen auf allen Gebieten. Die neuen Staaten, die aus ihm hervorgingen, haben sämtlich ihre Verfassung von ihm übernommen. Der feudale Staat des Mittelalters, der in verschiedenen Ausprägungen das Abendland beherrscht, ist im fränkischen Reich ebenso vorgebildet wie die ständische Gliederung der Gesellschaft, die das Mittelalter um Jahrhunderte überdauert hat. Im Frankenreich ist mit Karl d. Gr. der Herrscher aufgetreten, dessen Gestalt den folgenden Jahrhunderten als Verkörperung des Königsgedankens erschien, als der König, wie man ihn sich dachte und wünschte, Kriegsheld und Friedenshort, ehrfurchtgebietend, gerecht und weise. Auch die Nachbarvölker im Osten haben in ihm das Idealbild des Herrschers gesehen und aus seinem Namen das Wort gebildet, das in ihren Sprachen bis heute den König bezeichnet (slawisch korol, magyarisch kiraly). Unter fränkischem Schutz konnte eine wissenschaftliche und künstlerische Bildung sich entfalten, die aus den Quellen des Altertums sich nährte und doch an neuen Keimen genug enthielt, um dem

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Denken und Suchen der neuen Völker zur Entfaltung zu verhelfen. Die frühe Hochblüte zwar, die unter Karl dem Großen begann, hat das dritte Viertel des Jahrhunderts nicht überdauert, da die Dänen- und Ungarnnot die Schulen veröden ließ, ein eisernes Geschlecht heranwuchs und die Literatur erstarb. Dennoch wurzelt, was man Wissenschaft des Mittelalters nennt, in fränkischen Klöstern und Kirchen des 9. Jahrhunderts. Daß von den bildenden Künsten das gleiche gilt, ist bekannt. Auch in ihrer Geschichte wird mit Karl d. Gr. ein neues Buch aufgeschlagen, in das die folgenden Jahrhunderte ihre Taten eintragen. Die größte und dauerhafteste Schöpfung dieser Zeit aber finden wir auf dem Gebiet von Christentum und Kirche. Hier vollzog sich und wurde zum Gemeingut der abendländischen Nationen jene eigentümliche Verschmelzung römisch-griechischer Formen und Begriffe mit germanischen Empfindungen und Vorstellungen, die als kirchlich-ritterliche, fromm-kriegerische Gläubigkeit dem Mittelalter erst den Stempel aufdrückt. Hier erhielt die Kirche die breite und einflußreiche Stellung im öffentlichen Leben, breiter und einflußreicher als in Spätrom, dem Staat ebenbürtig, ja, wenn sie es verstand, überlegen. Hier wurde auch für ihre Gesamtverfassung der Grund gelegt, der Gehorsam gegen St. Peter und seine Nachfolger zum Bekenntnis und der Papst in Rom zum regierenden Oberhaupt und Vorgesetzten aller Kirchen des Abendlandes gemacht. Wie tief diese Uberzeugung von der Pflicht zur Unterwerfung unter den Spruch des Papstes in den Gemütern wurzelte, zeigte sich, als ums Jahr 850 ein Unbekannter, der sich Isidorus Mercator nannte, in der Kirchenprovinz von Reims, um die Macht seines Erzbischofs zu brechen, das geltende Kirchenrecht umzustoßen versuchte, indem er ein ganzes Gesetzbuch der Kirche erfand, dessen einzelne Vorschriften, etwa 100 gefälschte Schriftstücke, er den römischen Bischöfen der

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ersten zwei Jahrhunderte unterschob. Er täuschte sich nicht, wenn er annahm, daß unter päpstlicher Flagge der Betrug am sichersten sei, weil einem römischen Machtspruch niemand sich widersetzen würde. Die Fälschung, von wenigen Zeitgenossen nur geahnt, blieb unentdedct und aus den Pseudo-isidorischen Dekre talen haben spätere Zeiten wertvolle Bausteine geholt, um den Turm der päpstlichen Weltherrschaft aufzurichten. Einen Versuch, den Papst zum unumschränkten Herrn aller Bischöfe und zum geistlichen Richter über Könige und Fürsten zu erheben, hat schon das 9. Jahrhundert gesehen. 50 NIKOLAUS I. (858—867) hat den vornehmsten Prälaten des Westreiches, Erzbischof Hinkmar von Reims, zum Gehorsam gebeugt, indem er Urteile, die jener in seinem Sprengel gefällt hatte, umstieß und ihn zwang, die Abgesetzten, Bischof Rothad von Soissons und Priester Wulfhad, wieder einzusetzen. In den Ehestreit Lothars II. (s. oben S. 111) griff er ein, hob die von den Landesbischöfen ausgesprochene Scheidung auf, setzte die Erzbischöfe von Köln und Trier ab und wollte den König durch Ausschluß von den Sakramenten nötigen, auf Waldrad zu verzichten. Sogar gegenüber Konstantinopel trat er als Richter auf, verhängte über den vom Kaiser erhobenen Patriarchen Photios Absetzung und Exkommunikation (863) und rief, als Photios mit der gleichen Maßregel gegen ihn antwortete, die Kirche des ganzen Abendlands zum Kampf wider die Griechen auf. Das Ende hat er nicht erlebt, und es ist die Frage, ob er bei längerem Leben gesiegt haben würde. Sein Nachfolger trat sogleich den Rückzug an. Lothar wurde zum Abendmahl zugelassen, und nur der Zufall eines Regierungswechsels auf dem griechischen Kaiserthron hat Rom in der Sache des Photios zu vorübergehendem Siege verholfen. Aber schon JOHANNES VIII. (872—882) hat die Wiedereinsetzung des Photios nicht zu verhindern und nicht einmal den altüberlieferten Vorrang vor Konstantinopel zu behaupten vermocht. Wie sehr er in den Kämpfen der italischen Mächte seine Selbständigkeit verloren hatte, zeigte schon sein trauriges Ende (s. oben S. 116). Die Auflösung des fränkischen Reiches machte seine Nachfolger vollends zu Werk51

J. Haller,

N i k o l a u s I. u n d P s e u d o i s i d o r (1936).

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zeugen und Opfern örtlicher Parteikämpfe. Während jedoch dje Entfremdung vom Osten, die unter Nikolaus I. hervorgetreten war, immer weitere Fortschritte machte, ließ der Westen in seinem Glauben an die überweltliche Macht St. Peters durch keine Unwürdigkeit seiner irdischen Vertreter sich irremachen. Ungebrochen ging die Idee des Papsttums, wie die fränkische Zeit sie geschaffen hatte, auf die Nachwelt über. So darf man sagen: als das fränkische Reich zerfiel, war die Aufgabe erfüllt, die den Germanen bei ihrem Eintritt in die Geschichte gestellt war: sich mit dem römischen Weltreich in Staat und Bildung auseinanderzusetzen und durch Verschmelzung der neuen Werte, die sie mitbrachten, mit dem Erbteil der Antike ein neues Zeitalter der Gesittung zu eröffnen. Den Franken als dem erfolgreichsten Zweige der germanischen Familie war es vorbehalten, diese Aufgabe zu lösen: zu erhalten, was vom Alten noch lebendig war, und Neues zum Leben zu erwecken. Als Vermittler zwischen alter und neuer Zeit stehen sie da, Fortsetzer und Neuerer zugleich. Ein Weltreich wie das römische, alle Länder und Völker in dauerhaftem Rahmen zusammenfassend und zu innerer Einheit verschmelzend, haben sie nicht geschaffen. Dazu waren sie nicht stark, nicht überlegen genug. Der staatliche Reifen, den sie um die neu entstehenden Nationen gelegt hatten, zersprang bald und gab den einzelnen die Wege zu verschiedener Entwicklung frei. Aber was sie geschaffen hatten, genügte, den neuen Staaten, denen ihr Reich im Sterben das Leben gab, den Stempel der Verwandtschaft aufzudrücken. Ihr Werk war es, daß die germanischen Völker nicht im Römertum untergingen, daß auch nicht an die Stelle der zerstörten römischen eine germanische Welt erschien, nodi weniger Römisches und Germanisches geschieden, fremd und feindselig nebeneinander traten, sondern im Ausgleich ihrer Naturen eine germanisch-römische Staatsordnung und Gesittung sich

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bildete, die des Gleichartigen genug enthält, um aus dei Mannigfaltigkeit ihrer Teile stets neue Antriebe der Fruchtbarkeit und Steigerung zu schöpfen.

Register Aachen 76, 94, 102, 10¡ Aare 57, 78, 108 Abbasiden 96 Abbio 99 Abd-el-Râhmân 84, 96 Adalbert von Babenberg 123 Adalgis 93, 115 Adda 62 Adrianopel 44 Adriatisdies Meer 93, 114 Aegidius 58 Ägypten 73 Aëtius 56 Afrika 49, 51, 52, 57, 59, 64, 67 f., 73 f., 83, 113 Agiluf 72 Agrippa 29 Aisten 64 Aistulf 75, 91 f. Aix 19 Alanen 47, 50 Alarkh 46 ff., 52 Alboin 71 Albruna 25 Alemannen 38ff., 43f., 57, 64, 76 f. Alexander Severus 38, 57 Algier 51 Alkwin 103 Alpaid 82 Alpenländer 95 Altmühl 36 Amalaswintha 63, 66, 67 Amaler 61, 66 Amalfl 115 Amalfrieda 67 Amblève 82 Ammianus 53 Andalusien 51 Andelot 79 Andernadi 31, 36, 111 Angeln, Angelsachsen 34, 58, 85, 103 Angilbert 104 Angriwaren 96 Anjou 119 Ankona 73 Anthemius 57 Ansegis 81

Antiochia 38, 68 Appennin 47, 55 Aquileja 36, 55 Aquitanien 81 f., 92 95, 107, 113, 119 Arbogast 45 Arbon 39 Argonnen 109 Arier 16 Ariovist 19 Arkadius 46, 52 Arles 57, 84 Arminius 30 f. Armorica s. Bretagne Arnulf von Kärnten 118

•— von Metz 80 Arpad 123 Artus 85 Aspar 52 f., 61 f. Asti 46 Asturien 83, 101 Athalarich 66, 68 Athanagild 70 Athanaridi 44 Athaulf 49 Athen 38 Attalus 48 Attigny 99 Attila 53 ff. Augsburg 29 Augustin 50, 87 Augustus 29 ff. Aurelian 39 Austrasien 78 f. Authari 72 Auvergne 57, 119 Avignon 84 Awaren 71, 73, 81, 99, 101 Badwila s. Totila Bagdad 96, 101 Bayern 47, 58, 71, 78, 81 f., 88 f., 95, 105, 114, 123 Balearen 57 Balkan 17, 38, 45, 61, 66, 73, 112 Bardengau 34, 96 Bardowiek 34 Bari 114 Bar le Duc 90

Basilius I. 115 Basken 96; vgl. Gascogne Bastarnen 35 Bauto 52 Beda 88 Begga 81 Beiisar 67 Benevent 72, 74, 91, 93, 115 Berchar 81 Berengar von Friaul 118 Bernhard, König von Italien 106 —, Graf von Barcelona 107 Bernicia 86 Bertha 87 Bessarabien 123 Bleda 53 Bobbio 88 Bobo 82 Boëthius 63 Böhmen 17, 30, 34, 36, 58, 71, 81 Boj er 30 Bojowaren 58 Bonifatius (Winfried) 88 — von Afrika 51, 54 Bordeaux 49, 84, 113 Bornholm 34 Boso von Vienne 118 Bosporus 43 Bourgogne 78 Brabant 76, 78 Brandenburg 34 Bregenz 39 Bremen 100, 113 Brennus 50 Bretagne 95, 106, 114 Brindisi 114 Britannien 47, 58, 85, 96 Brukterer 33 Brun, Herzog 116 Brunhild 78 f. Bulgaren 45, 62, 73, 101 Burgund, Burgunden 34, 38, 39, 47, 54, 57, 59, 64, 78, 116, 118

128 Cadix 70, 113 Caesar 16, 19, 23, 29 Cambrai 82 Cannstatt 83 Canterbury 87 f. Caracalla 37 Carcassòne 96 Casslodor 63 Cenon 84 Ceuta 83 Champagne 55 Cherusker s. Herusker Chllderich I. 58 — III. 67, 90 Chilperidi 79 Chlodwig 58, 60, 64, 76f., 88 Chrotechild 76 Chrysopolis 43 Claudius 38 Columba 88 Commodus 36 Compiègne 107 Constantius 54 Cordova 70, 84, 96

Register Ebro 96 Ebroin 81 Edda 44 Eichstädt 89 Einhard 94, 104 Elbe 18 ff., 29, 32, 34, 71, 97 Elsaß 19, 40, 57, 59 Ems 33 Engem 96 England 101, 103 Enns 58 Eresburg 97 Erfurt 89 Erich von Friaul 101 Ermenrich 44 Essex 87 Ethelbert 86 Eudo 84 Eudokia 52 Eugenius 45 Eurich 57, 60 Eutharidi 63

Fiesole 47 Flandern 76, 78, 109 Folrad 91 Fontanetum 108 Dänen 106, 112, 116 Franchecomté 78 Dagobert 80 Francien 119 Dakien 39, 41, 44 Franken 34 , 40, 43 , 54, Dalmatien 94 58 f., 64, 68, 71 fl. Dauphlné 57, 78 Frankfurt 101 Delra 86 Frankreich 17, 59, 109 Dekumaten 35, 38 ff., Fredegund 41, 59 Freising 89 Desiderius 92 Friaul 36, 118 Detmold 31, 98 Friesen, Friesland 33, Deutz 98 81, 89, 109, 112 Diemel 97 Frigidus 45 Dietburg 111 Frithigern Dietrich von Bern 64 f. Fritzlar 89,44 97 Diokletian 39 f., 52 Fulda 89 Dnjepr 37, 112 Dobrudsdia 45 Gaëtha 115 Dokkum 89 Gal 88 Don 43, 47, 53 Galizien 36 Donar 24 Galla Placidla 49, 54, Donatlsten 52 56 Donau 17, 29 f., 32, 36, Gallien 16, 19 f., 25, 38 f., 41, 44, 47, 70, 29, 33, 39, 47, 49, 54, 73, 78, 102 76, 78, 84 Drusus 30 G allien us 42 ff. Dudo von St. Quentin G als wind 79 113 Garonne 64, 79, 113 Düna 112 Gascogne 95 Duurstede 112 Gauten 35

Geiserich 51 f., 56, 67 Geismar 89 Gelimer 68 Genua 72 Gepiden 35, 58, 62 f., 71 Germanicus 31 Gerold 101 Gibraltar 83 Gießen 36 Glykerius 57 Götarik 35 Goten (Ost-, West-) 34, 37 fl., 41, 44, 54, 68, 74, 83, 112 Gotland 35 Gratian 40, 44 Gregor I. 87 — II. 74 — IV. 107 Griechen 14 fl., 24, 41, 46, 54, 87, 94, 101, 119 Grimwald 82 Grüningen 36 Gilnzburg 39 Gundacher 54 Günzenhausen 36 Hadrian 35, 88 — I. 93 — II. 111 Halberstadt 100 Hamaven 33 Hamburg 113 Hameln 98 Hanau 36 Harun el Raschid 101 Harz 97 Hase 98 Hatten s. Hessen Hatto von Mainz 123 Hauken (Chauken) 33, 96 Helgoland 34 Hengist 86 Herminonen 18 Hermunduren 34 Heruler 35, 38, 47 Herusker 30 f., 34, 96 Hessen (Hatten) 33, 37, 88, 97 Hildeshelm 100 Hinkmar 122 Hippo 50 Holstein 25, 34 , 58, 85 Honorlus 46, 48, 54

Register Horburg 40 Horse 86 Höxter 97 Hugo von Tours 107 Humber 86 Hungen 36 Hunnen 43, 47, 53, 55 f., 69

129

Lilybaeum (Marsala) 57 Lippe 33 Lissabon 113 Litauer 16 Liutprand 74 f. Loire 49, 58, 76, 113 Lombardei 118 London 87 Lordi 36 J a r r o w 88 Lothar I. 107, 109 Ibbas 64 Jesi 92 — II. 111, 122 Igor 112 — II. (Merowinge) Illy rien 17, 46 f. 79 Inder 16 Lotharingien, Indogermanen 16 Lothringen 111, 120 Ingävonen 18 Löwen 120 Ingelheim 95, 102 Lübbecke 97 Inguschen 44 Ludolf von Sachsen Johan n e s (I.) 66 113 — VIII. 115, 122 Ludwig I., der Fromme Iran 17 106 Irene 94 — II., Kaiser 109, 111 Irland 87, 112 — der Deutsche 107 f., Irminsul 97 114 Isaurier 61 Ludwig der J ü n g e r e Isidorus Mercator 121 — IV. 73 114 — von Sevilla 83 — von Britannien 47 — der Stammler 116 Island 21, 112 Konstantinopel 44, 47, — III. von WestIslam 73, 84 52, 57, 63, 68, 73, f r a n k e n 116 Isny 39 75, 93, 101, 106, 112 — IV., das Kind 123 Korsika 57 Isonzo 45, 62 — von der Provence, Krim 44 Istävonen 18 Kaiser 119 Kroaten 101 Istrien 91 Lüneburg 34, 96 Italien, Italiker 16, 97, Krotzenburg, GroßLuxeuil 88 36 103, 108, 114 Lyon 57 Itzehoe 112 Kunibert von Köln 80 Judith 107 Maas 111 Jülich 54 Magnentius 40, 43 Jütland 19, 25 Magyaren 123; Lahn Julian 40 vgl. Ungarn Lambert, Kaiser 118 J u r a 57, 111 Mähren 34, 36, 71, 81, Langensdiwalbadi 36 Justin I. 67 114 Langobarden 34, 71, Justinian I. 67, 75 Mailand 39, 46, 55, 72 84, 91, 92, 96, 105 Main 18, 33 ff., 57, 76, 108 81, 102 Laon 91 Kaaden 81 Mainz 31, 38, 109 Karl I., der Große 25, Lausitz 34, 38 Majorian 56 Lebuin 97 92 f., 106, 124 Malmédy 82 Ledi 58, 82 — (II.), der Kahle Mammaea 38 Leine 97 107, 110, 114 Mann 18 Lek 112 — III. 114, 116 Mantua 91 Leo I. 56, 61 — der Einfältige 119 Marbod 30, 31 —· von der Provence — III. 94 Marcian 55 — IV. 114 110 Marius 19 Leodegar von Autun —, Sohn Karls d. Gr. Marc Aurel 36 105 81 Marklo 97 Liberius 63 — Martell 82 Karlmann, Bruder Karls d. Gr. 83, 89, 92 —, Sohn Ludwigs des Deutschen 114 —, König der Westf r a n k e n 115 Karthago 51, 68, 73, 83 Katalonien 96 Kaukasus 44 Kawalla 46 Kehlheim 36 Kelten 16ff., 86 Kempten 39 Kent 86 Kijew 112 Kimbern 19, 34 Kleph 72 Knodomar 40 Koblenz 98 Köln 29, 58, 82, 122 Kolmar 107 Konrad I. 123 Konstans 73 Konstantin d. Gr. 39 f., 43, 45, 91

130 Markomannen 30, 34, 36, 71 Marokko 51, 113 Maros 123 Marseille 57 Marthaswintha 69 Mathilde 100 Mattiaker 33 f. Maximinus 38 Maximus 45 Mecklenburg 34 Meerssen 111 Mercia 86 Merowinger 58, 79, 82, 108

Metz 78 Middlesex 86 Miltenberg 36 Milvisdie Brücke 43 Minden 100 Mohammed 73 Mongolei 43 Monselice 91 Möns Lacteus 70 Mont Cenis 91 Monte Cassino 90 Mosel 58, 76, 78, 111, 120 Mühlhausen 19 Münster 100 Mussa 83

Register Normannen 111; vgl. Dänen Northumbrien 86 Norweger 21, 112 Nowgorod 112 Oberitalien 17 f., 101 Obermarsberg 97 Obotriten 99 Ocker 97 Oder 34 Odin 24 Odilo 82 Odo von Paris 118 Odwakar 57 , 62 f. Österreich 47, 53, 95 Oise 91 Oleg 112 Olybrius 57 Ommajaden 96 Orestes 57 Orleans 55, 103 Osimo 93 Osnabrück 98 Osterburken 36 Ostfalen 97, 98 Ostia 114 Ostsee 17, 43, 64, 112 Oswald von Northumbrien 87 Oswith 87 Otfried 104 Otranto 115 Otto I. 100

Nantes 113 Narbonne 49, 79, 84 f., 92, 96 Narses 69, 71 Paderborn 94, 98, 100 Neapel 68, 72, 115 Padua 91 Nemeter 18 Palästina 73 Nepos 57 Palermo 114 Nerthus 25, 34 Pannonien 58, 61, 64 f., Neustrien 78, 119 70 Neuwied 19 Paris 78, 82, 113, 116 Newa 112 Paulinus von A q u i l e j a Nibelungen 55 103 Niederrhein 120 Paulus Diakonus 103 Nikäa 101 Pavia 55, 63, 72, 91, Nikolaus I. 111, 122 93, 103 Nikopolis 46 Peloponnes 38 Nisdi 38 Perser 16, 37 ff., 44, 67 Nithard 104 Perugia 69, 73, 93 Nördlingen 108 Petronius Maximus 56 Nordalbinger 97, 99 Petrus 56, 75, 87 Nordsee 17, 18 — von Pisa 103 Norfolk 86 Pfalz 19, 57 Norikum 47, 58, 70 Philippopel 38 Normandie 120 Photios 122

Pikten 58, 85 Piombino 93 Pippin I. 80 f. — II. 89 — III. 90 f., 96 —, Sohn Karls d. Gr. 105 Pirmin 89 Pisa 113 Plektrud 82 Po 93, 115 Poitiers 49, 64, 84 Polen 17 Pollenza 46 Pommern 34 Ponthion 90, 116 Portugal 47, 51 Prag 42 Priskus 53 Prokop 64 Provence 19, 57, 64, 68, 70, 78, 84, 118 Prüm 120 Pulcheria 52, 55 Pyrenäen 47, 79, 83, 92 Quaden 34, 36 Quentovic 113 Quierzy 91, 93 Raab 101 Radagais 47 Raganfried 82 Rastislaw 114 Ratchis 75 Ravenna 31, 47 f., 52, 62, 68, 73, 92, 103 Regensburg 39, 89 Reggio 91 Reichenau 89, 118 Reims 76 f., 122 Rekkared 74 Remagen 31 Rhein 18 ff., 29 ff., 36 f., 39 f., 47, 54 f., 69, 76, 78, 108 Rheinbrohl 36 Rhone 59, 84, 109 Ribémont 111 Ries 108 Rikimer 57, 61 Ripuarier 58, 76 Rochester 87 Roderich 83 Roland 96 Rolf 120

Register Rom 20, 25 f., 33, 39, 43, 46, 48 f., 56, 63, 64, 66, 68, 71, 75, 87, 99, 103, 106, 114, 118 Romagna 73, 75 Romulus 57 Roncesvalles 96 Rothad 122 Rothari 72 Rouen 113 Rudolf v o n Burgund 118 Rügen 34 Rugier 34, 58, 62 Ruhr 96 Rumänien 39, 123 Ruotsi 112 Rurik 112 Rußland 17, 37, 43 f., 112 Sachsen 24, 34, 58, 71, 95, 113, 123 Saint Clair 120 Saint Maurice 118 Saint Quentin 81 Salado 83 Salerno 115 Salier 76 Salomo v o n Konstanz 123 Saloniki 38 Salzburg 89 Samo 81 Sankt Gallen 88 Saône 109 Sardinien 57, 67 Sarmaten 35 Saucourt 116 Save 39, 70 S a v o y e n 54, 57, 78 Scheide 109 Schlesien 34, 38 Schlettstadt 19 Schottland 58, 85, 112 Schwaben 81 f., 88, 107, 116, 123; v g l . Alemannen, Sueben Schwarzes M e e r 37, 41, 43 Schweden 21, 34, 38, 42, 112 Schweiz 59 Segest 30 Seine 119 Semnonen 34

Senigallia 69, 92 Septimanien 79 Septimus Severus 37, 57 Serben, Serbien 46, 101 S e v i l l a 83 Sieg 33 Sigambern 33 Sigebert 79 Silingen 34 Silvester 90 f. Sirmium 39 Sissegg 45 Sizilien 57, 67, 73 Skandinavien 16 ff., 22, 41 Skiren 35 Slavonien 62, 71 Slawen 16 f.. 69, 73, 81, 101 Soissons 58, 78, 82 Somme 58 f., 116 Sorakte 90 Spanien 19, 47, 50, 57, 59, 64, 70, 74, 83, 89, 103 Speyer 18, 31, 109 Spezia 91, 113 Spoleto 72, 75, 91 Stefan II. 75,90,116 Stilicho 46f., 51 Stockholm 42 Strabo 61 Straßburg 40, 108 Streaneshalch 87 Sueben 19, 34, 37, 47, 51, 56 Sueton 104 Suffolk 86 Suionen 35 Süntel 98 Sussex 86 Swatopluk 123 Syagrius 58 Symmachus 66 Syrien 73 Tacitus 16, 20 ff., 25, 86, 97 Tadinae 69 Tarent 114 Tarik 83 Tassilo 92, 95 Taunus 36 T e j a 70

131 Tenkterer 19, 33 Terracina 93 T e r t r y 81 Teutburg 31 Teutonen 19 Theiß 101, 123 Theodahat 66, 68 Theodelinde 72 Theodemer 61 Theoderich d. Gr. 55, 61, 67, 78 Theodosius I. 45 f., 48, 50 — II. 52, 55 Theodor v o n Tarsus 88 Theodulf 103 Thessalonich s. Saloniki Thietberga s. Dietburg Thor 24 Thraker 38, 44 Thrasamund 67 Thüringen 34, 64, 78, 81, 89, 97, 123 Tiberius 31 ff. Tongern 18 Tortosa 96 Toskana 47, 72, 93 Totila 69 Toulouse 49 Tournai 58 Tours 76, 84, 104, 113 Toxandrien 40 f. T r e v e r e r 18 T r i e r 18, 39, 120, 122 Tripolis 51 T r o y e s 55, 116 Tunis 51 Tyrrenisches M e e r 93, 113 f. Ubier 29 Ukraine 35 Umbrien 73 Ungarn 36, 53, 71, 73, 81, 101, 114, 119, 123 Unstrut 78 Uppland 35 Ural 53, 123 Urmitz 19 Usipeten 19, 33 Utrecht 88 V a l e n c i a 70 Valens 44

132 Valentinian I. 40 — III. 54, 56 Valerian 38 Valla, Lorenzo 91 Varus 30 Velleda 25 Vendil 35 Venedig, Venetien 91, 94 Vercelli 19 Verden 98, 100 Verdun 108 Verona 46, 62, 93, 118 Vespasian 25 Vincy 82 Vindeliker 29 Voltaire 56 Vouglé 64 Walcheren 112 Waldrad 111 W a l j a 49, 56 Wales 86

Register Wallonen 59 Wandalen 35, 38, 39, 46, 50, 51, 55, 59, 64, 67 Wandalicia 51 Wangionen 18 W a r ä g e r 112 W a r n a d i a r 80 Weichsel 17, 34 Weißenburg 36, 104 Weif 107 W e n d e n 98, 106 W e s e r 17 f., 30, 96 Wessex 86 Westfalen 97 W e t t e r a u 36 Whitby 87 Wido von Spoleto 118 Widukind 98 ff. Wien 36 Wildeshausen 100 Willibrord 88 Winfried s. Bonifatius

Wisigoten 37 Witigis 68, 69, 78 Witiza 83 Wodan 24 Wörnitz 108 Wogastisburg 81 Worms 18, 31, 54, Würzburg 89 Wulfhad 122 Wulfila 41 Xanten 31 Xeres 83 York

88, 103

Zacharias 75, 90 Zaragoza 96 Zeno 61 Ziu 24, 34 Zülpich 76 Zwentibold 120

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Jeder Band D M 3,60 ¡ Doppelband D M 5,80; Dreifachband DM 7,80 GESCHICHTE Von

den Karolingern zu den Staufern. D i e altdeutsche Kaiserzeit (900—1250). V o n J. H a l l e r î und H. D a n n e n b a u e r . 5. Aufl. Mit 4 Karten. 154 S. 1970. (1065)

V o n den Staufern zu den Habsburgern. A u f l ö s u n g des Reichs und Emporkommen der Landesstaaten (1250—1519). V o n J. H a 11 e r t und H. D a n n e n b a u e r . 3. Aufl. 129 S., 6 Kartensk. 1970. (1077) Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, der Gegenreformation und des dreißigjährigen Krieges. V o n F. H ä r t u n g . 3. Aufl. 129 S. 1970. (1105) Deutsche Geschichte v o n 1648—1740. Politischer und geistiger W i e d e r a u f b a u . V o n W. T r e u e . 120 S. 1956. (35) Deutsche Geschichte v o n 1713—1806. V o n der Schaffung d e s europäischen Gleichgewichts bis zu N a p o l e o n s Herrschaft. V o n W. T r e u e . 168 S. 1957. (39) Deutsche Geschichte v o n 1806—1890. V o m Ende des alten bis zur H ö h e des n e u e n Reiches. V o n W. T r e u e . 128 S. 1961. (893) Q u e l l e n k u n d e der Deutschen Geschichte im Mittelalter (bis zur Mitte d e s 15. Jahrhunderts). V o n K. J a c o b f . 3 Bde. I: Einleitung. A l l g e m e i n e r Teil. D i e Zeit der Karolinger. 6. Aufl. bearb. v o n H. H o h e n i e u t η e r . 127 S. 1959. (279) II: D i e Kaiserzeit (911—1250). 6. Aufl. v o n H. H o h e n l e u t n e r . 141 S. 1968. (280) III: Das Spätmittelalter (vom Interregnum bis 1500.) Hrsg. v o n F. W e d e n . 2. Aufl. In Vorb. (284) Einführung in die Geschichtswissenschaft. V o n P. K i r n . 5., bearb. u. erg. Aufl. v o n J. L e u s c h n e r . 134 S. 1968. (270)

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Geschichte Englands. Von Η. Ρ r e 11 e r. 2 Bde. I: bis 1815. 4., erw. Aufl. 128 S., 7 Stammtafeln, 1 Kte. 1967. (375) II: Von 1815 bis 1910. 2., voll, umgearb. Aufl. 118 S„ 1 Stammtaf., 7. Ktn. 1954. (1088) Römische Geschichte. Von F. A11 h e i m. 4 Bde. 2., verb. Aufl. I: Bis zur Schlacht bei Pydna (168 v. Chr.). 124 S. 1956. (19) II: Bis zur Schlacht bei Actium (31 v. Chr.). 129 S. 1956. (677) III: Bis zur Schlacht an der Milvisdien Brücke (312 n. Chr.). 148 S. 1958. (679) Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Von O. G r a f z u S t o l b e r g - W e r η i g e r o d e. 192 S., lOKtn. 1956. (1051/1051 a)

SOZIOLOGIE Sozialpsychologie. Von P. R. H o f s t ä t t e r . 3. Aufl. 191 S., 18 Abb. 1967. (104/104 a) Soziologie. Geschichte und Hauptprobleme. Von L. v o n W i e s e . 8. Aufl. 183 S. 1967. (101/101 a) Ideengeschichte der sozialen Bewegung des 19. und 20. Jh. Von W. H o f m a n n . 3., neubearb. u. erg. Aufl. unt. Mitw. von W. A b e n d r o t h . 296 S. 1967. (1205/1205a) Methoden der empirischen Sozialforschung. Von P. A t t e s l a n d e r . Unt. Mitarb. von K. B a u m g a r t n e r , F. H a a g , J. ö t t e r l i , R. S t e i n e r . 313 S. 1969. (1229/ 1229 a) Religionssoziologie. Von G. Κ e h r e r . 158 S. 1968. (1228)

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PHILOSOPHIE Immanuel Kant. Von F. K a u l b a c h . 345 S. 1969. (536/536a) Die geistige Situation der Zeit (1931). Von K. J a s p e r s . 6. Abdr. der im Sommer 1932 bearb. 5. Aufl. 211 S. 1965. (1000) Formale Logik. Von P. L o r e n z e n . 4., verb. Aufl. 184 S. 1970. (1176/1176 a) Geschichte der Philosophie I: Die griechische Philosophie. Von W. C a p e l l e . 1.T1. Von Thaies bis Leukippos. 3., erw. Aufl. Etwa 136 S. In Vorb. (857/857 a) II: Die griechische Philosophie. Von W. C a p e l l e . 2. Tl. Von den Sokratikern bis zur Hellenistischen Philosophie. 3., neubearb. Aufl. Etwa 290 S. 1970. In Vorb. (858/858 a) III: Die griechische Philosophie. Von W. C a p e l l e . 3. Tl. Vom Tode Piatons bis zur Alten Stoa. 2., stark erw. Aufl. 132 S. 1954. (859) IV: Die griechische Philosophie. Von W. C a p e l l e . 4. Tl. Von der Alten Stoa bis zum Eklektizismus im 1. Jh. v. Chr. 2., stark erw. Aufl. 132 S. 1954. (863) VI: Von der Renaissance bis Kant. Von K. S c h i l l i n g . 234 S. 1954. (394/394 a) VIII: Die Philosophie des 19. Jahrhunderts. Von G. L e h m a n n . 1.T1. 151 S. 1953. (571) IX: Die Philosophie des 19. Jahrhunderts. Von G. L e h m a n n . 2. Tl. 168 S. 1953. (709) X: Die Philosophie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts 1. Tl. Von G. L e h m a n n . 128 S. 1957. (845) XI: Die Philosophie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts 2. Tl. Von G. L e h m a n n . 114 S. 1960. (850) Philosophische Anthropologie. Menschliche Selbstdeutung in Geschichte und Gegenwart. Von M. L a n d m a n n . 3., Überarb. u. erw. Aufl. 222 S. 1969 (156/156 a)

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DEUTSCHE SPRACHE UND LITERATUR Geschichte der deutschen Sprache. Von P. v o n 7. Aufl. 136 S. 1970. (915/915 a)

Polenz.

Deutsches Rechtschreibungswörterbuch. Von M. G o 11 s c h a l d Í. 2., verb. Aufl. 269 S. 1953. (200/200a) Deutsche Wortkunde. Kulturgeschichte des deutschen Wortschatzes. Von A. S c h i r m e r . 6., verb. u. erw. Aufl. von W. M i t za. 137 S. 1969. (929) Deutsche Sprachlehre. Von W. H o f s t a e t t e r . Voll. Umarb. der 8. Aufl. 150 S. 1960. (20)

10. Aufl.

Stimmkunde für Beruf, Kunst und Heilzwecke. Von H. B i e h l e . I l l S. 1955. (60) Redetechnik. Einführung in die Rhetorik. Von H. B i e h l e . 3., neubearb. Aufl. 212 S. 1968. (61/61 a) Einführung in die Phonetik. Von M. S c h u b i g e r . 158 S. mit 23 Abb. 1970. (1217/1217 a) Grundlagen der Sprecherziehung. Von J . J e s ch. 93 S. 8 Abb. 1967. (1122) Hartmann von Aue. Der arme Heinrich nebst einer Auswahl aus der „Klage", dem „Gregorius" und den „Liedern" (mit einem Wörterverzeichnis). 2., verb. Aufl., hrsg. von F. M a u r e r . 96 S. 1968. (18) Gottfried von Straßburg. Tristan und Isolde in Auswahl hrsg. von F. M a u r e r . 3. Aufl. 142 S. 1970. (22) Frühester deutscher Minnesang in Auswahl hrsg. von F. M a u r e r . 93 S. 1969. (1242) Sämtliche Bände dei Sammlung Göschen finden Sie in dem Gesamtverzeichnis.

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